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Full text of "Elektrotechnische Zeitschrift 43.1922, Teil 2"

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Iahnalt: 
schaft, 901. 

Mitteilungen aus d. elektr. Fernzugbetrieb d. 
Deutschen Reichsbahn. Von W. Wechmann. 
(Schluß.) 

Außenhardel u, Außenhandelskontrolle, Von G. 
Respondek., 99. 

Das Kraftwerk Seira u. d, 120 kV-Kraftüber- 
tragung nach Barcelona. 9i3, 

Bau v. Hoohspannungsleitungen In Frankreich. 


Die Süddeutsche Elextrizitätswirt- 


913. 
Elektrostatische Hochspannungsanzeiger v. Hart- 
mann & Braun. Von A. Palm. 916. 

Mitteilungen d. PTR, Bekanntmachung Nr. 150 
über Prüfungen u. Beglaubigungen durch d. elektr, 
Präfämter. 917, 

Werkstatistransport, Von H. 

Rundschau. Leitungsbaun. 919. NeuerHoch 
spannungsisolator. — Zerstörungen an Bleikabeln 
durch Termiten. 

Elektrizitätswerke und Kraft- 
übertiragung, 920. Preisfestsetzung bei Liefe- 
rang v.- Elektrizität, Gas u. Wasser, — Flugkoks u, 
Plugsschen bei Umstellung a. minderwertige Brenn- 
stoffe 


Fürstenau. 


Elektromaschinenbau. 920. Verwen- 
dung v. Drehstrommotoren m. Kruzschlußankern 1. 
Anschluß a. d, deutschen Elektrizitätswerke. 

Apparatebau. 921. Argonal-Gleichrichter., 

MeßgeräteundMeßBvertfahren. 2h, 
Elektrodynamische Leistungswage, 

Beleuchtung und Heizung 92. 8 
cherheitsbeleuchtungskörper für Pulverfabriken. — 
Das Ende der Lichtnot, 

Verkehrund Transport. 92. 9. In- 
ternationaler Eisenbahnkongreß Rom. 

Fernmeldetechnik,;938. Sprachübertra- 
gung durch Unterseekabel. — Internationaler Tele- 
graphistenwettstreit, Direkt anzeigender Rich- 
tungsfinder., 

PhysikundthbheoretischeFElektro- 
technik. 924, Skineffekt in dicken, unterteilten 


Leitern bei niedrigen -Frequerzen. — Angenäherte 
Bestimmung d. Kapazität aus d: Kraftliinienbild 
eines parallelen elektrostatischen Feldes. — Theo- 


rie d. wirklichen Feldes eines Magneten. 
Werkstattund Baustoffe, 9%. Neue 
Aluminiumlegierung, 
Jahreseversammlungen, Köngre»s- 
se, Ausstellungen. 94. Verband Deutscher 
Architekten- und Ingenieur-Vereine, — Jahresver- 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


sammlung d. Institute. of Transport, London. 

Energiewirtschazf.t.:926, Elektrizitäts- 
versorgung-d. Wösergebietes. 

Industrie und Handel. 226. Deutsch- 
land. — ıWie man im Auslande:- über unsere Ver- 
kaufspolitik denkt. 927. Vom Rohgummi-Weltmarkt. 
a Einfuhrzahlen f. elektrotechn. Material in Siam. 

Sitzungskalender. 928, 

Persönliches. 928. W. Rathenau +. — OL Arendt. 
— M. Kreyssig. — Auszeichnungen. — Hoch- 
schulnachrichten., É 

Briefe an die Schriftieitung. 928. Über die Ab- 
stimmung von Löschdrösseln. Von R. Wilhelm 
u. F. Noether. — Normmg der Stromstufen in 
der BElektrötechnik. Von Keinath u. Lux. 

Literatur. Besprechung en. ®80.K.Hay- 
âa ghi, Fünfstellige Tafeln der Kreis- und Hyper: 


belfunktionen e* und e X mit. den natürlichen 


Zahlen als Argument. 

Eingänge. 930. 

Gesohäftliche Mittellungen. 930. 
Warenmarkt. 932. 
Bezugsquellenverzelchnis. 932. 
Berichtigung. 932. , 


NEFT 27 (901- 932) 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 17. Juli 1922. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24 


Heft 27. 


Die Süddeutsche Elektrizitätswirtschaft. 
Von H. Pütz, Stuttgart. 


Die künftige Gestaltung der deutschen Wirtschaft wird — 
das läßt sich mit aller Bestimmtheit voraussagen — unter dem 
ehernen Zwang höchster Kraftentfaltung stehen. Gilt es doch, 
alles das, was ein vierjähriges Völkerringen an Werten vernichtet 
hat, wieder aufzubauen und Bedingungen zu erfüllen, wie sie 
schwerer noch nie einem Volk aufgebürdet wurden. Solche 
Höchstforderungen, wie sie von allen Seiten und auf den ver- 
schiedensten Gebieten unseres Wirtschaftslebens an uns heran- 
treten, können aber nur bewältigt werden, wenn es gelingt, die 
Entwicklung unserer Energiewirtschaft der raschen Steigerung 
eines vielseitigen Kraftbedarfs anzupassen. 

Die vorjährige Tagung des VDE in Essen führte uns das 
Bild rastlosen Eifers vor Augen: die zusammengeballte Wirt- 
schaft und Industrie des Landes der roten Erde. Hier werden die 
Koblenschätze durch Menschenarbeit von der Tiefe zum Licht ge- 


fördert und nach nur leider unvollkommener Verbrennung Tausen- . 


den von Betrieben als Kraft zugeführt. 

Wie anders ist das Bild, das sich uns in den himmelanstre- 
benden Bergen des bayerischen Oberlandes zeigt. Auch hier 
waltet der” pulsierende Geist des Schaffens; Berge werden ange- 
schlagen, Täler gesperrt, Flußläufe in andere Bahnen gezwungen, 
um dann im Gegensatz zu der immerwährend zu fördernden 
Kohle, ohne der menechlichen Arbeit weiter zu bedürfen, ge- 
waltige Kräfte aus dem Wechselgang von Verdunstung und 
Niederschlag zu entwickeln. 


Die Wasserkraftgebiete. 


Die Elektrizitätswirtschaft der südwestdeutschen Länder, 
Bayern, Württemberg und Baden, hatte bisher ihre Grundlage, 
aoweit die Versorgung größerer Städte und Industriebezirke in 
Betracht kam, trotz des üppigen Wasserkraftreichtums, vornehm- 
lich auf Dampfkraftwerke aufgebaut. Die Geschehnisse des 
Krieges, die für Süddeutschland eine verhängnisvolle Abhängig- 
keit von den Kohlengebieten zeitigte, förderten die Verwirk- 
lichung einer Reihe im Frieden bereits weitgehendst bearbeiteter 
Pläne für den Ausbau großzügiger Wasserkraftanlagen. Süd- 
deutechland steht gegenwärtig im Zeichen der Errichtung solcher 
Anlagen. 

Drei wichtige Stützpunkte sind es, auf denen sich die künf- 
tige süddeutsche Energieversorgung aufbauen wird, die südlichen 
großen Zentren der Wasserkraft, die mitteldeutschen Braun- 
koblengebiete und an verkehrstechnisch besonders günstigen 
Plätzen Großkraftzentralen, die ihre Energien aus der Steinkohle 
gewinnen. Der Schwerpunkt der heutigen Entwicklung liegt aber 
zweifellos auf dem Gebiet der Wasserkraft. Hier sind cs 
vor allem die gewaltigen Höhenzüge des Jura, die bayerischen 
Alpen, die schwäbische Alb und der badisch-württembergische 
Schwarzwald sowie das Alpenmassiv des Rheingebietes in der 
Schweiz mit ihren beträchtlichen Niederschlagsmengen, welche 
den Ursprung all der zahlreichen Gewässer bilden, die in brau- 
senden Strömen und sich ewig erneuernd hinab ins Flachland 
eilen.e Mächtige Energien werden hier aus Gefäll und Wasser- 
mengen geboren und allerorts müht man sich jetzt, sie unserer 
Wirtschaft dienstbar zu machen. 

Die Flußläufe Bayerns, in denen z. Zt. nach staatlichen 
Ermittlungen 65 neue Kraftanlagen im Bau sind, stehen, wie aus 
nachfolgender Aufstellung ersichtlich, mit einer mittleren Energie- 
darbietung von rd 1,4 Mill. kW an erster Stelle: 


Bayerns Wasserkräfte: Mittlere Jahresleistung 


rd 
Dech 200000 
Isar o 300000 
Ian e a 200000 ,„ 
Nebenflüsse . 145000 ,„ 
Donau 320 000 „ 


Flüsse d. Pfalz, Main 120000 ,„_ 
im ganzen rd 1385000 kW 


Auch Baden verfügt über reiche Wasserkraftschätze, deren 
Gesamtbetrag ohne die Rheinstrecke Basel—Straßburg nach fol- 
gender Aufstellung im Jahresmittel etwa 520000 kW be- 
tragen wird: 

i Badens Wasserkräfte: 


Oberrhein von Basel 
bis Konstanz 

Binnengewässer 
(hauptsächl. Murg- 
u. Schluchseegebiet 
im südl. Schwarz- 


Mittlere Jahresleistung 
rd 5 


210000 kW (Bad. Anteil) 


wald) . . . 285000 „ 
Anteil am Neckar. . 25 000 _, 
im ganzen rd 520 000 kW 


Weniger günstig liegen dagegen die Verhältnisse in Würt- 
temberg, denn auf größeren Gefällsstrecken fehlt es an 
Wasser, während reichliche Wassermengen erst im Flachland und 
dann meistens kurz vor den Landesgrenzen zur Verfügung stehen. 
Immerhin werden sich auch hier, mäßig gerechnet, rd 115 000 kW 
aus Wasserkräften gewinnen lassen. Ihre Verteilung auf die ein- 
zelnen Flußläufe zeigt folgende Übersicht: 


Württembergs Wasserkräfte: Mittlere Jahresleistung 


r 

Hauptfluß . 40 000 kW 

| Neckar | Nebenflüsse . 25000 „ 
Iller . ©.. . . . 20000 „ 

Donau . 12000 „ 

Sonstige . 18 000 _, 


im ganzen rd 115000 kW. 


Süddeutschland, das in hydrographischer Beziehung den beiden 
großen Stromgebieten des Rheins und der Donau angehört, ver- 
nn. also aus seinen Wasserkräften folgende Leistungen aufzıu- 
ringen: 


Mittlere Jahresleistung Im Ausbau bzw. Kerhaliuie 
a 


a ei a 
Bayern . . ar 1 400 000 kW 1% 000 kW 12 
Baden . . ... 520000 , - 70000 „ 4,5 
Württemberg 115.000 35000 „ 1 
im ganzen rd 2 035 000 kW, 


was einem jährlichen Bruttoarbeitsvermögen von 12 bis 15 Milli- 
arden kWh oder etwas weniger als der Hälfte der Gesamterzen- 


gung Deutschlands, unter Einschluß der Selbstversorger, Bisen- 


bahnen usw., im Jahre 1919!) entspricht. 


Das Problem des Kraftausgleichs. 
Alle diese’ Gewässer zeigen nun einen ganz verschieden- 


.artigen Charakter, der von der Größe und Art ihres Einzugs- 


gebiets und dessen Niederschlagsmenge bedingt wird. Der Inn 
als Gletscherfluß, der auch im trockensten Sommer reichliche 
Wassermengen aufweist, überragt selbst die übrigen südbayerischen 
Flußläufe. Aber auch diese bringen aus den Schneelagern der Alpen 
im Sommer erhebliche Wassermassen zu Tal, während sie im Win- 
ter, also in den Zeiten des größten Kraftbedarfs, Niederwasser zei- 
gen. Im Gegensatz hierzu und energiewirtschaftlich günstiger ver- 
halten sich die Mittelgebirgsflüsse wie M a i n und Neckar,die im 
Spätherbst und Frühjahr beträchtliche Wassermengen führen, wäh- 
rend es dagegen im Sommer erheblich an Wasser mangelt. Der 
Rhein hat in bezug auf seine Wasserführung ebenfalls den Cha- 
rakter eines alpinen Flusses, doch ist die Wasserführung infolge des 
in gewissem Sinne als Vorbecken wirkenden Bodensees mehr aus- 
geglichen als bei den rein alpinen Flüssen. 


ı Vgl. „Technische Blätter“ Nr. 39. 


802 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heft 27. 


17. Juli 1922. 


Der Gedanke liegt nahe, hier die Natur durch künstliche An- 
lagen zu zwingen, die einzelnen Wasserhaushalte gleichmäßig zu 
gestalten. Einige Seen der Voralpen ermöglichen einen solchen 
Ausgleich zwischen Sommer und Winter in besonders günstiger 
Weise; aber die heutige Technik begnügt sich nicht damit, nur 
im jeweiligen Flußsystem regulierend einzugreifen, sondern sie 
sucht sogar durch Verbindung ungleichartiger Niederschlagsgebiete 
mittels künstlicher Zubringer die gegenseitige Phasenverschie- 
bung in der jährlichen Wasserführung nutzbar®u machen. Diese 
Anpassung der Energiedarbietung einer Wasserkraft an den je- 
weiligen Kraftbedarf ist für die Wirtschaftlichkeit von ganz be- 
sonderer Bedeutung. Eine interessante Anlage dieser Art ist im 
Rahmen des Main-Donaukanals geplant durch Anzapfung des 
Lech kurz vor der Mündung und Überführung einer bestimmten 
Wassermenge über einen Zubringer in den Main-Donau- 
kanal. Ein ähnlicher Zubringer ist von der Iller bei Kempten 
im bayr. Allgäu zum Rhein-Neckar-Donaukanal geplant. Überhaupt 
geben die Kanalprojekte des Main-Donaukanals und des Rhein- 
Neckar-Donaukanals dem Ausbau großer Wasserkraftanlagen im 
Zuge dieser Kanalstrecken einen mächtigen Anstoß. 


Aber nicht nur durch einen hydraulischen Ausgleich gilt es 
energiewirtschaftliche Vorteile zu erreichen, sondern auch durch 
engere Beziehungen und gegenseitige Stromaushilfe zwischen 
Wärme- und Wasserkraftanlagen. Die Speichermöglich- 
keit der Wasserkräfte ist im Vergleich mit ihrer Gesamtleistung 
verhältnismäßig gering, so daß zwischen Energiedarbietung und 
tatsächlichem Energieverlangen meist ganz beträchtliche Unter- 
schiede bestehen. Demgegenüber zeigen die Wärmekraftanlagen 
den außerordentlichen Vorteil, die Kraftdarbietung innerhalb der 
installierten Maschinenleistung auf den jeweiligen Kraftbedarf 
einstellen zu können, ein Umstand, der geradezu dazu drängt, ander- 
wärts entstehende Fehlmengen zu decken. Die Wasserkräfte 
aus den Gebirgsflüssen werden dafür in der Lage sein, aus ihren 
beträchtlichen Sommerüberschüssen teils zur Ersparnis von 
Brennstoffen in den Wärmekraftzentralen, teils zur Verbesserung 
der Energiedarbietung der Mittelgebirgsflüsse Energien abzu- 
geben. Diese wechselseitigen Beziehungen, die ja wohl bereits 
innerhalb einzelner Versorgungsgebiete bestehen, dürfen aber an 
den Landesgrenzen nicht Halt machen, denn es wäre mit 
den wirtschaftlichen Grundsätzen unserer Zeit, die in allem 
höchste Steigerung des Nutzeffekts und Ausnutzung aller tech- 
nischen Möglichkeiten verlangt, unvereinbar, hier Energien unaus- 
genützt zu lassen, während sie anderwärts mangeln. 


Dieser Stromaustausch wird allen Ländern des südwestdeut- 
schen Kraftgebiets, mit Einschluß der östlichen Braunkohlen- 
e des Landes Sachsen, zustatten kommen. Wie aus obiger 

ufstellung ersichtlich, verhält sich die Wasserkraftdarbietung 
bei Vollausbau zwischen Bayern, Baden und Württemberg wie 
12:4,5:1. Das bedeutet, daß letzteres in weitem Umfang für 
Strom aus den Nachbarländern aufnahmefähig sein wird. Es trifft 
eich hierbei besonders günstig, daß ein Bruchteil der Sommer- 
überschüsse aus den alpinen Flüssen die Fehlmengen der Würt- 
tembergischen Gewässer zu decken vermag. Allerdings werden 
diese Überschußenergien zum großen Teil auch nachts zur Ver- 
fügung stehen, so daß sie in hydraulischen Speicherwerken 
für Tagesausgleich, für welche die schwäbische Alb in nächster 
Nähe des Industriegebiets geeignete Möglichkeiten bietet, zuerst 
veredelt, d. h. in hochwertigen Spitzenstrom verwandelt werden 
müssen. Weitere bedeutungsvolle Wechselbeziehungen, die sich 
energiewirtschaftlich überaus fruchtbar gestalten werden, werden 
sich zwischen Bayern, Thüringen und Sachsen ergeben. Beson- 
ders die Braunkohlengebiete des letzteren Staates werden zu den 
bayerischen Wasserkraftanlagen in ein engeres Verhältnis rücken. 
Die Verwendung bzw. die Veredlung überschüssiger Wasser- 
kräfte, insbesondere der Niederdruckkräfte, wird für die Elek- 
trizitätswirtschaft ein besonderes Problem darstellen. 

Die großzügigen, in der Schweiz geplanten hydraulischen 
Akkumulierungsanlagen, deren Ausgleichbecken z. T. in den 
Gletschergebieten der Alpen vorgesehen sind, geben einen Hinweis 
auf die Problemstellung für den Kraftausgleich. Dort sind Werke 
geplant, die nur während weniger Monate im Winter die Spitzen- 
kraft herzugeben haben. Die Füllung des Staubeckens erfolgt 
im Sommer nicht nur aus den Zuflüssen des Niederschlagsgebiets 
des gesperrten Tales, sondern es soll 
Speichers mittels überschüssiger Sommerkraft aus anderen Wer- 
ken von Zuflüssen unterhalb des Beckens Wasser in dieses ge- 
pumpt werden. Im Murgwerk wird eine ähnliche Einrichtung 
für die künstliche Speicherung durch Aufstellung von Pumpen 
zur Förderung von Wasser mittels Überschußkräften aus dem 
Neckargebiet eingerichtet; das zukünftige Schluchseewerk 
wird ebenfalls als eine hydraulische Speicheranlage größten Maß- 
stabs ausgebaut. 

Es erhebt sich nun die Frage, wie sich das süddeutsche 
Energieverlangen in bezug auf die überaus reiche künitige 
Wasserkraftausbeute gestalten wird. 

Wenn man in folgender Zusammenstellung den Energiever- 
brauch in den einzelnen Ländern betrachtet, so wird man sagen 
können, daß er trotz des weitverzweigten Versorgungsnetzes 
außerordentlich gering ist, zumal wenn man Parallelen mit dem 
schweizerischen Konsum zieht. 


zur Vergrößerung des, 


‚lassen. 


Energieverbrauch. 


Baden 400 kWh f. 1 Jahr und Kopf der Bevölkerung 
Bayern 150 „ 177 ir n "t u" n" 
Württemberg 110 „ vH j 7 " „ 


Zum Vergleich: - 
Schweiz 550 kWh f. 1 Jahr und Kopf der Bevölkerung. 


Allein Baden ragt infolge seiner großen elektrochemischen 
Werke mit ihrer Dauerbelastung allerdings ganz beträchtlich 
über den Durchschnitt heraus, Tatsächlich sind natürlich die 
Verhältnisse so, daß infolge der Kohlenrationierung der gewaltige 
Energiehunger in den letzten Jahren nicht befriedigt werden 
konnte. Wenn man bedenkt, daß die Bereitstellung von Energie 
für die Elektrisierung der Bahnen in Württemberg und Baden 
rd 0,5 Mill. PS, in Bayern 0,4 Mill. PS erfordern wird, und daß 
Süddeutschland nicht zuletzt infolge des Ausbaues seiner Wasser- 
straßen vor einer bedeutenden industriellen Entwicklung steht, 
so wird man keinen Augenblick im Zweifel darüber sein, daß, 
trotz aller Beschleunigung im Ausbau der Wasserkräfte, diese 
auf lange Jahre hinaus nur einen Bruchteil des Gesamtenergie- 
verlangens zu decken vermögen. 


„Ein Blick auf die Übersichtskarte (Abb.1) läßt die Be 
ziehungen der Kraftgebiete zueinander deutlich erkennen. Die 
Kette der Werke beginnt im Südwestwinkel, dort wo der Rhein 
seinen Lauf gegen Norden wendet, im südlichen Teil des Landes 
Baden, Sie zieht sich sodann in breiter Gliederung längs des 
Rheins in der Richtung zum Bodensee in das Stromgebiet der 
Donau über die Flußgebiete Iller, Lech, Isar und Inn mit deren 
zahlreichen Nebenflüssen. In diesem Zuge heben sich die als 
Spitzenwerke besonders in Betracht kommendeu Anlagen des 
Wealchensees, des Murgwerks und des zum Ausbau vorgesehenen 
Schluchseewerks mit Leistungen von mehr als 100000 kW hervor. 
Als wichtige Stützpunkte der Wosserkraftwirtschaft sind ferner 
diejenigen Dampfkraftwerke anzusehen, die vermöge ihrer dau- 
ernden Betriebsbereitschaft zu Ausgleichlieferungen bei Wasser- 
klemme und in Störungsfällen herangezogen werden können. Natur- 
gemäß kann diese Aufgabe nur den Dampfkraftwerken mit Lei- 
stungen von wesentlich mehr als 25 000 kW zufallen. Werke dieser 
Art sind: Großkraftwerk Franken bei Nürnberg, die der Württ. 
Landes-Elektrizitätsgesellschaft m. b. H., Stuttgart (W. L.G.) an- 
geschlossene Kraftwerksgruppe der Stadt Stuttgart und der Neckar- 
ir A. G., Esslingen, und das im Bau befindliche Großkraftwerk 

annheim., 


Die 110 EV Beitungsarlagen. 


In unabhängiger Entwicklung voneinander sind in den Län- 
dern Baden, Württemberg und Bayern Höchstspannungsanlagen 
entstanden, die durch den Ausbau bereits geplanter Verbindu ıgs- 
leitungen zu einer für Südwestdeutschland wichtigen einheit- 
lichen Netzanlage ausgebildet werden können. Durch diese An- 
lagen, deren Bau und Betrieb von dem Badenwerk A.G., der 
Württ. Landes-Elektrizitätsgesellschaft m. b. H. (W.L.G.) und 
dem Bayernwerk A.G. erfolgt, wird die Lieferung und der Bezug 
von Kraft sowie deren Austausch und gegenseitige Reserve- 
stellung in großem Maßstab ermöglicht. Die ausgedehnteste Lei- 
tungsanlage stellt mit etwa 1000 km Leitungslänge das Netz des 
Bayernwerks dar, während die 110 kV-Leitungen des Badenwerks, 
der W.L.G. und der Pfalzwerke zusammen nach ihrem vollen 
Ausbau eine Ausdehnung von etwa 700 km haben werden. 


Obwohl die Leitungsanlagen der einzelnen Länder ausnahm>- 
los ihren Bedürfnissen entsprechend gebaut werden, besteht doch 
in bezug auf die Wahl der Spannung und der äußeren Gestaltung 
der Anlagen eine Übereinstimmung, die das Netzgebilde in seiner 
Gesamtheit als ein einheitliches erscheinen lassen kann. 


Der Zusammenschluß der 110 kV-Anlagen der oben genannten 
Gesellschaftep ist bisher noch nicht erfolgt; hierzu bedarf es 
noch des Ausbaues von Anschlußleitungen zu der sich zwischen 
den Leitungsanlagen von Bayern und Baden organisch einfügen- 
den Leitung der W.L.G. von Meitingen nach Niederstotzingen 
bzw. von Stuttgart nach Mannheim und zum Murgkraftwerk. Die 
Erstellung dieser Leitungsteile wird jedoch nur eine Frage der 
Zeit sein, weil der Zusammenschluß der Kraftgebiete mit dem 
wachsenden Ausbau der Wasserkraftanlagen zweifellos eine wirt- 
schaftliche Notwendigkeit wird. 

Der Zusammenschluß der großen Netzanlagen erfordert zur 
Gewährleistung eines sicheren Betriebes besondere Maßnahmen, 
deren wichtigste die Unterteilung des Erdschlußstromes, die 
Spannungsregulierung, die Phasenkompensation und die Kom- 
mandoführung sind. Die magnetische Trennung der Netze durch 
Transformatoren mit dem Übersetzungsverhältnis 1:1 wird sich 
an einigen Hauptpunkten des Zusammenschlusses nicht umgehen 
Im übrigen dürfte durch Einbau von Erdschlußdrossel- 
spulen das Gebiet der Erdschlußstronifrage zu beherrschen sein. 
Die Spannungsregulierung und Phasenkompensation wird weit- 
gehende und kostspielize Einrichtungen erfordern. Die Lei- 
tungen werden infolgedessen behufs Herabminderung dieser 
störenden Einflüsse elastisch für geringen elektrischen Span- 
nunesabfall gebaut werden müssen, soweit dies die Wirtschaft- 
lichkeit noch eben zuläßt. Bei Bezug und Rücklieferung spielt 


| 
17. Juli 1922. 


das Übersetzungsverhältnis der Transformatoren für den Über- 
gang von Höchstspannungen auf Mittelspannungen eine große 
Rolle. Die Spannungsabfälle in den 110 kV-Transformatoren 
nehmen bei phasenverschobenem Strom infolge der diesen Trans- 
formatoren eigenen hohen Kurzschlußspannung hohe Werte an. 
Für die Bekämpfung dieser mit der Phasenverschiebung ver- 
bundenen Übel kommt mit in erster Linie die ausreichende Be- 
messung der Generatoren und deren Erregung in Betracht. 


Schweinfurt 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. ! 903 


gerichteten Telephonie der Vorzug zu geben ist, ist noch nicht 
entschieden. Die leitungsgerichtete Telephonie arbeitet mit er- 
heblich geringeren Energiemengen als die Raumtelephonie, dabei 
ist sie von den drahtlosen Einrichtungen der Reichspost in bezug 
auf Wellenzuteilung unabhängiger. Nachdem in letzter Zeit die 
Apparate für leitungsgerichtete Telephonie erheblich verbessert 
worden sind und die Überbrückung betriebsmäßig unterbrochener 
Teile von Leitungsanlagen gelungen ist, wird dieses System ın 


a Eine weitere Sicherheit des Betriebs wird in der Aufteilung Zukunft wohl vorzugsweise Anwendung finden. 
Ai der Netzanlagen zu suchen sein. Auch wird angestrebt werden Im späteren Zusammenschlußbetrieb werden an verschiedenen 
f müssen, den Überstromschutz in einigen Punkten kräftig wirkend Hauptbetriebspunkten Kommandostellen für die Betriebsführung, 
eÍ einzurichten, im übrigen aber von zu starker Unterteilung zur für die Lastverteilung sowie zur Bestimmung der Verwendung 
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i Abb. 1. Übersicht der Elektrizitätsrersorgung Siiddeutschlands. 


‚, Vermeidung der Anwendung komplizierter Einrichtungen abzu- 
sehen. Die Überspannungsfrage wird durch den Zusammen- 
schluß der weitverzweigten Höchstvoltnetze mit den bisherigen 
Mitteln: „reichlichen Abstand und genügende Isolation“, be- 
herrscht werden können. : 

Das Nachrichtenwesen wird besonders sorgfältig auszuge- 
ttalten sein, ihm kommt bereits bei den Netzanlagen der Länder 
erhöhte Bedeutung zu; vielmehr ist dies aber der Fall bei An- 
lagen, die im Zusammenschluß über große Gebiete arbeiten. Die 
Nachrichten- und Befehlsvermittlung muß von mechanischen und 

atmosphärischen Einflüssen in weitgehendstem Maße unabhängig 

‚san, Drahbttelephonanlagen kommen nur noch in Betracht, wenn 
Sie auf besonders sicheren Gestängen mit wenig Unterbrechunzs- 

len geführt werden. Die Betriebssicherheit der Drahttelephon- 

tungen ist in Gegenden, wo starke Stürme auftreten, und in 
Ranhreifgebieten sehr gefährdet. Die Überbrückung großer Ge- 

‚biete, z. B. München, Augsburg, Nürnberg, Stuttgart, Karlsruhe, 
Mannheim, später Frankfurt, Dresden usw. wird in erster Linie 
Mittels drahtloser Telephonie (u. U. auch Telegraphie) erfolgen 
züssen. Die Frage, ob dem System der raum- oder leitungs- 


von verfügbarem Überschußstrom eingerichtet werden müssen. 
Daß diese Stellen mit einheitlich durchgebildeten Verständigungs- 
mitteln verbunden sein müssen, erscheint selbstverständlich. 

Es würde über den Rahmen des gestellten Themas, allgemein 
über die südwestdeutsche Elektrizitätswirtschaft zu berichten, 
hinausgehen, in weitere Einzelheiten der für den Zusammen- 
schluß noch zu treffenden Vorkehrungen, insbesondere über die 
Ausgestaltung der Schalt-Transformatorenwerke — Unterwerke 

enannt —, der Meßeinrichtungen und anderes mehr, einzugehen. 

ierzu ist nur zu sagen, daß für den Ausbau der Unterwerke 
von den drei genannten Unternehmungen der Grundsatz anerkannt 
wird, die Werke möglichst einfach, betrieblich jedoch hochwertig 
auszugestalten. 

Zum Schluß darf darauf hingewiesen werden, daß hier auf 
dem Wege der freien Verständigung Zusammenschlüsse von Ge- 
bietseinheiten im Gange sind, die ohne den Zwang behördlicher 
Regelung die erstrebte Vereinheitlichung der Elektrizitätsversor- 
gung fördern. In der Literatur wurde häufig von einer süd- 
deutschen Sammelschiene gesprochen, die im engeren Sinn selbst 
nach Ausbau der Verbindungsleitungen wohl nicht bestehen wırd. 


i 
3 
d 


in 


904 


Es ergehen sich vielmehr aus der Aneinanderreihung der ın 
Bayern, Württemberg und Baden sowie nach Sachsen hin ge- 
planten 110 kV-Leitungsanlagen zwangsläufig Netzgebilde, die 
nur "bedingt als Sammelschienen anzusehen sind. Man kann 
infolgedessen nur auf die Möglichkeit der Verwendung dieser 
Leitungsanlagen als Sammelischienen zur wirtschaftlichen Ver- 
wertung, zum Ausgleich und Austausch der in den zukünftigen 
großen Woasserkraftanlagen in Süddeutschland zu gewinnenden 
Kräfte hinweisen. | 

Schließlich wird den Techniker interessieren, zu erfahren, ob 
die Netzanlagen für die Großkraftversorgung den wirklichen Be- 
dürfnissen gerecht werden, ob die gewählte Spannung ausreicht, 


die gewaltigen Leistungen zu übertragen und welche Forderun- 


gen in Zukunft für den Bau von Übertragungsleitungen maß- 
gebend sein werden. Es entspricht der deutschen Gründlichkeit, 
daß über Anlagen des Umfangs, wie sie hier besprochen werden, 
vor deren Ausbau über die Wirtschaftlichkeit und Ausgestaltung 
heftige Kämpfe geführt wurden. Die Bedürfnisfrage wurde bei 
den Erörterungen, die in allen Ländern für und gegen den Ausbau 
großzügiger Kraftanlagen einsetzten, z. T. in besonders gründlicher 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. 


17. Juli 1922. 


Weise behandelt. Die Vertreter optimistischer Anschauungen haben 
— das kann jetzt, nachdem eine gewisse Auswirkung der Unter- 
nehmungen eingetreten ist, wohl gesagt werden — in allen Teilen 
recht behalten. Sowohl die Kraftleistung wie auch die zur Ver- 
teilung erforderlichen Einrichtungen entsprechen durchaus den 
Bedürfnissen der nächsten Wirtschaftsperiode. Es zeigt eich, daß 
mit dem Ausbau der geplanten Anlagen keineswegs die Ent- 
wicklung abgeschlossen ist. Die Ansichten derjenigen Beurteiler, 
die in der Spannungsfrage weitergehende Vorschläge machten, als 
sich z. Zt. mit erprobten technischen Mitteln erreichen ließ, haben 
sich bestätigt. Die Weiterentwicklung von Anlagen mit Spannun- 
gen von weit über 100 kV tritt infolge der durchaus exzentrischen 
Lage von Spitzenwerken mit Kraftleistungen von über 100 000 kW 
gebieterisch auf. Erst durch Leitungsanlagen solcher Art wird auch 
ein Energieaustausch zwischen den reichen Wasserkraftgebieten 
des Südens und den auf Stein- und Braunkohle angewiesenen Wär- 
megroßkraitwerken: in Nord- und Mitteldeutschland im Sinne der 
nn besprochenen Pläne eines Reichsversorgungsnetzes mög- 
ich werden. 


Mitteilungen aus dem elektrischen Fernzugbetrieb der Deutschen Reichsbahn’). 
Von W. Wechmann, Oberregierungsbaurat im Reichsverkehrsministerium. 


(Schluß von S. 840.) 


TriebwerkundGesamtaufbau. 


Das Triebwerk ist der Mechanismus, der die mechanische Ar- 
beit von dem Anker des Motors auf die Triebachsen überträgt. 
Die Entwicklung der Fernbahnlokomotiven aus dem Triebwagen 
der Stadt- und Vorortbahnen brachte es mit sich, daß die 
erste elektrische Wechselstromlokomotive in Deutschland den- 
selben Antrieb benutzte, der in den Triebwagen mit einem 
Erfolg ohnegleichen zur Anwendung gelangt war. Das We- 
sen des Antriebs besteht darin, daß! die Triebachse durch 
den Motor mittele Zahnradübertragung 
angetrieben wird, wobei sich der Motor 
mittels zweier Tatzenlager mit einem 
Teil seines Gewichts ungefedert auf die 
Achse stützt. Die mit diesem Triebwerk 
im Jahre 1907 von der AEG erbaute 
Wechselstromiokomotive Gattung AA 
+ AA (Abb. 21) hat sich aufs beste be- 
währt und verrichtet noch heute ihren 
Dienst auf der Hafenbahn Altona, die 
rl in einer Steigung von 28°%/o0 
iegt. 

Die guten Erfahrungen mit dieser 
Lokomotive veranlaßten vor dem Krie- 
ge die Eisenbahnverwaltung, noch 12 
weitere Lokomotiven mit dem gleichen 
Triebwerk zu bestellen, deren Bau je- 
doch durch eine Kette von unglück- 
lichen Zufällen erheblich aufgehalten 
worden ist, so daß sie bis heut noch 
nicht angeliefert werden konnten. 

Mit zunehmender Geschwindigkeit 
und Motorleistung nehmen die Stöße, 
die der Motor verursacht und ihre zer- 
störende Einwirkung auf das Gleis er- 
heblich zu. Deshalb hat sich die Reichs- 
bahn entschlossen, bei ihrer Regelloko- 
motive diesen Antrieb für Geschwin- 
digkeiten über 50 km/h nicht mehr zu 
verwenden und durchweg die Motoren 
auf das Rahmengestell zu setzen, wo sie 
gegen die Achsen vollkommen abgefe- 
dert sind. 

Die Anordnung, die gewissermaßen das Gegenteil des be- 
schriebenen Zahnradantriebs darstellt, besteht darin, daß die ge- 
samte Motorleistung der Lokomotive in einem einzigen Motoı 
vereinigt und dieser auf den Rahmen gesetzt wird, von wo aus 
er lediglich mittels eines Stangengetriebes die Achsen antreibt 
(Abb. 22); so entstand der reine Stangenantrieb, den eine größere 
Zahl von Lokomotiven der Reichsbahn aufweist. Am verbrei- 
tetsten ist er bei den von den Maffei-Schwartzkopffwerken und 
den Bergmann-Elektrizitätswerken für die Eisenbahndirektions- 
bezirke Halle und Breslau gelieferten Schnell- und Personenzug- 
lokomotiven (Abb. 23 und 24). Der große Vorzug dieser Bau- 
art besteht darin, daß der Motor von allen Seiten zugänglich ist 
und er sowie das Triebwerk eine Mindestzahl von Lagern besitzen, 
die überdies gut zu beobachten sind. Selbst die große Berg- 
mann-Lokomotive Bauart 2 D 1, die mit zwei Blindwellen ver- 
sehen ist, enthält, abgesehen von den Achslagern, nur zwei Motor- 
und vier Blindwellenlager, zusammen also sechs Lager. Auf der 
anderen Seite kann nicht in Abrede gestellt werden, daß die Be- 


ı) Vortrag, gehalten auf der 28. Jahresversammlung des VDE in München. 


Abb. 21. 


handlung derartiger Riesenmotoren, die bei dieser Bauart erfor- 
derlich sind, in der Werkstatt wesentlich umständlicher ist als 
die der kleineren Zahnradmotoren. 


Wegen der großen Vorzüge des reinen Stangenantriebs hat 
sich die Reichsbahn entschlossen, ihn weiter bei ihren Flachland- 
Schnellzuglokomotiven zu verwenden, die ähnlich wie die von den 
Maffei-Schwarzkopffwerken bisher erbauten ausfallen werden und 
in der Abb. 25 dargestellt sind. Der wichtigste Unterschied 
gegenüber der früheren Bauart besteht darin, daß die Motor- 


Güterzuglokomotive, Gattung AA + AA, der Hafenbahn Altona. 


leistung vergrößert ist, wodurch die Zahl der Laufachsen ver- 
mehrt werden mußte, was die Gattung 2 C 2 ergibt. 
Das Gewicht dieser Lokomotiven beträgt: 
auf den Triebachsen 3.184 = 55,2 t 
auf den Laufachsen 4.14,2= 56,8 t 


Gesamtgewicht: 112,0 t. 


Die Dauerleistung des Motors beträgt 1200 kW, die Dauer-: 


leistung des Transformators 1650 kVA. 
Diese Lokomotiven sowie auch die im folgenden erwähnten, 


mit Stangenantrieb versehenen, erhalten im Anker eine Federung i 


mit Dämpfung. Durch diese Maßnahme lassen sich nach den 
neueren theoretischen Untersuchungen, namentlich von Wichert, 
und den praktischen Erfahrungen die sonst auftretenden Schüttel- 
schwingungen völlig unschädlich machen. 

Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß die Eisenbahn-Bau- und 
Betriebsordnung sowie die Technischen Vereinbarungen des Ver- 
eins Deutscher Eisenbahnverwaltungen für stillstehende Lokomo- 
tiven einen Achsdruck von 16 t zulassen, der aber durch die 
Fliehkraftwirkung der nicht ausgeglichenen Massen um 15% bei 


ur MU ET EEE an A U AT IT 


1922. 


r größten zulässigen Geschwindigkeit überschritten werden 


E Da bei elektrischen Lokomotiven infolge des vollkommenen 
nausgleichs freie Fliehkräfte nicht erzeugt werden, ist der 
ł: fiol von vornherein auf 16. 1,15 = 18,4 t festgesetzt worden. 
m. freie Fliehkräfte nicht auftreten, läßt sich für diese Bau- 
> Umlaufzahl soweit steigern, wie die Rücksicht auf die 
heit der Schmierung und auf die Erwärmung der Lager es 
rfahrungsgemäß liegt die Grenze etwa bei 400 Umdr. in 
Minute Anderseits muß der Motor, damit er für die Lei- 
sabgabe vollständig ausgenutzt wird, eine Ankerumfangs- 


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IE BA 1150 


Abb. 22. 


adigekeit von 45 bis 55 m/s besitzen. Eine einfache Rech- 
g ergibt dann, daß bei Fahrgeschwindigkeiten: von 110 bis 
zu etwa 75 km/h der Ankerdurchmesser 1,8 bis 2,5-mal so 
ausfällt wie der Triebraddurchmesser. Hieraus erklären sich 
Fr ichen Dimensionen des Motors. Bei etwa 75 km/h 

3 Geschwindigkeitsgrenze zu liegen, bis zu der noch 
striebe mit Rücksicht auf die Wirtschaftlichkeit des 
| den üblichen Leistungen angewendet werden können. 
t weiter, daß für Lokomotiven, deren normale Geschwin- 
r 75 km/h liegt, der Motor eine größere Umdrehungszahl 
achsen erhalten muß, daß also in den Antrieb ein Zahn- 


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ge Paz eochaltot werden muß. Hierin liegt kein Nachteil, 
hinentechnik heute Präzisionszahnräder von außer- 
l ' Vollkommenheit herstellt, die mit genau geschliffenen 
I ‚mer ausgestattet, hohen Wirkungsgrad und lange Lebens- 
mit einander vereinigen. 
Zahl der hier möglichen und ausgeführten Antriebe ist 
3ewährt hat sich der einfache Stangenantrieb der Trieb- 
v on einem Kurbelzapfen des großen Zahnrades aus, wobei 
in gleicher Höhe wie die Achsen gelagert sein müßte. Doch 
e. feine mathematische Ungenauigkeit, die durch Höher- 
s- | großen Zahnrades bis um 150 mm herbeigeführt wird, 
Hofu auf die Wirkungsweise des Getriebes und die Be- 
hung der Stangen. Sie gestattet anderseits die Verwen- 
ne Zahnradübersetzung als bei gleicher Zahn- 
d Teiebradhöhe möglich wäre. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 27. 


Abb. 23. Flachland-Schnellzuglokomotive, Gattung 1 C 1. 


905 


Mit einem solchen Triebwerk sind die beiden Güterzugloko- 
motiv-Gattungen versehen, wobei die Triebstange nicht an dem Kur- 
belzapfen angreift, sondern ein wenig höher angelenkt ist. 

Der Übersichtlichkeit wegen sind in den Skizzen die Kurbeln 
Re a und ‘die Stangen an die zugehörigen Mittelpunkte 
gelegt. 

Die Flachland-Güterzuglokomotive (Abb. 26) besteht aus zwei 
Triebgestellen mit je einem Motor, auf die eine Brücke aufgebaut 
ist, welche den Transformator, die Steuerung, die Schalter und die 
Luftpumpe trägt. 


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Ganze Large 12930 


Lokomotive mit reinem Stangenantrieb. 


Sie weist folgende Gewichte auf: 
Triebgewicht 
Laufgewicht 


4. 18,4 = 73,6 t 
; 2.22 = 4At 
Gesamtgewicht: | 98,0 Br 


Dia Dauerleistung der beiden Motoren zusammen beträgt 
1160 kW, die des Transformators 1500 kVA. 

Werden die beiden Laufachsen der Flachland-Güterzugloko- 
motive durch Triebachsen ersetzt und wird die Motorleistung 
entsprechend erhöht, so entsteht die Gebirgs-Güterzuglokomotive 
(Abb. 27). Ihre Motorleistung ist vierfach unterteilt, indem auf 
jedes große Zahnrad je zwei 
kleine Zahnräder wirken, die 
an den Wellen eines Doppel- 
motors sitzen. Das Gesamtge- 
wicht dieser Lokomotive ist 
gleich dem Triebgewicht und 
beträgt 6. 18,4 = 110,4 t. 


Die Gesamtdauerleistung 
der Motoren beträgt 1440 kW, 
die des Transformators 1800 
kVA. 

Im übrigen ist der Ge- 
samtaufbau der Lokomotive 
der gleiche wie der Flachland- 
lokomotive. Insbesondere wei- 
sen viele Einzelteile beider 
Gattungen gleiche Abmessun- 
gen auf, so daß sie wechselsei- 
tig austauschbar sind. 


Für die Personenzuglo- 
komotiven (Abb. 28), deren 
Höchstzeschwindigkeit 90 km/h 
beträgt, ist ebenfalls ein Zahn- 
radantrieb gewählt worden; 
jedoch sind hier die Doppelmo- 
toren möglichst hoch gestellt 
worden, damit der Schwer- 
punkt der Lokomotiven hoch 
liegt, wodurch ein ruhiger Lauf gewährleistet wird. 


Die Gewichte der Personenzuglokomotive sind: 
4.184 = 73,6 t 
3.14 = 42,0 a 
Gesamtgewicht: ` 115,6 u 


Triebgewicht 
Laufgewicht 


Jeder Motor besitzt 360 kW Dauerleistung. 


Eine der Personenzuglokomotive ähnliche Anordnung weist 
die Flachland- und Vorortzuglokomotive auf (Abb. 29). Das Trieb- 
werk ist hierin gleicher Weise ausgebildet; doch genügt ein Doppel- 
nor sv daß die ganze Lokomotive einteilig ausgeführt werden 
cann. 2 


-s2 M. 


906 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. 
Triebgewicht 3.18A= 552 t 
Laufgewicht 2. 13,0 = 26,0 t_ 


Gesamtgewicht: 81,2 t 


Wie man aus den Abbildungen erkennt, wirkt hier das große 
Zahnrad mittels einer Triebstange zunächst auf eine Blindwelle 
in Höhe der Triebachsen, von der diese angetrieben werden. 


Heft 27. 17. Juli 1922. 


— 


Schnellzuglokomotive gewählt. Es ist dies der auf der Gotthard- 
bahn anderen Schweizer Bahnen mit Erfolg bereits ein- 
geführte Buchli-Antrieb. Jede Triebachse besitzt dabei ihren 
eigenen Motor, der über ihr im Rahmen gelagert is. Das Dreh- 
moment wird zunächst durch eine einfache Zahnradübersetzung 
auf ein großes Zahnrad übertragen, das außerhalb des Triebrades 
liegt und ebenfalls im Rahmen fest gelagert ist. Zwischen diesem 


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Abb.24. Gebirgs-Personenzuglokomotive, Gattungä2 D 1. 


Die beiden Motoren, die auf die gemeinsame Vorgelegewelle 
arbeiten, sind in Reihe gelegt, was den Vorteil mit sich bringt, 
daß verhältnismäßig kleine Stromstärken geschaltet werden 
können. Auch wird ein Fahrtwender für je zwei Motoren erspart. 

Die Motoren der schweren Güterzuglokomotive, der Personen- 
zuglokomotive und der Vorortlokomotive sind von genau gleicher 


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Abb 25. Entwurfskizze der Flachland-Schnellzuglokomotive. 
Dauerleistung 1200 kW. 


Leistung (360 kW dauernd), könnten also völlig übereinstimmend 
ausgeführt werden. Bei der jetzt zur Vergebung gelangenden Lie- 
ferung wird diese Vereinheitlichung jedoch noch nicht völlig durch- 
geführt. Es erhalten indessen voraussichtlich bereits die schweren 
Güterzuglokomotiven und die Personenzuglokomotiven den gleichen 
Motor, während die Motoren der Vorortlokomotive eine etwas andere 
Bauart aufweisen. 

Ein Triebwerk, das von den bisher beschriebenen in seiner 
Bauart vollständig abweicht, hat die Reichsbahn für die schwere 


ê 


Zahnrad und der Triebachse ist eine allseits bewegliche Kupplung 
eingeschaltet, welche die durch das Federspiel bedingten gegen- 
seitigen Bewegungen zwischen Rahmen und Achsen in sich auf- 
nimmt. Sie ermöglicht ferner, die Achse des großen Zahnrades 
höher zu lagern als die Triebachse, wodurch ein größeres Über- 
setzungsverhältnis zwischen Motor und Triebrad erzielt werden 


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e— $ 5m fet: 


Abb. 26. Entwurfskizze der Flachland-Güterzuglokomotive. 
Dauerleistung 1160 kW. 


159 


kann. Die Wirkungsweise der Kupplung dürfte aus der Dar- 
stellung in Abb. 30 hervorgehen. 


Die ganze Lokomotive ist in Abb. 31 dargestellt. Es beträgt: 


das Triebgewicht 4.184 = 73,6 t 
das Laufgewicht 2.13,0 = 26,0 t 


Gesamtgewicht: 9,6 t 
Jeder Motor leistet 360 kW dauernd, also ebensoviel wie die 
Motoren der schweren Güterzug-, der Personenzug- und der Vorort- 


17. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. 


907 


lokomotive, und könnte in elektrischer Beziehung mit den Motoren 
jener Lokomotiven übereinstimmen. Lauf- und Triebachse® werden 
zu gewöhnlichen (nicht Kraußschen) Drehgestellen verbunden. 

Die Frage der Leistungsteilung ist in dem Vorstehenden 
bereits im wesentlichen behandelt, Gegen die Aufteilung der Lei- 
atung in mehrere Motoren könnte eingewendet werden, daß da- 
durch eine Gewichtsvermehrung und demzufolge auch eine Preis- 
erhöhung- eintreten. Ausgeführte Motoren beweisen jedoch, daß 
das Gesamtgewicht der Lokomotive mit mehreren Einzelmotoren 
keinesfalls größer, unter Umständen sogar kleiner ausfällt, ala 
wenn die ganze Leistung in einem Motor vereinigt wird. 


—; + 
LENZ 


TER Se ESP 


TEN 000 7 7907} 
N 2ER 5 ARA T 


åbb. 277. Entwurfskizze der Gebirgs-Güterzuglokomotive. Dauerleistung 1440 kW 


Auch auf den Gesamtaufbau der Lokomotive ist in den vor- 
geführten Bildern bereits hingewiesen worden. Das Laufwerk 
unterscheidet sich nicht wesentlich von dem der Dampflokomo- 
tiren. Alle Bauarten, die hier für den Rahmen, das Gestänge, die 
Achsen und ihre Zusammenfassung in Drehgestellen vorkommen, 
lassen sich auch für die elektrische Lokomotive wiederholen. Der 
Konstrukteur der elektrischen Lokomotive kann jedoch von dem 
groen Vorzug der Leistungsteilung Gebrauch machen, der darin 
besteht, daß auch die Triebachsen leicht in einzelnen Rahmen- 


Höchste Lage des Fahrdrahtes 


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2Z650-—>he— 7850 a 2650 
76 200-—— 


Abb. ©. Entwurfskizze der Personenzug-Lokomotive. DANCHEIStUNg 1440 kW. 


gestellen untergebracht werden können, wenn es die Länge der 
Lokomotive und die Gleiskrümmungen erfordern. Bei der Dampf- 
lokomotive verbietet der lange Kessel eine Unterteilung des 
Laufwerks, es sei denn, daß sehr umständliche Konstruktionen 
gewählt werden, die aber kaum eine dauernde Betriebstüchtigkeit 
gewährleisten. Die Unterteilung der elektrischen Lokomotive 
kann sogar auf zwei Arten bewirkt werden; einmal lassen sich 
Doppel-, unter Umständen auch Dreifach-Lokomotiven bauen, in 
denen gewissermaßen zwei oder drei Einzellokomotiven mitein- 
ander kurzgekuppelt werden. Diese Bauart ist mehrfach ver- 
sucht, jetzt aber von der 
Reichsbahn verlassen 
worden, weil die gesam- 
ta elektrische Ausrü- 
stung, also auch Trans- 
formator, Ölschalter 
und Steuerung unter- 
teilt werden müssen, 
was Gewicht und Preis 
erheblich erhöht. Dem- 
gegenüber hat es die : 
Reichsbahn vorgezogen, 
bei ihren schweren Lo- 
komotiven lediglich die 
ufgestelle zu unter- 
ten (vgl. z. B. Abb. 27), 
dagegen den Transformator, die Steuerung, den Ölschalter usw. auf 
die erwähnte Brücke zu setzen, die sich auf die Laufgestelle stützt. 
Für die Durchbildung aller Teile der elektrischen Lokomotive 

gilt als Haupterfordernis größte Einfachheit und Haltbarkeit. 
er Konstrukteur muß sich stets vor Augen halten, daß der 
bahnbetrieb ein ganz außergewöhnlich rauher ist und daß 

si der Strecke nicht nur an die Motoren sondern an alle Teile 
der Lokomotive weit schwerere Anforderungen gestellt werden 
in jedem anderen Betrieb oder gar auf dem Versuchsstand. 


Abb.%. Entwurfskizze der Vorortzuglokomotive. 
Dauerleistung 720 kW. 


Die Belastung der Motoren und des Transformators ist nicht nur 
in elektrischer Beziehung sehr ungleichmäßig und plötzlich 
wechselnd, sondern es treten auch Stöße hinzu, die die Uneben- 
heiten des Gleises und das Aneinanderfahren von Fahrzeugen 
verursachen. Hierzu kommen die Verunreinigungen aller Teile 
durch den aufwirbelnden Staub. Ferner muß bedacht werden, daß 
die Lokomotive von grober Hand bedient wird, weshalb alle Ap- 
parate, die im Betrieb gehandhabt werden, außerordentlich wider- 
standsfähig sein müssen. Jede Beschädigung bedingt ein Zurück- 
ziehen der Lokomotive aus dem Betrieb und damit eine Vergeudung 
von Kapital. 


Abb. 30. Buchli-Antrieb. 


Eine zweckmäßig durchgebildete und sorgfältig hergestellte 
elektrische Lokomotive ist nun, wie die Erfahrungen der letzten 
Jahre lehren, mindestens ebenso betriebssicher wie eine Dampf- 
lokomotive. So hatten einzelne Lokomotiven auf den schlesischen 
Gebirgsbahnen mehr als 60000 km zurückgelegt, als eie in die 
Werkstatt gelangten. 


Tane en. 
= 000. 


ft 78t m t 


Entwurfskizze der Gebirgs-Sc hnellzuglokomotive. 
Dauerleistung 1440 kW. 


Abb. 31. 


Im übrigen sind jedoch grundlegende Unterschiede in dem 
Verhalten von Dampf- und elektrischen Lokomotiven vorhanden, 
auf die ich kurz eingehen möchte®). 


Vergleich der Leistungen von Dampf- und 
elektrischen Lokomotiven. 


Die Leistung einer Dampflokomotive ist durch die Dampf- 
abgabe des Kessels begrenzt. Wenn dieser nicht überanstrengt 
werden soll, darf auf dem Rost nur eine gewisse Kohlenmenge 
in der Zeiteinheit verbrannt werden. Eine höhere als die normal 
vorgesehene Dampfentnahme ist nur für einige Minuten möglich. 
Infolgedessen ist die Dampflokomotive im wesentlichen eine 
Kraftmaschine von unveränderlicher Leistung für den gesamten 
Geschwindigkeitsbereich. Hieraus folgt, daß, wenn große Zug- 
kräfte benötigt werden, also auf Steigungen, die Geschwindig- 
keit entsprechend sinken muß. Als Beispiel ist das Leistungs- 
schaubild einer Dampflokomotive (Personenzuglokomotive P 8) in 
Abb. 32 gegeben. Da die Zugkraft nur bis zur Grenze der Rei- 
bung zwischen Rad und Schiene gesteigert werden kann, ist diese 
bei kleinen Geschwindigkeiten gleich dem entsprechenden Höchst- 


©) Eine aurführliche Darstellung ger Loisungroigonediaften der elektri- 
schen Lokomotiven im Vergleich mit denen der Dampflokomotiven wird in 
einigen Wochen A. Wichert in der „Zeitschrift des 


ereins deutscher Inge- 
nieure* veröffentlichen. 


ER 5 


908 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 27. 


17. Juli 1922. 


wert, weshalb die Leistung in diesem Geschwindigkeitsbereich von 
Null an bis zu dem Nortmalwert anwächst. Auf Grund eines 
solchen Leistungsschaubildes kann für den Dampfzug von be- 
stimmtem Gewicht ein bestimmter Fahrplan aufgestellt werden, 
der so beschaffen ist, daß die Leistung der Dampflokomotive stets 
nach Möglichkeit voll ausgenutzt wird. 


Cd 


kg 
22000 
2000 . 
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5 10000. 
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ih 
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7000 172177 
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C] 


Abb. 32. Leistungsschaubild der Dampflokomotive P 8. 


Es wäre nun verfehlt, die Aufgabe zu stellen, eine elektrische 
Lokomotive zu bauen, die nach dem gleichen Fahrplan die gleichen 
Leistungen ausführt wie eine Dampflokomotive bestimmter Gat- 
tung. Eine solche elektrische Lokomotive gibt es nicht und kann 
es auch nicht geben, weil die Art der Erzeugung der mecha- 
nischen Arbeit auf der elektrischen Lokomotive grundverschieden 
von der auf der Dampflokomotive ist. Denn der elektrischen Lo- 
komotive steht die ganze durch die Leitung übertragbare Lei- 
stung des Kraftwerks zur Verfügung, die offenbar um ein Viel- 
faches größer ist, als für die Beförderung des Zuges überhaupt 
in Frage kommt. Einen beliebigen Teil dieser Leistung kann 
nun der Lokomotivführer durch Betätigung der Steuerung auf die 
Lokomotivmotoren übertragen. Der Transformator soll außer 
acht bleiben, da er stets so reichlich bemessen werden kann, daß 
er die Leistungsaufnahme nicht begrenzt. Dagegen bestimmt der 
Motor die Grenzen der Leistung wie folgt: 

In dem unteren Geschwindigkeitsbereich von Null bis zu 
etwa 60 % der Höchstgeschwindigkeit begrenzt die durch die 
Stromstärke verursachte Erwärmung die Leistung (Abb. 33). Da 
die Stromstärke dem Drehmomeit 
des Motors, also der Zugkraft der 
Lokomotive verhältnisgleich ist, 
so ist diese bei den geringeren 
Geschwindigkeiten bestimmend 
für die zulässige Belastung, und 
die Leistung wächst etwa im sel- 
ben Verhältnis wie die Drehzahl. 
Selbstverständlich muß die Zug- 
kraft unterhalb der durch die Rei- 
bung zwischen Rad und Schiene 
bedingten Grenze liegen. 


Die aufsteigende Leistungs- 
schaulinie wird bei etwa 60 % der 
Höchstgeschwindigkeit nach der 
Wagerechten zu abgelenkt, weil 
von hier ab die durch die Anker- 
eisenverluste sowie durch die 
Bürstenreibung bedingte Tempe- 
raturerhöhung ausschlaggebend 
ist. Bei den höchsten zulässigen 
Geschwindigkeiten bewirkt die 
Bürstenreibung sogar einen Rück- 
gang der Leistung. 

Schon aus diesen Betrachtun- 
gen geht hervor, daß sich die Lei- 
stung einer elektrischen Lokomo- 
tive nie mit der einer Dampfloko- 
motive decken kann. 

Wenn nun eine neu zu ent- - 
werfende elektrische Lokomotive 
gleiche oder ähnliche Verkehrs- 
leistungen bewältigen soll wie 
eine vorhandene Dampflokomotive, etwa der Gattung P 10, deren 
Leistungslinie in Abb. 33 gegeben ist, so wäre man zunächst 
wohl geneigt, die Linie, die die Dauerleistung der elektrischen 
Lokomotive darstellt, in ihrem aufsteigenden .Ast mit der Lei- 
stungslinie der Dampflokomotive zur Deckung zu bringen. Da 
nun aber die Leistungslinie der elektrischen Lokomotive bei 
wesentlich höherer Geschwindigkeit als die der Dampflokomotive 
umbiegt, würde die Höchstleistung der elektrischen Lokomotive 
ganz bedeutend die der Dampflokomotive übertreffen, was zu 


Abb. 33. Leistungsschaubild der 
Dampflokomotive P10 und einer 
elektrischen Lokomotive. 


unverhältnismäßig großen Motoren führen würde, deren Leistung 
nur teilweise ausgenutzt werden könnte. Eine solche Leistungs- 
bemessung wäre verfehlt. Denn auch für den ansteigenden Ast 
wird die Leistung niemals dauernd benötigt, sondern stets nur 
für eine gewisse Zeit. Der Motorberechner wird daher von der 
wertvollen Eigenschaft der Überlastbarkeit des Motors Gebrauch 
machen und mit der Dauerleistung mehr oder weniger unterhalb 
der Dampflokomotivleistungslinie sich bewegen können. Auch in 
diesem Fall ergeben sich immer noch Höchstleistungen, die denen 
der Dampflokomotiven bedeutend überlegen sind. So beträgt in 
dem Schaubild Abb. 33 die Dauerleistung der elektrischen Loko- 
motive im ansteigenden Ast nur 80% der Leistung der Dampf- 
lokomotive, während die Höchstleistung der elektrischen Loko- 
motive die der Dampflokomotive um 40 % übertrifft. 

Zunächst sei auf eine Folge dieser verschiedenen Leistungs- 
fähigkeit hingewiesen: Da die Zugkraft der elektrischen Loko- 
motive bis zu wesentlich höheren Geschwindigkeiten ihren Au- 
fangswert beibehält, als es bei der Dampflokomotive der Fall ist, 
und da sie bei den höheren Geschwindigkeiten im allgemeinen 
auch noch größer ist als die Zugkraft der Dampflokomotive, so 
kann an den Stellen, wo eine hohe Zugkraft gebraucht wird, also 
auf Steigungen, die elektrische Lokomotive dem Zuge eine wesent- 
lich größere Geschwindigkeit erteilen als die Dampflokomotive. 
Von dieser Eigenschaft muß natürlich bei Aufstellung der Fahr- 
pläne für elektrisch betriebene Züge weitestgehend Gebrauch 
gemacht werden. So kann jetzt auf der Strecke Königszelt— 
Lauban, die vor kurzem ganz dem elektrischen Betrieb übergeben 
wurde, die Fahrzeit des D-Zugpaares Berlin—Görlitz— Breslau 
unter Beibehaltung der früheren Aufenthaltszeiten und Höchst- 
geschwindigkeiten um 30 min gekürzt werden. Entsprechende 
Kürzungen der Fahrzeit werden auch für die Personen- uud 
Güterzüge vorgenommen, womit eine Erhöhung der Leistungs- 
fähigkeit der Strecke verbunden ist. 

Es erhebt sich nun aber die Frage, wie hoch soll die Dauer- 
leistung der Motoren bemessen werden: Maßgebend ist natürlich 
das Erfordernis, daß die höchste Temperatur, die die einzelnen 
Teile des Motors bei der Fahrt annehmen, unter dem zulässigen 
Höchstwert- bleibt. Die Temperatur steigt ja bei einer Fahrt 
keineswegs dauernd an, sondern es findet je nach den verschie- 
denen Graden der aufeinanderfolgenden Steigungen und Gefälle, 
sowie je nach der Zeitdauer, mit denen diese einzelnen Strecken- 
teile durchlaufen werden, und nach der Länge der Aufenthalts- 
zeiten, ein fortwährendes Zu- und Abnehmen der Temperatur 
statt. An Hand eines Jlöhen- und Krümmungsplanes sowie eines 
Fahrplanes muß daher nach irgendeiner Methode eine Tempe- 
raturkurve über Weg oder Zeit ermittelt werden, u. zw. für alle 
in Betracht kommenden Strecken, die von der Lokomotive be- 
fahren werden sollen. Selbstverständlich ist der Reichsbahn nicht 
mit einer Lokomotive gedient, die nur auf einer bestimmten 
Strecke ausgenützt werden kann, auf anderen Strecken sich aber als ° 
zu schwach oder unwirtschaftlich erweist; jedoch auch hier lehrt 
die Erfahrung, daß die einzelnen Strecken gewisse Ähnlichkeiten 
aufweisen. Sollte einmal der Fall eintreten, daß für einen be- 
stimmten Streckenteil ganz ausnahmsweise bei dem normalen 
Fahrplan die Höchsttemperatur überschritten würde, so würde 
durch Einlegen einer kurzen Kühlpause leicht für Abhilfe gesorgt 
werden können. Derartige, lediglich durch die Eigenart des Ma- 
schinenbetriebs bedingte Pausen sind ja im Dampfbetrieb an der 
Tagesordnung, wo die Lokomotive von Zeit zu Zeit Wasser 
nehmen muß. Nur hat — um bei diesem Beispiel zu bleiben — 
der Dampflokomotivführer die Möglichkeit, leicht festzustellen, 
ob sein Wasservorrat zu Ende geht, Leider fehlt bis heut auf der 
elektrischen Lokomotive ein einfaches für den Betrieb geeignetes 
Meßgerät, das jeweils die Motortemperatur anzeigt. 

In den vorstehenden Betrachtungen habe ich mich bemüht, 
meinen Zuhörern einen Ausschnitt aus der elektrischen Zugförde- 
rung der Reichsbahn vor Augen zu führen und zu zeigen, daß 
trotz vieler ungünstiger Bedingungen die elektrische Zugförde- 
rung bereits jetzt in wichtigen Punkten der Dampfzugförde- 
rung überlegen ist, und daß diese Vorzüge um so mehr hervor- 
treten, je weiter sich der elektrische Zugbetrieb ausdehnt und je 
besser dadurch die elektrischen Anlagen und Fahrzeuge ausge- 
nutzt werden können. Ich habe ferner gezeigt, daß die Reichsbahn 
zu einheitlichen Bauweisen der Leitungsanlagen und der Lokomo- 
tiven gelangt ist. Hiermit wird nicht etwa die Form erstarren und 
ein Stillstand in der Entwicklung eintreten. Im Gegenteil, viele 
wichtige Fragen sind noch zu klären, viele Verbesserungen zu 
treffen. Denn mit bloßen Schlagworten kann man nicht zur Ein- 
führung der elektrischen Zugförderung beitragen. Ebensowenig 
aber läßt sie sich dadurch aus dem Felde schlagen, daß sie von einem 
bekannten Hochschullehrer mit einem Götzenbild verglichen wird, 
das naheliegende Verbesserungen der Wärmewirtschaft des Dampf- 
lokomotivbetriebs aufhält”). Es können vielmehr nur eingehende 
theoretische und zahlenmäßig durchgeführte Untersuchungen sowie 
ai ne der Erfahrungen im praktischen Betrieb entschei- 

end sein. , 


7) A. Riedler, Fortschritte und erfahrene Technik. „Zeitschr. d. V.-D. L~ 
1922, S. 344. 


17. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, 


Heft 27. 


Außenhandel und Außenhandelskontrolle. 
Von Dr. Georg Respondek. 


Übersicht. Die Ausführungen geben einige Hinweise, die darlegen 
sollen, in welcher Richtung die Verhältnisse für den deutschen Außen- 
handel sich entwickeln. Die Außenhandelsüberwachung im Inlande hat 
sich im allgemeinen als vorteilhaft erwiesen, da sie vor allem zu einer 
strafen Organisation geführt hat. Der Geschäftsgang der Außenhandels- 
«telle für Elektrotechnik wird beschrieben. Für die Ausfuhrpreispolitik 
werden die Faktoren der Preisbildung dargelegt. Die Frage der Fak- 
torierang in Auslandswährung und die der Stabilisierung der Währung 
wird kurz behandelt. 


Die Außenhandelskontrolle durch die Entente, welche der deutschen 
Wirtschaft mit der Annahme des Friedensdiktates von Versailles auf- 
erlegt wurde, und die nunmehr durch die verschiedenen Ausführungs- 
bestimmungen umgrenzt werden soll, wird in einigen-ihrer Ziele behandelt. 


Die Außenhandelskontrolle verfolgt zwei Ziele. Sie will der 
inländischen Industrie die notwendigen Rohstoffe, Halbfabrikate 
und Betriebsmittel und dem Inlandbedarf die notwendigen Er- 
:ugnisse erhalten. Außerdem will sie deu Preis der Erzeugnisse 
vor den Schwankungen der verschiedenen Landeswährungen 
chützen. Dies geschieht mit Hilfe der Außenhandelsstel- 
len, die auf dem Grundgedanken der wirtschaftlichen Selbst- 
verwaltung der einzelnen Industriegruppen beruhen. Den Außen- 
handelsstellen ist ein Außenhandelsausschuß beigegeben, der Ver- 
veter der Erzeuger, des Handels, der Verbraucher und Arbeit- 
n“hmer in sich vereinigt. In diesen Ausschüssen werden die 


Richtlinien für die Ausfuhr aufgestellt, die sich auf Preisprüfung,* 


Lieferwerksbescheinigung, Fakturierungsbedingungen und Zu- 
ständigkeitsabgrenzung beziehen. Die Außenhandelsstellen unter- 
stehen der Beaufsichtigung des Reichskommissars für Aus- und 
Einfuhrbewilligung. Die Überwachung der von diesem und den 
en erlassenen Vorschriften erfolgt durch die Zoll- 
enorde. 


Eine gewisse regionale Dezentralisation der Außenhandels- 
kontrolle ist insoweit durchgeführt, daß der Reichskommissar De- 
*zierte mit selbständiger Bewilligungsbefugnis in München, Stutt- 
ssrt, Karlsruhe, Saarbrücken, Köln, Flensburg, Danzig und Kö- 
ugsberg hat, die nach den Richtlinien der fachlichen Außen- 
handelsstellen handeln. 


Der Aufbau in der Außenhandelsstelle für Elek- 
trotechnik und der Geschäftsgang sind aus dem nachstehen- 
den Schema ersichtlich. Die eingelaufenen Anträge werden: 


I. Vom Expeditionseingang an die verschiedenen 
Referenten überwiesen und von diesen überprüft. Die Erledigung 
der Anträge nimmt im allgemeinen drei Tage in Anspruch. Wird 
das Ausfuhrgesuch genehmigt, so erfolgt gleichzeitig die Ver- 
anlagung zur Ausfuhrabgabe. In zweifelhaften Fällen wird durch 
Briefwechsel Auskunft bei den Firmen eingeholt. Die genehmigten 
Anträge der Firmen werden: 


II. Io der Rechnungsabteilung unabhängig von den 
keferenten nach Sammelkonto, das monatlich aufgestellt wird, und 
nach Einzelkonto der Firmen geordnet. In der Rechnungsabtei- 
lung werden auch die Reichsabgabe und die Gebühren der Außen- 
handelsstelle selbst berechnet. An die Abteilung Rechnung gehen 
auch nach Prüfung durch den Referenten die Verlängerungen, Ab- 
änderungen und Beanstandungen. Ebenso werden in dieser Ab- 
twilung die Anträge auf Rückzahlung der Reichsabgabe, der 
Briefwechsel mit den Zoll- und Finanzämtern usw. erledigt. Die 
Anweisungen auf Rückzahlung der Reichsabgabe gehen unmittel- 
bar über den Reichsbevollmächtigten der Außenhandelsstelle und 
ebenso werden wichtige Briefe nur von diesem unterschrieben. 

IT. Durch den Expeditionsausgang gehen: 

a) die Bewilligungen gleichzeitig mit der Rechnung der 
Außenhandelsstelle an den Antragsteller zurück und 

b) die Rechnungsabdrücke an die Abteilung Rechnung. Dort 
verden sie nach Nummern gebunden, aufbewahrt und dienen auch 
alz: Nachweis für die Reichsabgabe. 

Die Vordrucke selbst gehen durch die Buchhaltung und Statistik 
an die Registratur zur Ablage. 

Aus dem kurzen Überblick ist zu ersehen, daß die Außen- 
sandelsstelle für Elektrotechnik nach streng kaufmännischen 
Gesichtspunkten gegliedert ist und auch geleitet wird. So hat die 


Buchhaltung trotz der umfangreichen Arbeit nur 7 Köpfe, und es. 


“ndet außerdem eine dauernde Überwachung durch Bücher- 
revisoren statt. An der Außenhandelsstelle für Elektrotechnik 
st kein Wirtschaftsverband beteiligt. Infolgedessen kommt keine 
im Industrieverbänden angegliederte Preisprüfungsstelle in Frage; 
-enso sind auch keine maßgebenden Persönlichkeiten irgendeines 
Itdustrieverbandes zugleich Preisprüfer, noch irgendein Preis- 
prüfer gleichzeitig Geschäftsführer eines Industrieverbandes. 


Die deutsche amtliche Ausfuhrpolitik wirkt in der Rich- 
tung, die deutsche Ausfuhr zu solchen Preisen zu veranlassen, 
Ja sie den ausländischen Marktverhältnissen entsprechen und der 
susländischen Industrie keinen Anlaß zur Klage über deutsches 


Dumping geben. Bei der Preisprüfung, die einen wesent- 
lichen Bestandteil des Ausfuhrverfahrens bildet, wird die Aus- 
fuhrbewilligung von bestimmten den Weltmarktverhältnissen an- 
gepaßten Mindestpreisen abhängig gemacht. Für die Preisfest- 
setzung, für die nicht der Tag der Ausfuhrbewilligung, sondern 
der Tag des Geschäftsabschlusses maßgebend ist, sind die prak- 
tischen Schwierigkeiten um so größer, je spezialisierter die 
Fertigerzeugnisse sind. Die Elektroindustrie stellt aus den Me- 
tallen und Isolierstoffen Fertigfabrikate in verschiedenen Typen 
und Qualitäten her. Hierzu kommt, daß zahlreiche Ausfuhrwaren 
unter Verwendung ausländischer Rohstoffe, für die der Welt- 
marktpreis gilt, hergestellt sind, so daß sie in ihrem Inlandpreis 
unmittelbar auch vom Valutastand abhängen. Die untere Preig- 
grenze ist durch die Herstellungskosten gegeben. Wenn diese 
den Weltmarktpreis, der für eine bestimmte Ware auf dem Welt- 
markt stets vorhanden ist, übersteigen, ist der Verkauf ins Aus- 
land nicht mehr möglich. Der Weltmarktpreis ist aus dem Frie- 
denspreis zu berechnen, wenn sein Multiplikationsfaktor für das 
betreffende Land bekannt ist. Als Grundlage ist der: dreifache 
Friedenspreis festgelegt. Hierfür werden laufende Listen ange- 
fertigt, die für jedes Land und jede Gruppe von Erzeugnissen 
diesen Multiplikationsfaktor enthalten. Mit diesem ist der Listen- 
preis zu multiplizieren, um den Auslandlistenpreis ab Werk aus- 
schließlich Verpackung zu erhalten. Der so erhaltene Endpreis 
bildet für die betreffende Ware die obere Grenze, über die der 
deutsche Preis im allgemeinen nicht hinausgehen kann. Eine stär- 
kere Verschiebung des Verhältnisses der fremden Valuten zuein- 
ander macht eine Korrektur der Tabellen notwendig. 


In der Praxis fordert das Ausland bei langfristigen Ge- 
schäften von den Werken im allgemeinen Angebote mit Fest- 
preisen, wobei ein Sicherheitszuschlag während der Lieferzeit 
in den abgeschlossenen Verkaufspreis nach einem bestimmten 
Schlüssel für eintretende Rohstoff- und Lohnsteigerungen mitunter 
gestattet wird. Bei ihren Angeboten müssen die Werke vor allem 
die zur Herstellung des Erzeugnisses erforderliche Zeit möglichst 
genau veranschlagen, da überschrittene Liefertermine fast durchweg 
höhere als kalkulierte Selbstkosten zur Folge haben, die gegen- 
über dem Auslande nicht zu Mehrpreisforderungen herangezogen 
werden können, weil sonst Ausfuhrstockungen eintreten. Dieser 
Schlüssel, den auch der Käufer für seine Berechnung erhält, steht 
im allgemeinen auf der Grundlage einer gewöhnlichen Proportio- 
nalitätsbetrachtung: u % Preissteigerung des verarbeiteten Ma- 
terials erhöht den Endpreis um z% und v% Lohnsteigerung um 
y %. Treten beide Steigerungen gleichzeitig ein, so beträgt die 
Erhöhung z=r-+%» usw. Der Käufer hat also mittels dieses 
Schlüssels die Möglichkeit, sich von der Berechtigung der ge- 
stellten Nachforderungen zu überzeugen, er kennt aber bei Ab- 
schluß des Kaufes den wirklichen Preis nicht. Für diesen Preis 
ist noch das Kursrisiko zu berücksichtigen. Unter der Voraus- 
setzung einer Lieferzeit von einigen Monaten möge sich dieser 
Festpreis unter Hinzurechnung von Fracht, Zoll und deutscher 
Ausfuhrabgabe auf z M stellen. Die Zahlungsbedingungen seien 
etwa z M sofort bei Auftragserteilung und z — z M in a Monaten 
in der betreffenden Landeswährung oder umgekehrt: Auslands- 
währung sofort, den Rest in Mark. Der Verkäufer muß für die 
gelieferte Ware bei Berücksichtigung des Kursrisikos in beiden 
Fällen den Wert erhalten, der am Tage der Auszahlung dieselbe 
Kaufkraft besitzt wie am Tage des Abschlusses. Vor einer Min- 
derbewertung der Mark im Auslande bei Bezahlung der zweiten 
Rate muß er sich schützen. Die Höhe des mitzukalkulierenden 
Valutazuschlages wird der Verkäufer mit großer Vorsicht vor- 
zunehmen haben, da Gesetzmäßigkeiten in der Kursentwicklung, 
die als Erleichterung für die Veranschlagung dienen könnten, nicht 
bestehen. Die untere Grenze wird aber der niedrigst erreichte Kurs 
im Stande der Mark sein, der der Berechnung des Zuschlages zu- 
grunde zu legen ist. Damit ist die Höhe des Exportpreises an- 
nähernd festgelegt. Bei den Valutazuschlägen zum Ausgleich 
zwischen Weltmarktpreis und Inlandpreis muß vor allem beachtet 
werden, daß ein solcher Zuschlag bei zu hohen inländischen Selbst- 
kosten unmöglich ist. Bin Valutazuschlag wird sich außerdem 
in engen Grenzen halten müssen, wenn das deutsche Angebot 
keine Ablehnung erfahren soll. Praktisch ist also für jedes Land 
und jede Ware der angemessene Auslandpreis festzustellen. Die 
deutsche Industrie muß demgemäß durch ihre auswärtigen Ver- 
treter dauernd über die Preisgestaltung im Ausland genaue 
Kenntnis erhalten. Um diese Auslandpreise zu erfahren, hat 
auch eine Reihe von Außenhandelsstellen mit dem Auslande 
unmittelbar Fühlung genommen. Die Bearbeitung der Anträge 
und Anfragen ist so beschleunigt, daß Bescheid innerhalb weniger 
Tage erteilt werden kann, so daß die praktischen Erfordernisse 
des Geschäftslebens durch diese Kontrolle keine Fesseln erhalten. 


Die Richtung dieser Preisbewegung tritt auch in den internatio- 
nalen Großhandelsziffern hervor, also denjenigen Ziffern, welche 
die durchschnittlichen Preise der wichtigsten Bedürfnisse in dem 
betreffenden Lande, bezogen auf das Jahre 1913, angeben. 


910 


Die Indexziffern der Großhandelspreise der verschie- 
denen Länder, verglichen mit dem Jahre 1913, sind aus der folgen- 
den Übersicht zu ersehen: 


Deutsch- | Holland |, lo Nor- o Däne- 
l land (Central- ‚Schweden wegen mark - 
(irobhandelspreise Frankit rl (Hundels- | tÖkon. (Finanz- 
Zur.) Statistik) tidning) Revue) tidende) 
Diri TB 100 100 ioo | 100 100 
un t 31919 — 299 330 322 318 
Seam 1920 1545 282 347 400 383 
Höchststand 1920 1714 296 366 425 403 
Tiefstand 1921 1357 165 174 276 178 
Höchststand 1921 3197 214 267 344 290 
Januar. 1922 3596 160 170 260 177 
Februar . 1922 4309 162 166 253 182 
März ... 1922 4888 — 164 240 | 178 
Schweiz a an | IN | Japan 
ae í (Neue [Ra N Italien Amerika, (Bank 
aa Zürich. Econo- ma Bacehi,; Brad- von 
AT nl) rule, street) | Japan; 
| | ' 
Durch 1913 100 100 100 : 100 100 100 
purche <99 | — | 2337 | 38 | 356 | 294 | 240 
ie 1920 | — 283 512 635 198 259 
Höchststand 1920 343 310 591 670 227 321 
Tiefstand 1921 116 162 i 324 510 115 190 
Höchststand 1921 23883 , 209 4u9 643 135 219 
Januar. . . 1922 17 159 314 : 577 124 206 
Februar... 1922 | 171 158 306 | 563 126 | 204 
März .. 1922 171 — 307 — — — 


Ein Sinken des Geldstaudes bedingt eine Erhöhung der Index- 
ziffern. Deshalb weisen diejenigen Länder, deren Kurs nach dem 
deutschen am ıneisten gesunken ist, die höchsten Indexzifferu 
auf. Nach der Übersicht ist in allen Läudern ein ÄAnsteigen bis 
1920 zu bemerken und sudaun, mit Ausnahme von Deutschland, ein 
starkes Zurückgelien. In Deutschland ist die Steigerung aller 
Preise und der Produktionskosten nicht nur relativ als Folge 
der Verschlechterung des Geldes, sondern sie ist absolut und be- 
wirkt, daß je Einheit des Fabrikates der Aufwand für die Her- 
stellungskosten prozentual grölser geworden ist In England, 
Frankreich und den neutralen Nationalwirtschaften sind die Grob- 
handelspreise bei steigender Valuta durchweg gefallen, was mit 
einer sinkenden Bewertung der Waren gleichbedeutend ist. Aber 
„auch in Amerika ist eine Geldentwertung vor sich gegangen, und 
die Kosten der Lebenshaltung sind gestiegen. Für die Grenz- 
setzung der Verkaufspreise kann daraus folgender Schluß ge- 
zogen werden: wenn die Teuerung in einem Lande x % beträgt 


und die Entwertung der Mark in diesem Lande z. B. bis zu 1 


gesunken ist, so heißt dies, daß theoretisch x.y = z des Friedens- 
preises erreicht werden könnte. 

Nach Thery zeigen für den Käufer, der mit Dollar bezahlt, 
die Weltinarktpreise wieder folgende Veränderungen: Die Index- 
ziffern der sechs wichtigsten Volkswirtschaften sind durch die 
IEntwertungsfaktoren der betreffenden Landeswährungen gegen- 
iiber dem amerikanischen Dollar dividiert und damit das Preis- 
niveau einheitlich auf den amerikanischen Dollar umgerechnet: 


a Japan E a Italien nn h 
Juli. ... 1914 100 100 100 |! 100 100 100 
Januar . . 1920 24% 313 226 322 205 1 
Juli... . 1920 262 240 247 216 195 122 
Januar . . 1921 177 217 152 138 128 102 
März. ... 1021 162 205 172 133 129 96 


Die Berechnung zeigt, daß der deutsche Preisspiegel sich unter 
den Weltmarktpreisen bewegte und Anfang 1921 noch in einem be- 
trächtlichen Abstand von diesen entfernt hielt. 

Der Ausgleich zwischen den Auslands- und deutschen Preisen 
tritt bei einem bestimniten Kurse der betreffenden Landeswähruug 
ein, der als kritischer Kurs zu betrachten ist. Bei diesem Kurse 
steht der Wettbewerb der deutschen Industrie in gleicher Linie 
mit dem des Auslandes, und die Frage ist nur die, ob die Valuta- 
spannung für die deutsche Gesamtwirtschaft vorteilhaft ist. Hier- 
bei ist zu beachten, daß die Reichsfinanzverwaltung die Aufgabe 
hat, jährlich etwa 720 Mill. Gldm in Gold und 1450 Mill. M. in Sach- 
leistungen an die Entente abzuführen, die z. B. für jeden Dollar- 
stand also je nach dem Entwertungsfaktor — Dollar : Mark — 
eine entsprechende Zahl von Milliarden Papierinark bedeuten. 
Steigt die Mark, so bringt die Verringerung der Spannung 
zwischen Inland- und Außenwert der Mark den Reichsfinanzen 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 27. 17. Jwi 1922. 


eine entsprechende Entlastung, während dieExportindustri« 
sich durch die Valutaklausel im Preisschlüssel schützen könnte. Dir 
Sachleistungen hingegen belasten die Reichsfinanzen nach dem 
Stande des ınländischen Preisniveaus und nicht nach dem 
Stande der Auslandsvaluten, schwächen aber die Exportindustrie 
auf jeden Fall. Für die Importindustrie wieder wird die 
Marktlage der Rohstoffe auf dem Weltmarkt maßgebend sein, nicht 
nar infolge der internationalen Wechselkurse, sondern noch mehr 
als unmittelbare Folge des Preisabbaues und der bestehenden Ver- 
hältnisse in den Produktionsgebieten. Dann kann eintreten, dat 
bei einer Zerrüttung der Markwährung die deutsche Wirtschaft 
gehindert ist, an dem auf den Kohstoffmärkten eingetretenen 
Preisabbau angemessenen Anteil zu erhalten. Die obige Frage 
kann also nicht apodiktisch entschieden werden. 


Die Wirtschaftspolitik der Entente zielt aber folgerichtig dar- 
auf hin, die deutschen Inlandpreise den Weltmarktpreisen anzu- 
gleichen, was sie bereits durch eine geschickte Politik mittr!- 
ihrer eigenen Rohstoffe und der Kohlen- und Eisenpreise Deutsch- 
lands erreichen kann. Hierzu kommt, daß die Herabsetzung der 
Löhne, der Frachten und der Kohlenpreise in England, Frank- 
reich, Belgien die Selbstkosten und insbesondere die Lohnkosten 
dieser Läuder so heruntergedrückt hat, daß bereits bei Still- 
stand der deutschen Valuta die erzielbaren Auslamlpreise dicii 
an die deutschen sSelbstkosten kommen. Demgegenüber ist in 
Deutschland, teilweise auf Wunsch der Entente, eine Erhöhung 
der Frachten, der Ein- und Ausfuhrzölle, der Gebühren für Eisen- 
bahn, Post- und Nachrichtendienst, der Steuerlast und der Kohir 
eingetreten. Tritt eine Besserung der Valuta hinzu, so ist nidhi 
notwendig mit dieser ein entsprechender Rückgang der Selb-t- 
kosten verbunden, da die von der Valuta unmittelbar abhängigen 


Rohstoffe, wie Erze usw. nicht sofort mit den Verbilligungsfäak- 


toren eingesetzt werden könen. Ihre Abhängigkeit von den Zahl- 
terminen, die mit den ausländischen Lieferanten vereinbart siud, 
können auch einen Abschluß bei niedriger Valuta bedeutung-lo- 
machen, ganz abgesehen von der Bewegung der Auslaudpreise fui 
Rohstoffe und Fabrikate. welche gleichfalls der Preisstaffelung zu- 
grunde zu legen sind. . 

Für die Preistendenz der Elektrofabrikate ist die Entwick- 
lung der Kohlen- und der Eisenpreise maßgebend. Jede Herut- 
setzung der Kohlen- und Eisenpreise muß auf die Wettbewerb-- 
fähigkeit dem Auslande gegenüber ihre Wirkung ausüben. Mit 
jeder Preiserhöhung im Inlande und der Steigerung der Mark im 
Auslande rückt allgemein die Gefahr der Ausschaltung Deutscn- 
lands vom Weltmarkte näher, und sie wird stärker, wenn nic! 
zum Mittel des Lohnabbaus und der Mehrleistung gegriffen wiri, 
und wenn nicht die Mark von neuem einen Druck erhält, der sie 
wieder tiefer nach unten treibt. Für die deutsche Industrie i=! 
dann der Weltmarktpreis der, den sie jeweilig im Wettbewer) 
mit dem Auslande noch wird erreichen können. Besonders der 
letztere kann die Industrie veranlassen, die Inlandpreise bis zu 
einem Grade herabzusetzen, der scharf an die Grenze der Selbst- 
kosten heranreicht. Je schärfer dann der ausländische Wett- 
bewerb einsetzt, um so wichtiger wird es sein, Richtlinien für dir 
Auslandangebote zu geben, die bei knapper Berechnung auch 
ein einheitliches Bild der deutschen Angebote ergeben. 


Von weiterer Bedeutung für den deutschen Außenhandel i:t 
die Frage der Fakturierung. Zwei Gründe sprechen für die Fak- 
turierung in ausländischer „Währung: Die Industrie muß sich 
ihren Devisenbedarf sichern, wenn sie Rohstoffe aus dem Aus- 
land beschaffen will, besonders in Zeiten, wo die Aussichten für 
ılen Export sich günstig gestalten. Das Reich wieder hat die 
Pflicht, sich ausländische Zahlungsmittel für die Reparation 7u 
schaffen. Für den Wechselkurs der Reichsmark wäre es objektis 
gleichgültig, in welcher Währung fakturiert wird. Wird in Mark 
fakturiert, so wird der Markt in Reichsmark im Ausland gestützt. 
Wird in Auslandswährung fakturiert, so wird die Mark in Deutsch- 
land gestützt. 

Praktisch könnte auch in irgendeiner Währung fakturivr! 
werden, und der Abnehmer in jeder beliebigen Währung zahlen, 
wenn nur das Zahlungsmittel in der richtigen Höhe hineinkonmit 
Der Kern des Problems selbst besteht aber darin, ob für die ln- 
dustrie ein Zwang vorliegt, in ausländischer Währung zu fak- 
turieren, und ob es zweckmäßlig ist. Dem Ausland gegenüber ı-t 
dieser Zwang, ohne den Umfang der Ausfuhr zu gefährden, brı 
allen Waren möglich, die nur Deutschland liefern kann oder wo au! 
Grund von Fabrikationszeheimnissen oder durch Patente geschaffe- 
nen Monopolen kein Weltmarktpreis besteht. Sonst wird das Aus- 
land jede dahingehende Vorschrift ablehnen, zumal wenn es auf dem 
Wege des Geschäftsabschlusses die von ihm erworbenen Markb»- 
stände wieder verwerten will, die ja auch ein Anreiz zu Geschäft=- 
abschlüssen mit Deutschland sind. Diese Geschäfte und der Valuta- 
stand sind gefährdet, wenn die deutsche Industrie durch Ablehnung 
der Ausfuhrgenehmigung gezwungen wird, die Mark als Zahlunx-- 
mittel für deutsche Waren abzulehnen und der ausländische Be- 
sitzer der Markbeträge genötigt wird, dieselben auf den Markt zu 
werfen. 

Weiterhin hängt die Fakturierung auch von den Maßnahmen 
der Außenhandelsämter der anderen Staaten ab. Diese können 
die deutschen Exporteure zwingen, möglichst nur in deutsche! 
Mark zu fakturieren, um auf diese Weise die im Lande vorhandeue 


Er 


17. Juli 1922. 


wininerung ist aber durch die Pflicht, ausländische Zahluugs- 
wittel für die Reparation zu schaffen, in eine gewisse zwang- 
wulıge Bewegung geraten. 'In der Note vom 17. Al. 1921 hat das 
uaraniekomstee die Forderungen auigestellt, daß die Ablieie- 
amg von bxportdevisen auf eiue besondere gesetzliche Grundlage 
g:stellt werue, und dal durch ein besonderes Gesetz die unmittel- 
‚stebrhebung der 26-prozeutigen Abgabe zur Durchführung kommt, 


N nils das varantiekomnitee ein entsprechendes V erlangen stellen soll- 
L i, Pie Kegierung hat „kriülluug” zugesagt und kann dieses Ver- 
k angen nur eriüllen, wenn der Zwang zur Fakturierung in Aus- 
h. wiswährung einheitlich durchgeführt wird und die Aubenhan- 


velsstellen die Ausfuhrbewilligung von der Fiakturierung in aus- 
sidischer Währung abhängig machen. Diesem Zweck dienen 
ut beiden Gesetzentwürie „uber die Ablieferung von Auslands- 
Jevin” und „Uber die unmittelbare kEriassung von Ausiulir- 
avisen für Keparationsleistungen“. 


ba der Reichskommisar für Aus- und Einfuhrbewilligung 
durch das Gesetz ermächtigt wird, Ausnahmen zuzulassen unu die 
„twenligen Ausführungsbestimmungen zu «erlassen, so wird 
jas Gesetz an dem gegenwärtigen iu Übung befindlichen Ver- 
uhren grundsätzlich nichts ändern. 

3 Der zweite Gesetzentwurf bestimmt, daß bei der Ausfuhr 
yý uch Läuderu mit höherer Währung zə % des Wertes der Ausluhr 
„vu Austübrenden erhoben werden, einerlei, ob dus Geschäft in 
‚.g „ak oder Ausiandswährung abgeschlossen ist. Der Gegenwert 
; | *- din Keichswährung erstattet. Das Lesetz wird nach Annahıne 
«ist auf ausdrückliche3 Verlangen der Entente wirksam Werden. 
(wi uem Greldbedarf und aus auderen Gründen wird die Entente 
„cherlich in kürzester Frist die ÄAblielerung von 25 % des Aus- 
(hzwertes in ausländischer Währung in Kraft treten lassen. 

Der Übergang zur Auslandswährung hat für den Außenhandel 
:ıtürlich Schwierigkeiten, auch wenn er uuter dem Gesichts- 
‚uust der wirtschaitlichen Selbsthilfe betrachtet wird. 

Die gesumte Wirtschaft kann zur Auslandsfakturierung nicht 
„ergehen. Ihre Möglichkeit muß vielmehr neben eigenem De- 
enbedarf, nach Ländern, Marktlage und Risikoverhältnissen 
prüft werden, mit dem Ziel, den Export zu heben. Die Gefahr der 
:igroßen Abhängigkeit von einem Staat und seiner Währungspoli- 
-x ist durch die Verschiedenheit der im Iuland benutzten fremdlän- 
{schen Zahlungsmittel auf ein Minimum beschränkt. Außerdem ist 
ch durch den ınnerdeutschen Bedarf für die Auslandsdevisen eine 
vvere Grenze vorhanden. 


Zur Vermittlung der erforderlichen Devisengeschäfte sind 
auber der Keichsbank und den Staatsbanken nur solche Banken 
aud Baukiers zugelassen, denen nach dem kapitalfluchtgeseiz das 
senannte Depositenannahmerecht zusteht. Fur alle anderen 

j -„visenkäufer bedarf es der besonderen Bestätigung durch die 
nandelskammer darüber, daß ihr Gewerbebetrieb Geschäfte mit 
‘isländischen Zahlungsmitteln regelmäßig mit sich bringt. Alle 
»stimmungen, die mıt diesen Geschäften zusammenhängen, sind 
n den „Erläuterungen zum Merkblatt der Keichsbank über den 
ALxauf usw. von Wechseln, Schecks und Auszahlungen in aus- 
“ulischer Währung“ näher ausgeführt. Hier sei nur darauf hin- 
erwiesen, daß im Falle der Ablieferung der Devisen an eine 
'rıvatbank dieser ausdrücklich die Weitergabe an die Reichsbank 
zur Pflicht zu machen ist. Es ist auch zu beachten, da der Be- 
“shrichtigungszwang nur für die Fälle gilt, in denen die Bank 
imn Kunden ausländische Zahlungsmittel verkauft. Für diesen 
tall muß er die vorgeschriebene krklärung in.doppelter Ausfer- 
«ung bei der Bank einreichen, die ein Exemplar weitergibt. Ver- 
auuft er dagegen der Bauk Devisen, so erhält das Keich von 
ne-m Geschäft keine Mitteilung. 

. Gleichzeitig mit dem Zwang der Fakturierung in fremder 
Nahrung muß auch die Möglichkeit der glatten und raschen i\uıs- 
`-herung bestehen. Dies gilt besonders für langfristige Liefe- 
gen, im allgemeinen werden bei umfangreichem Export die 
‘visn sofort nach Buchung des Auftrages auf Termin unter 
-uittlung des besten Kurses verkauft. Unbekannte Größen, wie 
'rsusportschwierigkeiten, Zollschwierigkeiten usw., lassen die 
~ beruug nicht vollständig durchführen. Die Frage der Zeit- 
°-:häfte in ausländischen Zahlungsmitteln unter Ausschaltung 
:-<ulativer Momente ist auch für die Industrien, welche auslän- 
‘be Rohstoffe, wie Erze, Metalle, Kautschuk usw. kaufen, eine 
‘swendigkeit. Sie sind sonst alle in Gefahr, daß bei Ablauf der 
-ıhlungsfrist die geschuldete Summe möglicherweise um das 
rfache gestiegen ist. | 

Für die Beurteilung der weiteren Entwicklung des Außen- 
ıdels ist die Valuta maßgebend. Bringt die Preiserhöhung 
‘ Inlandpreise hart an die Weltmarktpreise heran, so ist das 
“fuhrgeschäft um so mehr den Schwankungen der Valuta unter- 
‘fen. Die Valutafrage ist volkswirtschaftlich die entscheidende 
"age der Wert- und Preisberechnung. Die Weltwirtschaft besab 
-ıı Abwicklung ihres Warenaustausches die Goldwährung, und 
“r Ausgleich der Schwankungen der Wechselkurse der einzelnen 
“zaten untereinander konnte durch die Abgabe von Gold oder 
:llwerten schnell durchgeführt werden. Seit Friedensschluß 
“4 die nationalen Währungen Europas immer stärker von der 
s:iwährung abgedrängt und in nationale Papierwährungen um- 


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utsche Valuta wieder abzustoßen. Die Frage der Ausland- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. | ll 


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gewandelt worden. Dies trifft besonders für die mittel- und ost- 
europäischen Staaten zu, mit deren Währungen seit dem Vertrag 
von Versailles die unerhörtesten Verwüstungen angerichtet sina. 
Bei den immer enger werdenden weltwirtschaftlichen Beziehun- 
gen zwischen Deutschland und den übrigen Nationalwirtschaften 
und bei der immer stärkeren Durchdriugung des Reparations- 
problems mit der Welt- und Valutawirtschaft wird die Entwick- 
lung dieser Währungen von immer größerer Bedeutung. Die Be- 
wertung einer Landeswährung im Auslande hängt in der Haupt- 
sache von dem Grad der Inflation, dem Stand der Zahlungsbilanz 
und der Auffassung des Auslandes von der Wirtschaft des be- 
treffenden Landes ab. Für Deutschland ist das letztere gleich- 
bedeutend mit der vernünftigen Regelung der Reparationszahlun:z. 


Die etwa 75 Milliarden Markbeträge im Auslande machen 
auch jede Stabilisierung der deutschen Valuta vorläufig unmög- 
lich, da das Ausland an jedem Tage durch Hereinunahme oder 
Angebot von beliebigen Maurkbeträgen die deutsche Valuta nacin 
Belieben aufwärts oder abwärts treiben kann. Die deutsche Mark 
kann in Zukunft in Abhängigkeit von ausländischen Börsen- 
manövern geraten. Diese Wertschwankungen können dem deutschen 
Volke jährlich Milliarden von Goldmark kosten. Eine Stabilisierung 
auf dem Wege der Diskontopolitik ist auch international nicht mög- 
lich, da die Diskontopolitik die Preisentwicklung nur festigen kann, 
wenn der Wert der Yaluten einer Anzahl Länder und das für eine 
ungehinderte internationale Kreditgewährung ‘erforderliche Ver- 
trauen gefestigt sind. Über die Devisenbewegung der deutschen und 
der ausländischen Valuten gegen den Dollar usw. geben die Schau- 
bilder in „Wirtschaft und Statistik” eine Gesamtübersicht. Aus den 


vergleichenden Kursen geht die Annäherung der europäischen „Edel-: 


valuten” an ihre Goldparität hervor, während aus Reparationsgrün- 
den für Mittel- und Osteuropa die Valutaentwicklung ungünstig ist. 
Auch die Stabilität des Dollars gegen die anderen Währungen ist 
danach geschwächt, so daß der Dollarkurs als „Standardwährung“ 
allein der Markbewegung nicht ohne weiteres zugruude gelegt 
werden kann. Die Mark hat in zwei Zeitpunkten auf dem inter- 
nationalen Geldmarkt bei gleichem Dollarkurs einen geringeren 
Wert, wenn die anderen Valuten gestiegen sind bzw. die Entwer- 
tungsfaktoren der Mark veränderlich sind, was gleichfalls bei der 
Ausfuhrpreispolitik zu berücksichtigen ist. 

Sonst wirkt die Entwertung der fremden Währung in Jer 
gleichen Richtung wie hohe Zollsätze. Die Industrie eines Landes, 
das vom Außenhandel lebt, vermag nach außen mit der Industrie an- 
derer Länder, die eine niedrige Valuta besitzen, nicht in Wettbewerb 
zu treten. Weiterhin wird aber dasselbe Land nach innen mit fremden 
Waren überschwemmt, die zu einem viel niedrigeren Preise als die 
einheimischen verkauft werden können, so daß die eigene Landes- 
industrie um den Warenabsatz im eigenen Lande kämpfen muß. 


Die Wiederherstellung der Währungsordnung ist eine der wirt- 
schaftlichen Aufgaben der Gegenwart, ohne die weder Inflation noch 
Preissteigerung zu bekämpfen sind. England-Amerika wollten die 
Währungen der europäischen Staaten wieder auf Gold begründen. 
Die Goldwährung hat ja auch ihren Ausgang von England genommen, 
das die Goldminendistrikte besitzt, und sich von hier über die übri- 
gen Staaten der Welt verbreitet. Wird das Gold entwertet, so versagt 
damit eine Quelle des englischen Reichtums, und es bleibt für Eng- 
land als Einnahımequelle nur der internationale Handel bestehen, in 
dessen Mittelpunkt es steht. Die Goldvorräte der Welt sind nun zum 
größten Teil nach New York gewandert. Amerika-England sind also 
an der Wiederaufrichtung der Goldbasis oder an ihrer Statt an der 
Aufstellung eines Planes für die Stabilisierung der Goldwährung in 
völliger Übereinstimmung. Es liegt aber auf der Hand, daß die Lö- 
sung dieses Problems mit den Reparationszahlungen, mit der inneren 
und äußeren Schuld und auch mit der Politik der einzelnen Staa- 
ten, insoweit sie Höhe und Verwendung ihrer Ausgaben bestimmt, 
verbunden ist. Die Vereinigten Staaten würden vor alleın bei 
Wiedereinführung der Goldwährung eine „Wiederverteilung der 
Goldbestäude” und eine „Rückkehr“ des Goldes aus den Vereinigten 
Staaten zu „anderweitiger Verwendung” erreichen. Sie würden bei 
der Flucht vor dem Golde für das Gold Waren und Vorteile eintau- 
schen wollen, die wichtiger als das Gold sind. Diese Stellungnahme 
verlangt, daß die Goldpolitik der Vereinigten Staaten und Englands 
mit Aufmerksamkeit und Vorsicht verfolgt wird. 

Wenn auch Amerika-England der Welt ihren festen Wert- 
messer geben würden, so würden als Ergebnis dieser Währung 
Joch wieder die entwerteten Valuten der anderen Länder gegen- 
überstehen. Würden die Vereinigten Staaten den valutaschwachen 
Ländern auf dem Wege eines Abkommens ihr Gold zur Ver- 
fügung stellen, so flüsse es doch wieder auf dem Handelswege 
nach Amerika-England zurück. Ein umfassendes Abkommen über 
die Wiedererrichtung der Goldwährung dürfte auch unmöglich 
sein, da kein europäisches Land dazu bereit sein wird und auch 
kein Land aus eigener Kraft das Wertverhältnis zwischen seiner 
Valuta und etwa dem Golddollar festigen könnte Für so tief 
verschuldete Länder wie Deutschland würde die Rückkehr der 
Welt zur Goldwährung die Unmöglichkeit bedeuten, jemals wieder 
zu geordneten Geldverhältnissen zu kommen, da die Preissteigerung 
überallden Bedarf an Zahlungsmitteln ins Ungeheure gesteigert hat. 
Schon deswegen würde auch die nötige Golddeekung nicht zu be- 
schaffen sein. Es wäre äußerst bedenklich, die Inflation und Gold- 
entwertung durch Geldmangel ersetzen zu wollen, zumal es auch 


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ohne das Gold geht und für die entgoldeten Staaten nur die Befesti- 
gung der internationalen Wechselkurse umd für die Entente das Auf- 
hören der Inflation ein erstrebenswertes Ziel ist. Würden die Valu- 
ten der verschiedenen Länder gesetzlich durch feste Realisationen 
miteinander verbunden, so ist das Gold nicht notwendig. Ein festes 
Verhältnis der Währungen ist aber in der-Praxis nicht aufrechtzu- 
erhalten, da es sich sofort bei jeder Veränderung des gegenseitigen 
Verhältnisses der Zahlungsbilanz ändern muß. Das Zeitalter der 
Goldwährung dürfte dann aufhören, sobald die Vorarbeiten zu einer 
Währung, deren Grundlage die Indexziffern der Großhandelspreise 
oder der Wert eines Welthandelsartikels sein würde, durchgeführt 
sind. Das Interesse Amerika-Englands, sich ihrer Goldbestände zu 
entledigen, darf die Währungspolitik der valutaschwachen Länder 
einschließlich ihrer Aus- und Einfuhrpolitik nicht beeinflussen. 


Je mehr die Verbindungen zwischen Deutschland und dem Welt- 
markt ausgebaut werden, desto stärker müssen auch die Rückwir- 
kungen wirtschaftspolitischer Maßnahmen der Entente auf den 
Außenhandel sein. Die Entente hat das Ziel, Goldwerte und Waren 
aus Deutschland herauszuholen, und gleichzeitig will sie von dem 
Drucke des deutschen Wettbewerbes auf dem Weltmarkt befreit 
sein. Deutschland hat exportiert, das Ausland will jetzt exportieren 
und den Nutzen von dem Export Deutschlands haben. Für dieses 
Ziel wird nun Stein an Stein zu dem neuen Weltwirtschaftsgebäude 
aneinander gefügt. 


Die Maßnahmen des Auslandes und die erzwungene Politik 
der deutschen Regierung rücken dem Zeitpunkt immer näher, wo 
die „Anpassung“ der deutschen Inlandpreise an die Weltmarkt- 
preise erreicht sein wird. Diese Anpassung hat die Entente zu 
einer der Hauptbedingungen bei den Verhandlungen über Er- 
leichterungen in der Reparationsfrage gemacht. Wird außerdem 
die Stabilisierung der Valuten nach englisch-amerikanischen Plä- 
nen in der einen oder anderen Form durchgeführt, so muß die 
deutsche Industrie auf diese Entwicklung vorbereitet sein, wenn 
sie sich vor Überraschungen bewahren will. Hierzu gehört vor allem, 
daß sie die erforderlichen Abschreibungen und Rückstellungen vor- 
nimmt. 

Als die deutsche Regierung die im Londoner Ultimatum vom 
12. V. 1921 aufgezwungenen Zahlungsbedingungen angenommen 
hatte, war die Folge dieser Annahme die Vorlage des großen 
Steuerprogramms und die Umgestaltung der Bestimmungen über 
den Außenhandel. Der wachsende Geldbedarf des Reiches führte 
zunächst zu der Änderung des Ausfuhrabgabentarifs vom 27. X. 
1921 mit Wirkung vom 1. XI. 1921. Das Hauptmerkmal des jetzt 
gültigen Tarifs ist die durchgängige Erhöhung der Abgabensätze 
um fast 4 vH gegenüber denen des früheren Tarifs, der von 
ziemlicher Starrheit war. Da die Ausfuhrabgabe in den Preis 
einkalkuliert ist, zahlt das Ausiand diese Abgabe. Der neue Ge- 
setzentwurf ist überwiegend ein reines Rahmengesetz und macht 
alle Einzelheiten von dem Erlaß von Ausführungsbestimmungen 
abhängig. Er sieht gleichzeitig eine Trennung der Verwaltung 
der Ausfuhrabgabe von der eigentlichen Außenhandelskontrolle 
vor. Die Außenhandelskontrolle wird auf ihrem eigentlichen Ge- 
biete der Preis-, Mengen- und Ein- und Ausfuhrüberwachung ar- 
beiten. Die Veranlagung und Erhebung soll auf die Zollstellen 
übergehen und wird unabhängig von der Außenhandelskontrolle 
durchgeführt. Der Entwurf ist ein deutsches Ausfuhrgesetz, das 
den gesamten Warenexport beim Übergang über die Zollgrenze 
einer Abgabe unterwirft. Die Erhebung der Abgabe wird Schwie- 
rigkeiten haben. Damit die Tarifsätze vor allem den Änderungen 
der Valuta schnell zu folgen vermögen, müßten sie je nach der 
Valutaschwankung beweglich gestaltet und außerdem der wirt- 
schaftlichen Lage der einzelnen Industriezweige, der Änderung 
der Produktionskosten, der Lage der Auslandsmärkte sowie dem 
Anteil an ausländischen Rohstoffen, der in jeder Ware enthalten 
ist, möglichst angepaßt werden. Die Kernfrage ist dann die, bel 
welchem Valutastand die Abgabe einsetzen soll, und in welchem 
Verhältnis die Multiplikationskoeffizienten unter Berücksichti- 
gung der genannten Faktoren zu bestimmen sind. Bei schnell ver- 
änderlichen Tarifsätzen wird für langfristige Lieferungen, wo 
zwischen Angebot, Bestellung, Lieferung und Bezahlung eine Zeit- 
spanne von Monaten liegt, eine geordnete Grundlage zur Preisanstel- 
lung möglich sein, wenn der Tarif vom Tage des Verkaufsabschlusses 
wirksam wird. 


Die Einfuhrverbote sollen durch ein Einfuhrzollsystem er- 
setzt werden. Deutschland wird also ein Einfuhrzollsystem, das 
auf den spezifischen Zöllen nach Gewicht, Maß und Stückzahl 
aufgebaut ist und ein Ausfuhrzollsystem besitzen, für das der 
Warenwert zugrunde liegt, ein System, wie es z. B. die Ver- 
einigten Staaten, Belgien und Holland eingeführt haben. Bei einem 
solchen System ist aber erforderlich, daß die ausführenden Verwal- 
tungsstellen die erforderliche Sachkunde und Erfahrung besitzen, die 
bei Deutschland in den Außenhandelsstellen vorhanden ist. 


Die praktische Handhabung des neuen Gesetzentwurfs wird 
in dem Augenblick auf Schwierigkeiten stoßen, wo die Preisent- 
wicklung im Auslande und die Annäherung der deutschen Preise 
an die Weltmarktpreise die Ausfuhr schwieriger gestalten wird. 
Dann wird die deutsche Industrie gegenüber der ausländischen, 
die völlig behördenfrei arbeiten kann, vor der Aufgabe stehen, 
den Absatzmarkt zu behaupten. Die Beibehaltung oder Beseiti- 


` geleitet, damit nicht durch Zölle, Ein- und Ausfuhrverbote u. dgl. der 


gung der Ausfuhrabgabe dürfte dann nicht nach finanzpolitischen 
Rücksichten, sondern vor allem nach den Außenhandelsbeziehun- 
gen zu entscheiden sein, von denen die Finanzlage des Staates 
allein abhängig ist. 


Für Deutschland besteht weiter auf Grund der Sanktionen 
eine ausländische Einfuhrabgabe von 25 vH, und die allge- 
meine deutsche Ausfuhrabgabe von 26 vH für Reparations- 
zwecke, zu deren Entrichtung sich die deutsche Regierung durch 
das Londoner Ultimatum verpflichtet hat. Der Bruttoausfuhr- 
index des Londoner Ultimatums macht es also notwendig, für die 
innere Finanzierung der Reparationslast die deutsche Ausfuhr mit 
dieser Ausfuhrabgabe zu belasten. Diese Abgabe findet nur An- 
wendung auf die Ausfuhr nach solchen Ländern, welche nicht 
ihrerseits von der deutschen Ausfuhr die Einfuhrabgabe von 
25 % oder darüber erheben. Die Reparationsabgabe wird tatsächlich 
nur von Großbritannien vom deutschen Export erhoben, soweit 
er nach Großbritannien geht. Das Gesetz ist noch in Frankreich, 
Belgien und Rumänien angenommen, aber die Ausführungsbestim- 
mungen dazu sind noch nicht erlassen. In Kanada und Australien 
liegt die Entscheidung bei den Parlamenten. Auf Grund des 
Ultimatums wäre die deutsche Regierung für alle solche Abgaben 
ersatzpflichtig. 


Wie die Verhältnisse für den deutschen Ausfuhrhandel auf 
den Weltmärkten sich gestalten, zeigen weiter die Abschluß- 
bestrebungen des Auslandes. In den meisten Staaten ist eine 
starke Tendenz in der Richtung zum Protektionismus zu 
beobachten, mit dem Ziel, die Differenz, die zwischen deutschen 
Ausfuhrpreisen und Weltmarktpreisen bzw. zwischen Papierınark 
und Goldmark besteht, zugunsten der eigenen Landesfinanzen 
auszunutzen. Der Notstandstarif der Vereinigten Staaten vom 
27. V. 1921 richtet sich auch gegen deutsche Erzeugnisse. Für die 
Zollberechnung ist der Preis maßgebeud, der für die eingeführten 
Erzeugnisse an den ausläudischen Fabrikanten gezahlt wird. In 
den südamerikanischen Staaten müssen die Zollgebühren in hoch- 
wertiger Valuta entrichtet werden. England hat für den deutschen 
Warenimport die Reparationsabgabe von 26%. In Australien sind 
noch immer Einfuhrverbote gegen Deutschland in Kraft. Frank- 
reich, Belgien, Spanien und Italien sind zu weitgehenden Speziali- 
sierungen ihres Tarifschemas übergegangen. Das japanische Ge- 
setz sieht Zuschläge zu den Zollsätzen vor, die sich nach dem 
Unterschied zwischen dem Einfuhrpreis und dem allgemeinen 
Marktwert der Ware in Japan richten sollen. Um den Schwierig- 
keiten in den verschiedenen Staaten zu begegnen, müssen also die 
Preisanstellungen den Marktverhältnissen des entsprechenden 
Landes angepaßt werden. Nach dieser Richtung sind die wirt- 
schaftspolitischen Tendenzen des Auslandes scharf zu verfolgen, 
um dessen Maßnahmen gegen die deutsche Ausfuhr entsprechend 
abzuschwächen. Sicherlich werden die mit den Schutzzöllen ver- 
bundenen Einnahmen so lange gering bleiben, als der Schutz 
prohibitiv wirkt. Sie können aber stärker fließen, wenn der 
durch die Reparationen erzwungene deutsche Export trotz des 
Zolles in den betreffenden Staaten oder an anderen Absatzmärkten 
in Wettbewerb treten kann. Diese Summen werden dann der 
deutschen Wirtschaft durch eine sinnreiche Verbindung von 
Reparationsdruck und Schutzgesetz entzogen, ohne daß sie auf 
die deutschen Leistungspflichten zur Anrechnung kommen. Dieze 
Werte bedeuten eine zweite Reparation, die unter dem | 
Druck der zahlenmäßig festgesetzten eigentlichen Reparation sich , 
vollzieht. 

Eine richtige deutsche Ausfuhrpolitik sollte auf Ausfuhren 
nach Ländern, in denen der Importzoll einen gewissen Mindest-: 
satz überschreitet, verzichten. Deutschland ist aber bei der auf-! 
erlegten Reparationslast nicht in der Lage, seine Ausfuhr oder] 
Einfuhr stärker zu hemmen, um mit diesem Mittel begründete, 
wirtschaftliche Ziele zu erreichen. Außerdem legen die Artikel 264; 
bis 267 des Versailler Vertrages Deutschland die Pflicht auf, keinen 
Unterschied in der Behandlung des „verbündeten“ Handels gegen- 
über den mit anderen Staaten zu machen. Hieraus wird sogar das. 
Recht der Aufsicht über den deutschen Ein- und Ausfuhrhandel her 


Handel der Verbündeten beeinträchtigt würde. 


Durch das Wiesbadener und die neuen Sachlieferungs- 
Abkommen können Waren von Angehörigen der Ententestaaten 
welche dem Abkommen beigetreten sind, für jeden Zweck bezoge 
werden, wenn ein von der Reparationskommission genehmigter Li 
ferungsvertrag abgeschlossen ist. Da die Wiederausfuhr nach de 
Dominien, Kolonien und Protektoraten gestattet ist, so fällt jed 
Kontrolle über die schließliche Verwendung der deutschen Lieferun- 
gen weg. Damit ist ein Teil des freien deutschen Exports festgeleg 
und der freien Gestaltung der deutschen Außenhandelskontrolle der 
artige Grenzen gezogen, daß die Gefahr einer schärferen Unterbinn 
dung der Ausfuhr Deutschlands durch übertriebene Anforderungr 
de Entente bis zu einer Beunruhigung des inländischen Marktes mög 
lich ist. Deutsche Waren gehen bereits jetzt durch den ausländische 
Zwischenhandel über Amerika, England und Frankreich, auch übe 
Skandinavien, Holland, Italien und die Schweiz, teilweise sogar i 
Transit nach Australien, Afrika, Sibirien und Rußland und tragen s 
zum Gewinn des Auslandes bei. 


Für Deutschland ist nun die Frage die, wie weit bereits di 
Anordnungarechte der Entente zu einer Zentralisierung der deu 


wg mm } * baong AFN “ru. re 


ie unter ihrer Aufsicht gehen. Für die gesamte Ein- 
aus dem und in das besetzte Gebiet ist nur die Be- 
des Ausfuhramtes Ems zulässig. Das besetzte Gebiet 
ei vollständige dem Bereich -der deutschen Außenhandels- 
Benpzogon. Die Bewilligungen, die von den interalliierten 
egie der Ausfuhrstelle Ems erteilt werden, zeigen bereits 
e Richtung, in der sich die Kontrolle von seiten des Aus- 
es be wegt. Deutsche Ware strömt ohne Valutazuschlag ins 
and ab. Ausländische -Ware strömt in jeder Einfuhrmenge 
4 ‚jedem noch so hohen Preise ins deutsche Land hinein. Der 
für die Bewilligungen ist hierbei der folgende: 
Anträge sind in Ems einzureichen und werden dort 
und dann zur Abstempelung nach Koblenz gesandt, um 
iließlich dem Antragsteller wieder zugestellt zu werden. Eine 
lehnung von Ausfuhranträgen wegen zu geringer Preise kann 
n, wenn die Auslandindustrie gegen den deutschen Wettbe- 
sschützt werden soll. 


> Maßnahmen sind einer Antidumpinggesetzgebung auf 
a Boden gleichzusetzen, deren Handhabung völlig in dem 
Beer Ententekommission liegt. Wohl hatte die inter- 
e Rheinlandkommission sich bereit erklärt, die deutschen 
ündlagen für die Erteilung von Ausfuhrbewilligungen ebenfalls 
Ems anzuwenden. Das Amt Koblenz läßt aber differenzierte 
e den verschiedenen Ländern nicht zu und verbietet 
ferdem seinen Beamten die Rückfragen nach dem Friedens- 
y Da der Friedenspreis die einzige Grundlage bildet, um den 
a Verkaufspreis zu bestimmen, so ist damit die Preis- 
g und die einheitliche Durchführung der deutschen Außen- 
Bregelung praktisch für dieses Gebiet aufgehoben. Durch 
zen aber erhalten die dort tätigen Beamten der Entente 
ı Einblick in alle Einzelheiten der Preisprüfung, so daß 
ısländische Wettbewerb über die Preiskalkulation der 
- Ausfuhr fortlaufend vorzüglich unterrichtet ist und 
jach Belieben unterbieten kann. Die Preisprüfung, die vor- 
hrie Fakturierung in Auslandswährung und die zahl- 

E bureaukratischen Erschwerungen führen zu großen Ver- 
ngen und Erschwernissen bei der Ausfuhr. So haben die 
2 deutschen Zollstellen Weisung. auch wenn die Ausfuhr 
s besetzte Gebiet hinausgeht, keine Bewilligungen der 
schen Außenhandelsstelle anzuerkennen, sondern die Ein- 
ler Bewilligung von der Emser Stelle zu fordern. Deutsch- 
nd e ænnt demgegenüber die Ausfuhrbewilligungen der Stelle 

Em: = für die Ausfuhr von Waren aus dem besetzten Gebiet 
H das unbesetzte nach dem Ausland nicht als gültig an. Da 
ger auch nicht als Transitverkehr betrachtet werden 
d muß für die Ausfuhr aus dem besetzten durch das un- 
> Gebiet nach dem Ausland eine Bewilligung der Stelle 
Fund auch eine deutsche Ausfuhrbewilligunz bei der zustän- 
we ißenhandelsstelle eingeholt werden. Dieses Verfahren 

tzten at zur Folge, daß Teile des Ausfuhrverkehrs aus dem 
Gebiet nach dem Ausland von den deutschen Häfen 
sn belgischen oder holländischen Häfen abgelenkt werden, 


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4 in 3 E s = 
n s tinap 
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is Kraftwerk Seira und die 120 kV-Kraftübertragung 
3 = nach Barcelona!). 


mde 1918 in Betrieb gesetzte Kraftwerk Seira der Catalana 
eidad A.G. versorgt im Wettbewerb mit noch zwei an- 
llschaften?) die Stadt Barce- 
A: Koron industriereicher Um- 
2 wie große Teile der Provinz 
or Im Kraftwerk wird das 
Eara, eines am Südabhange 
näer BP ingenden Flusses, 
ganze zur Verfügung 
ie Sol welches in mehreren 
al enutzt werden kann, beträgt 
lie è gesamte erzielbare Leistung 
Obiges Kraftwerk ist das 
für den Ausbau bestimmten 
m. und arbeitet mit 146 m Nutz- 
bei einer Höchstwassermenge 
m?/s Die- Wasserfassung befin- 
ih E05 m Seehöhe und besteht 
m Grundwehr mit 3 Öffnungen 
| 16: esamtbreite mit seitlich an- 
ten Schützen. Der Anfang des 
zen Oberwasserkanals liegt 
708 agen 8274 m als Freispiegel- 
geführt sind, dessen Sohlen- 

1 : 1000 gewählt wurde. Der 
indet in das offene Wasser- 
50 2000 m? Inhalt, von wo die 
e Druckrohrleitung in das 


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Générale de l'Electricité“, 
“1917, 8. 62 und}78; 1918, S. 87, 


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Elektrotechnische Zeitschrift, 


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‚ER D 1 ha- % Rr APL de a. pen i 7 a 


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1922. Heit 27. 913 


weil bei diesem Wege die deutsche Ausfuhrbewilligung nicht eT- 
forderlich ist. Frankreich, das durch Elsaß-Lothringen für mehrere 
Jahre die Einfuhrfreiheit seiner Produkte nach Deutschland hat, ver- 
sucht, sich darüber hinaus neue Einfalltore zu verschaffen. Bei der 
Aufhebung der Sanktionen hatder Oberste Rat die Aufhebung dieser 
Kontrolle davon abhängig gemacht, daß ein neues Abkommen zur 
Überwachung des deutschen Außenhandels eingesetzt würde. 


Der deutschen Regierung steht zur Abwehr der wirtschaftlichen 
Maßnahmen der Entente nach außen der Abbau der Außenhandels- 
kontrolle in Form einer jeweiligen und zweckmäßigen Erweiterung 
der Ausfuhrfreiliste, des Wegfalls der Preis- und der Mengenkon- 
trolle zur Verfügung und auf dem Gebiete der Einfuhr, um die ent- 
sprechenden Lücken auszufüllen, eine entsprechende Zollpolitik. 
Die Nachteile, welche ein derartiger Abbau mit sich bringen wird, 
sind abzuwägen gegen die Schäden, welche mit der Überwachung 
des Außenhandels durch das Ausland verbunden sind. Deutschland 
kann weiterhin gegen das Ausland nur durch Handelsabkommen 
vorgehen, die auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruhen. Deutsch- 
land ist im Versailler Frieden eine einseitige Meistbegünstigung 
auferlegt worden, d. h. es muß den Siederstaaten die Meistbegünsti- 
gung, ohne selbst Anspruch auf Gewährung derselben zu haben, ge- 
währen. Auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit sind Abkommen be- 
reits mit Rußland, Lettland, Litauen, Jugoslawien, Italien und Spa- 
nien abgeschlossen oder in Vorbereitung. Diese Handelsabkommen 
werden gewisse Zugeständnisse für die Einfuhr von Waren verlan- 
gen, die sonst gegen das Ziel einer aktiven Handelsbilanz verstoßen. 
Sicherlich ist der notwendige erste Schritt zur Überwindung der 
wirtschaftlichen Folgen des Weltkrieges für Europa die gegen- 
seitige Einräumung des Meistbegünstigungsrechts. Zurzeit muß 
Deutschland die Außenhandelskontrolle aber noch als Mittel ge- 
brauchen, um die Warenverschleuderung ins Ausland zu verhindern. 
Dies wird überflüssig, sobald Deutschland mit seinen Preisaufschlä- 
gen besonders für Kohlen und Eisen an den Weltmarktpreis heran- 
gekommen ist, Auch das System der Einfuhrverbote wird dann aus 
politischen Gründen fallen, und an ihre Stelle werden wohl Zoll- 
erhöhungen treten müssen. 


Die Zeit wird kommen, wo diese Erörterungen notwendig wer- 
den. Aussichten auf Besserung sind aber nur vorhanden, sobald 
Deutschland, Rußland und die anderen zentraleuropäischen Mächte 
sich erholt haben. Dies ist für Deutschland nicht möglich, solange 
es mit außerpolitischen Zahlungen überlastet ist. Die wirtschaft- 
liche Lage dieser Länder, die Regulierung der Milliarden interna- 
tionaler Schulden, die Stabilisierung der internationalen Währungs- 
verhältnisse sind die drei Pfeiler, die für den Aufbau der Weltwirt- 
schaft von grundlegender Bedeutung sind. Um bei diesem Neubau zu 
vermeiden, daß die deutsche Wirtschaft ihre nationale Selbständig- 
keit verliert, muß jede zielbewußte innere Wirtschaftspolitik in der 
Richtung gehen, eine möglichst weitgehende Übertragung der Wirt- 
schaftsfunktionen auf die beteiligten Wirtschaftskreise vorzu- 
nehmen, um Gleichmäßigkeit und Klarheit in den zu befolgenden 
wirtschaftlichen Richtlinien und Sicherung für ihre Durchführung 
zu besitzen. 


Kraftwerk führt (Abb. 1). Der obere Teil der Druckleitung, 
welche nur eine mäßige Neigung aufweist, ist als blecharmier- 
tes Eisenbetonrohr von 25 m Durchmesser ausgeführt, welches 
einem Wasserdruck bis zu 50 m Wassersäule zu wider- 
stehen vermag; der untere, steilabfallende Teil besteht aus ge- 


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Abb. 1. Druckrohrleitung. 


914 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 27. 


- 


17. Juli 1922. 


nieteten Blechrohren von 2 m innerem Durchmesser. Es sollen 
bei vollem Ausbau 2 Eisenbetonrohre und 3 Blechrohre verlegt 
werden; zunächst wurden jedoch nur 1 bzw. 2 Rohre verlegt. Die 
tohrleitung ist beim Wasserschloß mit selbsttätigen Dros="l- 
klappen ausgerüstet, die bei Überschreiten der normalen Ge- 
schwindigkeit die Leitung absperren. Das für die Aufnahme von 
insgesamt 4 Einheiten vorgese- 
hene Maschinenhaus enthält z. Zt. 


terie liefert Strom für die Notbeleuchtung und die verschiedenen Sig j 
nale. Die Transformatoranlage besteht z. Zt. aus drei (im vollen Aus- 
bau vier) Drehstromeinheiten von je 9000 kVA, 6000/95 000/110 00 
125 000 V mit unterspannungsseitig angeordneten Anzapfungen; il 
Wirkungsgrad stellt sich bei Vollast und cos p = 1 auf 98,8 %; die 


Eisenverluste betragen 45 kW, die Kupferverluste 57,5 kW, beide 


3 Franeis-Doppel-Spiralturbinen 
mit wagerechter Welle, deren jede 
bei 500 Umdr/min eine Höchstlei- 


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stung von 12500 PS hat (Abb. 2). 
Die mit deu Turbinen gekuppel- 
ten, von der Maschinenfabrik 
Oerlikon gelieferten Drehstrom- 
generatoren sind für 6000 bis 6500 
V,50 Per und 10000 kVA Höchst- 
leistung gebaut. Das in den um- 
laufenden Teilen der Generatoren 
ıntergebrachte Schwungmoment 
beträgt 120 m?t, ein verhältnis- 
mäßig sehr hoher Wert bei dieser 
Drehzahl, welcher jedoch durch 
die lange Rohrleitung bedingt er- 
scheint. Bemerkenswert ist, daß 
der Ladestrom der mit 125 kV be- 
triebenen Kraftübertragungslei- 
tung nach Barcelona, bezogen auf 
die Generatorspannung, 920 A be- 
trägt, sonach im großen und gan- 
zen mit der Stromstärke bei Voll- 
last übereinstimmt. Die Strom- 
erzeuzer haben einen Spannungs- 
abfall von Leerlauf bis Vollast in 
der Höhe von 6,5 % bei cos p = 1 
bzw. 18,5 % bei cos p = 0,8; ihre 
Eigenreaktanz beträgt 10 %. Zur 
Erzielung einer wirksamen Dämp- 
fungder Kurzschlußströme wurde 
diese durch eigene Reaktanzspu- 
len für ebenfalls 10 % auf zusam- 
men 20% erhöht. Die Konstruk- 
tion der Stromerzeuger weist 
einige durch die bei ihrer Lei- 
stung bereits hoch zu nennende 
Drehzahl bedingie erwähnenswerte 
Einzelheiten auf. Zunächst mußte 
in Hinblick auf die schwierigen 
Zufuhrverhältnisse das Gewicht 
des schwersten Stückes auf 12 t 
begrenzi werden, da von der Eisen- 
bahnstation aus noch ein 76 km 
langer Wer mit Fuhrwerk zurück- 
zulegen war. Aus diesem Grunde 
wurde das inszesamt 41 t wie- 
gende Gehäuse vierteiliz herge- 
stellt, der Rotor im Gesamtge- 
wicht von 19 t (ohne die 172 t 
wiezenden 12 Pole) zweiteilie. 
Die Welle besteht aus zeschmie- 
detem Siemens-MartinStahlzuß; 
auf das Armkreuz sind 8 aus ge- 
schmiedeten Stahlplatten hergece- 
stellte Ringe warm aufgezogen, 
welche die mittels Keilen be- 
festigten Pole selbst tragen. Die 
Bohrung des Stators beträgt 2,5 
m, die Eisenlänze 12 m. Die 
Wicklung ist in 120 offenen Nu- 
ten eingebettet, deren jede 20,5 
mm breit und 70 mm hoch ist: in 
ieder Nut sitzen 2 Stäbe. Die 
Stromerzeuger besitzen vollkom- 
men geschlossene Bauartund wer- 
den durch zwei auf die Welle 
aufgesetzte Ventilatoren, die die 
Kiihlluft von außen ansaugen 
und wieder ins Freie drücken, be- 


Abb. 2 


lüftet. Die Erregerwicklung be- 
steht aus hochkantzewickeltem 


Flachkupferband von 45 X Amm: 
die Erregerspannung beträgt 115 
Volt. Das Gesamtgewicht eines 
Stromerzeugers stellt sich auf 102t. Der Erregerstrom wird von zwei 


Abh. 3 


Doppelspiralturbinen fih_12560 PS gekuppelt_mıt Drehstromgeneratoren für 10000 kVA. 


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am: 


Klektrolyt-Blitzableiter an der Austrittsstelle der Freileitungen aus dem Kraftwerk. =: 


bezogen auf 110 kV Öberspannung, der Spannungsabfall bei: 


besonderen Erregermaschinen geliefert, die von eigenen Freistrahl- cos =0,8 6,1%, die Kurzschlußspannung 9,5 % (bezogen auf 
turbinen angetrieben werden; jede Erregermaschine leistet 225 kW 110 kV). Das Öl wird in außenliegenden besonderen Kühlern 


bei 600 Umdr/min. Dieselben Turbinen liefern auch die Triebkraft 
für 2 Drehstromgeneratoren von je 125 kVA Leistung, 50 Per, 230 V, 
600 Umdr/min. welche die verschiedenen Hlilfsbetriebe bedienen. 
Beide Stromerzeuger sitzen auf einer Seite der Antriebsturbine; alle 
drei Maschinen sind starr miteinander gekuppelt. Eine Sammlerbat- 


in bekannter Art rückgekühlt. Die Prüfung der Transformatoren er- 
folgte mit 250 kV zwischen Hochvolt- und Niedervoltwicklung 
bzw. Hochvoltwieklung und Erde, wobei der Sternpunkt der Hoch- 
voltwieklung an Erde gelegt war: die Unterspannungswicklung 
wurde mit 16 kV gegen Eisen geprüft. Das Gesamtgewicht eines 


Le 


"mspanners stellt sich auf 49 t, wovon auf den Kern 26 t, den 
Kasten 5,5 t und das öl 15 t entfallen. Die Sternpunkte aller 
irei Umspanner sind an eine Sammelschiene angeschlossen, von , 
welcher eine Frdstromlöschspule die Verbindung zur Erde ver- 
nittelt. Nach der Beschreibung soll diese Spule unter Phasen- 
spannung einen nacheilenden Blindstram von mit dem Erdschluß- 


dem Petersenschen Löschprinzip bemessen. 

Die Schaltanlage weist unterspannungsseitig Hilfsschienen, 
oberspannungsseitig Ringsammelschienen auf, wobei jedoch, obwohl 
hetriebemäßig je ein Siromerzeuger und ein Transformator eime 
Gruppe bilden, die Stromerzeuger auch wahlweise mittels Ölschalter 


an die Hilfsschienen angeschlossen werden können; auch in die N 


ind auf sechsgliedrigen Isolatorketten aufgehängt, die je nach Be- 
“| drf starr oder beweglich ausgebildet wurden. Die 125 kV-Öl- 


wurden mit 300 kV Spannung geprüft und mit Vorschaltdrossel- 
spulen und zylindrischen Kontakten ausgerüstet; die Schalt- 
ceschwindigkeit beträgt 1 m/s; das Gewicht cines dreipoligen 
Schalters stellt sich einschließlich Öl auf 22 t. 
Die Kraftübertragun gsleitung nàch Barcelona be- 
angeordneten Leitungen 
von je 250 km Länge je Phase wurde ein Kupferseil von 85 mm’ 
Querschnitt verwendet; über die Mastspitzen ist ein Schutzseil 
303 &) mm? Eisen verlegt, welches auf jedem vierten Mast geerdet 
wande. Die drei Leitungen eines Stromkreises sind in den Ecken 
eines liegenden gleichschenkligen Dreiecks von 5,5 m Schenkellänge 
angeordnet: der senkrechte Abstand der beiden auf der einen Mast- 
zaite äbereinanderliegenden. Leitungen beträgt 3,6 m; das Schutzseil 
Hegt 33 m über dem obersten Leitungsseil. Die Isolatorenketten 
i bestehen aus 9 bis 10 Einheiten bei den in größerer Seehöhe ge- 
Jegenen Strecken, wogegen bei jenen Strecken, welche sich in gerin- 
Seehöhe befinden, 8 bis 9 Einheiten für genügend befunden werden. 
Die größte im Zuge der Leitung vorkommende Spannweite stellt 
sich auf 400 m. i 
An Überspannungsschutzvorrichtungen (Abb. 
3) sind außer der bereits erwähnten Erdstromlöschspule noch kräf- 
tize Drosselspulen, Wasserstrahlerder und Elektrolytableiter vor- 
handen. An die Kraftübertragungsleitung sind z. Zt. drei Unter- 
werke angeschlossen, deren größtes, jenes von San Adrian bei 
Barcelona, für eine Leistung von 36.000 kVA ausgebaut ist. Br. 


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Bau von Hochspannungsleitungen in Frankreich.') 


Fin schwacher Punkt einer Kraftübertragungsanlare ist haupt- 
säehlich der Isolator. Es muß also das Bestreben sein, ihre Anzahl 
mäglichst zu verringern. Dies erreicht man am besten durch 


die-gebräuchlichsten Mastentfernungen 200 bis 300 m. In beson- 
Amen Fällen geht man bis zu 500 m und noch darüber. ‚Um die 
ate niedrig zu halten, wird man gezwungen, Material von 

chst hoher Bruchfestigkeit zu verwenden, um die Durch- 
blage mörlichst klein zu halten. Dies führt dazu, daß man Alu- 
misinm bzw. Kupfer mit einer Stahlseele aus Stahl mit einer 
Bischfestigkeit von 190 kg/mm? verwendet. In Frankreich be- 
wbeichtigt man, für diese besonderen Fälle Stahl von einer Bruch- 
Zistirkeit von 170 kg/mm? zu verwenden. Ein weiterer Vorteil 


Ber dadurch bedingten Vergrößerung des Leitungsquerschnittes 
der Koronaverluste. Versuche, denselben 


‚die Verringerung 
durch Einfügung einer Hanfseele zu erreichen, haben zu 
sem Erfolg geführt. da der Hanf zu wenig wetterbeständig ist. 

Für einmetallige Leiter werden in Frankreich die amerika- 
. Wie: Würgeverbinder (Abb. 1) benutzt. Diese bestehen ‚aus 

Ber ovalen Öse, aus Kupfer oder Aluminium, in die die beiden 
S rorbindenden Seilenden hineingeschoben und dann verwürgt 
Ben Der Nachteil dieses: Verbinders liegt darin, daß das 
E gedreht werden muß, womit große U 


ken sind. 
$ Man ist daher zur Konstruktion des Wellenverbinders über- 
-JAaangen Mit Hilfe der in Abb. 2 dargestellten Zange wird eine 
ale Hülse wellenförmig gebogen. Die Länge des Verbinders 
sad die Zahl der Wellen richtet sich nach dem Durchmesser des 
-m verbindenden Seiles. Die abgebildete Zange erlaubt die Her- 
Fellnng von Wellen von 3 bis R mm Täänge. Man hat Zerreiß- 
gersuche an einem Würge- und einem Wellenverbinder aus 
Kupfer, die je 2 Stahldrähte von A mm Durchmesser verbanden, 
Yergenommen. Der Bruch des Wellenverbinders erfolgte þei 
35 kr gegen AN kg beim Würgeverbinder. Fs ergzah sich dem- 
sch eine PBruchfestigkeit von AR kg/mm? für den Wellenver- 
kinder. Die Verwendung der zweimetalligen Leiter bedingte nun 


nn Nach „Revue Gén. de Electricité, Bd. 10, S. R1, 9.729. 


zthho Mastabstände. Für Höchstspannungsleitungen sind Jetzt . 


17. Juli 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 27. | 915 


eine besondere Konstruktion der Verbinder, da die eben be- 
schriebenen Arten den Anforderungen nicht genügten. 

Von dem jetztteilweise aufgegebenen Ben 
Grundsatz ausgehend, die Stahlseele als g: 
allein tragend anzunehmen, war das 
Bestreben der Konstrukteure dahin ge- 
richtet, nur eine feste mechanische 


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Abb. 1. Würgverbinder. 


Abb. 4 Würgverbindung für bimetallische 
Seile. Abb. ?. Wellenverbinder. 


Verbindung der Stahlseile zu erreichen, die Ummantelung aber 
nur als leitende Verbindung auszubilden. In Amerika verbindet 
man die Stahlseele, nachdem man die Ummantelung je nach dem 
Querschnitt des Seiles auf 90 bis 30 cm entfernt hat, durch einen 
Würgeverbinder aus Stahl von einer Bruchfestigkeit von 
60 kg/mm?. Darüber schiebt man eine zweiteilige Muffe von einer 
Länge von 50 bis 80 mm aus Aluminiumguß (Abb. 3). Die Enden 


Abb. 3 Amerikanische Klemmenverbirdung für bimetalliche Seile. 


der Muffe werden mittels einer tragbaren hydraulischen Presse 
ınit einem Druck von 100 t fest auf das Seil aufgepreßt. Dies. 
erfordert aber einen komplizierten Apparat, der immer auf der 
Strecke mitgenommen werden muß. Man ist daher dazu über- 
gegangen, die Gußmuffen durch einen zweiten Würgeverbinder 
zu ersetzen. Nachdem man die Stahlseele durch den Würgever- 
binder verbunden, schiebt man darüber eine zweite Hülse aus 
Kupfer oder Aluminium und legt, um eine Querschnittsverminde- 
rung zu vermeiden, ein Seilstück, das rd 2 cm an jeder Seite des 
Verbinders herausragt, bei und verwürgt dann die Enden. Hier- 
bei hat man aber dieselben Nachteile wie bei dem Würgever- 
binder für einmetallige Seile. M. P. Pairard hat nun einen 
besonderen Verbinder, den sogenannten Konus-Verbinder, ent- 
worfen (Abb. 5). Dieser ermöglicht vor allem eine schnelle Mon- 
tage; eine innere Muffe aus Spezialstahl dient zur mechanischen 
Verbindung der Stahlseele, der Mantel zur mechanischen und 
elektrischen Verbindung der Aluminium- oder Kupferummante- 
lung. Das Prinzip ist dasselbe wie bei dem Zweimuffensystem. 
Konische Einlagen pressen die Drähte gegen eine konische Muffe, 
die sich in den Hauptteil des Verbinders einschraubt. Die auf 


haben als das gedrückte Material selbst, während die auf Zuz 
arbeitenden Teile aus möglichst. elastischem Material (Kupfer — 
Aluminium) hergestellt sein miissen. Um die Montage zu erleich- 
tern, sind von den äußeren Muttern die eine mit Rechts-, die 
andere mit Linksgewinde zu versehen, so daß sich die Verbinder 
mit Hilfe von zwei Sehraubenschlüsseln durch einfache Drehung 
des Hauptkörpers in kurzer Zeit montieren lassen. 

Dieser Verbinder ist in verschiedenen 120- und 60 kV-Leitun- 
gen des französischen Staates, der 120 kV-Leitung der Energie 
électrique de la Basse-Isere u. a. m. seit längerer Zeit eingebaut 
und ohne Anstände in Betrieb. Zerreißversuche in einer Zer- 
reißmaschine an einem Verbinder von 2 Seilen von 188 mm?, be- 
stehend aus 30 Aluminiumdrähten und 7 Stahldrähten führten 
zum Bruch des Seiles, 45 cm vom Verbinder entfernt. Die Drähte 
gelitten im Verbinder 1 mm bei 2000 kg, 2 mm bei 2500 kg, 3 mm 
bei 3000 kg, 4 mm bei 3500 kg, wo der Bruch erfolgte. Die wei- 
teren Versuche ergaben für den Verbinder den gleichen elek- 
trischen Widerstand als den einer entsprechenden Seillänge. 
Nach einer Belastung mit 200 A Wechselstrom während einer 
Stunde erwärmte sich der Verbinder auf 32° C und das Seil auf 
340 C bei einer umgebenden Luft von 23°C. Der Verbinder kann 
auch durch eine leichte Änderung an Seilen, bei der die Stahl- 
scele aus einem Draht besteht, verwendet werden. Für ein- 
metallige Seile ist der Verbinder nur einseitig mit einer Schraube 
mit Rechtsgewinde versehen. 

Wenn auch die Hauptleitungen in letzter Zeit zum größten 
Teil aus Aluminium gebaut werden, so wird es doch sehr oft er- 
forderlich sein, diese Leitungen mit Kupfer- oder Eisenleitungen 
zu verbinden. Diese Spezialklemmen müssen neben hohem mecha- 
nischen Widerstand vor allem elektrolytische Vorgänge zwischen 
den beiden Metallen verhindern. Dies ist bei den in Abh. 6 ge- 
zeigten Klemmen durch eine eingelegte Isolierscheibe erreicht. 


916 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. 


Neben der Verbindung der Seile unter eich ist auch auf eine 
gute Befestigung derselben an den Isolatoren zu achten. Da in 
der Regel verhältnismäßig große Querschnitte in Frage kommen, 
wird es nieht immer möglich sein, die Seile derart zu biegen, daß 
sie wenigstens zum Teil den Isolatorenkopf umfassen. Man be- 
nutzt daher besondere Konstruktionen, bei 
denen das Seil geradlinig belassen werden 
kann. Für Kupfer und Eisenleiter benutzt 
man Seilenden, die mit einem Ende fest um 
das Leitungsseil geschlungen werden, während 
in das andere Ende eine Schraubenmutter 

6 bh 7a) oder ein Bügel mit 2 Muttern 
Abb. 7b) eingeschweißt sind, die in das Seil 
eingepreßt werden. 


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Abb. 6. Spezialklemmen zur Verbindung von 
Leitungen verschiedenen Materials. 


1. Aluminiummufle. 

2. Kleine Stahbleinlage. 
3. Konische Schrauben- 
muffe (Stahl), 
Stahlmu ffe. 


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5. Große Stahleinlage. 
o. Konische Schrauben- 
muffe (Aluminium). A b 
Abb. 5. Abb. 7a u. b. Endmuttern der Befestigungsteile. 


Wegen der geringen Festigkeit des Aluminiums ist diese Art 
der Befestigung nicht zu empfehlen. Man benutzt hier besser 
eine zweiteilige Aluminiumhülse, die durch zwei Muttern zu- 
sammengepreßt wird (Abb. 8). Zur Befestigung am Isolator wird 
ein Stahlband durch die Ansätze gezogen. Zur Einregelung dient 
eine Mutterschraube. Das eine Ende kann gleichzeitig als Horn 
ausgebildet werden, das dazu dienen soll, bei Überschlägen den 
Isolator und das Seil vor Zerstörung zu schützen. Bei Spannun-. 
gen über 75 kV verwendet man Ketten aus Hängeisolatoren. 


Abb. 8. Befestigung von Aluminiumseilen auf Isolatoren. 


Die Befestigung der Isolatoren auf den Stützen ist ebenfalls 
Gegenstand genauer Untersuchungen geworden. Die Nachteile 
des festen Einkittens der Stützen in den Isolator haben wegen 
der verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten des Eisens und 
Porzellans zur Konstruktion, die ein leichtes Auswechseln der 
Stützen ermöglichen, geführt. Das amerikanische Verfahren, ein 
Rohrende mit Gewinde an den Isolator einzukitten und dann auf 
die Stützen aufzuschrauben, erforderte immerhin die Einkittung 


T 


17. Juli 1922. 


größerer Metallmassen sowie die innige Verbindung mit der 
Stütze, so daß die oben angedeuteten Nachteile nicht behoben 
wurden. Man ist daher in Frankreich dazu übergegangen, eine 
einfache konische Metallhülse in den Isolator einzukitten. Zum 
Ausgleich der verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten legt man 
zwischen Muffe und Stütze eine Lage imprägnierten Papiers. 
Eine einfache Vorrichtung ermöglicht es, die Hülse während des 
Kittens gut zentrisch und fest einzulegen. Nach dem Festwerden 
des Kitts wird die Vorrichtung wieder herausgezogen. Ein 
anderer Apparat ermöglicht es, Stützen mit Gewinde an Ort und 
Stelle für Aufnahme dieser vorbereiteten Isolatoren umzuändern. 
(„Rev. gen. de l’Electr.”, Bd. 10, 1921, S. 729.) Har. 


Elektrostatische Hochspannungsanzeiger 
von Hartmann & Braun. 


Der nachstehend beschriebene Apparat verdankt seine Ent- 
stehung einer starken Nachfrage nach einem möglichst einfachen, 
dabei auch möglichst sicheren Hochspannungsanzeiger. 

Zur Veranschaulichung des Prinzips diene die schematische 
Abb. 1. In der Mitte eines Isolierrohres R ist eine schwingende 
metallische Nadel’N be- 
festigt, deren Drehachse 
senkrecht steht zur geo- 
metrischen Achse des 
Rohres R. Die Achse 
der Nadel trägt eine 
Spiralfeder, welche die 
Nadel in der links bei a 


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Abb. 1. i Abb. 2. 


gezeichneten Ruhelage festzuhalten eucht. Verbindet man das 
untere Ende des Rohres R mit Erde, das obere Ende mit einer 
Spannung von beispielsweise 50 kV gegen Erde, so herrscht 
zwischen den Rohrenden eine Potentialdifferenz von 50 kV. Das 
Isolierrohr R sei 50 cm lang. Die in der Mitte eingeschriebenen 
Zahlen bedeuten dann sowohl die Rohrlänge in cm als auch die 
Potentialdifferenz in kV gegen das untere Rohrende. Längs des 
Rohres R besteht also ein Potentialgefälle von 1 kV/cm. Das Po- 
tentialgefälle sei hier der Einfachheit halber konstant ange- 
nommen; über den tatsächlichen Verlauf findet man in der aus- 
führlichen Arbeit von Schwaiger!) Näheres. Die Nadelachse 


ee a bennie der Hochspannuogsisolatoren, „Elektrotechn. u. Maschinenb." 


|: (Abb. 2a). 


17. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. 


917 


befindet sich bei Zentimeter 25, und damit nimmt die Nadel auf 
ihrer ganzeu Länge auch das Potential 25 kV an. Die Nadelenden 
befinden sich aber in der Nachbarschaft 20 bzw. 30 kV des Rohres. 
F: besteht aiso zwischen den Nadelenden und der benachbarten 
Rohroberfläche eine Potentialdifferenz von je 5 kV. Letztere 
hat elektrostatische Kräfte in Richtung der angegebenen Pfeile 
zur Folge, welche die Nadel in die bei b gezeichnete Stellung zu 
drehen suchen, unter Überwindung der mechanischen Gegenkraft 
Jer Spiralfeder auf der Nadelachse. 

Dieser Grundgedanke führte zu einer recht einfachen Kon- 
sruktion von hoher Empfindlichkeit und großer Spannungs- 
sicherheit. Abb. 2 zeigt den Apparat bei a in ausgeschaltetem, 
bei b in eingeschaltetem Zustand. R ist ein schwarzes Pertinax- 
mhr, in dessen Enden kurze Metallstücke zum Anschluß der 
‚ Leiter eingesetzt sind. In der Mitte des Rohres ist mit einem 
_ metallischen Halter A die Nadel N so befestigt, daß sie nahe am 
' Rohr R in einer zu letzterem parallelen Ebene frei schwingen 
kann. Die Nadel hat eine längliche, rechteckige Form und besteht 
aus weißgebeiztem Aluminium. Längs des schwarzen Isolierrohres 
Ristein weißer Streifen von derselben Breite wie die der Nadel auf- 
gemalt. Es entstehen hierdurch folgende, nicht mißzuverstehende 


© Schaubilder: Leitung unter Spannung: durchgehende weiße Linie 


(Abb. 2b), Leitung spannungslos: unterbrochene weiße Linie 
Der Apparat ahmt also die Schalterstellung nach. 
Zum Schutz der sehr leichten Nadel N ist ein Glasrohr G als 
Gehäuse zwischen zwei Isolierscheiben mit Metallschellen auf dem 
Rohr R befestigt. Auf dem Halter A ist noch ein feststehender 
Zeiger Z angebracht, welcher sich in der Stellung Abb. 2a mit 
| einer auf die Nadel gemalten Nullmarke deckt. Mit Hilfe dieser 
Einrichtung lassen sich auch Spannungen erkennen, bei welchen 
die Nadel noch nicht voll anspricht. Der Apparat kann entweder 
nit einem Haken an seinem oberen Ende auf die Hochspannungs- 
jeitung aufgehängt (Abb. 2a) oder mit einem Fuß auf einer ge- 
eigneten Unterlage befestigt werden (Abb. 2b). Man wird meist 
da: obere Ende mit der Hochspannungsleitung, das untere mit. 
der Erde verbinden. Man kann den Anzeiger auch anders schal- 
| ten: es müssen nur stets an beiden Enden bestimmte Potentiale 
angelegt werden, damit längs des Rohres R ein bestimmtes Po- 
tentialgefälle herrecht. Legt man den Apparat nur einpolig an 
Hochspannung, so ist. das Potential des freien Endes unbestimmt, 
d. h. ganz von den örtlichen Verhältnissen abhängig, und damit 
ist auch das Potentialgefälle längs des Rohres unbestimmt. Den- 
« noch spricht die Nadel in sehr vielen Fällen auch bei einpoligem 
Anschluß sicher an. . | 
Zur Anpassung der Apparate an die verschiedenen Netz- 
spannunzen wird nur die Länge des Isolierrohres R (Abb. 2) ge- 
| ändert. Je höher die Spannung, desto länger das Rohr. Nadel 
nnd Gehäuse behalten ihre Abmessungen für alle Spannungen. 
In der Zahlentafel 1 sind einige Anzaben zusammengestellt. Da- 
bei bedeutet 


L länge des Isolierrohres in mm; 

V, Spannung, bei welcher die Nadel erkennbar anspricht: 

Va Spannung, bei welcher die Nadel voll anspricht (Abb. 2b); 
V, Prüfspannung; 

V, Betriebsspannung; 

S Serie nach den Richtlinien des VDE. 


Zahlentafel 1. 


Die Bereiche der Betriebsspannung V, sind eo gewählt, daß 


ie sich gegenseitig übergreifen. Für 10 kV Betriebsspannung 
| 2 B. kann man entweder den Apparat mit 272 mm Rohrlänge 
| (& Zeile der Zahlentafel) oder den mit 312 mm Rohrlänge 
(3. Zeile) wählen, je nachdem größerer Wert auf Empfindlichkeit 
| "der auf Spannungssicherheit gelegt wird. 

Bei dem Apparat für die kleinsten Spannungen (1. Zeile der 
Zahlentafel) sind von beiden Enden des Isolierrohres auf dessen 
Innenseite Metallbeläge von den metallischen Abschlußstücken bis 
b mter die Nadel geführt. Der Apparat wird so gewissermaßen 
‚ektrisch“ verkürzt und erhält die angegebene hohe Spannungs- 
empfindlichkeit. 

Nach starker Überlastung geht die Nadel nach dem Aus- 
halten nicht sofort zurück, sondern erst allmählich nach 5 bis 
N Minuten. Diese Erscheinung rührt von Restladungen her, die 
tar langsam von dem Isolierrohr abfließen. Der Anzeiger täuscht 

, wenn nach einer Spannungsüberlastung von der Größe der 
: Prüfspannung (V, der Tabelle) sofort ausgeschaltet wird, unter 

nden noch für einige Minuten den Zustand „eingeschaltet“ 
ror, ein Umstand, der wohl kaum zu Unfällen führen kann. 

‚Bei langen Fernleitungen und ganz besonders bei Kabeln 
‚Beiben bekanntlich, wenn sie unter Spannung an beiden Enden 


abgeschaltet werden, Restladungen zurück, welche die Leitungen 
noch für längere Zeit unter Spannung halten. Auch diese meist 
recht gefährlichen Spannungen zeigt der elektrostatische Hoch- 
spannungsanzeiger sicher an. 

Für transportable Verwendung wird der Apparat auf einen 
Isoliergriff geschraubt und dort in üblicher Weise geerdet. Er 
hat dann große Ähnlichkeit mit einer Schaltstange und wird auch 
in ähnlicher Weise gehandhabt. Zur raschen Beruhigung der 
Nadelschwingungen, hervorgerufen durch die- Bewegungen des 
Apparates, wird bei der transportablen Ausführung die Nadel mit 
einer kräftigen magnetischen Dämpfung versehen. 

A.Palm. 


Mitteilungen der Physikalisch-Technischen Reichsanstait. 


Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen 
durch die elektrischen Prüfämter.!) 


'Nr. 150. 


Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom 1. VI. 1898, betreffend 
die elektrischen Maßeinheiten, wird folgende Form von Elektri- 
en dem unten stehenden, beglaubigungsfähigen System 
eingereiht. 


Dritter Zusatz zu System 73], Elektrolytzähler für Gleich- 


strom, Form UN3, 
hergestellt von dem Glaswerk Schott & Gen. in Jena. 


Charlottenburg, den 3. Mai 1922. 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
gez.: Nernst. 


Cd 


Beschreibung. 
Dritter Zusatz zu System 3). 


Elektrolytzähler für Gleichstrom, -Form UN3, hergestellt von 
dem Glaswerk Schott & Gen. in Jena. 


Die Zähler der Form U N3 unterscheiden sich von den durch 
Bekanntmachung Nr. 77 vom 8. II. 1913 zugelassenen Zählern der 
Form UN2 im messenden Teile durch einen höheren Wert des 
Nebenwiderstandes und dadurch bedingten höheren Spannungs- 
abfall, sowie durch einen größeren Vorwiderstand im Zellen- 


Abb. 2. 


Abb. 1. 


stromkreis, im übrigen nur durch den äußeren Aufbau (Abb. 1 
und 2). Die Zähler werden für die Nennstromstärke von 10 A 
bei Nennspannungen von 100 bis 500 V gemäß nachstehender 
Zahlentafel hergestellt: 


t) „Zentralblatt für das Deutsche Reich” 1922. S. 271. 


918 


Meßfhe- | Zellenstrom bei 


Nennstromstärke 


reich 


10 A 1100 bis 250 V| etwa 0,75 — 10 V 1125 kWh] etwa 0,02 A 
250 0015 A 


440 „ 500 V „ 083 — 10 V1250 „ 002A 


Die Prüfklemmen PK liegen zwischen den Anschlußklemmen 
AK. Das Meßrohr ist 3 cm länger als bei den Zählern der Form 
UN2. Das Schildchen auf dem hinteren Teil des Gehäuses trägt 
die folgenden Angaben: S = Widerstand des Nebenwiderstandes 
in Ohm (bei Belastung mit der Nennstromstärke) und W = Wider- 
stand des Zellenstromkreises in Ohm (bei Belastung mit dem der 
Nennstromstärke entsprechenden Zellenstrom). Die bisher noch 
vermerkte Angabe g = Gramm Quecksilber für einen Teilstrich ist 
fortgefallen. 


Werkstattstransport. 


In Ermangelung geeigneter Transportwagen müssen die Erzeug- 
nisse der Industrien auf ihrem Fertigungswege durch die Werkstät- 
ten doppelt so oft umgeladen werden, als das Erzeugnis die Arbeits- 
plätze wechselt. Da beispielsweise nicht selten 20 Arbeitsgänge zu 
machen sind, so muß nicht allein jedes einzelne Teil zwanzigmal aus 
den Händen des produktiven Arbeiters gelegt werden, sondern jedes 
Teil muß noch zwanzigmal vom Transportarbeiter auf den Trans- 
portwagen aufgeladen und zwanzigimal wieder abgeladen werden. 
Hierdurch entstehen hohe 
Hlilfslöhne. Ein weiterer 
Nachteil ist das Versnerren 
der Gleise für die Dauer des 
Auf- und Abladens, ferner 
verderben Teile durch das 
häufige Umladen durch Un- 
gelernte. 

Wenn schon ferner große 
Mengen mittele Laufkarte 
nach den verschiedenen Ar- 
beitsplätzen geleitet wer- `“ 
den, so ist dennoch der 
Nachweis der Stückzahlen 
schwer, weil Teile beim 
Umladen durch den Trans- 
portarbeiter teils verloren 
gehen, teils die zu den ver- 
schiedenen Laufkarten ge- 
hörenden Teile durcheinan- 
der geraten, teils die Ar- 
beiter sich gegenseitig die 
Teile, wenn die Haufen auf 
dem Boden oder in Regalen 
nebeneinander liegen, weg- 
nehmen können. Es entste- 
hen Streitigkeiten über die 
abgelieferten Stückzahlen 
voder, wenn es sich um Aus- 
schuß handelt, bei der Fest- | 
stellung des Ausschusses in der Revision, Um diesen aus dem Were 
zu gehen, werden mit oft sehr erheblichen Kosten an Zeit und Werk- 
zeugen (Stempeln) die Teile bei jedem Arbeitsgang von dem pro- 
duktiven Arbeiter mit einem Zeichen versehen. 


Die vorgenannten Nachteile lassen sich durch cine richtige 
Anwendung von Transportwagen beseitigen. Verfasser entschloß 
sich, bei der Reorganisation eines Werkes von dem llubtransport- 
wagen „Schildkröte“ (Abb. 1) Gebrauch zu machen; es ergab 
sich damit eine Steigerung der Produktion auf das Doppelte bis 
Dreifache. 

Dieser llubtransportwagen wird unter das mit Füßen ver- 
sehene Gestell gefahren, darauf wird die Plattform des Wagens 
durch Ausschwenken der Deichsel um 5 cm stoßfrei gehoben und 
arretiert. Der Wagen hat eine große Beweglichkeit, er dreht sich 
um seine eigene Achse, so daß man nur schmale Transportwege 
braucht. 

Außer den llubtransportwagen wurden noch 1500 Gestelle 
vom kleinen bis zu einer Größe von 14 m Länge, 2 m Höhe und 
6) em Tiefe beschafft. Zwecks möglichster Verkürzung der Trans- 
portwege wurden fast alle Werkstätten entsprechend verlegt und 
umgeordnet, große Flächen mit Steinholzfußboden belegt und Wände 
entfernt. 

Das Betriebsbureau hat die Transportgestelle und -kästen, 
desgleichen die Stückzahlen der stark verschiedenen Erzeugnisse, 
die in den verschiedenen Normen von Kästen Aufnahme finden 
können, normalisiert und diese tabellarisch festgelegt. Auf Grund 
dieser Tabellen ist nun das Betriebsbureau imstande, im voraus für 
‚len ganzen Auftrag alle Laufkarten (Abb. 2), mit der Stückzahl der 


Abb. 1. Mubtransportwagen „Schildkröte“. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Nenn- Q 
É Spannungsabfall am 
RE Nennspannung | Nebenwulerständ 


17. Juli 1922. 


—— 


1922. Heit 27. 


Laufkarte. 
Auftrag | Stückzahl | Benennung Datum IGestell 
Nr. PR Nr. 
Gestelles | 

j 

| 
Arb.-! Ẹ z Ar Ango- |a | 
Gangi Š 383 Datum | Name (beiter Seneh.| Hr Datum Name 
Nee BEE ir ee a 


Teile und der Größe der Transportkästen bezeichnet fix und ferliz 
auszuschreiben und gibt sie mit Werkauftragzetteln, Akkord- und 
Werkstoffzetteln zu den Meistern. Will ein Meister einen Auftrag 
beginnen, so schickt er eine oder mehrere Laufkarten ins Lager oder 
in die Zurichterei, je nachdem er ein oder mehrere Gestelle voll Ma- 
terial haben will. Dort wird jede Laufkarte mit dem Werkstoffzettel 
verglichen und das auf ihm angeführte Material in das angegebene 
Gestell gelegt, das der Größe und Anzahl der Teile entspricht. Nach- 
dem noch die Nummer des Gestelles auf die Laufkarte geschrieben 
ist, ferner die Stückzahl auf dem Werkstoffzettel als Teillieferunz 
abgeschrieben ist, wird die Laufkarte in die seitlich am Gestell be- 
findliche hölzerne Tasche gesteckt und nun wandert das Gestell von 
Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz bis zur Expedition oder zum Versand- 
lager, worauf das leere Gestell vom Materiallager in Verwahrung ge- 
nommen und die Laufkarte mit einem Erledigungsvermerk zum Be- 
triebsbureau zurückgeschickt wird. Auf dem Wege von Arbeitsplat/ 
zu Arbeitsplatz zählt der jeweilige Vorarbeiter die Teile, vergleicht 
die von ihm gezählte Stückzahl mit der von der vorhergehenden Mei- 
stereials Ausgang bezeichneten Stückzahl und bucht diese, wenn 
sie stimmt, in der nächsten Zeile wieder als Eingang seiner Mei- 
sterei vor. Hierauf schreibt er dieselbe Stückzahl auf den Akkord- 
zettel und die Kontrollnummer des Arbeiters auf die Laufkarte und 
steckt beides in die hölzerne Tasche, worauf der Transportarbeiter 
das Gestell an den bestimmten Platz führt. 


Notizbuch des Transportarbeiters, 


Eineang . Ausgang 
Auftrag desiati. Arb. ne: | Aus- 
Nr. Nr | Cang gut Datum od. Aus- gut | sehug | Pruch | Datum 
I cnu bp-iNr. 


Damit der Meister und der Betriebsleiter über den Stand der 
Arbeit fortlaufend unterrichtet sind, trägt jeder Transportarbeiter 
den Ein- und Ausgang in.das Ein- und Auszangsbuch in Taschen- 
format (Abb. 3) ein, dessen Inhalt im Laufe des Tages in den Werk- 
auftragzeitel des Meisters eingetragen wird. Von diesen Ein- uni 
Ausgangsbüchern hat jeder Transportarbeiter zwei, jedes wandert 
täglich abwechselnd bei Schichtschluß ins Betriebsbureau, damit 
dessen Inhalt am nächsten Tage auch in den Werkauftragzettel de- 
Betriebsleiters eingetragen wird. 

Wie aus Vorstehendem ersichtlich, bleiben die Teile auf dem 
Wege durch die Werkstätten in ein und demselben Gestell und 
vermindern sich bloß um den Ausschuß. 

Die Hubtransportwazen „Schildkröte” eignen sich in Verbin- 
dung mit dem vorgeschilderten Verfahren für Massen- und Serienfa- 
hbrikation der verschiedensten Branchen; sie werden von der Firma 
örnst Wagner, Apparatebau, Reutlingen in Württemberg, herze- 
stellt. Fürstenau. 


Dämpfungen zweier kapazitiv gekoppelter Schwingungskreise 
hei vorherrschender Kopplung. — In ganz analoger Weise, wie 
vor kurzem Rogowski die Dämpfungen und Koppelfreauenzen 
zweier induktiv gekoppelter Schwingungskreise behandelte, unter- 
sucht Grösser die Schwingungen zweier kapazitiv gekoppelter 
Kreise. Die Formeln für die Koppeldämpfungen gleichen in ihrem 
Aufbau denen bei induktiver Kopplung; doch ergeben sich bei 
näherer Diskussion bedeutende Unterschiede zwischen beide 
Kopplungsarten, besonders was die Dämpfung der raschen Koppel- 
schwingung anbetrifft. Die Resultate der Rechnung sind in Ril- 
dern aufgetragen und z. T. denen für induktive Kopplung im 
Bilde gzegenübergestellt. Ein Vergleich mit den von M. Wien 
aufgestellten Formeln für vorherrschende Kopplung zeigt Über- 
einstimmung in den Gliedern erster Ordnung. („Archiv für Blek- 
trotechnik”, Bd. 10, 1921, S. 257.) Alb. 


w= 


‚ "Paunung wie folgt ermittelt: 


17. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 27. 


RUNDSCHAU. 


Leitungsbau. 


Neuer Hochspannungsisolator. L. Perrin und E. Pier- 
net beschreiben einen neuen Hochspannungsisolator, bei dessen 
Entwurf sie sich auf Versuche von Ch. Dachary und P. de la 
Gorce!) stützten. Die erwähnten Versuche hatten ergeben, daß 
bei Kettenisolatoren, deren Glieder als in Reihe geschaltete Kon- 
densaloren, jeder bestehend aus einem Metallteil und einem Por- 


Abb. I. Spannungsverteilung an einem 
7-gliedrigen Kettenisolator. 


zellanteil, anzusehen sind, sich die Potentialdifferenz zwischen 
leiter und Erde ganz ungleichmäßig verteilt, indem auf die ersten 
und letzten Glieder ein weit größerer Anteil entfällt als auf die 
übrigen. Das Porzellan der Endglieder ist daher elektrisch stärker 
»eansprucht. An einem 7-gliedrigen Kettenisolator wurde der auf 


VLLT LELEILZELEN 


p 


Abb. 4. Elpery-Durch- 
führungsisolator. 


Abb 3 Eipery-Stütz- und Hängeisolatoren. 


is einzelnen Glieder entfallende prozentuale Anteil an der Gesamt- 


(Glied Nr. oa der Gesamtspannung 
1 (Leitung) 43 
2 19 
3 6 
4 6 
5 = 4 
6 4 
7 (Erde) 14 


. 2?__VeL „Revue Gén. de l’Electricit6“ Bd. 8, 1920. S. 666 und „Bulletin de la 
Sec. Française des Electriciens” Bd. 10, Nov. 1920, S. 345. 


Abb. 2. Element der Elpery-Isolatoren 
nach Abb. 3. 


Es ist also das Glied 1, welches der Leitung zunächst liegt, am 
stärksten beansprucht und hat mehr als die 10-fache Spannung der 
Glieder 5 und 6 nahe der Aufhängestelle auszuhalten (Abb. 1). Die 
Unregelmäßigkeit der Potentialverteilung ist um so größer, je klei- 
ner die Eigenkapazität jedes Elementes ist im Verhältnis zu der 
seiner Metallteile, die es mit dem benachbarten Element verbinden. 


% der Gesamtspannung 


7 2 3 4 
* Abb. 5 Vergleich der Spannungsverteilung bei 
4-gliedrigen Kettenisolatoren (A) und bei Elpery- 
Isolatoren (B). 


Um diese Unregelmäßigkeit auszugleichen, gibt es zwei Mittel: ent- 
weder man stuft die Kapazität der einzelnen Elemente entsprechend 
ihrer Stellung in der Kette ab, oder man vermindert die Kapazität 
der metallischen Verbindungsstücke gegen Erde. Dachary und de la 
Gorce haben den ersten Weg beschritten, indem sie die Kapazität 
einzelner Elemente durch Metallisierung eines größeren oder klei- 
neren Teiles ihrer oberen Porzellanoberfläche nach dem Schoopschen 
Verfahren vergrößerten. Perrin und Piernet erwählten den zweiten 
Weg, indem sie die metallischen Verbindungsstücke durch solche aus 
Isoliermaterial ersetzten; ihre Isolatoren sind also Ketten, deren 
Glieder ausschließlich aus Isoliermaterialien bestehen. Die Regel- 
mäßigkeit in der Potentialverteihing über einen Kettenisolator soll 
übrigens auch Alterungserscheinungen, welche in der Bildung von 
Rissen bestehen, verhüten. In Abb. 2 ist ein Element derartiger „El- 
pery”-Isolatoren dargestellt. Diese aus Porzellan hergestellten Ele- 
mente können in passender Zahl zu Stütz- oder Hängeisolatoren zu- 
sammengebaut werden (Abb. 3); erstere werden vermittelst mit Le- 
der abgedichteter Verbindungsstücke J fest verschraubt. Letztere 
können z. B. aus getrocknetem und in Öl gekochtem Hartholz be- 
stehen. Eine leichte Zementverbindung Z verbessert die Wasserdich- 
tigkeit und hindert gleichzeitig die Lockerung der Schraubverbin- 
dung. Bei den Hängeisolatoren nach Abb. 3 werden die Verbindungs- 
stiicke J nicht aus Holz sondern aus einem erprobten künstlichen 
Isoliermaterial „Isoloid” hergestellt, welches genügende Festigkeit 
besitzen soll. Durcehführungsisolatoren werden nach Abb. 4 gleich- 
falls aus Elementen zusammengebaut. P ist ein durchgehendes Por- 
zellanrohr, Z wiederum eine Zementverkittung, R ein Isolierrohr. 
Das Ergebnis vergleichender Versuche der Potentialverteilung bei 


viergliedrizen Kettenisolatoren mit Metallteilen und Elpery-Isolu- . 


toren zeigt Abh. 5. Bei den ersteren schwankt der prozentuale Anteil 
der einzelnen Glieder an der Gesamtspannung zwischen etwa 7 und 
50%, bei den letzteren dagegen nur zwischen 24 und 28%. („Revue 
Gen. de !’Electricite”, Bd. 11, 1922, S. 716.) Piz. 


Zerstörungen an Bleikabeln dureh Termiten, — Beträchtlichen 
Schaden verursachten Termiten an Bleikabeln in der Kanalzone 


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920 i 


(Panama), indem sie durch den Bleimantel zur Isolierung dringen 
und sich dort einnisten. Eine genaue Untersuchung hat gezeigt, 
daß beim Berühren ihrer Krallen mit Gegenständen eine weiße, 
milchige Flüssigkeit zum Vorschein kommt, die das Blei zer- 
setzen soll. Abb. 6 zeigt ein durch Termiten zerstörtes Kabelstück 
(„Electrical World“, Bd. 79, 1921, S. 134.) Gg. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Die Preisfestsetzung bei Lieferung von Elektrizität, Gas und 
Wasser. — Das vom Reichstag am 26. Mai angenommene Gesetz über 
die zweite Änderung der Verordnung über dieschiedsgericht- 
liche Erhöhung von Preisen bei der Lieferung 
vonelektrischerArbeit,GasundLeitungswasser 
vom 1. II. 1919!) war in erster Linie dazu bestimmt, einen wesent- 
lichen Mangel der ursprünglichen Verordnung abzustellen, die den 
Schiedsspruch zu einer endgültigen Entscheidung gemacht hatte. 
Die ungeheure Umwandlung unseres Wirtschaftslebens, die völlige 
Verschiebung der Wertbegriffe, besonders aber auch die enormen 
Kostensteigerungen von Kohle und Arbeit, haben die Entscheidun- 
gen der Schiedsgerichte für Gas, Wasser und elektrische Arbeit. zu 
go bedeutenden Eingriffen in bestehende Verträge gemacht, daß den 
Abnehmern von Gas, Wasser und Elektrizität die Möglichkeit ge- 
geben werden mußte, gegen die Entscheidungen der Schiedsgerichte 
Berufung einzulegen. Um in möglichst praktischer Weise den Wirt- 
schaftsverhältnissen Rechnung zu tragen, ist die Berufungs- 
instanz dem Reichswirtschaftsgericht übertragen 
worden, das hierzu einen besonderen Senat bilden wird, der aus 
einem Berufsrichter als Vorsitzenden und vier sachverständigen 
Beisitzern, von denen je einer von jeder Partei benannt werden kann, 
zusammengesetzt sein wird. Auch sonst sind eine Reihe von Ver- 
besserungen, die auf den Erfahrungen der letzten drei Jahre mit 
diesen Schiedsgerichten beruhen, zu verzeichnen. Um die schwie- 
rige Materie 'nach den mehrfachen Wandlungen, die die ursprüng- 
liche Verordnung und dazugehörigen Bekanntmachungen erfahren 
haben, möglichst klarzulegen, hat der Reichswirtschaftsminister von 
der ihm erteilten Ermächtigung Gebrauch gemacht und im Anschluß 
an die Veröffentlichung des Abänderungsgesetzes?) gleichzeitig die 
ganze Verordnung mit allen inzwischen vorgenommenen Abänderun- 
gen veröffentlicht. —.2. 


Flugkoks und Fiugasche bei der Umstellung auf minderwertige 
Brennstoffe. — Flugasche lagert sich beim Eintritt der Heizgase in 
den Heizraum des Kessels auf den Kesselheizflächen und in den 
Heizzügen ab. Auf den Kesselheizflächen bildet sich eine wärme- 
isolierende Schicht, die etwa in gleicher Weise außen wirkt, wie der 
Kesselstein an der Innenseite des Kesselbleches. Bei längeren Ab- 
lagerungszeiten und zeitweiligem Schwadenabzug backt sich diese 
auf den Heizröhren oder im Flammrohr abgesetzie Flugasche zu 
festen krustenartigen Gebilden zusammen, die sich fast ebenso 
schwer entfernen lassen, wie der Kesselstein. Durch die Anfüllung 
der Heizkanäle wird der für die Abförderung der Verbrennungsgase 
nutzbare Querschnitt verkleinert und dadurch die Zugwirkung und 
Wärmetbertragung beeinträchtigt. Die Verlegung der Heizzüre mit 
Flugasche geht bei Verfeuerung von Rohbraunkohlen teilweise so 
rasch vor sich, daß schon nach etwa acht- bis zehntägigem Betrieb 
es nicht. mehr möglich ist, die normale Dampfleistung des Kessels 
zu erreichen. Auch vom hygienischen und volkswirtschaftlichen 
Standpunkte aus ist es geboten, die Flugasche zu bekämpfen und 


ihren Übertritt aus den Essen mit den Rauchgasen zu verhüten, weil ' 


dadurch bald die ganze Umgebung mit einem gelblichgrauen Über- 
zug bezogen wird, der dem Pflanzenwuchs z. T. nicht zuträglich ist. 
Die vor dem Kriege bestehenden Polizeivorschriften konnten wäh- 
rend und nach dem Kriege nicht mehr völlig eingehalten werden, da 
nn passende Brennstoff und zweckenteprechende Feuerungsanlagen 
ehlten. x 


Der Anfall an Flugasche und ihr Gehalt an Brennbarem, d. i. 
Flugkoks, hat bis zu 20% zugenommen, seitdem die Flugasche 
bildenden Brennstoffe in erhöhtem Maße als Ersatz für die knapp 
gewordene Steinkohle in den früher für Steinkohlen eingerichteten 
Feuerungsanlagen verheizt werden, und man gezwungen ist, zur 
{!berwindung des höheren Rostwiderstandes jener dicht lagernden 
Brennstoffe dabei mit Unterwind zu arbeiten. Zur wirksamen 
Bekämpfung der Flugkoks- und auch der Flugaschehildung ist. 
eine gute Einregelung der Gasgeschwindigkeit im Feuerraum 
geboten. Diese kann selbstverständlich nur auf mechanischem 
Wege erfolgen, entsprechend den sich ändernden Druckunter- 
schieden über und unter Rost durch gleichzeitige Einregelung des 
Unterwindes und des Schornsteinzuges. Bisher sind entsprechende, 
auch den Schornsteinzug mit einbeziehende Reglereinrichtungen 
noch nicht auf den Markt. gekommen. Es dürfte jedoch nicht schwer 
fallen, Regler zu konstruieren, die auf eine der Körnung und Zünd- 
geschwindigkeit des jeweiligen Brennstoffes entsprechende Gaser- 
schwindigkeit einzustellen wären. Man hat sich bisher darauf be- 
schränkt, der Bildung von Flugkoke vorzubeugen, bzw. gebildeten 


1) Vgl.„ETZ* 1919, 8. 82. 112. , , 
R 2, Vgl. „Reichsgesetzblatt‘“ 1922, I, 8. 509, 510, 511, 516, Reichsanzeiger 1922, 
Nr. 117/148, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. 


17. Juli 1922. 


zu vernichten oder zu verbrennen, sowie die abgelagerte Flugasche 
samt den Flugkoks aus den Zügen zu entfernen, um die Heizflächen 
und Züge wirksam zu erhaltev, und schließlich die Flugasche abzu- 
fangen und zu sammeln, damit sie nicht mit den Rauchgasen aus den 
Essen ausgestoßen werden. 

Die vorbeugenden Maßnahmen bestehen in geeigneter Aus- 
bildung des Rostes, damit die Windstrahlen die Brennstoffschicht 
nicht senkrecht durchstoßen, sondern sich unter Verlängerung des 
Windweges in der Schicht ausbreiten. Man will damit erreichen, 
daß der Druck des Unterwindes in der Brennstoffschicht fast 
völlig aufgezehrt und durch die Ausbreitung des Windes in der 
Brennstoffschicht die Windzuführung vergleichmäßigt und Auf- 
wirbelung verhütet wird. Die typischen Roste für jene geringen 
Brennstoffe, die Treppenroste, verwirklichen das Prinzip der 
Wegverlängerung des Windes in der Brennstoffschicht durch 
dessen Einführung unter einem Winkel zwischen 30 bis 50°. Die 
bekanntesten Ausführungen sind der Wandertreppenrost, Bauart 
Volland, der Plutorost, der Bamag-Düsenrost und der Crux-Rost. 

Ein weiterer Weg, die Flugkoksverluste zu vermindern, be- 
steht darin, daß man die aufgewirbelten brennbaren Bestand- 
teilchen zur Nachverbrennung zwingt. Hierzu liegen schon eine 
Anzahl von Vorschlägen vor. Der deutschen Evaporator-A.-G., 
Berlin, ist es gelungen in dem Evaporator-Feuerstau eine Einrich- 
tung zu schaffen, die geeignet ist, die Verluste an Flugkoks erheb- 
lich herabzumindern. Die Entfernung und Unschädlichmachung der 
von den Verbrennungsgasen in die Heizzüge und den Schornstein 
mitgerissenen Flugasche und Flugkoks- und Rußteilchen erfolgt 
durch Reinigung der Heizflächen und Heizkanäle davon und der 
Ausscheidung jener Bestandteile aus dem Gasstrom. Das letztere 
erfolgt hinter den Kesselzügen mittels Flugaschenfänger. Zum Rei- 
nigen der Züge und Heizflächen haben sich in den letzten Jahrzehn- 
ten immeı mehr die sogenannten Flugasche- oder Rußbläser einge- 
bürgert, die mit Dampf, Heißluft oder unter Druck gesetzten Rauch- 
gasen arbeiten. 

In Deutschland werden für die meisten Kesselarten Hand- 
hläser, werkzeugartig ausgebildete Blasvorrichtungen, bevorzugt, 
die von Hand an den Blasstellen des Kessels eingeführt werden. 
Lediglich für Flammrohrkessel mit ihren weiten, langen und 
daher schwer zugänglichen Heizzügen benutzt man besser fest. 
eingebaute Blasvorrichtungen. Von Handbläsern ist in Deutsch- 
land der Fraissinet-Ruß- und Flugaschenbläser am meisten ein- 
geführt. Er arbeitet mit heißen Rauchgasen, die der Reinigungs- 
stelle entnommen werden, mithin nicht abkühlend wirken und 
durch Dampf unter Druck gesetzt werden. Von den Mlugasche-Aus- 
blasevorrichtungen für Flammrohre ist die Ausführung von Topf & 
Söhne, Erfurt, am bekanntesten. Hier reicht tägliches Ausblasen 
von etwa 5min hin, um die Kesselheizflächen stets flugaschefrei und 
wirksam zu erhalten. Die Reinigung kann ohne jede Betriebsunter- 
brechung vorgenommen werden. Es ist möglich, die Vorrichtung 
automatisch wirkend auszugestalten und von Uhrwerken geschal- 
tete Schnellschlußventile zu benutzen. (Pradel, „Mitt. d. Vereinig. 
d. El.-W.”, 1922, Nr. 304, S. 1.) Schgr. 


Elektromaschinenbau. 


Die Verwendung von Drehstrommotoren mit Kurzschluß- 
ankern im Anschluß an die deutschen Elektrizitätswerke. — Über 
das Ergebnis einer Rundfrage bei den deutschen Elektrizitäts- 
werken, durch die festgestellt werden sollte, welches die gegen- 
wärtigen Anschlußbedingungen für Kurzschlußankermotoren sind, 
welche Ausnahmen von diesen Vorschriften zugelassen werden, 
und wieviel Kurzschlußankermotoren, unterteilt nach Leistungen, 
an die Leitungsnetze angeschlossen sind, berichtet H.Schonger. 
Es gingen insgesamt 147 verwertbare Antworten ein. 

GegenwärtigeAnschlußbedingungen. Fast sämt- 
liche Werke legen eine bestimmte Motoren-Nennleistung als obere 
Grenze für den Anschluß von Kurzschlußankermotoren fest. 41 Wer- 
ke verlangen für den Anlauf größerer Motoren (meist von 1 PS auf- 
wärts) Stern-Dreieck-Schaltung, 17 Werke Anlauf mit Leerscheibe, 
während die übrigen über ihre Anlaufvorschriften keine Angaben 


- machen, Von 7 Werken wird außerdem der cos ọ vorgeschrieben. In- 


teressant ist. die folgende Zusammenstellung, die erkennen läßt, dab 
im allgemeinen Kurzschlußankermotoren in Deutschland nur bi: 
3 PS zugelassen werden. Es lassen Kurzschlußankermotoren zu: 


A Werke bis höchstens 0,5 PS 


21 r ” r 1 n 
7 re n n 1,5 " 
2 r „ n 1,75 n 

39 r r” n" 2,0 r 
1 [2 rr n 2,5 „ 

2 č p i ’ 30 p 
3 re 1 „ 4,0 „ 
5 [22 n [2 5,0 Ad 
1 AA Ad " 6,0 [2 
2 [2 [2 ldd 8,0 n 
2 „ „ AA 10,0 " 
1 ri TAA „ 15,0 re 
1 i > über 150 »„ 


Ausnahmengegenüberden normalen Vorschrif 
ten. 77 Werke lassen von ihren bestehenden Vorschriften keine Aus- 


” 


6: 


WOU G OA m 


ad Fo 


17. Juli 1922. 


nahmen zu. Die übrigen Werke zeigten meist während des Krieges 
größeres Entgegenkommen, machten jedoch dabei teilweise schlechte 
Erfahrungen. 

Zahlderangeschlossenen Kurzschlußanker- 
motoren. Die nachstehende Aufstellung zeigt, bis zu welchen Grö- 
ßen und in welcher Anzahl Kurzschlußankermotoren in Deutschland 
angeschlossen sind, wobei allerdings bemerkt sei, daß die Aufstel- 
lung auf Vollständigkeit keinen Anspruch erheben kann. 


Stückzahl PS %, aller Motoren 

3843 . . . . unter % 5,5 
10887 .... bs ZX 15,6 
300 .... a | 4,4 
14487 ... n 1 20,6 
5974 . „ 1% 9,5 
13 460 . ji 2 19,2 
14 714 m 3 21,3 
1061 „ 4 1,5 
1671 . w Ð 2,4 
151 . ni 6 Zu 

80 r za 0,75 

50 . i 8 — 
100 u 9 = 
2 über 9, — 


Aus den eingegangenen Antworten ist zu entnehmen, daß sehr 
viele Werke in ihren Anschlußvorschriften vielleicht etwas zu 
vorsichtig sind; es wäre daher sehr zu begrüßen, wenn sie den 
Anschluß der Kurzschlußankermotoren etwas erleichterten. („Mit- 
teilg. d. Vereinig.d. El. W.”, 1921, Bd. 20, S. 526.) Schgr. 


Apparatebau. 


Der Argonal-Gleichrichter. — Der von der Paul Hardegen & 
Co. G. m. b. H., Berlin SO 33, auf den Markt gebrachte Argonal- 
(leiehrichter entspricht im wesentlichen dem bekannten Quecksil- 
berdampf-Gleichrichter nach Cooper-Hewitt und unterscheidet sich 
von diesem durch eine vereinfachte Zündung und eine kleinere 
monimale Belastungegrenze beim Arbeiten auf Widerstandsbela- 


: 3 Schiebewderstond 


+ 
) Usenwidersiand 


1 
` 
N. 


4 
DR e 


/ 
s *-* Ausführung ohne Schiebe wider stand 


"= Ausführung ohne Eisenwiderstand 
” -77 Au ührung mit Vollmeter bezw Wechseisirom - 
ohne Amperemeter Anschluß 


Abb. 7. Schaltung des Argonul-Gleichrichters. 


stung. Das wird erreicht durch die Füllung des Kolbens mit Argon 
und durch die Verwendung eines Quecksilberamalgams als Katho- 
denmaterial,. Der Spannungsabfall im Lichtbogen beträgt wie beim 
Quecksilberdampf-Gleichrichter rd 15 V. Die Zündung erfolgt ohne 
ein Kippen des Glasgefäßes sofort durch vorübergehendes Anlegen 
einer Hilfswechselspannung von rd 500 V an eine Hilfsanode, welche 
in gleicher Art angeordnet ist wie die Hauptanoden. Nach erfolgter 
Zündung wird der Zündkreis an einem vom Gleichstrom erregten 
Relais unterbrochen (Abb. 7). Der Gleichrichter wird also auch 
automatisch gezündet, wenn nach dem Ausbleiben der Netzspannung 
diese wieder einsetzt. Es ist damit ein sicheres Laden von Batterien 
über Nacht gewährleistet. Der kleinste Belastungsstrom beträgt nur 


03--05 A. 


EL. , O _ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. 


92 i 


Die konstruktive Ausführung umfaßt mehrere Typenreihen von 
0,3 — 100 A. Durch Parallelschaltung mehrerer Kolben kann eine 
noch höhere Stromstärke erreicht werden. Für ortsbewegliche An- 
lagen und Stromstärken bis 6 A ist die Type WB bestimmt. In Abb. 8 
ist diese in ihrer äußeren Ansicht, in Abb. 9 mit abgenommener Vor- 


` ” E 2 ` 
rn PESA Da ` 


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S 


Abb, 8. 
Argonal-Gleichrichter. Í 

derwand dargestellt. Diese Vorderwand ist durch Bajonettverschluß 
mit dem Gehäuse verbunden und gestattet nach ihrer Entfernung 
eine leichte Zugänglichkeit aller Teile. In dem gelüfteten Blechge- 
häuse (230 X 250 X570 mm) befinden sich Transformator, Gleich- 
stromdrossel, Glaskörper, Silitwiderstandsstäbe, Relais, Volt- und 
Amperemeter und Regulierwiderstand. Bei einzelnen Typen der Aus- 
führung WB mit besonders großem Regulierbereich ist der Trans- 
formator an drei Stufen angezapft. Dadurch läßt sich die Gleichspan- 
nung in einem größeren Bereich bei gutem Wirkungsgrad regulieren. 
Durch die Verwendung einer reichlich bemessenen Gleichstrom- 
drossel ist der Gleichstrom gut ausgeglichen. 

Die kleineren Leistungen werden für Einphasenstrom, die 
größeren für Drehstromanschluß ausgeführt. Für ortsfeste An- 
lagen sind die größeren Typen WM und WR bestimmt. Sonder- 
typen werden hergestellt zum Betrieb von künstlichen Höhen- 
sonnen, Projektionslampen für Kinos usw. Bei größeren Gleich- 
richtern für Netzbetrieb ist eine weitgehende Spannungsregelung 
um + 20% vorgesehen, bei Batterieladung ist die Spannung in der 
üblichen Weise zwischen 2 und 2,75 V f. d. Zelle einstellbar. Jeder 
Gleichrichter wird einer 50-stündigen Dauerprüfung unterzogen, als 
Lebensdauer der Glaskörper werden 5000 bis 10000 h ass 

tz. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Fragen der Überspannungsschutzapparate.. —E.E.F.Creigh- 
ton!) behandelt in einem der Winterversammlung des American 
Institute of Electrical Engineers vorgelegten Berichte. Die Frage 
der Überschutzapparate und geht anschließend an die im Vorjahre 
im Auftrage des Fachausschusses für Überstrom- und Überspan- 
nungsschutz von F. L. H u n t veröffentlichten Ergebnisse einer über 
die gebräuchlichsten Anordnungen veranstalteten Rundfrage?) vor 
allem zunächst auf die nur ausnahmsweise verwendeten Apparate- 
anordnungen ein. Die auf diese Rundfrage eingelaufenen Antworten 
zeigten klar, daß die amerikanische Praxis die ventilartig wirkenden 
Überspannungsschutzapparate (Aluminiumzellen, Bleisuperoxyd- 
Ableiter) ganz allgemein bevorzugt, und daß der Hörnerfunken- 
ableiter nur noch ganz vereinzelte Anhänger hat, wie auch die 
Meinung, daß auf solche Einrichtungen überhaupt verzichtet 
werden kann, nur in wenigen Fällen vertreten wird. Creighton 
sucht die allgemeine Abneigung gegen die Hörnerfunkenableiter 
zu rechtfertigen und behandelt der Reihe nach die drei möglichen 
Fälle, daß solche in Reihenschaltung mit hohen Dämpfungswider- 
ständen, mit mittelgroßen Widerständen oder überhaupt ohne jeden 
Dämpfungswiderstand verwendet werden. Durch den hohen 
Dämpfungswiderstand wird der dem Entladungsfunken folgende 
Strom auf einen niedrigen Wert begrenzt, doch zeigt eine einfache 
Überlegung, daß, wenn der Wert des zur Erde abfließenden 
Stromes unter 10 A liegt, durch diese Schutzanordnung keine 
nennenswerte Senkung der Überspannung mehr erzielt werden 
kann. Um dies nachzuweisen, wird die Stromstärke einer Wander- 
welle ganz überschlägig zu 2 Amp. je 1 kV berechnet, welcher 


a a E 


” Journal of the A. I, E. E.* 1922, Heft 2, 8. 9 ff. 
Vegl. „ETZ* 1922. 8. 52. 


— n Ta > 


922 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. 


17. Juli 1822. 


Wert sich aus der Überlegung ergibt, dab die ciue Hälfte der 
einer \wauderwelle innewolhnenden Luergie elektromagnelische, 
die andere Hällte elektrostatische Knergie ist, welche mit Lille 
der Selbstinduktion und Kapazilät der Leitung in Abhängigkeit 
von der Spannung uud Stromstärke ausgedrückt werdeu Können. 
Erstere beiden Größen sind von dem Querschnitt und der Anord- 
nung der Leitung nur iun geringem Male abhäugig, so daß ohne 
weiteres mit Durchschnittswerten gerechnet werden kann, mit 
welchen man zu dem vorstehend angegebenen Wert der Strom- 
stärke der Wanderwellen kommt. bine \Waänderwelle von bei- 
spielsweise 200 kV Potential führt sonach einen Strom von der 
Größenordnung 400 Amp. Es ist klar, dal, wenn der Funken- 
ableiter nur 10 A der Wellen entziehen kann, hierdurch die 
Höhe des Potentiales und die Gefährdung der gauzeu Anlage nu: 
ganz unwesentlich beeinflußt wird. (Diese Zusammenhänge sind 
auch bei uns schon wiederholt erörtert worden; Creighton über- 
sieht jedoch, daß durch die Parallelschaltung von mehreren Hör- 
nern eine bedeutende Erhöhung des Schutzwertes vermöge des 
auf diese Weise herabgesetzten Gesamtwiderstandes gegen Brde 
erzielt wird, was allerdings auch eine erhöhte Strombeanspruchung 
der Kraftwerke durch den dem k’uukenüberschlag nachtolgeuden 
Betriebsstrom mit sich bringt.) Durch Verringerung des 
Dämpfungswiderstandes können schon bessere Ergebnisse erzielt 
werden, doch wird in diesem Falle der dem kuukenüberschlag 
nacheilende Betriebsstrom größer, und werden die Maschinen unteı 
Umständen kurzschlußartig beansprucht; überdies sind auch die 
Kosten von \Widerständeu mit größerer 'Stromkapazität erheb- 
liche. Gegen das Fortlassen der Dämpfungswiderstände sprechen 
ebenfalls gewichtige Gründe, vor allem, dab dann die Lichtbögen 
über die Hörner große Ausdehnung erreichen und leicht zu Kurz- 
schlüssen führen können, die Maschinen bei jeder Entladung einer 
starken Strombeanspruchung unterworfen sind und bei getrenuter 
Anordnung der Erdleitungen für die Hörner in jeder Phase eine 
Gelährdung von in der Nähe sich aufihaltenden Personen zur Zeit 
der Entladung besteht. Daß trotz dieser Verhältnisse in einzel- 
nen Anlagen mit Hörnerfunkenableitern in Verbindung mit großen 
Dämpfungswiderständen keine Mißerfolge erzielt wurden, führt 
Creighton darauf zurück, daß in solchen Anlagen die Freileitungs- 
isolatoren eine verhältnismäßig niedrige Uberschlagsspannung 
hatten. Nimmt man diese mit dem zweifachen Wert der Betriebs- 
s}; annung an, so führt eine Wanderwelle, deren Potential den 
doppelten Wert der Betriebsspannung erreicht, bereits einen 
Uberschlag an irgendeinem lsolator herbei. An der Überschlags- 
stelle teilt sie sich dann in zwei Wellen, deren jede die halbe 
Energie der Ursprungswelle mit sich führt und nach beiden Seiten 
längs der Leitung weiterläuft; das Potential der Welle senkt sich 
demzufolge unter den Wert der Überschlagsspannung der Iso- 
latoren und erreicht zwar unter Umständen die Transformatoren 
und Apparate, kann aber auch an diesen keinen Schaden mehr an- 
richten, da auch diese üblicherweise mindestens mit doppelter 
Sicherheit isoliert sind!). Bei allen diesen Vorgängen spielen die 
Hörnerfunkenableiter gar keine Rolle. Immerhin darf hieraus 
nicht etwa geschlossen werden, daß ein ausreichender Schutz 
durch Erniedrigung der Isolationsstärke der Leitung erzielt wer- 
den kann, da eine solche Maßnahme eine große Anzahl von lso- 
latorenüberschlägen und ständige Betriebsstörungen zur Folge 
hätte. 

Es bleibt noch die Frage offen, ob es nicht am besten ist, 
auf jedweden Überspannungsschutz zu verzichten und dafür die 
so ersparten Summen auf eine bessere Isolation der übrigen Au- 
lageteile und Bereitstellung von Reservetransformatoren zu ver- 
wenden. Auch dieser Standpunkt kann nicht als gerechtfertigt 
angesehen werden, da auch die beste Isolation durch wiederholte 
Überspannungen leidet und mit der Zeit geschwächt wird, daher 
auf die Dauer keine vollkommene Sicherheit bietet; die Anschaf- 
fung von Keservetransformatoren ist sehr kostspielig und leistet 
überdies keine sichere Gewähr für die dauernde Aufrechterhal- 
tungsmöglichkeit des Betriebes, da die Inbetriebnahme derselben 
immerhin einige Zeit erfordert, namentlich wenn sie nicht ständig 
an die Sammelschienen über besondere Schalter angeschlossen 
sind und daher erst an die Stelle der beschädigten Einheit gerückt 
werden müssen; denn in wichtigen Kraftwerken und Umspannwer- 
ken sind solche Unterbrechungen nicht zulässig. Der Verzicht auf 
die Schutzapparate könnte höchstens in Umspannwerken von ganz 
untergeordneter Bedeutung, wo eine auch etwas länger dauernde 
Unterbrechung des Betriebes keine große Rolle spielt, als zulässig 
angesehen werden. 

Den raschen Eingang, welchen die verschiedenen Elektrolyt- 
ableiter in die Praxis gefunden haben, verdanken sie ihrer Ventil- 
wirkung, dank welcher sie unter der Betriebsspannung nur eine 
ganz geringe Stromstärke durchlassen, in dem Moment jedoch, 
wo eine höhere Spannung an der Belegung auftritt, ihre Strom- 
durchlässigkeit sich auf ein Vielfaches erhöht und auf diese 
Weise den Ladungen einen fast widerstandslosen Weg zur Erde 
öffnen. Die Aluminiumzellen haben jedoch den Nachteil, daß sie 
täglich neu formiert werden müssen und überdies ihre Lebens- 
dauer sich als eine begrenzte erwiesen hat, wobei es bisher außer- 


ı) Diese Ansicht ist nicht zutreffend, da Jeder Refiexionspunkt z. B. 
Stromwandier, Transformatorwicklung) eine Ver op lung der Amplitude der 
Spannungswelle herbeiführt. Vgl. Biermanns, „ETZ“ 19%, 8. 307. 


ordentlich schwer gewesen ist, den Zeitpunkt, zu welchem sie 
gründlich instandgesetzt werden müssen, verläßlich zu bestimmen: 
demzufolge werden sie in neuerer Zeit iınmer mehr und mehr 
von den Bleisuperoxyd-Ableitern, welche angeblich diese Nach- 
teile nicht haben, verdrängt. Die General Electric Co. hat sich in 
den letzten Jahren mit dieser Frage eingehend beschäftigt und 
einen Weg ausfindig gemacht, welcher die jederzeitige leichte 
Überprüfung der Aluminiumzellen auf ihre Lebensfähigkeit ge- 
stattet. Diese Prüfung besteht in der Messung des Leistungs- 
faktors der Zelle, welcher, wenn sich die Zelle in gutem Zustande 
befindet, ungefähr 0,14 zu betragen hat. Mit der zunehmenden 
Verschlechterung der Zellen nimmt der Leistungsfaktor immer 
größere Werte an und steigt auf 0,5 unter Umständen auch noch 
höher. Eine solche Zunahme des Leistungsfaktors ist ein sicheres 
Zeichen dafür, daß die Zelle instandsetzungsbedürftig ist. Die Mes- 
sung kann leicht an Ort und Stelle mit ganz einfachen Hilfsmitteln 
durchgeführt werden. Es wird nun beabsichtigt, einen eigenen Über- 
wachungsdienst für alleim Betriebe stehenden Aluminiumzellen ein- 
zurichten und die Instandsetzung derselben an Ort und Stelle zu 
ermöglichen. Man hofft auf diese Weise den ständigen guten Zustand 
dieser Schutzapparate sichern, die Instandhaltungs- und Reparatur- 
kosten erniedrigen und die gegen dieselben z. Zt. bestehenden Vor- 
urteile wirksam bekämpfen zu können. Bp. 


Beleuchtung und Heizung. 


Sicherheitsbeleuchtungskörper für Pulverfabriken. — In Pul- 
verfabriken, Munitionslagern u. dergleichen explosionsgefährlichen 
Stätten werden die Leitungen nicht im Iunern der Räume sondern an 
deren Außenwänden verlegt, wo sie leicht besichtigt werden können. 
Die Lampen müssen gegen die Räume völlig abgeschlossen sein. In 


` 
5 
2 
Z, 
A 
A 
Z 
A 
A 
4 
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G 
zE 
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4 
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A 
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4 
4 
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A 


Abb. 12. 


Abb. 12 sind zwei für derartige Räume sehr geeignete Beleuchtungs- 
körper der Westinghouse Lamp Co., Bloomfield, dargestellt. Die An- 
ordnung A ist ein mit Asbest ausgelegter Eisenkasten, enthaltend 
die Lampe, den Reflektor und die Fassung. Der Kasten wird 
unter einem gewissen Winkel in die Wand eingebaut, der von der 
Art der Stellung der zu beleuchtenden Maschine abhängt. In 
Mehl- und Pulvermühlen oder da, wo Säuredämpfe od. dgl. auf- 
treten, wird die Bauart B angewendet und in einen Verschlag 
in die Wand eingesetzt. Der vordere Glasabschluß des Beleuch- 
tungskörpers schützt die Lampe und kann zwecks Auswechse- 
lung der Lampe abgenommen werden. Die Luftzirkulation er- 
folgt durch das Stahlrohr, welches die Zuleitungen einführt. 
(„Electrical World“, Bd. 77, 1921, S. 268.) Piz. 


Das Ende der Lichtnot. — Die Bundesratsverordnung vom 
11. XII. 1916 über die ErsparnisvonBrennstoffenunid 
Beleuchtungsmitteln wird, wie amtlich mitgeteilt wird, in 
Kürze aufgehoben werden. Damit treten die reichsrechtlichen Be- 
Stimmungen über die Lichtreklame außer Kraft, und die Zuständig- 
keit der einzelnen Bundesstaaten auf diesem Gebiete wird wieder- 
hergestellt. Die Länder werden ihrerseits Anordnungen erlassen, 
um Auswüchsen in der Lichtreklame und im sonstigen Beleuch- 
tungswesen entzegenzufreten. Den beteiligten Kreisen wird emp- 
fohlen, aus diesem Grunde kostspielige Neuanlagen zu vermeiden, 
da deren Ausnutzung etwaigen späteren Verboten der Länder zu- 
widerlaufen oder solche nach sieh ziehen könnte. —z. 


Verkehr und Transport. 


9. Internationaler Eisenbahnkongreß in Rom. — In unserem nach 
„Engineering“ erstatieten Bericht über den 9. Internationalen Eisen- 
bahnkongreß in Rom’) befinden sich einige Zahlen über die Bahn- 
elektrisierungen in der Schweiz, die in dem Originalbericht, der ung 


ı) Vgl. „ETZ“ 192, S. 79. 


`: 17. Juli 1922. ° 


nunmehr vorliegt, anders augegeben sind. Hiernach hatten anfangs 
92l nicht 1940 kim, sondern nur etwa 103 km elektrischen Betrieb, 
1123 (nicht 1120) km davon sind Kleinbahnen, von dem Rest werden 
rl 33 km mit Gleichstrom und 132 (nicht 130) km mit Drehstrom, die 
übrigen mit Einphasen-Wechselstrom betrieben. Unter den Dreh- 
stromstrecken sind 54 km, die diese Stromart nur provisorisch be- 
nutzen, um das Kraftwerk der Simplonstrecke gut auszunutzen; spä- 
ter soll hier zum Einphasenstrom übergegangen werden. Das Ein- 
hasensystem ist durch eine 1901 (nicht 1912) eingesetzte Studien- 
kommission als Einheitssystem mit 10 000 —- 15 000 V und 13% bis 
(nicht bzw.) 16% Per empfohlen und angenommen worden. Ände- 
rungen an den Schwachstromleitungen der Bahn würden, wie der 
Bericht sagt, bei dem System notwendig werden; die Verkabeluırg 
wird durchgeführt. Die Frage der Energie-Rückgewinnung ist nach 
dem Originalbericht als gelöst anzusehen. In der Geschichte des 
Wechselstromsystems in der Schweiz spielte der im Kriege notwen- 
dig gewordene Übergang von der Kohle zur Wasserkraft eine große 
Rolle; er beschleunigt die Entschlüsse. Der Stromverbrauch wurde 
auf der Lötschberg- (nicht Simplon-) Strecke im Mittel zu 51 Wh f. 1 
tkm, auf den Rhätischen Bahnen zu 50,7 Wh/tkm festgestellt. Der 
Stromverbrauch auf der Lötschberg- (nicht Simplon-) Strecke war 
im Winter 10 % höher als im Sommer; bei den Rhätischen Bahnen 
war der Unterschied größer, was sich zum Teil durch die elektrische 
Heizung erklärt. Auf der Lötschberg- (nicht Simplon-)Strecke stel- 
leu sich die Unterhaltungskosten der Lokomotiven (nicht Strecken- 
unterhaltung) bei elektrischem Betrieb um rd 17 % billiger (nicht 
eurer) als bei Betrieb mit Dampflokomotiven der halben Leistung. 

Ubrigens kommen wir auf die Verhandlungen über elektrischen 
Bahnbetrieb während des Eisenbahukongresses in Rom noch in 
sinem besonderen, nach den Originalreferaten ausgearbeiteten Be- 
richt hier zurück. 


Fernmeldetechnik. 


Sprachübertragung durch Unterseekabel. — Bei Beurteilung 
ler Güte der Übertragung einer Fernsprechleitung kommen drei 
Faktoren in Betracht: 

1. Die Dämpfung der Lautstärke, 
(zenau nur für sehr lange Leitungen) 
ziehung: 


welehe näherungsweise 
gegeben ist durch die Be- 


VEnde = Vant ePtie, 
worin B und a durch die Formeln: 


Zu. ai Ze ya u a en m 


ARo C), 


j j X aaa a Den 

ee 
B= | 5 Vi? +a? C (R + w L?) H- 
a=) 3 VEF ERFA — yA R= oL O) 


stimmt sind, in denen R, L, A und C die Werte von Widerstand, 
laduktivität, Ableitung und Kapazität für die Längeneinheit der 
leitung bezeichnen. | 

2. Die Verzerrung infolge der verschiedenen Dämpfung der 
verschiedenen Sprachfrequenzen; um den hierdurch veranlaßten 
Jumpfen Klang der Sprache zu vermeiden, muß 8 möglichst unab- 
rangig von der Frequenz gemacht werden’). 


‚ 3 Die Phasenverschiebung der verschiedenen Obertüne gegen 
wn Grundton, die aber von geringerer Bedeutung ist. 

. Was die Dämpfung ß anbetrifft, so läßt sich aus obiger 
Formel ableiten, daß ihr Wert auf dreierlei Weise herabgesetzt 
werden kann: durch Verminderung von R oder C oder durch Er- 
wihung von L. Früher wurden nur die beiden ersten schon aus 
ler Telegraphie bekannten Methoden angewandt. Doch eine 
rniedrigung von R auf dem Wege der Querschnittsvergrößerung 
laaft auf eine Zunahme an Umfang, Gewicht und Kosten des 
kabels hinaus. Denselben Nachteil bringt eine Verminderung der 


Kapazität C=--7- (e = Dielektrizitätskonstante, D bzw. d 


urchmesser über Dielektrikum bzw. Leiter), falls man D zu ver- 
rößern strebt; C läßt sich aber auch verkleinern, indem man ein 
nelektrikum kleinerer Dielektrizitätskonstante wählt, welcher 
(«danke zur Herstellung von Papier-, Papierluftraumkabeln usw. 
ʻihrte. Erst 1887 machte Heaviside darauf aufmerksam, daß die 
“i3 dahin als Widerstandszuwachs so gefürchtete Vermehrung der 
“lbstinduktivität zur Neutralisierung der Leitungskapazität und 
Verringerung der Dämpfung sehr nützlich sein könnte; ferner 
zeigte er, daß für eine verzerrungsfreie Leitung B von œ unab- 


ängig sein müßte und diese Bedingung für LT c erfüllt wäre. 


R 


A x 
Va für ein gewöhnliches Guttaperchakabel -c co 120, T co5000 zu 


setzen ist, so wird durch Steigerung der Selbstinduktivität zugleich 
tie Verzerrung vermindert. 


3. j 
) Dem Verfasser gilı als Maß der Verzerrung die alte Formel -€ "° Pop 


-otn während in Deutschland dafür jetzt einfucher und theoretisch richtiger 
die Differenz B lno — B law angegeben werden soll. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. 


923 


Die Erhöhung der Selbstinduktivität der Kabel geschicht: 

l. nach dem von Krarup angegebenen Verfahren, nach welchem 
1 bis 3 Lagen dünnen Bisendrahtes (0,2--03 mm Dicke) 
spiralförmig um Jen ganzen Leiter gewunden werden, welche:ı 
gewöhnlich aus einem festen Kupferkern und  herumgelegten 
flachen Litzenbändern besteht; der so besponnene Leiter wird 
dann wie ein gewöhnliches Kabel mit Guttaperchaisolierung 
und Bleimantel versehen. 

2, nach der Pupinschen Methode der Einschaltung von In- 
duktionsspulen, nach welcher mindestens œ Spulen auf die 
Wellenlänge der höchsten und danach etwa 9 Spulen auf die 
der mittleren Sprachfrequenz zu setzen sind. 


Für Landlinien ist gewiß das zweite Verfahren vorteilhafter. 
Joch für Unterseekabel, die in weit größerem Maße der Erhöhung 
der Induktivität bedürftig sind, ist die Spulenbelastung kein 
einfaches Problem, so daß für diese zunächst nur die Umspinnung 
in Betracht kam. Erst 1906 wurde das erste Pupin-Unterseekabel 
im Bodensee verlegt, dem dann in den nächsten Jahren eine Reihe 
weiterer Pupinkabel der Firma Siemens folgten. (In neueren 
Kabeln dieser Art sind im Abstande von je 1 Seemeile Spulen von 
80 mil eingeschaltet.) 

Bei Berechnung der Dämpfung eines Kabels mit erhöhter 
Selbstinduktivität ist zu beachten, daß diese neben Erhöhung des 
Ohmschen Widerstandes auch Wirbelstrom- und Hysteresisverluste 
mit sich bringt, welche für das Krarupkabel besonders grof sind: 
auch besitzt es größere Kapazität, und seine Induktivität kann 
nicht in gleichem Maße gesteigert werden wie beim Pupinkabel. 
Bei einem Vergleich beider Methoden kommt Hill („El Review“ 
Band 71, 1912) zu dem Schluß, daß bei gegebenem ß das mit 
Spulen belastete Kabel billiger herzustellen sei. Für eine Spulen- 
leitung ist R << vo L, nach welcher Voraussetzung 


. A 
E e 
NXg ae zz 2 


eilt. Hiernach wäre 8 unabhängig von œw und die Leitung ver- 


Vi und awwuyYL“Ü 


zerrungsfrei, wenn sich nicht R und r mit der Frequenz 


änderten. Nach dieser Formel läßt sich die Dämpfung des Pupin- 


r . A . 
kabels auch durch Verkleinerung des Ausdrucks ri erreichen, 


und der Firma Siemens ist es gelungen, für ein besonderes Gutta- 
perchakabel diesen Wert für œ = 5000 von 120 auf 20 herabzu- 
mindern. 

Es ist nicht etwa angängig, die Lautstärke am Ende dadurch 
auf genügende Höhe zu bringen, da man den Sendestrom ver- 
stärkt; denn dadurch würde nicht nur die Verzerrung, sondern 
vor allem auch das Nebensprechen vergrößert. Da sich Untersee- 
kabel schlechter -ausgleichen lassen als lLaandkabel, so ist es von 
Wichtigkeit, daß Krarupkabel dem Nebensprechen weniger aus- 
gesetzt sind als Pupinkabel; nach Ansicht des Verfassers ist 
daher unter See der Viererbetrieb nur für erstere ratsam, obgleich 
er zuerst 1911 auf dem englisch-belgischen Pupinkabel einge- 
richtet wurde. (Für Telegraphenleitungen hatte sich Jakob schon 
1882 die Methode patentieren lassen, zwei parallel geschaltete 
Drähte mit der Erde als Rückleitung als neuen Stromkreis zu ver- 
wenden.) Die im Fernsprechbetriebe gebrauchten Verstärker, 
welche die Reichweite der Leitung vergrößern sollen, müssen 
kräftig und doch empfindlich gebaut sein, auf Frequenzen von 
mindestens 2000 Per/s ansprechen und Töne aller Frequenzen in 
gleichem Maße verstärken. Der moderne Glühkathodenverstärker 
wird all diesen Anforderungen auf fast ideale Weise gerecht. Im 
Verstärkerbetriebe ist es nun von großer Bedeutung, daß die 
Leitungsimpedanzen zu beiden Seiten des Verstärkers überein- 
stımmen, was mit Hilfe künstlicher Leitungsnachbildungen 
erreicht wird; da nun die Regelmäßigkeit im Aufbau eines 
Krarupkabels die eines Pupinkabels bei weitem übertrifft und 
jede Unsymmetrie starke Schwankungen der Leitungsimpedanz 
mit der Frequenz hervorruft, welche dann durch die Nachbildung 
nicht mehr auszugleichen sind, so folgt daraus, daß im Verstärker- 
betriebe die Krarupkabel den mit Spulen belasteten überlegen 
sind. Wägt man, zusammenfassend, die Jlauptvorzüge beider 
Kabelarten gegeneinander ab, so sprechen 

a) zugunsten des Pupinkabels: 

1. Geringere IIerstellungskosten bei gleichen Dämpfungs- 
konstanten (wegen geringeren Kupfer- und Gutta- 
perchaverbrauchs), 

2, die Möglichkeit beliebiger Steigerung der Induktivität 
(was aber seit Einführung der Verstärker weniger wich- 
tig ist); 

b) zugunsten des Krarupkabels: 

1. Einfachere Herstellung, Auslegung und Instandsetzung, 

2, geringere Instandhaltungskosten (weniger Verbindungs- 

stellen und Unabhängigkeit von Spulenfehlern), 
ecringeres Mitsprechen, 

4. hessere Brauchbarkeit im Verstärkerbetrieb. 

Verfasser gibt neben einer Übersicht über die von 1902 bis 
1920 verlegten Unterseekabel auch eine Zusammenstellung ver- 


9 
[2] 


924 


schiedener Kabeltypen, welche den Einfluß der verschiedenen 
Leitungskonstanten veranschaulichen soll’). Er glaubt, daß man 
unter See in Zukunft nur noch Krarupkabel verwenden wird. 
(A. Rosen, Journ. Inst. El. Eng. London, Bd. 60, 1922, S. 73.) 


Whg. 


Internationaler Telegraphistenwettstreit. — Die großen Ver- 
bände der deutschen Post- und Telegraphenbeamten veranstalten 
in der Zeit vom 18, bis 21. VIII. 1922 in Berlin einen internationalen 
Telegraphistenwettstreit, an dem Angehörige der meisten staat- 
lichen und privaten Telegraphenverwaltungen Europas teilnehmen 
werden. Da ein solcher Wettstreit für die Telegraphisten ein kräf- 
tiger Ansporn sein dürfte, ihre Fertigkeit zu erhöhen und zu ver- 
vollkommnen, was der Abwicklung des in- und ausländischen Tels- 
grammverkehrs zugute kommen wird, so wird der Staatssekretär 
Dr. Bredow die Beamtenschaft bei Ausführung des Unternehmens, 
das sich äuf Arbeiten am Klopf- (Morse-), Hughes-, Baudot-, Sie- 
mens- und Wheatstone-Stanzapparat sowie am.Summer (zur Auf- 
nahme von Funktelegrammen) erstrecken wird, weitgehend unter- 
stützen. Es wird aber angeregt, daß auch Presse, Handel und In- 
dustrie sich durch Stiftungen an dem Unternehmen beteiligen, da- 
mit es an Bedeutung gewinne. Der Staatssekretär hat daher dem 
teichsverband der deutschen Industrie und dem Zentralverband der 
deutschen elektrotechnischen Industrie die Stiftung eines „Gro- 
sen Preises der deutschen Industrie” bzw. eines 
„EhrenpreisesderelektrotechnischenlIndustrie” 
vorgeschlagen. Auch Geldzuwendungen von Einzelfirmen werden 
dankbar angenommen. Ebenso ist die Überweisung von Gegen- 
ständen (z. B. Kunstgegenständen) für Jie Preisverteilung er- 
wünscht. Nähere Auskunft erteilt der zuständige Referent im Post- 
ministerium, Postrat Giesecke. —z. 


Direkt anzeigender Richtungsfinder, — Bei dem von A. Artom 
angegebenen Richtungsfinder gibt ein Zeiger auf eine Skala auto- 
matisch die Richtung der ankommen- i 
den Wellen an. Artom benutzt die 
bekannte Radio-Goniometer-Anten- 
nenanordnung mit zwei aufeinander 
senkrechten Empfangsrahmen, nur 
gibt er jetzt jedem Rahmen für sich 
einen Detektor bzw. Audion 1, 2 
(Abb. 10). Der Detektorstrom geht 
durch die beiden aufeinander senk- 
rechten Spulen AB und CD, das be- 
wegliche System eines Galvanome- 
ters. Die permanenten Magnete des- 
selben sind N und S. Der Ablenkungs- 
winkel des Zeigers ergibt sich aus 
dem Verhältnis der Ströme in den 
beiden Empfangsrahmen. Je nach der 
Wahl des Detektors ist eine andere 
Eichung erforderlich. („Radio Re- 
view”, Bd. 3, 1922, S. 14.) A. M. 


Abb. 10. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Skineffekt in dieken, unterteilten Leitern bei niedrigen Fre- 
quenzen. — Für die Abhängigkeit des Widerstandes von der Fre- 
quenz bei Wechselstrom sind von verschiedenen Seiten Formeln 
aufgestellt worden, so unter anderem von Thomson, Gray 
und Rushmore. Nach Middleton und Davis ist die ein- 
fachste dieser Formeln die von Gray. Sie gibt die wirksame 
Öberflächenschicht an, d. h. wie tief der Wechselstrom von der 
Oberfläche des Leiters nach dem Innern bei verschiedenen Fre- 
quenzen eindringt. Die Dicke dieser Oberflächenschicht beträgt 
nach der Formel für massive Kupferleiter z. B. bei einem 
Wechselstrom von 25 Per 129 cm und bei einem Wechselstrom 
von 60 Per 0,835 cm. Die Verfasser haben den wirksamen Wider- 
stand dicker, unterteilter Leiter bei den genannten Wechselstrom- 
frequenzen gemessen und daraus berechnet, wieweit und mit 
welchen Abänderungen sich die Formel von Gray auch auf unter- 
teilte Leiter übertragen läßt. Sie finden, daß die wirksame Ein- 
dringtiefe des Stromes für unterteilte Leiter die gleiche ist wie 
für massive Leiter. Für unterteilte Leiter berechnet man die 
Tiefe mit Hilfe des mittleren Windungsdurchmessers der äußersten 
Lage. Der Skineffekt ist unabhängig von der Stromstärke Die 
Eindringtiefe ändert sich umgekehrt proportional mit der Quadrat- 
wurzel aus der Stromfrequenz. Außer konzentrischen, unterteilten 
ITeitern haben die Verfasser auch verseilte, unterteilte Leiter 
untersucht und finden ebenfalls dieselbe Eindringtiefe wie bei 
massiven Leitern. („Journal of A.I. E. E.“, Bd. 40, 1921, S. 749.) 


Alb. 


Angwmäherte Bestimmung der Kapazität aus dem Kraftlinien- 
bild eines parallelen elektrostatischen Feldes. — Bei der. Lösung 
verschiedener Hochspannungsaufgaben hat man zuweilen die Ka- 


ı) Die Dämpfungswerte sind auf das übliche Standardkabel des britischen 
Postministeriums bezogen. welches pro Meile eine Dām tung von ß = 0.106 
(pro km Ø = 0.16%) anfweist. Als Höchatwerte der Gesamtdämpfung sind fest- 
re-etzt für eine Fernleituneg St=35m.s.c.(Bl=3,7), für eine Ortsleitung 
pi=25m.e.c.(31 =2.65) und hiernach die Reichweiten angegeben. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 27. Ä ° 


17. Juli 1922. 


pazität eines Feldes zu bestimmen, das zwischen zwei Potential- 
flächen eingeschlossen ist. Haben diese Flächen keine ganz ein- 
lache geometrische Form, so bietet die Berechnung der Kapazität 
große mathematische Schwierigkeiten. Spielrein gibt ein 
Verfahren an, um aus dem Kraftlinienbild eines ebenen elek- 
trostatischen Feldes die Kapazität des Feldes zu berechnen. 
(„Archiv für Elektrotechnik, Bd. 10, 1922, S. 373.) Alb. 


Theorie des wirklichen Feldes eines Magneten. — Ashworth 
behandelt die Theorie des „wirklichen“. Feldes eines Magneten und 
die Beziehung seiner magnetischen Eigenschaften zu seinen charak- 
teristischen elektrischen und kalorischen Eigenschaften. Die Unste- 
tigkeit der ferromagnetischen Gleichung, welche in der kinetischen 
Theorie des Magnetismus begründet ist, verschwindet, wenn man 
das wirkliche Feld als Kombination zweier Felder, eines moleku- 
laren und eines wahren Magnetfeldes, behandelt. Diese Annahme 
eines zweifachen Feldes gibt Aufklärung, warum die kritische Tem- 
peratur durch ein Wechselstromfeld herabgesetzt wird, wogegen die 
Teemperaturgrenze für die Änderung der spezifischen Wärme nur 
unbedeutend geändert wird. Man erhält daraus auch Aufschluß über 
die Beziehungen der mechanischen und magnetischen Kräfte und 
darüber, warum elastische und magnetische Eigenschaften bei der 
gleichen hohen Temperatur zu verschwinden streben. Die neue The- 
orie beseitigt einen schwerwiegenden Fehler in der früheren Lehre 
von der kinetischen Theorie des Magnetismus und gestattet, nunmehr 
feste Werte aus der ferromagnetischen Gleichung zu berechnen. Der 
abnormale Anstieg der spezifischen Wärme und der abnormal hohe 
Temperaturkoeffizient des Widerstandes, der in diesen Metallen ge- 
funden wird, Jäßt sich gleichfalls durch die neue Theorie der zwei 
Felder erklären („Electrical World“ Bd. 79, 1922, S. 844, nach „Phil. 
Magazine London“, März 1922.) Piz. 


Werkstatt und Baustoffe. 


"Silumin, eine neue Aluminiumlegierung. — In dem Metallabo- 
ratorium der Metallbank in Frankfurt a. M. ist eine neue Alumi- 
nium-Silizium-Legierung. hergestellt worden, die die bisher in 
der Aluminiumindustrie benutzten Gußlegierungen hinsichtlich 
ihrer technischen Eigenschaften recht erheblich übertrifft. Al-i- 
Legierungen sind auch früher vielfach ` hergestellt worden, zeig- 
ten jedoch im Guß so schlechte technische Eigenschaften, daß sie 
kaum zur Verwendung gelangten. Es wurde jetzt gefunden, dab 
bei dieser Art von Legierungen gewisse Zuschläge eine sehr 
wesentliche Verbesserung der technischen Eigenschaften hervor- 
rufen. Der Siliziumgehalt beträgt 11 bis 14%, das spezif. Gewicht 
ist 2,5--2,65. Die Festigkeit beträgt 20 kg/mm?, die Dehnung 
5—10 %. Versuche ergaben die Überlegenheit des Silumins nicht 
nur gegenüber der alten AlSi-Legierung derselben Zusammen- 
setzung, sondern auch gegenüber den technischen, unter den Namen 
„deutsche“ und „amerikanische” Legierung bekannten Metallen. 
Die physikalische Ursache dieser technischen Überlegenheit den 
früher bekannten Al-Si-Legierungen gegenüber scheint. bei gleicher 
Zusammensetzung in erster Linie in dem sehr erheblich feineren 
Kristallkorn des Silumins zu liegen. Der Fortschritt wurde dadurch 
möglich, daß es gelungen ist, ein Verfahren zu finden, welches gv- 
stattet, den Dispersitätsgrad der Legierung stark zu erhöhen. Div 
Ursache liegt offenbar in einer eigenartigen Beeinflussung des Kri- 
stallisationsprozesses, 

Auch hinsichtlich zahlreicher anderer Eigenschaften, wie Wär- 
mefestigkeit, Korrosionsbeständigkeit, besonders dem Dampf gegen- 
über, Wärmeleitfähigkeit usw., zeigt sich das Silumin der deutschen 
und amerikanischen Legierung z. T. wesentlich überlegen. 

G. Masing. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Verband Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine. — Die 
47. Abgeordneten-Versammlung des Verbandes Deutscher Arehitek- 
ten- und Ingenieur-Vereine findet am 25. und 26. August d. J. in L il- 
beck statt. Aus den Verhandlungsgegenständen sind, abgesehen 
von inneren Angelegenheiten, unter denen die Finanzfrage, wi» 
heute bei allen Verbänden eine wichtige Rolle spielt, Beratungen 
über verschiedene Fragen der Neuorganisation in Staat und Gemein- 
den, Stellungnahme zu der neuen Gesetzgebung auf dem Gebiete de: 
Wohnungswesens und eine Aussprache über die Notwendigkeit des 
Zusammenarbeitens von Architekt und Bauingenieur, auf der ja 
auch die Existenzberechtigung des Verbandes in hohem Maße be- 
ruht, hervorzuheben. ; 


Jahresversammlung des Institute of Transport, London’). — 
Auf der in der Zeit vom 12. bis 20. Mai unter dem Vorsitz von 
H. P.May bury abgehaltenen 2. Jahresversammlung des Institute 
of Transport wurden u. a. folgende Vorträge gehalten: 

Professor M. J. Carlier, Lüttich, sprach über die Bahn- 
praxisim Auslande. Er faßte seine Meinung dahin zu- 
sammen, daß der elektrische Betrieb für Bahnen der wirtschaft- 
lichste sei, wenn genügend Wasserkraft verfügbar ist; müs:: 


t) Nach „Engineering“ Bd. 113, 1922, 5. 615, 649, 665. 


-y 


17. Juli 1922. 


aber der Strom aus Kohlen erzeugt werden, so würde die Ent- 
wicklung der Dampflokomotiven in Richtung der Verbesserung 
ihrer Ökonomie wahrscheinlich eine bessere Lösung des Bahn- 
problems ergeben als die Elektrisierung, da letztere hohe Anlage- 
kosten bedinge. Für Personenzüge betrug der Energieverbrauch 
auf der Chikago - Milwaukee a. St. Paul Ry!) (Strecke Avery— 
Harlowton) im Mittel 39,3 Wh/tkm, für Güterzüge 24,8 Wh/tkm. 
Bei derselben Bahn betrug der Kohlenverbrauch für nutzbare 
Leistung am Umfang der Triebradsätze 3,67 kg/PS, der Gesamt- 
koblenverbrauch 4,62 kg/PS. Als gute Mittelzahl wurden bisher 
sl kg angesehen, für modernste Lokomotiven dürften aber 4 kg 
„urteichen. Würden die Dampflokomotiven durch elektrischen 
Betrieb ersetzt und der Strom von Großkraftwerken geliefert, so 
könnte man in England, Frankreich und Belgien 50 bis 6% 
der für den Dampfbetrieb benötigten Kohlen sparen. Die Kosten 
für die Umwandlung würden aber so hoch sein, daß die Bahn- 
verwaltungen, jedenfalls diejenigen Belgiens, sie nicht aufbringen 
könnten. Im Falle der Great Eastern Ry. Co. erforderte die in 
betracht gezogene Blektrisierung einen Aufwand von 10 Mill. £ 
hei einem Gesellschaftskapital von 60 Mill. £. Man muß bezweifeln, 
‘aß die von der Elektrisierung erwartete Steigerung des Verkehrs 
und die Kohlenersparnis auf ein so hohes Zusatzkapital Gewinn 
bringen könnte. Der Vortragende ging dann auf die Erfahrungen 
cin, de man mit dampf-elektrischen Lokomotiven 
(Heilmann, Reid-Ramsay, Cockerill), Lokomotiven mit Turbinen 
'kamsay, Escher-Wyss, Lungstown, Ljungström) oder mit Verbren- 
sungsmotoren (Diesel->Sulzer) gemacht hat. In Schweden erprobt 
man jetzt eine turboelektrische Lokomotive von Ljungström?). Der- 
artige Lokomotiven sollen gegen reine Dampflokomotiven 50% 
Brennstoffersparnis ergeben haben. Die Anwendung des reinen Tur- 
vinenantriebes für Lokomotiven biete gute Regulierungsmöglich- 
keiten und sei sicher einfacher als das „Elektrizitätswerk auf Rä- 
dern“, wıe die Lokomotivingenieure die turboelektrische Lokomo- 
tive wegen ihrer Kompliziertheit genannt haben. Der Ersatz der Tur- 
bino durch eine Explosionsmaschine würde sicher befriedigendere 
kesultate ergeben, wie dies die Lokomotivbauarten ‚„Diesel-Sulzer“ 
schweiz), „Strang“ (Ver. Staaten) und „Pieper“ (Belgien) gezeigt 
hätten. Für solche Betriebe sei es zweckmäßig, eine dritte Schiene 
zu verwenden, um Energieüberschüsse einer Lokomotive für andere 
:utzbar zu machen. Es wurden auch die benzin-elektrischen Fahr- 
zeuge auf der Minneapolis, St. Paul, Rochester a. Dubuque Ry. für 
115 Brems-PS erwähnt, die achtzylindrige Motoren haben, und die 
in Deutschland erprobten, von Gebr. Sulzer gebauten Diesel-Loko- 
motiven mit vierzylindrigem Motor von 1600 PS und 9 t Gewicht. 
Das Gewicht für 1 PS berechnet sich zu 59,5 kg gegen 62 kg bei der 
Pacific-Klasse auf den Belgischen Staatsbahnen. 


R.T.Smith führte an, daß der Wirkungsgrad gewöhnlicher 
Dampflokomotiven 6 % betrage, der von modernen Großkraftwerken 
"twa 18%. Könnte man den Lokomotivwirkungsgrad auf 8% er- 
öben, so ließen sich in England 3 Mill. £ an Kohlen sparen. Die 
Elektrisierung der italienischen Staatsbahnen habe dem Lande im 
Jahre 1920 50 Mill. Lire an Kohlen erspart bei einem Kohlenpreis 
von 300 Lire/t. Auch da, wo Kohlen nur 50 Lire/t kosteten, würde 
sich die Elektrisierung in Italien bezahlt machen. Die indirekten 
tfsparnisse durch Elektrisierung in diesem Lande würden groß 
<in. Eine elektrische Lokomotive könne täglich 23 h arbeiten, und 
zwar wochenlang, sie ersetze also zwei Dampflokomotiven und 
sunne dasselbe leisten. Da ihre Kosten geringer sind als die der bei- 
irn Dampflokomotiven, so würde durch die Umwandlung Geld er- 
spart. Wenn die einzigen Kosten der Elektrisierung die Kosten für 
ten Bau des Kraftwerks wären, so ließen sich in gewissen Fällen 
uch beim Mineraltransport hübsche Ersparnisse durch elektrischen 
Betrieb erzielen. Eine Alternative sei die Verwendung von Akku- 
wülatorenbatterien auf Lokomotiven. Jedenfalls könnten die Elek- 
‚Tisierungen durch Verbesserungen der erwähnten unabhängigen 
"srmen der Zugförderung ernstlich gehemmt werden. 


In der Diskussion wurde vom Vorsitzenden angeführt, daß 
‚hm ein amerikanischer Bahnstatistiker erklärt habe, man könne 
bahnsysteme nur auf der Grundlage der Kosten für 1 t verbrannter 
hohle vergleichen, und daß unter diesem Gesichtspunkt die Chikago 
Milwaukee a. St. Paul Bahn!) wegen ihrer hohen Kapitallasten im 
»triebe eine der kostspieligsten Bahnen Amerikas sei. Versuche mit 
*ızinelektrischem Bahnbetrieb auf einer rd 480 km langen Strecke 
iu Ungarn hätten großen Eindruck auf ihn gemacht, denn dadurch 
`i dort statt des früheren Defizits ein Überschuß erzielt worden. 
niese Lokomotiven seien von der Österr. Westinghouse-Gesellschaft 
zeiiefert worden. 


J.W. Pringle behandelte die Frage der Sicherheitin 
Bahnbetrieben®). Die Statistik der Bahnunfälle zeige, daß 
“wa 20% aller ernsten Unfälle auf Fehler der Ausrüstung, 80 % 
ul Versagen von Menschenkraft zurückzuführen seien. Etwa 25 % 
it menschlichen Irrtümer entfallen auf die Signalleute. Das einzige 
rksame Mittel hiergegen sei die Anwendung von Gleisstromkrei- 
"a m Verbindung mit den Signalen, was den Vorzug habe, daß es 
+» normalem Arbeiten dem Signalmann kein Mittel zur Umgehung 


r elektrischen Sperre biete, und daß das Zurückbleiben von Fahr- 
zn SRSRERTEERE HRG 


N Vgl „ETZ“ 192, 8. 725. 
, “pL „ETZ“ 1922. S. 892. 
„Engineering“ Bd. 113, 1922, S. 665. 


. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. 


925 


zeugen in der geschützten Zone, etwa infolge von Zugzerreißungen 
oder, weil ein Zug nach dem Umleiten auf ein Nebengleis vergessen 
würde, stets eutdeckt wird. Bei automatischer Zugkontrolle hätten 
ns mindestens 33 % der berichteten 200 ernsten Unfälle vermeiden 
assen. 


J. Thornycroft sprach über die Zukunft der gleis- 
losen Fahrzeuge für Personen- und Güterbeför- 
derung. Er ist der Meinung, daß erst die Physiker und Chemiker 
neue Energiequellen oder neue Mittel zu ihrer Aufspeicherung fin- 
den müßten, ehe es gelingen könne, große Änderungen im Bau der 
heutigen Fahrzeuge durchzuführen. Bis dahin müßten sich die Inge- 
nieure damit begnügen, Einzelheiten zu verbessern, um eine bessere 
Wirtschaftlichkeit durch bessere Brennstoffausnutzung zu erzielen 
und die Unterhaltung zu vereinfachen. In der Diskussion wurde zum 
Ausdruck gebracht, daß die Erhöhung der Zahl der Radsätze von 2 
auf 3 oder mehr wahrscheinlich der nächste Schritt in der Weiter- 
entwicklung sein würde, um, besonders bei schweren Wagen, den 
Raddruck herabzusetzen. 


Hinsichtlich der Betriebskosten für Motorfahrzeuge wurden 
folgende Zahlen genannt: Moderne schwere Dampfkraftwagen 
brauchen 2780 kcal/tkm, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren lei- 
sten mit 11 Benzin rd 4,6 tkm oder erfordern 3860 kcal für 1 Roh-tkm 
(10.bis 15 % besser als 1901). Sauggasmotoren-Fahrzeuge erfordern 
1080 kcal/tkm. Der Brennstoffverbrauch für Benzin-Motoromnibussse 
wurde von anderer Seite zu 5,5 bis 6,8 I für 1 tkm, die Kosten zu 
0,31 d/tkm angegeben gegenüber 0,1 d/tkm bei Dampfwagen. 

Was Akkumulatorenfahrzeuge anbelangt, so seien sie wegen‘ 
des hohen Batteriegewichtes für hohe Geschwindigkeiten unge- 
eignet; für kurze Wege, wo ihre geringere Geschwindigkeit anderen 
Fahrzeugen. gegenüber unbedenklich sei, hätten sie ihr Feld. Für 
Verhältnisse wie beim Londoner Omnibusverkehr müßten sie aus- 
scheiden, solange es keine Batterien gibt, die bei einer Ladezeit von 
8 min dem Fahrzeug eine Weglänge von 48 bis 64 km zurückzulegen 
gestatten. Was die gleislosen elektrischen Oberleitungsfahrzeuge 
betrifft, so seien sie zu teuer und zu sehr an bestimmte Strecken ge- 
bunden, um sie anders als in Ausnahmefällen anwenden zu können. 
Als einziger zufriedenstellender Ersatz der jetzt benutzten Ge- 
schäftswagen werden die benzin-elektrischen Fahrzeuge angesehen. 


C. H. Bressey sprach über Bau und Unterhaltung 
großer Verkehrsstraßen unter dem Gesichtspunkt der 
starken Zunahme des Motorwagenverkehrs. Straßen, die für den 
immer mehr schwindenden Pferdebetrieb geeignet waren, eignen 
sich nicht mehr für moderne Fahrzeuge und verursachen daher hohe 
Erneuerungskosten. Nach Feststellungen des Transportministeri- 
ums sind in England 35 456 km Verkehrsstraßen erster und 23 070 km 
zweiter Ordnung vorhanden, deren Fahrbahnerneuerung 133 Mill. £ 
bzw. 65 Mill. £, im ganzen also 198 Mill. £, kosten würde. Bei 5 % 
Verzinsung dieses auf 7 Jahre zu entleihenden Kapitals würden sich 
jährlich 34 Mill. £ Lasten ergeben, denen nur 10 Mill. £ Steuern für 
motorisch bewegte Fahrzeuge gegenüberstehen. Dazu kommen aber 
noch 205 163 km Straßen dritten Grades, deren Erneuerungskosten 
in den obigen Zahlen noch nicht einmal enthalten sind. Diese Zahlen 
zeigen die hohe Bedeutung der Wegeunterhaltung. 


In einem weiteren Vortrag über Wegefinanzierunglegte 
D. H. Davies dar, daß die Ausstattung Englands mit einem Netz 
von Motorwagenstraßen heute einen Kapitalaufwand von 500 Mill. £ 
und einen jährlichen Aufwand von rd 65 Mill. £ erfordern würde, wo- 
bei Verkehrssteuereinnahmen schon berücksichtigt sind. Um die 
Stellung der Schienen- und schienenlosen Fahrzeuge auszugleichen 
und obige Summen aufzubringen, müßte die Steuer für einen Motor- 
lastwagen von 30 auf 360 s/Jahr erhöht werden. Eine Benzinsteuer 
würde zwar für Fahrzeuge, die nicht dauernd laufen, gerechter sein, 
und andere Fahrzeuge müßten dann gleichfalls nach dem Verhältnis 
der obigen Besteuerung an der Wegeunterhaltung beteiligt werden. 


F. V. Russel berichtete über die Handhabung des 
schweren Vorort-Personenverkehrs auf einer 
Dampfeisenbahn,hinsichtlich der Verkehrsdichte und der Er- 
leichterungen auf den Endstationen. Durch geeignete Verbesserun- 
gen der Betriebseinrichtungen sowie der Signale und der Fahrpläne 
wäre es möglich, die Zugdichte für Zeiten der Verkehrsspitzen um 
25--50% zu erhöhen. Bei der Great Eastern Ry. hätte man durch 
Rechnen mit Sekunden diese Steigerung sogar auf 75 % gebracht. 


C. Kirkpatrick schilderte die neueren Verbesserun- 
genderTransporthilfsmittelim Londoner Hafen 
und in seinen Docks; er ging auch auf die elektrischen Pumpenan- 
lagen zur Aufrechterhaltung gleicher Wasserhöhe zwischen ver- 
schiedenen Docks bei ungleichem Wasserstand und auf einen elek- 
trischen Gezeiten-Fernanzeiger ein, durch den die Wasserstände 
im Fluß und in den Docks gleichzeitig aufgezeichnet werden können. 
Ebenso wurden Verbesserungen der Krananlagen und interessante 
neue Formen von Kranen behandelt. So sind im King-Gcorge-Dock 
Nr. V zwei neue Krane aufgestellt worden, die sich in der gewöhn- 
lichen Art fortbewegen, aber mit einem T-förmigen Aufsatz ausge- 
rüstet sind, welcher sich einmal um seine Achse drehen kann und 
oben einen 3 t-Laufkran mit kleinem Bewegungsradius trägt. 


M.RialSankey sprach über diedrahtlose Telegra- 
phie und Telephonie als Hilfsmittelim Trans- 


———e- er 


926 | | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. . 


17. Juli 1922. 


portwesen und behandelte zunächst die Anwendungen der Funk- 
telegraphie im Schiffsverkehr, ihren hohen Wert bei Unfällen auf 
See, die Möglichkeit des Nachrichtenaustausches mit Schiffen auf 
hoher See und ihre Anwendung zur Orientierung bei Nebel. Weiter 
wurde die Anwendung dieses Verkehrsmittels auf Eisenbahnzügen, 
sowohl zur Nachrichtenübermittlung ale auch zu Signalzwecken, be- 
handelt, wie sie sich besonders in Amerika eingeführt hat. 
Kurt Perlewitz. 


Energiewirtschaft. 


Die Elektrizitätsversorgung des Wesergebietes. — Der preu- 
Bische Staatsrat hat, wie die „Frankf. Ztg.“ meldet, von dem ihm 
verfassungsmäßig zustehenden Recht des Einspruchs gegen den Ge- 
setzesbeschluß des Landtages über die Elektrizitätsversorgung der 
Gebiete an der mittleren und unteren Weser Gebrauch gemacht. 
Das Gesetz hatte in der Beratung des Landtages eine Reihe von 
Änderungen erfahren. Ursprünglich sah es die Errichtung eines 
großen staatlichen Kraftwerkes bei Hannover vor’); 
ein gemeinsamer Antrag der Koalitionsparteien bei der zweiten 
Lesung schlug dann vor, dem Staatsministerium nur eine allgemeine 
Ermächtigung zu erteilen, 400 Mill. M zur Gründung einer Aktien- 
gesellschaft zwecks Errichtung eines in einem möglichst wirtschaft- 
lich gewählten Orte gelegenen Kraftwerkes, zur Beteiligung an 
einem solchen oder zum Ausbau bestehender sonstiger Kraftquellen 
auszugeben. Bei der Errichtung dieses Kraftwerkes sollten das 
Reich, die Länder, die Kommunalverbände und andere Unterneh- 
mungen beteiligt werden, jedoch sollte der überwiegende Einfluß 
des Staates und des Reiches durch Aktienbesitz sichergestellt wer- 
den. Der Staatsrat hatte schon früher, bevor das Gesetz vor den Land- 
tag gekommen war, in seinem Gutachten sich dagegen ausgespro- 
chen, weil er den Nachweis des Vorliegens eines Bedürfnisses und 
der Rentabilität nicht für gegeben erachtete. Dieselben Bedenken 
haben die Mehrheit des Staatsrates bestimmt, gegen den Beschluß 
des Landtages Einspruch einzulegen. 


Nach Artikel 42 der Verfassung muß nunmehr das Gesetz dem 
Landtage zu neuer Beschlußfassung vorgelegt werden, und es ver- 
bleibt nur dann bei diesem Beschluß, wenn er vom Landtag mit 
Zweidrittelmehrheit erneuert wird. Wird diese Mehrheit 
nicht erreicht, so tritt das Gesetz nicht in Kraft, falls es nicht durch 
einen vom Landtag herbeigeführten Volksentscheid bestätigt wird. 


Der staatlichen Elektrizitätsverwaltungin Han- 
nover wird hierdurch auf Grund des Gesetzes vom 11. VI. 1874 
das Recht verliehen, das zum Bau von Überlandleitungen in den 
Stadt- und Landkreisen Hannover, Linden und Hildesheim und in 
den Landkreisen Marienburg, Springe, Gronau, Alfeld und Neu- 
stadt a. Rübenberge erforderliche Grundeigentum im Wege der Ent- 
eignung zu erwerben oder, soweit dies ausreicht, miteiner dauernden 
Beschränkung zu belasten. 


Industrie und Handel. 


Deutschland. — Wie das „Reichs-Arbeitsblatt” in seinem Mo- 
natsbericht vom 11. VI. 1922 über Arbeitsmarktund Wirt- 
schaftslage schreibt, war, wie in den Vormonaten, auch im 
Mai die deutsche Industrie angespannt beschäftigt. Von Mitte April 
bis gegen Ende Mai wurde der hohe Stand der Beschäftigung fast 


ausschließlich durch ältere, noch nicht zur Ablieferung gelangte 


Aufträge bestritten. Erst als der Verlauf der Konferenz von Genua?) 
zeigte, daß eine scharfe Wendung in den unsicheren deutschen Valu- 
taverhältnissen in Kürze nicht zu erwarten steht, gingen die Auf- 
träge wieder zahlreicher ein. Bei dieser Hochkonjunktur handelt es 
sich jedoch nur um eine Scheinblüte, u. zw. weil die Kreditnot der 
Industrie von Monat zu Monat gewachsen und Deutschland dement- 
sprechend kein Privatkapital zugeflossen ist. Statt dessen zeigt sich 
auf dem Kapitalmarkt der Welt eine Zuwendung des mobilen Kapi- 
tals zu den fest verzinslichen Werten. Da die Gewinne in Deutsch- 
land zumeist spekulativer Natur sind, erfolgen auf Kosten der Na- 
tionalwirtschaft bei dem ständigen Sinken des Auslandwertes der 
Mark starke Einbußen. Diese Gewinne haben nicht einmal die star- 
ken Einbußen beim Sinken der Valuta wettmachen können. 


Der Wettbewerb der deutschen Industrie stößt auf immer grö- 
Bere Schwierigkeiten. Das Ausland bemüht sich immer mehr um 
deutsche Aufträge, und solche werden aus Süd- und Westdeutsch-® 
land heute bereits gemeldet. Insbesondere sind Aufträge auf Kohle, 
Eisen, Textil- und Glaswaren, die der deutschen Industrie abgenom- 
men werden. Die frühere Spannung zwischen Auslands- und In- 
landswert der Mark verminderte sich im April und Mai rasch. Nach 
den Erhebungen des Statistischen Reichsamtes stieg die Teuerungs- 
ziffer im Mai um weitere 9 %, und die ersten Folgen des Sinkens der 
Kaufkraft zeigen sich im Arbeitseinkommen auf dem Arbeitsmarkt. 
Insbesondere tritt ein Wachsen des Angebots von weiblichen Ar- 
beitskräften, namentlich von Ehefrauen, hervor. Was den Beschäf- 
tiguugsgrad der Industrie anbelangt, so sind nach 1708 Berichten im 
Mai, die sich auf 1,47 Mill. Beschäftigte erstrecken, 57 % gegen 54 % 
im Vormonat in Betrieben mit gutem Geschäftsgang tätig gewesen. 


hy) Vgl. „ETZ“ 1921, S. 410. 
2) Vgl. „ETZ“ 1922, 5. 894. 


Wesentlicher erscheint die Verstärkung des Beschäftigungsgrades 
gegen den Vormonat. Von 1633 berichtenden Betrieben hatten im 
Mai 27 % gute Beschäftigung. 


Die meisten Zweige der Elektroindustrie waren im 
Mai, ebenso wie im April, rege beschäftigt, vor allem mit Bestellun- 
gen aus dem Inlande. Die Nachfrage aus dem Auslande wird vom 
Bericht der Handelskammer Berlin nur für Erzeugnisse der elek- 
trischen Kohlenindustrie als stark bezeichnet; ähnlich gestaltete 
sich auch die Lage für den Export von Glühlampen nach übersee- 
ischen Ländern. Der Wettbewerb aufdem Weltmarkt ist gewachsen. 
Welcher Maßstab bei der Beurteilung des nach dem Kriege als gut 
bewerteten Beschäftigungsgrades angelegt wird, zeigt die Tatsache, 
daß die Ausfuhr der elektrischen Industrie im gesamten Jahre 1921 
nur 50 bis 60 % der Friedensmenge erreicht hat, wie gelegentlich der 
Mitgliederversammlung des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie iu Würzburg festgestellt worden ist. Nach 
69 Einzelberichten aus der elektrischen Industrie für 155 000 Be- 
schäftigte am 15. Mai ist der Tätigkeitsgrad fast unverändert geblie- 
ben. 52% des Personals gehörten im Berichtsmonat Betrieben mit 
befriedigendem Geschäftsgang an. Die gut beschäftigten Werke nah- 
men von 14% auf 15% zu, die schlecht beschäftigten von 34 auf 
33% ab. Im Vorjahr trat der Anteil der gut (7%) und befriedigend 
(45 %) beschäftigten Unternehmungen weniger stark hervor. Elek- 
trische Anlagen wurden aus allen Teilen der inländischen Industrie 
im Mai noch unverändert lebhaft bestellt. Eine gewisse Zurückhal- 
tung der Elektrizitätswerke gegenüber dem Einkauf dürfte darauf zu- 
rückzuführen sein, daß die bisherigen umfangreichen Eindeckune>- 
käufe einen vorläufigen Abschluß gefunden haben. Einen gewissen 
Einfluß auf die Zurückhaltung mit Bestellungen möggen auch die 
Hoffnungen auf Besserung des Markkurses und auf Preisabbau in- 
folge erwarteter günstiger Ergebnisse der Konferenz von Genua ge- 
zeitigt haben. Trotzdem hat der Bestellungseingang, wie der Han- 
delskammerbericht Berlin hervorhebt, noch immer die Lieferung=- 
fähigkeit der Fabriken überstiegen. Die Motorbestellungen haben 
eine Abschwächung erfahren; es wird aber gehofft, daß in den kom- 
menden Monaten die Bedürfnisse der Landwirtschaft ein neuerliches 
Ansteigen der Bestellungen herbeiführen werden. Dauernder Bedarf 
besteht an Zählern undKleinmaterialaller Art Eisen- 
bahnsicherungswesenundelektrische Bahnen lie 
gen darnieder. Gut dagegen war die Nachfrage nach Leitungen und 
Kabeln. Eine gewisse Zurückhaltung ließ sich jedoch im Mai auch 
für die Bestellungen von Leitungen und Kabeln für Stark- 
und Schwachstromzwecke beobachten. Die Schwachstrom- 
Elektrotechnik hat dauernd stark zu tun; hier, ebenso für 
elektromedizinische Apparate, sind aber Aufträge ausdem Auslande 
zurückgegangen. Unter den Berichten der Landesarbeitsämter fällt 
die Meldung auf, daß in Hessen ein elektrotechnisches Werk wegen 
Unrentabilität Mitte Mai geschlossen worden ist, so daß etwa 300 Ar- 
beiter arbeitslos wurden. 


— DerAußenhandel (Spezialhandel) mitelektrotech- 
nischen Erzeugnissen hat im April gegen den Vormonat!) 
quantitativ eine Abnahme der Einfuhr, nach Menge und Wert eine 
Erhöhung des Exportes gebracht. Die Einfuhr betrug 3221 dz im 
Wert von 16,715 Mill. M. und war damit bei einem Mehrwert von 3270 
Mill. M um 1139 dz höher als im März (2083 dz bzw. 13,445 Mill. M). 
Verglichen mit dem gleichen Monat von 1914 (3355 dz) ergibt sich 
ein Minderbetrag von 85 dz. Die ersten 4 Monate 1922 ergaben 56 515 
dz gegen 18 127 dz im gleichen Zeitraum 1914 (Steigerung 38 388 dz). 
Aus der folgenden Übersicht gehen die Einzelheiten hervor. Bertick- 
sichtigt man die Rückware, so ist gegen den Vormonat die Einfuhr 
nur bei Dynamomaschinen usw. (583 dz), Kabeln (479 dz), Telegra- 
phenapparaten usw., Melgeräten (28 dz), elektromedizinischen Ap- 
paraten (8 dz), Isolationsgegenständen usw. (142 dz), Elementen 
(42 dz) gestiegen, dagegen im übrigen, u. zw. u. a. bei Heiz- und 
Kochapparaten (43 dz), Glühlampen (38 dz), Starkstromvorrichtun- 
gen (53 dz) gefallen. An der Einfuhr von Dynamomaschinen usw. 
war u. a. das Saargebiet mit 629 dz beteiligt. Die diesmal höhere 
Kabeleinfuhr stammte zu 387 dz aus Großbritannien, zu 105 dz aus 
Holland. Von Metalldrahtlampen kamen 46481 dz aus Österreich, 
58855 dz aus Ungarn, von Vorrichtungen für Funktelegraphie 4 dz 
aus Holland. An Starkstromvorrichtungen hat die Schweiz 7 dz, das 
Saargebiet 105 dz, Schweden 94 dz und Holland 40 dz geliefert, und 
über das letztere bezog Deutschland auch alle fremdländischen Iso- 
lationsgegenstände aus Asbest. 


Die Ausfuhr stellte sich auf 66 943 dz im Wert von 768,309 
Mill. M und hat damit den Märzexport (68 655 dz bzw. 634,613 Mill. M) 
um 19712 dz unterschritten, während sie gegen April 1914 (111 4 
dz) noch um rd 45 000 dz zurückgeblieben ist. Die ersten 4 Monate 
1922 ergaben 2277 Mill. dz gegen 1762 Mill. dz im gleichen Zeitraunı 
1914. Steigerungen gegenüber dem Vormonat entfallen auf Dynamo: 
(10 467 dz), Akkumulatoren (3214 dz), Isolationsgegenstände (8 dz) 
Abnahmen wiesen u. a. auf Kabel (20 976 dz), Glühlampen (rd A" 
dz) Telegraphenapparate (2072 dz), Starkstromvorrichtungen (7910 
dz), Heiz- und Kochapparate (525 dz). Von 11296 ausgeführten D'y- 
namoıaschinen, Motoren usw. (19 641 i.V m.) ohne fertige Anker, Kol- 
lektoren usw.. gingen 2336 nach Holland, 1025 nach der Schweiz, 827 
nach Großbritannien, 704 nach der Tschechoslowakei, 470 nach Öster- 
reich, 407 nach Belgien, 176 nach Spanien, 146 nach Schweden, 1?" 


1) Vgl. „ETZ“ 192, S. 741. 


17. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. _ 


927 


Einfuhr Ausfuhr 


Lrgeoeugnisse 


dz 1000 M dz 1000 M 
l. Dynamos, Motoren, Umformer, Trans- | 
formatoren, Drosselspulen, Anker 
und Kollektoren!). . . . .... 1741 7269 | 25 001 | 143 644 
2. Akkumulatoren, Ersatzplatten . . 5 12 | 4889 | 22293 
3 Kabeh) us Wu ee 504 1455 | 14293 | 67210 
4. Bogenlampen, Quecksilberdampflam- 
n. usw., Gehäuse mit Glasglocken, 
inwerfer, Reflektoren ai rn 0,36: 7 60 1 328 
5. Glühlampen . ..... e.. . |110 | 2678 995 | 32885 
6. Telegraphena und Fernsprecher 
(auch für Funkdienst), Sicherungs- 
u. Signalapparate . . . 2... . 94 937 | 1339 | 77596 
7. Starkstromvorrichtungen?) . . . . | 281 1837 | 13485 | 147596 
8 Hektromedizinische Apparate . . | 18 369 893 | 28623 
9. Meß-, Zähl- und Registriervorrich- 
tungen . . >s 2 0200000. 100 1326 | 1856 | 79648 
0, Elemente, Batterien . . .....| 43 126 | 1433 8 263 
il. Heiz- und Kochapparate . . . . . 3 23 | 1060 | 17138 
12. Montierungsteile ausPorzellan,Stein- 
Glas ww)... 22202. «| 31 112 | in Gruppe 7 enthalten 
13. Porzellanisolatoren aller Artö) . . | 77 84 | 
14. Isolationagegenstände aus Asbest, 6 0967), 29213 
Glimmer, Mikanit usw. . . . . . | 291 564 62 2 298 
lő Isolierrohre aus Papier, Pappe . . | — — | 1551 5979 
Ib. Unvollständig angemeldete Er- 
zeugnise . . . . Pe AES — — 26 162 


Insgesamt6) |3221 |16 715 | 66943 | 934 663 


nach Italien, 106 ins Saargebiet, 91 nach Finnland und 25 nach Argen- 
tinien. Von Akkumulatoren und Ersatzplatten haben u. a. Dänemark 
1336 dz, Holland 856 dz, Schweden 1050 dz bezogen, von Kabeln und 
‚:olierten Drähten Holland 6775 dz, Skandinavien zusammen 1262 dz. 
An Metalldrahtlampen sind insgesamt rd 2,906 Mill. Stück exportiert 
worden, u. zw. 0,472 Mill. nach den V. S. Amerika, 0,322 Mill. nach 
Österreich, 0,190 Mill. nach Dänemark, 0,164 Mill. nach Schweden, 
0.136 Mill. nach Italien, 0,118 Mill. nach Nordrußland, 0,093 Mill. nach 
der Tschechoslowakei und 0,053 Mill. nach Norwegen. Kohlenfaden- 
lampen wurden im ganzen 0,19% Mill. ausgeführt, davon 0,064 Mill. 
nach Italien, 0,022 Mill. nach Belgien, 0,019 Mill. nach den V.S. Ame- 
rika, 0,019 Mill. nach Österreich und 0,012 Mill. nach Holland. Unter 
den hauptsächlichsten Bestimmungsländern für Schwachstromappa- 
rate werden Holland mit 418 dz, Dänemark und Großbritannien mit 
rd 110 dz, Österreich mit 73 dz aufgeführt, für Starkstromvorrich- 
‘angen Holland mit 2322 dz, Norwegen mit 1211 dz, Österreich mit 
$72 dz, Schweden mit 821 dz, Belgien mit 764 dz, Dänemark mit 
w dz, Italien mit 516 dz. An elektromedizinischen Apparaten ging 
ger Hauptteil (173 42) nach Schweden. Meßgeräte, Zähler usw. er- 
telten vor allem Italien (327 dz) und Holland (201 dz) und die 
Tschechoslowakei (191 dz); Japan ist mit 130 dz beteiligt, Österreich 
und Schweden mit je 104 dz. An Heiz- und Kochapparaten gingen 
1:9 dz nach Holland, 151 dz nach Norwegen, 100 dz nach den V. S. 
Amerika, 86 dz nach Dänemark und 76 dz nach Schweden. Von Iso- 
';errohren war diesmal das Saargebiet mit 271 dz Hauptabnehmer, 
“ann Schweden mit 220 dz, Tschechoslowakei mit 106 dz und Öster- 
reich mit 96 dz. Der Überschußder Ausfuhr über die Einfuhr 
‘ar elektrotechnische Erzeugnisse betrug im April 1922 63 721 dz 
xw, 617,9 Mill. M gegenüber einem Gesamtausfuhrüberschuß aller 
-geführten Waren von 7,13 Mill. dz bzw. 5266,5 Mill. M. —z. 


Wie man im Auslande über unsere Verkaufspolitik denkt. — 
Wir hatten auf S. 895 der „ETZ“ 1922 eine Äußerung aus Schweden 
-ver die deutsche Preis- und Lieferungspolitik gebracht und finden 
nunmehr im „Berl. Tagbl.” Ausführungen des Vorsitzenden des Deut- 
::hen Vereins Kapstadt, Prof. H. Bohle, die sich auf das gleiche 
Thema beziehen und die Warnung enthalten, daß unsere Export- 
rmen und unsere Außenhandelsstellen darauf achten sollen, daß 
æi den scharfen Preis- und Valutaänderungen sich die deutschen 
\usfuhrpreise den Möglichkeiten des Wettbewerbs auf den Aus- 
ındemärkten möglichst schnell wieder anpassen. Prof. Bohle weist 
"rauf hin, daß die im Auslande unverständliche Angebots- und Ver- 
-ıufapolitik der deutschen Fabrikanten dazu geführt hat, daß sie 
'-n im Jahre 1921 Erfolg versprechenden Markt wieder verloren 
'zben, weil sie Preise fordern, welche es vorteilhafter erscheinen 
-az3en, in England und Amerika zu kaufen; denn die Angebote von 
brt seien nicht nur vorteilhafter, sondern auch billiger. Nebenbei 
®:rd dort Kredit gewährt, wogegen die deutschen Fabrikanten Vor- 
sabezahlung verlangen. Man scheine die Weltpreise vom Juni 1921 
31: Basis angenommen und übersehen zu haben, daß die Preise in 
England und Amerika infolge von Arbeitslosigkeit um 30 bis 50 % 


Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile vollständiger Maschinen. — $) Die 

A umfaßt auch isolierten Draht aus unedien Metallen. — ®) 

berumformer und die Isolationsgegenstände der Grippe 12 
ern- 


gefallen sind. Als Beispiele werden u. a. angeführt: elektrotech- 
nische Artikel, Porzellan- und Aluminiumwaren. Eine kleine elek- 
trische Farmausrüstung mit Ölmotor, 2 kW-Dynamo und 16 Akku- 
mulatorenzellen kostet, in Kapstadt abgeliefert, 140 £, dagegen ab 
Hamburg fob 144 £. Eine Sendung Aluminiumwaren wird in Kap- 
stadt mit 25 s verkauft, aus Deutschland eingeführt, kostet sie 30 s. 
Auch über die Nichteinhaltung der Lieferfristen wird hier wieder 
Beschwerde geführt. Der Besteller wird immer wieder vertröstet und 
kommt dadurch in arge Verlegenheit. Schädigt das schon das An- 
sehen Deutschlands, so verstärkt sich der Eindruck dadurch, daß es 
oft den Anschein hat, als ob von einzelnen Fabrikanten die bereits 
verkauften und bezahlten Gegenstände zurückgehalten und an an- 
dere Interessenten verkauft werden. Es sind daher berechtigte 
Zweifelander Ehrlichkeitderdeutschen Fabri- 
kanten aufgetaucht. Zu diesen Unannehmlichkeiten kommt noch 
das Vorgehen der Zollbehörde in Kapstadt, die zunächst mit Recht 
bei den im Jahre 1921 zu Schleuderpreisen ankommenden Waren 
den für die Zollberechnung maßgebenden Wert erhöhte. Man rech- 
nete hierbei zuletzt mit 1 £ = 40 M und berechnete damit den Wert 
der Ware. Wird der Preis der Ware in Mark angegeben, so dividiert 
man mit 400, um £ zu erhalten, ist er in £ angegeben, so rechnet man 
sie zum Tageskurse in M.um und dividiert durch 400, d. h. man be- 
zahlt den dreifachen Zoll. Bei Preisen, welche für das Ausland be- 
reits den Weltpreis überstiegen haben, ist das natürlich katastrophal 
für jedes Geschäft. 

Diese Ausführungen, die sich mit anderen Auslandsstimmen?) 
decken, verdienen die größte Beachtung. Der deutsche Export scheint 
von dem Fehler des Verschleuderns zu Markpreisen teilweise in den 
entgegengesetzten Fehler der Erhebung schematischer, nur nach dem 
Devisenstund sich richtender Ausfuhraufschläge gefallen zu sein. 
Die Quelle des Übels ist in beiden Fällen wohl die ungenügende Un- 
terrichtung und Berücksichtigung der Konkurrenzpreise auf dem 
Weltmarkt. Der deutsche Exporteur, der seine Preise ungefähr nach 
den ausländischen Konkurrenzpreisen richtet und in fremder Wäh- 
rung verkauft, ist bei sinkendem Markkurs vor dem Verschleudern 
ebenso geschützt wie vor Überforderungen. Er trägt natürlich ein 
gewisses Risiko bei starken Produktionskostenerhöhungen im In- 
lande; er wird sich daran gewöhnen müssen, daß es mindestens im 
Auslandsgeschäft nicht angeht, das ganze Risiko auf die Abnehmer 
abzuwälzen, wie es im Inland durch gleitende Preise versucht wird. 
Daß Abschlüsse auch eingehalten werden müssen, wenn sie sich ein- 
mal ungünstig in der Abwicklung gestalten, ist eigentlich eine 
Selbstverständlichkeit, die nicht nur für das Auslandsgeschäft gelten 
sollte. Allerdings muß unseren Freunden im Auslande auch nahe- 
gelegt werden, nicht ungerecht zu verallgemeinern; denn nicht jede 
Überschreitung einer Lieferfrist beruht auf bösem Willen, oft spie- 
len vielmehr wirklich unüberwindbare Schwierigkeiten, z. B. Koh- 
lenmangel, Streiks, Verkehrsstörungen usw., wie sie in der deut- 
schen Wirtschaft nach dem Kriege leider häufig vorkommen, die ent- 
scheidende Rolle. —z. 


Vom Rohgummi-Weltmarkt. — Da, wie das „Berl. Tagebl.” be- 
richtet, der Plan einer erneuten Einschränkung der Erzeugung bzw. 
der Ausfuhr von Gummi in den ostasiatischen Anbaugebieten durch 
gesetzliche Maßnahmen der beteiligten Regierungen nur sehr lang- 
sam seiner Verwirklichung entgegengeht, will sich die Lage auf den 
Rohgummi-Weltmärkten unter dem Druck der riesigen Vorräte und 
des fortdauernden Produktionsüberschusses nicht bessern. Sie hat 
sich im Gegenteil in letzter Zeit weiter verschärft, da die Ver- 
braucher nach wie vor die Entwicklung der Dinge abwarten und nur 
die unbedingt notwendige Rohware kaufen. Die Verhältnisse auf 
dem Gummimarkt sind hauptsächlich infolge des Aufhörens der frei- 
willigen Ausbeutungsbeschränkung so verfahren, daß nur Gewalt- 
mittel Abhilfe schaffen können. Der Preis fürbeste Pflan- 
zerware hatte im letzten Drittel Mai auf den bis dahin niedrig- 
sten Stand von 7% d/lbnachgegeben und damit den Kurs von Anfang 
d. J. um rd 4 d/lb unterschritten, ging er zunächst um % d/lb in die 
Höhe, bröckelte dann aber wieder ab. Die Londoner Schluß- 
kurse lauteten: standard crepe und ribbed smoked sheets greif- 
bar 7%: d/lb, Juli 7%--7% d/lb, JuliSept. 7%--7% d/lb, Okt.-Dez. 
8:84 d/lb, fine hard Para greifbar 10 d/lb, Para soft fine 10 d/lb, 
Caucho balls 7% d/lb. Das sind jedenfalls erschreckend niedrige 
Preise, selbst wenn man von dem Preisstand der früheren Blütezeit 
des Gummianbaus absieht. Die Londoner Vorräte nahmen 
weiter zu und erreichten mit 706 366 t am 3. VI. eine Höhe, welche 
die ins laufende Jahr übernommenen Vorräte übersteigt; hierbei ist 
in Betracht zu ziehen, daß sich die Vorräte in den ersten drei Mo- 
naten d. J. auf 66 700 t verringert hatten. Imenglischen Roh- 
gummihandel belief sich die Einfuhr im April 1922 auf 12,12 
Millionen lbs gegen 23,16 Mill. im April 1921 und 12,09 Mill. im März 
1922 gegenüber einer Ausfuhr von 6,85 Mill Ibs (7,59 Mill. bzw. 10,64 
Mill.). Die Ausfuhr war also bedeutend niedriger als die Einfuhr und 
nahm auch gegenüber der März-Ausfuhr wesentlich ab. 

Es gingen u. a. nach den V. S. Amerika 2,26 Mill. (4,49 Mill. 
bzw. 3,66 Mill.), Frankreich 1,85 Mill. (0,60 Mill. bzw. 3,01 Mill) und 
Deutschland 1,45 Mill. (1,80 Mill. bzw. 2,32 Mill.). Eine beträchtliche 
Verringerung wies auch die gesamte Rohgummieinfuhrder 
V. S. Amerika im April im Vergleich zu .der vom März auf. Stellt 


1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 895. 


928 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. 


17. Juli 1922. 


man allerdings die Einfuhr der V.S. Amerika während der Monate 
Jan.-Apr. derjenigen der Vorjahrszeit gegenüber (93986 t gegen 
94 503 t), z0 ergibt sich eine Zunahme von über 70 %, die ohne den 
geringsten Einfluß auf den Weltmarkt war. So wird man auch kaum 
eine Wirkung auf die Preisgestaltung von der, besonders in der 
englischen Presse lebhaft betonten Besserung des Geschäftsganges 
deramerikanischen Kraftwagen- und Reifenher- 
stellung erwarten dürfen. Nach einer Schätzung der National 
Chamber of Commerce betrug die Kraftwageuerzeugung 
\merikasim April 1922 213 000 Wagen und überstieg damit die 
Erzeugung des Vorınonats um 35 %, und die von März 1922 um etwa 
24 %; die Kraftwagenausfuhr erhöhte sich von W %40 Wagen im Jan. 
auf 218 460 Wagen im April. Daß die amerikanischen Reifenfabriken 
dementsprechend stark beschäftigt sind, mag wahr sein, doch wäre 
es, wie gesagt, falsch, bei der ausgesprochenen Zuvielerzeugung an 
Rohgummi hieraus eine merkliche Besserung der Lage ableiten zu 
wollen. Hinsichtlich der geplanten neuen Erzeugungsbeschränkung 
ist zu berichten, daß gegenwärtig ein Bevollimächtigter des hollän- 
dischen Kolonialamtes in London mit den maßgebenden englischen 
Stellen über gemeinsame Schritte verhandelt, und daß weiterhin 
endlich die Denkschriftdesenglischen Kautschuk- 
komitees erschienen ist, die ebenfalls regierungsseitiges Ein- 
greifen empfiehlt, d. h. eine zwangsweise Herabsetzung der Erzeu- 
zung oder eine Verringerung der Ausfuhr durch Prohibitivzölle. 
Nach Ansicht des Ausschusses ist das letztere Verfahren vorzu- 
ziehen, daes sich leichter durchführen und kontrollieren läßt. In dem 
Bericht wird hervorgehoben, daß eine Beteiligung Hollands unbe- 
dingte Voraussetzung ist. —2z. 


Einfuhrzahlen für elektrotechnisches Material in Siam. — Nach- 
stehend sind die Einfuhrzahlen für elektrotechnisches Material von 
Bangkok für das Berichtsjahr, endend März 1921, nach amtlichen 
Statistiken zusammen- und den Werten für 1919/20 gegenüberge- 
stellt. Bemerkenswert ist Japans gestiegener Anteil. Die Einfuhr 
über Singapore und Hongkong rührt für die meisten Produkte aus 
anderen Ländern her. 


19192% 1920/21 Zu- oder 
Glühlampen: 10) 1000 Abnahme 
Ticals!) Ticals °, 
Singapore und Hongkong 42 12 — 715 
Großbritannien E a 40 53 a329 
V. 5. Amerika . . 108 114 oIa 
Japan . .. 2 2202.81 45 — 435 
Deutschland Laos = 58 + — 
Zusammen: 273 316 + 15,7 
Elektrische Apparate: 
Großbritannien nn. 24 293 + 11 
Deutschland se 1 — 
V. S5. Amerika . . 44 328 — 2% 
Singapore Fr al a ae 26 — 21 
Schweden en. 266 25 — 95 
Italien . 2 2 2 ro 22. 4 20 +400 
Holland 30 28 — 67,5 
Frankreich — 16 — 
Japan ei 251 269 4,0 
Zusammen: 1374 1080 — 21,0 
Kupferwaren: 
Hongkong FE Ne ; 5 1 — 80 
Großbritannien - . . . . 21 32 P020 
Zusammen: 35 40 + 14,3 
Wissenschaftliche Instrumente u. Apparate: 
Großbritannien 97 148 + 525 
Deutschland — 8 — 
Frankreich 8 10 — 25 
Japan . .. 52 31 — 385 
V. 5. Amerika . Ù JR — 22,7 
Zusammen: 274 290 58,5 
Eisenbahnmaterial: 
Großbritannien 562 318 — 93 
V. S. Amerika . 201 1724 +760 
Zusammen: 843 2193 -+160 


Wagen und Drehgestelle für Eisen-und Stra- 
Renbahnen: 


Großbritannien . : 1574 1596 + 14 
V. S. Amerika . . . . . 190 27 +10 _ 
Zusammen: 1607 1656 + 30 


(Electrical Review, Bd. 90, 1922, S. 764.) Ptz. 


„ 1 £ = rund 13 Ticals. 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechnischer Verein Mannheim-Ludwigshafen. 7.VII. 
1922, abends 8 Uhr, Vereinswohnung Mannheim, Friedrichrring 4. Mitglie- 
derversammlung. Vortrag Dipl.-Ing. Harteneck ‚„Sprungwellen und ihre 
Gefahr für elektrische Anlagen“. 


Verband Deutscher Architekten- und Ingenieur-VereineE:V. 
25. und 26. VIII. 1922: 47. Abgeordnetenversammlung in Lübeck. 


Physikalische Gesellschaft zu Berlin. 7. VII. 1922, abds. 7 Uhr: 
Gr. Hörsaal des Physikal. Institute der Universität, Berlin, Reichstagsufer \. 


a) Vortrag A. Rüttenauer ‚Quantitative Bestimmung der Druckdifie- 
renzen in der positiven Säule der Edelgase Argon, Neon, Helium“. 

b) Vortrag H. Mark, M. Polanyi, E. Schmid „Die Vorgänge bei der 
Dehnung von Zinkkristallen (mit Vorführungen). 


Lichttechnische Gesellschaft Karlsruhe, 12. VII. 192, 8 Uhr 
abends Hörsaal 48, Hauptgebäude der Technischen Hochschule, 3. Stock: 


1. Vortrag Prof. Dr. Teichmüller „ Die Grundlage des. Stereo- 
photometers von Pulfrich“ 

. Vortrag Dipl.-Ing. L. Schneider, „Der Tripelspiegel und seine 
Anwendung. 

. Vortrag Dr. med. R. Spuler, „Die Flimmerphotometrie* | 

. Fübruog durch das Lichttechnische Institut. 


ww N 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


W. Rathenau F. Der Reichsminister des Äußeren, Dr. Walther 
Rathenau, ist am 24. Juni vormittags einem Meuchelmorde zum 
Opfer gefallen. Die großen Verdienste dieses, über das gewöhnliche 
Maß menschlicher Fähigkeiten weit hinausragenden Mannes um 
unser Vaterland und um die Entwicklung unseres engeren Arbeits- 
gebietes, der Elektrotechnik, werden wir in einem besonderen Nach- 
ruf würdigen. 


O. Arendt. Dr. Oskar Arendt, Patentanwalt und Beratender In- 
genieur, Berlin W50, Kurfürstendamm 227, ist als gerichtlicher Sach- 
verständiger für gewerblichen Rechtsschutz (Patente, Waren- 
zeichen, Gebrauchsmuster und Geschmacksmuster) sowie für Elek- 
trotechnik für den Landgerichtsbezirk II, Berlin, vereidigt worden. 

M. Kreyssig. Der bisherige Geschäftsführer der Vereinigung der 
Elektrizitätswerke, Herr Direktor Max Kreyssig, schied am 
1. Juli aus dieser Stellung aus, um vom 1. Juli ab die Leitung Jer 
Wärmespeicher Dr. Ruths G. m. b. H. zu übernehmen. Herr Kreyssig 
war früher bei der Elektrisierung der Mitteldeutschen Braunkohlen- 
industrie beteiligt, ferner an der Gründung mehrerer Überlandzen- 
tralen Während des Krieges leitete er das Elektrizitätswerk und die 
Überlandanlage Reichenbach i. V., von wo erzum Verwaltungsdirek- 
tor der Vereinigung der Elektrizitätswerke berufen wurde. Ei 
Dun jetzt eine Stellung bei der Ruths-Wärmespeicher-Gesellschaft, 

erlin. 


Auszeichnungen. Die italienische Gesellschaft der Wissenschaäl- 
ten in Rom hat Prof. Dr. Joh. Stark, dem Träger des Nobelpreise: 
für Physik 1919, für seine Verdienste um die Physik die Golden 
Matteucci-Medaille verliehen. 

Hochschulnachrichten. Der Privatdozent für Experimental- 
physik an der Universität Göttingen, Dr. W.Grotrian, ist zum 
Observator am Astrophysikalischen Observatorium in Potsdam er- 
nannt worden. 


BRIEFEAN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleiturg 
und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Über die Abstimmung von Löschdrosseln. 
Die unter diesem Titel in der „ETZ“ 1921, S. 1478 und 192. 
S. 385 gebrachten Darlegungen von F. NOETHER scheinen mir 
bei genauerer Betrachtung nicht geeignet, das Vertrauen zur 
Nullpunktserdung zu erschüttern, jenes zur Polerdung zu festi- 
gen. Man wird bei der Bewertung der hierauf abzielenden Über- 
legungen des Autors folgende Punkte zu beachten haben: 


1. Der in Abb. 4 des Aufsatzes (I. Teil) wiedergegebene ver- 
einfachte Ersatzstromkreis ist nicht korrekt. Er ist durch das neben- 
stehende Schema (Abb. 1) zu ersetzen. Der infolge kapazitiver Un- 
gleichheit zur Erde abfließende Unsymmetriestrom tu = J (aC.}) 
= Pa E w C wird durch die gesamte zwischen Erde und System vor- 
handene Leitfähigkeit mittels der Nullpunktspannung P gemäß der 
auf Seite 1479 der Arbeit aufgestellten Gleichung 10 zurückgesaur!. 
Mit dieser Richtigstellung ändert sich die an Abb. 5 (S. 1481) gv- 
knüpfte Betrachtung im Sinne der einfachen Konstruktion unserer 
Abb. 1. Neben dieselbe tritt gleichberechtigt das von NOETHER in 
Abb. 7 des II. Teiles gegebene Spannungsschema unserer Abb. 2, 
dem die Auffassung zugrunde liegt, daß die Unsymmetriespan- 
nung Po der unkompensierten Anlage als Erregerspannung Auf 
die Serienschaltung von Kapazität und Induktivität wirkt. 


| 


tr in 


» 


17. Juli 1922. 


9 Läßt man P) und ¿iu auf Null zurückgehen, so ergibt sich 
anscheinend die Möglichkeit einer Spannungsverlagerung um die 
volle Phasenspannung (Arbeitspunkt A). Dieser Zustand ist 
aber offensichtlich ausgeschlossen, da die Wattverluste des dann 
ständig vom vollen Erdschlußstrom durchflossenen Schwingungs- 
kreises nicht gedeckt sind. Man kommt so auf die unzulässige 
Vernachlässigung, die in der ganzen Betrachtung steckt. In dem 
um Phasenspannung verlagerten Zustand A kommt noch ein 
Wattstrom zustande, der die bei Erdschluß auftretende Wirk- 
komponente des Reststromes mindestens erreicht und den natür- 
lichen kapazitiven Unsymmetriestrom der Anlage stets übertrifft. 
Die höchste gemessene Unsymmetriespannung (Laufenburg) be- 
trägt 5 % der Phasenspannung, der Unsymmetriestrom daher 
3 % des vollen Erdschlußstromes; die Wirkkomponente des Rest- 
stromes beträgt 5—10 % (Laufenburg 11 %). Eine Vernach- 
lässigung ist somit unzulässig. Die Berücksichtigung im Schau- 
bild ist sehr einfach. Abb. 1 und 2 werden so umgezeichnet, daß 


Abb. 1. 


Abb. 2. 


in der ersteren als Ordinate statt der Nullpunktsspannung P 
der proportionale Wirkstrom won ‚in der 
Abeszisse statt des Spulenstromes i der in einem fingierten Ohm- 
schen Ersatzwiderstand stattfindende proportionale Abfall ¿i W3 
aufgetragen wird. Dann ist für jeden Kurvenpunkt der Radius- 
vektor, nicht aber die Abszisse oder Ordinate ein Maß für den 
Unsymmetriestrom is bzw. die Unsymmetriespannung P, Mit 
diesen gegebenen Größen sind daher Kreise um den Ursprung 
zu beschreiben (strichliert eingetragen). Die Abbildungen passen 
šich an praktische Verhältnisse an: Die Induktivität der un- 
gesättigten Drosselspule übertrifft um rund 25 % jene im gesät- 
tigten, der Phasenspannung entsprechenden Arbeitspunkt, die 
Unsymmetriekomponente ist mit 5 %, die Wirkkomponente mit 
8 % angenommen. Mit der Unsymmetrie verschwindet nun na- 
turgemäß die Verlagerung, überdies wird Punkt III unter Um- 
ständen gleichfalls stabil. Damit erklärt sich, daß in keinem 


zweiten als 


einzigen Falle die von NOETHER vorausgesagten Kipp- und Ver- . 


lagerungserscheinungen beobachtet werden konnten. 


. 3 Aus dem Gesagten geht auch im Gegensatz zu der von 
NOETHER geäußerten Ansicht Folgendes hervor: Die Ein- 
schaltung einer etwa im Drosselspulenzweig untergebrachten zu- 
sätzlichen EMK, welche die Erregerspannung P, des Schwin- 
zungskreises aufzuheben vermag, schiebt den Arbeitspunkt in 
den Ursprung zurück, wird also die Verlagerung hintanhalten. 
Es liegt ein Mißverständnis vor, wenn Herr NOETHER annimmt, 
daß ich auf Grund meiner Untersuchungen!) über diese von 
PETERSEN erstmals vorgeschlagene Schaltung ihre durchgehende 
Anwendung empfehle Dort lag mir nur daran zu zeigen, daß 
die Zusatzspannung zur exakten theoretischen Löschbedingung 
dazugehört. Unter normalen Verhältnissen ist sie, wie die Praxis 
nun zur Genüge erwiesen hat, sicher überflüssig. Wichtig wird 
ihre Anwendung erst, wenn sich eine beträchtliche Fremdspan- 
nung als Erregerspannung in den Schwingungskreis einschaltet, 
beispielsweise bei Influenz durch Parallellauf mit einem betriebe- 
mäßig erdgeschlossenen System (Fahrdraht). Keineswegs sollte 
such der Beseitigung einer harmlosen Wattkomponente das Wort 
zeredet werden, zumal deren natürlicher Betrag die Löschfähig- 
keit des Reststromlichtbogens meist verbessern wird und so den 
Bereich der zulässigen Verstimmungen erweitert, während nur 
die künstliche Vergrößerung durch wattverbrauchende Lösch- 
einrichtungen sich in einem allzu raschen Wiederanstieg der 
Spannung an der kranken Phase unangenehm bemerkbar machen 
ann. 


9» E. u. M. 1921, 8. 137 u 151. 


+ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 27. 


—eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeaeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeÖeeeeäeeeeeneneneee@>@>@666@6ä6ä6ä@ä@ä@ee@ 


929 


Nicht gut verständlich ist mir der Hinweis (S. 387), daß 
die Energie der freien Schwingungen durch die Hilfsspannungen 
gedeckt wird. Das Gegenteil ist der Fall, da der Schwingungs- 
kreis über eine treibende EMK dann überhaupt nicht verfügt. 

4. Herr NOETHER wählt ein bestimmtes Schema für Pol- 
erdung und findet nur einen stabilen Arbeitspunkt. Ich kann 
in diesem Resultat zunächst keinen Vorteil erblicken. Denn 
während im Falle der Abb. 1 und 2 im Sinne seiner Konstruktio- 
nen nach dem Verlassen des bei Erdschluß innegehabten Zu- 
standes III das System in den stabilen Punkten II oder I’ auf 
jeden Fall zur Ruhe gelangen müßte, liefert die in Abb. 9 des 
zweiten Teiles gegebene Charakteristik auf einer Seite des labilen 


‚ Zustandes I überhaupt keinen stabilen Arbeitspunkt mehr, so 


daß, wie auch NOETHER andeutet, beträchtliche Erschütterungen 


‚ (allenfalls vorübergehendes Aufgeben der starren Klemmen- 


spannung) im Netze vorauszusehen sind. Auch hier führt jedoch 
die Berücksichtigung des Umstandes, daß ein Wattstrom von der 
Größenordnung des Summenstromes ic + ?2z auftritt, wie bei der 
Nullpunktserdung und auf Grund gleichartiger Betrachtungen zu 
dem beruhigenden Ergebnis, daß Punkt I zwar nur stabil sein kann, 
den normalen Systembedingungen jedoch gar nicht zugeordnet ist. 

5. Auf den Löschtransformator können die auf Polerdung 
bezüglichen Betrachtungen Noetherss im Gegensatz zu seinen 
Andeutungen wohl keine Anwendung finden. In seinem Ersatz- 


‘ schema ist der Magnetisierungsstrom jeder Spule dauernd ange- 


nähert gleich dem Ladestrom ihrer Phase. Beim Löschtransfor- 
mator verschwindet der Magnetisierungsstrom iz durch die Ver- 
kettung der Eisenkreise im normalen Betrieb nahezu völlig, die 
Charakteristik Abb. 9 wird also unzutreffend. Tatsächlich ver- 
hält sich die BAUCHsche Anordnung in dieser Beziehung ähn- 
lich wie die Drosselerdung über einen künstlichen Nullpunkt und 
nimmt an den Vorteilen dieser Schaltung teil. Eine Untersuchung 
des Einflusses der Schenkelsättigung steht dabei noch aus. 


Innsbruck, 27. II. 1922. R. Willheim. 


Erwiderung. 

Die voranstehenden Bemerkungen des Herrn R. WILLBHEIM, 
die durch mein Zitat seiner Arbeit in „E und M.“ veranlaßt sind, 
heben den Anteil der Wattverluste zur Erzielung günstiger Dros- 
Soon Eu mL ung hervor. Demgegenüber ist zu betonen, daß Herr 
R. WILLHEIM in seiner Arbeit wiederholt von der Kompensation 
der Wattverluste durch Hilfsspannungen („negative Widerstände“) 
spricht, die in der Tat eine notwendige Forderung zur Erzielung 
„vollkommener Löschwirkung” ist. Von diesem Standpunkt geht 
daher auch mein Zitat aus, wie wohl besonders deutlich aus der 
Schlußbemerkung des betreffenden Absatzes meiner Arbeit hervor- 
geht, den Herr W. allerdings mißverstanden zu haben scheint. Ge- 
meint sind in dem Schlußsatz natürlich die Komponenten der Hilfs- 
spannungen, die die Wattverluste ausgleichen sollen und dadurch 
en Zustandekommen ungedämpfter freier Schwingungen ermög- 

ichen., 

- Im übrigen sei bei dieser Gelegenheit nochmals der eigentliche 
Zweck meiner Untersuchung bemerkt, nämlich der Nachweis, daß 
Nullpunktserdung und Polerdung wohl als gleichwertig betrachtet 
werden können, solange die Eisensättigung keinen maßgebenden 
Einfluß hat; daß aber die Bisensättigung grundlegende Unter- 
schiede zwischen beiden Systemen bedingt, die sich auch noch in 
anderer als der besprochenen Hinsicht äußern können. 


Breslau, 14. VI. 1922. 


.— on 0. 


F.Noether. 


Normung der Stromstufen in der Elektrotechnik‘). 


Bei der Normung der Stromstufen für Apparate mag es an- 
gängig erscheinen, die theoretischen Reihen genau beizubehalten. 
Für Zeigermeßgeräte ist es aber unumgänglich notwendig, solche 
Endwerte zu wählen, daß das Skalenbild ein abgeschlossenes ist 
und nicht einige Einheiten darüber hinausragen. Werte wie 8— 
16 — 32 — 64 können also für Strommesser nicht übernommen 
werden. 

Bezüglich der Abstufung ist es außerordentlich schwierig, 
geradezu unmöglich, Werte zu finden, die für alle Anwendungs- 
gebiete der Strommesser passen, weil in jedem Fall eine mehr 
oder minder große Überlastbarkeit vorgesehen und die Skalen- 
werte um 10 bis 100% über den normalen Wert hinaus ablesbar 
sein sollen. Da eine Einigung der Interessentenkreise in absehbarer 
Zeit kaum zu erwarten war, hat die Siemens & Halske A.G. für 
ihre Strommesser und Stromwandler nunmehr selbst eine Nor- 
malreihe aufgestellt, die sich den Anforderungen am besten anzu- 
passen scheint. Die Reihe ist folgende: 

1—5—10 
10—15—20—30—40—50—70—100 
100—150—200—300—400—5 1000 
1000—1200—1500—2000—3000—4000—5000—6000—8000—10000 

Die Abstufung ist keine gleichmäßige. Auf die äußerst 


selten verlangte Verdoppelung des Meßbereiches durch Umschal- 
ten des Stromwandlers ist keine Rücksicht genommen, sie ist 


» H. Passavant, „ETZ* 1921, 8. 1413, und G. Lux, „ETZ“ 1922, 8. 452. 


a 


930 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 27. 


zwischen 10 und 100 A. für die Meßbereiche 20, 30, 70 A nicht 
möglich. In diesen Fällen müßten anormale Meßbereiche ange- 
fertigt werden. Von 10 bis 100 A sind sechs Stufen gewählt, von 
100 bis 1000 acht Stufen, von 1000 bis 10000 neun Stufen. Es 
schien überflüssig, zwischen 10 und 100 A noch mehr Stufen zu 
wählen als 6, für 100 bis 1000 A ist eine feinere Abstufung mit 
Rücksicht auf die Wicklungen der Stromwandler nötig. Die 
neue Stromstufenreihe ist seit einiger Zeit für alle Starkstrom- 
meßgeräte von Siemens & Halske in Anwendung, und es er- 
scheint wünschenswert, daß sie auch von den anderen Her- 
stellern elektrischer Meßßgeräte übernommen würde. 


Charlottenburg, 11. IV. 192. Keinath. 


Erwiderung. 

Zu den Ausführungen des Herrn Dr. KEINATH möchte ich bemer- 
ken, daß meiner Ansicht nach die Skala eines Zeigermeßgerätes 
durchaus nicht mit dem Nennstrom identisch zu sein braucht. Ja, 
man wird, wie das schon seit vielen Jahren in der Praxis geübt wird, 
die Skalenteilung um einen gewissen Prozentsatz über den Nenn- 
wert des Stromkreises hinaus verlängern. Und gerade auf diese 
Weise wird das erreicht, was Herr Dr. KEINATH anstrebt, nämlich 
abgerundete Endwerte. Für 8 A Nennstrom z. B. wäre 10 A als Ska- 
lenbereich gut brauchbar, und was für kleine Stromstärken richtig 
ist, kann für die großen nur gut sein. Die Meßgeräte-Hersteller 
brauchen daher nur die Konzession machen, daß sie die Geräte mit 
einem Nennwert aus der Normenreihe stempeln; über die Reichweite 
ihrer Skalen wird ihnen keine Vorschrift gemacht. Bei einigem 
guten Willen läßt sich auch auf dem Gebiet der Meßgeräte dem immer 
stärker hervortretenden Drange nach einheitlichen Normen der 
el für den gesamten Starkstrom-Apparatebau gerecht 
werden. 


Charlottenburg, 16. VI. 1922. G. Lux. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Fünfstellige Tafeln der Kreis- und Hyperbel- 
funktionen ert und e-z mit den natürlichen 
Zahlen als Argument. Von Dr.-Ing. Keiichi Haya- 
shi. 182 S. in 8°. Vereinigung wissenschaftlicher Verleger 
Walter de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1921. Preis 45 M. 


Bei zahlreichen Problemen der angewandten Mathematik 
treten neben den trigonometrischen Funktionen auch die Expo- 
nentialfunktion und die sogenannten Hyperbelfunktionen auf. Der 
Techniker, der seine Aufgaben nicht nur formelmäßig, sondern 
auch numerisch durchführen muß, wird es mit Freude begrüßen, 
in den neuen Tafeln ein vorzügliches Rechenhilfsmittel in die 
Hand zu bekommen, zumal die bisherigen Tafeln dieser Funktio- 
nen teils schwer zu beschaffen sind, teils nur einen geringen, für 
die Praxis vielfach nicht ausreichenden Umfang aufweisen. Die 
Haupttafel enthält die Werte der Funktionen cos z, sin x, tg £. ez 
e-z, Coix, Sinx und Fax mit fünf Stellen; das Argument x da- 
gegen umfaßt auf den Strecken von O bis 0,1 vier, von 0,1 bis 3 
drei und endlich von 3 bis 10 zwei Dezimalen. Um den Über- 
gang zur üblichen Darstellung der trigonometrischen Funktionen 
zu erleichtern, ist in einer weiteren Schlußspalte x in. Gradmaß 
ausgedrückt; außerdem ist eine vielstellige Umwandlungshilfs- 
tafel als besondere Tafel beigefügt. Da die Exponentialfunktion 
und die Hyperbelfunktionen im Gegensatz zu den Kreisfunktionen 
keine reelle Periode besitzen, ist es nicht möglich, ihren voll- 
ständigen Verlauf tabellarisch zu beschreiben, sondern man kann 
die Tafel nur bis zu einem bestimmten. Grenzargumente (hier 10) 
fortführen; indessen lassen sich aus der vorliegenden Tafel mit- 
tels der Additionstheoreme ohne allzu große Umständlichkeit 
auch noch solche Funktionswerte bestimmen, deren Argument ein 
kleines Vielfaches von 10 nicht überschreitet. Zur Funktions- 
berechnung für noch höhere Argumentwerte dient eine Neben- 
tafel, die die Werte von = und « = für alle ganzzahligen z bis 
100 mit neun geltenden Ziffern angibt. Eine zweckmäßige 
Formelübersicht bildet den Schluß des Werks. Es dürfte inter- 
essieren, daß die vorliegende Tafel ihre Entstehung einem tech- 
nischen Problem, der Theorie des Trägers auf elastischer Unter- 
lage, verdankt, und daß an ihrer Berechnung außer Hayashi und 
seinen beiden japanischen Assistenten auch zwei deutsche Mit- 
arbeiter beteiligt waren. Die Anschaffung des wohlfeilen Werkes, 
das auf kräftigem Papier in klaren Ziffern gedruckt ist, kann 
jedem Mathematiker und Techniker aufs wärmste empfohlen 
werden. P. E. Böhmer, Dresden. 


Telefunken-Zeitung. Herausgegeben von der Gesellschaft 
für drahtlose Telegraphie m. b. H. „Telefunken“, Berlin. 


Nachdem im Mai 1914 die letzte Nummer der „Telefunken- 
Zeitung” erschienen war, brachte Telefunken im Mai 1919 die 
Zeitschrift wieder als erste Kriegsnummer heraus. In drei Kriegs- 
nummern wurde zunächst eine Übersicht über die Fortschritte, 
Verwendungsarten und Erfahrungen mit Telefunkenstationen beim 


17. Juli 1922. 


nn rn nn 


Landheer sowie bei den See- und Luftstreitkräften gegeben und 
dann im Schlußheft ein abschließender Überblick über Kriegs- 
erfahrungen mit besonderer Berücksichtigung der in der Telefun- 
ken-Ausstellung gezeigten Neuerungen gebracht. Alsdann wurd« 
die Telefunken-Zeitung dem erweiterten Verwendungsgebiet der 
drahtlosen Telegraphie ale Verkehrsmittel entsprechend auf brei- 
terer Grundlage aufgebaut und in erheblich erweiterter Foris 
herausgebracht, die auf einen vielseitigen Interessentenkreis zu- 
geschnitten worden ist. 

Die uns vorliegende Doppelnummer (Nr. 25, Januar 1922, 
5. Jahrg.) ist als eine Art Jubiläumsnummer anzusehen, da die 
drahtlose Telegraphie in diesem Jahre auf ein 25-jähriges Be- 
stehen zurückblicken kann. Nachdem am 10. Mai 1897 die erste 
öffentliche Vorführung einer drahtlosen Verbindung zwischen 
Lavernock-Point und der Insel Flatholm am Bristolkanal (5 km) 
durch Marconi stattgefunden hatte, der auch Professor Slaby auf 
Einladung des englischen Postministers beiwohnte, wurde Ende 
Juni nach erfolgreichen Versuchen Slabys das System Slaby-Arco 
gegründet, das im Oktober 1897 bereits eine Reichweite von 21 km 
zwischen Rangsdorf und Schöneberg erzielte. 

Nachdem zunächst der Schriftleiter Karl Solff der „Draht- 
losen“ zum 25. Wiegenfeste ein poetisches Loblied gesungen, 
geben uns mehrere Aufsätze von Nairz, Arco, Zenneck, Solff, 
Rukop, Rendahl, Schloemilch, Meißner u. a. einen interessanten 
Überblick über verschiedene Stadien der Entwicklung der draht- 
losen Telegraphie und Telephonie. Auch die Tochtergesellschaf- 
ten von Telefunken: „Transradio“ und „Debeg“ kommen in der 
Zeitschrift mit wertvollen Darbietungen zu Wort. Da die Schrift 
auch mit guten Abbildungen versehen und von den Herausgebern 
hinsichtlich Druck und Papier mustergültig ausgestattet ist — 
die vorliegende Doppelnummer enthält z. B. auf 143 Seiten 124 Alb- 
bildungen —, so dürfte sie bald einen großen Freundeskreis ge- 
wonnen haben. Die Zeitschrift erscheint etwa alle 2 Monate und 
wird auf Wunsch Interessenten zum Preise von 15 M das Heft 
durch die Geschäftsstelle (Literarisches Büro von Telefunken, 
Berlin SW 11, Hallesches Ufer 12) zugesandt. 


Thurn. 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Zeitschriften. 


„Zeitschrift für Elektrochemie.“ Generalregister zu Bd. 1 bis 10. 
enthaltend Namen-, Sach- und Patentnummerverzeichnis der Jahrgänge 
1895 bis 1904. Verlag „Chemie“, Leipzig, Nürnberger Str. 48. Preis 
50 M, für Mitglieder der Deutschen Bunsen-Gesellschaft 30 M. 


„Archiv für Elektrotechnik‘, Heft 12, Bd. 10, 1922, enthält folgende 
Arbeiten: E. Marx, Bestimmung der Lage des Erdpotentials in Dreh- 
stromanlagen. Messung der Isolationswiderstände von Hochspannung-- 
anlagen während des Betriebes. G. Glage u. H. Edler, Ziehen und 
Oberwellen beim Zwischenkreisröhrensender. P. Hammerschmidt, 
Über Ausgleichsvorgänge beim Abschalten von Induktivitäten (insbe- 
sondere vermittels Ölschalter). Heft 1, Bd. 11, 1922: W. O. Schu- 
mann, Überdie elektrische Festigkeit der Luft. P.v. Stritzl, Eine nomo- 
graphische Methode zur Vorausberechnung von Gleichstrommaschinen. 
A. Schwaiger, Beitrag zur elektrischen Festigkeitslehre. 


Listen und Drucksachen. 


Siemens-Schuckertwerke, Berlin-Siemensstadt. Preisblätter Nr. 
1090/98 über Elmo-Handkreissägen, Handbohrmaschinen, Hochleistungs- 
bohrmaschinen, Hand- und Hochleistungs-Bohrmaschinen für Holzb-- 
arbeitung, Elmo-Drehstühle, Hochleistungs-Aufreibemaschinen für große 
Materialstärken, Hand- und Hochleistungs-Gewindeschneidemaschinen, 
Hochleistungsmaschinen zum Rohraufwalzen und Stehbolzeneinzieh«n, 
Tischbohrmaschinen. Druckschriften Nr. 1180: Das D-Stöpsel-Systeni 
als Ausgang der Bestrebungen zur Vereinheitlichung der Installations- 
sicherungen. Von W. Klement. 1220: Ausführung von Hochspan- 
nungs-Prüfanlagen. Von H. Hertel. 1335: Der Ruths-Dampfspeicher. 
Von F. Ohlmüller. 1348: Die Blindströme, die zu ihrer Berücksichti- 
gung dienenden Zähler und deren Anwendung zur Verrechnung der 
elektrischen Energie. Von Ad. v. Krukowski. Nr. 1100: Drehstrom- 
Wattstundenzähler. 1139: Menotherm elektrisch beheizte Überzieh:- 
apparate. 1241: Siemens-Schweißumformer. 1281: Stern-Dreieck- 
N ARRUE: 1282: Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußge- 

äuse, 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Diesem Heft liegt als zum Text gehörige 
Beilage die ab 1. VII. bis auf weiteres und nur für das Inland geltende 
neue Zuschlazsliste Nr. 57 (grün) bei. Mit Ausnahme von Zeile 2la, 
Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge, bringt sie für alle Gruppen Preise - 
erhöhungen, textlich den Hinweis, daßauch Tableaus, Läutewerke und 
Kontakte (Zeile 69a 1 und 2) nicht nach der allgemeinen Formel berech- 
net werden; es gelten vielmehr für die Berechnung die Bestimmungen der 
betreffenden Verbände. 


a > 


17. Juli 1922. 


Erhöhung des Zollaufgeldes. — Durch das Scheitern der An- 
liheverhandlungen und die begleitenden wirtschaftlichen Umstände ist 
der Markkurs weiter gesunken. Die Reichsregierung hat daher mit Wir- 
kung vom 25. VI. eine 6öfache Erhöhung des Zollgoldaufschlages beschlossen. 
Der Aufschlag ist damit von 5900 auf 6400% gestiegen. Er betrug Anfang 
August 1919 240%, im Nov. 1919 775%, im März 1920 900%, im Okt.1921 
1%0%, im Nov. 1921 300%, im März 1922 4400%, im Juni 1922 6400%. 

—z. 


l Jubiläen. — Die durch ihre elektrotechnischen Fabrikate rühmlich 
ı bekannte Firma Dr. Max Le vy, Fabrik elektrischer Maschinen und Apparate, 
| Berlin, feierte am 1. VII. ihr 25 jähriges Bestehen. Sie hat aus diesem Anlaß 
eine kleine, sehr schön ausgestattete Denkschrift herausgegeben, in welcher 

sie dem Leser ihre Fabrikationszweige vor Augen führt. Das Unternehmen 
wirde von Herrn Dr. Max Levy, der sich durch mehrjährige Tätigkeit bei 
der AEG reiche Erfahrungen und Kenntnisse erworben hatte, i. J. 1887 als 
terste) Spezialfabrik für Röntgenapparate gegründet, die sich mit dem Bau 
von Induktoren, Unterbrechern und Röntgenapparaten beschäftigte. Später 
kamen elektromedizinische Apparate hinzu, bis Anfang dieses Jahrhunderts 
das Unternehmen dem reinen Starkstromgebiet und der Massenfabrikation 
verstärkte Betätigung zuwandte. Zunächst wurden elektrische Ventilatoren 
aufgenommen, dann der Bau von Elektromotoren; seit mehr als 15 Jahren 
liegt aber der Schwerpunkt der Firma in ihrer Maschinenabteilung. Auch die 
für elektrische Maschinen nötigen Apparate, wie Anlasser, Regler und Kon- 
troller, werden hergestellt. Die Zahl der Beamten und Arbeiter, welche im 

| ee etwa 1000 betrug, stellt sich jetzt etwa auf 800. Dazu kommen noch 
die Angestellten der Außenorganisationen, welche aus zwei Tochtergesell- 
schaften in Danzig und Saarbrücken (Danziger Elektrowerke und Saar- 
Elektrowerke), aus 34 Vertretungen innerhalb Deutschlands, 27 außerdeut- 
schen Vertretungen und der Delco A.B.Z., G.m.b.H. (Verkauf von Beleuch- 
tungs- und Anla n für Automobile) besteht. Wir wünschen der Firma 
für die nächsten 25 Jahre eine weitere gedeihliche Fortentwicklung. 


Außenhandel. 


Deutsehland. — Der Aufschlag auf die Grundpreise der Liste E 
über Taschenlampenhülsen ist seitens der Außenhandelsstelle der Elek- 
trotechnik beim Verkauf nach Ländern mit Markwährung mit Wirkung vom 
%.VL von 250 auf 525% erhöht worden. — V.$S. Amerika. Dem ameri- 
kanischen Senat ist seitens des Senators Mo. Cumber ein neuer Zoll- 
tarıfentwurf der V. S. Amerika vorgelegt worden, der zwar an dem 
Prinzip der Berechnung der Wertzölle auf der Basis des ausländischen 
Marktwertes eingeführter Waren festhält, dem Präsidenten aber Voll- 
macht ’gibt, in gewissen Fällen die Zollberechnung auf der Grundlage 
desamerikanischen Verkaufspreises eingeführter Waren vorzunehmen, Diese 
und andere Bestimmungen des Entwurfes, die u.a. eine Verschärfung der 
bisherigen Vorschriften über die Markierung der Waren mit dem Lande der 
Herkunft enthalten, werden im Falle ihrer Annahme durch den amerikani- 
schen Kongreß besonders die deutsche Ausfuhr nach den V. S. Amerika 
empfindlich treffen, zumal ja durch das Senstsfinanzkomitee die in einem frü- 
beren Entwurf von Fordney vorgeschlagenen Zollsätze teilweise um 100 % er- 
höht worden sind. Die Geschäftsführung des Deutsch-Amerikanischen Wirt- 
chaftsverbandes hat von den wichtigen administrativen Bestimmungen des 
Me.Cumberschen Entwurfs eine deutsche Übersetzung angefertigt, welche 
zusammen mit einem umfangreichen Auszug aus den Tarifpositionen selbst 
in dem Mai/Juni-Heft der „Mitteilungen‘‘ des genannten Verbandes ver- 
öffentlicht wurde und zum Preise von je 40 M von der Geschäftsstelle, Berlin 
NW 7, Neue Wilhelmstr. 12/14, bezogen wefden kann. 


Aus der Geschäftswelt. — Die Buchmann & Willner Ostdeutsche 
Licht- und Kraftindustrie, Elektrotechnische Fabrik, G. m. b. H., Breslau, 
bat ihre Firma in Buchmann-Willner-Werke G. m. b. H., Breslau, um- 
Fisher en Herstellung von Erzeugnissen der Elektrotechnik, 

ik und des Maschinenbaues, Reparaturen. Stammkapital: 75 000 M. 
—Die „Elektrizitätsgesellschaft für Industrie und Landwirt- 
schaft, G. m. b. HE, Call (Eifel)‘‘, hat ihren Sitz nach Bonn verlegt. 


_ Betriebsergebnisse. — Felten & Guilleaume Carlswerk A. G., 
Köln-Mülheim. 1921. Reingewinn: 47,508 Mill. M; Abschreibungen: 
0,625 Mill. M; Dividende: 25% auf 150 Mill. M Aktienkapital. — Elektra, 
A. G., Dresden. 1921/1922. Reingewinn: 2,159 Mill. M; Abschreibungen: 
0.367 Mill. M; Dividende: 6% auf 5 Mill. M Vorzugsaktien, 4% auf 10 Mill. 
X Stammaktien, 4% auf 10 Mill. M Stammaktien für 4, Jahr. — AEG- 
Schnellbahn A. G., Berlin. 1921. Verlust: 0,455 Mill. M werden vorge- 
ragen. — Lloyd Dynamowerke A. G., Bremen. 1921. Reingewinn: 
0,690 Mill. M; Abschreibungen : 0,361 Mill. M; Dividende : 10% auf 6 Mill. M 
Aktienkapital. — Körting’s Electricitäts-Werke A. G., Berlin. 1921 
bs 1922. Reingewinn: 2,412 Mill. M; Dividende: 15%, auf 4,5 Mill. M, außer- 
dem 35%, Bonus. — Elektrizitäts-A. G. vorm. W. Lahmeyer & Co., 
Yrankfurt a. M. 1921/1922. Reingewinn: 6,626 Mill. M; Abschreibungen 
æd allgemeine Unkosten: 3,292 Mill. M; Dividende: 12%, auf 40 Mill. M, 
&, auf 20 Mill. M. Aktienkapital. 


Von der Börse. — (21. VT. bis 26. VI. 1922.) Dem im letzten Börsen- 
lerieht erwähnten Stillstand mit nachfolgender Abschwächung ist eine ge- 
viae Erholung gefolgt. Die Stimmung wurde dann zuversichtlicher, jeden- 

blieb die Grundstimmung behauptet. Es machte sich sogar am Ein- 

i kt überwiegend eine Kursbesserung bemerkbar, doch war die Zahl 
4er Käufer und Verkäufer ungewöhnlich gering. Die Katastrophe, welche 
nd seines fähigsten Ministers beraubte, hat zwar zunächst die De- 

noch weiter gesteigert, doch gelang es bereits, diese Steigung 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 27. 


“wieder etwas herabzudrücken. 


931 


Die Börse schloß trotz des nicht unbefrie- 
digenden Verlaufes des Einheitemarktes mit sehr schwacher Haltung. Der 
Markt der Elektrowerte lag zunächst nicht ganz einheitlich, doch eher etwas 
fester als vorher, und wurde auch durch die Nachrichten über Rathenaus 
Ermordung kaum verändert. Rückgängig lagen einige Firmen mit 2 bis 
35 0/, andere gewannen 2 bis 26 %,. 


Niedrig- 
ve Höchster: 26, VI. 


Gesellschaften 


Letzte 


Dividende 


| 

Accumul.-Fabr., Berlin . . 25 970 970 | 1000 11000 
A. G. f. El. Anlg. Berlin 8 — — — — 
A.E.G. Berlin ........ 16 |! 626 626 639 | 639 

4 „ Vorz.-A 3 1117 | 116. | 118,50] 116 

4 ” e Vorz.-B. 725 | 141 | 130,50) 141 | 130,50 
Bergmann, Berlin ....... 20 515 4 515 465 
Continent. Ges. Nürnberg ... 0 _ —, — — 

j B A E oza] 5 |385 | 36150] 385 | 361,50 
Dtsch.- Atlant. Telegr., Köln .| 5 630 620,50 | 636 620,50 
» Niederl. „ „ -| — | 480 480 520 520 
„ Südam. , ee 6 625 595 625 595 
„ Kabelwerke, Berlin... . | 20 475 475 484 481 
Elektra, Dresden .. ..... 6 242 231 255 255 
Ei. Licht u. Kraft, Berlin .. .| 15 379 375,25 | 394 394 
Elektr. Liefer,-Ges., Berlin ... .| 16 410 410 425 420 
E. W. Liegnitz . ....... 10 235 235 248 247 
Felten & Guilleaume Carlsw. . . | 25 740 711 756 711 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . | 20 426 425,25 | 429 429 
Hackethal, Hannover ..... 20 540 535 540 538 
Hamburgische E. W. ..... 10 290 281 291 290 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .|15+35| 999,75) 968 |1000 968 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. | 10 ' 360 | 355,50) 360 | 358 

A i neue | — | 342 339 342 342 
C. Lorenz, Berlin ...... 35 710 710 160 135 
Dr. Paul Meyer, Berlin 15 337 330 352,50 | 352,50 
Mix & Genest, Berlin .... . 16 405 400 405 400 
Neckarwerke, EBlingen .. . .| 10° | 304 260 304 260 
Oberbayer. Überlandz., München | 8 330 325 330 325 
H. Pöge, Chemnitz 2.2... 2 |355 | 355 | 380 | 360 
a ® Vorz.-A. .. 7 113 95 113 95 
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 375 375 405 405 
99 99 .. 99 Vorz.-A. 112 110 112,75 112 
M. Schorch & Cie., Rheydt. . . | 10 470 470 475 475 
Sachsenwerk, Dresden ..... 20 1456 | 450 456 | 455 
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 | 625 625 634 629 
„Siemens“ El. Betr., Berlin 0 175,50; 171,50| 192 171,50 
Siemens & Halske, Berlin 20 955 | 945 955 945 
Stettiner EW......... 15 400 | 400 410 405 
Teleph.-F. Beriiner, Hannover . | 20 451 | 451 464 460 
Fabr. isol. Drähte (Vogel). Berlin | 25+10! 701 701 125 125 
Voigt & Haeffner . . . 20 712 680 712 680 
Re Vorz.-A. . | Frank- | 20 633 605 633 605 
Emag. Elektr.-A. G.. . fur 425 412 425 425 
Main Kraftwerke, Höchst t 10 310 301 330 330 
Heddernh. Kupferw. u, | è M. 
Südd. Kabelwerke.. . 20 515 502 615 506 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im Juni: 


Christiania (Kr.) .. . 


61,37| 59,08 | 56,53 | — 56,83 | 56,23 
Helsingfors (finn. M.). 8,52 8211| 78%] — 7,80 7, 
Holland (Gld) . . . . | 143,82 | 139,83 | 133,83 | — | 134,83 | 130,81 
Italien (L). ..... 17,48| 1718 | 16,53 | — 15,98 | 16,03 
Kopenhagen (Kr) 80,15 | 78,00 | 75,16 =i 14,41 12,1, 
London (£) ..... 652,90 11610,45 154555! — |1588,05 | 1508,1 
New York ($) . . . . | 374.03 | 374,03 |350,06 | — | 348,56 | 344,50 
Österreich (K) . . ..| 0®! 002| 002| — 0,02 | 0,06 
Paris (Fr) ..... 3121| 3091 | 2946 | — | 28,66! 29,12 
Prag (K)...... 715| 703] 667| — 6.73 | 651 
Schweden (Kr). . . . | 96,18| 93,88 | 89,89 | — | 89,09 | 87,24 
Schweiz (Fr). .... 70,91 | 70,36 | 66,62 | — 65,17 | 65,1 
Spanien (Pes) 53,03 | 57,33 | 5463| — | 5328| 5347 


Neue Gesellschaften. — „Elektra“ G. m. b. H., Elektrotech- 
nische Großhandlung, Lamspringe (Hann.). Gegenstand: Fabrikation 
und Großhandel elektrotechnischer Bedarfsartikel. Stammkapital: 0,1 Mill. M. 
— Elektro - Werkzeugbau-A. G., Berlin-Johannisthal. Gegenstand: 
Herstellung elektr. betriebener Handbohrmaechinen, Schleifmaschinen in 
jeder Größe und Spezialausführung. — „Nordbayerische Apparate- 
baugesellschaft m. b. H.‘“, Marktredwitz. Gegenstand: Ankauf und 
Verkauf von elektr. Maschinen, Fabrikation elektriecher Apparate. Stamm- 
kapital: 45 000 M. — Fritz Kühnel A. G., Zeulenroda. Gegenstand: u. a. 
Herstellung und Vertrieb von Elektrchängebahnen (nach F. Kühnel). 
Grundkapital: 6,5 Mill. M. — „E. E. G.-Elbinger Elektro-Gesellschaft 


sin nn A e a a a e 


- e E A o ë ë Á O O M å 


932 


m. b. H.“, Elbing. Gegenstand: Fabrikation elektr. Maschinen, Transfor- 


matoren und Apparate, Ausführung elektr. Licht- und Kraftanlagen, 

Stammkapital 0,115 Mill. M. — Elektro-Fabrik Rheinbach, G. m. b. 

H., Rheinbach. Herstellung und Vertrieb elektrotechn. Bedarfsartikel. 

Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Überlandwerk Coburg, G. m. b. H., Co- 

burg. Gegenstand: Beteiligung an dem Betrieb des Uberlandwerks Coburg 

und der Einrichtung eines Wasserkraftwerks in Hausen. Stammkapital: 
5 000 M. 


WARENMARKT. 


Isolierrohre. — Die Verkaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten 
Berlin, hat die zu den Preisen ihrer Liste vom 24. X. 1921 hinzuzu- 
rechnenden Aufschläge für Lieferungen ab 1l. Juli für verbleite, lackierte, 
farbige, Galvano- und Gelblackrohre nebst Zubehör auf 900%’ für Messing- 
rohr und Zubehör auf 1400°/,, für Stahlpanzerrohr und Zubehör auf 1900 6/0 
und für schwarzes Papierrohr auf 1.00°/, festgesetzt. Frachtfreie Werk- 
lieferungen von 10000 M an, Verpac 25 Mf.d. Bund. Rabatte usw. 
bleiben unverändert. — Isolierte Leitungsdrähte. Die Verkaufsstelle 
vereinigter Fabrikanten isolierter Leitungsdrähte G.m.b.H. (V.L.G.), Berlin, 
teilt mit, daß die Teuerungsaufschläge auf Preisliste Nr. 11 vom 1. IV. 1922 mit 
Wirkung vom 26. VI. 1922 wie folgt erhöht wordensind: NGA, NGAB,NGAF, 
NGAZ, NGAT, NFA schwarz imprägniert 5595; NPL, NPLR, NPLS, NSA, 
NFA mit Glanzgarnbeflechtung 74/4; für alle übrigen Typen: Pos. 5a, 5b, 
6 und 9 bis 20 der Preisliste 11 80°,. — Elektroporzellan. Der Verband 
Deutscher Elektrotechnischer Porzellanfabriken hat beschlossen, die Ver- 
kaufspreise für Niederspannungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab 1. VII. 
dergestalt zu erhöhen, daß auf die Grundpreiae nicht wie bisher ein Teue- 
rungszuschlag von 140%, sondern ein solcher von 165°, in Anrechnung ge- 
bracht wird. — Erze. In Frankreich notierten in der 3. Juniwoche : Eisen- 
erze Briey 15 Fr ab Mine, Eisenerze Longwy-Nancy 10 Fr/t ab Mine und 
Hämatit-Eisenstein Ostpyrenäen 30 Fr/t Abgangstation. — Eisen. Im 
Berliner Eisenhbandel gelten seit dem 21. VI. folgende Lagerpreise für Ma- 
terial in Thomas-Handelsgüte: Stabeisen 1410 M, Universaleisen 1520 M, 
Bandeisen 1580 M, T- und U-Eisen rd 1500 M, Bleche (5 mm und stärker) 
1560 M, dgl. (unter 5 bis 3 mm) 1780 M, del. (unter 3 bis 1 mm) 1885 M, 
dgl. (unter 1:mm) 1960 M/kg, frei Wagen Haus Berlin oder frei Bahnhof 
Berlin. — Am englischen Roheisenmarkt sind die Preise in letzter Zeit fester 
geworden, Aufträge vom Festland sind jedoch z. Zt. nur vereinzelt. Am 
25. VI. wurden notiert: Nr. 1 Middlesborough-GieBereiroheisen 95 s, Nr. 3 
dsgl. 90 s, Nr. 1 Hämatitroheisen 94/95 s, Nr. 1 bis 3 Hämatit gemischt 
93/94 s/ton. — Schrott. Am Berliner Markt wurden am 28. VI. notiert: 
für Kernschrott 5000 M, Späne 4600 M, beides frei Essen, und Maschinen- 
gußbruch 5300 M/t frei Berlin. — Edelmetalle. Am Berliner Markt wur- 
den am 29. VI. für Feingold 229 bis 230 M/g, für Platin 880 bis 890 M/g, und 
für Silber rd 900 fein 7625/7650 M/kg gezahlt. — Sauer- und Wasser- 
stoff. Seit dem 1. VII. gelten folgende Verbandspreise frei Bahnhof der 
Erzeugungsstelle: für Sauerstoff bei Lieferung unter Abschluß in Eigen- 
flaschen 20 M, in Leihflaschen 26 M, bei Lieferung außer Abschluß in 
Eigenflaschen 21 M, in Leihflaschen 27 M/m}3, für Wasserstoff bei Lie- 
ferung unter Abschluß in Eigenflaschen 20 M, in Leihflaschen 26 M, 
bei Lieferung außer Abschluß in Eigenflaschen 21 M, in Leihflaschen 
27 M. — Baumwolle. Die amerikanische Baumwollnotierung blieb 
in letzter Zeit stetig. NewYork schloß am 28. VI. mit 22,10 cts/!b. — 
Die Berliner Tagesnotierung lautete am gleichen Tage auf 189,90 M/kg. — 
Seide. Am Mailänder Markt liegen die Seidenpreise noch immer sehr fest. 
Am deutschen Markt wurden in den letzten Tagen folgende Grundpreise 
genannt: ÖOrgansin 20/22 6850 M, Org. Grenadine 7180 M, Grege 5800 M, 
Chappe 200/2fach 2800 M/kg. — Gummi. Am Londoner Gummimarkt 
haben die Preise in letzter Zeit etwas angezogen. Am 28. VI. wurden notiert: 
für Crepe und Sheets, Lokoware, 9d, für Juli/Sept.-Ware 93/, d, für Okt./ 
Dez.-Ware 10 d/lb. Die Londoner Vorräte belaufen sich auf 71350 t. — 
Scheliack und Harz. T. N. Orange-Ware ist zu 640 M/kg angeboten. 
Für amerikanisches Harz werden folgende Preise verlangt: Type B 2,821, $, 
Type D 2,95 $, Type F 3,07%, $, Type G 3,10 $, Type J 3,12%, $, und Type K 
3,25 $/50 kg cif Hamburg. — Ole und Fette. In derletzten Woche betru- 
gen die Zufuhren von Schmi erölen nach Hamburg rd. 10000 kg. Die Preise 
lauten für 100 kg Reingewicht, verzollt ab Lager Hamburg etwa wie folgt: 
Pennsylvanisches Heißdampfzylinderöl, Visk. 5 bis 6 bei 100°, Flp. 
310/320°. 3500 bis 3600 M; Sattdampfzylinderöl, Visk. 4 bis 5 bei 1009, 
Flp. 270/280°, 2850 bis 2950 M; Maschinenöl-Raffinate, Visk. 8 bei 50°, 
Fip. rd 200°, 3400 bis 3500 M; dgl. Visk. 6%, bis 7 bei 50°, Fip. rd 220°, 
3650 bis 3750 M; del. Visk. 4 bis 5 bei 50°, Fip. rd 215°, 3300 bis 3400 M; 
dgl. Visk. 6 bis 7 bei 50°, Flp. 180/190°, 3000 bis 3100 M; del. Visk. 4 bis 5 
bei 50°, Flp. 180/190°, 2850 bis 2950 M; dgl.Visk. rd 2 bei 500, Flp. 170°, 
2100 bis 2200 M; reines Maschinenöldestillat, Visk. rd 5 bis 6 bei 509, 
Flp. 180/190°. 2400 bis 2450 M; konsistentes Maschinenfett, Tropfp. 
80/909, 2600 bis 2700 M. Leinöl wird aus Holland zu 49,25 Gld/100 kg 
angeboten. Am Hamburger Markt werden 70 M für 1 kg verlangt. 
Die amerikanischen Terpentinölpreise sind weiter gestiegen. New- 
York notierte am 28. VI. 128 cts/lb. Am Hamburger Markt kostete 
in den letzten Tagen französische Ware 124 M/kg und amerikanische Ware 
125 M/kg. — Metallhalbfabrikate. Nach Bericht der Rich. Herbig & 
Co., G. m. b. H., Berlin, betrugen die Verbands-, Grund- und Richt preise je 
100 kg am 28. VI. unverbindlich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 
15 300 M, Aluminiumrohr 25 500M, Kupferbleche 13 550 M, Kupierdrähte, 
-stangen 13 200 M, Kupferrohre o. N. 15010 M, Kupferschalen 15 100 M, 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 27. 


une 


17. Juli 1922. 


Messingbleche, -bänder, -drähte 12 000 M, Messingstangen 8800 M, Messing- 
rohre o. N. 13000 M, Messing-Kronenrohr 15500 M, Tombak (mittelrot ) 
-bleche, -drähte, -stangen 14900 M, Neusilberbleche, -drähte, -stangen 
25 500 M, Schlaglot 9500 M. — Altmetalle. Am 28. VI. wurden am Ber- 
liner Markt folgende Preise gezahlt: für altes Elektrolytkupfer 9200 bis 9311 
M, unverzinntes Schwerkupfer 9100 bis 9200 M, MaschinenrotgußB 6600 
bis 6700 M, Rotgußsepäne rd 7550 M, Messingzünder, pulver- und eisen- 
frei, 5300 bis 5400 M. Messinekartuschen. pulver- und eisenfrei, 7400 bis 
7500 M, reine, weiche Messingblechabfälle 6700 bis 6800 M, Messing- 
echraubenspäne 4500 bis 4600 M, altes Weichblei 3060 bis 3100 M, Zink- 
zünderlegierungen 2950 bis 3050 M, Altzink 2850 bis 2950 M, Reinalumi- 
nium-Blechabfälle (95/9904) 10700 bis 10 80 M/100 kgin geschlossenen 
Quantitäten und Wagenladungen. — Metallpreise. Die Notierungen 
der Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kom- 
mission des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich ab 
Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg: 


Metall %. VL | 28. VI. | 26. VI. 


Elektrolytkupfer (wire bars), 
prompt, cif Hamburg, Bremen 
oder Rotterdam . . . .... 


11334 107C6 111C8 


| 
Raffinadekupfer 99,99,39% Tooni 9550—9600 , 9650—9750 


Originalhüttenweichblei 4000— 4100 3750—3800 | 3750—3850 
Originalhüttenrohzink, Preis im 
freien Verkehr .. ..... 4500—4600 | 4275—4325 | 4300—4400 
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.) 4472 4271 4178 


Plattenzink (remelted) von | 
handelsüblicher Brschaffenheit| 3750—3850 | 3550—3650 | 3500—3600 
Originalhüttenaluminium 
98/99°,, in Blöcken, Walz- oder 


Drahtbarren ........ 14900 13950 13950 
dgl. in Walz- od. Drahtbarren 

e a Ber ee a 15150 14200 14200 | 
Zinn, Banka, Straits, Austral. | 

in Verkäuferswahl . .... . :25200— 25300 23700— 2390023700 — 239% 
Hüttenzinn, mindestens 99% . .124800— 24900 23400— 23500 23300— 23500 
Reinnickel 98/399%. ..... 22400— 22600 21200— 21500 21500— 22V 
Antimon-Regulu ...... 3750— 3850) 3550— 3600| 3550— 3600 
Silber in Barren rd 900 fein für | IOA 

Ikgfein.. 2.222200. 8125— 8175, 7575— 7625 7625— 76010 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am 
26. VI. 1922 für 1 ton (1916 kg) notiert: 


£ s d {£ s d 
*Kupfer: best selected . . . 2...» 6 10 0 bis 68 10 ' 
* o» electrolytic.. 2.2.0.0... 69 090, 7010 r 
B wire bars. .. 22 22000. 70 10 O0 p», = — 
X standard Kasse . ...... 61 10 O0 „ 6l R2 6 
E 2 3 Monate. ..... 2 00, 82 2 Þ 
Zinn: standard, Kasse . . 2. 22.2... 152 15 0 „ 152 17 6 
" . 3 Monate . . . 2. 2... 153 15 0 „ 153 17 % 
ao “BURUS s e a e a a e aa A 157 10 0,158 0 0 
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei... 24 10 0 „ 23 10 v 
„ gew. engl. Blockblei ... . ..... 2 u. O y e 
Zink: gew. Sorten . .. 2222200. 297 10 O „ XR 10 " 
„ remelted .. 2.2 222022020. 27 0 Op „p ~- 
„ engl. Swansea . . 2.222200. 3» 10 0 lieferbar Swanses 
Antimon: engl. Regulus ........ 32 £ 108/35 £ net. je nach Sorte. 
Aluminium: 98 bis 9%, . 2.2.2... 105 £ Inland, 110 £ Ausland. 
Nickel: 98 bis 99% garantiert ..... 160 £ (In- und Ausland). 
Wismut: f. 1 Ib. ...2 222 2 20% 98. 
Platin: f. 1 Unze nom. . . 2... 2 .. 9f 


Quecksilber: nom. für die 75 lbs. Flasche 11 £ 10 s/11 £ 15 s. 
Wolfram: 65% f. d. Einbeit. ..... 12 8/12 s 6d. 


In New York notierten am 29. VI. 1922: Elektrolytkupfer loko 13,75/%: 
Eisen 24,50; Blei 5,80; Zink 5,32; Zinn 30,75 cts/lb. 


+ Netto. 


O S S E E au an 
Bezugsquellenverzeichnis. 
(Aufrayen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nich! 
berücksichtigt werden.) 
Frage 39: Wer liefert, Proben von Aluminiumfolien vo” 
3/1000 mm Nicke oder dünner? Kosten werden gern erstattet. 


O 


Berichtigung. l 
In dem auf S. 381 der „ETZ“ 1%2 veröffentlichten Aufsatz von 
F. Blanc „Zur Normalisierung der Rotorspannung und Anlasse! 
von Drehstrommotoren“ bedeutet die Formel Z = N —.a? die Leiter- 


b 
zahl tota lund nicht die Leiterzahl f. d. Nut. 


Á 


14. Juli 1922. 


Abschluß des Heftes: 


Für die Schriftleltung verantwortlich: €. C. Zeb m e in Berlin. — Verlag von Jullus 8pringer in Berlin. 


17. Jali 1922. 


€ 


| 
| 
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Table 


takte (69a 1 und 2), Fernsprechschnüre (70 bis 72), Gummifreie Iso- 5. 


u lierstoffe (80 bis 84), wird für Aufträge, 
kr. 


TF 


r 


sen 


a 


| 


angenommen sind, der Teuerungszuschlag nach folgender Formel be- 


rechnet: 


1 Wird innerhalb zweier Monate nach 
so gilt als Preisstichtag der Bestell 


2. Wird später als zwei Monate nach 


troteehnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis- 
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. 
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso- 4. 


so wird die Summe der Teuerungszuschläze, die vom Bestell- 
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder 
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, dureh 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 27. 


Bei den in der 
aus, Läutewerke und Kon- zurechnen. 


die nach dem 12. XI. 1921 


dem Bestelltage geliefert, treffenden Verbände. 


932 a 


a EB ra en 


Zuschlagsliste Nr. 57 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie 
für Juli 1922 bis auf weiteres. (Gültig ab 1. VII. 1922 und nur für das Inland.) 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten 
' werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- 3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit 
geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver- 

zögerung durchgeführt werden kann. 

Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich- 


Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 15 Monate 
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für 
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be- 


Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund- 


tag. preise abzurechunen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ) 


dem Bestelltage geliefert, 


5) Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner 
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920 
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach Ax- 


Teuerungs- 
zuschlag 


%, 


2800 


32600 
200) 


2700 


23959 
ri) 
229 


2600 
Ian) 
In) 

G25 
DAN) 


IHN 
3200 


3200 
JH) 


D2) 


3200 
VHW 
SAK 
27O) 
AH) 


3200 
II) 
IS) 
SM 


3200 
3200 
3200 


i die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage | geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben 
j und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabèi mit. wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100. 
Teuerungs- 

| Gegenstand Pi lg Gegenstand 
lo 
/ Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 17e. Hilfsmotoren . 2 . cc rc 2 2 2 a AOS. 
} transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 
über 0,2bis20kW bzw. über 0,?bis20kVA derausführunzen von Schaltapparaten und Installations- 
1. bei Generatoren . . 2 2 2 2 2 2 00. Ba 2600 materialien für Bahnfahrzeuge .. 2 2 2 2 2 2 20. 
2. über ?0bis100kW bzw. über 20bis100kVA £ 1000 18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 
bei Generatoren... 2 2 2000. N aU d 2900 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 
3 über 100 kW bzw. über 100 kVA bei Gene- mon triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 
TBLOTEN. 2. 20-0: ee er ee doo 3200 hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
ë 5 vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 
Sonderausführungen. tiven für Bergbau und Industrie. . » 2 2 2 2 2 202. 
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . ...... 23 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- 
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . . . . . 2300 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie 
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 2700 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge . . ..... 
T. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . 2. 2 2 22 .. 2000 
& Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 
Motortragen, Motorwagen . . . 2 2 2 2 22000. 2600 Transformatoren!) und Gleichrichter. 
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- 2, Öl d Trocken-T f toren bis 100 kVA 
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren Er TUNU -A TORE ISDN NEN Bs 100 kVA 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, 32 Gi ich icht ” it ci kö To a Zubehö 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 23, Ersat TGI a boann a ee 
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 5 a GI ee we At E ne dineh Zubek o T 
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, 24. a ION SIEDLER DEN DT eg # 
bezogen auf 1000 Umdr. . ..... RE a TE 2800 
Dampfturbinen. Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 
lù. Turbosätze, bestehend aus 25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger» 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne Instrumenten- und Kurbel-Unischalter, soweit nicht in 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 2400 GüBrehhuse: Su. sa u a wen Meere 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nieht 
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- in Eisen- oder Gußgchäuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 
anlagen. „u... vu... wi we i 2200 27. Niedersp.nnungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 
11. Turbogeneratoren allein. . . 2. 2 2222200. 2500 Schalttafelbau D ee re er S Be ne 
12. Dempfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 
und Turbogebläse allein . . . . 2 2 2 2.2.0. Bi 2000 28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate -  Streckenschalter, soweit nicht für Öl . . 2. 2 2.2.. 
Blleın u. ee es E are er dan 2600 29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- 
Zobehö M hi mierte Wanddurchführungen en ya ai 
ehor zu Maschinen: 29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen ... 
li. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . 2 2 2 2 2 2 0 2 0. 
für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . .. . 
schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl.Selbstanlasser 32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . . .... 
N $.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 2600 33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und 
‘is Schützensteuerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- Erdungsdrosselspulen) . . . 2... a a ee 
apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 34. Schutzdrosselspulen . . 2 2 2 2 2 2 2.0. ra Kelch 
.. steuerung, Bremsmagnete .. ..... TERRE 2900 35. Erdungsdrosselspulen . 2. 2 2 2 2 2 2 2 22. nn 
in Gleitschienen, Verankerungen . . . 2 222.0. ires 2690 36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern 
"& Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 2300 37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 
Bah ial Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 
aAnmateria terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
l. Bahnmotoren u. f bis 150 kW Stundenleistung . . 2750 Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 
.. elektr. Bremsen \ über 150 kW j boa 3100 l Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 
.:3. Bahntransformatoren ...... ER A a 28300 Tagespreisen mit Kupferklausel) . . 2. 2 2 2 2 22. 
..d&. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte .. . ... 
Aggregate) 2. een e a 2700 39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 


as 


932 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. 17. Juli 1922. 
Teuerungs- Teuerungs- 
Gegenstand ae Gegenstand zuschlag 


Meßapparate und Zubehör. 


4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 

Blechgehäusen nicht über 250 mm Soekeldurch messer 

zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 

oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. ne Ixo- 

lations- und Leitungsprüfer . . 00 
41b. Sonstige zigende und schreibrnde Meßinstramente, ein- 

schlie3lich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 

lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 

skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe- 


raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . 2 2. 2 22... 2200 
Alc. Präzisions- und Laboratoriums-Meßzeräte . 2. sse’ 2200 
42. Zähler... Se eis ee ANA ab 28... 
43. Meßwandler und Zubehör . . 222... EN 2700 


Installationsmaterial. 


44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . 3900 
dda. Zweiteilige Sieherungsstöpsel (Patronen, Stöp«elköpfe, 
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe 1, IL u. IH ae in-, 


Normal- u. GroßB-Edison-Gew.). . Keu SETE 1800 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI... zg ys 2711) 
4b. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 1800 
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solehe mit 

Umhüllungen aus Porzellan u. del. .. 2 2 2202. 2400 
47. Sicherungselemente (Einz‘lsicherungen) zum a 

“  bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . .... 20 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Sieme ns). 1300 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 

zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens) . ; 1800 

50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß- 


gehäuse E 
51. Freileitungs- und Hausanschluß- Sicherungen, Freilei- 
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gu Bzchäuse 2 
52. Zählertafeln, armicrt . . 2200 
63. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und 
-Klemmen u. dgl... 
54. Installationsmaterial in Gußgchäuse und "gußeisernes 


Installationsmaterial ... 2300 
55a. Metallfassungen. . . 2... 2500 
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder 
| u. dergl. 2500 
56. Glühliehtermötiren. Handlampen, Fassungen aus Por- 


zellan und Isolierstoff . ee a a ra a A 
60. Installationsmatcrial für Se hitfe (ausschl. der o. 
teiligen Stöpsel aus Zeile 4ba und 45b). . . . ... 


Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. 


Glühlampen. 
Gra. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- 
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . 900 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nuıngsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Komiission der Prei=stelle festgesetzt und in besonderen Listen 


r 


65b. Glühlampen jeder Art für Nun) (unter 20V) 
sowie Telephonlampen . . . 2222220200. u 900 


Telegraphie und Fernsprech wesen. 
69a. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke 


(Wecker)sowie Aus- u. Umschalter für Haussignalanlagen 1350 
2. Kontakt-Vorrichtuneen für Haussignalanlagen . .. 1350 
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 
fache Induktor-Apparate . 2 2 2 2 2 2 2 2 m nen 2200 
69c. Fernsprech-Apparate zun. Anschluß an Zentralum- 
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . 2.2.2... 2300 
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . ..... 240 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 23007 
69f. Apparate für Telegraphie . 2 22 2 2 2 220. 2300 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . / ohne Paraband 610 
\ mit ss de) 
71. Stöpselsehnüre (Privattvpen) . . 2 2 2 2 2 2 2 2 0. 1550 
12. Apparatschnüre (Privattspen) . 2» 2 2 2 2 e ee’ TO 


Bogenlampen und Zubehör. 
13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch- 


tungszwecke . . a ee a a 2100 
74. Bogenlampen für technische Zwecke . 2 2... 2100 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 

und Handelsschiffe) . © 2 2 2 2 a e 2300 
16. Widerstände En ee Be ee A 24) 
T7. Aufhängevorric htungen D a ae e en 2100 
18. Leitungskupplungen . 2 2 2 2 2 e e e e o 2100 
19. Transformatoren und Drosselspule RR PER 2600 
Gummifreie Isolierstoffe. 
80. Normalplatten TESTER AO 1800 
81. Zählertafeln, unarmiert a Sera a 2100 
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung a 24 
82b. Isoliergriffe in niehtverbandsmäßiger Ausführung . . 2000 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 

mierte Anschlußklemmen usw.) . 2. 2 2 2 2 2 2 2 u. 2500 
84. Sonstige PreBteile ohne Mitlie ‚ferung von Metall 

a) mit einem Stückgewicht bis 5U gg . 2... ..)| 2700 

b) „ » D über 50 8... 22.020 2300 
Verschiedenes. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis 
für Lieferungen ab 1. VII. 1922 mindestens 3700 M für 100 kg 
ohne Faß. i 


Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preis- 
stelle (2. Fassung). 


bekanntgegeben werden. Ab 26. V. 1922 gelten die An- 


gaben der Ausgabe 18a. Diese Tabellen, die wir wegen 


Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandel:- 


stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel wie vorstehrn: 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


Druck von H. 8. Hermann & Co., Berlin SW 19, Beutbstr. 8. 


Physik u. theoretische Elektro- VDE, 951. Anfragen, Anträge u. Einsprüche zu 
technik. M6. Magnetisierung durch Rotation, — Kommissionsarbeiten, 
Neuer Effekt bei der Wechselstrommagnetisierung. ‘ 

Werkstāattu. Baustoffe. 946. Norma- Sitzungskalender. 951. 
lisierung von Baustoffen -für Elektrizitätszähler- — Persönliches, 951. O. Bühring. — F. Dessauer, 
Maenetomechanische Analyse von Manganstählen. — A. E. Kennelly. — C. v. Linde. — G. Marconi. 

Jahresversammlungen, Kon- | — H. Passavant. — R. Sanzin. — Hochschuinach- 
gresse, Ausstellungen. 947, 62. Haupt- richten. — Akademie der Wissenschaften. — Aus- 
versammlung des V. d. I. y. 1922, Dortmund. — zeichnungen 


Internationaler Kongreß über die Anwendung der . 
Elektrizität, Marseille. Briefe an die Schriftieitung. 951. Transforma- 
toren- u. Schalteröle. Von W, Hüter, — Festig- 


Versehiedenes. M7. Ergebnis der Preis- t G 
aufgabe über d. Durchbrechen v: Wänden u. Dek- er he yo Ye Von H,Mautner 


ken b. Gas-, Wasser- u. Elektroinstallationen. — 
Errichtung einer Fachschule für feinmechanische | Literatur. Besprechungen. %2, R. Rich- 
Technik. ter, -Ankerwicklungen für Gleich- u. Wechskel- 
Industrie und Handel. 99. Inflation | strom. — Eingänge. — Neue Zeitschriften, 
re u he Elektrotechnische Gründung in Geschäftliche Mitteilungen 953. 
Warenmarkt 955. 


Vereinsnachrichten. EV, 950. Vorführungen von 
Mastlochsprengungen der Dresdener Dynamitfabrik. Bezugsquellenverzeichnis. 956. 


Inhalt: Dr.Walther Rathenau +. Von Dr.-Ing. 


e.1.G.Klingenberg. 933. 

Hauptversammlung der Vereinigung der Elek- 
frizitätswerke, Wiesbaden 1922, Von K, Perle- 
witz, 84. 

Über Akkumulatorenbetrieb bei Eilektrizitäts- 
werken. Von Rühle. 938. 


Wagen für den Eisenbahntransport eines fer- 
tigen Großtransformators. Von E. Klein. 939. 


Die Abnutzung der Wasserturbinen, Ihre Folgen 
und ihre Bekämpfung. 9 


Mitteilungen der PTR. Bekanntmachung Nr. 151 
über Prüfungen und Beglaubigungen durch die 
Blektrischen Prüfämter, 944. 


Rundschau, 


Verkehrswesen. 95. Gleichstrom-Hoch- 
“pannungsbahn Wohlen—Meisterschwanden. 


Elektromaschinenbau. 945. Statische 
Entladungserscheinungen a. einer Drehstromdynamo. 


HEFT 28 (933 - 956) BERLIN, BEN 22. JULI 1922 43. JAHRG 


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7% 
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77, EL, 


ROBUFTE 
BETRIEBE 


DALE MEYERAG 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
!' Organ des Elektrotechnischen Vereins seıt 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schrilleitung: E C. Zehme, Dr F. Meißner, K. Perlewitz — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 28/24. 


43. Jahrgang. Berlin, 22 Juli 1922. Heft 28. 


Dr. WALTHER RATHENAU + 


In der Frühe des Johannistages starb Walther Rathenau von Mörderhand. Der Schrei der 
Empörung, der ob dieser Bluttat die Welt durchgellte, sagt deutlicher als tausend Worte, was mit 


ihm verloren ging. 
Ein tiefer Denker, 
vor dem die Probleme 
derWeltwirtschaftaus- 
gebreitet lagen wie 
ein offenes Buch, ein 
Kulturmensch in des 
Wortes voller Bedeu- 
tung, ein Organisator, 
der in Frieden und 


Krieg Großes schuf, 


wohl geeignet, viele 
der Schmerzen zu lin- 
dern, die die Mensch- 
heit heute zur Selbst- 
vernichtung treiben, 
stellte er das Gemein- 
wohl stets über eigene 
Interessen. So war er 
Idealist und doch ein 
Praktiker, ein Indu- 
strieler und könig- 
licher Kauf mann, wie 
es wenige gab, dank 
seinem Wissen und 
seiner Erfahrung auf 
fast allen Gebieten. 


Sein Abschiedsgruß | 


an seine Mitarbeiter 


in der AEG, als er 
im Mai 1921 das Wie- 
deraufbau-Ministerium 
übernahm, war: 

„vor die Eutschei- 
dung gestellt, in un- 
serem gemeinsamen 
Arbeitskreise weiter zu 
wirken oder in schwe- 
rer Zeit des Landes 
mich als dienendes 
Glied dem Staats- 
ganzen anzuschließen, 
habe ich mich zum 
Zweiten entschlossen 
Jedem von Ihnen 
danke ich von Herzen 
für treue Gemein- 
schaftsarbeit und Ver- 
trauen. Jedem von 
Ihnen einen herzlichen 
Gruß und Händedruck 


‘zum Abschied.“ 


Meister in Rede und 
Schrift, womit er stän- 
dig für das Gute warb, 
begabt mit wunder- 
barer Tatkraft und un- 
ermüdlichem Arbeits- 


willen, glühender Patriot, dem Deutschlands Leid über eigenes war, der als Staatsmann Deutschland 
die erste Strecke zum Wiedereintritt in den Kreis der Nationen ebnete, ein treuer Freund in guten 
und in bösen Tagen, das ist der Mann, den uns die Mörderkugel entrissen hat. 


Dr.-Ing. e.h. G. Klingenberg. 


934 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. 


Heft 28. 22. Juli_1922. 


> 


Hauptversammlung der Vereinigung der Elektrizitätswerke, Wiesbaden 1922. 
Von Kurt Perlewitz, Berlin-Friedenau. 


In der Zeit vom 21. bis 23. Juni wurde die 30. Hauptversamm- 
lung der Vereinigung der Eiektrizitätswerke in Wiesbaden abgehal- 
ten, zugleich mit einerSondertagung „Dieklektrizität 
als WärmequelleinHaushalt,Gewerbeundlndu- 
strie, ander nahezu 600 Mitglieder teilnahmen. Die Tatsache, daß 
diese Stadt zum besetzten Gebiet gehört und mit zahlreichen fran- 
zösischen Truppen, auch Marokkanern, besetzt ist, machte sich nicht 
besonders unangenehm bemerkbar, denn Frankreich hat wohl wegen 
der vielen ausländischen Kurgäste nur ausgesuchtes Truppenmate- 
rial, hauptsächlich Marokkaner, dorthin entsandt, das den Bewoh- 
nern der Stadt natürlich dennoch lästig fällt. 

In der Sondertagung, unter dem Vorsitz von Herrn Stadtrat, Dipl.- 
Ing. X. Mayer, Stettin, hielt zunächst Herr Dr. H.Passavant, 
Berlin, seinen Vortrag „Die ElektrobeheizunginlIndu- 
strieund Gewerbe”. Er führte aus, daß bei uns in Deutsch- 
land sowohl die Elektrizitätswerksleiter, als auch projektierende In- 
genieure, Industrielle und Gewerbetreibende der elektrischen Hei- 
zung noch nicht das notwendige Interesse entgegenbrächten, obwohl 
diese Wärmequelle mannigfache Vorteile der verschiedendsten Art 
besitze und bei richtiger Würdigung der Verluste bei anderen Wär- 
mequellen auch wirtschaftlich konkurrieren könne. Er kennzeich- 
nete die Vorteile der elektrischen Beheizung und führte zahlreiche 
Beispiele aus der Industrie an, wo sie am Platze sei. Es folgte eine 
lebhafte Erörterung, an der sich die Herren Markau (Elektrobe- 
heizung G. m. b. H., Bingwerk, Nürnberg), Dr. Jordan (Prometheus, 
Frankfurt a. M.), Dipl.-Ing. Koths (Siemens-Elektrowärme-Ges,, 
Nürnberg), zur Nedden (Reichskohlenrat), Bungerts (Sen- 
kingwerk, Hildesheim), OberingenieurSchneider (Wärmag, Ber- 
lin), Öberingenieur Schröder (Gesellsch. f.El. Industrie, Berlin) 
und der Beratende Ingenieur VBI, F. H o pp e, Berlin, beteiligten. 
Über Vortrag und Erörterung wird, um die Übersichtlichkeit dieses 
Berichtes nicht zu beeinträchtigen, an anderer Stelle der „ETZ“ aus- 
führlich berichtet werden. 

Herr Direktor Coulon, Blankenese b. Hamburg, berichtete 
sodann über vorschriftsmäßige und mangelhafte, 
elektrisch beheizte Haushaltsapparate unter Be- 
rücksichtigung der neuen Vorschriften des VDE, und zwar hin- 
sichtlieh der Anschlußorgane, der inneren Verbindungsleitungen, der 
Heizelemente und des Aufbaus der Apparate. Der Vortragende wies 
auf die Tatsache hin, daß allein während des Krieges etwa 300 Fir- 
men die Herstellung von elektrischen Heiz- und Kochapparaten auf- 
genommen haben, und daß einige dieser Fabrikate nicht einmal den 
ältesten Vorschriften des VDE entsprechen. „Billig und blank“ statt 
„technisch richtig und preiswert” war die Losung mancher Firmen. 
So ist es z. B. dazu gekomen, daß die Feuerversicherungsgesellschaf- 
ten ein Preisausschreiben für ein feuersicheres Bügeleisen und einen 
Bettwärmer erlassen habent). Der VDE und die Vereinigung d. El. 
W. haben Normen nebst Erläuterungen ausgearbeitet?), auf deren 
Einhaltung die Elektrizitätswerke mehr als bisher dringen müßten. 
Der Schund müsse verschwinden. Der Vortragende behandelte dann 
die oben erwähnten Einzelheiten und die hierbei bisher beobachteten 
Fehler und Gefahrenquellen, vor allem die an den Steckkontakten, an 
den inneren Verbindungsleitungen und Kontakten und an den Heiz- 
körpern selbst. Näheres hierüber ist in der Festschrift der Vereini- 
gung (S. 55 ff.) enthalten, die übrigens neben den hier erwähnten, eine 
ganze Reihe interessanter Aufsätze über moderne Heiz- und Koch- 
apparate für den Handel sowie für Industrie und Gewerbe enthält?). 

Den nächsten Vortrag hielt Dr. R. A pt, Berlin; er betraf „Be- 
weglicheLeitungen“ und behandelte in erster Linie die An- 
forderungen, welche an die AnschlußBleitungen elektrischer Heiz- und 
Kochapparate gestellt werden müssen. Auch hier wurde wiederum 
darauf hingewiesen, daß die Eltwerke es in der Hand haben und 
daran mitarbeiten müssen, daß schlechtes Leitungsmaterial nicht 
verwendet wird. Der Vortragende legte u. a. dar, daß die nur zum 
Anschluß von Beleuchtungskörpern zulässigen Fassungsadern für 
Heiz- und Kochapparate unbrauchbar sind; am Platze seien nur die 
Werkstattsschnüre, die Hochspannungsschnüre, die Panzerleitungen 
und die neuerdings eingeführten Gummischlauchleitungen, deren 
Anwendung Störungen, Unfälle und Feuersgefahr ausschließt und 
das Vertrauen zu den Heiz- und Kochapparaten erhöht. 

Dann wurde die geschmackvoll und reichaltig arrangierte A u 8- 
stellunggewerblicher,landwirtschaftlicher und 


1t) Val. „ETZ“ 1922, S. 78. 

» Vgl. „ETZ* 1921. S. 440; 1922. S. 406. _ 

» Der Ruths-Wärmespeicher in Elektrizitätswerken. Von F.Münzin;er 
Bewegliche Leitungen. Von R. Apt. Über die Elektrobeheizung in Indus:rie 
und Gewerbe. VonH.Passavant. Vorschriftsınäßige und mangelhafte elektr.:ch 
beheizte Hausstandsgeräte_ unter Berücksichtigung der neuen Verbandsvcr- 
schriften. Von Coulon. Die Vorteile der elektrischen Wärmespeicherung tür 
die Werke und die Abnehmer. Vergleichende Untersuchungen an häuslichen 
Heiz- und Kooheinrichtungen. Untersuchungen über die elektrische Beheizurg 
in Molkereien. Elektrische Koch- und Heizgeräte für den bürgerl. Haushalt. 
Von Schneider, Berlin. Die praktische Verwendung der Elektrizität in der 
Wiärmeindustrie,, Von Gautschi, Oerlikon. Elektrischer Muffelofen für hohe 
Temperaturen mit Silitbeheizung. Elektrische Fam zung durch „Radiophor“ 
in Verbindung mit stromsparendor oe Regelung der Raumtemperatur 


durch „Thermosens“ Elektrische Küche in Industrie und Landwirt- 


(Siemens). 
schaft (Prometheus). 


im Haushalt benutzter Heiz- und Kochapparate 
eröffnet, auf welcher eine große Zahl von Apparaten und Maschinen 
im Betriebe vorgeführt wurden. Über die Einzelheiten dieser Aus- 
stellung soll an dieser Stelle später berichtet werden. Zu gleicher 
Zeit fand in Ludwigshafen a. Rh. die Südwestdeutsche 
Wärmewirtschafts- und Wärmeindustrie-Aus- 
stellung statt, die gleichfalls von einigen Teilnehmern besich- 
tigt wurde. Nachmittags folgten Berichte der ausstellenden Firmen 
und Aussprache, abends eine Begrüßung der Teilnehmer der Tagung. 

Am folgenden Tage morgens fand die Hauptversamum- 
lung unter Leitung des ersten Vorsitzenden, Stadtrat, Dipl.-Ing 
X. Mayer, Stettin, statt. Er begrüßte zunächst die Ehrengäste, 
u.a. den Bürgermeister von Wiesbaden, den Regierungspräsidenten, 
die Präsidenten der Handelskammer ynd der Handwerkskammer, deu 
Polizeipräsidenten, den Laudeshauptmann von Hessen-Nassau, die 
Vertreter der Oberpostdirektion, des Reichskohlenkommissars und 
des Reichskohlenrates, ferner die Vertreter der Elektrizitätswerke 
aus Deutsch-Österreich, Südtirol, Ungarn, der Schweiz, Holland, 
Skandinavien, Finnland und Vertreter befreundeter Verbände und 
der Presse. Er begrüßte dann die Mitglieder und wies auf die Vor- 
züge, welche Wiesbaden als schönster und größter aller Kurorte 
den Verhandlungen und das der Ausstellung zur Verfügung gestellte 
prächtige Kurhaus biete, hin, und eröffnete sodann die Tagung. 

Als Vertreter des VDE und des „Zentralverbandes der deutschen 
elektrotechnischen Industrie“ sprach Direktor Dr. W er ner (SS\W- 
Berlin); er betonte hinsichtlich des Zentralverbandes und der Verei- 
nigung der Eltwerke, daß diese beiden die ersten gewesen seien, wel- 
che einen vollständigen Interessenausgleich zwischen Erzeugern uni 
Verbrauchern elektrotechnischen Materials angestrebt und gute Er- 
folge erzielt hätten. Sie hätten auch gemeinsame Lieferungsbedin- 
gungen geschaffen, nach denen man bereits 1% Jahre lang gut zu- 
sammengearbeitet habe, und die auch von dem gesamten Maschinen- 
bau mit 137 angeschlossenen Fachgruppen, ferner auch vom Verband 
Deutscher Braunkohlenindustrieller angenommen worden seien. 
Zwischen den beiden großen Verbänden, der Vereinigung der Elt- 
werke und dem Zentralverband, bestehe nach Abschleifung früherer 
Gegensätze ein Vertauensverhältnis und ein erfreulicher Wirt- 
schaftsfrieden. In der eingesetzten paritätischen Kommission wer- 
den etwa auftretende Gegensätze ausgeglichen, und das Verständnis 
für den Grundsatz: „leben und leben lassen“ sei bei den leitenden 


` Herren so fortgeschritten, daß hoffentlich der Weg der diktatori- 


schen Einführung von Neuerungen niemals mehr beschritten zu wer- 
den brauche. 

Der Vorsitzende erstattete sodann den Tätigkeitsbericht 
der Vereinigung und erwähnte, daß zu den bisher bestehenden tech- 
nischen Abteilungen noch zwei neue (Elektrotechnik sowie Dampf- 
und Kohletechnik) hinzugekommen seien, so daß jetzt 6 Abteilun- 
gen kaufmännische Anfragen schnell beantworten könnten. Die 
wichtigsten Arbeiten im abgelaufenen Geschäftsjahr betrafen die 
reichsgesetzliche Regelung der Elektrizitäts- 
wirtschaft,für die ein endgültiger Entwurf noch nicht vorliegt. 
und die Änderung der Verordnung vom 1. II. 1922 betr.Zwangs- 
wirtschaftfür KohleundStrom, die durch die Verord- 
nung vom 27. V. 1922%) hinsichtlich ihrer einschränkenden Maßnah- 
men abgeändert wurde. Das Reichsschiedsgerichtist al: 
Berufungsinstanz eingesetzt worden. Der Reichskohlenkommissar 
kann nach dem Gutachten der Kohlenwirtschaftsstefle von der Ver- 
einigung zu benennende Vertrauensmänner mit den Funktionen der 
letzteren Stelle beauftragen. Auch auf die Verordnung vom 26. V. 
1922 betreffend die ErhöhungderPreisefürLieferung 
vonElektrizität,Gas und Wasser wurde hingewiesen. 
Ihr neuer § 53 bestimmt, daß der Reichswirtschaftsminister nach 
Anhören des Reichskohlenkommissars die Erhebung von Aufgeldern 
zubilligen könne. Hierdurch sei die lästige Rationierung gemilder! 
bzw. aufgehoben worden. Die Zahl der Mitglieder, welche noch Auf- 
gelder erheben, ist von 100 auf 37, d. h. auf 4 % der Mitglieder, heral- 
gegangen. Es ist indessen auch bei diesen nicht am Platze. Endlich 
ist auch die Bundesratsverordnung vom 11. XII. 1918 über Erspa- 
rungvonBrennstoffenundBeleuchtungsmitteln 
mit Geltung vom 31. V. 1922 aufgehoben worden. So stehen wir vor 
dem Abbau der Zwangswirtschaft und vor dem Übergang zur freien 
Wirtschaft, und es muß jeder versuchen, mit den ihm zustehenden 
Kohlen auszukommen. 

Der bisherige geschäftsführende Direktor der Vereinigung. 
Herr M. Kreyssig, Berlin, ergänzte den Geschäftsbericht und 
stellte fest, daß im Jahre 1921 der Anschlußwert der der Vereinigung 
angehörenden deutschen Werke 3,725 Mill. kW betrug; ihre jährlicne 
Stromabgabe betrug 3,6 Milliarden kWh, wovon auf außerdeutsch" 
Mitglieder 1 Mill. kW bzw. 2,5 Milliarden kWh entfallen. Die Mit- 
gliederzahl in Deutschland beträgt jetzt 612, darunter 82 auslän- 
dische. 

Die Vereinigung hat sich in letzter Zeit sehr eingehend mit 
statistischen Arbeiten befaßt, welche einen tieferen Ein- 


blick in die Verhältnisse der Elektrizitätswerke ermöglichen sollen. . 
: 


% Vgl. „ETZ“ 1922 S. 920. 


: meh o l 


22. Juli 1922. 


Die Karte der Blektrizitätsversorgung Deutschlands wurde durch 
weitere Bearbeitung auf dem Laufenden erhalten. Es wurde auch 
versucht, den Fluß der elektrischen Energie durch Deutschland und 
die Stromdichte für die Flächeneinheit kartographisch darzustellen. 
Aus letzterer Karte ersieht man, daß gewisse Verbrauchszentren, 
2. B. Rheinland, Westfalen, Oberschlesien und Mitteldeutschland, 
sehr hohen spezifischen Stromverbrauch für die Flächeneinheit ha- 
ben. Wenn man auch über den Wert derartiger, versuchsweise in An- 
zriff genommener statistischer Darstellungen, auf die noch an ande- 
rer Stelle näher eingegangen wurde, zunächst noch verschiedener 
Ansicht sein kann, so sollten doch alle Mitglieder ohne Sche: bei 
diesem Werk mithelfen; denn nur dadurch könne es gelingen. 

Es wurden ferner monatlich 4 statistische Aufstellungen für die 
Strompreise gemacht, und die Teuerungs- und Kohlenklauseln wur- 
ien gesammelt, um den Mitgliedern vertraulich zur Verfügung ge- 
stellt zu werden. 

Es folgten dann die auch gedruckt vorliegenden Berichte 

derverschiedenen Ausschüsse, zunächst der des elek- 
troteehnischen Ausschusses über Erdungen, Bahnkreuzungen, 
Transformatoren- und Schalteröle, Kurzschlußmotoren, Vereinheit- 
lichung von Installationsvorschriften, Zählertafeln und Kabel-Haus- 
„nschlüssen, Überwachung elektrischer Anlagen, Beschädigung an 
Flußkabeln, Kurzschlußversuche an Ölschaltern, Versuche mit Aus- 
läuferschaltern, Kabelausgußmassen, Verwendung von Aluminium, 
Verhalten bei Bränden, Betriebsfernsprecher, leitungsgerichtete Te- 
lephonie für Betriebsfernsprecher, Isolatorenversuche und Lei- 
tungsfaktor. Weiter berichteten der statistische Ausschuß, der 
Werbeausschuß (Filmausschuß) und der Maschinenausschuß, letz- 
terer über die Verschlechterung der Brennstoffe, Kupplung von 
Kraft- und Wärmewirtschaft, feuerfeste Steine für Kesselmauerun- 
zen, Transport und Aufbewahrung von Asche, Kohlenstaubfeuerun- 
zen, Herausschlagen von Flammen bei Braunkohlenfeuerungen, wei- 
ter über die „Vereinigung der Großkesselbesitzer”, die „Studien- 
zesellschaft für Turbinenschäden” und über Speisewassermesser. Es 
faolzten die Berichte des Gesetzausschusses, des Kohlenausschusses 
'Resteuerung ausländischer Kohle), des Versicherungsausschusses 
'Haftpflicht-, Unfall-, Maschinenschaden-, Maschinenleben-Versiche- 
rng, Selbstversicherung, Kurzschlußklausel)®) und Frachtenstun- 
inre. Der landwirtschaftliche Ausschuß berichtete über die zweck- 
näßigste Betriebskraft, die Fühlungsnahme mit anderen Organisa- 
tionen und die Normung landwirtschaftlicher Maschinen. Endlich 
berichteten noch der Wasserkraftausschuß, der Installationsaus- 
«hug, der Schriftleitungsausschuß für die „Mitteilungen“ und die 
Kommission für Isolierstoffe. Der Treibölausschuß wurde aufge- 
hoben, da jetzt wieder Öl zu haben ist und daher keine Fragen mehr 
zur Erörterung stehen. 
Herr Direktor Coninx, Nürnberg. berichtete über die kürz- 
‘irh erfolgte Gründung sowie über Ziele und Zwecke der „Stu- 
Nienzesellschaft für Höchstspannungsanlaren” 
(Geschäftsstelle: Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 85)*®). Fabri- 
kanten und Werksbesitzer müßten zusammenarbeiten, um ihre Er- 
fahrıngen auf dem Gebiete der Höchstspannungsanlagen auszntau- 
schen, An die Spritze dee Unternehmens mußte ein Mann gesetzt 
werden, der genügend Erfahrungen auf diesem Gebiete besitzt. und 
für den diese Tätigkeit das Hauptamt ist. Seit 1. April ist Herr 
Tipl.-Ing, A. Matthias”) Vorstand der Gesellschaft. Als wei- 
tara Organe fungieren ein Verwaltungsrat und die Mitgliederver- 
sammlung, Zur Durchführung von Einzelaufgaben kann der Ver- 
waltungarat Ansachüsse einsetzen. Der Vorstand soll alles in Frage 
“mmende Material zusammentragen, bearbeiten und den Mitglie- 
tam zugänglich machen. Jedes Mitglied hat die Pflicht, alle hemer- 
kenswerten Vorkommnisse in seinem Betriebe dem Vorstand mitzu- 
teilen, der sie strenre vertraulich behandelt nnd nur den Miteliedern 
mr Kenntnis gibt. Ea handelt sich um die Erforschung technischer 
nad wirtschaftlicher Fragen in Höchstspannungsanlagen, die Samm- 
img von Rau- und Betriebserfahrungen rowie die Aufklärung von 
trnisehen Störnngserscheinungen. Der Vorstand hat zn versehen, 
darartige Vorgänge zu klären, er schafft auf schriftlichem Wege 
Material herbei und veranlaßt gegebenenfalls eine Besichtigung und 
Versuche an Ort und Stelle. Anf dem Programm der Gesellschaft ata- 
kon zunächst die Frage der Unterdrickung von Erdschlüssen, die 
"rforechung der Kurzschlüsse und Überspannungen, die Überstrom- 
(rare sowie der Leitungsban. 

Weiter folgten Anträge tiber Satzıınzsänderunzen (Regelung der 
?zehörigkeit der österreichischen Werke), der Haushaltsplan und 
lie Reitragsfrage. | 

Die Nanwahlen machten zum stellvertretenden Vorsitzenden 
Meren Direktor Overman n - Hagen i. W., und zum Vorstandemit- 
"iad Heren Direktor Sch oit es- Nürnberg. In den Vorstand wur- 
len gewählt die Herren Direktoren Bergemann -G]ļeiwitz, El- 
rare- Kiel, Dnis-Gotha. nnd Z e11-Miinchen. Rei dieser Gele- 

„heit cej noch erwähnt. daß an Stella des bisherigen Gesch#fte- 
ħrara der Vereinigung (Direktor M.Krevseir) Herr Direktor 

wH Paseevant am 1. Tuli 1992 die Geschäftsführung über- 

"ammen hat Herr Direktor Krevssig iihernimmt eine Stellung bei 
i ir Ruths-Wärmespeicher-Gesellschaft, Berlin®). 
i a Vel. ETZ" 1916, S. 14 1991. S, 94. 609, 784, 046. F6. IQ. TOM. 113R. 1198: 1979. S. 475. 
br m Tel .ETZ* 192, S. 657 und 735. Genaueres vgl. „Festschrift der Vereinigung 

Aew." 19, 8, RM, 

N Vel. „ET7Z* 1922, S. 563. 

® Vgl „ETZ“ 1922, S. 928. 


Elektrotechnische Zeltschriit. 


1922. Heit 28. 935 


Es folgte nunmehr ein äußerst interessanter Vortrag von Prof. 
Tiessen, Berlin-Charlottenburg, „Grundlagen zur Bil- 
Sans von Wirtschafts- und Blektrizitätszonen”. 
Der Vortragende, welcher sich in seiner Bescheidenheit den ver- 
sammelten Mitgliedern gegenüber ale Laie auf elektrotechnischem 
Gebiete bezeichnete, wurde von den Zuhörern schnell als ein her- 
vorragend bewanderter Wirtschaftsgeograph erkannt, und man kam 
sich selbst als Laie vor gegenüber den packenden Darstellungen sei- 
ner, nach eigenem, kartographischen Verfahren hergestellten stati- 
stischen Karten, die auf einen Blick eine genaue Übersicht über dio 
verschiedensten Statistiken ermöglichen, wie man sie durch tabella- 
rische Statistiken auch nicht annähernd gewinnen könnte. Die 
Grundlagen seiner statistischen Karten bilden Punktkarten, Linien- 
karten und Flächenkarten. Die statistisch zu behandelnden Größen 
werden in einem Falle an den betreffenden Stellen durch Punkte, 
deren Durchmesser dem darzustellenden Wert, z. B. der Leistung 
eines Elektrizitätswerks, entspricht, eingezeichnet. Im zweiten und 
dritten Falle sind es Linien bzw. Flächen, die durch ihre Stärke 
oder Größe den statistisch festzustellenden Wert kennzeichnen. 
Auch dieser Vortrag muß im Interesse der Übersichtlichkeit des Be- 
richts in seinen Einzelheiten an anderer Stelle der „ETZ“ wiederge- 
geben werden. An den Vortrag schloß sich keine Diskussion an, da 
die Anwesenden dem vom Vortragenden Gebotenen nur achtungsvoll 
gegenüberstanden und ihm Ratschläge nicht erteilen konnten. 


Am Abend des 22. Juni fand ein gemeimsames Abend- 
essen in dem festlich geschmückten, herrlichen, großen Saal des 
Kurhauses statt, welches den Höhepunkt des Tages bildete. Sehr 
originell war die Tafelausschmückung, welche darin bestand, daß in 
der Mittellinie jeder der 7 langen Tafeln auf kleinen Holzmasten an 
Stütz- und Hängeisolatoren verlegte „Hochspannungsleitungen” als 
symbolische „Europäische Sammelschiene” kleine 14 V- 
Lämpchen speisten, während außerdem in bestimmten Abständen an 
diese Leitungen zahlreiche elektrische Zigarrenanzünder der „Wär- 
mag” für 220 V angeschlossen waren. 

In launiger Rede, die den Damen geweiht war, wies Generaldi- 
rektor Krone-Bochum zunächst auf die Bedenken hin, gerade bei 
der herrschenden Hitze eine elektrische Wärmeausstellung zu in- 
szenieren. Die Frage der Anwendung der elektrischen Heiz- und 
Kochapparate im Haushalt fordere es, die Frauen als Bundesge- 
nossen zu gewinnen, um die Belastungsverhältnisse der Elektrizi- 
tätswerke durch Anwendung elektrischer Koch- und Heizapparate 
zu verbessern. Anläßlich der elektrischen Woche in Essen 1921 sei 
deshalb dort ein „Elektrischer Wärme-Frauen-Verein“ gegründet 
worden, der werbend tätig sein sollte, und bereits nach kurzem Be- 
stehen Erfolge erzielte, die Männer nie erzielt hätten, denn seitdem 
werde in diesem Bezirk vom Greise bis zum Baby alles elektrisch be- 
handelt, wofür scherzhafte Beispiele angeführt wurden. Der Redner 
zitierte auch den poetischen Erguß einer jungvermählten Hausfrau, 
der wiedergegeben sei: Ä 


Oh wie herrlich kocht’s sich heut’ 

In dem Topf mit Strippen! 

Man braucht nur 'ne Kleinigkeit 

Auf den Knopf zu tippen. 

Dann besorgt der Strom allein 

Das beste Mittagessen. 

Ich hab’ den ganzen Sonntag fein 

Bei meinem Fritz gesessen. 

Der hat ja 'ne verwöhnte Schnut’ 

Und hält auf Qualität, 

Jetzt aber schmeckt ihm nichts so gut 

Als meine Elektrizität. 

Er hat mich nie so sehr geliebt, eo heiß gektißt, 

Jetzt weiß ich erst, was wahre „Wärmewirtschaft” ist. 
Der Redner endete mit dem Hinweis darauf, daß unsere Frauen die 
geborenen Wärmewirtschafterinnen seien und ja bekanntlich über- 
haupt von der „Wirtschaft“ mehr verständen, als die Männer; er ließ 
sie deshalb hochleben. 

Nach dem Essen begaben sich die Teilnehmer auf die Terrassen 
vor dem Kurhaus, um in der herrlichen Juninacht der Kurkapelle zu 
lauschen. Inzwischen wurden die Tafeln abgeräumt, und nach eini- 
gen Stunden fanden sich dort die seßhaften Teilnehmer, darunter 
auch viele Damen, wieder zusammen, um bei Kaffee, Wein und Tanz 
den Rest des Abends zu verbringen. Wann die letzten Teilnehmer 
den Ort verließen, weiß der Berichterstatter nicht zu sagen; man be- 
hauptet, daß der neue Tag bereits dämmerte. 


Am nächsten Tage wurde die Hauptversammlung fortgesetzt, 
und es hielt zunächst Herr Dr.-Ing. Fr. Münzinger seinen Vor- 
trag ‚DerRuths-WärmespeicherfürBlektrizitäts- 
werke“. Da wir über dies Thema an anderer Stelle berichten wer- 
den, eo sei auf technische Einzelheiten hier nicht näher eingegangen. 
Der Vortragende behandelte den Einfluß der Belastungskurve auf 
die Wirtschaftlichkeit von Elektrizitätswerken (gute Ausnutzung 
des Anlagekapitale der Bedienungsmannschaften und der Brennstoff- 
wärme), ferner die Wärmeansnutzung von Kesseln und Dampftur- 
binen bei Belastunzsschwankungen und bei Teillast (bei Kesseln 
und Feuerungen: Einfluß der Bauart des Rostes und der Kessel s0- 
wie des Brennstoffes: bei Dampfturbinen: Einfluß von Bauart und 
Regelung). Er ging dann auf den Zweck und die Arbeitsweise der 
Ruths’schen Wärmespeicher ein (thermische Grundlagen, Aufbau, 


& 


8386 


Schaltung, Wirkungsweise und Bemessung) ferner auf den Einbau 
dieser Wärmespeicher in Abhängigkeit von der Natur der Bela- 
stungskurve (Minuten-, Stunden- und Tagesschwankungen, Größe, 
Lage und Häufigkeit von Belastungsepitzen- und -tälern, Analyse 
der Vorgänge beim Einsetzen und Aufhören der Speicherung, Hoch- 
druck und Niederdruckspeicher, Gruppierung der Elektrizitätswerke 
in Spitzenwerke und Grundlastwerke.) Der Vortragende wandte sich 
dann den Sonderaufgaben der Ruhtsschen Wärmespeicher zu (Mo- 
mentreserve, Speicherung elektrischer Energie in Form von Nacht- 
strom bei Wasserkraftwerken, Speicherung der Wärme brennbarer 
Gase). Weiter wurden die Anpassung der Dampfturbinen an die be- 
sonderen Aufgaben der Wärmespeicherung, durch ihren Aufbau und 
ihre Bemessung und ihre Regelungsverfahren, besonders das thermi- 
sche und betriebstechnische Verhalten der verschiedenen Bauarten 
und ihrer Regelung, behandelt. Zum Schluß behandelte der Vortra- 
gende die Aussichten dieser Wärmespeicher und ihre Wirtschaft- 
lichkeit bei Anwendung in Elektrizitätswerken. Es wurden die ver- 
schiedenen Belastungskurven analysiert; der Wärmespeicher ermög- 
licht die vollkommene oder teilweise Ausgleichung von Belastungs- 
schwankungen. Weiter wurde seine Wirtschaftlichkeit beiGroßstadt- 
Elektrizitätswerken, deren Strom ausschließlich im Weichbilde der 
Stadt erzeugt wird, deren Grundlaststrom dagegen’ von Fernkraft- 
werken bezogen wird, erörtert. Auch die Wirtechaftlichkeit bei Wer- 
ken mit starkem, industriellen Stromverbrauch wurde gezeigt. 


An den Vortrag schloß sich ein sehr interessanter Vortrag 
des derzeitigen Vorstandes der Studien-Gesellschaft für Höchstspan- 
nungsanlagen, Direktors A. Matthias, „Derjetzige Stand 
derHochspannungetechnik“. Es wurden die wichtigsten 
Teile der elektrischen Anlagen der Reihe nach durchgegangen, um 
an ihnen die vorliegenden Probleme und, soweit dies gelungen ist, 
deren Lösungen zu behandeln. So wurde zuerst auf die großen Gene- 
ratoren für Dampf- und Wasserturbinenantrieb und deren Baugrö- 
ßengrenzen eingegangen, es folgten dann Transformatoren und Hoch- 
spannungsschalter unter den gleichen Gesichtspunkten, wobei auch 
Vergleiche mit der ausländischen, besonders der amerikanischen 
Praxis, angestellt wurden. Weiter wurden die Höchstspannungs- 
Schaltanlagen , die Höchstspannungsleitungen und die damit zusam- 
menhängenden Fragen behandelt. Über diesen äußerst reichhaltigen 
und interessanten, die wichtigsten Fragen der Höchstspannungstech- 
nik zusammenstellenden Vortrag, wird gleichfalls aus dem eingangs 
angeführten Grunde an anderer Stelle in der „ETZ“” ausführlich be- 
richtet werden. 

Zwischendurch wurden Filmvorführungen veranstaltet, 
welche wirtschaftliche Heiz-, Wärme- und Kochgeräte, sowie elek- 
trische Antriebe in der Landwirtschaft und im Gewerbe darstellten. 
Derartige Vorführungen sollen in Abnehmerkreisen aufklärend und 
werbend wirken. 

Auch für die zahlreich vertretenen Damen war gesorgt; abge- 
sehen von den mit den Herren gemeinsamen Veranstaltungen, wur- 
den ihnen die Stadt und ihre Kuranlagen gezeigt, und sie machten 
eine gemeinsame Autofahrt nach den Bädern Langenschwalbach und 
Schlangenbad, von wo sie sehr befriedigt zurückkehrten. 


Am Abend dieses Tages folgte, von der Witterung leider wenig 
begünstigt, ein wunderbares Feuerwerk im Kurpark, welches von 
der Stadt Wiesbaden als Teil eines Gartenfestes gegeben wurde. 
Auch an diesem Tage blieben die Teilnehmer der Tagung noch lange 
beisammen. i 

Der folgende Tag war ausschließlich der Erholung gewid- 
met. Auf dem Programm stand eine Rheinfahrtnach Bop- 
pard, der sich fast alle Teilnehmer anschlossen. Unter ihnen be- 
merkte man auch die markante Gestalt von Exzellenz Oscarvon 
Miller. Durch Straßenbahn-Sonderwagen wurden die Teilnehmer 
morgens nach Biebrich gebracht, wo der große, schöne Rheindampfer 
„Cecilie“ zur Abfahrt bereit lag. Es ging zunächst rheinabwärts über 
Schierstein, Eltville, Geisenheim, unter der den Franzosen lästigen 
Hindenburg-Brücke hindurch, weiter nach Rüdesheim, Bingen (Mäu- 
seturm), Aßmannshausen, vorbei an den zahlreichen Schlössern 
(Rheinstein, Sonneck) über Lorch, Bacharach, weiter über Caub, 
wo an jenem Abend (24. Juni) auf den Bergen die Sonnwendfeuer 
aufleuchten sollten. — Keiner ahnte, daß in diesen Stunden der unse- 
rer Elektrotechnik nahestehende, geniale Außenminister, Dr. W. R a- 
thenau, unter den Mörderhänden fanatischer und verwirrter Ele- 
mente fiel. — Der Eindruck, den diese Nachricht am folgenden Tage 
auf die Teilnehmer ausübte, war derartig, daß die frohe Stimmung, 
welche auf dem Ausfluge herrschte, vollständig umgeschlagen wäre, 
wenn die Teilnehmer während desselben Kenntnis von dem schreck- 
lichen Ereignis erhalten hätten. Weiter ging es über Oberwesel an 
Burgen und Ruinen (Gutenfels, Schönburg, Rheinfels, Katz) sowie 
am Lorelei-Felsen vorbei über St. Goar, St. Goarshausen, Lieben- 
stein, Kamp, bis nach Boppard. Während der Fahrt. wo Speise und 
Trank in vorzüglichster Qualität inmitten der herrlichsten Natur 
und unter strahlendem Himmel geboten wurden, ruhten die Fachze- 
spräche, und man beschäftigte sich vielfach mit leichteren Proble- 
men. So wurden z. B. die Gründe erforscht, weshalb gerade im rechts- 
rheinischen Weinparadies Weine, wie die von Aßmannshausen, Rü- 
desheim, Geisenheim, Johannisberg usw. so vorzüglicher Qualität 
seien, und es wurde berechnet, um wieviel länger die Weinberge 
in dieser Gegend dadurch bestrahlt werden, daß der Rhein die von 
Süden und Westen kommenden Sonnenstrahlen auch durch Reflexion 
auf die Weinberge hinlenkt und eie daher doppelt zur Wirkung 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 28. 


22. Juli 1922. 


bringt. Daß auch der Untergrund mit seinem wärmespeichernden 
Schiefergestein günstig wirkt, gehörte natürlich schon aus anderen 
Gründen gleichfalls zum Thema. 

. In Boppard wurde Kehrt gemacht, und die Fahrt ging nunmehr 
wieder rheinaufwärts nach Aßmannshausen, wo Rast gemacht wur- 
de, um sich erneut von der guten Qualität der dort angebauten Weine 
zu überzeugen. Die meisten Teilnehmer blieben dort im „Rheinhotel“ 
und im Gasthof „Zur Krone“ mit dem schönen Sinnspruch: 

Heiße Liebe sucht der Knabe 

Und der Mann die kühle Labe; 

Heiße Liebe, kühle Labe, 

Wunder, daß ich beides habe! 
Dieser Gasthof enthält ein mit Erinnerungen an den verstorbenen 
Rheindichter, Ferd. Freiligrath, angefülltes kleines Muse- 
um, dem auch viele andere Dichter, die diesen Weinort besangen, 
wie Scheffel, Roquette, Bodenstedt und Rittersheim, Erinnerunes- 
stücke gestiftet haben. Andere Teilnehmer besichtigten die gegen- 
überliegende Burg „Rheinstein“, das „Schweizerhäuschen“”, oder 
unter Benutzung der Zahnradbahn das Niederwalddenkmal. Eine 
Gruppe jener Teilnehmer, welche, geschlossen marschierend, unser 
altes, liebes „Deutschland über alles“ sang, verfiel beinahe der har- 
ten Hand der Obrigkeit, die dort bekanntlich z. Zt. die französischen 
Besatzungstruppen sind. Hoffentlich haben die hieran Beteiligter, 
deren Gesang einzig und allein ihrer frohen Stimmung, ohne politi- 
schen Hintergrund, entsprang, nicht noch Strafmandate zu erwarten. 
Der frohen, durch die Schönheit des Rheines und seiner Weine be- 
geisterten Stimmung entsprach auch eine kernige, hochpolitische Re- 
de des Direktors Dr. Werner (SSW, Berlin) auf die deutsche Frau, 
in der der Redner darauf hinwies, in welchem Geiste unsere Frauen 
ihre Kinder zu guten Deutschen erziehen müssen. Das Damenhoch 
und die Rede fanden begeisterte Zustimmung. 

Um 8 Uhr abends ging es dann wieder mit dem Dampfer zurück 
nach Biebrich, wobei sich unterwegs zahlreiche Wettstreite im An- 
setzen von Bowlen abspielten. Sonderwagen der Straßenbahnen 
brachten dann die Teilnehmer nach dem Kurhaus Wiesbaden, und, 
war der Tag auch reichlich mit Genüssen aller Art ausgefüllt gewe- 
sen, so war das Vergnügungsbedürfnis doch noch lange nicht befrie- 
digt. Der Rest des „angebrochenen Nachmittags” wurde vielmehr an 
den verschiedensten Stellen in Wiesbaden feucht-fröhlich verbracht. 

Die Tagung hatte hiermit ihr Ende erreicht, und der folgende 
Sonntag bot zunächst Gelegenheit, sich von den Strapazen dieser 
Tage zu erholen. Einige Teilnehmer fuhren nach Darmstadt um an 
der anläßlich der Feier des 70. Geburtstages des Herrn Geheimrat: 
Dr. E. Kittler teilzunehmen?). Für den Montag stand dann noch 
auf dem Programm für diejenigen, welche Zeit und Interesse dafür 
hatten, eine Besichtigung der Werke der Brown Boveri & Cie. A.G, 
und ihres Zweigunternehmens, der Stotz G. m. b. H. in Mannheim. 
Erwähnt sei bei dieserGelegenheit. daß auch die Voigt & Haeffner 
A.G., die Emag Elektrizitäts A. G., Frankfurt a. M. und die Tonwerk 
Biebrich A. G., Wiesbaden, die Teilnehmer eingeladen hatten, ihre 
Werke zu besichtigen. Da man indessen nicht an allen Besichtigun- 
gen teilnehmen konnte, so kann der Berichterstatter leider nur über 
das, was er gesehen hat, berichten. 

Für die Besichtigung der BBC-Werke in Mann- 
heim-Käfertha]l waren große Autos zur Verfügung gestellt, 
welche die Teilnehmer vom Kurhaus in Wiesbaden abholten und si’ 
in über dreistündiger Fahrt nach Mannheim brachten. Die Fahrt zinz 
rheinaufwärts über Mainz, durch den Rheingau über Laubenheim, 
Oppenheim, Güntersblum, Alsheim, Dürkheim, Worms, Franken- 
thal, Oppau, Gersheim, Friesenheim und Ludwigshafen. Man hatte 
Gelegenheit, die Wein-, Obst- und Tabakkulturen an den Ufern 
des Rheines in Augenschein zu nehmen und zu beobachten, wie die 
Weine nach Süden hin immer schwerer werden. Auch auf dieser 
Fahrt fehlte es nicht an allen möglichen harmlosen Scherzen, Reden 
und Problemen. Es wurde z. B. die Frage aufgeworfen, warum immer 
bloß die Rede sei von „Zisternen” und nicht auch von „Transternen”, 
was einizes Kopfzerbrechen verursachte. Auch die Notwendigkeit 
der Normung der Denkmäler, die man als zeitgemäß ansehen müsse, 
wurde erörtert. Während einige vorschlugen, nur die Grundplatten 
mit ihren Befestigungslöchern zu normen, um je nach der volitischen 
Richtung Fürsten oder Vertreter der jetzt herrschenden Klassen auf 
dienun einmal vorhandenen Sockel aufbauen zu können, setzten sich 
andere dafür ein, die Denkmäler selbst derart zu normalisieren, daß 
nur der Kopf der Figur auswechselbar zu sein brauche. Die Fahrt 
bot wunderbare Landschaftsbilder; so sah man z. B. die Ausläufer 
des Odenwaldes zur Linken liegen. Auch an einigen bedeutenden in- 
dustriellen Werken, die imposant aus dem Landschaftsbilde herans- 
ragten, kam man vorbei, so z. B. bei Griesheim-Blektron, dem Ver- 
bandselektrizitätswerk Rheinhessen und der Anilinfabrik Oppau un! 
Ludwigshafen. 

Auf dem Fabrikzrundstück des imposanten Werkes der BBC in 
Mannheim-Käferthal (Abb. 1) angekommen. wurden, nach einer kur- 
zen Berriüßung durch Herrn Direktor Dr -Inz. h. c Gaa, die Damen 
von den Herren getrennt, da man ersteren die Strapazen einer Werks- 
besichtieune nieht zumuten wollte. Sie wurden mit Autos durch die 
Stadt geführt und besichtieten u. a. auch das dortige Trachtenm'- 
coum Die Herren aber wurden durch die wichtigsten Abteilungen 
des Werkes geleitet. Gezeigt wurden die Dampfturbinenkonstruk- 
tinmen der Firma sowohl für den Antrieb von Generatoren als auch 


9 Vgl. „ETZ* 1922, 8. 868. 


E 05 __ u 
22. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 28. 


937 


für Schiffsantrieb. Ferner die bei letzterem verwendeten Winkel- 


zahnradgetriebe, deren Herstellung an Material und Bearbeitung 
höchste Anforderungen stellt. Derartige Getriebe werden für Über- 
tragung von Leistungen bis zu 12 000 PS und darüber und für Dreh- 
zahlen bis zu 8000 Umdr/min, welche bis auf 270 Umdr erniedrigt 
werden, hergestellt. Sie laufen unter Druckölschmierung fast voll- 


u) 00C Buy 
ung dir ® > 


Abb. 1. 


:tändig geräuschlos und erschütterungsfrei. Bei derartig großen Lei- 
stungen wird, um das Klingen der Zahnradkörper zu vermeiden, das 
große Zahnrad in seiner Längsrichtung einmal unterteilt. Auch die 
Turbokompressoren erregten großes Interesse. 


Weiter wurde das Materialprüffeld besichtigt und hierbei ein 
kurzer Vortrag über die benutztenMethodenderMetallprü- 
fung, die bei der hohen Beanspruchung des Materials in schnellau- 
fenden Teilen von Generatoren nötig sind, gehalten. Durch die mikro- 
skopische Untersuchung von Dünnschliffen lassen sich aus Resten 
beschädigter Maschinenteile Aufklärungen gewinnen über die Ur- 
sachen solcher Brüche, und man ist allmählich durch derartige Unter- 
suchungen soweit gekommen, daß man die ganze Vorgeschichte des 
Materials irgendeines Maschinenteiles bis zurück auf seinen Guß- 
oder Walzprozeß verfolgen kann. In neuerer Zeit sind zu diesen 

' Untersuchungsmethoden auch noch die Untersuchungen mit Rönt- 
genstrahlen gekommen, welche bisweilen noch weitergehende Auf- 
schlüsse ergeben. Weiter wurde das Wesen der Resonanz- und Über- 
spannungserscheinungen an sehr lehrreichen, oszillographischen 
Bildern demonstriert. 


PER: 


Was die von der Firma ausgeführten Dampfturbodynamos be- 
trifft, so waren in Arbeit zu sehen einige Dampfturbinen- und Gene- 
ratorenteile von 13000 kW bei 3000 Umdr/min; die ausgeführte 

Nöchstleistung beträgt für 1500 Umdr/min 25 000 kW. Hier werden 

auch die größten Wasserkraftgeneratoren des Kontinents gebaut, 

u.zw. sind dies die Einphasengeneratoren für die Mittlere Isar A. G. 

mit einer Leistung von 12 000 kVA, 6000/6900 V, bei 167 Umdr/min 

und 16% Per, welche eine vertikale Achse besitzen!®). Über die von 

BBC gebauten größten Einheiten für Wasserkraftantrieb in Gestalt 

von horizontal gelagerten Einfach- und sogenannten Doppelgenera- 

toren wird an anderer Stelle berichtet werden!!). Sehr interessant 
waren weiter im Ankerbau die Maschinen zum Einpressen der iso- 
herten Stäbe in die Nuten der Rotoren, um den die Nute verschlie- 
benden Keil einbringen zu können; ebenso ist bemerkenswert die 

Unterteilung des Kupfers bei derartigen Wickelungen, um das Ent- 

stehen von Wirbelströmen zu verhindern. Diese Stäbe, nach ihrem 

Erfinder, Oberingenieur der BBC, Ludw. Roebel, allgemein als 

„Roebelstäbe”“ bekannt, bestehen aus Parallelleitern, die ge- 

xeneinander um 360 ° verdrillt und so verbunden sind, daß jeder Teil- 

leiterauf der gleichen Streckenlänge genau der gleichen Induktions- 
wirkung ausgesetzt wird. 
as 


Weiter wurde die Generatoren- und Transformatorenwickelei 
besichtigt, und eg wurde dabei auch ein gerade fertiggestellter großer 
Urehstromtransformator für 10000 kVA und 100/50 kV, 50 Per, mit 
Sjslenabfederung gezeigt. Ein Bild derartiger Großtransformatoren 
wird übrigens gleichfalls an der oben erwähnten Stelle?!) gegeben 
werden. Endlich wurde noch die Lokomotivabteilung besichtigt, 'n 
der gerade drei Lokomotiven, zwei für die Schlesischen Gebirgs- 

en und eine für die Wiesentalbahn, standen, wovon sich die 
teiden ersteren mit je 2 Doppelmotoren für je 700 PS im Bau befan- 


— 


— 


Ygl. Festschrift”der „ETZ“; München 19:2, S. 18. 
», Bericht über Vortrag Matthias in einem späteren Heft der „ETZ“. 


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den. Auch die letzte Dampflokomotive aus dem nach dem Kriege auf- 
genommenen, jetzt aber wieder aufgegebenen Fabrikationszweige 
stand abnahmebereit da. 

Hinsichtlich der Arten der Erzeugnisse der BBC sei noch be- 
merkt, daß alle elektrischen Einrichtungen, welche Starkstrom er- 
zeugen, übertragen oder verbrauchen, hergestellt werden. In dieses 


For ee = er — en — 
nn TEE Teen Teen a ig wii nase A meer 
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` 


Die BBC-Werke in Mannheim-Xäfertal aus“der Vogelperspektive. 


Gebiet fallen in der Hauptsache Gleich- und Wechselstromgenerato- 
ren für Dampf- und Wasserkraftantrieb bis zu den größten Leistun- 


. gen, Glas- und Metallgleichrichter, Transformatoren und Freileitun- 


gen bis zu den höchsten Spannungen, Ortsnetze, Schaltapparate und 
Schaltanlagen, Zähler, Regler, Kabel und Motoren aller Arten. Fer- 
ner fällt inden Arbeitsbereich der Firma die Fabrikation von Dampf- 
turbinen für Land- und Schiffsanlagen, von Turbogebläsen und Tur- 
bokompressoren, von elektrischen Heizeinrichtungen für Dampfkes- 
sel und nicht zuletzt von elektrischen Bahnen. Die Firma hat außer 
dem Werk in Mannheim-Käferthal eine Abteilung in Saarbrücken 
(Serienmotoren), eine Draht- und Kabelfabrik in Köln, eine Gleich- 
richterfabrik in Lambertsheim und stellt durch die angeschlossene 
StotzG.m.b. H., Mannheim-Neckarau, auch Installationsmaterial 
her. Das Stammhaus befindet sich bekanntlich in Baden (Schweiz), 


Nach der Besichtigung wurden die Teilnehnier mit ihren inzwi- 
schen wieder eingetroffenen Damen im „Rosengarten“ festlich und 
reichlich bewirtet und durch geschmackvolle Spenden erfreut. Der 
Tag aber hatte damit noch nicht sein Ende erreicht, denn die frei- 
gebige Firma wollte ihren Besuchern, die sich zahlreicher, als sie 
erwartet hatte, eingefunden hatten, auch noch einige Schönheiten 
des benachbarten lleidelberg zeigen. Sie wurden also in Autos über 
Feudenheim, Seckenheim, Friedrichsfeld, Neckarshausen und Edin- 
gen dorthin geführt, und die Gäste versammelten sich endlich unter 


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Abb. 2. Ansicht der Werke der Stotz G. m.b. H, Mannheim-Neckarau. 


Führung des Herrn Direktors St o t z, des Gründers der zum BBC- 
Konzern gehörenden Stotz G. m. b. H., in dem Restaurant ‚„Molken- 
kur“, wo sich die Teilnehmer wiederum mit Speise und Trank erlab- 
ten und sich endlich, erst als der Tag schon graute, den interimisti- 
schen heimatlichen Penaten zuwandten, schmerzlich bewegt, daß die 
schönen Fage nunmehr endgültig ihr Ende erreicht hatten. 


Der Berichterstatter nahm am folgenden Tage die Gelegenheit 
wahr, auch noch die Werke der S t o t z G. m. b. H., Mannheim-Neckar- 


938 


au zu besuchen, und kann denen, die es noch nicht wissen, mitteilen, 
daß es sich hier um eine geradezu vorzüglich organisierte und betrie- 
bene Fabrikationsstätte handelt, in welcher alle modernen Methoden 
der Erzielung fehlerfreier und hochwertiger Materialien Anwendung 
finden. Das Werk, welches aus kleinen Anfängen hervorgegangen 
ist und sich unter der Leitung seines Gründers zu dem heutigen Un- 
ternehmen ausgewachsen hat, fabriziert Installationsmaterialien 
aller Art unter Betonung der Zweckmäßigkeit für alle Verwen- 
dungsgebiete, über welche an anderer Stelle noch besonders berichtet 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 28. 


22. Juli 1922. 


werden wird. Abb. 2 gibt die Gesamiansicht des Werkes, für dessen 
Erweiterung genügend Raum vorgesehen ist. 

Dem BBC-Konzern sei auch an dieser Stelle noch einmal der 
Dank aller Teilnehmer für das, was ihnen gezeigt und geboten wurde, 
zum Ausdruck gebracht. Die Teilnehmer, soweit sie die Werke noch 
nicht gesehen hatten, sind sehr befriedigt von dannen gezogen und 
wissen, wenn sie dieser Firma Aufträge erteilen, daß sie gut bedient 
sein werden. 


Über Akkumulatorenbetrieb bei Elektrizitätswerken. 
Von Rühle, Berlin-Friedenau. 


Übersicht. Es wird darauf hingewiesen, daß in gewissen Fällen z. B. 
in Geschäftszentren großer Städte und dort wiederum besonders dann, 
wenn aus wirtschaftlichen Gründen ein Zusammenarbeiten mehrerer 
Kraftwerke (Fernstrombezug) geboten ist, eine Momentreserve gefordert 
werden muß. Nur der Akkumulator erfüllt diese Bedingung. 


In der jetzigen Zeit, in der alle Möglichkeiten erwogen werden, 
durch welche die Betriebsunkosten eines Elektrizitätswerks her- 
abgesetzt werden können, taucht immer wieder die Frage nach der 
Berechtigung des Akkumulatorenbetriebs auf: Die Unterhaltungs- 
kosten steigen mit den Bleipreisen und Löhnen, und es wird 
zweifellos Betriebe geben, wo man sich ohne weiteres auf Grund 
der Betriebsverhältnisse zur Aufgabe des Akkumulators ent- 
schließen wird. Aber ebensogut wird oft genug die Notwendig- 
keit desselben unbestritten sein, vor allen Dingen, wenn durch 
ihn besonders billige Stromquellen möglichst ausgenutzt werden 
sollen, wo Kraft nutzlos verloren geht (Wasserkräfte), oder wo 
durch die größere Benutzungsdauer der Preis wesentlich herab- 
gesetzt wird (Strombezug mit Rabatt). 

Der Fall, daß man in der Zeit der geringen Stromlieferung 
durch Einsatz von Akkumulatoren Personal sparen kann, gewinnt 
bei den heutigen Lohnverhältnissen auch immer mehr an prak- 
tischer Bedeutung. In allen diesen Fällen ist es möglich, an der 
Hand von einfachen Rechnungen nachzuweisen, ob der Akku- 
mulator wirtschaftlich ist oder nicht. 

Schwieriger liegen die Verhältnisse, wenn die Akkumulatoren 
mehr als Sicherheitsfaktor einer Anlage dienen sollen. Da sind 
es vor allem die großen Städte mit ihren Waren- und Geschäfts- 
häusern, Industriepalästen, Öffentlichen Gebäuden, Theatern, 
Straßenbeleuchtungen und Straßenbahnen, welche einen solchen 
Sicherheitsfaktor fordern. Zum mindesten für die Geschäfts- 
zentren muß auf eine ununterbrochene Stromlieferung gedrungen 
werden, wenn man auch für Stadtgegenden, welche nicht so aus- 
geprägten Geschäftscharakter haben, so scharfe Bedingungen 
nicht zu stellen braucht. 

Man stelle sich vor, der Strom setzt z. B. in einem Warenhaus 
plötzlich aus; die Folgen sind nicht abzusehen. Wenn auch Not- 
beleuchtung vorhanden ist, das Publikum wird beunruhigt, Men- 
schenleben gefährdet, dem Diebstahl der weitgehendste Vorschub 
geleistet, kurz die schwersten Verluste sind die Folge. Und gar die 
Wirkung auf belebten Straßen: alles ist dunkel, die Straßenbahn 
steht still. 

Hier muß also die Anlage so sicher sein, daß ein Versagen 
ausgeschlossen ist. Diese Aufgabe der unbedingten Betriebs- 
sicherheit mittels eines hochgespannten Drehstromes zu lösen, 
gelang nicht, da bei den Hochspannungskraftwerken mit zu- 
nehmender Größe sich der Kurzschluß und. seine Wirkungen 
immer unangenehmer fühlbar machen, bei dem zunehmenden 
Kraftbedarf nur Maschinen für hochzespannten Drehstrom in 
Frage kommen, die Kraftwerke selbst aber Abmessungen erhiel- 
ten, welche die Verlegung derselben weit außerhalb des Absatz- 
gebietes wegen der Kohlen- und Wasserversorgung nötig machten. 
So entstanden die groen Hochspannungsnetze. 

Nun suchte man die Rückwirkungen der Netzkurzschlüsse ein- 
zuschränken, indem man die Netze in Strahlen unterteilte, u. zw. 
mit gutem Erfolge. Aber gegen die Störungen in dem Kraftwerk 
selbst war dies kein Mittel, und wenn auch solche Störungen sel- 
ten vorkommen, sind sie bei der besten Betriebsführung nicht zu 
vermeiden. In dem Falle dauert aber die Beseitigung derselben 
längere Zeit. 

Hat die Entwicklung der Stromversorgung zur Umformung in 
Gleichstrom geführt, so machen sich die Netzkurzschlüsse unter 
Umständen bei den Umformern, besonders denen älterer Konstruk- 
tion, dadurch unangenehm bemerkbar, daß sie leichter außer Tritt 
fallen, oder Rundfeuer am Kollektor die Maschinen abschaltet. 
Ehe aber die Reserveumformer in Betrieb gesetzt sind, vergeht 
immer eine gewisse Zeit. 

Die Verhältnisse werden noch schwieriger dort, wo man aus 
wirtschaftlichen Gründen gezwungen ist, mehrere Kraftwerke auf 
ein gemeinsames Netz arbeiten zu lassen, z. B. bei der Fernstromver- 
sorgung. 

Durch das Zusammenschalten großer Anlagen wird die 
Störungsmöglichkeit erhöht. Es soll damit nicht gesagt sein, 
daß die Fernstrombelieferung unsicherer wäre als die lokale. 


Aber wenn man zwei sonst getrennte Anlagen kuppelt, wird eben 
die Störung der einen auf die andere übertragen. In beiden macht 
sie sich bemerkbar, wo früher die Störungen im Netz A das Netz 
B unbehelligt ließen und umgekehrt. 

Die gute Ausnutzung des kernstromes fordert in der Regel, dah 
derselbe die Grundbelastung übernimmt, während die lokalen Kraft- 
werke als Spitzendecker dienen. Die Wirtschaftlichkeit bedingt 
also ein Zusammenarbeiten. 

Nun stelle man sich den schlimmsten Fall vor, der glück- 
licherweise selten eihtritt: der Fernstrom falle aus. Sein Anteil 
an der Belastung betrage nur 30%. Welches Werk ist imstande, 
sofort # % mehr Strom abzugeben? KEingehend ist die Frage der 
Reserve für diesen Fall behandelt worden. Meist scheitern die 
Vorschläge, wie z. B. die notwendigen Kessel unter. Feuer zu 
halten, die in Betrieb befindlichen Kessel so schwach zu be- 
lasten, daß sie im gegebenen Falle leicht auf die erforderliche 
Leistung gebracht werden können, Hilfsfeuerungen mit Öl vorzu- 
sehen, Dieselmotoren aufzustellen, schon an der Unwirtschatftlich- 
keit, aber vor allen Dingen hilft keines über die zeitliche Ver- 
zögerung der Wiederaufnahme der Stromversorgung hinweg. 
Und die wird um so länger, je größer der Anteil des Fern- 
stromes ist. 

i Nun braucht man nicht gleich den schwersten Fall ins Feld 
ühren. 

Um die Fernstromanlage möglichst gut auszunutzen, wird 
der Abnehmer gezwungen, die Blindleistung seines Netzes selbst 
zu liefern, was er leicht durch Übererregen der im Betrieb be- 
findlichen Dampfturbinen erreicht. Die Folgen sind, daß die 
Wirkungen eines Kurzschlusses sich durch diese starre Kupplung 
weit bemerkbar machen, so daß Umformer außer Tritt fallen, was 
dann an solchen Stellen eine Stromunterbrechung zur Folge hat. 


Stellt man überhaupt die Bedingung, daß gewisse Teile einer 
Stadt ununterbrochen mit Strom versorgt werden müssen, so mub 
man für eine Reserve sorgen, die im Augenblick der Störung so- 
fort einspringt. Und diese Reserve bietet einzig und allein der 
Akkumulator. Diese Erkenntnis ist eine uralte und ist während 
der ganzen Entwicklung der Stromversorgung immer wieder be- 
stätigt worden. 

her finden wir nicht nur in den großen Städten Deutsch- 
lands, wie Berlin, Hamburg, Bremen, Breslau, Leipzig, München, 
Stuttgart, große Akkumulatorenbatterien aufgestellt, auch im 
Auslande — es ist zu nennen Wien, Stockholm, Kopenhagen, vor 
allen Dingen aber in England und Amerika — hat man die Strom- 
versorgung, Z. B. in New York, Buenos Aires, London, Manchester 
und andere mehr, gesichert durch mächtige Batterien, die immer 
noch weiter ausgebaut werden. 

Wie notwendig eine solche Augenblicksreserve ist, hat sich 
in einer großen Stadt Deutschlands gezeigt, wo man diese lästige 
Ausgabe sich ersparen wollte und den Akkumulator beseitigte. 
Und der Erfolg? Eine einzige Störung im Hochspannungsnetz 
machte sich so unangenehm bemerkbar und hatte für das Werk 
selbst so schwere Folgen, dab man schleunigst wieder grobe 
Batterien aufstellte. Gerade dieses Beispiel sollte jedem Gegner 
des Akkumulators zur Warnung dienen. Ferner, welcher Be- 
triebleiter hat nicht schon die Batterien zur Entlastung seines 
Werkes herangezogen, wenn er wegen schlechter Kohle vor dem 
Zusammenbruch stand, ein Fall, der heutzutage leider oft genug 
vorkommt? 

Es gibt eben Verhältnisse, wo der Akkumulator nicht zu ver- 
meiden ist, und dort sollte er auch niemals fehlen. 


Natürlich läßt sich darüber streiten, in welcher Größenordnung 
eine solche Reserve an Leistung und Zeit zu bemessen ist, auch ob 
man das ganze Netz oder nur einzelne Bezirke desselben mit einer 
solchen Reserve ausstattet. Das ergibt sich an der Hand von Rech- 
nungen. Aber ist einmal eine Batterie vorhanden, soll man nicht 
bloß von dem Gesichtspunkt aus ihren Wert und ihre Daseinsbe- 
T bemessen, ob die Unterhaltung derselben zu kostspic- 

ig ist. 

Wie hoch belaufen sich dann überhaupt diese Kosten, an 
denen man sich immer stößt? 

In einem großen Betriebe ergaben sich für das Betriebsjahr 
1913/14 folgende Zahlen: Für die Unterhaltung der Akkumu- 
latoren wurden 23 % des gesamten Betrages aller Reparatur- und 
Unterhaltungskosten aufgewendet — ein ausnahmsweise hoher 


- O u —— ||, .. 


EEE De 26. a 


22. Juli 1922. 


Prozentsatz, da derselbe durchschnittlich nur 12 bis 15 % beträgt. 
Rechnet man nun die Auslagen für Reparaturen und Unterhaltung 
auf die verkauften kWh um, so entfallen auf dieselben 0,52 Pf 
für alle Reparaturen und 0,12 Pf für die Akkumulatorenunter- 
haltung, das sind 0,3 % des Verkaufspreises. Für 1920/21 wurden 
17% der gesamten Reparatur und Unterhaltungskosten für die 
Akkumulatoren aufgewendet, was bei 6,28 Pf der allgemeinen 
Unterhaltungskosten auf die verkauften kWh für die Akkumu- 


. Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922, Heft 28. 2 939: i 


latoren 1,7 Pf ausmacht bzw. 0,47 % des Verkaufspreises. Diese 
Zahlen zeigen zur Genüge, wie wenig es berechtigt ist, so ohne 
weiteres gegen die Akkumulatoren Sturm zu laufen. 

Die Kosten allein, die letzten Endes noch gar nicht so groß 
sird, entscheiden nicht immer. Da sprechen noch die lokalen 
Verhältnisse mit. Wenn dann eine Augenblicksreserve verlangt 
werden muß, ist der Akkumulator das einzig passende Betriebs- 
mittel und für solche Fälle unersetzlich. 


Wagen für den Eisenbahntransport eines fertigen Großtransformators. 


Von Erich Klein, AEG, Transformatorenfabrik Berlin-Oberschöneweide. 


Übersicht. Es wird eine Anordnung beschrieben, die den Ver- 
sand betriebsfertiger Großtransformatoren, sowie deren bequemes Ver- 
laden ohne Zuhilfenahme besonderer Hebezeuge ermöglicht. 


Die bis heute verwendeten Tiefladewagen nach Abb. 1 ge- 
statten nicht, größere Transformatoren als mit Leistungen von 
rd 20000 kVA bei 50 Per und 100 kV Oberspannung, vollständig 
montiert zum Versand zu bringen. Das Bild zeigt den Kern eines 
#000 kVA-Aluminium-Transfcrmators, dessen oberes Jochstück 
während des Transportes durch ein provisorisches ersetzt werden 
mußte, Man hat diese Transformatoren mit elliptischen Spulen aus- 
geführt, um geringe Abmessungen zu erhalten; denn die elliptische 
Spulenform ergibt ein Minimum an Materialaufwand. Der Kropf- 
träger zeigt deutlich eine starke Durchbiegung. Die Nachteile, die 
durch den getrennten Versand von Ölkasten und Kern entstehen, sind 
bekannt. Wenn man den Transformatorenkasten als Träger aus- 
bildet, um ihn dann mit Hilfe von Verlängerungsstücken direkt 
auf den Drehgestellen aufzulagern, kann man Transformatoren 
mit wesentlich höheren Leistungen komplett versenden. Das 
neue System soll an Hand eines Beispieles besprochen werden. 
Die Daten für den Transformator seien folgende: 


Leistung: 80 000 kVA bei Drehstrom 50 Per, 
Oberspannung 110 kV, Ölumlaufkühlung. 


Der hohen Spannung und Leistung wegen soll der Transfor- 
mator mit kreisrunden Spulen ausgeführt werden. ‚Der aktive 


P 
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zute 


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Abb: 1. Aluminiumtransformator für 62909. KVA, 110 kV auf einem/;tltereu Transportwagen 


Schenkelquerschnitt betrage 3000 cm?. Der Schenkelkreisdurch- 
messer ergibt sich bei einem Eisenfüllfaktor von 0,6 zu 800 mm. 
Die Fensterbreite sei 1300 mm, was auf eine mittlere Windungs- 
länge von (80+ ran = 455 m führt. Die Windungs- 
spannung beträgt bei 14000 Gauß 4,44 X 50 X 14000 X 3000 X 
1} = 93 V. Das Kupfergew::ht für Ober- und Unterspannungs- 
ar Elb sich bei einer Stromdichte von 4,1 A/mm? zu 
x< 


A589 _ 17000 kg, wobei 89 das spezifische 


93 x4, 

Gewicht von Kupfer bedeutet. Bei 2400 mm Schenkellänge 
errechnet sich der Kupferfüllfaktor zu 0,09, was erkennen läßt, 
daß bei der angegebenen Schenkellänge reichlich Raum für Iso- 
lations- und Kühlkanäle vorgesehen wurde. Verstärkt man den 
Jochquerschnitt gegenüber dem Schenkelquerschnitt um 15 %, so 
hält man 3450 cm? aktiven Jochquerschnitt, der bei Ausbildung 
= 1i anstormatons als Manteltype eine Jochhöhe von 375 mm 
ding 


ER 
er E - geben sich für den betriebs- 
Ei 

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Die Gestellabmessungen ergeben sich somit: 


Kernmittenabstand 2100 mm 
Jochläng® . -. . 2.22 .%. 7050 mm 
Schenkellänge . 2400 mm. 
Es beträgt: | 
das Schenkelgewicht 16 t 
das Jochgewicht 24 t 
das aktive Eisengewicht . 40 t 


Als lichte Ölgefäßhöhe erhält man: 
2400 mm für die Schenkel 
750 mm für oberes und unteres Joch | 
600 mm für die Preßstücke i 
50 mm Spielraum l 
3800 mm, 
Dieses Maß wurde der Abb. 2 zugrundegelegt, wobei vorausgesetzt 
wird, daß die an den Schrägseiten des Deckels angeordneten Iso- 
latoren während des Transportes abgenommen werden. 


Das Gesamtgewicht ergibt sich demnach zu 1:20 t, davon: 


40 t aktives Eisen 

17 t aktives Kupfer 

40 t Öl 

23 t Kasten und Abstützteile 


Für oben geschilderte Verhältnisse wurde die Eisenbahn- - 
transportvorrichtung entwor- 
fen. Der Vollständigkeit hal- 
ber seien noch die übrigen Da- 
ten des Transformators er- 
wähnt. , 
Die Wicklungsverluste er- 


warmen Zustand 4,1? X 2,4 X 
17=700 kW. Im Wickelkupfer 
sind keine größeren Wirbel- 
stromzusatzverluste zu erwar- 
ten, da bei dem geringen Kup- 
ferfüllfaktor die Drahtquer- 
schnitte derart unterteilt wer- 
den können, daß die Drahtdicke 
in Richtung senkrecht zur 
Hauptrichtung der Streulinien 
nur ganz geringe Abmessun- 
gen zu erhalten braucht. Die 
Isolationsabstände werden so 
reichlich vorgesehen, daß 
sich bereits bei Verwendung 
(in den Endspulen) von 10 mm 
Runddraht, der mit einer 5 mm 
starken Isolationsschicht ver- 
sehen ist, beim Anlegen einer 
Prüfspannung von 250 kV eine 
Feldstärke von 170 kV/cm am 
Draht unter der Papierisolation und 90 kV/cm im Öl an der Papier- 
isolation errechnen läßt, so daß bei guter Beschaffenheit dieser Ma- 
terialien eine längere Zeit anhaltende Probe ohne Schaden für die 
Wicklung ausgehalten werden kann. Bei obigen Werten ist noch 
kein Glimmen zu erwarten, es fehlt somit die Ursache zur Ent- 
stehung des gefürchteten „Kriechweges”. Im normalen Betriebe. 
mit 110 kV ermäßigt sich dann die Beanspruchung auf den 4. Teil 
gegenüber der Prüfspannung mit 250 kV. | 


Die Eisenverluste betragen bei Verwendung legierter Bleche 
130 kW, bei Verwendung nicht legierter Bleche 220 kW. Die Kurz- 
schlußspannung läßt sich bei geeigneter Wicklungsunterteilung zu 
8 % vorausberechnen. 


Der soeben beschriebene Transformator läßt sich nicht auf 
einem Tiefladewagen transportieren, da das vorgeschriebene Lade- 
maß unter keinen Umständen eingehalten werden kann. Ebenso 
müßte der Kropfträger nach Abb. 1 bei der üblichen Trägerhöhe 
von etwa 700 mm beinahe massiv ausgeführt werden, damit er die 
Last von 120 t tragen könnte. Sein Eigengewicht würde ange- 


940 


nähert dem der halben Nutzlast gleichkommen. Es läßt sich somit 
auf diesem Wege keine praktische Ausführungsmöglichkeit 
erreichen. Vergrößert man dagegen die Trägerhöhe, wie in dem 
Beispiele nach Abb. 2 angegeben, auf 2800 mm, so kann man, wie 
der hierzu entworfene, schematische Kräfteplan für eine Träger- 
hälfte (Abb. 3) zeigt, mit ganz geringen Querschnitten aus- 
reichen. : 

Der Transformatorenkessel wird im allgemeinen Versteifun- 
gen seiner ebenen Wände zu dem Zwecke erhalten, damit er die 
genügende Festigkeit 
gegenüber der während 
des Evakuierens auftre- 
tenden Beanspruchung 
besitzt. Das Evakuieren 
des Kessels soll ein gu- 

tes Austrocknen der 
Wicklung und des Öles 
vor der Inbetriebsetzung 
des Transformators er- 
möglichen. 

Bildet man die er- 
wähnten Versteifungen 
zu einem normalen Git- 
terträger aus, so kann 
man den Transformator 
mit Hilfe von lösbaren 
Verlängerungsstücken 

direkt zwischen den 
Drehgestellen auflagern. 
Die Rechnung zeigt, daß 
z. B. im vorliegenden 
Falle als Ober- und Un- 
tergurt Doppel-T-Grey- 
träger Profil Nr. 20 ge- 
nügen. Die Druck- bzw. 
Zugbeanspruchung be- 
trägt dann bei den Trä- 
gern 1 und 2...56 t, wie 
der Kräfteplan in Abb. 3 
zeigt. Das bedeutet eine 
spezifische Beanspru- 
chung von 800 kg/cm’. 
Dabei ist an einen rei- 
uen Fachwerkträger ge- 
dacht, ohne die Festig- 
keit der Kesselwand zu 
berücksichtigen. Die Kes- 
salwand muß 10 mm stark 
ausgeführt werden. Bei 
3000 mm Blechhöhe wür- 
de allein die Wand, ohne 
Rücksicht auf sonstige 
Versteifungen, bei einer 
Beanspruchung von 1180 
kg/cm? ein Biegungsmoment von 17,7 X 10° kgi/em, daß dem maxi- 
malen Biegungsmoment entspricht, wie Abb. 4 zeigt, aushalten. 

Obige Betrachtungen gestatten den Schluß zu ziehen, daß die 
vorgeschlagene Konstruktion leicht durchführbar ist. Beim 
Bremsen und Abfahren des Zuges können im Maximum Stußkräfte 
in der Größenordnung von rd 20 t auftreten. Bei größeren Stößen 
ist Bruch der Kupplungen und 
Puffer zu befürchten. In der 
beschriebenen Anordnung wür- 
den sich diese 20 t auf 4 Trä- 
ger verteilen, sodaß rd 5 t zu- 
sätzliche Beanspruchung pro 
Träger auftreten kann. Dies 
bedeutet. eine Erhöhung der 
Beanspruthung der Hauptträ- 
ger um 10%, also um einen 
ganz unwesentlichen Betrag. 

Um ein bequemes Verla- 
den zu ermöglichen, werden 
die Enden der Verlängerungs- 
stücke zweckmäßig mit einer 
Windenkonstruktion versehen 
(Abb. 2). Bei Verwendung von 
4”-Schrauben für die Winden 
ergibt sich im Ruliezustande 
eine Zugbeanspruchung des 
Schraubenkernes von 465 kg/ 
em?. Damit die Schrauben wäh- 
-© rend des Fahrens keine Bean- 
spruchung auf Biegung erlei- 
den, werden die Schub- bzw. Druckkräfte dureh Winkeleisen abge- 
fangen, die eine Schlittenführung zu beiden Seiten des Drehgestell- 
uuerträgers bilden. 

Man kann die Hebevorrichtunz natürlich auch auf andere 
Weise ausbilden, die Hauptsache jedoch bleibt, daß sie zur Er- 
sparung besonderer Fundamente, auf den Drehgestellen ange- 
ordnet wird. Sie wurde z. B. nach einem Vorschlage der Linke- 


aan 
| ge ra 


Abb 5. Transportwagen 


Elektrotechnische Zeitschrift.. 1922, Heft 28. 


22. Juli 1922. 


Hoffmann-Werke, Breslau, dahin verbessert, daß an Stelle der 
Windenkonstruktion ein Preßzylinder, der auf dem Kugeldreh- 
zapfen des Drehgestelles angeordnet ist, tritt. Das nötige Druck- 
wasser wird mit Hilfe einer Motorpumpe erzeugt. Abb. 5 zeigt 
einen solchen Transformator für 30000 kVA!). 

Die in Abb. 2 dargestellten Drehgestelle dürften ein Eigen- 
gewicht von 30 t besitzen. Es könnten demnach, um .die volle 
von der Bahnverwaltung zugelassene Achsbelastung von 16 t aus- 
zunutzen, noch 130 t Nutzgewicht transportiert werden. Da aber 


langermaßsias Iemm » S0cm 
Ardtemalistod Term ° MIRAJ 
Polabsiand «Vor 


Momentet iache km «5 V’igern 


Abb. 2 bis 4 Neuer Transportwagen für Transformatoren mit 28 m Trägerböhe nebrt Kräfteplan und Momentenfläche. 


bei den angegebenen reichlichen Abmessungen ohne Mühe 10 t 
aktives Eisen mehr in den Transformator eingebaut werden 
könnten, ließe sich die Leistung des beschriebenen Modelles au: 
100 000 kVA vergrößern. Bei Verwendung noch größerer Drei 
gestelle, es sind 12-achsige Tiefladewagen bekannt, könnte man 
noch höhere Leistungen entwickeln. Es sei noch hervorgehoben, 


20944 - 
für einen Transformator von 30000 KVA der Linke-Hotfmann-Werke. 


daß die Breite des Bahnprofiles in dem besprochenen Beispiele 
nicht voll ausgenutzt wurde. Die erwähnte Fachwerkkonstruktion 
läßt sich natürlich auch vorteilhaft für den Transport andere! 
sperrizer Ladegüter verwenden, indem man sie als eine zerles- 
bare Brückenkonstruktion ausbildet. 


D Die Zeichnung wurde entzegenkommenderweise von den Linke-Hof- 


mann-Werken zur Verfügung gestelli. 


22. Juli 1922. 


Das Aufladen geschieht nun in der Weise, daß der auf einem 
ungefederten Rollenuntergestell üblicher Bauart ruhende Trans- 
formator auf einem Quergleise bis Schienenmitte gefahren wird. 
Hierauf werden die Drehgestelle von beiden Seiten herangefahren 
urd die Verlängerungsstücke mit dem Trägerwerk des Transfor- 
matorenkessels gekuppelt. Der Transformator wird mit Hilfe der 
Hebevorrichtung etwas vom Untergestell abgehoben, die Verbin- 
dungen mit diesem werden gelöst und das Untergestell wird beı- 


Die Abnutzung der Wasserturbinen, ihre Folgen und ihre 
Bekämpfung. 


In seinem Aufsatz über den Einfluß des Turbinenwirkungsgra- 
des auf den Ertrag von Wasserkraftanlagen?), hat Dr.-Ing. Leiner 
auf die große Wichtigkeit der Wirkungsgradkontrolle und die Not- 
wendigkeit, unvorteilhaft arbeitende Turbinen durch bessere zu er- 
setzen, hingewiesen. Dr. Leiner sagt unter anderem, daß die Verrin- 
serung des Wirkungsgrades im Betriebe durch Ausschleifungen 
einerseits und Rost oder Bekrustungen andererseits, unter gleichen 
Verhältnissen, die einzelnen Systeme nicht gleichmäßig trifft, daß 
sie aber bei Vergleichen, durch Schätzungen, wirtschaftlich genau 
genug berücksichtigt werden kann. 

Über diese, für Wasserkraftwerke an geschiebeführenden 
Flüssen überaus wichtige Frage der Turbinenabnutzungen, sind in 
den letzten Jahren in den schweizerischen Fachschriften?) sehr in- 
teressante und wertvolle Arbeiten veröffentlicht worden, über wel- 
che hier etwas ausführlich berichtet werden soll. 


Die hauptsächlich von den Gebirgsflüssen mitgeführten Ge- 
schiebe: Kies, Sand und Schlamm treten bei der Schnee- und 
(rletscherschmelze, sowie bei Regenwetter in sehr großen Mengen 
auf und können, auch bei den besten Wasserfassungen, nur zum 
Teil vom Kraftwerkkanal ferngehalten werden. Ein Bild über die 
in Betracht kommenden Mengen erhält man leicht, wenn man be- 
denkt, daß ein Geschiebegehalt von 0,001. beispielsweise 1 cm? 
Sand auf 1 1 Wasser, auf 1 m?/s, in einer Stunde 3,6 m?, in einem 
Tage 86,4 m? ergibt, ferner das Geschiebegehalte von mehreren 
cmi] mit Größtwerten von 5 bis 20 cm?/l an verschiedenen Flüssen 
schon festgestellt wurden?). Die Geschiebemenge, welche täglich 
durch die Turbinen von an solchen Flüssen gelegenen Kraftwer- 
ken geht, kann somit mehrere tausend m? betragen. 


.Die Zusammensetzung dieser Geschiebe in bezug auf die 
Eigenschaften, welche für die Abnutzung der Turbinen eine we- 
sentliche Rolle spielen: die Korngröße und die Materialhärte, ist 
sehr verschieden. Je nach der ausgenutzten Wassermenge und ie 
nach der Zweckmäßigkeit der Wasserfassungen findet man in 
dem PBetriebswasser von Wasserkraftanlagen, vom feinsten 
Schlamm bis aufwärts zum gröbsten Sand und sogar ganz unver- 
mutet Kieselsteine mit mehreren Zentimetern Durchmesser. Über 
die Härte sei nur gesagt, daß sie von der genlogischen Natur des 
Geschiebes abhängt und daß in vielen Flüssen Quarzkörner, 
welche ohne besondere Vorhereitungen und unter dem einfachen 
Fingerdruck imstande sind, das Glas zu schneiden, in großen Men- 
gen vorhanden sein können. 

Bedenkt man, daß solche große Geschiebemengen aus hartem 
Material, mit dem Wasser unter hohem Druck, mit großer Ge- 
hwindigkeit an den Wandungen der Turbinen, monate- oder 
jahrelang. wenn auch mit sehr veränderlicher Intensität, vorbei- 
fließen oder aber zwischen zwei Turbinenorgane mit verschiede- 
nen Geschwindigkeiten gelangen, so wird verständlich, daß eine 
rasche Schleifwirkung dieser Organe eintreten muß. Bei den 
Franeisturbinen werden in der Hauptsache die mit dem 
sandhaltigen Wasser in Bertihrung kommenden Flächen der Leit- 
apparate und Laufräder defarmiert. so daß dann das Wasser das 
l.anfrad weder richtig erreicht noch verläßt Die in den Spalt gr- 
Ianzenden Körner werden vom Wasserdruck gegen das Sauerohr 
zetrieben und vom Lanfrad mitgenommen: in kurzer Zeit ver- 
erößern sie den Zwischenraum (= Spalteröße) und verursachen 
ühartriebene Wasserverluste. Bei den Peltonturbinen mit 
Nadeldiisen. wie sie heute vornehmlich angewendet werden, findet 
durch die Abnutzung eine Veränderung der vom Konstrukteur mit 
sräßter Sorgfalt hergestellten Querschnitten und Formen der den 
Strahl] bildenden Organe statt; bei den Lanfradschnufeln wird die 
mittlere Schneidkante stark ahgestumnft. die Schaufelarbeits- 
flächen abzenutzt, deformiert und schließlich durchzelocht. 

Alle diese Abnutzungserscheinungen hahen mehr nder weniger 
dia Folge, daß sie zuerst eine Verminderung der Turbinenwir- 
kineserade hervorrufen. hia sie im weiter vorgerückten Zustande 
lie Betriehesicherheit der Maschine gefährden und zu deren nn- 
vermeidlichen Beschädigung führen. Die Lebensdauer der ange- 
riffenen Teile ist naturgemäß eine sehr verschirdene: ninen Rekord 
der kurzen Lebensdauer scheinen die Turbinen einer Wasserkraft- 


D) ETZ." 1921. S. 1089. : : 

N „Bulletin Technique de la Snisse Romande“. Bd. 46, 1919, Bd. 47 (9. 1X.1920, 
Rd. iR. 199, S. 16. „Schwaiz. Rauzeitung". Bd. 78. a2. 
‚#8 „Annalen der Schweiz. Tandeshrdrographie*, Pd. 7. der 
Bauverw.“ vom 35. XI. u. 2. XII. 1916) 


„Zentralbl. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


941 


1922. Heit 28. 


seite gezogen. Der Transformator wird nun in seine Endlage her- 
abgelassen und ist transportbereit. 

Das Abladen geschieht in umgekehrter Reihenfolge. Der 
Transformator wird angehoben, das Rollenuntergestell unterge- 
schoben, der Transformator herabgelassen und die Verlängerungs- 
stücke werden abgekuppelt. Der Transformator kann dann auf 
dem Quergleise ins Transformatorenhaus hineingefahren werden. 
Die Gleisführung muß natürlich dem System angepaßt werden. 


anlage in Savoyen zu bilden, bei welchen die Leitapparate nach 
18 bis 21 Tagen, die Laufräder nach einer Sommerperiode ausge- 
wechselt werden müssen’). 

An Bemühungen um die Erstellung von wirksamen Entsan- 
dungsanlagen, welche das Übel an der Wurzel fassen, hat es, wie aus 
den durch zahlreiche Veröffentlichungen bekannt gewordenen ver- 
schiedensten Anlagen nicht gefehlt. Der Erfolg ist aber nicht nach 
Wunsch eingetreten, weil bei den meisten dieser Einrichtungen die 
großen Mengen der in kurzer Zeit abgelagerten Geschiebe .nicht 
rasch und leicht genug aus den Klärräumen weggeschafft werden 
konnten. In den Zeiten starker Geschiebeführung tritt eine 
rasche Versandung und ein rascher Rückgang der Wirksamkeit 
ein, bis der Schutz der Turbinen illusorisch wird. 

Es ist das Verdienst des schweizerischen Ingenieurs H. Du- 
four, auf die schwerwiegenden Folgen der Turbinenabnutzun- 
gen auf ihre Wirkungsgrade, an Hand von genauen Versuchs- 
ergebnissen hingewiesen und gleichzeitig durch sorgfältige 
Studien und ausgedehnte Versuche eine allen Anforderungen ent- 
sprechende Lösung der Entsandungsfrage gefunden zu haben. 


Wie leicht verständlich, lassen sich die Wirkungsgradver- 
minderungen der sehr verschieden gebauten und unter den ver- 
schiedensten Verhältnissen arbeitenden Wasserturbinen weder 
verallgemeinern noch rechnerisch bestimmen. Unsere Leser 
glauben wir deshalb am besten über dieselben unterrichten zu 
können, wenn wir in nachfolgender Zahlentafel 1 die aus den 
Veröffentlichungen von Ingenieur H. Dufour entnommenen Ver- 
suchswerte zusammenstellen. Wir- bemerken dabei, daß bei 
diesen Versuchen nach allen Regeln der Kunst, wie sie für die 
Abnahme von Wasserturbinen auch in Deutschland gelten, vor- 
gegangen worden ist. 


In Anschluß an diese Zahlentafel, die hier wohlkeiner weiteren 
Erörterung bedarf, seien noch einige Angaben über die Ab- 
nutzungsfolgen bei Turbinenanlagen mit größeren Wassermenegen 
unter mittleren und niedrigen Gefällen gemacht. Bei zwei der- 
selben mit Gefällen zwischen 50 und 100 m konnten. mit Hilfe 
der vorhandenen Betriebseinrichtungen, die jährlichen Vermin- 
derungen der verfügbaren Energie annähernd ermittelt werden: 
sie betragen bei der Anlage A: 83838000 kWh, bei Anlage B: 
21450000 kWh oder in beiden Fällen rd 10% der mit neuen 
Turbinen verfügbaren Energie. Bedeutende Abnutzungserschei- 
nungen sind auch in zwei Großkraftwerken mit einem Wasser- 
verbrauch von je 200 bis 300 m?/s und äußersten Nutzgefällen von 
5 bis 14 m gefunden worden. Bei dem Werk C ergaben möglichst 
genaue Messungen fir die an einem Herbsttag des .Tahres 1919 
in Betrieb befindlichen hesten Turbinen, wovon das Viertel 
aus bereits neu ersetzten Turbinen hestand, einen mittleren Wir- 
kungesgrad von 53 %, während derselbe für die gleichen Turbinen 
im penen Zustande 16 bis 20 Jahre vorher 70% betragen hatte. 
Die Verminderung der verfügbaren Energie dieses Kraftwerkes 
stellt sich auf nahezu 21 W0 MO kWh im Jahr oder 24,5% der 
Energie mit neuen Turbinen. Beim Werk D mußten einzelne, den 
Angriffen des Geschiebes besonders ausgesetzte Turbinen in 
weniger als 24 Jahren dreimal ganz nuszewechselt werden. Nach 
Angabe der Betriebsleitung büften diese Maschinen, infolge des 
raschen Verschleißes der Spaltringe, im ersten Betriebsjahr schon 
etwa 10% ihres Wirkungsgrades ein, und es sind nach 10 bis 
13 Jahren die Teitradwände derart durchgefressen, daß, infolge 
der enormen Wasserverluste nach dem Saugrohr, die maximale 
Turbinenleisinng von 1200 anf 800 kW gesunken ist, wobei der 
Wirkungsgrad weniger als 50% betragen mul. 

Wie aus diesen zahlreichen praktischen 
Beispielenhervorgeht.könnendieangeschiebe- 
führenden Flüssen gelegenen Turbinen selbst 
in Niederdruckwerken sehr stark unter der 
Abnutzung leiden Für diese Werke wie für 
Hochdrucekwerkesinddie Unterhaltungskostenw. 
zu denen die noch bedeutenderen, wenn auch oft 
vernachlässieten Ausfälle in der Energie- 
erzeugung kommen, schwere Nachteile, welche 
ihre Erträge ganz bedeutend beeinträchtigen. 

Durch Errichtung von wirksamen Fatkiesungs- und Ent- 
sandnnesanlagen können diese Nachteile bei vielen bestehenden 
und bei allen neu zu erstellenden Kraftwerken, wenn nicht ganz 
vermieden. so doch in hohem Maße vermindert werden. Da aber 
die Geschiebeführung der Flüsse nicht rleichmäfie ist, sondern 
in Form von nur wenigen mächtigen Wellen, welche die Tur- 


% Veröffentlichungen des „Congrès de la Houille Blanche“, 1902, Bd. 2, 8.305, 


942 


un Else en dal ah mn we ana een ren Ener u 
Zahlentafel i1. 


Allgemeine Angaben über die Kraftwerke Betriebs- 
A dauer der 
Ausrüstung an Turbinen 
Nutz- 
Name und Land gefälle Anzahl Nennleist. Type 


Ackersand. . .. » 700 4 6000 Pelton 5 
Schweiz 
Klösterli.. ... - 218 7 500 Girard 5 
Schweiz 
Klösterli. . . .. » 218 1 3500 Pelton 48 
Schweiz 
Florida-Alta. .. . %2| 2 4000 Francis 16 
Chile (Doppel) 
Florida-Alta. ... %2| 3 4000 Francie 16 
Chile (Doppel) 
Molinar ...... 66 7200 Francie 21 
Spanien _ 4 (Zwilling) 
Molinar ...... 66 7200 Francis 21 
Spanien (Zwiling) 
Massaboden . .. . 45 3 3500 Francis 63 
Schweiz (Brutto) (Doppel) 


binenabnützungen in wenigen Tagen hervorrufen können, auf- 
tritt, muß eine Entsandungsanlage solcher Wellen mit unver- 
- änderter Wirksamkeit gewachsen sein, wenn sie ihren Zweck er- 
füllen soll. Eine wirklich zufriedenstellende Lösung kann deshalb 
nur durch eine kontinuierlich wirkende Entsandung mit selbsttä- 
tiger und sehr leistungsfähiger Geschiebeabführung gegeben sein. 


Da die hierzu erforderlichen Bauten und Einrichtungen zum 

wasserbaulichen Teil eines Kraftwerkes gehören, sei hier das 
von Ingenieur Dufour ersonnene, durch Patente geschützte und 
in mehreren Anlagen mit vollem Erfolg angewandte Entsandungs- 
system mit selbsttätiger Geschiebeabführung nur in seinen Grund- 
zügen erläutert. Es ist bekannt, daß alle im Wasser enthaltenen 
mineralischen Bestandteile mit einer, je nach ihrem Gewicht und 
ihren Formen, bestimmten Fallgeschwindigkeit herabsinken und 
schließlich, besonders wenn das Wasser langsam und wirbelfrei 
fließt, auf die Sohle fallen. Statt wie bei den bisher bekannten 
Entsandungsanlagen die Geschiebe auf die Sohle von Klärräumen 
ablagern zu lassen, um sie erst nach Entleerung der Räume aus- 
zuwaschen, bewirkt die Dufoursche Anlage eine selbsttätige und 
kontinuierliche Abführung aller niedergehenden Geschiebe, welche 
ganz selbsttätig dem Flusse wieder zugeführt werden. Diese auto- 
matische Geschiebeabführung wird dadurch erzielt, daß der Klär- 
raumboden mit trichterförmigem Querschnitt ausgeführt und der 
tiefste Teil des so gebildeten Gerinnes mit ununterbrochen aneinan- 
der gereihten, eigentliche Leitkanäle bildenden Öffnungen versehen 
ist. Diese Öffnungen münden in einen unter ihnen gelegenen gemein- 
schaftlichen Spülkanal, der die niedergegangenen Geschiebe emp- 
fängt und durch ein an seinem Ende angebrachtes regulierbares Aus- 
laßorgan abgibt. Wesentlich ist, daß dieser Spülkanal durch das Aus- 
laßorgan unter Druck gesetzt und die Geschwindigkeit des Spülstro- 
mes in ihm und in den Leitkanälen, entsprechend den größten abzu- 
führenden Geschiebemengen, so eingestellt wird, daß alle niederge- 
gangenen Materialien mit einem in engen Grenzen gehaltenen Spül- 
wasserverbrauch abgeführt werden. Auf die Leistungsfähigkeit des 
Kraftwerks hat der Spülwasserverbrauch, welcher gewöhnlich mit 
einem Wasserüberschuß zeitlich zusammenfällt, nur in seltenen 
(übrigens noch nicht eingetretenen) Fällen einen Einfluß. 
Das Niederfallen der Geschiebekörner hat als weitere natür- 
liche Folge, daß in einen Zuleitungskanal alle für die Turbinen 
schädlichen Elemente in den untersten Wasserschichten konzen- 
triert sind. Werden diese unteren Schichten in eine neben dem 
Zuleitungskanal errichtete Kläranlage mit selbsttätiger Ge- 
schiebeführung durch eine einfache Einrichtung abgelenkt und 
entsandet, während die oberen Schichten ungestört weiterfließen, 
so lassen sich auch große Wassermengen bis zu einem für den 
Schutz von Mittel- und Niedriggefälleturbinen genügenden Grad 
mit verhältnismäßig wenig geräumigen und billigen Entsandungs- 
anlagen ebenfalls ganz automatisch entsanden. 

Kraftwerke mit sehr großen Wassermengen von 100 m?/s 
und darüber befinden sich gewöhnlich am Ende eines Kanals oder 
sie bilden einen Teil des Stauwehres, welches einen Rückstau des 

lusses hervorruft, so daß ihnen die für ihre Turbinen schäd- 
lichsten Geschiebe auf die Obergrabensohle geschleppt oder in 
ganz geringer Höhe schwimmend zugetragen werden. Diese Tat- 
sache wurde durch direkte Sondierungen festgestellt und durch die 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 28. 


22. Juli 1922. 


(An Wasserturbinen erhaltene Versuchswerte.) 


Wirkungsgradverminderungen durch 


Abnützungen in /% der Wirkungsgrade der 


Turbinen im neuen Zustande. 


Bemerkungen: 
Beaufschlagungen: l 

ur 2, 3, tha 

— 26,5 18,0 14,5 Nach Ersatz zweier Nadeln 
und einer Düsenspitze. 

— 23,3 23,3 24,3 | Verminderung rührt haupt- 
sächlich von der Abnützung 
der [] Düsen her. 

— 5,5 6,4 6,5 Verminderung rührt nur von 
der Laufradabnützung her. 

89 39,8 24,1 14,7 Die Turbine war noch gut 
betriebsfähig. 

> 100 70,7 44,4 32,6 Die Turbine war an der Grenze 
ihrer Betriebsfähigkeit. 

— 9,8 7,6 6,6 Die Turbine war noċh gut 
betriebsfähig. 

— 11,7 9,4 7,5 Die Turbine war noch gut 
betriebsfähig. 

100 32,5 20,3 13,2 Turbine noch gut betriebs- 


fähig. Verminderung bezieht 
sich auf Wirkungsgrade von 
Rohrleitung, Turbine und 
Generator. 


Beobachtung, daß bei solchen Anlagen nur die untersten Tur- 
binenteile abgenutzt werden, bestätigt. Es darf also ange- 
nommen werden, daß, wenn der Übergang des Wassers vom Ober- 
graben in die Turbinenkammern ohne Richtungsänderungen, 
welche wesentliche Wirbel in den unteren Schichten hervor- 
rufen, stattfindet, die Entsandung sich auf die Abführung der auf 
die Sohle oder in ihre Nähe kommenden Materialien beschränken 
kann. Versuche und Studien in dieser Richtung haben in der Tat 
ergeben, daß durch Anwendung des Dufourschen Systemes auch 
bei Niedriggefällanlagen Sinkstoffe und Gerölle bis auf etwa 1 mm 
Korngröße herab mit vernachlässigbar kleinem Spülwasser- 
verbrauch kontinuierlich entfernt und damit in wirksamer Weise 
die Abnutzung, wie sie in folgenschwerer Weise auch bei Turbinen 
solcher Anlagen (vorerwähnter Kraftwerke C und D) beobachtet 
wurde, hintangehalten werden kann. 

° An Hand von praktischen Beispielen sollen nun die Betriebs- 
verhältnisse einiger Kraftwerke an geschiebeführenden Flüssen 
vor un nach dem Einbau des Dufourschen Entsanders beschrieben 
werden. 

a) Trotz sorgfältig angelegter Wasserfassung erhielten die 
Zuleitungsstollen und das Wasserschloß des Kraftwerkes Monthey 
an der Vieze (Wallis) der Gesellschaft für Chemische Industrie 
in Basel (Q = 10 m?/s, He = 257 m und Ne = 10400 PS)?®) in Zei- 
ten von hohen Woasserständen und besonders bei Hochwasser 
große Mengen von Kies, Sand und Schlamm mit größten Korn- 
abmessungen von 40 bis mm, welche zu Betriebsstörungen und 
vorzeitigen Turbinenabnützungen Anlaß gaben. Seit der In- 
betriebsetzung des Kies- und Sandfanges im Frühjahr 1921 wird 
das Betriebswasser auch während der Hochwässer vor dem 
Stolleneingang automatisch so gut entsandet, daß die entnomme- 
nen Schlammproben nur weniger als 1% Volumteile an schwer ab- 
zusetzenden schieferartigen Blättchen über 0,8 mm enthielten. 
Bei einer Reinwassermenge von 3 bis 4 m?/s betrug die größte bisher 
beobachtete abgeführte Geschiebemenge annähernd 50 m’?/h. | 

b) Die zu Anfang des Jahres 1910 in Betrieb gesetzte 
Wasserkraftanlage Florida-Alta, Q=% m?/s, bei Santiago de 
Chilet), der Deutsch-Überseeischen ElektrizitätsGesellschaft in 
Berlin, hatte in den ersten zwei Betriebsjahren außerordentlich 
mit der zerstörenden Wirkung zu kämpfen, welche der hohe Ge- 
halt an feinem, scharfem Sand des Betriebswassers mit sich 
brachte. Trotz des Vorhandenseins zweier großen Klärbecken 
trat die Abnutzung an den 4 Turbinen gleichmäßig in so starkem 
Maße auf, daß an ihre radikale Revision oder gänzliche Umarbei- 
tung gedacht werden mußte. Über die durch Umbau der bestehen- 
den Klärbecken erzielte bedeutende Verbesserung der Betriebs- 
verhältnisse dieser Anlage ist aus einem Bericht vom 19. X. 1 
der Direktion in Santiago de Chile unter andern folgendes zu 
entnehmen: 

„Die Direktion hat sich 1912 entschlossen, auf Grund der von 
Herrn Dufour vorgenommenen Versuche und dessen konstruktiven 
Vorschlägen, den Umbau vorerst an einem Klärbassin vor- 
zunehmen; nachdem das erzielte Resultat äußerst befriedigend 
war, wurde die Abänderung des zweiten Bassins sofort in Angri 


genommen. Als schlagender Beweis für das erzielte Endergebnis 


D „Schweiz. Bauztg.“ Bd. 67, 1916, 5.7291 u. 303. 
10) ‚Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen“ 1916, HeftYısYu. 19. 


a —_—_n 


22. Juli 1922. 


kann angeführt werden, daß, nachdem früher die Turbinen nach 
einer Betriebsdauer von nur etwa 2000 h einer vollständigen Um- 
arbeitung (Ersatz von Leitschaufeln, Laufrädern, Bolzen, Seiten- 
deckel usw.) unterworfen werden mußten und eine längere 
Lebensdauer der Turbinen überhaupt in Frage gestellt war, nun- 
mehr dieselben erst nach etwa 7 bis h ohne Generalreparatur 
und ohne die vorher auftretenden plötzlichen schweren Betriebs- 
störungen in Revision genommen werden müssen. Trotzdem die 
Umbaukosten der Kläranlage erheblich waren, mit Rücksicht dar- 
auf, daß eine vorhandene und im Betrieb befindliche Anlage 
umgeändert werden mußte, so haben die erzielten Ersparnisse an 
Ersatzmaterial und an Ausgaben für Löhne und Gehälter durch 
die Vereinfachung und Sicherstellung des Betriebes bewiesen, daß 
die Ausgaben an Baukosten in diesem Falle vollauf gerechtfertigt 
waren. Die Kläranlagen arbeiten bis heute völlig zufrieden- 
stellend und erfordern geringe Bedienung und Unterhaltung. —“ 

Zu diesen Ausführungen wäre zu bemerken, daß die Turbinen 
nach 7 bis 8000 Betriebsstunden jetzt immer noch gut betriebs- 
fähig sind; die Revision, verbunden mit eventuellen kleineren Re- 
paraturen, wird hauptsächlich mit Rücksicht auf die Erhaltung 
von guten Wirkungsgraden angeordnet. 


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Tagi Geschebefuhrung n m? 
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. Das Hochdruck-Kraftwerk „Ackersand“ Q = 3,4 m?/s, des Elek- 
trizitätswerkes Lonza A. G. in Basel, an der Saaser-Visp, Wallis* ) 
besaß seit seiner Inbetriebsetzung eine Entsandungsanlage, be- 
stehend aus zwei Klärkanälen mit je 26,2 m Länge, 2 m Breite 
und 2,75 m mittlerer Tiefe. Trotz aufmerksamer Wartung und 
nühsamer Bedienung war es nicht zu verhindern, daß an den 
heißen Sommertagen (Gletscherschmelze) beträchtliche Sand- 
mengen mit maximalen Korngrößen von 10 bis 12 mm durch die 
z T. versandeten Klärkanäle zu den Turbinen gelangten. Der im 
Winter 1918/19 erfolgte Einbau der automatischen Geschiebe- 


 abführung nach den Plänen von Ing. Dufour brachte bei einer 


Klärraumvergrößerung von nur 11% eine außerordentlich erfreu- 


‚liche Verbesserung der Betriebsverhältnisse mit sich. Die umge- 


baute Entsandungsanlage war während der ganzen Sinkstoff- 
Periode des Jahres 1919 in störungsfreiem Betrieb; sie entfernte 
die Sinkstoffe bis zur kleinsten Korngröße, gelegentlich auch 
Kieselsteine bis 40 mm, ohne irgendwelche Nachhilfe, ohne Bildung 

r geringsten Ablagerungen und ohne irgendwelche Verstopfun- 


gen der Spülöffnungen ganz automatisch und, was besonders 


ervorzuheben ist, mit unverändert gleicher Wirksamkeit. Die 


kleine Menge des im Reinwasser = Turbinenwasser noch ent- 


haltenen Schlammes enthielt nur 1,55% Volumteile an schwer 
äbzusetzenden Glimmerblättchen über 0,4 mm. Das Volumen der 
vom 1. VI. bis einschließlich 1. X. ausgeschiedenen Sinkstoffe 


 êrreichte ungefähr 4303 m? (= rd 8020 t) mit Tagesleistungen von 


52, in einem Fall sogar 370m? (470 bzw. 688 t). Die vom 1. IV. 


bis1. X:1919 wegen Revisionen, Reparaturen und Auswechslungen 


von abgenützten Turbinenteilen 


1 erlittene Verminderung der 
ergieerzeugung der Kraftzentrale betrug nur 5% derjenigen 


u) „Schweiz. Bauztg.“f6 u. 13. XI. 1909. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 28. 


$ ô 
Lerstung des Werkes mu m Zustand 100% 
t w s i 
E B R, CA a L G E G TRA S G G E G, G 7, 
7 ; UA, UA DR G A 7% KT: DE TFA LE BGA 7? 
/ - 8 PR A KGG H HL A V E, TA DGE; GAAR G K WERTE: 
A A PLA 4 DK, DET, FL H A 7 4 A WITH P7 / DH, D A G 
RER WR \ E UH GE PA G AA H 
G 
GN, ZN: 
G A 


September 
Abb. 1. Zusammenhang zwischen Sinkstoff-Führung und verfügbarer’Leistungfim*Kraftwerk Klösterli. 


943 


des Jahres 1918. Die mittlere Abnahme der Laufradschaufel- 
stärken (aus Stahlguß), welche im Jahre 1918 6 bis 7 mm erreicht 
hatte, betrug im Jahre 1919 nur 1,3 mm. Der Verbrauch an Ersatz- 
teilen fiel von 6600 kg auf 13 kg zurück und es kann heute 
angenommen werden, daß in Zukunft, unter den gleichen Betriebs- 
verhältnissen die Lebensdauer der Laufradschaufeln um mehrere 
Jahre verlängert werden wird und die Unterhaltungskosten der 
Turbinen um rd 70--80% gegenüber denjenigen des Jahres 1918 
zurückgehen werden. Im Jahre 1918 wurden die abgenützten Tur- 
binen vom Oktober an so rasch, als dies mit Rücksicht auf den 
Betrieb möglich war, repariert (Ersatz der Leitapparate und der 
Laufradschaufeln). In den ersten vier Monaten des Winters 
1918/19 betrug aber der Ausfall in der Energieerzeugung wegen 
der niedrigen Turbinenwirkungsgrade noch 12% der vom Werk 
erzeugten Energie in Nach der Sommerperiode des 
Jahres 1919 mit den verbesserten Entsandungseinrichtungen 
konnten die abgenützten kleinen Leitapparateteile aller Turbinen 
in wenigen Stunden ausgewechselt werden, wodurch die Turbinen 
von Anfang Oktober ab ihren ursprünglichen Wirkungsgrad 
wieder erzielten. Im Winter 1919/20 ist also eine Verminderung 
der Energieerzeugung infolge Abnutzung nicht eingetreten. 

Über das wirtschaftliche Ergeb- 
nis der Verbesserung der Entsan- 
dungsanlage Ackersand sei noch mit- 
geteilt, daß die Ersparnisse an Tur- 
binenersatzteilen im Jahre 1919 ge- 
genüber 1918 die Kosten der Verbes- 
serung überschreiten. Durch den im 
Jahre 1919 gegenüber 1918 erzielten 
Energiegewinn allein sind diese Ko- 
sten auch schon reichlich ausgegli- 


chen. 

Zum Schluß seien noch die im 
Kraftwerk Klösterli der A.G. Lonza 
gemachten Erhebungen, welche ei- 
nen sehr interessanten Beitrag zur 
Erforschung der Beziehungen zwi- 
schen Geschiebemengen und Turbi- 
nenabnützungen liefern, erwähnt. 
Dar Wasserverbrauch dieser mit Tur- 
binen verschiedener Systeme ausge- 
rüsteten Anlage wird durch den Zu- 
leitungsstollen auf 3000 1/s begrenzt, 
ihre Leistung und damit auch deren 
durch Turbinenabnutzung verur- 
sachte Verminderungen durch ein re- 
gistrierendes Wattmeter ermittelt. 
Die im Jahre 1917 erhaltene Lei- 
stungskurve der Abb. 1 veranlaßte 
für 1918 auch eine Bestimmung der 
durchgehenden Si ,wel- 
che dann in Abb. 1 eingetragen wur- 
den. Wie man sieht, war im Juni 1918 
die Werksleistung nur 92,5 % derie- 
nigen im neuen Zustande, um wäh- 
rend der ersten, 10 Tage dauernden 
Sinkstoffwelle, auf 86%, während 
der zweiten, 22 Tage dauernden 
Welle, von 85,5 % auf 21% zu 
sinken. Diese 2 Sinkstoffwellen von zusammen 32 Tagen, d. h. nur 
34 % der Beobachtungsperiode, haben allein 95 % der festgestellten 
Leistungsverminderung verursacht. Zusammen haben die 2 Wellen 
2203 më, d. h. 70,5 % des ganzen Geschiebetransportes gebracht. Die 
Turbinenreparaturen im Oktober 1918 vermochten die Werkslei- 
stung bis auf 89,5 %, diejenige sehr weitgehende des Winters 1918/19 
bis auf 99 % derjenigen mit Turbinen im neuen Zustande zu erhöhen 
und haben bewiesen, daß die seit vielen Jahren unbefriedigende 
Werksleistung nur von dem schlechten Zustande seiner Turbinen 
herrührte. Die projektierte automatische Entsandungsanlage kam 
bisher, der Zeitverhältnisse wegen, noch nicht zur A 


Leistungsabnahme in% l 


Gesamtmenge der Geschiebefuhrung in m” 


i 


1) Entnommen aus „Schweizer"Bauztg.*“ 31.9XTII. 1921. 


Elektroplattieren mit Kadmium. — Die amerikanischen Pa- 
tente Nr. 1 383 174 bis 76 betreffen ein Verfahren, nach welchem man 
unter Benutzung einiger anderer Patente Metalle elektrolytisch 
mit Kadmium überziehen kann. Nach der elektrolytischen Be- 
handlung werden die Gegenstände in einem Ofen mehrere Stun- 
den lang bei 150 — 200° C behandelt, wobei das Grundmetall sich 
mit dem Kadmiumüberzug legiert. Das Verfahren dient zur Herstel- 
lung von rostsicheren Eisenwaren, Küchen- und Eismaschinengarni- 
turen sowie Automobilteilen. Ende 1921 arbeiteten in Amerika 18 
Werke mit diesem Verfahren, und 9 weitere Werke waren mit der 
Einführung beschäftigt. (Chem. a. Metallurg. Engineering, Pd. 26, 
1922, S. 884.) Piz. 


944 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28. 


22. Juli 1922. 


Mitteilungen der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 


Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen 
durch die elektrischen Prüfämter!). 


Nr. 151. 


Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom 1. VI. 1898, betreffend 
die elektrischen Maßeinheiten, erhalten die Bestimmungen für die 
Beglaubigung von Meßwandlern (Zusatz zu $ 15 der von der 
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt herausgegebenen Prüf- 
ordnung für elektrische Meßgeräte, Bekanntmachung über Prüfun- 
gen und Beglaubigungen durch die elektrischen Prüfämter Nr. 98?) 
vom 31. V. 1915) die nachstehende Fassung. Die Änderungen be- 
treffen lediglich die Bezeichnungen; diese sind entsprechend den 
Festsetzungen geändert, die in den „Regeln für die Bewertung 
und Prüfung von Meßwandlern“?) vom Verbande Deutscher Elek- 
trotechniker in Übereinstimmung mit der Physikalisch-Tech- 
nischen Reichsanstalt getroffen sind. 


Charlottenburg, den 12. Mai 1922. 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
gez. Nernst. 


Zusatz zu $ 15 der Prüfordnung für elektrische Meßgeräte. 


Bestimmungen 
für die Bezlaubigung von Meßwandlern. 


Ein Meßwandler wird beglaubigt, wenn sein System von der 
Reichsanstalt zugelassen ist und er den folgenden Bedingungen 
genügt: 


A. Allgemeine Bestimmungen. 


Auf einem von außen nicht abnehmbaren Schilde des Meß- 
wandlers miissen folgende Angaben enthalten sein: 


1. Firma oder Fabrikzeichen, Fabrikationsnummer, Formbezeich- 
= 


nung und das Systemzeichen ‚in welches die Nummer 


eingeschrieben ist, unter der das Wandlersystem 
glaubigungsfähig erklärt ist. 

2. Der primäre und sekundäre Nennwert der in dem Apparat 
umzuwandelnden Stromstärke oder Spannung. 


3. Der Frequenzbereich, für den der Apparat als beglaubigungs- 
fähig erklärt ist. 


4. Bei Stromwandlern die Nennbürde, bei SpannungswandlIrrn 
die Nennleistung. 

Die Nennbürde eines Stromwandlers ist der in Ohm anzu- 
rebende Scheinwiderstand, der an die Sekundärseite gemäß der 
Zulassung zur Beglaubigung angeschlossen werden darf, ohne 
daß die unter B I 3a) u. b) angeführten Fehlergrenzen über- 
schritten werden. 


Die Nennleistung eines Spannungswandlers ist die in VA an- 
zugebende Scheinleistung, die der Wandler gemäß der Zulassung 
zur Beglaubigung abgeben kann, ohne daß die unter B. TI.2 ange- 
führten Fehlergrenzen überschritten werden. l 


Die Klemmen der Primär- und der Sekundärwicklung müssen 
mit einander entsprechenden Bezeichnungen versehen sein. 


Die Meßwandler müssen mit Einrichtungen zur Anbringung 
der Amtssiegel versehen sein, sodaß ohne Zerstörung der Siegel 
Änderungen an den wesentlichen Teilen der Wandler nieht möz- 
lich sind. 


als be- 


B. Besondere Bestimmungen. 


I. Stromwandler. 


1. Außer den unter A genannten Angaben muß bei Stromwanlil- 
lern auf einem nicht abnehmbaren Schild die Betriebsspan- 
nung, bis zu welcher der Wandler verwandt werden soll, oder 
eine Bezeichnung angegeben sein, welche die Prüfsnannung 
nach den fir Hochspannungsapparate geltenden Richtlinien 
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker festlegt. 

2. Die Nennbürde eines Stromwandlers muß mindestens 0,6 Q 
bei der sekundären Nennstromstärke 5 A sein. 

3a) Für Stronstärken vom Nennwert bis zum fünften Teil des- 
selben darf der Stromfehler + 0,5 %, der Fehlwinkel + 40 min 
nicht überschreiten. 

3b) Für Stromstärken unter t/s, bis 1/1 des Nennwertes darf der 
Stromfehler + 1%, der Fehlwinkel + 60 min nicht iber- 
schreiten. 

Der Stromfehler eines Stromwandlers bei einer 
gegebenen primären Stromstärke ist die prozentische Abweichung 


') „Zentralblatt für das Deutsche Reich” 19:2, S. 982. _ 
2) „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ 1915, S. 174 bis 176. „ETZ“ 1915 


` a) „ETZ“ 1921, S. 209 und 8%. 


der sekundären Stromstärke von ihrem Sollwert, der sich aus der 
primären Stromstärke durch Division mit dem Nennwert des 
Übersetzungsverhältnisses ergibt. 


Der Fehler wird positiv gerechnet, wenn der tatsächliche 
Wert der sekundären Größe den Sollwert übersteigt. 


‚Der Fehlwinkel bei einem Stromwandler ist die Phasenver- 
schiebung des Sekundärstromes gegen den Primärstrom, er ist 
positiv bei Voreilung des Sekundärstromes. 


Die unter a) und b) angegebenen Fehlergrenzen gelten für 
den durch A3 festgelegten Frequenzbereich und für alle sekun- 
dären Bürden mit Leistungsfaktoren zwischen 0,5 und 1 bis zu 
der durch A4 festgesetzten Nennbürde Diese Fehlergrenzen 
müssen bei einer Raumtemperatur von 15 bis 20° C und unab- 
hängig von der Lage der Anschlußleitungen und von der Ein- 
schaltdauer eingehalten werden. Das Eisen darf keinen nennens- 
werten remanenten Magnetismus besitzen. 


4. Die Isolierung zwischen primärer und sekundärer Wicklung 
muß eine Spannungsprüfung von 1 min Dauer aushalten. Ist 
nur die Betriebsspannung angegeben, so beträgt die Prüf- 
spannung das 2% fache der gemäß 1 auf dem Wandler ver- 
merkten Betriebsspannung, wenn diese kleiner als 5000 V ist. 
Für Betriebsspannungen von 5000 bis 7500 V wird mit einer 
Überspannung von 7500 V geprüft, für Spannungen über 
7500 V mit der doppelten Spannung. Ist die Serienbezeich- 
nung für Hochspannungsapparate auf dem Wandler vermerkt, 
so ergibt sich die Prüfspannung aus den Richtlinien des Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker für Hochspannunz:- 
apparate. 


II. Einphasige Spannungzswandler. 


1. Die Nennleistung des Sekundärkreises eines Spannungs- 
wandlers darf nicht weniger als 30 VA betragen. 


Für Spannungen von 08 bis 1,2 des Nennwertes 
Spannungsfehler + 0,5%, der Fehlwinkel 
überschreiten. 


Der Spannungsfehler eines Spannungswand- 
lers bei einer gegebenen primären Spannung ist die prozen- 
tische Abweichung der sekundären Spannung von ihrem Sollwert, 
der sich aus der primären Spannung durch Division mit dem 
Nennwert des Übersetzungsverhältnisses ergibt. 


Der Fehler wird positiv gerechnet, wenn der tatsächliche Wert 
der sekundären Größe den Sollwert übersteigt. 


Der Fehlwinkel bei einem Spannungswandler ist die Phasan- 
verschiebunz der Sekundärspanrung gegen die Primärspannung, 
er ist positiv bei Voreilung der Sekundärspannung. 


Diese Fehlergrenzen gelten für den durch A3 festgelegten 
Frequenzbereich und für alle sekundären Leistungen mit Lei- 
stungsfaktoren zwischen 0,5 und I bis zu der durch A 4 festze- 
setzten Nennleistung, bezogen auf die Nennenannnng. Sie müssen 
hri einer Raumtemperatur von 15 bis 20° C unabhängig von der 
Einschaltdauer innegehalten werden. 


3. Die Isolierung zwischen primärer und sekundärer Wicklung 
muß eine Spannungsprobe von 1 min Dauer aushalten. Die 
Prüfspannung beträgt das 2% fache der nach A? anf dem 
Wandler vermerkten primären Nennspannung, wenn letztere 
kleiner als 5000 V ist. Für Nennspannungen von 5000 bis 
7500 V wird mit einer Überspannune von 7500 V geprüft, 
für Nennspannungen von mehr als 7500 V mit der doppelten 
Spannung. 


X 


darf der 
+ 20 min nicht 


II. Mehrphasige Spannungswandler. 


1. Ist bei dreiphasigen Spannungswandlern der Sternpunkt auf 
der Sekundärseite herausgeführt, so muß er auch auf der 
primärseite an einer Klemme herausgeführt sein, die für die 
volle primäre Sternspannung gegen das Gehäuse isoliert ist. 

3. Die Nennleistung darf nicht weniger als 30 VA für jede 
Phase betragen. 


3. Bei gleichzeitiger Erregung aller Phasen anf der Primär- 
seite müssen die unter II2 aufgeführten Bedingungen für 
iede der drei verketteten Spannungen erfüllt sein. Bei drei- 
phasizen Wandlern mit heransgeführten Sternpunkten müssen 
die Bedingungen sowohl für die verketteten Spannungen, wie 
fiir die Sternspannungen erfüllt. sein. 


4. Die Isolierung muß die unter II 3 vorgeschriebene Spannungs- 
probe aushalten. 


C. Kennzeichnung der erfolgten Beglaubigung. 


Zum Zeichen der Beglaubigung wird der Meßwandler mit 
einem Metallschild versehen, auf welchem das Zeichen PTR bzw. 
das Zeichen des Prüfamts, ein Reichsadler sowie die Beglau- 
bigungsnummer und Jahreszahl angebracht sind. 


22. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28. 


945 


RUNDSCHAU. 


Verkehr und Transport. 


Gleichstrom-Hochspannungsbahn Wohlen—Meisterschwanden. 
— Die Anwendung von hochgespanntem Gleichstrom für den Be- 
trieb elektrischer Überlandbahnen hat in den -letzten Jahren wei- 
tere Fortschritte gemacht. Auch die von der AEG elektrisch aus- 
zerüstete, im schweizerischen Aargau gelegene Bahn Wohlen— 
Meistershwanden benutzt hochgespannten Gleichstrom. Die nor- 
malspurige Bahn mit 8,23 km Streckenlänge hat zwischen ihren 
beiden Endpunkten einen Höhenunterschied von 125 m zu über- 
winden. Die größte Steigung beträgt etwa 42 °/oo.' 

Der Bahnstrom wird von einer Umformeranlage geliefert, die 
den vom Aargauischen Elektrizitätswerk erzeugten Drehstrom 
von 800 V und 50 Per in Gleichstrom von 1000 V umwandelt. 
Wie aus Abb. 1 ersichtlich, wird der Drehstrom unter Zwischen- 


- 


8860 mi 50 Per. Drehstrom 
N D 
GO Eee 


Pile-rotere #85 Er menta 


PAPP- ---- "r 
R nr 
S A 
Lu | 


J | 


Abb.ı. Schaltplan des Umformerwerkes. 


schaltung von Transformatoren mit einer Übersetzung von 
%000/500V zwei Motorgeneratoren von je 80 kW Dauerleistung zu- 
geführt, von denen in der Regel nur einer in Betrieb ist, während 
' der andere als Reserve dient. Jede Einheit besteht aus einem 
a:ynchronen Drehstrommotor und einer Gleichstromdynamo_von 


ar = P 
- 


` 
Dr; 


Abb 2. Personentriebwagen. 


W00 V. Parallel zu den Gleichstromsammelschienen liegt eine 
fülferbatterie, aus 485 Elementen mit 115 Ah Kapazität bei ein- 
Plndiger Entladung, zwecks Aufnahme der Belastungsspitzen bei 
Markem Verkehr bzw. als Reserve für den Fall des Ausbleibens 
g% Drehstromes. Zur Batterieaufladung dient eine mit jedem 
Balormer gekuppelte Zusatzlademaschine. 


‚Die Fahrleitung, Profilkupferdraht von 80 mm? ist auf 
freier Strecke an Holzmasten mit eisernen Auslegern und auf den 
Haltestellen an Eisenmasten, teils mit Queraufhängung, teils mit 
Auslegern in Abständen von etwa 35 m aufgehängt (Abb. 2). Die 
Höhe der Aufhängepunkte der Fahrleitung über Schienenober- 
fläche beträgt 5,7 m, auf den Bahnhöfen 6,2 m. Die Fahrdraht- 
isolation bilden einerseits die mit Eisengummi umpreßten Isolier- 
holzen im Fahrdrahthalter, andererseits die zu beiden Seiten im 
Querdraht eingebauten Porzellanisolatoren. An geeigneten Stel- 
len sind Streckenunterbrecher, Blitzableiter und Nachspannvor- 
richtungen in die Fahrleitung eingebaut. 


An elektrischen Betriebsmitteln besitzt die Bahn je einen 
vier- bzw. zweiachsigen Personentriebwagen II/III. Klasse mit 
47 Sitzplätzen und eine vierachsige Lokomotive. Die vierachsigen 
Triebfahrzeuge sind mit je vier luftgekühlten Motoren für 43 kW, 
550 V, 600 Umdr ausgerüstet, von denen je zwei dauernd in Reihe 
eeschaltet und für die Betriebsspannung von 1000 V isoliert sind. 
Das Übersetzungsverhältnis der Zahnradgetriebe beträgt 1 : 5,68. 
Die Fahrschalter sind für Vor- und Rückwärtsfahrt, für Reihen-, 
Parallel- sowie für elektrische Bremsschaltung in Verbindung mit 
Anfahrwiderständen eingerichtet, die beim Triebwagen unter dem 
Wagenboden, hei der Lokomotive im vor- und rückseitigen An- 
bau tiber dem Drehgestell untergebracht sind. Das Dienstgewicht 
des vierachsigen Triebwagens stellt sich auf etwa 30 t, das der 
Lokomotive auf etwa 26 t. Das Gewicht der viermotorigen Aus- 
rüstung stellt sich auf etwa 7,2 t. Die zweiachsigen Triebwagen 
hahen nur zwei Motoren. Der vierachsige Triebwagen mit zwei 
vollbesetzten Anhängewagen entwickelt eine Stundengeschwindig- 
keit von M km, die Lokomotive mit 40 t Anhängelast und der 


zweiarhsige Triebwagen mit einem Anhängewagen 16,5 km. 
(„ABG-Mitteilungen” 1922, Heft 1.) ZIm. 
Elektromaschinenbau. 


Statische Entladungserscheinunren an einer Drehstromdynamo. 
— Ein eigentümlicher, ständiger Entladungsvorgang wurde an 
einem Drehstromgenerator für 50 Per und 2 X 220 V eines klei- 
neren FElektrizitätswerkes beobachtet. Die Dynamo ist mit- 
tels Riemenscheibe von einer 100 PS-Gleichstrom-Dampfmaschine 
angetrieben. Bald nach TInbetriebsetzung traten am laufenden 
Riemen bis auf etwa 0.5 m Entfernung. im Dunkeln deutlich wahr- 
nehmbare Glimmentladungen auf, welche bei Annäherung der Fin- 
eer oder ableitender Gegenstände in hellvioletten Büscheln zur 
Entladung gelangten: in die Nähe des Riemens gebrachte Geißler- 
röhren leuchteten im Dunkelraume hell auf. Am Riemen selbst 
wurde bisweilen ein helleuchtender Streifen beobachtet, dessen 
Größe sich mit den Tagesstunden und der Witterung stets änderte, 
Der Weg der Glimmentladuneen von der Riemenscheibe R zum 
Generator D bzw. Fundament F ist aus Abb. 3 zu ersehen. 


Es wurde im Beisein des Berichters folgender Versuch durch- 
geführt (Abb. 3): Auf einem isolierten Holzgestell H wurde 
ein mit Wasser gefüllter Trog T aufgestellt und in diesen ein 
Ende eines Kabels K eingetaucht, dessen anderes Ende durch die 
Öse O des Schutzgeländers hindurchgeführt und dem Riemen mit- 
tels eines isolierten Handgriffes (Holzzange) genähert wurde. 
Es traten alsdann zwischen den Punkten A und B des Kabels 
und Geländers heftige Funkenentladungen auf, welche ein Durch- 
schlagen der Kabelisolation zur Folge hatten. An der auf der 
gleichen Welle befestigten, ebenfalls mittels Riemenscheibe ange- 
triebenen Gleichstromdynamo (G&D) konnten die beschriebenen ° 
Entladungsvorgänge nicht beobachtet werden. 

Inwieweit die beschriebene Erscheinung lediglich auf die Rei- 
bungselektrizität des rd 60 cm breiten Riemens zurückzuführen 
ist oder durch das Mitschwingen (Resonanz) des Maschinenstromes 
hervorgerufen wurde, konnte auf Grund der vorbeschriebenen Ver- 
suche nicht festgestellt werden. Es liegt die Vermutung nahe, daß 


946 


diese Resonanzströme durch Ableitung (Isolationsfehler) des Ma- 
schinenstromes hervorgerufen werden. 
Leop. Rosenbaum. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Magnetisierung durch Rotation. — In den „Annalen der 
Physik“ hat sich eine Diskussion zwischen R. Gans und K. F. 
Herzfeld über die Deutung der Barnettschen Versuche ent- 
sponnen. Barnett hatte einen Eisenzylinder dadurch magneti- 
sieren können, daß er ihn in rasche Rotation um seine Achse ver- 
setzte, und hatte aus der Größe der Magnetisierung das Verhältnis 
von Ladung und Masse der Elektronen in Übereinstimmung mit 
dem nach anderen Methoden erhaltenen Wert gefunden. Er hatte 
daher in seinen Versuchen eine Bestätigung der Theorie der 
Molekularströme erblickt, wonach die Magnetisierung hervor- 
gerufen wird durch elektrische Kreisströme von molekularen Di- 
mensionen, und zwar müssen nach dem Ergebnis der Versuche 
diese Kreisströme durch rotierende Elektronen verursacht werden. 
Der Gedankengang seiner Theorie ist kurz der folgende: Wenn 
ein Elektron von der Ladung e und der Masse m mit der Winkel- 
geschwindigkeit ® und dem Radius r rotiert, so ist sein Dreh- 


impuls 
Jzmr® 
und sein magnetisches Moment 
M = 5 er?® 


Also besteht zwischen dem mechanischen Drehimpuls und dem 
magnetischen Moment die Beziehung 
Je 2m M 
e 

Durch Summation über sämtliche Elektronen des Körpers sieht 
man sofort, daß diese Beziehung auch für das gesamte magne- 
tische Moment und den gesamten Drehimpuls des Körpers ihre 
Gültigkeit behält. Rotiert die Stanze mit der Winkelgeschwindig- 
keit a, so wird auf jedes einzelne Elektron die vom Kreisel be- 
kannte Wirkung ausgeübt; die Rotationsachse jedes Elektrons be- 
wegt sich senkrecht zur Richtung der Bewegung, sucht sich also 
parallel zur Rotationsachse der Stange zu stellen, und daraus 
resultiert eine Magnetisierung der Stange in Richtung der Ro- 
tationsachse. Das Drehmoment jener als „Coriolis-Kraft” bekannten 


Kraft hat die Größe [J, a] oder, wenn man J = Zm M einsetzt: 


2m _ 2m 
[Foma] [m ro] 
Andererseits ruft eine magnetische Feldstärke ® ein Drehmoment 
von der Größe [®, ©] hervor. Also ist die Feldstärke 


9 . 
D= g 


e 


in ihrer Wirkung der Rotation a äquivalent, ruft. also die gleiche 
Magnetisierung hervor. Barnett erzeugte nun durch Spulen ein 
Magnetfeld 9, welches dieselbe Magnetisierung wie die Rotation 


: e i 
hervorrief, und berechnete aus der oben angegebenen Gleichung. 


Hier setzt die Kritik von R. Gans ein. Nach der Weißschen 
Theorie des Magnetismus kommt nämlich zu der äußeren Feld- 
stärke 9 noch die Feldstärke des molekularen Feldes hinzu, 
welche der Magnetisierung proportional, also gleich N.W ange- 


Bar 2m 
nommen werden kann. Daher ist nach Gans nicht 9= = f, 
sondern | 
2m 
DHN. M=- A 


und daraus berechnen sich Werte für — die 10 000 mal kleiner als 


1 

die sonst erhaltenen Werte sind. Nach K. F. Herzfeld ist aber 
auch die Coriolis-Kraft als äußere Kraft aufzufassen, zu der noch 
das Richtfeld der umgebenden Magnetonen hinzukommt, wie be- 
sonders folgende Überlegung zeigt. Denkt man sich die Stange 
langsam in Rotation versetzt, alle Teilchen in ihrer Orientierung 
festgehalten und gleichzeitig eine Magnetkraft eingeschaltet, 

2m 
welche den Wert — 


e 
Drehung auf jedes Teilchen die Corioliskraft und die ihr zleiche 
und entgegengesetzt gerichtete magnetische, also im ganzen die 
Kraft 0. Geben wir jetzt die Teilchen frei, so wird sich an ihrer 
Orientierung also nichts’ändern; die Wirkung der Drehung ist durch 


die magnetische Feldstärke 9 = — a aufgehoben. Die Bar- 


nettsche Deutung seiner Versuche bleibt also erhalten. Ann. 
d. Phys.”, Bd. 65, 1921, S. 124 und S. 735.) Br. t 


g hat, so wirken im Zustande stationärer 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heft 28. 


22. Juli 1922. 


Neuer Effekt bei der Wechselstrommagnetisierung. — In einer 
kürzlich abgehaltenen Tagung der Royal Society, London, be- 
richtete W. M. Mordey über sehr eigenartige, noch nicht ganz 
aufgeklärte Erscheinungen bei Wechselstrommagnetisierung. Para- 
magnetische Körper in Pulverform ordnen eich bekanntlich quer zu 
dem Polzwischenraum eines Gleichstrommagneten nach gewissen 
Kurven, die magnetischen Körper dagegen äquatorial an. Mordey 
erregte Elektromagnete mit lamelliertem Eisenkern durch Wechsel- 
strom und fand bei Verwendung von specular hematite, daß die 
Teilchen sich in die in Abb. 4 dargestellte äquatoriale Lage ein- 
stellten, obwohl es sich um ein sehr schwach paramagnetisches 
Material handelte. Bei Anwendung eines 12 poligen Elektromagne- 
ten, dessen Pole in einer Reihe lagen, wie bei dem in Abb. 5 dar- 
gestellten 4 poligen Elektromagneten (ein- oder zweiphasig ge- 
wickelt), und über dessen Polo eine flache Glas- oder Kartonschale 
mit fein oder grob gepulvertem magnetischen Material angeordnet 
war, so daß sie über die Pole herausragte, zeigte sich folgendes: Bei 
Speisung mit Einphasenstrom ordneten eich Eisenfeilspäne oder fein 
verteiltes Nickel oder Kobalt axial, etwa wie im Gleichstromfelde. 
Wurde der Magnet zweiphasig erregt, so bewegten sich die Teil- 
chen in 3 Richtungen, aufwärts, in der Achsenrichtung und seit- 
wärts, wie in Abb. 5 angedeutet. Die Vorführung des Versuches 
aber soll geradezu fesselnd sein. Die Teilchen gruppieren sich den 
Kraftflächen entlang in Form paralleler „Flossen“ von etwa 
95 mm Höhe. Diese Flossen stoßen auf ihrer rechten Seite Teilchen 
ab, die sich mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 75 mm/s bewegen: 
auf ihrer linken Seite werden sie dagegen wieder aufgefüllt durch 
angesaugte Teilchen. Diese wandernden Teilchen umgeben die Pole 
und sammeln sich wieder am anderen Ende der Schale, wo neue 
Flossen gebildet werden. Wird die Schale entlang der Achse des 
Magnets bewegt, so biegen sich die Flossen bei der Bewegung über; 
wird die Schale vorsichtig angehoben, wobei eine Schwächung des 
Magnetfeldes eintritt, so fallen sie zusammen, aber die Wanderung 


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> 


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age SE Sr rA E 
- 

un 


Abb. 4. 


findet weiter statt. Gepulvertes, hoch siliziumhaltiges Eisen ver- 
hält sich wie Eisen, ist aber träger. Aluminiumfeilspäne verhalten 
sich indifferent. Brachte man eine um eine vertikale Achse drehbar 
gelagerte Kupferscheibe so über den Pol, daß ihre eine Hälfte über 
eine Polhälfte lag, so drehte sie sich schnell, und zwar in entgegen- 
gesetztem Sinn, wie vorher die Wanderung der Teilchen erfolgte, 
so daß Wirbelströme erschienen. Verwendet man einen dreipoligen 
Magneten und specular hematite in einer Schale, die die drei Pole be- 
deckt, deren mittelster nicht erregt ist so markierte das Pulver die 
quadratische Form der beiden anderen Polflächen und ordnete sich 
in zwei sich schneidenden Ringen um die Pole. Erregte man nun- 
mehr auch den dritten Pol, so stellte sich das meiste Material in die 
äquatoriale Lage nach Abb. 4 ein. Es liegt hier also nur ein Sonder- 
fall der Anordnung mit eng benachbarten Polen vor. Mischt man bei 
diesen Versuchen das gepulverte Material mit feinem Sand, so wer- 
den die magnetischen Teilchen aus dem Sand herausgetrieben, auf- 
wärts und vorwärts. Bei Mischungen von Wolfram- und Zinnstein- 
pulver findet eine „Konzentration“ der Wolframteilchen statt, indem 
die Zinnsteinteilchen hinter den schneller wandernden Wolfram- 
teilehen zurückbleiben. Aueh unter Wasser findet diese Konzen- 
tration statt, dessen Auftrieb das Wandern erleichtert, während 
die Oberflächenspannung es hindert. Auf diese Weise wäre es 
möglich, nassen Erzschlamm anzureichern, obwohl die Anwendung 
etarker Wechselstromfelder kaum praktisch sein-wird. Der Grad 
der Pollamellierung scheint keinen erheblichen Einfluß zu haben. 
Die Versuche wurden mit Wechselstrom von 85 Per/s ausgeführt. 
Bei höheren Frequenzen (150 und 350) stellen sich die Teilchen 
zwar bürstenartig auf, aber die Wanderbewegung wird bei schwach 
magnetischen Körpern schwach. Ptz. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Normalisierung von Baustoffen für Elektrizitätszähler. — 
Während die Normung der Elcktrizitätszähler bereits soweit ge- 
diehen ist, daß Aussicht besteht, in einigen Jahren die aller- 
größten Verschiedenheiten der einzelnen Fabrikate beseitigt zu 


u t un 


ui 


22. Juli 1922. 


schen, sind die zur Herstellung der Einzelteile benötigten Mate- 
rialien noch sehr verschieden. Von der Kriegszeit her liegen 
noch sehr viele Zähler bei den Werken auf Lager, deren Ver- 
wendung bei den heutigen Anschaffungspreisen zu entschuldigen 
ist, obwohl sie zum größten Teil aus Ersatzmaterialien herge- 
stellt sind. Derartige Ersatzmaterialien verursachen zahlreiche 
Schäden, und es dürfte sich daher empfehlen, die Normalisierung 
nicht nur auf die Abmessungen der Einzelteile zu erstrecken, son- 
dern auch geeignete Werte für die Zulässigkeit der Materialien, 
aus welchen die Einzelteile hergestellt sind, aufzustellen. Obwohl 
Porzellan hinsichtlich seiner Isolationsfähigkeit und Unveränder- 
lichkeit im Betriebe an erster Stelle steht, haben sich Porzellan- 
körper wegen ihrer großen Sprödigkeit nicht immer gut bewährt, 
bei steifen Verbindungsdrähten und Kabeln brechen Klemmen in 
der Mitte ab, beim Transport werden die Ecken und Plombier- 
vorrichtungen abgestoßen. Temperatureinflüsse verursachen bei 
Porzellanklemmen häufig Risse, welche Auswechselungen er- 
forderlich machen. Unsachgemäße Behandlung, besonders zu 
starkes Anziehen der Schrauben bei gerollten oder aus Blech ge- 
bagenen Metallteilen treibt diese auseinander und sprengt da- 
durch den Porzellankörper. Es sollten daher nur aus kräftigem 
Vollmaterial hergestellte Klemmen verwendet werden, welche 
staub- und wasserdicht befestigt werden müssen. Die Abdich- 
tung der Klemmen bereitet stets Schwierigkeiten, weil die Por- 
zellanmasse beim Brennen stark schwindet, so daß die Öffnungen 
sehr verschieden ausfallen. Bituminöse Dichtungsmassen, mit 
denen die Klemmen im Porzellan befestigt werden, laufen bei der 
geringsten Erwärmung aus, verschlechtern die Kontaktstellen und 
lassen große Öffnungen zurück, durch welche Staub und Feuchtig- 
keit ungehindert eindringen können. Mit anderen Materialien, die 
geringe Sprödigkeit besitzen und gute Abdichtung der Metall- 
sticke gewährleisten, wurden teilweise sehr schlechte Erfahrun- 
zen gemacht, wie durch einige, hier nicht wiedergegebene Ab- 
bildurgen von Zählerklemmen gezeigt wird. Teils sind diese 
Massen zwar von geringer Sprödigkeit, haben dafür aber andere 
nnangenehme Eigenschaften, z. B. Hygroskopizität und geringe 
Wärmebeständigkeit, wodurch das Material nicht mehr gentigende 
Tsolationsfähigkeit besitzt und bei Erhitzung der Kontaktstelle 
daz Material erweicht wird; hierdurch werden möglicherweise die 
Anschlußdrähte zur Seite gezogen und miteinander in Kontakt 
zebracht, so daß Kurzschluß entsteht. Es dürfte sich empfehlen, 
wenn die Normalienkommission Mindestgrenzen festlegte, bei 
welchen noch keine Erweichung des Klemmenmaterials eintreten 
darf. Ferner sollte eine Höchstgrenze für den Entflammungs- 
punkt festgelegt werden. Zinkklemmen verlieren durch un- 
:icheren Kontakt bei Temperaturerhöhung ihre Form, und es 
kcmmen sogar Lichtbogenbildungen vor; Klemmen mit Zink- 
tailen sind daher unbedingt zu verwerfen. Weiterhin ist wichtig, 
laß Material, das zur Rostbildung neigt, nicht verwendet werden 
darf, es ist hier unbedingt Messing zu fordern. 


Verschiedentlich werden auch Einzelteile durch das soge- 
nannte Spritzgußverfahren hergestellt, das sich für ganze Zähl- 
werksgestelle und auf Zug und Druck beanspruchte Konstruktions- 
taile, Magnetgestelle, Achsen für Zähleranker nicht eignet, da 75% 
schon durch Bruch bei dem Transport seine Unbrauchbarkeit er- 
wiesen haben. Für das Spritzenßmaterial bietet sich der Nor- 
malisierung noch ein dankbares Feld, die verwandten Legierun- 
een sind außerordentlich verschieden zusammengesetzt und hin- 
sichtlich der Bruchfestigkeit, Elastizität und Härte dieses Ma- 
terials bestehen keine sicheren Unterlagen. Die allzu weit- 
schnde Anwendung des Spritzgusses sollte durch Vor- 
hriften begrenzt werden. (P. May, „Mittlg. d. Vereinig. d. 
EL-W.*, 1921, Nr. 303, S. 525.) Schor. 


Masnetomechanische Analvse von Manganstählen. — Nach 
einem Vortrage in der amerikanischen physikalischen Gresell- 
haft, den der bekannte englische Stahlfachmann Sir Robert 
Hadfield,fernerS.R. Williams und J S. Bowen gehalten 
haben, kann durch geeignete Wärmebehandlung der sogenannte 
nımagnetische Manganstahl magnetisch gemacht werden. Von 
demselben Block wurden sechs Manganrundstähle gewalzt, drei 
von diesen wurden der Wärmebehandlung unterzogen und ie einer 
“m jeder Gruppe untereucht. Die Stäbe wurdon einer Serie von 
Vergleichsversuchen unterworfen zur Feststellung der Beziehun- 
xn zwischen den magnetischen und mechanischen Eigenschaften, 
"ia nnter dem Jouleschen Effekt (Längenänderung im magneti- 
hen Felde) und dem Villari-Effekt. (Anderung der magnetischen 
Firenschaften in Abhängigkeit von T,ängsstreekung) bekannt. sind. 
Mer behandelte Stab zeigte eine Längzenänderung für alle an- 
»wendeten Feldstärken und eine Steigerung der magnetischen 
Inansität bei derselben Feldstärke, sobald er gestreckt wurde. 
\urh die nicht behandelten, sogenannten unmagnetiechen Stäbe 
meten ein gewisses Maß von magnetischer Tntensität, sobald [cie 
t daz magnetische Feld gebracht wurden. Es läßt eich aus den 
Versnehen ein ungefährer zahlenmäßizer Zusammenhang zwischen 
ien Werten des behandelten und unbehandelten Stabes nachweisen. 
Darans schließen die Verfasser. daß durch die Wärmebehandlung 
“ne Vermehrung einer noch unbekannten Größe verursacht wird, 
tie achon im unmagmetischen Stabe in kleineren Quantitäten vor- 
ħanden ist. Die Verfasser betonen die Wichtigkeit der magneto- 
Zerhaniechen Analyse nicht nur vom Standpunkt der angewandten 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 28. 


947 


Wissenschaft aus, sondern auch zum Aufbau einer umfassenden 
magnetischen und Atomtheorie. (Auszüge der Physikalischen 
Review, Februar 1921.) L.M.C. 


Zeitgemäße gewerbehygienische Einrichtungen für Fabrikan- 
lagen. — Seitdem man erkannt bat, daß eine gute Entlüftung der 
Arbeitsräume in Fabriken sowohl zur Erhaltung der Gesundheit 
der Arbeiter wie auch zur Steigerung der Leistungsfähigkeit 
notwendig ist, hat man sich eifrig bemüht, die durch die Arbeits- 
prozesse entstehenden Staubmengen und Gase durch Absaugung 
unmittelbar am Entstehungsort unschädlich zu machen. Es 
zeigte sich bald, daß in vielen Fällen die Staubabsaugung auch 
wirtschaftliche Vorteile haben kann, wie z. B. in Farbenfabriken, 
in Zementfabriken, durch Gewinnung von Kali, an Gewebescher- 
maschinen, wo durch Absaugung der Haare nicht nur verhindert 
wird, daß die Arbeiter in Versuchung geraten, mit den Fingern 
in die Nähe der Messer zu kommen, sondern auch die Messer er- 
heblich seltener geschliffen werden müssen usw. Gleiche wirt- 
schaftliche Bedeutung hat die Staubabsaugung, verbunden mit dem 
Staubtransport, z. B. an Holzbearbeitungsmaschinen, in Ent- 
aschungsanlagen usw. À 

Oberingenieur O. Brand!) beschreibt in großen Zügen 
Lüftungs-, Entnebelungs- und Entstaubungsanlagen für ver- 
schiedene Betriebsarten und zeigt im Mikrophotogramm einige 
Staubarten aus industriellen Betrieben. Zu fordern ist bei einer 
Absaugungsanlage, 1. mit kleinsten Luftmengen den Zweek voll- 
kommen zu erreichen, 2. Feststellung der unbedingt notwendigen 
Luftmenge und danach Bemessung der Heizung, 3. Vermeidung 
von Heizkörpern mit besonderen Öffnungen zum selbsttätigen 
Nachsaugen der Ersatzluft wegen Zugerscheinungen. Absauge- 
leitungen sind spitzwinklig zusammenzuführen, um Wirbel im 
Luftstrom zu vermeiden. Die Trennung von Spånen und Staub 
von der Luft macht keine Schwierigkeit. Zur Entnebelung z. B. 
von Färbereiräumen wird Warmluft eingeführt. Zur Vermeidung 
von Tropfwasser am Dache wird dieses doppelwandig ausge- 
führt und in den Zwischenraum Warmluft eingeführt. In Fa- 
briken, in denen hygroskopische Stoffe verarbeitet werden, z. B. 
in Tabak-, Textil- und Sackfabriken, müssen Luftbefeuchtungs- 
anlagen eingebaut werden. Soll der fortzeführte Staub wieder- 
gewonnen werden, so muß die abgesaugte Luft trocken oder 
naß gefiltert werden. Vielfach wird die gefilterte warme 
Luft den Räumen zur Ersparung von Heizmaterial wieder zuge- 
führt. Die Absaugung von Säuredämpfen beim Metallbeizen und 
-brennen ist wegen des Auftretens der sehr giftigen Gase be- 
sonders notwendig. Wegen der Schwere der Gase muß dio Ab- 
saugung am Rande der Gefäße stattfinden, und Dunsthauben mit 
Abzugschlot dienen zur Aufnahme der restlichen Gase. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


62. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure 
vom 17. bis 19. Juni 1922 in Dortmund. 


Am 17. VI. 1922 eröffnete der Vorsitzende des Vereins, Geh. Rat 
Dr. G. Klingenberg die diesjährige, von etwa 2000 Personen 
besuchte Hauptversammlung in Düsseldorf mit der Verlesung des 
(Geschäftsberichtes und geschäftlicher Mitteilungen. Zum ersten 
Male waren auch die Vertreter des österreichischen Verbandes als 
ein Teil des VdI erschienen. Auch Oberschlesien hatte besondere 
Vertreter entsandt. Argentinien, China, Holland, Schweden und die 
American Society of Mechanical Engineers waren ebenfalls vertre- 
ten. Nachdem Satzungsänderuneen und überholte Bestimmungen bc- 
seitigt worden waren, sprach Klingenberg über 


Die ZukunftderEnergiewirtschaft 
Deutschlands. 


Der Vortragende stellte zunächst fest, daß unsere nachgewiesenen 
Steinkohlenvorräte noch für etwa 1000 Jahre ausreichen werden, 
und daß eine Verzeudung derselben, selbst einige Jahre hindurch, 
nicht von ausschlaggebender Bedeutung sein würde. Wesentlich 
dürfte aber folgenden sein. Die Anlagen mit kleinen Kraftmaschinen 
haben ein geringes Güteverhältnis, sie benötigen auf die PS-Stunde 
also weit mehr Kohlen ale eine Maschine mit hohem Crüteverhältnis. 
Man solle daher diese unwirtschaftlich arheitenden Maschinen mög- 
lichst schnell abschreiben und dann zum Umbau der Anlage schrei- 
ten, um sie wirtschaftlich arbeitend zu gestalten, nicht dagegen, 
wenn sie noch nicht völlig abgeschrieben seien. Die Zinsen für das 
so hineingehaute Kanital betriigen dann vielleicht mehr als die er- 
eparten Kohlen. Tn 20 bis 50 Tahren dürften sich die Wärmeerzeu- 
eungsverfahren doch wesentlich verbessert haben, und es könnten 
dann vielleicht noch mehr Kohlen gespart werden. 

Über die gemachten Vorschläge zur Ausnutzung von Ebbe und 
Flut. zur Ausnutzung der Ahwärme. der Windkräfte, Ersatz der 
Kohle durch minderwertize Brennstoffe ließ sich Redner dahin ans, 
daß hierbei oftmals der Wert der Energieträger überschätzt würde. 
Von der Ausnutzung der Windkraft sagte der Vortrazende, daß be- 
deutende Schwierigkeiten zu üherwinden seien und die Windkräfte 
nur an den Küsten mit einigem Erfoler susgenntzt werden könnten. 
Günstiger lägen die Verhältnisse bei Ebbe und Flut, wo man durch 


1) „Der Betrieb“ 1920/21. S. 728. 


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große, in ständiger Senkrechtbewegung versetzte Schwimmkörper 
(Aquapulsor) Pumpen antreiben könne, die eine Triebflüssigkeit 

a er Verwendung unter Druck aufspeicherten (Spitzenwir- 
ung). 

Die Torfkraftwerke nähmen eine Sonderstellung ein, da der 
Torf nur an etwa 100 Tagen im Jahre gewonnen werden könne, also 
der im Jahre benötigte gesamte Brennstoff in dieser Zeit gewonnen, 
getrocknet und aufgestapelt werden müsse. Es dürfte daher wärme- 
wirtschaftlich besser sein, den Torf mit der Eisenbahn oder auf dem 
Wasserwege zu versenden, als ihn im Großbetriebe an der Erzeu- 
gungsstätte zu verbrauchen. 


Der Nebenproduktengewinnung verspricht Klingenberg einen 
besonderen Aufschwung, sobald die Frage der Gasturbine gelöst sei, 
da dann die Erzeugung von Gas die notwendige Voraussetzung für 
den Betrieb sei. Hierbei entfielen auch die Anlagekosten für die 
Kesselhäuser. 


Als Gesamtergebnis stellt der Vortragende fest, daß der Wert 
anderer wirtschaftlicher Vorteile denen der Wärme- und Kohlen- 
ersparnis annähernd gleichkomme, so daß in Zukunft die Anstren- 
gungen ebenso wie auf jene gerichtet werden müßten. Das sei in 
neuerer Zeit über das Schlagwort: „Kohlenersparnis“” z. T. in Ver- 
gessenheit geraten. 


Unmittelbar an diesen Vortrag schloß sich derjenige von Dr.- 
Ing. Ruths, Stockholm, über: Dampfspeicherung und 
Fabrikation an. Der Ruthsche Wärmespeicher, dessen Wir- 
kungsweise darin besteht. daß Abdampf unter hohem Druck in Was- 
ser in den Speicher eingeleitet wird. Er besteht aus einem zylindri- 
schen Kessel mit kugelförmigen Endstücken und ist wärmetechnisch 
isoliert. Im Gebrauchsfalle wird Dampf von niedrigerer Spannung 
dem Speicher entnommen. Es wird also dem Abdampf diejenige Wär- 
memenge entnommen, die seinem Druck entspricht und um sie zur 
Dampfwiederzewinnung zu benutzen. Der Vortragende gibt einen 
Gesamtüberblick über die erzielten Betriebsergebnisse und über die 
Vorteile der eigenartigen Dampfspeicherung. Er sprach über den 
Einfluß des Verfahrens auf die Warenherstellung, d. h. über die Bin- 
wirkung der durch den Wärmespeicher gewonnenen Unabhängig- 
keit des Umfanges der Fabrikation von der Dampferzeugung im 
Kesselhaus, und über die Möglichkeit, in größeren Betrieben chemi- 
scher und technologischer Art günstig auf die Güte der herzustel- 
lenden Ware einzuwirken. Schließlich wird der Einfluß auf den 
Kesselhausbetrieb erörtert. der durch den Dampfspeicher auch ver- 
bessert worden ist, wodurch es dem Heizer ermöglicht ist, besser auf 
die Feueruneen im Kesselhaus zu achten und auch wieder Kohlen 
gespart werden können. 


In der sich an den Vortrag anschließenden Diskussion wider- 
sprach Prof. Dr. Schreber, Aachen, lebhaft den Ausführungen 
des Vortragenden. | 


Am Nachmittag fand dann noch der Vortrag von Dr.-Ing. 
Wendt von der Firma Friedr. Krupp in Essen über Konstruk- 
tionsforderungen und Eigenschaften von Stahl 
statt Die Industrie muß sich über die Eigenschaften der Werk- 
stoffe heute mehr als früher gut unterrichten, weil auf die Her- 
stellunz möglichst hochwertiger Waren dem Auslande insbesondere 
gegenüber gesehen werden muß. An einer Reihe schöner Lichthilder 
werden die mechanischen, chemischen und physikalischen Eiren- 
schaften besprochen. Auch die Nichtmagznretisierbarkeit des Stahles, 
der für Wieklungskapnen und Periskoprohre gebraucht wird, wurde 
hehandelt Heute werde in erster T.inie vom Stahle eine hohe Säure- 
heständiekeit verlangt, es soll der Stahl richt allein gegen Salz- und 
Schwefelsäure fest. sondern er muf auch geren Salretersäure un- 
empfindlich sein. Dies sei bisher eine urerfiillbare Forderung der 
Tndustrie gewesen, die aber nunmehr glatt gelöst. ist. Durch Hinzu- 
legierung von Aluminium erreiche man eine bestimmte Nichtaxv- 
dierharkeit, indem sich auf der Oberfläche eine leichte Oxvaschicht 
bildet, unter der keinerlei Oxydation mehr stattfindet. Der Stahl 
nehme ie nach der ihm zuteil gewordenen Vorbehandlung vonein- 
ander abweichende Eigenschaften an. Tm dem Stahl die verschiede- 
nen Firenschaften zu verleiher, werden ihm in der Hauptsache 
Nickel. Chrom und Mangan zuleeiert. Von besonderer Redeutung eri 
der nieht rostende und salpetersäurebeständigze Stahl V2a. In der 
iüngsten Zeit ist vom Krınpschen T aboratorium ein Verfahren aus- 
zearheitet worden. das eine Oberflächenhärtunz durch Aufnahme 
von Stickstoff herbeiführt. Dies Verfahren gestatte bei dunkelster 
Rotrlut eine Märtıng vorzunehmen. wohei rin Verriehen des Gegen- 
stardes nicht eintrete Zum SchluR wnrde die Herstellung eines 
eroßen Tiegzeleußstahlblockes im Tichthilde eezeiet, im Anschluß 
daran das Gießen eines großen Wartinstahlblockes. Der Vortrazerde 
echloRß mit der Bemerkung. daR erst dann die volle Ausnutzung der 
Eigenschaften eines Werkstoffes gewährleistet sei, wenn Konstruk- 
teur und Stahlfachmann eng zusammenarbeiten. 


In den Ausschüssen wurden dann noch die Vorträge: Der 
Einfluß der AustauschbarkeitaufMeß- und Be- 
arbeitungsmethoden von Direktor Reindl, Perlin, und 
über sparwirtschaftliche Maßnahmen bei der 
Arbeitsveorbereitung, der Fertieverfeoleungund 
dAerAbrechnunezireinem(Großhetriehmitremisch- 
terFertieungvon Banrat Maier Magdeburg, und iber die 
Ernährung DentschlandsauseizenerScholle von 
Prof. Dr. Joh. Müller gehalten. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28, 


u 


22. Juli 1922. 


Eine stattliche Anzahl der Teilnehmer der Versammlung wid- 
mete sich den für die nach der Tagung angesetzten Besichtigungen 
von Fabriken des rheinisch-westfälischen Industriegebietes. Die 
großen Hüttenwerke in Dortmund und Umgebung, verschiedene 
Kohlenbergwerke. Elektrizitätswerke, Maschinenfabriken, die Ak- 
kumulatorenfabrik in Hagen i. Westf. stellten sich bereitwilligst 
zur Besichtigung zur Verfügung. 


Besunders zu erwähnen ist noch die Verleihung der Grashof- 
denkmünze, der höchsten Auszeichnung. die der Verein deutscher 
Ingenieure zu vergeben hat, an Herrn Oberbaurat Dr.-Ing. May- 
bach, Stuttgart-Cannstatt, in dankbarer Erinnerung seiner großen 
Verdienste, die er sich als bahnbrechender Konstrukteur des neu- 
zeitlichen Kraftfahrzeuges und um die Entwicklung der raschlau- 
fenden Verbrennungsmaschine erworben hat. 


Ebenso ist Geh. Hofrat Prof. Dr.Ing.e.h.R.Schöttler zum 
Ehrenmitgliede des Vereins deutscher Ingenieure ernannt worden, 
u. zw. wegen seiner hervorragenden Verdienste als Lehrer des Ma- 
schinenbaues, der seit vielen Jahren sein reiches Wissen und Kön- 
nen in den Dienst des Vereins gestellt hat. 


Es wurde ferner beschlossen, daß die Hauptversammlung im 
nächsten Jahre in Mannheim stattfinden soll. 


Die in Verbindung mit der Hauptversammlung stattgehabte 
Betriebstechnische Wanderausstellung der Ar- 
beitsgemeinschaftdeutscherBetriebsingenieure 
fand anch reichen Zuspruch. Die für uns zur Herstellung hochwer- 
tiger Waren notwendig gewordene Einführung einheitlicher Bau- 
formen und normalisierter Werkstoffe macht die Verwendung ee- 
rigneter Werkzeuge und besonderer Feinmeßgeräte erforderlich. 
Die Instrumente waren nicht bloß im Glaskasten ausgestellt, eon- 
dern sie wurden in praktischer Benutzung vorgeführt. So wurden 
t/o und */ıono mm gemessen. Mit Hilfe eines neuen optischen 
Wärmemeßgerätes konnte man Temperaturen bis zu 2000 ° C messen. 


Während diese Ausstellung dem Fachmann eine Fülle von An- 
regung und Belehrung bietet. zeigt die Ausstellung ‚Schönheit 
der Industriebauten“ eine Reihe interessanter Bilder von 
industriellen und gewerblichen Anlagen aus alter und neuer Zeit. 


Die grarhische Ausstellung: „Die Industrie in der 
Kunst” im Dortmunder Kunst- und Gewerbemuseum zeigte Werke 
von Hanns Anker, Professor Boerner, Borutta, Eckener, Geßnrr, 
Isselmann, Jansen, Köttenkamp, Scheuritzel, Turner u. a. Rhbk. 


Internationaler Kongreß über die Anwendung der Elektrizität, 
Marseille. — In der Zeit vom 17. bis 20. Juni fand in Marseille an- 
läßlich der dortigen Kolonialausstellung dieser Kongreß statt, der 
in sechs Sektionen geteilt war: 


1. Erzielung und Zuleitung elektrischer Energie, 
2. Elektrische Bahnbetriebe, 

3. Elektrizität im Haushalt, 

4. Mechanische Anwendung der Elektrizität, 

5. Drahtlose und andere Verkehrsmittel, 

6. Elektrochemie und Elektrometallurgie. 


Nähere Auskunft. erteilt der Direktor des Blektrotechnischen In- 
stituts in Grenoble. Wir werden auf die Ergebnisse des Kongresses 
noch zurückkommen. (Electrical Review, Bd. 90, 1922, S. 811.) —:: 


Verschiedenes. 


Ergebnis der Preisaufgabe über das Durchbrechen von Wänden 
und Decken bei Gas-, Wasser- und Elektroinstallationen. — Das For- 
sehungsinstitut für rationelle Betriebsführung im Handwerk e. V. 
(Karlsruhe, Karl-Friedrich-Str. 19) hatte diese Preisaufgabe zu dem 
Zwecke gestellt, die bisherigen Erfahrungen der Praxis für das 
Legen derartiger Leitungen zu sammeln, um sie als Unterlagen für 
eine spätere Arbeit über die rationellen Arbeitsverfahren, Werk- 
zeuge wie sonstige Hilfsmittel verwenden zu können. Es gingen 
15. Bewerbungen ein. Wenn auch der Fleiß und die sachlich wie fach- 
lich klar gehaltenen Ausführungen einiger Arbeiten anzuerkenne" 
ist, so ist die Aufgabe doch von keinem der Bewerber endgültig und 
einwandfrei gelöst worden, und das Preiszericht hat aus diesem 
Grunde keinen ersten Preis, dafür aber zwei zweite Preise zu j° 
500 M und einen dritten Preis zu 300 M zu vergeben. 


Wir lassen hier das Ergebnis des Wettbewerbs folgen: Dir 
Preisträger sind: W. Schwammekrug, Aue i. Erzgeb., Betriebsinge- 
nieur F. W. Pulst, Karlsruhe i. RP., und A. Schulze, Bauschloseer, 
Karlsruhe. Angekauft zu je 200 M wurden weitere 5 Arbeiten. —:. 


Errichtung einer Fachschule für feinmechanische Technik. — 
Am 28. VII. d. Js. wurde im Hause des VDI im Beisein einer großen 
Anzahl von Vertretern feinmechanischer Firmen sowie von Ver- 
tretern des Handelsministeriums, des Reichspostministeriums, des 
Fisenbahnzentralamtes und des Magistrats Berlin ein Verein 
„Fachschule für feinmechanische Technik“ E. V. 
gegründet. Wie in der Versammlung erneut zum Ausdruck kam, 
herrscht z. Zt. in der gesamten feinmechanischen Industrie ein emm 
findlicher Mangel an gut vorgebildeten technischen Angestellten, 
dem auch in Zukunft durch die bestehenden Schulen nicht abgeholfen 
werden kann, da diese in der Hauptsache auf den Maschınen- 


22. Juli 1922. 


bau eingestellt sind und daher den Bedürfnissen der feinmechani- 2. 
schen Technik nicht entsprechen. Der Verein soll nunmehr einen 

Zusammenschluß sämtlicher Firmen herbeiführen, die sich mit dem 

Bau von mechanischen, elektrischen, optischen und akustischen Ap- 

paraten, Instrumenten und Geräten aller Art beschäftigen und in 

erster Linie die finanziellen Mittel zusammenbringen, die zur Er- 

richtung und Unterhaltung einer eigenen Industriefachschule von 

genügender Leistungsfähigkeit erforderlich eind. Erfreulicherweise 
wurden bereits in dieser Gründungsversammlung Beiträge in sol- 
cher Höhe gezeichnet, daß die Schule im Herbst d. Js. eröffnet wer- 
den kann. Die Stadt Berlin wird hierfür geeignete Schulräume ein- 
schließlich der vorhandenen Sammlungen und Laboratorien zur Ver- 
fügung stellen: Die in demselben Gebäude betriebene städtische 
Abendschule wird Mechanikern Gelegenheit bieten, sich für den Be- 
such der neuen Fachschule vorzubilden. ~- 

Da es sich hier um ein ganz neues Gebiet des technischen Unter- 
richtswesens handelt, für das die Lehrmittel und Unterrichtsmetho- 
den zum großen Teil noch fehlen, wurden gleichzeitig verschiedene 
Fachausschüsse zur Ausarbeitung geeigneter 
interrichtsvorlagen gebildet, denen die hervorragendsten, 
in der Praxis stehenden F'achleute auf den betreffenden Sonderge- 
bieten der Technik angehören. 

In den Vorstand des Vereins wurden folgende Herren gewählt: 
Dr.-Ing. e. h. Rob. Bosch, Stuttgart, Direktor Elfes, AEG, Di- 
rektor Jack Hissink, Bergmann-E.W., Direktor Dr. Joachim, 
Deutsche Kinotechn. Ges., Generaldirektor Kubierschky, Mix 
à Genest, Direktor martin, Emil Busch A. G., Fabrikbesitzer Dr. 
Mez, Mercedes” Büro-Maschinen-Werke, Baurat Dr. PaulMeyer, 
br. Paul Meyer A. G., Direktor Neuhold, Deutsche 'lelephon- 
werke, Direktor Opitz, H. Aron G. m. b. H., Direktor Stuhl- 
macher, Wandererwerke, Direktor Dr. Weidert, C. P. Goerz, 
upt. Anst. Zum 1. Vorsitzenden wurde Herr Direktor Dr. Dr.-Ing. 
eh. Franke, Vorsitzender des Direktoriums der Siemens & Halske 
A.G. gewählt. . l 

De Namen dieser Herren und der hinter ihnen stehenden Firmen 
bürgen wohl für ein gutes Gelingen des Unternehmens. Es ist dies 
um so mehr von Bedeutung, als die feinmechanische Industrie, der 
Eigenart ihrer Erzeugnisse wegen, in besonderem Maße beruien ist, 
zum Wiederaufbau der Wirtschaft unseres Vaterlandes beizutragen.. 


Industrie und Handel. 


Inflation oder Deflation? — In einer ihrer letzten die Entwick- 
lung der Großhandelspreise behandelnden Übersichten äußert sich 
die vom Statistischen Reichsamt herausgegebene Zeitschrift „Wirt- 
schaft und Statistik” +) auch zu der Frage „InflationoderDe- 
flation?“. „Die Inflation Deutschlands”, so schreibt sie, „ist die 
Folge der Bilanzzerrüttung in der Volkswirtschaft durch einseitige 
Belastung der Schulden-(Soll-)Seite. Sie wird in ihrer äußeren Er- 
scheinungsform eingeleitet durch den Sturz der Mark im Auslande, 
der die fortdauernde Steigerung der Devisenkurse und Preise im In- 
lande nach sich zieht und zu einer nach dem absinkenden Geldwerte 
gleitenden Vermehrung der nominellen Zahlungsmittel zwingt. De- 
flation ist nach ihrer äußeren Erscheinungsform insofern eine Um- 
kehrung dieser Bewegung, als sich der Geldumlauf den mit steigen- 
dem Geldwerte sinkenden Devisenkursen und Preisen anpaßt. Der 
okonomische Kern der Deflation dagegen ist umstritten. Man kann 
als ökonomische Ursache der Deflation das Zusammenschrumpfen 
der weltwirtschaftlichen Nachfrage nach Waren und Devisen (ge- 
genwärtig infolge der Unterkonsumtion Mittel- und Osteuropas) be- 
zeichnen. Von anderer Seite wird als Ursache der Deflation die mit 
den Mitteln der Kreditbeschränkung auf den Abbau des aufgeblähten 
veldvorrats gerichtete Politik angesehen. Tatsächlich dürfte die De- 
flation die Folge beider Faktoren unter Vorwiegen der eigentlichen 
vkonomischen Ursache sein. 

Die Zukunft der deutschen Geldwirtschaft ist ungewiß. Die 
künftige Entwicklung muß mit den extremen Möglichkeiten einer 
uch weiterfortschreitendeniInflation oder einer das 
Wirtschaftsleben gegebenenfalls ebenso tief ergreifenden Deflation 
technen. Was im erstgenannten Falle von der Zukunft zu erwarten 
ist, wird durch die Bewegung der fiktiven Indexziffern der Großhan- 
Jelspreise, der Ernährungskosten und des Lohnes angedeutet, die 
nach der tatsächlichen Entwicklung dieser ökonomischen und so- 
zialen Faktoren in ihrer jeweiligen Relation zum Dollarkurse seit 
September 1921 errechnet wurden. Nimmt man an, daß die Bewegung 
in den gleichen Schwankungen verlaufen wird wie in den verflos- 
«nen 8 Monaten, dann würde der Dollarkurs im Dezember 1922 das 
-33-fache der Friedensparität erreichen, also im Monatsdurchschnitt 
I M notieren. Gleichzeitig würden die Großhandelspreise auf dem 
-A-fachen, die Ernährungskosten auf dem 150-fachen, der Lohn des 
verheirateten Metallarbeiters aber nur auf dem 70-fachen ihrer Frie- 
tenswerte stehen. Es braucht nicht betont zu werden, daß diese Ent- 
wicklung geradeswegs zur tiefsten Verarmung der deutschen Volks- 
wirtschaft und zur Vernichtung ihrer Käuferstellung auf dem Welt- 
zarkte führen würde. Dabei handelt es sich keineswegs um über- 
'riebene Ziffern; denn in Österreich gehört auch diese Entwicklung 
längst der Vergangenheit an; u. zw. stand der Dollarkurs in Wien 
bereits im Oktober 1920 auf dem 67-fachen der Friedensparität, das 
in Berlin im März 1922 erreicht wurde; und der für Dezember 1922 


» Bdı 29 2, 8. 333. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28. 


949 


errechnete fiktive Kurs des 239-fachen der Friedensparität war in 
Wien schon im September vorigen Jahres mit dem 335-fachen weit 
überholt. 

Für die LösunginentgegengesetzterRichtung, 
nämlich bei plötzlicher, anhaltender und ausgiebiger Hebung des 
Markkurses liegen zahlenmäßige Vorgänge in Deutschland, wenn 
man von der Stagnation in der Zeit vom Frühjahr 1920 bis Sommer 
1921 absieht, nicht vor. Wohin aber diese Bewegung führen würde, 
wird durch die tatsächliche Entwicklung dieser Zahlenreihen in den 
Vereinigten Staaten von Amerika in den Monaten der Jahre 1918 bis 
1922 angedeutet, u. zw. liegen die Kurven der Löhne, der Ernährungs- 
kosten und der Großhandelspreise (Lebensmittel) in der Periode 


- steigender Preise zunächst in der gleichen Reihenfolge übereinan- 


der, wie gegenwärtig in Deutschland, d. h., die Bewegung wird ge- 
führt durch die Großhandelspreise; es folgen die Kleinverkaufs- 
preise und an letzter Stelle das Arbeitseinkommen. Aber noch wäh- 
rend der allgemeinen Aufwärtsbewegung Ende 1919 beginnt die 
Reihenfolge sich zu verschieben. Die Löhne stiegen schneller als die 
Ermährungskosten und verharreg noch in der Aufwärtsbewegung, 
als die Kleinverkaufspreise der Lebensmittel im August 1920 anfan- 
gen abzubröckeln. Das Signal zur Umkehr wird aber wiederum von 
den Großhandelspreisen gegeben, bei denen die Abwärtsbewegung 
bereits im Januar 1920 einsetzte. Im Mai 1920 standen die Großhan- 
delspreise für Lebensmittel auf dem 2,86-fachen der Friedenszeit und 
sind in rascher, nur Mitte 1921 vorübergehend unterbrochener Sen- 
kung im März 1922 bis auf das 1,3-fache zurückgegangen. Die ge- 
kennzeichnete Bewegung ist die bekannte Auswirkung der „Deflu- 
tion“, die nach Ansicht der Deflationspolitiker als Erfolg der auf 
Einschränkung des Kredits gerichteten Maßnahmen zur Gesundung, 
tatsächlich aber als Folge der Unterkonsumtion Mittel- und Osteuro- 
pas zu einer gewaltigen Produktions-Einschränkung führte und 
zwangläufig eine dem Umfange nach bis dahin nicht gekannte Ar- 
beitslosigkeit nach sich zog. 

In Deutschland haben die Großhandelspreise eine Höhe erreicht, 
die, nach dem Agio des Dollars am 15. Mai reduziert (96), nur noch 


“um 4% von der Weltmarktgoldbasis (100) entfernt ist. Das Welt- 


marktpreisniveau ist eine Funktion der jeweiligen Markbewertuug 
im Auslande. Eine geringe Hebung des Markkurses und damit eine 
Senkung der Devisenkurse würde genügen, um das inländische Roh- 
stoffpreisniveau valutarisch über die Weltmarktpreise hinauszuhe- 
ben und die deutsche Industriewirtschaft — wiederum nach den jüng- 
sten Vorgängen in Österreich — in eine Absatzkrisis zu ver- 
setzen. Die Folgen einer solchen Wendung würden dadurch ver- 
schärft, daß das Preisniveau der verbrauchsfertigen Waren und nach 
ihm das Niveau des Arbeitseinkommens in der Zeit einer ersten Um- 
kehr der Bewegung noch völlig unter der Auswirkung der Iuflation 
stehen, also noch steigen und daher hart mit der von der Seite der 
Devisenkurse und des Rohstoffstadiums her hereinbrechenden Preis- 
senkung zusammenprallen würde. 

Die deutsche Volkswirtschaft steht vor der Scylla der fort- 
schreitenden Verarmung durch weiteres Absinken ihrer 
Währung und vor der Charybdis einer schweren ökonomi- 
schenundsozialenKrisis infolge einer anhaltenden Preis- 
revolution nach unten. Beide Gefahren müssen im Interesse des Wie- 
deraufbaues der Weltwirtschaft vermieden werden. Zwischen ihnen 
liegt der Weg einer planmäßigen, gegebenenfalls auch vor tiefgehen- 
den Eingriffen nicht zurückscheuenden Heilung der gegenwärtigen 
Währungsnot zur Stetigung der deutschen Geldwirtschaft, die aber 
wiederum eine Mäßigung und Stetigung der Repara- 
tionspolitikder Entente zur Voraussetzung hat.“ 


Elektrotechnische Gründung in Japan. — Da der Bedarf an elek- 
trotechnischen Erzeugnissen in Japan dauernd wächst und ander- 
seits die japanische Industrie, wenn sie auch in der Herstellung von 
Installationsmaterial, vor allen Dingen in normalisiertem, dem Be- 
darf gewachsen ist, doch der Mitarbeit der deutschen Technik nicht 
entbehren kann, um immer Besseres zu leisten, so ist unter Betei- 
ligung der Siemens-Schuckertwerke, der Siemens & Halske A.G. und 
des Furokawa-Konzerns in Japan eine Gesellschaft mit 10 Mill. Yen 
errichtet worden, welche sich mit der Herstellung elektrotechnischen 


- Materials unter Verwertung deutscher Patente und Erfahrungen be- 


fassen will. Nicht einbegriffen in das neue Unternehmen sind die 
der Furokawa Electric Co. gehörigen elektrotechnischen Unterneh- 
mungen, Telephonfabriken.und Kabelwerke, die schon seit längerer 
Zeit mit Erfolg betrieben werden. Die deutschen Gesellschaften 
werden neben ihren Patenten mit Erfahrungen und Waren auch tech- 
nisch vorgebildete Kräfte, Ingenieure und Meister in das Unterneh- 
men einbringen. Bemerkenswert ist, daß schon vor längerer Zeit 
ebenfalls in Verbindung mit der Siemens & Halske A. G. in Suchow, 
Prov. Kiangsu (China) die Electrical Appliance Mfg. Co. errichtet 
wurde, die ebenfalls deutsche Patente verwertet und deutsche Tech- 
niker beschäftigt. —z. 


Rußland. — Nach Berichten des Chefs der Elektrischen Abtei- 
lung der russischen Regierung haben die an der russischen elektro- 
technischen Industrie beteiligten Konzerne ihre Produktion wäh- 
rend der letzten Monate im Vergleich zu Anfang des Jahres erheblich 
vergrößert. So haben die Volta- und Barantche-Werke Werte wie 
folgt produziert: Im Januar betrug der Wert 7,4 Mill. Rbl (Gold), 
im Februar 11,5 Mill. und im März 10,6 Mill. Rbl (Gold). Dies war 
möglich ohne erhebliche Erhöhungen des Personalstandes, welcher 


950 


auf 400 nur 18 betrug, wogegen 22 nicht mit der Hand arbeitende 
Angestellte entlassen werden konnten. Die Produktion der Maschi- 
nenfabriken zeigte eine Zunahme von 108 % im März gegenüber Fe- 
bruar, während die Alexejeff-Kabel-Works im März mehr als das 
Doppelte der J anuarproduktion erzeugten. Die Erzeugung von 
Glühlam pen, die im Dezember 1921 wieder aufgenommen wur- 
de, hat sich in den Moskauer Fabriken ständig gesteigert. Im De- 
zember betrug sie 128 000, im Januar 144 000, im Februar 163 000 und 
im März 177 000 Stück. Nicht so günstig liegen die Verhältnisse in 
der Glühlampenfabrik Svyetlana in Petrograd. Dort ist eine auf Ma- 
terialmangel zurückzuführende Abnahme der Erzeugung festzustel- 
len. Auch die Petrograd Telegraf and Telefon-Gesellschaft ist mit 
der Erzeugung von Morseapparaten heruntergegangen, und die Fa- 
brik Geisler zeigt im März gegen Februar einen Rückgang. 

Die Akkumulatorenerzeugung in Petrograd hat mit 
großen Schwierigkeiten wegen Beschaffung von Material, anderer- 
seits auch hineichtlich der Berechnungsart mit ihren Abnehmern zu 
kämpfen. Die Rohmaterialien wurden vor dem Kriege fast nur vom 
Auslande her eingeführt, so z. B. Blei, welches jetzt in Rußland nicht 


3) 1 Pud = 16,38 kg. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 


1922. Heit 28. 22. Juli 1922. 


zu erhalten ist. Wie weit die Vorräte an Blei zurückgegangen sind, 
ergibt sich daraus, daß während der letzten vier Jahre die frühere 
Tudor-Fabrik nur 15 000 Pud?), die Reks-Werke 3000 Pud und die 
Tem-Werke 6000 Pud Blei erhielten, wogegen der monatliche Nor- 
malverbrauch der Tudorwerke allein eich im Frieden auf 6 bis 8000 
Pud stellte. Die Bleireserven sind völlig aufgezehrt, und die Be- 
triebe halten sich nur durch Ausschlachtung alter Batterien über 
Wasser, obwohl das durch Einschmelzen erhaltene Material nicht 
ganz geeignet ist. Auch der Bedarf an Chlorkalzium und Pottasche- 
salzen läßt sich nicht decken. Es wurden von diesen Salzen im Aus- 
land 25 000 Pud aufgekauft, die jetzt in Reval lagern. Hineichtlich 
des Bleies beabsichtigt man, Altblei, was man in Fabriken vorfindet, 
auszunutzen oder im Kleinen selbst Blei zu erzeugen. Im Austausch 
erhält der Konzern von der Jäger-Vereinigung Pelze mit langfristi- 
gen Zahlungsverpflichtungen, die er im Ausland gegen Blei austau- 
schen will. Alle derartige Verhandlungen erfordern natürlich viei 
Zeit, und deshalb eben kommt die Fabrikation nur sehr langsam wi:- 
der in Gang. Was Brennmaterial anbetrifft, so ist der Konzern für 
eine beträchtliche Zeit damit versorgt. („Electrical Review, Bd. W, 
1922, S. 807.) —2. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Eilektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, 
Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68, Fernspr, Amt Kürfürst Nr. 9320, zu richten 


Vorführungen von Mastlochsprengungen der Dresdener 
Dynamitfabrik. 


Am 15. VI. 1922 fand auf Veranlassung des Ausschusses für Be- 
sichtigungen eine praktische Vorführung des bei den heutigen hohen 
Arbeitslöhnen äußerst zeitgemäßen patentierten Mastloch-Spreng- 
verfahrens der Dresdener Dynamitfabrik A. G., Dresden, statt. Der 
Einladung des Elektrotechnischen Vereins waren etwa 200 Per- 


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Abb. 1. 


sonen gefolgt, welche sich aus Vertretern des Telegraphentechni- 
schen Reichsamtes, der hiesigen Großfirmen, des Verbandes Deut- 
scher Installationsfirmen und anderen Interessenten zusammensetz- 
ten. Die Siemens-Schuckertwerke hatten bereitwilligst die Hilfe- 
leistungen bei den Vorführungen übernommen und eine kinomato- 
graphische Aufnahme der Vorführungen veranlaßt. 
Es wurde gezeigt: 
1. Die Herstellung von zylinderförmigen etwa 2 m tiefen Mast- 
löchern in gewachsenem, festen Sandboden, worin jeder Mast, sei 
es Holzmast oder Betonmast, nach der Sprengung vollkommen 


feststeht, ohne daß eine weitere Versteifung mit Holz oder Aus- 
mauerung zu erfolgen braucht. 

2. Das Einsprengen eines Mastes in sumpfigem Gelände, wie die 

beigelügten beiden Abbildungen darstellen. Der Mast war auf 

2 m Tiefe markiert. Nach der Sprengung saß der Mast genau 2m 

‘tief fest an Ort, dies Verfahren ist besonders wichtig für Bau- 

strecken bei hohem Grundwasserstand, Schlick- und Moorboden 


usw. 

3. Das Herstellen einer Fundamentgrube 3X 3X 2,50 m tief für 
große Gittermaste, A-Maste usw. Auch diese Sprengung er- 
leichtert und verbilligt die Bauarbeiten sowohl im Stechboden 
und festem Hackboden, als auch im Fels, ohne Flurschaden zu 
machen. 

4. Die Sprengung eines Findlings. Die Sprengpatronen werden auf 
den Stein gelegt und mit einem Spaten voll leichten Tones zu- 


44 | 


m 


Abb. ? 


gedeckt. Durch die Sprengung wird die Beseitigung der Hindernisse 
erleichtert. 

Die Ausführung dieser Sprengarbeiten ist einfach und gefahrlos. 
Die Handhabung ist den Lesern bereits durch den Hinweis in der 
„ETZ“ 1921, Heft 2, S. 37 bekannt. Es handelt sich nur darum, daß 
der Führer und die Baukolonnen richtig ausgebildet sind, sich den 
jeweiligen Bodenverhältnissen anpassen und dementsprechend die 
Ladungen in den dosierbaren Laderöhren verschieden stark dosieren. 
Gelegenheit zu gründlicher Ausbildung der Baukolonnen gibt die 


22. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift., 1922, Heit 28. 


951 


Dresdner Dynamitfabrik A. G., Dresden, durch Entsendung ihrer 
Spezial-Sprengtechniker. 

Die Vorführungen gelangen vorzüglich, und sie wurden von den 
Anwesenden mit großem Interesse verfolgt. 


Der Generalsekretär: 
Risse. 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 
Zur besonderen Beachtung. 
Betr. Anfragen, Anträge und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten. 


Bei der Geschäftsstelle gehen Schriftstücke, die Anfragen, 
Anträge und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten enthal- 


ten, in großer Anzahl, jedoch nur in einfacher Ausfertigung ein. 
Hierdurch entstehen der Geschäftsstelle umfangreiche Schreibarbei- 
ten, die bei einer Einsendung der vorgenannten Schriftstücke in 
mehrfacher Ausfertigung vermieden werden können. Die Geschäfts- 
stelle bittet daher, ihr von allen Schreiben, die Anträge oder Ein- 
sprüche enthalten und an die Kommissionsvorsitzenden weiter- 
geleitet werden müssen, neben dem ÖOriginalschreiben wenigstens 
einen Durchschlag mitsenden zu wollen. 


Alle Zuschriften sind stets an den Verband und nicht an ein- 
zelne Personen der Geschäftsstelle zu richten. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär, 
P. Schirp. 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechnischer Verein am Niederrhein. 27. VII.1922. 
Besichtigung d. Elektrotechn. Fabr. Rheydt, Max Schorch & Co. Daran 
anschließend Sommerfest im Volksgartenrestaurant zu M.-Gladbacb. Nähere 
Auskunft erteilt: Herr Obering. Köllmayr, M.-Gladbach, Dahlener- 
strabe 9. 


Verband deutscher Licht- und Wasserfachbeamten. 29. und 
30. VIL 1922. Haupttagung, verbunden mit einer Ausstellung, in 
Hamburg. Es werden u. a. folgende Vortäge gehalten: 
l. Obering. Reichelt „Die Elektrizitätsversorgung Hamburgs“. 

. Dipl.-Ing. Jürgensen „Die Schnelltilteranlage Altonas“. 

. Vbering. Franke „Kontinuierlich geschweißte Rohrleitungen“. 

. Ingenieur Wilhelm „Freileitungen für Schwach- und Stark- 
stromanlage*. 

5. Herr Christel „Die Geschäftsführung der Gas-, Wasser- und 
Elektrizitätswerke*“. i 

ù. Inspektor Köllner „Die Betriebsbeamten 
Wasserwerke“. 

T. Besichtigung des Hamburger Gaswerkes 
Altonaer Wasserwerke. 


de u IS 


der Licht- und 


Grasbrook und der 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


0. Bühring, Direktor der Rheinischen Elektrizitäts-A. G., Mann- 
heim, wurde in Anerkennung seiner Verdienste um die Entwicklung 
und den Ausbau der Überlandversorgung mit Elektrizität von der 
naulchen Hochschule Darmstadt der Doktor-Ingenieur e. h. ver- 
tehen. 


: Dr. F. Dessauer, ord. Honorarprofessor an der Universität Frank- 
urta. M., ist für den dort neu errichteten Lehrstuhl für physikalische 
ırundlagen der Medizin ausersehen ‚worden. 


Dr. A. E, Kennelly, Professor für Elektrotechnik an der Har- 
ward-Universität und dem Technologischen Instituts Massachusetts 
wurde in Anerkennung seiner Verdienste als Austauschprofessor 
das Kreuz der Ehrenlegion seitens Frankreichs verliehen. 


= C. v. Linde, der, wie wir auf S. 866 berichteten, kürzlich seinen 
Ni. Geburtstag feierte, ist „als dem Schöpfer des ersten Laborato- 
nums für theoretische Maschinenlehre und technische Physik, dem 
Begründer und Altmeister der Kältetechnik, dessen wissenschaft- 
cher Scharfblick und technischer Erfindungsgeist das Gebiet der 
tiefsten Temperaturen für die Physik, Chemie und Technik er- 
schlossen und der Forschung und Praxis die Bestandteile der atmo- 
spiärischen Luft im großen Maßstab zur Verfügung gestellt hat“, 
von der Technischen Hochschule München die Würde eines Doktor- 
Ingenieurs e. h. verliehen worden. 


G. Marconi wurde anläßlich seines Besuches in den V. S. Ameri- 
ka in Anerkennung seiner Verdienste um die Funkentelegraphie 
surch Verleihung der John-Fritz-Medaille ausgezeichnet. 


. Dr. H. Passavant, der früher Direktor der Städt. Berliner Elek- 
tnzitätswerke und dann vorübergehend Leiter der Normenstelle des 
Lentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie war 
irut, hat am 1. Juli an Stelle des Herrn Direktors M. Kreyssig!) die 
„«schäftsführung der Vereinigung der Elektrizitätswerke über- 

ommen. 


. R. Sanzin. In Triest starb auf einer Urlaubsreise Dr. Sa nzin, 
Ministerialrat und Departementsvorstand im österreichischen Mi- 
ısterium für Verkehrswesen und Professor für Lokomotiven an der 
Technischen Hochschule Wien, einer der bedeutendsten Fachgelehr- 
ten Österreichs auf diesem Gebiete. Der Verstorbene war als Abtei- 


», Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 928. 


lungsvorstand im Elektrifizierungsamt der österreichischen Bundes- 
bahnen; der Entwurf und die Beschaffung der elektrischen Lokomo- 
tiven waren seiner Leitung anvertraut. 


Hochschulnachrichten. Der o. Prof. für Experimentalphysik an 
der Universität Göttingen, Dr. R. Pohl, wurde in gleicher Eigen- 
schaft an die Universität Würzburg als Nachfolger des vom Lehramt 
zurückgetretenen Prof. Dr. J. Stark berufen. — Der Privatdozent 
für Mathematik und Elektrotechnik an der Technischen Hochschule 
Berlin, Dr.M.Pirani, ist zum nichtbeamteten a. o. Professor der 
Chemie an die Universität St. Andrews berufen worden. — Prof. Dr. 
H. Jahn erhielt einen Lehrauftrag für Physik an der Universität 
Kiel. 


Akademie der Wissenschaften. Die Preußische Akademie der 
Wissenschaften hat die Professoren der Physik, Dr. H.K.Onnes, 
an der Universität Leiden, Dr.H. Zeemann,ander Universität 
Amsterdam,undDr.N.Bohr,ander UniversitätKopenha- 
gen, zu korrespondierenden Mitgliedern ihrer physikalisch-mathe- 
matischen Klasse gewählt. 


Auszeichnungen. Dem ord. Professor der Physik, Dr. F.H ein- 
stedt, wurde von der Technischen Hochschule Karlsruhe und dem 
Prof. Dr. phil. et med. e. h. P. Lenard, Heidelberg, von der Tecn- 
nischen Hochschule Dresden die Würde einer Doktor-Ingenieurs e. h. 
verliehen. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung 
und obne deren Verbindlichkeit.) l 


Transformatoren- und Schalteröle. 


Die Bemerkungen von Herrn Dr. Georg STERN über diesen 
Gegenstand in „ETZ“ 1922, S. 140, sind sehr zu begrüßen, weil sie 
die Schwierigkeiten aufdecken, zu denen man jetzt häufig gelangt, 
wenn man sich nach den vorläufigen Lieferungsbedingungen der 
Vereinigung der Elektrizitätswerke richtet, und weil sie seit langem 
wieder einmal öffentlich die Erörterung über die Isolieröle aufneh- 
men. In anderen Ländern ist man in dieser Hinsicht mitteilsamer, 
besonders in Amerika, aber, wie wohl die große Mehrzahl der in die- 
ser Sache Interessierten erst durch Herrn Dr. STERN erfahren hat, 
auch vor kurzem wiederin England und Japan. In Deutschland sind 
dagegen Untersuchungen, die sich auf Transformatoren- und 
Schalteröle beziehen, entweder schı schwer zugänglich oder ihre 
Kenntnis bleibt auf verschiedene, häufig anscheinend ohne rechte 
Fühlung arbeitende Ausschüsse beschränkt. Diese geben nun 
auf Grund des nur ihnen bekannten Materials die für weite 
Kreise maßgebenden Bestimmungen heraus oder sie vertrösten 
auf die Zukunft. Auf sie zu warten, läßt die Forderung des 
Tages leider nicht zu, so daß man an jene Bedingungen sich 
halten und etwa noch die Ausländer zum Vergleich zu Rate 
ziehen muß, für die aber die Verhältnisse nicht genau so liegen 
wie bei uns. 

Von den Beobachtungen, die mir im Laboratorium der 
Voigt&Illaeffner A.G. in der letzten Zeit im Hinblick auf 
die vorläufigen Bedingungen bei einer nicht geringen Zahl von 
Ölproben verschiedener Lieferanten auffielen, möchte ich hier 
einige herausgreifen; dabei werde ich in erster Linie die Ver- 
wendung der Öle für Schalter im Auge haben. 

Der Flammpunkt, der jetzt in $ 4 mit mindestens 160° fest- 
gesetzt wird, entsprach auch bei den uns übergebenen Ölproben 
häufig nicht den neuen Anforderungen; mit einiger Mühe war es 
allerdings wohl möglich, Öle zu bekommen, bei denen der Flanım- 
punkt (im offenen Tiegel nach Marcusson bestimmt) bel 
oder nicht viel über 160° lag und die gleichzeitig in der Kälte 
das in § 5 vorgeschriebene Verhalten zeigten. Beides hängt in 
der Regel zusammen, wie aus der Herstellungsweise der Mine- 
ralöüle durch fraktionierte Destillation verständlich. Von den 


952 


jetzt am Markt befindlichen Olen haben diejenigen mit huuem 
tiamu- und brennpunkt leider aner ofters einen nicht tief genug 
liegenden kaältepunkt. Daher mussen sie, wie wir meinen, aus- 
scheiden, da wir die ungehermmte Bewegung des Olschalters fur 
wichtiger halten, als einen höochiiegendaen Flammpunkt vou bei- 
spieleweise mehr als 170". \Wenngieich der von Herrn Dr. SIERN 
begründete \Vorschiag wünschenswert erscheinen mag, den Flamm- 
punkt wegen der beim Schalteu nun doch eiumal auftretenden viel 
Loueren Warmegrade mit Rucksicht auf die Lage des Ulmarkies von 
16 ° auf 145° herabzusetzen, 50 solite man doch in der Herabsetzung 
des Flamm- und Brenupuuktes ohne driugeudstes Bedürfuis> nicht zu 
weit geben. Bei Schaltern, die häufig kräftige Kurz=chlusse unter- 
brechen, kann manchmal im wieder eingeschäitelen Zustand durch 
angeschmorte Koutakte eine schon grfahrliche L bertemperatur her- 
vorgerufen werden. Natürlich sollte die Öltemperatur solcher Schal- 
ter beobachtet und ihre Kontakte häufiger nachgesehen werden; 
unsere Montagepraxis lehrt aber, dab dies öfters geschieht. Bei 
rascher auftretenden und nicht schnell genug bemerkten Tempera- 
turerhöbungen der Öle im Schalter ist ein nicht gar zu niedriger 
}iamımpuukt immer noch eine gewisse Sicherheit. 

Zu dem 8 5 wäre zu überiegen, ob nicht die Unterteilung in 
Transfurmatorenöle mit — 5° Kaltepuukt uud in Schalteröle it 
einem sulchen von — 15° fallen gelassen werden kann, U. ZW. aus 
dem analogen Grunde, mit dem Herr Dr. STERN sich gegen eie 
Zulassung von an sich für Schalter brauchbaren Destillaten 
wendet; die Möglichkeit, dab die Destillate im Betrieb versehent- 
lich in die Transformatoren gefüllt werden. Was den TTransior- 
watoren recht ist, sollte den au sich ja rubusteren Olschaltern 
wenigstens einigerimnaben billig sein. Wenn man öfters bei Öl- 
proben gesehen hat, wie diese Trausformatorenöle bei — 1° bis 
— 2° schon sehr zähflüssig werden, bei — 5°? aber echon voil- 
kommen steif siud, dann wird man schon die Möglichkeit der ver- 
kehrten Einfüllung solcher duch zulässigen Transformatorenöle 
in Schalter von vornherein gern ausschlieben. Mag immerhin bei 
uns vorläufig keitie starke Neigung zum Bau von Freiluftstationeu 
bestehen, eo bieten doch auch unsere Trausfurmatureuhäuser be- 
sonders an weiter drauben gelegenen Verteilungspunkten keinen 
so groben Kälteschutz, dab nicht das einwandfreie Arbeiten be- 
sonders bei kleineren OÖlschaltern dort durch solche uugeeigneten 
Öle in Frage gestellt werden könnte. Wenn man in Betracht 
zieht, daß man schon den Kältepunkt für Schalterüle von — 20° 
der Vorkriegszeit auf — 15° heraufgesetzt hat, so würde durch 
die hier vorgeschlagene Mabnahme, die Teilung in Schalter- und 
Transfuormatorenöle wegfallen zu lassen und für alle elektrischen 
Isolieröle einen Kältepunkt von — 15° anzusetzen, die Menge der 
zur Verfügung stehenden Öle sicher nicht so wesentlich zinge- 
schränkt werden, vor allem wenn man noch gleichzeitig einen 
Flammpunkt von möglichst 155°’ zulaht. 

Bedeutend mehr Schwierigkeiten hatten wir mit § 10, der 
Festsetzung der Mindestdurchschlagsspaunuug von 40 KV zwischen 
Kugeln von 12,5 mm Durchmesser bei 5 mw lichtem Abstand; sie 
wirkte in ganz anderer Weise als die Herauflegung des Flaim- 
punktes katastrophal. Von einer groben Zahl von Ölproben hatten 
gerade zwei diese Bedingung im Lieferungszustand erfüllt, 
aber auch dann nur für die einzelne Füllung des Ölprüfers bei den 
ersten Durchschlägen; diese zeigten übrigens untereinander, ob- 
gleich demselben Gefäß entnommen, noch Abweichungen (z. B. 
DW) KV, 40 kV, 51 kV; die weiteren Durchschläge bei jeder Füllung 
lagen tiefer, bei rd 35 KY). Im allgemeinen aber fand ich mit der 
durch § 10 uorinalisierten Kugelfunkeustrecke, bei deren Abmessun- 
gen leider nicht das metrische Maßsystem zugrunde gelegt ist, bei 
Proben von Raffinaten im Zustand der Lieferung Durchschlags- 
spannungen zwischen 24 und 32 kV effektiv). Da wir das grübte 
Interesse au der Lieferung guter Öle haben, so wäre es daher sehr 
wünschenswert, wenn die Vereinigung der Elektrizitätswerke sich 
zu $ 10 äußern und die eingehenden Versuche mitteilen würde, auf 
die Herr Direktor Schendell in den „Mittlg. d. Ver. d. El.-W.” 
1921, S. 383, bei Bekanntgabe und Begründung der „vorläufigen Be- 
dingungen” vom August 1921 hinweist, und die besonders von Herrn 
Prof. Zipp (Cöthen) angestellt wurden. i 


Frankfurt a. M., 9. HI. 1922. Dr. W. Hüter. 


Festigkeit hölzerner Leitungsmaste. 


Zur Erwiderung des Herrn Dr. MOLL auf meine Zuschrift 
zu seinem obigen Aufsatz möchte ich vor allem bemerken, daß 
mir die von ihm erwähnten amerikanischen Berechnungen nicht 
bekannt sind, da imir damals dieses Gebiet noch ferner lag als 
heute. Vorweg sei erwähnt, dab die Differentialreehnung nur 
bei der Ableitung der Formeln zur Anwendung kommt, die Be- 
nutzung dieser selbst ist höchst einfach, Ja sie ist sogar bei den 
zugrunde gelegten Werten für den mittleren Zuwachs ohne 
weiteres im Kopfe möglich. In ihrem alzebraischen Aufbau sind 
die Formeln für die kritische Länge sogar einfacher als die für 
den Durchmesser, Jer zu irgendeiner Länge gehört. Ich glaube 
aber, daß die Kechenoperationen, die zur Aufstellung der Zahlen- 
tafeln nötig sind, überhaupt ganz auller Betracht bleiben können, 
denn die Zahlentafeln, die Herr Dr. MOLL veröffentlichte, hatten, 
wenn ich seine Absicht recht verstand, den Zweck, nach An- 
erkennung als Norm, für die Bestimmung von hölzernen Lei- 
tungsinasten zu dienen, so, wie etwa die Zahlentafeln für die 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28. 


= 


22. Juli 1822. 


Wuerschuitte und zugehörige Stromstärken in Jen Normen des 
LE. \ohl nur in den Seiteusten Fallen wird dann jemand ın 
die Lage kummen, eine beiondere Rechnung durchzuführen, well 
ja die zu Jeder Zopistäarke und „Länge uber kLrde” gehörige 
Spitzenzugkraft aus der Zahblentätel hervorgent. deh halte es 
fur vortenhafter, die „Länge über Erde” und die auf die Mast- 
spitze bezogene Zugkraft in die Zahlentateln einzuführen, da 
diese Werte ein Schuelleres Arbeiten auf dem Kechenschieber 
gestalleu, indem jegliches Subtrahbieren entfällt. (Bei meiner 
Zuschrift mubte ıch naturlich der Vergleichsmöglichkeit wegen 
Läuge und Angrifispunkt wie Herr Dr. MOLL annehmen). 

Nichtsdestoweniger sei jedoch ausdrücklich erwähnt, dab 
sich die von mir gegebenen Formeln für den am stärksten bve- 
anspruchten Querschnitt auch ganz allgemein, für einen beliebigru 
Zuwachs und beliebigen Augriffispunkt der Kesultierenden aller 
auf den Mast wirkenden Kräfte geben lassen und damit ohne 
weiteres durch eine gauz einfache Kechnung die Feststellung 
des gefährlichen Querzchnittes ermöglicht ist. Die Bestimmung 
der zugehörigen Zugkraft erfolgt dann nach den allgemeinen 
Formein der t estigkeitslehre, also auf einem ganz einfachen und 
gebräuchlichen Wege. 

\Wırd nun an der theoretischen Kegelform der Masten fest- 
schalten, so ergibt sich von einer bestimmten, für Jede opi- 
starke charakteristischen Länge über Lride an eine mit steigau- 
der Länge konstant bleibende Zugkraft, die gleichfalls für die 
betreffende Zoupistärke charakteristisch ist. tür alle längeren 
Maste gilt also diese letztere Zahl, eine Rechnung ist, wenn die 
kritische Länge über Erde überschritten wind, micht mehr nölıg. 
Fur alle kürzeren Maste sind die Zugkräfte natürlich auch aus 
der Tabelle zu entnehmen, können aber nach der eıntachen For- 
wel für runden Querschnitt auch nachgerechuet werden, wenn die 
Notwendigkeit vorliegt. 

Was die Form der Holzmasten anbetrifft, so erscheint vs 
natürlich willkommen, dab dieselbe im allgemeinen wohl günstı- 
ger als die rein kegelförmwige ausfällt. Doch scheint es bei aller 
Notwendigkeit, auch die Holzmasten soweit als möglich auszu- 
nützen, nicht recht ratsam, von der Annahme der kegelförmizgen 
Form abzugehen, weil es sich um ein Naturprodukt handelt, bei 
dem die Kegelmäbigkeit einer günstigeren Form nicht gesichert 
erscheint. Die grübere Häufigkeit der Brüche an der Erdobe:- 
fläche dürfte zum Teil darauf zurückzuführen sein, dab die 
Maste (auch die imprägnierten, wie die besonderen Schutzübe:ı- 
züge an dieser Stelle z. B. der Firma J. Himmelsbach beweisen) 
dort, wo sie aus der Erde kommen, bekanntlich am schnellsten 
zerstört werden. Gerade dieser Umstand läßt es empfehlenswert 


erscheinen, eine geringere Beanspruchung der, je längeren, Je- 


teureren Maste im Einspannquerschnitt vorzusehen, was sich 
ganz von selbst aus der Zugrundelegung der reinen Kegelform 
ergibt. Die von Herrn Dr. MOLL selbst angeführte Unreg-l- 
mäbigkeit der Mastform ist also eher ein Anlat zur vorsichtigen 
Rechnung, d. h. also, unter Voraussetzung der Kegelform. 

Da Herr Dr. MULL in den auf die kinsatztiefe bezüglichen 
Sätzen den 7-m-Mast erwähnt und ich in meiner Zuschrift auf 
einen vermutlichen Druckfehler bei dem 21-cm-Mast von gleich- 
falls 7 m Länge hingewiesen habe, so möchte ich, um Mib- 
verständnisse zu vermeiden, bemerken, daß ich die Angabe des 
Herrn Dr. MOLL in seinem Originalartikel — Einspannlänge 
! 6—!jz natürlich dahin verstanden habe, daß ’/e (mindestens) fi 
die kürzeren und */ für die längeren Maste in Frage kommt. 
Der von mir angegebene Wert 282 für den 21-m-Mast von « m 
Länge ist selbstverständlich aus den Werten für die benach- 
barten Zopfstärken bei gleichfalls 7 m Läuge, ermittelt, so dab 
der Einfluß der Einsatztiefe hier ganz außer Betracht fällt. 

Madrid, 26. IV. 1922. 
Heinrich Mautner. 


Erwiderung. 

Ich stimme im allgemeinen den Ausführungen von Herrn MAUT- 
NER zu. Es kommt ja nicht so sehr darauf an, auf welchem Wege 
man zu Zahlen kommt, sondern daß die gewonnenen Zahlen prak- 
tisch brauchbar sind. Die Berechnungsmethode von Herrn MAUT- 
NER ist zweifellos hierfür geeignet. Ob die von mir oder von Herrn 
MAUTNER angegebene vorzuziehen ist,‘ dürfte dagegen eine Sache 
der persönlichen Ubung sein. 

Berlin-Südende, 13. VI. 192. Dr. Moll. 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


Ankerwicklungen fürGleich-und Wechselstrom. 
Von Prof. R. Richter. Mit 377 Textabbildungen. XI und 423 S. in 
8° Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 78 M. 


Das Buch gibt eine eingehende Darstellung der Ankerwicklun- 
gen in Theorie und Praxis. Nach einer Beschreibung der wichtig- 
sten Gleichstromwicklungen — man kann auch sagen Kommutator- 
wicklungen —, bei der mit Recht nur die einfachen Formeln für den 
(resamtschnitt der Wickluug gebracht werden, wird ein Spannungs- 
vieleck, d. h. eine graphische Darstellung der in der Wicklung aul- 


22. Juli 1922. 


tretenden Spannungen nach Größe und Phase gegeben und auf die 
Ausgleichverbindungen, die dann behandelt werden, angewendet. Es 
folgen Betrachtungen über die Ausführbarkeit der Kommutator- 
wicklungen mit umfangreichen Tafeln, weiter Betrachtungen über 
Wellenwicklungen mit künstlichem Schluß sowie mit blinden Spulen, 


üher die Wendezone, die Wahl der Ankerwicklung, die Unter- 


jrückung der Funken an den Bürsten und ausführliche Angaben über 
lie praktische Ausführung der Wicklungen. 

Der Verfasser wendet eich im zweiten Teil den Wechselstrom- 
wicklungen zu. Er untersucht zunächst die Stromverteilung in Kom- 
mutatorwicklungen, und das dadurch hervorgerufene magnetische 
Feld — die „Felderregerkurve” — bei verschiedenen Zahlen und 
Stellungen der Bürsten, sodann die angezapften und aufgeschnitte- 
nen Gleichstromwicklungen, weiter die gebräuchlichen Wicklungen 
für Ein- und Mehrphasenstrom, bei denen die Anzahl der Nuten je 
Pol und Zweig eine ganze Zahl ist, endlich die Bruch- oder Teilloch- 
wicklungen, bei denen die Zahl der Nuten je Pol und Zweig eine ge- 
brochene Zahl ist. Die letzteren Wicklungen, die bis jetzt nur selten 
gewandt werden, für die Unterdrückung der Oberschwingungen 
in dem Verlauf der elektromotorischen Kraft aber besonders vorteil- 
haft sind, werden auf Grund früherer Arbeiten des Verfassers sowie 
seiner Vorgänger Punga und Seidner besonders eingehend be- 
handelt. Es werden dann die Maßnahmen zur Verhütung der Strom- 
verdrängung in den Leitern und die Streuinduktivität der Stirnver- 
bindungen besprochen. Eine ausführliche Betrachtung wird danach 
den für verschiedene Polzahlen umschaltbaren Ankerwicklungen ge- 
widmet. Angaben über die praktische Ausführung der Wechselstrom- 
wicklungen beschließen diesen Teil. 

Der dritte Teil besteht in einer theoretischen Untersuchung der 
induzierten elektromotorischen Kraft und der Felderregerkurve, d.h. 
der Verteilung des durch die Ankerwicklung erregten magnetischen 
Feldes. Der Verfasser geht von einer Spule aus, behandelt dann einen 
Wicklungszweig, von ihm „Wicklungsstrang” genannt, indem er mit 
Recht das Wort „Phase“ vermeidet, und endlich die ganze Wicklung. 
Bei der Untersuchung bedient sich der Verfasser einerseits der Rech- 
nung (FourierscherReihen), andererseits des Spannungssternes, wie 
inden vohergehenden Teilen, und des Diagrammes der Feldstärke. 
Fr geht dabei besonders auf die Wicklungsfaktoren einer Spule und 
eines Wicklungsstranges ein (hier sollten lieber statt des einen 
Zeichens E, zwei verschiedene Buchstaben benutzt werden), d. h. 


ier Faktoren, mit denen man die Amplituden der einzelnen Schwin- 
ningen der elektromotorischen Kraft einer Einzelspule aus der räum- 


lichen Verteilung der magnetischen Induktion längs des Ankerum-. 


fanges sowie die elektromotorische Kraft einer Oberschwingung 
eines ganzen Wicklungsstranges aus dem Effektivwert der Ober- 
schwingung der elektromotorischen Kraft in einer der Spulenseiten, 
ausdenen sich der Strang zusammensetzt, berechnen kann. Es folgt 
“me Untersuchung über den Einfluß der Nutung auf den Verlauf 
‘er elektromotorischen Kraft und die Mittel, diese Einflüsse zu be- 
sritigen oder zu verringern. Hierzu werden zahlreiche Oszillo- 
ramme mitgeteilt. Den Schluß bildet eine Untersuchung über die 
Felderregerkurve, der das Gesetz: „Die Verteilungskurve des 
Strombelags ist die Differentialkurve der Felderregerkurve” zu- 
srunde gelegt wird. 

Ein ausführliches Literaturverzeichnis bildet eine wertvolle 
Zugabe des Buches. l 

Auf einen Druckfehler möge noch aufmerksam gemacht werden. 
S. 387 unten muß es 10— heißen. l 

Das vorzüglich ausgestattete Buch ist offenbar aus dem Wun- 
che hervorgegangen, die eigenen Arbeiten des Verfassers in Buch- 
form niederzulegen und sie außer den Studierenden, denen diese 
Fülle des Stoffes nicht in der Vorlesung gebracht werden kann, auch 
weiteren Kreisen bequem zugänglich zu machen. Es bietet auch 
dem Fachmann viel Neues und Anregendes und kann allen, die sich 
rirzehender über die Ankerwicklungen unterrichten wollen oder be- 
rıfzmäßig mit ihnen zu tun haben, auf das Wärmste empfohlen 


werden. H.Görges, Dresden. 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher. 


Die Blektrizität in Metallen. Von Karl Siebel. Heft 62 der Samm- 
lung Vieweg, Tagesfragen aus den Gebieten der Naturwissenschaften 
und der Technik. IV u. 97 S. in 8°. Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn 
A. G., Braunschweig 1922. Preis 12 M. 


Ntfizielles Adreßbuch der Sächsischen Industrie. Vom Verband 
Sächsischer Industrieller. XLVIII u. 759 S. in 8°. Verlag von Schulze 
& Co., Leipzig 1922. Preis 130 M. 

[Das mit Hilfe von Nachträgen auf den Stand vom 1. I. 1922 geführte 
Werk gibt zunächst eine Übersicht über die Organisation des als Bearbeiter 
“nd Herausgeber genannten Verbandes. Ihr folgen ein alphabetisches 
\rzeichnis der Mitgliedsfirmen, ein Ortsregister der Hauptgeschäfte und 
Fıljalen und ein Branchenverzeichnis, das u. a. bei elektrischen Maschinen, 
ipparaten und Anlagen 122 Firmen nennt. Druck und Ausstattung sind gut.] 
Nota over normalisatie van electrische spanningen in Neder- 

landsch-Indis. Von Dienst voor Waterkracht en Electriciteit in Neder- 
landsch-Indiö. 35 S. in 8%. Verlag Landsdrukkerij, Weltevreden 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 28. 


953 


Die Blechabwicklungen. Eine Sammlung praktischer Verfahren. Von 
Ing. Joh. Jaschke. 5. verm. u. verb. Aufl. Mit 295 Textabb. 86 S. 
in 80, Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 36 M. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Ein neuer Stundungsantrag der Reichsregierung. — Ange- 
sichts der außerordentlich verschlechterten Währungslage sieht sich die 
Reichsregierung außerstande, die weitere Leistung von Barzahlungen auf 
Grund der Entscheidung der Reparationskommission vom 21. III. in Aus- 
sicht zu stellen; sie hat daher bei letzterer beantragt, ihr die während des 
Jahres 1922 noch fällig werdenden Barzahlungen zu stunden. 
Sie hat weiter empfohlen, ihr den am 15. VII. noch fälligen Restbetrag von 
etwa 33 Mill. Gldm (nach Anrechnung von mindestens 17 Mill. Gldm auf 
frühere Leistungen) zu belassen. Da zur Wiederherstellung des Markkurses 
alsbaldige Maßnahmen erforderlich seien, die über das Jahr 1922 hinaus- 
greifen, hält sie es ferner für unerläßlich, daß Deutschland auch für 1923 und 
1924 von Barzahlungen aus dem Zahlungsplan vom 5. V. 1921 be- 
freit werde. Eine vorläufige Antwortnote der Reparationskommission be- 
steht auf der am 15. VII. fälligen Zahlung, die inzwischen auch geleistet 
worden ist, und weist darauf hin, daß hinsichtlich eines Gcsamtmorato- 
riums eine Entscheidung erst nach Eingang des Berichtes des Garantic- 
komitees getroffen werden könne. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Diesem Heft liegt als zum Text gehörige 
Beilage die ab 14. VII. bis auf weiteres und nur für das Inland geltende 
neue Zuschlagsliste Nr. 58 (grün) bei. Die Teuerungszuschläge 
sind durchweg weiter erhöht worden. Textlich findet sich nur die 
Änderung, daß vom 14. VII. an für die Umrecehnungsmultiplikatoren 
die Angaben der Listenausgabe 19a gelten. 


Allgemeine Verbindlichkeit ven Tarifverträgen. — Die nach 
der Verordnung über Tarifverträge usw. vom 23. XII. 1918 hinsichtlich der 
allgemeinen Verbindlichkeit von Tarifverträgen dem Reichsarbeitsmi- 
nisterium obliegenden Aufgaben sind ab 15. VI. dem Reichsamt für 
Arbeitsvermittlung (Berlin NW 6, Luisenstr. 32/34) übertragen worden, 
das nunmehr auch das Tarifregister führt. 


Gütertarife. — Am 1. VII. sind die Güter-, Tier- und ExpreBßgut- 
tarife wiederum um 25% erhöht worden. 


Indexziffern. — Die im Statistischen Reichsamt bearbeitete Groß- 
handelsindexziffer ist von 6458 im Mai auf 7090 im Durchschnitt des 
Juni, also um 8,9%, gestiegen, u. zw. für Lebensmittel von 5847 auf 6405, 
für Metalle von 6489 auf 7029, für Kohle und Eisen von 7061 auf 7469 und 
für Industriestoffe zusammen von 7602 auf 8197. Die Indexziffer der 
Lebenshaltungskosten zeigt eine Erhöhung von 3462 im Mai auf 3779 
im Juni, d. h. um 9,2%, worin der außerordentliche Sturz des Markwertes 


‘noch nicht zum Ausdruck kommt. Die Ernährungskosten allein sind von 


4680 auf 5119, mithin um 9,49%, gewachsen. | 


Jubiläen. — Am 1. VII hat die Rheinische Elektrizitäts-A.G. 
(Rheinelektra), Mannheim, ihr 25 jähriges Jubiläum gefeiert und bei dieser 
Gelegenheit eine Denkschrift herausgegeben, auf die wir noch eingehen 
werden. Das Unternehmen ist aus einer 1888 von Schuckert & Co. in Mann- 
heim errichteten Gencralvertretung hervorgegangen und verfügt heute über 
ein Aktienkapital von 8l Mill. M. Aus Anlaß des Jubiläums sind Stiftungen 
für Wohlfahrts- und wissenschaftliche Einrichtungen im Gesamtbetrage von 
8 Mill. M beschlossen worden. 


Kapitalserhöhungen bei Aktiengesellschaften der Eiektro- 
industrie. — D:r „Reichsanzeiger‘‘ hat im Juni folgende Kapitalser- 
höhungen mitgeteilt: Sachsenwerk, Licht- und Kraft-A. G., Dresden: um 
3,6 auf 78,6 Mill. M. — Elcktricitäts-Lieferungs-Gesellschaft, Berlin: um 25 
auf 55 Mill. M. — Isaria-Zählerwerke A. G., München: um 5,5 auf 22 Mill. M. 
— Hartmann & Braun A.G., Frankfurt a. M.: um 5,6 auf 10 Mill. M. — 
Elektrizitäts.A.G. Hydrawerk, Berlin: um 0,5 auf 3 Mill, M. — W. A. Birg- 
feld Telephon- und Telegraphenbau-A.G., Berlin: um 1 auf 2 Mill. M. — 
Körting & Mathiesen, A. G., Leipzig: um 3 auf 6 Mill. M. — Koch & Sterzel 
A. G.. Dresden: um 7,5 auf 14 Mill. M. — Land- und Seekabelwerke A.G., 
Köln: um 4 auf 16 Mill. M. — Norddeutsche Seekabelwerke, A. G., Norden- 
ham: um 18 auf 24 Mill. M. — Vereinigte Isolatorenwerke A. G., Berlin- 
Pankow: um 4 auf 7 Mill. M. — Elektrodentalwerk A. G., Frankfurt a. M.: 
um 1,5 auf 3,5 Mill. M. — Bergmann-Elektricitäts-Werke, A. G., Berlin: um 
65 auf 165 Mill. M. — Elektrische Licht- und Kraftanlagen A. G., Berlin: 
um 40 auf 115 Mill. M. — Elektrodraht A. G., Kalkberge: um 0,3 anf 0,5 
Mill. M. — Nceckarwerke A. G., EBlingen: um 16 auf 51 Mill. M. — Reiniger, 
Gebbert & Schall, A. G., Erlangen: um 30 auf 50 Mill. M. Die Summe der 
Erhöhungen beträgt 230,5 Mill. M (54,05 i. V.) und fortlaufend für 1922 
rd 1763 Mill. M. 


Von der Börse. — (28. VI. bis 18. VII.) Unter dem Druck wachsen- 
der Geldknappheit herrschte in der wegen des Druckerstreiks auf drei 
Wochen sich erstreckenden Berichtszeit an der Berliner Effektenbörse zu- 
nächst eine allgemeine Geschäftsunlust bei heftiger Aufwärtsbewegung 
der Devisen. Die Ablehnung eines neuen Überschichtenabkommens, un- 
günstiger Reichsbankausweis, die Verschlechterung der innerpolitischen 
Lage sowie auch der die Allgemeinheit außerordentlich schädigende Aus- 
fall der Tagespresse beunruhigten. Dann verursachten die mehr und mehr 


 Teleph.-F. Berliner, Hannover . . | 20 453 


954 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28. 


in Erscheinung tretende innerpolitische Zerrissenheit und die immer ernster 
sich gestaltende Finanzlage des Reichs zugleich mit weiteren wilden Kurs- 
steigerungen am Devisenmarkt, die den Wert des Dollars vorübergehend 
auf 536 trieben, eine zeitweise fieberhafte, wahllose Flucht in die Sach werte. 
Zahlreiche, infolge der Nachrichtenunterbindung unkontrollierbare Ge- 
rüchte, Befürchtungen hinsichtlich einer möglicherweise notwendigen 
Reichstagsauflösung und wegen im Ruhrrevier drohender Arbeitseinstellung 
schufen eine Nervosität, die nur langsam, u. a. in der Hoffnung auf ein 
Entgegenkommen der Reparationskommission bezüglich der monatlichen 
Ratenzahlungen, wich. Die Ermäßigung des am 15. VII. fälligen Zahlungs- 
betrages um rd 18 Mill. Gldm und bessere Berichte aus dem Ruhrrevier 
hoben zwar im weiteren Verlauf die Stimmung, doch wirkten demnächst 
die Aussicht auf eine geplante Finanzkontrolle, die wechselnden Ergebnisse 
der Verhandlungen über die Zwangsanleihe, eine erhebliche Vermehrung 
des Notenumlaufs und die zunehmende Geldknappheit lähmend, so daß 
schließlich starke Zurückhaltung und unverkennbare Mutlosigkeit zu beob- 
achten waren. 


28. VE |Xiedrie- Höchster, 18. VII 


Gesellschaften 


Letzte 
Dividende 


Accumul.-Fabr., Berlin 


l | 
f , 975 | 975 1260 1100" 
A. G. f. El. Anlg., Berlin .... — | 7 700 = 
A E.G. Berlin ....... : 650 | 624 | 880 |720 
Vorz. A j 116 ! 110 11650! 116" 


9 „ 


130 | 130 į 138 | 136,50 
464 | 458 


364 | 360 | 493 | 425 
601 | 600,50! 810 | 620 
550 | 532 | 700 | 620 
560 | 551 730 | 560 
45 | 445 
251 | 235 | 294 | 264 
392501 360 | 510 | 365 
410 | 410 | 650 | 440 


25 

8 

16 

aan 3 

RR ». Vorz.B. ....1I 725 

Bergmann, Berlin... ....] 20 

Continent. Ges. Nümnterg ...| 0 

„ ” „ Vorz.-A. 5 

Dtsch.-Atlant. Telegr., Kölp. 5 

„ Niederl. „, a APNE oz 

” Südam. ”„ ’ 6 

„ Kabelwerke, Be lin .. .| 20 
Elektra, Dreeden . . .... .[ 10 
El. Licht u. Kraft, Berlin 15 
Elektr. Liefer.- Ges., Ber!in 16 
E. W. Liegnitz ... l... 10 

Felten & Guilleaume Carlsw. . . | 25 682 678 980 810 

Ges f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 425 425 600 470 

Hackethal, Hannover .. ...[| 20 530 529 780 640 

Hamburgische E. W. .....[ 10 286 281 401 339 


Körtings Elektr.-W., Berlin. . . | 15+35 | 968 968 1200 976 
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M. „| 12 368 354 520 | 394 
" neue — |350 342 350 i — 


C. Lorenz, Berlin .......135 710 710 900 730 
Dr. Paul Meyer, Berlin. ....1[ 15 330 330 . 450 365 
Mix & Genest, Berlin .....! 16- | 382 382 D85 475 
Neckarwerke, EBlingen ....I 10 2854 260 395 305 
Oberbayer. Überlandz., München | 8 


H. Pöge, Chemnitz . ..... ‚12 350 350 510 405 
= M Vorz.-A 7 102 9625| 110 107 
Rhein. El. A, G., Mannheim 15 376 376 460 410 
® S A Vorz.-A. — | 110,50| :105850| 110,50| 108 
M. Schorch & Cie., Rheydt . .| 10 470 460 590 630 
Sachsenwerk, Dresden . ... . 20 451 451 625 510 
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 | 645 635 806 716 
„Siemens‘“‘ El. Betr., Berlin 0 180 175 200 179,87 


Siemens & Halske, Berlin „ . „| 20 935 | 925,50 | 1210 11040 
Stettiner E. W. . . 22 2 202. 15 385 | 370 450 400 
451 | 588 | 496 

| 708 ' 790 


Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin | 25+1 


Voigt & Haeffner. ... 20 680 675 840 700 
»  Vorz.-A. . . | Frank- | 20 575 575 7145 600 
Emag. Elektr.-A.G. . . furt 22 400 390 600 447 
Main Kraftwerke,Höchst f “Y 10 |310 | 250 | 399 | 301 
Heddernh. Kupferw. u. | a M. 
Südd. Kabelwerke . . 20 506 506 £50 660 


Devisenkurse. — Die Beriiner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im Juli: 


+ 


22. Juli 1922. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Der Ausfuhrmindestpreis für Taschenlampen 
nach Finnland ist geändert worden. Näheres durch die Außenhandels- 
stelle der Elektrotechnik, die auch die mit Wirkung vom 15. VII. erschienene 
neue Liste mit Ausfuhrmindestpreisen für galvanische Elemente und 
die Juliausgabe der Berechnung der Ausfuhrmindestpreise für Installa- 
tionsmaterial verabfolgt. — Nach den vorläufigen Ergebnissen des' 
deutschen Außenhandels im Mai sind an elektrotechnischen Erzeug- 
nissen 3345 dz im Wert von 24,125 Mill. M ein- und 68 566 dz im Wert 
von 772,950 Mill. M ausgeführt worden. — Der Goldzollaufschlag 
wird auf Verlangen des Garantickomitces der Entente künftig wöchent- 
lich nach der Höhe des Dollarkurses festgesetzt werden. Für die Zeit bis 
1. VIII. beträgt er 10400%. — Die Friedensvertrag-Abrechnungsstelle 
G. m. b. H., Charlottenburg 2, Berliner Str. 16/17, fordert die Inhaber noch 
nicht „eingelöster in Großbritannien ausgestellter Sanktionsgut- 
scheine aus dem Jahre 1921 zur Einreichung dieser bis spätestens 
31. VII. auf. Sollten die Bons bis dahin nicht eingesandt sein, so wird an- 
genommen, daß auf die Rückerstattung des Sanktionsabgabebetrages ver- 
zichtet wird. — Da es der Abrechnungsstelle infolge der z. T. unleserlichen 
und ungenauen Adressenangaben auf den von den britischen Zollämtern 
ausgestellten Sanktionsgutscheinen nicht immer möglich ist, Namen und 
Wohnort der deutschen Exporteure ausfindig zu machen, sollten diese, 
wenn sie drei Tage nach Empfang des ihnen von ihrem englischen Kunden 
zugehenden Originals des Sanktionsgutscheines noch nicht in den Besitz 
der Aufforderung zu dessen Einsendung gelangt sind, die Avisbriefe nicht 
abwarten, sondern die Originalbons einsenden und den Zahlungsweg vor- 
schreiben, damit die Einlösung auf Grund der Identifizierung beider Gut- 
scheine erfolgen kann. — Zur Rückerstattung der englischen Sank- 
tionsabgabe hat die Abrechnungsstelle ein neues Merkblatt heraus- 
gegeben, das eine genaue Darstellung des Verfahrens für seit dem 1. VI. 
geleistete Sanktionsabgabe enthält und für alle Exporteure nach England 
von Wichtigkeit ist. Sein Inhalt ist in Nr. 44 der Deutschen Außenhandela- 
Korrespondenz (Geschäftsstelle: Berlin W 30, Landshuter Str. 17) zum 
Abdruck gelangt. Von allen nach dem 1. VI. datierten Gutscheinen erhebt 
die Abrechnungsstelle bei Einlösung eine Inkassoprovision von 10/9 (min- 
destens 2 M). — Der Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung 
weist darauf hin, daB die scheinbar verbreitete Ansicht, seitens der Regie- 
rung sei eine allgemeine Revision des Ausfuhrabgabentarifs eingeleitet 
worden, nicht zutrifft und ungenügend begründete Anträge auf Er- 
mäßigung der Ausfuhrabgabensätze zur Weitergabe an die be- 
teiligten Ministerien ungeeignet und zwecklos sind. Die Außenhandels- 
stellen haben Anweisung erhalten, nur solche Anträge weiterzureichen, die 
nach genauer Überprüfung ernstlich als begründet erachtet und befördert 
werden können. — Bei Nachberechnung der Ausfuhrabgaben ist 
nach einer Verfügung des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilli- 
gung zu unterscheiden, ob solche wegen eines Verstoßes. der Firma gegen 
$ T der Verordnung über die Außenhandelskontrolle vom 20. XII. 1919 
vorgenommen werden muß, oder ob der Grund in einem der bewilligenden 
Stellen unterlaufenen Berechnungsfehler liegt. Im ersteren Fall muß der 
nachzuerhebende Betrag immer vom Wert der ausgeführten Mehrmenge 
bzw. vom erzielten Mchrpreis berechnet werden, und neben der Abgabe- 
berechnung hat immer auch eine solche der Reichs- und Außenhandels- 
stellengebühren zu erfolgen. Bei vorsätzlicher Ausfuhrabgabenhinterziehung 
macht sich die Firma außerdem strafbar. Handelt es sich’ dagegen um einen 
Berechnungsfehler der bewilligenden Stelle, so muß die Nachveranlagung 
bzw. Anweisung zur Nacherhebung der Ausfuhrabgabe über den Diffe- 
renzbetrag zwischen der bereits erhobenen und der eigentlich zu erheben- 
den Abgabe lauten. — Oberschlesien. Nach Errichtung der neuen 
Grenze am 19, VI. sind Anweisungen des Reichskommissarse für Aus- und 
Einfuhrbewilligung in Kraft getreten, die sich auf die Ein- und Ausfuhr 
zwischen Deutsch- und Polnisch-Oberschlesien beziehen. Letz- 
teres ist nunmehr politisch, wirtschaftspolitisch und zolltechnisch Ausland 
geworden. Dementsprechend gelten ihm gegenüber die deutschen Ein- und 
Ausfuhrverbote, u. zw. (I.)fürden Warenverkehr über die neue Zoll- 
grenze im allgemeinen die gleichen Bestimmungen der Außenhandelskon- 
trolle wie im Warenverkehr mit jedem anderen Ausland. (II.) Waren, die 
aus dem Ausland, aber weder aus Deutschiand noch aus Polen kommen 
und schon bei der Aufgabe zum Transport für das Abstimmungsgebiet, also 
sowohl für den deutschen als auch für den polnisch gewordenen Teil Ober- 
schlesiens bestimmt waren und die Einfuhrzölle an der deutschen oder pol- 
nischen Grenze vor dem 1. XI. 1921 bezahlt haben, können 6 Monate lang 


+ 
Christiania (Kr.) . . . | 79,90| 75,01 7321| 77,39 70,16 £ 73,91 19,40 san ne] 89,39 76.91) 7066| — | 1291 66,17 
Helsingfors (finn. M.) . 984| 946i 952) 9,59] 859! 997! 10,89! 1140! 11361 11,89' 991) 946! — 9,44! 8,79 
Holland (Gld) . . . . | 186,27 | 175,03 | 171,29| 181,77 | 165,29, 171,79 | 188,76 | 204,74 | 205,74] 268,74 176,28) 166,79| — | 167,29| 163,31 
Italien (L). ..... 21,97| 20,62, 19,93| 20,67! 1985| 20,27| 21,97; 23,27| 23,02|` 22,97, 2022|: 19,70] — 19,78; 18,98 
Kopenhagen (Kr) . . | 102,87| 96,78| 94,68| 99,97| 93,13 95,63 104,87 | 114,61 | 113,36 | 116,60 98,88 |- 9238| — 93,38 | 85,39 
London £...... 2134,80 [2009,95 1955,05 12052,40 1935,05 '1977,50 2157,30 2347,05 2327,05 2397, — 2037,45 |1892,60) — [1922,55 1767,75 
New York ($)... . | 480,89] 453,93 | 438,45 | 456,92 | 439,45 | 446,94 | 480,39 527,83 | 522,34 | 526,84 454,43 | 425,96] — | 419,47! 401,49 
Österreich (K) ... 0,01, 001, 002| 002| 002, 0,02; 0,02, 002: 002| 002, 002| 002! — | 002: 002 
Paris (Fr)... ... 39,95 37,90; 36,40 | 3755| 36,15! 36,40! 38,85) 4115| 4115| 41,70, 36,65] 3543| — ! 34,46 83,96 
Prag (Kö). ..... -| .10,77° 10,07; 997| 1059| 869) 1024| 11,89| 1154| 1139| 10,85, 874| 833| — , 829 7,64 
Schweden (Kr). . . . | 124,59. 116,90 113,96 | 120,85 | 111,86 | 114,86 | 125,34 | 136,63 | 135,33 | 136,83 | 118,35 | 110,66 | — : 112,16 :{102,97 
Schweiz (Fr)... . . 91,98 8794| 84,24 »8,14| 84,39; 85,59, 91,89 | 100,87 | 99,13 | 101,12! 86,89! 8290) — | 80,10! 77,40 
Spanien (Pes) . . . . En, en 6831 7141| 68,26) 6921 74,36! 82,00] 80,30 Baao 70,91 gaet _ | 65,17 63,42 
| | | | 


‘sollen, können 15 Jahre lang nach 


22. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 28. 955 


nach dem Übergang der Staatshoheit zollfrei die Grenze überschreiten. Ist 
ihre Einfuhr in Deutschland verboten, so muß eine Importbewilligung beim 
Delegierten des Reichskommissars für Oberschlesien in Oppeln eingeholt 
werden. Ist ihre Ausfuhr aus Deutschland verboten, so hat man die Export- 
bewilligung bei der zuständigen Außenhandels- oder sonstigen Bewilligungs- 
stelle zu beantragen. Die Ausfuhrpreise müssen hierbei die Einfuhrpreise 
mindestens erreichen. Pre’sfakturierung hat in der Währung zu erfolgen, 
die für die nach Deutschland eingeführte Ware gezahlt war. Ausfuhrabga be 
und sonstige Gebühren sind zu bezahlen. (IIl.) Rohstoffe und Halb- 
fabrikate (nach V. i. a. nur solche Erzeugnisse industrieller Betriebe, die 
der Empfänger einer weiteren Verarbeitung oder Umformung unterwirft, 
um sie zu einem anderen selbständigen, weiterverarbeitungsfähigen oder ge- 
brauchsfertigen Erzeugnis umzufertigen) der industriellen Betriebe (auch 
der gewerblichen und Handwerks-Betriebe) der einen der beiden Zonen des 
Abstimmungsgebietes, die in den industriellen Betrieben der anderen Zone 
rerkraucht oder verarbeitet werden sollen, können 6 Monate lang nach dem 
Übergang der Staatshoheit zollfrei über die Grenze gehen. Unterliegen sie 
deutschen Ein- oder Ausfuhrverboten, so ist eine Bewilligung beim Dele- 
zierten in Oppeln zu beantragen. Ausfuhrabgaben werden nicht erhoben. 
(IV.) Rohstoffe und Halbfabrikate, die ihren Ursprung und ihre Herkunft 
aus denindustriellen Betrieben der einen der beiden Zonen des Abstimmungs- 
:bietes haben und in den Betrieben der anderen Zone verarbeitet werden 
Übergang der Staatshoheit zollfrei über 
die Grenze gehen, wenn sie wieder in ihr Ursprungsland eingeführt werden 
müssen. Auch in diesem Fall sind etwaige Ein- oder Ausfuhrbewilligungen 
kim Delegierten in Oppeln zu beantragen, der ebenfalls die Ausfuhrbewilli- 
zung für die im deutschen Teil Oberschlesiens veredelten Waren zur Rück- 
ændung in den polnischen Teil gibt. Unterliegen die in letzterem veredelten 
Waren im deutschen Teileinem Einfuhrverbot, so muß die Importbewilligung 
wim Delegierten in Oppeln eingeholt werden. Die Bestimmungen über den 
Veredelungsverkehr behalten auch hinsichtlich der Ausfuhrabgabe ihre Gül- 
tigkeit. (VI.)Die Ausfuhr deutscher Rohprodukte, Halbfabrikate 


und Fertigerzeugnisse, die für die Industrie des polnischen Teiles des, 


Abstimmungsgebietes unmittelbar unentbehrlich sind. (d. h. die angeforderte 
Ware muß in Deutschland in einer für den Bedarf der deutschen Industrie 
ausreichenden Menge vorhanden sein, und Polen darf diese Erzeugnisse nicht 
aus seinem Gebiet ausführen, wobei der Export Polens nach Deutschland 
und nach einem dritten Lande nicht als Ausfuhr im obigen Sinne gilt, sofern 
er 5% der in Polen verfügbaren Menge unter Ausschluß der aus dritten Län- 
dern eingeführten Menge nicht übersteigt), ausgenommen Lebensmittel, 
wird 15 Jahre lang nach Übergang der Staatshoheit deutscherseits zugelassen. 
Unterliegen die Waren deutschen Ausfuhrverboten, so sind die Exportbe- 
wılligungen bei der zuständigen Außenhandels- oder sonstigen Bewilligungs- 
stelle za beantragen. Daß es sich um deutsche Waren handelt, muß durch 
Unterlagen nachgewiesen werden. Liegt der Ausfuhr einer Ware aus Deutsch- 
land nach Polnisch-Oberschlesien ein vor dem 1. XI. 1921 abgeschlossenes 


' Geschäft zugrunde, und ist der Ausfuhrantrag innerhalb von 1%, Jahren 


nach ang der Staatshoheit bei der zuständigen deutschen Stelle ein- 
rereicht, so wird die Ausfuhrbewilligung auch erteilt, wenn die vereinbarten 
Preise den z. Zt. des Geschäftsabschlusses geltenden Exportmindestpreisen 
nicht entsprechen. (VII.) Für die Industrie in Oberschlesien ist eine Be- 


darfsliste aufgestellt worden, die bestimmte Kontingente enthält. Für. 


dese werden Ausfuhrbewilligungen erteilt. sofern die Waren ausschließlich 
für die in Polnisch-Oberschlesien bestehende Industrie zur Verwendung 
«ommen. Sind die Ausfuhrkontingente erschöpft, so werden weitere Ex- 
prrtanträge wie solche nach einem anderen Auslande behandelt. Zu beachten 
t weiter nach X., daß die für die Ausfuhr deutscher Rohprodukte, Halb- 
abrikate und Fertigerzeugnisse zu erteilenden Ausfuhrbewilligungen nur 
gegeben werden. wenn die in Frage kommende Ware unmittelbar für einen in 
Polnisch-Oberschlesien gelegenen industriellen Betrieb für seinen unmittel- 
baren Bedarf bestimmt ist und direkt an ihn exportiert wird; Handels- und 
Speditionsfirmen erhalten keine Ausfuhrbewilligung. Anträgen auf Ausfuhr 
von kontingentierten Waren müssen Beglaubigungen (Verwendungsbe- 
«heinigungen) der Abteilung für Industrie und Handel der Woiwod- 
schaft Schlesien und Kattowitz beigefügt sein, die den Empfänger 
nnd den Verwendungszweck nennen. Als Ausfuhrmindestpreise gelten die 
fâr valntaschwache Länder. — Rußland. Der deutsche Reichstag hat den 
(setzentwurf über den Vertrag von Rapallo in dritterLesung ange- 
nommen. — Spanien. Für vor dem 29. V. verkaufte deutsche Waren muß 
meh Meitteilung der „Frankf. Ztg.“ der Antrag auf Befreiung von dem 
Vslatazuschlag durch Vermittlung des für Abfertigung der Waren zu- 
ändigen Zollverwalters oder, wenn diese noch nicht abgesandt sind, des 
'naprechenden spanischen Konsulats dem Finanzminister eingereicht wer- 
tn und von einer Bescheinigung des für den Ursprungsort zuständigen 
‘Ssunischen Berufskonsuls begleitet sein, aus der auf Grund der getroffenen 
Feststellungen hervorgeht, daß der Kaufvertrag vor dem 29. V. geschlossen 
trden ist, Die vor Erlaß dieser Anweisung gestellten Befreiungsanträge 
"rden, auch wenn sie ihr nicht entsprechen, zur Erledigung gelangen. 


WARENMARKT. 


Akkumulatoren. — Die Accumulatoren-Fabrik A. G., Berlin, hat 
am 13, VII. die Teuerungszuschläge, gerechnet nach den vierfachen Listen- 
mæn, für Zellen in Glasgefäßen auf 40%, für solche in Holzkästen auf 
K für Holzgestelle auf 140% und, gerechnet nach den einfachen Listen- 
reisen, für Verpackung auf 800%, für Montage, Füllung und Inbetriebsetzung 


innerhalb Deutschlands ohne das besondere Montagezuschläge bedingende 
Saargebiet unter Vorbehalt jederzeitiger Änderungen auf 525% erhöht. — 
Installationsmaterial. Wegen des weiteren außerordentlichen und 
sprunghaften Steigens aller Rohstoffpreise und Unkosten haben die „Elt- 
Iabriken‘“ ihre Preise mit sofortiger Wirkung abermals um durchweg 25%, 
erhöht. — Elektrische Heiz- und Kochapparate. Die Vereinigung 
der Fabrikanten elektrischer Heiz- und Kochapparate, Charlottenburg, 
setzte den Teuerungszuschlag für sämtliche Artikel ab 10. VII. von 50% auf 
150% hinauf. — Isolierte Leitungsdrähte. Die Teuerungszuschläge auf 
Preisliste 11 vom 1. IV. der Verkaufsstelle vereinigter Fabrikanten isolierter 
Leitungsdrähte G. m. b. H. sind mit sofortiger Wirkung für NGA, NGAB, 
NGAF, NGAZ, NGAT, NFA schwarz imprägniert auf 100%, für NPL, 
NPLR, NPLS, NSA, NFA mit Glanzgarnbeflechtung auf 120° und für alle 
übrigen Typen (Pos. 5a und b, 6 und 9 bis 20 der genannten Liste) auf 140°, 
erhöht worden. Frachtfreie Lieferung ab Werk seit 1. VI. nur bei Aufträgen 
von mindestens 5000 M Nettofakturenwert im Einzelfall. — Glühlampen. 
Die Osram G. m. b. H. Kommanditgesellschaft, Berlin, hat die Teuerungs- 
zuschläge auf die Listenpreise ab 29. VI. für Metalldrahtlanıpen von 20 bis 
260 V und für Kohlefadenlampen auf 900%, für Metalldrahtlampen bis 19 V, 
Glimm-, Taschen- und Telephonlampen auf 900%, für Heizlampen auf 
2100% erhöht und den Grundpreis für Glimmlampen gleichzeitig auf 7 M 
ausschl. Steuer hinaufgesetzt. Auch für Soffittenlampen gelten neue Grund- 
preise. Bis zum 28. VI. angenommene Aufträge werden, soweit die Liefe- 
rung noch im Juni oder Juli möglich ist, mit den bisherigen Teuerungszu- 
schlägen bzw. Grundpreisen berechnet. — Isolierrohre. Die Verkaufs- 
stelle vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten hat für Lieferungen ab 17. VII. 
die zu den Preisen ihrer Liste vom 24. X. 1921 hinzuzurechnenden Aufschläge 
für Bleirohr, lackierte, farbige Galvano- und Gelblackrohre nebst Zubehör 
auf 1100%, für Messingrohr mit Zubehör auf 1600%, für Stahlpanzerrohr 
nebst Zubehör auf 2000% und für schwarzes Papierrohr auf 1300% erhöht. — 
Kohle. Die Kohlenpreise sind mit Wirkung vom 1. VII. weiter hinauf- 
gesetzt worden ;die Steigerung beträgt fürrheinische Fettförderkohle 300 M/t, 
womit diese Sorte den 100 fachen Vorkriegspreis erreicht hat. Im einzelnen 
gelten jetzt ab Grube, einschl. aller Steuern, je 1 t folgende Sätze:im Gebiet 
des Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats bei Fettkohlen 
für Fettförderkohle 1208M, bestmelierte Kohle 1357 M, Stückkohle 1592 M, 
Nußkohle I und II 1628 M; bei Gas- und Gasflammkohlen für Gasför- 
derkohle 1374 M, Gasflanmförderkohle 1267 M, Flammförderkohle 1208 M, 
Stückkohle 1592 M; bei Koks für Hochofenkoks 1784 M, für Gießereikoks 
1851 M. Briketts Klasse I kosten jetzt 1837 M, Klasse II 1836 M. Die 
Preise im Gebiet des Ostelbischen Braunkohlensyndikats (Nieder- 
lausitzer Gruppe) stellen sich für Briketts im größeren Industrieformat auf 
954 M, im dsgl. kleineren auf 1004 M und bei Rohkohlen für Förderkohle 
auf 272 M, Siebkohle auf 321 M, Stückkohle auf 372 M. Im mitteldeutschen 
G.biet gelten die gleichen Preise. — Die Delegiertenkonferenz der Bergarbei- 
ter im Ruhrbezirk hat das Überschichtenabkommen trotz der Versiche- 
rung, daß damit kein Angriff auf die Siebenstundenschicht erfolge, und trotz 
dringlicher Empfehlung zur Annahme seitens der Verbandsführer mit erheb- 
licher Stimmenmehrheit abgelehnt. — Im Gebiet der preußischen Bergwerks- 
direktion Hindenburg (Oberschlesien) kosten seit 1. VII. Stückkohlen 
1370 M und Staubkohlen 1109,60 M/t, einschl. Kohlen- und Umsatzsteuer. — 
Die Förderung des Ruhrgebiets ist im Juni weiter zurückgegangen; 
sie betrug arbeitstäglich 295 000 t gegen 310 844 i. Vm. Das Ergebnis ist 
namentlich durch den 24stündigen Demonstrationsstreik ungünstig beein- 
flußt worden ; der infolgedessen entstandene Ausfall stellt sich auf rd 275 000 t 
im Werte von rd 275 Mill. M. Wegen der Verminderung der Ruhrkohlenför- 
derung und der Abtrennung Polnisch-Oberschlesiens wird den Steinkohlen- 
verbrauchern dringend geraten, sich, soweit nicht durch andere heimische 
Brennstoffe Ersatz geschaffen werden kann, möglichst mit ausländischen 
Kohlen einzudecken, die deshalb bis Ende März 1923 von der Kohlensteuer 
befreit bleiben. — Erze. Der Preis Siegerländer Eisenerze stellt sich im Juli 
für Rohspat auf 1394,50 M, für Rostspat auf 1949,50 M/t, Frachtgrundlage 
Siegen. — Eisen. Infolge der Kohlenpreiserhöhung sind die Preise für 
Roheisen und Walzfabrikate automatisch hinaufgesetzt worden. Sie lauten 
jetzt für Hämatit auf 8265 M, GieBereiroheisen I 7915 M, dsgl. III 7845 M, 
Luxemburger Gie Bereiroheisen III 7073M, kupferarmes und SiegerländerStahl- 
eisen 7845 M, Temperroheisen 8209 M und Ferromangan (80%), hier mit be- 
kannter Kursklausel, auf 17855 M/t. — Die englische Roheisenerzeugung 
erreichte im Mai den höchsten Stand seit Beendigung der Bergarbeiterstreiks; 
sie betrug 407 900 tons, immerhin noch nicht die Hälfte der monatlichen 
Vorkriegsproduktion. Die Preise für Middlesborougher Roheisen liegen ziem- 
lich unverändert, die schottischen sind etwas gestiegen. Z. Zt. notieren 
Nr. 1 M’bro Gießereiroheisen 95 s, Nr. 3 dsgl. 90 s, Nr. 1 Mbro Hämatit- 
roheisen 94 bis 95 s und 2, 3 dsgl. 93 bis 94 s/ton. — Für Walzfabrikate 
stellen sich die neuen Preise wic folgt: Rohblöcke 8520 M, Vorblöcke 9315 M, 
Platinen 9910 M, Knüppel 9660 M, Formeisen 11 290 M, Stabeisen 11 470 M, 
Universaleisen 12470 M, Bandeisen 13 030 M, Walzdraht 12340 M, Grob- 
bleche 12 860 M, Mittelbleche 14 610 M und Feinbleche 15 060 bis 16 490 M/t. 


` Der Aufschlag für Siemens-Martin- Qualität beträgt 900 M/t. — Von einer 


Neuregelung der Eisenpreise noch für Juli hat der Stahlbund abgesehen; 
obwohl von verschiedenen Werken sehr weitgehende Anträge auf Erhöhung 
gestellt worden sind. Die Preise sollen erst nach der zum 1. VIII. zu erwar- 
tenden weiteren Kohlenpreissteigerung neu festgesetzt werden. Für aus- 
ländisches und (in Klammer) schlesisches Material gelten z. Zt. folgende Ber- 
liner Lagerpreise: Stabeisen und Universaleisen 2300 M (2100), Bandeisen 
2985 M (1960), schlesisches T- und U-Eisen, 80 mm und höher, durchschnitt- 
lich 1850 M/100 kg. — Schrott. In der letzten Zeit sind die Schrottpreise 
im Zusammenhang mit der erneut eingetretenen starken Wertverminderung 
der Mark erheblich gestiegen. Z. Zt. werden für Kernschrott 6400 M, für 
Späne 6000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 7300 M/t frei 
Berlin gezahlt. — Edelmetalle. Für Gold ist der Ankaufspreis des Reichs 


> 


eig 


966 


neuerdings auf 1700 M/Zwanzigmarkstück erhöht worden. Am Berliner 
Markt wurden am 20. VII. 330 M/g, für Platin sohon 1230 M/g und für 
Silber 11000 M/kg gezahlt. — Blei. Die rheinisch -westfälische Bleihändler- 
vereinigung, Düsseldorf, hat die Lagerpreise für gewalzte und gepreßte Blci- 
fabrikate um 716 M auf 7600 M hinaufgesetzt. — Zement. Einschließlich 
Umsatzsteuer beträgt der Höchstpreis für Lieferungen an private Abnehmer 
seit dem 3. VII. im Gebiet des Norddeutschen Zement-Verbandes 21 059 M, 
in dem des Rheinisch-Westfälischen Verbandes 20 049 M und im Gebiet des 
Süddeutschen Verbandes 21 6828 M/10t.— Baumwolle. In Amerika sind die 
Preise in der letzten Zeit wieder zurückgegangen ; die höchste Notierung war 
Ende Juni mit 23,75 cts/lb; am 19. VII. stellte sich Locoware in New York 
auf 22,50 cts bei weiter fallender Tendenz. Auch am Liverpooler Markt sind 
die Preise weiter gefallen. In Bremen stieg Baumwolle infolge der Markent- 
wertung auf 280 M/kg. — Seide. Auf den italienischen Kokonmärkten 
sind die Preise weiter erheblich gestiegen; freilich ist der Spekulation ein 
großer Teil der Ursache dieser Preissteigerung zuzumessen. Es wurden für 
frische Ware 31 bis 33 Lire/kg bezahlt. Auch Rohseide hat wieder erheblich 
angezogen, prompte Ware ist überhaupt nicht zu haben. Die Spinnereien 
sind für die nächsten 2 Monate völlig ausverkauft. 
werden z. Zt. etwa folgende Preise für September-Lieferungen bezahlt: 
Organsin 20/22 8000 M, Org. Grenadine 8300 M, Grege 11/13 7000 M, Chappe 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28. 


Am deutschen Markt - 


22. Juli 1922. 


sche Ware 230 M und für französische 225 M/kg. — Metallhalbfabrikate. 
Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., G. m. b. H., Berlin, betrugen die 
Verbands-, Grund- und Richtpreise je 100 kg am 19. VII. unverbindlich für 
Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 23 600 M, Aluminiumrohr 31 500 M, 
Kupferbleche 18 440 M, Kupferdrähte, -stangen 17 600 M, Kupferrohre o.N. 
19 970 M, Kupferschalen 20 300 M, Messingbleche, -bänder, -drähte 18 500 M, 
Messingstangen 12 500 M, Messingrohre o. N. 19 000 M, Messing-Kronenrohr 
23 000 M, Tombak, (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen 20 500 M, Neusilber- 
bleche, -drähte, -stangen 37 000 M, Schlaglot 14 000 M. — Altmetalle. Am 
20. VII. wurden am Berliner Markt folgende Preise gezahlt: für altes Elektro- 
lytkupfer 13 350 bis 13 450 M, unverzinntes Schwerkupfer 12 900 bis 13 000 
M, Maschinenrotguß 9500 bis 9600 M, Rotgußspäne rd 8500 bis 9000 M, Mes- 
singzünder, pulver- und eisenfrei, 7400 bis 7500 M, Messingkartuschen, pulver- 
und eisenfrei 9700 bis 9800 M, reine, weiche Messingblechabfälle 9600 bis 
9700 M, Messingschraubenspäne 6700 bis 6800 M, altes Weichblei 4300 bis 
4400 M, Zinkzünderlegierungen 4200 bis 4300 M, Altzink 4100 bis 4200 M, 
Reinaluminium-Blechabfälle (98/99%,) 14700 bis 14 800 M/100 kg in ge- 
schlossenen Quantitäten und Wagenladungen. — Metallpreise. Die No- 
tierungen der Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der 
Kommission des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich 
ab Lager in Deutschland) lauten in M/kg: 


Ld 


Metall 21. VIL 19. VI. | 17. VI 14. VIL | 12. VIL | 10. VIL | ve | svm | vu. 

Elektrolytkupfer (wire bars), ' | 

prompt, cif Hamburg, Bremen | 

oder Rotterda isn 153,97 151,00 141,65 148,71 148,95 173.68 157,84 13463 | 12901 
Raffinadekupfer, 99/99,3% 135—136 132—133 |127.5—128.5] 130—131 123—125 146—148 145—1483 115—116 117—118 
Originalhütten weich blei 54.5—55 52,5 —53,0 50—50,5 59—51 50—51 583 — 6N) 60—62 46—47 475—455 
Originalhüttenrohzink, Preis im 

freien Verkehr .......| 60-62 58,5—61 56,5 —57,5 58—59 55—57 67—68 66—69 53—54 54—35 
„ (Preis d. Zinkhūttenverband.) 66,07 62,37 506,5 54,95 61,13 65,64 57,22 53,51 49,64 
Plattenzink (remelted) von 

handelsüblicher Beschaffenheit) 49—50 43—49 46—47 46—47 43—45 , 54—55 53—55 42—43 4—# 
Originalhüttenaluminium 

89/999% in Blöcken, Walz- oder 

Drahtbarren . . 2.2.2... 194 199 182 187 183 214 214 170 173 
del. in Walz- od. Drahtbarren ! 

EEE a A A 196,5 201,5 134,5 1895 | 185,5 216,5 216,5 172,5 175,5 
Zinn, Banka, Straits, Austral. 

in Verkäuferswahl . . . .. . 342 —343 346 —349 312—314 | 319—321 314—317 365—370 360—370 205—297 , 295-2 
Hüttenzinn, mindestens 99°% . 338—339 | 340—843 306—308 314—315 310—311 355 — 360 353 — 558 292 — 293 20— 2 
Reinnickel, 98/99% ..... 295 — 305 300—305 2830—2853 | 275—285 280—290 330—340 325—339 270—275 270—275 
Antimon -Regulus ...... 49—50 49—50 46—47 | 46—47 4—46 54—55 52—54 42—43 44—45 
Silber in Barren rd 900 fein für | | 

l kg fein. sur ns 10700 - 10300 10800 -10900 10275 -10325 10400 —10500, 9800 — 10000 11890- 12300/11800 -12000; 9450—9550 | 9700—9800 ' 


200/2 fach 3200 M, Kunstseide 120/Handlsp. 1800 M/kg. — Benzol. Der 
Benzol-Verband, Bochum, hat folgende Preise festgesetzt: Tetralitbenzol 
(sehr knapp) 32,25 M, ger. Lösungsbenzol I 36,75 M, dgl. II 33,25 M, ger. 
Toluol 43,25 M, Benzol- Vorlauf 33,75 M und unger. Schwerbenzol 28 M/kg. — 
Schwefelsäure. Der Erzeugerpreis für 100 kg Schwefelsäure 600 Be ist ab 
1. VII. auf 245 M, der Verbraucherpreis auf 270 M festgesetzt worden. — 
Paraffin und Wachs. Die Preise für Paraffin und Wachs sind am Ham- 
burger Markt infolge großer Angstkäufe sehr stark gestiegen. Weißes Tafel- 
paraffin wurde mit 36 bis 37 M/kg unverzollt gehandelt, Zeresin, naturgelbe 
Ware, mit 50 bis 52 M, weiße Ware mit 52 bis 54 M/kg. Montanwachs für den 
Inlandsverbrauch kostete 18,50 M, bei geschlossenen Wagenladungen 18 M/kg. 
— Öle und Fette. Der Markt für Mineralschmieröl ist schr fest. In- 
folge der ständigen Schwankungen der Devisenkurse wird z. Zt. nur noch in 
Dollars angeboten. Die Zufuhren nach Hamburg waren in der letzten Woche 
sehr gering. Im einzelnen wurden etwa folgende Preise verlangt: Pennsylv. 
Heißdampfzylinderöl, Visk. 5 bis 6 bei 100° Flp. 310/3200, 8 $; dsgl. Satt- 
dampfzylinderöl, Visk. 4 bis 5 bei 100°, Flp. 270/280°, 6 $; dsgl. hochflammige 
Maschinenöl-Raffinate, Visk. 6,5 bis 7 bei 50°, Flp. etwa 2200, 8,30 $ und dsgl. 
Visk. 4,5 bis 5 bei 50°, Flp. etwa 215°, 7,20 $; gute amerikan. Maschinenöl- 
Raffinate, Visk. 8 bis 9 bei 509, Flp. etwa 190°, 7,65 $; dsgl., Visk. 6 bis 7 bei 
50°, Fip. etwa 180/185, 7,30 $; dsgl., Visk. 4 bis 5, 5,80 $; dsgl. Visk. 2 bis 3 
bei 50°, Flp. etwa 170°, 4,25 $; amerikan. Spindelölraffinat, Visk. 4 bis 6 bei 
20°, Fip. 150/160°, 4,30 $; dsgl. Maschinenöl-Destillat, Visk. 5 bis 6 bei 50°, 
Flp. 170/180°, 4,50 $; hellgelbes Maschinenfett, unbeschwertes Material, 
Tropfp.80/90°, 6,50 $/100kg. Zu diesen Preisen kommt der jeweils gültige Zoll 
(z. Zt. für Mineralöl 1140 M/100 kg Reingewicht) sowie bei Kauf cinschlie Blich 
HolzfaBein Zuschlag von 300 M/100 kg Reingewicht. — Die Nachfrage nach 
Transformatorenöl war in den letzten Wochen sehr rege. Der Ver- 
braucherpreis stieg im Laufe derersten Hälfte des Monats Juli auf 3440 M/100 
kg Reingewicht ausschl. Leiheisenfaß ab Raffinerie. — Bei Dieselmotoren- 
treibölen notieren z. Zt. Hallenser Paraffintreiböl bei Bezug in miet- 
freien Kesselwagen ab mitteldeutscher Versandstation 910 M, dsgl. in Käufers 
frachtfrei einzusendenden Eisenfässern ab Lager Berlin 1020 M, dsgl. in 
Leiheisenfässern ab Lager Berlin 1025 M, Steinkohlenteertreiböl 700 bis 
720 M und drgl. Heizöl 680 bis 700 M/100 kg netto ohne Faß ab mitteldeut- 
scher Station. — Die holländischen Leinölpreise haben in letzter Zeit wieder 
stark angezogen ; z. Zt. werden für prompte Ware 51,50 Gld/100 kg verlangt. 
Am deutschen Markte war rohes Leinöl zu 95 M/kg angeboten. Rizinusöl 
l. Pressung kostet 112 M, und Ware 2. Pressung 108 M/kg. Die Preise für 
Terpentinöl sind in Amerika stark gestiegen. In NewYork wurden am 
19. VII. 123 cts/Gallone bezahlt; der deutsche Markt fordert für amerikani- 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. O. Zeh m o in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am 
14. VII. 1922 für 1 ton (1916 kg) notiert: 


£ s d £ s d 
*Kupier: best selected ... 2.2... 6 0 0O bis 66 0 0 
* „ electrolytic. ..... a.’ 50, 71 15 0 
* „ wire bars © è o è ù ù > o o è o% 71 15 0 „ en, az. Ken 
Eo standard Kasse . ...... 6 0 0», 63 2 6 
x ” „ 3 Monate. ..... 63 8 9 ” 63 10 0 
Zinn: standard, Kasse . . .. sanae’ 153 5 0 „ 153 7 6 
„ „ 3 Monate... . 2... 153 17 6 „ 154 0 v 
ao SUAI e a a a a a a a 154 5 0 „p 154 12% 
Blei: span, oder nicht engl. Weichblei... 24 12 6 „ 312% 
„ gew.engl. Blockblei . . ...... 5 76. - 
Zink: gew. Sorten . . 22 222220. 28B 15 0, 2 2 6 
yo emelted -i ai re re e 27 15 0 2-7; 
„ engl. Swansea . . 222 2020. 29) 5 0 lieferbar Swansea 
Antimon: engl. Regulus ........ 32 £ 108/35 £ net. Je nach Menge. 
Aluminium: 98 bis 99% ... 220. 105 £ Inland, 110 £ Ausland. 
‚ Nickel: 98 bis 99% garantiert ..... 160 £ (In- und Ausland). 
Wismut: je Ib... 22 2 2 2 2 2 2 0. 98 
Platin: je Unze. . . 2 2 2 2 2 2 m 2. 19 £ 10s. 


Quecksilber: nom. für die 75 lbs. Flasche 11 £ 10s. 
Wolfram: 65% je Einheit nominal. .. 128 6d. 


In New York notierten am 20. V1I. 1922: Elektrolytkupfer lcoo 14,00 
Eisen 24,50; Blei 5,72; Zink 5,80; Zinn 31,75 cts/lb. 


® Netto. . 


Bezugsquellenverzeichnis. 
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nicht 
berücksichtigt werden.) 

Frage 29. Wer fabriziert Kleinapparate für den Empfang von 
drahtloser Telephonie und Telegraphie für privaten Verkehr? 

Frage 30. Wer liefert Proben von Aluminiumfolien von */iooo 
Millimeter Dicke oder dünner? Kosten werden gern erstattet. 

Frage 40. Wer liefert Zementfiber für Schalttafeln: 


22. Juli 1922. 


Abschluß des Heftes: 


22. Juli 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28. 966 a 


`- 


Zuschlagsliste Nr. 58 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie 
für Juli 1922 bis auf weiteres. (Gültig ab 14. VII. 1922 und nur für das Inland.) 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten 
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen gie gehören.) 


Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- 
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis- 
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. Bei den in der 
liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso- 
liercohr, Glühlampen (68a und b), Tableaus, Läutewerke und Kon- 
takte (69a, 1 und 2), Fernsprechschnüre (70 bis 72), Gummifreie 
Isolierstoffe (80 bis 84), wird für Aufträge, die nach dem 12. XI. 1921 
angenommen sind, der Teuerungszuschlag nach folgender Formel 
berechnet: 


1. Wird innerhalb zweier Monate nach dem Bestelltage geliefert, 
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag. i 


2 Wird später als zwei Monate nach dem Bestelltage geliefert, 
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell- 
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder 
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch 
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage 
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit. 


3.- Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit 
geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver- 
zögerung durchgeführt werden kann. 

4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich- 
zurechnen. 

5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 15 Monate 
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für 

Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be- 

treffenden Verbände. 

Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund- 
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ) 
wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner 
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1929 
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An- 
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegebeu 
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100. 


Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag 
JA 

lieneratoren, Motoren, Umformer und Dreh- 

transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- 

führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 

1. über 0,2bis20kW bzw. über 0,2bis?20kVA 

bei Generatoren . . 2 2» 2 220000 kroi 3400 
2. über 20bis100kW bzw. über 20bis100k VA auf 1000 ` 

bei Generatoren . . 2. 2 2 2 02. . D Undr 3800 
3. über 100 kW bzw. über 100 kVA bei Gene- ` 

TAO. u: 56: 0 e a o ae an a A : 4200 
Sonderausführungen. 
d. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . . 2... 3700 
n Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen .. ... . . 3000 
b. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 

pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 3500 
i. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . 2.2... i 2600 
R Vollständig ausgerüstete Motorkarıen, Motorschleifen, 

Motortragen, Motorwagen . . 2. 2 2 2220000. 3400 
Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- 

ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren 

für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, 

medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 

Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 

bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, 

bezogen auf 1000 Umdr. ..... ee j 3700 


Dampfturbinen. 


10. Turbosätze, bestehend aus 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 3200 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 


anlagen . . 22220. ee Ea ae SaS pos 2900 
Il. Turbogeneratoren allein... 2 2 22200 .. Bu 3300 
B. mpfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressore 
und Turbogebläse allein... . o. snoa 2600 
13 Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate 
allein ....... E a ee nee. a m ER 3100 


Zubehör zu Maschinen: 


H, Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 
für Einpbasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 
schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl. Selbstanlasser 

15 f. Druokkn. - u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 3400 
- Schützensteuerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- 


apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- | 
16. steuerung, Bremsmagnete . o ọ oo o e è è 8 ò> òo òo 9 3800 
i Gleitschienen, Verankerungen. . .. . i 3400 


- Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . i 3700 
Bahnmateria], | 


N. Bahnmotoren u. 4 bis 150 kW Stundenleistung . . 3600 
1 ĉektr. Bremsen \ über 150 kW j re 4100 
N Bahntransformatoren . 22 22 een 3700 
hM kompressoren und Motorventilatoren (vollständige 

ee), memea a ae nee: B00 


Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag 
% 

17e. Hilfsmotoren 4. .0..0 0. 43 2.2 aaa 3700 

18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 
Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 
derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 
materialien für Bahnfahrzeuge . . . . 2.2 22.0. 3400 

18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 3400 

19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 
triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 
hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 
tiven für Bergbau und Industrie. . . . 2. 2 .2.2.. . 3500 

20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- 
Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 3900 

21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 3500 

2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge ....... 2700 

Transformatoren!) und Gleichrichter. 

22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA . ; 3400 

228. u» 5 » `» über 100 kVA .. 3700 

23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . .. 3690 

23a. Ersatz-Glaskörper . ... 2 2 2 mr or rn ren 800 

24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . . .. 4200 

Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 

25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger» 
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 
Gußgehause » se. 0 en a wre ee de 4000 

26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht 
in Eisen- oder Gußgehäuse;; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 4200) 

27. Niederspi.nnungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 
Schalttafelbau . . 2.2 22 0 vorn. š 4200 

27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 3200 

28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 
Streckenschalter, soweit nicht für Öl ........ 4200 

29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- 
mierte Wanddurchführungen . . . 2. 2 22... Eat 4200 

29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 3200 

30. Freileitungs-Hömerschalter. .. .. . re 4200 

31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) .. .. . 3600 

32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . . . .. . 4200 

33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und 
Erdungsdrosselspulen) . . . 2.2... a u E EA 4200 

34. Schutzdrosselspulen . . .... E DENE der N I a 3300 

35. Erdungsdrosselspulen . . . 2. 2 2 2 2 2 2 2 20. ; 3700 

36. Motorschalttafeln, auch mit selbettätigen Schaltern . . 4200) 

37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . 2.22... Sá 4200 

38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte .... . : 4200 

39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 4200 


N Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


956 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 28. 22. Juli 1922. 


Teuerungs- 


Gegenstand zuschlag 
Oo 

MeBapparate und Zubehör 
ala: Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 

Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 

zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 

oder Drehspulme Bwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 

lations- und Leitungsprüfer . . . . 2. 2 222 20. 3000 
41b. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein- 

schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 

lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 

skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe- 

raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . .... .» ; 3000 
41c. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte .. ... - 3000 
42. Zähler s a. a Sea Dee TETES 2600 
43. Meßwandler und Zubehör . .. 2. : 202er... 3500 
Installationsmaterial. 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . 3300 
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselkopfe, 

Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. HI (Klein-, 

Normal- u. Groß-Edison-Gew.) . RE er 2400 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI ae an 2 3500 
4b. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 2400 
4ba. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 

Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. . . . l...a.. 3200 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- 

bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . . 2 2 2 2.0. 3300 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens). 2400 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 

zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens) . 2400 
60. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß- 

BENBUBE u. 2 ee a ee o a 3500 
51. Pe De und Hausanschluß- Sicherungen, Freilei- 

-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in aursebäun 3500 


52. Zar ertafeln, armiertt .. .... 2900 
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und 


-Klemmen u. dgl. . 3400 
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und "gußeisernes 

Installationsmateril . 2... 2 200er 3700 
55a. Metallfassungen . . Bar are ker ee a ee He 3300 
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder 

u. dergl. . . 2... A š Be re 3300 
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- 

zellan und Isolierstoff . . . 22 e 220000. . 3300 
60. Installationsmaterial für Schitfe ` (ausschl. der zwei- 

teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . . sses. 3400 


Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. 


Glühlampen. 2 
68a. Glühlam mpen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- 
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . | Auf Anfrage! 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


Druck von H. 8. Hermann & Co., Berlin SW 19, Beuthstr. 8. 


70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . er Paraband 


Gegenstand 


68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) 
sowie Telephonlampen 


Telegraphie und Fernsprech wesen. 


69a. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke 7 
(Wecker)sowie Aus- u. Umschalter für Haussignalanlagen 1500 f 


2. Kontakt-Vorrichtungen für Haussignalanlagen . . . 1500 
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und cin- -3 
fache Induktor-Apparate . . . 2 2 2 220er e 2900 
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- J 

schalter und öffentliche Fernsprechnetze . ...... 3000 : 
69d. Zentralumschalter und Amtseeinrichtungen . . . . . » 3200 i 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . .. 3000 
69f. Apparate für Telegraphie . .. 2.2: 2 22220. 3000 


i mit » \ 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . s. 2 2 2 22 2 00. | 
12. Apparatschnüre (Privattypen) . . . 22 2 202200 


Auf Anfrage | 


Bogenlampen und Zubehör. ; 
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch- i 

tungszwecke „2 22 m ern 2800 
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . .. 2... 2300) 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 

und Handelsschiffe) . . . 2 2 2 2.2. EEE 3000 
76. Widerstände . . . 2.2... Er Ar eg 3200 
77. Aufhängevorrichtungen . . . 2 2 2 22 2 ee’ nr 2300 
78. Leitungskupplungen . . . 2 2: 2 2 2 2 2 2 re na. 2300 
79. Transformatoren und Drosselspulen . .. . 222 .. 3400 
Gummifreie Isolierstoffe. 
80. Normalplatten . . osasse een en 2200 
81. Zählertafeln, unarmiert . . oo... 20. 2600 
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . . . . . 2800 
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . 2600 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 

mierte Anschlußklemmen usw.) . . noa aeaa : 3000 
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall 

a) mit einem Stückgewicht bis 50 8... 2... 3200 

b) » ©; n über 50 8g....... 2300 
Verschiedenes. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis 
für Lieferungen ab 14. VIIL. 1922 mindestens 4300M für 100 kg 
ohne Faß. 


Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preis- 
stelle (2. Fassung). 


bekanntgegeben werden. Ab 14. VII. 1922 gelten die An- 
gaben der Ausgabe 19a. Diese Tabellen, die wir wegen 
Raummangels nicht abdrucken können, sind beı der Außenhandels- 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel wie vorstehend 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


E T 2 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


I E” 


Energie zu | 


Inhalt: Verwendung elektr. Verkehr und Transport. 970. die Behandlung elektrischer Anlagen in der 
thmischen Zwecken. Von J. Hess. 957. | Vermeidung v. Pya iia Na ana i elani ar | Landwirtschaft. 
Verwendung von Asynchrongeneratoren in elektr. Bahnen. — ektr.. Zugförderung auf | Persönl s. 978. i N à 
Windkraftanlagen. Von K. Herzog. 961. Strecken mit schwerem Verkehr. | ger. ai En per: E et = W. Base 
i e u na vr On | vorrichtungen . für  Stahlwerks-Hilfsmaschinen. — | Hochschulnachrichten. 
Bestimmung dei Graphitgehaltes in graphi- Geküblte Elektrodeneinführung f. Elektrostahl- Literatur. Besprechungen 978. 
llerten Elektroden. Von K. Arndt, 966. | öten. G. Eichhorn, Drahtloser Überseeverkehr, — 
A Neuer Entwurf f. ein österreichisches Elektri- Fernmeldetechnik. . 972. Aussichten aah Aaen. R Gh Electrical Engineering. — 
Mtätsgesetz. Von Beck. 967, | der drahtlosen Telephonie. für Zentralbetriėb., G. Schlesinger — M. Kurrein, Unter- 
a Rundschau. Verschiedenes. 94. Stiftungen für suchung seiner Wagerecht-Stoßmaschine mit elek- 
> Elektr i zitätswerke und Kraft- | die deutsche Wissenschaft. — Neue Teuerungs- trischem Einzelantrieb und BRiemenzwischen- 
i Übertragung: 969. Die Elektrizitätswerke zuschläge zur Gebührenordnung der Architekten gliedern, — Fr. Koppe, Der Lohnabzug vom 
in Rußland. u. Ingenieure, — Gebührenordnung der Ingenleure 1. I. 1922 ab. — H. Paetel, Der Abzug vom 
Apparatebau. 969. Neue Form von für Taxen industrieller Betriebseinrichtungen. Arbeitslohn. — Eingänge. 979. — Neue Zeit- 
Sicherungen. Industrie und Handel, 974. Ruß enge 
H MOSR e Ah > A d AAD veriahren. land Geschäftliche Mittellungen, 97% 
k i t Ps x 
B u e Tcht FR x nd Heizung. 970. Vereinsnachrichten. A Warenmarkt. 900. 
Moderne Bühħnenbeleuċhtung. — Neue Blink- VDE. 976. Anfragen; Anträge und Ein- | Bezugsquellenverzeiohnis. 980. 
lampe. sprüche zu Kommissionsarbeiten. — Merkblatt für | Berichtigung. 980. 
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957 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W 9, Linkstraße 23/24 


43. Jahrgang. 


Berlin, 28. Juli 1922. 


Heft 29. 


Verwendung elektrischer Energie zu chemischen Zwecken”). 
Direktor Johannes Hess, München. 


Übersicht. Die Entwicklung der technischen Elektrochemie vor dem 
Kriege, ihre Wechselbeziehungen zur Elektrotechnik und ihre Aufgaben 
während des Krieges. Es wird gezeigt, daß eine Ammoniaksynthese ledig- 
lch auf Wasser, Luft und elektr. Energie aufgebaut werden könnte. Die 
Frage des größten Stickstoffbedarfes Deutschlands wird gestreift und ein 
in absehbarer Zeit erscheinender Mehrbedarf von 100 000 t Stickstoff in 
grbundener Form zugrunde gelegt, dessen elektrochemische Erzeugung 
1,5<-2 Milliarden kWh erfordern würde. Die Grundlagen für die Her- 
stellung von Aluminium und seines wesentlichen Rohstoffes, der Tonerde, 
werden skizziert, ebenso die steigende Anwendung des Reinaluminiums. 
für Karbid und für Erzeugnisse, die sich auf Azetylen aufbauen, wie Essig- 
«äure, Alkohol, Essigäther, Azeton, Monochloressigsäure, Trichloräthylen 
w-rden Energiebedarf und Herstellungsart genannt, ebenso für eine Reihe 
anderer elektrothermisch und elektrolytisch herzustellender Produkte und 
fur die elektrische Gasreinigung und Elektrooamose. 


Mit Bewunderung betrachten wir die vielgestaltigen und weit- 
länfigen Arbeiten bei den im Bau befindlichen Groß-Wasserkraft- 
anlagen am Walchensee, an der Mittleren Isar, am Mittel-Inn, an 
ier Alz. © Eimer- und Löffelbagger, elektrisch oder mit Dampf 
ınsgerüstet, graben den Weg für die Führung großer Wasser- 
mengen; Betonplatten in bisher nicht gesehener Flächenaus- 
d-hnung bedecken Sohle und Böschungen der Kanäle, um die 
Wasserführung mit geringstem Gefällverluste zu ermöglichen und 
um Sohle und Dämnie zu dichten; Felsen und Moränenschutt wer- 
len, z. T. nach neuen Arbeitsmethoden, durchbohrt, um eine kühne 
.berleitung in ein benachbartes Flußgebiet zu bewerkstelligen. 


Solche gewaltsamen Eingriffe des Menschen in die Flußläufe 
bleiben nicht ohne Gegenwirkungen. Das Geschiebe der Flüsse 
erscheint an unerwünschter Stelle in den Kanälen, vor den Stau- 
werken und nagt während der wasserreichen Zeit hörbar an den 
Fundamenten der Wehranlagen. Trotz aller Schwierigkeiten 
werden große Bauten gewagt, ihre Beherrschung wird erlernt und 
in einigen Jahren, nach Überwindung der Zementnot und von 
allerlei Arbeiterschwierigkeiten, stehen allein in Bayern weitere 
##)000 kW Sommerleistung für Überlandversorgung und für 
chemische Zwecke bereit; weitere große Ausbauten sind in Vor- 
hereitung. Dabei sind 250 000 kW Sommerleistung (= 172 000 kW 
mittlere Jahresleistung) bereits ausgebaut und rd 1 Million kW 
wittlerer Leistung sind noch zu erschließen!). 

Ängstliche Gemüter erwarten nun große, zunächst nicht ver- 
wertbare Energiemengen. Das Beispiel der weit kleineren 
Schweiz, die sich wegen der großen Entfernung von Kohlegebieten 
in Ähnlicher Lage befindet wie Südbayern und die südlichen Teile 
voun Baden und Württemberg, möge solche Bedenken zerstreuen. 


In der Schweiz wurden in der Zeit vom 1. I. 1914 bis 31. XI. 
15230 200 000 kW auegebaut?), die zuzüglich bereits vorhandener 
30000 kW den Bedarf bisher nicht decken konnten. Erstmalig 
far diesen Sommer ist ein verhältnismäßig kleiner Überschuß 
-rschienen, der für die Fortleitung nach dem Auslande bereit ge- 
“talit wird’). Weitere 200 000 kW stehen z. Zt. in Fertigstellung 
‘ud im Bau, hauptsächlich für Kraftversorgung und Bahnbetrieb 
»atimmt. Auch in Norwegen ist trotz der geringen Bevölkerungs- 
-ıhl ein früher ungeahnter Bedarf an elektrischer Energie für 
te Versorgung des Landes mit Licht und Kraft erschienen. 
\ilein im südöstlichen Norwegen beträgt heute der Kraftbezug für 


© Vortrag.gehalten aufder W. Jahresversammlung des VDE in München 1922. 

t Die Wasserkraftwirtschaft in Bayern. Herausgegeben vom Stuats- 

-irasterium des Innern. Verlag Jos. Alb. Mahr, München. 
? Mit Kosten von 6000+900 Fr. f. 1 ausgebauten kW 


t Die Jahreserzeugung betrug 192v für Lieht-, Kraft- und 
Wärmezwecke. » 2 2 2 2.2 0 er nen 1844 Mill. kWh 
für Bahnbetrieb (16) km Normal- und Schmalspur 
= Po der Gesamtlänge). . » 2 20m € % 
für Elektrochemie . - . > 2 2 2 2 m 2 nn nn. 80 
für Export 2 3.2 2 uva 0 378 


3132 Mill. kWh 
n f. 1 Einwohner rd. 80 kWh. Außerdem wurden 2 Mill. kWh durch Dampf 
-erzeugt Die Lichtpreise schwanken zwischen 50 und % Cts., die Kraftpreise 
„ruchen 5 und, % Cts, die WArmestrompreise zwischen 3 und 15 Cte., die 
Fxpuripreise zwischen I und 5 Cts. 


Licht, Heizung, Kleingewerbe, also ohne Großindustrie und ohne 
Elektrochemie bei 1,04 Mill. Einwohnern einschließlich Kristia- 
nia, 142000 kW. 

Wenn in Süddeutschland, das für den Ausbau von Wasser- 
kräften besonders in Betracht kommt, neben der allgemeinen 
Landesversorgung der mögliche und stark entwicklungsfähige 
Bedarf der chemischen Industrie rechtzeitig berücksichtigt wird, 
ist meines Erachtens kein Energieüberschuß zu erwarten; der 
weitere Ausbau von Woasserkraftanlagen wird trotz aller Ver- 
teuerungen eher zu einer gebietenden Notwendigkeit. 


Die technische Elektrochemie stand immer in lebhafter 
Wechselbeziehung zur Elektrotechnik, die nach Entdeckung des 
dynamoelektrischen Prinzips durch W. Siemens i. J. 1866 eine 
Entwicklung der Elektrochemie im technischen Sinne erst möglich 
machte. Th. Gramme baute 1872 seine erste brauchbare Dynamo- 
maschine für galvanische Zwecke für Christofle & Cie. in Paris 
und 1875 eine große Dynamo für die Norddeutsche Affinerie in 
Hamburg zur Goldsilberscheidung und für Kupferraffination. 
Auch die ersten 1874 gebauten Schuckert-Maschinen dienten nicht 
der Beleuchtung, sondern der galvanischen Vergoldung und Ver- 
silberung. Mit der Inbetriebsetzung der Kupferraffinationsanlage 
in Hamburg kann das Jahr 1876 als das Geburtsjahr der deutschen 
elektrochemischen Industrie bezeichnet werden!). Die wichtigsten 
Verfahren der technischen Elektrochemie erstanden in den Jahren 
1886 bis 1894: 1886 versuchten Hall in Amerika, H£roult in Frank- 
reich die industrielle elektrolytische Herstellung von Aluminium, 
worauf Hall 1887, Heroult mit dem Würzburger Kiliani — beide 
wurden durch Emil Rathenau zusammengeführt — 18% fabri- 
zierten. 1890 führte Castner seine Natriumdarstellung in England 
ein; 1891 wurde nach günstigen Ergebnissen einer 1889 errichteten 
Versuchsanlage die Chloratfabrik in Vallorbes von Gall & Mont- 
laur in Betrieb gebracht. 1890 wurde die erste Alkalichlorid- 
elektrolyse mit 200 PS in Griesheim erstellt, 1892 bis 1894 wurde 
von Moissan-Bullier in Paris, 1893 von Wilson in Nordamerika 
erstmals Karbid elektrothermisch hergestellt. | 

Oskar von Miller brachte 1882 die erste elektrische Kraft- 
übertragung, indem er Deprez veranlaßte, seine Ideen durch eine 
Kraftübertragung von Miesbach nach München zu verwirklichen, 
1891 wurde die erste Drehstrom-Kraftübertragung Lauffen— 
Frankfurt wiederum unter der Führung von O. v. Miller ver- 
wirklicht, 

Die Fortleitung und Verteilung elektrischer Energie ent- 
wickelte sich zunächst langsamer?) als die Elektrochemie. Diese 
war es, die zunächst den Bau großer Wasserkraftwerke ermög- 
lichte und begünstigte. So waren mehr als die Hälfte der 20 
840 PS-Turbinen der in den Jahren 1895 bis 1899 erbauten „Kraft- 
übertragangswerke Rheinfelden“, einer der ersten Großwasser- 
kraftanlagen, für die Herstellung von Aluminium, Alkali, Chlor und 
Natrium bestimmt. Auch die 1898 bis 1902 erbauten Lech-Elektrizi- 
tätswerke bei Augsburg hatten den größten Teil der elektrischen 
Leistung für elektrochemische Zwecke vorgesehen®). 


Im mitteldeutschen Braunkohlengebiet hatte die Chemische 
Fabrik Elektron 1894 als erste in Bitterfeld Fuß gefaßt und mit 
der Herstellung von Ätzkali und Chlorkalk begonnen, nachdem 
sie 1890 mit 200 PS in Griesheim eine erste Anlage erstellt hatte. 
Durch rasch folgende Verdoppelung der Leistung wurde bald 
für Bitterfeld und Griesheim eine Gesamtleistung von 4500 PS 
erzielt. Westeregeln folgte mit 1600 PS, die Deutschen Solvay- 
werke, Bernburg, mit 1500 PS und die Elektrochemischen Werke, 
Bitterfeld, 1894 mit 3000 PS, Salzbergwerk Neustaßfurt sowie 
Chemische Fabrik Buckau schlossen sich an. Das Westdeutsche 
Braunkohlengebiet wurde der Elektrochemie erst 1906 erschlossen. 


% In England wurde die erste industrielle Kupferraffination_ 1869 von 
James Elkington eingeführt, in Nordamerika 1882 von Balbach & Thums in 


N k N. J. 
ewa Siehe hierüber A. Riedler, „Emil Rathenau und das Werden der Urob- 


wirtschaft“, 1916, S. 76 u. f. _ N , 
: 6) 8 Gleichstrommaschinen von je 1000 kW, 
je 1000 kW. 


2 Drehstrommaschinen von 


958 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heit 29. 28. Juli 1922. 


Mit der EntwicklungdesElektromaschinenbaueswar 
auch die Größe der Einheiten gewachsen. Heute sind Gleichstrom- 
maschinen von 3 bis 4000 kW bei 8000 A in Anwendung, von 
6400 kW bei 16000 A im Bau, Einankerumformer sind bis zu 
5000 kW ausgeführt worden. Drehstromleitungen von 10000 bis 
20000 kVA bilden bei Wasserkraftanlagen die Regel. Einheiten 
von 30000 kVA bei 300 Umdr/min gelangen in Norwegen zur 
Aufstellung*). Die Forderung, der 1,8-fachen Drehzahl standzuhal- 
ten, ist bei großen Aggregaten nicht immer leicht zu erfüllen. 

Die Schaltapparate für hohe Gleichstromstärken bis 
30000 A bei 250 V liegen heute in einwandfreier Konstruktion als 
Luftschalter vor. Wechselstromschalter werden ausschließlich als 
Ölschalter ausgeführt und große Abschaltleistungen bis zu 
250 000 kVA zugelassen*). 

AlsArbeitsspannunghaben sich bei elektrolytischen An- 
lagen Spannungen zwischen 220 bis 500 V, bei elektrothermischen 
Anlagen von 100 bis 160 V eingebürgert. 

So hatte sich in Deutschland bis zum Kriege ein Gesamtbedarf 
von rd 100 000 kW für elektrochemische Zwecke entwickelt. Der 
Krieg veränderte mit einem Schlage die Grundlage unserer Wirt- 
schaft; der Überfluß an Rohstoffen, den uns der Verkehr aus 
Übersee und aus dem Osten nach Belieben verschafft hatte, war 
verschwunden, die Rohstoffsorge hatte sich erhoben. Man 
erwartete von der Chemie, die schon einmal für pflanzliche Stoffe, 
wie Indigo und Alizarin vollwertigen, ja besseren Ersatz gebracht 
hatte, daß sie nun auch Ersatz schaffe, damit die formgebende 
Technik Material, die Landwirtschaft zur Ertragsteigerung des 
Bodens Dünger, die Sprengstoffindustrie Salpetersäure, die Explo- 
sionsmotoren Trieb- und Schmierstoffe erhielten. Vorbereitungen 
waren, das ist eindeutig erwiesen, nicht getroffen, nur durch Um- 
stellung und Neuschöpfungen konnte das Ziel erreicht werden. 

Die elektrochemische Industrie übernahm die Herstellung von 
Aluminium als Ersatz für amerikanisches Kupfer und als Bau- 
stoff für Flugschiffe und Flugzeuge, von Magnesium für Leucht- 
zeichen und, mit 5% Zn legiert für Elektronmetall, von Calcium, 
Baryum für Lagermetalle, von Kalkstickstoff für die Versorgung 
der Landwirtschaft, von Salpetersäure für die Sprengstoff- 
industrie, von Ferrolegierungen, wie Ferrowolfram, Ferromolyb- 
dän, Ferrochrom, für die Herstellung von Werkzeugstählen, von 
Chloraten zur Herstellung von Sprengstoffen für Steinbrüche und 
Bergwerke. Die Chlorerzeugungsanlagen mußten im Laufe des 
Krieges erweitert werden; mit den hierzu erforderlichen, früher 
aus Amerika bezogenen Graphitelektroden versorgte sich die 
elektrochemische Industrie selbst durch elektrothermische Her- 
stellung. Kautschuk wurde aus Azeton, dessen Herstellung aus 
Karbid möglich war, synthetisch gewonnen, als ein zur Weiter- 
verarbeitung auf Hartgummi vollwertiger, zur Weiterverarbeitung 
auf Weichgummi teilweise brauchbarer Ersatz. — Der Begriff 
„Ersatz“ hatte während der Kriegszeit einen üblen Beigeschmack 
erhalten, der Zwang hatte die natürliche Entwicklung überstürzt. 
Der Energiebedarf der elektrochemischen Industrie steigerte sich 
während des Krieges auf etwa 350000 kW, vorübergehend auch 
auf über 400000 kW. Die Notwendigkeit einer Neuinstallation 
von über 300000 kW ist wohl ein eindeutiger Beweis für die 
fehlende Kriegsvorbereitung. 

Der Krieg ist vorüber, die früheren wirtschaftlichen Ver- 
hältnisse sind nicht zurückgekehrt; selbst optimistisch veranlagte 
Menschen künden eine lange Periode des Mangels an. Das Zurück- 
ziehen des Papiergeldes, dessen absolute Menge im Vergleich zu 
der überdies noch gesunkenen Gütererzeugung bestimmenden Ein- 
fluß auf die Valuta hat, dauert zweifellos länger und ist mühsamer, 
als das bequeme Verausgaben. Die Geldentwertung wird daher 
als teilweise Absperrung gegen das Ausland wirken, die durch den 
Krieg geschaffenen Verhältnisse werden in gewissem Sinne weiter 
bestehen. Aus diesem Grunde sei es gestattet gewesen, auf die 
Wirtschaft während des Krieges hinzuweisen. 

Auch die Verwendung elektrischer Energie zu chemischen 
Zwecken wird sich den Bedürfnissen der neuen Wirtschaft. 
anpassen müssen. Drei große Probleme stellen sich in den Vorder- 
grund: Stickstoff, Aluminium, Karbid und dessen Veredelung. 

Das Stickstoffproblem ist heute weniger technischer 
als wirtschaftlicher Art. Der Vorkriegsbedarf der Landwirtschaft, 
die den weitaus größten Teil des Stickstoffes bezog, betrug 
202 000 t Stickstoff’). 

In verschiedenen Jahren betrug die Belieferung der deutschen 
Landwirtschaft: 


N P: O; Kı 0 
1913. . 2. . . . t 210000 630 000 557 000 
lia s k a O‘ 92 000 325 000 779 000 
1918. . . . . . „ 115500. 231 000 670 000 
1919. . . . . . „ 159200 ` 147 000 196 000 
1920... n» 212000 268 000 578 000 


D) Es wurden gedeckt: 
93009 t Stickstoff als C'hilesalpeter, 
OOW „als Norgesalpeter, 
95000 „ als Ammonsulfat, 
8000 „ als Kalkstickstoff, 


292 009 t 
*) Das sind heute bei Wärmekraftwerken nicht mehr die Brenn Einheiten, 
sondern 69000 kVA (Goldenbergwerk). Abschaltleistungen sind bis 05 Mill. kVA 
gebaut worden. D. 5. 


Die Stickstoffbelieferung i. J. 1920 hatte die Vorkriegsziffer wieder 
erreicht, im laufenden Jahr wird sie wesentlich überschritten 
werden, was um so wünschenswerter ist, als die Ernteerträgnisse 
der letzten Jahre wesentlich (40 bis 5DU %4) unter dem Ertrag von 
1913 geblieben waren’). Nun ist allein die Stalldüngermenge 1919 
gegen 1913 um 260 000 t Stickstoff zurückgegangen’). 

Bei der aus Valutagründen beschränkten Einfuhrmöglichkeit 
von Futtermitteln — 1912 wurden 14 Mill. t im Werte von 
350 Mill. Goldmark eingeführt — wird ein Mehrbedarf von 100 bis 
200 000 t Stickstoff zur Deckung des Ausfalles an Stalldünger 
erforderlich bleiben. Zuzüglich der erwähnten 202 000 t Stickstoff 
wäre also z. Zt. ein Gesamtbedarf der deutschen Landwirtschaft 
an künstlichen Stickstoffdüngemitteln von 300 bis 400000 t 
gegeben, lediglich zur Aufrechterhaltung der Erntemenge 1913. 
Die Stalldüngermenge wird sich durch den immer besser werden- 
den Viehstand allmählich wieder erhöhen und zu einer Ernte- 
steigerung beitragen. 

Damit wäre das Maximum der Aufnahmefähigkeit des Bodens 
noch nicht erreicht. Deutschland stand zwar an spezifischer 
Düngemittelzufuhr an vorderer Stelle und wurde nur von den drei 
kleinen Nachbarländern Belgien, Luxemburg und Holland über- 
troffen?®). 

Innerhalb Deutschlands sind die spezifischen Stickstoif- 
gaben, die im Mittel 6 bis 7 kg/ha betragen haben, noch sehr ver- 
schieden. An erster Stelle steht 1920 die Rheinprovinz mit 14,8 kg 
Stickstoff je ha landwirtschaftlich genutzter Fläche, dann folgen 
Provinz Sachsen und Westfalen mit 11 bzw. 10 kg N f. 1 ha, an 
letzter Stelle steht Ostpreußen mit 12 kg und an vorletzter 
Bayern mit 2,15 kg/ha. Die niedrigen Ziffern stammen aus Gegen- 
den mit stärkerer Viehwirtschaft. 

Es ist schwierig, den größten Stiekstoffbedarf 
Deutschlands zutreffend vorauszubestimmen. Alle landwirt- 
schaftlichen Versuchsstationen betreiben gerade in letzter Zeit 
eifrig die sogenannten „Überdüngungsversuche“. Ein abschließen- 
des Urteil liegt noch nicht vor. Versuche zeigten, daß auf einem stick- 
stoffarmen Versuchsfeld bei vierfacher Stickstoffabgabe — 124 ke 
f. 1 ha — gegenüber Normaldüngung noch annähernd proportionale 
Mehrerträge erzielt werden. Im allgemeinen kann gesagt werden, 
daß mit zunehmender Stärke der Düngung das Mehrerträgnis absolut, 
aber nicht im Verhältnis zunimmt!!). Die Möglichkeit einer Verdop- 
pelung der Ernte von 1913 in vielleicht 20 Jahren erscheint durchan- 
nicht als Utopie. 

Eine Grenze der Stickstofflüngung ist auch durch die Be- 
schaffungsmöglichkeit der gleichzeitig notwendigen Phosphor- 
säuremenge gegeben, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Ernte 
dem Boden auf 3 kg N etwa 1 kg Phosphorsäure entzieht. 

Eine Bedarfsmenge von mindestens 500 000 t Stickstoff wird 
in absehbarer Zeit auch unter Berücksichtigung der schwie- 
rigeren Phosphorsäurebeschaffung als notwendig erscheinen”), 
wenn kein Raubbau mit der „alten Kraft” des Bodens getrieben 
werden soll. Die Menge von 500000 t würde einer mittleren Zu- 
gabe von 17 kg/ha entsprechen, die gegenüber erfolgreichen Ver- 
suchsdüngungen mit 60 bis 100 kg/ha und gegenüber einem tat- 
sächlichen Entzuge von 50 bis 80 kg/ha in Jahren geringer Ernte 
als denkbar, keinesfalls übertrieben scheint. Hierbei soll ein durch- 
schlagender Erfolg biochemischer Forschung, der die Wirksamkeit 
bakterieller Umwandlung von Luftstickstoff erhöht, außer Ansatz 
bleiben und nur der Hoffnung von F. Haber!) Raum gegeben 
werden, daß die Wissenschaft künftig auch von hier aus neue Wege 
finden wird. l 

Die Leistungsfähigkeit der bestehenden Anlagen zur Erzeugung 
von Stickstoffverbindungen ist nun wie folgt anzunehmen: 


Haber-Bosch-Verfahren 300 000 t 
Kalkstickstoffwerke pa 70000 t 
Kokereien und Gasanstalten ‘Oo 000 t 


Insgesamt 440 000 t 
Die tatsächliche Erzeugung kann so erwartet werden, daß nach 
Abzug des Bedarfes für die chemische Industrie etwa 350 000 bi: 
400 000 t der Landwirtschaft verbleiben werden. 

Für den Augenblick wären die in Aussicht genommenen 
400 000 t ausreichend; bis zum Zeitpunkt, da neue Anlagen, ins- 
besondere neue Großwasserkraftanlagen, errichtet sein werden, also 
nach einer Reihe von Jahren, wird die deutsche Landwirtschaft für 


8, Ernteerträgnisse Mill. t: _ 
Wei 


oggen zen Hafer Gerste Kartoffeln Heu 

1913 12.1 4.4 95 3,7 529 — 

1917 6,9 22 3.0 — 3.4 = 

1918 8,0 2,4 4,7 = 294 214 

Mill. ha 1918 5,7 1,3 Ja 1,3 27 0. 
dz/ha 1918 13,9 17,1 14.3 15.1 10,8 35 


9 Denkschrift des preuß. Landwırtschaftsministeriums zur Frage der Volk>- 
EeNNDTUnG 1920.6: 
1913: Stalldünger 450 000 t N, 510000 t. PsO; 1919: Stalldünger 1% 000 t N, 200 000 t P:0- 
1) Kunstdünger 1 ha: „Belgien 274 kg, Luxemburg 201 kg, NiederlanĖd 
196 kg, Deutschland 168 kg, Österreich 2 kg. Rußland 6kg, Argentinien 0.3 kg 
..% Bei normaler Stickstoffdüngung kann angenommen werden, daß 1 hg 
Stickstoff 20_kg Körnerfrucht, 100 kg Kartoffeln Mehrertrag lieferte Nach 
P. Wagner: Mehrertrag von 1 kg Stickstoff als Salpeter: 35 kg Winterweizen. 
14 kg Sommerweizen, 214 kg AYU ETEO READ: 25 kg Hafer, 21,4 kg Gerste, 140 kg 
Kartoffeln. 214 kg Zuckerrüben, 450 kg Futterrüben. . 
Gerlach u. Hiltner, 6 Sitzungsbericht d. Bayer. Landwirtschafts- 
rates v. 22. XIT. 1920. l 
3, „Zeitschrift f. angew. Chemie“, 1922, 39. 


28. Juli 1922. 


veitere 100 000 t, wahrscheinlich für mehr, aufnahmefähig sein. Wel- 
che Energiemenge würde eine elektrochemische Erzeugung dieser 
Stickstoffmenge beanspruchen? 


Die Verbrennung von Luft im elektrischen Lichtbogen 
scheidet für deutsche Verhältnisse aus, da mit derselben Energie- 
menge nach den anderen Verfahren das 3- bis 4-fache an Stickstoff- 
verbindungen hergestellt werden kann. 

Für eine Jahreserzeugung von 100 000 t Stickstoff, als verpackte 
Waregewogen, wären nach dem Lichtbogenverfahren erforderlich: 
‘2 Milliarden kWh = 840 000 kW mittlerer Leistung; die Erzeug- 
nisse wären Kalksalpeter, Salpetersäure und Ammoniumnitrat neben 
etwas Natriumnitrit (8 % der Stickstoffmenge als Nitrit). 


| 
Das Kalkstickstoffverfahren erfordert ‘15 bis 17 


kWhikg Stickstoff!*). Für eine Jahreserzeugung von 100 000 t Stick- 
stoff wären also notwendig: 


16 Milliarden kWh = 1% 000 kW mittl. Leistung und 380 000 t 
Koks und 700 000 t Kalkstein. 


In geölter Form hat Kalkstickstoff unter den deutschen Land- 
wirten viele Liebhaber gefunden, die Stickstoffnet war sein bestes 
Proragandamittel. g 


Kalkatickstoff verwendet Calciumkarbid als Zwischenprodukt, 
lasen Erzeugung in weitgehendem Maße der Jahresinkonstanz der 
Wasserkräfte angepaßt werden kann. Das hauptsächlich während 
der Sommermonate hergestellte Karbid kann teilweise gestapelt 

ı nd einem gleichmäßig geführten Azotierungsbetrieb zugebracht 
vorden. Im Interesse der Wirtschaftlichkeit müßte auch in den Win-- 
termonaten Energie zur Verfügung stehen, wenigstens % der Som- 
nerleistung. 


Das Haber-Baschsche Verfahren der Ammoni- 
aksynthese aus den Elementen Stickstoff und Wasserstoff hat 
‘ich zum größten synthetischen Stickstoffbindungsverfahren ent- 
wirkelt. Die Anlagen Oppau und Merseburg der Badischen Anilin- 
md Sodafabrik (BAS) stellen gigantische Leistungen chemischer 
Technik dart’). 


Das Hauptprodukt ist Ammoniakwasser, aus dem flüssiges, 
wasserfreies Ammoniak, oder durch Umsetzung des kohlensauren 
Ammoniaks mit Gips oder durch Neutralisation mit. Schwefelsäure 
\mmonsulfat gewonnen wird; durch Verbrennen des Ammoniaks 
erhält man nitrose Gase, daraus Salpetersäure, die mit Ammoniak 
verbunden, Ammonnitrat bildet. Durch Umsetzen von Ammonium- 
xarbonat mit Steinsalz kann Soda und Ammoniumchlorid erhalten 
werden. Aus Ammoniumkarbonat wird im Autoklaven der hoch- 
wertige Harnstoff gewonnen. So sind zahlreiche Möglichkeiten 
ier Anwendung des Ammoniaks gegeben. 


Stickstoff und Wasserstoff werden von der BAS mittels Kohle 
und Koks erzeugt. Durch Verbrennen mit Luft wird aus Kohle Ge- 
neratorgas mit. 30 % CO und 67 % N, erzeugt (1 kg Braunkohlenbri- 
xotts liefert 2,8 m? Gas). Aus Koks wird Wassergas mit 50 % H, und 
N% CO erhalten (1,4 m? Gas aus 1 kg Koks). Generatorgas und 
Wassergas werden nun im Verhältnis von 1:2 gemischt: durch Er- 
hitzen mit Wasserdampf in Gegenwart eines aus FeO und Cr,O, he- 
-tehenden Katalysators wird das CO + H,O in H, und CO, über- 
Fiıhrt. Das so erhaltene, aus Ns, Ha und CO, bestehende Gasgemenge 
wird auf 20 bis 27 at komprimiert. und durch Auswaschen mit H,O 
wird die CO, abgeschieden. Die CO-Reste werden unter 200 at durch 
Kıpfersalzlösungen ausgewaschen, so wird schließlich das Gemenge 
\2.3 H, erhalten, das, in Katalysatoröfen bei 200 at und 500° erhitzt, 
in Ammoniak umgewandelt wird. dessen Auswaschung bei 200 at 
vin Ammoniakwasser mit 25 % NH, liefert. Es wird in Kesselwagen 
“arsandt. soweit es nicht im eigenen Betriebe die vorstehend skiz- 
serten Umarbeitungen erfährt. 


_ Die für das Haber-Boschsche Verfahren verbrauchten Koks- und 
Ku'hlenmengen werden sehr verschieden angegeben. Zuverlässige 
Angaben sind nicht erhältlich, sie schwanken zwischen 6 und 
12kg Kohle und Koks f. 1 ke Stickstoff. DererheblicheKoh- 
‚enstoffaufwanddes Verfahrens derBASläßtsichietzt 
vollständig durchelektrische Energieersetzen. 


Die Ammoniaksynthese ist in ihrer technologischen Bedeutung 
“aniger ein Stickstoff- als ein Wasserstoffproblem, seine Erzeu- 
<ungakosten sind wesentlich für den Preis des Ammoniaks. Nun läßt 
-ich Wasserstoff elektrolvtisch aus Wasser mit einem FEinergirauf- 
wand von 5% bis 6 kWh Gleichstrom f. 1 m? gewinnen, Stickstoff mit 
“nem Energieaufwand von 0,4 bis 0,5 kWh im Dauerbetriebe nach 


Linde. Rechnen wir mit 3m? H, und 1 m? N, auf 1 kg Stickstoff, so . 


reiht sich als Energiebedarf für 1 kz Ammoniakstickstoff cin- 
-hließlich des Radarfes für Kompression und allzemeine Fabrik- 
"werke 20 bis 9 kWh Steht Drehstrom an Stelle von Gleichstrom 
zur Verfügung, so erhöht cich der Kraftbedarf um den Umformungs- 
‘Inst, also um etwa 2 kWh. 


Für eine Jahreserzeugung von 100000 t Stickstoff in Form 
“m Ammoniakwasser oder in Form von flüssirgem, wasserfreien 
3 wären somit nach diesen „Wasserkraftverfahren der Ammo- 


— a 


F LLLE „Zeitschr. d. Vereins zur Beförderung des (iewerbefleißes“, Bd. 
a” C.Bosch. Der Stickstoff in Wirtschaft und Technik. 


n Verh. der Ges, 
)sutsch. Natnrforscher u. Ärzte 19%. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29. 


859 


niaksynthese“ 2 Milliarden kWh bei 240 000 kW mittlerer Leistung 
und keine Kohle erforderlich. 


Die hohen Anlagekosten, insbesondere der Elektrolyse, bedingen 
für diese Verwertung elektrischer Energie möglichst konstante Jalı- 
resleistung. Dagegen wäre Anpassung an inkonstante Tagesleistung 
möglich. Anlagen für eine Jahresleistung von zusammen 100 000 t 
Stickstoff würden etwa 200 000 kW für die Elektrolyse benötigen 
und damit stündlich 36 000 m? Wasserstoff entwickeln. Durch Auf- 
stellung von Gasometern für insgesamt 150 000 m? könnten 800 000 
kWh elektrischer Spitzenarbeit während 4 h oder, in Drehstromlei- 
stung gemessen, 900 000 kWh freigegeben werden. Die Freigabe die- 
ser elektrischen Arbeit könnte auch auf mehr als 4 h, z. B. während 
der Tagesstunden, erfolgen. Die elektrolytische Einrichtung müßte 
bei dem gewählten Beispiel 20 % größer gewählt werden. Eine Elek- 
trolyseuranlage läßt sich im allgemeinen um 50 bis 100 % überlasten, 
hei gleichzeitiger Erhöhung des Energiebedarfes je m? Wasserstoff, 
und zwar bei: 


-Belastung . . . . . um 52 kWh ie m®’A, 
Normalbelastung . . . „ 55, ny v 
20% Überlastung . . . „5335 „p nn 
50 PP Hs e e. œ " 6,3 n” „ - 
100 re „ X n 1,3 n n AA 


Von Wasserelektrolyseuren liegen Ausführungen von Schuckert vor, 
die vor 25 Jahren von mir unter Vermeidung eines Diaphragmas kon- 
struiert, in den letzten Jahren vervollkommnet wurden; Schuckert 
hat laut Patentschriften auch die Anwendung von Asbestdiaphrag- 
men aufgenommen, Pechkranz in Genf verwendet ein galvanisch her- 
zestelltes Nickeldiaphragma. Auch die Apparate von Garuti und 
einige amerikanische Konstruktionen haben Anwendung gefunden. 


Die Amerikaner?®) und Engländer!) lehnten sich in der Ammo- 
niaksynthese ganz an das Haber-Boschsche Verfahren an, G. Claude 
in Frankreich und Casale in Italien gingen kühne Wege. 


Haber?®) hatte sich die Anwendung „sehr hoher Drucke von etwa 
100 at, zweckmäßig aber von 150 bis 250 at und mehr” schützen las- 
sen, G. Claude fand, daß die Anwendung von Drucken von 1000 at'®) 
besondere Vorteile bringt: Die Kompressionsarbeit ist bei 1000 at 
gegenüber 200 at nur 30 % größer; bei 1000 at erhält man eine NH,- 
Konzentration von 25 % gegenüber 6% bei 200 at, man kann also 
durch Hintereinanderschalten von 5 Katalysatoröfen das gesamte 
Gasgemenge umwandeln, wobei das gebildete NH, zwischen den ein- 
zelnen Öfen in einfacher Weise durch Abkühlen auf gewöhnliche 
Temperatur unter dem hohen Druck flüssig und weitgehend abgezo- 
gen werden kann. 


In der Tat zeichnet sich die Versuchsanlage von Claude in 
Montereau, die bereits Elemente für eine Anlage für 5 t Tages- 
leistung aufweist, durch eine bemerkenswerte Einfachheit aus. 


. Fingerdicke Rohre verbinden den Ofen mit den Abscheidern von 


flüssigem Ammoniak. Der Hyperkompressor verdichtet mit ge- 
ringen Gasverlusten von 100 auf 900 bis 1000 at. 


Casale arbeitet in einer Versuchsanlage in Terni bei Rom mit. 
elektrolytischem Wasserstoff bei 500 at; bei diesem Druck will Ca- 
sale einen Katalysator von besonders langer Lebensdauer gefunden 
haben. 


Die Katalysatorofeneinheit der BAS erzeugt 20 t Ammoniak im 
Tag, ist zu einer wirtschaftlich arbeitenden Größe entwickelt und 
wird wohl ihren Vorsprung einhalten. 


Die gemachten Ausführungen zeigen, daß die deutsche Stick- 
stoffindustrie für einen zu erwartenden Mehrbedarf von 100 000 t 
Stickstoff 1,6 bis 2 Milliarden kWh aufnehmen könnte, wobei 
ein Weasserkraftverfahren der Ammoniaksynthese besonderen 
Wert auf möglichst konstante Energielieferung legen muß, aber Ta- 
gesschwankungen aufnehmen könnte, während die Kalkstickstoff- 
industrie sich der Jahresinkonstanz weitgehender anpassen läßt. 
Diese Anpassungsfähigkeit beider Industrien müßte bei der Strom- 
preisfrage verwertet werden, damit Stromkosten erzielt werden, 
die die Lieferung billigen Stickstoffes für die deutsche Landwirt- 
schaft ermöglichen. 


Die Herstellung der für unsere Ernährung so wichtigen Stick- 
stoffverbindung Ammoniak als Ausgangsprodukt verschieden- 
artiger Düngemittel, lediglich aus Luft, Wasser und 
elektrischerEnergie, stellt ein hohes technisches Ziel dar, 
dessen Verwirklichung als Ergänzung der auf Kohle basierenden 
Stickstoffwerke begrüßt werden müßte. 


16) Atmospheric Nitrogen Corp.. von der General Chemical Co. und der 
Solvay Process (o. gegründet, nach dem de Jahn-Verfahren, soll mit 100 at statt 
2X at bei der BAS gearbeitet werden. U. S. Nitrate Plant Nr.1 in Sheffield Al. 
ist nicht über daz Verruchsstadinm gekommen, 

13) Synthetic Ammonia & Nitrates Ltd.. Billingham on Tees, gegründet von 
Brunner. Mond & Co.. will 100t Ammoniak am Tar herstellen. 

® DRP 23845) v. 14. IX. 199 v. F. Haber. „Verfahren zur Darstellung von 
Ammoniak aus den Elementen durch Katalyse unter Druck bei erhöhter Tempe- 
ratur. dadurch gekennzeichnet. daß die Vereinigung unter sehr hohen Drucken 
von etwa Id at. zwackmälßig aber von 150 bis %0 at und mehr. vorgenommen wird “ 

9% Franz. Pat. 50281 v. 31. III. 1917. „Verfahren zur synth. Herstellung von 
Ammoniak aus seinen Elementen. dadurch gekennzeichnet, daß die Reaktion 
unter einem Druck von 400 bis 200 at stattfindet. bei 500-=—70P. wobei die Gase 
sukzessive durch mehrere Katalysatoren geführt werden unter Verwendung von 
Wärmeaustauschern und mit Verflüssigung des Ammoniak smittels kalten Wassers 
„wischen den einzelnen Katalysatoren.” 


980 


- 


28. Juli 1922 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29. 


Zur Deckung des gesamten deutschen Stickstoffbedarfes 
bleiben mit Kohle arbeitende Stickstoffwerke unentbehrlich, um 
so mehr, als für eine elektrochemische Ammoniakerzeugung die 
erforderlichen Wasserkräfte nur sukzessive und unter Beachtung 
aller durch eine schwankende Valuta gegebenen Risiken zur 
Verfügung gestellt werden können. 


Eine interessante Verbindung der Stickstoffindustrie mit der 
Aluminiumindustrie hat der Österreicher Serpek angestrebt, indem 
er Tonerde und: Kohle im Schachtofen oder im Drehofen auf 1600 ° 
erhitzte und Stickstoff darüber leitete; das gebildete A lu minium- 
nitrit lieferte, mit kochendem Wasser bei 2 bis 4 at behandelt, 
Ammoniak und Tonerde. Auf 1 kg Ammoniakstickstoff wurden 4 kg 
T'onerde gewonnen und 18 kWh verbraucht. Das Verfahren wurde 
in Frankreich mit enormer geldiicher und technischer Unterstützung 
ausgearbeitet, hatte aber keinen industriellen Erfolg. 


Die deutsche Aluminiumindustrie hat sich erst 
während des Krieges entwickelt. Vor dem Kriege wurde nur in 
Rheinfelden in einem Werke der Aluminium-Industrie A.G. Neu- 
hausen, mit etwa 3000 kW 800 t jährlich produziert. Während 
des Krieges wurde Al zunächst in Rummelsburg bei Berlin, in 
Horrem bei Köln und in Bitterfeld (15000 kW) erzeugt, dann 
wurden die Vereinigten Aluminiumwerke in Lauta (Niederlau- 
sitz) mit 56000 kW und das Erftwerk am Niederrhein mit 
60000 kW Grleichstromleistung erstellt, die Drehstromleistunr 
wurde dem Erftwerk unter 100 000 V vom Rheinisch-West fälischen 
Elektrizitätswerk geliefert. Das Lautawerk verfügt über eine 
eigene Kraftanlage. Ein Wasserkraftwerk, die Innwerk, Baye- 
rische Aluminium A.G. ist noch im Bau und wird rd 36 000 kW 
Gleichstromleistung entwickeln. 


Das Herstellungsverfahren für Aluminium ist 
immer noch dasselbe, wie es von Heroult, Kiliani und Hall ausgear- 
beitet wurde. In Europa haben sich die runden, mit Kohle ausge- 
fütterten Bäder mit 10 bis 12 kubischen Elektroden, mit 8000 A bei 
‘ V arbeitend, eingebürgert, während in Amerika die viereckigen 
Behälter mit länglichen, zylindrischen Elektroden üblich sind. 


In den Bädern wird Kryolith elektrisch eingeschmolzen, in 
den Schmelzfluß bei 800 bis 900° reine Tonerde eingetragen, die 
sich auflöst und durch Elektrolyse in Al und Sauerstoff, der 
sich mit der Anodenkohle zu Kohlenoxyd verbindet, zerlegt wird. 
Das gebildete, am Boden sich sammelnde Al wird ausgeschöpft. 
Auf 1 kg Al sind erforderlich: 


2 kg reine Tonerde, 

0,8 bis 1 kg aschearmer Elektrodenkoble, 
0,1 bis 0,3 kg Kryolith und Fluorid, 
30 kWh, 

0,3 Arbeiterstunden. 


Die reine Tonerde wird am vorteilhaftesten aus dem roten. 


Bauxit gewonnen, einem mit Fisenoxyd gemengten Tonerde- 
hydrat. Fein gemahlener, caleinierter Bauxit wird mit Natron- 
lauge unter 10 at aufgeschlossen, die erhaltene Aluminatlauge 
wird verdünnt, vom Rotschlamm, der Eisen und Kieselsäure 
quantitativ zurückhält, filtriert und in Rührgefäßen tagelang 
ausgerührt. Durch das Ausrühren fällt Tonerdehydrat aus; das 
Verhältnis Al,O, :Na,O sinkt dadurch in der Lauge var ı:?2 
auf 1:6. Die ausgerührte Lauge wird eingedampiw und zum 
Wiederaufschließen verwendet. Das bienaenu weiß erhaltene 
Tonerdehydrat wird im Drehofen zu wasserfreier Tonerde ge- 
elüht. ! kg wasserfreie Tonerde erfordert: 
2 kg Bauxit, 


0,1 kg Ätznatronersatz, 
2 kg Kohle. 


Es ist verständlich, daß sich die Tonerdeindustrie wegen Kohle 
und Fracht am Rhein und an der Oder angesiedelt hat?®). Die deut- 
sche Tonerdeindustrie hat sich zu einem mächtigen Zweig der Roh- 
stoffveredelung entwickelt; sie versorgt nicht nur den deutschen Be- 
darf, sondern auch in großem Umfange den Export, besonders nach 
der Schweiz und Norwegen. 

Leider ist das deutsche Bauxitvorkonmen am Vogelsberg in 
Hessen unzureichend. Der beste Bauxit, d. i. Tonerdegehalt etwa 
60% und Kieselsäure weniger als 3%, stammt aus der Gegend 
von Beaux in Südfrankreich und kommt von dort über Marseille. 
Gutes Vorkommen finden sich in Nordamerika, Istrien, Dalmatien, 
Ungarn (Bihargebirge). Kieselsäurereicher sind Vorkommen in 
Südsteiermark, Krain und Irland. 


Deutscher Ton läßt sich ebenfalls auf reine Tonerde um- 
arbeiten; das Verfahren ist technisch reif, das Bauxitverfahren 
wird aber im allgemeinen vorgezogen. An Rohstoffen würde es für 
nn das das verbreitetste Metall Ser Erdrinde ist, nicht 
ehlen 


5%, (Gsoldschmieden bei Breslau. Martinswerk EL heim-Erft bei Köln. Gebr. 
A e -Ludwigshafen a. . Chem. Fabrik Hönningen a. Rh. 
aautawerke 


. Die Aluminiumproduktion iet in den Kriegsjahren 
in den Vereinigten Staaten, in Deutschland und in Norwegen 
stark gesteigert worden, so daß die Weltproduktion 


1914 83 500 t, 
1920 160 800 t 


betrug, sich also verdoppelt hatte. 1908 betrug die Weltproduktion 
18 600 t?'). 


Die Auwenduugdes Reinaluminiums steigert sich 
von Jahr zu Jahr; das geringe spezifische Gewicht bei verhältnis- 
mäßig hoher Festigkeit hat zu einer ausgedehnten Anwendung al~ 
Konstruktionsmaterial geführt, bei Bau von Luftfahrzeugen, Stra- 
Benbahn- und Eisenbahnwagen, Motorrädern, Automobilen, Instru- 
menten und Apparaten??). Holz, Messing, Kupfer und Ziuk können 
mit technischen und wirtschaftlichen Vorteilen ersetzt werden. Aus- 
gewalztes Al wird als Blattaluminium für Stanniolersatz, als dünnes 
Blech für Flaschenkapseln und für Tuben verwendet. Aus stärkerem 
Blech werden 50 Pf-Stücke gemünzt, wozu etwa 1000 t Aluminium 
Verwendung fanden. 


Seine chemische Widerstandsfähigkeit hat einen noch immer 
steigenden Absatz von Haushaltungsgezenständen ermöglicht; etwa 
6500 t werden in Deutschland diesem Zwecke zugeführt In der che- 
mischen Industrie wird Al als Gefüßmaterial bei der Herstellung ven 
Salpetersäure, von Fettsäuren, von Essigsäure, in Brauereien al- 
Laagerbehälter angewendet; in großen chemischen Werken ist der 
Al-Schweißer heute ebenso unentbehrlich wie früher der Bleilöier. 


Die große Affinität zu Sauerstoff verwertet die Eisen- un! 
Stahlindustrie durch Zusatz von Al oder Al-Legierungen in den 
Metallbädern, die Sprengstoffindustrie durch Zusatz zu Ammon- 
nitrat, die Aluminothermie zur Gewinnung kohlefreier Metalle. 
Es würde zu weit führen, an dieser Stelle die vielseitigen Anwendun- 
gen inder Elektrotechnik aufführen zu wollen, die heute allein etwa 
+500 t für eLitungszwecke verbraucht. 


Als Freileitungsmaterial bewährt sich Reinaluminium überall 
da, wo man sich seiner Eizenart etwas angepaßt hat. Für Hochstr orm- 
leitungen werden Al-Schienen und Al-Rohre von 60/40 mm in immer 
ausgedehnterem Maße verwendet. Die Anwendung von Al-Kabeln 
ist wegen des bei gleicher Strombelastung größeren Verbrauches an 
l=olier- und Mantelmaterial zurückgegangen. 


Von Al-Legierungen haben sich „Duralumin” (0,5% Mn, 
3,5 bis 5,5 % Cu, 0,5 bis 0,8% Mn), das eine Festigkeit von 41 kg iv 
mm? bei 20 % Dehnung aufweist und ein vorzügliches Konstruktions- 
material darstellt, und „Silumin“ ®) (mit Siliziumzusatz), letztere- 
besonders für Gußzwecke, bewährt. 


Die weitere Ausdehnung der Al-Verwendung ist abhänziz 
von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, von den Ergebnissen 
der Forschungsarbeiten und vom Preise, 


Der Al-Preis soll in Deutschland auf das 1,3-fache des Kupfer- 
preises eingestellt werden, Die Erforschung neuer Anwendungen 
wird von der amerikanischen Al-Industrie in großzügiger Weise, in 
vorzüglich ausgestatteten Untersuchungslaboratorien betrieben. 

J. W. Richards, der aufmerksame Beobachter der Entwicklung 


der amerikanischen elektrochemischen Industrie, erwartet in deu 
nächsten 50 Jahren einen Al-Verbrauch von 1 Mill. t. 


Die künftige Aufnahmefähigkeit der 
wurde von Tröger, wie folgt, geschätzt?®?): 


deutschen Industrie 


16 000 t für bisherige Verwendungszwecke, 
4000 t für neue Verwendungszwecke, und 
12000 t für elektrotechnische Zwecke. 


32.000 t. 


Der effektive deutsche Bedarf betrug vor dem Kriege etwa 
13 000 t?°). Zurzeit wird die dem Bedarfe entsprechende deutsche 
Produktion mit etwa 15 bis 18000 t angesetzt werden können, 
bei einer Leistungsfähirkeit der Werke von 28000 t. Auf dir 
Dauer wird eine Al-Erzeugung mit Braunkohlestrom kaum wiıt- 
schaftlich sein; die Errichtung der Innwerke mit einer voraus- 
sichtlichen Jahresproduktion von A000 t Al dürfte diesem Gesichts- 
punkte Rechnung tragen. Weitere Al-Anlaren werden der Konkur- 
renz der ausländischen, größtenteils abgeschriebenen Fabriken nur 
dann gewachsen sein, wenn ihnen besonders günstige Stromliefe- 
rungsbediugungen angeboten werden können. 


Schluß folgt.) 


24) pie Weltproduktion von Kupfer betrug: 1018 757000 t, 1914 9704o t 


192) 94 500 t. . 

2) Vgl. „Zeitschr. f. Metallkunde“. Bd. 1, 1922, „Die Verwendungsgebiete 
des Aluminiums,” 

3, Vgl. „ETZ“ 1922. S. 324. 

2) Ro Trö er, „Die deutschen Aluminiumwerke und die staatl. Elektri- 
zitätlsversorgung. 

5) M. v. Porten, „Metall und Erz“, 120, S. 1063. 


961 


28. Juli 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 29. 


Über die Verwendung von Asynchrongeneratoren in Windkraftanlagen. 


Von Ingenieur Kurt Herzog. 


Übersicht. Es wird auf die Vor- und Nachteile der Drehstromer- 
seugung durch Windkraftanlagen im Gebirge hingewiesen. Bei Besprechung 
der Verwendbarkeit von Asynchrongeneratoren für solche Zwecke werden 
dann Mittel und Wege angeführt, wie bei Veränderung der Windradleistung 
gute Übereinstimmung zwischen den Generator-Läuferdrehzahlen und den 


(in kW, bei Berücksichtigung der geschätzten Asg.-Reibung:=- 
verluste und einem Windraddurchmesser von Ø m). 

Die vom Asg. bei derselben Läuferdrehzahl n, aufgenommene 
mechanische Leistung W,m erhält man in bekannter Weise aus 
dem Kreisdiagramm von Ô ssanna (Abb. 1). Den Betrachtungen 


günstigsten Windraddrehzahlen zu erzielen wäre. Es folgen ferner An- 
zaben über die erforderlichen Leistungsverhältnisse zwischen Windkraft- 
generator, Taktgeber und Netz und schließlich noch Vorschläge für Vor- 
kehrungen zur elektrischen Pufferung von Windstößen. 


Das Für und Wider der Gleichstromerzeugung mittels Wind- 
kraft wurde bereits öfters erörtert. Die . grundlegenden Ver- 
zuche zur Gewinnung elektrischer Energie aus der des Windes 
wurden von Prof. Paul la Cour in Dänemark angestellt, einschnei- 
dende Verbesserungen stammen von Dr.-Ing. Liebe und von einigen 
unserer Großfirmen!). 

Die: Vor- und Nachteile der Drehstromerzeugung in Wind- 
kraftanlagen bei Verwendung von Asynehrongeneratoren sollen 
nachfolgend besprochen werden. Die bekannten Merkmale beider 
Stromsysteme sind auch hier zu ‚beachten, nämlich die Möglich- 
keit der Anwendung hochgespannten Drehstromes, daher seine 
billige Fernübertragung, anderseits die Speicherbarkeit der 
Gleichstromenergie im Bleisammler. Zum Nachteil der Gleich- 
zeiigkeit von Drehstromerzeugung und seines Verbrauches im 
Netz gesellt sich noch das Erfordernis eines taktgebenden Syn- 
chrongenerators. Der durch Windkraft in Asynehrongeneratoreu 
»rzeugle Drehstrom kann also nur zur Unterstützung eines be- 
ieita vorhandenen Netzes verwendet werden. 

Für die Wahl der Größe einer solchen Anlage kommen zu- 
wächst dieselben Gesichtspunkte wie bei der Gleichstromerzeu- 
sung in Frage. Auch hier scheiden Windkraftanlagen für größere 
Leistungen wegen ihrer hohen Anlagekosten und der Notwendig- 
keit ständiger Wartung aus. Anders aber bei kleineren Anlagen. 
trleichstromwindkraftwerke können nur in unmittelbarer Nähe 
des Verbrauchers erbaut werden; aus diesem Grunde haben sich 
:oiche Anlagen bisher nur an der Meeresküste oder im flachen 
Lande eingebürgert, in Gegenden also mit einer durchschnitt- 
lichen Windgeschwindigkeit von 4 bis 5m/s. Auf allseits freien 
Bergrücken, im Riesengebirge z. B., wurden aber mittlere Wind- 
Zeschwindigkeiten von 10 bis 11 m/s festgestellt. Mit einem Rade 
von 1,0 m Durchmesser kann man bei einer Windgeschwindigkeit 
von 5 m;s rd 1,7 kW erzeugen; da die Leistung des Windrades 

wit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit steigt, könnte 
man mit demselben Rade bei 11 m/s mittlerer Windgeschwindig- 
keit am Riesengebirgskamm 18 kW erzeugen und deu Drehstrom 
mittels Fernleitung zu Tale führen. Es wäre nur eine wider- 
standsfähigere Bauart des Rades nötig. Zum Vergleich der mitt- 
leren Windgeschwindigkeiten seien die Monatsmittel aus den in 
Potsdam und auf der Schneekoppe festgestellten Tagesmitteln in 
der Fußnote angeführt?). 

Die Verwendbarkeit des Asyncehrongenerators (Asg.) in 
Windkraftanlagen erhellt aus seiner Arbeitsweise und der Mög- 
lichkeit, bei verschiedener Windradleistung gute Übereinstim- 
mung seiner Läuferdrehzahlen mit den günstigsten Windraddreh- 
zahlen erreichen zu können. Um diese Verhältnisse einiger- 
maßen zu überblicken, werde an la Cours Angaben festgehalten, 
daß die Windradleistung Nw in PS: 


POT A 
”— 1250 
ist (F = Windradfläche in m?, v = Windgeschwindigkeit in 


t.s), und daß das Rad dann mit dem besten Wirkungsgrade 
ırbeitet, wenn seine Umfangsgeschwindigkeit Ca =: 2,5 v beträgt. 
L’amit die Anlage wenig Beaufsichtigung verlange, möge Riemen- 
'rieb tunlichst vermieden werden und die Übertragung des Dreh- 
momentes von der Windradwelle auf die des Asg.-Läufers nur 
mittels Zahnrädern erfolgen. Dadurch ist die Größe des Über- 
setzungsverhältnisses u begrenzt. Unter diesen Voraussetzungen 
ergibt sich nachfolgende Beziehung zwischen Windradleistung 
aud Läuferdrehzahl n3: 
1 nn Ø 1 


U= ee a = 


25 30 2`u 


_ F /1 ma giy’ 
w = 320 (25 30 2 x) . 0,736 . 0,98 


1 Kinveilagike Veröffentlichungen sind u. a.: „Die Windkraft“, Prof. 
Panl ia Cour., ipzig 1905, M. Heinsius Nacht. ; -Die elektrischen Wind- 
kraftwerke in Dänemark“ von Nils Anker. Frankfurt a. M., „ETZ* 1997, S. 901: 
Windhraft-Elektrizitätswerke* von J. Bohm, „ETZ“ 19%. S. 1250; „Die Mög- 
'rkkeiten der Windausnützung und ihre Bedeutung für die Energiewirtschaft“ 
«03 Dr. Ing. G. Liebe, Dresden, -ETZ* 1920, S. 501. 


N 


2 Schneekoppe Potsdam - Schneekoppe Potsdam 
Januar — m/s 52 m's Juli 195 m/s 435 m.s 
Februar — . 53. August 106. 3.8 
März - , A September 151 . >46 n 
pn 95 „ DI Oktober WE. 0.5 5 

j 332 „ 43 „ November — . Du. 
Juni 1067 » 4,35 „ Dezember — „ Dr. 


Alb. 1. 


Kreisdiugramm des Asynchrongenerators. 


wurde ein Asg. von 15,5 kW Primärleistung, 2000 V verketteter 


Spannung und einer synchronen Drehzahl rs = 500 zugrunde ge- 


legt. In Abb. 2 ist der Verlauf der Windradleistung Aw, bei 


EEE] EDER BE I BF u A 


BEP 
» = 
= 


7.1700 


Abb, 2. Windradleistungen bei va = 25 v und Asg.-Leistungen in Abhängigkeit 
von den Läuferdrehzuhlen bei verschiedenen Übersetzungsverhältnissen und 
Läuferwiderständen. 


günstigster Ausnutzung und die vom Asg. aufgenommenen (Wam) 
bzw. abgegebenen Leistungen (W,) in Abhängigkeit von den 
Läuferdrehzahlen ersichtlich gemacht. Bei einem Übersetzungs- 


verhältnisse u=% und kurzgeschlossenem Läuferstromkreise 


zeigte sich keine brauchbare Übereinstimmung von Nw;und Wam. 


Vergrößert man aber den Läuferwiderstand derart, daß der Kurz- 
schlußpunkt Pk nach Pı7 fällt, desgleichen auch das Über- 


setzungsverhältnis auf u = 7,4, so erzielt man bereits auf einem 
größeren Dreh2ahlbereich befriedigende Übereinstimmung von 
w;; und Wmr.. Das Windrad würde unter 4 mit einer 


größeren, von A bis B etwa mit gleicher, Über B wieder mit einer 
größeren, als der wirtschaftlichsten Drehzahl laufen, so dal 
jederzeit die \Windradleistung gleich der vom Asg.-Läufer auf- 
genommenen Leistung wäre Noch günstiger werden die Ver- 
hältnisse bei Verlegung von Pk nach Pky Man hat also in der 


passenden Wahl des Übersetzungsverhältnisses und des Läufer- 
widerstandes ein Mittel in der Hand, innerhalb weiter Grenzen 
der Windgeschwindigkeit bzw. der Läuferdrehzahlen gute Uber- 
einstimmung zwischen Nw und Wom zu erreichen. 

Die passendste Läuferdrehzahl m bei normaler Windrad- 
leistung Nn und Windgeschwindigkeit vn erhält man etwa bei 
Erfüllung der Bedingungen, daß bei Nn = Wm, auch nip der 
wirtschaftlichsten Windraddrehzahl entspricht und daß die Tan- 
gente an die Nw-Kurve in 2 Nn parallel ist zur Geraden durch 


Ten rn fell in e o io a n 


962 


Wm=0 und Wm, = Nn (Abb. 3). Diese bei den obwalten- 


den Verhältnissen zulässigen Annahmen zeitigen das Ergebnis, 
daß der Läufer die normale, mechanische Leistung Wim, eret bei 
einer Schlüpfung s = — 26,7 %, also n = 1,267 Ns es 
darf, wenn N» und Wm in einem großen Bereich gleichen 
Verlauf aufweisen sollen®). Für diesen allgemein verwendbaren 
Wert der Schlüpfung findet man im Kreisdiagramm den zuge- 
hörigen Kurzschlußpunkt Px m und den Läuferwiderstand 7, HI, 


das Übersetzungsverhältnis aber aus der Gleichung 


somit wird für n, = 633, Ø = 75 m und v = 11 m/s, u = 9. 
Wir sind hiermit in der Lage, Schlüsse für die günstigste 
Wahl des Windrades und des Asg. zu ziehen. Wegen 8= 
—%,7% ~ konstant für verschiedene, synchrone Läuferdreh- 
zahlen wird sich die verhältnismäßige Zunahme der Läufer- 
kupferverluste nur wenig ändern. Das anfänglich Gesagte über 
die Vorteile einer Aufstellung an Orten großer Windgeschwindig- 
keiten kann also voll berücksichtigt werden. Eine hohe Windrad- 
drehzahl ist um so mehr erwünscht, als das Übersetzungsver- 
hältnis der Zahnräder nicht zu groß gewählt werden darf, ander- 
seits aber die elektrischen Eigenschaften des Asg. eine hohe 
Läuferdrehzahl verlangen. Hier sei darauf hingewiesen, daß der 
Asg. für Windkraftwerke niemals bei gutem Leistungsfaktor 
stark überlastbar sein wird, da das nach oben begrenzte Uber- 
setzungsverhältnis und die immerhin kleinen Windraddrehzahlen 
keine hohen Läuferdrehzahlen ermöglichen. Die kleinen Poltei- 
lungen bedingen aber große Streukoeffizienten, also ein ungün- 
stiges Diagramm. 


T aF 


FARRE 
A 
ABERE 
—TTTPe 
NERES 
RE ER 


Abb, 3. Erreic :hbare Übereinstimmung der Windrad- und A add 
bei va = 25 v durch passende Wahl des Übersetzungsverhältnisses und 
des Läuferwiderstandes. 


Welche Größenverhältnisse zwischen Windkraftgenerator, 
Taktgeber und Netzbelastung sind nun erforderlich, wenn eine 
möglichst hohe Wirtschaftlichkeit der Anlage erreicht werden 
soll? Die Rechnung?) ergibt für alle vorkommenden Fälle Auf- 
schluß, doch die vektorielle Darstellungsweise läßt besondere 
Figentümlichkeiten von Asg.-Windkraftanlagen augenscheinlicher 
erkennen. 

Mehr noch, wie bei der Verwendung des Asynchrongenerators zur 
Ausnützung von Abfallenergiequellen halbwegs unveränderlicher 
Leistung, ist bei Windkraftanlagen auf passende Größenverhält- 
nisse zwischen Asg.-Leistung A, Netzleistung N und Leistung des 


s Wird unter Beibehaltung der anfungs erwähnten Beziehungen aus a 
Gleichnngen erhalten: 


_ Fv 
N 1250 ' 
Ny 
aN L— n für N=2Nqy, 
dv vv, 


dabei entspricht die Windgeschwindigkeit v„ der Läuferdrehzahl N: bei 


Normallast und v, der synehronen Läuferdrehzahl 


dN _ F.30 __ Nn 
non’ 
3 l 
12% 
v= y- 2 Nn 
daher wird aus 
3. 
Vi _ oO 
tn = Un m vs 
die Schlüpfung 
=- "s = nn = ——' = - HT 
d ee ei 
V 


4 Iing. 0.Spitzer Wien, .„E. u. M.“ 1919, Heft 33. 
S=V NEFA IAN cos (a44) 
«und @ sind die Phasenverschiebungswinkel des Asg. und des Netzes. 


a- 


- Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29. 


28. Juli 1822. 


Synehrongenerators S (durchwegs Scheinleistungen in kVA) zu 
achten. Nochmals sei auf die Unmöglichkeit einer wirtschaft- 
lichen Energiespeicherung hingewiesen. Daraus ergibt sieh zunächst 
bei aussetzenden Winde die Forderung nach dauernder Belastungs- 
fähigkeit des Taktgebers mit der Netzleistung. Anderseits wird der 
Asg. bei großen Windstärken erhöhte Primärleistungen abgeben. 
Damit keine völlige Entlastung des Taktgebers oder gar Motorbr- 
trieb eintrete, müßte die Wirkleistung des Netzes gleich oder größer 
als die höchste Asg.-Wirkleietung sein. Das Vektordiagramm (Abb. 
4) zeigt für diesen Fall die, den einzelnen Strömen entsprechenden, 


Abb 4. Anz.-, Netz- und Tuktgeberleistung einer unwirtschaftlichen Anlage. 


Scheinleistungen. Es ist. daraus ersichtlich, daß man nur bei hohen 
Netzleistungsfaktoren und dann auch nur auf einem kleinen Kreis- 
bogen (P, bis P,) ohne Vergrößerung der Synchrongeneratorlei- 
stung S auskommen würde. Dem Vorteile einer zeitweiligen Kraft- 
ersparnis an der Antriebsmaschine des Taktgebers ständen die un- 
verhältnismäßig hohen Anschaffungs-, Tilgungs- und Instandhal- 
tungskosten der Windkraftanlage, des Asg. und des größeren Syn- 
chrongenerators gegenüber. In dem angeführten Beispiele müßte 
bei Verwendung einer Windkraftanlage von angegebener Größe ein 
um rd 60 % größerer Synchrongenerator vorgesehen werden, wie bei 
Nichtvorhandensein des Asg. Solche Windkraftanlagen dürfen also 
niemals ein Netz speisen, dessen Wirkleistung ungefähr der höchsten 
Asg.-Wirkleistung gleich ist. Die Verhältnisse für starke Verklei- 
nerung von A : N zeigt Abb. 5, u. zw. für jene Netzleistung, hinsicht- 


0 
Abb. 5. Asg.-, Netz- uud Taktgeberleistung einer wirtschaftlichen Anlage. 


lich welcher unser Asg. bei größter Wirkleistung noch keine Über 
lastung des taktgebenden Ey nchrongeneratori hervorrufen würde 
Für cos ọ = 0,9 tritt dieser Fall bei Amaz: : 8, bzw. bei W, max 
Neospgs 1:4 auf. Eine Asg. -Windkraftanlage wird sich in jen 
Fällen zur Speisung eines vorhandenen Netzes eignen, in denen A 
Verhältnis der Scheinleistungen bei Normallast des Asg. 1:8 nich 
überschreitet. Eine Vergrößerung der Phasenverschiebungswinkel 
und a gestaltet die Verhältnisse rasch ungünstiger. In unserem Fall 
würde bei cos œ = 0,8 bereits eine um 7% größere Taktgebe 
leistung S erforderlich.” Am vorteilhaftesten wären mehrer 
Windkraftanlagen mit kleinem Verhältnisse A : N, die in einige 
Entfernung und räumlicher Verteilung aufgestellt, auf ein g 
meinsames Netz arbeiten würden. Dadurch wäre bereits ei 
grober Ausgleich störender Windstöße erzielt, da diese niema 
gan allen Windrädern gleichzeitig auftreten würden. 

Die Pufferung von Windstößen, welche ein Windrad treffe 
kann auf mechanischem und elektrischem Wege erfolgen. A 
mechanische Pufferung hat sich bisher die Verstellung des Wi 
rades durch eine seitliche Windfahne am besten bewährt, B 
den bisherigen Betrachtungen wurde die mechanische Regelun 
stets außer acht gelassen, zweckentsprechendes Arbeiten derselbe 
vorausgesetzt, ließe daher durchwegs günstigere, als die geschi 
derten Verhältnisse erwarten. Die elektrische Pufferung au 


238. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 29. 


863 


tretender Windstöße könnte grundsätzlich durch Veränderung des 
läuferwiderstandes erfolgen. Dadurch bliebe die Primärleistung 
des Asg. ungefähr gleich, während die überschüssige Energie in 


Abh.6. Flektrische Pufferung auftretender Windstöße durch selbsttätige 
Veränderung des Läuferwiderstandes. 


Stremwärmeverluste im L.äuferwiderstande umgewandelt würde. 
Dessen Veränderung kann durch einen Fliehkraftregler erfolgen, 
der bei Überschreiten der höchsten zulässigen Primärleistung von 


PC (Abb. 6) in P’C” den Läuferwiderstand solchermaßen yer- 
größern müßte, daß die gesamte Windradleistung P’A’ auch bei 
einem Ständerstrom OP aufgenommen würde Durch Verwen- 
dung eines Fliehkraftreglers wird aber die Anlage verwickelt und 
der Wartung bedürftig. Zweckentsprechender wären aus diesem 
Grunde ständig eingebaute Eisenwiderstände Sie müßten so 
bemessen sein, daß bei wachsendem Läuferstrome rasche Erwär- 
mung und bedeutende Widerstandszunahme einträte, wodurch 
zwar keine vollständige Pufferung, wohl aber starke Ab- 
schwächung der Primärleistungsschwankungen erzielt würde. 
Bei Verwendung von eingebauten Eisenwiderständen könnten 
Schleifringe wegbleiben. 

Die konstruktive Durchbildung einer Asg.-Windkraftanlage 
im Gebirge muß nach dem Grundsatze größtmöglicher Einfachheit 
zwecks Ausschaltung ständiger Wartung erfolgen. Der Asg. 
kann dauernd an das Netz gelegt sein und bei Windstille als 
Motor leer mitlaufen; bei Überschreiten synchroner Drehzahl 
durch die Windradwelle wird eine selbsttätige Kupplung einge- 
rückt (Schwunggewichte), bei Unterschreiten wieder ausgerückt. 
Der Generator kann aber auch fest mit der Windradwelle ge- 
kuppelt sein. Ein Fliehkraftschalter besorgt dann beim Erreichen 
synchroner Drehzahl das Zu- und Abschalten. Dauernde Ver- 
schlechterung des Netzleistungsfaktors haftet der ersten, Stron- 
stöße beim unzeitgemäßen Zuschalten hingegen der zweiten Aus- 
führung als Fehler an. Der geringe Platzbedarf des Generators 
und das Fehlen jeglicher Apparate würde bei Wegfall ständiger 
Wartung nur einen kleinen Verschlag unterm Gerüste des Wind- 
radturmes erforderlich machen. Gelänge es also, den Windrad- 
betrieb auch im winterlichen Gebirge, trotz Schnee und Ver- 
eisung, aufrecht zu erhalten, dann könnten Asg.-Windkraft- 
anlagen Vorteile gegenüber Gleichstromanlagen gewähren. Solche 
Versuche fehlen aber noch. 


Die Elektroindustrie in der Tschechoslowakei’). 


Die jüngste Entwicklung der Elektroindustrie in der Tschecho- 
slowakei ist durch eine vollständige Stagnation gekennzeichnet 
und bietet den Machthabern in Prag die heilsame Lehre, daß 
die bis dahin befolgte Orientierung der Politik nach dem Westen, 
d. h. nach Frankreich, dem Land zum Verderben gereichen muß. 
Die Tschechoslowakei ist, wie schon die geographischen Verhält- 
nisse erkennen lassen, auf die regsten Handelsbeziehungen mit 
den Nachbarstaaten, insbesondere mit Deutschland angewiesen. 
Es bestätigt dies auch die Statistik des auswärtigen Han- 
dels. Danach betrug die Einfuhr im Januar 1922 insgesamt 
2989 468 dz, woran Deutschland den größten Anteil (1 747140 dz) 
hatte. Auch bei der Ausfuhr stand es mit 2295 683 dz in vorderster 
Reibe und wurde hier nur durch Deutschösterreich (2 605 742 dz) 
übertroffen. 


Hauptaufgabe einer jeden vernünftigen Handelspolitik müßte 
e3 also sein, diese engen Handelsbeziehungen mit Deutschland 
nach Kräften zu fördern. Bis jetzt ist aber gerade der entgegen- 
gesetzte Weg eingeschlagen worden. So sind z. B. die Zollsätze 
für elektrotechnische Erzeugnisse ab 1. I. 1922 in folgender Weise 
erhöht worden: | 


Alter Zollsatz ‚Neuer Zollsatz, 


Gegenstand je 10 Ra in je en 
Elektromaschinen, Dynamos, Transfor- 
matoren, Motoren . ... 2»: 2 22.0. 312 bis 650 | 720 bis 1500 
Elektrische Bedarfsartikel, 


Apparate, 


Meßinstrumente und dgl. .. . . . < . |144 bis 1450 | 480 bie 2900 


Es ist klar, daß bei derartigen Zollerhöhungen, die das 2- bis 
3-fache des früheren Zollsatzes bedeuten, ein Export elektrotech- 
nischer Erzeugnisse aus Deutschland nach der Tschechoslowakei 
nicht mehr stattfinden kann, so sehr dies auch für gewisse hier 
im Lande nicht erhältliche Maschinen und Apparate wünschens- 
wert wäre. Unter diesen Umständen ist es daher nicht zu ver- 
wundern, daß immer mehr ausländische Unternehmen zur Er- 
richtung von Filialfabriken in der Tschechoslowakei schreiten. 
So 2. B. hat die Hochspannungsapparatebau-Gesellschaft (HBG.), 
Dresden, in letzter Zeit eine Filialfabrik in Tetschen a. Elbe er- 
richtet?), während die Firma Scheiber & Kwaysser, Wien, (Appa- 
ratebau) mit der Elektroapparate-Fabrik A. G. vorm. Festa, 
Warnsdorf i. B. eine technische Gemeinschaft vereinbart hat’). 
Die Firma Elektromaterial G. m. b. H., Brünn-Kumrowitz hat 


ferner die Vertretung der AEG, Berlin, für die Tschechoslowakei 
erhalten’). 


d3 Vgl. auch Z“ 1921, S. 315. 
” TRUA" REL 8. 10. 
5 desgl. „a 8.129 
9) desgi. „ 


3.10. 


Die Grenzabsperrung durch übertrieben hohe Zollsätze zeigt 
also von wenig wirtschaftlichem Verständnis und hat, wie nicht 
anders zu erwarten, bereits zu einer schweren Schädigung der 
einheimischen Handelsinteressen geführt. Ebenso verfehlt ist die 
seitens der Regierung eingeschlagene Steuerpolitik. Die 
Kohlenabgabe hat beispielsweise dazu geführt, daß heute die 
tschechoslowakische Maschinenindustrie auf dem Weltmarkt mit 
den reichsdeutschen Fabriken nicht mehr erfolgreich in Wettbe- 
werb treten kann und sogar durch die Industrie des kohlenarmen 
Deutschösterreichs unterboten wird. Dazu trägt allerdings nicht 
wesentlich die große Wertsteigerung der tschechoslowakischen 
Krone bei, mit der aber eine entsprechende Verbilligung der Löhne 
und Lebenshaltung nicht parallel gegangen ist. So kommt es 
auch, daß der Hauptabnehmer der böhmischen Braunkohle, Deutsch- 
land, heute gegen früher nur noch unbeträchtliche Mengen be- 
zieht, ja daß die Gefahr vorliegt, diesen besten Kunden der böhmi- 
schen Braunkohle ganz zu verlieren. 


Die Wirkungen dieser verkehrten Wirtschaftspolitik machen 
sich bereits seit längerer Zeit in einem vollständigen Danieder- 
liegen der einst so blühenden Kohlenindustrie der Sudetenländer 
und in einer drückenden Arbeitslosigkeitaufallen Gebieten 
der Industrie bemerkbar. Insbesondere haben die ehedem blühende 
Textilindustrie und die Glasindustrie unter diesen Verhältnissen 
schwer zu leiden. Die Zahl der Arbeitslosen in der Republik 
wird gegenwärtig zu etwa 350000 geschätzt. Was die hohen 
Steuern und Abgaben erbringen, wird sonach wieder durch die 
Auszahlungen der Unterhaltsbeiträge an dieses Heer der Arbeits- 
losen verschlungen. 3 


Noch intensiver dürften sich aber die nachteiligen Folgen die- 
ser verfehlten Regierungspolitik beider Wasserkraftsteuer 
bemerkbar machen, die am 1. VI. 1922 in Kraft getreten ist?°). 
Auf die Nachteile dieser den wünschenswerten Ausbau der 
Wasserkräfte direkt unterbindenden Steuer hat bereits Prof. Dr. 
F. Niethammer hingewiesen®). Diese Steuer ist außer in der 
Tschechoslowakei nur noch in der Schweiz zur Einführung ge- 
langt, erreicht aber dort noch lange nicht jene Härten wie hier. 
Um ein Beispiel herauszunehmen, ist nunmehr die Konkurrenz 
der einheimischen hochentwickelten Papierindustrie mit dem Aus- 
land, insbesondere mit Schweden, Norwegen und Finnland, 
zu einer Unmöglichkeit geworden. Die Woasserkraftsteuer be- 
lastet nämlich die Erzeugungskosten der Papierindustrie um volle 
6%. Noch viel einschneidender werden sich natürlich die Wir- 
kungen dieser Steuer bei der Elektrizitätslieferungsindustrie be- 
merkbar machen, da sie zu einer wesentlichen Verteuerung der 
elektrischen Arbeit führen muß. Ungemein störend werden auch 
die Kontrollmaßnahmen zur Verhütung der Umgehung der Steuer 
im Betriebe empfunden werden. Dies dürfte wohl auch der Grund 


5 „TRUA“, Bd. 2, S. 72, 104, 126, 145, 205 und Bd. 3, S. 158. ee 
©) Die Rlektrizitätswirtschaft in der Tschechoslowakei, „Trua“ Bd. 2. S. 377 
u. „ETZ* 1921, S. 1239 


984 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 29. 28. Juli 1922. 


sein, daß man bei kleineren Anlagen nunmehr zu einer Pauscha- 
lierung der Steuer übergehen will. 

Wie überall, so macht sich auch in der Tschechoslowakei ein 
gesteigerter Energiebedarf bemerkbar. Von neueren 
Erweiterungsbauten und geplanten Projekten elektrischer An- 
lagen seien daher hier die wichtigsten angeführt: Die Nord- 
böhmischen Elektrizitätswerke (NBW), die das 
ganze nördliche Böhmen mit dem Elbtal und einen wesentlichen 
Teil des Teplitzer Kohlenreviers mit Strom versorgen, errichten 
entlang dem Elbtal eine 35 kV-Fernleitung, die die Elbe bei Pöm- 
merle kreuzt und eine bei Tetschen a: Elbe gelegene Transforma- 
torenstation speisen soll. Im Elektrizitätswerk Türmitz dieser 
Anlage ist gegenwärtig ein weiterer Turbogenerator der öster- 
reichischen SSW für 15000 kVA zur Aufstellung gelangt. Die 
Dampfturbine dazu wurde von den Skodawerken in Pilsen ge- 
liefert. Eine hydroelektrische kleinere Anlage wird in der säch- 
sisch-böhmischen Schweiz, u. zw. im Soorgrund, gebaut; sie dient 
zur Stromversorgung einer Reihe von Gemeinden, unter anderen 
von Hernskretschen und Hohenleipa. Da die Herstellung des 
hydraulischen Teiles noch einige Zeit erfordern dürfte, soll vor- 
läufig das Verteilungsnetz Strom von den Nordböhmischen Elek- 
trizitätswerken erhalten. Sobald die hydroelektrische Anlage 
fertig ist, will man sie mit dem Netz der NBW parallel schalten, 
um dadurch eine möglichst restlose Ausnutzung der jeweils vor- 
handenen Wasserkraft erzielen zu können. 


Ferner plant die Nestomitzer Zuckerraffinerie, 
eines der größten Unternehmen seiner Art auf dem europäischen 
Kontinent, eine Modernisierung ihrer elektrischen Anlage, derart, 
daß an Stelle des bisher verwendeten Gleichstroms Drehstrom von 
500 V tritt. Dies macht die Aufstellung zweier Turbogeneratoren 
"von je 2600 kVA mit zugehöriger Schaltanlage erforderlich. 
Gleichzeitig soll eine Transformatorenstation errichtet werden, 
durch welche die Anlage auch von der vorerwähnten Elbtal- 
leitung mit Strom versorgt werden kaun, so daß das eigene Kraft- 
werk nur während der Kampagne im vollen Betrieb zu sein 
braucht. In diesem Fall kann auch Abfallenergie an die Hoch- 
spannungsleitung der NBW abgegeben werden. Die neue An- 
lage soll, wenn möglich, bereits bis zur nächsten Kampagne im 
Herbst fertiggestellt sein. 

Das Elektrizitätswerk Ostböhmen, das mit dem 
Elektrizitätswerk Oslawan (Mähren) gekuppelt werden soll, erfuhr 
imn verflossenen Jahr eine wesentliche Erhöhung seiner Leistungs- 
fähigkeit durch einen 9700 k\V-Turbogenerator in der Zentrale 
Parschnitz. Hand in Hand ging damit eine Erweiterung des 
Kesselhauses (Neuaufstellung von 4 Hochleistungskesseln der 
I. Brünner Maschinenfabrik A.G.) und die WEB ENNE der 
Hochspannungsschaltanlage”?). 


Die Arbeiten am Woasserkraftwerk der Stadt Ri aaden, das 
nach dem Ausbau mit 6000 kW-Leistung eines der größten hydrau- 


lischen Elektrizitätswerke in der Tschechoslowakei sein wird, sind > 


in letzter Zeit rüstig fortgeschritten. Die Stromversorgung von 
Prag ist heute gegenüber dem gesteigerten Energiebedarf voll- 
ständig unzureichend, wozu noch kommt, daß die vorhandenen 
Anlagen durchaus veraltet sind. Man plant daher die Errichtung 
eines Wärmekraftwerkes auf dem staatlichen Kohlenbergwerk 
Hedwig bei Erwenitz in der Nähe von Komotau mit einer Lei- 
stung von 45 000 kW. Die Energie soll mittels einer 100 kV-Lei- 
tung -nach Prag (Entfernung 130 km) übertragen werden. Außer 
in Prag ist ein Umspannwerk noch in Kladno vorgesehen. In 
demselben soll die Spannung auf 22 kV für die Verteilungsnetze 
herabtransformiert werden. Die Kosten dieser Anlage werden zu 
300 Mill. Kč geschätzt. Zur Durchführung dieser Projekte und 
zur Modernisierung der Stromversorgung von Prag ist es nun- 
mehr der Stadtgemeinde gelungen, bei dem Bankhause Helbert, 
Wagg & Co., London, das mit dem Bankhaus Kuhn, Loeb & Co. 
in New York verbündet ist, eine Anleihe zum Abschluß zu brin- 
gen. Es handelt sich um 2,58 Mill. £ (== rd 593 Mill. Kč). Davon 
sollen für die Erweiterung des Prager Straßenbahnnetzes, für 
Ankauf von 120 Motor- und 120 Anhängewagen, für Errichtung 
neuer Remisen und für den Bau neuer Zentralwerkstätten zu- 
sammen etwa 235 Mill. K& Verwendung finden. Für die Kraft- 
und Umformerwerke der Bahnen und die Netzerweiterung wird 
ein Betrag von 178 Mill. Kč ausgeworfen. Für die Errichtung des 
vorerwähnten Wärmekraftwerks bei Komotau käme ein weiterer 
Betrag von 344 Mill. K& in Frage. Die 7,5 %ige Anleihe wird 
zum Kurs von 86% aufgelegt und ist im Laufe von 30 Jahren 
rickzahlbar. Von Interesse dürfte hier die Klausel im Vertrag 
sein, wonach nur im Fall, daß im Inland das gebrauchte Material 
nicht erhältlich wäre, die Prager Gemeinde unter gleichen Bedin- 
gungen den englischen Offerten den Vorzug zu geben hat. Pläne 
für die Erweiterung und die Neubauten sind fertig und die Offer- 
ten bereits ausgeschrieben. Es dürfte mit dem Bau der neuen 
Strecken also im Laufe des nächsten Jahres zu rechnen sein. 


Erwähnt seien hier noch die folgenden projektierten staat- 
lichen Elektrizitätswerke: Der Bau einer Talsperre bei Ste&- 
chowitz, wobei man ein nutzbares Gefälle von 0 m erzielen 
will. Es soll in einem Kraftwerk von 75000 kW zur Ausnutzung 
gelangen. Man schätzt, auf diese Weise 350 Mill. KWh im Jahr 


a „Irua”, Bd. 2,8. 357. 


erhalten zu können, die mittels 50 km langem Kabel gleichfall: 
nach Prag übertragen werden sollen. Die veranschlagten Kosten 
dieses Projektes betragen 450 Mill. Kč. Ein weiteres Projekt 
befaßt sich mit der Errichtung eines Niederdruck-Wasserkraft- 
werkes bei Wrana mit einem nutzbaren Gefälle von 10 m. Die 
Leistung dieses Werkes beträgt 10 000 kW, entsprechend einer 
Jahresarbeit von 41 Mill. kWh. Die Kosten erreichen, einschließ- 
lich einer Verbindung mit der erwähnten Anlage bei Stechowitz, 
80 Mill. K&. Als Bauzeiten sind vorgesehen: für das Wärme- 
kraftwerk Erwenitz 2 Jahre, für das Wasserkraftwerk Stecho- 
witz 5 Jahre. Die Fertigstellung des Werkes Wrana ist für da- 
Jahr 1927 vorgesehen. 

Bezüglich der Ausnutzung der Wasserkraft des Thaya- 
Flusses in Mähren ist die Errichtung einer Talsperre an der 
Grenze gegen Deutschösterreich geplant. Die mit letzterem Staat 
wegen Landabtretung für die Korrektion des Flußbettes geführ- 
ten Verhandlungen haben zu einem günstigen Ergebnis geführt. 
Die Tschechoslowakei übernimmt danach die Verpflichtung, einen 
Teil der gewonnenen elektrischen Energie nach Deutschösterreic)ı 
auszuführen, und hat innerhalb 5 Jahren nach Vertragsabschlui 
mit dem Bau der Anlage zu beginnen. — Die Mittelmährisclhıe 
Elektrizitätsgesellschaft hat ihr Kapital von 2 auf 3 Mill. Kč ver- 
größert. Der Sitz dieser Gesellschaft ist in Prerau. Geplant ist 
die Errichtung einer Hydrozentrale in Kromeritz. Zwecks 
Elektrisierung der Westslowakei wurde ferner die Gründung 
einer Gesellschaft mit einem Kapital von 8 Mill. Kö beschlossen, 
das nach 3 Jahren verdoppelt werden soll. Zunächst ist die Strom- 
versorgung des Preßburger Komitats in Aussicht genommen. 

Der Plan der Elektrisierung der Tschechoslowakei enthält 
auch die Errichtung eines Wasserkraftwerkes an der Elbe bei 
Nimburg. Dafür ist die Verwendung von Kaplanturbinen in 
Aussicht genommen. Um über deren praktische Eignung ein 
klares Bild zu erhalten, wurde auf Veranlassung des Ministerium: 
für öffentliche Arbeiten im staatlichen Elbstauwerk Poděbrad eine 
Kaplanturbine (lLaufraddurchmesser 1800 mm, Leistung ca. 300 PS) 
versuchsweise eingebaut. Die unter staatlicher Kontrolle vorge- 
nommenen Bremsversuche haben ein für die Kaplanturbine gün- 
stiges Ergebnis geliefert®?). Eine Hochdruckanlage mit 220 m Ge- 
fälle und einer Höchstleistung von 350 PS will ferner die Ge- 
meinde Spindelmühle im Riesengebirge errichten. Bei den 
gegenwärtigen Kohlenpreisen käme hier ein Betrag von 4 Mill. Ki 
für das ersparte jährliche Kohlenäquivalent in Frage. 

Die Beschaffung des gewaltigen Kapitals für die vorerwähn- 
ten zahlreichen Projekte?) dürfte aber in der gegenwärtigen Zeit 
der Geldknappheit wohl auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen 
und eine Änderung erst dann eintreten, wenn sich der Staat end- 
lich zur Einlösung der Kriegsanleihe entschließen würde. In 
diesem Falle würden auch die Sparkassen das in Kriegsanleile 
investierte Kapital freimachen können. Es hätte dies sofort auch 
einen belebenden Einfluß auf das Baugewerbe (und damit auch 
auf das Elektroinstallationsgewerbe) zur Folge, welche heute noch, 
4 Jahre nach dem Kriege (trotzdem sich auch hier die Wohnungsnot 
drückend bemerkbar macht), vollständig daniederliegen. 


Erwähnt sei des Interesses halber der Plan des Landeskultur- 
rates Meißner in Prag, der zur wirtschaftlichen Ausnutzung 
von Wasserkräften Kraftwasserturmanlagen vorschlägt: 
Patente darauf sind ihm auch erteilt worden. Nach Meißner soll 
dieser Wasserkraftturm durch die Druckwasserleitung gespeist 
werden und mit mächtigen massiven oder gefäßförmigen Schwimm- 
körpern ausgestattet sein. Durch das Druckwasser wird derselbe 
in die Höhe gehoben. Die Wasserdruckhöhe wird dann durch dir 
Turbine ausgenutzt. Die praktische Ausführbarkeit dieser An- 
ordnung scheint allerdings auf erhebliche Schwierigkeiten zu 
stoßen: sollen nämlich diese Turmanlagen genügende Speicher- 
fähigkeit besitzen, so dürften für sie wohl ziemlich große Ab- 
messungen erforderlich sein. Die Errichtung solcher Wasserkraft- 
türme wird daher große Kosten verursachen und damit deren 
Wirtschaftlichkeit in Frage stellen. Immerhin wird es Fälle 
geben, in denen ihre Anlage auch wirtschaftliche Vorteile bieten 
dürfte, insbesondere dort, wo sie gleichzeitig der Trinkwasserver- 
sorgung und der Bewässerung für landwirtschaftliiche Zwecke 
dienen können. 

Von den in letzter Zeit auf dem Gebiet der Maschinen- und 
Elektroindustrie vorgenommenen Transaktionen und Fu- 
sionierungen seien hier nur die folgenden genannt: Diere 
Erste Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik in Prag hat sich mit 
der Elektrizitäts-A.G. vorm. Kolben & Co. in Prag-Vysodan ver- 
einigt. — Die Mährisch-schlesischen Elektrizitätswerke A.G., 
Mähr. Ostrau, haben auf der letzten Generalversammlung die Er- 
höhung des Aktienkapitals von 15 auf 30 Mill. Kč beschlossen. — 
Die Zuckerfabrik in Prossenitz in Mähren will’®) ihre technischen 
Einrichtungen derart vergrößern, daß täglich 7000 dz Rüben ver- 
arbeitet werden können. Die Rekonstruktion, welche die Böhmisch- 
mährische Maschinenfabrik, Skoda, und die Vereinigten Maschinen- 


$ Trua“, Bd. 3, S. 36 und 136. 

” Im Organ des Tschechoslowakischen Elektrotechnischen Verhanden. den 
„Blektrotechnieky Obzor” :zu Deutsch. „Elektrotechnische Rundschau“ sind 
übrigens eine Reihe trefflicher Arbeiten auf Grund amtlicher Unterlagen von 
Dr.-Ing. Kneidl, List Vanoudek. u. A. über die beabsichtigte Ele\trisierung 
dieser Re ublik veröffentlicht worden. 

1) „Trua“ Bd. 8. X. 159, 


28. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heit 29. 965 


fahriken durchführen, wird einen Kapitalaufwand von 17 bis 


a Mill. Kč erfordern. — Infolge der schwierigen Zeitverhältnisse _ 


sah sich die Elektrizitäts- & Maschinenbau A.G. in Müglitz ge- 
sätigt, an die Sanierung ihres Unternehmens zu schreiten. Den 
Aktiven im Werte von 55 Mill. K& (davon allein das Warenlager 
mit 32 Mill. Kč) stehen Passiven von 62 Mill. Kč gegenüber. Vor- 
z»<chlagen wurde ein außerordentlicher Ausgleich von 70%. 


Bezüglich der Elektrisieruüng der Vollbahnen 
sei bemerkt, daß in der Tschechoslowakei für diese hauptsächlich 
nır Wärmekraftwerke als Energielieferer in Frage kommen. Die 
dafür evtl. heranzuziehenden Wasserkräfte leiden im Gegensatz 
zu denen der Alpen an dem Nachteil eines zweimaligen Wasser- 
minimums (Hochsommer und Winter). Das erfordert also die 
Schaffung kostspieliger kalorischer Kraftreserven. Trotz dieser 
ımzünetigen Verhältnisse verspricht man sich aber auch hier von 
der Einführung des elektrischen Vollbahnbetriebes erhebliche 
wirtschaftliche Vorteile, weil man dann in der Lage wäre, in den 
an Schächten gelegenen elektrischen Kraftwerken den sonst wert- 
iesen Kohlenstaub zu verfeuern. Zunächst soll der elektrische 
Bahnbetrieb Prag und Umgebung zugute kommen; die in diese 
Stadt einmündenden Strecken bis zu einem Umkreis, der ungefähr 
dem Halbmesser Prag—Kolin entspricht, sollen elektrisiert wer- 
den. Eine besondere Kommission im Ministerium für öffentliche 
Arbeiten beschäftigt sich mit den bezüglichen Vorarbeiten, ins- 
besondere mit dem Studium und der Wahl der günstigsten Strom- 
art. Es hat den Anschein, als ob dafür der hochgespannte Gleich- 
strom auf Grund der günstigen Erfahrungen in Amerika und 
Frankreich gute Aussichten hätte; allerdings dürfte noch eine Reihe 
von Jahren vergehen, bis diese Projekte spruchreif werden, und die 
Frage eines Zentralbahnhofes für Prag muß wohl vorher eine be- 
(rwdizende Lösung finden. Hinderlich für die Einführung des elek- 
trischen Betriebes ist auch die ungünstige finanzielle Lage der 
'schechoslowakischen Staatsbahnen. So hat z. B. der Januar des lau- 
fenden Jahres nach „Nar. Pol.” mit einem Defizit von 60 Mill. Kč ge- 
~ hlossen. Dieser Fehlbetrag ist nicht auf ein Sinken des Verkehrs, 
-ndern vorwiegend auf die enormen Personalauslagen zurückzu- 
ihren. Unter den obwaltenden Verhältnissen kann es daher nicht 
!bsrraschen, wenn der Gedanke jetzt aufgetaucht ist, die Bahnen in 
Frivatbetrieb zu überführen, wobei sie im Staatsbesitz blei- 
en könnten. 


Zum Schlusse seien noch einige Worte über die vom tschecho- ° 


„„wakischen elektrotechnischen Verband (E.S.C.) ausgearbeiteten 
Sicherheitsvorschriften und Normen gesagt''). Sie 
Inuen sich im wesentlichen auf den bestehenden und auf der ganzen 
Welt als mustergültig anerkannten Vorschriften und Normen des 
VDE auf: es ergeben sich jedoch auch zahlreiche Abweichungen, und 
zerade diese müssen als besonders nachteilig für die Interessen der 
enheimischen Industrie angesehen werden. Man übersieht vollstän- 
iig, daß durch die Auflösung der ehemaligen österreichisch-ungarı- 


a _Trua“ Bd. 3, S. 147 u. 155. 


` 


schen Monarchie die Hauptabsatzgebiete der tschechoslowakischen 
Maschinen- und Elektroindustrie zum Ausland geworden sind. Die 
hiesige Industrie wird also notwendigerweise sich in Zukunft auf 
den Export einstellen müssen. Im Ausland, insbesondere aber in den 
übrigen Nachfolgestaaten der alten Monarchie, sind wohl nur die 
Vorschriften und Normen des VDE bzw. die des Elektrotechnischen 
Vereins in Wien (die mit ersteren im wesentlichen übereinstimmen) 
näher bekannt und maßgebend, während man dort die Vorschriften 
des E.S.C. kaum kennen dürfte. Es handelt sich somit bei diesen um 
ein sehr zweischneidiges Mittel, wenn sie dazu dienen sollten, für 
das Inland den ausländischen Wettbewerb fernzuhalten, weildas nur 
auf Kosten einer Verminderung der Wettbewerbsfähigkeit der tsche- 
choslowakischen Industrieerzeugnisse im Ausland gehen kann. 


Zu bedauern ist auch, daß an der Ausarbeitung dieser tschecho- 
slowakischen Sicherheitsvorschriften und Normen nur die Mitglie- 
der des E.S.C. beteiligt'?), die deutschen Fachkollegen dabei aber 
gana ausgeschaltet waren. Letzteres geht daraus hervor, daß die 
bezüglichen Entwürfe zur Begutachtung nur im tschechischen elek- 
trotechnischen Fachblatt, dem „Elektrotechnicky Obzor” veröffent- 
licht wurden. Auf diese Weise konnten sich dazu nur jene Fachkreise 
äußern, die der tschechischen Sprache in ausreichendem Grade mäch- 
tig waren. Dazu kommt noch, daß, trotzdem diese Vorschriften und 
Normen durch das Ministerium der öffentlichen Arbeiten gesetzlich 
schon seit längerer Zeit anerkannt waren, es bis heute an einerau- 
torisiertendeutschen Übersetzung gefehlt hat!?), was sich sehr 
zum Nachteil der überwiegend deutschen Elektroindustrie in diesem 
Staate bemerkbar gemacht hat. Diese ohne oder höchstens nur durch 
vereinzelte Mitarbeit der deutschen Fachkollegen'?!) zustande ge- 
kommenen Vorschriften und Normen stellen sonach nur ein einsei- 
tiges Stückwerk dar (wenn sie auch ein Zeugnis des fleißigen Ar- 
beitens der bezüglichen Kommissionen im E.S.C. ablegen), er- 
scheinen also noch in hohem Grade verbesserungsfähig. Dies wird 
schon dadurch bewiesen, daß beispielsweise vielfach statt der bishe- 
rigen und durch internationale Vereinbarungen festgelegten Sym- 
bole und Normen neue Bezeichnungen eingeführt wurden. Es ist 
klar, daß durch ein derartiges Verfahren eine heillose Verwirrung 
geschaffen wird, wenn der Fachmann bei seinem Studium sich nicht 
nur auf die spärliche tschechische Fachliteratur beschränken, son- 
dern auch auf die meistens in einer der Weltsprachen erschienenen 
SI a zurückgreifen und sich darauf stützen 
will. —y—. 


1) Bemerkt sei, daß neuerdings anch einheitliche Bedingungen für die 
Zulassung von Elektroinstallateuren mit Regelung des bezüglichen Konz essions- 
verfahrens aufgestellt werden sollen. _ 

, ® Sie ist nunmehr endlich erschienen, d. h. fast 1'3 Jahre nach der amt- 
lichen Anerkennung. 

1) Es ist dies wesentlich darauf zurückzuführen, daß es bis heute leider 
an einer geschlarsenen und umfassenden Organisation aller dentschen Elektro- 
techniker in der Tschechoslowakischen Republik fehlte Die bereits bestehenden 
Vereine (Deutsche Vereinigung der Flektrizitätswerke und Genossenschaften, 
Fachvereinigung der Elektriker. Verband Deutscher Elektroinstallateure) konn- 
en ac naturgemäß nur auf die Wahrnehmung engerer Berufsinteressen be- 
schränken. 


Der elektromagnetische Hammer. 
Von L. Schüler, Berlin. 


Übersicht. Es wird über einen in Amerika ausgeführten Schmiede- 
ımmer mit direktem elektromagnetischen Antrieb nach einem Aufeatz 
n Trombetta im Journal des AIEE berichtet. Im Anschluß daran 
"rd gezeigt, daB es unmöglich ist, einen derartigen Hammer für Drehstrom 
von 50 Per/s mit günstigem Wirkungsgrad auszuführen. 


Das Problem des elektrischen Hammers ist fast so ait wie 
lie Elektrotechnik selbst. Es liegt ja auch sehr nahe, die gerad- 
lnig wirkende Anziehungskraft des Elektromagneten unmittelbar 
rur Beschleunigung von Schlagkörpern zu benutzen, und zahllose 
Erfinder haben sich auf diesem Gebiet betätigt. Wie so häufig 
‘t aber das erzielte praktische Ergebnis umgekehrt proportional 
»r Zahl der Patente! 
Man muß zwischen 3 verschiedenen Aufgaben unterscheiden: 
Ir erste besteht in der Schaffung eines elektrischen Handham- 
ver, zum Meißeln, Nieten und dergl. als Ersatz des bekannten 
Preßluft-Handhammers; die zweite Aufgabe ist die Herstellung 
“ktromagnetischer Gesteinbohrmaschinen für Bergwerke; die 
vite endlich ist der direkte elektromagnetische Betrieb orts- 
"ter großer Schmiedehämmer an Stelle der gebräuchlichen mecha- 
‘ben Hämmer mit Transmissions- oder Motorantrieb. 
‚ Die erste Aufgabe ist die schwierigste, weil besonders hier die 
‘rderung des geringen Gewichtes auftritt. Ein Preßluft-Meißel- 
'aumer mit einer Schlagleistung von etwa 100 bis 150 W wiegt 
| upp 5 kg. Die Preßluft ist hier gegenüber der Elektrizität des- 
‘sbin großem Vorteil, weil sie die Energie bereits in mechanischer 
"im enthält, so daß eine Umformung im Gerät nicht mehr notwen- 
s  zıst. Dagegen muß der elektrische Hammer die ihm zugeführte 
‚itrische Energie in mechanische Energie umformen; bei dieser 
aformung entstehen Verluste, also Wärme, und es ist äußefst 


schwierig, bei geringem Gewicht des Geräts die Umformung genü- 
gender Energiemengen mit so hohem Wirkungsgrad vorzunehmen, 
daß die zulässige Erwärmung nicht überschritten wird. 


Verfasser hat vor mehreren Jahren eine Lösung der Aufgabe 
angegeben!) und seines Wissens das bisher beste praktische Er- 
gebnis erzielt. Ein Meißelhammer dieser Bauart wiegt etwa 6 kg 
und besitzt eine Schlagleistung von etwa 75 W. Die Leistung für 
1 kg ist also nur etwa halb so groß als beim Preßlufthammer, 
was nach dem Gesagten keineswegs überraschen kann. Immerhin 
ist der Hammer praktisch brauchbar und von Nutzen, wenn Preß- 
luft nicht zur Verfügung steht?). 

Elektromagnetische Gesteinsbohrmaschiren wurden besonders 
zahlreich erfunden und zum Teil auch praktisch verwendet; be- 
sonders ist die Bauart nach Depoele bekannt geworden. Aber 
auch diese Maschinen mußten das Feld wieder räumen, weil sie 
bei gegebenem Gewicht weniger leisten als Preßluftmaschinen. 
In Bergwerken ist aber stets Preßluft vorhanden. 


Am wenigsten haben sich die Erfinder bisher mit der drit- 
ten Aufgabe beschäftigt, nämlich dem direkten Antrieb schwerer 
Schmiedehämmer. Dieses Problem behandelt eine ausführliche 
Arbeit von P. Trombetta im Journal of the A.TEE., Bd. 41, 
1922, S. 289. Das von Trombetta benutzte Prinzip ist keineswegs 
neu; es besteht in der geradlinigen Abwicklung des Drelstrom- 
Asynchronmotors. 

Eine belgische Firma hat schon vor Jahren versucht, nach 
diesem System eine Bahn zu betreiben?). Zwischen den Schienen 


» „ETZ“ 1914, S. 563. , l . 
N Der Hammer wird von der Firma Dr. Max Levy, Berlin, hergestellt. 
3) „ETZ“ 1903, S. 849. 


966 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29. 


. 28. Juli 1922. 


wurden Blechpakete eingebaut, die eine Mehrphasen-Ständerwick- 
lung trugen; der dazugehörige Läufer war unten am Eisenbahnwa- 
gen angebracht, so daß er über den Ständerblechen schwebte. Wenn 
der Ständerwicklung Drehstrom zugeführt wurde, so entstand im 
Ständer ein „Wanderfeld“, das den "Läufer und damit den Wagen 
mitnahm. Es erscheint heute fast unbegreiflich, daß man noch im 
Jahre 1903 an dem Erfolg einer solchen Einrichtung glauben konnte; 
trotzdem wurde damals mit großem Kostenaufwand eine Versuchs- 
strecke gebaut. 

Auch zur Erzielung hin- und hergehender Bewegung wurde 
dasselbe System schon mehrfach vorgeschlagen, doch ist dem 
Verfasser über frühere praktische Ausführungen nichts bekannt. 
Erst Trombetta war als Ingenieur der amerikanischen General 
Electrice Co. in der Lage, einen Versuch in größerem Maßstabe 
durchzuführen. 

Er zog zuerst die geradlinige Abwicklung des Gleichstrom- 
motors in Erwägung; hiermit hätte er die Aufgabe natürlich eben- 
falls lösen können, theoretisch sogar noch vollkommener, da der 
Gleichstrom-Hauptstrommotor ein günstigeres Verhältnis von An- 
laufmoment zu Anlaufaufnahme besitzt, als der Drehstrommotor. 
Er hätte dann aber auf dem beweglichen Teil eine isolierte Wick- 
lung anbringen müssen urd nahm mit Recht an, daß diese den 
auftretenden Stößen nicht standhalten würde. 

Nach einigen Vorversuchen schritt Trombetta zum Bau eines 
gut durchkonstruierten Schmiedehammers, der dieselbe Leistungs- 
fähigkeit besitzen sollte, wie ein gewöhnlicher Fallhammer mit 
90 kg Bärgewicht. Als Ständer” dienten 2 Blechpakete von je 
1m Tänge und 64 mm Breite, zwischen denen sich der Läufer 
bewegte, der aus einem ‚Blechpaket von 1,5 m Länge und ebenfalls 
64 mm Breite und Dicke bestand. Der Läufer besaß offene 
Nuten, in die eine Kurzschlußwicklung aus Messingstäben einge- 
legt war. Über die Nutung und Wicklung des Ständers finden sich 
in der Aufsatz keine Angaben: interessant wäre vor allem die 
Kenntnis der Polteilung, aus der sich die Geschwindigkeit des 
Wanderfeldes ergeben würde. Auch über den Luftabstand wird 
nichts gesagt. Dargestellt sind die aufgenommenen Kurven über 
die Abhängigkeit der Zugkraft von der Strom- und Leistungsauf- 
nahme: danach werden z. B. bei 172 kg Zugkraft 17 kW und 
23,3 kVA gebraucht. Beide Kurven laufen völlig geradlinig nach 
dem Nullpunkt. Der Gesamthub war 37 em; das Gesamtgewicht von 
Läufer mit Hammerbär betrug 125 kg. Am Läufer waren Mit- 
nehmer befestigt, die unter Vermittlung vor Schubstangen 
Schnappschalter (Kontaktoren) betätigten, durch die die Strom- 
zufuhr bei Beendigung des Hubes unterbrochen und nach dem Fall 
des Hammers wieder eingeschaltet wurde. Selbstverständlich war 
die Einrichtung so getroffen, daß die Ausschaltung bereits vor 
Ende des Hubes erfolgte, so daß der Hammer freien Auslauf 
nach oben hatte. Die Schalter waren als Umschalter ausgebildet, 
so daß, falls erwünscht, der Strom auch während des Fallens des 
Hammers eingeschaltet werden konnte, u. zw. je nach der ge- 
wünschten Schlagstärke während eines kürzeren oder längeren 
Zeitraums. Um ganz schwache Schläge zu erzielen, wird während 
der Abwärtsbewegung des Hammers ein aufwärts laufendes Wan- 
derfeld erzeugt. 

Um die Geschwindigkeit des Hammers genau messen zu kön- 
nen, wurde eine Kontaktvorrichtung in Verbindung mit einem 
Oszillographen benutzt: es werden folgende Verauchsergebnisse 
mitgeteilt: \Venn die Abwärtsbewegung nur durch Schwerkraft, 
also ohne Strom erfolgte, so betrug die Dauer eines vollstän- 
digen Spiels 0,65 S, entsprechend etwa 90 Schlägen in der Minute. 
Der Strom war bei jedem Hub 0,21 s lang eingeschaltet, und es 
wurden für jeden Hub 5800 Wattsekunden verbraucht. Dies würde 
also einer un 27 kW entsprechen oder einer mittleren 

Vol __ 17 
057 88 kW. 
sich aus dem Gewicht des Hammerbärs und dem Hub zu 125 X 0,37 
— 46,2 kgm oder 455 Wattsekunden. Der Wirkungsgrad beträgt 


455 
demnach: 5800 7 78% 


Aufnahme von Die Schlagleistung berechnet 


Dieser Wert erscheint nun nicht gerade hervorragend gin- 
etig: Trombetta tröstet sich aber damit, daß die jetzt üblichen 
mechanischen Schmiedehämmer mit noch wesentlich schlechterem 
Wirkungsgrad arbeiten, ganz zu schweigen von den Dampf- und 


Die Bestimmung des Graphitgehaltes in graphitierten 
| Elektroden. 
Von K. Arndt, Berlin. 


Übersicht. D:r (Graphitgehalt einer Kohlenelektrode, welche im 
elektrischen Widerstandsofen graphitiert worden ist, kann durch chemische 
Analyse nicht ermittelt werden, wohl aber durch Messen des elektrischen 
Widerstandes unter bestimmten Bedingungen. Um störende Einflüsse 
auszuschalten, muß die Kohle zuerst gepulvert, eine bestimmte Korn- 
größe ausgesiebt und der Widerstand unter bestimmtem, hohem Drucke 
gemessen werden. 


Eine Mischung von Kokspnulver mit Teer ergibt im Gasofen, 
langsam auf etwa 1000° erhitzt, eine harte, klingende Kohle, 


Drucklufthämmern. Beispielsweise hat er bei einem Reibung:»- 
hammer einen Wirkungsgrad von nur 4% gemessen. Dazu kommt 


noch, daß bei den mechanischen Hämmern die dauernd umlaufen- > 


den Teile auch dann Energie verbrauchen, wenn der Hammer 
nicht benutzt wird. Die Anwendung des elektrischen Hammers 
scheint also trotz seines niedrigen Wirkungsgrades vorteilhaft 
zu sein. 


Verfasser möchte Trombettas Bericht noch durch die Über- 
legung ergänzen: Wie müßte ein Hammer der beschriebenen Art 
gebaut sein, um einen besseren Wirkungsgrad zu erzielen? Sehen 
wir zunächst vom Eisen- und Kupferverlust im Ständer sowie 
vom Reibungsverlust ab, so bewegt eich der Wirkungsgrad des 
Asynchronmotors zwischen Stillstand und synchronem Lauf in den 
Grenzen von 0 bis 100%, er ist also während des Anlaufs bei 
gleichförmiger Beschleunigung des Läufers im Mittel höchstens 
gleich 50%. Beim Trobettaschen Hammer war die Dauer eines 
Spiels gleich 0,65 s; die Fallzeit für 37 cm heträgt 0,27 s, dem- 
nach dauert der Hub 0,38 s, entsprechend einer mittleren Ge- 
schwindigkeit von rd 1 m/s und einer Höchstgeschwindigkeit von 
2 m/s. Wenn also die Geschwindigkeit des Wanderfeldes nicht 
größer wäre, als 2 m/s, so würde der theoretisch mögliche Höchst- 
wert des Wirkungsgrades 50% betragen, denn dann würde der 
Läufer bei jedem Hub gerade den Synchronismus erreichen. Trom- 
betta arbeitete mit Drehstrom von 40 Per/s. Hierbei würde eine 
Geschwindigkeit des Wanderfeldes von 2 m/s einen Polabstanıd 
von 2,5 cm ergeben, entsprechend 40 Polen auf dem 1 m langen 
Stänzer. So kleine Polteilungen lassen sich aber praktisch nicht 
ausführen; sie verbieten sich einerseits aus mechanischen Grün- 
den, besonders aber auch wegen des Magnetisierungsstroms, der 
bekanntlich der Polzahl proportional ist. Es wird kaum mög- 
lich sein, die Polteilung kleiner als etwa 8 cm auszuführen, un 
so mehr, als doch der Luftabstand jedenfalls größer gemacht wer- 
den muß, als bei umlaufenden Motoren. Hierbei würde bei 40 Per'x 
der theoretisch mögliche Höchstwirkungsgrad 15 % betragen, so 
daß der gemessene Wert von 7,8 % unter Berücksichtigung der Kup- 
fer-, Eisen- und Reibungsverluste erklärlich ist. Eine erhebliche 
Verbesserung des Wirkungsgrades erscheint hiernach ziemlich 
aussichtslos. Etwas günstigere Verhältnisse würden sich bei 
Verwendung eines leichteren Hammers mit größerem Hub er- 
geben, ferner natürlich bei Anwendung niedriger Frequenz, etwa 
15 Per/s. Auch die von Trombetta bereits vorgesehene Energie- 
zufuhr bei fallendem Hammer zwecks Verstärkung des Schlage: 
muß den Wirkungsgrad etwas verbessern, denn die Arbeits- 
übertragung vom Wanderfeld auf den schnell fallenden Läufer ist 
günstiger als die auf den langsam steigenden. 


Der schlechte Wirkungsgrad wäre nun in den Kauf zu nehmen, 
wenn wirklich kein anderer Hammer mit besserem Wirkune-- 
grad hergestellt werden könnte. Dies möchte ich aber bezwei- 
feln; der von Trombetta zum Vergleich herangezogene Reibungs- 
hammer arbeitet bekanntlich in der Weise, daß ein am Hammer- 
bär befestigter Riemen gegen eine umlaufende Scheibe gepreßt 
und von dieser durch Reibung mitgenommen wird. Es treten hier 
also während der Beschleunigungeperioden Verluste auf, deren 
Größe dem Schlüpfungsverlust des Induktionsmotors entspricht. 
Während aber bei diesem aus den oben erklärten Gründen bei der 
üblichen Frequenz die Geschwindigkeit des Wanderfeldes weit 
größer ist als die höchste beim Hub des Hammers erreichte Ge- 
schwindigkeit, kann beim Reibungshammer die Umfangsgeschwin- 
digkeit der Reibscheibe ohne weiteres der Hubgeschwindigkeit 
angepaßt werden. Theoretisch muß also beim Reibungshammer 
unbedingt ein besserer Wirkungsgrad erreichbar sein, als beim 
Induktionshammer mit etwa M Per/s. Der von Trombetta gemes- 
sene niedrige Wert von 4% ist deshalb nur durch außergewöhn- 
lich ungünstige Verhältnisse des Sonderfalls erklärlich. "Auch 
die bei uns gebräuchlichen Kurbelhämmer mit schwingender Luft- 
säule besitzen zweifellos einen verhältnismäßig hohen Wirkunz:®- 
grad: Zahlenwerte kann ich allerdings nicht angeben, doch ist 
mir bekannt, daß leistungsfähige Schmiedehämmer dieser Art eine 
Antriebskraft von nur 2 bis 3 kW benötigen. Da auch die An- 
schaffungskosten des Induktionshammers vermutlich höher sein 
werden als die eines mechanischen Hammers mit normalem Mo- 


_ tor, so glaube ich, daß die Aussichten des Induktionshammer: 


nicht besonders günstig zu beurteilen sind. 


welche seit langem in zalvanischen Elementen und seit dem Ew- 
porblühen der elektrochemischen Industrie zu Elektroden in den 
Karbidöfen, den Elektrostahlöfen, der Aluminiumfabrikation usw. 
in gewaltigen Mengen verwendet wird. Wenn man diese ver- 
edelte Kohle, welche auf 1 mm? Querschnitt und 1 m Länge durch- 
schnittlich einen Widerstand von rd 100 Q besitzt, in einem elek- 

trischen Widerstandsofen bei noch viel höherer Temperatur, etwa 
2000 °, glüht, so verwandelt sie sich in Graphit, wodurch ihr elek- 
trischer Widerstand bis auf etwa den 10ten Teil herabgesetzt wird. 
Diese graphitierten Elektroden lassen sich leicht bearbeiten, mit 
Gewinde versehen usw., und gewähren vor allem den großen Vor- 
teil, daß sie weit höher mit Strom belastet werden können, ohne 
sich übermäßig zu erhitzen. Diese Umwandlung in Graphit, wie 
sie z. B. an den Kohlen in jeder Bogenlampe zu beobachten ist, 


a n O a 


%8. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 29. 967 


hat zuerst der Amerikaner Achesonanden Niagarafällen 
fabrikmäßig durchgeführt und bis zum Kriege hat die Acheson Co. 
die ganze Welt mit „Acheson“4raphit“ versorgt. Als während 
des Krieges in Deutschland ein großer Bedarf in graphi- 
tieren Elektroden für die Alkalichlorid-Elektrolyse gedeckt wer- 
den mußte, entstanden große Graphitieranlagen inOberbayern, 
ımRbein, in Oberschlesien und eine der bedeutendsten 
nGroß-Berlin (Gebr Siemens & Co. in Lichten- 
berg). Auch für die gewaltigen Scheinwerfer des Heeres und 
der Marine wurden graphitierte Kohlen mit Vorteil verwendet. 
\euerdings hat man nach dem Vorbilde der Amerikaner große 
eraphitierte Elektroden für Elektrostahlöfen herzustellen be- 
gonnen. 
Um die Umwandlung der Kohle in Graphit zu verfolgen, wäre 
es von großem Werte, in der fertigen graphitierten Elektrode den 
Prozentgehalt an Graphit festzustellen. Leider bietet die che- 
mische Analyse bisher hierzu keine Möglichkeit, weil alle Chemi- 
kalien, welche gewöhnliche „amorphe“ Kohle auflösen, auch den 
Graphit stark angreifen. Ich suchte deshalb auf einem physika- 
lichen Wege diese wissenschaftlich interessante und technisch 
sehr wichtige Aufgabe zu lösen. 

Einen Weg schien mir hierzu def große Unterschied der elek- 
tischen Leitfähigkeit zu bieten. Nun hängt aber die elek- 
trische Leitfähigkeit nicht nur von dem Graphitgehalt, 
sondern in hohem Grade auch von der sonstigen Beschaffenheit 
der Elektroden ab. Deshalb schwankt sie auch für nicht graphi- 
tierte Elektroden etwa in den Grenzen von 70 --120 Q und mehr. 
I'm dieser Verwicklung zu entgehen, besıhloß ich, den Vergleich 
an Pulvern durchzuführen, aber von annähernd glei- 
cher Korngröße; denn je feiner das Pulver ist, um so mehr 
Übergangswiderstände hat der Strom zu überwinden, um 80 
kleiner erscheint die elektrische Leitfähigkeit. Aus meinen 
früheren Untersuchungen tiber Graphitpulver!) war mir bekannt, 
daß man zu konstanten Messungsergebnissen nur bei Anwendung 
hohen Druckes oberhalb 100 at kommt. Ich hatte deshalb eine 
Anordnung beschrieben, bei welcher das Graphitpulver in einem 
diekwandigen engen Porzellanrohr zwischen zylindrischen Metall- 
elektroden durch eine Hebelpresse einem genau meßbaren Drucke 
ausgesetzt wird. 

Jene Leitfähigkeitsmessungen an natürlichen und künstlichen 
Graphiten habe ich neuerdings mit Herrn Dr. Friedrich Körner 
weitergeführt. Diese ergaben z. B. für einen Naturgraphit, der 
beim Verbrennen im Sauerstoffstrom 5,2% Asche hinterließ, einen 
-pezifischen Widerstand von 154 Q (auf 1 mm? und 1 m be- 
zogen) unter 175 at Druck; seine mittlere Teilchengröße war 
(inter dem Mikroskop mit dem Okularmikrometer gemessen) 
^6 mm. Für einen großblättrigen, besonders schönen Natur- 
sraphit, der nur 0,5% Asche enthielt und aus Blättchen von 
durchschnittlich 1 mm Größe bestand, war der Widerstand unter 
den gleichen Bedingungen nur 169 Q. Um nun aus der leit- 
fahigkeit den Graphitgehalt eines Elektrographites zu ermitteln, 
nahm ich als Ausgangsmaterial einerseits eine sehr reine Elek- 
trodenkohle von geringem Aschengehalte und andererseits eine 
ausgezeichnet graphitierte Elektrode von- besonders hoher Leit- 
fähigkeit und großer Weichheit. 

Zunächst verglich ich diese erstklassige graphitierte Kohle 
mit dem obenerwähnten großblättrigen Naturgraphit. Mit Hilfe 
«weier Siebe sonderte ich aus den gepulverten Massen eine Korn- 
eröße von etwa 0,1 mm aus und maß an diesen so definierten 
Pulvern den elektrischen Widerstand. Er ergab sich für diesen 
Naturgraphit zu-52 Q und für jenen Kunstgraphit zu 50 Q. Der 
Blektrographit leitete also noch ein wenig besser als der beste, aus 
schönen kristallinischen Blättchen bestehende Naturgraphit, war 
wohl darauf beruhen kann, daß der Elektrograrhit nur 0,24% 
Asche gegen 0,47 des Naturgraphites enthielt. Ich folgerte aus 
irsem Vergleich, daß dieser Kunstgraphit vollkommen durch- 
£raphitiert ist. 

Nunmehr stellten wir aus diesem Kunstgraphit und der vor- 
tin erwähnten noch nicht graphitierten sehr guten Elektroden- 
kahle Gemische her (immer von 0,1 mm Korngröße) und maßen 
hren elektrischen Widerstand in der Presse (#fmmer unter 175 at 
Truck). Indem wir die Ergebnisse zeichnerisch darstellten, er- 
teilten wir eine Kurve, welche den Zusammenhapg zwischen dem 
‘raphitgehalt des Pulvers und seiner Leitfähigkeit gibt. Sie be- 
zinnt bei 50 Q für reinen Graphit und endet bei 23 Q für die 
richt graphitierte Elektrodenkohle. Sie hat eine parabelähnliche 
Form, fügt sich aber nicht einer einfachen Gleichung. 

An Hand dieser Kurve wurde nun für mehrere Proben nicht 
vollständig durchgraphitierte Elektroden der Graphitgehalt be- 
stimmt, nachdem sie auf die beöreffende Korngröße gebracht wor- 
cen waren. Er ergab sich für die eine Probe zu 70% Graphit, 
“ır eine andere Probe zu nur 44 %. 

Mit diesem Befunde stimmten auch die übrigen Eigenschaften 
{er untersuchten Proben, nämlich die an den Stücken selbst ge- 
messene Leitfähigkeit, die Festigkeit, die Härte usw., gut über- 
ein. Auch der Aschengehalt, welcher um so geringer zu sein 
pflegt, je besser eine Kohle durchgraphitiert ist, entsprach jenem 
ıq«s der Leitfähigkeit abgeleiteten Graphitgehalte. 


n „Zeitschrift für Elektrochemie“ Bd. 23, 1917, S. 167. 


Es lohnt sich des weiteren, die Leitfähigkeit der ganzen 
Stücke mit der Leitfähigkeit in Pulverform zu vergleichen. In 
der folgenden kleinen Zahlentafel ist W, der Widerstand des 
Stückes, Wp der Widerstand des’Pulvers, Q das Verhältnis W,/W a 
und G der Graphitgehalt. 


Wae Wp Q G g 
100 263 26 09, 
285 111 3,9 44 9/0 
13,5 13,9 4,9 70 0/9 
84 | 516 | 61 | 100% 


Aus dieser Tafel ersieht man, wie mit steigendem Graphit- 
gehalt der Quotient der beiden Widerstände stetig größer wird. 
Das ist der Ausdruck der bekannten Tatsache, daß mit fort- 
schreitender Graphitierung die Kohle dichter wird. Man könnte 
meinen, daß man vielleicht aus dieser zunehmenden Dichte in 
sehr einfacher Weise den Graphitgehalt quantitativ ermitteln 
könnte. Das ist tatsächlich — jedoch mit erheblicher Einschrän- 
kung — zulässig. Als wir an kleinen Teilchen des Pulvers nach 
der Schwebemethode die Dichte jenes 100 %igen Elektrographites 
und der nicht graphitierten Elektrodenkohle bestimmten, fanden 
wir für jenen die Dichte 2,10, für diese 1,96. Unter der Annahme, 
daß die Dichte geradlinig mit steigendem Graphitgehalt zunimmt, 
würde sich für 70% Graphit die Dichte 2,06 ergeben. Tatsächlich 
wurde sie für jene Probe, für welche wir aus der Widerstands- 
messung einen Graphitgehalt von 70% gefolgert halten, zu 2,06 
gefunden. Im Gegensatz hierzu hatte die obenerwähnte 44% ige 
Probe eine Dichte 2,12, die also größer war als die des zum Ver- 
gleich herangezogenen 100 %igen Elektrodengraphits. Davon mag 
ihr viel höherer Aschengehalt (0,7%) die Ursache sein. Ver- 
mutlich wird man nur dann die Dichte zur Graphitbestimmung 
heranziehen dürfen, wenn man die Dichte des Ausgangsmaterials 
und einer aus demselben Material hergestellter, vollständig 
graphitierten Elektrode kennt. | 

Man könnte schließlich daran denken, aus dem Zusammen- 
hange, der zwischen dem Graphitgehalt und der Leitfähigkeit der 
unzerkleinerten Elektrode besteht, den Graphitgehalt abzuleiten, 
wozu die obige kleine Tafel einen ersten Anhalt bietet. Dabei ist 
aber zu bedenken, daß auch andere Umstände die Leitfähigkeit der 
...— beeinflussen, nicht zum wenigsten der Grad ihrer Poros 
sität, 


Der neue Entwurf für ein österreichisches 
Eiektrizitätsgesetz!). 


Nur selten ist der gesetzlichen Regelung irgend einer Frage ein 
so abwechslungsreiches Schicksal beschieden gewesen als jener der 
öffentlichen Elektrizitätswirtschaft in Österreich. Wiewohl die Not- 
wendigkeit hierfür schon verhältnismäßig frühzeitig erkannt wurde 
— gehen doch die ersten Anregungen schon auf das Jahr 1894 zurück 
—, so blieb es bis jetzt trotzdem stets nur bei der wiederholten Ein- 
bringung entsprechender Gesetzesvorlagen, ohne daß eine parlamen- 
tarieche Verabschiedung möglich gewesen wäre. Der hauptsächliche 
Grund hierfür liegt darin, daß der Zeitpunkt verpaßt worden ist, wo 
wegen der noch wenig vorgeschrittenen Entwicklung eine einfache 
Regelung durch ein Elektrizitätswegegesetz, ähnlich wie dies in Ita- 
lien und der Schweiz bereits vor vielen Jahren erfolgte, möglich ze- 
wesen wäre; seitdem jedoch mit der rasch fortschreitenden Elektrisie- 
rung größerer Gebiete, welche durch die Anwendung immer höherer 
Übertragungsspannungen möglich wurde, die ganzen wirtschafilichen 
Verhältnisse komplizierter geworden eind und immer weitere Kreise 
an dieser Frage Interesse gewonnen haben, konnte ein gerechter Aus- 
gleich der von seiten der Betroffenen erhobenen, z. T. einander wi- 
derstrebenden Wünsche nicht gefunden werden. Nicht zuletzt wirkte 
auch der Umstand hindernd, daß der Staat seit jeher bestrebt.war, 
einen weitgehenden Einfluß für sich selbst zu sichern, welche Ab- 
eicht durch das während und nach dem Kriege starke Hervortreten 
des gemeinwirtschaftlichen (redankens nur gestärkt worden ist. Da 
aber andererseits im alten Österreich auf dem Gebiete der Elektri- 
zitätsversorgung vorwiegend die Privatwirtschaft sich betätigt hat, 
ist es begreiflich, daß diese nach Kräften bemüht. war, gegen solche 
Tendenzen anzukämpfen. Derart erfuhr schon der erste, im Jahre 
1908 eingebrachte Entwurf, welcher dem Staate einen weitgehenden 
Einfluß eichern sollte, eine einmütige Ablehnung seitens der betei- 
ligten Kreise. und dasselbe Schicksal erlitt auch der zweite Entwurf, 
der 1914 in Behandlung stand?), zu dessen parlamentarischer Bera- 
tung es im übrigen zufolge des Kriegsausbruches gar nicht kam. Die 
Notwendigkeit für einen planmäßigzen Ausbau der Elcktrizitätsver- 
sorgung und Ausnützung aller Kraftquellen im ganzen Staate haben 
die im Kriege gesammelten Erfahrungen auf das eindringlichste ge- 


1) Die Veröffentlichung dieses Aufsatzes hat der Druckerstreik leider 
verzögert. Der Entwurf ist inzwischen von der Nationalversammlung und dem 
Bundesrat angenommen worden und am 23. VII. 1922 als Gesetz in Kraft getreten 

Vgl. „ETZ“ 1914, S. 921. 


N 


868 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


i 


1922. Heit 29. 28. Juli 1922. 


zeigt, und so erklärt es sich, daß noch während des Krieges ein neuer 
Gesetzentwurf im Parlament eingebracht wurde, dessen Tendenz 
schon durch die Betitelung als „Elektrizitätswirtschaftsgesetz” ge- 
kennzeichnet war. Durch diesen Entwurf wurde nicht mehr und nicht 
weniger bezweckt, als die gesamte Elektrizitätewirtschaft früher 
oder später unter die staatliche Oberhoheit zu bringen und jedwede 
private Betätigung auf diesem Gebiete mit der Zeit vollständig zu 
unterbinden. In diesem Sinne war einerseits der weitestgehende Ein- 
fluß des Staates auf die Entstehung, Entwicklung und Führung aller 
Elektrizitätsversorgungsunternehmungen vorgesehen, andererseits 


ein Ablösungs- und Heimfallrecht dem Staate zugesichert, welches’ 


die Erwerbung sämtlicher Anlagen in absehbarer Zeit ermöglicht 
hätte. Immerhin hat dieser Entwurf auch einige nicht zu unter- 
schätzende Vorteile in Aussicht genommen, vor allem die finanzielle 
Unterstützung des Staates für neue Unternehmungen, gewisse Steu- 
erbegünstigungen u. dgl. m., welche gegenüber allerdings eine Ge- 
winnbeteiligung des Staates und die staatliche Tarifhoheit standen. 


Auch war die Einräumung des Enteignungsrechtes für das Kraft- 


werk und das Leitungsnetz in diesem Entwurf erstmalig vorgesehen, 
wogegen die früheren Entwürfe sich mit den sogenannten Zwangs- 
benützungsrechten begnügten, die, für das Kraftwerk selbst gar 
nicht anwendbar, auch für den gesicherten Fortbestand der Leitun- 
gen keine unter allen Umständen genügende Gewähr geboten hätten. 
Der Gedanke einer planmäßigen Elektrizitätsversorgung des ganzen 
Staatsgebietes erscheint hier zum ersten Male in voller Schärfe aus- 
gesprochen. Die parlamentarische Erledigung wurde durch das 
Kriegsende und den darauf folgenden Umsturz vereitelt. 


Daß die Sozialisierungsbestrebungen, von welchen in der unmit- 
telbaren Nachkriegszeit viele einen kräftigen Anstoß zur Gesundung 
der Staatsfinanzen erwartet haben, auch an der Frage der Elektrizi- 
tätsversorgung nicht stillschweigend vorübergegangen sind, ist mehr 
oder weniger selbstverständlich, und so kam es, daß, als auch die Be- 
deutung einer großzügigen Kraftversorgung und raschesten Aus- 
baues der Wasserkräfte des von der Kohle ganz entblößten Öster- 
reich voll erkannt wurde, die Regierung bereits im Jahre 1919 mit 
neuen, die endliche Regelung der Elektrizitätswirtschaft bezwecken- 
den Vorschlägen vor die Nationalversammlung getreten ist. Diesmal 
geschah dies in Form von zwei Gesetzentwürfen, deren einer, als 
„gesetz, betreffend elektrische Anlagen“ betitelt, 
im wesentlichen die Regelung aller rechtlichen Belange der neu ent- 
stehenden und schon vorhandenen elektrischen Anlagen zum Ziele 
hatte und dem Inhalte nach als ein Elektrizitätswegegesetz anzu- 
sehen war, wogegen der zweite, der den Namen „Gesetz über 
dieElektrizitätswirtschaft”trug, eigentlich nichts we- 
niger als die allmähliche Sozialisierung der ganzen Elektrizitäts- 
wirtschaft gestattet hätte. Es ist daher vollkommen begreiflich, daß 
der letztere Entwurf, namentlich seitens der Privatwirtschaft, aber 
auch seitens der Gemeinden und Länder fast einmütig abgelehnt 
wurde, welch letztere nicht gewillt waren, ihre bisherige Selbstän- 
digkeit auf diesem Gebiete dem Staate zu opfern, zumal mangels 
einer endgültigen Verfassung die rechtlichen Beziehungen zwischen 
Staat und Ländern noch der Regelung harrten. Ein näheres Eingehen 
auf diese Entwürfe erübrigt sich, da sie schon an früherer Stelle 
(„ETZ” 1920, S. 154) sehr eingehend besprochen worden sind. Zu- 
folge Übereinkunft der politischen Parteien wurde dann auch die 
Behandlung dieser Entwürfe bis zur Regelung der Verfassungsfra- 
gen zurückgestellt. Die sich immer mehr zuspitzenden Gegensätze 
zwischen dem Gesamtstaate und den einzelnen Ländern haben letz- 
tere zur Stärkung ihrer selbständigen Stellung mit allen Mitteln be- 
wogen und veranlaßt, die natürlichen Kraftauellen ihres Gebietes in 
ihre Verfügungszewalt zu bringen. Ale solche kamen insbesondere 
die Wasserkräfte in Betracht, und so entstanden schon bald die Was- 
serrechtsnovellen in Form von Landesgesetzen, durch welche der 
staatliche Einfluß auf die Wasserkraftbewirtschaftung vollständig 
ausgeschaltet wurde?). Hand in Hand hiermit ging auch die Ent- 
stehung von Landes-Elektrizitätsversorgungs-Unternehmungen, wel- 
che unter ausschließlicher oder zumindest vorwiegender Beteiligung 
der Länder die Regelung deren Elektrizitätswirtschaft in die Wege 
geleitet haben. Derart ist die Privatwirtschaft schon kraft der Ver- 
hältnisse immer mehr in den Hintergrund geraten, welche Entwick- 
lung auch noch durch den Umstand gefördert wurde, daß die im frühe- 
ren Österreich tätigen privaten Elektrizitätsunternehmungen ihre 
Betriebe hauptsächlich in den nunmehr den neuen Nationalstaaten 
zugefallenen Gebieten hatten, wogegen im heutigen Österreich die 
kommunalen Betriebe schon vor dem Umsturze vorherrschend gewe- 


sen sind. Es hat sich durch die natürliche Entwicklung eine fast über- 


allangewandte Form von gemischtwirtschaftlichen Unternehmungen 
für die Elektrizitätsversorgung ausgebildet, welche, zwar in Form 
von Aktiengesellschaften, doch vorwiegend zemeinwirtschaftlichen 
Charakter haben. Beschlossen wurde diese Entwicklung durch die 
neue Bundesverfassung, zufolge deren bisher allerdings noch nicht 
in Kraft getretenen Bestimmungen die Regelung der Elektrizitäts- 
wirtschaft in Anlehnung an die von der Bundesversammlung zu be- 
schließenden Rahmengesetze durch die Gesetzgebung der einzelnen 
Länder selbst zu erfolgen hat. Auf diese Weise wurde der oben er- 
wähnte zweite Gesetzentwurf gegenstandslos, da der Bund einer- 
seits gar nicht mehr befugt erscheint, Fragen der Elektrizitätswirt- 
schaft im Wege der Gesetzgebung zu regeln, andererseits die Länder 


3 Vgl 


, 


ETZ" 1922.5 35. 


den angestrebten Einfluß schon durch die Entwicklung selbst erlangt 
haben und ihre Machtbefugnisse heute unbestritten sind. 


Dieser Entwicklung ist es zu verdanken, daß der nunmehr dem 
Nationalrate vorgelegte Entwurf für ein Gesetz, betreffend elektrı- 
sche Anlagen, eine verhältnismäßig einfache und auch alle Inter- 
essen im allgemeinen befriedigende Form erhalten konnte, da er im 
WesennuralseinElektrizitätswegegesetz anzusprechen 
ist. Daß er entgegen den Verfassungsbestimmungen doch von der 
Bundesversammlung behandelt werden soll, erscheint dadurch be- 
gründet, daß die vorerwähnten Verfassungsbestiinmungen noch nicht 
in Kraft getreten sind, andererseits aber alle maßzebenden Stellen 
darin übereinstimmen, daß ein weiteres Hinausschieben der gesetz- 
lichen Regelung der Frage des Wegerechtes außerordentlich hem- 
mend auf den im Zuge befindlichen Ausbau der Wasserkräfte und die 
Hand in Hand damit gehende planmäßige Elcktrisierung des Staates 
einwirken würde; naclı dem Inkrafttreten dieser Bestimmungen der 
Verfassung soll dann das Gesetz einer nochmaligen Überprüfung 
unterzogen und mit diesen in Übereinstimmung gebracht werden. 


Der Gesetzentwurf lehnt sich im wesentlichen an die im Jalıre 
1919 eingebrachte Vorlage für ein Gesetz, betreffend elektrische An- 
lagen, an, wobei jedoch alle Hinweise auf das damals geplante Elek- 
trizitätswirtschaftsgesetz ausgeschieden wurden und auch in eini- 
gen anderen Punkten der seitherigen Entwicklung Rechnung getra- 
gen erscheint. Auf Grund dieses Gesetzes sollen die Stromlieferungs- 
unternehmungen mit Einschluß der Eigenanlagen berechtigt sein, 
Leitungs- und Enteignungsrechte in Anspruch zu nehmen, letztere 
jedoch nur dann, wenn sie im Besitze einer öffentlich-rechtlichen 
Körperschaft (Bund, Land, gemeinwirtschaftliche Anstalt) sind oder, 
wenn auch im Privatbesitz, seitens der Behörde als gemeinnütziz 
anerkannt werden. Für Unternehmungen, welche derartige Rechte 
in Anspruch nehmen, setzt das Gesetz als Gegenleistung eine Liefr- 
rungspflicht an alle Abnehmer ihres Stromversorgungsgebietes hei 
vollkommen gleichmäßiger Behandlung derselben in Hinblick auf die 
Preisstellung fest, wobei jedoch den geänderten wirtschaftlichen 
Verhältnissen insofern Rechnung getragen erscheint, daß, falls zur 
Erfüllung dieser Pflicht eine Erweiterung der bestehenden Strom- 
verteilungsanlagen notwendig werden sollte, der Anschlußwerher 
zur Leistung eines angemessenen Kostenbeitrages verhalten werden 
kann. Auch ein gewisses Maß der Tarifhoheit soll durch das Gesetz 
festgesetzt werden, indem die Stromlieferungsbedingnisse und 
Höchsttarife der Genehmigung des zuständigen Landeshauptmanns 
als der obersten Verwaltungsbehörde unterliegen, wobei jedoch aus- 
drücklich festgesetzt wird, daß bei Aufstellung der Tarife auf eine 
angemessene Abschreibung und Verzinsung Rücksicht zu nehmen 
ist. Wichtig ist, daß Eigenanlagen, welche überschüssigen Strom au 
Dritte gegen Entgelt abgeben, nicht als Stromlieferungsunterneh- 
mungen anzusehen sind, sofern der Anschlußwert solcher Art belie- 
ferter Abnehmer nicht mehr als 10 % der Gesamtleistung der Maschi- 
nenanlagen des liefernden Werkes beträgt. Im übrigen werden Ei- 
genanlagen, die Leitungs- oder Enteigenungsrechte in Anspruch neh- 
men, öffentliche Pflichten nur insoweit auferlegt, als sie in Not- 
fällen (z. B. bei Gefährdung der öffentlichen Stromversorgung durch 
Elementarereienisse) zur Unterstützung der öffentlichen Stromver- 
sorgung herangezogen werden können, wobei ihnen jedoch volle Ent- 
schädirung zu leisten ist. Das Leitungsrecht ermöglicht die Inan- 
spruchnahme von öffentlichem und privatem Eigentum zur Führung 
der Leitung im Luftraume oder unter der Erde, Anbringung der 
Stützpunkte und der als Zubehörteile der Leitung anerkannten 
Schalt- und Umformeranlagen, ferner zur Vornahme der erforder- 
lichen Ausästungen, alles jedoch nur im Umfange, daß durch diese 
Benützung der bestimmungsgemäße Gebrauch der Liegenschaften 
nicht beeinträchtigt werden darf. Die Leitungsrechte bilden nicht 
Gegenstand der grundbuchlichen Sicherstellung und sollen den Be- 
sitzer der Liegenschaft in seinem freien Verfügungsrechte nicht be- 
hindern; der Besitzer der Leitungsanlage wird verpflichtet, die Lei- 
tungen abzuändern oder ganz zu entfernen, wenn dies eine solche 
Verfügung notwendig machen sollte. Andererseits sind die Leitungs- 
rechte an den Bestand der Leitung gebunden und gehen im Falle 
eines Besitzwechsels auf den neuen Besitzer der Leitung über. Für 
den Fall, daß die Errichtung und dauernde Erhaltung der Stromer- 
zeugungsanlage, dep» Leitungen, Schalt- und Umformeranlazen aus 
zwingenden technischen Gründen an einen bestimmten Ort gebunden 
ist, steht das weit wirksamere Enteignungsrecht zur Verfügung, wel- 
ches grundbuchlich sichergestellt werden und bei dessen Inanspruch- 
nahme der Besitzer eine Verlegung oder Entfernung unter keinen 
Umständen verlangen kann. Auf die Einschränkung, nach der das 
Enteignungsrecht nur Unternehmungen bestimmter Art zuerkannt 
wird, wurde bereits weiter oben hingewiesen. Bei der heutigen Sach- 
lage dürfte es fast allen schon bestehenden und neu zu schaffenden 
Unternehmungen zugute kommen. Daß dem Besitzer in allen Fällen 
für die erlittenen Nachteile volle Entschädigung gebührt, ist eine 
selbstverständliche Bestimmung des Gesetzes. Eine Lücke der bishe- 
rigen Gesetzzebung wird durch die Festsetzung ausgefüllt, daß die 
Starkstromleitungen, einschließlich der Schalt- und Transformato- 
renanlagen, als Zubehör der Stromerzeugungsanlage anzusehen sind, 
von welcher sie regelmäßig Strom empfangen, sonach, wenn auch auf 
fremdem Grund und Boden errichtet, nicht als zu diesen gehörig gel- 
ten, Über die Zuerkennung von Leitungs- und Enteignungsrechten 
entscheidet die für die zeplante Anlage maßzebende Genehmigunırs- 
behörde, welche auch die Höhe der zu leistenden Entschädigungen 


28. Juli 1922. 


aut Grund von sachverständiger Schätzung festsetzt. Eine Überprü- 
tung dieser Festsetzung kann der Betroffene im Wege der ordent- 
lichen Gerichte zwar verlangen, doch wird hierdurch der Vollzug des 
Enteienungserkenntnisses nicht behindert, sofern die Unternehmung 
den Entschädigungsbetrag bei Gericht erlegt. Diese Bestimmung cer- 
scheint besonders wichtig, weil sie einer willkürlichen Verzögerung 
des Baues wirksam vorbeugt. 
Neben diesen wichtigsten Bestimmungen des Entwurfes sind 
noch folgende erwähnenswert: Das Gesetz sieht eine seitens des 
Bundesstaates auszuübende Aufsicht in sicherheitlicher Beziehung 
für alle Starkstromanlagen vor, welche jedoch im großen und ganzen 
nur darin besteht, daB die Unternehmungen zur Einhaltung der Si- 
cherheitsvorschriften, zur Beistellung von sachkundigem Betriebs- 
personal u. dgl. m. verhalten werden können, wogegen tiefergehende 
Eingriffe in die Betriebs- und Geschäftsführung, wie dies bei den 
friheren Entwürfen geplant war, ganz in Wegfall gekommen sind. 
Wiewohl das Gesetz im allgemeinen eine Genehmigungspflicht für 
alle elektrischen Anlagen vorsieht, werden von dieser, einer schon 
seit langem erhobenen Forderung Rechnung tragend, die Hausan- 
schlüsse mit der üblichen Gebrauchsspannung von vornherein ausge- 
nommen. Die Schaffung einer ähnlichen Erleichterung für Anlagen 
im Innern vonGebäuden, innerhalb von eingefriedeten Grundstücken 
sowie Erweiterungen und Änderungen unwesentlicher Natur durch 
Verordnung des Ministeriums kann kraft des Gesetzes später erfol- 
zen. Die aufdie Regelung des behördlichen Verfahrens Bezug haben- 
den Bestimmungen lassen ebenfalls das Bestreben erkennen, eine 
möglichst weitgehende Vereinfachung und Beschleunigung herbei- 
zuführen, was ganz besonders begrüßt werden muß. Den besonderen 
österreichischen Verhältnissen Rechnung tragend, wo auch die staat- 
lichen Fernsprech- und Fernschreibeanlagen keine besondere Be- 
vorzugung bis jetzt genossen haben, vielmehr auch dem guten Willen 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Die Elektrizitätswerke in Rußland. — Nach Feststellungen des 
russischen Elektrifizierungsausschuses bestanden am 1. I. 1922 in 
Sewjet-Rußland 99 Elektrizitätswerke mit einer Maschinenleistun; 
von 210 Mill. kW . Davon waren 621 städtische, 332 Land- und 2 Be- 
zirkselektrizitätswerke, 724 \Werke befinden sich in Gebieten der 
RS.FS.R., der Rest. entfällt auf die übrigen autonomen Republiken 
und Randgebiete. Auf die Ukraine entfallen 16 % der Leistung aller 
Werke und 10% ihrer Zahl. In der Zeit von 1917 bis 1921 wurden 
#5 Werke mit 23 000 kW errichtet, darunter 217 auf dem Lande und 
167 in Städten sowie ein großes Überlandwerk (Schaturskaja). Die 
Leistung für 1 km? betrug ohne Ukraine und Kaukasus 51 W, in der 
Ukraine und in der Krim 139,6.W. Die Elektrisierung ist also am 
wenigsten in Sibirien und am meisten in Hinterkaukasien durchge- 
hihrt. („Süddeutscher Anzeiger”, 1922, Nr. 23.) —:. 


Apparatebau. 
Neue Form von Sicherungen. — Die Westinghouse Electric 
s.Mfg. Co., East Pittsburgh, Pa., bringt eine „Shurvent“- Sicherungs- 
matrone auf den Markt, welche in Abb. 1 dargestellt ist. Ihre Kon- 


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Abb. 1. 


-truktion ist derart, daß der Austritt der Schmelzgase verzögert 
wird, wenn die Sicherung durchgeht, um genügend Druck in der 
Patrone zur Ausblasung des Lichtbogens aufrechtzuerhalten und 
une Abkühlung der Gase zu ermöglichen. Es können also keine 
»-häden in der Nachbarschaft der Sicherung auftreten. Dies wird 
-freicht durch eine Gruppe von 3 Unterlagsscheiben U an jedem En- 
e der Patrone. Diese Scheiben sind mit Kanälen versehen, die mit 
'+qm Innenraum, untereinander und mit der Außenluft durch zick- 
zı.kartig angeordnete Öffnungen in Verbindung stehen. („Electrical 
Review”, Bd. 90, 1922, S. 791.) Piz. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Prüfeinrichtung für 400 kV!). — Für die Prüfung von 110 kV- 
\rparaten mußte die Prüfanlage der Voigt & Haeffner A. G., Frank- 


‚Shurvent“ Sicherung. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


mischen Kraftquellen eröffnen. 


. T mae Ta nn un s Ta Ty 


1922. Heft 29. 


der Grund- und Hausbesitzer ausgeliefert sind, regelt ein besonderer 
Abschnitt des Entwurfes die rechtlichen Venhältnisse derselben in 
dem Sinne, daß auch fitr solche Leitungs- und Enteignungsrechte im 
für die Errichtung und Erhaltung notwendigen Ausmaße zugestan- 
den werden sollen. Auf die besonderen Bedürfnisse der großen Strom- 
versorgungsnetze erscheint durch eine Bestimmung Rücksicht ge- 
nommen, nach der Betriebszwecken einer Starkstromanlage dienende 
Fernsprechleitungen keine besondere Konzession seitens der Staats- 
telegraphenverwaltung benötigen, sondern gleichzeitig mit der Stark- 
stromleitung selbst seitens der für, letztere maßgebenden Genehnii- 
sungsbehörde genehmigt werden können. Die Übergangsbestimmun- 
gen regeln endlich die Verhältnisse der schon bestehenden Unter- 
nehmungen, welche im allgemeinen nur der staatlichen Aufsicht ùn- 
terworfen werden sollen; nur wenn sie nach Wirksamkeitsbeginn des > 
Gesetzes ihr Stromli&ferungsgebiet ausdehnen und hierfür Leitungs- 
oder Enteignungsrechte (letztere nur, wenn die gesetzlichen Voraus- 
setzungen hierfür zutreffen) in Anspruch nehmen, unterliegen sie 
den einschlägigen übrigen Bestimmungen des Gesetzes, jedoch nur 
hinsichtlich der neu zu versorgenden Gemeinden. 

Diese kurze Wiedergabe des wesentlichen Inhaltes des neuen 
Gesetzentwurfes zeigt, daß er im großen und ganzen allen berechtig- 
ten Wünschen Rechnung trägt und die baldige Verabschiedung von 
allen Beteiligten auf das lebhafteste gewünscht werden kann, zumal 
zu hoffen ist, daß es im Laufe der parlamentarischen Behandlung 
noch möglich sein wird, einige Härten, auf welche hier nicht näher 
eingegangen wurde, auszumerzen. Erst durch die Schaffung des Elek- 
trizitätswegegesetzes wird die in den letzten Jahren im Interesse der 


869 


: Woasserkraftausnützung in hervorragender Weise tätige österreichi- 


sche Gesetzgebung ihren Arbeiten die Krone aufsetzen und die freie 
Bahn der ungehemmten Erschließung und auch SR ANELE hei- 
eck. 


RUNDSCHAU. 


furt a. M., erweitert werden. Vorhanden war ein Prüftransfor- 
mator für 200 kV, der für die bisherigen Prüfungen der Schal- 
$ ter bis 65 kV vollständig 


7 fi N ` 
G a ausgereicht hatte. Die 


AV 
Re Er Venen Beschaffung eines neu- 
I = £ en, großen Prüftransfor- 
=- mators für 400 oder 500 
| CE I kV wäre außerordent- 
bermi lich teuer gewesen. Man 
| Spuiemsoronon Machte daher von einer 
fur wOkV von Prof. Dessauer, 
Frankfurt a. M., angegr- 
| e benen Schaltung?) Ge- 
| i brauch, Diese Schal- 
er => für 200k V tung beruht darauf, daß 
| 7 gegen troe ‚soserr man mehrere Transfor- 
a matoren hintereinander 
N | schaltet und so eine Sum- 
E= menspannung erhält. Mit. 
l der einfachen Hinterein- 
| Slerrssiohiön anderschaltung ist es 
fur IOOKV freilich nicht getan, da 
die Transformatoren die 
k d i Gesamtspannung gegen 
S ihr Gestell aushalten 
Š fo -- U cre müssen. Es ist also nö- 
S tig, jeden zuzuschalten- 
p keat den Transformator von 
Eur = = vornherein auf eine ent- 
‚aS$ D sprechend höhere Poten- 
EE F tialstufe zu bringen. Das 
geschieht in einfacher 
Weise zunächst dadurch, 
daß man die hinterein- 
Di ander zu schaltenden 
2200 Transformatoren für die 
Abb. 2. Schaltung von Prüftransformatoren durch die Hintereinan- 
nach Dessauer. derschaltung entstehen- 


den Spannungen stufen- 
weise gegen Erde isoliert. Außerdem muß auch die Erregerspannung 
der zuzuschaltenden Transformatoren auf die betreffende Potential- 
stufe hinaufgebracht werden. Dies geschieht mit Hilfe von Ver- 
schiebetransformatoren. Das sind Transformatoren mit 
Niederspannungswicklung und Übersetzungsverhältnis 1:1, wobei 
aber die Sekundärwicklung des Verschiebetransformators für die zu 
erzielende, nächst höhere Potentialstufe gegen das Gestell isoliert 
wird. Das Nähere ergibt sich aus dem Schaltplan, Abb. 2. Die hinter- 
einander zu schaltenden Transformatoren sind mit a, b, c bezeichnet. 


1) Nach M. Vogelsang, „Elektrotechn. u. Maschinenbau“. Bd. 40, 1922 


S. 257. 

m) Vgl. „Elektrotechn. u. Maschinenbau“. Bd. 36 1918, S. 169, Walter 
„ETZ“ 1918, 8. 373. Das Wesentliche der Schaltung ist übrigens schon durch ein 
französisches Zusatzpatent Nr. 8461 zum Fr. Patent Nr. 359186 vom 28. I. 1908 
bekannt geworden. 


liefert also die sekundäre 


970 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 29. 


Dabei ist a der im vorliegenden Falle vorhandene Transformator für 
200 kV, dessen Gestell und dessen Hochspannungswicklung einseitig 


Zen 


_ “ 


a = Vorhanden gewesener Prüftransformator 20 kV. 
b und e = Reihenschlußtransformatoren für je Iw kV. 
d und e = Verschiebetransformatoren für 20:20 V. 


Abb. 8 Anordnung der Prüftransformatoren. 


geerdet sind, und der mit Wechselstrom von 220 V erregt wird. Mit 
diesem Transformator sind zwei andere, b und c, für je 100 kV, hinter- 
einander geschaltet. Der erste Verschiebetransformator d steht auf 
der Erde, seine Primärspan- 
nung ist die Netzspannung 
(220 V). Die Sekundärwick- 
lung von d (auch nur 220 V), 
hat eine Spulenisolation für 
200 kV und ist einseitig an das 
200 kV-Ende des Transforma- 
tors a angeschlossen. Dadurch 


Wicklung von d 220 V aber 

auf einem Potential 200 KV. 
Mit dieser Spannung wer- 
den der zweite Reihenschluß- 
transformator b und der zwei- 
te Verschiebetransformator e 

erregt. Das Gestell des Trans- 
formators b ist ebenfalls ein- 
seitig mit dem 200 kV-Pol ver- 
bunden, befindet sich also 
auch auf dem Potential 200 kV 
und ist durch entsprechende 
Isolatoren von Erde isoliert. 
In gleicher Weise isoliert und 
mit dem 200 kV-Pol verbunden 
ist das Gestell des zweiten 
Verschiebetransformators e. 
Es ist ebenfalls ein Transfor- 
mator von 220 V mit Über- 
setzungsverhältnis 1 : 1; seine 
Sekundärwicklung ist gegen 
sein Gestell wieder für 100 kV 
isoliert. Seine Sekundärwick- 
lung ist wieder einseitig an. 
die Spannung der Transforma- l 

toren a + b angeschlossen, befindet sich also auf der Potentialstufe 
300 kV. Mit dieser Wicklung wird endlich der dritte Reihenschluß- 


Abb. 4 Überschlag eines’Durchführungs- 
isolators bei 330 kV. 


28. Juli 1922. 


transformator c erregt, der primär für 220 V, sekundär für 100 kV 
gewickelt ist. Sein Gestell ist ebenfalls an die Potentialstufe 300 kV 
angeschlossen, und er ist durch eine zweite Isolatorenstufe für in: 
ganzen 300 kV gegen Erde isoliert. Das Ende der Hochepannungs- 
wicklung dieses letzten Transformators hat gegen Erde 400 kV Span- 
nung. Man erkennt ohne weiteres, daß durch Hinzufügung weiterer 
Verschiebetransformatoren und Reihenschlußtransformatoren belie- 
bige weitere Spannungssteigerungen erzielt werden können. 

Aus Abb. 3 ist der Aufbau der Einrichtung erkennbar. Der 
schon früher vorhanden gewesene 200 kV-Transformator a stehi 
hinten direkt auf der Erde, und von ihm aus führt ein Leitungsrohr 
zu dem Verschiebetransformator d, der ebenfalls mit seinem Gestell 
auf der Erde steht. Er muß natürlich genügend groß sein, um die Lei- 
stung fürdie Reihenschlußtransformatoren b und c aufzubringen. Die 
Transformatoren b und c stehen zusammen auf einem Gestell, das 
für 200 kV gegen Erde isoliert ist. Ebenfalls auf diesem Gestell steht 
mit einer zusätzlichen Isolation für 100 kV der dritte Reihenschluß- 
transformator c. Zum Verständnis von Abb. 3 sei noch bemerkt, daß 
die Verbindungsrohre je nach Bedarf mehrere Leitungen enthalten. 
Das vorn sichtbare Gestell mit den zwei Kugeln ist eine Spannungs- 
meßeinrichtung nach Peek: an den Kugeln findet der Überschlazg 
statt. Abb. 4 zeigt einen Durchführungsisolator eines 110 kV-Öl- 
schalters bei der Überschlagprobe mit 350 kV. Ptz. 


Ld 


Beleuchtung und Heizung. 


Moderne Bühnenbeleuchtung. — Unter obigem Titel hat die 
auf diesem Gebiet führende Firma Schwabe & Co., Berlin, ein 
kleines Buch herausgegeben, das mehr ist als eine Propaganda- 
schrift für ein bestimmtes Fabrikat. Es gibt eine recht anschau- 
liche Darstellung der Umwälzung der Bühnenbeleuchtung im 
letzten Jahrzehnt, bedingt durch den Kuppel- oder Rundhorizont 
und die Einführung der Gasfüllungslampe an Stelle der Bogen- 
lampe für die Beleuchtungseffekte. Das Fortuny-Beleuchtungs- 
system litt noch unter der Schwerfälligkeit der Bogenlampe und 
unter der schwierigen Regelung ihres Lichtstromes. Demgegen- 
über kann man mit der Gasfüllungslampe an jeder Stelle der 
Bihne die feinsten Abstufungen des Lichtes und damit bisher 
ungeahnte Beleuchtungseffekte erzielen. Noch aus einem anderen 
Gesichtspunkte möchten wir das kleine Werk hier verzeichnen. 
Es liefert einen interessanten Beitrag zur Psychologie der 
Sprache. Ein großes Bedürfnis, die Lichterscheinungen zu ver- 
körperlichen, führt im Anschluß an den Begriff des ‚Strahles” 
allzu folgerichtig zu einer Reihe von Bildern, die der wegung 
von Flüssigkeiten entnommen sind. Brandende Wogen, flutende 
Helligkeiten, Duschen, Lichtspritzen, sanfter Regen und ähnliche 
Bilder ziehen vorüber! Für technisch ernst zu nehmende Lite- 
ratur sollte indessen eine etwas „trocknere“ Darstellung vorge- 
zogen werden. Ha. 


Eine neue Blinklampe. — S.O. PearsonundH.St.G. Anson 
führten in der englischen Physical Society kürzlich eine mit Neon 
gefüllte neue Glühlampe vor, welche durch einfache Schaltung als 
Blinklampe verwendet werden kann. Man fand nämlich, daß, wenn 
man eine solche Neonlampe mit einem Kondensator parallel und mit 


einem Widerstand in Reihe schaltet, daß das Licht der Lampe mit 


konstanter Frequenz blinkt. Man kann die Frequenz des Blinken® 
durch Änderung der Kapazität und des Widerstandes zwischen 10 
i. d. min und 15 000 i. d. sek verändern. Bei der Vorführung wurden 
diese Unterbrechungen des Stromes durch ein lautsprechendes Tele- 
phon demonstriert. Zunächst kamen die Töne in Zwischenräumen 
von einigen Sekunden, bei Steigerung der Frequenz bis zu dem höch- 
sten Werte aber wurden diese Töne schließlich vollkommen unhör- 
bar. Die Frequenz wurde hierbei nach der bei der drahtlosen Tele- 
graphie üblichen heterodynamischen Methode gemessen. Man kann 
sie auch mathematisch berechnen. Diese Erscheinung läßt sich für 
wissenschaftliche kommerzielle Zwecke gut ausnutzen. Es wird dann 
auch noch über ein anderes Phänomen mit der Neonlampe berichtet. 
Befindet sich eine solche Lampe in einem Stromkreis mit zwei Schal- 
tern, der mit Wechselstrom von 50 Per und 350 V gespeist wird, so 
glüht die Lampe, wenn man einen Schalter einschaltet, in gewöhn- 
licher Weise auf: schaltet man sie aber aus, ro erlischt sie nieht 
ganz, sondern glüht ganz schwach weiter. Anscheinend ist es die Ka- ; 
pazität der zwischen den beiden Schaltern verlaufenden und auf etwa 
3 m dicht aneinanderliegenden Drähte, welche ausreichend ist, um 
die Ausbildung eines schwachen Stromes in diesem Kreis herbeizu- 
führen. Schließt man die Schalterkontakte mit einem Finger und dem 
Daumen kurz. so leuchtet die Lampe noch einmal voll auf, ohne daf 
man an den Fingern lästige Wirkungen verspürt. („Eleetrical Re- 
view”, Bd. 90, 1922, S. 811.) Ptz. 


Verkehr und Transport. 


Vermeidung von Schlagstellen an Fahrdrähten elektrischer 
Bahnen. — An den Aufhängepunkten der Fahrleitungen elektrischer 
Bahnen entstehen, besonders bei Rollenstromabnehmern, Schlagstel- 
len, welche harte Stellen und starke Abnutzung verursachen, so daf 
die Lebensdauer der Fahrleitung erheblich vermindert wird. Früher 
begegnete man dem Übel durch straffe Drahtspannung und lockere 
Queraufhängung der Haltepunkte. Bei Kettenaufhängung wird der 
Haltepunkt leicht und elastisch angehoben, jedoch an Armauslegern, 


28. Juli 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 29. 


971 


Unterführungen und Queraufhängungen sind die Schläge der vor- 
ibergleitenden Stromabnehmer von heftiger Wirkung. Die Ohio 
Brass Co., baut eine Doppelfederöse (Abb. 5), welche einen federn- 
den Stahlstreifen trägt, an dessen Enden je eine kurze Drahtklemme 
befestigt ist. Die kurzen Klemmen sind je 12 cm lang, ihr Mittenab- 
tand beträgt 25 cm. Diese Anordnung wirkt wie eine 37 em lange 
Klemme mit eimem elastischen Teil in der Mitte anstatt an den En- 
len. Neuerdings bringt die Drew Electric & Mfg. Co., eine Federösc 
ı Abb. 6) mit einer Öse heraus, welche den Fahrdraht umfaßt. Sie hat 


Abb. 5. Doppelfedersse der Ohio Brass Co. 


Abb. 6. Federöse der Drew Electrie & Mfg. Co. 


zwei Ansätze, zwischen denen eine Stahlfeder sitzt, die in der Mitte 
durch den Isolator gehalten wird. An dieser Öse ist, ebenso wie bei 
der oben beschriebenen, die Stahlfeder an einem Befestigungspunkt 
mit einem Schlitz versehen, um eine gewisse Beweglichkeit zu er- 
zielen. Die letztgenannte Gesellschaft fertigt auch eine als „Kissen- 
üe” bezeichnete Federöse, welche in der Mitte auf 12 cm Länge eine 
in der Mitte um 3 mm mehr als an den Enden vertiefte Rille für die 
Anfuahme des Fahrdrahtes aufweist. An der Vertiefungsstelle liegt 
der Draht oben nicht fest gegen die Öse an und kann daher beim Vor- 
ibergleiten des Stromabnehmers nachgeben. Schnitte durch solche, 
lange im Gebrauch gewesene Ösen zeigten an diesen Stellen fast 
keine Abnutzung des Drahtes, weil er eben in den oberen Teil der 
nneinsedene kann, sobald der Stromabnehmer darüber hinweg- 
äuft, 


aia 
Poad 


ale 


Abb 7a. Balanzieröse der AEG für Bügelbetrieb. 


N 


Abb, 7b. Balanzieröse der AEG für Rollenretrieb. 


In Deutschland hat z. B. die AEG diese Frage in viel eleganterer 
Form in Gestalt ihrer frei beweglichen „Balanzieröse“ (Abb. 7a und 
h) gelöst, welche, besonders bei Profildrähten, allgemeine Anwen- 
ung gefunden hat. (G. H. Mde Kelway „El. Railway Journ.“, Bd. 
9, 1922, S. 823.) Kdl. 


Elektrische Zugförderung auf Strecken mit schwerem Ver- 

.— Dem 9. Internationalen Eisenbahnkongreß in Rom!) wurde 
van G. Gibbs, Beratendem Ingenieur der Pennsylvania-Bahn, einc 
Arbeit vorgelegt, dieden gegenwärtigen Stand und die zu erwartende 
Entwicklung der elektrischen Zugförderung für Strecken mit star- 
kem Verkehr behandelt, wobei allerdings ausschließlich auf die Ver- 
hältniese der Ver. Staaten Rücksicht genommen wurde. Gibbs führte 
folgendes aus: Die Kriegszeit hat auf die Entwicklung hemmend ge- 
wirkt, wenngleich die Ausdehnung des elektrischen Bahnbetriebes, 
ıbsolut genommen, große Fortschritte gemacht hat. So haben in der 
Zeit von 1910 bis 1920 zugenommen: die elektrisch betriebenen 
Streckenkilometer von 660 auf 2460, die Gleiskilometer von 1400 auf 
49: die Zahl der elektrischen Lokomotiven von 136 auf 371 und die 
Zahl der Motorwagen von 613 auf 1508. Als Stromzuführung für 
hweren Betrieb wird die dritte Schiene in Amerika als veraltet 
inzesehen, da die Oberleitung sich billiger und betriebssicherer er- 
sirsen hat. Insbesondere sind Störungen infolge Schneeverwehun- 
zn bei Anlagen mit dritter Schiene nicht zu vermeiden. Bezüglich 
ler Stromart vertritt Gibbs die Ansicht, daß Finwellenstrom von 
11000 V nach dem heutigen Stand der Dinge die meiste Aussicht auf 
künftige Anwendung hat, und er spricht sich gegen den hochgespann- 
ten Gleichstrom aus, der im Betrieb doch noch manche Schwierig- 
keiten verursache. 


nn Ygl den Kongreßbericht”in der „ETZ* 1922, 8.79 u. 92. 


Daß man noch keine einheitliche Bauart für die elektrischen 
Lokomotiven habe, sei nicht verwunderlich, da die Entwicklung 
noch zu jung sei, um Regeln für eine Normung aufstellen zu 
können. Diese Auffassung steht in Widerspruch mit den Nor- 
mungsbestrebungen in den europäischen Ländern, besonders in 
Deutschland. Allgemein ist Gibbs nicht der Ansicht, daß man 
mit dem zulässigen Achsdruck möglichst hoch gehen solle, da die 
Kosten des Oberbaus sowie dessen Unterhaltungskosten zu groß 
werden. Er befürwortet vielmehr den Bau leichterer Loko- 
motiveinheiten, die- bei Vielfachsteuerung von einem Mann ge- 
führt werden sollten. Dies führt allerdings zu teueren Kon- 
struktionen, die sich wohl aus diesem Grunde nicht einführen. 

Über die wichtigsten Antriebsarten bei neueren Entwürfen 
von Lokomotiven werden folgende Angaben gemacht: Die neue- 
sten Personenzugslokomotiven der New York-New Haven und 
Hachford Ry haben eine Radanordnung 1C1-+1C1 mit sechs 
Doppelmotoren, die mittels Zahnradübersetzung und Hohlwelle 
je eine der Triebachsen antreiben. Die Laufachsen sind radial 
einstellbar. Ein gemeinsamer Kasten ruht in Pfannen auf den 
beiden Laufgestellen und ist durch seitliche Gleitbacken geführt. 
Die Norfolk & Western Ry hat eine Lokomotive entworfen, aber 
noch nicht ausgeführt (Bauart 1D1-+1D]W1, bei der der feste 
Radstand 5,02 m beträgt: die TLaufachsen sind radial beweglich, 
der Lokomotivkasten ist durchgehend, die Induktionsmotoren 
liegen zwischen den Lauf- und Triebachsen. Je 2 Motoren trei- 
ben über Zahnräder und Blindwelle die beiden benachbarten 
Treibachsen an. Die Pennsylvania-Bahn hat eine schwere Güter- 
zugzlokomotive für ihre Strecke über die Allegheny Mountains 
(Bauart 1C+C1) gebaut. Der Kasten ruht zwischen der ersten 
und zweiten Triebachse und hat Dreipunktaufhängung. Die 
Motoren liegen auch hier zwichen Lauf- und Triebachse, haben 
Zahnradübersetzung und treiben je zwei in jedem Laufgestell 
mittels Blindwelle sowie Treib- und Kuprpelstangen. 

Im Vorortverkehr auf elektrischen Hauptstrecken werden 
mit Vorteil Triebwagenzüge verwendet, deren sämtliche Wagen 
zweckmäßig mit je 2 Drehgestellen ausgerüstet werden, von 
denen nur eines mit 2 Motoren. Eine Stahlwagenbauart von 
91 m Länge und 50 t Gewicht (ausschließlich der elektrischen 
Ausrüstung, aber einschließlich Fahrgästen) wird als wirtschaft- 
lichste Form der Einheit bezeichnet, in die sich Motoren ftir 
500 PS einbauen lassen. Bezüglich der Wirtschaftlichkeit des 
elektrischen Betriebes ist Gibbs der Ansicht, daß sie bei einer 
neu zu erbauenden Strecke leichter zu erreichen ist, als bei einer 
bestehenden beim Übergang vom Dampfbetrieb zum elektrischen. 
was allerdings meist die zu lösende Aufgabe ist, und die wohl 
bei manchen Strecken, keineswegs aber in allen Fällen, zu einem 
günstigen Ergebnis führen kann. (,„Blectric. Railway Journal”, 
Bd. 59, 1922, S. 151.) 


-—— e- u 


Bergbau und Hütte. 


Anlaßvorricehtungzen für Stahlwerks-Hilfsmaschinen!). — Für 
Arbeitsmaschinen, bei denen, wie bei Rollgangantrieben, stark 
benutzten Hebemaschinen und derel.. die Kürze der Anlaufzeit. 
von besonderer Wichtigkeit ist, erscheint eine Anlaßvorrichtung 
bemerkenswert. die von der General Electric Co. herrührt. Die 
gerinzste Anfahrzeit läßt sich dann erzielen, wenn der Motor bis 
zur Erreichung voller Geschwindigkeit mit der höchstzulässigen 
Stromstärke arbeitet, der Anlaßwiderstand also dementsprechend 
schnell ausgeschaltet wird. Rei den gewöhnlichen, von Hand 
bedienten Anlassern wird die Einhaltung der zulässigen Anker- 
stromstärke von dem bedienenden Maschinisten abhängig gemacht, 
der die Möglichkeit dazu aber auch nur dann hat, wenn in 
unmittelbarer Nähe des Anlasserhebels oder Handrades ein Strom- 
zeiger zum Anzeigen des Motorstromes angebracht ist, was sehr 
häufig nicht zutrifft. Andererseits handelt es sich aber auch 
immer um sehr kräftig gebaute Motoren, bei denen die Einhaltung 
einer bestimmten Anfahrstromstärke nicht so ängstlich gefordert 
zu werden braucht. Wenn deshalb auch der nachstehend be- 
schriebenen Anlaßvorrichtunz nicht unbedingt das Wort ge- 
snrochen werden soll, da die Kosten, besonders bei mehrstufizen 
Anlassern, recht hoch werden dürften, so ist es für Ingenieure, 
die mit derartigen Anlagen arbeiten, doch vielleicht von Inter- 
esse, die einer solchen selbsttätigen Anlaßvorrichtung zweckmäßig 
zugrunde zu legenden Gesichtspunkte kennen zu lernen. 

Bei der vorliegenden Konstruktion wird die Anlafßgeschwin- 
digkeit von der Ankerstromstärke abhängig gemacht, u. zw. mit 
Hilfe besondrrer Stromrelais, die in Abhängigkeit von der Anker- 
stromstärke das allmähliche Ausschalten des Anlaßwiderstandes 
bewirken. Sie liegen an den Klemmen des Anlaßwiderstandes, sn 
daß ibre Wirkung durch den der Stromstärke entsprechenden 
Spannungsabfall im Anlaßwiderstand bestimmt ist. Das zu 
diesem Zweck von der GEC verwendete Relais hat zwei von- 
einander unabhängige Magnete, einen oberen mit einstellbarem 
Anker und einen unteren, dessen Anker auf unveränderlichen 
Luftzwischenraum eingestellt ist; eine Feder hält die Relais- 
kontakte normalerweise geschlossen. Werden die Spulen von 
Strom durchflossen, so ziehen sie die Ankerscheiben an, wodurch 


1) Nach „General Eleotric Review“, Bd. 24, 1921, S. 986. 


972 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29. 28. Juli 1922. 


die Relaiskontakte geöffnet werden. Gleichzeitig wird die untere 
Spule kurzgeschlossen, so daß die Spannung, bei der der Anker 
losgelassen wird und die Kontakte an der Feder geschlossen 
werden, durch Einstellung des Luftspaltes an der oberen Anker- 
scheibe geändert werden kann. 

Abb, 8 zeigt ein typisches Schema für den einfachsten Fall, 
einen nicht umkehrbaren Gleichstrommotor mit einstufigem An- 
lasser. Nach Einlegen des Hauptschalterse werden die zunächst 
in Reihe liegenden bei- 
den Relaisspulen von 
Strom durchflossen und 
ihre Anker angezogen: 
dadurch wird der Kon- 
takt A unterbrochen und 
B geschlossen. Sobald 
der Anlaßschalter  ein- 
gelegt wird, fließt Strom 
von L, durch den Ab- 
stellschalter, durch den 
Anlaßschalter, durchden 
Kontakt B und dann 
durch die Wicklung des 
Schalters e zu dem an- 
NEL aone y 
werden Schalter c un es ER 
Hilfskontakt f geschlos- Abb. 8. Schaltplan der Anlaßvorrichtung 
sen. Die untere Relais- 
spule wird ebenfalls kurzgeschlossen, während die obere parallel 
zum Anlaßwiderstand gelegt ist, so daß ihre Klemmenspannung 
dem Spannungsabfall im Anlaßwiderstand entspricht, Solange 
der Motor noch stillsteht, 
herrscht an den Wider- 
standsklemmen praktisch 
die volle Netzspannung. Sie 
geht jedoch in dem Maße 
zurück, in dem sich der Mo- 
tor beschleunigt, bei einer 
bestimmten vorher festge- 
legten Drehzahl wird der 
Relaisanker freigegeben so- 
wie der Kontakt A wieder 
geschlossen, nachdem die 
Stromstärke in der oberen 
Relaisspule entsprechend 
herabgegangen ist. Der An- 
laßwiderstand wird dadurch Si. Mm E 
kurzgeschlossen. = 

. Das beschriebene Re- 
lais hat den Vorteil, daß es 
für alle vorkommenden 
Stromstärken leicht einge- 
stellt werden kann, so daß 
auf dem ganzen Werk, auf 
dem derartige Anlaßein- 
richtungen für Motoren der 
fir Walzwerkhilfsmaschi- 
nen in Frage kommenden 
Leistung benutzt werden, 
die gleiche Relaistype für 
alle Motoren verwendbar 
ist. Sobald mehrstufige An- 
lasser genommen werden 
sollen, sind mehrere Relais 
hintereinander zu schalten, 
die in Abb. 8 dargestellte 


Einführungsstelle der Elektroden die in Abb. 9 dargestellte Anord- 
nung, welche dazu dient, an dieser heiklen Stelle die Ofenwandung 
zu kühlen und auch die Elektroden selbst vor den Wirkungen 
austretender Ofengase und Flammen zu schützen. Es ist zu 
diesem Zweck ein ringförmiges Bronzegußstück B um die Elek- 
trodenöffnung auf das ÖOfendach aufgesetzt, welches in seinem 
unteren Teil eine von Wasser durchflossene Kühlkammer K be- 
sitzt, die bei W an eine Wasserleitung angeschlossen wird. In 
dem oberen, becherförmig ausgebildeten Teil des Gußstückes sind 
vier gußeiserne Abschlußringe R angeordnet, die aus drei hohlen 
Segmenten bestehen und so gestaltet sind, daß sie sich gegen- 
einander bewegen können und so die Elektrode abdichten, ohne 
sie in ihrer Beweglichkeit zu hindern. („Electrical Review“ Bd. %, 
1922, 8. 639.) Ptz. 


Fernmeldetechnik. 


Die Aussichten der drahtlosen Telephonie für Zentralbetrieb'). 
— Die drahtlose Telephonie hat in Nordamerika nach C. Martin, 
man kann fast sagen in den letzten Monaten, eine ganz ungeahnle 
Verbreitung gefunden in der Form von Zentral-Sendeanlagen (broad- 
casting-Stationen genannt) und einer großen Zahl von mithörenden 
Empfangsanlagen in Entfernungen bis 300 und 500 km. Hierauf sind 
auch die massenhaften Anfragen an Deutschland nach der Lieferung 
einfacher Empfangsaparate zurückzuführen. Die Zentralen senden 
zu bestimmten Tageszeiten Tages-, Börsen- und Reklamenachrich- 
ten, Musik- und Gesangsvorführungen, an Sonntagen Predigten. 
Welchen Umfang diese Anlagen schon angenommen haben, ersieht 
man am besten aus der Karte Abb. 10°). Sie zeigt die Lage und den 
Wirkungsbereich der bedeutendsten Zentralen, die jetzt schon in 
Betrieb sind bzw. in kürzester Zeit in Betrieb genommen werden. 


fn "i =; m I E 
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Schaltung ist also sinnge- @ 22km Halbmesser 320 km Halbmesser 


mäß zu ändern. Der Maschi- MD 100 » 
nist hat bei derartigen An- 
laßvorrichtungen nur nötig, 
den Ausschalter oder Um- 
schalter zu betätigen, alles 
übrige besorgen in Abhängigkeit von der Anfahrstromstärke die 
Relais. Pi. 

f Gekühlte Elektrodeneinführung für Elektrostahlöfen. — Die 
Electro-Metals Ltd. benutzt bei ihren Elektrostahlöfen an der 


Abb. 9 Elektrodeneinführung für Elektrostahlöfen 


ii $ 800 » 7) 


Abb. 10. Karte mit den wichtigsten drahtlosen Zentral-Sendeanlagen Amerikas. (Die Kreise deuten die Reichweiten an.) 


Durch die Wahl der Wellen ist dafür gesorgt, daß dort, wo die Sende- 
anlagen in ihrem Bereiche sich überdecken, die gleichzeitig geben- 
den Sender auseinander gehalten und nach Wahl empfangen werden 
können. Die verwendeten Wellenlängen liegen im allgemeinen zwi- 
schen 260 und 450 m. Der Energieaufwand ist % bis 1 kW. Um mög- 
lichst die Störungen des normalen Telegraphierverkehrs zu vermin- 
dern, ist vorgeschrieben, daß jeder Sender von einem Operator 
2. Klasse bedient werden muß. Diese Sendeanlagen sollen jetzt 
schon von über 700 000 Empfängern mitgehört werden. Der Empfän- 
ger ist für den Bereich bis 40 km meist ein einfacher Primärempfän- 
ger mit Detektor an einem Antennendraht von vielleicht 15 m Länge 
und 7 bis 8 m Höhe. Der Preis der einfachsten Apparate beträgt 
etwa 25 Dollar. Bessere Apparate für größere Entfernungen sind 
entsprechend teurer, da hier ein Audion mit ein- oder zweifacher 
Niederfrequenzverstärkung erforderlich ist. 

Störend für diese Anlagen wirkt zeitweise die große Zahl der 
Amateur-Sendeanlagen. Sie arbeiten zwar theoretisch nur mit Wel- 


ı) Vgl. auch „ETZ“ 1222, 8: 741. 
3 Entnommen,aus „Scientific American”, März 1922. S. 167. 


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28. Juli 1922. 


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len unter 200 m, da sie aber meistens keinen Wellenmesser haben, 
wird dieser Weellenbereich nicht eingehalten. Durch scharfe staat- 
liche Kontrolle sollen diese Übelstände jetzt beseitigt werden. („Elec- 
trical World”, Bd. 79, 1922, S. 673.) A. M. 


Das neue Fernsprechamt Dönhoff. — Nach Überwindung sehr 
erneblicher technischer Schwierigkeiten ist das neue Amt „Dönhofi“ 
am 16. Juli in Betrieb genommen worden. Dies neue Fernsprech- 
amt sollte bereits seit geraumer Zeit zur Entlastung der Fernsprech- 
amier „Moritzplatz“ und „Zentrum“ seine Tätigkeit aufnehmen, doch 
erwieses sich als notwendig, die aus den Kriegsbeständen stammen- 
den Leitungen durch neue Kabel zu ersetzen. Auch Streiks der mit 
dem Umbau betrauten Mechaniker der Siemens & Halske A.G. ver- 
zögerten den Umbau. 


Euglisch-holländisches Fernsprechkabel. — Die im Jahre 1914 
ınterbrochenen Arbeiten für die Herstellung einer direkten hollän- 
diseh-englischen Fernsprechv erbindung sind im Hinblick auf die 
Haager Konferenz vor einigen Wochen wieder aufgenommen wor- 
den. Das etwa 50 km lange Fernsprechkabel ist vor zwei Tagen auf 
der niederländischen Insel Seeland gelandet und der Sprechverkehr 
eröffnet worden. Nach Mitteilungen der holländischen Postverwal- 
tung sollen demnächst zwölf neue Fernsprechlinien nach Deutsch- 
land eingerichtet werden. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Kupfer-Kadmium-Legierungen. — Über die elektrischen und 
Festigkeitseigenschaften von Kupfer-Kadnium-Legierungen be- 
richtet W. C. Smith!) auf Grund von Versuchen, welche an aus 
solchen Legierungen hergestellten Drähten von 2 mm Durch- 
messer ausgeführt worden sind. Diese Legierung zeichnet sich 
turch eine besonders große Festigkeit aus, wobei aber die Leit- 
fähigkeit gegenüber reinem Kupfer nur verhältnismäßig wenig 
abnimmt. Es wurden Legierungen mit verschiedenen Prozent- 
sätzen von Kadmium untersucht, wobei folgende Werte der Leit- 
fähigkeit und der Zugfestigkeit festgestellt wurden: 


> . i on b ugfestigkeit 
t Kadmium Leitfähigkeit in Ze bezogen Zugfentigk 

0,2 9 % 45 

0,3 B % 46 

0,5 9 h% 47 

0,7 945% 51 

1,0 2% 63 


Wie diese Ziffern zeigen, genügt zur Paien einer bedeutenden 
Erhöhung der Festigkeit echon ein geringer Zusatz von Kadmium. 
bie Härteprobe ergab bei einer Legierung mit 1,1% Kadmium 
Inhalt um 20 bis 22 Brinellgrade mehr als bei reinem Kupfer. 
bas Material ist bis zu einem Kadmiumzusatz von 1,2% auch 
noch gut walzbar. Gewisse Schwierigkeiten haben sich anfänglich 
bei der Erzielung einer ganz gleichmäßigen Legierung zufolge 
des Umstandes ergeben, daß der Schmelzpunkt des Kupfers bei 
180° C liegt, wogegen Kadmium schon bei 780° verdampft. Die- 
selben wurden auf die Weise überwunden, daß das Kadmium dem 
geschmolzenen Kupfer in Form einer mit Kadmium stark ange- 
Teicherten Legierung, welche in der Regel 50% Kadmium enthält, 
zugefügt wird; eine solche Legierung kann aus geschmolzenem 
Kupfer und festem Kadmium mit ganz geringem Verlust an letzte- 
rem Metall erzeugt. werden, wenn die Temperatur sorgfältig ge- 
regelt wird. Die Erzeugung der Kupfer-Kadmium-Legierungen 
tst in den Vereinigten Staaten durch Patente aus dem Jahre 1919 
geschützt. Bp. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Verein Deutscher Gießerei-Fachleute. — Der Verein hielt seine 
diesjährige 12, Tagung i inder Zeit vom 9. bis 12. Juni unter sehr star- 
ker Beteiligung in Kassel ab. Von den Vorträgen seien folgende ge- 
ant: H. Hermanns, „Die Anwendung der Kleinbessemerei (Du- 
plex-Anordnungen), L. Zerzog „Verwendung von Flußspat im 
ts,eßereibetriebe”, E. H. Schulz über „Organisation und Auf- 
Ts der V ersuchsanstalten in Gießereien und llüttenwerken”“, 

x.Stotz über „Stand der Normung von Grau- und Temperguß” und 
A.Hörnig über „W irkungsweise umd Wärmeausnutzung bei Ku- 
jlöfen mit Winderhitzern“. —z. 


Firmen-Schutzgemeinschaften gegenüber überflüssigen Aus- 
stellungen und Messen, Warnung vor letzteren, Scheitern der Messe- 
Verständigung. — Wenn sich, so schreibt das Ausstellungs- und 
Meese-Amt der Deutschen Industrie, immer noch zahlreiche Firmen 

anus Industrie und Großhandel an überflüssigen Ausstellungen und 
Messen, namentlich solchen, die von privaten Unternehmern zu rein 
privatgeschäftlichen Zwecken veranstaltet werden, beteiligen, so 
geschieht das nicht in einer freiwilligen Ausstellungsbereitschaft 


u „Electrical World“, Bd. 79, 1922, S. 223. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29. 


- 973 


und in der Überzeugung der geschäftlichen Nützlichkeit ihrer Teil- ` 


nahme, sondern lediglich, weil sie aus Konkurrenzrücksichten sich 
einer Beschickung nicht glauben entziehen zu können. Das ergibt 
den Wunsch nach einem SelbstschutzderFirmen und die 
Notwendigkeit, von Fall zu Fall zwischen den hauptsächlich kon- 
kurrierenden "Firmen Abwehrkartelle gegenüber solchen 
überflüssigen Ausstellungen und Messen herbeizuführen. Die Ge- 
schäftsstelle des genannten Amtes erklärt sich pflichtgemäß gern 


bereit, auf Ersuchen der bedrohten Firmen, auch wenn sie nicht 


Mitglieder dieser Körperschaft sind, derartige Schutzgemeinschaf- 
ten ins Leben zu rufen, wobei in folgender Weise vorzugehen wäre: 
„Der Geschäftsstelle des Ausstellungs- und Messe-Amts werden die- 
jenigen Firmen namentlich aufgeführt, von denen feststeht oder 
mit Sicherheit vermutet wird, daß sie gleichfalls zur Beteiligung an 
der betreffenden Ausstellung oder Messe aufgefordert worden sind. 
Das Ausstellungs- und Messe-Amt versucht alsdann, zwischen allen 
ihm genannten Firmen eine allseitig verpflichtende 
Vereinbarung darüber herbeizuführen, daß keine Firma — 
unter der Voraussetzung des Fernbleibens aller übrigen des Ringes 
— sich an der in Rede stehenden Ausstellung beteiligt. Unter Um- 
ständen könnten derartige Schutzgemeinschaften noch 
durch Einführung von Konventionalstrafen od. dgl. zu strafferer 
Organisation gebracht werden. Namentlich, wenn sich die mittleren 
und großen Firmen auf diese Weise zu Abwehrkartellen zusammen- 
schließen, darf mit Bestimmtheit erwartet werden, daß den über- 
eifrigen Ausstellungsunternehmern allmählich das Wasser ihrer of- 
fenbar recht einträglichen Betätigung abgegraben wird. Das Aus- 
stellungs- und Messe-Amt würde sich freuen, wenn von seinen Vor- 
schlägen in recht großem Umfange Gebrauch gemacht werden würde, 
und sieht den Anregungen der mit Ausstellungen und Messen aller 
Art überschwemmten Firmen mit Interesse entgegen.” 

lm Anschluß hieran sei nachstehende Warnung des Aus- 
stellungs- und Messe-Amts wiedergegeben: „Nach dem Kriege neh- 
ınen im In- und Ausland wiederum Ausstellungen und Messen über- 
hand, die — im Gegensatz zu den wirtschaftlich nützlichen Veran- 
staltungen dieser Art — einem Bedürfnis der betreffenden Gewerbe- 
kreise nur selten entsprechen, kaum deren Förderung und Belehrung 
bezwecken, auch finanziell gesunder Grundlage entbehren und in 
der Durchführung nicht immer einwandfrei sind, sich vielmehr als 
ausschließlich auf Erwerb gerichtete privatgeschäftliche 
Unternehmungen darstellen. Im Hinblick auf diese Mißstände 
wird namentlich den Stadtverwaltungen und gemeinnützigen Kör- 
perschaften, die zur Hergabe ihres Namens als Firmenschild oder 
zur Stiftung von Preisen u. dgl. herangezogen werden, ebenso Per- 
sonen des Öffentlichen Lebens, die zum Eintritt in die sogenannten 
„Ehren-Komitees“, zur Vornahme des Eröffnungsaktes u. dgl. auf- 
gefordert werden, auf das dringendste anempfohlen, mit Rücksicht 
auf die damit verbundene moralische und sonstige Verantwortung 
eine Zusage erst dann zu geben, wenn über den Charakter der be- 
treffenden Veranstaltung bzw. über deren Unternehmer an den zu- 
ständigen Stellen genaue Informationen eingeholt sind. Die Ge- 
schäftsstelle des Ausstellungs- und Messe-Amts der Deutschen In- 
dustrie, Berlin NW 40, Hindersinstr. 2, steht in allen derartigen Fäl- 
len mit Auskunftserteilung gern zur Verfügung.“ 

Die vom Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie 
vorbereitete unverbindliche Aussprache über die Gründung eines ge- 
meinsamen Messefachausschusses und die Grundzüge sei- 
nes Arbeitsprogramms ist nach Mitteilung des Amtes vorläufig dar- 
an gescheitert, daß das Läipziger Meßamt in Übereinstimmung mit 
der Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Mustermessen 
einen derartigen Messefachausschuß für eine Überorganisation und 
daher für überflüssig erklärt hat. 


Elektrowirtschaftliche Ausstellang Freiburg i. Br. 1922. — Wir 
haben kürzlich bereits auf diese vom 20. September bis 15. Oktober 
stattfindende Sonderausstellung hingewiesen und können 
nunmehr weiter mitteilen, daß für sie die städtische Festhalle in 
Aussicht genommen ist, in der rd 1000 ın? belegbare Fläche an gün- 
stigen Plätzen zur Verfitgung stehen. Die Platzmiete beträgt 
300 M/m? Boden- oder Wandfläche. Für besonders bevorzugte Plätze 
wird ein Zuschlag erhoben. Die Ausstellungsgegenstände müssen 
spätestens bis 17. September eingeliefert und aufgestellt sein; sie 
sind als „Ausstellungsgut” zu bezeichnen und an das Speditionsge- 
schäft Gebr. Mengler, Freiburg i. Br., zu adressieren, sollen aber nicht 
vor dem 12. September in Freiburg eintreffen. Für Betriebe stehen 
Gleichstrom von 440/220 V und Drehstrom von 380/220 Y, 50 Per zur 
Verfügung. Das Zustandekommen der Ausstellung ist durch die 
Teilnahme hervorragender Firmen auf wasserbautechnischem, elek- 
trotechnischem und elektrochemischem Gebiet gesichert. Weiter 
haben das Badenwerk und verschiedene andere Gesellschaften zuge- 
sagt, ihre zum Ausbau vorgesehenen Wasserkraftprojekte vorzufülı- 
ren; insbesondere werden die preisgekrönten Entwürfe des Schluch- 
seewettbewerbes sowie die für den Ausbau des Oberrheins vertreten 
sein. Alle Briefe sind an die Leitung der Elektrowirtschaftlichen 
Ausstellung, zu Händen des Herrn Stadtbaurats K. Schieble, Frei- 
burg i. Br., Urachstr. 3, zu richten. 


3. Niederrheinische Messe in Wesel 1922. — Die Messe findet in 


der Zeit vom 17. bis 21. August statt; außer den bisherigen hat die 
Messeleitung neue Ausstellungsräume geschaffen. 


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r e en de = 


u u ee e = 


974 Elektrotechnische Zeitschrit. 1922. Heit 29. 28. Juli 1922. 


OE a Eee 


Verschiedenes. 


Stiftungen für die deutsche Wissenschaft. — Die Nulgeme i n- 
schaft der deutschen Industrie für die deutsche 
Wissenscha ft!) hat der Münchener Universität zu ihrem 450. 
Stiftungsfest für besondere Forschungen den Betrag von 1 Mill. M ge- 
stiftet und weitere erhebliche Beträge in Aussicht gestellt. — Die 
Karl-Zeiß- Stiftungin Jena hat zur Förderung der matbe- 
matischen und physikalischen \\issenschaften und deren Anwen- 
dungegebieten einenErnst- Abbe-Preis gestiftet, der alle drei 
Jahre zusammen mit einer Ernst-Abbe-Gedächtnisme 


daille verteilt werden soll und aus den Zinsen eines Kapitals von 
100 000 M dotiert wird. —2. 


Neue Teuerungszuschläge zur Gebührenordnung der Architek- 
ten und Ingenieure‘). — Der „Ausschuß für Gebührenordnung der 
Architekten und Ingenieure” (AGO) hat die Stundensätze und die 
Sätze für Reiseentschädigungen, den wirtschaftlichen Verhältnissen 
entsprechend, mit Geltung vom 1. Juli ab erhöht. Es handelt sich da- 
bei um die $3 42 und 43 der GO für Architekten, die gleichen Para- 
graphen der GO der Gartenarchitekten und die 85 36 und 39 der GO 
für Ingenieure. 

Die Gebühren für nach Zeit zu berechnende Leistungen sowie 
für den Aufwand bei Reisen der GO vom 1. x, 1921?) waren mit Gel- 
tung vom 1. LI. 1922 auf 60 M/h bzw. 100 M für den Reisetag ohne und 
150 M für den Reisetag mit Übernachtung erhöht worden. Da diese 
Sätze den heutigen "Peuerungsverhältnissen schon seit längerer Zeit 
nicht mehr entsprechen, und insbesondere die Preise für Übernachten 
in ungewöhnlicher Weise gestiegen sind, so wird mit Geltung vom 
1. Vli. 1922 ab der Stundensatz auf 100 M, der Reiseauf- 
wand auf 200 M für den Tag ohne Übernachten und auf 350 M für 
den Tag mit Übernachten erhöht. Der in der GO vom 1. X. 1921 fest- 
gesetzte, besondere "euerungszuschlag für die besetzten (Gebiete in 
löhe von 25 % für den Stundensatz und für den Reiseaufwand bleibt 
bestehen. Weitere Erhöhungen sind für den 1. X. 1922 zu erwarten. 
Die Teuerungszuschläge sind als Drucksache beim Verlag Julius 
Springer, Berlin, zum Preise von 1,50 M zu haben. 

wer, Berlin zum Pp gezudenProzenteä tzena ni in 
bührentafeln der Gebührenordnungen der Architekten und In- 
genieure vom 1. X. 1921?) sind mit Geltung vom 1. VIIL. 1922 ab wie 
folgt festgesetzt worden: 

% 


1. Gebührentaiel für Ingenieure (829) . _ 
2. i für Leistungen der Bauingenieure . + >’ 25 
d Maschineningeni@ure® 


Lii 


n n 


3 n 
und Elektrotechniker . 
4. der Architekten (§ 28) en 
5. ji für Siedlungspläne 33). er 100 
6 fürStadt- undOrtserweiterungspläne ($37) 0 
q. " für städtebauliche Einzelarbeiten (5 40) . 50 
Diese Zuschläge sind trotz des starken Anwachsens der Bau- 
kostenusummen nötig geworden, da mit steigender Baukostensumme 
bekanntlich der Prozentsatz der Gebühren rasch abfällt. Die Steige- 
rung der Gebühren hält daher nicht entfernt Schritt mit der Steige- 
rung der Kosten der Lebenshaltung und der sonstigen Unkosten der 
Architekten und Ingenieure, namentlich auch unter Berücksichti- 
gung der hohen Lohntarife ihrer Angestellten. 
Eine diesbezügliche Drucksache wird im Verlage von n 
; ; iz 


És o 


Gebührenordnung der Ingenieure für Taxen industrieller Be- 
triebseinrichtungen. — Für die Aufstellung-von Taxen industrieller 
Betriebseinrichtungen bestanden bisher keine festen, allgemein an- 
erkannten Honorarsätze. Da das Bedürfnis nach einem Maßstab bei 
den vielfachen Erweiterungen, Umgestaltungen, eräußerungen in- 
dustrieller Betriebseinrichtungen heute besonders groß ist, hat sich 
der „Ausschuß für die Gebührenordnung der Architekten und Inge- 
nieure“ (AGO) veranlaßt gesehen, einen solchen Maßstab zu suchen 
und hat eine „Gebührenordnung für Taxen industrieller Betriebsein- 
richtungen“ aufgestellt, die im Verlag von Julius Springer, Berlin, 
erschienen ist (Preis 1,50 M) und Honorarsätze in Promillen des Tax- 
wertes festsetzt. Es werden dabei 2 Stufen unterschieden, je nach 
der Schwierigkeit der örtlichen Aufnahme und der Wertermittlung, 
sowie nach der Art der abzuschätzenden Betriebseinrichtungen hin- 
sichtlich Größe und Vielheit gleicher Maschinen- und Apparateein- 
heiten, denn es ist klar, daß diese Umstände die vom Taxator zu lei- 
stende Arbeit im hohen Maße beeinflussen. Im übrigen gilt die Ge- 
bührenordnung nuT für spezifizierte Taxen unter örtlicher Neuauf- 
nahme und Einzelbewertung aller Maschinen, Apparate usw. Für 
Neubearbeitung früherer Taxen durch denselben Sachverständigen 
sind entsprechende Ermäßigungen vorgesehen. Hilfskräfte bei der 
Aufnahme hat der Auftraggeber zu stellen, neu hergestellte Zeich- 
nungen sind, ebenso wie Reisen, besonders zu vergüten. 

Der neuen Gebührenordnung ist eine Gebührentabelle beigege- 
ben, die, mit 10 000 M anfangend und mit 10 Mill. M endend, in den 
beiden Stufen die.Gebühren in Promillen und, als Summe ausgerech- 
net, angibt. Die Gebühr beträgt 2. B. für den untersten Wert von 
10 000 M in der unteren Stufe für je 1000 M 50 M, insgesamt also 500 M, 

y Vgl. „ETZ“ 1921, 8. 322, 1016: 1922, S. 283. 

23) Verlag Julius Springer, Berlin, Preis der GO der Ingenieure und 
der Architekten je 6 M, der GO der Gartenarehitekten 4 M. 


+ 


in der höheren Stufe 70 bzw. 700 M. Für ein Objekt von 9 Mill. M ist 
ader Promillesatz auf 1,7 °/oo bzw. 2,3 M für je 1000 M gesunken, SO dali 
die Gesamigebühr hier 15 300 M bzw. 20 700 M beträgt. Für Objekte 
von 10 Mill. M und darüber beträgt der Promillesatz 1,6 °/oo bzw. 22M 
für je 1000 M. 

Die Gebührenordnung soll, da es sich um einen ersten Versuch 
handelt, zunächst nur für die Dauer eines Jahres gelten und dann 
auf Grund der inzwischen gemachten Erfahrungen einer Durchsicht 
unterzogen werden. —2. 


Industrie und Handel. 


Rußland. — Der diesjährigen (24.) ordentlichen Mitgliederver- 
sammlung des Deutsch-Russischen Vereins in Berlin’) 
ist eine Reihe äußerst beachtenswerter Referate über die in Sowjet- 
Rußland z. Zt. bestehenden Wirtschafts- und Rechteverhältnisse vor- 
getragen worden, die jeder am Wiederaufbau des unglücklichen Lan- 
des und an der Anknüpfung neuer Handelsbeziehungen zu ihm inter- 
essierte Deutsche eingehend studieren sollte. Leider können wir mit 
Rücksicht auf den verfügbaren Raum hier nur auf zwei dieser Be- 
richte etwas näher eingehen. 
Staatssekretär a. D. Dr.-Ing. e. h. A, Müller sprach übeı 

„G rundtatsachen des augenblicklich en Wirt- | 
schaftszustande? in Rußland auf Grund e igener 
Wahrnehmunge n“. Müller?) macht bei seinen Ausführungen 
eine Trennung zwischen dem p O litischen und dem ökonomischen d 
Bolschewismuüus und charakterisiert ersteren als eine Fort- 
setzung der früheren Despotie in überaus verschlechterter Auflage, 

weil er sich genau der gleichen Regierungsmethoden und -mittel be- 
dient, die im alten Rußland üblich gewesen sind, und diese noch weil 
unbedenklicher und mit einer noch viel größeren Ablehnung der Be- 
griffe von Individualrechten der Staatsbürger, der in W esteurop3 
selbstverständlichen Freiheitsrechte anwendet. Anders als diese Ä 
Seite des bolschewistischen Systems, die nach Müllers Auffassung . 
eine Angelegenheit der inneren politischen Entwicklung ist, welche á 
jedes Volk nach seinem Ermessen vorzunehnen hat, liegt die wirt- ; 
schaftliche. llier beginnen, wie er sagt, gewisse Beziehungen 

eine Rolle zu spielen, die es uns nicht ohne weiteres ermöglichen, dem 
russischen Kommunismus gegenüber den Standpunkt der Uninteres- 
siertheit einzunehmen; denn mehr noch als für jedes andere Volk ist 

es für Deutschland wichtig, laßRußland mit seinen reichen Hilfs- | 
quellen und Rohstoffen wieder einaktiver Faktorder Welt- 
wirtschaft werde. In der Bereitschaft, die unserer Volkswirt- 
schaft aus dieser Notwendigkeit erwachsenden Verpflichtungen zU | 
übernehmen, erblickt der Staatssekretär den tieferenSınn des 
Rapallovertrages 3), der die ungeschriebene, jedoch selbst- ' 
verständliche Verpflichtung für beide Teile enthält, alles zu tun, um j 
die allgemeine Weltwirtschaft und die europäischen Volkswirtechaf- = 
ten dadurch zu beleben, daß Fie ihre Wirtschaft so aktiv,lei- ä 
stungsfähig und ertragre ich wie möglich machen. Denn 

hier handelt es sich um eine Sache, die nach dem Stande der gê- 
genwärtigen Weltwirtschaft, nach den vom Krieg hervorgerufenen 
Verwüstungen nicht mehr jedes Land seinem Belieben gemäß rege!n 

kann, und wenn die Weltkrise geheilt werden soll, muß überall ver 5 
sucht werden, die Produktion zu stärken, die Leistungsfähigkeit zu 
steigern. Verlangen die Russen die Mithilfe Deutschlands und der 

Welt, so müssen sie ihr ökonomisches System den hierzu nötigen An 
forderungen anpassen und auch die juristische Ergänzung dieser Re- 

formen vornehmen, d.h.dieRechtsgaf antien schaffen, die er- 
forderlich sind, damit nach westeuropäischen Anschauungen und Ge- 
pflogenheiten in Rußland Aufbauarbeit geleistet werden kann. 

Die jetzige russische Volkswirtschaft zeichnet sich nach Müllers 


Schuld daran ab, verweisen auf den Weltkrieg, die Revolution un 

die Bürgerkriege, ja auf planmäßige Sabotierung des Wirtschafts: 
lebens durch die russische Intelligenz. Dazu bemerkt Müller, dal 
1919, als der Kommunismus schon ein gutes Jahr herrschte, die Anbau- 
fläche von Getreide um 16,5 %, der Bestand an Pferden um 87%, a 
Rindvieh um 12,7 % zurückgegangen waT. Heute rechne man, daß nur 
noch 38 % der Ackerfläche bestellt seien, und der Pferdebestand habe 
sich von 36 Millionen auf 5 bis 7 Millionen verringert; für das un- 
gergebiet lauten die Angaben noch wesentlich ungünstiger. Das no- 
tige zu der Erklärung, daß es dochwohlim Wesen de! 
kommunistischen Wirtschaftsweise liegen müs 
se,daßJ4ie Produktivität zurückgebe. Ein offiziöses 
kommunistisches Dokument über den Leistungsgrad der russischen 


1) Nach dem Bericht seines Syndikus Busemann ist er am 1. IV. mit 
einem seitdem schan wieder gewachsenen Mitgliederbestand von 118, einge” 
tragenen Firmen, 5] Handelskammern und 53 freien Verbänden in das neue Verein 


jahr eingetreten, , 

» Der frühere Stautsaekretär ist nach Rußland gereist, um verabredung®" 
gemäß die Ermittelungen einer gleichzeitig dorthin entsandten Gruppe von 
Sachverständigen zu einem (Gesamtbild zu vereinigen. AUS besonderen ründen 
hat er aber SC ließlich die Fahrt mit einem Kollegen allein unternommen; 

5 Dr.v. Ungern ‚Sternberg hat kürzlich in, den „Volkwirtech. 
Blättern der AEG“ die Bedeutung dieses Vertrages an sic betont, weil er UN 
hoffentlich allmählich die Möglichkeit gibt, mit der Entente, insbesondere Fre k 
reich als leiehberechtigte Macht zu verhandeln, um 80 mehr als wir wE 


en” 
über die Stellung der Russen dureh Abschluß des Vertrages sehr gestär i 


on 


Zerstörung aus. Das ganze Land ist ruiniert und, da auch seine : 
Landwirtschaft sich in einem früher niemals für möglich gehaltenen i 
Rückgang der Leistungsfähigkeit befindet, ein Kostgänger der 2 
Weltwirtschä ft geworden. Die Bolschewisten lehnen die u 


N 


De 


28. Juli 1922. 


Volkswirtschaft auf industriellem Gebiet kommt zu dem 
Ergebnis, daß im Vergleich von 1920 zu 1913 die Gewinnung von Eı- 
senerz nur 2,25, von Kupfererz 0,6, von Manganeız 2,6, von Kohlen 20, 
von Koheisen 2,1, Eisenhalbfabrikaten 2,3 % betrug; die’darin für 
Maschinen genannte Ziffer von 25 % glaubt Müller mangels näherer 
Angaben bezweifeln zu müssen. Bei landwirtschaftlichen Maschinen 
wird je nach deren Art eine Erzeugung von 1,5 bis 13,1 % angenom- 
men, die der Staatssekretär mit Kücksicht auf das Bestehen einer 
xroßen und, weil einem Amerikaner gehörig*), nie nationalisierten 
rabrik solcher Maschinen in der Nähe von moskau für möglich hält. 
Der durch diese und andere Zahlen dargestellte Stand der russischen 
Volkswirtschaft ist 1921 i. a. noch schlechter geworden, und der 
Ausfuhrwertvon 1520 Mill. Goldrbl in 1913 hat sich auf 20 Mill. 
Goldrbl, der 1913 rd 839 Mill. Goldrbl ausmachende Export von Le- 
bensmitteln (etwa 60 %) allein auf-1,7 Mill. Goldrbl verringert. Einer 
Einfuhr von 1375 Mill. Goldrbl im Jahre 1913 standen 1921 nur 
248 Mill. Goldrbl gegenüber, von denen 44% auf Lebensmittel entfie- 
leu. Die Handelsbilanz ist also stark passiv, und das Land 
der größten Nahrungsmittelausfuhr in kuropa zu einem solchen ge- 
worden, daß seine Bevölkerung durch Lebensmittelimport ernähren 
muß. 'i'rotzdem verhungern die Bauern und die Bewohner der frucht- 
barsten Gebiete Kußlands, nach Ansicht Müllers das Uharakteristi- 
kum der russischen Volkswirtschaft, demgegenüber der Zusammen- 
bruch des Transport wesens, der Zerfall der großen Städte, der Rück- 
gang der industriellen Erzeugung usw. leicht wiegen. Mitteilungen 
der „Iswestija” zufolge umfialte das Hungergebiet 1921 von 
D2 Mill. bestellter Desjatinen"”) 10,2, aber in den 24 betroffenen Gou- 
vernements wohnten 34 Mill. Menschen, und das nur ein Fünftel der 
Ackerfläche darstellende Gebiet lieferte 1913 von insgesamt -4500 
Mill. Pud Getreide der Ernte im europäischen Rußland 2343 Mill. 
Pud, also die Hälfte; 1921 vermochte es nur 435 Mill. Pud zu ernten. 

Der Berichterstatter ist der Meinung, daß sich das doch nur teil- 
weise zusammengebrochene Transportwesen in demselben Zeit- 
raum und in denselben Verhältnissen wie die übrige Volkswirtschaft 
wieder aufbauen lasse, hält es aber für falsch, mit großen Investitio- 
nen in Transportmitteln anzufangen. „Ein Glanz- und Paradestück 
des russischen Kommunismus ist“, wie wir Müllers Referat weiter 
entnehmen, „dieElektrofikation Rußlands. Es gibt ganze Bücher 
darüber. Sie wird vor allen Dingen beschrieben von einem Herrn 
Krischanowsky,dem Vorsitzenden der Plänekommission. Die- 
ser Herr Krischanowsky ist ein guter Freund von Herrn Lenin. Und 
er hat vor zwei Jahren Herrn Lenin vermocht, eine große Rede 
über die Elektrofikation Rußlands zu halten. Es war eine sehr große 
Karte von Rußland vorhanden, und Lenin stand mit einem großen 
Stock dabei und erzählte den Leuten, wo überall Kraftstationen ge- 
macht werden sollten, und was von diesen Kraftstationen an Licht 
und Kraftanlagen und Belebung des Wirtschaftslebens in Rußland 
ausgehen sollte. Jedesmal, wenn eine solche Kraftstation aufgebaut 
und ihre Wirkung dargelegt war, dann flammte ein rotes Lämpchen 
auf, und man sah schließlich die ganze Karte besät von roten Lämp- 
chen. Dann ist diese Karte lange Zeit auf dem Theaterplatz aufge- 
stellt gewesen, und jeden Abend sahen die Moskowiter die roten 
Lämpcechen flimmern und freuten sich über die schöpferische Kraft 
des russischen Kommunismus. Das Auditorium, vor dem Lenin seinen 
Vortrag hielt, war skeptischer. Es sind eine ganze Anzahl Leute aus 
der alten Bourgoisie, aus der Intelligenz dabei gewesen, Ingenieure, 
und sie nannten die Sache gleich nicht Elektrofikation, sondern 
Elektrofiktion, Wie recht sie hatten, das will ich Ihnen an 
der offiziellen Statistik über die Elektrofikation Rußlands zeigen, die 
vor kurzem veröffentlicht worden ist. Von 1917 bis 1921 sind in Ruß- 
land neu geschaffen 385 Stationen. Das hört sich sehr groß an, aber 
sie hatten insgesamt 23000 kW Leistungsfähigkeit, oder 65 im 
Durchschnitt auf eine Station! 217 der Stationen waren Dorfstatio- 
nen, 168 sogenannte Stadtanlagen. Eine Bezirksanlage war vom Za- 
rismus in der Vorkriegszeit angefangen und nahezu vollendet gewe- 


sen, als der Krieg begann. Die schmückt nun heute, weil sie endlich ` 


mit Ach und Krach fertiggestellt worden ist, die Statistik der Elek- 
trofikation. Sonst aber hat man aus irgendeiner Fabrik einen Elek- 
tromotor herausgenommen und hat ihn irgendwo in ein Dorf hinein- 
gesetzt, hat 50 oder 80 Glühlampen angehängt, und dann war das eine 
neue Station. Sie gehen also, wie berechtigt die Charakteristik dieses 
Unternehmens als „Elektrofiktion” ist.“ Solches Plänemachen, ohne 
an die praktische Ausführung zu denken, hat Lenin nach einer Ro- 
manfigur als „Oblomowismus“ bezeichnet, der überwunden werden 
müsse. Durch den Kommunismus ist die Arbeitsneigung und die Ar- 
beitsmöglichkeit aber so gründlich ertötet worden, daß dieses in 
Rußland ja an und für sich nicht gerade sehr reich entwickelte Be- 
dürfnis überhaupt nicht wieder hergestellt werden kann, wenn nicht 
eine grundsätzliche Abwendung vom Kommunismus vorgenommen 
wird. Deshalb hält es der Berichterstatter für die vornehmste Pflicht 
der russischen Aufbauarbeit an der Weltwirtschaft, mindestens das 
vor dem Kriege vorhanden gewesene Maßvon Arbeitsfreudig- 
keit und Arbeitswillen wieder herbeizuführen; die neue 
ökonomische Politik scheint ihm dafür Aussichten zu gewähren. 
Nach Müllers Schätzung sind von der Industrie 25 bis 30 % in Klein- 
betrieben der Privatinitiative überliefert, während noch 70% in 
Form von Trusts als staatsbureaukratische Betriebe durchgeführt 


. 


sellschaft nicht vom Staat übernommen worden sein. 
» Desjatine = 1,9 ha. 


*% Aus demselben Grunde sollen auch die Anlagen der Westinghouse-Üe- 


'Elektrotechnische Zeitschrät. 1922. Heit 29. 


975 


werden, doch sieht er hier unverkeunbare Züge eines weiteren Uber- 
ganges Zum Kapitalisınus. Während aber in Westeuropa grundsätz- 
lich Privateigentum an Produktionsmittein herrscht und der kapita- 
listische Unternehmer Gang und Richtung der Erzeugung bestimmt, 
gilt in Rußland auf den weitesten Gebieten noch der auch gesetzlich 
tixierte Grundsatz: Aufhebung des Privateigentums, Wirtschaft für 
die Gemeinschaft durch diese selbst, Unterdrückung des Gewinnstre- 
bens und des Privatkapitalismus. Alle Versuche, letzteren im Lande 
wieder heimisch werden zu lassen, werden nur zögernd und in, vom 
westeuropäischem Standpunkt aus betrachtet, manche Bedenken 
auslösenden Formen gemacht. Der Staatssekretär kommt in diesem 
Zusammenhang aufdieKonzessionen,die ja hauptsächlich auf 
im innern Rußland betriebene Unternehmungen anzuwenden sind. 
Durch sie bekommt der Konzessionär das Recht, irgendetwas herzu- 
stellen, einen Rohstoff zu erzeugen, das Land zu bearbeiten, und er 
liefert dafür der Regierung jährlich einen gewissen Prozentsatz der 
Gesamtproduktion, der immer von Fall zu Fall festgesetzt werden 
muß. Er ist auch berechtigt, mit ausländischen Kreditinstituten Ope- 
rationen zu vollziehen, muß jedoch die Überweisung von Gold und 
ausländischer Valuta durch die Staatsbank vornehmen, was unteı 
Umständen erhebliche Einbußen zur Folge haben kann. Entschei- 
dende Bedeutung mißt Müller dem Umstand zu, daß sich in der Er- 
tragskalkulation eines Konzessionärs eine sehr gewichtige Unbe- 
kannte befindet, nämlich der Betrag, den er als direkte Steu- 
ern zu bezahlen hat, denn diese werden jetzt erst ausgebaut und 
anscheinend den Gouvernements und Gemeinden überlassen. Das be- 
deutet bei deren großer Selbständigkeit ein außerordentliches Risi- 
ko, so daß der Berichterstatter deutsches Kapital und deutsche Ar- 
beit in Rußland nicht investiert sehen will, bevor die Steuerfragen 
gelöst sind. Er faßt den wirtschaftlichen Teil seiner Beobach- 
tungen dahin zusammen, daß, solange Kommunismusin 
der heutigen Form herrscht, kaum anzunehmen 
sei, daß in Rußland das Maß von Produktivität, 
von Wirkungsgrad derArbeitentsteht,das not- 
wendigist,wenndie RussenindenStand gesetzt 
werden sollen, die Dienste und Leitungen auch 
wiederzubezahlen,diesievonderübrigen Welt 
erwarten. Daher erscheint es ihm durchaus notwendig, auf eine 
Beseitigung dieses Zustandes hinzuwirken, eine Aufgabe, die tak- 
tisch sehr vorsichtig behandelt werden müsse, weil es sich dabei um 
das umstrittenste und für die politische Herrschaft des Kommunis- 
mus wichtigste innerpolitische Problem handelt. 


Der zweite Teil des Referats ist der Rechtsgestaltung 
gewidmet, Forderungen, die der Kapitalismus stellen muß, wenn er 
wirklich arbeiten soll, die aber in Kußland noch sehr wenig erfüllt 
sind. Neuerdings hat das Exekutivkomitee der Allrussischen Arbei- 
ter- und Bauernräte eine Anzahl von Justizgesetzen beschlossen, 
unter denen sich auch ein Obligationenrecht befindet, das 
u.a. besagt, daß der Staat, und nur er ist vorläufig Vertragspachtner, 
einen Vertrag als nichtig erklären kann, einmal wenn ein solcher 
infolge einer unvorhergesehenen und tiefgreifenden wesentlichen 
Veränderung in den Umständen für ihn offenbar nachteilig wirkt, 
und sodann, wenn das eine zusammen mit anderen Vermögen kraft 
des Dekrets über Abschaffung der Vererbung auf ihn übergegangene 
Verpflichtung tut. Annulliert der Staat einen Vertrag auf Grund 
dieses Gesetzes, so erstattet er von dem; was er erhalten hat, das 
zurück, wofür er dem .Kontrahenten noch nicht die dem Vertrage 
entsprechende Entschädigung geleistet hat. Fand sich diese Bestim- 
mung nun auch schon im alten zaristischen Recht, so wurde doch da- 
mals nie davon Gebrauch gemacht, weil man privatrechtliche Dinge 
mit dem Individuum regeln konnte, was heute noch ganz unmöglich 
ist. Müller erklärt am Schlusse seiner Ausführungen, daß trotz aller 
von ihm in der Sowjet-Republik gesammelten Erfahrungen nichts 
notwendiger und wichtiger sei, als das Zusammenarbeiten 
zwischen Deutschland und Rußland und man keines- 
wegs warten solle, bis der Bolschewismus abgewirtschaftet habe. Um 
diesen aber zu einer Änderung seiner Methoden und zur Annäherung 
an westeuropäische Gepflogenheiten zu veranlassen, müsse man auf 


-ihn schießen: mitBrot! 


An die juristischen Darlegungen des früheren Staatssekretärs — 
seine wirtschaftlichen hatte Generaldirektor Th.Schott noch we- 
sentlich ergänzt — schloß Konsul a. D. Bergrat Bartels einen 
Vortrag über „Die gegenwärtige RechtslageinRuß- 
land und die Notwendigkeit der Schaffung von 
GarantienfürPersonenund Eigentum“. Das gleiche 
Chaos wie im Wirtschaftsleben findet sich auf dem Gebiet der 
Rechtspflege Sowjet-Rußlands, wo vier umfangreiche Bände die wi- 
derspruchsvollen, teilweise wieder aufgehobenen oder gar nicht in 
Kraft gesetzten Dekrete bergen, durch die die Bolschewisten die gar 
nicht schlechten Gesetze der zaristischen Zeit ersetzt haben. Das 
„revolutionäre Recht“, war ein völliger Mißerfolg und bildet in sei- 
ner gegenwärtigen Gestalt mehr oder weniger einen Hlemmschuh für 
die Beteiligung des ausländischen Handels und der Industrie in Sow- 
jet-Rußland. Die verworrenen und unsicheren Rechtsverhältnisse 


. zwingen den deutschen Kaufmann vorläufig, sich allergrößte 
.ZJurückhaltung aufzuerlegen, was die Sowjetregierung übri- 


gens ebenso einsieht wie die Notwendigkeit, sich durch entsprechen- 
de Gesetze das Vertrauen ausländischer Handels- und Unternehmer- 
kreise zu erwerben. Sie stelıt heute gewissermaßen am Scheideweg 
zwischen kommunistischen Utopien und modern rechtlichen und öko- 


-v 


- 


976 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Helt 29. 


28. Juli 1922. 


nomischen Begriffen, eine Zwangslage, aus der nur das Entgegen- 
kommen herausführt. Einstweilen sucht sie indessen noch immer, 
einer klaren Antwort auf die Frage der Rechtsgarantien ausländi- 
scher Unternehmer und Kaufleute ängstlich aus dem Wege zu gehen. 
ImmerbinsindbemerkenswerteVersuche, solche zu schaf- 
fen, gemacht worden. Prinzipiell das nationalisierte Eigentum in 
vollem Umfange wieder zurückzugeben, liegt allerdings zunäfhst 
nicht in der Absicht der Räteregierung; auch die Nationalisierung 
des Grund und Bodens wie der Großindustrie soll aufrecht er- 
halten bleiben, aber das Eigentumsrechtan Gebäuden von ge- 
wissem Umfang (aber ohne Grund und Boden), an Mobilien, die in 
Industrie- und Handelsbetrieben, in Produktionsmitteln, Waren, Er- 
zeugnissen der Landwirtschaft zutage treten, an Gold- und Silber- 
sachen, Edelsteinen usw. wird anerkannt. Verkauf,Verpfän- 
dung,Beleihung sind unbegrenzt zulässig, Requirierun- 
gen dürfen nur auf Beschluß der Zentralregierung und nicht ohne 
Entschädigung durchgeführt werden; das in Konzessionen inve- 
stierte Vermögen ist während der Dauer des Vertrages überhaupt 
dagegen geschützt. Die Kreditgewährung durch die Staats- 
bank hat kläglich Schiffbruch erlitten. Da Gebäude, Grund und Bo- 
den dem freien Verkehr entzogen sind, läßt sich in der nationalisier- 
ten Industrie ein Kredit durch Ausgabe von Obligationen nicht erlan- 
gen. Man beabsichtigt daher als Sicherheit das persönliche Eigentum 
des Kreditnehmers sowie den Reinertrag des Grund und Bodens und 
bei industriellen Werken die Produktion zu nehmen, wobei die Höhe 
des Kredits dureh Kapitalisierung des Reinertrages ermittelt werden 
soll. Daß bei nationalisierten Unternehmungen die Staatsbank oder 
das Staatsvermögen der Sowjetregierung als Sicherheit dienen könn- 
te, erscheint Bartels völlig indiskutabel; er steht einer zufriedenstel- 
lenden Lösung der brennenden Kreditfrage sehr skeptisch gegen- 
iiber. In bezug auf die Sicherheit des Vertrages ist die 
Sowjetregierung dem ausländischen Kapital bereits ziemlich entge- 
sengekommen. Ein besonderes Dekret des Allrussischen Exekutiv- 
Komitees garantiert die Unverletzlichkeit der Verträge mit Privat- 
unternehmern, sie können nur durch Gerichtsurteil aufgehoben wer- 
den, doch wird hier vom Referenten auf die schon erwähnte Bestim- 
mung des Obligationenrechts hingewiesen, die das größte Mißtrauen 
beim Abschließen von Verträgen in Rußland seitens ausländischer 
Unternehmer rechtfertigt. Mit einer Vorlage für die Schaffung be- 


sonderer, dem Volksgericht unterstellter Handelsgerichte 
nach deutschem Muster ist eine Spezialkommission von Juristen be- 
schäftigt, Auch hinsichtlich der Sieherheitder Person läßt 
sich eine Annäherung an die in westlichen Ländern übliche Rechts- 
auffassung vermerken, wenn die Räteregierung auch die gericht- 
liche Exterritorialität der Ausländer energisch zurück weist und die 
bei den bisher von ihr abgeschlossenen Handelsverträgen vorgesehr- 
nen Schiedsgerichte durch eine allgemeine Regelung des Gerichts- 
standes in gleicher Weise für Ausländer wie für alle Bürger der 
Sowjetrepublik ersetzt werden sollen. Der Willkür der „Besonderen 
Kommission“ will man mittels eines Strafrechts einen Riegel vor- 
schieben; die Einführung einer Stra£fprozeßordnung nach westlichen 
Rechtsauffassungen hinsichtlich der Sicherheit der Person ist ge- 
plant, ebenso ein Dekret zur Wahrung des Briefgeheimnisses, Ent- 
würfe, die auf der Tagung des Allrus#sischen Exekutiv-Komitees in 
Moskau Erledigung finden sollen. Dabei ist aber zu berücksichtigen, 
daß z. Zt. neben den sogenannten Volksgerichten die außerordent- 
lichen Revolutionstribunale noch unverändert weiterbestehen. Das 
Dekret über den Arbeitszwang, die Verordnungen, daß Arbeiter und 
Angestellte die sie beschäftigenden staatlichen Betriebe und Insti- 
tutionen nicht verlassen dürfen, hat man aufgehoben und die Frei- 
zügiekeit sowie die Freiheit der Berufswahl und der Tätigkeit 
wieder hergestellt. Die Frage ist, wie weit es der Räteregierung 
möglich sein wird, all das in die Praxis umzusetzen. Nach Barteis 
herrscht übrigens in den nördlichen Gouvernements größere Rechts- 
sicherheit wie in der Ukraine, im Süden und in Sibirien. Man sieht, 
daß die Sowjetregierung unter dem Druck einer verzweifelten öko- 
nomischen Lage bestrebt ist, russischen und ausländischen Bürgern 
die erforderlichen Rechtsgarantien zu schaffen und dem Privatkapi- 
tal weitgehende Konzessionen zu machen, doch müssen die Entschei- 
dungen des Allrussischen Exekutiv-Komitees zunächst abgewartet 
und vor allzu großem Optimismus gewarnt werden; denn man darf, 
wie Konsul Bartels hervorhebt, nicht vergessen, daß es einen unab- 
hängigen Richterstand in Sowjetrußland nicht mehr gibt, und „so- 
lange eine bestimmte Partei durch Diktatur am Ruder ist und nicht 
davor zurückschreckt, selbst das Recht und Gesetz parteipolitisch 
zu beeinflussen, wird man den neuen Gesetzen mil einem gewisseu 
Mißtrauen zu begegnen haben.“ 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr, 9320 u. 9308. 


Zur besonderen Beachtung. 


Betr. Anfragen, Anträge und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten. 

Bei der Geschäftsstelle gehen Schriftstücke, die Anfragen, 
Anträge und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten enthal- 
ten, in großer Anzahl, jedoch nur in einfacher Ausfertigung ein. 
Hierdurch entstehen der Geschäftsstelle umfangreiche Schreibarbei- 
ten, die bei einer Einsendung der vorgenannten Schriftstücke in 
mehrfacher Ausfertigung, vermieden werden können. Die Geschäfts- 
stelle bittet daher, ihr von allen Schreiben, die Anträge oder Ein- 
sprüche enthalten und an die Kommissionsvorsitzenden weiter- 
geleitet werden müssen, neben dem Originalschreiben wenigstens 
einen Durchschlag mitsenden zu wollen. 

Alle Zuschriften sind stets an den Verband und nicht an ein- 
zelne Personen der Geschäftsstelle zu riehten. 


Kommission für Errichtungs- und Betriebsvorschriften. 


Die Kommission hat in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen 
Staatsministerium des Innern, der Braudenburgischen Landwirt- 
schaftlichen Berufsgenossenschaft, der Berufsgenossenschaft für 
Feinmechanik und Elektrotechnik, der Deutschen Landwirtschafts- 
Gesellschaft, der Deutschen Feuerversicherungs-Vereinigung, dem 
Preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe, dem Reichs- 
arbeitsministerium, dem Reichsversicherungsamt, dem Sächsischen 
Staatsministerium des Inneren, dem Verbande der Baugewerks-Be- 
rufsgenossenscehaften, dem Verbande der Berufsgenossenschaften, 
dem Verbande öffentlicher Feuerversicherungsanstulten in Deutsch- 
land, dem Vereine der Gewerbeaufsichtsbeamten, der Vereinigung 
der Elektrizitätswerke und dem Württembergischen Staatsministe- 
rium des Inneren die nachstehend veröffentlichten Merkblätter für 
elektrische Anlagen in der Landwirtschaft aufgestellt. Laut B=- 
schluß der Jahresversammlung München 1922 sind diese Merkblätter 
bereits als endgültig abgeschlossene Arbeiten des VDE zu betrach- 
ten. Sie treten daher mit dem Tage ihrer Veröffentlichung in Gül- 
tigkeit. 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P.Schirp. 


Merkblatt für die Behandlung elektrischer Anlagen in der 
- Landwirtschaft. 


Landwirte! Beachtet den Zustand Eurer elektrischen An- 
lagen und sorgt für ihre Instandhaltung? Ordnungsmäßig unter- 
haltene elektrische Anlagen sind unbedingt betriebs- und feuer- 
sicher, Vernachlässigte Anlagen führen zu Störungen und Unfällen. 
Insbesondere ist zu beachten: 

1. Haltet die Anlage in allen ihren Teilen reinundingutem 
Zustande. 

3: Haltet die Schalter, Sicherungen und Motoren zugänglieh. 
Verstellt den Zugang nicht durch Maschinen, Geräte oder son- 
stige Gegenstände. 

3. Vermeidet jede Berührung ungeschützter Teile von Lei- 
tungen, Maschinen, Schaltern, Sicherungen und Lampen. 

4. Benutzt nicht die Schutzschränke und Schutzkästen zum Aul- 

bewahren von Gegenständen. 

Benutzt nicht die Schaltergriffe, Isolatorenträger und Lei- 
tungen zum Anhängen von Kleidungsstücken oder Geräten wir 
Peitschen, Ketten, Stricken od. del. 

5. Verwendet nur dievorgeschriebenenSicherungen 
haltet stets für alle Sicherungen einige Ersatzstücke von der 
richtigen Sorte vorrätig. 

laßt Euch durch einen Fachmann angeben, welche Siche- 
rungen Ihr braucht. 

Niemals darf eine Sicherung dureh Draht 
oderMetallteileüberbrückt werden. Dies bedeu- 
tet eine hohe Gefahr für die Anlage und ist strafbar. 

(ieflickte Sicherungen sind unwirksam und schützen nicht 
vor Feuersgefahr. : 

Beim mehrmaligen Durchbrennen der Sicherungen dessel- 
ben Stronkreises muß dieser durch Fachleute nachgeprüft 
werden. 

6. Sorgt dafür, daß alle Schutzkappen für Schalter, Siche- 
rungen, Steckkontakte usw, stets in Ordnung und richtig be- 
festiet sind. 

Ersetzt beschädigte oder fehlende Teile sofort. 

Lat den Motor öfters reinigen, entfernt von ihm vor der 
Iubetriebsetzung Stroh, Heu, Häcksel usw. 

‘. Prüft die Anschlußkabel für bewegliche Anlagen vor 
jeder Benutzung daraufhin, ob Schutzhülle und Stecker noch 
in Ordnung sind. Bedeckt die Anschlußkabel nicht mit Strot 
od, dgl. Schützt sie vor dem Uberfahren und Betreten. 

LaßtbeschädigtekKabelunverzüglich aus“ 
bessernoderersetzen, j 


e. 


28. Juli 1922. 


8 


© 


10, 


11. 


Übertragt die Bedienung Eurer gesamten elektrischen Anlagen 
einer bestimmten Person. Laßt diesen Bedienungsmann durch 
Vermittelung des stromlieferuden Elcktrizitätswerkes genau 
unterweisen; haltetihuan,diegegebenen Bedie- 
nungsvorschriften genau zu befolgen; dies gilt 
vor allem für dieienigen Leute, die bewegliche Anlagen zum 
Anschluß an Hochspannungsleitungen bedienen, und be- 
sonders für das Anbringen der Erdungsleitungen und ähnlicher 
Schutzvorkehrungen. 


. Laßt Arbeiten an und auf Gebäuden nur nach Abschaltung der 


Leitungen in der Nähe der Arbeitsstelle ausführen. Entfernt 
die Sicherungen des betreffenden Stromkreises und haltet sie 
unter Verschluß, damit kein Unberufener sie während der Ar- 
beiten einsetzen kann. Füretwaige Unfälle, die durch 
Nichtabschaltung von Leitungen entstehen, 
seid Ihr haftbar. 


Laßt neue Anlagen, Erweiterungen und Reparaturen nur von 
Installateuren ausführen, die vom Elektrizitätswerk zugelassen 
sind. 

Laßt Eure Anlagen in regelmäßigen Zeiträumen durch Saeh- 
verständige prüfen, die vom Elcktrizitätswerk anerkannt 
sind. 


. Bei Nichtbeachtung der vorstehenden Vorschriften und dadurch 


hervorgerufenen Unglücksfällen oder Brandschäden kann der 
Besitzer dureh die Berufsgenossenschaft bestraft oder von 
der Feuerversicherung seiner Entschädigung verlustig er- 
klärt, auch kann er nach den Gesetzen bestraft und für weitere 
Schäden haftbar gemacht werden. 


Berlin, Juli 1922. 


Betriebsanweisung für die Bedienung elektrischer Starkstrom- 


anlagen für Hochspannung in der Landwirtschaft. 


I. Allgemeines. 
Die Bedienung betriebsmäßiz hochspannungführender Teile, 


wie Masttransformatoren, Anschluß von beweglichen Transforma- 
toren oder Anschluß von Hochspannungsmotoren, darf nur von be- 
sonders ausgebildeten Personen vorgenommen werden, die sich im 


Pesitze emmes schriftlichen, 


vom Elektrizitätswerk anerkannten 


Ausweises befinden. 


des 


An Transformator- und Motorwagen müssen die Vorschriften 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker über „Erste Hilfelei- 


-tunz bei Unglücksfällen” angeschlagen scin. 


19 


I 


u 


II. Inbetriebsetzung eines fahrbaren 
Transformators. 


. Stelle den Transformatorwagen nach dem Anfahren so auf, dafs 


die einzuhängenden Anschlußleitungen zum Mastschalter mög- 
lichst straff sind und keinesfalls aufdem Wagendach aufliegen. 
Bringe die Erdungen sehr gut an. Lege Wert auf guten Zustand 
der Klemmverbindungen. 

Hänge bei offenem Mastschalter die Anschlußleitungen mit 

tels Schaltstauge ein. | 

Schließe das Kabel zum Motorwazgen im Transformatorwagen 
an. 

Führe das Kabel über kleine Molzgabeln. Lasse es nicht auf 
der Erde liegen. 


. Friedige den Transforınatorwagen ein und hänge die Warnunuges- 


schilder an. 


< Stelle den Isolierschemel neben den Schaltermast und schließe 


vom Schemel aus deu Mastschalter mittels Schaltstange oder 
Winde. Einschalten olıne Benutzung des Schemels ist unter allen 
Umständen verboten. 

Lasee nach der Schließung durch eine Winde die Kurbel in der 
Winde stecken. 


III. Außerbetriebsetzungeines fahrbaren 
Transformators. 


. Setze den Motor außer Betrieb. 
. Öffne den Mastschalter unter Benutzung des Tsolierschemels 


mittels der Winde oder der Schaltstange. 


. Hänge die Schaltstange aus dem Mastschalterhiebel aus. 


Hänge die Hochspannungsanschlußleitung vom Mastschalter nur 
mittels Schaltstange ab. Dann erst nimm den weiteren Abbau 
vor. 


- Rolle das Kabel auf und überzeuge dich, daß Türen und Steck- 


dosen am Transformator- oder Motorwagen gut verschlossen 
sind. 


Berlin, Juli 1922. 


Merkblatt für die Errichtung elektrischer Starkstromanlagen 


in der Landwirtschaft’). 


Allgemeines. 


Die Ausführung elektrischer Anlagen ist nur zuverlässigen 


Unternehmern zu übertragen. Nur gewissenhafte Arbeit 


ae m m e ee aa 


t) Freileitungsnetze fallen nicht unter diese Bestimmungen. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 29. 


977 


unter Verwendung besten Materials ergibt störungsfreien 
Betrieb und Sicherheit gegen Brandgefahr und Unfälle. 


Gut gebaute Anlagen ersparen häufige Reparatı- 


ren, sie sind daher auch die billigsten im Betriebe, auch wenn sie 
. q. . Pr ” 
bei der ersten Einrichtung höhere Kosten erfordern. 


des 


Die Anlagen müssen den Vorschriftenund Normen”) 
VDE entsprechen. 
Vor Inbetriebnahme ist ihre orduungsmäßize Beschaffenheit 


durch den Stromlieferer festzustellen. 


3. 


Im Einzelnen sind folgende Punkte besonders zu beachten: 


Hauptleitungen sind tunlichst im Freien zu verlegen. 
Ihre Führung ist so einfach wie möglich zu gestalten, 

Über Fahrwegen und Wirtschaftshöfen sind die Leitun- 
gen in solcher Höhe zu verlegen, daß beim Verkehr beladener 
a die darauf befindlichen Personen nicht zefährdet wer- 
den. 

DieEinführungsstellender Leitungen in die Gebäude 
mittels Dachständer oder Mauerdurchfiihrungen sind so zu wäh- 
len, daß die Leitung zwischen der Einführung und der Hausan- 
schlußsicherung mögliehst kurz wird. | 

Die Dachständer müssen kräftig ausgeführt, zuver- 
lässie mittels Rohrschellen und Mutter- oder Schlüsselschr.in- 
ben befestigt und nötigenfalls durch Ankerseile gesichert sein. 
Die Dachdurebführung muß sorgfältig abgedichtet, die Kinfülı- 
rungsrohre müssen so gebaut und verlegt sein, daß kein Wasser 
eindringen und das Schwitzwasser ablaufen kann. 

-Mauerdurcehführungen Sind so herzustellen, daß 
Wasser von außen nicht eindringen und das Schwitzwasser ab- 
laufen kann. Wo die Leitungen nicht frei dureh Luken einge- 
führt werden, sind vollständig abgedichtete Durchführungen zu 
verwenden. 

Jede elektrische Anlage muß durch Hauptschalter 
ganzen oder in ihren Teilen allpolig abschaltbar sein. 


Hauptschalter, ZählerundSicherungen müssen 
leicht zugänglich angebracht und vor Beschädigungen gc- 
schützt sein. Räume mit häufig wechselnder Temperatur sind 
ungeeignet. : 


Als Leitungsmaterial ist ausschließlich Kupfer oder 
Aluminium zu verwenden. Für Hausanschlüsse ist auch ver- 
zinktes Eisenseil zulässig. 

Die Verlegung kann offen auf Porzellanglocken oder 
-rollen oder in Rohr oder als Rohrdraht erfolgen. - 


a) Inständigtrockenen Räumen ist die Verlegung 
in Rohr oder Rohrdraht die Regel. 

b) Sind die Räume zeitweilig feucht, so müssen die 
Rohre einen Schutzanstrich erhalten und in einem 
Abstand von mindestens 5 mm von der Wand verlegt werden 
(Abstand*chellen). O 
In Ställen, Molkereien, Futterküchen und 
sonstigenfeuchten Räumen empfiehlt es sich, die 
Leitungen an der Außenseite der Gebäude zu verlegen vnd 
nur kurze Ableitungen zu den einzelnen Verbrauchsstellen 
einzuführen. 

In feuchten Räumen ist entweder außerhalb des Hand- 
bereichs offene Verlegung auf Porzellanglocken oder 
Mantelrollen von mindestens 6% cm Höhe oder Verlegung in 
gut abgedichteten Stahlpanzerrohren anzuwenden. Leitun- 
gen und Rohre müssen einen dauerhaften Schutzan- 
strich erhalten, der in angemessenen Zeiträumen zu er- 
neuern ist. 

Derkendurchführungen aus diesen Räumen sollen nicht 
nach Heu- oder Strohböden geführt werden. + 
Innerhalb von Scheunen, Heu- und Strohböden 
sollen Leitungen nur in denienigen Räumen verlegt werden, 
in denen sie unmittelbar gebraucht werden. Das Durceh- 
führen nach anderen Räumen ist verboten. 
Die Leitungen sind so anzuordnen, daß sie möglichst kurz 
sind und überwacht werden können. Wo Beschädigungen 
zu befürchten sind, sind die Leitungen in Stahlpanzerrohr zu 
verlegen. 

Die Einführung von Leitungen nach obigen Räumen 

durch Dachständer ist verboten. 
Bieesame Leitungen fir bewegliche Stromverbrau- 
eher müssen, soweit sie nicht in Wohnräumen Verwendung 
finden, besonders kräftige und danerhafte Schutzhülle be- 
sitzen, die nicht aus Metall bestehen darf (z. B. Gummi- 
schlauchleitungen). 


Das Anbringen von Sicherungen in Stallunzen, 
Scheunen, Heu-undStrohböden und ähnlichen Räu- 
men ist verboten. 


Schalter sollen tnnlichst außerhalb der Stallunzen nnd 
feuchten Ränmen angebracht werden. Andernfalls sind 
Stangenschalter oder ähnliche Konstruktionen aus Tsoliermafe- 
rial zu verwenden. In unmittelbarer Verbindung mit Stahlpan- 
zerrohr sind auch eisengekapselte Schalter zulässig. 


im 


d) 


e) 


3 Es empfiehlt sieh. darauf zu dringen. daß nur Installationsimaterial 


verwendet wird, das mit dem Prüfzeichen des VDE versehen ist. 


978 


8. Abzweigdosen oder Steckdosen- Anschlüsse inner- 
halb der Scheunen, Heu- und Strohböden sind nur ausnahnıs- 
weise undnurinfeuersicher gekapselter, nötigenfalls ver- 
DIES lbarer Ausführung in Verbindung mit Stahlpanzerrohr zu- 
ässig. 

9, Ortsfeste Motoren sollen in der Regel außerhalb der 
Scheunen, Heu-undStrohböden aufgestellt werden. 
Ist dieses nicht möglich, so müssen sie einschließlich Zubehör, 
wie Anlasser, Schalter usw., gekapselte Ausführung besitzen 
oder in feuersicheren Kammern untergebracht sein. 

10. ,ampenfassungen sollen so gebaut oder mit so hohen 
Fassungsringen versehen sein, daß ein Berühren spannungfüh- 
render Teile ausgeschlossen ist. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 29. 


28. Juli 1922. 


In feuchten Räumen, wie Molkereien, Futterküchen u. dgl., 
sowie in Ställen, Scheunen, Heu- und Strohböden dürfen sie nur 
aus Isoliersto ff bestehen. Sie müssen mit Schutzglä- 
sern, nötigenfalls auch mit Schutzkörben ausgerüstet sein. 

In Ställen und feuchten Räumen müssen die Schutzglä-r: 
unten Öffnungen zum Ablauf des Schwitzwassers haben. 

Handlampen müssen aus Isoliermaterial bestehen. Be- 
züglich der Leitungen siehe 5 ee. 

11. Bezüglich der Erdung von metallenen Bestandteilen der Ge- 
bäude und metallischen Schutzhüllen der elektrischen Einrich- 
tungen sind die Vorschriften des stromliefernden Elektrizitäts- 
werkes zu beachten. 

Berlin, Juli 1922. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


H. Rubens f. Der hervorragende Physiker der Berliner Univer- 
sität, Prof. Dr. H. Rubens, ist am 18. Juli im 58. Lebensjahr an 
Leukämie gestorben. Rubens hatte als Lehrer einen bedeutenden 
Ruf; um die Entwicklung der modernen Physik hat er sich durch 
zahlreiche experimentelle und theoretische Untersuchungen ver- 
dient gemacht, unter deren Ergebnissen auf seine Entdeckung der 
nach ihm benannten „Reststrahlen” hingewiesen sei. 


A. Burger. Der frühere Oberingenieur der Rheinischen Elek- 
trizitäts-A. G. Mannheim, Amanz Burger, wurde von der General- 
direktion der Schweizerischen Bundesbahnen zum Betriebschef der 
Kraftwerksgruppe am Gotthard, mit Sitz in Amsteg, ernannt. 


E. Eichel, bisher Schriftleiter der Zeitschrift „Elektrische Kraft- 
betriebe und Balınen”, hat diese Stellung aufgegeben, um sich in grö- 
Berem Umfange wie bisher als Beratender Ingenieur zu betätigen. 
Die Schriftleitung der genannten Zeitschrift ist, wie uns der Verlag 
R. Oldenbourg, München, mitteilt, an Herrn Prof. Dr.-Ing. G. Dett- 
mar, Hannover, Heinrich-Heine-Platz 1, übergegangen. 


. H. Landis von Richterswil %. Am 16. Januar starb im Alter 
von 42 Jahren der Ingenieur und Vizepräsident des Verwaltungs- 
rates der Landis & Gyr A. G., Zug, H. Landis, der nach seinem 
Studium Teilhaber der Elektrizitätszählerfabrik Theiler & Cie., Zug, 
und später deren Besitzer wurde. Er wandelte dieses Unternehmen 
1905 mit Dr. G yrzusammen in die jetzige Firma um, die er im Laufe 
der Jahre zu hoher Blüte brachte. 


W. Reichel. Der Direktor der Siemens-Schuckertwerke und Do- 
zent an der Technischen Hochschule, Berlin, Geh. Regierungsrat 
Prof. Dr.-Ing. e. h., Dr.-Ing. W.Reichel, wurde von der genannten 
Hochschule zum Ehrenbürger ernannt. ü E 


Sattler. Der bisherige zweite Direktor der Rheinischen Bahn- 
Gesellschaft, Düsseldorf, Sattler, ist zum Direktor der Barmer Berg- 
und Straßenbahn gewählt worden. 


R. Werner, Dipl.-Ing. und Direktor der Siemens-Schuckert- 
werke, Berlin, ist wegen seiner Verdienste um die Landes-Elektrizi- 
tätsversorgung seitens der Technischen Hochschule Darmstadt durch 
Verleihung der Würde eines Doktor-Ingenieurs e. h. ausgezeichnet 
worden. 

O. Willenberg. Die Leitung der Wiesbadener Straßenbahn ist 


dem Dipl.-Ing. O. Willenberg als Betriebsdirektor übertragen 
worden. 


Hochschulnachrichten. Für die durch den Rücktritt von Prof. 
Dr. Pringsheim erledigte ordentliche Professur für Mathematik an 
der UniversitätMünchen ist der o. Professor der Universität Hei- 
-delberg, Dr. O. Perron, in Aussicht genommen worden. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Von Dr. Gustav Eich- 
Verlag von Tschopp & Cie., 


Drahtloser Überseeverkehr. 
horn. 1. Aufl. 69 u. XIX S. in 8°. 
Zürich 1921. Preis 7 Fr. 


Der insbesondere als früherer Herausgeber des heute weltbe- 
kannten „Jahrbuchs der drahtlosen Telegraphie“ in weiten Kreisen 
bekannt gewordene Verfasser gibt in dem vorliegenden Werkchen 
ein Bild von dem drahtlosen Überseeverkehr durch Großfunk- 
stellen unter besonderer Berücksichtigung von Nauen. Der Be- 
schluß des schweizerischen Bundesrates zur Erteilung einer Kon- 
zession für die Errichtung und den Betrieb einer Funkstelle in 
Münchenbuchsee bei Bern für den Europaverkehr hat in der 
Schweiz das Interesso weitester Kreise für das neue Nachrichten- 
mittel erregt und das Bedürfnis entstehen lassen, sich über den 
Betrieb und die Einrichtung von Großfunkstellen zu unterrichten, 
welches durch das vorliegende, ansprechend geschriebene und gut 
illustrierte Büchlein zweifellos befriedigt werden wird. 


Nachdem zunächst ein allgemeiner Überblick über Hochfre- 
quenzmaschinen gegeben worden ist, wird der Leser in interes- 
santer Weise in die Geheimnisse von Nauen und der Empfangs- 
anlage von Geltow eingeweiht und einiges über „Röhrentechnik” 
und „Drahtloses Fernsprechen“ mitgeteilt. Allerdings ist heute 
schon manches anders als bei Herausgabe des Buches, Mai 1921. 
Auf dem Gebiete der Funktelegraphie gibt es keinen Stillstand. 
Trotzdem dürfte das Büchlein seinem Zweck, das Interesse für Funk- 
telegraphie in der Schweiz zu wecken, voll gerecht werden, wenn- 
gleich es zweifelhaft erscheint, ob trotz der internationalen un! 
weltwirtschaftlichen Bedeutung der Schweiz sich je eine eigene 
Großfunkstelle für den transatlantischen Verkehr in der Schweiz 
lohnen wird. Thurn. 


Electrical Engineering. Von T. F. Wall. 4918 in 
S°. Verlag von Methuen & Co., Ltd., Landon 1921. Preis 21 sh. 


Das Buch stellt einen Versuch dar, die physikalischen und 
mathematischen Grundlagen der Elektrotechnik vom Standpunkte 
des Technikers wiederzugeben. Die Darstellung beschränkt sich 
durchweg auf den rein wissenschaftlichen Teil und ist bemer- 
kenswert durch Vollständigkeit und Berücksichtigung des Stoffe: 
bis auf die letzten Forschungen. Es verdient Beachtung, daß ein 
solches Buch doch wieder von der statischen Elektrizität ausgeht, 
deren Bedeutung allerdings durch die iingste Entwicklung der 
Hochspannungstechnik im Steigen begriffen ist. Der Aufbau de- 
Buches gründet sich in durchsichtiger Weise auf sechs durcli 
Versuchstatsachen gegebene Gesetze: 1. Das. Coulombsche Gesetz 
für elektrische und magnetische Massen, 2. das Faradayschr 
Gesetz der elektromagnetischen Induktion, 3. das Ohmsche 
Gesetz, 4. das Faradaysche Gesetz für Elektrolyse, 5. das Am- 
peresche Gesetz der Vertauschbarkeit elektrischer und magne- 
tischer Flächen, 5. das Joulesche Gesetz. 

Es ist ein ernsthaftes und brauchbares Buch, welches dem 
Praktiker sowohl, wie dem Lernenden hinreichenden Überblick 
über die Grundlagen gewährt. Max Breslauer. 


Untersuchung einer Wagerecht-Stoßmaschin«e 
mit elektrischem Einzelantrieb und Riemen- 
zwischengliedern. Von Prof. Dr.-Ing G. Schle:- 
singer u. Dr. techn. M. Kurrein. Heft V der Berichte de: 
Versuchsfeldes für Werkzeugzmaschinen an der Techn. Hoch- 
schule Berlin. Mit 108 Textfig. u. 15 Zahlentafeln. 34 S. in 4°. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1921. Preis 16 M. 


Die Entwicklung der modernen Werkzeugmaschine ging im 
vorigen Jahrhundert dort vor sich, wo Wirtschaft und Gewerb? 
sie am stärksten forderten, und wo der Unternehmungsgeist eines 
reichen und freien Bürgertums ihr die Wege bahnte: in England. 
Später übernahm Amerika die Führung, während Deutschland 
beiden zunächst nur langsam folgte. Überall waren es praktischer 
Sinn, Werkstatterfahrunz und konstruktive Befähigung, die die 
Grundformen schufen. Den verhältnismäßig kleinen Kräften, 
deren Größe und Richtung man nicht genau kannte, begegnete 
man durch reichliche Querschnitte, um die Massenwirkung un 
Stöße brauchte man sich bei den kleinen Geschwindigkeiten nich! 
zu kümmern, und die Genauirkeiten, die man verlangte und er- 
reichte, waren nach heutigem Maß gering. Allmählich wurde das 
anders. Kräfte und Geschwindizkeiten wuchsen und daneben dir 
Anforderungen an Genauigkeit, bequeme Handhabung und Wirt- 
schaftlichkeit der Maschine; lange aber noch blieben für di® 
Weiterentwicklung die vorher angeführten Faktoren maßgeben!. 
Sie spielen auch heute noch eine große Rolle, eine viel größere, 
als z. B. bei der Konstruktion der Kraft- und elektrischen Ma- 
schinen. Aber immer mehr hat sich in den letzten zwei Jahr- 
zehnten die wissenschaftliche Durcharbeitung Bahn gebrochen 
und wird immer unentbehrlicher. Hierin nun marschiert Deutsch 
land an der Spitze, dank nicht zuletzt dem Wirken von Prof. 
Schlesinger. Sein Versuchsfeld für Werkzeugmaschinen an der 
Technischen Hochschule Berlin, wohl das bedeutendste des Fest- 
landes, ist der Rückhalt seiner Forschertätirkeit. 

Der vorliegende Bericht aus diesem Versuchsfeld, die Fruch! 
vieliähriger Arbeit, behandelt die Zahnstanzen-Shapingmaschin® 
und durchleuchtet diese kinematisch, dynamisch und energetisch 
sehr interessante und schwierige Maschine mustergültig; er ze!£ 
dabei der Praxis, ohne den Boden strengster Wissenschaftlichke!! 


28. Juli 1922. 


zu verlassen, auf welchem Wege ein weiteres Fortschreiten der 
konstruktiven Entwicklung zu suchen ist. Diese ganze Unter- 
-uchung ist um so wichtiger, als die Zahnstangen-Shapingmaschine 
vinen ganz Ähnlichen Antrieb hat wie die Jlobelmaschinen 

Für denjenigen Elektrotechniker, in dessen Blickfeld Werk- 
z.ugmaschinen zar nicht erscheinen, mag wenigstens folgender 
Satz aus dem Vorwort von Interesse sein: „Der Elektromotor 
allein läßt sich als roher Meßapparat für Bruttoleistungen wohl 
verwenden, für eine Beurteilung der Werkzeugmaschine in ihren 
Aufbauelementen kommt er, entgegen der herrschenden Ansicht, 
uberhaupt nicht in. Frage.” Eugen Simon. 


Der Lohnabzug vom 1. Januar 1922 ab. Auf Grund der 
Einkommensteuernovelle vom 20. XII. 1921 und der Durch- 
führungsbestimmungen von 3./22. XII. 1921. Texte mit ein- 
gehenden Erläuterungen, Beisp. u. Einführung. Von Rechts- 
anwalt Dr. Fr. Koppe. 140 S in 8° Industrieverlag Spaeth 
& Linde, Berlin 1922. Preis 17,60 M. 

Der Abzug vom Arbeitslohn auf Grund des Gesetzes 
vom 11. VII. 1921 in der Fassung vom 20. XII. 1921 und der 
Durchführungsbestimmungen zum Gesetz über die 
Einkommensteuer vom Arbeitslohn vom 3./22. XII. 1921. Für 
den praktischen Gebrauch ausführlich erläutert von Dr. jur. 
Hanswerner Paetel. 160 S. in 8°. Carl Heymanns Verlag, 
Berlin 1922. Preis 36 M. 

Koppe und Paetel haben ihre beiden Handbücher unge- 
fähr gleich angelegt. Nach einer kurzen Einführung in die Ent- 
wicklung des Steuerabzugsverfahrens vom Arbeitslohn bringen 
beide als ersten Teil die Durchführungsbestimmungen zum Gesetz 
über die Einkommensteuer vom Arbeitslohn vom 11. VII. 1921, 
als zweiten Teil die Bestimmungen des Eink.St.G. über den Lohn- 
abzug in der Fassung des Gesetzes vom 20. XII. 1921 und als 
dritten Teil bzw. Anhang die weiteren zu diesem Steuergebiet 
ergangenen ministeriellen Erlasse und Bekanntmachungen. Die 
in den Teilen 1 und 2 enthaltenen gesetzlichen Bestimmungen sind 
mit Erläuterungen versehen, die in dem Paetelschen Werke be- 
sonders umfangreich und eingehend sind. Den Kommentar von 
Koppe zeichnet hinwiederum besondere Übersichtlichkeit in der 
Anordnung des Drucks der Anmerkungen aus. Eine Anzahl von 
Beispielen, die entweder als Anhang gegeben oder in den Text 
der Erläuterungen mit aufgenommen sind, erleichtert das Ver- 
ständnis der neuen Gesetze und erhöht den Wert der Bücher, die 
jedem, der mit dem Steuerabzug vom Arbeitslohn zu tun hat, als 
geeignete Hilfsmittel nur zu empfehlen sind. 

Regierungsrat Oswald. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Lehrbuch der Physik. Von Prof. O. D. Chwolson. Bd. 2, Abt. 2 
2. verb. u. verm. Aufl. Die Lehre von der strahlenden Energie. Von 
Prof. Gerhard Schmidt. Mit 498 Abb. XV u. 894 S. in 8°. Verlag 


von Friedr. Vieweg & Sohn A. G., Braunschweig 1922. Preis 80 M, geb. 


100 M. 

Die drahtlose Telegraphie und Telephonie. Von Dr. P. Lertes. 
Bd. 4 der „Wissenschaftlichen Forschungsberichte, Naturwissenschaft- 
liche Reihe‘. Mit 45 Textabb. XI u. 152 S. in 8°. Verlag von Theodor 
Steinkopff, Dresden u. Leipzig 1922. Preis 32 M. 

Einführung in die Maxwellsche Theorie der Elektrizität und 
des Magnetismus. Von Prof. Fr. Clemens Schaefer. Bd. 3 der 
„Sammlung mathematisch-physikalischer Lehrbücher“. 2. verm. u. 
verb. Aufl. Mit 33 Textfig. VI u. 174 S. in 8°. Verlag von B. G. Teubner, 
Leipzig u. Berlin 1922. Preis 60 M. 

Einführung in die Theorie der Elektrizität und des Magnetis- 
mus. Zum Gebrauch bei Vorträgen, sowie zum Selbstunterricht. Von 
Prof. Dr. Max Planck. Mit 12 Abb. IV u. 205 S. in 80. Verlag von S. 
Hirzel, Leipeig 1922. Preis 42 M, geb. 66 M. 


Sonderabdrucke. 
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt 


Die Tätigkeit 
„Zeitschrift für Instrumentenkunde‘“‘. Bd. 41, 1921, 


im Jahre 1920. 
S. 97/107. 
Saugzug und Unterwind in Verbindung mit wirtschaftlicher 
äbwärmesausnutzung. Von Obering. Otto Brandt. „Die Wärme‘, 
1922, Nr. 14. ` i 
Der Gehalt des Lichts an Ultraviolett. II. Von Fritz Sohanz. 
„Albrecht von Graefe’s Archiv für Ophthalmologie‘‘, Bd. 107. Nr. 2/3. 
Der Gehalt des Lichtes an Ultraviolett und seine Bedeutung 
für lichtbiologische Vorgänge. Von Dr. Fritz Schanz. „Zeit- 
schrift für Beleuchtungswesen‘“. Bd. 28, 1922. 


Listen und Drucksachen. 
Elektrioitäts-Lieferungs-Gesellschaft, Berlin. Ein Rückblick auf 
25 Jahre ihrer Entwicklung. Von Dr.-Ing. G. Siegel. 
Kingsbury Machine Works, Philadelphia. Liste O: Kingsbury thrust 
bearings. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29. 


979 


Osram G. m. b. H., Kommanditges., Berlin. Liste 1 bis 13 über die ver- 
schiedenen Glühlampenarten. 

Dr. Max Levy, Berlin. Liste B: Selbsttätige Anlaßgeräte. VIIIb: Elek- 
trodynamische Leistungswage. 


Neue Zeitschriften. 


„Der Bund‘, Zeitschrift für Werden und Wachsen von Handel, Wirt- 
schaft und Verkehr. Unter diesem Titel wird von der Hamburg-Amerika, 
Linie und dem Meßamt Frankfurt a. M. eine Zeitschrift herausgegeben- 
welche monatlich zweimal erscheint und jährlich 200 M (Ausland 750 M) 
kostet. Das erste Heft enthält folgende Aufsätze: E. Gothein, Messe 
und Schiffahrt, Kuno, Augenblickliche Lage und Aussichten der deutschen 
Handelsflotte, E. Lasswitz, Das Haus der Technik, A. Susemann- 
Ludwig, Von der Hamburger Überseewoche, F. Hefele, Entwickelung 
der Ölfeuerung in der Schiffahrt, Wolf v. Dewal, Deutschland und 
China, J. Modlinger, Donaufahrt, Th. Heuss, Die Freude an der Ar- 
beit, A, Lauinger, Zur wirtschaftlichen Lage. 

„Mitteilungen der Porzellanfabriken Hermsdorf 8./A. und 
Freiberg/Sa.‘“ Unter diesem Titel geben die genannten Firmen eine 
Werkszeitschrift heraus, deren Nummern 1 bis 4 uns vorliegen. Sie 
enthalten u. a. Aufsätze über Neuerungen an Isolatoren, über Gesichts- 
punkte für die Wahl der Größen von Freileitungsisolatoren und über 
neue Gesichtspunkte zur Bearbeitung von Hängeisolatoren. Letztere 
Arbeit ist aus der „ETZ“ 1921, Heft 51/52 entnommen worden. 

„Siemens-Bau-Union‘. Unter diesem Titel gibt die aus der Elektrischen 
Bahnabteilung der Siemens & Halske A. G. hervorgegangene Siemens- 
Bau-Union G. m. b. H., Kommandit-Gesellschaft, Borlin, Schöneberger 
Straße 3/4, eine kleine Zeitschrift heraus, welche sich mit den die Firma 
betreffenden Gebieten befaßt. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN!). 


Kontrollmaßnahmen des Garantiekomitees. — Das Garantie- 


-komitee hat dem Reichskanzler unter dem 18. VII. ein Memorandum 


zugehen lassen, in dem das Ergebnis der zwischen ihm und der Reichs- 
regierung gepflogenen Beratungen über die von der Reparationskommission 
gewünschte Nachprüfung der Einnahmen und Ausgaben sowie der schweben- 
den Schuld, die Unterdrückung der Kapitalflucht und die Fragen der Statistik 
dargelegt wird. Seitens der Regierung ist trotz der schweren Belastung, die 
die Deutschland damit aufgenötigte Rinenzkontrolle bedeutet, der Ent- 
schluß gefaßt worden, die vorgesehenen Maßnahmen für die Dauer des 
Moratoriums auszuführen, u. a. in der Erwägung, daß damit für die 
Reparationskommission die Grundlage einer Entschließung geschaffen wird, 
die der gefährlichen wirtschaftlichen und finanziellen Lage Deutschlands 
Rechnung trägt. ` . 


Sachlieferungen im freien Verkehr mit Frankreich. — Der 
Reichsminister für Wiederaufbau hat nunmehr im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, 
Nr. 158, Ausführungsbestimmungen zu dem durch Verträge mit 
Frankreich vom 15. III, bzw. 3. VI. und das Bemelmans-Abkommen vom 
2. VI. festgelegten Verfahren veröffentlicht, nach dem die von Deutschland 
zur Erfüllung des Versailler Vertrages zu leistenden Sachlieferungen im 
Wege freier Verträge zwischen deutschen und französischen Staatsangehöri- 
gen erfolgen können. Das Lieferungsverfahren ist am 20. VII. zur Wirkung 
gekommen. 


Deutsch-Holländische Schiedsgerichte. — Wie der ‚‚Frankf. 
Ztg.‘‘ geschrieben wird, haben wachsende Schwierigkeiten der internationalen 
Rechtsverfolgung hervorragende Großkaufleute und Industrielle in Holland 
veranlaßt, zwecks Erleichterung des geschäftlichen Verkehrs zwischen den 
Niederlanden und dem Deutschen Reich die Initiative zur Schaffung einer Aıt 
eigener Gerichtsbarkeit zu ergreifen, u. zw. nach dem Grundsatz der Selbst 
hilfe und des Selbstschutzes. Durch die Gründung von Handelskam- 
mern mit ständigem Sekretariat in beiden Ländern seien bereits bedeutsame 
wirtschaftliche Erfolge erzielt worden. Die Sekretariate fungieren zunächst 
als Einigungsstellen, während in Fällen von Nichtverständigung auf Ver- 
langen der Parteien internationale, aus Sachverständigen beider Na- 
tionen gebildete Schiedsgerichte zur Entscheidung berufen werden. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Die Ausfuhrmindestpreise von Heiz- und 
Kochappsaraten für diejenigen Länder, nach denen in deutscher Währung 
verkauft werden darf, sind mit sofortiger Wirkung um etwa 50% erhöht 
worden. Näheres bei der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. — Dem 
Reichstag ist nunmehr ein Gesetzentwurf zugegangen, der die Reichs- 
regierung ermächtigen soll, im Falle eines dringenden wirtschaftlichen 
Bedürfnisses nach Anhören des Reichswirtschaftsrats und mit Genehmi- 
gung des Reichsrats die Eingangszölle für die zollpflichtigen Waren 
zu erhöhen und zollfreie Waren mit solchen zu belegen bzw. die erhöhten 
oder neu festgesetzten Zölle wieder zu verringern oder aufzuheben. Die 
bezüglichen Anordnungen müssen dem Reichstag vorgelegt werden und sind 
auf dessen Verlangen außer Kraftzusetzen. Das Gesetz soll, wie die „Frankf. 
Ztg‘*‘. berichtet, bis Ende 1923 in Kraft bleiben. — Der ReichstagsausschuB 
für Volkswirtschaft hat die Behandlung des Entwurfes eines Ausfuhrab- 


1) Wegen der durch den Druckerstreik verursachten Störungen konnte in 
dieses Heft nur ein Teil der Mitteilungen und des Warenmarktes Aufnahme 
tinden. Das Ausgefallene werden wir in Heft ww nachtragen. D. S 


980 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922, Heft 29. 28. Juli 1922. 


«abengesetzes bis zum Herbst zurückgestellt. Es bezweckt, der Regierung 
die Möglichkeit zu geben, die Außenhandelskontrolle überall da abzubauen. 
wo dies nötig erscheint, und sie durch eine bewegliche Ausfuhrabgabe zu 
ersetzen. -- Für den von dem Reichsverband der deutschen Industrie be- 
schlossenen parttätischen Ausschuß zur Klärung der Ansichten zwischen ln- 
dustrie und Handel über die Außenhandelskontrolle und zur Beratung 
der Grundlagen für eine Revision letzterer ist Minister a. D. v. Raumer für 
die elektrotechnische Industrie benannt worden. — Nach Ansicht des 
Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung sollen die Außenhandels- 
stellen von dem Recht, die Vorlage von Öriginalbestellungen zu 
fordern, nur in den Fällen Gebrauch machen, in denen ein begründeter Ver- 
dacht vorliegt. — Um die Schwierigkeiten zu beseitigen, die den deutschen 
Werken im abgetretenen Oberschlesien vorläufig dadurch erwachsen, 
daß die Fragen der Verzollung und der Einfuhrbewilligung noch 
nicht. geregelt sind, empfiehlt sich nach der D.A.K. folgendes Verfahren: 
Das deutsche Werk zahlt den Zoll, beantragt aber gleichzeitig Rückerstattung 
auf Grund des Artikels 268 des Friedensvertrages bzw. 234 des Genfer Ab- 
kummens. Diesen Rückerstattungsanträgen sind Ursprungszeugnisse darübtr 
beizufügen. daß die betreffenden Waren aus dem abgetrennten Oberschlesien 
stammen. Bis zur endgültigen Regelung sind die Einfuhranträge bei den 
zuständigen Außenhandelsstellen einzureichen, die sie wohlwollend behandeln 
werden. Belgien. Das Gesetz, durch das die belgische Regierung er- 
mächtigt worden ist, zu den bestehenden Zöllen Zuschläge zu erheben, 
um die Schwankungen auf dem Geldmarkt bei den Wertzöllen aufzuheben, 
wurde bis 30. VI. 1923 verlängert. — Eupen-Malmedy, Memelgebiet. 
Nach Übergangabe stimmungen des Reichskommissars für Aus- und Einfuhr- 
bew o genießen Ausfuhranträge nach Eupen-Malmedy, die vor dem 
2. (Aufhören der Ausfuhrabgabenfreiheit) von den Antragstellern über- 
a worden sind, noch Ausfuhrabgabenfreiheit. Was das Memel- 
ve biet betrifft, das seit dem 15. VI. als Ausland behandelt wird, so sind nach 
einer Überrangsbestimmung derselben Stelle bis zum 31. V. ausgestellte 
Ausfuhrbewilligungen für die Dauer ihrer Laufzeit, also bis spätestens 
31. VIIL, ausfuhrabgabenfrei. — Die interalliierteRheinlandkommiission hat 
mit Rücksicht auf die Aufhebung der Ausfuhrabgabenfreiheit für Eupen- 
Malmedy das Bewilligungsverfahren für diese Bezirke auf das Emser 
Aus- und Einfuhramt übertragen; die Commission des Licences in Malmedy 
dient nur noch als Sammelstelle der Anträge. — Danzig. Außenhandels- 
stellen usw. können Anträge auf Ausfuhr reparierter Waren nach 
Danzig, die von dort zwecks Reparatur nach Deutschland eingeführt waren, 
von sich aus auch außerhalb der Kontingente bewilligen. — England. Der 
Import elektrotechnischer Waren und Apparatehatteim Mai einen 
Wert von 108 164 £,d. s. 42 857 £ weniger als im gleichen Monat des Vorjahres 
(15L021£). DieAusfuhr zeigt bei 552 730 £ einen wertlichenRückgang gegen 
Mai 1921 (1.784 Mill. £) um 1, 231 Mill. £. — Frankreich. Wie die „Rev, 
(sen. de l’Electrieite‘* berichtet, betrug die Einfuhr elektrotechnischer 
Erzeugnisse im Januar 6,603 dz (11,448 i. V.)im Wert von 7,207 Mill. Fr 
(17 604 1.V.), die Ausfuhr 7697 dz (13 075 i. V.)im Wert von 11,216 Mill. Fr 
(19,219 i. V.) — Spanien. Nach einer spanischen Verordnung 
bleiben Warensendungen aus Ländern, die dem Valutazuschlag unter- 
worfen sind, davon befreit, wenn den Zollämtern bei der Verzollung nach- 
gewiesen wird, daß ihr Erwerb auf Grund eines vor dem 29. V. geschlossenen 
Vertrages stattgefunden hat. Die bezügliche Bescheinigung darf nur der 
für den betreffenden fremden Absendeort zuständige spanische Berufskonsul 
an Hand vorgelegter Handelsurkunden ausstellen. Unmittelbarelmporteure 
können Rückvergütung schon gezahlter Zollzuschläge verlangen, wenn sie 
ihrem dahingehenden Antrag, der innerhalb eines Monats nach Veröffent- 
lichung der Verordnung (13. VH.) gestellt werden muß, eine wie oben be- 
zeichnete Bescheinigung beifügen. — V. S. Amerika. Der Wert der im 
April ausgeführten elektrischen Maschinen und Apparate betrug 
nur 3,859 Mill. $ gegen 4,241 i. Vm. und 8,468 im April 1921. Gegenüber 
letzterem ist die Zahl der exportie rten Ventilatoren von 10 089 auf 6751, der 
Glühlampen von 1,401 auf rd 0,3 Millionen zurückgegangen, während die 
Union im Aprilrd 0,24 Mill. Kohlefadenlampen (83 462 Stück im April 1921) 
und 0,845 Mill. Metalldrahtlampen (0,170) einführte. 
Aus der Geschäftswelt. — Inland. Die Allgemeine Elektriei- 
täts-Gesellschaft hat sich entschlossen, den Aktionären der AEG- 
Schellbaln A. G. den Umtausch ihrer Aktien durch Junge AEG-Aktien zu 
ermöglichen. — Die Generalversammlung der Magdeburger Straßen- 
Eisenbahn-Gesellschaft hat die Dividende entgegen dem ursprünglichen 
Vorschlag ( „ETZ“ 1922, S. 803) auf 6°, festgesetzt. — Die Prometheus 
A. G. für elektrische Heizeinrichtungen, Frankfurt a. M., hat die 
Firma „Prometheus‘‘,Fabrik elektrischer Koch- und Heizapparate G. m. b. H. 
mit allen Aktiven und Passiven übernommen und wird sie unter derselben 
Leitung unverändert weiterführen. — Die Maschinen-, Motoren- und Arma- 
turen-Industrie Coorssen & Mattfeldt wird künftig von W. Coorssen unter 
der Firma Metallwerk Wilhelm Coorssen, Bremen-Burg, fortgeführt. 
— Der Gegenstand der Elektrischen Fabrik A.G., Vacha a. d. Werra, 
ist nunmehr Herstellung und Vertrieb isolierter Leitungsdrähte und Kabel 
elektrotechnischer Gebrauchsgegenstände usw. — Die Gas- und Elektrizi- 
täts-A. G. Brema, Bremen, hat ihre Firma in Industrie-A. G. Brema ge- 
ändert. — Die Kenia Müller & Co., Nürnberg, Elektrizitäts-Unternehmungen, 
ist unter dem Namen Müller & Co. A. G für E lektrizitätsunterneh- 
mungen ineine Aktiengesellschaft mit 6 Mill. M Grundkapital umge wandelt. 


worden. — Ausland. Eine in Glarus (Schweiz) gegründete Gesellschaft 
für Elektrizitätswerte bezweckt die Beteiligung an industriellen. insg- 


besondere elektrischen Unternehmungen aller Art im In- und Auslande. Dem 
Verwaltungsrat gehören auch zwei Direktorender Elektrische Lieht- und Kraft- 
anlagen A. G., Berlin, an. — In England ist nach dem „„Electrician** unter 
der Firma British Power and Transport Finance Co. ein Unter- 


nehmen ins Le bëri gerufen worden, das besondere Ansprüche an Geldmitte! 

und Zeit der Vollendung stellende Ingenieurwerke aller Art im Ausland pro- 
jektieren und ausführen will. Zu den Leitern der neuen Gesellschaft zählen 
auch zwei Direktoren der English Electrie Co. 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im Juli: 


in 25. 24. 22. a | æ | 
Chriatiania (Kr.) ... 8414| 85,14 | 85,64 | 80,40 82,90 al, 
Helsingfors we M). 10,30 | 10,34 | 10,64 | 10,07 10,79 10.49 
Holland (Gld) . 195,26 | 196,25 | 197,25 | 183,77 | 196,75 | 192,76 
Italien (L). 2322| 23,37 | 23,57 | 22,67 | 22,87 17 
Kopenhagen (Kr) | 107,62 | 108,61 | 109,11 | 103,87 | 107,87 106,52 
London £ .... 2232,20 2237,20 2262,15 2152,30 | 2237,20 | 2197,25 
New York ( $). 499,37 | 502,37 | 507,86 | 434,39 | 498,37 | 4589.35 
Österreich K) ool 002| 001 0,01 0,02 0,01 
Paris (Fr) . 42,22] 42,25 | 42,55 | 41,70 | 41,95 41,50 
Prag (K)... 11,38| 10,87 | 10,89 | 10,27 | 1134| 11.16 
Schweden (Kr) ..'. . 130,09 | 130,09 | 131,84 | 124,64 | 129,54 | 128. 
Schweiz (Fr). ... 95,28 | 94,83 | 96,98 | 94838 | 96,13 93,85 
Spanien (Pes) 1185| 77,70 | 78,90 | 77,20 | 77,40 15,66 


WARENMARKT. 


Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin, hat 
die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 für August bei orts- 
festen Dieselmotoren auf 450°, bei Schiffsölmaschinen auf 400°, und bei 
sonstigen Verbrennungskraftmaschinen und ihren Anwendungen auf 600", 
erhöht. — Kohle. Die Reparationskommission verlangt nach ihrem neuen 
Lieferungsprogramm von Deutschland für August bis Oktober monatlich 
1,725 Mill. t Kohle, darunter 0,72 Mill. t Koks. Falls sich in den drei Monaten 
die deutsche Förde rung auf mehr als 8,3 Mill. t stellt, sollen von dem Über- 
schuß außerdem noch 20%, abgegeben werden. Auf Oberschlesien entfallen 
0,125 Mill. t und von der genannten Koksmenge 0,62 Mill. t auf Koks aus- 


„schließlich Koksfeinkohle, sodaß von letzterer 0,1 Mill. t zur Verfügung zu 
stellen sind. Die von Deutschland nac hgesuchte Lieferung von Braunkohlen- 


briketts wurde nicht genehmigt. Die Forderungen sind für das Ruhrrevier 
unerträglich und bedeuten, da sie sich auf beste Kohlensorten beziehen, eine 
außerordentlich schwere Gefahr für unsere an sich schon so sehr bedränutr 
Kohlenwirtschaft. 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am 
21. VII. 1922 für 1 ton (1916 kg) notiert: 


s d £ a d 
Kupfer: best selected .. . ... 6 0 Obis 6B 0 0 
„  eleotrolytic. .. . W 10 0p 72 0 0 
“N Wire bemire seaca eare a On 
X standard, Kasse ....... 68 5 0.» 63 7 0 
. 3 Monate. ..... 826,81 0 
Zinn: standard, Kasse ..2.2..:.....:.175 0,157 7 U 
» » 3 Monate. ..... .. 157 10 0 p 157 12 6 
»  Btraits. .. salhe’ ... 58 0 0 „p 158 7 t 
Blei: span. oder nicht engl. Weich blei, .. D5 R 6p „p H 2 6 
» gew. engl. Blockblei ........ 7 0 0 „770 
Zink: gew. Sorten ........... Y R2 6, 2B 5V 
„ remelted ...... ee 2R 0 O e 
„ engl. Swansea . BO 0 O lieferbar Swanser 


Antimon: engl. Regulus 
Aluminium: 98 bis 99% .. 
Nickel: 98 bis 99% garantiert 


32 £ 103/35 £ net. jo nach Menge. 
105 £ Inland, 110 £ Ausland. 
160 £ (In- und Ausland). 


Wismut: je lb. ..... 9 s. 
Platin: je Unze... 19 £ 10s 
Quecksilber: nom. für die 75 Ibs. Flasche 11 £ 108. 


Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 a 6d/13 s. 


In New York notierten am 26. VII. 1922: Elektrolytkupfer looo 14,00; 
Eisen 27,00; Blei 5,75; Zink 6,0); Zinn 32,50 cts/lb. 


s “Netto. 


Bezugsquellenverzeichnis. 


(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nicht 
berücksichtigt werden.) 


Frage 41. Wer liefert Chromnickeldraht 0,4 bis I mm Durch- 
messer, spezif. Widerstand 1,1? 


Berichtigung. 

In der Übersichtskarte der Elektrizitätsversorgung 
Siddeutschlands (Abb. 1) auf S. 903 der „ETZ* ist durch un- 
zenaue Angaben der Vorlage bei dem Murgwerk das Zeichen für 
ein Dampfkraft->Spitzenwerk statt desjenigeen für ein Wasser- 
kraft-Spitzenwerk angebracht worden, was hiermit berich- 
tiet sei. 


Abschluß des Heftes: 27. Juli 1922. 


Für die Schriftleiltung verantwortlich: E. C. Zeb me in Berlin. — Verlag von Jullus8pringer in Berlin. 


der techn. Elektronik nach den, Anforderungen des 
Maschinenbaues. Von F.W.Meyer. 981. 


Verwendung elektrischer Energie zu chemischen 
Zwecken. Von J. Hess. 892, [Schluß.] 

Statistische Erfassung der schweizerischen Was- 
serkraftwirtschaft. Von O.Streck. 985. ` 


Das Lichttechnische Institut der Technischen 
Hochschule in Karlsruhe. Von J.Teichmüller. 


a56 


Funkenstrecken mit der Zeitlupe. Rechtspfiege. 996. 


Verkehtund Transport. 992. Statistik Persönliches. 997. 
über Stromverbrauch usw, elektrischer Bahnen. — richten. 


Über elektr. Reflektorhelzöfen. Von Schnei- 
der. %8. 


Selbstanzeigende Wellenmesser für große An- 


Jahresversammlungen, Kongres- | den. — J. Salpeter. 


tungen. land. — Der deutsche Außenhandel mit elektrotech- 
Beleuchtung und Heizung. 992. Neu- nischen Erzeugnissen im Mai 1922. 

er Beleuchtungskörper für Straßenbeleuchtung. Vereinsnachrichten. VDE. 995. Anfragen, Anträge 
Physikundtheoretische Elektro- und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten. 

technik, 992. Untersuchungen an Wechselstrom- Sitzungskalender. 996. 


R. Wilke. — Hochschulnach- 


Die Lage der Straßenbahnen in Amerika. — Ver- Literatur. Besprechungen. 997. P. 
wendung elektrischer Automobile im Dienste der Münch. Die Einrichtung von Reichs-Funkanlagen. 
englischen Behörden. — E:Czuber. Die statistischen Forschungsmetho- 


Einführnug in die höhere 


Inhalt: Die Steigerung der Empfindlichkeit In masten: — Belastungstabelle für elektrische Lei- | Industrie und Handel. 99. Deutsch- `’ 
| 


h Mathematik für Naturforscher und Ärzte. — Neue 
ELITE TEN VonE. Kohlhauer. 98. se, Ausstellungen. 99. Zeitschriften: „‚L’Onde Electrique." —Eingänge. 998. 
| undschau. Verschiedenes. 993. Reichskuratorium Geschäftliche Mittellungen. 998. 
| Leitungs bau. 99. 110 kV-Linie auf Holz- für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk. Warenmarkt. 1000. 
HEFT 30 (981 1000) BERLIN, BEN 3. AUGUST 1922 43. JAMRG. 


INN 
j k ee t Ped 7 
| Z METALLGEHAUSE 


FUR POST- U, HAUSVERKEHR 


ATHE „1 TELEPHON-FABRIK A.G, 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) | 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seıt 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E C. Zehme, Dr F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W 9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 3. August 1922. 


Heft 30. 


Die Steigerung der Empfindlichkeit in der technischen Elektronik nach den Anforderungen des Maschinenbaues. 
Von Dr.-Ing. F. W. Meyer, Milwaukee, Wisc., und Braunschweig. 


Übersicht. Einleitend wird an Hand von einigen Leitsätzen be- 
sprochen, was verlangt werden mußte und früh geschehen konnte, um 
die technische Elektronik etwas allgemeiner an die Anforderungen des 
Maschinenbetriebes anzupassen, und wohin die weiteren Entwicklungen 
m solchem Zwecke gehen, wobei es sich immer um Empfindlichkeits- und 
Leistungerhöhungen, die Zusammenfassung und Vereinheitlichung der 
Apparate für alle Regel-, Steuer- und Umformungsfunktionen, die Kon- 
stanthaltung der inneren Arbeitsbedingungen derselben sowie deren 
Sicherung innerhalb weiter Arbeitsgrenzen und Spannungsbereiche bei 
praktisch oder ganz verschwindenden Regel- und Steuerströmen handelt. 
In Vorliegendem wird sodann die Steigerung der Empfindlichkeit, an- 
knüpfend an früh vorhandene Möglichkeiten in dem genannten Zusammen- 
Er ae behandelt, und es wird gezeigt, wie schon innere einfache 

(dierungsmöglichkeiten, wenn an der Forderung einer einfachen 
und einzigen Kathode festgrhalten wird, zwar weitgehendsten Forderungen 
zu entsprechen be jedoch zu einer genauen Beachtung jener Gren- 
zen und mancherlei Vorsichtsmaßregeln zwingen. Bei den zugehörigen 
Rechnungsbeziehungen und deren Vergleich mit dem praktisch erhaltenen 


Kurvencharakter ist Gegenstand der Haupterörterung, inwieweit ein- 


fache Proportionalitätsbeziehungen mit ausreichender Genauigkeit in 

die oe für die Maschinenbetriebe eingehen können, so daß 

re o die höchsten Empfindlichkeitsstufen einfache Endbeziehungen 
n. 

‚Nachdem beleuchtet wurde, wie für die Apparate mit kleineren 
Leistungen um so eher Verwendungsfähigkeit besteht, je höher die Empfind- 
lichkeit gesteigert ist, im übrigen aber auch die Steigerung der Apparat- 
zeugen an sich für die gesamten Regulierempfindlichkeiten zu weiterer 
Problem der Empfindlichkeitesteigerung beim Bau der Großleistungsappa- 
rate spielt. | 

Über die Vorteile der Einführung der durch die technische 
Elektronik gebotenen Grundsysteme in das Maschinenwesen in 
ihrem vollen Umfang an sich braucht, was die bislang besproche- 
nen Hauptrichtungen anbetrifft, nicht mehr viel gesagt zu wer- 
en. Es brauchen zu einer solchen Beurteilung im besonderen 
auch Erweiterungsbetrachtungen, die über einen vorjährigen Be- 
ticht’) und einige Ergänzungsbetrachtungen über die seit einer 
Reihe von Jahren aufgenommenen praktischen Arbeiten?) hinaus- 
gehen würden, einstweilen nicht gegeben zu werden. Die Er- 
zielung von Regelbetrieben ohne Trägheit mechanischer Systeme 
und ohne die Selbstinduktion elektrischer Strombahnen, also auch 
ohne Pendelgefahren aus dem System selbst und zudem ohne 
mechanische Reibungseinflüsse spricht für sich selbst; und es 
mag daher die beschriebene Erreichung schneller und scharfer Steue- 
rungen und Energieumformungen in elektrischen Stromkreisen bei 
Verlegung aller Kontakte aus Arbeitskreisen in praktisch stromlose 
Kreise oder die Vermeidung von solchen Kontakten überhaupt bei 
en entsprechenden Anwendungen im Betriebe von elektrischen Ma- 

en, Dampf-, Gas- und anderen Maschinen und ganzen Zentralen 
zunächst das Bild genügend vervollständigen. 

‚ Aber es wurde auch kein Zweifel darüber gelassen, daß die 
sigentlich erst in Entwicklung befindliche technische Elektronik 
trotz aller auf den verschiedensten Gebieten erzielten - Erfolge 

‚trotz aller praktischen Erfolge auch auf dem Maschinen- 
betriebsgebiete selbst an den Forschungs- und Entwicklungsinge- 
meur noch gewaltige Anforderungen stellt, und natürlich wird 
ein Erfahrungsaustausch unmittelbar nach abgeschlossenen Spe- 
siäluntersuchungen auch unter den auf mehr oder weniger ver- 

edenen Sondergebieten der neuen Technik Arbeitenden alles 
erheblich fördern, wobei nicht verkannt werden soll, daß die ver- 
schiedenen wirtschaftlichen Interessen sehr berechtigter Art dies 
Dicht immer oder nicht immer unmittelbar erlauben konnten und 
erlauben, wenngleich die Arbeiten bei deutschen Firmen sich nach 


N Vgl. Ber. a. d. 77. Jahresvers. d. V E E, „ETZ“ 1921, S. 689. 

" Vgl den gleichzeitig erscheinenden Aufsatz des Verfassers, über 
guergiowandlungen und -Steuerungen durch die Verfahren der technischen 
„ektronik in ihrer Bedeutung für die motorischen Betriebe, die elektrische 
poat g und die Gas-, Dampf- und sonstigen Zentralen“ in „Zeitschr. f. 

ektrotechn. u. Maschinenb.“, Heft 28, 8. 825. 


tung gelangt, ‚wird dann noch kurz besprochen, welche Rolle das ' 
m 


stattgefundenen Sondererwägungen nunmehr auch nach gewissen 
Verständigungen auf eine breitere Erfahrungsgrundlage nach ver 
schiedenen anlern Richtungen stützen. 

Schrittwei se aber wird jedenfalls stets einiges besprochen wer- 
den können, und selbst über die ganzen Richtungen, in denen gear- 
beitet wird, wird man wohl meist einiges sagen können, sowie auch 
über die Art, wie gearbeitet wird, denn häufig ist schon eine richtige 
Problemstellung entscheidend für weiteren Fortschritt gewesen. 
Wird auch hierdurch bisweilen eine nicht immer ganz einwand- 
Ilreie Art von Wissendrang entfesselt, dem man sich tunlichst 
nicht aussetzen wird, so ist doch ein andererseits aus Anregun- 
gen heraus und-aus Grenzen achtender Fragestellung und sach- 
licher Kritik nicht selten neues und ergänzendes Forschertum zur 
schöpferischen Kraftentfaltung gelangt. 

Auf vorliegendem Gebiet war nun schon darauf aufmerksam 
gemacht, daß von Beginn der Entwicklungen an eine Reihe von 
Leitsätzn beobachtet wurden, die erst nach und nach eine wirk- 
liche Einführung der Elektronik in den Maschinenbau gestatteten, 
wenn man von den verschiedenen einfachen Gleichrichtersyste- 
men einstweilen absieht, um sogleich das gesamte Regel- und 
Steuerwesen mit allen Umformungen und Maschinenvervollkoınm- 
nungen und -vereinfachungen ins Auge zu fassen, u. zw. kamen 
nach und nach die genannten Vorteile immer mehr dadurch zur 
Geltung, daß indirekt arbeitende Systeme, namentlich Verbund- 
und Kaskadensysteme in mehr direkt arbeitende umgewandelt 
wurden, bei andauernder Vervollkommnung und besserer Anpas- 
sung der Apparate selbst im Hinblick auf die Maschinenverwen- 
dung und die organische Einfügung in die Maschinenkonstruktion. 
Dieser Prozeß wird auch in naher Zukunft so leicht überhaupt 
nicht abgeschlossen sein, was auch keinesfalls schadet, da die 
Zwischenstufen desselben fast samt und sonders schon technisch 
brauchbare Resultate liefern, wie es denn auch eine Reihe von 
Antriebsproblemen gibt, bei denen nur die Elektronik eine Lösung 
geben konnte, obwohl zur Zeit der ersten Verwendung nur die 
weniger entwickelten Apparate zur Verfügung standen. 


Es ist nun aber charakteristisch für die Entwicklung, daß die 
genannten Leitsätze selbst zunächst fast durchweg, entsprechend 
den geforderten weitgehenden und vielseitigen Aufgaben, einen 
verwickelteren Aufbau der Apparate und Systeme ergaben, 
der dann häufig auf dem Wege der die Vervollkommnungen bewah- 
renden Umbildung sogleich schon wieder vereinfacht wurde, wäh- 
rend daneben eineetwas langsamere, stetigere Vervollkomm- 
nung einsetzte, die keine Veränderung der äußeren Formen und Kon- 
struktionen ergab, sondern auf einer besseren Erkennung der 
physikalischen Grundgesetze und deren Anwendung beruhte, und 
es unterstützen sich die beiden Tendenzen auch noch andauernd, 
namentlich auf dem Wiedervereinfachungswege. 


Dies geschieht also auf dem Wege einer fortschreitenden Er- 
füllung sämtlicher Leitsätze oder Forderungen, aber meist auch 
schon dann, wenn jeweils nur die weitergehende Erfüllung ciner 
der zahlreichen Grundforderungen angestrebt wurde. So ist es 
der Fall bei der Forderung auf Steigerung der Leistung. sowie 
der Reihe nach denjenigen auf Steigerung der Empfindlichkeit der 
Regelungen, der Steuerschnelligkeit und Präzision sowie der 
strengen Bewahrung innerer Arbeitsbedingungen der Apparate 
auch bei weitgehendsten und vielseitigsten Ansprüchen. Bei der 
Erhöhung der Leistungen, die allerdings über ein gewisses Maß 
hinaus nur für die Hauptarbeitskreise der Maschinen Bedeutung 
hat, sind Kaskaden aus technisch gut durchgebildeten Lichtbogen- 
apparaten und ebensolchen Elektronenemissions- und lonisa- 
tions-Relais, welche Zündung, Löschung und sonstige Hilisvor- 
gänge kontrollieren, erfahrungsgemäß recht wertvoll und auch in 
dieser Form weiter ausbildungsfähig, aber daneben ergibt sich die 
erfolgreiche Tendenz, gewisse Grundbedingungen für die Relais- 
wirkungen, die sich in den Bogen selbst bieten, dort auch un- 
mittelbar zu benutzen, so daß nur eine kleine Ergänzung daselbst 
nötig ist, und ferner die Tatsache, daß bei den Kelaisapparaten 
hoher Leistung mit katalytisch arbeitenden Hochemissionskatho- 
den sich an diesen Kathoden Vorgänge abspielen, die bis zu einem 


982 


gewissen Grade hinsichtlich der inneren und Oberflächen-Atomi- 
stik und der Elektronendynamik, namentlich bei der Lösung von 
sogenannten Bindungsvalenzen im eigentlichen Elektronenemis- 
‚sionsvorgang, an gewisse Vorgänge bei der Lichtbogenkathode 
erinnern, wenngleich es im Wesen der Katalyse liegt, daß Ver- 
dampfungen dabei nicht vorkommen. Treten letztere und ent- 
sprechende positive Ionisationen wenigstens infolge eines unab- 
hängigen geregelten Sekundärvorgangs hinzu, so geht die Ana 
logie natürlich weiter und die vereinigende Linie eines Ver- 
edelungsprozesses ist schärfer gekennzeichnet. 

Die Erfüllung und Forderung größter Steuerschnelligkeit und 
Präzision sowie diejenige der Forderung größter Konstanz deı 
Arbeitsbedingungen der Apparate selbst scheint mit der Verein- 
fachung der Apparate besonders bei reiner Elektronenemission 
ohne weiteres Schritt zu halten, aber dennoch ist solches nicht 
unbedingt der Fall. Schon die Erhaltung höchsten Vakuums ist 
bei den Apparaten hoher Leistungen schr schwer, und geringe 
Spuren von Gasen’ oder Dämpfen vermögen die Konstanz prak- 
tisch aufzuheben, da die jeweils freie Menge dann sehr variabel 
sein kann. Doch vermag man aus iuneren Relaiswirkungen selbst 
heraus die Bindungen zu kontrollieren, und besonderer Zusatz- 
apparate bedarf man dazu nicht, wie denn auch das gleiche gilt 
für eine keineswegs selbstverständliche Konstanthaltung der kata- 
lytischen Wirkungen. 

So bliebe denn noch besonders ins Auge zu fase sn die Steige- 
rung der Empfindlichkeit, obwohl gerade in dieser 3eziehung die 
Kaskadenbildung dank der Bedürfnisse der Nachrichtentechnik 
schon in den Uranfängen der technischen Blektronik geschätzt 
wurde. 


Eine Kaskadenbildung aus einer Anzahl von Apparaten aber- 


ist für die Bedürfnisse der Maschinentechnik zu verwickelt, un- 
übersichtlich und unbequem, und ein neuer Leitsatz mußte unbe- 
dingt einen einheitlichen Apparat mit beliebiger Empfindlichkeit 
verlangen. Die Durchbildung eines solchen kommt auch an sich 
bei den größeren Leistungen, selbst wenn es sich nur um Feld- 
regelkreise handelt, weit eher in Betracht, als auf anderen Ge- 
bieten, und man wird die einheitlichen Apparate dort stets mit zu 
verwenden suchen, wo nur die bessere Übersichtlichkeit als Vor- 
teil erscheint, z. B. in den Zünd- und sonstigen Hilfskreisen bei 
- Lichtbogenkaskaden, vorausgesetzt, daß dort nicht noch weitere 
Vereinigungen vorgenommen werden. 

Man hat nun zwar bei Beschränkung auf zwei selbständige 
einfache Relaisapparate Kombinationen hergestellt, die unter ge- 
eigneten Rückwirkungen von der Hauptstromseite her auf den 
Fühlkreis erhöhte Empfindlichkeiten ergeben. Aber selbst das 
ist noch nicht das Rechte, besonders auch, weil es zu manchen Er- 
weiterungen namentlich da zwingt, wo der Hauptstrom an sich 
konstant bleiben soll oder bleibt, und es sich dann nur darum 
handelt, das Gesamtspannungsgefälle im Apparate oder den Appa- 
raten zu verändern. Damit ist das Prinzip der Rückwirkung aber 
keineswegs unbrauchbar geworden, und die Arbeiten in bezug auf 
Durchbildung von Rückwirkungsapparaten beziehen sich nicht nur 
auch bier auf Schaffung eines einheitlichen Apparates, sondern 
die Rückwirkung selbst wird ebenfalls zu einer inneren Funktion 
der Apparate, also nicht mehr durch äußere Verkettungen er- 
zielt. Jedenfalls aber darf man bei allen Formen von Hochemp- 
findlichkeitsapparaten für die hier ins Auge gefalitten Zwecke 
nicht etwa ohne weiteres an sich naheliegenden Arten von Son- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 30. 


. ganz zweckmäßiges Konstruktionselement, wo 


3. August 1922. 


) 


derelektroden und dergleichen anordnen, namentlich nicht solche, 
die auch erhöhte Apparatspannungen gewissermaßen ganz von 
selbst ergeben?); vielmehr ist meist äußerste Anpassungsfähig- 
keit auch an beliebig niedere Spannungen der Hauptkreise weite- 
rer wichtiger Leitsatz; und demzufolge wird man auch geneigt 
sein, namentlich Gitter, ein für den Maschinenbetrieb nicht immer 
irgend möglich 
überhaupt zu vermeiden und die Hauptanoden nahe der Kathode 
anzuordnen, und zwar um so näher, je mehr eine solche den 
Charakter einer mit niederen Temperaturen arbeitenden Hoch- 
emissionskathode annimmt und die Annäherung also gestattet, 
und je mehr bei geringer Höhe der Spannung ein Verlangen nach 
guten Wirkungsgraden für gewisse Betriebszustände in den 
Hauptkreisen besteht. 


War auch hierüber schon einiges gesagt’), so kann doch das 
Nähere über alle diese Dinge nur jeweils gesondert gegeben wer- 
den), und es soll an dieser Stelle hauptsächlich eingehender be- 
handelt werden, wie frühe in den Entwicklungen für vorliegendes 
Gebiet eine einfachste stufenweise Steigerung der Empfindlich- 
keit bei einer einheitlichen Apparatanordnung erreicht und be- 
nutzt wurde, und man somit auch scharfen Anforderungen des 
Maschinenbetriebes nach dieser Richtung hin mehr gerecht wurde. 
Besonders aber sollen dabei die Grenzen der Arbeitsbereiche fest- 
gestellt werden, deren Nichtbeachtung namentlich zu Anfang zu 
gewissen Störungen führte, obwohl die Grenzen eigentlich schon 
weit verschiebbar sind, ohne daß weiterer organischer Fortschritt 
in bezug auf Herstellung völliger Umwandlungen nach genannten 
Richtungen diskutiert zu werden braucht. Ferner aber inter- 
essieren dann noch die erzielbaren Genauigkeiten der Rechnung 
im Vergleich mit den Aufnahmedaten®). 


3) Die früh zu Anfang der in Rede stehenden Entwicklungen gebauten 
Apparate waren vielfach eine Art von Universnlapparaten. die die auf recht 
verschiedene Arbeitsweise „uch hinsichtlich der Hilfselektroden geschaltet 
werden konnten, und u. a. waren auch die besonders in der deutschen Praxis 
für andere Zwecke inzwischen vielfach benutzten Wirkungen von Mehrgitter- 
systemen zwischen Kathode nnd Anode anwendbar, wenngleich sie aus besagten 
Gründen mehr zusätzlich für die später zu besprechenden Verschärfungskreise 
in Betracht kommen konnten, wenigstens da, wo nicht Spannungstransformationen 
von vornherein mit in Betracht gezogen wurden. 

4) Vgl. „ETZ“ l. © 1922, 8. 689. ; 

s) Vgl. auch die genannten Ausführungen in der „Zeitschr. f. Elektro- 
techn. u. Maschinenb.“ Heft 28, S. 325.. f 8 

6) Bei den angezog-nen Entwicklungen bandelt es sicb, soweit nicbt 
anders bekannt geworden oder besonders erwähnt, um solche aus der dem 
Berichtenden geförderten Pr: xis bekannter deutacher und amerikanischer Firmen, 
von denen z. Teil frühe Anregungen in eu auf allgemeine Er Oiterung pir 
sikalisch-technischer Grundlaeen fjir den Maschinenbetrieb ausgingen und die 
ürer die üblichen Rechte und Rechtsan-prüche verfügen. Auf die Zv eck mäßig- 
keit einer noch aurgedehnteren Verständigung und eines Frfahrungsaustausches 
auch unter den auf verwandten Gebieten der technischen Elektronik arbeitenden 
verschiedenen Industrien wurde vom Berichtenden angesıchıs des überall vorhan- 
denen reichen Materials und dessen hohen Wertes für allgemeinere technische 


‘ Fortentwicklungen oben wie auch an »ndrren »Mtellen schon besonders hin- 


ee: Zur Zeit bestehen in Deutschland erste Verstäöndieungen zwischen 
en verbundenen Thyssen & Co. A.G. und Chr. Weuste & Overbeck G. m. b. 
einerseits und den Sıemens-Schuckertwerken anderseits. 

Kın werentlic’er Teil der prakıischen Sıudienspparate entstammte der 

besonderen glastechnischen und mechanischen, Werkstätte der Cutier Hammer 
Mfg. Co. Bei_einer Reihe von Apparatsıhwierigkeiien erwiesen sich die Maß- 
nahmen der Herren Dr. E. R. Stoekle und F. L. Re Qua als förderı.d, die 
auch laboratoriumsmäßig und probıerstandstechnisch nach eigs nen Gesichts- 
unkten allgemeiner vorgingen. In akademischer Kooperation und bei gewissen 
Intersuchungen se'nes Privatlaborator ums, besonders aier hinsichtlich des 
Verwendungsbetriebes hei primären Kraftmaschinen dankt der Berichtende 
besonders Herrn W. E. Hennig. 


Verwendung elektrischer Energie zu chemischen Zwecken.”) 


Von Johannes Hess, München. 
(Schluß von 8. 960.) 


Für die Herstellung von Kalziumkarbid wurden bisher 
rund 600000 kW in der Welt installiert; die Leistungsfähiskeit 
säintlicher etwa 100 Karbidwerke würde einer Jahresproduktion 
von 1,1 Mill. t Karbid entsprechen. Diese Ziffern erweisen die 
Bedeutung des Karbids, dessen Weltverbrauch 1907 noch 165 000 t 
betrug, um 1911 auf 250000 t anzusteigen. Heute beträgt allein 
die deutsche Produktion etwa 300009 t Karbid, wozu 1,2 Milliar- 
den kWh aufgewendet werden, davon 350 Millionen kWh durch 
Wasserkraft, der Rest im wesentlichen mit Braunkohle. 

Drehstromöfen mit einer Leistungsaufnahme von 6000 bis 
9000 kW bei 120 bis 150 V bilden die Regel; dieser Leistung ent- 
sprechen auch die Transformatoren, die als Drehstromtransforma- 
toren schr niedrige, unter 1% % liegende Verlustziffern aufweisen 
und gestatten, von 50000 V direkt auf die Ofenspannung zu 
transformieren. In vielen Fällen verwendet man, um die lloch- 
spannungsfreileitungen nicht zu nahe an die Fabrikrebäude füh- 
ren zu müssen, eine Zwischentransformation auf 6 oder 10000 YV. 
An Stelle von Drehstrontransformntoren sind Einphasentrans- 
formatoren in Dreieck- oder V-Schaltung trotz größerer Verluste 
aufgestellt. Das von vielen Betriebsleitern bevorzugte Zwei- 
phasensystem, das eine gleichmäßige Belastung der vier Elek- 
VDE jin 


*) Vortrag, gehalten auf der 28. Jahresversammlung des 
München 1922. 


troden ermöglicht, im Gegensatze zum Drehstromofen mit einer 
„toten“ und zwei „arbeitenden“ Phasen, hat sich nicht eingebürgert. 
Für die Verbindungsleitungen zwischen Transformator und Ofen 
werden verschachtelte Kupferschienenpakete oder nebeneinander ge- 
legte, von Wasser durchströmte Rohrreihen aus Cu- oder Al-Roh- 
ren angewendet. Letztere Anordnung ist kurzschlußsicherer aus- 
zuführen und sichert kühlbleibende Kontakte, erstere Anordnung 
ist elektrisch günstiger. Als Elektroden werden große Dimen- 
sionen bevorzugt; Querschnitte von 1,5 m Breite, % m Stärke bei 
2 m Länge sind nicht mehr ungewöhnlich. Neuerdings wird die 
kontinuierliche, runde Elektrode des NorwegersSöderberg pro 
pagiert, die aus einem mit Eisenblech gemantelten Kohlezylinder 
von nahezu 1 m Durchmesser besteht, der dadurch gebildet wird, 
daß in einem oberhalb des Ofens abgetrennten, durch Ventilation 
kühl gehaltenen Raum Elcktrodenmasse in den Blechmantel ein- 
gestampft und dieser durch Aufschweißen eines Verlängerungs- 
stückes verlängert wird. Die Elektrodenmasse brennt sich durch 
die Stromwärme und durch die vom Ofen abgeleitete Wärme. 
Der Eisenblechmantel schmilzt naturgemäß über der Material- 
schicht des Ofens ab. Die Vorteile sind: kein Elektrodenwechsel 
— die Söderberg-Elektrode wird durch Lüften des Stromzufüh- 
runzsringes dem Abbrande entsprechend nachselassen —, billi- 
geres Elektrodenmaterial, kurze bewegliche Zuleitung, daher gün- 


zum h 


3. August 1922. 


ail paaa 


Eiektrotechnische Zeitschrift. i922. Heft 30. 


983 


stige elektrische Verhältnisse. Es bleibt abzuwarten, wie sich 
diese Neuerung in der Karbidindustrie bewähren wird. 


Das Abdecken des Karbidofens zum Zwecke der Gewinnung 
von CO, wobei bei vollständiger Abdeckung ein Gemenge von 
etwa 65% CO und 30% H, bei 2 bis 3% Methan erwartet wer- 
den kann,. ist aus dem Versuchsstadium noch nicht heraus- 
gekommen. 

E Karbid erfordert 1 kg Kalk, 0,7 kg Kohle und 3,5 bis 


Für die süddeutschen Wasserkraftwerke bringen die enormen 
Frachten erhebliche Benachteiligungen und stellen eine indirekte 
Besteuerung dar. Um 1 kg Karbid nach dem mitteldeutschen 
Verbrauchsgebiet zu bringen, ist heute 1,50 M Frachtauslage er- 
forderlich, das bedeutet, daß ein in Mitteldeutschland gelegenes 
Braunkohlen-Karbidwerk rd 40 Pf je kWh höhere Stromkosten 
haben kann, um konkurrenzfähig zu sein. Wegen der Fracht- 
beträge für Koks und für Kohle zum Kalkbrennen ist dieser 
Betrag tatsächlich eher noch höher. Neue Stromverbraucher wer- 
den auf diese Frachtverhältnisse mehr denn je Rücksicht nehmen 
müssen. 

Die ungünstige Frachtlage veranlaßt zu einer Weiterverar- 
bitung, Veredelung des Karbids, an Ort und Stelle. 
Die umfangreichste Weiterverarbeitung ist die Azotierung zu 
Kalkstickstoff. Andere Verarbeitungen gehen vom Azetylen aus, 
bei dessen Erzeugung der zur Karbidherstellung benötigte Kalk 
wiedergewonnen wird und in stichfester Form mit 35 bis. 40 
Ca(OH), der Rest ist Wasser, als Baukalk Verwendung findet. Das 
Azetylen ist ein wichtiger Ausgangsstoff für eine Reihe hoch- 
wertiger Produkte. Durch Anlagerung eines Wassermoleküls an 
ein Azetylenmolekül unter Zuhilfenahme von schwefelsaurem 
Quecksilber als Katalysator erhält man Azetaldehyd, der 
durch Oxydation mit Sauerstoff Essigsäure, durch Reduktion 
mit Wasserstoff Alkohol, durch Umstellen der Atomgruppen 
mittels Einwirkung von Aluminiumalkoholat als Katalysator 
Essigäther liefert. Werden zwei Moleküle Essigsäure bei 
400° unter Anwendung von Katalysatoren erhitzt, so bildet sich 
ein Azetonmolekül unter Abspaltung eines Wasser- und eines 
Kohlensäuremoliküls. Aus Azeton wurde durch Behandeln mit 
Aluminium Pinakon und daraus schließlich künstlicher Kaut- 
schuk gewonnen. 

Wird die Essigsäure chloriert, so erhält man Monochloressig- 
säure, die mit Na und Ammoniak neben Anilin die Aufbaustoffe 
des künstlichen Indigos sind. 

Das elektrochemisch erzeugte Chlor kann direkt mit Azetylen 
zu Azetylentetrachlorid verbunden werden, aus dem durch Ab- 
spalten eines Chlors das wichtige Trichloräthylen erhalten 
wird, das in der Extraktionsindustrie und zu Entfettungszwecken 
an Stelle von Benzin wegen seiner hohen Löösefähigkeit und sei- 
ner Unbrennbarkeit gern verwendet wird. 


So lassen eich aus Azetylen wichtige Genußmittel, wie Essig- 


säure, synthetisch aufbauen, die heute schon in großen Mengen | 


chemisch rein aus Karbid hergestellt werden. Auch Alkohol wird 
seit März dieses Jahres in Burghausen aus Koks über Karbid 
hergestellt. Zur Herstellung der genannten Erzeugnisse werden 
als Rohstoff und für Energie verbraucht: 

1 kg Essigsäure: 1,4 kg Koks und 9 kWh, 

1 1 Alkohol: 1,4 kg Koks und 12 kWh, 

1 kg Azeton: 35 kg Koks und 21 kWh, 

1 kg an 0,6 kg Koks, 1,5 kg Steinsalz und 

1 kg Indigo: Anilin, 1 kg Koks, 1,4 kg Steinsalz und 

25 kWh. 


Von den vorstehend genannten Produkten würde lediglich für 
eine Mehrerzeugung an Alkohol Absatz gefunden werden, für die 
übrigen Erzeugnisse ist die Leistungsfähigkeit der vorhandenen 
Werke größer als ihre dauernde Absatzmöglichkeit. 


Die synthetische Herstellung von Alkohol ist dem Reichs- 
monopolamt vorbehalten. Eine angenommene jährliche Mehr- 
erzeugung von 50000 hl würde innerhalb der durch das Brannt- 
weingesetz auferlegten Beschränkung bleiben und der landwirt- 
schaftlichen Erzeugung, die vor dem Kriege 3 Mill. hl betrug, kei- 
nen Abbruch tun. Die genannte Menge würde 60 Mill. kWh und 
7000 t Koks erfordern, an Stelle von 410000 dz Kartoffeln und 
7500 dz Malzgetreide, die in einer landwirtschaftlichen Brennerei 
erforderlich wären. Ä 

Wenn auch die Verarbeitung von Azeton, CH3, nicht den 
gewaltigen Umfang wie die Verarbeitung von Benzol, C,H,, durch 
die Anilinindustrie, annehmen wird, so sind weitere Synthesen 
doch noch zu erwarten. 

Der Karbidindustrie verwandt ist die Industrie der Ferro- 
legierungen. Das 10%ige Ferrosilicium wurde im Hochofen 
erschmolzen, die Herstellung von von 45%igem, 75- und 90%igem 
Ferrosilizium ist dem elektrischen Ofen vorbehalten. Der 
Ofen ist identisch mit einem Karbidofen bis auf die Abstichpfanne, 
die bei Karbid aus Eisen bestehen kann, bei Ferrosilizium aus 
Kohle besteht. FeSi wird durch Erschmelzen und Reduzieren 
von Quarz, Eisenspänen und Koks erhalten. Bei W%igem FeSi 


erfolgt kein Eisenzuschlag, an Stelle von Koks wird teilweise. 


Holzkohle verwendet. 


Der deutsche, stark schwankende Bedarf von rd 20000 t 

Ferrosilizium — der Weltbedarf vor dem Kriege betrug etwa 

t — wird zum Teil im Inlande hergestellt, zum Teil aus 
Österreich, Jugoslavien und der Schweiz eingeführt. 


1 kg FeSi 45% erfordert 6 kWh, 
l, n" 75% M) 11 ü 


1 „ "n 90 % „ 15 Pr 


Das 45%ige Produkt wird wegen der hohen Verbrennungswärme 
von 7880 kgcal f. 1 kg Si als Desoxydationsmittel in Siemens- 
Martinöfen und in brikettierter Form als silizierender Zuschlag 
beim Kupolofenguß verwendet, das hochprozentige Produkt ins- 
besonders bei der Herstellung der „legierten Bleche”, deren Hyste- 
reseverluste durch 3,5 % Si auf die Hälfte gegenüber unlegiertem 
Blech gebracht werden. In analoger Weise werden im elektrischen 
Ofen folgende Legierungen hergestellt: 


FeCr für Werkzeugstahl, Messerstahl, Tyres,. nichtrosten- 

` den Stahl, Panzerplatten, 

FeCrNi für Brückenbaustahl, Werkzeugstahl, 

FeW für Schnelldrehstahl, 

FeMo zur Erhöhung von Dehnung und Elastizitätsgrenze, 
dem Nickel weit überlegen, für Geschütze, Drähte, Kessel- 
bleche, Achsen und Wellen, 

FeV liefert hervorragendes Automaterial: 146 kg/mm? Zug- 
festigkeit, 132 kg/mm? Elastizitätsgrenze bei 65 % Deh- 


nung, 
CaSi, FeAl, AlFeSi, FeMnSi als desoxydierende und de- 
sulfurierende Mittel, 
FeU und FeTi, FeZr, FeB, FeP sind ohne überragende Er- 
folge geblieben. 


Der Energiebedarf ist je nach der Qualität der Produkte sehr 
verschieden, so beträgt er bei FeCr mit niedrigem C-Gehalt 20 kWh 
f. 1 kg und mehr, bei Fe W 6 bis 8 kWh/kg. 


Aus den Öfen zur Herstellung von Ferrolegierungen ent- 
wickelten sich die elektrischen Roheisenöfen und der 
Elektrostahlofen. Im Hochofen benötigt 1 kg Roheisen 
l kg Koks; im elektrischen Ofen werden bei der Reduktion von 
Eisenerzen 0,4 kg Koks und Holzkohle und 2,25 bis 3 kWh be- 
nötigt?*). Ein elektrischer Hochofen für eine übliche Tages- 
leistung von 200 t Eisen würde also rd 20 bis 25000 kWh erfor- 
dern, und um 0,6 kg Koks zu sparen, müssen 3 kWh aufgebracht 
werden. 

Es ist daher verständlich, daß die elektrothermische Verarbei- 
tung von Fe-Erzen eich nicht allgemeiner einführte, daß dagegen 
der Elektrostahlofen zur Geltung kam, der aus flüssigem Einsatz 
mit einem Energieaufwand von 0,1 bis 0,4 kWh/kg, oder aus kaltem 
Schrott mit 0,8 bis 1,0 kWh ein qualitativ hochwertiges Erzeugnis 
liefert. In Deutschland sind aufgestellt?) : 


25 Heroult-Ööfen . . . . . für insgesamt 1% t Fassung 
21 Röchling-Rodenhauser-Öfen , ie 147 , n 


6 Nathusius-Öfen . a i 42? , m 
4 Girod-Öfen . . . . .2 20 „0o 32 , ` 
2 Frick-Öfen . ..... p i 0 ,„ F 
7 BonnÖfen . . . 2.2 20 > 32, A 
tKjellinOfen . . . . 2 p M 15; 5 
1 Gesta-Ofen . . . . 2 20 j 4 „ i 
1 Rennerfeldt-Ofen_. . . . , F 0,3 y 


68 Elektrostahlöfen . für insgesamt 440 t Fassung. 


Hierbei sind Öfen bis zu 30 t Fassung ausgeführt. Sämtliche 
68 Öfen werden rd 50000 kWh aufnehmen. Mit wenigen Aus- 
nahmen stehen die Elektrostahlöfen im Eisenhüttengebiet, sie 
haben bisher also in Deutschland nicht Orte billiger Kraft auf- 
gesucht. 

Billige elektrische Energie ist Bedingung für die elektrother- 
mische Herstellung von Schleifmitteln, wie geschmolzenem 
Korund (durch Einschmelzen von kalziniertem Bauxit im Licht- 
bogenofen) und Siliziumkarbid (durch Erhitzen von Quarz, Säge- 
spänen und Petrolkoks im Widerstandsofen), oder bei Graphit 
(im SC-Ofen). 1 kg kristall. SiC benötigt 11 kWh, 1 kg ge- 
schmolzener Korund 7 kWh. 


Anlagen zur Herstellung von Schleifmitteln und von Graphit 
befinden sich in Deutschland in Rheinfelden, in Bitterfeld, in 
Zschornewitz, in Kolbermoor und in Meitingen. Die amerikanische 
Produktion an Karborund betrug 1916 11000 t, von künstlichem 
Graphit 20000 t, von geschmolzener Tonerde 70000 t. Die 
deutsche Erzeugung dürfte kaum den zwanzigsten Teil erreichen. 

Der Weltbedarf von etwa 3000 t Phosphor wird heute 
durch Destillation aus elektrischen Öfen, in denen hochwertige 
Phosphate mit Kohle erhitzt werden, gewonnen. 

Wir wollen nun zu den Leichtmetallen zurückkehren. 

Magnesium wird durch Elektrolyse von bei 500° ge- 
schmolzenem, mit etwas Flußspat versetztem Karnallit dargestellt, 
wobei bei etwa 6 V Badspannung 20 kWh/kg aufzuwenden 
sind. Mg hat ein spez. Gewicht von 1,75, die elektrische Leit- 


s) Stahl und Eisen“ 1922, S. 465. 
P Privatmitteilung v. Prof. Dr. V. Engelhardt. 


en, 


984 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Hett 30. 


3. August 1982. 


r 


fähigkeit ist 38% der Leitfähigkeit von Cu. Angezündet, brennt 
.es an der Luft weiter, was seine Bearbeitung wegen der Ent- 
zündlichkeit der Späne gefährlich macht und seine günstige Leit- 
fähigkeit für Schaltanlagen nicht verwerten läßt. Elektronmetall, 
eine Legierung von Mg mit 5% Zn, ist leicht walzbar. 

Durch Elektrolyse von bei 330° geschmolzenem Ätznatron 
wird Natrium erhalten, wobei bei 5 V Badspannung annähernd 
15 kWh aufzuwenden sind. Die Elektrolyseurkonstruktion ist 
die von Castner (DRP. 58121) angegebene. Die Versuche, 
aus geschmolzener Chloridmischung Na darzustellen, haben zu 
keinem Erfolge geführt; es hat sich als vorteilhafter erwiesen, 
aus Steinsalz durch wäßrige Elektrolyse Cl und NaOH zu ge- 
winnen und aus schmelzflüssigem. NaOH das Na darzustellen. 
Der Energieaufwand ist trotz dieses Umweges, auf 1 kg Na be- 
zogen, geringer wegen der hohen Spannung, die bei der Chlorid- 
elektrolyse im Schmelzflusse notwendig wird. 

Na hat ein spez. Gewicht von 0,975, seine elektrische Leitfähig- 
keit ist 35 % der Leitfähigkeit von Cu. Die Weltproduktion an 
Na wurde vor dem Kriege auf 5000 t geschätzt, wovon über 1000 t 
auf Deutschland entfielen. 


Die Hauptanwendung findet Na heute bei der Herstellung 


von Natriumsuperoxyd und von Persalzen für bleichende Wasch- 
mittel, bei der Cyanid- und bei der Indigoherstellung. Der Ver- 
brauch ist sehr schwankend. 

Durch Elektrolyse eines Gemisches von Chlorcalcium und 
Flußspat kann Kalzium mit einem Energieaufwand von 36 kWh 
je kg erhalten werden, bei einer Badspannung von 20 V. Die 
Anwendung dieses Metalles ist eine beschränkte geblieben, auch 
die Gewinnung von Kalziumhydrid, CaH, das, in Wasser 
eingeworfen, 1 m?/kg Wasserstoff entwickeln würde, hat sich bisher 
industriell nicht verwirklichen lassen. Eine Legierung von 15% C 
einigen Gewichtsteilen Sn, Cu, Na, Cd, Rest Blei, wurde währen 
des Krieges als Lagermetall verwendet (Prof. Mathesius). Das 
„Lurgi-Metall” der Metallbank bestand aus 3 % Ba, Rest Zink, und 
bewährte sich als Lagermetall. 

Die Elektrolyse der Ceritsalze im Schmelzfluß (Cerit- 

chloride mit KNa-Chloridzusatz) ist trotz vieler Schwierigkeiten 
zur industriellen Ausführung gelangt”). Das erhaltene Cerit- 
metall wird mit Eisen legiert und bildet das bekannte pyrophore 
Cereisen, das für Zündzwecke Verwendung findet. Die Ursache 
der Pyrophorität liegt in der niedrigen (150—160° in O,) Ent- 
zündungstemperatur des Cer. Der Weltkonsum betrug vor dem 
Kriege etwa 30 t Cereisen. 
Im Vergleiche zur elektrothermischen Anwendung der elek- 
trischen Energie im Schmelzfluß ist die Elektrolyse wäßriger 
Lösungen hinsichtlich der beanspruchten elektrischen Leistungen 
zurückgeblieben. 

Die Elektrolyse von Schwermetallsalzlösungen hat sich nur 
bei dr Kupferraffination erhalten, wobei außer rein- 
stem Kathodenkupfer im Anodenschlamm Silber, Gold und Zinn 
anfallen, und bei der Silber- und Goldscheidung. Die Elektro- 
lysen von Zinkchlorid und von Zinksulfat, von 
Nickelchlorid und ven Nickelsulfat, von kieselfluor- 
wasserstoffsaurem Blei, von aus Erzen gewonnenen Cu-Salzen, 
haben sich, von einigen Spezialfällen abgesehen, nicht als wirt- 
schaftlich erwiesen; wegen ihrer großen Durchsetzfähigkeit sind 
die hüttenmännischen Verfahren der komplizierteren, auf reinste 
Lösungen angewiesenen Elektrolyse überlegen. Auch die elektro- 
lytische Entzinnung von Weißblechabfällen hat der 
Chlorierung weichen müssen, 

99,9%iges Reinzink wurde durch elektrothermische Destil- 
lation von Rohzink, Rohzink wurde in Norwegen und Schweden 
in bescheidenem Umfange aus Erzen elektrothermisch gewonnen; 
Reinzink wurde aus Zündermetallabfällen in Deutschland im 
elektrischen Vakuumofen hergestellt. 

Für Deutschland hat sich besonders in der Nachkriegszeit die 
Alkalichlorelektrolyse als von großer wirtschaftlicher 
Bedeutung erwiesen, da sich dringender Bedarf an Ätznatron 
und Ätzkalk und auch für Chlor ergab. Im Oktober war die 
deutsche Chlorerzeugung auf 7500 t monatlich eingestellt?”), absor- 
bierte also etwa 35000 kW. 

In Deutschland hat sich neben dem mit Quecksilberkathoden 
arbeitenden Verfahren von Castner-Kellner und von Wilder- 
mann, dem Aussiger Glockenverfahren und dem Griesheimer Ze- 
mentdiaphragma die Siemens-Billiter-Zelle mit horizontalem As- 
bestdiaphragma durchgesetzt. Sie arbeitet je nach Belastung mit 
3,8 bis 5,0 V bei 2000 bzw. 4000 A. Die Stromausbeute beträgt 
93 bis %4 %. Das Ätznatron wird in einer Konzentration von 
130 g/l erhalten, das Chlor %8%ig, der gleichzeitig anfallende 
Wasserstoff ist II %ig. 

Statt gasförmiges Chlor herzustellen und dieses dann auf 
Ätznatron oder auf Kalkmilch einwirken zu lassen, wurden Elek- 
trolyseure zur direkten Herstellung von Natriymhypochlo- 
ritlösungen als Bleichlaugen für Zellulose- und Textilindu- 
strie gebaut”). In der Zelluloseindustrie sollen Apparate für 
insgesamt 3200 kW, in der Textilindustrie für 1500 kW in Anwen- 


æ) IL Kellermann, „Die Ceritmetalle*, Halle 1912. 

2) H, Goldschmidt, „Zeitschr. d. V. d. 1L“ 1919, 5. 922. , 

3) W. Ebert u. J. Nußbaum, „Hypochlorite und elektr. Bleiche“, 
Halle a.8; V. Engelhardt, „Hypochlorite und elektr. Bleiche“, Halle a. S. 


dung stehen. Auf 1 kg aktives Chlor in der Bleichlösung werden 
etwa 6 kWh zur Herstellung genötigt. : 

, Die elektrolytische Wasserstoffgewinnung hat sich 
eingeführt, um Wasserstoff in komprimiertem Zustande oder für 
Luftschiffzwecke herzustellen, dann vor allem zum Zwecke der Ö l- 
härtung, wobei flüssige Öle durch Anlagerung von Wasserstoff 
mittels Ni- oder anderen metallischen Katalysatoren in desodori- 
sierte, für Margarineherstellung geeignete Produkte übergehen. 
1 t Öl benötigt je nach seiner Natur 13 bis 130 m? (letztere Zahl für 
Fischöle), im allgemeinen etwa 90 bis 100 m? H,. 

Wie früher erwähnt, benötigt 1 m? Wasserstoff 5—5% kWh 
Gleichstrom. Der gleichzeitig anfallende Sauerstoff muß in sehr 
vielen Fällen verloren gegeben werden, soweit er nicht komprimiert 
abgesetzt werden kann. 

Auch die Herstellung von Wasserstoffsuperoxyd 
hat zu einer wichtigen, noch entwicklungsfähigen Industrie ge- 
führt, Durch Elektrolyse von Schwefelsäure oder von Sulfaten 
werden Überschwefelsäure oder überschwefelsaure Salze gebildet, 
aus denen durch Destillation Wasserstoffsuperoxyd in 30%iger 
Lösung erhalten wird. 

Die Elektrolyse von Chlorkalium ohne Diaphragmen mit Platin 
oder Eisenoxydelektroden führt zu Kaliumchlorat, das in der 
Zündholzindustrie und als Sprengmittel Verwendung findet. Die 
Welterzeugung an Kaliumchlorat und Kaliumperchlorat betrug 1913 
26 000 t, wovon einige tausend Tonnen auf rein chemische Erzeugung 
entfielen. Der elektrochemischen Erzeugung waren etwa 20 000 kW 
dienstbar. Bei 52% V Badspannung sind für 1 kg Kaliumchlorat 
8 kWh erforderlich. 

Zahlreiche andere Oxydationen werden elektrolytisch be- 
werkstelligt, so die Oxydation von Chromsulfat zu Chrom- 
säure, die dann als Oxydationsmittel bei der Umwandlung von 
Anthracen in Anthrachinon dient, die Oxydation zu Kaliun- 
permanganat., 

Die Hoffnung, auch Ozon elektrolytisch in technischem Mah- 
stabe gewinnen zu können, hat sich nicht verwirklicht. Ozon wird 
nach wie vor mittels stiller elektrischer Entladungen gewonnen, 
wobei 18 bis 36 g Os f. 1 kWh erhalten werden. Die Anwendung 
in der Technik und bei Wassersterilisation hat zu keiner großen 
Ausdehnung geführt, dagegen macht die Verwendung von Chlor- 
gas bei der Wasserreinigung mehr und mehr Fortschritte”). 

Eine Nutzbarmachung des Koronaeffektes durch Verwendung 
spannbarer, mit negativer Elektrizität gespeister Drähte, denen 
positiv geladene Platten, Gitter, Wellbleche gegenüberstehen, er- 
folgt durch das Cottrellsche Verfahren der elektrischen 
Gasreinigung°”). Die der Kathode aufgeladenen Staubteilchen 
nehmen ihren Weg zu den Niederschlagselektroden, von denen sie 
abgeklopft werden können. Für eine minutliche Gasmenge von 
1000 m? werden etwa 20 kW benötigt. Der aus Wechselstrom 
durch Unterbrechungen erhaltene intermittierende Gleichstrom 
wird bei 20 000 bis 150 000 V angewendet. Aus Abgasen von Zement- 
öfen, Karbidöfen, metallurgischen Öfen wird je nach Wert des anfal- 
lenden Staubes dieser zu 70 bis 99 % ausgeschieden. 

Die durch ein elektrisches Potentialgefälle hervorgerufenen 
Bewegungserscheinungen in Flüssigkeiten ist Elektro- 
osmose?°!): Unter dem Einfluß des elektrischen Stromes wird 
schwach alkalisches Wasser nach der Kathode getrieben, suspen- 
dierte Tonteilchen wandern nach der Anode Aus Torf konnte 
der Wassergehalt von % bis 95 % elektroosmotisch erheblich re- 
duziert werden, mit einem Energieaufwand von 15 kWh f. 1m? aus- 
gepreßten Wassers. Die erforderliche Nachtrocknung und die hohen 
Kosten führten zu keinem praktischen Erfolge. Günstiger liegen die 
Verhältnisse bei der Trocknung von Kaolin- oder Tonschlämmen. 
Auf einer rotierenden Walze als Anode schlägt sich aus einer unfil- 
trierbaren Suspension Ton nieder. An Stelle der Walze wird neuer- 
dings die elektroosmotische Filterpresse bevorzugt und in der Ka- 
olinaufbereitung der Porzellanindustrie sowie bei der Ab- 
scheidung der feinsten Graphitaufschlämmung in der 
Bleistiftindustrie verwendet. Der gesamte Energieaufwand beträgt 
z. Zt. erst einige 100 kW. Auf 1000 kg Trockensubstanz rechnet man 
bei Kaolin etwa 20 bis 30 kWh. Das entwässerte Gut hat etwa 12 bis 
20% Feuchtigkeit. Die elektroosmotische Gerbung kürzt den 
Gerbprozeß wesentlich ab. Für jede Haut sind etwa 5 kWh erfor- 
derlich. 

Mit der Elektrosomose verwandt ist das neue, interessante 
Verfahren der SSW zur elektrischen Konservierung 
von Grünfutter?). Frischgeschnittenes Futter wird in den 
Sterilisator gepackt und unter Spannung gesetzt, wobei die Stron- 


stärke und die Temperatur allmählich ansteigen (z. B. 126 VX4A 


bei 24°, nach 50 h 26 A bei 58° C). Es kann Gleichstrom oder 
Wechselstrom verwendet werden. 

Die Herstellung von Elektrozement hat der Schwede 
Wennerström bei der Stora Kopparbergslags A. B. in der Weise 
vorgenommen, daß er heiße Hochofenschlacke in einem elektrischen 
Ofen mit Kalk verschmilzt und abzapft. 1 kg Klinker mit sehr gün- 
stigen Druckfestigkeitsziffern benötigt bei heißer Hüttenschlacke 


r 


æ J. Tillmann, „Der (jesundheitsingenieur” 1922, S. 255. 

») Metall und Erz“ 1921, 8.539. Vgl. auch ETZ 1920, S. 941, 1921, S. 111] 
und ETZ 1914, S. 800. _ i l 

3) P., H. Prausnitz. „Zeitschr. f. Elektrochemie“ 1922. S. 27. 

u Vgl. auch „ETZ“ 1922, S. 740. 


3, August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 30. 


985 


0,4 bis 0,7 kWh. Würde man wie bei der gewöhnlichen Zementher- 
stellung von Kalkstein und Ton ausgehen, so wären rechnungsmäßig 
2,1 kWh für 1 kg Klinker erforderlich, womit nur 0,24 kg Kohle ein- 
gespart würden. Ähnlich ungünstig liegen die Verhältnisse beim 
elektrischen Kalkbrennen. 

In chemischen Fabriken spielt Heiz- und Kochdampf eine 
große Rolle. Die elektrische Dampferzeugung hat ın 
der Schweiz, in Schweden und Öberitalien Eingang gefunden, 83 
liegen einwandfreie Konstruktionen für elektrische Dampfkessel 
vor®). In Deutschland ist aus Kohle erzeugter Dampf billiger als 
elektrisch erzeugter. Der durch 1 kg Kohle in 8 kg Dampf er- 
haltene Wärmewert muß durch etwa 6 kWh aufgebracht werden). 
Aussichtsreicher ist die Anwendung elektrischer Energie zum 
Antriebe von Wärmepuppen,die Abdampf von Kochapparaten 
(Brüden) durch Kompression wieder in Heizdampf verwandeln. 

Neben Stickstoff ist die Phosphorsäure von großer Be- 
deutung als Nährstoff der Pflanzen. Um die Aufnahme durch die 
Pflanzenwurzel zu ermöglichen, werden die natürlichen Phos- 
phate mit Schwefelsäure aufgeschlossen und die Phosphorsäure 
wird gewissermaßen freigelegt. Die Herstellung der Superphosphate 
ist durch den Mangel inländischen Schwefels erschwert und ver- 
teuert. Als Ersatz für Schwefelsäure hatte Palmaer elektro- 
Iytisch hergestellte Überchlorsäure vorgeschlagen. Nach amerika- 
nischen Nachrichten von Carothers soll der Aufschluß der 
Kalziumphosphate und Aluminiumphosphate mit Kieselsäure im 
elektrischen Ofen unter Abdestillation der gebildeten Phosphor- 
säure versucht worden sein, wobei für 1 kg P30, 10,6 kWh erforder- 
lich wären. 

Durch Behandeln mit Schwefelsäure oder Kohlensäure wird 
aus Kalkstickstoff Harnstoff erzeugt, der sodann mit Superphosphat 
vermischt wird und nach dem Trocknen ein streufähiges Pulver 
liefert). Das Produkt, in der Schweiz „Phosphazote” ge- 
nannt, stellt einen nn Mischdünger dar und hat beson- 
ders in den romanischen Ländern Aufsehen erregt. 

In einfacherer Weise hat man die Verarbeitung der Phos- 
phate durch Erhitzen mit Dolomit, Natriumsulfat und Natrium- 
karbonat bei 700° zu dem in Italien sehr stark verwendeten 
Tetraphosphat vorgenommen. In noch einfacherer Weise 
hat man sich mit feinster Vermahlung begnügt, wobei es sich 
zeigte, daß mit Zusatz von etwa 1% aufgeschlossenem Phosphat 
zu % fein gemahlenem derselbe Effekt erreicht werden konnte. 
Plauson hat für solche Zwecke seine Kolloidmühle emp- 


B Ey Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 288; 1920, 8. 100, 336, 735; 1921, 8. 41; 1922, 8. 759, 784, 

` W) Zeitschrift d. Bayr. Revisions-Vereins“ 1922, 8.8; „ETZ“ 1922, S. 759. 
=) A. G. für Stickstoffdünger, Kna sack, DRP. 303852, 3,3853, 303855;56 vom 

A N Nov. 1916. Soc. d'Etudes Chim. Genf, Engl. Pat. 151596 v. 2 IX. 20, Prior 


foblen%). Es ist jedenfalls von großer Bedeutung, daß durch 
Aufwendung mechanischer Kraft ähnliche Wirkungen wie durch 
chemische Bearbeitung erzielt werden können.?”) 

So zeigen sich mannigfaltige Anwendungsmöglichkeiten elek- 
trischer Energie in der chemischen Industrie. Die elektroche- 
mische Industrie hat große elektrische Leistungen — etwa 1,6 Mill. 
kW in der Welt — aufgenommen; sie ist in Deutschland wegen 
mangelnden Ausbaus von Woasserkräften im wesentlichen auf 
Braunkohle eingestellt worden. Bei der Konkurrenzfähigkeit der 
gewaltigen Werke in Nordamerika, Frankreich, der Schweiz und 
Norwegen ist zu beachten, daß diese größtenteils abgeschrieben sind. 
und daß die süddeutschen Werke mit erheblichen Vorfrachten für 
Export belastet sind. Elektrochemische Industrie ist daher in 
Süddeutschland nur denkbar, wenn ihr günstiger Strombezug ver- 
mittelt werden kann. Dabei kann reine Abfallkraft keine Grund- 
lage bilden; mit Nachtstrom oder mit Spitzenstrom läßt sich auf 
die Dauer keine Industrie lebensfähig erhalten. Die auf schmelz- 
flüssiger Elektrolyse aufgebauten Verfahren bedingen während 
des ganzen Jahres und alle 24 Stunden des Tages annähernd kon- 
stante elektrische Leistung; die auf wässeriger Elektrolyse auf- 
gebauten Verfahren benötigten jahreskonstante elektrische Lei- 
stung, können aber, wie bei Wasserstoff größere, bei Chloralkali 
etwas kleinere Tagesschwankungen zulassen. Die elektrothermi- 
schen Verfahren passen sich der Jahresinkonstanz der Wasser- 
kräfte am besten an. In vielen Fällen ist in der elektrochemi- 
schen Industrie eine Benutzungsdauer von 8600 h durchführbar 
und in den meisten elektrochemischen Betrieben erreicht. 

Über den materiellen Problemen bei der Ausnützung der 
Wasserkräfte wollen wir Erfordernisse in sozialer Richtung nicht 
vernachlässigen: die Zufriedenheit und das Wohlergehen dar 
Arbeiter und Angestellten. Die industrielle Verwertung von 
Großwasserkräften zu chemischen Zwecken steht im Anfangs- 
stadium, die Schaffung neuer Arbeitsgelegenheiten sollte alls 
Rücksichten auf das moderne Problem der Arbeiterfrage nehmen. 
Bei der dezentralisierten und meist ländlichen Lage einer auf 
Weasserkraftausnüutzung beruhenden Industrie ist eine befriedi- 
gende Lösung vielleicht leichter möglich. Diese kulturelle Auf- 
gabe wollen wir neben die technische Forderung einer höchst- 
wertigen Ausnützung der uns anvertrauten Wasserkräfte setzen, 
und erst wenn alle diese Probleme gelöst sein werden, können wir 
von einer restlosen Erfüllung unserer Aufgaben sprechen. 


®, „Chemiker-Zeitung“, 1920. 
1) Diese behaupteten Wirkungen werden bestritten. Hier muß auf wich. 
tige neue Erkenntnisse in der osphorsäurewirtschaft verwiesen werden. 
. V. Tran elr Gesetzmäßigkeiten bei der Phosphorsäureernährung der 
Pflanze“, ‚Berlin 1922; F. Aereboe, „Neue Düngerwirtschaft ohne 
Ausiasdohocphatek‘ P. Parey. Berlin 1922, P. Krische, „Die Phosphatfrage in 
der gegenwärtigen "Weltwirtschaft", „Zeitschrift f. angew. Chemie”, 1922, 8. 39. 


Die statistische Erfassung der ‚schweizerischen Wasserkraftwirtschaft. 


Während die meisten Zweige des deutschen Wirtschaftslebens 
heute bereits sorgsame, zusammengefaßte statistische Pflege zei- 
gen, ist das auf dem Gebiete der Wasserwirtschaft noch nicht 
überall der Fall. Dies gilt insbesondere von der Wasserkraft- 
wirtschaft, obwohl gerade der Ausbau unserer Weasserkräfte 
im Rahmen unserer heutigen Energiewirtschaft einen so hervor- 
ragenden Platz einnimmt. Dieser Mangel, den die Statistik der 
Vereinigung der Elektrizitätswerke zwar etwas zu mildern, aber 
nicht zu beseitigen vermag, kommt so recht zum Bewußtsein, 
wenn man den zweibändigen „FührerdurchdieSchweize- 
rische Wasserwirtschaft” liest, welchen der Schweize- 
rische Wasserwirtschaftsverband als Nr. 10 seiner Verbandsschrif- 
ten im Eigenverlag!) herausgegeben hat. 


Der vorgenannte Führer verdankt sein Zustandekommen dem 
Bestreben, den Mangel an einer zusammenfassenden 
Darstellung der schweizerischen Wasser- und Elektrizitäte- 
wirtschaftsverhältnisse sowohl nach der rechtlichen, als auch 
nach der wirtschaftlichen und technischen Seite hin zu beheben. 
Durch sicherlich sehr mühevolle und gründlich systematische Ar- 
beit ist dabei — wie gleich vorweggenommen werden soll — ein 
vorbildliches statistisches Werk entstanden, das über alle 
Fragen der schweizerischen Wasserkraftwirtschaft und Elek- 
trizitätsversorgung erschöpfend Auskunft gibt. Daneben er- 
fahren allerdings die übrigen wasserwirtschaftlichen Belange, 
insbesondere die schweizerischen Schiffahrtsverhältnisse 
im Hinblick auf den gewählten Titel eine zu stiefmütterliche Be- 
E E was bei einer Neuauflage wohl leicht zu beheben sein 
ürite 

Im Band I, welcher den Untertitel „Allgemeines und Tech- 
nik” führt, werden neben den Niederschlagsverhältnissen der 
Sch weiz und der Wasserführung seiner Gewässer seine wasser- 
wirtschaftlichen und energiewirtschaftlichen Verhältnisse kurz 
umrissen. Danach betrug die Gesamtzahl der schweizerischen 


n Zürich, St. et. 10. Preis für Mitglieder 27 Fr, für Nichtmitglieder 
% Fr. gebunden 850 Fr. mehr. 


Wasserkraftwerke Ende 1920 rd. 6870 mit einer Leistungsfähig- 
keit von 408000 PS im Minimum und 1362000 PS Ausbau. Die 
Jahresenergieproduktion sämtlicher Werke beläuft sich für 1920 
auf 3,13 Milliarden kWh, d. s. etwa 800 kWh Erzeugung£.d. 
Kopf ‘der Bevölkerung. 


Die 3,13 Milliarden kWh verteilen sich auf die einzelnen Ver- 
brauchergruppen wie folgt: 


Licht-, Kraft- und Wärmezwecke . . 1846 Mill. kWh 
Bahnbetrieb (1 (1620 km Normal- und Schmalspur- 
Elektrochemie. und. -metallurgie , .. B50  „ m 
Export (Italien, Frankreich, Deutschland) 3738 „ " 


Diesem hydroelektrischen Energieverbrauch steht ein Ver- 
brauch an eingeführten Brennstoffen gegenüber von 3,89 Mill. t 
im Jahre 1913 im Werte von rd. 107 Mill. Fr und von 2,59 Mill. t 
im Jahre 1920 im Werte von rd. 467 Mill. Fr. Die in letzterem 
Jahre effektiv verbrauchte Kohlenmenge von 221 Mill. t 
zeigt folgende Verteilung: 


Bahn- und SeA ERERIBD : 600 000 t 
Gaswerke A . u ee. A Si . 8325000 „ 
Industrie: Kraft ee ee ee a 90000, 

Wärme een er... 650000 ,, 
Hausbrand ar 550 000 ,„ 


Durch weitere Elektrisierung hofft man, diesen Gesamtkoblen- 
verbrauch um etwa 1 Mill. t zu vermindern. Die Einsparung voll- 
zöge eich auf den Gebieten des Bahn- und Schiffsbetriebes, der 
Gaswerke und der Industrie; bei letzterer, soweit sie die Kohle 
zur lediglichen Krafterzeugung heranzieht. Der hydroelektrische 
Gesamtbedarf der Schweiz über den gedeckten Bedarf hinaus wird 
von Dipl. -Ing. A. Härry auf 4,6 Milliarden kWh geschätzt, die 
sich wie folgt ergeben: Bahnbetrieb 1,3 Milliarden kWh (für einen 
viermal größeren Verkehr als 1913 auf etwa 5077 km Gesamtbahn- 
länge), Kochen 1,5, Beleuchtung 03, Landwirtschaft und Gewerbe 
1,5 Milliarden k Es ist nicht uninteressant, darauf hinzu- 


ur I 


986 


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weisen, daß neben den früher genannten 3,13 Milliarden kWh vor- 
handener Jahresproduktion heute bereits rd. 11 Milliarden kWh 
Jahreserzeugung zur Konzession angemeldet oder schon konzediert 
sind. Für den Fall des Ausbaues letzterer Anlagen wird die 
Schweiz also über einen gewaltigen Energieüberschuß 
verfügen. 

Von den Daten allgemeiner Art über die schweizerische 
Wasserkraftwirtschaft sollen hier noch jene über die Kapitals- 
verhältnisse der schweizerischen Elektrizitätswerke Erwähnung 
finden. Nach den Schätzungen des schweizerischen Wasserwirt- 
schaftsverbandes belief sich das in den dortigen Elektrizitäts- 
werken investierte Kapital Ende 1%0 auf rd. 1100 Mill. Fr. 
Davon entfallen 880 Mill. Fr auf Zentralen, der Rest auf Vertei- 
lungsanlagen. Dazu käme noch der Erstellungswert der Wasser- 
kraftwerke ohne Erzeugung elektrischer Energie im Betrage 
von 100 Mill. Fr. Bezüglich der wirtschaftlichen Ver- 
hältnisse der schweizerischen Elektrizitätswerke mit Energieab- 
gabe an Dritte seien die zusammengefaßten Zahlen von 
60 untersuchten Werken angeführt, von denen 33 Aktiengesell- 
schaften, 26 kommunale und kantonale Unternehmungen und eines 
ein genossenschaftliches Unternehmen darstellen. Die durchschnitt- 
liche Verzinsung des dividendenberechtigten Kapitals von rd. 
223 Mill. Fr beträgt 5,2% (Schwankung zwischen 2,5 und 12%). 
Bei den 34 privatwirtschaftlichen Unternehmungen (Aktiengesell- 
schaften und Genossenschaften) sind rd. 216 Mill. Fr in Obliga- 
tionen, Hypotheken und sonstigen Anleihen investiert. Dabei er- 
reicht die durchschnittliche Verzinsung für ein Obligationskapital 
von 164 Mill. Fr (16 Gesellschaften) 413 %. Für die Anlagekapi- 
talien von 25 kommunalen und kantonalen Werken in Höhe von 
rd. 210 Mill. Fr beziffert sich der durchschnittliche Zinsfuß auf 
4,11% (Schwankungen zwischen 2,9 und 6%). 

In einem weiteren Abschnitt findet die Entwicklung der Aus- 
nützung der schweizerischen Wasserkräfte von 1886 bis zur Ge- 
genwart (Ende 1920) für Werke mit einem gegenwärtigen Aus- 
bau von mehr als 500 PS tabellarische Darstellung. Faßt man 
diese Daten für je 10 Jahre zusammen, beginnend mit 1891, so er- 
hält man folgendes Entwicklungsbild: 


Zeitabschnitt Neuerstellung Erweiterung Insgesamt 
PS PS PS 
1886 bis 1890 12 070 1140 13 210 
1891 „ 1900 100 882 24 634 125 516 
1901 „ 1910 286 206 103 2% 389 496 
1911 „ 1920 418 970 242 375 661 345 


Der Rest des I. Bandes dient der technisch-wirtschaftlichen 
Beschreibung der schweizerischen Wasserkraftwerke mit 1000 und 
mehr Pferdestärken installierter Nettoleistung. Auf 266 Seiten findet 
hier der Interessent für die hier in Betracht kommenden Wasser- 
kraftwerke in gedrängter Darstellung, durch vorzügliche, vielfach 
noch unveröffentlichte Abbildungen ergänzt, das Wesentliche über 
Gefälle, Wassermenge, Ausbaujahr, Lieferanten und Unternehmer, 
Baukosten, bauliche Anlagen, Wasserrechtliches und einschlägige 
Literatur. Den Abschluß des I. Bandes bildet eine Tabellenüber- 
sicht über erstellte und im Bau befindliche Wasserkraftwerke mit 
einem Ausbau von 500 PS und mehr, u. zw. mit Angabe des Na- 
mens des Werks, des mittleren Nettogefälles, der Akkumulierung, 
der min. Nettoleistung und des max. Nettoausbaues in Pferde- 
stärken sowie der Energieerzeugung in Kilowattstunden für 1918, 
im Zusammenhang mit einer kartographischen Darstellung der 
Verbindungsleitungen der schweizerischen Blektrizitätswerke 
. (Angabe der Zentralen, der Transformatorenstationen, der fer- 
tigen und der im Bau begriffenen Leitungen). 

Der II. Band, welcher den Untertitel „Wirtschaftliches, Recht- 
liches und Organisation” führt, dient in seinem umfangreichsten 
Abschnitt der wirtschaftlichen Beschreibung der schwei- 
zerischen Unternehmungen mit Bigenerzeugung elek- 
trischer Energie mit einer jährlichen Energieabgabe von 2 Mil- 
lionen und mehr kWh. Für 63 Unternehmungen wurde hier die 
gedrängte und übersichtliche Zusammenstellung über Gründung, 
Sitz und Zweck des Unternehmens, über Kapital und Geschäfts- 
jahr, Verteilung des Reingewinnes, Kraftwerke, Leitungen, Ver- 
waltungsrat erstellt. Tabellen über die konzessionierten und die 
zur Konzession angemeldeten Wasserkraftprojekte der Schweiz 
mit einem Ausbau von 1000 PS und mehr, über die Energieausfuhr 
Ende 1920 sowie eine Zusammenstellung der Gesetze, Vorschriften 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. 


3. August 1922. 


und dgl., welche seitens der Bundesregierung und der Kantone 
auf dem Gebiete des Wasserrechtes und des Konzessionsverfahrens 
ergingen, vervollständigen das Bild über den Stand der schwei- 
zerischen Wasserkraftwirtschaft. Den II. Band beschließt eine 
Übersichtskarte der erstellten, konzessionierten und zur Konzes- 
sion angemeldeten Werke nach dem Stand vom Sommer 1921. 

Beim Studium dieser Karte fällt sofort auf, daß sich die 
schwebenden Projekte in ihrer überwiegenden Zahl auf das 
Alpengebiet der Süd- und Ostschweiz konzentrieren. Es lag daher 
der Gedanke nahe, aus dem im vorliegenden „Führer“ gegebenen 
statistischen Material das Verhältnis der Leistungen der Hoch- 
druckanlagen, welche ja den schweizerischen Werken das charak- 
teristische Gepräge geben, zu den mit relativ niederem Druck 
arbeitenden Anlagen zu ermitteln. In den nachfolgenden Über- 
sichten ist das versucht. 


Bestehende oder im Bau befindliche Anlagen 
mit 500 PS und mehr. 


Grenzwerte der 


Zusammenge- 


a Gesamt Gesamte 
aa sn ausgenutzten | ausgenutzten j!eistung der ın| akkumnu- 
Anlagen mit einem Betracht kom- |. 
Nettogefälle von W adermengen Nettogefälle| menden Anla- |lierte Was- 
in m®s | in m gen in 1000 PS] sermenge 
ö FRE Mill. m° 
min. | max | min. ua 


i | 


50 m und weniger | 0,05 | 600,0 1,6 | 48,3] 200 | 558 18 
50m bis 100m.. | 03 60,0 | 54,0 | 9,0] 43 | 170 3 
100 m und mehr... | 0,027 | 30,0 | 100,0 11650,0| 196 | 936 380 


Konzessionierte oder zur Konzession angemel- 
dete WasserkraftprojektemiteinemAusbauvon 
1000 PS netto und mehr. 


Zusammenge- 

faite Nettoleist- 

ung der in Be- 

tracht kommen- 

den Projekte in 
1000 PS 


Grenzwerte der 


Gesanite 
akku- 
mulierte 
Wasser- 
—_—_._ | menge 

Mill. m’ 


ausgenutzten | ausgenutzten 


Anlagen mit einem Wassermengen Bruttogefälle 


Bruttogefälle von 


50 mund weniger! 1,88 1000,0) 4, 


8| 48,0] 359 354 
50 m bis 100 m ...| 0,16 500| 5801| 95,0 42 | 124 294 
100 m und mehr ..| 0,035 | 100,0 | 107,0 |1757,0| 863 |! 2920 | 1253 


Insbesondere aus der letzteren Übersicht spricht das starke Über- 
wiegen von Hochdruck-Wasserkraftanlagen, gleich- 
zeitig aber auch das Streben, durch Speicherung die stark schwan- 
kenden Wassermengen einigermaßen auszugleichen. Letztere Maß- 
nahme muß zu jenen gezählt werden, welche die neuere, schweize- 
rische Wasserkraftwirtschaftspolitik zu einer mehrintensiven 
stempeln, indem sie den vorhandenen Gegensatz zwischen Verbrauch 
und Erzeugung, der durch das Regime der Gewässer und die wesent- 
lich höheren Energiebedürfnisse im Winter bedingt ist, auszuglei- 
chen sucht. 

Das hier -kurz skizzierte statistische Material, welches der 
Schweizerische Wasserwirtschaftsverband in den beiden Bänden 
seines „Führers“ zusammengetragen hat, zeigt uns in überzeu- 
gender Weise, welchen hohen Stand die Wasserkraftwirtschaft und 
Elektrizitätseversorgung dieses Landes erreicht hat. Es zeigt uns 
aber auch, daß dies nur möglich war, weil sich alle Kräfte des 
Landes — Private, Gemeinden und Kantone — frei entfalten 
konnten, nicht beengt „durch Programme und staatliche Eingriffe“, 
wie Dipl.-Ing. A. Härry auf S. 8 des I. Bandes ausführt, 

Leider werden sich die meisten deutschen Interessenten den 
Luxus der Anschaffung dieser nach Inhalt und Aufmachung aus- 
gezeichneten Neuerscheinung beim derzeitigen Stand unserer Va- 
luta nicht leisten können. Dagegen dürfen wir unsere Besprechung 
nicht schließen, ohne dem Wunsche Ausdruck zu verleihen, daß 
auch für die deutsche Wasserwirtschaft oder doch we- 
nigstens für die Wasserkraftwirtschaft ein ähnlich um- 
fassendes statistisches Sammelwerk geschaffen werden möchte. 


Dipl.-Ing. O. Streck, München. 


Das Lichttechnische Institut der Badischen Technischen Hochschule in Karlsruhe. 
Von J. Teichmüller, Karlsruhe. 


Die erste Anregung zur Gründung eines Lichttechnischen In- 
etituts gab eine vom Verfasser im April 1919 an das Badische Unter- 
richtsministerium gerichtete Denkschrift, in der unter Hinweis auf 
einem 3 Monate vorher veröffentlichten Aufsatz „Die Lichttechnik 
als Unterrichtsgebiet“!) die Geschichte der Lichttechnik kurz dar- 


1) „Zeitachrift für Beleuchtungswesen“, Bd. 25, 1919, 8.4 - 


gestellt und daraus die Folgerung gezogen war, daß die Lichttechnik 
als einheitliches Lehrgebiet an den Technischen Hochschulen ge- 
pflegt werden müsse. Für das einem lichttechnischen Lehrstuhle an- 
zugliedernde Institut wurden ausführliche Vorschläge gemacht un 

dabei betont, daß ein solches Institut der Forschung, der Lehre und 
der Industrie als Prüfanstalt werde zu dienen haben. — Die Denk- 
schrift hatte einen schnellen Erfolg: am 1. August 1919 wurde vom 


3 August 1922. 


Ministerium ein Lehrstuhl für Lichttechnik errichtet und die Grün- 
dung eines Instituts zugesagt, wenn es gelänge, einen beträchtlichen 
Teil der hierfür nötigen Mittel durch Werbung in der Industrie auf- 
zubringen. 


Abb. 1. Hauptgebäude-der Technischen Hochschule Karlsruhe mit dem 
Lichttechnischen Institut im 1. Obergeschoß des linken (westlichen) Flügels. 


Das gelang. Im Sommer 1921 konnte mit der Errichtung des In- 
stituts begonnen werden. Raum war in dem Hauptgebäude der Tech- 
nischen Hochschule — siehe Abb. 1 — durch Verlegung der Forst- 
abteilung an die Universität Freiburg und den Auszug der Bauin- 
genieure in einen Neubau frei geworden, u. zw. in einem Umfange, 
der aus den Grundrissen Abb. 2 und 3 hervorgeht. An Hand dieser 
Grundrisse soll das Institut beschrieben werden. 


Al 


j EDER 


000 000 


000 000 


12 34 5 om 


1 2 3 4 5m 
Abb. 3. Grundriß der Räume des Lichttechnischen Instituts im Erdgeschoß. 


Raum 1 bis 3 sind Dienst- und Verwaltungsräume, nämlich, der 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


Reihe nach, das Zimmer des Institutsdirektors, das der Sekretärin 
und das Assistentenzimmer. Raum 4, der mit Schränken vollgestellte 
Sammlungsraum, von dessen Decke herab zahlreiche Lampen und 
Leuchten hängen, muß auch noch Platz für einen Assistenten bieten. 

Die Räume 5 bis 8sind schwarze Laboratorien. Im ersten istan 
3 Wänden je eine Photometerbank von 3 m, 4 m und 4,8 m Länge 


1922. Heft 30. 987 


und an der vierten, der Fensterwand, eine Ulbrichtsche Kugel auf- 
gestellt. Von den Bänken können im allgemeinen wenigstens zwei 
für Doktorarbeiten oder andere Forschungsarbeiten zur Verfügung 
gehalten werden, also für Arbeiten, die eine umfangreichere Ver- 
suchsanordnung und eine längere Zeit erfordern. Die Arbeiten 
brauchen — ohne daß die Versuchsanordnung abgebrochen werden 
müßte — nur unterbrochen zu werden, wenn der Raum für das regel- 
mäßige Praktikum der Studierenden in Anspruch genommen wird. 
In Raum 5 steht außerdem eine Ulbrichtsche Kugel von 15 m 
Durchmesser, . 


In Raum 6 ist eine winklige Photometerbank von 3m und 6 m 
Schenkellänge aufgestellt. Der kürzere Schenkel steht an der Fen- 
sterseite. An dieser Seite, und zwar hart an den Fenstern, sind die 
Türen angeordnet, durch die die Räume 6, 7, 8 und 9 miteinander in 
Verbindung stehen. Durch diese Türen zieht sich auf dem Fußboden 
unmittelbar an der Wand entlang eine kleine eiserne Schiene. Auf 
ihr können sich die Räder eines fahrbaren, ein Stück Photometer- 
bank tragenden Tisches bewegen, der von einem schwarzen, licht- 
dichten Zelt umhüllt ist. Durch diesen Tisch in Verbindung mit 
einem ganz am Ostende von Raum 9 aufgestellten, ebenfalls 
schwarz überhangenen Stativ für eine Vergleichslampe oder einen 
Prüfgegenstand kann der kurze Schenkel der winkligen Photo- 
meterbank auf 18 m verlängert werden. Zur Abblendung von Seiten- 
licht sind hier wie über allen Photometerbänken eiserne Stangen 
zum Aufbängen von Blenden befestigt. — Raum 6 enthält noch eine 
kleine Ulbrichtsche Kugel von 0,5 m Durchmesser und ein einfaches 
Rousseausches Photometer mit zwei um eine horizontale Achse 
drehbaren Schenkeln zur Aufnahme von Lichtausstrahlungskurven 
in Meridianebenen. l 

In Raum 7 ist eine Einrichtung zur Messung des Wirkungs- 
grades von Beleuchtungsanlagen aufgestellt. Sie besteht nach 
Abb. 4 aus einem leichten Holzkasten von 0,8 X 0,8 m Grund- 


Abb. 4. Apparatur zur Messung des Wirkungsgrades der Beleuchtung von 
Innnenräumen als Modell. 


fläche und einer von 0,3 bis 1,6 m in 6 Stufen veränderlichen Höhe. 
Dieser Kasten stellt den zu untersuchenden Innenraum im Modell 
dar. Die Beleuchtungsstärke ist also auf seiner Bodenfläche oder 
maßstäblich in 1 m Höhe darüber zu messen. Nun ist, damit dies um 
8o leichter geschehen könne, die Einrichtung so getroffen, daß das 
Photometer während der Messung fest stehen bleibt und der Raum, 
also der Kasten, über dem Photometer verschoben wird. Zu dem 
Zwecke ist der Modellraum unten seitlich mit Rädern versehen, 80 
daß er auf kleinen Schienen in einer Richtung verschoben werden 
kann; diese Schienen aber bilden selbst einen Wagen, der auf senk- 
recht zu ihnen liegenden Schienen bewegt werden kann. Sie sind 
auf der Platte eines 1,27 m hohen Tisches aufgeschraubt, in deren 
Mittelpunkte ein Loch ausgeschnitten ist, durch das das Endrohr 
eines Tubusphotometers von Schmidt & Haensch, Berlin, hindurch- 
ragt. Welche Einrichtungen getroffen sind, damit der unter dem 
Tische sitzende Beobachter den Modellraum in den beiden Koordi- 
natenrichtungen bequem verschieben und das Maß der Verschiebung 
beobachten kann, und wie sonst der Apparat ausgestattet ist, wird 
mitgeteilt werden, wenn über die ersten Messungen berichtet werden 
wird. — Dem Fenster gegenüber ist an der Schmalseite von Raum 7 
ein Betriebsphotometer der Deutschen Gasglühlicht-A. G., Berlin, 


988 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. 


3. August 19822. 


aufgestellt. — Zwischen Raum 7 und dem Flur liegt eine photogra- 
phische Dunkelkammer, Raum 10. 


Der nächste Raum, Nr. 8, enthält einen großen, von der Julius 
Pintsch A. G., Berlin, gebauten Drehspiegel und wird von demselben 
fast ganz eingenommen; nur noch ein Stativ für das Photometer und 
Tisch und Stuhl haben Platz. 

Die schwarzen Laboratorien müssen, wenn Lampen mit flüssi- 
gem oder gasförmigem Brennstoff untersucht werden oder mit der 
Hefnerlampe gearbeitet werden soll, gut entlüftet werden. Zu dem 
Zwecke sind bei den Räumen 6 und 8 in den Wänden zum Flur und 
in der Wand zwischen Raum 5 und 4 über den Türen elektrische 
Ventilatoren eingebaut. 

Ein 61 m? großer Raum, Nr. 9, ist als weißes Laboratorium ein- 
gerichtet. An der Decke sind in Abständen von 1 m, vom Mittelpunke 
ausgegangen, 9X 7 Haken zum Aufhängen von Lampen einge- 
schraubt, genau darunter Marken in den Fußboden eingelassen und 
an den Seitenwänden diese Markierung durch Zahlen und Buch- 
staben genau gekennzeichnet. Durch zahlreiche Anschlußdosen 
und Gasauslässe an der Decke ist dafür gesorgt, daß den Lampeu 
Energie bequem zugeführt werden kann. — Um den Raum auch 
noch zu anderen Zwecken, z. B. für kleinere Vorträge und Übungen 
im Entwerfen benutzen zu können, sind auf einfache Holzböcke 
auflegbare Tischplatten beschafft worden, die bei Bedarf leicht von 
dem 3,5 m breiten Flur vor dem Raume hereingeholt werden und 
dort wieder abgestellt werden können. 


Der hinter dem Glasabschluß (eiehe Abb. 2) liegende Teil 
des breiten Flurs hat, als Raum 11, für das Laboratorium in man- 
nigfaltiger Weise ausgenutzt werden können: Der Fensterwand 
gegenüber sind 4 durch lichtdichte Vorhänge abgeschlossene Zellen 
oder Kabinen von je 1,73 m? Grundfläche und 3,5 m Höhe unter- 
gebracht, die zu Lichtsinnprüfungen, zu Beobachtungen der Adap- 
tation des Auges, über den Eindruck des diffusen im Vergleich 
zum direkten Lichte, über den Einfluß der Lichtfarbe auf die Seh- 
schärfe und die Erkennbarkeit der Farbenpigmente und zur Behand- 
lung ähnlicher Aufgaben benutzt werden sollen. Dementsprechend 
haben sie verschiedenen Anstrich und sind mit Einrichtungen zur 
Aufhängung verschiedenartiger Lampen und teilweise mit Ober- 
lichtern ausgestattet, durch die sie mit verschiedenen Farben und 
in verschiedener. Weise beleuchtet werden können. 


Über den Zellen finden Glühlampen Platz, die der Dauerprü- 
fung unterzogen werden sollen; Leitungsanschluß und sonstige 
elektrische Einrichtungen dazu sind vorhanden. 


An einer anderen Stelle desselben Raumes, an der Fensterseite, 
ist eine kleine Ladestation für tragbare Akkumulatoren eingerich- 
tet; und schließlich sind an freien Wänden zwei größere Schalttafeln 
aufgestellt, nämlich ein Linienwähler, an dessen wagerechten Schie- 
nen die Elektrizitätsquellen liegen, während die Vertikalschienen 
zu der anderen Schalttafel, einer Verteilertafel, führen, von der aus 
die elektrische Energie zu den Arbeitsplätzen geleitet wird. Abb. 5 
zeigt das Schema der Verteilung. Außer dieser ist noch eine 
zweite elektrische Anlage vorhanden, nämlich ein kleines Leitungs- 
netz, das von einem Transformator mit 27 V Niederspannung ge- 
speist wird, und das die Energie für die kleinen Lämpchen zur Be- 
obachtung der Instrumente liefert. Lampen für 110 V hätte man 
nicht in einer für diesen Zweck genügend kleinen Leuchtkraft 
haben können. | 


Über elektrische Reflektorheizöfen. 


Elektrische Öfen mit glühenden Heizkörpern sind seit Jahren 
bekannt und besonders im Auslande sehr viel im Gebrauch. In 
Deutschland haben bis vor kurzem nur kleine Typen mit dunkelrot 


A 
SEHON! 


Abb. 1. 


Abb. 2 


leuchtenden Heizlampen und die Bastian-Quarzalitöfen, deren Heiz- 
körper aus einer durch ein Quarzrohr gezogenen glühenden Spirale 
besteht, größere Verbreitung gefunden. Die Hauptwirkung dieser 
Apparate beruht auf der direkten Wärmestrahlung, die sich ziemlich 
allseitig i mRaume verbreitet. Daran ändert auch das nur zum Teil 
als Reflektor ausgebildete Ofengehäuse wenig (Abb. 1). 


Selbstverständlich wird auch Leuchtgas allen Arbeitsplätzen 
der Laboratorien zugeführt, 

Elektrizitätsquellen sind die Umformer des Instituts, das Hoch- 
schulkraftwerk (Gleichstrom 110 V), das städtische Netz (Dreh- 
strom 120 V) und zwei Akkumulatorenbatterien von 38 Ah und 


je 120 V; die eine kann mit Hilfe der Verteilertafel in 6 gleiche Teile 


geteilt werden, so daß also etwa 20 V in jedem Teile zur Verfügung 
stehen. Alle dem Institut gehörigen Elektrizitätsquellen und ein 
noch zu beschaffender Kompressor zur Erhöhung des Gasdrucks 
sind im Erdgeschoß des Instituts (siehe Abb. 3) untergebracht. 
Dort ist Nr. 12 der Maschinenraum, Nr. 13 der Akkumulatorenraum 
und Nr. 14 ein Raum, der gleichzeitig als Werkstatt und als Pack- 
raum dienen muß; eine Werkbank, einige Werkzeugmaschinen, vor 
allem eine Drehbank, sind vorhanden. Die unteren Räume sind mit 
den oberen durch eine Fernsprechleitung verbunden. 


mn” Batterie I derferfelz| 


AA ume la teren 
Unlenwahler 


14 


Haupt- 


Linienwähler 


Abb. 5. Schema für die Verteilung der elektrischen Energie im Lichttechnischen 
Laboratorium. 

Als sehr willkommene Ergänzung der Räume und Einrichtun- 
gen konnte dem Institut ein für geodätische Messungen gebauter 
Turm zur Benutzung freigegeben werden. Der Turm ist von 1 m 
Höhe über dem Fußboden ab ganz in Eisen und Glas ausgeführt, 
und die Glasfenster der Wände und des Daches können an genügend 
vielen Stellen geöffnet werden, so daß der ganze Himmel anvisiert 
werden kann. Der Turm wird zu photometrischen Messungen des 
bewölkten und unbewölkten Himmels, der Sterne, zur Bestimmung 
der Absorption der Luft, zur Photometrierung der Scheinwerfer und 
zu mancherlei anderen Untersuchungen benutzt werden. 

Das Institut, dessen Fertigstellung durch Lieferungsschwierig- 


‚keiten leider stark verzögert wurde, hat seine Arbeiten Mitte Mai 


aufgenommen; die auf den 1. VI. 1922 festgesetzte Eröffnungsfeier 
mußte im letzten Augenblick aufgegeben werden. Den Firmen u 

Körperschaften, die durch Stiftungen die Errichtung des Instituts 
ermöglicht haben, möchte ich an dieser Stelle auch öffentlich danken. 


Von der Erkenntnis ausgehend, daß die sparsamste Heizwir- 
kung dann eintritt, wenn die Wärmestrahlung zusammengefaßt 
und in einer Richtung nur auf das zu wärmende Objekt gerichtet 


73 


Abb. 8. 


Abb. 4. 


Abb. 5. 


wird, hat man bereits früher im Auslande Öfen mit ausgesproche- 
ner Reflektorwirkung hergestellt. Das Prinzip eines englischen 
Ofens und die Anordnung des Heizelementes ist in Abb. 2 ver- 
anschaulicht, welche zeigt, daß die Wärmestrahlen gesammelt, 8e 
richtet und nach auswärts geworfen werden. Dies trifft aber 
wohl nur für die in der Abbildung gezeichneten Strahlen zu, alle 


3. August 1922. 


unter anderem Winkel austretenden Strahlen werden entweder 
zerstreut oder in einem Brennpunkt vereinigt, so daß gefährliche 
Brennwirkungen eintreten können. Da in neuerer Zeit auch in 
Deutschland zahlreiche Ofenkonstruktionen aufgetaucht sind, die 
dieselben Übelstände aufweisen, so soll im folgenden kurz unter- 
a. werden, welche Ofenkonstruktion als die richtige anzu- 
sehen ist. 

Betrachtet man zunächst den Kugelreflektor (Abb. 3), so 
wird ein vom Brennpunkt a geleiteter Strahl parallel zur Achse 
gerichtet, infolge der sphärischen Aberration jedoch nur im mitt- 
leren Teil. Beim Paraboloidreflektor (Abb. 4) hingegen werden 
sämtliche Strahlen, die von einer im Brennpunkt a angeordneten 


Erd 


Abb 6. Abb. 7. Abb. €. 


Wärmequelle ausgehen, in paralleler Richtung reflektiert. Dieser 
Reflektor ist also vollkommener als der kugelförmige, da er im 
Gegensatz zu diesem auch die von der Hauptachse weiter ent- 
fernten Strahlen, soweit sie die Reflektorwandung treffen, par- 
allel richtet. Dies geschieht mit allen Strahlen innerhalb des 
Nutzwinkels a. Alle tibrigen innerhalb des Winkels 8 ausgehen- 
den Strahlen treffen die Reflektorwand nicht und werden zer- 
streut. Daraus ist ersichtlich, daß der Streuwinkel B möglichst 
klein gewählt werden muß. Dies ist in gewissen Grenzen durch 
einen tiefen Reflektor erreichbar. Um auch die Streustrahlen 
auszunutzen, hat man diese durch einen kleinen Hilfsreflektor 
zurückzuwerfen versucht, doch muß man bei solchen Konstruk- 
tionen sehr vorsichtig sein, da sonst die zurückgeworfenen 
Strahlen den Heizkörper selbst treffen und ihn überhitzen kön- 
nen. Da jeder Heizkörper eine gewisse räumliche Ausdehnung 
hat, lassen sich auch bei dem Paraboloidreflektor nicht . alle 
Strahlen parallel richten. Die Abweichungen sind deshalb um 
so größer, je weiter die strahlenden Teile vom. Brennpunkt ent- 
fernt sind. Jedenfalls ist es zur Erreichung einer großen Fern- 
wirkung "erforderlich, die Wärmequelle 
möglichst genau im Brennpunkte des 
Reflektors anzubringen, damit keine 
gefährlich ee Brennwirkung eintreten 
kann. Diese Übelstände kann man durch 


Abb. 9. 


Abb. 11. 


geeignete Konstruktionen zum großen Teil verbessern, so.z. B. 
dadurch, daß man bei einem Paraboloid die Parabel so kon- 
struiert, daß ihre Achse nicht mit der geometrischen Achse des 
Heizkörpers zusammenfällt, sondern um die wärmeabgebende 
Fläche der Heizspirale kreist. Nach den vorstehenden Erläute- 
rungen kann der Wert der einzelnen Konstruktionen leicht be- 
urteilt werden. Typische Beispiele zeigen die in Abb. 5 bis 11 
dargestellten Heizkörper- und Reflektorformen. Gleichzeitig ist 
aus dieser Zusammenstellung die systematische Entwicklung 
dieser Öfen ersichtlich. Abb. 5 weist einen platten- oder pilz- 
förmigen Heizkörper auf, keine Reflektorwirkung oder gefähr: 
liche Brennwirkung sehr geringe Reichweite. In Abb. 6 ist ein 


Kugelreflektor mit zylindrischem Heizkörper in Queranordnung’ 


angewendet; großer Streuwinkel, geringe Richt- und Fernwir- 
kung. Abb. 7 zeigt einen Kugel- oder unkorrigierten Paraboloid- 
reflektor; großer Streuwinkel mit gefährlichem Brennpunkt. In 
Abb. 8 ist ein Kegelheizkörper mit Spitze nach außen ‘enthalten; 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. 


989 


großer Streuwinkel, Reflektor muß korrigiert sein, um Brenn- 
punkt zu vermeiden. Abb. 9 hat einen Kegelheizkörper mit Spitze 
nach innen; Streuwinkel geringer, bei unrichtiger Reflektorkon- 
struktion bildet sich ebenfalls Brennpunkt. Abb. 10 ist ein kor- 
rigierter großer, tiefer und teurer Paraboloidreflektor mit klei- 
nem Streuwinkel; bei richtiger Ausführung keine Brennpunkt- 
wirkung. Abb. 11 zeigt ein kleines, flaches Paraboloid mit ver- 
deckter, im Brennkreis angeord- 
neter Heizwicklung; kein Streu- 
winkel und kein gefährlicher 
Brennpunkt, große Reichweite. 
Abb. 12 und 13 zeigen die in 
Abb. 11 schematisch dargestellte 


Abb. 12. Abb. 13. 


Bauart in ihrer praktischen Ausführungsform, wie sie von der 
„Wärmag“, Wärme-Akkumulatoren Ges. m. b. H., Berlin W 9, auf 
Grund vorstehender Überlegungen und Untersuchungen ausgebildet 
wurden. Der Reflektor ist bei gleicher Wirkung bedeutend kleiner 
und billiger und erzeugt keine gefährliche Brennwirkung. Er besitzt 
wegen der eigenartigen Heizkörperkonstruktion keinen Streuwinkel. 
Diese Öfen sind nicht in Blech, sondern in fein ziseliertem und gal- 
vanisiertem Guß verschiedener Färbung ausgeführt. 
2 OberingenieurSchneider. 


Seibstanzeigende Wellenmesser für große Antennenstrom- 
stärken. 

Ebenso wie auf dem Gebiet der Starkstromtechnik besteht 

auch auf dem der drahtlosen Telegraphie das Bedürfnis, über die 


Vorgänge des Betriebes mit Hilfe von Meßinstrumenten unter- 
richtet zu sein. Zu den Strom- und Spannungsmessern tritt der 


Pa m-n e E E 
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Abb. 1. 


Selbstanzeigender Wellenmesser nach Scheller. 


Wellenmesser, um den Sender auf eine zwischen Sende- und 
Empfangsstation vereinbarte Wellenlänge abstimmen zu können. 
Am meisten verbreitet ist wohl die Wellenmesserart, welche auf 
der Verwendung eines geeichten Schwingungskreises beruht, bei 
denen ein von Hand einstellbares Glied bewegt und dann aku- 
stisch oder optisch durch Leuchtröhren oder besondere Meßinstru- 
mente die Einstellung durch Ablesen oder Abhören des maximalen 
Effektes geschätzt werden muß. Diese Meßmethode war äußerst 
schwierig, ihre Genauigkeit sowie die Bedienung ließen viel zu 


990 


wünschen übrig. Bei dem großen Ausbau der drahtlosen Verbin- 
dungen ist aber die genaue Innehaltung der für den jeweiligen 
Verkehr vorgesehenen Sendewelle von größter Wichtigkeit. Man 
ist deshalb mit Erfolg bestrebt gewesen, die Nachteile der bis- 
herigen Wellenmesserarten zu beseitigen und baut neuerdings in 
Deutschland Wellenmesser, bei denen die Bedienung vollständig 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 30. 


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3. August 1922. 


Während man bisher solche Wellenmesser nur: für An- 
tennenstromstärken bis 100 A baute und das Instrument direkt 
in den Antennenkreis schaltete, ist es neuerdings gelungen, 
selbstanzeigende Wellenmesser für Antennenstromstärken bis zu 
beliebiger Größe auszuführen. Das ganze System wird jetzt in- 
duktiv mit dem Sender gekoppelt, u. zw. durch eine besondere 


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Abb. 2. Kopplungsspule. 


fortfällt und eine sofortige Ablesung der Sendewelle ohne Ein- 
schaltung irgendwelcher Zwischenapparate möglich ist. 

f Bei diesen „selbstanzeigenden Wellenmessern” nach Scheller 
wird die Wellenlänge, wie Abb. 1 zeigt, vermittels eines über eine 
Skala gleitenden Zeigers in ebenso einfacher Weise abgelesen, wie 


Abb 4 Kurzschlußsystem. 


beispielsweise Spannung und Stromstärke bei den üblichen Volt- und 
Amperemetern. Da der Zeiger sich immer auf einen einzigen, 
ganz bestimmten Wert einstellt, so fällt eine Schätzung überhaupt 
ganz fort. Um die Genauigkeit der Ablesung zu vergrößern, ist 
die Skala mehrfach unterteilt. Die Einstellung der Teilskalen 
erfolgt beispielsweise durch einen unter dem Skalenkasten liegen- 
den Umschalter, der in Beschriftung und Farbe mit den einzelnen 
Skalen übereinstimmt. 


Kopplungsspule, wie sie in Abb. 2 dargestellt ist. Die Anwendung 
dieser Kopplungsspulen kommt bei Antennenstromstärken von 
200 A an aufwärts in Frage. Der Wellenmesser selbst wird in- 
folge dieser Kopplung nur von einem Strom von 10 A durch- 
flossen. Dieser reicht zur sicheren Einwirkung auf das Zeiger- 
system vollkommen aus. Die Wirkungsweise des gelbstanzeigen- 
den Wellenmessers möge an Hand der Abb. 3 erklärt werden: 


Zwei auf verschiedene Frequenzen abgestimmte Systeme A 
und B, bestehend aus einer Selbstinduktion S und einer Kapazität 
C sind in Reihe geschaltet und werden nacheinander von den ver- 
schiedensten Frequenzen durchflossen. Kommt jetzt z. B. das 
System A in Resonanz mit einer dieser durchfließenden Frequen- 
zen, so wird eine an den Punkten a und b des Systems ange- 
schlossene Spannung gleich Null. Dasselbe gilt für das System 
B und eine an die Punkte b und c gelegte Spannung. Zweigt man 


Abb. 5 Kurzschlußsysten: mit Anzeigevorrichtung. 


von dem System A, und zwar an den Punkten a und b, d. h. also 
parallel zum System, eine Spule SA ab, so wird diese stromlos, 
sobald die Spannung im System gleich Null ist. Dasselbe gilt 


.für eine zum System B parallel geschaltete Spule S B. Ordnet 


man die beiden Spulen S A und SB senkrecht zu einander an, 50 
führt beim Durchlaufen von Strom einmal die Spule SA und ein- 
mal die Spule SB keinen Strom. Ihr Feld wird in diesem alle 
jedesmal gleich Null. Bringt man in ein äußeres Feld ein dreh- 


3. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. 991 


bares Kurzschlußsystem, so stellt sich dieses immer so ein, daß 
es sich nach Möglichkeit mit seinen Kurzschlußwindungen aus 
der Feldrichtung herausdreht. Dieses Kurzschlußsystem besteht 
bei dem selbstanzeigenden Wellenmesser aus mehreren Kurz- 
schlußringen (Abb. 4). Die jeweilige Stellung des Systems 
wird durch den schon eingangs erwähnten Zeiger auf der Skala 
an der Vorderseite des Instruments sichtbar gemacht. Ist die 
Spule S A stromlos, so stellt sich das System senkrecht zur Spule 
SB und umgekehrt. Das System dreht sich also zwischen den 
beiden Resonanzfrequenzen um 90°, beim Durchlaufen aller Fre- 
quenzen sogar um 180°. Für jede Frequenz ergibt sich somit 
eine bestimmte Einstellung des Systems und damit des die je- 
weilige Wellenlänge angebenden Zeigers. Das ganze Kurzschluß- 
system mit Anzeigevorrichtung ist in dem auf Abb. 5 dargestell- 
ten oberen Gehäuse untergebracht, dem die Gestalt eines flachen 
Zylinders mit senkrecht stehender Achse gegeben ist. Die für die 
Abstimmung auf die verschiedenen Wellenlängen erforderlichen 
Spulen und Kondensatoren sind in dem viereckigen Kasten unter- 
halb dieses Gehäuses eingebaut. 

Während der bisherige Wellenmesser für 100 A-Antennen- 
stromstärke einen Wellenbereich von 1 bis 8 bzw. 4 bis 20 km, 
verteilt auf 4 Stufen, umfaßte, sind die neuen Wellenmesser für 
200 A für einen Wellenbereich von 1,5 bis 12 km und die Wellen- 
messer für 700 A für 4 bis 30 km eingerichtet. Der in Abb. 1 
dargestellte Wellenmesser ist ein solcher für 700 A. Auch bei 
ihm ist eine Unterteilung der Wellen in 4 Stufen erfolgt. 


. Das Anwendungsgebiet des selbstanzeigenden Wellenmessers 
ist außerordentlich vielseitig. Da die Abstimmung der Systeme 
sehr nahe aneinander gelegt werden und man zwischen den bei- 
den Abstimmwerten immer einen Zeigerausschlag von mindestens 
90° erhalten kann, so kann die Genauigkeit des Instrumentes be- 
liebig gewählt werden. Man könnte z. B. das eine System auf 
990 m, das andere auf’1000 m Wellenlänge abstimmen und hätte 
dann ein außerordentlich empfindliches Instrument zum Messen 
von Wellenlängen innerhalb eines Bereiches von 10 m. Andererseits 
kann man auch die Abstimmung der beiden Systeme etwa auf 1 bis 
10 km Wellenlänge legen. In diesem Fall durchläuft der Zeiger 
90° zwischen der Wellenlänge von 1 und 10 km. Man hat dann einen 
außerordentlich großen Meßbereich, bei dem das ganz genaue Ab- 
lesen der Wellenlängen natürlich etwas in den Hintergrund gestellt 
wird. Die ganze Anordnung verbraucht im wesentlichen Energie 
nur so lange, bis sich der Zeiger eingestellt hat. Kurzschlußströme 
bei eingestelltem Instrument werden vermieden, da das Drehsystem 
sich aus dem Feld herausdreht. Es bleiben somit also nur noch die 
unvermeidbaren Verluste, welche durch den Ohmschen Widerstand 
der Spulen und sonstigen Abstimmittel bestimmt sind, die aber prak- 
tisch sehr klein gehalten werden können. 

Die selbstanzeigenden Wellenmesser für 200 und 700 A wer- 
den, so wie die bisherigen, von der C. Lorenz A. G., Berlin-Tempel- 
hof, gebaut und sind bereits auf verschiedenen Großstationen in 


Benutzung. 
Erich Kohlhauer. 


RUNDSCHAU. 


Leitungsbau. 


110 kV-Linie mit Holzmasten. — J. L. Moore beschreibt 
eine 110-kV-Leitung im San-Joaquin-Tal, einer sehr dicht be- 
völkerten Gegend in Kalifornien. Infolge Enteignungsschwierig- 
keiten und, um an Geld für Landentschädigungen zu sparen, sah 
sich die San Joaquin Light and Power Corporation gezwungen, 
anstelle der in Amerika üblichen, weitgespreizten Eisenmaste 
schwere Holzmaste zu verwenden und die Leitungen an öffent- 
lichen Landstraßen entlang zu führen. Die Gesellschaft besitzt 
ein langgestrecktes Ringsystem von 60 kV-Leitungen, das eich 
über eine Länge von 230 km und eine Breite von etwa 80 km er- 
streckt. Eine größere Anzahl Unterstationen, die in dem Ring 
liegen, besorgen die Weiterverteilung der Energie. Eine 110 kV- 
Linie durchquert den Ring der Länge nach und ist mit ihm über 
60/110 kV-Stationen gekuppelt. Diese Linie verläuft in Meeres- 
höhe, nur ein kurzes Stück erhebt sie sich auf 360 m Höhe. Die Be- 
dingungen für das Nichtauftreten von Strahlungsverlusten sind 
denkbar günstige. Der Querschnitt wurda so gewählt, daß er 
sowohl in bezug auf Strahlungsverluste als auch für eine wirt- 
schaftliche Übertragungsmöglichkeit ausreicht. Die Anlage wurde 
für 110 kV zur Übertragung von 30000 kW mit 70 % Belastungs- 
faktor auf 217 km mit Aluminiumleitern von 135 mm? auf 
18 m-Eisenmasten in 180 m Abstand entworfen. Der Winddruck 
wurde zu 0,6 kg/cm? angenommen. Unter gleichen Bedingungen 
wurde ermittelt, daß ein Holzmast von 18 m Länge, 23 cm Zopf- 
und 38 cm Fußstärke einen Sicherheitsfaktor gegen horizontale 
Belastung von 3,1 und 10fache Sicherheit gegen Knicken hat. 
Innerhalb 30 Jahren ist ein höchster Winddruck von 0,3 kg/cm? 
beobachtet worden, so daß der Sicherheitsfaktor auf 6 heraufgeht. 
Tatsächlich sind die Maste am Fuße fast 50 cm stark. Auf ge- 
rader Strecke sind die Maste 2,4 m tief gesetzt, an Abspannstellen 
und Winkeln 2,7 m. Jeder erhält, 3 m vom Fußende entfernt, eine 
Marke, woran man die Eingrabetiefe erkennen kann. 

Der Vergleich zwischen Holz- und Eisenmasten weist fol- 
sende Zahlen auf. Stahlmaste einschl. Betonfuß kosteten im Juli 
1920 1486 Doll., ein kreosotgetränkter Holzmast 69,5 Doll., so 
daß 79,1 Doll. f. d. Mast gespart wurden. Diese Ersparnis würde 
nach 20 Jahren mit Zinseszinsen auf 306,12 Doll. anwachsen. Nach 
Beobachtungen der betr. Gesellschaft erreichen getränkte Maste 
ein Durchschnittsalter von über 20 Jahren. Die Zinsen allein 
würden also 227,02 Doll, d. h. den 3,26fachen Anschaffungspreis 
des Holzmastes betragen und selbst wenn sich in der Zeit der 
Preis verdreifachen würde, könnte man den Mast von den Zinsen 
erneuern. Zur Zeit der Erbauung der Anlage war der Unter- 
schied zwischen Holz- und Eisenmasten noch größer, da Holz 
damals 50 % des heutigen Preises kostete. Wenn man Eisen- und 
Holzmaste vergleichen will, müssen erstere mit geringerer Sicher- 
heit berechnet werden, da der Abnutzungsfaktor bei Holz größer 
ist als bei Eisen. Vom Betriebsstandpunkt ist ein Eisenmast 
äicherlich besser als Holz, da seine Lebensdauer länger ist, bei dop- 
pelter Lebensdauer ist die Zeit für Unterbrechungen bei Auswechse- 
lungen halb so groß als beim Holz, doch werden diese Nachteile bei 
Vorhandensein einer zweiten Leitung vermieden. 

Bei der Aufstellung von Projekten für Kraftübertragungen 
wird gewöhnlich nur der Preis des Leiters variiert, richtig ist 
es, auch die Preise der Träger zu verändern. Die beschriebene 


110 kV-Anlage zeigt den kleinsten Sicherheitsfaktor gegen hori- 
zontale Belastungen, und bei wachsenden Leiterabmessungen und 
gleichbleibender Spannweite würde die Leitung gegen Horizontal- 
zug zu schwach werden. Die Mastabstände müßten verringert, 
oder eine andere Masttype müßte benutzt werden, andernfalls die 
Isolatorenkosten und die Leitungskosten insgesamt schneller an- 
wachsen würden als die Leiterkosten allein. 

Der Aufstellung des Projekts wurden als jährliche Unkosten 
für 1 Leitungskm auf der Basis von 9% Zinsen, 4% Entwertung 
und 2% Unterhaltung zugrunde gelegt und gegen die Kosten des 
jährlichen Energieverlustes f. d. Leitungskm (1,57 Pf je kWh) gra- 
phisch aufgetragen. Die Leitung, die gleiche Kosten für beide Teile 
zeigt, ist nach Kelvins Gesetz die wirtschaftlichste. Im vorliegen- 
den Fall sei bemerkt, daß die wirtschaftliche Belastung 20 bis 21 000 
kW bei 100% Belastungsfaktor und 85 % Leistungsfaktor nach- 
eilend ist, was ungefähr dasselbe ist wie 30 000 kW bei 70% Be- 
lastungsfaktor. 


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Abb. 1. Kosten für 110 km Leitung ohne den üblichen Zuschlag von 15%, 


Abb. 1 zeigt die getrennt aufgeführten Kosten für 116 km 
Leitung ohne den üblichen 15prozentigen Zuschlag. Die Spann- 
weiten betragen normalerweise 180 m, in Einzelfällen 213 m. 
Jeder vierte Mast ist ein Abspannmast. Längere Spannweiten werden 
mit A-Masten ausgeführt. Eisenbahnkreuzungen werden mit 60 m 
Spannweite ausgeführt. Die Maste werden mit einem Hebebockwagen 
gerichtet, die Isolatoren, wenn möglich, vorher angehängt. Die Ko- 
sten für 1 km Leitung betragen einschl. Grunderwerb und aller Ar- 
beiten 2180 Doll. 

Diese Zahl zeigt überdies, daß die Amerikaner nicht so billig 
bauen wie die Deutschen, da um die angegebene Zeit 110 kV- 
Doppelleitungen auf Gittermasten sich bei 40 % höherer Leistungs- 


‚fähigkeit nur etwa ebenso teuer stellten wie die beschriebenen. 


(„Electrical World“, Bd. 78, 1921, S. 612.) W.K 


992 


Belastungstabelle für elektrische Leitungen. — Die Deutsche Ka- 
belwerke A. G., Berlin O 112, hat die sich in Fachkreisen der Wert- 
schätzung erfreuende Belastungs-, Widerstandse- und Gewichtsta- 
belle für Aluminium-, Kupfer-, Eisen- und Zinkleitungen für Quer- 
schnitte von 1 bis 1000 mm? neu bearbeitet und in handlicher Form 
herausgegeben. Interessenten steht diese Tabelle auf Wunsch ko- 
stenlos zur Verfügung. —2. 


Beleuchtung und Heizung. 


Neuer Beleuchtungskörper für Straßenbeleuchtung. — Der mo- 
derne Nachtverkehr von Automobilen auf öffentlichen Straßen hat 
die Unfälle erschreckend vermehrt und ließ daher eine zweckdien- 
liche, verbesserte Straßenbeleuchtung erforderlich erscheinen. Eine 
zweckmäßige Straßenbeleuchtung erfordert die Konzentrierung des 
Lichtes auf dem Pflaster, anstatt es nach oben und über die benach- 


Abb. 2. Beleuchtungskörper für wirksame Straßenbeleuchtung. 


barten Felder hinweg streuen zu lassen. Seine Anpassungsfähigkeit 
muß es ermöglichen, das Licht unter allen Bedingungen parallel 
zum Pflaster auszustrahlen, wodurch es möglich wird, die Beleuch- 
“tungskörper an Masten nahe am Fahrdamm oder in gewissem Ab- 
stande von ihm anzubringen, um Kurven und Steigungen zu be- 
leuchten. Es muß also der Beleuchtungskörper an einem in ver- 
tikaler und horizontaler Richtung verstellbaren Arm angebracht 
werden. Die Kosten der Installation, des Betriebes und der Unter- 
haltung dürfen nicht zu hohe sein. Gewöhnliche Straßenlamven, 
wie sie in Städten oder Vorortstraßen üblich sind, deren Zweck es 
ist, das Licht über eine weite seitliche gelegene Fläche und in gewis- 
sen Fällen auch über die Häuserfronten zu verbreiten, kommen hier 
nicht in Frage. Die General Electric Co. hat hierfür den in Abb. 1dar- 


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Abb. 3 Lichtverteilung mit dem Beleuchtungskörper nach Abb. 2. 


gestellten Beleuchtungskörper entworfen und erprobt. Die beiden 
Reflektoren sind dreiteilig mit konzentrisch angeordneten Teilen, 
deren jeder auf jeder Seite der Lampe eine Öffnung besitzt. Hier- 
durch soll der größere Teil des Lichtes, der sonst durch Reflexion 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. 


3. August 1922, 


nach oben und nach der Seite verloren gehen würde, gesammelt und 
in beiden Richtungen auf die Straßenoberfläche geworfen werden. 
Die Lichtstrahlen, welche entweichen würden, falls nur ein Be- 
flektor benutzt werden würde, werden durch die inneren Reflck- 
toren aufgenommen und unter einem Winkel von 10° unterhalb der 
Horizontale gegen die Straßenoberfläche gerichtet (Abb. 2). Zwei 
einzelne parabolische Reflektoren, welche die gleiche Wirkung 
haben sollten, müßten ungefähr 4,5 m Durchmesser haben. Der 
Arm, welcher die Reflektoren trägt, kann in horizontaler und ver- 
tikaler Richtung verstellt werden. Die weißen reflektierenden Flä- 
chen der Reflektoren lassen keine Blendung auftreten. Diese Be- 
leuchtungakörper werden in Abständen von 76 m auf Betonmasten in 
einer Höhe von 10,5 m über der Straßenoberfläche angebracht. Die 
benutzten Glühlampen haben 250 HK. („Electrical World”, Bd. 79, 
1922, S. 731.) Piz. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Untersuchungen an Wechselstromfunkenstrecken mit der Zeit- 
lupe. — A. Bültemann berichtete im Dresdener Elektrotech- 
nischen Verein über die Ernemannsche Zeitlupe, einen Apparat, 
mit welchem sich bis zu 600 Aufnahmen in der Sekunde herstellen 
lassen. Um zu erfahren, in welcher Weise die elektrische Festig- 
keit der Luft durch hochgespannten, sinusförmigen Wechselstrom 
von 50 Per/s vernichtet wird, wurden im Laboratorium der Por- 
zellanfabrik H. Schomburg & Söhne, A. G.. Margarethenhütte, Fun- 
kenstrecken zwischen Zinkkugeln als Elektroden mit der Zeit- 
lupe beobachtet. Die Strom- und Spannungskurven wurden nach 
Siemens-Blondel aufgezeichnet. Die Helligkeit der Funkenbilder 
richtet sich nach der Größe der Spannungsamplitude, bei 
100 Stromwechseln und 500 Aufnahmen i.d.s wird die Periode in 
5 Teile zerlegt. Das Bild des Funkens verschwindet ganz, wenn 
die Spannungskurve durch den Nullpunkt geht. Für rund 200 mm 
Abstand der Zinkkugeln von 250 mm Durchmesser bei 18° C und 
63 % Luftfeuchtigkeit schlägt der Funke bei ungefähr 250 kV über. 
Die Leistung des Transformators betrug 200 kW. Charakteristisch 
ist vor allem der erste Überschlag eines Funkens. Vergrößert man 
die Filmbildchen und betrachtet die Diapositive durch den Projek- 
tionsapparat, so erkennt man eine intensive, helle Leuchtschlange. 
Diese wird umgeben von einer scharf abgegrenzten Zone, welche 
weniger hell ist, einer zweiten Zone, die noch weniger Helligkeit 
aufweist; dann läßt sich, ebenfalls parallel zur Leuchtschlange, noch 
eine dritte Zone nachweisen, welche bereits viel dunkler ist. Die Be- 
grenzungen der Zonen heben sich hervor; sie bilden mehrere. dicht 
nebeneinander verlaufende Linien. Auf dieses Bild der ersten Entla- 
dung folgen dann reine Linienbilder. welche keine Nebenbeleuchtun- 
gen erkennen lassen, und deren Helligkeit ab- und zunimmt. Reißt 
der Funke ab, sind die letzten Erscheinungen ähnlich wie beim 
ersten Überschlag. Schlägt nach einiger Zeit wieder ein Funke 
über und führt zur Bildung eines Lichtbogens, so treten dieselben 
Vorgänge wie vorher auf. Die Versuche wurden mit verschiedenen 
Elektrodendurchmessern, Kugelabständen, bei künstlichem Regen, 
bei Regen und bei Wind vorgenommen. In den letzten Fällen sinkt 
die Überschlagspannung bis auf 130 bis 160 kV und der Lichtbogen 
reißt leichter ab, so daß die charakteristischen Leuchterschei- 
nungen beim ersten Funkentbergang öfter erhalten werden. 


Es wurden Funkenüberschläge an Hängeketten von Kugel- 
kopfisolatoren und Hewlett-Isolatoren, trocken und naß mit der 
Zeitlupe beobachtet. Die Periode wird wie vorher aufgelöst in 
dunkle und helle Leuchterscheinungen, Beginn und Ende des 
Flammbogens zeigen wieder die eigenartigen Zonen. 


Als eine Erklärung für die Zonen kann man das Nachströmen 
der Elektrizität ansehen, außerdem sind Schwingungserscheinun- 
gen wahrscheinlich, wenn sie auch möglicherweise nur in ge 
ringem Maße beteiligt. sind. Die Vorgänge erscheinen höchst ver- 
wickelt; man hat die Wirkungsweise des Transformators, die Tem- 
peraturen der glühenden Gase und Metalle bzw. deren Wider- 
stände einzusetzen. Annehmen läßt sich, daß der Initialfunke, 
welchem das dauernde Nachströmen der Elektrizität folgt. mit 
einer Stromstärke von 1000 bis 1500 A übergeht. Die Zeitdauer 
dieses Funkens von 200 mm Länge beträgt höchstens 10 —® a. Von 
praktischem Wert dürfte es sein, mit der Zeitlupe die Entladungen 
beim Momentschalten und die Entwickelung sowie die Ausbreitung 
des Lichtbogens in Ölschaltern festzustellen. Blm. 


Verkehr und Transport. 


Statistik über Stromverbrauch usw. elektrischer Bahnen. — Wie 


die „Verkehrstechnik“ mitteilt, beabsichtigt der Reichskommissar 


für die Kohlenverteilung, künftig den Stromverbrauch der 
elektrischen Bahnen, den seine Abteilung Elektrizität bis- 
her im Einvernehmen mit den Kleinbahn-Aufsichtsbehörden und der 
Kohlenwirtschaftsstelle festsetzte, nicht mehr selbst zu bestimmen, 
sondern diese Regelung durch letztere bzw. den Vertrauensmann vor- 
nehmen zu lassen. Er verzichtet daher auch seit 1. Juli auf die ihm 
monatlich einzureichenden Berichte über die elektrischen Bahnen. 


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3. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 30. | 


993 


Die Lage der Straßenbahnen in Amerika. — In einem Vor- 
trag vor der Merchants Association, Rotary Club behandelte 
W. H. Burke die Steigerungen der Großhandels-Warenpreise, 
die Lohnsteigerungen und die Steigerungen der Fahrpreise im 
Straßenbahnbetrieb in Amerika für die Jahre 1914 bis 1921 und 


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Plan einer internationalen ständigen Musterausstellung in San 
Francisco. — Unter Führung der Handelskammer von Sàn Fran- 
cisco wird dort z. Zt. der Plan betrieben, die von verschiedenen 
Staaten bereits eingerichteten und weiter noch ins Leben zu rufen- 
den Ausstellungsräume anderer Länder in einem großen Gebäude zu 
vereinigen, um dem Publikum und den Einkäufern die 
Orientierung zu erleichtern und den beteiligten Aus- 
stellern die verstärkte Anziehungskraft zugute kom- 
men zu lassen. Das bisherige Ergebnis der von der 


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Kammer bei den auswärtigen Konsulaten veranstalte- 
ten Umfrage soll sehr günstig sein, insofern etwa 30 
Konsulatsvertretungen den Vorschlag beifällig aufge- 
nommen haben. Auch deutscherseits erwartet die Han- 
delskammer eine geschlossene Beteiligung. Die von der 
Gesamtheit der ausstellenden Firmen aufzubringenden 
Kosten werden zunächst auf 100 bis 150 $ f. d. Monat 
veranschlagt, wofür eine würdige Ausstellungsfläche 
zur Verfügung gestellt werden soll. Da eine geschlos- 


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sene deutsche Abteilung selbstverständlich nur in 


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194 1915 1916 1917 2 1919 


Jndexzahl des statistischen Arbertsarmles (1973 = 700) 


A = Großhandels-Warenpreise, B = Stundenlöhne, C = Straßenbahn-Fahrpreise. 
Abb. 4. Steigerungen der Großhandelswarenpreise, der Löhne und Fahrpreise 


in Amerika 1914/21. 


ihr gegenseitiges Verhältnis. Wie Abb. 1 zeigt, standen die Mate- 
rialpreiserhöhungen und die Lohnsteigerungen bis zum Jahre 1920 
in keinem Verhältnis zu den geringen Fahrpreiserhöhungen; da- 
her rührt die schwierige Lage der elektrischen Bahnen. Die Ka- 
pitalerhöhungen in der Industrie betrugen vor dem Kriege rd 250 
Mill. $ im Jahre, ungerechnet den Bedarf zur Deckung fällig wer- 
dender Obligationen. Bei um 50 % erhöhten Baukosten, mit denen 
man in der Zukunft zu rechnen haben wird, und bei der großen 
Menge Bauten, welche die Bahngesellschaften in den letzten 6 Jahren 
wegen der Unmöglichkeit ihrer Finanzierung hatten zurückstellen 
müssen, würde der jetzt jährlich benötigte Kapitalbedarf möglicher- 
weise das Doppelte obigen Wertes, also 500 Mill. $, betragen. Man 
sollte im Interesse aller einen beträchtlichen Teil dieses Kapitals 
lieber durch Verkauf von gewöhnlichen Aktien (common shares) 
als durch Verkauf von Wertpapieren (preferred shares) beschaffen: 
(„Electr. Railway Journ.“ Bd. 59, 1922, 835.) Piz. 


Verwendung elektrischer Automobile im Dienste der englischen 
Behörden. — Wie „Electrical Review” berichtet, benutzen in Groß- 
britannien gegenwärtig etwa 100 Behörden elektrische Fahrzeuge, 
und zwar speziell für Müllabfuhr und Straßenreinigung. Beteiligt 
sind hieran die Firmen in folgendem Verhältnis: Edison 234, Orwell 
120, General Vehicle 60, Sarrett 33, Electromobile 27, Newton 10 und 
Cedes 17. Im allgemeinen bedingt die Betriebsart derartiger Fahr- 
zeuge zahllose Aufenthalte und oftes Wiederanfahren auf relativ 
kurzen Strecken, und für diese Zwecke besitzen keine anderen Fahr- 
zeuge bessere Eigenschaften als die elektrischen. Ihre leichte Kon- 
trolle, das stoßfreie Anfahren oder Halten und das Fehlen eines Ver- 
brauches während des Haltens machen die elektrischen Fahrzeuge 
nn won. Zwecke sehr geeignet. („Electrical Review“, Bd. 90, 

22,8. .) —2. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Mustermessen in Leipzig. — Das Geschäftskapital der Techni- 
echen Abteilung des Meßamts für die Mustermessen in Leipzig G. m. 
b. H. ist von 0,15 auf 5 Mill. M erhöht worden; außerdem wird die 
Ausgabe von Obligationen im Betrage von 40 Mill. M beabsichtigt, 
u. zw. vor allem für den AusbauderTechnischenMesse. 


Ausstellung für Konstruktionstechnik, Barcelona 1922. — Auf 
dem für die internationale Elektrizitätsausstellung vorgesehenen 


Gelände soll im Anschluß an einen im Dezember zu Barcelona ge- 


planten Kongreß fürKonstruktionstechnik auch eine 
internationale Fachausstellung veranstaltet werden und unter ande- 
ren Gruppen eine für Gas-, Wasser-, Elektrizitäts-, Lüftungs- 
und Heizungsanlagen enthalten. Eine besondere Abteilung ist den 
allgemeinen Problemen der Konstruktionstechnik gewidmet. Anmel- 
dungen sind an die Oficina de la Exposición, Barcelona, Calle de Lê- 
rida 2, zu richten. 


8. Niederländisch-Indische Jahresmesse in Bandoeng. — Die in 
Bandoeng (Java) in der zweiten Septemberhälfte bevorstehende 
3. Jahresmesse wird nach Ansicht des Ausstellungs- und Messe-Amts 
namentlich solchen Firmen, die z. Zt. noch keine oder nur lose Be- 
ziehungen zu Niederländisch-Indien unterhalten, ausgezeichnete Ge- 
legenheit bieten, ihre Erzeugnisse einem umfangreichen Interessen- 
tenkreis vorzuführen, , 


Betracht kommen kann, wenn sie in jeder Beziehung 
eine gute Repräsentation der deutschen Industrie dar- 
stellen würde, ist es notwendig, einen Überblick über 
das dem Unternehmen in deutschen Kreisen entgegen- 
gebrachte Interesse zu gewinnen, weshalb das Aus- 
stellungs- und Messeamt der Deutschen Industrie alle 
interessierten Firmen bittet, seiner Geschäftstelle zu- 
nächst unverbindlich entsprechende Erklärungen zu- 
gehen zu lassen. 


7. Internationale Mustermesse Utrecht 1922. — Die 

7. Utrechter Herbstmesse wir entsprechend den Wün- 

schen der Teilnehmer nur vom 4. bis 9. September dauern und völlig 

international sein. Der Mietspreis der Mustermesse ist wegen der 

Vorl araung der Messedauer um rd 20% ermäßigt 
worden. 


1920 


Verschiedenes. 


Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Hand- 
werk. — Am 10. Juni fand unter reger Beteiligung von Vertretern 
der Behörden, der verschiedensten Industriezweige und der Presse 
in Berlin die halbjährige Vollsitzung des Reichskuratoriums für 
Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk statt. Direktor Dr. 
Köttgen gab zunächst einen kurzen Überblick über das Zusam- 
menarbeitgn des Reichskuratoriums mit den verschiedenen Körper- 
schaften. l | 

Direktor Kreyssig sprach über „DieEnergiequellen 
Deutschlands und der Stand der Ausnutzung” un 
erläuterte an Hand von reichem Zahlenmaterial und Lichtbildern 
dies Thema. Die Steinkohle bildet den weitaus größten Teil des für 
die Energiewirtschaft zur Verfügung stehenden Materials. Der Vor- 
rat an Steinkohle bis zu 2000 m Tiefe wird für Deutschland auf rund 
500 Milliarden t geschätzt, während an Braunkohle und Torf nur 
14 bzw. 0,8 Milliarden t vorhanden sind. Die Ausnutzung der Wasser-. 
kräfte spielt gleichfalls eine bedeutende Rolle bei der Energiewirt- 
schaft, obwohl die verfügbaren Wasserkräfte nur einen geringen 
Bruchteil der für unsere Energiewirtschaft notwendigen Energie 
darstellen. z 

Direktor Thiele ging in seinem Vortrag „Rück-undAus- 
blick derindustriellen Wärmewirtschaft” auf die- 
Einflüsse ein, die die heute gegenüber früher sehr minderwertigen 
Brennstoffe auf die Wirtschaftlichkeit der Feuerungen ausüben; er 
behandelte dann Maßnahmen, die zur Verringerung des Brennstoff- 
bedarfes dienen. Als solche kommen in Frage die Verwertung von 
Wärme- und Abfallkraft, Anpassung der Feuerungsanlagen an die 
Brennstoffe, Betriebskontrolle, Verwertung von Rückständen und 
Gewinnung von Koks. Es folgten dann Vorträge über Energielei- 
tung, d.h. Kraftübertragung von der erzeugenden Kraftmaschine zur 
verbrauchenden Arbeitsmaschine. Die Kraft kann sowohl auf mecha- 
nischem wie elektrischem Wege übertragen werden. Über „m e ch a- 
nische Energieleitung“ sprach Dipl.-Ing. Krabbe und 
wies darauf hin, wie durch schlechte, ältere Maschinen eine Un- 
summe von Energie verloren gehe, und wie daher auch ein solcher 
Betrieb unwirtschaftlich arbeiten müsse. Er gab dann auch an, in 
welcher Weise den Mängeln abgeholfen werden könnte. Oberinge- 
nieur Meller sprach über die „elektrische Energielei- 
tung“ und zeigte an Hand von Lichtbildern, welchen Einfluß die 
Phasenverschiebung auf Strom und Spannung hat. Hiervon wieder- 
um ist die Ausnutzung der Elektrizitätswerke abhängig. Am Schlusse 
seines Vortrages erläuterte er die Bedeutung des Einzel- 
und Gruppenantriebes von Arbeitsmaschinen. 
Durch richtige Auswahl könne auch hier eine Unsumme von Kraft 
und Geld gespart werden. —z. 


Industrie und Handel. 


Deutschland. — Durch den Tod W. Rathenaus und seine 
innerpolitischen Folgen war die Erörterung der wirtschaftlichen 
Vorgänge und Notwendigkeiten zeitweise in den Hintergrund ge- 


994 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. 


3. August 1922. 


rückt worden; der Berliner Druckerstreik hatte siedann zum großen 
Schaden der Allgemeinheit über eine Woche lang stark unterbunden. 
Um wieder die Übersicht zu gewinnen, muß man sich an die Ent- 
scheidung des nach Paris einberufenen Finanzausschusses 
erinnern, daß er s. Zt. nicht in der Lage gewesen sei, seine Arbeiten 
nutzbringend fortzusetzen, weil der Hauptgläubiger Deutschlands 
(Frankreich) einen Vorschlag nicht wünsche, der eine Neubegren- 
zung der deutschen Schuldverpflichtungen enthalte. Es bestehe aber 
die Möglichkeit, sehr beträchtliche Anleihen auf allen Märkten 
der Welt zugunsten Deutschlands aufzunehmen, wenn die zur Wie- 
derherstellung seines Kredites erforderlichen Vorbedingungen er- 
füllt seien. Falls sich aus dem Hinausschieben der beabsichtigten 
Lösung und aus der damit verbundenen Verzögerung des Zustande- 
kommens einer größeren Anleihe ernste Komplikationen für Deutsch- 
land ergeben sollten, wären die Schwierigkeiten für die Unterbrin- 
gung einer provisorischen Anleihe nicht unüberwindlich und der 
Ausschuß gegebenenfalls bereit, das Aufnehmen einer solchen zu 
unterstützen. Die Verhandlungen waren also vorläufig wieder ein- 
mal an dem auch durch den rapide fortschreitenden Verfall der euro- 
päischen Wirtschaft noch nicht gebrochenen Starrsinn der franzö- 
sischen Machthaber und ihrer Hintermänner gescheitert. Die Re- 
parationskommissionhat dann in einer ihre Rückäußerung 
vom 31 V. ergänzenden Note die Erwartung ausgesprochen, daß 
durch die zugesagte Zwangsanleihe bis 1923 mindestens 40 Milliar- 
den Pprm an Einnahmen erzielt würden, neue bestimmte Vorschläge 
für die Deckung der außerordentlichen Ausgaben der öffentlichen 
Betriebe verlangt und hinsichtlich der Autonomie der Reichsbank 
weitere Forderungen erhoben, unter denen sie die Wiederherstellung 
einer vernünftigen Limitierung des Emmissionsrechtes als beson- 
ders wichtig bezeichnete. Über die Kontrolle der Einnahmen- und 
Ausgaben des Reiche, die mißbräuchliche Kapitalausfuhr und die 
Fragen der Statistik sollte zunächst das Garantiekomitee 
berichten, dessen Vereinbarungen mit der Reichsregierung kürzlich 
in einem Memorandum vom 18. VII. bekanntgegeben worden sind. 


Das war Mitte Juni, etwa zu derselben Zeit, als im Haag eine 
Konferenz wirtschaftlicher Delegierter zusam- 
- mentrat, um die in Genua nicht gelösten Probleme der Wiederaufrich- 
tung Rußlands erneut, aber, wie sich gezeigt hat, nur mit dem Re- 
sultat einer immerhin für später nützlichen Orientierung über die 
von der Sowjetregierung geschaffenen Zustände und geplanten Re- 
formen zu behandeln; zu derselben Zeit, als bei uns die Getreide- 
umlage und das nunmehr vom Reichstag in der Erwartung von 70 
Milliarden Pprm angenommene Zwangsanleihegesetz hef- 
tige Debatten auslösten, Deutschland gezwungen war, sich mit Schmerz 
von der wider alles Recht polnisch gewordenen Bevölkerung Ober- 
schlesiens zu trennen. Auch die parlamentarische Verabschie- 
dung der Sachlieferungsverträge fällt nahezu in jene 
Tage. Sie sind unter dem 29. VI. gesetzlich festgelegt worden und um- 
fassen (vgl. RGBl. 1922 II, S. 625) das bekannte Wiesbadener 
Protokollvom6.X. 1921 mit dem das vereinbarte Verfahren be- 
stimmenden Memorandum, sodann das sogenannte Bemelmans- 
Abkommen vom 2. VI. und die deutsch-französische Überein- 
kunft (Ruppel-Gillet-Abkommen) vom 15. III. nebst 
Zusatz vom 3, VI., von denen das erste und dritte nur gegenüber 
Frankreich, das zweite, mit der Reparationskommission abgeschlos- 
sene, gegenüber den alliierten Ländern gilt, die ihm beitreten wol- 
len. Sie alle bezwecken die Einführung eines Verfahrens, nach dem 
die im Friedensvertrag übernommenen Sachleistungen erfolgen sol- 
len, das aber lediglich zur Ausführung der Lieferungen dient, zu 
denen Deutschland auf Grund der Bestimmungen in den Anlagen II 
und IV zu Teil VIII (Wiedergutmachungen) des Versailler Vertra- 
ges verpflichtet ist. Das sind Lieferungen gleichartiger Gegenstände 
an Stelle derjenigen, die von Deutschland beschlagnahmt, verbraucht 
. oder zerstört worden sind, u. zw. soweit sie auf deutschem Gebiet 
bei Inkrafttreten des Versailler Vertrages vorhanden waren und zur 
Befriedigung unmittelbarer und dringender Bedürfnisse verlangt 
werden; dazu kommt die Erzeugung von Wiederaufbaustoffen usw. 
und ihre Lieferung für die Wiederherstellung der mit Krieg über- 
zogenen Grebietsteile. Im Memorandum zum WiesbadenerPro- 
tokollist eine deutsche privatrechtliche Organisation in Aussicht 
genommen, die Einrichtungs- und Betriebsgegenstände sowie Bau- 
stoffe zu liefern hat, welche von den französischen Geschädigten be- 
stellt werden. Eine Bekanntmachung des Reichsministers für Wie- 
deraufbau hat die Durchführung der Aufgaben dieser Organisation 
dem Reichskommissar für Ausführung von Aufbauarbeiten in den 
zerstörten Gebieten übertragen. Das im Memorandum vorgesehene 
Verfahren gilt nur für den Bezug der in einer dem Bemelmans-Ab- 
kommen beigefügten Liste genannten, für den Export entweder ganz 
verbotenen oder kontingentierten, also dem freien Sachlieferungs- 
verkehr entzogenen Waren durch französische Kriegsgeschädigte. 
Das eogenannte Bemelmans-Abkommen zwischen der deut- 
schen Regierung und der Reparationskommission führt ein auf dem 
Grundsatz freien Verkehrs zwischen alliierten Bestellern und 
deutschen Lieferanten beruhendes Verfahren ein, gilt aber nicht für 
Frankreich. Die Verträge vom 15. III. bzw. 3. VI. besagen 
nun, daß die im Rahmen des Wiesbadener Abkommens zu lei- 
stenden Sachlieferungen hinsichtlich der Vergebung und Ausfüh- 
rung der Bestellungen sowie der Preisfestsetzung gemäß der Bemel- 
mans-Vereinbarung erfolgen, solange diese im Verhältnis zu Frank- 
reich nicht gekündigt ist. Die Bestimmungen des Wiesbadener Ver- 


trages werden im übrigen aufrechterhalten, und nach dem in letzte- 
rem festgelegten Verfahren kommen die Lieferungen zur Erledi- 
gung, auf die die Vorschriften des Bemelmans-Abkommens keine An- 
wendung finden. Über die Ausführung von Reparationslieferungen 
im freien Verkehr an Frankreich ist, wie schon im vorigen Heft kurz 
mitgeteilt wurde, vom Reichsminister für Wiederaufbau unter dem 
9. VII. eine Bekanntmachung erlassen worden, die das durch den mit 
Frankreich geschlossenen Vertrag vom 3. VI. (Zusatz zum Abkom- 
men vom 15. III.) in Verbindung mit der Bemelmans-Übereinkunft 
fixierte, seit dem 20. VII. wirksame Verfahren behandelt. Hinsicht- 
lich der Einzelheiten müssen wir auf den „Reichsanzeiger“ 1922, Nr. 
158, verweisen, in dem der Minister eingangs bemerkt, daß nur fran- 
zösische Kriegsgeschädigte zur Teilnahme berechtigt sind und in 
dem Verfahren lediglich Gegenstände zur Verwendung für den Wie- 
deraufbau von Immobilien und Mobilien in allen zerstörten Teilen 
des europäischen Staatsgebiets Frankreichs bezogen werden können. 
Wie letzteres aus den Verpflichtungen Deutschlands Nutzen zu 
ziehen gedenkt, zeigt ein gleich nach seinem Bekanntwerden leb- 
haft und insbesondere vom Aktionskomitee der befreiten Gebiete 
umstrittener Plan des französischen Ministers LeTrocquer,der 
darauf abzielt, mit deutschen Arbeitern und Materialien große öf- 
fentliche Werke, u. a. Kraftstationen an der Rhöne, ausführen zu 
lassen, ein Projekt, das nach Genehmigung durch den Ministerrat 


„ jetzt der Reparationskommission vorliegt. 


Inzwischen hat sich die Wirtschaftslage Deutschlands unter dem 
Einfluß einer neuen außerordentlichen Markentwertung (Dollarkurs 
vorübergehend über 560 M) derart verschlechtert, daß die Reichs- 
regierung genötigt war, der Reparationskommission ein hier bereits 
kurz erwähntes abermaliges Stundungsgesuch überreichen 
zu lassen. Sie weist in ihm darauf hin, daß zur Erfüllung der von der 
Kommission im März auf 720 Mill. Gldm ermäßigten Barleistungen, 
die damals schon einen Betrag von 51,4 Milliarden Pprm erfordert 
hätte, nunmehr 80 Milliarden Pprm notwendig seien und zu dieser 
Summe noch die übrigen Devisenverpflichtungen des Reichs aus der 
Erfüllung des Versailler Vertrages mit insgesamt jährlich rd 600 
Mill. Gldm oder 66 Milliarden Pprm hinzutreten. Falls sie gezwungen 
sei, unter diesen Umständen ausländische Zahlungsmittel für die 
Verbindlichkeiten aus dem Vertrage weiterhin in einem dem bishe- 
rigen sich nähernden Umfange zu beschaffen, würde die Verminde- 
rung des deutschen Markwertes unaufhaltsam fortschreiten und zu 
einer vollkommenen Zerrüttung des finanziellen, 
wirtschaftlichen und sozialen Lebens Deutschlands 
führen. Sie wünscht in der erbetenen Entscheidung auch die außer- 
halb der eigentlichen Reparationsverpflichtungen liegenden Lasten 
aus dem Versailler Vertrage, soweit sie in fremden Zahlungsmitteln 
fällig werden, angemessen berücksichtigt zu sehen und hält eine als- 
baldige vorläufige Regelung der Barzahlungen für notwendig, weil 
die Entlastung durch eine äußere Anleihe nicht eingetreten sei. Wie 
hier gleichfalls schon berichtet wurde, hat die Reparationskommis- 
sion die Entscheidung über das verlangte Moratorium nach Eingang 
des Berichtes des Garantiekomitees in Aussicht gestellt, zunächst 
aber die Zahlung des am 15. VII. fälligen Betrages von (nach An- 
rechnung gewisser Kredite) rd 32,1 Mill. Gldm gefordert, die auch 
rechtzeitig abgeführt worden sind. Wenn die Kommission bei diesem 
Anlaß die Überzeugung ausspricht, daß die Reparationszahlungen 
nicht die wichtigste Ursache der Markentwertung seien und eine be- 
ständige Lage sich nur durch die sofortige Inkraftsetzung der von 


ihr seit langem geforderten Finanzreformen wieder herstellen 


lasse, so trägt sie damit den wirtschaftlichen Verhältnissen und Zu- 
sammenhängen keine Rechnung. Der finanzpolitische Ausschuß des 
Reichswirtschaftsrats hat soeben in einer Entschließung sehr klar 
zum Ausdruck gebracht, daß sich die Aufgabe, die schwebende Schuld 
und den Banknotenumlauf zu verringern, z. Zt. nicht erfüllen lasse, 
weil das immer schnellere Sinken des Markkurses automatisch den 
Fehlbetrag in den Haushalten des Reiches, der Länder und Gemein- 
den erhöhe und damit die eine Ursache der Inflation in ihrer Wir- 
kung verstärke. Ebenso steigere es in stetiger Wechselwirkung die 
Passivität der deutschen Handelsbilanz und noch erheblicher die 
der Zahlungsbilanz. Unter diesen Umständen bedeute der monatlich 
sich erneuernde Zwang zur Beibringung ausländischer Devisen für 
Reparationszwecke eine immer rascher fortschreitende Zerrüttung 
der deutschen Währung, so daß heute schon die Mark zeitweilig vom 
Ausland nur noch zu sturzweise erniedrigten Kursen aufgenommen 
werde und schon ein ganz geringes Angebot eine außerordentliche 
Entwertung unserer Valuta bewirke. So werde jede Sanierungsarbeit 
vereitelt. Solle die Entwicklung nicht hoffnungslos abwärts gehen, 
so bedürfe es eines entscheidenden Ereignisses, das Be- 
ruhigung und Wiederkehr des Vertrauens bringe und damit auch die 
Voraussetzung für eine internationale Anleihe schaffe. Den einzigen 
Stützpunkt solchen Vertrauens biete nach Ansicht des Ausschusses 
diewesentlicheEinschränkungundHinausschie- 
bungdermitausländischen Wertenzudeckenden 
Leistungen. Nur durch ein Moratorium sei der deutsche Kredit 
wieder herzustellen und eine ausländische Anleihe möglich, die 
Deutschland die Überwindung der Passivität seiner Zahlungsbilanz, 
die Herstellung des Gleichgewichts im Haushalt und die Stabilisie- 
rung seiner Währung erreichen läßt. Dann könne es auch aufein 
erträglichesMafßherabgesetzteReparationsver- 
pflichtungenerfüllen, ohne dadurch sein eigenes Wirtschafts- 
leben wie den Weltmarkt immer weiter zu zerrütten. 


3. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. 996 


Angesichts der Tatsache ‚daß die Preise des letzteren mehr und 
mehr von denen des Inlandes erreicht und überholt werden, steht die 
deutsche Industrie vor schnell wachsenden Schwierigkeiten. Wäh- 
rend sie sich, wie die „Ind. u. Handels-Ztg.” kürzlich in einem Auf- 
satz „Lohnbewegung und Wirtschaftslage“ dargelegt hat, zur Auf- 
rechterhaltung ihrer Produktion ausländischer Kohle be- 
dienen muß, deren Konkurrenz zunimmt — im Juni kamen aus Eng 
land 12 Mill. t —, sinken die Förderzahlen Deutschlands (im Juni an 
der Ruhr arbeitstäglich um fast 13000 t) und die Haldenbestände 
gehen zurück. Dazu kommen der Ausfall Oberschlesiens mit etwa 
11% seiner früheren Beisteuer wie auch erhebliche Nachforderungen 
der Entente, die nach einer Denkschrift der Reichsregierung für Juni 
etwa 60 000 t ausmachen, so daß die Industrie, wenn die Kohlenge- 
winnung nicht bedeutend steigt, mit völlig ungenügender Beliefe- 
rung rechnen muß. Ergibt sich schon daraus mit dem Unvermögen, 
die Leistungsmöglichkeit ausnutzen zu können, letzten Endes eine 
Verringerung ihrer \Wettbewerbsfähigkeit, so wird diese auch da- 
durch beeinträchtigt, daß der Lohnabbauim Ausland fort- 
schreitet und die Verbilligung der fremdländischen Erzeugung ein 
weiteres Nachlassen der Weltmarktpreise zur Folge haben kann. 
Die Abnahme der deutschen Ausfuhrmengen, in der die Erhöhung 
der Gestehungskosten zum Ausdruck kommt, weist darauf hin. Bei 
dieser Entwicklung muß natürlich dem Lohnproblem besondere Auf- 
merksamkeit geschenkt werden, u. zw. auch von den Industriegrup- 
pen, die noch über Aufträge verfügen und bei denen sich das Aus- 
bleiben ausländischer Bestellungen wegen ihrer überwiegenden Ein- 
stellung auf Inlandabsatz im Beschäftigungsgrad vorläufig nicht 
auswirkt. Abgesehen von der außerordentlichen Verteuerung der 
Kohle (anfangs 1914 kostete westfälische Fettförderkohle 11,25 M/4, 
heute stellt sich ihr Preis einschl. Steuer auf 1513 M, und mit aber- 
maligen Steigerungen ist weiter- wohl zu rechnen), sind die wieder- 
holten Frachterhöhungen nicht nur dem Export, sondern 
auch dem Absatz im Inlande ungemein schädlich. Sie führen zu einer 
Verwirrung und Verschiebung im inländischen Absatz und vielfach 
zum Verlust der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber einer durch den 
Frachtvorsprung begünstigten Konkurrenz. Zu diesen für tunlichste 
Minderung der Gestehungskosten sprechenden Faktoren gesellt sich 
die zunehmende Geld- und Kreditknappheit, die um so 
fühlbarer werden wird, wenn jetzt die Zahlungen für die Zwangs- 
anleihe geleistet werden müssen. 

Ein Ende dieser durchaus nicht nur für Deutschland ruinösen 
Gestaltung der Dinge läßt sich nur erhoffen, wenn die Entente, wie 
esin England der Fall zu sein scheint, endlich (8 Jahre nach Kriegs- 
beginn) die von Sachverständigen bis zum Überdruß gerügten, heute 
kaum noch wiedergutzumachenden Fehler ihrer sogenannten Repa- 
rationspolitik erkennt und sich im eigensten Interesse dazu enl- 
schließt, dem wirtschaftlich erlahmenden Gegner auf dem Wege 
eines Abbaues der interalliierten Verschuldung zunächst durch ver- 
ständige Ermäßigung seiner Zahlungsverpflichtungen und ein nicht 
zu kurz bemessenes Moratorium die Fähigkeit zur finanziellen Sa- 
nierung zu geben, der eine ausgiebige, aber auch tragbare Anleihe 
sowie die Stabilisierung der Valuta folgen können. Geschieht das, wie 
absolut erforderlich, schnell, so mag Deutschland schließlich für die 
Dauer des Zahlungsaufschubes auch noch die kostspielige Last der 
soeben mit dem Garantiekomitee vereinbarten Finanzkon- 
trolle, deren Einzelheiten der Reichsanzeiger 1922, Nr. 160, be- 
kanntgegeben hat, auf sich nehmen, wenn sie, was allerdings nach 
allen bisherigen Erfahrungen keineswegs verbürgt ist, in einsichts- 
und taktvoller Weise durchgeführt wird. Der bevorstehende Bericht 
des Garantiekomitees an die Reparationskommission und deren Ent- 
scheidung über das Stundungsgesuch sowie die geplante Zusammen- 
kunft des französischen und englischen Ministerpräsidenten in Lon- 
don werden zeigen, ob es der deutschen Reichsleitung nunmehr ge- 
lungen ist, durch ihre Erfüllungspolitik der Vernunft Geltung zu 
verschaffen. 


‚ „Der deutsche Außenhandel mit elektrotechnischen Erzeugnissen 
im Mai 1922. — Der Außenhandel (Spezialhandel) mitelek- 
trotechnischenErzeugnissenistimMai gegen den Vor- 
monat!) nach Menge und Wert gewachsen. Die Einfuhr hat, wie 
aus der auch die für Mai 1921 festgestellten Mengen berücksichtigen- 
den Übersicht zu ersehen, 3345 dz bzw. 24,125 Mill. M gebracht, war 


Vgl. „ETZ“ 1922, S. 926. 


Ausfuhr 
1921 


Einfuhr 


Erzeugnisse 


1. Dynamos, Motoren, Umformer, 
Transformatoren, Drosselspulen, 


Anker und Kollektoren!). . . [1765 |10034! 319118544 187050, 13509 
2. Akkumulatoren, Ersatzplatten.. 8| 5634| 21901) 5062 
3. Kabel?) . . . 2.2.2 2 20 00 7%117093| 99194115058 
4. Bogen-, Quecksilberdampf- usw. | | 

Lampen, Gehäuse mit Glas- 

glocken, Scheinwerfer, Reflek- | 

TOTEN ee ee 82| 1778| 28 
5. Glühlampen . . ...... i 51| 1602| 50000| 866 
6. Telegraphenwerke und Fern- 

sprecher (auch für Funkdienst), 

Sicherungs- u. Signalapparate . 15| 1884| 79896| 1624 
7. Starkstromvorrichtungen?) . . 125]16439|198703| 10656 
8. Elektromedizinische Apparate . 1151| 30766| 372 
9. Meß-, Zähl- und Registriervor- 

richtungen . . » 2 2 2 2 0. 23] 2206| 62685| 1986 
10. Elemente, Batterien . .... 8 1251| 7700' 


ll. Heiz- und Kochapparate . . . 
12. Montierungsteile aus Porzellan, 

Steingut, Glas usw.!). .. . . 
13. Isolationsgegenstände aus As- 


6| 1395| 25093| 626 


best, Glimmer, Mikanit usw. . a 1298 33 
14. Isolierrohre aus Papier, Pappe . —| 1236' 6820' 1191 
15. Unvollständig angemeldete Er- 

Zeugnisse s.. s 2 er ran 8° 63 19 


Insgesamt |3345 |24125'1379'68566|772950 51030 


damit also um 123 dz größer als im April (3222 dz bzw. 16,715 Mill. 
Mark). Verglichen mit dem gleichen Monat von 1921 (1379 dz), er- 
gibt sich eine Steigerung um 1966 dz, aber gegen Mai 1914 (4737 dz) 
ein Minus von 1392 dz. Der Import zeigt im Vergleich mit April 
höhere Gewichtsmengen bei Dynamos, Motoren usw., Akkumula- 
toren, Glühlampen, Starkstromvorrichtungen (+ 661 dz), Heiz- und 
Kochapparaten, Montierungsteilen aus Porzellan, Steingut usw., da- 
gegen eine quantitative Verringerung bei Kabeln (— 494 dz), Bo- 
genlampen usw., Schwachstromvorrichtungen, elektromedizinischen 


-Apparaten, Meß- und Zählvorrichtungen, Elementen und Batterien 


sowie bei Isolationsgegenständen aus Asbest, Glimmer usw. An Ma- 
schinen (ohne fertige Anker usw.) sind insgesamt 893 Stück einge- 
führt worden (850 i. Vm.), an Metalldrahtlampen 191 687 (174309 i. 
Vm.); andere Glühlampen hat Deutschland im Mai aus dem Ausland 
nicht bezogen. Die Einfuhr von in der Übersicht nicht genannten 
Porzellanisolatoren für Telegraphen- oder Fernsprechleitungen be- 
trug 9 dz (77 i. Vm.). Die Ausfuhr stellte sich auf 68 566 dz im 
Wert von 772,950 Mill. M, d. i. gegen den Vormonat (66 943 dz bzw. 
634,613 Mill. M) eine um 1623 dz größere Menge. Mit Mai 1921 ver- 
glichen (51 030 dz), errechnet sich eine Steigerung um 17536 dz, 
während der Export hinter dem des gleichen Monats von 1914 
(136 852 dz) noch um 68 286 dz zurückgeblieben ist. Zugenommen 
hat er bei allen Positionen mit Ausnahme von Dynamos usw. 
(— 6457 dz), Elementen und Batterien, Isolationsgegenständen aus 
Asbest, Isolierrohren, unvollständig angemeldeten Erzeugnissen, 
u. zw. insbesondere bei Kabeln um 2800 dz, Glühlampen um 607 dz und 
bei Starkstromvorrichtungen um 2954 dz. Die Ausfuhr von Dynamos, 
Motoren usw. (ohne fertige Anker usw.) umfaßte 13166 Stück 
(11 296 i. Vm.). An Bogen-, Quecksilberdampf-, Quarz- und ähnlichen 
Lampen hat Deutschland 2036 (1223 i. Vm.), an Metalldrahtlampen 


‘rd 3,735 Mill. Stück (2,906 i. Vm.), an Kohlefaden usw.-Lampen 


0,174 Mill. Stück (0,192 i. Vm.) exportiert. Von Isolatoren aller Art 
(auch Glocken) aus Steingut oder Porzellan sind 5506 dz ins Aus- 


land gegangen (6096 i. Vm.). Der Überschuß der Ausfuhr über 


die Einfuhr beziffert sich im Mai auf 65 221 dz bzw. 748,825 Mill. M. 


ı) Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile vollständiger Maschinen —?) Die 
Ausfuhr umfaßt auch isolierten Draht aus unedien Metallen. — ®) Die Ausfuhr 
umfaßt auch Quecksilberumformer und die Inolationegsgenatands der Gruppe 12 
(außer Glocken). — *) Außer Porzellanisolatoren für Telegraphen- und Fern- 
sprechleitungen. — 5) Davon 20 dz Rückware. 


nn BA 3 3 ON Bremse DL Sn am /n EN. 9 un Seh Lane = De een nn Ban ee S E nn De Pan ne SS Ba Au ern Su Ben Bu an en ee nn 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Zur besonderen Beachtung. 


Anfragen, Anträge und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten. 
Bei der Geschäftsstelle gehen Schriftstücke, die Anfragen, 
Anträge und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten enthal- 
ten, in großer Anzahl, jedoch nur in einfacher Ausfertigung ein. 
Hierdurch entstehen der Geschäftsstelle umfangreiche Schreibarbei- 


ten, die bei einer Einsendung der vorgenannten Schriftstücke in 
mehrfacher Ausfertigung vermieden werden können. Die Geschäfts- 
stelle bittet daher, ihr von allen Schreiben, die Anträge oder Ein- 
sprüche enthalten und an die Kommissionsvorsitzenden weiter- 
geleitet werden müssen, neben dem Originalschreiben wenigstens 


.einen Durchschlag mitsenden zu wollen. 


Alle Zuschriften sind stets an den Verband und nicht an ein- 
zelne Personen der Geschäftsstelle zu richten. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär. 
P.Schirp. 


996 


RECHTSPFLEGE. 


Erhöhung der patentamtlichen Gebühren +). — Am 1. Juli ist ein 
Gesetz zur Erhöhung der patentamtlichen Gebühren in Kraft ge- 
treten, dessen wichtigste Bestimmungen die folgenden sind: Die 
Gebühren für die Anmeldung eines Patentes werden auf 300 M 
erhöht. Die Jahresgebühren für ein Patent betragen für die 
beiden ersten Jahre je 300 M, wachsen dann für das 3. und 4. Jahr 
um je 100 M, für das 5., 6. und 7. Jahr um je 200 M, so daß sie für letz- 
teres 1100 M betragen; für das 8. Jahr stellen sie sich auf 1500 M, 
für das 9. auf 2000 M und steigen weiter für das 10. und 11. Jahr 
je um 1000 M, erreichen für das 12. Jahr 6000 M, das 13. Jahr weiter 
10000, für das 14. Jahr 15000 M und schließlich für das 15. Jahr 
20000 M. Die Zuschlaggebühr für verspätete Zahlung ist 
“auf 100 M erhöht worden, die Gebühr für die Beschwerde nach 
§ 26 auf 200 M. FürdieNichtigkeitsklage beträgt sie jetzt 
in erster Instanz 600 M, und bei Anmeldung der Berufung ist 
eine Gebühr von 1000 M zu zahlen. Im Nichtigkeitsverfah- 
ren vor dem Reichsgericht werden dann Gebühren und Auslagen 
nach den für das Verfahren in der Revisionsinstanz geltenden Sät- 
zen berechnet. 


Die Anmeldegebühr für ein Gebrauchsmuster hat man 
auf 200 M, die Erneuerungsgebühr nach 3 Jahren auf 1000 M gestei- 
gert. Es war ursprünglich geplant gewesen, die Dauer des Patents 
um 3 Jahre, die des Gebrauchsmusters um 2 Jahre zu verlängern und 
diese Zusatzjahre mit besonders hohen Gebühren zu belasten. Diese 
Absicht, die einen langjährigen Wunsch eines großen Teils der Inter- 
essenten erfüllt hätte, ist infolge des Widerspruchs einzelner Indu- 
striekreise aufgegeben worden. 


Die einschneidendsten Änderungen und Erhöhungen finden sich 
im Warenzeichengesetz. Hier sind zunächst eine Anmelde- 
gebühr von 200 M und außerdem für jede Klasse oder Unterklasse 
des bisherigen Warenklassenverzeichnisses des Patentamts je 100 M 
zu zahlen. Dieses Verzeichnis enthält insgesamt 58 Klassen und 
Unterklassen. Allerdings ist über die Zahl von 20 Klassen oder 
Unterklassen hinaus keine Gebühr zu zahlen, so daß die Höchst- 
kosten für die Anmeldung eines Warenzeichens 200 M + 20 X 100 M 
= 2200 M betragen. Führt die Anmeldung aus einem Grunde, der 
für alle angemeldeten Waren ohne Unterschied der beanspruchten 
Unterklassen oder Klassen zutrifft, nicht zur Eintragung, also z. B. 
weil das Zeichen eine Beschaffenheitsangabe enthält, so wird die 
für mehr als eine Klasse oder Unterklasse gezahlte Gebühr erstattet. 
Diese Vorschrift findet jedoch keine Anwendung, wenn die Anmel- 
dung wegen Übereinstimmung des angemeldeten Zeichens mit einem 
für gleichartige Waren früher angemeldeten Zeichen zurückge- 
wiesen wird. 


Für jedes Zeichen ist ferner vor der Eintragung eine Eintra- 
gungsgebühr von 200 M und zur Deckung der durch die Veröffent- 
lichungen im Reichsanzeiger und Warenzeichenblatt entstehenden 
Kosten ein Druckkostenbeitrag zu entrichten. Man hofft, hierdurch 
auch die überlangen Warenverzeichnisse einzuschränken. 


Auch die Erneuerung von Warenzeichen ist erheb- 


lich verteuert worden; sie kostet in Zukunft 300 M Grundgebühr ` 


und außerdem für jede Klasse oder Unterklasse, für die die Erneue- 
rung nachgesucht wird, eine Erneuerungsgebühr von 100 M. Demge- 
mäß werden die im Laufe der nächsten zehn Jahre in ihrer Schutz- 
dauer ablaufenden Warenzeichen vom Patentamt daraufhin geprüft 
werden, in welche Klasse bzw. Unterklasse die geschützten Waren 
fallen, um danach die Erneuerungsgebühren zu berechnen. Die neue 
Besteuerung der Klassen und Unterklassen ist an und für sich für 
Firmen, die eine umfangreiche Warenliste haben, recht unerfreu- 
lich, da bisher die Kosten für die Anmeldung und Erneuerung völ- 
lig unabhängig von der Zahl der Waren waren. Man hofft, daß durch 
die neue Besteuerung der Klassen bei der Anmeldung oder Verlänge- 
rung auf überflüssige Waren verzichtet wird, die bisher mit aufge- 
nommen wurden, weil sie eben nicht mehr kosteten, obgleich nach 
der Art des Unternehmens von vornherein derartige Waren gar 
nicht in Frage kamen. Dadurch würden die Warenverzeichnisse 
kürzer und dem Patentamte .die Prüfung neuer Anmeldungen er- 
leichtert werden. 


Die Löschungsklage gegen Warenzeichen vor 
dem Patentamt nach F Ziffer 2, die früher kostenlos war, ist jetzt 
mit 200 M gebührenpflichtig, die Zuschlagstaxe bei verspäteter Zah- 
lung auf 100 M erhöht worden. 


Für Verbandszeichen ist eine Anmeldegebühr von 1000 
Mark und eine Klassengebühr von je 500 M festgesetzt. Die Erneue- 
rungsgebühr beträgt hier 2000 M, wozu noch eine Klassengebühr 
von 500 M tritt. Bei Verbandszeichen beträgt die Eintragungsgebühr 
1000 M. 


Die vielen kleinen Gebühren, die durch die Gesetze vom 
4. VI. 1920 und 6. VII. 1921 eingeführt waren, z. B. für Ausfertigung 
von Urkunden, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, Umschrei- 
bungen in der Rolle, Erteilung von Rollenauszügen usw., sind in 
Wegfall gekommen, weil ihre geringe Höhe in keinem Verhältnis 
zu den Kosten der Buchung und Quittung stand. Ebenso hat man 


1) Vgl. auch „ETZ“ 1920, 3. 1020. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heft 30. 


3. August 1929. 


die Einspruchs- und die Widerspruchsgebühr beseitigt, von denen 
namentlich die letzte zu den schärfsten Bedenken Anlaß gab; denn 
sie bedeutete eine große Belästigung und Ausgabe für den Inhaber 
eines wertvollen, viel kopierten Zeichens, der in kurzen Zeiträumen 
bei jeder angemeldeten Nachahmung Widerspruch erheben mußte. 


Lediglich eine dieser Sondergebühren ist aufrecht erhalten und 
sogar verteuert worden, u. zw. die für den Antrag auf Ausfer- 
tigungeinesPrioritätsbelegs, die jetzt 300 M beträgt. 
Diese Bestimmung ist außerordentlich zu bedauern. Die Kosten der 
Auslandsanmeldungen sind durch den unglücklichen Stand der Mark 
derart in die Höhe gegangen, daß man den Deutschen, der Auslands- 
patente anmeldet, nicht noch unnötig belasten sollte, um so mehr als 
das Patentamt ohnedies die Ausfertigung der Prioritätsbelege und 
deren Beglaubigung noch nach Zeitaufwand berechnet. Das Aus- 
landspatent ist heute einer der wenigen Möglichkeiten, die deutsche 
Zahlungsbilanz durch reine Geistesarbeit ohne Materialaufwand zu 
bessern. Es ist dringend zu wünschen, daß diese Gebühr bei der 
nächsten Gelegenheit verschwindet. 


Auch die Übergangsbestimmungen sind zum Teil 
wenig erfreulich. Das neue Gesetz sieht vor, daß die neuen Gebüh- 
rensätze für alle Gebühren maßgebend sind, die nach seinem In- 
krafttreten fällig werden. Schon bei den früheren Gebührenände- 
rungen ist von der Patentanwaltschaft wiederholt gefordert worden, 
daß die bereits eingezahlten Gebühren mit der Zahlung als abgegol- 
ten angesehen werden sollen. Diese Regelung würde dem Patent- 
amte, den Patentanwälten und den Besitzern von Schutzrechten Jie 
z. T. recht beträchtliche Mühe sparen, sämtliche schwebenden Sachen 
daraufhin durchsehen zu müssen, ob eine Nachzahlung erforderlich 
ist oder nicht. Eine bekannte Firma hat aus Anlaß der letzten Ge- 
bührenerhöhung in 1800 Fällen Nachprüfung halten müssen. Die 
Arbeit, die mit dieser Revision der Akten, der Kartotheken oder 
Überwachungsbücher verbunden ist, ist volkswirtschaftlich vergeu- 
det. Der Zeitaufwand hierfür und für die infolge des Versehens 
nötig werdenden Hunderte von Wiedereinsetzungsanträgen ist so 
groß, daß er durch die vorübergehend dadurch gesteigerten Einnah- 
men des Patentamts nur zum kleinen Bruchteil eingebracht wird. 
Die Behörde sollte sich endlich angewöhnen, in solchen Fällen 
nicht fiskalisch, sondern volkswirtschaftlich zu 
denken und nicht das Interesse der Behörde, sondern 
dasderGesamtheit entscheiden zu lassen. 


Ist eine Gebühr an einem Tage im Juli 1922 zu zahlen, so kann 
der Unterschied zwischen der bisherigen und der erhöhten Gebühr 
bis zum letzten Tage des Juli nachgezahlt werden. Das gleiche gilt 
auch für die Zahlung einer durch das Gesetz neu eingeführten Ge- 
bühr. 


Bezüglich des Patentverlängerungsgesetzes ist 
bestimmt, daß für die seinerzeit unwirksam erklärten Fälligkeitster- 
mine (Artikel 1 $ 6 Satz 1) die entsprechenden Kalendertage der 
auf den 31. VII. 1919 folgenden 5 Jahre treten. Eine Gebühr, die 
für ein in der Zeit vom 1. VIII. 1914 bis 31. VII. 1919 begonnenes 
Patentjahr gezahlt worden ist, muß durch Nachzahlung auf den für 
den neuen Fälligkeitstermin vorgeschriebenen Betrag ergänzt wer- 
den. Das Gesetz enthält ferner die sehr wichtige Bestimmung, dab 
innerhalb von 5 Jahren die Reichsregierung bei wesentlicher Ande- 
rung der wirtschaftlichen Verhältnisse mit Zustimmung des Reichs- 
rats — also ohne den Reichstag zu befragen — eine entsprechende 
Erhöhung oder Ermäßigung der Gebühren anordnen kann. Diese 
Anordnung ist außer Kraft zu setzen, wenn es der Reichstag ver- 
langt. 

Die neue Erhöhung der Gebühren ist leider eine dringende Not- 
wendigkeit. Das Defizit des Patentamts, das im Frieden ständig mit 
Überschüssen von bis zu 5 Mill. M gearbeitet hat, beträgt jetzt dem 
Vernehmen nach etwa 75 Mill. M. Das Reich darf aber verlangen, 
daß das Patentamt sich selbst ohne Zuschuß erhält. Die Erhöhung 
hat diesmal besonders schwer die Warenzeichen betroffen, sie ist 
aber trotzdem nicht ungerechtfertigt. Denn Warenzeichen werden 
im allgemeinen nur von wirtschaftlich kräftigeren Unternehmen 
nachgesucht, für die das Warenzeichen ein wertvolles Hilfsmittel 
fürden Absatz ist. Auch ist die Prüfung der Warenzeichen, nament- 
lich der mit umfangreichen Warenverzeichnissen, eine Hauptursache 
für die große Belastung des Patentamts. Deshalb haben die zur Be- 
ratung herangezogenen Vertreter des Handels und der Industrie ihre 
Zustimmung zu den neuen Forderungen nicht versagen können. 
Man hofft, durch das neue Gesetz die bisherigen Einnahmen von 
etwa 38 Mill. M auf die künftige Höhe von 95 Mill. M zu bringen. 


Angesichts der erhöhten Lasten, die das neue Gesetz bringt, 
müssen aber auch einige Forderungen gestellt werden, u. zw. sowohl 
hinsichtlich der Qualität der Arbeit des Patentamtes wie deren Ver- 
teilung. Rein bureaumäßige Versehen sollten, wie früher, wieder 
zu den großen Seltenheiten gehören. Zur qualitativen Hebung der 
Arbeit des Patentamtes ist allerdings erforderlich, daß das vor kur- 
zem erfolgte Herabdrücken des Amtes zur mittleren Behörde — an- 
scheinend nur aus fiskalischen Gründen — wieder rückgängig 8° 
macht wird, denn sonst wird es unmöglich werden, vorwärtsstre- 
bende fähige Beamte für eine solche Behörde zu gewinnen, an der 
eie keine Entwicklungsmöglichkeiten sehen. Es ist ein offenes Ge- 
heimnis, daß das Patentamt in der letzten Zeit nach zehn technischen 
Hilfsarbeitern auf ganz normalen technischen Gebieten gesucht hat, 


FA a a 


3. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. 


997 


aber nicht einen einzigen finden konnte. Die Lage des Patentamts 
kann sehr schwierig werden, wenn etwa die Zwangspensionierung 
jer die Altersgrenze überschreitenden Beamten durchgeführt wer- 
den sollte, ohne daß tüchtiger und geschulter Ersatz für sie gesichert 
ist. Der schwere Zusammenbruch des amerikanischen Patentamts 
unter ähnlichen Verhältnissen sollte schrecken. Besonders ist es 
notwendig, die Bezahlung der Patentamtsbeamten so zu regeln, daß 
man erfahrene, praktisch geschulte Männer gewinnt, die durch die 
Qualität und Intensität ihrer Arbeit die höhere Bezahlung wett ma- 
chen und sie in Wirklichkeit zur billigeren und wertvolleren ge- 
stalten. 


Inkraftsetzung österreichischer bzw. ungarischer Patent- und 
Warenzeichenrechte in der Tschechoslowakei und Südslawien. — 
Gesuche um Inkraftsetzen österreichischer bzw. ungarischer Pa- 
tent-und Warenzeichenrechte, die vor dem 11. VI. 1919 in Wien bzw. 
Budapest angemeldet oder erteilt wurden, können voraussichtlich in 
der Tschechoslowakei nur noch bis zum 31. X. eingereicht werden. 

In Südslawien können Gesuche um Inkraftsetzung österreichi- 
scher bzw. ungarischer Patente und Warenzeichen, die vor dem 
2%. X. 1918 angemeldet oder erteilt wurden, nur noch bis zum 31. VII. 
eingereicht werden. 


Eine Verlängerung dieser Patente um die Kriegsdauer ist nicht 
vorgesehen, so daß in beiden Ländern in Kraft gesetzte österreichi- 
sche bzw. ungarische Patente spätestens nach Ablauf der ursprüng- 
lich vorgesehenen fünfzehnjährigen Schutzfrist erlöschen, unabhän- 
gig davon, ob die entsprechenden österreichischen oder ungarischen 
Patente in den Stammländern verlängert worden sind oder nicht. 


Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


R. Wilke, Vorstandsmitglied der „Dux“ A. G., Metallwarenfabrik 
Deutscher Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, Frankfurt a. M., ist 
an Stelle des Magistratsbaurats Pietsch, der sich in den Ruhestand 
begibt, zum Direktor der Städtischen Gas-, Wasser- und Elektrizi- 
a o Memel gewählt worden. Der Eintritt wird am 1. IX. 1922 
erfolgen. 


Hochschulnachrichten. — Für den in der wirtschafts- und sozial- 
wissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln neugegründeten 
Lehrstuhl für Statistik ist der dortige Privatdozent Dr. J.Breuer 
in Aussicht genommen. 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


Die Einrichtung von Reichs-Funkanlagen. Von 
Postrat Paul Münch. Bd. 54 von „Post und Telegraphie in 
Wissenschaft und Praxis“. Von Dr. Andersch u. Dr. H. 
Heidecker. Mit 6 Taf. 72 S. in 8%. Verlag für Politik 
und Wirtschaft G. m. b. H., Berlin 1922. Preis 12 M. 


Das vorstehende Büchlein ist als eines der ersten (Bd. 54) 
in der neuen von Andersch und Heidecker herausgegebenen Samm- 
lung „Post und Telegraphie in Wissenschaft und Praxis“ er- 
schienen. Die interessant geschriebene Arbeit bietet in der 
Hauptsache den Reichstelegraphenbeamten eine Handhabe für die 
Einrichtung von Anlagen des Reichsfunknetzes und gibt einen 
eingehenden Überblick über die Anordnung der Apparate sowie 
die Raum- und Unterbringungsfrage. Die Darstellung der Bau- 
susführung einschließlich der Herstellung der Antennenanlagen 
sowie der technischen Inneneinrichtung ist leicht verständlich und 
wird durch zahlreiche Schaltschemen und Skizzen auf besonderen 
Tafeln erläutert. 


Von besonderem Interesse sind die einleitenden Kapitel, in 
denen der Verfasser unter besonderer Berücksichtigung der Be- 
dürfnisse des Betriebes zunächst die Betriebsweise der im Reichs- 
funknetz verwendeten Röhrensender und Überlagerungsempfänger 
ausführlich darstellt und die Anforderungen, die an die Kraft- 
anlage für die Sender gestellt werden, schildert. Das Büchlein 
dürfte auch weite Kreise — besonders der Fachindustrie — 
interessieren. H. Thurn. 


Diestatistischen Forschungsmethoden. Von Prof. 
Dr. Emanuel Czuber. Mit 35 Abb. X u. 238 S. in 8°. Ver- 
lag von L. W. Seidel & Sohn, Wien 1921. Preis 60 M, geb. 72 M. 


Das neue Buch des bekannten und wissenschaftlich sehr ge- 
schätzten Verfassers der „Wahrscheinlichkeitsrechnung” ist in 
erster Linie den Bedürfnissen der Praxis angepaßt. Es enthält 
auf etwas über 200 Seiten eine leicht verständliche Darstellung 
der verschiedenen Zweige des behandelten Gebiets. (Abhängig- 
keit der festen Merkmale, veränderliche Merkmale, Mittelwerte, 


Streuung, Korrelation usw. — Beziehung zur Wahrscheinlich- 
keitsrechnung.) Die logische Seite der Probleme wird besprochen, 
der praktisch empfehlenswerteste Weg der Behandlung ohne An- 
wendung umfangreicher mathematischer Mittel dargelegt und an 
zahlreichen — hauptsächlich der Biologie entnommenen — Bei- 
spielen erläutert. Dabei bleiben die verschiedenen Abschnitte 
soweit einzeln verständlich, daß man sich über ein speziell inter- 
essierendes Problem leicht Rat und Auskunft holen kann, ohne 
größere Teile des Buches durchzuarbeiten. Von besonderem, all- 
gemeinen Interesse ist die im letzten Teil des Buches enthaltene 
Erörterung über den Gültigkeitsbereich des Gaußschen Fehler- 
gesetzes und die Warnung vor kritikloser Übertragung von Er- 
gebnissen der Fehlertheorie auf das Gebiet der Kollektivlehre. 
Das Buch kann jedem, der seine Kenntnisse auf diesem Gebiet 
auszubauen wünscht, warm empfohlen werden. Plaut. 


Einführung in die höhere Mathematik für Na- 
turforscher und Ärzte. Von Dr. J. Salpeter. 2. 
verb. u. verm. Auflage. Mit 153 Textabb., XII u. 385 S. in 8°. 
SR von Gustav Fischer, Jena, 1921. Preis geh. 70 M, geb. 


Die Aufgabe, Naturforscher und Ärzte in die höhere Mathe- 
matik einzuführen, verlangt vom Lehrer außer der sachlichen Be- 
herrschung des Gebietes noch eine Reihe besonderer Fähigkeiten, 
die nur selten vereint sein werden: erheischt sie doch eine Ein- 
fühlung in die Denkweise und den Vorstellungskreis der Leser, 
die sich in Jer Auswahl und der Behandlung der Beispiele, noch 
mehr aber in der Art der Erklärung abstrakter Begriffe zeigt, 
und überdies einen pädagogischen Takt, verbunden mit einem 
lebendigen Stile, der auch spröde Stoffe interessant zu gestalten 
und den Leser dauernd zu fesseln vermag. Endlich muß man von 
einer Einführung, die nicht schon vor der Drucklegung veraltet 
sein soll, verlangen, daß sie auch den modernen Ideenbildungen 
und Methoden der lebendigen Wissenschaft Rechnung trägt. 

Das vorliegende Buch kann unter den gekennzeichneten Ge- 
sichtspunkten als eine befriedigende Lösung der im Titel ge- 
stellten Aufgabe bezeichnet werden. Es behandelt die üblichen 
Gegenstände der Grenzwertrechnung mit zahlreichen eingestreuten 
Anwendungen auf geometrische, phyeikalische und biologische 
Aufgaben in drei Hauptteilen und einem Anhange unter den 
Überschriften Differentialrechnung, Integralrechnung, unendliche 
Reihen, stetige und unstetige Funktionen. Im Fortgange der 
Darlegungen wird der ausgiebige Gebrauch der geometrischen 
Anschauung, die in den ersten Kapiteln noch als Beweismittel 
herangezogen ist, allmählich durch strengere Schlußweisen ab- 


gelöst; die im Leser hierdurch absichtlich wachgerufene Kritik 


an der naiven Anschauung wird schließlich im Anhange durch 
eine ausführlichere Behandlung des abstrakten Stetigkeitsbegriffes 
geklärt. So erscheint das Buch geeignet, nicht nur technisches 
Können zu vermitteln, sondern auch beim Leser Interesse für 
tiefere Fragen der Mathematik und der Physik zu erwecken. 


P. E. Böhmer, Dresden. 


L’Onde Electrique. Revue mensuelle publiée par les amis 
de la T.S.F. Herausgeber Etienne Chiron, Paris, 40 Rue de 
Seine. Abonnementspreis. Ausland 35 Fr. 


Die Société des Amis de la T.S.F. ist nach dem Kriege von 
Freunden der Funktelegraphie (Amateuren, Technikern, Indu- 
striellen und Wissenschaftlern) gegründet worden, um die Funk- 
telegraphie in Frankreich wissenschaftlich und technisch auf der 
Höhe zu halten. Namen wie Prof. H. Abraham, A. Blondel, Direk- 
tor P. Brenot, General Ferrié u. a. finden sich unter den Grün- 
dern der Vereinigung. Um die Mitglieder steta auf dem Gebiete 
der drahtlosen Telegraphie auf dem laufenden zu halten und ihnen 
ein Sprachorgan zu geben, wurde „L’Onde Electrique” geschaffen, 
von der uns die erste Nummer (Januar 1922)vorliegt. Jedes Heft 
soll enthalten technische Aufsätze, in denen Fachleute, Industrielle 
oder Wissenschaftler über Neuerungen berichten, Mitteilungen 
und Referate aus französischen und ausländischen Fachzeitschrif- 
ten und ferner Ausführungen für die Mitglieder, die es ihnen er- 
möglichen sollen, ihre Kenntnisse auf dem Gebiete der Funktele- 
graphie zu vermehren. Aber nicht nur den Mitgliedern, sondern 
auch allen andern Vereinigungen für Radiotelegraphie sollen die 
Spalten der neuen Zeitschrift geöffnet sein. 

Das vorliegende Heft bringt u. a. Arbeiten von Dr. Léon 
Brillouin über „Hochfrequenzverstärker”, von Prof. Abraham und 
Rene Planiol über „Die Anwendung von Verstärkerlampen im Zeit- 
signaldienst”, ferner einen sehr interessanten Aufsatz von Brenot 
über die französischen Gesellschaften für Radiotechnik. In dem 
letzgenannten Aufsatz wird ausgeführt, daß schon seit vielen Jahren 
leistungsfähige Gesellschaften für Funktelegraphie in fast allen 
Großstaaten sich befunden hätten, nur in Frankreich nicht. So 
befände sich z. B. in England die mächtige Marconigesellschaft, 
die in vielen Ländern Tochtergesellschaften gegründet hätte; fer- 
ner in Deutschland Telefunken-Transradio, die, unterstützt von 
der ‘deutschen Regierung, heute einen mächtigen Einfluß im Aus- 
lande habe; in den Vereinigten Staaten sehen wir die tatkräftige 
Radio Corporation of America eine große Zentralfunkanlage zum 


1) „Proc. of he Royal Dublin Soc.“ Bd. 15 1916, Nr. 4. 


er rn 


998 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. 


3. August 192%. 


gleichzeitigen Verkehr mit mehreren ausländischen Großfunk- 
stellen bauen. In Frankreich zunächst nichts Ähnliches, nur 
einige kleine Gesellschaften fristen ihr Leben, erst allmählich 
dämmert die Bedeutung der Wichtigkeit funktelegraphischer 
Überseeverbindungen. Heute besitzt Frankreich folgende F. T.- 
Gesellschaften: die Compagnie Générale de Telegraphie sans fil 
(50 Mill. Fr), die Société Francaise Radio-BElectrique (7 Mill. Fr.), 
die Compagnie Radio-Maritime (5 Mill. Fr.) und die Compagnie 
Radio-France (60 Mill Fr.), die den Betrieb der in- und auslän- 
dischen französischen Großstationen übernehmen wird. Tochter- 
gesellschaften wurden gegründet in Polen (Radiopol), in Rumä- 
nien‘(Radioelectrica), in der Tschechoslowakei (Radioslavia) und 
in Argentinien (Société Franco-Argentine). Von Interesse ist in 
diesem Aufsatz dann noch die Schilderung der großen Funkzen- 
trale in Sainte-Assise, deren Empfangsstellen sich in Villecresnes 
(24 km von Paris) befinden. Betätigt werden diese Anlagen von 
dem Bureau Central Radioelectrique in Paris aus. 

Wir werden die weitere Entwickelung dieser Zeitschrift mit 


Interesse verfolgen. H. Thurn. 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher. 


Handelsberichterstattung über das Ausland. Vorschläge zur 
Um- und Ausgestaltung. Von Prof. Dr. Otto Goebel. 24 S. in 8°. Ver- 
lag des Reichsverbandes der Deutschen Volkswirte, Berlin 1922. 


Die elektrolytischen Metallniederschläge. Lehrbuch der Galvano- 
technik mit Berücksichtigung der Behandlung der Metalle vor und nach 
dem Elektroplattieren. Von Dr. W. Pfanhauser jr. 6. wesent. erw. 
u. neu bearb. Aufl. Mit 335 Textabb. XVI u. 830 8. in 8°, Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1922. Preis geb. 630 M. 


Lehrbuch der darstellenden Geometrie. Von Prof. Dr. W. Lud- 
wig. Teil 2: Das rechtwinklige Zweitafelsystem. Kegelschnitte, Durch- 
dringungskurven, Schraubenlinie. Mit 50 Textfig. VI u. 134 S. in 8°, 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 54 M. 


Dampf- und Gasturbinen. Mit einem Anhang über die Aussichten der 
Wärmekraftmaschinen. Von Prof. Dr. A. Stodola. 5. umgearb. u. erw. 
Aufl. Mit 1104 Textabb. u. 12 Taf. XII u. 1111 S. in 40, Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1922. Preis 750 M. 


Elektrische Zugförderung. Handbuch für Theorie und Anwendung 
der elektrischen Zugkraft auf Eisenbahnen. Unter Mitwirkung von Ings 
H. H. Peter für „Zahnbahnen und Drahtseilbahnen”. Von Dr.-Ing. 
E. E. Seefehlner. Mit 652 Textabb. XII u. 587 S.in 4°, Verlag von Juli a 
Springer, Berlin 1922. Preis 410 M. 


Schaltungen von Gleich- und Wechselstromanlagen. Ein Lehr- 
und Hilfsbuch. Von Dipl.-Ing. Emil Kosack. Mit 226 Textabb. VIII 
u. 155 S. in 8°, Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 82,50 M, 
112,50 M geb. 


Die Werkzeugstähle und ihre Wärmebehandlung. Von Harry 
Brearley u. Dr.-Ing. Rudolf Schäfer. 3. verb. Aufl. mit 226 Textabb. 
IX u. 324 S. in 8°, Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 210 M 
geb. 


Die Statik des Kranbaues. Von W. Ludwig Andree. 3. Aufl. Mit 
554 Abb. und 1 Tafel, VIII u. 370 S. in 80, Verlag von R. Oldenbourg, 
München und Berlin 1922. Preis 130 M geb. 


Neue Zeitschriften. 


„Wirtschaftspolitische Rundschau der Preußischen Jahr- 
bücher‘‘. Herausgegeben von Dr. W. Schotte. Jahrgang 1, 1922. Verlag 
von Georg Stilke, Berlin. Bezugspreis (3 Hefte im Monat): vierteljährlich 
120 M. Einzelhefte 15 M. 


[Die Zeitschrift, ein Tochterunternehmen der angesehenen politischen 
Monatsschrift, der „Preußischen Jahrbücher‘‘ will auf die durch die Politik 
verwirrten Zusammenhänge hinweisen und sie ordnen helfen. An Hand ihrer 
Veröffentlichungen soll man in der Lage sein, die Weltwirtschaftskrise zu 
studieren. Sie will die verfehlten wirtschaftlichen und politischen Hand- 
lungen der verschiedenen Regierungen zur Anschauung bringen und Wege 
zeigen, diese Fehler auszugleichen und das Hauptziel zu erreichen, die Wurzel 
alles Übels, den Vertrag von Versailles, zu ändern. Denker und Politiker 
des In- und Auslandes, die erkannt haben, daß die Arbeit der ganzen Welt 
nicht gesunden kann, solange Deutschland die Freiheit zu wirtschaftlichem 
Handeln entzogen wird, sollen sich in ihr begegnen. 

Neben einem kritischen Teil, in dem alle wichtigen Fragen der Welt- 
wirtschaft und Politik zur Erörterung gestellt werden, wird sich die Zeit- 
schrift in einem speziellen Teil mit konkreten Fragen der Rohstoffwirt- 
schaft, der Lebensmittelerzeugung und der Finanzierung be- 
fassen. Sie wird wichtige Dokumente, wie politische und wirtschaftliche 
Verträge, Vertragsentwürfe, Noten usw. der ganzen Welt veröffentlichen und 
sammeln. Auch eine Börsenrundschau, die sich über den Standpunkt 
der Effekten und Devisenspekulanten erhebt und in der jene Veränderungen 
der internationalen Börsen registriert, die schöpferisch oder vernichtend, 
kräftebildend und verschiebend wirken, sowie Produktion und Markt be- 
stimmen. Als Mitarbeiter sind eine Reihe von Persönlichkeiten gewonnen 
worden, deren Namen in Deutschland und der ganzen Welt bekannt sind, 
und die Gewähr für den Erfolg der Bestrebungen bieten.) 1. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Der Arbeitsmarkt im Mai 1922!). — Wie das ‚Reichs-Arbeits- 
blatt‘‘ berichtet, war die Beschäftigungslage i. a. überwiegend günstig. 
Bei 5181 Krankenkassen ist die Mitgliederzahl von 12,144 auf 12,417 
Millionen, d. h. um 2,3% gestiegen (2,2% i. Vm.). Von 6,123 Mill. Mit- 
gliedern. der Arbeiterfachverbände waren am 1. VI. nur 39964 Personen 
oder 0,7%, arbeitslos (0,9i. Vm.). Die Zahl der aus Mitteln der öffentlichen 
Erwerbslosenfürsorge Unterstützten ist weiter stark zurückgegangen; am 
1. VI. wurden 30 480 Vollerwerbslose und 38 316 Zuschlagsempfänger 
gezählt. Die Vermittlungstätigkeit der Arbeitsnach weise hat sich gegen 
den Vormonat gehoben; es werden 0,819 Mill. Gesuche, 0,765 Mill. Ange bote 
und 0,516 Mill. gelungene Vermittlungen gemeldet. Auf je 100 Angebote 
entfielen 107 Gesuche und 69 Vermittlungen. 15 berichtende Betriebs- 
krankenkassen der Elektroindustrie hatten am 1. VI., abzüglich der 
‚Kranken und Erwerbslosen, 68 065 männliche und 33 997 weibliche Pflicht- 
mitglieder, deren Zahl also gegen April um 1,8% ab- bzw. um 0,9°, zu- 
genommen hat. 


Wirtschaftslage?). — Nach dem Monatsbericht des ‚‚Reichs-Arbeits- 
blatts‘‘ vom 14. VII. arbeitete die deutsche Industrie im Juni ebenso rast- 
los wie in den Vormonaten, trotz wachsender Brennstoffnot, häufigen 
Stocken der Rohstoffzufuhr, Kreditnot und Steigerung der Gestehunss- 
kosten, die so hohe Preise bedingt, daß immer weitere Schichten der be. 
völkerung im Verbrauch eingeschränkt werden und die Wettbe werbsfähigkeit 
im Ausland schwindet. Vielfach wird Mangel an tüchtigen Facharbrı- 
tern gemeldet, und doch besteht gleichzeitig damit gegen die Friedenszeit 
eine gewisse Übersetzung mit Arbeitskräften. Allem Streben nach Ver- 
besserung der Maschinenausrüstung zum Trotz können die Industrien nicht 
die volle Ausnutzung der Leistungsmöglichkeit wie vor dem Kriege erreichen. 
Unter den jetzigen Bedingungen ist Stärke der Beschäftigung nicht mehr 
gleichbedeutend mit günstiger Lage der Industrie. Daß es sich bei deren 
angespannter Arbeit nicht um Hochkonjunktur und nicht, wie es nach den 
buchmäßigen Gewinnen den Anschein haben könnte, um tatsächlich hole 
Rentabilität handelt, zeigt allein schon die Tatsache, daß von dem vielfach 
um Anlagemöglichkeit verlegenen Weltmarktkapital keine nennenswerten 
Beträge der deutschen Industrie zuflie Ben; obwohl man diese als reich ver 
dienend hinstellt, weil sie mit billigen Löhnen und Exportpränien arbeite, 
hält man sich zurück, an diesen Scheinge winnen teilzunehmen. 

Die Elektroindustrie ist bisher noch befriedigend beschäftigt, doch 
machen sich Anzeichen von Absatzstockungen bemerkbar. Einzelne Be- 
triebe hatten unter Roh- und Hilfsstoffmangel zu. leiden. Unter 171 000 
Beschäftigten waren 92% in Betrieben mit gutem Geschäftsgang tätig 
(83% i. V.). Besonders deutlich hat sich das Nachlassen der Bestellungen 
für die Motorenindustrie gezeigt. Geringfügig ist die Änderung des Ab 
satzes von Zählern; auch Kleinmaterialien (Schalter u. dgl.) haben eine 
Einbuße nicht erfahren; der Berliner Handelskammerbericht stellt hier noch 
reichliche Nachfrage fest, weist aber ebenso wie der der Nürnberger Kamnır 
auf Abnahme der Bestellungen von elektrotechnischen Apparaten 
hin. Die Glühlampenindustrie hat teilweise im Ausland noch weiter 
steigenden Absatz gefunden, während dieser im Inland, der Jahreszeit ent- 
sprechend, etwas nachläßt. Bei der Schwachstromtechnik scheint eine 
wesentliche Veränderung nicht eingetreten zu sein. Die Aufträge auf Lei- 
tungen, sowohl der Selbstverbraucher wie der Händler, gehen zurück. 
Das Geschäft der Kabelindustrie war ruhiger als im Vormonat; einzelne 
Kabelfabriken verweisen auf Mangel an brauchbaren Facharbeitern. Auch 
von Telephonwerken wird Knappheit an tüchtigen Formenbauern, Me- 
tallschleifern und geschulten Spulenwicklerinnen gemeldet. Für Juli sind 
neue Lohnforderungen erhoben worden. Nach dem ‚‚Arbeitsmarkt- 
Anzeiger‘‘ verursachte im Juni ein Streik der Belegschaft des Saale-Elek- 
trizitätswerkes in Saalfeld infolge von Lohndifferenzen Stockungen be! 
zahlreichen Industriebetrieben der Kreise Saalfeld und Rudolstadt. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Das Aus- und Einfuhramt Ems hat die Mindest- 
gebühren für Aus- und Einfuhranträge. ab 15. VII. von 5auf10 M erhöht. — 
Um bei der Verfolgung von Überschreitungen der Frist von Ausfuhr- 
bewilligungen unbillige Härten zu vermeiden, sind die Zollbehörden an: 
gewiesen worden, die Ausfuhr einer Ware auch dann als fristgerecht anzu- 
sehen, wenn nur die zollamtliche Vorabfertigung innerhalb der Bewilligunes- 
frist erfolgt und die Aufgabe der Ware zur Beförderung innerhalb einer ven 
dem Zollamt festgesetzten Nachfrist nachgeholt wird. Erfolgt keine Vor- 
abfertigung. so gilt das Gleiche, wenn die Ware laut Frachtbrief wenigstens 
innerhalb der Bewilligungsfrist zur Beförderung aufgegeben worden ist. Dem 
Exporteur werden also, wie die D.A.K. schreibt, Verkehrsverzögerungen auf 
dem Transport bis zur Grenze i. a. nicht als Überschreitung der Bewilligung®- 
frist angerechnet werden können. 


Neue Gesellschaften. — Joh. Kremenezky, Fabrik für elek- 
trische Glühlampen, Wien, Exportvertretung Hamburg m.b.H.. 
Hamburg. Gegenstand: wie in der Firma angegeben. Stammkapital: 
0,1 Mill. M. — Deutsche Elektrowerkzeug-G. m. b. H., Bremen. Gegen- 
stand: Fabrikation elektrisch geheizter Apparate und Werkzeuge us®. 
Stammkapital: 20 000 M. — Theilbar & Co. G. m. b. H., Dresden. Gegen: 
stand : Verkauf und Fabrikation elektrischer Maschinen und Apparate.Stamn'- 
kapital: 0,1 Mill. M. — Gladiator Gesellschaft, Fabrik für elektr“ 
technische und medizinische Apparate m. b. H., Berlin. Gegenstand: 


1) Vgl. „ETZ“ 192 8. 89). 
2) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 926. 


wie in der Firma genannt. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Elektra G. m. 
b. H., Lamspringe. Gegenstand: Fabrikation und Großhandel elektrotech- 
nischer Bedarfsartikel. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Elektron-Übersee- 
Esport-A. G., Hamburg. Gegenstand: Vertrieb von elektrotechnischen 
Materialien jeder Art.. Grundkapital: 1 Mill. M. Unter den Gründern figu- 
rieren die Hackethal-Draht- und Kabelwerke A. G., Hannover und die 
Lioyd-Dynamo-Werke A. G., Bremen. — Berliner Untergrundbahn A.G., 
Berlin. Gegenstand: Fertigstellung des Baues der Berliner Nordsüd-Unter- 

bahn einschl. der Anschlußstrecken und Betrieb dieser Bahn. Grund- 
kapital: 1 Mill. M. Unter den Gründern steht die Gemeinde Berlin an erster 
Stelle. 


Baumarkt. — Baden-Baden. Für eine Erweiterung des Elektrizi- 
tätawerkes sind 6,3 Mill. M bewilligt worden. — Berlin. r preußische 
Landtag hat durch Gesetz das Staatsministerium ermächtigt, sich durch 
Übernahme von Aktien im Höchstbetrage von 50 Mill. Man der Ostpreußen- 
werk A. G. zu beteiligen, sofern das Reich und Ostpreußen (bzw. die Über- 
landzentrale Ostpreußen) je den gleichen Betrag übernehmen. Ferner erhält 
das Ministerium die Ermächtigung, der genannten Gesellschaft für elektrizi- 
tätswirtschaftliche Anlagen ein unkündbares und unverzinsliches Darlehn 
von 25 Mill. M zu gewähren, sofern das Reich 50 Mill. M zur Verfügung stellt, 
und mit dem Reich und Ostpreußen die Bürgschaft für Teilschuldverschrei- 
bungen des Ostpreußenwerkes bis zu 600 Mill. M zu übernehmen. — B itburg 
(Rheinland). Der Kreistag hat sich mit dem Ausbau des Kraftwerkes Weiler- 
bach einverständen erklärt. — Blankenburg (Harz). Der Kreistag hat für 
das Elektrizitätsunternehmen 3 Mill. M bewilligt. — Borken (Hessen-N.). 
Der Gewerkschaft Großkraftwerk Main-Weser ist das Enteignungsrecht zur 
Errichtung einer Zentrale in Borken und für den Bau einer 60 000 V-Leitung 
mm Umspannwerk Felsberg bei Gelsungen in den Kreisen Humberg, Fritzlar 
und Melsungen verliehen worden. — Bremen. Das Stromversorgungsnetz 
im Gebiet des Hafens I soll an das städtische Elektrizitätswerk angeschlossen 
and verstärkt werden. — Darmstadt. Die Stadtverordneten haben für 
cine neue automatische Fernsprechanlage mit Zentrale im Stadthaus und 
etwa 45 Nebenstellen 3,9 Mill. M bewilligt. — Dessau. Wie es heißt, beab- 
sichtigt die Reichsbahn, hier eine große Reparaturwerkstätte für elektrische 
Maschinen zu errichten. — Frankenberg (Sachsen). Für die Erweiterung 
des Elektrizitätswerkes haben die Stadtverordneten die Aufnahme einer 
Anleihe von 6 Mill. M beschlossen. — Genthin. Der Kreis wird für die 
Elektrisierung eine weitere Anleihe bis zu 20 Mill. M aufnehmen. = Gollnow 
(Pommern). Eine Anleihe von 7,5 Mill. Msollhauptaächlich der Erweiterung 
des Hektrizitätswerkes dienen. — Gräfenroda (Thüringen). Hier steht 
das Projekt einer elektrischen Anlage in Verbindung mit dem Plan, das Gas- 
werk anzukaufen, zur Verhandlung. — Hagen. Wie berichtet wird, soll die 
Anlage einer dritten Kraftzentrale geplant sein. — Hannover. Der preu- 
Bische Staatsrat hatte gegen das vom Landtag kürzlich angenommene Gesetz 
über die weitere Versorgung des Gebietes an der unteren und mittleren Weser 
nit elektrischer Arbeit. (Errichtung eines Großkraftwerkes bei Hannover. 
„ETZ“ 1922, S. 803) auf Grund eines Antrages seines Hauptausschusses Ein- 
spruch erhoben, der erneut den Bedürfnisnach weis der Regierung bemängelte, 
die Erteilung einer Blankovollmacht über 400 Mill. Man letztere beanstandete, 
zumal diese Summe heute keineswegs ausreiche, und die Ansicht vertrat, daß 
bereite bestehende Werke durch entsprechenden Ausbau in den Stand gesetzt 
werden könnten, die erforderliche Energie zu liefern. Vom Landtag ist die 
ısfolge des Einspruches nochmals an ihn zurückgelangte Vorlage nunmehr 
trutz dessen nach längerer Debatte genehmigt worden. — Kaldenkirchen 
(Rheinland). Für die Elektrizitätsversorgung wird mit einer Anleihe von 
rd 7 Mill. M gerechnet. — Karlsruhe. Verhandlungen der badisch-sch wei- 
v-rischen Kommission für den Ausbau des Oberrheins zwischen Basel und dem 
Bodensee haben die Grundlagen für die Finanzierung der Rheinkraftwerke 
wi Niederschwörstadt, Dogern und Rekingen und für die Bearbeitung der 
einzelnen Entwürfe geschaffen. — Köln. Wie der ‚„Helios‘‘ nach dem 
„Duisburger Gen.-Anz.‘‘ mitteilt, soll die Hauptstrecke der Schnellbahn 
 Köäln— Dortmund über Düsseldorf—Duisburg—Mülheim a. d. Ruhr— Essen 
führt werden. Es ist beabsichtigt, von Duisburg eine Zweiglinie nach 
Hamborn—Obcrhausen— Essen und von Hamborn eine solche nach Walsum 
—Dinslaken— Wesel anzulegen. — Kranz (Ostpreußen). Das Elektrizitäts- 
serk soll erweitert werden. — Krefeld. Der Kreis wird sich an dem Rhei- 
usch- Westfälischen Elektrizitätswerk beteiligen. — Landsberg (Schlesien). 
Die Stadtverordneten haben die Einführung elektrischer Beleuchtung ge- 
whmigt. — Lübeck. Für die Erweiterung der Verteilungsstelle Schlutup 
ind rd 0,7 Mill. M bewilligt worden. — Mainz, Für den Bau elektrischer 
Bahnen nach Bretzenheim, Hechtsheim und zum städtischen Krankenhaus 
sınd 15,2 Mill. M bewilligt worden. — Mannheim. Die Kosten für die Her- 
stellung des Großkraftwerkes Mannheim werden nach der „Frankf. Ztg.“ 
stuerdings auf etwa 400 Mill. M veranschlagt. Daher soll das Aktienkapital 
}:3 Unternehmens auf 120 Mill. M erhöht und die restlichen 160 Mill. M durch 
Ausgabe von Obligationen beschafft werden, die die Gründer (Stadt Mann- 
wım, Badenwerke, Pfalzwerke, Neckar A. G.) mit Beteiligung des Reiches 
wwie der Länder Baden und Württemberg sicherstellen. — Säckingen 
'Bsden). Die Errichtung eines Kraftwerkes beim Heidenwuhr ist projek- 
“rt. — Stiege (Harz). Die Gemeinde soll ebenso wie Alrode und Hassel- 
^lde an die Überlandzentrale angeschlossen werden. — Würzburg. Vom 
A fsichtsrat der Kreiselektrizitätsversorgung Unterfranken A. G. ist der so- 
iortige Ausbau der Hoch- und Niederdruckwerke bei Gemünden und der 
Kraftzentrale bei Michlau beschlossen worden. — Zeitz. Eine Anleihe von 
i2 Mill. M soll der Erweiterung des Elektrizitätswerkes dienen. — Zirndorf 
'Eayern). Das Leitungsnetz soll mit einem Kostenaufwand von etwa 2,2 
Mil. M umgebaut werden. 

Von der Börse. — (19. VII. bis 25. VII. 1922.) Hatte die Berliner 
iffektenbörse zu Anfang der Berichtszeit in der Hoffnung auf Wieder- 
"ınführung des Bankgeheimnisses und Aufhebung des Depotzwanges sowie 
unter der beruhigenden Wirkung, die die Vertagung des Reichstages aus- 


.Mix & Genest, Berlin . .... 


3. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. i 999 


übte, bei fester Tendenz des Devisenmarktes etwas freundlichere Stimmung 
gezeigt, so traten doch im weiteren Verlauf wieder Uneinheitlichkeit und 
wachsende Zurückhaltung an deren Stelle; sowohl die Zwangsanleihe und 
‘die bevorstehenden Kontrollmaßnahmen des Garantiekomitees, die erheb- 
liche Steigerung des Notenumlaufes und der auch dem Ausland gegenüber 
zu beklagende staaterechtliche Konflikt mit Bayern beeinträchtigten die 
Geschäftslust wie Besorgnisse, die die Aussicht auf eine abermalige Erhöhung 
der Kohlen- und Eisenpreise hinsichtlich der Konkurrenzfähigkeit unserer 
Industrie und auf unvermeidliche Opfer des Reichs zugunsten der immer mehr 
notleidenden Städte erregte. Die Kursgestaltung am Markt der Elektro- 
werte entsprach größtenteils dieser allgemeinen Charakteristik. 


Gesellschaften Höchster! 25. vn. 


Letzte 
Dividende 


Accumul.-Fabr., Berlin ... ] 11 1140 1330 |1830 
A. G. f. El. Anlg., Berlin À, — Er = -= 
A.E.G. Berlin ........ 732 732 759 750 

» — »  Vorz-A. 115 | 115 | 116,50} 115,50 

3 Pr Vorz.-B. er 132 128 132 130 
Bergmann, Berlin ....... 568 568 600 580 
Continent. Ges. Nürnberg ... = us = a 

i j »  Vorz.-A. 444 405 444 407,50 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . . 630 529 650 635 

„ Niederl. „, De an — 610 650 630 

„ Südam. ,, ae 2a 550 550 599 596 

„ Kabelwerke, Berlin 481 4831 519 435 
Elektra, Dresden .. ... Za d 260 235 261 261 


362 360 377 360 
455 455 480 472 
268 265 279 265 
815 815 840 821 - 
480 430 500 485 


25 
8 
16 
3 
7,25 
20 
0 
5 
5 
6 
20 
10 
El. Licht u. Kraft, Berlin ...| 15 
16 
10 
25 
20 
20 620 585 650 B85 
10 
50 
12 
35 
15 
16 
10 
8 
12 
7 
15 
10 
20 
16,7 
0 
20 


Elektr. Liefer.-Ges., Berlin 

E. W. Liegnitz . .. 22 2.. 
Felten & Guilleaume Carlsw. . . 
Ges f. elektr. Untern., Berlin 
Hackethal, Hannover . .... 
Hamburgische E. W. ..... 
Körtings Elektr.-W., Berlin. . . 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. 


343: | 325 | 343 |332 
976 |1050 11050 
400 | 385,25] 403 | 385,25 


Ne) 
I 
Qə 


C. Lorenz, Berlin .... 2... 750 739 770 745 
Dr. Paul Meyer, Berlin. .... 370 370 383 370 


475 452 475 465 
290 290 337 337 


Neckarwerke, EBlingen 
330 330 335 325 


Oberbayer. Überlandz., München 


H. Pöge, Chemnitz ...... 45 | 415 | 450 | 430 
33 PR Vorz.-A, 108 103 110 108 
Rhein. El. A. G., Mannheim... . 420 385 420 | 400 
hr F $ Vorz.-A. 108 105 108 105 
M. Schorch & Cie., Rheydt . 520 520 533 533 
Sachsenwerk, Dresden ..... 510 498 520 498 


708 700 800 800 
179,12| 175 179,25 | 175 
1040 | 1040 1150 |1150 
15 410 410 445 440 
Teleph.-F. Berliner, Hannover . . | 20 491 4% 498 491 
Fabr. 'sol. Drähte (Vogel), Berlin | 25+10 | 7% 175 810 775 __ 
Voigt & Haeffner. . . .' 20 660 660 0855 — 
„  Vorz.-À. . . I Frank- | 20 560 560 680 — 
Emag. Elektr.-A. G. .. furt 22 450 425 465 425 
Main Kraftwerke, Höchst [ *YF 10 |315 301 319 | 319 
Heddernh. Kupferw. u. | &-M. 
Südd. Kabelwerke . . 20 670 660 700 660 


Schuckert & Co., Nürnberg 
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin 
Siemens & Halske, Berlin 
Stettiner E. W. ........ 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je avs- 


ländische Einheit) betrugen im Juli: 


in 


Christiania (Kr) . . . | — |10487| 9278| 8739| 86,79 
nn : jag | Z [aa slide amd] 1990 
ET gE | — | 2772| 2527| 2882| 23,52 
Kopenhagen (Kr) .. | 5® — | 130,34| 117,65 | 111,51| 110,76 
London (£) ..... B.S _ 9701,60 2444,40 2307,10 9292,10 
New York (8)... . a | — | 605.24| 550,31 | 519,84 | 513,35 
Österreich (K) . . . . È — 0,01 0,01 0,01 0,01 
Paris (Fr)... .... ve — 50,14! 45,69! 43,15: 42,70 
Prag (KE)...... o£ | = 14.93! 1243| 11,71] 11,94 
Schweden (Kr)... . | Ag — | 15830| 142,72] 134,68, 133,83 
Schweiz (Fr). .... si — 116,10, 104.87; 9888 97.43 
Spanien (Pes) .. .. | _ 94,63) 85,39 | 80,95 | 79,50 


Betriebsergebnisse. — F. W. Busch A. G., Lüdenscheid. 1921/22. 
Fabrikaticnsgewinn (einschl. Zinsen und Kursgewinn): 6 148 318 M; Hand- 
Jungsunkorten und Steuern: 3 164 726 M; Abschreibungen: 145 040 M; Rein- 
gewinn mit Vortrag (133481 M): 2 972 033 M: Dividende: 45% auf 4,8 
Mill. M. Stammaktienkapital; Vortrag: 148 103 M. — Bayerische Elek- 
trieitäts-Werke, München. 1921. Roherträgnis: 6608019 M; Zinsen: 
351 053 M; Unkosten (einschl. vertragsmäßiger Gewinnanteile): 1 983 507 M; 
Steuern, ges. Versicherungsbeiträge: 1364 277 M; Rückstellung auf eigene 

Unternehmungen: 1 445 780 M; degl. für zweifelhafte Forderungen :34 595 M; 


1000 


s 


Elektrotechnische Zeitschrüt. 1922. Heft 30. 


3. August 19RR. 


Abschreibung (Gebäude, Maschinen): 90 895 M; Reingewinn mit Vortrag 
(81 863 M): 2121793 M; Dividende: 15% auf 12 Mill. M Aktienkapital; 
Vortrag: 27014 M. — Elektricitätswerke-Betriebs-A. G., Riesa. 
1921. Betriebeeinnahmen: 4738 233 M; Betriebsunkosten: 4135827 M; 
Sollzinsen: 107 647 M; Zuweisung zu Abschreibungen: 423 076 M; Rein- 
gewinn mit Vortrag (915 M): 72599 M; Dividende: 8% auf 0,8 Mill. M 
Aktienkapital; Vortrag: 5816 M. — Crefelder Straßenbahn A. G. 1921. 
Leistung : 3,591 Mill. Rechnungskm im Personen- und Güterverkehr (3,062 
i. V.); Betriebseinnahmen: 21 385 044 M; Betriebsausgaben: 19 297 544 M; 
Rohbetriebsüberschuß: 2087 501 M; Einnahmen aus Zinsen und Mieten: 
158 517 M; Ausgaben für Zinsen, Tilgung und Zuweisung für Erneuerungs- 
rücklage für städt. Linien: 798 395 M; Erneuerungsrücklage: 1 850 000 M; 
der Verlust von 402 377 M wird mit 202 862 M aus der ges. Rücklage gedeckt. 
und nebst 997 140 M Verlust aus 1920 als Gesamtverlust von 1 196 656 M 
vorgetragen; Gesellschaftskapital: 2,5 Mill.M. 


WARENMARKT. 


Akkumulatoren. — Die Accumulatoren-Fabrik, Berlin, hat für 
Neuabschlüsse ab 20. VII. gültige allgemeine Verrechnungsbedingungen 
festgesetzt, die hinsichtlich der Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen 
der von der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotech- 
nischen Industrie am Kopf ihrer Zuschlagslisten (2) angegebenen Berech- 
n weise entsprechen. Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 
3 Monate vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 
Die Preise gelten nur für Lieferung und Verwendung der Gegenstände inner- 
halb Deutschlands. Bei Lieferungen nach dem Ausland kommen höhere 
Preise zur Berechnung, und die Differenz ist der Firma nachzuzahlen. — 
Kohle. Die Kohlenproduktion des Deutschen Reichs (ohne Saar- 
gnien hat im Juni 9,038 Mill. t Steinkohlen (10,295 i. V.), 10,487 Mill. t 

raunkohlen (10,058 i. V.), 2,378 Mill. t Koks (2,223 i. V.) und 2,784 Mill. t 
Preßkohlen (2,936 i. V.) ergeben. Im ersten Halbjahr 1922 stellt sich 
damit die Gewinnung auf 69,488 Mill. t Steinkohlen (66,452 i. V.), 65,954 
Mill. t Braunkohlen (59,877 i. V.), 14,606 Mill. t Koks (13,992 i. V.) und 
16,827 Mill. t Preßkohlen (16,425 i. V.). Wegen weiterer Lohnforderungen 
der Bergarbeiter im Ruhrbezirk ist eine neue erhebliche Steigerung der 
Kohlenpreise eingetreten. — Erze. Minette wurde in der Berichtswoche zu 10 
und 15 Fr/t je nach Gehalt gekauft. Französische Eisenerze von Briey 
notieren etwa 15 Fr und solche von Longwy-Nancy 10 Fr/t ab Mine. — 


Eisen. Der Roheisenausschuß des Eisenwirtschaftsbundes hat die Höchst- - 


preise für Roheisen.mit Wirkung vom 1. VIII. wie folgt erhöht: Hämatit 

10760 M, kupferarmes Stahleisen 10092 M, Gießereiroheisen I 9868 M, 

dsgl. III 9798 M, Siegerländer Stahleisen 10 092 M, Spiegeleisen (8 bis 10% 

Mn) 11 176 M, Gießereiroheisen luxemburger Qualität 9000 M, Temperroh- 

eisen 10 704 M, Ferromangan (80%) 18580 M, dsgl. (50%) 17380 M (die 

letzten beiden mit der bekannten Kursklausel). Der für Juli gewährte Rabatt 

bleibt auch im August in bisheriger Form bestehen. — Für letztgenannten 

Monat ist mit einer Steigerung der Walzeisenpreise (Stabeisen um etwa 

3000 M/t) zu rechnen. — Gußwaren. Der Metallgießerei-Verband hat mit 
Wirkung ab 15. VII. den Preis für Messingguß auf 154 M, für Rotguß und 

Neusilber auf 178 M/kgerhöht. Das Umgie Ben wird mit 68 M/kg berechnet. — 
Schrott. Der Berliner Markt notierte am 25. VII. für Kernschrott 6800 M, 
für Späne 6400 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 7300 M/t 
frei Berlin. Nach der „Ind. u. Hand,-Ztg.“ ist eine Verordnung des Reichs- 
wirtschaftsministers zu erwarten, die die Versorgung der Großindustrie mit 
Schrott sicherstellen soll. — Blei. Die Rheinisch-Westfälische Bleihändler- 
vereinigung hat die Preise für gepreßte und gewalzte Bleifabrikate um 
900 M auf 8500 M 100/kg erhöht. — Edelmetalle. Am 25. VII. wurden für 
Gold 327 M/g, für Platin 1330 M/g und für Silber 11100 M/kg gezahlt. — 
Dach- und Isolierpappe. Für Dachpappe mit 80er, 100er, 150er und 
200er Rohpappeneinlage gelten die Richtpreise 37, 31, 22, 18 M/m?, bei 
waggonweisem Bezuge auf den Verladebahnhof des Verkäufers geliefert, 
gegen Barzahlung ohne Abzug. Für Isolierpappe hat der Fabrikantenverband 
bei 80er, 100er und 125er Einlage als Richtpreise 45,50, 41,50, 37,50 M/m? 
festgesetzt. — Baumwolle. In New York notierte Baumwolle am 25. VII. 
21,65 cts/lb. Die Bremer Notierung vom gleichen Tage lautete auf 270 M/kg. 
— Seide. Am niederrheinischen Seidenmarkt zahlte man etwa für Organsin 
9700 M, Org. Grenadine 10000 M Grege 11/13 8500 M und für Chappe 
200/2fach 4300 M/kg. — Gummi. Am 23. VII. notierte der Londoner 
Markt für Crepe und Scheets loco 7%, d/lb und für August /September-Ware 
75/.d/l!b. — Oleund Fette. Der Hamburger Markt fürMineralschmieröle 
ist sehr fest ; z. Zt. werden folgende Preise gefordert: Heißdampfzylinder- 
öl, Visk. 5 bis 6 bei 100°, Flp. 310/3200, 8 $; Sattdampfzylinderöl, 
Visk. 4 bis 5 bei 100°, Fip. 270/2800, 6 $;hochflammige Maschinenöl- 
Raffinate, Visk. 6,5 bis.7 bei 500, Flp. 220°, 8,30 $; dsel., Visk. 4,5 bis 5 
bei 50°, Fip. 215°, 7,20 $: Maschinenöl-Raffinate, Visk. 8 bis 9 bei 500, 
Fip. 190°, 7,65 $, dsgl., Visk. 4 bis 5 bei 50°, Flp. 180/185°, 5,80 $; Spindel- 
öl-Raffinate, Visk. 4 bis 6 bei 20°, Flp. 150/160°, 4,308; Maschinenöl- 
Destillat, Visk. 5 bis 6 bei 50°, Flp. 170/1800, 4,50 $/100 ke. Hierzu kommt, 
wie schon im letzten Heft bemerkt, der jeweils gültige Zoll und bei Kauf 
einschl. HolzfaB ein Zuschlag von 300 M/100 kg. — Paraffinöl für Diesel- 
motoren kostet bei Kesselwagenbezug 910 M/100 kg ab Werk. Steinkohlen- 
teertreiböl notiert z. Zt. etwa 750 M/100 kg ab mitteldeutschem Werk. — 
Leinöl wird aus Holland zu 55.25 Gld/100 kg angeboten; am deutschen 
Markt verkauft man es zu 105 M/kg. Rizinusöl l. Pressung kostet 112 M 
und Ware 2. Pressung 106 M/kg. Terpentinöl notierte in New York am 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus Springer in Berlin. 


26. VII. 121 ots/Gallone. In Hamburg wurden kürzlich für amerikanische 
Ware 230 M und für französische 235 M/kg verlangt. — Metallhalbfabri- 
kate. Naeh Bericht der Rich. Herbig & Co., G. m. b. H., Berlin, betrugen 
die Verbands-, Grund- und Richtpreise je 100 kg am 26. VII. unverbindlich 
für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 24 400 M, Aluminiumrohr 32 000 M, 
Kupferbleohe 19 100 M, Kupferdrähte, -stangen 18 800 M, Kupferrohre o. N. 
21 680 M, Kupferschalen 21 000 M, Messingbleche, -bänder, -drähte 16 500 M. 
Messingstangen 12 500 M, Messingrohre o. N. 20 000 M, Messing-Kronenrohr 
24 000 M, Tombak (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen 20 500 M, Neu- 
silberbleche, -drähte, -stangen 37 000 M, Schlaglot 14 000 M. — Altmetalle. 
Am 26. VII. wurden am Berliner Markt folgende Preise gezahlt: für altes 
ra 13900 bis 14000 M, unverzinntes Schwerkupfer 13600 bie 
13 700 M, Maschinenrotguß 9600 bis 9700 M, Rotgußspäne rd 9500 bis 9600 M, 
Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 7500 bis 7600 M, Messingkartuschen, 
pulver- und eisenfrei, 10 000 bis 10 100 M, reine weiche Messingblechabfälle 
9600 bis 9700 M, Messingschraubenspäne 7000 bis 7600 M, altes Weichblei 
4450 bis 4500 M, Zinkzünderlegierungen 4300 bis 4400 M, Altzink 4200 bis 
4300 M, Reiraluminium-Blechabfälle (98/99%,) 15400 bis 15500 M/100 kg 
in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen. — Metalipreise. Die 
Notierungen der Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. 
der Kommission des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen 
sich ab Lager in Deutschland) lauten in M/kg: | 


Metall 28. VI. | 26 VII. 24. VIL 
Elektrolytkupfer (wire bars), | 
prompt, cif Hamburg, Bremen 
oder Rotterdam... .... 170,87 162,65 l 155,21 
Raffinadekupfer, 99/99,3% .| 150—152 ; 142—142,5 | 140,5—141,5 
Originalhüttenweichblei . . .| 60-61 ; 55,5—56,5 55—66 
Originalhüttenrohzink, Preis im 
freien Verkehr ....... 70—71 : 63,5—65,5 62—64 
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.) 69 | 66,34 6709 
Plattenzink (remelted) von | 
handelsüblicher Beschaffenheit] 57,5—58,5 | 50—52 '  50—5l 
Originalhüttenaluminium, | 
98/99%% in Blöcken, Walz- oder | | 
Drahtbarren ........ 219 i 206 | 202 
dagl. in Walz- od. Drahtbarren i 
9I a a ee N ; 221,5 208,5 | 204,5 
Zinn, Banka, Straits, Austral. l | 
in Verkäuferswahl . . . . . .| 397—399 | 364—366 | 355—357 
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 393—398 ' 360—362 ; 350—352 
Reinnickel, 98/99% .....» 340—350 ' 310—315 | 305—310 
Antimon-Regulus ...... 55—56 : 51-52 ; 50-51 
Silber in Barren rd 900 fein für | 
l kg iein. . 222222. 11600—11625'11100— 11150|11000—11100 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal’ am 
28. VII. 1922 für 1 ton (1916 kg) notiert: 


£ s d £ s d 
*Kupfer: best selected ........ . 6 0 Obis 8 0 0 
* „ electrolytic ... 22 22.0. 0100, 71 10 90 
* „ wire bars . 2 2.222 2 2 20. 71 19.70, et. 
* „standard, Kasse ....... 63 176, 6& 0 0 
” 5 3 Monate. ..... 4 2 6, 6&4 5 0 
Zinn: standard, Kasse... ...... 161 10 0 „ 161 15 0 
S m 3 Monate . ...... 161 10 0 „ 161 15 © 
» Braten 162 0 0 „ 162 10 © 
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei. . 25 5 0. 4 12 6 
= gew. engl. Blockblei . . ..... -— - —- „ -70{- 
Zink: gew. Sorten . . ». 222 2220. 0 7 6, 1 œ 
i remelted . 2 2 2 2 2 2 2 2 2. 28 10 0, —- — 7 
» engl. Swansea . . . 222220. 30 10 © lieferbar Swansea 
Antimon: engl. Regulus ........ 32 £ 10 8/35 £ net. je nach Menge- 
Aluminium: 98 bis 99% ....... 105 £ Inland, 110 £ Ausland. 
Nickel: 98 bis 99% garantiert ..... 160 £ (In- und Ausland). 
Wismut: je lb. . 2.22 2 2 2 2 nn ea 9 s. 
Platin: je Unze nom. ... 2.2... 19 £. 10 s. 
Quecksilber: nom. für die 75 lbs.-Flasche 11 £ 10 s. 
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6 d/13 ». 


In New York notierten am 29. VII. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00; 
Eisen 27,00; Blei 5,75; Zink 6,12; Zinn 32,50 cts/lb. 
EEE a a E E S a E a aa 


Berichtigung. 


In dem Bericht über die Hauptversammlung der Vereinigung der 
Elektrizitätswerke in Wiesbaden ist über die BrownBover 
Cie. A. G., Mannheim, am Schluß auf S. 937, Spalte 2, Absatz 2, letzte 
Zeile, gesagt: „Das Stammhaus befindet sich bekanntlich in B% 
(Schweiz) ”, dies ist ein Irrtum des Verfassers gewesen. Es sei daher 
festgestellt, daß die BBC, Mannheim, vollkommen sel batir 
dig ist und mit der Schweizer Firma nichts als den Namen und 
Patente gemeinsam hat. K.Porlewitz 


Abschluß des Heftes: I. August 1922. 


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e 


Inhalt: Die Versorgung Berlins mit Fern- 
strom, Von R. Wichmann. 1001, 

Die Steigerung der Empfindlichkeit In der techn. 
Elektronik nach den Anforderungen des Maschi- 
nenbaues. Von F.W.Meyer (Forts.). 1004, 


Ein kleiner Akkumulatorenwagen mit Spil. 1009. 

Mittellungen d. P. T. R. Bekanntmachung Nr. 155 
über Prüfungen und Beglaubigungen durch die 
elektrischen Prüfämter. 1011, 

Rundschau. Elektromaschinenbau. 
1011. Neues Verfahren zur Erzeugung hochgespann- 
ten Gleichstroms für Kraftübertragungszwecke. 


MeßgeräteundMeßverfahren. 1011. 
Neue Form von Schmelzsicherungen. — Messung 
großer Wassermengen. , 

Apparatebau. 1012. Selbsttätige elektr. 
Abstell- und Bremsvorrichtung für Drahtverseil- 
maschinen. 


HEFT 31 (1001—1024) 


LTE 


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Cn VENTILATOREN 7? 


Reichhaltıges-Lager 


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Verkehr und Transport. 1013. Neue 
Bahnelektrisierungen in’ Frankreich. — kıne ameri- 
kanische Kommission zum Studium des Berliner 
Verkehrs. 

Landwirtschaft, 1013. Dampt- oder Elek- 
trizität als Antriebskraft für Dreschsätze. — Vor- 
züge des elektr. Betriebes in. Molkereien. 

Fernmeldetechnik. 1013 Das Ziehen des 
Zwischenkreisröhrensenders bei kapazitiver Kopp- 
lung. 

Allgemeiner Maschinenbau. 1013. 
Verbesserte Regelung einer Doppelturbine bei Aus- 
rüstung mit zwei Regulatoren, 

Jahresversammlungen,Kongres- 
se, Ausstellungen. 1014, 

Verschiedenes, 1014 Gebührenzuschlag 
Nr,2 der, P. T. R.. Abt. IL — Eine Techn, Zentral- 
bibliothek für Frankfurt. — Psychotechu. Lehrgang 
der Techn. Hochschule Berlin. — Jubiläum der Rhein- 


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BERLIN, DEN 7. AUGUST 1922 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


elektra. — Geselschaft von Freunden der Leobener 
Hochschule. — Jubiläen. 

Energliewirtschaft, 1015. Preisfestset- 
zung für Lieferung von Elektrizität, Gas und Wasser. 
— Die Elektrizität im deutsch-polnischen Abkommen 
über Oberschlesien. — Zum Österr. Elektrizitäts- 
wegegesetz. — Kraftversorgung der Insel Formosa. 
— Kolilenverkokung bei niederer Temperatur. 

IJIudustrie und Handel, 1017. Chiles 
wirtschaftliche Lage. 

Vereinsnachrichten. VDE, 1017. Kreuzung von 
Starkstromfreileitungen mit Reichs-Telegraphen- und 
Fernsprechleitungen. 

Rechtspflege. 1021. 

Literatur. Bespre chungen, 102. G. 8ie- 
gel, Elektricitäts-Lieferungs-Gesellschaft, 

Eingänge. 1023. 

Geschäftliche Mitteilungen, 1023, 

Warenmarkt. 10. 


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” METALLGEHAUSE 


FUR DOST- U, HAUSVERKEHR 


‚| TELEPHON-FABRIK A.G, 


. VORM, J,BERLINER 
HANNOVER aí 


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Berlın N 65, Mülilerst:alle So 


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II Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31. 7.August 1922. 


ROHR-u. SEILPOSTANLAGEN ZEITMESSER TELEPHONE u. ZUBEHÖR 


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Meßinstrumente 


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Technische Herbst- 
messe Leipzig: 
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Die Besichtigurg unserer neLesten Modelle liegt in Ihrem Interesse 


Elektrotechnische Zeitschrift 


1001 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) | 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriflleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W 9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 7. August 1922. 


Heft 3. 


Die Versorgung Berlins mit Fernstrom. 
Von Rudolf Wiehmann, Bad Salzbrunn. 


Übersicht. Nach ciner kurzen Besprechung der zur Stromver- 
sorgung Berlins zur Verfügung stehenden Linien .und ihrer Leistungs- 
fähigkeit wird die Möglichkeit der Steigerung der Stromversorgung durch 
. Verbesserung des Leistungsfaktors, Hinzuführung neuer Linien und Er- 
höhung der Übertragungsspannung untersucht und werden diese ver- 
schiedenen Möglichkeiten in Hinsieht auf ihre Zweckmäßigkeit gegen- 
einander abgewogen. Zum Schluß werden einige technische Angaben 
über die Linie Trattendorf-Berlin gemacht. 


Als seinerzeit die Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft 
Deutschlands beschlossen und sofort in Angriff genommen wurde, 
war es naheliegend, in erster Linie die Stadt Berlin hierfür mit 
auszuersehen. Es bestand bereits ein mit aus der Grube Golpa 
gewonnener Kohle betriebenes Kraftwerk in Zschornewitz, 
welches die Berliner städtischen Elektrizitätswerke mit elek- 
trischem Strom von 100 kV Spannung durch eine 132 km lange 
Fernleitung versorgte. Dieses Werk lieferte monatlich etwa 
12 Mill. kWh bei einer Grundbelastung von rd 3000 kW nach 
Berlin. Die Stromabnahme erfolgt in Rummelsburg bei .Berlin in 
einem dort in der Nähe des städtischen Kraftwerks errichteten 
Transformatorenunterwerk. Die gesamten Kraftwerks- und Lei- 
tungsanlagen gingen in den Besitz des Reiches über, und man 
entschloß eich, da die Grenze der Leistungsfähigkeit dieser Fern- 
übertragung, die aus einer Doppelleitung mit einem Gesamtquer- 
schnitt von 2X 3 X 120 mm? Aluminium besteht, nahezu erreicht 
war, eine zweite Fernstrecke mit der gleichen Übertragungs- 
epannung auszuführen, für welche ein besonderes Werk den 
Strom liefern sollte. Dieses zweite Werk wurde im Lausitzer 
Braunkohlenrevier, u. zw. in Trattendorf, in der Nähe von Sprem- 
berg, errichtet (s. Abb. 1). 

Die Länge dieser zweiten Leitung ist die gleiche wie die von 
Zschornewitz nach Rummelsburg. Während aber die zuletzt er- 
wähnte in Rummelsburg in einem Transformatorenhause endigt 
und von dort das Netz der städtischen Elektrizitätswerke speist, 
wurde die Leitung von Trattendorf bis nach Friedrichsfelde ge- 
führt und hier ein Schalthaus errichtet, an welches sich eine 
von der Stadt Berlin erbaute Fernleitung von 16 km Länge an- 
schließt und den Strom unter der gleichen Spannung bis zum 
städtischen Kraftwerk in Moabit weiterleitet, woselbst die nötigen 
Transformatoren zur Umformung der Spannung aufgestellt sind. 


Außerdem ist eine Verbindungsleitung von Rummelsburg 
nach Friedrichsfelde ausgeführt, so daß man also von Trattendorf 
aus auch nach Rummelsburg speisen kann, ebenso wie von 
Zschornewitz nach Moabit. Zu dieser zweiten Strecke, welche 
ebenfalls als Doppelleitung ausgeführt ist, ist Stahlaluminiumseil 
verwendet. Sie besteht aus Seilen von insgesamt 2 X 3 X 150 mm? 
Aluminium mit je einer Stahlseele von 50 mm?, welche mittels 
Hängeisolatoren an EBisengittermasten aufgehängt sind, deren 

raversen in Tannenbaumform angeordnet sind. 

Seit Ende des Jahres 1921 ist diese zweite Fernübertragung 
im Betrieb, allerdings unter Umgehung der Schaltstation in 
F'riedrichsfelde und des Kraftwerkes in Trattendorf, welche beide 
noch nicht fertiggestellt sind. Der elektrische Strom wird viel- 
mehr einem bestehenden Werke in Lauta entnommen und durch 
eine Fernleitung von Lauta nach Trattendorf geführt, welche dort 
an die Fernleitung nach Berlin angeschlossen ist. 

Da man eich entschlossen hatte, in Friedrichsfelde eine 
Schaltstation zu errichten, um von dort aus sowohl nach Moabit 
als auch nach Rummelsburg speisen zu können, so wurde in Rum- 
melsburg die Anlage einer zweiten Schaltstation notwendig, denn 
die dortige Transformatorenstation, in welche die von Zschor- 
newitz kommende Leitung endigt, ist voll besetzt und bot keine 
Möglichkeit, die für den Anschluß der Verbindungsleitung von 
Friedrichfelde nach Rummelsburg nötigen Apparate aufzunehmen. 

Die Anordnung der beiden von Zschornewitz und von 
Trattendorf nach Berlin führenden Doppelleitungen, daß jede von 


ihnen sowohl nach Rummelsburg als auch nach Moabit speisen. 


kann, hat die Anlage zweier Schaltstationen und einer 100 kV- 
Werbindungsleitung von etwa 7 km Länge erforderlich gemacht. 


Ob die Kosten, die diese Hilfsanlage bedingt hat, dem von ihr er- 
hofften Vorteil entsprechen, dürfte wohl zweifelhaft sein. Außer- 
dem vergrößert jede Schaltstelle die Gefahr von Betriebs- 
störungen. l 

Die durch die beiden Linien Zschornewitz—Berlin und Trat- 
tendorf—Berlin geschaffene Übertragungsmöglichkeit ist folgende: 

Mit der Doppelleitung von Zschornewitz nach Berlin lassen 
sich unter Voraussetzung eines Spannungsabfalls von rd 9% 
und bei dem mit der Stadt Berlin vertraglich festgelegten Lei- 
stungsfaktor von cos @ = 0,9 rd 40000 kVA übertragen. Diese 
Leistung kann durch Phasenschieben bis auf rd 57000 kVA bei 
cos g@=1 erhöht werden. Ist eine der beiden Leitungshälften 
außer Betrieb, so kann durch die andere unter Zuhilfenahme der 
maschinellen Einrichtungen der Städtischen Elektrizitäts-Werke 
in Benin als Phasenschieber noch rd 28500 kVA übertragen 
werden. 


PR 
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babit | 
N Schaltwerk 
MN | reanchsfeioe 


Trattendor, 


Abb. 1. Elektrische Fernversorgung Berlins von Zschornewitz 
und Trattendorf aus. 


Mit der zweiten Doppelleitung von Trattendorf nach Moabit 
ist man imstande, bei cos ọ = 0,9 und dem gleichen Spannungs- 
verlust wie in der Linie von Zschornewitz nach Rummelsburg 
rd 44000 kVA und höchstenfalls bei cos ọ = 1 rd 70000 kVA zu 
übertragen. Mit beiden Linien zusammen’ lassen sich also bei 
cos @=0,9 rd 84000 und höchstenfalls bei cos g=1 rd 127000 
kVA nach Berlin einführen. Zahlentafel 1 zeigt die durch jede 
der beiden Doppelleitungen und durch beide zusammen bei einem 
Spannungsverlust von 9% und bei verschiedenen Leistungs- 
faktoren übertragbare Leistung, den Gewinn, welcher durch 
Phasenschieber erzielt werden kann, die Größe der zugehörigen 
Phasenschieberleistung sowie die unter diesen Verhältnissen er- 
zielbaren Werte für jede einzelne der beiden Doppelleitungen und 
damit also den Ausfall bei Außerbetriebsetzung einer Leitungs- 
hälfte einer der beiden Doppelleitungen. Außerdem läßt sich 
an Hand der Tabelle ohne weiteres feststellen, um wieviel die 
nach Berlin übertragbare Leistung durch Hinzufügung einer 
unter denselben Verhältnissen arbeitenden dritten Doppelleitung 


.noch gesteigert werden könnte. ` 


1002 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 31. 


7. August 1922. 


Zahlentafel 1. 


Leistungsfähigkeit der Leitungen Zschornewitz—Berlin und 
Trattendorf—Berlin bei 9% Spannungsabfall. 


Lei Zschornewitz— | Trattendorf— meide 
| A ST Berlin Berlin zu- 

Linie SARESTI , sammen 

faktor |Einfach-| Doppel-|Einfachb-; Doppel-| 4 Lei- 

leitung | leitung4 leitung | leitung | tungen 

cos P kVA kVA kVA kVA 

1 28 500 | 57.000 | 35 000 | 70 000 | 127 000 

Übertragbare 0,985 | 24 000 | 48 000 | 28 000 | 56 000 | 104 000 
Leistung bei 0,95 | 21 250 | 42 500 | 24 700 | 49 400 | 91900 

09 20 000 | 40 000 | 22 000 | 44 000 | 84.000 

Gewinn in kVA bei 1 8 500 | 17 000 | 13 000 | 26 000 | 43 000 
Erhöhung des cos ¢ k 0,985 f 4000 | 8000 | 6000 | 12000 | 20000 
von 0,9 auf 0,95 1250 | 2500| 2700 | 5400 | 7900 

Benötigte Phasen- 

Schieben von cos @ || 095 | 3250| 6500| 3200 | 6400| 13.00 


= 0,9 auf 


Danach läßt sich die Menge an Brennmaterial bzw. der hierzu 
verwendeten Güterwagen feststellen, deren Zu- und Abfuhr nach 
Berlin durch die Anlieferung elektrischer Energie erspart werden 
kann. Rechnet man für die Höchstleistung von 127000 kW als 
Grundbelastung mit einer jährlichen Betriebsstundenzahl von 
5000 und einem Kohlenverbrauch von 1,1 kg/kWh, so ergeben sich 
127 000 X 5000 X 1,1= rd 698 500 t oder rd 70000 Eisenbahnwagen 
zu je 10 t, deren Fahrten von der Kohlengrube und wieder zurück 
dadurch vermieden werden (bzw. die entsprechende Menge Kähne 
bei Transport auf dem Wasserwege), außer der für die Loko- 
motiven und gegebenenfalls für die Fortbewegung der Kähne 
nötigen Kohle. Es ist also eine ganz beträchtliche Entlastung 
der Eisenbahn bzw. des Schiffsverkehrs, welche hiermit sich er- 
reichen läßt. 

Es liegt nun die Frage nahe, ob es vorteilhafter ist, im Falle 
daß die Nachfrage nach elektrischem Fernstrom in Berlin noch 
steigt, wie schon angedeutet, eine dritte Doppelleitung mit der- 
selben Spannung (100 kV) nach Berlin zu verlegen. oder die vor- 
handenen Doppelleitungen oder nur eine dieser auf eine höhere 
Spannung (150 kV) umzubauen. Bei der Linie von Zschornewitz 
nach Berlin-Rummelsburg dürfte diese Spannungserhöhung auf 
beträchtliche Schwierigkeiten stoßen; bei dem Bau der Linie 
Trattendorf nach Berlin-Friedrichsfelde hat man aber bereits eine 
möglicherweise später. notwendig werdende Spannungserhöhung 
erwogen. Sie dürfte hier daher leichter ausführbar sein. 


Zahlentafel 2 zeigt, welche Leistungen sich durch 3 Doppel- 
leitungen für 100 kV und welche sich durch eine Doppelleitung 
für 100 kV und eine auf 150 kV umgebaute Doppelleitung über- 
tragen lassen. 


Zahlentafel 2. 


Leistungsfähigkeit dreier Doppelleitungen für 100 kV gegenüber 
zweier Doppelleitungen, deren eine für 100 
150 kV gebaut ist. 


kV, die andere für 


Zschorne- 


witz— Zschorne- 
. | „Berlin, diaa 
Lei- Tratten- | Zschorne-| Tratten- Berlin 
Linie stungs- | dorf— witz— dorf-- Un ratten; 
faktor | ‚Berlin | Berlin | Berlin | Berlin 
ns- 
Doppel- gesamt 
Übertragene 100 u. 
Spannung 100 kV | 100 kV | 150 kV 150 kV 
kVA kVA kVA 
197 000 | 57000 150 000 
Übertragbare 160000 | 48000 | 120.000 
Leistung bei 141 300 | 42 500 104 000 
128 000 | 40 000 96 000 
Gewinn in kVA bei 69 000 | 17000 54 000 
Erhöhung des cos @ 32 000 8 000 24 000 
von 0,9 auf 13 300 2 500 8 000 
Benötigte Phasen- 
schieberleistung zum pe 2 F en ur oe 
Schieben von cos @ 19 200 6500 14 000 


= 0,9 auf 


Wie aus Tabelle II ersichtlich, ist die übertragbare Leistung 
in beiden Fällen ungefähr gleich. Die Sicherheit ist aber bei drei 


Doppelleitungen natürlich wesentlich größer. Auch wenn eine 
der Doppelleitungen außer Betrieb gesetzt ist, ist der Ausfall bei 
drei Doppelleitungen wesentlich geringer. Dieser beträgt nach 
Zahlentafel 3 höchstens: ; 


Zahlentafel 3. 
Leistungsausfall bei Versagen einer Doppelleitung. 


Betriebsart 3 Toppe opon | Donpelleitung u ai 
COS Ọ kVA i kVA 
1 70 000 150 000 
0,95 49 400 104 000 


Die Überlegenheit der Anlage mit einer dritten Doppelleitung 
gegenüber der, bei welcher die Spannung in einer der vorhandenen 
Leitungen erhöht ist, fällt klar ins Auge, und sie müßte schon 
durch wesentlich geringere Anlage- bzw. Betriebskosten wett ge- 
macht werden, wenn man sich zu der letzteren Lösung ent- 
schließen sollte. Dieses trifft aber auch nicht zu, denn der in 
beiden Fällen gleich große Leistungszuwachs verlangt beider- 
seitig die Hinzufügung gleich großer maschineller Anlagen und 
Apparate, welche bei 150 kV ‚wesentlich teurer sind. Hierzu 
kommen außerdem noch die Kosten für die Transformatoren zur 
Umwandlung der Spannung von 150 auf 100 kV in Berlin, falls 
man nicht auf die durch die Verbindungsleitung von Rüinmels- 
burg nach Friedrichsfelde geschaffenen Schaltmöglichkeiten ver- 
zichten will. Bei den Betriebskosten sind die Kosten für Unter- 
haltung und Erneuerung für die hinzukommende dritte Fern- 
leitung wesentlich niedriger als für die bei der 150 kV-Leitung 
hinzukommenden Transformatoren und Apparate. Diese Kosten 
werden die Mehrkosten der Anlage einer neuen Doppelleitung 
für 100 kV annähernd ausgleichen. 


Allerdings werden, um die Fernleitungen voll ausnutzen zu 
können, sehr große Phasenschieberscheinleistungen erforderlich. 
Die Neuanschaffung solcher Phasenschieberanlagen würde sehr 
große Kosten verursachen. Sie könnten außerdem, um die Lei- 
tungen von dem Phasenschieberstrom zu entlasten, nur in Berlin 
aufgestellt werden. Hier aber sind bereits in den Städtischen 
Elektrizitäts-Werken eine ganze Anzahl Maschinen vorhanden, 
welche zur Phasenschiebung herangezogen werden können, und, 
da diese Maschinen zum weitaus größten Teil jedenfalls aus der 
Vorkriegszeit stammen, so ist ihr Anschaffungswert ein wesent- 
lich niedrigerer, als wenn sie neu beschafft werden müßten. In- 
folge dieser günstigen Umstände können tatsächlich auch große, 
sonst nicht mehr rentable Phasenschieberanlagen noch mit Vor- 
teil verwendet werden, so daß sich auch die Leitungen weit mehr 
ausnutzen lassen, als sonst möglich wäre. 


Was nun die Frage betrifft, die Spannung in einer der 
Doppelleitungen auf 150 kV zu erhöhen, um mit der so erhöhten 
Spannung weitere Stromgebiete, die über Berlin hinausliegen, zu 
versorgen, also z. B. Pommern, Stettin und andere, so könnte dies 
nur dann in Frage kommen, wenn in Berlin selbst nicht der 
nötige Absatz an Strom für die mit 150 kV Spannung betriebene 
Leitung vorhanden wäre. 


Dies ist aber voraussichtlich nicht der Fall, denn außer für 
die dortigen Elektrizitätswerke und sonstigen Großabnehmer 
würde für die Versorgung der Stadt-, Ring- und Vorortbahnen 
Berlins eine so große zusätzliche Energiemenge erforderlich sein, 
daß sie sich durch die von Trattendorf nach. Berlin verlegte 


 Doppelleitung nicht mit bewältigen lassen würde. 


Im übrigen muß, je weiter eine Verbrauchsstelle von der 
Erzeugungsstelle entfernt liegt, desto höher bei gleicher Über- 
tragungsspannung die spezifische Belastung der Leitung bezogen 
auf die Streckeneinheit (k\V/km) sein, um die Energie bei sonst 
gleichen Umständen zum gleichen Preise für die übertragene 
Einheit (kWh) abgeben zu können. Wollte man die Fernleitung 
bis nach Stettin führen, d. h. auf eine Entfernung von Trattendorf 
von rd 238 km, und würde man dort mit einer Grundbelastun? 
von rd 10000 kW rechnen, so ergäbe dies 10000 : 338 = rd 
42 kW/km. Eine Übertragung nach Berlin, d. h. auf 132 km, 
würde aber bei dem dort zu erwartenden viel größeren Verbrauch 
wesentlich günstigere Ergebnisse haben. Rechnen wir nur mit 
einem Verbrauch von 86000 kW (96000 kVA X cos ọ = 09, 
Z,ahlentafel 2), so ergäbe sich eine spezifische Belastung von 
86 000 : 132 = 651 kW/km. Die reinen Übertragungskosten durch 
die Leitung wären also nach Stettin rd das 15fache der Fort- 
leitungskosten nach Berlin, bezogen auf die kWh. 

Es dürfte unter diesen Umständen fraglich sein, ob man sich 
dazu entschließen würde, die Leitung auszuführen, und nicht 
besser vorher andere, in geringerer Entfernung vom Kohlen- 
revier liegende Versorgungsgebiete mit größerer Absatzmöglich- 
keit vorzieht. 

Ob man bei späterem Ausbau der Fernversorgung Berlins 
eine weitere Doppelleitung mit 100 kV ausführen soll, oder ob 


7. August 1922. 


man die Leistungsfähigkeit der vorhandenen Leitungen durch 
Anwendung von Phasenschiebern steigern oder die Spannung der 
vorhandenen Doppelleitung auf 150 kV erhöhen und hier .ge- 
gebenenfalls wieder eine Leistungssteigerung durch Phasen- 
schieber vornehmen soll, ist letzten Endes eine Kostenfrage, und 
zwar handelt es sich nicht nur um die absolute Höhe der Anlage- 
kosten, sondern es sind vor allem die Betriebskosten einschließ- 
lich Verzinsung, Amortisation und Erneuerung ausschlaggebend. 
Diejenige Lösung ist vorzuziehen, bei welcher die Kosten für die 
übertragene kWh am geringsten werden. Nimmt man die Anzahl 
der jährlichen Betriebsstunden in allen Fällen gleich an (Grund- 
belastung), so können die Betriebskosten auch auf ein über- 
tragenes kW und Jahr bezogen werden. 


Doppelleitung 100 kV \vierfachleitung 100k \Doppellertung 150 kV 
ohne | mit ohne mi h 


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a = Anlagekosten der Transformatoren- u. Schaltanlage im Kraftwerk. 


= - . a Fernleitung. 
e= “ „ Schalt-bzw. Transformatorenanlagei. Berlin-Friedrichsfelde. 
d= & „ Phasenschieberanlage in Berlin. 
e= á insgesamt. 


Abb. 2. Fernleitungs-Anlagekosten der Strecke Trattendorf-Berlin für ein 
übertragenes kW bei verschiedenen Ausführungsarten. 


In Abb. 2 sind die Anlagekosten für diese Übertragung, d. h. 
die reinen Fernleitungskosten einschließlich derjenigen für die 
Schaltanlagen und die Transformatoren-Unterwerksanlagen, be- 
zogen auf ein kW, sowie der Anteil der Einzelkosten in Prozenten 
der Gesamtkosten für die verschiedenen möglichen Fälle zu- 
sammengestellt. 

Infolge der gewählten Größe der Maschinen bzw. Transfor- 
matoren und Phasenschieber stimmt die Höchstleistung des Kraft- 
werks nicht in allen Fällen mit den höchsten durch die Fern- 
leitungen übertragbaren Leistungen überein. Daraus ergibt sich, 
daß die Fernleitungsanlagekosten für ein kW bei 100 kV-Doppel- 
und -Vierfachleitung nicht gleich sind. 


Als üibertragbare Leistung ist angenommen im Falle: 


I. Doppelleitung für 100 kV ohne Phasenschieber: 49000 kW 
IL n „ 10 „ mit P : 76000 „ 
HL u „ 100 „ ohne 7 90000 , 
IV. i „ 10 „ mit = 152000 „ 
V. a „ 150 „ ohne j 90000 „ 
VL 150 „ mit n 160000 ,, 


n” 19 


Dabei ist die Leitung ausgenützt im Falle: 


I I II IV V VI 
mit 100 100 8 100 86 970%. 


Bei Anlage ohne Phasenschieber ist angenommen, daß ein 
cos ¢= 0,9 mit den vorhandenen Mitteln erreicht wird; bei 
solchen mit Phasenschiebern ist eine Steigerung bis auf cos ọ= 1 
angenommen. Die Kosten der Phasenschieber sind bei Neu- 
beschaffung derselben geschätzt. 

Den Anlagekosten ist die Preislage vom Anfang des Jahres 
1920 zugrunde gelegt. Diese Kosten sind infolge der inzwischen 
weiter vorgeschrittenen Preissteigerung wesentlich höher ge- 
worden. Da es sich hier aber nur um einen Vergleich der ver- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31. 


1003 


schiedenen Systeme untereinander handelt, so ist dies für den 
Zweck dieser Arbeit ohne Belang. 

Es ergibt sich aus Abb. 2, daß die Fernleitungsanlagekosten 
für 1 kW bei einer Doppelleitung für 150 kV mit Phasenschieber 
am billigsten werden, ferner, daß die Anlagekosten einer Doppel- 
leitung mit 100 kV und Phasenschieber die gleiche Höhe haben 
wie die einer Vierfachleitung mit 100 kV ohne Phasenschieber; 
auch die Anlage eines Phasenschiebers bringt bei der Vierfach- 
leitung keine Verringerung der Kosten. 

Bei den 150 kV-Leitungen ist vorausgesetzt, daß diese von 
vornherein einschließlich der Transformatoren und Apparate für 
150 kV gebaut sind. Würden die Anlagen erst nachträglich von 
100 auf 150 kV umgebaut, so würde die Lage wesentlich un- 
günstiger werden. 

In Abb. 3 sind die Betriebskosten in Kurvenform angegeben, 
u. zw. auch hier die reinen Fernübertragungskosten, welche diese 


= 
SELBER EEE 
I U ER U DD DD EEE EEE ER ER Tawera 
0. 20 w_0 80 WO NO WO %0 9180 200 
Jährlich abgegebene Leistung in DOOKW 


l Kurve a = Stromkosten bei Doppelleitung f. 110 kV obne Phasenschieber. 


n = = » Vierfach „ „10 u s» z 
n c= u „n Doppel „ „10, mit = 
n = n n ” r ” 150 n ohne ” 
n  e= 2 „ Vierfach „ „10 „ mit n 
$ = a „ Doppel „ „liO mn a n 
aw g= ` n Vierfach „ „150 ,„ n n 


Abb. 3. Fernleitungs-Betriebskosten der Strecke Trattendorf-Berlin für ein 
übertragenes kW und Jahr bei verschiedenen Ausführungsarten der Anlage. 


verschiedenen Anlagearten verursachen würden, und außerdem ist 
eine Kurve der Betriebskosten für eine Anlage mit einer Vier- 
fachleitung von 150 kV mit Phasenschiebern aufgenommen. 


Es geht aus diesen Kurven über die Betriebskosten für 1 kW 
und Jahr hervor, daß, um zu einem annehmbaren Preise zu ge- 
langen, in allen Fällen ungefähr die volle Leistung übertragen 
werden muß, für welche die Leitungen bemessen sind. Bei 
fallender Übertragungsleistung steigen die Kosten rasch an. 


Die Kurve a entspricht der vorhandenen neuen Fernüber- 
tragungsanlage (Trattendorf—Berlin), Doppelleitung, 100 kV, 
ohne Phasenschieber. Die Linie Zschornewitz—Berlin ist wegen 
der wesentlich geringeren Anlage- und Betriebskosten, die diese 
Linie infolge ihrer früheren Fertigstellung verursacht hat, außer 
Betracht gelassen. 


Kurve b zeigt den wesentlichen Vorteil, den die Anlage einer 
weiteren Fernleitung von 100 kV ohne Phasenschieber durch Ver- 
ringerung des Strompreises verursachen würde. 


Würde an Stelle einer weiteren Doppelleitung die Aufstellung 
von eigenen Phasenschiebern, zur Erhöhung des Leistungsfaktors 
von 0,9 auf 1, gewählt, Kurve c, so würde trotz größeren Strom- 
absatzes sich der Preis für 1 kW u. Jahr gegenüber Kurve a 
nicht ermäßigen; eine Folge der Verluste in den Phasenschiebern 
und den zugehörigen Transformatoren sowie der höheren Unter- 
haltungs- und Erneuerungskosten dieser Anlageteile gegenüber 
denen der Leitungen. 


Auch bei Vierfachleitung 100 kV mit Phasenschieber, 
Kurve e, würde der Preis höher sein als bei Anlage ohne eigene 
Phasenschieber, Kurve b. 


Die Kurven für 150 kV, d, f und g, zeigen deutlich, daß diese 
Spannung für die zu übertragende Leistung bei der gegebenen 
Übertragungslänge zu hoch ist. Die Stromkosten würden zu 
groß werden. Sie würden erst bei einer weit größeren zu über- 
tragenden Leistung als in absehbarer Zeit in Berlin zu erwarten 
ist, auf einen annehmbaren Preis sinken. 

Am günstigsten sind die Kosten für Vierfachleitung mit 
100 kV ohne eigene Phasenschieber (Kurve b). Hiermit lassen 
sich rd 90000 kW übertragen. Hierzu kommen noch ungefähr 
36000 kW, welche durch die Leitung von Zschornewitz nach 
Berlin übertragen werden können. Durch Erhöhung des Lei- 
stungsfaktors bis auf 1 läßt sich die übertragbare Gesamtleistung 
bei diesen drei Doppelleitungen auf rd 195 000 kW steigern. 


Es liegt also vorläufig kein Grund vor, eine Spannungs- 
erhöhung auf 150 kV für Berlin in Betracht zu ziehen. 


1004 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31. 


7. August 1922. 


Zum Schluß seien noch einige technische Daten der Fern- 
leitung Trattendorf—Berlin gegeben: 
Streckenlänge»: e rl e mour u 2 a u re 
Übertragungsspannung am Streckenanfang . . . . . . 
Leitungsmaterial: Aluminium mit Stahlseele. 
Anzahl und Querschnitt der Leitungen . . . . 2 <3 >x< 150 mm? Al 
+2x3.>< 50mm? Fe 


Leitungsmaterial: . Aluminiumseil mit Stahlseele. 


Leitungsdurchmesser . . . 2: 2. m rn re. 1,84 cm 
Leitungsgewicht p. m Draht . . .... 2 2 2 2 20. 0,836 kg 
senkrechter Leitungsabstand . . . . .. 2 2 2 2 2a. 35m 
Mastabstand im Mittel . 2. 2: 2 or oo re. ca 240 m 
Höhe der Masten über dem Erdboden. ........ 25m 
Beanspruchung des Aluminiumseils: das Aluminiumseil trägt 
nicht mit. 
Höchstbeanspruchung des Stahlseils. . . : . . . .. . 30 kg/mm? 
Festigkeit des Stahlseils . . . .. .. 2.2.2.2... .:110kg/mm? 
Blitzseil-Material: Stahl. 
Blitzseil-Quverschnitt ae ee ee ee aeg 50 mm? 
Blitzseil-Höchstbeanspruchung . . ..... 22.0. 18 kg/mm? 
Blitzseil-Festigkeit . . . 2: 2 2 En En ne. 110 kg/mm? 
Blitzseil-Dutchmesser . ... . . le ar ee fan 9 


mm 
Blitzseil-Anbringung 2 m über Mastspitze 
Isolatoreniype: Kappenhänge und Kappenabspannisolatoren. 


Anzahl pro Aufhängepunkt . >.. : 2 2 2 2 2 2 2 0 6 Stück 
Maste je Kilometer: 
Tragmaste . 2... : Coon 3,32 Stück 
Abspann-Eck-Kreuzungs- und Verdrillungs- 
mastè u e ai isn 076 u 
Insgesamt 4,08 Stück 
Mastgewicht je Kilometer: 
Tragmaste . . . 2. 102 t 
Abspann-Eck-Kreuzunge- und Verdrillunge- 
MABLO. Aa ee Se ee a a  e 4, 
Insgesamt 15,6 t 


Die folgenden Zahlentafeln geben eine Übersicht darüber, in 
welchem Verhältnisse die Anlagekosten der .einzelnen Erforder- 
nisse der Leitungsanlage zu ihren Gesamtkosten stehen und 
zeigen außerdem den Einfluß der Verwendung von Stahlaluminium- 
seil an Stelle von reinem Aluminiumseil auf diese Kosten. 


Anlagekosten der Leitungseinzelteile 


in Ch der Gesamtleitungskosten 
bei Verwendung von 


reinem Stahl- 
Aluminiumseil Aluminiumseil 
0 j0 
Material .. a aaa 60 66,5 
Einlagerung . ...2.220. 1,3 1,1 
Anstrich 29 2,5 
Fracht .. sasana eaaa’. -1,5 1,2 
An- und Abfuhr ........ 3,2 2,8 
Verfahren auf der Strecke . . . 2,3 20 
Montage . . .. 22 2 2 2 20. 17,8 15,0 
Mastentrossen . . . 2 2 22... 01 01 
Erdanschluß-Verzinnen . .:. . . 0,2 01 
Vorarbeiten. . . .. 2 22... 0,1 0,1 
Tracierung : . . : aaa’ 2,1 1,5 
Bauleitung . -. .. ahaaa’ 5,5 d 4,4 
Entschädigungen . ...... 3,0 2,7 
Maste: O/o o 
Eisen . . 2.22 2 2 20. 22 20 
Farbe . ...... 3 2,6 
Zement .. ....n 5 4,3 
Erdarbeiten . ....22.. 5 4,0 
Schwellen . . . ..2.22.. 05 0,4 
lsolatoren . . . . 2.2 20. 17 14,7 
525% 46° 
Leitung: 
Aluminiumseil . ....... 28 36,3 
Blitzseil . . . . 2:2 2.0. 4 3,0 
Erdplatten. .. . 2.222... 03 . 0,3 
32,3 0/0 39,6 y 
Bauausführung: 
Bauarbeiten . ........ 15,0 14,3 
Werkzeuge . .... 22... 0,2 01 
15,2 0/9 14,4 Ma 
Insgesamt 100 o 100 "o 
Anlagekosten mit reinem Aluminium ........ 100 9%, 
PA -  „ Stahblaluminium. . . . 2.22 2.0. 114 9%, 


Die Steigerung der Empfindlichkeit in der technischen Elektronik nach den Anforderungen des Maschinenbaues. 
Von Dr.-Ing. F. W. Meyer, Milwaukee, Wisc. und Braunschweig. 
(Fortsetzung von S. 982.) 


Die Anordnung von Verschärfungssystemen in Elektronen- 
emissions- und Ionisationsrelais mit einfacher Glühkathode. 


Der empfindlichste Teil der Glühkathodenrelais oder sonsti- 
gen Entladungstromleitapparate mit Relaisfunktionen im wel- 


teren Sinne, von denen die sogenannten Verstärkungsfunktionen . 


nur ein Teil sind, ist zweifellos die Glühkathode selbst, wenn- 
gleich eine Reihe von sachlich nicht begründeten oder falsch be- 
gründeten Bedenken in den Kreisen der an die Probleme neu 
herantretenden Starkstromtechniker besteht. So befürchtet man 
oder scheint man vielfach zu befürchten, daß Veränderungen an 
der Kathode durch Zerstäubung usw. die Genauigkeit der Wir- 
kungen beeinträchtigen könne’), was ja nicht der Fall ist, so- 
lange die Kathode überhaupt noch genug Elektronen zur Ver- 
fügung stellt, wie ein Dampfkessel den Dampf, ohne daß dies 
etwas mit dem genauen Arbeiten einer Dampfmaschine zu tun hat. 
Aber selbst bei sogenannten Großoberflächenkathoden mit Er- 
hitzung durch Elektronenstoß®) oder Sekundärelektronenemis- 
sion?) ohne eigentliche Erhitzung bleibt noch Grund genug zur 
Vorsicht, und diese ist eher noch zu erhöhen als zu vermindern, 
wenn es sich dabei mit um katalytische Emissionseffekte handelt, 
die, wo dies in Betracht kommt, die Temperatur stark herabzu- 
setzen erlauben. Dazu kommt die meist noch bestehende Not- 
wendigrkeit einer Energiezufuhr zur Kathodenerhitzung oder son- 
stigen Genügeleistung der Bedingungen für die Elektronen- 
emission. 

Demnach muß unbedingt Leitsatz für die Verschärfung der 
Empfindlichkeit sein, daß in jedem Fall nur eine einzige Kathode 


N) Diskussionseinwendungen sind bisweilen recht unklar, falls überhaupt 

etwas einer Regründung Nahekommendes gegeben wird, und sefühlsmäßige 

ußerungen haben gerade auf vorliegendam Gebiet keinen rechten Wert, da 
eben auch das Gefühl erst entwickelt werden muß. , , 

8) Kathodenerhitzung durch Elektronenstnß wird nach dem Verfahren von 
AM. Mc. L. Nicolson von der Western El. Co. bei vielen Apparaten benutzt. 
Ein Verfahren von E. R. Stoekle der Cutler Hammer Mfg. Co. benutzt zur 
Brbitzung Lichtbogen lleentia Jung: . 

9) Von dieser wird s. B. auch Gebrauch gemacht von A. W. Hull in den 
Dnateon-Belnienchaltungen der Gen EI. Co. für besondere Relais- und negative 

iderstandswirkungen. Vgl. u. a. Inst. Radio Eng. Proc. 1918, Bd. 6, 8.5 und 
„Jahrb. d. drahtl. Telegr.* Bd. 14, 1919, 8. 47 


zulässig sein darf, die Elektronen emittiert. Damit sind aber Ver- 
schärfungs- und Kaskadierungskreise für erhöhte oder potenzierle 
Empfindlichkeit einer Sonderbedingung unterworfen, der nicht 
ohne weiteres immer genügt werden kann, und dazu kommt dann 
noch häufig oder meist die Bedingung der tunlichsten Vermeidung 
von Sonderorganen wenigstens im eigentlichen oder Haupt-Ent- 
ladungsweg. 

Läßt man wenigstens das normale Gitter!) dort zu, so er- 
gibt sich eine Möglichkeit der Erfüllung dieser Bedingungen bei- 
spielsmäßig nach der Anordnung in Abb. 1, wo K die Kathode 
mit einem einfachen Erhitzungskreis, A die normale Anode und 
G das normale Gitter ist. 

Das verschärfende oder potenzierende innere Kaskadensystem 
ist nun gegeben durch die Hilfsanode B und das gleichfalls zu- 
gelassene Hilfsgitter F. Von der Hilfsanode B her haben wir 
einen Übertragungskreis zum Hauptgitter G gehend. Die Strom- 
quelle des Hauptkreises ist durch die Batterie E, angedeutet. und 
diejenige des Übertragungkreises durch die Batterie E, und die 
zugehörigen Spannungen seien ebenmäßig genannt. Der zunächst 
angenommene Nutz- oder Arbeitswiderstand des Hauptkreises Stl 
R,, der Strom im Hauptkreis sei I, und der des Übertragung®- 
kreises I}. Soll der letztere Strom das Hauptgitterpotential be- 
stimmen können, das mit e, bezeichnet sein möge, so erkennen Wir, 
daß dies bei einem sogenannten Ionisationsrelais, d.h. einem solchen. 
das mit einer gewissen geringen Dampf- oder Gaspressung AT- 
beitet, unter gewissen Umständen ohne weiteres möglich ist, nicht 
aber bei einem reinen Elektronenemissionsrelais mit höchstem 
Vakuum, da der von der Kathode nach B gehende Elektronen- 
strom auf dem Übertragungskreise nur Elektronen nach G beför- 
dern kann, die dort eine Aufladung bewirken, so daß das der 
Batterie E, entsprechende Potential dort rasch hergestellt sein 
wird, ohne daß eine weitere Regelung möglich wäre. Indessen 


10) Mehrgittersysteme, wie von der deutschen Praxis in andern a 
wendungen vielfach bevorzugt, sind. wie schon gestreift wurde, hier eher tür 
ie Verschärfungskreise ins Auge zu fassen und können dort ganz wertvoll del 
ber solche Syrteme an sich vergleiche u. a. H. Barkhausen, J 919. 
a Telegr.” Bd.}14.:1919, B. 43 u. W. Schottky.," „Archiv £. EL“, Bd. 8, 171°. 


7. August 1922. 


kann ein beliebiger Strom durch einen Widerstand R,, der zwi- 
schen Hauptgitter und Kathode liegt, leicht hergestellt werden, 
und dann kann vermittelst des zweiten oder Hochempfindlichkeits- 
kreises mit Gitter F dieser Strom und damit das Hauptgitter- 
potential kontrolliert werden, indem wir einfach eine Verstär- 
kungswirkung im ersten Empfindlichkeitskreis bekommen und da- 
mit eben die geforderte Verschärfung der Gesamtempfindlichkeit. 
Ist unter solchen Umständen das Hauptgitterpotential gegenüber 
der Kathode negativ, so kann man aber doch, wenn man wünscht, 
auch ein positives Potential leicht dadurch erreichen, daß man 
eine zusätzliche Spannung Æa wie in der Abbildung in den Über- 
gangskreis einfügt und.solches wird dann durch das Verschär- 
fungssystem eben beliebig vermindert. Hingegen könnte man im 
Übertragungskreis den Strom nur umkehren, wenn man gleichzeitig 
mit der Batterieumkehr bei B einen Glühkörper anordnete, um aus 
der Hilfsanode eine Hilfskathode zu machen, und eine solche wider- 
streitet im allgemeinen unseren Leitsätzen, ebenso wie man für ge- 
wöhnlich nicht etwa ein glühendes Hauptgitter @ anordnet, um dort 
eine Elektronenemission zur Vermeidung des Widerstandes R zu er- 
zielen. Übrigens muß im Falle der Hilfskathode das Gitter F 
auch mit dieser Kathode zusammen arbeiten, was an sich natürlich 
recht gut möglich ist und in den sehr ausgedehnten vielseitigen prak- 
tischen Proben auch mit studiert wurde. Abgesehen von den Relais 
mit der geschilderten verschärften Relaiswirkung wurden nämlich 
auch eigens hergestellte soge- 
nannte’ Universalapparate!!)'ver- 
wendet, die unter anderm weit- 
gehende Variationen der Studien 
auch nach dengenanntenRichtun- 
gen von vornherein gestatteten. 


Abb. 1. 
schärfter Empfindlichkeit. 


Relais mit einfach ver- 


Abb. 2. Relais -Hauptstrom. 


Es fragt sich nun, wie sich die Einwirkungen in solchen Re- 
ais mit verschärfter Empfindlichkeit oder einfachen Verschär- 
fungsverstärkern rechnerisch gestalten, und ob und inwieweit da- 
bei etwa einfache resultierende Spannungsrelaisverhältnisse oder 
entsprechende einfache Empfindlichkeitszahlen zu erreichen sind, 
die dann namentlich das Rechnen in bezug auf die Maschinenkreise 
erleichtern würden; vor allem fragt es sich, ob und wann eine ein- 
fache Multiplikation der Einzelrelaisverhältnisse in Betracht kommt. 


Einfachste Beziehungen für das Haupt- und Verschärfungs- sowie 
das kombinierte System. 


Nehmen wir jeweils als einfachste Einzelbeziehung etwa die- 


jenige von Langmuir, obwohl sie nur innerhalb gewisser Ver- . 


wendungsbereiche verwendbar ist und besonders die Einwirkung 
gewisser Spannungsprodukte vernachlässigti2), so können wir für 
den Hauptstrom I, des Übertragungskreises die Gleichung: 


I, =a(E,+k, e)! © o o è o è o œ (i 


xoa eine Konstante und k, das Spannungsrelais- oder Wirkverhält- 
ns oder auch Empfindlichkeitsverhältnis ist. Ebenso folgt für den 
Strom I, des Übertragungskreises die Gleichung 


h=b(E 4 kze) ...2..:.22..0 


vo b eine zweite Konstante und'k, das zur Spannung e, des Hoch- 
mpfindlichkeitskreises gehörige Relais- oder Empfindlichkeitsver- 
hältnis ist. Dabei ist zunächst vorausgesetzt, daß die Spannungsab- 
fällein den Widerständen A, und R, gegenüber den Gesamtspannun- 
nungen in den betreffenden Kreisen keine Rolle spielen und ferner 
die Rückwirkung des Hauptgitters auf den Hochempfindlichkeits- 
kreis angesichts der ganzen geometrischen und Stromverhältnisse 


u) Deren Arbeitsfähigkeit auch für gewöhnliche Mehrgitterschaltungen 
wurde schon erwähnt. Ka 

auart, Höha des Vakuums und andere Dinge spielen bei der Frage 

der Zu šssigkeit eine Rolle. manchmal ist die zus C hlpesigling von vornherein 

vr unzulässig. Überetwas genauere Betrachtungen vgl. z. R. H.I. van der 

Da „Phys. Rerv.“, Bd. 12, 191%, 8. 171. 


sberechnungen z. B. nach J. C. Maxwell reat 1. 8. 208, 
Abra am. „Arch. f. El“, Bd. 8, 1919, 8. 42 und M. A. Sehirrmann ‚„Arch. 
El.” Bd. 8, 1920, B. 44 erfassen, bei all ihrem Wert, das hier vorliegende Pro- 


blem noeh ziemlich einseitig. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 31. 


Mathematiach weitgehende sogenannte 


1006 


vernachlässigt werden kann, wie es praktisch meist der Fall ist, 
ohne weitgehende Maßregeln zu erfordern. Insofern aber der Wider- 
stand R, stets das Potential des ersten Hauptgitters bestimmt, kommt 
er natürlich stets in Betracht, und wir haben demzufolge, wenn wir 
eine Zusatzspannung Za nicht annehmen, noch 


GR a 2 ie 


Zur weiteren Vereinfachung könnte man daran denken, obwohl 
die Spannungen E, und E, tatsächlich immer nötig sind, in den Strom- 
gleichungen wenigstens rechnungsgemäß diese Werte außer acht zu 
lassen. Dann ergibt sich für die am ehesten in Betracht kommenden 
Bereiche der entsprechenden Kurven der Abb. 2 und 3 bei A und B 
aus der Kombination der entsprechend vereinfachten Gleichungen 
die neue für den Hauptstrom I, in Abhängigkeit von der Spannung 
des Hochempfindlichkeitskreises in der Form: 


l M=abRk) ko... (a 
Dabei müßte aber‘ schon hier zum mindesten vorausgesetzt 
werden, daß wir keine Hilfsanode,. sondern eine glühende Hilfs- 
kathode haben, weil ja sonst eine den Hauptstrom hauptsächlich 
bestimmende positive Hauptgitterspannung gar nicht denkbar ist. 
In diesem Falle brauchten wir dann auch einen wesentlich 
bestimmenden Parallelwiderstand R, nicht unbedingt, und wir 
könnten, wenn er fehlt, für den dann möglichen Elektronenstrom 
von der Kathode zum Hauptgitter etwa ansetzen nach der unter 
solchen Umständen allerdings auch nur in einem gewissen Be- 
reiche näherungsweise geltenden Childschen Beziehung mit neuer 
Konstante c: ' 
h=zcea® .. 2222 222.06 


.-—- — u 


Abb. 4. Stromkurvenersatz 
nach dem Tangentialver- 
fahren. 


u 
Abb. 3. Strom des Empfindlichkeits- 
kreises. 


und wir würden bei neuer Kombination mit (1) und (2) dann 
haben die Gleichung: 8 PR 
I. = — (KK, 6). . > % è e 0% (6 


Wir sehen, daß wir jetzt das Produkt der Empfindlichkeits- 
verhältnisse aber mit dem einfachen Exponenten 1,5 haben, 
wähend vorher k, wie e, mit dem Multiplikationsexponenten 2,25 
erschienen. Somit ist ein entsprechender Unterschied auch für die 
wirkliche Voraussetzung einer Hilfsanode statt Hilfskathode zu 
erwarten, falls wir dabei etwa ein Glühgitter voraussetzen an 
Stelle der Glühhilfskathode bei wiederum fehlendem Widerstand 
R3; und bei Gas- oder Dampfgegenwart fragt es sich ganz genau, 
wie die lonisationsverhältnissse sind, die _einen lonenstrom 
zwischen einem kalten Hauptgitter und der Kathode erlauben. 
Eine gewisse Annäherung an Sättigungsströme daselbst steigert, 
wie man leicht sieht, dann die Empfindlichkeit des Gesamt- 
apparates, und nicht etwa umgekehrt. 

Indessen sind für die wirklich ins Auge zu fassenden Ver- 
hältnisse bei negativem Gitterpotential, das auch für den Hoch- 
empfindlichkeitskreis vorzugsweise benutzt wird, die Beziehungen 
doch weit verwickelter; immerhin aber durch Grenzbetrachtungen 
leichter zu übersehen. Zu solchem Zwecke wollen wir ohne Ver- 
nachlässigung der dann wesentlich überall mit entscheidenden 
Hauptspannungen zunächst einmal voraussetzen, statt des Ex- 
ponenten 1,5 der Langmuirschen Gleichungen sei einfach der 
Exponent 1 zulässig, und bekanntlich tritt dergleichen namentlich 
bei gewissen Kathodenformen leicht ein, wenn man sich nicht an 
allen Stellen der Kathode infolge von Feldunterschieden gleich- 
mäßig der Sättigung nähert, so daß wir etwa die Wendetangente 
nach Abb. 4 unsern Betrachtungen zugrunde legen können, 
während sich andererseits leicht auch eine gewisse Steigerung 
des Exponenten ergibt. Dies ist, obwohl dann in bestimmten 
Bereichen leicht auch eine Verminderung des Exponenten statt- 
findet, bisweilen der Fall bei Gasionisation, so daß wir etwa 
mehr beispielmäßig einen andern Grenzexponenten 2 vergleichen 
können. Allerdings ist dann in der Rechnung vieles praktisch 
nicht deutfähig, da der in gewissen Quadraten der Rechnung ver- 
schwindende Einfluß von Richtungs- oder Vorzeichenwerten hier 
nicht zu verwirklichende Rechnungsresultate erscheinen läßt, 


1006 


Für den ersten Fall setzen wir also an für den Hauptstrom 
bei zunächst wieder außer Betracht bleibenden R;: 


h =a (Eike) "2 222.2..0 
und für den Strom des Übertragungskreises: 
L=b(E—e&tkye) ....... (8 
ferner für die Hauptgitterspannung wie früher: 
e adina a aa e a a a a a D 


wobei der Einfluß von R, in keiner Weise vernachlässigt ist, um 
den Grenzen Rechnung zu tragen. Es wird dann der Hauptstrom 


des Übertragungskreises: p 
B I, = b 2 +kie . e o . . . à . 19 


i+5R 
und derjenige des Hauptkreises: 
za Rn SER Ar 0 


wobei aber der Wert R = œ keinen Sinn mehr ergibt, insofern 
als praktisch das negative Potential des Hauptgitters eben nicht 
größer werden kann als E,, und ein variabler Einfluß auf R, 
unter solchen Umständen nicht mehr besteht, da e3 nur die Feld- bzw. 
die Ionisationsverhältnisse in der Hilfsentladungsstrecke, damit 
den Strom und erst dadurch den Spannunssabfall in Ra beeinflußt, 
solange eben ein wirklicher Strom bestsht. Um also gerade bei 
sehr hohem Vakuum Abweichungen und Unsicherheiten zu ver- 
meiden, muß man genügend weit von einem solchem Wert entfernt 
bleiben, wenngleich man bei genügend konstanten Widerständen 
nicht so sehr gezwungen ist, Vorsicht walten zu lassen und man 
also dann den Grenzwert 


I =za(E,—k,E,Fkıkge) a ee ei (11 


eher ins Auge fassen kann, vorausgesetzt, daß man hauptsächlich 
mit negativem Potential am Hochempfindlichkeitsgitter arbeitet, 
wobei es eher möglich ist, auch bei der Bewegung von nur einer 
geringen Menge von Elektronen den Spannungsabfall e, im Re- 
lais selbst weitgehend zu beeinflussen. Hierbei spielt natürlich 
die Art der Konstruktion des Relais und seine innere Feld- 
verteilung besonders mit. 
Richtet man es dabei so ein, daß 


hS kidy w e u Bo ar ar ar MAR 


also der Einfluß der Hauptspannung durch denjenigen der ersten 
Gitterspannung in der Grenze gerade aufgehoben wird, so ist mit 


Ih == kı kə eg (13 


der Wert der negativen Spannung am Hochempfindlichkeitsgitter 
für den Hauptstrom ausschließlich entscheidend. 

Natürlich aber kann man eine solche Bedingung auch für eiren 
beliebigen Wert von R, vorschreiben. Dann folgt aus Gl. (lV) 
die Bedingung 


‚__kıbRek, 
E = 1+0 È Be e a A 
oder 
E, F 
h= pk B E) (9 
und also l 
N=ay K} es; e o >è» òo è ù è ù (16 


und wenn wir nun etwa für den Fall des verschwindenden Haupt- 
stroms, wie oft zweckmäßig und jedenfalls stets sicher, die Span- 
nung zu gleichen Teilen auf den Widerstand R> und die Hilfs- 
entladungsstrecke von K bis B verteilen, also 


1 
R, — b . ° . . . . ë . . (17 
setzen, für die zugehörige Spannung des Übertragungskreises 

_2E, 

und somit also für den Hauptstrom: 
I, zo nn €e) (19 

wofür man auch setzen kann: 2 

I, Zda K €y : i r . . ` . . . è (20 

wo die Konstante K also den Wert 
NK (21 


hat, und, wenngleich die Werte von e, positiv einzusetzen sind, 
die Spannung am Hochempfindlichkeitsgitter selbst mit negativem 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 31. 7. August 1982. 


Potential einzustellen ist. Der Wert von I, kann jetzt selbst- 
verständlich nicht höher werden, als er bei Spannung Null am 
ersten Gitter sein würde, wenn man solche durch Verbinden des 
ersten Gitters mit der Kathode unmittelbar herstellt, weil der 
Hochempfindlichkeitskreis ja nur die Wirkung der negativen 
Spannung des ersten Gitters aufzuheben vermag. Dies ist in 
Abb. 5 für den allgemeineren Fall und in Abb. 6 für den Fall, daß 
das Hochempfindlichkeitsgitter den Strom von Null bis zum 
Maximalwert unmittelbar bestimmen soll, noch angedeutet, wobei 
jedesmal die Werte von I, in Abhängigkeit von e, und e, auf- 
getragen sind. 


Abb. 5. 


b. Vereinfachte Darstellung 
der Empfindlichkeit und :-Hochen:- 
"pfindlichkeit. 


Abb. 6. Ausschließlich negatives Kon- 
trollipotential im Hochempfindlichkeits- 
krein. 


Führen wir nun den andern Grenzexponenten 2 in die Rech- 
nung ein, so haben wir zu setzen für den Hauptstrom: 
heals keh . 2.2 .22020..0 
für den Übertragungsstrom I;: 
l= b (E= et kse" . 2 2200.18 


und für den Spannungsabfall in R, wie vorher: 
ei — I, Rs . . . D . . . . D . (3 


mit entsprechend geändertem Wert der Konstauten. Es folgt 
dann für I, aus (23) und (3) bei Benutzung des oberen Vor- 
zeichens im es4liede: - 


_ 1, B$®y,Rk® I, Æ |, ka" : 
h=57 mt Re T Rè t(s Rato Rpt o Ra) 3 
und daraus bei Einsetzung in (22): 
k i 
I, — a| £; — 5b kT kı E, — kı ka C3 
k? , kem | kek a or 
Fà Ret DR TUK ? = 


Verlangen wir auch jetzt, daß I,=0 für &=0 wird, so 


“entsteht aus (25) für e&=0 die Bedingung: 


(26 


und es folgt dann aus (25) die Gleichung: 
_„I_E_KWEE_,. . E? _ kik? | ki Ez 
n=4 2 TA, neet E a TIER 
.3 72 m, 
+ (fi ky E4 © r —2 k? E,) e| p (2 
Setzen wir dabei auch hier a 
Y a GA 
Mel, see n ye 


so folgt im besonderen aus (26) die Bedingung: 
R, = i re o © . è œ (28 


und dazu gehört, wenn wir, um einen elwas einfacheren Sonder- 
fall zu betrachten, i 
k= k =k : (29 


setzen, die Gleichung: 
hza[l -15 E — k-e t (2,25 EHk Eee)... (80 


und es ist in Abb. 7 die zugehörige Kurve beispielsmäßig auf- 
getragen. 


7. August 1922. 


Die Abbildung gilt für 
E,=10; E: =% 
kzk=10; a=10 °- 
und wir haben dabei für e,=0, wenn wir das positive Wurzel- 
zeichen nehmen, den Wert: 
I, =10-5 (- 150 +150)? = 0 
für e, = — 0,5 den Wert: 
I, = 10 ~5 (— 100 + 132)? = 0,102 . 10- 1, 
für e= — 1 den Wert: | 
1=10 5 (— 50 + 112)? = 0,372.10! 
für = — 2 den Wert: 
I,=105 (50 + 50)? = 10-1. 
Rein mathematisch betrachtet geht die Kurve beiderseits weiter, 
u. zw. biegt sie am Nullpunkt um; indessen widerstreitet das 
den wirklichen Arbeitsmöglichkeiten des Apparates, da alle durch 
Quadrierung negativer Werte erhaltenen Ströme hier nicht prak- 
tisch deutfähig eind, und auch die erwähnte Ausgestaltung der 
Hilfselektroden noch nicht genügt, sie deutfähig zu machen. Aus 
gleichen Gründen sind auch die zu den zweiten Wurzelwerten 
gehörigen Größen nicht zu gebrauchen; und Ähnliches gilt bei 
den zugehörigen Übertragungsströmen, obwohl hier die beiden 
Wurzelwerte für I sogleich Positives in Erscheinung treten 


lassen, Ä s a pi 
Wir erhalten nämlich nach (24) für e,=0 nur mit dem 
negativen Vorzeichen der Wurzel den brauchbaren Wert: 


I = (250 — 150) b = 100 b 
und ebenso für e, = — 0,5 den Wert: 
I = (200 — 132) b = 68 b 
für e, = — 1 den Wert: 
I = (150 — 112)b = 38 b 
und für e, = — 2 den Wert: | 
1l, = (50 —-50)b=0 


700 b 

A 
Abb. 7. Rechnungsbeispiel Abb.. 8. Strom des Über- 
für Hochempfindlichkeit bei tragungskreises im Rech- 


h5herem Kırvenex ponenten. nungsbeispiel. , 


Die zugehörige Kurve in Abb. 8 wird vielleicht noch besser 
erkannt, wenn wir die angenommenen Sonderbedingungen noclı 
in Gl. (24) einsetzen. Wir erhalten dann: 

E? Ei, E3 ZA 
n=[|25 a +E e (20 i H e) |p. . @ı 

Der Charakter der Kurve zeigt, daß man auch hier meist in 
senügender Näherung mit Geraden rechnen kann, indem man mit 
einer mittleren Tangente oder der Sekante durch die Punkte für 
€, = 0 und e, = — 2 arbeitet, und die Gleichungen für solche Vor- 
aussetzung, wie ín (11) bis (21) gegeben, benutzt. 

Auch bei andern Bedingungen gilt dies meist genügend genau, 
und höhere Empfindlichkeiten ändern an sich nichts daran, indem 
sie nur einen andern Arbeitsbereich ergeben. Es bleibt z. B. für 


E, = 1000; E = 20 
ki = k; = k = 100; a=10 -7 
der Kurvencharakter genau derselbe, und nur der zugehörige 
Arbeitebereich wird ein andrer, indem er von &=(0 bis 
ë, = — 0,2 geht. 
Man muß also im Betriebe nur genügend von e, =Q weg- 


bleiben, und dies gilt besonders von dem Fall größeren Wertes 
von R,, denn in der Grenze würde für R = oo aus (25) folgen für 


den Hauptstrom: 

I,=za(E, —kı Ey — k ka e) . (32 
und somit für E, = k, E, die für negativ eingestellte e, zu gebrau- 
chende Beziehung: 

I, =a (k; k, ez)” e e e e e o o o 2 (33 


die eben ausgesprochenen quadratischen Charakter hat und noch 
in Abb. 7 eingetragen ist. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 31. 


a i a a a 70 


1007 


Für den Fall, daß man etwa mit zwei verschiedenen Empfind- 
lichkeiten zu arbeiten wünscht, ist wohl zu beachten, daß für den 
Grenzfall mit R = œ es völlig gleichgültig sein würde, ob man 
etwa E, in der Übertragungsleitung zu solchem Zwecke verändert, 
diese also selbst als Empfindlichkeitskreis benutzt oder ob man 
den positiven Pol unmittelbar an K legt, also E, mit e, gleich 
setzt... Im ersteren Falle kann man gegebenenfalls auch mit 
gleichzeitig stattfindenden Doppeleinflüssen arbeiten, falls man 
die Grenze selbst meidet. 

Für R = œ folgt nämlich für den Fall, daß man mit Pro- 
portionalitäten arbeitet, aus (10): 


I =a(E— k, E) . (34 
und für den Fall angenommener quadratischer Einflüsse aus 
h=a(E—kB). (35 


Für den Fall gleichmäßig verteilter Spaunung folgt dagegen 
im Proportionalitätsfall aus (10): 


(36 


und im Fall quadratischer Einflüsse aus (27): 
= vrgr E ` E 2 A 1, 9 Z 
h=a| 5 ke (Hae k) | 2. 


Demnach erhalten wir noch die Kurven in Abb. 9, indem wir 
solche entweder gleich einzeichnen können oder in dem letzten 
Falle aus einigen Punkten bestimmen. Wir haben nämlich dann 
für E, = — 10: f 

I, = 10- 5(— 50 +-112)? = 0,38. 10—! 
und für E, = — 5: 
-= 10-5 (0 + 75)? = 0,56.10-1! 


und zum Vergleich sind noch die Kurven für die Hochempfind- 
lichkeit für variables e, mit eingezeichnet. 

Es fragt sich nun aber, wie die experimentellen Aufnahmen 
dies bestätigen, und wann der eine oder andere Fall sich bewahr- 


Abb. 9. Gesamtbild der Empfiud- Abb. 10. Vergleich des Kur- 
lichkeit. 3 vencharakters für den Haupt- 
strom nach Rechnungen und 
Aufnahme. 
heitet. Ee läßt sich nun aus den Aufnahmen ganz allgemein 


sagen, daß in den meisten Fällen die Proportionalitätsrechnung 
mit ihren Geraden genügend genau ist, und sich auch bei Gas- 
ionisation, wo übrigens auch sehr niedrige Exponenten vor- 
kommen können, bis zu beträchtlichen Spannungen als die besten 
Näherungskurven die Geraden erwiesen. 

Für den Fall mit R, sich annähernd &, wo nach dem Gesagten 
sich am ehesten eine Abweichung ergeben sollte, gilt dies auch 
noch für den weit größeren Teil der früh hergestellten Apparate, 
und meist wurde nicht einmal die 1,5-Potenz erreicht, obwohl es 
nahegelegen hätte, dann statt Gl. (35) einfach zu setzen: 


I, za (Eı— kı Es) 1,5 . (38 
und statt (32) mit eingesetzten beiden Vorzeichen von e3: 
lL =a (E — k Et kikelő. (39 


Im Falle das Vakuum nicht so hoch war, als daß der Wider- 
stand R, unvermeidlich gewesen wäre, wurde dieser meist fort- 
gelassen, Es handelt sich um Apparate, die beim Zuschmelzen 
einen Druck von 10-7 mm lig aufwiesen, der sich infolge ver- 
schiedener Umstände beim Betriebe, namentlich von Gasentladun- 
gen an Anoden noch erhöhte, besonders wenn eine Selbstregelung 
nicht vorgesehen war, sowie um andere (refäfie, die eine künst- 
liche Argongaspressung von 10-? mm und mehr erhalten hatten. 
Aber auch hier zeigte sich, abgesehen von einer scharfen Um- 
biegung der Kurven, an der Abszissenachse nichts Abweichendes 
und es bleibt ja auch dabei dann zu berücksichtigen, daß dann ein 
konstanter Wert von R, nicht mehr vorhanden ist, und sich wie 
bei Ableitung der Näherungsgleichung (6) selbst ein höherer 
Exponent wieder etwas vermindert, falls auch in der Strecke KG 
der Strom mehr als proportional der Spannung daselbst steigen 
will, wenngleich andrerseits bei Bereichen, die durchaus oder bis 


1008 


zu einem gewissen Grade als Sättigungsbereiche anzusprechen 
wären, sich dies bei weitem ändern möchte, wovon gelegentlich 
zur Herstellung besonderer scharfer Wirkungen Gebrauch ge- 
macht werden kann. 

Jedenfalls ist in Abb. 10 und 11 ein Vergleich einer Mittel- 
kurve aus Aufnahmen bei meist nicht vorhandener äußerer Wider- 
standsverbindung für die erstgenannten Vakuumverhältnisse mit 
den theoretischen Kurven durchgeführt, u. zw. ist in den ent- 
sprechenden praktischen Fällen, entweder wie eben bemerkt, keine 
Widerstandsverbindung AR, zu verzeichnen, oder es handelt sich da- 
selbst, um die Wirkung sicherzustellen, um einen außerordentlich 
on Widerstand, also um eine Art von wirklichem Grenzwider- 
stand, 


30 


e 80V 


Abb. 12. Sonderaufnahme. 


E o 


Abb. 11. Vergleich des (C'harak- 
ters der Hochempfindlichkeits- 
kurven. s 


Wir haben in den Abbildungen neben der Geraden und der 
Kurve für die gleiche Spannungsübertragung im Übertragungs- 
kreis jeweils auch noch die Kurve der 1,5ten Potenz sowie die 
quadratische Kurve für den nicht streng verifizierbaren Fall für 
R = œo, und die experimentelle Mittelkurve liegt noch etwas über 
der Kurve für den Rechnungsfall mit gleich verteilten Spannun- 
gen im Übertragungskreis, wenn sie auch nicht der Geraden am 
nächsten liegt. Es handelt sich dabei um Apparate bzw. Normal- 
ströme von 1 bis 100 MA, meist im unteren Bereich, bei Normal- 
epannungen von 1 bis 1000 V, mit sehr verschiedenen Empfind- 
lichkeiten, und es sind einfach die Hauptströme in Prozent der 
Normalströme angegeben, und ähnlich ist bei den Gitterspannun- 
gen verfahren, jedoch so, daß diejenigen Spannungen als normal 
gelten, die den Hauptstrom auf Null reduzieren bzw. ihn wieder 
voll herstellen. Unter normalen Arbeitsbedingungen sind dabei 
solche verstanden, die Bereiche von Sättigungen und starker 
Unempfindlichkeit in den Kurven vermeiden lassen, so daß diese 
also wirklich einfachen Charakter annehmen. Es muß demnach 
die maximale Elektronenemission der Kathode hoch genug liegen 
und die Spannungsanpassung muß so erfolgen, daß auch ein mehr 
hyperbolischer Verlauf der Kurven im unteren Bereich vermieden 
wird, so daß sich eine Arbeitstangente wirklich genügend weit 
annehmen läßt. Das ist nicht immer ganz einfach, und namentlich 
ergibt sich gerade bei den Hochempfindlichkeitskurven im unteren 
Anfangsbereich leicht eine Strecke völliger Unempfindlichkeit, die 
man aus den Kurven Nicht einfach abschneiden kann, wenn man 
sie auch bei den Arbeitsvorgängen selbst nicht beschreitet. Wie 
schon gestreift wurde, hängt das mit der wirklichen Gestaltung 
der Spannungskurve und des Spannungs-Relaisverhältnisses für 
die Entladungsstrecke des Übertragungskreises zusammen?) und 
der Bereich selbst wird leicht mit höherem Vakuum größer, bei 
sich noch vergrößernder Steilheit der Hochempfindlichkeitskurve, 
solange sich eben eine solche noch einstellt. 

Eine Restgasionisation vermag dies völlig wieder zu ändern, 


u. zw. namentlich im oberen Spannungbereich bei 100 V und 


höher, wo allerdings auch noch der Charakter der Einwirkung 
sehr verschieden sein kann, da er nicht nur von den Spannungen, 
sondern auch den Strömen abhängt, wie ein Blick auf Abb. 12 
lehrt. Bei Einschaltung eines Widerstandes R> erhöht sich näm- 
lich dort die Steilheit beider Kurven, wobei immer noch eine 
wirkliche Sättigung erreicht wird. Aber der Exponent der Kurven 
ist im Mittel eher noch kleiner geworden, und er wird praktisch 
vielfach sogar kleiner als 1, statt wie in Bereichen starker Ioni- 
sation um ein Beträchtliches größer. Besonders gilt dies, wenn 
man mit einem zusätzlichen Druck von Argongas arbeitet, wo man 
namentlich solche Bereiche vermeiden muß, in denen sich leicht 
Kurvenverschiebungen und Hysteresisschleifen, sowie von der 
Zeit abhängige lonisierträgheitswirkungen ergeben. Zum Teil 
werden solche übrigens von Veränderungen des Gasdrucks her- 
vorgerufen und sie verschwinden dann schon mit der erwähnten 
strengen Gasdruckselbstregelung. 

Eine ähnliche Veränderung der Steilheit und des ganzen 
Kurvencharakters kann aus mehr als einem Grunde auch bei 
höchstem Vakuum festgestellt werden, wenn der Widerstand nach 
Einheiten des Grenzwiderstandes selbst verändert wird, und man 
vermag dabei einen günstigsten Wert des Widerstandes für 
höchste Empfindlichkeit festzustellen, wie Abb. 13 dartut. Doch 
sind solche hohen Widerstände oft selbst unsicher und wie der 
entsprechende innere Widerstand schwer einwandfrei zu messen 


ga us vel im Zusammenhang hiermit auch H. Rukop, Jahrb. f. d. Tel. 1919, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 31. 7. August 1922. 


oder auch nur zu definieren, wie es z. B. bei den Ioni ; 
ande u N ist!?). en 

es dies haben die Näherungsgleichun z 
schränkten Gültigkeitsg- en a ERRER 
bereich natürlich nicht R; 
berücksichtigt, und jes 
bleibt praktisch oft 
nichts anderes übrig als 
die Kurven stets genau 
aufzunehmen und zu 
sichern. 


Weitere Hochempfindlichkeits- 
stufen. 


Abb. 13. Einflußwechsel bei 
hohem Parallelwiderstand. 


Größere Vorsicht hat natürlich zu walten, wenn mehr 
Empfindlichkeitsstufen, wie im Schema nach Abb. 14 dargestellt, zur 
Verwendung kommen. Eine nähere Erklärung ist im übrigen wohl 
dabei nicht nötig, da einfach weitere kaskadierende Entladungs- 
strecken mit den Anoden D und H zur weiteren Verschärfung zur 
Anwendung kommen. Das gesamte Spannungswirk- oder Relaisver- 
hältnis wird für den Fall gleichmäßiger Spannungsverteilung im 
ONCE SBUNESEIENE für den Hauptstrom Null genügend genau dann 
einfac 


Abb. 14. 


2 N e e . e 40 


wo ki, ka, ks und ka usw. die Einzelrelaisverhältnisse sind, und im 
Grenzfall haben wir 
Kzkıkykk, . .. (41 


Abb. 16. Hochempfindlichkeitsan- 
ordnung für Gleichstrom-Wechsel- 
stromrelais. 


Abb. 15. Hochempfindlichkeitsan- 
ordnung für Wechselstrom-; und 
Wechselstrom - Gleichstromrelais. 


Die Frage des Grenzwiderstandes verliert übrigens oft die 
ganze Bedeutung, wenn mit Wechsel- oder Drehstrom an den 
Apparaten selbst gearbeitet wird, wie in der Maschinentechnik in 
der Tat, schon wegen der vielfachen Spannungstransformierungs- 
möglichkeiten oft erwünscht ist. Dann hat man eben einen, unter 
unseren Verhältnissen im übrigen an sich meist zu vernach- 
lässigenden Ladungsstrom an dem Gitter, der eine wirkliche Re- 
laiswirkung ohne weiteres erlaubt, wenngleich auch dort unzuläs- 
sige Spannungsverschiebungen vermieden werden müssen, die sogar 
bei Pendelungen in Gleichstrom-Kraftkreisen eine Rolle spielen 
können. Angesichts der unidirektionalen Leitfähigkeiten in den Ap- 
paraten hat man es jedenfalls dabei in der Regel aber auch in der 
Hand, in den Empfindlichkeitskreisen selbst mit Gleichstrom zu 
arbeiten, wie ein Blick auf die Anordnung in Abb. 15 lehrt, wo ein 


1) Die Herstellung von hohen Widerständen durch Kathodenzerstäubung 
nach dem Verfahren von F. Krüger därfte in dieser Beziehung vielleicht 
künftig beachtenswert sein. 


7. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. 


Heft 31. 1009 


Wechselstromrelais vom Transformator T her mit Strom gespeist 
wird, und der Empfindlichkeitskreis eine Gleichstromeinwirkung e, 
erfährt, während der Übertragungskreis mit der Gleichstromspan- 
nung E, die beiden Hauptgitter G und G kontrolliert. 

Die Arbeitsspannung ist unter solchen Umständen bei P zu 
denken, obwohl man von der einseitigen Stromwirkung auch eine 
Nutzanwendung für Arbeitszwecke selbst machen kann, indem 
man z. B. für Feldregelzwecke Gleichstrom bei Q entnimmt. und 
somit einen Relaisgleichrichter hat. 

Willman die umgekehrte Wirkung haben, also mit der Relais- 
wirkung Gleichstromwechselstromumwandlung vornehmen, z. B. 
um dann den Wechselstrom leicht auf hohe Spannungen bringen 
zu können‘®), wie es im Rahmen dieser Entwicklungen schon 
ziemlich zu Anfang u. a. für Zündkreise von Gasmotoren benutzt 
wurde, obwohl auch einfachere Gleichstromtransformationen durch 
die Mittel der Elektronik möglich sind, so benutzt man die An- 
ordnung nach Abb. 16, wo der Gleichstrom von E bei T in voll- 


"5) Bei solchen höheren Spannungen sind Mehrgittersysteme zwischen 
Anode und Kathode an sich von größerem Wert für vorliegende Zwecke als bei 
den geringeren und den zugehörigen einfachen Relais. Sie lassen sich in den 
Rechnungen ebenfalls genügend genau, durch einfache Proportionalitäten und 
multiplizierte RelaisverbAltnisse Mereka huiken, ergeben hei den Umsteuerungen 
auch keine besondere Umhequemlichkeiten. Uber die Umformungen und Um- 
steuerungen selbst vergl. die genannte Sonderarbeit des Verfassers in „Z. f. 
El. und Maschinenbau.“ , : 


Ein kleiner Akkumulatorenwagen mit Spill. 


Die Anlagekosten für ein Akkumulatorenfahrzeug normaler 
Bauart sind für viele Betriebe zu hoch und deren Leistung zu groß; 
andererseits konnten die kleinsten, bisher konstruierten Akku- 
mulatorenwagen, die sogenannten Plattformwagen, bei denen die 
Motoren wie die Batterie unter der Plattform angebracht sind, kaum 


welligen Wechselstrom umgewandelt wird, nachdem er ver- 
mittelst der beiden Gitter G und G in gewünschter Weise indirekt 
umgesteuert wurde, mit Steuerspannungen in den Hochempfind- 
lichkeitskreis, die durch eine kleine Wechselstromquelle S ge- 
liefert werden. Eine Kathodenverbindung der steuernden 
Wechselstromquelle ist dabei nicht erforderlich, solange die 
negativen Potentiale an den Hilfsgittern F das Entscheidende 
sind, da sich jeweils das ein positives Potential führende mit der 
Kathode von selbst kuppelt, weil der innere Widerstand des 
kleinen Stromes I, namentlich bei hohem Vakuum ja zu vernach- 
lässigen ist. 


Hingegen muß man hier doch etwas vorsichtiger sein, um son- 
stige innere Wirkungen, falls es sich um ungünstige Rückwirkungen 
handelt, zu vermeiden, und deshalb empfiehlt sich auch für den Fall 
der Gleichstromwechselstromumwandlung, das bei der Gleichrich- 
tung bewährte Schema der in einer Achse liegenden Hauptanoden A 
und A nicht so sehr, da ja die beiden Gitter verschiedenes Poten- 
tial führen und beide auf die Feld- und Raumladungsverhältnisse 
an der Kathode einwirken. Aus solchen Gründen empfiehlt sich 
auch wohl, bei der Kathode, wie in Abb. 14 und 16 gekennzeichnet, 
eine besondere Form derselben. 

Für die Rechnung haben alle diese Dinge, von dem Einfluß 
auf die Konstanten abgesehen, meist wenig zu Sagen, 

(Schluß folgt.) 


durch ein aufgebautes Spill, das seinerseits auf zwei in der Längs- 
richtung angebrachten Rundstangen verschiebbar gleitet. Das 
Spill wird durch einen eigenen Motor angetrieben und ermöglicht 
die Drehung des Rangierfahrzeuges auf der Drehscheibe durch 
motorische Kraft. Durch ein um das Spill geschlungenes Seil, 
dessen eines Ende ein Mann festhält, kann eine Zugkraft in jeder 
beliebigen Richtung auf das System „Fahrzeug und Drehscheibe” 


> - N 
>a ~ > - > = 
pi u. 


va 
i + 


re „2 
“7. 


Abb. 1. Akkumulatorenfahrzeug und Güterwagen. 


allen Anforderungen genügen. Diesen Mangel an kleinen, prakti- 
schen Akkumulatorenwagen für mittlere Betriebe beseitigt die 
rown, Boveri & Cie. A. G. durch eine neuartige Bauart von Wagen, 
welcher die Zu- und Abfuhr beladener Eisenbahnwagen, sei es in 
der nächstliegenden Station bewerkstelligt. Beim Entwurf des 
neuen Fahrzeuges wurde deshalb besonders darauf Bedacht ge- 
üommen, die zur Betätigung der Drehscheiben und für andere 
Rangiervorgänge erforderliche Arbeit zu mechanisieren, so daß 
möglichst alle vorkommenden Arbeiten von nur einem Mann 
ausgeführt werden können. Das Fahrzeug kennzeichnet sich 


ausgeübt werden. Die Zugmaschine ist in allen drei Dimen- 
sionen von sehr geringer Ausdehnung. Sie kann unter das Ge- 
stell des Güterwagens geschoben werden, mit dem sie zu einem 
starren Ganzen vereinigt werden soll, und so ermöglicht sich 
denn auch die gemeinsame Drehung von Güterwagen, Rangier- 
fahrzeug und Drehscheibe durch motorischen Antrieb (Abb. 1u.2). 

Der mechanische Teil (Abb. 3) baut sich auf einem Rahmen auf, 
der aus U- und L-Eisen gefügt ist und vier Tragzapfen trägt, auf 
denen sich vier Räder voneinander unabhängig drehen. Die 
Zapfen der Räder aind nnter dem Rahmen nicht durchgeführt, 


1010 


=———-—ov— — go 


$ 3 
Ds ai - N. u os nn me en u u a I a FE En ir 


Abb. 2. Ansicht des Akkumulatoren wagens BD 


6 Schneckengetriebe. 

7 Kontrollerantrieb. 

8 Fußbremse. 

9 Verschiebbares Spillgestell. 
10 Kupplungselemente u. Puffer. 


1 Fahrmotoren. 

2 Akkumulatorenbatterie. 
8 Spillmotor. 

4 Treibrolle. 

5 Führungsrolle. 


Abb. 3. Schematische Darstellung des Wagens. 


um für die zwischen Längsblechen federnd aufgehängten Batterie- 
kasten Raum zu schaffen. Auf jeder Seite der Hauptrahmen- 
bleche ist in der Mitte ein Gleichstrommotor angebracht, der die 
beiden benachbarten Räder einer Längsseite des Fahrzeuges über 
je ein Schnecken-Reduktionsgetriebe antreibt. Das Schneckenrad- 
getriebe ist nicht selbsthemmend, so daß beim Abschalten des 
Motorstroms Gleiten der Räder nicht eintritt. Bei der geringen 
Fahrgeschwindigkeit, welche 8 km/h nicht überschreitet, ist eine 
Abfederung des Fahrzeuges selbst auf den Schienen nicht vorge- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 31. 


ı Akkumulatorenbatterie 
2 Fahrmotoren. 

3 Kontroller. 

4 Anlaufwiderstände 

5 Strecker zurAufnahme des Ladekabels. 11 Dosenschalter. 
6 Batteriesicherungen. 


7. August 1922. 


sehen. Auf allen vier Seiten des Fahrzeuges 
sind Trittbretter angebracht, als Standort für 
mitfahrendes Personal. Über dem Rahmen und 
der Batterie gleitet auf zwei starken Tragstan- 
gen ein verschiebbares Rahmengestell, welches 
auf vier kleinen Laufrollen ruht. Dieses Gestell 
trägt die Spillrolle sowie den dazugehörigen 
kleinen Spillmotor samt Getriebekasten. Das 
Spill wird durch den erwähnten Motor über ein 
eingängiges Schneckengetriebe angetrieben, au- 
ßerdem trägt das Spillgestell den Kupplungs- 
mechanismus, durch welchen das Rangierfahr- 
zeug mit dem zu verschiebenden Wagen starr 
gekuppelt werden kann. Die Kupplung ist als 
Zug- und Stoßvorrichtung ausgebildet; die Stöße 
beim Anfahren und beim Kuppeln werden durch 
Federn abgefangen. Das Fahrzeug ist mit zwei 
voneinander unabhängigen Bremsen, jedezuzwei 
Bremsschuhen, ausgerüstet. Die Bremsen wer- 
den durch Pedale auf jeder der Stirnseiten des 
Fahrzeuges betätigt. 
Die elektrische Ausrüstung besteht aus zwei 


75 V. Die Übersetzung durch das Reduktionsge- 
triebe auf die Laufräder erfolgt im Verhältnis 
1:16; die Schnecke ist dreigängig mit starker 
| Steigung, um die Selbsthemmung mit Sicherheit 
ai zu vermeiden. Die Zugkraft, am Radumfang ge- 
messen, beträgt bei der normalen Stundenlei- 
stung der beiden Motoren zusammen rd 230 kg 
bei der Geschwindig- 
keit 5 km/h. Diese 
Zugkraft genügt, um 


samtgewicht von 35 


das Rangierfahrzeug 
wiegt selbst 5 t, somit 


30 t beladenen Güter- 
wagen oder drei leere 
Wagen verschieben. 
Der _Betriebsstrom 
wird von einer Akku- 
mulatorenbatterie zu 
40 Zellen geliefert, 
bei einer Kapazität 


nen 


ee 


@ 344s 


7 Amperemeter. 

8 Voltmeter. 

9 Spillmotor mit Kompoundwieklung. 

10 LeitungskuppelungfürdenSpillmotor. - 


12 Spillmotor-Sicherungen. 


Abb. 4. Schaltbild der Motoren. 


kann es einen bis zu 


Hauptschlußmotoren von je 3,2 PS Stundenlei- | 
stung bei der Drehzahl 700 und der Spannung 


— - 


einen Zug vom Ge- 


bis 40 t zu schleppen; 


7. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrit. 


1922. Heft 31. 1011 


von 156 Ah für dreistündige Entladung. Der normale Ladestrom 
beträgt 60 A. Die Motoren nehmen bei der Normalleistung je rd 43 A 
auf: demnach genügt eine einzige Ladung zum Zurücklegen einer 
Strecke von rd 7 km Länge. Das Anfahren geschieht durch einen 
Kontroller unter Vorschaltung von Widerständen. Der Antrieb des 
Kontrollers kann von den beiden Stirnseiten aus mit umsteckbarem 
Handrad erfolgen. Der Kontroller hat für jede Fahrtrichtung vier 
Stufen, zwei für den Betrieb der Motoren in Reihe und zwei für Pa- 
rallelschaltung. Der Spillmotor ist ein Kompoundmotor und hat eine 
Stundenleistung von 1,85 PS bei der Drehzahl 1500 und der Spannung 
35 V. Am Spillumfang wird eine Zugkraft von 2% kg bei der 
Seilgeschwindigkeit von 1 km/h entwickelt. Das Übersetzungs- 
verhältnis zwischen Motor und Spill beträgt 1:41.” Der Spill- 
motor ist zu den Fahrzeugmotoren parallel geschaltet, u. zw. 
liegt er direkt an den Batterieklemmen (Abb. 4). 
geschieht durch direktes Einschalten ohne Widerstände Die 
Nebenschlußwicklung des Spillmotors verhindert dessen Durch- 
gehen bei Leerlauf, während die Kompoundwicklung .das An- 
ee an verstärkt. („BBC-Mitt.“, Mannheim, Bd. 8, 1921, 
. 182. g. 


Mitteilungen der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 


Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen durch die 
Elektrischen Prüfämter!). 


Nr. 155. 


Betr.: Änderung der Gebührenordnung der Elektrischen Prüfämter. 


I. Auf Grund des § 10 des Gesetzes betr. die Elektrischen Maß- 
einheiten vom 1. VI. 1898 werden die Gebühren, die für die Prüfung 


1) Vgl. auch „ETZ“ 1922 8. 800, 695, 826 


Das Anlassen 


und Beglaubigung von elektrischen Meßgeräten durch die Elektri- 
schen Prüfämter zu erheben sind, wie folgt neu geregelt. 


Sämtliche in der Gebührenordnung für die Elektrischen Prüf- 
ämter vom 12. XII. 1919 (Bekanntmachung Nr. 129) angegebenen Ge- 
bührensätze werden vom 1. VIII. 1922 ab auf das Dreifache erhöht. 
Zu den so erhöhten Sätzen tritt ein Zuschlag, dessen Höhe von Zeit 
zu Zeit von der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt festgesetzt 
wird. Für Elektrizitätszähler bis 2kW wird ein Nachlaß von 50 %, 
bis 25 kW ein Nachlaß von 25 % gewährt. 


In der Gebührenberechnung wird derjenige Zuschlag zugrunde 
gelegt, welcher an dem Tage galt, an welchem sämtliche Unterlagen 
des Prüfungsantrages, der zu prüfende Gegenstand und gegebenen- 
falls der Kostenvorschuß eingegangen waren. 


Wird die Erledigung der Prüfung durch Mängel des zu prüfen- 
den Gegenstandes auf länger als zwei Monate hinausgezögert, so 
wird das Mittel der am Eingangs- und der am Abfertigungstage gel- 
tenden Gebühr angesetzt. 


II. Der gemäß vorstehender Bestimmungen zu erhebende Ge- 
bührenzuschlag beträgt vom 1. VIII. 1922 ab 1000 %. 


Charlottenburg, den 21. Juli 1922. 


Der Präsident der 
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, 


gez: Nernst. 


RUNDSCHAU. 


Elektromaschinenbau. 


Nenes Verfahren zur Erzeugung hochgespannten Gleichstroms 
für Kraftübertragungszwecke. — In einem Vortrag vor dem In- 
stitute of Transport?) berichtete R. T. Smith u. a. auch über ein 
neues Verfahren zur Erzeugung hochgespannten Gleichstroms für 
Kraftübertragungszwecke, welches nicht mit den Nachteilen des 
bekannten Thurysystems (hohe Leitungsverluste wegen der kon- 
stanten Stromstärke und Beschränkung der Leistung) behaftet 
sein soll. Das von W. E. Highfield und J. E. Calverley 
in Verbindung mit der English Electric Co. ausgearbeitete Ver- 
fahren benutzt eine als Stromwender (transverter) bezeichnete Ma- 
schine die aus einem an ein Wechselstromnetz angeschlossenen sta- 
tischen Transformator und einem oder mehreren feststehenden Kom- 
mutatoren mit umlaufenden Bürsten besteht. Letztere werden durch 
einen kleinen mit dem speisenden Wechselstromnetz synchron lau- 
fenden Motor angetrieben. Die Sekundärwicklung des Transforma- 
tors ist an die Kommutatoren angeschlossen, in 'welchem die Um- 
wandlung des Wechselstromes in Gleichstrom erfolgt. Es können 
mehrere Gruppen von Sekundärspulen auf dem Transformator vor- 
gesehen und durch ihren Anschluß an eine entsprechende Zahl von 
in Reihe geschalteten Kommutatoren Gleichströme von hoher Span- 
nung erzeugt werden. Bei der zuerst gebauten Maschine für 400 kW 
arbeitete jeder der 8 Kommutatoren mit 12500 V, so daß sich im gan- 
zen 100 kV ergaben. Der Wirkungsgrad einer 2000 kW-Maschine 
wird zu 95 % angegeben. Eine derartige Maschine ist bereits 15 Mo- 
nate lang im Betriebe gewesen und hat zufriedenstellend gearbeitet. 

Smith meint, daß die Übertragung von 25 000 kW Gleichstrom 
von 100 kV für Bahnzwecke bei einer Entfernung von 80 km und 
nnter Anwendung doppelter unterirdischer Speisekabel mit Um- 
formeretationen eine Ersparnis von 50% gegenüber Drehstrom- 
übertragung mit Kabeln bei 66 000 V und Umformerstation erzielt 
werden könne. Als Anlagekosten werden für diese beiden Mög- 
lichkeiten 0,355 bzw. 0,730 Mill. £ angegeben. Piz. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Neue Form von Schmelzsichermgen. — Von der Artic Fuse 
& Electr. Mfg. Co. Ltd., Liverpool, werden die in Abb. 1 und 2 
dargestellten beiden neuen Formen von Schmelzsicherungen auf den 
Markt gebracht. Sie sollen die durch Nachlassen der Federung de: 
Kontakte zwischen Element und Einsatz, das selbst bei kleinen 
Stromstärken bedenklich ist, bedingten Nachteile vermeiden, weil 
dies nicht nur Spannungsabfall und Flackern des Lichtes bedingt, 
sondern auch Erhitzungen hervorrufen kann, und dadurch die Le- 
bensdauer der Sicherung verkürzt. Die Bauart weicht von der bis- 
herigen Praxis ab, indem an Stelle der gewöhnlich verwendeten fe- 
dernden Kontaktbigel eine Anordnung gesetzt sei, die einerseits 
große Kontaktflächen und anderseits einen starken Auflagedruck 
zwischen diesen unter allen Umständen sichert. Es wurden daher 
starre Endbügel und frei bewegliche Kontaktplatten an den Schmelz- 
einsätzen angewendet, die durch starke Federn nach außen gedrückt 
werden. Diese Platten richten sich selbsttätig nach allen Richtungen 
aus, so daß man den Schmelzeinsatz nach jeder Richtung wegdrücken 


) „Engineering“ Bd. 118, 1922, 8. 592. 


kann, ohne daß dadurch die Gtite des Kontaktes beeinflußt wird. Für 


. jede Platte ist eine besondere, aus verkupfertem Stahl hergestellte 


Feder vorhanden, welche in einer Aussparung des Porzellankörpers 
liegt (Abb. 1). Wird der Schmelzeinsatz aus dem Kontaktbügel ent- 
DA 


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2 
Y 
7 
A 


Abb. 1. Neue Form von Schmelzsicherungen für 100 A. 


fernt, so werden die Platten in ihrer Lage durch kleine, mit einer 
Führungsrinne versehene Plättchen festgehalten. Die Teile sind so 
konstruiert, daß sie sich leicht zusammenbauen lassen, ohne daß sie 
sich lösen können, obwohl z. B. bei der Sicherung für 100 A neben 
Schrauben und Unterlagscheiben 12 Metallteile vorhanden sind, von 
denen nicht einer am Porzellan befestigt wird. Bei den größeren 
Sicherungen nach Abb. 1 ist der Schmelzdrahtkanal gerade durchge- 
führt und hat reichlich Raum für den Austritt der Abschmelzgase: 
und Luftzirkulation. 


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Neue Form von Schmelzsicherungen für 5-> 25 A. 


Abb. 2. 


Bei kleineren Sicherungen für 5 bis 25 A, die nach Abb. 2 gebaut 
zind, werden die Kontakillächen etwas anders, aber doch nach dem- 
selben Prinzip angeordnet und können nur mittels eines Spezial- 
werkzeugs herausgenommen werden. Der letztere Sicherungstyp ist 


x 


' 1012 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 31. 


7. August 1922. 


mit einem Zickzackkanal für den Schmelzdraht ausgerüstet, der 
einer Spirale mit zwei Windungen ähnelt, so daß der Strom auf den 
Mittelpunkt des Schmelzdrahtes eine magnetische Blaswirkung aus- 
übt, während die Öffnung, durch die die Sicherung ausbläst, zu den 
metallischen, unter Spannung stehenden Teilen senkrecht steht, wo- 
durch die Lichtbogengase von den Kontakten fortgeblasen werden. 
Die letztere Type der neuen Sicherung ist sehr gedrängt gebaut, ob- 
wohl ihre Unterbrechurfgslänge rd 90 mm beträgt und einen Raum von 
33 mm im Quadrat einnimmt. Sie ist auf einen Porzellansockel mon- 
tiert, welcher auf Rundeisen aufgeschraubt werden kann. Die Sockel 
sind für den Leitungsanschluß leicht zugänglich. Bei beiden Typen 
ist die Hand des Bedienenden gegen elektrische Schläge oder Ver- 
nn sicher geschützt. . („Electrical Review”, Bd. 70, 1922, 
. 718. tz. 


Messung großer Wassermengen. — Heute, wo die Verwendung 
von Wasserkräften um so größere Bedeutung gewinnt, als die Kraft- 
quelle Kohle spärlicher fließt; ist es sehr wichtig, Wassermengen- 
und damit Wasserkraftarbeit messen zu können. Die Siemens & 
Halske A. G. hat eine Druckschrift herausgebracht, welche sich mit 
der Messung großer Wassermengen befaßt, und es wird in dieser 
Schriftnachgewiesen,daßderVenturischeWassermesser 
die Frage löst. Über einige bemerkenswerte Anlagen zur Feststel- 
lung großer Wassermengen (bis 1,5 Mill. m? täglich) wird berichtet; 
gleichzeitig wird ein Überblick gegeben über das Gebiet der Wasser- 
messer, auf dem die genannte Firma eine 70-jährige Erfahrung be- 
sitzt. —2. 


Apparatebau. 


Selbsttätige elektrische Abstell- und Bremsvorrichtung für 
Drahtverseilmaschinen. — Die selbsttätige und schnelle Abstellung 
schnellaufender Drahtverseil- und Litzenmaschinen bei Drahtbruch 
und Leerlauf der Spulen bot bisher große Schwierigkeiten, weil bei 
den hohen Umdrehungszahlen mechanische Vorrichtungen nicht zu- 
verlässig funktionieren und nach kurzer Zeit zerschlagen werden. 
Der H. E. Sistig Eisengießerei G. m. b. H., Düsseldorf-Rath, ist es 
gelungen, eine zuverlässig wirkende, elektromagnetisch betätigte 


Kupferring uni Klappe schließt den Stromkreis eines Elektro- 
magneten, der einen Gewichtshebel bewegt und dadurch eine Bremse 
auslöst und die Maschine schnell zum Stillstand bringt. Diese 
Anordnung ist sorgfältig durchkonstruiert und wirkt sehr zu- 
verlässig nicht nur bei Drahtbruch, sondern, wie schon ange- 
deutet, auch dann, wenn durch Unachtsamkeit irgendeine der Vor- 


SFegrolle_mıl Gummikrenz_zur Schnellverseilmasehine 


nail Cen’reseamierung, 


RS 
E 


Abb. 4. 


ratstrommeln nicht genügend abgebremst ist und der von ihr ab- 
laufende Draht daher nicht die gleiche Spannung aufweist wie 
die übrigen. Die Einrichtung erzielt also nicht nur eine Zeit- 
ersparnis bei Drahtbrüchen, da ein längeres Weiterlaufen der 
Maschine und ein nachträgliches langwieriges Zurückdrehen 


Abb. 3. Schnellaufende Drahtverseilmaschine mit selbsttätiger elektromagnetischer Abstellung und Bremsung. 


Abstellvorrichtung für derartige Maschinen zu konstruieren. Wie 
Abb. 3 zeigt, sind an dem äußeren Umfange des im Vordergrunde 
erkennbaren Verseilkorbes ein isolierter Kupferring und unter den 
einzelnen Drähten bewegliche Klappen angebracht, die unter der 
Wirkung der Fliehkraft sich an die normalerweise festgespannten 
Drähte anlegen und so mit dem Kupferring nicht in Berührung kom- 
men können. Reißt einer der Drähte, oder läßt seine Spannung nach, 
so bietet er der nach außen strebenden Klappe keinen genügenden 
Widerstand mehr, und sie kann sich daher an den Kupferring 
anlegen und an diesem herumlaufen. Diese Berührung zwischen 


selbsttätig vermieden wird, sondern sie überwacht auch die gleich- 
mäßige Spannung aller Drähte und damit die Güte des Fabrikats. 
Eine derartige Maschine mit einer Leistung von 13000 m Eisen-, 
Kupfer- oder Aluminiumlitze in 8 Stunden bei Einstellung einer 
mittleren Schlaglänge wurde auf der diesjährigen Frühjahrsmesse 
in Leipzig im Betriebe vorgeführt. 

Eine Neuerung an diesen Maschinen besteht noch darin, daß 
die eigenartige Ausbildung ihrer Laufräder (Abb. 4), gekenn- 
zeichnet durch den Einbau eines lederharten Gummireifens auf 
deren äußerem Umfange, den bei älteren Konstruktionen unlieb- 


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A Enn AR U un ad a 9 


7. August 1922. 


sam bekannten ohrenbetäubenden Lärm vermeidet. Weitere Vor- 
züge der Maschine sind die Verwendung einer elastischen Kupp- 
lung, welche die Lagerung des Verseilkörpers von den sonstigen 
Lagerungen der Maschine unabhängig macht, die ohne Demontage 
der Maschine heraushebbare Anordnung der Drahttrommelbügel 
und der Platz ersparende Aufbau des Antriebsmotors oberhalb der 
Riemenscheibe auf einer Plattform, die durch Schraubenbolzen ge- 
hoben und gesenkt werden kann, um eine schnelle und bequeme 
Nachspannung des Riemens herbeizufüliıren. Ptz. 


Verkehr und Transport. 


Neue Bahnelektrisierung in Frankreich. — Die Paris—Orle- 
ans-Bahn, eines der sechs großen Bahnsysteme I’rankreichs, welches 
mit 8000 km Strecke arbeitet, hat einen Vertrag abgeschlossen, durch 
den 8 Mill. $ für Erweiterungen aufgewendet werden. Es handelt sich 
u.a. um die Bestellungen von acht Güterzuglokumotiven und 80 
schweren Personenmotorwagen, welche bei 1500 V Gleichstrom mit 
hoher Geschwindigkeit betrieben werden sollen. Die Ausrüstung 
wird eine Gruppe französischer Fabriken unter Führung der Cie. 
Francaise Thomson-Houston liefern. Der größere Teil des Auftra- 
ges wird in Frankreich vergeben, doch wird ein weiterer beträcht- 
licher Anteil Amerika zufallen. Die Fahrzeuge werden auf einer 
Erweiterung der ursprünglich vorhandenen, elektrisch ausgerüste- 
ten Strecken betrieben werden, die vor etwa 25 Jahren durch die 
französische Thomson - Houston - Gesellschaft mit GEC - Apparaten 
ausgerüstet wurde. Der erste Teil der neuen Gleichstromstrecken 
umfaßt 200 km der sehr verkehrsdichten Strecke zwischen Paris 
und Vierzon. Die Motorwagen werden den gegenwärtigen zwischen- 
städtischen Dampfbetrieb außerhalb Paris ersetzen und erweitern. 
Der Schnellbetrieb und der Personen-Durchgangsverkehr Paris— 
Vierzon auf dem Wege durch das südliche Frankreich wird durch 
sektrische Lokomotiven mit 112,5 t Gewicht und Geschwindigkei- 
ten zwischen % und 104 km/h bewerkstelligt werden. Diese Maschi- 
nen sind indessen in dem obigen Kontrakt noch nicht enthalten. 
(„Electrical World”, Bd. 79, 1922, S. 1086.) Piz. 


Eine amerikanische Kommission zum Studium des Berliner Ver- 
kehrs. — Am 23. Juli ist, wie der „Berl. T.ok.-Anz.“ meldet, in Berlin 
eine aus 13 Mitgliedern des Chicagoer Magistrats bestehende ameri- 
kanische Kommission eingetroffen, um hier die Verkehrseinrich- 
tungen kennen zu lernen. Die Amerikaner wurden am 24. Juli 
im Verwaltungsgebäude der Straßenbahn von Stadtbaurat Dr. 
Adler empfangen, der ihnen die Organisation und den Aufbau 
des gesamten Berliner Verkehrs erklärte und Fragen beantwortete. 
Im Anschluß daran fand eine Führung durch die Fahrer- und Hand- 
werkerschulen der Straßenbahn statt, ebenso wurden die Anlagen 
der Materialverwaltung besichtigt. Abends veranstaltete die ameri- 
kunische Kommission in den Räumen der amerikanisehen Botschaft 
einen Empfang, an dem die Leiter der hiesigen Verkehrsinstitute 
'iInahmen. Am 25. Juli wurden die Einrichtungen der Hoch- und 
Untererundbahn sowie der Omnibusgesellschaft besichtigt. Die 
amerikanischen Besucher werden sich von Berlin aus nach Prag und 
Wien begeben und dann über Paris und London nach den Ver- 
einigten Staaten zurückkehren. 


Landwirtschaft. í 


Dampf oder Elektrizität als Antriebskraft für Dreschsätze — 
Tigen, Stettin, berichtet in der „Landimaschine” über Ergebnisse 
cines Wettdrusches zwischen einem mittelst einer Dampflokomobile 
nnd einem elektrisch angetriebenen Dreschsatz. Es wurden eine alte 
Tampflokomobile von 22 PS Normal- und 36 PS Höchstleistung bzw. 
cin Elektromotor von 40,8 PS verwendet, obwohl in letzterem Falle 
in 35-pferdiger Motor ausgereicht hätte. Bei 9% h täglicher Arbeit 
ergab der elektrische Betrieb täglich 350 Ztr. Korn bei 0,452 kWh] 
Ztr.. der Dampfbetrieb 389 Ztr. bei einem Verbrauch von 1,08 kg 


Kohle £. d. Ztr. Korn, was selbst bei den unter günstigen Verhält-. 


nissen stark schwankenden Dreschergebnissen kein erheblicher Un- 
tzrschied ist. Legt man einen Strompreis von 2,77 M/kWh und einen 
Kohlenpreis von 0,50 M/kg zugrunde, so betragen die Kosten ein- 
schließlich Öl für den Elektromotor 1,28 M/Ztr., für die Lokomobile 
2 M/Ztr. Nicht berücksichtigt sind dabei die beim Dreschen neben 
“en reinen Betriebsstoffkosten entstehenden Nebenkosten (Anfuhr 
von Kohle und Speisewasser). Man muß hierfür die Inanspruch- 
‚ıhme eines Gespannes mit 2 Pferden unıl eines Knechtes rechnen, 
die ja vielleicht unter ganz besonders günstigen Verhältnissen noch 
nebenbei anders beschäftigt werden können. Jedenfalls muß man für 
Is Gespann f. d. Tag heute etwa 200—250 M rechnen, so daß bereits 
»istdurch der Mehraufwand an Betriebsitoffkosten beim elektri- 
schen Dreschen, der hier 0,66 M/Ztr. betrug, ausgeglichen sind. Beim 
"sktrischen Dreschen kann außerdem der Bedienungsmann für die 
Antijebsmaschine fehlen, da der Elektromotor keiner Bedienung be- 
darf. Weitere Vorteile sind die leichte Beweglichkeit des auf einen 
Wagen zu stellenden Motors, die jederzeitige Betriebsbereitschaft, 
tie beaonders im Falle der Unterbrechung von Feldarbeit durch 
»lötzliche Regengüsse Ersparnisse bringt. (Ind. u. Handelsztg.“ v. 
18. VI. 1922.) —z. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 31. 


1013 


. Vorzüge des elektrischen Betriebes in Molkereien. — Es wird 
über Vergleichsversuche zwischen Dampf- und elektrischem Betrieb 
in der modern eingerichteten und normal geleiteten Molkerei Schwes- 
ein bei Stettin berichtet, welche die Überlegenheit des elektrischen 
Betriebes erwiesen haben. Die Molkerei hat einen Einflammrohr- 
Dampfkessel von 14 m? Heizfläche, eine Dampfmaschine von 10-16 
PS und einen statt der Dampfmaschine benutzbaren Drehstrommotor 
von 10 PS. Die Molkerei, welche täglich 45000 I Milch verarbeiten 
kann, wurde an zwei Versuchsiagen elektrisch und an zwei weiteren 
Tagen mit Dampf betrieben, wobei im Durchschnitt 2800 1 Milch ver- 
arbeitet und 75 kg Butter erzeugt wurden. Beim Dampfbetrieb ist es 
nicht möglich, den Abdampf im vollen Umfange für Wärmezwecke 
auszunutzen. Der Grund liegt in der kurzen Betriebszeit (rd 2 h für 
den Tag) des Kessels; es muß daher für Wärmezwecke Frischdampf 
verwendet werden. Aus den von der „Arbeitsgemeinschaft Technik 
in der Landwirtschaft”, Ortsgruppe Stetlin, vorgenommenen Ver- 
suchen und dem darüber ausgefertigten Protokoll geht hervor, daß 
der elektrische Antrieb von Molkereimaschinen gegenüber Dampf- 
betrieb den Vorteil schnellster Betriebsbereitschaft, der Kraftauf- 
wendung nur während der Betriebszeit und die Entlastung des Be- 
dienungspersonals mit sich bringt. Die Entlastung ist dadurch be- - 
dingt, daß der Dampfkessel bedeutend kleiner sein kann, weil er nur 
Dampf für Wärmezwecke erzeugt, und weil ein solcher Kessel nicht 
so sorgfältig befeuert zu werden braucht, wie einer für Dampfma- 
schinenbetrieb. Um den Kohlenverbrauch möglichst herabzusetzen, 
muß der Heizkessel so klein wie möglich sein. 

Zur Verarbeitung von 6--7000 1 Milch wurden bei Dampf- 
betrieb täglich 5--6 Ztr. guter Kohle verbraucht, bei elektrischem 
Betrieb erfordert der Heizkessel 1,5--2 Ztr. und der Stromver- 
brauch betrug 16 kWh. Von großem Vorteil ist die ständige, sofor- 
tige Betriebsbereitschaft bei elektrischem Betrieb, sa kann z. B. 
auch an heißen Tagen noch des Abends die Eismaschine und die Was- 
serpumpe zum-Kihlen von Sahne und Milch angestellt werden. Stö- 
rungen durch Unterbrechung der Stromlieferung kommen bei gut 
geleiteten Elektrizitätswerken heute nur selten vor und sind dann 


. kaum von längerer Dauer. („Mitteilungen der Vereinig. d. El.-We.” 


1922, Nr. 312, S. 227.) Rhbk. 


Fernmeldetechnik. 


Das Ziehen des Zwischenkreisröhrensenders bei kapazitiver 
Kopplung. — Pür induktiv gekoppelte Schwingungskreise ist die 
Theorie des Zichens kürzlich von Rogowski in einer möglichst 
einfachen und leicht zu durehschauenden Form dargestellt worden. 
In ganz analoger Weise behandelt W. Grösser das Problem 
bei kapazitiver Kopplung zwischen Primär- und Sekundärkreis. 
Dabei werden die Frgebnisse einer früheren Arbeit über die 
Dämpfungen der Koppelschwingungen zweier kapazitiv ge- 
koppelter Schwingungskreise verwertet. Es zeigt sich, daß auch 
bei kapazitiver Kopplung Zieherscheinungen auftreten. Die 
Stellen, an denen Frequenzsprünge stattfinden bzw. diejenigen, 
an denen ein Aussetzen der Schwingungen erfolgt, lassen sich 
aus den Formeln berechnen. Wenn sich auch in allgemeinen die 
Erscheinungen bei kapazitiver und induktiver Kopplung als ziem- 
lich analog erweisen, so treten doch einige nicht unbeträchtliche 
Unterschiede zutage. 

Die rasche Koppelschwingung kann man im allgemeinen 
leicht erzeugen, nur nicht in dem Falle, daß die Kopplung sehr 
lose ist und außerdem der Primärkreis eine kleinere ungekoppelte 
Eizenfrequenz besitzt als der Sekundärkreis. Dieses Verhalten 
der raschen Koppelwelle bei kapazitiver Kopplung entspricht ganz 
dem Verhalten der raschen Koppelwelle bei induktiver Kopplung. 

Die langsame Koppelschwingung kann man im allgemeinen 
nicht so leicht erregen. Man kann sie erregen in dem Falle, daß 
bei sehr loser Kopplung die ungekoppelte Eigenfreauenz des 
Primärkreises kleiner ist als die des Sekundärkreises. Bei induk- 
tiver Kopplung ist das Verhalten der langsamen Koppelschwin- 
gung etwas anders. Dort ist es auch im Falle fester Kopplung 
leicht möglich, sie durch genügend feste Gitterkopplung zu 
erregen. („Archiv für Elektrotechnik”, Bd. 10, 1921, S. 317.) Alb. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Verbesserte Regelung einer Doppelturbine bei Ausrüstung 
mit zwei Regulatoren. — Eine bemerkenswerte Anordnung zur 
Erzielung einer vorzüglichen Regelung und eines in weitem Be- 
reiche fast gleichbleibenden guten Wirkungserades wurde im 
Newhaleim-Creek-Kraftwerk, welches als Bauhilfsanlage für eine 
am Skagit-Fluß in Errichtung begriffene Großwasserkraftanlage 
dient, getroffen. Im Kraftwerke wurde ein Drehstromgenerator 
von 3000 PS Kraftaufnahms aufgestellt, welcher von einer 
Pelton-Doppelturbine von 450 Umdr/min, welche mit 155 m Ge- 
fälle arbeitet, angetrieben wird: die beiden Laufräder sitzen an 
den Enden der beiderseits verlängerten Generaforwelle; die 
ganze Maschinenzruppe ist nur zweimal gelagert. Die Verhält- 
nisse haben die Wahl zwischen einer Freistrahlturbine und einer 
Reaktionsturbine gestattet; mit Rücksicht auf die Möglichkeit, 
die Einheit in zwei Hälften zu teilen und auf diese Weise eine 
erhöhte Betriebssicherheit zu erzielen, sowie auch gegen durch 


1014 


die Regelungsvorgänge verursachte Druckstöße in einfacher 
Weise sich zu schützen, hat man sich für die erstere Ausführung 
entschieden. Die Gruppe ist mit zwei voneinander vollkommen 
unabhängigen Reglern ausgerüstet, deren einer die Regelung bei 
kleinen Belastungsschwankungen, der andere bei großen Last- 
änderungen zu übernehmen hat. Die Unterteilung der Leistung 
auf zwei in getrenntem Gehäuse eingebauten Laufräder gestattet, 
jede Hälfte für sich abzustellen und so sowohl bei kleinen Be- 
lastungen, als auch bei Niederwasser nur mit einer Einheit bei 
zünstigem Wirkungsgrad zu arbeiten. Die ungleiche Einstellung 
der Empfindlichkeit beider Regler ermöglicht eine weitaus feinere 
Regelung und verringert die Gefahr des Durchbrennens, welche 
nur bei einem gemeinsamen, empfindlich eingestellten Regler vor- 
handen wäre. Die Regelung erfolgt einerseits durch Einwirkung 
auf die Düsennadel, anderseits bei plötzlicher Entlastung im Wege 
der Strahlablenkung; letztere schließt das Auftreten von größeren 
Druckstößen vollständig aus. Da eine Belastung einer Hälfte 
unter 50% überhaupt nicht vorkommt, genügt es, nur eine der 
beiden Düsen jedes Laufrades mit zusätzlicher Handregelung 
auszustatten. („Electrical World” Bd. 79, 1922, S. 138.) . Bp. 


Jahresversammlur gen, Kongresse, Ausstellungen. 


Die Elektrotechnik auf der Leipziger Technischen Messe. — Die 
Literarische Abteilung des Meßamts für die Mustermessen in 
Leipzig schreibt uns, daß die kommende Herbstmesse (27. August 
bis 2. September) in der großen Kuppelhalle (Halle 12) und in 
Hallo 5 (früher VII und VIII) eine glänzende Musterschau der 
neuesten Leistungen auf elektrotechnischem Gebiet brin- 
ven dürfte In reicher Auswahl werden die größten deutschen 
Elektrizitätsfirmen ausschließlich Vorzugswaren (ausgenomiucn 
sind nur große Generatoren, Motoren und Transformatoren) ın 
bester Aus[ührung anbieten, sodaß dıe ausländischen Käufer enea 
überzengenden Eindruck von der gewaltigen Leistungsfähigkeit 
dieses Industriezweiges zu gewinnen vermögen. Dabei muß auch 
besonders dessen Streben ins Auge fallen, sich den Bedürfnissen 
der Abnehmer aus den verschiedenen Gebieten des Wirtschafts- 
ıebcns anzupassen und im Bereich des Installationsgewerbes eine 
Vereinfachung der Montage zu erreicuen. Im Interesse der Aus- 
steller wie der Einkäufer ist es zu begrüßen, daß die Vorbereitungs- 
arbeiten für das geplante Hausder Elektrotechnik rüstig 
vorwärtsschreiten, sodaß mit seiner Inbetriebnahme zum Frühjahr 
1928 gerechnet werden kann. Es sei noch bemerkt, daß die Tech- 
nisihe Messe diesmal nicht über die Alıgemeine Mustermesse hinaus 
verlängert wird. 


Plan einer Internationalen Elektrizitäts-Ausstellung Barcelona 
1925. — Nach Mitteilung des Ausstellungs- und Messe-Amts der 
Deutschen Industrie steht der seit nicht weniger als 10 Jahren be- 
triebene Plan für diese Ausstellung vor allem noch hinsicht- 
lich der Finanzierung den größten Schwierig- 
keiten gegenüber. Und wenn auch die Verhandlungen wegen 
der Geldbeschaffung allmählich greifbarere Gestalt annehmen, so 
werden in der Presse doch schon Stimmen laut, die bei der allgemei- 
nen wirtschaftlichen Lage Europas die Befürchtung aussprechen, 
daß das Unternehmen auch im Jahre 1925 kaum auf eine größere Be- 
sucherzahl aus dem europäischen Auslande werde rechnen können. 
Die endgültige Gestaltung des Planes läßt sich angesichts der wider- 
streitenden Meinungen der maßgebenden Kreise jetzt noch nicht 
überblicken. 


Ausstellung für Wasserstraßen und Energiewirtschaft Nürn- 
berg 1922. — Im Luitpoldhain zu Nürnberg findet In der Zeit vom 
15. August bis 1. Oktober eine Ausstellung für Wasserstraßen 
undEnergiewirtschaft statt. Das Bayerische Staatsmiri- 
sterium des Innern wird in einer besonderen Abteilung auf rund 
1200 m? behängter Wandfläche und an der Hand zahlreicher Modelle 
die Erschließung und Verwertung der gerade für Bayern so wichti- 
zen Wasserkräfte zur Darstellung bringen. Dabei soll großer Wert 
darauf gelegt werden, die Darbietungen der vorjährigen Münchner 
Ausstellung weiter auszubauen und zu vertiefen. Die mit dcr 
Durchführung beauftragte Abteilung für Wasserkraft- 
ausnützungundBlektrizitätsversorgungder Ober- 
sten Baubehörde beabsichtigt, insbesondere den Laien in das Wesen 
der Wasserkraftansnützung an der Hand von leicht verständlichen, 
bildhaften Darstellungen einzuführen und ihn über den Wert der 
Wasserkräfte aufzuklären; sie ist aber auch bemüht, hierbei auf 
den Fachmann und alle die Interessenten aus lIandels-, Finanz-, 
Industrie- und Gewerbekreisen anregend und befruchtend zu wir- 
ken. Die Abteilung über Wasserkräfte verspricht daher, ein ab- 
rerundetes Bild der Wasserkraftausnützung in Bayern und ihrer 
Fortschritte zu bieten, dessen Studium sich im eigenen Interesse 
niemand entgehen lassen sollte, der am Wirtschaftsleben Deutsch- 
lands in dieser Zeit Anteil nimmt. 


5. Deutsche Ostmesse, Königsberg Pr. — Das Meßamt Königs- 
berg Pr. gibt bekannt, daß an der 5. Deutschen Ostmesse, die vom 
13. bis 18. August stattfindet, der Allrussische Verband 
der Genossenschaftsverbände in Moskau (Zentroso- 
ius) mit Mustern verschiedener Exportwaren teilnehmen und über 
die Vorräte an solchen durch eine Reihe von Diagrammen und 
Kartogrammen Aufschluß geben wird. Er entsendet zur Ausstel- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31. 


7. August 1922. 


lung fünf zum Einkauf deutscher Erzeugnisse bevollmächtigte Ver- 
treter. Ferner hat sich neben der Genossenschaft Sewero-Kustarj 
die Moskauer Verwaltung der russischen Haus- 
industrie angemeldet, die nicht nur Muster, sondern auch Waren 
zunı Verkauf nach Königsberg bringen will. Weiter erscheint di: 
Handelskammer des Nordwestgebiets in Petersburg 
mit Exporterzeugnissen verschiedenster Art. Sie hat ein Komitee 
A mean nen einer russischen Abteilung auf der Ostmessı: 
gebildet. 


Der Ausschuß für Moorkultur, Tor£f-undKalkver- 


wertung Ostpreußens veranstaltet auf Anregung des Mef- 
amis im Tragheimer Gemeindehaus eine aus 6 Abteilungen be- 
stehende Sonderausstellung, die ein Bild von den Mooren Ost 
preußens und ihrer Erschließung, der Torfgewinnung und -trock- 
nung, der Brenntorfwerke, der Torfverwertung, seiner Ver- und 
Einigasung sowie Verarbeitung geben soll. 


2. Nordische Messe in Kiel 1922. — Die Messe findet mit Unter- 
stützung der Handelskammer Kiel und des dortigen städtischen 
Handels- und Industrieamtes vom 13. bis 17. September statt uni 
wird in 36 Gruppen auf einem Gelände von über 40 000 m? Er- 
zeugnisse der führenden deutschen Industrien 
vereinigen. 


Pariser Messe 1922. — Nach einem kurzen Bericht des Aus- 
stellungs- und Messeamts der Deutschen Industrie hat die dies- 
jährige Pariser Frühjahrsmesse ein besseres Ergebnis 
gezeitigt als die vorjährige. Am reichhaltigsten waren auch diesmal 
die verschiedensten Zweige des Maschinenbaues und der ver- 
wandten Industrien vertreten. Eine in der Geschäftsstelle des 
Amtes (Berlin NW 40, Hindersinstr. 2) ausliegende Sondernummer 
der Zeitschrift „L’Usine“ vom 10. Mai gibt darüber Auskunft. Auch 
die großen Syndikate, darunter die UniondesSyndicatsde 
l’ Electricité, hatten ihre Mitglieder zu Sammelgruppen ver- 
einigt und sgo einen guten Überblick über das Gebotene ermöglicht. 


Landwirtschaftliche und Industrie-Ausstellung Johannesburg 
1922. — Das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie 
macht darauf aufmerksam, daß unter den landwirtschaftlichen Aus- 
stellungen Britisch-Südafrikas die JohannesburgerJahres 
ausstellungenbesondere Bedeutung haben und deut- 
sche Industrielle, die in Südafrika ins Geschäft kommen wollen, gut 
tun würden, ihnen viel stärkere Beachtung als bisher zu schenken. 
Hauptsächlich kommen Motorpflüge, Traktoren und Bedarfsartikel 
für die Milchwirtschaft in Betracht. Die vom 12. bis 17. April abge- 
haltene Veranstaltung umfaßteu.a.auch Telephonapparate, 
elektrische Uhren, Haus- und Küchengeräte usw. Das ge- 
nannte Amt erwähnt noch, daß das Land einen guten Absatz für 
kleine stationäre Motoren für Petroleum- oder Rohölbetriebe, na- 
mentlich von 3 und 5 PS, bieten dürfte, die einfach konstruiert sein 
müssen, wenig Anspruch auf Wartung erheben und zum Betrieb von 


Dynamomaschinen für kleinere Beleuchtungsanlagen usw. dieren. 


Verschiedenes. 


Gebührenzuschlag Nr. 2°) 
. der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, Abt. II. 
Vom 1. VIII. 1922 ab beträgt der Zuschlag: 


1. für das Inland zu den ab 1. VI. 1922 auf das Dreifache erhöhten 
Sätzen der Gebührenordnung vom 1. VII. 1918 Teil II (Elektri- 
zität und Magnetismus) 2000 %, 


2, für das Ausland zu den nicht erhöhten Sätzen der genannten Ge- 


bührenordnung, welche in die Währung des betreffenden Lan- 
des nach dem Stande vom 31. VII. 1914 umgerechnet werden, 
50%. Ergibt sich nach 1. ein höherer Betrag, so wird dieser 
berechnet. 

Charlottenburg, den 18. Juli 1922, 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, 
gez. Nernst. 


E 


Eine Technische Zentralbibliothek für Frankfurt. — Im An- ; 
schluß an die Kunstgewerbe-Bibliothek in Frankfurt a. M. wird dort 


eine Technische Zentral-Bibliothek eingerichtet, zu welcher die An- : 


regung vom Reichsbund deutscher Technik ausging. Auch der Tech- 
nische Verein, der Frankfurter Ingenieur- und Architekten-Verein, 
der Verein deutscher Ingenieure, die Elektrotechnische Gesell- 
schaft und der Verein deutscher Chemiker haben ihre wertvollen 
Bücherbestände, die bisher nur deren Mitgliedern zugänglich waren, 
für diesen Zweck zur Verfügung gestellt, so daß ein Grundstock ge- 
schaffen wurde, auf dem man eine alle Gebiete der Technik umfas- 
sende Bibliothek aufbauen konnte. Die TZB zählte bei der Eröff- 
nung bereits über 20 000 Bände, und es werden 60 Fachzeitschriften 
im Lesesaal laufend aufliegen. Die Neuanschaffungen werden künt- 
tig von den beteiligten Vereinen bestritten werden. Daneben wird 
die „Vereinigung Technische Zentralbibliothek“ mit den von ihr 1n 
Kreisen des Handels und der Industrie gesammelten Mitteln neues 
Literaturmaterial beschaffen. Später soll auch die in der Roth- 
schildschen Bibliothek verwaltete Patentschriftensammlung In 
TZB überführt werden. („Frankfurter Zeitung“ 29. VIL 1 
Nr. 459.) —z. 


ı) Vgl. auch „ETZ" 1922, S. 300, 69% 826. 


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Or (er iR Sr EEEE eR EA x m 


7. August 1922. 


Psychotechnischer Lehrgang der Technischen Hochschule Ber- 
lin. — In der Zeit vom 1. bis 10. X. 1922 wird im Psychotechnischen 
Laboratorium des Versuchsfeldes für Werkzeugmaschinen und Be- 
triebslehre der Technischen Hochschule zu Berlin ein Psychotech- 
nischer Lehrgang zur Einführung in die theoretischen und prak- 
tischen Grundlagen dieses Gebietes abgehalten werden. Neben den 
Vorlesungen finden Übungen statt, um die Teilnehmer auch in die 
Technik der Bedienung der Prüfgeräte und die Berechnung der 
Werte einzuführen. 


` Jubiläum der Rheinelektra. — Die Rheinische Elektrizitäts- 
A.G., Mannheim, feierte ihr 25jähriges Bestehen und hat aus diesem 
Anlaß eine sehr geschmackvoll ausgestattete und mit Illustrationen 
versehene Denkschrift herausgegeben, in der die Gründung und 
Entwicklung dieses Unternehmens geschildert wird. Es werden 
auch Ansichten ihres Verwaltungsgebäudes sowie des Kraftwerks 
Ellwangen und des im Bau befindlichen Großkraftwerks Mannheim 
gegeben. Die Vorgängerin der heutigen Firma war die i. J. 1897 
aus einer Zweigniederlassung der Elektrizitäts-A.G. vorm. Schuk- 
kert & Co. entstandene Rheinische Schuckert-Gesellschaft für Elek- 


» 
“ 


ATTI 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31. 


a i Ty. Mn a Sa z ad 
' . 


1015 


Gesellschaft von Freunden der Leobener Hochschule. — Um die 
wissenschaftlichen Einrichtungen der Leobener Hochschule,. die 
durch die Ungunst der Verhältnisse der letzten Jahre sehr gelitten 
haben, wieder der Neuzeit entsprechend instandzusetzen und zu er- 
gänzen, hat sich eine „Gesellschaft von Freunden der Leobener 
Hochschule“ gebildet. Das Professorenkollegium richtet mit eini- 
gen Männern der Praxis und Industrie an alle Gönner sowie ehemali- 
gen Hörer der Praxis der Leobener Hochschule die Bitte, für diesen 
Zweck Geldbeträge zu stiften. Der Aufruf ist mit einer ganzen 
Reihe ehemaliger Schüler der Leobener Hochschule, die sich in an- 
zesehenen Stellungen der Praxis und Verwaltung befinden, unter- 
zeichnet und wird nicht verfehlen, die Stellen, an die er sich richtet, 
zu einer tatkräftigen Hilfe zu veranlassen. 


Jubiläen. — 1. Klein, Schanzlin & Becker A.G. Die durch 
ihre Fabrikate auf dem Gebiete der Pumpen und Armaturen rühm- 
lichst bekannte Firma, welche sich aus ganz kleinen Anfängen mit 
12 Arbeitern und 6 Werkzeugmaschinen im Laufe der Jahre zu einem 
ausgesprochenen Großbetrieb mit 1700 Angestellten und 1500 Werk- 
zeugmaschinen auf einer Fabrikgrundstücksfläche von 20 ha und mit 
einem Betriebskapital von 21 Mill. M ausgewachsen hat, feierte, wie 
wir leider verspätet erfahren, im Dezember 
1921 ihr Sjähriges Bestehen, und hat aus 
diesem Anlaß eine geschmackvoll ausge- 
stattete Denkschrift herausgegeben, in 
welcher die Entwicklung des Unterneh- 
mens geschildert wird und neben Darstel- 
lungen ihrer wichtigsten Erzeugnisse auch 
Ansichten der Fabrik und deren Werkstät- 
ten in früheren Jahren und in der Jetztzeit 
sowie Porträts des Gründers Joh. Klein 
und seines später eingetretenen Bruders 
Dr. Jakob Klein gegeben sind. —z. 


2.W.Kücke&Co.,Elberfeld.Die 
Werkzeug-, Segeltuch- und Lederwaren- 
fabriken W. Kücke & Co. in Elberfeld, 


a N r e aa m 
all I 5 [IHM Ki ad u SE oa _ welche bekanntlich seit vielen Jahren die 
N | | INTERNEN WERE nT a een in der Elektroindustrie benutzten Spezial- 
Be. | WETE . werkzeuge herstellen, feierten am 9. Juli 
Aalalll IN IN II I A 110 Di ihr 60 jähriges Bestehen. Die in beschei- 
a A i | denem Umfang gegründete Firma hat sich 
ge EEE EEE EEE Zu. Ahr bis heute zu einem großzügigen Unterneh- 
- O A Er Zu a Eier A G P men ausgewachsen und besitzt eine Fabrik, 


Abb. 5. Großkraftwerk Mannheim 
= 


trische Industrie (RSG) in Mannheim, welche Ende der 90er Jahre 
mit dem Bau kleiner Drehstrnm-Überlandwerke begann und das 
Dampfkraftwerk Edenkoben uud das Wasserkraftwerk Bammental 
erbaute. Als sich i. J. 1903 die Schuckert-Gesellschaft und die Sie- 
mens & Halske A.G. zu der Siemens Schuckertwerke G. m. b. H. zu- 
sammenschlossen, wurde seitens der RSG und der SSW die Rhei- 
nische Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. mit 1 Mill. M Aktien- 
kapital ins Leben gerufen. Das Handels-, Bau- und Installations- 
geschäft ging an die neue Firma tiber, und der RSG verblieben nur 
die Elektrizitätswerke Edenkoben, Bammental und Achern; die 
Blockstationen in Mannheim und Metz sowie die Pachtung des 
El.-W. Saarbrücken. Vom Jahre 1904 ab legte die RSG den Schwer- 
punkt ihrer Tätigkeit auf Gründung, Finanzierung, Bau und Betrieb 
von öffentlichen Elektrizitätswerken (Schifferstadt, Ladenburg, 
Osthofen, Sinsheim, Neustadt i. Bayern, Bergzabern, Wachenheim, 
Landstubl. Rodalben, Oberstein-Idar, Ingweiler, Willstätt). Im 
Jahre 1909 fand der Übergang zum Großunternehmen statt, und es 
wurden die Überlandwerke inz und die Pfalzwerke errichtet, 
Worms wurde ausgebaut und in Osthofen ein neues Drehstromwerk 
errichtet. Später wurde aus bestehenden Anfängen eine eigene Bau- 
organisation geschaffen, und damit nahm die Entwicklung des Ur- 
ternehmens einen raschen Aufstieg. Im Jahre 1917 schied die RSG 
aus der Beteiligung an den Rheinischen Siemens-Schuckertwerken 
aua und änderte ihren Namen in Rheinische Elektrizi- 
tāts A. G., Mannheim (Rheinelektra). Im Dezember 1921 wurde das 
1000ste Ortsverteilungsnetz und der 6000ste km Hochspannungslei- 
tung fertiggestellt. Es folgten die Gründungen der deutschen Con- 
!inental-Gas-Ges., Dessau, der Elektro-Baugesellschaft, Dessau, der 

raftversorgung der südlichen Rheinprovinz G. m. b. H. sowie der 
Rheinischen Hoch- und Tiefbau-A. G., Mannheim. 


Das Kapital der eigenen und der nahestehenden Unternehmun- 
zen beträgt z. Zt. rd 129,34 Mill. M, die Obligationen und Darlehen 
1813 Mill. M. Das Aktienkapital der Rheinelektra ist von 3 Mill. M 
i Jahre 1898 bis heute auf 81 Mill. M, die Obligationen sind von 
= Mill. M im Jahre 1909 bis heute auf 80,18 Mill. M angewachsen. 
Die bisher gezahlten Dividenden schwankten zwischen 5 und 15 %. 
Gegenwärtig wächst ein neues von der Rheinelektra gebautes Werk, 
das Großkraftwerk Mannheim, aus dem Boden (Abb. 5), welches 
eine Vereinigung aller an der Stromversorgung der Industriebe- 
zirke Nordbadens und der Pfalz beteiligten Elektrizitätsunterneh- 
mungen darstellt. Teilhaber sind das staatliche Badenwerk, die 
Stadt Mannheim, die Pfalzwerke und die Neckar A.-G. Piz, 


deren Grundfläche über 1,6 ha beträgt. 
Das. Werk ist mit modernsten Maschinen 
ausgerüstet und besitzt auch ein Fall- 
hammerwerk sowie eine zeitgemäße Gal- 
vanisierungsanstalt. Neben ihren Bezie- 
hungen zur Industrie zählen auch Post-, Telegraphen-, Eisenbahn- 
und sonstige Behörden zu ihren Kunden. Nach dem Tode des Grün- 
ders der Firma im Jahre 1898 und seines Sohnes im Jahre 1913 ist 
jetzt die Frau des letzteren, Frau Anna Kücke, Inhaberin der Firma. 


—2. 

Energiewirtschaft. 
Die Preistestsetzung für Lieferung von Elektrizität, Gas und 
Wasser. — Wie das Reichswirtschaftsministerium mitteilt, sind, 


naehdem die Verordnung vom 1. II. 1919 über die schiedsge- 
richtliche Erhöhung von Preisen bei der Liefe- 
rungvonelektrischer Arbeit, Gas und Leitungswasser 
durch Gesetz vom 9. VI. 1922 abgeändert und die Bekanntmachung 
über das Verfahren vor den Schiedsgerichten vom 5. III. 1919 durch 
eine neue Verordnung vom 16. VI. 1922!) ersetzt worden ist, Zweifel 
aufgetaucht, ob die auf Grund der Bekanntmachung vom 5. III. 1919 
seitens des Reichskommissars für die Kohlenverteilung endgültig 
mitgeteilten Schiedsrichterlisten noch Gültigkeit haben. 
Diese Zweifel sind unbegründet; der Ersatz der Bekanntmachung 
vom 5. III. 1919 durch die in den wesentlichen Punkten wörtlich 
gleichlautende Verordnung vom 16. VI. 1922 ändert an der Rechts- 
gültigkeit der genannten Schiedsrichterlisten nichts. Auch eine Er- 
gänzung oder Abänderung der Listen ist vorläufig nicht zu er- 
warten. 

Die Elektrizität im deutsch-polnischen Abkommen über Ober- 
schlesien. — Nach Art. 370 § 1 des unter dem 11. VI. durch Reichs- 
gesetz?) fixierten, am 15. V. geschlossenen deutsch-polnischen Ab- 
kommens über Oberschlesien gewährleisten die vertragschlie- 
Renden Teile derSchlesischenElektricitäts-undGas- 
A.G. Breslau, (OEW) während der ersten drei Jahre nach dem Über- 
gang der Staatshoheit die uneingeschränkte Fortführung ihres Be- 
triebes, insbesondere der Kraftwerke Chorzow und Zaborze 
und der dazu gehörigen Anlagen und Leitungen sowie die Wahrung 
ihrer gegenwärtigen Rechtsform und Eigentumsverhältnisse. Art.370 
§ 2 des Vertrages spezifiziert die zu diesem Zweck beiderseits über- 
nommenen Verpflichtungen. Die für die Fortführung des Betriebes 
in Polnisch-Oberschlesien notwendigen Mengen und Arten von Be- 
triebs-, Erneuerungs- und Instandhaltungsmaterial, Kesseln, Maschi- 
nen usw. können frei von Ein- und Ausfuhrzöllen und von jeglichen 


1) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 920. 
3 RGBI. IL 1922, 8. 237 ff. 


1016 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31. 


7. August 1922. 


Ein- und Ausfuhrabgaben nach Polnisch-Oberschlesien gebracht 
werden. Während der eingangs bezeichneten Frist darf Polen ge- 
mäß Art. 371 das Kraftwerk Chorzow nebst sämtlichen in Polnisch- 
Oberschlesien befindlichen Anlagen und Leitungen freihändig er- 
werben; es erklärt sich bereit, alsbald nach dem Übergange der 
Staatshoheit darüber mit den OEW in Unterhandlungen zu treten. 
Unbeschadet dieser Bestimmung kann das Kraftwerk Chorzow nebst. 
Anlagen und Leitungen aber im Wege freier Vereinbarung mit Zu- 
stimmung Polens in ein selbständiges Unternehmen umgewandelt 
oder von einem anderen Unternehmen erworben werden. Hierauf 
abzielenden Verhandlungen wird Polen jedmögliche Unterstützung 
angedeihen lassen. Die Bestimmungen des Art. 370 treten mit dem 
Tage der Übernahme des Betriebes des Kraftwerkes Chorzow durch 
den polnischen Staat oder durch ein anderes Unternehmen bzw. der 
Umwandlung in ein selbständiges Unternehmen außer Kraft. Ist, so 
heißt es in Art. 372, die Angelegenheit innerhalb von drei Jahren 
nach Übergang der Staatshoheit nicht auf einem der drei bezeich- 
neten Wege geregelt worden, so entscheidet die Gemischte Kommis- 
sion über Frist, Bedingungen und Preis für die Berechtigung Polens 
zum Ankauf von Chorzow. Sollten die OEW nach dem Übergang 
der Staatshoheit im Interesse der Elektrizitätsversorgung Polnisch- 
Oberschlesiens Neuarbeiten an ihren Anlagen in letzterem auszu- 
führen beabsichtigen, so erklärt sich Polen bereit, mit den OEW 
über die Aufbringzung der hierzu erforderlichen Mittel und über die 
Höhe der der Gesellschaft bei der vorgesehenen Übernahme der An- 
lagen durch Polen zu zahlenden Entschädigung in Verhandlungen zu 
treten. Zu den Neuarbeiten gehören auch die durch die Abtren- 
nung des Chorzower Kraftwerkes erforderlich werdenden Verände- 
rungen der Leitungs- und Verteilungsanlagen, soweit sie der Elek- 
trizitätsversorzeung in Polnisch-Oberschlesien dienen. Führen die 
Verhandlungen zu keinem Ergebnis, so sind die OEW für eine Be- 
einträchtirung der Elektrizitätsversorgung Polnisch-Oberschlesiens 
insoweit nicht verantwortlich, als diese auf die Niehtausführunz der 
beabsichtieten Arbeiten zurückzuführen ist. Bis zur Übernahme 
des Betriebes von Chorzow durch Polen oder durch ein Unternehmen 
bzw. bis zur Umwandlung in ein solches, längstens jedoch für die 
Dauer von drei Jahren nach Übergang der Staatshoheit haben die 
OEW nach Art. 373 in beiden Teilen des Abstimmungseebietes Elek- 
trizität zu gleichen Bedingungen zu liefern. Für den gleichen Zeit- 
raum sollen in Polnisch-Oberschlesien die dort gültigen Preise auch 
für die von Zaborze versorgten Abnehmer gelten und umgekehrt 
bezüglich der Zentrale Chorzow. Falls deren Betrieb vor Ablauf 
«er in Art. 370 genannten dreijährigen Frist durch Polen oder ein 
Unternehmen übernommen bzw. das Kraftwerk in ein selbständiges 
Unternehmen umgewandelt wird, verpflichtet sich Polen in Art. 374, 
die Belieferung des deutsehen Teiles des Abstimmungsgebietes im 
bisherigen Umfang anf ein Jahr nach Betriebsübernahme, minde- 
stens aber für drei Jahre nach Übergang der Staatshoheit, sicherzu- 
stellen. Bis zum Ablauf eines Jahres nach Übernahme des Betrie- 
bes von Chorzow durch Polen oder ein Unternehmen bzw. nach Um- 
wandlung des Werkes, längstens iedoch für vier Jahre nach dem 
Übergang der Staatshoheit, können Zaborze und Chorzow dem Art. 
375 zufolee Elektrizität iiber das andere Teilgebiet leiten, ohne daß 
hierbei Ein- und Ausfuhrzölle bzw. „nbraben erhoben werden. 
Deutschland verpflichtet sich. auch nach Ablauf vorgenannter Frist 
für längstens zwei weitere Jahre die Zuführung von Elektrizität 
von Zaborze nach Knurow (Übernahmestelle) ohne Erhebung von 
Z,öllen, Fin- oder Ausfuhrabgaben im bisherigen Umfang zu gestat- 
ten, sofern dadurch die Belieferung des deutschen Gebietes mit Elek- 
trizität nicht beeinträchtigt oder verteuert wird. Für diesen weite- 
ren Zeitraum findet die Bestimmung des Art. 373 über die Liefer- 
bedingungen und Preise keine Anwendung. 


Hinsichtlich dranderenElektrizitätswerkedes Ab- 
stimmungesgebietes sagt das Abkommen (Art. 378), daß die vertrag- 
schließenden Teile sich verpflichten, 15 Jahre nach Übergang der 
Staatshoheit die Zuführung von Elektrizität dureh solche von einem 
Teilgebiet. in das andere in demselben Umfange frei von Zällen, 
Ein- oder Ausfuhrabgaben zu gestatten, in dem die Lieferung z. Zi. 
des Überganges der Staatshoheit erfolgt, die Ausführung bestehen- 
der Lieferungsverträze nicht zu hindern und die gerichtliche Gel- 
tendmachung der sich aus letzteren erzebenden Ansprüche in dem- 
selben Maße zu gewährleisten wie für Ansprüche der eigenen Staats- 
anzehörizen. Die hier in Betracht kommenden Werke dürfen zur 
Beseitigung plötzlich eingetretener Kabel-, Leitungs- und Trans- 
formatorenstöruneen und ähnlicher Betriebsschäden die dazu erfor- 
derlichen Materialien, Werkzeuge und Geräte von ihren Lagern 
ohne Zölle und Binfuhr- bzw. Ausfuhrabzaben in das andere Teilge- 
biet bringen. 


Wir haben schon berichtet, daß inzwischen unter erheblicher 
Beteiligung der Schlesischen Elektrieitäts- und Gas- A. G. für die 
Übernahme der Zentrale Chorzow und des zugehörigen Leitungs- 
netzes die Oberschlesisches Kraftwerk A. G, Katto- 
witz, mit 50 Mill. M gegründet worden ist und dieses Kapital bereits 
auf 300 Mill. M erhöht hat. 


Zum österreichischen Elektrizitätswegegesetz. — Dr. Beck 
hat in der ETZ 1922, S. 967, den Entwurf des neuen Gesetzes be- 
sprochen. Wir möchten seine Ausführungen heute durch folzende 
Mitteilung ergänzen, die uns nach der parlamentarischen Verao- 
schiedung zugegangen ist: 


Das Gesetz zerfällt in fünf Hauptstücke: Allgemeine Bestim- 
mungen, Starkstromwegerecht, Genehmigung der Starkstromanla- 
gen, Telegraphenwegerecht, Schluß- und Übergangsbestimmungen. 
Es unterscheidet unter „Stromlieferungsunternehmun- 
gen”, das sind solche, welche elektrische Energie gewerbsmäßig 
an andere abgeben, „bigenanlagen”, das sind solche, die den 
Bedarf des Inhabers decken und überschüssigen Strom mit einem 
Anschlußwerte von nicht mehr als 20 kW, bzw. 10% der Gesamt- 
maschinenleistung zewerbsmäßig abgeben (Lieferung an eigene 
Angestellte und Arbeiter oder an das Netz «einer Eisenbahn oder 
eines Stromlieferungsunternehmens werden nicht eingerechnet). 
Unter „Telegraphenanlagen“ versteht das neue Gesetz 
sämtliche elektrische Anlagen zur Nachrichtenvermittlung. Elek- 
trische Energie wird unter dieselbe Strafsanktion wie jede andere 
„Sache“ oder jedes andere „Gut” gestellt. Alle Stromlieferungs- 
unternehmungen, welche Vergünstigungen nach diesem Gesetz ın 
Anspruch nehmen, haben an jedermann unter gleichen Verhält- 
nissen zu gleichen Bedingungen und Preisen Energie abzugeben, 
nur öffentliche Körperschaften können eine vorzugsweise Behand- 
lung genießen. Der Betrieb darf nicht willkürlich unterbrochen 
oder eingestellt werden, Installations- und Lieferungsmonopole sind 
untersagt. Die Bestimmungen über die behördliche Tarif- 
hoheit und die Inanspruchnahme von Einzelanlagen für öffent- 
liche Zwecke sowie über die Leitungsrechte sind hier schon 
erwähnt worden. Für Ausästungen und Durchschläge bestehen be- 
sondere Bestimmungen, auch über die Ausübung der Leitungsrechie, 
welche mit möglichster Schonung der Rechte Dritter ausgeübt wer- 
den müssen. Das Gleiche gilt für Schadenersatzansprüche sowie 
für Denkmals- und Heimatschutz. Die Anspruchnahme des Wege- 
rechtes läuft 60 Jahre. Für das Zusammentreffen mehrerer elek- 
trischer Leitungen werden zur Wahrung der Sicherheit und des un- 
gestörten Betriebes die jeweils technisch zweckmäßigsten Maß- 
nahmen vorgeschrieben. Ihre Kosten trägt der Unternehmer der 
Neuanlage. Auch Eisenbahngrund kann für Leitungsführung ir. 
Anspruch genommen werden, wobei über Zulässigkeit und Bedin- 
gungen die beteiligten Bundesministerien zu entscheiden haben. 
Hinsichtlich des Enteignungsrechtesseiaufden Beckschen 
Aufsatz verwiesen, ebenso bezüglich der Haftpflicht, der die Unter- 
nehmer von Starkstromanlagen unterliegen, und der Bundes- 
aufsicht über letztere. Die Befugnis zur gewerbsmäßigen Her- 
stellung und Instandhaltung von Starkstromanlagen wird durch die 
gewerblichen Vorschriften bestimmt. Alle Anlagen, auch Abände- 
rungen, bedürfen behördlicher Genehmigung; die Genehmigungs- 
behörde kann die Durchführung der kommissionellen Verhandlun- 
gen Unterbehörden übertragen und diese ermächtigen, sofort die 
Genehmigung zu erteilen. Die formellen Bestimmungen über An- 
suchen um Genehmigung, Verfahren, Entscheidung, Baubeginn, 
Prüfung und Betriebsbewilligung bedürfen hier keiner Wieder- 
gabe, sie zeigen aber das Bestreben, das bisher in Geltung stehende 
umständliche Verfahren möglichst zu vereinfachen. Gemeinnützige 
Unternehmungen genießen hierbei besondere Begünstigunzen. Die 
euf Wunsch erteilten Bewilligungen zur Vornahme von Vorar- 
beiten berechtigen zum Betreten fremder Grundstücke, zu Unter- 
suchungen und sonstigen technischen Arbeiten gegen Schadenersatz. 
Wenn die Frist zur Bauvollendung nicht innegehalten oder der Be- 
trieb durch mehr als 3 Jahre unterbrochen wird, erlischt die Ge- 
nehmigung der Anlage samt Leitungsrechten. Das vierte Haupt- 
stück regelt das Telegraphenwegerecht, u. zw. Leitungs- 
rechte, Enteigenımg, ordentliches und abgekürztes Verfahren, Zu- 
ständiekeit, die Rechte der Privattelegraphen-Anlagen, die Um- 
wandlung früherer Benutzungsrechte und den Schadenersatz. Aus 
dem fünften Hauptstück sei hervorgehoben, daß sowohl die Strom- 
lieferungsunternehmungen als die Inhaber elektrischer Eigenanla- 
een der Bundesverwaltung die für eine Blektrizitätssta- 
tistik erforderlichen Angaben kostenlos zu liefern haben und bei 
ieder Landesregierung ein jedermann offenes Elektrizitäts- 
buch errichtet werden soll. Die vor Wirksamkeit dieses Gesetzes 
erworbenen Rechte von Stromlieferungesnunternehmungen oder drit- 
ten Personen bleiben unberührt; sie unterliegen jedoch den Bestim- 
mungen des dritten Hauptstückes und bedürfen für Änderungen und 
Erweiterungen der Genehmigung nach diesem Gesetz, das schließ- 
lich noch Strafbestimmungen festsetzt. Hon. 


Kraftversorgung der Insel Formosa. — Ein englischer Staats- 
mann sagte kürzlich, jedem amerikanischen Arbeiter ständen im 
Durchschnitt zweimal soviel Pferdestärken nutzbar gemachter 
Naturkraft zur Seite wie dem englischen, und dies sei der Grund, 
weshalb die amerikanische Industrie — ohne ihre Wettbewerbs- 
ähigkeit auf dem Weltmarkt zu gefährden — ihren Arbeitern las 
Doppelte des Lohnes zahlen könne, den der englische Arbeiter er- 
hält. Später wurde von anderer Seite darauf hingewiesen, daß hin- 
ter dem japanischen Arbeiter etwa ein Viertel der Pferdestärken 
stehen, über die der amerikanische Arbeiter verfügt, und daß sein 
Lohn auch nur ungefähr ein Viertel des amerikanischen Lohnes be- 
trägt. Weiter ausspinnen läßt sich der Vergleich im Hinblick auf 
die noch viel niedrigeren Arbeitslöhne in China und das fast voll- 
ständige Fehlen von Kraftmaschinen daselbst. Gesteigerte Aus- 
nützung der Naturkräfte erhöht nicht nur die Menge und den Weit 
der von den einzelnen Arbeitern erzeugbaren Güter, sondern ver- 
mehrt auch die Arbeitsgelegenheit für die Bevölkerung. Die Leb- 
haftigkeit der Gütererzeugung ist ein Maßstab für das Gedeihcen 


7. August 1922. 


eines Landes. In Erkenntnis dieser Zusammenhänge haben Jie 
Japaner seit Jahren die Nutzbarmachung der ihnen zur Veı- 
fügung stehenden Naturkräfte mit einer beinahe fieberhaften 
Schnelligkeit betrieben. An einigen Stellen der japanischen Inseiu 
und der Mandschurei findet sich zwar Kohle, aber ihr Preis ist hoch 
und ihr Wärmewert gering; in erster Linie kommt daher die Aus- 
nutzung der Wasserkräfte in Betracht, um so mehr als Japan an 
solchen außerordentlich reich ist!). Der Gesamtbetrag der dort 
verwertbaren Wasserkräfte wird auf ungefähr 8 Mill. PS geschätzt, 
von denen z. Zt. etwa 1 Mill. PS ausgebaut ist, während man die 
Dienstbarmachung einer weiteren Viertelmillion bereits eingeleitet 
hat. 

Die große Insel Formosa (Tai Wan) wurde 1895 durch den 
Frieden von Shimonoseki an Japan abgetreten und zeigt seitdem 
eine bemerkenswerte Entwicklung. Die Japaner haben 1000 Meilen 
einer 42 Zoll-spurigen (1067 mm) Eisenbahn verlegt (Japans Nor- 
malspur) und Taihoku zu einer neuzeitlichen Stadt gemacht. Das 
größte Unternehmen, das jemals für die Insel in Angriff genommen 
wurde, ist jedoch der Ausbau der Wasserkraft des im Mittelpunkt 
des Landes liegenden Sees Jitsugetsutan mit etwa 20 km? 
Fläche. Da dieser nur einen geringfügigen Zufluß hat, wird ium 
Wasser vom Dakusuikei-Fluß durch einen Stollen von 16 km Länge 
zugeführt. Das Wasser des Sees wird um ungefähr 26 m aufgestaut 
und durch einen 5 km langen Druckstollen zu einem kleineren 
Becken geleitet, um von dort aus über den steilen Abhang hinab 
zum Krafthaus am Ufer des Suirikei-Flusses geführt zu werden; 
durch diesen gelangt es schließlich in den Unterlauf des Daku- 
suikei zurück. Im EBlektrizitätswerk gelangen Maschinen einer Uc- 
samtleistungsfähigkeit von 165 000 PS zur Aufstellung. Die Fern- 
leitung aus Kupfer wird die ganze etwa 380 km lange Insel von 
Taihoku im Norden, bis zu der im Südwesten liegenden Stadt Takao 
durchziehen und etwa 40 % des erzeugten Stromes nach Norden, 
69 % nach Süden leiten. Der jetzige Kraftbedarf der Insel erreicht 
noch nicht 10000 kW. Das neue Werk wird durch die japanische 
Regierung finauziert und soll allgemeinen gewerblichen Zwecken 
und voraussichtlich auch der Elektrisierung einzelner Eisenbahn- 
linien dienen. Der Bau einer Anlage, deren Leistungsfähigkeit z0- 
weit über den gegenwärtigen Bedarf hinausgeht, muß als eine weit- 
ausschauende Maßnahme für die Entwicklung des Landes betrachtet 
werden. Unsere Quelle, die amerikanische Zeitschrift „Power”?), 
fügt hinzu, daß die Bestellungen für die Maschinen während der 
Tagung der Konferenz von Washington vergeben wurden, was zur 
Genüge erkennen lasse, daß das Werk nicht in erster Linie Kriegs- 
zwecken zu dienen habe. Der Auftrag für seine elektrische Aus- 
rüstung fiel einer amerikanischen Firma zu, die Lieferung für die 
\Yasserturbinen dagegen erhielt J. M. Voith in Heidenheim a. B. 
Es handelt sich um 5 Maschineneinheiten von je 33000 PS bei einem 
Gefälle von durchschnittlich 320 m. Die Drehzahl beträgt 300/min. 
Die Turbinen werden als teilbeaufschlagte Freistrahlturbinen (Pel- 
tonräder) gebaut und sind bis auf weiteres die stärksten Turbinen 
dieser Gattung in der Welt. 


Kohlenverkokung bei niederer Temperatur. — Kürzlich wurde 
auf dem Kongreß des South-Wales Institute of Engineers die Frage 
der Kohlenverkokung bei niederer Temperatur behandelt. Es ist 
schwierig, eine genaue Definition für diesen Vorgang zu geben. Die 
Verkokung bei hoher Temperatur findet statt durch Erhitzung der 
Rohkohle in geschlossenen Retorten oder Öfen, bei etwa 870-- 
11° C. Den Gasanstalten kommt es in erster Linie darauf an, 
möglichst viel Gas zu erzeugen und in den Koksöfen eine harte 
metallurgische Kohle zu erhalten. Beide Prozesse führen zu einer 
Zersetzung eines großen Teiles der flüchtigen Bestandteile der 
Kohle in das. Zweck der Verkokung bei niederer Temperatur ist, 
die höchstmögliche Ausbeute der wertvollen flüssigen Nebenpro- 
dukte aus den flüchtigen Bestandteilen zu erhalten, die Gasausbeute 
auf ein Minimum zu beschränken und einen Rückstand zu erhalten, 
der rauchlos verbrennt wie Koks, sich aber leicht entzünden läßt 
und daher im Haushalt verwendet werden kann. Die Frage, ob es 
möglich sein wird, eine neue Industrie diesem Zwecke dienstbar zu 
machen für eine Umwandlung von etwa 10 Mill. t Kohle im Jahr, 
muß unter dem Gesichtspunkt betrachtet werden, daß die Möglich- 
keitdurchaus besteht. Wird das Problem gelöst, so bedeutet das eine 
ganz erhebliche Umstellung der Industrie. Großbritannien fördert 
jährlich 250 Mill. t Kohle und verbraucht in Haushalten 187,5 Mill. t, 


1) Ygl. auch „ETZ“ 1921, S. 572. 
2) . 55, 1922, 8. 426. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31. 


1017 


von denen 20 Mill. t für Koksöfen und 18 Mill. t für Gaswerke Be- 
nutzung finden. Unterzieht man die übrigbleibenden 149,5 Mill. t 
der Verkokung bei niederer Temperatur, eo ständen 2270 Mill. | 
Rohbenzin, d. h. mehr als zweimal eo viel wie jetzt der Verbrauch 
an Benzin beträgt, zur Verfügung, ferner 75 Mill. Faß Öl (zu je 
163,5 1) und 1,35 Mill. t Ammoniumsulfat. Die gesamten Erspar- 
nisse der Nation würden also 250 Mill. £ im Jahre betragen, ganz 
abgesehen von der vollständigen Beseitigung des schwarzen Rauchs 
und der dadurch erzielten Unabhängigkeit von der übrigen Welt 
hinsichtlich flüssiger Brennstoffe und festen Stickstoffs. („Electri- 
oal Review“, Bd. 90, 1922, S. 812.) Piz. 


Industrie und Handel. 


Chiles wirtschaftliche Lage. — Wiein manchen anderen Ländern 
Südamerikas ist auch in Chile die finanzielle Lage seit Jahren 
wenig befriedigend gewesen. Das Land ist stark verschuldet, und 
als größten Gläubiger hat es Nordamerika. Im vorigen Jahre nahm 
Chile in den Ver. Staaten nicht weniger als drei Anleihen auf, die 
alle mit 8 % zu verzinsen sind. Die geliehenen Summen sollten zur 
Verbesserung der Eisenbahnen dienen. Die gesamte Staatsschuld 
Chiles beträgt gegenwärtig 211,6 Mill. $, wovon rd 185 Mill. im Aus- 
lande und rd 26 Mill. im Inland untergebracht sind. 


Im Handel Chiles mit dem Auslande hatte die Ausfuhr im Jahre 
1920 einen Wert von rd 284 Mill. $ und die Einfuhr einen solchen von 
rd 166 Mill. $. Das letzte Friedensjahr, 1913, wies eine Ausfuhr- 
ziffer vou 144,5 Mill. $ und eine Einfuhrziffer von 120 Mill. $ auf. 
Wichtigste Ausfuhrartikel sind Salpeter, Kupfer, Borax, Jod, Ge- 
treide, Wolle, Häute und Gefrierfleisch. Der Ausfuhrzoll auf Salpeter 
bildet mehr als die Hälfte in den Staatseinnahmen des Landes. Im 
gegenwärtigen Jahr rechnet man chilenischerseits auf keine sonder- 
lich große Salpeterausfuhr, weil sich der Wettbewerb des deutschen 
Luftstickstoffs bereits sehr fühlbar macht. Jedenfalls setzt man in 
Chile keine unbedingte Hoffnung mehr darauf, daß die Einnahme 
aus dem Salpeterzoll den größten Teil der Staatseinnahmen bilden 
werde. Aus diesem Grunde gehen dann auch die Bestrebungen da- 
hin, in den anderen Erzeugnissen des Landes die Ausfuhr zu erhöhen. 


DieKupfergewinnung liegt noch wesentlich in den Hän- 
den der Nordamerikaner. Was Borax und Jod betrifft, so kann die 
Gewinnung mit der Zeit in beliebiger Weise vermehrt werden. Der 
gegenwärtige Betrieb richtet sich nach der Nachfrage. Wolle, Fleisch 
und Häute kommen aus Punta Arenas, der im südlichsten Landesteil 
liegenden Provinz, die eine gute Entwicklung nimmt. 


EisenundSteinkohlen gelten als vielversprechende Ein- 
nahmequellen. Die Eisenerzgewinnung ist jedoch erst in den Anfän- 
gen begriffen, und die im letzten Jahr geförderte Menge beträgt 0,286 
Mill.t. Ein günstiger Umstand für die Bergwerke ist die Nähe am 
Meer, aber die noch unentwickelten Verhältnisse Chiles machen es 
wahrscheinlich, daß ein nennenswerter Grubenbetrieb einer kom- 
menden Zeit vorbehalten bleibt. Bei Kohlen ist der Zugang besser 
als bei Eisen, auch erwiesen sich die bisher angetroffenen Funde von 
guter Beschaffenheit. Aber obgleich sie leicht zu erreichen sind und 
noch unbegrenzter Bedarf herrscht, sind seit 1909 doch jährlich nur 
1,25 Mill. t gebrochen worden. Im Jahre 1918 waren 24480 t ausge- 
führt, indessen gleichzeitig 320219 t Kohlen, 65 793 t Koks und 
48 286 t Briketts eingeführt worden. Auch Rohpetroleum in einer 
Menge von 0,78 Mill. t wurde importiert. Im Hinblick auf den Um- 
stand, daß die Kohlengebiete Chiles auf 2000 Mill. t geschätzt wer- 
den, sind die oben angeführten Ziffern eigentümlich, da ein solcher 
Mineralreichtum zu einer ergiebigeren Ausnutzung der Hilfsquellen 
Anlaß geben müßte. Die Bergwerke befinden sich in Händen einiger 
reichen Familien. Was die Eisengruben betrifft, so sind die in der 
Provinz Coquimbo liegenden Gruben El Pleito und Zapallo unlängst 
vom chilenischen Eisensyndikat erworben worden. Deutsche Kapi- 
talistengruppen hatten s. Zt. versucht, die Gruben anzukaufen; sie 
liegen unweit der Küste, und in der Nähe befinden sich die El Tofo- 
gruben, die den Bethlehem Steel Works gehören. In diesen beiden 
Grubenfeldern sind nach Angabe von Sachverständigen gegen 200 
Mill. t Hämatit mit einem durchschnittlichen Eisengehalt von 65 bis 
68 % enthalten. Chile hat nach der Volkszählung von 1920 3,75 Mill. 
Einwohner, wovon 1,75 Mill. in den Städten und 2,0 Mill. auf dem 
Lande wohnen. Die Hauptstadt Santiago zählt 0,547 Mill. Einwohner, 
während Chiles wichtigste Hafenstadt, Valparaiso, 0,266 Millionen 
hat. We. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


VDE 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 
Betrifft: Kreuzung von Starkstromfreileitungen mit Reichs- 
Telegraphen- und Fernsprechleitungen. 


Das Reichspostministerium hat zu den „Bestimmungen für die 
bruchei e Führung von Hochspannungs-Freileitungen über Reichs- 
Telegraphen- und -Fernsprechleitungen“ (herausgegeben im Mai 


1920)!) und zu den „Bedingungen für die Zulassung von Holzmasten 
als Stützpunkte von Hochspannungs-Freileitungen usw.” (herausge- 
geben im Juli 1920) im Juni 1922 Änderungen erlassen, die nach- 
stehend bekanntgegeben werden. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
P.Schirp. 


ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 476 


1018 


1. Bestimmungen für die bruchsichere Führung von Hochspannungs- 
Freileitungen über Reichs-, Telegraphen- und -Fernsprechleitungen. 


a) II. 2.MechanischeSicherheitderLeitungen. 


An Stelle des 1. Satzes iın 2. Absatz (fünffache Bruchsicherheit) 
treten folgende Bestimmungen: 


„Der Leitungsdurchhang ist so zu bemessen, daß die Seilspan- 
nung sowohl bei einer Temperatur von — 20 o C ohne zusätzliche Be- 
lastung als auch bei einer Temperatur von — 5° C mit einer zusätz- 
lichen Belastung durch Wind oder Eis die Hälfte der unter Ic der 
Normen für Starkstrom-Freileitungen angegebenen Höchstspannun- 
gen nicht übersteigt. Innerhalb dieser Grenzen sind Seilquerschnitt 
und Seilspannung i im Kreuzungsfeld unter Berücksichtigung der Ver- 
hältnisse in den Nachbarfeldern so zu bemessen, daß die Beanspru- 


Tafel für Regel — A-Maste.?) 


nee bis zur Unterkante der Fundamentplatten t, = 2,00 m; 
„ „ Oberkante , ji =18 m; 
„_ „ Mittellinie „ Zangen u =1,T1m; 

Zangenbohlen: Höhe g =0,26 m; Breite? = 0,16 m; 

Fundamantplatien: Breitea = 0, 26 m; Höhe f= 0,16 m. 

Abstand der Stangenmittiellinien an der Mastspitze e = AoT kE 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31. 


7. August 1922. 


chung da Kreuzungsmaste möglichst gering wird und der Seildurch- 
hang im Kreuzungsfelde möglichst klein bleibt. 


Bei Verwendung von senkrecht hängenden Isolatorketten wird 
eine höhere Seilspannung zugelassen, wenn im Kreuzungsfeld ein 
größerer normaler Leitungsquerschnitt verwendet wird als in den 
Nachbarfeldern.” 


b) 11. 3. MindestquerschnittderLeitungen. 


Bei Spannweiten bis 50 m sind künftig Kupfer-, Eisen- und 
Stahlseile von 16 mm? zulässig. Im übrigen beträgt der Mindestquer- 
schnitt für Kupfer-, Eisen- und Stahlseile 25 mm?, für Aluminiun- 


seile 50 mm?. 
(Forts. s. S. 1021 unter c) II. 6.) 


KT TFT EEE 


Abstand der Mittellinie des Dübels von der Mastepitze P=05 m. 
‚ des Stangenendes von der Unterkante der Zange P, = 0,20 m; 


I. Maste mit gleicher PER 


Spreizung der Stangen .an der Zange = 1,90 m; 
Entfernung von Plattenmitte zu Plattenmitte «= = 244m: > 
Zangenbohlenlänge b,=2,70m. 


Mastlänge Starke’ dor Stangen -| Fundamentplatten | Zwischen- Hartholzdübel Zu kseiger| Zulpeeiger 
Lfd. im Lass _ am Zopf | _& d. Erdoberfläche 7 an schen d.Zan- | rrey Breit 1a a. d. Mast- | druck a. d. 
Nr. ganzen rde |Durchm. | Umfang | Durchm. | Umfang , nge | genbohlen e reite ngo spitze [Leitungen 
l h ò U ôe U, Zahl b k m n 0 Z We 
hm | m | cm | cm I om | _ m |__|) m cm cm em | cm ' kg kg 
a e er e E Se a a ee øu | 
1 1.9 13 40,9 19,3 60,6 2 90 14 20 7 13 270 145 
2 HO Ir 14 4 20,3 63,7 2 90 15 20 7 14 355 150 
3 2 = 15 47,1 21,8 66,9 2 90 15 20 7 15 465 215 
4 = = 16 50,3 22,3 70 2 90 16 20 8 16 595 255 
5 = "> 17 53,4 23,3 73,2 2 90 16 20 8 17 750 300 
6 = | _ 18 56,5 24,3 76,3 2 90 17 20 8 18 930 350 
7 ~ | = 19 59,7 25,3 79,4 2 100 17 20 8 19 1080 410 
8 za 20 62,8 26,3 82,5 2 130 18 22 8 20 1370 465 
9 = 0 21 66 27,3 85,7 4 90 18 24 8 | 21 1635 530 
10 — i — 22 69 28,3 88,9 4 135 19 27 8 22 1945 605 
| = 1 - 23 | 722 | 23 | 92 4 136 19 28 8 | 23 | 2120 | 68 
12 12 10 l4 H al 66 2 90 15 20 7T > H 250 160 
13 — — 15 47,1 22 69 2 90 16 20 7 | 15 340 195 
14 - 1 16 50,3 23 72,2 2 90 16 20 8 ' l6 440 235 
15 — — 17 53,4 24 75,4 2 90 17 20 8 17 ‚560 275 
16 — — 18 56,5 25 78,5 2 90 17 20 3 18 700 325 
17 - 0.200. 19 59,7 26 81,6 2 90 18 20 8 19 865 375 
81 - o o - 29 62,8 27 84,8 2 100 18 20 8 20 1045 430 
19 u u 21 66 28 88 2 135 19 21 8 á ' 2l 1250 495 
20 - i > 22 69 29 91 4 90 19 23. 8 22 1485 560 
21 Er Wr 23 72,2 30 94,2 4 135 20 26 8 2 1750 630 
22 13 11 15 47,1 22,7 71,3 2 90 16 20 7T ! I 250 180 
23 — o o c 16 50,3 |; 28,7 74,5 2 90 16 20 8 1716 330 215 
24 — o c 17 63,4 24,7 77,5 2 90 17 X 8 I 17 420 255 
25 — = 18 66,5 25,7 80,7 2 90 17 20 8 18 530 300 
26 ee ne 19 - 59,7 26,7 83,8 2 90 18 20 8 | 19 660 350 
27 a 20 62,8 27,7 87 2 90 18 20 8 20 800 400 
28 — i = 2l 66 28,7 90 2 110 19 20 8 | 2l 965 460 
29 a 2 69 29,7 93,3 2 135 19 21 8 29 1150 520 
30 — i — 23 72,2 30,7 96,4 4 90 20 30:08 23 1360 5 
31 4 > m 16 50,3 | 24,4 76,6 2 j 90 17 2 | 8 | 16 240 200 
32 tn 17 53,4 25,4 79,8 2 90) 17 20 8. 17 315 240 
33 = _. 18; 565 | 26,4 83 2 Yo 18 20 8 | IB 400 280 
34 - > 19, 597 0 274 86 2 90 18 20 8 :.139 505 325 
35 don X) 628 | 28,4 89,2 2 90 19 ` 20 8 20 620 675 
36 n 21 66 ' %9,4 92,3 2 j 90 19 20 | 8 21 760 430 
37 — — 22 69 30,4 95,5 2 110 20 2 er VB : 2 905 485 
38 — = 23 72,2 81,4 98,6 4 90 20 20 8 23 1080 550 
39 15 13 17: 534 26,1 82 2 90 18 20 8 17 225 220 
40 — -- 18 56,5 27,1 85,1 2 90 18 20 8 >: IB - 305 260 
a| — : 19 59,7 28,1 88,2 2 | 9 19 20 8 19 390 305 
42 - = Val 91,5 2 90 19 2 8 20 485 350 
43 _ - 21 66 ` BOL 94,5 2 | 9 20 29 8 21 590 406 
44 — 3 22 69  :!: 311 97,6 2 100 20 20 8 22 715 460 
45 = = 23 722 ; 8321 101 2 120 21 20 8 23 360 420 
46 -- ~- 24 75,4 ` 33,1 104 4 90 21 20 8 24 1015 580 
47 16 14 18 56,5 27,8 87,4 2 90 18 20 8 > IBB 225 245 
48 = = 19 69,7 28,8 90,4 2 90 19 20 8 19 295 280 
49 -- 20 02,8 29,8 93,6 2 y0 19 20 8 20 375 330 
50 - = 21:66 308 | 96,8 2 90 2) XW — 8 21 470 330 
61 _ . 22 69 31,8 100 2 90 20 W ` g 22 570 435 
52 i = 30: 722 32,8 103 2 110 21 20 B 23 685 430 
53 — , — RT j 754 33,8 106 2 130 21 22W ıı 8B 24 815 555 


2) (Gehört nach S. 1021 zu 2m. 


7. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrit. 


1922. Heft 31. 1018 


I. Maste mit verschiedener Spreizung. 


Stärke der Stan 


Zangen- am Zopf | "Sberinche 
bohlen |Durch-! Um- | Durch- Um- 
messer| fang ı messer! fang 
ô | U ô, Ui 
cm cm cm cm 
H| 1 9 2,1 2,69 2,95 12 87,7 | 18,3 | 57,4 
|l- | — — — — 13 | 40,9 | 19,3 | 60,6 
li — — — — — 14 | 44 20,3 | 63,7 
5] — — — — — 15 | 47,1 | 21,3 | 66,9 
Bl — — — — — 16 | 50,3 | 22,3 | 70 
9 — — — — — 17 | 583,4 | 23,3 | 78,2 
WI — — — — — 18 56,5 | 24,3 | 76,3 
til — = — — — 19 59,7 | 25,3 | 79,4 
RI — — — — — 20 | 62,8 | 26,3 82,5 
BI- — — — — 21 66 27,3 | 85,7 
“i — — — — — 22 |69 28,3 88,9 
6j — — — — — 23 72,2 | 29,3 | 92 
66| 12 10 2,3 2,89 3,15 13 40,9 | 20 62,8 
6| — — — — — 14 4- | 21 66 
Bl — — — — — 15 47,1 | 2 69 
I — = — — — 16 | 50,3 | 23 72,2 
W0] — — = — — 17 53,4 | 24 75,4 
1) — — — — — 18 56,5 | 25 78,5 
2| — pan — — — 19 59,7 | 26 81,6 
13 — _ _ — — 20 | 62,8 | 27 84,8 
4] — —_ — — — 21 66 28 88 
ib — = — —. — 22 169 29 91 
6 — — — — — 23 72,2 | 30 94,2 
113 ll 2,5 3,09 3,35 13 40,9 |-20,7 | 65 
18 — = — — — l4 | 44 21,7 | 682 
9| — — — — — 15 47,1 | 22,7 | 71,3 
Il — = _ — — 16 | 50,3 | 23,7 | 74,5 
I — = == — — 17 53,4 | 24,7 | 77,6 
82| — = —_ — — 18 | 56,5 | 25,7 | 80,7 
8j — — — — -- 19 59,7 | 26,7 | 83,8 
si — = = — — 20 | 62,8 | 27,7 | 87 
SI — = u — — 21 66 28,7 | 90 
6 — — — — — 22 |69 29,7 | 93,3 
871 13 11 2,5 3,09 3,35 23 72,2 | 30,7 | 96,4 
8| 14 12 2,7 3,29 3,55 14 | 44 22,4 | 70,4 
Bj — Ee — — — 15 | 47,1 | 23,4 | 74,5 
W% — — — — — 16 | 50,8 | 24,4 | 76,6 
j — = — — — 17 53,4 | 25,4 | 79,8 
%2 — — — — — 18 56,5 | 26,4 | 83 
Bj — — —— — — 19 59,7 | 27,4 | 86 
4j — — — — — 20 | 62,8 | 28,4 | 89,2 
%ı — — — — — 21 66 29,4 | 92,3 
% | -- —- -— — —- 22 |69 30,4 | 95,5 
| — | — — — — 23 | 722 | 31,4 | 98,6 
8%] 15 13 2,9 3,49 3,75 14 | 4 23,1 | 72,6 
9 — — — — — 15 (47,1 | 24,1 | 75,7 
WI — — — — — 16 | 50,3 | 25,1 | 78,9 
u — — — — — 17 53,4 | 26,1 | 82 
102 | — — — — — 18 56,5 | 27,1 | 85,1 
B| — — — — ~— 19 59,7 | 28,1 | 88,2 
8] — — ~- — — 20 | 62,8 | 29,1 | 91,3 
105 f — — — — — 21 |66 30,1 | 94,5 
106] — — — --— — 22 69 31,1 | 97,6 
107 | — — — u — 23 72,2 | 32,1 |101 
108] — — — — — 24 75,4 | 33,1 |104 
109} 16 14 3,1 3,69 3,95 15 47,1 | 24,8 | 77,9 
10 — — — — — 16 50,3 | 25,8 | 81,1 
HI| — — — — — 17 53,4 | 26,8 | 84,2 
12] — — — — — 18 56,5 | 27,8 | 87,3 
u3 — — — — — 19 59,7 | 28,8 | 90,5 
u4] — — — — — 20 62,8 | 29,8 | 93,6 
uj — — — — — 21 66 30,8 | 96,8 
16) — — — — — 22 69 31,8 1100 
UI — | — — — — 23 | 72,2 | 32,8 |103 
18] — Eur = 2 zx 106 


24 | 75,4 | 33,8 


Baubeschreibung und Berechnung für die bruchsichere Führun 
von Aoeliepennungs Freileiten en über Reichs-Telegraphen- un 


Fernsprechleitungen unter Verwendung von Regel-A-Masten. 
Hochspannungsanlagee. . . . 222 ER 
Unternehmer . .. 2 oo 

l. Allgemeines. 

a) Betriebsspannung : ; b) Stromart: 
c) Tränkungsverfahren der Stangen: 
d) Es werden Maste nach lfd. Nr. . . . der Normentafel für 


Regel-A-Maste der Reichs-Telegr.-Verwaltung verwendet. 
e) Angaben über die bruchsichere Aufhängung. 


; Art der Isolatoren : 
bei Doppelaufhängung | Länge der Hilfeeile: 


an Stützenisolstoren | Art der Seilverbinder: 


en 


Fundament- ZU en Hartholzdübel | Zulässiger | Zulässiger 


IOICLOFSI CT CEST OH OTOTCIGHCHCH GEEEELCECHCHCICHCHCHCHTG 


platten zwischen BEZZUR Win i 
Zahl | Linge o Zangen: Höhe | Breite | Länge wu 

m n o Z We 

cm cm cm cm cm ka k 
90 14 2 7 12 215 115 
90 14 20 7 13 310 145 
90 15 20 7 14 405 180 
90 15 20 T 15 525 215 
90 16 20 8 16 670 255 
90 16 20 8- 17 845 300 
90 17 20 8 18 1045 350 
100 17 20 8 19 1270 410 
135 18 22 8 20 1525 465 
90 18 25 8 21 1830 535 
135 19 27 8 22 2165 605 
135 19 30 9 23 2490 685 
90 15 20 T 13 245 130 
90 15 20 71 14 330 160 
90 16 20 8 15 440) 195 
90 16 20 8 16 665 235 
90 17 20 8 17 710 275 
90 17 20 8 18 880 325 
90 18 20 8 19 1075 375 
110 18 20 8 1% 1300 430 
90 19 2 8 ı 21 1585 495 
90 19 24 8 22 1835 560 
135 20 27 8 23 2155 630 
90 15 20 71 13 200 115 
90 15 20 7 14 280 150 
90 16 20 8 15 370 180 
90 16 20 8 16 480 215 
90 17 209 8 17 600 255 
90 17 20 8 18 750 300 
90 18 20 8 19 920 350 
90 18 20 8 20 1110 400 
110 19 20 8 21 1325 460 
90 19 21 8 22 1570 520 
135 20 23 8 ! 23 1845 590 
90 16 20 8 |4 230 135 
90 16 20 8 15 315 165 
90 17 20 8 16 410 200 
90 17 20 8 17 520 240 
90 18 20 8 | IB 645 280 
90 18 20 8 ' 19 805 325 
90 19 20 8 | x 965 375 
100 19 20 8 | 2l 1155 430 
120 20 20 8:2 1375 485 
90 20 2: | 8 | 283 1630 550 
90 16 20 8 | 14 1% 125 
90 17 20 8. 1 255 150 
90 17 20 8 16 345 185 
90 18 20: 8 17 440 220 
90 18 20 8 18 560 260 
90 19 20 8 19 695 305 
90 19 20 8 20 845 350 
90 20 20 8 21 1010 405 
110 20 20 8 22 1200 460 
135 21 20 8 23 1430 520 
90 21 20 8 24 1665 580 
90 17 20 8 15 220 140 
90 17 20) 8 16 295 170 
90 18 20 8 17 390 205 
90 | 18 20 8 18 490 245 
90 19 2) 8 19 610 280 
90 19 20 8 20 745 330 
90 20 20 8 21 905 380 
100 20 20 8 232 1075 435 
110 21 20 8 23 1270 480 
I 90 21 20 8 24 1485 555 


Art der Kettenglieder : 
bei Doppel - Abspann- jJ Zahl der Glieder jeder Kette: 
ketten Art der Gliedverbindungen : 
»  „» Abspannklemmen : 


Art der Blitzseilklemmen : 


Bemerkungen: 


1. 


Vereinfachte Prüfunpgsunterlagen nach diesem Muster 
sind nur zulässig bei Verwendung von Stützenisolatoren 
oder von Doppel-Abspannketten mit nicht mehr als 
3 Gliedern in jeder Kette. 

Für jede Kreuzung ist eine einfache Querschnitts- und 
Grundrißzeichnung mit Maßangabe — möglichst in Akten- 
größe — und eine Mastkopfskizze beizufügen. 


7. August 1922, 


Hett 31. 


1922. 


Elektrotechnische Zeitsehrift. 


1020 


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7. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31. 


1021 


^ Isolatorsetützen. 


Der größte auf eine Stütze wirkende Leitungszug beträgt 
RE kg. ?) Verwendet werden genormte Stützen („ETZ* 
1922 Seite 29) Nr..... für einen zulässigen Zug von ..... kg. 3) 


6 Querträger. | ; 


Der größte auf den Querträger wirkende Leitungszug beträgt 
He... kg. $ Verwendet wird der von der Reichs- 
Telegraphenverwaltung für Stützenisolatoren empfohlene 
Träger 5) mit [[_ NP...... EEE cm, %=..... CM; 


l ENRE EET cm. 


r Als größter Leitungszug gilt der einseitige Leitungszug im Kreuzungs- 
feld, wenn die Leitungen des Kreuzungs- und Nachbarfeldes an besonderen 
Isclatoren abgespannt werden. Bei Abspannung an gemeinsamen Isolatoren 
ist der Differenz- oder resultierende Zug, mindestens der einseitige Zug im 
kreuzungsfeld der größte Leitungazug. 

„a Kommen nicht genormte Rtützen zur Verwendung, so sind sie unter 
Beifügang einer maßstäblichen Skizze vorzurechnen. 
Als größter Leitungrzug ist der Differenz- oder resultierende Zug, min- 
destens der einseitige Zug des Kreuzungsfeldes einzusetzen. 

t) Querträger für Stützenisolatoren. die nicht der von der Reichs-Tele- 
grapbenrerwaltnng empfohlenen Ausführung entaprechen, sind unter Beifügung 
mabstäblicher Skizzen nach den Beispielen unter C3 und 4 der „Bestimmungen 
fir die bruchsichere Führung von Hochspannungs-Fernleitungen usw“ vom 
Mai 192% vorzurechnen. Auch bei Verwendung von Abspannketten sind für die 
Querträger besondere Berechnungen und maßstäbliche Ekizzen erforderlich. 


ce) 11L.6.Durchhang. 


Der 1. Absatz unter 6 wird durch die neue Bestimmung unter a) 
Abs. 1 gegenstandslos. 


d) Il.7. Prelldraht. 


Die Bestimmungen über die Anbringung eines Prelldrahtes wer- 
ENO DEN, Der Prelldraht wird im allgemeinen nicht mehr ge- 
ordert. 


e) II.8. AbstandderHochspannungsleitungenvon- 
einander und von anderen Leitungen am Hoch- 
spannungsgestänge. 

Für den gegenseitigen Abstand der Leitungen der Hochspan- 
nungsliuie im Kreuzungsfelde gelten die Vorschriften unter II E 2 
der Normen für Starkstrom-Freileitungen. Er darf nicht kleiner wer- 
den als 1 cm für je 1000 V der Betriebsspannung, wenn bei Stützen- 
isolatoren das Hauptseil einer Hochspannungsleitung am Isolator 
schadhaft wird oder wenn bei senkrecht hängenden Ketten ein Seil 
im Nachbarfelde reißt; mindestens muß er in diesen Fällen noch 
% em betragen. 


DI.9.AbstandderHochspannungsanlagevonden 
Schwachstromleitungen. 


An Stelle des ersten Absatzes unter II. 9. treten folzende Bestim- 
mungen: 


‚ Der senkrechte Abstand der bruchsicher geführten Starkstrom- 
leitungen (einschl. der unter den Hochspannungsleitungen ange- 
brachten Betriebs-Fernsprech- und Niederspannungsleitungen) von 
den Schwachstromleitungen muß sowohl bei + 40° C als auch bei 
—5°C und Zusatzlast mindestens 2 m betragen. 

Außerdem ist ein Mindestabstand von 1,5 m bei — 5° C und Zu- 
satzlast nachzuweisen 


 a)beiiAbspannketten, wenn bei — 5° C und Zusatzlast 
eine Kette einer Doppelkette schadhaft wird. Auf diesen Nachweis 
wird verzichtet, wenn der Abstand bei unbeschädigten Ketten und 
wi — 5° C und Zusatzlast mindestens 2,50 m beträgt. 


b)BeisenkrechthängendenKetten, wenn eine Hoch- 
-pannungsleitung im Nachbarfelde reißt und die Doppelkette des 
Neuzungsmastes infolgedessen nach dem Kreuzungsfelde hinüber- 
"hwingt. 
g)III..3.BerechnungderMaste. 

Der 3. Absatz unter „a) Spitzenzug“ wird dahin geändert, daß 
hei Verwendung von senkrecht hängenden Ketten als größter Zug 
9% des Höchstzuges in den Seilen des Kreuzungsfeldes gelten, so- 
farn nieht durch Rechnung nachgewiesen wird, daß der Zug nach dem 

ruch sämtlicher Leitungen im Nachbarfelde geringer ist. 


h) III. 4.BeanspruchungderBauteile. 


Für die Beanspruchung der Maste, Stützen und Querträgzer aus 
Flußeisen gelten künftig die Bestimmungen unter II D 1 der Normen 
“ur Starkstrom-Freileitungen. 


Der Ausdruck mo ergibt........... | 
3 


2. Bedingungen für die Zulassung von Holzmasten als Stützpunkte 
von Hochspannungs-Freileitungen usw. 


i) ZuPunkti: A-Maste dürfen auch in Winkelpunkten bis zu 
10° Abweichung von der geraden Leitungsführung verwendet wer- 
den, wobei beide Stangen in der Richtung des Kreuzungsßeldes 
stehen müssen. Der Richtungswinkel braucht bei der Berechnung 
der A-Maste nicht berücksichtigt zu werden. 

k) Zu Punkt 4: Für die Beanspruchung des Holzes sind die 
Bestimmungen unter IID2, Abs. 1 Satz 1 und Absatz 5—7 der Nor- 
men für Starkstrom-Freileitungen maßgebend. 

1) ZuPunktö: Die Erdung der Querträger und Stützen wird 
nicht mehr verlangt. 


m) Regel-A-Maste. 

Die Abmessungen der A-Maste, deren Bauart im übrigen den 
Abbildungen 1 bis 4inden Bedingungen für die Zulassung von Holz- 
masten vom Juli 1920: entsprechen muß, können aus der von der 
Reichs-Telegraphen-Verwaltung aufgestellten Normentafel für Re- 
gel-A-Maste!) entnommen werden. Bei Verwendung solcher Regel- 
A-Maste wird eine Mastberechnung nicht gefordert. Es genügt in die- 
sen Fällen eine vereinfachte Baubeschreibung und Berechnung nach 
einem von der Reichs-Telegraphen-Verwaltung angegebenen Muster. 
Diese vereinfachte Prüfungsunterlage ist in zweifacher Ausferti- 
gung dem zuständigen Telegraphenbauamt (in Bayern der zuständi- 
gen (Ober-Postdirektion) einzureichen. 


n) QuerträgerfürA-Maste. 


Für die Querträger der A-Maste bei Verwendung von Stützen- 
isolatoren wird die von der Reichs-Telegraphen-Verwaltung angege- 
bene Ausführung!) empfohlen. 


Schnitt bb. 


Stuck herzustellen 


Maßstab 1:2. 
Der Querträger ist herzustellen aus E = Eisen 


N P 6,5, wenn der Ausdruck Hhh < 18009, 
. 2 


NP & p y » "> 18000 aber < 32000, 
NP 10, „ ” ” a > 32000 aber < 490,0 ist. 

Darin bedeutet H den auf den Querträger wirkenden größten Leitungxzug ; 
l l2 und ez ergeben sıch aus der Abbildung. 


. Abb. I. Querträger für hölzerne A-Maste. 


D Die Normentafel ist für Regel-A-Maste, ferner gebrauchsfertige Vor- 
drucke für die vereinfachte „Baubeschreibung und Berechnung für die bruch- 
sichere Führung von Hochspannungs-Freileitungen über Rei ke Telen rapi n 
und Fernsprechleitungen unter Verwendung von Regel-A-Masten, sowie Zeich- 
nungen der P T AH für hölzerne Regel-A-Maste“ können gegen Kostener- 
stattung von der Geheimen Kanzlei des Reichspostministeriums, Berlin, bezogen 
werden. 

e 


aen E E EE a AA A EE EEE EA EE E E ann E VEEE S E E E E E E E 


RECHTSPFLEGE 


Zur Frage des Einflusses dor Geldentwertung auf bestehende 
Reehtsverhältnisse. — Unsere Leser werden sich noch meines Auf- 
satzes „Ankaufsrecht und Geldentwertung“ („ETZ“ 1922, 5. 273) 
erinnern. In diesem Aufsatz hatte ich angeregt, alle Streitigkeiten, 

ie sich aus der Geldentwertung in bezug auf das Ankaufsrecht er- 
geben, durch Schiedsgerichte entscheiden zu lassen. Mit Genugtuung 


darf festgestellt werden, daß das RG.!) auf einem anderen Gebiete 
diesen Weg beschreitet. Hoffentlich macht die Entscheidung Schule. 
Es lag folgender Tatbestand vor: 

A. hatte im Jahre 1904 von B. ein Rittergut gepachtet und für 
das Inventar 130 000 M bezahlt. Im Juli 1922 soll die Pacht aufge- 
geben werden. Der Pächter verlangt nun für das Inventar einen 


1) „Jur. Wochenschrift“ 1922, 8.910. 


1022 


Kaufpreis von 4 Mill. M und will durch Klage festgestellt wissen, daß 
er hierzu berechtigt ist. Die Vorinstanzen sprechen die Klage zu. 
Das RG. ist grundsätzlich damit einverstanden, daß den veränderten 
Umständen gemäß ein höherer Kaufpreis für das streitige Inventar 
zu zahlen sci. Hingegen kann es nicht zugeben, daß ohne Rücksicht 
auf die Interessen des Verpächters der gesamte Vorteil aus den ge- 
änderten Verhältnissen dem Pächter in Form des erhöhten Kauf- 
preises zufallen soll. Es müsse eine Mittellinie gezogen werden, die 
den Interessen beider Teile gerecht wird. Diese Mittellinie kann man 
nur mit Hilfe von Sachverständigen finden. Das RG. schlägt daher 
den Parteien vor, diese Mittellinie durch einSachverständi- 
genkollegium unter Leitung eines Mitgliedes des betreffenden 
Senats (es ist der III. Zivilsenat) finden zu lassen. Ein kühner Ver- 
such. Ebenso kühn ist die Begründung. Die Entscheidung ruht auf 
zwei Eckpfeilern. Einmal auf der Erkenntnis der überwiegend wirt- 
schaftlichen Natur allen Rechts. Hierzu sagt das RG. folgendes: „Das 
Recht ist nicht Selbstzweck, sondern lediglich Schutz und Sicherung 
der Interessen der Bürger des Staates, u. zw. einmal der persönlichen, 
sodann aber vor allem der wirtschaftlichen Interessen. Diese Inter- 
essen stehen daher beherrschend hinter den Rechtssätzen und Rechts- 
regeln, die zu ihrem Schutze dienen. Das tritt auch in zahlreichen Be- 
stimmungen des BGB hervor. Wenn beim Kauf, beim Werkvertrag, 
bei der Miete und Pacht von Mängeln die Rede ist, die zur Wandelung, 
zum Schadenersatz oder zum Rücktritt berechtigen, so sind es Män- 
gel wirtschaftlicher Natur. Dieser innere wirtschaftliche Körper, der 
vom Recht wie von einer Schale umkleidet wird, kann bisweilen aus 
besonderen Ursachen einen solchen inneren Auftrieb gewinnen, dad 
er gleichsam die Schale sprengt und im besonderen Maße gebieterisch 
seine Berücksichtigung erheischt. Dieser Fall ist hier gegeben. Hier 
handelt es sich weniger um einen Rechtsstreit, als vielmehr um einen 
Interessenstreit.” Der zweite Eckpfeiler dieser Entscheidung ist. die 
Stabilisierung des richterlichen Gewissens als Rechtsquelle, die sich 
gleichberechtigt neben die anderen Quellen stellen darf. „Es gibt 
drei Quellen, aus denen das subiektive Recht geschaffen wird, einmal 
das Parteirecht, der übereinstimmende Wille der Parteien, dann der 
Weg der Gesetzgebung und drittens das richterliche Recht. Dieses 
steht den beiden anderen Rechtsquellen vollkommen ebenbürtig zur 
Seite. Wenn gegenüber dem Parteirecht oft gesagt wird, daß es sich 
bei der richterlichen Tätigkeit nur um Auslegung handele, so ist 
diese Auffassung nicht durchweg zutreffend. Ist wirklich ein beider- 
seitiger Parteiwille vorhanden gewesen, der nur keine ausdrückliche 
Aussprache gefunden hat, sondern nur aus den Umständen zu folgern 
ist, so bleibt insofern der Wille der Parteien maßgebend, ist aber der 
Wille der Parteien überhaupt nicht vorhanden gewesen, weil sie an 
die jetzt eingetretene Gestaltung der Dinge nicht gedacht haben, so 
kann von einer Wirksamkeit des Parteienrechts nicht mehr die Rede 
sein, denn auch auf diesem Gebiete gilt der Grundsatz, daß aus nichts 
nichts werden kann. Wenn überhaupt kein Wille der 
Parteien vorhanden war, tritt der Richter ein, 
die Machtvollkommenheit des Richters. Wenn das 
Gesetz versagt, tritt der Richter an die Stelle des Gesetzgebers für 
den einzelnen Fall. Hier ist häufig von einer Lücke der (iesetzge- 
bung die Rede, aber das ist nicht zutreffend. Dem liegt die Anschau- 
ung zugrunde, als ob die ganze Fülle und der ganze Reichtum des 
Lebens in eine kodifizierte Gesetzgebung eingeschlossen wäre. Das 
ist unmöglich. Jeder Tag zeigt neue Gestaltungen des Rechts. Die 
schöpferische Kraft des Lebens ist unendlich. und in allen solehen 
Fällen hat der Richter das Recht zu finden. Alle (Gesetzgebung, auch 
das Bürgerliche Gesetzbuch, ist in Wirklichkeit Stückwerk. Betrach- 
tet man von diesem Gesichtspunkte aus den vorliegenden Fall, so ıst 
der Senat der Überzeugung, daß das Vertragsrecht und in gewissem 
Grade auch das gesetzliche Recht hier versagen. Die Bestimmungen 
des Vertrages vom Jahre 1904 ruhen auf den damaligen Verhältnis- 
sen und Anschauungen. Kein Mensch, wenn er nicht ein Hellseher 
war, hätte die Ereignisse voraussehen Können, die später eingetreten 
sind. Es mag damit gerechnet worden sein, daß vielleicht einmal zu 
einer bestimmten Zeit ein Krieg mit Deutschland ausbrechen werde, 
aber von dem Weltkrieg, wie er sich entwickelt hat, und von seinen 
Folgen konnte niemand eine Ahnung haben. Deshalb können auch 
«die Parteien über die jetzt eingetretenen Verhältnisse und darüber, 
wie der Konjunkturzewinn zu behandeln sein würde, nichts geahnt 
haben, Deshalb muß dem Parteienrecht gegenüber das Richterrecht 
in Wirksamkeit treten. Dasselbe gilt vom Gesetzesrecht. Die gesetz- 
eebenden Faktoren des Bürgerlichen Gesetzbuchs haben keine 
Ahnung von der Entwieklung der ietziren Verhältnisse gehabt. Die 
Rechtsgrundlagen, die sie geschaffen haben, ruhen auf den dama- 
ligen Anschauungen. Vor allem aber ist zu bemerken: Alle Schick- 
sale der früheren Zeiten waren dem Bewußtsein und dem Gedächtnis 
der Menschen, auch dem des damaligen Gesetzgebers entfallen. Sie 
haben nicht damit gerechnet, und deshalb muß das Parteirecht, da 
es hier versagt, zurücktreten und das Richterrecht in Kraft treten.“ 


Hieraus zieht nun das RG. den Schluß, daß das Begehren beider 
Parteien zurückgewiesen und die Entscheidung in der Mitte durch 
einen Ausgleich der beiderseitigen Interessen gesucht werden müsse. 
Dies sei jedoch mit Schwierigkeiten verbunden. Das Reichsgericht 
ist Rechtsgericht. Die zu entscheidende Frage ist jedoch eine Tat- 
frage. Die Sache müßte daher an die Vorinstanz zurückgewiesen 
werden. Dies liegt aber nicht im Interesse der Parteien, die auf eine 
schnelle Entscheidung angewiesen sind. „Der Senat ist deshalb zu 
folgendem Vorschlag gekommen, der vielleicht geeignet wäre, den 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 31. 


7. August 1922, 


Wünschen der Parteien und der sonstigen Beteiligten zu dienen. Sie 
wissen }etzt, daß die extremen Standpunkte der beiden Parteien nicht 
gebilligt werden, das Reichsgericht vielmehr der Meinung ist, dab 
cin beide Teile befriedigender Ausgleich der Interessen geschaffen 
werden muß. Es wäre deshalb erwünscht, wenn die Parteien zusam- 
menträten und die Frage prüften, ob es nicht möglich ist, daß durch 
ein Sachverständigenkollegium unternommen würde, die gesuchie 
Mittellinie zu treffen. Damit aber der Zusammenhang mit dem Senat 
bewahrt bleibt und insbesondere auch die rechtlichen Gesichtspunkte 
Beachtung finden, wird es vom Senat für wünschenswert erachtet, 
daß, wenn die Parteien auf den gemachten Vorschlag eingehen, ein 
Mitglied des Senats diesen Verhandlungen beiwohne ..... Selbstver- 
ständlich geht der Senat davon aus, daß eine Abschätzung stattzu- 
finden hat. Der Kernpunkt der ganzen Sache ist nun der, welche 
Grundsätze für die Abschätzung maßgebend sein sollen, und diese 
Grundsätze können im wesentlichen nur wirtschaftlicher Natur sein. 
Wirtschaftliche Grundsätze aufzustellen, ist aber nicht Aufgabe des 
Reichsgerichts. Daher ist der vorliegende neue Weg beschritten wor- 
den, dereinen Versuch darstellt, aus den Schwierigkeiten rechtlicher 
und wirtschaftlicher Art, die in dieser Sache vorhanden sind, heraus- 
zufinden, und der durch die Zivilprozeßordnung nicht verboten ist. 
Wenn beide Parteien sich einigen, kann der Spruch des Reichsge- 
richts wegfallen, wenn aber von den Parteien der Erlaß eines Spru- 
ches gewünscht wird, eo kann vielleicht dem auch entsprochen wer- 
den. Jedenfalls wird es möglich, daß auch für gleichliegende Fälir 
dieser Art’eine für sie maßgebende Grundlage geschaffen würde.“ 

Dieser Entscheid ist aufs lebhafteste zu begrüßen. Er stellt 
einen energischen Schritt nach vorwärts auf dem Wege der Befreiung 
des Richters von den Fesseln des juristischen Formalismus dar. Vor 
allem wird man aber die Erkenntnis begrüßen, daß alles Recht Ver- 
Forperung wirtschaftlicher Interessen darstellt und diesen zu dienen 


at. Rechtsanwalt Dr. Rin g wald, Rheinfelden. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Elektricitäts- Lieferungs-Gesellschaft, Berlin. 
Ein Rückblick auf 35 Jahre ihrer Entwicklung. Von Dr.-Ing. 
G. Siegel. 192. 


Anläßlich ihres 25 jährigen Bestehens hat die Elektrici- 
täts-Lieferungs-Gesellschaft, Berlin, eine von ihrem 
Direktor, Dr.-Ing. G. Siegel, verfaßte Festschrift erscheinen 
lassen, die sich vor anderen bei solchen Anlässen veröffentlichten 
Schriften dadurch auszeichnet, daß sie nicht nur den Werdeganz 
des Unternehmens, sondern gleichzeitig auch die Entwicklung 
der Elektrizitätswirtschaft Deutschlands in großen Zügen dar- 
stellt. Zunächst wird die geschichtliche Entwicklung der Gesell- 
schaft, ihre Gründung und das erste Jahrzehnt ihrer Tätigkeit, 
umfassend die Zeit der Ortszentralen, dann die Zeit der Überland- 
werke, sodann die mit dem Jahre 1914 beginnende Zeit der Kriegs- 
folgen geschildert. Der zweite Teil des Werkes ist der Darlegung 
des inneren Aufbaues und der Verwaltungsgerundsätze gewidmet. 
Es folgen Mitteilungen über die Mitglieder der Verwaltung, 
statistische Angaben und schließlich eine- Beschreibung der ein- 
zelnen Unternehmungen der Gesellschaft nach dem Stande am 
Ende des Jahres 1921. Schrift und Abbildungen sind gefällig und 
ungewöhnlich klar. Da nun noch das Werk in vornehmer Weise 
ausgestattet ist, stellt es eine Meisterleistung der deutschen Buch- 
druckkunst dar. 


Neben diesem äußerlichen Wert fesselt aber vor allem der 
Gehalt der Arbeit die Leser. In knapper und klarer Weise wird 
gezeigt, wie das private Unternehmen unter großen Schwierig- 
keiten und Wagnissen gegen zahlreiche Widerstände die Elek- 
trizitätsversorgung zuerst von Gemeinden und später von größeren 
Gebieten durchgeführt hat, wie dann allmählich viele öffentliche 
Körperschaften die Hand auf die Elektrizitätsversorgung ihrer 
Gebiete legen wollen, und wie schließlich unter den Einflüssen 
der politischen Staatsumwälzung der Ruf nach Sozialisierung der 
Elektrizitätswirtschaft immer lauter wird. Damit droht eme 
schwere Beeinträchtigung der Elektrizitätswirtschaft, die sich 
schon in ihren Anfängen bemerkbar machen will, bis sich in einem 
Zusammengehen privaten Unternehmungsgeistes und öffentlicher 
Beteiligung ein Weg zu öffnen scheint, der die Elektrizitätswirt- 
schaft zu neuen Erfolgen führen könnte. Wer die Kämpfe 
zwischen den Wegeberechtigten und dem Unternehmertum mit 
erlebt hat, wird beim Lesen der Ausführungen empfinden, daß der 
Verfasser sozusagen von einer höheren Warte aus sich bemüht 
hat, das Trennende, Unerfreuliche nach Möglichkeit nur anzu- 
deuten, den widerstrebenden Kräften aber gerecht zu werden. 
Man muß zwischen den Zeilen lesen, um die Mühe und Arbeit 
nachfühlen zu können, die notwendig waren, um die Elektrizitäts- 
versorgung des Landes zu dessen Heil und zu der Höhe der Ent- 
wicklung zu bringen, zu der sie schließlich gelangt ist. Die 
Kriegsfolgen haben sehr eigenartig auf die Werke eingewirkt. 
Nach einem vorübergehenden Rückschlag setzt ein alle Voraus- 


7. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31. 


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sicht überschreitender gewaltiger Bedarf nach Stromversorgung 
ein, die vielfach wegen der Sperrung und Knappheit der Bau- 
stoffe mit ungenügenden Betriebsmitteln vorgenommen werden 
mußte, so daß nach dem Kriege sich die Werke in einem nicht 
allen Anforderungen entsprechenden technischen und wirtschaft- 
lichen Zustand befanden. Bei der einsetzenden Teuerung der 
Nachkriegszeit werden ungeheure Anforderungen an die Unter- 
nehmungen gestellt, um ihre Anlagen in Ordnung zu halten und 
sie dem stets voranschreitenden Bedürfnis der Scheinhochkon- 
junktur gerecht.werden zu lassen. Den drohenden Zusammenbruch 
der Werke verhinderte die Verordnung vom 1. II. 1919, die die 
technische und wirtschaftliche Lebensfähigkeit der Werke wieder 
herstellen half. Man darf hoffen, daß die Elektrizitätswerke, die 
das Herz unserer Groß- und Kleinindustrie darstellen, wieder so 
weit gekräftigt sind, daß sie durch genügende Rücklagen ihre 
technische Leistungsfähigkeit aufrechterhalten und wenigstens 
einen solchen Unternehmergewinn verteilen können, daß ihre 
kreditwürdigkeit gesichert bleibt. 

Der innere Aufbau der ELG ist’ vorbildlich für die Gestal- 
tung anderer Muttergesellschaften (Unternehmergesellschaften) 
in der Elektrizitätswirtschaft geworden. Die Gesellschaft be- 
gznügte sich nieht damit, die Aktien ihrer Tochtergesellschaften 
als Bankier zu verwalten, sondern sie führte eine geistige, tech- 
nische und finanzielle Mitarbeit und Überwachung durch, die es 
ermöglichten, an einer Stelle gewonnene Erfahrungen an anderer 
zu verwerten, bewährte Mitarbeiter an die richtige Stelle zu 
bringen und das Ganze von großen, einheitlichen Gesichtspunkten 
aus zu leiten. Bei den Werken in eigenem Besitz der Gesellschaft 
konnten die gleichen Grundsätze angewendet werden. Die Schil- 
derung zeigt dann, wie die Organisation sich den tatsächlichen Be- 
Jürfnissen mehr und mehr anpaßt und wie sich durch einfache Ge- 
staltung der Hauptverwaltung die gesteckten Ziele erreichen 
lassen. Es ist wertvoll, dabei zu sehen, wie aus dem reinen 
Unternehmer sich allmählich der Volkswirt herausschält. Ein 
Satz aus dem Buche mag dies beleuchten. So heißt es: 


„Das Ziel jeder Privatunternehmung ist der Ertrag; es wird 
um so vollständiger erreicht, je mehr es gelingt, nicht nur ein- 
seitig dem Vorteil des Unternehmers zu dienen, sondern auch 
die Interessen aller an der Unternehmung Beteiligten zu wahren.” 


Von diesem Gesichtspunkte aus erklärt sich auch die Ein- 
führung gemischtwirtschaftlicher Betriebe, sobald die Anschauung 
der beteiligten Kreise’ hierfür reif geworden, bei welcher unter 
Verzicht auf einen Teil des Gewinnes die ELG sich bereit findet, 
remeinsam mit den öffentlichen Körperschaften — oft unter nicht 
unerheblichen Opfern — die Versorgung der Bevölkerung mit 
elektrischer Arbeit nun auf diesem neuen Wege zu ermöglichen. 


Von den Persönlichkeiten, denen das Hauptverdienst an dieser 
für Deutschland so nützlichen Arbeit zufällt, seien vor allem der 
Begründer der Gesellschaft, der verstorbene Geheimrat Dr. E. Ra- 
thenau, genannt, dann Kommerzienrat Dr.-Ing. h.c.Mamroth, 
der seit Gründung der Gesellschaft Vorsitzender des Direktoriums 
ist, und seine Mitarbeiter im Vorstand, K. Loebinger, Dr. E. 
v.Rieben, F.Strandt und Dr.-Ing. G. Siegel. Große Ver- 
dienste um die Gesellschaft haben sich die nicht mehr lebenden ehe- 
maligen Vorstandsmitglieder C. Zander und A. H em pel erwor- 
bn. Den Vorsitz im Aufsichtsrat führte nach dem Tode seines 
Vaters Dr. W. Rathenau bis zu seinem Übertritt in den Reichs- 
dienst; an seiner Stelle hat nunmehr Geheimrat Dr.-Ing. h. c. F 
Deutsch dieses Amt übernommen. 


Die Gesellschaft hat bis Ende des Jahres 1921 für eigene 
Rechnung 36 deutsche und 3 ausländische Elektrizitätswerke er- 
richtet und 22 Werke gepachtet bzw. den Betrieb für fremde Rech- 
nung geführt. Außerdem war sie an 21 selbständigen Unter- 
nehmungen führend und bei 8 Gesellschaften, deren Führung in 
anderen Händen lag, beteiligt. Im Jahre 1897 betrugen die An- 
lagewerte aller ELG-Unternehmungen 6,1 Mill. M, 1921 aber 
241,3 Mill. M. Das Aktienkapital stieg von 1897 von 5 auf 
30 Mill. M im Jahre 1921. Daneben bestanden 26 Mill. M Schuld- 
verschreibungen und etwa 20 Mill. M offene Reserven. Bei Be- 
ginn des Unternehmens wurde eine Dividende von 5% % ver- 
teilt, die dann eine immer steigende Entwicklung erkennen läßt. 
im Jahre 1921 wurden 16 % Dividende ausgeschüttet. 


Die Denkschrift gibt in knappster und übersichtlicher Form 
ein Bild der zielbewußten und tatkräftigen Arbeit, die zu lei- 
sten war, um aus kleinen Anfängen ein großes nützliches Werk 
zu schaffen, das erhebliche Teile Deutschlands mit elektrischer 
Arbeit versorgt und ihnen so die Möglichkeit zu wirtschaftlicher 
Entwicklung bietet. Wagemut, gepaart mit kühler Prüfung, 
rasches und sicheres Zugreifen im geeigneten Augenblick, die 
Kraft, sich Geschäfte zu versagen, wenn der Zeitpunkt oder die 
Verhältnisse nicht geeignet sind, die Möglichkeit, sich veränder- 
ten Anschauungen und Verhältnissen anzupassen, kurzum alle 
die Eigenschaften, welche den wahren Wirtschafter ausmachen, 
haben hier gewirkt; so konnte der Erfolg nicht ausbleiben. Die 
benkschrift, die mit Vergnügen gelesen werden wird, beschreibt 
eine Tat, die ein Ruhmesblatt deutscher Arbeit genannt wer- 


den darf. Dr. R. Haas, Badisch-Rheinfelden. 


Eingänge. \ 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Zur Entwicklung der englischen Freihandelstheorie. Von Dr. 

sc, pol. Hermann Becker. Probleme der Weltwirtschaft. Schriften d. 
Instituts für Weltwirtschaft u. Seeverkehr an der Universität Kiel. Her- 
ausgeg. von Prof, Dr. Bernhard Harms. Mit VIII u. 136 Sin 8°, Verlag 
von Gustav Fischer, Jena 1922. 


Maschinenbau im Zusammenhang mit den Problemen der 
Zeit. Rede gehalten bei der feierlichen Übernahme des Rektorats der 
Technischen Hochschule Stuttgart am 3. V. 1922 von Prof. Wilhelm 
Maier. Mit 13 S. in 80. Verlag von Konrad Wittwer, Stuttgart 1922. 
Preis 4,50 M. i 

Elektrotechnik. Einführung in die Starkstromtechnik. Von 
Prof. J. Herrmann. I. Die physikalischen Grundlagen. Sammlung 
Göschen. 4. Aufl. mit 87 Figuren u. 16 Tafeln, 122 S. in t.®, Verlag Ver- 
einigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co.. Berlin 
und Leipzig 1922. Preis 12 M sb 

Technik und wirtschaftliche Verantwortlichkeit in der Reichs- 
bahn. Von Dr.-Ing. Regierungsbaurat Frölich. 24 S. in 8°, Volks- 
vereins-Verlag G. m. b. H., M.-Gladbach 1922. Preis 12 M. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Als zum Text gehörige Beilage liegt diesem 
Heft die ab I. VIII. bis auf weiteres und nur für das Inland geltende neue 
Zuschlagsliste Nr. 59 (grün) bei. Sie bringt für alle Gegenstände weitere 
Erhöhungen der Zuschläge und textliche Änderungen im Kopf sowie bei 
den Zeilen 5 (neue Zeile 5a), 68b, 69 (Zusatz bei 69a 2, neue Zeilen 69a 3 
und 69g). Für die Umrechnungsmultiplikatoren gelten ab 1. VIII. die An- 
gaben der Tabellenausgabe 19b. Die Preisstelle macht ferner darauf auf- 
merksam, daß ab 1. VIII. neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifring- 
anker-Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdr. und für Drehstrom-Kurzschluß- 
anker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdr. gelten. Die Preite der 1500 tourigen 
Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage zur Bestimmung 
der Preise für die anderen Drehzahlen gewählt. 


Kündigungsbeschränkung zugunsten Schwerbeschädigter. 
— Durch Reichsgesetz vom 19. VII. ist die Frist, innerhalb deıen eine 
Kündigung einem Schwerbeschädigten gegenüber erst wirksam wird, wenn 
die Hauptfürsorgestelle zugestimmt hat, weiter bis 1. I. 1923 verlängert 
worden. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Die Ausfuhrmindestpreise von Taschenlampen- 
birnen und anderen Schwachstromerzeugnissen sind für Länder, nach 
denen in Mark verkauft werden darf, geändert, für Taschenlampenbatte.- 
rien ab 28. VII. allgemein um 35% erhöht worden; ebenso wurden die 
Aufschläge auf die Markpreise der ListeF über Taschenlampenhülsen 
gesteigert. Näheres durch die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. — 
Nach den vorläufigen Ergebnissen des deutschen AuBenuandels im Juni 
sind an elektrotechnischen Erzeugnissen 3294 dz (3345 i.Vm.) im 
Wert von 26,680 Mill. M eingeführt und 78 203 dz (68 566 i.Vm.) im Wert 
von 897,670 Mill. M ausgeführt worden. Für das erste Halbjahr ergibt sich 
eine Einfuhrmenge von 18 213 dz im Wert von 107,320 Mill. M und eine 
Ausfuhrmenge von 418 177 dz im Wert von 3947,213 Mill. M. — Das 
Goldzollaufgeld beträgt bis 8. VIII. 11:400%.— Der Mindestsatz für d:e 
soziale Ausfuhrabgabe ist ab 1. VIII. von 10 auf 30 M erhöht worden; 
die Abgabe wird also nicht erhoben, wenn ihr Betrag 30 M nicht übersteigt. 
— Das Reichsgesetz über vorübergehende Herabsetzung oder Auf- 
hebung von Zöllen vom 21. VI. 1921 ist bis 30. VI. 1923 verlängert 
worden. — Nach einer Mitteilung des R.ichswirtschaftsministers an die 
Außenhandelsstellen können z. Zt. Anträge auf Herabsetzung der Aus- 
fuhrabgaben nur für solche Waren Berücksichtigung finden, die entweder 
einen besonderen Anteil an ausländischen Rohstoffen enthalten, der ihre 
Gestehungskosten vom Stande der Mark im wesentlichen unabhängig cr- 
scheinen läßt, oder bei deren Einstufung in den Tarif offensichtlich Verschen 


. unterlaufen sind. — Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß die recht- 


zeitige Durchführung des seit dem 1. VI. eingerichteten Verfahıens für die 
Einlösung englischer Reparationsgutscheine und diese selbst nur 
möglich ist, wenn die Exporteure den Sendungen nach England eine vierte 
Fakturendurchschrift beigeben und ihre englischen Geschäftsfreunde 
ausdrücklich darauf hinweisen, daß drei an das. Zollamt weitergegeben 
werden müssen. — Ab 1. VIII. erheben alle ausfuhrbewilligenden Stellen für 
die ihrer Zuständigkeit unterliegenden Waren nach der D.A.K. 1,5 9/0 zu- 
gunsten der Rückvergütungskasse für die deutsche Presse. — Nor 
wegen. Auf Vorschlag des Zollkomitees sind nach der „Ind.- u. Hand.- 
Ztg.‘‘ die Zölle auf Kabel und elektrisches Leitungsmaterial im 
Interesse der heimischen Industrie (Norsk Kabelfabrik in Drammen) wie 
folgt festgesetzt worden: für isolierte Kabel und Iv itungen mit oder ohne 
Umflechtung, Umspinnung usw. mindestens 0,50 Kr, höchstens 2 Kr/kg; 
für andere, darunter mit Blei umpreßte Kabel mit oder ohne Armierung 
höchgtens 50% vom Wert (1 kg ist frei). Das Zolldepartement kann für 


b 
! 


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Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 31. 


73 August 1922. 


Kabel und Leitungen, die nicht Gegentand inländischer Herstellung sind, 
Zollfreiheit bewilligen. Für Isolatoren aller Art, außer solchen aus Por- 
zellan, beträgt der Zollsatz mindestens 0,06 Kr und höchstens 0,24 Kr/kg. 
— Polen. Nach einer Mitteilung des Reichskommissars für Aus- und Ein- 
fuhrbewilligung sind die von der Reichsregierung gegenüber Polen getroffe- 
nen Anordnungen über die verschärfte Anwendung der Ausfuhrver- 
bote und die einschränkenden Sonderbestimmungen über die Erforderlich- 


keit der Verbleibsgewähr beim Export nach Danzig und Polnisch-Ober- 


schlesien aufgehoben worden. — Spanien. Durch das Inkrafttreten des 
neuen Handelsvertrages zwischen Frankreich und Spanien ist für eine ganze 
Reihe von Waren der zweite Tarifsatz des spanischen Zolltarifs 
ermäßigt worden. Auf diese Vergünstigung hat auch Deutschland kraft 
der Meistbegünstigung Anspruch. 


Aus der Geschäftswelt. — Die Peutermann & Co. Elek- 
trizitäts-Gesellschaft m. b. H., Kassel, hat ihren Sitz nach Rostock ver- 
legt. — Die Firma der Veifa-Werke, Frankfurt a. M.-Aschaffenburg, ist in 
Vereinigte Elektrotechnische Institute Frankfurt Aschaffen- 
burg m. b. H. geändert worden. — Die Firma Elkoveg Elektrotechnische 
Konstruktions- und Betriebsgesellschaft m. b. H. in Peine lautet jetzt Wo- 
tan-Werke, Brüggemann & Menz G.m.b.H. — Die Firma Max 
Schubert & Co. G. m. b. H., Chemnitz, ist in „Amos“ Gesellschaft m. b. 
H. geändert worden. Sie fabriziert in vergrößertem Fabrikrahmen u. a. elek- 
trische Heiz- und Kochapparate und Elektromotoren. — Die A.G. für Elek- 
tricitäts-Anlagen, Berlin, erhöht ihr Kapital von 10 auf 65 Mill. M, um die 
Fabriken und Geschäfte der Deutschen Telephonwerke G. m. b. H., Berlin, 
sowie der Deutschen Kabelindustrie G. m. b. H., Berlin, zu übernehmen, und 
ändert ihre Firma in Deutsche Telephonwerke und Kabelindustrie 
A.G. — Die Firma Prometheus, Fabrik elektrischer Koch- und Heizappa- 


rate G. m. b. H., Frankfurt a. M., ist in „Starkstrom‘“' Gesellschaft für 


elektrische Apparate m. b. H. geändert worden. — Die Starkstrom 
A.G. für elektrische Apparate, Frankfurt a. M., hat ihre Firma in „Prome- 
theus“‘ A.G. für elektrischeHeizeinrichtungen geändert. — Die 
Elektrizitätswerk Lippoldsberg G. m. b. H. ist aufgelöst worden. 


Neue Gesellschaften. — Hanseatische Hackethal-G. m. b.H., 
Hamburg. Gegenstand: Verkauf der Erzeugnisse der Hackethal-Draht- und 
Kabel-Werke A.G., Hannover, usw. Stammkapital: 0,5 Mill. M. — „Del- 
ma‘‘'-Werk, Fabrik elektrischer Maschinen, G. m. b. H., Rheinbreit- 
bach. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrischer Maschinen und 
einschlägiger Artikel. Grundkapital: 0,1 Mill.M. — Fritz Böger & Co. 
G. m. b. H., Potsdam. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb der elektri- 
schen Universallampe D.R.G.M. Nr. 806 503 und einschlägiger Artikel. 
Stammkapital: 60 000 M. — Polarlampen G. m.b. H., Bad Homburg 
v.d. H. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb der zum Patent angemelde- 
ten Polarlampe (elektromagnetische Lampe) und einschlägiger Artikel. 
Stammkapital: 90 000 M. — Wind-Elektrisierungs-Gesellschaft m. 
b. H. & Co. Kommanditgesellschaft, Königsberg Pr. — Kommunale 
Elektricitäts-Lieferungs-Gesellschaft A.G., Sagan. Gegenstand: 
Versorgung der Bevölkerung mit Elektrizität und demgemäßB Errichtung, 
Erwerb, Veräußerung, Verwertung und Betrieb gewerblicher, diesem 
Zweck dienender Einrichtungen und Anlagen. Grundkapital: 25 Mill. M. 
Unter den Gründern werden die Kreise Sagan, Sprottau, Freystadt und die 
A.G. Elektricitäts-Lieferungs-Gesellschaft, Berlin, genannt, die auch im 
Aufsichtsrat vertreten ist. 


Betriebsergebnisse.—Signalapparatefabrik JuliusKräcker 
A.G., Berlin. 1921. Geschäftsgewinn abzüglich Unkosten: 1464 940 M; 
Steuern, Versicherungen: 120 743 M; Abschreibungen: 223 096 M; Rück- 
stellung : 750 000 M; Reingewinn: 371 101 M; Dividende : 12% auf 2 Mill. M 
Aktienkapital; Vortrag: 11991 M. 


WARENMARKT. 


Glühlampen. Wie die Osram G. m. b. H. Kommanditgesell:chaft, 
Berlin, mitteilt, berechnen die im Zentralverband der deutschen elektro- 
technischen Industrie vertretenen Glühlampenfabriken nunmehr ihre 
Erzeugnisse zu den am Tage der Lieferung geltenden Preisen, Rabatten, 
Teuerungszuschlägen und Bedingungen. Die genannte Firma hat anstelle 
der bisherigen Listenpreise und hohen Teuerungszuschläge für normale 
Metalldrahtlampen (5 bis 50 HK, 20 bis 260 V, Birne hell) einen ein- 
heitlichen Listenpreis von 40 M (ausschl. Steuer) festgesetzt. Die ent- 
sprechenden Preise für alle übrigen Typen ihrer normalen luftleeren und 
gasgefüllten Metalldrahtlampen, Speziallampen, Kohlefadenlampen und 
Glimmlampen sind besonderen Blättern zu entnehmen Frachtfreie Zu- 
sendung einschl. Verpackung erfolgt seit dem 31. VII. erst bei Bestellungen 
im Bruttowert von 2000 M, für Zwerglampen im Nettowert von 1200 M. 
Alle bis zum 31. VII. angenommenen Aufträge berechnet die Osram- 
gesellschaft, soweit die Lieferung bis 31. VILI. erfolgen kann, noch 
auf Grund der bisher geltenden Berechnungsformel zu den bisherigen 
Preisen, Teuerungszuschlägen und Bedingungen. — Elektrische Heiz- 
und Kochapparate. Die Vereinigung der Fabrikanten dieser Er- 
zeugnisse hat den Teuerungszuschlag ab 1. VIII. auf 200 9, erhöht. — 
Akkumulatoren. Die Accumulatoren-Fabrik A.G., Berlin, hat 
ihre Teuerungszuschläge am 26. VI., gerechnet nach den vierfachen Listen- 


. Steigerung um etwa des 19V fache des Friedenspreises ergibt. 


preisen, für Zellen in Glasgefäßen auf 50%, für solche in Holzkästen auf 55°, 
für Holzgestelle, Laufböden, Laufbühnen auf 160% und, gerechnet nach den 
einfachen Listenpreisen, für Verpackung auf 900%, erhöht. — Installa- 
tionsmaterial. Die „Eltfabriken‘‘ haben die Verkaufspreise ihrer Erzeug- 
nisse um weitere 30%, gesteigert. — Isolierte Leitungsdrähte. Die Ver- 
kuufsstelle vereinigter Fabrikanten isolierter Leitungsdrähte, Berlin, erhebt 
für alle ab 3. VIII. bei ihr eingehenden Aufträge nunmehr an Teuerungszu- 
schlägen für NGA, NGAB, NGAF, NGAZ, NGAT, NFA schwarz impräg- 
niert 160%, für NPL, NPLR, NPLS, NSA, NFA mit Glanzgarnbeflechtung 
180% und für alle übrigen Typen 200%. — Isolierrohre. Von der Ver- 
kaufsstelle Vereinigter lsolierrohr-Fabrikanten, Berlin, sind für Lieferungen 
ab 1. VIII. die zu den Preisen ihrer Liste vom 24. X. 1921 hinzuzurechnen- 
den Aufschläge für Bleirohr, lackierte, farbige Galvano- und Gelblackrohre 
nebst Zubehör weiter auf 1250%,, für Messingrohr und Zubehör auf 1700°,, 
für Stahlpanzerrohr nebst Zubehör auf 2300% und für schwarzes Papier- 
rohr auf 1400% erhöht worden. , Der Listengrundpreis für Stahlpanzerrohr 
(29 mm) beträgt jetzt 1000 M/100 m. Lieferungen ab Werk in Fakturen- 
werten von 20 U00 Man frachtfrei deutscher Bahnstation. Bundverpackung 
25 M/Bund. Die von der Verkaufsstelle verkauften Waren dürfen nur in 
Deutschland verwendet werden. — Hochspannungsisolatoren. Die 
Vereinigten Porzellan-Isolatoren-Werke G. m. b. H., Berlin, haben ab 1. VIM. 
den Teuerungszuschlag von 165 auf 280%, gesteigert. Die neuen Verkaufs- 
preise gelten für August als Festpreise. — Elektroporzellan. Vom Ver- 
band Deutscher Elektrotechnischer Porzellanfabriken, Berlin, sind die Ver- | 
kaufspreise für Niederspannungsmaterial aus Porzellan und Steatit 
ab 1. VIII. derart erhöht worden, daß auf die Grundpreise nunmehr ciu 
Teuerungszuschlag von 300%, angerechnet wird. — Kohle. Der Reichs- 
kohlenverband hat im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 166, die ab 1. VIII. gel- 
tenden neuen Brennstoffverkaufspreise je lt einschl Kohlen- und 
Umsatzsteuer bekanntgegeben. Danach kosten im Gebiet des Rheinisch- 
Westfälischen Kohlensyndikats bei Fettkohlen Förderkohlen 1513 
M, bestmelierte Kohlen 1700 M, Stückkohlen 1996 M, Nußkohlen I bis Ill 
2041 M, Kokskohlen 1569 M; bei Gas- und Gasflammkohlen Fianm- 
förderkohlen 1513M, Gasflammförderkohlen 1588M, Stückkohlen 1996 M ; bei 
Koks Großkoks I 2230 M, Gießereikoks 2315 M. Briketts kosten je nach 
Klasse 2298 bis 2295M. Im Gebiet des Auchener Steinkohlensyndikats 
(Eschweiler Bergwerksverein) beträgt der Preis für Anthrazit 1 (Stücke) 222u 
M. Das OÖstelbische Braunkohlensyndikat (Niederlausitzer Gruppe) 
verlangt für Briketts im größeren Industrieformat 1211 M, im kleineren 1276M. 
für Förderkohlen 343 M, Siebkohlen 424 M, Stückkohlen 488 M. Im Gebict 
des Mitteldeutschen Braunkohlensyndikats kosten diese drei Sor- 
ten Rohkohle (mitteldeutsches Gebiet) 367 M, 403 M und 440 M. — In 
Deutsch-Oberschlesien hat die Kohlenförderung im Juni 610 591 t er- 
geben, die Koksproduktion betrug 106 230 t, die Brikettherstellung 9137 t 

— Eisen. Die Höchstpreise für Roheisen sind vom Eisenwirtschaftebund 
den neuen Kohlenpreisen entsprechend, weiter wie folgt erhöht worden: 
Hämatit 11317 M, kupferarmes Stahleisen 10 649 M, Gießereiroheisen l 
10 481 M, dsgl. II 10 411 M, Siegerländer Stableisen 10 649 M, Spiegeleisen 
(8 bis 10% Mn) 11 823 M, Gießereiroheisen luxemburger Qualität 9602 M 
Temperroheisen 11284 M, Ferromangan (80%) 19787 M, dsgl. (50°, 
18 718 M, Ferrosilizium (10%) 13 623 M/t. — Der Stahlbund hat die Preise 
für Walzwerkserzeugnisse ab l. VIII. in außerordentlichem Maße (z. T. 
um mehr als 8000 M) weiter erhöht, sodaß sich z. B. für Stabeisen eine 
Die neuen 
Sütze lauten wie folgt: Rohblöcke 14480 M, Vorblöcke 15840 M Knüppel 
16420 M Platinen 16850 M. Formeisen 19190 M, Fiußstabeisen 19470 M, 

Universaleisen 21200 M, Bandeisen 22150 M, Walzdraht 20980 M, Grob- 

blcche (5 mm und mehr) 21860 M, Mittelbleche (3 bis 5 mm) 24840 M, 

Feinbleche (unter 3 mm) 26710 M, dsgl. (unter 1 mm) 28030 M/t. Die 

Preise verstehen sich wieder für Thomashandelsgüte, der Mehrpreis für 

8.-M.-Qualität beträgt vorläufig noch 9V0 M,t, soll aber ebenso wie die 

Grundprcise noch neu geregelt werden. Auch die Listenüberpreise sind 

geändert worden. — Gußwaren. Der Verein Deutscher GieBereien 

und der Giebßereiverband haben die Gußwarenpreise für August um 

50% erhöht. — Blei. Die Rheinisch - Westfälische Bleihändler-Ver- 

einigung setzte den Preis der Bleifabrikate um 700 M auf 9200 M.dz 

hinauf. — Gold. Der Ankaufspreis für das Reich beträgt nunmehr 

2000 M/Zwanzigmarkstück. — Zement. Am 1. VIllsind die Höchst- 

preise für Lieferungen an private Abnehmer im Gebiet des Nord- 

deutschen Zementverbandes auf 26 559 M, in dem des Rheinisch-West- 

fälischen Verbandes auf 25 549 M und im Gebiet des Süddeutschen Zement- 

verbandes auf 27128 M/1l0 t erhöht worden. — Baumwolle. Amerika- 

nische Baumwolle fully middling good colour and staple loco notierte in , 
Bremen am 1. VIII. 468 M/kg. — Metallhalblabrikate. Nach Bericht 
der Rich. Herbig & Co., G.m.b. H., Berlin, betrugen die Verbands-, . 
Grund- und Richtpreise je 100 kg am 1. VIII. unverbindlich für Aluminium- 
bleche, -drähte, -stangen 29 400 M, Aluminiumrohr 37 500 M, Kupferblech“ 
25 500 M, Kupferdrähte, -stangen 23 500 M, Kupferrohre o. N. 26442 M, 
Kupferschalen 27 500 M, Messingbleche, -bänder, -drähte 18 000 M, Messing- 
stangen 14 000 M, Messingrohre o. N. 25 000 M, Messing-Kronenrohr 30 009 


` M, Tombak, (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen 22400 M, Neusilberblech:, 


-drähte, -stangen 39 000 M, Schluglot 17000 M. — Metallpreise. Pie 
deutsche Elektrolytkupfernotiz lautete am 1. VIII. 199,41 M/kg: 
b:züglich der Berliner und Londoner Mctallpreise verweisen wir auf Heft 32 
In New York notierten am 2. VIll. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00; 
Eisen 28,00; Blei 5,77; Zink 6,30; Zinn 32,30 cts/lb. 


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Abschluß des Heftes: 2. August 1922. 


Pre EEE IE i 755- SEE EIG RGERES SEES HERRIERSE EIER BEER BEE ERBE EEEBEERESSEREEER GEBET ER EEESTIESECERE. ER BERKER ZEFDEESESEEE EEE E3 GERBEREERE EEE REEREREE SEE ENSEREEBEHBER EP EEGEERE RACE BEEREERERERDEE RER on em 
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin, 


7. August 1822. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 31. 1024 a 


Zuschlagsliste Nr. 59 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie 
für August 1922 bis auf weiteres. (Gültig ab 1. VIIL 1922 und nur für das Inland.) 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten 
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- 
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis- 
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. Bei den in der 
Liste aufgeführten an mit Ausnahme der Gruppen Iso- 
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech- 
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird 
für Aufträge, die nach dem 1. VIII. 1922 angenommen sind, der Teue- 
rungszuschlag nach folgender Formel berechnet: 


1. Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert, 
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag. 


2. Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert, 
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell- 
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder 
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch 
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage 
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit. 


3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit 
geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver- 
zögerung durchgeführt werden kann. 

4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich- 
zurechnen. 

5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate 
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für 

Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be- 

treffenden Verbände. 

Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund- 
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ) 
ar folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 

I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner 

ïz + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920 

verdoppelt "wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An- 

geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben 

wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100. 


nn seat 
Teuerungs- , Teuerungs- 
‚Gegenstand ne Gegenstand ns 
0 0 


Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 


1. über 0,2bis20kW bzw. über 0,2bis20k VA 
bei Generatoren E ar Br a 4500 
2. über 20bis100kW bzw. über 20bis100k VA ker 000: 
bei Generatoren . . . . 2. 2 2 2.2. Umdr 5000 
3 über 100 kW bzw. über 100 kVA bei Geno- ° 
ratoren ..... EE e ee een u 5500 
Sonderausführungen. I 
4. Wand-, Tisch- und Deokenventilatoren . . . . . 4800 
5. Elektrisoh betriebene Werkzeugmaschinen . . . 3800 
5a. Widerstends-Punktschweißmaschinen mit einer Dauer- 
i -= Me r iA 3000 - 
. triebene Hauswasserpumpen, Emtstäu ungs- 
pumpen, Kompressoren und er nen > 4500 
7. bohrmaschinen und -gerăte . . ... s.e. 3400 
8. reisen, susgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 
Motortragen, Motorwagen . . . . sse s esses 4500 
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- 
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 
Motoren für Ein- und Me rd bis 20 kW, 
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, 
bezogen auf 1000 Umdr. a E a re 4800 
Dampfturbinen. | 


10. Turbosätze, bestehend aus 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 4100 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 


ae: et ee ee era 8850 
1 Erhebung Ass RR N EEA REEE 4300 
an urbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 
bogeblilse allein a ea a Se a a a 3400 
13. Kondea ionmniagen und Wärmeaustauschapparate 
allein e e e “ e ® e e e e ® e 2 e [1 e e ® ® 4500 


Zubehör zu Maschinen: 


14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 

für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 

schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(ausschl. Selbstanlasser 

f. Druckkn.- u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) | 4500 
16. Schützensteuerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- 


apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 
steuerung, Bremsmagnete . . .. 222.000. . 5000 
16. Gleitschienen, Verankerungen . . . . .» 2 2 2... è 4500 
16a, Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 4800 
Bahn material 
11. Bahnmotoren u. ne kW Stundenleistung . . 4700 
elektr. Bremsen si kW er us 5300 
lla. Bahntransformatoren . . . . . . Bi Mar a ei ASeeah ia Ai 4800 


17b. ‘Motorkompressoren und Motorventilatoren ee 
 Aggregste) . 20er nn a u 4500 
17c. Hilismotoren . . . 2.2 2 2 2er nerne ne enn 4800 
18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 
Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 
derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 
materialien für Bahnfahrzeuge . . . . .. 22020. . 4500 - 
18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 4500 
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 
triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 
hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
vollstän: elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokamo- 


a En für ban und Industrie. ..... SEE, 4800 
. Vollständige elektrische rn von Vo . 
Lokomotiven u. Vollbahn-Trieb ‚einschl. Montage 5100 


21. Elektrische Lokomotiven für Berg ä ' und Industrie . 4600 
21a. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge ... .. . . 3500 


Transformatoren!) und Gleichrichter. 
22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA ,. 4500 


228. über 100 kVA .. 4800 
23. Gleichriehter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . . . | 4750 
23a. Ersatz-Glaskörper. . . . 2.2 2202000. ee 1000 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör... . 6500 


Schaltepparate und Material für Schaltanlagen. 

25., Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 

°” Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 
Gnußgehkuse 1.2.5.0: zer air ee 5200 

26. Selbsttätige Schalter, soweit nioht für Ölfüllung und nicht 
in Eisen- oder Gußgehäuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 5500 

27. Niederspennungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 


as a ea : 6500 
27a. Schmelzeinsätze für Niederspann Sicherungen . . 4200 
28. Hoochspannungs-Trennschalter, Masttrennschaler 

Streckenschalter, soweit nicht für Öl . . . . . . . 5500 
29. Hoochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- 

mierte Wanddurchführungen . . . .. 2... re 6500 
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs- -Sicherungen „. . 4200 

. Freileitungs-Hörnerschalter te ee ie >o o o 5500 

31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . ... . 4700 
32. Ölschälter (ohne Öl)einschl. Hilfssapparate . . 5500 
33. rspannungs-Sohutzvorrichtungen (außer Schutz- und 

ee nee RET A E O ea 5500 
34. Sohutadrosse a I E EN A a a a ar 5000 
35. Erdungsdrosse ien EEE K T a e e l 4800 
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 5500 
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit hörigen | 


Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
Zusammenpassen beim Lieferer. ( mmelschienen und 
Leitungen für Auftr ab 13. XI. 1921 netto zu 


T isen mit Kupferklausel) . . . . 2 2 2.2. 1 5500 
= Schal Schaltschränke, Schaltpulte a ae E 5500 


Schaltepparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . | 5500 


) Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumfermer und Üpannungsteiler, jo nach innerer Leistung. 


1024 b u B Elektrötechnische Zeitschrilt, 1922, Heft 31. 


7. August 1922. 


i E A e 2 l e a a 
Gegenstand i BE | O oeeenseana 
8 


Meßapparate und Zubehör. 


41a. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 

Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 

zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 

oder Drehspulme Bwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 
lations- und Leitungsprüfer . . . . ..2 2220200. 3900 

- 41b. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein- 

schließlich Wandarme-und Säulen, für Starkstroman- 

lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 

skala. Montage- und Blitzableiter-Me Bbrūcken. Tempe- 


raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . ..... 3900 
4ic. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . .... 3990 
42, ZAME. a a a e a a E ee a 35 0 
43. Meßwandler und Zubehör .. . 222200. 00.0 4600 


Installationsmaterial. 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . . . .. . : 5060 
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 

Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-, 


Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . 2 2 2 2 2 2 20. 3200 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI....... : 4100 
db. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . "3200 
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 
Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. ... 4200 
47. Sicherungselemiente (Einzelsicherungen) zum Ring- 
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . . 2 2 2 .2.. 4500 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens). 3200 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens) . 3200 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß- 
BOHAUBB: zi 3:00" ara re ee e ce ee Sara ne 4400 
51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei- 
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 4400 
62. Zählertafeln, armiett . . 2. 2 2 2 2 er rn 3600 
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und 
‚Klemmen: Agl y aee a. BOn we er 4300 
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes 
Installationsmaterial . ...... EEE: 4500 
55a. Metallfassungen. . . 22.22 2 0er 4300 
65b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder l 
wdi ne ee E een 4300 
"56. Giuhlichlermäturen, Handlampen, Fassungen aus Por- 
zellan und Isolierstoff .. . . 2 2 22... 4300 
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei- 
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b)... ..... 4300 


Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. 

Glühlampen. 

683. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Beiz- || Neue 
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . IjListenpreise 


Teuerunge- 
"| oeseareana . a 
; $ 8 


68b. Alanen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) 
sowie Telephonlampen (Berechnungsformel geändert) . 


Telegraphie und Fernsprech wesen. 


69a. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke 
(Wecker )Jsowie Aus-u. Umschalter f. Haussignalanlagen 

2. Kontakt-Vorrichtungen für ee mit 
Ausnahme von Tür- und Fensterkontakten . .. . 

3. Tür- und Fensterkontakte. . . . . 2 2 222 00 
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batteriesnruf und ein- 
fache Induktor-Apparate . . . . 2. 2 2 22 2000 

69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 


schalter und öffentliche Fernsprechnetze ...... . 
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . . . . 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 
6%. Apparate für Telegraphie . . . . 2 22220. 
69g. Kondensatoren für Feinsprechzwecke. . . ..... 


70. Linienwähler-Anschlußschnüre . , . ohne Paraband 


mit „ 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . erh 
12. Apparatschnüre (Privattypen) . ee 


Bogenlampen und Zubehör. 
13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch- 
tungszwecke „22200 0er 
14. Bogenlampen für technische Zwecke . . ...... 
15. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 
und’ Handelsschiffe) . .. . . de et 
76. Widerstände ..... er 
77. Aufhängevorrichtungen . . .... 
18. Leitubgskupplungen 
79. Transformatoren und Drosselspulen . 


Gummifreie Isolierstoffe. 


80. Normalplatten . . ; 
81. Zählertafeln, unarmiert . . . . . . .. TES 
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführ T 
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausfü ung E 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 

mierte Anschlußklemmen usw.) . . . . 22 22.0. 
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall 

D mit einem Stückgewicht bis een 

) 


en ei ji über 50 g ....... 


Verschiedenes. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Netto 
für ungen ab 1. VIII. 1922 mindestens 5500 M für oe 
ohne Fa 


Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preis- 
stelle (3. Fassung). 


Neue 
Listenpreise 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 


bekanntgegeben werden. Ab 1. VIII. 1922 gelten die An- 


Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- | gaben der Ausgabe 19b. Diese Tabellen, die wir wegen 


zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrecfh- 


Raummangelgs nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels- 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwenduyg der 


nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- | Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel wie vorstehend 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen | für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker- 


Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 8000, 1 


1000, 750 Umdrehungen gelten. 


Die Preise der 1500- -tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für 


die anderen Drehzahlen gewählt, 


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Der Lypro-Kabelschutz: Von W. Estorff. 1029, | Ver k eh r u nd Trans port, 1042, Japa- | Briefe an die Sohriftieltung. 1048. Betriebs- 
Beitrag zur graphischen BESHUNE von Er. | nische Lokomotivbestellung in England. — Elektri- mäßige Erwärmung vôn großen D-Sicherungsstöp- 
wärmungsvorgängen. Von U. Knorr, 1032. sierung weiterer Pacificbahnen. - Der kommende seln. Von F. Kraus u. Schoof. —. Zahnrad- 
‚Elektronik nach den Anforderungen des Maschinen- | _ Verschiedenes. 1022. Preisausschreiben A.E.G. u. A, Wichert } 
baues. Von F.W. Meyer. (Schluß.) 1034, | über Rohbraunkohlen\ ergasung. — Zur Frage der Literatur. Besprechungen. 109. P. Rei- 
~- Wasserrohrkessel für Verteue- Nomogtapnle: < > aa chenheim, Die wirtschaftliche Bedeutung der 
rung von Braunkohle. 1638. „‚Energiewirtschaft. 1043. Deutschlands flüssigen Treibstoffe. — „Annali.Ministero dei La- 
Rundschau. Apparatebau. 1039. Neue | Kohlenwirtschaft. vori Publici.‘ 
Form von Ölschaltern für 110 kV. | Vereinsnachrichten. VDE. 1043. Bericht über die | Eingänge. 1050. 
 Beleuchtungund Heizung. 1040. Be- | XXVIII. Jahresversammlung München. — Prüf- | Geschäftilche Mitteilungen: 1050. 
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1025 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt tür Elektrotechnik) 
Organ des. Elektrotechnischen Vereins seıt 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E C. Zehme, Dr. F Meißner, K. Perlewitz — Verlag von Julius Springer, — Berlin W 9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 11. August 1922. 


Heft 32. 


Bekanntmachung betr. nachträglichen Mitgliederbeitrag des Verbandes Deutscher Elektrotechniker 
für das Il. Halbjahr 1922. 


Unter Hinweis auf unsere Bekanntmachung in der „ETZ“ vom 
15., 22. und 29. Juli fordern wir wiederholt und dringend alle per- 
sönlichen und korporativen Verbandsmitglieder auf, den Betrag von 
100 M für persönliche Verbandsmitglieder, den Betrag von 150 % auf 
den Jahresbeitrag für korporative Verbandsmitglieder umgehend 
an die bisher für den Empfang zuständige Stelle zu überweisen. 


Durch prompte Überweisung wird den einzelnen Vereinen viel 
unnütze und kostspielige Arbeit erspart. 
l Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P.Schirp. 


Fernübertragungsmöglichkeiten großer Energiemengen.*) 


Von J. Ossanna, 


Übersicht. Der durch die Induktivität der Leitungen bedingte Span- 
m ie die mit diesem verbundene Verkleinerung der übertragbaren 
Wirkleistung, die von den Ladeströmen herrührenden Stromwärmever- 
luste, die großen, auftretenden, voreilenden Blindleistungen und die Span- 
nungserhöhung am Leitungsende lassen sich durch eine beschränkte An- 
zahl von passend verteilten Drosseln und durch Wahl der Blindleistung 
in so vollkommen befriedigender Weise beseitigen, daß kleinere Perioden- 
zahlen, ja selbst Gleichstrom gleicher Spannung keine nennenswerten Vor- 
teile gegenüber Wechselstrom von 50 Perioden bieten. Die Übertragung 
mit 50 Perioden verdient vielmehr den Vorzug, weil sie die in Anschaffung 
und Betrieb gleich teuere Periodenumformung vermeidet und die Erzeugung 
und Umformung von hochgespanntem Gleichstrom entbehrlich macht. 

Dabei ist die Anordnung von möglichst großen Querschnitten, d. h. 
von einer möglichst kleinen Anzahl von Leitungen sehr wichtig, weil diese 
Maßnahme die Ladeerscheinungen verkleinert und die Wahl einer weit 
größeren Übertragungsspannung ermöglicht. 

Der Gleichstrom ist dem Wechselstrom nur hinsichtlich der Korona- 
verluste überlegen. Dieser Vorteil ist aber z. Zt. und voraussichtlich auch in 
absehberer Zeit nicht genügend groß, um den Gleichstrom durchzusetzen, 
weil ja die Nachteile, die mit der Erzeugung und mit der Umformung von 
kochgespanntem Gleichstrom verbunden sind, die Vorteile mehr als aufwiegen. 


Im Rahmen eines kurzen Vortrages über Fernübertragunzs- 
möglichkeiten großer Energiemengen zu sprechen, ist in gewissem 
Sinne ein Wagnis, denn es stellen sich dem Vortragenden gleich 
zu Beginn zwei schwer umschiffbare Klippen in den Weg. Soll 
man den gewaltigen Stoff mit seinen nahezu alle Gebiete der 
Elektrotechnik umfassenden Problemen im Fluge behandeln, oder 
soll man nicht lieber auf die Vollständigkeit verzichten und nur 
einige grundlegende Fragen einigermaßen erschöpfend durchzu- 
nehmen versuchen? Beide Wege haben Vor- und Nachteile 
Beim Streben nach Vollständigkeit läuft der Vortragende Gefahr, 
nur Selbstverständliches, jedermann Geläufiges zu bringen; bei 
der Auswahl besonderer Fragen, selbst solcher grundsätzlicher 
Bedeutung, kann gar zu leicht der Eindruck- der Einseitigkeit 
erweckt werden. Trotz dieser Bedenken glaube ich bei meinen 
heutigen Ausführungen den zuletzt erwähnten Weg gehen zu 
sollen, also lieber auf die Vollständigkeit zu verzichten, als banal 
zu werden. 

Diese Wahl wird mir heute dadurch etwas erleichtert, als die 
öffentliche Meinung durch Veröffentlichungen sowohl in deut- 
schen als auch in amerikanischen Zeitschriften meiner Ansicht 
nach insofern irregeleitet wurde, als man darin die Grenzen der 
Energieübertragung durch Wechselstrom als nahe bevorstehend 
geschildert hat. Die Induktivität der Leitungen, der durch diese 
bedingte Spannungsverlust, die von der Kapazität herrührenden 
Ladeerscheinungen und die Koronaverluste würden bei der Über- 
tragung auf sehr große Entfernungen so in die Wagschale fallen, 
daß eine Wirtschaftlichkeit der Übertragung mit Wechselstrom 
nicht in Frage kommen kann. 

.. Sind nun diese Nachteile der Wechselstromübertragung wirk- 
lich vorhanden? Wenn ja, sind sie derart schwerwiegend, daß 
man mit einem baldigen oder auch nur entfernteren Verlassen 
dieser Übertragungsart bei größeren Entfernungen rechnen muß? 

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir uns zunächst 
etwas eingehender mit den Erscheinungen befassen, die beı 
Wechselstromübertragung auftreten. 


» Vortrag, gehalten auf der 28. Jahresversammlung des VDE in München 1922. 


Speist man eine an ihrem Ende offene Frei- oder Kabelleitung 
mit Wechselstrom, so wird man an der Primärstelle eine mehr 
oder weniger große Scheinleistungsaufnahme feststellen, die bei 
Leitungen bis etwa 1200 km Länge und 50 Per im wesentlichen von 
Strömen herrührt, die der Spannung um nahezu 90° vorauseilen. Am 
anderen, offenen Leitungsende wird man eine Spannung beob- 
achten, die groß, ja selbst viel größer als die Primärspannung ist. 

Diese Erscheinung möge durch folgende Zahlen (Zahlen- 
tafel 1), die für eine Stahlaluminium-Doppelleitung!) mit einem 


äquivalenten Kupferquerschnitt mit 240 mm? gelten, näher 
erläutert werden. 
Zahlentafel 1. 
Über- 50 ~ Ben 16273 ~ T 
t = 1 
Er eA Niy | Nix E» | En| Ne | Ne Ex | En 
kiii kW kVA kv E| iwl wa lw i 
200 183 — 58100 225,51,025 — | = | — | — 
333,3 889 — 99900! 235,51,07 55,7 — 32350 223,1 |1,010 
500 3420 — 159000) 257,51,17 235 — 46800 227,5 '1,016 
1000 75 400; — 492 000) 471,02,140 2618 — 99800 235,5 11,070 
1500 1 458 000 + 556 200/1 312,0:5, 10050 |— 158100 256,5 1,166 
2000 1682014 30800] 356,5,1,620129300 |— 229 000, 293,2 11,325 


Die Primärspannung ist in allen Fällen gleich 220 kV an- 
genommen, ohne Rücksicht darauf, daß die Glimmverluste bei 
den langen Leitungen zu weit größeren Verlusten und zu be- 
deutend kleineren Spannungserhöhungen als ausgerechnet führen 
würden. Es ist dies mit Absicht geschehen, um den reinen Ein- 
fluß der Ladeströme auf die Stromwärmeverluste und auf die 
Blindstromentnahme zu zeigen. In der Zahlentafel sind für ver- 
schiedene Übertragungsentfernungen enthalten die Werte der auf- 
genommenen Wirkleistung Niy, der Blindleistung N12?) der sekun- 


dären Leerlaufspannung Eu und des Verhältnisses T Um den 


1 
Einfluß der Periodenzahl zu ersehen, sind die Rechnungen für 
50 und 16% Per durchgeführt. 

Bedenkt man, daß durch die angenommene Doppelleitung 
eine Leistung von 150000 kW und darüber auf 1000 km Entfer- 
nung übertragen werden kann, so ergibt sich, daß die aufge- 
nommenen Blind- und Wirkleistungen bei den größeren Ent- 
fernungen ganz unleidlich werden. Sie werden selbst größer als. 
die übertragene Leistung und verursachen bedeutende Strom- 
wärmeverluste. Durch die auftretende Spannungserhöhung wird 
überdies die Leistungsfähigkeit der Linie ganz beträchtlich her- 
abgesetzt, weil wir gezwungen sind, die Primärspannung ent- 
sprechend herabzusetzen, damit die Sekundärspannung im Leer- 
lauf nicht unmögliche Werte annimmt. 

Die Zahlen zeigen ferner, daß bis etwa 200 km bei 50 Per 
und bis etwa 500 km bei 16% Per die Wirkung der Ladeströme 
auf die Stromwärmeverluste so klein ist, daß sie in Kauf ge- 
nommen werden kann. Auch die auftretenden kleinen Spannungs- 


©) Es ist hier der Fall einer besonders starken oder besser der stärksten 
Leitung, die heute von den Seilfirmen normal fabriziert wird, aus ganz he- 
stimmten Gründen. von welchen Br die Rede sein wird, angenommen. 
Die Blindleistung ist bei Voreilung negativ bezeichnet. 


1026 


erböhungen können nur erwünscht sein, um dem Spannungs- 
abfall bei Belastung entgegenzutreten. 

Es liegt demnach der Gedanke nahe, bei langen Leitungen 
durch Anordnung von Drosseln in passenden Entfernungen die 
Linien von der Leitung der Blindströme zu entlasten und so auch 
bei langen Leitungen ungefähr die gleichen Verhältnisse wie bei 
kurzen zu erreichen. Die Drosseln nehmen nämlich einen der 
Spannung um nahezu 90° nacheilenden Strom Ja auf (Abb. 1), 
während die Leitung zu ihrer Ladung einen der Spannung um 
90 ° voreilenden Strom Jo verbraucht. Macht man durch passende 
Wahl des Blindwiderstandes der Drosseln die Blindkomponente Ja» 
der Drosselspulen gleich dem Kapazitätsstrom Je, dann haben die 
Generatoren im Werk nur mehr den kleinen Wirkstrom Jd zu 
liefern. 

Wie sich bei einer solchen Maßnahme die Verhältnisse im 
Leerlauf bessern, zeigen die Zahlen der nachfolgenden Zahlen- 
tafel 2. Sie gelten für eine 1000 km lange Leitung, aleo für eine 
Leitung, die in der Lage wäre, Energie von der äußersten Süd- 
grenze Deutschlands nach der äußersten Nordgrenze zu über- 
tragen. Dabei sind, um den Vergleich zu ermöglichen, die folgen- 
den sechs Fälle berücksichtigt: 


Fall 1. Leitung ohne Drosseln. 

Fall 2. Leitung mit 2 Drosseln (am Anfang und am Ende 
der Linie). l 

Fall 3. Leitung mit 3 Drosseln in der Entfernung von 500 km, 
also mit einem Zwischendrosselwerk. 

Fall 4. Leitung mit 4 Drosseln in der Entfernung von 
333,3 km, also mit zwei Zwischendrosselwerken. 

Fall 5. Leitung mit sehr (unendlich) vielen, längs der Linie 
verteilten Drosseln (Idealfall). 

Fall 6. Leitung ohne Kapazität und Verluste durch Ab- 


leitung (Idealfall). 

In den Fällen 2 bis 5 ist angenommen, daß die Drosseln 1% 
Verluste aufweisen, was mit Rücksicht auf die Größe der hier 
in Betracht kommenden Drosseln annähernd zutreffen - dürfte. 
Die Fälle 5 und 6 eind trotz ihrer Unrealisierbarkeit aufge- 
nommen worden, um zu zeigen, wie sich die Verhältnisse ge- 
stalten, wenn die Zahl der Drosseln sehr groß wäre bzw. wenn 
die Linie keine Kapazität hätte In allen Fällen ist ange- 
nommen worden, daß der Drosselstrom um 3 bis 5% kleiner als 
der Ladestrom sei, weil ein kleines Überwiegen der Kapazität nur 


erwünscht sein kann. 
Zahlentafel 2. 


m 
S| w = 16 23 » 
En gen a en 
—loz| 225 | 
fa CE D.En Ey #20 
N| Ezg | | F 
£ pin 2 ) kY 


1l o | — [75200 — 492 000| 471,0| 2,140 2630| — 99 970 | 235,4| 1,070 
2| 2 | 1000| 10030— 6220| 222,0' 1,008 1584| — 2530 | 220,2] 1,001 
8| 3 | 500| 4530!— 15 100| 226,1 1,027] 1076| — 4560 | 220,7! 1,008 
4| 4 | 3333| 3570 — 14750! 226,31, — = E 
Bl oo| 0 | 2760— 12300) 25,4 1, 746 — 3960 | 220,7| 1,003 
Sy a 0 0 220,0 1, 0l 0 220,0! 1,000 


Die Zahlentafel zeigt, daß bei 50 Per bereits zwei Zwischen- 
drosselwerke (ja selbst eines) genügen (Fall 3 und 4), um die 
Linie bereits sehr bedeutend zu verbessern. Die Wirkleistungs- 
aufnahme im Fall 4 beträgt nämlich 8570 kW oder 2,38% der 

übertragenen Leistung an Stelle von 2760 kW 
ve bzw. 1,84%/, beim Idealfall 5. Bei der Über- 
tragung mit 16?/; Per kann man dagegen 
auf die Anlegung von Zwischendrossel- 
x werken vollkommen verzichten. 


N er 
rs 


7 
4 SL 
` 


X 2 


Abb. 1. Abb. 2. 

Für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit genügt es in- 
dessen nicht, die Verhältnisse im Leerlauf zu untersuchen; es 
muß vielmehr nachgewiesen werden, daß durch eine derartige 
Leitung eine genügend große Leistung mit entsprechendem Wir- 
kKungsgrad übertragen werden kann. 

Beim Studium dieser Frage haben mir neue Diagramme von 
großer Einfachheit und Vielseitigkeit große Dienste geleistet, in- 
dem sie die Wirkung der Blindleistung auf die übertragbare 
Wirkleistung und auf die Spannungsänderung unmittelbar und 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32. 


11. August 1922. 


auf den Wirkungsgrad mittelbar zu ermitteln gestatten. Bei 
diesen Diagrammen wird also der sonst übliche Weg über den 
Strom vermieden. Dies ist in allen jenen Fällen besonders wich- 
tig, in welchen der Strom nicht als gegeben angesehen werden 
kann, weil dieser von der dazugehörigen Spannung, die eben er- 
mittelt werden soll, abhängig ist. Von den verschiedenen Dia- 
grammkonstruktionen, die die Aufgabe von allen Seiten beleuch- 
ten, sei mir die Erwähnung eines einzigen gestattet, weil wir 
daran wichtige Schlußfolgerungen anknüpfen wollen. 

Bei jeder wie immer gearteten Übertragungsleitung (mit oder 
ohne Kapazität, mit oder ohne Kompensationsdrosseln) besteht 
zwischen Spannung Ezo an der Sekundärstelle im Leerlauf (also 
nicht der Primärspannung E,, die von Eo wesentlich verschieden 
sein kann), der Spannung E, bei Belastung und dem entnommenen 
Strom J, die durch das Vektordiagramm der Abb. 2 gegebene 
Beziehung. Dabei ist 0A=E, AB=r,J, und phasengleich 
mit Ja BP = k,J, und senkrecht zu Ja und OP = Ey, wenn 
unter r und k, Wirk- bzw. Blindwiderstände verstanden werden, 
die sich dem Ohmschen bzw. dem induktiven Widerstand der Lei- 
tung nähern, mit diesem aber nicht identisch sind. Diese zwei 
Widerstände r} und k, bestimmen nun neben der Übertragungs- 
spannung E bzw. E,?) die übertragbare Leistung. j 

Das Diagramm, welches die rasche und übersichtliche Durch- 
führung der Untersuchung ermöglicht, erfährt eine wesentliche 
Vereinfachung, wenn man den Begriff der charakteristischen 
Leistung N. und an Stelle der Spannungen E, und E, und der 
Schein-, Wirk- und Blindleistungen N2, N5u» und Nz das Span- 


P Es und die Leistungsverhältnisse N? N und 
j; 


Å 
í 


; N. in die Rechnung einsetzt. Die die Übertragungsleitung 
charakterisierende Leistung Ne ist durch die Gleichung: 

_—_ Ew č _ En? 

er 


bestimmt, wenn g, der in Rechnung zu setzende Scheinwiderstand 
der Linien ist. 

Das Diagramm wurde dazu benutzt, um die Blindleistung zu 
bestimmen, die jeweils zum besten Wirkungsgrad der Linie bzw. 
zu einer möglichst großen (übertragbaren) Wirkleistung führt. 
Es ist also angenommen, daß man über die zur Übertragung ge- 
langende Blindleistung frei verfügen kann, was durch Aufstellung 
von passenden Blindleistungsmaschinen oder auch in anderer ge- 
eigneter Weise geschehen kann. Diese Maßnahme drängt sich 
nämlich, wie die Rechnungen zeigen, bei langen Übertragungs- 
leitungen, bei welchen ja die Leitungskosten die Hauptrolle 
spielen, geradezu auf. Durch.die freie Wahl der Blindleistung 
kann nämlich nicht nur der Wirkungsgrad erhöht, sondern auch, 
was noch viel wichtiger ist, die Leistungsfähigkeit der Linie sehr 
bedeutend gesteigert werden. 


Abb. &’ Blindleistung in Abhängigkeit der Wirk- 
leistung beim Spannungsverhältnis 1,10. 


Um diese Aufgabe zu lösen, ist zunächst die Blindleistung 
oder besser das Blindleistungsverhältnis (G) zu bestimmen, 


N? 
welches bei einem frei gewählten Wirkleistungsverhältnis (x) 


2) E, und En sind einander proponional ‚Der Proportionalitätsfaktor 
hängt von den Eigenschaften der Übertragungsleitung ab. 


m. Te è ~ m 


-å ë- ë 


11. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32. 1027 
zu einem bestimmten Spannungsverhältnis (2?) führt. Zu Zum Wirkleistungsverhältnis „=0B= 1% (Abb. 3) gc- 
H g c 
diesem Zwecke machen wir in Abb. 3 zunächst O M = I kört das negative Blindleistungsverhältnis = BP", soll 
20 kJ x .. e € . 
beschreiben dann um M einen Kreis Ka mit dem Halbmesser Zu Mas SPAnnunzsyerlialinis den durch ne es 


Ey 
und machen schließlich O zum Ursprung eines rechtwinkligen 
Koordinatensystems, dessen Y-Achse mit der Verlängerung der 


PEE EEEE ©) VENEN) AATE 


Abb. 4. Blindleistung in Abhängigkeit der Wirkleistung 
beim Spannungsverhältnis 1.00. 


MO einen Winkel Ws einschließt, dessen Tangente durch die 
Gleichung: 


k, 
EUS 


gegeben ist. Trägt man dann die Wirkleistungsverhältnisse als 

Ordinaten und die Blindleistungsverhältnisse als Abszissen auf 

und nimmt man an, daß die Leistungsverhältnisse positiv seien, 

wenn die Wirkleistung abgenommen wird und die Blindleistung 
£110 


1405 


100 


Abb, ó. Spannungsverhältnis in Abhängigkeit von Wirk- und Blindleistung beifeiner Übertragsleitung mit großem Winkel y 


Endpunkte P 
Kreises 


von nacheilenden Strömen herrührt, so liegen die 
er Scheinleistungsverhältnisse auf der Peripherie des 


kr) der Abb. 3. 


nn 
© Es dürfte von Interesse sein, daß auch die Richtung des S annungs- 
'-ktors & gefunden werden kann. ir brauchen bloß auf der Verlängerung 


Halb- 


Messer E, zu schlagen und durch P eine Parallele zur OA bis zum Schnittpunkt 


Q mit dem Kreis X, zu ziehen. Dann stellt die Strecke AQ der Größe und 


Richtung nach den Spannungsvektor Æ, dar, wenn AO den Leerlaufvektor Ew 
vorstellt. Für Punkte der Grenzparabel (über die (irenzparabel ist weiter unten 
Leit ahere gesagt) liegen die Endpunkte Q der Spannungsvektoren auf der 
eitlinie LL. 


der MO die Strecke OA = 1 abzutragen, um A einen Kreis K, mit dem 


Rune ; stungsverhältnisse OPm 


halten. Die erforderliche vor- 
eilende Blindleistung nimmt 
also mit steigender Wirkleis- 
tung zunächst langsam und 
dann, d. h. bei größeren Leis- 
tungen, rasch zu. Auch bei 
negativen Wirkleistungen, 
d. h. wenn die Leistung der 
Linie zugeführt wird, ist die 
Linie mit vore'lenden Blind- 
leistungen zu belasten, so 
daß die Generatoren der Zen- 
trale induktiv belastet er- 
scheinen. 

Die voreilenden Blind- 
leistungen fallen selbstver- 


Abb. 5. Blindleistung in Abhängigkeit 


der Wirkleistung beim Spannungs- ständlich viel kleiner aus, 
verhältnis 0,85. wenn keine Spannungs- 
erhöhung angestrebt oder 


ein Spannungsabfall zugelassen wird. Es zeigen dies die Abb. 4 


und 5. In Abb. 4 ist nn = 1,0 und in Abb. 5 a = 0,85, während 
Ex Ey 


E: š 
in Abb. 3 o = 1,10 war. Iħ letzteren Falle fällt die Blind- 


N 
leistung bei kleineren Wirkleistungen positiv aus; die Linie kann 
also induktiv belastet werden. 


Nicht alle Kreispunkte führen indessen zu möglichen Schein- 
leistungsverhältnissen (OP), also zu übertragbaren Schein- 
leistungen. Es läßtg sich vielmehr nachweisen, daß das Lei- 
stungsverhältnis einen bestimmten, vom Spannungsverhältnis ab- 
hängigen Höchstwert besitzt. Um diesen Höchst- oder Grenz- 
wert zu finden, brauchen wir bloß in den Abb. 3, 4u. 5 MC=5 

zu machen und in C eine Senk- 
rechte zur OM zu errichten. 
Es geben uns dann die Schnitt- 


. 


125 punkte Pm und Pm’ dieser 
Geraden mit dem Kreise die 
j höchst möglichen Scheinlei- 


bzw. 
OPm', die beim betreffenden 
Spannungsverhältnis zu noch 
übertragbaren Scheinleistun - 
gen führen. 

Die Höchstwerte der Schein- 
leistungsverhältnisse und mit 
diesen jene der übertragbaren 
Scheinleistungen sind dabei 
proportional dem Quadrate 
der Spannungsverhältnisse ; es 
ist nämlich: 


No E N? 
( N. Di = (z ) 


I 
> > Es 2 
N > max — N c (7; ) 
W 
Durch dise Beziehung gewinnt 
die charakteristische Leistung 
Ne physikalische Bedeutung, 


also 


denn Ne ist jene maximale 
Scheinleistung, die beim Span- 
nungsverhältnis 1, also ohne 
Spannungsänderung übertra- 


ven werden kann. 
Praktisch kann die Grenz- 


leistung nicht zur Übertra- 
gung gelangen, denn die 


Übertragung wiʻd gegen Be- 
lastungsänderungen außeror- 
dentlich spannungsempfind- 
lich, während der Wirkungs- 
grad im allgemeinen unwirtschaftliche Werte annimmt. Trotz- 
dem ist die Kenntnis dieser Grenzleistung sehr wichtig, weil sie 
uns zeigt, wie weit man mit der Belastung im besten Falle gehen 
kann. Y 

Die Endpunkte Pm der maximalen Scheinleistungsverhälnisse 
liegen auf einer Parabel, die wir als Grenzparabel bezeichnen 
wollen. Das Parameter der Parabel ist gleich %; ihr Brennpunkt 
liegt in O, während ihre Leitlinie LL (vgl. Abb. 3) durch die Senk- 
rechte zur O A durch den Halbierungspunkt H der O A gegeben ist. 

In den Abb. 6 und 7 ist die Grenzparabel mit einer größeren 
Anzahl von Äs-Kreisen (Scheinleistungskreisen), u. zw. für die 
Spannungsverhältnisse 1,25, 1,20, 1,15, 1,10, 1,05, 1,00, 0,%, 0,85, 


1028 


0,80, 0,75 und 0,70 gezeichnet. Die Kreise selbst, die dazu- 
gehörigen Mittelpunkte und die Punkte auf der Grenzparabel sind 
mit den Werten der prozentualen Spannungsverhältnisse be- 
zeichnet. 

Die Abbildungen zeigen, daß die Grenzscheinleistung um su 
erößer ausfällt, je größer die zur 
Übertragung zelangende, vorei- 
lende Blindleistung ist, und daß 
auch die Höchstwerte der über- 
tragbaren Wirkleistung bis zu %23 
einer gewissen Grenze mit jenen yit 
der Schein- und Blindleistung zu- 4 
nehmen. Diese Grenze wird aller- 
dings um so eher erreicht, je klei- 
ner der Winkel y» ist, den die Y- 
Achse mit der OA einschließt. 
Nur wenn Ws groß ist, kann man 
durch voreilende Blindleistungen 


die übertragbare Wirkleistung, 
also die Leistungsfähigkeit der 


Linie, wesentlich steigern. Auch 
in allen jenen Fällen, in welchen 
man durch Blindleistungen die 
Spannung regeln will, ist ein 
möglichst großer Winkel Y, gün- 
stig; bei kleineren Winkeln Wr 


—_ 


läßt sich dagegen, wie die Abb. 7 


zeigt, die sekundäre Spannung 
durch Blindleistung kaum regeln. 


>ei Hochspannungsübertra- 
gung durch Freileitungen besteht 
indessen keine Gefahr, daß y, zu 
klein werden könnte, denn die 
Koronaverluste, die Kapazität 
der Leitung und bis zu einer ge- 


Wirt- 


wissen Grenze auch die 
schaftlichkeit der Übertragung 


zwingen uns, die Leitung so zu 
bauen, daß w, groß wird. 


Die Kapazität der Leitung 


und die mit dieser verbundenen 02° 


l,adungserscheinungen nehmen 
nämlich mit der Zahl der Leitun- 
gen annähernd proportional zu. 
Es ist also zweckmäßig, die Zahl 
der Leitungen möglichst einzu- 
schränken, also den Querschnitt 

Auch die Koronaverluste werden um so kleiner, je größer der 
Durchmesser der Leitungen ist, ja bei stärkeren Leitungen kön- 


Abb. 7 


möglichst groß zu wählen. 


100 200 300 400 500 


D In cm 


Abb. 8. Kritische Spannung in Abhängigkeit der Leiterentfernung für Kupfer- 
und Stahlaluminiumleitungen mit verschiedenen Querschnitten. 


600 


nen, bestimmte Glimmverluste vorausgesetzt, bedeutend größere 
Spannungen gewählt werden und demnach auch wesentlich 
größere Leistungen übertragen werden als bei mehreren 
schwächeren Leitungen mit gleichem Gesamtquerschnitt. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 32. 


11. August 1922. 


Nach Messungen von Peek ist die Spannung, bei welcher dıe 
Glimmverluste beginnen, durch die Gleichung 
03755b d 


%) D 
Une 2 — 
ar 2773+% 2 In; 
1440 


1405 


+100 


| 02 Y 
or a 


0 


Spannungsverhältnis in Abhängigkeit von Wirk- und Blindleistung bei 


kleinem Winkel Y's. 


gegeben. In dieser sind: æ ein Koeffizient, der bei Seilen zwischen 
0,83 und 0,87 schwankt, b der Barometerstand in mm Quecksilber- 
säule, ® die Lufttemperatur in °C, d der Seildurchmesser in em 
und D die Entfernung zwischen zwei Leitungen, ebenfalls in cm. 
U, ist dabei die Spannung gegen Erde; es ist also, wenn man mit 
Eo die kritische Übertragungsspannung zwischen zwei Leitungen 


bezeichnet Uo = bei Ein- 


phasenübertragung. 


Die mit Hilfe dieser Gleichung errechneten Werte der kri- 
tischen Spannung E, für Kupfer- und Stahlaluminiumleitungen 
mit 50 bis 240 mm? Querschnitt sind in Abb. 8 in Abhängigkeit 
von D aufgetragen. Bei den Stahlaluminiumleitungen ist der 
äquivalente Kupferquerschnitt eingetragen, so daß ein unmittel- 
barer Vergleich zwischen den zwei Leitungen ınöglich ist. 


Die Abbildung zeigt, daß der Einfluß der Leiterentfernung 
auf E, verhältnismäßig klein ist, klein wenigstens gegenüber dem 
Einfluß des Querschnittes. Die kritische Spannung wird um so 
höher, je größer der Querschnitt ist. Die Stahlaluminiumleitun- 
gen sind ihres größeren Querschnittes wezen den Kupferleitungen 
überlegen. 


Der günstige Einfluß großer Querschnitte auf den zulässigen 
Höchstwert der Betriebsspannung zeigt sich besonders deutlich, 
wenn wir diese (die Betriebsspannung) für verschiedene Werte 
der auf 1 km entfallenden Glimmverluste (V in kW/km) aus- 
rechnen.. Die Ergebnisse der Rechnung sind in Zahlentafel 3 für 
Leitungen mit einem Gesamtquerschnitt von 240 mm? je Phase 
eingetragen. Es sind dabei angenommen 6 Kupferleitungen 
mit je 120 mm?, 3 Kupferleitungen mit je 240 mm?, 6 Stahlalu- 
miniumleitungen Nr. 120 und 3. Stahlaluminiumleitungen Nr. 240. 
Die Entfernungen zwischen zwei Leitungen sind in allen Fällen, 
um den Vergleich zu ermöglichen, gleich groß vorausgesetzt. 


Berücksichtigen wir, daß die übertragbare Leistung mit dem 
Quadrat der Spannung zu- und abnimmt, so ergibt sich die 
Überlegenheit großer Querschnitte sehr deutlich. Setzt man will- 
kürlich gleich 1 die übertragbare Leistung mit 6 Kupferseilen 
zu je 120 mm’, so zeigen die Zahlen der Zahlentafel 4, daß man 
mit 6 Stahlaluminiumleitungen. mit dem gleichen äquivalenten 
Querschnitt und bei gleichen Glimmverlusten 68 bis 89% mehr 
übertragen kann. Mit 3 Kupferleitungen zu 240 mm? kann man 
um 75% und mit 3 Stahlaluminiumleitungen mit dem gleichen 
äquivalenten Querschnitt 195 bis 233 % mehr übertragen .als mil 
6 Kupferleitungen von 120 mm? Querschnitt. 


bei Dreiphasen- und ern 


p 
- 


EU N ei Hm_ > A D mais 


u En De Bit 


11. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 32. 


1028 


Zahlentafel 3. 


Betriebsspannung E in kV 


V=0 | V=2 | V=4 | V=6 | V=8 | V=10 
Cu-6x120 | 1339 | 1456 | 150,7 | 1545 | 157,7 | 160,5 
\M-6%120 | 1812 | 1948 | 1994 | 2029 | 205,8 | 208.4 
Cu-3x240 | 1775 | 1930 | 1993 | 2043 | 2085 | 2121 
13x20 | 2445 | 2585 | 2614 | 2688 | 2726 | 275,9 


Möglichst starke Leitungen verdienen also bei der Über- 
tragung großer Leistungen aus große Entfernungen den Vorzug. 


Zahlentafel 4. 


Verhältnisse zwischen den übertragbaren Leistungen : 
bei gleichen Verlusten 


V=0 | V=2 | V=-4|V=6 | V=8 |V =10 


Cu — 6 œx 120 1 1 1 1 1 1 

Al — 6 œx 120 1,89 1,78 1,75 1,72 1,70 1,68 
Cu — 3 x 240 1,76 1,75 1,75 1,75 1,75 1,75 
Al— 3 >x< 240 3,33 3,14 3,07 1,03 2,99 2,95 


(Schluß folgt.) 


Der Lypro-Kabelschutz. 
Von Dr.-Ing. Walther Estorff. 


Übersicht. Es wird ein neues Kabelschutzsystem mit selektiver 
Wirkung beschrieben, welches also die Aufgabe erfüllt, die Kabelstrecke, in 
der ein Durchschlag aufgetreten ist, so schnell als möglich vom übrigen ge- 
sunden Netz abzutrennen. Der Lyproschutz eignet sich für vermaschte 
Netze, Ringnetze und Parallelkabel und spricht auf Überströme nicht an. 
Für den Schutz ist ein Spezialkabel mit einem zentral gelegenen gegen die 
umgebenden Hauptleiterdrähte isolierten Nebenleiter erforderlich. Haupt- 
und Nebenleiter werden am Anfang und Ende des Kabels über Differential- 
wandler mit solchen Windungszahlen geführt, daß die von beiden Leiter- 
strömen erzeugten Kraftflüsse sich bei gesundem Kabel gegenseitig auf- 
heben. In einer dritten, auf dem Differentialwandler ruhenden Wicklung, 
die zu einem die Kabelschalter steuernden Relais führt, wird daher nor- 
malerweise keine Spannung erzeugt. Dugeh die Differentialwandler wird 
das Gleichgewicht der Ströme in Haupt- und Nebenleiter überwacht. Bei 
Durchschlag der Isolation zwischen den Hauptleitern zweier Phasen des 
Kabels wird dieses Gleichgewicht der Ströme gestört und das Kabel beider- 
seitig vom gesunden Netz abgetrennt. Neben die Überwachung des Strom- 
el:ichgewichtes tritt die Überwachung des Isolationswiderstandes zwischen 
Haupt- und Nebenwicklung durch Einfügen von „Verspannungstransforma- 
toren“ in die Leitung am Anfang und Ende des Kabels. Hierdurch wird 
zwischen Haupt- und Nebenleiter des Kabels eine auf der gesamten Länge 
der Kabelstrecke gleichbleibende Spannung von etwa 150 Volt erzeugt, die 
in dem seltenen Fall einer Verletzung der Isolierung zwischen Haupt- und 
Nebenleiter einen das Gleichgewicht der Differentialwandler störenden 
Strom durch den Haupt- und Nebenleiter treibt und damit die sofortige 
Abtrennung der Kabelstrecke herbeiführt. Es wird der Zusammenbau der 
Lyproapparate und ihr Einbau in die Schaltanlage beschrieben. Für das 
Lyprokabel werden die normalen Kabelmuffen und Endverschlüsse ver- 
wendet. Letztere erhalten statt des einfachen Durchführungsbolzens einen 
eulchen mit Haupt- und isoliertem Nebenleiter. Die Einfachheit des Sy- 
stems und sein geringer Raumbedarf ermöglichen den nachträglichen Ein- 
bau des Lyproschutzes in vorhandene Schaltanlagen, sobald die Kabel be- 
reits als Lyprokabel ausgeführt sind. Die Kabel erheischen keine besondere 
Sorgfalt bei der Verlegung, da die zentrale Lage des Nebenleiters eine Ge- 
fährdung seiner Isolierung mit Sicherheit ausschl’eßt. 


Die Verteilung der elektrischen Energie vom Kraftwerk zu 
den Unterwerken geschieht in Großstädten und Industriezentren 
überwiegend durch Hochspannungskabel. Um Unterbrechungen in 
der Stromlieferung bei Schadhaftwerden eines Kabelstranges tun- 
lichst zu vermeiden, werden die Kabel zu Ringnetzen zusammen- 
geschaltet. Der Ring kann Diagonalverbindungen erhalten, um 
das Netz gegen Überlastung einzelner Kabelstränge elastischer zu 
gestalten. Auch kann von der Parallelschaltung zweier oder 
mehrerer Kabel Gebrauch gemacht werden, um bei Störung eines 
Kabels den Betrieb in gewissem Umfange mit den anderen auf- 
rechtzuerhalten. Bei Ringnetzen, die vermascht sind und Parallel- 
kabel enthalten, muß auf den Schutz des Netzes gegen Fehler- 
strom besonderer Wert gelegt werden. Neben den gewöhnlichen 
Überstromschutz muß hier der Selektivschutz treten, der 
möglichst ohne Verzug die Abschaltung der gestörten Kabelstrecke 
von dem gesunden Netz herbeiführt. 


Die Versuche, ein selektiv wirkendes Kabelschutzsystem zu 
schaffen, sind mannigfaltiger Art gewesen. Eine in jeder Hin- 
sicht befriedigende Lösung liegt jetzt in dem von Martin 
Höchstädter angegebenen Lyproschutz!) für ein- und 
mehrphasige Wechselstromleitungen vor. Vor dem Eingehen auf 
die technischen Einzelheiten dieses Schutzsystems empfiehlt es 
šich, an Hand eines kurzen Beispiels auf die Beweggründe hinzu- 
weisen, die zu gesonderter Behandlung des Selektivschutzes An- 
laß gaben. | 

In Abb. 1 stellt K das Kraftwerk dar, von dem fünf Unter- 
werke A bis E mit hochgespanntem Drehstrom über Kabel gespeist 
werden. Die Schaltung dieses Netzes ist einphasig gezeichnet. 
Die Kabel I, II usw. bis VI. sind zu einem Ringe verbunden, das 
Kabel VII stellt eine Diagonalverbindung zwischen K und C dar. 
Kraftwerk K ist mit den Unterstationen A und E durch Parallel- 


5) Vgl „ETZ“ 131, S. 1154. 


kabel verbunden. Von den Unterwerken wird den Verbrauchern 
die Energie als niedrig gespannter Drehstrom oder in Form von 
Gleichstrom zugeführt. Hier sollen nur die Vorgänge bei Störun- 
gen im Hochspannungsnetze näher betrachtet werden. In den 
von dem Kraftwerk K ausgehenden Leitungen liegt je ein Öl- 
schalter Ü mit Überstromauslösung, ebenso vor dem Transfor- 
mator T jeder Unterstation. Die Staffelung der Auslösezeiten 
dieser Ölschalter ist so bemessen, daß die Schalter in den Unter- 
stationen früher als die Ölschalter im Kraftwerk ausschalten. Bei 
Überströmen im Niederspannungsnetz wird deshalb stets der 
Schalter der Unterstation früher als die Schalter im Kraftwerk 
auslösen. Das Ringnetz mit seiner Diagonalverbindung kann als 
verlängerte Sammelschiene des Kraftwerks aufgefaßt werden. 
Tritt nun im Hochspannungskabelnetz, z. B. an der durch Pfeil ge- 
kennzeichneten Stelle des Kabels II, aus irgendwelchen Gründen 
Kurzschluß ein, so wird die Fehlerstelle über das Kabel I ge- 
speist werden, bis die Auslösezeit des in diese Leitung eingefüg- 
ten Überstromschalters erreicht und der Kabelstrang vom Kraft- 
werk abgetrennt wird. Die Speisung des Kurzschlusses erfolgt 
nun weiter über die Diagonalverbindung VII und das Kabel III, 
sowie über die rechte Netzhälfte VI bis III, bis die vor den Lei- 
tungen VII und VI liegenden Überstromschalter im Kraftwerk 
fallen. Der Kurzschluß hat also die Abschaltung des ganzen 
Netzes zur Folge, wenn das Netz nur mit Überstromschutz aus- 
gerüstet ist. 


K = Kraftwerk, A bis E = Unterwerke, Ibis VII = Kabelstrecken, 
T = Transformator, Ü = Überstromschalter, S = Ölschalter. 


Abb. 1. Ringnetz mit Parallelkabel und Diagonalverbindung. 


Es ist nun die Aufgabe des Selektivschutzes, das Abschalten 
des gesamten Netzes bei Kurzschluß in einem Kabel zu verhindern, 
indem nur die gestörte Strecke „ausgewählt“ und ohne Verzug bei- 
derseitig von dem gesunden Netz abgetrennt wird. Zu diesem Zweck 
müssen Anfang und Ende jedes Kabelstranges, in Abb. 1 die Kabel 
I bis VII, mit je einem Ölschalter S ausgerüstet werden, dessen Aus- 
lösung nur von dem Selektivschutz abhängig gemacht ist, vom Über- 
strom im Netz jedoch unbeeinflußt bleibt. Dies gilt auch für jedes der 
beiden Parallelkabel I und VI. In dem betrachteten Falle eines 
Kurzschlusses auf dem Kabel II müßten also die beiden Schalter 
S, die in das Kabel in den Unterstationen A und B eingefügt sind, 
so schnell ausgelöst werden, daß der Überstromschutz im Kraft- 
werk nicht in Tätigkeit tritt. 

Die Aufgabe, eine durch Kurzschluß, Erdschluß oder Leitungs- 
bruch gestörte Kabelstrecke unverzüglich von dem gesunden Netz 
beiderseitig abzutrennen, ist in dem Lyproschutz auf ein- 
fachste Art gelöst worden. Der neue eigenartige Gedanke, der 
dem Lyproschutz zugrunde liegt, beruht in der Verbin- 


1030 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32. 


11. August 1922. 


dungderÜüberwachungdergleichmäßigenStrom-., 


verteilung des in jeder Phase aus einem Haupt- 
und einem Nebenleiter bestehenden Kabels mit 
der Überwachung des Isolationszustandes die- 
ser beiden gegeneinander. 

Für den Lyproschuitz ist zwar ein Spezialkabel erforderlich; 
es unterscheidet sich jedoch von einem gewöhnlichen Kabel nur 
dadurch, daß in jedem Lieiterstrang des Kabels der innerste Draht, 
der hier als Nebenleiter bezeichnet werden soll, gegen die ihn 
umgebenden Drähte, den Hauptleiter, isoliert ist. In Abb. 2 ist 
der Querschnitt durch Haupt- und. Nebenleiter eines Lyproleiters 
schematisch dargestellt. Abb. 3 zeigt Ansicht und Querschnitt 
eines Dreileiter-Lyprokabels. Der Strom verteilt sich auf Haupt- 
und Nebenleiter ungefähr entsprechend deren Querschnitt, in den 
meisten Fällen etwa wie 35:1. Um die Wirkungsweise des Lypro- 
schutzes kurz zu erläutern, soll die Ausübung der Überwachung 
des Stromgleichgewichtes 
zwischen Haupt- und Ne- Lande T 
benleiter von der des Iso- 
lationswiderstandes zwi- 
schen beiden im folgenden 
zunächst getrennt be- 
handelt werden. 


Abb. 3. Ansicht und Sehnitt eines 
Dreileiter-Lyprokabels. 


Abb. 2. Schnitt durch einen Lypro- 
leiter. 


Die Überwachung des Gleichgewichtes der Ströme in den 
‘Leitern am Anfang und Ende der Kabelstrecke durch Differential- 
wandler ist an sich bekannt, z. B. DRP. Nr. 166 224 (Merz-Price) 
und DRP. Nr. 268186 (Merz-Hunter). Beim Lyprokabel würde 
‘sich die Differentialschaltung nach Abb. 4 ergeben. Kabelanfang 
und -ende sind über je einen Trennschalter und einen Ölschalter 
mit dem übrigen Leitungsnetz verbunden. Hinter den Ölschaltern 
gabelt sich die Leitung und führt über eine Haupt- und eine 


Doppelooliger Trennschalfer Doopejpoliger Trernschalter - 
ee [m—— Mabelstrecke Bee 
Diferenhalwandter |: A 


Diferentalwandier 


Abb.24. Schaltung der Differentialwandler nebst Relais und Auslösern für die Ölschalter 
(teinpolige Darstellung). 


Nebenwicklung, die beide auf ein Magnetsystem mit reinem Eisen- 


schluß aufgebracht sind, in den Haupt- und Nebenleiter des Lypro- 
kabels. Wicklungssinn und Windungszahl dieser Haupt- und 
Nebenwicklung sind so gewählt, daß die von Haupt- und Neben- 
leiterstrom erzeugten Magnetfelder sich gegenseitig aufheben, so 
daß in der dritten, auf dem Magnetsystem angeordneten Wick- 
lung keine Spannung induziert wird. Beide Spulen haben also 
die gleiche Amperewindungszahl, sind aber in ihrer Wirkung ent- 
gegengesetzt. Tritt aus irgendwelchen Umständen ein Durch- 
schlag zwischen zwei Ilauptleitern oder zum geerdeten Bleimantel 
auf, so wird das Gleichgewicht der Ströme und Magnetfelder ge- 
stört, indem sich in einem Wandler der Fehlerstrom zu dem Be- 
triebsstrom addiert, in dem anderen dagegen subtrahiert, während 
der unverletzte isolierte Nebenleiter gleichmäßig Strom führt. In 
den Differentialwandiern am Anfang und Ende des Kabels heben 
sich die Amperewindungen beider Wicklungen nicht mehr auf, 
und es werden in den dritten Wicklungen der Magnetsysteme 
Spannungen induziert, die je ein Relais ansprechen lassen. Hier- 
durch werden die Stromkreise der Spannungsauslöser der beiden 
Ölschalter geschlossen, und das Kabel wird beiderseitig von dem 
gesunden Netz abgetrennt. 

Man könnte mit dieser einfachen Anordnung den gewünschten 
Selektivschutz erreichen, aber jede leitende Verbindung zwischen 
Haupt- und Nebenleiter an irgendeiner Stelle des Kabels würde 
dazu führen, daß bei Kurzschluß oder Erdschluß sich die Fehler- 
ströme auf die Haupt- und Nebenwicklungen in gleicher Weise 


verteilen. Das Gleichgewicht der Ströme bliebe somit aufrecht- 
erhalten, und das Kabel würde daher nicht vom Netz abgetrennt. 

Der Lyproschutz ist deshalb so ausgestaltet, daß er nicht nur 
das Gleichgewicht der Ströme im Haupt- und Nebenleiter, sondern 
auch den Isolationszustand zwischen diesen beiden überwacht. 
Die vorzugsweise angewendete zentrale Lage -des Nebenleiters 
bietet jeden nur denkbaren Schutz gegen Verletzung der Isolierung 


.bei Herstellen und Verlegen, was z. B. bei peripherer Lage der 


Nebenleiterdrähte schwerlich der Fall ist. Leitende Verbindung 
zwischen Haupt- und Nebenleiter, die nur durch ein außergewöhn- 
liches Ereignis eintreten kann, soll Ansprechen des Schutzes und 
beiderseitiges Abtrennen des Kabels zur Folge haben. Dies wird 
durch Erzeugung einer Spannung zwischen Haupt- und Neben- 
leiter erreicht. N 

Zu diesem Zwecke wird nach Abb. 5 in den Stromkreis des 
Haupt- und Nebenleiters am Anfang und Ende des Kabels je ein 


ne — Nabelstreche —— 
| Verspanmungs - 
| fransformator 


| 
j 
1 
1 
1 
t 
| 
N 
ı 8 
1 
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l} 
1 
| 


- e u nn u nn 


Abb. 5. Schaltung der Verspannungstransformatoren (einpolige Darstellung). 


Magnetsystem mit derart geschalteten Wicklungen eingefügt, daß 
z. B. das Potential des Nebenleiters am Anfang des Kabels um 
150 V gesenkt und am Kabelende wieder um den gleichen Betrag 
gehoben wird. Es wird also eine elektrische Verspannung 
zwischen Haupt- und Nebenleiser des Kabels hervorgerufen. In 
Abb. 6 ist nur die Wirkungsweise der die Verspannung herbei- 
führenden Transformatoren wiedergegeben. Der Verspannung=- 
transformator am Kabelanfang hat zwei Wicklungen. Die die Haupt- 
stromwicklung und Nebenwicklung durchfließenden Ströme erzeu- 
gen in dem geschlossenen Eisenkreise ein Magnetfeld, welches in 
der Nebenwicklung eine Spannung von etwa 150 V gegen den Haupt- 
leiter hervorruft. Am Ende des Kabels befindet sich ein zweiter Ver- 
spannungstransformator, dessen Nebenwicklung mit umgekehrten 
Wicklungssinn wie am Anfang des Kabels angeschlossen ist. Da 
beide in den Nebenwicklungen gegenüber dem Hauptleiter induzier- 
ten Spannungen sich am Anfang und am Ende des Kabels gegenseitig 
aufheben, so wird an der gewollten Verteilung der Ströme auf Haupt- 
und Nebenleiter nichts geändert. Durch starke Übersät- 
tigung des Eisens der Verspannungstransformatoren Ist 
dafür gesorgt, daß schon von etwa 10 % des Nennstromes 
des Kabels ab die Verspannung in der genannten Höhe 
eintritt und sich auch bei hohen Überströmen nur unwe- 
sentlich ändert. Auf diese Weise herrscht auf der ganzen 
Länge des Kabels zwischen Haupt- und Nebenleiter eine 
gleichbleibende Spannung; denn infolge spezifisch glei- 
cher Belastung der Querschnitte der beiden Leiter ist der 
auf ihnen durch den Belastungstrom hervorgerufene Span- 
nungsabfall stets der gleiche (siehe Abb. 6). 

Die beiden in Abb. 4 und in Abb. 5 wiedergegebenen 


spannungstransformatoren enthalten, geben vereinigt die 
Schaltung des Lyproschutzes (Abb. 7). Tritt auf der 
Strecke ein Durchschlag zwischen zwei Hauptleitern auf, 
so wird das Gleichgewicht der Ströme im Haupt- und Ne- 
benleiter gestört, da die Störungsstelle von zwei Seiten 
über die Hauptleiter gespeist wird. Die Magnetfelder in den Diffe- 
rentialwandlern heben sich gegenseitig nicht mehr auf, die dritte 
Wieklung wird erregt und veranlaßt das Auslösen der zugehörigen 


Hauptleiter 


Abb. 6. Spannungsverlauf im Haupt- und Nebenleiter einer Phase 
des Lyprokabels. 


Ölschalter. Tritt durch außergewöhnliche Umstände Kurzschluß 
zwischen Haupt- und Nebenleiter auf, so wird das Gleichgewicht der 
Ströme in den Differentialwandlern ebenfalls gestört, indem die 


Schaltungen, welche die Differentialwandler und Ver- 


; 
` 
| 
| 
| 
l 
t 
t 


ll. August 1922. 


durch die Verspannungstransformatoren hervorgerufenen Spannun- 
gen über die Fehlerstelle ebenfalls kurzgeschlossen werden. Es über- 
lagert sich dann dem Betriebsstrom ein zusätzlicher Strom, der die 
Wicklungen der Differentialwandler in entgegengesetzter Richtung 
durchfließt, so daß sich die Wirkungen der Haupt- und Nebenwick- 
lungen nicht mehr aufheben und infolgedessen die Ölschalter aus- 
gelöst werden. Der Kurzschluß zwischen Haupt- und Nebenleiter 
wirkt auf die Wandlerpaaream Anfang wie am Ende gleichartig ver- 
stimmend und ruft daher das Abschalten der Kabelstrecke auf bei- 
den Seiten des Kabels hervor, Die Anordnung ist in Abb. 7 wie bei 
den beiden vorgenannten Schaltungen einpolig gezeichnet. 


Diferental- \ 
wandier F 


e Te se] 


S 
X 


u u 


Wird in der dritten Wicklung des Differentialwandlers 
infolge Störung des Gleichgewichtes der Ströme im Haupt- und 
Nebenleiter eine Spannung induziert, so wird der Anker des Relais 
angezogen und löst dadurch eine Verklinkung (Abb. 8). Eine 
Isolierstange, die am unteren 
Ende die Kontakte zum 
Schließen des Stromkreises 
für den Auslöser des Öl- 
schalters betätigt, wird durch 
Federkraft nach unten ge- 
zogen, worauf Auslösen des 
Ölschalters erfolgt. Um den 
Schutz wieder wirksam zu 
machen, muß der Schalt- 
Tafelwärter die an den 
Lyproelementen jeder Phase 


nn 4 


97 3 


Ji 
pi 
~ 
a 
N 
a 
“ 
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“A 
u 
n 
ad 
dv 


Verspannungs- 
transformator 


Abb. 8. Seitenansicht eines Abb. 9. Lyprvelement. ° 


Lyproelementes. 


angebrachten Handhebel niederdrücken, wodurch die Verklinkung 
wieder eingeschaltet und der Stromkreis des Auslösers am Öl- 
schalter unterbrochen wird. Ohne diese vorbereitende Wieder- 
einklinkung von Hand läßt sich der Schalter nicht wieder auf 
das Kabel schalten. Damit ist ein weiterer wertvoller Schutz des 
Kabels gegen ungewolltes Schalten auf die Fehlerstelle gegeben. 
Denn ein Fehler läßt sich mit um so geringeren Kosten beheben, 
je kleiner seine Ausdehnung ist. 


Das von der dritten Wicklung des Differentialwandlers ge- 
speiste Relais betätigt außer dem Auslösekontakt des Ölschalters 
einen weiteren Kontakt, der Haupt- und Nebenleiter miteinander 
kurzschließt. Dieses Kurzschließen stellt eine Sicherheitsmaß- 
nahme für den Ausnahmefall dar, wo der Fehler nahe am Ende 
einer längeren Kabelstrecke auftritt, denn es wird hierdurch die 
Störung des Stromgleichgewichtes am Kabelanfang erzwungen 
und die Gewißheit gegeben, daß auch der Schalter am Anfang des 


Kabels fällt. ~ : 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 32. 


Abb. 7 Schematische einpolige Darstellung”des Lyproschutzes für Kabel. 


1031 


Die Wicklungen der. Verspannungstransformatoren und Diffe- 
rentialwandler werden gegen Wanderwellen wie gewöhnliche 
Stromtransformatoren durch parallelgeschaltete Widerstände ge- 
schützt. Statt der Widerstände können auch Kondensatoren ver- 
wendet werden. Die Wanderwelle, die in den Wicklungen der 
Wandler auf hohe Impedanzen stößt, fließt über die Über- 
brückungswiderstände oder Kondensatoren, ohne die Schutz- 
apparate zu beschädigen. 

Es wurde oben bereits erwähnt, daß der Lyproschutz schon 
bei einem zum Nachbarleiter oder zur Erde fließenden Fehler- 
strom in Größenordnung von etwa 10% des Nennstromes die 

Abschaltung des beschä- 
digten Kabels herbeiführt. 
Meist wird eine geringere 
Empfindlichkeit, z. B. 30 %, 
erwünscht sein, um unnö- 
tige Beunruhigung des Be- 
triebes zu vermeiden. Die 
Einstellung der Empfind- 
lichkeit des Ansprechens 
kann durch Verstellen der 
an dem Drehanker des. Re- 
lais angebrachten Rückzug- 
feder erfolgen. Je kräfti- | 
ger diese angespannt wird, 
um so höher muß die Span- 
nung der dritten Wieklung 
des Differentialwandlers 
anwachsen, ehe der Anker 
des Relais angezogen wird 


a. 
Y M, Dr DU, 
RN 


Bars 


und damit die Abschaltung erfolgt. 

Abb. 8 und 9 zeigen den Zusammenbau des Verspannungs- 
transformators mit Differentialwandler und dem Relais, welches 
an die dritte Wicklung des letzteren angeschlossen ist. Sämtliche 
drei Apparate sind wie Niederspannungsapparate ausgebildet und 
auf einen gemeinschaftlichen Eisenrahmen montiert, der ent- 
sprechend der Betriebsspannung des Kabels isoliert ist. Durch 
die Anordnung der Apparate übereinander war es möglich, den 
ganzen Aufbau so schmal zu halten, daß drei Lyproelemente 
nebeneinander über dem Endverschluß eines Kabels angeordnet 
werden können, ohne daß der Phasenabstand vergrößert zu 
werden braucht. Die Ausbildung des Verspannungstransformators 
und Differentialwandlers wie des Relais nach Art reiner Nieder- 
spannungsapparate war dadurch möglich, daß zwischen Haupt- 
und Nebenleiter nur Spannungen von etwa 150 V auftreten können. 
Dies ermöglichte andererseits, auf in der Praxis wohlbewährte 
Apparate zurückzugreifen und Hochspannungsisolierung, beson- 
ders von Wicklungen, durchweg zu vermeiden. Diese Ausführung 


Abb. 10. Leitungsführung in der Unterstation eines mit Lyp os :hutz 
versehenen Kabelnetzes. 


gewährleistet die große Einfachheit und Betriebssicherheit, die der 
Lyproschutz anderen Anordnungen voraus hat. Die Zuleitung 
zum Haupt- und Nebenleiter geschieht über die mit zwei gegen- 
einander isolierten Leitern versehene Durchführung, auf deren 
horizontalem Trageisen auch der Auslösekontakt für den Öl- 
schalter angebracht ist. Dieser Kontakt wird von dem Relais 
mittels einer für die Betriebsspannung isolierten Auslösestange 
betätigt, sobald die dritte Wicklung des Differentialwandlers 
erregt wird. An die untere Durchführung des Lyproelementes 
wird das Kabel mit seinem Haupt- und Nebenleiter über einen 
Trennschalter, der in jeder Phase doppelpolig ausgeführt ist, ange- 
schlossen. Der Trennschalter ist so ausgebildet, daß stets der 
Hauptleiter zuerst und dann der Nebenleiter unter Spannung 
gesetzt wird, da bei gegenteiliger Einschaltung die Isolierung des 
Nebenleiters beschädigt werden könnte. 

Abb. 10 zeigt den Verlauf der Leitungsführung in der Unter- 
station eines mit dem Lyproschutz versehenen Kabelnetzes. Von 


1032 


dem Kabelendverschluß führen Haupt- und Nebenleiter getrennt 
über den in jedem Leiter doppelpolig ausgeführten Trennschalter 
und von diesem über das Lyproelement mit Differentialwandler 


+ 
-d L. 


bu ee 


Abb.11. Verbindung von Haupt- und Nebenleiter 


zweier Kabelenden. 


und Verspannungstransformator. Oberhalb des Lyproelementes 
vereinen sich Haupt- und Nebenleiter zueinem Leiter, der über 
einen Stromwandler für Meßzwecke zum Ölschalter und von 
diesem über einen Trennschalter zur Sammel- 
schiene führt. Zwischen Lyproelement und 
Ölschalter ist ein Spannungswandler, eben- 
falls für Meßzwecke, angeschlossen. Aus der 
Abb. 10 geht der geringe Raumbedarf der 
neuen Schutzeinrichtung hervor. Die Schalt- 
anlage ist u. übersichtlich, da außer 
den von dem Kontaktgeber zum Ölschalterre- 
lais führenden Leitungen keine Hilfsleitun- 
gen erforderlich sind. | 
Für das Lyprokabel werden gewöhnliche 
Kabelmuffen verwendet. An der Verbin- 
dungsstelle werden zunächst die Nebenleiter 
miteinander verbunden und durch Umwickeln 
mit Band isoliert. Dann wird die Verbindung 
der beiden Hauptleiterenden durch eine zwei- 
teilige verschraubbare Klemmschelle vorge- 
nommen, wie dies aus Abb. 11 ersichtlich ist. 
Nach der üblichen Isolierung der Verbin- 
dungsstellen, die in Abb. 12 am mittleren Lei- 
ter des Dreileiterkabels bereits erfolgt ist, 
wird die Muffe durch Aufsetzen: des Deckels 
geschlossen und mit Kabelmasse vergossen. 
Die Kabelendverschlüsse haben normale 
Porzellandurchführungen, die mit gegenein- 
ander isolierten konzentrischen Haupt- und 
Nebendurchführungsbolzen versehen sind. 
Abb. 13 zeigt einen bereits vergossenen Kabelendverschluß auf 
dessen rückwärtiger, der Wand zugekehrter Seite hinter den 


Abb. 13. Kabelendver- 
schluß mit besonderen 
Ausführungen der 
Nebenleiter. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 32. 


11. August 1922. 


Hauptanschlüssen diejenigen der »Nebenleiter isoliert herausge- 
führt eind. 


Die Verwendung nahezu normaler Einzelteile für die Kabel- 
muffen hat den Vorteil, daß eine besondere Schulung des Mon- 
tagepersonals nicht erforderlich ist, ebensowenig brauchen Spe- 
zialwerkzeuge für die Verlegung angeschafft zu werden. Die 


Abb. 12. Gewöhnliche Kabelmuffe mit Lyprokabel. 


Wartung der Lyproschutzapparate selbst kann dem vorhandenen 
Personal ohne Bedenken anvertraut werden, da alle Einzelteile 
wohlbekannte Apparate sind, deren Bedienung keinem Monteur 
Schwierigkeiten macht. Die Einfachheit, die den ganzen Aufbau 
des Lyproschutzsystems kennzeichnet, stellt somit die beste Ge- 
währ für dauernde Betriebsbereitschaft dar, die man vom Selektiv- 
schutz verlangen muß. 


Der geringe Mehrpreis, den die Isolierung des innersten 
Leiterdrahtes mit sich bringt, läßt es ratsam erscheinen, neue 
Kabelstrecken stets als Lyprokabel zu verlegen, auch wenn zu- 
nächst an die Einführung des Selektivschutzes noch nicht gedacht 
wird. Bei dem dauernden Wachstum der Kabelnetze wie der 
Kraftwerksleistungen ist früher oder später doch die Verlegung 
eines Parallelkabels oder das Schließen des Netzes zum Ring 
erforderlich. Ist das Kabel bereits mit isoliertem Nebenleiter 
ausgerüstet, so bietet der nachträgliche Einbau des Lyproschutzes 
in die Schaltanlage bei seiner kompendiösen Bauart keine Schwie- 
rigkeiten. Ein zuverlässig wirkender Selektivschutz schützt aber 
nicht nur das Kabel vor größeren Schäden, sondern er vermindert 
insbesondere die Unterbrechungen in der Energielieferung, die 
Abnehmer und Lieferer der elektrischen Energie gleich unliebsam 
empfinden. Um diese Aufgabe voll erfüllen zu können, muß der 
Selektivschutz die fehlerhafte Leitungsstrecke ohne Verzug 
vom Netz abtrennen. Dieser Umstand ist von Bedeutung 
für die angeschlossenen Einankerumformer und Synchronmotoren, 
die bei Kurzschlüssen im Drehstromnetz, welche nur wenige Se- 
kunden andauern, leicht außer Tritt fallen. Aus diesem Grunde 
müssen die gestaffelten Auslösezeiten des Überstromschutzes vom 
Kraftwerk bis zu den Abnehmern tunlichst klein gewählt werden 
können. Diesen Forderungen wird durch den Lyproschutz vollauf 
Genüge geleistet. 


Beitrag zur graphischen Behandlung von Erwärmungsvorgängen. 
Von Regierungsbaurat U. Knorr, München. 


Übersicht. Mit dem nachstehenden Verfahren kann man den Tem- 
peraturverlauf beliebig schwankend belasteter elektrischer Maschinen usw. 
in Abhängigkeit von der Zeit aufzeichnen, wobei man von der tatsächlichen 
Gestalt der aus Versuchen für konstante Belastungen ermittelten Erwär- 
mungslinien ausgehen kann, während man sich bei Anwendung des üblichen 
Subtangentenverfahrens auf den selten zutreffenden Sonderfall beschränken 
muß, daß diese Erwärmungslinien nach reinen Exponentiallinien verlaufen. 
Das neue Verfahren ist daher von Haus aus genauer. Es bietet auch sonst 
noch Vorteile. Besonders bemerkenswert ist, daß dieses Verfahren auch die 
mühelose und wesentlich raschere mechanische Behandlung der Erwärmungs- 
aufgaben ermöglicht. 


Bezeichnungen: 
Q [kg] das Gewicht des auf Erwärmung zu untersuchenden 
= Körpers, 
o [eu Cels. dessen spezifische: Wärme, 
W, [5] die ihm sekundlich zugeführte Wärmemenge, 
Wa [55] die von ihm sekundlich an das Kühlmittel abge- 


gebene Wärmemenge, 

` t [0 Cels.] die augenblickliche Übertemperatur über die Temperatur 
des Kühlmittels, 

Te [0 Cels.] die nach unendlich langer Zeit sich einstellende End- 
übertemperatur, 

t [sec] die Zeit, 

T [sec] die Zeitkonstante, 

J [Amp] der für die Erwärmung in Betracht kommende Strom, 


r [Q] der für die Erwärmung in Betracht kommende elektrische 
Widerstand, 
u die Maßstabsfaktoren.!) 
Für den Erwärmungs- (bzw. Abkühlungs-) Vorgang des unter 
beliebig schwankender Belastung stehenden Körpers vom Ge- 
wicht Q gilt dann allgemein die physikalische Beziehung :® 


Qo.dt=(W, — W)dt,:e ... 2... (1 
die aussagt, daß die im Körper verbleibende Wärmemenge 
(W, — W, dt seine Temperatur um dr °Cels. ändert. 

Für den Fortschreitungswinkel «a der Erwärmungs- (bzw. 
Abkühlungs-) Linie t/t folgt aus der vorstehenden Beziehung (1): 


er e, ; sl 


dt 
dt 
Hierbei kann die Wärmekapazität Qo innerhalb des praktisch 


zulässigen Temperaturbereiches als unveränderlich angenommen 
werden. Die zugeführte Wärme W, hängt nur von der Belastung, 


also von der Zeit t ab; sie kann als W,/t-Linie dargestellt 
werden. Die abgeführte Wärme W, hängt von der Übertempe- 


tg a = 


1) Die Maßstabsfaktoren u sind rechnerisch wie andere Größen zu behan- 
deln. Ihre Dimension ist: mm dividiert durch die Dimension der zugehörenden 
Größe, so daß z. B. das Produkt 


das [ces +5] zielen] 


tatsächlich eine Strecke, gemessen in mm, vorstellt. 


11. August 1922. 


raturt und der Ventilation v (Drehzahl usw.) ab, kann also durch 
FT- Linien für verschiedene Werte von v dargestellt werden. 


Bei den Erwärmungsaufgaben der Elektrotechnik arbeitet 
man nun gewöhnlich nicht unmittelbar mit der zugeführten 
Wärme W,, sondern mit dem für die Erwärmung in Betracht 
kommenden Belastungsstrom J. In erster Annäherung kann man 
F, = 4189 rJ? setzen?). 


Auch die abgeführte Wärme W, läßt sich durch einen, 
allerdings nur gedachten Strom 2 ausdrücken, nämlich: W, = 


4189 ri?. Die Abhängigkeit dieses Stromes i bzw. seines Qua- 
drates 2? von der Übertemperatur t und der Ventilation v muß 
durch Erwärmungsversuche (siehe die Erläuterung zu Abb.2) fest- 
gelegt werden. Bei den folgenden Untersuchungen sei eine 
bestimmte Ventilation v zugrunde gelegt und die 2?/x - Linie hier- 
für als bekannt angenommen. 


Die Beziehung (2) geht dann nach Einführung der Ströme J 
und į über in: 


_dtr_J—iR 
BIT da = E i S af ta (3 
4189 r 


Die Integration dieser Differentialgleichung, d. h. die Er- 
mittelung der Beziehung zwischen t und £ kann leicht auf graphi- 
shem Wege ausgeführt werden. Die Beziehung (3) ist hierzu 
durch Einführung von Maßstabsfaktoren p! in eine Strecken- 
beziehung umzuwandeln, d. h. in eine Beziehung, in der nicht 
mehr die physikalischen Größen selbst, sondern nę deren 
Streckenwerte vorkommen. Bezeichnet man den Fortschreitungs- 
winkel der t/t- Linie in der Zeichnung mit «,, so erhält man die 


Streckenbeziehung: 
En (J? — ìi?) Ya 


Üa o...’ (4 


Die Bestimmungsgleichung für die Maßstäbe lautet hierbei 
unter Verwendung von (3): 
el, - ah we pa O 
N; B, 


Von diesen vier Maßstabsfaktoren können drei frei gewählt 
werden, der vierte läßt sich dann aus (5) berechnen. 


Setzt man die Strecke er u, =p (Polentfernung) und 
bezeichnet die Streckenwerte der veränderlichen Größen durch 


Hıfsdugramm 


Abb. I. Ermittelung des Temperaturverlaufes für eine beliebig schwankende 
Belastung unter Zugrundelegung einer bestimnten (lesetzmäßigkeit für die 
Erwärmung. 


Erläuterung. (zu Abb. 1) 
Gegeben sind die J?/t- (Wärmezufuhr-)Linie, die 22/7 - (Wärmeabfuhr-) 


SE ; — SOpup 
Linie und die Polentfernung p = 4189r 
Gesucht wird die Erwärmungslinie t/t, wobei die Beziehung gelten soll: 
dı_PR—2 
ww. = = = “8 
dt p 


Verfahren: Die t/£- Linie sei bis zum Punkt 3 entwickelt. Wähle Zeit- 
abschnitt 3— 4, bestimme hierfür aus der J?/t -Linie das mitt- 
lere (J?) 34, schätze den Punkt 4 der t/t- Linie, bestimme im 
Hilfsdiagramm aus der i2/t - Linie für den Übertemperaturabschnitt 
3—4 das mittlere (@)34, trage die Differenz (J?) 34 — (È) 3.4 
im Poldiagramm von P aus ab, ziehe den Polstrahl: i Op — 3,4 
und unter dem gleichen Winkel & die Sehne qtg4. Punkt t; 
ist dann ein weiterer Punkt der gesuchten t/t- Linie. 


oder —_- W.E. 


ael 2 
N 1 Wattsek. = 381 mkg = 18 


1 
981 . 427 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. 


Heft 32. 1033 


Übersetzen eines Striches über ihre Buchstaben (also z. B. 
dt=dr.p,), so erhält man schließlich für die graphische Dar- 
stellung von Erwärmungslinien die Streckenbeziehung : 


t ne ER : 6 
ar p ) 


Das Verfahren möge nun an Abb. 1 kurz erläutert werden: 


In dem eigentlichen Erwärmungsdiagramm ist die gegebene 
2t-Linie und im Hilfsdiagramm die aus Versuchen für eine 


mittlere Ventilation v bestimmte wen eingetragen. Dem 
o.p 
Poldiagramm ist die Polentfernung p = Aa zugrundegelegt. 


Die gesuchte q/t- Linie sei nun beispielsweise bis zum 
Punkt 3 ermittelt und soll nun weitergezeichnet werden. Man 
wähle hierzu im Erwärmungsdiagramm den Zeitabechnitt 3—4 be- 


` liebig, bestimme für ihn aus der J?/t -Linie das mittlere (J?) ga, 


schätze auf der t/t -Linie den Punkt t, bestimme für den Über- 
temperaturabschnitt 17-1, aus der ??/t-Linie im Hilfs- 
diagramm das mittlere (??),, und trage die Differenz 
OF — (GPR im Poldiagramm auf. der P- P' -Achse von P 
aus in bekannter Weise ab. Strahll+0,—34 des Pol- 
diagramms liefert dann gemäß Beziehung (6) den augenblicklichen 
Steigungswinkel a 34, der t/t- Linie. Durch Übertragen dieses 


Winkels an den Punkt3 der vt- Linie erhält man in bekannter 
Weise die Lage ihres Punktes 4. Man wählt nun den Ab- 
schnitt 4—5 und verfährt sinngemäß weiter. Auf diese Weise 
ergibt sich Schritt für Schritt die gesuchte 1/t- Linie. 


Das geschilderte Verfahren hat vor dem üblichen Sub- 
tangentenverfahren verschiedene Vorteile: 


Während das Subtangentenverfahren den Idealfall zur Vor- 
aussetzung hat, daß die Temperaturlinie für konstante Belastung 
(J? = konst.) nach einer reinen Exponentiallinie verläuft, kann 
man sich mit dem neuen Verfahren jedem beliebigen tatsächlichen 
Verlauf der Erwärmungslinien anpassen. An Abb. 2 sei dies 
näher erläutert: Für die dieser Abbildung zugrundegelegte Be- 
lastung J? = konst. sind zwei Erwärmungslinien gezeichnet, die 
die gleiche Endübertemperatur t, ergeben. Die 1»/t-Linie stelle 


den wirklichen Temperaturverlauf dar. Die Texp/t- Linie ist als 


reine Exponentialliniie mit der gleichen Anfangstangente (im 
Punkt t=0) gezeichnet. Im Fall des Temperaturverlaufes nach 
der reinen Exponentiallinie gilt allgemein: 


Da J? und p einerseits und t, und T'u, andererseits konstant 


sind, eo folgt, daß i? proportionalt und mithin die 2?/r- Linie 
ein Strahl aus dem Ursprung O des Hilfsdiagrammes ist. Ein 


a -P —- 
f} EPER EE SER EENE E E EEE. i 
a- ae ER IS ME 
Br e = — 7 
Ag IISTE FE L | 
10 fr © SAT M iia 
ler i NS IH 4 A 
n apir DOE N; 
p” UE 2 i 
f AUE 2 
pa ALEF., | 
RAFA 
[1 RA | 
5 NG 
au Ol 0 —) 
m Hufsduagramm Erwirmungsdiagramm 


-~ 4 2 
für Toy S Tnp ; 
Abb. 2. Einfluß der Gestalt der Erwärmungslinien auf die Gestalt der Linien 
im Hilfsdiagramm._ 
Erläuterung. 
Gegeben: Die Erwärmungslinie t,,/t (wirklicher Verlauf) für J? = konst. 


und die Polentfernung. p. 
Gesucht: Die w/t - Linie. 


‘ Verfahren: Man bestimmt für einige Punkte der t,,/t - Linie die Tan- 


genten und zieht diesen parallel im Poldiagramm die Polstrablen. 
Diese schneiden von P aus gemessen auf der P — P'-Achse die 


Strecken J?— w ab. Mit Hilfe des gegebenen J? = konst 


läßt sieh das jeweilige 22% ermitteln, das zu dem zugehörenden 
x ım Hilfsdiagramm aufgetragen wird. Durch Verbindung der 
so gewonnenen Endpunkte erhält man die gesuchte ??w/t- Linie. 
Zum Vergleich ist mit der gleichen Polentfernung und für die 
gleiche Endübertemperatur T, die reine Exponentiallinie Toxp.it einge- 
tragen, der im Hilfsdiagramm der Strahl ??exp’/t entspricht. 
Jeder Gesetzmäßigkeit der t/t- Linie kann man sich durch ent- 
sprechende Gestaltung der ??/t - Linie anpassen: 


10384 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 32. 


u —— | 


11. August 1922. 


weiterer Punkt zur Bestimmung der Lage dieses Strahles ergibt 
sich aus der Überlegung, daß für 1=r, auch T = J? sein muß. 


Ermittelt man andererseits nach dem oben geschilderten Ver- 
fahren für die wirkliche Erwärmungslinie t,/t rückwärts die zu 


gehörende 2 ,2/t-Linie, so hat diese die im Hilfsdiagramm der 
‚Abb. 2 eingetragene Gestalt, die von der geraden Linie nicht 
unerheblich abweicht. Bei dem neuen Verfahren kann man diese 
dem genauen Erwärmungevorgang entsprechende ?,,?/r - Linie 


ohne Schwierigkeiten zugrunde ‘legen. Das neue Verfahren ist 
demnach von Haus aus genauer als das Subtangentenverfahren. 
(Abb. 2 zeigt auch den Zusammenhang zwischen der Polentfer- 
nung p und dem Streckenwert der Zeitkonstante T. Beachtens- 
wert ist nebenbei der Maßstabssonderfall p=Ty,, für den 
J? = 1, wird). ; 

Ein weiterer Vorteil des neuen Verfahrens besteht in der 
Freiheit der Wahl der Maßstäbe. Gemäß Beziehung (5) können 
die Maßstabsfaktoren für die einzelnen Linien vollständig unab- 
- hängig voneinander gewählt werden, das heißt, jede Linie kann 
in dem für sie günstigsten Maßstabe dargestellt werden. 


Damit im Zusammenhang steht der Vorzug, daß man bei 
dem neuen Verfahren statt von der t,/t-Linie unmittelbar von 


der J?/t-Linie ausgehen kann. 

Schließlich läßt sich das neue Verfahren auch bei der Unter- 
suchung von schwankenden Belastungen leichter handhaben, als 
das Subtangentenverfahren. 


Zum Schlusse sei erwähnt, daß man die gesuchten 
t/t -Linien auch für beliebig unregelmäßig schwankende .Be- 
lastungen nach dem gleichen Verfahren aber wesentlich rascher 
auf mechanischem Wege mittels des Universal-Integraphen (Fahr- 
diagraphen)3) aufzeichnen kann. Die Tätigkeit bei der Aufnahme 
besteht hierbei im wesentlichen darin, daß man den gegebenen 
J?/t- und 22/t- Linien mit Fahrstiften nachfährt. Das Gerät be- 


sorgt selbsttätig die Subtraktion J? — 22 und die Integration der 
Differentialgleichung (6). 


3) Mit diesem patentierten Gerät, das bereits mehrfach nach den Angaben 
des Verfassers von der Firma Gebr. Stärzl in München, Kapuzinerstr. 18, aus- 
xeführt wurde, können Differentialgleichungen erster und zweiter Ordnung 


ziemlich allgemeiner Form und bei weiterem Ausbau auch Differential- 


gleichungen beliebig höherer Ordnung auf mechanischem Wege integriert werden. 


Die Steigerung der Empfindlichkeit in der technischen Elektronik nach den Anforderungen des Maschinenbaues. 
Von Dr.-Ing. F. W. Meyer, Milwaukee, Wisc., und Braunschweig. 


(Schluß von S. 1009.) 


Die Anforderungen des Maschinenbaus und die Anpassung der 
Apparate an diese, 


; Die Anforderungen des allgemeinen und elektrischen Ma- 

schinenbetriebes sind in vielen, wenn nicht den meisten Fällen 
nur dem Anscheine nach so vielseitig als man meinen könnte, da 
es im Grunde meist auf die Anwendung einer beschränkten An- 
zahl von Prinzipien der technischen Elektronik hinausläuft, die 
allen Rechnung trägt. Dabei sind aber stets die früher behan- 
delten Leitsätze wichtig, wenn auch deren wahre Bedeutung nur 
an wirklich auftretenden Fällen erkannt werden kann, so daß 
schärfere Fassung möglich ist. In bezug auf die hier behandelte 
Frage der Empfindlichkeitssteigerungen ist es vor allem wesent- 
lich, daß man sich klar macht, warum die Empfindlichkeitssteige- 
rungen um so wichtiger werden, je kleiner die Leistung der Ap- 
parate, die zur Verfügung stehen, selbst ist. In Berücksichtigung 
dieser Tatsache war namentlich bei Anfang der Entwicklungen man- 
ches sehr erschwert, da eben die Leistungen nicht ohne weiteres ge- 
steigert werden konnten, vielmehr zunächst mit solchen Leistungen 
zu rechnen war, wie sie für andere Zweige der Technik bereits auf- 
gebracht wurden. Im Grunde hängt der Zustand natürlich damit zu- 
sammen, daß man beim Mangel geeigneter größerer Entladungsap- 
parate zunächst andern Apparaten und Sonderanordnungen an den 
Maschinen selbst alle nur irgendwie durch solche zu lösende Aufga- 
ben zuzuweisen geneigt war, und nur den schärfsten Anforderungen 
durch die mechanisch-trägheitslos und elektrisch-selbstinduktions- 
los arbeitende technische Elektronik gerecht zu werden suchte, wenn 
man sich auch darüber klar war, daß eine verwickelte Kaska- 
‘denbildung aus allen solchen Elementen nicht das rechte treffen 
könne. 

Um solches mehr beispielsmäßig zu verfolgen, betrachten wir 
etwa einen Elektromotor, der, um mit geringeren Apparatleistungen 
zu rechnen, im Felde geregelt werden soll. Vor allen Dingen müssen 
wir dann im Hauptkreise des Relais mit dem schon früher 
erwähnten wesentlichen Nutzwiderstand R, rechnen,” und unter 
solchen Umständen ergibt sich zunächst für das Relais selbst eine 
Rechnungserweiterung, indem die Stromhauptgleichung bei den in 
der Regel als statthaft erkannten einfachsten Voraussetzungen 
jetzt wie folgt lautet: 


l =a (ER —e-—ke) -» » :» 2.2.0. (42 
wo e der Spannungsabfall im Nutzwiderstand R, ist, so daß also 
eZ I, R; e >» è è e œ Be Wr (43 
und daher 
a 
I, — i +a R, (E RZ k, e,) . . . D . . (44 


wird. Die Leistung in R, wird demnach 


a 2 5 
teln (E —kep R, ..... (4% 


und man findet für variables R, aus Differentiation die Bedingung 
für das Maximum mit 
1 


RS g rennen. (6 


so daß diese Leistung selbst dann 


a? 
L == 4 (E == k e)? R, e o o o a œ 47 


und der zugehörige Strom 
A 
2 


wird. Man erkennt dann leicht weiter, daß jetzt für das dureh 
einen einfachen Hochempfindlichkeitskreis erweiterte Relais, 
unter den Voraussetzungen des rechnungsmäßig versohwindenden 
Einflusses aller Größen außer der Spannung im Hochempfindlich- 
keitskreis für den theoretischen Grenzfall höchster Empfindlichkeit 
folgende Gleichung gilt: 


EE A 


a u 
I, = -5 Ki Ka e . . . . . . . . . (49 


und für die Annahme, daß auch im Übertragungskreis des Hoclı- 
empfindlichkeitsrelais die besprochene Teilung der Spannung auf 
Entladungsseite und Seite des Widerstandes R, in Frage kommt, 
obwohl man hier weniger Grund aus früheren Gesichtspunkten 
betreffs des inneren Arbeitens des Relais hat, so weit zu gehen: 


a 


h= 4 


K Ke . . . . . . . . œ (i) 


wofür wir der Einfachheit halber setzen können: 
a 
2 


Wir betrachten nunmehr den Nebenschlußmotor M nach 
Abb. 17, der ein Nebenschlußfeld N und ein schwächendes Haupt- 


I zak = Ken... ee E 


Abb. 17. Nebenschlußmotor mit Hochemptfindlichkeits-Feldregelrelais. 


stromfeld H haben möge. Letzteres ist nicht wesentlich und dient 
dazu, hauptsächlich rechnungsmäßig einiges klar zu machen. Es 
möge angenommen werden, daß man soweit irgend möglich, obne 
sich der Gefahr von Pendelungen allzu sehr auszusetzen, einen 
solchen schwächenden Einfluß zur Herabminderung des Touren- 
abfalls der Maschine zunächst zulassen will, und wir denken uns 
einfach mit genügendem Grade der Genauigkeit den Wert des 
Widerstandes R des Ankerstromkreises entsprechend reduziert. In- 
wieweit hierdurch wie auch durch einen etwa noch vorgesehenen 
Zitterregler die Anforderungen an die Regelung durch die Hilfs- 
mittel der Elektronik verändert und ‚vermindert werden, bleib! 


11. August 1922. 


einstweilen eine offene Frage. Wir nehmen einstweilen nur an, 
es sei Doch eine geschwindigkeitshaltende Tachometermaschine 
T vorhanden, die mit der Spannung Et in Gegenschaltung zu einer 
Normalbatterie mit der Spannung Zr auf den Hochempfindlichkeits- 
kreis eines Hochempfindlichkeitsrelais Z einwirkt, derart daß sich 
ein starker Ausgleichstrom im Felde F der Maschine, das eben den 
\utzwiderstand R, hat, bemerkbar macht. 

Die Gegen-EMK des Motors wird dann bei entsprechender Feld- 
sältigung: 

E=zFn— ami zFn. (52 

wo z die Zahl der hintereinandergeschalteten Ankerleiter, 

F die magnetische Normalfeldstärke der Maschine, 

n die Drehzahl, l | 

i die Stromstärke des Nebenschlußfeldes mit der Windungs- 

zahl w bedeuten, | 

während der vom Relais gelieferte Strom I, auf w, Windungen 
im Felde einwirkt. 

Unter Berücksichtigung von (51) können wir dafür setzen: 


Perris MeS PlgFn. (53 


und wenn wir berücksichtigen, daß bei der im Maximum gleichen 
spefizischen Kupferbelastung und der Linien- und Feldspannung Eo 


E 


emar _ 2 _ Ei 


Wi ; 
— — . ee n (54 
w Eo Ev 2 Ev i 
ist, weiter bei Einführung von K statt Kn 
, > aKE , 
E=zFn—, E, ezFn (55 
oler 
E=zFn-— Ir K“:zFn (56 
Ly 1 
wo Lr die maximale wirkliche Regulierleistung: 
Lr = 1 E? (57 


und Ly die für das normale Feld aufzuwendeude Leistung: 


Liy = N Fo 
ist. Hält die Tachometermaschine bei der normalen Tourenzall 
der EMK En der Normalbatterie im Hochempfindlichkeitskreis 
das Gleichgewicht, so ist : 
ec VI En (58 
, Io 
und somit folgt: , 
Keak ORON Fin zFn .. (59 
Ly no =i 


Nimmt man Bezug auf die wirkliche Maximalleistung des 
ganzen Regelkreises Lw mit dem Werte 


Lw= o Eè PR HERREN: (60 
ev folgt noch: 
E=zFn— ok e L a (61 


und wenn man gar Bezug nimmt auf die ideelle Maximalleistung 
Li vom Werte 


Lizak. (62 

so wird m i 
-ER — ti MN Dn 5 
E=zFn a1, & = E, zFn (63 


Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, daß die ideelle Gesamt- 
leistung als Kurzschlußleistung niemals wirklich auftritt, und 
demnach braucht die Kathodenleistung auch nur dem maximalen 
wirklichen Emissionsstrom 
a 
J max — 2 Ei 
zu entsprechen. 
Bei Einsetzung des Wertes von K folgt nach (21): 


Li k ky En m— 
A Lpf l 2 E, 

und bei Erweiterungen der Empfindlichkeit, also bei Einführung 
der Empfindlichkeitsverhältnisse k, ką usw.: 

Li pa k ky 
4L '2 2 2'E 


E=zFn— ý zFn (64 


E=zFn— En mern . (65 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32. 


ee nn ine un un 


Geht man mit dem Werte von R, höher bis zum Maximum 
der praktisch zu erzielenden Empfindlichkeit, so wird der nicht 
zu erreichende Grenzwert: 


un u a k En ny—n 
E=zzFn 4Ly ee, zFn (66 
und in jedem Fall setzen wir: 
E=zzEFn—S HZR,PFn, . (67 
Nd 


wo also das maximale Regulierverhältnis S durch den Grenzwert 


Va Li En 
z SAL, a z (68 
gegeben ist, und praktisch mit Sicherheit also wenigstens 
S= Li En, Ko ks ky (69 


zu setzen ist, bei entsprechender Einstellung von R= + usw. 


Ohne auf die nähere Rechnung im einzelnen einzugehen, wird 

hinzugefügt, daß für denallgemeinen Fall mit 2 Stufen 

g= bi 4aRı bR, En, , 
4L d+aR IFR AM '?' 
gesetz werden muß, wobei nur vorausgesetzt bleibt, daß der Strom I, 
für e&=0 verschwindet, eine Annahme, die erst bei der Be- 
trachtung der freien Schwingungen nicht mehr ganz das Ein- 
fachste darstellt. Man sieht, daß man zwar durch Vergrößern von 
R, den Wert S bis zu dem in Wirklichkeit nicht zu erreichenden 
Grenzwert erhöhen könnte, aber bei R, entsprechendes nicht gilt, 
da in dem entsprechenden Faktor für die Leistungen eben das 
scharf bestimmte Leistungsmaximum in Betracht kommt. Auch 
die Erweiterung des letzten Ausdrucks für beliebig viele Empfind- 
lichkeitsstufen ist einfach und braucht wohl nicht gegeben 
zu werden. 

Wohl zu beachten ist, daß man durch Vergrößerung von En 
das wirkliche Regulierrelaisverhältnis ebenfalls noch stark ver- 
größern kann, und man kann gerade bei Hochempfindlichkeits- 
relais sehr weit damit gehen, weil die auf den Hochempfindlich- 
keitskreis entfallende Spannungsdifferenz selbst stets sehr klein 
wird. Man kann sogar mit Wechselstrom arbeiten, und die Span- 
nung im Fühlkreis transformieren, scheinbar also beliebig fort- 
schreiten, indem man im Grunde von der Tatsache Gebrauch 
macht, daß das Leistungs-Relaisverhältnis bei negativem Gitter- 
potential unendlich ist. Indessen ist man natürlich durch den 
Transformatorverbrauch selbst und die Streuinduktion gehindert, 
gewisse Grenzen zu überschreiten. 

Andrerseits kann man, wie dies namentlich für den ersten 
Anfang der Entwicklung beinahe die Regel war, das wirkliche 
Regulierrelaisverhältnis schon durch Vergrößern von Li mit Ver- 
zrößerung der Zahl der parallel geschalteten Relais beliebig ver- 
srößern. Bei der Gestalt der Spannungs-Stromcharakteristik 
macht dies nicht die geringsten Schwierigkeiten und vergrößert 
so gleichzeitig auch die wirkliche Regulierleistung Lr und deren 
Wirkbereich, was eher zur Vermeidung sonstiger weniger 
empfindlicher Regulierapparate für die geringere Stufo der Ge- 
nauigkeit führt. 

Untersuchen wir nun den Einfluß auf die Belastung des ge- 
nannten Motors, indem wir zunächst annehmen, Belastungsschwan- 
kungen an sich spielten keine Rolle. Es sei dabei 

die Last und genau genug deren überwindende Kraft, 
derart, daß ; 


(70 


Pv= h ES h Fo (1 
ist, wo 
v die Lastgeschwindigkeit, 
E, die Klemmspannung und 
Io der der Belastung entsprechende Strom ist. 
Es ist dann, wenn noch R der Ankerwiderstand ist, 
M—-E=-hR= ZUR. e. s è >» è œ (72 
0 
und nach (69): _ = 
War ‚mon _ Pr a 
Ec—zFn4 S z zFn = F, R. 113 
Daraus folgt dann genau genug 
ng — n = Een 7 (74 
Erde 


und das heißt, im nicht zu erreichenden Grenzfall wird der 
Tourenabfall vermindert zu 


en Pv 4E ELR 


Ey Erl F Ly E, kik, kz... 


Nun kann aber statt 14+ S natürlich bei Hochempfindlich- 
keitsrelais genügender Leistung ohne weiteres S gesetzt werden, 


(75 


1036 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32. 


1l. August 1922, 


denn dies entspricht dem eigentlichen Zweck der Anordnung in 
der ersten zunächst ins. Auge gefaßten Beziehung. Dann wird 


Pv 4l; E; Rma 
ee zo oae a a O 
n— n = ha Li En Kıkaks.. ( 
oder auch Ta DaF i 
a me: A BEL, 
ho A Lk Li En k, K. K .. i q 
wo Lm die Leistung des Motors, l 
Le die ideelle Kurzschlußleistung desselben 
ist, und wir können schließlich noch setzen: 
_ 4QIPm 
ngo— n = Kr ke, ka a E er (7 © 
wo 2. 
_ Um 
= Lp Be ee or (9 
ferner 5 
q ea I . . . . . e . . . è (80 
und 
— $i er EEE EEE (2° | 
un 
ist. Ist dabei etwa 
kick kyak so 2 o % (82 


so wird noch 
—4QIP™ L 


wo v die Zahl der Empfindlichkeitsstufen ist. 

Die Tourenhaltung ist eine durchaus zwingende, da die klei- 
nen Differenzen der Touren selbst die starken Ausgleichströme 
ergeben, während eine Differentialwicklung zur Verminderung 
des Wertes von R im Grenzfall für Lk = oo zunächst doch Unter- 
schiede, aus der Gestalt der Leerlaufcharakteristik herrührend, 
geben wird. Namentlich bei Stößen aber versteht sich der durchaus 
gleichmäßige Gang keineswegs von selbst, und zur Berücksichtigung 
von durch irgendwelche Zufälle eingeleiteten Schwankungen müssen 
wir die Differentialgleichung des Betriebes ansetzen, wie solche 
schon für den einfachen Fall früher!®) gegeben war. Es fragt sich 
nun, wie die Bedingungen des Hochempfindlichkeitsrelais in diese 
Gleichung eingehen, und was dann besonders daraus folgt, wie auch, 
was wir tun können, um wirklich die entsprechenden Betriebs- 
bedingungen in die Praxis umzusetzen. 

Angesichts der Tatsache, daß wir unter früheren Voraus- 
setzungen der Relaisschaltung selbst auch jetzt genügend genau 
mit einem konstanten Regulierrelaisverhältnis S rechnen können, 
gestaltet sich die Untersuchung äußerst einfach. Berücksichtigen 
wir nur den Schwankungsstrom, indem wir also jetzt von einem 
superponierten konstanten Belastungsstrom abschen, so ist, um 
der Vollständigkeit halber auch hier kurz alles anzusetzen, zu- 


nächst 
S ii n) en. (84 


wo I der variable Sem selbst und L die gesamte „reduzierte“, d. h. 
alle Rückwirkungen berücksichtigende Selbstinduktivität der 
Strombahn ist. Differentiieren wir diese Gleichung und verbin- 
den sie mit der Beschleunigungsgleichung 


Lög+RI= z F (m— 


dv 


: LE N dt “ZEL. seai gar a {85 


dt 
wo m die bewegte Masse, v deren Geschwindigkeit und r deren redu- 
zierter Trägheitsradius ist, so folgt genau genug die erwähnte Dif- 
ferentialgleichung für den Strom mit 


LI AI _ 
de +R dt 7 


und bei genügend kleinem Wert von R, der hier keineswegs durch 
Reduktion durch die Differentialwicklung erhalten zu werden 
braucht, sowie einer passenden durch die Nichtumkehrbarkeit des 
Regelstromes bedingten Tachometerfeldeinstellung, ist unter vorlie- 
genden Umständen eine deutungsfähige Lösung nur gegeben durch 
die Schwingungsgleichung 


Fog 2 FS 
2L cos uhr 
4 mr:L 


wo Ic der Ausgangs- oder Stofßstrom und e die Basis der natür- 
lichen Taogarithmen ist, und es wird die 'zugchörige Drehzahl- 


differenz: 
-t 
a 2 cos 
"mr 


a a 


16) Vgl. „ETZ*, Bd. 42, 1921, S. 727. 


z? F?S 


T nt r? 


(86 


Tl: e ig )” 


4r (87 


(; nmrlL 41 


z? PS yie]. í 
n(, meL 17) 


2S R )" 


a LS 


oder auch bei Einführung 2 Phasenverschiebungswinkels ọ: 


nn- bel ( 2? FS R \" | 
: u Snrmh gha" sin | Axm ar) t9 
(89 

= R2 2L 
mr | 
ey = z2FSL-kKenmr 0. m 


ist, so daß also, falls R durch die Differentialwicklung auf Null redu- 
ziert würde, sich Dauerschwingung mit 


z mS 


I= Ie cos ER en ee a (91 
um L'al F S' 
____#Rle _ OZENA 
A ea 27x rm N'h nr m'h L'h (92 
bei einer vollständigen Schwingungsdauer von 
a, M'a L'R 
pa aa a a 
z FN'h 


ergeben würde, und bei geringem Überwiegen der Wirkung der 
Differentialwicklung Schwellung der Schwingungen bis zur Un- 
zulässigkeit folgen würde. Da wir aber bei unserem System zu 
einer solchen Verminderung von R gar keinen Anlaß haben und 
jedenfalls genügend Dämpfung bewahren, so erhalten wir also eine 
maximale Tourendifferenz von 


L'S. (=2— (94 
‚2urm's ki ka kg... J 00. 


und eine kleinste totale E EE. von 


a EL 4qgp \' P 
7, n. ı1 D . . D (% 
kı ka kz.. ) 


oder bei gleichen m, 


Mn =— 


T= 


T =. ——— a he ae Bl 


Es ist wohl zu beachten, daß hier, im Gegensatz zum Be- 
lastungsfall, nur die Wurzel aus dem gesamten Regulier-Relais- 
verhältnis eine Rolle spielt. Es besagt aber natürlich die Tat- 


sache, daß der Dämpfungsfaktor ə L nicht durch unsere Regulier- 


methode beeinflußt wird, nicht, daß auch die sonstigen Dämpfung:- 
kriterien die gleichen bleiben wfe im Falle ohne Reguliereinfluß. 
Vielmehr ergibt sich schwingungsfreie Einstellung jetzt erst bei 


R= am a a N 
nrm’ 
und es wird dann der Strom: = 
_ t 
Ike SaS ga okue e a 
während er für noch größeren Widerstand nach 
> 2 3 1 
ate (a2: in pa 
I= lee (9 
verläuft mit einer Drehzahleinstellung nach 
an n= —o..—-- _ le = 
Ma R (RR __=2FS \ 
2L +(gr —Antmr?Ll 
_R, (RR __2MS K 
z F 2L Ga damr?L l 
ə n, 9 8 (100 
41? m? 
Im allgemeinen herrscht also die Einstellung mit kurzen 


Schwingungen unter voller Dämpfung um so mehr vor, je höher 
die gesamte Regulier-Relaisempfindlichkeit ist. Sind die Schwin- 
gungen praktisch ohne jede Bedeutung, da, wo es auf tacho- 
metrische Geschwindigrkeitshaltung ankommt, so muß andererseits 
entsprechende Vorsicht walten für Systeme, die mit Hochfrequenz- 

maschinensystemen verknüpft sind, wie denn auch der Fall der 

unzedämpften Schwingung nicht ohne Bedeutung ist für die Er- 
zeugung von Hochfrequenzschwingungen aus beliebigen Ma- 
schinen. 

Was nun die gemachten Vernachlässigungen und Verein- 
fachungen angeht, so ist zunächst die angenommene reduzierte 
Gesamtinduktivität L noch mehr als der einfach angenommene 
Widerstand R ein Begriff, über den sich viel sagen und streiten 
läßt, und es ist ohne weiteres klar, daß er nur aus den Schwin- 
gungen von manchmal langer Dauer heraus selbst bestimmt wer- 
den kann und nur so lange Sinn hat, als man mit den gegebenen 
Endgleichsformen an sich operieren kann. Andernfalls ergeben sich, 


11. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32. 


1037 


bei ebenfalls unzulässigen einfachen Widerstand R nicht nur ge- 
änderte Zeitkonstanten!”), sondern auch weitgehende Veränderun- 
gen der Funktionen selbst, wie denn besonders in dem beispiels- 
mäßig angenommenen Fall der Feldeinwirkung eben auch wenig- 
stens die dortige Selbstinduktion nicht aus der Welt geschafft wer- 
den kann. Auf die entsprechende verwickelte Rechnung, in der 
unter anderm Produkte der Selbstinduktivitäten auftreten, soll 
hier nicht eingegangen werden, und es möge genügen, qualitativ 
gezeigt zu haben, wie bei dem an und für sich aus wechselnder 
elektromagnetischer und kinetisch differentieller Energieaufspei- 
cherung zu erklärenden Pendelvorgang eine beliebige Beeinflus- 
sung durch die Hochempfindlichkeitsrelaiswicklung möglich ist. 
Es ist zusätzlich leicht zu fassen, daß man auch mit einer weiteren 
Erhöhung des Spannungs-Relaisverhältnisses sowie der Leistung 
selbst bei einem relativ kleineren Wert der Spannung am Nutz- 
widerstand des Regelfeldes, als früher für die höchste Gesamt- 
empfindlichkeit angenommen wurde, den Einfluß der Selbstinduk- 
tivität am Regelfelde beliebig zurückdrängen kann, wie man dafür 
etwa auch noch eine Empfindlichkeitsstufe vorsehen könnte. 

Wie die verschiedenen Rückwirkungen und Nebenwirkungen 
im Maschinensystem, so müssen auch unter Umständen noch 
solche im Relaissystem selbst berücksichtigt werden. Dazu ge- 
hören die schon erwähnten Rückwirkungen der Gitter auf die nicht 
unmittelbar zugehörigen Entladungskreise, die besonders weit- 
gehend studiert wurden, und alles zwingt zù weiterer Aufmerk- 
samkeit, wenn, um vollständiger zu sein, besonders auch alle Strom- 
umkehrungen zu untersuchen, alle Elektroden in Glühelektroden 
verwandelt werden können, wie gleichfalls praktisch des weiteren 
verfolgt wurde. Aber Anordnunge- und sonstige konstruktive Maß- 
nahmen und Erhöhung von Empfindlichkeiten und Leistungen 
schaffen bei ungünstigen Ergebnissen stets einen Ausweg, ganz ab- 
gesehen davon, daß man eben praktisch auf eine einfache und einzige 
Glühelektrode meist wird entscheidenden Wert legen müssen. Kurz 
bemerkt sei nur noch, daß die inneren Rückwirkungen nicht notwen- 
dig ungünstig zu sein brauchen. Im Gegenteil ergaben sich aus gün- 
stigen inneren Rückwirkungen die ersten Möglichkeiten zu den Hoch- 
empfindlichkeits-Rückwirkungsrelais einfacher Bauart, die auch ge- 
station, Gitter ganz zu vermeiden, was gesondert behandelt werden 
wird. $ 

Die Leistungserhöhungen der Apparate, die, wie man sieht, 
in und mit dem gesamten Regulier-Relaisverhältnis und dessen 
Steigerung immer wieder entscheidende Bedeutung haben, lassen 
sich nun zum Teil schon bei gleichbleibenden Prinzipien dadurch 
fördern, daß man namentlich Spannungsanpassungen vornimmt, da 
` gerade bei beschränkter Kathodenwirkung Spannungserhöhungen 
am Apparat selbst von Bedeutung sind. Kann man hierzu Gleich- 
stromspannungen nicht bequem aufbringen, oder will man sich we- 
nigstens unmittelbar die Rücktransformierung der Spannungen 
sichern, so kann man in Anlehnung an das früher Gesagte über 
die Ausbildung der Wechselstromrelais wohl eine Anordnung be- 
nutzen, wie sie in Abb. 18 im Gesamtsystem gegeben ist. 


wii 
= C 


1 


Ki 


Abb. 18. Erhöhung der Regelleistung durch Anordnung eines transformierenden 
Hochempfindlichkeitsrelais. 


Die Tachometermaschine des Nebenschlußmotors M, die wie- 
der mit T bezeichnet ist, ist dabei als Wechselstromgenerator für 
die gesamte Regulierleistung vorgesehen, obwohl ein derartiges 
Verfahren Grenzen hat. Sie liefert also Strom für die Anoden A 
und Ades Wechselstrom-Hochempfindlichkeitsrelais Z mit den Hilfs- 
anoden B und B, und gleichzeitig Differenzspannungen für die Hoch- 
empfindlichkeitskreise an den Gittern F und F, indem am Transfor- 
mator P entsprechende Einstellungen vorgenommen werden, die ge- 
ändert werden können, wenn im Felde der Tachometer und Regulier- 
maschine andere Touren eingestellt werden sollen, obwohl das auch 


ab ı Neben den „ETZ“, Bd. 4251921, S. 726. erwähnten besonderen Arbeiten 
er das Verhalten der Maschinenian sich ist noch zu erwähnen W. Otto, 
® ch. f. EL“, Bd. 10, 1921 d S. 142. 


am Empfindlichkeitsanschluß des Transformators P geschehen kann. 
Die Schwankung der Spannung an den Hauptanoden A‘und A hat 
nichts zu besagen, und ein kleiner Spannungsabfall im Hilfs- 
maschinensystem selbst kann durch eine kleine, vom Kathoden- 
entladungstrom durchflossene Hilfswicklung O ausgeglichen wer- 
den. Der Relais-Hauptstrom wird dann vermittels eines passen- 
den Gleichrichters und Transformators oder Reduktors U auf 
passende Spannung für den Feildanschluß gebracht. In der Ab- 
bildung ist zu diesem Zwecke ein technischer Argongasgleich- 
richter Y angenommen, der. einen Gasdruck von etwa 50 mm Hg be- 
sitzt, mit fester Wolframkathode, neben einer besonderen Zündelek- 
trode, wie sie übrigens auch schon für andere, namentlich Kontroll- 
zwecke, schon vorgesehen wurde. Diese Zündelektrode ist dabei 
nämlich, obwohl dies ebenfalls auch hier möglich wäre, keine selb- 
ständige Elektrode, sondern nur ein Glühelektrodenansatz, der mit 
kleiner Spannung die Entladung einleitet und später abgeschaltet 
werden kann, oder dies je nach der Anordnung sogar erfordert. 

Die Wechselstromschwankungen im Gleichrichter an sich haben 
meist ebenfalls nichts zu besagen und können nötigenfalls noch durch 
Drehstromanordnung ausgeglichen werden. 


Abb. 20. Stromkontrollkurven der 
Hauptstufe von Hochleistungs- 
systemen. 


Abb. 19. Charakter der Maschinen- 
regelkurven und der Relaisein- 
wirkung. 


Es unterliegt unter solchen Umständen von vornherein keinem 
Zweifel, daß in der Charakteristik der Motoren für den Bereich der 
wirklich vorgesehenen oder geforderten Regulierdrehzahlen nr im: 
oberen Teile der totalen Touren n nach Kurve A in Abb, 19 Ab- 
weichungen von der steten Linie tachometrisch überhaupt nicht 
erkannt werden können; und das geschieht auch dann nicht, wenn 
noch schnelle Schwingungen vorhanden sind und diese gar bei Diffe- 
rentialfeldwicklung oder entsprechender Wirkung von den Wende- 
polen her, also bei verminderter Dämpfung verstärkt wurden, u. zw. 
zeigt sich fast eine gerade Linie, da die gesamten Abweichungsten- 
denzen nach beiden Richtungen gehen. Bei verhältnismäßig gerin- 
gem Regulier-Relaisverhältnis ergibt sich dann nach Kurve B eine 
allmähliche Umbiegung, aber ebenfalls keine Schwankung, während 
in der zugehörigen Kurve C für den Fall ohne Selbstreglung eher 
solche zu verzeichnen sind. Es wurde gelegentlich noch der Abfall 
der natürlichen Charakteristik durch zusätzlichen Widerstand im 
Anker nach Kurve E verstärkt, und die zugehörige Kurve D für den 
Fall der Selbstreglung mit geringem Regulierrelaisverhältnis folgt 
dann einigermaßen im Charakter der Kurve E, vorausgesetzt im- 
mer, daß die Regulierleistung ausreicht. Ist dies nicht der Fall, 
und erschöpft sie sich vor der Kurvenwendung, so vermag sie 
ohne zusätzliche rohere Regelung von für den Ausgleich genügen- 
der Schifelligkeit eine solche Wendung selbst nicht abzuwenden. 


Weiteresüber die Leistungs- undStromerhöhun- 
gen im Zusammenhang mit den Empfindlich- 
keitsverstärkungen. 


Wir haben gesehen, daß auch die Leistungseröhung der Appa- 


rate selbst immer indirekt von Bedeutung ist für die gesamte 


Regelempfindlichkeit der Systeme, aber es läßt sich natürlich nicht 
allgemein sagen, welchen Einfluß eine Anordnung für höhere 
Leistung bei einem Apparate selbst auf dessen Bigenempfindlich- 
keit hat, besonders wenn dabei wesentlich höhere Ströme gefor- 
dert werden. In vielen Fällen ist das Verlangen auf Strom- oder 
Leistungserhöhung in der Ausgangsstufe so gebieterisch, daß man 
sich eine verringerte Empfindlichkeit oder gar beträchtliche Un- 
empfindlichkeit dort gefallen lassen wird, wenn diese nur in den 
Hochempfindlichkeitsstufen mit ausgeglichen werden kann, und 
glücklicherweise kommt gerade auf dem Gebiet der in Entwicklung 
befindlichen Apparate mit innerer Rückwirkungsrelaisfunktion ein 
solcher Gegensatz eigentlich gar nicht erst auf. Große Stromleit- 
fähigkeit ist z. B. schon an sich ein wichtiger Fall bei Ankerkon- 
trollen von Maschinen, worüber gleichfalls schon einiges gesagt 
war!?). Wenngleich für die gewöhnlichen Relaisanordnungen mit 
oder ohne Hochempfindlichkeit grundsätzlich klar ist, daß nach 
Gl. (1) von vornherein sogar strengere Proportionalitäten in die Be- 
trachtung neu eingehen, soweit es die Einstellung verschiedener Ge- 
schwindigkeiten bei etwa gleichbleibender Last angeht, falls man 
nur allzustarke Feldanspannungen in den Apparaten selbst mit den 
hyperbolischen Umbiegungstendenzen in den Betriebekurven ver- 
meidet, und wenn auch im Selbstregelbetrieb aus den veränderlichen 
Hauptströmen sich nichts wesentlich Neues ergibt, so zwingt doch 


18) Vgl, „ETZ“; Bd. 42.1921, 8._726. 


1038 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 32. 


11. August 1922. 


gerade die Praxis in solchen Fällen meist ohne weiteres zum Ver- l 


lassen der gewohnten Relaisanordnungen selbst. $ 

Dabei soll hier der Fall ganz außer Betracht bleiben, daß Licht- 
bogenzünd- und Löschkaskaden verwendet werden!?), wobei ohnehin 
nur Mittelwertsbetrachtungen möglich sind, und es soll nur noch ein 
Wort über möglichst einfache Entladungsstrecken, wie vorliegend 
stets vorausgesetzt,auch bei angenommenen höheren Leistungen ge- 
sagt werden, obwohl die Leistungserhöhungen an sich nicht mehr 


zu vorliegendem Thema gehören. In der Tat taucht ja auch schon bei 


Feldregelungen nicht nur das Verlangen nach erhöhter Leistung an 
sich auf, wenn mechanische Zusatzapparate ganz vermieden werden 
sollen, sondern es lassen sich dabei schließlich auch erhöhte Ströme 
nicht mehr umgehen, und das Problem ist analog oder nahezu das 
gleiche bei magnetischen Ventilfeldern von Dampf- und Gasmaschi- 
nen, u. zw. vornehmlich, wenn eigentliche Hub- und nicht nur Haft- 
felder mit den bei letzteren in Frage kommenden Periodenwirkungen 
verwendet werden, während bei elektrischen Haftfeldern sowie für 
gewisse Zwecke in den Zündstromkreisen der Gasmotoren die be- 
sprochenen Relais mit entsprechender gesteigerter Empfindlichkeit 
eigentlich schon einigermaßen genügen”). 

Das Verlangen nach möglichst gesteigerter Maximalleitfähig- 
keit der ersten Entladungsstufe brachte nun die gleichfalls schon 
erwähnten Apparate mit unmittelbar gegenüberstehenden Platten- 
und Zylinderelektroden in die Entwicklung?!), wobei die glühende 
Kathodenanordnung sich zwischen Anode und Steuerelektrode be- 


_ findet, und die Annäherung der Elektroden um so mehr erfolgen 


kann, je mehr die Kathode katalytisch mit geringerer Temperatur 
arbeitet. Es war aber die Frage, ob sich mit solcher Anordnung 
die gewünschten Proportionalitäten und eine vollkommene Strom- 
beherrschung erreichen lassen, und noch mehr gilt dies, wenn Son- 
derbedingungen über die Art der Anordnung der Steuerelektrode 
hinzutreten. Eine Mittelkurve aus einer Reihe von Aufnahmen 
zu geben, hat hier mehr Bedenken, aber aus den Kurven A, B und 
C in Abb. 20 sieht man, daß in der Tat die volle Strombeherr- 
schung erreicht wurde, u. zw. auch bei fast geradliniger Strom- 
Spannungscharakteristik, da in der Abszisse die negativen Kon- 
trollspannungen aufgetragen sind, mit denen man dann allein arbei- 
ten kann und muß und in der Ordinate die Hauptströme. Der Wert 


- 100% in der Abszisse besagt, daß an jenem Punkte die Kontro.l- 


spannung, die an Stelle der ersten Gitterspannung tritt, gleich 
der Hauptspannung ist, und man erkennt, daß in der Hauptent- 
ladungsstrecke auch noch ein nicht ungünstiges Spannungsrelais- 
verhältnis erzielt werden kann, so daß sich die Anforderungen an 
die anderen Stufen vermindern. 

Dies gilt auch, wenn, nach Abb. 21, die Kontrollelektrode auf 
die Anodenseite gelegt wird, wobei für genaunten Zweck nur eine 
Verteilung, nicht eine Gitterbildung zulässig ist. 

Es führt das auch zu einer Verteilung der Anode „deren Teile 
sämtlich mit A bezeichnet sind, während die Teile der ersten 
Steuer- oder Kontrollelektrode, die übrigens einer Kühlung natür- 
lich kaum bedürfen, mit B bezeichnet. sind. 


e2 PER, LENEE 


S 
8 


lal | H 
NUM m; R 
il —— 2 


Abb, 21. Hochleistungs-Hauptstufe mit indirekter Kathodenerhitzung. 


Diese Art der Anordnung tritt z. B. überall in Frage, wo mit 
Großoberflächenkathoden gearbeitet wird, wobei die schon er- 
wähnte indirekte Erhitzung durch ElektronenstoßR vorgesehen wer- 
den kann, namentlich wenn man große Gleichmäßigkeit wünscht. 
Diese Gleichmäßigkeit aber ist namentlich für die Katalytik der 
Emission von besonderem Wert, weil letztere sonst erheblich ge- 
stört und aufgehoben werden kann. Hierzu sei an dieser Stelle nur 


- bemerkt, daß das schwingende Katalysatorsystem die Elektronen 


aus dem Innern des mehr passiven Materials von größerer Tempe- 
raturfestigkeit herausholt und sie schließlich abschleudert, nach- 
dem sie im Katalysatorsystem die Rolle von relativ sehr bewes- 
lichen und besonders schwingungsfähigen, bindungsfrei gewordenen 
Valenzelektronen gespielt haben. Dazu gehört aber ein oft scharfes 
'Temperaturoptimum, und es besteht andernfalls die Möglichkeit, daß 
das aktive Material des Katalysators in einer Art von kurzem Licht- 
bogenstoß einfach verdampft, indem auch die positiven Restionen in 
schwellendem Schwingungszustand schließlich abgeschleudert wer- 
den, oder daß sich andererseits unzulässige Bindungen der ursprüng- 
lich freien Valenzelektronen ergeben, die deren Abschleuderung 
erschweren, wie denn die Bewahrung des Zustandes der höchsten 
Katalysierungsempfindlichkeit eines der wichtigsten Sonderpro- 
bleme auf unserem Gebiet ist. In der Abb. 21 ist nun unten noch ein 
nicht selten hierzu passendes Elektronenstoßerhitzungssystem mit 


en naar Reiräch F 
'gl auch dien). Betrachtung „Flektr. u. Maschinenb.”, Heft 28, 8. 325. 
a) Vglfauch "ETZ", Bd. 42, 1921, S. 728. 


der Sonderkathode C dargestellt, und wie aus der Seitenansicht zu 
ersehen ist, handelt es sich dabei für C einfach um ein verteilte; 
Glühdrahtsystem, obwohl der Hauptfaktor für die Erhitzung die 
Spannung der zugehörigen Entladungsstrecke ist. Natürlich ge- 
winnt man dabei auch für gröbere Regulierungen die Möglichkeit 
einer zusätzlichen einfachen Temperaturkontrolle, denn außer 
einer Einwirkung bei Q auf den Thermokreis der Hilfskathode (! 
können wir in bequemer Relaiswirkung die Spannung der Hilfs- 
entladung bei P beeinflussen und innere Empfindlichkeitskreise 
dafür anordnen. 

„Die Einflußkurven für die Kontrollspannungen, im Falle e- 
sich um wenig verteilte Steuerlektroden auf der Anodenseite han- 
delt, sind auch noch aus der Abb. 20 zu ersehen, wo eine Anzahl 
von entsprechenden Aufnahmelinien D, E, F und G für etwas ver- 
schiedenartige Anordnungen ebenfalls eingetragen sind. Jeden- 
falls sieht man, daß auch jetzt mit gewissen Beschränkungen mit 
Proportionalitäten gerechnet werden kann, und es ergeben sich 
dabei gewisse Probleme geometrisch günstigster Gestaltungen. 
Dabei darf nicht übersehen werden, daß auch hier namentlich bei 
nicht zu vernachlässigenden Gasdrucken Kurven von wesentlich 
geändertem Charakter entstehen können, und wie die Kurve H für 
den erst genannten Fall es kennzeichnet, kommen dabei wieder 
leicht Exponenten vor, die für den Hauptbereich sogar kleiner als 1 
sind. Die Möglichkeit der Benutzung einer mittleren Tangente 
bleibt dabei aber erhalten, und dergleichen wird erst schwer, wenn 


wieder stärkere Anspannungen der inneren Felder in Frage kommen.” 


Dies kann sich allerdings bei einer weitgehenden Ankerkon- 
trolle von Maschinen und auch bei der Selbstreglung daselbst leicht 
ereignen, und man muß, wenn es sich nicht um ein Zusatzsystem 
zu einem mechanisch-elektrischen handelt, und man an dem Grund- 
satz eines einzigen Apparates für alle Grund- und Verschärfungs- 
funktionen festhält, noch ein anpassungsfähiges Mehranoden- 
system einführen, das variable Grundstufen der maximalen Leit- 
fähigkeit liefert, wenn man nicht etwa zu Energietransformationen 
der Elektronik schreiten will. Die Rechnungen sind im übrigen 
den früheren auch für die letzten Fälle ziemlich analog, und Ab- 
weichungen von der Proportionalität ergeben sich hier u. a. aus 
dem Umstande, daß bei Lastveränderungen die Spannungsverände- 
rungen am Apparat selbst für den Hauptstrom eben meist etwas 
geringer als proportional sind”). 

Überhaupt ergibt sich in allen Anwendungen des elektrischen 
und allgemeinen Maschinenbetriebes fast stets eine solche Ana- 
logie, wobei noch zu beachten ist, daß häufig in den Maschinen- 
systemen auch die mechanische Elastizität?) zu einer besonderen 
Geltung kommt, was Schwingungs- und Resonanztendenzen an- 
betrifft, während dies seltener von der elektrischen Kapazität gilt, 
wenngleich auch diese eich namentlich in den Hochempfindlich- 
keitskreisen stark bemerkbar machen kann??!), so daß davon sogar 
besondere Nutzanwendung gemacht werden können. 


2) Verwickelter werden die Verhältnisse allerdings schon, wenn man die 
schon erwähnte sekundäre Elektronenemission benutzt, wobei diese durch Elek- 
tronenstoß von einer Erregerkathode her hervorgerufen wird. es sich also nicht 
um Ernitzungen von ganzen Katlodentlächen handelt, und die Erregerkathode 
gleichfalls auf der normulen Seite der Arbeiskathode liegt. 

2), Hierbei ist zu beachten, daß wie gleichfalls gesondert behandelt werden 
wird, und schon in einer Vorlage an das Phoenix Phys. Res. Laboratory der 
Col Univ. untersucht wurde, Systeme mit Elastizuät und Kapazität unter den 
vorliegenden Arbeitabedingungen der Maschinen ebenso an sich schwingungs- 
fähig sind wie di«jenigen mit Selbstinduktion und trüger Masse, während dies 
von solchen mit Elastizität und Selbstinduktion und solchen mit Kapazität und 
träger Masse, wie nur aus Rn Einzelvergleichen in Ansehung der 
schwingenden Systeme aus Selbstindaktion und Kapazität oder Elastizität und 
mechanischer Trägheit gefolgert werden könnte, nicht gilt. 


%) Natürlich spielt aber auch die Kapazität der Linie in den entstehenden 
Differentialgleichungen höherer Ordnung für die sich vielfach beeinflussenden 
und gekoppelten Schwingungssysteme schließlich mit, zumal trotz aller heute schon 
z. T. recht naiv wirkenden Bedenken physikalisch-wirtschaftliche Spannungs- 

renzen eben nicht vorhanden sind — vgl. auch F, W. Meyer, „ETZ“ 1911, Bd. 32 
g! 233, — und auch nie vorhanden sein werden. 


Wasserrohrkessel für Verfeuerung von Braunkohle. 


Bei Versuchen mit stark wasserhaltigen Braunkohlen (austra- 
lischen «Morwell-Kohlen mit 40 bis 50 % Feuchtigkeit) ergab 
sich die Möglichkeit einer Veredelung durch Erhitzen auf etwa 
300° C; hierbei entweicht außer dem Wasser ein Gas, das zu 85 7 
auf CO, bestehen soll. Die Kohlenwasserstoffe werden angeblich 
erst über 400° C frei. So behandelte Kohle eignet sich für Wan- 
derrost. Ausführung: Schrägrohrkessel 225 m? mit Unterwind: 
wanderrost 7,95 m?. Die Rolhkohle gelangt durch einen absperr- 
baren Fülltrichter in einen Schacht von 4,5 m Länge, 0,3 X 2,1 m 
Querschnitt und rd 2 t Inhalt. Quer durch den Schacht werden 
die Rauchgase nach Verlassen des letzten Kesselzuges durch 
geciguete Öffnungen geführt, u. zw. in 2 Zügen nacheinander. 
Sie trocknen die Rohkohle im Gleichstrom, um Entzündung oder 
Verluste durch Entgasung zu vermeiden. Durchrangsdauer durch 
den Schacht rd 45 min; aus diesem fällt die heiße Kohle auf den 
Rost. Erzielte Feuertemperaturen: bei 170 kg/m?/h Rostbelaetung 
930° C, bei 457 ke’m?/h 1150° C. Höchste erreichte Heizflächen- 
belastunz 42,4 kg'm?'h. Die Versuche werden fortgesetzt; u. à. 
soll Trocknung im Geeenstrom versucht werden, da die Abgas- 
temperatur genügend tief sein soll. („Engineering“, Bd. 113, 192%, 


S. 257 u. 267.) Dy. 


11. August 1922. . 


Apparatebau. 


Neue Form von Ölschaltern für 110 kV. — Für die 110 kV- 
Ölschalter des Goldenberg-Werkes!) war eine Überschlagsvannung 


| bersi 


Abb. 2. Einzelheiten einer Phase des Ölschaltere 
für 110 kV und 150 A. 


von 300 kV verlangt worden. Da seine Normalstärke etwa 150 A be- 
trägt, so muß der Schalter ganz gewaltige Energiemengen ohne Scha- 


n Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 455. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heit 32. 


RUNDSCHAU. 


Abb. 4. Ölschalter für 110 kV, 50 A 


1038 


den abschalten können. (Die Leistung des Goldenberg-Werkes be- 
trägt z. Zt. etwa 150 000 kV A.) Die Konstruktion des von der Voigt & 
Haeffner A. G., Frankfurt a. M., gelieferten Schalters ist so gewählt, 
daß er evtl. auch für Freiluftstationen Verwendang finden kann, ob- 
wohl der Schalter hier am Verwendungsort in einem Schalthaus un- 
tergebracht ist. Der Drehstromschalter besteht aus 3 einphasigen 
Schaltern mit eigenen Ölkesseln (Abb. 1). Die größte Schwierigkeit 
bot die Herstellung der Durchführungen für eine Überschlagspan- 
nung von über 300 kV. Nach eingehenden Versuchen wurde die aus 
Abb. 2 erkennbare Form der Isolatoren als geeignet befunden. Ihr 
oberer Teil besteht aus 5 zusammengesetzten Porzellanteilen, der 
untere, in das Öl hineinragende Teil ist ein in den gußeisernen 
Flansch eingekittetes Porzellanstück. Die Isolatoren sind mit Massr 
ausgegossen, um die Durchführungen sind an dem Flansch Durch- 
führungsstromwandler gelegt, lamellierte, mit einer Wicklung ver- 
sehene Eisenringe. Letztere ist die Sekundärwicklung, die Pri- 
märwicklung bildet der in der Durchführung befindliche Leiter. 
Auch die Herstellung der Durchführungsstromwandler bot zuerst 
erhebliche Schwierigkeiten, denn die Primärstromstärke ist im Ver- 
hältnis nicht hoch, die Leistung des Stromwandlers bei nur einer Pri- 
märwindung also entsprechend gering. Immerhin reicht sie aus 
zur Speisung von 2 Strommessern und von einem Niederspannungs- 
Maximalrelais für die Auslösung. Für die Auslösung ist außerdem 
ein im Hochspannungsstromkreis vor dem ersten, rechtsseitigen Kon- 
takt unter Öl liegender Magnet vorgesehen, dessen Ankerbewegunz 
durch eine Isolierstange nach dem Schalterdeckel zu übertragen wird. 
Beide von einander unbahängige Auslöseeinrichtungen, die mittels 
Durchführungsstromwandler und die mittels Hochspannungsmagnet, 
bewirken die Auslösung unter Vermittlung besonderer, unabhängi- 
ger Zeitrelais. 


Der Schalter ist mit Schutzwiderständen versehen und hat sechs- 
fache Unterbrechung für jede Phase. Der Stromverlauf und die sehr 
günstige Anordnung des Schutzwiderstandes ist aus Abb. 3 erkenn- 
bar. Der bewegte Schalterteil jeder Phase ist an einem starken Per- 
tinax-Rohr aufgehängt und legt bei der Ausschaltung einen Weg von 
40 cm zurück. Jeder der 3 Schalter ruht auf einem Fahrgestell für 
Normalspur. Die Übertragung der Schaltbewegung auf die einzelnen 
Phasen erfolgt durch scheibenförmige Klauenkupplungen. Die drei 
Wellen sind an der Wand durch eine Schwinge gekuppelt, und die 
mittlere Scheibe wird durch eine automatische Antriebsvorrichtung 
betätigt, die in Abb. 1 dargestellt ist. Der Fernantrieb geschieht 
durch Gleichstrom von 220 V; zur Betätigung gebraucht der Schalter 
nur 40 A. Dieses außerordentlich günstige Resultat wurde erreicht 
einmal durch die zweckmäßige Anwendung von Kugellagern an den 
richtigen Stellen des Getriebes und durch die Anordnung der beiden 
Zugmagnete des Antriebes, welche die Antriebswelle von zwei Sei- 
ten antreiben, wodurch hier wesentlich geringere Reibungsverluste 
entstehen. Die in Abb. 1 erkennbaren langen 


der Schalter im Notfall auch von Hand be- 
trieben werden; es sind hierzu 2 Mann nötig. 
Das Schalten erfolgt in zwei Stunden. Bei 
der ersten Stufe wird der bewegte Schalter- 
teil bis auf 10 cm Abstand von den Kontakten 
aufgehoben, bei der zweiten Stufe wird er 
eingeschaltet. Die Hubbewegung ist ähnlich 
wie bei einer Feuerspritze.! 


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Abb. 3. Schaltbild einer Phase des Ölschalters 
für 110 kV. i 


Abb. 4 zeigt einen Ölschalter für 110 kV und 3850 A (Überschlag- 
spannung 330 kV) der gleichen Firma. (M. Vogelsang, „Plek- 
trotechnik u. Maschinenbau”, Bd. 40, 1922, S. 258.) Ptz. 


Hebel sind aufsteckbar, und mit ihnen kann . 


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1040 


Beleuchtung und Heizung. 


Beleuchtungstechnische Lieferungsbedingungen für große 
Glühlampen. — Vom Bureau of Standards, Washington, sind unter 
Mitwirkung der Glühlampenfabrikanten und der elektrischen Prüf- 
stellen neue Bestimmungen für den Verkehr und die Messung 
großer Glühlampen ausgearbeitet worden. Unter „großen“ Glüh- 
lampen werden hier solche verstanden, die einen größeren als einen 
Liliput- oder Zwergsockel aufweisen. Von den früheren Bestim- 
mungen weichen die neuen hauptsächlich dadurch ab, daß für 
Metalldraht- (bzw. Metallfaden-) Lampen der Begriff der Nutz- 
brenndauer fallen gelassen wurde. Es hatte einen Sinn, für die 
Nutzbrenndauer als Grenze die Abnahme der Lichtstärke auf 80 % 
der Anfangslichtstärke zu setzen, solange allein Kohlenfaden- 
lampen in Betracht kamen, weil diese Lampen häufig noch im 
Betrieb behalten wurden, selbst wenn die Birne bereits vollständig 
geschwärzt war. Da es aberebei Metalldrahtlampen gelungen ist, 
die Schwärzung der Ballons ganz erheblich herabzusetzen, so 
brennen sie meist früher durch, ehe eine 20-proz. Lichtabnahme 
erfolgt ist. Die hier hauptsächlich interessierenden Prüf- und 
Verkehrsbestimmungen für Metalldrahtlampen erstrecken sich auf 
die Aufstellung 1. allgemeiner Vorschriften, 2. einer Prüford- 
nung, 3. der zulässigen Abweichungen, 4. eines Normalschemas 
für gängige Typen. 

Aus den allgemeinen Vorschriften ist hervorzu- 
heben, daß es sich bei den nach diesen Verkehrsbestimmungen ge- 
lieferten Lampen immer um neue Lampen mit Klarglasbirnen 
handelt. Als Einheit der Lichtstärke gilt die internationale Kerze, 
wie sie im Bureau of Standards aufrecht erhalten wird Als 
Grundlage der photometrischen Messung gilt der Lichtstrom in 
Lumen, oder auf Wunsch die mittlere sphärische Lichtstärke. Bei 
Vakuumlampen mit normaler Wickelung kann die letztere aus 
der horizontalen Lichtstärke mittelst festgelegter Reduktionsfak- 
toren berechnet werden. Kommen abweichende Wickelungen in 
Betracht, so kann der neue Reduktionsfaktor vom B. of St. er- 
mittelt werden. Die Größe der Lampen wird in Watt oder Lumen 
angegeben. Als „vorgeschriebene“ Spannung oder Stromstärke 
gelten die aufgedruckten Volt, bzw. Amp. Lampen, die nicht ge- 
braucht wurden und unter Bezugnahme auf diese Verkehrsbestim- 
mungen zurückgewiesen wurden, sollen dem Fabrikanten auf 
dessen Kosten zurückgesandt werden. Für diese Lampen wird 
keine Zahlung geleistet. Alle Lampen, die in Gebrauch genommen 
wurden, gelten als angenommen. Auf Grund dieser Verkehrs- 
bestimmungen kann vom Vertrage zurückgetreten werden, wenn 
von der Gesamtzahl der der Liebensdauerprüfung unterworfenen 
Lampen 25 % den speziellen Prüfbedinzungen nicht genügen. Für 
die Berechnung dieser 25 % gelten besondere Vorschriften (vgl. 
Prüfvorschriften 3a). 

Aus den sehr detaillierten Prüfvorschriften seien die 
folgenden herausgehoben: 


1. Die mechanische und physikalische Pri- 
fung der Lampen, für die hinsichtlich Zahl und Art der 
Auswahl aus einer Sendung besondere Bestimmungen gelten, er- 
streckt sich auf die Birnen hinsichtlich Gleichmäßigkeit und 
Fehlerlosigkeit; auf die Sockelisolation und Sockelkittung; auf die 
Fäden, die gleichmäßig, frei von Flecken und frei von Anlauf- 
farben sein müssen; auf die Verbindung der Fäden mit den Ein- 
führungsdrähten; auf die Gleichmäßirkeit der Fadenanordnung; 
auf die Auszeichnung am Sockel oder Ballon und auf die Zulässig- 
u der Zurückweisung wegen mechanischer oder physikalischer 

ehler. 

2. Die Anfangsprüfung, für die gleichfalls die Zahl 
und Art der Auswahl aus einer Sendung genau vorgeschrieben 
sind, erstreckt sich auf die Bestimmung von Spannung, Strom- 
stärke und Lichtstrom. Die Bedingungen für Zurückweisung der 
Sendung sind gleichfalls genau vorgeschrieben. Bezüglich des 
Wirkungesgrades (I.m./W) sind Abweichungen bis zu 4% vom 
Zahlenwerte des Normalschemas zulässig, wenn der Fabrikant 
ausdrücklich darauf hinweist. 

3. Für die Lebensdauerprüfung sind besonders ge- 
naue und detallierte Vorschriften erlassen. Die wichtigsten seien 
hier anzegeben: 

a)Zahlund Auswahlder Lampen. Zum Zweck der 
Auswahl von Lampen für die Lebensdauerprüfung können Packun- 
een, die weniger als je 100 Lampen einer Type, Größe und Span- 
nung enthalten, zu Gruppen vereinigt werden, die nicht mehr als 
250 Lampen umfassen. Aus solchen Gruppen und aus Packungen 
von mehr als 100 Stück einer Sorte soll wenigstens ein Exemplar 
aus dem T.os, das für die Anfangsprüfung bereitgestellt wurde, 
auszewählt werden, und zwar ein solches, das am besten dem 
Durchschnitte dieser Prüfmenze entspricht. Diese Lampe wird 
als „Tebensdauer-Prüflampe” bezeichnet. Eine zweite gleichartige 
Lampe wird als Reserve für den Fall entnommen, daß die eigent- 
liche „TLebensdaner-Prüflampe”“ durch einen äußeren Zufall zer- 
stört wird. Bei allen Prüfungen auf Lebensdauer soll iede Packung 
oder jede Gruppe von Packungen, die durch die Prüfergebnisse 
beeinflußt wird, durch wenigstens eine Lampe vertreten sein. 

b) DieSpannung bei der Lebensdauerprüfung am Brenn- 
rahmen soll entweder so einrezuliert werden, 

daß die Anfangs-Lumen/Watt nach dem Normalschema oder 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32. 


11. August 1922. 


daß die Anfangs-Lumen/Watt nach der Tabelle der zulässigen 
Abweichungen 


erreicht werden. 

Geringe Abweichungen von dieser Spannung sind zulässig, 
die ermittelte Lebensdauer muß dann aber unter Berücksichtigung 
dieser u u korrigiert werden. 

e) Kriterium für die Lebensdauer. Das entschei- 
dende Merkmal für den inneren Wert einer Lampengruppe ist die 
nach diesen Vorschriften bestimmte Lebensdauer bis zum Durch- 
brennen bei einer festgesetzten mittleren Leistung in Lumen/Watt 
während dieser Lebensdauer. Kriterien für die gebräuchlichen 
Lampensorten werden in der Tabelle für die zulässigen Abwei- 
chungen gegeben. 


Die Übereinstimmung einer Lampengruppe mit dem Lebens- 
dauerkriterium wird dadurch bestimmt, daß die mittlere Lebens- 
dauer einer Gruppe nach dem mittleren Wirkungsgrade, mit dem 
die Lampen während der Lebensdauerprüfung arbeiten, im Ver- 
hältnis zu dem mittleren Wirkungsgrade, auf den das Lebens- 
dauerkriterium basiert ist, korrigiert wird, 


Die Lebensdauerkriterien werden lediglich zu dem Zwecke 
angegeben, um jederzeit eine bequeme und direkte Vergleichsmör- 
lichkeit über den inneren Wert der Lampen zu haben. 

h) Bereehnungsmethode. Die Einzellampen_ sollen 
bei Spannungen (oder Stromstärken) geprüft werden, die gleichen 
Anfangewirkungsgraden und der für die ganze Lampengruppe be- 
stimmten mittleren Lebensdauer entsprechen. Der mittlere Wir- 
kungsgrad einer Gruppe während der Lebensdauer wird als Ver- 
hältnis der gesamten Lumenstunden zu den gesamten Woattstunden 
berechnet. Die durch die Prüfung ermittelte Lebensdauer eoll von 
dem: berechneten mittleren Wirkungsgrade während der ganzen 
Lebensdauer auf die Lumen/Watt korrigiert werden, wie sie in 
dem Normalschema aufgeführt sind. 


Der nach dem vorigen Absatze als Quotient erhaltene mittlere 
Wirkungsgrad ist identisch mit seiner Bestimmung als Mittel aus 
den durchschnittlichen Wirkungsgraden der BEinzellampen während 
ihrer Lebensdauer, wenn diesen ein der bzgl. Lebensdauer propor- 
tionales Gewicht zuerteilt wird. 


i) Beanstandung wegen unzureichender Le- 
bensdauer. Jede Lampengruppe kann zurückgewiesen werden, 
wenn die auf die mittleren Lumen/Watt während der Lebensdauer 
nach dem Normalschema korrigierte Lebensdauer der Gruppe von 
der garantierten Lebensdauer stärker abweicht, als den zulässigen 
Abweichungen für die Durchschnittslampenzahlen nach folgender 
Tabelle entspricht. 


Zulässige Abweichungen von der Lebensdauer. 


Durchschnittliche se ne Durchschnittliche an ns 5 

Lamponzaht | "Teronndauer |  umrenz | E lagane 
[250 u. mehr 5 24 bis’ 20 12 
249 bis 100 6 19 „18 13 
9, 55 T 17 „+16 14 
54 np 45 8 15 „-14 15 
44 „ 3 9 13 „%12 16 
34 „p 30 10 11 17 
29 „ 2 11 10 18 


i Messung der Lumen. Bei den Lampen, die auf ihre 
Iebensdaucr geprüft werden, sollen Lichtstrom und Stromstärke 
(Spannung) bei den aufgedruckten Spannungen (Stromstärken) in 
entsprechenden Zwischenräumen während der Prüfdauer gemessen 
werden. i 

l) Garantie für Lichtstromkonstanz. Die garan 
tierte Konstanz des Lichtstromes wird ausgedrückt durch den 
Mittelwert des Lichtstromes in % des mittleren Anfangslicht- 
stromes, wie er in dem Normalschema niedergelegt ist. (Aus- 
nahmen vgl. $ m.) 

= m) Beanstandungen, wenn die garantierte 
Lichtstromkonstanz nicht erreicht wird. Wenn 
nach den voraufgegangenen Bestimmungen geprüft wurde, kann 
jede durch mindestens 5 Lampen repräsentierte Lampengruppr 
zurückgewiesen werden, sofern der Mittelwert des Lichtstromr: 
in % des Anfangslichtstromes, wie vorher abgeleitet, unter den 
in dem Normalschema fixierten Prozentsatz um mehr herunter- 
geht, als den zulässigen Abweichungen entspricht, wie sie nach- 
stehend für die Prüflampen spezifiziert sind. 


Zulfissiege Abweichungen der 
mittleren Lumen in %, der 
Anfangs-Lumen 


Á i m e 


Zahl der geprüften Lampen 


100 und mehr 1 
99 bis 25 2 
25 „ 10 3 
Jora > 4 


E HER E 


11. August 1922. 


Tabelle der zulässigen Abweichungen und Kriterien für die 
Lebensdauer. 
(Nur die Haupttypen sind hier aufgeführt.) 


Zulässige Ahweichungen 


Lampen bei der festgesetzten (Normale) Lebensdauer 
Spannung. (Bei Beginn) Vor- Kriterien 
nern ea hal I ao are, _ | geschriebenej _ __O ~ — 
| Lm/W G wW Anrunee: Mitti ' Std. hei 
Watt ! Ballon m esam m/ Itti i d mitti. 
Ä %,, A für die Präfg.| „mw | L mW 


Vakuum-Wolframlampen für 110, 115 und 120 V 
Parallelschaltung 


10 gestreckt 8 10 | 88 | 83 500 
50; dagl. 6. | 8 11,3 | 9,8 500 
Gasfüllungslampen für 110, 115 und 120 V- 
Parallelschaltung 
100 | Birne 12 18 14,4 121 500 
200 . degl. 12 15 17,7 14.8 500 
1000 : dagl. 12 12 22,4 18,7 500 


Vakuum-Wolframlampen für 220, 230 und 250 V 
Parallelschaltung 


25 | gestreckt 9 12 8,6 81 500 
| degl. 9 12 9,9 92 500 
100 , dsgl. 9 12 10,9 ; 500 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 32. 


“ 


1041 


dampfmaschinen, dient und ebenso als Meßmotor zur Feststellung 
des Leistungsbedarfes von Arbeitsmaschinen, Getrieben u. 
benutzt werden kann. Sie wird im ersteren Falle als Dynamo, im 


dgl. 


—— nu... 0 


Tepe an mu msn mn nn AO 


Abb. 5. Elektrodynamische Leistungswage im Schnitt. 


Normalschema für gängige Typen Wolframlampen für 110, 115 und 120 Volt für Parallelschaltung 
Vakuumlampen. 


Festgesetzte | Mittlere Lm Lebens- Sphär. Größte | Abstand des 
Anfani R aS, oor anor Reduktions- Ballon!) Sockel Länge Lichtmittel- | Stellung beim Brennen 
. faktor Zoll punktes 
10 Ba | 90 | 7,8 74 1000 0,77 gestreckt | Mittel | 477; = jede 
25 232 | 86 ` 93 84 1000 0,78 desgl. desgl. | 47% — jede 
50 495 83 | 9,9 8,6 1000 0,78 desg!. desgl. 5 3/g — jede 
Gasfüllungslampen 
100 862 8 11,5 | 100 | 1000 en Birne | Mittel | 61% 45/6 jede 
200 3100 82 15,5 13,0 1000 — desgl. desgl. 8 3/g 6 desgl. 
1000 19600 82 19,6 16,4 1000 — desgl. Goliath | 13 3/5 9m Spitze nach unten. 
Wolfram -Vakuumlampen für 220, 230, 240 und 250 Volt für Parallelschaltung 
25 190 | 92 7,5 7,2 | 1000 0,79 | gestreckt | Mittel | 5%, = desgl. 
50 445 88 89 8,3 1000 0,79 desgl. desgl. 5 3/g — desgl. 
100 990 | 86 99 84 | 1000 0,79 desgl. desgl. Tg — desgl. 


‚In ähnlicher Weise, wenn auch nicht ganz so eingehend, sind 
auch Vorschriften für Kohlenfadenlampen ausgearbeitet worden. 
air of the Bureau of Standards, Nr. 13, 19. Ausgabe, 30. Juli 
X. ' 


Bär 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Elektrodynamische Leistungswage. — Die von der Firma 
Dr. Max Levy, Berlin, gebaute elektrodynamische Leistungswage 


pore 
t 


. 
tt 
NETTE 


„ ee 


——— e 


ist eine elektrische Maschine, die sowohl als Bremsdynamo zur 
einfachen, schnellen und genauen Bestimmung der Arbeitsleistung 
von Kraftmaschinen aller Art, z. B. Explosionsmotoren und Klein- 


*) Auch die Ballonlänge ist vorgeschrieben. 


dd an He mem un m an ED np Auen nn GES Grin En een Gun ED En ung Gy Denn an En m un un ee y 


Abb. 6. Elektrodynamische Leistungswage. Seitenansicht. 


zweiten als Motor betrieben. Die Maschine ist, wie Abb. 5 und 6 
zeigen, eine Gleichstrom- oder Drehstromdynamo, bei der das 
Gehäuse gleichfalls in Kugellagern drehbar angeordnet ist, so 
daß es zwischen zwei einstellbaren Anschlägen frei schwingen 
kann. Wird ihr Anker durch eine Kraftmaschine angetrieben und 
ihm Strom entnommen, so sucht das Feldgehäuse an der Drehung 
teilzunehmen, wird aber durch den Anschlag daran verhindert. 
Durch Belastung eines der auf beiden Seiten des Gehäuses an ent- 
sprechend bemessenen Hebelarmen angebrachten Gewichtsschalen 
bzw. durch Verschiebung eines Lauf- 
gewichts auf dem mit Skalaeinteilung 
versehenen Wagebalken, wird ein dem 
Drehsinn des Gehäuses entgegengerich- 
tetes Drehmoment hervorgebracht und 
derart abgeglichen, daß das Gehäuse 
von dem Anschlag abgehoben, frei wie 
eine Wage schwingt. Aus der Gewichts- 
belastung und der Länge des Hebel- 
armes ergibt sich die Größe des Dreh- 
momentes und daraus das auf den An- 
ker ausgeübte Drehmoment. Bei Durch- 
führung der Messung belastet man die 
der Drehrichtung entsprechende Schale 
mit den für die in Frage kommenden 
Leistung nötigen Gewichten und stellt 
dann die Regulierwiderstände der Dy- 
namo so ein, daß der Wagebalken frei 
einspielt. Die Leistung ist damit fest- 
gelegt und kann beliebig lange aufrecht 
erhalten werden. Da irgendwelche Um- 
rechnungen nicht erforderlich sind, so 
kann die Prüfanlage von einfachen Ar- 
beitern bedient werden. Aus Drehmo- 
ment und Drehzahl ermittelt sich die mechanische l.eistung in PS 
nach der Formel: 


Gewicht (kg) > Hebelarm > Drehzahl 


Leistung = 716 


1042 
oder bei Bemessung des Hebelarmes zu 0,716 m zu 
ee Gewicht x Drehzahl 
= 1000 ` 


“Soll die Leistung in kW ermittelt werden, so gilt die gleiche 
Formel, wenn der Hebelarm 0,975 m lang gemacht wird. Durch 
Anordnung der Wagebalken derart, daß ihre Verlängerung die 
Schwerpunktachse des Gehäuses schneidet, oder etwas höher liegt 
als diese, wird eine hohe Empfindlichkeit und eine größere Ge- 
nauigkeit erzielt, als sie bei technischen Messungen mit guten 
elektrischen Meßinstrumenten erreichbar ist. Die von der Brems- 
dynamo aufgenommene mechanische Energie wird zum größten 
Teil in elektrische Energie verwandelt und kann in dieser Form 
nutzbar verwendet, z. B. an das Fabriknetz zurückgegeben wer- 
den, was bei Dauerprüfungen sehr ins Gewicht fällt. Die Brems- 
dynamo kann als Gleichstrom- oder Drehstromdynamo ausgebildet 
sein, je nachdem im Fabriknetz die eine oder die andere Stromart 
zur Verfügung steht. Bei Drehstrom können die Leistungswagen 
für die zur Energierückgewinnung notwendige Drehzahlregelung 
geliefert werden. Da die Leistungswage je nach Wahl als Dy- 
namo oder Motor betrieben werden kann, so besteht bei Prüfung 
von Benzinmotoren u. dgl. die Möglichkeit, den zu prüfenden Motor 


F 


Abb. 7. Leistungswage mit Widerstand und Schalttafel. 


ohne Zufuhr von Brennstoff sich einlaufen zu lassen und seinen Rei- 
bungsverlust bei Leerlauf mit großer Genauigkeit zu messen. 
Fabrikations- und Montagefehler können so schnell festgestellt 
werden, ehe es zum Festlaufen kommt. Auch das Anwerfen von 
en ermöglicht die Leistungswage in einfachster 
eise. = 

Die Leistungswagen werden für Leistungen von 2 bis 300 PS 
und Drehzahlen von 500 bis 3500 i. d. min, auf Bestellung auch für 
andere Verhältnisse ausgeführt. 


rungen) werden auf einer Schalttafel vereinigt. 
Zur Bestimmung des Wirkungsgrades von Getrieben aller 


Art sind zwei Leistungswagen erforderlich, von denen die eine 


als Motor zum Antrieb und zur Messung des Arbeitsverbrauches 
dient, während die zweite als Dynamo arbeitet und das Getriebe 
belastet. Gegenüber mechanischen Bremsen, wie z. B. dem Prony- 


schen Zaum, hat die Leistungswage den Vorzug der größten 


Sauberkeit, weil Kühlwasseranwendung nicht in Frage kommt; 


ebenso bietet die letztere Anordnung die Möglichkeit, Dauer- 
prüfungen unter Rückgewinnung der Energie in sehr einfacher 
und genauer Weise auszuführen. Schließlich ist die Bedienung die- 


ser Bremsen völlig gefahrlos, was bei den mechanischen Bremsen 
nicht immer zutrifft. Ptz. 


Verkehr und Transport. 


Japanische Lokomotivbestellung in England. — Die Kaiser- 


liche Regierung in Japan hat jetzt bei den Dick-Kerr-Werken in 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 32. 


_- me nn [nn 


Die erforderlichen elektrischen 
Nebenapparate (Regulierwiderstände, Schalter, Meßgeräte, Siche- 


— 


11. August 1922. 


Preston (England) 34 elektrische Gleichstrom-Vollbahnlokomotiven 
im Gesamtwert von % Mill. £ in Bestellung gegeben; die genannte 
Firma hat auf dem hier in Betracht kommenden Gebiete bisher 
mehrere Ausführungen für andere Bahnen geliefert. Diese Be- 
stellung deckt den ganzen Bedarf der von Japan zunächst in Aus- 
sicht genommenen Elektrisierung von Hauptbahnen. Von diesen 
Lokomotiven sind 8 für schwere Personenzugförderung bestimmt, 
d. h. für Züge von 376,5 t (metr.) Gewicht und 96,5 km/h Fahr- 
geschwindigkeit. Ihre Bauart ist 2C+C2, das Gewicht beträgt 
87 t (metr.). Jede Lokomotive erhält 6 Motoren zu je 306 PS, dir 
zu je 3 ständig in Reihe (3 X 500 V = 1500 V) geschaltet sind. Die 
Regelung erfolgt durch mechanisch mittels Daumenwelle betätigte 
Vielfach-Zugsteuerung. Weiter sind 9 Lokomotiven für leighte Per- 
sonenzugförderung und 17 für schwere Güterzugförderung be- 
stimmt; ihre Bauart ist B+ B im Gewicht von je 51 t (metr.), und 
sie sind ausgerüstet mit je 4 Motoren, die mit je 750 V zu zweien 
ständig in Reihe liegen. Die Zuglast beträgt bei ihnen 28,5 t (metr.) 
für Personenzüge und 54,5 t (metr.) für Güterzüge bei 88,5 bzw. 
64,5 km/h Fahrgeschwindigkeit. 


Elektrisierung weiterer Pacificbahnen. — Wie nicht anders zu 
erwarten war, beginnt die Überlegenheit der in den letzten 5 Jahren 
mit elektrischer Zugförderung betriebenen Pacific- 
bahn Chikago—Milwaukee—St. Paul tiber die anderen 
noch mit Dampf betriebenen Pacificlinien gleicher 
Richtung sich fühlbar zu machen. Aus diesen Erwägun- 
gen heraus hat sich jetzt die Great Northern-Bahn ent- 
schlossen, in den von den Rocky Mountains durchzoge- 
nen Staaten ihre Linien zu elektrisieren. Zunächst soll 
das Gebiet bei Spokane in Angriff genommen werden. 
Man hofft, den elektrischen Betrieb im Jahre 1924 auf- 
nehmen zu können. Über die gewählte Stromart i~t 
noch nichts bekannt geworden. 


Der kommende elektrische Eisenbahnbetrieb in Nor- 
wegen. — Mit größtem Interesse sieht man in allen 
Kreisen Norwegens der Eröffnung des elektrischen Be- 
triebes der Bahn Kristiania— Drammen ent- 
gegen, nicht bloß, weil diese Bahn einen lebhaften Ver- 
kehr aufweist und große Bedeutung für Nah- und Fern- 
verkehr hat, sondern auch im Hinblick auf den Um- 
stand, daß die Erfahrungen, die man mit der elektri- 
schen Drammenbahn machen wird, von ausschlaggeben- 
dem Einfluß auf die Umwandlung weiterer Staats- 
bahnen in elektrischen Betrieb sein werden. Die Trans- 
formatoren, Leitungen und die elektrischen Lokomoti- 
ven sind fertig. Ebenso ist das staatliche Kraftwerk 
Hakavik, westlich von Kristiania, das für Bahnzweckr 
errichtet wurde, betriebsfertig. Es erübrigen bloß noclı 
die Probefahrten, und nach gewissem Probebetrieb 
übernimmt der Staat die ganze Anlage. Es wird damit 
gerechnet, daß der Nahverkehr schon zeitig im Sommer 
beginnt, während der Fernverkehr erst gegen Ende d. J. 
eröffnet werden dürfte. 

Auch die Elektrisierung der Ofotenbahn geht 
ihrer Vollendung entgegen und wird schon in diesem 
Jahr den Versuchsbetrieb beginnen. Die Ofotenbahn 
ist bekanntlich die Fortsetzung der schwedischen 
Reichsgrenzbahn, die im Anschluß an dieStrecke Luleå | 
—Grellivare gebaut wurde, um das in dem Bisenerzbe- 
zirk Kirunava (rd 100 km nordwestlich von Cellivare) 
gebrochene Eisenerz nach dem norwegischen Verschif- 
fungshafen Narvik zu befördern, was dadurch ermög- 
licht wird, daß der norwegische Staat die Ofotenbahn baut, die von 
der schwedischen Grenze bis Narvik gegen 40 km lang ist. Mit der 
Elektrisierung der Ofotenbahn wurde 1920 begonnen. Der Strom 
wird von dem Porjuskraftwerk geliefert. Die norwegischen Staats- 
bahnen bauen die Kontaktleitungsanlage selbst. Die Fernleitun? 
Riksgränsen—Narvik wird an die Fernleitung der schwedischen, 
von Porjus ausgehenden Fernleitung gekoppelt und führt die Ener- 
gie unter einer Spannung von 80 000 V nach den beiden Transforma- 
torwerken. Ws. 


Verschiedenes. 


Preisausschreiben über Rohbraunkohlenvergasung. — Die 
Brennkrafttechnisehe Gesellschaft E. V. schreibt zur Erlangung vn 
Unterlagen für Einrichtungen zur wirtschaftlichen Vergasung von 
Förderbraunkohle einen Wettbewerb aus, an dem sich jeder Sach- 
kundige beteiligen kann. Für die besten Lösungen sind insgesamt 
100 000 M ausgesetzt. Das Preisgericht bildet der Studienausschuf 
für Rohbraunkohlenvergasung der Gesellschaft. Die Bewerbungen 
sind bis zum 31. XII 1922 einzureichen. Die Bedingungen für das 
Preisausschreiben erhalten die Bewerber von der Geschäftsstelle 
der Brennkrafttechnischen Gesellschaft Ð. V., Berlin W 9, Pots- 
damer Straße 21a. 


Zur Frage der Nomographie!). — Der Ausschuß für wirtschaft- 
liche Fertigung (Berlin NW 7, Friedrichstraße 94) hat sich seit län- 


t) Vgl. auch „ETZ“ 1922 8. 777, 781, 800. 


11. August 1922. 


verer Zeit mit den Fragen der Nomographie befaßt und hat Rechen- 
tafeln herausgegeben, welche in der Industrie Anklang gefunden 
haben. Um dieses Hilfsmittel weiter auszubauen und auf bisher nicht 
bearbeitete Grebiete auszudehnen, ist ein „Arbeitsausschuß für gra- 
phische Rechenmethoden” gegründet worden, der von Dipl.-Ing. 
Winkel, Berlin, geleitet wird. Die Frage soll von einzelnen Mit- 
arbeitern in Berichten behamdelt und dann in Aussprachen geklärt 
werden. Auch soll über die sehr verstreute Literatur Bericht erstat- 
tet werden. —2. j 


Energiewirtschaft. 


Deutschlands Kohlenwirtschaft. — Die mehr als kriti- 
sche Lage unserer Kohlenwirtschaft ist bekannt!). Gleichwohl 
seien hier einige für ihre Beurteilung wichtige Sätze aus dem letzten 
Bericht des Berghauptmanns Bennhold an den Reichs- 
kohlenratmitgeteilt. Infolge des RückgangesderStein- 
kohlenförderung in den letzten Monaten, den Bennhold im 
wesentlichen nicht auf die seit März beobachtete Abwanderung der 
Arbeiter aus dem Ruhrrevier, sondern auf die durch anhaltende 
Lohn- und Überarbeitsverhandlungen und schließlich auch durch die 
Entwicklung der politischen Verhältnisse verursachte, die Arbeits- 
intensität schädigende Unruhe in den Belegschaiten zurückführt, 
wird die deutsche Steinkohlengewinnung auch in diesem Jahr nicht 
hennenswert zur Ansammlung von Brennstoffvorräten beizutragen 
vermögen. Ebenso kann von der Braunkohlenseite her, auf 
der trotz günstigerer Einzelergebnisse der Monatsdurchschnitt der 
Erzeugung in den verflossenen 5 Monaten sich in Rohkohle und 
Briketts ungefähr auf der Höhe desjenigen von 1921 hält, eine 
einigermaßen merkbare Entspannung der Situation nicht erwartet 
werden. Der Verlust eines Teiles von Oberschlesien entzieht 
der deutschen Kohlenwirtschaft künftig rd 20 % unserer bisherigen 
Gesamtsteinkohlenförderung, und die in Zukunft aus dem abgetre- 
tenen Gebiet importierte Menge (in der zweiten Junihälfte etwa 
156000 t) wird fremde Kohle sein, deren Erlös der deutschen Wirt- 
schaft edtgeht. Die schon durch den Verlust der lothringischen 
Zechen und die Überlassung der Saargruben stark geschwächte 
kKohlenbilanz erleidet mit dem oberschlesischen Aderlaß eine 
bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Einbuße, so daß der Reichskoh- 
Ienverband unter Berücksichtigung der Reparationslieferungen und 
der 1921 nötig gewordenen Ausfuhr in die Tschechoslowakei bei Zu- 
grundelegung des deutschen Verbrauchs von 1913 einen Fehlbe- 
trag von insgesamt rd 39 Mill. t Steinkohle jährlich errechnet, der 
durch Einfuhr gedeckt werden muß, wenn unsere Wirtschaft aus- 
reichend mit Kohle versorgt sein soll. Das bedeutet gegenüber einem 
Ausfuhrüberschuß von rd 34 Mill. t in 1913 eine Verschlechte- 
rung der Kohlenhandelsbilanz um rd 73 Mill. t Stein- 
kohle und für dte Zahlungsbilanz bei einem Preis von rd 1200 Pprm/t 
(im Juli) eine Verschlechterung um jährlich rd 78 Milliarden Pprm. 
Die Folge ist eine überall herrschende Not an deutscher 
Kohle und Koks. Die westliche Hüttenindustrie kann z. Zt. nur 
ie Hälfte ihres Bedarfs beziehen, eine große Anzahl Hochöfen ist 
zum Stillstand verurteilt zu einer Zeit, in der der eigene Bedarf des 
Inlandes an Eisen schon seit Monaten nur mit Hilfe der durch die 
leutschen Brennstofflieferungen sichtlich in Aufschwung gebrachten 
französischen, luxemburgischen und belgischen 
Industrie befriedigt werden kann. In nicht weniger bedrängter Lage 
befinden sich die öffentlichen Unternehmungen, insbesondere die 
Keichseisenbahn, die bisher nur einen Bestand für ca. 12 Tage anzu- 
sammeln vermochte. Die Aussichten für die Elektrizitäts- 
w erk eund Gasanstalten gestalten sich in hohem Maße ernst. Wäh- 
rend das vom Reichskohlenkommissar für letztere festgesetzte Kon- 
tingent eine Deckung mit etwa zwei Drittel des Bedarfs ermöglichen 
würde, haben die bisherigen Lieferungen darauf in den ersten 6 Mo- 
naten von 1922 z. T. noch nicht einmal die Hälfte davon erreicht, und 


H. Vgl. „ETZ“ 1922, S. 515. 99. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 32. 


1043 


die Verhältnisse bei den Elektrizitätswerken liegen ähnlich. Dazu 
kommt ein durch stark übertriebene Anforderungen in Repara- 
tionskohle hervorgerufener ständiger Wechsel der Kohlensorten. 
Angesichts solcher Lage der Dinge versteht man, daß die Einfuhr 
fremder Kohle einen über alle Erwartungen großen Umfang 
angenommen hat; im Juni wurden rd 13 Mill. t im Wert von etwa 
35 Mill. Gldm allein aus England bezogen. Der Import dieses 
Landes ist also gegenüber 9 Mill. tin 1913 um rd 62 % gewachsen und 
belastet dabei heute ein gegen damals wesentlich verkleinertes Ge- 
biet. Gleichwohl muß die Einfuhr angesichts des fressenden Kohlen- 
hungers sogar bis zu einem gewissen Grade begünstigt werden, weil 
nach Bennhold auf das wirksamste Mittel zur alsbaldigen Milderung 
unserer Brennstoffbedrängnis, d. h. eine nennenswerte Steigerung 
der Steinkohlenförderung durch planmäßige Überarbeit, 
in absehbarer Zeit leider kaum gerechnet werden kann. 


Bei dieser nachgerade krisenhaft gewordenen Kohlennot spielen 
dieReparationslieferungenan die Entente eine verhäng- 
nisvolle Rolle. Das bis Ende Juli hierfür geltende Programm sah 
monatlich 1,916 Mill. t vor, darunter 0,638 Mill. t Koks, eine Summe, 
die bedeutete, daß an jedem Arbeitstage alle 10 min ein Transport 
von 500 t über die Grenze rollen mußte, Anforderungen, die unsere 
ee a im Jahre 1921 von monatlich rd 1,5 Mill. t 
Kohle etwa 27 % überstiegen. Die Folge dieser Überspannung 
waren Rückstände, u. zw. im Juni von rd 0,281 Mill. t, und der bisher 
noch nicht beantwortete Vorschlag der Reichsregierung, die nicht 
verfügbare Koksfeinkohle durch für teure Devisen zu beschaffende 
englische Kokskohle zu ersetzen. Man bemerke, daß die Reparations- 
kommission infolge gänzlich unrichtiger Aufteilung des Programms 
reichlich ein Drittel unserer gesamten Kokskohlenförderung in An- 
spruch nimmt, und daß gleichzeitig in England, Frankreich, Belgien 
und der Tschechoslowakei fühlbarer Absatzmangel in Kohle herrscht. 
Die bei in Paris gepflogenen Verhandlungen noch vorbehaltene, nun- 
mehr bekanntgewordene und von uns schon mitgeteilteneue Ent- 
scheidung der Reparationskommissionin bezug auf 
die Kohlenlieferungen übertrifft dieschlimmsten Erwartungen, trägt 
auch dem durch die Abtrennung Polnisch-Oberschlesiens geschafie- 
nen Zustand in keiner Weise Rechnung. Sie läßt, wie es in einer 
Entschließung des Reichskohlenrats heißt, jedes Verständnis 
für die inzwischen eingetretene schwere Beeinträchtigung der bis- 
herigen deutschen Kohlengrundlage vermissen. Die mengenmäßige 
Erleichterung um gerade 10 % entspricht keineswegs den Rücksich- 
ten, die auf die gewerblichen Bedürfnisse, die sozialen und wirt- 
schaftlichen Verhältnisse Deutschlands hätten genommen werden 
müssen; die im wesentlichen beibehaltene Anforderung an Koks und 
Kokskohle bedroht inBesargnis erregender Weise 
die Aufrechterhaltung desgewerblichen Lebens 
Deutschlands und beschwört die Gefahr schwe- 
rerinnerer Erschütterung herauf. Der Reichskohlen- 
rat und der Reichskohlenverband halten als die berufenen Vertreter 
der deutschen Kohlenwirtschaft das für August bis Oktober neu fest- 
gesetzte Lieferungsprogramm (insgesamt 1,725 Mill. t monatlich) für . 
unvereinbar mit der deutschen Kohlenlage, die sich in den letzten 
Monaten gegenüber dem ersten Vierteljahr 1922 um mindestens 25 % 
verschlechtert hat. Das Programm trägt den notwendigsten inneren 
Bedürfnissen Deutschlands keine Rechnung, deren Berücksichtigung 
der Friedensvertrag ausdrücklich zusichert. Es belastet angesichts 
der geschmälerten deutschen Kohlengrundlage die deutsche Wirt- 
schaft noch stärker als schon das bisherige, dessen Undurchführbar- 
keit die Erfahrung bereits gelehrt hat. Während in Deutschland bit- 
terste Kohlennot herrscht, besteht in den beiden Empfangsländern 
Frankreich und Belgien wie auch in England Kohlenüberfluß, der 
sich in einer starken Anhäufung von Lagervorräten, in Feierschich- 
ten und selbst Grubenstillegungen äußert. Außerdem führt die Aus- 
führung des Programms zu unwirtschaftlichen und geradezu wider- 
sinnigen Gegentransporten. Aus allen diesen Gründen erwarten 
beide genannten Gremien die Ablehnung des Programms 
durch die Reichsregierung. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.)” 
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Ferouspr.: Amt Kurfürst Nr, 9320 u. 9306. 
Bericht 
über die XXVIII. Jahresversammlung in München 
am 29. und 30. V. 1922. 


1.Verbandsversammlung 
am Montag, den 29. V. 1922, vorm. 9 Uhr, im Festsaal des alten 
Rathauses am Marienplatz. 
Den Vorsitz führt Herr Direktor R. Werner. 


Vorsitzender: M. H.! Als wir vor Jahresfrist nach Essen rei- 
sten, um in seinen gastlichen Mauern unsere 27. Verbandsversamm- 


Deu 


lung abzuhalten, lagen Tage schwerer Besorgnis hinter uns: Wie 
schon so manches Mal drohte damals die Feindbesetzung des Ruhr- 
reviers, die uns die Tagung in Essen unmöglich gemacht haben 
würde. Gern und freudig wurde damals in Essen einer Einladung 
des E. V. München Folge gegeben und beschlossen, unsere 28. Jahres- 
versammlung in Bayerns schöner Hauptstadt tagen zu lassen, wo 
keine Besatzungssorgen auftauchen würden. Aber eine andere 
Schwierigkeit, die Unterkunftsfrage, trat hier auf. Sind doch Mün- 
chens Hotels und sonstige verfügbare Zimmer außer dem normalen 
starken Fremdenverkehr dieses Jahr durch die zahlreichen Be- 
sucher der Deutschen Gewerbeschau und viele Tauseude von Aus- 
ländern, die zu den Oberammergauer Festspielen reisen, besonders 
stark begehrt. Der rührigen, tatkräftigen und erfolgreichen Vor- 
bereitungstätigkeit des Festausschusses des Münchener E.V. ist es 
aber doch gelungen, die aus nah und fern herbeigeeilten Fachge- 
nossen unterzubringen, so daß ich wohl feststellen darf, daß trotz 
aller Hindernisse jeder von uns sein Schlafplätzchen gefunden und 
mit einem gewissen Gefühl anheimelnder Gemütlichkeit an die Er- 


1044 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heit 32. 


11. August 1922. 


ledigung unseres diesjährigen Programms herangehen kann. — Und 
wenn bier in München, m. H., neben dem Ernste unserer Arbeit am 
und im Verbande und am Weiterbau der deutschen Elektrotechnik 
die Lebensfreude etwas mehr betont wird als in den letzten trau- 
rigen Jahren, so ist das nur natürlich, denn wir sind in München, 
der Stadt „voll Gemütlichkeit und Humor”. Und wenn die Sonne 
der Lebensfreudigkeit hier in München stärker als sonst über unserer 
Tagung leuchtet, so verdanken wir das den rastlosen Vorbereitun- 
gen der Münchener Fachgenossen, insbesondere unserem allverehr- 
ten unermüdlichen Herrn Baurat HÖCHTL, und mit einleitendem 
herzlichen Dank an die Münchener Herren des Festausschusses, habe 
ich die Ehre, nunmehr die 


28. Jahresversammlungdes VDE 


zu eröffnen, indem ich Sie alle, meine Herren, namens unseres Ver- 
bandes herzlich willkommen heiße. Insbesondere begrüße ich die 
Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, an ihrer Spitze den baye- 
rischen Ministerpräsidenten Herrn Grafen LERCHENFELD, den 
Herrn Bürgermeister der gastlichen Stadt München, sowie die Abge- 
ordneten unserer befreundeten Verbände und Vereine. 

Ich hoffe, Sie werden aus der Tagung unseres Verbandes sehen, 
wie kräftig die deutsche Elektrotechnik weiterarbeitet, trotz der 
unseligen und unerträglichen Belastungen, die der Versailler Un- 
friedensvertrag aus unserem zusammengebrochenen Vaterlande her- 
auszupressen versucht, treu dem Geleitwort, das der verdienstvolle 
letzte Vorsitzende, mein verehrter Vorgänger, Herr Dr. VOIGT unse- 
rem Verbande letztes Jahr in Essen auf den Weg gab: Trotz alle- 
dem; durch! Und wenn ich an dieser Stelle in Ihrer aller Namen 
und im Namen des Verbandes Herrn Dr. VOIGT nochmals unsern 
wärmsten, herzlichsten Dank sage für die verdienstvolle erfolgreiche 
Leitung unseres Verbandes während seiner 2jährigen Tätigkeit als 
Vorsitzender, so bin ich hierbei Ihrer Zustimmung sicher. 

Es liegt mir ferner die Ehrenpflicht ob, unserer im Laufe des 
Berichtsjahres verstorbenen Mitglieder zu gedenken. Wir betrauern 
zwei volle Dutzend heimgegangener Fachgenossen, unter denen ich 
namentlich folgende Herren erwähnen darf: 


- Den Generaldirektor der Schles. El. u. Gas-A. G., Gleiwitz, Herr 
Carl AGTHE, der frühzeitig die Wichtigkeit langer Ausnutzung der 
elektrischen Anlagen erkannte und erstmalig eine einschneidende 
Tarifverbilligung bei großer Benutzungsdauer einführte; 


sodann unser Ehrenmitglied, Herrn Prof. Dr. Emil BUDDE ehe- 
maligen Direktor der S. & H., A. G., der sich durch Pionierarbeit auf 
dem Gebiete der Drehstromfernübertragung, der Metalldrahtlampe 
und anderen im allgemeinen und durch seine Tätigkeit im Vorsitz 
und Vorstand unseres Verbandes — ich erinnere nur an unsere 
Sicherheitsvorschriften für die Errichtung elektrischer Anlagen, 
deren Einführung sein Werk ist — im besonderen unvaergeßliche 
Verdienste erworben hat, und den der Verband deshalb zu seinem 
Ehrenmitglied ernannte; 


ferner Herrn Oberingenieur Richard JAEGER, Hindenburg O. S., > 


den Mitbegründer des Oberschl. E.V., der leider ein Opfer der ober- 
schlesischen Unruhen geworden ist; 


weiter Herrn Geheimen Kommerzienrat von WACKER, früheren 
Generaldirektor der Firma Schuckert, zuletzt Vorsitzender des Auf- 
sichtsrates dieser Gesellschaft. Er war ein weitausschauender Un- 
ternehmer auf dem Gebiete der elektrischen Stromversorgung und 
in späteren Jahren dem der Elektrochemie und hat große und größte 
elektrochemische Anlagen geschaffen. 


Von ausländischen Toten erwähne ich: 


Herrn Ing. J. FISCHER-HINNEN, Zürich, den Verfasser des be- 
kannten Buches über Gleichstrom und Bahnen, 


Herrn Dr. Edward HOPKINSON, England, den bekannten Pionier 
auf dem Gebiete elektrischer Traction, 


den Pariser Fabrikanten von Meßgeräten H. Jules CARPENTIER 


sowie den Gründer der Curtis & Crocker Electric Motor Co. und 
der Crocker Wheeler Co., Herrn Prof. T. B.CROCKER, New York, den 
Vater der amerikanischen elektrotechnischen Normen. 


M. H.! Wir bringen diesen toten Freunden unseren Abschieds- 
gruß heute dar, indem wir ihr Andenken durch Erheben von den 
Sitzen ehren. 

Ich darf Ihnen nun, meine Herren, einen kurzen Überblick über 
die Leistungen und Fortschritte der deutschen Elektrotechnik im 
Berichtsjahr Mai 1921 bis Mai 1922 geben. Zunächst einige Worte 
über die fabrikatorischen Leistungen der deutschen Elektrotechnik. 
Diese Leistungen hängen in hohem Maße ab von der Arbeitsfreudig- 
keit und Tagesleistung der Arbeiter und Angestellten. Beide haben 
seit den trüben Tagen der Revolutions- und Streikjahre 1918/19 zwar 
zugenommen, aber leider noch immer nicht die Vorkriegsleistung 
erreicht. Der erste schwere Streik in der fabrizierenden Elektro- 
industrie seit 2 Jahren ist diesmal leider in Süddeutschland in Ge- 
stalt des 15wöchigen Metallarbeiterstreiks zu verzeichnen, der um 
die Mehrleistung von nur 1% Arbeitsstunden wöchentlich ging. 
Nachdem auch in Arbeiterkreisen selbst vielfach die 8stündige Ar- 
beit in Anbetracht unserer Notlage als zu kurz und Überstunden als 
möglich erkannt werden, verlangte man auf Seiten der Arbeitgeber 
statt der 46% Wochenarbeitsstunden volle 48, und ale Ausgleich für 
die kürzere Sonnabendschicht etwas längere Arbeitszeit an den übri- 
gen Wochentagen. Nur aufpeitschende Hetzerei hat es hier wie- 


——— 


der vermocht, den sonst gesunden Sinn des süddeutschen Arbeiters 


zu solch unverständlichem Widerstand gegen ein Gebot der Not- 
wendigkeit anzutreiben. Mehr aber als dieser lokale süddeutsche 
Streik hat eine 3wöchige Eisenbahn-Verkehrssperre vor Weihnach- 
ten und der Stägige Eisenbahner-Generalstreik im April das Her- 
ausbringen elektrischen Materials aus den stark besetzten Fabriken 
verzögert. Einzelteile zu fast fertigen Maschinen und Apparaten, 
die zu Beginn der Eisenbahnruhe unterwegs waren, kamen erst nach 
Wochen nach Entwirrung verrammelter Güterbahnhöfe in die Fa- 
brik. So lange stand die fast fertige Maschine im Werk, versperrte 
den Arbeitsplatz der dringend benötigten anderen Maschinen, die 
auf jener Stelle bearbeitet werden sollten; der Fabrikant seufzt; der 
Abnehmer jammert, dessen Maschine ausbleibt und dem deutschen 
Wirtschaftsleben fehlt, und will nicht begreifen, daß dieser dtägigr 
Eisenbahnstreik unglücklicherweise gerade in seinem Falle eine 
mehrwöchige Verzögerung in der Ablieferung zur Folge hatte. Dic 
frühere Ansicht, ein Streik verzögere die Herstellung von Fabrika- 
ten um seine eigene Dauer, die sich auch entsprechend in Liefer- 


bedingungen fand, ist dann auch in letzter Zeit fallen gelassen wor- 


den und mußte der in den leider zahlreichen Streiks der letzten Jahre 
gemachten Erfahrung weichen, daß jeder Streik oder eine Verkehrs- 
sperre die Ablieferung in Arbeit befindlicher Fabrikate im allge- 
meinen um mindestens die doppelte Dauer des Streiks verzögert. 
In diesem Lichte betrachtet muß jeder Streik als ein doppelt schwe- 
an an der deutschen Volkswirtschaft erscheinen, (Sehr 
richtig! 

Dankbar haben wir an dieser Stelle der Technischen Nothilfe 
zu gedenken, deren schwerer opfermutiger Arbeit wir bei dem Eisen- 
bahnerstreik sowohl wie in anderen Streiks die Aufrechterhaltunz 
lebenswichtiger Betriebe verdanken. Tatkräftige materielle und 
persönliche Unterstützung der T.N. sei der Ausdruck unseres Dankes. 

Eine weitere große Erschwernis in der Berichtszeit war unsere 
schwankende Valuta. Infolge der Auswirkung der Feindbunder- 
pressungen fiel die Mark vom Juni bis Oktober 1921 von 1$ = WM 
bis auf 1 $ = 160 M, um dann plötzlich Mitte November katastrophai 
auf 1 $ = 295 M zu rutschen. Im Dezember und Januar pendelt der 
Wert des Dollars um 200 M herum und steigt dann ziemlich stetig 
bis Ende März 1922 auf 320 M, dann im Zickzack wieder fallend bis 
Ende April auf 253 M, um jetzt, 4 Wochen später, wieder um 300 
zu notieren. Da mit der Valuta proportional die Einkaufspreise 
wichtigster Rohmaterialien für unsere Fabrikation, wie Kupfer und 
verwandte Metalle, Gummi, Seide, Baumwolle, Glimmer, Öl und Iso- 
lierstoffe überhaupt auf- und abtanzen, so war das Berichtsjahr das 
in der Preisfrage bisher unstetigste. Die Preispolitik war ungemein 
erschwert, das Vertrauen der kaufenden Kundschaft schwankte — 
und der Erfolg, wenigstens der vorübergehende einstweilige Erfolg 
mancher Betriebe, hängt mehr von einer geschickten Devisenpolitik 
als von guter solider Fabrikation ab. Dabei erfordert — immer wie- 
der muß nachdrücklich darauf hingewiesen werden — die Behand- 
lung der Arbeiter- und Angestelltenfragen, die Durchführung der 
neuen Steuer- und Versicherungsgesetze nicht nur außerordentlich 
viel mehr Personal und verschlingt Unsummen an Unkosten, son- 
dern beansprucht auch die Köpfe der obersten und oberen Beamten 
in unzulässiger Weise, und Millionen wertvoller Arbeitsstunden 
gehen in dieser deutschen inneren unproduktiven Arbeit verloren, 
die zum Heile der Volkswirtschaft besser sachgemäßer Fabrikation 
und der Fortentwicklung der Konstruktionen gewidmet werden 
sollten. (Sehr richtig!) 

Trotz aller dieser Erschwernisse, m. H., können wir aber doch 
erfreuliche Fortschritte auf den meisten Gebieten der deutschen 
Elektrotechnik feststellen, die ich, in Schwachstrom und Starkstron 
gegliedert, jetzt kurz skizzieren werde. 

Zuvor möchte ich noch von wichtigeren wissenschaftlich-tech- 
nischen Forschungsergebnissen aus dem abgelaufenen Jahre fol- 
gende erwähnen: 

In der drahtlosen Telegraphie ist ein wesentlicher Fortschritt 
erzielt worden durch die Präzisionsdrehzahlregelung mittels Fre- 
quenzrelais unter Verwendung von Glühkathodenröhren. 

Ferner ist ein Schnellsendeverfahren für drahtlose Telegraphie 
ausgearbeitet und zur Ausführung gekommen. Auch die drabtlose 
Telephonie ist auf eine gesicherte Basis gestellt worden. l 

Auf dem Gebiet der Telephonie und Telegraphie ist die Theorie 
der Kettenleiter, aufgebaut auf der Theorie schwingungsfähiger 
Systeme mit Koppelung, als wichtig zu erwähnen. 

Die Ausbildung der Glühkathodenröhre hat zu neuen Meßmetho- 
den für hochfrequente Wechselströme geführt. l 
i Die Ausbildung der Glimmlampe brachte eigenartige Lichtwir- 
zungen. 

Weiter sind zu erwähnen die Fortschritte in der Röntgenspek- 
trographie und ihre Verwendung zur Materialuntersuchung. 

Nicht zu vergessen ist die elektrische Haftwirkung (elektrische 
Anziehung ohne Magnetismus und Eisen) nach Johnson und Rah- 
beck. ` 

a) Schwachstrom. 


Die großen Anforderungen des Wirtschaftslebens an die Fern- 
sprech- und Telegrapheneinrichtungen machten großzügige Neu- 
anlagen und Erweiterungen notwendig. Als markanter Eckpfeiler 
dieser Entwicklung sei die Verlegung des Rheinland-Kabels er- 
wähnt, das von Berlin bis Düsseldorf und Köln auf eine Strecke von 
600 km in diesem Jahre fertig verlegt wurde mit einer Aderlänge von 


11. August 1922. 


insgesamt etwa 117 000 km und sich im Betriebe glänzend bewährt 
hat. Die Absichten, die man mit der Verlegung des Rheinlandkabels 
zu erreichen hoffte, Fernbleiben der Störungen im Frühjahr und 
Herbst, wie sie in allen Freileitungen auftreten, sind in vollem Um- 
fange erreicht worden. Das Kabel erwies sich aber bei der steigen- 
den Inanspruchnahme als bereits zu schwach, trotz seiner 52 Doppel- 
ılern.- Die Erweiterung ist bereits in Ausführung, die ersten 75 km 
Länge von Berlin bis Brandenburg sind fertig verlegt, u. zw. in einem 
Kabel, das in den äußeren Dimensionen ebenso stark ist wie das 
kheinlandkabel, jedoch die dreifache Aderzahl enthält. Eine solche 
starke Vergrößerung der Sprechmöglichkeiten auf große Entfernun- 
gen bei gleichem äußeren Kabelquerschnitt konnten natürlich nur 
erreicht werden durch die Reduktion des Flächenquerschnittes der 
einzelnen Adern bis %4 des Querschnittes im ersten Kabel, und diese 
Reduktion war möglich durch die Fortschritte, welche man mit Ver- 
stärkern erreicht hat. Während das alte Kabel Querschnitte ent- 
hielt, die ein Sprechen Berlin—Köln ohne Verstärker noch ermög- 
lichen, braucht das neue Kabel alle 75 bis 150 km Verstärker. Diese 
Verstärker, über deren Ausführung bereits vielfach gesprochen wor- 
den ist, ermöglichen nunmehr jede beliebige Entfernung in Europa, 
etwa die Entfernung von Kristiania bis Rom, Petersburg bis Madrid, 
mit Kabeln zu überbrücken und damit alle Störungen, die dem Frei- 
I«ıtungsnetz anhaften würden, zu vermeiden. An dieser Entwick- 
iung des Rheinlandkabels ist einerseits die Zunahme der Beanspru- 
chung durch das Wirtschafstleben, andererseits die Entwicklung der 
Technik auf das glänzendste zu erkennen. 

Der Siemens-Schnelltelegraph hat weitere Ausbreitung gefun- 
den, er wird neu eingeführt in Brasilien, Chile und Italien. Der Ver- 
kehr Genua— London ging während der Konferenz teilweise über 
Berlin. Eine der wichtigsten Reden Lloyd Georges war nach 14 h 
über Berlin in London eingetroffen, (hört! hört!). Der eilige Ver- 
kehr von London nach Amsterdam geht über Berlin. 

In Fernsprechanlagen erregen die großen wirtschaftlichen Vor- 
teile des Wählerbetriebes in der ganzen Welt die allgergrößte Auf- 
merksamkeit und veranlassen eine ah Verbreitung des Systems. 
— New York und Berlin haben mit dem Wählerbetrieb begonnen. — 
Auch das neue Fernamt in Berlin, das das größte der Welt werden 
soll, soll mit Wählerbetrieb für Hilfseinrichtungen und Verstärker 
ausgerüstet werden. 

Die Hochfrequenzmehrfachtelegraphie ist weiter entwickelt 
worden und findet auf vielen Gebieten zunehmende Verwendung. 

Auf elektrochemischem und elektrolytischem Gebiet haben sich 
zeue Aufgaben im Laufe des Jahres gezeigt, die zumal auf Aufarbei- 
tung verschiedener in der Kriegszeit aufgehäufter Misch- und Ab- 
fall-Metalle mit elektrolytischen Methoden hinausliefen. 


b)Starkstrom. 


Die Erzeugung elektrischer Energie ist in ständiger starker Ent- 
wicklung begriffen, eine größere Zahl modernster Groß-Kraftwerke 
ist im Bau, andere in bedeutender Erweiterung, um dem Bedarf ge- 
nügen zu können. 

In der Schwerindustrie und chemischen Industrie dürften Zen- 
tralenleistungen eines einzelnen Unternehmens, gerechnet für.seine 
sämtlichen Kraftanlagen, in der Größenordnung von 100 000 kW 
nicht mehr selten sein. Im Großgasmaschinenbau wurden neue Fort- 
schritte mit Hilfe eines Ausspülverfahrens erreicht, das pro Zylin- 
der (1500 mm Hub 1500 Durchmesser) 3000 PS zu erzeugen gestattet. 
In Doppeltandemanordnung leistet ein solcher Maschinensatz bei 
H Umläufen 12 000 PS. Dementsprechend verlangten auch die zuge- 
hörigen Generatoren einen weiteren Ausbau. Die Gasturbinen und 
die Hochdruckdampfmaschinen sind in stiller Weiterentwicklung. 
Im Turbogeneratorenbau sind zwei neue Einheiten von 60 000 kVA 
mit 1000 Umläufen für das Goldenbergwerk neu bestellt, während 
in Frankreich verschiedene Zoelly-Turbinen gleicher Größenord- 
nung mit 1500 Umläufen bereits in Betrieb sind. Die Frage der be- 
sten Ausnutzung der Wärme war für alle wärmeverbrauchenden In- 
dnstrien auch im Berichtsjahr die brennendste Betriebsfrage. Der 
Ruths-Speicher hat sich auch in Deutschland an einigen Punkten 
Eingang verschafft, und die Abhitzeverwertung aus Großgasmaschi- 
nen ermöglicht auf je 100 PS 17 PS durch Umsetzung der Abhitze in 
Dampfturbinen wieder zu gewinnen. Die Dampfkesselspannungen 
sind betriebsmäßig bis auf 25 at gesteigert, u. zw. bei Turbinen mit 
Anzapfungen von koher Atmosphärenzahl. 

In der Konzentrierung der Elektrizitätserzeugung in Großkraft- 
werken sind weitere Fortschritte gemacht. Das Goldenbergwerk hat 
eine Erweiterung auf 300 000 kW beschlossen. Das Golpa-Werk wird 
ausgebaut auf 11 Maschinen mit 16 000 kW, d. h. 176000 kW. Das 
neue Werk Trattendorf ist in Betrieb genommen, so daß 65 000 kW 
Maschinenleistung jetzt zur Verfügung stehen. Das Kraftwerk For- 
tuna II im Bezirk Köln nähert sich seiner Inbetriebnahme und wird 
4 Maschinen mit 20 000, also 80000 kW aufweisen. Bei Farge ist ein 
Kraftwerk Unterweser im Entstehen, dessen Ausbau auf 100 000 kW 
seplant ist, bei Büddenstedt nahe Braunschweig ist ein Werk von 
30000 kW geplant. Die bayerischen Wasserkraftwerke am Wal- 
‘ıensee, am Inn, an der Isar und Alz, ander Donau und am Main wer- 
ien, wie Ihnen in besonderen Vorträgen und den Aufsätzen der Fest- 
schrift dargelegt werden wird, verschiedene Mal 100 000 kW abgeben 
können. Und nicht zuletzt wird die großzügige Ausnutzung der 
Seckar-Wasserkraft, die durch Gründung der Neckar-A.G. gesichert 
ist, uns eine ansehnliche Maschinenleistung bringen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32. 


1045 


Diese fortschreitende Konzentrierung der Energieerzeugung 
und die damit gegebene Energieübertragung auf weite Entfernungen 
hat natürlich die Form der Übertragung stark beeinflußt. Eine neue 
gıoße Reihe von 100000 V-Leitungen sind neu in Betrieb genommen 
worden bzw. noch im Bau, und zwar in Bayern, Baden und Würt- 
temberg, in Sachsen, im Rheinland und in Mitteldeutschland. Als 
neueste im abgelaufenen Berichtsjahr in Betrieb genommene 100 000 

„Voltleitungen nenne ich die Strecken Lauta— Großenhain, Lauta— 
Trattendorf—Berlin, Hirschfelde—Dresden, Zschornewitz—Magde- ` 
burg. Diese Leitungen haben insofern besonderes Interesse, als sie 
mit Aluminiumseilen ausgerüstet sind, und zwar Hirschfelde-Dres- 
den, Lauta—Großenhain, Zschornewitz— Magdeburg mit Reinalumi- 
nium, Trattendorf—Berlin mit Stahlaluminium. Auf die möglichst 
breite Verwendung von Aluminium an Stelle von Kupfer werden wir 
in den nächsten Jahren den allergrößten Wert legen müssen, um 
unsere Einfuhr an Kupfer aus Amerika möglichst zu verringern 
(technisch hat die Verwendung von Aluminium im Freileitungsbau 
heute keine Bedenken mehr), und auch die Schwierigkeiten bezüg- 
lich des Preises können als überwunden gelten, nachdem es gelun- 
gen ist, Altaluminium von 99% Reingehalt wie Altkupfer zu ver- 
werten und mit etwa 70 % des Tagespreises zu vergüten. 


Der Ausbau des Bayernwerkes, des größten in Deutschland be- 
findlichen 100 000 V-Netzes, wird voraussichtlich im nächsten Som- 
mer beendet sein. 

Durch die Konzentrierung der Erzeugung werden die Energien 
aber so groß, die Übertragungslängen so weit, daß allmählich 100 000 
Volt als Spannung nicht mehr ausreichen und die Projekte für Aus- 
führung von 220000 V-Leitungen festere Gestalt annehmen.. Ver- 
schiedene Pläne sind bereits in intensiver Bearbeitung, und die Zeit 
halte ich nicht mehr für fern, in der wir auch innerhalb der Grenzen 
unserer Heimat 220 000 V-Übertragungen werden aufweisen können. 


Diese Netze höchster Spannung haben uns mit ihren ange- 
schlossenen Energiemengen vor ganz neue Aufgaben hinsichtlich der 
Überstrom- und Überspannungsschutzfrage gestellt. In eingehenden 
Beratungen ist von den vereinigten Baufirmen des Bayernwerkes 
zusammen mit dem Bayernwerk und dessen Sachverständigen ein 
neues Selektivschutzsystem ausgebildet worden, das jetzt in Aus- 
führung begriffen ist. Es wird, wenn es seine Proben bestanden hat, 
uns in der weiteren Entwicklung und der Verkoppelung der Hoch- ' 
spannungsnetze Deutschlands wertvolle Dienste erweisen. 

Parallel zu der Freileitungstechnik macht auch die Kabeltechnik 
Anstrengungen, um weiterzukommen. Die verseilten Dreileiterkabel 
für 35 000 V haben sich bisher gut bewährt, gleiche Kabel für 50 000 
und 60 000 V für einen Versuchsbetrieb sind im Bau, nachdem Labo- 
ratoriumsversuche ein zufriedenstellendes Resultat erbracht haben. 

Große Fortschritte hat in letzter Zeit der Umformerbau aufzu- 
weisen. Die größten bis jetzt überhaupt gebauten Einanker-Um- 
former bis 5000 kW haben eich im Betrieb gut bewährt. Quecksilber- 
dampfgleichrichter sind bis 250 A mit einem Glasgefäß und bis 600 A 
in Stahlzylindern fertiggestellt. 

Der größte Verbraucher elektrischer Energie ist immer noch der 
Elektromotor mit einem Verbrauch von etwa 60 % der gesamten er- 
zeugten kW-Stunden, die im Berichtsjahr. auf wohl etwa 25 Milliar- 
den insgesamt öffentlicher und privater Erzeugung in Deutschland 
zu schätzen sind. 

Auf dem Gebiete elektrischer Bahnen, die sich in anderen Län- 
dern (Schweiz, Italien) stark entwickeln, ist in Deutschland nichts 
Neues zu berichten. 

Die Entwicklung von Straßenbahnen hat angesichts der un- 
glücklichen deutschen Wirtschaftsverhältnisse ganz und gar aufge- 
hört, nicht eine einzige neue Straßenbahn ist gebaut worden, und die 
bestehenden Straßenbahnen haben Mühe, ihr Material in Ordnung 
zu halten und ohne Verlust zu arbeiten. Als technische Neuerung 
ist die Verwendung von Wälzlagern und die Belüftung der Straßen- 
bahnmotoren anzusprechen. 

Auf dem Gebiete der elektrischen Vollbahnen sind die Arbeiten 
für die Errichtung neuer Linien wieder in Angriff genommen wor- 
den, und die im Vorjahr aufgestellten technischen Entwürfe sollen 
jetzt in größerem Umfange erprobt werden. Besonders in Bayern 
werden eine Anzahl Linien für den elektrischen Betrieb eingerich- 
tet, um die beim Ausbau der Wasserkräfte gewonnenen Energie- 
mengen für den Bahnbetrieb nutzbringend zu verwerten und die 
mangelnde Kohle zu ersetzen. 

Im Maschinenbau hat die Tendenz zur Verwendung immer grö- 
ßerer motorischer Einheiten nur im Gebiete der Schwerindustrie 
weiteren Boden gewonnen. Dort sind Walzenzugsmaschinen größter 
Einheiten (21 000 PS max. Leistung) mit Drehmomenten bis 300 mt 
(mt = Metertonnen) zur Aufstellung gekommen. Die große Mehr- 
heitder zum Antrieb der unendlich vielgestaltigen Arbeitsmaschinen 
verwendeten Motoren verfolgt aber ausgesprochenermaßen die Ten- 
denz zur immer weiteren Aufteilung in stets kleiner werdende Ein- 
heiten. In dieser Richtung bewegt sich die Entwicklung des Ring- 
spinnmaschinenantriebes mit Einheiten von etwa 10 kW zum Einzel- 
spindelantrieb mit 30 bis 40 W Leistung; ebenso des Papiermaschi- 
nenantriebes vom Einzelmotorantrieb zur Unterteilung auf 4 bis 
6 Abteilungen, die Entwicklung des Mehrmotorenantriebes von ver- 
schiedenen Werkzeugmaschinen, Fräswerken, Karusselbänken, Ra- 
dialbohrmaschinen, Schleifmaschinen usw. Die Entwicklung des 
Einzelantriebes wird nicht in kraftübertragungstechnischen Ge- 
sichtspunkten gesucht, sondern hauptsächlich in einer quantitativen 


1046; 


uder qualitativen Mehrleistung der Arbeitsmaschinen durch homo- 
genen organischen Einbau des Elektromotors in ihr Gefüge und An- 
passen seiner elektrischen Größen an die jewejlig vorliegenden Be- 
dürfnisse der Arbeitsmethode. 

Auf landwirtschaftlichem Gebiet hat das Berichtsjahr die ersten 
umfassenden Betriebsergebnisse für die Verwendung der elektri- 
schen Energie zur Konservierung von Futtermitteln gebracht. Eine 
. größere Reihe von Elektrofutteranlagen haben sich gut bewährt, sa 
daß an den Ausbau solcher Anlagen auf breiterer Basis gedacht wer- 
den kann. Mit dem fortschreitenden Bau von Elektrofutteranlagen 
wird sich das Belastungsbild der Überlandzeutr&ien voraussichtlich 
stark ändern, d. h. verbessern. 

Damit habe ich der Gepflogenheit entsprechend die hauptsäch- 
lichsten Entwicklungsgebiete gestreift, auf Einzelheiten einzugehen 
würde mich in diesem Rahmen zu weit führen. 


M. H.! Ich weise nun auf die Vorträge unserer heutigen und 
morgigen Tagung hin. Den eben erwähnten Fortschritten entspre- 
chend haben wir die Themata der Vorträge gewählt. Aus dem Ge- 
biete des Starkstromes soll die Ausnutzung großer Kraftquellen mit 
Hilfe des elektrischen Stromes beleuchtet werden. Herr Geheimrat 
Prof. Dr. OSSANNA wird über, die Fernleitungsmöglichkeiten elek- 
trischer Arbeitsmengen, Herr Dir. Dr. HESS über die Verwendung 
elektrischer Energie zu chemischen Zwecken sprechen. Diese The- 
mata sind hier in Bayern, wo es gilt, viele Tausende von Kilowatt zu 
verwerten, die in den nächsten Jahren aus Wasserkräften gewonnen 
werden, besonders aktuell. Mitteilungen aus dem elektrischen Fern- 
zugbetrieb der Reichsbahn werden morgen durch Herrn Oberreg.- 
Baurat WECHMANN vom Reichs-Verkehrsministerium gemacht wer- 
den, und anschließend werden wir aus dem berufenen Munde des 
Herrn Prof. Dr. ZENNECK auf dem Gebiete des Schwachstromes das 
Thema „Elektrische Ströme in Gasen” behandelt sehen. Interessante 
Besichtigungen der in Arbeit befindlichen Wasserbauten der Kraft- 
werke des Walchenseewerkes, der Mittleren Isar, des Innwerkes, der 
Ilsarwerke sowie des Südwerkes I und II der Stadt München und der 
staatlichen automatischen Fernsprechämter werden unser 3tägiges 
Programm ausfüllen. 

Über die Tätigkeit unseres Verbandes selbst wird der General- 
sekretär Herr SCHIRP auszugsweise berichten. Der Bericht de=sel- 
ben liegt Ihnen in seinem ganzen Umfange gedruckt bereits vor. Ich 
weise auf die vielen Beschlüsse hin, die unsere Jahresversammlunx 
als Folge der im Jahre geleisteten Verbaudsarbeiten und der Kom- 
missionsbeschlüsse zu fassen haben wird, und hoffe, daß die Be- 
schlüsse, die wir fassen werden, dem Verband und der deutschen 
Elektrotechnik überhaupt zum Segen und Fortschritt gereichen 
“ mögen. 

An dieser Stelle nehme ich gern Veranlassung, den Herren, die 
in den im abgelaufenen Jahre besonders zahlreichen Kommissions- 
sitzuugen aufopfernde Arbeit geleistet haben, hiermit im Namen des 
Verbandes herzlichst zu danken und unsere Anerkennung für die 
Schaffung der neuen Bestimmungen auszusprechen (Beifall). 

Das Leben unseres Verbandes blüht, und wir freuen uns seines 
Gedeihens und seiner Weiterentwicklung. Auch fruchtbar ist er 
gewesen und hat Familienzuwachs bekommen. Neue Bezirksvereine 
sind in Chemnitz, Halle, im Bergischen Lande, in unserer schönen 
geliebten Rheinprovinz und Düsseldorf entstanden, und als Zeichen, 
daß deutscher Geist und deutsche Technik fest und treu auch im 
Osten unseres Vaterlandes die Wacht halten, ist in Königsberg in 
Östpr. ein starker Bezirksverein gegründet worden. Mit herzlichem 
Dank an die Männer, die die Gründung der B.V. durchführten, rufen 
wir ihren Vertretern heute ein herzliches Willkommen zu, wünschen 
ihnen Blühen und Gedeihen mit dem frohen Zuruf: Hie wie dort 
gut deutsch allewege! (Bravo!) 


M. H.! Ich bin am Ende meines kurzen Überblickes über die Ge- 
schehnisse im letzten Geschäftsjahr angelangt und möchte unserem 
Verbande noch ein Geleitwort fürs neue Jahr auf den Weg geben. 
Dabei muß ich aber stark auf das politische Gebiet übergehen, das 
ja heute mit dem täglichen Denken und Fühlen eines jeden Deut- 
schen eng verbunden ist. Mancher von uns hatte vielleicht gehofft, 

die Konferenz von Genua würde uns wesentliche wirtschaftliche Er- 
leichterupgen bringen. Das ist nicht geschehen. Nur eine Tat ge- 
schah, die wir freudig verzeichnen: Das war der Abschluß des 
Deutsch-Russischen Vertrages von Rapallo. Zum ersten Male seit 
dem Kriege saß die deutsche Delegation nicht auf der Anklagebank, 
um nur das Diktat des Feindbundes entgegenzunehmen, sondern sie 
beriet mit in der Rolle der Vertreter eines Staates und fand den Mut, 
eine selbständige Handlung ohne vorheriges ängstliches Fragen bei 
den anderen vorzunehmen und den Rapallovertrag abzuschließen. 
Dafür wissen wir der Regierung Dank. Es ist nicht so sehr die wirt- 
schaftliche Bedeutung des Vertrages, als die Tatsache seines Ab- 
schlusses selbst, die ich als ein erfreuliches Symptom zurückkehren- 
deu Mutes buche. Zwar wurde ob dieses Mutes unsere Regierung von 
der anderen Seite sofort mit Schmutz beworfen, der Hinterhältigkeit 
und Unaufrichtigkeit, ja sogar der Vertragsbrüchigkeit gegenüber 
den „heiligen Satzungen“ des Versailler Vertrages bezichtigt. Wenn 
auf solche verbogenen Ansichten, die sich namentlich aus dem Munde 
des fanatischen französischen Ministerpräsidenten immer wieder 
breit machen, dort in Genua aus taktischen Gründen nicht deutlich 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heft 32. 


11. August 1922. 


Kb m m nn nn 


genug geantwortet werden konnte, und wenn auch leider, wie ich 
einmal offen aussprechen muß, im deutschen Parlament solchen Ge- 
danken meines Erachtens nicht scharf genug entgegengetreten wira 
(bravo, sehr richtig!), so wollen und müssen wir immer mehr jede 
Gelegenheit, auch die einer großen Jahresversammlung, wie unsere 
heutige, benutzen, um rückhaltlos und furchtlos gegenüber den 
furchtbaren französischen Entstellungen und Verhetzungen der Welt 
die Wahrheit zu sagen (bravo!), und so stellen wir hier versammei- 
ten 2400 deutschen Elektrotechniker der Öffentlichkeit gegenüber 
hiermit fest: 

1. Der Versailler Vertrag ist keine „heilige Satzung“, sondern 
eine durch unerhörte militärische Druckmittel und Bedrohungen er- 
reichte Eıpressung (stürmischer Beifall). Seine Voraussetzung, die 
deutsche Schuld am Weltkriege, ist geschichtliche Fälschung. Das 
deutsche Volk hat diesen Krieg nie gewollt; die angeführten Be- 
weise sind Anspachsche Fälschungen, wie der Eisnerprozeß bewies 
(stürmische Zustimmung). 

2. Jedermann wußte und weiß es, und alle Welt außer Frank- 
reich gibt es heute zu, daß die uns mit diesem Erpresservertrag auf- 


` erlegten Bedingungen absolut unerfüllbar sind (sehr richtig!) ferner 


daß die aus der Unmöglichkeit der Erfüllung notwendiger- 
weise folgenden sogenannten Verfehlungen Deutschlands keine sv- 
genannten Sanktionen seitens einer Macht rechtlich nach sich ziehen 
dürfen, und daß diese mit dem teuflischen Wort „Sanktionen“ beleg- 
ten Vorgänge nichts sind als Rechtsbrüche und Vergewaltiguugen 
einer übermütig gewordenen Nation gegenüber dem ohnmächtig un. 
wehrlos gemachten Deutschland (stürmischer Beifall). 

4. Die immer wieder auftretenden Nachrichten von Kriegs- unl 
Revanchevorbereitungen in Deutschland sind Lügen, sind Anspah- 
sche Phantasien. Wir wollen Ruhe und Frieden haben (sehrrichtig!). 

5. Das deutsche Volk lebt nicht, wie man drüben allgemein br- 
hauptet, in Saus und Braus und kann deshalb jährlich Hunderte von 
Milliarden Reparationszahlungen leisten. Im Gegenteil, es arbeitet 
hart und lebt bescheiden. 

M. H.: Der Verbrauch, für 1 Jahr und Kopf der deutschen Bevül- 
kerung war 


93 | 19% 
an Fleisch . ..... a 52 kg | 20 kg 
„ Mehl 22.5 Arena. 125 83 „ 


Also war 1920 der Fleischverbrauch nur 39 %, der Mehlverbrauc!: 
nur 66 % vom Friedensverbrauch. 

M. H.: Die Welt höre es — so praßt das deutsche Volk (stü!- 
mische Zustimmung), und dieses darbende Volk kann, wenn es nich! 
völlig zugrunde gehen soll, die wahnwitzigen Reparationsforderun- 
gen nicht leisten. Richtet Ihr es aber völlig zugrunde, Ihr Männer 
um Poincare, so grabt Ihr Euch Euer eigen Grab. 

M. H.! Wie unsere Regierung den Mut fand, den Rapallovertra® 
abzuschließen, so wollen wir Elektrotechniker den Mut finden, urbi 
et orbi diese Wahrheiten zu sagen. Wir wollen, wenn auch noch 
schlimmere Zeiten kommen, durchhalten und setzen dem französ:- 
schen Veernichtungswillen die Arbeitskraft und den Schaffenswillen 
des deutschen Ingenieurs, Elektrikers und Arbeiters entgegen; 
tapfer, arbeitsentschlossen und mutig wollen wir ins neue Jahr hiu- 
eingehen, eingedenk des alten lateinischen Geleitwortes: Fortes 
fortuna adjuvat: Nur dem Mutigen hilft das Schicksal. (Lebhafter, 
lang andauernder Beifall und Zustimmung.) | 

(Schluß folgt.) 


| 


Prüfstelle des VDE. 


Betr.: Firmenkennfäden für isolierte Leitungen. 

Unter Bezugnahme auf die in der „ETZ” 1921, H. 52, S. 1523 ve!“ 
öffentlichte Liste derjenigen Hersteller isolierter Leitungen, denen 
ein Firmenkennfaden von der Prüfstelle des VDE bisher zugewiesen 
war, wird hierdurch bekanntgegeben, daß nachträglich den unten an- 
geführten Firmen ein Firmenkennfaden zugewiesen wurde. 


Prüfstelle des VDE. 
Zimmermann. 


Kabel- und Gummiwerk Coesfeld A. G. in Coesfeld in Westf, _ 
Faradit-Isolierrohrwerke Max Haas A. G., Chemnitz-Reichenhait: 
Kabelwerk G. m. b. H. in Fröndenberg (Ruhr), 

NMeirowsky & Co. A. G. in Porz (Rhein), 

Elektrotechnische Fabrik A. G. in Vacha a.d. Werra, 
Westdeutsche Draht- und Kabelwerke A. G. in Duisburg, _ 
Deutsche Kabelindustrie G. m. b. H., Berlin-Niederschöneweid®, 
Kabelfabrik und Drahtindustrie A. G. in Wien, 

Metall- und Kabelwerke A. G. Cossonay-Gare (Schweiz), 

N. V. Hollandsche Draad- en Kabelfabriek Amsterdam. 


11. August 1922. 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 17. VIII. 1922, abends 
R Uhr, Vortrag des Herrn Obering. Siems, Berlin über „Moderne 
Schaltanlagen“ im Saal 42 der Techn. Hochschule. 


Dresdener Elektrotechnischer Verein. Im August und September 
keine Sitzungen und keine Verbandsmitteilungen. 


RECHTSPFLEGE. 


Ist eine Mängelanzeige rechtzeitig, wenn sie infolge Arbeits- 
überlastung, die durch die Zwischenkunft von Feiertagen veranlaßt 
ist, an sich verspätet wäre? — Nach § 377 HGB. hat der Käufer die 
Ware unverzüzlich nach der Ablieferung durch den Ver- 
käufer, soweit dies nach ordnungsmäßigem Ge- 
schäftisgange tunlichist, zu untersuchen und, wenn sich 
ein Mangel zeigt, dem Verkäufer unverzüglich Anzeige zu 
machen. Unter unverzüglich im Rechtssinne ist zu verstehen „ohne 
schuldhaftes Zögern” (8 121 BGB.). Eine verzögerte Untersuchung 
und Anzeige der Mängel schadet also an sich nicht. Erst das ver- 
sehuldete Zögern läßt das Rügerecht des Käufers untergehen. 
Wann ist jedoch eine Verzögerung der Untersuchung und Anzeige 
schuldhaft? Daß auf die besondere Lage des Käufers Rücksicht ge- 
nommen werden mußte, darüber war man sich klar. So galt es stets 
als Entschuldigung für das Hinausschieben der Untersuchung, wenn 
mehrere große Sendungen zu unerwarteter Zeiteintrafen. Ilingegen 
war die Frage nicht geklärt, ob und inwieweit die durch Feiertage 
im Betriebe einzetretene Überlastung das Hinausschieben der Unter- 
suchung und der Mängelanzeize rechtfertigt. Während die unteren 
Instanzen diesen Umstand als Entschuldigungsgrund nicht zuließen, 
erklärte das RG., daß hierauf Rücksicht zu nehmen sei. Es handelte 
sich um folgenden Streitfall: Bei einem Kaufmann, dessen Disponent 
beurlaubt war, läuft Ware am 7. VI. 1919, dem Sonnabend vor Pfing- 
~en, gegen Mittag ein. Infolge der durch das Pfingstfest veranlaß- 
ten Betriebsunterbrechung konnte die Ware erst am darauffolgen- 
den Mittwoch, den 11. VI., untersucht werden. Die hierbei sich erge- 
binden Mängel wurden am 12. VI. angezeigt. Zwischen Einlieferung 
Jder Ware und Mängelanzeize lagen demnach 5 Tage. Der Käufer 
vutschuldigte die Verzögerung mit der Arbeitsüberlastung, die durch 
lir Abwesenheit seines Disponenten, insbesondere aber durch die 
Friertage verursacht war. Das RG. (Urteil des III. Zivilsenats vom 
14. VI. 1921, „Jur. Wochenschrift” 1922 v. 1. VI. 1922, S. 802 f.) läßt 
diese Entschuldigung zu und führt hierzu folgendes aus: 

„Der Handelsverkehr erfordert freilich eine rasche Erledigung 
der Geschäfte, und es muß deshalb auch mit der Unverzüglichkeit 
ter Mängelanzeige streng genommen werden. Indessen kommt es 
{och immer auf die tatsächliche Lage an. Wenn nun auch, wie das 
BRG. hervorhebt, die Untersuchung etwas einfach war und wenig 
Leit erforderte und die Beklagte nach der mehrtägizen Betriebs- 
pause Anlaß zu beschleunigter Tätigkeit hatte, so bleibt doch die 
Tatsache bestehen, daß eben infolge des vorübergehenden Ruhens 
dra Betriebes unerledigte Sachen sich anhäufen mußten, die nur 
nach und nach erledigt werden konnten. Die Beklagte hatte unter 
Beweis gestellt, daß ihr Disponent vor den Pfingsttagen beurlaubt 
worden und bei Wiederbeginn seiner Tätigkeit am 11. VI. 1919 mit 
Arbeit überlastet gewesen sei. Diese Behauptung hat das B.G. mit 
Unrecht für unerheblich erklärt. Wenn eine solche von der Be- 
kiieten nicht verschuldete Überlastung, die allerdings nach Art und 
Umfang noch näher darzulegen ist, wirklich bestand, so muß sie be- 
rüeksichtigt werden, wenn es sich fragt, ob die Beklagte die Mängel- 
anzeige unverzüglich, d. h. ohne schuldhaftes Zögern erstattet hat. 
Es läßt sich auch nicht, wie das B.G. tut, ohne weiteres sagen, daß 
die Anzeige als eine dringliche und schnell zu erledigende Arbeit 
vorweggenommen werden mußte Zu einer solchen Bevorzugung 
dieser Angelegenheit. vor anderen unerledigten Geschäften hätte es 
eines besonderen Anlasses bedurft, der jedenfalls nur unter Berück- 
sichtigung der übrigen damals vorliegenden Geschäfte nach Zahl 
und Art festgestellt werden konnte.” 

Auch auf die Organisation des Betriebes muß Rücksicht. genom- 
ten werden. An einen Einzelkaufmann, der gewöhnlich die Ent- 
scheidung, ob Mängel vorhanden und ob sie gerügt werden sollen, 
selbst trifft, sind größere Ansprüche hinsichtlich der Unverzüglich- 
keit der Mängelanzeige zu stellen als unter Umständen ap eine 
\ktienzesellschaft, wo der untersuchende Beamte erst mit seinem 
Vorgesetzten sich darüber aussprechen muß. Das RG. führt hierzu 
aus: 

„Was insbesondere die Möglichkeit einer schnellen Erledigung 
betrifft, so ist auch zu berücksichtigen, daß es sich hier um den Be- 
'rieh einer Aktiengesellschaft handelt und der Disponent der Be- 
klagten sich naturgemäß nach dem Ergebnis der Untersuchung nicht 
nur selbst über die Frage der Mängelanzeige schlüssig machen, son- 
dern auch mit dem Direktor der Gesellschaft besprechen mußte, was 
auch bei völlig ordnungsmäßigem Geschäftsgange eine gewisse Zeit 
in Anepruch nahm. Es bedarf also einer genauen Feststellung der 
damaligen Geschäftslage der Beklagten.” 

Lchrreich ist auch, was das RG. hinsichtlich der Beförderungs- 
art der Anzeige sagt: 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32. 


1047 


„Nach $ 377 Abs. 4 HGB. genügt zur Erhaltung der Rechte des 
Käufers die rechtzeitige Absendung der Anzeige. Die Gefahr 
der Beförderung trifft also den Verkäufer, und er muß die Anzeige 
gelten lassen, auch wenn sie erheblich später bei ihm eintrifft, als 
nach dem regelmäßigen Verlauf zu erwarten gewesen wäre An- 
dererseits muß es aber auch genügen, wenn eine an sich verspätet 
abgesandte Anzeige durch die Wahl einer besonders schnellen Be- 
förderungsart, z. B. eines Telegramms anstatt eines Briefes, noch 
rechtzeitig, d. h. so zeitig eintrifft, wie eine rechtzeitig, aber ohne 
diese Beschleunigung abgesandte Nachricht eingetroffen wäre. Es 
ist nicht ausgeschlossen, daß der am 12. VI. abgesandte Eilbrief noch 
am gleichen Tage in die Hand des Klägers gekommen ist, und es ist 
möglich, daß auch ein am 11. VI. alsbald nach der Untersuchung ab- 
gesandter gewöhnlicher Brief erst im Laufe des 12. VI. bei dem Klä- 
ger eingelaufen wäre. Die Anzeige durch den Eilbrief vom 12. VI. 
müßte in jedem Falle als genügend angesehen werden. wenn sie so 
zeitig einzetroffen ist, wie, was nach den damaligen Verkehrsver- 
hältnissen zu beurteilen ist, ein am 11. VI. abgesandter einfacher 
Brief voraussichtlich eingetroffen sein würde. Einer hiernach sich 
ergebenden Gleichzeitierkeit müßte aber nach Treu und Glauben 
auch der Fall gleichgestellt werden, wenn es sich um einen Unter- 
schied von nur wenigen Stunden innerhalb des nämlichen Tages 
handelt, es müßte deun sein, daß aus besonderen vom Verkäufer 
darzulegenden Gründen das spätere Eintreffen der verspätet abge- 
sandten Anzeige einen Nachteil für seine weiteren Verfügungen be- 
deutete.” Alles in allem ein Urteil, das man sich merken muß. Unter 
feiner Abwägung aller beachtenswerten Umstände kommt das RG. 
zu einem Ergebnis, das die Billigung aller kaufmännisch orientierten 
Juristen finden wird. 


Rechtsanwalt Dr. W, Ringwald, Badisch Rheinfelden. 


Teilprioritäten. — Von der Beschwerdeabteilung des Prager 
Patentamts ist entschieden worden, daß für den Umfang einer tsche- 
chischen Patentanmeldung nur eine Priorität gewährt werden 
kann. Es ist somit nicht möglich, mehrere innerhalb des Unions- 
Jahres in einem Unionsstaate erfolgte Anmeldungen zu einer An- 
meldung in der Tschechoslowakei zusammenzufassen. Eine gleiche 
Entscheidung ist vor kurzem vom Belzrader Patentamt in 
erster Instanz getroffen worden. Diese Entwicklung ist unerfreu- 
lich, da sie deutschen Staatsbürgern die Entahme von Auslands- 
patenten in den betreffenden Ländern ungebührlich verteuert. Lei- 
der ist der nahcliegende Weg, durch Gegenseitigkeit eine Vergel- 
tung herbeizuführen, nicht gangbar, weil der Artikel 2 des Unions- 
vertrages die Bürger der vertrazschließenden Staaten in bezug auf 
die Vorteile des Abkommens gleichstellt und in Deutschland allen 
nn. Staatsangehörizen von jeher Teilprioritäten gewährt 
werden. 


Patentverlängerung in Belgien. — In Belgien sind sämtliche 
Patente, also auch die der deutschen Staatsangehörigen, automatisch 
um die Kriegsdauer verlängert worden; es waren mithin weder be- 
sondere Anträge zu stellen noch Gebühren zu zahlen, um die Ver- 
längerung zu erlangen. 

Nun haben viele, namentlich ausländische Patentinhaber ver- 
säumt, die erste während des Kriegs fällig gewordene Jahresgebühr, 
welche vor dem 30. IX. 1921 entrichtet werden mußte, zu bezahlen. 
Das Brüsseler Patentamt hat aber beschlossen, die Wiederinkraft- 
setzung der hierdurch verfallenen Patente auf Grund des Vertrages 
von Trianon allen Patentinhabern der Unionsländer zu ermöglichen, 
wenn die rückständige Gebühr ohne Zuschlag und die eventuell 
inzwischen fällig gewordenen Jahresgebühren bis zum 26. VII. 
dieses Jahres eingezahlt würden. Dieser Akt internationalen Ent- 
gezgenkommens — auch Deutschland gegenüber — sei, da er heute 
nur allzu selten ist, gern vermerkt. 


Beschlagnahmte deutsche Warenzeichen in Amerika. — Be- 
kanntlich hat der Alien Property Custodian außer etwa 4500 Paten- 
ten auch viele Warenzeichen deutscher Gesellschaften in Bausch 
und Bogen an die Chemical Foundation Ine. für 250 000 $ verkauft. 
Für die Inhaber solcher Schutztitel dürfte eine Entscheidung des 
United States Court of Appeal von Interesse sein. Die französische 
Firma A. Bourjois & Co., die Java-Gesichtspuder herstellte, hatte 
ihre amerikanische Geschäftsniederlassung verkauft. Der Erwerber 
behauptet, mit dem Kauf auch die in den V. S. Amerika eingetra- 
genen Marken „Java“ und „A. Bouriois & Co.” ausschließlich erwor- 
ben zu haben. Die französische Firma hatte dann ihre Fabrikate 
mit ihrer Marke „Java“ in den Vereinigten Staaten direkt verkauft. 
Der Erwerber der Niederlassung klagte nun auf Schadenersatz we- 
gen unberechtister Führung der Marke „Java“ und wurde abge- 
wiesen mit folgender, auszugsweise wiedergegebenen Begründung: 
„Trade marks are intended to show without any time limit the origin 
of the goods they mark so that the owner and the publie may be 
protected against the sale of one man’s goods as the goods of another 
man. If the goods sold are the genuine goods covered by the trade 
mark the rights of the owner of the trade marks are not infringed 
by such sale.” ......... 

Namhafte amerikanische Rechtsgelehrte stehen auf dem Stand- 
punkt, daß diese Entscheidung dem Rechtsempfinden und dem Stand- 
punkt der amerikanischen Juristen durchaus entspreche, und sind 
der Auffassung, daß deutsche Firmen, wenn sie ihre Waren mit ihrer 


m. a 
nn nn 


1048 


alten bekannten Marke einführen, ebenso freigesprochen werden 
würden, falls sie etwa von der Chemical Foundation Inc. angegriffen 
werden sollten. 
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem der Schriftleitung 
und obne deren Verbindlichkeit.) 


Betriebsmäßige Erwärmung von großen D-Sicherungsstöpseln. 


Es erscheint mir, daß den Leitungen wirtschaftlich eine bei 
weitem größere Wichtigkeit zukommt, als den dieselbe schützen- 
den Sicherungen. Nur dann, wenn es wirklich nicht möglich ist, In 
der Konstruktion der Sicherungen die Anforderungen der Lei- 
tungen zu erfüllen, sollte zu einem Konipromiß gegriffen werden, 
als welches mir die Heraufsetzung des Grenzstromes von 1,6 auf 
2,1 erscheint. 

Vieles im Aufsatz von E. SCHOOF!) kann ich nur beslätigen: 
Die Wärmeerzeugung der Sicherungen rührt fast nur von deın 
Silberdrahte der Patrone her. Es ist auch wirklich nicht 
möglich, dieselbe mit gewöhnlichen Mitteln herabzusetzen. 
Weiterhin ist die Wärmeerzeugung bei einer Dauerbelastung nahe 
dem Grenzstrome ganz außerordentlich groß und führt eine ge- 
führliche „Vorwärmung“ — für den Fall eines nachfolgenden 
Kurzschlusses — herbei. 

Beim Vorschlage des Herrn SCHOOF entstehen folgende Fragen 

Tritt mit der vorgeschlagenen Erhöhung des Grenzstromes 
nicht eine Gefährdung der Leitungen auf? Oder besser umgekehrt, 
wenn man für einen gegebenen Leitungsquerschnitt einen be- 
stimmten Grenzstrom als gerade noch zulässig erachtet: Bedingt 
die Heraufsetizung des Grenzstrom-/Nennstromverhältnisses nicht 
eine Herabsetzung der Belastungsfähigrkeit der wirtschaftlich 
wichtigeren Leitung zugunsten der wirtschaftlich minder wich- 
tigen Sicherung? Und wenn auch der gefährliche Kurzschluß einer 
stark vorgewärmten Patrone nicht wahrscheinlich ist, so ist er 
doch möglich! 

Es erscheint mir daher nicht überflüssig, vorerst doch noch 
nachzusehen, ob bei den üblichen Konstruktionen der großen Pa- 
tronensicherungen auch wirklich alles getan ist, um dem Übel- 
staude der Erwärmung der Sicherungen abzuhelfen. Hier tritt mir 
nur zu sehr die Wahrscheinlichkeit vor Augen, daß nicht nur 
die Vorschriften die Wärmevorgänge in den Sicherungen nicht be- 
achtet haben, sondern daß man sich auch bei der Konstruktion 
der Sicherungen der Größe der Erwärmung nicht genügend bewußt 
sein mußte. Der Verlust im Silberdrahte der Patrone beim Nenn- 
strome und einem Grenzstromverhältnis 1,6 ist etwa rd. 0,1 V bei 
allen Patronengrößen. Bei der Patrone von 25 A Nenustrom ist 
also im Drahte eine Wärmeerzeugung von 2,5 W, bei 200 A eine 
solche von etwa 20 W vorhanden. 

Die Konstruktion der Sicherung muß trachten, diese Wärme 
abzuführen. Vergleicht man die üblichen Abmessungen der Pa- 
tronen und der Sicherungselemente, so findet man, daß mit stei- 
gendem Nennstrome, die pro Watt zur Verfügung stehende 
Kühlmöglichkeit immer kleiner wird. Die Patrone selbst ist viel 
zu klein und von einem schwer lüftbaren Stück schlecht wärme- 
leitenden Porzellans eingeschlossen. Die von der Luft frei um- 
spülten Flächen sind vom Herde der Wärmeerzeugung durch mit 
der Nennstromstärke immer größer werdende Massen von Por- 
zellan und stagnierender Luft getrennt. Die Wärmezeitkonstante 
wird daher immer größer, je größer die Nennstromstärke der 
Sicherung. Die Konstruktion könnte, kraß ausgedrückt, eher den 
Eindruck erwecken, daß hier wie in einem Kachelofen die Wärme 
zurückgehalten werden soll. 

Es ist also augenscheinlich nicht angängig, die Konstruktion, 
die bei 25 A ganz einwandfrei ist, nur den mechanischen Anfor- 
derungen genügend, typisch unverändert weiterzuleiten. Mit stei- 
gendem Nennstrome muß eine Konstruktionsumformung, die für 
die fehlende Kühlmöglichkeit Ersatz schafft, angestrebt werden. 

Die Aufgabe ist: Wie läßt sich die Wärmeabgabe vom Silber- 
drahte an das Luftreservoir besser vermitteln? 

Hierzu vor aller Antwort: Wie verbreitet sich die im Silber- 
drahte erzeugte Wärme von der Erzeugungsstelle? 

Eine überschlägige Rechnung zeigt, daß dieselbe bei den 
kurzen, dicken Patronen 1. zu einem geringen Teil durch die 
Füllung der Patrone an die Mantelfläche derselben gelangt, 2. ein 
überwiegend größerer Teil derselben wandert aber längs des gut 
wärmeleitenden Silberdrahtes an die messingenen Endkontakte 
und von diesen längs der Metallkonstruktion der Zu- und Ab- 
leitung teils aufs Porzellan des Sicherungselementes, teils weiter 
bis zu den Kontaktbolzen und Zuleitschienen oder sonstigen An- 
schlußleitungen. 

Die Konstruktion muß daher trachten, Teile, welche den Sitz 
der Wärme auf ihrer Wanderung bilden, in ihrer Oberfläche schon 
möglichst nahe dem Erzeugungsherde stark zu entwickeln, diese 
Kühlflächen mit der Luft in freie Berührung bringen und für gute 
Luftzirkulation nach Möglichkeit sorgen. 


D „ETZ 192, S. 431. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 32. 


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11. August 1922. 


x Für die ‚quer durch die Patrone zur Mantelfläche derselben 
strömende Wärme 1. könnten aufgekittete Mantelblechringe nach 
Art eines Rippenrohres sorgen, für die längs der Zuleitungen 
strömende Hauptmenge der Wärme müßten möglichst nahe an 
den Sockelkontakten, an denen die Zu- und Ableitung des Strome: 
zur Patrone resp. zum Stöpselkopf erfolgt, Blechplattenkühluneen 
sorgen. Der Lüftung wegen könnte das Porzellan des Elementes 
durch eine leichter lüftbare, wohl auch größere Gußeisenhülle 
ersetzt werden. Um der Schwierigkeit des Gewindedurchmessers 
zu entgegen, Könnte eventuell die für 1 sorgende Rippenbildung 
entfallen und durch 2 mit ersetzt werden. Minder wirksam wäre 
die Absaugung der bis zu den Kontaktbolzen gelangenden Wärme 
durch mit denselben gut verschraubte Kühlblechplatten, da natur- 
gemäß bis dorthin nur ein Teil der Wärme gelangen wird. (Da- 
gegen wäre dies eine einfache Hilfe bei Sicherungen mit offenen 
Schmelzstreifen, bei denen die gleichen Schwierigkeiten wie bei 
na n allerdings erst bei höheren Nennströmen zutage 
reten. 

Bei gekapselten Sicherungen müßten offenbar die äußeren 
Maße der Hülle noch größer gewählt werden. 

Ziemlich ungeklärt bleibt die Frage der gefährlichen „Vor- 
wärmung“ durch langandauernden Strom knapp unter dem Grenz- 
strom. Offenbar muß sich hier das Silber in der Mitte der Pa- 
trone nahe der Schmelztemperatur befinden, mag man die Sache 
anstellen, wie man will. Bei besserer Kühlung wird aber die mit- 
erhitzte Masse kleiner sein, die Zeitkonstante wird auch kleiner 
werden, was alles nur günstig sein kann. 

Zur Bekämpfung der „Vorwärmung” erscheint nur der von 
den offenen Einsätzen her bekannte Weg etwas versprechend, d. i. 
die Herstellung von zwei Gruppen innerhalb der Patrone, von 
denen die eine als Taktgeber den Grenzstrom bestimmt, die zweite 
hierbei kühler bleibende die Lichtbogenlöschung übernimmt. - 


Wien, 3. April 1922. Franz Kraus. 


Erwiderung. 


Wie ich schon in meinem Aufsatz ausgeführt habe, wird der 
Schutz der Leitungen und Maschinen durch das Hinaufsetzen der 
Grenzstromstärke nach meiner Ansicht nicht nennenswert geschmä- 
lert, was jahrelange Erfahrungen aus der Praxis bestätigen. Die 
Möglichkeit, daß ein Kurzschluß eine stark vorgewärmte Patrone 
trifft, ist bei knapp bemessenen Schmelzquerschnitten viel größer 
als bei stärker bemessenen Patronen. Da die Patronen mit einer 
Grenzstrombemessung von 1,6 schon bei gewöhnlicher Danerbe- 
lastung überhitzt werden, so ist hier dieser Fall sogar recht wahr- 
scheinlich, während er bei solchen Patronen, die im Betriebe sich 
nicht. erhitzen, sehr selten vorkommen wird. 

Herr KRAUS verfolgt einen zunächst recht einleuchtenden Ge- 
dankengang, wenn er meint, daß die Konstrukteure danach trachten 
sollen, die überflüssige Wärme abzuführen. Es ist aber ein Haken 
darin, denn durch Kühlmittel irgendwelcher Art setzt man ja bei 
gleichbleibendem Querschnitt die Grenzstromstärke und damit auch 
die Nennstromstärke hinauf, und das Übel würde nicht behoben, 
sondern verschlimmert werden. Ich habe schon vor Jahren in einem 
Vortrag behauptet: „Je besser gekühlt eine Sicherungspatrone 
ist, um so wärmer wird sie.“ Das klingt seltsam, ist aber docli 
recht einfach, Die Grundgröße, von der wir bei einer Sicherung 
stets auszugehen haben, ist bekanntlich die Grenzstromstärke. Die 
Nennstromstärke ist hiervon erst abgeleitet. Stellen wir uns nu! 
vor, wir wollten die Grenzstromstärke einer neu entworfenen Pa- 
trone feststellen. Das machen wir so, daß wir die Belastung lang- 
sam und stetig steigern. Wenn dieses Verfahren mit genüzender 
Vorsicht ausgeübt wird, brennt die Patrone bei einer Stromstärke 
durch, die nahe bei der Grenzstromstärke liegt, und die wir prak- 
tisch damit gleichsetzen können. 

Nehmen wir jetzt zwei Patronen von ungefähr gleicher Art 
und mit gleichen Schmelzquerschnitten, aber mit dem Unterschi.d, 
daß die eine weniger, die andere aber stark gekühlt wird. Die erste 
Patrone möge bei 200 A durchschmelzen und daher für 100 A Nenn- 
strom richtig sein, wenn das Verhältnis von Nennstrom zu Grenz- 
strom wie 1 zu 2 angenommen worden ist. Die stark gekühlte Pa- 
trone wird bei 200 A sehr heiß werden, aber noch nicht durchbren- 
nen, da ja die Kühlwirkung der Temperatursteigerung entgegen- 
wirkt. Erhöhen wir jetzt die Stromstärke, so wird die Patron‘ 
immer heißer werden. Wir werden dabei aber beobachten, daß sich 
die Kühlwirkung jetzt steigert, und zwar ganz gleich, ob es sich 
um Luftkühlung oder um Kontaktwirkung handelt. Im ersteren 
Falle steigert sich die Luftströmung ganz erheblich mit zunehmen- 
dem Wärmegrad, und im letzteren Falle wird das Wärmegefille 
immer größer, so daß die abzeführte Wärmemenge ebenfalls stan- 
dig steigt. Macht man die Unterschiede in der Kühlung recht krab 
so kann man wohl erzielen, daß die stark gekühlte Patrone erst be 
400 A durchbrennt. Das bedeutet, daß sie für einen Nennst’oM 
von 200 A geeignet ist. Nun wird aber die gekühlte Patrone be! 
200 A viel heißer als die erstere bei 100 A Nennstrom, womit der 
obige Satz bewiesen ist, der natürlich nicht allgemein gilt, sondern 
nur im Sinne des vorstehenden Beispiels. Anders ausgedrückt, 
diegutgekühltePatronehatfürdiegleicheNen!" 
stromstärkeeinenhöherenSpannungsabfalla:: 
dieunzekühlte Patrone, undderdadurchhervor 
verufene Wärmeüberschuß übersteigt bei we!’ 


11. August 1922. 


tomdieKühlwirkung. Wollte man also nach dem Vorschlag 
des Herrn Kraus Rippenrohre oder sonstige Kühlmittel anwenden 
so würde man gleichzeitig den Querschnitt vermindern müssen und 
damit die Wärmeerzeugung in der Patrone steigern. Die geschlos- 
senen Sicherungen werden nicht deswegen heiß, weil sie zu wenig 
Kühlung haben, sondern eher deswegen, weil sie zu den gutgekühl- 
ten Patronen gehören. Streifensicherungen sind viel weniger ge- 
kühlt. Die Folge dacon ist, daß bei gleichen Größen- und Quer- 
schuittverhältnissen die Streifensicherung viel eher abschmilzt als 
die Patronensicherung. 

Über diese und damit zusammenhängende Eigenschaften der 
Sicherungen, wie Kurzschlußträgheit usw., habe ich eine Reihe von 
Versuchen gemacht und zum Teil auch bei Vereinsvorträgen vorge- 
führt, die geeignet sein dürften, zur Klärung dieser Fragen beizu- 
tragen. Im Rahmen einer Erwiderung kann aber nicht gut darüber 
berichtet werden, und ich werde deshalb in einem besonderen Auf- 
satz darauf zurückkommen. 

Erwähnen möchte ich jedoch vorweg, daß der Spannungsabfall 
bei den Patronen verschiedener Stromstärken nicht gleich ist, son- 
dern bei zunehmender Stromstärke fällt, wenn das Grenzstromver- 
hältnis gleich bleibt. Auch von der Bauart und der Form der 
Schmelzstreifen ist er abhängig. Auf den Wattverbrauch bei Siche- 
rungen umd überhaupt bei Apparaten, für die es wichtig ist, wird 
bei Voigt & Häffner schon seit langen Jahren geachtet; er ist in 
jedem Prüfzettel angegeben, um dem Konstrukteur von vornherein 
einen Anhalt für die Erwärmung zu geben. 


Frankfurta. M., 29. VI. 1922. Schoof. 


Zahnradlokomotiven für Anschluß- und Werkbahnen. 


In der „ETZ“ 1922, S. 619, ist die Schaltung einer Zahnrad- 
lokomotive beschrieben, bei der Achsen und Triebzahnrad durch 
wei Hauptstrommotoren getrennt angetrieben werden. Bekannt- 
ich besteht bei Zahnradlokomotiven dieser Bauart eine gewisse 
Schwierigkeit, den Übergang von der Adhäsionsstrecke auf die 
ZAahnradstrecke stoßfrei zu bewirken. Die Beschreibung ist mit 
den Worten eingeleitet: „Das Anlassen des Zahnradmotors wurde 
durch eine ebenso eigenartige wie einfache elektrische Schaltung 
ersetzt.“ = -eg 

Die gleiche Aufgabe wurde bereits vor 11 Jahren von der 
Allgemeinen Blektrieitäts -Gesellschaft bei 12 Zahnradloko- 
motiven von je 700 PS Einstundenleistung, die an die Japanischen 
staatsbahnen geliefert wurden, durch eine einfache und neue 


elektrische Schaltung gelöst, der die oben behandelte Schaltung 


außerst ähnlich ist. Die Lösung der AEG besteht darin, daß 
shon auf der Adhäsionsstrecke die Anker der beiden Motoren 
varallel, die Felder in Reihe geschaltet werden, so daß praktische 
Übereinstimmung der Umfangsgeschwindigkeit der Triebräder und 
des Triebzahnrades und damit stoßfreie Einfahrt in die Zahn- 
stange gesichert ist. Diese Schaltung ist der AEG durch DRP. 
Nr. 241 741 geschützt; sie wurde von Herrn Dipl.-Ing. C. Kräh- 
ling, jetzt Ingenieur bei den Niederländisch-Indischen Staats- 
bahnen, angegeben. Nach der Patentbeschreibung kann die be- 
treffende Schaltung auf der ganzen Adhäsionsstrecke oder erst 
kurz vor der Einfahrt in die Zahnstrecke hergestellt werden. 
Eine ausführliche Beschreibung der Zahnradbahn und der Zahn- 
radlokomotiven ist in der „AEG-Zeitung“ 1914, Febr./März, 
veröffentlicht. l 
Berlin, 1. Juni 1922. l 
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft. 


Erwiderung. 


~ Zwischen der von der AEG bei den Zahnradlokomotiven ler 
Japanischen Staatsbahnen angemeldeten Schaltung und derjenigen 
der Oker-Lokomotiven besteht ein wesentlicher Unterschied, auf 
den ich ala Urheber der letzteren doch hinweisen möchte. Erstere 

(Abb. 1) besitzt 2 unmittelbar parallel geschaltete Anker. Die 
Schaltung kann deshalb auch, wie aus der Zuschrift der AEG hervor- 
zugehen scheint, lediglich auf der Adhäsionsstrecke für die Einfahrt 
benutzt werden; denn auf der Zahnstangenstrecke würde sich, wie 
den Fachmann nicht weiter erklärt zu werden braucht, die Last- 
verteilung zwischen Adhäsionsmotor A und Zahnradmotor Z sehr 
schwierig gestalten. (Es ist sogar anzunehmen, daß auch nur für 
die Einfahrt in die Zahnstangenstrecke zwischen den Ankern 
Dämpfungswiderstände angebracht werden müssen, da sonst der 
Fall möglich ist, daß einer der Motoren als Dynamo arbeitet, der 
ändere also stark überlastet wird.) Die Umschaltung auf der Zahn- 
Stangenstrecke in eine gewöhnliche Parallelschaltung oder Reihen- 
Parallelschaltung der Motoren ist verhältnismäßig umständlich, auf 
der Zahnstangenstrecke selbst verteilt sich die Last gleichmäßig 
zwischen dem Adhäsionsmotor und Zahnradmotor. 

Bei den Oker-Lokomotiven dagegen (Abb. 2) liegt sowohl für 
die Einfahrt wie auch für die Fahrt auf der Zahnstangenstrecke der 
Anker des Zahnstangenmotors Z parallel zum Anker mit Feld des 
Adhäsionsmotors A und beide zusammen in Reihe mit der Feldwick- 
lung des ersteren. Der Reihenschlußcharakter ist für die Lastrer- 
teilung also völlig erhalten. Die Belastung auf der Zahnstangen- 
strecke kann nach Belieben zwischen Adhäsionsmotor und Zahn- 
:tangenmotor verteilt werden durch Änderung des Nebenschluß- 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heft 32. 


1049 


widerstandes zum Felde des ersteren und die Schaltung ist, wie in 


dem in der „ETZ“ Seite 619 angezogenen Aufsatz des näheren an- 


gegeben, außerordentlich einfach. Man kann also in Fällen, wo dis 
Anhängelast, wie bei Anschlußbahnen, veränderlich ist, die Zahn- 
stange schonen, indem man so schaltet, daß der Adhäsionsmotor 
ständig mit Vollast läuft. 


Für den Leser dürfte es aber von Interesse sein, zu erfahren, 
daß, wie sich gelegentlich des Versuches ein Schutzrecht auf obige 
Schaltung zu erhalten herausstellte, die Maschinenfabrik Oerlikon 
schon früher ein Schweizer Patent auf die gleiche Schaltung nach- 
gesucht und erhalten hat, die dem Vernehmen nach bei den Loko- 
motiven der Berner Oberlandbahnen Anwendung gefunden hat. 
(Vergleiche auch den Hinweis des Unterzeichneten in dem Anfsatz 
„Zahnradanschlußbahnen“ Bulletin des Schweizer elektrotschni- 
schen Vereins, 1922, S. 103.) 


Mannheim, den 27. VI. 192. A.Wichert. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die wirtschaftliche Bedeutung der flüssigen 
Treibstoffe. Von Dr. PeterReichenheim. Mit 1 Kurve. 
IV u. 85 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. 
Preis 30 M. 


In gedrängter, aber klarer Darstellung (85 S.) ist mit Unter- 
stützung eines reichen, zusammengetragenen statistischen Mate- 
rials die Frage der flüssigen Brennstoffe behandelt. Alle tech- 
nischen, wirtschaftlichen und politischen Gesichtspunkte sind 
unter Beiücksichtigung der letzten Entwicklungsabschnitte ge- 
würdigt oder wenigstens gestreift. Nach einem einleitenden Hin- 
weis auf die Bedeutung der freizügigen Energiequellen (Kohle 
und Öl) wird in dem 1. Abschnitt die Eigenart der flüssigen 
Brennstoffe hinsichtlich des Raumbedarfes und Heizwertes, der 
Beförderung und der Umsetzung in Kraft (Treiböle) und Wärme 
(Heizöle) behandelt. Unter den Anwendungsgebieten für flüssige 
Brennstoffe wird dasjenige für Verkehrsmittel als das bedeut- 
samste erkannt und in seinen Teilen (für Land-, Wasser- und 
Luftverkehr) am ausführlichsten behandelt. Die technischen 
Schwierigkeiten, die noch bei der künftigen Entwicklung zu über- 
winden sind (Ölmotorenantrieb für Großschiffe und Lokomotiven), 
werden treffend gekennzeichnet. Für die Beurteilung der In- 
anspruchnahme der Ölerzeugnisse ist die Zunahme der Automobil- 
und Schiffsölmotoren dargestellt und darauf hingewiesen, wie die 
Verpuffungs- und Verbrennungsmotoren sich allmählich zu größe- 
rer Unabhängigkeit von der Brennstoffsorte entwickelt haben. 
Im 2. Abschnitt sind die Vorkommen und Erzeugungsmengen für 
Erdöl und Schieferöl in den verschiedenen Ländern der Welt 
nachgewiesen. Wenn auch, wie der Verfasser durch Gegenüber- 
stellung von statistischen Angaben aus verschiedenen Quellen 
zeigt, die staatlichen Veröffentlichungen von Zahlen mit Vorsicht 
zu verwerten eind, so geben Berechnungen doch eine Vorstellung 
von der in Betracht kommenden Größenordnung. So ist von 
größtem Interesse, daß bei Annahme eines weiteren Verbrauches 
in der Höhe des Jahres 1920 die Erdölvorräte der Welt in sechzig 
Jahren erschöpft sein werden. (Svante Arrhenius nannte in 
einem kürzlich in Paris gehaltenen Vortrage eine wesentlich kür- 
zere Frist.) So ist es erklärlich, daß auch in Erdölländern wie Ame- 
rika die Aufmerksamkeit dem Ölschiefervorkommen zugewendet 
wird und Vorbereitungen (durch Studien) für ihre technisch 
und wirtschaftlich nicht ganz einfache Verarbeitung getroffen 
werden. Die amerikanische Kriegsmarine soll sich, wie von anderer 
Seite bekannt geworden ist, große Ölschiefervorkommen als Re- 
serve gesichert haben. Der 3. Abschnitt, Verbrauch und Ver- 
arbeitung des Erdöles und Verwendung seiner Erzeugnisse, ist 
für die Verbraucher und insbesondere für Deutschland der wich- 
tigste. Denn aus ihm und der in ihm dargestellten bisherigen 
Entwicklung lassen sich Rückschlüsse auf die Zukunft machen. 
Maßgebend sind hierfür vorläufig noch die Vereinigten Staaten 
von Nordamerika. Kennzeichnend ist die Tatsache, daß von 1899 


1050 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32. 


11. August 1922. 


bis 1919 hier die Ilerstellung von Leuchtöl sich verdoppelte, die- 
Jenige von Schmieröl aber um das 6fache, von Heizöl um das 
30 fache zunahm. Immer größere Mengen des Erdöles werden der 
Verarbeitung zugeführt; diese Entwicklung ist noch nicht abge- 
schlossen, die Veredelungsindustrie (Raffinerien) ist sogar vor- 
ausgeeilt und in ihrer Leistungsfähigkeit noch nicht ausgenutzt. 
Hand in Hand mit dieser Zunahme der Erzeugung ging aber auch 
die Zunahme des Verbrauches der Erzeugnisse im eigenen Land; 


die Mengen, die dem Weltmarkt zur Verfügung gestellt wurden, 


sind verhältnismäßig immer geringer geworden. 

. Für Deutschland, das sich Heizöl und vorläufig (bei dem noch 
geringen Umfang der Ölmaschine)' auch Treiböl in ausreichen- 
dem Maße selbst herstellen kann, und dessen Bedarf an Leuchtöl 
infolge der zunehmenden Elektrisierung des Landes stetig ab- 
nimmt, sind von den ausgeführten Erzeugnissen Benzin und 
Schmieröl am bedeutungsvollsten. Aus den Zahlentafeln des 
Buches kann man errechnen, daß im Jahre 1920 nur 1,35 Mill. t 
Benzin und 1,15 Mill. t Schmieröl, das sind zusammen nur 1,7% 
der erzeugten Benzin- und Schmierölmengen, ausgeführt wurden. 
Von den ersteren hat Großbritannien allein über die Hälfte, von 
dem zweiten über ein Drittel aufgenommen. Die Weltmarktlage 
für diese beiden Stoffe wird zweifellos unter dem Einfluß der 
Abnahme der Weltvorräte und besonders, wenn die Industrie 
anderer Länder wieder stärker aufblüht, sehr gespannt werden. 
Diese Zahlen und Überlegungen weisen in eindringlicher Weise 
auf die Bedeutung der Gewinnung der flüssigen Brennstoffe im 
eigenen Lande hin. Die Möglichkeiten hierfür, die Gewinnung 
aus anderen Rohstoffen unmittelbar oder mittelbar, sind im 4. Ab- 
schnitt kurz zusammengestellt. Für die Kohlenländer, insbeson- 
dere England und Deutschland, kommt vor allem oder allein die 
Verarbeitung von Kohle und Schiefer auf flüssige Brennstoffe in Be- 
tracht. Hier ist die Entwicklung dieser Fragen auch am weitesten 
gelichen. Für Deutschland, das ja bei der so dringenden Notwendig- 
keit, die Einfuhr einzuschränken und durch die energetisch so 
wesentlich sparsamere Verwendung von Treibölen statt Kohlen 
diese dem Weltmarkt zur Verfügung zu stellen, eine einzigartige 
Stellung hat, kann man sich des Eindruckes einer Zersplitterung 
bei der Bearbeitung dieser Fragen nicht erwehren. Nicht immer 
kann man sich dabei beruhigen, daß die freie Arbeit der Industrie 
die Entwicklung in der gewünschten Weise und der gewünschten 
Richtung fördern wird. Denn privat- und allgemein volkswirt- 
schaftliche Interessen, besonders wenn letztere sich nicht sehr 
rasch geldlich auswirken werden, decken sich nicht ohne weiteres. 
Zweifellos wird an der Gewinnung von Öl aus Kohle und Ver- 
arbeitung des Öles auf die in Deutschland notwendigsten Erzeug- 
nisse an vielen Stellen rastlos gearbeitet. Aber hier handelt es 
sich um Fragen, die die Finanz- und Außenpolitik des Reiches 
beeinflussen; und es fragt sich, ob nicht von diesem Gesichts- 
punkt aus — bei aller Zurückhaltung gegenüber einer staatlichen 
Bevormundung — eine Zusammenfassung und aktive Förderung 
durch das Reich mit ganz bestimmten Zielen am Platze wäre. 

. Mit Recht sagt der Verfasser im Schlußwort, daß ‚der flüssige 
konzentrierte Energiestoff dem Lande, das seine Produktion kon- 
trolliert, eine besondere politische Position verleiht.“ Für 
Deutschland kommt natürlich an Stelle der „Kontrolle der Pro- 
duktion“ die „Unabhängigkeit von fremder Produktion” in Be- 
tracht. Gerade in Deutschland wird eine zielbewußte Ölwirt- 
schaft und ihre zwangläufige Verknüpfung mit der Energiewirt- 
schaft geldlich und brennstoffwirtschaftlich den Wirkungsgrad 
der gesamten Volkewirtschaft wesentlich erhöhen. 

Aus dem Gesagten geht hervor, daß das Buch in vorzüg- 
licher Weise die Unterlagen für die zurzeit und künftig wichtig- 
sten Fragen unserer Kraft- und Brennstoffwirtschaft bietet und 
als Führer durch dieses Gebiet für alle hierbei politisch, technisch 
und wirtschaftlich Interessierten empfohlen werden kann. 


Dr. Landsberg, Regierungsbaurat. 


Consi- 


„Annali. Ministero dei Lavori Publici” 
er- 


glioSuperiore delle Acque. Bd. 3, 1921, in 8°, 
lag von Giovanni Bardi, Rom. 

Das Jahrbuch bringt eine Übersicht über die neueste Ent- 
wicklung der Wasserwirtschaft und Nutzbarmachung des Wassers 
in Italien. Auf sechs Abhandlungen mit Beschreibungen von 
Bauausführungen von Talsperren, theoretischen Abhandlungen, 
die sich vornehmlich mit der Berechnung bogenförmiger Sperr- 
mauern und aufgelösten Querschnitten beschäftigen und ein- 
gehende statistische Aufzeichnungen über ausgeführte Stauwerke 
bringen, folgt eine Übersicht der wasserrechtlichen und hydro- 
elektrischen Gesetzgebung. Daran schließen sich Mitteilungen 
über Genehmirungsgesuche und Genehmigungen für Anlagen zur 
Nutzbarmachung des Wassers. Den Schluß bildet eine kurze 
Bücherschau von Neuerscheinungen. 

In der Übersendung des Buches durch einen der- Herren Ver- 
fasser scheint sich die Neigung zu bekunden, der deutschen In- 
genieurweit wiederum näher zu treten und Kenntnis zu geben von 
Jen Fortschritten auf dem Gebiet der italienischen Wasserwirt- 
schaft. Wir nehmen gerne Vermerk von dem Bestreben zur Wie- 
deranknüpfung geistiger, jahrelang zerrissener Beziehungen und 
erwilern den Wunsch trotz trüber Erfahrungen. Im Haß, in der 
Untreue und Verblendung des Krieges hat man uns nach alter 


Weise „Barbaren“ geheißen, aber es ist bezeichnend, daß in der cr- 
wähnten Angabe außeritalienischer Literatur, fast die Hälfte deut- 
sche Bücher, aufgefülrt sind. Technisch und zum Verfolg der Ge- 
seizgebung, auch über elektrische Überlandverteilung, biete dis 
Veröffentlichung für den, der auch dem Auslaude sein Augenmerk 
zuwendet, manches Bemerkenswerte. Die Gewölbewirkung bogen- 
förmiger Sperrmauern und die aufgelösten Querschnitte von Tal- 
sperren sind auch bei uns Gegenstand eines fortgesetzten Stu- 
diums, und die vielen im Buche bekanntgegebenen großen und 
kleinen Wassernutzungsanlagen aller Art sollten auch in Deutsch- 
land ein Ansporn sein zu kräftigen Bemühungen auf diesem 
wichtigen Wirtschaftsgebiet. Mattern. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Die Entwicklung der Atomtheorie. Von Dr. Paul Kirschberger 
Mit 26 Textabb. u. 9 Tafeln, X u. 260 S.in 8°. C. F. Müllersche Hof- 
buchhandlung m. b. H., Karlsruhe (Baden) 1922. 

Verborgene Gewalten im Weltgeschehen. Eine neue Raum-Kraft- 
Lehre. Von Johannes Zacharias. Mit einem Vorwort von Max Valier 
und zahlr. Abb. 91 S. in 8%. Verlag von Asokthebu Otto Wilh. Bartlı, 
München 1922. Preis 20 M. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Beschäftigung im Juni und Juli 1922. — Die Berichte der prenu- 
Bischen Handelskammern kennzeichnen die äußerst 
schwierige Lage Deutschlands, die befürchten läßt, daß der nur 
z. T. noch bestehenden Scheinkonjunktur bald sehr schwere Zeiten fol- 
gen werden, in denen das Reich nur dann vor einem völligen wirtschaft- 
lichen Zusammenbruch bewahrt werden kann, wenn sich die Ange- 
hörigen aller an seinem Wirtschaftsleben beteiligten deutschen Kreise 
zu höchster Arbeitsleistung und Selbstbeschrän- 
kung entschließen und unsere ehemaligen Feinde endlich zur Ein- 
sicht kommen, daß von ihrem eigenen wirtschaftspolitischen Inter- 
essenstandpunkt ihre bisher befolgte Politik grundfalsch war. 
Während bei der immer schwächer werdenden Kaufkraft des Inlandes 
notwendig Zeiten starker Geschäftsstille folgen müssen, begünstigt div 
Markentwertung die Ausfuhrmöglichkeit nicht mehr so wir 
früher, weil sich jetzt die Inlandpreise immer schneller der sinkenden 
Kaufkraft der Mark anpassen und alsbald wieder den Weltmarktpreis 
erreichen oder gar überschreiten. Dazu kommen Brennstoffman- 
gelundGeldknappheit sowie die dauernden Veränderungen der 
Devisenkurse und Preise, die jede ordnungsmäßige Kalkulation ver- 
hindern. <“ 

Dieelektrotechnischen Fabriken sind auf Grund des frii- 
heren Auftragsbestandes reichlich mit Arbeit versehen. Infolge der 
immer bedrohlicher werdenden Geldknappheit ist die Konjunktur aber 
im allgemeinen rückläufig. Bei den Kraftzentralen im Auslande haben 
die Bestellungen auf Erweiterungen und Ersatzbauten teilweise nach- 
gelassen, doch regt sich in valutaschwachen Gebieten neuerdings mehr 
das Verlangen nach Lieferungen zu gleichen Zwecken. Installations- 
materialien sind begehrt. Das mit seinem Rohstoffbedarf fast aus- 
schließlich auf das Ausland angewiesene Kabeligeschäft ist ganz vom 
Stande der Valuta abhängig. Als unverändert gut wird in Berlin der 
Absatz von Glühlampen und Kohlefabrikaten bezeichnet. 


Indexziffern. — Die Reichsindexziffer für die Lebenshai- 
tungskosten ist im Monatsdurchschnitt von 3779 im Juni auf 
4990 im Juli,d.h. um 32 % gestiegen (9,2% i. Vm.). Für die Ernäh- 
rungskosten hat sie sich auf 6836 (5119 i. Vm.) erhöht. Weit erheblicher 
noch ist das Anwachsen der Großhandelsindexziffer des 
Statistischen Reichsanıt, die von 7030 im Juni auf 9957 im Durch- 
schnitt des Juli, also um 41,6 % hinaufgegangen ist. Für Metalle und 
Petroleum betrug sie im abgelayfenen Monat 10 832 (7029 i. Vm.), für 
Kohle und Eisen 9646 (7469 i. Vm.) und für Industriestoffe zusammen 
11 211 (8197 i. Vm.). 


Außenhandel. 


Deutschland. — Nach einem Beschluß des Ausschusses der Außen: 
handelsstelle der Elektrotechnik sind nunmehr all» 
freiwerdenden Devisen, mindestens aber 20 %, abzuliefern. Für 
einige Fachgruppen gelten Abweichungen von dieser Bestimmung. — 
Das Goldzollaufgeld beträgt neuerdings 11900 %. — Vom be- 
setzten Gebiet über das unbesetzte DeutschlandnachdemAuslan d 
zurVersendunggelangende Waren sollen nach einer Mit- 
teilung des Aus- und Einfuhramts Ems möglichst im besetzten Gebiet 
zollamtlich abgefertigt und Ausfuhrbewilligungen, auf Grund 
deren Teilsendungen zu verschiedenen Zeiten erfolgen, sollen möglichst 
nur bei einer Zollstelle des besetzten Gebietes hinterlegt werden. — 
Australien. — Der Handelsverkehr mit Deutschland ist 
am 1. VIII. amtlich wieder aufgenommen worden, doch bleibt die Ver- 
ordnung, die die Einfuhr aus ehemals feindlichen Ländern von emer 


11. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 32. 


1051 


besonderen Erlaubnis des Ministers für Zölle abhängig macht, bis auf 
weiteres in Kraft. — Zur Zollabfertigung in Australien muß 
eine nach bestimmten Vorschriften ausgestellte Zollfaktura mit einer 
dem Wortlaut nach ebenfalls vorgeschriebenen Erklärung des Absen- 
ders vorgelegt werden. Nähere Auskunft hierüber erteilt das Verkehrs- 
bureau der Handelskammer zu Berlin (C 2, Klosterstr. 41). — Britisch- 
Indien. The Times Trade Supplement beklagt sich, wie die „Weltw. 
Nachr.“ mitteilen, darüber, daß der Oberkommissar für Indien eine Be- 
stellung auf Isolatoren deutscher Fabrikation gemacht 
habe, die, wie es heißt, eine der bedeutendsten Fabriken in North Staf- 
fordshire 6 Monate lang in vollem Betrieb halten würde. Es scheint 
sich um einen im Juli 1921 erteilten Auftrag auf 0,255 Mill. Isolatoren 
su handeln. Der Oberkommissar habe jetzt weiter Angebote auf Liefe- 
rung von Isolatoren in Händen und finde, daß unter Berücksichtigung 
aller Bedingungen die billigste annehmbare Offerte von einer Firma 
in England für Isolatoren deutscher Herstellung stamme. Dement- 
sprechend soll die Lieferung vergeben werden, tiber deren Umfang und 
Preise indessen nichts bekannt ist. Das genannte Blatt glaubt gleich- 
wohl in gutem Glauben behaupten zu können, daß die deutschen Fabri- 
kanten nicht mit den englischen zu konkurrieren vermöchten, wenn die 
deutsche Währung nicht in einem abnormen Zustand sich befände. Die 
ischen Waren der besten Firmen seien sowohl in bezug auf Isolier- 
fähigkeit als auch besonders hinsichtlich der Dauerhaftigkeit über- 
legen. — Japan. Dem „Deutschen Wirtschaftsdienst‘“ zufolge hat der 
japanische Industrieverband dem Reichstag Vorschläge für den n e u e n 
Zolltarif t und u. a. für unterseeische Telegraphen- 
und Telephonkabel Zölle verlangt, die den bisher für die benö- 
tigten Rohmaterialien festgelegten entsprechen. Für Dynamos, 
Elektromotoren, Transformatoren, Umformer, 
Frequenzschalter und elektrische Armaturen werden 20 bis 62 Yen/100 
Kin!), für os in Verbindung mit Dampfturbinen 52,5 bis 150 Yen, 
für solche in Verbindung mit Dampfmaschinen 20,8 bis 80 Yen und für 
os in Verbindung mit Gas- oder Petroleummaschinen 10,6 bis 
60A Yen/100 Kin propeniert. — Kanada. Nach den „Weltw. Nachr.“ 
soll im Ontariobezirk elektrotechnisches Porzellan nur 
in geringen Mengen vorhanden sein, so daß britische Firmen auf bedeu- 
tende Geschäfte in diesem Artikel aufmerksam gemacht werden. Die 
wichtigsten Konsumenten seien die Hydro-Electric Power Commission, 
die Toronto Power Co. und die Dominion Power and Transmission Co. 
in Hamilton. — Portugal. Nach der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ hat die por- 
tugiesische Regierung das Handelsabkommenmit Deutsch- 
land vom 6. XII. 1921 gektindigt. — Südafrikanische Union. Ab- 
gesehen von der Dumping-Gesetzgebung und dem besonderen Valuta- 
soll auf Waren aus mindervalutarischen Ländern, hat das Parlament 
die Regierung ermächtigt, auf Importwaren, die unter dem Großhan- 
delspreise des Herkunftslandes verkauft werden, einen Zoll in der 
Höhe der Differenz zwischen dem letzteren Preis zuzüglich Fracht 
und Versicherung und dem Verkaufspreis entsprechender Waren aus 
dem gleichen Lande in Südafrika zu erheben. — Südslawien. Nach dem 
Wiener „Handelsmuseum“ werden deutsche Waren bereits nach 
denMinimalzollsätzen verzollt. — Tschechoslowakei. Die Ein- 
fuhr elektrischer Zünder ist dem „Handelsmuseum“ zufolge 
auch in 5 kg-Postpaketen seit dem 4. VII. an eine Bewilligung gebun- 
den. — V. S. Amerika. Im M ai hatte derExportelektrischer 
Maschinenund Apparate einen Wert von 4,529 Mill. $ (8,057 
L V.). Es sind 6587 Ventilatoren (3712 i. V.), 22 522 Kohlefadenlampen 
(47795 i. V.), 0,416 Mill. Metalldrahtlampen (1,185 i. V.) und 8343 Heiz- 
und Kochapparate für Haushaltungen ausgeführt worden. Der Im- 
port von Kohlefadenlampen betrug rd 581 200 (539600 i. V.), von 
Metalldrahtlampen rd 780 200 Stück (327 200 i. V.). 


Kapitalserhöhungen bei Aktiengesellschaften der Elektroindustrie. 
— Der „Reichsanzeiger‘“ hat im Juli folgende Kapitalserhöhungen 
mitgeteilt: Ostpreußenwerke A. G., Königsberg i. Pr.: um 50 
auf 150 Mill. M. — Ostdeutsche Elektrizitäts-A. G., Bres- 
lau: um 3,5 auf 6,5 Mill. M. — Hansa Elektromotoren-Fa- 
brik A. G., Hamburg: um 2 auf 4 Mill. M. — Elektrizitäts- 
werkeSachsen-Anhalt A.G., Halle a. S.: um 30 auf 50 Mill. M. 
Hellux A. G., Hannover: um 0,4 auf 1 Mill. M. — Kabelwerk 
Rheydt, A. G., Rheydt: um 35 auf 85 Mill. M. — Schtesische 
Elektrizitäts-und Gas- A. G., Breslau: um 33,6 auf 67,2 Mill. 
M—EheinischeElektrizitäts-A. G., Mannheim: um 21 auf 
81 Mill. M. — Voigt & Häffner, A. G., Frankfurt a. M.: um 40 
auf 90 Mill. M. — Main-Kraftwerke, A. G., Höchst a. Main: 
um 38 auf 70 Mill. M. — Die Summe der Erhöhungen beträgt 253,5 Mill. 
M (132,2 i. V.) und fortlaufend für 1922 rd 2017 Mill. M. 


Aus der Geschäftswelt. — Die Firma der Thüringischen Elektri- 
dtät--G. m. b. H., Jena, lautet jetzt Oderbrucher Elektri- 
zitätswerke G. m. b. H. mit dem Sitz in Neu-Trebbin im Oder- 
brach. — Die Firma „Felka“ Vertriebs-G. m. b. H., Berlin, ist in 
Felka“ Fabrikationelektrischer Heiz-undKoch- 
&pparateG. m. b. H. geändert worden. 


Neue Gesellschaften. — Sternwerke A. G, Fabrik elek- 
ttischer Apparate, Frankfurt a. M. Gegenstand: Herstellung 
ünd Vertrieb elektrischer Apparate, insbesondere des unter der Marke 
„Diskuseisen‘‘ geschützten elektrischen Bügeleisens. Stammkapital: 
? Mill. M. — PfreimdtalwerkfürLichtu.Kraftversor- 
gung G. m. b. H., Tanzmühle. Gegenstand: Erwerb des Pfreimdtal- 


> 


) 1 Kin = 0,601 kg. 


werkes und dessen Weiterführung. Stammkapital: 0,195 Mill. M. — 
Gebr. Brodsky G. m. b. H., Berlin. Gegenstand: Großhandel und 
Export in elektrotechnischen Artikeln. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — 
Otto Ehlers G. m. b. H, Fabrikelektrischer Maschi- 
nenund Apparate, Stettin. Gegenstand: Fabrikation und Ver- 
trieb elektrischer Maschinen und Apparate. Stammkapital: 1 Mill. ML 
— Starkstrom G. m. b. H., Duisburg. Gegenstand: Herstellung 
und Verkauf elektrischer Maschinen usw. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — 
Brauer-Elektromotorenwerk-G.m.b. H., Berlin. Gegen- 
stand: Fabrikation von Elektromotoren, elektrischen Maschinen und 
Apparaten. Stammkapital: 1 Mill. M. — Deutsche Mikrophon 
G. m. b. H., Hamburg. Herstellung und Vertrieb von Mikrophonen und 
anderen elektrischen und elektromedizinischen Apparaten. Stamm- 
kapital: 50 000 M. — „Fea“ FabrikelektrischerApparate 
G. m. b. H., Hannover. Gegenstand: Fabrikation elektrischer Apparate, 
insbesondere von Schaltapparaten, wie Anlasser, Rheostate, Kontroller 
usw. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Meininger Licht- und 
Kraftwerke G. m. b. H., Meiningen. Gegenstand: Erzeugung, Lie- 
ferung, An- und Verkauf von elektrischer Energie usw., Errichtung 
der hierzu erforderlichen Werke. Stammkapital: 0,5 Mill. M.— Deut- 
scheDynamo-Werke A. G., Rottluff. Gegenstand: Erwerb aller 
Patente und Schutzrechte, betreffend die von Ingenieur P. Claus, Chem- 
nitz, erfundene Lichtmaschine, deren Fabrikation und Vertrieb. Grund- 
kapital: 16 Mill. M. 


Betriebsergebnisse. — Brown, Boveri & Cie. A. G., Mann- 
heim. 1921. Einnahmen aus Fabrikation, Wertschriften und Beteili- 
gung: 96374378 M; Generalunkosten: 66 231 260 M; Interessen: 
T 295 349 M; Anlehen-Disagio: 1 Mill. M; Anlehenzinsen: 2 333 363 M; 
Wohnhäuserzuschuß: 892 333 M; Abschreibungen: 2 556 784 M; Rein- 
gewinn mit Vortrag (138 910 M): 16 204 198 M; Dividende: 15 % auf 
80 Mill. M Stammaktien; Vortrag: 126 420M.— KraftwerkSach- 
sen-Thüringen A. G., Auma i. Thür. 1921/22. Anschlußwert: 
15 623 kW (14 017 i. V.); Lieferung: 6,422 Mill. kWh (4,174 i. V.); Ein- 
nahmen aus Stromabgabe: 10 258 335 M; aus Sonstigem: 1 779 543 M; 
Betriebskosten: 7 097 437 M, Verwaltungskosten, Zinsen, Steuern, Ver- 
sicherung: 2 988 951 M; Überschuß mit Vortrag (6709 M): 1 958 199 M; 
Abschreibung: 1090000 M; Dividende: 9% auf 8 Mill. M Aktien- 
kapital; Vortrag: 18199M.— GroßkraftwerkFrankenA.G, 
Nürnberg. 1921. Lieferung: 80,021 Mill. kWh (65,944 i. V.); Betriebs- 
überschuß: 7025185 M; allgemeine Verwaltungskosten: 40324 M; 
Schuldzinsen: 1245466 M; Steuern: 517099 M; Abschreibungen: 
1 051 802 M; Zuweisungen zur Talonsteuer, zum Erneuerungs- und zum 
Kapitaltilgungsfonds: 3 365 174 M; Überschuß mit Vortrag (12 084 M): 
817 404 M; Dividende: 8% auf 6 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 
120 885 M. — A.G.ElektricitätswerkEisenach. 1921. Lie- 
ferung: 1,460 Mill. kWh (1,437 i. V.); Betriebsüberschuß: 1,209 904 M; 
Handlungsunkosten: 247 088 M; Steuern und Zinsen: 205 175 M; Ab- 
schreibungen: 59 039 M; Zuführung für Anlagetilgung und Abschrei- 
bungen: 76924 M; dsgl. zum Erneuerungsfonds: 0,5 Mill. M; Rein- 
gewinn mit Vortrag (4935 M): 126613 M; Dividende: 10% auf 0,5 
Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 3763 M. — Niederrheinische 
Licht- und Kraftwerke A. G., Rheydt. 1921/22. Anschluß- 
wert: 31255 kW (29650 i. V.); Erzeugung: 30,123 Mill. kWh (26,697 
i. V.); Betriebsüberschuß: 59 847 169 M. Betriebskosten: 37 657 462 M; 
Verwaltungskosten: 12 257 510 M; Anleihezinsen und vertragliche Ab- 
gaben: 1 845 224 M; Gewinn mit Vortrag (114 931 M): 8 201 904 M; Di- 
vidende: 15 % auf 24 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 79398 M. — 
Oberstein-Idarer Elektricitäts-A. G., Idar. 1921. Be- 
triebseinnahmen, Installationsgewinn und Verschiedenes: 7 290 895 M; 
Betriebsausgaben: 6 266 917 M; Sollzinsen: 164 017 M; Abschreibun- 
gen: 324 958 M; Reingewinn mit Vortrag (29 091 M): 564 093 M; Divi- 
dende: 10 % auf 5 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 28 993 M.— Elek- 
trische Straßenbahn Barmen—-Elberfeld. 1921. Lei- 
stung: 1,086 Mill. Rechnungskm (1,069 i. V.); Betriebseinnahmen: 
7 149 533 M; Zinsen und verfallene Gewinnanteile: 32 025 M; Betriebs- 
ausgaben: 6 513 436 M; Tilgung und Verzinsung von Schuldverschrei- 
bungen 138 560 M; Allgemeine Verwaltung 22 007 M; Tilgungsfonds- 
einlage: 182193 M; Gewinn mit Vortrag (322 M): 325684 M, der 
dem Aktientilgungs- und dem Erneuerungsfonds zugeführt wird. — 
CoblenzerStraßenbahn-Gesellschaft. 1921. Leistung: 
2,576 Mill. Wagenkm (2,411 i. V.); Lieferung für Licht und Kraft (ohne 
Bahnstrom): 10,797 Mill. kWh (9,882 i. V.); Einnahmen aus Beförde- 
rung: 13 044 286 M; dsgl. aus Stromabgabe: 19 175 576 M; aus Verschie- 
denem: 1408382 M; Betriebsunkosten: 4 840806 M; Stromkosten: 
13 485-327 M; Unterhaltung: 3906 528 M; Verwaltungs- und Hand- 
lungsunkosten: 1 567 912 M; Steuern und Abgaben: 1143 415 M; allge- 
meine Unkosten, Versicherungen, Anleihezinsen usw.: 1138071 M; 
Rücklagen: 6 248 096 M; Reingewinn mit Vortrag (36 053 M): 1 334 141 


‘M; Dividende: 7 % auf 15 Mill. M Aktienkapital. Vortrag: 58126 M. 


Von der Börse. — (26. VII. bis 1. VIII. 1922.) Die Zurückhaltung 
der Berliner Effektenbörse war zunächst von Dauer und ist erst am 
Monatsanfang etwas lebhafterem Geschäft gewichen. Die angesichts des 
deutschen Stundungsgesuchs unsinnigen Forderungen Frankreichs be- 
züglich der Ausgleichszahlungen mit der ultimativen Androhung neuer 
Gewaltmaßnahmen, die schweren durch den Seemannsstreik verursach- 
ten Verluste, das ungünstige Ergebnis des Außenhandels im Juni wie . 
im ersten Halbjahr, die wenn auch für Montanwerte günstige, der Wirt- 
schaft im allgemeinen aber äußerst nachteilige weitere Verteuerung 
der Koble sowie das Hinaufsetzen des Reichsbankdiskonts auf 6% drück- 


1052 


ten auf die Stimmung. Bei steigenden Devisen (Dollar a. 1. VIII. bis 650) 
fanden i. a. nur Valutapapiere, daneben, mit Rücksicht auf wachsende 
Förderung, auch Braunkohlenwerte größeres Interesse. Die Elek- 
troaktien wurden zum Schluß meist zu teilweise nicht unwesent- 
lich erhöhten Kursen gehandelt. 


Gesellschaften 


Letzte 
Dividende 


l 
1840 


Accumul.-Fabr., Berlin <f 25 1280 |1340 11330 
A. G. f. El. Anlg., Berlin ....| 8 ı — — — — 
A. E. G., Berlin ..... saak 16 731 727 774 | 774 
Pr »  Vorz.-A......| 3 !15 113,25 | 116,50, 113,25 
„ » vVorz.-B..... 725 | 128 121 128 121 
Bergmann, Berlin ..... ee 20 551 545 578 578 
Continent. Ges., Nürnberg ...| 0 : — E — er 
Er s 2 Vorz.-A. . 5 407,50 400 500 500 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . .| 5 629 610 630 630 
„» Niederl. i e a e — 610 610 700 700 
„ Südam. j ee 6 575 570 ı 589 589 
» Kabelwerke, Berlin .. . .| 20 | 480 463 481 463 
Elektra, Dresden . ..... .1 10 241 235 245 235 
El. Licht- u. Kraft., Berlin . . .| 15 319,76. 336 370 370 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 435 435 478 478 
E. W. Liegnitz 2 mo... 0 |265 | 21 | 2&8 |252 
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 810 810 856 | 856 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 465 460 495 495 
Hackethal, Hannover . .... 20 1580 560 595 580 
Hamburgische E. W. . . . . . 10 |325 | 325 | 334 | 331 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 11025 | 965 |1lo {965 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. .| 12 380 379 419 | 400 
C. Lorenz, Berlin . . 2.2... 35 745 725 770 | T52 
Dr. Paul Meyer, Berlin 15 355 350 365 363 
Mix & Genest, Berlin... .. 16 |450 | 485 465 | 465 
Neckarwerke, EßBlinren ....| 10 |321 320 321 | 320 
Oberbayer. Überlandz., München .| 8 325 325 32) | 325 
H. Pöge, Chemnitz . . .... 12 ' 425 410 8 14 
55 »  Vorz.-A 7 107 107 110,50 108 
Rhein. El.-A. G., Mannheim | 15 390 337 409 387 
„ „ » Vorz.-A. == 105 105 106,75 | 106,75 
M. Schorch & Cie., Rheydt 10 520 52W 540 : 540 
“ Sachsenwerk, Dresden ..... 20 498 45 | 515 509 
Schuckert & Co., Nürnberg .| 16,7 | 765 | 750 197 797 
„Siemens“ El. Betr., Berlin. . .| 0 179,12: 169 179,12 | 169 
Siemens & Halske, Berlin 20 ‚1106 1100 1230 11230 
Stettiner E. W. . . 2. 2 2 2... 15 430 415 430 430 
Teleph.-F. Berliner, Hannover . | 20 472 470 515 5lö 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin |25+10, 780 772 800 | 800 
Voigt & Haeffner .. . 20 475 475 520 520 
» — Vorz.-A. . . | Frank | 20 440 440 455 455 
Emag. Elektr.-A.G. .. f 22 440 425 448 425 
Main Kraftwerke, Höchst urt 10 303 301 319 319 
Heddernh. Kupferw. u. | 8- M. 
Südd. Kabelwerke 20 651 651 685 680 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im Juli/August: 


in 4. 3. 2. 1. 31. 
Christiania (Kr)... . . 129,34 | 145,32 | 129,84 | 107,87 | 113,86 
Helsingfors (finn. M) .. 15,98 | 18,03 16,58 | 13,28 13,68 
Holland (Gld) . | 293,63 | 325,59 | 299,63 | 248,19 | 258,18 
Italien (L) ...... . | 3456 | 3765 | 3516 | 2921 30,46 
Kopenhagen (Kr) . . . . | 163,05 | 182,27 | 164,79 | 136,83 | 142,82 
London (£). .... . . {3375,75 | 3755,30 | 3445,65 | 2856,40 | 2971,25 
New York ($) .. .. . | 761,04 | 828,96 | 776,52 | 643,19 | 669,16 
Österreich (K) .... . 0,01 0,01 0.01 0,01 0,01 
Paris (Fr) .......1 6142| 6792| 6267 | 52,9 53,98 
Prag (K) ....... 17,98 | 20,57 | 1873 | 15,78 15.96 
Schweden (Kr) ..... 196,75 | 220,72 | 201,75 | 166.79 | 174.03 
Schweiz (Fr) ...... 141,32 | 159,55 | 149,81 | 122,60 | 126,84 
Spanien (Pes). ..... 114,61 | 128,84 | 122,10 į 99,88 | 103,27 
WARENMARKT. 


Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigter Fabrikan- 
ten isolierter Leitungsdrähte, Berlin, berechnet ab 4. VIII. von ihr be- 
stätigte Aufträge nur noch zu gleitenden Preisen. Stichtag für Preise 
und Teuerungszuschläge ist der Liefertag. — Kohle. Diesächsische 
Steinkohlenförderung war im Juni mit 314 161 t um 18 % geringer als 
im gleichen Monat des Vorjahres (383 528 t); im rheinischen 
Braunkohlenrevier sind im genannten Monat 2,830 Mill. t ge- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 32. 


96, VIL en Höchster! ı. VIII. 


. G. m. b. H. gegründet worden. — Baumwolle. 


11. August 1922. 


fördert worden (2,750i. V.), das bedeutet eine Steigerung um 2,9% gegen 
Juni 1921. Die Produktion von Briketts war mit 0,580 Mill. t um 8,2 % 
kleiner als im gleichen Monat des Vorjahres. — Inden V.S. Amerika 
ist wegen des Bergarbeiterstreiks die Ausfuhr von Kohle bis auf wei- 
teres verboten worden. — Erze. Am 1. VII. ist für Siegerländer Erze 
ein Preisaufschlag eingetreten, u. zw für Rohspat von 333,50 M und für 
Rostspat von 500 M/t. — Eisen. Wegen der außerordentlichen Ver- 
schlechterung der deutschen Valuta stehen neue Preisbeschlüsse des 


Roheisenverbandes und de Stahlbundes bevor. — Der 


Westdeutsche Eisenhändler-Verband, Düsseldorf, hat seine Lagerpreise 
ab 1. VIII. wie folgt erhöht: Stabeisen 2509 M, Bandeisen 2844 M, Uni- 
versaleisen 2725 M, Formeisen 2474 M, Grobbleche 2808 bis 2896 M, 
Mittelbleche 3100 M und Feinbleche 3440 bis 3950 M/100 kg. — Sehrott. 
Am Berliner Markt kosteten am 4. VIIL Kernschrott 8500 M. Späne 7700 
M, beides frei Essen, und Maschinengußbruch 9000 M/t frei Berlin. — 
Edelmetalle. Am 4. VIII. wurden für Gold (fein) 490 bis 500 M/g, für 
Silber (900 fein) 160 bis 162 M/g und für Platin 1900 M/g gezahlt. — 
Wolfram. Nach Mitteilung der „Weltw. Nachr.“ aus englischer Quelle 
steht China heute als Produzent an einer führenden Stelle. Seine Aus- 
fuhr an Wolframerz soll sich von 120t in 1916 auf fast 11700t (f) in1918 
erhöht haben. Während des Krieges war Canton der wichtigste Markt 
für Wolframerz, dessen Gesamtvorkommen in China auf etwa 0,1 Mill. t 
geschätzt wird. — Glimmer. Dem „Berl. Tgblt.“ zufolge haben Prti- 
fungen des in Steiermark und Kärnten 1921 entdeckten Glimmers er- 
geben, daß sich dieser für elektrotechnische Zwecke sehr gut eigne. 
Zur Ausbeutung ist jetzt in Graz die Österreichische Glimmerwerke 
Amerikanische Baum- 
wolle fully middling good colour and staple loco notierte in Bremen am 
4. VIII. 391,80 M/kg. — Benzol. Der Benzol-Verband, Bochum, hat fol- 
gende Verkaufspreise vorgeschrieben: Tetralitbenzol 46 M, gereinigtes 
Motorenbenzol 56,20 M, dsgl. Toluol 59,50 M, dsgl. Lösungsbenzol I 
56,20 M, dsgl. II 45,50 M, Benzolvorlauf 51 M, ungereinigtes Schwer- 
benzol 34,50 M/kg ab Lagerstelle. — Altmetalle.. Am 4. VIII. wurden 
am Berliner Markt folgende Preise gezahlt: für altes Elektrolytkupfer 
21 000 bis 21100 M, unverzinntes Schwerkupfer 20 600 bis 20 700 M, 
Maschinenrotguß 13 000 bis 13 100 M, Rotgußspäne rd 12 900 bis 13 000 
M, Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 11 300 bis 11 400 M, Messing- 
kartuschen, pulver- und eisenfrei, 14 200 bis 14 300 M, reine, weiche 
Mossingblechabfälle 13 300 bis 13 400 M, Messingschraubenspäne 10 200 
bis 10 300 M, altes Weichblei 6500 bis 6600 M, Zinkzünderlegierungen 
6400 bis 6500 M, Altzink 6300 bis 6400 M, Reinaluminium-Blechabfälle 
(98/99 %) 24 100 bis 24 200 M/100 kg in geschlossenen Quantitäten und 
Wagenladungen. — Metallpreise. Die Notierungen der Vereinigung für 
die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Ber- 
liner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in 
Deutschland) lauten in M/kg: 


mm ae 


Metall 4. VIIL 2. VIIL 31. VIL 

Elektrolytkupfer (wire bars), 

prompt, cif Hamburg, Bremen 

oder Rotterdam . .. . . . | 239,29 251,81 207.42 
Raffinadekupfer, 99/99,3% 215—217 | 203—210 186—189 
Originalhüttenweichble .. . 87—88 87—89 77—79 
Originalhüttenroh zin k, Preisim 

freien Verkehr .. ..... . 105—108 102—104 87—89 
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.) 119,18 89,21 81,99 
Plattenzink(remelted) von han- 

delsüblicher Beschaffenheit , 88—90 - 88—90 74—78 
Originalhüttenaluminium, 

98/99% in Blöcken, Walz- od. 

Drahtbarren ........ 300 309 267 

dsgl. in Walz- od. Drahtbarren } ». 

DI og ae ca a Baer ee 302,5 311,5 269,5 
Zinn, Banka, Straits, Ausral. in 

Verkäuferswahl ...... 543—545 565—567 485-49% 
Hüttenzinn, mindestens 999% 535 — 537 556 —558 478—430 
Reinnickel, 98/99% . .... 470 —480 470—480 420 —430 
Antimon-Regulu ...... 83-85 | 78—80 70-72 
Silber in Barren rd 900 fein für | | . 

T kg fein u... 2.88 0% 15900—16100 15500 —15700,13850 — 139% 


In New York .notierten am 4. VIII. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00 
bis 14,12; Eisen 28,00; Blei 5,77; Zink 6,30; Zinn 32,25 cts/lb. 


ie 


Berichtigung. 


Das neue Fernsprechamt Dönhoff. — In der auf S. 913 ge- 
brachten Notiz ist die ausführende Firma unrichtig angegeben 
worden. Die Einrichtungen wurden von der Fernsprechämter- 
Baugesellschaft geliefert. Die Verzögerung in der Fertigstellung 
des Amtes war hauptsächlich auf Schwierigkeiten bei der Fabri- 
on infolge der Kriegs- und Nachkriegsverhältniese zurückzu-; 
ühren. ' 


Abschluß des Heftes: 7. August 1922. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


— 


1] 


:LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Industrie und Handel, 1071. Deutsch- 
land. — Der deutsche Außenhandel mit elektro- 
techn. Erzeugnissen im Juni 1922. — Sachlieferun- 
gen an Frankreich im freien Verkehr. 


Verkehr und Transport, 1067. Gleit- 
schuh-, Rollen-, Bügelstromabnehmer für Straßen- 
bahnen. — Die Stromversorgung der elektr. Eisen- 
bahnen in Norwegen. 

Beleuchtung und Heizung. 1068, 


~ _  Imhalt:Rußlands Wiederaufbau und die Elek- 
trotechnik. Von M. Klein. 1053. 

‚Internationale Konferenz in Paris über elektr. 

` Kraftübertragungsnetze für sehr hohe Spannungen, j 
1058. Vereinsnachrichten. VDE. 1072. Bericht über 


| | 
| | 
_ Fernübertragungsmögiichkeliten großer Ener- | Kleine Turbodynamo für Lokomotivscheinwerfer, | : 
glemengen. Von J. Ossanna. (Schluß.) 1061. | — Wieder Lichtreklame im großstädtischen Stra- | ‚die re STAU NL rare mehrer 
Graphisches Verfahren zur Ermittlung des Feld- Benbild. | ik b g der Begriffe in der Hochfrequenztech- 
schwächungsgrades bel Bahnmotoren. Von E. Th. | Bergbau und Hütte. 1068. Ein elektr. | ME- 

Homolatsch. 1063. | E ATT TPEF tür Fin ren ER en. Persönliches. 1077. K. Schnetzler. 

in der U ngspe der d h Wirt- Fernmeldetechnik. 1068. er Viel- 

‚schaft. Yon re Tree Br | fach-Typendrucktelegraph der Western Union Tele- 

= Mitteilungen der P. T. R. Bekanntma- | graph Company. | 
~ ehung Nr. 162 über Prüfungen und | Verschiedenes. 1069. Elektr. Entstau- | 
-~ Begiaubigungen durch die elektr, | bung mit Gasreinigung. | 
Prütämter. 106%. Energiewirtschaft. 1070. Eine Denk- | 
- Rundschau. Elektrizitätswerke und schrift über elektr. Wäasserkraftausnutzung. — Ge- | 
Kraftübertragung. 1067. Gleichrichteran- | setzliche Regelung der allgemeinen Elektrizitäts- | 
lage in Brüssel, | versorgung in Norwegen. | 


NEFT 33 (1053—1080) BERLIN, BEN 17. AUGUST 1922 43. BAHRG. 


DERMENE I 


Literatur. 1077. Besprechungen. H. 
Pohl, Der Betrieb elektrischer Licht- und Kraft- 
anlagen. — F. Bub-Bodmaru,B. Tilger, 
Die Konservierung des Holzes in Theorie und Pra- 
xis. — H. Krause, Maschinenelemente., 

Eingänge. 1078. 

` Geschäftilche Mitteilungen. 1078. 


Warenmarkt. 1080. 


INNE e O, O, U e LAA AMD 
IN 


f 
” METALLGEHAUSE 
FUR POST- U, HAUSVERKEHR 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 


1063- 


Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W 9, Linkstraße 23/24 


43. Jahrgang. 


Berlin, 17. August 1922. 


Heft 33. 


. Bekanntmachung betr. nachträglichen Mitgliederbeitrag des Verbandes Deutscher Elektrotechniker 
für das ll. Halbjahr 1922. 


Unter Hinweis auf unsere Bekanntmachung in der „ETZ” vom 
15., 22. und 29. Juli fordern wir wiederholt und dringend alle per- 
sönlichen und korporativen Verbandsmitglieder auf, den Betrag von 
100 M für persönliche Verbandsmitglieder, den Betrag von 150 % auf 
den Jahresbeitrag für korporative Verbandsmitglieder umgehend 
an die bisher für den Empfang zuständige Stelle zu überweisen. 


Durch prompte Überweisung wird den einzelnen Vereinen viel 
unnütze und kostspielige Arbeit erspart. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


Rußlands Wiederaufbau und die Elektrotechnik. 
Von Dr. M. Klein, Berlin-Friedrichshagen. 


Übersicht. Der Aufsatz nimmt zu dem in der „ETZ“ 1921 be- 
kannt gemachten Plan einer Elektrisierung Rußlands Stellung. In einem 
wirtschaftsgeschichtlichen Rückblick wird zuerst gezeigt, daß Rußland 
sich unter der Einwirkung gewisser natürlicher Übelstände zu einem 
raubwirtschaftlichen Musterbetrieb entwickelt bat; hauptsächlich das 
Mißverhältnis zwischen Naturreichtum und Armut an Menschen hat die 
Bevölkerung zur Verschwendung und zum Müliggang verleitet, die 
Lebensführung ist primitiv und die wirtschaftlichen Kräfte sind schwach 
geblieben. Europäische Vorstellungen und Methoden lassen sich daher 
nicht ohne weiteres auf Rußland anwenden. Der zweite Teil bringt die 
Kritik des. Elektrisierungsplanes: Es ist z. Z. weder möglich noch 
zweckmäßig, ihn auch nur teilweise in Angriff zu nehmen. Im dritten 
Teil werden Vorschläge bezüglich der industriellen Organisation des 
Urslgebietes gemacht. Durch intensiven und rationellen Ausbau einer 
Holzindustrie lassen sich dessen Riesenwälder verwerten, womit zu- 
gleich die Eisenindustrie einen großen Aufschwung nehmen kann. 


Im vorigen Jahre erschien an dieser Stelle unter der vielver- 
sprechenden Überschrift: „Die Elektrisierung Rußlands“ ein Auf- 
satzvonP.Gurewitsch!). Wohl läßt der Aufsatz die physischen 
Möglichkeiten einer industriellen Entwicklung Rußlands ahnen; 
wenn man aber dieses imposante Zahlenmaterial als Grundlage einer 
„Blektrisierung” ansehen soll, dann kann die von S. O. Lif- 
schitz?) aufgeworfene Frage, ob nicht „das ganze Projekt über- 
haupt als Phantasie zu bezeichnen ist”, nur mit einem deutlichen 
und lauten „Ja!” beantwortet werden. 

Ich möchte mir im folgenden erlauben, der Aufforderung Lif- 
hitz’ folgend, zu dem erwähnten Aufsatz das Wort zu ergreifen. 
Hierbei ist es notwendig, etwas über die allgemeinen wirt- 
schaftlichen Verhältnisse Rußlands vorauszuschicken, 
da man von diesen, meiner Ansicht nach, nicht die richtige Vorstel- 
lung hat, wenn man eich lediglich sagt, Rußland sei wirtschaftlich 
hinter den übrigen Staaten Europas zurückgeblieben. Die russische 
Volkswirtechaft war keine zurückgebliebene, sondern eine kranke; 
sie litt unter dem Druck ungünstiger Momente und war zu schwach, 
um der zerrüttenden Wirkung von Krieg und Umsturz standhalten 
zu können. Zuerst sollen diese allgemeinen Verhältnisse möglichst 
kurz erörtert werden. 

Man hört und liest täglich, daß Rußland ungeheuer groß und un- 
:cheuer reich an Naturschätzen ist; aber nur selten wird man daran 
erinnert, daß ihm gewisse natürliche Übelstände die Nutznießung 
seiner Schätze außerordentlich erschweren. Diese Übelstände sind 
seine geographische Lage, sein Klima und seine geringe Bevölke- 
rungsdichte. 

Überwiegend liegt Rußland nördlich; große Teile sind unfrucht- 
har; andere Gebiete, vielfach mit bester schwarzer Ackererde, haben 
čine nur schwach entwickelte Landwirtschaft, weil der nordische 
Sommer zu kurz ist. Die kurze Arbeitsperiode erschwert die Ausfüh- 
rung der Arbeiten, der lange und strenge Winter (mit langen Näch- 
ten) gestattet produktive Beschäftigung von Mensch und Vieh nur 
ın geringem Umfange. 

Rußland hat ein ausgesprochen kontinentales, durch Trockenheit 
kekennzeichnetes Klima. „Die Gestalt Rußlands, die Entfernung der 
Meere und das Fehlen der Gebirge lassen es großentails der Feuch- 


n „ETZ"1921. 8.71441. 
2) „ETZ"_ 1922, 8._390. 


tigkeit nicht teilhaft werden, die uns der Atlantische Ozean bringt 
und die Alpen uns aufbewahren. Se ist es einer der größten Quellen 
des Reichtums im westlichen Europa beraubt”?). 

Rußland leidet an den großen Entfernungen. Die notwendigen 
Straßen erfordern große Bau- und Unterhaltungskosten, verteuern 
die überführten Produkte und entwerten andere gänzlich, welche 
diese Verteuerung nicht mehr ertragen. Sümpfe, Steppen und andere 
unbewohnte Gebiete, welche die Straßen durchkreuzen müssen, stei- 
gern diese Nachteile. Die großartigen natürlichen Wasserwege lei- 
den unter dem Klima: während des langen Winters sind sie zugefro- 
ren, im Hochsommer haben sie zufolge der Trockenheit oft zu wenig 
Wasser, um schiffbar zu sein. 

Der schlimmste Übelstand ist die geringe Bevölkerungsdichte. 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrug die Kopfzahl der Bevölke- 
rung je km? in Deutschland 104, in Italien 113, in England 215, in 
Rußland etwa 6. Im Jahre 1912 stieg diese Zahl auf 7,7 gegen 124 ın 
Deutschland. 

Die reiche Fülle der Naturschätze in dem zu dünn bevölkerten 
Lande brachte Unruhe in das Volk; neue Gebiete wurden besiedelt 
und die Bevölkerungsdichte blieb klein. Die zerstreuten Bewohner 
konnten ihre notwendigsten Lebensbedürfnisse mühelos selbst be- 
friedigen; ein Anreiz zur Arbeitsteilung fehlte, damit unterblieb die 
Städtebildung und die Lebensführung ist primitiv geblieben. Auf 
allen Gebieten war Mangel an Arbeitshänden; es war weder möglich, 
noch hielt man es für wünschenswert, die sich bietende große Menge 
der Naturschätze wirtschaftlich zu bearbeiten. Sparsamkeit erschien 
überflüssig, eine räuberische Verschwendüang als die natürliche rich 
selbst einstellende Wirtschaftsform. So ist Rußland in- 
folgeder Disharmonie zwischen Naturreichtum 
und Armut an Menschen ein raubwirtschaft- 
licher Musterbetrieb par excellence geworden. 


Auf dieser kranken Grundlage entwickelte sich die russische 
Volkswirtschaft. Die Leichtigkeit, mit welcher auf dem guten Acker- 
boden (Steppen) die notwendigen Brotprodukte zu gewinnen waren, 
ließ eine andere Bewirtschaftung als den Raubbau gar nicht zu; die 
primitive Art des Ackerbaues ist ausländischen Reisenden schon im 
18. Jahrhundert aufgefallen. So z. B. berichtet der Petersburger deut- 
sche Naturforscher Peter Simon P alla s, der in den Jahren 1769/73 
Ostrußland und Sibirien bereiste, aus der Gegend von Tscheljabinsk : 
„Man säet den Buchweizen in großen Feldern aufeinefrischauf- 
gerissene feite Steppe, welche in diesen Gegenden (55° nördl. 
Breite) durchgängig ein treffliches, fettes Erdreich hat. Die Aus- 
saat geschieht ziemlich dünn, dennoch ist damit der Acker auf 5 bis 
8 Jahre bestellt und bringt diese Zeit über 15- bis 10-fältige Emte, 
ohne daß man von neuem zu säen nötig hätte. Es fällt nämlich bei 
der Ernte Samen genug aus; dieser verdirbt unter dem gleich darauf 
fallenden Schnee nicht, und man hat im Frühling nichts weiter nötig, 
als den Acker einmal umzueggen, so ist die Ernte auf den folgenden 
Herbst verdient?).” Einer der besten Beobachter Rußlands, der Frei- 
herr August v. Haxthausen, schrieb in seinen klassischen „Stu- 
dien fiber die inneren Zustände Rußlands®)“: „Der russische Bauer 


*) Anatol Leroy-Beaulieu, Das Rufland der Zaren und die Russen, 
deutsch von L. Pezold. Berlin 1894. , A , 

4 P.S. Pallas, Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reiches, 
Petersburg!1851 (deutsch). 

& Hannover 1847. 


1054 


treibt Ackerbau, um das nötige Brotkorn und Viehfutter zu erlan- 

gen, nicht aber um irgendeine Landrente zu gewinnen. Es ist kein 

Verwenden der Arbeitskräfte von Menschen und Vieh, sondern ein 

Ersparen derselben, was in seinen Interessen liegt.” Gedüngt wurde 

2. war der Acker erschöpft, dann nahm man die Steppe daneben in 
ngrift. | 

Schlimm hat man mit den Wäldern gehaust. Holz war das fast 
alleinige Baumaterial nicht nur für Häuser, sondern auch für Wege. 
Ganze Heerstraßen wurden mit dicht aneinander gereihten Baum- 
stämmen gepflastert; allein die jährliche Ausbesserung solcher Stra- 
Ben kostete ganze Wälder. Andere Wälder wurden ruiniert, um aus 
den Baumrinden Bastschuhe und Matten herzustellen. Aus den schön- 
sten Stämmen machte man Brennholz und ließ Äste und Zweige auf 
dem Waldboden faulen und Waldbränden Vorschub leisten. Es fehlte 
jede geregelte Bewirtschaftung; dafür machte sich die Verschwen- 
dung in der Nähe menschlicher Siedlungen mit der Zeit fühlbar. 
„Das Holz — schreibt ein Franzose im Jahre 1839 — ist in Peters- 
burg ebenso teuer, wie in Paris.... Angesichts der Ausrottung der 
Wälder fragt man sich mit Besorgnis, wo die nächste Generation ihr 
Brennholz finden wird®)“. Und Haxthausen: „Nicht selten sind Hüt- 
tenwerke, Dörfer und Städtchen durch Rodungen, Waldbrand und 
sorglose Wirtschaft dazu gekommen, daß sie sich ihren Holzbedarf 
auf 5 bis 8 Mbilen weit holen müssen’).“ Man begreift aber die Sorg- 
losigkeit, wenn man z. B. liest, daß ein Hüttenwerk im Ural im 
Jahre 1754 für einen Waldbesitz von über 75 000 ha ganze 30 Rbl als 
Kaufpreis zu zahlen hatte. Die Wälder waren wertlos, da nicht ein- 
mal zu ihrer Bewachung, geschweige Bewirtschaftung genügend 
Menschen vorhanden waren. 

Eine Vertiefung und Ausbreitung hat die Raubwirtschaft durch 
die Leibeigenschaft erfahren, indem sieauchinder Ausnützung 
der menschlichen Arbeit Anwendung fand. Die Gutsbe- 
sitzer hatten kein Interesse, mehr Arbeiter als für die Produktion 
des Eigenbedarfs unbedingt notwendig bei der Landarbeit zu belas- 
sen, und da sie bei einer dem Tiefstand ihrer eigenen Kultur ent- 
sprechenden Bedürfnislosigkeit auch sonst nicht viel Rechtes mit 
ihnen anzufangen wußten, ist es bei ihnen Mode geworden, eine mög- 
lichst zahlreiche Dienerschaft im’ Hause zu halten, welche, größten- 
teils unproduktiv, meistens auch ungenügend beschäftigt, von jeder 
nützlichen Arbeit entwöhnt wurde. Ein deutscher Professor an der 
Universität in Kasan schrieb vor 100 Jahren: „Beim Gutsbesitzer 
gehört es zum Luxus, viel überflüssige Menschen im Hause zu haben. 
Reiche nähren deren vielleicht hundert ... Wieviel könnte der Acker- 
bau gewinnen, wenn alle unnützen Domestiquen dazu angehalten 
würden®).” „Man sagte mir — erzählt Haxthausen —, daß es oft an 
das Lächerliche gestreift habe, wie die Geschäfte unter ihnen ver- 
teilt gewesen; der eine habe für sein ganzes Leben nichts zu tun ge- 
habt, als eine Treppe abzukehren, ein anderer, um das Trinkwasser 
der Herrschaft zu Mittag, ein dritter das zum Abend zu holen usw.” 
Der Anblick des müßigen Hauspersonals ließ den Glauben entstehen, 
in Rußland gäbe es zu viele Menschen; daher wurden Leibeigene zur 
Besiedlung der asiatischen Besitzungen zwangsweise verschickt. 
Ohne Angabe von Gründen durfte der Gutsherr solche Strafen ver- 
hängen und damit die Familien zerreißen. Waren diese Maßnahmen 
an und für sich töricht, so war ihre Ausführung geradezu verbreche- 
risch. Haxthausen erzählt: „Wir hörten, in früheren Zeiten waren 
jährlich gegen 60000 durch Kasan gekommen, jetzt vielleicht nicht 
10 000. An den Ort ihrer Bestimmung kam davon früher kaum ein 


Drittel an,-der Rest starb unterwegs. Später ging etwa die Hälfte . 


verloren; jetzt soll der Verlust nie über 25, meistens nur 15 % betra- 
gen.“ Nur 15%! 

Nicht weniger verheerend als auf den Landgütern wirkte der 
durch die Leibeigenschaft verschärfte Raubbau in den Bergwerken 


und Fabriken. Die Besitzer der Unternehmungen, die Bergwerke, ` 


Wälder, Fabriken und Leibeigene geschenkt erhielten, konnten troiz 
unwirtschaftlicher Produktion große Gewinne erzielen, die sie ın 
einem luxuriösen Leben verzehrt haben, ohne an die Vervollkomm- 
nung der Produktion zu denken. „Im Uralischen Erzgebirge — 
schreibt ein Beobachter am Ende des 18. Jahrhunderts — kommt das 
gewöhnliche Stabeisen bei den meisten Privathütten unter 40... und 
nur bei den wenigsten über 50 Kopeken zu stehen. Ebenso vorteilhaft 
sind auch die meisten Kupferhütten, und gemeines breites Stabeisen 
und Garkupfer geben den größten Gewinn; daher sieht man auch nur 
auf die Erzeugung dieser Metalle und vernachlässigt ihre Verede- 
lung zu feineren Waren?).” 

Die Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahre 1861 entsprach 
mehr den Interessen des verschuldeten und vom Bankrott bedrohten 
Adels als denen der Bauern und hat den auf der Produktionskraft der 
Bevölkerung lastenden raubwirtschaftlichen Druck nicht vermin- 
dert. Bezeichnend hierfür ist — unter anderem — die Lage der bäu- 
erlichen Hausindustrie. Z. B. der Holzlöffel, dieses wichtigste Haus- 
gerät des russischen Volkes, wurde zu Millionen in der Wolga- und 
Kama-Gegend angefertigt und auf den Jahrmärkten zu Nishnij-Now- 
gorod verkauft. Aber ..bis zu diesem Moment passieren diese Löffel 
mindestens 10 Hände?®)”, welche alle reichlich verdienen, während 


„La Russie en 1839*, Paris 1813. 


a. a. 
®% Dr. Johann Friedrich Erdmann, Beiträge zur Kenntnis des Inneren 
von Rußland, Riga und Dornat 1822 
einh Storch, Historisch-statistisches Gemälde des russischen Rei- 
iga : 
$) Kowalewski, Rußlands Industrie und’Handel, Leipzig 1%1 


®© Marquis de Custine, 
7) 0) 


ches, 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 33. 


17. August 1922. 


die Hersteller für 1000 Stück 2 bis 3 Rbl erhalten, woraus sie auch 
das verarbeitete Holz, die Farben, die Werkzeuge usw. bezahlen 
müssen?!). Die Spitzenklöppelei beschäftigte in den nordischen Gou- 
vernements Wologda, Wjatka und Perm etwa 10 000 Familien. Acht- 
jährige Mädchen nahmen schon an der Arbeit teil, welche täglich bis 
18 Stunden dauerte und den Arbeiterinnen 17 bis 25 Kop Taglohn ein- 
brachte. Die Arbeiterinnen verkauften die Spitzen an bäuerliche 
Aufkäufer oder Händler in den Provinzstädten, die die Ware z. T. 
mit Garn bezahlten und dabei die im Rechnen unbeholfenen Frauen 
regelmäßig übervorteilten. Auch die Spitzen gingen durch viele gut 
verdienende Hände, bevor sie die hauptstädtischen Kaufläden er- 
reichten. Wir sehen hier das Urbild des Kettenhandels als ständige 
Einrichtung der kranken russischen Volkswirtschaft. 


Dem Raubbau fielen schließlich auch der Staat und seine Organe 
zum Opfer. Es ist kein Wunder, wenn die Beamtenschaft, welche in 
Jahrhunderte langer Praxis Naturschätze und Menschen nach den 
leichtsinnigen Methoden der Raubwirtschaft zu behandeln gewöhnt 
war, diese Methoden auch in der Verwaltung der ihnen anvertrauten 

ter angewendet hat. Als Beispiel dafür, in wie starkem Maße das 
Denken der leitenden Personen, deren Ehrlichkeit nicht angezwei- 
felt werden soll, durch die raubwirtschaftliche Übung beeinflußt 
war, möchte ich einen allerdings schon 30 Jahre zurückliegenden Fall 
anführen; der Fall dürfte um so interessanter sein, als es sich auch 
da um einen Kommissionsbericht von „Ingenieuren und Gelehrten“ 
handelt. Zu Beginn der neunziger Jahre, als die Transsibirische 
Bahn gebaut werden sollte, hat die Permer Abteilung der Kaiserlich- 
Russischen Technischen Gesellschaft eine aus Ingenieuren und 
hohen Beamten bestehende Kommission zur Prüfung der. Frage er- 
nannt, ob und inwieweit die uralischen Eisenwerke bei dem Bahnbau 
beschäftigt werden könnten. Der Kommissionsbericht ist in der amt- 
lichen Zeitschrift „Permskij Kraj (Perm, 1892) abgedruckt; einige 
Sätze daraus seien im folgenden angeführt. Für den Bau von Loko- . 
motiven werden in dem Bericht die beiden Staatswerke Motowilicha 
(die bekannte Kanonenfabrik bei Perm) und Wotkinsk (im Gouv. 
Wjatka) besonders empfohlen, „von welchen das zweite sich mit de- 
ren Herstellung tatsächlich schon beschäftigt hat.“ Für Motowilicha 
wäre ein Lokomotivauftrag von großem Vorteil: „Ein solider Auf- 
trag auf gleichartige Gegenstände würde es ermöglichen, die Pro- 
duktion genauer zu regulieren und auf richtigere Grundlagen zu 
stellen, als die gegenwärtigen es sind, bei welchen das Werk, weil es 
nicht genügend beschäftigt ist, sich gezwungen sieht, allerlei ver- 
schiedenartige private Aufträge anzunehmen.“ Auch das technisch 
gut ausgestattete Werk Wotkinsk „kann seine Tätigkeit in Erman- 
gelung richtiger, ernster und regelmäßiger Bestellungen nicht voll 
entfalten“. Die Kommission empfiehlt also für die Lieferung von 
Lokomotiven zwei Werke, von welchen das eine solche überhaupt 
noch nie gebaut, das andere sich mit deren Bau schon „beschäftigt” 
hat. Daß diese Beschäftigung dem Ruf des Werkes nicht sonderlich 
bekömmlich war, verrät der Bericht selbst, indem darin zugegeben 
wird, daß das Werk früher Mißerfolge zu verzeichnen hatte; jedoch 
seien „diese nicht selten dadurch entstanden, daß die dem Werk ge- 
gebenen Zeichnungen ungenau waren”. 

Für die großzügige Art, in welcher man esin Wotkinsk verstan- 
den hat, aus dem Vollen zu schöpfen, sind auch die folgenden Vor- 
kommnisse bezeichnend'!?). Im Jahre 1904 brannte in Wotkinsk das 
Walzwerk nieder. Die Kredite für den Neubau wurden sofort bewil- 
ligt. Unter anderem mußte die Antriebsmaschine, eine Tandem- 
Dampfmaschine, neu beschafft werden. Eine solche Maschine kostete 
damals etwa 25000 Rbl; man hat sich aber entschlossen, die Ma- 
schine nicht zu kaufen, sondern selbst herzustellen. Man baute da- 
ran bis 1908, verausgabte 80000 Rbl, die Maschine ist nie fertig 
geworden. Ein anderes Mal kam man auf die Idee, das verarbeitete 
Roheisen selbst herzustellen, trotzdem man weder Erze noch Brenn- 
stoff in der Nähe hatte. Alsbald begann man auch, den Hochofen und 
die übrigen Baulichkeiten zu errichten, und dann erst merkte man, 
daß der Bauplatz im Frühjahr regelmäßig von der Kama überflutet 
wird. Daraufhin hat man den Bau, der über 0,3 Mill. Rbl verschlun- 
gen hat, eingestellt und die Idee des eigenen Roheisens aufgegeben. 

Ein Gegenstück des „Aus-dem-Vollen-Schöpfens“ ist das nicht 
weniger raubwirtschaftliche „Aus-dem-Boden-stampfen“; so wurde 
die südrussische Eisenindustrie emporgezüchtet. War sie in techni- 
scher Hinsicht der Uralindustrie auch weit überlegen, so rechtfertigt 
sie doch in keiner Weise die Verschwendung, die ihrethalber mit 
öffentlichen Mitteln getrieben wurde. Aus militärischen Gründen 
sowie zur Förderung des Getreideexportes sollten Eisenbahnen ge- 
baut werden: um die Aufträge nicht nach dem Ausland vergeben zu 
müssen, wollte man im Lande selbst eine moderne Schwerindustrie 
ins Leben rufen. Das hierzu notwendige Geld war aber in Rußland 
nicht zu finden; daher wandte man sich mit starken Lockmitteln an 
ausländische Kapitalisten. Noch nicht gegründete Gesellschaften er- 
hielten große Staatsaufträge zu übermäßig hohen Preisen zuge- 
sichert, man gab ihnen große Vorschüsse usw. Den Lockungen war 
schwer zu widerstehen: allein Belgien hat nach und nach den elften 
Teil seines flüssigen Kapitals in Südrußland angelegt!?). So sehen 
wir im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhundert das Schau- 
spiel eines industriellen Aufschwungs, dem jedoch nicht steigende 


1) Ponnmarow. Rußflande"Haurindustrie. Moskan 19%” (russisch). . 

2) A.P.Mitinaki'j. Die Hiittenindustrie des Ural. Petersburg 1909 (russisch). 

1) Marcel Lau’wi'iek. L’Industrie dans la Russie Meridionale, sa’situatioR. 
son avenir, Brüssel’1%17. 


17. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 33. 


1056 


Kapitalkraft des Landes, also steigende Bedürfnisse und steigender 
Wohlstand der Bevölkerung, sondern die spekulative Idee der Regie- 
rung, Bahnbau, Eisenindustrie und Getreideexport durch einen @in- 
zigen Kunstgriff zu fördern, zur Grundlage diente. In den Jahren 
1093 bis 1901 entstanden in Kußland Aktiengesellschaften mit rd 3% 
Milliarden M Aktienkapital, davon 134 Milliarden M allein in der 
Schwerindustrie; die meisten von ihnen rechneten nur auf die Ge- 
winne der Gründung und der Errichtung sowie auf die fetten Staats- 
aufträge, ohne welche sie keine Daseinsmöglichkeit gehabt hätten. 


Das Fortschreiten des oberflächlich betriebenen, durch endlose 
Unterschlagungen verteuerten Bahnbaues in Sibirien verursachte 
wachsende Mindererträge. In den letzten 5 Jahren des vorigen Jahr- 
hunderts ergaben noch die russischen Staatsbahnen einige Millionen 
Überschuß; im Jahre 1900 erscheint ein Defizit von 1% Mill. Rbi, 
steigtim nächsten Jahre auf 24, im Jahre 1902 auf 32 Mill. Rbl. Unter 
dem Druck der wachsenden Last konnte die Regierung die Bahnbau- 
ten nicht im begonnenen Tempo fortsetzen; die großen Aufträge lie- 
ben nach, Öffentliche Kritik veranlalte die Senkung der Preise, und 
es begann eine schlechte Zeit für die Werke, deren Besitzer sich be- 
trogen fühlten. Es folgten Zahlungsschwierigkeiten, und man erhob 
ein lautes Geschrei über die „Krisis in unserer Industrie”, während 
zahlreiche Eisenwaren und Maschinen in stets wachsenden Mengen 
eingetührt wurden, weil die künstlich ausgebrütete russische Eisen- 
industrie mit der gesunden und kapitalkräftigen Industrie des Aus- 
landes nicht konkurrieren konnte. 


Wohl könnte man solchen Erscheinungen, die nur als Beispiele 
aus einer übergroßen Fülle ähnlicher Tatsachen herausgegriffien 
wurden, auch manche günstige Bilder entgegenstellen; sie sind aber 
nur in einem kranken Organismus möglich und darin liegt ihre Be- 
deutung. Je tiefer die Methoden des Kaubbaues in die Volkswirt- 
schaft eingedrungen sind, um so mehr haben die Kreise, deren Aut- 
gabe die wirtschaftliche Führung gewesen wäre, die Fähigkeit zum 
wirtschaftlichen Denken verloren. Ein Bedürfnis, den Aufwand mit. 
den Ergebnissen in Einklang zu bringen, scheint nirgends bestanden 
zu haben. „Ich sage nicht” — schrieb Custine vonseiner Reise —, 
„daß ihr politisches System nichts Gutes hervorbringt; ich sage nur, 
daß, was es hervorbringt, zu teuer ist.“ Und im Jahre 1878 schreibt 
der Finanzminister S. A. Greig: „Man muß zugeben, daß unsere 
Staatsverwaltung und unsere Staatswirtschaft die teuersten der 
Welt sind.“ Man hat im Hinblick auf die unermeßlichen Natur- 
schätze höchst verschwenderisch darauf losgewirtschaltet, ohne 
zu überlegen, daß diese Schätze erst durch intensive, schöpferische 
Arbeit des Volkes zu eigentlichen Reichtümern verwandelt 
werden müßten. Tatsächlichschöpfte man nicht aus den Natur- 
schätzen, sondern erschöpfte durch Mißbrauch die Leistungs- 
fähigkeit des Volkes, wie das Prof. Prokopowitsch, das nach- 
herige Mitglied der „Provisorischen Regierung”, erst kurz vor dem 
Kriege nachgewiesen hat!*). Er zeigte, daß das natıonale Einkom- 
men Rußlands mit 63 Rbl je Kopf der Bevölkerung hinter demjenigen 
aller übrigen Kulturstaaten weit zurückbleibt, während die Steuer- 
last im Vergleich sowohl mit den übrigen Großmächten, als auch mit 
den überseeischen Konkurrenten auf dem Getreide-Weltmarkt uner- 
träglich groß ist. Ein noch schlimmeres Bild ergibt sich, wenn man 
das landwirtschaftliche Einkommen der Bauern allein berücksich- 
tigt; dieses beträgt nur 34 Rbl, welchem Betrag aber 44 Rbl an 
Lasten gegenüber, stehen. Bis auf die (regenwart war also der 
russische Bauer gezwungen, aus Hausindustrie, Jagd, Fischfang 
usw. Nebenverdienst zu suchen, „Aber alle diese industrielle Ein- 
nahmen — stellt Prokopowitsch fest — decken nur einen Teil des 
Defizit. Um satt zu werden, fehlt dem russischen 
BauernstandeinehalbeMilliardeRubelimJahr.“ 

Das waren die letzten Konsequenzen des zügellosen Raubba:ues 
in einem Land, welches man als die Kornkammer Europas zu be- 
zeichnen pflegte. Ohne eigene Lebenskraft wurde Rußlands Wirt- 


schaft durch die Machtmittel des Staates im Gange erhalten, geführt, 


von dem „bevormundenden Geist“, den Buck le für „das ernstlich- 
ste Hindernis für die fortschreitende Zivilisation” gehalten hat. So 
erscheint es ganz natürlich, daß auf den politischen Zusammenbruch 
des Staates der wirtschaftliche Zusammenbruch gefolgt ist. 


Ich glaube, im vorstehenden die Krankheitskeime der russischen 
Volkswirtschaft nachgewiesen zu haben: das menschenarme Land, 
durch Naturschätze zu Verschwendung und Müßiggang verleitet, 
blieb wirtschaftlich schwach und konnte die Folgen der ungünstigen 
geographischen und klimatischen Bedingungen nicht überwinden. 
Diese Ursachen einer unglücklichen Entwicklung bestehen heute 
In unverminderter Stärke weiter, und daß leider auch ihr Einfluß 
auf die Denkweise der leitenden Personen noch nicht im geringsten 
verschwunden ist, beweist der von Gurewitsch besprochene Kom- 
missionsbericht. Oder ist es nicht die schlimmste Ausartung des 
„bevormundenden Geistes”, wenn man großartige Elektrisierungs- 
pläne ausarbeitet, während die Volkswirtschaft kaum noch schwache 
Lebenszeichen von sich gibt, das Geld nach der offiziellen — immer 
chönfärberischen — Notierung'?) nur noch den zweihundertfünf- 
unddreißigtausendsten Teil seines Friedenswertes besitzt und in 
ehemals fruchtbaren Gebieten die Sterblichkeit infolge des Hungers 


148. Prokopowitschh, Über die Bedi industri ick- 
lung Rußlanis Ahnen Ib: er die Bedingungen aa industriellen Entwick 
») In der Moskauer Handels-Zeitung („Torgowaja Gazeta“) vom 4. IIL 1922. 


2 bis 5 % im Monat beträgt? Tatsächlich ist es sehr schwer, in dem 
En RloDeDemeht etwas anderes als ein Phantasieprodukt zu er- 
DIICKEen. 

 Versteht man unter Wiederaufbau nicht nur die Ausbeutung der 
russischen Naturschätze, sondern wörtlich die ‚Wiederbelebung der 
produktiven Kräfte und Förderung deren Wirtschaftlichkeit, dann 
darf er nicht auf einzelne Gebiete beschränkt bleiben, sondern muß 
das ganze Land umfassen. Überall, wo eine seßhafte Bevölkerung 
vorhanden ist, muß diese möglichst schnell in die Lage versetzt wer- 
den, Wert hervorzubringen, u: zw. mehr, als sie selbst zur Erhaltung 
ihres Daseins mindestens nötig hat. Angesichts der Menschenarmut 
ist hierbei äußerst sparsame Verwendung der 
menschlichenArbeit erstes Gebot; das Bestreben muß dahin 
gerichtet sein, keine Arbeit, die sich auf maschinellem Wege ver- 
richten läßt, durch Menschenhände ausführen zu lassen. 

Eine weitgehende Mechanisierung ist demnach notwendig. In 
dieser Hinsicht befand sich Rußland auch vor dem Kriege noch in 
den Anfängen der Entwicklung!®). Schon aus diesem Grunde ist es 
verfrüht, Projekte zur radikalen Elektrisierung des Landes zu ent- 
werfen. Denn der Elektromotor kann nur einen anderen, weniger 
zweckmäßigen oder teureren Motor an der vorhandenen Maschine er- 
setzen, nicht aber den Menschen, der mit Handwerkzeug arbeitet. 
Zweitens verhindert die mangelhafte Schulbildung. des Volkes 
(81% Analphabeten) die Durchführung solcher Pläne. Von diesen 
beiden allgemeinen Einwendungen abgesehen, kann man aber die 
Unhaltbarkeit der ganzen Idee auch an der Prüfung der beiden gro- 
Ben Projekte: Ausbau großer Wasserkraftwerke und Elektrisierung 
der Bahnen, leicht nachweisen. - ` 


Wasserkraftwerke. 


Für die Gesamtleistung der Wasserkräfte mit über 10000 PS 
Einzelleistung wird die stattliche Ziffer von 20,2 Mill. PS angegeben, 
wovon in erster Linie nur 23 Mill. PS ausgebaut werden sollen. 
Wie diese Riesenleistung untergebracht werden kann, sagt der Be- 
richt nicht. Im industriereichen Deutschland waren vor dem Krieg 
an sämtliche Elektrizitätswerke nicht ganz 3% Mill. installierte 
kW angeschlossen. Wie soll Rußland 2% oder gar 20 Mill. PS ab- 
sorbieren? Anscheinend ist für die Kommission die Antwort auf 
diese Frage sehr einfach, wie man das aus der Besprechung der Was- 
serwerke im Kaukasus ersieht. Laut Zusammenstellung sind im 
Kaukasus 2,7 Mill. PS vorhanden, wovon für den ersten Ausbau 
655 000 PS in Frage kommen. „Da der Kaukasus” — schreibt Qure- 
witsch — „an Kupfer, Blei, Mangan und Bauxit sehr reich ist, lassen 
sich große Energiemengen sowohl für die Bergwerke selbst, als auch 
für elektrometallurgische Zwecke verwenden. Andererseits könnte 
im Kaukasus, wie s. Z. in der Lombardei, bei billiger Energie eine 
prosperierende Textilindustrie entstehen. Besitzt doch das Gebiet 
u. &. schon jetzt eine eigene Seidenraupenzucht.” Mit Industrien, die 
entstehen könnten, ist es allerdings leicht, beliebig viele Millio- 
nen PS zu absorbieren. Wasalles aber diesem „Könnten“ in Rußland 
entgegensteht, das ersieht man aus dem folgenden Beispiel: Jeder- 
mann wird zugeben, daß der Weg von der „schon jetzt vorhandenen“ 
Seidenraupenzucht bis zu einer prosperierenden Textilindustrie viel 
länger und mühevoller ist als derjenige vom Getreidebau bis zur 
Mehlproduktion; und doch war Rußland nicht imstande, sich e:ne 
einigermaßen ansehnliche Mühlenindustrie zu schaffen. Rußland 
hat im Jahre 1911 über die europäische Grenze für 300 Mill. Rbl Wei- 
zen und Roggen ausgeführt (gleichzeitig für 9 Mill. Rbl eingeführt), 
dagegen Weizen- und Roggen m e h l nur für 19 Mill. Rbl. In demsel- 
ben Jahr hat Finnland von diesen beiden Mehlsorten für 71 Millionen 
eingeführt. Finnland bezog also den größten Teil seines Mehlbedar- 
fes nicht aus Rußland; aus Rußland kamen nur 30 000, aus Deutsch- 
land 63 000 t17). Mangel an Kapital, an Energie und Organisations- 
talent brachten es mit sich, daß Rußland diese naheliegende Werter- 
höhung eines seiner wichtigsten Ausfuhrstoffe vernachlässigte und 
sich sogar auf seinen eigenen Märkten von der ausländischen Kon- 
kurrenz schlagen ließ. 

In der Liste der Wasserkräfte steht an erster Stelle das Murman- 
gebiet mit 967000 PS. Dieses nördlich vom Polarkreis gelegene, 
von Petersburg 1200 km entfernte Küstengebiet ist schon aus geo- 
graphischen und klimatischen Gründen gänzlich ungeeignet zur 
Schaffung großer Wasserkraftwerke. Zudem ist diese Gegend bei- 
nahe die am schwächsten bevölkerte im europäischen Rußland; ir- 
gend eine, selbst nach russischen Begriffen nennenswerte Stadt hat 
sie nicht aufzuweisen. Nicht weniger ungünstig liegen die Verhält- 
nisse im Turkestan, wo die Baumwollkultur eine Zukunft haben 
könnte, aber die Voraussetzungen einer industriellen Entwicklung 
— trotz der angeblichen 3 Mill. PS — gänzlich fehlen. Das ganze 
Russisch-Zentralasien ist siebenmal so groß wie Deutschland, hat 
nicht ganz 10 Mill. Einwohner, wovon die meisten Kalmücken, Kirgi- 
sen, Perser usw. und nur die wenigsten eingewanderte Russen sind. 

Im Uralgebiet werden 5 Flüsse mit 217 000 PS angegeben. Man 
bekommt einen Begriff von der Genauigkeit, mit welcher die 20 Mill. 


16) Nach Prof. Ozeroff verbrauchte man in Rußland im Jahre 1%6 je 
Kopf der Bevölkerung 179 kg Maschinenöl gegen 35% in den V. S. Amerika. (Iwan 
Ozeroff, Problèmes économiques et financières de la Russie moderne, Paris 1916) 
Von 1082 russischen Städten hatten vor dem Kriege nur 192 eine Wasserleitung 
und nur 33 eine Kanalisation. f 

1) Weitere interessante Zahlen über diese Frage enthält das Buch von 
M. N. Selicho w „Die russische Mühlenindustrie im Kampfe mit der deutschen 
Konkurrenz“, Petersburg 1912 (russisch). 


Boa 


1056 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 33. 17. August 1922. 


PS ermittelt wurden, wenn man liest, daß hier — in diesem bedeuten- 
den und ältesten Industriegebiet Rußlands — die Schätzungen zwi- 
schen 0,5 und 2 Mill. PS schwanken! Zudem sind die Zahlen insofern 
irreführend, als man die kleinen Wasserkraftanlagen, die in den 


längs je eines Flußlaufes gelegenen Eisenwerken ausgebaut sınd ' 


oder ausgebaut werden könnten, summarisch anführt und so die 
Möglichkeit der Errichtung einzelner großer Werke vortäuscht. Am 
Flusse Isset sollen z. B. 20 000 PS zu gewinnen sein. Mir sind 3 an 
diesem Flusse gelegenen Werke bekannt: das früher private Werk 
Ober-Isset (Werch-Issetsk) neben Jekaterinburg, die ehemalige 
Münze in Jekaterinburg und 12 Werst unterhalb dieser Stadt das 
auch früher staatliche Werk Unter-Isset (Nishnje-Issetsk). Alle 
drei Werke zusammen dürften an Turbinen und Wasserrädern insge- 
samt kaum 800 PS besitzen. Die durchschnittliche Wassermenge des 
Flusses beträgt 6 bis 8 m?; wie man da die 20 000 PS errechnet hat, 
ist mir unverständlich. Die meisten Uralwerke stammen aus dem 
18. Jahrhundert; die Staudämme wurden von Leibeigenen unentgelt- 
lich erbaut, sie mußten nur beköstigt werden (Menu: Roggenbrot, 
Buchweizengrütze und Salz). Daher ist es nicht verwunderlich, daß 
man dort häufig großen Stauanlagen mit kleinen Leistungen begeg- 
net. In einem mir bekannten Fall z. B. ist der Sperrdamm des 7 km 
langen, spitzen-dreieckförmigen Staubeckens 1030 m lang, 17 m hoch, 
oben 25,5, unten 32 m breit, das größte Gefälle beträgt aber nur 
11,7 m bei einer mittleren Wassermenge von 4 m’. Derartige Minia- 
turwerke heute mit großen Kosten zu erbauen, wäre nicht in höhe- 
rem Maße sinnlos, als sie durch Flußregulierung stillzusetzen, wenn 
sie einmal da sind; wie man aber auf einem anderen Wege zu Jen 
großen Flußkraftwerken gelangen könnte, ist mir unerfindlich. 


ElektrisierungderBahnen. 


Die Daseinsbedingungen der Eisenbahnen sind in Rußland 
grundverschieden von denjenigen im übrigen Europa. Rußland hatte 
im Jahre 1913 bei vierzigmal größerer Oberfläche und nur 2%facher 
Einwohnerzahl eine ähnliche Anzahl Kilometer Eisenbahnlinien wie 
Deutschland. Während so schwacher Verkehr auf langen Strecken 
deren Wirtschaftlichkeit in Frage stellt, bringt es die Natur der rus- 
sischen Produktion mit sich, daß die Linien den Verkehr zeitweise 
nicht bewältigen können. Das ist im Herbst der Fall, wenn das neue 
Getreide nach den Seehäfen und inneren Märkten gebracht werden 
soll. Große Mengen stauen sich auf den Bahnhöfen an, die Säcke ful- 
len zuerst die stets unzureichenden gedeckten Räume, werden nach- 
her unter freiem Himmel, oft ohne jeden Schutz neben den Schienen 
zu ganzen Bergen aufgestapelt und warten monatelang auf den Wei- 
tertransport, während sie durch Regen, Schnee, Mäusefraß großen 
Schaden erleiden, manchmal im Frühjahr vom Hochwasser fortge- 
spült werden usw.'%). Diese Übelstände sind, soweit sie von der 
Mangelhaftigkeit der technischen Ausrüstung (eingleisiger Betrieb, 
zu wenig rollendes Material) herrühren, unheilbar, da die Anpassung 
der Betriebsmittel an die erhöhten Anforderungen im Herbst die au 
und für sich schlechte Nutzleistung der Bahn in den übrigen Jalıres- 
zeiten noch weiter herunterdrücken würde; die sonstigen Ursachen 
sind Unpünktlichkeit und Sorglosigkeit der Betriebe, bureaukrati- 
sche Schwerfälligkeit der Verwaltung, Kompliziertheit der Tarife, 
Bestechlichkeit der Beamten, geringe Ärbeitsleistung des Personals 
und schlechte Ausnutzung der Betriebsmittel, also lauter Faktoren, 
die mit der Alternative Dampf oder Elektrizität nicht das geringste 
zu tun haben. Wenn man bedenkt, mit welcher Vorsicht in anderen 
Staaten die Verwaltungen verkehrsreicher, technisch sehr vollkom- 
mener Eisenbahnen an die Frage der Elektrisierung herantreten, 
und daß starker Verkehr eine der Hauptbedingungen der Wirtschaft- 
lichkeit der elektrischen Zugbeförderung ist, dann ist es unver- 
ständlich, mit welchen Gründen die Kommission die Ausgabe der 
großen Summen, welche die Elektrisierung auch nur einiger Vorort- 
linien erfordern würde, empfehlen will. 

In der folgenden Übersicht habe ich die Eisenbahnverhältnisse 
in Rußland denjenigen in Deutschland an Hand einiger charakteristi- 
scher Zahlen gegenübergestellt; leider fand ich nicht alle Zahlen für 
das gleiche Bezugsjahr. Trotzdem führt die Tabelle eine beredte 


Sprache: . 
Deutschland Rußland 

Oberfläche in 1000 km?. . . . 541 22 256 
Eisenbahnlinieninkm. . . . 61 148 (1910) 75 507 (1909) 
Einwohnerzahl in Millionen. . 64,551 (1910) 166,108 (1910) 
Beförderte Personen in Mill... 1,469,978 (1909) 142,706 (1907) 
Einnahmen in Mill.M. . . . 2848397 (1909) 1,697,142 (1907) 
Angestellte und Arbeiter. . . 700 371 (1910) 151 197 (1905) 
Eisenbahnlinien in km: 

je 10000 Einwohner. . . . 9,47 4,55 

„ 100 km? ....2 0.20% 11,31 0,33 
Güter je kw? int. ©... 973 7 
Einnahmen je kminM. . . . 460582 22 471 
Angestellte: 

je 100000 Reisende . . . . 48 526 

„ 100000 t . 2 2 2 20. 133 455 


Während in Deutschland durchschnittlich jeder Einwohner 23- 


mal im Jahr mit dem Zug fährt, reisen von 100 Russen nur 86, u. zw. 


is) K.J. Gutzewitsch, im Bericht der auf allerhöchsten Befehl einge- 
setzten Sonderkommission zur Prüfung der Nöte der Landwirtschaft, Peters- 
burg 1904 (russisch). ` 


- Art Arbeit zu leisten, man dem russischen Volk Gelegenheit bietet, 


je einmal im Jahr. Ähnlich sieht es mit dem Güterverkehr aus: auf 
jedem Quadratkilometer befinden sich in Deutschland 973 t mit der 
Eisenbahn überführter Güter, in Rußland nur 7 t. Dementsprechend 
sind die Einnahmen je Kilometer in Deutschland mehr als doppelt 
so hoch wie in Rußland. Aus den beiden letzten Zeilen der Tabelle 
geht die geringe Beschäftigung der Eisenbahnangestellten in Rub- 
land hervor, wodurch die mangelhafte Nutzleistung der Bahnen noch 
weiter verschlechtert wird!®). Das sind keine Übelstände, die man 
durch Elektrisierung beseitigen könnte. 

Dann fällt in Rußland noch ein besonderer Umstand ins Ge- 
wicht, das ist der ungeheure Waldreichtum. Man konnte früher in 
den Kurierzügen tagelang reisen und kaum etwas anderes sehen als 
Wälder, Wälder und immer nur Wälder. Der Brennstoff liegt über- 
all in „greifbarer” Nähe; er liegt nicht nur, er wächst! Es dürfte 
kaum möglich sein, den elektrischen Betrieb wirtschaftlicher zu ge- 
stalten als denjenigen mit der Dampflokomotive, in welcher das eut- 
lang der Bahn wachsende Holz verfeuert wird. 

Schließlich muß man auch sagen, daß die russischen Transport- 
verhältnisse zu verbessern wären, wenn man statt Elektrisierung 
der Bahnen sich mit erheblich geringeren Kosten der Schiffahrts- 
wege annehmen würde. Auf den Flüssen Rußlands wurden vor dem 
Kriege mehr Güter befördert als auf seinen Bahnen; die folgende 
Zusammenstellung gibt ein Bild von der Bedeutung der russischen 
Flußflotte. Im Jahre 1917 verkehrten auf den Flüssen 


Dampfer Barken 


Wolga und Kama . .. .. IBH 3716 
Oka ane Soa gene as 124 634 
. Marien-KanalSystem. . . 628 6254 
Don 5.2.3204 2 5 8 53 69 305 
Nördliche Düna . . . . .. 408 1097 
Ob, Jenissei und Amur . . . 624 954 
Kuban und Kura. . . . . 35 186 


Die gesamte Wasserverdrängung der russischen Flußflotte be- 
trug über 800 Mill. Pud. Mit etwas Aufwand für die bisher sehr ver- 
nachlässigte Regulierung der Flüsse würde man dem heute schwer 
daniederliegenden Transport viel besseren Dienst leisten als durch 
Elektrisierung einiger Vorortlinien. 


Es kann natürlich nicht der Zweck dieser Zeilen sein, die zahl- 
reichen Wiederaufbaupläne um einen zu vermehren; weil aber meine 
bisherigen Ausführungen negativer Natur waren, möchte ich kurz 
sagen, wie ich über den Wiederaufbau Rußlands vom Stand- 
punkte des Elektrotechnikers denke. 

Es wurde schon betout, daß die natürlichen Übelstände, welche 
die Entwicklung der russischen Volkswirtschaft auf eine falsche 
Bahn gedrängt haben, nach wie vor weiter wirken; daher besteht die 
Gefahr, daß alte Fehler wiederholt werden. Ein solcher Fehler 
wäre, den Wiederaufbau vorzugsweise auf die Produktion unverär- 
beiteter Rohstoffe und deren Ausfuhr zu beschränken. Je höhere 


desto höher steigt sein Einkommen und seine Aufnahmefähigkeit 
für ausländische Industrieprodukte. Getreidebau kann für Rußland 
keine lohuende Erwerbstätigkeit sein, solange 80 % seiner Bevölke- 
rung sich damit beschäftigt; ebenso wenig kann die Ausfuhr anderer 
primitiver Rohstoffe, wie Holz, Naphtha usw., allein Rußland in die 
Lage versetzen, nennenswerte Mengen ausländischer Waren zu kau- 
fen. Die ausländische Industrie, die für ihre Waren den russischen 
Markt erschließen will, hat selbst das größte Interesse, Rußlands in- 
dustrielle Entwicklung nach Möglichkeit zu beschleunigen. 

Meiner Ansicht nach ist es nicht zweckmäßig, die Wiederauf- 
richtung der Produktion in einem Lande von 22 Mill. km? Ausdeh- 
nung von einer zentralen Stelle aus zu regeln. Es ist richtiger, ge- 
wisse Gebiete, die sich selbst als geschlossene Einheiten darstellen, 
auch als solche zu behandeln, als sie durch zentralisierende Zusam- 
menfassung der verschiedenen Industriezweige auseinanderzurel- 
ßen. Eine solche Einheit ist z. B. das Uralgeblet, auf welches 
ich meine Betrachtungen beschränken will. Das „metallurgische 
Ural“ befindet sich zum größten Teile im Permer Gouvernement, 
dessen Reichtum an mineralischen Schätzen schon von altersher be- 
kannt war. Auf seiner Reise fand Pallas zahlreiche Spuren metall- 
urgischer Tätigkeit verschwundener Völker, von welchen in dieser 
Gegend andere Spuren nicht zurückgeblieben sind. Im 18. Jahrhun- 
dert war noch das Ural eine der wichtigsten Produktionsstätten des 
Eisens für die ganze Welt; uralisches Eisen wurde auch nach Ame- 
rika ausgeführt. Seine Bedeutung ist seither erheblich zurückge- 
gangen; es wurde auch durch die südrussische Eisenindustrie über- 
flügelt. Die Schuld hieran trägt außer dem Mangel an Kapitalkraft, 
der z. T. veralteten Produktionsweise und der bureaukratischen 
Rückständigkeit der Verwaltung”) insbesondere die gänzlich unra- 
tionelle Holzwirtschaft und nicht zuletzt auch der rücksichtslo3® 
Konkurrenzkampf des südrussischen Eisensyndikats „Prodamels - 
Alle diese Nachteile sind aber nicht unvermeidlich; die Uralindu- 
strie kann zur hohen Blüte gelangen, wenn ihre Produktion richtig 


9) Auch die folgenden Zahlen dürften von Interesse sein: Im Jahre 1910 


beförderte man in Deutschland 565, in Rulland 335 Mill. Telegramme; daruniet 
waren in Deutschland 1.9, in Rußland 38 Mill. Diensttelegramme, d. h. in Deutst 
land 33%% in Rußland 11.4% des gesamten Telegrammverkehrs. aa B 


©, Direktoren staatlicher Werke mit Millionen Jahresumsatz solle . 
nicht berechtigt gewesen sein, Reparaturarbeiten, die melır alr 500 Rbl. koste 


ten, selbständig vornehmen zu lassen. 


1 
F 
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į 
1 
t 
1 
i 


17. August 1922. 


organisiert wird. Im Mittelpunkte dieser Neuorganisation muß eine 
zweckmäßige und intensive Bewirtschaftung des uralischen Wald- 
reichtums stehen?!). Das Permer Gouvernement (330 000 km?) ist 
zu % mit Wäldern bedeckt: etwa 4% dieser Wälder war früher Eigen- 
tum der metallurgischen Werke. Die Wälder sind — neben den mine- 
ralischen Schätzen — das wichtigste Produktionsmittel der urali- 
schen Industrie. In der folgenden Übersicht sind einige Zahlen — 
nach dem Stande des Jahres 1910 — über die uralischen Eisenwerke 
zusammengestellt?) : 


im übrigen 
im Ural Rußland ohne 
Finnland 

Anzahl der Eisenwerke . 8 65 
davon Hüttenwerke 48 47 
Anzahl der Hochöfen . 77 88 
Anzahl der Bergwerke f : 274 101 
Geförderte Eisenerzmenge in 1000 t $ 1201 5 774 
Verbrauch von Holz und Holzkohle in 1000 t 2735 725 
„ Steinkohle und Reis) in 1000 t 113 4 300 
Waldbesitz in 1000 ha . . . 5 950 615 
Anzahl der Wasserräder 150 58 
deren Leistung inPS. 7038 1340 
Anzahl der Wasserturbinen 310 106 
deren Leistung inPS. . 19 344 19 175 
Anzahl der Wärmekraftmaschinen . 427 1403 
deren Leistung in PS. 44 379 257 714 
Anzahl der Arbeiter . 106 618 85 158 
davon Hilfsarbeiter SR: 52 792 21 288 
Roheisenproduktion in 1000 t. 640 3 050 

Mechanische Arbeitskraft je Arbeiter in PS 0,66 3,27 


Roheisenproduktion je Arbeiter int. . . 5,75 28,4 
Hilfsarbeiter im an zur r Gesamtzahl 
der Arbeiter in % 49,5 25,0 


Durch rationelle Bearbeitung der Wälder wären ganz andere Er- 
gebnisse zu erzielen. Laut Berechnung von Mitinskij sind zur 
Produktion von 1 Mill. Pud (16 400 t) Eisenblech im Jahr an Holz der 
jährliche Zuwachs von 120 000 Dessiatin (130 000 ha) Wald notwen- 
dig, wenn sämtliche Prozesse vom Verhütten der Erze bis zum Aus- 
walzen der Bleche mit Holzkohle bzw. Holz ausgeführt werden; hier- 
bei ist der jährliche Zuwachs des nicht bewiirtschafteten Waldes vor- 
sichtig mit nur % Kubikfaden (= 3,24 m?) angesetzt. Die Werke 
würden so allein mit ihrem alten ungepflegzten Waldbesitz jährlich 
40 bis 50 Mill. Pud (650 000 bis 800 000 t) Eisenblech produzieren??). 
Nun könnte man die Eisenindustrie auf breitere und festere Grund- 
lagen stellen. indem man einen größeren Waldbestand, als der alte 
Besitz der Werke gewesen ist, einer Bewirtschaftung unterwirft, 
um die hierbei erzielten Holzmengen in besonderen noch zu grin- 
denden Industrien zu verwerten, so daß man dann die für die 
Hitten notwendige Holzkohle ausschließlich aus den Abfällen ge- 
winnen könnte. 

So würde das Ural die Produktionsstätte einer Qualitätsware 
ersten Ranges, des guten Holzkohleneisenblechs für die elektrotech- 
nische Industrie werden, gleichzeitig eine umfangreiche Industrie, 
die Holz verarbeitet, ins Leben rufen. Es wären also hierbei zwei 
Probleme zu lösen: 

1. die Verwertung des in den Wäldern jährlich zu fällenden 

Holzes, 

2. die Transportfrage. 

Zur Verwertung des Holzes käme in Frage: 1. die Herstellung 
vonEisenbahngüterwagen , vielleicht eine besondere klei- 
ne und leichte, überwiegend aus Holz bestehende Konstruktion zur 
Verwendung auf den Hütten und den dortigen Bahnlinien, 2. der Bau 
vonFlußbarken.die in früheren Zeiten restlos aus Holz unter 
Ausschluß jeglichen Eisens hergestellt wurden. 3. die Gewinnung 
von Bau-und Brennholz für die Ortschaften im Ural, Gru- 
benholz für die Berewerke, Schwellen für die Eisenbahnen, 
4. die Gewinnung von Zellulose und evtl. Papierfabrike- 
tion?®),5. die Herstellung einfacherlandwirtschaftlicher 
Maschinen, von Fuhrwerken, Hausgeräten, 6. die 
Zündholzfabrikation,”7.diechemische Verarbei- 
tung (Gewinnung von Terpentin, Holzessig, Azeton, Pottasche 
usw.) und 8. zahlreiche andere Verwendungen des Holzes. Was alles 
auf diesem Gebiete zu erreichen wäre, zeigt ein Blick auf die Außen- 
handelsstatistik Rußlands und Finnlands?°). Im Jahre 1911 hat Ruß- 


2) Vor dem Kriege besaß Rußland über 500 Mill. ha Wälder, welche zum 
erößten Teile nutzlon verfanlt oder galerentlich verhrannt sind. weil die Menschen 
2u ihrer Bewirtschaftung fehlten. Zu Haste ne Zeiten waren von 70N staat- 
lehen Förstereien dia meinten nnheaatzt; nach dem Frieden von Rrest-Litowak 
verbliehen hei Rowjet-Rußland 880 Förstereien mit je fihar 1000M ha Wald. für 
deren Bawachnne nicht mehr als 195 Personen zne Verfügung standen. (Nach 
der Morkauer Zeitung „Swohoda Raasii“ vom 18. VI. 1918) Am Menschenmangel 
scheitert jede Restrebung, allo Wäld-r richtig zu hawirterhaften. 

=) Nach der „Statistik der metallurgiachen Industrie Rußlands im Jahre 1910“. 
-Auf Grund amtlichen Materiala heraungarehan von der wissenschaftlichen 
netallnrgischan Kammissinn“, Petarshire 1912 (rnerisch). 

=) Im Jahre 1977 erzeugten die Uralwerke 24200 t = 65°, der gesamten 
russinchen Eisenblacherzeugung. 
erg 20) Vor dem Kriege dackte Rußland 5/, reinen Bedarfes im Ausland. 
=) Finnlands Außenhandel nnd Rußlards Außenhandel über die euro Rische 
ar Bollstedt und Trietsch in „Das Russische Reich in Europa und Asien, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 


1067 


land Holz- und Schreibwaren für 36,8 Mill. Rbl eingeführt; ausge- 
führt hat es an Holz und Holzwaren: 


Balken, Stangen, Bretter, Schwellen usw. mr 127,220 Mill. Rbl 
Holz für Zündholzfabrikation . . . 5979 Wo S 
Sonstiges Holz, Brennholz usw. 7481 „ a» 
Zimmermann- und Tischlerarbeiten . 2,826 „u n»n 


` In demselben Jahr hat Finnland Holz- und Papierwaren nur für 
3,2 Mill. Rbl eingeführt, dagegen exportiert: 


Balken, Bretter usw. für. 148,478 Mill. Rbl 


Faßdauben und Faßböden . . . . 2... 3392 u; v 
Halbveredelte RARATON TE . 3,239 p` p» 
Brennholz . . w 2217 u u» 
Garnrollen . 5786 „ n 
Holzmasse p 15,19 „ » 
Pappe, Papier, Tapeten usw. 40332 „ u 


Die Transportfrage kann nur durch Schaffung eines ausgedehn- 
ten Seilbahnnetzes gelöst werden; die Seilbahn ist der bil- 
ligste und am leichtesten zu beschaffende, zu jeder Jahreszeit be- 
triebsbereite Ersatz für den mühevollen, teueren und langsamen 
Transport mit kleinen Bauernschlitten®). Sie läßt sich leicht und 
schnell aufbauen; das wenige Eisen, das dabei nötig ist, kann ein- 
schließlich der Drahtseile von den Uralwerken hergestellt werden. 


Mit der allmählichen Entwicklung einer umfangreichen Holzio- 
dustrie müßte die Verbesserung und Modernisierung der bisherigen 
Produktion in den bestehenden Werken Hand in Hand gehen. Durch - 
Ersatz der alten Wasserräder und Turbinen mit leistungsfähigeren 
neueren Konstruktionen ließe sich die Nutzleistung der Anlagen 
mindestens auf das Zwei-bis Dreifache steigern. Mit der so erzielten 
Mehrleistung könnte man beispielweise in kleinen Schmelzöfen jähr- 
lich 100 000 bis 150 000 t Elektrostahl erzeugen”). Man würde gleich- 
zeitig auch bestrebt sein, andere leicht aufschließbare Energiequel- 
len auszunützen, die Steinkohlenproduktion intensiver betreibon?®), 
die häufig vorkommenden Torflager ausbeuten, um mit der Entwick- 
lung der das Holz verarbeitenden Industrie immer mehr und mehr 
Holz für diese zu erübrigen. Die von den Produktionsstätten sehr 
weit liegenden Wälder würde man zunächst für eine beliebige Ab- 
holzungsweise freigeben, gewissermaßen dort, wo die wirtschaft- 
liche Bearbeitung nicht mehr möglich ist, die raubwirtschaftliche 
Ausbeutung zulassen. 

Es braucht nicht besonders gesagt zu werden, ein wie reiches 
Arbeitsfeld sich bei einer solchen Entwicklung für die Elektro- 
technik eröffnet; aber die Industrialisierung bzw. Mechanisie- 
rung selbst mit einer großartigen Elektrisierung zu beginnen, wäre 
grunsliverkehrt, da hierbei die Bevölkerung Rußlands nur im gering- 
sten Maße Gelegenheit hätte, zu den großen Errichtungskosten durch 
ihre Arbeit beizutragen. Wirksam und nutzbringend 
kann die Elektrotechnik erst dann in Erschei- 
nung treten,wennProduktion und Verkehr,deren 
Hilfsmittelsieist,sich bereitsineinem gewis- 
senStadium des Fortschritts befinden. 

Für die Versorgung der Industriearbeiterschaft mit Lebensmit- 
teln würde angesichts der günstigen Bodenverhältnisse die Arbeit 
eines kleinen Bruchteils der Bevölkerung des Gouvernements (4 
Mill. Einwohner) hinreichen. In dieser Hinsicht ist die ländliche 
Verfassung der uralischen Industrie besonders günstig; die Fabri- 
ken befinden sich in Dörfern, welche meistens im 18. Jahrhundert 
— gewissermaßen als die Arbeiterkolonien der Werke, deren Namen 
sie führen, entstanden sind“). Hier bietet sich die Möglichkeit einer 
industriellen Entwicklung, der Entstehung eines neuen Typs der 
Großindustrie, welche zu den westeuropäischen Industriegebieten in 
einem ähnlichen Verhältnis stünde wie etwa die modernen Garten- 
städte zu den alten enggebauten Großstädten. 

In anderen ehemals produktiven Gebieten Rußlands sind ebenso 
wie im Ural die besonderen örtlichen Bedingungen zu berücksichti- 
gen. Eine vernünftige Dezentralisation der Verwaltung vorausze- 
setzt, kann der Fortschritt überall gefördert werden, wenn man ein 
für allemal darauf verzichtet, Europa schematisch nachzuahmen, 
wie das der Elektrisierungsplan noch einmal vorsieht. So viel ist 
iedenfalls sicher, daß die wirtschaftliche Erstarkung Rußlands ohne 
industrielle Entwicklung nicht möglich ist; soll Rußland immer nur 
Rohstoffe ausführen, so wird die große Masse seiner Bevölkerung 
dauernd auf die Vorteile der Zivilisation verzichten müssen und 
ständig nahe an der Grenze des Verhungerns bleiben. Alle Völker 
Europas werden aber gewiß eine bessere Zukunft dem Lande wün- 
schen, von welchem der Marquis de Custine, der dort das Ideal einer 
Monarchie zu finden hoffte, schrieb: „Ich glaube, von allen Ländern 
der Erde ist Rußland dasjenige, i in welchem die Menschen am wenig- 
sten glücklich sind.” 


=) Bis jetzt erfolgt die Holzzubereitung im Sommer, der Transport im 


Winter 
1) Während des Krieges waren einige Elaktroöfen in uralischen Werken 
(meines Wissens mindestens in Motowilicha) in Betrie 
2) Im Jahre nn teen: im Ural etwa 0,7 Mill. t Steinkohle gefördert. Zahl- 


re iche, dortige Kohlenlagerungen sind noch garnicht erfarsc 
y ero Komon Wort „Zawod" (deutsch: Fabrik, Werk) "bedeutet gleich- 


zeitig er das Fabrikdorf 


1058 


‚Internationale Konferenz in Paris über elektrische 


. Übersicht. Die Pariser Konferenz hatte rich die Aufgabe gestellt, 
ein möglichst umfassendes Bild des jetzigen Standes der Technik der 
Fernübertragung elektrischer Energie zu geben. Das Ziel wurde indes- 
sen nicht erreicht, da einerseits eine Fülle inhaltloser Vorträge die Zeit 
-für fruchtbringende Diskussionen nahm, anderseits den Hauptanteil 
die Franzosen hatten, die zugegebenerweise selbst keine Höchstspan- 
nungsleitungen im Betrieb haben, geschweige denn Erfahrungen mit- 
teilen konnten. Das Programm der Konferenz ist auf 8. 440 ausführlich 
mitgeteilt worden. 


Wir haben auf S. 440 dieser Zeitschrift eine kurze Notiz tiber 
obengenannte Konferenz gebracht und lassen nun an Hand der uns 
zur Verfügung stehenden Originalvorträge einen Bericht folgen. 
Wie bereits erwähnt, ist der größte Teil der Vorträge ganz allgemein 
gehalten, es erscheint daher geboten, solche nur kurz zu streifen. 


Der gesamte zum Vortrag angemeldete Stoff wurde nach 
folgenden Gesichtspunkten in 3 Abteilungen behandelt: 


1. Erzeugung undTransformierungdesStromes, 
2. Konstruktion der Kraftübertragungsleitun- 


gen, 
3. Technischer Betrieb der Leitungsnetze. 
Vorträge über gesetzgeberische Maßnahmen verschiedener 
Länder wurden eingeschoben. 


Als erster sprach Tubot Laspiäre über die 


Gesetzgebung in Frankreich zur Regelung der Kraftübertragung 
auf weite Entfernungen. 


Das bezügliche Gesetz vom 15. IV. 1906 soll durch ein z. Z. 
vorliegendes Gesetz ergänzt werden, das die Erleichterung und 
gegebenenfalls Erzwingunz der Errichtung von Leitungen be- 
weckt. Die Erzeuger und Verteiler in einer Gegend sollen sich 
gegebenenfalls unter Beteiligung des Staates zu Bau- und Be- 
triebsgesellschaften zusammenschließen. Die so gebildeten Or- 
ganisationen werden die Stromverteilung im allgemeinen nicht 
selbst vornehmen, doch soll dieses nicht grundsätzlich verboten 
sein. Für bereits bestehende Netze sind besondere Bestimmungen 
getroffen. In den ..befreiten Gebieten” ist eine Gesellschaft ge- 
gründet, die vom Staat und den großen Industriegesellschaften 
gebildet wird. Höchstpreise für Wegerecht sind festgelegt. Für 
zwei großa FEisenbahngesellschaften ist die Errichtung von Hoch- 
spannungsleitungen für Bahnkraftzwecke gestattet. 

In Holland hat der Staat 1904 zuerst gesetzgeberirch einge- 
eriffen und Enteignungsgesetze zur Erleichterung des Baues von 
Hochspannungsleitungen geschaffen. Ein Versuch, dem Staate 
die Organisation und Verteilung durch Gesetz in die Hand zu 
reben, ist am Widerstande der Direktoren und Techniker privater 
Unternehmungen, die ihren Fortbestand bedroht sahen, bisher 
- vereitelt worden. i i | 

Norwegen hat ebenfalls ein Enteignungsgesetz geschaffen, 
das den König ermächtigt, bei vorliegenden Allgemeininteressen 
die Genehmigung zur Errichtung von Hochspannungsanlagen zu 
erteilen. Ist ein Jahr danach eine Einigung der Parteien über die 
FEntschädigungsfragen nicht erfolgt, so gilt die Genehmigung als 
hinfällig und muß von neuem nachegesucht werden. Des weiteren 
sind Errichtungs- und Betriebsvorschriften erlassen, die der staat- 
lichen Kontrolle unterliegen und für die zwangsweise Gebühren 
zu entrichten sind. 


Große Hochspannungsnetze in Frankreich 


behandelten Le Verrier und Aubry. Es sind 5 große Netze 
geplant: 

1. Im Südosten mit 150 kV zur Ausnutzung der in den 
Pyrenäen gelegenen Kraftwerke mit einem Versorgungsgebiet 
Bordeaux, Toulouse, Beziers. 

2. Im Zentrum ein 150 kV-Netz zur Versorgung des großen 
Gebietes St. Etienne, Raonne, Lyon, Dijon, Bordeaux, Poitiers, 
Nantes, Tours, Orleans, Paris. 

3. Im Süden ein 120 oder 150 kV-Netz zur Versorgung der 
Gebiete Toulon, Nizza, Marseille, Valence, Lvon, Le Creuzot, 
Diion. Falls sich die in Amerika für 220 kV mit Nullpunkts- 
erdung gebauten Anlagen bewähren, soll das Netz für diese Span- 
nung eingerichtet werden. 

Im Nordwesten ein 120 oder 150 kV-Netz für Rouen, le 
Havre, Nantes. | 

5. Im Nordosten ein Netz für die Verbindung der großen 
Zentralen von Reims, der Ardennen, des Beckens von Briey, 
Lothringens. Elsaß und des Rheins. Dieses Netz soll überdies 
elektrische Energie aus der Schweiz nach Frankreich übertragen. 
Zwei Linien werden, von diesem Netz ausgehend, die Rheinwasser- 
kräfte für die Versorgung von Paris ausnützen. 


Zur besseren Ausnutzung und Ausgleich der tiberschüssiren 
Hochofenenergien in Lothringen sollen sämtliche Hütten mit 
einem Netz verbunden werden. Guery führt aus. daß der Augen- 
blick günstig sei, dieses Netz zu schaffen, „da Deutschland aus 
seinen Reparationsverpflichtungen die Kosten aufzubringen hätte“, 
Ein 65 kV-Ring soll die Hütten umfassen und eine Verbindung 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 


Kraftübertragungsnetze für sehr hohe Spannungen. 


mit dem staatlichen Netz erhalten. Die gesamte Zentralenleistunz 
beträgt etwa 120000 kW. Die durch den Walzwerksbetrieb ins 
Netz kommenden Belastunesstöße will man durch schnellregelnte 
Dampfturbos von jeder Hütte selbst auffangen, .Tranformatoren 
und Schaltapparate mit Rücksicht auf diese Stöße besonders kräf- 
tig ausführen. ° 

In Norwegen sind die großen Wasserkraftanlagen zwecks bes- 


17. August 1922. 


serer Ausnutzung gekuppelt worden, da durch die Höhe der 
Kohlenpreise in Norwegen das elektrische Kochen und Heizen eine _ 


gewaltige Steigerung des Strombedarfes nach sich zog und Nen- 
anlagen von Kraftwerken, soweit als möglich, vermieden werden 
sollten. Aanensen gibt an, daß 9000000 kW an Wasserkräften 
vorhanden sind, ungerechnet diejenigen unter 2000 kW, wovon 1913 
410 000 kW ausgenutzt waren. Ä 


Großkraftübertragung in Schweden 
behandelte Borgquist. Die Hauptwasserkräfte liegen in den 


nördlichen Provinzen, während die südlichen am dichtesten bevöl- 


kert sind und die Industrie haben. Die hier vorhandenen Wasseer- 
kräfte werden in 15--20 Jahren ausgenutzt sein, so daß man bei- 
zeiten daran denken muß, die nördlichen Kräfte heranzuziehen. 
Z. Z. werden im südlichen Teil 65 000 kW aus Wasserkräften und 
2000 kW aus Dampfkräften erzeugt. Mittel-Schweden wird von 
der großen staatlichen Zentrale am Trollhättan-Fall mit 115 Wi 
kW versorgt, die bei vollem Ausbau 300000 kW liefern könne: 
eine zweite staatliche Zentrale ist am Dalälv 1915 errichtet, die 
60000 kW verteilt: ferner nimmt der Staat jetzt ein Netz in Be- 
trieb, das von der Zentrale Motaba mit 20 000 kW und von einer 
Wasser- und Dampfzentrale 42000 kW erhält. Dieses Netz eall 
mit einer 320 km langen eben fertiggestellten 132 kV-Leitung, dir 
auf 220 kV ausgebaut werden kann, mit der Trollhättan-Zentralr 
verbunden werden. 

Neben den staatlichen bestehen noch private Anlagen m't 
30000 kW Leistung: so wird Stockholm von einer 30000 kW- 
Zentrale am Dalälv über eine 88 kV-Leitung von 120 km versortt. 

In Norrland werden etwa 220000 kW in etwa .25 Werken er- 
zeugt. Die staatliche Zentrale in Porjus liefert 60 000 kW teil: 
ala Drehstrom, teils’ als Einphasenstrom, letzteren für die Riks- 
geränsenbahn. Auszunutzen sind in Zukunft die Wasserfälle im 
Süden von Norrland. Als Übertragungslänge kommen nach Mittel- 
Schweden 400 km in Frage. 


Bau moderner Generatoren 


behandelte Newbury. Redner erblickte einen Vorteil der ameri- 
kanischen Vorschriften darin, daß man auf Grund des Studium: 
der Innentemperaturen zu einer höchstzulässigen Temperatur von 
100° C gekommen ist, wodurch die amerikanischen Generator" 
kleiner und billiger werden als gleichwertige europäische Di" 
Prüfspannungen bei Generatoren betragen nach französischen Vor- 
schriften 2X Maschinenspannung + 3000 V. Die Prüfzeit von 
1 min sieht man als ausreichend an. Die Erkenntnis, daß die 
Generatoren großer Leistungen sehr hohe momentane Kurzschlub- 
ströme haben, die bis zum 50 fachen Wert des Normalstromes stei- 
gen, hat auch in Frankreich zur Forderung einer hohen Kurz- 
schlußspannung von 25:40 % für Schnell-Läufer auf Kosten det 
Spannungsregelung geführt. Für Anlagen, die 2% 000 kW über- 
schreiten, werden zur Begrenzung des Kurzschlußstromes Reak- 
tanzen in den Leitungen vorgeschlagen. Kleinere Anlagen sini 
durch die natürlichen Induktivitäten der Transformatoren un 
Generatoren, 100 kV-Anlagen nach Ansicht des Berichterstatter‘ 
Wedmore durch die langen Leitungen geschützt. Er empfiehlt 
Luftdrosselspulen vor Spulen mit Eisenkern, da letztere eine u- 
erwünscht hohe Reaktanz beim Normalbetrieb haben, im Kurv- 
schluß dagegen infolge der Sättigung nachlassen. Als Aufbau 
empfiehlt er in Zement gebettete Spulen aus Kabeln. et 

An diesen Vortrag schließt sich eine Erörterung über die für 
den Betrieb äußerst wichtige Frage der 


Spannungserhöhung der Generatoren 


bei plötzlichem Abschalten der Last. Sarolea führt an dem 
Beispiel einer Anlage von 9000 PS, 120 kV, sehr langer Leitung 
und etwa ọ = 0,9 aus, daß bei Übergang von Vollast auf Leerlauf 
eine Spannungserhöhung von 65:85 % eintritt. Er stellt sich 
offenbar einen Kurzschluß vor, der eine Spannungssenkung un 
ein Nachregeln zur Folge hat und weist darauf hin, daß die Zeit- 
konstante der Erregerwickelung sehr viel größer ist als die der 
Generatorwieklung, so daß im Moment des Abschaltens meisten? 
noch nicht die volle Wirkung des Spannungsreglers und damit 
die oben angeführte Spannungserhöhung in vollem Maße zur Gel- 
tung kommt. Günstig wirke ferner die Entmagnetisierung dur‘ 
die Kurzschlußströme. Diese würden durch die Transformatoren 
in ihrer Höhe begrenzt, so daß die von vielen Seiten geforder!® 
hohe Kurzschlußspannung der Generatoren von 20% und mehr 
etwas zu hoch gegriffen sei. ; 

Beim Zusammenschluß moderner Hochspannungsnetze mit 
alten Netzen, deren Zentralen nur geringe Kurzschlußleistung be- 
saßen, seien diese Netze durch Reaktanzen zu schützen. 


17. August 1922. 


Del Buono berichtet, daß er in Italien auf ganz anderem 
Wege zu guten Ergebnissen gekommen sei, nämlich durch die 
schnelle Enterregung der Generatoren beim Kurzschluß (ein 


Gedanke, der in Deutschland schon lange zur Ausführung gekom- 
men ist, 


Der Einfluß der Blindleistung auf die Anlagekosten und die 
Mittel zur Kompensierung 


wurde von Derrieu behandelt; doch erübrigt sich ein näheres 
Eingehen, da das in Berlin auf dem cos -Tag im November v. J. ge- 
brachte Material diese Fragen viel eingehender behandelt. 


In der über diesen Bericht einsetzenden Diskussion spricht 
Conge über den Parallelbetrieb mehrerer Werke. 
Er sieht die Schwierigkeit weniger in technischen Gründen als 
:n Egoismus der verschiedenen Zentralenbesitzer resp. -leiter, 
die sich gegen die Verkuppelung ihrer Netze mit anderen sträu- 
ben werden, wenn ihnen dadurch Einbuße an kWh entsteht, da- 
durch, daß Werke mit ökonomischerer Erzeugung in das eigene 
\etz speisen. Er betont, daß leider zu wenig Rücksicht auf das 


Allzemeininteresse genommen wird. Die Vorteile des Parallel- 
arbeitens liegen: 


1. in der Ausnutzung von Überschußenergie aus Hoch- und 
Koksöfen, Wasserkräften oder Gezeitenkraftwerken, 

2. in größtmöglicher Ausnutzung der Brennstoffe, wenn Zen- 
tralen in der Nähe von Kohlengruben die Grundlast über- 


nehmen, wodurch gleichzeitig Eisenbahnen und Schiffahrt 
entlastet würden. i 


Der Standpunkt des Redners wird in unverständlicher Weise 
vən dem Vorsitzenden angegriffen, der ʻals Folge des Parallel- 
Wetriebes die Unterordnung der Zentralen unter die Anweisun- 


zen eines Oberleiters eieht, was er als kaum zu ertragende Form 
eines Absolutismus anspricht (!). 


Die Konstruktion von Hochspannungstransformatoren 


behandeln L6onhard und Roth. Ersterer gibt zu, daß in 
Frankreich bisher noch keine Linie mit 120 kV betrieben wird, 
kann daher über eigene Erfahrungen nicht berichten. Er hält 
die Anordnung dreier Einphasentransformatoren und geerdeter 
Sullpunkte wirtschaftlich für vorteilhaft, da geringe Reserve 
und billigerer Herstellungspreis daraus resultiert. Roth fordert 
anhe Kurzschlußspannung zur Begrenzung der Kurzschlußströme. 
Als Schaltung soll man die AA der AA vorziehen, da letztere 
darch die 3. Harmonische zu einer Hebung des Sternpunktes um 
W% führen kann. Die A A-Schaltung hat seiner Ansicht nach 
den weiteren Vorteil, daß der Transformator bei Defekt einer 
Phase, allerdings mit verminderter Last, im Betrieb bleiben kann. 

Eine Erdung des Nullpunktes hält Roth für durchaus zweck- 
mäßig, da bei Nichterdung die Spannung der übrigen Phasen im Falle 
tines Erdschlusses hoch geht und meist zum Überschlag führt. Selbst 
bei genügender Isolation sei ein Betrieb nicht durchführbar, da die 
l»deströme eine Dissymmetrie hineinbringen (entgegen andersge- 
machten Erfahrungen in Deutschland, wo Höchstspannungsnetze 
stundenlang im einphasigen Erdschluß gefahren sind.) Erdung durch 
Widerstände ist wegen der Schwierigkeit der Konstruktion solcher 
für hohe Spannung nicht zweckmäßig, über Erdungsdrosseln weiß R. 
nichts Näheres zu berichten. 

Die sehr wichtigen Fragen des Schutzes der Leitungsnetze 
durch Relais werden durch kurze Aufzählung der Relaisarten und 
verschiedener Schutzeysteme erledigt. In wenigen Worten wer- 
den das Merz-PriceSystem und ganz allgemein die Differential- 
systeme ohne Hilfsleitungen beschrieben. 


Ölschalter für Höchstspannungen 


behandelte Delay. An Stelle der Porzellandurchführungen 
treten solche mit Öl- oder Massefüllung oder Kondensatordurch- 
ubrungen, da Porzellan über 100 kV nicht günstig sei. Für die 
Dimensionierung der Schalter ist zum Teil die Lichtbogenlänge 
maßgebend, die sehr wenig von der Stromstärke abhängt, sofern 
10 A überschritten werden; viel mehr ausschlaggebend ist die 


Spannung, wobei 10 bis 15 mm je 100 V in Anschlag gebracht- 


werden. Die Kontakte werden für mindestens 400 A bemessen 
und sind imstande, einige Sekunden 15000 bis 20000 A und einen 
Unterbrechungsstrom von 5000 bis 6000 A auszuhalten. Die 
Unterbrechungszeit hängt von der Lichtbogenlänge ab und soll 
einen Bruchteil der Fallzeit des Schalters betragen. Bei einem 


: Versuch an einem Schalter mit zweifacher Unterbrechung wurde 


I sonstigen Apparaten große-Sicherheit. 


bei 132 kV und etwa 1000000 kVA Unterbrechungsleistung die 
Zeit von 2,5 Per beobachtet. Schalter mit vielfacher Unter- 
brechung sind bei gleicher Leistung kleiner, aber komplizierter 
ım Aufbau und Betrieb. Der Luftraum ist mit Rücksicht auf die 


Gasentwicklung zu bemessen, die nach Schweizer Beobachtungen 
“ cm?/kWe beträgt. Über die 


Schutzwiderstände für Leitungen und Transformatoren 


2:hen die Ansichten auseinander. In Amerika verzichtet man 
darauf selbst bei großen Leitungen von 400 km und 150 kV, die 
täglich geschaltet werden, gibt lieber den Transformatoren und 
Die Errichtung von 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 33. 


1059 


Freiluftstationen 


propagiert Payan. In den Pyrenäen sind einige Stationen im 
Betriebe, allerdings für Spannungen unter 50 kV. Die Vorteile 
sieht Payan in geringeren Anlagekosten, guter Übersichtlichkeit, 
geringerer Feuergefährlichkeit und leichter Ausdehnungsmöglich- 
keit. Nachteile ergeben sich in gebirgigen Gegenden durch den 
Zwang, in einer Etage bauen zu müssen, ferner in Betriebs- 
schwierigkeiten bei Unwetter und die Unannehmlichkeiten für das 
Überwachungspersonal in solchen Fällen. 


Zu der äußerst wichtigen Frage der 
Beeinflussung von Schwachstromleitungen durch Starkstrom- 


anlagen ; 

führt André aus, daß zur Stösung der Verständigung in Tele- 
phonleitungen '/aoooo W genügt. Ursache dieser Störungserschei- 
nungen sind die aus unausgeglichenen Strom- resp. Spannungs- 
komponenten herrührenden induzierten resp. influenzierten Span- 
nungen bei Lastungleichheit, ungleicher Leiterkapazität, Schalten 
durch nichtgekuppelte Schalter, Nullpunktserdung und dadurch 
bedingte Oberwellenströme. Erdschlüsse sind dabei äußerst gə- 
fährlich und die Erdung des Nullpunktes von diesem: Gesichts- . 
punkte aus sehr zu überlegen. 

Die Oberwellen sind wegen der Hörbarkeit im Telephon sehr 
viel störender als die Beeinflussung durch die Grundwelle. Trane- 
formatoren hoher Sättigung sind vielfach die Ursache dieser 
Oberwellen, und sollte man so weit wie möglich die Magneti- 
sierungsströme verringern. Bei Sternschaltung und Nullpunkts- 
erdung ist diese Forderung unerläßlich. In Gleichstromnetzen 
rühren die Oberwellen vom Kommutator und den Zähnen her; 
letztere sollen des Ausgleiches halber schräg gestellt werden. 


Spannung, Leitungslänge und übertragene Arbeit. 


Lavanchy bringt ein Diagramm, das für eine bestimmte 
Leitung unter Annahme verschiedener zu übertragender Leistungen 
und Spannungen entworfen ist. Die Ableitungs- und Leerlaufs- 
verluste sind berücksichtigt, so daß der Wirkungsgrad bei Leer- 
lauf gleich Null ist, bei kleinen Lasten sehr gering und mit zu- 
nehmender Last rasch auf höhere Werte bis zu einem Maxi- 
malwert ansteigt, um dann wieder zu fallen. Gleichzeitig wird 
der Einfluß der Phasenverschiebung und die verbessernde Wir- 
kung der Phasenschiebung gezeigt. Hierin soll man indessen nicht 
zu weit gehen, da die Phasenschieberverluste und Anlagekosten 
in der Nähe des cos pg=1 größer werden als der Gewinn. 

In den angeführten Kurven Abb. 1 ist der Wirkungsgrad in Ab- 
hängigkeit von ee aufgetragen. Um bei verschiedenen Leistun- 

l l 
gen ein Maximum des Wirkungsgrades zu erreichen, ist es nur 


nötig, das Verhältnis A gleich dem im Scheitelpunkt der Wir- 


kungsgradkurve herrschenden zu machen. Z. B. würden bei 150 kV 
und 35000 kW derselbe Wirkungsgrad erreicht werden wie bei 
220 kV und 76000 kW, vorausgesetzt, daß die Suszeptanz der 
Leitung konstant bleibt. 

Um eine unnötige Beanspruchung der Leitungen und Iso- 
lationsmaterialien zu vermeiden, schlägt man vor, die Spannungen 
der Last anzupassen, so daß immer der höchste Wirkungsgrad 
erreicht wird. Außerdem könnte man nach Boucherot den, Wir- 
kungsgrad durch Anordnung von Zusatztransformatoren auf der 
Linie vergrößern, indem dadurch die Leitung verzerrungsfrei 
gemacht wird (Heavisidesche Bedingung r.l = g.c). Weiter 
zeigen Kurven in Abb. 1 die Abhängigkeit des Wirkungsgrades von 
der Leitungslänge und Leistung bei einer bestimmten Spannung so- 
wie die Abhängigkeit der Belastungsfähigkeit von der Leitungs- 
länge bei verschiedenem Wirkungsgrade. Es zeigt sich für jeden 
Wirkungsgrad ein Entfernungsmaximum bei einer ganz bestimm- 
ten Last. Darauf spricht Lavanchy über die wirtschaftliche 
Seite der Errichtung und des Betriebes von Hochspannungslei- 
tungen. i 

Nach dem Kelvinschen Gesetz ist der Querschnitt der wirt- 
schaftlichste, für den die jährlichen Zins- und Amortisations- 
kosten gleich den Kosten für Energieverluste sind. Diese Regel 


gilt nur angenähert, weil sich die Unkosten wie folgt zusammen- 
setzen: 


1. Preis und Anfuhrkosten für Leitungsträger, Isolatoren usw. 
sind dem Gewicht der Leiter proportional. 

2. Die jährlichen Amortisations- und Unterhaltungskosten kön- 
nen durch eine dem Anlagekapital angepaßte Quote dar- 
gestellt werden. 


3. DEREN aus Ladung und Ableitung sind vernachlässig- 
bar. 


Die Regel ist in der Praxis nicht richtig, da die Mastge- 
wichte, die Gewichte ihrer Fundamente und die Unkosten für. 
Anfuhr mit dem Leiterquerschnitt derartig wachsen, daß man 
Interesse hätte, sich unterhalb der durch Kelvin gegebenen Quer- 
schnitte zu halten. Die günstigste Spannung liegt praktisch .in- 
folge des nicht linearen Anwachsens der Leitungskosten niedriger 
als die aus der vorstehend angegebenen ermittelte. Der Preis 
der erzeugten kWh hängt von den Benutzungsstunden und der 
übertragenen Leistung ab. 


m — n 


nt 7 R un iaa 
1060 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 33. 17. August 1922. 


Die wirtschaftliche Übertragung liegt für 120 kV bei 30 000 
kW und 300 km, darüber muß man die Leitung als Doppelleitung 
ausführen, bei 60000 kW zwei Leitungssysteme bauen. Die 
Grenze der Spannung ist nicht anzugeben, 220 kV lohnen nur 
bei sehr großen Leistungen. 


wie der von gleichwertigen Eisenmasten, doch sind die Unterhal 
tungskosten sehr niedrige. In Norwegen hat man im Kriege au 
Eisenmangel Eisenbetonmaste verwendet, die am Standort ge 
formt sind. Jeder Mast wiegt 60 t und trägt 12 Kupferleiter vor 
200 mm? Querschnitt. Die Erfahrungen eind sehr zufriedenstellend 

Über Eisenmaste mit vier Füßen wird ausgeführt, daß dies 


79 Mastart wirtschaftlich nur dort angewendet werden kann, wo deı 
750 000 ko 500 — Tr m ed aE E > 
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waw l | l | S i i 19 | i 
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Ra a P". d j i | t ] \ 
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a D 8&0 60 20 | 
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YAHNI, 0 DO | 
D = 7) Ss Leistung beim Emofärnıger in Aw 
LT m So ai 1. Linien gleicher Wirkungagrade für Über 
2 X S ı. tragung verschiedener Leistungen tiber verschiedene 
u $43 g0 , Entfernungen bei 120 kV Empfangsspannung (aus- 
S 2 8 20 gezogene Linien). 
20 0,2 N 2. Linien gleichen Verhältnisses von Anfangs- zu 
DI 
170 0,1 5 Empfangsspannung + in Abhängigkeit der übertra- 
á N 
15000 . 30000 «5000 genen Leistung (gestrichelte Linien). 
0 . Leistung beim Erngfänger 


O 0 02 03 04 05 06 07 08 09 10 
Red. Leistung 


Abb 1, Kurven der Wirkungsgrade. und Spannungsverhält- 
nisse in Abhängigkeit der red. Leistung. 


‚ Die französischen Vorschriften für Maste und Leitungen 
en von Drouin behandelt. Der niedrigste Erdabstand be- 
rägt: 

6 m neben öffentlichen Wegen, 

8 m bei Wegekreuzungen, 

8 m oder 3 m über Wasserspiegel bei Kreuzungen von Wasser- 
läufen, je nachdem, ob sie schiffbar sind oder nicht, 

7 m über der Schiene oder 3 m über Ladeprofil bei Eisen- 
bahnkreuzungen. 


ö Die metallischen Stützen müssen eine gute Verbindung mit 
Erde haben, eine Nummer und Gefahrenschild etwa 2 m. über 
Erde und eine Einrichtung, die Berührung der Drähte zu ver- 
hindern. ' 

Die Berechnung soll für 2 Annahmen angestellt werden: 


a) für die mittlere Temperatur der Gegend, horizontalen Wind 
mit 120 kg/m? auf die Projektion der Oberfläche oder 72 kg/m? 
auf die zylindrische Fläche gerechnet, 

b) für die niedrigste Temperatur der Gegend und horizontalen 
Wind mit 30 kg/m? auf die Projektion der Oberfläche oder 
18 kg/m? auf die zylindrische Fläche gerechnet. 


Als Sicherheitskoeffizienten sind zu wählen: 


3 für Führungen über öffentlichen Wegen und nicht schiff- 
baren Wasserläufen, 

5 für Wegekreuzungen, schiffbare Wasserläufe, Treidelwege und 
Eisenbahnkreuzungen, 

1 für Eisenbahnkreuzungen für den Fall des Bruches aller 
Kabel ohne Berücksichtigung der Erdwiderlager. 


An Masten gibt es Holzmaste für Niederspannungen, Beton- 
maste für Spannungen bis 65 kV mit eisernen Traversen, die 
Endverbindung durch einen eingegossenen Leiter haben. Eisen- 
maste finden jedoch die meiste Verwendung (40 kg/m? Festigkeit 
und 20 % Dehnung). 

Auf die Anfrage eines Teilnehmers wegen der Winddruck- 
belastung bei hohen Flußstürmen wird die Ansicht geäußert, daß 
die in den Vorschriften angegebene Zahl von 120 kg/m? aus- 
reichende Sicherheit gewährleistet. Im Kriege hat man z. B. an 
Hochspannungsleitungen die Erfahrung gemacht, daß bei einsei- 
tiger Zerstörung aller Leitungsseile die Maste dem Zug der 
anderen Seite standhielten. — Die Errichtung von Eisenbeton- 
masten durch Formgebung am Standort sei im Gegensatz zu den 
fertiggefurmten Masten wegen des leichten Transportes der Auf- 
baumaterialien denkbar günstig und sollte für Leitungen bis zu 
den höchsten Spannungen durchgebildet werden. Die fertigen 
Eisenbetonmaste brauchten zum Überstehen der Stöße auf dem 
Transport viel mehr Eisen, als die reine Festigkeit am Standorte 
erforderlich macht. In Schweden sind Eisenbetonmaste für Lei- 
tungen, die für 200 kV bestimmt sind, ausgeführt worden. 2 Maste 
von 19 m Höhe und je 3500 kg tragen ein Joch, an dem die Lei- 
tungen hängen. Der Preis der fertigen Maste ist etwa derselbe 


Abb. 2. Anfang sspannung und Wirkung»- 
grad bei verschiedenen Übertragungsent- gungsentfernungen für verschiedene Leistungen im 
fernungen in Abhängigkeit von der 
Empfängerleistung. Abb. 8. 


Für a =115 und 7=85%, liegen die Übertrs- 
1 


schraffierten Gebiet. 


Boden nichts kostet, in dichtbevölkerten Gegenden ist der vier- 
füßige Mast der richtige. Die Schwierigkeiten liegen bei den 
Masten mit breiter Basis im Bodenwert, der Widerstand der 
Grundbesitzer verzögert die Ausführung von Leitungen in der 
Regel so lange, daß die Kraftwerke eher als die Leitungen be ; 
triebsfähig sind. 

Vierfüßige Maste sind in Amerika sehr oft ohne besondere 
Fundamente ausgeführt worden, indem die Füße lediglich Sprei- 
zen bekamen, die den Mast in der Erde veränkern. Eine Lei- 
tung, die nach diesem Prinzip im Jura gebaut wird, läßt die Be 
arbeitung des Bodens innerhalb des Mastes mit dem Pfluge zu, 
die Bodenerwerbskosten sind daher sehr niedrige, 150 Schweizer 
Franken je Mast. Im Elsaß ist eine 130 km lange Leitung für 
70 kV mit Zementmasten von 18—22 m Höhe in Planung. Die 
Spannweite soll 200—220 m betragen. Die Maste sind für 120 kV 
ausreichend. Während 1920 der Preis 20% niedriger als für 
Eisenmaste war, ist jetzt das Eisen vorteilhaft. 


Über Versuche an Hängeketten berichtet Vedovelli. Die 
Spannungsverteilung über die einzelnen Glieder ist von der an- 
gelegten Spannung abhängig, u. zw. so, daß bei niedrigen Span- 
nungen die untersten Glieder am meisten beansprucht sind, daß 
aber mit zunehmender Spannung immer gleichmäßigere Verteilung 
stattfindet, die beim Durchbruch in eine völlig gleiche über die 
ganze Kette übergeht, und daß die Durchbruchsspannung der 
Gliederzahl proportional ist. Interessant ist die von Prof. Ryan 


i 


Abb. 4. Einrichtung zur Messung der Potentialverteilung an Isolatoren. 


angegebene Versuchseinrichtung. Abb. 4. Das wasserdurchflossen 
Rohr hat völlig gleichmäßige Potentialverteilung. Man probier 
nun die Potentiale der einzelnen Glieder an den Kontakten &u*, 
bis die Funkenbildung verschwindet. Vortragender bringt eine 
Tafel, die die Spannungsverteilung von Ketten verschiedener he- 
derzahl zeigt, und weist darauf hin, daß die kurzen Ketten de 
stigere Verhältnisse aufweisen als die längeren, daß man daher 
möglichst wenig Glieder verwenden sollte, dafür aber ausgesuc" 
tes Material und Formgebung; er hält-es für möglich, die diele 


17. August 1922. 


trische Eigenschaft und die Durchbruchsfestigkeit beträchtlich 
zu erhöhen. Eine aus 6 Gliedern bestehende Kette ist so kon- 
struiert worden, daß bei Regen die gleiche Überschlagsspannung 
von 196 kV wie im Trocknen erreicht wurde. | 
Basalt als Isolator konnte bisher wegen der Härte des Stoff 
und der Schwierigkeit der Formgebung nichf verwendet werden. 
Jetzt mahlt man ihn und bringt ihn durch besondere Behandlung 
in eine Struktur!), die gute elektrische Eigenschaften besitzt. 


Eine Platte von 16 X 16 cm und 1,8 cm Dicke wird unter Öl bei ` 


1 „ETZ“ 1922, 8. 62. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 33. 


1061 


59,3 kV durchschlagen, d. h., bei 3284 V/mm, eine 8 mm starke 
Scheibe von 90 mm Durchmesser unter Öl erst bei 44200 V. Die 
Vorzüge des Basaltes sind folgende: 

1. Widerstandsfähigkeit gegen Temperaturschwankungen. Plat- 
ten von 8 mm Stärke werden von kochendem Wasser in Eis- 
wasser gesteckt, ohne geringste Risse zu bekommen. i 

2. Man kann Eisenteile eingießen, ohne ein Zersprengen herbei- 
zuführen. 

3. Der Lichtbogen zerstört das Material nicht. 

| (Schluß folgt). 


` 


Fernübertragungsmöglichkeiten großer Energiemengen*). 
Von J. Ossanna, München. | | 
(Schluß von S. 1029). je 


Weiter oben ist angeführt worden, daß es bei Leitungen mit 
großem Winkel w möglich sei, durch verhältnismäßig Kleine, 
voreilende Blindleistungen die übertragbare Leistung ganz be- 
deutend zu erhöhen. Diese Feststellung berechtigt uns zu der 
Vermutung, daß auch durch Erniedrigung der Periodenzahl, d. h. 
durch Verkleinerung des Blindwiderstandes k, nicht möglich se, 
eine wesentlich andere Leistung als bei 50 Per zu übertragen und 
dies trotz des Umstandes, daß eine Verkleinerung von k, eine 
bedeutende Erhöhung der charakteristischen Leistung N. zur 
Folge hat. Es ist ja | 

Ex 


Ne = — E arang 
V rè + k? 


Ja selbst bei Gleichstrom (k= 0) dürften keine wesentlich 
besseren Verhältnisse zu erwarten sein wenigstens, wenn man 
auch hier die gleiche effektive Spannung voraussetzt und die 
unwirtschaftlichen Werte des Wirkungsgrades ausscheidet. 

Daß die Sache sich wirklich so verhält, kann am besten an 
der Hand eines Beispieles nachgewiesen werden. Wir wollen 
annehmen, es seien etwa 150000 kW auf 1000 km Entfernung zu 
übertragen. Hierzu sollen zwei Stahlaluminiumleitungen Nr. 240 
dienen. Die Spannung soll 220 kV betragen, obschon bei den 
angenommenen Leitungen eine Erhöhung auf 240 bis 250 unbe- 
denklich wäre. Bei 220 kV sind nämlich selbst in den höheren 
Lagen und an warmen Tagen nur ganz unbedeutende Korona- 
verluste zu erwarten. Die Übertragung soll erfolgen: 

a) mit Drehstrom von 50 Per, 

b) mit Drehstrom von 16% Per und 

c) mit Gleichstrom. 

Bei der Übertragung mit Wechselstrom sind hinsichtlich der 
Leitung die weiter oben genannten 6 Fälle berücksichtigt wor- 
den, um den Einfluß der Kompensierung der Kapazität durch 
Drosseln zu untersuchen. In allen Fällen ist die Primärspan- 
nung so gewählt, daß sich an der Sekundärstelle eine Leerlauf- 
spannung von 220 kV (Es = 220 V) ergibt. | 


n% 


ECU 3 
Ze 
Bee Eee 


ws 
I IX 
az 
HIER. A O TERBERREE 
nee 


140 180 
Ma: 10° kw 


Abb. 9. Höchstwerte des Wirkungsgrades in Abhängigkeit der Wirkleistung 
bei 6 verschieden gestalteten Leitungen und 50 Perioden. 


Die Ergebnisse der umfangreichen Untersuchungen sind in 
den Abb. 9 u. 10 graphisch dargestellt. In Abb. 9 sind die höchst 
erreichbaren Wirkungsgrade der Leitung in Abhängigkeit der 
abgegebenen Wirkleistung N2ọ beim Betrieb mit 50 Per gra- 


®© Vortrag, gehalten auf der 8. Jahresversammlung des VDE in München 1922. 


phisch dargestellt. Entsprechend den oben angeführten Fällen 
1 bis 6 sind 6 Wirkungsgradlinien vorhanden. Die jeweils 
höchsten Werte des Wirkungsgrades sind durch entsprechende 
Einstellung der Blindleistung erreicht. Die Verluste in den etwa 
erforderlichen Blindstrommaschinen sind nicht berücksichtigt. 
Die besten Ergebnisse liefert selbstverständlich der Idealfall 6 
der Leitung ohne Kapazität, die ungünstigsten Werte dagegen 
die Linie ohne Kompensation des Falles 1. Die Fälle 2 bis 5 
stellen der Reihe nach kompensierte Linien mit 2, 3, 4 und 
unendlich vielen Drosseln dar. Die Wirkungsgrade werden immer 
besser, je größer die Zahl der Drosseln ist. Der Unterschied 


im Wirkungsgrad zwischen dem Falle 4 mit 4 Drosseln (also mit 
zwei Zwischendrosseln und zwei Enddrosseln) und dem Ideal- 
fall 5 mit unendlich vielen Drosseln ist bereits so klein, daß 
man höchstens zwei Zwischendrosseln anordnen wird. Bei nur 
einer Zwischendrossel an Stelle von zwei würde man einen um 
etwa 2% kleineren Wirkungsgrad erhalten. | 


n% 


100 140 . 180 
N2 o` 10° kw. 


Abb. 10. Höchstwerte des Wirkungsgrades in Abhängigkeit der. Wirkleistung 
bei 5 verschieden gestalteten Leitungen und 16?/, Perioden. 


ak 


80 2 

20 60 700 140 780 "OKW 

Abb. 11. Höchstwerte des Wirkungsgrades in Abhängigheit der Wirkleistung 
bei Gleichstrom- und Wechselstromübertragung mit 50 und 16%, Perioden. 


Die Abb. 10 zeigt die gleichen Kurven wie die Abb. 9 für 
den Fall, in welchem die Linie mit 16% Per betrieben wird. Wie 
nicht anders zu erwarten war, liegen hier die Wirkungsgrad- 
kurven wesentlich näher aneinander, was dem geringeren Ein- 
fluß der Kapazität entspricht. Man kann hier, ohne den Wir- 
kungsgrad nennenswert zu verschlechtern, mit zwei Enddrosseln 
auskommen. | 


1062 Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 33. 


| Für den Fall, in welchem bei 50 Per zwei Zwischendrosseln 
und bei 16% Per keine Zwischendrosseln angeordnet werden, sind 
die höchst erreichbaren Wirkungsgrade als Funktion der Wirk- 
leistung in Abb. 11 nochmals gezeichnet. Die dritte auf- 
genommene Kurve gilt für den Betrieb mit Gleichstrom. Die 
Kurven zeigen, daß bei kleineren Belastungen der Gleichstrom 
überlegen ist, während bei größeren Leistungen der Unterschied 
sehr klein wird, ja vollkommen verschwindet. Die besseren 


` Nox 
*10°KVA 


-Nəx 
Abb. 11a. Blindieistung, ausschließl. Drosselspulenleistung in Abhängigkeit der 
Wirkleistung, die zu den höchstmöglichen Werten des Wirkungsgrades führt. 


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Abb. 11b. Blindleistung, einschließl. Drosselspulenleistung in Abhängigkeit der 
Wirkleistung, die zu den höchstmöglichen Werten des Wirkungsgrades führt. 


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Abb. 110. Sekundärspannung in Abhängigkeit der Wirkleistung 
bei den höchstmöglichen Werten des Wirkungsgrades. 


Wirkungsgrade bei Gleichstrom bei kleineren Belastungen be- 
ruhen auf dem Fehlen der Drosselverluste.e Denkt man an die 
Drosselverluste, so muß es überraschen, daß die Wirkungsgrade 
bei 16% Per selbst größer als jene bei Gleichstrom werden. 
Dieses Verhalten ist auf den weit kleineren Spannungsverlust 
bei der Wechselstromübertragung zurückzuführen. Während 
nämlich bei Gleichstrom der Spannungsabfall unvermeidlich ist, 
wird dieser bei Wechselstrom durch die zur Übertragung gelan- 
gandon; voreilenden Blindleistungen mehr oder weniger ver- 
mieden. 


17. August 1922. 


Beachtenswert ist es ferner, daß man bei allen drei Strom- 


arten annähernd die gleiche Wirkleistung übertragen kann, wenn 
man nämlich die höheren Leistungen, die zu unwirtschaftlich 
kleinen Wirkungsgraden führen, unberücksichtigt läßt. 


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1980 x10°KW 

Abb. 12. Wirkungsgrad in Abhängigkeit der Wirkleistung bei Gleich- 
und Wechselstromübertragung mit 50 und 16%, Perioden. 


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Abb. 120. Sekundärspannung in Abhängigkeit der Wirkleistung, 
die sich bei den Wirkungsgraden der Abb. 12 einstellt. 


In Abb. ila sind die Blindleistungen, die zu den besten 


Wirkungsgraden führen, in Abhängigkeit von der Wirkleistung 
aufgetragen. Daraus ergibt sich die wichtige Erscheinung, daß 
entgegen der geläufigen Anschauung der Wirkungsgrad einer 
Übertragung nicht dann am größten wird, wenn der Leistungs- 
faktor gleich 1 ist. Bei größeren Wirkleistungen sind also nicht 
unbedeutend voreilende (negative) Blindleistungen erforderlich. 


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17. August 1922. 


Für diese Blindleistungen braucht man indessen nur z. T. 
mit Blindstrommaschinen aufzukommen, denn man braucht die 
Drosseln, die am Ende der Leitung zwecks Kompensierung der 
Kapazität eingeschaltet sind, nur abzuschalten, um den ent- 
sprechenden Teil an voreilender Blindleistung entbehrlich zu 
machen. Berücksichtigt man diesen Umstand, so erhält man für 
die resultierende Blindleistung an der Sekundärstelle die in 
Abb. 11b eingetragenen Werte. Voreilende Blindleistungen sind 
demnach nur bei höheren Leistungen erforderlich; sie sind dabei, 
verglichen mit der übertragenen Wirkleistung, nicht groß. Bei 
kleineren Leistungen sind dagegen nacheilende Blindleistungen 
aufzubringen, was durch Drosseln geschehen kann. 

In Abb. 11c ist die Sekundärspannung, die man erhält, wenn 
man jeweils den besten Wirkungsgrad einstellt, als Funktion der 
Wirkleistung aufgetragen. Die Kurve für 50 Per zeigt, daß man 
zu einer nicht vernachlässigbaren Spannungserhöhung kommt, die 
besser vermieden wird. Denn würde man sich entechließen, an einem 
Leitungsende eine wesentlich höhere Spannung als 220 kV zu- 
zulassen, dann wäre es weit günstiger, die Gesamtspannung der 
Linie entsprechend zu erhöhen und ohne nennenswerte Span- 
nungsänderung zu arbeiten. Eine Herabsetzung der Endspannung 
bei der höchsten Belastung ist indessen durch Verkleinerung der 
voreilenden Blindleistung ohne weiteres, d. h. ohne nennenswerte 
Verschlechterung des Wirkungsgrades möglich, weil ja die Wir- 
kungsgradkurve in Abhängigkeit der Blindleistung bei größeren 
Leistungen sehr flach verläuft. 

Bei den Kurven der Abb. 12 bis 12c ist eine entsprechende 
Verringerung der Blindleistung vorgenommen, so daß bei der 
höchsten Leistung die Spannungserhöhung 5 an Stelle von 15% % 
beträgt. Ein Vergleich der Kurven der Abb. 11 und 12 zeigt, daß der 
Wirkungsgrad nicht nennenswert anders geworden ist. 

Aus den Kurven der Abb. 11 bis 11c bzw. 12 bis 12c können 
die folgenden Schlußfolgerungen gezogen werden: 
~ L Die Übertragung mit 12% Per ist etwas günstiger als 
jene mit 50 Per, indem sowohl der Wirkungsgrad bei gegebener 
Leistung als auch die übertragbare Leistung bei gegebenem Wir- 
kungsgrad etwas höhere Werte annehmen. Auch die Leistung 
der erforderlichen Blindstrommaschinen und der Drosseln ist bei 
50 Per größer als bei 16%. Sehr zum Vorteil für die Übertragung 
mit der kleineren Periodenzahl spricht der Umstand, daß bei 
dieser keine Zwischendrosselwerke erforderlich sind. Trotzdem 
ist die Übertragung mit 16°/ Per insgesamt nicht günstiger als 
jene mit 50 Per ist, denn bei der ersteren muß der Strom an der 
Sekundärstelle mittels Motorgeneratoren auf 50 Per umgeformt wer- 
den. Auch sind die Kosten der Maschinen und der Transformatoren 
bei der kleineren Periodenzahl wesentlich höher als bei der höheren. 


2. Die Übertragung mit Gleichstrom führt dagegen bei 
kleineren Belastungen zu besseren Wirkungsgraden der Linien, 
während dieser Vorteil bei größeren Belastungen mehr oder 
weniger verschwindet. Bedenkt man aber, daß die Erzeugung 
des hochgespannten Gleichstromes an der Primärstelle und dessen 
Umformung in Wechselstrom an der Sekundärstelle mit großen 
Verlusten und Kosten verbunden ist, so ist es klar, daß Gleich- 
strom mit Wechselstrom gleicher Spannung unter gar keinen 
Umständen in Wettbewerb treten kann. Nur wenn es möglich ist, 
die Übertragungsspannung bei Gleichstrom ganz wesentlich höher 
als bei Wechselstrom zu wählen, kann die Frage der Verwendung 
des Gleichstromes zu Übertragungszwecken in Frage kommen. 


Die Wahl der Übertragungsspannung nach oben ist nur 
durch die Glimmverluste begrenzt. Bei Gleichstrom wird man 
demnach eine wesentlich höhere Spannung als bei Wechselstrom 
zulassen können, ohne die wirtschaftliche Verlustgrenze zu über- 
schreiten, Da aber z. Zt. Versuche über die Koronaverluste bei 
Gleichstrom nicht vorliegen, so ist es auch nicht möglich, die 
Höhe der zulässigen Gleichspannung anzugeben. 

Nimmt man an, daß bei Gleichstrom etwa 300 kV an Stelle 
von 220 kV bei Wechselstrom zulässig seien, dann würde die 
übertragbare Leistung um volle 85% größer werden oder man 
könnte mit vier Leitungen etwas mehr übertragen als bei 


Graphisches Verfahren zur Ermittlung des Feldschwächungs- 
grades bei Bahnmotoren. 


Von Dipl.-Ing. E. Th. Homolatsch, Berlin-Wildau. 


Übersicht. Zur Erzielung einer günstigen Stromwirtschaft bei 
Gleichstrombahnen wird man insbesondere bei längeren Strecken mit 
geschwächtem Felde fahren. Um dies auch in dem Entwurf der Fahr - 
linien zu berücksichtigen, wird in folgendem ein einfaches Verfahren 
beschrieben. 


‚ Als Mittel zur Drehzahlerhöhung bei Gleichstrom-Bahnmotoren 
dient die Schwächung des Hauptfeldes. Es soll nun im folgenden 
ein Verfahren entwickelt werden, um den Schwächungsgrad in ein- 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heit 33. 


106838 


Wechselstrom mit sechs. Dieser Vorteil des Gleichstroms ist s0 
groß, daß es sich lohnt, einige Betrachtungen über die Erzeugung 
und die Umformung von hochgespanntem Gleichstrom anzustellen. 

Zur Erzeugung hoher Gleichspannungen an der Primärstelle 
und zu deren Umformung an der Sekundärstelle steht uns heute 
nur ein Weg offen, nämlich der der Reihenschaltung von Gleich- 
etrommaschinen. Nimmt man an, daß man in einer Maschine 
noch 5000 V wirtschaftlich erzeugen kann, so wären nicht 
weniger als 60 in Reihe geschaltete Generatoren an der Primär- 
stelle und annähernd ebensoviele Motoren an der Sekundärstelle 
nötig, um auf etwa 300 kV zu kommen. Dabei käme wohl nur 
die Aufstellung von Motorgeneratoren in Frage, weil ja eine so 
weitgehende Unterteilung der Leistung der Kraftmaschinen im 
Primärwerk kaum möglich bzw. zweckmäßig sein dürfte. Die 
Hochspannungs-Gleichstrommaschinen müßten durch Aufstellung 
auf Porzellanblöcke vorzüglich voneinander isoliert und dureh 
eine isolierende Kupplung angetrieben werden. Sollte die Kon- 
struktion einer genügend isolierenden Kupplung nicht gelingen, 
so müßte man die ganzen Maschinensätze isoliert aufstellen und 
durch Isoliertransformatoren speisen. Kurz und gut, es ent- 
stüaden außerordentlich hohe Anlagekosten. Gleichzeitig würde 
der Wirkungsgrad eine sehr bedeutende Verschlechterung 
erfahren, denn es erwüchsen durch die zweimalige Umformung 
Verluste im Gesamtbetriebe von 16 bis 20%, wenn man die Ver- 
luste in einem Motorgenerator mit 8 bis 10% ‘in Rechnung 
setzt. Die gesamten Übertragungsverluste würden sich also mehr 
als verdoppeln. 

Zur Erzeugung hochgespannten Gleichstroms, nicht aber zu 
seiner Umformung an der Sekundärstelle könnte man auch eine 
entsprechende Anzahl von in Reihe geschalteten Quecksilber- 
dampf-Gleichrichtern in Aussicht nehmen. Sie hätten den Vor- 
teil, den Wirkungsgrad nicht unwesentlich zu verbessern. 

In neuerer Zeit hat man auch vorgeschlagen, um jede 
Reihenschaltung von Maschinen oder Gleichrichtern, die ja stets 


:zu sehr hohen Anlagekosten und verwickelten Anlagen führt, zu 


vermeiden, die Ventilwirkung von Glühkathodenröhren zu be- 
nützen. In gewissen Kreisen?) in Amerika scheint man auf diese 
Erzeugungsart große Hoffnungen zu setzen. Mir scheinen aber 
die zu überwindenden Schwierigkeiten, sobald es sich um B 
wältigung großer Leistungen handelt, sowohl in technischer als 
auch in wirtschaftlicher Hinsicht so groß zu sein, daß größere 
Hoffnungen auf diese Erzeugungsart kaum gerechtfertigt sein 
dürften. Man muß sich nämlich vergegenwärtigen, um nur eine 
von den vielen, fast zahllosen Schwierigkeiten zu erwähnen, daß 
durch die Ventilwirkung höhere Strom- und Spannungsharmo- 
nische entstehen, die von der Leitung auf das sorgfältigste fern- 
gehalten werden müssen, sollen diese, begünstigt durch die 
geringe Dämpfung der Leitung nicht äußerst gefährliche Über- 
spannungen wachrufen. 

Noch weit größere Schwierigkeiten als die Erzeugung ver- 
ursacht die Rückumformung des hochgespannten Gleichstromes, 
wenn man die Motorgeneratoren ausscheidet. Hull, der opti- 
mistische Hauptverfechter der Glühkathodenröhre beschreibt zwar 


in der Zeitschrift der amerikanischen Elektroingenieure eine Er- 


scheinung, bei welcher eine in ein magnetisches Feld gebrachte Glüh- 
kathodenröhre von einer gewissen Feldstärke an dem durchgehen- 
den Strom einen unendlichen Widerstand bietet, so daß im Prinzip 
die Möglichkeit besteht, einen Widerstand periodisch zu ändern 
und demnach aus einer Gleichspannungsquelle einen Wechselstrom 
zu entnehmen. Von der prinzipiellen Lösung einer derartigen 
Aufgabe bis zur technisch wirtschaftlichen ist aber ein sehr weiter 
Weg. Dies ist um so mehr der Fall, als hier nur eine sowohl tech- 
nisch als auch wirtschaftlich vollkommene Lösung dieser Aufgabe 
in Betracht kommen kann, soll sich der Gleichstrom mit seinen 
verhältnismäßig kleinen Vorteilen wirklich durchsetzen. Die Aus- 
sichten, daß dies gelingt, sind z. Zt. und auch in absehbarer Zeit wohl 
gering. 


6) Vgl. den Aufsatz von Hull über das Magnetron in dem „Journ. Am. 
Inst. El. Eng.“. 1921, 8. 715. 


fachster Weise in Abhängigkeit der gewünschten Drehzahlerhöhung 
zu finden. Vorausgesetzt ist die Kenntnis der Abhängigkeit des 
Flusses vom Strom. Das Drehmoment einer Reihenschlußmaschine 
ist unter kleinen Vernachlässigungen direkt abhängig vom Produkt 
aus Fluß und Ankerstrom. Punkte eines gleichen Drehmomentes 
werden sich, in einem Koordinatensystem mit Strom und Flußanga- 
ben, durch eine Hyperbel verbinden lasset. Der Schnittpunkt, mit 
der im selben Koordinatensystem eingetragenen magnetischen Ge- 
samtcharakteristik, ist eindeutig, für ein bestimmtes Drehmoment 
und eine ganz bestimmte Drehzahl. Aus Versuchen ist die, einem 
Strom entsprechende Drehzahl (n) bekannt, ebenso das hierbei ent- 
wickelte Drehmoment (D). 

Für ein beliebiges Drehmoment D konstruiert man in der Nähe 
der magnetischen Charakteristik eine Hyperbel, die dem konstan- 
ten Produkt D= J® entspricht. Die hierbei auftretende Drehzahl n 


41 


wird aus dem Versuch bekannt sein. Man lotet vom Punkte a auf die 
Abszisse und trägt dort die Drehzahl (n) ein. Hierdurch ist die Ab- 
szisse in Drehzahlen für dieses eine Drehmoment geeicht. Projiziert 
man a auf die Ordinate, £0 erhält man dort den Wert ®, des Flusses, 
dessen absoluter Betrag aber von keinem weiteren Interesse ist. 

der Fluß dem reziproken Werte der Drehzahl proportional ist, kann 


1 : , , 
man dort auch FA ausschreiben. Dieses A gilt für alle Drehmomente. 


Soll nun eine Drehzahlerhöhung um P % ermöglicht werden, so ist 
es nur nötig, durch einen Nebenschluß zur Hauptwicklung den Fluß 
um 


100 f 
(1—0 p) h 


zu vermindern. So erhält man ®, Da aber für das Drehmoment 
D die Abszisse in Drehzahlen geeicht wurde, kann man auc 
hier p % zugeben (na), auf die Hyperbel nach Punkt b loten und von 


dort auf die Ordinate, wodurch man ebenfalls den Punkt $, = i; 


erhalten muß, was ja auf die Eigenschaft der Hyperbel zurüekzu- 
führen ist. Dem Fluß ®, entspricht, nach der magnetischen Charak- 
teristik, ein kleinerer Strom im Feld, nämlich 8J,. Seinen Wert fin- 
det man auf der Abszisse durch Herabloten des Schnittpunktes c. 
Um dasselbe Drehmoment wie im ungeschwächten Zustand des Fel- 
des zu erhalten, muß der Ankerstrom erhöht werden. Dem kleineren 
Fluß @, entspricht ein größerer Ankerstrom J (Lot von b). Das 
Verhältnis von 8J», dem Strom in der Feldwicklung zum Ankerstrom 
J,, ist nun der gesuchte Schwächungsgrad 8. 


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Abb. 1. Abb. 2. 


Ist nach der größtmöglichen Drehzahlerhöhung bei einem er- 
höhten Drehmoment gefragt, ohne daß hierbei ein gewisses Anker- 
strommaximum überschritten werden darf, so verfährt man wie 
folgt (Abb. 2): ®ı, Jı Di entsprächen dem ursprünglichen Zustande. 
Das Drehmoment soll von D, auf D, erhöht werden. Könnte man 
ohne Feldschwächung den Fluß ®, beibehalten, so müßte der Anker- 


strom entsprechend, von J, auf J, erhöht werden (D, : Da = Jı : Ja 


Man verlängere die Abszissenparallele ®,a um dieses Verhältnis bis 
b, lege hierdurch eine Hyperbel, dem erhöhten Drehmoment D, ent- 
sprechend und bringe sie in c zum Schnitt mit der magnetischen Cha- 
rakteristik. Die Ordinate von c gibt den Fluß ®,, die Abszisse den 
Strom J, für das neue Drehmoment. D3 bei ungeschwächtem Felde 
an. Es sei Js das Ankerstrommaximum, das nicht überschritten Wer- 
den soll. Eine Senkrechte auf J, schneidet D; in d, von hier eine Wag- 


rechte schneidet den Fluß ®, auf der Ordinatenachse ab. Ein 


von dem hierdurch gefundenen Sehnittpunkte e gibt 8Js den Strom 
in der Feldwicklung an. Der Feldschwächungsgrad ist 8, nämlich 


3 
Na — lo 


zahlerhöhung beim Drehmoment D; ist us %.Die gesamte Dreh- 


$J , : 
7. Die unter den aufgegebenen Bedingungen noch mögliche Dreh- 


In der Übergangsperiode der deuts 


eren ist seit einigen 
Der Beschäftigungsgrad laßt 
hsten Mo- 
einige 
ns ein 
e Tat- 


Die Stimmung in den Industrierevi 
nicht mehr sonderlich zuversichtlich. 
zwar noch immer wenig Zu wünschen übrig. Für 
nate liegen Auftragbest 
Werke mögen sogar über 


Jahr noch Beschäftigung 


sache nicht darüber hinwegtäuschen, daß 


ände 


1064- Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 


Konjunktur bereits eingesetzt hat. 


vieler Werke ist in ein b 


da die Konsumfähigkeit no 
sie sich vor Auftragsannullierungen, die als A 


Lieferungsbedingungen 


junktur früher in großer Zahl vorgenomme 
nach Möglichkeit schützen. O j 
Auftrages sogleich grö 


sich deutlich erkenn 


des an sich schon hohen Prei 
vorgenommen worden sind, wer 


17. August 1922. 
S a en 


I die näc 
in ausreichender Zahbl vor; 
Ordres verfügen, die für wenigste 


Dennoch kann dies 


gstätigkeit 


geraten, wahrschein- 


chen Wirtschaft’). 
Wochen 


den größeren Teil der vor- 


ß die Kaufkraft zu sinken beginnt, lassen 
Preiserhöhungen, die trotz 


en. Die gewaltigen 


gleichmütig hingenommen, sondern mit 


men. Wie immer in Zeiten des Umschwungs zu gesc 


Es wäre zu viel, wollte man 
tion des Wirtschaftslebens sprechen. 


Wochen von der Eisenindustrie 
ohne Erfolg. Auch der inländisc 


hafter aufzuflackern. Der Handel dagegen zei 
he Bedarf für 


tung. Er behauptet, da 


langt sind. 


d 
Der Ernst dieser Entwick 
Mit der Möglichkei 


bald hereinströmen 
Preisniveau ausübe 


letzten Sitzungen des 


licher Erwägungen 


den Richtpreise für Halbzeug und 


ß in den letz 
chen Händlern auS 


n,muß in der Tat ge 


beschlossen worden, 


sniveaus in letz 
den von der B 


alzeisen fort 


ter Zeit immer noch 
evölkerung nicht mehr 


einer Einschränkung des 


bereits von einer V 
Indessen me 


Verbrauchs beantwortet. Die Konsumfähigkeit beginnt zu erlah- 


hehen pflegt, 
verschärft ein Gefühl der Unsicherheit die ohnehin schwächer wer- 
dende Kauflust und führt in einzelnen Gewerbezweigen sehr schnell 
zu vollständigem Stillstand’). 


ölligen Stagna- 
hren sich die 
die bisher sehr 
bedenklichem 
us der westdeut- 


B geit einigen 


lebhaft umkämpft werden. Vielfach 
he Wettbewerb beginnt wieder leb- 
gt gro 


Zurückhal- 


längere Zeit 


weil er angeblic 

einzubekommen, 
ts beträchtliche 
dische Firmen 8% 


rechnet werden. In einer der 


Eisenwirtschaftsbundes war euf 


trotz aller Erhöhungen der Kohlenpreis® und Frachtraten, nurt weil 


die deutschen Inlandpreise, 
lich über Weltmarktni 
worden wären und j 
Berücksichtigt man, 
preise möglich und wahrscheinlich sogar 
ist?), und stellt ferner 


fähigen hohen Prei 


den hohen Kohlenpre 


fabrikat finden, 80 


Tatsächlich hat das in 


so 


veau stehen, sonst 


läßt sich erkennen, 
det unser Export bereits ist. 


die teilweise bere 


in Rechnung, daß die nicht me 
für Halbzeug und Walzeisen*) zusammen m) 
isen ihre letzte A i 


its jetzt nicht unerheb- 
noch weiter heraufg 


zahlerhöhung vom urs rünglichen Zustan als i - A : : 4 
= DENDE d also nach eingangs e- [nie das ausländische bereits erreicht. Dief eins tenSchw2l 
kungen der Devisenkurs® können daher unger® 


läutertem: 
1 1 


d. p, _ı,-P® 
100.- ae ON 


Wenn eine magnetische Charakteristik ® = f(J) nicht vorliegt, 
genügt für den kleinen ‚Bereich, in dem sich das graphische Ver- Kosten für die Lebenshaltung sind in 
fahren bewegt, auch D =f(J) Drehmoment über Strom, aus der sich wieder außerordentlich nahe 
p =f (J) immer ableiten läßt nach D = ẸJ. Es wird nur der Ver- 
lauf der Kurve benötigt, keinesfalls absolute Beträge des Flusses. 


Preissätze über die 


ben. Was dann? Da sich 


bei uns mit der des Au 


geführte Deflationspolitik Erfolge zu zeitigen und 
Preissenkungen herb 


slandes kreuzt, 


von den Vereinigten Staaten 


1) Die Handschrift zu 


diesem Aufsatz ist un 


konnte aber aus verschiedenen Gründen erst 
dessen hat die rapide Entwicklung der Dinge 


fassers teilweise überholt. 
2) Die neuerdings © 


jedoch wieder zu einer Art 


Walz 


ingetretene® anßerord 


Weltmar 
‘ch die Tendenz d 


gekommen. 


ist Ausweichen fast unmOß“ 
lich. In vielen ausländischen Staaten beginnt die i 


Die größten Fortsch 


erzielt worden sen. 


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Ausverkauf Veranlassung Rege 


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17. August 1922. 


dieses Jahres nur noch wenig über ein Drittel mehr als in Friedens- 
zeiten und haben seitdem eine weitere Ermäßigung erfahren. Das 
gleiche gilt, wenn auch bei weitem nicht saallgemein wie in den Ver- 
einigten Staaten, für Großbritannien. Die Verbilligung des 
Lebensunterhalts in Frankreich, Belgien, Italien, der 
Schweiz und den nordischen Ländern hat ebenfalls sehr 
erhebliche Fortschritte gemacht, Dagegen haben die Le- 
'benshaltungsindexziffern in Deutschland in 
denersten vierMonatendiesesJahresdiegrößte 
Steigerung seit 1914 erfahren’). Das gleiche gilt 
fürdie Lohnentwicklung. | 

Der ausländische Wettbewerb trifft unsere 
Wirtschaft in besonders schwacher Abwehr- 
stellung, weil die Regierungen vieler fremder Staaten ihren 
Exportgewerben in Gestalt von Ausfuhrprämien, Frachtvergütun- 
gen und -ermäßigungen weitgehendste Unterstützung leihen, 
kampfmittel, gegen die wir, die durch den Versailler 
Vertrag gebunden wurden, wehrlos sind. 

Die Situation hat somit von Grund aus eine Wandlung erfahren. 
Während das Ausland bisher Klage geführt hat, daß die Differenz 
zwischen dem niedrigeren Auslandswert der Mark und der höheren 
Kaufkraft unseres Geldes im Inland eine sehr starke Exportprämie 
zugunsten der deutschen Industrie schafft und zu einem für den 
Weltmarkt gefährlichen Valutadumping Anlaß gibt, beginnt 
neuerdings das Ausland, gestützt aufeine rigo- 
rose ZollpolitikundstaatlicheSubventionenin 
BREI DON Umfange selbst Dumping zu trei- 

en. 

Die Möglichkeit, daß große Mengen ausländischer Waren her- 
einströmen, wenn die Devisenkurse nur einigermaßen stabil bleiben, 
sächstsich daherzueinerschweren Gefahr aus. 
Der Handel übt übrigens nicht nur Zurückhaltung, weil er mit dem 
Bezuge billiger Waren vom Auslande rechnet; er hofft vielmehr, 
von den ausländischen Werken auchkürzereLieferfristen 
zu erhalten. 

Die Aussichten können somit keineswegs als rosig bezeichnet 
werden. Hinter der Maske eines blühend aussehenden Wirtschafts- 
körpers verbirgt sich eine schleichende Krankheit. Sollte die Ent- 
wicklung sich wirklich vollziehen, wie wir angenommen haben, 
dann wird das deutsche Arbeitstempo sehr bald langsamer werden, 
zumal die außergewöhnlich starke Kauftätigkeit der letzten Monate 
weniger durch Abrufe des Auslandes als der heimischen Verbrau- 
cherschaft getragen wurde, diedie Angleichung an die ausländischen 
Preise mit Notwendigkeit sich vollziehen sah und infolgedessen zu 
roben Hamsterkäufen schritt. 

Die Werke werden also, da der inländische Verbrauch zunächst 
als gesättigt anzusehen ist, andererseits aber die großen Steuer- 
lasten und die wachsenden Kosten der Lebenshaltung zu steigender 
Inanspruchnahme der Bankkonten führen, in der nächsten Zeit, die 
man freilich als Übergangsperiode bezeichnen kann, auf auslän- 
dische Käufe mehr denn je angewiesen sein. Ob diese in einem so 
groben Umfange erfolgen, daß eine rentable Betriebsführung mög- 
uch ist, darf unter den obwaltenden Umständen füglich bezweifelt 
werden. Industrien, deren Erzeugnisse in gewissem Maße Monopol- 
‘barakter tragen, mögen noch immer gewinnbringend arbeiten, da 
sie voraussichtlich ihre Verkaufsraten den steigenden Gestehungs- 
kosten anzugleichen imstande sein werden. Trotzdem besteht auch 
für diese Kategorie die Gefahr, daß Inland und Ausland zu einer 
Einschränkung des Verbrauchs schreiten, wenn die Preise ein be- 
summtes Maß überschritten haben. 

Wesentlich schwerer dürfte die Situation für alle übrigen In- 
dustriezweige sein, am schwierigsten aber für die auf den Bezug 
ausländischer Rohstoffe angewiesenen Werke. . 

Ob unsere Wirtschaft durch diese Fährnisse glücklich hindurch- 
geleitet wird, hängt von der Geschicklichkeit ihrer Führer ab. Es 
zehört nicht viel Scharfsinn zu der Erkenntnis, welche Entwicklung 
lie Dinge nehmen müssen, falls die Unkosten sich weiter in auf- 
steigender Richtung bewegen, während das ausländische Preisniveau 
eine Senkung erfährt und die Devisenkurse bei kleineren Zuckun- 
zen nach oben und unten sich auf der jetzigen Durchschnittshöhe 
halten. Die Profitrate läßt sich bei versagender Kaufkraft nicht 
mehr steigern. Gleichzeitig drängen aber die Unkosten scharf nach. 
Die Entwicklung pflegt sich gewöhnlich in der Weise zu vollziehen, 
dab zunächst das Preisniveau eine allgemeine 
Aufblähung erfährt. Diese Avance schöpfen die Werke 
mehr oder weniger vollständig aus. Langsam folgen die Löhne. 
Welche Wirkung von ihnen auf die Gewinnquote ausgeübt wird, 
hängt von dem Anteil ab, den sie an den Gesamtkosten des Fabrika- 
'ıonsbetriebs nehmen. Dieser Anteil: ist je nach der Eigenart des 
Gewerbes verschieden. 

Allmählich wird die Entwicklung dann an einen Gefahren- 
punkt herangeführt. Der Unternehmer legt sich die Frage vor, 
ob e3 geraten sei, aus sozialen Gründen seine Betriebe mit einem ge- 
nungen oder vielleicht auch mit gar keinem Gewinn fortzuführen; 
eventuell wird er zu dem Entschluß gedrängt, daß Stillegung 
der Werke ihm wenigstens Verluste zu ersparen geeignet ist. 
Wir haben diese Entwicklung in England und den Vereinigten Staa- 
ten erlebt und wissen, zuwieschwerensozialenErschüt- 


») Die Ziffer ist seitdem von 3175 auf 49% im Juli gewachsen. D.S. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 


"1—2 E FE OOU 
g - 


1085 


terungen die wirtschaftliche Krise Anlaß gegeben hat. Vor ähn- 
lichen Erscheinungen werden wir uns in Deutschland zu hüten 
haben. An einen Abbau der Löhne dürfte, wie übrigens von der In- 
dustrie ziemlich allgemein anerkannt wird, im Augenblick noch 
nicht zu denken sein. Da die bisher überragende Position der Pro- 
duzenten gegenüber dem Händler und Verbraucher bei niedergehen- 
der Konjunktur indessen notwendig eine Schwächung erfahren muß, 
tauchen bemerkenswerterweise schon jetzt Zweifel an der Richtig- 
keit der von manchen Industriezweigen on Preispolitik auf. 
Vielfach hat sich sogar ein Umschwung in der Auffassung vollzogen. 
Man will die alten Wege nicht weiter beschreiten, da ein systema- 
tischer Abbau der Preise in Zukunft sich ja doch einmal als not- 
wendig erweisen wird. Es wird anerkannt, daß Maßnahmen getrof- 
fen werden müssen, noch bevor der Druck des ab- 
bröckelnden ausländischen Preisniveaus sich 
geltend macht. Würde der Abbau der Preise allzu lange ver- 
zögert, dann kann nicht ausbleiben,. daß der Bewegung 
TempoundAusmaßvonfremdenkinflüssenzuge- 
schrieben wird. In diesem Fall werden Stillegungen 
und vielleicht auch Zahlungseinstellungen 
nichtzuvermeidensein. 

. Es ist recht bemerkenswert, daß gerade aus Kreisen der Schwer- 
industrie in der letzten Zeit Klagen über die Entwicklung der 
Preise laut werden. Wie bereits erwähnt, war kürzlich beschlossen 
worden, die Richtpreise für Halbzeug und Walzeisen nicht weiter 
zu erhöhen, obwohl eine Steigerung der Verkaufspreise im Zusam- 
menhang mit den anziehenden Kohlenpreisen und Frachtraten wohl 


berechtigt wäre®), 

Sehr interessant ist auch die Tatsache, daß alle Fabriken der 
Thüringer Christbaumschmuckindustrie vor einiger Zeit stillgelegt 
worden sind, weil die Großhändler und Exporteure infolge des ver-' 
langten Aufschlages von 100 % auf die bisherigen Preise sämtliche 
Aufträge annulliert haben. In der Kaliindustrie wird ebenfalls die 
Auffassung vertreten, daß eine weitere Steigerung der Preise an 
sich keineswegs wünschenswert sei. Erfolgt sie dennoch’), so ge- 
schieht es unter dem Zwange, einen Ausgleich für die steigenden 
Frachtraten und Kohlenpreise zu schaffen. 

Man wird von den Unternehmern freilich nicht verlangen kön- 
nen, daß er seinen Gewinn freiwillig beschränkt, ohne gleichzeitig 
die Gewähr zu erhalten, damit auch gleichzeitig auf den Weg der 
Gesundung zu kommen. Selbstverständlich muß auch 
die Arbeiterschaft das Ihrige tun. Sie kann es, wenn 
sie auf genaue Einhaltung des achtstündigen Arbeitstages vorüber- 
gchend verzichtet und sich bereit erklärt, durch Mehrarbeit 
der Verbilligungsaktion Vorschub zu leisten. 


Zweifellos hat der Nutzeffekt der Arbeit in den letzten Jahren 
eine beträchtliche Steigerung erfahren. Wenn er dennoch den Wir- 
kungsgrad der Vorkriegszeit noch nicht erreicht, so ist dies zum 
großen Teil auf die konsequente Einhaltung der achtstündigen 
Arbeitszeit zurückzuführen. Vollwertiger Ausgleich für die Ver- 
kürzung der Arbeitszeit, die an sich als durchaus wünschenswert 
bezeichnet werden kann, ist in der Einlegung neuer Schichten ja 
keineswegs zu erblicken. Eine Verlängerung der Arbeitszeit wird 
man auch nicht als Allheilmittel für alle Gewerbe ansprechen 
dürfen. Unzweifelhaft aber müßte selbst eine geringe Verlängerung 
der Arbeitszeit in der Urproduktion ganz außerordentlich günstige 
Erfolge für die gesamte Volkswirtschaft haben. Wenn etwa die 
Bergarbeiter sich bereit erklären wollten, eine Stunde länger je 
Schicht zu arbeiten, so wäre nicht nur möglich, eine sehr bedeutsame 
Steigerung der Förderung, sondern auch eine Verbilligung der Kohle 
zu erzielen. Die gleiche Wirkung würde erreicht werden, wenn 
auch die Arbeiter in den städtischen und staatlichen Betrieben, vor 
allem aber die Angestellten der Eisenbahn, zu einer vorübergehen- 
den Verlängerung der Arbeitszeit bereit sein würden. 


Dieser Exkurs in das Gebiet praktischer Wirtschaftspolitik er- 


bringt den Nachweis, daß ein Abbau der Preise, der von außen ent- 
weder durch eine Besserung der Reichsmark oder eine weitere Sen- 
kung der Weltmarktpreise verursacht werden könnte, katastrophale 
Wirkungen zeitigen müßte. Deshalb sollte zeitig auf Mittel und Wege 
gesonnen werden, dieser Not durch freiwillige Aktionen 
zuvorzukommen, zumal die Industrie diesmal auch noch von Ge- 
fahren anderer Art umstellt ist, 

Die im Augenblick größte, durch die Geldnot verursachte 
Sorge dürfte vielleicht nur vorübergehenden Charakter tragen. 
Aber zunächst ist sie da und lähmt jegliche Unternehmungslust. Es 
unterliegt keinem Zweifel, daß die Wirtschaft in eine neue Entwick- 
lungsphase zu geraten im Begriffe steht. Die Verwaltungen haben 
erkannt, daß Genua, obwohl die Konferenz kaum praktische Resul- 
tate zeitigte, dem Geist des Friedens doch die Wege geebnet hat. 
Mag zunächst das Projekt, einer Deutschland zu gewährenden An- 
leihe noch nicht greifbarere Formen angenommen haben, mögen die 
Reparationsbedingungen einstweilen keine Abänderungen erfahren, 
weil der Widerstand Frankreichs im Augenblick noch unüberwind- 
bare Hindernisse bietet”): an der Tendenz, von der die Ereig- 


© Vgl. Fußnote 9. 

3 Sie ist ab 9. VIII. beschlossen worden. D.S. _ 

® Die wirtschaftliche Lage Deutschlands hat sich inzwischen se ver- 
schlechtert, daß eine schnelle Anderung der Reparationsbedingungen unabweis- 


lich erscheint. S. 


u. 


1 × u u a 


1066 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 33. 


17. August 1922. 


nisse in den nächsten Jahren beseelt und vorwärtsgetrieben werden, 
vermag die Beobachtung immer neuer unvernünftiger politischer 
Handlungen nichts mehr zu ändern. 

Waren die vergangenen Jahre eine Ära fortschreitender Mark- 
verschlechterung, unterbrochen durch kurze Intervalle der: Besse- 
rung, so werden die nächsten Jahre eine Periode fortschreitender 
Markbesserung, die ebenfalls wieder von heftigen Verschlechte- 
rungsstößen unterbrochen sein mag, umfassen. Die Entwicklung 
wird auch diesmal nicht geradlinig, sondern ziekzackförmig ver- 
laufen. Vielleicht ist der Wendepunkt, an dem die Reichsmark eine 
Entwicklung zum Besseren erfährt, noch nicht gekommen. Es mag 
wohl sein, daß wir Devisenkurse erleben, die das erlebte Höchstmaß 
weit überschreiten, wie es ja gegenwärtig der Fall ist. Wer könnte 
sagen, wo der Höhepunkt liegt, wann die Entwicklung zum Besseren 
abbiegt. Die Entscheidung darüber ist ganz in die Hand derjenigen 
ausländischen Politiker gegeben, die heute Weltgeschichte machen. 
Deutschland ist nur noch Objekt für sie. Aber es ist nicht mehr 
zweifelhaft, daß die Stimmung der Welt für den Frioden, für die 
Wiederaufrichtung der Weltwirtschaft ist. 

Es hat den Anschein, als ob das ganze deutsche Wirtschafts- 
leben sich diese Überlegungen zu eigen gemacht hat und bestrebt 
ist, die langjährige Inflationsperiode durch Liquiditätsmaßnahmen, 
Umstellungen und Vorbereitungen zu beenden. Vielleicht ist dies 
die allgemeinste Erklärung für die jetzt zu beobachtende ungewöhn- 
lich starke Geldknappheit, die um so bemerkenswerter ist, 
als sie in eine Periode fortschreitender Inflation fällt. Überblickt 
man die Entwicklung des Banknotenumlaufs während der letzten 
Monate, so ergibt sich, daß Ende Dezember, wie dies stets zu sein 
pflegt, ein Höhepunkt erreicht worden ist. In der ersten Januar- 
woche ist dann ein starkes Absinken des Notenumlaufes zu beob- 
achten. In Zickzacklinie erfährt der Umlauf nunmehr eine erheb- 
‚liche Steigerung. Ende Februar ist der Höhestand vom 31. Dezember 
überschritten, die Kurve beginnt seitdem ununterbrochen und steil 
aufwärts zu steigen. 

Man kann also nicht sagen, daß die Geldknappheit etwa dadurch 
entstanden sei, daß die Reichsbank dem Verkehr zu wenig Noten 
überantwortet habe. Die Entwicklung hat sich diesmal so vollzogen, 
daß infolge der sinkenden Kaufkraft der Mark im Innern des Landes 
die Preise schneller gestiegen sind als die Notenpresse nachfolgen 
konnte. Wenn demnächst die Preisbewegung zum Stillstand kom- 
men sollte, wird sehr bald wieder ein normales Verhältnis zur Quan- 
tität der umlaufenden Geldzeichen erreicht sein, und es ist keines- 
wegs ausgeschlossen, daß wenigstens eine kleine Erleichterung am 
Geldmarkt sich dann einstellen wird. Ob wir bereits in der nächsten 
Zeit günstigere Geldsätze bekommen werden, ist gleichwohl zwei- 
felhaft. Dazu wäre erforderlich, daß die aufgestapelten 
Warenmengen Absatz finden. Diese Entwicklung wird 
sich vielleicht nicht ohne Reibungen vollziehen. 

Die Erwartung möglicher Markbesserung hat zu einer Erschei- 
nung geführt, die man als „öffentliche Geldhamsterei” bezeichnen 
könnte. Allgemein läßt sich das Bestreben, möglichst liquide zu 
werden, erkennen. Die Banken geben nur noch sehr 
ungern neue Kredite. Erhöhungen schon bestehender Kre- 
dite finden nicht mehr statt. Die großen Geldgeber der letzten Jahre 
sind ernstlich bemüht, ihre Mittel zusammenzuhalten und, wo sie 
größere Summen ausgeliehen haben, diese wenigstens teilweise wie- 
der herein zu bringen. Das Bewußtsein, daß eine Million Pprm 
nur etwa den Wert von 20000 Gldm hat, beginnt immer weitere 
Kreise zu erfassen und ein wenig zur Sparsamkeit zu mahnen. 


So löblich die Absicht auch sein mag, begegnet ihre Durchfüh- 
rung doch großen Schwierigkeiten. Jetzt zeigt sich, wie schwere Ge- 
fahren die bisher befolgte Methode, Papiermarkgewinne 
inSachwerte umzuwandeln, heraufgeschworen hat. Mäch- 
tige Organisationen und Konzerne sind in den letzten beiden Jahren, 
vielfach ohne ausreichende technische Notwendigkeit, geschaffen 
worden, nur um die in Papiermark erzielten Konjunkturgewinne in 
Goldmarkanlagen zu verwandeln. Ob diese Gebilde, deren Verwal- 
tungen mehr oder weniger bureaukratischen Charakter tragen, in 
Zeiten der Deflation bestehen können, wird die Zukunft erweisen. 
Von festem Willen zur Solidität waren und sind sie unzweifelhaft be- 
seelt. Ihr Heil hat auch nicht in der Ausschüttung hoher Dividenden 
gelegen. Der größere Teil aller Gewinne ist immer wieder, wie dies 
auch kleinere Werke zu tun bemüht waren, in Neuanlagen gesteckt 
worden. Wahrscheinlich bestand die Absicht, sie aus laufenden Be- 
triebsmitteln fertig zu stellen. Solange die Hochkonjunktur anhielt, 
war diese Möglichkeit auch gegeben. Als aber die Materialpreise 
ununterbrochen Steigerungen erfuhren und die Betriebsmittel nicht 
nur durch Steuern, sondern auch durch die sprunghaft anziehenden 
Unkosten beansprucht wurden, mußten Kredite erbeten und teilweise 
zur Fertigstellung der Bauten verwandt werden. Diese Kredite 
wurden unbequem, als mit einer Geldbesserung gerechnet werden 
konnte. Werden sie jetzt nicht abgelöst, dann muß Verzinsung und 
Rückzahlung in besserem Gelde erfolgen, das heißt der Schuldner 
geht ein unlimitiertes Risiko ein. Niemand weiß, wie groß der 
Druck dieser Zinszahlungen einmal tatsächlich sein wird. Das 
gleiche gilt selbstverständlich auch von den Steuern, die ja, wenn 
ihre jetzige Höhe aufrecht erhalten bleibt, in Zeiten der Markbesse- 
rung eine geradezu unerträgliche Last für die W irtschaft sein müs- 
sen, Ob die Regierung aber in Zeiten der Deflation dem Beispiel 
Englands, das letzthin eine wesentliche Herabsetzung der Steuer- 


raten vorgenommen hat, folgen kann, muß angesichts des Druckes, 
der von den Reparationsverpflichtungen ausgeht, für die nächsten 
Jahre als nicht sehr wahrscheinlich bezweifelt,werden. 


Sind diese Betrachtungen richtig, so gewinnt man den Eindruck, 
daß die Industrie doch nicht in dem Umfange, wie dies wohl wün- 
schenswert gewesen wäre, in den letzten Jahren Reservestellungen 
in Form leicht liquidierbarer Werte vorgenommen 
hat. Vielfach haben die Rückstellungen nur fiktiven Wert. Sie sind 
immobilisiert worden, und nun, da sie vielleicht gebraucht werden, 
nicht mehr realisierbar. Sonst wäre unverständlich, daß bei den 
Emissionsbanken in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder in sehr 
erheblichem Umfange Kredite aufgelaufen sind, deren Ablösung 
von den Kreditgebern dringend gewünscht wird, weil sie die Über- 
zeugung gewonnen haben, daß es mit Rücksicht auf die zukünftigen 
starken Kreditansprüche größter und bester Werke geraten sei, sich 
bereits jetzt durch äußerste Liquidität zu schützen. 


Selbst die vielen und großen Kapitalerhöhungen, die in den letz- 
ten Jahren von fast allen Gesellschaften vorgenommen wurden, wa- 
ren offenbar nicht ausreichend, um für die Preis- und Lohnsteige- 
rungen im Jahre 1922 vollen Ausgleich zu bieten. Der Kapitalbedarf 
der Industrie ist infolgedessen auch heute noch recht groß. Da die 
schwierige, bereits geschilderte Situation des Geldmarktesdie Unter- 
bringung neuer Aktien aber außerordentlich erschwert, taucht die 
Frage auf, welche neuen Wege der Kapitalbeschaf- 
fung nunmehr beschritten werden sollen. Wahr- 
scheinlich wird es nötig sein, einen Typus zu schaffen, der dem Ef- 
fekten kaufenden Publikum wesentlich größere Vorteile bietet, als 
ihm bisher schon zugebilligt worden sind. Ob dies ohne Gefährdung 
der Rentabilität überhaupt noch möglich ist, erscheint fraglich. _ 

War die schwächere Haltung der Börse in der letzten Zeit teil- 
weise im Zusammenhang mit der Verknappung am Geldmarkt durch 
die Notwendigkeit bedingt, Effekten älterer Emissionen zu verkau- 
fen, um Mittel für den Bezug neuer Aktien frei zu machen, so er- 
geben sich bei der jetzigen Börsenspekulation doppelt große Schwie- 
rigkeiten für die Unterbringung der sich wieder als notwendig er- 
weisenden jungen und jüngsten Emissionen. ‘In der letzten Zeit hat 
sich übrigens die Gepflogenheit eingebürgert, einen Teil der Aktien 
letzter Emission zur freien Verwertung an ein Bankkonsortium zu 
begeben mit dem Auftrag, sie bestmöglichst für die Gesellschaft zu 
verwerten. So lange Aussicht auf steigende Kurse vorhanden war, 
hatte diese Methode der Ausnutzung des Agios zweifellos Vorteile. 
Da die Märkte jetzt aber nicht mehr aufnahmefähig sind, ergibt sich 
vielfach die Notwendigkeit, die mit den Banken abgeschlossenen 
Konsortialverträge einer Änderung zu unterziehen. Also auch die 
Erlöse aus diesen Verkäufen werden geringer. 

Badermann. 


Mittellungen der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 


Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen 
durch die elektrischen Prüfämter‘). 


Nr. 152. 


Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom 1. VI. 1898, betreffend die 
elektrischen Maßeinheiten wird folgende Form ‚von Elektrizitäts- 
zählern dem unten stehenden, beglaubigungsfähigen System einge- 
reiht. 


Zusatz zu System #3], Form EFa, Induktionszähler für ein- 


phasigen Wechselstrom, hergestellt von der H. Aron Elektrizitäte- 
zählerfabrik G. m. b. H. in Charlottenburg. 


Charlottenburg, den 8. VI. 1922. 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
gez.: Nernst. 


Beschreibung. 


Zusatz zu System 53 , , 


Form EFa, Induktionszähler für einphasigen Wechselstrom, berge- 
stellt von der H. Aron Elektrizitätszählerfabrik G. m. b. H. in Char- 
lottenburg. 


ie Zähler der Form EFa sind eine abgeänderte Ausführungs 

a durch Bekanntmachung Nr. 134 vom 30. XII. 1920 zugelas- 
senen Ausführung der Zähler der Form EF. Sie unterscheiden 8lt 
von diesen Zählern in folgenden Punkten: l | 
1. Die Zähler werden für Nennstromstärken von 1,5 bis 30 A, für 
Nennspannungen bis 220 V hergestellt. P 

9, Das Triebeisen ist in Richtung der Spannungsspulenachs® hl 
etwa 10 mm verbreitert, um die mit einer höheren Windungs28 

als bisher gewickelte Spannungsspule aufnehmen zu können. 


1) „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ 1922, S. 408. 


17. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 1087 


3. Die Amperewindungszahl des Stromspulenpaares beträgt 140 
bis 150 statt 130. Die Polflächen der Stromkerne sind durch an- 
gesetzte Eisenlaschen nach vorn zu verbreitert. 

4. Der Durchmesser der Bremsscheibe ist von 95 auf 105 mm ver- 
größert, | 

5. Der Bremsmagnet besteht aus Wolframstahl statt aus Chrom- 
stahl. Die Drehzahl ist auf die Hälfte ihres bisherigen Wertes 
vermindert und beträgt etwa 27. 

6. Die Regelung der 90° Verschiebung zwischen den wirksamen 
Feldern bei induktionsloser Belastung kann statt in der bishe- 
rigen Weise mittels eines verstellbaren Kupferbleches im mag- 
netischen Nebenschluß des Spannungseisens auch durch eine um 


die beiden Zinken des Hauptstromeisens geschlungene regulier- 
bare Kurzschlußwindung erfolgen. 

Das Oberlager kann federnd ausgebildet werden. 

Die Schaltung der Zähler ist entsprechend den Normen des VDE 
für Elektrizitätszähler geändert. 


Die untersuchten Zähler hatten bei Nennstrom ein Drehmoment 
von etwa 5,1 bis 5,8 cmg. Sie liefen bei induktionsloser Belastung 
mit 03 bis 0,5 % des Nennstromes an. Bei der Frequenz 50 Per/s be- 


En 


trug der Eigenverbrauch in der Spannungsspuie etwa 0,22 bis 0,25 W, 


in dem Stromspulenpaar etwa 0,94 W bei einem Zähler für 15 A und 
etwa 2,30 W bei einem Zähler für 30 A Nennstromstärke. 


RUNDSCHAU, 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Gleichrichteranlage in Brüssel. — Zur Speisung des Gleichstrom- 
Kraft- und Lichtnetzes wurde kürzlich ein Auftrag zur Liefe- 
rung der gesamten Ausrüstung eines Unterwerkes für das Netz 
der Stadt Brüssel. vergeben. Es handelt sich um die Aufstellung 
von Quecksilbergroßgleichrichtern, deren elektrische Daten fol- 
gende sind: Spannung des Drehstromes 5000 V, Betrag der Span- 
nungsschwankung + 5 %, nutzbare Leistung der Gleichstromseite 
800 kW, Spannung des gleichgerichteten Stromes 230 V. Eine 
der Bedingungen des Pflichtenheftes verlangt insbesondere, daß 
die Gleichstromspannung an einem Verteilpunkt in der Ent- 
fernung von 200 m vom Unterwerk auf dem konstanten Wert von 
228 V gehalten werde, u. zw. unabhängig von der Belastung. Um 
dieser Bedingung zu genügen, erwies es sich als notwendig, die 
Spannungsschwankungen der Primärspannung und den Span- 
nungsabfall innerhalb der Anlage sowie den ÖOhmschen Span- 
nungsabfall im Speisekabel von den Gleichrichtern bis zum 
genannten Verteilpunkt zu berücksichtigen. Dies geschah, indem 
ein Drehstrom-Induktionsregler im Primärstromkreis des Trans- 
formators vorgesehen wurde, der die Aufgabe übernimmt, die 
Spannung innerhalb bestimmter Grenzen am Verteilpunkt der 
Gleichstromseite konstant zu halten. Die verlangte Bedingung 
wird in vollkammener Weise durch einen BBC-Schnellregler 
erfüllt, u. zw. so, daß die Spannung der Gleichrichter Überkom- 
pound-Charakter aufweist. Der Primärstrom mit der Spannung 
5000 V wird dem Induktionsregler durch zwei Drehstromkabel 
von je 30 mm? Querschnitt zugeführt, unter Einschaltung der 
üblichen Hochspannungsschaltapparate. Die entsprechende Energio 
wird im weitern durch Sammelschienen auf zwei Sechsphasen- 
Öltransformatoren verteilt, von denen jeder für eine Leistung 
von 680 kW gebaut ist. Sie erniedrigen die Spannung auf den 
für die Gleichrichter notwendigen Wert. Die Transformatoren 
sind besonders mit Hinblick auf ihre Anwendung für Gleich- 
richter mit großer Streuung und großer Kurzschlußreaktanz kon- 
struiert. Sie zeigen im übrigen sehr niedrige Leerlaufverluste, 
welche bewirken, daß unter sonst gleichen Umständen der Wir- 
kungsgrad der gesamten Einrichtung auch noch für Bruchteile 
der normalen Belastung hoch bleibt. Die Gleichrichter, in der 
Anzahl von vier Zylindern, sind sechsphasig ausgeführt, mit 
einer Strombelastung von 900 A je Zylinder. Auf der Gleich- 
stromseite sind sie parallel geschaltet. Die Verteilung der Be- 
lastung auf die vier Zylinder wird durch Drosselspule mit Kom- 
pensationswicklung erwirkt. Jede Drosselspule ist zwischen der 
Sekundärwicklung des Speisetransformators und den Anoden des 
Gkichrichters eingeschaltet. 


Die Nullpunkte der Transformatoren, die an die Saugdrossel- 
spülen gelegt sind, bilden den negativen Pol der Anlage. Der 
positive Pol wird durch die Kathoden jedes Gleichrichters dar- 
gestellt. Das Gleichstromnetz besteht aus fünf Speiseleitungen 
gleicher Belastung und jede Leitung besteht aus drei Leitern. 
Die Spannungsteilung erfolgt durch einen rotierenden Spannungs- 
teiler, bestehend aus zwei Nebenschluß-Gleichstrommaschinen mit 
direkter Kupplung. Die Spannungsteiler sind zwischen die 
Gleichstromsammelschienen der Gleichrichter geschaltet. Die 
Unsymmetrie der Belastung der einzelnen Leiter des Dreileiter- 
systems kann bis zu 10% der gesamten Belastung anwachsen, 
was einem Strome von 350 A im Nulleiter entspricht. Die Span- 
tungsteilergruppe ist daher vorgesehen für eine Leistung von 
2% kW. Die Gesamtheit der installierten Maschinen und Ap- 
parate kann eine Überlastung von 25% während einer halben 
Stunde von 40% während 3 min und von 70% momentan 
aushalten. („BBC-Mitteilungen”, Baden, Bd. 9, 1922, S. 59.) Gg. 


Verkehr und Transport. 


Gleitschub-, Rollen-, Bügelstromabnehmer für Straßenbahnen. — 
Dem Bericht „ETZ” 1922, S. 796, reihen sich weitere Mitteilungen 
und Betrachtungen an: C. L. Greer teilt mit!), daß bei geringen 


D) ‚Electr. Railway Journ.“ Bd. 59, 1922, S. 641. 


Bahngeschwindigkeiten, also besonders im Stadtinnern, wo häufi- 
ges Anhalten und Anfahren erforderlich ist, die Abnutzung des 
Fahrdrahtes durch den Gleitschuh so groß wird, daß hier von 
einer Verwendung abgesehen werden muß. Einen Beweis hierfür 
sieht Greer in der Tatsache, daß die Abnutzung des Fahrdrahtes 

| durch Rollenstromabneh- 
mer an den gleichen Stel- 


0,38 

a len unerheblich ist. Fer- 
0,36 ner hat er festgestellt, 
daß die Unterseite des 
034 | Fahrdrahtes an Stellen, 
032 wo mit hoher Geschwin- 
digkeit gefahren wird, 
0,30 eine Politur annimmt, 
hingegen an den lang- 
0,28 sam befahrenen Stellen 
0.26 sich eine matte Ober- 
D fläche zeigt. Auch ist die 
3 0,24 Abnutzung an den Auf- 
È hängepunkten, beson- 
g 022 ders an Weichen, Abtei- 
& d2 lungs- und Verbindsösen 
Sona u. Kreuzungen am stärk- 
Son sten, Hier paßt sich die 
R KontaktrolledenSchlag- 

‚3 0,16 stellen besser an. 
Roi C.O. Mailloux be- 
Dar stätigt diese Erfahrun- 
Son gen?) und bekräftigt sie 


durch Beispiele aus der 
Bahnpraxis, wo eben- 
falls „ungeschmierte” 
Reibung auftritt, u. zw. 
zwischen Bremsklotz u. 
Rad. Er bringt hierfür 
eine alte Versuchskurve 
von Galton u. Westing- 
house, in der die Ab- 
B szisse die Stundenge- 
0 2 w 5 30 100 20 wo 10  schwindigkeit, und die 
Geschwindigkeit km/h Ordinate den Reibungs- 

Abb. 1 koeffizienten darstellt. 

i Aus der unteren Kurve 

, (Abb. 1) ersieht man, 

daß die Reibung bei Geschwindigkeit 80 km nur halb so groß ist als 
bei Geschwindigkeit 15 km. Sobald die Berührungsstellen geschmiert 
werden, gestalten sich die Reibungen natürlich günstiger. Da der 
BügelstromabnehmerdemGleitschuh bezüglich der Art der 
Kontaktstellen sehr verwandt ist, entsteht unwillkürlich die Frage, 
ob auch bei diesem — und insbesondere dem ungeschmierten?) Kohle- 
bügel — bei geringer Geschwindigkeit, also in der Nähe der Halte- 
punkte, auch diese lästigen Fahrdrahtabnutzungen auftreten. Kdl. 


Die Stromversorgung der elektrischen Eisenbahnen in Norwe- 
gen. — Betreffs der Kraftversorgung der weiterhin zu elektrisieren- 
den Eisenbahnen hat eine Kommission für Prüfung der Grundsätze 
über Eisenbahnbau in Norwegen vorgeschlagen, daß die Staatsbah- 
nen nicht selbst Kraftwerke bauen, sondern vorwiegend elektrische 
Energie von öffentlichen oder kommunalen Elektrizitätswerken mie- 
ten sollten. Dies bedeutet, daß die ländlichen Bezirke gegen entspre- 
chende Vergütung die neuen Eisenbahnen mit elektrischer Energie 
versorgen müssen. Aber die Regierung hält dies für eine zu schwere 
Belastung, da die Bezirke schon Beiträge zu den Bahnbauten leisten 
müssen. Nach Aufschluß der kgl. Wasserfallverwaltung verfügt der 
Staat bereits gegenwärtig über Wasserkräfte, die genügend Kraft 
für die fertigen Bahnen und die im neuen Bauplan enthaltenen Bah- 
nen licfern können. Da sich Kraftwerke, die eigens für Eisenbahn- 
betrieb gebaut werden, unverhältnismäßig teuer stellen, kommen 
nur Anlagen in Frage, die für Bahnbetrieb in Verbindung mit allge- 
meiner Kraftversorgung berechnet sind. Dadurch werden bedeu- 
tende Anlagekosten für Leitungsnetze gespart. Untersuchungen 


2) „Electr. Railway Journ“ Rd. 59, 1922, 8. €81. 
3) Z. B. Frankfurt a. M., Nürnberg, Krefeld. 


~ 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. | 17. August 1922. 


haben ergeben, daß von den 12 Mill. PS, die in den Wasserläufen schließlich den elektrischen und wärmetechnischen Teil umfaßt, so 
Norwegens enthalten sind, nur 2-3 % oder 240—360 000 PS zum wurde diese Ausführungsart bald wieder aufgegriffen und bat sich 
elektrischen Betrieb des Stammbahnnetzes des ganzen Landes ge- bewährt. Damit die Auskleidung der ungeschützten Stirnwand 
braucht werden. Nur ausnahmsweise dürften W asserfälle zum Be- nicht zu sehr der Abnutzung ausgesetzt ist, muß, was nur im Inter- 
trieb von Eisenbahnen auszubauen sein. Aus diesem Standpunkt der esse des Schmelzgutes liegt, zur Vermeidung unnötiger Abbrandver- 
norwegischen Regierung in der Elektrisierungsfrage geht hervor, luste, mit möglichst niedrigen Temperaturen gearbeitet werden. 
daß in erster Linie die staatlichen Kraftwerke der ländlichen Be- Auch wird durch besondere Elektrodenstellung der Licehtbogen ın der 
zirke für Eisenbahnzwecke® in Anspruch genommen werden sollen. 
Dies bietet für die Bezirke gleichzeitig den Vorteil, daß sie der Ein- 
wohnerschaft Elektrizität zu mäßigen Preisen liefern können. Ws. 


Kleine Turbodynamo für Lokomotivscheinwerfer. = ‚Die 87% 
ßen Eisenbahngesellschaften der Vereinigten Staaten verwenden 
seit einigen Jahren für ihre Lokomotiven elektrische Scheinwerfer ' 


eine ihr entzegenwirkende Hauptstromspule, die sich bei Vollast 
der Maschine gerade aufheben. Sinkt die Stromentnahme, 80 bremst 
das entstehende Magnetfeld die Dynamogeschwindigkeit so weit 
herunter, daß die Spannung trotz der veränderten Belastung kon- 
stant bleibt. Auch die Wirkungen eines Kurzschlusses werden auf 
diese Weise unschädlich gemacht. Der Dampfdruck beträgt 8 kg/cm? 
bei den 175 W-Installationen und 15 kglem? beim 500 W-Modell und 
die elektrische Spannung wird zu höchstens 35 V gewählt. Die Dreh- 
zahl ist 3600 i. d. Min. Der Dampf wird' durch eine 12,5 mm weite 
Leitung dem Dom entnommen, durchläuft den mit einer scharfen 
Knickung versehenen Separator, um das etwa mitgerissen® Wasser 
zurückzuhalten, und nachher das Regulierventil. Der Abdampf wird 
behufs Erzeugung eines Vakuums durch eine Saugedüse geleitet 
und wird so zur Hervorrufung einer Ventilation der Dynamoma- 
- schine benützt. Das auf drei kräftigen Füßen ruhende Gehäuse ver- 
einig in sich das Poleaden Tei Ehe dicKommenündi Bremse der Strand dagen nd dor seen Elektroden befinden, 
Kugellagern und trägt den Anker und das Turbinenrad, an das der damit zwischen Lichtbogen und der gegenüberliegenden Stirnwa’ 
kupferne Zylinder angenietet ist, in welchem die bremsenden Wir- e pa Am und ae ar ausreichenden Tempe kennen 
belströme entstehen. Von der Lichtstärke der Scheinwerfer wird läb entste ee ' un De Sek y ref sahen, Alb 
verlangt, daß sie eine schwarz gekleidete Person auf 300 m noch gut äßt, eine verhältnisma ^g große Beschickungstüf, Y g9 , 


erkennen läßt. Mit Hilfe eines geeigneten Reflektors wird dieses or einem einzigen Stein aufgefüllt ist, der nach Verbrauch sofort 


Zi it einer Lam ; j = 3 gegen einen neuen ausgewechselt werden kann. Die Auskleidung 
a D vos 108 Ten e orrelan Türe a der Beschickungstür nimmt die Strahlungswärme des FACHES 
Lichtstreuung zulassen zu können. Das Maschinenmodell von 175 y auf; kann ra mehr ee Sae yore bas p pien ng nr 
rfers noch die Be- wechseln läßt. Die Betriebserfahrungen mit dem Russoien sin 
günstige, daß sich der Ofen, trotz seiner hohen Anschaffungskosten 


erlaubt neben der Speisung eines 108 W-Scheinwe! 
infolge seines wesentlich niedrigeren Metallabbrandes schon in kur- 
zer Zeit bezahlt macht. E.F R 


Abb.2. Drehstrom-Liehtbogenofen mit auf einer Seite angeordneten drei 
s E 


lektroden. 


leuchtung des Führerstandes mit 6 Lampen von Je 10 W, während 
beim 500-wattigen Modell eine Scheinwerferlampe von 950 W Ver- 
wendung findet und daneben noch 10 Lampen von 15-20 W gespeist 
werden können. Bei kleineren Leistungen wird eine Spannung von l i 
6 V gewählt. („L’Industrie électrique” 1921, S. 438.) D.J. Fernmeldetechnik. 


Wieder Lichtreklame im großstädtischen Straßenbild. — Wäh- EF ;} 
rend die Lichtreklame auf Grund der Bundesratsverordnung vom Der Vicltach-penruckteegran, dr Union Tel; Ca ine I 


. graph j 
ee nr Re len. nn er pos den Jahren vor dem Kriege von ihr gemeinsam mit der Western Elec- 


fange zugelassen wurde, wird sie jetzt wieder wie in Friedenszeiten re ee Oeo are er in, Nordan Y an- T 
im großstädtischen Straßenbild in Erscheinung treten können. Die außerordentlich wel? y g gounte Einzel to völlig R 
erwähnte Bundesratsverordnung ist nämlich laut Verordnung des zügen Se er A A inzelapparate V 
Reichsministers des Innern vom 16. VI. 1922 am 25. Juni außer Kraft verändert worden; in? GE hen aP: gme durch Wirkun 
getreten und die Bekanntmachung vom 1. II. 1922 aufgehoben wor- 1. die Syo Dro ohierströ ohne Gleichlaufströme dure irkung 
a ee dit een er 9, die Zeichengebung, die maschinell mittels Lochstreifen eT- 
Benpolizeiverordnung entgegenstehen oder Verkehrsstörungen ZU 3 e 


befürchten sind. 


Trelegraphierströme, 


fang in verwickelten Maschinen, welche die Zeichen 
auf unmittelbar zur Bestellung geeigneten Papierblättern ab- 
drucken. f 
ic und Hütte. Die Verteiler enthalten 4 Paar Schleifringe (Empfang — Gleich- 
Ein elektrischer Metallschmelzofen für den Anschluß an Dreh- lauf — Senden — Ortsvorgänge). -Die Verteilerbürsten werden 
strom. — In dieser Zeitschrift!) erschien eine Arbeit über einen durch ein phonisches Rad mit Stimmgabelerregung MI! 


elektrischen Schmelzofen, Bauart Russ, für Metalle, insbesondere Umdr/min angetrieben. Die Bürsten des korrigierten Verteilers | N 
für Kupfer und Kupferlegierungen. Dieser Ofen wurde mit Rück- eilen denen des korrigierenden Verteilers um 1—7 | mdr/min vor k 
sicht auf die deutschen Verhältnisse für den unmittelbaren Anschluß aus; die Berichtigun der Phase erfolgt durch die Wirkung der | 


an Drehstrom durchgebildet. Der Verfasser ging in der Einleitung legraphierströme, SO ald der Unterschied einen gewissen A 
auf die Entwicklung seines Ofens ein und gab auch über einen Dreh- übersteigt. Zur Auffindung_der richtigen Phase pleibt an beiden 
stromofen, bei dem die drei Elektroden durch eine Stirnwand in den miteinander verkehrenden Verteilern nur Je eim Segment einge” 
Herd geführt sind, Auskunft [siehe Abb. 91)]. Bei Durchführung schaltet; die übrigen Segmente werden abgetrennt, bis Überell 
dieses Ofens kamen dem Unterzeichneten Bedenken auf, die er in stimmung erzielt ist. Der 1. und 3. Sender benutzen den positive 
seiner Veröffentlichung zum Ausdruck brachte. Auf Grund seiner der 9. und 4. Sender den negativen Pol als Trennstrom; hierdurt 
Erfahrungen mit Elektrostahlöfen, ist die den drei Elektroden ge- wird erreicht, daß auch bei ruhendem Verkehr die für die Eome 
genüberliegende, freie Stirnwand den hohen Lichtbogentemperatu- des Gleichlaufs erforderlichen Stromw echsel in die Leitung Niere 
ren ausgesetzt, SO daß das Zustellungsmaterial stark angegriffen Für den Empfang wird nur die mittlere Hälfte der Stromschritte 
werden muß und einer frühzeitigen Zerstörung unterliegt. Da je- nutzt, An- und Abstieg der Kurven werden abgetrennt. AT a 
doch diese Anordnung der drei Elektroden an einer Stirnwand den Zwei- Drei- und Vierfachsätz®, sämtlich für das Gegenspreth® A 
Vorteil hat, daß die eine Seite des Ofens nur für den metallurgischen oder das Arbeiten mit Sende- und Empfangsleitung, nicht aber = 
und gießtechnischen Teil frei ist, während die andere Seite aus- das beim Baudot-Apparat häufig angewan te abwechselnde al l 
- und Herarbeiten eingerichtet, ZUT Verwendung. Die von D, ar | 
1) Vgl. „ETZ* 1917, 8. 325, 353, 359, 393, 510, 519, 541; 1918, S. 458; 1919, S. 967, Tay angegebene Zusammenstellung des Fünferalphabets wird fas 


618, 638. E Š u 2 
2) „ETZ“ 1922, S. 497. 1» 0. Sattelberß „Telegr. u. Fernspr.-Techn. Bd. 11, 1922. Heft! 


an 
I en 


% 
17. August 1922. 


unverändert benutzt. Der Locher hat die gebräuchliche Anordnung 
des Tastenfeldes. Der Lochstreifen ist 17 mm breit und enthält 
eine Reihe Führungslöcher, welche ur mit den Lochgrup- 
pen eingestanzt werden. Das Einstanzen der Löcher und den Vor- 
schub des Streifens bewirkt ein Elektromagnet; der übrige Aufbau 
ist rein mechanisch. Der Sender enthält fünf den Lochreihen ent- 
sprechende Abfühlnadeln, die während des Streifen- 
vorschubes ausgehoben werden, nach dem Vorrücken 
des Sendestreifens in die verschiedenen Stanz- 
löcher eingreifen und ihre Stellung auf fünf Kon- 


Gl/erchlauf $ 


A Ankerscheibe. l 
BE CC’ Antriebselektromagnete. 5 
G Stimmgabel. ; = 
F Firregerelektromagnet. X 
LM Sehwungmassen. 
” K Dämpferfedern. 


Abb. 3 Antrieb des Verteilers durch ein phonisches Rad. 


taktzungen übertragen, von denen die Linienströme über die Seg- 
mente des Verteilers hinweg ausgehen. Eine Hilfsvorrichtung ge- 
stattet die Übermittlung von wahlweise 1--5 Glockenschlägen zur 
Benachrichtigung des Gegenamtes. Während der hierzu erforder- 
lichen Zeit wird die Sendung der Telegramme selbsttätig unterbro- 


c Stanz- u. Vorschubelektromagnet. 
g Stanzstempel. 
m Schaltklinke. 
x Lochstreifen. 


Abb. 5. Locher. 


a Tastenhebel mit Wähleran- 
sätzen a’. 
b1 --5 Wählerschienen. 
d6 Stromschließerschiene. 


x Lochstreifen. 
mm’ Abfühlnadeln. 
h Winkelhebel mit aufgesetzten 
Kontaktzungen i. 
ki Telegraphierbatterieschienen. 
t Elektromagnet zum Ausheben 
der Abfühlnadelin mm’ und 
Fortbewegen des Lochstrei- 
fens. 


Abb. 6 Maschinensender. 


chen und geht nach dem Abgang der Glockenzeichen ungestört wei- 
ter. An Empfängern sind eine Anzahl Modelle in Benutzung, von 
denen zwei den Typenhebel-Schreibmaschinen, die übrigen den Ty- 
penrad-Schreibmaschinen nachgebaut sind. Die Umsetzung der 
Fünferzeichen in Druckschrift geschieht auf mechanischem Wege, 
äbnlich wie in der entsprechenden Einrichtung des Schnelldruckers 
von Murray, der auch in Deutschland im Betriebe war. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 33. 


RICIICIIICLCLI PET TESTS eher 
Un -B A 

Ringe 1--5 Empfang. i 

2—6 Gleichlauf. 

3—7 Benden. 

4—8 Auslöseströme für Drucker und 


1069 


Verschiedenes. 


Elektrische Entstaubung mit Gasreinigungt).— Die Abscheidung 
von Staub aus industriellen Gasen und Dämpfen hat namentlich in 
Amerika in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht? ). Es sind 
hier Anlagen von teilweise ungewöhnlich großen Abmessungen ent- 


-<OI II 1 70 070-0777 [ro i 2 | 
Idee AAA SO 
er E OO 


ii 


BALL INNE 


LR Linienrelais (Vibrationschaltung). 
LB Linienbatterie. 
Ki Klopfer. 
Dr R Druckrelais. 
GR Gleichlaufrelais. 


Sender. 
KL Kontrollampe des Druokers. 


Abb. 4. Gesamtbild eines korrjgierenden Verteilers. 


standen, die sowohl in technischer wie auch in wirtschaftlicher Hin- 
sicht befriedigende Ergebnisse gezeitigt haben. Namentlich ist in 
Amerika das Verfahren von Cottrell zu großer Bedeutung gelangt. 
Obschon die Metallbank in Frankfurt a. M. die Cottrellschen Patent- 
rechte für Deutschland schon 1914 erworben hatte, verhinderte zu- 
nächst der Weltkrieg hierzulande die Aus- 
führung der elektrischen Staubabsaugung in 
größerem Umfange. Erst in jüngster Zeit wur- 
den auch in Deutschland Anlagen geschaffen, 
deren Ergebnis als günstiges Vorzeichen für 
die weitere Entwicklung angesehen werden 
kann, Die Metallbank in Verbindung mit ihrer 
Tochtergesellschaft Lurgi Apparatebau-G. m. 
b. H. in Frankfurt a. M. benutzt das Cottrell- 
sche Verfahren zusammen mit den Patenten 
von Möller, Brackwede, der an Stelle der leicht 
verschmutzenden Spitzen- und Flaumelektro- 
den Spanndrähte als Ausstrahlungselektroden 
verwendet. In Abb. 7 ist eine Versuchsein- 
richtung zur elektrischen Staubabscheidung 
mittels Spitzenelektroden dargestellt. Bei der 
elektrischen Niederschlagung des Staubes 
werden die zu reinigenden Gase durch ein 
Feld hochgespannter Elektrizität geführt. 
‚Wird Gleichstrom als Kraftquelle verwendet, 
so werden die Staubteilchen zunächst elek- 
trisch aufgeladen und wandern zu den Nieder- 
schlagselektroden, von denen sie unter der 
Einwirkung ihres Eigengewichtes abfallen 
oder mechanisch entfernt werden. Durch den 
sogenannten elektrischen Wind und die hier- 
durch hervorgerufene lebhafte Luftströmung 
wird der Niederschlag des Staubes noch begünstigt. Wechsel- und 
Drehstromfelder sind weniger geeignet, sie können nur für Grob- 
remigung mit Aussicht auf Erfolg verwendet werden. 


Die erforderliche Leistung beträgt für 100 m? Gas/min mit 5 g/m? 
Staubinhalt bei einem Reinheitsgrad von 98 % 4 kW einschließlich 
1,5 kW Leerlauf und Umformung des Stromes. Für 1000 m? ergibt 
sich der Leistungsbedarf unter den gleichen Voraussetzungen zu 
20 kW. Die Anlagekosten entsprechen etwa denjenigen guter 
Trocken- oder Naßreinigungsanlagen. Der Wirkungsgrad, d. h. das 
Verhältnis des Staubgehaltes im rohen und gereinigten Gas richtet 
sich nach den örtlichen Verhältnissen. Handelt es sich um wert- 
vollen Staub, dessen Wiedergewinnung zu erstreben ist, wird man 
einen höheren Reinheitsgrad zu erreichen suchen, in anderen Fällen 
sich dagegen mit einem geringeren Reinheitsgrad begnügen. In 


Abb. 7. Versuchseinrich- 
tung mit Spitzenelektro- 
den zurStaubabscheidung, 


D) Nach einem Vortrage von L. Plass., gehalten auf der Hauptversammlun 
der Gesellschaft deutscher Berg- und Hüttenleute ın Frankfurt a. M. "Metall 
und Erz“ 1921, Heft 21. 

» „ETZ“ 19%, S. 941, 1921, S 1111. 


1070 
(J 
Zahlentafel 1 sind einige Betriebsergebnisse aus der Praxis zusam- 
mengestellt.. 
. ZJahlentafell. 
l Staubgehalt im Wirkungs- 
Herkunft der Gase Rohgas !  Reingas grad 
g:m3o0C | g/m?moC o9 
Kupolöfen für Blei- und Kupfer- | 
betrieb . . . . 2 2 2 2. 4—8 0,04 — 0,08 | 99 
Schachtöfen für Blei-und Kupfer- 
betrieb ee 2--4 0,12--024 ! 94 
Soda-Kalzinierofen . . . .. 12 0,072 99 
Braunkohlen-Feuerungsgaese.. . 3,6 Spuren 99,99 
Schwefelkies-Röstofengase 41 0,182 98 
Sulfat-Zelluloseöfen . ee 3,0 01 96,5 
Reinigung der SO3-Gase von . 
Schwefelsäurekonzentrationen 2—50 | 016—042 | 92 
Tonerde-Kalzinierofen . . . . 59 ` 0,083 99,8 
Karbidöfen . . . .. 2.0. 0,6 0,08 86 
Zementöfen dee Do 5--7 025--0,35 | 95 
darunter 


rd 1 g Kali | 


Die elektrische Staubabscheidung ist der mechanischen auch 
hinsichtlich der Größe der Staubkammern überlegen. Während bei- 
spielsweise für die Reinigung von 100 m?’/min Gas mit 5 g/m? Staub 
eine Staubkammer von 10X4X9 m erforderlich ist, genügen für die 
elektrische Kammer Abmessungen von 3X3 X 9 m. Die Staubkam- 


Abb. 8. Entstaubungsanlage für die Abgase von Schwefelkiesröstöfen. 


meranlage in einer norddeutschen chemischen Fabrik zur Entstau- 
bung der Abgase aus Schwefelkiesröstöfen ist in der Seitenansicht 
in Abb. 8 dargestellt. Nach Angabe des Vortragenden befinden sich 
gegenwärtig in Deutschland mehr als 50 Anlagen zur elektrischen 
Staubabscheidung im Betrieb und im Bau. 


Hermanns. 


Energiewirtschaft. 


Eine Denkschrift über elektrische Wasserkraftausnutzung. — 


Eine Ehrung ungewöhnlicher Art wurde dem Generaldirektor der 


Kgl. schwedischen Wasserfallverwaltung, F. Wilh. Hansen, an- 
läßtlich seines 60. Geburtstages dadurch zuteil, daß die Fachwissen- 
schaft eine höchst stattliche Huldigungsschrift stiftete, in der eine 
Menge hervorragender Vertreter des öffentlichen Lebens und der 
Ingenieurwissenschaft auf dem Gebiete der Wasserkraftausnutzung 
und Elektrizitätserzeugung mit wertvollen Abhandlungen vertreten 
sind. Den Anfang machen die beiden Landeshauptleute Oskar von 
SydowundG.Malmmit Beiträgen, aus denen die Bedeutung des 
Generaldirektors Hansen als Bahnbrecher auf dem Gebiete des Was- 
serlaufwesens, des Kanalbaues, der Wasserkraftpolitik, des Aus- 
baues der Wasserfälle und der Elektrisierung des Landes hervor- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 


s 
17. August 1922. 


geht. Die sichtbaren Zeichen dieser Wirksamkeit eind die unter 
Leitung des Generaldirektors Hansen erstandenen mächtigen Kraft- 
werke des schwedischen Staates, das umfangreiche Leitungsnetz und 
die bereits sehr ausgedehnte Elektrisierung der ländlichen Gebiete, 
in denen sich die Landwirtschaft schon in großer Ausdehnung die 
Elektrizität für alle möglichen Zwecke zunutze macht. Professor 
GunnarAnderssongibteinen Überblick über die Ausnutzung 
des Bodens vom Gesichtspunkt der Wasserkraft aus. Er bemerkt 
betreffs Norwegens, daß in bezug auf Wasserkraftverhältnisse die 
westlichen Landesteile keineswegs ungünstiger wie die Alpen ge- 
stelltsind. Vor diesen haben siesögar den bedeutenden Vorzug, daß 
die Kraftwerke an einer das ganze Jahr hindurch eisfreien Küste mit 
ausgezeichneten Häfen liegen. Aber dem Lande fehlt das volkreiche 
Hinterland der Alpen, worin die elektrische Kraft eine vielfache 
Anwendung findet, nicht bloß für chemische und andere Großindu- 
strie, sondern auch für Verkehrsmittel, Kleinindustrie, Landwirt- 
schaft, Handwerk und bürgerlichen Bedarf aller Art, was zusammen 
eine Stütze für die Kraftindustrie bildet. In den vier westnorwegi- 
schen Provinzen enthielt schon 1919 die ausgebaute Wasserkraft 
545 000 PS auf einem Umkreis mit einer Bevölkerung von nur 570 000 
Personen. Nach Ansicht des Prof. Andersson kann eine solche 
Kraftmenge nicht in. einer zerstreut in den Gebirgstälern lebenden 
Bevölkerung Absatz finden, es sei denn, daß eine bedeutende, für die 
Ausfuhr arbeitende Großindustrie vorhanden wäre. Dies hat indes- 
sen, wie die Erfahrungen zeigen, seine großen Schwierigkeiten, 
denn manches deutet darauf hin, daß die Wasserkraftenergie auch 
nach den Produktionsplätzen der wichtigen Roherzeugnisse geführt 
werden muß, nicht umgekehrt. Der Professor an der Technischen 
Hochschule in Dresden, Hubert Engels, steuerte eine Abhand- 
lung bei: „Zeitfragen aus dem Arbeitsgebiet des Wasserkraft-Bau- 
ingenieurs”. Zivilingenieur Sven Lübeck, einer der schwe- 
dischen Fachleute, die sich mit besonderem Interesse der Wasser- 
kraftfrage widmen, schildert die künftige Entwicklung der Wasser- 
kreftanlagen. Er tritt in seiner Abhandlung mit Entschiedenheit 
dafür ein, daß in Periodenzahl und Spannung Einheitlichkeit herbei- 
geführt werden müsse. Gegenwärtig Yertreibtdieüberwiegende Mehr- 
zahl der Kraftwerke 50-periodigen Strom, aber erhebliche Ausnah- 
men gibt es im Trollhättanetz (der größte Teil 25 Per), in den Netzen 
der Bergwerke Stora Kopparbergs Berglag und Grängersberg (60 
Per), im Netz der Ludvikafabriken (40 Per) sowie bei der Elek- 
trisierung der Reichsgrenzbahn von Porjus aus (Einphasenstrom 
16% Per). Unter den sonstigen Abhandlungen, deren amtzahl 
sich auf gegen 30 beläuft, seien als weitere erwähnt diejenige des 
Direktors der Kraftverwaltung des Stora Kopparbergunternehmens, 
Hauptmann M. Serrander, der eine Darstellung über die ver- 
schiedenen Formen der hydroelektrischen Regelung von Wasser- 
läufen gibt. Daß hier die gegenwärtig wichtigsten Aufgaben auf 
dem Gebiete des Wasserkraftwesens zu suchen sein dürften, geht 
auch aus der Abhandlung des Oberdirektors W.Borgquist über 
„die Aufgabe der Wasserfallverwaltung als Reichsbank der Kraft- 
haushaltung Schwedens“ hervor. Bureaudirektor Westerlund 
berichtet über Erfahrungen mit Konstruktionen der Wasserkraft- 
werke des schwedischen Staates. Dann folgen Beiträge über „Schnee 
und Eis in Schweden“ von Bureaudirektor J. W. Sandström, 
über die jährlichen Niederschläge in den schwedischen Gebirgsge- 
genden von Öberdirektor A. Wallén, über Klima und Arbeits- 
leistung von Oberingenieur A. Ekvall. Bureaudirektor F. Jon- 
son behandelt Einrichtungen für Güterbahnhöfe, während Bau- 
direktor A. K. Sundblad vom Kraftwerk Porjus Erfahrungen 
über Wintertransporte in den Gebirgsgegenden Lapplands mitteilt. 
Zivilingenieur Nils Ekvall behandelt die Frage über elektri- 
sches Kochen und Kraftwerksdirektor O. Harder die ländliche 
Elektrisierung durch die Wasserfallverwaltung. Der Direktor des 
Brücken- und Wegewesens R. delaBrose in Paris schreibt über 
die Frage, wie Nationen mit geringem Kohlenbesitz ihre Wasser- 
kraft verwenden müssen, und Generaldirektor Sturvold-Haın- 
sen in Kristiania ist mit einem Beitrag über Export von elektri- 
scher Energie vertreten. Ingenieur Görnell teilt Untersuchun- 
gen über den Zusammenhang zwischen Ebbe und Flut und Deltabil- 

dung mit, und Kommerzienrat A. F. Enström liefert einen Bei- 

trag zur Frage über die Verschiedenartigkeit der Sonnenstrahlung. 

Bureauchef L. Lavski behandelt die Kanaltransportfrage, wäh- 

rend die letzten technischen Beiträge „Untersuchungen über Tem- 

peraturveränderungen in Beton“ von Prof. H.Kreüger und „Eis- 

druck a Temperaturänderungen“ von BureauingenieurN.Royen 

betreffen. 


Die wirtschaftliche Bedeutung des Wirkens des Generaldirek- 
tors Hansen erhellt aus Angaben des Landeshauptmanns von Sy- 
dow. Danach flossen den staatlichen Kraftwerken als Einnahmen 
in den Jahren 1915-:-20 45 Mill. Kr zu, die von Kommunen, Eisenbah- 
nen und privaten Industrieunternehmen stammen, die für ihren 
Kraftverbrauch auf Kohlen angewiesen wären, wenn es nicht die 
Kraftwerke gegeben hätte. Die Energiemenge, um die es sich hier 
handelt, entspricht unter Zugrundelegung des damaligen Preises des 
Feuerungsmaterials nicht weniger als 225 Mill.Kr. Außerdem wur- 


= de in der gleichen Zeit von den staatlichen Kraftwerken eine un- 


gcfähr ebenso große Energiemenge für elektrotechnische und damit 
vergleichbare Industrie, für Herstellung von Gußeisen, Düngerstof- 
fen usw. geliefert. Dabei belief sich das ganze bis Ende 1920 in den 
staatlichen Kraftwerken niedergelegte Kapital auf nur 115 Mill. Kr. 


922. Heft 33, 1071 
Int zu werden verdient, daß sich die Schöpfungen des General- den, in fremden Deyisen fällig werdenden te rsailler 
i Hansen in den Kriegsjahren als Hilfsmittel ersten Ranges Vertrageg bei dem Moratorium angemessen zu berdo eop ers und 
Schweden erwiesen. Ws. | wonzufolge war on p pi den alliierten Regierungen beantragt 
Gesetzliche l der er - - Worden, die Onatlichen Rat der Ausgleichs. hlungen 
in Norwege  #elung Reuerdings In Nor Et imen onat von nach dem Londoner Abko is dagt 2 Mill, £ bis P4? 1924 
hie tretende Bestreben. die Wasgerk- aft des Lan es für Er- auf 0,5 Mill. £ zu ermäßigen und bis dahin auch die Barleistungen 
ZeuUgUuNng von Elektrizität nu n „Wächen, hat jetzt die nor- auf chnitt 4 (Büter, Rechte Yrleressen in F „udesland) der 
Wwegischen Regieru veranlaßt, einen Gesetzentwurf Auszuarbeiten, Wir "schaftlichen Bestimmungen des Versailler V : (Teil X) 
der an Energievertejlune der ommunaleı K werke zu Suspendieren ins ere soweit sie die Entschädigu von 
untero berle itung des S taaten regelt vor allem  atsangehörigen der alliierten od ; Zlierten Mächte für auf 
sind es die K ommune an Vinzialverwallungen d nunmehr deutschem Gebiet durch a erordentliche Kriegsmaßnahmen usw, 
ia Norwegen Kraftw A er planen, ung die vorhand ene ZUgefügte Schäden betreffen ährend England daraufhin erklärte, 
Asserkraft verteilt sich üb anze Land. ach den von ° in der Sutschen Note Aufgeworfene Fragen baldigst mit den 
der nom gischen W assorfallverwaltinn ngestellten Ber. chnun- Anderen beteiligten Mächten erörtern zu wollen, und Belgien dem 
zen umfaßt diese Wasserkraft, die früh auf etwa 15 Mill. PS Wunsch Ausdruck gab, sie zusammen mit dem oratoriumsgesuch 
nor@msSchlagt worden onp 12 Mill. PS, vor denen 95 auf Süd? zu behandeln, hat die französische nung das Srlangen 
norwegen 2 auf die Drontheimschen # und nur 05 Mill. PS auf ubschlands in Schroffer Form abgelehnt und für den Fall einer 
die Amter Tr msö und Finmarken entfallen. Wie sich der nor- bk tzahlung der s usgleichsrat > Kün des beztiglichen 
wegische Staat zu er ganzen Wasserkraftfrag, stellt, geht Aus’ A kommens om 26. VI, 1921, ferner ein Verbot an ie französischen 
er Begri, dung z esetzentwurt hervor. asgleichsämter, deutsche Fo ugen anzuerkennen, und den An 
Die winnung und V erteilung o ektrischer Kraft begann Spruch auf strikte Durchführung d Versailler Vertrages in Aus- 
in Norwegen ebenso ie anderwärts urch  Tivatunternehmune Sicht gestellt, Deutschla, t Müsse innerhalh von 10 Tagen erklären 
Als älteste aftanlage ist diejenige in Skien u nennen, die “> Sein Aus Ichsamt ünftig die 2 Mill zahlen „erde, sonst 
385 ents Schon: 1895 wurden dio ersten komme alen Elek- Würden vorläufig Dicht näher bezeichnete Maßnahmen in Kraft tre- 
trizitätswerk gegründet (Hammerfest, die. Nördlichste Stadt - > ta elerum ohne Jede ücksicht aul sohase durch er- 
Orke en ristiania) Bald folgten weiter Kommunen, neuten Mark Z weiter sehr verschlechterte wirtschaftliche e 
sodaß die Vertei] ng von Elektrizität längst l3 eine gewöhnliche erlassene Ultima knüpfte eich dann eln lebhafter Notenwechsel, 
ommunale 4 betrachte wird. Indess; baute man gleich- dem S * rankreichg rdas den guten Willen der deutschen Re. 
zeitig auch etliche private Verteilungsanlagen von denen jedoch gierung trotz aller bisherigen Leistungen -n wohl überlegter Absicht 
Später die srößeren bis auf eine in kommunalen Besitz übergingen Snzweife] "und ihr, wenn irgend Möglic i 2 Zweck Weiterer 
Da die Ele trizität immer mehr Verwendu in der Industrie Aktionen p Srfehlungen echweisen gcnte, die ven “nächst 
und später ın den Wohnungen fand, machte sich Bedarf nach A@UI das biet der Ausgleichszah] an beschränkten chritte 
STößeren gen und Ausgedehnteren Verteilungsnetzer geltend. @iner „@ekündigten Reihe von „Rotor = 12 gefolgt Sind. 
Es wurde Wirtschaftlich möglich, die Elektrizität ch nach den chtswidrige Vergelt „gen einem notleidenden Lande gegenüber, 
ländlichen Ortschaften führen, So nahm man allmählich die am Dach einer die Ver hältni sehr ve ünftig eurteilenden Rede 
nächsten liegenden kleinen Kraftquell n in nspruch, und die Ges englischen izkanzler Hor 7, Seit d Waffenstillstand 
ulga wuchsen machte gich dicso Entwi cklung im Ohne die Privatschulden ereitsg einschließlich des Wertes der aus- 
östlichen Orwegen geltend ier ersteht die erste größere gelieferten Schiffe, der „uralleistungen, d ogierungseigen. 
tsanlage, da Kraftwerk re, nordwestlich von Kristiania (ums in an P olen, Danz und die d echoslowake abgetretenem 
woran Seit 1917 gebaut wird. selben Jahr beschloß der Staat, Gebiet nd der Saar bergwerke 415 Mill. £ (nach heutigen Kurs fast 
auch zus 2 Mit der Stadt istiania, den usbau der Wasser- 1500 Milliarden P prm) a ebracht hat. Horne Ist zwar der An. 
fälle Mörkfos-S ergfos, südöstlich von Kristiania, vorzunehmen. Sicht, daß Deutschland ‚ne betr \chtliche Reparation zahlen 
Den aSserlauf bei Taf; im Romsdalamt ollte der Staat eben- Xönne, hä] tz ch Zunächst ia oratorium für erforderlich, Unter 
falla ausnutzen, da dies aber die betreffenden Bezirke lbst zu Seinem Vorsitz Sind jetzt wieder einmal Sachverstä dige an der 
tan wünschten, urden die asserfälle an ein kommunales Unter- Arbeit, um die tO Dd on tagen e Konfer ‚des ominösen Ober- 
nehmen verkauft Ferner si in letzter Zeit weitere staatliche Sten Rates zu Unterstützen, auf der der französische Ministerprägi. 
Yasserfälle an kommunale ternehmungen überlassen worden. pnt wie es nt, für den all, da Parationsko ission ein 
Nach der bisherigen Entwicklung ergibt sich, daß die allge- Moratorium in iligt, als „genleistu Modukti R,tänder 
Meine Kraft erteilung an kleine und größere Verbraucher Wwesent- forderte, die in Dicht weniger als emner Kontrolle der Reichsbank, 
lich eine Aufgabe für Staat und Kom unen ist, und die bis jetzt er Aus "genehmi ng u ST Einnahmen aus „werken und 
` gemachten Erfahrungen lassen erkennen, daß die k Mmunalen äldern, in einer Überwachung des De ‘Senmark teg, nderbe- 
Elektrizitäts rke ganzen ihre Aufgabe gut gelöst habe steue er R hle, s sows or stellung der Zollgrenze im 
Die Verteil ng der Elektrizität ird ihrer Art nach eine Mono- sten des besetzten Gebietes Sowie in amer Bote ilig Pag der 
polwirksamkeit. Die erteilungsunkosten bilden überall einen lliierten anderde in chen Indu Stri bestehen, aber 
Hauptfaktor für den Kr ftpreis. W ten mehrere Kraftwerke den Beifall de igo Einigungs el bemühten Sachverstän- 
elektrische rbeit in elben Bezir verkaufen, dann würde igen nur z, T gefunden haben solle - Nunmehr verlautet, daß 
die Verteilungsnet e unnötig weitläufig werden, und die daraus letztere einen englischen Vorschlag ifen, der Deutschland. unter 
folgende erteue er Kraft wirg weit schwerer wiegen als den bekannten Bedingu fen ein Moratorium pi Ende 1922 ewilligt, 
die Vorteile, die der Wettp erb bringen könnte. In ieser Be- Ausführung der „achlieferungen verlangt 6% vom Wert des 
ziehung ist es y n geringerer Bedeutung, op die Anlagen Private deutschen Ex wie die Zollerträgnisse der i Parationskom- 
oder ko munale sind Kommunen handeln in ihren gegen mission zuwe t, die die Inkassierten Betr: während des Zah- 
seitigen Geschäftsyerbing en wie privat Unterne . Daher \ungsaufschubs D  „schland zur Verf ng stellen kann, Eine Ent- 
passen auch bei öffentliche Betrieb die Geschäftsumkreige ab- Scheidung ist z, Zt noch nicht getroffen, 
-STenzt wer en. ei Post und Tele raphie, wo sich ähnli he tsche i hnise 
Verhältnisse geltend machen, hat dies fe E fü rung des Staats. im Ja ae A Bermändel mi er nei Erzeug B 
betriebeg hrt. Ab r bei der p oktrizitäteversoreus d wird pia trotechnieun en Er PUgnissen im Juni hat die 
“N solcheg erfahren Nicht als empfehlensw Tt erachtet, ahr- infuhr wie die Übersicht zeigt, 2% im Wert von 26,680 
cheinlich rde die Kraftversorgung ehr verzögert werden, Mill. M betr; en, d. h. um öldz weniger a im Vo onat (3345 dz 
at Sie vollständig vom Staat überno en würde, u. zw wegen bzw. 24,125 Mill. M). gen Juni 1921 (915 dz) ist eino Zunahme 
n Pip ter finanzieller Fähigkeit, eil es ihm FM fallen um 2379 dz, gegen den gleichen Mo at von 1914 (4035 dz) ein Weni- 
l ‚ ersorgu nac i 1 ier. i i 
Sry Sätzen durchzuführen = weil der on erlich ve der Import ein. u kone ie Dy mo aih dz), Akp zeigt 
Unesa PParat sehr weitläufig we en würd Aufgabe des Staat latoren (unter Berücksic tigung der Rückware) Glühlam n = 23 
| Eden Aher hauptsäc lich sein, als "srwaltendes ‚und kontrollie dz), Harketromvorrichgun gu (— 565 dz), Elementen nd 
Se Kommunan lichkeit ung 3 die Verka der Wink Eee genen ekoa 'Rten und bi Kae (uellen ans Por 
i 80 i > A adeln (unter Tücksich- 
den erforder : re or Staat 2 Bau nn Kraftstatio. tigung der Rückw 100 dz), >chwachstromyorriehg. gen, elek- 
| up En n ü ernehmen ssen, erner tromedizinischen Apparaten, Meß- und zZ hlvorrichtungen sowie bei 
erette i Berelnen Bezirken, wo die natürlichen Verhältnisse, die 1solationsgegenstine aus Ash usw, 229 dz). Dyna omaschi- 
Ben neisng oder Alan au on alle oe fir Kon Aaah von letter, (one fe, p ES de) Dre in einer 
Dem Regner ; $ na hinzutreten nzahl von 1 Stück einge nrt worden (893 1. vm. ); von Metall- 
| gegen eTungsentwurf liegt der Plan Z de, der der 8. Zt. dr tlampen kamen rd 0,173 Millionen über die Grenze (0,192 i. V.), 
en im Pr “lekteri terungskommission ausgearbeitet war; hierzu von Kohlefaden. ı W. pen ohne die Rückware 6662 Stück, ußer 
| en Och einiges gesagt en. en in der Übersicht genannte Cugnissen hat Deutschland 1 dz 
orzellani latoren für Telegraphen. und Kernsprechleitungen aus 
Industrie und Handel. 2 Auslande bezogen (9 Zi. Vm.). Die Aus uhr ergab 78 203 
Deutsch] i l Z im Wert von 897,670 Mill. M, das bedeutet gegen den Vormonat 
dagagagy Kae Die Reichsregierung hatte Schon in ihrem Stun- (68 566 dz) eine Zunahme um 9637 dz, gegen Juni 1921 (67 256 dz) 
die anlerhalp 12, VII. uf die Notwendigke t hin, wiesen, auch eine Steigerung um 10947 dz und gegen den gleichen onat von 
der eigentlichen Ra ra 'onSverpflichtungen liegen- 1914 (140 1% dz) ein Minus von 61 987 dz. Der Export ist bei Dyna- 
\ 
| 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 


17. August 1922. 


1072 
E Einfuhr Ausfuhr 
Erzeugnisse 1922 ' 1921 1922 | 1921 


dz [100M dz | dz wo M' dz 
eo a a a 


l 
1. Dynamos, Motoren, Umformer, | 
Transformatoren,Drosselspulen, 


Anker und Kollektoren!). . . |1456 11705! 235192333 184233 27773 


2. Akkumulatoren, Ersatzplatten.. 94) 545, 18| 4949. 29366 6224 
8: Kabel?) oso eres ea 473") 306 28922101 116205 16903 
4. Bogen-, Quecksilberdampf- usw. | 
“Lampen, Gehäuse mit Glas- 
glockei, Scheinwerfer, Reflek- | 
TOFO i a re ae — | 1l! — 571 1709, 18 
5. Glühlampen . ... 2... 102 | 2597| 55| 1365| 53161: 742 
' 6. Telegraphenwerke und Fern- 
sprecher (auch für Funkdienst), | - 
Sicherungs- u. Signalapparate . 107 | 2926! 67) 14791105116, 214 
7. Starkstromvorrichtungen?) 377 | 3006. 9+!1188241246013: 8395 
8. Elektromedizinische Apparate . 1l 432} 23| 1294 48476! 551 
9. Meß-, Zähl- und Registriervor- 
richtungen .. seas 2.2 .% 1 2314 79) 1572| 65454 1553 
10. Elemente, Batterien . . .. . 10); 43 —| 1535| 11128 i. Gr. 6 


enth. 

ll. Heiz- und Kochapparate . . . 339.204 4 28189 617 
12. Montierungsteile aus Porzellan 
Steingut, Glas usw.4). . .. . 12 


| 167| öllinGruppe?7 enthalten 
13. Isolationsgegeustände aus As- | 


| 
| 1866, 2l 


best, Glimmer, Mikanit usw. . | 479, 24224 —| 2: 
14. Isolierrohre dus Papier, Pappe . — — —| 1258 6645 2305 
15. Unvollständig angemeldete Er- | | 

Zeugnisse . . 2.2 20 — u We 14 76 10 


Insgesamt |3294 26630. 915/78203 897670 67256 


momaschinen, Motoren usw. um 3789 dz, bei Kabeln um 5008 dz, bei 
Starkstromvorrichtungen um 2385 dz, außerdem bei allen übrigen 
Gruppen gewachsen mit Ausnahme von Akkumulatoren, Bogen- 
usw. Lampen, Glühlampen (— 237 dz), Schwachstromvorrichtungen 
und Meß- und Zählapparaten (— 634 dx). Die Ausfuhr von Dynamos 
usw. (ohne fertige Anker usw.) umfaßte 18 111 Stück (13 166 i. Vm.). 
An Bogen- usw. Lampen wurden im Juni nur 99 Stück exportiert 
(2036 i. Vm.), an Metalldrahtlampen rd 3,566 Millionen (3,735 i. Vm.) 
und an Kohlefaden- usw. Lampen rd 0,269 Millionen (0,174 i. Vm.). 
Die Ausfuhr von lsolatoren aller Art aus Steingut oder Porzellan 
ist von 5506 dz im Mai auf 4988 zurückgegangen. Der Über- 
schußder Ausfuhr über die Eifuhr stellt sich im Juni auf 74 909 dz 
bzw. 870,99 Mill. M. 

Für das 1. Halbjahr 1922 ergibt sich eine Einfuhr von 18 213 
dz bzw. 107,320 Mill. M; sie war damit gegen den gleichen Zeit- 
abschnitt von 1914 (26 899 dz) — für 1921 fehlen die Angaben z. T. 
noch — um 8686 dz geringer. Die Ausfuhr umfaßte 418 177 dz im 
Wert von 3947,213 Mill. M und ist hinter dem Ergebnis des 1. Halb- 
jahrs 1914 (664 742 dz) um 246 565 dz zurückgeblieben. 


Sachlieferungen an Frankreich im freien Verkehr. — Da die 
Sachlieferungen Deutschlands im Wege freier Vereinbarung 
zwischen deutschen und französischen Staatsangehörigen?) 


1) Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile vollständiger Maschinen. —?) Die 
Ausfuhr umfaßt auch isolierten Draht aus unedien Metallen. — ®) Die Ausfuhr 
umfaßt auch Queckeilberumformer und die Isolationsgegenstände der Gruppe 12 
(außer Glocken). — *) Außer Porzallanisolatoren für Telegraphen- und Fern- 
sprechleitungen. — ı Davon 54 dz Rückware. — £) Darunter 363 dz Rückware. — 
1) Darunter 8 dz Rückware. —®) Davon 29 dz Rückware. 

9) Vgl. „ETZ, 1922, 8. 979, 94. 


den Vorschriften derAußenhandelskontrolle unterliegen, 
ist nach der D.A.K zu beachten, daß nur die Außenhandels- 
stellen des unbesetzten Deutschlands, nicht aber 
das Ein- und Ausfuhramt in Bad Ems zuständig sind. Die in gleicher 
Weise wie bei jedem anderen Exportgeschäft einzureichenden Aus- 
fuhranträge müsseneinAntragsformular mehr aufweisen, 
das an den Reichskommissar zur Ausführung von Aufbauarbeiten 
in den zerstörten Gebieten weitergeleitet wird. Sie müssen ferner 
mit dem Kennwort des Vertrages versehen sein. Da für 
die Zustimmung der deutschen Regierung zu der Abwicklung des 
Geschäftes als Reparationslieferung kurze Fristen festgesetzt sind, 
ist erforderlich, daß der deutsche Lieferant, sobald er den Vertrag 
mit dem französischen Besteller abgeschlossen hat, sofort den Aus- 
fuhrantrag einreicht. Unterbleibt dieser, so ist die Versagung der 
Genehmigung zu erwarten. 

Die Außenhandellstellen teilen umgehend dem Reichskon- 
missar zur Ausführung von Aufbauarbeiten mit, 
daß sie ihrerseits die Ausfuhranträge als solche bewilligen, ablehnen 
oder beanstanden. Letztere werden nach den allgemeinen Richt- 
linien, insbesondere auch unter Berücksichtigung der Fakturie- 
rungsvorschriften behandelt. Eine Ausnahme von den allgemeinen 
Vorschriften gegenüber sonstigen Exportgeschäften kann nicht ge- 
währt werden. Sind die Außenhandelsstellen der Ansicht, daß es 
sich bei Einreichung der Ausfuhranträcee umScheingeschäfte 
handelt, so sind die Bedenken ebenfalls dem Reichskommissar zur 
Ausführung von Aufbauarbeiten mitzuteilen. Alle Einsprüche der 
deutschen Regierung gegen die Genehmigung des Ausfuhrgeschäftes 
können nur vom Reichskommissar zur Ausführung von Aufbauarbei- 
ten ausgehen, weil dieser allein mit der Durchführung des eingangs 
genannten Abkommens beauftragt ist. Er setzt die deutsche Ver- 
tragspartei in Kenntnis, sobald er die Zustimmung zu dem Verträge 
erteilt oder versagt hat bzw. sobald der Vertrag durch die Repara- 
tionskommission genehmigt oder abgelehnt worden ist. 


Der Kaufpreis wird durch die deutsche Regierung (Friedensrver- 
trag-Abrechnungsstelle in Charlottenburg 2, Berliner Straße 17) be 
zahlt. Der französische Besteller übermittelt dem deutschen Liefe- 
ranten für die jeweils fälligen Zahlungen einen Scheck, der vom 
Reichskommissar zur Ausführung von Aufbauarbeiten im Auftrage 
der deutschen Regierung ausgestellt ist. Er wird in Papiermark un- 
ter Umrechnung der im Vertrage festgesetzten Beträge über den 
amerikanischen Dollar zu dem am Tage des Vertragsabschlusses 
geltenden Kurse beglichen. — Das entsprechende Abkommen mit 
Belgien ist noch nicht in Kraft getreten. 


Bei dieser Gelegenheit sei als Ergänzung eines früheren Berich- 
tes („ETZ“” 1922, S. 994) noch aus dem Bemelmans-Abkonm- 
men angeführt, daß eine diesem beigegebene Liste B der Waren, 
deren Gehalt an ausländischen Rohstoffen so erheblich ist, daß ihre 
Lieferung nur gegen Barzahlung des Wertes der in ihnen enthalte- 
nen ausländischen Rohstoffe erfolgen kann, auch elektrische 
Kabel, isolierte Leitungen, Akkumulatoren (X 
Prozent) und Dynamos, Elektromotoren, Umformer, 
Transformatoren (35%) umfaßt, Der Durchschnittsanteil 
der ausländischen Rohstoffe ist in Klammer beigefügt. Ferner tei- 
len wir nach der „Ind.- u. Hand.-Ztg.” mit, daß die Reparationskom- 
mission den Entwürfen der großen öffentlichenArbeiten, 
die von Deutschland auf Reparationskonto ausgeführt werden sul- 
len (Plan Le Trocquer), grundsätzlich zugestimmt hat. Sie be- 
hält sich aber das Recht vor, ihre endgültige Genehmigung erst zu 
erteilen, wenn ihr die Einzelheiten jedes Entwurfes, z. B. die Dauer 
der Arbeiten, die Verteilung der Lieferung zwischen der französi- 
schen und der deutschen Industrie, die Arbeits- und Lohnverhält- 
nisse der Arbeitnehmer bei jedem Unternehmen, vorgelegt worden 
sind. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr, 9320 u. 9306. 


Bericht 
über die XXVIII. Jahresversammlung in München 
am 29. und 30. V. 1922. 


(Schluß von S. 1046). 

Herr 1. Bürgermeister SCHMIDT entbietet in herzlicher 
Weise dem Verbande den Willkommengruß der Stadt München, weist 
auf die Entwicklung der Wasserkraftanlagen in München hin sowie 
auf deren neuerdings beabsichtigten Ausbau und wünscht den Bera- 
tungen als Erfolg die Gewinnungs- und Auswertungsmöglichkeiten 
elektrischer Energie der höchsten Vollendung entgegenzuführen. 

Ministerpräsident Graf LERCHENFELD betont, daß die 
Bayerische Staatsregierung an der Tagung lebhaften Anteil nehme; 
denn es sei der eigene Vorteil, der das Bayerische Land mit 
dem großen Gebiete der angewandten Elektrizitätslehre aufs engste 


verbindet. An Wasscrkräften reich, an Kohlenschätzen arm, sehen 
wir im elektrischen Strom den mächtigen Helfer unserer Volkswirt- 
schaft und das wirksamste Mittel, unsere Stellung im deutschen Wirt- 
schaftsleben zu behaupten. In feinsinnigen Worten zog der Minister- 
präsident dann einen Vergleich zwischen der Tätigkeit der Staats- 
männer und der Elektrotechniker, die beide das Bewußtsein haben, 
Verantwortung zu tragen für unseres deutschen Landes und Vol- 
ne Arol, Darum reichen sie sich auch zu gemeinsamer Arbeit die 
and. 
Staatssekretär von FRANK überbringt die herzlichsten 
Grüße des Reichsverkehrsministers mit freundlichen Wünschen für 
die Tagung. i 
Ministerialrat Dr.-Ing. STEIDLE übermittelt im Auf- 
trag des Reichsstaatssekretärs STINGL die Wünsche der Reichspost- 
und Telegraphenverwaltung für einen fachlich ersprießlichen Ver- 
lauf der Tagung unter besonderer Hervorhebung der Entwicklunss- 
arbeit, die im elektrischen Nachrichtenwesen geleistet werde. Der 1m 
vollen Gange befindliche Ausbau des Fernkabelnetzes, das im kom- 
menden Jahre auch nach dem Süden Deutschlands vordringen werde, 
die Verkehrswege erweitere und den Störungen durch Wetter und 
Sturm entziehe, die Technik des Fernsprech-Selbstanschluß-Betrie- 
bes, die in der Großform der Münchener Einrichtung als der ersten 


17. August 1922. 


Europas nun den Lauf durch ganz Deutschland nehmen werde, die 
drahtlose Telegraphie, die nach Wegnahme der transatlantischen 
Kabel Deutschland vor der vollständigen Vereinsamung im Welt- 
nachrichtenverkehr bewahrt habe, gäben von lebendiger Mitarbeit 
der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltungen an den großen Pro- 
blemen der Elektrotechnik ein beredtes Zeugnis. Dabei hätten sich 
der Norden und Süden des deutschen Vaterlandes in der glücklich- 
sten Weise ergänzt. 

Rektor von DYCK begrüßte die Versammlung namens der 
Technischen Hochschule München. 

Der Vorsitzende kündet hierauf den Festvortrag an: „Die 
Ausnutzung großer Kraftquellen mit Hilfe des elektrischen Stromes” 
und erteilt Herrn Geh. Hofrat Prof. Dr.-Ing. e.h. G. OS 
SANNA das Wort zu seinem Vortrag: „Fernleitungsmög- 
lichkeitenelektrischer Arbeitsmengen”. 

(Herr Ossanna hält seinen Vortrag, dieser istin der „ETZ“ 1922, 
S. 1029 bzw. 1061 abgedruckt.. 

DerVorsitzende sagt Herrn Geh.-Rat OSSANNA namens des 
Verbandes herzlichen Dank für den mit großem Beifall aufgenomme- 
nen hochinteressanten Vortrag und erteilt das Wort Herrn Direktor 
J. HESS zu seinem Vortrage: „Verwendung elektrischer 
Energie zu chemischen Zwecken‘. 

(Herr Heß hält seinen Vortrag. Dieser ist in der „ETZ” 1922, 
S. 957 bzw. 982 abgedruckt.) 

Auch diesem Vortragenden konnte der Yoran nach dem 
reichen Beifall der Anwesenden den wärmsten Dank des Verbandes 
für seine auch für den Elektrotechniker äußerst interessanten Aus- 
führungen aussprechen. 


Vorsitzender: Wir kommen zu Punkt 3 der Tagesordnung: Aus- 
zug aus dem Bericht des Generalsekretärs über die Arbeiten seitens 
der letzten Jahresversammlung. Ich erteile das Wort Herrn General- 
sekretär Schirp. . 


Herr Schirp: Meine Herren! Der volle Wortlaut meines Ge- 
schäftsberichtes ist in der „ETZ“ 1922, S. 652, veröffentlicht und ich 
darf mich wohl im Hinweis hierauf kurz fassen. 

Seit der letzten J ahresversammlung in Essen ist die Tätigkeit 
innerhalb des Verbandes, seiner Kommissionen und Ausschüsse eine 
äußerst rege gewesen. Arbeiten von weittragender Bedeutung sind 
zum Abschlusse gekommen; andere wichtige Arbeiten sind weiter 
fortgeführt oder neu aufgenommen worden. Durch alle Arbeiten des 
Verbandes zieht sich das Bestreben, entsprechend der Not unseres 


Wirtschaftslebens, Vereinheitlichungen auf allen Gebieten der Elek- 


trotechnik durchzuführen, um die Wirtschaftlichkeit in Industrie 
und Gewerbe zu fördern, um jegliche Verschwendung von Werkstof- 
fen und Arbeit zu vermeiden. Besonderer Dank gebührt den Mit- 
gliedern aller Kommissionen und Ausschüsse, die trotz ihrer großen 
beruflichen Inanspruchnahme in opferwilliger Weise in zahlreichen 
Sitzungen und Bearbeitungen erhebliche Zeit aufgewendet und ihre 
Fachkenntnisse der Allgemeinheit nutzbar gemacht haben. Wir hof- 
fen, auch in der kommenden Zeit mit der dankenswerten Unter- 
stützung aller Verbandsmitglieder rechnen zu können. 

Außer den Sitzungen der Vorstandschaft, des Ausschusses, des 
Technischen Hauptausschusses fanden 165 Sitzungen der Kommis- 
sionen, Unterkommissionen und Ausschüsse statt. Zur Erreichung 
einer möglichst gleichmäßigen Verteilung über einen größeren Zeit- 
raum empfiehlt es sich, die "Arbeiten des Verbandes während des 
Sommers möglichst. weiter zu führen. 

Über die Tätigkeit des Technischen Hauptausschusses und 
dessen Verhandlungen ist im Tätigkeitsbericht in der „ETZ“ 1922, 
S. 652, Ausführliches enthalten. 

Der Verband hat auch in der Berichtszeit durch Verhandlungen 
mit Behörden einen günstigen Einfluß auf die Gestaltung von Vor- 
schriften und Erlassen ausüben können. 


Das seit langen Jahren bestehende enge freundschaftliche Ver- 
hältnis zu anderen technischen und technisch-wissenschaftlichen Ver- 
einen und Verbänden, namentlich dem VdI und dem Verein Deut- 
echer Eisen- und Hüttenleute wurde besonders gefördert durch Be- 
fatung gemeinsamer Berufsfragen innerhalb des seit Anfang 1921 
neu organisierten Deutschen Verbandes technisch-wissenschaftlicher 

'ereine. 

Unsere Mitarbeit im Normenausschuß der Deutschen Industrie 
hat sich infolge der Entwicklung seiner Arbeiten erheblich vergrö- 
Bert. Ganz besonders interessiert ist unser Verband an der Gewinde- 
normung, namentlich an der Einführung des metrischen Gewindes 
für 1 bis 10 mm. 

Der wiederauftauchenden Gefahr einer behördlichen Überwa- 
chung elektrischer Anlagen, die während des Krieges und nach dem 

Tiege mit unzureichendem Material und von Unberufenen nament- 
lich im Anschluß an Überlandzentralen, also hauptsächlich in der 
Landwirtschaft ausgeführt wurden, konnte der Verband dadurch be- 
gegnen, daß nach langen Verhandlungen aller in dieser Frage Betei- 
ligten dahin eine Verständigung zustande kam, daß seitens des Ar- 
beitsausschusses der Kommission für Errichtungs- und Betriebsvor- 
schriften neue Richtlinien vorbereitet werden. 

Die beim Verbande bestehende Prüfstelle hat eine große Zahl 
von Anträgen auf Prüfung von Installationsmaterial zu bearbeiten 
a ond ist inder Lage gewesen, eine Reihe von Prüfzeichen zu 

erleihen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 33. 


1073 


Die in diesem Frühjahr beabsichtigte neue Ausgabe des VDE- 
Normenbuches „Vorschriften und Normen des Verbandes Deutscher 
Elektrotechniker“ wurde mit Rücksicht auf die diesjährige Jahres- 
versammlung verschoben und wird möglichst bald nach der Jahres- 
versammlung erfolgen. 

Der Ausschuß für Einheiten und Formelzeichen hat eine Reihe 
von neuen Arbeiten vorbereitet, veröffentlicht und angenommen. Er 
hat ferner eine weitere Liste von rd 70 Formelzeichen aufgestellt, 
die demnächst zur öffentlichen Besprechung gestellt werden. 


Ich komme nunmehr zu den Arbeiten der einzelnen Kommissio- 
nen und Ausschüsse, die der Beschlußfassung der Jahresversamm- 
lung vorbehalten sind. Ich erlaube mir hier die Anträge Ihnen gleich 
in der Fassung vorzulegen bzw. den Hinweis auf die Veröffent- 
lichung in der „ETZ“ bekanntzugeben in der Fassung, wie sie das Er- 
gebnis der gestrigen Verhandlungen im Vorstand und Ausschuß sind. 


Vorsitzender: Die gestrigen Ausschußberatungen waren sehr 
gründlich und haben lange Zeit in Anspruch genommen. Sie sind 
aber, was ich hier in bezug auf die Beschlüsse der Kommissionen, wie 
sie Ihnen jetzt vorgelegt werden, konstatieren kann, auf der ganzen 
Linie einstimmig gefaßt worden. Ein Teil derKommissionsbeschlüsse 
ist einstimmig ohne Änderung gutgeheißen worden. Bei einem ande- 
ren Teil erfolgten gewisse Einwendungen und bezüglich dieser Ein- 
wendungen haben wir beschlossen, diese an den Technischen Haupt- 
ausschuß zu verweisen mit der Maßgabe, daß der Technische Haupt- 
ausschuß nach Anhörung mit der Kommission unter eventueller Zu- 
ziehung derjenigen Stellen, die Einwendungen haben, die Sache noch- 
mal überprüft und dann die Sache endgültig ordnet. Der Ausschuß 
schlägt Ihnen vor, daß die Jahresversammlung jetzt schon ihre Zu- 
stimmung dazu gibt. Da hier keine Diskussion über die Einzelheiten 
zulässig ist — der Ausschuß bereitet die Beschlüsse spruchreif vor; 
die Jahresversammlung stimmt zu oder lehnt ab —. Ich bitte Sie des- 
halb, dem einstimmigen Votum des Ausschusses zuzustimmen und 
die Vorschläge, die jetzt hier unterbreitet werden, anzunehmen. Da 
Widerspruch nicht erfolgt, nehme ich Ihre Zustimmung an. 


Herr Schirp: Kommission für Errichtungs- und Betriebsvor- 
schriften. 

Die Kommission hat unter Mitwirkung der Bergbehörden die 
Bergwerksvorschriften einer Neubearbeitung unterzogen, nachdem 
sich die Notwendigkeit hierzu namentlich mit Rücksicht auf die in 
den letzten Jahren immer weiter verbreitete Verwendung der Elek- 
trizität im Braunkohlen- und Kalibergwerk gezeigt hatte. Desglei- 
chen wurde ein Entwurf zu „Leitsätzen für Bagger und zugehörige 
Bahnanlagen in Bergwerksbetrieben über Tage“ aufgestellt. Beide 
Entwürfe wurden in der „ETZ“ veröffentlicht. Die darauf eingegan- 
genen Abänderungsvorschläge wurden vom Bergwerkskomitee noch- 
mals einer Beratung unterzogen, der daraufhin aufgestellte 2. Ent- 
wurf nach Genehmigung der Gesamtkommission abermals veröffent- 
licht. Die Entwürfe werden der Jahresversammlung zur Annahme 
unterbreitet. Die Anträge sind seitens des Vorstandes und Ausschus- 
ses einstimmig angenommen worden. 


Vorsitzender: Da kein Widerspruch erfolgt, sind dieselben ein- 
stimmig angenommen. 


Herr Schirp: Kommission für Freileitungen. 

Zu den von der Jahresversammlung 1921 angenommenen Nor- 
men für Starkstromfreileitungen waren nachträglich einige Abände- 
rungsvorschläge eingegangen, die von der Kommission durchberaten 
wurden. Die Kommission hielt es für wünschenswert, einige Punkte 
der Normen klarer zu fassen und hat,einen Entwurf der Abänderun- 
gen in der „ETZ” veröffentlicht, der der ‚Jahresversammlung zur 
Annahme unterbreitet wird. 

Auch dieser Antrag wurde einstimmig: angenommen. 


Vorsitzender: Auch hier stelle ich fest, daß kein Widerspruch 
erfolgt ist. 


Herr Schirp: Kommission für Erdung. 

Da von den verschiedensten Seiten dem Verbande Anregungen 
zuzgegangen sind, die Leitsätze für Schutzerdungen (veröffentlicht 
„ETZ“ 1913, S. 691 und 807, 1914, S. 604) in verschiedenen Punkten 
abzuändern, hat die Kommission für Erdung bereits 1920 entspre- 
chende Arbeiten aufgenommen. Die sehr schwierigen Verhandlun- 
gen, die durch Versuche im Bereiche des Märkischen Elektrizitäts- 
werkes ergänzt wurden, sind inzwischen zum Abschluß gekommen. 
Ein Entwurf zu neuen Leitsätzen für Schutzerdung ist in der „ETZ“ 
1922, S. 554, bekanntgegeben. Er wird der Jahresversammlung zur 
Beschlußfassung vorgelegt werden. 

Im Ausschusse sind Einwendungen erhoben worden und es 
wurde beschlossen, daß der Technische Hauptausschuß nach Anhö- 
ren der Kommission und derjenigen, die die Einwendungen machen, 
entscheiden soll. 


N DENE Also Verweisung an den Technischen Hauptaus- 
schuß. 


Herr Schirp: Kommission für Porzellanisolatoren. 

Die Kommission beantragt die Annahme der „Richtlinien für die 
Prüfung von Hängeisolatoren“”, „ETZ“ 1922, S. 26. 

Auch hier wurden Bedenken erhoben, die seitens des Techni- 
schen nn nach Prüfung der Einwendungen zu erledi- 
gen sind. 


1074 | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 17. August 192%. 


Vorsitzender: Also auch hier Verweisung an den Technischen Da Einwendungen erfolgten, soll Verweisung an den Techni- 


Hauptausschuß. schen Hauptausschuß eintreten. 
Herr Schirp: Kommission für Drähte und Kabel. Vorsitzender: Verweisung an den Technischen Hauptausschuß 


Von der Kommission sind die während des Krieges und der Über- einstimmig genehmigt. | 
gangszeit erlassenen Ausnahme- und Übergangsbestimmunge mit - Herr Schirp: Die Kommission für Koch- und Heizgeräte bringt 
dem 30. VI. 1922 insgesamt außer Kraft gesetzt worden. Die Haupt- jediglich zur Kenntnis, daß sie Erläuterungen zu den Vorschriften 
arbeit der Kommission bestand in einer vollständigen Durcharbei- für Koch- und Heizgeräte herausgegeben und in der „ETZ“ 1922, 
tung der Normen w ee Leitungen und are Le S. 407 veröffentlicht hat á 
bei hauptsächlich ie Bestimmungen über "abel umfangreiche ET- - ` G a ag P ; 
gänzungen und Umänderungen erfahren haben. Eine Veröffent- ger Die Kommission Kür Meat un en Annahme Meb 
lichung des neuen Entwurfes ist in der „ETZ“ 1922, S. 295 und S. 701, erät ait fol aden A bär rungen: 
bekanntgegeben, die der Jahresversammlung zur Beschlußfassung Be BemIen ER Aia : i 
vorgelegt wird. er 1. An Stelle „Weicheiseninstrumente in 39 unter M 2 ist einzu- 

, Der Zentralverband hat verschiedene Normblätter für Kabel- setzen „Dreheiseninstrumente (Weicheiseninstrumente) - l 
gárniturteile vorbereitet, die von der Kommission genehmigt sind 2. In$9 ist unter S 4 „Druckwassersicher“ nach einhalbstündigem 
und in nächster Zeit in der „ETZ“ veröffentlicht werden. Liegen in Süß- oder Seewasser (wie IN, den alten Marinevor- 

Auch. hier sollen die erhobenen Einwände dem Technischen schriften) anstatt „einstündigem Liegen“ einzusetzen. _ 
3. An Stelle „Erdspannung USW. in $ 13 letzter Absatz ist zu 


Hauptausschuß überwiesen werden. . N | L 
Ber ; ara j 1 setzen „Höchstspannung gegen Gehäuse ist die höchste Span- 
Vorsitzender: Sow eit Einspruch erfolgt ist, findet Überweisung nung, die zwischen Strom bzw. Spannungspfad und Gehäuse be- 
an den Technischen Hauptausschuß statt. triebsmäßig zulässig ist“. b 
Herr Schirp: Kommission für Maschinen und Transformatoren. Demgemäß ändert sich sinngemäß der Wortlaut der 55 29/30. 
Die Kommission hat je eine Unterkommission für Maschinen un 4. In $ 34 ist in der letzten Spalte ZeigerfrequenzmesSet einzu- 
für Transformatoren eingesetzt. Beide haben unter Zugrundelegung setzen und der nicht zu überschreitende Spannungseinfluß bei 
des ersten Entwurfs für neue Regeln zur Bewertung und Prüfung diesen für die Klasse G und H auf 0,5 bzw. 1% (anstatt 0,3 bis 


von Maschinen und unter Berücksichtigung der ausländischen Vor- 0,5) der Skalenmitte zu erhöhen. 
schriften in einer großen Anzahl von Sitzungen einen neuen Entwurf Ferner beantragt die Kommission, ihr das Recht einzuräumen, 
aufgestellt. Dieser ist von der Hauptkommission abgeändert worden. bei der Veröffentlichung der endgültigen Regeln einige redaktionelle 
Die Veröffentlichung dieser ersten Entwürfe erfolgt in Heft 10 der Änderungen in dem Entwurf vorzunehmen. 

Es wurde im Ausschuß lediglich auf einen Druckfehler, der in 
Sitzung der Kommission wurden die Regeln den Veröffentlichungen der Kommission liegt, seitens des EV Essen 


unter Beachtung der inzwischen eingegangenen Einwände noch ein- hingewiesen. Im übrigen wurde der Antrag der Kommission einstim- 


mal. durchgearbeitet und entsprechend abgeändert, Die Veröffent- mig angenommen. Die Versammlung erklärt sich hiermit einverstan- 


lichung dieser zweiten Entwürfe erfolgte ın der „ETZ“ 1922, S.657 den. 


und wird der J ahresversammlung zur Beschlußfassung unterbreitet Vorsi 2 ” f ; 
be: er : k orsitzender: Die Anträge auf Verweisung an den Technischen 
werden; desgleichen Sie eo E otriz en en für den Anschluß auptausschuß brauchen Sie nicht zu verlesen. Ich bitte lediglich die 
s Ta Anträge, bei denen Änderungen gestern nicht beschlossen wurden 


Die Kommission hat außerdem gemeinsam mit einem Ausschuß Ber NT g i : 
des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie und die einstimmig angenommen worden sind, vorzutragen- 


einige Normblätter ausgearbeitet, die ebenfalls der J ahresversamm- Herr Schirp: Kommission für Lichttechnik. 
Jung unterbreitet werden. | Dieselbe beantragt die Außerkraftsetzung verschiedener älterer 
Von dieser Kommission sind außerordentlieh umfangreiche Ar- Arbeiten und die Annahme des in der „ETZ“ 1922, S. 405, veröffent- 


beiten abgeschlossen worden. Auch hier erfolgten gestern verschie- lichten Entwurfes zu Licht, Lampen, Beleuchtung. 


dene Einsprüche, die vom Technischen Hauptausschuß zu überprü- Kommission für Isolierstoffe. An den Prüfvorschriften für die 
fen sind. Untersuchung elektrischer Isolierstoffe sind einige Änderungen Vor- 


: . 0; : | enommen worden. Der Entwurf zu einer neuen Fassung ist in der 

OL ne Wird an den Technischen Hauptausschuß ver- „ETZ“ 192, S. 446 bekanntgegeben und wird der Jahresversamm- 

' lung zur Beschlußfassung vorgelegt. 

ür Installationsmaterial. Kommission für Fernmeldeanlagen. Die Kommission beantragt 
Zu Ende geführt wurden die Arbeiten betreffend Aufstellung die Annahme derin der „ETZ“ 1922, Heft 16, S. 561, und Heft 21, S. 744 

von Richtlinien für die Konstruktion von Sicherungselementen (25 veröffentlichten „Regeln für die Errichtung elektrischer Fernmelde- 


und 60 A) und Verteilungstafeln, die demnächst veröffentlicht wer- anlagen“ unter Zurückziehung des § 15, über welchen eine Verstän- 
den. Beabsichtigt ist die Schaffung von Grundnormen auch für die digung zwischen der Kommission für Fernmeldeanlagen kn der 
i ist. QGültigkelts- 


größeren Sicherungselemente. Überhaupt haben sehr eingehende Be- Kommission für BergwerksvorSsc 
Kommission beantragt ferner die An- 


S. 487, veröffentlichten Ab- 
für galvanisch®e 


ratungen über die Sicherungsfrage stattgefunden, U. 2. über die Frage termin 1. Januar 1923. Die 
der Erwärmung bei Sicherungen sowie Änderung der Prüfvorschrif- nahme der in der „ETZ“ 1922, Heft 14, 
Anderung der Vorschriften für Installations- änderungsvorschläge zu § 14 und 15 der „Normen 


materialien ist in der „ETZ“ 1922, S. 596, bekanntgegeben und wird Elemente . u 
der Jahresversammlung zur Beschlußfassung unterbreitet. Kommission für Hochfrequenztechnik. Ein von der Kommission 
Der Antrag der Kommission wurde im Ausschuß einstimmig an- eingesetzter Unterausschuß zur Aufstellung von SicherheitsVor- 


schriften für Hochfrequenztelephoni® in Verbindung mit Hochspan- 


Zu ir i 
A. nn nn mi 
aia n aT a aa En 
ia E e aa S 
ania -wm 


genommen. 
: . g; = ; nungsanlagen hatin mehreren Sitzungen einen Entwurf hierfür auf- 
a erfolgt nicht. Der Antrag ist daher Sestellt, der nach Annahme durch die Hauptkommission In der „ETZ’ 
> i 1922, Heft 13, S. 445, veröffentlicht worden ist und der Jahresver- 
Herr Schirp: Kommission für Anlasser und Steuergeräte. sammlung zur Beschlußfasung vorgelegt wird. 
Die von dieser gebildete Unterkommission hat in einer großen Kommission für Praktikantenausbildung beantragt Annahme 


n umfangreichen Entwurf zu neuen „Regeln desin „ETZ“ 1922, Heft 14, S. 487, abgedruckten abgeänderten $ 6des 
nd Steuergeräte" durchgearbeitet, ge- Merkblattes für Praktikanten sowie des Merkblattes für Fabrikanten 
naue Tabellen für die einzelnen Größen und Normen für die Wider- „Unterw eisung der Praktikanten in der Elektrotechnik” betreffend, 
standsmaterialien aufgestellt. Dieser Entwurf ist von der Hauptkom- (jedoch mit der Abänderung des § 8 Absatz b), welcher folgenden 
mission mit einigen Abänderungen angenommen und in der „ETZ" Wortlaut erhalten soll: | 

1922, Heft 11, S. 360, ver öffentlicht worden, f , Für die Elektrotechnische Abteilung bei einer Ausbi 
5 Ta Besuch ee der hierauf a Einsprüche von: 1 Jahr 

at die Kommission dann in einer neuen Sitzung den ntwurf noch- Yyeträ ; ; ; 
s 5 A : u eträgt die Praktikantenzeit: 
mals durchgearbeitet und in seiner neuen Fassung in der „E Z in der Stanzerei, Anker- und Transformato- 


Zahl von Sitzungen eine 
und Normen für Anlasser u 


„uno 


1dungszeit 
2 Jahren 


a > 
oue i min m 
n ummm + 
n ... 


1922, Heft 18, S. 627, veröffentlicht. Dieser Entwurf wird der J ahres- ochen 
versammlung zur Beschlußfassung vorgelegt. | ae Genaue u 'Spulenwickelei we. n 
Im Ausschuß sind Einwendungen erhoben worden, 80 daß Über- ” ” Mas chin enmont ot 4-4 ” 8 
weisung an den Technischen Hauptausschuß vorgeschlagen wird. BE; Apparat emontage en ' o 4 H 8 i 
Vorsitzender: Ich stelle fest, daß die Überweisung an den Tech- im Schalttafelbau und Installation . - - 4 fi l0 v» 
nischen Hauptausschuß genehmigt ist. „ Prüffeld. . -> : s 0 " 6 “ 


Herr Schirp: Kommission für Zähler. Ausschuß für Schaltbilder. Die Unterausschüsse für Schaltbil- 


Die Kommission hat die in der Jahresversammlung 1920 ange- der haben in zahlreichen Sitzungen die ihnen Ü 
nommenen Normen für Elektrizitätszähler auf Wunsch einiger Fa- abgeschlossen. Es liegen die Entwürfe zu Normblättern für Schal  ; 


brikanten einer Durchprüfung unterzogen, dieselben teilweise umge- zeichen und Schaltbilder sowie Erläuterungen vor. Der Ausschub 


arbeitet und einige Schaltbilder hinzugefügt. Zusammenstellungen antragt bei der J ahresversammlung die Ermächtigung, die von DD 
TZ“ 1922, Heft 15, 5. 519, veröffent- fertiggestellten Arbeiten nach ordnungsmäßiger Erledigung t a 


dieser Änderungen sind in der „E = 
licht und werden der Jahresversammlung zur Beschluffassung VOT- nn der Jahresversammlung als Arbeit des VDE herausg® 
zu dürlen. 


gelegt. 


17. August 1922. 


Gewinn- und Verlustkonto des VDE 1921. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 


1075 


Mark . Mark 
Verlust. 
Jahresversammlungskonto 5133,95 | 
Gehaltkonto . . . . à 251 073,10 
Unkostenkonto . ee we we o | 128 325,51 
Archivkonto . En A ak ne, Mae A 3 938,53 


383 471,09 
Reinvermögenkonto. 
Gewinn . u e y 352 945,40 


| | | 786 416,49 


Aktiva und Passiva des Verbandes Deutscher Elektrotechniker E. V. am 31. Dezember 1821. 


Mark 


Aktiva. 
Effekten ee re 328 815,75 
BSRR go de ee ee dan nie a 2 687,56 
Kontokorrent. 674 408,44 


|1005 911,75 


Kontokorrent . . 2 2 2 2 ss 2 2 0.0 
Reinvermögen 


- Mark - Mark 
Gewinn.. , Ri 
Mitgliederbeitragskonto _. . . ~ . . . } 418182,65: 
Versch. Einnahmen- und Ausgabenkonto | 318 233,84 
| 736 416,49 


% 


Mark 
Passiva. 


364 130,97 
641 780,78 


E | [1.005 911,75 


Vorstehende Bilanz nebst Gewinn- und Verlustkonto des Verbandes Deutscher Elektrotechniker E. V. zu Berlin haben wir auf 
Grund der ordnungsmäßig geführten Geschäftsbücher desselben und der vorhandenen Belege geprüft und richtig befunden. 


Berlin, den 16. Mai 1922. gez. L. Schröder. 


‘Vorsitzender: Ich darf konstatieren, daß die Jahresversammlung 
die Beschlüsse des Ausschusses gut heißt. Damit sind also Jie ver- 
lesenen Kommissionsbeschlüse, die keine Änderung erfahren sollen, 
einstimmig angenommen. Die anderen gehen an den Technischen 
Hauptausschuß, der nach Anhörung der betreffenden Kommissionen 
und der Stellen, die Einspruch erheben oder Abänderungsvorschläge 


eingebracht haben, prüft, endgültig beschließt und zugleich den Ter- 


min des Inkrafttretens bestimmt. 


Ich darf also die einstimmige Zustimmung feststellen und danke | 


Ihnen. | 


Herr Schirp: Über die Mitgliederbewegung hat der Herr Vor- 
sitzende schon kurz berichtet. Ich darf Ihnen noch zahlenmäßig das 
Wachsen des Verbandes hier nachweisen. Seit der letzten Jahresver- 
sammlung ist der Verband an Mitgliedern gewachsen um rd 1650 Per- 
sonen. Hierin sind nicht eingerechnet die neuen Mitglieder des Elek- 
trotechnischen Vereins Düsseldorf, der erst vor 14 Tagen die Neu- 
gründung des Vereins uns angezeigt hat. l 

Die Finanzlage des Verbandes hat sich im Berichtsjahr gegen- 
über den beiden letzten Jahren, welche insgesamt über 153 000 M Ver- 
lust brachten, lediglich durch den Gewinnanteil an der „ETZ” gebes- 
sert, Trotz der durch die Verschlechterung der Wirtschaftslage ge- 
waltig angestiegenen Kosten für Miete, Bureaubedarf und Gehälter, 
Drucksachen und Reisen ergibt sich, wenn man die vorgenannten 
Vermögensverluste der beiden letzten Jahre in Abzug bringt, ein Ge- 
winn von 199.913,54 M. Die Kassenprüfung ist ordnungsgemäß erfolgt 
durch einen Bticherrevisor und durch den von der Jahresversamm- 
lung ernannten Revisor Direktor Schröder. Herr Dr. Levy war leider 
verhindert. Wir haben daher mit Zustimmung des Vorstandes Herrn 
Direktor Treier zugezogen. Der Jahresbericht mit den schriftlichen 
Ausierligungen der Herren Revisoren ist hier zur Einsicht nieder- 
gelegt. 

Um bei dem infolge der Unübersehbarkeit der Papier- und 
Druckkosten ungewissen Erträgnisse der „BETZ“ für dieses Jahr und 
der trotz größtmöglicher Sparsamkeit zu erwartenden Steigerung 
aller Ausgaben neue Vermögensverluste hintanzuhalten, ist gleich 
dem Vorgehen anderer Verbände die Einforderung eines außerge- 
wöhnlichen Beitrages für dieses Jahr dringend erforderlich. Eine 
möglichste Anpassung an die Änderung der wirtschaftlichen Ver- 
hältnisse läßt sich für das kommende Jahr nur dadurch erreichen, 
daß die Höhe der Mitgliederbeiträge durch den durch die Jahresver- 
sammlung zu bevollmächtigenden Vorstand rechtzeitig vor Halb- 
Jahresbeginn unter Berücksichtigung der jeweiligen Wirtschaftslage 
festgesetzt und den Vereinsmitgliedern mitgeteilt wird. Es wurde 
gestern beschlossen, in diesem Jahre einen nachträglichen Beitrag 
zu erheben, und zwar für persönliche Verbandsmitglieder der Ver- 
eine von 100 M Mindestsatz. Hiervon sollen den Vereinen verbleiben 
25%, also 25 M. Für die übrigen Mitglieder, namentlich für die korpo- 
rativen Verbandsmitglieder, soll der bisherige Jahressatz um 150 % 
erhöht werden. Dann wurde gestern noch beschlossen den Vorstand 
zu ermächtigen, den Jahresbeitrag für 1923 selbständig festzusetzen, 
nnd zwar im Oktober dieses Jahres für das 1. Halbjahr 1923 und im 
Laufe des ersten Halbjahres 1923 für das 2. Halbjahr 1923. Hierüber 
wäre abzustimmen. 


. ‚Vorsitzender: Niemand von uns ist Prophet und konnte die Ent- 
wicklung der deutschen Mark voraussehen., als wir bei der vorjähri- 
gen Jahresversammlung den Beitrag von 70 M für das laufende Jahr 
unverändert ließen. Es war ein Fehler, daß wir nicht damals schon 
zur gleitenden Skala übergingen und den Vorstand bevollmächtig- 
ten, wenn notwendig Nachtragszahlungen einzuheben. Sie wissen, 


gez. Treier. gez. Paul Reiß, Bücherrevisor. 


welche Geldentwertung seit dem Sommer vorigen Jahres zingetreten 
ist. Das Erträgnis der „ETZ“, das allein es uns ermöglicht, ohne 
einen hohen Verlust heute abzuschließen, ist für das laufende Kalen- 
derjahr sehr fraglich infolge der enorm gestiegenen Druckkosten 
und des starken Ansteigens der Auflage. Der Bezugspreis der „ET2“ 
für Nichtmitglieder beträgt ab 1. Juli 1922 320 M. Wir haben uns im 
Ausschuß sehr lange über die Erhöhung der Beiträge unterhalten. 


Der Vorstand wollte ursprünglich nur 70 M in die Höhe gehen, aus 


dem Kreis der Ausschußmitglieder dagegen wurden 140 bis 150 M 
beantragt und dann schließlich nach langer Diskussion einstimmig 
beschlossen, bei der Hauptversammlung eine Nachforderung ven 
100 M zu beantragen. Sie zahlen dann, wenn Sie diesen Vorschlag 
gutheißen, für 1922 170 M Jahresbeitrag, während die Mitglieder an- 
derer Vereine bis zu 300 M zahlen werden. Zugleich bitten wir Sie, 
den Vorstand zu ermächtigen, den Beitrag für das erste Halbjahr 
1923 im Herbst d. J. und den für das 2. Halbjahr 1923 im Frühjahr 
1923 festsetzen zu dürfen. Der Ausschuß hat auch diesen Antrag ein- 
stimmig angenommen. Ich bitte um Ihr Einverständnis. 
Die Anträge werden einstimmig genehmigt. 


Herr Schröder: Wir haben die Bücher und Kassen geprüft und 
alle in Ordnung gefunden. Ich bitte daher, den Vorstand und die Ge- 
schäftsführung zu entlasten. Es folgt Zustimmung. i 


Vorsitzender: Ich danke den beiden Revisoren für ihre Mühe- 
waltung. Wir haben ferner mit Rücksicht-auf den großen Umsatz beı 
der „ETZ“ vorzuschlagen, daß nicht nur die Technischen Direktoren, 


. unsere -Verbandsmitglieder Schröder und Dr. Levy die Revision vor- 


nehmen, sondern ihnen auch zwei Buchsachverständige beigesellt 
werden. Es wird deshalb vorgeschlagen, einen Finanzsachverstän- 
digen der AEG, Herrn Prokurist THIERBACH, und einen Herren der 
Finanzabteilung der Siemens-Schuckertwerke, Herrn Bevollmäch- 
tigten HOOS als Revisor beizuziehen. Es erfolgt Zustimmung. 

Herr Generalsekretär SCHIRP wird Ihnen dann noch über eine 
Satzungsänderung vortragen. 


Herr Schirp: Auf Veranlassung des für die Geschäftsstelle zu- 
ständigen Amtsgerichtes ist eine Änderung des $ 4 Abs. 3 der Satzung 
notwendig. Die Veröffentlichung hierüber ist in der „ETZ“ recht- 
zeitig erfolgt. Die Fassung des $ 4 Abs. 3 lautet bisher: 

„Behörden, Vereine, Gesellschaften und Handelsfirmen kön- 
nen gleichfalls die Mitgliedschaft erwerben.” 
Der Registerrichter hält diesen Wortlaut nicht für ausreichend, er 
verlangt folgende Fassung: 

„Behörden, Vereine, Gesellschaften und Handelsfirmen kön- 
nen gleichfalls die Mitgliedschaft erwerben, wenn sie selbst 
rechtsfähig sind. Sonst kann nur die Gesamtzahl der Mitglieder, 
vertreten durch den Vorstand, die Mitgliedschaft erwerben, bei 
Einzelfirmen nur der jeweilige Inhaber der Firma.” 

Diese Satzungsänderung wird einstimmig genehmigt. 


Vorsitzender: Wir kommen jetzt zu Punkt 3 c. Wahlen zum Vor- 
stand und Ausschuß. 


Vorsitzender: Es scheiden turnusmäßig aus dem Vorstand aus 
die Herren MAYER (VdI), ROOS, SCHOLTESZund®WÖLCKE. 
Eine Wiederwahl ist zulässig. Der Ausschuß schlägt ihnen diese 
vor. Es erfolgt Zustimmung. 
WahlenzumAusschuß. 


Vorsitzender: Satzungsgemäß scheiden aus dem Ausschuß aus 
die Herren PETERSEN, ZAPF und ZELL. 


u AR iaie. i 


: 1076 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 


17. Avgust 1922. 


Wiederwahl ist auch hier zulässig. Die Wiederwahl wird nach 
Antrag des Ausschusses genehmigt. 


Ortdernächsten Hauptversammlung. 


Vorsitzender: Es liegt eine Einladung nach Dresden vor. Der 
Ausschuß schlägt vor diese Einladung anzunehmen. Außerdem möch- 
te ich noch bekanntgeben, daß wir die nächste Jahresversammlung 
erst im September abhalten können, nachdem sich herausgestellt hat, 
daß, wenn wir unsere Versammlung schon im Mai abhalten, die Zeit 
nicht genügt, um die Einsprüche gegen die während der Wintermo- 
nate von den Kommissionen geleistete Arbeit nach Veröffentlichung 
im März oder April schon im Mai auszutragen. Wir müssen etwas 


- mehr Zeit haben, damit nicht wieder ungeklärte Einsprüche erst im 


Plenum oder unmittelbar vor der Versammlung erledigt werden. Ich 


bitte also zuzustimmen, daß Dresden Sie im nächsten Jahr als seine ’ 


Gäste begrüßen darf, und zwar im September. Es erfolgt Zustim- 
mung. 
Damit ist unsere heutige Sitzung geschlossen 


2. Verbandsversammlung 


am Dienstag, den 30. Mai, vorm. 9 Uhr, im Hörsaal 532 der Techni- 
schen Hochschule. 
Vorsitzender: 
Meine Herren! 


-Ich eröffne den zweiten Tag unserer Jahresversammlunz. 
Ich 'erteile das Wort Herrn Öberregierungsbaurat WECHMANN zu 
seinem Vortrage: „Mitteilungenausdemel ektrischen 
FernzugbetriebderdeutschenReichsbahn“. 

(Herr Wechmann hält seinen Vortrag. Dieser ist in der „BTZ“ 
1922, Heft 24, 25, 27, S. 805, 837, 904, abgedruckt worden.) 

Der Vorsitzende dankt mit beredten Worten dem Redner für sei- 
nen lehrreichen, durch Lichtbilder und Film interessant gestalteten 
Vortrag, während die Anwesenden durch starken Beifall ihre Befrie- 
dizung bekundeten. 

Im Anschluß an diesen Vortrag findet im physikalischen Hör- 
caa] 149 der Technischen Hochschule der Vortrag des Herrn Prof. 
Dr. ZENNECK statt über „Elektrische Strömein Gasen” 
(Herr Zenneck hält seinen von zahlreichen Demonstrationen und 
gelungenen Experimenten begleiteten Vortrag). 

Nicht endenwollender Beifall lohnte den geist- und kimekvöllen 
Lehrer für seine auch für den Nichtspezialisten verständlich und 
interessant vorgetragenen Ausführungen, dem der Vorsitzende noch 
besonders herzlichen Ausdruck verlieh, indem er die Studentenschaft 
beglückwünschte, der es vergönnt sci, einen solchen Lehrer und Mei- 
ster zu hören. 

Indem der Vorsitzende auf den Schluß der Sitzungen der Jahres- 
versammlung hinwies. dankte er nochmals herzlichst allen an den 
Vorbereitungen sämtlicher Veranstaltungen Beteiligten, ganz be- 
sonders dem Elektrotechnischen Verein München, dem ersten Vor- 
sitzenden Oberbaurat ZELL und Herrn Baurat HÖCHTL für die außer- 
ordentlichen Mühen und Arbeiten. 


Kommission für” Hochfrequenz. 


Die Kommission für Hochfrequenz veröffentlicht nachstehend 
den ersten Abschnitt der Erklärungen der Begriffe in der Hochfre- 
auenztechnik, weitere Begriffserklärungen werden folgen. 

Einwände gegen die nachstehenden Erklärungen sind spätestens 
bis zum 15. TX. d. Js. an die Geschäftsstelle des VDE, Berlin W 57, 
Potsdamer Str. 68, zu richten. 

An den Arbeiten der Kommission waren beteiliet die Herren: 
aan (Vors.). Barkhansen, Bons, Busch, Callies. Giebe, Gersten- 

berg, Grauert, Haagen, Kiebitz, Meißner, Meyer (Berlin), Molden- 
puer REN RANT Schlemmer, Scheppmann, Seibt, Wagner, Wien, 
ennec 


Erklärung der Begriffe in der Hochfrequenztechnik. 
I. 


1. UngedämpfteSchwingunz. 
Eine Schwingung, deren Amplitude unveränderlich bleibt. 


2. Gedämpfte Schwingung. 
Eine Schwingung, deren Amplitude beständig inne 
3. Sinnsschwingunge. 
Eine ungedämpfte Schwingung von sinusförmigem Verlauf. 
4. Dauerschwingung (Kontinuierliche Schwin- 
gung). 
is Schwingung, deren Amplitude nicht auf Null herab- 
sinkt. 


5. Dämpfungsverhältnis 
einer exponentiell gedämpften Schwingung das konstante Ver- 
hältnis einer Amplitude zu der darauffolgenden gleichsinnigen. 
6. L,ogarithmisches Dekrement 
der natürliche Logarithmus des Dämpfungsverhältnisses. 
7. Dämpfungsexponent. 
Das Produkt des logarithmischen Dekrementes mit der 
Frequenz. 


8 FreieSchwingung (Eigenschwingung) 

Eine Schwingung, bei der Frequenz und Dämpfung nur von 
den Eigenschaften eines Leitergebildes bestimmt werden und 
nicht von einer äußeren EMK. 

9 ErzwungeneSchwingung. 

Eine Schwingung, deren Frequenz nicht von den BEigenschaf- 
ten eines Leitergebildes, sondern nur von einer äußeren EMK 
bestimmt werden. R 

10. Eigenfrequenz. 
Frequenz der Eigenschwingung.- 


11. Eigenwelle. 
Wellenlänge der BEigenschwingung. 


12. Grundschwingung. 
Die sinusförmige Schwingung niedrigster Frequenz in einer 
zusammengesetzten Schwingung. 
13. Grund(eigen)schwingung. 
u. Die Eigenschwingung niedrigster Frequenz eines Leiterge- 
es. 
14. Grundfrequenz. 
Die Frequenz der Grundschwingung. 
15. Oberschwingungen. 

Alle Schwingungen in ciner aus mehreren Sinusschwingun- 
gen bestehenden Schwingung mit Ausnahme der Grundschwin- 
gung. 

16. Harmonische Oberschwingungen. 

Alle Schwingungen, deren Frequenz ganze Vielfache der 
Grundfrequenz sind. 

17. Ober (eigen) schwingungen 

Alle Eigenschwingungen eines "Leitergebildes mit Aus- 
nahme der Grundeigenschwingung. 

18. Schwingungskreis. 

Ein Leitergebilde mit einer Eigenschwingung, die im Be- 

triebszustand zur Geltung kommt. 


19. Geschlossener Schwingungskreis (Konden- 


satorkreis). 

Ein Schwingungskreis, dessen metallisch leitende Strom- 
bahn nahezu vollständig (d. h. bis auf einen eingeschalteten 
Kondensator) geschlossen ist. 

20. OffenerSchwingungskreis. 

Ein Schwingungskreis, dessen metallisch leitende Strom- 
bahn nicht annähernd geschlossen ist. 

21. AperiodischerKreis. 

Ein Kreis, der keine Eigenschwingung hat, die im Betriebs- 
zustand zur Geltung kommt. (Hierzu werden auch Schwingungs- 
kreise gerechnet, deren Eigenfrequenz nicht von der Größenord- 
nung der Betriebsfrequenz ist.) 

22. Kopplung. 
Eine Beziehung zwischen Kreisen, welche die Übertragung 
‚von Schwingungsenergie aus einem Kreis in einen anderen be- 
dingt. 
23. Resonanz. 

Das Mitschwingen der größtmöglichen elektromagnetische.. 
Energie in einem Schwingungskreis unter der Einwirkung 
einer äußeren EMK. 

24. Gleichstimmung (Resonanz). 

Die Übereinstimmung der Eigenfrequenz eines Kreises mit 
der eines anderen Kreises oder der Frequenz einer EMK. 

25. Resonanzkurve. 

Eine Kurve, die für einen Schwingungskreis die Abhängig- 
keit der Stromstärke, der Srannung oder Leistung von der 
Frequenz oder von einer die Freauenz bestimmenden Konstan- 
ten des Kreises in der Nähe der Resonanz darstellt. 

26. Abstimmung. 

Das Einstellen eines Schwingungskreises auf eine bestimmte 
Frequenz. 

27. Schwebung. 

Die periodischen Energie-, Strom- oder Spannungsschwan- 
kungen, die infolge Übereinanderlagerung zweier Schwingun- 
gen wenig verschiedener Frequenzen entstehen. 

28 Schwebungsfrequenz, 
Die Anzahl von Schwebungen in einer Sekunde. 
29. QuasistationärerStrom. 

Ein Wechselstrom, der in allen Querschnitten eines unver 

z„weigten Leiters im gleichen Augenblick dieselbe Stärke hat. 
30. Nichtquasistationärer Strom. 

Ein Wechselstrom, der nicht in allen Querschnitten eine® 
unverzweigten Leiters im gleichen Augenblick dieselbe Stärke 
hat. 

31. Spannungsknotenbzw.Spannungsbauch. 

Der Ort der geringsten bzw. größten Spannungsamplitude 
bei nicht quasistationären Strömen. 

32. Stromknotenbzw.Strombauch. 

Der Ort geringster bzw. größter Stromamplitude bei nicht 
quasistationären Strömen. 

33. Stromverdrängung. 

Die ungleichmäßige Stromverteilung in einem Leiter durch 

die Einwirkung eines magnetischen Feldes. 


* 


1077 
Erregu ng. | 
Jedes Verfahren zur Erzeugung von Schwingungen, be 
dem ein Schwi ‚EUngskreis in ‚Seiner Nigenschwingune duret 
i na elektromagnetischer Wellen, 40. we De Leit Pa äußere Br Si an wird. 
- Stra uUngswj erstan ie durch einma ige TTegung eines Sc Wingungs “reises 
a erjenige Widerstand, der multipliziert mit dem Quadrat entstandene Gruppe von Schwingungen. 
der effektive An OStromstä keglei h ist der gesamten Vou 41 Atmo Sphärjige öru en 
er Äntennea &estrahlte Istung. Di C tmosphärische Vorgänge beim Empfang hervor 
37 m earen w idora nd. n 42 Eon pör 
Tjenige Irkwiderstang, der multipliziert mit dem ua. ' iens , 2. _ 
drat der effektiven sa tennenstromsta ia. gleich ist der ge- TRE ya N p aältnis ci oraa gstong m F ernhörer zu dem 
Sarmten von der Antenne verbrauchten Leistung. tenigen, der esen noc Prbare Zeic en hervorru t. 
38. Lichtbu SOn-Charak teristik Verband Deutscher Elektrotechniker 


ie Abhängigkeit Zwischen Spannung und Strom am Licht- 


Der Generalsekretär. . | 
bogen dargestellt in Kurvenform - P. Schi rp. 
PE Sö NL Ic HE S ae Duch Zerfällt in 12 Haupfabschnitte Mit dem alten Kraft- 
e sprue er Zimm ä i 


, ermänner „Holz her!“ beginnend, Schärft die Ein- 
Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten, ) š lung, Abschnitt I, mie Besnorauchern denn ünschätzbaren Na- 
f . nt j turg S Gewissen it Bez auf die efahren, in die wir durch 
K. Schnetzler Das bisherige Pizektionemitelieg der Aktien- leichtfertige Behandlun er Kar unsern Forsten 8®wonnenen Bau- 
gesellschaft Brown, Boveri & © , Bade (Schweiz), err Karl utzhölzer geraten, und weist auf die dringend nötige Verlän 
Schnetz ler, ist in den Vorstand der Brown, Boveri & Cie. A. G., Serung ihrer Gebrauchsdauer in. Wer das Holz konse leren wil] 
Nannheim-Käfertar Angetreten. uß zunäch t seine natürliche Beschaffenhei d sein Feinde 
ennen; deshalb h ftigen Sich di bschnitte II bis IX der Reihe 
O nach mi der Che es; sein Anat le, seiner Zerstö- 
rung durch Insekte Tiere, Pilze und kterien, 
it der Chemie der Holzp lze, der natürlich des H lzes, mi 
LIT ERA TUR seiner Fällzeit, mit seine tech en Eigensch en. Daran schließt 
sich N Abse nitt X eine Bespre h va ro im Den Laub- 
und adelhölze ‚SOWie ihrer Ttei im Deu Schen 
"®Prechungen h, Worauf bschnit e wi htigsten für d ng mit 
Der B etriəpþ elektr her Licht. aft. fäulnishinder den Stoffen in F ommenden Holzsort te, wie 
anlap in H uch f ng ure, Elektromonteurn Bau lz, Eis h ‚ Tele hen- lepho tangen, 
Installateu ; Betriebsfü , Schal tafel , Kess lwärter, Licht und Dgsmaste, G ubenho] ‚R fähle, Bo n-~, Hop- 
aschinist ie die B er ele frischer A Vo fen-, aunstang , B enpfäh] einberg- od Reb- 
“A ohlL 100 .. „Biblioth k gesamten Technik“. Pfähle, Weinstee en und hölzerne Pflasterk] tze samt den ei chlä- 

5. Aufl. Mit 102 Textapp, II u. 133 S. in kl 89, Verlag gigen amtlichen Vorschriften und Handelsgebräuchen erörtert 

von Dr. Max Jänecke, Leipzig 1922, Preis 24,80 M. Di Abschnitte I bis X umfassen zusamm t 


ie a etw 
5 ist erstaunlich, welche Fülle von Materie] der Verfasser des Buchs; sie bilden gewissermaßen di Vorstufen Zu dem Haupt- 
auf 131 Seiten klein Oktay Zusammen edrängt hat i : ltt Ö , 
diesem kleinen Bändchen ist schlechterdiee. alle, behan elt, was der für Sich allein die übrigen drei Vierte] in Anspruch nimmt, Und 
ür de i trischer An] in Frage kommt. Funda- das mit Recht. Das Werk soll allen, die mit der Solzkonseryjerune 
mente, “pfkesse], oupfmaschinen, Lokomobilen, Heißdampf. zu tun haben, ein ZUVerlässiger Ratgeber sein. Diesem Zweck ent- 
üäschinen, 12plosionsmotoren er Sserkraftmasehi asy der Indi- Spricht durchaus die gebotene lückenlose Darstellung der techni- 
kator, Masc inenantriebe, Schmier. u Putzmateria], Instand- Schen Errungenschaft“ in ihrer überraschenden Reichhaltigkeit 
i ’orschr a 


h 
haltungsy Schriften f elektrise An , Dy Momaschinen Um Jedoch unt r Ausführlichk t Übers cht] hkeit ht lei- 
Kumu] ,ı Transf oren, tru te, Scha] Pparate, den zu lassen, hab V asser q ewaltigen St vier Ab- 
Schalt r Freile , Inst llatione A Kabel, Arbeiten an teilungeņ rleg en, das sla Höl r, die 
unter Sp Z stehenden Teil ; hl » Bogen] Pen, Mo- äu re Mhüllung 4 ze d die nnerliche Ej verleibung der 
toren, M hm eru V brauc elektrischer Konservier ngsmitte] ese letzt r Wieder in fol. 
irbeit, Hilfe] istung þ Unglüc sfä] ‚ Maß el ränden gende Unterabschn; Anorganisch Verbind ‚ OT&anische und 


j ick ei e: e ungen j 
und Schließlich noch Formulare für die i Keriebsbuchführunn Der elek eastoffverbindus ren Trocknen und Tränken des olzes a 
itel des Bändcheng. 8 Ha ch für enieure, Elektro- elektrischem Wege, Tränkung des Holzes zum Schutz gegen leichte 
üteure, Installateure, Betriebsführer, „chalttafelwärter Kessel. Entflammung, Einfluß der Tränkung auf die Festigkeit, indringen 
É, Maschinisten Sowie Besitzer elektrischer Anlagen“ ist der ränkungsflüssigkee in das Holz, Zus me r zum 
N er gerechtfertigt wenn auch die naturgemäß kurze, nur das Konservierer des Holzes angewendeten Mittel 
U Q $ 


“twendigste Streifende Behand] der ei luen Abschnitte die Der letzte Unterabschnit, enthält eine umfassende Patentschau 
čerade eine &roßen Teil d PoR illk ia in dürfte dem aller Länd ‚ “Veichhaltige T. raturnach eise fi sich in 

‘efer Eindri enden nicht Senügend biet n k Es is el- ußnote am Schluß d rA tte. E chwWörtery Zeichnis 
Mehr f che berec net, die als Au teh enen schnellen sc ließt da k sstattung die erlagsbuch 


aen nstehende ‚ sen dige Au : 
Drerblick über die Erfordernisse in elektrischen Betrieben suchen handlung sich hat angelegen sein lassen und dessen Preis Rach dem 
l8 Darst j i i 


n vielen gut und übersichtlich heutigen Geldwert Immer noch Mäßig genannt Werden darf. Allen 
geführten Abbildungen unterstützt, So daß gie denen, für die technischen und mi kswirtschafilich e Büchereien, besonders aber 
läs üchlein bestimmt ; ‚ nUr empfoh erden kann. ruck en Tkehrsverw t f niora tätsunternekm cond Forst- 
ud Ausst es Heftes sind tadellos und gereichen dem Ver. und Bergverwaltungen. lmprägnieransta pan Sowie der gesamten 
ge Zur besonderen Empfehlung B.Sosch inski. Holz- und Maschinenindusten. Sei die Anschaffung empfohlen. . 

i -Christi ani. 
| g. Onse, Vierų & des Holzes in heorie und 
| la xig, Ein Handbuch für alle, die mit der Lieferung, dem Ver- Masch inene] emente, Leitfaden zur Berechnung und Kon- 
„uche, der Day Terhöhun und Tränku von Ho] u tun haba struktion ü technisch Mittelsch len, G Werbe. und Wer mei- 
p ie für Mas h hemisch abriken, on Dr.-Ing. Sterschu] Owie Gebrauc e in der Praxis, Von Ing. Hugo 
| on zub- Odmar und Rechnungsrat B.Tilge r. Mit 4 Tafeln Krause 4. verm. Aufl. Mit 392 Textfig. XI u. 324 S. in 8° 
| 1 OXthildern, 1026 S. in go. Verlag von Paul Parey, Berlin. Verlag von J ulius Springer, Berlin 1999 Preis 87 j 
f p, -Sis geh, 680 M, Die ch zwei J hren no ndige n u ge des Buches be 
" IN Zeitga Bes We k, das g gnet ers int, bei lederauf- weist, daß das Buch 1 ein A klang gefund h er vor 
tit volle D te zu leiste Unter ach Zebietender Flagge iegenden ind bisher n usgekommen Nor- 
Minigt a fahrt n eimrat C ‚der Zuständige Ungsarbeiten ücksichtigt, und fern r ei r Abschnitt 
rende G rat des Rejc S-Pog teriums gibt ih zur ührung über die Erstellung Z geschaltet D son- 
lip a eleit it auf d der Beschrä ktheit des Stigen Änd nagen nur in se gering m U ange erfolgt Sind, sci 
tiehterst espr Verf & stehend S muß der Be. auf die früheren Besprechungen verwiesen, Es sol] Jedoch nicht 
Rhen: a Versagen, auf technische Einzelheiten einzu- unterlassen werden, Roch die Schöne buchmäßige Ausstattung her- 
| Über 


5 Weg seiner Befriedigung usdruck geben vorzuheben, die den Tühmlichst bekannten SPringerschen Ausgaben 
| klare Ann aen] alt, der in a Serundeter und Ausgefejlter, durch der Vorkriegszejt gleicht. 
| aine Gug ungen er &, einhe wie | 


1078 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Die Konservierung des Holzes in Theorie und Praxis. Ein 
Handbuch für alle, die mit der Lieferung, dem Verbrauche, der Dauer- 
erhöhung und Tränkung von Holz zu tun haben, sowie für Maschinen- 
und Chemische Fabriken. Von Dr.-Ing. F. Bub/Bodmar u. Rechnungs- 
rat B. Tilger. Mit 4 Tafeln und 253 Textabb. XX u. 1806 S. in 8°. 
Verlag von Paul Parey, Berlin 1922. Preis geb. 680 M. 


La Telefonia a Grande Distanza ed I Ripetitori Telefonici. 
Von Dott. Annibale Craveri u. Comm. Sisto Demalde. Mit 124 Abb. 
VI u. 416 8S. in 80. Verlag von S. Lattes & C., Editori, Torino-Genova 1922. 


Einkommen und Ertrag. Von Prof. F. Leitner. ,„Elsners Betriebs- 
Bücherei“. Bd. 19. Herausgegeb. von Dr. jur. Tänzler, Dr. W. 
v. Karger u. Prof. F. Leitner. 100 S. in 8°. Verlag von Otto Elsner, 
Berlin 1922. Preis geb. 62 M. 


'Desgl. Bd. 20. „Die Reichssteuern.“ Übersicht über die Steuergesetz- 
gebung mit besonderen Hinweisen für kaufmännische Betriebe. Von 
DrDr. E. H. Meyer. 252 S. in 8%. Verlag von Otto Elsner, Berlin 
1922. Preis geb. 120 M. 


„Mechanik.“ Von Dr.-Ing. Fritz Rabbow. „Handbibliothek für Bau- 
ingenieure.‘‘ Herausgegeben von Robert Otzen. Bd. 2. Mit 237 Textabb. 
VIII u. 203 S. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 75 M. 


Die Ausbildung für den technischen Beruf in der mechanischen 
Industrie. Ein Ratgeber für die Berufswahl. Herausgegeben vom 
deutschen Ausschuß für technisches Schulwesen. 4. Aufl. Mit 28 8. in 
16°. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig u. Berlin, 1922. Preis 7,20 M. 


„Werkstattsbücher.‘‘ Herausgegeben von Eugen Simon. ' Heft 9. 
„Rezepte für die Werkstatt.‘ Von Hugo Krause. Mit 64 8. in 
80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 20 M. 


Desgl. Heft 10. „Kupolofenbetrieb.‘‘ Von Carl Irresberger. Mit 63 
Abb. u. 5 Zahlentafeln. 54 S. in 8%. Verlag von Julius Springer, Berlin 
1922. Preis 20 M. 


Listen und Drucksachen. 


Jubiläumsschrift der Fabrik elektrischer Maschinen und Apparate Dr. Max 
Levy, Berlin (1897—1922). (Vergl. ETZ, 1922, S. 000). 


Neue Zeitschriften. 


„France Belgique‘‘. Die unter obigem Titel seit Anfang dieses Jahres 
herausgegebene Zeitschrift ist entstanden aus der „Revue de l'Ingénieur 
et Index Technique‘‘ (gegründet 1903). Die Redaktion liegt in den Händen 
des Herrn M. L. Dumont-Wilden. Verlag Paris und Brüssel. Bezugs- 
preis (jährlich 12 Hefte) für Frankreich und Belgien 50 Fr., für die übrigen 
Länder 60 Fr, einzelne Nummern 5 bzw. 6 Fr. 


[Die vom Ing. A. L. Vermaudel gegründete Zeitschrift „Revue de 
l’Ingenieur et Index Technique‘“‘ hat seit Januar 1922 den obigen neuen 
Namen angenommen und steht unter dem Patronat des Comité France- 
Belgique. Die frühere Zeitschrift war im Jahre 1919 Eigentum des Bureau 
d’Organisation Economique, um sich in den Dienst der gemeinsamen 
wirtschaftlichen und geistigen Interessen Frankreichs und Belgiens zu 
stellen und die gegenseitigen Beziehungen auf allen Gebieten zu verbessern. 
In der Zeitschrift wird man Artikel von M. Bied über Zement, über Kon- 
struktionsmaterial, über Mat. refraktaire finden. Ebenso werden die wirt- 
schaftlichen, sozialen und wissenschaftlichindustriellen Fragen durch M. 
Moysset behandelt werden. Außerdem wird in jeder Nummer eine indu- 
strielle, wirtschaftliche und bibliographische Rundschau sowie der tech- 
nische Index gegeben.) 


~ 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Preisstelle dés Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Diesem Heft liegenals zum Text gehörende 
Beilage zwei neue Zuschlagslisten Nr. 60 (grün) und Nr. 60A 
(gelb) bei. Sie unterscheiden sich nur durch den Kopf, die Teuerungs- 
zuschläge sind in beiden gleich. Liste Nr. 60 gilt für die Abrechnung 
von Aufträgen bis 10. VIII. einschl., Liste Nr. 60A für Aufträge ab 
11. VIII. bis auf weiteres und enthält eine neue Berechnungsformel. 
Für die Umrechnungsmultiplikatoren gelten ab 11. VIH. die Angaben 
der Tabellenausgabe 19c. Wie die Preisstelle mitteilt, werden künftig 
je eine Liste mit der Berechnungsformel für zurückliegende und eine 
für neue Aufträge nebeneinander erscheinen. Textliche Änderungen 
sind bei den durchwegerhöhten Teuerungszuschlägen nicht 
vorgenommen worden. 


Der Arbeitsmarkt Im Juni 1922, — Die Lage kann nach wie vor 
als im ganzen günstig bezeichnet werden, doch ließ das Maß, indem sich 
die seit einem halben Jahre eingetretene Besserung auswirkte, nach dem 
„Reichs-Arbeitsblatt‘‘ im Juni merklich nach. Für weibliche Arbeitskräfte 
trat sogar schon ein geringfügiger Rückschlag ein, während an männlichen, 
zumal gelernten Facharbeitern, fühlbare Knappheit herrschte. In verschie- 
denen Gebieten war eine Abwanderung in andere Berufe wahrzunehmen. 
Bei 5547 Krankenkassen ist die Mitgliederzahl von 12,876 auf 12,904 
Millionen, also um 0,2% gewachsen (2,3% i. Vm.). Die Arbeitslosigkeit 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 


17. August 1922 


ist weiter zurückgegangen und hat den absolut tiefsten bisher festgestellten 
Standerreicht. Von 6,239 Mill. Mitgliedern der Arbeitnehmer-Organisationen 
waren am Stichtage nur 36 350 Personen oder 0,6% ohne Arbeit (0,7 i. Vwm.). 
Bei den Arbeiterinnen ist die Beschäftigungslosigkeit gewachsen. In bezug 
auf die unterstützten Erwerbelosen hat die Besserung angehalten; es wurden 
am 1. VII. noch 19 864 Vollerwerbslose unterstützt. Die Arbeitsnach- 
weise sind weniger in Anspruch genommen worden; cs wurden 0,726 Mill. 
Angebote, 0,750 Mill. Gesuche und 0,489 Mill. I ULEEN gezählt. Auf 
je 100 Angebote enttielen im ganzen 103,Gesuche (107 i. Vm.). 18 berich- 
tende Betriebskrankenkassen der Elektroindustrie hatten am 1. VIJ. 
abzüglich der Kranken und Erwerbslosen 77 187 männliche und 36 445 weib- 
liche Pflichtmitglieder, deren Zahl somit gegen Mai um 0,7% bzw. um 1,8", 
abgenommen hat. 

Zusammenschluß des Elektro-Großhandels. — In einer am 
5. VIII. in Weimar abgehaltenen Versammlung der Elektro-Großhändicr- 
Vereinigung. Deutschlands e. V. und der Interessengemeinschaft deutscher 
Elektro-Großhändler una -Exporteure e. V. wurde zum Zwecke eines festen 
organisatorischen Zusammenschlusses des Elektro-Großhandels eine Fusion 
der beiden Verbände beschlossen. Die neue Vereinigung, der die Mit- 
gliedsfirmen der beiden früheren Verbände angehören, trägt den Namen 
Elektro-Großhändler- und -Exporteur-Vereinigung Deutsch- 
lands e. V. und hat ihre Geschäftsstelle in Berlin SW 68, Zimmerstr. 3;4. 


~ Vereinfachtes Enteignungsverfahren in Preußen. — Das 
Preußische Staatsministerium hat im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 173, «in 
Gesetz über ein vereinfachtes Enteignungsverfahren vom 26. VIIL. 
bekanntgegeben. Dieses kann durch einen Erlaß des Ministeriums für Unter- 
nehmen angeordnet werden, bei denen das Enteignungsverfahren aus Grün- 
den des öffentlichen Wohls, insbesondere zur Beseitigung oder Abwendung 
größerer Arbeitslosigkeit oder eines sonstigen Notstandes, einer besonderen 
Beschleunigung bedarf. An die Stelle des Bezirksausschusses tritt der Re- 
gierungspräsident und die in $ 19 des Enteignungsgesetzes vorgesehene 
Frist von zwei Wochen wird auf eine Woche verkürzt. Das Gesetz ist bereits 
am l. VII. in Kraft getreten. 


Ersatz industrieller Einrichtungen für Polen. — Nach einer 
deutsch -polnischen Konvention über den Ersatz industrieller Einrich- 
tungen wird Deutschland, wie wir der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘“ entnehmen, 
an Polen 1400 t gebrauchte Maschinen in gutem Zustande, 600 t neue Ma- 
schinen und 1045 t Kabel, davon die Hälfte gebraucht, abliefern, u. zw. die 
Hälfte innerhalb einer Frist von 8 Monaten. - 


Außenhandel. 


Deutschland. — Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik 
hat in der Liste der Ausfuhrmindestpreise für galvanische Elemente 
vom 15. VHI. den Multiplikator für Verkäufe in Reichsmark ab 3. VIII. um 
25% erhöht. — Das Goldzollaufgeld beträgt z. Zt. 14400 °» 
— Der Ausfuhrabgabenausschuß des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats 
hat sich einem Antrag der Regierung entsprechend grundsätzlich 
für eine Anpassung der Ausfuhrabgabe an den Valutastand aus- 
gesprochen. Die Arbeitgeber des Handels und der Industrie stimmten da- 


gegen. Wie verlautet, war von ee eine Verdoppelung der Ab- . 


gabe gefordert worden. Die D. A. K. sieht in diesem Vorhaben eine verhäng- 
nisvolle Verkennung unserer Export möglichkeiten und weist auf die auber- 
ordentliche Zunahme der industriellen Gestehungskosten in den letzten Mo- 
naten, das Steigen der John- und Materialpreise sowie der Frachten und 
Zölle großenteils auf, ja sogar über die Höhe der Weltmarktparität, auf die 
Absperrung des Auslandes durch fortgesetzt. wachsende Zollschranken und 
die infolge der gewaltigen Schwankungen der Devisenkurse immer mehr 
erschwerte Kalkulation hin. Man unterbinde, so sagt sie, mit einer solchen 
Reglementierung vom grünen Tisch die letzte uns noch gegebene Möglichkeit, 
durch Ausfuhrüberschüsse die Reparationsverpflichtungen und die Ausfälle 
der inneren Wirtschaft zu decken. Gegen eine schematische Verdopplung 
der teilweise schon überholten Abgabensätze hat sich auch der Industrie- 
und Handelstag energisch ausgesprochen. — Der von uns (ETZ 1922, 8. 123) 
schon erwähnte Pressebeitrag wird von allen denjenigen Bewilligungen 
erhoben, die als Tag der Bewilligung den 5. VIII. oder ein späteres Datum 
nennen. Verlängerungen sind beitragsfrei, und für die Rückgabe ganz oder 
teilweise nicht ausgenutzter Bewilligungen wird der Beitrag entsprechend 
den Bestimmungen über die Ausfuhrabgabe zurückgezahlt. — Die vom 
Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung gewährte Verlängerung 
der Fristen für die Geltendmachung der niedrigen Ausfuhrabgabe 
ist von der interalliierten Rheinlandkommission nunmehr auch im besetzten 
Gebiet zugelassen worden. — Im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 174, hat der 
Reichswirtschafteminister Änderungen der Bekanntmachung über Ausfuhr- 
erleichterungen vom 5. IV. 1921 mitgeteilt, nach denen nunmehr ohne 
Rücksicht auf bestehende Ausfuhrverbote keiner Ausfuhrbewilligung be- 
dürfen, u. a. der Export von Katalogen, Schriften mit Anpreisungen ge- 
schäftlichen Inhalts usw., die inländische Geschäftshäuser für ihre Werbe- 
zwecke versenden, ferner von Geschäftsdrucksachen, die solche an ihre 
Unternehmungen und Vertretungen im Ausland versenden, um deren 
Kundenkreis über ihre geschäftlichen Verhältnisse zu unterrichten, weiter 


von Waren, die unter der Bedingung der Wiederausfuhr zur Einfuhr zuge- 


lassen worden sind, sofern die Identität feststeht. Ausgenommen sind Waren. 
die im Inland eine Be- oder Verarbeitung erfahren haben, es sei denn, dal 
erstere lediglich in einer Ausbesserung (Wiederinstandsetzung) gebrauchter 
Gegenstände besteht. — Danzig. Die Ausfuhr nach Danzig darf, so- 
weit die Preise unter den polnischen Ausfuhrpreisen liegen, nur dann geneli- 
migt werden, wenn der vorgeschriebene Kontingentschein der AußenhandeIs- 
stelle vorgelegt wird. 


Du ni 


17. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 33. 


1079 


Aus der deschäftswelt. — Inland. Die bisherige Müller & Schulze 
G. m. b. H., Berlin, hat jetzt die Firma ATA Elektrizitätsgesellschaft 
m. b H. angenommen und fabriziert die unter der Sohutzmarke „ATA“ 
geschützten galvanischen Elemente, Batterien und elektrotechnischen Appe- 
rate. — Die Osteuropäische Tel hengesellschaft und die Deutsch-Süd- 
amerikanische Tel phengesollschat A. G., Köln, haben nunmehr ihr Ver- 
mögen nach Maßgabe der Verschme verträge an die Deutsch -Atlan- 
tische Telegraphengesellschaft A. G., Köln, übertragen, deren Aktien- 
kapital jetzt 40 Mill. M kn und deren Sitz nach Berlin verlegt ist. Die 
beiden nannten Gesellschaften wurden aufgelöst. — Ausland. Wie 
„Electrical World‘‘ berichtet, wird das Geschäft der Pitteburgh High Voltage 
Insulator Co. künftig unter der Firma ee igh Voltage 
Insulator Co. gefü Die Westinghouse Electric International 
Co. hat ihre Tätigkeit in Mexiko erweitert und in Mexico City ein großes 
Warenlager eingerichtet, auch ihr Geschäft in Argentinien vergrößert, wo 
ihre Vertretung unter der Firma Cia. Westinghouse Electric Internacional, 
Buenos Aires, arbeitet. | 


Betrlebsergebnisse. — Fränkisches Überlandwerk A. G., Nürn- 

. 1921. Anschlußwert: 74 277 kW (60 389i. V.); Erzeugung und Bezug 
37,177 Mill. kWh (21,155 i. V.); Einnahmen aus Stromverkauf und In- 
stallation: 36 863 248 M; Verwaltungs- und Betriebsunkosten : 27 743 913 M; 
Darlehnszinsen: 866 722 M; Rücklagen für Amortisations-, Tilgungs-, Er- 
neue fonds und für Talonsteuer: 7 579092 M; Gewinn mit Vortrag 
10 246 M): 713 767 M; Dividende: 8% auf 4 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 
36 099 M. 


Ausschreibungen. — Die Munizipalität von Alexandrien hat die 
Lieferung elektrischer Apparate und Zubehörteile ausgeschrieben. 
Näheres darüber beim ‚Deutschen Wirtechaftadienst‘‘, Berlin, Bunsenstr. 2. 
Die Bewerb n müssen spätestens am 29. VIII. dem Directeur Général 
do la Municipalité d’Alexandrie vorliegen. 


Baumarkt. — Apenrade. Zwecks Versorgung der Ämter Apenrade 
und Sonderburg wird hier die Errichtung einer Überlandzentrale geplant. — 
Aurich. Die städtischen Körperschaften haben beschlossen, der hier ge- 
sründeten Elektrizitätsgenossenschaft unter gewissen Bedingungen die Ein- 
fuhrung elektrischer Arbeit in das Stadtgebiet zu erlauben. — Da nnen bı rg 
(Hannover). Der Kreistag hat für die Elektrisierung weiter 20 Mill. M. be- 
sılligt;eine Interessengemeinschaft mit dem Kreise Lüchow wird geplant. — 
Elbing. Die Interessenten des Landkreises Großer Werder planen eine 
Blektrizitäteversorgung im Anschluß an die Zentrale Danzig. — Freiburg 
i. Br. Inder Absicht, sich in bezug auf die Kraftversorgung unabhängig zu 
machen, ist die Stadt z. Zt. mit der Frage beschäftigt, ob es für sie zweck- 
mäßiger sei, ein Elzwerk zu bauen oder die Wasserkraft der Glotter zu ver- 
werten. Entwürfe für beide Anlagen sollen auf der Elektrowirtschaftlichen 
Austellung gezeigt werden. — Göppingen. Ein Darlehn von 10 Mill. M. 
soll u. a für die Elektrisierung des Wasserwerkes dienen. — Hamburg. 
Nach der „Voss. Ztg.‘“‘ hat die A. G. Kraftwerk Unterweser die SSW mit der 
Ausarbeitung des Projektes und der Bauleitung der in Farge an der Weser 
unterhalb Vegesack geplanten Großzentrale betraut. — Hani. Minden 
Das Wasserwerk soll elektrisiert werden. — Hartschwand (Baden). Für 
de Gemeinden Hartschwand, Rotzingen und Burg wird der Bau eines Elek- 
trizsităteawerkes unter Heranziehung des Höllwassers projektiert. — Hirsch - 
berg (Schlesien). Der Provinziallandtag hat eine Vorlage angenommen, 
durch die für den Bau eines Elektrizitätswerkes bei Boberullersdorf 25 Mill. M 
fordert werden. — Irrel (Rheinland). Ein Fabrikbesitzer in Trier hat be- 
antragt, die Wasserkräfte der Prüm an den Wasserfällen zwischen Prüm- 
zurlay und Irrel durch ein Stauwerk zusammenzufassen und in einem Kraft- 
wrk auszunutzen. — Komprachtschütz (Schlesien). Die Elektrizitäts- 
enossenschaft plant den Bau einer elektrischen Anlage. — Mallmitz 
(Schlesien). Die Versorgung der Gemeinde mit elektrischer Arbeit wird er- 

n. — Müncheberg (Brandenburg). Die Versorgung des Ortes mit 

elektrischer Arbeit wird geplant. — Nieder-Salzbrunn (Schlesien). Die 
Gemeinde erhält elektrische Straßenbeleuchtung. — Olsbrücken (bayer. 
Pfalz). Die Gemeinde hat sich zum Anschluß an die Pfalzwerke bereit er- 
klärt. — Overath (Rheinland). Zwecks Ausnutzung von Wasserkräften 
ın der Gemeinde ist hier eine Wasserkraft, G. m. b. H. gegründet worden. 
— Penzlin (Mecklenburg). Die Wasserkraft des Mühlenbaches soll für 
Gewinnung elektrischer Arbeit verwertet werden. — Rockenhausen (bayer. 
Pfalz). Für das Finkenbachtal und die Dörrmoscheler Höhe wird Elektrizi- 
tdtsversorgung projektiert. — Salzuflen. Die Errichtung eines Elektrizi- 
tätswerkes ist von den Stadtverordneten beschlossen worden. — Schöne- 
beck (Pr. Sachsen). Die Stadtverordneten haben beschlossen, für die Elek- 
trisierung der Wasser werke eine Anleihe von 1 Mill. M aufzunehmen. — Spalt 
(Bayern). Die mittelfränkische Stadt wird an das Fränkische Überlandwerk 
angeschlossen. — Sternberg (Mecklenburg). Die Stadtverordneten haben 
tie Anlage des Ortsnetzes im Anschluß an das Landeselektrizitätswerk be- 
wlligt. — Stettin. Der Provinziallandtag hat für den Ausbau der Über- 
Iandzentrale 180 Mill. M. bewilligt. — Tennstadt (Pr. Sachsen). Die Stadt 
errichtet ein Elektrizitätswerk. — Waging (Bayern). Die mit 20,2 Mill. M 
ın München gegründete Kraftwerk Waginger See-A. G. bezweckt die Aus- 
` nutzung der Wasserkräfte des Waginger, Tachinger und Abstorfer Sees nord- 
stlich von Traunstein. — Wiesbaden. Der Nassauische Kommunalland- 
tag tritt für eine schnelle Verwertung der Wasserkräfte der Lahn ein. — 
Wunstorf (Hannover). Man beabsichtigt, die Wasserkraft der Aue bei der 
mäns Blumenau für die Gewinnung elektrischer Arbeit auszunutzen. 


Von der Börse. — (2. VIII. bis 8. VIII. 1922.) Während der Markt 
. œr fremden Zahlungsmittel auf die unklugen Noten des französischen 
Ministerpräsidenten und die von ihm angedrohten Retorsionen mit bedeu- 
: enden Steigerungen der Devisenkurse reagierte (der Dollar stieg zeitweise 


auf 895) und im weiteren Verlauf unter dem Eindruck der ersten, noch durch- 
aus unklaren Nachrichten über die Londoner Konferenz starke Schwankun- 
gen zeigte, verhielt sich die Berliner Effektenbörse der unsicheren politischen 
und wirtschaftlichen Lage gegenüber zunächst sehr zurückhaltend; um so 
mehr, als auch die Möglichkeit einer neuen Streikbewe in Deutschland 
sowie einer Erhöhung der Ausfuhrabgaben, die ablehnende Stellung Amerikas 
zu einem für das ganze Reparationsproblem bedeutungsvollen ' Schulden- 
nachlaß und die immer noch anhaltende Geldknappheit die fast nur für 
Valuta papiere günstige Stimmung beeinträchtigten. Eegi Ende der Berichte- 
zeit trat dann ein Umschwung ein, und Ansätze einer Hausse wurden be- 
merkbar. Gerüchte über Konzentrationspläne in der Groß-, besonders der 
Schwerindustrie, die man u. a. auch mit Kohleninteressen begründete, 
führten zu erheblichen Kursbesserungen auf dem Gebiet der Montanwerte, 
und die Hoffnung auf eine Intervention Englands zu unseren Gunsten 
animierte das Geschäft, von dessen Belebung, wie die Übersicht zeigt, auch 

die Elektrizitätsaktien teilweise Nutzen ziehen konnten. 


Gesellschaften 


Letzte 
Dividende 


Accumul.-Fabr., Berlin . . . .| 25 1365 | 1530 |1530 
A. G. f. El. Anlg., Berlin 8 — — — — 
A. E. G., Berlin... 2.22 .. 16 778 735 778 | 735 
ss „»  Vorz.-A 3 114 113 115 115 
RR „» Vorz.-B 7,25 | 123 123 | 127 | 126 
Bergmann, Berlin ...,... 20 650 608 650 | 620 
Continent. Ges. Nürnberg .. .| 0 — — — = 
i si j5 Vor A. 5 480 470 500 | 500 
Dtech.-Atlant. Telegr., Köln 5 645 645 715 | 710 
„ Niederl. „. » — 705 645 705 | 645 
„ Südam. , we wer 580 580 620 | 620 
„ Kabelwerke, Berlin . . .| 20 — 415 438 | 425 
Elektra, Dresden ....... 10 235 225 | 250 | 231 
El. Licht u. Kraft, Berlin ”. .| 15 430 409 430 | 430 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 480 480 600 | 60V 
E. W. Liegnitz . . .. 2... 10 265 246 265 | 246 
Felten & Guilleaume Carlaw. . .| 25 899 899 950 | 950 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 525 505 530 | 530 
Hackethal, Hannover ..... 20 600 585 605 | 585 
Hamburgische E. W. ..... 10 340 340 355 | 350 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 1006 1006 | 1050 |1085 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 412 397 412 | 4ll 
C. Lorenz, Berlin ....... 35 760 731 | 772 | 735 
Dr. Paul Meyer, Berlin .. . .| 15 361 330 361 | 338 
Mix & Genest, Berlin .. .. .| 16 458 415 458 415 
Neckarwerke, EBlingen .. . .| 10 342 301 342 | 301 
Oberbayer. Überlandz., München| 8 325 325 | 330 — 
H. Pöge, Chemnitz ...... 12 442 415 | 450 | 450 
en »  Vorz.-A....| 7 107 104 107 104 
Rhein. El. A. G., Mannheim . . .| 15 410 397 410 | 397 
ma s Vorz.-A.| — 106,75! 105 | 109 | 105,50 
M. Schorch & Cie., Rheydt . .| 10 545 530 | 545 | 535 
Sachsenwerk, Dresden ..... 20 520 520 | 600 | 600 
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 | 810 802 | 915 | 915 
„Siemens‘“‘ El. Betr., Berlin 0 167 165 175 | 170,50 
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 1240 1240 | 1425 | 1425 
Stettiner E. W... . 2.2... 15 420 420 | 440 | 430 
Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 545 520 | 585 | 585 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin] 25+10 | 805 760 805 | 800 
Voigt & Haeffner . . . 20 520 : 
m Vorz.-A.. .t Frank-| 20 460 
Emag. Elektr.-A.G. . .| furt | 2 450 Wegen eines Drucker- 
Main Kraftwerke, Höchst{ a. M. | 10 319 streiks nicht gemeldet. 
Heddernh. Kupferw. u. 
Südd. Kabelwerke. . 20 — 


# 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im August: 


in 


Christiania (Kr) .. . 


148,56 | 148,81 | 133,33 | 130,59 | 133,33 | 134,38 
Helsingfors (finn. M) . | 18.18| 1803| 1708| 1610| 1625| 16.78 
Holland (Gld) . . . | | 33458 | 334.58 | 302,62 | 295.63 | 302/62| 303.62 
Italien (L). . . .. 3945| 3920| 3573| 3476| 3441| 3596 
Kopenhagen (Kr) | | | 185.27| 186.02| 166,54| 163,30 166.04) 169,04 


London (£) . . .. . [8875,15 3855,15 3465,65 3400,70 3415,70 3505,60 


New York ($) . . . . | 868,91 | 866,41 | 779,02 | 762,04] 751,55 | 788,01 
Österreich (K) . . . . 0022| 0882| 002|) 001) 002| 0,02 
Paris (Fr)... ... 6991| 69,66 | 6352| 6182| 6117| 63,67 
Prag (Kö)... ... | 2157| 21,67| 19,931 18,76| 18,73 | 19,08 
Schweden (Kr) . . | . | 226,22| 235,72| 201,25 | 198,75 | 200,75 | 205,74 
Schweiz (Fr). | | . | | 165,79| 167,79| 149,81! 144.32! 141,82: 147,72 
Spanien (Pes) . , | . | 133,83 | 135,83 | 122,10 | 117,35 | 114,61 | 120,10 


Neue Gesellschaften. — Electro-Präcision G. m. b. H., Berlin. 
Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb elektrischer Kleinmotoren und Appa- 
rate nebst Zubehör. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Kraftwerk Linzgau 


5 a TE e e an 
Ph Ea 


1080 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 33. 


17. August 19232. 


A. G., Konstanz. Gegenstand: Bau und Betrieb von Elektrizitätewerken 
im Kreise Konstanz, insbesondere unter Ausnutzung der Wasserkräfte der 
Seefelder Aach. Grundkapital: 1 Mill. M. Unter den Gründern steht der Kreis 
Konstanz an erster Stelle. — Union - Werke -A. G.-Rathenow, Rathenow. 
Gegenstand: Herstellung und Vertrieb technischer, optischer und elektro- 
technischer Artikel. Grundkapital: 1,1 Mill. M.— A. E. G. (Allerneueste 
Elektrische Gebrauchsartikel) Gesellschaft für Elektrizitäts- 
Verwertung m. b. H., Leipzig. Gegenstand : Herstellung und Vertrieb von 
der Elektrizitäteverwertung dienenden Apparaten, vorwiegend der dem Ge- 
sellschafter J. Sellin geschützten. Stammkapital: 85 000 M. — Metall. u. 
Elektro-Handelsgesellschaft m. b. H., Hamburg. Gegenstand: Han- 
delsgeschäfte in Altmetallen und elektrotechnischen Artikeln. Stamm- 
kapital: 0,1 Mill. M. 


WARENMARKT. 


Isollerrohre. Die Verkaufsstelle Vereinigter Isolierrohr- 
Fabrikanten, Berlin, hat für Lieferungen ab 10. VIII. die zu den Preisen 
ihrer Liste vom 24. X. 1921 hinzuzurechnenden Aufschläge weiter für Blei- 
rohr, lackierte, farbige Galvano- und Gelblackrohre nebst Zubehör auf 1800 %, 
für Messingrohr und Zubehör auf 2100%, für Stahlpanzerrohr mit Zubehör 
auf 2800 % und für schwarzes Papierrohr auf 2100 % gesteigert. Die Bund- 
verpackung wird jetzt mit 50 M/Bund berechnet. — Elektrische Heiz- 
und Kochapparate. Die Vereinigung der Fabrikanten dieser Artikel hat 
den Teuerungszuschlag ab 15. VIII. von 200 auf 300% erhöht. — Ver- 
brennungskraftmaschinen. Der Motorenverband, Berlin, hat die Teue- 
rungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 ab 15. V11I bei ortsfesten 
Dieselmotoren auf 850%, bei Schiffsölmaschinen auf 650%, und bei 
sontigen Verbrennungskraftmaschinen und ihren Anwendurgen auf 800% 
gesteigert. — Kohle. Im Juli sind etwa 1,4 Mill. t englische und 0,04 Mill.t 
holländische Kohle nach Deutschland eingeführt worden. Den Import 
aus dem Saargebiet schätzt man auf ca. 0,06 Ml. t. — Wie berichtet wird, 
haben die bergbaulichen Kreise desRuhrgebieteses inanbetracht der kritischen 
Lage unserer Kohlenwirtechaft abgelehnt, sich durch ihre Sach verständigenan 
der Aufstellung eines neuen Programms für die Zwangslieferungen im 
Rahmen der von der Entente neuerdings geforderten Monatsmenge von 
1,725 Mill. t zu beteiligen. — Eisen. Der Roheisenausschuß hat für 
August neue Höchstpreise, u. zw. dekadenweise steigend, festgesetzt. Die 
bisherige Koks- und Frachtklausel bleibt bestehen. In der dritten Dekade 
ändert sich der Preis nach einer Kursklausel für Hämatit, kupferarmer 
Stahleisen, Gießereiroheisen I und III und desgl. Luxemburger Qualität. 
entsprechend der Beweg des Pfund- und Frankenkurses. Demgemäß 
kosten ab 21. VIII. ohne Kurszusehläge Hämatit 16 767 M, Gießereiroh- 
eisen I 13989 M, desgl. III 13919 M, desgl. Luxemburger Qualität 
13 182 M, Siegerländer Stahleisen 14 295 M, Spiegeleisen (6 bis 8% Mn) 
15239 M und kupferarmes Stahleisen 16090 M/t; das bedeutet etwa 
eine durchschnittliche Verdopplung der Preise seit Anfang Juli. — Laut 
Beschluß des Stahlbundes gelten zwecks weiterer teilweiser An- 
gleichung der Richtpreise an die Geldentwertung ab 8. VIII. fol- 


gende Werkgrundpreise in Thomas-Handelsgüte mit der bekannten 
Frachtgrundlage: Rohblöcke 15670 M, Vorblöcke 17140 Mark, Knüp- 
pel 17770 M, Platinen 18 230 M, Formeisen 20 770 M, Stabeisen 21 070 M, 


Universaleisen 22940 M, Bandeisen 23970 M, Walzdraht 22700 M, 
Grobbleche (5 mm und darüber) 23 660 M, Mittelbleche (3 mm bis unter 5 mm) 
26 880 M, Feinbleche (1 mm bis unter 3 mm) 28 900 M, dsgl. (unter 1 mm) 
30 330 M/t. Der Mehrpreis für S. M.- Qualität beträgt je nach Erzeugnis 970 
bis 1425 M und der Händlerzuschlag für die ersten 11 genannten Produkte 
25 %, für die.letzten beiden, wie bisher, 21%. — Der Eisenhändlerver- 
band hat die Lagerpreise für Stabeisen auf 2709 M, Bandeisen auf 3071 M, 
Formeisen auf 2671 M, Universaleisen auf 2943, für Grobbleche auf 3033 bis 
3248 M, Mittelb!eche auf 3435 M und für Feinbleche auf 3688 bis 6681 M/100kg 
in Thomasqualität erhöht. — Am 4. VIII. notierten in Glasgow Nr. 1 
Middlesborough GieBerei-Roheisen 95 s, Nr. 3 dsgl. 87 s bis 87 8 6d, Nr. 1 
M’bro Hämatit-Roheisen 92 s/ton fob Fabrikantenwerft Middlesborough -on- 
Tees. — Schrott. Der Berliner Markt notierte am 10. VIII. für Kernschrott 
9500 M, für Späne 8500 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 
10 000 M/t frei Berlin. — Die schon angekündigte Verordnung des Reichs- 
wirtschaftsministers über die Regelung der Schrottwirtschaft vom 
22. VII. ist nunmehr im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 175 publiziert worden. 
Wie sie u. a. besagt, kann der Reichskommissar für die Eisenwirtschaft 
Schrott, soweit es ihm zur Versorgung der Großindustrie erforderlich er- 
scheint, beschlagnahmen. Enteignet oder beschlagnahmt sollen aber nur die 
Mengen werden, die das Arbeitbedürfnis von Schrottaufbereitungsanstalten 
oder schrottverbrauchenden Werken bzw. den Auftragsbestand von Händlern 
für Lieferungen an letztere überschreiten und in einem nicht angemessenen 
Verhältnis zu ihrer Leistungsfähigkeit stehen. — Blei. Die Lagerpreise 
für Bleifabrikate sind um 3300 M auf 12500 M/dz erhöht worden. — 
Edelmetalle. Der Ankaufspreis von Gold für das Reich beträgt z. 
Zt. 2500 M/Zwanzigmarkstück. Am 10. VIII. wurden für das gelbe 
Metall 550 bis 570 M/g, für Platin 2000 bis 2200 M/g und für Silber 17 200 
bis 17 500 M/kg gezahlt. — Schellack. T. N. Orange kostete am 8. VIII. 


vett 
in Hamburg 1250 M, Lemon-Schellack 1400 M/cwt einschl. Originalkiste ab un = 
tagr — Baumwolle. In Bremen notierte amerikanische Ware fully 
middling good colour and staple loco am 10. VIII. 454 M/kg. — Schwefel- ; 
säure. Für 100 kg Schwefelsäure 600 Bé ist der Erzeugerpreis ab 1. VIII. Abschluß des Heftes: 12. August 1922. 
Für die Schriftieitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


auf 341 M und der Verbraucherpreis auf 391 M festgesetzt worden. Die 
Kesselwagengebühr des Ausschusses für Schwefelsäure beträgt nunmehr 
15 M/l00 kg verladenes Säuregewicht. — Öle und Fette. Am Ham- 
burger Markt wurden am 8. VIII. für rohes, reines Leinöl 165 M, für Rizı- 
nusöl l. Pressung 175 M, dsgl. 2. Pressung 165 M, für amerikanisches Ter- 
pentinöl 320 M, für französisches 305 M/kg gefordert. — Metallhalb- 
fabrikate. Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., G. m. b. H., Berlin, 
betrugen die Verbands-, Grund- und Richtpreise je 100 kg am 9. VITI. un- 
verbindlich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 34 800 M, Aluminium- 
rohr 46 000 M, Kupferbleche 29300 M, Kupferdrähte, -stangen 28 300 M, 
Kupferrohre o. N. 30 900 M, Kupferschalen 34 000 M, Messingbleche, -bänder. 
-drähte 28 500 M, Messingstangen 23 500 M, Messingrohre o. N. 33 000 M, 
Messing-Kronenrohr 43 000 M, Tombak (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen 
35 000 M, Neusilberbleche, -drähte, -stangen 59000M, Schlaglot 21 000 M. — 
Altmetalle. Am 10. VIII. wurden am Berliner Markt folgende Preise pge- 
zahlt: für altes Elektrolytkupfer 22 000 bis 22 200, unverzinntes Sech wer- 
kupfer 21 700 bis 21 900, Maschinenrotguß 15 800 bis 16 000, Rotgußspäne 
rd 14 000 bis 15 000, Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 11 700 bis 11 900, 
Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 16 800 bis 17 000, reine weiche 
Messingblechabfälle 16 500 bis 16 700, Messingschraubenspäne 11 100 bia 
11 300, altes Weichblei 7200 bis 7400, Zinkzünderlegier n 7100 bis 72w), 
Altzink 7000 bis 7200 Reinaluminium-Blechabfälle (98/99%) 24 800 bıs 
25000 M/l100 kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen. — 
Metallpreise. Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche Elek- 

trolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsenvor- 

standes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in M/kg: 


Metall 11. VII. | 9. VIII. 7. VIL. 

Elektrolytkupfer (wire bars), 

prompt, cif Hamburg, Bremen 

oder Rotterdam . ... à 270,17 247,47 
Raffinadekupfer 99/99, 3% 240—242 214—216 215—217 
Originalhütten weichblei . . . 96—97 90—92 89—91 
Originalhüttenroh ziv k, Preis im 

freien Verkehr... 2. ...]| 12—14 106—108 105—107 
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.) 119,68 107,28 : 110,59 
Plattenzink (remelted) von 

handelsüblicher Beschaffenbeit 88—90 84—86 84—87 
Originalhüttenaluminiu m | 

98/99% in Blöcken, Walz- oder 

Drahtbarren . . . sss.’ 346 306 306 
dgl. in Walz- od. Drahtbarren 

II Beate 348,5 308,5 308,5 i 
Zinn, Banka, Straits, Austral 

in Verkäuferswahl . . . . . | 62—632 566— 568 555—556 
Hüttenzinn, mindestens 99% . | 618—622 558—558 544— 547 
Reinnickel 98/99% ..... 535—6545 470—480 465—475 
Antimon-Regulus ...... 89—91 19—81 78—80 
Silber in Barren rd 90 Ofein für 

1 kg fein 17400 — 17500 16200 — 16300! 16000— 16100 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am 
4. VII. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: 


£ s8 d £ e&e d 
*Kupfer: best selected. .... L... 67 0 Obis 89 0 0 
TO electrolytic .. 22 2 2.02. 100, 20% 
= g wire bars.. 2. 2 2 02 0000. 200 nn. = 
T standard Kasse . .. x... 6 2 6 „ 6 5 9 
ai" 3 3 Monate . 2... 5 26,65 5 0 
Zinn: standard, Kasse - . . . 2.2 2.2. 160 17 6 „ bl O 0 
ni "M 3 Monate . . 2.220. 160 17 6 „ 161 0 0 
Ww AaS ana e a ee a 161 10 0 „ 102 0% 
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei. . 25 7 6 „ 2 10 0 
„ gew. engl. Blockblei . ...... 26 18.0 Sr Fer 
Zink: gew. Sorten . 2 2 2 22200. 311 12 6 „ 31 09 
a- Temelted.- 0 0 wre aoa 29 10 0 se 
„ engl. Swansea .. 2.202000 32 0 O . lieferbar Swansen 
Antimon: engl. Regulus .... a...’ 32 £ 108/35 £ net. je nach Menge 
Aluminium: 98 bis 99%, ..... . . 105 £ Inland, 110 £ Ausland. 
Nickel: 98 bis 99°, garantiert ..... 150 £ (In- und Ausland). 
Wismut: je lb . 2.2. 2 2 2 202.0 u. DS 
Platin: je Unze nom. . . . 2.2 220. 19 £ 10. 
Quecksilber: nom. für die 75 Ibs.-Flasche 11 £ 10s. 
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 128 6d/13 s. 


In New York notierten am 12. VIIT. 1922: Elektrolytkupfer looo 14,00; 
Eisen 30 00; Blei 5,77; Zink 627; Zinn 32,00 cts/lb. 


17. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 1080 a 


Zuschlagsliste Nr. 60 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie 
für Abrechnung von Aufträgen bis 10. VIII. 1922 einschl. und nur für das Inland. 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten 
werden, bezüglich der Teuerungezuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen eie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 60. A.) 


Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver- 
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis- zögerung durchgeführt werden kann. 
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. Bei den in der | 4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich- 
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso- zurechnen. 
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech- 5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate 
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 
der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet: Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für 


Bee, - Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be- 
1. Wird innerhalb eines Monats nach. dem Bestelltage geliefert, | treffenden Verbände. 
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag. Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund- 
2. Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert, | preise abzurechnen sind, ist der Teucrungszuschlag (weißer TZ) 
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell- | wie folgt zu‘ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder | 1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner 
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch | TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920 
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage | verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An- 
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit. geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben 
3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit | wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100. 


Zuschlagsliste Nr. 60 A (gelb) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie 
gültig ab 11. VIII. 1922 bis auf weiteres und nur für das Inland. 


Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom | sich ergibt aus der Summe der Teeuerungszuschläge — vom Tage 


11. VIII. 1922 ab angenommenen Aufträge. der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate 
A. Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Versand- | an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die Anzahl 
bereitschaft geltende Teuerungszuschlag. dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung 

Zahlung. Mindestens % des Bestellwertes am Bestelltage, und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge zählen 
Rest bei Versandbereitschaft. mit. 


i i i ii i Bestell- 
B. Abweichendhiervon gelten für Maschinen über 100 kW Z ah lung. Mindestens 50 % des Bestellwertes am 
bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr./min., und Zubehör, auch voll- | tage. Diese 50 % sind aufzufüllen nach Ablauf 


ständige Anlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren über | von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 60%/,) des sich jeweils nach 
100 kVA, Apparate für 50000 V und mehr, Dampfturbinen und „ hg u i fi n 100% g der Berechnung unter 
Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, w Sla ii o» "` „ 750/,) B ergetendeu Preises. 
Vollbahn-Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt- | C. Andere Berechnunzsformeln bzw. Zahlungsbedin- 
anlagen folgende Bestimmungen: gungen haben: Isolierrohr, Glühlampen, Telegraphie und Fern- 


Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der | sprechwesen, Gummifreie Isolierstoffe. 


Teuerungs- 
zuschlag 


% 


Teuerungs- 
zuschlag , 


o 


Gegenstand Gegenstand 


transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 


1. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20kVA 


14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 
für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 
schalter, Kran- u. Aufzugsapparatc (ausschl.Selbstanlasser 


Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- Zubehör zu Maschinen. 
bei Generatoren .. 2 2 2 2 2 2 2 20. BER 6600 f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u.Bremsmagnete) 6600 
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100kVA auf 000 15. Schützensteuerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- 
bei Generatoren. . . 2. 2 2 20000. Under - 7000 , apparate, Selbetanlasser für Druckknopf- und Hebel- 
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- ' steuerung, Bremsmagnete . . . 22 222200. ` 7000 
FALOIEN:E 0 n a a a a E 7200 16. Gleitschienen, Verankerungen . . . 2. 222.20. s 6600 
Sonderausführungen. | 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 6800 
4. nn Tisch- und Deckenventilatoren „ . . e.> 6800 Bahnmaterial. 
d Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . ..... - 5500 . 
5a. Widerstands-Punktschweißmaschinen mit einer l'aucr- Er on Motoren -y Dig 190: k W- Standenleistung: zi An 
: : r. Bremsen \ über 150 kW = ch 
leistung von 4 kVA bis 35 kVA . . 2. 22.2.2200. Auf Anfrage || 17a. Bahntransform aan 7900 
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- | 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständi e 
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren.. . 6600 “A KEJ 8 6600 
1. Gesteinsbohrmaschinen und geräte . ... 2.2... 4500 iTe Hilfen nr 5 ES Eee Fa A N S 6800 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 5 re en ae ee ee O 
Motortragen, Motorwagen 6620 18. Stromabnehnicr, Fahrschalter, Pahrtwender, elektr. 
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Genc- | un x En a es a en 
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren une ll A 6100 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, 18a A es E E d Sientsilerstände-.. En 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- epa nacau zE; AB, P Unvwioerstän Sa 
ae . 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, tricbwa Somit elektrischer Br h An 
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, en 
bezogen auf 1000 Umdr 6800 hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
euer, A vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 
Dampfturbinen. | tiven für Bergbau und Industrie. . . ». 2 2 2 220. 6200 
10. Turbosätze, bestehend aus | 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbalın- 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne Lokomotiven u. 'Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage on 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 6200 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 6200 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge . . . .... 4500 
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 
anlagen . 2 een Ea AL 6000 Transformatoren!) und Gleichrichter. 
1l.. Turbogeneratoren allein... 2 2 2 2 2 202 6300 29. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 6600 
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokonipiessoien 22a. u » an = S über 100 kVA .. 7000 
und Turbogebläse allein . ...... EEE 5400 23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . .. 6800 
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate 23a. Ersatz-Glaskörper . . .. 2 2 seee elnan‘ ; 1400 
allein .. oa oo oem N ee a fa 6700 24. Gleichrichter mit Eiscnkörper, einschl. Zubehör 7200 


Ð) Hiernach werden auch berechnet: Drosseispulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


1080 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 17. August 1922. 


"Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag 
O/o 

Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 

25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 
Gußgehäuse . . 2.2.2 22000. a ee S 6800 

26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht 
in Eisen- oder Gußgehäuse;; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 7000 

27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 
Schalttafelbau = scs o s saoe 2. o we 7000 

27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 5900 

28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 
Streckenschalter, soweit nicht für Öl. . .. s.. fẹ 7000 

29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Sıu.zen und ar- 
mierte Wanddurchführungen . . 2 22 2 22000. 7000 

29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 590 

30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . 2 sasso eee 7007 

31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . ... . 6090 

32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate .. .... 7000 

33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und 
Erdungsdrosselspulen) . . . 2 2 2 22 2 ren 7000 

34. Schutzdrosselspulen . . . 2. 2 2 2 2 2 2 22000. 6300 

35. Erdungsdrosselspulen . . 2. 22 2 22 22000. 700 

36. Motorschalttafeln, auch mit sellssttätigen Schaltern . . 7000 

37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 
terial aussohl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 
Tagespreisen mit Kupferklausel) ....... us 7000 

38. Schaltkästen, Schaltechränke, Schaltpulte . . . .. » 7000 

39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 7000 


Meßapparate und Zubehör. 


41a. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 

Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 

zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 

oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 

lations- und Leitungsprüfer . . . 2 22 2 2 2 2 20. 5900 
41b. Sonstige zeigende und schreibende MeBinstrumente, ein- 

schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 

lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spicgel- 

skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe- 


raturme Bgeräte, Schiebewiderstände . . . 2 2.2... 5900 
Alo, Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . . .. . 5900 
AD. AaB Ee ae wis so ern a ee ad er are a 4500 
43. Meßwandler und Zubehör . . . 2. 2 2 2 2 2 2 2 2. 6900 
Installationsmaterial. 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . . . .. . p 6800 


45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 
Paßri bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. II (Klein-, 


Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . 2 2 2 2 2 2 22. 4400 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, Vund VI........ 6400 , 
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 4400 
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 

Umhüllunsen aus Porzellan u. del. . 2.2 2 2 202. 5900 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- 

bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . 2 2 2 2 2... 6000 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 4400 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 

zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens). . . . 4400 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in GußB- 

HEDBUBe o a u nn el ae re 6000 
61. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei- 

tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 6000 


52. Zählertafeln, armiert 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag 
% 
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und 
-Klemmen u. del... 2 2 22 2 2 2 2 2 2 0 een 5800 
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes 
Installationsmaterial . . . 2. 2 2 2 een 6090 
55a. Metallfassungen . . .. aona MEPER REE E 5800 
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und - Verbinder 
BGBl, een nu NEEE E ar , 58930 
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- 
zellan und Isolierstoff . . 2... 2 2220000 5800 
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei- 
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). .. ... 5800 
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. = 
Glühlampen. 
68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- 
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Neue 
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) |{Listenpreise 
sowie Telephonlampen. ... 2.2.2 22er ee. . 
Telegraphie und Fernsprech wesen. 
69a. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Trıtewerke 
(Wecker) sowie Aus-u. Umschalter f.Haussi; ıalanlagen 2500 
2. Kontakt-Vorrichtungen für Haussignalanlagen mit 
Ausnahme von Tür- und Fensterkontakten . .. . 2500 
3. Tür- und Fensterkontakte. . . 2.2... Ban 2700 
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 
fache Induktor-Apparate . . 2. 2. 2 2 2 220000 5090 
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 
schalter und öffentliche Fernsprechnetze .. . ... . 5100 
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen .. . . . . 5500 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate ... . 5100 
69%. Apparate für Telegraphie . . .. 2 2 2 2 2 220. 5100 
69g. Kondensatoren für Fernsprochzwecke. . . ..... 750 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . ohne Pareband 1320 
mit 5 1400 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . . 2.2.2... Cun 3680 
72. Apparatschnüre (Privattypen) . .. 2.2 22 220% 1725 
Bogenlampen und Zubehör. 
13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch- 
LUNESZWECKE> 3. 0. IE ae ee ee ern 5000 
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . ...... 5000 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- l 
und Handelsschiffe) . . . 2 2 2 2 2 2 2 0 en ne. 5400 
16». Widerstände „u. un 8 wos. 0a au 5700 
17. Aufhängevorrichtungen . . 2 2 2 2 nn een. 5000 
78. Leitungskupplungen . . . . 2.2 2 2 2.20% I ea v 5000 
79. Transformatoren und Drosseispulen . . s 2 2 2.2. 6600 
Gummifreie Isolierstoffe. 
80. Normalplatten . . 2 2 2 2 2 a 2 er ea. FREE 3100 
81. Zählertafeln, unarmiertt . . 2 2 2 m nn ren 4000 
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . . . . . 4100 
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 4100 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 
mierte Anschlußklemmen usw.) . . 2 2 2 2 2 vr 2. 4600 
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall 
a) mit einem Stückgewicht bs DU g... Er 4800 
Die a ui m über U 8 ...... i 4300 


Verschiedenes. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen 
ab 11. VIII. 1922 mindestens 6200 M für 100 kg ohne Faß. 


Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung). 


bekanntgegeben werden. Abb. 11. VIII 1922 geltendieAn- 
gaben der Ausgabe 1)c. Diese Tabellen, die wir wegen 
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels- 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel wie vorstehend 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Gru ndpreise für Drehstrom-Schleifringanker- 
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten. 
Die Preise der 1500-tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für 


Jie anderen Drehzahlen gewählt. 


Druck von H S. Hermann & Co.. Berlin SW 19, Benthstr_ 8. 


— a 


a stoffen, 


j P. halt: Zur Geschichte der Tantallampe. Von 
L.Fischer. 1081. 
Bödlenungsloses Kraftwerk mit Asynchronma- 
nen, Von A.Palme. 1085. 
-  Festigkeltsuntersuchungen an elektr, 
on A.Schob. 1086. 
— Internationale Konferenz In Paris über elektr. 
í ertragungsnetze für sehr hohe Spannungen. 
(Schluß.) 1088. 
- Mittellungen der P. T. R. Bekanntmachung Nr, 
163 über Prüfungen und Beglaubigungen durch die 
Elektr. Prüfämter. 1091. A 
= Rundschau, Elektrizitätswerke und 
Kraftübertragung. 1091. Mitteldeutsch- 
lands 100 000 V-Netz. 

Leitungsbau, 1092. Gründung von Masten 
ip Betonsockein mit Erdausfüllung. — Berechnung 
der Durchhänge von Stahl-Aluminium-Seilen. — Ge- 
setz über die Grundbucheintragung elektr. Leitun- 

gen in der Tschechoslowakei. 


Isolier- 


Apparatebau. 1092. Anzeigevorrichtung 
für unzulässige Drehzahlen, 


V”*erkehr undTransport. 109. Die An- 
gebote auf elektr. Lokomotiven für die Pieterma- 
rıtzburg—Glencoe-Eisenbahnlinie in der Südafrikani- 
schen Union. — Dauerschmierung für Lager von 
Straßenbahnınotoren, 

Fernmeldetechnik. 109. Erweiterung 
der Großfunkstelle Nauen 1922. — Bau einer Alex- 
anderson-Hochfrequenzmaschine in Japan. 


Werkstatt und Baustoffe. 1093, 
Elektr, betriebene Schleif- und Poliermaschinen. 

Allgemeiner Maschinenbau. 109. 
Verschlechterung des Turbinenwirkungsgrades durch 
Anfressungen, 

Jane versa m mn 10 ge; Kon: 
gvresse, Ansstellungen. 109. 

Verschiedenes, 109. Tod durch 120 V 
Wechselstrom in der Badewanne, — Jubiläum. 


Energiewirtschaft. 109. Eine Welt- 
kraft-Konferenz in London. — Norwegens Versor- 
gung mit elektr. Arbeit, — Zur Statistik der Was- 
serkräfte, 

Industrieund Handel. 1096. Deutsch- 
land. — England. — Handelsberichterstattung über 
das Ausland, 

Vereinsnachrichten EV. 1098. Nachtrag zum 
Sitzungsbericht vom 27. XI. 1921. 

Rechtspflege. 1100. 

Persönliches. 1101. A. Benetsch +. — G. Kapp t. 
— M. Viertel. 

Briefe an die Schriftieitung. 1101. Der elektro- 
magnetische Hammer. Von P.Trombetta und 
L.Schüler, 

Literatur, Besprechungen. 
berg, Banko-Mark im Außenhandel? 

Eingänge. 1102. 

Geschäftiiehe Mitteilungen. 1102. 
Warenmarkt., 1104. 


1101. Dal- 


HEFT 34 (1081—1104) 
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BERLIN, BEN 24. AUGUST 1922 43. JAHRG. 


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1081 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz — Verlag von Julius Springer. — Berlin W 9, Linkstraße 23/24, 


ra 


43. Jahrgang. 


. 


Berlin, 24. August 1922. 


An unsere Postbezieher! 


Wie die gesamte Tages- und Fachpresse, leidet auch die „Elektrotechnische Zeitschrift‘ unter der nicht vor- 
her zu berechnenden Entwertung des Geldes und der dadurch bedingten ständigen Erhöhung der Herstellungskosten. 
Der zuletzt im Mai festgesetzte Anzeigenpreis und der gleichzeitig für das 3. Vierteljahr 1922 bestimmte Bezugspreis 
genügten schon seit langem nicht im entferntesten mehr, um einen Äusgleich für die inzwischen eingetretene weitere 
Erhöhung der Unkosten zu finden. Der Verlag sah sich daher bereits Anfang August zu seinem Bedauern gezwungen, 


Heft 34. 


die Anzeigenpreise wesentlich zu erhöhen. 


Er muß dieses Mal aber auch bereits im Laufe der Bezugszeit an seine 


Abonnenten herantreten und von ihnen für das 3. Vierteljahr eine Nachzahlung von M. 30.— erbitten. 
Da die Post aus technischen Gründen die Einziehung dieses Betrages nicht vornehmen kann, bittet der 


Verlag die Vierteljahres-Post-Abonnenten, 


den Betrag von M. 40.— unter Benutzung der beigefügten Zahlkarte 


direkt seinem Konto Nr. 20 120 beim Postscheckamt Berlin NW. 7 (Julius Springer, Bezugeabteilung für Zeitschriften) 


zu überweisen. 


“Verlag der „Elektrotechnischen Zeitschrif“. 


Bekanntmachung betr. nachträglichen Mitgliederbeitrag des Verbandes Deutscher Elektrotechniker 
für das Il. Halbjahr 1922. 


Unter Hinweis auf unsere Bekanntmachung in der „ETZ”vom 


15., 22. und 29. Juli fordern wir wiederholt und dringend alle per- 


sönlichen und korporativen Verbandsmitglieder auf, den Betrag von 


100 M für persönliche Verbandsmitglieder, den Betrag von 150 % auf 


den Jahresbeitrag für korporative Verbandsmitglieder umgehend 
an die bisher für den Empfang zuständige Stelle zu überweisen. 


Durch prompte Überweisung wird den einzelnen Vereinen viel 
unnütze und kostspielige Arbeit erspart. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P.Schirp. 


Zur Geschichte der Tantallampe. 


Von Ludwig Fischer. 


Übersicht. Diese Arbeit will durch getreue Schilderung eines 
Falles Unterlagen liefern zur Geschichte der Technik und zur Psycho- 
logie und Technologie des Erfindens, zugleich einen Beitrag zur Frage, 
wie bei Betriebserfindungen die Erfindungs- und Erfolgs-Anteile zu 
scheiden und zu werten sind. 

In einer Art, wie es selten vorkommt, drang ein Einzelner mit einem 
Sprung weit vor in ein bis dahin unbekanntes Gebiet; zunächst rein 
gedanklich, dann in überraschender experimenteller Betätigung. Von 
diesem Ausgangspunkt führte ein äußerst mühevoller Weg zur eigent- 
lichen Erfindung. — Es werden die treibenden Kräfte gezeigt, die auf 
diesen Weg drängten; es wird geschildert, wie das organische Zusammmen- 
wirken Vieler, sowie die Hilfsmittel und Erfahrungen eines Großbetrie- 
bes den Fortgang der Arbeit und den technischen und wirtschaftlichen 
Erfolg bedingten, und wie sich schließlich die fertige Erfindung zur 
ursprünglichen Idee verhielt. 


Die Tantallampe bietet ein besonders lehrreiches Beispiel für 
die Art, wie Erfindungen in Betrieben entstehen!). Die Tantallampe 
ist zudem ein Markstein in der Geschichte des Beleuchtungswesens; 
sie ist das Urbild unserer heutigen elektrischen Glühlampe, der 
Drahtlampe. Mit deren Herstellung beschäftigen sich z. Z. Hundert- 
tausende Menschen; die Anzahl der bis jetzt hergestellten Lampen 
dieser Art aber beträgt Milliarden. Eine genauere Schilderung der 
Vorgänge, die zu dieser Erfindung führten, wird daher vielen will- 
kommen sein. Von denen, die den Dingen besonders nahe standen, 
sind einige nicht mehr da; bei anderen beginnen die Erinnerungen 
sich bereits zu trüben. Die feineren Zusammenhänge aber sind so- 
gar vielen Beteiligten nicht genügend bekannt geworden. Mir selbst 
erschloß sich vieles, was anderen verborgen blieb, weilich Bolton 
von Anbeginn der Entwicklung zur Seite stand und auch mit allen 


~. © VgL mein Buch „Betriebserfindungen“ 1921, Carl Heymanns Verlag, so- 
wie meinen Aufsatz „Zur Frage der Betriebserfindungen“ in „Der leitende An- 
gestellte” 1922, Heft 5. 


anderen Beteiligten dauernd in Fühlung blieb. Schon vor der Tantal- 
zeit pflegte Bolton mit mir alle seine Gedanken zu besprechen, die 
möglicherweise sich technisch gestalten ließen. Ich lernte sie meist 
vom ersten Keim an kennen, und vieles rang sich ihm erst in diesen 
Aussprachen zur Klarheit durch. Ich machte mir Aufzeichnungen, 
um sofort eingreifen zu können, wenn etwas sich so weit entwickelt 
hatte, daß man ein Schutzrecht dafür anmelden konnte. Ich habe 
auch Boltons eigene Aufzeichnungen über seine Versuche wieder- 
holt durchgesehen. Ich bin aleo besonders gut über alles unterrichtet. 
Gleichwohl macht meine Schilderung nicht den Anspruch der Voll- 
ständigkeit. Ich beschränke mich hauptsächlich auf das, was ich aus 
eigener Erfahrung weiß. 


Bolton hatte neben seinen laufenden Arbeiten im Laboratorium 
des Glühlampenwerks von Siemens & Halske auf Anregung 
von Wilhelm v. Siemens jahrelang Versuche gemacht, um einen 
Glühkörper für elektrisches Licht zu gewinnen, der dem Kohlefaden 
überlegen wäre. Siemens & Halske stellten ihm hierfür zur Ver- 
fügung, was er brauchte, und ließen ihn ungestört arbeiten. Er ging 
nicht nach einheitlichem Plan vor, sondern führte das aus, was ihn 
im Augenblick fesselte. Meist ging er so vor, daß er Metalle oder 
leitende Metallverbindungen oder Reaktiosngemische, die erst beim 
Erhitzen den Leitkörper ergeben sollten, mit einem Bindemittel pla- 
stisch machte, zu Fäden oder Stäbchen formte und dann erhitzte, um 
daraus einen Glühkörper zu erhalten. Die Nernstlampe, an der bei 
Siemens & Halske lange gearbeitet wurde, und dann die von Auer 
auf den Markt gebrachte Osmiumlampe gaben neue Anregungen und 
neuen Antrieb. Wilhelm v. Siemens und Budde erhofften wichtige 
Ergebnisse von den Metallen der seltenen Erden (Thorium, Erbium, 
Yttrium usw.) und deren Verbindungen. Das führte zu einer Erwei- 
terung des Glühlampenlaboratoriums eigens zum Studium dieser 
Fragen. Trotz vieler wertvoller Arbeiten aber ergab sich, so weit 
es mir bekannt geworden ist, auch dabei nichts, das die Lampenfrage 


1082 


weitergebracht hätte. Auch die Arbeiten an der sogenannten „Elek- 
trodonlampe“, deren Entwicklung Siemens & Halske übernommen 
hatte und bei der hauptsächlich Zirkonverbindungen eine Rolle 
spielten, brachten Leben in das Laboratorium, wenngleich diese von 
anderer Seite herrührende Erfindung sich als ein vollkommener Miß- 
erfolg erwies. 

Bis in den März 1902 hinein schlugen aber alle Versuche Boltons 
a Von seinen Glühkörpern brannte kaum einer länger als wenige 

inuten. 

Ohne Zweifel haben die Erfahrungen, die er bei seiner Arbeit 
im Glühlampenwerk sammeln konnte, seinem Denken reiche Nah- 
rung gegeben; sicherlich haben auch die Anregungen, die er im Ver- 
kehr mit anderen im Betrieb bekam — mit Chemikern, Glühlampen- 
technikern und mit Männern wie Wilhelm v. Siemens, der ihn oft in 
seinem Laboratorium aufsuchte und seine Arbeiten förderte, seinen 
Blick geschärft. Aber es ist unmöglich, auch nur annähernd richtig 
zu werten, welche Bedeutung alle solche Einflüsse des Betriebes und 
der Umwelt für das Zustandekommen des ersten Erfindungsgedan- 
kens der Tantallampe gehabt haben. Sicher ist nur, daß durch die 
Bolton zugefallene Aufgabe, durch die ihm gebotenen Arbeitsmög- 
lichkeiten und die bei der Arbeit gewonnenen Anschauungen und 
Anregungen sein ganzes Sinnen und Trachten auf die Herstellung 
eines haltbaren Fadens aus einem Stoff mit möglichst hohem 
Schmelzpunkt eingestellt und seinem Nachdenken darüber eine fe- 
stere Richtung gegeben war?). So war in seinem Geiste der Boden 
für die Entstehung eines neuen Gedankens wohl vorbereitet. 


Gleichwohl trat die Idee, die ihn auf den rechten Weg brachte, 
so unvermittelt hervor und verließ so sprunghaft das übliche Geleise, 
daß wenigstens der erste Abschnitt des eigentlichen Werdeganges 
der Erfindung als urwüchsig geniale Tat erscheinen muß. 

Bolton verfiel auf das Tantal, ein Metall, mit dessen phyrika- 
lischen Eigenschaften damals niemand vertraut war. Aus der Lite- 
ratur kannte man als Tantal nur ein sehr unreines, schwarzes Pul- 
ver, mit dem sich nichts anfangen ließ. Bolton behauptete nun, dieses 
Metall müsse einen sehr hohen Schmelzpunkt haben und müsse sich 
zu festen, zusammenhängenden Metallkörpern vereinigen lassen. Er 
gab auch gleichzeitig ein elektrolytisches Verfahren an, das es er- 
möglichen sollte, dieses Metall nicht nur in größter Reinheit, son- 
dern auch gleich in Form zusammenhängender Körper zu gewinnen, 
und zwar gegebenenfalls in der Gestalt von Glühfäden, sodaß die zu 
erwartenden großen Schwierigkeiten der mechanischen Bearbeitung 
ganz ausgeschaltet würden. So erfaßte er mit einem Schlag einen 
verwickelten chemischen, physikalischen und technologischen Zu- 
sammenhang, u. zw. ohne jede feste wissenschaftliche oder Erfah- 
rungsgrundlage; ein ganzes System intuitiver Erkenntnis, wie es 
sich nur einem besonders phantasievollen Kopf in solcher Bestimmt- 
heit aufdrängen konnte. 

Seine durch die Erfahrung so wenig gestützte Gedankenkette 
sollte sich aber unmittelbar auf den ersten Anhieb in vollem Umfang 
bewahrheiten. 

Es war in den letzten Tagen des März 1%2 bei einem meiner, 
regelmäßigen Besuche im Laboratorium. Ich fragte Bolton, was er 
Neues im Sinne habe. Da sagte er mir etwa folgendes: „Ich habe 
bisher viele Metalle ohne Erfolg durchprobiert. Jetzt habe ich einen 
Gedanken, der zum Ziele führen muß. Ich bin überzeugt, daß vor 
allen anderen die Metalle Vanadin, Niob und Tantal für Glühfäden 
geeignet sind. Zwar hat noch niemand diese Metalle in reinem Zu- 
stand gesehen, und niemand kennt ihre Eigenschaften; aber aus 
ihrer Stellung im periodischen System schließe ich auf ihre ganz be- 
sondere Eignung für Glühlampenfäden. Das Vanadin muß schon 
einen hohen Schmelzpunkt haben, das Niob einen noch höheren und 
das Tantal wiederum einen noch viel höheren. Das Vanalin bildet 
ein farbiges Oxyd. Das muß nach meiner Überzeugung gut elek- 
trisch leiten, es muß sich also elektrolysieren lassen, falls man 
es im Vakuum durch Strom erhitzt. Ähnlich leitende 
Oxyde müssen sich bei Niob und Tantal finden lassen. Ich willdarum 
solehe leitenden Oxyde herzustellen suchen, ein Stäbchen daraus 
formen und einen Strom hindurchschicken. Ich bekomme dann unter 
dem Rezipienten der Luftpumpe einen zusammenhängenden Körper 
aus reinem Metall, der ohne weiteres als Glühkörper dienen kann; 
ich gehe unverzüglich an die Arbeit.“ 

Ich war erstaunt über die Kühnheit dieser Gedankenreihe, die 
mir fast ganz in der Luft zu hängen schien, und über die Selbstsicher- 
heit Boltons. Ich sagte: „Sie tragen mir da mit. Siegesgewißheit eine 
Behauptung vor, die sich auf eine ganze Reihe von Vermutungen 
stützt, die sich sämtlich erst bewahrheiten müßten: das Vorhanden- 
sein leitender Oxyde bei all den genannten Metallen; die Möglich- 
keit der Reduktion im Vakuum und vor allem die Höhe der Schmelz- 
punkte jener bisher fast unbekannten Metalle. Selbstverständlich 
bin ich der Meinung, daß Sie die Versuche unverzüglich. machen 
müssen; aber es sollte mich doch wundern, wenn Sie in Anbetracht 
der vielen Unbekannten, mit denen Sie da rechnen, zu genau dem 
von Ihnen vorausgesagten Ergebnis und vor allem zu einer beson- 


.. 8 Der Gedanke, anstelle des Kohlefadens einen Draht aus einem Metall 
mit möglichst hohem Schmelzpunkt zu verwenden, ist an sich sehr alt. Auch 
Werner Siemens hatte sich sehon frühzeitig damit befaßt. Er dachte in erster 
Linie an Iridium, das unter den Metallen den höchsten damals bekannten 
Schmelzpunkt hutte, u Werner Siemens, „Auswahl von Briefen“ 1916, 8. 714. — 
Schon vorher hatte Edison Metalle wie Iridium und Osmium vorgeschlagen 
7. B. DRP. 9165). Es ist aber bei all solchen Versuchen nie etwas Brauchbares 
herausgekommen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34. 


een 


24. August 1922. 
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ders brauchbaren Glühlampe kämen. Zu einer solchen Glühlampe 
müßte der Glühfaden noch so viele gute Eigenschaften haben, un. 
so viele Kleinigkeiten können den ganzen Erfolg zunichte machen, 
daß ich vorerst recht skeptisch bin, zumal angesichts des Mißerfolges 
Ihrer zahllosen früheren Versuche.” 

Bolton erwiderte: „Nun, Sie werden ja sehen, daß ich recht be- 
halte; ich beginne noch heute mit Vanadin und lasse Niob und Tan- 
tal sofort folgen, und der Erfolg wird da sein.“ | 

Darauf ich: „Wann kann das sein?“ — Bolton: „Wenn Sienäch- 
sten Dienstag oder Mittwoch wiederkommen, werden Sie sehen.“ 

Ich ging kopfschüttelnd davon und bat ihn, mir auf alle Fälle 
Nachricht zu geben, sobald er irgendeinen Erfolg habe. Am nächsten 
Dienstag (— es war der 1. April —) klingelt er mich an und fragt, 
ob ich auch bestimmt am Mittwoch komme. Am anderen Tage führt 
er mich sofort in sein Laboratorium, noch ehe wir.ein Wort über die 
Sache selbst gesprochen hatten. Dort zeigt er mir eine Lampe, die 
mit einem weißen Licht brennt, wie ich es bis dahin bei einer Glüh- 
lampe noch nicht gesehen hatte: „Für was halten Sie das?“ Darauf 
ich: „Dem Anschein nach ist es eine Glühlampe, die mit sehr gerin- 
gem Wattverbrauch brennt; es könnte eine Kohlenfadenlampe sein, 
die mit großer Überspannung brennt.“ 

Bolton erwidert, die Lampe habe in der Tat, so wie sie da brenne, 
weniger als ein Watt pro Kerze, aber eine Kohlefadenlampe würde 
bei solcher Belastung längst zugrunde gegangen sein. Diese Lampe 
brenne bereits 183Stunden so, und es liege kein Grund vor, anzu- 
nehmen, daß sie diese Leistung nicht noch wesentlich länger her- 
gebe. Der Faden bestehe aus Tantalmetall und sei aus einem Oxyd- 
stäbchen unmittelbar durch Elektrolyse gewonnen, genau, wie er es 
vorausgesagt habe. Vanadin habe sich als viel weniger geeignet 
erwiesen. Tantal ergab beim ersten rohen Versuch diesen Erfolg. 


Die Lampe hatte einen ziemlich dicken Faden von einigen Zen- 
timetern Länge. Er sah rauh und ungleichmäßig aus, soweit ich 
mich erinnere. Ich war erstaunt, daß der Faden bei dieser Beschaf- 
fenheit so lange halten konnte; das lasse doch auf tatsächlich sehr 
gute Eigenschaften des Materials selbst schließen. Bolton erzählte, 
der Faden sei ihm einmal während des Brennens zerbrochen, die 
Bruchenden seien aber bei einer Erschütterung in Berührung ge- 
kommen und haben sich dabei sofort wieder miteinander verschweißt. 
Die Lampe habe also gewissermaßen die Fähigkeit, sich selbst zu 
reparieren. Auch das sei etwas ganz Neues. Einmal habe er wegen 
eines Schadens den Faden aus der Glocke herausgenommen und in 
eine neue Glocke eingesetzt; danach habe er ohne weiteren Unfall ge- 
und insgesamt bis jetzt schon eine Brenndauer von 18 h er- 
reicht. 

Ich stand noch lange dabei, und als ich sah, daß die Lampe unver- 
ändert mit hoher Weißglut weiterbrannte, sprach ich: „Ich habe nun 
jahrelang Ihre Versuche und auch die Versuche Anderer kennen ge- 
lernt und habe bisher nichts gesehen, was auch nur annähernd an 
das heranreichte, was Sie mir jetzt hier vorführen. Wenn das richtig 
ist, was Sie mir sagten über die Zahl der Stunden, die der roh her- 
gestellte Faden mit dieser Belastung schon ausgehalten hat, so ist 
in allem Wesentlichen eingetroffen, was Sie voraussagten. Ich bin 
nun überzeugt, daß die Lampe mit Tantalfaden einen Wendepunkt 
in der Geschichte der Glühlampen bedeuten wird. Ich habe schon 
viele Hoffnungen scheitern sehen und bin drum sehr vorsichtig, 
aber hier glaube ich an einen Erfolg. Von diesem Laboratoriums- 
versuch bis zur marktfähigen Lampe dürfte jedoch ein überaus 
en und langwieriger Weg sein, der jahrelanges Mühen er- 

ordert.‘ 

Bolton war zwar erstaunt, daß ich noch mit so langen Zeit- 
räumen rechnete, stimmte aber zu, daß gewaltige Arbeit noch zu lei- 
sten sei. Am wichtigsten sei ihm zunächst, festzustellen, ob das Tan- 
talduktilist, so daß man es zu Drähten ziehen könne. 

Ich ging nun unverzüglich an die patentrechtliche Sicherung des 
bis dahin Erreichten. Die erste Anmeldung wurde am 7. April 1902 
eingereicht. Von dem Ziehen des Tantals zu Drähten habe ich darin 
zunächst noch nicht weiter gesprochen, weil mir damals die Duktili- 
tät noch nicht festzustehen schien. Zwar soll sich nach einer Ver- 
öffentlichung Boltons aus 1905 schon jener erste von ihm hergestellte 
Glühkörper als biegsam, also duktil, erwiesen haben. Mir st das 
nicht erinnerlich. Im Anspruch der Anmeldung nannte ich aber vor- 
sichtigerweise auch „Drähte“ aus Tantal, im Unterschied von „Fä- 
den” oder „Stäben“. Das Patent wurde unter Nr. 154527 erteilt mit 
folgenden Ansprüchen: 


1. Glühkörper für elektrische Glühlampen, dadurch gekennzeich- 
net, daß derselbe im wesentlichen nur aus stofflich einheitlichen 
Fäden, Stäben oder Drähten aus metallischem Vanadin, Tantal 
oder Niob, oder Legierungen dieser Metalle miteinander oder mit 
anderen Metallen besteht. 

2. Verfahren zur Herstellung von Glühkörpern nach Anspruch 1, 
dadurch gekennzeichnet, daß ein stromleitendes Oxyd der 
treffenden Metalle mit Hilfe eines Bindemittels zu Fäden u. dgl. 
geformt und hiernach durch Hindurchleiten eines elektrischen 
Stromes zersetzt wird. 

3. Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch 2, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß als Ausgangsmaterial das schwerleitende 
Pentoxyd oder Säurehydrat des Niob oder Tantal verwendet 
wird, in der Weise, daß es mit Hilfe eines Bindemittels (Paraf- 
fin, Kautschuk od. dgl.) zu Glühkörpern geformt wird und hier- 
auf durch Erhitzen in Kohlepulver oder in einem indifferentel 


24. August 1922. 


oder reduzierenden Gas in ein besser leitendes Oxyd übergeführt 
wird, worauf durch Hindurchleiten eines elektrischen Stromes 
die Zersetzung herbeigeführt wird. 

4 Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch 3, dadurch ge- 
kennzeichnet, daß die Menge des verwendeten Bindemittels so 
gewählt wird, daß in dem fertigen Glühkörper kein Kohlenstoff 
mehr enthalten ist. 


Die erste Versuchslampe soll übrigens nach einer Aufzeichnung, 
die ich Mitte 1904 machte, noch mehrere 100 h gehalten haben. Ich 
kann das heute nicht mehr nachprüfen. 

Das war dererste Abschnitt im Werdegang der Erfindung. Trotz 
aller vorausgegangenen Einflüsse — wie man sie auch werten mag — 
laz hier eine eigene, schöpferische Tat Boltons vor; ein kühner 
Griff eines phantasiebegabten Kopfes in das Reich des Unbekann- 
ten: rasch erdacht und rasch vollendet. 


So aussichtsvoll auch die Sache šich am ersten Tage darstellen 
mochte, so war es doch zunächst ganz ungewiß, ob es gelingen würde, 
zu einem durchschlagenden Erfolg zu kommen. Gelang es nicht, alle 
die zahlreichen technischen Schwierigkeiten, die noch auf dem Wege 
lazen, restlos zu überwinden, so war Boltons Gedanke und Tat tech- 
nisch wertlos. Er hätte wohl der Wissenschaft einen guten Dienst 
seleistet durch die Rein-Darstellung des Tantalmetalles in Form 
eines zusammenhängenden Körpers und durch Feststellung verschie- 
dener Eigenschaften dieses Metalles; für die Technik aber hätte es 
nichts bedeutet, als einen unmittelbar vergeblichen, vielleicht sehr 
eroßen Aufwand an Zeit und Arbeit. 

Der zweite Abschnitt im Werdegang der Erfindung war ein 
mühevolles Ringen um das, was eigentlich erst eine Erfindung aus- 
macht: um die dem allgemeinen Gebrauch zugängliche, ihren Zweck 
erfüllende, marktfähige Lampe; die Lampe für beliebige Spannun- 
een, die in gesicherter Massenherstellung gewonnen werden kann. 
E: bedurfte des Zusammenwirkens Vieler und eines Zeitraumes von 
etwa 3 Jahren, um diesen schwierigsten und für den Erfolg aus- 
schlaggebenden Teil der Aufgabe zu bewältigen.. Auch bei dieser 
Entwicklungsarbeit stand Bolton mit in der ersten Linie. Es drehte 
eich dabei vor allem darum, 1. ein für die Massenherstellung geeig- 
netes Verfahren zur Tantalgewinnung zu finden, 2. das Tantal in 
einen solchen Zustand zu bringen, daß es durch Walzen und Ziehen 
weiter verarbeitet werden kann, 3. das Ziehverfahren so auszubilden, 
daß laufend die erforderlichen feinen Drähte in genügender Länge 
gewonnen werden können, 4. die Lampe selbst konstruktiv durchzu- 
hilden, so daß sie allen berechtigten Anforderungen der Verbraucher 
entspricht. Dazu kamen noch andere Schwierigkeiten, die zu über- 
winden waren. Nach alledem erst konnten dann die Arbeiter ange- 
iernt und die Massenherstellung endgültig eingerichtet werden. 

Bolton behielt bei allen unter 1 bis 3 genannten Arbeiten die 
Führung; dabei unterstützte ihn in wirksamster Weise Herr Simp- 
son. Die konstruktive Durchführung (Nr. 4) nahm Herr Dr. Feuer- 
lein in die Hand. Aber ohne die umfangreichen Hilfsmittel und Er- 
faıhrungen einer großen Firma, wie Siemens & Halske, und ohne die 
Mitwirkung vieler tüchtiger Mitarbeiter hätte das Werk nicht vol- 
lendet werden können. Wenn man den Hauptwert auf die Ent- 
wieklungs- Arbeit legt, die ja erst. die Erfindung vollendete und 
deren Wert begründete; so muß man sie als eine Betriebslei- 
stung ansprechen. Dies gilt um so mehr, wenn man bedenkt, daß 
von der ersten genialen Idee Boltonsnichts in die endgül- 
tige Lampe übergegangenist als die Erkenntnis, daß 
Tantal einen hohen Schmelzpunkt hat und für Glühlampen ge- 
eignet ist. Das Herstellungsverfahren für das Material, die Art der 
(Gewinnung von Fäden, erwies sich als ganz unzulänglich für den 
praktischen Gebrauch; ebenso die Beschaffenheit dieser Fäden und 
die Bauart der ersten Lampe. 

Es ist unmöglich, hier auch nur annähernd alles zu schildern, 
was in den folgenden Jahren geleistet worden ist. Ich bin auch kei- 
neswegs über alle Einzelheiten dieser langen Zeit auseigener 
Anschauung eo vollkommen unterrichtet, daß ich ein abschlie- 
fendes Bild dieser Entwicklung zu geben vermöchte. Ich kann nur 
einige besonders wichtige oder interessante Punkte herausgreifen 
und muß es anderen überlassen, dies Bild zu ergänzen. 

Ich selbst hatte während der ganzen Zeit. der Entwicklung un- 
ählige Besprechungen mit allen Beteiligten, vor allem aber mit 
Bolton selbst. Dabei drehte es sich für mich in erster Linie um die 

ragen: Was ist bis jetzt erreicht worden? — Ist das genügend ge- 
chützt? Oder wie wäre es wirksam zu schützen? — Welche weite- 
ren technischen Möglichkeiten lägen vor, für uns oder für andere? 
— Welche Schutzrechte wären uns im Hinblick auf solche Möglich- 
keiten erwünscht? — Was müßten wir wissen und können, um solche 
Schutzrechte für uns zu beanspruchen? — So war ich immer bei der 
S«che. Die dauernde Erörterung aller dieser Fragen hat aber auch 
naturgemäß manches beigetragen, die Lage zu klären und die Dinge 
u fördern. In erster Linie aber zielte ich darauf ab, einen patent- 
rechtlichen Schutzwall zu errichten, der es der Firma Siemens & 
Halske ermöglichte, ruhig fortzuarbeiten, ohne befürchten zu müs- 
sen, daß im Falle eines Erfolges ein beliebiger anderer sich die Er- 
gebnisse der Arbeit und der sehr bedeutenden Aufwendungen ohne 
weiteres aneignet. — 


. Wie schon oben gesagt, war es Boltons erste Sorge, dieDukti- 
lität des Tantals zu bewahrheiten, um zu gezogenen Drähten zu 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34. 


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gelangen. Die Gewinnung eines Tantalmetalls, das für alle weiteren 
Arbeiten als Ausgangsmaterial diente, hat wohl am wenigsten 
Schwierigkeiten gemacht. Das ursprüngliche, elektrolytische Ver- 
fahren hattè man rasch verlassen. Man gewann ein ziemlich reines 
Tantal in Pulverform durch Abänderung der früher bekannten Ver- 
fahren. Schon wenige Tage nach jener ersten Laboratoriums-Lampe 
erzählte Bolton mir, er habe solches Tantalpulver unter hohem Druck 
zusammengepreßt. Aus der Art, wie es sich bei diesem Zusammen- 
pressen verhalte, und auf Grund seiner besonderen Erfahrungen mit 
den verschiedenen Metallen schließe er, daß das Tantal sehr 
duktil sei. Am nächsten läge es nun, das Tantal zu schmelzen. Man 
müßte dann zu einem duktilen Regulus kommen. Leider aber seien 
die Bedingungen für die Gewinnung eines reinen Tantalrexzulus wc- 
gen des sehr hohen Schmelzpunktes ünd der hohen Reaktionsfähig- 
keit des Tantals praktisch nahezu unerfüllbar. Noch mancherlei 
anderes ergab sich aus jener Besprechung. 

Um nichts zu versäumen, arbeitete ich im Anschluß daran sechs 
Patentanmeldungen aus, die alles zusammenfaßten, was sich Erfolg- 
versprechendes ergeben hatte. Nach einer von diesen Anmeldungen 
sollen geprefßte und gesinterte Körper durch Strom soweit erhitzt 
werden, daß ein homogener Körper entsteht, der gezogen werden 
kann. Dabei vermied ich es, ausdrücklich zu erwähnen, daß die Er- 
hitzung bis zum Schmelzpunkt getrieben werden solle, da dies ja 
keineswegs unerläßliche Bedingung der Duktilität ist. 

Nach einer anderen jener Anmeldungen soll das Metallpulver 
mittels Paraffin geformt und dann gesintert werden. 


Die Ausarbeitungen legte ich Bolton noch im April 1902 vor und 
reichte sie am 2. Mai 1902 ein. Die beiden oben erwähnten wichtig- 
sten insbesondere führten zu den Patenten Nr. 159811 und Nr. 164357. 
Der ursprüngliche Anspruch des ersteren Patentes lautete: i 


„Verfahren zur Herstellung von homogenen Körpern aus Va- 
nadin, Tantal oder Niob oder Legierungen derselben, gekennzeich- 
net dadurch, daß amorphe Metallpulver der betreffenden Metalle 
oder chemische Verbindungen derselben, welche durch den elektri- 
schen Strom zu Metall reduziert werden, mit oder ohne ein geeig- 
netes Bindemittel in die Form von Stäben, Fäden od. dgl. gebracht, 
nötigenfalls zuerst im Ofen und hierauf durch Hindurchleiten eines 
elektrischen Stromes stark erhitzt werden, bis ein zusammenhän- 
gender Metallkörper entstanden ist, worauf der so erhaltene Me- 
tallkörper durch Walzen, Ziehen, Pressen od. dgl. in die gc- 
wünschte Form gebracht wird.” 


Anfang Mai 1902, vielleicht auch etwas später, mag es dann ge- 
wesen sein, daß Bolton zum ersten Male beim Durchschmelzen eines 
dünnen Stäbchens im Vakuum einen Lichtbogen und kleine Tantal- 
tröpfchen erhielt. | 

Am 5. Mai besprach ich die ganze Lage mit Wilhelm v. Siemens. 
Dabei betonte dieser die große Bedeutung, die es haben würde, wenn 
es gelänge, das Tantal vollständig zu schmelzen und zu Drähten zu 
ziehen. Er empfahl mir trotz der gegenwärtigen Unsicherheit des 
Erfolges, auf alle Fälle einen Patentanspruch allgemein auf die Ver- 
wendung eines gezogenen Drahtes aus Tantalmetall für Glüh- 
fadenzwecke zu richten. Das sei die eigentliche Erfindung, um die 
allein es sich für uns drehen könne. Nur wenn es gelänge, 
Drähte zu ziehen, habe die Sache eine ernsthafte Bedeutung. Wenn 
wir etwa mit gespritzten Fäden arbeiten müßten, würde das ganze 
Gebiet praktisch so gut wie verloren sein. 

Ich stellte daher zu der Anmeldung des Patentes Nr. 159811 
neben dem oben bereits angeführten nachträglich noch folgenden An- 
epruch auf: 

„Glühkörper für elektrische Glühlampen nach Patent 154527, 
dadurch gekennzeichnet, daß derselbe aus gezogenen oder gewalz- 
ten Drähten oder Blechstreifen von Tantal, Niob oder Vanadin 
oder schwer schmelzbaren Legierungen dieser Metalle besteht.” . 


Wilhelm v. Siemens beschäftigte sich von Anfang an sehr mit 
der ganzen Sache und hat die jeweilige Lage laufend mit Bolton und 
anderen besprochen. Seinen Einfluß und seine Bedeutung für das 
Zustandekommen der Erfindung richtig zu schätzen, vermag nur, 
wer seine Eigenart kennt. Er wußte durch geschicktes Ausfragen 
eine Gedankenreihe in Fluß zu halten und halb entwickelte Gedan- 
ken ans Licht zu ziehen und zu klären. Halbheiten konnten vor ihm 
nicht lange bestehen, und wer es versuchte, sich seinen eindring- 
lichen Fragen durch Ausreden zu entziehen, der saß bald auf. Dazu 
kam eine andere Eigenschaft. Er war ungemein zäh im Verfolgen 
eines Zieles, das sich ihm als wichtig und erreichbar darstellte. Für 
ihn war in unserem Fall das einzige, was praktisch in Betracht kom- 
men sollte, die Lampe mit einem gezogenen Draht, der aus einem 
Schmelzkörper gewonnen wurde. Bolton neigte viel eher dazu, auf 
halbem Wege stehen zu bleiben und sich auch mit einem geringeren 
Erfolg zu begnügen. Wilhelm v. Siemens schnitt ihm iede Aussicht. 
auf Erfolg ab, wofern er sich nicht auf das gesteckte Ziel einstellte. 
Mit fortschreitender Arbeit wurde dann die gestellte Forderung 
immer mehr verschärft derart, daß eine Lampe zu schaffen sei, die 
bei einem Verbrauch von höchstens 15 W pro Kerze mindestens 
500 h Lebensdauer ergebe; daß die erforderlichen feinen Drähte in 
vollkommen beherrschter und gesicherter Massenherstellung in be- 
liebigen Längen ziehbar sein müßten; daß die Lampe für die ge- 
bräuchlichsten Spannungen in Anlehnung an die Gröfßenverhältnisse 
der Kohlefadenlampen zu bauen sei, und daß zunächst einmal in 
mehrmonatlicher, ununterbrochener Probefabrikation mindestens 


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1000 Stück pro Tag hergestellt worden sein müßten. Bevor dies alles 
erreicht wäre, sollte unter keinen Umständen irgend etwas veröffent- 
licht und keine Lampe in den Verkehr gebracht werden. Siemens 
kümmerte sich um alle Einzelheiten und griff überall beratend und 
helfend ein. Es ist nicht leicht zu sagen, wieviel bei der ganzen Sache 
seinem Einfluß zu danken ist und was geworden wäre, wenn er nicht 
mit Rat und Tat und als scharfer Richtungsweiser mitgeholfen hätte. 
Ich glaube aber nicht irre zu gehen, wenn ich sage, ohne seine Mit- 
wirkung wäre die Lampe erst sehr viel später oder vielleicht nie bis 
zu der Vollkommenheit durchgebildet worden, mit der sie 1905 auf 
den Markt kam. Ein zu frühes Herauskommen mit der Lampe würde 
die Fortentwicklung sicher gehemmt und alle die Gegenkräfte vor- 
zeitig ausgelöst haben, die dahin arbeiteten, der Lampe den Rang ab- 
zulaufen. — 

Auf dem Wege zur Duktilisierung lag zunächst die Aufgabe des 
Schmelzens. Die Schwierigkeiten waren ungewöhnlich groß, und es 
dauerte sehr lange, bis man wirklich brauchbare Schmelzkörper be- 
kam. Moissan hatte schon früher das Schmelzen eines unreinen Tan- 
talpulvers im elektrischen Ofen versucht. Er bekam auch im Licht- 
Poeni, einen Regulus; dieser bestand aber fast vollständig aus 

arbid. 

Die Schwierigkeiten lagen einesteils in der Erzielung der erfor- 
derlichen sehr hohen Temperaturen, andererseits in der großen Ver- 
wandtschaft des Tantals zu fast allen bekannten Stoffen bei hohen 
Temperaturen. Um auf die Schmelztemperatur zu kommen, konnte 
man an Wärmezufuhr von außen denken, oder an elektrische Wider- 
standserhitzung, bei der die Tantalmasse selbst als Widerstand 
dient; oder aber an die Wirkung eines Lichtbogens, bei dem die zu 
schmelzende Masse als eine Elektrode benutzt wird. Die Ausgangs- 
masse selbst konnte entweder die Form zusammenhängender Körper 
haben, wie sie nach dem ursprünglichen Boltonschen elektrolytischen 
Verfahren gewonnen wurden, oder es konnten Massen verwendet 
werden, die aus pulverförmigem Ausgangsmaterial gewonnen waren, 
z. B. durch Zusammenpressen oder Zusammensintern. Um die Be- 
rührung mit anderen Stoffen und die dadurch bedingte Verunreini- 
gung zu verhüten, mußte man für geeignete Unterlagen, auf denen 
die Schmelzmasse ruhen sollte, und für die Fernhaltung aller reak- 
tionsfähigen Gase sorgen. Anfangs wurde versucht, die von einem 
frei angeordneten Stäbchen im’ Lichtbogen abtropfenden Schmelz- 
kugeln in einem daruntergestellten Schälchen aufzufangen. Die da- 
bei erhaltenen Kugeln waren aber verunreinigt und spröde. Vieler- 
lei anderes wurde durchprobiert mit ähnlichem Mißerfolg. Noch im 
November 1902 kam daher der Gedanke von neuem auf, den Schmelz- 
prozeß ganz zu umgehen, eine pulverige Metallmasse zunächst me- 
chanisch zu verdichten, dann stark zu erhitzen, um sie zu sintern, 
und dann weiter zu verarbeiten. Dies führte zu dem Patent 154998 
vom 13. XI. 1902 mit folgenden Ansprüchen: j 


1. „Verfahren zur Herstellung von homogenen Körpern schwer 
schmelzbarer Metalle aus Metallpulvern, gekennzeichnet da- 
durch, daß die Metallpulver unmittelbar durch Walzen zu Fä- 
den oder Bändern vereinigt werden. 

2. Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch 1, gekenn- 
zeichnet dadurch, daß die Körper nach dem Walzen durch Hin- 
durchleiten eines elektrischen Stromes bis nahe an den Schmalz- 
punkt des Metalls erhitzt werden, zu dem Zwecke, den Kör- 
pern höhere Festigkeit und Ziehbarkeit zu verleihen.” 


"Erst Anfang des folgenden Jahres wurde das Schmelzverfahren 
soweit ausgebildet, wie es erforderlich war, um duktile Körper zu 
bekommen. Man schmolz in einer verhältnismäßig großen, an die 
Luftpumpe angeschlossenen Glasglocke im Vakuum, u. zw. mittels 
des Lichtbogens, der zwischen einer Tantalelektrode und dem zu 
schmelzenden Tantalkörper gebildet wurde. Letzterer war aus Pul- 
ver zusammengepreßt und ruhte auf einer Unterlage aus Tantal- 
metall. Die Elektrode wurde durch eine eigenartige Dichtung in die 
Glocke hineingeführt, so daß sie von außen frei nach allen Seiten be- 
wegt werden konnte. 


Das Verfahren ist niedergelegt in den beiden Patenten Nr. 
152848 vom 20. I. 1903 und Nr. 153826 vom 29. III. 1903, deren Patent- 
ansprüche lauten: 


Nr. 152848 „Verfahren zur Herstellung homogener Körper aus Tan- 
talmetall oder anderen schwer schmelzbaren Metallen, gekenn- 
zeichnet dadurch, daß das auf beliebigem Wege hergestellte Me- 
tallpulver zunächst durch Zusammenpressen oder Zusammensin- 
tern zu einem hinreichend festen Körper vereinigt wird und hier- 
auf durch Hindurchleiten eines elektrischen Stromes im Vakuum 
oder indifferenter Umgebung bis zum Schmelzen erhitzt wird.” 


Nr. 153826 „Verfahren zur Herstellung homogener Körper aus Tan- 
talmetall oder anderen schwer schmelzbaren Metallen nach Pa- 
tent 152848, gekennzeichnet dadurch, daß das Schmelzen des Me- 
talles in einem Gleichstromlichtbogen erfolgt, für welchen der 
zu schmelzende Körper als positive Elektrode dient.” 


Die Schmelzkörper, die man auf solche Weise bekam, waren nun 
aber noch keineswegs immer duktil. Es kamen große Ungleichmäßig- 
keiten vor, die eine geregelte Fabrikation einfach unmöglich ge- 
macht hätten. Es dauerte sehr lange, bis man die Ursachen erkannt 
und die Mittel zu ihrer Abhilfe gefunden hatte. Es kam z. B. auf die 
Verwendung möglichst reiner Ausgangsmaterialien, auf die Strom- 
art und das Verhältnis der Stromstärke zum Gewicht der Schmelz- 
masse, auf die Temperatur der Schmelzmasse und die Dauer des 


Schmelzprozesses an; zum guten Teil auch auf die geschickte Füh- 
rung der beweglichen Elektrode beim Schmelzen. Vor allem aber 
zeigte sich, daß viele schädliche Verunreinigungen des Regulus ganz 
ausgetrieben und Blasenbildung verhütet werden konnte, wenn das 
Metall im Vakuum gründlich genug durchgeschmolzen wurde. Die 
hierbei gemachten Erfahrungen fanden z. T. ihren Niederschlag in 
dem Patent Nr. 155548 vom 15. X. 1903, dessen Anspruch folgender- 
maßen lautet: 


` „Verfahren zum Reinigen von Tantalmetall, dadurch gekenn- 
zeichnet, daß im Vakuum oder in einer indifferenten Atmosphäre 
zwischen dem zweckmäßig als Anode dienenden Rohmetall einer- 
seits und einer Kathode aus reinem Tantal- oder einem anderen 
Metall andererseits ein Lichtbogen gebildet wird zwecks Ausschei- 
dung der fremden Beimengungen.” ` 


Große Schwierigkeiten machte dann aber noch das Ziehen des 
so gewonnenen Materials selbst. Handelte es sich doch darum, Drähte 
von größter Feinheit aus einem ungewöhnlich harten Material zu 
gewinnen, dessen Härte sich beim Ziehen unter Umständen noch we- 
sentlich steigerte. Im September 1903 gelang es zum erstenmal, auf 
einen Drahtdurchmesser von 0,05 mm herunterzukommen. Später 
kam man noch erheblich weiter. Freilich waren es bei der damals 
noch nicht ganz überwundenen Unsicherheit der Tantalgewinnung 
zuerst meist nur Drähte von unregelmäßigen Längen; oft nur kurze 
Stückchen. Aber man lernte allmählich das Material immer besser 
kennen und das Ziehverfahren immer mehr beherrschen. — 


Sobald man erst einmal überhaupt gezogene Drähte hatte, konnte 
man auch daran gehen, die Lampenkonstruktion selbst durchzubil- 
den. Man mußte hierfür die bei Kohlefadenlampen und auch die bei 
der Osmium-Lampe angewendeten Wege ganz verlassen. Um Lam- 
pen üblicher Kerzenzahl und Spannungen zu gewinnen, mußte man 
ungewöhnlich große Längen des Drahtes in der Lampenglocke unter- 
bringen. Dies war um so schwieriger da man an der Grundforderung 
festhielt, daß die Lampenglocke sich in den sonst bei Kohlefadenlam- 
pen üblichen kleinen Abmessungen balten sollte. Dadurch war die 
Gefahr von Kurzschlüssen zwischen einzelnen Teilen des langen Fa- 
dens gegeben. Die Aufgabe wurde ferner dadurch erschwert, daß im 
Gegensatz zu den Kohlefäden die Tantaldrähte bei den in Betracht 
kommenden hohen Temperaturen weich sind und der eigenen 
Schwere folgend ihre Form und Lage ändern. Hierdurch wurde die 
Kurzschlußgefahr noch wesentlich erhöht. Man half sich dadurch, 
daß man ein besonderes Traggestell mit zwei Kränzen von Haltern 
verwendete und zwischen den beiden Halterkränzen den Tantaldraht 
hin- und herführte. A 


Ein Traggestell mit zwei Kränzen von Haltern hatte schon Bol- 
ton einmal hergestellt, als er die ersten Proben gezogener Draht- 
stückchen in Händen hielt. Aber damit allein war noch nichts ge- 
wonnen. Bolton hat auch den Gedanken nicht weiterverfolgt und die 
Lampe konstruktiv nicht durchgebildet. Der Weg wurde erst von 
Dr.Feuerlein (wie ich glaube ganz unabhängig von Bolton) auf 
Grund sehr mühevoller und langwieriger Versuche gebahnt. 


Es bedurfte in der Tat sehr langer, mühevoller Arbeit und vieler 
Erfahrungen, bis man die wirklich brauchbare Form gefunden hatte. 
Zum Beispiel wirkte die thermische Längung der Drähte beim Warm- 
werden sehr störend und gab zu zahlreichen Anordnungen Anlaß, die 
den daraus entstehenden neuen Gefahren begegnen sollten. Anderer- 
seits aber zeigte sich bald, daß nach längerer Brenndauer der Lam- 
pen eine Kürzung der Fäden eintrat, die mit einer Strukturänderungz 
des Fadens selbst und mit einem Sprödewerden verbunden war. Es 
erforderte viel Erfahrungen und viele neue Gedanken, um diesen 
einander in mancher Beziehung geradezu widersprechenden Anfor- 
derungen gerecht zu werden. Durch geschickte Gesamtanordnung, 
durch passende Wahl von Größe, Form und Material der Halter, durch 
die Formung der Fäden selbst usw. gelang es im Laufe der Zeit, 
aller dieser Schwierigkeiten Herr zu werden. Auch die geeigneten 


- Verfahren zum Auspumpen der Lampen konnten erst nach unzähli- 


gen Versuchen herausgefunden werden, und die Entwicklung der Re- 
geln für die richtige Bemessung der Drähte für jede vorgeschriebene 
Spannung, Lichtstärke und Wattzahl erforderte ein besonders ein- 
dringendes Studium der Eigenschaften des Tantaldrahtes. Diese ge- 
samte konstruktive Durchbildungsarbeit bis zur letzten Vollendung 
war meines Wissens hauptsäcmhich das Verdienst des Herrn Dr. 
Feuerlein. Er war es auch, der zuerst auf die große wirtschaft- 
liche Bedeutung eines ausreichenden Patentschutzes gerade für diesr 
Seite der ganzen Arbeit aufmerksam machte. 


So mühevoll alle diese konstruktiven Arbeiten waren, und £0 
weit sich auch die Lampen in ihrem ganzen Aufbau von allem ent- 
fernten was früher auf dem Markt war, so schwierig war es doch, ge- 
rade dafür einen sicheren Patentschutz zu erlangen, weil es prak- 
tisch kaum möglich war, den Leser einer Patentanmeldung vollstän- 
dig in den Geist einzuführen, aus dem heraus eine im ersten Moment 
scheinbar geringfügige Maßnahme geboren war. Es bedurfte eines 
ganzen Systems von Anmeldungen, um den Schutzbereich einiger- 
maßen sicherzustellen. Die erste dieser Anmeldungen hatte folgen- 
den Anspruch: 

„Verfahren zur Herstellung von Glühlampen mit Metallglüh- 
fäden, dadurch gekennzeichnet, daß ein Metalldraht von den der 
erforderlichen Lichtstärke und Spannung entsprechenden Abmes- 
sungen über mehrere in geeigneter Entfernung angeordnete Be- 


kann a a e] MOPO EEEO O AE O o ge $ 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 34: 


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festigungshaken oder Nuten eines in der Birne zu befestigenden 
Traggestelles geführt und derart ausgespannt wird, daß schädliche 
Lagenveränderungen des Metallfadens vermieden werden.” 


Sie wurde schon im Juni 1903 eingereicht (DRP. Nr. 153328). 
Ihren Hauptwert erlangte sie außer durch die Festlegung der Urform 
des Traggestelles vor allem dadurch, daß der Ausspannungsgrad 


der Fäden richtig definiert wurde zu einer Zeit, da man noch sehr im ` 


Dunkeln tappte. _ 


Die Hauptanmeldung ergänzte ich bald durch eine ganze Reihe 
von Zusatzanmeldungen, die nicht nur den Zweck hatten, Auswege 
zu versperren, sondern auch vor allen Dingen dem Hauptpatent bei 
späteren Kämpfen eine befriedigende Auslegung, einen ausreichen- 
den Schutzumfang zu sichern. 


Als die Anmeldungen in der Öffentlichkeit bekannt wurden, 
ahnte man noch nicht, daß sich da ein großes Ereignis vorbereitete, 
und spottete vielfach über die „wunderlichen” Anmeldungen. Als es 
aber später Ernst wurde, rannte man in der ganzen Welt gegen die 
Patente an und suchte sie zu vernichten oder wenigstens beschränkt 
auszulegen. Es zeigte sich auch tatsächlich fast überall, daß man nur 
schwer der wirklichen Bedeutung der darin niedergelegten Gedan- 
ken gerecht werden konnte. Es war dem Fernerstehenden offenbar 
nicht leicht, die fortschrittliche Bedeutung der Neuerungen richtig 
zu Schätzen, die so geringfügig schienen und doch zumeist das Er- 
gebnis großen Aufwands an Mühen und Scharfsinn waren. Es waren 
Neuerungen, die hier zum erstenmal in Erscheinung traten und 
trotzdem bald darauf von zahlreichen Nachahmern als zum unent- 
behrlichen, vermeintlich jedermann zustehenden Bestand der Tech- 
nik gehörig in Anspruch genommen wurden. Der Kampf um den Be- 
stand der Halterungs-Patente und um die Feststellung ihres Um- 
fangs, und dann die Geltendmachung der Patente gegen die zahllosen 
Verletzer, das alles hat mehr als anderthalb Jahrzehnte gedauert. — 


Die Lampe selbst und die gesamte Herstellung wurde im Laufe 
des Jahres 1904 bis zur Vollendung durchgebildet. Man hatte das 
Ziel von Anbeginn sehr hoch gesteckt, und erst, als alle Bedingungen 
restlos erfüllt waren, wurde die Öffentlichkeit unterrichtet und die 
Lampe dem Verkehr übergeben. Am 17. I. 1%5 berichteten Bolton 
und Feuerlein über das Errungene im Elektrotechnischen Verein 
(vgl. „ETZ” 1905, Heft 4). Über die wissenschaftliche Ausbeute sei- 
ner Arbeit veröffentlichte Bolton das Wichtigste in der „Zeitschrift 
für Elektrochemie” 1905, Nr. 3. Er nennt dort am Schluß auch eine 
Reihe von Herren, denen er wesentliche Hilfe verdankte. Ich habe 
diese nicht alle hier erwähnt; nicht, als ob ich deren Verdienste zu 
gering schätzte, sondern weil ich hier in erster Linie nur das berich- 
ten a was ‘in meiner eigenen Erfahrung im Vordergrunde 
stand. — 


Es ist im Einzelfall zumeist sehr schwierig, ja geradezu unmög- 
lich, die Zusammenhänge vollständig klarzustellen, denen das Ent- 
stehen einer Erfindung zu danken ist. In Betrieben, in denen tau- 
sendfältige Erfahrungen zusammenströmen, immer neue Aufgaben 
an den einzelnen herantreten, alle Hilfsmittel zur Verfügung gestellt 
werden, um Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu leisten und neue 
Erkenntnisse planmäßig zu erschließen, wird man für die überwie- 
gende Mehrzahl der dort entstehenden Erfindungen annehmen dür- 
fen, daß alle jene Betriebseinflüsse von erheblicher, ja ausschlagge- 
bender Bedeutung für das Zustandekommen der Erfindungen sind. 
Gleichwohl spielen in jedem Einzelfalle auch subjektive Momente 
mit hinein; die besondere Erfahrung des einzelnen, seine Art, die 
Dinge geistig zu erfassen und zu verarbeiten, zufällige Gedanken- 
verbindungen und „Geistesblitze” werden eine Rolle spielen. Das 
liegt ja im Wesen alles menschlichen Wollens und Tuns überhaupt. 
Da gibt es keinen Zwanglauf, der sich auf eine einfache Formel brin- 


gen ließe. \ 


Hier liegt nun ein Fall vor, in dem in einem Abschnitt der Ent- 
wicklung der persönliche Anteil eines einzelnen gariz besonders 
stark hervortritt. Die Erfindung der Tantallampe wurde eingeleitet 
mit einer merkwürdigen Leistung Boltons, mit einem stark indivi- 
duellen Geistesblitz, der im Rahmen des allgemeinen Strebens nach 
einem neuen Glühlampenmaterial unvermittelt einen neuen Ausblick 
eröffnete und ein fruchtbares Feld erschloß. Die eigentliche erfinde-, 
rische Schöpfung aber, wie sie mehrere Jahre später in die Öffent- 
lichkeit trat, war das Werk eines wohlorganisierten Betriebes. Auch 
an diesem Betriebswerk hat zwar Bolton noch großen Anteil genom- 
men, und seine Gesamtleistung ist auch von dem Betrieb, dem er 
diente, hoch gewertet worden (Bolton hatte einen Anteil am Gewinn 
aus dem Vertrieb der Tantallampe). Aber es haben auch viele An- 
dere sowie die Gesamterfahrung und die Einrichtungen des Betriebs 
entscheidend mitgewirkt. Die Bedeutung dessen, was hier geschaf- 
fen worden ist, lag übrigens nicht sọ sehr in der Verwendung des 
Tantalmetalles an und für sich, als vielmehr in den gewaltigen tech- 
nischen Anregungen, die von der bis ins kleinste vorbildlich durch- 
gearbeiteten neuen Lampe ausgingen. Sie wirkte auslösend für die 
weiteren Fortschritte und vermittelte den Übergang zur Wolfram- 
drahtlampe, die jetzt seit über einem Jahrzehnt die Alleinherschaft 
behauptet. | 

Die Wolframlampe in ihrer letzten Vollendung kam zwar aus 
Amerika zu uns. Sie hat aber eine lange Vorgeschichte, die bis in die 
Anfangsstufen der Entwicklung der Tantallanmıpe zurückreicht und 
mit dieser Entwicklung eng verknüpft ist. Die Geschichte der Wolf- 
ramlampe und der Wolframverwertung überhaupt bietet soviel des 
Merkwürdigen, daß ich, der ich auch dieser Sache besonders nahe 
stand, mich verpflichtet halte, zu geeigneter Zeit auch hierüber 
einiges mitzuteilen. 


Bedienungsloses Kraftwerk mit Asynchronmaschinen. 
Von A. Palme, Pittsfield V.S. A. 


Während des letzten Jahrzehntes ist in Amerika viel geleistet 
worden, um menschliche Handarbeit so viel als möglich auszuschal- 
ten. Maßgebend hierfür waren zwei Faktoren: erstens die stetig 
steigenden Löhne, die für Handarbeit gefordert und bezahlt werden 
mußten, und zweitens die höheren Ansprüche, die von Tag zu lag 
auf häusliche Bequemlichkeit in selbst minder bemittelten Kreisen 
gestellt werden. 


Ohne mich in der Aufzählung der großen Menge derartiger, 
Handarbeit sparender Maschinen verlieren zu wollen, möchte ich 
nur einige markante Beispiele erwähnen. Hunderttausende von 
elektrischen Staubsaugern und elektrischen Waschmaschinen sind 
während der letzten paar Jahre an amerikanische Familien verkauft 
worden. Ja, eine moderne Braut eines Mannes von sagen wir 2590 $ 
jährlichem Einkommen wird heutzutage ihre Stirn in Falten legen, 
wenn sie ihre elektrisch gewaschene Wäsche mit einem gasgcheiz- 
ten Bügeleisen, statt mit einem elektrischen, und ohne elektrisch 
aügetriebene Mangel plätten muß. Ein Restaurant, das auf einen 
regen Gästezuspruch im Hochsommer rechnen will, ist heute ze- 
zwungen, ein Dutzend oder mehr Decken- und Wand-Ventilatoren 
zu imstallieren, um den Aufenthalt in dem Lokale begehrlicher zu 
zestalten. Die Verbindung der bestehenden Dampfheizung in seibst 
kleinen Einfamilienhäusern mit 6 oder 7 Zimmern mit einem, die 
Temperatur selbttätig regelnd®n Thermostaten ist gang und gäbe. 


Aber nicht nur derartige häusliche Behelfe sind während der 
letzten Jahre fast ein Bedürfnis geworden, auch die recht ver- 
wickelte Bedienung von elektrischen Unterwerken mit synchronen 
mformern sind derartig eingerichtet worden, daß deren Betrieb 
ohne jede menschliche Hilfe verläßlich aufrecht erhalten werden 
kann. Derartige Unterwerke sind bereits vielfach in tadelloscm 
Betriebe und sind aus Berichten auch den Lesern der „ETZ“ zar 
Genüge bekannt. 


. Letzthin ist jedoch ein neuer Weg vorgeschlagen und tatsäch- 
ich ausgeführt worden, der berufen ist, in Zukunft bei langen 
Überlandleitungen durch an Wasserkräften reiche Gebiete, eine 


wichtige und einträgliche Rolle zu spielen. Es ist dies die Einrich- 
tung eines elektrischen Wasserkraftwerkes, in welchem statt der 


Abb.ı. Asynchrones Kraftwerk in Lee. Äußere Ansicht der Hochdruckstation. 


üblichen Synchrongeneratoren Asynchrongeneratoren oder Induk- 
tionsmotoren verwendet werden. 
nötigen Erreger-Wechselstrom von einer synchron arbeitenden Mut- 


Jeder Induktionsmotor, der den 


teranlage erhält, und der übersynchron angetrieben wird, gibt elek- 


trische Leistung ab. Eine derartige Anlage kann 


eine solche Asynchronanlage mitteilen, die im August 


über eine Wasser- 
000 V-Fernleitutg, 


res dem Betriebe übergeben 
Das Städtchen i 
kraft von etwa 1000 PS verfügt, liegt an einer 11 


die von der Stadt Pittsfield nach Great-Barrington, eine Entfernung 


von 16 km, füh 


rt. Unterwegs werden von dieser Fernleitung eine 


Anzahl von industriellen Unternehmungen gespeist. Eine Finanz- 


gruppe in Pittsfield beschloß, dieso Wasserkraft in 


trom 


beit der 
wendung und geringste Bed 
hierbei die wesentlichsten Faktoren, 
schlaggebend waren, um dieses neu zu errich- 
tende Werk als Asynchronwerk auszu- 
führen, und den hierzu nötigen Erregerstrom 
aus der Pittsfild-Leitung ZU beziehen. 
bildung 1.) 
Es war ein natürlicher See vorhanden, der 
genügend Wasservorrat für 5 Be- 
 triebsreserve hat. Von di 
Pond) wurde eine 2 km lange 
tung nach dem aschinenhaus geführt, wo- 
selbst ein Gefälle von etwa 130 m zur Ver- 
i g steht. Die Rohrleitung wurde aus Ze- 
. dernholzstäben zusammengebaut, mit Stahl- 
draht umwunden und mit Pech getränkt. Ihr 
lichter Durchmesser ist 700 mm am nfang 
und 660 mm gegen das Ende hin. Wenige 
Meter vom Wasserschlößchen ist ein Stand- 
rohr von 800 mm Durchmesser vorgesehen, 
das Wasseretöße aufzunehmen bestimmt ist. 
Längs der Wand des Kraftwerke ist ein Ver- 
teilungsrohr aus Stahlguß mit drei Abzweig- 
rohren von 250 mm Durchmesser verlegt wor- 
den, an welches die Düsen der drei Pelton- 
räder angeschlossen sind. Jede dieser drei 
Turbinen hat ein einziges Bech rrad, das von 
zwei Düsen beaufschlagt wird. Die Leistung 
der Turbinen ist je 350 PS. Unmittelbar ge- 
it di Rädern ist je ein Drei- 
phasen - nal - Electric - Industionsmotor 
von 350 PS mit Kurzschlußanker, des- 
sen synchrone Drehzahl bei 60 Per und 
2300 V ist. 
asynchronen Generators machen die 


Durchgehen 


gefährliches 
iodes der drei 


Zwecke ist J 


begrenzer versehen, welcher derart arbeitet, daß, wenn die 


schwindigkeit mehr als 50 
zwischen die Düsen und das Becherrad 


remd dieser Ablenker den Wasserstrahl teilweise od 
die Düsen den Querschnitt verjingend 
schoben, worauf der Ablenker wieder zurückgeschwenk 


werden in 


die bei dem relativ hohen Gefälle gefährlich 
Antrieb j i 


Riemen, was auf den ersten Blick gefährlich ersch 


Riemen läuft jedoch eine kleine Spannrol 
abgleiten 


schalter, 


meter, sowie einen Spannungsmesser. Zähler und Wattme 


Festigkeitsunte 


ßdarucke und Oberflächenbeschaffenheit bei 


I. Einfluß verschiedener Pre 


Von Ing. Alfred Schob, Ständ. 


Übersicht. 


Isolierstoffen aus Festigkeitsuntersuchungen, 


ger- und Verbraucherkreisen erhöhtem Interesse begegnen, 
inwieweit selbst die an geometrisch einfach 
pern gefundenen Festigkeitswerte durch Abweichungen im Fabrikations- 
Die nachstehenden Untersu 


zu wissen, 
gang beeinflußt werden. 
us 

1) Die ausführliche 


‚Mitteilungen aus dem 


Berlin.) 


Die besonderen Eigenschaft 
dung eines 

Turbine entbehr- 
Last entsprechend von 
hen werden, um 
Mutterwerk ein 
verhindern. Zu 


Peltonräder mit einem Geschwindigkeiis- 
C- 


Verwer 
Drehzahlreglers für die antreibende 


vorgese 


dieses Geschwindigkeitsbegrenzers erfolgt 
eint. Auf diesem 


falls der Riemen 
oder reißen sollte, herabfällt und die Turbine 


Die einfache Schalttafel enthält für jeden G 
einen Strommesser, einen Zähler, ein registrierendes Watt- 


\ Arbeit mit Beschreibung der Ve 
und Angabe aller einzelnen ‚Versuchsergebnieee erscheint 
Staatlichen Materialprüfungsamt“. 


Tee auszubauen 


Abb. 2. Asynchrones Kraftwerk in Lee. Innenansicht der Hochdruckstatiön. 


abstellt. 


en eines 
selbst- 


diesem 


rechts- und linksgängig an. Die Inbetriebsetzung der Anlage ist 
i wo- 


äußerst einfach. Man öffnet eine der zwei Turbinendüsen, . 
durch der Satz auf e t w & synchrone Geschwindigkeit gebracht wì 
Dies wird lediglich durch Hören beurteilt. Sodann wird Ölschal- 
ter geschlossen, wodurch der Satz fast augenblicklich in Synchronis- 
mus springt. Daraufhin wird die zweite Düse geöffnet, WAS den M 
tor über Synchron eschwindigkeit bringt, und ihn sofort zu einem 
Generator macht. j i 
von Pittsfield ausbleiben, 80 
suchen durchzugehen. Bei 
ein, der ihre Drehzahl auf wenige Prozent unter der synchronen 
schwindigkeit hält. Wenn nun der Erregerstrom zurückkehrt, sprin- 


gen die Motoren sofort auf synchronen Gang. hinauf, der Begrenzer 
läßt los, und die Maschinen erzeugen in die Fern- 
edrückt wird. Alles dies geschieht natürlich völlig elektro- 
mechanisch ohne jedes menschliche Zutun. Um sich von der richti- | 

ige des Begrenzers ZU überzeugen, i j 
nahmefall allwöchentlich einmal von Hand aus W illkürlic 


herbeigeführt. Die Anlage läuft Tag und Nacht von Montag mr 
en. 


q 
i 
4 


Abb. 2 veranschaulicht das Innere des Kraftwerkes. 

Das Unterwasser dieser Anlage wird in einem kleinen Behälter 
gesammelt und durch eine Druckrohrleitung von 1 mm Durch- 
messer, ebenfalls aus Zedernholz, von 400 m Länge einem zweiten 
Niederdruckwerk zugeführt, woselbst ein Gefälle von etwa 20m | 
zwei weitere PS-Niederdruck-Turbinen betätigt, die mit je einem ; 
300 PS-Drehstrommotor verbunden sind. Die allgemeine Einrichtung \ 
dieser Niederdruckanlage ist gleich jener des Hochdruckwerk:s. ! 

Beide Anlagen sind über selbstgekühlte Öltransformatoren von |, 
9300 — 11000 V an die Pittsfielder Fernleitung angeschlossen UN 
werden zusammen etwa 4 Mill. kWh/Jahr abgeben. 


| 
Diese kleine Kraftanlage ist die erste ihrer Art im Osten 
ähn- | 


Normalstäben’). 


enerator: einen 
Vereinigten Staaten und wird zweifellos als Vorbild für viele 
ter zeigen liche Anlagen in der nächsten Zukunft dienen. 
rsuchungen an elektrischen Isolierstoffen. | 
t 


demnächst in 


Mitglied des Staatlichen Materialprüfungsamtes, Berlin-Dahlem. 


reuchseinrichtungen 
en 
(Verlag J. Springer. 


sich zunächst auf Normalstäbe mit und ohne Preßhaut sus Predm#- 
terialien die mit verschiedenen Preßdrucken hergestellt sind. Vom 
normalen nicht allzusehr abweichender Preßdruck hat im allgemeinen 
keinen Einfluß auf die Festigkeitseigenschaften, dagegen ergeben Stäbe 
mit Preßhaut im allgemeinen etwas höhere Werte als bearbeitete. 


Die Wichtigkeit einer genauen Kenntnis der Eigenschaften von 
namentlich der Preßmaterialien, 
zu we 
deren Beachtung U 


beginnt in weiteren 


en. Seitens des 


Isolierstoffen, 
Befol- | 


Kreisen der Elektrotechnik erkannt 
sind Prüfvorschriften herausgegeben, 


24. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 34. 


1087 


gung in der Praxis nicht genug empfohlen werden kann. Man ist 
sich aber klar darüber, daß die in diesen Vorschriften niedergelegten 
Erkenntnisse und Erfahrungen noch nicht genügen. Weitere um- 
fangreiche F orschungsarbeit ist zu leisten. Die vorliegende Arbeit 


soll einen Schritt in dieser Richtung tun, weitere Arbeiten des 


Staatl. Materialprüfungsamtes, die in engster Verbindung mit der 
lsolierstoffkommission des VD 

folgen. Das Amt hatte sich zunächst die Aufgabe gestellt, zu 
ermitteln: 

1. Welchen Einfluß verschieden hohe Preßdrucke, 

2. welchen Einfluß das Vorhandensein oder Fehlen der Preßhaut 
auf die Festigkeitsergebnisse ausübt. 

3. Gegenüber den „Prüfvorschriften für die Untersuchung elektri- 
scher Isolierstoffe”) des VDE erweiterte Wärmebeständig- 
keitsversuche auszuführen, u. zw. 

a) die Martensprobe außer mit der für alle: Materialien. glei- 
chen Biegespannung von 50 kg/cm? auch mit einer Span- 
` nung, die jeweils der halben Bruchbiegespannung des betref- 
fenden Materials bei Zimmerwärme entspricht; 
b) Warmbiegeversuche nach Art der Biegeversuche bei Zim- 
merwärme (nachstehend Warmbiegeversuche B genannt) 
mit den gleichen Spannungen wie unter a. 
Auf den geplanten Vergleich der Kugeldruckprobe mit der Dr. 
Meyerschen Stempeldruekprobe mußte verzichtet werden, da eich 
herausstellte, daß die Normalstäbe für die Stempeldruckprobe im 


„ETZ.“ 1922. 8. 446. 


 Zahlentafell. 
Uebersicht über den Einflußdes Preßdruckes. 


N Vgl. 


Gesamtmittel aus den Werten für die Stäbe 


Bedeutung Prel- mit und ohne Preßhaut 
des eo für Material 
| für all 
Wertes 1 | 2 | 3 | Te: | 7 | Mate- 
| rialien 
Biegefestigkeit | — 300%] 449) 218| 165| 103| 255| 238| 238 
0, ‚I normal | 448! 242| 172| 127| 294| 287| 253 
kg/cm? +30%,| 461] 247| 170| 126| 294| 204| 250 
— 300/1] 3,54] 2,10| 1,94 | 1,54| 2,68 | 2,16 | 2,83 
Schlag- +a normal | 3,64| 2,18 | 2,00 | 1,49| 2,50 | 2,19 | 2,33 
Sue C[+300,| 388| 223 1,70 | 1,55! 2,86 | 2,18 | 2,40 
e i 
ia .. | —30%%] 4,08! 238| 1,86 | 1,70| (8,72): 228 | 267 
emkg/cm? bei normal | 4,22; 2,92| 1,74| 1,84| 3,26 | 2,36 | 2,72 
— 200C | + 300%] 4,46) 3,33 | 1,72| 1,80 | (8,74) | 2,27 | 289 
n E nach 10 sek | — 309/,| 2790| 2100 | 1820 | 1940 | 2650 | 2310 | 2250 
= X Eindruck- | normal | 2790, 2430 | 1650 | 1980 | 2840 | 2420 | 2850 
$g dauer + 30 %/,| 2580: 2420 | 1430 | 2260 | 2900 | 2200 | 2300 
~ 2 nach 60 sek | — 300/,| 2640| 2000 | 1620 | 1860| 2440 | 2260 | 2140 
~ 25% Eindruck- | normal | 2610| 2310 | 1460 | 1920 | 2740 | 2360 | 2230 
& 9 dauer [-+30%9] 2400) 2300 | 1280 | 2170 | 2800 | 2140 | 2180 
= Zus Be eE 
3 _S nach 10 sek 2920| 2440 | 1560 | 2020 | 2820 | 2810 | 2430 
zx% Eindruck- 3120, 2760 | 1680 | 2200 | 2850 | 3160 | 2630 
Sg dauer 3000| 2680 | 1520 | 2340 | 3080 | 2670 | 2550 
2 -= 2 nach 60 sek 2760| 2310 | 140) | 1940 | 2740 | 2710 | 2310 
22% Eindruck- 2940| 2610 | 1510 | 2140 | 2750 | 3060 ; 2500 
Z dauer. 2320| 2530 | 1360 | 2260 | 2980 | 2580 | 2420 
Ty Konstante | | f 
SE  Biege- 8o! 70| 69| 153, 267| 204 | 141 
=2% spannung 82 67| 65| 162| 258 | 232 | 14 
F A= 80° 64' 64| 184| 248| 219 | 143 
ERS 50 kg/cm? i 
7 x Konstante í 
38 Biege- 59, 66! 58| 139| 208 | 134 | 111 
ag Spannung 60 66; 58] 126| 194| 154 | 110 
Si Q% 56 i 66| 165| 196 | 139 | 114 
> 0,5 Ob a OE NO 
m Konstante N | 
-9  Biege- 120| 80| 82| 171 |> 471 |> 418! > X4 
S a spannung 146; 79| 82| 170 |> 478 |> 42 | > 230 
N o= 120) 72| 80! 174 |> 486 |> 361 | > 216 
F 50 kg/cm? 
Sy Konstante 
gE  Biege- 88| 74| 64| 142) 257| 150| 129 
rx spannung 2| 71) 6| 128] 250| 1961 132 
» Q= 84| 62| 64| 136| 26| (203) 139 
0,5 0, | 


E unternommen werden, werden, 


allgemeinen zu schmal sind und infolgedessen vielfach unter dem 
verhältnismäßig hohen Stempeldruck platzen. 


Die Stäbe jedes der 7 für die Versuche zur Verfügung gestellten 


: Materialien wurden in 6 Zuständen geliefert, u. zw. je 32 Stäbe 


I. mit Preßhaut 


a) mit 30% unternormalem 
b) mit normalem 
c) mit 30 % übernormalem 


II. ohne Preßhaut (bearbeitet durch Schleifen) mit denselben 
Preßdruckstufen wie unter I. 


Die Materialien 1—3 sind Warmpreßmaterialien, 4—7 Kaltpreß- 
materialien, u. zw. 6 und 7 mit Kondensationsprodukten. Material 5 
mußte aus Gründen, die in der ausführlichen Arbeit angegeben sind, 
von den zusammenfassenden Betrachtungen ausgeschaltet werden. 

Die Versuchsausführung lehnt sich an die „Prüfvorschriften” 
an mit folgenden Abweichungen: 

Bei den Biegeversuchen ist zwecks genader Bestimmung der 
Bruchgrenze von der stufonweisen Steigerung der Belastung abge- 
sehen und eine gleichmäßig fortlaufende Steigerung der Belastung 
angewendet. Um den Einfluß verschiedener Belastungsgeschwindig- 
keit auszuschalten, wurde dieselbe bei allen Proben gleichgehalten. 


Die Kugeldruckhärteversuche wurden außer mit der vorgeschrie- 
benen Kugeibelastung von 50 kg auch noch mit 25 kg Kugelbelastung 
durchgeführt. 

Die Versuche über Wärmebeständigkeit wurden, wie unter 3 an- 
geführt, erweitert, u. zw. wurde bei der Warmbiegeprobe B in An- 
lehnung an die Biegeversuche bei Zimmerwärme die größtzulässige 


Zahlentafel2. 


\ Druck gepreßt; 


Übersicht über den Einfluß der Preßhaut. 


Ober- Gesamtmittel aus den Werten für die mit 30%, 


t al l 0 

Bedeutung |nachen- | * eh re er 
des ausland r Materia acai 
Wertes der Stäbe 4 | 6 | 7 | Mate- 
il: rialien 

i EN | 

B f 

en unbearb. = pe 162| 126| 282 | 24 | 260 
kg/cin? 'bearb. 176 HE 230 | 208 | 234 

Schlag- bei junbearb.]|4,24 | 2,25 | 2,01 | 1,57 | 2,72 | 22% | 2.51 

biege- +% bearb. [3,14 | 2,09 | 1,75 | 1,48 | 2,65 | 2,09 | 2,20 
festigkeit 

AB bei unbearb.| 4,68 | 324 | 1,77 | 1,87 | 3,19 | 2,47 | 2,87 
omkg/cm? — 200C | bearb. > 2,51 | 1,77 | 1,69 | (3,95) | 2,13 | 265 
an Š nach 10 sek = | | | K 
a WZ Eindruck- unbearb.| 2760, 2430 | 1820 2070 ; 2660 | 2080 | 2300 
Sn: dauer earb. i 2190 i oii 2860 | 2540 | 2300 ; 
A NOL ` 
m g nach 60 sek|unbearb.| 2600 2320 | 1610 : 1990! 2560 | 2040 | 2190 
< £% Eindruck- | bearb. |25 1800 | 1970 | 2760 | 2460 | 2180 
2 dauer | 
= 1 
2. © EI ss a Ra er 
2, g nach 10 sek 
Š EE Eindruck- |unbearb.| 3140| 2690 | 1750 | 2200 | 2780 | 2570 | 2520 
I > 5 dauer bearb. = 2570 | 1430 | 2170 | 3050 | 3190 | 2550 
D © 
F y g "ach 60 sek|unbearb.| 2980! 2550 | 1550 | 2140 | 2700 | 2490 | 2400 
nd E ee bearb. 2420 | 1290 | 2090 | 2960 | 3080 | 2420 
+ Konstante E 
E Biege- 

5 spannung junbearb.| 90° 69 67 | 177 | 261 218 147 
FR o, = bearb. 7u 65) 66, 156) 254 | 219 | 139 
558 50 kg/cm? | | 
= Qa K t | 
h: ons ante i 
ze . Biege- | 
38 spannung |unbearb.| 62) 66| 6s! 158| 21| u5 mm 
EE = | bearb. | 55 64} 67| 129] 198 | 169| 112 
Z^ 0605 | | 

Konstante ar l 
ar Biege- 
as spannung j|ünbearb.| 141] 76| 82| 182|> 478 |> 448 |> 235 

EL g= bearb. | 117| 78| 81| 162|>478|> 381 |> 216 
$a 
Dig 50 kg/cm? 
$o bo Konstante 
Sg Biege- : 

E spannung jünbearb.| 93| 74| 69| 155| 262 | (141) 2 
ss o= | bearb. | 76| 63| 60) 116| 266| 204 | 13 


0,5 Obs | 


- 


+ 


1088 


Ipni 


Durchbiegung zu 5 mm gewählt. Bei der Martensprobe beträgt die 
Durchbiegung des Stabes beim Absinken des Hebels um 3 mm auf 
120 mm Länge nur etwa 0,6 mm; bei Stäben, die nicht vorher zu 
Bruch gehen, bei denen also die Größe der Durchbiegung maßgebend 
für die Bestimmung des Wärmegrades Ag ist, müssen sich beim 
Warmbiegeversuch B daher naturgemäß höhere Zahlen für Ag er- 
geben als bei der Martensprobe. steht aber nichts im Wege, 
beim Warmbiegeversuch B dieselben Durchbiegungen festzusetzen 
wie bei der Martensprobe. Der Verfasser kann sich den mehrfach 
geäußerten Wünschen um Ersatz der Martensschen Wärmebestän- 
Jigkeitsprobe durch die Warmbiegeprobe B nicht anschließen, da die 
Martensprobe nur eine außerordentlich einfache V 
tung erfordert und zweifellos einen besseren Durchschnittswert bei 
der gleichen Anzahl Parallelversuche ergibt als 
probe B; denn bei der Martensprobe haben alle Querschnitte der 
freien Länge des Stabes die gewollte Versuchsspannung, bei der 
Warmbiegeprobe B dagegen nur der Querschnitt in der Mitte (Biege- 
balken auf 2 Stützen mit Einzellast in der Mitte). j 

Ferner sind noch Schlagtorsionsversuche ausgeführt, soweit das 
Material für diese ursprünglich nicht mit vorgesehene Versuchsart 
ausreichte Wegen der Ergebnisse dieser Schlagtorsionsversuche 
muß auf die ausführliche Arbeit verwiesen werden. 

Bei den 'Biege-, Schlagbiege- und Kugeldruckhärteversuchen 
wurden meistens je 5 Parallelversuche ausgeführt, bei den Wärme- 
beständigkeitsproben 3. Auch hinsichtlich dieser Einzel- und der 

i Mittelwerte muß auf die ausführliche Arbeit ver- 
für die Beantwortung der oben unter 1 


wiesen werden. Es genügt | 
Mittelwerte wieder zu entsprechenden 


und 2 gestellten Fragen, diese 
Gruppen zusammenzufassen. 
Um den Einfluß verschiedener Preßdrucke zu 
verfolgen, sind in Zahlentafel 1 für jedes Material und für jede der 
3 Preßdruckstufen Gesamtmittelwerte gebildet worden aus den hier 
nicht mitgeteilten Mittelwerten für die unbearbeiteten und 
der letzten Spalte dieser Zahlentafel sind schließlich 
den Mittelwerten aller 6 Materialien 
nochmals Gesamtmittelwerte gebildet. Diese Gesamtmittelwerte las- 
sen einen erheblichen und gesetzmäßigen Einfluß des Preßdruckes 
nicht erkennen. die einzelnen Materialien für sich 
betrachtet, findet man keine ausgesprochene Gesetzmäßigkeit. Ein 
regelmäßiges Ansteigen der Werte für Oby B+% und A, _» 


zunehmendem Preßdruck zeigt sich nur bei den. Materialien 1 und 2, 
während die Härtezahlen und die Werte der Warmbiegeversuche 


bearbeite- 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heit 34. 


“und daher v 


» 


„mit 


24. August 1922. 


Für die übrigen Materialien sind 


Unregelmäßigkeiten aufweisen. k. 
Es dürfte 


Gesetzmäßigkeiten erkennbar. 
3 von den 3 Warmpre Bmateria- 
der Abhängigkeit der Festig- 
bemerkbar macht, da diese Ma- 
Preßdruck fertiggestellt werden, W l 
ien die Heizung außerhalb der Presse erfolgt 


daß wenigstens bei 


druckes erwartet werden kann, 
betrag hat, der erforderlich ist, 

des Materiales herbeizuführen. Häufig, jedoch nicht regelmäßig, Zel- 
gen die Zahlen, daß mit 30 i 
gere Werte erzielt werden, während der 30 % übernormale 
meist keine Steigerung der Festigkeitseigenschaften herbeifübrt, 
ein Zeichen dafür, daß di des als „normal“ bezeichneten 
Preßdruckes seitens der Hersteller sorgfältig erprobt ist. 


In entsprechender Weise wie in 
tafel 2 Mittelwerte 
gebildet zum 
Gesamtmittelwerte für alle 6 Materialien liegen ü 
und Schlagbiegefestigkeit j 
bei denen ohne Preßhaut. 
sind Keine nennenswerten Unterschiede festzustellen; bei der Mar- 
tens-Warmbiegeprobe zeigt sich nur mit 0, = 50 kgl 
Unterschied. Die Werte der Warmbiegeprobe B sind für das Gesamt- 
mittel nicht verwendbar, weil bei 6 und 7 die Ver- 
suche nicht vollständig sind. 

Die Mittelwerte der einzelnen Materialien lie- 
gen bei der überwiegenden Zahl der Wertepaare für die unbearbei- 
teten Proben höher als für die barbeiteten; die vorhandenen Unter- 
schiede sind allerdings teilweise sehr deutlichsten ma- 
chen sie sich auch hier wieder bei den Warmpreßmaterialien, beson- 
ders bei Material 1 bemerkbar. Man 
daß die untersuchten Stäbe mit Preßhaut etwas höhere Festigkeits- 
werte aufweisen als die entsprechenden Stäbe 
Unterschiede sind nicht nur bei den einzelnen Materialien, 
auch bei den einzelnen Versuchsarten verschieden. 

Es dürfte sich empfehlen, die aus den vorliegenden Ergebnissen 
gezogenen Schlüsse noch an einem größeren Versuchsmaterial nach- 
zuprüfen, wobei eine Beschränkung auf Biege- und SchlagbiegeveorT- 
suche ausreichend sei Versuchsarten Unter- 
schiede in den Materialien Ausdruck kommeB. 


A 


n wird, da bei diesen 
am schärfsten zum 


nn 


Internationale Konferenz in Paris über elektrische Kraftübertragungsnetze für sehr hohe Spannungen. 
| (Schlup von S. 1061.) 


i b 
Leitungsmaterial. 
`. Dusaugy spricht über elektrische Leiter aus 
nium, Stahl-Kupfer und Stahl-Al. und gibt die 
üblichen charakteristischen Zahlenwerte an. 
Für Kupfer gelten: 


Kupfer, Alumi- 
in Frankreich 


1. spez. Gewicht p a p k 8,95 

9, Widerstand bei 20°C > >»: es e uQ/cm W. 
3. Temp.-Koeffizient . » - e 3910-4 

4. linearer Ausdehnungskoeffizient 16><10 ° 

5. Bruchlast kg/mm? . Be = 

6. Elastizitätsgrenze . 23—25 

7. Bruchdehnung a a 

8. Elastizitätsmodul kg/mm? . 13 


Im volkswirt 
Aluminiums in Frank 
ist. In den Jahren 1918/19 ist durch die 
gung der Elektrizitätsgenossenschaften eine Normalisierung des 
für die Verwendung zu Freileitungen bestimmten Aluminiums 
vorgenommen worden. Die Zahlen sind vom Handelsminister an- 
erkannt. 

Es wird gefordert: 

1. höchster Betrag der Unreinheit . - 
3. mech. Widerstand in geglühtem Zustan 


3% 
8,5—9 kg/cm? 


3. entspr. Dehnung (wenigstens) 2507n 

4 el. Widerstand bei IC... 289 pQ/cm W 
5. mechan. Widerstand nach Härtung 20—22 kg 
6. Elastizitätsgrenze ji n en call kg 
7. Dehnung A i po S 152% 
8. Widerstand bei WC u E . 2,95 pQ/cm WwW 


Die elektrische Leitfähigkeit ist 60% von der des Handels- 
kupfers. | 
- Die Abnahmerversuche haben sich zu erstrecken auf: 
1. chem. Untersuchung auf Eisen und Silizium, 
2. mech. Widerstand, Dehnung und Biegung. 


Die Dehnung bei verseilten Leitern darf höher sein als bei 


vollen. Ferner ist atf den Seilschlag und Drahtdurchmesser Zu 
achten. Als charakteristische Zahl für Handelsaluminium haben 
zu gelten: 

1. spez. Gewicht (hart) . a 
9. Widerstand in pQ bei 20°C . geglüht 235 
3 Temp.-Koeffizient . „00 . 41,9><10 

4. linear. Dehnungskoeffizient ai a 228x10 ä 
5. Bruchlast kg/mm? . hart %0 
6. Elastizitätsgrenze . nase 

7. Bruchdehnung i ent 2 

8. Elastizitätsmodul i 6,15 
` ZusammengesetzteLeiter. 

Als Seele ist Martinstahl zu verwenden mit: 

1. Spez. Gewicht - - > “ct sönt 1,8 
9, linearer Ausdehnungskoeffizient 11,5><10-® 

3, Bruchlast kelmm? . 20.0. 120 kg 

4. Elastizitätsgrenze . u 95, 

5 Bruchdehnung . > y 5—70%a 

6. Elastizitätsmod. kg/mm? 22 000 


sind zum Schutz gegen elektrolytische Einflüsse 
Der Stahlkern bildet die Seele des Seile: 
Metalldrähte ineinander 


Die Drähte 
doppelt galvanisiert. 
indessen Könnte man evtl. die Stahl- und 


verseilen. A 
Als Normaltypen werden angegeben: 
a) 1 En gleichen Durchmesssers mit einer Stahlseele von 
raht, 

b) 37_Drähte gleichen Durchmessers um ein Stahlseil von 
7 Drähten, 

c) 61 Drähte gleichen Durchmessers um ein Stahlseil von 
7 Drähten, 


Für Stahl-Aluminiumseile sind die Volumen- und Gewichtsverhält- 
nisse dabei folgende: 


a -r 


24. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34. 


1089 


b l c 


a 
1. Vol. Stahl 16,66 23,4 13 
Al. 100 100 100 
2. Gew. Stahl 48 67,5 37,5 
Al. 100 100 100 


Diese Zahlen entsprechen einem homogenen Leiter aus einem 


fiktiven Material, das für ; 
7 Drähte 


| 37 Drähte 
spez. Gewicht . 3,55 3,85 
Leitfähigkeit . . 515 49 


besitzt. Untersuchungen über die charakteristischen Eigenschaften’ 
des Stahl-Aluminiums haben folgende Zahlenwerte gezeitigt: 


7 Drähte 37 Drähte 
1. linearer Ausdehnungskoeffizient . . 182.10-6 17,25.10-8 
2, Bruchlast kg/mm? ERBE NDR m 29 32 
3. Elastizitätsgrenze 16 17—18 
4. Elastizitätemodul . 8,68 


t 


7,85 


Die elektrolytischen Einflüsse der Materialien aufeinander sind 
bei Stahl-Aluminium, d. h. zwischen Aluminium und der Zink- 
schicht dee Eisens nicht vorhanden, bei Kupfer und Stahl mit Zink- 
schicht ist die Elektrolyse gefährlicher, man hat für die Stahl- 
Jrähte eine Verkupferung vorgeschlagen, die jedoch zu teuer wird. 

Der Sicherheitsgrad der Seile wird je nach den Verhältnissen 
zu 3,5 bis 10 gewählt. 

Die Verbindungen werden in Frankreich, wie Abb. 6 bis 9 zeigen, 
als Würgeverbindungen hergestellt. 


SB 


Abb. 8. 
Abb. 5 bis 8& Verschiedene französische Würgeverbinder. 


Kennely sagt in der Diskussion aus, daß dreizehnjährige Er- 
fahrung mitStahl-Aluminiumseil wegen der Montageschwierigkeiten 
und Defekte durch Temperaturschwankungen nicht die günstigsten 
Ergebnisse hatte. 


Die Frage der Haltbarkeit des Aluminiums in der Nähe des 
Meeres beantwortet Dusaugy dahin, daß die von Deutschen auf 
der Insel Bergen errichtete Leitung aus Aluminium seit zehn Jahren 
besteht und keinerlei Angriff durch Seewasser zeigt. Auch Kennely 
weiß über den Einfluß von Meeresnähe nichts Nachteiliges zu sagen. 


Buono berichtet über eine Aluminiumleitung, die, Chlördämp- 
fen ausgesetzt, seit vielen Jahren ohne Nachteil funktioniert. Ken- 
ely verliest darauf eine Veröffentlichung der Aluminiumgesell- 
schaft in Amerika: 1921 ist die erste 220 kV-Leitung in Betrieb ge- 
kommen. Die Errichtung solcher Leitungen gleicht dem Bau gro- 
ber Brücken, der Ingenieur übernimmt hierbei die Verantwortung 
für die unbedingte Sicherheit seines Bauwerkes, da ein Drahtbruch 
einer Katastrophe gleicht. Für die Isolatoren kommt nur Porzellan 
iu Frage. Die Stützpunkte sollen viel weiter als bisher üblich aus- 
einanderliegen, die Gefahrenpunkte sind dadurch vermindert. Der 
leiter muß aus diesem Grunde ein Maximum an mechanischer 
Festigkeit und ein Minimum an Gewicht haben, gleichzeitig einen 
Durchmesser, der Koronaverluste verhindert. Vom Gesichtspunkt 
der mechanischen Festigkeit würde ein feuerverkupfertes Stahlseil 
hei gleichem Gewicht jedem anderen Material gewachsen sein. Vom 
Standpunkt der Leitfähigkeit ist Aluminium bei gleichem Gewicht 
las bei weitem Vorteilhaftere. Eine Vereinigung beider Metalle 
muß also logisch den besten Leiter geben. Bei Einschluß des Stah- 
lea als Seele ist er durch die umgebenden Aluminiumdrähte hin- 
feichend gegen Feuchtigkeit geschützt. Zudem überzieht sich das 
Zanze Seil mit einer schützenden Oxydschicht. 

Percochet spricht die Erfahrung aus, daß Aluminium in den 
ersten Jahren des Betriebes keine Schneelast annimmt, da die Drähte 
von der Fabrikation her sehr fetthaltig sind. Auch die Stahlseele ist 
zegen das Aluminium durch eine Fetthaut geschützt, so daß es sehr 
lange dauert, ehe die Feuchtigkeit eindringen kann. 


Schließlich empfiehlt ein Teilnehmer die Verwendung von Bi- 
metalldrähten aus Eisen mit einer Kupferhaut, wodurch man bei 
hoher Festigkeit zu den Koronaverlusten vermeidenden Querschnit- 
ten kommt. 


Lavauchy bringt eine Anzahl allgemein bekannter Formeln 
zur Berechnung des Widerstandes, der Induktivität, der Kapazität 
und Strahlung von Leitungen und bespricht ganz kurz die Messung 
dieser Koeffizienten. Er zeigt, wie man bei Doppelleitungen durch 
Ineinanderschachteln der Leitungssysteme die Induktivität ernie- 
drigen kann (ein Vorgehen, das in Deutschland aus betriebstech- 
nischen Gründen bekanntlich längst verlassen ist). 


Über ’ 
Höchstspannungskabel für Erdboden- und Unterwasserverlegung 
sprechen Couffon, Geoffroy und Grosselin. In Frank- 


' reich sind Mehrleiterkabel für Spannungen his 45 kV im Betrieb 


und solche für 60 kV im Versuchsstadium. Einleiterkabel sind für 
eine Gleichstromanlage von 100 kV seit 1908 im Betrieb, für 60 kV 
Drehstrom verkettete Spannung in der Verlegung. Man hofft, dem- 
nächst Kabel für 120 kV verkettete Spannung betriebsmäfiig ver- 
legen zu können. Die 50 kV-Dreileiterkabel erhalten 3 X 100 bis 
3 X 150 mm? Querschnitt, die für 120 kV sollen mit 150 bis 200 mm? 
ausgeführt werden. Die Stromdichte hängt von der für das Dielek- 
trikum zulässigen Höchsttemperatur von 50°C ab, so daß bei 20°C 
Bodentemperatur 30° C Übertemperatur vorhanden sein dürfen. Ver- 
suche mit 60 kV-Kabel von 150 mm? im Graben 70 cm unter Erd- 
oberfläche ergeben bei 2 A/mm? eine Übertemperatur von 26° C. 
Nach 5 h betrug die Übertemperatur erst 16° C; nach Ausschaltung 
wurden nach 2 h nur noch 9° C festgestellt. Man kann mit der 
Stromdichte bei derartigen Kabeln bis auf 2,5 A/mm? gehen, so daß 
40 000 bis 50 000 kW bei 60 kV übertragbar sind. Die französischen 
Fabrikanten geben eine 25 %ige Überlastbarkeit während 1 bis 2h 
an. Die Untersuchung eines 150 mm?/60 kV-Kabels bei 50 ~ ergab 
230 kVA/km Ladeleistung, die Erwärmung durch dielektrische Ver- 
luste betrug bei Verlegung in Zementkanälen 1°C. 


Die gesamten dielektrischen Verluste waren 
bei 250 C 05 kW;km (Einfachkabel), 
Mm 45° C 0,91 n" n 2 


Über Unterseekabel für hohe Spannungen wird nur gesagt, daß sie 
in Enden von 3 bis 5 km hergestellt werden können. 


Brown, Boveri & Cie. haben zur Messung der dielektrischen 
Verluste eine Methode ausgearbeitet, mit der selbst ein Monteur 
Verlustmessungen an einzelnen Isolatoren machen kann. Delon 
fordert für Verlustmessungen an Kabeln die Untersuchung ganz 
kurzer Stücke, da größere Längen immer nur Durchschnittswerte 
geben können. 


Callender berichtet, daß in England Kabel bis 100 kV und 
Dreileiterkabel bis 70 kV fabriziert werden können. Die Versuche 
haben ein günstiges Ergebnis gehabt. 


Boucherot macht auf die Gefahr aufmerksam, die ein ar- 
miertes Kabel im Falle, daß die Stromsumme nicht Null ist, infolge 
der Ausbildung eines starken Flusses in der Armierung und Er- 
höhung der Selbstinduktion hat. Es können Resonanzerscheinun- 
gen und damit Überspannungen auftreten. 


Blondel berührt ganz kurz die für gewöhnlich angewandten 
Methoden der günstigsten Übertragung durch Einstellung des glei- 
chen Phasenwinkels am Anfang und Ende der Leitung, derart, daß 
in der Zentrale voreilend, am Empfangsende nacheilend gefahren 
wird. Er erwähnt, daß einige amerikanische Betriebe bei niedriger 
Last von Sternschaltung auf Dreieck in der Hochspannungsseite 
wechseln, was jedoch nur bei unverzweigten Linien praktisch 
durchführbar ist, um die Ladeströme zu verkleinern. 


Blondel und unabhängig von ihm Boucherot hat die verzer- 
rungsfreie Leitung untersucht, die durch Zusatztransformatoren, 
die auf der Strecke verteilt werden, möglich gemacht wird. Dieses 
Mittel ist aber nur vorteilhaft, wenn es sich um eine Leitung gro- 
fer Kapazität handelt, es ist ungenügend bei Leitungen, wo der 
Einfluß der Selbstinduktion vorherrscht. 


Es wird daher vorgeschlagen, Synchronmaschinensätze, beste- 
hend aus Motor und Generator in die Leitung einzubauen in der 
Art, daß der Motor Energie in Parallelschaltung zur Leitung ent- 
nimmt und der Generator in Serienschaltung in die Leitung hinein- 
gibt, selbstverständlich unter Zwischenschaltung von Transforma- 
toren. Durch die Regulierungsmöglichkeit der Energie hat man esin 
der Hand, jede beliebige Phasenverschiebung auf der Motor- und 
Generatorseite einzustellen. 

Die Regulierung könnte in folgender Weise geschehen: 

a) Einstellung der Erregung des Generators mit seinem Transfor- 
mator in Serie zur Leitung, so daß die Komponente des induk- 
tiven Abfalls der Leitung und des Transformators aufgehoben 
wird. Diese Regulierung könnte durch einen automatischen 
Apparat erfolgen. 


Regulierung der Phase des Zusatzdynamos in bezug auf die 
Phase der EMK so, daß die Phase der EMK, die in die Leitung 
gegeben wird, gerade entgegengesetzt ist dem Spannungsabfall 
der Selbstinduktion. Diese Regulierung könnte durch Verdre- 
hung des Stators des Motors im Polgehäuse geschehen. 


b) 


1090 . Elektrotechnische 


E 


In der anschließenden Diskussion, die zum großen Teil nichts 
Bemerkenswertes zeigt, bezweifelt Legros die Möglichkeit einer 
Versorgung von Paris aus Nordfrankreich und Belgien mit 120 kV. 
Interessieren könnte die Mitteilung, daß im Saargebiet eine 100 000 
kW-Anlage an der Saar gelegen projektiert ist. Es wird weiter in 
der Hauptsache über die 


Wahl der wirtschaftlichen Spannung un 
des Querschnittes diskutiert, wobei 


die Wichtigkeit der Berück- 
sichtigung des Ladestromes und der Strahlung für die Verlustbe- 
stimmung betont wird. 


In einem Vortrag über 
Eine neue Art der Energieübertragung mit Wechselstrom 


führt Boucherot folgendes aus: Die Wirtschaftlichkeit einer 
Energieübertragung hängt u. a. von der Art des Energiebedarfes 


Man kann einen sehr gleichmäßigen Energiefluß haben oder 
Ausgleichsenergien zwischen einzelnen Ver- 
teilungsnetzen. Im ersten Falle ist die Übertragung mit konstanter 
Spannung geboten, im zweiten ist eine Antwort nicht ohne weite- 
res möglich. Die Verwendung von Höchstspannungen führt. zu dau- 
ernd hohen Strahlungs- und Transformatorenverlusten, 
den Gefahren, die solche Spannungen für 


wäre evtl. die 
. Bei niedrigen 


hoch zu halten. 
Die Stromwärmeverluste dann aber stets konstant und viel- 
leicht ebenso hoch oder noch höher als vorher die Strahlungs- und 
'ransformatorenverluste. i 


Spannung als auch den Strom Zu variieren und den Quotienten T 


konstant zu halten; der Wirkungsgrad bliebe dann immer gleich, 
da die Eisenverluste vol Quadrat der Spannung, die Kupferver- 
luste vom Quadrat des Stromes abhängen. Mit Rücksicht auf die 
durch Selbstinduktion und Kapazität der Leitungen bedingten 
Strom- und Spannungszustände längs der Leitung hat Blondel ge- 


fordert, zur Erreichung des besten Wirkungsgrades den Wert T 


gleich der sogenannten charakteristischen Impedanz zu machen. 
Den höchsten Wirkungsgrad erreicht man, wenn Strom und Span- 
“nung in jedem Punkte der Leitung in Phase sind, indem man dafür 
sorgt, daß r.c = l.g wird, worin r der Widerstand, c die Kapa- 
zität, I die Selbstinduktivn und g die Ableitung ist. Zur Erreichung 
dieser Bedingungen empfiehlt Boucherot den Einbau von Zusatz- 
transformatoren, di j auf der Strecke verteilt 
sind — ein Vorschlag, der die praktischen Schwierigkeiten der An- 
lagekosten, der Überwachung und T- 
wägung zieht. — Zur Anpassung an 
mit Abnahme phasenverschobener Last könnte man regelbare Trans- 
formatoren oder auch Motorgeneratoren mit veränderlicher Er- 
regung verwenden. 


Über 
Hängeisolatoren 


Durch die neue Herstellungsweise gei das 


sprach Pomerol. 
zwar auf längere Zeit als früher hin- 


Altern und Schadhaftwerden 
ausgeschoben — langjährige Erfahrungen 
aber der schließliche Ersatz und dessen Kosten sind vermieden. In 
den die Eigenschaften eines guten Hängeisolators Zu- 
Er soll hohe mechanische Festigkeit besitzen — 
nicht porö, sein — gleichmäßige elektrische 
j soll weder Risse noch Rauheiten 
hoher Spannung SO groß 
Temperaturschwankungen sollen 
innerhalb der durch natürliche Vorkommnisse gegebenen Grenzen 

in innerer Span- 
nungen und gleicher Ausdehnungskoeffizienten für das Porzellan, 
die Metallteile und den Kitt erreicht werden müssen — die Kittmasse 


die Porzellanstärke zwischen den Metallteilen soll so en 

ie 
ganze Stärke gleichmäßig wird, der Überschlagsweg 80 bemessen 
ist, daß der Überschlag vor dem Durchschlag on — die Bedin- 
gung soll für plötzliche Spannungssprünge® und Überspannungen 
normaler Frequenz gleichmäßig eingehalten werden — die Eigenka- 
pazität gegenüber der Kapazität gegen das Tragwerk groß ist wegen 
ler besseren pannungsverteilung an Ketten und der Preis niedrig 


ist — der Überschlagpunkt bei Regen und im Trockenen soll in 
allen Isolatorstellungen möglichst dieselbe Höhe haben — leichte 
Verbindungsmöglichkeit der Glieder ist anzustreben — die dem 


der Oberfläche sollen so gestaltet 
sein, daß sie die Flammen gut vertragen —— Isolatorbruch darf das 
Herabfallen des Leiters nicht zur Folge haben: — die Spannungs- 
verteilung zwischen den einzelnen Gliedern soll möglichst gleich- 
mäßig sein. 

Bei den Versuchen könnten folgende Fehler zutagetreten: Po- 
rösität oder Brennfehler, Zerbrechlichkeit, blättrige Struktur, Risse 
durch Zusammenziehen d i Hohlräume, 
rührend von Gasblasen oder schlechter Herstellung, leitende Wege, 
von schlechtem Mahlen herrührende Glasurfehler, 


Formfehler. 


Lichtbogen ausgesetzten Teile 


Zeitschriit. 1922. Heit 34. 


“der Luftleere auszusetzen, in Wasser zu kochen, 


liegen noch nicht vor —, 


her-. 


24. August 1922. 


a 


Zur Aufdeckung der ersten 4 Fehlerarten wendet man Span- 
nungsproben, mechanische Proben, Versuche auf Porösität durch 
Unterschiede im Gewicht, desgl. durch Farbflüssigkeiten, an- Bei 
Porösität erhöht sich das Gewicht durch Aufnahme von Nasser, €S 
vermindert sich bei Austrocknung. Der elektrische Widerstand ver- 
hält sich umgekehrt. 

' Eine andere Methode besteht darin, das Porzellan zu wiesen, 
Wasser über das 
Porzellan zu gießen, daß es untersinkt, das Porzellan eine Woche 
im Wasser zu lassen, die Oberfläche sorgfältig und schnell abzu- 
trocknen und zu wiegen. i 

Fehler durch blättrige Struktur, Risse, leitende Wege, innere 
lt werden: durch Spannungs proben, 
wenn der Fehler im Bereich der elektrischen Feldlinien liegt — 
durch einen mechanischen Versuch, wenn der Fehler senkrecht ZUf 
Zugebene liegt, die Versuche sind in einer den praktischen Bedin- 
gungen möglichst angepaß Art vorzunehmen. Beanspruchung 
mit Hochfrequenz ist ebenfalls vorzunehmen. 

Nach dem Durchbruch unter Spannung ist der Isolator zu zer- 
brechen und festzustellen, m Zerbrechen oder vom 
elektrischen Durchbruch herrühren und ob Spalten vorhanden sind, 
die dem elektrischen Durchbruch standgehalten haben. 

- Zur leichten Bestimmung soll das unglasierte Porzellan in Va- 
kuum gebracht, in eine in Alkohol gelöste schwarze Anilinfarbe 
getaucht, die 
elektrisch unter Öl durchschlagen 
gereinigt un getrocknet werden, 
gelöste Anilinfarbe getaucht werden. Löcher 
und durch Funken geöffnete Risse. Der Isolator wird gereinigt und 


oder Öl kenntlich machen. Die übrigen Risse rühren vom Zerbrechen 

i in die die Farbe nicht vordringen 
konnte. Zuweilen wird das Porzellan vor dem Versuch Temperatur- 
heißes Wasser und solches von 


20° C unterworfen. l 
Die dann noch folgenden Mitteilungen sind ganz allgemeinen 


Inhaltes. 


Über die | i 
Entwicklung der Elektrizitätsv ersorgung Norwegens 


berichtet Henriksen. Redner spricht insbesondere über das Zu- 
sammenarbeiten von np die Versorgung VON 
Licht- und Kraftnetzen und Industrieanlagen, von letzteren komme! 
insbesondere elektrochemische in F die Überschußenergi® 
ihrer Kraftwerke abgeben können. In der Regel unterscheidet sich 
eine Kraftwerksanlage für diese Industriezweige in nichts von 
einem Werk für die Versorgung großer Netze. Indessen ist der Be- 
trieb ausgedehnter Netze von eben jenen 
schwierig, weil die elektrochemischen Anlagen bei konstantem Ener- 
giebedarf eine dauernd gleichmäßige Spannung erfordern, während 
Verteilungsnetze mit wechselnder Belastung ohne Spannungsregu- 
lierung im Kraftwerk nicht auskommen können. Des weiteren ist 
die Ausnutzung solcher Anlagen nur dort möglich, wo die von der 
des Lichtbedarfes nachläßt, für 
Norwegen sind derartige V erbraucher in der Hauptsache Holzschlei- 
fereijen, elektrische Dampfkessel, Stickstoffabriken mit Liehtbogen- 
zeigt weiter, d ein Zusammenarbeiten von Indu- 
Ennergieversorgung nicht vorteil- 
haft ist, die Überschußenergien der Licht- 
und Kraftnetze zur Verfügung stehen. Auch bei großem Bedarf der 
allgemeinen Versorgungsnetz® ist ein Betrieb derselben aus Indu- 
striezentralen nicht günstig, 

nem Bedarf der ersteren. Im letzteren Falle ist es z. Z. der Ener- 
giespitzen dann leicht möglich, den Industriebedarf etwas einzu- 


schränken. 
Überwachungsdienst. l 


Grente berichtet am Beispiel einer 320 km langen 88 k V -Netz- 
anlage über den Überwachungsdienst derselben. 11 Streckenwärter 
sind an durchschnittlich 4 Tagen der Woche unterwegs. J ed 


dung mit der Betriebsleitung her. 
mittels Ohmmeter zur Kontrolle der Isolation und mittels er 
mmen. 


Erdschlußkontrolle mit sterngeschalteten Span- 


Legros weist auf die Wichtigkeit dieser Messungen hin. In 
den Fällen, wo eine Messung, auf der Unterspannungsseite möglich 
ist, hat man den Vorteil der : illigkeit der Meßeinrichtung und Ver- 
meidung der Störungsgefahr durch Höchstspannungsmeßwandler- 
Setzt man die Anschaffungskosten der Meßeinrichtungen für die 
Mittelspannungsanlagen und Höchstspannungsanlagen indessen IN3 
Verhältnis zu den Anschaffungskosten der Anlagen selbst, 50 ergibt 
sich die Tatsache, daß jene Kostenanteile prozentual die gleichen 
sind. Legros will folgende Fragen untersucht sehen: 1. Meßmetho- 


PEE E A 


24. August 1922. 


den und Apparate dazu für Höchstspannungen, 2. Meßfehler infolge 
der Leitungskapazität, der Erdung des Nullpunktes, der Ungleich- 
heit der Isolierung der Phasen, des Eigenverlustes der Phasen und 
der Phasenverschiebung durch den Ladestrom insbesondere bei ge- 
ringer Last — 3. Mittel der Ausführung der Meßeinrichtung — 
4. Meßgenauigkeit und Aufstellung von Normen. 


t 


Es werden folgende Fehlergrenzen vorgeschlagen: 


für Schalttafelstromzeiger 5% 
„ Schalttafelspannungszeiger 1% 
„ Leistungzeiger und Zähler . 4% 


Spannungswandler sollen + 0,75 % Abweichung zwischen Leerlauf 


und Vollast aufweisen, wobei die Oberspannung um + 20 % schwan-. 


ken kann. Die Phasenverschiebung soll höchstens + 20’ betragen. 
Stromwandler sollen zwischen 10 % und 125 % ihrer Normalstrom- 
stärke und für 30° VA Sekundärbelastung höchstens 2,2% Fehler 
und 90 Winkelabweichung aufweisen. u 


Schutzeinrichtungen von Freileitungsnetzen. 


Von den Woasserstrahlerdern, Widerständen und Selbstinduk- 
tionsspulen hält Capart in seinem Vortrage letztere für die be- 
triebssichersten für die Abführung der statischen Ladungen. Gegen 
Blitzschläge sollen geerdete Schutzseile verwendet, die Transfor- 
matoren durch Spulen gegen Wellen mit steiler Stirn geschützt 
werden. Schaltmanöver, Kurzschlüsse, Lastschwankungen wirken 
ähnlich wie atmosphärische Entladungen. Die größten Störungen 
entstehen durch lokale Resonanzerscheinungen bei Erdschlüssen. 
Durch die dabei auftretenden bedeutenden Überspannungen können 
Überschläge auf große Entfernung auftreten. Schutzapparate sind 
Hörnerableiter, Vielfachableiter, elektrolytische Ableiter, Bleioxyd- 
ableiter, die sämtlich als veraltet anzusehen sind. Im Gebrauch sind 
vielerorts Kondensatoren, die zwischen zwei im Zuge der Leitung 
liegenden Selbstinduktionsspulen einerseits an die Leitung und an- 
dererseits an Erde gelegt sind. Die Spule, die in der Ankunftsrich- 
tung der Welle liegt, hat einen 300 -—- 500-ohmigen Widerstand in 


Parallele. Die Wellenenergie wird hier z. T. vernichtet. Stromwand- 


ler werden zum Schutz gegen Eindringen von Wellen mit einem hoch- 
ohmigen Widerstand überbrückt. Capart erwähnt kurz, daß es zahl- 
reiche Kombinationen von Kondensatoren mit Selbstinduktionen und 
Widerständen gibt, daß Glas- und Papierkondensatoren für Höchst- 
spannungen nicht verwendbar sind, wogegen sich Mikakondensato- 
ren bewährt haben. Neuerdings verwendet man gar keine Schutz- 
apparate, gibt lieber höhere Sicherheit in die Anlagen und vermei- 
det dadurch alle die durch Schutzeinrichtungen bedingten Unsicher- 
heiten und Störungen. 


Johansen führt in kurzen Worten aus, daß man in Norwegen 
durch Anschluß von | 


Elektrischen Wärmespeichern 


günstige Belastungsverhältnisse schafft und zur Verbesserung der 
Lebensverhältnisse der wohlhabenden und Arbeiterbevölkerung bei- 
trägt. Die Speicher arbeiten automatisch, sind also in jedem Haus- 
halt verwendbar. W.K 


’Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34. 


1081 


Mitteilungen -der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 


Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen 
durch die Elektrischen Prüfämter?). 


Nr. 153. 


Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom 1. VI. 1898, betreffend die 
elektrischen Maßeinheiten wird folgende Form von Eilektrizitäts- 
an dem unten stehenden, beglaubigungsfähigen Systeme einge- 
reiht. 


Zusatz zu System = Í j» abgeänderte Farm F, Motorzähler für 


m eichatrom; hergestellt von den Isaria-Zählerwerken A.G. in Mün- 
chen. | 


Charlottenburg, den 13. VI. 192. 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
gez.: Nernst. 


Beschreibung. 


Zusatz zu System &1» 


abgeänderte Form F, Motorzähler für Gleichstrom, hergestellt von 
den Isaria-Zählerwerken A. G. in München. 


Die Zähler der Form F in neuerer Ausführung unterscheiden 
sich von den durch die Bekanntmachungen Nr. 66 vom 7. XI. 1911 und 
Nr. 111 vom 12. VIII. 1916 zugelassenen Zählern dieser Form in fol- 
genden Punkten: Ä 

1. Die Zähler werden für Stromstärken von 3 bis 200 A und für 
Spannungen bis 600 V gebaut. 

2. Die Amperewindungszahl -für das Hauptstromspulenpaar wurde 
von 1500 auf etwa 900, für Zähler von 150 A und 200 A Nenn- 

 'stromstärke auf etwa 1200 vermindert. Das Drehmoment der 

Zähler ist trotzdem ungeändert geblieben, da der Wirkungsfak- 

tor infolge günstigerer Spulenform erhöht wurde. 

3. Die Wicklungen der Hilfsspule und der Spule für die elektro- 
magnetische Leerlaufhemmung sind etwas geändert, jedoch so, 
daß der Nebenschlußstrom ungeändert geblieben ist. 

4. Statt zweier Wolframstahlmagnete wird ein Chromstahlmagnet 
verwendet. Durch gleichzeitige Erhöhung der Dicke der Brems- 
scheibe von 1,5 mm auf 1,8 mm ist die Drehzahl annähernd unge- 
ändert geblieben. Sie beträgt etwa 66. 

5. Der Bürstendruck ist nicht mehr wie bisher regulierbar. Das 
Zählwerk hat statt eines gegosssenen einen gestanzten Messing- 
rahmen. 

6. Die Schaltung der Zähler erfolgt gemäß den Normen des VDE 
für Elektrizitätszähler. 


1) „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ 1922, S. 379. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Mitteldeutschlands 100 000 V-Netz. — Am 7. August d. J. fand 
bei der Elektrowerke A. G. in Berlin eine Aussprache der an das 
mitteldeutsche 100 000 V-Netz angeschlossenen Stromerzeuger und 
-verbraucher statt. Das Netz umfaßt z. Zt. bereits etwa 1500 km 
Drehstromleitung, ist also etwa um die Hälfte größer als der ge- 
plante Ausbau des 100 000 V-Netzes des Bayernwerkes. Die an das 
Netz angeschlossene Dynamoleistung beläuft sich auf etwa 700 000 
installierte kW. Weitere Ausbauten sowohl des Netzes als auch 
der Maschinenanlagen stehen bevor. Durch diese Anlagen werden 
wie Provinz Brandenburg einschließlich Berlin, die Provinz Sachsen 
und die Freistaaten Sachsen und Anhalt im wesentlichen versorgt. 
Besonders hervorzuheben ist, das tast die gesamte oben erwähnte 
Netzlänge sich schon seit längerer Zcit im Parallelbetrieße befunden 
hat. Die hierbei in technischer Beziehung gewonnenen Erfahrungen 
dürften von größter Bedeutung für die weitere Entwicklung der 
Elsktrizitätsversorgung sein. Es scien daher nachstehend einige der 
wichtigsten Beschlüsse mitgereilt, die alle von sämtlichen anwesen- 
aen 43 Ingenieuren einstimmig gefaßt wurden. 

1. Die allgemeine Verwendung vou Vorkontaktschaltern wird 
für zweckmäßig gehalten, aber ausdrücklich anerkannt, daß man 
im Notfalle auch ohne Vorkontakt schalten kann und eoll. 

2. Spannungsregulierung in 100 000 V-Netzen soll grundsätzlich 
durch Phasenschiebung ‚erfolgen. Soweit die Leitungen noch nicht 
ausgenutzt sind, bleibt die Entscheidung, ob Phasenschiebung nötig 


RUNDSCHAU. 


ist, der Wirtschaftlichkeitsfrage vorbehalten; die Spannungsregu- 


lierung kann bei schlecht belasteten Leitungen evtl. vorübergehend 
durch andere Mittel erfolgen. Die Regelung durch Zusatz-, Anzapf-, 
Drehtransformatoren u. dgl. bleibt den Mittelspannungsnetzen vor- 
nn Hand-in-Hand-Arbeiten der Betriebe ist natürlich Voraus- 
setzung. 

Daneben soll die Möglichkeit der Spannungsregulierung der 
einzelnen Kraftwerke besonders studiert werden. 


3. Als Überspannungsschutz genügt für 100 000 V-Leitungen, ab- 
gesehen von Drosselspulen für Transformatoren, die Verwendung 
von Erdseilen. Ob man 1 Seil oder 2 Seile verwenden soll, hängt 
hauptsächlich von der Konstruktion der Maste ab sowie davon, ob 
man im Betriebe ein auf der Mastspitze liegendes Seil auswechseln 
kann, wenn bei Doppelleitungen ein Drehstromsystem in Betrieb 
bleibt, oder ob das nicht möglich ist. In letzterem Falle sind 2 Seile 
vorzuziehen. Die Erfahrungen hierüber sind noch nicht abgeschlos- 
sen. 

Eine zuverlässige Erdung aller Eisenmaste wird unter allen 
Umständen als notwendig erachtet. 


4. Die bisher vorliegenden Erfahrungen lassen den Anschluß be- 
reits vorhandener Petersen-Spulen in 100 000 V-Netzen nicht gerecht- 
fertigt erscheinen und sprechen nicht für die vorsorgliche Bereit- 
stellung weiterer Petersen-Spulen in neu anzuschließenden Netz- 


teilen. Es bleiben zunächst weitere Erfahrungen abzuwarten. 


5. Die Anfangkurzschluß -Stromstärke im mitteldeutschen 
100 000 V-Netz steigt rechnungsmäßig am gefährlichsten Punkte bis 


1092 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft: 34. 


24. August 1922. 


auf 122000 A, die Dauerkurzschlußstärke bis auf 23600 A; beides 
bei 6000 V. Die verfügbaren Schaltertypen liegen angeblich dicht 
unterhalb dieser Leistungen, sind hierfür aber noch nicht versucht. 

6. Am Relaie werden unabhängige Maximal-Zeitrelais, die in- 
direkt wirken, empfohlen, und nur an Endstationen direkt wirkende. 
Es ist dabei besonders auf beste mechanische Konstruktion der Re- 
lais zu achten. f 


Leitungsbau. 


Gründung von Masten in Betonsockeln mit Erdausfüllung. — Wir 
haben hier!) über die Gründung von Masten in Frankreich berichtet, 
bei der die Fundamente nicht voll ausbetoniert sind, sondern in der 
Mitte zwecks Zementersparnis mit Erde ausgefüllt wurden. Wie uns 
die „Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft, Elektrotechnische Zen- 
trale” in Dessau nun mitteilt, ist diese 
Bauart von ihr bereits bei den in den 
letzten Jahren errichteten Leitungen für 
das Elektrizitätswerk Sachsen-Anhalt all- 
gemein durchgeführt worden?). Diese Bau- 
art wurde schon im Jahre 1919 von der ge- 
nannten Gesellschaft entworfen (Abb. 1). 
Die Ausführung weicht von der französi- 
schen insofern etwas ab, als die letztere 
den Erdkern offen läßt, während bei den 
Leitungen der Deutschen Continental-Gas- 
Gesellschaft das hohle Fundament, nach- 
dem es mit Erde ausgefüllt ist, durch eine 
Betonkappe abgeschlossen wurde. Eine 
Ausführung in neuerer Zeit weicht von der älteren, bei der der Erd- 
kern etwas über das umgebende Erdreich hinausragt, insofern ab, 
als der Erdkern nur noch bis zur Höhe des umgebenden Erdreichs 
ausgeführt wird. 


Abb. 1. Mastfuß aus Beton 
mit Erdausfüllung. 


Berechnung der Durchhänge von Stahl-Aluminium-Seilen. — K. 
Bittler nimmt für die Entwicklung eines, von ihm in den BBC- 
Mitteilungen Bd. IX., S. 40, angegebenen Rechnungsganges an, daß 
der Seilzug im Stahl-Aluminium-Seil sich auch bei Belastungs- und 
Temperaturänderungen stets auf beide Baustoffe verteile, den Stahl 
sowohl wie das Aluminium, entsprechend ihren Querschnitten, me- 
chanischen Dehnungen und den durch Temperaturschwankungen be- 
wirkten Längenänderungen. Zusatzspannungen, die im Seil senk- 
recht zur Längsachse durch das Verdrillen der äußeren Drähte auf- 
treten und sich durch Querschnittsänderungen der Drähte bei Tem- 
peraturschwankungen ergeben, sind in der Rechnung nicht berück- 
sichtigt. Von vielen Fachgenossen wird zudem befürchtet, daß die 
außenliegenden Aluminiumdrähte bei Temperaturerhöhungen oder 
bei hoher Belastung des Seiles sich recken und sich danach nicht 
mehr an der Aufnahme des Seilzuges beteiligen werden. Ob es nun 
angängig ist, dieerwähnten Zusatzspannungen in der Berechnung zu 
vernachlässigen, und ob das Aluminium auch nach vorübergehender 
hoher Belastung u. dgl. noch voll mittragen wird, läßt sich nur auf 
Grund eingehender Versuche beurteilen. Die bisher von einzelnen 
Kabelwerken ausgeführten Versuche haben kein einheitliches Bild 
für die Beurteilung ergeben. Zurzeit sind aber anläßlich der Nor- 
mung des Stahl-Aluminium-Seiles eingehende Versuche beim „Ver- 
band Deutscher Elektrotechniker” in Vorbereitung. Mit ihrem Ab- 
schluß und der Veröffentlichung der Versuchsergebnisse ist noch im 
Laufe dieses Jahres zu rechnen. Auf Grund dieser Versuche wird 
der VDE Richtlinien für die zulässigen Höchstspannungen und für 
die Berechnung der Durchhänge des Stahl-Aluminium-Seiles fest- 
setzen. Auch die Behörden können dann erst zur Frage des Stahl- 
AluminiumSeiles Stellung nehmen. 

Ein endgültiges Urteil über die Arbeit des Verfassers ist somit 
heute noch nicht möglich. Dagegen muß gesagt werden, daß alle 
Fachkreise den Aufsatz von K. Bittler besonders wegen ihres über- 
sichtlichen Aufbaues dankbar anerkennen und daß die Arbeit einen 
ed me zur Berechnung des Stahl-Aluminium-Seiles be- 

eutet. .K. 


Gesetz über die Grundbucheintragung elektrischer Leitungen in 
der Tschechoslowakei. — In der Sitzung des Parlaments vom 10. VI. 
1922 wurde ein Gesetz über die Grundbucheintragung elektrischer 
Leitungen gemeinnütziger elektrischer Unternehmungen angenom- 
men. Es bestimmt, daß der Eigentümer eines solchen Unternehmens 
verlangen kann, daß seine elektrischen Leitungen in das Grundbuch- 
blatt der Immobilie, auf der sie sich befinden, eingetragen werden. 
Die elektrischen Leitungen nebst Zubehör bilden dann einen Be- 
standteil des Grundbuchkörpers, und alle Eintragungen, die fakulta- 
tiv und nicht obligatorisch sind, beziehen sich auf sie. —z. 


Apparatebau. 


Anzeigevorricehtung für unzulässige Drehzahlen. — Bei rasch 
laufenden Maschinen kann die Überschreitung der höchstzulässigen 
Drehzahl für den Betrieb gefährlich werden. Es ist daher eine Vor- 
richtung für die Anzeige solcher Betriebszustände zweckmäßig. Der 


1) „ETZ“ 1922, Ñ. 121. 
2) Vergl auch Kapper, Freileitungsbau, 1920, 8. 109. 


nachstehend beschriebene, von G. Rabinowitsch angegebene 
Apparat wirkt in folgender Weise: Ein Hohlzylinder A (Abb. 2), der 
aus festem Isolierstoff hergestellt ist, hat 2 Metalldeckel C und B. Im 
Innern des Zylinders ist eine bestimmte Quecksilbermenge vorhan- 
den, deren Oberfläche beim Rotieren des Zylinders die Form eines 


Umdrehungparaboloids von der Gleichung x? = 7 (z-20), worin ® 


die Winkelgeschwindigkeit bedeutet, annimmt. Durch das derart 
emporsteigende Quecksilber wird ein Stromkreis, der in Reihe mit 
einer Alarmvorrichtung geschaltet ist und etwa eine rote Signal- 
lampe aufweist, geschlossen. Durch entsprechende Übersetzung 
kann die rotierende Turbinenwelle den Quecksilberzylinder auf die 


c KA 

hd d 

GIIALLLLRELLSL IOL GY WILLERIET III 
AA 


Abb. 2. 


berechnete Drehzahl bringen. Die Quecksilbermenge sei hierbei so 
berechnet, daß bei Drehung der Welle E mit der höchsten zulässigen 
Drehzahl das Quecksilber gerade den Deckel B berührt und den 
Stromkreis schließt. Es ist die Höhe h der Quecksilbersäule zu er- 
mitteln aus: 


= 4. (b—a), 


~ Wmax 
x Rah = n Ra +! n R}(b — a), 
daher: 2h=za-tb. 
_p_ Romas _ Rotna 
also h=b— 17 = 


Durch Abänderung der Quecksilbermenge kann derselbe Apparat für 
verschiedene Drehzahlen eingerichtet werden. 


- Durch den Schluß des Stromkreises kann auch ein elektrisch 
wirkender Abschluß des Dampfventils der Turbine herbeigeführt 
werden. G. R. 


Verkehr und Transport. 


Die Angebote auf elektrische Lokomotiven für die Pietermaritz- 
burg—Glencoe-Eisenbahnlinie in der Südafrikanischen Union. — 
Wie wir in den „Weltw. Nachr.” lesen, hat der Minister für Bisen- 
bahnen und Häfen nach „The British and South African Export Ga- 
zette“, London, im Parlament interessante Angaben über die Ange- 
bote gemacht, die der Regierung für die von der Pietermaritz- 
burg—Glencoe-Eisenbahnlinie!) benötigtenelektri- 
schen Lokomotiven zugegangen sind. Der Auftrag ist der 
Metropolitan Vickers Electrical Co., Ltd., Manchester, auf eine Of- 
ferte von 10918 £ je Màschine zugefallen, nach der schweizerische 
Maschinenteile (was hierunter zu verstehen ist, wird leider nicht 
gesagt) verwendet werden, während ein anderes Angebot derselben 
Firma, das nur britische Teile vorsah, 11 642 £ forderte. Von der 
English Electrice Co., Ltd., London, waren 11554 £, von der AEG 
und den SSW gleichlautend je 12 947 £, von der amerikanischen 
International General Electric Co. 15105 £, von dem englischen 
Hause W. G. Armstrong, Whitworth & Co., Ltd. 21037 £ und von 
Brown, Boveri & Cie., Baden (Schweiz), 15200 £ für nur schwei- 
zerisches Fabrikat und 11 650 £ für eine Lokomotive mit deutschen 
elektrischen Maschinenteilen, u. zw. in beiden Fällen ohne Zusam- 
menbau in Südafrika, verlangt worden. Wenn die Preise usw. rich- 
tig wiedergegeben sind, so erscheint bemerkenswert, daß die Metro- 
politan Vickers mit schweizerischen Maschinenteilen billiger lie- 
fern kann als bei Verwendung von britischen und Brown, Bover! 
wiederum günstiger zu offerieren vermochten, als sie elektrische 
Teile deutschen Ursprungs an Stelle heimischer Erzeugnisse vor- 
sahen. 


ı) „ETZ“ 1920, S. 100 u. 817. 


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24. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34. 


1098 


Dauerschmierung für Lager von Straßenbahnmotoren. — Bei den 
amerikanischen Straßenbahnen werden, wie wohl auch bei uns in 


Deutschland, die Reparaturkosten dadurch erheblich vermindert, daß - 
alle Betriebsmittel in nicht zu großen Abständen regelmäßig durch‘ 


besonders geschultes Personal auf etwa entstehende Mängel hin un- 
tersucht werden. Die Beseitigung erst im Entstehen begriffener Män- 
gel ist erheblich billiger und nicht so zeitraubend, als wenn sie sich 
erst durch dauernde Beanspruchung zu schweren Schäden entwickelt 
haben. Diese Art der Überwachung bedingt natürlich erhebliche Aus- 
gaben, und man verwendet daher Konstruktionen, die bei niedrige- 
ren Löhnen nicht wirtschaftlich wären. Ein Beispiel hierfür ist z. B. 
die in Abb. 3 dargestelite Schmiervorrichtung für Lager von Straßen- 


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Abb. 3. Schmiervorrichtung für Lager von Straßenbahnmotoren. 


bahnmotoren. Die Vorrichtung paßt sich der bei Lagern von Straßen- 
bahnmotoren sehr verbreiteten Dochtschmierung an. Das Docht- 
knäuel liegt hier üder dem Zapfen. Die ganze Vorrichtung wird auf 
den Lagerdeckel aufgesetzt und besteht aus einem kleinen, liegenden 
Ölzylinder von 75 mm bzw. bei Motoren von über 60 PS von 90 mm 
l. W. und 250 mm Länge. Ein Dochtfaden aus Wolle, der ständig ge- 
ringe Mengen des Schmiermittels aus dem Dochtknäuel ansaugt, 
taucht in diesen Ölbebälter und ist von dem Dochtknäuel durch einen 
Pfropfen hindurch aufwärts in das Zuführungsrohr gezogen, das in 
"inem zweiten zur Beobachtung des Ölstandes dienenden Rohr liegt. 
Hierin ist der Saugfaden schleifenförmig wieder abwärts zum Öl- 


raum geführt, und die Höhe der Fadenschleife kann zwecks Regec- - 


lung der Saugwirkung des Fadens durch drei in dem Ölfadenrohr be- 
festigte Ösen verändert werden. Die Vorrichtung wird durch einen 
A\ugenbolzen an das Dochtgehäuse angeschraubt, wodurch das An- 
passen der Vorrichtung an Lagergehäuse verschiedener Abmessun- 
gen ermöglicht wird, da nur der in den Ölzylinder angeschweißte 
dünne Deckel entsprechend zu bemessen ist. („Verkehrstechnik” 
1922, S. 355.) —z. 


Fernmeldetechnik. 


Erweiterung der Großfunkstelle Nauen 1922!). — Um ihren 
neuen Aufgaben gerecht werden zu können und insbesondere einen 
betriebssicheren Verkehr zwischen Nauen und der im Bau befind- 
liçœhen Großfunkstelle in Buenos Aires (12000 km) sicherzustellen, 
muß Nauen erheblich erweitert werden. Mit den Bauarbeiten wurde 
am 1. III. 1920 begonnen, nachdem inzwischen die für den geplanten 
Ausbau erforderlich gewordene Kapitalserhöhung der A.G. Trans- 
radio durch Verdoppelung des Grundkapitals von 25 Millionen auf 
% Millionen M erfolgt war. Die Erweiterungsarbeiten müssen so 
durchgeführt werden, daß der Sendebetrieb der Station nicht unter- 
brochen wird. Die wesentlichsten Arbeiten sind folgende: 


1. Aufbau von 7 neuen Masten von 210 m Höhe, 

2. Abbruch von 4 alten Masten von je 120 m Höhe, 

3. Umänderung der bis jetzt verwendeten Antennenformen in 
verschiedene von einander unabhängige Antennengebilde mo- 
dernster Ausführung, die in den mannigfaltigsten Kombinatio- 
nen zusammengeschaltet, den wechselnden Verkehrsbedingun- 


) Nach „Telefunkenzeitung“ 1922, Nr. 26/27. 


r 


gen hinsichtlich Wellenlängen und Sendeenergien für Nah- und 
Fernverkehr nach Bedarf angepaßt werden können, 
4. a une und Umbau der vorhandenen Sender von 400 bzw. 
5. Endgültiger Ausbau zweier bis jetzt behelfsmäßig arbeitender 
Sender von 400 und 130 kW, 

6. Einbau mehrerer Anzapfsender für den Europaverkehr, deren: 
Betriebsenergie als Nebenprodukt aus den Hochfrequenzmaschi- 
nen der gewöhnlichen Sender gewonnen wird, 

. Ausbau einer neuzeitlichen strahlenförmigen Erdungsanlage 
als Verbesserung der bisherigen, 

8. Verbesserung und Ausbau der durch den gesteigerten Verkehr 

der Nauener Station bedingten Stromversorgung. 


=] 


Bau einer Alexanderson-Hochfrequenzmaschine in Japan. — 
Ilikolo Maruyama beschreibt in der „Denki Gakkwai Lasshi“ (Jour- 
nal des Vereins der Elektroingenieure von Japan) Sept. 1921 einen 
von den japanischen „Shibauva Engineering Works” in Tokio ge- 
bauten 400 kVA-Alexanderson-Hochfrequenzgenerator. Es ist inter- 
essant, daß es der japanischen Industrie gelang, die nicht leicht aus- 
zuführende Alexanderson-Hochfrequenzdynamo zu bauen, was uns 
zu erkennen gibt, daß die japanische Elektroindustrie viel gelernt 
hat. Überhaupt kann man erkennen, daß jedes Land, das industriell 
entwickelt ist, seinen Nationalstolz darein setzt, seine Drahtlose 
Großstation zu haben. Man betrachtet die Ausführung einer Groß- 
station als eine Glanzleistung der Technik und will damit zeigen, 
daß das betreffende Land den anderen nicht nachsteht. Der National- 
stolz mancher Länder geht so weit, daß man sich sogar mit einer 
schlechter arbeitenden Anlage zufrieden gibt, wenn sie nur im eige- 
nen Lande gebaut ist. 

Maruyama hebt besonders hervor, daß der Generator auf Grund 
japanischer Patente gebaut wurde. Von der Art desselben ist nichts 
gesagt, und aus der Beschreibung und Zeichnung findet man eine 
nahezu vollkommene Übereinstimmung mit der amerikanischen 
Alexanderson-Maschine. Es werden in diesem Aufsatz die bekann- 
ten Gründe — Nutenraum und Wärmeableitung —weshalb man Nie- 
derspannung für die Hochfrequenzmaschine anwendet, auseinander- 
gesetzt, dann die Alexandersonsche Wicklungsausführung, die darin 
besteht, daß die Nutzahl nur % der Polzahl beträgt, wobei aber auch 
die Leistung der Maschine um 33,3 % herabgesetzt wird; darauf 
werden Drehzahl und mechanische Festigkeit eingehend besprochen, 
was bereits allgemein bekannt ist. Es werden dann die Konstruk- 
tionsdaten der von den Shibauva-Werken gebauten 400 kV A-Ma- 
schine angegeben, die hier kurz wie folgt angegeben werden mögen: 
Polzahl 666, Spannung 500 V, Drehzahl 3600, Periodenzahl 20 000, 
Sys lenlange 15 km, Rotordurchmesser 1549 mm, Rotorgewicht 

29 kg. 

Der Generator ist mit einem Drehstrommotor gekuppelt. Der 
Rotor ist warm ohne Keil aufgezogen, um die durch einen Keil her- 
vorgerufene Unbalanz zu vermeiden. Die Statorbleche sind japa- 
nisches Fabrikat und besitzen eine Dicke von 0,076 mm. Die Isola- 
tion der Kernbleche voneinander ist durch Isolierfirnis bewirkt, wo- 
durch der Eisenfüllfaktor bis auf 75% stieg. Als Ankerleiter wer- 
den auf die erforderliche Form gepreßte Litzendrähte verwendet. 
Die Maschine hat die übliche Wasserkühlung und Preßölschmierung. 
Eine Belastungsaufnahme konnte im Werk nicht vorgenommen wer- 
den. Es wurden folgende Werte aufgenommen: 


kW 


Reibungsverluste 86 
Eisenverluste 21 ji 
Kupferverluste n 65 » 
Erregerwicklung . . . . . . . . 045 „ 
Streuverluste (Wirbelstromverluste)__59 Je 
Gesamtverluste . 172,95 kW 


daraus n = ~ 70%. 


Zuletzt werden noch Betrachtungen über die Grenze der Lei- 
stung einer Alexanderson-Maschine angestellt. Diese ist durch die 
Temperaturerhöhung des Rotors, mechanische Festigkeit derselben 
und der dauerhaften Isolation des Stators begrenzt. Die Haupt- 
schwierigkeit liegt in der Wärmeabführung des Rotors. Ka. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Elektrisch betriebene Schleif- und Poliermaschinen. — Unter 
den Maschinen, welche der Metallindustrie die Anwendung ratio- 
neller Arbeitsmethoden ermöglichen, nehmen auch die Schleif- 
maschinen mit direktem elektrischen Antrieb einen wichtigen 
Platz ein. Sie haben das Arbeiten mit Feile und Handmeißel 
unter weitgehender Verkürzung der Arbeitszeit mehr und mehr 
ersetzt. Schleifmaschinen werden heute in großem Umfange so- 
wohl bei Bearbeitung schwerster Gußstücke wie auch für feinste 
Arbeiten, z. B. zum Polieren von Edelmetallen, verwendet. Diese 
große Verbreitung der Schleifmaschinen brachte erst ihr elek- 
trischer Antrieb zustande. Der sanfte Anlauf, die Kraftersparnis, 
der Fortfall von Riemenübertragungen, die Einfachheit in War- 
tung und Handhabung und die hiermit zusammenhängende Über- 
sichtlichkeit in der Bedienung, alles das waren Faktoren, die 
dem elektrischen Schleifmotor schnell zur Verbreitung halfen. 
Durch die Anwendung der Schleifmaschinen mit direktem elek- 


1094 | Elektrotechnische Zeitschrilt. 1922. Heft 34. 24. August 1922. 


trischen Antrieb werden große Ersparnisse wegen des Fortfalls 
von Transmissionen und Riemen neben Kraft- und Zeitersparnis 
gemacht. Gleichzeitig ist die Handhabung der Maschinen eine 


sehr einfache. 


.: te nun AA 


` «Abb. 6 Schleifmaschine für Werkzeugmacherei. Abb. 7. Moderne Schleiferei mit elektrisch betriebenen Schleifmaschinen ohne Transmissionen- 


In Abb. 4 bis 6 sind einige Schleifmaschinentypen der Firma 
aul Meyer, Neu-Isenburg, dargestellt. Abb. 4 stellt einen 
Schleifmotor für Gold- und Silberfabriken zum Schleifen und 
Polieren von Edelmetallen dar. Die Leitungsanschlüsse sind in dem 
breit auslaufenden Fuß, verdeckt untergebracht, der Motor selbst 
ist stabil gelagert. An der Maschine können gleichzeitig zwei 
Leute arbeiten. Die zweiseitige Herausführung der den Motor- 
anker tragenden Schleifwelle ermöglicht das Aufsetzen von 
- Grob- und Feinschliffscheiben, so daß auf der einen Seite Grob- 
und auf der anderen Fertigschliffarbeit geleistet werden kann. 
Auch an der in Abb. 5 dargestellten Schleifmaschine, die für 
schwere Arbeit bestimmt ist und das Schleifen von unbegrenzt 


langen Stücken ermöglicht, können zwei Arbeiter beschäftigt 
werden. Der Anlasser für den Motor ist in den Fuß der Ma- 
schine eingebaut und daher sicher geschützt. Die Maschine er- 


.heischt wegen ihrer fünffachen Kugellagerung nur geringe War- 


tung, ihr Kraftbedarf ist sehr gering, ihr Lauf ruhig und schlagfrei. 
Abb. 6 stellt eine Schleifmaschine dar, wie sie heute in jeder moder- 
nen Werkzeugmacherei zum Schleifen gehärteter Werkzeuge Ver- 
wendung findet; sie wird indessen auch für Naßschliff gebaut. Abb. 
endlich zeigt einen Blick in eine moderne Schleiferei und läßt die 
hier durch Fortfall aller Transmissionen erreichte große Übersicht- 
lichkeit erkennen. Piz. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Verschlechterung des Turbinenwirkungsgrades durch Anfres- 
sungen. — Anfressungen, welche bei sonst richtiger Konstruktion 
der Turbinen durch mechanische Einflüsse, z. B. mitgeführten 
Sand, Geschiebe usw. verursacht werden können, üben auch einen 
nachteiligen Einfluß auf den Wirkungsgrad der Turbinen aus. 
Sehr bemerkenswert sind in dieser Beziehung die Ergebnisse von 
Versuchen, welche im Kraftwerk Massaboden der Schweize- 
rischen Bundesbahnen ausgeführt wurden. Diese mit 45 m Brutto- 
gefälle und 6 m?/s Wassermenge arbeitende Anlage liefert den 
zum Betrieb des Simplontunnels samt Anschlußstrecke Sion— 
Brig erforderlichen Drehstrom von 16?/, Per. Das Betriebswasser 
durchströmt ein großes Klärbecken; zur Bestreitung der Spitzen 
ist ein Wasserschloß von 8000 m? Inhalt angeordnet. Obwohl das 
Klärbecken seit Inbetriebnahme der Anlage des öfteren entleert 
and gereinigt wurde, waren schon nach Verlauf einiger Jahre 
starke Anfressungen an den Francisturbinen, hauptsächlich im 
Leitapparat und im Luftspalt, feststellbar. Demzufolge wurden 
zunächst im März 1921 bei der einen Turbine sämtliche beschädig- 
ten Teile durch neue ersetzt und sodann Leistungsversuche und 
Wirkungsgradbestimmung sowohl an der wieder instandgesetz- 
ten Turbine als auch an der noch nicht reparierten Turbine aus- 
geführt. Das Ergebnis dieser Versuche ist nachstehend zusam- 
mengestelit: 


Beaufschlagung: . . ... 2... , Mu 9 vi 
Wassermenge: . . ...: 2 2 .. md/s 1,76 352 528 7,04 
Leistung der reparierten Turbinen- 


einheit -- 2-2 2:0 4u..0. 5 oe kW 4C0 1200 1920 2500 


Desgl. der beschädigten Turbinen- 


einheit 2. :: 22222200. kW 0 810 1530 21% 
Gesamtwirkungsgrad der reparier- f 
ten Einheit .... anahaha’ O/o 51,4 774 823 3 


Desgl. der beschädigten Einheit . 9%) 0 521 658 700 


Leistungsverminderung der beschä- 
digten Einheit in °% der Leistung 
der reparierten Einheit bei glei- 
cher Wassermenge: . . ..... 0% 10 325 203 13,2 


Der Luftspalt der Turbinen, welcher ursprünglich 0,5 mm be 
trug, hatte sich durch die Anfressungen bei Turbine 1 auf 11,5 m: 


A E 7 


Í- m mn BE ap 


24. August 1922. 


bei Turbine 2 auf 14,5 mm vergrößert. In den Turbinen und im 
Saugrohr wurden große Mengen Sand und Schotter aufgefunden, 
so daß kein Zweifel besteht, daß die aufgetretenen Anfressungen 
auf mechanische Einflüsse zurückzuführen sind. Die Ziffern zei- 
gen, daß die durch Anfressungen verursachte Verschlechterung 
der Turbinen eine ganz einschneidende ist und daß man daher 
bei stark Geschiebe führendem Wasser unbedingt Schutzvor- 
kehrungen treffen muß. („L’Elettrotecnica” Bd. 8, 1921, S. 726.) Bp. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Leipziger Herbstmesse 1922. — Wie die „Techn. Messe” mitteilt, 
beabsichtigt der Normenausschuß der Deutschen In- 
dustrie,den Besuchern der Technischen Messe den Erfolg seiner 
letzten Normalisierungsbestrebungen auf dem Gebiet des Maschinen- 
baues und des Bauwesens zu zeigen, u. zw. erstere in der Halle 12 C, 


letztere in der Halle 1. — In Halle 12 will Zivilingenieur Rei- 


mann, Leipzig, eine Sammelausstellung unter dem Namen „Das 
wirtsohaftlicheKesselha us” veranstalten, in der mecha- 
nische Treppenrostfeuerungen, selbsttätige Rostbeschickungen, 
Flugaschenausbläser, Dampfüberhitzer, Economiser, vollständige 
Kesselspeiseanlagen mit Wasserreinigung und Abdampfverwertung 
vorgeführt werden sollen. 


Elektrizitätsausstellung in Kristiania 1922. — Die vom 22. April 
bis 7. Mai in Kristiania abgehaltene Blektrizitätsausstel- 
lung hatte sich, wie das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deut- 
schen Industrie mitteilt, zum Ziele gesetzt, die Verwendung elek- 
trischer Arbeit im Haushalt, in der Landwirtschaft und in der In- 
dustrie zu veranschaulichen. Sie war in 23 Gruppen eingeteilt, die 
fast sämtliche Gebiete der Elektrizitätswirtschaft umfaßten. Die 
Besucherzahl der 14 tägigen Ausstellung betrug etwa 25000, wo- 
bei zu bemerken ist, Jaß infolge des schlechten Wetters in den 
ersten 8 Tagen viel auswärtige Besucher ausgeblieben sind. Das 
Unternehmen hat gezeigt, wie mannigfaltig die Verwendung elek- 
trischer Arbeit dank der Fülle der Wasserkräfte in Norwegen ist 
und welche Möglichkeiten sich bieten, Menschenkraft durch elek- 
trisch betriebene Hilfsmittel vorteilhaft zu ersetzen. 


Technische Ausstellung Lüttich 1922. — Die Ausstellung ist 
vom 18. Juni bis 31. Juli zur Feier des 75 jährigen Stiftungsfestes 
der Vereinigung ehemaliger Schüler der Lütticher Ingenieurschule 
veranstaltet worden. Im Vordergrunde standen, einem Bericht des 
Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie zufolge, 
durchaus belgische Teilnehmer, und von diesen wieder besonders 
die um das Lütticher Zentrum gruppierten Industrien. Demgegen- 
über traten die ausländischen Teilnehmer ganz zurück; am stärksten 
waren noch die Franzosen vertreten. Das Gesamtbild wurde von der 
Metall-, Maschinen- und elektrotechnischen Industrie be- 
herrscht; doch waren auch die Abteilungen für Bergbau und che- 
mische Industrie reich beschickt, in geringerem Maße optische und 
feinmechanische, Glasindustrie und Keramik. Der allgemeine Ein- 
druck, den die Ausstellung machte, war sehr günstig, allerdings 
fehlte es durchaus an Übersichtlichkeit. Das Unternehmen diente 
auch dazu, für die’belgische Kongokolonie eine äußerst geschickte 
Propaganda. zu machen. In ausgiebiger Weise wurden die Reich- 
tümer der Kolonie, der augenblickliche Stand der industriellen Ent- 
wicklung und die Menge der bis heute aus der Kolonie bezogenen 
Güter vor Augen geführt. 


Plan einer hygienischen Ausstellung in Sofia. — In Sofia wird 
der Plan betrieben, einehygienischeundzahnärztliche 
Ausstellung für die Dauer eines Jahres zu arrangieren. Das 
Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie ist in der 
Lage, Interessenten hierüber nähere Auskunft zu erteilen. 


Londog Fair and Market 1922. — Nach einem kurzen Bericht 
des Ausstellungs- und Messe Amts der Deutschen Industrie über die. 
vom 3. bis 14. Juli veranstaltete Messe, die zum erstenmal seit dem 
Kriege deutsche Ilndustrieerzeugnisst auf einer Aus- 
stellung in England öffentlich zur Schau stellte, wird das Gesamt- 


ergebnis nicht als den Erwartungen entsprechend bezeichnet. Ins- 


besondere sind die englischen Aussteller nicht befriedigt gewesen. 
Dagegen wurden deutsche Artikel viel gekauft. Allgemein hat man 
festgestellt, daß durch den persönlichen Verkauf in London für die 
Waren bedeutend höhere Preise erzielt wurden als durch den Ver- 
kauf an den englischen Einkäufer in Deutschland. 


Internationaler Straßenbahn- und Kleinbahnkongreß 1923 Buda- 
pest, — Der 2. Kongreß des Internationalen Straßenbahn- und Klein- 
bahnvereins wird in der 1. Hälfte des Septembers 1923 in Budapest 
stattfinden. Zur Behandlung sind vorläufig folgende Angelegenhei- 
ten in Aussicht genommen: | 
Ein Vortrag über ein Thema betr. Bahneinrichtungen in Ungarn. 
Internationales Buchungsschema. 

Einmannwagen. 
Gleisbau und Gleiserhaltung einschließlich Normung. 
Wälz- und Rollenlager, Schmierung der Lager und Zahnräder. 
. Neukonstruktionen von Straßenbahnmotoren. 

hnittliche jährliche Wagenkilometerleistungen des Fahr- 
personals, Achtstundentag. 


moon 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 34. 


1095 


8. Magnetschienenbremsen. 
9. Tarife der Straßenbahnen. 
Etwaige weitere Anregungen wollen an das Sekretariat: Wien, 
IV/1, Favoritenstraße 9, gerichtet werden. 


Verschiedenes: 


Tod durch 120 V Wechselstrom in der Badewanne. — Durch 
Verwendung einer unvorschriftsmäßigen selbstinstallierten Steh- 
lampe mit Körperschluß wurde in Frankfurt a. M. ein Ehepaar ge- 
tötet. Die Lampe mit ihrer langen Steckerleitung war neben der 
Badewanne aufgestellt und konnte so vom Bade aus gefaßt werden. 
Die Zinkbadewanne selbst hatte durch ein anliegendes Wasser- 
leitungsbleirohr direkte Verbindung mit der Wasserleitung. Die 
Ader mit Körperschluß war durch den Stecker an dem spannungs- 
führenden Pol gelegt, so daß beim Umfassen des Lampenfußes die 
badende Frau (Unterkörper im Wasser der geerdeten Wanne) so- 
fort getötet wurde. Der Ehemann wurde bei der Hilfeleistung, da er 
sich mit den Füßen schon im Wasser der Wanne befand, ebenfalls 
getötet. Der Körper der Frau zeigte dort, wo er mit der Badewanne 
in Berührung gestanden hatte, sowie in der Handfläche, die den Me- 
tallfuß der Lampe umfaßt hatte, ebenso wie die Finger des Ehe- 
mannes, starke Verbrennungen. 

. Der Körperschluß in der Lampe wurde hervorgerufen durch 
Einklemmen der Leitungsader zwischen Sockelfuß und Sockel- 
umhüllung. Der bei der Berührung eingeleitete Lichtbogen er- 


weiterte und verstärkte den Schluß. Wäre die verletzte Ader durch ` 


den Stecker nicht mit dem spannungführenden Pol, sondern mit dem 
Nulleiter in Verbindung gebracht worden, so hätte der Fehler in der 
Stehlampe ein Unglück nicht herbeiführen können. Rp. 


Jubiläum. Das Rheinische Technikum Bingen begeht in der 
Zeit vom 26. bis 28. August die Feier des 25 jährigen Bestehens. 


Energiewirtschaft. 


Eine Weltkraft-Konferenz in London. — Der organisierende 
Leiter einer ersten für 1924 in der Britischen Reichsausstellung ge- 
planten „World Power Conference”, D. N. Dunlop, hat 
uns das vorläufige Programm zugehen lassen. Nach diesem soll die 
Konferenz unter Mitwirkung technischer und wissenschaftlicher 
Anstalten sowie industrieller Körperschaften in Großbritannien 
und anderen Ländern durch die British Electrical & Allied Manu- 
facturers’ Association veranstaltet werden und erwägen, wie sich 
die industriellen und wissenschaftlichen Kraftquellen der Erde im 
nationalen wieim internationalen Sinne am besten verwerten lassen. 
Das soll geschehen -einmal durch Prüfung des Reichtums (potential 
resources) eines jeden Landes an hydroelektrischer Energie, Heiz- 
ölen und Mineralien, durch Vergleichung der in der wissenschaft- 
lichen Entwicklung der Landwirtschaft, Bewässerung und des 
Land-, Luft- und Wassertransportes gemachten Erfahrungen, so- 
dann durch Beratungen von Ingenieuren, technischen Sachverstän- 
digen und Autoritäten auf dem Gebiet wissenschaftlicher und indu- 
strieller Forschung, durch Besprechungen mit Kraftverbrauchern und 
Fabrikanten der Produktionsmittel, weiter durch Untersuchung der 
gegenwärtigen Methoden des technischen Unterrichts in den ver- 
schiedenen Ländern und Diskussion der eine Verbesserung der be- 
stehenden Ausbildungsgelegenheiten ermöglichenden Mittel, dem- 
nächst durch Behandlung der finanziellen und wirtschaftlichen Aus- 
sichten der Industrie, wiederum vom nationalen und internationalen 
Standpunkt aus, und schließlich durch Prüfung der Möglichkeit, 
ein ständiges Weltbureau zu schaffen, um statistische Daten zu 
sammeln, Inventarien der Weltkraftquellen anzufertigen und mit 
Hilfe offizieller Vertreter in den einzelnen Ländern industrielle 
und wissenschaftliche Informationen auszutauschen. Das Arbeits- 
gebiet der Konferenz ist in 4 Hauptgebiete, nämlich Kraftquellen, 
Kraftentwicklung, Anwendung der Kraft, Wirtschaft und Finan- 
zierung eingeteilt, zu deren zweitem u.a. auch die Elektro- 
technik gehören soll. Präsident der Konferenz wird der Vor- 
sitzende der veranstaltenden Gesellschaft, der Earl of Derby, 
sein, und in der Liste eines großen Rates finden sich die Namen 
hervorragender Führer der englischen Elektroindustrie. Über die 
Teilnahme Deutschlands an der Konferenz, deren Adresse 
Bouson, W.C.2, Kingsway 36, lautet, schweben z. Zt. Verhand- 
ungen. 


Ostnorwegens Versorgung mit elektrischer Arbeit. — Der im 
letztenHeft erwähnte Plan der Elektrizitätskommission?!) geht dahin, 
das Land in möglichst rationeller Weise in Kraftversorgungsbezirke 
zu teilen. Wo es sich ermöglichen ließ, hat man Zentralanlagen für 
größere Bezirke in Aussicht genommen, aber an den meisten Stellen 
legen die geographischen Verhältnisse und die zerstreute Ansässig- 
keit der Einwohnerschaft einer rationellen Elektrisierung Schwie- 
rigkeiten in den Weg; man hat daher eine ganze Menge Versorgungs- 
bezirke schaffen müssen, u. zw. in den verschiedenen Ämtern (Pro- 
vinzen) in folgender Zahl: Finmark (der nördlichste Landesteil) 
10, Tromsö 6, Nordland 20, Nord-Tröndelag (das Drontheimer Ge- 
biet) 4, Sör-Tröndelag 7, Möre 12, Sogn und Fjordane 10, Hordaland 
19, Hedemark 7, Opland 8, Akershus 1, Östfold 1, Buskerud 2, West- 


1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1071. 


r 


Í a e nn ne 


1096 


f : 
fold 1, Telemark 6, Aust-Agder 2, West-Agder 2, Rogaland 5, zu- 
sammen 123. Zunächst ist der Plan für die Elektrizitätsversorgung 
des östlichen Norwegens (des Ostlandes) eingehender aus- 
gearbeitet worden. Dieser Landesteil ist der wichtigste und umfaßt 
diessüdöstlichen Gebiete bis zur Südküste hinab, so die Provinzen 
Östfold, Westfold, Akershus, die Stadt Kristiania sowie das meiste. 
von Ruskerud und Teile von Hedemark und Opland. Die Bevölke- 
rung in diesem Ostland beträgt zwischen 1 bis 1% Mill. Menschen, 
stellt also einen beträchtlichen Teil der Gresamteinwohnerschaft 
Norwegens dar, die gegenwärtig etwa 3 Millionen betragen dürfte. 
Fertige Kraftanlagen gibt es in diesem Umkreis bereits eine ganze 
Anzahl, so die Kraftwerke Rjukan, Aarlifoß, Labro, Sagfoß, Wing- 
foß, Hafslund und Börregaard, Vamma, Kykkelsrud, Raanaas, Höne- 
foß, Hadeland, Mesna bei Lillehammer, Elverum, Osfall, Storfall, 
Sarpsborg. Im Bau begriffen und projektiert sind die Werke Nore, 
Hölera, Aavella, Dalsfoß, Tessa, Eidsfoß, Harsjö, Lutufall, Solberg- 
foß-Mörkfoß und Brekke. Gegenwärtig kommen im Bereich Ost- 
norwegens 142 000 kW zur Verwendung. Durch den weiteren Ausbau 
werden 127 000 kW gewonnen, und die Elektrisierungskommission 


rechnete mit einem Verbrauch von 250 W/Kopf. Die Regulierungs- _ 


anlagen erfordern 10,79 Mill. Kr, die Leitungsanlagen 17,3 Mill. Kr. 
Für die im Bau befindlichen sieben Kraftanlagen im Ostlande sind 
außer den bisherigen Kosten noch weitere 27,7 Mill. Kr aufzuwenden, 
so daß die vorläufige Elektrisierung dieses Gebietes etwa 45 Mill.Kr 
kosten wird. Ws. 

Zur Statistik der Wasserkräfte. — Wir haben vor kurzem über 
die neueren Ermittlungen des United States Geological Survey be- 
richtet, der für die wahrscheinlich vorhandenen Wasserkräfte 
der Erde den Normal-Niedrigwasserstand und für die ausgenutz- 
ten den Stand der Verwertung von 1920 zugrunde legt!). Nach 
„wirtschaft und Statistik"?), die diese Untersuchungen ebenfalls be- 
handelt, stellt sieh das Verhältnis der ausgenutzten zu den wahr- 
scheinlich vorhandenen Wasserkräften folgendermaßen: 


Wahrscheinliche Aungenuteto Ausgenutzte 


Wasserkräfte in 1000 ın o 

Europa. 45 000 8 877 19,73 
Amerika . . . 2 2 nt. 116 000 12 634 10,89 
dav. Nord- und Mittelamerika 62 000 12210 19,69 
Asien Te u i 71 000 1 160 1,63 

‘ Australien (Ozeanien) 17 000 147 ‚0,86 
Afrika . ER pe 190 000 11 0,01 


Die Intensität der Verwertung war also 1920 in Europa und in Nord- 
und Mittelamerika ungefähr gleich, während die anderen Erdteile, be- 
sonders aber über 43,3 % aller vorhandenen Wasserkräfte verfügende 
Afrika, weil zurückstehen. Das geht auch aus der der genannten 
Zeitschrift des Statistischen Reichsamts entnommenen Abb. 1 her- 


© De Große d "resschesben 
o? gen wahr. 
"ch vorhandenen Kasser- 


vr 


Amerika 


DIE WASSERKRÄFE DER ERDE 


Schwarzer Aresten = 
WSIGERIZTE WISS 


&- 50% 


Abb. 1. 


vor. Im einzelnen ersieht man die Verteilung der wahrscheinlich 
vorhandenen und der ausgenutzten Wasserkräfte auf die wichtig- 
sten Länder aus nachstehender Übersicht, die gleichzeitig dadurch, 
daß sie die ausgenutzten Pferdestärken zur Fläche und Einwohner- 
zahl der Staaten in Beziehung setzt, einen Vergleich der wirtschaft- 
lichen Bedeutung der verwerteten Wasserkräfte für die verschiede- 
nen Länder ermöglicht. 

Was das Verhältnis der Pferdestärken zur Fläche betrifft, so 
steht die Schweiz mit nahezu 21 PS/km? bei weitem an erster Stelle. 
Ihr folgen Norwegen mit 4,36, Italien mit 3,7 und Japan mit 2,61 PS. 
Im Verhältnis zur Bevölkerungsziffer ist die Ausnutzung der Was- 
serkräfte in Norwegen am größten; sie überschreitet dort 51 PS/100 
Einwohner, und erst in einem gewissen Abstand schließen sich ihm 
Kanada mit etwas mehr als 31 PS, die Schweiz mit rd 22 PS und 
Schweden mit wenig über 20 PSan. Am ungünstigsten stellt sich das 


1) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 622. 
3) Bd. 2, 1922, 8. 328. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 34. 


24. August 1922. 


Die Wasserkräfteder wichtigsten Länder. 
Wasserkräfte 


Land eye davon ausgenutzt PS (ausgenutzte) auf 
10m PS | 1000 PS | % | 1km? 100 Einw. 
In Europa 
Frankreich 3,00 
Norwegen. 51,29 
Schweden. 20,33 
Italien . 2,96 
Schweiz?) . . 22,13 
Deutschland?) 1,03 
Spanien 2,85 
England 0,45 
Österreich 3,34 
Finnland . 5,55 
Südslawien 1,07 
Rußland 012 
In Amerika 
V. S. Amerika . ; 8,75 
Kanada. 7 : 31,2 
Mexiko. 6 000 400 6,67 0,20 2,77 
Südamerika . 54 000 424 0,79 0,02 i 
In Asien | 
Japan . 6000 , 1000 | 16,67 ` 2,61 1,7 
Indien) 27000 | 150 0,56 | 0,03 0,05 


Verhältnis sowohl zur Fläche wie zur Einwohnerzahl in Indien, 
wenn man von Südamerika, für das die Beziehung zur Einwohner- 
zahl nicht angegeben ist, absieht. Deutschland hat, wenn man 
die vom Statistischen Reichsamt als mit der amerikanischen Berech- 
nung nicht übereinstimmend bezeichnete sehr niedrige Zahl der Ta- 
belle von 1,425 Mill. PS wahrscheinlich vorhandene Wasserkräfte 
und 43,37 % Verwertung zugrunde legt, nur 1,31 PS je km? und 1,03 
PS je 100 Einwohner ausgenutzt. 


Industrie und Handel. 


Deutschland. — Die Londoner Konferenz ist geschei- 
tert. Der immer klarer hervortretende Vernichtungswille 
des von nationalistischen Gruppen getriebenen französischen 
Ministerpräsidentenhatabermalseine vernünftige Lösung 
der Reparationsfrage trotz offensichtlicher Bemühungen der übri- 
gen, insbesondere der englischen Delegierten wie der sachverstän- 
digen Berater unmöglich gemacht. „Die französische Unversöhn- 
lichkeit verhindert“, wie „Stockholms Dagblad“ („Voss. Ztg“) 
schreibt, „die Wiederauferstehung Europas. Wir hätten Frieden 
haben könen, der eine glücklichere Zukunft für unsern Weltteil mit 
sich gebracht hätte, Frankreich wollte nicht, Aber trotzdem das 
Friedenswerk in das schändliche Übereinkommen von 
Versailles ausmündete, hätten wir jetzt auf dem Weg zur Ver- 
tragsrevision sein können. Jedoch wiederum antwortete Frankreich 
„nein“. Möge Poincaré allein den Weg der Gewalt beschreiten. 
Europa weiß, daß dieser Weg nur ins Verderben führt.“ Die Repa- 
rationskommission, die nunmehr über die nächsten deutschen Zah- 
lungen befinden soll, hat die deutsche Regierung wissen lassen, daß 
sie vor dem 15. VIII. ihre Entscheidung auf deren Memorandum vom 
12. VII. nicht bekanntgeben könne, diese aber unverzüglich mit- 
teilen und gleichzeitig Bestimmung über die Frage der Fälligkeit 
vom 15. VIII. treffen werde, die bis dahin in der Schwebe bleiben 
müsse. Von der Reichsregierung sind, ihrer Bereitschaftserklärung 
entsprechend, 0,5 Mill. £ als unter den gegebenen Verhältnissen mög- 
liche Ausgleichsrate unter Hinweis auf die inzwischen eingetretene 
außerordentliche Valutaverschlechterung den beteiligten Regie- 
rungen zur Verfügung gestellt worden, und zwei deugsche Noten 

' protestieren energisch gegen die Rechtswidrigkeit der fr@mzösischen 
Ausgleichsmaßnahmen und „Retorsionen”. Gleichwohl hat man 
etwa 1500 Deutsche in brutaler Weise aus dem Elsaß vertrieben. 
Welche politischen Folgen der Zusammenbruch der Konferenz haben 

. wird, steht vorläufig dahin, die wirtschaftlichen sind für Deutsch- 
land allein schon wegenderMarkentwertung ungemein ernst. 
Der Dollar hat den Kurs von 1000 überschritten, die Mark entspricht 
nur noch ?/s Gldpf. Das bedeutet ein gewaltiges Anwachsen der 
Fehlbeträge in den Haushalten des Reichs, der Länder und Gemein- 
den, eine starke Vergrößerung der Passivität unserer Handels- wie 
Zahlungsbilanz und selbstverständlich das Hereinbrechen eine! 
neuen Teuerungswelle,die bei der herrschenden Geldknapr- 
heit und Kreditnot schwere wirtschaftliche und soziale Störungen 
verursachen kann. Drei Fragen drängen sich angesichts dieser 
Sachlage auf: Worauf warten die V. S. Amerika, um als ent- 
scheidende Kriegsteilnehmer, die sie ja doch waren, solcher erzwun- 
genen Verelendung cines befreundeten Landes Einhalt zu tun? — 
Wann wird sich die Entente bequemen, endlich in einer gemeinsamen 


®) Nach Berechnungen des eidgenössischen Amtes für Wasserwirtschaft 
‚„. 4) „Von den Berechnungen des United States Geological Survey abweichende 
Ziffer. Nach anderer deutscher Schätzung betragen die wahrscheinlichen Kräfte 
etwa 6 Mill. PS und die ausgenutzten 1 bis 12 Mill. PS. 
5) Stand am 1. I 1922. 
®© Nach „Capital“, Calcutta vom 28. II. 1922 sind die auf 215 Millionen 8% 
schätzten PS zu 11/,%. ausgenutzt. 


pm 


nn EE e e G o E a E E E E S A O A O E E EEE G EA = aaan aa n egperiße 


24. August 1922. 


Konferenz der besten Köpfe mit Amerika und Deutsch- 
land die wahnsinnigen Bestimmungen des Versailler Diktats zu 
revidieren? — Wie lange wird das vor dem Kriege kulturell so hoch 
stehende deutsche Volk es noch ertragen, sich von fremden Gewalt- 
habern auf das Niveau unzivilisierter Stämme herabdrücken zu 
lassen, und seine Kraft über das Maß berechtigter Ansprüche frühe- 
rer Gegner hinaus den Interessen als solche erwiesener Feinde 
opfern? ! 


England. — Wir geben im folgenden wie bisher eine Übersicht 
über den Außenhandel Englands mit elektrotech- 
nischen Erzeugnissen im 1. Halbjahr 1922 und der ent- 
sprechenden Werte von 1921, u. zw. die Ausfuhr fob, die Einfuhr 
cif und brutto. Von dieser müssen die Wiederausfuhrzahlen abge- 
zogen werden, um den handelsbilanzmäßigen Importwert zu erhal- 
ten. Der Gesamtwert des Exportes war 6,153 Mill. £, d. s. 3,986 Mill. 
£ weniger als 1921; die Einfuhr betrug (ohne Kürzung um die 
Wiederausfuhr) 1,277 Mill. £, eine gegen das 1. Halbjahr 1921 um 
0406 Mill. £ kleinere Summe. Für elektrotechnische Waren und 
Apparate hat die Ausfuhr 3,707 Mill. £ ergeben; ihr Wert war 
somit gegenüber dem des ersten Halbjahrs 1921 (7,671 Mill. £) um 
3964 Mill. £ geringer. Eine Zunahme zeigt sich nur bei Schwach- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34 


1097 


der Wiederausfuhr sei auf die Übersicht verwiesen. Der 
Überschuß.der Ausfuhr über die Einfuhr (abzüglich der Wie- 
derausfuhr) beträgt für elektrotechnische Waren und Apparate 3,198 
Mill. £ (6,577 i. V.), für Maschinen 6856 tons bzw. 1,804 Mill. £ (8085 
tons bzw. 2,043 Mill. £ i. V.) und im ganzen 5,002 Mill. £ (8,621 i. V.). 
Werden die genannten deklarierten Beträge auf die Durchschnitts- 
werte von 1913 reduziert, so errechnet sich nach „The Board of 
Trade Journal“ für elektrische Waren und Apparate ein Export- 
wert von 1,367 Mill. £ (2,683 in 1913) und ein Einfuhrwert ohne 
die Wiederausfuhr von 0,326 Mill. £ (0,638 in 1913). Hierbei wird 
aber gleiche Durchschnittsqualität der Erzeugnisse für beide Jahre 

vorausgesetzt, die tatsächlich wohl nicht bestand. . 


Handelsberichterstattung über das Ausland. — Professor Dr. 
O. Goebel, der selbst Handelssachverständiger des Deutschen 
Reiches gewesen ist, schildert in Bd. V der Schriften des Reichsver- 
bandes der Deutschen Volkswirte!) den Aufbau und die Entwick- 
lung, welche die Handelsberichterstattung nach dem 
Auswärtigen Amt bzw. durch das Auswärtige Amt vor dem Kriege 
genommen hat. Er weist auf die Nachteile des alten Systems hin. 
Hauptsächlich ist es die untergeordnete Stellung, welche dem Han- 
delsattach&e gegenüber dem juristischen Konsulats- bzw. Gesandt- 


Außenhandel Englands mit elektrotechnischen Erzeugnissen im ersten Halbjahr 1922. 


, Ausfuhr Einfuhr Wiederausfuhr 
Erzeugnisse a rer, 
f 1922 | 1921 1922 1921 1922 | 1921 
1. Telegraphen- und Fernsprechinstrumente sowie -apparatel) £ 1012710 905 200 54 342 195 316 17223 18 84 ) 
2 Isolierte Telegraphen- und Fernsprechdrähte sowie -kabel = 453 553?) | 2 396 580°) 16 089 51 652 1 236 893 
3. Andere, aber gummiisolierte Drähte und Kabel . . . . j 294 682 846 447 13 689 794 | 2V0 
4. Drähte und Kabel mit anderer Isolation . p nEn „ 550 479 1 182 032 397 1 685 
5. Kohlen für elektrotechnische Zwecke a a 18 523 62 944 nn = = 
o ae Stück | 2,710 Mill. | 8,456 Mill. | 2,693 Mill. 11,959 Mill.| 0,818 Mill. |0726 Mill. 
Glühlampen > | > £ | 197496 | 274345 | 854831 | 166863 51576 | 32483 
1. Bogenlampen und Scheinwerfer . Be de Aie g A en = s 
8. Teile von solchen (außer Kohlenstäbe) . . . . 2... m 1 100 20 
9. Elemente, Sammler und Teile davon . . . . . 2... ; 614 31 
1u. Zähler und Meßinstrumente (ausschl.der unter 1. genannten) 4079 24 317 


Il. Schalttafeln (nicht für Telegraphen oder Fernsprecher) 
12. Sonstige elektrotechnische Waren und Apparate , 


Elektrotechnische Waren und Apparate insgesamt 


13. Bahnmotoren . 


l4. Stromerzeuger und andere Motoren 


l5. Sonstige elektrische Maschinen . 


tons 
£ 


Elektrische Maschinen insgesamt . . 


strominstrumenten und -apparaten, bei Teilen von Bogenlampen 
und Scheinwerfern sowie bei der Gruppe Schalttafeln. Der Export 
elektrischer Maschinen betrug 2,446 Mill. £, d. s. im Vergleich zu 
dem gleichen Zeitraum von 1921 (2,468 Mill. £) 22065 £ weniger. 
Faßt man die leider nur spärlich bekanntgegebenen Mengen ins 
Auge, so hat England gegen das Vorjahr in der Berichtszeit 1,758 


Mill. elektrotechnische Kohlen mehr ausgeführt, dagegen von Glüh- 


lampen 0,746 Mill. Stück und von Bogenlampen 277 Stück weniger; 
bei Bahnmotoren findet sich ein Minus von 110 tons, bei Strom- 
rzeugern und anderen Motoren von 173 tons und bei sonstigen elek- 
trischen Maschinen von 498 tons. Insgesamt sind 8954 tons elek- 
trische Maschinen (9735 i. V.), also 781 tons weniger exportiert 
xorden. Die Einfuhr weist für elektrotechnische Waren und 
Apparate (ohne Berücksichtigung der Wiederausfuhr) 0,615 Mill. £ 
aus, d. i. ein um 0,624 Mill. £ kleinerer Betrag als im ersten Halb- 
jahr 1921 (1,239 Mill. £). Gewachsen ist der Import nur bei der 
Leitungsgruppe 3. Bringt man die Wiederausfuhr in Abzug (0,106 
Mill. £), so geht der Importwert auf 0,509 Mill. £ (1,094 i. V.) und 
die Abnahme gegen 1921 auf 0,585 Mill. £ zurück. Die Menge der 
unportierten elektrischen Maschinen war 2137 tons (+ 456 tons) 
gegen 1681 in 1921 und der Wert dieser Bezige 0,662 Mill. £ oder 
um 0,218 Mill. £ größer als im Vorjahr (0,444 Mill. £). Die Einfuhr 
«lektrotechnischer Kohlen ist um 1,801 Mill. Stück zurückgegangen, 
dagegen hat England 0,734 Mill. Glühlampen mehr von außerhalb 
erhalten als im 1. Halbjahr 1921. Der Import von Bogenlampen war 
nm 393 Stück geringer. Um die Wiederausfuhr gekürzt, stellt sich 
der Einfuhrwert elektrischer Maschinen auf 0,642 Mill. £, d. i. eine 
Erhöhung gegen 1921 (0,424 Mill. £) um 0,218 Mill. £. Bezüglich 


Bis 1922 einschl. drabtloser Ventile. 
i Darunter Unterseekabel für 175857 £. 
) Darunter Unterseekabel für 1545309 £. 


31 

19716 

8 954 9785 2137 1681 839 31 

2 445915 | 2467 980 662 200 444 158 20 027 19 716 


schaftspersonal eingeräumt wurde, die verhindert hat, daß dieser 
Besseres leisten konnte. Dann aber auch waren die Mittel, die zur 
Verfügung gestellt wurden, zu beschränkt, um für diesen Posten 
Personen u finden, die in langjähriger Geschäftstätigkeit im Aus- 
lande sich für eine verständnisvolle Berichterstattung notwendige 
Kenntnisse angeeignet hatten. 


Goebel kommt zu dem Ergebnis, daß die Vormachtstellung dex 
Juristen beseitigt werden müsse, und daß man im übrigen wieder 
Handelssachverständige nach dem Auslande entsenden solle, die 
aber dann auch die nötige Bewegungsfreiheit und den notwendigen 
e I anbazat zur Seite haben müßten, um entsprechend zu 
wirken. 

In der Druckschrift wird darauf hingewiesen, daß durch die 
Überseedienst-G. m. b. H. und die „Industrie- und Handels-Zeitung“ 
in vorbildlicher Weise und mit großen Mitteln die laufende Wirt- 
schaftsberichterstattung orgarnisiert worden ist, und daß also nach 


- dieser Richtung von den Handelssachverständigen nicht mehr so viel 


verlangt wird. Den Hauptvorteil sieht er in der Weiterverarbeitung 
der Auskünfte durch die Handelskammern und Fachverbände als 
geeignete Vorbildungsstellen für den Beruf eines Handelssachver- 
ständigen. Er meint allerdings die Handelskammern nicht in ihrer 
heutigen Stellung, sondern nach ihrer systematischen Eingliederung 
in den Dienst der Außenhandels-Berichterstattung. Daß diese Ein- 
gliederung bisher unterlassen worden ist, wird für einen Haupt- 
fehler der Handelsberichterstattung erklärt. Es handelt sich dabei 
um 2 Aufgabenreihen: 


1. Vorsichtung der Bedürfnisse nach Auskunfterteilung und 
zweckdienliche Formulierung der Anfragen, 


1) Handelsberichterstattung über das Ausland. Vorschläge zur Um- und 
Ausgestaltung. Berlin-Wilmersdorf, 1922. 


1098 | 


2. fachmännische Verarbeitung der erhaltenen Auskünfte. Zu 
der Frage selbst wäre mit Bezug auf die Druckschrift zu bemerken: 


Ob das Deutsche Reich in absehbarer Zeit in der Lage sein wird, 
Handelssachverständige auszusenden, erscheint bei der finanziellen 
Notlage zweifelhaft, außerdem bei den augenblicklichen wirtschaft- 
lichen Verhältnissen vielleicht auch nicht so dringend notwendig. 
Wegen der Schwierigkeiten des Geldkurses und der sonstigen Er- 
schwernisse kann eine Ausfuhr nur von denjenigen Firmen betrieben 
werden, die wirklich Erfahrungen auf diesem Gebiet haben, und 
diese sind auch meist in der Lage, sich die nötigen Informationen 
aus dem Auslande zu beschaffen. Für die allgemeine Berichterstat- 
tung sind außerdem außer der Überseedienst-G. m. b. H. die zahl- 
reichen nach dem Kriege entstandenen Fachverbände tätig. Über- 
haupt erscheint es, als wenn in dieser Richtung manchmal zu viel 
getan wird. Es sind Hunderte von Fachverbänden entstanden, deron 
Geschäftsführer ihren Stolz und ihre Aufgabe darin erblicken, 
„Nachrichten“ herauszugeben, die über die Veränderungen des Wirt- 
schaftslebens und Vorkommnisse im Ausland berichten. Der Ge- 
schäftsmann, der auf mehreren Industriegebieten zu tun hat, erhält 
dauernd eine Flut von Druckschriften zugesandt, die ihm alle mehr 
oder weniger dasselbe mitteilen. In der Gründung von Zweck- und 
zwecklosen Verbänden ist in den letzten Jahren mehr als genug ge- 
tan. Die Kräfte der führenden Männer der Industrie werden zum 
großen Teil durch die Sitzungen dieser Verbände und Verhandlun- 
gen zersplittert. Infolgedessen muß auch die Einbeziehung der 
Handelskammern in die Handelsberichterstattung zu Bedenken An- 
laß geben. Auch die Handelskammern haben ihren Aufgabenkreis 
erweitert, geben monatlich nicht nur Nachrichtenblätter, sondern 
teilweise Bücher heraus, und den Leitern ist in den meisten Fällen 
der Vorwurf zu machen, welchen Dr. Goebel den juristisch ge- 
bildeten Konsulatsbeamten macht, nämlich, daß sie Juristen und 
Theoretiker sind, aber in der Praxis und dem wirklichen Geschäfts- 
leben keine Erfahrung haben. Die Handelsberichterstattung durch 
Handelsattaches im Auslande wird immer an zwei Fehlern kranken: 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34. 


En 


24. August 1922. 


1. Der Handelsattache ist ein Reichsbeamter, er muß in seinen 
Auskünften außerordentlich vorsichtig sein; denn begeht er einen 
Irrtum, so steht sofort in irgendeiner Zeitung ein Artikel gegen da: 
Auswärtige Amt. 


2. Aus demselben Grunde und aus Gründen, die jeder größeren 
Beamtenorganisation anhängen, geschieht die Berichterstattung zö- 
sernd und schleppend. Vor einer Reihe von Jahren stellte ich dem 
Handelsattach& in Konstantinopel die Frage, ob für ein bestimmter 
Gebiet eine Greschäftsniederlassung in der Türkei ratsam sei und 
möglich erscheine. Eine Antwort kam nicht. Die Angelegenheit 
wurde selbstverständlich nach kaufmännischen Gesichtspunkten 
erledigt. Nach etwa dreiviertel Jahren wurde ich zum Vorstand 
meines Polizeireviers gerufen, dort wurde ich einem Verhör unter- 
worfen, aus welchen Gründen ich mich nach Konstantinopel gewandt 
hätte, worauf ich dann streng vertraulich die Mitteilung erhielt, die 
Verhältnisse in der Türkei seien unsicher. Es steht zu befürchten. 
daß auch der moderne Handelsattache, wenn er Reichsbeamter ist, 
nicht viel anders wird handeln können als der frühere. 


Amerika und England haben eich umfangreiche Nachrichten- 
stellen angegliedert. Die der USA umfaßt, wenn ich nicht irre, ein 
Personal von etwa 1000 Köpfen und wird eine Summe kosten, die 
man in Mark kaum umrechnen kann. In diesem Schrittmaß kann das 
Deutsche Reich natürlich nicht mitgehen, und ob ein so umfang- 
reicher Apparat, der unbedingt die vorstehend geschilderte Schwer- 
fälligkeit ebenfalls besitzen muß, einen sehr großen Nutzen bringt, 
erscheint fraglich. 

Die Frage also, ob z. Zt. besondere Handelsattachés ausgesandt 
werden sollen und welche Vorbildung diese zu erhalten haben, halte 
ich nicht für so außerordentlich dringend. Dringender dürfte e- 
sein, daß die außerordentlich vielen Verbände, Geschäftsstellen und 
sonstigen wirtschaftlichen, volkswirtschaftlichen Vereine und Ein- 
richtungen sich in Deutschland erst etwas zusammenschließen oder 
zum guten Teil verschwinden. A.A.Brandt. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer ` Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, 
Berlin W. 567, Potsdamer Str. 68, Fernspr, Amt Kürfürst Nr. 9320, zu richten 


Nachtrag zum Sitzungsbericht von 27. XI. 1921. 


Fortsetzung der Diskusston zu den Vorträgen der Herren Ober- 
ing. Fr. K ad eż) und Ch. K r ä m e r über das Thema: 


„DieUmformungvonDrehstrominGleichstrom”?). 
Herr Heinrich Kaden (m. Brf. v. 31. III. 1922): Im folgenden er- 
laube ich mir, darauf hinzuweisen, daß die theoretische, primäre 
Stromkurve eines Sechsphasen-Gleichrichters nicht mit der von 
Herrn Krämer in der „ETZ“ 1922, S. 402, Abb. 2 u. 3, angegebenen 
übereinstimmt. Man muß hier unterscheiden zwischen der pri- 
mären Kurve bei A- und A Schaltung und bei A-Schaltung 
zwischen der Kurve in der Wicklung und den Zuleitungen 


1. A-Schaltung. _ 


In der Wicklung haben wir infolge der um 180° versetzten 
1/6-Periode dauernden Stromimpulse auf einem Schenkel eine 
Stromkurve nach Abb. 1. Betrachtet man die Zuleitungen, so 


kommt man auf eine Kurve nach Abb. 2. Hier treten die um 
ije Per später erfolgenden Impulse der benachbarten Phase hinzu. 


Phasen während !/s Per nach Abb. 2 in Heft 12 tritt nicht ein. 


Außerdem bemerke ich, daß die Kurven nur gelten, wenn man 
einen induktionsfreien Stromkreis 


voraussetzt und von der geringen, 
im Gefäß auftretenden Überlappung 
der Ströme absieht. 


lay Sja Slas 


Abb. 8. | Abb. 4. 


Fritz Kleeberg (m. Br. 11. IV. 1922): In seinen Erwide- 
rungen (S. 401) schreibt Herr Krämer, daß er mit den Aus- 
führungen des Herrn Kryger einverstanden ist. Da eich 
nun die Krygerschen Ausführungen in den wesentlichen Punkten 
mit den meinigen decken, eo bestätigt Herr Krämer indirekt die 
Richtigkeit meiner über den Gleichrichter bezüglich des Leistungs- 
faktors gezogenen Schlüsse. Herr Kryger schlägt für die von mir 
gebrauchten Ausdrücke „wirklicher“ und „scheinbarer Leistungs- 
faktor” resp. „scheinbarer” und „tatsächlicher Blindstrom” die 
Ausdrücke „Verzerrungs-“ und „Verschiebungsfaktor” resp. 
„Stromverzerrung“ und „Verschiebungsstrom“ vor. Ich halte die 
von Herrn Kryger gewählten Ausdrücke für besser und zweck- 
entsprechender als die von mir gewählten und werde mich daher 
derselben schon im Folgenden bedienen. 

Der Zweck meines Diskussionsbeitrages war vor allem, zu 


Abb. 1. Abb. 2. zeigen, 
2. A-Schaltung. 1. daß man auch bei vollkommen induktionsfreier Belastung 
Hierbei muß man eine Eigenart der A-Schaltung in Betracht Leistungsfaktoren erhalten kann, . J 
ziehen. Denkt man sich einen in A geschalteten Transformator, 2. daß diese Leistungsfaktoren an verschiedenen Punkten des 
welcher sekundär nur zwischen Nullpunkt und einer Phase be- Stromkreises verschiedene Größen annehmen können, 
3. daß die vom Gleichrichter herrührenden Leistungsfak- 


lastet ist, so fließen primär auf allen 3 Schenkeln Ströme, welche 
sich so verteilen, daß auf dem belasteten Schenkel % und auf 
den anderen beiden je % des augenblicklichen Sekundärstromes 
fließt. (Abb. 3.) Dieses Beispiel auf den Sechsphasen-Gleichrichter 4. 
übertragen ergibt die Kurve nach Abb. 4. 

l Diese Kurve ist nicht die von Herrn Krämer in Abb. 3 in 
Heft 12 angegebene. Eine gleichzeitige Stromabgabe zweier 


toren nicht auf Versehiebungsstrom zurückzuführen sind, 
und daß sie demgemäß 
anders, u. zw. günstiger zu bewerten sind als die aus 
schließlich vom Verschiebungsstrom herrührenden Lei- 
stungsfaktoren. 

Aus meinem Glühlampenbeispiel habe ich für den einfachen 
Drehstromgleichrichter ohne jede Selbstinduktion folgende 
Schlüsse gezogen: 


1) Vgl „ETZ“ 1921, S. 1242; 1922, S. 129, 401. 
n VgL „ETZ“ 1922, S. 105. 


24. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 34. 


1099 


Die Leistungsfaktoren 0,84 bzw. 0,69 (von mir vor etwa neun 
Jahren in den AEG-Akten theor. festgelegt) des einfachen Dreh- 
stromgleichrichters ohne Selbstinduktion wirken 


1. gleich ungünstig wie diejenigen von Phasenverschiebung 
herrührenden, wenn eine Zentrale nur Gleichrichter oder 
außer diesen nur induktionsfreie Verbraucher speist, 

2. günstiger wie die von Phasenverschiebung herrührenden, 
sobald eine Zentrale mit einem cos œ arbeitet, weil sie 
fast im gleichen Maße verbessernd wie eine zugeschaltete 
induktionsfreie Belastung wirken, 

3. außerdem kann man den Verzerrungsfaktor fast ganz in 
seiner Wirkung auf die Fernleitung durch entsprechende 
Schaltung der die einzelnen Gleichrichteranlagen spei- 
senden Transformatoren zum Verschwinden bringen, so daß 
nur der kleine, von den Selbstinduktionen des Gleichrichters 
herrührende Verschiebungsfaktor übrig bleibt. 


Abb. 5. 


Letzteres will ich durch folgendes Zahlenbeispiel bekräftigen. 
Der Effektivwert des von Herrn Krämer in Abb. 5, Seite 402 an- 
gegebenen Stromkurve ist 


ee 

1 6 

Ler.=|/ Sr J” 
a 


Schaltet man nun zwei einfache Drehstromgleichrichter in der von 
mir angezogenen Weise, so erhält man für den zufließenden Strom 
beider Gleichrichter den Kurvenzug Abb. 3 Seite 402. Der Effek- 
tivwert dieser Kurve ist 


g? Bin? a d a = 0,686 Jg . 


2 


7 
= pi 
hell. = Ł 2 fI ein? a d a+ f (1,73 Joj? ein? a da |=1,167,, 
; a 1 
Zn — a 
6 8 - 


Dabei ist unter Jg der Scheitelwert der Stromkurve eines der 
beiden Gleichrichter zu verstehen. Verzerrungsfaktor eines ein- 
zelnen Gleichrichters war 0,84. Der Primärstrom zweier ım 
gleichen Sinne ‚geschalteter Gleichrichter wäre 2.0,686 Jg. Der- 
jenige von zwei um 180° verschoben arbeitenden Gleichrichtern 
war 1,167 Jg, mithin wird der für das verteilende Werk maß- 
gebende Verzerrungsfaktor beider Anlagen: 


1,372 
Ver or 


Bei genauer Ausrechnung des Verzerrungefaktors, welche sich auf 
die von beiden Gelee een in den Gleichstromkreis abgegebene 


a 2 
a 


'menten die Zeit 


ausdrücklich schreibe: „Betrachtet man falscherweise”. 


Energie aufbaut, T sich ein Verzerrungsfaktor von 0,984. In 
meiner letzten Erwiderung' ist ein Schreibfehler enthalten, an der 
betreffenden Stelle muß es anstatt „theoretisch gleich 1” „prak- 
tisch gleich 1” -heiß@n. Ich stelle also fest, daß mich Herr Krämer 
in keinem dieser den Kernpunkt der Frage Berrertenden Schlüsse 
widerlegen konnte. 

Zu Punkt 1 meines Glühlampenbeispiels ‘bemerke ich fol- 
gendes: Ich gebe ‚gern zu, daß dieses in seinem ersten Teil inso- 
fern verunglückt ist, als mir beim Übergang zu den trägen Instru- 
urchgeschlüpft ist. 

Zu Punkt 2 möchte ich erwähnen, daß ich in meinem Beispiel 
Ich stelle 
also keineswegs die von mir angeführte Messung als richtig hin. 
Die Messung wurde von mir, wie nochmals betont sei, absichtlich 
so vorgeführt, wie sie dem Praktiker, welcher viel mit Dreh- 
strommotoren zu tun hat, geläufiger ist. Dies glaubte ich um so 
eher tun zu. können, weil nach meinen praktischen Erfahrungen 


` fast immer so in der Praxis gemessen wird, und wobei allerdings 


trotzdem der richtige Wert herauskommt. Den in meinem Bei- 
spiel errechneten Wert 0,578 stelle ich keineswegs als falsch hin. 
Dieser Wert, das betone ich nachmals ausdrücklich, muß durch 
Korrektur der Instrumentenablesung zur Erkenntnis des für das 
verteilende Werk sehr wichtigen Verschiebungsfaktors richtig- 
gestellt werden, denn nur dieser wirkt sich voll aus. Zu Punkt 3 
bemerke ich das Folgende: Beim Glühlampenbeispiel hat der von 
Herrn Krämer willkürlich eingeführte, beim Gleichrichter richtige 
Faktor 0,84 nichts zu suchen. Die Lampen des Beispiels sollen 
nach wie vor mit Wechselstrom normaler Periodenzahl brennen. 
Von Umformung in Gleichstrom ist im ganzen Beispiel nicht die 
Rede gewesen. Der von mir errechnete Faktor 0,707 ist richtig, 
nicht weil er mir zu niedrig scheint, sondern nur zur Kenntnis 
des wahren Verschiebungsfaktors muß die Instrumentenablesung 
richtiggestellt werden. 

Herr Krämer sagt weiter in seiner Erwiderung: „Es ist be- 
kannt, daß man Wechselströme geometrisch zu addieren hat, hierin 
unterscheiden sich Gleichrichter in keiner Weise von anderen 
Stromverbrauchern“. Dies soll also heißen, man soll zwei Ströme, 
von denen einer von einem Gleichrichter, der andere von einem 
Motor herrührt, unter dem zum Leistungsfaktor gehörigen Winkel 
auftragen und erhält als Resultante die geometrische Summe beider 
Ströme. Dieses Verfahren ist hier falsch, denn es addieren sich 
nicht Ströme von Sn ori; sondern nur kurze Stromimpulse zur 
Sinusform. In der Abb. sei z. B. E eine Sinusspannung Jm 
ein von einem Motor ee Js ein von einem Gleichrichter her- 
rührender Strom von gleichem Scheitelwert. (Die Scheitelwerte 
wurden nur zur bequemeren Auswertung der Kurve gleich groß 
genommen, ebenso könnte man natürlich vom gleichen Effektiv- 
wert ausgehen.) Nach Überlagerung der beiden Stromkurven, er- 
hält man die Stromkurve Jm + g, welche die schraffierte Fläche 
einschließt. Der Effektivwert des Motorstromes ist 


Jm 
1 ‚= — = 0,0 Jm. 


Der Effektivwert des Gleichrichterstromes 
Motorstrom ist gegen die 
cos. ọ= 0 


Der 


sein 


J ist 0,686 Jg. 
Spannung von 30° verzögert, 
Die Lage des Gleichrichterstromes ist die der 


- Abb. 1 Seite 402. Sein Leistungsfaktor ist, da keine Verschie- 


bung eintritt, 0,84. Addiert man nun die Ströme in der bekannten 
geometrischen Weise, die Herr Krämer auch bei Gleichrichtern 
für richtig hält, so ergibt sich ein Gesamtstrom beider Ver- 
braucher von 1,39 J mit einem Leistungsfaktor 0,855 nach bei- 
stehender Abb. 6. 


Wertet man dagegen die schraffierte Fläche des Kurvenzuges 
aus, so erhält man 


6 
Im + g) eff. = P a| Parsons forrinne fü 733JZeinada-+- J aimada = 1,295 J 


6 


die geometrische Summe ergibt also einen zu großen Wert. 


0 


1100 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. 


Heit 34. 24. August 1922. 


Schlägt man nun mit diesem Wert einen Kreisbogen um den 
Ursprung des Diagramms und zieht durch den Endpunkt des Motor- 
stromvektors eine Parallele zum Spannungsvektor, so gibt die 
Länge der Linie 0,638 J bis zum Schnittpunkt des Kreises die 
Größe des induktionsfreien Stromes an, welcher die gleiche ver- 
bessernde Wirkung wie der Gleichrichter hervorbringt. Der Ge- 
samtleistungsfaktor ist auf 0,955 verbessert worden. Wäre ein 
gleich großer induktionsfreier Strom wie der Gleichrichterstrom 
parallel zum Motor geschaltet worden, so wäre eine Verbesserung 
auf 0,967 erzielt worden. Die Wirkung ist also fast gleich der- 
jenigen einer induktionsfreien Belastung gleicher Größe. 

Wie aus meinen Ausführungen zu ersehen ist, unterscheiden 
sich die von Gleichrichtern herrührenden Ströme doch sehr we- 

sentlich von denen anderer mit Leistungsfaktor arbeitenden Strom- 

verbraucher. Um Irrtümer zu vermeiden, stelle ich nochmals fest, 
daß diese vorstehend angeführten Werte nur bei vollkommen in- 
duktionsfreiem Gleichrichter erreichbar sind, bei welchen der 
Verschiebungsfaktor gleich Null ist. Bei Gleichrichtern, wie sie 
in der Praxis gebaut werden, ist die auf der Wechselstromseite 
liegende Selbstinduktion verhältnismäßig klein, so daß der durch 
diese hervorgerufene Verschiebungsfaktor fast vernachlässigt 
werden kann. 

Im allgemeinen wird es zutreffen, daß eine sechsphasige Aus- 
führung zwei dreiphasigen vorzuziehen ist, nur trifft dies beim 
Glasgleichrichter insofern nicht zu, weil ein sechsarmiger Glas- 
körper schwieriger herzustellen ist, als ein gleichgroßer drei- 
armiger; aus diesem Grunde wird der Körper teuerer, was beim 
Glaskörperersatz immerhin ins Gewicht fällt. 


Hierzu nimmt das Schlußwort der Vortragende. 


Ch. Krämer (m. Brief v.8. VII. 1922): HerrKleeber g gibt jetzt 
zu, daß er in seinen Rechnungen den Faktor Zeit = 3 nicht berück- 
sichtigt hat. Welchen Wert die auf solchen Rechnungen aufgebauten 
Schlüsse besitzen, überlasse ich den Lesern zu beurteilen. Bemerken 

will ich, daß in dem nach meiner ersten Erwiderung erschieneneu 
Heft der Sonderversammlung des EV über die cos g-Tagung Herr 
Kleeberg die Unterhaltung zwischen Kunden und EW bereits fortge- 
lassen hat. 

Zur Zuschrift des Herrn Kaden bemerke ich, daß sie auf einem 
durch die Kürze meiner Darstellung hervorgerufenen Irrtum beruht. 
Die von ihm gebrachten Kurven bei Stern X Stern- und Dreieck X 
Stern-Schaltung sind richtig, woraus aber nicht folgt, daß die von 
mir gebrachten falsch sind. Nur beziehen sich meine auf eine sechs- 
phasige Anordnung, entstanden aus dreiphasigen Gleichrichtern, die 
entweder auf getrennte Gleichstromkreise arbeiten, oder über Aus- 
gleichdrosseln verbunden sind, damit die Anodenströme sich über- 
120 ° erstrecken können. Es war ja der Zweck meiner Darstellung, zu 
zeigen, wie die Verschiebung der Ströme gegen die Spannung hierbei 
aufgehoben wird. Daß bei normalen sechsphasigen Anordnungen die 
Verhältnisse ähnlich liegen, zeigt die Übereinstimmung mit der 
Kurve des Herrn Kaden. Ch. Krämer. 


Berlin, 8 VII. 1922. 
Wir schließen hiermit diese Diskussion. 
Elektrotechnischer Verein. 
gez.: Risse, 


RECHTSPFLEGE. 


Sind Aktien steuerlich geringer zu bewerten, weil, wenn der 
ganze Besitz gleichzeitig auf den Markt gebracht w orden wäre, sich 
ein niedrigerer Kurs ergeben hätte? — Nach 8.137 RAbgO. ist bei 
Bewertungen der gemeine Wert zugrunde zu legen. Unter gemeinem 
Wert versteht man nach $ 138 RAbgO.den Preis, derimgewöhn- 
lichen Geschäftsverkehr nach der Beschaffenheit des Gegenstan- 


des unter Berücksichtigung aller den Preis beeinflussenden Um-' 


stände bei einer V eräußerung zu erzielen wäre. Wertpapiere sind gc- 
mäß $ 141 RAbgO., soweit sie in Deutschland einen Kurswert haben, 
mit dem Kurswert. anzusetzen. Der Kurs stellt jedoch bloß den Preis 
Jar, der an einem bestimmten Börsentage auf Grund von Angebot 
und Nachfrage sich ergeben hat. Er begründet gewissermaßen eine 
Vermutung, daß, wenn noch weitere gleichartige Papiere auf den 
Markt gekommen wären, sie den gleichen Kurs erzielt hätten. Diese 
Vermutung kann aber durch Gegenbeweis widerlegt werden, der 
sich dadurch führen ließe, daß nachgewiesen würde, daß die der 
steuerlichen Schätzung unterliegenden Papiere, wenn sie auf den 
Markt gekommen wären, nach der einen oder anderen Richtung den 
Preis beeinflußt hätten. i 

Nun ist es ein börsentechnischer Erfahrungssatz, daß, wenn 
große Pakete auf einmal auf den Markt geworfen werden, dem Ge- 
setz von Angebot und Nachfrage gemäß der Kurs der Papiere sinkt. 
So isf nun zu fragen, ob dieses Moment bei der Schätzung zu berück- 
sichtigen ist, d. h. ob die Steuerbehörde in Anbetracht dieses Um- 
standes eine niedrigere Schätzung der Papiere sich gefallen lassen 
muß. Der 2. Senat "des Reichsfinanzhofes verneint diese Frage in 
seinem Urteil vom 7. X. 1921 („Jur. Wochenschr.” 1922, S. 606). 

Der RFH. geht davon aus, daß für den gemeinen Wert bloß der 
„im gewöhnlichen Geschäftsverkehr” sich herausbildende Preis be- 
stimmend sei, daß aber, wenn jemand so große Pakete (es handelte 
eich um 28000 Stück) auf einmal auf den Markt werfe, dies außer- 
halb des normalen Geschäftsverkehrs liege und keine Berücksichti- 
gung verdiene, 


Nach § 137 Abs. 1RAbgO. ist bei Bewertungen der gemeine Wert 


zugrunde zu legen. Dabei ist nach Abs. 2 jede wirtschaftliche Ein- 
heit für sich zu bewerten und ihr Wert im ganzen festzustellen. Was 
als wirtschaftliche Einheit zu gelten hat, ist nach den Anschauungen 
des Verkehrs zu entscheiden; neben örtlicher Gewohnheit und tat- 
sächlicher Übung sind die Zweckbestimmung und wirtschaftliche 
/Zusammengehörigkeit oder Abhängigkeit der einzelnen Gegen- 
stände zu berücksichtigen. 

Schon für den Bereich des preuß. Eink.St.G. hat die Recht- 
sprechung in ständiger Übung angenommen, daß bei Kapnpitalver- 
mögen jede einzelne Post eine besondere wirtschaftliche Einheit, 
also jede einzelne Aktie, jeder einzelne Kux für sich eine besondere 
Kapitalanlage bildet (vgl. insbesondere Urt. des OVG. vom 28. II. 
1903 unter 2. und vom 19. IV. 1905, Entsch. in St.St.S. 11, 56: 12, 95), 
und es ist unter der gleichen Auffassung für die Ergänzungssteuer 
hieraus der Schluß gezogen worden, daß es nicht angängig sei, für 
zum Kapitalvermögen gehörige Wertpapiere etwa einen niedrigeren 
Wert als den Kurswert bloß mit Rücksicht darauf anzunehmen, daß, 
wenn der ganze Besitz gleichzeitig auf den Markt geworfen würde, 
dies den Kurs des Papiers drücken würde (Urt. des OVG. vom 7. V. 
1897 a. a. O., Bd. 6, S. 27). Auf diesen Standpunkt hat sich auch für 
den Bereich des Krs.St.G. das Schrifttum gestellt (Strutz, Komm., 
2. Aufl., S. 195, Anm. 1c). Das gleiche muß auch für die Bewertungs- 
vorschriften der RAbgO. angenommen werden (vgl. den Komm. von 
Mrozek, S. 453, Anm. 16 zu $ 137). Denn wenn auch nach $ 138 


Abs. 1, der gemeine Wert durch den Preis bestimmt. wird, der im 
gewöhnlichen Geschäftsverkehr nach der Beschaffermheit des Ge- 
genstandes unter Berücksichtigung aller den Preis beeinflussenden 
Umstände bei einer Veräußerung zu erzielen wäre, so sind doch nach 
der gleichen Vorschrift ungewöhnliche Verhältnisse nicht zu 
berücksichtigen. Solche wären aber gegeben, wenn der ganze unge- 
heure Posten auf einmal und am gleichen Tage an den Markt ge- 
bracht würde. Es wäre in der Tat widersinnig, für die Wertbemes- 
sung zum Zweck der Steuerberechnung einen wertmindernden Um- 
stand berücksichtigen zu wollen, der ernstlich 'nie eintreten wird. 
Denn es wird dem Erwerber nicht einfallen können, sich auf die-+ 
Weise selbst den Kurs zu verderben, ganz abgesehen davon, dal, 
wenn eine A.G. die Aktien einer anderen Gesellschaft an sich bringt, 
sie dies nicht tut, um sie gleichen Tags wieder loszuschlagen, ŝon- 
dern um sich einen dauernden Einfluß auf die andere Gesellschaft 
zu sichern. 

Das Urteil blieb im Schrifttum nicht unwidersprochen. In der 
Tat wird man dasGefühl nicht los, daß der RFH.sich von einer etwa: 
mechanischen Beurteilungsweise leiten ließ. Für ihn sind 28001 
Stück nur das Vielfache einer kleineren Summe. Tatsächlich ergibt 
die Summierung auch einen Wertunterschied. Große Pakete sind 
eben schwerer anzubringen und haben nur dann einen gleichen oder 
größeren Wert als kleinere Pakete, wenn es gilt, eine Machtposition 
innerhalb einer Gesellschaft zu erringen oder zu behaupten, Nor- 


.malerweise wirken sie wertdrückend auf dás Papier. Hier ist eben 


der Punkt, wo, wie die Philosophen sich ausdrücken, die Quantität 
in Qualität umschl)ägt, d. h. wo die Menge den inneren Wert beein- 
flußt. Wenn aber das Gesetz für die steuerliche Schätzung den Preis 
für maßgeblich erklärt, der an einem bestimmten Stichtag erzielt 
worden wäre, so hätte eben dem dargelegten Momente doch bei der 
Schätzung Rechnung getragen werden müssen. 


Rechtsanwalt Dr. jur. W.Ringwald, Rheinfelden. 


Beitritt Deutschlands zu dem Madrider Abkommen über die in- 
ternationale Registrierung von Fabrik- oder Handelsmarken. — 
Durch Reichsgesetz vom 12. VII. istDeutschlanddemMadri- 
derAbkommen vom 14. IV. 1891 über die internationale Regi- 
etrierung von Fabrik- oder Handelsmarken, revidiert in Brüssel am 
14, XII. 1900 und in Washington am 2. VI. 1911, beigetreten, 
nach dem die Untertanen oder Bürger eines jeden der vertragschlie- 
ßenden Länder sich den Schutz ihrer im Ursprungslande zur Hinter- 
legung zugelassenen Fabrik- oder Handelsmarken in allen übrigen 
vertragschließenden Ländern dadurch sichern können, daß sie die 
Marken durch Vermittlung der Behörde des Ursprungslandes bei dem 
Internationalen Bureau in Bern hinterlegen. (RGBl. 1922, I, >. 
670.) Der beim Reichspatentamt einzureichende Antrag auf inter- 
nationale Registrierung ist auch für solche Warenzeichen zulässi«, 
die vor dem Beitritt des Reichs in die Rolle einzetragen worden sind. 
Für jedes Zeichen muß außer einer internationalen Abgabe von 
100 Fr für die erste Marke und von je 50 Fr für alle weiteren von 
demselben Anmelder gleichzeitig hinterlegten Marken eine dem 
Reich zufallende Gebühr von 500 M an das Reichspatentamt entrich- 
tet. werden, die die Reichsregierung bei wesentlicher Änderung der 
wirtschaftlichen Verhältnisse entsprechend erhöhen oder ermäßigen 
kann. Die international registrierten ausländischen Marken unter- 
liegen nach Maßgabe der inneren deutschen Gesetze der Prüfung, ob 
ihnen der Warenzeichenschutz gewährt werden kann. Ausgenonm- 
men davon sind diejenigen Marken, die z. Zt. der Beitrittserklärung 
bereits den internationalen Schutz genießen. 


TE nn En RE en > 


d 
» 


24. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34. 


1101 


—_ ET ll le aa e he e n a 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


A. Benetsch 7. Am 22. Juli d. J. starb zu Benneckenstein, wo 
er Erholung suchte, der beratende Ingenieur Dr. Armin Be- 
netsch nach langjährigem Leiden an einem Herzschlag. Der Ver- 
storbene wurde 1873 zu Berlin geboren besuchte das Kgl. Realgym- 
nasium daselbst bis zur Reife für Obersekunda und wandte sich 
darauf dem praktischen Berufe zu. Nach beendeter Lehre als 
Maschinenbauer in der Schiffs- und Maschinen-A. G. Germania, 
Tegel, und nach Erfüllung seiner Militärpflicht in der ersten Werft- 
division Kiel war A. Benetsch zur weiteren Fachausbildung als 
Obermaschinistenmaat sowie als Elektriker auf Schiffen der Kai- 
serl.-Marine in Dienst. 1894 nach Deutschland zurückgekehrt, be- 
auchte er zunächst die I. Handwerkerschule zu Berlin, legte nach 
autodidaktischer Vorbereitung in der Luisenstädtischen Oberreal- 
schule die Prüfung für Prima ab und wurde daraufhin als Studieren- 
der ander Technischen Hochschule Berlin immatrikuliert. Er be- 
stand 1898 die Diplomingenieur-Vorprüfung und trat nach beendig- 
tem Studium als technischer Hilfsarbeiter in die Konstruktions- 
abteilung des Reichs-Marine-Amte ein. Im Jahre 1900 wurde A. Be- 
netsch als Dozent für Maschinen- und Dampfkesselbau sowie Elek- 


A. Benetsch +. 


trotechnik an die Städt. Maschinisten- und Gewerbeschule Zu Bre- 
merhaven bemifen, im sahre darauf zum Oberlehrer und Tech- 
nischen Mitglied der Reichs-Prüfungskommission für Seedampf- 
schiffsmaschinisten zu Bremerhaven. Im Jahre 1910 übernahm 
er die Leitung des Literarischen Bureaus der Siemens-Schuckert- 
werke, wobei er nebenamtlich als Dozent für Elektrotechnik, 
Maschinenbau und Ingenieurmechanik an der Städt. I. Hand- 
werkerschule zu Berlin tätig war. 1912 legte er, ebenfalls 
nach autodidaktischer Vorbereitung, die Maturitätsprüfung an der 
Luisenstädtischen Oberrealschule ab, um damit die Grundbedingung 
zu der von ihm erstrebten Promotion zu erfüllen. Auf Grund der 
an der Universität Berlin besuchten Vorlesungen, vornehmlich 
Staatswissenschaftlicher, statistischer und rechtswissenschaftlicher 
Art, sowie der Teilnahme an den Übungen in den betreffenden Semi- 
naren, erlangte er im Mai 1914 mit der Dissertation „Die volkswirt- 
schaftliche Bedeutung der Torfmoore und Wasserkräfte unter be- 
eonderer Berücksichtigung der Luftstickstoffrage” seine Promotion 
zum Dr. phil. mit dem Prädikat magna cum laude. An weiteren 
Büchern verfaßte A. Benetsch die Neubearbeitung des Buches von 
W. Müller „Die Schiffsmaschine, ihre Konstruktionsprinzipien und 
ihre Anordnung und Bedienung. Handbuch für Schiffsingenieure“ 
und „Dampfkesselrevisionen und Unfallverhütung”, ein Hand- und 
Nachschlagebuch für Dampfkesselbesitzer una Schiffsingenieure. 
1915 wurde er technischer Bauleiter der Reichsstickstoff-Werke, um 
sich dann im Jahre 1917 als Sachverständiger für Elektrotechnik 
und Allgemeinen Maschinenbau dauernd in Berlin niederzulassen. 
Der Verstorbene verstand es, sich den von ihm übernommenen Ar- 
beiten mit großem Pflichteifer und Sachverständnis hinzugeben und 
genoß in allen Kreisen ein großes Ansehen. Seine persönlichen 
Eigenschaften haben ihm nur Freunde erworben, die nun den allzu 


frühen Hingang dieses durch eigene Kraft zu dem erstrebten Ziele 
gelangten Mannes schmerzlich bedauern. Ä 


G. Kapp 7. Wie wir zu unserem großen Leidwesen erfahren, ist 
am 10. VIII. in Birmingham (England) der Prof. Dr. h. c. Gis- 
bert Kapp nach längerer Krankheit im Alter von 70 Jahren 
gestorben. Herr Kapp war in den Jahren 1894 bis 1905 Generai- 
sekretär des Verbandes Deutscher Elektrotechniker und zugleich _ 
Schriftleiter der „Elektrotechnischen Zeitschrift“. Im Nebenamt 
lehrte er Elektromaschinenbau an der Technischen Hochschule zu 
Berlin. Wir werden auf die großen Verdienste des Verstorbenen 
in einem besonderen Nachruf zurückkommen. 


M. Viertel, Elektroingenieur, Elberfeld, Johannisstr. 18, ist als 
gerichtlicher Sachverständiger für elektrische Maschinen, Apparate 
und elektrische Anlagen für das Landgericht Elberfeld und für die 
a nekamo des Wuppertaler Industriebezirks vereidigt wor- 

en. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schrittleitung 
und ohne deren Verbindlichkeit.) . 


Der elektromagnetische Hammer. 


Zu der unter obigem Titel erschienenen Arbeit des Herrn 
L. SCHÜLER in Heft 29 der „ETZ“ möchte ich folgendes bemerken: 


Mit den theoretischen Betrachtungen des Herrn SCHÜLER über 
den Induktionshammer stimme ich überein mit folgenden Ausnah- 
men: Was zunächst den Wirkungsgrad des Induktionshammers be- 
trifft, so kann zugegeben werden, daß der Wirkungsgrad des einzel- 
nen Schlages beim mechanischen Hammer günstiger ist als beim 
Induktionshammer. Es ist aber zu beachten, daß z. Z. noch kein 
mechanischer Hammer hergestellt werden kann, der in den Betriebs- 
pausen keine Kraft verbraucht, und dies ist ein wesentlicher Punkt, 
der zugunsten des Induktionshammers spricht. Die Wirkungsgrad- 
angaben in meiner, von Herrn SCHÜLER erwähnten Arbeit beziehen 
sich nicht auf den Wirkungsgrad eines einzelnen Schlages, sondern 
auf den Gesamtwirkungsgrad während eines beträchtlichen Zeit- 
raumes, während dessen der mechanische Hammer naturgemäß län- 
gere Zeit leer lief. Außerdem war der von mir gebaute Induktions- 
hammer stark überlastet und arbeitete mit übermäßiger Sättigung. 
Seine Höchs!geschwindigkeit erreichte nur die Hälfte der Synchron- 
geschwindigkeit. 

Im übrigen kommt es in Anlagen, wo nur ein oder wenige Häm- 
mer gebraucht werden, nicht so sehr auf guten Wirkungsgrad, als 
auf Einfachheit und Bequemlichkeit der Bedienung an. In dieser 
Hinsicht ist meiner Meinung nach der Induktionshammer dem 
mechanischen Hammer überlegen. In Anlagen, wo eine größere 
‚Zahl von Hämmern gebraucht wird, würde nichts im Wege stehen, 
einen Frequenzwandler aufzustellen und die Hämmer mit Dreh- 
strom von 15 bis 20 Per/s zu speisen, wobei meines Ermessens ein 
Wirkungsgrad bis zu etwa 40 % erreicht werden könnte. 

Bezüglich der Anschaffungskosten des Induktionshammers 
kann ich z. Z. keine genauen Angaben machen; doch sehe ich nicht 
ein, weshalb der Induktionshammer, wenn er im großen Maßstabe 
fabriziert wird, mehr kosten sollte als ein mechanischer Hammer 
mit Antriebsmotor, wobei noch die laufenden Reparaturkosten des 
Riemens und anderer Teile des mechanischen Hammers in Betracht 
zu ziehen eind. 


Schenectady, 19. VI. 1922. 
Erwiderung. Ä 
Die obigen Ausführungen des Herrn TROMBETTA bestätigen im 
wesentlichen die von mir gemachte Angabe, daß der Wirkungsgrad 
des mechanischen Hammers an sich höher sein muß als der des In- 
duktionshammers bei Betrieb mit 50 Per/s. Daß beim mechanischen 
Hammer eine starke Energieverschwendung möglich ist, wenn man 
den Hammer längere Zeit unbenutzt leer laufen läßt, ist selbstver- 
ständlich. Bei elektrischem Einzelantrieb sollte aber diese Möglich- 
keit nicht in den Kreis der Erwägungen gezogen werden. 


Berlin, 29. VII. 1922. L. Schüler. 


P. Trombetta. 


Í LITERATUR. 
Besprechungen. 


Banko-Mark im Außenhandel? Die Entwicklung einer 
neuen Geldeinheit aus der Erkenntnis von Triebkräften und Aus- 
wirkungen des Währungsverfalls. Von Dr. Dalberg. „Hand- 
bücher der Industrie- und Handels-Zeitung“, Bd. 3. Mit 4 graph. 
Darst. 79 S. in 8%. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1922. 


- Dr.Dalberg, der schon mit verschiedenen Schriften auf dem 
Gebiete des Finanz- und Währungswesens hervorgetreten ist, er- 
läutert die Triebkräfte, welche für die Währungszerrüttung be- 
stimmend waren. Er geht von den einzelnen Entwicklungsphasen 
seit 1914 aus. Mit großer Sachkenntnis und in scharfer Darstellung 
werden die Ursachen der Senkung der Valuta von 1914 bis 1917, die 
kurze Aufbesserung 1918, das Vorauseilen der Valutasenkung vor 


1102 7 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 34. 


24. August 1922. 


der inneren Inflation seit Sommer 1919, die Ausverkaufsperiode und 
die Verhältnisse bis zum ersten Halbjahr 1921 erläutert, Es folgt 
dann die Darstellung des Valutasturzes in Verfolg der Reparationen 
seit Sommer 1921 sowie der Valutaverfall als die stärkere Trieb- 
kraft der Währungszerrüttung gegenüber der Inflation. Aus all 
diesen Gründen und aus. der auch jetzt noch in weit größerem Um- 


fange bestehenden Unsicherheit des Kurses ergibt sich das Bedürfnis ` 


nach einer festen Geldeinheit. Dieses Bedürfnis hat dazu geführt, 
daß von einzelnen Firmen und Industriezweigen zum Verkauf in 
Hochvaluta nach dem Ausland übergegangen wurde, welcher schließ- 
sich von seiten des Reiches mehr oder weniger vorgeschrieben wurde. 
Um nun eine stabile Geldeinheit zu haben und um die Nachteile, 
‘welche mit der Einführung fremder Valuten ale Geldeinheit bei 
deutschen Geschäften vorhanden sind, zu vermeiden, schlägt Dal- 
berg die Banko-Mark als ideelle Rechnungseinheit für den Außen- 
handel vor. Der Name ist der alten Hamburger Mark „Banko“ ent- 
nommen, die allerdings insofern eine vollkommen andere Einheit 
war, als die Mark „Banko“ durch Silberrücklagen gedeckt war, 
während es sich bei der neu vorgeschlagenen Banko-Mark um eine 
ideelle Rechnungseinheit handelt. 

Nach Betrachtung der vorliegenden Verhältnisse kommt Dal- 
berg zu dem Ergebnis, daß wir in der Hauptsache mit denjenigen 
Ländern zu tun haben, in welchen das englische Pfund maßgebend 
ist, Er will infolgedessen die deutsche Banko-Mark = 1 s setzen. 
Es werden dann die Vorteile der Banko-Mark erläutert, auf die bis- 
herigen Schäden infolge Fehlens einer stabilen Geldrechnungsein- 
heit hingewiesen und mitgeteilt, daß die Banko-Mark zur endgültigen 
Sanierung, zur Steuerpolitik usw. beitragen könne. Die Druck- 
schrift ist mit außerordentlicher Sachkenntnis geschrieben und kann 
nur jedem, der sich für die Frage der Währung interessiert, emp- 
fohlen werden. Ob die Banko-Mark Aussicht hat, eingeführt zu 
werden, und ob sie die geeignete Grundlage ist, ist natürlich eine 
andere Frage. Wenn der Schilling die Grundlage bleiben soll, dann 
kann man auch gleich zu ihm übergehen und braucht nicht erst den 
Ausdruck der Banko-Mark zu wählen. Dann aber tritt der große 
Nachteil ein, fremde Währung in Deutschland zur Geltung zu 
bringen. Außerdem haben wir bei der Frage des Auslandgeschäftes 
auch noch mit den ausländischen Käufern zu tun, und es ist zweifel- 
haft, ob diese sich einen Schilling in der Form oder unter der Be- 
nennung der Banko-Mark gefallen lassen werden. Dalberg hat 
Jedoch mit. seiner Schrift die Anregung gegeben, die Frage eingehend 
zu prüfen, und es ist von anderer Seite vorgeschlagen worden, die 
wirkliche Goldmark zugrunde zu legen. Die Friedensmark war 
gleich 0,358 g Feingold. Wenn man mithin als Goldmark-Einheit 
0,358 g Feingold nimmt, so ist hiermit eindeutig der Preis in Gold- 
währung festgelegt. Das Gold wird täglich an der Londoner Börse 
notiert, eine Umrechnung in Papierschilling ist leicht möglich, unü 
man kann jedem einzelnen Ausländer den Schlüssel in die Hand 
zeben, wie er diese Goldmark über den Schilling oder direkt in seine 
eigene Währung umrechnet. Er weiß also jederzeit, was er in seiner 
Währung für eine gewisse Summe Goldmark an den deutschen Ver- 
käufer zu zahlen hat. Aber auch diesem Gedanken stehen große 
Schwierigkeiten im Wege, und es wird sehr eingehender Prüfung 
hedürfen, bevor man irgendwelche Schritte zur Einführung einer 


ideellen Währung unternehmen wird. A. A. Brandt. 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher. 


„Sozialpsychologische Forschungen des Institutes für So- 

a zialpsychologie‘“‘ an der Techn. Hochschule Karlsruhe. Herausee- 

“ geben von Prof. Dr. phil. et med. Willy Hellpach. Bd. 1. „Grup- 
penfabrikation.“ Von R. Lang u. W. Hellpach. Mit 186 S. in 8°. 
Verlag von Julius Springer, Berlin, 1922. Preis 66 M. 


L’union d’&lectricite et la centrale de Gennevilliers. Von Ernest 
Mercier. Mit 48 S. in 4°. Verlag der „Revue Industrielle‘, Paris 1922. 


Corso teorico-pratico di Elettrotecnica. Von Prof. Luigi Lom- 
bardi. Bd. 1: Produzione dell’Energia Elettrica. 3. Aufl. Mit 
223 Abb. u. 16 Taf. XII u. 624 S. in 80, Bd. 2: Trasformazione,distri- 
buzione ed utilizzazione dell’Energia Elettrica. 3. Aufl. Mit 
243 Abb. u. 5 Taf. XI u. 787 S. in 80. Verlag von Dotter Francesco Val- 
lardi, Mailand 1922. Preis zusammen 130 Lire. 


Kohlenstaubfeuerungen. Bericht, dem Reichskohlenrat erstattet im Auf- 
trage seines technisch-wirtschaftlichen Sachverständigen-Ausschusses für 
Brennstoffverwendung. Von Obering. Herm. Bleibtreu. Mit 66 Textabb. 
Xu. 169 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis geb. 180 M. 


Die Leistungssteigerung von Großdampfkesseln. Eine Unter- 
suchung über die Verbesserung von Leistung und Wirtschaftlichkeit und 
über neuere Bestrebungen im Dampfkesselbau. Von Dr.-Ing. Fr. Mün- 
zinger. Mit 173 Textabb. X u. 163 S. in 80. Verlag von Julius Springer, 
Berlin 1922, Preis 110 M, geb. 140 M. 


Elektro-Auskunftei. Erklärendes Wörterbuch von Fachausdrücken 
und nungen der gesamten Elektrotechnik und Elektrizitätsichre, 
sowie hiermit in Verbindung stehender Gebiete. Von Ing. Georg Heber. 


2. verm. u. verb.'Aufl. Mit 754S. in 8°, Verlag von Paul Schulze, Leipzig 
1922. Preis 100 M. 


Fluglehre. Vorträge über Theorie und Berechnung der Flugzeuge in ele- 
mentarer Darstellung. Von Prof. Dr. Richard von Mises. 2. durchgeseh. 
Aufl. Mit 113 Textabb. VH u. 210 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, 
Berlin 1922. Preis 75 M. 


Schmiedehämmer. Ein Leitfaden für die Konstruktion und den Betriel. 
Von Dr. techn. Otto Fuchs. Mit 253 Textabb. VIII. u. 150 S. in 8°. Ver- 
lag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 102 M, geb. 132 M. 


Internationaler Straßenbahn- und Kleinbahnkongreß Wien. 
Herausgegeben vom Internationalen Straßenbahn- und Kleinbahn- 
Verein. 1. Hauptversammlung des Vereins. Mit XIV u. 166 S. in 4°. 
Selbstverlag des Vereins, Wien 1922. 


Techno-Diktionär. Englisch-Deutsch. Eine Sammlung nur technischer 
Fachausdrücke aus Hütte, Gießerei und Werkstatt. Von Hubert Her- 
manns. VI u. 69 S. in 16%. Verlag der Penton Publishing Co., Berlin- 
Pankow 1922. 


Papierformate. Im Auftrag des Normenausschusses der Deutschen In- 
dustrie bearbeitet von Dr. Porstmann. 36 S. in 8°. Verlag des Normen- 
ausschusses der Deutschen Industrie, Berlin 1922. 

Kraftarten und Bewegungsformen. Die äußeren Bewegungen mit 
einführender Aufgaben-Sammlung. Von Geh. Hofrat Prof. Dr.-Ing. 
M. Möller. Mit 72 Abb. VIII u. 148 S. in 8°. Verlag von Friedr. Vieweg & 
Sohn A. G., Braunschweig 1922. Preis 100 M, kart. 112,50 M. 

Technische Träume. Von Hanns Günther. Mit 29 Abb. u. farb. Unm- 
schlag. 82 S. in 8°. Verlag von Rascher & Cie., Zürich. 


Sonderabdrucke. 


Zur deutschen Eisenbahnfrage. Von Uhnterstaatssekretär a. D. G. 
Franke. „Stahl und Eisen‘‘, Nr. 24, 1922. 

Die Aufsuchung von Salzstöcken und Erdölstätten mittels 
physikalischer Aufschlußmethoden. Von Dr. R. Ambronn. 
„Petroleum‘‘, Nr. 27, 1921. 

Physikalische Aufschlußarbeiten als Hilfsmittel für geolo. 
gische Forschungen. Von Dr. R. Ambronn. „Glückauf‘,1921, Nr.21. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Wirtschaftslage.!) — Wie das ,„Reichs-Arbeitsblatt“ in seinem 
Monatsbericht vom 11. VIII. schreibt, ist das Fieberhafte des deutsehen 
Wirtschaftslebens infolge des außerordentlichen Marksturzes im Juli 
noch auffallender in Erscheinung getreten. Die sichere Aussicht auf einen 
schneller wie bisher erfolgenden Ausgleich des Unterschiedes zwischen der 
Entwertung der Mark im Ausland und im Inland durch starke Preisstcige- 
rungen auf dem Inlandmarkt zwang zur Erteilung neuer, möglichst kurz- 
fristiger Aufträge, um den kommenden Teuerungszuschlägen möglichst zu 
entgehen. „Daß es der deutschen Industrie aber trotz angespanntesten Pe- 
mühens nicht möglich ist, den Anforderungen der Besteller in ausreichendem 
Maße zu genügen, weil die beste Organisation angesichts der immer. mehr 
sich verschärfenden Kapital-, Rohstoff- und Brennstoffknappheit 
die Leistungen nicht mehr zu steigern vermag, ist das tragische Kennzeichen 
der heutigen deutschen Wirtschaft. Durchweg hat die Auswirkung des 
jüngsten katastrophalen Marksturzes keinen so starken neuen Anstoß für 
den Wirtschaftsmarkt zu geben vermocht. wie früher: das MaB des Auftrags- 
einganges ist diesmal schwächer und matter, als das vorher bei durch Mark- 
entwertungen ausgelösten Impulsen der Fall war — es ist augenscheinlich 
eine Folge der wesentlich gesunkenen Kapitalkraft. Das Bewußtsein der 
Unentrinnbarkeit hat sich von neuem verstärkt; die Scheinkonjunktur wird 
in Fachkreisen bereits als ‚„Katastrophenhausse‘“‘ empfunden, ein deutlicher 
Ausdruck für die wachsende Furcht vor dem wirtschaftlichen Zusammen. 
bruch, der durch die Flucht vor der Papiermark nur hinausgeschoben er- 
scheint.‘“ 

Die Beschäftigung der Elektroindustrie befriedigte während des 
Juliim ganzen noch ebenso wie im Vormonat. Von 0,18 Mill. Beschäftigten 
waren 98%, in Unternehmungen mit gutem oder zufriedenstellendem Ge- 
schäftsgang tätig (85% i. V.) Das Nuchlassen des Absatzes hat sich aber, 
abgesehen von einigen wenigen Gebieten der Branche, fortgesetzt. Der der 
Jahreszeit entsprechende Rückgang von Bestellungen wurde diesmal noch 
durch den Valutasturz und die allgemeine Unsicherheit der politischen Lage 
verstärkt. Die immer bedrohlicher werdende Geldknappheit zeigt sich da- 
rin, daß sich die durch Verteuerung der Roh- und Hilfsstoffe wie der Arbeit 
bedingte Heraufsetzung der Erzeugnispreise nicht wie sonst unmittelbar vor 
Inkrafttreten der erhöhten Preise in einer Zunahme der Bestellungen aus- 
löste ; diese Erscheinung trat weit weniger stark als in früheren Fällen bci 
Preissteigerungen ein. Roh- und Hilfsstoffmangel wie vor allem Brennstoff- 
not wird von vielen Berichten der verschiedenen Zweige der Elektroindustrie 
beklagt. Mitte Juli mußte z. B. der Betrieb des Elektrizitätswerkes Bielefeld 
wegen Kohlenmangels eingeschränkt werden; die dadurch verursachte Stil- 
legung einer Reihe von industriellen Werken machte 15000 Arbeiter be- 
schäftigungslos. Auch auf Arbeitermangel wird nicht selten hingewiesen, 
und die Schwierigkeit der Behebung ist, wie die Berichterstatter hervorheben, 
durch mangelnde Wohnungsgelegenheit verschärft, Die Aufträge aus dem 
Ausland haben teilweise nachgelassen, so insbesondere die auf Erweite- 
rungs- und Ersatzbauten von Zentralen. Im Inland werden Projekte viel- 
fach mit Rücksicht auf Geldmangel zurückgestellt, Installationsmate- 
rialien waren noch begehrt, doch handelte es sich meist um Bestellungen 
von Verbrauchern, während die Wiederverkäufer sicht sichtlich scheuen, 


) Vgl „ETZ“ 1922, S. 998 


24. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34. 


1103 


ne er ee EEE Sr ar ee 


Vorräte auf Lager zu legen. In der Schwachstromtechnik haben die 
Aufträge auf Telegraphen- und Fernsprechapparate sowohl seitens der Be- 
horden wie auch der Privatkundschaft abgenommen. Normalen Umsatz 
hatte nach Berichten der Berliner Handelskammer die Industrie der elek- 
tromedizinischen Apparate, auch der Absatz von Glühlampen und 
kKohlefabrikaten war unverändert gut. Lohnerhöhungen haben -ver- 
schiedentlich stattgefunden. So wird aus der elektromedizinischen Industrie 
eine Lohnaufbesserung um 22% ab 4. VII. gemeldet. Nach den Berichten 
sus der Schwachstromtechnik waren die Arteitslöhne vom 5. VI.ab um 
lvo®„erhöht worden, sie wurden vom 26. VII. an um weitere 20%, abgesehen 
von der Steigerung der Familienzulage, heraufgesetzt. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Diesem Heft liegen wiederum zwei in bezug 
auf die Teuerungszuschläge gleiche Zuschlagslisten Nr. 61 (grün) und 
Nr. 61A (gelb) bei, von denen die letztere ab 17. VIII. bis auf weiteres und 
»ie die Liste 61 (grün) nur für das Inland gilt. Die Teuerungszuschläge haben 
(ige weitere Erhöhung erfahren, und textlich findet sich bei der Ziffer 5a 
une Ergänzung und nunmehr auch die Angabe eines Zuschlags. Für die 
Umnreehnungsmultiplikatoren gelten ab 17. VIII. die Angaben der Tabellen- 
ausgabe 19d. | 


Gütertarife. — Infolge der außerordentlichen Markentwertung und 
der sich daraus ergebenden Steigerung aller Ausgaben sieht sich die Reichs- 
senbahn genötigt, die Gütertarife vom 1. IX. an weiter um 500,, zu 
erhöhen. Es wiid darauf hingewiesen, daß bis vor kurzem schon für 
drutsche Kohle das 158-fache, für englische Kohle das 440-fache, 


für Schienen das 194-fache und für Stabeisen das 215-fache des Friedens- - 


preies bezahlt werden mußte, 


Außenhandel. 


Deutschland. — Das Goldzollaufgeld ist neuerdings weiter auf 


17400, gestiegen. — Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik 
st, weil die Preisänderungen für die Länder und Erzeugnisse, für die in Mark 
‘skturiert wird, in der letzten Zeit außerordentlich schnell vor sich gehen, 
mecht in der Lage, in jedem einzelnen Fall die Preiserhöhungen bekannt 
:uzeben. Bie bittet daher, in zweifelhaften Fällen bei ihr (Berlin W 10, 
‘orneliusstr. 3) anzufragen. — Die Ausfuhrmindestpreise für Taschen- 
lampenbatterien sind ab 5. VIII. für die Verkäufe in Reichemark um 
witere 35% erhöht worden. Näheres durch obengenannte Außenhandels- 
«le, die auch eine ab 15. VIII. geltende neue Liste der Ausfuhrmindest- 
pieise fürelektrische Koch- und Heizapparate herausgegeben hat. — 
Das von der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik verfaßte neue Merk- 
blatt (36. Ausgabe) weist auf die „ETZ“ 1922, S. 1050, schon erwähnte 
Bestimmung über Devisenablieferung hin und teilt weiter mit, daß 
die Außenhandelsstelle nunmehr genötigt ist, ihre Gebühr, die zusammen 
nit dem Pressezuschlag erhoben wird, auf insgesamt 3,50/,, zu erhöhen. 
Der Mindesteatz beträgt 25 M. — Für den Export vonelektrotechnischem 
and technischem Porzellan sind vom Fachausschuß für elektrotechnisches 


Porzellan der Außenhandelsnebenstelle Feinkeramik ab 1. VIII. neue Ver- 


kaufsbedingungen festgesetzt worden. — Australien. Falls die für 
»e Zulassung deutscher Waren bisher in Geltung gewesenen Einfuhrke- 
ımmungen bestehen bleiben sollten, werden deutsche Waren auch künftig 
in jedem einzelnen Fall nur mit besonderer Einfuhrerlaubnis zugelassen. 
Die deutschen Exporteure tun daher, wie WTB. mitteilt, gut, bei der Aus- 
iuhr nach Australien eine gewisse Vorsicht zu beobachten, schon deshalb, 
les fürsie gegebenenfalls schwierig werden könnte, ihre Rechte an Ort 
ind Stelle zu wahren (die australische Regierung lehnt die Zulassung deut- 
scher Konsuln nach wie vor ab). Das im vorigen Jahr gegebene Anti- 
Jumpinggesetz enthält scharfe Bestimmungen, die unter Umständen den 
Import deutscher Waren so gut wie unmöglich machen können. Von austra- 
schen Fabrikanten ist überdies neuerdings energisch eine dem Sinken der 
deutschen Valuta entsprechende Erhöhung des im Gesetz vorgesehenen 
Hochstzolles (75% vom Wert) gefordert worden. Man beachte ferner, 
isB Australien auf das ihm nach dem Versailler Vertrag zustehende Recht 
der Besc hme auch der deutschen Nachkriegsvermögen bisher nicht 
verzichtet hat. — Frankreich. Nach dem „Journal Officiel“ sind die 
f Grund des Wiesbadener Abkommens von Deutschland eingeführten 
Waren nach einem Sondertarif zu verzollen, dessen Sätze vorläufig den- 
mgen des Minimaltarifs einschl. des Erhöhungskoeffizienten entsprechen. 
Für die Zulassung zum Import zu diesen Zollsätzen werden Urs prungs- 
uznisse des Ministeriums der befreiten Gebiete verlangt, und vei Àn- 
sunft der Waren muß eine den doppelten Betrag der Sätze des Generaltarifs 
awmachende und die Verwendung der Waren ausschließlich für den Wieder- 
sufbau gewährleistende Kaution hinterlegt werden. Die Liste der zum 


' Minimalzolltarif zugelassenen Waren ist im Verkehrsbureau der Handels- 


a — 


sammer Berlin (C 2, Klosterstr. 41) einzusehen. — Griechenland. Die 
Anßenhandelsstellen sind angewiesen worden, die Be zahlung deutscher 
Ausfuhren nach Griechenland allgemein in Mark oder auch unmittelbar 
Pwisstellung in Mark zu gestatten ; die Mindestp,eise, bei Umrechnung zum 
lazeskurs, dürfen dadurch natürlich nicht unterschritten werden. Das Aus- 
ınd Einfuhramt in Ems bewilligt allerdings nur solche Markanträge nach 
»riechenland, für die allgemein die Fakturierung in Markwährung zugelassen 
st. — Kanada. Wie die „Weltw. Nachr.‘ nach englischer Quelle mitteilen, 
= zu dein up nszoligacie eine Verordnung erlassen worden, nach 
“r der Wert für Zollzwecke nicht kleiner sein soll als der ähnlicher in Eng- 
land hergestellter Waren. Falls solche dort nicht produziert werden, soll der 
Wert nicht geringer sein als der ähnlicher aus einem europäischen Lande mit 
acht wesentlich entwerteter Valuta eingeführter Waren. Die Verordnung 
“ndet u. a. auf deutsche Erzeugnisse wendung. 


Aus der Geschäftswelt. — Die Elektrizitäts-Gesellschaft Unruh & 
Co. m. b. H. hat die Firma in Albun-Elektrizitäts- Gesellschaft m. b.H. 
geändert und ihren Sitz nach Düsseldorf verlegt. — Die in München neu 
eingetragene Steingut- und Porzellanfabrik München A. G. will 
sich auch mit der Herstellung von Stanz- und sonstigen Artikeln aus Stein- 
ut und Porzellan für elektrotechnische Zwecke beschäftigen. — Alleiniger 
Tahaber der Firma Ro-Me, Spezialfabrikation elektrischer Schalt- 
apparate, Waldemar Rothmann, Berlin, ist jetzt der letztgenannte. — 
Die Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft, Braunschweig, hat ihre Firma in Elek- 
trizitätswerk und Straßenbahn Braunschweig A. G. geändert. — 
Für die unentgeltliche Verwaltung von Effekten oder sonstigem Vermögen 
der Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk A.G., Essen, ist dort die 
Rheinisch-Westfälische Treuhandgesellschaft m. b. H. gegründet 
worden. — Die in einer a. o. Generalversammlung der Sachsenwerk, 
Licht- u. Kraft- A. G., Dresden, angedeutete Transaktion soll sich auf 
eine Verbindung mit der Phönix A.G. für Bergbau u. Hüttenbetrieb in 
Hörde beziehen. — Die Saarbrückener Draht- und Kabelwerke 
G. m. b. H., Saarbrücken, sind aufgelöst worden. 


Von der Börse. — (9. VIII. bis 15. VIII. 1922.) Die Hausse hat sich 
bei starker Beteiligung des Auslandes zunächst auf alle Effektenmärkte aus- 
gedehnt und besonders Montan- und Schiffahrtswerte betroffen, während 
die Aussicht auf ein Moratorium auf die Devisenkurse drückte. Im weiteren 
Verlauf verlangsamte sich die Aufwärtsbewegung ; starke Schwankungen in 
der Notierung der fremden Zahlungsmittel schoben die Valutapapiere wieder 
in den Vordergrund des Interesses, das auch die 3%ige Reichsanleihe zu 
fesseln vermochte. Demnächst störten die Nachrichten aus London die 
Einheitlichkeit der Tendenz, doch behielt die Berliner Effektenbörse trotz 
des Zusammenbruches der Konferenz und der darauf folgenden außerordent- 
lichen Kurssteigerungen am Devisenmarkt (der Dollar sprang vorübergehend 


‘auf 1040) bei ziemlich reger Nachfrage recht feste Haltung. Die andauernde 


Geldknappheit verhindert aber vielfach das Zustandekommen von Kursen, 
wie sie der Verschlechterung unserer Valuta entsprechen sollten ; anderseits 
ist das fremde Kapital in der Lage, sich beste deutsche Werte zu Schleuder- 
preieen zu sichern. Zu Beginn der Berichtszeit wurden die relativ sehr niedrig 
bewerteten Aktien der AEG, des Sachsenwerks, der El. Licht- und Kraft- 
A.G. und von Siemens & Halske merklich begünstigt; für das sächsische 
Papier sprach die Annahme einer bevorstehenden größeren Transaktion, wie 
sie inzwischen ja auch in einer a. o. Generalversammlung des Unternehmens 
zur Begründung neuer Geldbeschaffung angedeutet worden ist. 


9, VII. Niedrig- 
ster 


Gesellschaften Höchster] 15. VIII. 


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Hamburgische E. W. .....] 10 345 845 405 405 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50. |1090 |1090 1250 |1250 
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M.. .| 12 450 450 490 482 
C. Lorenz, Berlin ....... 35 800 800 825 810 
Dr. Paul Meyer, Berlin ....[ 15 385 385 410 390 
Mix & Genest, Berlin .....| 16 455 455 665 665 
Neckarwerke, EBlingen . .. .| 10 325 325 370 370 
Oberbayer. Überlandz., München .| 9 320 320 375 375 
H. Pöge, Chemnitz ......] 12 500 500 520 520 
er »  Vorz.-A....| 7 105 100,25 | 105 100,25 
Rhein. El.-A.G., Mannheim . . .| 15 397 397 466 449 
ie j »  Vorz.-A.| — |106 106 109,75 | 109,75 
M. Schorch & Cie., Rheydt . .| 10 530 530 600 600 
Sachsenwerk, Dresden . . . . .| 20 700 675 750 750 
Schuckert & Co., Nürnberg . .| 16,7 |1035 965 1035 980 
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin. . .| 0 120 120 179 179 
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 |1650 |1450 11650 1600 
Stettiner E. W. ...2.2....115 438 405 439 439 
Teleph.-F. Berliner, Hannover . .| 20 680 675 638 688 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin | 35 911 88N 925 900 
Voigt & Haeffner . . . 20 
»  Vorz.-A. . . | Frank.| 20 
Emag. Elektr.-A.G. .. furt | 22 Wegen eines Druckerstreiks 
Main Kraftwerke, Höchst H 10 nicht gemeldet. 


Heddernh. Kupferw. u. | & 


Südd. Kabelwerke . . 20 [ 


1104 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34. 


24. August 1922. 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im August: 


in‘ 18. 17. 16. | 15 


| 14. 12. 
Christiania (Kr) .. . 


199,75 | 181,02| 179,28 | 179,77| 141,82 | 135,08 

Helsingfors (finn. M) . | 2457| 2272| 2222| 21,62| 1728| 16,68 
Holland (Gld) . . . | | 446.44| 404.49| 40L50| 40250| 318,85 | 303,62 
Italien (L). |0. 5243| 4669|) 4607| 4719| 8745| 35,85 
Kopenhagen (Kr) 248,19 | 224,22 | 220,22 222,72 176,28 168,29 
London (£) . .. |; 6143,55 |4654.15 4574,25 [4634.20 |3670,40 3495,60 
New York (8) . | | . 1158,55 1038,70 |1011,23 1038,70 | 828,96 | 781,52 
Österreich (K) . . . . 001| 001 0,01 0,01 001| 001 
Paris (Fe)... |.: 9263| 8215| 8090| 8265| 67.42: 63,67 
(Ke) 32.06 | 3066) 3051| 29.16) 2155) 20,72 
Schweden (Kr). . | | | 303,62| 274,40 | 2467| 271,66 | 215,48 | 205,74 
Schweiz (Fr). . . ... 221.72| 198,50 | 193.26 | 197.75 | 156,80 | 14881 
Spanien (Pes) 182,27 | 162,80 | 158,30 | 161,80 | 127,84 | 119,56 


Baumarkt. — Beuthen. Nach einem Beschluß der Stadtverordneten 
soll hier ein Zweckverband für die Versorgung mit elektrischer Arbeit ge- 
gründet werden. — Bingen. Hier soll elektrische Straßenbeleuchtung ein- 
gerichtet werden. — Buchen (Baden). Man hat die Versorgung der Ge- 
meinde mit elektrischer Arbeit beschlossen. — Dingelstädt (Thüringen). 
Die Stadt soll mit elektrischer Arbeit versorgt werden. — Gelnhausen. Die 
Stadtverordneten haben den Anschluß an die staatliche Überlandversorgung 
beschlossen. — Gifhorn (Hannover). Die Stadt erhält Anschluß an die 
Überlandzentrale Weferlingen und plant nach dem ‚‚Berl. Börs.-Cour.‘“, zu 
‘ dem Zweck durch die AEG mit einem Kostenaufwand von 5 bis 6 Mill. M 
umfangreiche elektrische Anlagen ausführen zu lassen. — Glückstadt. 
Für Zwecke der Elektrisierung wurden 0,3 Mill. M bewilligt. 


WARENMARKT. 


Installationsmaterial. — Die „Eltfabriken‘“ haben ab 16. VIII. 
den To renun blag von 30 auf 50% hinaufgesetzt. — Isolierte Lei- 
tungsdrähte. rkaufsstelle vereinigter Fabrikanten isolierter Lei- 
tungsdrähte (Vauelge), Berlin, teilt mit, daß bei allen zu gleitenden Preisen 
angenommenen Aufträgen für Lieferungen ab 16. VIII. die Teuerungs- 
zuschläge auf die Preise der Liste Nr. 11 vom 1. IV. bis auf weiteres für 
NGA, N GAB, NGAF, NGAT, NGAZ von 1 bis 2,5 mm? und NFA schwarz 
imprägniert 200%, für die genannten ersten 5 Typen von 4 mm? und mehr 
170%, für Schnüre und NFA Glanzgarn 220% und für alle übrigen Typen 
240%, betragen. — Kohle. Wie der Reichskohlenverband in seinem 
Jahresbericht für 1920/21 mitteilt, betrug die Kohlenförderung der Erde 
1921 an Steinkohle 940,3 Mill. t, an Braunkohle 149,2 Mill. t, insgesamt also 
1089,5 Mill. t gegen 1299,2 in 1920, von denen 1157,1 Mill. t auf Steinkohle 
und 142,1 auf Braunkohle entfielen. Die Verminderung beträgt somit 
rd. 209 Mill. t, u. zw. für Nordamerika 142, für Großbritannien 66 Mill.t. — 
Die Revierkonferenz des Verbandes der Bergarbeiter Deutschlands hat be- 
schlossen, sofort mit den zuständigen Stellen Verhandlungen einzuleiten, 
um den aus der Kohlennot drobenden Gefahren zu begegnen. Man ist ge- 
neigt, hieraus die Bereitwilligkeit zur Leistung von Überschichten zu 
entnehmen. — Eisen. Die in der „ETZ“ 1922, 8. 10:0 für die letzte 
Dekade des August genannten Roheisenpreise sind, wie jetzt bekannt 
wird nicht ganz zutreffend. Vom 21. VIII. an betragen die Höchstpreise 
für Hämatit 16 548 M, kupferarmes Stahleisen 15 £80 M, GieBereiroheisen I 
13 637 M, dsgl. ITI 13 567 M; dsgl. Luxemburger Qualität 12 831 M, Ferro- 
siiizium (100/0) 18454 M und Temperroheisen 16 115 M/t. Der Inlandaus- 
schuß des Eisenwirtschaftsbundes hat einen Antrag auf Wiedereinführung 
von Höchstpreisen für die Stahl- und Walzwerkserzeugnisse abgelehnt. 
Das Stahlbund hat ab 19. VILI. folgende Richtpreise für Thomas- Qua- 
lität mit den bekannten Frachtgrundlagen bis Ende August festgesetzt: 
Rohblöcke 17880 M, Vorblöcke 19560 M, Knüppel 20280 M, Platinen 
20 800 M, Formeisen 23 700 M, Stabeisen 24050 M, Rundeisen 26 180 M, 
Bandeisen 27 360 M, Walzdraht 25900 M, Grobbleche (5mm und mehr) 
27000 M, Mittelbleche (3 bis unter 5mm) 30680 M, Feinbleche (1 bis 
unter 3 mm) 32980 M, desg!. (unter 1 mm) 34 620 M;t. Für Feinbleche 
der zweiten Sorte beträgt der Zuschlag bei 8.-M.- Qualität, der im übrigen 
nicht geändert wurde, 1425 M und für solche der dritten Sorte 1300 Mit. 
— Schrott. Der Schrottmarkt notierte am 17. VIII. für Kernschrott 
11 000 M, für Späne 9700 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 
13 000 Mjt frei Berlin. — Kupfer. Der Kupferblechverband hat den Grund- 
preis für Kupferbleche ab 16. VIII. auf 37 000 M/dz gesteigert. — Blei. Die 
Rheinisch -Westfälische Bleihändlervereinigung hat ihre Lagerpreise für 
re und gepreßte Bleifabrikate ab 16. VIII. auf 15 700M/dz erhöht. — 

delmetalle. Am 17. VII. wurden für Feingold 690 bis 710 M/g, für 
Platin 2500 M/g und für Silber 20 000 bis 21 800 M/kg gezahlt. — Baum- 
wolle. In NewYork stand der Preis am 17. VIII. auf? 22,25 cts/lb. Die 
Bremer Notierung vom gleichen Tage lautete 508,30 M/kg. — Benzol. Der 
Benzol-Verband, Bochum, hat ab 14. VIII. die Kleinverkaufspreise für 
Tetralitbenzol auf 52,50 M, für gereinigtes Motorenbenzol auf 62,75 M, für 
desgl. Toluol auf 67,10 M, für gereinigtes Lösungsbenzol I auf 62,75 M, für 
Benzolvorlauf auf 56, 70 Mund für ungereinigtes Schwerbenzol auf 34,50 M/kg 


ab Hauptverkaufsstelle erhöht. — Öle und Fette. Die Industrie konnte 
nach der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘ Mitte des Monats Mineralschmieröle je 
100 kg Reingewicht ab Lager Hamburg etwa zu folgenden Preisen in Dollar 
kaufen: Pennsylvanisches Heißdampfzylinderöl, Visk. 5 bis 6 bei 100°, 
Fip. 310/3200, 7,715 $; dsgl. Sattdampfzylinderöl, Visk. 4 bis 5 bei 1000 
p 270/2809, 5,75 $; dsgl. hochflammige Maschinenöl-Raffinate, Visk. 
bis 7 bei 509, Flp. etwa 220°, 8,05 $; dsgl. Visk. 4,5 bis 5 bei 500, Fip. 
etwa 2150, 6,95 $; gute amerikan. Maschinenöl- Raffinate, Visk. 8 bis 9 bei 
50°, Fip. etwa 1900, 7,40 $; dsgl. Visk. 6 bis 7 bei 50°, Fip. 180/185°, 7,05 8 
dagl. Visk. 4 bis 5 bei 500, Fip. 180/1850, 5,55 $; dsgl., Visk. 2 bis 3 bei 500. 
Fip.etwa 170°, 4 $; hellgelbes Maschinenfett, unbeschwert, Tropfp. 80/90°, 
6,25 $. Dazu "kommen neuerdings 1440 M Zoll/ 100 kg Reingewicht. Auf- 
schlag für Holzfässer generell 400 bis 450 M/100 kg Reingewicht. — Alt- 


. metalle. Am 17. VIII. wurden am Berliner Markt folgende Preise gezahlt: 


für altes Elektrolytkupfer 26400 bis 26 700 M, unverzinntes Schwerkupfer 
26 000 bis 26 300 M, Maschinenrotguß 20 400 bis 20 600 M, Rotgußspäne rd. 
24000 M, Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 16 800 bis 17 000 M, Messing- 
kartuschen, pulver- und eisenfrei, 21 900 bis 22 100 M, reine weiche Messing- 
blechabfälle 20 700 bis 20 900 M, Schwermessing 16 800 bis 17 000 M, Mes- 
singschraubenspäne 14 000 bis 14 200 M, altes Weichblei 9500 bis 9600 M, 
Zinkzünderlegierungen 9400 bis 9500 M, "Altzink 9300 bis 9400 M, Reinalu- 
miniumblechabfälle (98/99%) 32 500 bis 33 500 M/100 kg in geschlossenen 
Quantitäten und Wagenladungen. — Metallpreise. Die Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in 
Deutschland) lauten in M/kg: 


Silber in Barren rd 900 fein für 
A kg fein 


Metall | svu |- wym | uvm 18. VIIL | - 16. VOL Motel | svu [wvm | av 

El ektrolytkupfer (wire bars), 

prompt, cif Hamburg, Bremen 

oder Rotterdam . ..... 367,13 331,15 256,97 
Reffinsdekupfer, 99/99,3% 325—330 | 277—280 234—236 
Originalhüttenweichblei . . . | 128—132 110—112 93- 94 
Originalhüttenrohzink, Preisim 

freien Verkehr ..... 154—157 132—135 1(8—110 
„ (Preis d. Zinkhüttenverband. ) 146,36 143,28 111,99 
Plattenzink(remelted) von ban- 

delsüblicher Beschaffenheit . | 130—135 105 — 108 86— 88 
Originalhüttenaluminium, 

98/99% in Blöcken, Walz- od 

Drahtbarren .. . 464 405 330 

dsgl. in Walz- od. Drehtbarren 

99%... ; 466,5 407,5 332,5 
Zinn, Banka, ‘Straits, Austral. in 

Verkäuferswahl . . ee 845— 850 715—720 590 — 592 
Hüttenzinn, mindestens 999 . | 835—840 705—710 580—582 
Reinnickel, 98/99% . . . . . | 710—720 620—630 er 
Antimon- Regulus I 115— 120 100—102 | 


3600—23800|19000— 19800, 16650 —16750 


An der Londoner Metallbörse wurden nach ‚Mining Journal” a 
11. VIII. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: 


£ a d £ d 
*Kupfer: best selected ........ 66 10 Obis 6 10 0 
» electrolytic. assas. 70 10 O , 71 10 0 
E wire bars . .. assesses 71 10 0O ) — — — 
„o standard Kasse .....a’ 4 26, & 5 0 
3 Monate. ..... 6& 50,64 7 6 
Zinn: standard, Kasse . 20400.“ 158 10 0 „ 158 15 0 
"s 2 Monate. . 2.2. 2.0. 158 15 O0 „ 159 0 Ð 
a- Batia a a ee 159 56 0 „ 159 15 0 
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei .. 4 76, 3 12 6 
„ gew.engl. Blockblei .. . 2... .% 0 0, — — —- 
Zink: gew. Sorten . 2... 2... .. . 30 17 6 , 30 0 0 
a. Temeled 2.3. wre a . 29 10 0, — — 
„ engl. Swansea . .. 2.22 2200 3 5 0 lieferbar Swansea 
Antimon: engl. Regulus gew. Sorten . . . 27 £/29 £ 10s. 
Aluminium: 98 bis 99% ...... . 105 £ Inland, 110 £ Ausland. 
Nickel: 98 bis 99% garantiert a ua S 150 £ (In- und Ausland). 
Wismut: je lb. ... 2.22 220. SD 
Platin: je Unze nom aeaa AS 19 £ 10 s. 


Quecksilker:,nom. für die 75 lbs.-Flasche 11 £ 10 s./11 £ 15 s». 
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 sa 6 d/13 s. 


In New York notierten am 18. VIII. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00; 
Eisen 30,00; Blei 5,77; Zink 6,20; Zinn 32,75 cts/lb. 


* Netto. 


Abschlug des Heftes: 19. August 1922. 


Für die 8chriftleitung verantwortlich: B. C. Zehme in Berlin. 


— Verlag von Julius Springer in Berlin. 


24. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34. 1104 a 


Zuschlagsliste Nr. 61 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, gültig ab 
17. VIIL 1922 für Abrechnung von Aufträgen, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind, und nur für das Inland. 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten 
werden, bezüglich der Teuerungazuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 61 A) 


Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- 
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis- 
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. Bei den in der 
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso- 
Iierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech- 
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird 
der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet: 


1. Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert, 
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag. 

2. Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert, 
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell- 
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder 
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch 
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage 
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit. 

3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit 


geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver- 
zögerung durchgeführt werden kann. 

4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich- 
zurechnen. 

5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate 
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 


Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für 
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be- 
treffenden Verbände. 

Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund- 
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ) 
wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner 
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920 
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An- 
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben 
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100. 


Zuschlagsliste Nr. 61 A (gelb) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, 
gültig ab 17. VIII. 1922 bis auf weiteres und nur für das Inland. ` 


Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom 
1. VIII. 1922 ab angenommenen Aufträge. 


& Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Versand- 
bereitschaft geltende Teuerungszuschlag. 

Zahlung. Mindestens %% des Bestellwertes am Bestelltage, 
Rest bei Versandbereitschaft. 
B.. Abweichendhiervon gelten für Maschinen über 100 kW 
bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr./min., und Zubehör, auch voll- 
ständige Anlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren über 
In kVA, Apparate für 50000 V und mehr, Dampfturbinen und 
Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, 
Vollbahn-Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt- 
anlagen folgende Bestimmungen: 

Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der 


Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag 
N 

Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 

transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- 

führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 
1. u bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA 

i Generatoren... 2... 000% 8400 
2. über 20bis 100kW bzw. über 20bis 00KVA | er oBon 

bei Generatoren...» 22220020. * Umdr 8800 
3. über 100kW bzw. über 100kVA bei Gene- ' 

TAtOTeED . ooe o w.e 9000 
Sonderausführungen. 
d4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren .. ..... 

ð Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . . . . . 8600 
õa. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer D’auerlei- 6900 
stungvon4kVAbis35kVAu.Widerstandsstumpfsch weiß- = 

maschinen mit einer Dauerleistung von 4kVA bis 120k VA 6500 
ê. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 

pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . 8400 
ı. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . .. 2 222.2. 5600 
6. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 

Motortragen, Motorwagen . . 2 2 2 220er. 8400 
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- 

ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren 

für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, 

medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 

Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 

bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, z 

bezogen auf 1000 Umdr. . . . 2 2 2 co een. 8500 


Dampfturbinen. 
l0. Turbosätze, bestehend aus 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 7800 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 


anlagen o 22.00. 002 eu ae a a a en 7500 
il. Turbogeneratoren allein . 2 m an 7900 
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompre ssoren 
und Turbogebläse allein . . . 2 2 2 22200. 6800 
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate 
allen u. u e aa a S Eee ti A 8400 


sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage 
der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate 
an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die Anzahl 
dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung 
und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge zählen 
mit. 
Zahlung. Mindestens 50 % des Bestellwertes am Bestell- 
tage. Diese 50 % sird aufzufüllen nach Ablauf 
von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 60%] des sich jeweils nach 
n on 7: J „ 20%, ¿ der Berechnung unter 
a Misi " " if 750) B ergebenden Preises. 


C. Andere Berechnungsformeln bzw. Zahlungsbedin- 
gungen haben: Isolierrohr, Glühlampen, Telegraphie und Fern- 
sprechwesen, Gummifreie Isolierstoffe. - 


Teuerungs- 


Gegenstand zuschlag 
% 


Zubehör zu Maschinen. 


14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 
für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 
schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl. Selbetanlasser 
f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 8400 
15. Schützensteuerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulierr 
apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 


steuerung, Bremsmagnete . . . 2 2 2 ee e 0. e 8800 
16. Gleitschienen, Verankerungen . . . .. 2 2.2... ; 8400 
16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 8500 
Bahnmaterial. 
17. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung . . 8000 

elektr. Bremsen \ über 150 kW PA a 8300 
11a. Bahntransformatoren . . 2.2.22 een 8800 
17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 

Anprepate) «a a ee we a 8400 
17e: Hillsmotoren 2.22% #2 0a 2 me 2a 8600 


18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 
Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 
derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 
materialien für Bahnfahrzeuge . . . 2. 2 2 2 2 20. 7700 

18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 7700 

19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 
triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 
hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 


tiven für Bergbau und Industrie. . . . 2 2 2 2 202. 78300 
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- 

Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage |. 8700 
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 7200 
2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge „. . ..... 5600 


Transformatoren!) und Gleichrichter. 
22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA . 8400 


22a. [X Zu 1 „ „ „ über 100 kVA e e 8800 
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . .. . 8500 
23a. Ersatz-Glaskörper. . . 2.2 2 222020. Pe 1800 
24. Gileichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . . . 9000 


') Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


1104 b | 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 34. 


24. August 1922. 


Gegenstand 


Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger; 


Teuerungs- 
zuschlag 


O/o 


Gegenstand 


Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und 


Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in -Klemmen u. dgl. . LE BER marar 
Gußgehäuse .. o a e 8500 54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes ze 
26. Selbettätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht k Installationsmaterial .. 2.222200. T300 
in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 8800 5098. Metallfassungen. . . 2.2.2... Yor o 7300 
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 55b. S Nippel, Kabelschuhe und Verbinder 7300 
Schalttafelbau . 2 . 2er. 8800 paa A g MA. a a u BE Ho Zr DopE Bu Zr E a 
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 7400 56. re ln en A Fassungen aus Por- 1300 
28. Hochspann -Trennschalter, Masttrennschalter, AN UNA ABONETSLOIE s -a i na e ee en 
Sreo kenschalter, soweit che für Öl Ru Bas = 8800 60. Installationsmaterial für Schilfe (ausschl. der zwei- 
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). .......» 7300 
Er arr o un on S Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. — 
30. Freileitungs-Hörnerschalter o ... 0 277] 8800 || Glühlampen. 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . .. . 7500 68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- \ 
32. Ölschalter (ohne Öl) einschl. Hilfsapparate . . .... 8800 lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Neue 
33. a (au Ber Schutz- und ssoi 68b. H jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) Pe 
osselspuien) . » 2 2 2 2 2 22220. . sowie Telephonlampen. . . 2.2 22 2 2222 ee ns 
34. Schutzdroselspulen . . . . 2. 2: 2 2 2 22er. 8500 
35. Erdungsdrosselspulen . . . 2222 22200. 8300 Telegraphie und Fernsprech wesen. 
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 8800 69a. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke 
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen (Wecker) sowie Aus-u. Umschalter f. Haussignalanlagen 2500 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 2. Kontakt-Vorrichtungen für Haussignalanlagen mit 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. Ausnahme yon Tür- und Fensterkontakten . . 2500 
res reg kar aa ( er und 5 3. Tür- und Fensterkontakte. . . 22 2 2 222.02. 2700 
itungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 
Tagespreisen mit Kupferklausel) ee ee a aa 8800 fache Induktor-Apparate . . 22.2 2 22200. 6300 
= on en u ra Bea o G > 69c. Be zum Anschluß an Zentralum- 
i altapparate un altgruppen in Gußgehäue . schalter und öffentliche Fernsprechnetze . ..... . 6400 
n 69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . .. .» 6990 
M e Bapparate und Zubehör. 69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . ... 6400 
4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 69%. Apparate für Telegraphie . .. . 2 2 2 22202. 6400 
ae ag Bien br = mm Sockeldurchmesser 69g. Kondensatoren für Feinsprechzwecke. . . .. .. . 1050 
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- SCENE ohne Paraband 1850 
oder DrehspulmeßBwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 004, „BinienwSbler-Anschiobschadien,, 2% mit en 1950 
lations- und Leitungsprüfer . . . . 22 2 2 2 2.0. 7400 71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . . 2 2 2 2 2 220% 5000 
41b. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein- 12. Apparatschnüre (Privattypen) . . 2.2 2 seses 2350 
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- B | d Zubehö 
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- ne ee A BROS : , 
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe- 13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch- 
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . . 2.2... 7400 tungszwecke . . . 222 22er 6300 
4lc. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . ... . 7400 14. Bogenlampen für technische Zwecke .. .. . ... 6300 
42. Zähler rn aan en 5590 75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 
43. Meßwandler und Zubehör . . 2.222 eeen0. 8700 en ee ee a ae A o 
Je 1 eTs n e >s èe o oe 95 %9% 8 9 e ® Ld Ld e e e e e e 
Installationsmaterial. 77. Aufhängevorrichtungen Ba a ee 6300 
44. Sicherungselemente (Einzeleicherungen) ee Ma Te fe 8500 18. Leitungskupplungen . >» oè >è è ùo o a: °. > o o > o o o 6300 
Ada. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 79. Transformatoren und Drosselspulen . . . 2. 2... e> 8400 
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, Il u. III (Klein-, Gummifreie Isolierstoffe. 
Normal- u, Groß-Edison-Gew.). . . 2 2 2 2 2 2 3. 5500 80. N Inl 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI. . 2 2 22... 8000 81. Zähler rar Te ee a TR 2 3400 
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 5500 828 a. = De s Biver Ausführung — a je 
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit a. iengrilie in, ver bandama Giger Ausführung: «s 4950 
Umhüllungen aus Porzellan u. dgl.: l... 7400 82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 4500 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- 83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . .. 7500 mierte Anschlußklemmen usw.). . 2.2... 2200. 5100 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 5500 84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen He IE >. 
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens)... . 5500 b) » » u HOOD. PUE 52T un 
50. een und Gruppen, soweit nicht in Guß- Er Verschiedenes. 
51. Freileitungs- und: Hausanschluß.icherun en Feild. Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen 
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 7500 ab 17. VILI. 1922 mindestens 7700 M für 100 kg ohne Faß. 
62. Zählertafeln, armiert . . oe osoon aaa ‘a’ 6300 Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung) 


bekanntgegeben werden. Ab 17. VIII. 1922 gelten die Aa- 
gaben der Ausgabe 19d. Diese Tabellen, die wir wegen. 
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels-. 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Auwendung der’ 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker- 
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten. 


Die Preise der 1500-tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für 
die anderen Drehzahlen gewählt. 


Druck von H. 8. Hermann & Co., Berlin BW 19, Beuthstr. 8, 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Inbailr: Zur Geschichte des Induktionsmotors. 


Beteuchtung und Heizung. 1117. beiträge für die Veröffentlichung von Warenzei- 

Ym Ad. Thomälen. 1105. Vereinheitlichung von Beleuchtungskörpern. Bun — rer ner E pedekna 
Kurzschlußanker oder Schleifringanker, Von L. Elektrische Antriebe. 1118. Maschi- eratungsstellen In Bayern. — Gebührenordnung 
schüler. 1108. nen zum’ Abdichten ‘der Deckfugen auf Schiffen. für gg ur RBEBteN?e. o LUi. Deutsch 
Anwendung von  stahlbewehrten Eisenbeton- Physik und theoretische Elek J a a 


Sehleudermasten beim Bau der Hochspannungslel- trotechnik. 1118, Kreisdiagramme in verket- 
I, Trolihättan— Västeras. Von M. Foerster. teten Wechselstromkreisen. — Bewegung einer 


Weicheisenkugel in einem Magnetfeld. 
Chemie. 1119. Die Auffrischung von Kohlen- 


Vereinsnachrichten. VDE. 1124. Kreuzung von 
Telegraphen- und Fernsprechleitungen. 
Sitzungskalender. 1124. 


| Die Berechnung des Anlassens und der Rege- Persönliches. 1124. Hochschulnachrichten. — D. 


elektr. Maschinen mit Vielfachwerten. Von 


| b teinelektroden in Beutelelementen. Banky t. 
EI KHoerner. 1111., or‘ I EG meiner Maschinenbau. 1120. Briefe an die Schriftleitung, 1124. Entwicklung 
Die Kabelverbindung Key West-Havanna. Von Neue Bauart von Luftfiltern, der Triebsysteme für Induktionszähler. Von E 


Evans, — Einiges über die Entwicklung der 
Triebsysteme für Induktionszähler. Von M. Helm. 
— Wagenführer-Kontrollappatat f. Straßenbahnen. 
Von Wolff. 1126. 


C. Traugott. 1115. Werkstattund Baustoffe, 1120. Aus 
| Mitteilungen dér P. T. R. Bekanntmachung Nr. der Industrie der elektr. Isolierstoffe. 
7 WMüber Prüfungen und Beglaubigungen durch die Jahresversammlungen, Kon- 
f elektr, Prükfäinter. 1116. 


gresse, Ausstellungen. 1121. Literatur, Eingänge. 1128. 


Geschäftliche Mittellungen. 1126. 
Warenmarkt. 1128. 
Berichtigungen. 1128, 


| 

Rundschau. Elektrizitätswerke und | Verschiedenes. 1122. Die Not der deut- 
Kraltübertragung. 1117. Kraftwerk mit | schen Wissenschaft, — Gebührenzuschlag der P. T: 
reiner Koblenstaubfeuerung. R. für optische Prüfungen, — Neue Druckkosten- 


| 
| 
` land. — Schweiz. 


35 (1105 -1128) BERLIN, BEN 31. AUGUST 1922 43. JAHRG. 


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Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heit 35. 31. August 1 


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Elektrot 


1105 


echnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) | 


Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W 9, Linkstraße 23/24, 


43. Jahrgang. 


Berlin, 31. August 1922. 


Heft 35. 


Zur Geschichte. des Induktionsmotors. 


Übersicht. Die Geschichte der Elektrotechnik hat neuerdings 
wieder eine bemerkenswerte Bereicherung erfahren. B. G. Lamme, 
der an der Durchbildung und Einfihrung des Induktionsmotors in 
Amerika wesentlich beteiligt gewesen ist, beschreibt die Entwicklung 
dieses Motors, soweit sie sich in der Westinghouse-Gesellschaft voll- 
zogen hat!). Der Anteil anderer amerikanischer Firmen, sowie die 
Entwicklung in Europa wird nur gestreift. Mit Recht weist Lamme 
darauf hin, wje wertvoll es sei, wenn die Pioniere der Technik ihre 
Erinnerungen der Mit- und Nachwelt überliefern?). Mißerfolge könnten 
oft ebenso lehrreich sein, wie Erfolg. | 


Als Erfinder nennt Lamme nebeneinander Tesla,Ferraris, 
Shallenberger, Bradley und Thomson?°). Er schreibt 
Tesla das Verdienst zu, daß er unabhängig den Drehstrommotor 
erfunden und seine Erfindung so veröffentlicht habe, daß darauf 
praktisch aufgebaut werden konnte’). 


Da beim Bau von Induktionsmotoren mehr als bei anderen Ma- 
schinen eine theoretische Durchdringung erforderlich war, so war 
der Fortschritt in den ersten Jahren, wo noch fast alle wissenschaft- 
lichen Grundlagen fehlten, sehr gering. Mit dem üblichen Probieren 
kam man nicht recht vorwärts. Es war ein fast hoffnungsloses Unter- 
nehmen, mit den damaligen Mitteln einen marktfähigen Induktions- 
motor zu schaffen. Da man sich natürlich dieser Sachlage nicht be- 
wußt war, wurde viel Zeit und Mühe nutzlos aufgewendet. Immer- 
hin wurden in den Jahren 1888 bis 18% durch C. F. Scott, der an- 
fangs unter Teslas Leitung und später selbständig die Versuche über 

weiphasenstrom bei der Westinghouse-Gesellschaft ausführte, 
wichtige Grundlagen gewonnen. So wurde die Notwendigkeit eines 
kleinen Luftspaltes und die Verringerung der Frequenz gegenüber 
den damals üblichen Periodenzahlen von 125 und 133 erkannt. Der 
Zusammenhang zwischen Drehmoment und Schlüpfung und zwischen 
Läuferwiderstand und Anlaufmoment war jedoch noch nicht klar. 
Der Läufer war genutet und mit einer verteilten Zweiphasenwick- 
lung versehen. Im Gegensatz dazu enthielt der Ständer ausgeprägte 
Pole, wodurch die Form der Feldkurve und die Größe des Induktions- 
flusses ungünstig beeinflußt wurde. 


Da es noch keine Mehrphasennetze gab, kam es abgesehen von 
einigen kleinen Anlagen in Bergwerken noch zu keiner praktischen 
Verwertung des Induktionsmotors3. Gründe finanzieller Art bestimm- 
ten dann die Westinghouse-Gesellschaft, die Versuche mit Mehrpha- 
senstrom zwei Jahre fast gänzlich einzustellen. Lamme selbst aber 
ließ die Sache nicht fallen. Die Einführung von genuteten Ankern 
bei Gleichstrommaschinen war für ihn die Veranlassung, verteilte 
Wieklungen auch für Wechselstromanker ins Auge zu fassen. Es ge- 
lang ihm, die Wiederaufnahme der Versuche durchzusetzen. Da- 
durch, daß damals die normale Frequenz bei der Westinghouse-Ge- 
sellschaft auf 60 herabgesetzt wurde, erhöhten sich die Aussichten 
auf ein Gelingen. Bei der Ausführung der verteilten Wicklung wurde 
darauf geachtet, daß die Nutenzahlen im Ständer und Läufer teiler- 
fremd waren. Im Jahre 1892 kam der erste Motor mit verteilter Wick- 
lung ins Versuchsfeld. Kippmoment und Anlaufmoment waren über- 
raschend günstig und die Erwärmung wegen der Verteilung der 
Wicklung geringer als bei den früheren Motoren. Man fühlte, daß 
man endlich auf dem richtigen Wege war. Die Ergebnisse wurden 
noch besser, als man die bisherige in sich geschlossene Mehrphasen- 
wicklung des Läufers Windung für Windung kurz schloß und end- 
lich die Stirnverbindungen nach Abkratzen der Isolation zu einem 
geschlossenen Ring zusammenlötete. Daraus ging die Überlegen- 


ı, „Lamme, Story of the Inductionmotor“ Journal A.L E. E., März 1921. 

# Wenn Lamme bei dieser Gelegenheit fordert, daß auch die europäische 
Entwicklung des Drehstrommotors schriftlich niedergelegt werde, so ist an die 
lebendige Darstellung zu erinnern. die Dolivo-Dobrowolski in der ETZ 
19.7, 8. 341, 54, 366, 373, Bf. 500, gegeben hat. 

® Sofern e» sich um den Mehrphasenstrom im allgemeinen handelt, wäre 
vor allem noch Haselwander zu nennen, während als Erfinder des Kurz- 
schlußläufere Dolivo-Dobrowolski nicht übergangen werden sollte. 


* Wahrscheinlich beziehen sich die ersten Patente Teslas, obwohl sie 
dentlich das ruzın des Drehfeldes enthalten, gar nicht auf den Drehstrommotor 
selbst, sondern auf den asynchronen Anlauf von mehrphasigen Synchronmotoren 

den Asynchronmotor scheint Tesla erst im Herbst 1888 gekommen zu sein 


heit des Kurzschlußläufers, der damals in Europa bereits bekannt 
war°), deutlich hervor. 
Die Weltausstellung in Chicago gab Gelegenheit, die erste grö- 


Bere Kraftübertragung mit Mehrphasenstrom in Amerika ins Werk 


zu setzen. Der Strom wurde in zwei miteinander gekuppelten und 
um 90° versetzten Einphasenmaschinen, die vorwiegend Einphasen- 
strom für die elektrische Beleuchtung lieferten, erzeugt. Die Anlage, 
dieim Juli 1893 in Gang gesetzt wurde, war eine vollständige Kraft- 
übertragung, mit Induktionsmotor von 300 PS, Einankerumformer 
usw.,zu einer Zeit, als weder Induktionsmotoren, noch Einankerum- 
former auf dem Markt waren. Die Nuten des Induktionsmotors wa- 
ren halb geschlossen, um den Magnetisierungsstrom zu verringern. 
Der sekundäre Teil enthielt eine Phasenwicklung, die beim Anlassen 
über Graphitstäbe geschlossen wurde®). Diese wurden zuweilen 
glühend heiß, so daß es ratsam erschien, sie im Keller unterzubrin- 
gen und dadurch den Blicken der Besucher zu entziehen. 


Im Jahre 1893 waren die Motoren so weit, daß sie auf den Markt 
gebracht werden konnten, aber es fehlten die Abnehmer. Um sie zu 
gewinnen, riet Lamme, normale Mehrphasengeneratoren für Beleuch- 
tungsanlagen zu entwickeln und für diese eine solche Propaganda 
zu machen, daß ihre Anschaffung zu einer Modesache werde, dann 
würde sich die Motorenfrage von selbst erledigen. Der Erfolg war 
durchschlagend. Die Fabrikation konnte der Menge der Aufträge 
kaum folgen. Es war daher auch nicht möglich, eine Versuchsma- 
schine gründlich zu untersuchen und die Ergebnisse der Ausführung 
von normalen Maschinen zugrunde zu legen. Im Gegenteil gewann 
man die erforderlichen experimentellen Grundlagen stückweise an 
en fertigen Maschinen, was übrigens damals auch sonst gang und 
gäbe war, 


Abgesehen von kleinen Motoren von 1 PS und darunter bildete 
der Läufer den primären und der Ständer den sekundären Teil. Man 
wählte diese Anordnung, die auch bei dem Motor auf der Chicagoer 
Ausstellung angewandt wurde, weil man damals die Sckundärwick- 
lung als Phasenwicklung mit starkem Querschnitt ausführte und die 
starken Ströme nicht gut über Schleifringe führen konnte. Der den 
sekundären Teil bildende Ständer enthielt eine in sich geschlossene 
Gleichstromwicklung mit vier um 90° voneinander entfernten An- 
schlüssen. Diese waren zu einem am Ständer befestigten gitterför- 
migen Gußeisenwiderstand geführt, der nach dem Anlassen kurz ge- 
schlossen wurde. Je nach dem verlangten Anlaufmoment wurden 
einzelne Maschen des Gitters mit der Säge geöffnet. 


Die Versuche ergaben, daß eine Vergrößerung der Zahl der An- 
schlüse am sekundären Teil das Verhalten des Motors günstig be- 
einflußte. Dies führte zur Ausbildung eines sekundären Teiles, der 
den Widerstandsanlauf und die Kurzschlußkäfigwicklung in sich 
vereinigte. Der sekundäre Ständer erhielt eine in sich geschlossene 
Gleichstrom-Wellenwicklung, bei der die Stirnverbindungen einer 
Polteilung durch Gußeisenwiderstände miteinander verbunden wa- 
ren. Nach dem Anlaufen wurde eine größere Zahl von Stirnverbin- 
dungen selbsttätig durch einen Kupferring kurzgeschlossen, wodurch 
praktisch ein Käfiganker entstand. Motoren dieser Art sind noch 
jetzt im Betrieb. Manche Westinghousebeamte meinten, der Motor 
könne nicht übertroffen werden. Er war aber teuer und der umlau- 
fende primäre Teil nicht für höhere Spannungen geeigtet. 


Um gegenüber den Tesıapatenten Freiheit zu haben, entwickelte 
die General Electric Company um diese Zeit das sog. monozyklische 
System, das auf dem Generator außer der Hauptphase eine um 90° 
dagegen versetzte und an die Mitte der Hauptphase angeschlossene 
Hilfsphase enthielt. Dieses unbalanzierte, also unvollkommene Sy- 
stem konnte sich nur durchsetzen, wenn vorzügliche Motoren zur 
Verfügung standen, es forderte also zur bestmöglichen Ausbildung 
der Drehstrommotoren geradezu heraus. 


Während die Westinghouse Comp. vorwiegend Zweiphasenmo- 
toren baute, bevorzugte die General Electric Co. das Dreiphasensy- 


6) Die Patentanmeldung der A. E.G., die zum D.R.-P. 51 083 über den Kurz- 
schlußläufer geführt hat, datiert vom 23. August 1889. 
‚®% Lamme führt die Verwendung eines Anlaßwiderstandes im sekundären 
Kreis auf Le Blanc zurüc 


1108 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35. 


31. August 1922. 


stem’). Bei ihren Motoren bildete der Ständer, wie jetzt üblich, den 
primären, der Läufer den sekundären Teil. Der Anlaßwiderstand be- 
stand wie beim Westinghousemotor aus Gußeisen. Er war auf dem 
Läufer untergebracht und wurde nach dem Anlaufen selbsttätig 
kurzgeschlossen. 


Auch die Stanley-Kelly Company brachte in den neunziger Jah- 
ren Motoren auf den Markt, die nach der damaligen Ansicht nicht 
unter das Tesla-Patent fielen. Sie enthielten zwei Ständer für Bin- 
phasenstrom, deren Wicklungen um 90° versetzt waren, und durch 
Ströme, die um 90° in der Phase verschoben waren, gespeist wurden. 


Neben der Arbeit am Mehrphasenmotor ging die am einphasigen 
Induktionsmotor einher. Dieser war schon Ende der achtziger Jahre 
bekannt, die Nachteile hinderten aber seine allgemeine Einfüh- 
rung. Er kam nur in den Fällen, in denen allein Einphasenstrom zur 
Verfügung stand, in Frage, und auch dann zog man es oft vor, einen 
Zweiphasenmotor zu verwenden und den erforderlichen Mehrphasen- 
strom durch Phasenspaltung zu gewinnen. Schon Ende der achtziger 
Jahre, als man noch auf Frequenzen von 125 und 133 angewiesen war, 
versuchte man es mit einer solchen Phasenspaltung, indem man die 
beiden Wicklungen eines Zweiphasenmotors mit ungleicher Selbst- 
induktion baute. Man kam damit aber nicht einmal bei Ventilator- 
motoren zum Ziel. Spätere Versuche mit Kondensatoren führten 
ebenfalls zu keinem befriedigenden Ergebnis. Es gelang dann zwar, 


z. B. durch Einschaltung einer Induktivität in Reihe mit der einen . 


Phasenwicklung, die nötige Phasenverschiebung zu erreichen, aber 
es war immer nur ein Notbehelf. In einem Falle hatte die Westing- 
house-Gesellschaft einen Motor für 25 PS und hohe Frequenz mit 
Phasenspaltung zu liefern. Das Ergebnis im Prüffeld war sehr ent- 
mutigend, der Motor ließ sich nicht überlasten. Kleine Änderungen, 
die man vornahm, halfen wenig. Nach monatelangen Versuchen ent- 
schloß man sich, die Maschine vorläufig abzuliefern und so bald wie 
möglich gegen eine neue auszutauschen. Der Kunde schrieb aber, 
daß er niemals einen besseren Motor gehabt habe. Sicher waren also 
seine anderen Motoren noch viel schlechter gewesen. 


Einphasenmotoren mit Stromwender waren als Reihenschlußmo- 
toren und Repulsionsmotoren seit Ende der achtziger. Jahre bekannt. 
Man wußte, daß diese Motoren beim Anlauf ein großes Drehmoment 
entwickelten, das mit zunehmender Geschwindigkeit stark abfiel, 
daß sie also ein umgekehrtes Verhalten zeigten, wie der Induktions- 
motor. Darauf beruhte dann der Motor von Prof. E. E. Arnold, 
Karlsruhe, der als Repulsionsmotor anlief und selbsttätig durch 
Kurzschließen verschiedener Stellen des Läufers zu einem Induk- 
tionsmotor wurde. Der Motor wurde in Amerika zuerst von der 
. Wagner Company und nach Ablauf des Patentes auch von anderen 
Firmen gebaut, 


Die Westinghouse Comp. versuchte es auch mit Kommutator- 
motoren, deren Läufer eine achtpolige Schleifenwicklung mit Aus- 
gleichsverbindungen trug. Die Maschine wurde mit achtpoliger 
Ständerwicklung in Reihe mit dem Anker angelassen. Die Ständer- 
wicklung wurde dann selbsttätig auf 4 Pole umgeschaltet, wobei die 
Läuferwicklung, ohne daß auf dem Läufer eine Umschaltung nötig 
war, durch die achtpoligen Ausgleichsverbinder zu einer in sich 
kurzgeschlossenen vierpoligen Wicklung wurde. Im Versuchsfeld 
liefen die Motoren sehr befriedigend, man hielt sie aber ohne Grund 
für teuer und wollte sich nicht darauf einlassen, daß die Bürsten 
beim Lauf auf dem Stromwender liegen blieben, was man doch bei 
Gleichstrom unbedenklich zuließ. Dem Einwand, daß bei der Reihen- 
schaltung von Anker und Feld die zulässige Spannung auf 220 V be- 
schränkt war, hätte dadurch begegnet werden können, daß man den 
Motor als Repulsionsmotor anlaufen ließ. ` 


Es war Anfang der neunziger Jahre eine lebhaft bewegte Zeit 
auf dem Gebiet der Induktionsmotoren. Jeder Hinweis in der Lite- 
ratur wurde auf seine praktische Verwendbarkeit untersucht. Ver- 
suche mit Speisung des Ständers und Läufers unter Verdoppelung 
der Drehzahl und mit einphasigem Läufer und mehrphasigem Stän- 
der bei halber Drehzahl wurden unternommen, aber ohne Erfolg. Die 
Induktionsmaschine als Generator wurde 1894 von Lamme unter- 
sucht. Bald darauf verwendete er die generatorische Wirkung bei 
einem Kran zum Bremsen beim Senken der Last. Auch die Kas- 
kadenschaltung, die durch Veröffentlichungen in Europa und Ame- 
rika bekannt geworden war, wurde 1895 von ihm im Hinblick auf 
ihre Verwendung bei elektrischen Bahnen untersucht. Die prak- 
tische Verwendung scheiterte jedoch an der Schwierigkeit der mehr- 
phasigen Oberleitung. 


Um das Jahr 1896 setzte eine neue Phase in der Entwicklung 
des Induktionsmotors ein, die von Lamme in höchst dramatischer 
Weise beschrieben wird. Lamme sah im Gegensatz zu manchen 
Westinghouseleuten in dem Induktionsmotor mit Phasenläufer noch 
nicht den Gipfel der Vollkommenheit. Er stellte sich vielmehr die 
Aufgabe, einen Motor mit Käfiganker und hohem Anlaufmoment zu 
bauen. Hin und wieder hatten in dieser Hinsicht Motoren mit Käfig- 


^) Lamme erklärt das lange Festhalten der Westinghouse-Gesellschaft am 
Zweiphasenstrom daraus, dal: die Verteilung für Lichtzwecke einfacher war als 
beim Dreiphasensystem und schreibt dem Zweiphasensystem das Verdienst zu, 
daß es die Einführung des Mehrphasensystems erleichtert hat. Es ist für uns 
natürlich schwer, über Vorgänge. die zeitlich und räumlich weit entfernt liegen, 
ein richtiges Urteil zu fällen. Aber die entwicklungs fördernde Bedeutung 
des Zweiphasensystems erscheint doch ebenso wie die des monozyklischen 
Syztems etwas zweifelhaft. 


anker im Prüffeld überraschend günstige Werte ergeben. Nun war 
der Einfluß der Streuung und des Sekundärwiderstandes auf das An- 
laufmoment und das Kippmoment damals bekannt. Auch hatte man 
rohe Methoden, um die Streuung vorauszuberechnen. An der Hand 
von Vektordiagrammen berechnete nun Lamme die Abhängigkeit 
der Schlüpfung, des Stromes und der übrigen charakteristischen 
Größen vom Drehmoment bei einem gegebenen Motor und verglich 
die Ergebnisse mit den beim Versuch aufgenommenen Werten. Da 
das Kreisdiagramm noch nicht bekannt war”), mußte für jeden Be- 
triebszustand ein besonderes Diagramm gezeichnet werden. Nach- 
dem so die ausgeführten Motoren nachgeprüft waren, änderte Lamme 
zunächst auf dem Papier die wesentlichen Größen, vor allem die 
Streuinduktivität und ermittelte dadurch die Bedingungen, unter 
denen das geforderte Anlauf- und Kippmoment beim Käfiganker er- 
reicht werden konnte, ohne daß der Schlupf bei normalem Betrieb 
zu groß wurde. Die Nachprüfung der Fälle, in denen dies früher zu- 
fällig erreicht war, zeigte dann in der Tat, daß es sich dabei um 
Motoren mit geringer Streuung handelte, daß also auch eine solche 
geringe Streuung wirklich erreichbar war. In monatelanger Ar- 
beit, zumeist in den Abendstunden, entwickelte er Methoden, um die 
Streuung vorauszuberechnen. Gleichungen, die er aus den Vektor- 
diagraınmen ableitete, setzten ihn dann in den Stand, für ein gefor- 
dertes Anlauf- oder Kippmoment sofort die zulässige Streuinduk- 
tivität vorauszusagen. 


Jetzt ging man an den Bau von Motoren von 20, 30 und 50 PS 
mit Käfiganker. Natürlich kam dabei die alte Westinghouse-Bau- 
art mit umlaufendem primärem Teil in Wegfall. Die Motoren ent- 
wickelten, wie vorausberechnet war, ein Anlaufmoment gleich dem 
24fachen und ein Kippmoment gleich dem 3- bis 3%2fachen des nor- 
malen Momentes. Da der Anlaufstrom das 6- bis 9 fache des nor- 
malen Stromes war, so wurden Anlaßtransformatoren nötig, die beim 
Anlauf mit normaler Last den Strom auf das dreifache des normalen 
Stroms herabsetzten. Einige der Motoren wurden noch 1896 heraus- 
gebracht. Im folgenden Jahre war die Fabrikation vollständig auf 
die neue Bauart eingerichtet. 


Von technischer Seite begegnete man den Motoren mit Miß- 
trauen. Daß ein Käfiganker, der sonst kein ausreichendes Anlauf- 
moment entwickelte, einen Anlaßtransformator erhielt, um den An- 
laufstrom herabzusetzen, ohne daß das Anlaufmoment zu gering 
wurde, erschien absurd. Man konnte sogar, wenn irgend eine elek- 
trische Anlage nicht klappte, die Äußerung hören: „It is as bad as 
the Westinghouse type C motor”. Aber die Kundschaft war überaus 
zufrieden, und in kurzer Zeit zeigte es sich, daß dieser Motor das 
Feld erobern würde. Selbst bei besonders schwierigen Betriebs- 
bedingungen, wo ein Phasenläufer sicher besser gewesen wäre, 
wollte man von keinem anderen Motor hören. Die Einfachheit, die 
solide Bauart, die Zuverlässigkeit, die Überlastbarkeit und die ge- 
ringe Erwärmung gaben bei den technischen Leitern der industriel- 
len Werke den Ausschlag. Die Motoren hielten Überlastungen bis 
zum Stillstand aus und kamen bei Entlastung dann selbst wieder 
hoch. So groß war die Begeisterung für den neuen Motor, daß manche 
Westinghouseleute schon behaupten wollten, der Motor könne über- 
haupt nicht Schaden leiden. Lamme hatte Mühe, dies zu verhindern. 
Man könne nichts Unmögliches verlangen, und jeder Motor würde 
verbrennen, wenn man ihn lange genug überlastete. 


In den Zeiten, in denen der Drehstrom sich erst durchsetzen 
mußte, konnte der Wert eines solchen Motors gar nicht hoch ge- 
nug eingeschätzt werden. Allerdings war bei der Konstruktion 
die Rücksicht auf Wirkungsgrad, Leistungsfaktor und Herstel- 
lungskosten hintenan gesetzt. Als dann der Drehstrommotor sich 
Bahn gebrochen hatte, konnte man das Versäumte immer noch 
nachholen, indem man zwischen den verschiedenen Anforderun- 
gen einen Ausgleich schuf und die Motoren ihren jeweiligen beson- 
deren Betriebsbedingungen anpaßte. 


Daß bei Verringerung der Polzahl der Magnetisierungsstrom 
kleiner und dadurch der Leistungsfaktor größer wurde, war schou 
früh erkannt. Im Zusammenhang damit wurde die Frequenz bei 
Stahlwerksmotoren, bei denen unmittelbare Kupplung gefordert 
wurde und Drehzahlen von 100/min vorkamen, vor etwa 20 Jahren 
auf 25 festgesetzt. Die Verbesserung der Übertragungsmittel läkt 
allerdings jetzt die unmittelbare Kupplung nicht mehr so notwen- 
dig erscheinen, so daß die Neigung besteht, die Frequenz 60 wie- 
der allgemein werden zu lassen. 

Daß mit einem C-Motor bei der Frequenz 25 Leistungsfakto- 
ren bis 0,95 erreicht wurden, erregte die größte Verwunderung. 
Man rechnete damals, wie auch jetzt noch häufig, zu wenig mit 
Blindströmen und machte sich nicht klar, daß eine Steigerung des 
Leistungsfaktors von 0,9 auf 0,95 nur eine Verringerung des Blind- 
stromes von 43,5 % auf 31 % bedingt. 


Um den Maegnetisierungsstrom zu verringern, ging man schon 
früh zu kleinen Luftspalten über. Einseitige Luftspalte von 
1,6 mm schienen damals überaus klein, und die Werkstatt ließ e:ch 
nur ungern darauf ein. Später ging man selbst bei ziemlich gro- 
ßen Motoren auf die Hälfte herunter. 


Zuweilen liefen die Motoren nach dem Umsteuern wieder in 
der alten Drehrichtung, aber mit viel geringerer Drehzahl. Jetzt 


? Die erste Veröffentlichung Heylands in der „ETZ* vom Jahre 19% 
blieb lange unbeachtet. 


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31. August 1922. 


weiß man, daß dies durch Oberwellen verursacht wird’), damals 
stand man &ber vor einem vollständigen Rätsel. Die Untersuchung 
zeigte, daß die Erscheinung nur dann auftrat, wenn der Widerstand 
der Stirnringe gegenüber dem der Stäbe besondere klein war. Ein- 
schnitte in die Stirnringe schafften Abhilfe. 


Durch das Studium der Feidkurven des Induktionsmotors in 
den verschiedenen Zeitpunkten einer Periode wurde Lamme dazu 
geführt, die Sehnenwicklung, die er bei Gleichstrommaschinen zur 
Verringerung der Selbstinduktion der kurzgeschlossenen Spule vor- 
geschlagen hatte, auch bei Drehstrommotoren anzuwenden. Er er- 
reichte dadurch, daß nicht nur die Selbstinduktion klein»r wurde, 
sondern daß auch die Kopflänge verringert und die Feldkurve ver- 
bessert wurde und die Wicklung gleichwertig wurde einer Wick- 
luag mit gebrochener Drahtzahl einer Nut. 


Die geplante Elektrisierung einer Bahnanlage gab die Veran- 
lasung zum Bau von zwei vierpoligen Versuchsmotoren für 25 
Per!s, die beim Anlauf das 6- bis 7fache des normalen Drehmo- 
ments entwickelten. Für die Änderung der Drehzahl wurde von 
Lamme die Polumschaltung vorgeschlagen und durchgeführt. Die 
Motoren Hefen bei 4 und 8 Polen anstandslos. Bei einem späteren 
Versuch ergaben sich statt der gewünschten 4 und 8 Pole infolge 
eines Wicklungsfehlers auch 12 Pole. Leider blieb diese interes- 
sante Erscheinung unaufgeklärt, da die Wickelei den Schaltfehler 
schon beseitigt hatte, als man zur Untersuchung schritt. 


Da die mehrfache Oberleitung ein Hindernis für die Elektri- 
sierung von Bahnen mit Mehrphasenstrom bildete, speiste Lamme 
den einen der obigen Motoren einphasig und benutzte ihn als Pha- 
senspalter, durch den der andere Motor dann mehrphasig gespeist 
wurde, eine Anordnung, die erst viel später in praktische Wirk- 
lichkeit umgesetzt wurde. Das Prinzip war übrigens nicht neu. 
Die General Electric Comp. hatte z. B. schon betont, daß große 
Motoren, die mit dem monozyklischen System in Gang gebracht 
waren, durch ihre phasenspaltende Eigenschaft den mehrphasigen 
Anlauf anderer Motoren begünstigten, so daß die Hilfsphase des 
Generators sogar abgeschaltet werden könnte. 


= Die Jahre 1894 bis 1900 bildeten den Höhepunkt in der Ent- 
wicklung des Drehstrommotors. Theorie und Berechnung wurden 
sowohl bei der Westinghouse Comp. als auch bei der General Elec- 
tric Comp. auf eine solche Stufe gebracht, daß sie die Grundlage 
für alle späteren Arbeiten bildeten. Behrend, s. Z. der tech- 
nische Sachverständige bei der Bullock Comp. und später bei der 
Allis-Chalmers Comp., schrieb sein Buch über den Induktions- 
motor, das noch jetzt lesenswert ist!?). 


Die Zeit seit 1900 war mehr der Anwendung des Induktions- 
motors in den verschiedenen Betrieben, als grundlegenden Ände- 
rungen in der Konstruktion gewidmet. Zu einer Verwendung des 
Drehstrommotors auf Lokomotiven kam es nur in geringem Um- 
fang. Bei der Treidelei am Miami- und Erie-Kanal, für welche 
Dreiphasenstrom von 2000 V mit zweifacher Oberleitung und Kas- 
kadenschaltung der Motoren vorgesehen war, erlebte man einen 
merkwürdigen Fehlschlag. Das Gras auf dem Treidelpfad, das 
früher, als die Anlage mit Mauleseln betrieben wurde, immer nie- 
dergetreten war, überwucherte nach Einführung des elektrischen 
Betriebs die Schienen. Hiergegen hätte man ja noch Abhilfe schaf- 
fen können. Aber eine andere Schwierigkeit war nicht zu über- 
winden. Das Wasser staute sich vor den ersten Boten, so daß die 
letzten im Trockenen saßen. Später hat die General Electric 
Comp. Mehrphasenlokomotiven für 25 Per/s und 6000 V Fahrdraht- 
spannung mit Leistungen von 1200 bis 1500 PS für den Kaskaden- 
tunnel der Great Northern Railway geliefert und auch die Loko- 
motiven für die Treidelei am Panamakanal, die größte Drehstrom- 
Bahnanlage in Amerika, gebaut. 


Um 1896 und 1897 begann man mit der Verwendung des Dreh- 
stroms für Krane und Förderanlagen. Man benutzte für Krananla- 
ren Motoren mit Käfiganker von hohem Widerstand, die durch Än- 
dern der Primärspannung geregelt wurden. Derartige Motoren 
sind wohl jetzt noch im Betrieb. Bei elektrischen Fördermaschi- 
nen wurden mit wechselndem Erfolg Motoren mit Phasenanker und 
mit Käfiganker versucht. Für Aufzüge nahm man zuerst Motoren 
mit Käfiganker von hohem Widerstand und schaltete sie oft ohne 
Ständeranlasser ein. Später bevorzugte man Phasenanker, jedoch 
kehrt man neuerdings wieder zum Käfiganker, aber mit Polumschal- 
tung des Ständers zurück. 


Die Leistungen der Drehstrommotoren wuchsen in dieser Zeit 


bis auf 2000 PS und mehr. Diese großen Motoren wurden mit Pha- - 


senläufer gebaut, da die Leistung der Generatoren damals über- 
haupt nur etwa 2000 bis 3000 kVA betrug und das Einschalten 


3 Ebenso wie das Hängenbleihen hei einem Bruchteil der normalen Dreh- 
zahl in der gewöhnlichen Drehrichtung. 
\ Der Verfasser erinnert sich noch mit großer Freude der wertvollen 
fu gung, die er vor mehr als zwanzig Jahren aus diesem Werk genchöpft hat. 


segons sollte Heyland in diesem Zusammenhang an erster Stelle genannt 


 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35, 


1107 


eines ganz großen Motors mit Käfiganker für den Generator ver- 
hängnisvoll werden mußte. . 


Zum Schluß gibt Lamme einen Überblick über die neuere 
Entwicklung. 


Die von Leblanc und in anderer Weise von Heylan d an- 
gegebenen Verfahren zur Verbesserung des Leistungsfaktors fan- 
den in Amerika keinen Anklang, da sie die Anwendung eines Kom- 
mutators bedingten. Auch die später angegebenen Verfahren sind 
nur vereinzelt angewendet. 


Kleinere und mittlere Motoren wurden durchweg mit offenen 
Nuten gebaut. Um die Vorteile der halbgeschlossenen Nut auszu- 
nutzen, entwickelte die Westinghouse Comp. einen Motor, bei dem 
die Drähte fertig zu einer Spule gewickelt und dann einzeln in die 
Nut „eingeträufelt* wurden. Die Kundschaft zog indessen Moto- 
ren mit offenen Nuten vor, da sie sich leichter ausbessern ließen, 
so daß man, mit Ausnahme von kleinen Motoren, wieder zur offe- 
nen Nut zurückgekehrt ist. Manche Fabriken, darunter auch die 
Westinghouse Comp. und die General Electric Comp., haben dabei 
mit Erfolg Eisenkeile zum Schließen der Nuten verwendet. 


Zur Drehzahlregelung sind neuerdings neben der Widerstands- 
regelung, der Kaskadenschaltung und der Polumschaltung Regel- 
sätze in ausgedehntem Maße eingeführt. Die Westinghouse Comp. 
hat das Krämersche Verfahren und den Frequenzwandler, die 
General Electric Comp. neben dem Krämerschen Verfahren das von 
Scherbius angegebene benutzt. 


Nicht nur wegen der Möglichkeit höherer Spannungen, son- 
dern auch wegen der Beherrschung großer Leistungen erwies sich 
der Drehstrom dem Gleichstrom vollständig überlegen. Während 
bei Gleichstrommaschinen mit Leistungen von 3000 bis 5000 kW 
als Riesen angesehen wurden, sind bei Drehstrom Generatoren 
von 30000 kW und Motoren von 6000 bie 10000 kW, noch dazu . 
oft mit geringen Drehzahlen, nichts Ungewöhnliches. Die Ausfüh- 
rung eines Stahlwerksmotors von 8000 PS bei 75 Umdr/min ist 
vielleicht das Äußerste, was jetzt erreicht wird. Mechanische Rück- 
sichten überwiegen dabei die elektrischen. Der Ständer solcher 
Maschinen gleicht häufig dem eines langsam laufenden Generators 
für Dampfmaschinenantrieb. Dabei kommen einseitige Luftepalte 
von 3 mm und mehr vor, die sonst bei Induktionsmotoren als etwas 
Unmögliches erscheinen. 


Als Phasenumformer ist der Induktionsmotor neuerdings bei 
den Norfolk- und Western-Lokomotiven zur Anwendung gekom- 
men. Der Ständer ist zweiphasig, der Läufer ist als Käfiganker 
gebaut. Die eine Ständerwicklung ist an die Sekundärwicklung 
eines vom Einphasennetz gespeisten Transformators angeschlossen. 
Der Anfang der zweiten Wicklung liegt in Scottscher Schaltung 
am Mittelpunkt der Transformatorwicklung. Das Ende der Wick- 
lung und die Klemmen des Transformators bilden, wenn der Um- 
former mechaniseh angetrieben wird, bei passender Windungszahl 
ein ziemlich gleichmäßiges Dreiphasensystem, durch das der Bahn- 
motor gespeist wird. 


Der Schiffsantrieb mit Induktionsmotoren wurde zuerst als 
ein Versuch unter Leitung von Emmet vor einigen Jahren beim 
Kohlenschiff Jupiter durchgeführt, worauf dann die amerikan!- 
sche Marine in großem Maßstab zum elektrischen Schiffisantrieb 
überging. Von den Motoren wurden 10 bei der General Electric 
Comp., 9 bei der Westinghouse Comp. in Auftrag gegeben. Im 
März 1921 waren zwei Kriegsschiffe, die New Mexico und die 
Tenessy mit elektriechen Antriebsmotoren ausgerüstet. Da die 
Motoren die einzige Belastung der Generatoren bilden, konnte die 
Frequenz so gewählt werden, wie es für den Entwurf am günstigsten 
ist, und die Drehzahl durch Änderung der Frequenz, d. h. durch 
Regelung der Drehzahl der Dampfturbine: gereglt werden. Mit 
Rücksicht auf den Wirkungsgrad der Dampfturbinen ist aber 
außerdem Polumschalturg, bei den großen Schlachtschiffen auch 
Kaskadenschaltung vorgesehen. Die Bedingungen für den Schiffs- 
antrieb liegen ja besonders günstig. Da. die Schiffsschraube beim 
Anfahren nur Schaum schlägt, so ist kein großes Anlaufmoment 
nötig. Auch braucht im Gegensatz zum Bahnbetriebe der Strom 
beim Umschalten nicht aufrecht erhalten zu werden, man kann also 
vor der Polumschaltung die Erregung des Generators abstellen. 
Endlich besteht kein Anlaß zur Parallelschaltung von Generato- 
ren. Jeder Generator treibt, je nach der Geschwindigkeit des 
Schiffes, einen oder mehrere Motoren an. Die Leistung eines Mo- 
tors beträgt bei den Überdreadnoughts 15000 PS. Z. T. kommt 
Zweiphasenstrom, z. T. Dreiphasenstrom zur Anwendung. Die 
Läufer tragen z. T. zwei Käfigwicklungen von verschiedenem 
Widerstand, während in anderen Fällen der Läufer bei der einen 
Polzahl als Phasenanker, bei der anderen als Käfiganker arbeitet. 


Ohne die analytischen Untersuchungen wäre die Durchbildung 
des Drehstrommotors unmöglich gewesen. Daß gerade die z. T. 
recht verwickelte Theorie zu einer so einfachen Maschine geführt 
hat, ist besonders bemerkenswert. Ad. Thomälen., 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35. 


31. August 1922. 


Kurzschlußanker oder Schleifringanker ? 


Von L. Schüler, Berlin. 


Übersicht. Aus einer Arbeit von Lamme, über die in dem vor- 
stehenden Aufsatz berichtet wird, werden Schlüsse gezogen über die 
Ursachen, die zur Bevorzugung des Kurzschlußankers in Amerika und 
des Schleifringankers in Europa geführt haben. 


Es ist schon häufig auf die Vorteile des Kurzschlußankers gegen 
den Schleifringanker in Anschaffung und Betrieb hingewiesen wor- 
den. Es ist auch bekannt, daß man sich in Amerika diese Vorteile im 
ausgedehnten Maße zunutze macht, während in Europa die Einfüh- 
rung größerer Kurzschlußmotoren an dem Widerstand der Elektri- 
zitätswerke scheitert. Es ist zuzugeben, daß der Kurzschlußmotor 
beim Anlauf mehr Strom aufnimmt als der Schleifringmotor und des- 
halb einen größeren Spannungsabfall herbeiführen kann. Dies ist 
aber in allen Ländern gleichmäßig der Fall und kann deshalb nicht 
als Grund für die verschiedenartige Entwicklung diesseits und jen- 
seits des Atlantik angeführt werden. Man hört manchmal, das ameri- 


kanische Publikum sei an größere Spannungsschwankungen ge- 


wöhnt als das europäische. Meines Wissens trifft dies nicht allge- 
mein zu; wenn es aber doch der Fall ist, so könnte diese Tatsache 
vielleicht als Folge, aber nicht als Ursache der Verwendung von 
Kurzschlußankern angesehen werden. Ebensowenig ist der Grund 
stichhaltig, daß es in Amerika nicht so ausgedehnte Überlandnetze 
gibt als bei uns, denn die Einführung des Kurzschlußmotors in Ame- 
rika und des Schleifringankermotors bei uns war bereits eine voll- 
zogene Tatsache, als man an den Bau von Überlandnetzen noch gar- 
nicht dachte, 

Man muß also in der Vergangenheit forschen, wenn man die Ur- 
sache für die auffallende Verschiedenheit der Entwicklung ergrün- 
den will. Hierzu bietet nun die Arbeit von Lamme, über die in dem 
vorhergehenden Aufsatz berichtet wird, eine gute Gelegenheit. Wie 
aus Lammes Ausführungen hervorgeht, begannen die Versuche bei 
Westinghouse im Jahre 1888 mit dem sehr unvollkommenen Motor 
von Tesla, der einen Kurzschlußanker besaß. Diese Versuche wur- 
den im Jahre 1890 als aussichtlos eingestellt, also gerade zu der Zeit, 
als Dobrowolski bei der AEG und C. E. L. Brown bei Örli- 
kon ihre ersten Versuche erfolgreich abgeschlossen hatten. 


Die ersten Motoren von DobrowolskiundB row n besaßen 
ebenfalls Kurzschlußanker, u. zw. bereits die vollkommenste Aus- 
führungsform, nämlich mit Käfigwicklung. Diese Wicklungsart 
wurde bekanntlich von Dobrowolski erfunden (DRP. Nr. 51083 vom 
23. VIII. 1889). Sehr bemerkenswert ist der in der „ETZ“ 1891, S. 657 
beschriebene und abgebildete Motor von Brown, der eine Leistung 
von 20 PS bei n = 1200 und 40 Per besaß. Er hatte einen äußeren 
Blechdurchmesser von 500 mm und 200 mm Eisenbreite, unterschied 
sich also in den Abmessungen nicht erheblich von einem heutigen 
Motor für gleiche Leistung. Auch sonst kann seine Bauart beinahe 
als „modern“ bezeichnet werden. Die Ständerwicklung war eine Stab- 
wicklung, bestehend aus % runden Stäben von 40 mm? Querschnitt; 
jeder Stab lag in einer runden geschlitzten Nute. Die Käfigwicklung 
des Läufers lag in geschlossenen runden Nuten, sie bestand aus 54 
Stäben von 100 mm?. Die Betriebsspannung wird zu 80 V angegeben. 
Ich habe den Motor auf Grund dieser Angaben nachgerechnet und 
etwa folgende Verhältnisse gefunden: Stromstärke leer 50 A, be- 
lastet 145 A, Kupferverlust in der Ständerwicklung 4%, Eisenver- 


lust 3%, Schlüpfung etwa 4%, Wirkungsgrad bei Vollast 88 %, 


cos g=0,89. Die Sättigung des Ständereisehs war etwa 6000 im 
Rücken und maximal 15 000 in den Zähnen, die Ständerwicklung war 
mit 3,5 A/mm? belastet. Also ein vorzüglicher und ziemlich gut aus- 
genutzter Motor. 

Der erste Schleifringmotor war der von der AEG für die klassi- 
sche Arbeitsübertragung Lauffen—Frankfurt 1891 gebaute 75 PS- 
Motor. Wie aus Lammes Bericht hervorgeht, baute auch Westing- 
house von 1893 ab ausschließlich Schleifringmotoren, ebenso die Ge- 
neral Electric-Co. Kurzschlußmotoren wurden in Amerika bis zum 
Jahre 1896 nicht hergestellt, da sie in dem Ruf standen, zu geringes 
Anlaufsmoment zu besitzen. | 

Über die Entwicklung in Deutschland vom Jahre 1894 ab kann 
ich aus eigener Erinnerung berichten. Bei der AEG war damals die 
Fabrikation von Drehstromotoren von etwa 0,5 bis 30 PS schon im 
flotten Gange. Es wurden durchweg Motoren mit Kurzschluß-(Käfig-) 
Anker hergestellt. Der Ständer trug eine in halbgeschlossene Nuten 
gelegte Ring wicklung, auch wurden schon im gleichen oder im 
nächsten Jahre Versuchsmotoren mit Trommelwicklung, also mit der 
heute üblichen Wicklungsart hergestellt. Bemerkenswert ist, daß das 
Ständer-Blechpaket hinten und seitlich von einem wohl 10 — 15 mm 
starken Mantel aus Bronze umhüllt war, der die Streuung vermöge 
seiner Schirmwirkung verringern sollte. An dem Bronzemantel 
waren Rippen angegossen, durch die das Blechpaket zentriert wurde, 
da es ja sonst wegen der herumlaufenden Ringwicklung nicht zu fas- 
sen war. Ein besonderer Vorteil dieses Bronzemantels kam übrigens 
erst viel später zur Geltung, nämlich während des Krieges, als diese 
alten Motoren in größeren Mengen zur Ausschlachtung kamen! Ich 


D) Nach einem im Fachausschuß für Flektromaschinenbau des Elektro- 
technischen Vereins am 9. V. 19.2 gehaltenen Vortrag. 


wurde 1894 bei der AEG mit Bremsversuchen an Drehstrommotoren 
betraut und kann aus der Erinnerung sagen, daß Wirkungsgrad, 
cos g, Kippmoment usw. ähnliche Werte zeigten, wie bei den heuti- 
gen Motoren. Die Abmessungen waren allerdings beträchtlich; dem- 
gemäß war die Erwärmung natürlich sehr gering. Dobrowolski sagte 
einmal zu mir, es sei leider nicht möglich, einen Drehstrommotor so 
zu berechnen, daß er warm würde. In dieser Hinsicht haben wir also 
inzwischen ganz entschiedene Fortschritte gemacht! 

Die Berechnung der Drehstrommotoren war im übrigen schon 
ziemlich gut entwickelt; Dobrowolski hatte 1891 die Zerlegung de: 
Wechselstroms in eine „wattlose” und eine „Watt-”Komponente an- 
gegeben. Das Kreisdiagramm, ohne das wir uns heute die Berech- 
nung eines Drehstrommotors nicht gut vorstellen können, gab es 
natürlich noch nicht, aber doch etwas Ähnliches. Die an ausgeführ- 
ten Motoren aufgenommenen Bremskurven wurden nämlich in der 
Weise ausgewertet, daß der bei verschiedenen Belastungen abgele- 
sene Gesamtstrom in seine Blind- und Wirkkomponente zerlegt 
wurde. Der Blindstrom wurde in Abhängigkeit von der Nutzlast auf- 
getragen, und ein Motor galt als um so besser, je weniger der Blind- 
strom zwischen Leerlauf und Vollast zunahm. Als noch zulässig 
wurde eine Zunahme von etwa 40 % angesehen. Bei der Vorausbe- 
rechnung wurde der Erregerstrom aus der Luftinduktion mit 20 % 
Zuschlag für die Eisen-A.W. bestimmt; dieser Wert wurde um 40 % 
erhöht und mit dem der Vollast entsprechenden Wattstrom recht- 
winklig zusammengesetzt, wodurch sich der Gesamtstrom bei Voll- 
last ergab. 

Übrigens stand 1894 der Bau von Drehstrommotoren auch bei 
Siemens & Halske, Schuckert und natürlich auch bei Örlikon auf an- 
nähernd gleicher Höhe wie bei der AEG. Sehr gefördert wurde die 
Entwicklung in Deutschland und anderen europäischen Ländern da- 
durch, daß ein Patentschutz für das Mehrphasensystem nicht erzielt 
wurde; die Veröffentlichungen von Tesla und anderen Vorläufern 
haben dies anscheinend verhindert. Die deutschen Tesla-Patente 
selbst wurden von der Firma Helios erworben, doch waren sie an- 
scheinend nicht weitgehend genug, um die Konkurrenz auszuschal- 
ten. Allerdings hat Helios noch viel später, etwa i. J. 1900, Patent- 
prozesse gegen alle namhaften deutschen Firmen, die Drehstrommo- 
toren bauten, angestrengt, ohne jedoch einen Erfolg zu erzielen. 


Wohl das einzige wichtige Drehstrommotorenpatent in Deutsch- 
land war das schon erwähnte Patent von Dobrowolski auf den Käfig- 
anker, das bis zu seinem Ablauf (1905) alle anderen Firmen schwer 
behinderte. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die in Deutschland noch 
jetzt bestehende Abneigung gegen Kurzschlußankermotoren z. T. 
auf dieses Patent zurückzuführen ist. Hierüber wird später noch 
einiges zu sagen sein. . 

Wie oben erwähnt, baute Westinghouse 189 nur Schleif- 
ringmotoren, die AEG nur solche mit Käfiganker. Ange- 
lassen wurden die kleineren Motoren der AEG (etwa bis 5 PS) direkt 
mit dem Schalthebel, die größeren mit einem Wasserwiderstand, der 
in der Ständerwicklung, u. zw. im Verkettungspunkt, lag. Stern- 
dreieck-Schaltung und Anlaß-Transformator waren noch unbekannt. 
Natürlich war der Anlaufstrom der Motoren recht hoch und führte 
bei Anschluß an die damaligen Werke mit winziger Maschinenlei- 
stung zu bedeutenden Spannungsschwankungen. Dadurch kam der 
Kurzschlußmotor in Verruf und die Werke ließen bald nur noch 
Schleifringmotoren zu. Natürlich wurde, wie gewöhnlich, das Kind 
mit dem Bade ausgeschüttet. Manche Werke verlangten schon bei 
2 PS-Motoren Schleifringe und sind von dieser Forderung bis heute 
nicht abgewichen, trotzdem jetzt natürlich wesentlich vollkomme- 
nere Anlaßmethoden für Kurzschlußmotoren zur Verfügung stehen. 

Einen sehr interessanten Gegensatz hierzu bildet die Entwick- 
lung in Amerika. Wie aus Lammes Bericht hervorgeht, entdeckte die- 
ser im Jahre 1896 durch Zufall, daß es doch möglich ist, Kurzschluß- 
motoren mit gutem Anlaufsmoment herzustellen: Das Ergebnis die- 
ser Entdeckung war der Bau einer Reihe von Kurzschlußmotoren mit 
Leistungen von 20, 30 und 50 PS, die das 2%-fache Anzugmoment 
entwickelten. Der Anlaufstrom betrug allerdings das 6- bis 9-fache 
des Normalstroms, was etwas viel erschien; man entschloß sich des- 
halb, den Motor beim Anlauf nicht gleich an die volle Netzspannung 
zu legen, sondern verwendete einen Transformator, der die Span- 
nung soweit verringerte, daß der dem Netz entnommene Anlaufstrom 
nur das 3-fache des Normalstroms brtrug. Hiermit war die Kombina- 
tion: „Kurzschlußanker und Anlaßtransformator”“ erfunden, die 
sich in Amerika sehr schnell durchsetzte und auch heute noch fast 
ausschließlich verwendet wird. Obigen Zahlen ist zu entnehmen, daß 
die Motoren bei Anlauf mit Anlafßtransformator etwa noch das nor- 
male Drehmoment besaßen, was ja auch für die meisten Betriebsver- 
hältnisse ausreicht. Der Gedanke des Sterndreieck-Anlaufs ist Lam- 
me anscheinend nicht gekommen, denn er hätte damit etwa das 
gleiche Ergebnis erzielt und den teuren Anlaßtransformator ge- 
spart. Übrigens ist auch heute noch der Sterndreieck-Anlaufin Ame- 
rika wenig gebräuchlich; er hat gegenüber dem Anlaßtransformator 
den Nachteil, daß man an die ein eSpannungsstufe gebunden ist und 
gleich auf volle Spannung übergehen muß, wenn der Motor dabei 
nıcht anläuft. 


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31... August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35. 


1109 


Die Westinghouse-Motoren zeichneten sich durch besonders 
kräftige mechanische und elektrische Ausführung aus und standen 
bald in dem Ruf, „beliebig“ überlastbar zu sein, Bemerkenswert war 
die Konstruktion der Läuferwicklung, die sich im wesentlichen in 
Amerika bis heute erhalten hat; sie bestand aus starken Stäben von 
rechteckigem Querschnitt, die mit den Kurzschlußringen durch kräf- 
tige Bolzen verschraubt waren. Sie konnten deshalb beim Anlaufen 
starke Erhitzung ohne Schaden vertragen. Dagegen waren die Läu- 
fer der AEG-Motoren nur mit Zinn gelötet, so daß bei schwerem An- 
lauf stets die Gefahr des Auslötens bestand. Dies trat dann begreif- 
licherweise auch ein, als 1894 eine größere Anzahl von Motoren zum 
Antrieb schwerer Zentrifugen für eine Zuckerfabrik geliefert wur- 
de; durch Einbau von Läufern mit hartgelöteter Wicklung wurde die 
Schwierigkeit überwunden, Diese Motoren (es handelt sich um Lei- 
stungen von 5 bis 10 PS bei 1000 Umdr/min) wurden unmittelbar auf 
die volle Netzspannung geschaltet und mußten die schwere Zentri- 
fugentrommel beschleunigen, was etwa 1 — 2 min erforderte; dieser 
Anlauf wiederholte sich alle 10 min. 

Leider wurde aber für die gewöhnlichen Antriebsmotoren die 
unsolide Zinnlötung der Läuferwicklung beibehalten, so daß beim 
Anlassen stets eine gewisse Vorsicht notwendig war, um Auslöten zu 
vermeiden. Elektrisch waren die Käfigankermotoren der AEG schon 
1894 den von Westinghouse 1896 herausgebrachten Motoren gleich- 
wertig, nur durch die Konstruktion der Läuferwicklung waren sie 
im Nachteil. Hierdurch hat sich jedenfalls bei uns das Vorurteil ent- 


v 


wickelt, Käfiganker-Motoren seien für belasteten Anlauf nicht ge- 
eignet. Hätte sich die AEG damals dazu entsahlossen, die bei Zentri- 
fugenmotoren bewährte Hartlötung auch bei anderen Motoren zu ver- 
wenden, so wäre die Anwendung des Käfiganker-Motors zweifellos 
bedeutend gefördert worden. Andere Firmen konnten in dieser Hin- 
sicht nichts unternehmen, da sie wegen des erwähnten Dobrowolski- 
Patentes überhaupt keine Käfiganker bauen durften, sondern nur 
mehrphasige Kurzschlußanker von mehr oder weniger komplizier- 
ter Bauart; es ist also leicht erklärlich, daß diese Firmen den Be- 


'strebungen der Elektrizitätswerke zur Anwendung von Schleifring- 


motoren gern entgegenkommen. Merkwürdigerweise fand sich auch 
bei der AEG kein Verteidiger des Käfigankers, und so kam es, daß 
etwa zu derselben Zeit (1896) als Westinghouse seine „neuen, vor- 
züglichen, unter Last anlaufenden“ Käfigankermotoren auf den ame- 
rikanischen Markt brachte, in Europa auf der ganzen Linie zum 
Schleifringanker übergegangen wurde, 

Inzwischen hat sich das europßische Publikum an die höheren 
Kosten der Schleifringmotoren gewöhnt, und die besseren Betriebs- 
eigenschaften größerer Kurzschlußmotoren sind ihm unbekannt ge- 
blieben. Anderseits haben die Elektrizitätswerke die günstigen An- 
laufverhältnisse der Schleifringmotoren schätzen gelernt und ihre 
Betriebseinrichtungen auf die Verwendung dieser Motoren einge- 
stellt. Aus diesen Gründen stößt eine rückläufige Entwicklung zu- 
gunsten des Kurzschlußmotors jetzt auf große Schwierigkeiten und 
ist, wenn überhaupt, nur Schritt für Schritt durchführbar. 


Anwendung von stahlbewehrten Eisenbeton-Schleudermasten beim Bau der Hochspannungsleitung 
| Trollhättan — Västeras. 


In den letzten Jahren ist in Schweden eine hochbeachtens- 
werte Hochspannungsleitung erbaut und im Dezember des ver- 
gangenen Jahres in Betrieb genommen worden. Die vom Staate 
erbaute Leitung geht von Trollhättan nach Västeras, nordwestlich 
von Stockholm und bildet eine Verbindungslinie zwischen dem 
Leitungsnetz im südlichen und mittleren Schweden. Der Zweck 


= u i -4 


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stahlbewehrte Beton-Schleudermaste der A. G. 
Dyckerhoff und Widmann zu Cossebaude bei Dresden eingebaut 
worden, u. zw, auf Grund von einzelnen Probelieferungen, die _ 
bereits im Herbst 1920 bewirkt wurden und einmal den Beweis 
erbrachten, daß der Transport der im Cossebauder Werk fertig- 
gestellten Stahlbetonmaste ohne irgendeine Gefährdung für sie 
nach Schweden sich bewirken lasse, daß hier ein u. U. sogar ziemlich 
schwieriger Landtransport über Berg und Tal ebenfalls die Masten 
nicht schädige und endlich erkennen ließen, daß auch die starken 
klimatischen Unterschiede der Witterung in Schweden die Masten in 
keiner Weise ungünstig beeinflußten. 


-Abb. 1. Leitungsgestänge mit Eisenquerträger. 


der neuen Hochspannungsleitung besteht in der Zuleitung des 
Kraftüberflusses des Werkes an den Trollhättanfällen nach dem 
Kraftwerk bei Älfkarleby für dessen Leitungen, da namentlich 
im Winter der Wasserreichtum des versorgenden Gebietes des 
Dalälfs nicht ausreicht, um die geforderten Energiemengen zu 
liefern. Die Länge der neuen Leitung beträgt 320 km, ist also 
sehr bedeutend. Der 10000 V zeigende Strom wird bei einem Um- 
formerwerk nahe Trollhättan auf 130000 V transformiert und mit 
dieser Spannung der Leitung nach Västeras zugeführt. 
Innerhalb dieser Leitung sind auf verschiedenen Strecken, 
u zw. zum ersten Male in größerem Maßstabe in Schweden 


Abb.  Leitungsgestänge mit Schleuderbeton-Queriräger. 


Das für die Leitung, wenigstens soweit sie für die vorliegende 
Betrachtung in Frage kommt, vorgesehene Gestänge war 
dadurch bedingt, daß im ganzen vier nebeneinander liegende 
Leitungen zu stützen waren. Demgemäß wurden, wie Abb. 1 
schwieriger Landtransport über Berg und Tal ebenfalls die Masten 
und einer oberen zu vereinigenden Querverbindung (Traverse) ge- 
baut und tragen innen wie außen je 2 Leitungen. In der ersten 
Zeit wurde der Eisenbeton nur für die beiden Maste jeden Ge- 
stänges verwendet — nur sie also waren stahlbewehrte Schleuler- 
maste —, während die Traverse aus einem wagerecht liegenden 
Gitter-Ausleger-Träger gebildet war, der zur Sicherheit gegen 


1110 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 35. 


31. August 1922. 


Rosten eine kräftige Verzinkung erfuhr (Abb. 3). Bei der Auf- 
richtung des Gestänges wurde zunächst ein jeder Mast mit dem 
unmittelbar zu ihm gehörigen 2X 3 m langen Teile, der von oben 
aus auf den Mast übergeschoben und an ihm zudem durch Zugstan- 
gen noch aufgehängten Traversenteile verbunden, alsdann aufge- 
richtet, in seine normale Lage gebracht, und endlich der mittlere, 
durch Leitungslasten nicht beanspruchte Teil der Traverse einge- 
fügt, festgeschraubt und somit das Gesamtgestänge zum einheit- 
lichen Ganzen verbunden. Im Hinblicke auf die gute Bewährung 
der Schleudermaste und nament- 
lich auf den Prüfungsergebnissen 
— auf die weiter unten noch kurz 
eingegangen werden soll — fu- 
Bend, wurde dann im Laufe des 
Baus beschlossen, einen Teil der 
Gestänge vollständig in Verbund- 
bau auszuführen; d. h. auch für 
die Querträger auf den Ma- 
stenstahlbewehrte 

Schleuderrohr® zu ver- 
wenden. Die alsdann zur Aus- 
führung gelangte Gesamtanord- 
nung ergibt sich aus den Abb. 2 
und 6, während die recht be- 
merkenswerten Einzelheiten, na- 
mentlich die Verbindung zwi- 
schen Schleudermast und Schleu- 
dertraverse aus Abb. 4, die Art 
des Montagegerüstes zum Auf- 
ziehen und zum Einbau der letzte- 
ren aus Abb. 5 ersichtlich sind. 
Zur Auflagerung der Traverse 
diente ein besonderes, in allen 
seinen Teilen als Verbundkörper 
durchkonstruiertes Lager, aus 
einer oberen Haube und einer 
unteren Lagerschale bestehend. 
Nach Vergießen der Schale mit 
dem oberen Teile des Mastes (durch Zementmörtel) wurde der Quer- 
träger in die Lagerschale eingelegt, hierauf mit Zement umgossen 
und alsdann die obere Haube aufgesetzt und vermittels eines U-för- 
migen Rundeisenbügels durch Verschraubung | 
fest angezogen; die hierzu dienenden Muttern 
wurden endlich zum Rostschutz noch mit Zement- 
mörtel überdeckt. l 


Ann NENN Z 


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— -e -e . 
HariRoiz- 
keie, 


z). 
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Abb. 4 Einzelheiten der Auflagerung des 
Eisenbeton-Querträgers. 


Äbb. 5. 


Zur Ausführung dieser Arbeiten sowie zugleich zum Auf- 
ziehen der schweren Verbundtraverse dienten — vgl. Abb.5 u.6 — 
kleine, auf die Mastspitze aufgesetzte eiserne Montagegerüste, 
die hier durch Verschraubung zweier Klemmringe vorübergehend 
angeschlossen wurden. Diese Arbeitsplattform diente einmal 
dazu, alle die notwendigen Handhabungen bequem vornehmen zu 
können, die mit dem Einpassen der Lagerteile auf dem Maste 
bzw. der Traverse und dem Vergießen der Teile auszuführen 


N ! 
— R, 


A 15000 ——- -—- 


BETT INI NONIN] NI SAINI 


NSII F 

N i 
S 
Pe 
en 


Aufstellungsgerüst. 


waren, fand dann aber vor allem unter Heranziehung der festen 
Rolle an der Gerüstspitze Bonu (zing zum Aufziehen des Quer- 
trägers und der Lagerteile selbst (Abb. 6). Nach Beendigung 
aller Montagearbeiten an der Mastspitze wurde — von der Tra- 
verse aus — nach Lösung der Klemmringe das kleine Montage- 
gerüst etwas seitlich verschoben und mit Hilfe eines über den 
Querträger geschlungenen Seiles, das am Schwerpunkt des 


Montageträgers angriff, herabgelassen, um späterhin an anderer 
Stelle gleichartig wieder benutzt zu werden. 


6000 — 


+ 
i 3000 ——> 


— = eg 3O 


II SZI ZB ZI 7737 SS 7 


Abb. 3 Konstruktion des Leitungsgestänges mit Eisenquerträger 


Im ganzen wurden je nach, den besonderen Streckenverhält- 
nissen. und Spitzenzügen 4 verschiedene stahlbewährte Mast- 
formen, und zwar genau 800 Stück, geliefert: 


mm nn m Tan 
` 


---— - — 7900 -— --— 
7900 ——.—-— 


- 
. 


Ue 
a re 
nn 


“50 0 


Abb. 7. Biegungsversuch am Mast. 


Gesamtlänge C ae 

m cm cm 

Type I .....1845 22,8 47,0 
„ H.... 1845 20,8 48,5 
„ 1l.... 188 25,0 52,7 
„ IN... 193 25,0 54,2 


EEE EL LEZZE DEE EEE ZELLE EEE EEE EEE EEE EEE TEE EEE u EEE OOE u EEETETETTETTETEEREEE GET En RN TE ER EEPE ET EEE EEE A EEEE EEE TEE TE TEE GE EEE EEE S EEE STEEL 


31. August 1922. 


Die an der Mastspitze aufzunehmenden Spitzenzüg®e 
schwankten zwischen 550 und 640 kg. 

Die Schwedische Staats-Wasserbauverwaltung verlangte eine 
genaue Überwachung der Herstellung 


und eine Prüfung der 


Abb. 0. 


Abb. 8& Bruchversuch beim Eisenbeton-Querträger. 


fertigen Maste durch einen unparteiischen Sachverständigen. 
Zugleich war auch der Nachweis bei allen Masten durch ent- 
sprechende Messungen zu erbringen, daß ihre Erdung, bewirkt 
durch besondere mit dem inneren Eisengerippe verbundene Kontakt- 
stücke einwandfrei war und der Leitungswiderstand weniger als 
nOdefrug 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 35. 


Aufziehen des Eisenbeton-Querträgers. 


1111 


Die Prüfung der an ihren Fußenden (in wagerechter Ebene) 
fest einzespannten Maste erfolgte durch Abbiegen ihrer Spitzen 
vermittels einer hydraulischen Presse und deren Kolben. Ge- 
prüft wurden im ganzen 45 Maste, d. h. mehr als 17,5 % der Ge- 
samtlieferung, und von diesen 
9 Stück, d. h. mehr als 10% 
aller Maste, auf Bruch. Ver- 
langt war, daß die Maste min- 
destens den doppelten Spitzen- 
zug auszuhalten hätten, ehe 
statische Risse irgendwelcher 
Art sich ausbildeten, und daß 
die Maste beim Bruch mehr als 
das Vierfache ihrer Spitzen- 
zuglast trügen. Keine der an 
den 6 bis 7 Wochen alten Ma- 
sten vorgenommenen Prüfun- 
gen hat irgendwie zu einer Be- 
anstandung Veranlassung ge- 
geben; beim Bruchversuche 
wurde vielfach sogar eine 6- 
bis 8-fache Sicherheit festge- 
stellt. Aber auch alsdann war 
die Tragfähigkeit des Mastes 
noch lange nicht erschöpft, 
weil das von Beton eng um- 
schlossene Eigengerippe ver- 
hältnismäßig geringe Form- 
änderungen bei der Mastabbie- 
gung erfuhr und ziemlich trag- 
fähig blieb. Wie stark hierbei 
die Masten, ehe sie zum Bruche 
gelangten, abgebogen werden 
konnten, zeigt beispielsweise 
der durch Abb. 7 wiedergege- 
bene Bruchversuch, Auch gab 
sich hier erneut die besondere 
Art, namentlich die außeror- 
dentlich hohe Biegezugfestig- 
keit des Schleuderbetons darin zu erkennen, daß die 
Brucherscheinungen fast gleichzeitig auf der Druck- und 
Zugseite, manchmal sogar nur auf ersterer, auftraten. 

In ähnlicher Weise wurden auch die stahlbewehrten 
Schleudertraversen geprüft (Abb. 8). Von den hier in 
Frage kommenden 100 Querträgern wurden drei auf dop- 
pelte Sicherheit, zwei auf ihre Bruchlast untersucht. Wie 
Abb. 9 erkennen läßt — ein Bruchversuch —, wurde die 
Last (Eisenbarren usw.) vermittels an den Leitungspunk- 
ten angeschlossener großer Wageschalen angehängt, und 
zwar bei dem Bruchversuche einmal außen, zum andern 
an den Anschlußpunkten der inneren Leitungen. Auch 
hier genügten die Querträger in jeder Hinsicht den gestell- 
ten Anforderungen. 

Die Überführung der in Cossebaude vollkommen fer- 
tiggestellten, gewaltigen Masten und der 18 m langen Ver- 
bundtraversen erfolgte zu % mit der Bahn über die Fähre 
Saßnitz—Trelleborg, zu % vermittels Seeleichter über 
Stettin, bis dahin auch durch die Bahn. Zum Bahntrans- 
port wurden die bekannten „SSml”“-Wagen der ehem. 
Preuß. Staatsbahn (vorwiegend der Eisenbahndirektion 
Essen) verwendet. Auf einem jeden solcher Wagen konn- 
ten 9 Maste bzw. Traversen verladen werden: bei Mast- 
längen über 18,45 m war die Stellung eines besonderen 
Schutzwagens nicht zu umgehen. Weder der Land- noch 
der Seetransport haben die Maste irgendwie ungünstig 
beeinflußt, ein neuer Beweis für ihr hervorragendes Verhalten 
selbst unter dynamischer Beanspruchung und bei Lastzuständen, 
die, wie beim Be- und Entladen nicht zu umgehen, stark von den 
Lastlagen und Stützungen abweichen, für welche die Maste be- 
rechnet und konstruiert sind. 

Dr.-Ing. M. Foerster, Dresden. 


Die Berechnung des Anlassens und der Regelung elektrischer Maschinen mit Vielfachwerten. 
š , Von K. Hoerner, Köln-Lindenthal. 


Übersicht. Das Rechnungsverfahren mit Vielfachwerten verdient 
göbere Beachtung. Es wird hicr zu einer neuen graphischen Bestimmung der 
Anlaßwiderstände benutzt; ferner wird gezeigt, daß es auf Grund der Haupt- 
gleichungen sowie einer allgemeinen magnetischen Kennlinie eine rasche 
sngenäherte Berechnung der Regelung elektrischer Maschinen ermöglicht. 


Seit längerer Zeit ist es üblich, die charakteristischen Kur- 
ven für das Verhalten elektrischer Maschinen, überhaupt die 
graphische Darstellung irgendwelcher Eigenschaften oder Vor- 
gänge, nicht nur mit den zufälligen absoluten Werten der 
Größen aufzuzeichnen, sondern letztere auf einen Einheits- 
wert umzurechnen oder auf den normalen Wert des Betriebs- 


zustandes zu beziehen. Manchmal werden auch Rechnungen 
mit solchen relativen Werten durchgeführt, und zwar werden 
dann meistens die algebraischen Größen in ihrem Verhältnis 
zum Nennwert, die Zahlenwerte in Prozenten eingesetzt. 
Übersichtlicher und vielseitiger wird die Rechnung und 
Darstellung, wenn man von vornherein Vielfache einführt 
indem man alle Größen auf den Nennwert von 1,0 bezieht. 
Das Rechnen mit Vielfachen scheint bisher nur in engeren 
Kreisen benutzt zu werden, obgleich es seiner Einfachheit 
halber besonders für überschlägige Berechnungen des, Prak. 
tikers sehr geeignet ist. Nachstehend soll es auf die Berech- 


nung des Anlassens und der Regelung angewendet werden; 


1112 


leichzeitig wird ein neues Verfahren zur graphischen 
Bestimmung der Anlaßwiderstände für Gleichstrom- 
Nebenschluß- und Drehstrommotoren angegeben. 

Um die Vielfachen von denjenigen Bezeichnungen bzw. 
Zahlenwerten zu unterscheiden, die sich auf die Einheiten der 
Größen im Maßsystem beziehen, wird hinter die Buchstaben 
bzw. Zahlen der Vielfachwerte das Zeichen / (sprich „Strich‘“) 
gesetzt. 

J]. Anlassen. 

Wir bezeichnen für den Gleichstrom-Nebenschlußmotor mit 


U die Nennspannung des Netzes, 

E die EMK des Motors 

J den Nennstrom desselben, 

r den inneren Widerstand im Hauptstromweg des Motors, 

n die Nenndrehzahl bei idealem Leerlauf, 

Tas Tg Tc die einzelnen Widerstandsstufen des Anlassers, 
u. zw. aus besonderem Grunde jeweils mit den letzten 
Buchstaben die kleinste Stufe, ; , 

Ra: Rp Rc die Gesamtwerte der Widerstände ‚mit Ein- 
schluß von r, 

J, den Schaltstrom,'d. h. den Strom, bei dem das Weiter- 

. schalten über je eine Anlaßstufe eıfolgt, 

J, den Anlaßspitzenstrom, d.h. den Stiomstoß, der durch 

dieses Weiterechalten auftritt, 


Ja den mittleren Anlaßstrom, dessen Wert bekanntlich 
durch die Näherungsformel Jp =.V Ja. J8 be- 
stimmt ist, 

S das Verhältnis S i 

l 
b das Verhältnis n das je nach der Anlaufleistung 
; J 
größer oder kleiner als 1 ist. Daher ist sb = `}, 
b' das Verhältnis Ji 


m die Stufenzahl des Anlassers, 
R_ den Gesamtohmwert aus m Anlaßstufen und dem 
Hauptstromweg des Motors. 
Die etwaigen Vorstufen des Anlassers sollen nıcht in Be- 


tracht gezogen werden. i 

Bekanntlich ist nun, wenn das Feld beim Anlassen un- 
verändert bleibt, 

Ri Rpg rA re . 
s 2—4- z -z —— z= — - daher R=s*r. . e(l 

Rz Re rp rce RR m 
Führen wir nun Vielfache ein, setzen also die Nennspannung 
U/ = 1,0 und den Nennstrom J/ = 1,0 usw., so folgt tür den 


Augenblick des Anlaufs, aus Rm = BA u Pas der Viel- 
fachwert: r 
Rm m sb ee a A e (2 
Aus GI. (1) und (2) folgt dann: 
1 m + | 
b Rm: a Vbri. = T a ne i . (3 


Der gesamte Ohmwert für das Anlassen, bzw. das Widerstands- 
verhältnis s kann demnach allgemein aus dem inneren Wider- 
stand, dem Schaltverhältnis b und der Stufenzahl bestimmt 


werden. 
Will man nicht von dem Schaltstrom J,, sondern von dem 
mittleren Anlaßstrom Jm ausgehend den Anlasser bestimmen, 


so entwickelt sich aus (3) und b’ = jr die Gl.: 


ann 
f 
bRnı = ‚zur a a a u | 


Beispiel. Für einen Nebenschlußmotor mit einem inneren 
Verlust ım Hauptstromweg von 8% bei Nennstrom ist ein 
Anlasser mit 4 Stufen zu bestimmen. Der Schaltstrom soll 
10% über dem Nennstrom sein. Es ist also r/ = 0,08, m = 4, 


b = 1,1; dann berechnet sich aus (3): 
1 _0,615 und R,„= 0,56, sowie Ja/ =- |, =1,79 und 
S Rn! 
In = VJyJ,/ = 1,41. | 
Die Widerstände sind daher in Vielfachwerten: 
insgesamt 0,56 0,344, 0,212 0,13 0,08 
daher die Stufen 0,216, 0,132, 0,32, 0,05. 


Diese Werte lassen sich nun für den vierstufigen Anlasser 
zu irgend einem Motor verwenden, wenn der ihnere Verlust 
und dus Schaltverhältnis die vorausgesetzten Werte hat. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35. 


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Handelt es sich z. B. um einen Motor für 110 V Spannung 
und 25 A Anker-Nennstrom, so sind die obigen Werte mit 


110 _ 4,4 zu multiplizieren, d.h. die Stufen des Anlassers 


25 

sind mit einem Widerstand von 0,95, 0,58, 0,36 und 0,2202 ° 

auszuführen, bei 0,35 Q innerem Motorwiderstand. Der An- 

laßspitzenstrom ist dann J, = 45 A, der Schaltstrom J,=27,5 A 
5A. 


der mittlere Anlaßstrom J„ = 35 A 


Leichter, wenn auch nicht so genau, lassen sich die Wider- 
standswerte graphisch bestimmen. Die nomogr Dune Bowie 
die Darstell von Natalis (Wiener Z. f. El. u. Maschinenbau 
1911, S. 109) sind bekannt. 

erfasser hat für die Gleichungen (3) und (4) eine graphische 
Darstellung in logarithmisch geteilten Koordinaten 
entwickelt; für die erstere ist sie in Abb. 1 wiedergegeben. 


3 4 56 789% 
br, r, , Ro, 


Abb. 1. Bestimmung der Anlaßwiderstände aus dem inneren Widerstand 
und der Stufenzahl. 


0 2 3 456789,, 


Die Abszisse wird nach der oberen Skala des Rechen- 
schiebers, von 0,01 bis 1,0 geteilt und dient zur Ablesung der 
Vielfachwerte br/ sowie von r) und R/„; die Ordinate erhält, 


entsprechend der ‚ unteren Skala des Rechenschiebers, eine 
Teilung von 0,1 bis 1,0 für die Vielfachwerte b Rm/, allenfalls 
eine Teil von 10 bis 1 für den Wert s. Der Zusammenhang 
zwischen br/ und b Rm [Gl. (3)] ist dann für jede Stufenzahl 
durch eine gerade Linie gegeben, die einerseits durch den 
Punkt 1,0 der Koordinaten, anderseits durch diejenige Ordi- 
nate b Rm/ gegeben ist, die zu br/ = 0,01 gehört. Diese laßt 


sich für m = 1, 2, 3,..... Stufen leicht berechnen, wenn man 
den Ausdruck 
m+l ae: REN ren 
ee ya ?/1 10 4/100 
Yo0,01 in die Form Vi’ 103° 104 


usw. bringt. 

Für irgend einen Wert br/ ist dann der Wert b Rm/ auf 
der Linie der betreffenden Stufenzahl abzugıeifen und Rm/ 
daraus zu berechnen. Zur Bestimmung der Stufenwiderstände 
zeichnet man Parallele zur Abszisse von solcher Anzahl, als 
bei der Verwendung des Diagramms jemals in Betracht kommen 
können, u. zw. in irgendwelchen untereinander gleichen Ab- 
ständen. Trägt man auf der Linie der betreffenden Stufen- 
zahl den Wert R,/ horizontal ab und verbindet diesen Punkt 
mit dem Punkt r/ der Abeszisse, so liefern die. Schnittpunkte 
mit den dazwischen liegenden Parallelen wie bekannt die Ab- 
stufungen. ; 

Für das obige Beispiel erhält man senkrecht über dem 
Abszissenwert br/ = 0,088 auf der Linie m = 4 den Wert 
b Rm! = 0,615; b war zu 1,1 angenommen. Die Verbindung 
von r/ = 0,080 mit dem Punkt R,/ = 0,56 auf der Horizon- 
talen m = 4 liefert dann die oben berechneten Abstufungen 
des Widerstandes. 

Das Verfahren ist ohne weiteres auch für die angenäherte 
Berechnung von Anlassern für Drehstrommotoren zu verwenden, 
wenn man den Wert auf die Phasen des Läufere bzw. Anlassers 
bezieht. Bei Sternschaltung des Anlassers z. B. sind zur 


| 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 35. 


1113 


31. August 1922. 


wird, so ist der Widerstand der Erregerwicklung (0,625.50 
oder ~o 9 =rd 319. Mit einem Reglerwiderstand von 


0,375. 50 =rd 19Q wird dann die Spannung von 230 V 
erreicht, während zur Verminderung auf 115 V ein Regler- 
widerstand von rd 1,2.50 = 60 Q erforderlich ist. 


B,,n,M,. 
66 


rechnung der ÖOhmwerte die Vielfachen mit dem Wert 
Anlaßspannung 


1,73- Läuferstrom 


2. Regelung elektrischer Maschinen. 


Zur Berechnung dienen dıei Hauptgleichungen, die 
in allgemeiner Form für irgend eine Maschine verwendbar sind. 


Bezeichnen wir mit 8 die Liniendichte im Luftspalt und mit 


- zu multiplizieren, 


c, und c, Proportionalitätskonstante, so ist bekanntlich 
I. die EMK 


E=&Bn, ::::. :.722..68 
und 
Il. das zwischen Ständer und Läufer auftretende Dreh- 

moment f 

M = Ca Y J, ao a mie a a a e ee a (6 
ferner bei Vernachlässigung der Ankerrückwirkung 
IIT. a) für Gleichstromgenerator 

USEJ R orrae ia (7 
b) für Gleichstrommotor 
l E E T E A E (8 
Aus I. und III b folgt 
U —J R / 
Be Bi (9 


Für den Drehstrommotor mit der Anlaßspannung E kann 
bekanntlich unter Vernachlässigung des Primärwiderstandes 
und der Streuung entsprechend gesetzt werden: 


n = & (E —J R). 
a) Hauptstromregelung 


(10 


Gleichstromneben- 


von 


schluBmotoren und Sekundärregelung vonDreh- 
strommotoren. 
Mit Vielfachwerten ist bei unverändertem Feld 
MEI zur werke (11 
und 
n = U — J} RI ge (12 


n = E] —J] RI.. (a3 


Setzt man jeden Nennwert mit 1,0, also auch den Wider- 
stand, der bei SERDEDEL LUNG den Nennstrom liefert, mit 
R/=1,0 ein, so wird z. B. bei einem theoretischen Dreh- 
moment M = 0,6 der Strom im Anker bzw. Läufer J/ = 0,6 
daher bei einem Widerstand von z.B. R/ = 0,5 die Drehzahl 
a 1 — 0,6. 0,5 = 0,7d.h. 70% der ‘idealen Leerlaufdreh- 
zahl. 


b) Feldregelung von Nebenschlußmaschinen. 


Für jede Maschine ist bei normaler Drehzahl und bestimm- 
ter Bürstenstellung die induzierte EMK in Vielfachen: 


EJ = 8}. (14 


Angenäherten Berechnungen pflegt man eine durch- 
schnittliche magnetische Kennlinie der Maschinen zu- 

de zu legen. Als eine solche allgemeine Kurve kann die 
in Abb. 2 als Kurve B dargestellte gelten, die bestimmt ist durch 
die leicht zu merkenden Punkte: 


Erregerstrom J, = 0,2 04 0,65 1,0 1,55 2,0 
Linendichte 8, = 0,4 0,65 0,85 1,0 1,15 1,25 


. Die Kurve stellt gleichzeitig die Leerlaufcharakteristik für 
\enndrehzahl dar. Wenn nun z.B. ein Nebenschlußgene- 
rator im Leerlauf bei voller Erregung eine Spannung erreicht, 
die 25% über der Nennspannung liegt, so ist nach der vor- 
liegenden Kurve der Widerstand der Erregerwicklung 


Re = 4 0- = 0,625. Zur Einstellung der Nennspannung = 1,0 


ist dann ein Reglerwiderstand von R/ = 1,0 — 0,625 = 0,375 er- 
forderlich, sein Ohmwert muß also o 25 : 
lung betragen. Soll die Spannung auf 50% der Nennspannung, 
d.h. auf 0,5/ herabgesetzt werden, so muß der Erregerstrom 
nach der angenommenen Kennlinie auf den Wert 0,27/ ver- 


nindert, der Widerstand des Erregerkreises somit auf > - = 1,85 


erhöht werden. Der Ohmwert des Roglers muß dann 1,88 —0,625 
=1,225, d.h. rund das 1,2-fache des Wertes betragen, der 


die Nennspannung liefert, bzw. re d.h. rd das 
-fache des Widerstandes der Erregerwicklung haben. 

Handelt es sich z. B. um einen Generator, der im Leer- 
lauf mit der Nenndrehzahl bei 4,6A Erregung die Nenn- 
spannung von 230 V liefert, so ist der Nennwert des Erreger- 

ses = 5O0Q. Wenn nach obiger Voraussetzung bei voller 
Erregung eine Spannung von 1,25.230 = 237,5 V erreicht 


= 60% der Erregerwick- 


6 8 710 2 4 6 8 ZEN 


Abb. 2. Kennlinien des Reihensehlußmotors. 


c) Feldreglung von Gleichstrommotoren.. 


Ähnlich gestaltet sich die Berechnung des Feldreglers zur 
Erhöhung der Drehzahl von Gleichstrommotoren. 
Vernachlässigt man den Einfluß des inneren Widerstandes im 
Hauptstromweg und denjenigen des Ankerfeldes, so ist in 
Vielfachwerten bei Nennspannung 

1 
n] = B7 aa o 

Zu jedem Vielfachwert des Erregerstromes ist, wie üblich 
die Liniendichte ®/ aus der magnetischen Kennlinie zu ent- 
nehmen; daraus ist die Drehzahl n/ zu berechnen und als 
Funktion von Jp; aufzutragen. Ebenso kann das theoretische 
Drehmoment M, = B, J4, als Funktion des Ankerstromes in 
Vielfachen dargestellt werden. In Abb. 2 ist das Drehmoment. 
nur für den Reihenschlußmotor aufgezeichnet. 

Der Ohmwert des Regelwiderstandes berechnet sich dann 
mit Vielfachwerten wie folgt. Für einen fremderregten oder 
Nebenschlußmotor, dessen Erregerwicklung Rẹ bei der Nenn- 
drehzahl n = 1,0 an der Netzspannung U liegt, ist der Regel- 
widerstand: 


U 
für U/=1und Rẹ. =1 wird daher: 
ER RER 
R= I, PE (17 


Bei einem Reibenschlußmotor ist der Regelwiderstand ra 
parallel zur Erregerwicklung rp zu schalten, daher ist 


Jete 


a EE Cae a pe 
RT Ja—Je 
wenn J, der Ankerstrom ist. 
| Ja y & ı TE 
Bezeichnen wir das Verhältnis —,-- mit s’ B0 wird s = +1], 
E R 
daher für normalen Ankerstrom, d.h. J, =10: 
r 1 
A Se e ‘aaa a A9 
TE 1 —1 


Das Widerstandsverhältnis von Regler und Wicklung ist 
daher in Vielfachen für den Reihenschlußmotor beim normalen 
Ankerstrom demjenigen für den Nebenschlußmotor reziprok. 


In der Regel ist nicht der Ankerstrom, sondern die Dreh- 
zahl, sowie das Drehmoment gegeben, das der Motor liefern 
soll. Setzt man unter Vernachlässigung der Verluste das theo- 
retische Drehmoment ein, sowie die EMK gleich der Klemmen- 


1114 


spannung und für diese den Normalwert = 1,0, so wird JA; = 
M/.n und 


L bzw. n/= 


‚_ M|.n 
eo, (20 


s’ 
JE M 
Setzt man aus der allgemeinen Kurve für J„, den Wert ein, 


welcher die Drehzahl n bzw. ein Moment A liefert, so kann 


Te 3 
a bzw. die Drehzahl n 


daraus der Regelwiderstand rp =. i 


berechnet werden. 


Beispiele. A. Die Drehzahl eines Nebenschlußmotors soll um 
15% über die Nenndrehzahl erhöht werden. Das Feld muß daher 


auf den Wert 1 = = 0,87 geschwächt, der Erregerstrom nach 
der allgemeinen” Kurve auf den Wert J g; = 0,70 vermindert 


werden. Dazu ist ein Regler von Rg; = en —1 = 0,43 er- 


forderlich, d. h. sein Ohmwert muß 43% desjenigen der Erreger- 
wicklung betragen. 

B. Für einen ZReihenschlußmotor wird bei normalem 
Ankerstrom dieselbe Drehzahlerhöhung erreicht, wenn zur 


Erregerwicklung ein Widerstand von dem = 2,32-fachen 


Ohmwert parallel geschaltet wird. 

‚ €. Die allgemeine Kurve liefert für ein Moment M/ = 0,55 
bei ungeschwächtem Feld und voller Spannung, unter den 
früheren Vernachlässigungen, einen Motorstrom von Jı = 0,65 
und eine Drehzahl von n; = 1,18. Bei gleichem Moment und 
dem obigen Nebenwiderstand rg = 2,32 ist s’ = 1,43, daher 


Mı _ 0,55 


1 
0,43 


weg 0,385. Dazu gehört nach der allgemeinen 
$ ’ . 
A s’! _ 0,51 
Kurve Jg, = 0,51, daher ist N, = Jg. W, = 0,385 Ei 1,32. 
Dabei ist ®, = 0,75 und der Ankerstrom J A) = a oder 


= Mı. n; = 0,73. 

. Die Vielfachwerte können nun wieder für irgend eine 
Maschine angewendet werden, deren magnetische Kennlinie 
angenähert der vorstehenden Kurve entspricht. 


3. Hub- und Senkschaltungen von Gleichstrom-Reihenschluß- 
-~ motoren. 


Die Änderung der Drehzahl der Reihenschlußmotoren 


mit dem Drehmoment wird in der Regel durch Kurven an- 


gegeben, die durch Versuche gewonnen sind; sie sind aus den 
einschlägigen Druckschriften bekannt. Für Kranmotoren um- 
fassen diese Darstellungen das Verhalten in Hub-, Senkbrems- 
und Senkkraftbetrieb bei verschiedenen Schaltstellungen. 

Diese Kurven lassen sich nach obigem Verfahren unter den 
nn Vernachlässigungen, also angenähert, leicht be- 
rechnen. 

In Hubschaltung mit einfacher Reihenschaltung von Anker, 
Widerstand und Erregerwicklung ist das theoretische Dreh- 
moment M/=%/.J/, die Drehzahl bei normaler Netzspanung 
n= 1 8 
Der. gesamte Widerstand betrage z.B. R] = 0,4. 
M] = 1,0 gehört J/ = 1 und 8/ = 1, daher ist n = (0,6. 
M! = 0,4 gehört nach unserer Kurve J/ = 0,52 und B/ = 0,77, 
daher wird n/ = 1052.04 _ 1,03 (Abb. 3, Kurve b). 

Bei der einfachen Senkbremsschaltung arbeitet der Motor 
als selbsterregter Reihenschluß- ee auf Widerstände, 
daher ist E/ = J]. R] und n| = ig. | 

Mit dem gleichen Gesamtwiderstand R; = 0,4 wird daher 
bei einem theoretischen Drehmoment 


M}/=1,9 die Drehzahl n/=04 


und bei M/=04 die Drehzahl n/ = 252-04 


Bei der Sicherheitssenkschaltung der Siemens-Schückert- 
Werke (Hubelschaltung) liegt die Erregerwicklung in Reihe 
mit dem ganzen Vorschaltwiderstand am Netz, der Anker liegt 
in Reihe mit einem kleinen Vorschaltwiderstand parallel zu 
der Erregerwicklung und einem je nach dem gewünschten 
Drehzahlbereich verschiedenen Teil des Vorschaltwiderstandes 
(Abb. 4). Das Hauptmerkmal dieser Schaltung ist bekannt- 
lich, daß je nach der Größe der Last der Motor bald als solcher 
im Senkkraitbetriebe läuft, bald als Generator im Senkbrems- 


Zu 
u 


= 0,27 sein. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35. 


s 


31. August 1922. 


betrieb van der Last durchgezogen wird, ohne daß die Schalt- 
stellung geändert wird. Die Drehzahl schwankt dabei um ver- 
hältnismäßig geringe Bonnes Die Kennwerte lassen sich auch 
bei dieser Schaltung mittels Vielfachen leicht berechnen. Als 
Beispiel nehmen wir folgende Ohmwerte an: für den Anker mit 
seinem Vorwiderstand R,,= 0,1, für die Erregerwicklung 
mit ihrem Vorwiderstand R, = 1,2, der zwischen diesen pa- 
rallelen Stromwegen und der anderen Netzleitung liegende 
Vorwiderstand sei Ry = 0,8. Um die Kurve zu berechnen, 
nehmen wir bestimmte Erregerstiöme an, u. Zw. 


1. Jg = 085; 


dann ist U; = 05.12 = 0,6 
_ U-U _1—06_ 
und Jj = SR = 08 = 05, 
daher der Ankerstrom J 4; = Jı—Jg;=0 und M =0. 
Zu Jg; = 0,5 gehört nach unserer magnetischen Kenn- 
Ri en El 06 
linie B = 0,75, daher ist n/ = 3 "057 0,8. 


Abb. 4. Sicherheits- 
senkschaltung. 


Abb. 3, Könnlinien für Heben und Senken 
mit Reihenschlußmotor. 


0,52 


2. Ist Jg, = 0,4, so wird Uy=0,48, J/= = 0,65, 
also Ja; = J; — Je; = 0,25; der Motor läuft also im 


Senkkraftbetrieb. | 
ZuJg = 04 gehört B/ = 0,65, daher ist M/ = 0,16 
Uy SR Ja . Ra; 4 0,48 ae 0,025 
und n| = a 0,68 = 0,70. 
3. Ist Je/ = 0,75, so wird U/= 0,9, J=} = 0,125; 
[4 2 
j Ja = 0,125 — 0,75 = — 0,625; der Motor muß dabei also 


als Generator arbeiten. %®B/ ist = 0,9, daher ist M/ = 0,56 


und 
— 0,3 + 0,625 . 0,1 
2 09 


4. Wollte man einen Erregerstrom JE; = 1,0 erreichen, 
so müßte U, = 1,2, d.h. größer als die Netzs annung 
sein. Der Strom im Widerstand R, daher auch in der 
Netzleitung, müßte dann in umgekehrter Richtung 


fließen. Der Rückstrom würde sein J [== ZT = — 0,25, 


0 
der Ankerstrom wäre Jį; = — 1,25. Da $/=1 ist, 
so wäre das Generatordrehmoment M/ = 1,25, die Dreh- 
1,2 + 1,25. 0,1 
zahl n/ = - "== 7 = = 1,325. 

Die Kurve d der Abb. 3 ist durch die vorstehend be- 
rechneten Punkte gelegt. 

Wie mehrfach betont, ist M das theoretische Moment, 
das an der Last wirkende bzw. von dieser aufzuwendende 
Moment ist daher um den Betrag der gesamten Drehmoment- 
verluste bei Motorwirkung kleiner bzw. bei Generatorwirkung 
größer als M. Die Vielfachwerte lassen sich wieder für die 
Berechnung beliebiger Werte verwenden. 


ni = 1,07. 


Y 


31. August 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 35. 


1116 


Die Kabelverbindung Key West—Havanna. 
Von Dipl.-Ing. C. Traugott, Nordenham. 


Übersicht. Der Aufsatz gibt eine Beschreibung des neuen Fern- 
sprechkabels zwischen der Halbinsel Florida und der Insel Cuba. Wäh- 
rend bisher vielpaarige Fernsprechkabel durch Verseilen einer ent- 
sprechenden Anzahl isolierter Leiter hergestellt wurden, sind für die 
neue Verbindung drei getrennte Kabel verlegt worden, die je aus einem 
mit Guttapercha umpreßten Kupferleiter und einem konzentrisch darum 
gelegten, nicht isolierten Rückleiter aus Kupferbändern bestehen. Uber 
die Bauart und die angestellten Messungen sowohl an Fabrikations- 
läingen wie am verlegten Kabel werden zahlenmäßige Angaben gemacht, 
ebenso über die Betriebsweise des gleichzeitig mit Telephonie, Gleich- 
strom- und Trägerstromtelegraphie betriebenen Kabels. 


Der Bericht über die diesjährige Wintertagung des American 
Institute of Electrical Engineers enthält vonW.H.Martin,G.A. 
AndereggundB. W.Kendalleine Darstellung der neuen Ka- 
belverbindung zwischen den Vereinigten Staaten und Cuba. Über 
die neuartige Bauart des Kabels sei im folgenden das Wichtigste mit- 
geteilt. i 

Die neue Verbindung sollte den Fernsprechverkehr zwischen 
Havanna und weit entfernt liegenden Orten auf dem Festland, z. B. 
New York und Chicago ermöglichen. Das amerikanische Freilei- 
tungsnetz reicht bis Key West, einer der der Südspitze von Florida 
vorgelagerten Inseln, die mit der Halbinsel durch einen Eisenbahn- 
damm verbunden sind. Die Entfernung von Key West nach Havanna 
beträgt etwa 185 km. Ferner sollte das Kabel zum Telegraphieren 
mit Gleichstrom und mit hochfrequenten Trägerströmen dienen. Für 
jede der drei Verkehrsarten sollten mehrere Wege über das neue 
Kabel geschaffen werden. 

Bauart des Kabels. Da Wassertiefen bis zu 1860 m zu 
überwinden waren, kam nur ein Guttaperchakabel in Frage. Um 
mehrere Verbindungen zu schaffen, hätte man das Kabel vieradrig 
machen können. Statt dessen wurde in diesem Falle die Verlegung 
von drei einadrigen Kabeln beschlossen. Die Trennung der einzel- 
nen Stromkreise voneinander und die Verwendung von Zweiwege- 
Verstärkern erfordern sehr genaue Nachbildungen des Kabels an 
den Enden durch künstliche Leitungen. Deshalb mußte das Kabel 
so homogen wie möglich gemacht werden, um auch bei etwaigen Re- 
paraturen die Nachbildungen schnell wieder anpassen zu können. 
Aus diesem Grunde, wie auch wegen der mechanischen Schwierig- 
keiten beim Einbau und der Verlegung der Pupinspulen in derarti- 
gen Wassertiefen, wurde die notwendige Erhöhung der Selbstinduk- 
tion durch eine Krarupbespinnung gewählt. 

Die neue Bauart bedingte eingehende Voruntersuchungen, ins- 
besondere über den Einfluß der Seewasserrückleitung auf die Dämp- 
fung, die Beeinflussung eines Einleiterkabels durch atmosphärische 
und Starkstromstörungen, die gegenseitige Beeinflussung der ein- 
zelnen Kabel usw. Frühere Messungen von Devaux-Charbonnel hat- 
ten ergeben, daß der Rückstrom beim Einleiterkabel sich mit stei- 
gender Frequenz immer enger um das Kabel zusammendrängt. Es 
wurde deshalb um die nackte Kabelader ein nicht isoliertes Kupfer- 
band gelegt, um den Widerstand der Rückleitung herabzusetzen. Es 
entstand so einkonzentrisches Kabel, dessen äußerer Lei- 
ter mit dem Seewasser in Verbindung steht. Diese Bauart hat gleich- 
zeitig den Vorzug, daß das äußere Feld, d. h. die gegenseitige Beein- 
flussung der Kabel und ebenso die Wirkung fremder Störungen ver- 
ringert wird. 

Im einzelnen sind die Kabel in folgender Weise aufgebaut. Der 
Leiter besteht aus einem Herzdraht von 2,92 mm Durchmesser, der 
von fünf Kupferbändern von 1,96 X 0,32 mm Querschnitt umgeben 
ist, Dieser Leiter wiegt 86,5 kg/km; er ist zur Erhöhung der Selbst- 
induktion mit einer Lage Eisendraht von 0,2 mm besponnen (etwa 
{ti Windungen auf 1 cm). Die besponnene Litze ist mit 77 kg/km 
Guttapercha in drei Überzügen umpreßt. Um die so gebildete Ader 
ist zuerst ein 0,1 mm starkes, 25,4 mm breites Kupferband mit Über- 
lappung geschlagen, das gleichzeitig als Treredoschutz dient, darüber 
2 Kupferbänder von je 0,56 X 15,9 mm in langem Schlag, deren Rän- 
der sich nicht berlihren. Die einzelnen Fabrikationslängen der Bän- 
der eind verschweißt, um jegliches fremde Material (Lötzinn bzw. 
-silber) zu vermeiden. Die Kupferbänder wiegen zusammen 208 kg/ 
km und bilden eine Stromrückleitung von etwa 0,89 Q/km Gleich- 
stromwiderstand. Die Bewehrung des Kabels wechselt in üblicher 
Weise mit dem Verlegungsort von 17 X 7,6 mm Eisendrähten (Kü- 
stenkabel) bis zu 20 X 2,6 mm Stahldrähten (Tiefseekabel). Die Kü- 
sten- und Landkabel enthalten zwei isolierte Adern, die bei den 
Landkabeln noch mit einem Bleimantel versehen sind. 


Messungen. Anden Adern wurden in der Fabrik bei 24° C 
folgende Werte gemessen: 


Gleichstromwiderstand 1,79 Q/km, 

Kapazität (Gleichstrom) 0,167 „F/km, 
Don wider on) Hs 1 min 1706 MQ/kın, 
šelbstinduktion 0,00235 H/km . 3 
Ableitung 6,9 wS/km } bei 1000 Per/s. 


An den verlegten Kabeln wurden Messungen mit Wechselströ- 
men von 100 bis 6000 Hertz gemacht. Die Durchschnittswerte für 


1 km Länge, die bei den drei Kabeln nur unwesentlich voneinander 
abwichen, sind in der folgenden Zahlentafel zusammengestellt. Die 
Dämpfungswerte sind aus dem Verhältnis von Anfangs- und End- 
strom errechnet. 


Per /s b Reff 2/ :m A u S/km 
0 = 1,68 
200 0,0091 2,2 
1000 0,0116 2.60 2 
2000 0.0150 3,14 24,3 
4000 0,0248 4,70 75 
6000 0,0391 7,40 124 


Kapazität 0,168 „F/km, Selbstinduktion 0,0022 H/km. Effektive Per- 
meabilität = 115. i 

Abb. 1 gibt ein anschauliches Bild von der Zusammensetzung 
des effektiven Widerstandes aus den einzelnen Teilbeträgen. Das 
schnelle Anwachsen der Eisenverluste mit der Frequenz zeigt den 
Grund, weshalb die Benutzung des Kabels für Hochfrequenztelegra- 
phie eine höhere Belastung mit Selbstinduktion nicht zuließ. Hätte 
man statt des 0,2 mm Eisendrahtes einen von 0,3 mm genommen, so 
würde die Widerstandszunahme durch die Eisenverluste bei 3090 
Per/s um 55 %, bei 5000 Per/s um 90 % höher sein. Trotz erhöhter 
Selbstinduktion würde die Dämpfung dabei um 33 bzw. 65 % größer 

werden. Der Widerstand der 
Rückleitung, der bei der be- 
schriebenen Bauart 0,9 Q/km 
bei 5000 Per/s beträgt, würde 
ohne Verwendung des äußeren 
Leiters bei 1000, 3000, 5000 
Per/s 2,5 bzw. 2,7 bzw. 43 Q/ 
km sein; dies würde wieder 
eine Erhöhung der Dämpfung 
um 30 % bei 1000 Per/s und um 
50% bei den anderen beiden 
Frequenzen zur Folge haben. 
Das Übersprechen zwischen 
den einzelnen Kabeln ohne Be- 
nutzung der. Kupferbänder 
wird auf weniger als den hun- 
dertsten Teil herabgesetzt, 
wenn der äußere Leiter für die 
Rückleitung benutzt wird. 
Die Beeinflussung durch 
Fremdströme war bei den Fre- 
quenzen der Gleichstromtele- 
graphie bei Einschaltung des 
~ Rückleiters größer als ohne 
diesen, während es bei Fern- 
sprech- und Trägerstromfre- 
quenzen umgekehrt war. Diese 
Ergebnisse bestätigen, daß der 
Rückstrom sich bei höheren Frequenzen in die nächste Umgebung 
der Hinleitung, also die Kupferbänder zusammendrängt. 

Weitere Messungen betrafen den „Fluttereffekt“, d. h. die Ver- 
ringerung des ankommenden Telephonstromes bei gleichzeitigem 
Fließen des Telegraphier-Gleichstromes. Die Verringerung hat 
ihren Grund in einer Erhöhung der Dämpfung, die durch die Über- 
lagerung der magnetischen Felder beider Ströme im Krarupeisen be- 
wirkt wird. Die Stärke der Telephonströme wurde um weniger als 
1% herabgesetzt, während Telegraphier- und Telephonströme zu- 
sammen die Amplitude der Trägerströme um 3% verkleinerten. Un- 
tersucht wurde ferner die Größe des „Modulationseffek- 
tes”,d.h. das Auftreten von Strömen abweichender Frequenz, wenn 
gleichzeitig zwei Ströme verschiedener Frequenz in das Kabel ge- 
schickt werden. Die neuen Frequenzen sind die Summen und Diffe- 
renzen der Grundfrequenzen und ihrer Obertöne. Die gradzahligen 
Modulationsfrequenzen entstehen vor allem durch magnetische Un- 
gleichfürmigkeiten des Eisens, während die ungralzahligen ihr 
Entstehen der Form der Magnetisierungskurve des betreffenden Ei- 
sens verdanken. Beim Key West-Kabel betrug der Modulationsstrom 
his zu 4,7 „A, wenn die betriebsmäßigen Trägerstromgrundfrequen- 
zen von 3000 und 3800 Per/s benutzt wurden. 

Endapparate. Jedes der drei Kabel wird gleichzeitig be- 
trieben mit Duplexgleichstromtelegraphie, Duplexträgerstromtele- 
graphie und gewöhnlicher Telephonie. Die Signalanlage für den 
Fernsprechkreis wird mit Wechselstrom betrieben, dessen Frequenz 
16 mal i. d. Sek. von 950 auf 1350 geändert wird. Die Trennung der 
verschiedenen Stromkreise erfolgt durch ausgedehnte Verwendung 
von Differential (Brücken-) Transformatoren und Sicbketten. Die 
Schaltungen entsprechen im Prinzip den in der „ETZ“ 1922, S. 37, 
besprochenen. Sie sind in der Originalarbeit für die Verstärker, die 


ME 
FA 
A 
E 
x 


ee U —>e Al el 


EE 


`g 
|: 
Š 
$ 


a Fisenverluste’ 

b Skineffekt. 

c Widerstand der Seerlickleitung. 
d Gleichstomwiderstand. 


Abb. 1. 


ee Te 


1116 


Rufeinrichtungen, Gleichstrom- und Trägerstromtelegraphie usw. 
ausführlich dargestellt; ihre Wiedergabe würde hier zu weit führen. 

Betrieb. Eins der Kabel ist in eine durchgehende Verbindung 
Havanna—New York geschaltet, mit Anschlußmöglichkeit in New 
York nach Chicago, San Franzisco und anderen Orten. Die Dämp- 
fung der Strecke Havanna—New York entspricht der von 22,26 km 
Standardkabel (8 = 22,26 X 0,059), wovon 3,71 km Dämpfung auf 
das Seekabel entfallen. Für die Verbindung Havanna—Chicago ent- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 35. 


31. August 1922. 


spricht die Dämpfung 28,68, für Hanvanna—San .Franzisco etwa 


37 km Standardkabel. Als Demonstrationsversuch wurde eine Ver 
bindung zwischen Havanna und der Insel Santa Catalina im Stillen 
Ozean hergestellt (etwa 8800 km), bei der die Strecke zwischen San 
Franzisco und der Insel (etwa 80 km) durch drahtlose Telephonie 
überbrückt wurde. Die ganze Verbindung enthielt dabei 25 Ver- 
stärker. Der Versuch gibt ein anschauliches Bild von der Leistungs- 
fähigkeit der modernen Fernsprechtechnik. 


Mittellungen der Physikallsch-Technischen Reichsanstalt. 


Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen 
durch die elektrischen Prüfämter!). 


Nr. 154. f 


Auf Grund des § 10 des Gesetzes vom 1. Juni 1898, betreffend die 
elektrischen Maßeinheiten werden folgende Formen von Elektrizi- 
tätszählern den unten stehenden, beglaubigungsfähigen Systemen 
eingereiht. 


I. Erster Zusatz zu System 92] abgeänderte Form W5, In- 
duktionszähler für einphasigen Wechselstrom, 


‚Form Wö5n, Induktions- 
Zähler für einphasigen Wechselstrom, 


III. Zusatz zu den Systemen 53] ' 73] 73]. Fooi. ToT] , Zäh- 


ler mit Doppelzählwerk, Form Z, 


sämtlich hergestellt von den Siemens-Schuckertwerken G. m. b. H. in 
Nürnberg. | 


Charlottenburg, den 13. Juli 1922. 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
gez. Nernst. 


II. Zweiter Zusatz zu System 92 


Beschreibung. 


I. Erster Zusatz zu System 52] i 


abgeänderte Form W5, Induktionszähler für einphasigen Wechsel- 
strom der Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. in Nürnberg. 


Die durch Bekanntmachung Nr. 114 vom 25. XI. 1916 zur Beglau- 
bigung zugelassenen Zähler der Form W5 werden mit einer geän- 
derten Vorrichtung zur Kompensation der Reibung ausgeführt und 
in dieser Ausführung zur Beglaubigung zugelassen. Die Änderung 
besteht darin, daß das in der Bekanntmachung Nr. 114 erwähnte 
Blechband fortgefallen ist und stattdessen am Rückschlußbügel für 
die wirksamen Spannungskraftlinien ein drehbarer Hebel mit auf- 
genietetem Eisenknopf angebracht ist. 


II. Zweiter Zusatz zu System 92 i 


Form W5n, Induktionszähler für einphasigen Wechselstrom der 
Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. in Nürnberg. 


Die Zähler der Form W5n sind eine abgeänderte Ausführungs- 
form der durch Bekanntmachung Nr. 114 vom 25. XI. 1916 zur Be- 
glaubigung zugelassenen Zähler der Form W5. Sie können als Zwei- 
leiterzähler für Spannungen bis 275 V, für Stromstärken von 1,5 bis 
15 A, als Dreileiterzähler für Spannungen bis 2 X 137 V, für Strom- 
stärken von 2X 1,5 bis 2X 15 A und für Frequenzen von 40—60 
Per/s beglaubigt werden. Im übrigen unterscheiden sie sich von 
den Zählern der Form W5 im wesentlichen durch etwas andere Bau- 
art des Spannungseisens und durch die Bewicklungen des Span- 
nungs- und des Stromeisens. Ferner ist die Vorrichtung zur Erzeu- 
gung des Zusatzdrehmomentes zwecks Kompensation der Reibung 
geändert und wie bei der unter I dieser Bekanntmachung beschrie- 
benen Zählerform ausgeführt. 


Die Schaltung der Zähler ist entsprechend den Normen des VDE 
or Elektrizitätszähler geändert und aus den Abb. 1 und 2 ersicht- 
ich. 

Die untersuchten Zähler hatten bei Nennlast ein Drehmoment 
von etwa 5,2 cmg. Der Anlauf erfolgte bei etwa 0,4% des Nenn- 
stroms. Die Drehzahl war 48—55 Umdr/min. Das Ankergewicht 
wurde bei einem Zähler zu 27,7 g festgestellt. Bei der Frequenz 50 
betrug der Eigenverbrauch der Spannungsspule etwa 0,22 W bei 
einem Zähler für 275 V Nennspannung, der Eigenverbrauch des 
= TON DUISHDAANER etwa 1,03 W bei einem Zähler für 10 A Neun- 
strom. 


ı) „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ 1922, S. 408. 


II. Zusatz zu den Systemen EET j 73]. Te ; 00] ‚10 |» 


Zähler mit Doppelzählwerk, Form Z, der Siemens-Schuckertwerke 
G. m. b. H. in Nürnberg. - 


Die durch Bekanntmachung Nr. 71 vom 7. V. 1912 unter den Sy- 
stemzeichen 33] und 33] zur Beglaubigung zugelassenen Zähler 


mit Doppelzählwerk der Formen ZA3 und ZG5 werden mit einem 
neuen Doppelzählwerk ausgeführt und in dieser Ausführung zur Be- 


> 
om. 
I BB S. SEI S TEL 


= 
ra 


X 
S 


p 


` 


Ä 


Abb. 2. 


glaubigung zugelassen. Die bisher zugelassenen Zähler der Formen 
G8e, D7 und D8 der Systeme! 75|. 100] und N mit Einfachzähl- 


werk werden gleichfalls in der Ausführung mit dem neuen Doppel- 
zählwerk zur Beglaubigung zugelassen. Sie unterscheiden sich 19 


i 


91. August 1922. 


der Formbezeichnung von den Zählern mit Einfachzählwerk durch 
ein dem Formzeichen vorgesetztes Z. 

Der Aufbau des neuen Doppeltarifzählwerks ist aus den Abb. 3 
bis 5 zu ersehen. Im stromlosen Zustand des Elektromagneten M 


hat der Hebel G, in welchem die das Antriebsrad Z tragende Achse 
D gelagert ist, infolge des Gewichtes des auf ihm ruhenden Eisen- 
zylinders E eine solche Stellung, daß das Triebrad Z mit den unte- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 35. 


1117 


/ pi ` 
ren Ziffernrollen Z, in Eingriff ist. Bei Erregung des Elektroma- 
gneten wird der Anker E, der in einer Nadel F geführt ist, in den 
Hohlraum der Wicklung hineingezogen. Der von dem Gewicht des 
Ankers E entlastete Hebel G folgt vermöge eines an ihm angebrach- 
ten Gegengewichtes der Bewe- 
gung des Ankers soweit, bis das 
Triebrad Z mit den oberen Zif- 
fernrollen Z, in Eingriff kommt. 
Diejenigen Ziffernrollen, welche 
nicht in Betrieb sind, werden 
durch einen an dem Hebel G be- 
findlichen Stift H festgehalten. 
Der an dem Hebel G sitzende Zei- 
ger J zeigt an, welches von den 
beiden Zählwerken jeweils einge- 
Phelot ao Dor Eeg iron 

l ür den Elektromagneten beträgt 
etwa 18 MA bei Gleichstrom und 20 MA bei Wechselstrom. Bezügl. 


Abb, 5. 


' Anwendung und Schaltung gilt das in der Bekanntmachung Nr. 71 


S. 833 unter 2 und 4 Gesagte. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Kraftwerk mit reiner Kohlenstaubfeuerung. — Wohl als erstes 
großes Kraftwerk, das ausschließlich pulverisierte Kohle verfeuert, 
muß das von der Milwaukee Electric Railway & Light Company letzt- 
hin erbaute Elektrizitätewerk angesehen werden’). Die Kohle nimmt 
folgenden Weg: Waggonkipper — Schüttelrinne — Förderband — 
Magnetscheider — ausschaltbarer Brecher — Förderband — 3 Ver- 
teilförderbänder — Rohkohlenbunker (3400 t Fassungsvermögen für 
3% Tage) — 3 Trockner (je 10 t/h, Trocknung von 10 auf 2 % Feuch- 
tigkeit) — Schneckenförderung — Becherförderung — Trockenkoh- 
lenbunker — 8 Mühlen (je 6 t/h, Mahlfeinheit: 70 % geht durch 200- 
Maschen-Sieb, 90 % durch 100-MaschenSieb; Windsichtung) — Zy- 
klone — Förderschnecken — Hauptstaubbunker — Förderanlage — 


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Abb. 1. Dampfkessel für reine Kohlenstaubfeuerung. 


Kesselbunker (vgl. Abb. 1). Es sind 2 Reihen zu je 4 Kessel aufge- 
stellt. Jeder Kessel hat 1200 m? Heizfläche, 21 at Überdruck, 322 ° C 
Überhitzung, 35 kg/m?/h zulässige Dauerbelastung, zu jedem ge- 
hört ein Vorwärmer von 716 m?, der das Wasser von 66 auf 124° er- 
wärmt. Die Saugzüge haben Turbinenantrieb, die Speisung erfolgt 
durch 4 Pumpen, deren Leistung den deutschen Vorschriften bei wei- 
S 


') „Blectr. World”, Bd. 79, 1922, S. 721. 


tem nicht genügt. Die Asche wird mittels Dampfstrahls durch fest 
verlegte Rohrleitungen in einen Hauptbebälter abgesaugt, aus dem 
sie in Eisenbahnwagen entleert wird. Aus Abb. 1 ist Größe und 


Anordnung des Feuerraums sowie die wenig geschickte Ekonomi- 


seranordnung ersichtlich. Dy. 


Beleuchtung und Heizung. 
Vereinheitlichung von Beleuchtungskörpern. — Das zur gemein- 


samen Beratung mit den Beleuchtungskörperfabrikanten bestimmte 
Komitee der Illuminating Engineering Society hat auf der Jahres- 
versammlung dieser Gesellschaft im September 1921 folgende Ver- 
besserung an den Armaturen vorgeschlagen: 


Die in den Punkten A bis J angeführten Fehler sind zu besei- 


tigen: 


A. Beleuchtungskörper, welche Kurzschluß-, Feuer- oder Explo- 
sionsgefahr in sich tragen oder auch durch Sturzmöglichkeiten 
die menschliche Sicherheit bedrohen können. 

B. Beleuchtungskörper, welche infolge blendender Helligkeit, un- 
zweckmäßig gestalteter Glocken und Reflektoren oder ähnlicher 
ap er und mechanischer, Mängel eine schlechte Beleuchtung 
geben. 

. Beleuchtungskörper, welche keine Einheitlichkeit in den we- 
eentlichen Größen der Schalenhalter, Glockenzubehörteilen und 
dgl. aufweisen. l 

. Zubehörteile aus Glas oder Metall von überflüssiger Verschie- 
denheit in Form und Größe. ` 

. Zu kleine Glasglocken oder zu sorglose Wahl von Lampentypen 
für bestimmte Glocken und Reflektoren. 

. Schlechte Lüftung. 

. Schlechte Reinigungsmöglichkeiten. 

. Nutzlose Kosten für doppelte Anschaffung wesentlicher Arma- 
turteile, welche nicht von jedem Monteur leicht ausgewechselt 
werden können. 

J. Gebrauch von Schrauben von zu großer Mannigfaltigkeit in der 

Ganghöhe u. dgl. 


Es ist beabsichtigt, für die Beleuchtungskörperfabrikanten einen 


ze 


mars WM g 


Ratgeber herauszugeben, welcher etwa folgende Punkte enthalten 


soll: 


a) Ein Verzeichnis der Abmessungen der z. Zt. von den bedeutend- 
sten Fabrikanten hergestellten Armaturen unter besonderer Be- 
rücksichtigung der wesentlichen Arten und Vermeidung ausge- 
fallener Größen. 

b) Abmessungen der einzelnen Zubehörteile, innere und äußere 
Durchmesser, Tiefen, Längen usw. 

.c) Verzeichnis der Lampen, die zu Glocken verschiedener Dicke, 
Durchlässigkeit usw. passen. 

d) Verzeichnis der Lampen, die in Glocken verschiedener Tiefe 
passen, sowie für ganz gedrungene Formen oder flache Schalen. 

e) Zulässiges Gewicht derjenigen Glocken, die durch drei Stell- 
schrauben in der Fassung gehalten werden. Notwendigkeit von 
Drahtnetzen über Glasglocken. 

f) Bestmögliche Lüftungsanordnungen unter Vermeidung über- 
flüssiger und kostspieliger Glasdurchbohrungen. | 

g) Festlegung der Tiefe von Reflektorglocken. 

h) Festlegung der Maße von Glockenhaltern verschiedenster For- 
men. 

i) Minimalverbrauch von Metall für Glasreflektoren-Halter usw. 
j) Einteilung von durchscheinendem Glas nach 1. leichter, 2. mitt- 
lerer und 3. schwerer Durchlässigkeit. 

k) Unterteilung der Gläser in fünf oder sechs allgemeine Gruppen, 
z. B. ‚Kristallglas“, „Opalglas“, „gleichmäßig diffuses“, „flocki- 
ges“ Glas usw. 


1118 


1) Einteilung der Gläser nach ihrem Zerstreuungsgrad nebst einem 
Verzeichnis der größten für eine bestimmte Glassorte noch zu- 
lässigen Wattzahl der benutzten Glühlampe. . 

m) Einteilung der Gläser nach ihrem Reflexionsvermögen in die 
Gruppen: 1. Spiegelnde Reflexion, 2. Halbglanzreflexion, 3. dif- 
fuse Reflexion. Hier ist auch die Reflexion von Seide, Papier 
und Pergament zu klassifizieren. 

n) Ratschläge für praktische Vereinigung von Gas- und Elektri- 
zitätsbeleuchtungskörpern. 

o) Ausgabe von Reinigungsvorschriften. 

p) Empfehlung von Kabeln mit dauerhafter Isolierung für Schnur- 
zuglampen. 

(Transactions of the Illuminating Engineering Society Bd. 17, 1922, 

S. 44.) Re. 


Elektrische Antriebe. 


Maschinen zum Abdichten der Deckfugen auf Schiffen. — In 
Abb. 2 ist eine elektrisch betriebene Maschine dargestellt, welche 
zum Kalfatern der Deckfugen auf Schiffen dient. Sie rührt von 
Mc. Dowell a. Sons, Johnston N. B., her und soll die Schwie- 
rigkeiten, welche das Kalfatern mit Hilfe des bisher üblichen Stopf- 
apparates bietet, vermeiden. Der neue Apparat hat einen hohlen 


N ` 


ey 


Abb. 2. Kalfatermasc hine. 


Leitkanal, der so gebaut und angeordnet ist, daß er eine äußere 
nach oben verlaufende Ausdehnung der zu stopfenden Fuge bildet. 
In der zugespitzten, durch einstellbare Wände gebildeten Öffnung 
wird das Werg durch einen Hammer zusammengepreßt, geht dann 
nach unten und tritt in einem bereits teilweise komprimierten Zu- 
stand in die Fuge ein, wo es leicht durch die Schneide des Hammers 
fest 'eingetrieben werden kann. Der Hammer ist entsprechend 
den Wänden der ausgedehnten Fuge leicht zugespitzt, und seine 
vertikal gerichtete Schlagkraft ist so bemessen, daß das Material 
zu einer Schnur von entsprechenden Abmessungen komprimiert wird. 
Das Hammerprofil kann jeder Fugenform und -abmessung angepaßt 


werden. Der Hammer wird durch ein Schwungrad auf- und abb2- 
wegt, welcher durch einen Motor von 3 PS angetrieben wird. Die 
Schlagtiefe des Hammers kann von Hand eingestellt werden. Ein 


Steuerschalter, der auf den Motor aufgebaut ist, gestattet die Rege- 
lung der Drehzahl und die Umkehrung der Drehrichtung. Um die 
Maschine längs des Schiffsdecks zu bewegen, läuft der Unterbau auf 
geriefelten, motorisch angetriebenen Rollen, welche ihre Fortbewe- 
gung auf Deck ermöglichen. Durch abgeschrägte Führungsrollen 
welche in die Fuge eingreifen, wird die Maschine in Richtung Jer 
Fuge vorwärts bewegt. Eine von diesen Rollen sitzt vor dem Ham- 
mer, die andere dahinter. Die Wergkordel ist auf eine Spule auf- 
gewickelt, welche etwa 135 m Vorrat enthält; ihre Zuführung zu 
dem Apparat erfolgt selbsttätig. Um die Maschine von einer Fuge 
zu einer anderen überführen zu können, ist ein durch einen Fußtritt- 
hebel zu bewegendes Quergetriebe vorgesehen. Drückt man den 
Fußtritt nieder, so wird die Maschine auf die Räder aufgesetzt, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 


381. August 1922. 


welche die Querbewegung ermöglichen, indem gleichzeitig die Füh- 
rungsrollen aus der Fuge herausgehoben werden. Befindet sich die 
Maschine in der richtigen Stellung über den Fugen, so wird die 
Wergkordel durch ein besonderes Werkzeug in die Fuge eingeführt, 
und die Maschine ist in einigen Sekunden betriebsfertig. Sie läuft 
ohne Beaufsichtigung bis zum Ende jeder Fuge, entnimmt das not- 
wenmdige Werg von der Spule und hält schließlich am Ende der Fuge 
an, Die Maschine wiegt 508 kg und läuft mit 12 m/min, leistet also 
mit nur einem Bedienungsmann dasselbe, was 20 Arbeitsleute nach 
dem alten Verfahren leisten würden. („Electrical Review” Bd. 90, 
1922, S. 802.) Piz. 


-Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Kreisdiagramme in verketteten Wechselstromkreisen. — F. N a- 
talis und H. Behrend stellen nach den Kirchhoffschen Regeln 
durch symbolische Rechnung die Vektorgleichungeines ver- 

ketteten Wechselstromkreise auf!) 
und ermitteln aus der Form dieser 
Gleichung, ob ein Kreisdiagramım 
vorliegt. Daß auf diese Weise der 
wichtige Schritt, der in der Ein- 
führung der Vektorgleichung eine: 
Kreises liegt, selbständig von den 
Verfassern getan wurde, verdient 
hervorgehoben zu werden. Aller- 
dings ist ihnen der inzwischen ver- 
storbene O. Bloch in seinem Werk 
„Die Ortskurven der graphischen 
Wechselstromtechnik”, Rascher & 
Cie., Zürich und Leipzig 1917, zu- 
vorgekommen. Die Verfasser gehen 
aber einen Schritt weiter, indem sır 
die Gleichung in einer solchen Form 
geben, daß man daraus die Lage des 
Kreises unmittelbar ablesen kann. 


Abb. 3. Der Kreis als 
geometrischer Ort des End- 
punktes von i,. 


kel über der Sehne GH konstant. Sind also jzund j zwei Strahlen, 
sichnachseinemBetrage ändert, so entspricht jz von denen 
der Strom iz der Gleichung: 
ih _ iz 
iz — 8 j 

Der Kreis geht dann durch die Endpunkte der Strahlen a und h, und 
der Peripheriewinkel über GH ist gleich dem Winkel zwischen | 
und jz Eine solche Behandlungsweise wird auch sonst schon bei 
Ableitung des Kreisdiagrammes für den Drehstrommotor benutzt. 
Es scheint jedoch, als ob die allgemeine Bedeutung der Vektorglei- 
chung eines Kreises vor der Blochschen Veröffentlichung nicht ge- 
nügend erkannt worden ist. 

Die Verfasser benutzen, anstatt Widerstände und Leitwerte in 
symbolischer Form einzuführen, „Vektorverhältnisse”, in der be- 
wußten Absicht, das rein zeichnerische Verfahren an die Stelle der 
Rechnung mit komplexen Zahlen zu setzen. Nach Ansicht des Unter- 
zeichneten muß jedoch die symbolische Rechnung, auch wenn man 
der zeichnerischen Behandlung den Vorzug gibt, scharf und deut- 
lich als eine Rechnung mit komplexen Zahlen definiert werden, da 
sonst die Gefahr besteht, daß man sie mitder Vektorrechnung durch- 
einamderwirft. 

Die Beispiele, die von den Verfassern behandelt werden, be- 
ziehen sich auf die unsymmetrische Belastung bei Drehstrom. Die 
Vektorgleichung des Kreisesist in der Tat für diesen Fall ein über- 
aus bequemes Hilfsmittel. Bei Einführung von Leitwerten in sym- 
bolischer Form wäre dies noch weit mehr in Erscheinung getreten. 


Thomälen. 


Bewe einer Weicheisenkugel in einem Magnetfeld. — E: 
wird von W. Cra mp über Versuchev.HartogundBelas!) be- 
richtet, deren Bedeutung in der Literatur bisher anscheinend über- 
sehen wurde. Wenn eine kleine Kugel aus weichem Eisen konstan- 
ter Permeabilität in das Feld eines Magneten gebracht wird, so liegt 
die Vermutung nahe, daß sich die Kugel in der Richtung des Feldes, 
u. zw. nach der Seite hin zu bewegen sucht, wo das Feld zunimmt. 
Diese Annahme ist falsch; eine solche Bewegung findet nur dann 
statt, wenn wir es mit einem Stahlmagnetchen zu tun haben. Wird 
das Magnetfeld von einem punktförmigen Pol erzeugt, so sind — wie 
allgemein bekannt — die Niveauflächen Kreise, und die Linien der 
auf das bewegliche Element wirkenden mechanischen Kraft Radien: 
wenn dieses Element ein kleiner polarisierter Stahlmagnet ist, 50 
verhält sich der Energiewert einer Niveaufläche umgekehrt propor- 
tional wie der Radius der Kugel; im Fall eines Elementes aus wel- 
chem Eisen ist der Energiewert einer Niveaufläche der 4. Potenz des 
Radius, die mechanische auf das Element wirkende Kraft der 5. Po- 
tenz des Radius umgekehrt proportional. Unter der Wirkung von 
zwei gleich starken Südpolen erhalten wir das in Abb. 1 (oberer 
Teil) gezeichnete bekannte Kraftlinienbild. Die Niveauflächen sind 


i S Wissenschaftliche Veröffentlichungen aus dem Siemens-Konzern. 1%" 
. 2n S. 65. f 
) Proc. of the Royal Dubl. Soc. XV, Nr. 4 Febr. 1916. 


Nach Abb. 3 ist der Peripheriewin- 


u ee a a Pe FR 


31. August 1922. 


gestrichelt und so widergegeben, daß bei der Bewegung eines magne- 
tischen Partikelchens von einer Fläche zur benachbarten die gleiche 
Arbeit geleistet wird. Die Kraftlinien stehen senkrecht hierzu, sie 
geben die mechanische Kraftrichtung an, in der sich ein N-magneti- 
sches Teilchen zu bewegen sucht. Im unteren Teil der Abb. 4 eind 
zwei magnetische punktförmige Erregerzentren N und S von glei- 
cher Stärke, aber verschiedener Polarität angenommen, in deren Feld 
sich eine sehr kleine (klein im Verhältnis zum Abstand NS der bei- 
den Pole) Weicheisenkugel von konstanter Permeabilität (u = 112) 
befinden mag. Die ausgezogenen Linien geben die Richtung der 
mechanischen Kraft an, die in den einzelnen Punkten auf die Kugel 
wirkt; die gestrichelten Linien 0,2 bis 4 bedeuten Niveauflächen; 
die in diesem Fall nicht gleichstufig gezeichnet sind, da sie sonst in 
der Nähe der Erregerzentren zu gedrängt ausgefallen wären. Der 
Hauptunterschied des unteren Teiles der Abb. 4 gegenüber dem obe- 

ren liegt in der scharfen 
Krümmung der ausge- 
zogenen Kurven bei 
B, eine Folge der Ab- 
nahme der Kraftwirkung 
umgekehrt wie die 5. 
Potenz der Entfernung 
vom Feldmittelpunkt. 
In Abb. 5 ist in der- 
selben Weise die me- 
chanische Kraftwirkung 
auf ein Weicheisen- 


Obere Kurve: Wirkung von zwei gleich starken Polen 
gleicher Polarität auf ein Stahlmagnetchen. 

Untere Kurve: Wirkung von zwei Polen verschiedener 
Polarität auf eine Weicheisenkugel. 


Abb. 4. Niveautlächen und Kraftwirkung zwischen 
zwei P’olen von Stahlmagneten. 


kügelchen im Feld von zwei magnetischen, punktförmigen Massen 
gleicher Polarität und Stärke eingezeichnet. In diesem Fall ist nach 
der Theorie ein Punkt E auf der Mittelsenkrechten zur Verbindungs- 
linie G bis S der beiden Pole dadurch festgelegt, daß die Niveau- 
flächen vom Punkt E ab nach außen beide Pole gemeinsam 'umschlin- 
gen,nach innen dagegen den Punkt B (die Mitte von S-S) umschlie- 
ßen. Hierbei ist -BẸ = 0,708 | 

Hartog und Belas haben diese Kurven der mechanischen Kraft- 
wirkung auf ein Weicheisenkügelchen in folgender Weise experi- 
mentell aufgenommen. Auf einen starken Elektromagneten mit ver- 
tikalen Schenkeln und punktförmig zugespitzten Polen wurde eine 
Schale mit Glyzerin gelegt, worin eine Paraffinkugel schwamm, die 
eine bestimmte Menge weiches Eisen enthielt. Die Lage der Kugel 
konnte mittels Linse auf einen Schirm geworfen, die aufeinanderfol- 
genden Punkte mittels Bleistiftes aufgezeichnet werden. Abb. 6 und 
í zeigen die so aufgenommenen Kurven, die mit den berechneten gut 
übereinstimmen. Wenn das Weicheisenkügelchen nicht sehr klein 
ist gegenüber dem Abstand der beiden Pole, so verlaufen die Kurven 
der m uanischen Kraft etwas anders, („Electr. Rev.” Bd. 89, 1921, 

r. 


Chemie. 


Die Auffrischung von Kohlenbraunsteinelektroden in Beutel- 
elementen, — Bei Stromentnahme geht der Braunstein (Mangan- 
dioxyd), welcher in den üblichen galvanischen Elementen von der 

eclauch6-Art als „Depolarisator“ dient, in weniger Sauer- 
stoff enthaltende Oxyde des Mangans über. Wenn es gelingt 
(neben dem Ersatz des verbrauchten Zinks), das Mangandioxyd 
wiederherzustellen, so bedeutet diese „Regeneration“ eine we- 
sentliche Ersparnis, zumal in heutiger Zeit, wo die Preise aller 
Rohstoffe ungeheuerlich hoch sind. 


Die großen Schwierigkeiten, welche sich während des Krie- 
ges auch in der österreichischen Telegraphenverwaltung bei der 
Beschaffung der vielen Beutelelemente einstellten, veranlaßten 
eine Reihe von Regenerationsversuchen, welche Ing. Robert 
Nowotny in Wien mit den Oberbauräten Steigel und 
Wrba 1917 bis 1918 ausführte; sie ergaben folgendes: Die Re- 
duktion des Mangandioxyds erstreckt sich auf die innersten 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922.. Heft 35. 


Abb. 5. Niveauflächen und Kraftwirkung 
zwischen zwei Polen gleicher Polarität auf 
auf eine Weicheisenkugel. - 


1119 


Schichten des Graphit-Braunsteingemisches!), aber ein großer 
Teil des Mangandioxyds ist noch im erschöpften Element vorhan- 
den. Zunächst wurden die Auffrischungsverfahren von Dr. 
Lohnstein und von Gollmer geprüft. Nach Lohnstein 
werden die gebrauchten Beutelelektroden 24 bis 48 h lang in 
10 bis 20 prozentige Schwefelsäure gesetzt und dann gut ausge- 
wässert. Als Nowotny mit so behandelten Beutelelektroden 


De re u} 
E ! E—#N 
Abb. 6. Kraftwirkung auf Weicheisenkugel zwischen den Polen verschiedener 
Polarität. Experimentell aufgenommen. 


Weicheisenkugel zwischen 
den Polen gleicher Polarität. - N 
Experimentell aufgenommen. 


Abb. 7. Kraftwirkung auf 


Elemente herstellte und sie zur Prüfung über einen Widerstand 
von 20 Q ununterbrochen sieben Tage lang entlud, erwies sich 
zwar die Anfangsspannung im Vergleich zu guten neuen Elemen- 
ten als auffallend hoch; sie fiel aber steiler ab und war schon 
in sieben Tagen auf dem überaus niedrigen Werte 0,52 V ange- 
langt (siehe die am Schlusse dieses Berichtes stehende Zahlen- 
tafel Nr. 2 und 1).: Nach dem Verfahren von Gollmer werden 
die alten Beutel zwei Tage gewässert, dann 2 h in 7 bis 10 pro- 
zentige Schwefelsäure gestellt, nun mit Wasser abgespült und 
dann mindestens 14 Tage, bei feuchtem Wetter sogar 4 Wochen, 
einem kräftigen Luftzuge ausgesetzt. Angeblich soll durch diese 
Behandlung das Mangandioxyd wiedergebildet werden; aber die 
chemische Untersuchung bewies, daß dies nicht der Fall ist. Die 
Entladung (siehe die Zahlentafel unter Nr. 3) zeigt zwar, daß die 
alten Beutel durch diese Behandlung in beschränktem Grade auf- 
gefrischt werden, aber dieser Erfolg beruht darauf, daß durch die 
Säure die weißen Krusten von Zinkammoniumoxychlorid (neben 
einem Teile des Manganoxyds) entfernt werden, welche die alten 
Beutel bedecken und ihre Poren verstopfen. 


In Deutschland sind während des Krieges die verbrauchten 
Trockenelemente in der Weise aufgearbeitet worden, daß man 
die Beutel durch Kochen in Salmiaklösung von dem anhaftenden 
Zinksalz säuberte, dann sie zerlegte, zerkleinerte und mit der 
gemahlenen Masse wieder Beutel füllte. Man konnte so noch 
etwa 70% der ursprünglichen Weattstundenleistung herausholen 
(vgl. Nr. 4 der Zahlentafel).. Wenn das Kochen mit Salmiak- 
lösung unterlassen wurde, war die Leistung wesentlich schlechter 
(Nr. 5 der Zahlentafel). Behandlung mit Schwefelsäure schadete 
wieder (Nr. 6 der Zahlentafel). Dagegen wirkte die Zugabe von 
etwas Kaliumbisulfat günstig (Nr. 7 der Zahlentafel); % g auf den 
den Beutel genügen hierzu. Weil das Zerlegen, Mahlen und Neu- 
füllen viel Arbeit, also hohe Kosten verursacht, so wurde ver- 
sucht, einfach durch Kochen mit Salmiaklösung die Beutel aufzu- 
frischen. Nach Abnehmen der Metallkappen wurden die Beutel 
in 10 prozentiger Salmiaklösung 2 h lang und dann in frischer 
Salmiaklösung nochmals 2 h gekocht, schließlich gut ausge- 
wässert. Hierdurch wurde das störende Zinksalz völlig entfernt 
und die so erneuerten Elemente leisteten trotz etwas geringerer 


t) Diese Tatsache ist bereits von K. Arndt festgestellt worden. (.Z. f. 


Elektrochemie” 1917, 8. 168.) 


` 


j | | 
1120 


Anfangsspannung noch etwas mehr als jene mühsam umgearbeite- 
ten (Nr. 8 der Zahlentafel)!). Es empfiehlt sich, nach dem Aus- 
kochen mit Salmiaklösung die Beutel sofort auf Brauchbarkeit 
zu prüfen, indem man sie abspült, mit der Polkappe versieht, in 
ein Element einsetzt und die Spannung mißt. Auf diese Weise 
kann man fehlerhafte Beutel, z. B. solche, deren Kohlenstab zer- 
brochen ist, gleich erkennen und aussondern. Hingegen befriedig- 
ten die Versuche, die gereinigten Beutel ähnlich wie Akkumula- 
toren wieder aufzuladen, keineswegs Olivier (,„Tele- 
graphen- und Fernsprechtechnik“ Nr. 3, 1920; „E. u. M.“ 1920, 
S. 558) lädt in Wasser mit 0,2 A 24 h lang auf; Dr. Friedrich 
(„Telegraphen- und Fernsprechtechnik“ Nr. 2, 1920) in 6 prozen- 
tiger Salmiaklösung mit 0,25 A, erneuert aber die Flüssigkeit 
öfters. Freilich bewertet Olivier selbst den Erfolg der La- 
dung bei der gesamten Wirkung des Auffrischverfahrens mit nur 
10% Nowotny selber schickte durch‘ Beutel, die er mit 
Schwefelsäure vorbehandelt hatte, in schwach angesäuertem °) 
Wasser 0,1 bis 0,2 A 80 bis 90 h lang. Der Gehalt an Super- 
oxyd war dadurch gewachsen und die Anfangsspannung hoch, 
aber die Beutel versagten bald (Nr. 9 der Zahlentafel). 


Zahlentafel 1. 


Spannungsabfall neuer und aufgefrischter 
Beutelelemente bei ununterbrochener -Ent- 


ladung über 0 Q 


an 20 2 nach 


po Klemmenspannung ` | offen Paran 
oe I ı L wi E., 
1 |Neue Elemente . . . . . . | 1,52 |1,51 11,30 |1,06 0,95 | 0,86 
2 | Aufarbeitung nach Lohnstein.| 1,69 [1,47 0,87 | — | — | — 
3 P „  Gollmer. 1,52 [1,39 ‚0,86 ‚0,65 (0,48 '.0,36 
4 |Mit Salmiak behandelt und um- | | | 
BOREDEIEOR.. urn ee a 1,47 11,44 1,26 ‚0,93 ‚0,79 | 0,62 
5 I! Ohne Salmiakbehandlung umge- Due 
arbeitet . - s 2° «_ . «s| 1,48 11,33 0,96 |0.69 10,54 | — 
6 | MitSchwefelsäure behandelt und | 
umgearbeitet . . . 2... 1,55 [1,49 11,20 10,79 ‚0,61 | — 
7 |MitSalmiaklösungbehandelt,um- | 
gearbeitet, Bisulfat zugesetzt.| 1,46 11,45 1,26 10,96 0,80 0,72 
8 |Mit Salmiaklösung gekocht 1,44 |1,35 1,18 |0,91 0,81 | 0,75 
9 |Mit Schwefelsäure behandelt, | i 
danach aufgeladen . . . Í 1,73 [1,65 11,28 (0,67 0,52 | — 


- („Elektrotechn. und Maschinenb.“, Bd. 39, 1921, S. 349.) K. A. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Neue Bauart von Luftfiltern. — Unter dem Namen „Visco“- 
Luftfilter bringt die Visco Engineering Co. Ltd., Westminster, 
eine neuartige Konstruktion auf den Markt, welche bereits seit 
1916 an 2000 Filtern mit einer Gesamtleistung von 566 000 m*/mın 


im praktischen Betriebe erprobt ist. Es ist ein sogenanntes Trocken- . 


filter im Gegensatz zu den mit feuchter Luft arbeitenden Filtern 
oder Luftwaschern, vor denen es gewisse Vorzüge haben soll. Die 
Filterung erfolgt mittels zahlreicher in einem Kasten unregel- 
mäßig gelagerter, dünn verkupferter, kurzer Stahlrohrabschnitte 
von geringem Durchmesser (Abb. 8 u. 9). Die Vorderwand dieser 
Kästen ‚die etwa 130 cm? Fläche und 75 mm Tiefe haben und in 
einem einzigen Arbeitsvorgange gestanzt werden, sind in der aus 
Abb. 8 deutlich erkennbaren Art durchbrochen, so daß die Rohr- 
abschnitte nicht herausfallen können, die Rückwand ist von zahl- 
reichen schmalen Luftschlitzen durchbrochen (Abb. 8). Diese mit 
Handgriffen versehenen Kästen werden in Stahlrahmen eingehängt 
und bilden die Zellen oder Einheiten für den Aufbau größerer oder 
kleinerer Filter beliebiger Form. Die Filterringe liegen in den 
Kästen ganz regellos durcheinander und bieten der durchströmen- 
den Luft eine große Oberfläche dar. Bei einem von den Rohrringzen 
ausgefüllten Raum von 28,3 dm? beträgt die wirksame Oberfläche 
27,9 m?. Die ungeordnete Lagerung der Röhren lenkt den Laft- 
strom dauernd von dem geraden Wege ab, wodurch die in der Luft 
immer wieder suspendierten Staubteilchen niedergeschlagen wer, 
den, ohne daß sich dadurch, auch nicht nach menatelangem Betricbe, 
ein unzulässig hoher Widerstand ergibt. Der Widerstand der Filter- 
zellen beträgt 4-8 mm Wassersäule je nach dem Grad ihrer Ver- 
staubung. Die Ablagerung der Staubteilchen wird begünstigt durch 
einen Überzug der Röhrchen mit „V is cin ol“, einem hochwertigen 
Mineralöl von besonderen Eigenschaften, der durch Tauchen der 
Zellenkästen aufgebracht wird. Das Viscinol hat einen sehr hohen 
Entflammungspunkt, verdampft bei den hier vorkommenden Tem- 
peraturen nicht, so daß die Luft nicht durch Öldämpfe verunreinigt 
werden kann, und ist gegen Kälte so unempfindlich, daß es bei 
starkem Frost nicht erstarrt. Seine hohe Viskosität verhindert 
das „Laufen“ des Öles, welches eine starke Anziehung auf Staub 
ausübt und, seine Filterkraft monatelang beibehält. Abb. 8 zeigt 
links einen unbenutzten Filterkasten und rechts einen solchen 


..® Entschieden ist das Aufladen in Salmiaklösung an sich zweckmälßiger, 
weil dabei Chlor entsteht, das Manganoxyd zu Mangandioxyd oxydiert. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35. 


31. August 1922. 


‚nach 400 stündigem Betrieb. Die dicke Staubablagerung auf letz- 
terem ist deutlich erkennbar. Die Reinigung der leicht auswechsel- 
baren Filterkästen ist äußerst einfach und erfolgt entweder durch 


Eintauchen in heißes Sodawasser oder durch Dampf. Sie ist jeweils 


erst nach vielen Betriebswochen vorzunehmen, worauf durch Tau- 
chen ein neuer Viscinolüberzeug aufgebracht wird. Zu jedem 


Abb. 9. 
Abb. 8 und 9. Ansicht des Filters gereinigt und verstaubt. 


Filter‘ werden stets einige Reservezellenkästen mitgeliefert, die 
in wenigen Sekunden an die Stelle einer verstaubten Zelle ge- 
setzt werden können, so daß die Reinigung ohne jede Unter- 
brechung des Filterbetriebes erfolgen kann. Die große Einfach- 
heit dieses Filters, das Fehlen arteitender Teile, seine Unab- 
hängigkeit von atmosphärischen Bedingungen, sein geringer Raum- 
bedarf, sein hoher Wirkungsgrad, seine leichte Reinigungsmöglich- 


‚keit, seine Feuersicherheit und seine verhältnismäßig niedrigen 
‚Anschaffungskosten machen es konkurrenzfähig gegenüber ande- 
ren Bauarten., 


(„Electrical Review“ Bd. 90, 1922, S. 717.) Piz. 


Werkstatt und Baustoffe. 
[] 

Aus der Industrie der elektrischen Isolierstoffe. — A. Bül- 
temann berichtete im Reichsbund Deutscher Technik in Dres- 
den über das obige Thema. Zweierlei Baustoffe benutzt die Elek- 
trotechnik in größtem Maßstabe, die Leiter und die Nichtleiter. 
Zu der ersten Gruppe gehören vornehmlich die Metalle. Man 
hat zielbewußt dahin gearbeitet, sie so auszuwählen und zu- 
sammenzusetzen, daß ihre Eigenschaften den Forderungen der 
elektrischen Technik angepaßt wurden. Dies kann man von den 
Nichtleitern nicht sagen; unter ihnen gibt es Gruppen, welche an 
Beschaffenheit weit hinter berechtigten Ansprüchen zurückstehen. 
Es scheint in manchen Kreisen der Konstrukteure und Verbraucher 
auch noch nicht genügend Erkenntnis darüber vorhanden zu sein, 
daß Störungen in elektrischen Maschinen, Apparaten und. Netzen 


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31. EENE 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 35. 


1121 


in den wenigsten Fällen vom Kölunesmalsrial herrühren, sondern 
fast immer von schadhaft gewordener Isolation. Auch die Form- 
gebung der Leiter hängt von den Eigenschaften des Dielektrikums 
ab, infolgedessen der Leistungsgrad der Maschinen. Eine Ver- 
besserung der Isolierstoffe hat einen Fortschritt in der Aus- 
führung der elektrotechnischen Konstruktionen zur Folge Die 
Isolierstoffe sind in hohem Maße mitbestimmend für die Dauer 
der Betriebsfähigkeit elektrischer Anlagen. Gelingt es z. B., bei 
einem isolierenden Lack für Ankerwicklungen die Zeit seiner 
Brauchbarkeit zu verlängern, so heißt dies, erheblich an Betriebs- 
unkosten sparen. 


Bei den Isolierstoffen hat man zu berücksichtigen, daß sie 
den vielseitigsten Anforderungen entsprechen müssen, sie sind 
‘daher genau dem Verwendungszweck anzupassen. Denn ein Uni- 
versalisoliermittel gibt es nicht. Bei manchen Nichtleitern kommt 
es vorzugsweise auf die Durchschlagsfestigkeit an, bei anderen 
auf die Isolierfähigkeit, bei wieder anderen auf den Widerstand 
gegen Wärme oder Feuchtigkeit oder Öle, oder auf geringe dielek- 
trische Verluste oder auf Lichtbogensicherheit usw. 


Man stellt sich ein Dielektrikum so vor, daß die Moleküle, aus 
welchen es zusammengesetzt ist, Elektronen enthalten, welche 
nicht wie in den Leitern Bewegungsfreiheit besitzen, sondern fest 
mit dem Molekül verbunden sind, Bei Anlegung einer Potential- 
differenz, also im Zustand einer elektrischen Erregung, findet nur 
eine geringe Bewegung der Elektronen statt, ähnlich wie bei der 
Beanspruchung eines elastischen Körpers. Zerstört wird die iso- 
lierende Eigenschaft, wenn die elektrischen Kräfte eo groß wer- 
den, daß die Elektronen vom Molekül abreißen. Da die Feldstärke 
von der Form der Elektroden abhängt, ist dieser Umstand zu be- 
rücksichtigen, wenn leitende Teile mit nichtleitenden in Be- 
rührung gebracht werden. Die genaue Bestimmung der elek- 


trischen Festigkeit von Isolierkörpern stellt eine schwierige Auf- 


gabe der Meßtechnik dar. 
Besonders wichtige Klassen der Isol;erstoffe sind: Porzellan, 


Gias, gebrannte Specksteinprodukte, Preßköcrter aus Mischungen 


von Faser, wie Asbest und Zellstoff mit Bakelit, fossilem Asphalt 
mit hochschmelzenden Harzen; Papierkörper für Hochspannung, 
hergestellt durch Heißwickelung oder Heißpressung von ZeHlstoff- 
lagen mit Bakelit oder Schellack; gebrannte oder gehärtete oder 
hydraulisch abgebundene, evtl. später erst isolierend gemachte 
Platten oder Formstücke; Hartgummi- und Guttaperchafabrikate; 
Vulkanfiber; Hartpapier; imprägnierte oder ofenlackierte Ge- 
steinplatten; Glimmer- und Mikanitprodukte; isolierende Ge- 
spinste aus Baumvolle, Jute, Seide, Papier; Draht- und Kabel- 
isolationen; Ausgußmassen; Transformatoren- und Schalteröle; 
isolierende Lacke der verschiedensten Art u. a. Von der deutschen 
nen Industrie werden über 60000 Arbeitskräfte be- 
schäftigt. 


Bei der fabrikatorischen Herstellung der Isoliermittel: hat. 
die Mitarbeit des Chemikers eine wichtige Aufgabe zu über- 
nehmen. Bisher ist dies noch lange nicht in dem Maße der Fall, 
wie es der technischen und wirtschaftlichen Bedeutung der Sache 
entspräche, und es hat den Anschein, als ob der Chemiker nicht 
seines Einflusses bewußt ist, auf diesem Gebiete fortschrittlich 
wirken zu können. Beditigung einer erfolgreichen Tätigkeit ist 
das Verständnis für die Gesetzmä.jrkeiten der elektrischen Er- 
scheinungen. Für phantasiebegabte, wissenschaftlich gut vor- 
gebildete Chemiker ergibt sich hier ein aussichtsreiches 
tätigungsfeld. 


Elektrische Nichtleiter, welche absolut isolieren, gibt es 
nicht. Eine, wenn auch erst mit den feinsten Meßinstrumenten 
nachweisbare Stromleitung besteht immer. Die Folge davon ist 
eine geringe Erwärmung, welche der Abscheidung von Feuchtig- 
keit in der isolierenden Masse förderlich ist. Soll der isolierende 
Zustand erhalten werden, hat eine Dissoziierung zu unterbleiben. 
Ferner muß der elektrcosmotische Einfluß ausgeschaltet werden. 
Wasser überragt mit seiner ‘spezifischen Kapazität von 84 alle 
anderen Körper um das Vielfache. `Je höher die auf das Dielek- 
trikum einwirkende Potentialdifferenz ist, also mit je größerer 
Gewalt die Elektronen der Kraftquelle auf die Elektronen des 
Dielektrikums drücken, um so cher kann eine elektrolytische 
Spaltung und eine elektroosmotische Betätigung zur Strom- 
ar d. h. bei Isolierstoffen zur Vernichtung des Materials, 
ühren 


Die Grenze der elektrischen Festigkeit ist in der Auswahl 
der Rohstoffe und deren Aufbereitung gelegen. Die Bedingung 
für die Herstellung eines betriebssicheren Isoliermaterials lautet 
daher: Die Dissoziierung ist zu unterbinden, Teile verschiedener 
Dielektrizitätskonstante dürfen nicht in Wechselwirkung treten. 
Der Hersteller isolierender Massen hat daher nur solche Sub- 
stanzen zu vereinigen, welche dieselbe spezifische Kapazität be- 
sitzen. Oder aber, was in der Praxis häufiger ist, er muß das 
Fabrikationsverfahren so einrichten, daß Ausgangsstoffe von ab- 
weichenden Dielektrizitätskonstanten derart miteinander ver- 
bunden werden, daß der neu entstehende Körper zu einer ganz 
homogen zusammengesetzten Masse führt, in welcher infolge 
Durchdringung der Substanzen zu einer neuen Einheit sich eine 
für Fr Teilchen des Körpers gültige neue spezifische Kapazität 
einstellt. 


Be- 


Isolierstoffe, beı denen die Stromverluste dem Ohmschen Ge- 
setz entsprechen, bezeichnet man als vollkommene Dielektrika. 
In Wechselfeldern tritt die Rückstandsbildung oder dielektrische 
Nachwirkung auf, welche beträchtlich werden kann und mit 
steigenden Temperaturen und Frequenzen wächst. Nichtleiter 
bei denen die Intensität der Induktion besonders voreilt, sind 
unhomogene, poröse oder faserige Stoffe jeder Art, die Feuchtig- 
keit spielt hier eine bedeutsame Rolle. 

In Starkstromanlagen werden oft noch zweierlei Arten un- 
zweckmäßiger Isoliermaterialien benutzt, nämlich die Weich- 
massen und die sogenannten Kunststeine, sie bedeuten eine Ge- 
fahr für die Sicherheit der Anlagen. Der Isolierstoff soll nach 
den Forderungen des VDE wenigstens in dem Maße wärmefest 
sein, daß er bei einer Temperatur von 100° noch die Hälfte der 
mechanischen Festigkeit besitzt, welche er bei 20° hat. 

In der Kabelindustrie sind wir über viele der dort verwende- 
ten Binde- und Imprägniermittel hinsichtlich ihres dielektrischen 
Verhaltens bei den verschiedenen Belastungszuständen wenig 
unterrichtet. Die Faser, z. B. das Papier, ist nur der Träger der 
Isolation. Auf die Eigenschaften des Imprägniermittels und 
dessen Verarbeitung mit der Faser kommt es an. Zu fordern ist, 
daß der Imprägnierstoff bei den im Kabel vorkommenden Tempe- 


` raturen keine Zersetzung erleidet. 


Bei der Herstellung neuer geeigneter Massen für elektrische 
Isolierzwecke, was eine technische Notwendigkeit ist, können wir 
eine angespannte Mitarbeit chemischer Kreise nicht mehr ent- 
behren. Bim. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Schiedsgerichtsverfahren bei Ausstellungs-Streitigkeiten. — 
Anläßlich von Messen und Ausstellungen ergeben sich erfahrungs- 
gemäß leicht Streitigkeiten sowohl zwischen Ausstellern und 
Messe- bzw. Ausstellungsleitungen — z. B. wegen Platzfragen, Aus- 
legung der Beteiligungsbedingungen u. a. m. — als auch zwischen 


‘einzelnen Ausstellern untereinander — z. B. wegen behaupteten 


unlauteren Wettbewerbs oder dergl. — sowie endlich zwischen den 
Ausstellern und Abnehmern — z. B. wegen Inhalt und Form der 
Messeabschlüsse —. Zur Beilegung derartiger Differenzen wird, 
unter rechtkräftigem und endgültigem Ausschluß des ordentlichen 
Rechtsweges, vielfach gern das instanzenlose Schiedsge- 
richtsverfahren gewählt. Soweit im gegebenen Falle die Be- 
teiligten nicht durch entsprechende Bestimmungen oder Abmachun- 
gen anderweitig gebunden sind, ist das Ausstellungs- und Messe-Amt 
der Deutschen Industrie (Berlin NW 40, Hindersinstr. 2) bei der 
Einleitung und Durchführung derartiger Verfahren zu Rat und Mit- 
arbeit auf Anrufung jederzeit bereit. 


Das Haus der Elektrotechnik in Leipzig. — Zur Durchführung 
dieses Unternehmens hat sich, wie bekannt, aus Mitgliedern des Zen- 
tralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie unter dem 
Namen Haus der Elektrotechnik, e. V. eine Vereinigung 
gebildet, die den Bau tatkräftig, aber ohne Hast för- 
dert. Die neue Meßhalle ersteht auf dem städtischen Ausstellungs- 
gelände nahe dem Völkerschlachtdenkmal in der „Stadt der Tech- 
nik“ westlich von der großen Kuppelhalle nach den Entwürfen von 
Prof. Dr. Hans Grässel, München. Die Ausführung und Bau- 
leitung liegt in den Händen der Leipziger Architektenfirma Schmidt 
& Johlige. Als Kernstück des Planes ist eine 72 m lange und 29 m 
breite Halle vorgesehen, die von zwei gleich langen je 9 m breiten 
Seitenschiffen eingerahmt wird. Am Kopfende dieser Haupthalle 
wird sich der mehr Repräsentations- und Verwaltungszwecken die- 
nende Vorderbau erheben. Es ist Vorsorge getroffen, daß durch 
spätere Erweiterungen in organischer Angliederung die ursprüng- 
lich geplante ausgedehntere Anlage trotz der jetzt infolge der Un- 


` gunst der Verhältnisse nötig gewordenen Beschränkung in -vollem 


Umfange zur Durchführung gelangen«kann, sobald die Zeitumstände 
dies erfordern und gestatten. 


Ausstellung medizinischer Bedarfsartikel Sarajevo 1922. — Wie 
das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie erfährt, 
findet vom 25. bis 27.SeptemberinSarajevoanläßlich eines Kon- 
gresses der jugoslawischen ärztlichen Gesellschaft eine Ausstel- 
lung medizinischer Bedarfsartikel, speziell für die 
Kinderpflege, sowie von anderen modernen medizinischen Appara- 
ten und Einrichtungsgegenständen statt. Dieser Industriezweig ist 
in Südslawien sehr schwach entwickelt. Da der Kongreß von einer 
großen Zahl von Ärzten aus dem ganzen Königreich besucht werden 
wird, bietet sich für die deutsche Industrie eine günstige Gelegen- 
heit, die interessierten Kreise mit ihren Erzeugnissen bekanntzu- 
machen. Nähere Auskunft erteilt: Odbor za Kongres Dekatsiog 
Udruzenja u Sarajevu. 


Internationale Ausstellung Riga 1922. — Im Anschluß an seinen 
Bericht über die vom 11. bis 25. Juni in Riga abgehaltene Ausstel- 
lung empfiehlt das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen In- 
dustrie dem nach Osten orientierten deutschen 
Kaufmann zur Beachtung, daß sowohl in Lettland wie in Sowjet- 
rußland Industrie und Landwirtschaft in zahlreiche kleine Be- 
triebe zerfallen sind, es also in erster Linie auf Kleingerät, die 
kleineren Maschinen, die notwendigsten Haushaltungsgegenstände 


4 


1122 


und dergleichen ankomme, worin auf größere Serienabsätze zu rech- 
nen sei. Sowohl bezüglich der Preise als auch in der Qualität müsse 
allerdings das Äußerste getan werden, um konkurrenzfühig zu blei- 
ben; denn unsere Gegner im Ostgeschäft hätten mit ihren relativ 
konstanten Valuten den Vorsprung, feste Preise und feste Liefer- 
termine einhalten zu können. Bei geringerem Unterschied in Qua- 
lität oder Preis ziehe der Käufer jedoch stets unbedingt feste Ab- 
schlüsse vor. 


Verschiedenes. 


Die Not der deutschen Wissenschaft!). — Ein Wesensmerkmal 
der unerfreulichen Verhältnisse in der Gegenwart ist die Überwu- 
cherung idealer Bestrebungen durch Strömungen materieller und 
egoistischer Natur. Als Ausfluß dieser Sinnesrichtung tritt eine in 
hohem Grade beunruhigende Minderbewertung wis- 
senschaftlicher Tätigkeit, kulturellen Schaffens, geisti- 
ger Arbeit überhaupt zutage. Zum Teil erklärt sich diese Sachlage 
aus der Notwendigkeit für den einzelnen, das Lebenswichtigste für 
den Alltag voranzustellen, d. h. zunächst für die rein materielle Da- 
seinsgrundlage Sorge zu tragen. Das Gefühlsleben wird bedrückt 
von der Last der unsicheren Lebenshaltung. Die naturnotwendige 
Folge davon ist die Konzentration der gesamten Kräfte und Fähig- 
keiten auf das eine Ziel, die Ausschaltung des Unsicherheitsfaktors. 
Für höhere Zwecke bleibt herzlich wenig übrig, und weite Volks- 
kreise entfremden auf diese Weise der Wertung geistiger Interessen 
und kultureller Errungenschaften, 


Aus diesen Tatsachen spricht eine beklagenswerte, die Gesamt- 
heit der Nation schwer schädigende Niedergangserscheinung, eine 
der unglücklichen Folgen des Weltkrieges, deren verheerende Wir- 
kungen vorläufig noch gar nicht abzusehen sind. Es läßt sich nicht 
leugnen, die Wissenschaft, vorder großen Wirrnis im Weltgeschehen 
die gepriesene Nährmutter des Fortschritts und der wirtschaftlichen 
und industriellen Blüte des Vaterlandes, das verhätschelte Schoß- 
kind des Staates und der Gesellschaft, geht heute nach Brot, sieht 
sich, -im großen und ganzen, als minder lebenswichtig beiseite ge- 
schoben, weil der unerbittliche Existenzkampf dem Volksganzen nur 
geringen Spielraum läßt, neben der Glattstellung der allerdringend- 
sten Erfordernisse an die Sicherung höherer Ziele zu denken. Die 
Berichte über die Beratungen des Reichstags und der einzelstaat- 
lichen Parlamente liefern überreiche Belege dafür, daß trotz des 
besten Willens der Vertreter des Volkes nur unzureichende Sum- 
men — namentlich wenn man die heutige Geldentwertung berück- 
sichtigt — für die Erhaltung und Pflege wissenschaftlicher Bestre- 
bungen flüssig gemacht werden können, obwohl die außerordentliche 
wirtschaftliche Notlage der großen Forschungsinstitute, Universi- 
täten, Hochschulen, Akademien, Bibliotheken, Museen, Archive und 
zahlreicher Einzelinstitute offenkundig ist. 


Leider wird in breiteren Volksschichten die grundlegende Be- 
deutung der Wissenschaft für die glückliche Entfaltung des Gemein- 
schaftslebens, für die Stabilität des Gesamtwohls im allgemeinen 
übersehen. Man vergißt, daß die wirtschaftlichen und sozialen Vor- 
teile, die technischen und industriellen Errungenschaften, deren sich 
das deutsche Volk zur Stunde noch erfreuen darf, und die seit jeher 
teils die Bewunderung, teils den Neid des Auslandes erregten, zu- 
meist der stillen Gelehrtenstube entstammen, daß wir ohne die ange- 
strengteste Tätigkeit und den wissenschaftlichen Forschungsdrang 
unserer besten Köpfe niemals die heutige Kulturhöhe erklommen 
hätten. Im Genuß der gegebenen Kulturgüter wird außer acht ge- 
lassen, daß auch auf diesem Gebiete der Verbraueh ohne Nachschub, 
ohne Neuerzeugüng, dem Rückschritt bzw. dem Verfall gleichkommt. 


Dazu kommt derlatenteGegensatzdesHandarbei- 
ters gegen den Kopfarbeiter. Trotz aller Aufklärung 
zeigt sich der körperlich angestrengte Handarbeiter nur allzuleicht 
geneigt, den still an seine Arbeitsstätte gebannten Kopfarbeiter als 
weniger tätig zu betrachten. Er sieht in ihm vielfach die unberech- 
tigt von seiner Hände Werk zehrende Drohne, ohne zu bedenken, 
wer eigentlich die Grundlagen und Bedingungen zur Ausnutzung 
der manuellen Geschicklichkeit geschaffen hat. Dieser unselige Ge- 
gensatz sollte endlich restlos verschwinden und einem gesunden, 
gegenseitigen Vertrauensverhältnis Platz machen, das beiderseitige 
Wertschätzung verbürgt. 

Durch Maßnahmen der Regierung ist zunächst die Gefahr einer 
Einstellung des Unuterrichtsbetriebes an einigen Universitäten ge- 
bannt und die Weiterführung des gewaltigen Unternehmens der 
„Deutschen Bücherei” in Leipzig gewährleistet. Welche Schädigung 
der Wissenschaft speziell aus der Einstellung der „Deutschen Bi- 
cherei” erwachsen würde, wird klar, wenn man sich vor Augen hält, 
daß die Bücherei als einzige Stelle in Deutschland das deutsche 
Schrifttum in annähernder Vollständigkeit, sei es Erzeugnis des 
Buchhandels, amtliche Drucksache oder private Veröffentlichung, 
sammelt und siehtet und damit eine Aufgabe löst, die selbst von der 
Gesamtheit der deutschen Bibliotheken nicht durchgeführt zu wer- 
den vermag. Gerade die Buchfraze un insbesondere der Austausch 
fachwissenschaftlicher Zeitschriften und Druckwerke mit dem Aus- 
lande sind für den Fortschritt der wissenschaftlichen Forschung von 
einschneidender Bedeutung. s . 


D Nach A. Schropp, „Siemens Wirtschaftl. Mitteilungen“ 1192. Nr. W. 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35. 
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bas 


31. August 1922. 


Nur dureh einiges Zusammenwirken aller verfügbaren Kräfte, 
und namentlich durch die stützende Hilfsbereitschaft br£&itester 
Volkskreise, kann der furchtbarsteu Not gesteuert werden. Eine 
vielverspreehende Grundlage in diesem Sinne ist in Deutechland 
in der „Notgemeinschaft der deutschen Wissen- 
schaf e geschaffen worden. Auf Anregung der Berliner Akade- 
mie der Wissenschaften haben sich sämtliche Wissenschaftsakade- 
mien, Universitäten, Technische, Landwirtschaftliche und Tierärzt- 
liche Hochschulen des Reichsgebietes mit der Kaiser-Wilhelm-Ge- 
sellschaft und zwei ganz Deutschland umfassenden großen Wirt- 
schaftsverbänden, dem „Verbande technisch-wissenschaftlicher Ver- 
eine” und der „Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte“ zur 
Erhaltung und Förderung der deutschen Wissenschaft zusammenge- 
schlossen. Die Gemeinschaft hat bereits in zahlreichen Fällen be- 
merkenswerte Erfolge erzielt. Hauptaufgaben der Vereinigung bil- 
den die Beschaffung, Verbilligung und erleichterte Benutzung der 
Forschungsmittel, Zusammenfassung und Beschränkung der For- 
schungseinrichtungen und die Unterstützung der F orschung selbst. 
Der Vorsitz liegt in den Händen des Staatsministers Dr. F. 
Schmidt-Ott. Neben dieser Notgemeinschaft der deutschen Wis- 
senschaft hat eich ein Stifterverband gebildet, dessen Ge- 
schäftsstelle nach einheitlichen Gesichtspunkten Mittel zur Unter- 
stützung der wissenschaftlichen Forschung werben und über die ein- 
laufenden Zuwendungen, unter Wahrung des Mitbestimmungsrechtes 
der einzelren Mitglieder, gemeinsam mit dem Präsidium und Haupt- 
ausschuß der Notgemeinschaft zweckmäßig und unparteiisch ver- 
an soll. Vorsitzender des Verbandes ist Dr.-Ing. e.h.C.Fr.von 

iemens —ı. i 


Gebührenzuschlag der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt 
für optische Prüfungen. — Der Teuerungszuschlag, welcher auf die 
Gebühren für optische Prüfungen der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt nach der Gebührenordnung vom 1. VII. 1918 erhoben 
wird (vgl. Teil X, Abschnitt Optisches Laboratorium, Nr. 21, 22, 25) 
beträgt vom 1. IX. 1922 ab 1900 %. 

Die Kosten für die bei den Prüfungen verbrauchte elektrische 
Energie werden jeweils nach der Höhe des von dem Elektrizitäts- 
werk Charlottenburg für Beleuchtungszwecke berechneten Strom- 
preises.in Rechnung gestellt. 

Bei Gegenständen, die für das Ausland bestimmt sind und deren 
Prüfung auf Veranlassung des Auslandes geschieht, wird die Ge- 
bühr nach der Gebührenordnung ohne Teuerungszuschlag, jedoch 
in der Währung des betreffenden Landes unter Zugrundelegung der 
Valuta am 31. VII. 1914 festgestellt und nach dem am Tage der Aus- 
fertigung des Prüfungsscheines an der Berliner Börse notierten 
Kurs des betreffenden fremden Geldes in Mark umgerechnet. Ergibt 
sich hiernach ein geringerer Betrag als nach den obigen für das In- 
land festgesetzten Bestimmungen, so werden letztere angewendet. 

Deutsche Firmen, welche für das Ausland bestimmte Gegen- 
stände der Reichsanstalt zur Prüfung einreichen, werden ersucht, 
dies im Prüfungsantrag zum Ausdruck zu bringen. 


Charlottenburg, den 17. August 1922. 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
gez. Nernst. 


Neue Druckkostenbeiträge für die Veröffentlichung von Wareu- 
zeichen. — Nach einer Bekanntmachung des Präsidenten des Reichs- 
patentamts sind die Druckkostenbeiträgefürdie Ver- 
öffentlichungvon Warenzeichen ab 15. VII. wie folgt 
erhöht worden: 


in Stufe 1 auf 180 M, 
n n" 2 n" 80 n 
" n" 3 " BOO " 
” „ 4 n” 950 r 
" r In 1450 n 
" „ 6 n 1950 r 
r, [2 i „ 2450 "= 


Die Gebührenerhöhung der elektrotechnischen Beratungsstel- 
len in Bayern. — Infolge der weiteren Steigerung aller Betriehs- 
ausgaben haben die elektrotechnischen Beratungsstellen (siehe 
„Bayer, Staatsanzeiger vom 10. XII. 1921, Nr. 288, S. 15) ihre ur- 
sprünglichen Gebühren, die denen der Gebührenordnung des Bayer. 
Revisionsvereins, e. V., München, für Nichtmitglieder entsprechen, 
mit. Genehmigung des Staatsministeriums des Innern mit sofortiger 
Wirksamkeit auf das Zwanzigfache erhöht. 


Gebührenordnung für Architekten und Ingenieure (AGO). — 
Mit Rücksicht auf die fortschreitende Geldentwertung werden die 
erst am 1. VII. d. Js. erhöhten Sätze für nach Stunden zu berech- 
nende Leistungen und für Reisen durch Beschluß des AGO-Aus- 
schusses für die Gebührenordnung ab 15. VII. d. Js. wie folgt er- 
höht: 


Stundensatz von 100M . . 2... auf 200 M 
Reiseaufwand für den Tag ohne Über- 

nachten von 209 M iep ee AO: 5, 
Reiseaufwand für den Tag mit Übernach- 

ten yvon 350M Lern BO 


D Yel „ETZ* 1921, 8.32, 283,974. 


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31. August 1922. 


Industrie und Handel. 


Deutsebland!). — Die Reparationskommission hat zwei ihrer 
Mitglieder nach Berlin entsandt, um vor ihrer Entscheidung über das 
Moratorium mit der Reichsregierung bezüglich der Bedingun- 
gen hierfür unmittelbar zu verhandeln. Nach englischen Nachrichten 
soll es sich dabei um eine Reihe von Vorschlägen handeln, unter 
denen eine vorläufige Abfindung Belgiens mit Wechseln auf unsere 
V-Banken, die Überführung der deutschen Goldreserve als Pfand 
in das besetzte Gebiet, Kontrolle von Bergwerken und Wäldern ge- 
genannt werden. Inwieweit das zutrifft und die Delegierten der Re- 
parationskommission etwa den Zweck verfolgen, die bekannten An- 
sprüche Poincar6s auf produktive Pfänder durchzusetzen, 
ist z. Zt. noch nicht bekannt. Was die Ausgleichszahlun- 
cen betrifft, so haben die Alliierten durch die britische Regierung 
erklären lassen, daß sie beabsichtigen, die Zahlung der am 15. VIII. 
fällig gewesenen 2 Mill. £ binnen 4 Wochen von diesem Tage an zu 
fordern, das Abkommen vom 10. VII. 1921 zu kündigen und Schritte 
zutun, um einzeln mit der deutschen Regierung Abmachungen über 
die Regelung aller ihnen auf Grund der wirtschaftlichen Bestimmun- 
gen geschuldeten Beträge zu treffen, 


Schweiz. — Ein anschauliches Bild der Schwierigkeiten, mit 
denen die schweizerische Elektroindustrie zu kämpfen hat, 
bietet der in mancher Beziehung sehr interessante Geschäftsbericht 
der A. G. Brown, Boveri & Cie., Baden (Schweiz), für 
1921/22?), Die allgemeinen wie insbesondere die industriellen Ver- 
tältnisse haben sich wesentlich verschlechtert, neue Aufträge sind 
äußerst spärlich geworden, und die erzielbaren Preise werden als 
ganz unzureichend bezeichnet, abgesehen davon, daß bei verringer- 
ter Produktion die Selbstkosten bedeutend steigen. Die Arbeiterzahl 
im Badener Werk der Firma ist innerhalb Jahresfrist von 3258 auf 
2518 und in der Fabrik Münchenstein gegen die llöchstziffer von 988 
auf 565 gesunken, und auch diese verringerte Belegschaft arbeitet 
nur88 % im Durchschnitt. „Der Tiefstand”, so sagt die Verwaltung, 
„dürfte damit noch nicht erreicht sein. Die Reduktion der Arbeiter- 
zahl läßt uns viele eingeschulte Leute verlieren, deren Ersatz später 
schwierig und deren Mangel für die Wiederauflebung der Produktion 
binderlich sein wird. Die Zahl der Angestellten konnte naturgemäß 
nicht annähernd im gleichen Verhältnisse reduziert werden, wo- 
durch bei den gegen früher so stark erhöhten Gehältern die Unkosten 
erheblich gesteigert werden. Es ist klar, daß unter den geschilderten 
Umständen die Betriebe z. Zt. mit Verlust arbeiten, ein Zustand, der 
naturgemäß nur ein vorübergehender sein kann’und irgendwie ein 
Ende finden muß. Vonirgendeinem Umschwunge der 
Konjunktur zum Besseren ist bisher nichts zu 
bemerken; aber auch die Änderungen in den internen Wirt- 
schaftsverhältnissen der Schweiz, die zur Wiederherstellung unserer 
Lage gegenüber dem Weltmarkte und den uns umgebenden Ländern 
unerläßlich sind, vollziehen sich infolge der sich entgegenstellenden 
Widerstände nur außerordentlich langsam. Letzten Endes werden 
sich die Verhältnisse stärker zeigen als alle künstlichen Maßnahmen, 


durch die sich die wirtschaftlichen Gesetze niemals meistern lassen; . 
aber es wird eine kostbare, unwiederbringliche Zeit darüber verloren . 


gegangen sein, die der schweizerischen Industrie ihre ganze Stellung 
kostep kann.” Für die schweizerischen Fabriken von Brown, Boveri 
stand im Berichtsjahr die Ablieferung elektrischer Loko- 
motiven im Vordergrund, und die Verwaltung nimmt Gelegen- 
neit, besonders auf den Einzelachsantrieb ihres Systems bei den 
neuen Schnellzugsmaschinen der Type 2C 1 hinzuweisen, aus dem 
sich nach ihrer Ansicht Lokomotivtypen entwickeln lassen, die man 
bisher nicht für möglich gehalten hätte, und die die allgemeine Ein- 
führung des elektrischen Bahnbetriebes wesentlich fördern miissen. 
So sollen denn auch Maschinen gleicher Art aber stärkerer Leistung 
von der Deutschen Reichseisenbahn für die bayerischen Linien in 
frößerer Anzahl der Mannheimer Tochtergesellschaft in Auftrag ge- 
geben werden. Der Bericht beklagt dann, daß die Bestellungen der 
Bundesbahnen 1922/23 voraussichtlich weniger umfangreich sein 
werden als in den letzten Jahren), und bemerkt, daß es paradox 
erscheinen müsse, wenn gerade die Schweiz, die doch in erster Linie 
für den elektrischen Betrieb prädestiniert sei, die Elektrisierung 
uicht intensiv fortsetzen würde, während alle anderen Länder mit 
äußerstem Energieaufwande daran arbeiten. „Jedenfalls bleibt es 
aber tief bedauerlich, daß Zurückhaltung gerade in dem Augenblicke 
g:üht wird, in dem man der heimischen Industrie mehr als jemals 
durch diese Arbeiten eine so wesentliche Unterstützung angedeihen 
lassen könnte. Erweisen sich die — auf Grund eines für die jetzigen 
Verhältnisse zu groß angelegten Programms — für die Gotthard- 
lnie gemachten Aufwendungen z. Zt. auch als unrentabel, so liegen 

ie Verhältnisse doch ganz anders für die Linien, die dem inner- 
schweizerischen Verkehre dienen. Hier könnte gewiß durch den 
Aufwand entsprechender Mittel Nützlicheres geleistet werden als 
nit Geldern, die in wirtschaftlichen Experimenten und in einer ufer- 


t) vgl. „ETZ“ 1922, S. 1096. . 

» Der Überschuß des Berichtsjahres beträgt mit 416f61 Fr Vortrag 
LR? 66h Fr. die, wieder ohne Verteilung einer Dividende. zum größten Teil 
auf neue Rechnung gehen. Die Verwaltung erwartet im lautenden Jahr direkte 

»rluste, für die sie gerüstet bleiben will. l 
3 ”,; Nach der „Schweizer. Bauztg.“ hat die Generaldirektion der $. B. B. vor 
oem 2 neue Schnellzug-Lokomotiven in Auftrag gegeben, u. zw. 8 der im 
ericht genannten Type, Bauart Brown, Boveri 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 35. 


1123 


losen Arbeitslosenfürsorge untergehen, durch welche die Rückkehr 
zu gesunderen Verhältnissen nur verzögert wird. Auch die Preise, 
zu denen die Arbeiten z. Zt. ausgeführt werden könnten, dürften 
kaum höher sein als die, welche in der nächsten Zukunft zu erwarten 
sind.“ Unter den weiteren Lieferungen und Fabrikaten werden dann 
besonders Großgleichrichter genannt, die in der Schweiz 
bereits eine Anzahl Bahnen betreiben, und deren Ausfuhr trotz der 
für jeden Export schwierigen Verhältnisse erheblich zugenommen 
hat. Wesentliche Bedeutung gewinnen speziell die vollkommen auto- 
matischen Anlagen, und der Bericht erwähnt, daß sich die Verwen- 
dung von Gleichrichtern neuerdings auch auf den Betrieb von Walz- 
werken ausdehne. Die Erzeugnisse der Firma würden in allernäclı- 
ster Zeit selbst für Spannungen bis 5000 V brauchbar sein. Es wird 
dann auf die infolge der Verteuerung der Gebäude auch in Europa 
Verbreitung findenden Freiluftstationen für Transforma- 
toren und Schaltanlagen.nach amerikanischem Muster hingewiesen, 
wie sie die Berichterstatterin z. B. mit einer Leistung von 20 000 kV. A 
von den Bundesbahnen für die Unterstation Puidoux in Auftrag 
erhalten hat; die Apparatur solcher Stationen wird bereits für Span- 
nungen bis zu 150 kV erzeugt. Wasdie Unternehmungen im 
Ausland betrifft, so gewinnen diese bei der ungünstigen Lage 


- der schweizerischen Industrie an Bedeutung, so große Sorgen gerade 


sie der Gesellschaft in den letzten Jahren auch gemacht haben und 
vielleicht noch machen werden. Dabei stehen die Interessen in 
Deutschland an erster Stelle, weil die dortigen Betriebe mehr 
als 16 000 Personen beschäftigen. Der Größe nach folgen die Ge- 
sellschaften in Frankreich und Italien, die gleichfalls zu 
bedeutenden Unternehmungen herangewaclısen sind. Bezüglich der 
bilanzmäßigen Bewertung der großen Betriebe in Deutschland sagt 
die Verwaltung, daß die stark und rasch ansteigenden Ziffern des 
Kapitals der verschiedenen Gesellschaften allzu leicht den Eindruck 
von Kapitalverwässerung aufkommen ließen. Die heutigen Zahlen 
könnten allerdings auch nicht annähernd als Goldwerte angesprochen 
werden; es wäre aber ebenso unzutreffend zu glauben, daß sie nur 
dem gegenwärtigen Wert der deutschen Valuta entsprächen. Jeden- 
falls dürfe angenommen werden, daß der heutige Goldwert der Ka- 
pitalien dieser Industriegesellschaften dem Goldwert der Aktien- 
kapitalien von vor dem Kriege entspricht, abgesehen von etwaigem 
Zuwachs durch Ausdehnung der Unternehmungen. Die Entwicklung 
der Börsenkurse in Deutschland trage solchen sachlichen Erwägun- 
gen keine Rechnung: sie waren zu gewissen Zeiten übertrieben 
hoch, zu anderen zweifellos zu nieder. Die Beschäftigungder 
Werke in Deutschland ist andauernd noch sehr gut, und die Aufträge 
können kaum bewältigt werden. „Immerhin“, so heißt es am Schluß 
der allgemeinen Ausführungen, „wird das Ergebnis der stiddeutschen 
Fabriken durch den lange dauernden Metallarbeiterstreik dieses 
Frühjahrs im laufenden Jahre eine bedeutende Beeinträchfigung 
erfahren. In Italien ist der Auftragsbestand auch noch sehr befrie- 
digend. In Frankreich zeigt das Geschäft eine Verlangsamung, und 
auch die Preise sind dementsprechend im Rückgange begriffen. Das 
Ergebnis unserer schweizerischen Fabrikbe- 
triebe war unbefriedigend. Hat man zuerst die Produk- 
tion durch die Reduktion der Arbeitszeit künstlich verteuert, so ge- 
schieht das jetzt in noch höherem Maße durch den Mangel an Be- 
schäftigung. Der bisherige Abbau an Gehältern und Löhnen konnte 
dafür keinen Ausgleich bieten. Auf Rohmaterialien sowie auf halb- 
fertige und fertige Eigenfabrikate mußten wegen weiterer Wert- 
verminderung neuerdings bedeutende, in den Betriebsrechnungen 
verbuchte Abschreibungen gemacht werden.” 


Auch der Verband schweizerischer Spezialfa- 
briken der Elektrotechnik beurteilt in seinem 6. Jahres- 
bericht die Ergebnisse von 1921 außerordentlich ungünstig und 
macht den heimischen Behörden den Vorwurf, der deutschen Export- 
und Preispolitik, in der er neben anderen Faktoren eine wesentliche 
Ursache der Krisis erblickt, nicht mit der zur Abwehr einer Flut von 
Valutawaren nötigen Schlagfertigkeit begegnet zu sein. Hinsicht- 
lich der Verlängerung der Arbeitszeit wird von. der Branche 
eine weniger bureaukratische Regelung der Überzeitarbeit gefordert, 
außerdem höhere Bezahlung der Überstunden. Was den Preis- 
abbau betrifft, so hat der Verband nach der uns vorliegenden 
Pressemeldung für isolierte Drähte und Kabel Reduktionen von 15 
bis 60 %, in der Schaltapparateindustrie solche von 30 bis 50 % durch- 
geführt, so daß die gängigen Artikel dieses Zweiges nur noch um 
10 bis 30 % höher stehen als vor dem Kriege. Bei elektrischen Heiz- 
und Kochapparaten betrug die Ermäßigung durchschnittlich 30 % 
auf Artikel, die durch Einfuhrbeschränkungen geschützt sind; ihre 
heutigen Verkaufspreise liegen damit noch um 45 % höher als 1913. 
Bügeleisen und Schnellkocher, Sicherungen usw. wurden billiger 
abgegeben als vor Ausbruch des Krieges. Der Preis der in der 
Schweiz am meisten gebräuchlichen Glühlampe ist seit Februar 1921 
von 1,86 auf 1,35 Fr herabgesetzt worden, ein Satz, der den der Frie- 
denszeit noch um 60 % überschreitet. Elektrische Zähler wurden um 
30% verbillist und notieren damit nur noch 10 bis 20 % über dem 
Vorkrierspreis. Der Verband ist der Ansicht, daß die Einfuhrbe- 
schränkungen durch Valutazuschläge ersetzt werden sollten, 
und spricht den Exportkrediten praktischen Erfolg ab. Am erwünsch- 
testen wäre ihm natürlich eine Stabilisierung der Valuten. 

Die in der „ETZ” 1922, S. 697 für 1921 mitzeteilte Ausfuhr- 
zifferdynamoelektrischer Maschinen von 71543 dz 
ist in der „Ind.- u. Hand.-Ztg.” soeben dahin spezifiziert worden, daß 


1124 


nt nn 


von dieser Menge 15 177 dz nach Frankreich, 8945 dz nach Spanien, 
8813 dz nach Belgien, 57 12 dz nach Holland, ' 5552 dz nach England, 
1000 dz nach Norwegen, 3393 dz nach Niederländisch-Indien, 2794 dz 
nach China, 2460 dz nach Italien, 2121 dz nach Japan und nur 1006 dz 


t 


Elektrotechnische Zeitschriit. 


1922. Heit 35. 31. August 1922. 


nach Deutschland geliefert wurden. Das 1. Vierteljahr 1922 hat 
einen erheblichen Rückschlag gebracht, insofern die Schweiz nür 


10 180 dz exportierte gegen 19 730 dz im gleichen Zeitraum von 1921 


und 16 740 dz in 1913. 


b 


VEREINSNACHRICHTEN. 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. ı 


Kreuzung von Telegraphen- und Fernsprechleitungen. 


Der Reichspostminister hat mit Schreiben vom 26. Juli 1922 
mitgeteilt, daß die in der „ETZ“ 1920, Heft 4, S. 78 veröffentlichten 
Bestimmungen über die Sicherung der Reichs- 
Schwachstromleitungen bei Überkreuzung mit 
Niederspannungsleitungen die nachstehend unter I be- 
kanntgegebenen Erleichterungen erfahren haben. Ferner wer- 
den diese Bestimmungen durch die unter II wiedergegebenen Be- 
stimmungen überden Schutz derSchwachstrom- 
leitungen bei Unterkreuzung mit Niederspan- 
nungsleitungen ergänzt. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
| Der Generalsekretär: 
“ P.Schirp. 


Zusatzbestimmungen des Reichspostministers vom 26. Juli 1922 zu 

Ziffer 3 der Allgemeinen Vorschriften für die Ausführung und den 

Betrieb neuer elektrischer Starkstromanlagen bei Kreuzungen und 
Näherungen von Telegraphen- und Fernsprechleitungen. 


I. Blanke Niederspannungsleitungen 


können ohne besondere Schutzvorrichtungen über Telegra- 
phen- und Fernsprechleitungen hinweggeführt wer- 
den, wenn genügende Sicherheit gegen Bruch oder gegen ein die 
Schwachstromleitungen gefährdendes Nachgeben der Starkstrom- 
leitungen des Kreuzungsfeldes besteht. Diese Bedingung gilt als 
erfüllt, wenn die nachstehenden Bestimmungen beachtet werden: 


1. Die Spannweite der überkreuzenden Anlage soll kurz be- 
messen sein. Muß ausnahmsweise ein Stützpunktabstand von mehr 
als 40 m gewählt werden, so ist im vorherigen Benehmen mit dem 
Telegraphenbauamt festzustellen, inwieweit weitergehende Sicher- 
heitsmaßnahmen getroffen werden miissen. 

2. Die Niederspannungsleitungen des Kreuzungsfeldes sind aus 
Drahtseil herzustellen mit einem Mindestquerschnitt von 10 mm? 
bei Leitungen aus Kupfer, von 16 mm? bei Leitungen aus verzinktem 
Eisen und von 25 mm? bei Leitungen aus Aluminium. Jedoch darf 
für den Null- oder Mittelleiter, wenn er geerdet ist, Volldraht von 
beliebiger Stärke verwendet werden. Versuchsweise werden auch 
für die spannungführenden Leitungen bei Spannweiten bis höch- 
stens 40 m an Stelle der Leiterseile eindrähtige Kupfer- und ver- 
zinkte Eisenleitungen von mindestens 10 mm? Querschnitt zuge- 
lassen, sofern nach Lage der Verhältnisse nicht besondere Bedenken 
dagegen zu erheben sind. 


An Stellen, wo Leitungen bestimmter Baustoffe in kurzer Zeit - 


durch chemische Einflüsse zerstört oder wesentlich in ihrer Festig- 
keit beeinträchtigt werden, z. B. in der Nähe von Kokereien, che- 
mischen Fabriken, Salinen und dergleichen ist dieser Gefahr bei 
der Wahl des Baustoffs und Querschnitts der Leitungen Rechnung 
zu tragen. 


SITZUNGSKALENDER. 
Elektrotechnischer Verein Mannheim-Ludwigshafen. 10. IX. 
1922 Besichtigung des Itterwerkes. Abfahrt von Mannheim: 7% Uhr. 


Vorherige Meldung erforderlich. 


Elektrotechnische Gesellschaft Hannover 
8 Uhr: Vortrag Dipl.-Ing. Kots, Dresden, „Radiophor“ 
Wärmeapparate“ 


7. IX. 1922 abds. 
Elektrische 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


D. Banky ¢. Der hervorragende ungarische Maschinenkonstruk- 
teur Donath Banky, Professor am Polytechnikum zu Budapest, 
ist gestorben. 

Hochschulnachrichten. Zu Ehrenbürgern der Technischen Hoch- 
schule Berlin sind in Anerkennung ihrer Verdienste ernannt worden 


3. Die spannungführenden Leiter (Seile oder Drähte) müssen 
im Kreuzungsfeld aus einem Stück (ohne Verbindungsstellen) be- 
stehen und an den Aufhängepunkten in zuverlässiger Weise (be- 
sonders sichere Bindung, erforderlichenfalls mit Hilfsbügel oder Ab- 
spannung) befestigt werden. 

Für die zulässigen Beanspruchungen der Leitungen und die Be 
messung des Durchhangs gelten die Bestimmungen unter Ic und d 
der Normen für Starkstrom-Freileitungen. 

4, Zwischen den spannungführenden Niederspannungsleitungen 
und den Schwachstromleitungen ist im allgemeinen ein senkrechter 
Abstand von mindestens 1,5 m einzuhalten. Eine Verringerung 
dieses Abstandes ist zulässig, wenn ein Mindestabstand von 1 m 
auch unter den ungünstigsten Umständen gewahrt bleibt, was im 
Zweifelsfalle nachzuweisen ist. 

An Stellen, wo in absehbarer Zeit eine Höherlegung der 
Schwachstromleitungen, z. B. wegen starker Leitungsvermehrung, 
notwendig wird, ist bei der Bemessung des Abstandes tunlichst auf 
die endgültige Leitungslage Rücksicht zu nehmen. 

5. Als Stützpunkte können Eisenmaste, Eisenbetonmaste, ge- 
tränkte Holzmaste, Holzmaste (auch ungetränkte) mit besonderen 
Erdfüßen, sowie Dachgestänge, zuverlässig befestigte Mauerbügel 
und Isolatorstützen an Bauwerken oder Felsen benutzt werden. 
Die Gestänge müssen standsicher hergestellt und erhalten werden. 

Nicht getränkte Holzmaste ohne besondere Erdfüße werden nur 
unter außergewöhnlichen Verhältnissen nach vorheriger Verstän- 
digung mit dem Telegraphenbauamt und nur für eine beschränkte 
Benutzungsdauer zugelassen. 

6. Der Starkstromunternehmer trägt für die dauerhafte Her- 
stellung und ordnungsmäßige Instandhaltung seiner Anlage die 
Verantwortung. Er wird den Zustand der Anlage und insbesondere 
m Standsicherheit mindestens jährlich einmal nachzuprüfen 

aben. 


IIL. Die Unterkreuzung der Telegraphen- und 
Fernsprechleitungen mit Niederspannungs- 
freileitungen 


soll auf solche Fälle beschränkt werden, wo die Überkreuzung nur 
unter besonderen Schwierigkeiten oder mit erheblichen Mehrkosten 
ausführbar ist. 

Bei der Unterkreuzung, die möglichst im rechten Winkel er- 
folgen soll, ist durch Anbringung eines oder mehrerer geerdeten 
Schutzdrähte über den Niederspannungsleitungen sicherzustellen, 
daß eine herabfallende Schwachstromleitung geerdet wird, bevor 
sie eine spannungführende Leitung berühren kann. Dazu kann — 
auch bei Hausanschlüssen — der geerdete Null- oder Mittelleiter 
benutzt oder mitbenutzt werden. Zwischen den Schwachstramlei- 
tungen und den geerdeten Drähten ist ein Mindestabstand von 1 m 
zu wahren. 

Durch die Unterkreuzung darf die Ausnutzung der vorhande- 
nen Schwachstromgestänge für den zu erwartenden Leitungszu- 
wachs nicht gehindert werden. Auch dürfen die Schwachstromlei- 
tungen eines Leitungsfeldes oder einer gleichmäßig durchgeführ- 
ten Leitungsanlage nicht durch Über- und Unterkreuzungen in un- 
zuträglicher Weise eingeengt werden. 

In Fällen, wo die Unterhaltungs- und Erweiterungsarbeiten an 
der Schwachstromlinie durch die unterhalb kreuzende Niederspan- 
nungsleitung gefährdet werden, ist letztere für die Dauer solcher 
Arbeiten auf Verlangen abzuschalten. 


tsch und Dr.-Ing. h. c. Mam- 
K. v.Borsig sowie der Direktor 
ldebrandt,in Berlin. 


die Direktoren Dr.-Ing. h.c. De 
rot h von der AEG, Dr.-Ing. h. c. 
der Knorrbremse A. G., Wilh. Hi 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftieitung 
und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Entwicklung der Triebsysteme für Induktionszähler. 


Zu dem Aufsatz des Herrn C. PAULUS in der „ETZ.*“ 1922, 
S. 729, gestatte ich mir, soweit sich derselbe auf die Entwicklung 
der T riebsysteme bezieht, folgendes zu erwidern 

Schon ein Vergleich der Abb. 2 bis 4 mit "Abb. 5 läßt die 
erundsätzliche Verschiedenheit beider Systemarter erkennen, die 
-ich darin äußert, daß die für die richtige Wirkungsweise aufge- 
stellten Bedingungen Wu uc: laugenutialen Anordnung weniger, 
von der radialen hingegen in geradezu idealer Weise erfüllt wer- 
den, und zwar ist dies augenfällig bezüglich des guten Eisen- 


ala 3 matt. 


31. August 1922. 


schlusses beider Spannungsflüsse und des direkten Gegenteiles 
beim Hauptstromfluß. Danach dürfte das radiale Triebeisen mehr 
Anspruch darauf haben, in Zukunft als Regelausführung zu gel- 
ten. Dahin führt auch die Tatsache, daß das von den Bergmann- 
Elektrieitäts-Werken konstruierte und seit 1908 benutzte radiale 
Triebeisen!) namentlich in neuerer Zeit von anderen namhaften 
Zählerfabriken in ähnlicher Bauweise angewendet wird, so auch 
von der AEG, die vorher ausschließlich das tangentiale führte. 
Dieser Umschwung ist erklärlich, denn die charakteristischen 
Grundzüge dieses radialen Spannungseisens bürgen, wie die Abb. 5 
erkennen läßt, für die Erfüllung aller an ein solches Meßgerät zu 
stellenden Forderungen. 


So kommt es auch, daß sich dieses System z. B. im Bergmann- 
Zähler seit 16 Jahren unverändert ganz beispiellos bewährt, wäh- 
rend in dieser Zeit die verschiedenen tangentialen Triebeisen 
öftere Umgestaltungen erfuhren, um das zu erreichen, was ihnen 
gegenüber dem radialen hauptsächlich fehlte. Es fehlte vor allem 
der eisengeschlossene Spannungstriebfluß, d. h. der Spannungs- 
gegenpol auf der anderen Seite der Ankerscheibe, der sich beim 
radialen Spannungseisen in ganz natürlicher zwangloser Weise als 
einfacher Fortsatz des Joches ergibt. Hierdurch wurden wichtige 
Eigenschaften verbessert, insbesondere gelang es damit dem Un- 
terzeichneten im Jahre 1908, auf die künstlichen Hilfsmittel zur 
Erzeugung der 90°-Verschiebung zu verzichten, die nicht nur den 
Eigenverbrauch vergrößerten, sondern teilweise auch andere Nach- 
teile mit sich brachten. Dieser um die Scheibe herumgreifende 
Gegenpol der Abb. 5 wurde deshalb begreiflicherweise auch beim 
tangentialen Spannungseisen angestrebt, jedoch konnte seine An- 
wendung hier nur verhältnismäßig umständlich und dennoch un- 
vollkommen gelingen; Abb. 4 enthält deshalb hierüber nur 
schwache Andeutungen. ' 


Abb. 1. 


Was den Aufbau anbelangt, bestätigen die Erfahrungen mit 
den schon erwähnten weit verbreiteten Bergmann-Zählern, daß die 
Mängel, die angeblich einen stabilen übersichtlichen Aufbau ver- 
hindern sollen, gar nicht vorhanden zu sein brauchen. Auch der 
hier in Abb. 1 wiedergegebene, seit 15 Jahren bewährte Dreh- 
stromzähler derselben Firma, bei dem zwei solcher Triebeisen 
nebeneinander benutzt werden, zeigt deutlich, daß sich dieselben 
für einen mustergültigen Aufbau ganz besonders eignen. Es ist 
also bei diesem Fabrikat jedenfalls nicht zutreffend, daß das Trieb- 
system konstruktive Schwierigkeiten mit sich bringe, indem es 
selbst zur Versteifung der Konstruktion dienen müsse, oder die 
Festigkeit, Unabhängigkeit und Zugänglichkeit der Strom- und 

pannungseisen verhindere, sondern man kann in dieser Hinsicht ge- 
rade das Gegenteil feststellen. 


Berlin, 2. VI. 192. Evan Evans. 


Einiges über die Entwicklung ie Triebsysteme für Induktions- 
zähler. 


„. In Heft 21/1922 der „ETZ“ berichtet C. Paulus unter obigem 
Titel über die Entwicklung der modernen Triebsysteme für In- 
duktionzähler, unter besonderer Berücksichtigung ihres Wattver- 
brauches im Nebenschlußkreis und beschäftigt sich dabei in der 

auptsache mit dem sogenannten Dreifingereisen und dem B-Eisen. 

ie Ausführungen des Herrn C. Paulus können nicht unwiderspro- 
chen und unergänzt bleiben, da dasjenige Triebsystem, um welches 
es sich zu Anfang und am Schluß des Artikels hauptsächlich handelt, 
nämlich das Triebeystem des LJf-Zählers der AEG, mangels einer 


1) Vgl. „ETZ“ 1909, 8. 279 


e 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 35. 


kS 


1125 


bildlichen Darstellung nicht genügend gewürdigt werden konnte. Es 
sei deshalb an dieser Stelle besonders auf die Vorteile dieses Systems 
hingewiesen. i , 

Das in der Abb. 2 dargestellte Triebsystem des LJf-Zählers mit 
radial zur Systemscheibe gestelltem Spannungseisen und senkrecht 
dazu angeordnetem Stromeisen hat gegenüber allen anderen Syste- 
men infolge der gut geschlossenen Kraftlinienwege und der innigen 
Verkettung der motorisch wirksamen Triebfelder den Vorteil eines 
sehr geringen Eigenverbrauches im Nebenschlußkreis von 0,25 W 
bei einem verhältnismäßig hohen Drehmoment von 6 cmg. Diese 
günstigen Verhältnisse sind durchaus nicht eine Folge größerer 
Abmessungen des Triebsystems, sondern lediglich eine Folge der 
günstigsten Wahl aller in Frage kommenden elektrischen und kon- 
struktiven Einzelheiten. Die Anordnung der dreifingrigen Span- 
nungseisen mit umgreifendem Rückschluß bei verhältnismäßig 
großen Triebfeldpolspuren hat sich in jeder Beziehung als vortei!- 
haft erwiesen, so daß es möglich war, diese günstigen Verhältnisse 
zwischen Drehmoment und Eigenverbrauch ohne Aufwand abnor- 
maler Kupfer- und Eisenmengen zu erzielen. Dabei ist die Win- 
dungszahl und die Drahtstärke der Spannungsspule so gewählt, daß 
von unverhältnismäßiger Erschwerung und Verteuerung der Fabri- 
kation nicht gesprochen werden kann. Es ist in letzter Zeit ver- 
schiedentlich versucht worden, diese günstigen Eigenschaften des 
LJf-Zählers zu erreichen, doch sind diese Versuche ohne den glei- 
chen Erfolg geblieben. 


Saia 


Abh. 3. 


Vergleicht man damit die Wechselstromzähler anderer Ausfüh- 


"rung, so wird man finden, daß diese Verhältnisse, wie sie in vor- 


bildlicher Weise der LJf-Zähler in sich verejnigt, von keinem an- 
deren Zählersystem übertroffen werden. Es ist zwar ohne weiteres 
möglich, durch entsprechende Erhöhung der Windungszahl und 
Herabsetzung der Drahtstärke der Spannungsspule eine Vermin- 
derung des Eigenverbrauches im Nebenschlußkreis herbeizuführen, 
jedoch auf Kosten des Drehmomentes, eines gestreckten Verlaufes 
der Belastungskurve und anderer vorteilhafter Eigenschaften des 
Zählers. Beim LJf-Zähler ist dies nicht der Fall. Bei diesem 
Zähler bleiben Drehmoment und Kurvenform in einem gleich gün- 
stigen Verhältnis. Ein hohes Drehmoment und gute Fehlerkurven 
sind aber ebenso wichtig, wie der geringe Eigenverbrauch im Neben- 
schlußkreis. 

Zähler anderer Systeme mit einem derartig geringen Eigenver- 
brauch wie beim LJf-Zähler haben außerdem eine bedeutend höhere 
Windungszahl der Spanungsspule und demzufolge einen viel dünne- 
ren Draht nötig. Ä | 

In konstruktiver Hinsicht stellt der LJf-Zähler der AEG eine 
Originalität dar, wie sie bisher im Zählerbau noch nicht angewendet 
wurde. Die dreieckförmige Verbindung der drei Konstruktions- 
elemente: Grundplatte, Triebkernträger und Triebkern (Abb. 3) er- 
geben ein äußerst starres System, so daß diese Teile fest und unver- 
rückbar miteinander verbunden sind. 

Es ist eine auf mechanischem Gesetz fußende Tatsache, daß die 
dreieckförmige Verbindung die stabilste ist. Durch diesen Aufbau 
werden die Zähler unempfindlich gegen Stoß und grobe Behandlung, 
so daß eine Veränderung des Triebsystems durch gegenseitige La- 
genänderung der Konstruktionselemente ausgeschlossen bleibt. Ab- 
gesehen hiervon ist man auch in der Lage, durch Lösen von 4 Schrau- 
ben das ganze Triebsystem des Zählers herauszunehmen. Diese An- 
ordnung hat in bezug auf die Demontierbarkeit so große Vorzüge, 
daß die Konstruktion verdient, besonders hervorgehoben zu werden. 
Es soll dabei nicht unerwähnt bleiben, daß die Durchsichtigkeit des 
Triebsystems in bezug auf Kontrolle des Luftspaltes und Spiel der 
Triebscheibe in keiner Weise anderen Systemen nachsteht. 

Eis ist eine irrige Annahme, daß jenes Bestreben, einen möglichst 
geringen Eigenverbrauch der Wattstundenzähler zu erzielen, eine 
Verwirrung bei den Abnehmerkreisen und auch bei den Herstellern 
hervorrufen soll. Im Gegenteil, der Verbraucherkreis, d. h. die 
Elektrizitätswerke müßten es schätzen, indem LJf einen Zähler zu 
besitzen, welcher ihnen die größte Ersparnis im Betriebe verbürgt. 

Auch die Folgerung, daß ein etwas höherer Wattverbrauch un- 
wesentlich sei, ist unzutreffend, da bei kleinen und wenig benutzten 
Anlagen, also ganz besonders bei Kleinabnehmern mit überwiegen- 
dem Lichtverbrauch der Eigenverbrauch des Elektrizitätszählers 
ganz ausschlaggebend ins Gewicht fällt, da der jährliche Verbrauch 
desselben einen erheblichen Prozentsatz der überhaupt gezählten 


1126 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35. 


SE. 


31. August 1922. 


Kilowattstunden ausmachen kann. Der ideale Zähler wäre natür- 
lich der Zähler ohne Eigenverbrauch, wie der Amperestundenzähler 
für Gleichstrom, der fast überall wegen des gänzlichen Fortfalls des 
Eigenverbrauches, nebenbei auch wegen der geringeren Anschaf- 
fungskosten den Wattstundenzähler aus den Kleinanlagen fast 
gänzlich verdrängt hat. Da es aber einen brauchbaren Amperstun- 
denzähler für Wechselstrom z. Zt. noch nicht gibt, und weil auch 
aus meßtechnischen Gründen der Amperestundenzähler für Wechsel- 
strom zunächst ausscheidet, weil er ja nicht den tatsächlichen Ener- 
gieverbrauch mißt, so kommt also für Wechselstromanlagen nur ein 
ROSEN NDS rzeble: mit sparsamstem Eigenverbrauch 
in Frage. 

Bei den heutigen hohen Strompreisen müßte also jedes Elek- 
trizitätswerk solche Zähler wählen, die neben einer guten Fehler- 
kurve den geringsten Eigenverbrauch haben. 

Nach dem Vorhergesagten trifft es nicht zu, daß der LJf-Zähler 
der AEG mit einem Wattverbrauch von 0,25 W im Nebenschluß als 
in der Entwicklung des Zählerbaues „auf Abwege führend” ausge- 
legt werden kann. Es ist im Gegenteil als ein Fortschritt in der 
Zählertechnik anzusehen, daß die AEG das Streben nach einem be- 
sonders sparsamen Wechselstromzähler in die Praxis umsetzte. 

Es ist selbstverständlich, daß der geringe Eigenverbrauch als 
solcher nicht schutzfähig ist, wohl sind aber die Mittel, welche zur 
Erzielung eines geringen Eigenverbrauches angewendet werden, 
patentfähig und diesbezügliche Patente sind auch erteilt. 


Berlin, 30. VI. 1922. M. Helm. 


Wagenführer-Kontrollapparat für Straßenbahnen. 
Erwiderung zum Brief auf S. 866. 

Ich schließe an die Ausführungen des Herrn GISBERT KAPP 
an und gestatte mir folgendes zu erwidern: Beim Befahren großer 
Steigungen oder Gefälle ist der Führer-Kontrollapparat ebenfalls 
verwendbar, er besitzt zwar auf solchen Strecken eine andere Emp- 
findlichkeit als in der Ebene, aber dennoch zeigt er die schädigende 
Hantierung des Führers, das stoßweise Anfahren auf der Bergfahrt 
und das stoßweise Bremsen innerhalb. der Talfahrt an. Der Apparat 
ist sogar auf solchen Strecken besonders empfindlich. Eine Strom- 
ersparnis auf Berg- und Talfahrt ist aber auch mit dem Apparat des 
Herrn GISBERT KAPP oder mit Watt- oder Amperestundenzählern 
nicht zu erzielen. Das Interesse der Führer, die elektrische Ein- 
richtung schonend zu behandeln, wird natürlich gehoben, wenn es 
durch geldliche Unterstützungen gefördert wird. Ich glaube das 
Interesse durch Leistungszulagen auch bei den Führern zu wecken. 
In der Werkstatt zahlen wir solche Leistungszulagen bereits mit 
gutem Erfolg. 

Wolff, 


Magdeburg, 27. VII. 1922. 
= Straßenbahn-Direktor. 


LITERATUR. 
Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
| Bücher. 


Die Besteuerung der Gesellschaftsformen. 
Karger. ‚„Elsners Betriebsbücherei‘‘. Bd. 21. 
jur. Tänzler, Dr. W. v. Karger u. Prof. F. Leitner. 
Verlag von Otto Elsner, Berlin 1922. Preis geb. 90 M. 


Sonderabdrucke. 

Friedrich Grieger, Dresden. Preisliste über gußeisengekapselte Steck- 
vorrichtungen für 250 und 500 V, 2- und 3-polig, über Stall- und Keller- 
Schalter ‚„Duro‘“., 

Paul Firchow Nachf., Berlin. Preisliste Nr. 30: Gleichstrom-Ampere- 
stundenzähler für Zweileiteranlagen, Form ZA, Nr. 31: Wechselstrom- 
zähler für induktive und induktionsfreie Belastung, Form ZW, Nr. 32: 

 Drehstromzähler für beliebig belastete Phasen zum Anschluß an drei Lei- 
tungen, Form ZD,, Nr. 33: Drehstrom-Vierleiterzähler für beliebig be- 
lastete Phasen zum Anschluß an vier Leitungen, Form ZD,. 

Fehlbetrag und wirtschaftlicher Verlust bei der Reichsbahn. 
Von Emil Schiff. „Technik und Wirtschaft‘‘ 1922, Nr. 4/5. 


Listen und Drucksachen, 
Telephon- und Telegraphenwerke Stöcker & Co., Leipzig. Haupt-Preis- 
liste 1922. (Interessenten wird der Katalog auf Wunsch kostenlos übersandt. 
Therma G. m. b. H., München. Es sind von den Mitteilungen dieser 
Firma erschienen Heft 1—12 1921 und Heft 1—5 1922. 


Zeitschriften. 

„Archiv für Elektrotechnik‘, Bd. XI, 1922, Heft 2 enthält folgende 
Arbeiten: H. Düll, Die Theorie des Kappschen Vibrators. H. Schering, 
Die Erwärmung eines Kabels durch dielcektrische Verluste. J. Kruithof, 
Die Eigenfrequenzen einlagiger Spulen. Heft 3: R. Richter, Das magne- 
tische Feld in den Lufträumen elektrischer Maschinen. E. Giebe und G. 
Zickner, Verlustmessungen an Kondensatoren. Cl. Schenfer, Die Be- 
ständigkeit der Ölschicht in” Lagern. 


Von Dr. jur. Alfred 
Herausgegeb. von Dr. 
123 S. in kl. 8°. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Die Preisbewegung an der Londoner Metallbörse. — Wie 
die die Bewegung im 1. Halbjahr 1922 darstellende Abb. lerkennen läßt, 


ist auf den Rückgang der Kassenotierung für Zinn (fine foreign) anfangs 
April ein Aufstieg gefolgt, der den Preis zunächst auf nahezu 153 £/ton 


und weiter bis 156 f führte; hier setzte wieder eine Senkung bis fast 148 £ 


ein (Mitte Mai), der sich eine abermalige Welle mit 155 £ als Höchstwert 
und nahezu 150 £ als Tiefpunkt im Juni anschloß. Die Kurve hielt sich 


Februar März April Mai Jun 


KL 
o Januar 


Abb. 1. Preisbewegung an der Londoner Metallbörse im 1. Halbjahr 19223). 


daan zwischen 152 nnd 153 £. Kupfer (standard, Kasse) zeigt eine ähnliche, 
nur erheblich mildere Bewegung, die, mit etwa 57 £/ton beginnend und lang- 
sam steigend, in den ersten Junitagen rd 63,5 £ erreichte und sodann zwischen 
61 und 62 f verlief. Auch für Zink (amerikanisches) und Blei (englisches) 
ergibt das Diagramm ein allmähliches Wachsen des Preises von beinahe 
26 £ bzw. 23 £/ton auf 28 und 26 £. Die Notierung von Aluminium ist 
Mitte Mai plötzlich von 120 auf 100 £, die des Antimons von 31 auf nahezu 
28 £/ton gefallen, und Quecksilber hat Ende Mai und Anfang Juni 
Steigerungen von ll auf schließlich 13 £/Flasche erfahren, gegen Schluß 
des Halbjahres aber wieder annähernd 0,5 £ eingebüßt. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Die Preisstelle hat zwei in den Teuerungs- 
zuschlägen gleichlautende neue Zuschlagslisten Nr. 62 (grün) und Nr.624 
(gelb) für das Inland herausgegeben, die beide vom 24. VIII. an gelten, und 
von denen die erste sich wieder auf die Abrechnung von bis zum 10. VIll. 
einschl. angenommenen Aufträgen bezieht, während die zweite bisauf weiteres 
Geltung hat. Sie liegen diesem Heftbei. Die Teuerungszuschläge sind größten- 
teils erhöht worden. Ziffer 69a 3. umfaßt nunmehr auch Holzkontakte. Für 
die Umrechnungsmultiplikatoren geltenab 24. VIII. die Angabender Tabellen- 
ausgabe 19e. Wir verweisen bei dieser Gelegenheit auf eine Berichtigung 
zu den Zuschlagslisten Nr. 60 und Nr. 60A, nach der der Teuerungszuschlag 
auf konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) in Ziffer 31 nicht 6000, 
sondern 6600% betrug. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Die Ausfuhrmindestpreise für elektrische 
Handstrahler, Heißluftduschen, Massageapparate urd Klein- 
ventilatoren in leichter Ausführung sind ab 15. VIII. geändert worden. 
Näheres darüber ist durch die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik zu 
erfahren. — Das Goldzollaufgeld ist von 174000/, weiter auf 21900 
hinaufgesetzt worden. — Der wirtschaftspolitische Ausschuß und der Aus- 
fuhrabgabenausschuß des Reichswirtschaftsrates haben auf Grund von Aus- 
führungen des Staatssckretärs Dr. Hirsch über die durch die Entwertung 
der Mark geschu‘tene Wirtschaftslage einen Arbeitsausschuß eingesetzt, der 
Vorschläge für die Jurch die Valutaverschlechterung gebotene Wirtschafts-, 
Finanz- und Währungspolitik machen soll. Der Anpassung der Aus- 
fuhrabgabe an die veränderte Devisenlage hat der wirtschafts- 
politische Ausschuß trotz des Widerspruches der industriellen Arleitgeber 
zugestimmt und beschlossen, daß bei der diesmaligen Steigerung der Aus- 
fuhrabgabe die ganz überwiegend ausländische Rohstoffe enthaltenden 
Erzeugnisse keine oder nur eine geringe Erhöhung erfahren sollen. Insoweit 
Inlandrohstoffe den Weltmarktpreis wieder erreichen oder überschreiten 
sollten, sei eine schleunige Überprüfung der Tragfähigkeit der betreffenden 
verarbeitenden Industrien vorzunehmen. Der Ausschuß behält sich vor, 
bei wesentlicher Veränderung der Verhältnisse die Regierung evtl. wieder 
zu einer generellen Ermäßigung der erhöhten Ausfuhrabgabe aufzufordern- 
Soweit gegen letztere begründete Einsprüche erfolgen — solche sind bereits 


ı) Nach „Engineering“ Bd. 114, 1922, S. 24. Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 719. 


En U m -= TE e m ip e a 


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4 


31. August 1922. 


u.a. vom Eisen- un a Stahlwarenindustriebund und seitens des Verbandes 
ı sächsischer Industrieller erhoben worden —, wird die Regierung gebeten, 
ı den Ausfuhrabgabenausschuß damit beschleunigt zu befassen. — Im „Reichs- 
anzeiger‘‘ 1922, Nr. 183 sind das Gesetz über die Neuregelung der sta- 
tistischen Gebühr vom 18. VII. sowie eine Verordnung über Anderung 
der bisherigen Ausführungsbestimmungen zum Gesetz über die Statistik 
des Warenverkehrs mit dem Ausland und eine solche über die Umrechnung 
des für die Statistik des Warenverkehrs mit dem Ausland in ausländischer 
Währung angegebenen Fakturen werts in die deutsche Währung veröffentlicht 
worden. Die Gebühr hat danach eine Erhöhung erfahren; als Berechnungs- 
zrundlage dient künftig in der Regel nicht mehr die Menge, sondern der Wert 
der angemeldeten Waren, von dem sie grundsätzlich 0,1°/,, beträgt. Außer- 
dem ist eine Reihe von Befreiungsvorschriften fortgefallen. Für Zwischen- 
scheine muß eine statistische Gebühr von 1 M gezahlt werden. — Mit Ge- 
nebmigung des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung kann Ex- 
»rteuren, die ältere Ausfuhrbewilligungen besitzen, auf denen ein Presse- 
beitrag, der übrigens bei der Ausfuhr nach dem Saargebiet vorläufig nicht 


erhoben wird, von 1,5% berechnet ist, der Betrag erstattet und die geringere ' 


Gebühr von 1,5 °/,, in Ansatz gebracht werden, wenn die Bewilligung noch 
nicht benutzt worden ist. Soweit sie teilweise verwertet wurde, soll nur für 
den Rest anteilig die alte Abgabe zurückerstattet und die neue Gebühr an- 
gerechnet werden. Bezügliche Anträge müssen bis zum 31. VIII. der be- 
willigeenden Stelle eingereicht sein. — England. Im Juli hat der Au Ben- 
handel mit elektrischen Waren und Apparaten bei der Einfuhr 
110337 £ ergeben, d. s. 4415 £ weniger als im gleichen Monat von 1921 
(114752 £). Der Wert der Ausfuhr betrug 536 274 £ und war damit um 
621317 £ geringer als im Juli 1921 (1,158 Mill. £). — V. S. Amerika. Nach 
der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘ hat der amerikanische Senat nunmehr den Zoll- 
tarifentwurf der Regierung angenommen. Das Gesetz geht jetzt wieder 
an das Repräsentantenhaus. Es wird als eine stark schutzzöllnerische Maß- 
nahme bezeichnet und enthält sehr viele Änderungen der von letzterem an- 
«nommenen Vorlage. Der Präsident wird ermächtigt, bis 1. VII. 1924 die 
%lle nach oben und unten bis zu 50% zu modifizieren. Daß der Entwurf 
die ausländische Bewertung fordert, ist bekannt. 


Neue Gesellsehaften.— Kraftwerk Beyenburg G. m. b. H., 
Barmen. Gegenstand: Betrieb eines Kraftwerks und aller damit zusammen- 
hangenden Geschäfte. Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Müller & Co., A. G. 
für Elektrizitätsunternehmungen, Nürnberg. Gegenstand: Fort- 
führung des bisher unter der Firma Müller & Co. betriebenen Fabrikunter- 
ne>hmens sowie jedwede Betätigung auf dem Gebiete der Elektrotechnik, der 
Krafterzeugung usw. Grundkapital 6 Mill. M. — Vöco, elektrotechni- 
sche Fabrik Joh. Völkel & Co. m. b. H., Nürnberg. Gegenstand: Fabrika- 
tion elektrischer Maschinen und elektrischer Installationsmaterialien. Stamm- 
kapital:0,15Mill.M. — Le yh & Bosch G. m. b. H., Stuttgart. Gegenstand: 
Herstellung und Vertrieb elektrischer Apparate und Kleinmotoren. Stamm- 
kapital: 90 000 M. — Städtische!Werke Schneidemühl, G. m. b. H., 
Sch wweidemùh?l. Gegenstand: le Bezug und Lieferung von Licht-, 
Heiz- und Kraftmitteln aller Art usw. Stammkapital: 0,9 Mill. M. — Kurt 
Wieter G. m. b. H., Spezialfabrik elektrischer Heizkissen, Falken- 
stein (Vogtl.). Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrischer Heizkissen, 
H-izbandagen usw. Stammkapital: 75 000 M. — H. und W. Kamphausen 
Elektrizitätsgesellschaft m. b. H., Rheydt. Gegenstand: Fabrikation 
und Vertrieb elektrotechnischer und technischer Maschinen usw. Stamm- 
kapital: 0,28 Mill. M. — Göpfert & Co., G. m. b. H. Eiringhausen. 
Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrischer Artikel und Apparate. 
Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Wenger, Isoliermaterial G.m. b. H., Ber- 
lin. Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb elektrotechnischer Isoliermateria- 
hen. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Bauer & Cie, Elektromotoren, Ge- 
neratoren u. Apparatebau, Konstanz. Offene Handelsgesellschaft. — 
Jaeger & Co. Research Laboratorium G. m. b. H., Berlin. Gegenstand: 
Herstellung und Verkauf von Apparaten auf dem Gebiet der drahtlosen 
Telegraphie und Telephonie. Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Albert Ober- 
moser Elektromotoren werk A. G., Bruchsal. Gegenstand: Herstellung 
und Vertrieb elektrischer Kleinmotoren usw. Grundkapital: 1,5 Mill. M. — 
Elektro-Heizapparate-Werke Paul u. Jäger, Kommanditgesellschaft 
Rielafingen. — Gas- und Eltwerke Recklinghausen, G. m. b. H. 
G'genstand : Gemeinsame Betriebsführung der Gas- und Eltwerke der Stadt 
Recklinghausen und der Gemeinden Recklinghausen-Land, Suderwich und 
Ver. Stammkapital: 20 000 M. — Oderbrücher Elektrizitäts werke, 


G. m. b. H., Neutrebbin. Gegenstand: Erzeugung und Vertrieb elektrischer - 


Energie und Installationen. Stammkapital: 1 Mill. M. — Watt Elektrizi- 
täts.A. G., Dresden. Gegenstand: Jede Art der gewerblichen Ausnutzung 
der Elektro-,Maschinenbau- und Montantechnik, insbesondere die Erzeugung 
und der Vertrieb elektrotechnischer Artikel. Grundkapital: 1,2 Mill. M. — 
Paul Schachel A. G. Fabrik elektrischer Werkzeugmaschinen, 
B-rlin. Grundkapital: 1 Mill. M. 


Von der Börse. — (16. VIII. bis 22. VIII. 1922.) Durch die fort- 
schreitende Verschlechterung unserer Währung geförderte Devisenspeku- 
lation, Geldmangel und Befürchtungen hinsichtlich des Einflusses der 
Markentwertung auf die Leistungsfähigkeit der Industrie, insbesondere 
soweit diese vom Bezug fremder Rohstoffe abhängt, haben das Effekten- 
geschäft der Berliner Börse zunächst geschwächt, so daß i. a. nur Valuta- 
papiere und die Aktien solcher Unternehmungen wesentliche Beachtung 
fanden, die für Konzentrationen im Interesse einer Verbreiterung der finan- 
zellen Basis und der Brennstoffversorgung in Frage zu kommen schienen. 
B:i stark schwankender Bewertung der fremden Zahlungsnittel und zu- 
nehmender Nachfrage seitens des Auslandes stiegen dann die Kurse auch 
auf anderen Gebieten, vor allem die Notierungen exotischer Werte, bis 
gegen Schluß der Berichtsperiode eine auf Poincar&s Hetzrede in Bar-le-Duc 


Elektrotechnische Zeitschrift., 1922. Heft 35. 


Spanien (Pes) 


1127 


folgende weitere Erhöhung des Dollars bis 1305 wieder Zurückhaltung ver- 
anlaßte. Das voraussichtliche Ergebnis der Verhandlungen zwischen Mit- 
Ben der Reparationskommission und der Reichsregierung wurde in 

örsenkreisen ziemlich skeptisch beurteilt. Bei den Elektroaktien fielen 
die Höchstwerte diesmal fast durchweg auf den letzten Börsentag; es sind 
z. T. recht erhebliche Kursbesserungen zu vermerken, so bei der Accumul.- 
Fabr. 140%, bei El. Licht- u. Kraft 109%, bei der Ges. f. elektr. Untern. 
92%, bei M. Schorch & Cie., einen Unternehmen, das mit der Transaktion 
Sachsenwerk-Phönix in Verbindung gebracht wird, 120%, beim Sachsen- 
werk selbst 110%, bei Schuckert & Co. 105% und bei 8. & H. 160%. Die 
infolge eines Druckerstreiks zuletzt nicht mehr erreichbaren Notierungen 
der Frankfurter Börse können nunmehr wieder mitgeteilt werden. 


Höch- 
ster 


Niedrig- 


stér 22. VII. 


Letzte 


Dividende 


Gesellschaften 


Accumul.-Fabr., Berlin | 25 | 1510 1510 1650 1650 
A. G. f. El. Anlg., Berlin... | 8. | — I - | -| 
A.E.G., Berlin . 2. 222202. 16 797 790 84? 842 
a »  Vorz.-A...... 3 120 118 138,50 138,50 
R »  Vorz.-B...... 725 | 165 163 180 180 
Bergmann, Berlin ....... 20 9% 690 725 725 
Continent. Ges. Nürnberg . . . .| 8 — ; =| = = 
= > > Vorz.-A.| 8 460 460 490 480 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln 5 683 683 830 830 
„ Niederl. „ s: — 679 662 725 725 
„ Südan. „ E E :; 576 576 655 655 
„ Kabelwerke, Berlin . . .| 20 505 505 555 555 
Elektra, Dresden . . . ah’ 10 255 255 280 280 
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 40 490 599 599 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .! 16 570 570 620 620 
E. W. Bene Se A o 10 255 285 836 336 
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 1032 1032 | 1095 1090 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin 20 630 630 722 T22 
Hackethal, Hannover .. . . .| 20 650 650 690 690 
Hamburgische E. W- ..... 10 390 381 400 381 
Körtings Elektr.-W., Berlin .| 50 1290 1290 1350 1340 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 495 490 500 500 
C. Lorenz, Berlin ....... 35- | 810 778 830 830 
Dr. Paul Meyer, Berlin .. . .| 15 40) 40 424 424 
Mix & Genest, Berlin .... .| 16 599 580 598 580 
Neckarwerke, EBlingen ... .| 10 410 370 490 4% 
Oberbayer. rlandz., München! 9 365 350 365 350 
H. Pöge, Chemnitz ..... . | 12 520 510 525 525 
TOA, > Vorz.-A.. | 7 103 102 105 102 
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 440 430 440 430 
ss ER iy „ Vorz.-A| — 110 110 120 120 
M. Schorch & Cie., Rheydt. . .| 10 620 660 720 720 
Sachsenwerk, Dresden . . .. . 20 765 765 875 875 
Schuckert & Co., Nürnberg .| 16,7 |1015 1015 IN% 1120 
„Siemens“ El. Betr., Berlin . .| 0 160,25] 159,75 179,50) 179,50 
Siemens & Halske, Berlin 20 1645 |1620 . 1780 | 1780 
Stettiner E.W. . .. 2.2 2.. 15 441 426 447 447 
Teleph.-F. Berliner, Hannover 20 |, 6% 660 690 660 


Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin! 35 900 | 900 | 930 | 930 


Voigt & Haeffner ... 20 685 

y Vorz.-A. .| Frank- | 20 560 

Emag. Elektr.-A.G. . .( furt 22 500 

Main Kraftwerke, Höchst([ a. M. | 10 324 
Heddernh. Kupferw. u. 

Südd. Kabelwerke . . 20° 830 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im August: 


in 


Christiania (Kr.) .. . | 325,59 


339,57 | 251,19 | 225,72] 204,24 | 216,73 

Helsingfors (finn. M) 45,94: 41,95] 30,96) 26,77| 25,32) 25,97 
Holland (Gld) . 719,10 | 769,04 | 563,29! 505,87 | 456,93 | 437,38 
Italien (L)... ... 80,40| 87,89) 64.67) 58,18| 53,03| 56,52 
Kopenhagen (Kr) . . . | 410,49 | 426,97 | 31261 |.280,65 | 253,68 | 270,66 
London (£) ..... 8239,65 8838,9) '6466,90 5817,70 5253,40 '5662,95 
New York ($) 1847.68 [1972,53 1438 20 |1293,35 11163.53 1250,93 
Österreich (K) 0,01 0,02 0,02 0,02 0,01 0,02 
Paris (F) ...... 139,82 | 153,31| 114,36 | 103,62| 93,63| 99,88 
Prag (Kt) ...... 67,91) 6442| 50,69! 3995| 35,46 | 37,55 
Schweden (Kr) . . . . | 499,37 | 525.34 | 383,52 | 344,07 | 310,61 | 331,09 
Schweiz (Fr). 348,56 | 376,53 | 275,65 | 247,94 | 223,22 | 238,85 
279,65 | 306,37 | 225,97 | 202,50 | 183,27 | 196,55 


Baumarkt. — Greiz. Man hat für den Bau des Elektrizitätswerkes 
9 Mill. M bewilligt. — Hagen. Die Stadtverordneten haben beschlossen, mit 
den Vorarbeiten für ein drittes Elektrizitätswerk zu beginnen. — Lüben 
(Schlesien). Für den Ausbau des Ortsnetzes ist eine Anleihe von 2 Mill. M 
genehmigt worden. — Oberkoskau (Thüringen). Man plant eine Talsperre 
mit einem Staubecken von 3,4 Mill. m? als Kraftquelle für die Industrie usw. 
Der Kostenaufwand solletwa 35 Mill. M. betragen. — Ölsnitzi.V. Das städ- 


1128 


Elektrotechnische Zeitschrit. 1922. Heft 35. 


31. August 1922. 


tische Elektrizitätswerk soll Anschluß an das staatliche Leitungsnetz er- 
halten. — Reutte (Bayern). Wie berichtet wird, soll auch der Plansee zu 
industriellen Zwecken herangezogen werden. Der Markt Reutte will sein 
Elektrizitätswerk erheblich erweitern. — Stolp (Pommern). Die Stadt- 
verordneten haben für die Erweiterung des Elektrizitätswerkes 0,83 Mill. M 
bewilligt. — Weißenburg (Bayern). Für den Ausbau des Ortenetzes und 
eine neue Transformatorenstation sind 0,4 Mill. M bewilligt worden. 


WARENMARKT. 


Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigter Fabri 
kanten isolierter Leitungsdrähte (V.L.G.), Berlin, berechnet ab 25. VIII. 
bis auf weiteres auf die Liste Nr. 11 vom 1. IV. folgende Teuerungszu- 
schläge: Für NGA, NGAB, NGAF, NGAT, NGAZ von 1 bis 2,5 mm? so- 
wie für NFA schwarz imprägniert 450%, für die erstgenannten 5 Typen 
von 4 mm? und mehr 370%, für NPL, NPLR, NPLS, NSA und NFA mit 
Glanzgarnbeflechtung 480% und für alle übrigen Typen 550%. — Isolier- 
rohre. Von der Verkaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten, Berlin, 
sind für Lieferungen ab 24. VIII. die zu den Preisen der Liste vom 24. X. 
1921 hinzuzurechnenden Aufschläge für Bleirohr, lackierte, farbige Gal- 
vano- und Gelblackrohre nebst Zubehör auf 2100%, für Messingrohr mit 
Zubehör auf 3200%, für Stahlpanzerrohr und Zubehör auf 3300% und 
für schwarzes Papierrohr auf 2200 % erhöht worden. — Verbrennungs- 
kraftmaschinen. Der Motorenverband, Berlin, hat die Teuerungs- 
zuschläge zu den Grundpreisen von 1921 für alle Dicselmotoren auf 
10000/ für alle übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre An- 
wendungen auf 1300°/, erhöht. — Kohle. Die Kohlenförderung des 
Ruhrbeckens einschl. der linksrheinischen Zechen betrug im Juli 
an 26 Arbeitstagen (23% i. Vm.) 7,864 Mill. t (7,078 i. Vm.). Die 
arbeitstägliche Förderung erreichte 0,302 Mill. t (0,298 Vm.). — Im 
deutsch- oberschlesischen Revier wurden im .Juli 0,688 Mill. t ge- 
wonnen gegen 0,611 i. Vm. — Der englische Kohlenmarkt ist noch immer 
sehr fest; beste schottische Doubles (Nuß II) werden frei Hamburg zu 
28 s 9 d/ton angeboten. — Erze. Der Berg- und Hüttenmännische Verein 
in Wetzlar hat die Preise von Eisenstein für August je nach Sorte um etwa 
34 bis 45% erhöht. Für Roteisenstein werden jetzt auf Basis von 42% Fe, 
28% SiO, bei 1200 M/t Grundpreis nach Skala I 55 M je Prozent Fe und 
nach Skala II 33 M je Prozent SiO, berechnet. Der Siegerländer Eisen- 
steinverein hat den Preis für Rohspat und Braunstein auf 1980 M, für Rost- 
spat auf 2676,50 M/t festgesetzt. — Eisen. Im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, 
Nr. 185 sind nunmehr die vom Eisenwirtschaftsbund ab 21. VIII. festge- 
setzten Höchstpreise für Roheisen, Ferromangan und Ferrosilizium be- 
kannt gegeben worden (vgl. „ETZ‘ 1922, 8. 1104). — Schrott. Am 23. 
VIII. wurden für Kernschrott 14 000 M, für Späne 12000 M, beides frei 
Essen, und für Maschinengußbruch 16 000 M/t frei Berlin gezahlt. — Kupfer. 
Nach ‚The Japan Chronicle“ (‚„Weltw. Nachr.‘‘) wird seit einiger Zeit 
sehr billiger deutscher Kupferdraht in beträchtlichen Mengen nach China 
eingeführt und erobert allmählich den Markt. Man rechnet demnächst mit 
einem scharfen Kon nzkampf zwischen japanischem und deutschem 
Erzeugnis auf diesem Gebiet. — Edelmetalle. Der Ankauf von Gold 
für das Reich erfolgt neuerdings zum Preise von 5000 M/Zwanzigmark- 
stück. Am Berliner Markt zahlte man am 24. VIII. für das gelbe Metall 
fein 1200 bis 1300 M/g, für Platin 4600 M/g und für Silber 60000 M/kg. — 
Baumwolle. Die New Yorker Notiz lautete am 23. VIII. auf 22,90 cts/lb, 
die’ Bremer auf 826,60 M/kg. — Gummi. In London lag Gummi in letzter 
Zeit unverändert schwach; am 23. VIII. wurden Crepe und Sheets mit 
7 d/lb. notiert. — Karbid. Nach Preiserhöhungen seitens des Karbid- 
Syndikats kostet jetzt prima Kalziumkarbid, grobkörnig (Körnung 25/50, 
50/80 und Y, mm) 4050 M, dsgl. mittelkörnig (25/33 mm) 4150 M, dsgl. 
feinkörnig (4/7, 8/15, 15/25 mm) 4300 M/100 kg Reingewicht, einschl. Ver- 
packung ab Lager. — Benzol. Vom Benzolverband, Bochum, sind die 
Kleinverkaufspreise ab 21. VIII. wie folgt erhöht worden: Tetralitbenzol 
70,50 M, gereinigtes B. V. Motorenbenzol 84 M, dsgl. Toluol 92,80 M, dsgl. 
Lösungsbenzol II 66,70 M, Benzolvorlauf 76 M, ungereinigtes Schwer- 
benzol 34,50 M/kg ab ee — Schellack. Fine Orange 
kostet etwa 2200 M/kg. — Ole und Fette. In Amerika sind z. Zt. wieder 
größere Bestände an Schmierölen vorhanden, ein Weichen der Preise 
war jedoch nicht festzustellen. Die Zufuhren nach Hamburg betrugen in 
der Vorwoche etwa 10000 t. Am dortigen Markt gelten etwa folgende 
Preise je 100 kg ab Lager Hamburg ohne Faß: Pennsylvanisches HeiB- 
dampfzylinderöl, Visk. 5 bis 6 bei 100°, Flp. 310/3209, 7,65 $; dsgl. 
Sattdampfzylinderöl, Visk. 4 bis 5 bei 100%, Flp. 270/2800, 5,65 $; 
dsgl. hochflammige Maschinenöl-Raffinate, Visk. 6,5 bis 7 bei 500, 
Fip. 2200, 7,95 $; dsgl., Visk. 4,5 bis 5 bei 500, Flp. 215, 6,85 $; amerikan. 
Maschinenöl-Raffinate, Visk. 8 bis 9 bei 500, Flp. 190°, 7,30 $; dsgl., Visk. 
4 bis 5 bei 50°, Flp. 180/185”, 5,45 $; hellgelbes Maschinenfett, unbe- 
schwert, Tropfp. 80/900, 7,25 $. Dazu kommt der jeweils gültige Zoll (z. 
Zt. 1740 M/100 kg Reingewicht). — Leinöl wird aus Holland mit 47,5 Gld je 
100 kg angeboten. Am deutschen Markt forderte man am 23. VIII. 260M/kg. 
Rizinusöl 1. Pressung notiert etwa 300 M, Ware 2. Pressung 290 M/kg. 
— Terpentinölliegt in Amerika sehr fest; New York notierte am 23. VIII. 
1,27 $/Gallone. In Hamburg verlangten die Händler für amerikanische 
Ware 400 M, für französische 370 M/kg. — Metallhalbfabrikate. Nach 
Bericht der Rich. Herbig & Co. G. m. b. H., Berlin, betrugen die Ver- 
bands-, Grund- und Richtpreise je 100 kg am 23. VIII. unverbindlich für 


Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 64100 M, Aluminiumrohr 75000 M, 


Kupferbleche 51 720 M, Kupferdrähte, -stangen 49 500 M, Kupferrohre 
o. N. 52 800 M, Kupferschalen 52 500 M, Messingbleche, -bänder, -drähte 
46.000 M, Messingstangen 36 000 M, Messingrohre o. N. 51 000 M, Messing- 
Kronenrohr 60 000 M, Tombak (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen 
37 000 M, Neusilberbleche, -drähte, -stangen 90000 M, Schlaglot 36 500 M .— 


Altmetalle. Am 24. VIIL wurden am Berliner Markt folgende Preise ge- 
zahlt: für altes Elektrolytkupfer 49 500 bis 50 500, unverzinntes Schwer- 
kupfer 48 000 bis 49 000, Maschinenrotguß 35 000 bis 36 000, Messingzünder, 
pulver- und eisenfrei, 32 000 bis 33 000, Messingkartuschen, pulver- und 
eisenfrei, 36 500 bis 37 500, reine weiche Messingblechabfälle 36 000 bis 
37 000, Messingschraubenspäne 30 000 bis 31000, altes Weichblei 21 000 
bis 21500, Zinkzünderlegierungen 20500 bis 21 000, Altzink 20000 bis 20500, 
Reinaluminium-Blechabfälle (98/89%) 61000 bis 62000 M/100 kg in ge- 
schlossenen Quantitäten und Wagenladungen. — Metallpreise. Die No- 
tierungen der Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. 
der Kommission des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen 
sich ab Lager in Deutschland) lauten in M/kg: 


Metall 3. VII. | 23. VIIL 21. VIII. 
Elektrolytkupfer (wire bars), 
prompt, cif Hamburg, Bremen 

oder Rotterdam . . . .... 745,50 434,21 385,66 


Raffinadekupfer 99/99,3% 520—540 395—400 335—840 
Originalhüttenweichblei .. 215—225 165—170 130—133 
Originalhüttenroh zink, Preis im 

freien Verkehr ..... . f| 270—290 195—2056 155—160 
» (Preis d. Zinkhūttenverband.)| 274,39 182,07 175,70 
Plattenzink (remelted) von 

handelsüblicher Beschaffenheit| 210—220 150—155 135—140 
Originalhüttenaluminium ` 
- 98/99% in Blöcken, Walz-oder 

Drahtbarren . .. 2.2 aeae’ 725 677 468 

dgl. in Walz- od. Drahtbarren 

U a aa A E G a ea 7127,5 579,5 470,5 
Zinn, Banka, Straits, Austral. l 

in Verkäuferswahl . ..... 1330—1340 | 1000—1040 | 850—855 
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 1315—1325 | 980—1000 | 830—835 
Reinnickel 98/99% . e | 1140—1150 | 890—900 710—720 
Antimon -Regułus ...... 185—190 143—148 112—117 
Silber in Barren rd 900 fein für 

l kg fein 


u Ma 59000 - 60000 38500 — 39500, 24500— 25000 


An der Londoner Metallbörse wurden nach,, Mining ‚Journal‘ am 
18. VIII. 1922 für l ton (1016 kg) notiert: i 


£ s d £ 8s d 
*Kupfer: best selected. . . . 2. 2... 6 10 ° Obs 68 10 0 
You electrolytic . . 2.2 2.2.. 7 0 0, 1 0% 
Bo wire bars . . 2 2 2 2 22020. 11 O Oog ee 
et standard Kasse. ...... 63 17 6, 4 0 0 
Ae i 3 Monate.. ... 6& 0 O, 64 2 6 
Zinn: standard, Kasse . .. 2. 2. 2... 161 12 6 „ 161 15 0 
„ „ 3 Monate . ...... 161 12 6 S 161 15 0 
„ straits . . .. e o ùo sss» ‘s o 162 7 6 „ 162 15 0 
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei.. 24 15 0, 4 0 0 
» gew. engl. Blockblei ....... 0 0 y = e 
Zink: gew. Sorten .. 2. 22 2 2020. 31 10 0 „ 30 15 0 
a Temeëlted s ; 23 sau. una 29 10 0, — — — 
» engl. Swansea .. 2. 2 2 2 20. 31 15 0 lieferbar Swansea 
Antimon: engl. Regulus ........ 32 £ 108/35 £ net. je nach Menge 
Aluminium: 98 bis 99% .. 22.20. 105 £ Inland, 110 £ Ausland. 
Nickel: 98 bis 99% garantiert ..... 145 £ (Ia- und Ausland). 
Wismut: je lb. .. 2.2 2 2 22220. 98. 
Platin: je Unze nom. . . . 2 2 2 20. 19 £ 10s. 


Quecksilber : nom. für die 75 lbs.-Flasche 12 £ 
Wolfram: 65% je Einheit.. .. .. . 12 s 6d/13 s. 


In New York notierten am 25. VIII. 1922: Elektrolytkupfer loco 13,87 
bis 14,00; Eisen 32,00; Blei 5,95; Zink 6,22; Zinn 32,00 cts/lb. 


*) Netto. 


Berichtigung. 

In den Zuschlagslisten der Preisstelle des Zentralver- 
bandes der deutschen elektrotechnischen Industrie Nr. 60 (grün) 
und Nr. 60 A (gelb) muß der Teuerungszuschlag bei Zif- 
fer31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) 
auf S. 1080 b der „ETZ“ statt 6000 % lauten 6600 %. 

In dem Bericht über das JubiläumderRheinelektra 
aufS. 1015 der „ETZ“ muß es in der 17. Zeile von unten heißen „das 
2000ste Ortsverteilungsnetz“ anstatt „das 1000ste Ortsverteilungs- 
netz“. 


Abschluß des Heftes: 12. August 1922. 


Für die Schrifvleitung verantwortlich: B. O. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


— m u 


ES -a y P a ao l MÁ 


81. August 1028. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1932. Heft 35. 


1128 a 


Zuschlagsliste Nr. 62 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, gültig ab 
24. VIIL 1922 für Abrechnung von Aufträgen, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind, und nur für das Inland. 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten 
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 62A. 


Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- 
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis- 
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. Bei den in der 
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso- 
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech- 
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird 
der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet: 


1. Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert, 
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag. 

2. Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert, 
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell- 
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonaut oder 
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch 

‚die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage 
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit. 

3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit 


geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver- 
zögerung durchgeführt werden kann. 

4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich- 
zurechnen. 

5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate 
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 


Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für 
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be- 
treffenden Verbände. 

Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund- 
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ) 
wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner 
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920 
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An- 
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben 
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100. 


Zuschlagsliste Nr. 62 A (gelb) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, 
.- gültig ab 24. VIII. 1922 bis auf weiteres und nur für das Inland, 


Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom 
24. VIII. 1922 ab angenommenen Aufträge. 
A. Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Versand- 
bereitschaft geltende Teuerungszuschlag. 

Zahlung. Mindestens % des Bestellwertes am Bestelltage, 
Rest bei Versandbereitschaft. 
B. Abweichendhiervon gelten für Maschinen über 100 kW 
bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr./min., und Zubehör, auch voll- 
ständige Anlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren über 
100 kVA, Apparate für 50000 V und mehr, Dampfturbinen und 
Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, 
Vollbahn-Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt- 
anlagen folgende Bestimmungen: 

Berechnung. Berechnet wird der er der 


sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage 
der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate 
an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die Anzahl 
dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung 
und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge zählen 
mit. 
Zahlung. Mindestens 50 % des Bestellwertes am Bestell- 
tage. Diese 50 % sind aufzufüllen nach Ablauf 
von 4 der angegebenen Lieferfrist auf 60% des sich jeweils nach 
n " " 0/, der Berechnung unter 
n a 7 " i „ 750%,) B ergebenden Preises. 


C. Andere Berechnungsformeln bzw. Zahlungsbedin- 
gungen haben: Isolierrohr, Glühlampen, Telegraphie und Fern- 
sprechwosen, Gummifreie Isolierstoffe, 


l ee 
Gegenstand | en 
Vo 


Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 
1. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA 
bei Generatoren... 2.22 22000. essen 9 700 
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100kVA | „rg 1000 
bei Generatoren. . . 2 2.222200. Umdr 10 100 
3. über 100kW bzw. über 100kVA bei Gene- i 
Taloren. e e 00 a o aE a a ne 10 400 
Sonderausführungen. 
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . ..... 9 800 
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . . . . . 8 000 
5a. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 
stung von 4k VA bis 35 kVA u. Widerstandsstumpfsch weiß- 
maschinen mit einer Dauerleistung von 4kVA bis 120k VA 6 500 
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . 9 700 
7.  Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . . 2. 2 2... 6 500 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Moterschleifen, 
Motortragen, Motorwagen . . . 2. 2» 2222200 9 700 
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- 
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 
“ bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalnotören bis 20 kW, 
bezogen auf 1000 Umdr. . . 2 2 esenee eene 9 800 
Dampfturbinen.' 
10. Turbosätze, bestehend aus 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 9 000 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 
Anlagen sens Dampfturbinen und Kondensations- 
E araoa 3 a a a E i Me ; 8 600 
11. ogenernloren aen RE EEE 9 100 
12. Dann urbinen, Zahnradvorgelege, ' urbokonpressoren 
und Turbogebläse allein . . . 2 2 2 2220000. 7 800 
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate 
allein a a a a ee ee E è 9 700 


—n 


N) Hiernach werden auch berechnet: 


Teuerungs- 
| 0000 een zuschlag 
o 

Zubehör zu Maschinen. 
14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 

für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 

schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(ausschl. Selbstanlasser 

f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 9 700 
15. Schützenstenerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- 

apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 

steuerung, Bremsmagnete . . 2. 2 2 2 2200.00 10 100 
16. Gleitschienen, Verankerungen. . . . 2... 22020. 9 700 
16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . 9 800 
Bahnmaterial. 
17.. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung . . 9 200 

elektr: Bremsen ed 150 kW s Kh 10 100 
17a. Bahntransformatoren . .. 2. 2 2 220er 10 100 
17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 

Aggregate) sassa ew io nanna er 9 700 
17c. Hilfsmotoren . . . . . 2 2 ee ae een nenn 9 800 
18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 

Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 

derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 

materialien für Bahnfahrzeuge . . o. 2 2 v2 202. 8 900 
18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 8 900 
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 

triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 

hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 

vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 

tiven für Bergbau und Industrie. . . .. 2 2 220. 9 000 
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- 

Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 10 000 
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 9 000 
2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge .... . . . 6 500 
Transformatoren!) und Gleichrichter. 
22. Öl- und Trooken-Transformatoren bis 100 kVA 9 700 
22a. o „.. über 100 kVA .. 10 100 
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör „. . . 9 800 
23a. Ersatz-Glaskörper. . . 2. 2 2 2 0 een een. 2100 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . 10 400 


Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


1128 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 35. | 31. August 1922. 


Teuerungs- 
Gegenstand nn 
č (°) 


Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 


25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 


26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht 


` 27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 


Schalttafelbau . .. 2.22 222020. RR 10 100 
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . 8 500 
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 

Streckensohalter, soweit nicht für Öl . . 2 2 2 2.2. 10 100 
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- 

mierte Wanddurchführungen . . . 2. 2 2 22200. 10 100 
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 8 500 
30. Freileitungs-Hömerschalter. . . . 2 2 2 22 20. 10 100 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) .... . 9 600 
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . . . . . . 10 100 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und 

Erdungsdrosselspulen) . . .. . . FREE A ee 10 100 
34. Schutzdrosselspulen . . . 2 2 2 2 22 ee. 9 800 
35. Erdungsdrosselspulen . . 2 2 2 2 200er. 10 100 


36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 10 100 
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 
Sammelschienen, Verbindungaleitungen und Kleinma- 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . 2.2. 2 2 22. 10 100 
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte .. .... . 10 100 
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäue . 10 100 


MeBapparate und Zubehör. 


4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 

Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 

zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 

oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 

lations- und Leitungsprüfer . . . » 2 2 2 v2 anan. 7 400 
41b. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein- 

schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 

lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 


raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . . 2. 22. . 7 400 
4lc. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . . . . T 400 
42. Zähler.. 2.2. .... a D o 5 500 
43. Meßwandler und Zubehör . ... sese sns aen. 8 700 
Installationsmaterial. 

44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ...... 9 800 
45a. Zweiteilige Sioberungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 

A orng bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-, 

Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . e sesoses. 6 300 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI . 2 I cc... 9 200 
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauven 6 300 
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 

Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. . . CC e... 8 500 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- 

bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . 2 2 2 22... 8 600 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 6 300 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 

zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens)... . 6 300 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in QuB- 

EHAUBE- ur e ee ee e e bea h $ 8 600 
bi, ileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei- 

tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 8 600 
62. Zählertafeln, armiert . . . m even Be 7 300 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


Teuerungs- 
Gegenstand ruschlag 
u) 
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und 
Klemmen u. dgl... 2... 2. 222 rennen. 8400 
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes 
Instellationsmaterial . . . 2 oo auaa aee Sr 8600 
55a. Metallfassungen . . . 2 2 2 m aan 84100 
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder 
u. dgl. ah a en BER ee a a te re 8400 
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- 
zellan und Isolierstoff . . ... 2... a 8400 
60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. der. zwei- 
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . 2.2... 84100 
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. — 
Glühlampen. 


68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- \ l 
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Neue 
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) | Listenpreise 

sowie Telephonlampen. .... . Be a egn e 


Telegraphie und Fernsprech wesen. : 
698. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke 


(Wecker) sowie Aus-u. Umschalter f. Haussignalanlagen 3200 

2. Kontekt-Vorrichtungen für Haussignalanlagen mit 
Ausnahme von Tür- und Fensterkontakten . .. . 3200 
3. Tür- und Fensterkontakte sowie Holzkontakte 3490 

69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 
fache Induktor-Apparate . . . m men 7300 

69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . . .... 1400 
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . ... . $ 800 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 7400 
6%. Apparate für Telegraphie . . . . even 7400 
69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke. . . 2 2... 1200 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . De Para band ns 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . 2 22... ei ee 65800 
72. Apparatschnüre (Privattypen) . . . ce ce sess. : 2700 


Bogenlampen und Zubehör. 
Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch - 


tungszwecke 0200 ren 7300 
14. Bogenlampen für technische Zwecke . . v2 n. 7300. 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 

und Handelsschiffe) . . 2 0 0 eo on 7800 
76. Widerstände... 2 2 2 een. Se ‚8200 
77. Aufhängevorrichtungen . ..... E 7300 
78. Leitungskupplungen . .. . 2... ERDE 7300 
79. Transformatoren und Drosselspulen . . 2 2 22.2.0. 9700 
Gummifreie Isolierstoffe. 
80. Normalplatten . . oo ern Maa 4200 
81. Zählertafeln, unarmiert . . oe ern 5400 
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . .. . . 5800 
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführun 5600 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 

mierte Anschlußklemmen usw.) . . Ce me. 6100 
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall 

a) mit einem Stückgewicht bs 50 8... 2... 6600 

b) „ » j über 50 g....... 5700 
Verschiedenes. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen 
ab 24. VIII. 1922 mindestens 10000 M für 100 kg ohne Faß. 


Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung). 


bekanntgegeben werden. Ab 24. VIII. 1922 gelten die An- 
gaben der Ausgabe 19e. Diese Tabellen, die wir wegen 
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels- 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der 
Multipiikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker- 
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten. 
Die Preise der 1500-tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für 


die anderen Drehzahlen gewählt, 


Druck von H. 5. Hermana & Oo., Berlin EW 19, Beuthste. 8, 


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ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Inhalt: Gisbert Kapp +. Von K. Perle- 


witz. 1129, 
tundenzähler für Wechselstrom Il. 
J. Busch. 1130. 


Die Autobusse und Trambahnen in England. 
1132. 

Die Bemessung der Zusatzlast von Frelleltun- 
gen, Von L. Rosenbaum. 1134. 


Die deutschen elektrotechn.  Spezlalfabriken. 
Von.W. Niefind. 1137. 


Hundert Jahre techn. Erfindungen und Schöp- 
fungen in Bayern. Von B. Thierbach. 1138. 


Das „Wärmag‘'-Bügeleisen. Von Schnei- 
der. 1139. 

Rundschau, Elektrizitätswerke und 
Kraftübertragung. 1141. Strom- und Gas- 
verbrauchskosten sowie deren Einheitspreise in 


Von 


mittleren Haushalten 1916/1922, 


HEFT 36 (1129—1152) 


1141. Einbau 


. Neuartiger 
von Ölschaltern in Schaltanlagen von über 35 kV. 


| Apparatebau. 
Beleuchtung und Heizung. ~ 1142. 
Die Wirkung verschiedener Sehwinkel, Lichtinten- 
sitäten und Lichtzusammensetzungen auf wichtige 
Funktionen des Auges. — Die. neue Beleuchtung 
von Landstraßen. 
Verkehrund Transport, 
bahn-Elektrisierung in Frankfelch. 
Fernmeldetechnik., 1142. 
naler  Telegraphisten- -Wettstreit - Berlin. 
Jahresversammlungen, 
Ausstellungen. 


1142.-- Voll- 
Internatio- 


Kon- 


gresse, 1143. 
Verschiedenes. 
| schaftliches Vortragswesen Berlin. (TWV). 
| Energiewirtschaft. 1144. Die* Nutz- 
| barmachung der in Kaminkühlern verlorengehenden 
Wärmemengen. 
Industrie und Handel. 
| land. — Holland, — V. S.. Amerika, 


1144. Deutsch- 


BERLIN, BEN 7. SEPTEMBER 1922 


1143. Technisch-Wiasen- ' 


Sitzungskalender. 1146. 


Rechtspflege. 1146. 


Persönliches. 1148. G. Adt t. — A. Sommer- 
— J., Stark. — Auszeichnungen, 


Briefe an die Schriftleitung. 1148. Neue Rie- 
menspannvorrichtung. Von Zeug u. Koch & 
Cie. — Strompreisbewegung und Tarifgestaltung. 
Von L. Rosenbaum. 


i feld. 
| 
| Literatur. Besprechungen. 


1149. L. 
Bouthillon, ‚La théorie et la pratique des 
: raądiocommunications.“ Teil II. „La propagation 
des ondes éiectromagnétiques. A la surface de la 
terre.“ — I.M. Witte, Kritik des Zeitstudienver- 
fahrens. — „Anales de la Asociación de Ingenieros 
del Instituto Católico de Artes e Industrias.‘ 


Eingänge. 1150. 


| Geschäftliche Mitteilungen. 
| Warenmarkt. 1152. 


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(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F.Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. Berlin, 7. September 1922. 


Heft 36. 


GISBERT KAPP +. 


Am 10. August starb nach längerer Krankheit Prof. 
Dr.-Ing. e. h. Gisbert K a p p , Birmingham, einer der Männer, 
dem die Elektrotechnik und auch zahlreiche Elektrotechniker 
sehr viel verdanken. Gisbert, John, Edward Kapp wurde am 
2. IX. 1852 in Mauer bei Wien als Sohn des Gubernialrates 
Kapp, Triest, und einer schottischen Mutter geboren. Er 
studierfe am Züricher Polytech- 
nikum Maschinenbau, war dann 
in Augsburg, Wien und Pola, 
1875 bei Gwynne & Co., Ham- 
mersmith, und bei Hornsby & 
Sons, London, auf dem Gebiet des 
Maschinenbaus tätig. In den Jah- 
ren 1882 war er Direktor bei 
Crompton & Co., Chelmsford, unü 
seit dieser Zeit beschäftigte er 
sich mit der Theorie und mit den 
Konstruktionsprinzipien der Dy- 
namomaschinen. Man kann wohl 
sagen, daß Kapp der erste ge- 
wesen ist, der die Grundlagen für 
die Berechnung und den Bau von 
Dynamomaschinen schuf; er hat 
damit der Blektrotechnik einen 
unschätzbaren Dienst geleistet. 
Auch mit der elektrischen Kraft- 
übertragung beschäftigte er sich 
damals bereits. Er hielt in Eng- 
land viele Vorträge vor der So- 
ciety of Telegraph Engineers, der 
Institution of Electrical Engi- 
neers, der Institution of Civil En- 
eineers und der Society of Arts. 
Von seinen zahlreichen Arbeiten 
bzw. Büchern jener Zeit seien er- 
wähnt „Electric transmission of 
energy“, „Dynamos, alternorsand _| 
transformers“, „Predetermination 
of the characteristic of a dynamo” 
„Alternating current machinery“, 
„Modern dynamos and their en- 
gines“. An dieser Stelle seien 
gleich seine weiteren, in Deutsch- 
land verlegten Werke erwähnt, 
nämlich: „Elektrische Kraftüber- 
tragung”, „Dynamomaschinen für 
Gleich- und Wechselstrom“, 
„Transformatoren für Wechsel- 
strom und Drehstrom”, „Elektro- . 
mechanische Konstruktionen“. Das letztgenannte Werk war 
für den damaligen Stand der Technik ein Meisterwerk eines 
Werkes für Entwurf und Berechnung elektrischer Maschinen 
und Apparate, 

Seit 1885 war Kapp in London als „consulting engineer“ 
tätig, bis er i. J. 1894 die Redaktion der „BETZ“ und das Ge- 
neralsekretariat des Verbandes Deutscher Elektrotechniker 
übernahm. Auch als Gutachter und Vertrauensmann bei 
Prüfung von Projekten und bei Abnahmeprüfungen hatte er 
einen Ruf. Er war ferner nebenher als Privatdozent an der 
Technischen Hochschule Berlin tätig und las über Berech- 
nung und Bau von Dynamomaschinen und Transformatoren. 
Alle, die damals zu seinen Füßen gesessen haben, werden 
seine geniale I,ehrweise in Erinnerung haben und seiner und 


der von ihm empfangenen Belehrungen und Anregungen 
dankbar gedenken, die ihnen den Übergang in die Praxis 
erleichterten. Ich selbst durfte als sein Vorlesungsassistent 
sowie als sein Gehilfe beim VDE und bei der Redaktion der 
„ETZ“” noch tiefer in seine schier unergründlichen Wissens- 
schätze schauen und beobachtete dabei oft staunend seine 
allzugroße Bescheidenheit. Seine 
eigenen, oft sehr hohen Leistun- 
gen schätzte er kaum jemals hoch 
genug ein. Er selbst dagegen 
spendete anderen Lob in vollem 
Maße und erkannte fremde Lei- 
stungen stets an. Das Bild zeigt 
Kapp in einer allen seinen Be- 
kannten vertrauten Stellung. Sein 
Rechenschieber war ihm ein un- 
entbehrliches Hilfsmittel. 

Im Jahre 1905 folgte Kapp, zum 
lebhaften Bedauern seiner deut- 
schen Fachgenossen, einem an ihn 
ergangenen Rufe an die Univer- 
sität Birmingham, wo er als Pro- 
fessor der Elektrotechnik bis zu 
seiner aus Altersgründen erfolg- 
ten, statutenmäßigen Pensionie- 
rung i. J. 1921 lehrte; nebenher 
war er auch in England beratend 
tätig. Als Kapp s. Z. nach Eng- 
land übersiedelte, brachten, wie 
sich mancher unserer Leser ent- 
sinnen wird, die englischen Fach- 
blätter begeisterte Artikel, die in 
den Worten gipfelten „Wir-haben 
unseren Kapp wieder“. 

In den letzten Jahren hatte 
Kapp sich mit der Durchbildung 
eines von ihm erfundenen Pha- 
senschiebers (Vibrator) befaßt, 
der in Deutschland von den Berg- 
mann Elektricitäts-Werken, in 
der Schweiz von der. Maschinen- 
fabrik Oerlikon und von mehre- 
ren anderen bedeutenden Firmen 
in England, Italien usw. gebaut 
wird und sich heute gut einge- 
führt hat. Bei der Vielseitigkeit 
und dem großen Fleiß des Ver- 
storbenen können hier nur einige 
Beispiele seines Schaffens ange- 
führt werden. Ausführlich sein Schaffen und seinen Anteil 
an der Förderung der Elektrotechnik zu schildern, muß 
einer späteren Veröffentlichung vorbehalten bleiben. 

Noch einige Worte über das Ende unseres Pioniers: 
Seit längerer Zeit litt Kapp an einem asthmatischen Leiden, 
das ihn sehr quälte, weil er trotz stärkster Ermüdung kei- 
nen Schlaf finden konnte. Er konnte zeitweise weder lie- 
gend noch sitzend schlafen; so hat er denn in den letzten 
Tagen, unterstützt von seinen Angehörigen, ab und zu 
stehend geschlafen. Das Leiden war von solcher Furcht- 
barkeit, daß der Tod ihm und seiner Familie Erlösung 
brachte. Friede seiner Asche. 

Kurt Perlewitz. 


1130 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 36. 


ri 


7. September 1922. 


Amperestundenzähler für Wechselstrom. 
Teil II.1) 


Von J. Busch, Pinneberg. 


. Übersicht. Der Aufsatz ist eine Fortsetzung mefnes unter 
gleichem Titel in „ETZ“ 1913, S. 877 erschienenen Aufsatzes. Nach 
Erwähnung einer Reihe von Konstruktionsmöglichkeiten für Wechsel- 
stromamperestundenzähler werden die Grundlagen meiner Konstrukıion 
besprochen, das Verweudungsgebiet für Amperestundenzähler bezeichnet 
und dabei die Frage der Bewertung des phasenverschobenen Stromes 
beleuchtet. Zum Schluß folgt noch ein kleiner Bericht über Messung 
des Mehrphasenstromes mit Amperestundenzählern. 


In meinem ersten Aufsatz behandelte ich einen neuen, nur vom 


Strom beeinflußten Wechselstromzähler. Der Aufsatz erschien un- 


geiähr zur selben Zeit, als ich die ersten Apparate dieser Art in 
den Verkehr brachte. Aus verschiedenen Gründen gab ich damals 
nur das allgemeine Grundprinzip an, nämlich die Verwendung 
hochgesättigten Eisens zur Abdrosselung des sonst quadratisch an- 
wachsenden Drehmoments in ein lineares. Inzwischen ist der Appa- 
rat, an dessen grundeätzlicher Bauart sich nichts geändert hat, in 
einigen tausend Apparaten verbreitet. Jeder, der ihn mit Sachkennt- 
nis untersucht, kann das ihm zugrunde liegende Prinzip entschlei- 
ern. Es besteht für mich deshalb kein Grund mehr, dasselbe mit 
dem Mantel des Geheimnisses zu umgeben, vielmehr fühle ich 
mich dadurch, daß von anderer Seite unrichtige Theorien des Appa- 
rats aufgestellt und daraus unzutreffende Folgerungen abgeleitet 
wurden, veranlaßt, die Grundlagen seiner Konstruktion zu ver- 
öffentlichen. 


Als ich mich entschloß, den Bau eines Amperestundenzählers 


für Wechselstrom zu versuchen, schuf ich mir vorerst Klarheit dar- 
über, daß die theoretisch einfache Lösung der Frage, entsprechend 
dem normal quadratisch anwachsenden Drehmoment eine mit dem 
Quadrate der Geschwindigkeit anwachsende Bremsung zu verwen- 
den, in der Praxis große Schwierigkeiten haben würde. Die ein- 
fachste Dämpfung, die Luftdämpfung, wirkt nur sehr schwach, so 
daß sie sehr große Abmessungen oder komplizierte Konstruktion er- 
fordern würde, wenn man mit der Drehgeschwindigkeit in einiger- 
maßen erträglichen Grenzen bleiben will. Außerdem hat die Luft- 
dämpfung einen erheblichen Temperaturkoeffizienten, ist stark vom 
Barometerstand und wohl auch vom Feuchtigkeitsgehalt der Luft 
abhängig. Wird die Drehzahl ein höherer Prozentsatz der syn- 
chronen, so wächst das Drehmoment nicht mehr wie das Quadrat 
des Stromes, so daß auch hierfür Kompensationen vorgesehen wer- 
den müssen. Die Flüssigkeitsdämpfung wirkt zwar viel kräftiger, 
und daher wird der Apparat kompendiöser und ist leichter auf ge- 
ringer Tourenzahl zu halten, aber dafür hat man hierbei Schwierig- 
keiten mit der Abdichtung, Verdunstung und der sich bis zur Frost- 
gefahr steigernden, mit der Temperatur veränderlichen Kohäsion 
der Flüssigkeit zu erwarten. Außerdem entwickeln Apparate mit 
quadratisch anwachsendem Drehmoment bei einem Kurzschluß der- 
artig große Kräfte, daß der naturgemäß zarte Mechanismus eines 
Zählers ihnen kaum gewachsen ist. Das alles reizte mich nicht, und 
ich habe daher auf die Lösung der Frage in dieser Richtung weder 
Zeit noch Versuchsapparate verwendet. | 


Bei der von mir durchgeführten Lösung sind die eben geschil- 
derten Schwierigkeiten nicht vorhanden. Der Zähler hat eine Anker- 
scheibe genau wie die Wattstundenzähler, die vom Feldsystem an- 
getrieben und durch einen Dauermagneten gedämpft wird. Die 
Schwierigkeit liegt hier darin, das Drehmoment so zu gestalten, daß 
es proportional dem Strome anwächst, und zwar stellte ich mir die 
auch gelöste Aufgabe, dieses nur durch Bemessung der Bewicklung, 
Gestaltung der Eisenteile und Lufträume im starren Aufbau ohne 
irgendwelche andere mechanische oder elektrische Hilfsmittel zu 
bewirken. Ich verfolgte eben das Ziel, einen dauerhaften, möglichst 
en und daher möglichst störungsfrei arbeitenden Apparat zu 
schaffen. 

Der Gedanke, durch hohe magnetische Beanspruchung des Eisens 
im Kraftlinienweg das quadratische Drehmoment in ein lineares zu 
verwandeln, erwies sich innerhalb gewisser Grenzen als richtig. 
Außerhalb dieser Grenzen war die Proportionalität nicht vorhan- 
den, und zwar liefen die Versuchsapparate sowohl oberhalb als 
unterhalb derselben zu langsam, wie Abb. 1 zeigt. Das ergibt sich 
auch ohne weiteres aus den Eigenschaften der Magnetisierungs- 
kurve. Bei niedriger Induktion hat das Eisen einen verschwindend 
kleinen magnetischen Widerstand; es gilt hier also das ursprüng- 
liche quadratische Gesetz. Bei Induktionen von etwa % 000 auf- 
wärts nimmt der magnetische Widerstand des Eisens rapide zu, und 
zwar bald in derartigem Maße, daß sich die Drehgeschwindigkeit 
der Versuchsapparate asymptotisch einer Konstanten zu nähern 
schien. Durch passende Bemessung der Eisenlängen, Veränderung 
des Querschnitts in verschiedenen Teilen des Kraftlinienweges, 
planmäßige Verwendung einer mit dem Strom sich ändernden Pha- 
senverschiebung zwischen den treibenden Feldern sowie Benut- 
zung des innerhalb der Windungen neben dem Eisen durch die Luft 
verlaufenden Feldes, gelang es, die Proportionalität, die in Abb. 1 


3) Teil I s. „ETZ“ 1913, S. 877. 


einen Strombereich von kaum 1: 2 umfaßt, auf etwa 1 : 6 auszudeh- 
nen. Nun ist das ja immerhin ein nicht zu verachtender Erfolg, aber 
für einen Zähler auch sehr kleiner Stromstärke langt es nicht. Ich 
kombinierte daher unter Benutzung der eben erwähnten Hilfsmittel 
zwei Systeme von gleichen Grundeigenschaften, aber verschiedenen 


Konstanten, wie Abb. 2 zeigt, die an einem Zähler aus dem Jahre 
1913 aufgenommen wurde. Die Fehlerkurve (III) des Zäblere ist 
die Summe der Wirkung zweier Systeme. Das eine System, Kurve l, 
bewirkt größtenteils den Anlauf und die Anzeige bei geringer Be- 
lastung, während hierbei die Wirkung des anderen Systems, Kurve 
Il, noch sehr gering ist. Bei steigender Belastung fällt die Wirkung 
des ersten Systems ab, es beginnt aber das zweite System zu wirken, 
bis bei größerer Belastung die Wirkung des zweiten Systems über- 
wiegt. Hierdurch war es möglich, nicht nur einen ausgedehnten Pro- 


. portionalitätsbereich zu schaffen, sondern auch die Fehlerkurve 


einzuregulieren, indem die Wirkung eines oder beider Systeme ver- 
ändert wurde. Nachdem dieses Prinzip erfolgreich durchgeführt 
war, konnte der Apparat in den Verkehr gebracht werden. Unter den 
mannigfach möglichen konstruktiven Lösungen schien mir die auch 
bis jetzt beibehaltene nachstehend beschriebene Anordnung die gün- 
stigste. Eine vom vollen Strom durchflossene Spule mit dünnem 
Eisenkern besitzt eine schief zur Ankerscheibe sitzende Polfläche 
und erzeugt infolge dieser Anordnung ein Drehmoment, das Dreh- 
moment I der Abb.2. In Reihe zu dieser Spule, parallel mit einen 
induktiousfreien regelbaren Widerstand, so daß sich der Strom in 
zwei Komponenten teilt, ist eine zweite Spule ebenfalls mit Eisen- 
kern und zwei zur Ankerscheibenachse und zum Hauptpol an- 
nähernd symmetrisch liegenden Polen geschaltet. Diese zweite 
Spule, die Induktivspule, entwickelt mit ihren beiden Polen kein 
nennenswertes Eigendrehmoment, aber, da ihr Feld in der Phase 
gegen das der Hauptspule nacheilt, mit dem Pole der Hauptspule 
das Drehmoment II der Abb.2. Durch Veränderung des schon er- 
wähnten Parallelwiderstandes zur induktiven Spule wird das Dreh- 
moment I nicht nennenswert beeinflußt, wohl aber das Drehmoment 
II. Infolgedessen ist es möglich, die geringe Belastung (10% des 
Nennstromes) gleich, höher oder tiefer als die halbe und volle Be- 
lastung einzuregulieren. So übergab ich 1913 den Apparat der 
Öffentlichkeit. Das Drehmoment war relativ klein, unter 1 cmg, 
die Anzeige von !/ıo Belastung aufwärts bis auf einige % genau. 
Unterhalb !/ıo Belastung fielen die Angaben rasch ab, und der An- 
lauf erfolgte bei etwa 2% % des vollen Stromes. Der Zähler konnte 
demnach und hat auch seine Aufgabe, bei kleinen Anschlüssen den 
Verbrauch zu messen, tadellos erfüllt. 

Wegen der geringen Anlaufsempfindlichkeit wurde er nur für 
kleine Stromstärken gebaut. Den ständig fortgesetzten, durch den 
Krieg und seine Begleiterscheinungen unliebsaın gestörten Ver- 


7. September 1922. 


besserungsversuchen setzte der Zähler hartnäckigen Widerstand 
entgegen. Es bot selbstverständlich keine besonderen Schwierig- 
keiten, das Drehmoment an und fürsich zu erhöhen. Die Schwierig- 
keit liegt vielmehr darin, trotzdem eine gute Fehlerkurve zu be- 
halten. Durch schrittweises Vorgehen und genaue Erforschung der 
grundlegenden Bedingungen, über die ich mich im Rahmen dieser 
Abhandlung natürlich nicht verbreiten kann, ist unter Beibehaltung 
des bisherigen prinzipiellen Aufbaues das Drehmoment auf über 
I cmg gesteigert und demgemäß Anlauf und Anzeige bei geringer 
Belastung entsprechend verbessert. Es ist möglich, daß weitere 
Verbesserungen im Laufe der Zeit gemacht werden, z. B. dadurch, 
daß das oben erläuterte Prinzip, das Drehmoment aus 2 Drehmomen- 
ten zusammenzusetzen, auf 3 oder mehr Drehmomente ausgedehnt 
wird. Vorläufig bin ich der einzige, der auf diesem Gebiete ge- 
arbeitet hat, und zwar unter erschwerenden Bedingungen ohne jeg- 
liche Unterstützung und Befruchtung durch andere Ideen von Fach- 
genossen. Es wird also in späterer Zeit, wenn sich einmal mehr 
Fachleute mit der Angelegenheit befassen, noch manches zu erwar- 
ten sein. Immerhin ist zu berücksichtigen, daß sich jeder Ampere- 
stundenzähler mit dem Verbrauchsstrom zwei phasenverschobene 
Felder selbst schaffen muß. Es ist daher der Verlust in den Strom- 
spulen naturgemäß höher und die Anlaufsempfindlichkeit geringer 
ale in den Wattstundenzählern, wo das relativ starke phasenver- 
schobene Spannungsfeld stets vorhanden ist. 

Die Verwendbarkeit des Zählers ergibt sich aus seinen Eigen- 
schaften. Ursprünglich erdacht und bestimmt war er zur Messung 
des Stromverbrauchs in kleinen Anschlüssen, wie in meinem ein- 
gangs erwähnten Aufsatze ausgeführt. Hier treten seine wirtschaft- 
lichen Eigenschaften infolge Fortfalls der Spannungsspule in den 
Vordergrund. Der Zähler ist im Gegensatz zu den Wattstunden- 
zählern, die bei Reduktion des Verbrauchs in der Spannungsspule 
immer teurer und zimperlicher werden, in der Herstellung billiger, 
im ganzen robuster und verbraucht überhaupt keinen Strom. Es 
wird demnach sowohl an Anlage- als auch an Betriebskosten gespart. 
Seine meßtechnischen Eigenschaften, wie der gegenüber Wattstun- 
denzählern schlechtere Anlauf und Minderanzeige bei ganz gerin- 
zen Belastungen spielen bei richtiger Größenwahl keine Rolle, und 
praktisch ist bei solchen Anschlüssen die Voltamperestunde gleich 
der Wattstunde, weil ja nur Lampen und Heizkörper dabei in Frage 
kommen. Auch ich sah damals die Eigenschaft des Amperestunden- 
zählers, den Strom unabhängig von seiner Phasenlage zu messen, 
mehr für ein notwendiges Übel wie für einen besonderen Vorteil an. 

Inzwischen haben sich die allgemeinen Anschauungen geän- 
dert: man hat allgemein erkannt, daß die Verrechnung des stark 
verschobenen Kraftstromes allein nach kWh nicht den Interessen 
der Werke entspricht, und es sind die verschiedenartigsten Vor- 
schläge über den anzuwendenden Tarif gemacht und mehr oder 
weniger komplizierte Apparate erdacht und ausgeführt, um zu einer 
gerechteren Bewertung zu kommen, und dahin zu wirken, daß der 
lLeistungsfaktor der einzelnen Abnehmer verbessert wird. Es ist 
wohl unbestritten eine unangenehme Tatsache, daß Maschinen, 
Transformatoren, Apparate und Netz nur proportional dem Lei- 
stungsfaktor ausgenutzt werden, und die Verluste in denselben so- 
zar umgekehrt proportional seinem Quadrate wachsen. Also z. B. 
beim Leistungsfaktor 0,5 sind Maschinen usw. nur zur Hälfte ihrer 
Leistungsfähigkeit, die sie beim Leistungsfaktor 1 haben, ausge- 
nntzt, und die Verluste durch Stromwärme sind gar viermal so groß, 
i u dieselbe Energie mit dem Leistungsfaktor 1 entnommen 
wurde. 

-Als vor einem Vierteljahrhundert der Wechsel- bzw. Drehstrom 
sich auszubreiten begann, wurde auch die Frage der Messung und 
Verrechnung des Verbrauches wichtig. Der Aronsche Uhren- 
zähler und der. eisenlose Motorwattstundenzähler maßen, von ge- 
ringfügigen Differenzen abgesehen, gleichmäßig genau die kWh 
für Gleich- und Wechselstrom. Da die kWh die theoretische Ein- 
heit der elektrischen Arbeit ist, war es ganz naturgemäß, daß man 
sie auch zur praktischen Verrechnungseinheit machte. Die Induk- 
tionszähler steckten damals noch in den Kinderschuhen. Die Phase 
des Spannungsfeldes war um weniger als 4 Periode gegen die EMK 
oder den Wattstrom verschoben. Sie zeigten daher bei induktiver 
Belastung zu wenig an, und die ersten Einrichtungen, durch die 
es damals gelang, genau 90° Verschiebung und damit Wattmeter- 
eigenschaften der Zähler zu erzielen, wurden mit Recht als Wunder- 
werke der Technik angesehen. Es ist eigenartig, daß meines Wissens 
von damals bis jetzt niemand auf dem einmal beschrittenen Wege 
weiter gegangen oder wenigstens nicht damit durchgedrungen ist, 
das Spannungsfeld um mehr als 90° gegen den Wattstrom zu ver- 
schieben. Ein solcher Zähler hätte die Eigenschaft, den induktiven 
Verbrauch höher zu bewerten als den induktionsfreien oder kapa- 
zitiven. Er hat genau dasselbe Meßergebnis wie ein kombinierter 
Wirk- und Blindverbrauchszähler, ist aber erheblich einfacher. 
Leider ist die abgelesene Zahl nur durch eine komplizierte Formel 
zu definieren und steht nicht im Einklang mit dem Gesetz betr. die 
elektrischen Maßeinheiten. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36. 


1131 


Nachdem man nun allgemein die Schädlichkeit des verschobe- 
nen Stromes erkannt hat, und es der Technik nicht gelungen ist, 
durch einfache Mittel die Verschiebung zwischen Strom und Span- 
nung zu beseitigen, will man ihn höher bewerten als den nicht ver- 
schobenen Strom. Es gibt zwei logische Lösungen dieser Frage. 
Erstens kann man den Strom in die Wattkomponente und die watt- 
lose zerlegen und die Komponenten messen, oder man mißt zweitens 
den Strom selbst, entweder allein oder mit seiner Wattkomponente. 
Dann bewertet man entweder die Blind-kWh oder die Voltampere- 
stunde nach Maßgabe der Erzeugungskosten und der erzieherischen 
Wirkung, die man auf die Abnehmer ausüben will, um den Lei- 
stungsfaktor zu verbessern. Meines Erachtens verdient die Volt- 
amperestunde, von einem später zu erwähnenden Ausnahmefall ab- 
gesehen, den Vorzug, denn das Voltampere ist eine reelle, aus ge- 
setzlichen Einheiten aufgebaute Größe, mit der seit Jahren im Ma- 
schinen- und Apparatebau gerechnet wird. Auch handelsüblich wird 
die Leistungsfähigkeit dieser Gegenstände nach Voltampere be- 
zeichnet. Es ist heute noch nicht zu überblicken, welcher dieser 
Wege allgemein beschritten wird, da sie ja alle zum Ziele führen, 
und die mannigfachsten Kombinationsmöglichkeiten durch feste Ge- 
bühr, gemessenen Verbrauch und Preiskonstante vorhanden sind. 
Bei Anlagen, wo abwechselnd Nacheilung und Voreilung des Stro- 
mes vorkommt, wird der Blindverbrauchszähler den Vorzug ver- 
dienen, weil der den Strom unbekümmert um seine Phasenlage 
messende Amperestundenzähler den voreilenden Strom ebenso wie 
den nacheilenden Strom behandelt und auch. die Richtung des 
Energieflusses nicht berücksichtigt. So etwas kommt naturgemäß 
nur bei großen Anlagen vor, wo die höheren Kosten des Blindver- 
brauchszählers keine Rolle spielen. Bei der weitaus überwiegen- 
den Mehrzahl der Anschlüsse mit induktiver Belastung wird der 
Amperestundenzähler den Vorzug verdienen. Ob in Verbindung 
mit einem Wattstundenzähler oder allein, stets läßt sich ein Weg 
finden, der sowohl den Interessen des Erzeugers wie des Verbrau- 
chers gerecht wird. Zur einwandfreien Messung des Stromes für 
solche Zwecke ist der oben beschriebene Zähler schon in seiner 
jetzigen Beschaffenheit mehr als ausreichend, denn der Motor, der 
bei Leerlauf weniger als ?!/ıo seines Vollaststromes verbraucht, muß 
wohl noch erfunden werden, wenn er überhaupt jemals erfunden 
wird. Es mag noch erwähnt werden, daß es selbstverständlich mög- 
lich ist, im Zähler ein von der Spannung erzeugtes Hilfsdrehmoment 
zur Kompensation der Reibung anzubringen und dadurch Anlauf 
und Anzeige bei geringer Belastung mit derselben Empfindlichkeit 
und Genauigkeit zu erzielen, wie eie die Wattstundenzähler heute 
erreicht haben. Da aber die Hauptvorteile des Zählers, als billiger 
Preis, Fortfall des ständigen Verbrauchs und absolute Unmöglich- 
keit des Laufens ohne Strom, dabei verschwinden, dürfte sich der- 


artiges nur für sehr große Stromstärken und besondere Zwecke 


empfehlen. 


Zur Messung des Dreiphasenstromes muß man sich entweder 
mit der Messung einer Phase begnügen oder alle 3 Phasen messen. 
Mit der Messung von 2 Phasen, wie bei der Wattmessung nach der 
Aronschaltung, geht es nicht. Diese wunderbar erdachte und vor- 
züglich bewährte Schaltnng scheint mir überhaupt nur für reine 
Wattmessung geeignet. in allen anderen Fällen scheint mir der 
Nachweis der exakten Messung nicht erbracht. Aber auch die Mes- 
sung der Amperestunden oder kVAh in allen drei Phasen gibt ein 
eixenartiges Resultat. Während beim Leistungsfaktor 1 im Dreh- 
stromsvstem mit Nulleiter die Voltamperestunden gleich den Watt- 
stunden sind, ist dieses beim Drehstrom ohne Nulleiter nicht der 
Fall, sondern die gemessenen Voltamperestunden sind im Verhält- 


nis von v5 1,15 mal so groß, wenn nur in einer Phase Ver- 
brauch ist, a — 1,08 mal so groß, wenn in zwei Phasen 
2 


Verbrauch ist, genau so groß, wenn in allen 3 Phasen Verbrauch ist. 
Das erscheint auf den ersten Blick befremdlich und fehlerhaft, ist 
es aber in Wirklichkeit nicht. Es kommt daher, daß die gemessene 
und fortgeleitete Phase mit der Verbrauchsphase bei diesem Dreh- 
stromsystem nicht zusammenfällt. Die Voltampere sind ja auch 
tatsächlich größer und die Ausnutzung der Maschinen, Apparate 
und Leitungen tatsächlich schlechter und auch die Verluste größer, 
wenn die entnommene Energie sich auf eine oder zwei Phasen zu- 
sammendrängt, als wenn sie gleichmäßig auf alle drei Phasen ver- 
teilt ist. Ein Amperestundenzähler mit 3 Systemen wird sich dem- 
nach alè Lichtzähler kaum besonders eignen, denn abgesehen da- 
von, daß er in der Anschaffung teuer ist, liegt in der durch die eben 
geschilderten Eigenschaften begründeten Verrechnung eine Unge- 
rechtigkeit. Ich habe mich aus diesem Grunde mit der Konstruk- 
tion von Zählern mit mehreren messenden Systemen nicht befaßt. 
Natürlich könnte man einen Zähler, der aus zwei gleichen Systemen 
besteht, als gewöhnlichen Dreileiterzähler oder zur Messung des 
Verbrauches von 2 Phasen verwenden. 


1132 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36. 


7. September 1922. 


Die Autobusse und Trambahnen in England’). 


Während auf dem Kontinent fast allgemein nur bei den Auto- 
bussen zweistöckige Fahrzeuge — u. zw. mit offenem Oberdeck — 
und bei den Straßenbahnen als Triebwagen ausschließlich ein- 
stöckige Wagen mit größeren Plattformen an den Enden oder in 
der Mitte in Gebrauch sind, werden in England mit Vorliebe sowohl 
ais Autobus sowie als Straßenbahn-Triebwagen zweistöckige Wa- 
gen mit ganz oder teilweise geschlossenem Oberdeck verwendet, da 
derartige Wagen den Vorteil bieten, auf einem Untergestell von be- 
stimmten Abmessungen eine größere Personenzahl ohne besondere 
Mehrbeanspruchung der öffentlichen Straßen und unter Ersparung 
von Bedienungspersonal befördern zu können. Diese Vorteile wie- 
xen nach der Ansicht der englischen Verkehrstechniker bei weitem 
der Nachteil des längeren Aufenthalts solcher Wagen an den Halte- 
stellen (infolge der längeren Dauer des Ein- und Aussteigens der 
Falırgäste) auf. Auf dem Kontinent sind die zweistöckigen Wagen 
jedoch gerade aus diesem Grunde nicht sehr in Aufnahme gekom- 
men bzw. wieder fast ganz verschwunden. 


= 70900 


—n m m nn 


Oben — 


7 Dim 


9850 - 


= PETE 2 
. 
RR 


des Führers a u Ber Tätigkeit gehalten wird, sichert den sofortigen 
Stillstand des Wagens bei Eintritt einer Dienstunfähigkeit des Füh- 
rers; sobald derselbe die Kurbel des Fahrschalters losläßt, wird der 
elektrische Strom automatisch unterbrochen und die Bremse in Tä- 
tigkeit gesetzt. Im Innern des Wagens befindet sich außerdem noch 
ein von einer Wagenachse angetriebener Anzeigeapparat, welcher 
ununterbrochen die Stelle der Strecke angibt, wo sich der Wagen je- 
weils befindet und die er auf den nächsten 800 m durchläuft. 

-Diese Einmannwagen der London United Tramways Co. sind 
zweifellos wirtschaftlich vorteilhaft, wenn. es. sich nicht um sehr 


. verkehrsreiche Strecken handelt, und die Fahrgäste zu einer gewis- 


sen Selbständigkeit, Selbstdisziplin und Umsicht in der Benutzung 
der öffentlichen Verkehrsmittel erzogen sind; in Amerika und Eng- 
land ist dies bisher in höherem Maße der Fall als auf dem Konti- 
nent. 
In Deutschland waren die Einmannwagen vor dem Weltkriege 


. auf mehreren kleineren und mittleren Straßenbahnen in Benutzung: 


YO ee 


7 On“ 
` 
` 


Abb. 1. Grundriss und Querschnitt der neuen zweistöckigen Triebwagen für die Straßenbalın London. 


Die neuerdings in London in Betrieb gesetzten zweistöckigen 
Triebwagen, deren Grundriß und Querschnitt Abb. 1 zeigt, sind 
unten mit Längssitzen, oben mit Quersitzen und nur über den offenen 
Plattformen an den Enden auch mit Längssitzen ausgerüstet. Das 
Oberdeck ist. ganz geschlossen. Die Wagen sind mit aufklappbaren 
Trittbrettern versehen und bieten für insgesamt 78 Fahrgäste Sitz- 
plätze (unten 32, oben 46). Da die Wagenkasten verhältnismäßig 
schwer sind, so ruhen sie auf zwei zweiachsigen Drehgestellen der 
Maximum truc-Type mit je einem Motor von 60 PS Leistung. Diese 
Gestelltype führt. zwar zur Erhöhung des nutzbaren Reibungsge- 
wichts (bei den Londoner Triebwagen 65 % des Gesamtgewichts), 
gleichzeitig aber auch in den Kurven leicht zu Entgleisungen jeweils 
des Drehgestelles, bei welchem die geringer belastete Achse in der 
Fahrtrichtung vorn läuft. Wegen dieses Nachteils ist man in 
Deutschland von der Verwendung der Maximum trucs ganz abge- 
kommen und verwendet überhaupt möglichst zweiachsige Wagen, 
zumal die Erfahrung gezeigt hat, daß. bei den letzteren mit dem 
Achsstand wesentlich weiter gegangen werden kann, als dies früher 
für zulässig erachtet wurde. 

Die London United Tramways Ltd. hat inKings- 
ton als erste Straßenbahngesellschaft in England zur Herabminde- 
rung der Betriebskosten einen sogenannten Einmannwagen in Be- 
trieb gesetzt, wie solche in Amerika schon vielfach in Benutzung 
sind und neuerdings auch in Berlin auf weniger verkehrsreichen 
Strecken versuchsweise eingeführt werden. - - 


Bei diesen nur einstöckigen Wagen kommt der Schaffner in 
Fortfall; das Einsteigen der Fahrgäste erfolgt auf der vorderen 
Plattform neben dem Stand des Führers, der gleichzeitig eine 
Schiebetür und ein aufklappbares Trittbrett bedient. Eine elek- 
trische Verbindung macht die Ingangsetzung des Wagens bei geöff- 
neter Tür unmöglich. Neben dem Führerstand befindet sich ein 
Fahrkartenautomat, der von dem Wagenführer betätigt wird und 
fünf verschiedene Fahrscheine ausgibt. Die Fahrgäste werfen das 
Fahrgeld beim Besteigen in den Automaten. Eine besondere Ein- 
richtung am Fahrschalter, die lediglich durch den Druck der Hand 


') Unter der vorstehenden Überschrift bringt die technische Zeitschrift 
„Le Genie Civil” Bd. 58. 1922, S. 354 eine Zusammenstellung über die in England 
gebräuchlichen Autobusse und Straßenbahnwagen. die sich zum Teil nicht uner- 
heblich von den gleichen Fahrzeugen auf dem Kontinent unterscheiden. 


mit geringen Ausnahmen erfolgte jedoch das Besteigen und Verlas- 
sen der Wagen über die hintere Plattform, um den Wagenführer in 
der Ausübung seines Dienstes nicht zu behindern; dafür wurde aber 
sowohl die Sicherheit der Fahrgäste beeinträchtigt, da sie den Wa- 
gen auch während der Fahrt besteigen und verlassen konnten, alə 
auch dem Wagenführer die Überwachung der Bezahlung des Fahr- 
geldes erschwert, wenn auch jeder Wagen mit 2 Zahlkästen aus- 
gerüstet war und das Fahrgeld stets in den in der Fahrtrichtung 
vorderen Zahlkasten geworfen werden mußte. Das für die Ein- 
mannwagen zweifellos zweckmäßige Besteigen und Verlassen über 
die vordere Plattform ist seitens der deutschen Aufsichtsbehörde 
nur in wenigen Fällen — so z. B. in Würzburg — zugelassen wor- 
den und hat sich dort auch ohne die vorbeschriebenen weitgehenden 
Sicherheitsvorrichtungen durchaus bewährt; es genügt, die in der 
Fahrtrichtung jeweils hintere Plattform zu verschließen: zweck- 
mäßig ist die vorerwähnte selbsttätige Stromunterbrechung und 
Betätigung der Bremse bei plötzlich eintretender Dienstunfähig- 
keit des Wagenführers. 

DieNewcastleCorporation’Tramways haben einen 
Teil ihrer Triebwagen, die an beiden Enden offene Plattformen be- 
saßen, nachträglich geändert; die Plattformen wurden durch Glas- 
wände geschlossen und auf etwa % der ganzen Wagenlänge ein 
ebenfalls geschlossenes oberes Stockwerk aufgesetzt, so daß die Wa- 
gen 66 Sitzplätze (38 unten und ® oben) erhielten und einschließ- 
lich der Stehplätze auf den unteren Plattformen insgesamt 90 Per- 
sonen fassen können. Gleichzeitig wurde die auch in Amerika in 
weiteın Umfange durchgeführte Anordnung getroffen, daß das Be- 
steigender Wagen nur über die hintere Plattform und das Verlassen 
desselben nur über die vordere Plattform erfolgen darf. Hierdurch 
wird nicht nur die gegenseitige Behinderung der ein- und ausster- 
genden Fahrgäste im Innern des Wagens vermieden, also der Auf- 
enthalt an den Haltestellen abzekürzt, sondern es werden auch die 
Unfälle beim Aussteigen nach Möglichkeit verhütet, da dasselbe un- 
ter den Augen des Wagenführers erfolgt, also ein Aussteigen oder 
Abspringen während der Fahrt ausgeschlossen ist. 

Neuerdings hat die Straßenbahn Newcastle zwei- 
stückize Triebwagen beschafft, bei welchen das ebenfalls von Glas- 
wänden vollständig umschlossene obere Stockwerk über die ganze 
Länge des Wagens ausgedehnt und für die Herstellung von Sitz- 


[7 September 1922. 


plätzen ausgenutzt ist; die zu dem oberen Stockwerk führenden 
Treppen befinden sich demnach im Wageninnern, so daß sie stets 
sauber bleiben und die Reisenden während des Passierens der Trep- 
pen weder den Unbilden der Witterung ausgesetzt sind, noch Gefahr 
laufen, bei dem Durchfahren scharfer Kurven von den Treppen auf 
das Straßenpflaster geschleudert zu werden. 

Bei diesen neuen Wagen ist ebenfalls die hintere Plattform 
lediglich für das Einsteigen und die vordere lediglich für das Aus- 
steigen bestimmt. 


Auf dem Straßenbahnnetz der Industriestadt Huddersfield 
(Yorkshire) sind auch zweistöckige Triebwagen in Gebrauch; die 
Plattformen des unteren Stockwerks sind ganz von Glaswänden um- 
schlossen, dagegen das obere Stockwerk an beiden Enden nur über- 
dacht und seitlich offen. Da auf der Straßenbahn in Huddersfield 
auch Güter, insbesondere Kohlen für die städtischen Werke, beför- 
dert werden, so sind auch Spezialwagen für den Kohlentransport be- 
schafft worden. : 

Die Straßenbahn in Liverpool hat ebenfalls zweistöckige 
Triebwagen in Betrieb, bei denen sowohl die Plattformen des unte- 
ren Stockwerks wie das obere Stockwerk an den Enden offen sind. 
Das von der bekannten Brill Company gelieferte Untergestell ist 


gen über S.O. beträgt 4,90 m. 

Neben den SchienenStraßenbahnen sind in mehreren großen 
Städten Englands auch Automobilomnibusse in Betrieb, die keine be- 
sonderen Neukonstruktionen bieten, außerdem aber noch seit eini- 
gen Jahren sogenannte gleislose Oberleitungsbahnen (trolley bus), 
wie sie auch in Deutschland durch verschiedene Firmen (z. B. Max 
Schiemann in Wurzen, Sachsen, Stoll in Dresden und Lloyd-Köhler- 
werke in Bremen) ausgeführt, aber fast sämtlich wieder außer Be- 
trieb gekommen sind, besonders deshalb, weil sie infolge Fehlens der 
Gummibereifung die Straßendecke zu stark abnutzten und starke 
Staubaufwirbelungen erzeugten. 


56 


Schienenbahn mit Doppelgleis. 
=... Schienengleis mit Einfachgleiss 


Š 
aan 
_— 
| 


RW -A -f| —e—- Gleisloser Oberleitungs-Omnibus. 
x | | . = 
32 | \_ + Abb. 2. Vergleichsdiagramm für die 
N Betriebsausgaben bei Gleis-Straßenbah- 
N V nen und gleislosen Oberleitungsbahnen. 
zur -— y X: 
S \ 
S = 
A 76 = ur t 
OOR, | 
Bi N a =y H 
Se = Ein en e nat. 
0 80 %0 240 320 Wo “O 560 640 
7000 Wagerkm l 
20 70 75 2 


5 4 3 
Wagenfoige (Minusen) 


Die Bradford Gurporation Tramways haben ein- 
und zweistöckige Oberleitungs-Omnibusse in Benutzung; der ein- 
stöckige Wagen, welcher 30 Sitzplätze hat, wird nur von einem 
Mann bedient, der zugleich Wagenführer- und Schaffnerdienste ver- 
sieht; demgemäß erfolgt auch das Besteigen und Verlassen des Wa- 
gens am vorderen Ende. Bei den zweistöckigen Wagen erstreckt 
sich das geschlossene Oberdeck nicht über die ganze Länge des Wa- 
gens; insgesamt sind 59 Sitzplätze vorhanden, und diese Zahl könnte 
bei Ausnutzung des vor der Stirnwand des geschlossenen Oberdecks 
noch vorhandenen Raumes auf 65 erhöht werden. Der Wagen ruht 
auf 3 Achsen, deren hinterste durch einen Motor von 70 PS angetrie- 
ben wird. Der Fahrschalter ist für Fußbetrieb eingerichtet und 
eine dreifache Bremse vorgesehen; eine Fußbremse, welche auf die 
Hinterräder wirkt, eine Handbremse, welche die Hinter- und Vor- 
derräder zugleich bremst, und endlich die vom Fahrschalter zu be- 
tätigende elektrische Bremse, Das Wagengewicht (leer 7 t) ist je 
zur Hälfte auf die beiden Vorderachsen und die Hinterachse ver- 
teilt; die ersteren sind fest gelagert und nicht in einem Drehgestell 
vereinigt; die Räder derselben sind jedoch lenkbar und so unterein- 
ander verbunden, daß sie alle 4 gleichzeitig durch einen Handgriff 
verstellt werden können. 

Die gleislosen Oberleitungsbahnen kommen besonders für den 
Vorortverkehr in Betracht, bei dem der Betrieb vielfach nicht so 
dicht ist, um die kostspielige Verlegung und Unterhaltung von Glei- 
sen zu rechtfertigen; nach Ansicht des Betriebsleiters der Straßen- 
bahn Bradford kann das System der gleislosen Oberleitungsbahnen 
auch im Stadtinnern die Gleisbahnen ersetzen, wenn die Fahrbahnen 
in gutem Zustande erhalten werden, so daß der Fahrwiderstand ge- 
ring ist. 

In Bradford ist ein eingehender Vergleich der Anlage- und Be- 
triebekosten für die Gleisstrecken und die gleislosen Oberleitungs- 
strecken angestellt worden, der folgende Ergebnisse geliefert hat: 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 36. 


l Qleis-Straßenbahn l Gleislose 
._ : Oberleitungs- 
Ä eingleisig | doppelgleisig | bahn 


mit 2 Motoren von je 20 PS ausgerüstet; die gesamte Höhe der Wa- 


1183 


| | Zahlentafell. 
Anlagekosten in £ per 1 mile (1609 m). 


Gleis . . . 2. 2 2.0. 22 000 46 000 = 

Oberleitung . . .... 4 000 4 000 4 500 
Speisekabel . . . .. . 3 800 3 800 6 000 
Zusammen. . ..... 29 800 | 53800 | 10500 


Zahlentafel2. 
Betriebskosten in Pence per 1 Wagenmeile (1,609 Wagenkilometer). 


| Gleisl ber- 
| Gleis-Straßenbahn ee 


Zi :hrei Zinsen und 
| Zinsen und Abschreibung Abschreibung 


Jährliche 


Wagenfolge Leistung 10,30 10,3 + 1 penny 
Minuten in Meil per Wagenmeile 
(R RONEN für zusätzliche 

eingleisig zweigleisig Betriebs- 

ausgaben 


Abb. 3. Ansicht und Grundrissfdesfneuen Oberleitungsomnibusses der#Tees-seid 
Railless Traction Board 


Die graphische Darstellung dieser Zahlen gibt Abb. 2 wieder. 

In Leeds sind neuerdings zweistöckige Omnibusse für gleis- 
losen Oberleitungsbetrieb zur Verwendung gekommen, welche auf 
einem Vordergestell und einer (hinteren) Tragachse ruhen; das 
Vordergestell nimmt den Antriebsmechanismus auf, so daß derselbe 
in kürzester Zeit (durch Lösung von nur 8 Bolzen) ausgewechselt 
werden kann. Die (zwei) Antriebsmotoren sind zwischen den Vor- 
derrädern angeordnet und federnd auf das Vordergestell aufgela- 
gert; die Übertragung der Bewegung erfolgt getrennt auf jedes der 
beiden Vorderräder, die mit Innenverzahnung versehen sind. Der 
Vorderantrieb gestattet, den Kastenaufbau niedrig zu halten und 
dadurch rü 0,60 m an der gesamten Wagenhöhe zu gewinnen. Die 
hinteren Tragfedern sind mit wirksamen Schwingungsdämpfern 
versehen, so daß für die Beleuchtung des Wagens Metalldrahtlam- 
pen statt der wegen ihrer geringeren Empfindlichkeit sonst üblichen 
Kohlenfadenlampen Verwendung finden können. Die Bremsung des 
Wagens erfolgt durch eine Handbremse, welche die Vorderräder 
bremst, und zwei Innenbremsen, welche die Hinterräder bremsen; 
für die Stromabnahme dienen entsprechend der doppelpoligen Ober- 
leitung 2 Kontaktstangen. Der Wagen kann jedoch auch auf den 
Gleisstrecken verkehren; es wird dann die Kontaktstange für die 
Stromrückleitung niedergelegt und diese durch die Schienen ver- 
mittels eines Gleitstückes bewirkt. 

Die neuen Oberleitungsomnibusse der Tee-side 
Railless Traction Board, welche Abb. 3 wiedergibt, sind 
ebenfalls mit 2 Kontaktstangen (auf gemeinsamem Drehzapfen) ver- 
sehen, aber nur einstöckig mit 36 Sitzplätzen und Türen am vorderen 
Ende ausgeführt, so daß die Bedienung durch seinen Mann erfol- 
gen kann, sofern nicht die Stärke des Verkehrs die Beigabe eines 
besonderen Schaffners erfordert. Am hinteren Ende des Wagens 
ist noch eine Sicherheitstür, die jedoch für gewöhnlich durch die 
Sitzbänke gesperrt ist. | 


1184 j Elektrotechnische Zeitschriit, 1922. Heft 36. 7. September 1922. 


Der Fahrschalter ist für Fußbetrieb und elektrische Wider- Als wesentlichster Unterschied zwischen den dem Stadtverkehr 
standsbremsung eingerichtet, so daß eine dreifache Bremsmöglich- dienenden Betriebsmitteln in England und auf dem Kontinent ist 
keit gegeben ist — durch Handhebel, durch Fußantrieb und mittels nach dem vorstehenden — wie bereits eingangs erwähnt — die Ver- 
elektrischen Stromes. Die Gummibereifung ist ein Mittelding zwi- wendung von zweistöckigen Fahrzeugen sowohl für die Gleis-Stra- 
schen Luftreifen und gewöhnlichen Vollreifen und soll sich in ge- Sßenbahnen als auch für den gleislosen Oberleitungsbetrieb und die 
ringerem Maße abnutzen, daher im Betriebe weniger kostspielig vielfache Ausgestaltung der Wagen für Bedienung durch einen 
sein als letztere. Mann hervorzuheben. G.S 


Die Bemessung der Zusatzlast von Freileitungen. 
Von L. Rosenbaum, Berlin. 


Übersicht. Es wird zunächst die Zweckmäßigkeit der Aufstellung de den Außendurchmesser des Drahtes (Seiles) einschließlich 


empirischer Regeln, insbesondere für die Bemessung der Zusatzlast der Schnee- oder Eishülle; 
von Freileitungen, erörtert und sodann eine analytische Untersuchung der Se bzw. sy die Dicke (radial gemessen) der Eis- bzw. Schnae- 
verschiedenen Normen und Formeln gegeben. An Hand der angeführten hülle in mm; 
Tabellenwerte und graphischen Darstellungen wird eine empirische qe bzw. qf den Querschnitt der Eis- bzw. Schneeringfläche: 
Regel für die Zusatzlast von Freileitungen entwickelt, welche sich den (ie bzw. Gy die Zusatzlast in g/m durch die Eis- bzw. Schneehülle; 
bestehenden Normen (V DE 1919) bis auf 1,5 % Fehlergrenze für Quer- G bzw. (is das Draht- bzw. Seilgewicht in g/m, ohne Zusatz- 
sohnitte bis zu 150 mm? anpaßt. Zum Schluß werden noch Vorschläge last; 
betreffs Erleichterung und Vereinfachung der Vorschriften über Wind- n = (ie (Gf) + G (Gs). Das Gewicht des Drahtes (Seiles) samt 
belastung und die zulässigen Temperaturgrenzen bei Bemessung der Frei- Zusatzlast durch Eis (Schnee). 
leitungen gemacht und auf die Notwendigkeit der Errichtung geeigneter ye und yy das spezifische Gewicht des Eis- bzw. Schnec- 
Versuchsanlagen hingewiesen. belages und y (ys) das spezifische Gewicht des Leitungs- 
drahtes (Seiles). 
I. Einleitung, Allgemeines. Für die Berechnung des ringförmigen Querschnittes qe 
Die Bestimmung der Zusatzlast von Freileitungen hat bereits bzw. qr gilt bekanntlich folgende einfache Beziehung: 

zu einer Reihe von Veröffentlichungen und Untersuchungen Ver- qe (q) =n (d? Merk +d) (de =d) = as (da) ( 


anlassung gegeben, ohne daß es bisher gelungen wäre, eine ein- 
heitliche, für alle vorkommenden Verhältnisse zutreffende rech- Essst ferner: 
nerische Lös oder Regel hierfür aufzustellen; diese Verschie- Er EER f 

denheit der Auffassung spiegelt sich nicht nur in den wesentlich Ge = qe Ye und Gy ZQfY ... 0.0. . (la 
voneinander abweichenden Normen und Vorschriften verschie- 
dener Länder wieder, sondern sie tritt auch in der wiederholten 
Abänderung dieser Vorschriften und der denselben zugrunde ge- 


sonach für die gleich belastete „äquivalente Schneehülle" 


legten Formeln und Gleichungen in Erscheinung. Die Ursachen G, (Cie In re u aa 
dieser PORODE in c Punk der Zusatzlast liegen Yy 

einerseits in dem Mangel an einwandfreiem. unter gleichartigen T = ns 9 i aha 
Bedingungen stöhenden Beobachtungsmaterial, anderseits in den Bay TOE L VD TI ELDER: 

großen Verschiedenheiten des Materials und der klimatischen und te= 1000s 2: eier de 
meteorologischen Verhältnisse, deren Zusammenfassung in einer 

mathematischen Formel kaum durchführbar erscheint. Die Vor- In nachstehender Tabelle sind die den nachfolgenden Be- 


teile der Aufstellung einer einfachen empirischen Regelliegen trachtungen zugrunde gelegten, bisher in Geltung getretenen 
nicht nur in der Loslösung von mehr oder weniger willkürlichen Normen des VDE (und Vorschriften des Elektrotechnischen Ver- 
‚Faustformeln‘, welche nur unter bestimmten Voraussetzungen eins in Wien) sowie die Vorschriften bzw. Erfahrungsregeln el- 
ınnerhalb gewisser Grenzen den tatsächlichen Verhältnissen niger anderer Länder übersichtlich zusammengestellt: 


i Normen des V DE vom Jahre a z 
Geltende Vorschriften (mit Jahreszahl) — mmyssssääzmmzmzm — — — — Schweizer Amerikanische Regeln 
1908 | 1914 | 1919 Vorschriften (1998) l 
| en 

u . Ge=159e Ge=1%+50d; Ge = 180 Vd dı =z8 cm Se = \\' = 6,25 mm 

Formelgrößen und Beziehungen { (se =k h (Se © K) (se = f(d) für Schnee (normale Eishülle) 
(= d 4+2 sp) Unter bes. Verhältnissen: 

Fall der untersuchten Annahme I II III — /" = 12,5 mm (f/, = 18,7 mm) 
une nepeeben ee die u nnp nn empi- Fall I!) Normen 1908 des VDE. Ge = 15% 
rischer Regeln oder rfahrungssätze” hat sich auch, nament- u j ilt hi i zi 
lich in Nordamerika, wegen ihrer leichteren Faßlichkeit und a 
Anwendbarkeit für minder geschulte Arbeitskräfte und der ge El, Sara ee 
einschlägigen Montagebehelfe bestens bewährt, während am woraus sich aus Gl. (1) 
Kontinent im ke eine gewisse Vorliebe für Formeln xd l 
und analytische Entwicklungen fortbesteht. ge=zns(4+s)=zk (2a 


Während der Kriegsjahre ist weiterhin das Bestreben $ 
nach Erleichterung und Vereinfachung der Normen und Vor- ergibt und nach Auflösung dieser quadratischen Gleichung 
schriften zutage getreten, namentlich hinsichtlich der freien für einen bestimmten Wert von d die Normalgleichung: 
Wahl und Beanspruchung des Materials, welche eine wesent- Ä 


liche Verbilligung der Anlagekosten zur Folge hatte. Die BSD "+ds—-k®=0.....2.0.. 0 
bedeutende Steigerung der Herstellungskosten von Freileitungen und hieraus: B 

in den letzten Jahren hat die’ Forderung nach weiterer Er- — d d j 9, 
leichterung und Vereinfachung der Vorschriften in um so höhe- I=- 5 VG tE”, E a ir See 


rem Maße hervorgerufen, als die Wirtschaftlichkeit der Freilei- 
tungen und Übertragungsanlagen durch die hohen Kosten häu- somit die allgemeine Beziehung: , 
fig ın Frage gestellt erscheint. Es soll daher im nachstehenden 


on. wer an a für re ne Den s=kd e A 
egel” in möglıchster Anpassung an die bisher bestehend I ; en A i : 
Nocmen und Vorschrift = > leiten ngen d.h. die Dicke der Fishülle ändert sich im proportionalen 


i (linear ansteigenden) Verhältnis mit dem Draht- (Seil-) Durch- 
II. Analytische und rechnerische Untersuchung der bisherigen Messer d (ds ); diese Annahme steht mit den Beobachtungen 


Normen und Vorschriften. an Drähten und in der Natur an Bäumen in direktem Wider- 

B Pa den nn Untersuchungen wurden folgende ) Eine abweichende, jedoch im Gesamtergebnis nahezu übereinstimmend® 
ezeichnungen und Forme größen gewählt; es bezeichnen: le Ara nr ae i Un hat A Ed a a an 

= j i r erer Stelle bekanntgegeben, Vgl. „Bulletin des Schweiz Elektrotechn. Ver” 

d und d den Draht- bzw. Seildurchmesser in mm: 1220, Bd. XI, Nr. 89, S. 207,220; ferner „Elektrotechn. u. Maschinenb.“, Wien. 


q und qs den Draht- bzw. Seilquerschnitt in mm?: Bd. 37, 1919, S. 533:547. 


7. September 1922. 


spruch, erscheint daher im allgemeinen nicht anwendbar. 
Sie wurde daher später fallen gelassen und durch die 1914- 
Normen ersetzt. Von einer weiteren Behandlung dieser Formel 
kann somit hier Abstand genommen werden. 


Fall II. Normen des VDE 1914 Ge = 190 + 50d. 

Aus Gl. (1) ergibt sich nach Einsetzung der allgemeinen 
Beziehung qe = a + bd ?) in analoger Weise wie unter (3) bzw. 
unter (3a) die Normalgleichung: 


2+ds—(atbd))=0 ..:...... 6 
und 


»=-3+Y% +a+va (5a 


als Gleichung einer Hyperbel mit zur Ordinatenachse paralleler 
Achse. Für d = 0 wird hier se = k, ein praktisch unzutreffender 
Wert: für den Grenzwert d = © wird ebenfalls s = os, was gleich- 
falls in der Praxis nicht möglich erscheint. Einer strengen Er- 
fülung der, einer ponngung qe = a + bd entsprechenden Be- 
siehung s = k kann somit nicht Genüge geleistet werden, was 
auch nach Einsetzung bestimmter Werte von a und b nach den 
Normen vom Jahre 1914 aus Zahlentafel 1 hervorgeht. Die Gl. (5) 
bzw. (5a) liefert somit nur innerhalb bestimmter Grenzen 
annähernd konstante Werte für se. 


Fall III. Normen 1919 des VDE. Ge = 180 Yd. 


Die Zusatzlast ändert sich mit der Quadratwurzel aus dem 
Leiterdurchmesser, somit nach einer asymptotisch abnehmen- 
den Funktion mit wachsendem d. Eine Ableitung dieser For- 
mel erscheint nicht gegeben; immerhin ist es möglich, dieselbe 
in analoger Weise wie unter II durch ein Näherungsver- 
fahren zu überprüfen. Setzt man nämlich in Gl. (5) für (a + bad) 


(= 9e) die allgemeine Beziehung kYd ein, so erhält man: 


2+sd—kYVd=0 ..... .. © 
bzw. 


2 z 
s=- + $ +eva (6a 
2 4 
Für d = 0 wird hier s = 0, was einen zutreffenden Wert im 
Vergleich mit Fall II bedeutet; für i j 
auch hier s = œo, Für einen beliebigen Zwischenwert von d, 
z. B. d= 1 cm, geht Gl. (6) über in die einfache Form: 


2?+s—k=0 (6b 


Es ist somit für bestimmte Werte von d die Dicke der 
Eis- bzw. Schneehülle s, (bzw. s,) annähernd konstant. Nimmt 


man für se, wie später noch näher entwickelt werden soll, den 
Wert 1cm (10 mm an, sgo folgt aus (6b) k = 2 und nach Gl. (1c) 
für Ge = 100 ge, k = 200 und unter Einsetzung des richti- 
geren Wertes ye = 0,9 für.k' = 180, welcher Wert der Kon- 
stanten der VDE Formel 1919 entspricht. 


III. Ableitung der HEIUDILISCHEN Regel” aus den bisherigen 
rgebnissen. 


Die vorstehenden analytischen Untersuchungen haben ge- 
zeigt, daß keine der bisherigen Normen und 
stimmte, allen in der Praxis vorkommenden Fällen gerecht wer- 
dende Lösung ergibt. Es sollen nunmehr unter Heranziehung 
der Normen und Vorschriften anderer Länder und Zusammen- 
stell der sich aus den verschiedenen Formeln berechnenden 
Werte für se (sp) bzw. Ge (Ge) eine einfache „empirische Regel" 
entwickelt werden. In Zahlentafel 1 sind zunächst für ver- 
schiedene Seilquerschnitte (bzw. Durchmesser) die nach den VDE- 
Normen 1914 und 1919 ermittelten Dicken der Eishülleenthalten, 
sowie die Dicke der „äquivalenten Schneehülle“ angeführt. 
Man ersieht aus den in dieser Zahlentafel enthaltenen Zahlen- 
werten, daß der aus den analytischen Untersuchungen hervor- 
gehende, „konstante Wert von Se an Hand der, den Normen 
1914 bzw. 1919 zugrunde gelegten Formeln tatsächlich nur ‚an- 
nähernd’’ erreicht wird. Die den Normen 1919 entsprechen- 
den Werte der „äquivalenten Schneehülle” zeigen bei einem 
y = 0,16 für Querschnitte von 50 bis 150 mm? Abweichungen 
von wenigerals 5% gegen den konstanten Wert s,= 30 mm 
bzw. für Querschnitte unter 50 mm? für s,= 27 mm. Die dem 
konstanten Wert se = 10 mm nach der „empirischen Regel” ent- 
sprechenden ‚Äquivalentwerte der Schneehülle” stimmen 
unter der richtigeren Annahme eines spezifischen Gewichtes 
Ye = 0,9 mit den für Ye = 1,0 nach den 1919-Normen sich be- 
rechnenden Aquivalentwerten von s, (6. Spalte) für die üblichen 
durch Umrahm kenntlich gemachten Querschnitte von 50 bis 
150 mm? fast vollkommen überein. Für Querschnitte über 
150 mm? kann die Stärke der Eishülle nach Maßgabe der Er- 
höhung der Zusatzlast entsprechend höher bemessen werden. In 
Spalte 8 sind die der „empirischen Regel” entsprechenden kon- 
stanten Werte der Schneehülle verzeichnet, welche ebenfalls nur 


2, Vgl. Wittek, ETZ" 1918, S. 475. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 36. 


d= co wird allerdings 


Formeln eine þe- 


1135 


Abweichungen von höchstens 5 % gegen die Äquivalentwerte 
der 1919-Normen (Spalte 6) aufweisen In der letzten Spalte 
sind die dem konstanten Werte s, = 30 (bzw. 27) mm entsprechen- 


den Aquivalentwerte von se wiedergegeben; auch hier zeigt sich - 
für Querschnitte bis zu 150 mm? eine Annäherung bis auf 5% 
an die „empirische Regel‘. 

An Hand der in Zahlentafel 1 enthaltenen Werte für se und 
Sp wurden nunmehr in Tafel 2 die auf Grundlage der Gl. (1) be- 


rechneten Zahlenwerte der Zusatzlast zusammengestellt. Der 
prozentuelle Fehlbetrag im Vergleich mit den Normen 1919 
wurde sodann in den beiden letzten Spalten verzeichnet; es zeini 
sich, daß für die üblichen Querschnitte von 25 bis 150 mm? die 
Werte der Zusatzlast für Eis mit einer Fehlergrenze von 1,5% 
mit den 1919-Normen übereinstimmen. 


Zahlentafeli. 

Dicke der Eis- und Schneehülle, welche den 
verschiedenen Normen und Formeln bezw. der 
empirischen Regel für verschiedene Seil- 

abmessungen entspricht. 


Äqui- 


Seil- Eisbelag s, Ä uivalente Empirische Regel 
inmm Schneehülle für valente 
uer- nach den | sfin mim nach Werte von 
ur durch- Normen en Normen 8e | 8p 8e für 3p 
in. Iimmm| 114 1 1919 | 1913 | 1919 | Ye = 09 j Oy = 010) en 
mm? (Y e 10) in mm 27 mm) 
16 aw l xn ICh) 
25 a er (10,2) 
35 TE T (9,4) 
50 i 30 10,3 
fi 1 n 9,9 
95 n tI 9,7 
120 š “i 9,5. 
150 rt 9,3 
185 3) 3) 9,1 
240 3) 3) 9,0 
310 *) 3) 9,0 


Zahlentafel2. 
Zusatzlast durch die Eis-undSchneehüllein g/m. 


Seil- Eislast Zusatzlast Prozentueller Fehl- 
Ge bzw. Gp betrag der 
duer | dureh: G, in g/m nach der empirischen Regel 
schnitt | messer | in 1914 | 1919 empane pen Regel| gegen cie Sormen 
. Is ee 4 Eis Schnee 
in mm? | in mm (Ye = 1,0 = 0.9) y =016)| für Eis | Schnee 


16 52 450 | 410 | 429 435 | +5% + 69, 

25 6,5 514 | 46l 466 454 | [F11 Ss 

35 17 574 | 500 | 501 489 ||+0.2 — 22 

50 92 650 | 545 | 543 52 II—04| | (+89 

70 109 | 736 | 594 | 592 617 — 0,3 A56 

95 12,7 825 | 641 843 642 + 0,3 102 
120 14,5 910 ; 681 684 667 0,5 — 95 
150 15,9 | 985 | 719 732 692 1,8 —52 
185 17,7 | [1074| | 758 7819 | 719%) 32 | (-81% 
240 203 |11205| | 812 | 832%) | 756% 5.0 f 
310 223 ||1329|| 864 | 930| 798%) 15 „ 


Für  Querschnitte über 150 mm? (Spalte 5) sowie die nach 
der „empirischen Regel" sich ergebende Schneelast bis zu 150 mm? 
erscheint die Fehlergrenze von 6% im allgemeinen nicht über- 
schritten; aus Sicherheitsgründen kann jedoch bei den in der 
Se bei solchen Querschnitten (über 150 mm?) maßgebenden, 
außergewöhnlichen Verhältnissen, wie namentlich im Hochge- 
birge, dann bei Fluß- und Bodenkreuzungen, ferner unter 
besonderen klimatischen Verhältnissen, eine Erhöhung der Zu- 
satzlast um50% fallweise in Betracht gezogen werden. Diese 
Werte entsprechen der nach den 1914-Normen (Spalte 3) sich 
ergebenden Eislast für Querschnitte von 185 bis 310 mm?. Für 
den konstanten Wert der Schneehülle sf = 30 mm zeigt die 
„empirische Regel” für Querschnitte zwischen 70 und 150 mm? 
und unter 50 mm? Abweichungen bis zu 6 % gegen die 1919-Nor- 
men (Spalte 8). Diehöchsten beobachteten Eisbelastun- 
gen sind für Deutschland mit 1500 g/m, für Amerika mit 
750 g unter normalen und 2100 g/m unter abnormalen Ver- 
hältnissen ermittelt worden’). Neuerdings sind ausnahmsweise 
auch hötere Werte (bis zu 6 kg/m) beobachtet worden.®) 


3) Für Querschnitte über 150 mm? ist die Dicke der Eis- bezw. Schneehülle 
nach Maßgabe der Erhöhung der Zusatzlast zu bemessen. 

3 Für Querschnitte über 159 mm? kann die Zusatzlast nach Maßgabe der 
Verhältnisse bis zu 50%, erhöht werden (vgl. Normen 1914). 

6 Vgl. L.Kallır, „Elektrotechn. u. Maschinenb.“ Wien, Bd. 37, 1919, 
S. 585, ferner „Starkstromtechnik* 3 Auflage, Abschnitt „Leitungen“. _ 
7 Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 137 u. 7983 Be: diesen Werten weichen die Eis-Quer- 
schnitte zuweilen von der Kreisform ab, häufig auch mit Eiszapfenbildungen. 


1136 


Maßgebend erscheint hier die Häufigkeit bezw. Wahrscheinlich- 
keit des Auftretens solcher außergewöhnli:her Belastungen und 
der hierdurch verursachten Wiedeıherstellungskosten. 


Um die, den VDE-Vorschriften 1919 entsprechende „normale“ 
Zusatzlast auch für Querschnitte über 150 mm? aufrecht- 
zuerhalten, kann für „außergewöhnliche Verhältnisse” der 
„Sicherheitsgrad” bei „erhöhter Zusatzlast”, dieser Erhöhung 
entsprechend herabgesetzt werden; die Verringerung der Si:her- 
heit entspricht bei 60%, Erhöhung der normalen Zusatzlast 
(von rd. 800 g/m) und 2%facher „normaler“ Sicherheit für 
Kupferleiter (bzw. 2facher tür Aluminiumleiter) der 11% (bzw. 
14 -"faclhefn Sicherheit bei „erhöhter Zusatzlast” (siehe 

DE - Normen 1914). In diesem Falle ergeben si:h keinerlei 
Mehrkosten bei Berücksichtigung „außergewöhnlicher Zusat; - 
belastungen” für die Bemessung von F'reileitungen. 


D W SE RO | 
! 1 Selauerschmif bezw. D. 
7 92 09 27 WS %9 N7 


N -%9 


5,2 


Abb. 1. Abhängigkeit der Eis- bzw. Schneefälle vom Leitungsquorschnitt 


In Abb. 1 ist nunmehr die aus Zahlentafel 1 sich ergebende 
Abhängigkeit der Eis- bzw. Schneehülle von dem Draht- bzw. 
Seilquerschnitt Erapnseh ‚ dargestellt; zu Vergleichszwecken 
wurden auch die den Schweizer Vorschriften und amerikanischen 
Regeln zugrunde gelegten Werte für sf bzw. Seim Bilde veran- 
schaulicht. Die Schweizer Normen ergeben bei einem konstan- 
ten Durchmesser von 8 cm der „Schneewalze” eine mit zu- 
nehmendem Durchmesser stetig abnehmende(!) Dicke der Schnee- 
hülle. Eine diesen Verhältnissen entsprechende ‚Aneisungsfor- 
mel” hat R. Edler angegeben: yq y = A, worin y=ß—1 


und ß = (siehe Zeichenerklärung) das ,,Aneisungsverhältnis” 


darstellt; diese Formel liefert für A = 8.10-* mit den schwei- 
zerischen Vorschriften gut übereinstimmende Werte, für A= 
5.10-*" nähern sich dieselben für Querschnitte bis zu 70 mm? 
den sich aus den VDE-Normen 1919 ergebenden Werten. 


Im Vergleich mit den „amerikanischen Regeln” stimmen 
für Querschnitte über 150 mm? (durch Umrahmung ersicht- 
lich gemacht) die 1914-Normen des VDE (vgl. Abb. 1) mit den 
ersteren gut überein und entsprechen einer rd 50 %igen Er- 
höhung der Zusatzlast der 1919-Normen; für Querschnitte unter 
150 mm ? liefern die 1914-Normen jedoch viel zu hohe Werte 
für die Zusatzbelastung. Aus Abb. 2 ist die gute Übereinstim- 
mung-der Eislast nach der ‚empirischen Regel‘ mit den 1919- 
Normen leicht:zu erkennen, namentlich für Querschnitte unter 
„50 mm?. Für praktische Zwecke kann schon mit Hinblick auf 
den unberücksichtigten Einfluß der Unebenheiten (Rauheit) 
der Drahtoberfläche, der Wärmeleitung und die chemi- 
schen Eigenschaften des Leitermaterials, neben den bereits 
in der Einleitung erwähnten Vorteilen, der Anwendung einer 
„empirischen Regel” eine hinreichende Genauigkeit zuge- 
sprochen werden; hierbei sind auch die Schwankungen des 
spezifischen Gewichtes (!) der Schnee- bzw. Eislast, bei- 
spielsweise für Rauhreif (y = 0,2 bis 0,25) und lockeren Schnee 
(vr = 0,12),, ferner Mischungen von Schnee- und Eisbelag un- 
berücksichtigt. — 


‚.. Für die Bemessung der höchsten zulässigen Zusatzlast 
ist die Erwärmung von Freileitungen unter Strombelastung von 
E Wichtigkeit; es liegen hierüber leider nur sehr spärliche 

ngaben und rechnerische Unterlagen vor. Die bisher meist 
verwendete Grundlage bildet die Formel von Kennelly aus dem 
Jahre 1889 (!) für die Erwärm von Kupferleitern bei (+ 20°C 
Temperaturerhöhung), wobei jedoch die Wärmeübertragungsver- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Helt 36. 


m = nn 5 
7. September 1922. 


hältnisse (bzw. -koeffizienten) zwischen Leitern verschiedenen 
Materials und ‚Oberflächenbeschaffenheit und der Schnee- 
bzw. Eishülle unberücksichtigt bleiben; nähere Versuchsergeb - 
nisse hierüber fehlen noch vollständig (vgl. auch R. Edle r 
an anderer Stelle)?). 

Die vorstehenden Untersuchungen über die Zusatzlast von 
Freileitungen sollen nicht abgeschlossen werden, ohne daß noch 
eine kurze Betrachtung über die Windbelastung und den Ein- 
fluß der zulässigen Temperaturgrenzen auf die Bemessung 
der Freileitungen hinzugefügt werden möge. Der den Bauvor- 
schriften der meisten Länder zugrunde gelogte Winddruck 


ı 8,3 7 95 720 O 
! f LRR Selquerschmit Ibezw. EE A- 
52 77 92 OI 27 15 759 777 203 

d, mm 


Abb, 2. Eis- bezw. Schneebelastung bei verschiedenen Leitungsquerschnitten. 


schwankt zwischen 100 und 150 kg/m? (VDE 125 kg/m?), wo- 
bei derselbe in der Regel die maximal auftretende Eislast nicht 
überschreitet; unter normalen Verhältnissen kann jedoch, wie 
bereite Nather, Wittek u. a. hervorgehoben haben?), -mit 
50 kg/m?, entsprechend einer Windgeschwindigkeit von rd 20 m/s 
(75 km/h) gegen rd 40 m (150 km/h) nach den Normalien, das 
Auslangen gefunden werden; insbesondere hebt N ather den Unter- 
schied des veränderlichen höchsten Momentan- oder Zacken- 
wertes im Vergleich mit der höchsten mittleren Stunden- 
geschwindigkeit des Windes hervor; näheres Zahlenmaterial hier- 
über fehlt zur Zeit ebenfalls. Auch hinsichtlich der En 
a el bei Bemessung von Freileitungen be- 
stehen große Unterschiede in verschiedenen klimatischen Ge- 
bieten; in amerikanischen Hochspannungsanlagen werden bei- 
spielsweise mehrere klimatische Zonen mit Tiefsttemperatur 
zwischen 0° und — 50°C für die Bemess der Freileitungen 
in mechanischer Hinsicht unterschieden’). In Mitteleuropa und 
Deutschland sind zwar wesentlich geringere Temperaturunter- 
schiede vorhanden, doch weist namentlich die Rhein- und Elbe- 
niederung milde Winter mit Tiefsttemperatur von durchschnitt- 
lich — 15°C auf, während anderseits im Nordosten (S oniga OST 
und Alpenvorland (München) Temperaturminima von — 30° 
beobachtet wurden; maßgebend erscheint hier die Häufigkeit 
bzw. Wahrscheinlichkeit des Auftretens solcher Tiefsttempe- 
raturen innerhalb eines längeren Zeitraumes. Gleichartige Unter- 
suchungen des Verfassers!) für österreichische Verhältnisse haben 
ergeben, daß die, den dortigen Vorschriften entsprechenden Tiefst- 
temperaturen von — 25° (ge en — 20°C des VDE) ohne Zu- 
satzlast nur in mittleren Höhenlagen auftreten,während für 
die Niederungen und freien Kuppen (Gehänge) die Normen des 
VDE vollkommen hinreichend sind. 


Zum Schlusse sei noch auf die aus Vorstehendem sich er- 
ebende Notwendigkeit der Errichtun von planmäßig angelegten 
ersuchsanlagen hingewiesen. 


7) Vgl. „Bulletin des Schweiz. Elektrotechn. Ver.“ 19%, Bd. 9, Nr. 
207,22). Vgl. auch „Elektrotechn. u. Maschinenb.“, Wien, Bd. 37, 1919, S. & 

8) vel, „Elektrotechn. u. Maschinenb.“ Wien, Bd 36, 1918, S. 495, Bd. 37, 1919. 
S. 575 und 


&9, $ 
Hr. 


d. 38, 1920, S. 159. 
°, Vgl. Hochspannungsanlagen in Amerika. „Elektrotechn. u. Maschinenb.” 
1920, Bd. 38 S. 495. 


w „Über die zulässigen Temperaturgrenzen von Freileitungen.“ „Elektro 
techn. u. Maschinenb.“, Bd. 4), 1922, S. 259. 


7. September 1922. 


Die Entwicklung der elektrotechnischen Spezialfabriken ist 
auch während und nach dem Kriege durchaus erfreulich gewesen. 
Hauptsächlich verdanken die Spezialfabriken ihre weitere Entfal- 
tung dem gesunden Gedanken der Spezialisierung, der Be- 
schränkung auf einige wenige Fabrikate, Es gibt in Deutschland 
keine zweite Industrie, die eine so eigenartige Struktur aufweist wie 
die elektrotechnische. Auf der einen Seite die beiden bekannten 
Großkonzerne, auf der anderen mehrere hundert bestorganisierte 
Spezialfabriken. Es genügt, diese Tatsache anzudeuten, der Fach- 
welt ist sie hinlänglich bekannt. Die elektrotechnischen Spezial- 
fabriken beschäftigten nun, wie mehrere-in den Jahren 1910 und 1911 
ron der Vereinigung elektrotechnischer Spezialfabriken veranstal- 
tete Rundfragen ergaben, schon damals mindestens 80 000 Arbeiter 
und Angestellte. Gegenwärtig beschäftigen allein die in der Ver- 
einigung elektrotechnischer Spezialfabriken und in den „Eltfabri- 
ken” organisierten Spezialfabriken laut der von mir im Januar d. J ) 
vorgenommenen Rundfrage rd 61 000 Arbeiter und Angestellte. Die 
Gesamtbelegschaft aller Spezialfabriken in Deutschland schätze ich 
auf mindestens 100 000 Köpfe, wobei allerdings die nicht unerheb- 
liche Zahl der Vertreter und Wiederverkäufer sowie der Installa- 


Spezialfabriken kaufen und somit — wenn auch nur indirekt — die- 
ser Beschäftigtenzahl zugerechnet werden müßten, noch nicht mit 
in Betracht gezogen wurde. Ich schätze die Zahl der deutschen elek- 
trotechnischen Spezialfabriken gegenwärtig auf etwa 500. Man kann 
annehmen, daß durchschnittlich jede Fabrik mindestens 10 Vertreter 
im Reich und jeder Vertreter wiederum mindestens einen Angestell- 
ten hat, das ergibt 10 000 Personen. Hierzu kommen rd 10 000 Instal- 
lateure (von etwa 20000 meiner Schätzung nach gegenwärtig in 
Deutschland arbeitenden selbständigen Installateuren) mit 
ebenfalls mindestens je einer Hilfskraft, mithin weitere 20 000 Per- 
sonen, deren Existenz eng mit denen der Spezialfabriken verknüpft 
ist Vom Elektro-Großhandel sehe ich ab, weil dieser seinen Be- 
darf nicht allein bei den Spezialfabriken deckt. Die Gesamtzahl der 
von den elektrotechnischen Spezialfabriken gegenwärtig direkt oder 
indirekt Beschäftigten beläuft sich also mindestens auf 130 000 Per- 
sonen. 
Es soll nun keineswegs verkannt werden, daß diese Entwick- 
lung durch den Krieg und die Nachrevolutions- 
zeit stark gefördert wurde. In Sonderheit hat die Herstellung der 
rinfacheren Zubehörteile, wie Installationsmaterialien, Heiz- und 
Kochapparate, Hebelschalter usw., einen Umfang angenommen, der 
weit über den Bedarf des Inlandes hinausgeht. Firmen, die während 
des Krieges Munitionsteile anfertigten, stellten sich nach Kriegs- 
ende auf die Anfertigung dieser Apparate in Massen um, da sie 
glaubten, die Elektrotechnik sei ein unerschöpfliches und dabei gro- 
Gen Gewinn abwerfendes Gebiet. Solange die Abwärtsbewe- 
gung der Mark anhält, verschleudern diese kleinen und klein- 
sten Werkstätten ihre keineswegs immer streng nach den Norma- 
lien und Vorschriftendes Verbandes Deutscher 
Elektrotechniker hergestellten Erzeugnisse durch Verkäufe 
nach dem Auslande zum Schaden der reellen Fabrikanten. Wenn 
aber eines Tages die Mark steigen sollte, so werden diese ungesun- 
den Verhältnisse von selbst verschwinden. Gegen unreelle Ge- 
schäftepraktiken in der Fabrikation und im Handel können aber 
auch die Außenhandelsstellen nichts ausrichten, zumal wir 
immer noch das Loch im Westen haben und ein neues Loch im Osten 
dazu erhielten. i 
Der Absatz im Inland ist den Spezialfabriken teilweise heute 
leider immer noch sehr erschwert. In Deutschland sind bekanntlich 
über 4000 Elektrizitätswerke vorhanden, unter denen sich viele be- 
finden. die sich bei den enorm gestiegenen Unkosten für Kohle und 


deren Frachten, für Unterhaltung, Löhne, Gehälter usw. kaum über- 


Wasser halten können. Manche Überlandzentralen suchen nun nach 
einer weiteren Einnahmequelle, glauben sie in einer eigenen Instal- 
lationsabteilung zu finden und kaufen die benötigten Materialien im 
großen ein. Ganz abgesehen davon, daß die Werke durch die Anglie- 
derunz einer Installationsabteilung keineswegs eine gesundere 
Grundlage erlangen, besteht die Haupteefahr für die elektrotechni- 
schen Spezialfabriken darin, daß diese Überlandwerke sehr bald da- 
zu übergehen, möglichst nur mit einer einzigen Firma zu verhan- 
deln und alle benötigten Materialien allein von dieser zu beziehen. 
Firmen aber, die alle elektrotechnischen Materialien herstellen, 
ininurdieGroßkonzerne,und so werden auf diesem Wege 
viele elektrotechnische Spezialfabriken vonLieferungen ausgeschal- 
tet. Daß häufig die leitenden Beamten von Überlandwerken früher 
bei der einen oder anderen Großfirma tätig gewesen sind und sich 
somit eine gewisse Vorliebe für deren Fabrikate bewahrt haben, 
spielt hierbei natürlich auch eine Rolle. 

So haben die elektrotechnischen Spezialfabri- 
ken hinsichtlich des Absatzes ihrer Erzeugnisse dauernd mit 
Schwierigkeiten zu kämpfen, einmal mit der ungesunden Konkur- 
renz, welche in der Kriegs- und Nachkriegszeit aufgekommen ist, 
zum anderen mit Monopolbestrebungen der Elektro-Großkonzerne 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 36. 


teure und deren Angestellten, die lediglich oder vorwiegend von - 


Die deutschen elektrotechnischen Spezialfabriken. 
Von Dr. rer. pol. W. Niefind, Berlin. 


fach direkt das Material der Großfirmen vorschreiben und nur die- 
ses überhaupt zur Installation zulassen. Der Kampf gegen die 
neuerstandene Konkurrenz wird, wie schon angedeutet, mit dem 
Steigen der Mark schwächer werden, wird auch durch die immer 
mehr einsetzende Tätigkeit der Prüfstelledes Verbandes 
Deutscher Elektrotechniker zuversichtlich gemildert. 
Es war ein sehr gesunder Gedanke, eine derartige Prüfstelle einzu- 
richten und das Prüfzeichen des VDE an alle diejenigen Fabrikan- . 
ten als Qualitätsmarke zu verleihen, deren Fabrikate der Prüfung 
standhalten. Die Auswirkung dieser äußerst begrüßenswerten Ein- 
richtung kann sich natürlich erst nach einiger Zeit zeigen. Auch die 
weiteren hier kurz charakterisierten Schwierigkeiten dürften sich 
demnächst mildern, da seitens der Reichsregierung eine Gesetzes- 
vorlage in Vorbereitung ist, welche einmal die Monopalstellung von 
Überlandzentralen bei Installationen abbauen und zum anderen dem 
vorherigen Akquirieren seitens solcher Werke und Niederlassungen 
der Großfirmen vorbeugen soll. 

Im Auslandgeschäft befinden sich die elektrotechnischen 
Spezialfabriken den Großkonzernen gegenüber im Nachteil. Zwar 
eind die Preise der Erzeugnisse teilweise abgestimmt, und es be- 
stehen auch für alle Firmen die gleichen Ausfuhrvorschriften. Wäh- 
rend aber die Spezialfabriken ihre Auslandgeschäfte fast durchweg 
direkt mit der Kundschaft abwickeln müssen, arbeiten die Großkon- 
zerne mit den fremden Kunden fast nur durch ihre ausländischen 
Niederlassungen und können alle Vorteile, die solche im Ausland 
selbst tätigen Vertretungen bieten, voll ausnutzen. 

Das Inlandgeschäft wird für die elektrotechnischen Spe- 
zialfabriken nicht allein durch die schon geschilderten Verhältnisse 
erschwert, sondern es gestaltet sich auch infolge derSteuerge-- 
setzgebung noch wesentlich schwieriger. Ich denke hier vor 
allen Dingen an die Warenumsatzsteuer. Der alte Reichs- 
tag hatte s. Zt. zur Besteuerung der sogenannten gemischten Be- 
triebe in $ 7 des Umsatzsteuergesetzes vom 26. VII. 1918 beschlos- 
sen, daß, falls ein Unternehmen aus mehreren verschiedenartigen 
Betrieben bestehe, von denen der eine die in ihm hergestellten Ge- 
genstände an den anderen liefere, die Lieferung dann umsatzsteuer- 
pflichtig sein sollte, wenn sie jährlich 0,1 Mill. M übersteige. Die 
Absicht war offenbar, die kombinierten Unternehmungen nicht gün- 
stiger zu stellen als die getrennten oder Spezialbetriebe. Man hielt 
sich damals die sozialpolitischen Wirkungen vor, daß die kleineren, 
selbständigen Betriebe um der Steuer willen miteinander verschmol- 
zen würden, was unbedingt manche unwillkommenen sozialen Ver- 
schiebungen zur Folge haben würde. Von dieser durchaus richtigen 
Anschauung ist man aber später unter der Begründung abgegangen, 
daß die Erfassung der Warenumsatzsteuer in der gedachten Form 
bei den gemischten Betrieben undurchführbar sei, auch sei die Steuer 
von 1% nicht so erheblich, daß sie eine unerträgliche Belastung der 
Spezialindustrie darstelle und infolgedessen zu Verschmelzungen 
führen würde. Inzwischen ist der Finanzbedarf des Reichs erheb- 
lich gestiegen und die Warenumsatzsteuer wesentlich erhöht wor- 
den. Geschieht letzteres nochmals, so kann man sich eine Vorstel- 
lung machen, welche Vorbelastung gerade die elektrotechnischen 
Spezialfabriken gegenüber den kombinierten Betrieben erfahren. 


Daß diese sehr starke und äußerst ungerechte steuerliche Vor- 
belastung in irgendeiner Weise ausgeglichen werden muß, liegt auf 
der Hand, denn sonst würden ja die Spezialfabriken viel zu teuer 
produzieren. Dieser Ausgleich läßt sich nun m. E. auf verschiedene 
Weise anstreben, einmal nämlich durch die Errichtung vpn 
Preiskartellen, in denen die Preise der Spezialapparate ge- 
mäß genauester Kalkulationen abgestimmt werden, und zum anderen 
durch Organisation. Was den Zusammenschluß in den Kartellen an- 
betrifft, so hat dieser teilweise bereits stattgefunden. Es gibt heute 
einen Spezialverband für Elektrizitätszähler, für Heiz- und Koch- 
apparate, für Installationsmaterial, Meßinstrumente, elektromedizi- 
nische Apparate und dgl. mehr. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, 
daß diese Bestrebungen sich fortsetzen werden, weil der Zusammen- 
an in speziellen Fachverbänden eine unbedingte Notwendig- 

eit ist. 

Bezüglich der Organisation stehe ich auf dem Standpunkt, 
daßdieSpezialisierung, Typisierung und Norma- 
lisierung jedenfalls weitere Fortschritte machen. werden, wenn- 
gleich gerade die Normalisierung für die Spezialfabriken nicht zu 
unterschätzende Gefahrenmomente in sich birgt. Ferner darf ein 
Unternehmen auch keine zu schmale Produktionsbasis haben, weil 
es sonst, wenn Zeiten niedergehender Konjunktur gerade für den 
einen oder die wenigen Artikel, die das Unternehmen herstellt, ein- 
treten, schwer darunter zu leiden hätte. Gegenwärtig besteht aber 
noch der Zustand, daß oft 50 oder mehr Firmen ein und denselben 
Gegenstand in ganz gleicher Güte und in gleichen Abmessungen an- 
fertigen und sich gegenseitig bekämpfen. Es scheint mir die Mög- 
lichkeit gegeben, daß Spezialfabriken das eine oder andere Modell 
der Konkurenz überlassen und dafür besondere Typen ganz speziell - 
bevorzugen. Wenn auf diese Weise ein Ausgleich der herzustellen- 
den Apparate und deren Typen zwischen den einzelnen Firmen statt- 


und schließlich auch noch mit Überlandwerken selbst, die viel- findet, würde sich die Konkurrenz erheblich mildern und infolge- 


1138 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 36. 


7. September 1922. 


dessen jedes Unternehmen gesundere Entwicklungsmöglichkeiten 
besitzen. Die Großkonzerne haben sowohl eine horizontale wie ver- 
tikale Organisation durchgeführt, z. B. im Konzern Siemens-Rhein- 
elbe-Schuckert-Union. Welche Schwierigkeiten hinsichtlich der 
` Rohstoffbezüge den Spezialfabriken eines Tages aus diesen Konzen- 
trationen erwachsen können, soll hier nur angedeutet werden. Die 
Spezialfabriken sollten hieraus jedenfalls die notwendige Lehre 


ziehen und, wenn möglich, auch eine zusammenfassende, geschlossene 
Verkaufsorganisation ins Leben rufen. Geschieht dies, 
so kann man der weiteren Entwicklung dieser Unternehmungen mit 
Ruhe entgegensehen. Ich bin überzeugt, daß sie auch in Zukunft 
einen wichtigen, nicht zu unterschätzemden Faktor im deutschen 
Wirtschaftsleben und in erster Linie in der elektrotechnischen In- 
dustrie darstellen werden. 


Hundert Jahre technische Erfindungen und Schöpfungen in Bayern. 


Von Dr. Bruno Thierbach, Ber. Ing., Berlin-München. 


Die zahlreichen Elektrotechniker, welche in diesem Jahre in 
Bayerns schöner Hauptstadt sich davon überzeugt haben, wie kräf- 
tig sich im Bayernlande technisches und industrielles Leben und 
Streben zu regen beginnt, werden mit Interesse auch einen Rück- 
blick auf die geschichtliche Entwicklung der technischen Erfindun- 
gen und Schöpfungen dieses Landes werfen. 

Eine günstige Gelegenheit hierzu bietet. das Studium einer 
Schrift des Polytechnischen Vereins in Bayern, die, als nachträg- 
liche Gabe seiner in das Jahr 1915 gefallenen Jahrhundertfeier, 
dieser mit der technischen Entwicklung Bayerns eng verknipfte 
Verein soeben erscheinen läßt, und zwar, dank der freigiebigen 
Unterstützung zahlreicher Vereinsmitglieder, trotz der Ungunst der 
Zeiten im schönen würdigen Gewande!). 

Welche reichen Wechselbeziehungen von je zwischen der deut- 
schen Elektrotechnik und dem Bayernlande bestanden haben, möge 
an Hand dieser Festschrift im folgenden kurz geschildert werden. 


Schon im Jahre 1809 geht von München die erste Anregung zu 
einer bedeutsamen Erfindung auf dem Gebiete der Elektrotechnik 
aus: denn in diesem Jahre führte Soemmering in der könig- 
lichen Akademie seinen elektrischen Telegraphen vor. Wenn dieser 
anf der elektrolytischen Wasserzersetzung beruhende Telegraph, der 
noch 27 Leitungen zwischen Sender und Empfänger benötigte, auch 
ohne praktische Bedeutung geblieben ist, so muß die Soemmering- 
sche Konstruktion doch als bahnbrechend für die späteren Erfinder 
angesehen werden. 

Als im Jahre 1815 der Polytechnische Verein für Bayern gce- 
gründet wurde, zunächst als Kunst- und Gewerbeverein zu München, 
erkannte er als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Verwirk- 
lichung seiner Ziele die Ausstellung einheimischer Kunst- und Ge- 
werbeprodukte, und er schuf zunächst eine „Kommissions-Nieder- 
lage“. Überwoeen in ihr auch anfänglich die Kunstzegenstän.de, so 
fanden sich doch auch sehon unter den ersten Ausstellungsobjekten 
einige feinmechanische Konstruktionen, und die Elektrotechnik 
war durch eine durch Elektrizität mittels eines zambonischen Säu- 
lenpaares betätirte Pendeluhr vertreten. Bald wurden aus dieser 
Kommisionsniederlage regelrechte Kunst- und Gewerbeausstellun- 
gen, deren Schwerpunkt allmählich auf die gewerblichen Darbietun- 
gen überzing. Auf der ersten öffentlichen Kunst- und Gewerbeaus- 
stellung, die gelegentlich des Oktoberfestes 1818 abgehalten wurde, 
waren aus dem elektrotechnischen Gebiete zwei Zündmaschinen 
ausgestellt. 

Einen kräftigen Ansporn erhielt die elektrotechnische Wissen- 
schaft 1826 durch einen Sohn des Bayernlandes In diesem Jahre 
veröffentlichte Georg Simon Ohm seine Abhandlung über die 
experimentelle Entwicklung des Gesetzes der Stromstärke, nachdem 
er schon im Jahre vorher eine „vorläufige Anzeige des Gesetzes, 
nach welchem Metalle die Kontakt-Elektrizität leiten”, bekannt- 
gegeben hatte. Infolge der Unbeständigkeit des galvanischen Fle- 
mentes, mit welchem er «damals gearbeitet hatte, enthielt freilich 
iene „vorläufige Mitteilung” noch eine unrichtige Formel. Das end- 
gültige Gelingen seiner Untersuchungen verdankte er der Verwen- 
dung einer thermo-elektrischen Kette an Stelle der bisher verwanl- 
ten hydro-elektrischen. Jetzt erst erkannte er aus seinen Messungen 
klar, daß die Stromstärke proportional der errezenden Kraft und 
umgekehrt proportional dem Gesamtwiderstande ist. Er faßte seine 


Entdeckung in die Gleichung X = + = wobei X die Stärke derelek- 


trischen Wirkung auf den Leiter von der Länge r ist, a und b aber 
konstante von der erregenden Kraft und dem Leitungswiderstande 
der Ketto abhängende Größen sind. Im folgenden Jahre gab dann 
Ohm in seinem berühmt gewordenen Werke „Die galvanische Kette 
mathematisch bearbeitet” die theoretische Begründung seiner Expe- 
rimente und eine einheitliche Erklärung der elektrischen Erechei- 
nungen, aus wenigen Grundprinzipien abgeleitet. 

Mehr Erfolg als Soemmering mit seinem elektrischen Tele- 
graphen war Karl August Steinheil mit der praktischen 
Durehbildung und Vervollkommnung des elektromagnetischen Zei- 
gertelegraphen von Gauß und Weber beschieden, die er auf An- 
regung seines Lehrers Gauß unternahm. Im Herbst 1837 führte der 
damals schon als Forscher und Erfinder bekannte Steinheil den er- 
staunten Münchener Bürgern den ersten selbsttätig schreibenden 
Telegrahpen vor. Da heute noch von vielen Morse die Erfindung 


D Druck und Verlag von R. Oldenbourg, München-Berlin. 


des Schreibtelegraphens zugeschrieben wird, muß darauf hingewie- 
sen werden, daß dieser zwar 1838 mit einer Konstruktion an die 
Öffentlichkeit trat, die aber in der Praxis niemals Verwendung ge- 
funden hat, und daß er erst 1840 seine jetzt als Morsetelegraph 
bekannte Anordnung herstellte. Hat dieser verbesserte Morse- 
Schreiber auch den Steinheilschen verdrängt, so gebührt die Priori- 
tät, den ersten brauchbaren Telegraphenapparat erfunden zu haben, 
doch unbedingt Steinheil. 


Noch höher aber ist seine Vereinfachung der Leitungsführunz 
zu veranschlagen. Auf Veranlassung von Gauß machte er nach Er- 


` öffnung der ersten deutschen Eisenbahnstrecke Nürnberg—Fiirth 


den Versuch, die beiden Bahnschienen als Telegraphenleitungen zu 
benutzen; schlug dieser Versuch auch fehl, da die Isolierung der 
Schienen nicht genügte, nm den elektrischen Strom auf längere Ent- 
fernung zu leiten, so machte Steinheil hierbei doch die Beobachtung, 
daß der Strom auch noch weiter floß, wenn die Enden der beiden 
Schienen nicht mehr miteinander verbunden waren. Er schloß dar- 
aus, daß der Erdboden den Strom leiten müsse und fand bei näherer 
Untersuchung in seinem Münchener Laboratorium, daß der Erd- 
widerstand gegenüber dem der Leitungen verschwindend klein war. 
Steinheil führte daher zum erstenmal die „Erdung“ einer elektri- 
schen Anlage durch eine im Erdboden vergrabene Kupferplatte ans. 
Das geerdete Leitersystem der Telegraphie erwies sich als wirt- 
schaftlich so überlegen, daß man nach seiner Durehbildung sich in 
ganz Deutschland an den Ausbau zahlreicher Telegraphenlinien her- 
anwagte. : 

Auch die ersten Blitzschutzvorrichtuneen der Leitungen stam- 
men von Steinheil und wurden von ihm 1842 in die Bahntelegraphen- 
linie München— Augsburg eingebaut; ihr Prinzip hat allen späteren 
Erfindern als Vorbild und Muster gedient. Mit tiefgründiger Wis- 
senschaftlichkeit verband Steinheil eine seltene Vielseitigkeit, die 
ihn zu außergewöhnlichen Leistungen auf den verschiedenen Gehie- 
ten führte, besonders auch auf dem der Maß- und Gewichtsverglei- 
chung und der Optik. Auf galvanonlastischem Wege verfertigte er 
nach einem genau gearbeiteten Modell Metallhohlspiegel, die er 
durch galvanische Vergoldung unoxydierbar machte; auch das gal- 
vanokaustische Verfahren in der zahnärztlichen Praxis führte er 
ein. Bei all seiner Vielseitigkeit aber ist sein Hauptwerk doch in 
der Vervollkommnung des Telegraphen zu erblicken. und mit Recht 
stehen auf seinem Münchener Grabmal die Worte: „Er lieh den Ge- 
danken Flügel.” 

Gemeinsam mit der Galvanoplastik bildet sich die Telegraphie 
allmählich zu einer eigenen Grewerbetechnik, der Elektrotechnik 
ans. Da sie sich aber zuerst auf den Bau galvanischer Batterien, 
telegraphischer und elektromagnetischer Apparate beschränkte, 
wurde sie meist ale Nebenzweig der Feinmechanik aufgefaßt. Erst 
die Erfindung der dyramo-elektrischen Maschine durch Werner 
Siemens schuf die Starkstromtechnik. An ihrer Entwicklung is! 
Bayern in ganz hervorragender Weise durch die Firma Schuckert 
beteiligt, welche im Jahre 1873 zu Nürnberg gegründet, diese alte 
Stadt von nenem berühmt gemacht hat. 

Auf den schnellen Aufstieg der Firma Schuckert und ihres ge- 
nialen Leiters JohannSiegmundSchuckert, der, ein ein- 
facher Volksschüler, ohne jede wissenschaftliche Ausbildung seinem 
Unternehmen schon nach zehniährigem Bestehen neben der Firma 
Siemens Weltruhm verschaffte, kann hier nicht näher eingegangen 
werden, ebensowenig auf die zahlreichen anderen größeren und 
kleineren bayerischen elektrotechnischen Fabriken, welche Zähler 
(Isaria-Zählerwerke, München), elektrotechnische Wärmegeräte, 
z. B. Schweißmaschinen (Hugo Hellberger, München), elektromedi- 
zinische Apparate (Polyphos G. m. b. H., München) und anderes 
mehr herstellten und sich eines guten Rufes erfreuen. Auf die Aus- 
breitung der elektrischen Licht- und Kraftversorgung in Bayern 
muß aber noch kurz zurückgegriffen werden. 

Neben dem Namen Schuckert ist mit der Entwicklung der Elek- 
trizitätswirtschaft in Bayern noch ein zweiter Name unlösbar ver- 
bunden: Oskar von Miller. Zunächst tritt uns derselbe al: 
Organisator und Schriftleiter der ersten deutschen elektrischen Aus- 
stellung, welche im Jahre 1382 in München stattfand, entgegen. Im 
Jahre 1879 im Polytechnischen Verein gehaltene Vorträge über elek- 
trische Beleuchtung hatten das Interesse der Münchener Industriel- 
lenkreise für diese Beleuchtungsart geweckt, und bei einem Vortrag 
von Beetz über die elektrische Ausstellung in Paris wurde der 
Wunsch laut, eine ähnliche Veranstaltung in München ins Leben 


3 


7. September 1922. 


zu rufen. Durch das hohe Ausehen von Beetz in den wissenschaft- 
lichen Kreisen und durch das tatkräftige Organisationstalent Os- 
kar von Millers, der diese Bestrebungen zunächst durch einen ein- 
drucksvollen Vortrag im Architekten- und Ingenieurverein unter- 
stützte, gelang es, die elektrotechnische Ausstellung im Glaspalast 
zu München in hervorragender Weise zur Durchführung zu bringen. 
Auch der wirtschaftliche Erfolg war ein guter. Aus den erzielten 
Überschüssen wurde auf den Antrag Oskar von Millers einstim- 
mig beschlossen, dem Polvtechnischen Verein 20000 M zur Grün- 
dung einer elektrotechnischen Versuchestation zu überweisen, da 
dieer Verein durch seine Mitwirkung bei den auf der Ausstellung 
zur Durchführung gelangten, Epoche machenden exakten elektri- 
schen Messungen sich ein großes Verdienst um die Elektrotechnik 
erworben hätte. - 

Nachdem von der Staatsregierung eine Beihilfe von weiteren 
KO0OM gewährt worden war, wurde sofort an den Ausbau der elek- 
trotechnischen Versuchssiationen herangetreten, die von einer elek- 
trotechnischen Kommission, welcher auch Vertreter der Ministerien 
des Innern und Äußern und des Stadtmagistrats München angehör- 
ten, geleitet wurden. 

Diese Kommission nahm alsbald die schon früher im Polytechni- 
schen ‚Verein mehrfach gegebene Anregung auf, die Wasserkräfte 
der Isar nutzbar zu machen. Gemeinsam mit dem Stadtbauamte wur- 
de ein Programm ausgearbeitet, und die damals im Jahre 1884 her- 
auszegebene Denkschrift ist für die späteren in München nach dieser 
Richtung hin unternommenen Schritte grundlegend geworden. 

Obwohl die Versuchsstation viel in Anspruch genommen wurde 
und umfangreiche Arbeiten ausführte, war ihre Unterhaltung aus 
eigenen Mitteln doch schwierig. Als daher eine ihr besonders wich- 
tie erscheinende Aufgabe, die Revision elektrischer ‘Anlagen, durch 
Anerkennung der inzwischen entstandenen Verbandsvorschriften 
durch die baverieche Regierung in festere Bahn gelenkt. war, rief der 
damalige Vorstand des Polytechnischen Vereins, Kommerzienrat 
Wenz,einen besonderen Baycrischen Verein zur Revieion elektri- 
scher Anlagen ins Leben, dem die elektrische Versuchsstation ange- 
zliedert wurde. Doch schon in dem Jahre darauf, 1903, wurde dieser 
Revisions-Verein mit dem gleichfalls vom Polytechn'schen Verein, 
aber schon 1870, gegründeten Baycriechen Dampfkessel-Revisions- 
Verein, unter dem Namen „Bayerischer Revisions-Verein“ vereinigt. 

Der Einfluß, den Oskar von Miller auf die Verbreitung der elek- 
trischen Licht- und Kraftanlagen gewann, kam haupteächlich da- 
Inrch zustande, daß er selbst für zahlreiche kleinere und größere Ge- 
meinden Elt-Werke proiektierte und baute. Auf sein Betreiben hin 
wurde z.B. in Reichenhall die erste deutsche Wechseletromanlage 
e»schaffen, welcher bald darauf dieienizge von Fürstenfeldbruck 
folgte. Letztere Anlage zeichnete sich besonders dadurch aus, daß 
hier zum ereten Male das elektrische Licht Allgemeinzut wurde; 
denn während man bisher nur auf den Anschluß großer Lichtanlaren 
Wert gelegt hatte, wurde hier fast iedes Haus angeschlossen, so daß 
indem kleinen Orte von nur 3300 Einwohnern schon Ende 1897 2094 
Glühlampen und 5 Bogenlampen brannten; auch 24 gewerbliche Be- 
triebe wurden bereits mit Kraft versorgt. i 

In den großen Städten waren bisher nur private Elektrizitäts- 
werke zum Ausbau gelangt. Die erste Stadt, welche zur Anlage eines 
städtischen Werkes schritt, war Nürnberg, wo im März 1896 ein nach 
den Plänen von Oskar von Miller, der auch die Bauleitungen für die 
elektrischen und maschinellen Einrichtungen übernahm, errichtetes 
Wechselstromwerk in Betrieb kam. Im München scheiterten die 
Pläne für die Errichtung eines allgemeinen Elektrizitätswerkes 
lange Zeit an den Bestimmungen des mit der Gasgesellschaft beste- 
henden Vertrages. Zwei kleinere Werke wurden für Straßenbe- 
leuehtung und Straßenbahnbetrieb im Jahre 1893 errichtet. und dann 
1595 und 1897 wesentlich erweitert. 1895 wurde ferner das Maxi- 
milian-Werk erbaut, das aber auch nur mit zwei Turbinen von je 


Das „Wärmag‘-Bügeleisen. 


Elektrische Bügeleisen sind in einer Unzahl verschiedener 
Typen auf dem Markt. Die wirklichen und vermeintlichen Vorteile 
der einzelnen Konstruktionen sind in den Fachzeitschriften oft be- 
schrieben worden!). Erstaunlich ist es, wie wenig grundlegende 
Verbesserungen diese Apparate im Laufe der Zeit erfahren haben. 
Während man auf der einen Seite die elektrischen Bügeleisen 
scheinbar als Luxusgegenstände betrachtet und den Hauptwert nur 
f die blanke Vernickelung legt, ohne sich viel um den elektrischen 
Teil zu kümmern, betrachtet man anderseits den Wirkungsgrad 
und die Garantiezeit als willkommenes Akquisitionsmoment. Er- 
sterer spielt bei der meist kurzzeitigen Benutzungsdauer praktisch 
fast gar keine Rolle, und eine Garantiezeit von 1 bis 2 Jahren ent- 
sprieht im Höchstfalle einer Benutzungszeit von einigen hundert 
Stunden, gestattet also kaum ein abschließendes Urteil über den 
Wert der Konstruktion. 


Zu den geringen Fortschritten bei den elektrischen Bügel- 
eisen hat auch die wilde Fabrikation in der Nachkriegszeit bei- 
getragen, welche ohne Fachkenntnis alles kritiklos kopierte; da- 


H Vgl. z.B. ETZ" 1929, S. 129, 342, 318, 433 418; 1921 S. 49, 65, 158, 540, 957, 1046. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. 


Heft 36. 1138 


225 PS ausgestattet wurde. Das erste größere Werk wurde 1897 an 
der Staubstraße errichtet und in ihm von vornherein Platz für sechs 
Dampfdynamos von je 1200 PS geschaffen. 

Das stärkere Heranziehen der bayerischen Wasserkräfte ist 
wiederum in der Hauptsache auf das Betreiben von Oskar von Miller 
zurückzuführen. Auf seine Veranlassung stellte Deprez während 
der elektrischen Ausstellung in München in dem 57 km entfernten 
Miesbach einen 1,5 PS-Generafor auf und betrieb durch elektrische 
Kraftübertragung auf dem Ausstellungsplatze einen kleinen Wasser- 
fall mit einer Nutzleistung von etwa 0,4 PS. Ebeuso ist die berühmt 
gewordene Kraftübertragung von Laufen nach dem 175 km entfern- 
ten Gelände der Frankfurter elektrotechnischen Ausstellung des 
Jahres 1891 auf die Anregung Oskar von Millers zurückzuführen. In 
beiden Fällen veranlaßte er auch die Prüfungen der Leistungen 
jener Anlagen durch wissenschaftliche genaue Untersuchungen; ge- 
tade hierdurch trug er viel zu der schnellen Entwicklung der elek- 
In Fernübertragung und zum Ausbau von Überlandzentra- 
en bei. 

Eine der ersten Anlagen dieser Art waren die Isar-Werke, die 
nach Plänen von Oskar von Miller mit Drehstrom von 5000 V aus- 
geführt wurden. Der ursprüngliche Plan, von hieraus die Stadt Mün- 
chen einheitlich zu versorgen, scheiterte leider, so daß man auch 
hier das gleiche Bild wie bei den meisten deutschen Großstädten 
sieht, das Abschnüren der unmittelbaren Umgebung der Großstadt 
durch private Überlandzentralen. Erst in den Jahren 1905-07 ging 
die Stadt München selbst daran, ein größeres Wasserkraftwerk aus- 
zubauen, indem sie ein schon in den neunziger Jahren von der Elek- 
trizitäts-A. G. Helios, Köln, ausgearbeitetes Projekt erwarb, das 
durch Abschnüren eines Isarbogens rund 6000 PS gewann, die durch 
eine 50 000 V-Leitung, die erste deutsche Leitung, welche mit einer 
so hohen Spannung gespeist wurde, in die Stadt geleitet wurden. 

Wie dann die Überlandzentralenbewegung sich weiter entwik- 
kelte, wie neben den Isar-Werken die TLech-Werke, die Amper- 
Werke, die Leitzach-Werke entstanden, das Großkraftwerk Fran- 
ken, die bayerische Elektrizitäts-Lieferungs-Gesellschaft und die 
Pfalz-Werke gegründet wurden, wie der Wettbewerb für das Wal- 
chenseeprojekt ausgeschrieben wurde und vor allem die verschiede- 
nen Stadien, die das größte und wertvollste der Pläne Oskar von Mil- 
lers, das Bayern-Werk, bis zu seiner nunmeħr nahen Vollendung 
durchlief, alles dieses ist dem Leserkreise dieser Zeitschrift durch 
ihre regelmäßigen Berichte hinreichend bekannt und jedenfalls noch 
in Erinnerung, so daß auf die betreffenden Besprechungen der 
Jahrhundertschrift hier nicht näher eingegangen werden soll. 

Bei den vorstehenden Ausführungen habe ich mich an Hand der 
Jahrhundertschrift des Polytechnischen Vereins in Bayern auf eine 
kurze Schilderung der mannigfaltigen Beziehungen beschränkt, die 
zwischen diesem Lande und der Entwicklung der deutschen Elektro- 
technik in den letzten hundert Jahren bestanden haben. Beim Stu- 
dium der Festschrift aber wird man gewahr, auf wie zahlreichen 
anderen Gebieten von Technik und Industrie gleichfalls Söhne des 
Bayernlandes oder frühzeitig dorthin übergesiedelte Männer an- 
regend und befruchtend gewirkt haben. Man denke nur an Josef 
v. Fraunhofer und seine Bedeutung für die wissenschaftliche 
Optik, an König und Bauer, Liebig, Pettenkofer, 
Linde,Dieselund die führenden Männer des eigentlichen baye- 
rischen Haupt- und Nationalgewerbes, der Bierbrauerei. 

Der Polytechnische Verein in Bayern mit den von ihm ins Leben 
gerufenen Unternehmungen hat sich während des verflossenen Jahr- 
hunderts als das feste Band erwiesen, das sich um die in Bayern ent- 
standenen technischen Erfindungen und Schöpfungen schlang. Möge 
es ihm auch in den folgenden Jahrzehnten beschieden sein, neuen, 
wertvollen Gedanken, Ideen und Plänen auf ihren oft so dornen- 
reichen Wegen bis zur praktischen Durchsetzung und Verwertung 
helfend und fördernd zur Seite zu stehen. 


her kehrten dieselben Fehler immer wieder. Diese liegen in dem 
oft komplizierten Aufbau, der schlechten Ausbildung der An- 
schlüsse, in der Verwendung minderwertigen Materials, falscher 
Verteilung der Beheizung und in der oft sehr ungeeigneten Form 
der Eisen. Betrachtet man den bisherigen Aufbau, so unter- 
scheidet man in der Hauptsache zwei Typen: die zweiteiligen 
Eisen, bestehend aus Sohle und Druckplatte mit zwischengelegtem 


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ANNANN; 


7 AANS; 


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Abb. 2. 


Abb. 1. 
Heizelement (Abb. 1) und die dreiteiligen Eisen (Abb. 2), bei 


denen die Druckplatte mit einer Haube überdeckt ist. In Wirk- 
lichkeit ist die Zahl der Bestandteile eines Bügeleisens jedoch 
bedeutend größer, wodurch viele Fehlerquellen geschaffen sind. 
Bei zweiteiligen Eisen werden die Verbindungsleitungen zwischen 
den am Oberteil montierten Anschlußteilen und den Enden der 


: 


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1140 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36. 


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7. September 1922. 


Heizwicklung in der Regel fortgelassen und die Kontakte ledig- 
lich aufgedrückt (Abb. 3). Geschieht dies nicht sorgfältig, so 


“liegen die Anschlußfahnen lose an und bilden die gefürchteten 


unsicheren Kontakte, oder die Isolierunterlagen geben nach, so 
daß ebenfalls unvollkommener Kontakt entsteht. Es sollte als 


SIILTTLTSSILITILEEI. N ZA, 


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VCHOEHLTHLT 


Se COPIL. 


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Abb. 3. 


Abb. 4. 


Konstruktionsregel gelten, daß zwischen Heizwicklung und Kon- 
taktstift nur feste metallische Verbindungen vorzusehen sind. 
Bei den Kappeneisen sieht man häufig ein Fenster (Abb. 4) vor, 
durch welches die Anschlüsse montiert werden müssen. Dies läßt 
sich nur mit großer Geduld ausführen und ist schwer kontrollier- 


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Abb. 


Abb. 5. 


bar. Von einer praktischen Auswechselbarkeit kann man in 
diesem Falle nicht sprechen. Die Abmessungen der Steckerstifte 
sind zwar durch die Verbandsnormalien festgelegt, nicht aber die 
Ausbildung der Isolierbuchsen. Teils werden Glimmerscheiben 


mit geringen Kriechwegen oder Kunstmassen verwendet, die in 
der Hitzeeintrocknen 


und schwinden oder 
weich und klapperig 
werden, teils sind die 
Buchsen so schwach 
bemessen, daß sie 


Abb. 9 


leicht brechen, was der Zug an der Zuleitung besonders be- 
günstigt. 

Zu den größten Bedenken geben bei vielen Konstruktionen in- 
dessen die Heizelemente Veranlassung. Es ist unglaublich, was in 
Bügeleisen oft alles vorzufinden ist. Bekanntlich gelten als ideale 
Heizelemente Platten von temperaturbeständigem Glimmer, 
zwischen denen eine reichlich bemessene Bandwicklung als Heiz- 
leiter angeordnet ist. Diese Ausführung trifft man häufig bei 
guten Fabrikaten. Sie ist jedoch sehr teuer. Die deutsche und 


ausländische Industrie verwendet daher schon seit Jahren mit 
vollem Erfolge als einwandfreien Ersatz Mikanit. Neuerdings 
glauben einige Fabrikanten sparen zu können, indem sie soge- 
nannten Schüttglimmer verwenden, das sind minderwertige 
Glimmerabfälle, die lose in das Unterteil eingeschüttet werden. 
Darauf liegt entweder lose oder auf schmalen Streifen die mit 
60 bis 80 A/mm? belastete Galoppwicklung aus minderwertigem 
Heizdraht, die wiederum mit losem Glimmerabfall bedeckt ist 
(Abb. 5). Darauf kommt das Oberteil. Gleiche Elemente findet 
man auch in Blech gebettet. Sie sind vollkommen uneben, ver- 
mitteln keine gute Wärmeüberleitung und sind elektrisch voll- 
kommen minderwertig. Das gleiche gilt von den in Weichasbest 
eingebetteten Elementen; denn Asbest ist stark hygroskopisch. 
Dagegen haben sich Heizkörper aus dünnem Zementasbest mit ein- 
gekitteter Heizwicklung im allgemeinen bewährt. Neuerdings wer- 
den auch Eisen hergestellt, bei denen die Wicklung mit Zement un- 
mittelbar in das Unterteil des Eisens eingepreßt wird. Der Wärme- 
kontakt ist dabei sicher gut, doch lassen die isolierenden Eigen- 


Abb. 8. 


schaften des Zements oftmals viel zu wünschen übrig. Es gibt 
kaum Zemente, die nicht hygroskopisch sind und kein chemisch 


Abb. 10. 


gebundenes Wasser enthalten, welches beim Erkalten immer frei 
wird. Solche Eisen wei- 
sen bei jedesmaligem 
Einschalten starkenKör- 
perschluß auf, der erst 
nach längerer Heizdauer 
verschwindet. Die Heiz- 
wicklung solcher Eisen 
ıst nicht auswechselbar, 


Abb. 11. 


und dasistentschiedenein Nachteil, selbst wenn große Garantiezeiten 
gegeben werden. Bei der Heizwirkung findet man häufig ein® 
falsche Verteilung (Abb. 6). Richtig ist die Anordnung na 

Abb. 7. Besonders wichtig ist eine gute Spitzenbeheizung, welche 
die Abkühlung des Vorderteiles beim Plätten ausgleicht. Die 
Flächenbelastung (Watt/cm?) -spielt eine geringere Rolle 
Amerikanische Eisen sind im allgemeinen um 50 % höher beheizt 
wie die deutschen. Dagegen sollte man niemals auf die Speicher- 
wirkung verzichten und die Sohle nicht zu schwach nehmen, 


1. September 1922. 


beides Momente, die wärmeausgleichend und in diesem Sinne 
stromsparend wirken?). 

Auch die Form des Eisens ist keine Nebensache, wie man oft 
annimmt. Aus zahlreichen praktischen Versuchen hat sich er- 
geben, daß die breite Sohle die beste ist, und daß ein hochge- 
zogener Boden die Wärme viel besser an das Plättgut abgibt als 
eine dünne Sohle mit Kappe (Abb. 8). Dies ist eine schon bei Gas- 
plätten beobachtete Tatsache. Die Kanten a dürfen nur schwach, 
die Kanten b sollen stärker abgerundet sein. Stark abzurunden sind 
zur Glanzerzeugung die Hinterkante c und die Ecken d. Sie ver- 
meiden beim Zurückführen des Eisens Faltenbildung in der Wäsche. 
Das Vorderteil muß wie der Bug eines Schiffes gestaltet sein. Eine 
spiegelglatte Fläche bewirkt leichtes Gleiten sowie schnelle und 
intensive Wärmeübertragung. Bedeutend leichteres Arbeiten er- 
reicht man durch Hochziehen der Spitze e und der Hinterkante f. 


» Vgl. hierzu „ETZ“ 1921, S. 49. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Strom- und Gasverbrauchskosten sowie deren Einheitspreise in 
mittleren Haushalten 1916/1922. — Mancher Haushalt seufzt unter 
den Lasten, die Beleuchtung und Kochgas in heutiger Zeit aufer- 
legen, es erscheint mir daher interessant genug, einige Angaben hier- 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36. 


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Abb. 2 Kosten des vierteljährlichen Gas- und Seohserbratichh 19161922. 


iber zu machen bzw. sie in Kurvenform darzustellen. Die Kurven 
in Abb. 1 und 2 stellen den monatlichen Gas- bzw. Stromverbrauch 
für die Jahre 1916 bis 1922 sowie die Gas- und Strompreise dar. Die 


1141 


Diese Gestaltung wirkt wie die Stufe eines Gleitbootes, vermeidet 
die bremsende Faltenbildung und dadurch die rasche Ermüdung 
bei langem Plätten. 

Der Unterschied im Gleitwiderstand ist ganz bedeutend. Er 
wurde auf die in Abb. 9 dargestellte Weise ermittelt. 

Die Wärmag-Plätte (Abb. 10) besteht aus drei Hauptteilen, der 
Sohle, dem Heizkörper mit den Steckerstiften und dem Oberteil mit 
Wärmeisolation und Griff. Unzuverlässige Verbindungsleitungen 
zwischen Heizkörper und Anschlußstiften sind vermieden, hygro- 
skopischer Zement wird nicht verwendet. Die Eisen können ent- 
weder mit Original Wärmag-Heizkörper oder auch mit Mikanitheiz- 
elementen geliefert werden. lIsolationsfehler und das Durchbren- 
nen der Anschlußfahnen sind bei der Eigenart der Konstruktion aus- 
geschlossen. Durch geeignete Formgebung ist der Gleitwiderstand. 
dieser Eisen gering: die Hinterkanten und die hinteren Ecken sind 
gut abzerundet. Alle Eisenteile sind poliert und vernickelt. Die 
Heizkörper sind einfach auswechselbar (Abb. 11). Schneider. 


RUNDSCHAU. | | 


Angaben beziehen sich auf einen Haushalt von 5 Zimmern und 7 Per- 
sonen (mit Hausangestellten) in einem Hause mit zentraler Warm- 
wasserversorgung (ohne Zentralheizung). Dadurch, daß die zen- 
trale Warmwasserversorgung auf 14-tügige, jeweils 3 Tage andau- 
ernde Perioden beschränkt ist, ist der Einfluß des vorher täglich 
verfügbaren Warmwassers auf den Gasverbrauch nicht überall der 


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N -Gasverbrauch 


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Strom- und Gasverbrauch eines Haushalts von 5 Zimmera und 7 Personen sowie Strom- und Gaspreise in den einzelnen Monaten der Jahre 1916 bis 192. 


` gleiche, Seit 1919 werden übrigens auch elektrische Bügeleisen 


und eine elektrische Kochkiste benutzt. Seit Ende 1921 ist der 
Lichtstromverbrauch wegen des hohen Strompreises durch Ein- 
setzen niederkerziger Glühlampen und durch sparsame Lichtanwen- 
dung nach Möglichkeit eingeschränkt worden. Das Gas wird, abge- 
sehen von Notbeleuchtung, nur zum Kochen auf dem Herd benutzt. 
Abb. 1 zeigt den monatlichen Stromverbrauch in Kilowattstunden, 
den monatlichen Gasverbrauch in Kubikmetern sowie die Strom- 
preise für 1 kWh bzw. die Gaspreise für 1 m? in den Jahren 1916 
bis 1922. Abb. 2 zeigt die vierteljährlichen Strom- bzw. Gaskosten 
bzw. Gesamtkosten für den gleichen Zeitraum unter Einfluß der 
Mcssermieten. Es dürfte sich erübrigen, auf weitere Einzelheiten 
einzugehen, da die Kurven für sich sprechen. KurtPeriewitz. 


Apparatebau. 


Neuartiger Einbau von Ölschaltern in Schaltanlagen von über 
35 kV. — Anläßlich der Projektierung der Transformatorenstatio- 
nen Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg des Bayernwerks 
hat die Brown Boveri & Cie A.G., Mannheim-Käfertal, eine neu- 
artige Aufstellung der 100 kV-Ölschalter entworfen, welche eins so 
einfache und übersichtliche Bauart des Schalthauses ergibt, wie 
man sie bei Freiluftstationen findet, wodurch sie wesentliche 
Vorteile hat (Abb. 3). Da erfahrungsgemäß Explosionen von Öl- 
schaltern für 100 kV, auch bei größten Zentralenleistungen, nicht in 
dem Maße wie bei niedrig geren Spannungen zu befürchten sind, wur- 


» 


-— -E u E a- 


1142 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36. 


u - 


7. September 1922. 


den die druckfest gebauten Ölschalter unter Anordnung von Entlüf- 
tungsrohren bis zum Deckel in eine Betongrube versenkt, welche die 
beim Schalten auftretenden Ölgase ins Freie abführen; durch Rück- 
schlagkappen wird der Eintritt von Frischluft und Feuchtigkeit in 
die Schalter verhindert. Die Ölschalteraufstellung nach dem Kam- 
mersystem ist hiermit verlassen, jedoch ohne Aufgabe ihrer Vor- 
teile, insbesondere des Schutzes gegen Verqualmung der Station. 
Ver Ölbehälter des Transformators besteht aus Eisenblech und ist 
an seinem oberen Rande mit einem Stahlgußring versehen, der 
mit einem in der Betongrube festverankerten Fundamentring ver- 
schraubt wird. Der Stahlgußdeckel des Ölschalters trägt den voll- 
ständigen Schaltmechanismus und die Schutzwiderstände. 


Abb. 3. Einbau von Ölschaltern in Hochspannungs-Schaltanlagen”’nach BRC. 


Die Vorteile der neuen Aufstellungsart, insbesondere der ein- 
stöckigen Anordnung, sind größte Übersichtlichkeit der Schaltein- 
richtungen von einem Bedienungsgange aus, Kostenersparnis und 
Erhöhung der Betriebssicherheit durch Fortfall aller Hochspan- 
nungsdurchführungen für Leitungen im Schalthaus, Verminderung 
der Baukosten, sehr günstige natürliche Beleuchtung der Station. 
Die Revision der Ölschalter ist sehr leicht auszuführen, denn sie 
lassen sich leicht herausheben und mittels eines besonderen Hub- 
wagens transportieren. Die Ölschalterdurehführungen, Relais und 
Antriebsteile der Ölschalter sind bequen zugänglich. Die Sicher- 
heit gegen Verqualmung war schon oben erwähnt. („BRBC.-Mittei- 
lungen”, Mannheim, Bd. 9, 1922, S. 119.) Ptz. 


Beleuchtung und Heizung. 


Die Wirkung verschiedener Sehwinkel, Liehtintensitäten und 
Lichtzusammensetzungen auf wichtige Funktionen des Auges — 
Die Untersuchungen bezogen sich auf die Sehschärfe, ıhre Er- 
haltung und das Unterscheidungsvermögen. Die Sehschärfe hängt 
von der Farbe des zur Beleuchtung dienenden Lichtes ab. Sie nimmt 
zu in der Reihenfolge der Spektralfarben: Blau, blaugrün, rot, grün, 
orange, gelbgrün, gelb. Bei gelbem Licht ist sie am größten. Die 
Differenz tritt am deutlichsten bei hohen Liichtstärken auf. Hinsicht- 
lich der elektrischen Glühlampen ist die Sehschärfe am größten bei 
der Tageslichtlampe, sie ist geringer bei der Gasfüllungslampe, am 
kleinsten bei der Vakuumlampe. Für die Erhaltung der Sehschärfe, 
d. h. bei Dauerversuchen gilt das Gleiche mit Ausnahme der Farben 
rot und grün, imlem das Auge leichter im grünen als im roten Licht 
ermüdet. In gleicher Weise wie bei der Sehschärfe wirkt die Licht- 
farbe auf das Unterscheidungsvermöszen. Der Einfluß der Be- 
leuchtungssteigerung auf das Unterscheidungsvermögen ist stark 
abhängig vom Sehwinkel. Es wurde folgendes beobachtet: Steirt 
die Beleuchtungsstärke von 3,6 auf 144 Lx, so nimmt das Unterschei- 
dungzsvermögen zu 

bei einem Sehwinkel von 1,15 um 603 % 
n ” [7 " , | n” 331 % 
r , n" " 3,45 „ 310 N. 
(C. E. Ferree und G. Rand, Trans. Tllum. Eng. Soc. Bd. 17, 1922, S. 69.) 


Re. 


Die neue Beleuchtung von Landstraßen. — Zu der auf S. 992 
gebrachten Mitteilung über eine neue Beleuchtung von Landstraßen 
zwecks Vermeidung der überhandnehmenden Automobilunfälle seien 


® 


hier noch einige weitere Angaben gemacht. Die in Abb. 2 der vor- 
erwähnten Mitteilung dargestellte gasgefüllte Serienlampe hat 250 
Ko für 6,6 A. Der Verbrauch bei 4000 Brennstunden im Jahre 
beträgt je Lampe 108 kWh. Die Beleuchtung beläuft sich, bezogen 
auf die Oberfläche der Landstraße (nicht, wie man sonst allgemein 
für diese Messung annimmt, 1 m darüber), auf 0,3 bis 2,64 Lx. Hier- 
zu sei bemerkt, daß L. Bloch in seinem Buche „Lichttechnik“ für 
städtische Straßen mit mittlerem Verkehr 1,5 bis 5 Lx, für städti- 
sche Nebenstraßen 0,5 bis 1,5 Lx verlangt. An einer graphischen 
Darstellung werden die Kosten einer Beleuchtungseinriehtung mit 
don Baukosten der Straße verglichen. Daraus geht hervor, daß die 
Herstellung der Beleuchtungseinriehtung etwa 1/10 von den Kostea 
der Makadampflasterung, die Unterhaltung etwa t/s dieser beträgt. 


Ed. 
Verkehr und Transport. 


Vollbahn-Elektrisierung in Frankreich. — Die Elektrisierunz 
der französischen Hauptbahnen macht weitere Fortschritte!). Kürz- 
lich wurde eine große Lokomotivbestellung an die Société Oerlikon 
und die Société de Construction des Batignolles in Paris von der 
Compagnie du Chemin de Fer de Paris à Orléans vergeben?). Nun 
sind wir in der Lage mitzuteilen, daß auch die Compagnie des Che- 
mins de Fer de Paris—Lyon—Mediterrannee (P.L.M.) die Elektri- 
sierung ihrer Linien in Angriff genommen hat, u. zw. wie die Paris— 
Orleans-Bahn mit Gleichstrom von 1500 V Spannung. Die P.L.M. 
fängt aber mit der Elektrisierung nicht von Anfang in großem Maß- 
stab an, sondern will zunächst Probelokomotiven in Betrieb nehmen, 
um auf Grund der. damit erhaltenen Betriebsergebnisse die zroßen 
Lokomotivbestellungen zu vergeben. Sie hat bei den beiden oben- 


“genannten Gesellschaften eine Lokomotive zur gemeinsamen Hie- 


ferung bestellt, u..zw. liefert die Société de Construction des Batiz- 
nolles den mechanischen Teil, während die Société Oerlikon die lie- 
ferung und Montage der elektrischen Ausrüstung übernommen hat. 
Die Lokomotive ist für Schnellzugsdienst und für eine Höchstxe- 
schwindigkeit von 110 km/h bestimmt und erhält zwecks guten 
Kurvenlaufes vorn und hinten je ein zweiachsiges L.aufgestell. Die 
vier Triebachsen werden je durch einen sogenaunten Zwillingsmotor 
über ein Zahngetriebe angetrieben. Die Dauerleistungz der Loko- 
motive ist 1840 PS bei 80 km/h, die Stundenleistung 2400 PS bei 
A0 km/h; die Zugkraft beim Anfahren steigt bis auf 21600 kg; alle 
diese Angaben sind auf den Triebradumfang bezogen. 

Von besonderem Interesse ist, daß die Lokomotive für Nutz- 
bremsung bei Talfabrt auf Gefällen eingerichtet wird. Sie soll be- 
fähigt sein, auf 30 %/oo Gefälle einen Zug im Gewichte von 300 t* (ohne 
die Lokomotive gerechnet) bei rd 40 km/h Fahrgeschwindigkeit 
ausschließlich durch Stromrückarbeit. abzubremsen. 

Wir behalten uns vor, auf Einzelheiten dieser in jeder Beziehung 
interessanten Lokomotive bei Gelegenheit näher einzugehen. e. 


Fernmeldetechnik. 


Internationaler Telegraphisten-Wettstreit Berlin. — Um die 
Telegraphisten aller Länder zu einem nützlichen Wetteifer anzu- 
spornen und gleichzeitig freundschaftliche Beziehungen zwischen 
ihnen anzubahnen zum Nutzen des Betriebs, hatten die großen Ver- 
bände der deutschen Post- und Telegraphenbeamten sich vor einigen 
Monaten an ihre Berufsgenossen in zanz Europa gewandt und sie 
zu einenr internationalen Telegraphisten-Wettstreit nach Berlin 
einzeladen. Das Reichspostministerium unterstützte das Vorgehen 
der Beamtenschaft aufs wärmste und nahm die Durchführung ses 
Unternehmens in die Hand. Ein Ehrenausschuß wurde gegründet, 
der eine Anzahl führender deutscher Männer umfaßte und an 
dessen Spitze der Präsident des Deutschen Reichs irat; Die Ober- 
leitung des Wettstreits übernahm der Staatssekretär im Reichs- 
postministerium Dr. Bredow. 

Die Beteiligung an dem Wettstreit — dem 1899 und 1911 solche 
in Como und Turin voraufgegangen waren — gestaltete sich außer- 
ordentlich lebhaft. Aus Dänemark, Estland, Finland, Jugoslawien. 
Italien, Niederland, Norwegen, Österreich, Rußland, Schweden, 
Schweiz, Spanien, Tschechoslowakei und Ungarn eilten Telegraphi- 
sten herbei: auch das Saargebiet und Danzig waren vertreten. Ins- 
zesamt nahmen 332 Telegraphisten — in 424 Wettbewerben — an 
dem Kampf teil, darunter 138 aus dem Auslande, 59 deutsche Eisen- 
bahntelegraphisten und 14 Telegraphisten der deutschen Funkbr- 
triebsgesellschaften. Die Mehrzahl der Länder war außerdem durch 
besoudere amtliche Delegierte vertreten, die zusammen mit einer 
Reihe von deutschen Beamten das Preisgericht bildeten. Die Wett- 
kämpfe fanden in dem großen Hörsaal Artilleriestr. 10/11 statt und 
dauerten vom 18. bis 21. August. 

Es wurden Prüfungen abgehalten: 


im Geben mit der Morse- oder Klopfertaste und im Aufnehmen am 
Morseschreiber oder Klopfer; 

im Geben mit dem Ilughesapparat; 

im Geben mit dem Fünftastensender des vierfachen Baudotapmt- 
Tats; 

im Stanzen von Telegrammen mit dem Siemens-Tastenlocher; 


1) „ETZ“ 1922, 8. 1018. 
2) Bulletin Oerlikon Nr. 11, 1922 S. 52. 


F 


aaaea an 


7. September 1922. 


im Stanzen von Telegrammen "mit dem Klöppellocher des Wheat- 
stoneapparats und 
in Aufnehmen von Funktelegrammen. 


Die Prüfung am Morseapparat oder Klopfer dauerte 20 Minuten 
für die Abgabe und 30 Minuten für die Aufnahme; für die übrigen 
Prüfungen war je eine Stunde festgesetzt. 

Der zu gebende Text war aus Wörtern der verabredeten Sprache 
und aus Gruppen von Buchstaben und Ziffern zusammengesetzt. Er 
war für jedes Apparatsystem verschieden, aber gleich für alle Be- 
werber an demselben System. 

Beim Aufnehmen am Morsesystem, am Klopfer und am Summer 
(für Funktelegramme) wurde die Geschwindigkeit nach dem 
Wunsch jedes Bewerbers geregelt. Beim Hughesapparat war die 
Zahl der Schlittenumläufe nach Belieben des Bewerbers auf 100 
his 130 in der Minute festgesetzt; beim Baudotsystem betrug die Ge- 
chwindigkeit 180 Büretenumläufe in der Minute. 

Zur Beurteilung der Leistungen wurde jedem empfangenen 
oder gegebenen Wort und jeder Gruppe von Ziffern oder Buchsta- 
bender Wert von 5 Punkten bei dem Morsesystem und den Appara- 
ten für die Aufnahme der Funktelegramme, von 4 Punkten beim 
Wheatstone-Klöppellocher und von 3 Punkten beim IIughes- und 
Baudotsystem sowie dem Siemens-Tastenlocher beigelegt. Der Wert 
der nicht berichtigten Irrtümer (Fintstellungen Auslassungen u. 
dergl.) war nach genauen, bis ins Einzelne gehenden Bedingungen 
auf12 bis 18 Punkte festgelegt. Die Zahl der den Bewerbern zuzu- 
erkennenden Punkte wurde in der Weise ermittelt, daß die Zahl 
der aufgenommenen oder abgegebenen Wörter mit dem betreffenden 
Koeffizienten vervielfältigt und das Produkt um die Punkte für die 
Irrtümer vermindert wurde. Die Bewerber, die richt wenigstens 
3200 Punkte am Morse, Baudot oder Wheatstone, 3800 Punkte am 
Hughes, 4000 Punkte am Summer oder 4500 Punkte am Siemens er- 
reichten, blieben ebenso wie solche Bewerber, bei denen der Wert 
der nicht berichtigten Irrtümer eine für jedes System festgelegte 
Punktzahl überstieg, unberücksichtigt. 

Nach einer Begrüßung der Teilnehmer durch den Reichsnost- 
minister, dieam 17. VIIT. im Postmuseum stattfand, wurde der Wett- 
streit am 18. in einer feierlichen Sitzung im Reichstag. bei der Staats- 
sekretär Dr. Bredow die Festrede hielt, eröffnet. Gleichzeitig be- 
zannen in der Artilleriestraße die Apparate zu spielen. Es wurden 

teilweise außerordentliche Leistungen erzielt. Besonders hervor- 
erhoben sei hierbei die Arbeit der Telegranhengehilfin Frau Ban- 
semer (Breslau), die mit 8556 Punkten — das sind 2888 Wörter in 
der Stunde oder 48 Wörter mit durchschnittlich 8 Buchstaben in 
der Minute — fast das Dopnelte der Mindestpunktzahl erreichte. 
Sie errang damit den ersten Siemenspreis. Ebenso fielen der erste 
Hughes- und der erste Summer-Preis nach Deutschland, während der 
erste Klopfer-Preia nach Italien. der erste Baudot-Preis nach Spa- 
nien nnd der erste Whentstone-Preis nach Dänemark kamen. Her- 
vorzuheben ist, daß die Wheatstone-Preise sämtlich von dänischen. 
Tie Summerpreise sämtlich von deutschen Beamten gewonnen wur- 
den. Von den 69 Einzelpreisen. die teils von den Behörden. teils von 
Jan großen in- und ausländischen Beamtenverbänden und aus den 
Kreisen des Handels und der Industrie gestiftet waren, wurden 23 
von Angehörigen der Reichsvost- und Telegraphenverwaltung ge- 
wonnen; insgesamt blieben 30 Preise in Deutschland. 

Der vom Reichspräsidenten gestiftete Meisterschaftspreis. der 
zwischen den Bewerbern zum Austrag kommen sollte, die minde- 
stens an drei Systemen einen Preis davontrugen, wurde dem Öster- 
reicher O. Schindler zugesprochen. Die beiden T.änderpreise, ie 
einer für die Siemens- und die Baudot-(iruppe, als Ehrenpreise für 
die Telegraphenverwaltungen der Länder gedacht. die an den mei- 
a Systemen Einzelpreise eroberten, kamen an Deutschland und 

anen. 

© Das Ziel, das sich die Leitung des Wettstreits gesteckt hatte, 
ist voll erreicht: Das Vorwärtsstreben aller Telegranrhisten daheim 
und im Auslande hat neue Schwingen erhalten, und die zahlreichen 
Männer und Frauen werktätiger Arbeit, die in diesen Tagen das Le- 
ben in deutschen Beamtenfamilien kennen gelernt und einen Blick 
zetan haben in das arbeitende Deutschland, sie werden erkannt ha- 
hen, daß das deutsche Volk nicht das Volk ist, als das die Rachsucht 
nnd der verlogene Wahnsinn Einzelner es hinstellen möchten, son- 
dern ein Volk der Arbeit und des Rechts und treuester Pflichterfül- 
lıng. Ober-Postrat Giesecke, Berlin. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Plan einer internationalen elektrischen Ausstellung in Brüssel 
1925. — Wie „Electrical Review” nach „Le Soir“ berichtet, gehen 
belgische Ingenieure und Industrielle mit dem Plan um, 1925 in 
Brüsseleineinternationale elektrischeAusstel- 
lun g zu veranstalten. 


Ein elektrisches Museum in Brüssel. — Nach „Electrical Re- 
view“ hat die belgische Chambre Syndicate des Electriciens zu- 
sammen mit der Société Belge des Electriciens ein Komitee gebildet, 
um den Plan für ein NationalmuseumderElektrizität 
auszuarbeiten. Seitens der Union des Associations Internationales 
siud bereits Räume im Palais Mondial au Cinquantenaire zu Brüssel 
anzeboten worden. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 36. 


1143 


Internationale Elektrizitätsausstellung Barcelona 1925. — Die 
Vorarbeiten für den seit nicht weniger als 10 Jahren betriebenen 
Plan einer großen Internationalen Elektrizitäts- 
ausstellungin Barcelona 19%), die fast das ganze ver- 
gangene Jahr über geruht haben, scheinen nun doch erhebliche Fort- 
schritte zu machen. Wie das Ausstellungs- und Messe-Amt der 
Deutschen Industrie, das das im Falle des Zustandekommens auch 
für Deutschland wichtige Projekt sorgsam beobachtet, von seinem 
Vertrauensmann in Barcelona erfährt, ist bereits eine Reihe recht 
imponierender Baulichkeiten fertiggestellt. Riesige Freitreppen, 
Säulengänge usw., alle massiv in Stein aufgebaut, führen jetzt schon 
den Berg Montjuich hinauf, dessen Gangbarmachung naturgemäß 
ungeheure Summen verschlinget. Andererseits dürften jedoch nocn 
einige Jahre vergehen, bis an die Vorbereitungen für die eigentliche 
Ausstellung selbst herangegangen werden kann, so daß ihre Durch- 
führung bereits im Jahre 1925 auch heute noch recht fraglich er- 
scheint. Eine Beurteilung des Gesamtprojektes kann daher im 
jetzigen Augenblicke immer noch nicht gegeben werden. Außer 
der mehrfach erwähnten Kommunalanleihe von 65 Mill. Pes rechnet 
man Z. Z. noch mit einem weiteren Kostenaufwande von 40 Mill. Pes, 


` so daß insgesamt über 100 Mill. Pes in die Ausstellung gesteckt wer- 


den sollen: bis jetzt dürften, wie glaubhaft versichert wird, schon 
etwa 40 Mill. Pes hineingebaut worden sein. 


Britische Reichsausstellung, London 1924. — Wie „Eleetrician“ 
berichtet, haben die Ausstellungsleitung und die British Electrical 
and Allied Manufacturers’ Association (B.B.A.M.A.) eine Vereinba- 
rung dahin getroffen, daß letztere die ganze Organisation derelek- 
trotechnischen Abteilung und verwandter technischer 
Gruppen übernimmt. Alle britischen Fabrikanten elektrischer Ma- 
schinen und Apparate können in der genannten Abteilung ausstel- 
len, auch wenn sie nicht Mitglieder der B.E.A.M.A. sind. Es wird 
beabsichtigt, aufder Ausstellung eine dem neuesten Stand der Tech- 
nik entsprechende Kraftstation als wichtiges Schauobjekt zu 
errichten. 


Ausstellung medizinischer Bedarfsartikel Sarajevo 1923. — Als 
Ergänzung der „ETZ“ 1922, S. 1121 gebrachten Notiz sei nach Mit- 
teilung des Ausstellungs- und Messe-Amts noch nachgetragen, daß 
die Teilnehmer die KostenderAusstellung,desTrans- 
portesundderInstallation selbst tragen und sich auch 
an den der Ärzteschaft erwachsenden Organisationsunkosten, die 
allerdings kaum nennenswert sein werden, beteiligen müssen. Die 
Ausstellungsgegenstände genießen Zollfreiheit unter Zollhinter- 
legung für den Fall, daß sie auf oder anläßlich der Ausstellung ver- 
kauft werden und im Lande bleiben. 


Mustermessen in Valencia. — Mit Rücksicht auf den kläglichen 
Verlauf der vor einiger Zeit in Valencia abgehaltenen 5. Muster- 
messe und im Hinblick darauf, daß auch von privater deutscher 
Seite versucht worden ist, Interessenten fir das Unternehmen zu 
gewinnen, betont das Ausstellungs- und Messe-Amt die absolute 
Bedeutungslosigkeit dieser Veranstaltung trolz 
ihrer amtlichen Förderung und empfiehlt für etwaige künftige Wie- 
derholungen deutschen Firmen größte Zurückhaltung. 


Internationale Ausstellung in Rio de Janeiro 1922. — Im An- 
schluß an frühere Nachrichten?) gibt das Ausstellungs- und Messe- 
Amt der Deutschen Industrie bekannt, daß die Ausstellungsleitung 
nach Mitteilung des Sekretärs der Kommission der Jahrhundert- 
feier (Abteilung für die „Nationale Ausstellung”) beschlossen habe, 
ausländischen Ausstellern, deren Staaten sich nicht 
offiziell beteiligen, Sonderräume zur Verfügung zu stellen, u. 
zw. 28 Stände von je 36 m? in dem Gebäude des „Mercado novo“ un- 
mittelbar neben der Hauptausstellungshalle. Der Mietpreis soll für 
die Dauer der Ausstellung 10 000 Milreis je Raum oder bei dem der- 
zeitizgen Kursstande etwa fünfviertel Mill.M betragen. Interessierten 
Firmen wird anheimgestellt, sich mit dem Sekretär der genannten 
Kommission, ArnoKonder, Riode Janeiro, unmittelbar inVerbindung 
zu setzen. Die Adresse der Ausstellungsleitung selbst lautet: Dr. 
Antonio de Padua Assis Rozende, 2. Vize-Präsident der Commissäo 
Orzarizadora da Exposição Nacional, Rua do Mercado 12—1 ° andar. 
Die englische Industrie hat eine Reihe sorgfältig ausgewählter Fil- 
me nach Brasilien geschickt, von denen sie sich großen werbenden 
Erfolg für das Geschäft mit Südamerika verspricht. 


Verschiedenes. 


Technisch-Wissenschaftliches Vortragswesen Berlin (TWV )’°). 
— Die am 9. August abgehaltene Vorstandssitzung des Technisch- 
Wissenschaftlichen Vortragswesens Berlin behandelte in der Haupt- 
sache das für das Winterhalbjahr 1922/23 in Aussicht genommene 
Vortragsprorramm. Die Vorbereitungen sind so weit fortgeschrit- 
ten, daß ein großer Teil der Vortragskurse schon heute in Form eines 
Vorverzeichnisses der Öffentlichkeit bekanntgegeben werden kann. 
Von besonderem Interesse dürften für alle technisch interessierten 
Kreise u. a. die vom Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes zu 
veranstaltenden Kurse über Mathematik und Mecha- 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 880; 1922. S. 21, 1014. 
2 Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 397, 593. 820. è 
3) Vgl. „ETZ“ 1921, 5. 13 5; 1922, N. 594. 


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1144 | lektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 36. 7, September 1922. 


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nik sein, die von namhaften Dozenten übernommen und auf die Be- Kühlwasser von geringer Karbonathärte zur Verfügung steht, 
strebungen der in der Praxis tätigen Ingenieure zugeschnitten sind. erreicht, daß durch den größeren Frischwasscrzusatz die Kühl- 
Die in diesem Sommer bereits laufenden Kurse I bis VI werden im wassereintritts- und -austrittstemperatur im Kondensator herab- 
kommenden Winter durch einen VII. Teil: Anwendungen der gedrückt und hierdurch das Vakuum der Kondensation wesent- 
höheren Mathematik auf technische Probleme lich verbessert wird: Die Kühlwasserabwärm® kann weiterhin 
erweitert, der sich aus einzelnen Spezialgebieten, die über das Hoch- zur Warmwasserfernheizung und Warmwasserbereitung für 
schulpensum hinausgehen (konforme Abbildung, Wärmelehre auf Waschkauen von Großbetrieben, Zechen, Hüttenwerken, Fabri- 
Grund der Atomtheorie u. 4.) zusammensetzt. Es ist dringend zu ken, Spinnereien USW. dienen. Bei der Verwendung als Wärme- 
wünschen, daß die gründlich vorbereiteten Vorträge und Übungen träger für Fernheizungen und Warmwasserbereitungsanlasen für 
des TWV für das Wintersemester in der Berliner Industrie das nö- Weaschkauen ist es notwendig, das Kühlwasser mit einer Aus- 
tige Verständnis und in der Berliner Ingenieurschaft den erstrebten trittstemperatur aus dem Kondensator von durchschnittlich 40° C, 
Widerhall finden. Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle des auf etwa 80° C nachzuwärmen, wenn eine minimale Außentempe- 
TWV (Berlin, NW 87, Sommerstraße 4 a, FernsSpr.: Zentrum 15207), ratur von den 10° C in Anschlag gebracht wird. Dies ist sehr 
wo auch Verzeichnisse erhältlich sind. leicht möglich, wenn das Pumpwerk der Kondensationsanlage VON 
einer Kleindampfturbine, deren Abdampf in den Vormärmer ge- 
| schickt wird, angetrieben wird. Eine derartige Anlage ist an 
Energiewirtschaft. Hand eines hier nicht wiedergeß‘ benen Schemas erläutert. 
Außer der Verwendung der Kühlwasserabfallwärme für Hei- 
Die Nutzbarmachung der in Kaminkühlern verloreng:henden zungszwecke ist es auch möglich, dieselbe zur Erzeugung von 
Wärmemengen. — Der Verwertung der Kihlwasserabwärn.e von stein- und gasfreiem Kesselspeisewasser für moderne Kessel- 
Wärmekraftmaschinen wird bis heute noch nicht allgem in be- anlagen auszunutzen. Es bestehen zwei Verfahren, das eine nach 
achtet. Dies ist damit begründet, daß man es in der Abfal wärme Professor Josse, das die Permutit-A.G. vertreibt, und ein weiteres 
dos Kühlwassers mit großen Mengen eines Wärmeträgers :.:it sehr der Maschinenbau-A.G., Balcke. Der grundsätzliche Untersehi 
geringem Temperaturgefälle, also wärmewirtschaftlich «hr un- besteht darin, daß bei der Josse-Destillieranlage in die Warm- 
günstigen Verhältnissen ZU tun hat. In mit Oberfläch: nkonden- wasserleitung der Kondensation ein Vakuumverdampfer und in 
sation arbeitenden Dampfkraftanlagen werden 15 % der im Dampf die Kaltwasserleitung ein Vorkondensator eingeschaltet ist, in 
enthaltenden Wärme in indizierte Arbeit umgesetzt, C3 % gehen welchem die in dem Vakuumverdampfer erzeugten Brüden nieder- 
in das Kühlwasser und etwa 10 % bleiben als Flüssixkeitswärme geschlagen werden, während bei der Balcke-Kühlwass:rver- 
im Kondensat. Durch die Rückleitung desselben können etwa «dunsteranlage der Kondensator der Destillieranlage einen beson- 
59% gespart werden. Bei Dampfmaschinen mit Mischkonden- deren Kühlwasserstromkreis Mit Tiefkühlung untergebracht ist. 
sation ist die Verteilung der Verluste etwas ar.ders. Der ın Beide. Verfahren benutzen die Zustandsgleichung des Dampfes, 
das Kühlwasser abzeführte Teilbetrag der Gesamtwärme ist um die darauf beruht, daß heißes Wasser in einen Vakuumraum hin- 
die mit dem Kondensat fortgeführte Flüssigkeitswärme größer eingebracht, solange verdampft, bis der nicht verdampite Rest 
als bei einer Oberflächenkondensation. Bei Verbrennungskraft- die Vakuumtemperatur angenommen hat. 
maschinen ist die mit dem Kühlwasser verlorengehende A fall- Nach dem Josseverfahren ist es durch das Einschalten des 
wärme nicht so groß wie bei Dampfkraftmaschinen, bei Sauggas- Vorkondensators in die Wassersaugleitung der Hauptkondensation 
anlagen verläßt das Kühlwasser den Z,ylindermantel normal mit nicht möglich, einen Vakuumabfall des Hauptkondensators und 
einer Temperatur von etwa 40 bis 60° C, die durch Vermindern damit einen Mehrdampfverbrauch der Kraftmaschine zu verhin- 
der durchlaufenden Wassermenge auf 90 bis 120° C ohne Ver- dern, und andererseits ist infolge eintretender Versteinung des 
schlechterung_der Kiühlwirkung gesteigert werden kann. Es ist Vor- und Hauptkondensators eine Konstanterhaltung des Tempe- 
somit möglich, die Verwertung dieser Abfallenergie bei Ver- raturgefälles zwischen Warm- und Kaltwasserseite und damit 
brennungskraftmaschinen günstiger ZU gestalten, doch ist es die Konstanterhaltung der stündlichen Destillatleistung des Ver- 
nicht ratsam, höher wie 90 bis 120° zu gehen, da die mit dem dampfers nicht möglich. Durch Herausnehmen_des Vorkonden- 
Gemisch in Berührung kommenden Zylinderteile kühl zu halten sators aus der Kühlwassersaugleitung und Errichtung einer 
sind, um vorzeitige Zündungen des Gasluftzemisches und die eigenen Wasserrückkühlanlag® für den Vorkondensator lassen 
hieraus entstehenden Betriebsstörungen ZU vermeiden. Bei Saug- sich nach dem Balcke-Verfahren diese Mängel beheben. Das Ver- 
gasgeneratoren gehen etwa 35% der in Form von Koks zuge- fahren ist an einer Abbildung erläutert. 
führten Wärmemenzen verloren, ein Drittel des Restes der im Bei der Ausnutzung der Kühlwasserabwärme von Verbren- 
Gase verfügbaren Energie wird in indizierte Leistung und ein nungskraftmaschinen liegen die wärmetechnischen Verhältnisse 
weiteres Drittel in das Kühlwasser übergeführt, während das wesentlich günstiger, da es durch die Einführung der Heißküblung 
letzte Drittel in den Auspuffgasen der Maschine verbleibt. Beim möglich ist, mit dem Balcke-Bleicken-Verdampfer Destillat zu erT- 
Dieselmotor gehen von den nicht in Arbeit umgesetzten rd % der zeugen und dabei die in den Kondensator übergehende Brüden- 
als Heizwert im Rohöl eteckenden Wärmemengen 30% in das wärme zur Beheizung von Wohnräumen und Waschkauen mittels 
Kühlwasser, das im allgemeinen eine Temperatur von 40 bis 50°C Warmwasserfernheizung auszunutzen. Voraussetzung ist dabei, 
annimmt, die aber ebenfalls durch Verringerung der umlaufenden daß der Balcke-Bleicken-Abwärmeverdampfer mit schlechtem Va- 
Kühlwassermengen auf 90 bis 120° gesteigert werden Kann. kuum arbeitet, damit die Kühlwasserablauftemperatur aus dem 
Dr.-Ing. Hans Balcke gibt Anweisungen. um die beträcht- Kondensator zwischen 60 und 70° C liegt. Bei weiterer Steige- 
lichen Abfallwärmemengen zur Bodenheizung heranzuziehen. An rung der Kühlwassertemperatur bei Verbrennungskraftmaschinen 
Hand zahlreicher hier nicht wiedergegebener Abbildungen wird ist es nach dem Verfahren von Semmiler möglich, Niederdruck- 
der Unterschied zwischen geheizten und ungeheizten Feldern ge- dampf aus dem Heißwasser zu erzeugen und mit denselben Nieder- 
zeigt, die ersteren zeigen üppiges Wachstum der Vegetation, druckturbinen zu betreiben. Das bis auf 120° © erwärmte Kühl- 
welches durch die gleichmäßige Wärme des Kühlwassers in Ver-_ wasser wird in einen unter Atmosphärendruck arbeitenden 
bindung mit der gleichmäßigen durch das Kühlwasser erzeugten Sneicher hineingedrückt, was Zur Folge hat, daß ein Teil des 
: Vor- Wassers solange verdampft, bis sich der übrige Rest auf die dem 


Feuchtigkeit des Bodens hervorgerufen ist. Nach dem 
au von Heizanlagen Barometerstand entsprechende Temperatur abgekühlt hat. Der 


schlage von Schulze, Dresden, wurden zum B: i | l 
für Bodenerwärmung mittels warmen Kiühlwassers, von dem im Speicher erzeugte Niederdruckdampf kann zum Betrieb von 
Warmwasser durchströmte Heizrohre in gewisser Tiefe in den Abdampfturbinen verwendet werden. 

Boden verlegt. Die Wärmeübertragung an den Erdboden _er- Dieses Verfahren kann als ideale Verwertung der Heißküh- 
folgt teilweise durch Wärmeleitung, teils durch verstärkte Poden- lung bei Verbrennungskraftmaschinen angesehen werden, um £0 
ventilation. Oberhalb der Heizrohre werden Abdeckprlatten ver- mehr, da die Maschinen mit Heißkühlung besser arbeiten wie bei 
legt, weil bei der Beheizung des freien Landes die Bodentempe- einer Kühlung mit niedriger Ablauftemperatur. Die mit dem 
ratur durch Regen stark beeinflußt wird. und die spezifische Semmlerverfahren gemachten Erfahrungen sind sehr gute. 


Wärme des Bodens stark wächst, wodurch der abwärts sickernde wäre auch möglich, die Abwärme des Kühlwassers von Gas- 
Regen die Poren des Erdreiches verstopft, und ferner, weil den kihlern, Retortenöfen und Ammoniakkühlern für die Zwecke der 


Heizrohren durch indirekte Berührung mit dem Regen viel Wärme Warmwasserbereitung für Waschkauen und Fernheizungen aut 
nntzogen und nach der Tiefe abgelenkt wird. Damit das Regen- zunutzen. Das Kühlwasser kann im Winter zu Heizzwecken, IM 
wassor über den Rohren schneller nach der Seite abläuft und in Sommer in Bleicken-Verdampfern zur Herstellung von Destillat 
Schichten gelangt, wo es die Bodenventilation nieht mehr be- benutzt werden und der wärmevernichtende Kühlturm durch wärme- 
hindern kann, sind die Abdeckplatten dachartie gestaltet. Mit nützende Vorrichtungen ersetzt werden. Das auf diese Weise seht 
einer derartigen Bodenheizanlage wurden in der technischen billig gewonnene wertvolle Destillat kann beispielsweise zur Kessel 
Hochschule in Dresden Versuche angestellt, die das bereits er- Speisunf verwandt werden. („Mitt. d. Vereinig. der Elektrizitäts 
wähnte Ergebnis hatten. Auch die Station für drahtlose Tele- werke”, Bd. 301, 1921, 8. 445.) Schor. 

graphio in Nauen forderte ein Projekt zur Ausnutzung der Ab- | 

wärme elektrischer Widerstände an. Die Kosten der Boden- 


beheizung mit Heizrohren sind sehr hohe, man kann aber trotz- l Industrie und Handel. 
dem die Warmwasserhodenbeheizung aufrecht erhalten, wenn =; ; 
man durch die zu beheizenden Gemüsegärten von dem Warm- Deutschland, — Im Anschluß an die in der „BETZ“ 192,8. W o; 


WASSE durchlaufende Gräben zieht. Diese Anlagen sind sehr nach „Wirtschaft und Statistik“ wiedergegebenen deutsehen 
billig, der Frischwasserzusatz allerdings größer wie bei g>wöhn- Wirtschaftsza hlen für die letzten 9 Monate des Jahres 1%] 


» 


lichen Kühltürmen; es wird aber dadurch überall, wo billiges bringen wir heute dieselbe Übersicht für das 1. Halbjahr 19: 


1146 


7.September 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heit 36. 


fahren, vou denen man monatlich etwa 1, Mill. t Mehrförderung er- 
wartet. Die Delegierten der Reparationskommission hatten ihre Be- 
reitwillizkeit erklärt, die ihnen gegebene Anregung in Paris vorzu- 


Deutsche Wirtschaftszahlen. 


zugleich mit den Werten aus dem letzten Quartal des Vorjahres. Sie 
ist wiederum der genannten Zeitschrift des Statistischen Reichs- 
amtes?) entnommen. 


y Angaben 1921 s 
orgänge fü E A ee 
; F Oktober | November| Dezember| Januar | Februar ' März | April | Mai | Juni 
Gütererzeugung | | l | 
Steinkohlenförderung (ausschl. une) 1000 t 11977 | 11708 11 924 12 166 11 456 13418 |711289 12 120 9 038%) 
Braunkohlenförderung . . TE ee 10 567 10 479 11 029 10 979 10 091 12 260 10 634 11 437 10 487 
Koksproduktion . . . TE j 2 396 2 344 2 420 2471 2199 2513 2511 2532 2 378 
Koblenlieferungen an die Entente ; 1000" t (in 1 491 1471 1410 1 643 1221 1 744 1 796 18139 1 623%) 
Beschäftigungsgrad Steinkohle) ; l 
Andrang bei den Arbeitsnachweisen : männlich 136 145 166 182 171 125 121 2 a 
Arbeitsgesuche auf je 100 offene Stellen weiblich 110 116 109 97 98 89 95 
Auswärtiger Handel | | 
Einfuahr-Menge ; 1000 dz 30 048,0 | 25 345,8 | 20 857,7 | 23 089,8 | 14 750,8 | 26 446,5 | 28888,6 | 33 098,4 | 40 292,0 
„ -Wert (Reiner "Warenv erkehr) . Mill. M 13 815,6 | 12272,6 | 13 701,7 | 12 640,7. | 12000,9 | 22911,4 | 28 265,7 | 32 417, 2 34 363,7 
Ausfuhr-Menge . 1000 dz 19 726,1 | 19079,3 | 19 293,2 | 20 268,8 | 17 472,8 | 21 526,1 | 21 759,9 | 20 930,5 ö | 18797, 9 
-Wert (Reiner Warenv erkehr) . Mill. M 9 681,4 | 11 886,3 | 14 467,8 | 14 393,6 | 14 482,1 | 21 224,4 | 22918,4 | 27 07 g, 7130241, 9 
— Einfuhr, -+ Ausfuhr-Überschuß . » »  |—4 134,2 | — 386,3 | + 766,1 |41 752,9 +2 481,2 |—1 687,0 |—5 317,8 |— 5 337, 5-4 121 8 
i Verkehr Ä | 
Einnahmen der deutsch. Haupteisenbahnen. | ; 
aus dem Personen- und Gepäckverkehr En 608,3 ı 565,5 673,0 626,3 692,0 | 1030,0 | 1233,0 | 1250,4 — 
n „ Güterverkehr. . . E a 2 129, 2 | 2671,3 | 3508,9 | 3635,7 | 3736,0 | 5837,7 | 77378| 9 538,2 — 
Einnahmen der Reichs-Post md Tele- | 
grapbenverwaltung . . n 773,1 | 7013 | 893,7 | 14086 | 1101,5 | 2224| 1327,2| 1428,0; — 
Gut- u. Lastschriften i. Postscheckverkehr » 3s 1123 236 k 4424 |159953 1156473 1145025 229895 [241821 1287778 Ä — 
Preise | $ | 
Großhandelsindex . . . . . 0.141913 = 100 | 2460 3 416 3 487 3 665 4 103 5 433 6 355 6 458 7 030 
Lebenshaltungskostenindex?) . . 0 » [1913/14=100) 1308 1594 1746 1 825 2209 2639 3175 3 462 3779 
Ernährungskostenindex?) . . . . . aa 1 757 2189 2 357 2 463 3 020 3602 | 4356 4 680 5119 
Amtlicher Brotpreis in Berlin . . Pf/kg 374 374 391 391 674 674 760 770 8155) 
Steinkohlenpreis (Fett-Förderk., Rh.- | 
Westf.) . . Mít 253,9 253,9 405,1 405,1 468,1 601,7 713,2 907,5 907,56) 
Braunkohlenpreis (Industriebrik., N.-Laus. ) a. 225,0 225,0 325,7 325,7 369,0 478,5 550,0 737,0 737,07) 
Bisenpreis (GießereiroheisenlIlII, ab Oberhs .) s 1 484,0 | 2124,0 | 3250,0 | 3250,0 | 3371,0 | 4136,0 | 54730 | 5800 6 1368) 
Geld-und Finanzwesen | l 
Dollarkurs in Berlin (Monatsdurchschnitt) 1$=M 150,20 262,96 191,93 191,81 207,82 284,19 291,0 290,1 317,4 
Kapitalbedarf der Aktiengesellschaften Mill. M 1 678, 7 | 2551,1 | 5950,1 | 75186 | 29799 | 40556 | 4526,1 | 5588,9 — 
Ges. m. b. H. e ie 240, 0 203,3 396,2 612,2 218,5 299,3 282,8 302,5 — 
(Neugründungen und Kapitalerhöhungen) = 
Börsenindex . i Pa 1913 = 100 516 723 52 600 665 178p 772 689 657 
Börsenzulassungen v v. Wertpapieren: 
Aktien Be re y Mill. M 727,0 391,3 336,5 783,4 895,3 | 1 026,2 476,7 | 1241,6 — 
Obligationen . 2 2 2 2 2 2 20. 5 356,0 139,5 445,7 604,5 978,5 213,4 246,0 362,8 — 
Konkurse . . Zahl 263 195 150 140 123 151 107 95 91 
Papiergeldumlauf, (Noten, „Reichs-) Mill. M l ; 
Reichs-) und Darlehnskassenscheine) am 97063 |1I08488 |122162 1123603 |128 171 |139616 1149850 |161623 |179817 
bank }Wechselbestand . i Mts.-Ende | 99 586,2 |115 469,1 |133 392,7 |127 752,8 |136 108,7 |148 682,9 |158 020,5 |171 170,5 |190 877,4 
Abrechnungsverkehr . . Mill. M [119496 |t40493. |120835 |116680 |109816 170356 1175977 1179370 |191 413 
Einnahmen des Reichs . . . ; „on 9783,7 | 11142,1 | 13 238,6 | 14619,5 | 15 374,3 | 23 414,0 | 23 517,6 | 30 040,7 — 
davon: Besitz- und Verkehrssteuern : E A 4324,9 | 5121,9 | 5820,8 | 6492,7 | 7140,0 | 10304,8 | 8 932,1 13 178,9 — 
Zölle und Verbrauchssteuern . y G4 1719,5 | 1682,0 | 1745,6 | 1820,2 | 2009,5 | 2967,5 | 3373,7 | 3463,1 = 
Schwebende Schuld des Reichs . 4 am Mis.-Ende 233 102 1241 939 1264339 1270 269,5 1277 318,3 |281 118,7 |289 402,7 |299 803,9 |311 570,0 


Die Besprechungen zwischen den nach Berlin entsandten Mit- 
gliedern der Reparationskommission und der Reichsregierung®) 
sind insofern erfolglos gewesen, als letztere die für die Gewährung 
eines Moratoriums zunächst gestellte Bedingung produktiver Pfän- 
der abgelehnt hat. Anderseits wurde ein deutscher Vorschlag, die 
Rohlen- und Holzlieferungen, deren Unvollständigkeit 
den Franzosen wesentlich zur Begründung ihrer Ansprüche auf 
Sanktionen dient, durch Bereitstellung einer Garantiesumme bis 
zu 50 Mill. Gldäm zu sichern, von den Delegierten als indiskutabel 
bezeichnet. Seitens der Reichsregierung ist dann auf diesem die 
letzten Verhandlungen beherrschenden Gebiet nach Verständigung 
mit den in Frage kommenden Industrien ein weiteres Angebot dahin 
gemacht worden, zwischen diesen und dem Reich für die festzu- 
setzenden Lieferungsmengen Lieferungsverträgezuschlie- 
ßen, die die Höhe seiner Verpflichtungen aus dem Kohlen- und Holz- 
programm garantieren. Es waren dabei Konventionalstrafen vorge- 
sehen, so daß die Gegenpartei, der das Reich die genannten Rohstoffe 
schuldet, ihre Sicherheit in der Verpflichtung der Lieferanten fin- 
den würde, Für die Durchführung dieses Vorschlages ist wichtig, 
daß sich die Bergarbeiter des Ruhrgebietes gegen sehr erheb- 
liche, eine weitere starke Steigerung der Kohlenpreise verur- 
sachende Lohnerhöhungen endlich dazu verstehen wollen, vom 
1. IX. ab wöchentlich dreimal je zwei Überschichten zu ver- 


Bd. 2, 1922, S. 426. 


3 Nach der neuen Methode. — 3) Berichtigte Zahl. 
nisse. — $) Ab 12. VI. — 9 Ab 1. VII. 1922: 1208,0. 
— % Ab 1. VII. 1922: 7845. 


% Vgl. „ETZ“ 1922, 8 1128. 


— 4 Vorl. Ergeb- 
— ?) Ab 1. VII. 192: P 


tragen, und da sodann deutsche Bevollmächtigte dorthin eingeladen 
und entsandt worden waren, Englands Vertreter in der Kommission 
überdies für eine vernünftige Verständigung wirkte, bestand immer- 
hin die Möglichkeit, daß der Wiedergutmachungsausschuß zu einer 
für Deutschland günstigen Entscheidung gelangte. Wie dringend 
das gewesen wäre, zeigt die furchtbare Wirkung der französischen 
Gewalt- und Hetzpolitik auf unsere Wirtschaftslage, wie sie in den 
jede geordnete Erwerbstätigkeit, Haushaltung und Kalkulation un- 
möglich machenden Schwankungen desMarkwertes bis 
herab auf 1/2090 $ und in einer dadurch verursachten ruinösen, 
z. T. auch wucherischen Verteuerung aller Le- 
bens- und ÄArbeitsbedürfnisse zum Ausdruck gekommen 
ist. Die Gewerkschaften haben Maßnahmen gegen diese Not 
gefordert, und die Reichsregierung will schnell und umfassend durch 
Gesetze und im Verwaltungswege eingreifen; vielleicht mit einem 
gewissen Erfolg, aber die Wurzel des Übels vermag nicht sie zu 
beseitigen, sondern nur die Entente im Verein mit den V.S. Ame- 
rika,deren Präsident und Finanz allerdings erst eine Konsolidie- 
rung der europäischen Verhältnisse abwarten zu wollen scheinen, 
ehe sie sich zu Taten aufraffen. Immer Politik statt wirtschaftlicher 
Einsicht. So erklärt sich auch das nunmehr bekannt gewordene, von 
Herrn Poincaré beeinflußte VotumderReparationskom- 
mission, die dem Lande, das sie selbst als zahlungsunfähig er- 
klärt, trotzdem vorläufig ein Moratoriumversagt und nur 
bereit ist, einem belgischen Vorschlag folgend, für die 1922 noch 
fälligen Barleistungen mit Garantien ausgestattete, binnen sechs 
Monaten in Gold zahlbare deutsche Schatzscheine anzunehmen. Der 
definitive Beschluß über das Moratorium wird verschoben, bis der 
Plan einer durchgreifenden Finanzreform vorliegt. 


1146 


Holland. — 
strie hat nach Mitteilungen der „Revue Générale de l’Electricite“ 
im Laufe der letzten Jahre einen bemerkenswerten Aufschwung 
genommen, und ihr Export ist besonders 1920 und 1921 gewach- 
sen. Gieichwohl sehen die Fabrikanten der Zukunft nicht ohne 
Unruhe entgegen, weil diese Industrie ihre Entwicklung nur 
den durch den Krieg geschaffenen außerordentlichen Verhältnissen 
verdankt und sehen muß, wie ihre bisherigen Absatzgebiete sich 
seitdem allmählich abschließen, ohne daß Aussicht vorhanden ist, 
neue zu gewinnen, solange die Weltkrisis audauert. Mitte des 
Jahres bestanden in Holland 12 Fabriken elektrotechnischer 
Waren; das in diesem Industriezweig angelegte Kapital betrug 
1914 nicht mehr als 15,5 Mill. Gld und 1921 etwa 64,6 Mill. Gld. 
Vor dem Kriege haben nur vier Unternehmungen ihr Kapital 
im Laufe der Betriebszeit erhöht; nach Abschluß der Feindselig- 
keiten sind aber alle mit Ausnahme zweier in dieser Richtung 
vorgegangen, teilweise sogar mehrfach. Die 12 Werke umfassen 
zwei Fabriken elektrischer Motoren, zwei für Installationsmaterial, 
zwei für Kabel und Drähte und eine Gruppe, die Lampen erzeugt; 
von dieser ist die Glühlampenfabrik von Philips die bedeutendste. 
Das Gefühl der Unruhe, das die holländische Elektroindustrie be- 
herrscht, findet, wie in dem französischen Bericht gesagt wird, seine 
Begründung nicht nur in der Wirtschaftskrisis, sondern auch in der 
durch die dauernde Markverschlechterung begünstigten deut- 
schen Konkurrenz. Deutschland entzieht den Holländern 
manche ihrer europäischen Märkte und verschließt ihnen auch in- 
folge der Gestaltung der Wechselkurse und der Steigerung seiner 
Produktion seinen eigenen Markt, dem während des Krieges der 
größte Teil der holländischen elektrotechnischen Ausfuhr zufloß. 
Um sich zu schützen, haben die Produzenten fremde Unterstützung 
nachsuchen müssen; die Motorenfabriken fanden sie in Beihilfen 
der Regierung, die Gruppe Philips in der Verbindung mit einem be- 
deutenden amerikanischen Unternehmen. Die Draht- und Kabel- 
werke brauchen den deutschen Wettbewerb am wenigsten zu fürch- 
ten, weil sie schon lange vor dem Kriege bestanden, sich eines aus- 
gezeichneten Rufes bei ihrer Kundschaft erfreuen und über fest- 
gegründete Absatzmärkte verfügen. Der Export der holländischen 
Elektroindustrie bildet einen beträchtlichen Teil der Ausfuhr 
des ganzen Landes; sein Wert ist 1920 auf etwa 25 Mill. Gld, 1921 
auf 30 Mill. Gld gestiegen. — Auch der Jahresbericht der Henge- 
losche Electrische en Mechanische Apparaten 
Fabriek (Heemaf), Hengelo, für 1921 klagt, wie wir in „Elec- 
trical Review“ lesen, sehr über die deutsche Konkurrenz und kon- 
statiert, daß diese und die geringe Nachfrage ein einträgliches Ar- 
heiten nicht zuließen. Mit Rücksicht auf die Unsicherheit der Lage 
und eine voraussichtlich längere Dauer der Depression haben es 
die Leiter des Unternehmens für wünschenswert erachtet, den Be- 
trieb einzuschränken und die Lagerbestände nicht weiter zu ver- 
erößern. Zurzeit übersteigt dAs Ausfuhrgeschäft in den haupt- 
sächlichsten Erzeuguissen den Inlandumsatz erheblich, trotzdem der 
fortwährende Wechsel, dem die Einfuhrzölle der Bezugsländer 
unterliegen, große Schwierigkeiten bereitet. Da die Motorenerzeu- 
zung der Gesellschaft nur einen Teil der monatlich in Holland ver- 
kauften Gesamtzahl solcher Maschinen ausmacht, besteht Aussicht 
auf eine wesentliche Besserung des heimischen Han- 


dels mit diesen Erzeugnissen, wenn die deutschen Preise weiter 


wachsen, und darauf basiert die Erwartung, daß der zur Deckung 
der Betriebskosten notwendige Umsatz in absehbarer Zeit erreicht 
wird. Das Unternehmen sieht daher der Zukunft mit mehr Ver- 
trauen entgegen als im vorigen Jahr, zumal es Chancen zu haben 
glaubt, an der Elektrisierung der Eisenbahnen teil- 
nehmen zu können. Nach Überweisung von 0,928 Mill. Gld an den 
Reservefonds wird ein Debetsaldo von 0,72 Mill. Gld vorgetragen. 


V,S. Amerika. — Das Department of Commerce hat nach 
„Electrical World“ vor kurzem einige im 14 Fabrikations- 
zensus über die amerikanische Elektroindustrie gewon- 


nene Angaben mitgeteilt. Danach war der Wert der hergestellten 


Glühlampen 1919 um rd 40,3 Mill. $ oder 232 % größer als 1914. 
Die Erzeugung von Wolframlampen betrug nahezu 81 % des Wertes 
aller im erstgenannten Jahr fabrizierten Glühlampen (685% in 
1914). Für Telegeraphenapparate und -instrumente ergibt 
sich für die Zeit von 1914 bis 1919 ein Wertzuwachs von mehr als 
1000 %. „Electrical World” bemerkt, daß die Angaben über Funk- 
vorrichtungen nicht die Größe der Installationen wiedergeben, weil 
sie nur die Instrumente und Zubehörteile erfassen, die von «en Fa- 
briken während der Zensusjahre 1919, 1914 und 1909 geliefert wor- 
den sind. Der Wert aller 1919 erzeugten Telephonapparate, 
llilfsvorriehtungen usw. ist gegen 1914 um 234 Mill. $ oder fast 
103% gewachsen, der Wert der Schalttafeln für Privatanlaren bei 
23 Mill. $ gegen 0,45 im Vorkriegsjahre um rd 410%. Ebenso 
ergibt sieh für automatische Schalttafeln, also solche des öffent- 
lichen Dienstes, eine Wertzunahme von nahezu 332 % gegen- 
über 1914. 


SITZUNGSKALENDER. 
Elektrotechnischer Verein Mannheim-Ludwigsbafen. Die auf 
den 10. IX. in Aussicht genommene Besichtigung des Itter-Kraftwerkes 
kann aus unvorhergesehenen Gründen nicht stattfinden. 


Elektrotechnische Zeitschrit. 


Die niederländische Elektroindu-. 


1922. Heit 36. 7. September 1922. 
eu S EN N 
Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 7. IX. 199 abds. 


8 Uhr: Vortrag Dipl.-Ing. Kots, Dresden, Elektrische Wärmeapparate 
„Radiophor*. À 


RECHTSPFLEGE. 


Ist die in der Geldentwertung begründete Preissteigerung der 
Anlage- und Betriebsgegenstände in der Steuerbilanz bei Ermitte- 
lung des steuerbaren Reingewinnes zu berücksichtigen?!) — Die 
Finanzämter haben wiederholt von den Steuerpflichtigen vorgenon:- 
mene Abschreibungen dem steuerbaren Gewinn zugeschlagen, in- 
dem sie darauf hinwiesen, die durch die Abnutzung eingetretene Ent- 
wertung sei wettgemacht durch die im letzten Geschäftsjahre einge- 
tretene, durch die Geldentwertung bedingte Preiserhöhung der in 
Frage kommenden Betriebsanlagen. Sie stützten sich hierbei auf 
die Praxis des preußischen Oberverwaltungsgerichtshofes, wonach 
gemäß § 261 Ziff. 3 HGB. der Anschaffungswert abzüglich der Ab- 
nützung n u r angesetzt werden dürfe, wenn der Verkaufswert gerin- 
ger sei, Jaß dagegen, wenn dieser im letzten Geschäftsjahr gestiegen 
sei, diese Werterhöhung mit der Höchstgrenze, daß der Anschaffunes- 
preis nicht überstiegen werden darf, berücksichtigt werden müsse. 
Zur Kennzeichnung der formalistischen Methode, die zu dieser Ent- 
scheidung führte, sei auch die Begründung kurz angeführt: Nach 
5 261 Ziff. 3 HGB. dürfen Betriebsgegenstände „ohne Rück- 
sichtaufeinengeringeren W ert” zudem Anschaffungs- 
oder Herstellungspreis angesetzt werden. Das Oberverwaltungste- 
richt sagt nun, die Worte „ohne Rücksicht auf einen geringeren 
Wert“ seien dahin zu verstehen, daß die Einsetzung zum Anschaf- 
fungswert nur zulässig sei, „[allsder Wert geringer ist“. 


Daß damit der wirtschaftliche Zweck der Vorschrift, zu vermei- 
den, daß nicht verwirklichto Scheingewinne, die aus einer vorüber- 
gehenden Preissteigerung auf dem Papiere sich ergeben, als Ge- 
winne ausgeschüttet werden, auf den Kopf gestellt wird, liegt klar 
auf der Hand. Unter den heutigen Verhältnissen würde diese Auf- 
fassung geradezu katastrophal wirken, denn sie würde zur Weg- 
steuerung des Anlage- und Betriebskapitals führen. In Erkenntnis 
dieser Wirkung hat denn auch der Reichsfinanzhof diese Auffassung 
in dem gegenwärtigen Entscheide mit einer geradezu erfrischenden 
Energie verworfen. Er folgt zunächst dem Oberverwaltungsgerichts- 
hof aufs formal-juristische Gebiet und weist aus der Begründung 
zum alten Aktiengesetz und zum neuen HGB. nach, daß § 261 Ziff. ı 
bis 3 HGB. „ihrem Sinne und Zwecke nach dazu dienen sollten, die 
Ausschüttung nicht realisierter Gewinne auszuschließen, und dab 
die Worte in Ziff.3,ohneRücksichtaufden geringeren Wert 
ebensogut dahin verstanden werden können, daß sie bedeuten ‚auch 
wenn der Wert geringer ist‘ oder ‚ohne Rücksicht auf einen etwa 
geringeren Wert‘“. Wichtiger sind jedoch die wirtschaftlichen Er- 
wägungen. Der Reichsfinanzhof sagt: 


„Zu diesen gegen die Auffassung des Oberverwaltungsgerichts 
sprechenden Gesichtspunkten treten für den vorliegenden Fall die 
folgenden Erwägungen hinzu. Die ältere Rechtsprechung des Ober- 
verwaltungsgerichts konute von dem sich gleichbleibenden Geldwert 
der Friedenszeit ausgehen. Für die Kriegs- und namentlich für die 
Nachkriegszeit aber darf der Einfluß der fortschreitenden Geldent- 
wertung nicht außer Betracht bleiben. Esistnach Möglich- 
keiteine Gesetzesauslegung anzustreben, wel- 
che vermeidet,daßbloßeScheingewinne,diele- 
diglichindem sinkenden Geldwertihren Grund 
haben,als Dividende ausgeschüttetoder wegge- 
steuertwerdenmüssen,dasonstdieBetriebe zur 
volkswirtschaftlich verderblichen Aufzehrung 
ihresBetriebskapitalsgezwungenwerden. Diesen 
Gesichtspunkt hat allerdings die Gesetzgebung wesentlich erst in 
neuester Zeit durch die Novellen zum Einkommensteuergesetz und 
durch das vom Reichstag beschlossene Vermögenssteuergesetz zu 
verwirklichen gesucht. Für das Gebiet der eigentlichen Kriegs- 
steuergesetze ist die Rechtsprechung an die engeren, durch die Fas- 
sung dieser Gesetze gegebenen Schranken gebunden. Indessen gibt 
gerade für die vorliegende Frage das KrStG. 1916, dessen $8$ 16 und 
17 gemäß § 24 des KrAbgG. 1918 auch hier anwendbar sind, die Mög- 
lichkeit, zu einer den wirtschaftlichen Verhältnissen 
Rechnung tragenden Auslegung zu gelangen, in 
dem § 16 KrStG. 1916 für die Berechnung des Bilanzgewinns neben 
der Beobachtung der gesetzlichen Vorschriften ausdrücklich auch 
die Berücksichtigung der Grundsätze der ordnungsmäßigen Buch- 
führung vorschreibt. Der kaufmännische Brauch kann zwar zwin- 
gendes Gesetzesrecht nicht aufheben oder abändern. Er ist aber 
maßgebend, soweit er mit dem Gesetze vereinbar ist. Die in der 
Deukschrift erwähnte und von ihr als dem Gesetzgeber bekannt und 
von ihm gebilligt bezeugte Handelssitte aber gebietet, wie der allge- 
meine Brauch gerade der vorbildlich geleiteten Betriebe beweist, be- 
sondere Vorsicht gegenüber der höheren Bewertung von Anlage- 
gerenständen bei bloßen Konjunktursteigerungen, die ihrem ganzen 
Wesen nach den Charakter einer vorübergehenden Erscheinung tra- 
gen. Wenn, wie in vorliegendem Falle, ein vorsichtig rechnender 


. N Entsch. des Reichsfinanzhofes vom 11. IV. 1922, erschienen in den 
„Mitteilungen der Steuerstelle des Reichsverbandes der deutschen Industrie 
1922 Nr. 6/7 8. 191. 


7. Se ptember 1922. 


Kaufmann es ablehute, die während des Kriegsgeschäftsjahres 1917 
etwa eingetretene, von ihm als bloße vorübergehende Konjunktur- 
wirkung angeschene Preissteigerung seiner Anlagegegenstände in 
seiner Bilanz zu berücksichtigen, unter dem Gesichtspunkt, daß es 
sich hier um nic htrealisierteundnichtrealisierbare 
Gewinne handle, und bei Ansetzung des Anschaffungswertes und der 
Abschreibung der durch die tatsächliche Abnutzung herbeigeführten 
Wertminderung bestehen blieb, so war dagegen vom Standpunkt der 
ordnungsmäßigen Buchführung nichts einzuwenden. Auch ein vor- 
sichtig rechnender Käufer, der den Betrieb als ganzen zur Fortfüh- 
rung erwerben wollte, würde der Bewertung nicht die augenblick- 
lichen, infolge der Konjunkturverhältnisse außerordentlich hohen 
Narktpreise der einzelnen Anlagen zugrunde gelegt haben, sondern 
wider seinem Preisangebot für das ganze Unternehmen zugrunde zu 
irvenden Kalkulation davon ausgegangen sein, daß die gegenwärtige 
Konjunktur für die Bewertung der Anlagegegenstände, ı die, als nicht 
zum Verkaufe bestimmt, von ihr keine Vorteile haben würden, außer 
Betracht bleiben müsse. 


Aus diesen Gründen ist für das Gebiet des 
Kriegssteuergesetzes 1918 die Berechtigung der 
nach § 261 des HGB. bilanzierenden Gesellschaf- 
ten, solche Wertsteigerungen ihrer Anlagege- 
senstände,diesiealsaufvorübergehender Kon- 
ee beruhend ansahen und nach 
der Betrachtungsweise vorsichtig rechnender 
Kaufleuteauchansehen durften, außer Betracht 
zulassen, zubejahen.“ 

Diese Entscheidung betrifft allerdings die Kriegssteuergeselze. 
Die ihr zugrundeliegenden Erwägungen werden sieh jedoch zweifel- 
los auch auf den übrigen Steuergebieten durchsetzen und dazu bei- 
tragen, im Steuerrecht gemäß § 4 der RAbgO. die wirtschaftliche 
Auslegungsmethode an Stelle der rein juristischen treten zu lassen. 

Rechtsanwalt Dr. jur. W.Ringwald, Rheinfelden. 


Die Vorteile und Nachteile des Madrider Abkommens für Deutsch- 


land. — Zu der in der „ETZ“ 1922, S. 1100, schon veröffentlichten 
Mitteilung über den Beitritt Deutschlands zum Madrider Abkommen 
vom 14. IV. 1891/2. VI. 1911, betreffend die internationale Regıstrie- 
rang von Fabrik- oder Handelsmarken wäre noch nachzutragen, daß 
“em Abkommen bisher von den europäischen Staaten Belgien, Frank- 
reich (mit Algier und den Kolonien), Italien, die Niederlande (nebst 
Niederländisch-Indien, Surinam und Curacao), Österreich, Portugal 
inebst den Azoren und Madeira), Rumänien, die Schweiz, Südsla- 
wien, Spanien, die Tschechoslowakei, Ungarn, von den außereuro- 
piischen Brasilien, Kuba, Marokko, Mexiko und Tunis angehören. 

Wie in der obengenannten Mitteilung schon kurz gesagt worden ist, 


kaun sich ein Deutscher den Schutz eines in Deutschland eingetra- 


zener Warenzeichens in allen übrigen dem Abkommen angeschlos- 
senen Ländern dadurch sichern, daß er das Zeichen durch Vermitt- 
lung des Reichspatentamtes bei dem Internationalen Bureau in Bern 
hinterlegt. Es ist also Voraussetzung, daß das Zeichen in Deutsch- 
land als Warenzeichen eingetragen ist. Das Internationale Burca: 
registriert das angemeldete Zeichen, zeigt diese Eintragung den Pa- 
teutämtern der angeschlossenen Staaten an und veröffentlicht sie in 
einem regelmäßig erscheinenden Blatt. Vom Zeitpunkte der Re- 
zistrierung in Bern an ist die Marke in jedem angeschlossenen Staate 
“ebenso geschützt, als wenn sie dort unmittelbar angemeldet worden 
wäre. Jede Marke, die in Bern innerhalb von 4 Monaten nach der An- 
meldung im Ursprungsland eingetragen worden ist, genießt das Prio- 
ttatsrecht gegenüber Zwischenanmeldungen. Der Artikel 5 des Ab- 
koinmens enthält die für Deutschland wichtige Bestimmung, daß die 
l’atentämter derjenigen Länder, deren Gesetze sie dazu ermächtigen, 
»rkiären Können, daß der registrierten Marke in ihrem Lande der 
Schutz nicht gewährt werden kann, vorausgesetzt, daß dieselben Be- 
~immungen dort für direkte Anmeldungen gelten. Diese Erklärung 
mub spätestens innerhalb eines Jahres unter Angabe der Zurück- 
weisungsgründe an das Internationale Bureau erfolgen, das die Er- 
klärung der Behörde des Ursprungslandes und dem Anmelder der 
Marke unverzüglich übermitteln soll. Der letztere hat dann dieselben 
Kechtsmittel, als ob er in dem betreffenden Lande selbst eine direkte 
Anmeldung hinterlegt hätte. Er kann also auch Beschwerde ein- 
lesen. Der Schutz durch die Registrierung des Internationalen Bu- 
teaus dauert 20 Jahre, läuft jedoch ab, wenn das Zeichen im Ur- 
:prungslande keinen gesetzlichen Schutz mehr genießt, Die Regi- 
-trierung kann nach Ablauf der 20 Jahre oder auch sonst jederzcıt 
2 le werden. Über die Gebühren wurde hier schon berichtet. Das 

Ergebnis der Frankengebühr wird nach Abzug der gemeinsamen 
Kosten des Berner Amtes zu gleichen Teilen unter die vertragschlie- 
benden Staaten verteilt. Der Eigentümer einer registrierten Marke 
kann jederzeit bei seinem Heimatspatentamt auf den Schutz in einem 
«ier mehreren angeschlossenen Ländern verzichten. Jedes Patent- 
amt teilt dem Internationalen Bureau etwaige Löschungen, Verzicht- 
leistungen, Übertragungen und sonstige Veränderungen im Eigen- 
tımsrecht des Warenzeichens mit, die in das Berner Register einge- 
tragen, den anderen Patentämtern mitgeteilt und in dem Amtsblatt 
veröffentlicht werden. Das gleiche Verfahren wird durchgeführt, 
wenn ein Zeicheninhaber seine Warenliste verkürzen will. Dagegen 
ist eine nachträgliche Hinzufügung von weiteren Waren auf der 
Liste nur durch Neuanmeldung durchführbar. Übertragungen von 
Warenzeichen auf andere Personen sind nur zulässig, wenn diese in 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 36. 


1147 


einem vertragschließenden Lande ansässig sind, und werden erst 
dann eingetragen, wenn die Zustimmung ter für den neuen Marken- 
inhaber zuständigen Behörde eingegangen ist. Das Abkommen be- 
einträchtigt nicht das Recht der einzelnen Staaten, die Übertragung 
einer Marke von der gleichzeitigen Übertragung des Betriebes ab- 
hängig zu machen, wie dies z. B. in Deutschland der Fall ist. Für den 

Übergang ist bestimmt, daß der Antrag auf internationale Registrie- 
rung auch für solche Zeichen zulässig ist, die vor dem Beitritt 
Deutschlands zu dem Abkommen in die deutsche Warenzeichenrolle 
eingetragen worden sind. 

Ob der Beitritt Deutschlands zu dem Abkommen vorteilhaft ist, 
wird verschieden beurteilt. Große Schwierigkeiten bereitete zu- 
nächst die Frage, was mit den rd 26 300 Marken geschehen soll, die 
bereits in das Berner Register eingetragen sind. Sollte man den über 
Überlastung klagenden Warenzeichenabteilungen des Patentamtes 
die Last aufbürden, diese lange Liste von Zeichen in kurzer Zeit 
durchzuprüfen? Der Artikel 3 des Gesetzes hat in einer etwas ze- 
waltsamen Lösung diese Marken von der nach dem deutschen Ge- 
setze erforderlichen Prüfung ausgenommen, Sie werden also plötz- 
lich zu deutschen Warenzeichen, ohne der scharfen Prüfung zu uuter- 
liegen, die das deutsche Warenzeichengesetz in Hinblick auf Neuheit 
und allgemeine Versagungsgründe vorschreibt. Daraus ergeben sici 
natürlich unerfreuliche Streitfragen. Wenn z. B. ein Deutscher ein 
deutsches Warenzeichen besaß und ein Franzose sich eine Nach- 
ahmıung in Bern hatte eintragen lassen, würde diese jetzt ohne Pri- 
fung zum deutschen Warenzeichen. Zwar wird wohl Abhilfe dureh 
Löschungsklage möglich sein, aber es ist erst ein langwieriger Pro- 
zeß erforderlich, um die Sachlage zu klären. Auch erscheint umge- 
kehrt die Gefahr von Löschungsklugen gegen deutsche eingetragene 
Warenzeichen auf Grund solcher internationaler Zeichen nicht ganz 
ausgeschlossen. Wohl werden diese und andere Bedenken dadurch 
semildert, daß ein Teil der Berner Zeichen, nach Schätzungen etwa 
6000, schon vorher direkt als deutsches Warenzeichen nach Prüfung 
eingetragen waren. Voraussichtlich werden vorwiesend mit diesen 
Zeichen größere Importinteressen verbunden sein, durch die über- 
haupt erst Streitfragen akut werden. Immerhin dürfte auch so noch‘ 
reichlich Raum für Differenzen verbleiben. Weitere Schwierig- 
keiten können sich aus der Verpflichtung des Patentamtes ergeben, 
innerhalb eines Jahres dem Berner Amte über die Eintragbarkeit der 
Marke Auskunft zu geben. Bei der jetzigen Belastung des Patent- 
amtes ist es nicht ausgeschlossen, daß innerhalb eines Jahres diese 
Klärung noch nicht eingetreten ist. Was soll dann geschehen? »oll 
das Patentamt die internationalen Anmeldungen schneller behandeln 
als die direkten Anmeldungen? Dann würden die Anmeldungen der 
Ausländer schneller geprüft auf Kosten der Anmeldungen Deutscher. 
Bei der Finanzlage des Reichs ist es auch unerfreulich, daß durch 
das Abkommen dem Patentamt wesentliche Einnahmen entgehen. 
Es erhält für die Prüfung und Eintragung nur einen Anteil an den 
Einnahmen des Berner Bureaus, soweit diese nicht durch letzteres 
selbst verbraucht werden, was naturgemäß zum tiberwiegenden Teil 
der Fall sein wird. Das bedeutet namentlich bei den jetzigen deut- 
schen Klassen- und Drucklegungsgebühren eine empfindliche Ein- 
buße an Einnahmen. 

Aus diesen und anderen Gründen ist in den Vorverhandlungen 
von sachkundiger Seite, namentlich auf Grund der in Österreich ze- 
machten Erfahrungen, das Abkommen nicht als erstrebenswert be- 
zeichnet worden. Wenn es trotz aller Bedenken eingeführt worden 
ist, so geschah dies. weil sich für die interessierten deutschen Zei- 
cheninhaber die Kosten der Warenzeichenanmeldungen im Aus- 
lande nieht unbeträchtlich verringern. Denn an die Stelle der At- 
meldungen in mehreren Ländern tritt die eine in Bern. Dieser Vo- 
teil ist natürlich wichtig, es ist aber fraglich, ob das Reich heute in 
der Lage ist, auf Einnahmen zu verzichten zugunsten vorwiegend 
kapitalkräftiger Kreise, für die die Anmeldekosten für Ausland- 
warenzeichen als Werbekosten eines einträglichen Geschäftes anzu- 
sehen sind. Dazu kommt, daß die ganze Struktur des Madrider Ab- 
kommens eigentlich auf Länder zugeschnitten ist, die, wie z. B. 
Frankreich, das einfache Anmeldeverfahren ohne Prüfung habe, 
und bei Ländern mit Prüfung, wie Deutschland, allerhand Schwie- 
riekeiten ergibt. Hierin ist es auch begründet, daß die beiden wirt- 
schaftlich stärksten Staaten, England und die V. S. Amerika, dem 
Abkommen bisher nicht beigetreten sind und vermutlich auch nicht 
beitreten werden. Es wird abzuwarten sein, ob die Vorteile des Bei- 
tritts Deutschlands zum Madrider Abkommen groß genug sind, um 
die Nachteile auszugleichen. 


Eine Gesetzesvorlage über die Verlängerung der Frist zur An- 
strengung von Rückerstattungsprozessen in den V. S. Amerika. — 
Beim amerikanischen Kongreß ist mit Genehmigung des Präsiden- 
ten Harding und der Führer der gegenwärtigen Regierung, auch 
des jetzigen Alien Property Custodian Miller, ein Gesetzentwurf 
eingebracht worden, aus dessen Unterlagen hervorgeht, daß die 


- amerikanische Regierung etwa 33000 einzelne Vermögen ehemals 


feindlicher Staatsangehöriger im Werte von etwa 345 Mill. $ ver- 
waltet. In erster Linie ist vorgesehen, den früheren Eigentümern 
Vermögen zurückzugeben, soweit es im Einzelfalle 10000 $ nicht 
überschreitet. Von den 33 000 Vermögen würden über 30 000 diese 
Vergünstigungen genießen. Bei größeren Vermögen sollen 10 000 $ 
ausgezahlt werden. Ferner soll die Frist zur Anstrengung von Pro- 
zessen zwecks Rückerstattung von Beträgen, welche die amerika- 
nische Regierung für während des Kriegs beschlagnahmtes feind- 


1148 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36. 


7. September 1922. 


liches Eigentum erhalten hat, um 6 Monate verlängert werden. Durch 
das bekannte Trading with the Enemy Act wurde die amerikanische 
Regierung im Kriege ermächtigt, Lizenzen von amerikanischen Pa- 
tenten, Warenzeichen und Urheberrechten, welche Eigentum deut- 
scher Staatsangehöriger sind, abzugeben. Durch den Friedensvertrag 
mit Amerika wurde für Prozesse, die der Rückerstattung dienen soll- 
ten, eine Frist von einem Jahr gesetzt, die am 2. VII. 1922 abgelaufen 
war. Letztere Bestimmung ist nicht genügend bekannt gewesen. 
Auch hat wohl das große finanzielle Risiko eines Prozesses in Ame- 
rika die meisten Interessenten davon abgehalten, die klage anzu- 
strengen. Nach privaten Informationen soll dies nur in etwa 40 Fäl- 
len geschehen sein. Durch die neue Bill würde die Frist um ein halbes 
Jahr verlängert werden. Da für sie der Präsident und die Führer der 
Regierung eingetreten sind, wird sie aller Wahrscheinlichkeit nach 
angenommen werden. 


Schutzrechte im abgetretenen Oberschlesien. — Durch Gesetz 
vom 11, VI. 1922 ist das Deutsch-Polnische Abkommen über Uwer- 
schlesien vom 15. VY. 1922 in Kraft getreten. Danach behalten in dem 
an Polen fallenden Teil des Abstimmungsgebietes die dort veim 
Übergang der Staatshoheit geltenden materiell-rechtlichen Bestim- 
mungen während eines Zeitraumes von 15 Jahren ihre Gültigkeit, 
somit also auch alle gewerblichen Schutzrechte. Werden soine 
Schutzrechte durch Anwendung allgemeiner Gesetze aufgehoben 
oder beeinträchtigt, so ist der diese Lesetze oder Anordnungen An- 
wendende Staat zur vollen Entschädigung verpflichtet. Das Ab- 
er enthält ferner nähere Bestimmungen über das Schieds- 
gericht. 


Klassenverzeichnis für Warenzeichen. — Durch das Gesetz zur 
Erhöhung der patentamtlichen Gebühren vom 27. VI. 1922!) ist fur 
Warenzeichen außer einer Grundgebühr von 200 M noch für jede 
Klasse und Unterklasse bis zur Höchstzahl von 20 eine Klassenge- 
bühr von 100 M eingeführt worden. Mabgebend für die Berechnung 
ist die amtliche Warenklasseneinteilung. Eine Bekanntmachung des 
Präsidenten des Patentamts empfiehlt nun, inden eingereichten Wa- 
renverzeichnissen die Waren nach der gesetzlichen Klasseneintei- 
lung zu ordnen, um dem Anmelder und dem Amte die Feststellung der 
Klassen- und Unterklassengebühren zu erleichtern. kine Waren- 
liste, in der die vorkommenden Waren unter Angabe der Klassen 
alphabetisch verzeichnet siud, ist in Bearbeitung. 


Schutzdauer verlängerter Patente, — Das Gesetz, betr. die Ver- 
längerung der Schutzdauer von Patenten, vom 27. IV. 1920 hat zu 
Unklarheiten darüber geführt, an welchem Tage die Schutzdauer 
der verlängerten Patente abläuft. Es waren in der Literatur ver- 
schiedene Standpunkte vertreten worden. U. a. hatte Justizrat Ar- 
noldSeligsohndie Auffassung vertreten, dab die Verlängerung 
mit dem Tage der Zustellung des Verlängerungsbeschlusses beginne. 
Die Beschwerdeabteilung I hat in einer Entscheidung vom 13. VL 
1922 sich dahingehend ausgesprochen, daß die Verlängerung ledig- 
lich an die ursprüngliche Dauer des Patentes anzufügen und das 
Patentamt befugt sei, unabhängig von den Gerichten das Erlöschen 
der Schutzdauer in die Rolle einzutragen. Soweit bisher in der Lite- 
ratur bekannt geworden ist, ist dies der erste Fall, das eine Behörde 
zur Frage der Dauer der Patentverlängerung Stellung genommen 
hat. Immerhin ist es fraglich, ob Gerichte, die unabhängig vom Pa- 
tentamte dieselbe Frage in Verletzungsklagen zu entscheiden haben, 
im gleichen Sinne wie das Patentamt entscheiden werden. 

Gewerblicher Rechtsschutz im Auslande. — China. Vor dem 
Kriege wurden deutsche Handelsmarken bei dem chinesischen 3%- 
zollamt eingetragen, um ihnen den Schutz für China zu gewähren. 
Nach den deutsch-chinesischen Vereinbarungen vom 20. V. 1921 kanin 
der urspüugliche Eigentümer einer solchen Handelsmarke in China 
seine Marke unter Entrichtung der Gebühr von 5 Haikuan Taels 
erneut eintragen, um ihr die frühere Wirkung wiederzugeben. 

Kanada. Der Reichsminister der Justiz hat eine Verordnung 
über gewerbliche Schutzrechte der Angehörigen Kanadas vom 
10. VIII. 1922 erlassen, um den deutschen Staatsangehörigen in. Ka- 
nada entsprechende Rechte zu sichern. Nach dieser Verordnung 
werden zugunsten der Angehörigen Kanadas die gesetzlichen Fristen 
zur Zahlung von Patentjahresgebühren, soweit sie nicht vor den 
1. VIII. 1914 abgelaufen sind, nachträglich bis zum 4. VI. 1922 ver- 
längert. Sofern bis zu diesem Tage die rückständigen Beträge nacn- 
gezahlt sind, treten inzwischen erloschene Patente wieder in Kraft. 
Wer ein solches Patent im Inland gutgläubig vor der Veröfient- 
lichung der Bekanntmachung in Benutzung genommen oder die daru 
erforderlichen Veranstaltungen getroffen hat, kann es weiter in dem 
Umfange des deutschen Vorbenutzungsrechts benutzen. 


Spanien. Die amtlichen Gebühren für Patente und Waren- 
zeichensindinSpanienvoml. VIIL. 1922 an erhöht worden. 


Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin. ` 


) Vgl. „ETZ 1922. S. 996. ` 


PERSÖNLICHES, 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


G. Adt Y. Vor kurzem starb in Bad Orb der Vorsitzende des Auf- 
sichtsrats der Spezialfabrik elektrotechnischer Bedarfsartikel Gebr. 
Adt A. G. der Geheime Kommerzienrat Gustav Adt. Der Verstor- 
bene gehörte einer seit fast zwei Jahrhunderten im Saargebiet an- 
sässigen Großindustriellen-Familie an. Nach Kriegsschluß wurde 
er von den Franzosen aus seiner Heimat Forbach vertrieben und die 
Adtsche Fabrik in Lothringen liquidiert. G. Adt verlegte darauf die 
neue Adtsche Fabrik nach Wächtersbach in der Nähe des Bades Orb, 
woselbst er verschieden ist. 


A. Sommerfeld. Die Wisconsin-University in Madi- 
son hat den ordentlichen Professor für theoretische Physik an der 
Universität München, Dr. A. Sommerfeld, eingeladen, die an 
der Wisconsin-University vor dem Kriege errichtete Karl-Schurz- 
Professur, die satzungsgemäß von einem Deutschen zu versehen 
ist, für die Monate September bis Januar zu übernehmen. Prof. Som- 
merfeld hat die Einladung angenommen. Er wird während dieser 
Zeit auch noch an einigen anderen Instituten Vorträge halten. 


J. Stark. Der Professor der Physik Dr. Johannes Stark ist 
von der Königlichen Nationalen Akademie der Wissenschaften in 
Rom zum auswärtigen Mitglied gewählt worden. Kurz zuvor ist 
ihm die goldene Matteuceci-Medaille für seine Entdeckungen in der 
Physik verliehen worden. 


Auszeichnungen. Dem Geh. Oberpostrat Prof. Dr. Karl 
Strecker, Präsident des Telegraphen-Technischen Reichsamts 
in Berlin, wurde von der Technischen Hochschule Dresden in An- 


.sehung seiner steten und vielseitigen wissenschaftlichen Förderung 


der Elektrotechnik die Würde eines Dr.-Ing. e. h. verliehen, 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Bcehriftieitung 
und obne deren Verbindlichkeit.) 


Neue Riemenspannvorrichtung. 


Die in der „ETZ“ 1922, S. 853 in Abb. 9 dargestellte Riemen- 
spannvorrichtung ist ein Musterbeispiel für eine Anordung, wie sie 
nicht gemacht werden soll. Bekanntlich ist die vom Riemen zu 
übertragende Leistung abhängig von dem Werte"«, worin e die 
Grundzahl der nat. Logarithmen, u die Keibungszahl zwischen Rie- 
menscheibe und Riemen sowie a den vom Riemen umschlungenen Bo- 
gen in Bogenmaß bedeuten. Wie ohne weiteres einzusehen, beein- 
flußt eine Änderung von «a das Resultat sehr stark in dem Sinne, dal 
bei seiner Verringerung die zu übertragende Leistung sinkt, wäh- 
rend sie bei einer Vergrößerung unter sonst gleichen Umständen 
sich steigert. Nun hat aber der in der Abbildung dargestellte ‚„Ad- 
ko“- Riemenspannring zur Folge, daß der von Riemen umspannte 
Bogen der Motorscheibe verkleinert wird, während die Bestrebun- 
gen fachmännischer Kreise dahin zielen, den umspannten Bogen 
möglichst groß zu machen. Eine Verkleinerung des umspannten 
Bogens hat größeren Riemenschlupf, also Leistungsverluste zur 
Folge, weiter werden Riemen und Lager übermäßig hoch bean- 
sprucht und verschleißen bald. Das sind Dinge, die wir uns heute, 
wo höchste Wirtschaftlichkeit auf allen Gebieten die Hauptforde- 
rung ist, nicht leisten können. 


Berlin, 12. VII. 1922. F. Zeug. 

llierzu schickt uns die Herstellerin der erwähnten Riemen- 
spannvorrichtung Koch & Cie. in Remscheid-Vieringhausen folgende 
Erwiderung: 


Wenn es sich nur darum handelt, mit geringster Vorspannung 
des Riemens eine möglichst grolle Nutzkraft zu erzielen, so ist zwei- 
fellos eine V erminderung des umschlungenen Bogens von Nachteil. 
Es ist deshalb erklärlich, daß man im allgemeinen das Bestreben 
hat, den Bogen zu vergrößern. Dies kann erreicht werden dureh 
Anordnung einer von auben gegen das schlaffe Trum drückende 
Rolle. Wegen der verhältnismäßig hohen Kosten der dazu erforder- 
lichen Einrichtungen finden solche aber bei kleineren Motoren bi: 
125 mm Scheibendurchmesser, für welche der Spannring in erster 
Linie bestimmt ist, bis heute nur ausnahmsweise Anwendung. Zu 
erwähnen ist auch, daß bei sehr geringem Scheibendurchmesser die 
Rolle das schlaffe Trum wegen des unvermeidlichen Längens schon 

nach kurzer Zeit gegen das ziehende Trum drücken und ein Kürzen 
des Riemens erforderlich machen würde. Richtig ist, daß bei An- 
wendung des Adko-Riemenspannringes unter Umständen ein Rut- 
schen des Riemens stattfindet, und zwar ist dies jedesmal der Fall 
bei plötzlich eintretender erheblicher Steigerung des Kraftbedarfs, 
vor allem beim Anlaufen. In solchen Fällen ist aber ein Rutschen 
des Riemens fast immer sehr erwünscht. Bei einem Riementried 
mit Spannring ist theoretisch die erforderliche Spannung allerdings 
größer als bei einem Riementrieb mit von außen gegen das schlaffe 
Trum drückender Rolle, in der Praxis ist es vielfach umgekehrt, 


| 
l 


7. September 1922. 


und zwar aus dem einfachen Grunde, weil die Spannrolle fast immer 
mehr als nötig belastet wird, teils aus Unkenntnis, teils auch, um 
die Schwingungen der Rolle bei stark schwankemder Kraftentnahme 
mözlichst zu mildern. Daß bei unnötig großer Belastung der Spann- 
mlle erst ein Rutschen des Riemens erfolgen kann, wenn eine ge- 
fihrliche Überlastung eingetreten ist, bedarf kaum besonderer Er- 
wahnung,. Wenn nach Vorstehendem einem verhältnismäßig ge- 
rınzen Mangel des Riemenantriebs mit Spannring, im Vergleich zu 
crinem Trieb mit selbsttätiger Spannrolle, anderseits sehr wesent- 
li he Vorteile gegenüberstehen, so trifft dies in bedeutend höherem 
Mabe zu, wenn ein Riementrieb mit Dehnungsspannung herange- 
zogen wird. Herr Professor Kutzbach, Dresden, hat in dieser 
Hinsicht eingehende Versuche angestellt. Wenn dadurch auch noch 
nicht alle auftretenden Fragen restlos geklärt sind, so ist mindestens 
wiesen, daß Herr Z. sich im Irrtum befindet mit der Annahme, daß 
die zerinze Verkleinerung des Umschlingungswinkels ohne weiteres 
einen größeren Riemenschlupf zur Folge habe. In dem betreffenden 
Versuchsbericht heißt es u. a.: .„Die Versuche zeigen überein- 
stnmend, daß in bezug auf die Verbesserung des Schlupfes der 
\lkaring tatsächlich von Vorteil ist. Der Schlupf verringert sich 
wi Einlage dieses Ringes oft ganz erheblich.” 

Wenn Herr ZEUG eingangs seiner Zuschrift sagi, der Adko- 
Kirmenspannring sei das Musterbeispiel einer Anordnung, wie sie 
nicht gemacht werden soll, so glauben wir, zum Schluß unserer Er- 
viderung mit viel größerem Recht die Behauptung aufstellen zu 
Firfen, daß die Ausführungen des Herrn Z. das Musterbeispiel einer 
eirseitizen Kritik darstellen, wie sie nicht sein sollte, und die so- 
wohl dureh die praktische Erfahrung als auch die von einer Auto- 
rität auf diesem Gebiete angestellten wissenschaftlichen Versuche 
al-im wesentlichen unberechtigt erwiesen ist. 


Remscheid-Vieringhausen, 4. VITI. 1922. Koch& Cie. 


p -— -c 


Strompreisbewegung und Tarifgestaltung. 


Zudem in „ETZ“ 1922, S, 212, veröffentlichten Aufsatz gestatte 
ich mir, um mißverständlichen Auffassungen über Inhalt und Zweck 
desselben zu begegnen, Nachstehendes kurz anzuführen: 


Der Zweck der vorgenannten Untersuehungen war es, eine mög- 
lehst rasche Anpassung der „Strompreisbewezung und Tarifge- 
staltung” an die jeweilige wirtschaftliche Lage zu ermöglichen, wo- 
b-i anch der Einfluß der Betriebskraft und Art des Abnehmers nach 
Tinlichkeit berücksichtigt wurde. 

Die Ermittlung des „Rohgewinns” in Prozenten des Anlarekapi- 
tils erfolgte daher lediglich zu dem Zweck, um über den Einfluß der 


Abnehmerkatezorien und Betriebskraft ein möglichst klares Bild zu . 


»winnen. (Vergl. auch die Arbeit von Dr.-Ing. G.Siezel, „ETZ" 
121,8. 1121.) Daß hierbei auf die Verschiebung des Markwertes 
'Rohrzewinns) mit Bezug auf die vorwiegend in „Goklmark” (Irie- 
denswährung) angegebenen Anlarekosten mangels näherer An- 
zaben in der Statistik nicht weiter Rücksicht zenommen werden 
konnte, ist zwar bedauerlich, aber für die Ergobnisse von geringem 
Pelang, um so weniger, als eine einheitliche Auffassung über 
ue Begriffe „Vor- und Nachkriegsauszaben” nicht be- 
-toht. Es wurde daher, um den durch die gegenwärtigen Ver- 
lältnisse bedingten Änderungen der Tarife Rechnung zu tragen, 
auf die erhöhten Anlagekosten und Abschreibungen bzw, Er- 
neuerungen erst im theoretischen Teil der Arbeit Rücksicht 
zenommen, wobei es dem Ermessen des Berechners überlassen 
bleibt, die Unterteilung der „Vor- und Nachkriegsausgaben” in der 
Weise durchzuführen, daß entweder die (umgerechneten) er- 
hühten Anlagekosten (bei normaler Abschreibung) oder die auf 
das ursprüngliche Anlaxekapital (in Goldmark) bezogenen er- 
.öhten Abschreibungen (oder Erneuerungsquoten) in Anrech- 
aung gelangen, was praktisch auf dasselbe herauskommt. Eine 
weitergehende Erörterung dieses vielfach noch recht „umstrittenen“ 
Gegenstandes wurde schon mit Rücksicht auf den Raum und vor 
lem die „Übersicehtlichkeit” der Arbeit vermieden. Es sollte ledig- 
lih eine „Anleitung“ und Grundlage fürdiemoderne 'Farif- 
staltung gegeben und keineswegs etwaigen (so hoffen wir) zu- 
kunftiren Besserungen der Weltmarktlaxe vorgerriffen werden. 

Die z. T. bereits erfolgte Umstellung auf „billige“ Betriebs- 
vwäfte und Tarifsysteme kann dabei nur förderlich wirken. 

Berlin, 14. VHI. 1922. 


Leopold Rosenbaum, Turenieur. 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


-La théorie et la pratique des radiocommunica- 


tions.” Teil IL „La propagation des ondes élec- 
tromagnétiques à la surface de la terre” Von 


Léon Bouthillon. Mit 133 Abb., 340 S. Librairie Delagrove, 
Paris 1921. l 

Während der 1. Band eine Binführung in das Wesen des draht- 

ren Verkehrs behandelt, befaßt sich der 2. Band mit der „Fort- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 36. 1149 


pflanzung der elektromagnetischen Wellen über die Erdoberfläche”, 
also jenem Gebiete dcr drahtlosen Telegraphie, welches gewiß von 
allen das schwierigste ist. Denn unsere Kenntnis der oberen Schich- 
ten der Atmosphäre ist sehr unvollständig. Versuche lassen sich 
nicht im Laboratorium machen, werden daher wegen der großen Ko- 
sten nur selten systematisch ausgeführt. Dabei hat man die wichtig- 
ste Variable, nämlich die atmosphärischen Verhältnisse, nicht in der 
Hand, und endlich sind alle diese Fragen nicht. nur schwer mathema- 
tisch zu behandeln, sondern auch kaum zahlenmäßig zu erfassen. 

Was bisher auf diesem Gebiete gearbeitet worden ist, bringt das 
Buch so vollständig wie nur möglich. Die Aufgabe, selbst Neues zu 
leisten, hat sich der Verfasser nicht gestellt. Aber er hat den Stoff 
geschickt angeordnet und bespricht die einzelnen Fragen und ihre 
Inangriffnahme durch die Forscher in flüssiger, klarer Sprache. Viel- 
leicht enthält er sich etwas zu sehr einer Kritik der von ihm wieder- 
gegebenen Arbeiten. Wenn er aber fast nirgends zu scharfen Ergeb- 
nissen kommt, liegt das nicht an ihm, sondern in der oben erwähnten 
besonderen Schwierigkeit des Stoffes. Mit Recht sagt er daher in der 
Einleitung: „Das Schlußwort dieses Buches kann nur die Aufforde- 
rung zu neuen Forschungen sein.” 

Einzelheiten aus dem Buche wiederzugeben, würde zu weit füh- 
ren. Es kann jedem Fachmann als sehr vollständiges Sammel- und 
Nachschlagewerk für das genannte Gebiet aufs beste empfohlen wer- 
«len. Es wird ihm nicht nur Neues bringen, sondern ihn auch zu 
Neuem anregen. Burstyn. 


KritikdesZeitstudienverfghrens. Eine Untersuchung 
der Ursachen, die zu einem Mißerfolg des Zeitstudiums führen. Von 
I. M. Witte. Mit 2 Tafeln. VI. u. 708. in 8°, Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1921. Preis 15 M. 


Die Verfasserin war jahrelang in den Diensten des rühmlichst 
bekannten Forschers und Bahnbrechers auf dem Gebiete der Bewe- 
gurgsstudien, Frank B.Gilbreth: sie hat bei den Studien mitge- 
wirkt und dabei zweifellos viele Erfahrunzen gesammelt und Beob- 
achtungen angestellt. Die Begeisterung für die erstaunlichen Erfolge 
Gilbreths, die dieser durch sein Eindringen in die Tiefen und Fein- 
heiten des Problems der menschlichen Arbeitsverrichtung mit der 
ihm eigenen wissenschaftlichen Gründlichkeit erreicht hat, hat der 
Verfasserin indes den Blick für die allgemeinen Linien und Möglich- 
keiten des industriellen Arbeitsproblems so getrübt, daß sie zu dem 
unverständlichen Urteil gekommen ist, daß Zeitstudien mit der Uhr 
oder Stoppuhr wegen zn geringer Genauigkeit zu verwerfen seien, 
daß man das Arbeitsproblem nur mit Kinematograph, Zyklograph 
und Zehntausendstel-Sekundenuhr anpacken müsse. Das wäre ein 
Verstoß gegen die Grundregel jeder Untersuchung, daß man von den 
Fundamenten zur Höhe, vom Einfachen zum Verwickelten übergehen 
muß und nicht umgekehrt. Es wäre das Gleiche, als wenn man heute 
in den Konstruktionssälen und Werkstätten nur noch alle Maße bis 
auf Zehntausendstel Millimeter genau angeben und ausführen sollte, 
weil die neuesten Meßinstrumente diese Genauigkeitsmessung zu- 
lassen. Man kann zugeben, daß wir in den meisten Betrieben Deutsch- 
lands noch nicht einmal soweit sind, um mit der Stoppnhr anzufan- 
gen, geschweige denn mit dem Kinematographen! Die Zeitstudie als 
Analyse der bestehenden Arbeitsvorgängze vor Binführung der Ver- 
hbesserungen ist eine fundamentale Notwendigkeit. Selbstverständ- 
lich stimme ich der Verfasserin darin bei, daß die Stoppuhr nur mit 
äußerster Vorsicht und stets mit Zustimmung der Arbeiterschaft in 
den Werkstätten angewendet werden darf. 

Das Buch bringt dann noch eine praktische Bearbeitung des Tay- 
lorschen Zeitstudienverfahrens und der neueren Veröffentlichungen 
iiber diesen Gegenstand in Amerika, vor allen des Buches vonMer- 
riekund der deutschen Veröffentlichung von Michel, welche sich 
sehr stark an die Merrickschen Gedanken anlehnt. Eine Hinweisung 
auf die neuesten Verfahren nach Gilbreth und eine bildliche Dar- 
stellung des Chronozyklographen und der Drahtmodelle nach den 
Bewerungsstudien ergänzen den Inhalt. Aus den anfangs erwähnten 
Gründen kann das Buch nur denienigen empfohlen werden, welche 
eine volle Kenntnis der Entwicklung der wissenschaftlichen Be- 
triebsführung dureh Studium der Literatur oder eigene Erfahrungen 
besitzen. Ihr Urteil über die bestehenden Verfahren wird dureh die 
vorliegende Veröffentlichung sieh nicht ändern. Für die uneinge- 
weihten Leser jedoch bildet das Buch eine große Gefahr, weil Maß- 
nahmen und Verfahren empfohlen werden, für welche die deutschen 
Betriebe durchaus nieht reif sind. A.Wallichs. 


„Anales de la Asociación de Ingenieros del In- 
stituto Católico de Artes e Industrias.” (Estn- 
dios de Mecánica y Electricidad.) Verlag Alberto Aquilera, Ma- 
drid 25. Bezugspreis 25 Pes f. d. Jahrgang, 5 Pes für das Heft, 


im Auslande 30 bzw. 8 Pes. 


In Madrid wurde vor einer Reihe von Jahren eine elektro- 
technische Schule eröffnet, welche von dem Jesuiten-Örden ge- 
snündet wurde. Es wurden in anerkennenswerter Weise zu die- 
sem Zweck von den dem Orden zur Verfügung stehenden riesi- 
gen Mitteln große Aufwendungen für das „Katholische Institut 
der Künste und Wissenschaften“ gemacht. Man will hauptsäch- 
lich für die Erfordernisse der Industrie technische Kräfte heran- 
bilden, um damit den industriellen Aufschwung Spaniens zu 
fördern. — Um nun den Zusammenhang zwischen der wachsen- 
den Zahl ehemaliger Schüler zu fördern, um technische Aufsätze 


ET er a Ő o -r 


1150 


über Forschungsarbeiten der Lehrer des Instituts und um Be- 
richte über Vorträge in dem von dem Institut gegründeten Stu- 
dienzirkel zu veröffentlichen, .wurden die uns vorliegenden An- 
nalen gegründet. Das erste Heft enthält eine Reihe von Auf- 
sätzen, welche hauptsächlich zur weiteren Ausbildung junger 
Ingenieure bestimmt sind, wie Grech „Parallelschaltung von 
Transformatoren und Berechnung von Zusatzidrosselspulen”, 
Navarrete „BElektrodenregelung elektrischer Öfen”, de Ra- 
fael „Klassische Mechanik und Relativitätstheorie”, Marchesi 
„Messung hoher Temperaturen”, Burgaleta „Anwendung des 
Stefanschen Gesetzes zur Dampfkesselberechnung”, Yagüc 
„Zählerfabrikation in Spanien”. Es ist eine für uns interessante 
Arbeit, welche sich mit der Frage der Gründung einer modernen 
Zählerfabrik in Spanien befaßt. Er schätzt die in Spanien in- 
stallierte Anzahl der Zähler auf etwa 600000 Stück. 1920 wur- 
den etwa 100000 Stück neue Zähler geliefert. — Dies lag aber 
noch an den Folgen des Weltkrieges, und es dürfte der Jahres- 
bedarf jetzt etwa 50000 Zähler betragen. Er berichtet über die 
größten europäischen Zählerfabriken Siemens, AEG. und andere. 
Die Schwierigkeiten, die Herstellung von Zählern in Spanien auf- 
zunehmen, haben hauptsächlich folgende Gründe: 


1. Elektrizitätszähler sind verhältnismäßig komplizierte Ap- 
parate, welche peinlichste Genanigkeit bei der Herstellung vor- 


aussetzen. Es ist schwierig, im Lande hierfür geeignete Ar- 
beitskräfte zu finden. Es gibt solche, man kann wohl sagen, z. 2. 
überhaupt nicht, und sie mülsten erst herangzebildet werden. 

2. Es besteht eine starke Konkurrenz unter den Zählerfahri- 
kanten. So kostete kurz vor dem Krieg ein Amperestunden- 
Zähler einschließlich aller Kosten für Zoll, Fracht und Ver- 
packung wenig mehr als 25 Pesetas (~ 20 M). Jetzt beginnt 
schon von neuem derselbe Kampf unter den Fabrikanten. — Es 
ist erstaunlich, wie trotz der Verbilligung der Zähler die Güte 
und Vollendung derselben wächst. 

Herr Yagüe nimmt nun an, daß es möglich wäre, von dem 


Jahresbelarf von 50000 etwa 30--35000 im Lande herzustellen. 


Es müßte diese gesamte Zahl in der neu zu gründenden Fabrik 
hergestellt werden, da es die unterste Grenze darstellt, für welche 
eine rationelle Fabrikation von Zählern möglich wäre. 

Weitere Aufsätze: Perez del Pulgar „Hochspannungs- 
fernübertragungen”, Bernaldez „Berechnung von Meßitrans- 
formatoren”. Dann folgen technische Notizen und Berichte des 
Institutes, Fragen und Beantwortung der in den vierteljährlichen 
Examen gestellten Fragen. Kleine Mitteilungen und bibliogra- 
phische Besprechungen bilden den Schluß des IllIeftes. 


Burger. 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher. 


Export-Adreßbuch der deutschen Elektro-Industrie. Ver- 
lag von G. W. Gärtner & Co., Verlags-G. m. b. H., Frankfurt a. M. 
Preis 50 M f. d. Inland. 

Das Adreßbuch soll ausländischen Käuferkreisen als Bezugsquellen- 
nachweis dienen und ist deshalb in seinem zweiten Teil, in welchem 
die Artikel alphabetisch geordnet und die Bezugsquellen angegeben 
sind, in fünf Sprachen (deutsch, englisch, französisch, holländisch, 
italienisch, spanisch) abgefaßt. Der erste Teil enthält das Firmenver- 
zeichnis, geordnet nach Städten. Im Anhang ist ein Verzeichnis der 
internationalen Speditions- und Transportgesellschaften der verschie- 
denen Länder gegeben. Die Auslieferung an den deutschen Buchhandel 
erfolgt durch die Kommissionsbuchhandlung Otto Klemm, Leipzig. 
Grundzüge der angewandten Elektrochemie. Von Prof. Dr. 

Georg Grube. Bd. 1 „Elektrochemie der Lösungen‘. XF u. 268 S. in 
80. Verlag von Theodor Steinkopff, Dresden u. Leipzig 1922. Preis geh. 
70 M, geb. 86 M. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Preisstelle’des Zentralverbandes der deutschen elektrotechni- 
schen Industrie. — Seit dem 2. IX. gelten neue Zuschlazslisten 
für das Inland, u. zw. für die Abrechnung von bis zum 10. VHE einschl. 
angenommenen Aufträgen die Liste 63 (grün) und im übrigen bis anf 
weiteres die Liste 63 A (gelb); sie liegen diesem Heft bei. Die für beide 
gleichlautenden Teuerungszuschläxge sind durchweg erhöht 
worden. Textliche Änderungen finden sich bei Ziffer 69a, wo Nr. l jetrt 
auch Kontaktvorrichtungen für Haussienalanlagen und außerdem Holz- 
drücker umfaßt und die Nr. 2 nnd 3 weggefallen sind. Für die Umrech- 
nungsmultiplikatoren gelten ab 2. IX. die Angaben der Tabellenaus- 
gabe 19f. 


Umrechnungskurse für Bezahlung von Reparationslieferungen im 
freien Verkehr nach Frankreich. Wie in der „ETZ“ 1922, 8. 1072 schon 
mitgeteilt wurde, erfolgt die Bezahlung für Reparationsliefe- 
rungen im freien Verkehr nach Frankreich durch einen vom 
Reichskommissar zur Ausführung von Aufbauarbeiten in den zerstörten 
Gebieten (Berlin W, Potsdamer Str. 10/11) ausgestellten Scheck 
in Papiermark. Letzterer wird auf die Friedensvertrag-Abrechnungs- 
stelle (Charlottenburg, Berliner Str. 17) gezogen und der zu zahlende 
Papiermarkbetrag über den amerikanischen Dollar nach dem am Tage 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36. 


7. September 1922. 


des Vertragsabschlusses geltenden Kurse der Federal Reserve Bank 
in New York umgerechnet. Diese Kurse, die von der genannten Bank 
über die Reparationskommission an die Friedensvertrag-Abrechnung-- 
stelle gelangen, werden nunmehr zweimal wöchentlich veröffentlicht. 
u. a. in der „Industrie- und Handels-Zeitung‘‘ und in der „Deutschen 
Außenhandels-Korrespondenz‘, 


Außenhandel. 


Deutschland. — Das Goldzollaufgeld beträgt z. Zt. 28 900° .. 
— Nach dem vorläufigen Ergebnis des deutschen Außenhandel: 
im Juli betrug die Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse 
3927 dz im Wert von 34,91 Mill. M. und die Ausfuhr 77809 dz 
im Wert von 1018.852 Mill. M. — Die Reichsbank hat über den 
Ankauf usw. von Wechseln, Schecks, Banknoten und Auszahlungen 
in ausländischer Währung ein neues Merkblatt „August 1922" 
herausgegeben; die darin enthaltenen für Exporteure wichtigen Ge- 
schäftsbedingungen der Bank im Devisenverkehr sind am 21. VIII. in 
Kraft getreten. — England. Die britische Zollverwaltung hat nach der 
„Ind.- u. Hand.-Ztg.“ für die englischen Importeure ein Merkblatt 
herausgegeben, das die Einfuhr der nach dem 2. Teil des brı- 
tischen Industrieschutzgesetzes für zollpflichtig erklärten 
Waren betrifft. Danach tritt ein Dumping- und Valutadumpingz“ll 
gemäß den Bestimmungen der vom Handelsamt erlassenen Verordnunz 
in Kraft, und die darin aufgezählten. in den dort genannten Ländern 
hergestellten Waren unterliegen einem Einfuhrzoll von 331/,3 9, des 
Wertes neben allen sonstigen etwa auf ihnen ruhenden Zöllen. Waren. 
die in einem der in der Verordnung genannten Länder teilweise pro- 
duziert oder bearbeitet worden sind, müssen den Zoll ebenfall: 
tragen, wenn nicht 25°, oder mehr des Wertes, den sie zur Zen 
der Ausfuhr nach England haben, einem nach dem Verlassen 
der genannten Länder vorgenommenen Bearbeitungsprozeß zuzu 
schreiben sind. Das Merkblatt behandelt weiter die Bewilligung einer 
vierzehntägigen Frist, das Verfahren bei Transitgütern und für d!e 
Wiedereinfuhr. — Kuba. Nach Mitteilung der „Weltw. Nachr.‘“ nimn 
man in Kuba wachsendes Interesse an drahtloser Telegraphır 
und Telephonie. Die meisten jetzt bestehenden Empfangsstationen 
sollen von Liebhabern eingerichtet bzw. aus Teilen zusamımengesetr' 
sein, die von den V. S. Amerika bezogen wurden. Da die amerikanı- 
schen Firmen ausverkauft seien, hätten sich große Schwierigkeiten tr 
geben, dort bestellte Apparate zu erhalten, so daß die Möglichkeit be- 
stehe, in Kuba einen Markt für funkentelegraphische Einrichtungrt 
zu schaffen. — Oberschlesien. Um den Güteraustausch zwischen West- 
und Ost-Oberschlesien zu erleichtern und den Geschäftsgang bei de: 
Erteilung von Aus- und Einfuhrbe willigungen zu beschleunigen, ist die 
Stelle des Delegierten des Reichskommissars für Aus- un! 
Einfuhrbewillieung für Oberschlesien in Oppeln (Sedanstr. 13: 
den Bedürfnissen des oberschlesischen Wirtschaftslebens entsprechen 
ncu gestaltet worden. Ferner wurden bei dem Delegierten verschieden 
Referate geschaffen, von denen das vierte Metallwirtschaft, Metall 
erzeugnisse und Elektrotechnik behandelt. — Spanien. Wie bekann!. 
hat der Handelsvertrag zwischen Frankreich und Spanien Ermäö::, 
gungen für den 2. Tarifsatz des spanischen Zolltarifs 
gebracht, auf die auch Deutschland Kraft der Meistbegünstigunz-- 
klausel Anspruch hat. Nach dem ‚Board of Trade Journal‘ betract 
der verringerte Zollsatz bei elektrischen Lokomotiven je 100 kg 
80 Pes (100 Pes nach dem 2. Tarifsatz), für elektrische Maschintn 
usw. von 500 bis 1000 kr 108 Pes (120), von 1000 bis 3000 hz 
67 Pes (75), von 3000 bis 5000 kg 45 Pes (50) und für Maschinen usw. 
über 5000 kg 36 Pes/100 kg (45), ferner für elektrische Maschinensäatr 
mit Triebmotoren im Gewicht von mehr als 1000 kg 15°, vom Wez 
(20) und schließlich bei Schaltern usw., für die nach dem 2. Tarifss! 
bei mehr als I kg durchweg 100 Pes/1l00 kg berechnet werden, je na"! 
Gewicht nur 90 bis 40 Pes. 


Neue Gesellschaften. — Elektrizitätsunternehmun«:r 
G. m. b. H., Königsberg i. Pr. Gegenstand: Ausbau elektrischer Lichi 
und Kraftanlagen, Vertrieb von Maschinen und elektrischen Bedari: 
artikeln. Stammkapital: 0,5 Mill. M. — „Likra‘“‘ Elektrisch 
Licht- und Kraft-Gesellschaft, Motoren- und Apparatrba 
m. b. H., Stuttgart. Gegenstand: Herstellung elektrischer Licht- un 
Kraftanlagen sowie Vertrieb von Apparaten, Motoren usw. Stamm 
kapital: 0.4 Mill. M. — Aktiengesellschaft für Taschenbatterien 
Berlin. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb von Taschenbatterien 
elektrischen Taschenlampen, Trockenelementen usw. Grundka pita 
3,5 Mill. M. — „Union‘‘ Zählerwerke A. G., Berlin. Gegenstani 
Herstellung feinmechanischer Apparate, insbesondere von Elektrizität 
zählern und deren Bestandteilen. Grundkapital: 6,5 Mill. M. — Ele» 
trizitäts-Industrie A. G., Berlin. Gegenstand: Ausführung tl" 
trischer und Maschinen- Anlagen sowie Herstellung und Verkauf allı 
damit zusammenhängenden Gegenstände. Grundkapital: 4 Mill. à 
— Elektrotechnische Maschinenbau-Anstalt ‚‚Rheinland' 
Stemmler & Brümmendorf, Pfaffendorf. — Akohm-Werk 
Alfred Kott & Co., Werkstätten für elektrotechnische un 
feinmechanische Industrie, Gleiwitz. — Bezet, Gesellschaf 
für elektrotechnische Isolierungen m. b. H., Berlin. Gegenstand 
Herstellung und Vertrieb gespritzter Isolierteile für die Elektrotechn 
und verwandter Artikel aus den Bezet genannten Isoliermassen w 
Stammkapital: 90000 M. — Elemente,- Fabrik Hechingen 


t) Vgl. „EIZ 1922, $ US 


7. September 1922. 


Tı.Emanuel, Hechingen. — Elektrodraht-A.G., Bückeburg. Gegen- 


stand: Herstellung elektrotechnischer Bedarfsartikel, insbesondere von 
„oliertem Leitungsdraht jeder Art. Grundkapital: 6 Mill. M. — „Becege“ 
Elektrische Schweißbetriebe Dr. Brockhoff & Co. G. m. 
b. H., Düsseldorf. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrischer 
Schweißeinrichtungen, die Ausführung von Schweißarbeiten usw. 
Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Gebr. Ruhstrat A. G., Göttingen. 
Gegenstand: Fortsetzung des unter der Firma Gebr. Ruhstrat, Göttinger 
Kbeostaten- und Schalttafelfabrik betriebenen Fabrikationsgeschäfts in 
‚Iektromechanischen Apparaten usw. Grundkapital: 2 Mill. M. — Kra- 
wolin & Co. G. m. b. H., München. Gegenstand: Fabrikation und Ver- 
'ribelektrotechnischer Apparate und Artikel. Stammkapital: 0,3 Mill. M. 
- Ellyson-Motors-Company, G. m. b. H., Saarbrücken. Gegen- 
tind: Verwertung und Vertrieb der von dem Ing. Frederick W. Ellyson, 
Munchen, stammenden Motor- und celektrotechnischen Erfindungen. 
“ummkapital: 0,35 Mill. M. 


Kapitalserhöhungen bei Aktiengesellschalten der Elek- 


troindustrie. — Der „Reichsanzeiger‘‘ hatim August folgende Ka- 
ptalserhöhungen mitgeteilt: Ostpreußenwerk A. G., Königsberg Fr.: 
um 0 auf 200 Mill. M. — Bayerische Elektromotoren-Werke A.G., 
Neumarkt: um 19,5 auf 20 Mill. M. — Deutsche Kabelwerke A.G., 
Krlin: um 44 auf 88 Mill. M. — Reisser Elektrizitäts-A. G., Stutt- 
zart:um 10 auf 20 Mill. M. — Überlandzentrale Mansfelder See- 
kreis A. G., Amsdorf: um 6 auf 11 Mill. M. — Welter Electriecitäts- 
und Hebezeug-Werke A. G., Köln: um 5,6 auf 8 Mill. M. — Ba yeri- 
che Elektricitäts- Werke, München: um 12 auf 24 Mill. M. — 
Bayernwerk A. G., München: um 100 auf ’200 Mill. M. — Walchen- 
scewerk A. G., München: um 50 auf 100 Mill. M. — Mittlere Isar 
4. G., München: um 125 auf 200 Mill. M. — Allgemeine Gas- und 
Elektrizitäts- Gesellschaft, Bremen: um 2,5 auf 10 Mill. M. — All- 
meine Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin: um 250 auf 1000,1 
Mill. M. — Thüringer Elektricitäts-Lieferungsgesellschaft 
A. G., Gotha: um 25 auf 50 Mill. M. — Großkraftwerk Würt- 
tmberg A. G., Heilbronn um 20 auf 40 Mill. M. — Uno-Elektro- 
serk A. G., Frankfurt a. M.: um 1,15 auf 2,3 Mill. M. — Emag Elek- 
tnzitäts A.-G., Frankfurt a. M.:um 7 auf 21 Mill. M. —Neue Amper- 
iraftwerke-A. G., München: um 20 auf 40 Mill. M. — Amper werke- 
kiektricitäts-A. G., München: um 30 auf 50 Mill. M. — Hambur- 
zische Electricitäts- Werke, Hamburg: um 88 auf 176 Mill. M. — 
£lektrieitätswerk Westfalen A. G., Bochum: um 44 auf 50 Mill. M. 
— Eltax-Elektro-A.G., Berlin: um 2,8 auf 4 Mill. M. Die Summe 
dr Erhöhungen beträgt 912,55 Mill. M (57,125 i. V.) und fortlaufend 
far 1922 rd 2930 Mill. M. 


Betriebsergebnisse. — Licht und Kraft G. m. b. H., Borna. 
1921/22. Anschlußwert: 30 670 kW (25825 i. V.); Einnahmen aus 
Stromabgabe usw. : 17 705 782 M; Bezugelektrischer Arbeit: 8 347 652 M; 
tortleitung und Messung: 4 061 243 M; Unkosten und Zinsen: 1 967 437 
M; Abschreibungen: 134 969 M; Rücklagen und Reserve: 2811551 M; 
Reingewinn mit Vortrag (30 656 M): 413585 M; Dividende: 12°; auf 
3 Mill. M Stammkapital; Vortrag: 53585 M. — Elektricitüätswerk 
“rottorf A. G. 1921/22. Anschlußwert: 9938 kW; Lieferung: 2,668 
Mi. kWh; Einnahmen aus Stromabgabe: 6784 940 M; aus anderen 
Nuclen: 608173 M; Betricbsunkosten: 5169150 M;_ Handlungsun- 
Kisten und Abgaben: 276 908 M; Abschreibungen: 641 105 M; Reinge- 
winn mit Vortrag (10 261 M): 1316211 M; Dividende: 10°% auf 2.25 
Null. M Aktienkapital und ein Bonus in gleicher Höhe; Vortrag: 7663 M. 
— Kraftwerk Thüringen A. G., Gispersleben. 1921/22. Erzeugung 
und Bezug elektrischer Arbeit: über 12 Mill. kWh; Einnahmen : 23 956 494 
M; Betriebs- und Generalunkosten: 17 091 250 M; Sollzinsen : 280 444 M; 
Abschreibungen: 4 899 257 M; Zuweisung auf Werkerhaltung: 0,8 Mill. 
M: Reingewinn mit Vortrag (76 708 M): 962 251 M; Dividende: 12%, 
«uf 8 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 112 031 M. — Überlandzentrale 
Sıraleund A. G. 1921/22. Nutzbare Lieferung (einschl. Eigenver- 
brauch): 30,240 Mill. kWh (25,768 i. V.); Einnahmen: 60 085 263 M; 


, Ktriebskosten: 32 612 112 M; Verwaltung: 1051 421 M; Reparaturen: 


! 310 953 M; Unterhaltung: 6 947 429 M; Sollzinsen : 767 421 M; Steuern, 
\«rsicherung usw. : 895 672 M; Betriebsüberschuß mit. Vortrag (5035 M): 


16 505 290 M; Dividende: je 10%, auf 33 Mill. M Aktienkapital und auf 


das nen eingezahlte Kapital; Vortrag: 47 916 M. 


Von der Börse. — (23. VIII. bis 29. VIII. 1922.) Die an Un- 
wihrheiten überreichen Hetzreden des französischen Ministerpräsidenten 
und die Unsicherheit über die Gestaltung des Reparationsproble ms 
Hıben die Devisen zunächst außerordentlich hinaufgetrieben (Dollar — 
-000 M) und damit auch die Kurse der Valutawerte, während sehr er nste 
=fürchtungen hinsichtlich der Folgen solch furcht.barer Verschlechterung 
ınserer Valuta (Unmöglichkeit, fremde Rohstoffe einzukaufen, Betriebs- 
ınschränkungen, Arbeitslosigkeit usw.) bei wachsender Geldknappheit 
Wilweise erheblich auf die übrigen Effektenmärkte drückten. Unter 
em Einfluß vielfach sich widerspreehender Gerüchte über die bevor- 
‘«bende Entscheidung der Reparationskommission, Gewaltpläne der 


' fänzösischen Regierung und über ein Eingreifen Amerikas folgten der 


[1 baai 


Hausse wilde Schwankungen in der Bewertung der ausländischen Zah- 
'ungsmittel (der Dollar zwischen 2600 und 1850 M) und eine fühlbare 
Nervosität der Börse, die keine einheitliche Tendenz aufkommen ließ. 
In weiteren Verlauf gingen die Kurse sowohl am Devisenmarkt infolge 
er Entsendung deutscher Bevollmächtigrter nach Paris wie im Effekten- 
-*schäft anläßlich des herannahenden Ultimotermins sowie der von der 
Peichsbank vorgenommenen Diskonterhöhung (auf 7°,) zurück, doch 
“ar schließlich cine gewisse Befestigung zu beobachten. Für die Elek- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36. 


f 9 
Bergmann, Berlin .. . 2... 20 


1161 


troaktien hat der 25. VIII. i. a. Höchstwerte gebracht, die, wie die 
Übersicht zeigt, bei einer Reihe von Unternehmungen (z. B. Accumul.- 
Fabr., Bergmann, S. & H.) um mehr als 100%, bei Schuckert um 240%, 
bei der Fabr. isol. Drähte (Vogel) um 250% und bei Felten & Guilleaume 
sogar um 340% über den niedrigsten Kursen der Berichtsperiode lagen. 


23. VIII. | Niedrig- 


es Höchster| 29, VIII. 


Gesellschaften 


Letzte 


Dividende 


Acunn Fabiy Berlin .... 1 25 | 1802 1745 


1750 |1745 
A. G. f. El. Anlg., Berlin. ...] 8 == = = = 
| 990 880) 
Na =, a: E 8 139 137 160 149,50 


183 183 210 193 
T60 760 885 T90 
Continent. Ges. Nürnberg ... 8 —_ — 
z z » Vorz.-À. 3 800 500 550 500,50 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köm . . 5 830 776 1000 776 


A. E.G., Berlin . 2.222202. 16 842 842 
„ Vorz.-B......] 725 


„ Niederl. „, u ul — 750 710 195 780 
„ Südam. ,, u eu 6 725 125 800 739 
„» Kabelwerke, Berlin .. . | 20 570 570 640 595 
Elektra, Dresden ... 22.2. 10 280 280 875 325 


El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 600 575 685 875 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 570 570 6H 600 
E. W. Liegnitz . . . 22 2.. 10 355 352 450 352 
Felten & Guilleaume Carlsw. . .]| 25 1150 1150 1490 1201 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin X) 730 | 650 750 650 


Hackethal, Hannover .... , 20 700 680 790 680 
Hamburgische E. W. ..... 12 394 360 450 360 


Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 |1330 1330 |1385 |1385 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 | 515 511 601 doll 


C. Lorenz, Berlin ....... 350 1875 835 940 835 
Dr. Paul Meyer, Berlin ....]| 15 434 400 099 400) 
Mix & Genest, Berlin ..... 16 550 580 640 64) 
Neckarwerke, EßBlingen ....]} 10 — 390 H0 390 
Oberbayer. Überlaudz., München| 9 3-40 335 375 375 
H. Pöge, Chemnitz ...... 12 si) 5850 745 590 


= a a » Vorz.-A.| — | 121 109 121 110 
M. Schorch & Cie., Rheydt. . .| 10 T45 740 755 740 
Sachsenwerk, Dresden . . .. .{ 20 999 975 1075 895 
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 |1195 |; 1190 1430 |1190 
„Siemens“ El. Betr., Berlin . 0 160,50, 150 170 169,50 
Siemens & Halske, Berlin . . .[ 20 11800 |1760 1950 11760 
Stettiner EEW. . .. 2... .| 15 447 447 555 510 
Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 685 68H 740 TOL 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin| 35 960 960 1210 1000 
Voigt & Haeffner ... 20 © 700 ; 700 900 125 

= Vorz.-A.. | f k 585 p70 TOO 570 
Emag. Elektr.-A.G.. Un 560 | 480 599 | 480 
Main Kraftwerke, Höchst | a M |10 324 | 324 | 385 |379 


Yixr 


Heddernh. Kupferw. und 
Südd. Kabelwerke . . 830 770 849,50 | 770 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im Außust/September: 


293,63 | 257,68 | 236,70 | 239,70 | 305,62 
3695] 3298] 296| 3321| 4245 
68414] 60124 | 554,31 | 554.31 | 699,12 


Christiania (Kr.) . . . | 215,73 
Helsongfors (finn. M). 2) 9] 
Holland (Gld) . . . . | 459,39 


Italien (L). ..... 56,181 7441| 6841| 6242| 6292| 76,40 
Kopenhagen (Kı 1277,65 | 371,53 | 324,59 | 300,62 | 304,62 | 385,52 
london (£) ..... 1593,00 7840,15 '6916,30 6342,05 |6392,00 |7990,00 


New York ($) . . . . [1298,37 1792,84 |1548,06 1551,94 |1448,18 1797,75 
Österreich (K) . . . . 0,02| 002) 002| 002| 0,02| 0,02 
Paris (Fr). ... 10087 į 131,83 | 119,85 | 112,86 | 111,86 | 134,83 
Prag (KY) . 2.2... | 38,70! 3768| 50,94) 46,94| 5243| 64,42 


Schweden (Kr). . 2. 1349,56 | 463.42 | 399,50 | 370,54 | 379,52 | 477,40 
Schweiz (Ir). 245,69 | 328,50 | 296,13 | 278,15 | 277,85 | 341,07 
Spanien (Pes) . .. . 200,75 | 267,66 | 241,20 | 226,97 | 224,72 | 275,65 


Aus der Geschäftswelt. — Inland. Die Überlandzentrale Flatow 
e. G. m. b. H. hat ihr gesamtes Leitungsnetz mit allem Zubehör 
einschl. Installationsgeschäft und Werkstatt an die Überlandzentrale 
Grenzmark A. G. verkauft, die seit dem 1. VII. den Betrieb und die 
Verwaltung führt. — Die unter der Firma Veltener Porzellan-Fabrik 
G. m. b. H. arbeitende Porzellan- und elektrotechnische Fabrik ist von 
der Veltener Porzellan-Fabrik A.G., Velten, übernommen 
worden. — Ausland. Nach der „Köln. Ztg.“ wird die Allgemeine 
Elektricitäts-Gesellschaft in Amsterdam unter der Firma 
Eleetriziteits-Mijj. A. E. G. eine niederländische Aktiengesellschaft 
mit 1 Mill. Gld Grundkapital errichten, auf das zunächst 0,2 Mill. Gld 
eingezahlt worden sind. Gegenstand der Gesellschaft ist der Betrieb 
von Elektrizitätsunternehmungen und der Verkauf von AEG-Erzeug- 
nissen. — Die holländische Glühlampenfabrik von Philips hat mit 
polnischer Beteiligung in Warschau eine Polnisch-Holländische 


= rn 3 


1152 


Glühlampenfabrik Philips mit 100 Mill. poln. M errichtet. — 
Unter der Firma A. G. für Fabrikation von Glühlampen „Syl- 
mar‘ ist nach der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ in Riga ein Unternehmen ge- 
gründet worden, das die Erweiterung der Glühlampenfabrik „Sylmar‘‘, 
Herstellung von Armaturen für Glühlampen, Installationsmatecrial 
usw. bezweckt. 


WARENMARKT. 


Installationsmaterial.- — Die „Eltfabriken‘ kaben die Teue- 
rungszuschläge auf die Julipreise je nach Artikel auf 160 bis 2509, er- 
höht. — Glühlampen. Die im Zentralverband der deutschen elektro- 
technischen Industrie zusammengeschlossenen Glühlampenfabriken 
haben beschlossen, die am 31. VII. eingeführten deutschen Grund preise 
ab 30. VIII. um 100% zu erhöhen. — Elektrische Heiz- und Koech- 
apparate., Von der Vereinigung der Fabrikanter elektrischer Heiz- und 
Kochapparate. Berlin-Charlottenburg, ist der Teuerungszuschlag für 
sämtliche Artikel ab 27. VIII. von 300 auf 600%, gesteigert worden. — 
Isolierte Leitungsdrähte. Die Verkaufsstelle vereinigter Fabri- 
kanten isolierter Leitungsdrähte, Berlin, teilt mit, daß eine neue Liste 
Nr. 12 mit Wirkung vom 29. Vl11. erschienen ist, deren Preise auf einer 
Kupferbasis von 30 000 M/100 kg errechnet sind und bis auf weiteres 
mit folgenden Teuerungszuschlägen gelten: für NAG, NGAB, NGAF, 
NGAT, NGAZ von 1 bis 2,5 mm? und NFA schwarz imprägniert 150°, 
für die ersten fünf Typen von 4 mm? und mehr 110°, für NPL, NPLR, 
NPLS, NSA und NFA mit Glanzgarnbeflechtung sowie für alle übrigen 
Typen 160%. — Hochspannungsisolatoren. Die Vereinigten Por- 
zellan-Isolatoren-Werke, G. m. b. H. (Hochspannungs-Isolatoren-Syndi- 
kat), Berlin, haben den für den August geltenden Teuerungszuschlag ab 
1. 1X. von 280%, auf 510%, erhöht. Die neuen Verkaufspreise gelten nur 
für die 1. Hälfte September. — Niederspannungsmaterial. Der Ver- 
band deutscher elektrotechnischer Porzellanfabriken hat die Verkaufs- 
preise für Niederspannungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab 1. IX. 
von 300 auf 540% hinaufgesetzt. — Kohle. Die Kohlenproduktion 
des Deutschen Reichs (ohne Saargebiet) hat im Juli 9,589 Mill. t 
Steinkohlen (10,819 i. V.), 11,411 Mill. t Braunkohlen (10,068 i. V.), 
2,383 Mill. t Koks (2,244 i. V.)und 3,034 Mill. t Preßkohlen (2,977 i. V.)er- 
geben. Die Bergarbeiter des Ruhrbezirks haben sich bereit er- 
klärt, gegen eine starke Erhöhung ihrer Bezüge vom 1. IX. an dreimal 
wöchentlich je 2 Stunden Überschicht zu verfahren. Man erwartet 
davon eine monatliche Steigerung der Kohlengewinnung von 1,3 Mill. t. 
— In einer Sitzung des Reichskohlenrats und des Reichskohlenverbandes 
wurde eine Preiserhöhung für rheinisch-westfälische Fettförderkohle 
um 1722 Mít auf 4105 Mjt, einschl. der Steuern, beschlossen. — Erze. 
Der Siegerländer Eisensteinverein hat den Grundpreis für Rohspat auf 
4357 M und für Rostspat auf 6500 M/t erhöht. — Eisen. Der Roh- 
eisenausschuß des E. W. B. hat für Lieferungen ab 1. IX. eine erheb- 
liche Erhöhung der bisherigen Richt preise beschlossen, die sich je nach 
Sorte zwischen etwa 10 000 und 15 000 M/t bewegt und eine Steigerung 
des Kokspreises von 3000 M/t berücksichtigt. Die endgültigen Preise 
werden bekannt gegeben, sobald die neuen Kokspreise feststehen. — 
Der Richtpreisausschuß des Stahlbundes hat die Walzeisenpreise 
für die Zeit vom l. bis 10. IX. wie folgt erhöht: Rohblöcke 27 530 M, 
Vorblöcke 30 120 M, Knüppel 31 230 M, Platinen 32 030 M, Formeisen 
36500 M, Stabeisen 37020 M, Universaleisen 40 320 M, Bandeisen 
42 130 M, Walzdraht 39 890 M, Grobblcche (5 mm und mehr) 41 580 M, 
Mittelbleche (3 bis unter 5 mm) 47 250 M, Fcinbleche (1 bis unter 3 mm) 
50 790 M, dsgl. (unter 1 mm) 53 310 Mít in Thomas-Handelsgüte. Die 
Kohlenpreiserhöhung ist in diesen Preisen nicht enthalten. Der Mehr- 
preis für S.-M.-Güte beträgt 2500 M, auf Stabeisen berechnet. DieMark- 
überpreise der seit dem 1. VIII. gültigen Liste gelten für September mit 
einem Zuschlag von 80°%,. — Gußwaren. Der Verein Deutscher Eisen- 
gie Bereien, Düsseldorf, erhöhte die Gußwarenpreise ab 1. IX. bis auf 
weiteres um 70% und die Preise für gußeiserne Druckmuffenröhren, 


Formstücke und Vorwärmeröhren um 752. — Schrott. Am 30. VILI. 
wurden für Kernschrott 15 000 M, für Späne 13 000 M, beides frei Essen, 
und für Maschinengußbruch 17500 Mjt frei Berlin gezahlt. — Edel- 


metalle. Am Berliner Markt wurden am 1. IX. für Gold 850 Mir, 
für Platin 3500 M/g und für Silber 33 000 M/kg gezahlt. — Blei. Der 
Rheinisch- Westfälische Bleihändler-Verband hat die Lagerpreise für 
ge walzte und gepreBte Bleifabrikate ab 29, VIII. auf 26000 M/100 kg 
hinaufgesetzt. — Karbid. Infolge der beträchtlichen Verteuerung des 
Karbids sind seit dem 21. VHI. die Preise für gelöstes Azetylenin leih- 
flaschen auf 245 M und in Eigenflaschen auf 237 M/m3 ab Werk hinauf- 
gesetzt worden. — Gummi. Der Londoner Gummimarkt ist unver- 
ändert flau. In den letzten Tagen notierte man für Crepe und Sheets 
loco weiter 7 d;!b. — Harz. Amerikanisches Harz wird wie folgt ange- 
boten: Type B bis J 3,071 $, Type K 3,10 $, Type N 3,621, $ und 
Type WW 3,95 8,50 kg bei 20°, Tara. — Baumwolle. Die New Yorker 
Notierung betrug am 29. VHI. 22,85 cts/lb, die Bremer am 30. VIH 
827,20 M/kg. — Ole und Fette. Am Hamburger Markt werden je 
100 kg ab dortigem Lager ohne Faß etwa folgende Preise verlangt: 
Pennsylvanisches HeißBdampfzylinderöl, Visk. 5 bis 6 bei 1000, 
Flp. 310/3200, 7,65 $; degl. Sattdampfzylinderöl, Visk. 4 bis 5 bei 
100°, Fip. 270/2800, 5,65 $; dsgl. hochflammige Maschinenöl-Raffi- 
vate, Visk. 6,5 bis 7 bei 50°, Flp. 2200, 7,95 $; dsgl. amerikanische , 


| nz rt a ee a Fr a i nr ae m ne ne nn a m ea rn Bu en 
Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


Für die Schriflleitung verantwortlich: E. C. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 36. 


7. September 1922. 


Visk. 6 bis 7 bei 50°, Flip. 180/185°, 6,95 $; Spindelöl-Raffinate, 
Visk. 5 bis 6 bei 50°, Fip. 170/180°, 4,15 $; hellgelbes Maschinenfett. 
Tropfp. 80/909, 7,25 $. Dazu kommt der jeweils gültige Zoll, der z. Zt. 
2640 M/100 kg Reingewicht für Öle und 2983,20 M für Fette beträgt. — 
Leinöl wird aus Holland zu 47 Gld/100 kg angeboten. Der deutsche 
Markt verlangt 325 M/kg. Rizinusöl 1. Pressung kostet 315 M/kg. 
Die amerikanischen Terpentinölpreise liegen sehr fest; New York 
notierte am 29. VIII. 1,23 $/Gallone. Am Hamburger Markt werden für 
amerikanische Ware 700 M und für französische 685 M/kg gefordert. — 
Metallhalbfabrikate. Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., G. m. 
b. H., Berlin, betrugen die Verbands-, Grund- und Richt preise je 100 kg 
am 30. VIII. unverbindlich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 
65 900 M, Aluminiumrohr 77000 M, Kupferbleche 54 200 M, Kupfer- 
drähte, -stangen 53 500 M, Kupferrohre o. N. 58 000 M, Kupferschalen 
56 700 M, Messingbleche, -bänder, -drähte 55 000 M, Messingstangen 
41 000 M, Messingrohre o. N. 62 000 M, Messing-Kronenrohr 72 000 M, 
Tombak (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen 68 200 M, Neusilberbleche, 
-drähte, -stangen 98 000 M, Schlaglot 52 000 M. — Altmetalle. Am 
31. VIII. wurden am Berliner Markt folgende Preise gezahlt: für altes 
Blektrolytkupfer 45 000 bis 46 000 M, unverzinntes Sch werkupfer 42 000 
bis 43 000 M, Maschinenrotguß 34 000 bis 35 000 M, Messingzünder, pul- 
ver- und eisenfrei, 31 000 bis 32000 M, Messingkartuschen, pulver- und 
eisenfrei, 36000 bis 37000 M, reine, weiche Messingblechabfälle 36500 
bis 37500 M, Messingschraubenspäne 24000 bis 25 000 M, altes Weich- 
Llei 15500 bis 16500 M, Zinkzünderlegierungen 14 500 Lis 15500 M, Alt- 
zink 14000 bis 15000 M, Reinaluminiumblechabfälle (98/99 0/,) 60000 
bis 61 000 M/100kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen. — 
Metallpreise. Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche Elek- 
trolytkupfernotiz tzw. der Kommission des Berliner Mctallbörsenvorstan- 
des (letztere verstehen sich ab Lag.r in Deutschland) lauten in M/kg: 


Metall | 


1X. | vor | 28 vo 


_—— iz 
Elektrolytkupfer (wire bars), 

prompt, cif Hamburg, Bremen 

oder Rotterdam . . . 2 2... 445,54 43472 524,67 
Raffinadekupfer, 99/99,3% .| 360-380 | 410 430 400— 420 
Originalhüttenweichblei .. .| 140-150 | 175 -135 169—175 
Originalhüttenrohzink, Preis in 

freien Verkehr .. oo. 200-20 | 210-230 | 220-230 
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.)|) 24092 | 193,28 239,99 
Plattenzink (remelted) von ' 

handelsüblicher Beschaffenheit] 150 -1060 | 180.19) 180 — 190 
Originalhüttenaluminium, i 

98/99% in Blöcken, Walz-oder | 

Drahtbarren . . 2.2 aaa.’ »18 630 977 

dsgl. in Walz- od. Drahtbarren 

II NE ee ee ee N 520,5 632,5 5795 
Zinn, Banka, Straits, Austral. 

in Verkäuferswahl . . .... 910-920 | 1130—1140 | 1030 — 1040 
Hüttenzinn, mindestens 99%, . .| 895-905 | 1110—1120 | 1010—1020 
Reinnickel, 98/999, ..... T60 — TBV 960—980 | -830—5390 
Antimon -Regulus ...... 125—130 150—169 | 145-150 
Silber in Barren rd 900 fein für | 

l kg fein. 22.08 2% e a e [85000— 36090 450 0 — 46000 48000 - 49009 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am 
25. VIII. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: 


£ s d £ d 
*Kupfer: best selected . . . . 2 2 2. . 5 0 Obis 607 00 
T a electrolytic .. 22 2.2.%. 6G o0 0, 6 0 0 
z wire bars . 2. 2 2 2 2 2 2 0. HH 0 0 , — — 
A standard Kasse. ...... 6G 2 60, 6l 15 0 
er 5 3 Monate. .... ÖL 15 0, 6117 6 
Zinn: standard, Kasse . . . . 2 22.0. 57 10 0 }, 157 l5 0 
= a“ 3 Monate . 2.22.20. 57 26,157 15 0 
sr ATAS Yes T a ee a rn 85.0. 18 10 0 
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei .. 3 7 60}, X 5 0 
» gew. engl. Blockbleii . . 2... .. 1206, — — — 
Zink: gew. Sorten . 2. 2 2 22200. 30 26, W WW 0 
„ renelted . 24 2 2 2 2 0 0 0.0 29 W O0 p — - — 
» engl. Nwansea . 2.2.2 2200. 30 10 © heferbar Swansea 
Antimon: engl. Regulus, gew. Sortın 27 £/29 £108. 
Aluminium: 98 bis 99% .....2.. 105 £ Inland, 110 £ Ausland 
Nickel: 98 bis 99% garantiert ..... 145 f (In- und Ausland). 
Wismut: je lb... zu. 8.0.2 we We 9 s. 
Platin: je Unze .. zu nu. 20 £/21 £. 
Quecksilber: nom. für die 75 lbe.-Flasche 12 £ 10 s. 


12 s8 6 d 13 a. 


In New York notierten am 1. IX. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00; 
Eisen 33,00; Blei 5,95; Zink 6,25; Zinn 32,62 cts/lb. 


Wolfram: 65°, je Einheit nominal . . . 


* Netto. 


— — 


Abschluß des Heftea: 2. September 1922. 


+ 


1 


7. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 36. 1152 a 


— 


Zuschlagsliste Nr. 63 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektfotechnischen Industrie, gültig ab 
2. IX. 1922 für Abrechnung von Aufträgen, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind, und nur für das Inland. 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten 
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 634. 


Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- 
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis- 
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise Bei den in der 
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso- 
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech- 
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird 
der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet: 


1. 
2. 


Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert, 
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag. ' 

Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert, 
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell- 
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder 
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch 
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage 
und am Liefertage- geltenden Zuschläge zählen dabei mit. 

3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit 


geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver- 

zögerung durchgeführt werden kann. 
4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich- 
zurechnen. 
Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate 
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für 
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be- 
treffenden Verbände. 1 

Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund- 
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ) 
wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ =dreifacher grüner 
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920 
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An- 
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben 
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100 


Zuschlagsliste Nr. 63 A (gelb) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, 
gültig ab 2. IX. 1922 bis auf weiteres und nur für das Inland. 


Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom 
2. IX. 1922 ab angenommenen Aufträge. 


A. Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Versand- 
bereitschaft geltende Teuerungszuschlag. 

Zahlung. Mindestens % des Bestellwertes am Bestelltage, 
Rest bei Versandbereitschaft. 
B. Abweichendhiervon gelten für Maschinen über 100 kW 
bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr./min., und Zubehör, auch voll- 
ständige Anlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren über 
100 kVA, Apparate für 50000 V und mehr, Dampfturbinen und 
Zubehör, "Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, 
Vollbahn- Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt- 
anlagen folgende Bestimmungen: 

Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der 


| aeee OO SE 
Gegenstand ae] EEE 
fo 


Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 

1. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA 
bei Generatoren . a ee re Re 
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100k VA 
bei Generatoren. . .. 2 2 2 2 2 20. 
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- 
ratoren . 


Sonderausführungen. 

4. Wand-, Tisch- und Deokenventilatoren . . .... . 

6. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . ... . . . 

5e. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 
stung von4kVAbis35kVAu. Widerstandsstumpfach weiß- 


14.000 
14 500 
15 000 


bezoge 
auf 7000 
Umdr. 


. Ld “ . 


14 000 
11 500 
9 500 


14 000 
9 500 


14 000 


ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie ee 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, 
bezogen auf 1000 Umdr. . . . . . 
Dampfturbinen. 
10. Turbosätze, bestehend aus 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 


een a und Kondensations- 
anlagen 


14 000 


13 000 
12 500 
13 000 
11 500 
14 000 


.. òo òo o s . . , “ “ “ 


11. 
12, 


e ® e (a e e e e . . d . d (a e Ld e e “ e o 


> Hiernach werden auch berechnet: 


sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage 
der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate 
an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die Anzahl 
dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung 
und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge zählen 
mit. 

Zahlung. Mindestens 50 % des Bestellwertes am Bestell- 


tage. Diese 50 % sind aufzufüllen nach Ablauf 


von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 60/0 des sich jeweils nach 
" " " „ 700% „der Berechnung unter 


n 4 nm n " u 750/0 } B ergebenden Preises. 


C. Andere Berechnungsformeln bzw. Zahlungsbedin- 
gungen haben: Isolierrohr, Glühlampen, Telegraphie und Fern- 
sprechwesen, Gummifreie Isolierstoffe. 


u 


Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag 
% 
Zubehör zu Maschinen. 
14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 
für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 
schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(ausschl. Selbetanlasser 
f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 14 000 
15. Schützenstewerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- 
apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 
steuerung, Bremsmagnete . . 2.2.2 22er ec 14 500 
16. Gleitschienen, Verankerungen . . . . » 2 ee. 00. 14 000 
16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 14 000 
Baumaterial, 
17. Bahnmotoren u. f bis 150 kW nn u 12 500 
elektr. Bremsen \ über 150 kW Ar FOR 14 500 . 
17a. Bahntransformatoren . 14 500 
17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren ER 
Aggregate) . . 2 2202. Be er a r 14 000 
170. Hilfsmotoren . ... neeese eon eneo 14 000 
18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 
Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 
derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 
materialien für Bahnfahrzeuge . . . . seses 13 000 
18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr. und Shuntwiderstände . 13 000 
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Stra Benbahn- 
triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 
hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 
tiven für Bergbau und Industrie, . . 2 2 sse 13 000 
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- 
Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 14 500 
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 13 000 
21a. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge ee ae 9 500 
Transformatoren!) und Gleichriohter. 
22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA 14 000 
a. ie „ über 100 kVA 14 500 
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . ... . 14 000 
23a. Ersatz-Glaskörper . . . 2 2 2 2 0 nenne. 3 000 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör... . 15 000 


Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung: 


1152 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36. 7. September 1922. | 


Teuerungs- 


Gegenstand zuschlag 
9% 


` Schaltapparate und Material für Schaltanlagen, 


25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 
Qußgehäuse. . . 0 0 u 0.0 0 me we . 13 500 

26. Selbettätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht 
in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 14 000 

27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 
Schalttafelbau . .. 2. 2.222. .. 14 000 

27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 12 000 

28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 


Streckensohalter, soweit nicht für Öl... .. . u 14 009 
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- 

mierte Wanddurchführungen . . . 2. 2 2 22220. 14 600 
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 12 000 
30. Freileitungs-Hörnersohalter. . . . 2 2 222000. 14 000 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . ... . 13 500 
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . . .. . . 14 000 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Sohutz- und 

Erdungsdrosselspulen) . . . 2 2 2 2 222000. 14 000 
34. Schutzdrosselspulen . . . » 2 2 2 2 2 20200. 14 000 
35. Erdungsdrosselspulen . . . 2 2 2 222er een 14 500 


36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 14 000 
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . . 2. 2 2 2.0. 14 000 
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . .. . . . 15 000 
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäue . 15 000 


MeBapparate und Zubehör. 


4ia. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 
oder Drebspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 
lations- und Leitungsprüfer . . . . 2. 2 2 2 2 0. A 10 500 
41b. Sonstige zeigende und schreibende MeBinstrumente, ein- 
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe- 
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . . . u 10 500 


410. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . . 


42. Zähler. u 00 a 0 a a e ee 8 500 
43. Meßwandler und Zubehör .. . 2. 222er .0. 13 000 
Installationsmaterial. 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ..... . 13 000 
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 
ne bzw. Paßechrauben) Größe I, II u. III (Klein-, 
Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . . 2 2 2 2 2 2 02. 8 000 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, Vund VI... 2. .22.. 12 000 
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 8 000 
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 
Umbhüllungen aus Porzellan u. dgl. . . 2 2 2 2... 12 000 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- 
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . . . 2. 2 2... 11 000 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 8 000 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens)... . 8 000 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Gu8ß- 
Enana ee, a a 11 000 


Senna 0 
51. ileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei- 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 


Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag 


63. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in | 
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und | 
-Klemmen u. dgl... . Sun 020 000% 11 000 

54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes | 


Installationsmaterial . . . . Be 12 000 
55a. Metallfassungen . . . . o. 2 2 2 2 02er en. 12000 | 
65b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder | 

MOB a ee ae e ab a ae E 12 000 
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- | 

zellan und Isolierstoff ... . 2.2 220000. . 12 000 
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei- 

teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 4b)... .. .» . 12 000 
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. = 
Glühlampen. 

688. P i jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- |) 100°% auf die 
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Listenpreise 
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom 


sowie Telephonlampen. .... x 22 ee ee. 31. VII. 2 


Telegraphie und Fernsprechwesen. 


69a. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke 
(Wecker) sowie Aus- u. Umschalter und Kontaktvor- 


drucker. s a sw wu nu O Ea 4700 | 

69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 

fache Induktor-Apparate . . . 2. p 2 2 0 een. 10 000 
690. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 

schalter und öffentliche Fernsprechnetze . .. . . . 10 000 
69d. Zentralumschalter und Amteeinrichtungen . . . . . 10 500 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 10 000 
69. Apparate für Telegraphie . . .. 2 2 2 22000. 10 000 
69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke. . . . 2... 1 600 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . era karaband on. 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . . s. essre . 8 000 


72. Apparatschnüre (Privattypen) .. 2.2 oe ee.0.0 8 600 


Bogenlampen und Zubehör. 
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch - 


tungszwecke . . . 2.2.2 2 00er ne ; 10 000 
74. Bogenlampen für technische Zwecke ........ 10 000 
15. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 

und Handelsschiffe) . . 2 . 2 2 2 2 0 sooo oo 11 000 
76. Widerstände ...2..2.... er ie ae 12 000 
77. Aufhängevorrichtungen . . .. 2...» Eee ar 10 000 
78. Leitungskupplungen . s.. 2 2... e ee 10 000 
79. Transformatoren und Drosselspulen . . . 2. 2.2... 14000 ' 

| 

Gummifreie Isolierstoffe. j` 
80. Normalplatten . . .. 22 2 2 eses Bra 6500 ` 
81. Zählertafeln, unarmiert . . . . 2 2 2 ss Age Bari 8 000 ! 
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . .... 9000 | 
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 8500 | 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- i 

mierte Anschlußklemmen usw.) . . . 2 2 2 2 2 20%. 9000 ı 
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall | 

a) mit einem Stückgewicht bs 50 g ..... u 10 000 

b) „ » = über 50 g ....... 8 500 
Verschiedenes, 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferun gen 
ab 2. IX. 1922 mindestens 10000 M für 100 kg ohne Faß Eog 

Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung! . 
bekanntgegeben werden. Ab 2. IX. 1922 gelten die An- 
gaben der Ausgabe 19f. Diese Tabellen, die wir wegen | 
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandel: - 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der 


Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorsteheni | 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


| 
i 


Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker- ı 
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten. 
Die Preise der 1500-tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für! 


die anderen Drehzahlen gewählt. 


Druck von H. 8. Hermann & Co.. Berlin SW 19, Beuthstr. 8, 


f ide OGI T YA 


E T Z 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Inhalt: Stahlaluminlium für Freiieltungen. Von den Systemen Methode zur Mess 
\ 1x, K .— sung von Spu- Preise d P y — Verw 
Hch. Schenkel. 1153. | lenkapazitäten und zur-Eichung von Wellenmessern. x a a Beau: Re Drogen ae hi 
Verk fragen in Fernspr nlagen mit Wäh- Apparatebau, 1165. Hochspannungsappa- i naus trió und an d'e 1. 1171. Der déut- 
Een Ze Eon ken = rate für 110.000 V. Sr Ne mit N sense Erzeug- 
k < ssen im Juli 1922. — China 
| ne y | Verkehr und Transport, 1166. Die 5 
Ka patente. Von H. Herzield, 1160. | innere Temperatur von Bahnmotoren als Maß ihrer Sitzungskalender. 1173, 
$ e T Bahn Im kanadischen Montreal- | Leistung. Persönliches. 1173. G. Kapp t. — Hochschul- 
i BT Ba i i ale A er 2 n ts gen. E Aip 2 Leonard-För- nachrichten, GR 
an Hochspannungsfernleitungen mit 280 kV. — Fernmeldetechnik, 1169, Entwicklung | bei der Wechse, ebudenstiutee Boa TE g 
Über den Schutzwert von Erdungsseilen. des Funkwesens in Australien. | | Me yor LEN 
naita to worke und , hysik u. theoretische Elektro- 3 ` 
i übertragung. 1164. Schwerer Betriebemntaii wechntk;. 1109; "Der "Zeretäubungsvorgang‘ git: | ee ha u. 
im Niagara-Kraftwerk. — Planmäßige Überwachung | our. Wolframdrähte. Be BRD Fu TEBEOBpeh dor ORBNNOBEN ; TOETA: 
Sn Eiekteigitktswerkon. Jahr versammlungen, Kon- | phie und Telephonie. 
gresse, usstellungen. 1170, Geschäftliche Mittel 
Meßgeräte und Meß f 7 ng NUR ARE 
1165, Vierleiter- Drehstromzähler mit En REN 2 r Ku a ae a Ber met a Panka 
lot gnetischer Kupplungen in- der Industrie. — | Bezugsquellenverzeichnis. 1176, 
| 
HEFT 37 (1153—1176) BERLIN, DEN 14 SEPTEMBER 1922 43. JAHRG. 


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| 


1153 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ ‘des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E.C. Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 14. September 1922. 


Heft 37. 


Stahlaluminium ` für Freileitungen. 
Von Hch. Schenkel, Beratender Ingenieur, Rostock. 


Übersicht. Es wird gezeigt, wie sich bei Freileitungen aus Stahl- 
aluminium die wirkenden Kräfte je nach der Temperatur auf die beiden 
Metalle verteilen. Die Rechnung ergibt, daß man bei richtiger Verle- 
gung billigere Masten erhält als bei entsprechendem Kupferseil. 


In einer früheren Arbeit!) ist dargelegt, daß man ein Seil aus 
Stahlaluminium nicht so verlegen kann, daß der Stahl allein trägt; 
wenigstens nicht unter allen Umständen. Die zwischen beiden Me- 
tallen auftretende Reibung hat zur Folge, daß das Aluminium zum 
mindesten bei tieferen Temperaturen einen Teil des Zuges aufnimmt. 
Die von einigen Fachleuten vertretene Forderung, man müsse aus 
Gründen der Sicherheit das Aluminium ganz von Zug entlasten, ist 
überhaupt nicht durchführbar, wenn man Stahl und Aluminium zu 
einem Seil verarbeitet. Es ist aber auch gar nicht notwendig, diese 
Forderung zu stellen; denn man kann das Aluminium sehr wohl be- 
lasten, ohne die Sicherheit zu gefährden. Diesen Nachweis zu führen, 


ist Zweck der folgenden Berechnung. Es zeigt sich sogar, daß man 


wesentlich an Durchhang sparen kann gegenüber gleichwertigeın 
Kupferseil. 


Aluminium Stahl 
Querschnitt . . . . 2 2 2 2 22.2. Q q 
n=Q:q * 
Beanspruchung . . . a 2 2 2 2 2.8 yY 
Gewicht . . 0 0 a ae aa aaa a a da Ds 
Dehnungszahl der Wärme . . .... 
A „ Elastizität . a = r = 2 
a 48 


Temperatur t— bhar 
Spannweite l 
Die Längeneinheit des Seiles wiegt: 


Q ða + q ðe = (n ða + ô®s)q =A q 
Qc+tgay=nıc+y)y=zgqg 
Hierbei ist zu beachten, daß sich die Werte A und 2 auf ven Stahl- 
querschnitt beziehen. Das mittlere spezifische Gewicht et T der 


Der Seilzug ist 


1 
, z 
mittlere Zug nti 
Zur Berechnung des Seiles brauchen wir eine einzige Voraus- 
setzung; es sei die Längenänderung beider Metalle stets gleich groß. 
Dann lassen sich alle Eigenschaften des Seiles rechnerisch ableiten. 
Die bekannte Gleichung lautet für ein Doppelseil: 


A? 12 Ap L 
A? R Ag Ë 


9423 Taza T+ (Y — Yo) B (1b 


Aus diesen beiden Gleichungen ergibt sich durch einfache Umrech- 


nung: 
E ME 
: AA yra OKrte-mK. oo... (2 
Hierbei bedeutet: 
$ 1 
> 
EN 
a ß 
oder "1:K=nEatE, 
d T 
und a Te 


OK ist die Wärmedehnungszahl des Seiles und 1: K ist der Elasti- 


ai Min h Die Stahlaluminium- und Reinaluminiumseile für Freileitun- 


zitätsmodul, bezogen auf den Stahlquerschnitt, der Elastizitätsmodul 


ng 1 z . 
des Seiles ist Kofi) Im weiteren Gang der Untersuchung beziehen 


wir alle Werte auf den Stahlquerschnitt und schleppen den Beiwert 
(n + 1) nicht durch die Rechnung. 

Die Gl. (2) hat denselben Aufbau wie Gl. (1), man kann also 
daraus nach einem der bekannten Verfahren die Werte t und z be- 
rechnen. Für die Aufstellung einer Spanntafel genügt im allgemei- 
nen die Kenntnis dieser Werte. | 

Um die Eigenschaften des Doppelseiles kennen zu lernen, ist es 
aber notwendig, den Wert z in seine Bestandteile nach r und y zu 
zerlegen. Aus Gl. (1) und (2) folgt: 


a _ a ; ð 
22-0 +2-n+r(e-.,) Fr Fe (3 
yE 2 Yo +24 r(e- +) . >. . (4 
und es ist: 5 j 
ee $—-D=—tgy. e. e e œ a 


8--=—-#-)=tg9 Br a ar zog de war AO 


Mit Hilfe dieser Gleichungen lassen sich z und y bestimmen. Die Aus- 
rechnung ist ziemlich umständlich; man bedient sich besser eines 
zeichnerischen Verfahrens. Trägt man z als Funktion von T in ein 


Z 
80 


Abb. 1. Abb. 2. 


Koordinatensystem ein, Abb. 1 und 2, so ergibt sich aus der Form 
der Gl. (8) und (4), daß sich die Werte x und y È. mit Hilfe von 


"zwei geraden Linien darstellen lassen; dabei erscheinen diese Werte 


als lotrechte Strecken zwischen der z-Kurve und diesen Geraden. 


Die Längex ” ist bestimmt durch eine Gerade AB, die mit der T- 
K 


Achse den Winkel + w bildet. Zuy 2 gehört die Linie mit dem Win- 
kel — o [GI. (5) und (6) ]. Die Gerade AB der x-Werte geht durch den 
Punkt Zo — To x der Z-Achse; die Gerade AC der y-Werte durch 


2 & . Der Schnittpunkt der ersten Geraden mit der T-Achse ist 
bestimmt durch: 
a 
VOR 
ar 


1154 


oder: 


nu a 


(Abb, 1). Die Berechnung mit Zo, Yo führt auf denselben Wert L. 
DiebeidenGeraden, die x und y bestimmen, gehen also 
DUO nee Fen PunktderT-Achse. Für diesen Punkt 


ist z=% i =y k und aus der Größe L ergibt sich die zugehörige 


Temperatur. L kann positiv oder negativ werden, je nachdem r, und 
yo bestimmt sind. Die Lage und Richtung der Geraden AB (nicht 


AC) ist also nur von xə und Yo, aber nicht vom Verhältnis der Quer- 


schnitte abhängig. 
Es gibt nun noch einige besondere Punkte auf den beiden Linien, 


Man sieht aus Abb. 2, daß der Wert y bzw. 


fünglich abnimmt bis zu einem kleinsten Betrag und von er an wie- 
der wächst. Die Wendung tritt offenbar in dem Punkte der z-Kurve 
ein, dessen Tangente zu der y-Linie parallel ist. Aus Gl. (2) können 
wir allgemein den Winkel der Tangente finden als den Ausdruck: 


die wiraufsuchen. g Yan 


ds _ 97 ae dr ee 
ar= A | 
23 
+ 24 K 
setzen wir diesen Wert gleich —tgg, also 
O Zm? on 
an 
m t 4K 
so ergibt sich der Wert Zm, bei welchen y ein Minimum wird, zu: 
9 A: A? 
Zm = y tn 1) — 24 197 BEP .: 2.2... 


Dieser Ausdruck ist vom Querschnittsverhältnis der beiden Metalle 
und von der Spannweite abhängig. Ist Zm gefunden, so kann man 


alle anderen zugehörigen Werte aus Gl. (1) und (2) berechnen. 

Es ist einleuchtend, daß bei wachsender Temperatur schließlich 
der Zustand eintreten muß, daß das Aluminium überhaupt nicht 
mehr trägt, weiles sich mehr ausdehnt als der Stahl. Dieser Fall tritt 
ein, wenn sich die Linie der x mit der z-Kurve schneidet. Für diesen 
Punkt wird also x = 0 und y = z. Somit läßt sich y und T aus GL (1) 
berechnen oder aus der Zeichnung abgreifen. Die Rechnung ist aber 
ziemlich verwickelt. Es soll weiter unten an Beispielen gezeigt wer- 
den, wie man leichter zum Ziel kommt. Denn'es ist von großer Be- 
deutung zu wissen, bei welcher Temperatur das Aluminium voll- 
kommen entlastet wird, so daß der Stahl allein noch trägt. Natürlich 
selten die bisher abgeleiteten Gleichungen oberhalb dieser Tempe- 
ratur nicht mehr, sondern die Beanspruchung des Stahlseiles mit an- 
gehängter Last ist in bekannter Weise zu bestimmen. Indessen wer- 
den die Verhältnisse häufig so liegen, daß das Aluminium noch bei 
40° mitträgt und die gänzliche Entlastung erst bei höherer Tempe- 
ratur eintritt. 

Durch die entwickelten Formeln ist die gestellte Aufgabe ganz 
allgemein gelöst. Wir können die Längenänderung eines Doppel- 
seiles und die dabei in seinen Bestandteilen auftretenden Kräfte be- 
stimmen. Dabei ist genau wie bei einem einfachen Seil zu unter- 
scheiden, ob der Höchstwert der Beanspruchung bei — 20 ° oder bei 
— 5" und Zusatzbelastung eintritt. Für die „Kritische“ Spannweite 
gilt wieder die bekannte Formel: nt 

?=40Kzr- Ran Zee 

Die Frage ist aber damit noch nicht erledigt, denn wenn man 
annimmt, daß Zo = n toe + Yo, so darf man nicht übersehen, daß es 
außer x, und Yə noch beliebig viele Wertpaare xr, y gibt, die dieser 
Gleichung genügen. Es kann der Fall eintreten, daß etwa bei — 20 ° 
obige Bedingung Zo = N To tv erfüllt ist, und daß — 5° + Zus. 
„war die Beanspruchung ro nieht mehr erreicht wird, daß aber trotz- 
dem Y < Yo w ird. Der umgekehrte Fall ist denkbar, wenn die Berech- 
nung von — 5° + Zus. ausgeht, dann kann z bei — 20 ° zu groß wer- 
den, weil sich das Aluminium mehr verkürzt als der Stahl. Durch 
das oben gegebene Verfahren kann man leicht feststellen, ob x in- 
nerhalb der vorgeschriebenen Grenze bleibt. 

Für Spannweiten, die größer sind als die kritische, kann die 
linke Seite der Gl. (2) zu Null werden, d. h. bei einer gewissen Tem- 
peratur T; wird der Durchhang wieder ebenso groß wie bei — 5" + 


(10 


Zus. Dann ist die zugehörige Beanspruchung: 

Zk — = A, Zy | 

P 202, | poky (11 

=: e 
Die entsprechenden Einzelwerte sind aus Gl. (1): 
ð 
Tk = Xg — a Ty 
(12 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 37. 14. September 1922. 


— 


Nach diesen allgemeinen Ableitungen gehen wir dazu über, 
einige Beispiele auszurechnen: 


Beispiel 1. Ein Aluininiumseil mit Stahlseele zu berechnen für 


s s MADR: . f Q 
30 m Spannweite. Das Verhältnis der Querschnitte sei r = = 4,3. 


` Die Kenntnis der Querschnitte selbst ist vorläufig gleichgültig. Wir 


bestimmen zunächst die verschiedenen Konstanten. 
A = 4,3 x 0,275 + 0,795 = 1,977 


co (4,3 x 0,715 + 2,2) 106 = 5,275 > 106 
Ə = 4,3 =< 16,45 + 24,2 = 949 

= 23 > 0,715 >< 106-5 = 16,45 r = 14i 
T = 11.22 1006-5242 2-38 
ĝ N 

1 et, 

: i tg ọ z= u 2s 8,58 

tg p = 36,9 


— 
tg = --,— = 26,4. 
=G 


Wir machen noch die Annahme, die größte zulässige Beanspruchung 
sei: : 

Xə = WO kg,em?, Yo = 4000 kg'cm? 

Za = 43 >x< 900 + 4000 = 7570. 
Zur bequemen Berechnung der z-Werte bringen wir Gl. 
Form’): 

A? 22 
I, 


94K . . . . (2: 


Für die angenommenen W erte ergibt sich folgende Tafel: 


(2) auf die 


+ ( ka HTO - 20) = = 


t= — 200° —100 Q 100 200 300 400 — 530- Zus. 
z = 78,70 6950 60,00 51,00 42 33 [25] 685 kg’mm? 
y'= [4l 39 36,5 343 31,5 295] 27,5 422 ji 


Um die Beanspruchung für — 5° + Zusatzlast zu finden, müssen 
wir den Querschnitt festlegen. Es sei Q = 60,3 mm? und g = 14,1mm); 
d :-- 11,2 mm, dann ist: l 

180 V 11,2 = 602 


A = 1,977 + 0141868. 


und wir erhalten: 


Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß große Genauig- 
keit der Rechnung gar nicht notwendig ist. Denn man beachte, dab 
zunächst bei der Aufstellung der Seilgleichung die Annahme gr- 
macht wird, es sei die Länge des spannungslosen Seiles gleich der 
Spannweite. Sodann begnügt man sich zur Berechnung des Durch- 
hanges mit der Parabelformel. Endlich darf man das spezifische 
Gewicht eines Seiles, die Wärmedehnung und vor allen Dingen den 
Elastizitätsmodul nicht als völlig unveränderlich betrachten. Bei sa 
viel Unsicherheit im Ansatz wäre es ganz sinnlos, die Genauigkeit 
der Ausrechnung zu übertreiben. 

Haben wir alle Werte für das Seil ale ganzes abgeleitet, so gilt 
es noch zu untersuchen, wie sich die auftretenden Kräfte auf Stahl 
und Aluminium verteilen. Hierzu benutzen wir das in Abb. 1 darge- 
stellte Verfahren. Die Z-Kurve verläuft bei 50 m Spannweite sehr 


flach. Die Lage des Punktes A berechnet sich aus: 
NK _ xo _ 900 4000 _ 
5 tge ọ tgy 858 264 doir: 


1) Die Auflösung dieser Gleichung mit Hilfe des in „ETZ“ 1921, 8.81 an- 
gegebenen zeichnerischen Verfahrens wird durch Zahlentafel I erleichtert. 


Zahlentafell. 


A? _ 197072 9,275 >< 106 
AK 4 ? — 0,56 7? > 106 = 106n 
l= 40 50 60 80 10 120 140 160 18% 
n = 1375 2150 309% 5500 8600 10300 16850 22000 27. 
l= 200 225 -250 300 
n = 34400 43500 53600 77300. 
Damit man kleinere Zahlen erhält, setzt man z = 100 p, dann geht Gleichung 
(2a, über in MR Aal . 
; a z ENNE = 2 
a TAS 20) p? a K Tn o 


Der Temperaturmahstab wird für T = 10°: 


Das Verfahren ist besonders bequem, wenn es sich darum handelt, die 
Wirkung verschiedener Annahmen schnell zu prüfen. 


ae e o 


u n k A F a e a 


14. September 1922. 


bei A werden die Winkel — ọ und w abgetragen (dabei muß man 
aber auf den Maßstab der Zeichnung achten). Zwischen der Geraden 


+C und der z-Kurve liegen die Wertey’ =y K: Wie man sieht, nimmt 

de Beanspruchung des Stahles in dem Bereich, der für uns in Frage 
. PA . x 

kommt, dauernd ab. Die Linie AB begrenzt die Werte x =æ E nach 


unten. Bei 68 37° schneidet die Gerade die z-Kurve, das heißt also, 
dir Beanspruchung des Aluminiums geht in dieser Temperatur durch 
Null und wechselt das Vorzeichen. Natürlich kann das Aluminium 
keinen Druck aufnehmen, wenn es die äußeren Lagen des Seiles 
üldet. Bei 37° ist alsoy=2%828,00, und von da ab trägt der Stahl 
allein; das Aluminium ist nur noch zusätzliche Belastung des Stah- 
l=. Bei 40° ist die Beanspruchung des Stahles y” = 27,5 kg/mm’, 
ier in der obigen Zusammenstellung eingeklammerte Wert z = 25 
kommt nieht in Frage. Die in der obigen Tafel stehenden Werte y” 
für die tieferen Temperaturen stellen die Beanspruchung des Stahles 
für den Fall dar, daß man sich den Stahl durchweg als allein tragend 
und das Aluminium nur als Zusatzlast vorstellt. Die verschiedene 
Wirkung der beiden Auffassungen tritt deutlicher hervor, wenn man 
statt der Beanspruchung den Durchhang betrachtet. In der folgen- 
len Tafel bedeutet f den Durchhang des Seiles, wenn beide Metalle 
tagen, f? wenn Stahl allein trägt (immer für das gewählte Zahlen- 
beispiel L= 50 m). 


t= -%0 —10 0 10 20 30 37 40 —50+ Zus. 
= 8 9 10 12 15 19 2 [25] 28,5 cm 
= 15 16 17 18 2 13 2 23 41 cm. 


Solange keine zusätzliche Belastung durch Rauhreif erfolgt, ist es 
ziemlich gleichgültig, ob man in diesem Beispiel die eine oder die 
andere Annahme macht. Wie man aber aus der letzten Spalte rechts 
rsieht, wird der Durchhang bei — 5° + Zus. wesentlich größer, 
venn das Aluminium nicht mitträgt; 41 gegen 28,5 cm. Es zeigt sich 


irtzt,daß es zweekmäßig war, alle Zahlenwerte der Rechnung gleich | 


auf den Stahlquerschnitt zu beziehen; denn es sind Umrechnungen 
wicht notwendig, wenn der Stahl allein trägt. Die Gewichtszahl A 
bleibt unverändert, und an der Übergangsstelle ist die Beauspru- 
chung des Stahles gleich z. Diesen Wert und die zugehörige Tempe- 
ratur legt man der Berechnung für die höheren Temperaturen zu- 
“runde. | 

Es fehlt jetzt noch der Nachweis, daß das Aluminium bei — 5° 
- Zus. nicht überlastet wird: das ergibt sich aus folgender Rech- 
un Es hat sich gezeigt, daß bei — 5° + Zus. z = 68,5, daraus 
lniet: 


an 1977 _ 
zy = 6850 gog = 2170 
„6850 — 2170 


Tja a = 19,3 = 44,3 + 5. 


Aus Abb. 1 ergibt sich bej 44,3 °: 
_ 750 
a ae 
6200 . az. 


AOA daraus 
y = 6200 J 


ind aus Gl. (la) und (1b), wenn die linke Seite gleich Null: 


x, = — 100 + 49,3 =< 16,45 = 714 
y. = 2550 + 49.3 > 24.2 = 3740. 


Wir rechnen noch zur Proba: 
z, = 4,3 >< 714 +3740 = 6810 


It» kleine Abweichung gegen den ursprünglichen Wert 6850 ist ohne 
Belang. Auf alle Fälle zeigt sich, daß das Aluminium nicht überlastet 
wird — mit 714 kg, sondern daß noch eine reichliche Sicherheit vor- 
handen ist, namentlich weil auch der Stahl nur mit 3740 beansprucht 
tl. , 

In unserem Beispiel wird das Aluminium erst nahe bei 40° ent- 
Lotet: dieser Punkt kann aber schon bei tieferen Temperaturen ein- 
iseten, wenn die Beanspruchung des Aluminiums kleiner als 900 an- 
"nommen wird. Nun ist es immerhin umständlich, wenn man sich 
stets nach der Ausrechnung der Werte z noch die Abb. 1 aufzeichnen 
muß. Man kann sieh die Arbeit vereinfachen, wenn man folgender- 
waßen vorgeht. Der kritische Punkt ist von der Lage der Geraden 


T 


. — 
4Babhbängig, und man sicht, daß deren Neigung tg y = p = 26,4 


vine Konstante ist. Der Punkt A liegt auf — 46,7 — 20 == — 66,7 °. 
Man prüft, bei welcher Temperatur (66,7 + t) 26,4 ebenso groß 
wird wie z. Es ist 


(66,7 + 30) = 26,4 = 2555 Iz= 3300 £= 309 
(66,7 + 40) ~ 26,4 = 2810 2500 400 


Folglich legt der Punkt x — 0 und y = z zwischen %0 und 40". Ähn- 
lich kann man stete verfahren. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 37. 


1155 


Der Vollständigkeit halber sei noch bemerkt, daß der Wert Zm = 
1400 aus Gl. (9) ohne Bedeutung ist, weil vorher schon x = 0 wird. 
Wir wollen ein zweites Beispiel betrachten. 


Beispiel 2. Spannweite 250 m. Das Verhältnis der Querschnitte 
sei wieder 4,3, dann bleiben die oben berechneten Konstanten unver- 
ändert. Wir wählen jedoch die Querschnitte selbst anders als oben; es 


sei n = 4,3 = 9] ~ a der Durchmesser dieses Seiles ist 16,1 und 
180 V 16,1 = 722, also: a 
E 0, mid 2 r 
Ay = 1,907 + 0291 a4 
Die „kritische“ Spannweite ist: 


94,9 x 7870: 15 | 
2—9 ri SO ee OE Io 2 
= 24 >» 535 >< 106 (1p 1.9772 ) ~ 148°, 


Die größte Beanspruchung tritt also bei —5°+Zus. auf. Wir be- 
rechnen: 


2, = 7870 EPS 83460 
Tr= oiy = 65 = 419450 


æ, = 900 — 46,5 x 16,45 = 135 
Yp = 1000 — 46,5 24.2 = 2875. 


Wenn die Werte z bestimmt sind, so tragen wir wieder ihre Kurve 
auf (vgl. Abb. 2), um zu prüfen, wie sich jetzt die Kräfte auf die Me- 
talle verteilen. Der Ausgangspunkt für die Bestimmung der Linien 
NN AC ist diesmal ta == + 415° und Ik, Yk. Zk (nicht wie oben 


135: 2875 
ZW ER ER, 
L= S8 7964 » 


— 93 + 41,5 = — 51,9". 


Die Winkel @ und w sind unverändert wie oben. Wir haben schon 
festgestellt, daß bei t = 46,5 — 5 = 41,5 ° die Beanspruchung des Alu- 
miniums £k = 135 kg/cm? beträgt; dieses Metall ist also noch nicht 
entlastet, wie auch aus der Lage der Linie AB ersichtlich ist. Man be- 
merkt auch, daß jetzt die z-Kurve eine zur Linie AC parallele‘ Tan- 
gente hat, nämlich im Punkte Zm = 4080 Gl. (9), bei t = 20°. In die- 
sem Punkte hat die Beanepruchung des Stahles ihren kleinsten Wert: 


6700 _ 
Y m — 33 æ 2760. 
Von da aus wächst y nieht nur bis — 20°, sondern auch bei zunehmen- 
der Temperatur. Allerdings ist die Änderung nicht groß, bei — 20 ° 
ist y = 3000 und x = 700; bei + 41,5 ist y = 2875. 

Die Zahlentafel 2 zeigt die Beanspruchung dieses Seiles und den 
zugehörigen Durchhang f. Zum Vergleich ist der Durchhang f des- 
selben Seiles beigefügt unter der Annahme, daß nur der Stahl trägt, 
und zwar mit 4000 kg bei —5° + Zus. In der untersten Reihe ist der 
Durchhang f” eines gleichwertigen Kupferseiles von 70 mm? aufge- 
führt, dessen größte Beanspruchung 1800 kg bei —5 + Zus. ist. 


Zahlentafel2.Spannweite25%0 m. 


t= | —20| —10| 0 10 20 | 3 40 1+5°%+ Zus 
z=— | 6200 | 5580 | 5040 | 4550 | 4140 | 3780 | 3500 | 7870 
St-A f= | 25 28 | 31 34 ı 3,75! 41 | 445| 45m 
tP | 73| 75 | 765| 78 195: 81 | 82 | 88m 
Cu f= | 43 ! a8 | 54 ; 60/66 7235| 79 7,6 m 


Es zeigt sich, daß es keineswegs gleichgültig ist, ob man das Alumi- 
nium tragend annimmt oder nicht; denn der größte Durchhang, der 
bei — 5° + Zus. auftritt, ist im ersten Falle 4,5 m, im anderen 8,8 m, 
oder annähernd das Doppelte. Selbst ein Kupferseil entsprechenden 
Querschnittes hängt etwa 1m weniger durch als das Stahlseil mit an- 
gehängter Last. Man kann also bei 230 m Spannweite rd 3 m Masthöhe 
sparen, wenn man statt eines Kupferseiles ein Aluminiumseil ınit 
Stahlseele nimmt, aber nur unter der Bedingung, daß die Festigkeit 
des Aluminiume ausgenutzt wird. Hängt dieses nur als tote Last am 
Stahlseil, so braucht man größere Masten als für Kupfer. 

Das Stahlaluminiumseil hat 16,1 mm Durchmesser, das Kupfer- 
seil nur 10,5 mm; also ist der Winddruck auf das Kupferseil etwas 
kleiner. Wenn sich aber der Durchhang um 3 m vermindert, so wird 
die Anlage immerhin billiger, denn man kann kürzere Masten neh- 
men oder die Spannweite entsprechend größer wählen, wobei man 
auch Isolatoren spart. Zu berücksichtigen ist allerdings, daß man für 
das Stahlaluminiumseil stärkere Abspannmasten braucht, denn der 
Taeitungszug beträgt 7870 X 0,291 = 2290 kg gegen 1800 X 0,70 = 
1260 kg bei Kupfer. 

Besondere Beachtung verdient noch folgende Tatsache; Leitun- 
gen mit großer Spannweite sind gegen Belastung durch Rauhreif au- 
ßerordentlich empfindlich. Sobald einmal die zusätzliche Belastung 


1156 


Elektrotechnische Zeitschrift., 1922. Heit 37. 


14. September 1922. 


das amtliche Maß übersteigt, erfolgt sehr bald der Zusammenbruch. 
Die Erfahrungen der beiden letzten Winter haben dies wieder zur 
Genüge gezeigt, wenn auch wenig darüber in die Öffentlichkeit ge- 
drungen ist. Aus der folgenden Zahlentafel ist ersichtlich, wie die 
Gefahr mit der Spannweite wächst. Der Einfachheit wegen haben wir 
angenommen, der Querschnitt eines Kupferseiles sei 100 mm?, also 
das Gewicht 0,9 kg auf den Meter; dabei wird in Deutschland die zu- 
sätzliche Belastung auf etwa 0,7 ke nee das gibt zusammen 
1,6 kg/m. Wir denken uns nun, die Belastung steige weiter, so daß 
das Gesamtgewicht 2,3 bzw. 3,0 kg/m erreicht. Diese Zahlen sind in 
die erste Spalte eingetragen. Die folgenden Spalten zeigen dann die 
entsprechende Beanspruchung des Seiles bei 100, 200 und 300 m 
Spannweite. Dabei ist in allen Fällen angenommen, daß die Bean- 
spruchung des Seiles bei 1,6 kg/m Gewicht 1800 kg/cm? betrage. Man 
sieht aus der Zahlentafel, daß die Beanspruchung bei 100 m Spann- 
weite von 1800 auf 2300 kg wächst, aber bei 300 m und derselben Be- 
lastung auf 3050 kg; dabei ist allerdings ein unveränderliches Ela- 
stizitätsmaß angenommen. Jedenfalls würde die kurzgespannte Lei- 
tung die Belastung noch anstandslos aushalten, während sich die an- 
dere schon bedenklich der Bruchgrenze nähert. 


kg/m 100 m 200 m 80 m Spannweite 
0,9 1550 1220 1130 kg/cm? 
1,6 1800 1800 1800 p 

2,3 2100 2300 2500 „ 

3,0 2300 2520 3050 m 


Angesichts dieser Tatsache beachte man, daß wir in unseren 
Vergleichsrechnungen für Kupfer als größte Beanspruchung 1800 kg/ 
cm? eingesetzt haben, bei 4000 bis 4500 kg Bruchgrenze, bei Stahl 
aber nur 4009 kg/cm?, bei 12 000 kg Bruchgrenze. Die Bruchsicherheit 
des Verbundseiles ist also größer als die des Kupferseiles, obwohl das 
letztere größeren Durchhang hat. Das Stahlaluminium-Seil ist. eben 
das gegebene Material für Hochvoltleitungen mit großen Spannwei- 
ten. Denn diese Anlagen sind wichtige Lebensadern unserer heutigen 
Wirtschaft und dürfen nicht durch jeden Rauhreif gefährdet werden, 
der den Durchschnitt ein wenig übersteigt. Die Amerikaner haben 
schon mehrere Leitungen dieser Art mit Spannweiten bis 1500 m ge- 
baut; solche Ausführungen sind des großen Durchhanges wegen mit 
Kupfer gar nicht mehr denkbar, sondern nur mit Stahlaluminium, das 
eben im Verhältnis zum Gewicht eine viel größere Festigkeit hat. 


Es bleibt bis jetzt noch die Frage offen, wie im Verbundseil die 
bisher angenommene Verteilung der Beanspruchung auf die beiden 
Metalle ursprünglich zustande kommt. Spannt man nämlich ein unbe- 
lastetes Seil, so ist die Kraft P  =SO r+tau= (nıTtvu)a=za, da- 
bei muß noch die Bedingung erfüllt sein, daß die Längenänderung 
beider Metalle gleich sei, also: 


ax=ßy 
oder: 
O EE 


Geschieht die Arbeit bei einer gewissen Temperatur t, so ist T gege- 
ben; stellen wir noch die Bedingung, £e = 900, so können wir aus den 
drei Gleichungen (la), (1b) und (13) die drei Unbekannten, zx, y und 
#0 berechnen. Diese Aufgabe führt aber auf eine Gleichung 5. Grades 
und ist sehr verwickelt. Wir kommen viel leichter zum Ziel, wenn wir 
wieder das in Abb. 1 und 2 dargestellte Verfahren zu Hilfe nehmen. 
Dort ist die Gleichung (13) erfüllt für den Punkt A, wie oben gezeigt. 
Soll das Seil bei der Temperatur t gespannt werden, so ist der Punkt 
A auf diesen Wert t zu legen, rückt also viel weiter nach rechts, als 
bisher angenommen. Setzen wir z. B. den Fall, die Montage gehe bei 
— 1° vor sich (wir hätten ebenso gut 15 oder 20 wählen können, die 
Zahl — 1° ist gewählt mit Rücksicht auf die noch folgenden Erörte- 
rungen), dann ist in Abb. 2 der Punkt A, auf — 1° zu legen, und wir 
ziehen die Linie A, D parallel AB und A,E parallel 4C. Tragen wir 


von D aufwärts den Wert £o K = MX 7,47 = 6200 auf, so erhalten 


wir den Punkt F, der bei unserer Annahme gerade der Ausgangs- 
punkt der schon vorhandenen z-Linie ist. Jetzt ist die Strecke EF = 


Yo A daraus ergibt sich: 


_ 5500. 
> 243 ` 


Die in Abb. 2 wiedergegebene z-Kurve könnte also auch aus den 
neuen Annahmen entstanden sein. Bei der neuen Zerlegung der Z- 
Werte ist bei — 20° x. = 900, die Beanspruchung des Aluminiums 
erreicht hierbei ihren höchsten zulässigen Wert. Die kritische Spann- 
weite, ebenso die Werte Ty und zz sind nur von z abhängig, nicht von 
dessen Bestandteilen, demnach bleiben diese Werte auch für die neue 
Annahme unverändert. Folglich befinden wir uns oberhalb der kri- 
tischen Spannweite und müssen noch nachprüfen, wie die Beanspru- 


Y = 2 


chung bei —5° + Zus. ist. Wir können aus der Zeichnung bei 41,5” 
abgreifen X, = 2400, Y’ = 5100, daraus ergibt sich: 


2400 ass 
5, "747 - + 46,5 x 16,45 = 1085 


_ 5100 idee: 
y -5 = -pqg +15x42= 2%. 


Die Beanspruchung des Aluminiums übersteigt also mit 1085 kg/em’ 
bei — 5° + Zus. das sonst zulässige Maß. Dieses Verhältnis würde 
noch ungünstiger, wenn die Montage bei höherer Temperatur statt- 
findet, und wer das Bedürfnis hat, den Durchhang auf dem Papier auf 
mm genau zu bestimmen, der muß in der zuletzt angedeuteten Art 
rechnen, den Wert D F kleiner annehmen, eine neue z-Kurve be- 
stimmen und kommt dann zu größeren Durchhängen als oben von 


: uns berechnet, obwohl jetzt das Aluminium überlastet erscheint. 


In Wirklichkeit spielen sich aber die Vorgänge in den verseilten 
Drähten doch nicht ganz so einfach ab, wie wir bei dem bisherigen 
Gang der Rechnung vorausgesetzt haben. Wenn das Verhalten der 
Seile dem letzten Rechnungsvorgang genau entspräche, so wäre e: 
überhaupt nicht möglich, die Festigkeit der Stahles voll auszunutzen, 
Denn in unserem letzten Beispiel wäre die Beanspruchung des Stah- 
les bei — 20 ° y = 3330 und bei —5 ° + Zus. Y--; = 2225 kg/em?. Nach 
allen Beobachtungen muß man annehmen, daß das Aluminium bei der 
Montage eines Verbundseiles anfänglich unbelastet bleibt und nur 
der Stahl beansprucht wird. Deshalb entspricht die Verteilung der 
Kräfte bei der Montagetemperatur nicht. der G1. (13), sondern der 
Stahl wird im Verhältnis stärker belastet. Die Amerikaner verfahren 
demgemäß und geben dem Verbundseil bei der Montage etwas weni- 
ger Durchhang, als die Rechnung verlangt. Dann etellt sich unter 
dem Einfluß der wechselnden Temperatur die gewünschte Kräftever- 
teilung ganz von selbst ein. Dabei kommt uns noch die weitere Tat- 
sache zugute, daß das Aluminium ja nicht vollkommen elastisch ist, 


‚sondern eine bleibende Dehnung erfährt. 


Aus diesen Ausführungen ergibt sich, daß die Vorausberechnunz 


“überhaupt nicht ganz genau durchgeführt werden kann, sondern daf 


die wirklichen Vorgänge den nach Abb. 1 und 2 ausgerechneten Bei- 
spielen nur angenähert entsprechen. Aber man darf daraus nicht etwa 
schließen, daß das Verbundseil hinter dem reinen Kupferseil zurück- 
stehe. Auch das für Seile, die nur aus einem Metall bestehen, übliche 
Rechenverfahren liefert keine genauen Ergebnisse. Denn das elasti- 
sche Verhalten eines Seiles mit schraubenförmig gewundenen Dräh- 
ten entspricht keineswegs genau demjenigen eines Stabes aus dem , 
gleichen Metall. Der Elastizitätsmodul der Seile hat in den Kreisen ı 
des Aufzugsbaues schon vor Jahren viel Staub aufgewirbelt und das ; 
Auftauchen des Stahlaluminiums hat auch einige daran Beteiligte 
veranlaßt, dieser Frage näher zu treten. Von den angestellten Ver- 
suchen ist aber in der Öffentlichkeit noch nicht viel bekannt gewor- 
den. Einstweilen kann man sich nach den von Felten & Guillaume 
mitgeteilten Zahlen richten. Wir haben der bisherigen Gepflogenheit 
folgend in unseren Beispielen den Elastizitätsmodul des Stabes ein- 
gesetzt: Wollte man kleinere Werte nehmen, so müßte dies sowohl 
für das Verbundseil als auch für Kupfer geschehen; dann bleiben dir 
aus dem Vergleich beider Seile gezogenen Folgerungen be- 
stehen. 


Ergebnis. 


Aus unseren Untersuchungen ergibt sich im wesentlichen fol- 
gendes. Wenn man die bekannte Seilgleichung auf ein Verbundseil 
anwendet und die Bedingung stellt, daß die Längenänderung beider 
Metalle stets gleich sei, so findet man die schon bekannten, aber auf 
andere Art abgeleiteten elastischen und thermischen Dehnungszah- 
len des Verbundseiles. Auch die Verteilung der Kräfte auf beide Me- 
talle läßt sich zwanglos ableiten. Mit steigender Temperatur nimmt 
die Beanspruchung des Aluminiums ab und kann bei kleinen Spann- 
weiten bis auf Null, also bis zu voller Entlastung herabgehen; von 
da ab trägt der Stahl allein. Daß der Vorgang sich so abspielen mul, 
war von vornherein zu erwarten. Indessen ist das Verhalten de: 
Stahles nicht ohne weiteres vorauszusehen; dessen Beanspruchung 
nimmt anfänglich auch ab, u. zw. bei kleinen Spannweiten über den 
ganzen Bereich von — 20° bis +40°, während bei größeren ein 
Punkt kommt, von dem an die Beanspruchung wieder zunimmt. Je 
größer die Spannweite, um so früher tritt die Umkehr ein. Ist es auch 
an und für sich ungünstig, daß gerade das Aluminium die größere 
Dehnungszahl besitzt, so ist doch diese Eigenschaft einer Vereini- 
gung beider Metalle zu einem Seil nicht hinderlich. Man kann die Ver- 
hältnisse so wählen, daß das Aluminium nicht überlastet wird. Dann 
kommt man aber zu dem weiteren Schluß, daß ein derartiges Seil 
einem solchen aus Kupfer gegenüber Vorteile haben muß, denn die 
Festigkeit ist im Verhältnis zum Gewicht wesentlich größer. 

Will man ganz exakt rechnen, so verfährt man nach dem zi- 
letzt gegebenen. Beispiel (Gl. 13). Man wird dies anwenden bei 
bruchsicheren Kreuzungen. 

Im allgemeinen wird man aber die Tatsache nicht außer ach! 
lassen, daß das Aluminium aus den verschiedensten Gründen etwa: 
nacheiebig ist, und wird nach Beispiel 1 und 2 die Festigkeit beider 
Metalle voll ausnutzen. 


14. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heit 37. 1167 


Verkehrsfragen in Fernsprechanlagen mit Wählerbetrieb'). 
Von Dr.-Ing. F. Lubberger, Berlin. 


Übersicht. D:r Fernsprechverkehr ist eine stark schwankende Er- 
cheinung. Die ihn beherrschenden Größen sind die Teilnehmerzahl, Be- 
l:gungszabl, B:legungsdauer und Verlustziffer. 
rechnung ermözlicht die Aufstellung von Gleichungen für die Beziehungen 
dieser Größen untereinander, dafür werden zwei Beispiele gebracht. Die 
Verwirklichung der daraus zu ziehenden Schlüsse wird an den Beispielen; 
Strowger- und Stangenwählersystem erläutert. Zum Schluß wird die mög. 
liche Garantie für befriedigende Verkehrsabwicklung angegeben. 


Verkehrsfragen in Fernsprechanlagen mit Wählerbetricb ge- 
hören in das Gebiet wirtschaftlicher Betrachtungen. Es handelt sich 
um folgendes: 

Man soll den Fernsprechverkehr so erfassen, daß man wirtschaft- 
liche Vorausberechnungen für eine neue Fernsprechanlage machen 
und für eine gewisse Betriebsgüte garantieren kann. Diese Aufgabe 
talt sich ın eine theoretische Betrachtung und den Vergleich der 
Theorie mit der Erfahrung. Alsdann wird es interessant sein, zu 
sehen, wie die aus den theoretischen und praktischen Ergebnissen 
geloigerten Schlüsse in die Wirklichkeit umgesetzt werden, d. h. wie 
die verschiedenen Wählersysteme sich den gestellten Forderungen 
anpassen lassen. 

Der Fernsprechverkehr ist ein außerordentlich schwankendes 
Gebilde. 
einmal wieder sehr häufig benutzt. Auf anderen Anschlüssen reiht 
‘ich ein Gespräch an das andere. Über Tag ist der Verkehr sehr viel 
stärker als nachts und an bestimmten Tagen, z. B. vor den hohen 
Festen, ist er ganz besonders stark. Dann wechselt der Verkehr 
seine Richtung, d. h. das eine Mal fließt er besonders stark vom 
Zentrum nach West und dann wieder einmal umgekehrt, und trotz- 
dein, wenn man von einem Flieger aus den ganzen Fernsprechver- 
kchr einer großen Stadt beobachten würde, so würde sich doch iim 
Verkehr der ganz groen Gruppe eine recht auffallende Gleichmä- 
higkeit zeigen, während die Schwankungen des Verkehrs um so grö- 
ber werden, je kleiner die ins Auge gefaßte Gruppe ist. 

Wir wollen nun heute untersuchen, wie dieses schwankende Ge- 
bilde des Fernsprechverkehrs zahlenmäßig gefaßt werden kann, um 
wirtschaftliche Vorausrechnungen zu ermöglichen. 

Die erste Frage bezieht sich auf die Einheiten, mit denen der 
Verkehr gemessen wird. Die Zahl der Teilnehmeranschlüsse, S, be- 
stimmt die Zahl der Sprechstellen, der Anruforgane im Amt, der An- 
schlußleitungen, ist also eine der maßgebenden Zahlen. Sie ist eine 
reine Erfahrungszahl. 
Amerika sind 12 % aller Einwohner angeschlossen, in Deutschland 
etwa 3%, wobei die reinen Privatsprechstellen in der deutschen 
Zahl nicht, in der amerikanischen aber eingeschlossen sind. Mit sol- 
chen allgemeinen Zahlen kann man aber für eine bestimmte Anlage 
nichts anfangen. Daher muß die Anschlußzahl vom Besteller der 
Aniage angegeben werden. 

Die Teilnehmer verursachen Anrufe, welche vom Amte aufge- 


arbeitet werden müssen. 
HEFE 


:prächen führen oder auch sæ 
nicht. Deshalb nennt man 
lie Einheit der Belastungs- 
falle nicht „Gespräche“, °% 
sondern „Belegungen“, 
worunter jede Benutzung 
einer Leitung verstanden 
wird, die durch ein Ge- 
spräch, eine Untersuchung, 
ine Störung oder sonstwie 
verursacht wird. Diese 
Zahl „ce“ ist ebenfalls eine 
reine Erfahrungszahl. Man 
kennt Durchschnittswerte, 
z. B. in Fabriken ist die Be- 
legungszahl f. d. Tag 20 
bis 25, in größeren städti- 
schen Anlagen 10-12 (vor 
‚nführung des reinen Ge- 
hihrentarifs). Für eine bestimmte Anlage muß die Belegungszahl 
beobachtet oder geschätzt werden. 

Es ist nicht gleichgültig, ob der Bedarf gleichmäßig verteilt ist 
oder scharfe Spitzen ufweist Abb. 1 zeigt eine typische Tageskurve. 
Die Anlage muß selbstverständlich dem täglich wiederkehrenden 

'erkehr in der Hauptverkehrsstunde (HVSt) gewachsen sein. Außer 
zewöhnlichen Spitzen, die bei aufregenden Ereignissen auftreten, 
wird eine Fernsprechanlage ebensowenig voll gerecht werden, wie 
irgendeine andere Verkehrseinrichtung. Das Verhältnis der Tages- 
belastung zum Verkehr in der HVSt (die „Konzentration”) ist wie- 
derum eine Erfahrungszahl. Wenn die Teilnehmer sehr viel spre- 
chen, wie in Fabrikanlagen oder Börsenanschliüsse, so ist der Ver- 
kehr ziemlich gleichmäßig. Je weniger die Teilnehmer sprechen, 


f, orini gehalten in der Fachsitzung für elektrisches Nachrichtenwesen 
des Elektrotechnischen Vereins am 7. III. 1922. 


Die Anrufe können zu Ge- 


MypIsche Tageskurve. 
Abb. 1. 


Die Wahrscheinlichkeits- _ 


Ein Anschluß wird oft tagelang nicht gebraucht und auf 


Man kennt zwar allgemeine Zahlen, z. B. iu> 


desto eher ist eine zufällige Gleichzeitigkeit der Anrufe möglich. 
Denn die Anrufe eines Anschlusses können ja nicht übereinander fal- 
len, wie die Anrufe getrennter Anschlüsse. Eine Konzentration von 
8% ist gering, 16 % ist hoch. Aus alledem folgt, daß die Belegungs- 
zahl c eine Erfahrungszahl ist, über die man sich vor dem Beginn 
wirtschaftlicher Rechnungen schlüssig werden muß, 

Nun ist es ferner nicht gleichgültig, wie lange die Belegungen 
dauern. Wenn z. B. 200 Belegungen i. d. Std. je nur 1 min dauern, so 
sind weniger Sprechwege vorzusehen, als wenn sie je 3 min dauern. 
Man weiß, daß in Fabriken die Belegungszeit bis auf % min her- 
untergeht, in öffentlichen Anlagen in Ländern mit lebhaftem Ver- 
kehr etwa 1/3 min, in weniger scharf entwickelten Ländern bis zu 
3 min beträgt. Auch über diese Größe t muß man sich auf Grund 
allgemeiner Überlegungen schlüssig werden, bevor man zu rechnen 
anfängt. Es ist üblich, die Verkehrsstärke (c X t) in Stunden anzu- 
geben. Die Einheit des Verkehrs wird „eine Belegungsstunde“” ge- 
nannt. 

Daß man im Fernsprechverkehr diese drei Grundgrößen s, c, t an- 
nehmen muß, ist keine Besonderheit des Fernsprechers als solchen. 
Denn es ist 'weiter nichts, als die Feststellung der Zahl der Ver- 
brauchsstellen und ihrer Belastung. 

Die nächste grundsätzliche Frage betrifft die gewünschte Be- 
triebsgüte, d. h. den verlangten Wirkungsgrad. Welche Zahl drückt 
diese Garantielorderung bei Fernsprechanlagen aus? Wann sind die 
Teilnehmer mit der Anlage zufrieden, während gleichzeitig die 
Wirtschaftlichkeit gewahrt bleibt? Zunächst denkt jedermann an 
den Prozentsatz der Fehlverbindungen, die im Handamt durch Feh- 
ler der Teilnehmer und der Beamtinnen oder durch Störungen der Ap- 
paratur, in Wählerbetrieben durch Störungen der Wähler oder Be- 
Jienungsfehler der Teilnehmer entstehen. In unsorgfältig gebauten 
Anlagen werden solche Fehler natürlich zahlreicher sein, als in sorg- 
fältig gebauten Anlagen. Aber wir wollen hier nur einwandfreie An- 
lagen annehmen, in welchen die Störungszahl nicht unangenehm auf- 
fällt. Es gibt eine andere, für uns maßgebende Möglichkeit für Ver- 

sager: das ist der Mangel an Verbindungswegen. Alle größeren 
Ferusprechanlagen sind in Gruppen eingeteilt, z. B. Amt Nord, West, 
Ost, zwischen denen Verbindungsleitungen verlaufen. Wenn nun 
die Zahl der Verbindungsleitungen nicht ausreicht, so kommen mehr 
oder weniger Anrufe nicht durch. Wenn anderseits zu viele Verbin- 
dungswege vorgesehen sind, so wird die Wirtschaftlichkeit fraglich. 
In Handbetriebsanlagen kommen meist 2 Gruppen in Reihenschal- 
tung vor (A-Amt und B-Amt), bei großen Wähleranlagen können 6 
oder mehr Gruppen hintereinander geschaltet sein. Zwischen allen 
diesen Gruppen müssen Verbindungsleitungen gezogen werden und 
diese Verbindungsleitungen enden an Wählern. Diese starke Grup- 
penunterteilung ist der Grund für die große Bedeutung der wirt- 
schaftlichen Erfassung der Aufgaben, die aus den Gruppenteilungen 
entspringen, denn die damit verknüpften Zahlen bedeuten die Wäh- 
lerzahlen, sind also die wichtigste Grundlage für die Berechnung der 
Anschaffungskosten. Die Aufgabe lautet also: Wieviele Wähler 
muß man für einen gegebenen Verkehr vorsehen, damit einerseits 
nicht der Eindruck eines nachlässigen Dienstes aufkommt, an- 
derseits bei zu vielen Wählern die Betriebskosten nicht zu hoch wer- 
den, d. h. man muß einen wirtschaftlichen Wirkungsgrad angeben. 
Als Wirkungsgrad bezeichnet man ja allgemein das Verhältnis der 
abgegebenen zur aufgewandten Leistung, im Fernsprechfalle also 
das Verhältnis der zustandegekommenen zu den verlangten Verbin- 
dungen. Da nun nur sehr wenig Verbindungen verloren gehen dür- 
fen, würde der Wirkungsgrad etwa lauten 99,9 %. Eine solche Zahl 
läßt nicht recht erkennen, worauf es ankommt. Man gibt deshalb 
eine Verlustziffer, d.h. die Verluste selbst, an. Diese Zahl erscheint 
in der Literatur fast allgemein als 1 zu 1000, d. h. es soll von eintau- 
send verlangten Verbindungen nur eine wegen Mangels an Verbin- 
dungswegen verloren gehen dürfen. Mir scheint die Zahl etwas kri- 
tiklos von einer Arbeit in die amdere übernommen zu sein, ohne Un- 
tersuchung, ob Sie stichaltig sei. Wir wollen sie später kritisieren, 
aber sie zunächst als Zielpunkt annehmen. 

(Gegeben sind somit die Teilnehmerzahl s, die Belegungszalıl c, 
die Belegunzsdauer tin der HVSt und die Verlustziffer. Nun muß der 
Zusammenhang dieser Größen mit der Wählerzahl in Formeln oder 
Kurven aufgestellt werden. Die Formeln müssen sich natürlich aus 
den Grundaufgaben der Fernsprechtechnik entwickeln lassen, ohne 
künstliche Annahmen zu machen. Wir können nicht sofort das gauze 
große schwankende Gebilde eines städtischen Verkehrs ins Auge 
fassen, sondern betrachten zunächst die Verkehrsvorgänge einer 
kleinen Gruppe, dann setzen wir die kleinen Gruppen zu großen 
Gruppen, z. B. „Ämtern“ zusammen, und dann lassen wir die Ämter 
unter sich verkehren. Für kleine Gruppen geht man von der An- 
gabe aus, daß s Teilnehmer in der Stunde e Belegungen mit einer 
mittleren Belegungsdauer t erzeugen, z. B. s = 50, c = 60, t = t/o lh 
—2 min. Statt dieser Angaben erhält man oft die Angabe des Ver- 
kehrs je Teilnehmer in der HVSt, z. B. jeder Teilnehmer spricht in 
der HVSt je 2,4 min. Dieser V erkehr je Teilnehmer sei mit z bezeich- 


ct 
Aus der Natur der Sache ergibt sich z = m 0,04 h = 


1168 


In der folgenden Ableitung halte ich mich an einen Vorschlag 
von Dr. Spiecker, der eine von mir früher angegebene Formel 
inhaltsreicher zu gestalten erlaubte. In der Abb. 2 ist der Verkehr 
einer Stunde mit s = 50 Teilnehmern, c = 60 Belegungen von jet = 
!/go h dargestellt. Ein Teilnehmer kann also günstigstenfalls 30 Be- 
legungen erzeugen. Die 50 Teilnehmer haben zusammen 30. 50 Be- 
legungsmöglichkeiten = 1500). Diese 1500 Möglichkeiten sind in 
der Abb. 2 als Rechtecke dargestellt, u. zw. für 50 Teilnehmer je 30 
Möglichkeiten. Die schwarzen Rechtecke bedeuten die c = 60 Be- 
legungen in der betrachteten Stunde von 6 Uhr bis 7 Uhr. Sie sind 
ganz beliebig verteilt. Fassen wir den Belegungszustand in einem 
beliebigen Augenblick M, z. B. am Ende der Minute 6?? Uhr, ins Auge, 
so sehen wir, daß in diesem Augenblick gerade 5 Belegungen vor- 
liegen, nämlich auf den Teilnehmerleitungen 9, 14, 24, 41 und 49. 
Wenn man nun den Augenblick M beliebig über die ganze Stunde 
verschiebt, so entsteht die Frage, wie oft wird der Strich M gerade 
wieder 5 Belegungen schneiden? Das ist eine Aufgabe für die Wahr- 
scheinlichkeitsrechnung. 


Ableitung der Formeln: 


I _. er 
(”) = (2) z7 (i _ z) 
c . ' 
s = 50 Teilnehmer, e = 60 E t = 2 Minut. ='!/„ Stunde 


also Z = sr = = = 0,04 Stunden [ = 24 Minuten). 


Abb. 2. Gleichzeitigkeitsverkehr. 


Eine Wahrscheinlichkeit ist das Verhältnis der für das Ereig- 
nis günstigen Fälle (daß nämlich der Strich M gerade 5 Belegungen 
schneidet), zu der Gesamtzahl aller möglichen Fälle (der Strich M 
kann 0, 1,2,3,.... Belegungen schneiden). Wenn der Strich M in der 


angegebenen Lage 5 Belegungen schneiden soll, so müssen diese in 


der Zeit von 6 Uhr 20 bis 6 Uhr 22 entstanden sein. Denn alle früher 
oder später einfallenden Belegungen erstrecken sich nicht über den 
Strich M weg. In diesem Zeitabschnitt haben die 50 Teilnehmer 50 
Sprechmöglichkeiten, denn jeder könnte ja einmal anrufen. Sie 
nützen aber nur 5 von diesen 50 Möglichkeiten aus. Esist nun gleich- 


gültig, welche 5 Teilnehmer es sind. Man kann auf ($) = (2) Ar- 


ten jeweils 5 Teilnehmer aus den 50 aussuchen. Damit ist die Zahl 
der günstigen Fälle aber noch nicht erledigt, denn es muß noch Ver- 
fügung getroffen werden über die restlichen c — z = 55 Belegungen, 
denen man vorschreiben muß, daß sie außerhalb der Zeit von 62° Uhr 
bis 622 Uhr einfallen sollen. Sie können das ganz nach Belieben über 
die noch restlichen Rechtecke tun. Es sind noch s/t — s = 1450 
Rechtecke für diese c — x = 60 — 5 Belegungen übrig. Die Vertei- 


lung kann auf pa a) Arten geschehen. Nun kann zu jeder Art der 


Verteilung der 5 Belecúiyen über ihre 50 Möglichkeiten jede Art der 
Verteilung der übrigen Belegungen treten. Die Gesamtzahl aller für 
die vorliegende Aufgabe günstigen Fälle ist daher: 


EI IE) 


Das ist der Zähler des gesuchten Bruches. 


Wieviel Fälle sind nun überhaupt möglich? Offenbar so viel 
Fälle, als die c Belegungen sich überhaupt auf die s/t Rechtecke ver- 
teilen können. Denn etwas anderes können sie ja gar nicht tun. Das 


ist nun auf (* ') Arten möglich, also auf Co) Arten. Das ist der 


Nenner des gesuchten Bruches. Die Wahrscheinlichkeit wz hat daher 
folgende Form: 


2) Die Zahl der Möglichkeiten stellt sich formelmäßig als a/t = 50 x 30 = 1500. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


14. September 1922. 


- =) 5) 
i o 0 


Was bedeutet diese Zahl? Wenn man unendlich viele Striche M 
in Abb. 2 zieht, so werden 0,0336 aller dieser Striche gerade 5 Bele- 
gungen schneiden. Da nun aber die unendliche Anzahl von Strichen 
die ganze Stunde ausfüllt, so heißt die Zahl 0,0336 nichts anderes, 
als daß in diesem Bruchteil der ganzen Zeit, also in 121 s/h, gerade 
5 Belegungen vorliegen. Setzt man in aufeinanderfolgenden Rech- 
nungen z = Q, 1, 2, 3, 4,...., so erhält man folgende Zahlenreihe: 


1922. Heft 37. 


Gleichung (A): Wz = 


sek. 
Ww = 0,1298 = 467 
w, = 0,2700 = Yıl 
Ws = 0,2760 = 993 
ws, = 0,1850 = 666 
Ww, = ‚0902 = 325 
ws, = 0,08386 = 121 
we = 0,0108 = 39 
w = 0,00283 = 10,2 
ws = 0,00062 = 7,06 
wə = 0,00012 = 0,33 
wo = 0,00002 = 0,07 


Summe: 0,9993 = 3599,66 


921 


Owr y -8 BOMGUNGSStuNdlE 

3 = 50 AurtneAmar 

R o QALE EC MANN. SE. 
saten die Orainaren oe Weltgungen 
vonje #0, 1, £- Rletungen 
m Sekunden dar. 


U 7 | 3 è S E ? 


u Leitungen 
Abb. 3. Belastung eines abgehenden Bündeles. 


Abb. 3 stellt diese Zahlen in einer Stabkurve dar. Angenommen 
nun, man rüste die Gruppe mit 5 Leitungen aus. Dann gehen alle 
Belegungssekunden der 6., 7. usw. Leitungen verloren. Bei 5 Leitun- 
gen erhält man folgende Verluste: Inden 39 s, während gerade 6 Lei- 
tungen belegt sein sollten, können ja nur 5 Leitungen belegt sein, 
der Anteil der 6. Leitung geht verloren, also 39 Belegungssekunden. 
In der Zeit, in welcher gerade 7 Leitungen belegt sein sollten, geht 
der auf die 6. und 7. Leitung entfallende Anteil verloren, also 2-mal 
10,2 Belegungssekunden usw. 


sek. 

Verlust auf der 6. Leitung: = 39 
6. und 7. a 2x102 = 20,4 
6,7,8 y 3x 7,06 = 21,8 
6., 7., 8., 9. N 4x 033 = 1,32 
6., 7., 8., 9., 10. j 5>x< 0,07 = 0,35 
Summe: 82,85 


In ähnlicher Weise erhält man die verlorenen Belegungssekun- 
den für die Ausrüstung der Gruppe mit 6 oder 7 Leitungen zu: 


sek. 
bei 5 Leitungen gehen verloren: 82,85 
n 6 n „ 1 25,59 
n 7 " 7] r" 7,93 


Da im ganzen y = 2 Belegungsstunden geleistet werden, also 7200 s, 
berechnet sich die Verlustziffer zu: 


_ 82,85 
Vs = 790g = 00115 = 11,5% 
—:256 _ = 
Va = nog = 00035 = 3,5 Yo 
u ia E 


Wenn man die Gruppe mit 7 Leitungen ausrüstet, so verliert man 
also rd 1°/o der geleisteten Belegungszeit, das ist aber die vorge- 
schriebene Verlustziffer, 


-_ -—.— 


14. September 1922. 


Es sei ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß Dr. Ragnar 
H o | m diese Rechnungsweise in berechtigter Kritik korrigiert hat?). 
Die Gl. (A) ist für die Rechnung noch sehr unbequem. Zur Um- 
formung in eine bequemere Gestalt verlängern wir die Abb. 2, so daß 
sie unendlich viele Stunden anzeigt. Die Ordinaten — also die Teil- 
nehmerzahl — bleiben immer gleich s = 50 Teilnehmer. Die Belc- 


gungszahl c aber wird unendlich groß, und die Belegungsdauer l, 


d.h. das Verhältnis der einzelnen Belegung zur ganzen betrachteten 
Zeit, wird unendlich klein. Das Produkt c.t aber bleibt andauernd 
c.l = 2 Belegungsstunden/h, denn c.t ist ja die mittlere Belastung. 
Die nachfolgende Umformung beruht auf zwei bekannten algebrai- 
schen Formeln: 


GETEN 


und 
a! b 
(a—b)! 79 
. lima =œ 


Zunächst lösen wir die die Größen c und t enthaltenden Glieder 
in Fakultäten auf: | 
(s/t— s)! c!(s/t— ce)! 


— fS en 
Wa = (2) (c — x) ! (s/t — s — c + x) ! (s/t)! 
oder anders geordnet: 


. — {8\(sjt— s)! c! (st— o! __ 
Cz = (z) (SJA! (e= x)! (s/t— e— (s —x)) L 


Mit Rücksicht auf die zweite der oben angeführten Formeln geht ` 


dieser Ausdruck für c = oo und 1/t = oo über in: 
f —/S 1 w 
en (2) e ui Zune 
Nach Ordnung nach den Potenzen sund z wird der Ausdruck: 
.. ce \Ysi —c,e 
cz GE) ( sjt ) 


Kürzt man Zähler und Nenner mit s/t und setzt man nach der frühe- 


í c ; i ; . 
ren Bezeichnung 2 = so nimmt die Gleichung die Form an: 


= („)U-2°° 


worin s die Teilnehmerzahl, z den Verkehr eines Teilnehmers i. d. 
Stunde bedeutet. Diese Gl. (B) gestattet das Studium des Einflusses 
der Teilnehmerzahl auf die Leitungszahl bei vorgeschriebener Ver- 
lustziffer. Die Aufgabe lautet: Von welchem Verkehr je Teilnehmer 
inder Stunde ab kann man weniger Leitungen vorsehen, als die bis- 
her üblichen Angaben vorschreiben? Für den Verkehr y = 5 Bele- 
gungsstunden schreiben die bekannten Angaben 13 Leitungen vor. 
Man setzt nun in die Gleichung (B) der Reihe nach s = 5, 10, 50, 100, 
%0 usw. und berechnet jeweils die Wahrscheinlichkeit wıs. Die 
dreizehnte Leitung wird danach belegt: 


Gleichung (B): 


r 5 
für y = 5 wird z = 
Belegung der 
S 


s 2 Wig = oDe 
5 .1 (0) 0 
10 0,5 Ö 0. 
5 01 0,00072 2,6 
100 0,05 0,0011 4 
200 0,025 0,00114 4 


Trägt man diese Zahlen in ein Bild ein, so erhält man die Abb. 4. Aus 
diesem Bilde sieht man, daß der Einfluß der Teilnehmerzahl von s = 
100 ab, also von einem Verkehr von 0,05 h = 3 min f. d. Teilneh- 
mer ab auf die Belegung der letzten von den bisher gültigen Angaben 
vorgeschriebenen Leitung kon- 
stant bleibt. Die gleiche Unter- 
suchung führt man nun für y = , 
2, 5, 10, 30 usw. Belegungsstun- 
den durch. In allen Fällen findet , 


CinWuß def Ieinehmerzoll S 


man, daß bei einem Verkehr von |$% ! auf oe Belegung der 137° 
3 min und weniger f. d. Teil- , N leitung bay 3. 
a 


nehmer der Einfluß der Teil- 
nehmerzahl konstant bleibt, d. h. , 
die bisher bekannten Angaben 
gelten für einen Verkehr von 

3 min f. d. Teilnehmer und weni- “ n 2 
ger in der Stunde. Bei stärkerem 
Verkehr kann man wesentlich an 
Leitungen und Wählern sparen. 
Führt man die Rechnung für y =5 und einen Verlust = 0,001 
durch, so erhält man folgende Zahlen: 


y = 5, Verlust = 0,001 


Archiv für Elektrotechnik 192%, Heft 2, Zeitschrift für Fernmeldetechnik 
IRI, Heft 2, 4, 5. 


eo s 
CHI 2 


Abb. 4. Einfluß der Teilnehmerzahl. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 37. 


1169 
8 z in min Leitungen 
5 60 5 
10 30 9 
40 1,5 10,5 
50 6 11 
100 und mehr 3 13 


Faßt man 40 Teilnehmer mit einem Verkehr y = 5 in eine Gruppe zu- 
sammen, 80 braucht man für sie durchschnittlich nur 10,5 Leitungen, 
statt der bisher vorgeschriebenen 13 Leitungen anordnen, erreicht 
also eine Ersparnis von 2,5/13 = 19 %. 

Aus den obigen Überlegungen ersieht man, daß bei stets an- 
wachsender Teilnehmerzahl und abnehmendem Verkehr je Teilneh- 
mer, aber konstanter mittlerer Belastung y, die Leitungszahl kon- 
stant bleibt. Diese Erkenntnis ermöglicht eine weitere Verein- 
fachung der Gleichung (B). Setzt man in dieser Gleichung: 


so lautet sie für s = œo: 


WEN, 


$ lim, 8 = œ 


PUE 


lim, 8 = œ 


Lysa 
=e Y worin e = 2,71828... 
x! 


Das ist die bekannte Gleichung von Grinstedt, die also nur für einen 
Verkehr f. d. Teilnehmer von 3 min und weniger in der Stunde rich- 


tig ist. Sie enthält nur y, nicht die Teilnehmerzahl. 7 


2 
f gn T <a g zP j æ% mt 
F T T $ $ #001 
G EH EG BR Bu: P ee 
A g za -a | 
Ed IH 
BEI EHE NE 
T D Dn Ki us 
A e e l -aD 
i 200 Ferbacdimgetetungen 
vo 
A 10 
(UUuUu aus AL 
a 20 EYW mt 208 v Ww mt 
g' en Je 10 Kontakten Je 10 Nemani 
Se z010Ww 2101 6w 
Icw 11-20 91-100 


Abb. 5. Doppelte Vorwahl. 


Die bisherigen Betrachtungen beziehen sich auf den abgehenden 
Verkehr kleiner Gruppen. Wir wollen nun mehrere solcher kleinen 
Gruppen zu einer großen Gruppe zusammensetzen, oder in der Aus- 
drucksweise der Fachwelt, wir wollen den Verkehr „mischen“. Eine 
technische Einrichtung dazu bietet, nebst vielen anderen, die „dop- 
pelte Vorwahl“, die in Abb. 5 dargestellt ist. Wir sehen zwanzig 
100er Gruppen, 1000 bis 2999. . Aus jeder 100er Gruppe gehen 10 Lei- 
tungen ab, die wir nach den bisherigen Regeln berechnet haben. Die 
je 10 Leitungen führen zu weiteren Wählergruppen, die mit A bis K 
bezeichnet sind, u. zw. so, daß jede Teilnehmergruppe Zugang zu 
allen 10 nachfolgenden Gruppen hat. Jede Gruppe zweiter Ordnung 
hat 10 Ausgänge. Der von den 2000 Teilnehmern erzeugte Verkehr 
verteilt sich also gleichmäßig über die 100 aus der zweiten Stufe 
abgehenden Leitungen. Die erste Frage lautet nun: Ist der Verkehr 
in dem 100er Bündel gleich der Summe der Einzelbelastungen der 
20 Teilnehmergruppen? Ohne Beweis sieht man ein, daß nicht jede 
der 20 Teilnehmergruppen ihre Höchstbelastung im gleichen Augen- 
blick haben wird. Die Höchstbelastung des großen Bündels wird 
also sicherlich kleiner sein, als die Summe der Höchstbelastungen 
der 20 Teilnehmergruppen. ! 

Man kann auch umgekehrt vom großen Bündel ausgehen und fra- 

en: wenn ein Verkehr Y eines großen Bündels in z. B. 20 kleinere 
Bündel unterteilt wird, so muß die Höchstbelastung eines jeden die- 
ser kleinen Bündel größer sein, als Y/20stel. Diese Veränderung des 
Verkehrs bei Mischung bzw. Unterteilung bildet die zweite Haupt- 
aufgabe der Erfassung des Fernsprechverkehrs. Man kann diese 
Aufgabe in verschiedener Weise anfassen, es sei hier nur ein Weg 
angedeutet. 


1160 


Um die Formel wieder ganz aus der Anschauung zu entwickeln, 
stellen wir eine bestimmte Aufgabe: Es werde ein Wähleramt ge 
baut, in welchem der Fernverkehr über Wähler verteilt werden soll. 


AUT OR 


Brad CA ”, ank 
S- oO, so Ei 


Atb- e ‚Gleichzeitigkeitsverkehr: 


Ei, 1.9 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


l 


1922. Heit 37. 14. September 1922. 


Der bisherige Vorschalteschrank lasse Beobachtungen zu und wir 
machen eine große Zahl von Kinobildchen. Aus diesen Bildchen 
suchen wir diejenigen aus, auf welchen über die 4900 Klinken des 
Vorschalteschrankes gerade 46 Stöpsel verteilt sind, und außerdem 
gerade 4 Stöpsel in den umrahmten Teil fallen, welcher der Fassungs- 
kraft der zu verwendenden Wähler entspricht. Die Aufgabe lautet: 
Wenn 46 Stöpsel auf 4900 Klinken verteilt sind, mit welcher Wahr- 
scheinlichkeit werden x-Stöpsel auf die 200 umrahmten Klinken ent- 
fallen? oder allgemein: Wenn @-Stöpsel auf S-Klinken verteilt sind, 
so werden z-Stöpsel auf s-Klinken mit der Wahrscheinlichkeit w, 


entfallen. Die r-Stöpsel können auf die s-Klinken auf C; JArten ver- 
teilt werden. Die Be ielen G — x-Stöpsel können auf die restlichen 
S — s-Klinken auf ee Das Produkt die- 


ser beiden Größen ist der Zähler der gesuchten Wahrscheinlichkeit. 
Der Nenner muß die Zahl der Möglichkeiten angeben, also die Vertei- 


lung der G-Stöpsel über alle S-Klinken, d. h. (3 ) , daher: 


BE m 
rn 


Mit dieser Formel beherrscht man alle Fragen der Mischung oder 
der Unterteilung des Verkehrs. Selbstverständlich kann diese For- 
mel auch auf bequemere Gestalt gebracht werden, wir wollen sie aber 
hier nicht weiter verfolgen, weil die ganze Frage in der Fachlitera- 


tur behandelt ist 
(Schluß folgt.) 


-Arten verteilt werden. 


Einkünfte aus Auslandspatenten sind vom volkswirtschaftlichen 
Standpunkte aus das idealste Mittel zur Verbesserung der Zahlungs- 
bilanz Deutschlands, da sie ein Entgelt für geistige Arbeit ohne Ma- 
terialaufwand darstellen. Die Verwertung von Auslandspatenten ist 
heute um so verlockender, als Kaufsummen oder Lizenzen in hoch- 
wertiger Auslandsvaluta selbst bei nach dortigen Begriffen niedri- 
gen Zahlen bei uns hohe Werte darstellen. Leider sind aber die 
Kosten der Auslandspatente heute infolge des tiefen Standes der 
Mark und der Gebührenerhöhungen in fast allen Ländern derart 
hoch geworden, daB Patentanmeldungen in einer größeren Anzahl 
von Ländern heute nur noch dem kapitalkräftigen Erfinder möglich 
sind und reiflich überlegt werden müssen. Deshalb wird eine Be- 
trachtung verschiedener Punkte nützlich sein, die bei Auslandsan- 
meldungen zu beachten sind. 

Zunächst hat der Erfinder häufig Bedenken, ob in den Entente- 
staaten auf Grund des Versailler Vertrags nicht fir die dortigen 
Patente deutscher Staatsangehöriger Schwierigkeiten entstehen 
könnten. Nach Artikel 306 des Versailler Vertrages können gewerb- 
liche Schutzrechte, die nach Inkrafttreten dieses Ver- 
tragzes erw orben werden, an Bedingungen geknüpft oler einge- 
schränkt werden, wenn die Bedingungen oder Einschränkungen im 
Interesse der Landesverteidigung oder des Gemeinwohls notwendig 
erscheinen. Dann muß aber eine angemessene Eutschädigung oder 
Vergütung gewährt werden. Ähnliche Bestimmungen fanden sich 
sehon in den Patentgesetzen der meisten Länder, so z. B. im § 5 
Abs. 2 des deutschen Patentgesetzes. Nun wird zwar z. B. in Eng- 
land der Begriff des Gemeinwohls weiter ausgelegt. als in Deutsch- 
land; da aber die Vergütungspflicht für den beschlagnahmten Staat 
ausdrücklich festgesetzt ist, dürfte man mit ernsteren Schädigungen 
nicht. zu rechnen haben. 

Das deutsche Reich gehört bekanntlich der Pariser Union an, 
einem Abkommen fast aller in Betracht kommenden Staaten, das den 
Staatsangehörigen der augeschlossenen Länder besondere Vergün- 
stizunzen gewährt. Dazu gehört das Prioritätsiahr für Patente, 
eine Kinrichtung, wonach Anmeldungen, die unter Berufung auf die 
erste Anmeldung in einem Unionsstaate binnen eines Jahres in den 
anderen Staaten gemacht werden, die Priorität der ersten Anmel- 
dung erhalten. Wird also z. B. am 1. V. 1922 eine Anmeldung in 
Deutschland eingereicht, so köunen die Anmeldungen in den anderen 
Ländern bis zum 30. IV. 1923 gemacht werden, wo sie so bewertet 
werden, als ob sie dort ebenfalls am 1. V. 1922 angemeldet worden 
wären. Sind also in der Zwischenzeit zwischen dem 1. V. 1922 und 
dem Anmeldungsdatum im anderen Lande (Prioritätsintervall ge- 

nannt) Anmeldungen von anderer Seite gemacht worden, so rangie- 
ren diese zeitlich hinter der mit derälteren Auslandsprior ität. Diese 
schützt auch gegen neuheitsschädliches Material, das erst im Priori- 
tätsınfervall bekannt geworden ist. Der Unionsvertrag bedeutet 
also eine sehr wichtige Vergünstirung für den Anmelder, der zu- 
nächst nur beim deutschen Patentamt anmelden und das Ergebnis 
der Vorprüfung abwarten kann, bevor er sich entschließt, ob das 


Auslandspatente. 
Von Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, 


Berlin. 


durch die Vorprüfung als neu Erwiesene die Kosten von Auslands- 
anmekdlungen lohnt. Ebenso wird es dem Anmelder bei günstigem 
Bescheide des Patentamts leichter fallen, Geldgeber für diese An- 
meldungen zu finden. 

Das Pariser Unionsabkommen hat aber einen Haken. Wenn näm- 
lich jemand im Ausland im Prioritätsintervall die Erfindung gut- 
gläubig in Benutzung genommen hat, so entsteht die Frage, ob er zur 
weiteren kostenlosen Benutzung nach Art des deutschen Vorbe- 
nutzungsrechts berechtigt bleibt. Diese Frage ist in Deutschland, 
Österreich, den Niederlanden, der Schweiz, Schweden und Japan be- 
jaht, in Mexiko verneint, in anderen Staaten aber m. W. noch nicht 
entschieden worden. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika 
gibt es überhaupt kein Vorbenutzungsrecht. Bei den heutigen chau- 
vinistischen Strömungen in den meisten Ländern muß man mit der 
Möglichkeit rechnen, daß im konkreten Fall auch dort die Frage be- 
jaht wird. Der Erfinder tut also gut, sich weitgehende Zurückhal- 
tung in der Verwertung oder Bekanntgabe seiner Erfindung aufzu- 
erlegen, bis er in allen nötigen Auslandsstaaten angemeldet hat 
Denn wenn er seine Erfindung im Vertrauen auf seine deutsche An- 
meldung an Interessenten bekanntgibt und diese durch Strohmänner 
im Auslande die Erfindung benutzen und sich ein Benutzungsrecht 
sichern, wird im allgemeinen der Zusammenhang zwischen den 
Strohmann und dem Interessenten schwer und nur in einem teueren 
Gerichtsverfahren im Auslande nachzuweisen sein. Besteht aber 
ein solches Vorbenutzungsrecht, so würde es das Patent stark ent- 
werten, da dieses kein Monopol mehr darstellt. Man soll also Ver- 
wertungsverhandlungen im allgemeinen erst dann anknüpfen, wenn 
die Auslandsanmeldungen hinterlegt sind. 

Für die Auswahl der Länder, in denen man anmelden will, ist 
der Charakter der Erfindung maßgebend. Für manche Erfindunz 
wird es genügen, in allen Ländern anzumelden, in denen die Herstel- 
lung erfolgen kann. Für andere werden nur die Absatzländer in 
Trage kommen, häufig wird man in beiden Länderarten anmelden 
müssen. Man darf dabei nicht schematisch handeln, sondern muß dir 
patentrechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten 
der Erfindung reiflich prüfen. Ein neues Verfahren zum Schürfen 
auf Petroleum, bei dem bekannte Geräte verwendet werden, wir: 
man Z. B, nur in Ländern anmelden müssen, in denen diese Schür- 
fungsmöglichkeiten gegeben sind, dagegen nicht in Ländern, die dir 
Geräte herstellen. Vielfach hört man heute, daß für Deutsche bri 
der niedrigen deutschen Valuta Patente in Fabrikationsländern über- 
fliissig seien, weil diese durch die teuere Fabrikation nicht konkur- 
renzfähig seien, so daß also der niedere Markstand ein genügendes 
Monopol sichere, Diese Auffassung ist kurzsichtig und übersicht, 
daß sich unter Umständen schon in ein oder zwei Jahren die Ver- 
hältnisse wesentlich ändern können, während ein Patent ein siche- 
res Monopol auf etwa 15 Jahre darstellt. 

Wenn der Erfinder nach seiner ersten Anmeldung noch weitere 
Verbesserungen in Deutschland angemeldet hat, kann man in vielen 
Ländern wesentliche Kosten sparen, wenn man mehrere deutsche 


jo 


a er 


14. September 1922. 


Anmeldungen zu einer ausländischen Anmeldung zusammenfaßt. 
Solche Zusammenlegung ist zulässig in Belgien, Bulgarien, Däne- 
mark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Japan, Kanada, Mexiko, 
den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumä- 
nien, Schweden, der Schweiz, Spanien und den Vereinigten Staaten 
von Nordamerika. Nicht zulässig ist dagegen eine solche Zusam- 
menlegung in Großbritannien, Südslawien, der Tschechoslowakei 
und Ungarn. In Italien sind Teilprioritäten nicht zulässig, wenn 
man einen Vermerk darüber in die Anmeldung aufnehmen will. Da 
man jedoch, wie wir später noch sehen werden, in Italien die Priori- 
tät jederzeit geltend machen kann, kann man mehrere Anmeldungen 
zu einer zusammenfassen, wenn man auf einen entsprechenden Ver- 
merk in der Anmeldung verzichtet. 

Weitere Ersparnisse sind möglich, wenn man die Vorschriften 
der einzelnen Länder über die Beanspruchung der Priorität und die 
Beibringung der Prioritätsbelege beachtet, da die Beanspruchung 
der Priorität besondere Kosten macht und da die Herstellung der 
Prioritätsbelege und ihre Beglaubigung durch das Patentamt sowie 
in manchen Ländern auch noch durch den Koneul nicht unbeträcht- 
liche Kosten verursacht. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, daß in 
Belgien, Frankreich, Italien, Norwegen, Mexiko und der Schweiz die 
Priorität jederzeit beansprucht werden kann, auch wenn das Patent 
schon erteilt ist, weil die Prüfung der Priorität nur bei Prozessen 
durch die Gerichte erfolgt. Daher sind Prioritätsbelege für diese 
Länder bei der Anmeldung nicht erforderlich. In’ allen anderen 
Unionsländern muß die Priorität bei der Anmeldung beansprucht 
werden, mit Ausnahme von Finnland, Dänemark, Spanien und 


Die elektrische Bahn im kanadischen Montreal-Tunnel. 


Der Montreal-Tunnel ‘wurde ausgeführt, um der kanadischen 
Nordbahn, die vor kurzer Zeit in das Eigentum der englischen Gou- 
vernementsverwaltung übernommen worden ist, den Eintritt in die 
Stadt Montreal zu ermöglichen. Der Tunnel durch den Mount 
Royal hat eine Länge von rd 5 km und ein durchschnittliches Ge- 
fälle von 6°/oo gegen den St. Lorenzstrom, um eine zuver- 
lässige Entwässerung zu gewährleisten. Im Hinblick auf die 
xeologischen Verhältnisse und mit Rücksicht auf die mannig- 
fachen Gesteinsarten wurden verschiedene Querschnitte, je nach- 
dem harter Felsen, weniger massiver Felsen und weicher Boden 
zu durchbohren war, gewählt. Wegen der dichten Zugfolge und 
der größeren Sicherheit im Falle von Entgleisungen oder anderen 
Unfällen im Tunnel wurde die Bahn doppelgleisig ausgeführt 
und jedes der beiden Gleise in einem besonderen Tunnel verlegt. 
Diese wurden von zwei Enden in Angriff genommen und außer- 
dem noch ein Schacht in einer Entfernung von 1,6 km vom West- 
portal bei Maplewood Avenue errichtet (Abb. 1). 

Die zum Bau des Tunnels verwendeten Bohrköpfe von unge- 
fähr 2540 mm Durchmesser und 3650 mm Breite wurden mittels 
Druckluft von 7 at vorgetrieben. Zur Beförderung des ausge- 
srabenen Gesteins über und unter Tage dienten zwei 10 t und 
eine 8 t schwere elektrische Lokomotiven mit oberirdischer Strom- 
zuführung und sechs 5 t schwere Akkumulatorenlokomotiven. 

Der elektrische Strom zum Betriebe der vor kurzer Zeit 
fertiggestellten Montreal-Tunnelbahn wird aus dem Elektrizitäts- 
werk der Montreal Light Heat & Power Comp. in Form von Drei- 
phasenstrom von 11000 V und 63 Per geliefert und in einer Um- 
formeranlage auf 2400 V Gleichstrom umgeformt. Für die Speise- 
leitung ist ein Dreileiterkabel im Tunnel verlegt. Außerdem 
ist noch, um die Sicherheit des Betriebes zu erhöhen, eine ober- 
irdische Speiseleitung angelegt worden. 

Für die Bemessung der Umformergrößen und der Leitungs- 
wwerschnitte diente ein Fahrplan für stärksten Verkehr, und auch 
folgende Angaben mußten berücksichtigt werden: 


Mittler 
oui Fahrgoschwindigkeit Durch- 
sehängte | D 7 BR 
Zugart Zuglast lauf ebener! auf 6%, | sehnittlich 
Strecke | Steigung 
kmh , km/h km/h 
Fernzüge . - .. 2... ; 1130 60 42 34 
Schnell- und Lokalzüge. . 550 61 42,5 34,5 
l Triebwagen allein. ... 60 80 62 35 
reiwagenzüge aus 3 Trieb- 
Wagen. . ! 2... 180 80 66 35 
Lüge aus 3 Trieb- und 2 An- 
hängewagen ...... 260 76 56 34,5 
\üterzüge a a Er Fe 1000 52,5 38 — 


Die allgemeine Anordnung der Umformer- und der Schalt- 
anlage ist so getroffen, daß bei den später auszuführenden Elek- 
tfisierungsarbeiten der Hauptbahnen nach Ottawa der großen 


kanadischen Nordbahn keine besonderen Schwierigkeiten ent- 


tehen, Im ersten Ausbau wurden 2 Motorgenerator- 
sitze aufgestellt, Jeder dieser Sätze besteht aus einem Syn- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heit 37. 1161 


Schweden, die die Nachholung bis vor dem Bekanntmachungsbe- 
schluß gestatten. Die Vorlage der Prioritätsbelege braucht in Bra- 
silien, Portugal, Spanien und Rumänien im Anmeldeverfahren nicht 
zu erfolgen, in Dänemark, den Niederlanden, Norwegen, Schweden, 
Ungarn, den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Kanada und 
Mexiko brauchen die Prioritätsbelege erst eingereicht zu werden, 
wenn sie das Patentamt verlangt. In Finnland muß der Beleg bei 
Beanspruchung der Priorität (s. oben), in Österreich, Südslawien 
und der Tschechoslowakei binnen 6 Monaten nach der Anmeldung 
eingereicht werden. Holland und Mexiko gewähren auf Wunsch 
eine Frist, ebenso Australien und Großbritannien, letztere jedoch 
nur bis zu 3 Monaten und gegen eine Strafgebühr. 

Ein Sparen am falschen Platz bedeutet es, wenn man die Anmel- 
dungen durch nicht sachkundige oder nicht verirauenswürdige in- 
ländische oder ausländische Vertreter durchführen läßt. Hierbei 
wird noch viel gesündigt, obgleich der Staat der Allgemeinheit die 
Auswahl erleichtert hat, indem er den Patentanwaltsstand geschaf- 
fen hat, der durch das Patentanwaltsexamen und eine Ehrengerichts- 
barkeit eine Gewähr für Sachkunde und Vertrauenswürdigkeit gibt. 
Ebenso ist leider wenig bekannt, daß das Reichsamt des Innern im 
Jahre 1913 eine Denkschrift über das Patentagentenunwesen her- 
ausgegeben hat, in der auf Grund umfangreichen Materials das ge- 
meingefährliche Treiben eines großen Teils der Patentbureaus, Pa- 
tentverwertungsburcaus usw. dargelegt und Maßnahmen angekün- 
digt wurden, die infolge des Krieges unterblieben sind. Man muß 
daher den Interessenten dringend raten, bei der Auswahl ihrer Ver- 
treter die nötige Sorgfalt walten zu lassen. 


chronmotor, gekuppelt mit zwei auf gemeinsamer Grundplatte be- 
festigten 750 kW/1200 V-Grleichstromerzeugern. mit 600 Umdr/min. 
Die zwei Stromerzeuger eines Satzes sind dauernd hintereinander 
geschaltet und liefern demnach zusammen 1500 kW 2400 V Gleich- 
strom. Die Umformer können für 5 min mit 200% ihrer Normal- 
leistung überlastet werden. Um diese schwere Überlastbarkeit 
zu ermöglichen, wurde eine Dämpferwicklung, die aus Röhren und 
Stäben besteht, ausgeführt. Sie ist in der Nähe der Polober- 


fläche in Bohrungen befestigt und so geschaltet, daß sie der 
Ankerreaktion unmittelbar entgegenwirken kann. Alle Dämpfungs- 
sowie die Reihen und Feldwicklungen sind negativ geerdet. 


um m 
N I IT as 
f Im IL ry 
lll 
MH 


5% Lorenz- Strom 


Die Nebenschlußwicklungen der Gleichstromerzeuger und die 
Felder der Synchronmotoren werden mit 125 V Gleichstrom von 
besonderen Erregermaschinen erregt. Diese bestehen aus je 
einer 50 kW/125 V-Gleichstrommaschine, die von besonderen, von 
der 11000 V-Dreiphasenseite anzulassenden, Induktionsmotoren 
angetrieben werden. Sie haben Wendepole und Verbundwicklung. 


Die Ölschalter auf der 11000 V-Seite haben in jedem 
Pol doppelte Unterbrechung, die in je einem Behälter unter- 
gebracht ist. Sie sind, mit Ausnahme derjenigen für die Syn- 
chronmotoren und Anlaßschalter, in je einer gemauerten Zelle 
eingebaut. Sie werden von Motoren angetrieben und schalten 
selbsttätig entweder als Zeit- oder Augenblicksschalter bei Über- 
lastung aus. Die Schalter der Speiseleitungen schalten nur selbst- 
tätig bei Stromumkehrungen aus. 

Die Anlaßschalter der Synchronmotoren haben Stern- 
schaltung und sind ebenfalls einzeln in Zellen untergebracht. 

Die Hauptschalttafel enthält je 1 Feld für die 
11000 V-Hochspannungsapparate, für die 2400 V-Leitungen und 
die Umformer. Sie ist aus natürlichem schwarzen Schiefer her- 
gestellt. Für die 2400 V-Gleichstromausschalter werden Hebel- 
schalter, von denen nur die isolierten Handgriffe auf der Vorder- 
seite der Haupttafel zu sehen sind, verwendet, um eine Berührung 
der 2400 V-Stromkreise durch den Schalttafelwärter zu vermeiden. 
Sie sind mit kräftigen magnetischen Funkenlöschern versehen. 

Zur Zeit sind 6 Lokomotiven:in Betrieb. Sie haben je 
zwei zweiachsige Drehgestelle, deren Achsen von je einem 
Gleichstrommotor von 1200 V Klemmenspannung mittels 100 mm 


1162 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 37. 


14. September 1922. 


breiter Zwillingszahnräder angetrieben werden. Die beiden Dreh- 
gestelle einer Lokomotive sind durch echwere federnde Gelenk- 
stücke miteinander verbunden, Diese Anordnung wurde zur 
Entlastung der Drehzapfen der Drehgestelle gewählt, da 
die Zugkraft bei dieser nicht am Lokomotivrahmen, sondern an 
den Drehgestellrahmen angreift und dadurch weiter ber- 
tragen wird. Der Lokomotivkasten ist mit halb elliptischen Blatt- 
federn und Hängefedern bzw. mittels Doppelhebel an den Dreh- 
gestellen federnd aufgehängt. Hierdurch wird eine Dreipunkt- 
aufhängung bzw. ein guter seitlicher Ausgleich des einen der 
Untergestelle auf beiden Seiten und ein Diagonalausgleich mit 
dem anderen Untergestell erreicht. Besondere Reibungs-, Zug- 
und Stoßvorrichtungen, die an den äußeren Querträgern der Dreh- 
gestelle befestigt sind, lindern die plötzlichen Wirkungen der 
Anfahr- und Bremsstöße. Diese werden auf die Untergestelle 
und deren Verbindung übertragen, und der Wagenkasten sowie 
die Apparate bleiben vor den Wirkungen starker Stöße bewahrt. 
Der geschlossene Lokomotivkasten ist in drei Abteile geteilt, 
von denen das mittlere alle Schaltapparate enthält, während die 
zwei Endabteile als Führerstände ausgebildet sind. Diese ent- 
halten je 1 Führerschalter, Amperemeter, die Hebel zur Luft- 
bremsbetätigung, 1 Luftdruckmesser und die Apparate für die 
Fernbetätigung der Stromabnehmer, Pfeife und Sandstreuer durch 
Druckluft. Außerdem ist in iedem Führerstande ein elektrischer 
Heizkörper an die V-Gileichstromleitung angeschlossen. 
Je zwei der 1200 V-Motoren, die aber für 2400 V Betriebs- 
spannung isoliert sind, bleiben dauernd auf 2400 V in Reihe ge- 
schaltet. Sie können bei Vollbelastung die Lokomotive mit einer 
Geschwindigkeit. von ungefähr 72 km/h auf ebener Strecke be- 
treiben, Ihre Stundenleistung beträgt je 320 PS bei 1200 V. Sie 
werden künstlich durch einen Ventilator, der im Lokomotiv- 
kasten eingebaut ist, gelüftet. Jedes Motorpaar kann durch 
einen besonderen Umschalter ausgeschaltet werden. Die Steue- 
rung ist so eingerichtet, daß die beiden Motorpaare einer Loko- 
motive in 10 Stufen hintereinander und in 9 Stufen parallel ge- 
schaltet werden können. Der Führerschalter ist nicht mit Selbst- 
auslösungz versehen. Er hat zwei Handgriffe, von denen einer 
zur Geschwindigkeitsrezelung der Motoren, der andere zur Um- 
schaltung der Drehrichtung bestimmt ist. Die Regulierwiderstände 
sind, um eine wirksame Lüftung zu erzielen, auf dem Führer- 
hausdache eingebaut. Die Schützenschalter sind ohne gegenseitige 
Störung gut zugänglich im Führerhause eingebaut. Zur Tmschal- 
tung von Reihen- auf Parallelachaltung der Motorraare dient ein 
mittels Luftdruck betätigter, elektrisch gesteuerter Umschalter. 


Der Steuerstrom hat eine Spannung von 1% V. Er speist auch 
die Innen- und Außenbeleuchtung der Lokomotive sowie die Motor- 
ventilatoren. Er wird von einem auf der Lokomotive nnfgestellten 
Motorumformer erzeugt. dessen Motor mit zwei 1200 V-Wicklungen 
und zwei 1200 V-Kollektoren, die in Reihe auf 2400 V geschaltet sind, 
ansgerüstet ist. Die Haupt- und Nebenstromkreise wurden durch 
Kunrferbandsicherungen, die in besonderen Kästen untergebracht 
sind, gegen Überlastung gesichert. Alle Sicherunzskästen sind in 
einem gemeinsamen Raum so eingebaut, daß der beim Durchbrennen 
einer Sicherung entstehende Lichtbogen keinen Schaden anrichten 
kann. In demselben Raum ist auch ein im Hauptstromkreis lie- 
gender Messerschalter mit Handgriff und magnetischer Funken- 
löschung eingebaut. Er kann im Bedarfsfalle unter voller Be- 
lastung ausgeschaltet werden. Die beiden Stromabnehmer 
einer Lokomotive sind als Scherenstromabnehmer mit je einem 
Schleifbtigel ausgebildet, auf isolierten Grundplatten befestigt 
und miteinander parallel geschaltet. 

Die in den Führerständen eingebauten Geschwindiekeits- 
messer, deren Bauart ähnlich den in Automobilen verwendeten 
ist, sind mit den Triebrädern der Lokomotive durch biegsame 
Wellen und entsprechende Kegelräderübersetzungen verbunden. 
Als Gebrauchsbremse dient die selbsttätige Binkammer-Luft- 
Aruckbremse. Die zu ihrem Antriebe auf der Lokomotive einge 
baute Luftdruckpumpe ist mit einem 2400 V-Gleichstrommotor, 
der aus zwei hintereinander geschalteten 1200 V-Motoren besteht, 
unmittelbar gekuppelt. Sie hat eine Leistung von 3 m?/min-Luft. 


Für den Ortsverkehr wurden Triebwagen vorgesehen. Sie sind 
mit je 4 Motoren ausgerüstet, die bei künstlicher Lüftung eine 
Stundenleistung von je 125 PS haben. Es sind 1200 V-Gleich- 
stromwendepolmotoren, die aber für 2400 V isoliert sind. Zwei dieser 
Motoren sind ebenso wie bei den Lokomotiven dauernd auf 2400 V 
Betriebsspannung in Reihe geschaltet. Die Kühlluft eines jeden 
Motors wird mittels eines am Ankerende angebrachten Fächerventi- 
lators angesaugt. Die Luft streicht in der Längsrichtung durch den 
Motor und entweicht durch eine Öffnung, die durch Drahtgaze ge- 
schützt. ist, am Kollektorende. 


Anlassen und Geschwindigkeitsregelung der Triebmotoren er- 
folet mittels Vielfachsteuerung. Der 600 V-Steuerstrom, der 
gleichzeitig den Luftdruckpumpenmotor und die Beleuchtung 
speist, wird von einem Umformer geliefert. Dieser besteht aus 
zwei 1200 V-Motoren, die in Reihe auf 2400 V geschaltet. sind und 
unmittelbar einen 600 V-Stromerzeuger antreiben. Zur elek- 
trischen Ausrüstung eines Triebwagens gehören außerdem noch 
ie 2 Fahrschalter, die Schützenschalter, die Sicherungen und zwei 
Stromabnehmer. Ihre Bauart und Schaltung ist in der Haupt- 
eache die gleiche wie die für die Lokomotiven verwendeten. Der 


Fahrschalter ist mit selbsttätig unterbrechender Kurbel ausge- 
rüstet. Er hat 5 Stufen für Reiben- und 4 für Parallelschaltung 
der zwei Motorpaare Ein Aluminium-Zellen-Blitzableiter, der 
auf dem Wagendache befestigt ist, dient zum Schutze gegen at- 
mosphärische Entladungen. 

Die Wagen werden mittels elektrischer Heißluftapparate von 
25 kW Kapazität, die unter den Sitzen angebracht sind, erwärmt. 
Um die Heizung den Temperaturschwankungen anzupassen und 
um auch wirtschaftlich zu heizen, kann eine Regelung in zwei 
Heizstufen vorgenommen werden. Eine Wagenheizeinrichtung 
besteht aus 4 Stück in Reihe auf 2400 V geschalteten, 600 V-Heiz- 
apparaten, dem Ventilator und der Reguliereinrichtung. Die 
frische Luft wird mittels Ventilator über die Heizkörper ge- 
blasen und durch Luftleitungen, die an den Seiten des Wagens 
angebracht sind, über den Wagen verteilt. Der Ventilator hat 
eine Leistung von 30 m?/min-Luft. 

Die Fahrleitung ist mittels Kettenlinienaufhängung am Trag- 
gestänge befestigt. Die hohe Spannung einerseits und eigen- 
artige örtliche Verhältnisse sowie die großen Temperaturunter- 
schiede führten zu einer Ausführung, die von den allgemein ge- 
bräuchlichen Bauarten etwas abweicht. Die Temperatur sinkt im 
Winter bis — 12° C, während im heißen Sommer bis zu 38° C er- 
reicht werden. Im Vorfrühling ist häufig die Fahrleitung star- 
kem Schneefall und Regenstürmen ausgesetzt. Die Fahrleitungrs- 
anlage besteht im wesentlichen aus einem am Mast isoliert be- 
festigten, lose durchhängenden Tragseil, das den darunter hori- 
zontal hängenden Fahrdraht mittels verschieden langer Verbin- 
dunesstücke trägt. Die Maste sind größtenteils aus weißem 
Zedernholz. Ihre Abmessungen sowie das zum Schutz gegen 
Fäulnis verwendete Kreosotöl entsprechen den Vorschriften der 
National Electrie Light Association. Sie sitzen 2150 mm tief im 
Boden und ihre freie Höhe reicht aus, um außer der Fahrleitung 
auch die Speiseleitungen, die Signalleitungen und eine drei- 
nhasiee Freileitung zu tragen. Auf den Mastspitzen ist außer- 
dem ein geerdeter Kupferdraht von 85 mm? befestigt, der sowohl 
als Blitzschutz für die auf den Masten befestigten Leitungen wie 
auch als .Notbehelf bei Unterbrechung der Schienenverbinder 
dient. Stahlmasten wurden nur in der Stadt und am Endbahnhof 
verwendet, wo es auf besseres Aussehen ankommt. Der Mast- 
abstand auf geraden Strecken ist rd 46 m. Das Tragseil besteht 
außerhalb des Tunnels aus siebendrähtizgem Siemens-Martin-Stahl- 
kabel von 12 mm? Querschnitt mit einer Bruchfestigkeit von 
5000 kg. Die freien Enden der 800 m langen Tragseile sind 
verankert. Diese Verankerung hat die Länge eines Mastabstandes, 
nnd besteht aus Ankeröse und einem Anbspannisolator, der an 
dem Absvannmast befestigt ist. Derselbe Auslegermast “ient 
gleichzeitig als Absnannung für das freie Ende des folgenden 
Tragseilendes, um eine einseitige Beanspruchung zu vermeiden. 
Die Fahrdrahtenden sind an demselben Ausleger so verankert, 
daß an diesen Stellen Streckenunterbrecher eingebaut werden 
können. Wo eine Streckenisolation nicht erforderlich ist, werden 
Tragseil und Fahrdraht metallisch verbunden. Auf eingleisigen 
Strecken ist das Tragseil am Ausleger, auf zweigleisigen 
Strecken hingegen an Querdrähten befestigt. Zur Verbindung von 
Trarseil und Querdrähten dienen kleine verstellbare Klammern. 
Die Isolation der Querdrähte gegen Erde an den Masten ist durch 
Abspannisolatoren mit Augenbolzen ausgeführt. In Bahnhöfen 
mit mehr als zwei Gleisen wurde über dem eigentlichen Quer- 
draht noch eine zweite Qteraufhäneung verwendet, die unmittel- 
bar an den Masten ohne Isolation und Spannschlössern befestigt ist. 
Sie trägt das Gewicht. der darunter liegenden Querdrähte mittels 
kurzer 6 mm-Kabelstücke, in denen noch die Isolatoren einge- 
schaltet sind. Besondere Abspannvorrichtungen aus Stahlrohr 
dienen dazu, um Fahrdraht und Tragseil in riehtiger Lage tiber 
den Gleisen zu halten und um Seitenbeanspruchungen, die durch 
Winddruck entstehen, auszugleichen. Sie sind doppelt gekröpft. 
um eine Berührung mit den Stromabnehmern zu vermeiden, und 
mittels besonderer Isolatoren vom Tragwerk isoliert. Alle Tso- 
latoren wurden in der Porzellanfabrik einer Augenblicksprobe 
im nassen Zustande unterworfen. Die größeren für Querdrähte 
haben der Prüfung von 14000 V widerstanden. während die klei- 
neren für Ausleger verwendeten mit 20000 V geprüft wurden. 
Diese bestehen aus gewöhnlichem, glasiertem Porzellan und sind 
mit doppelter Unterglocke und Stützen versehen. 


Der Fahrdraht hat 107 mm? Querschnitt und eine Bruch- 
festigkeit von 3200 kg bei einer Blastizitätsgrenze von 950 ke. 
Sein Querschnitt ist nach den Normalien der American Electric 
Association gerillt. An Stelle von hartgezogenem Kupferdraht 
wurde, wegen der größeren Lebensdauer bei Verwendung von 
Scherenstromabnehmern, eine besondere Bronzelegierung verwen- 
det. Man hat der Bronze auch noch deswegen den Vorzug ge 
geben, weil der Draht wegen seiner größeren Festigkeit besser 
als Kupferdraht gespannt werden kann. Letzterer Grund ist als 
besonders wichtig betrachtet worden, weil die schon oben er- 
wähnten großen Temperaturunterschiede zwischen Winter und 
Sommer in Montreal dauernd eine große Veränderung des Durch- 
hanges bei gewöhnlichem Kupferdraht verursacht hätte. 

Der Fahrdraht ist gerade über der Mitte der Gleise ohn® 
Ziekzackführung auf einzleisigen Strecken 7 m, auf zweiglei- 
sigen Strecken und im Tunnel nur 4,9 m über S.O. aufgehängt. 


ne E E10 dee de ch FERNE 1 2 man E nen De A. man 1 rn. 


14. September 1922. 


Die natürlichen Seitenschwingungen des Scherenstromabnehmers 
genügen, um Rillenbildung im Schleifstück zu vermeiden. 

Die Fahrdrahtklemmen sind aus Schmiedeeisen gefertigt und 
als Langschleifenösen ausgebildet. Ein in der Höhe verstell- 
bares Eisenrohr mit Bolzen und Verbindungsstück gestattet eine 
solche Einstellung der Länge, daß trotz verschiedener Lage der 
Querdrähte, der Fahrdraht parallel der Schienenoberkante ver- 
legt werden kann. Sie sind in Abständen von 4,6 m voneinander 
entfernt, also 10 Stück auf einen Mastabstand, mit den Tragseilen 
verbunden. Alle Teile sind scheradisiert. 

In Abständen von je 800 m sind Blitzschutzvorrichtungen mit 
magnetischer Funkenlöschung in die Fahrleitung eingebaut. Sie 
sind nahe der Mastspitze anzebracht und ihre Erdleitungen laufen 
längs der Maste herab zu Eisenrohren mit 19 mm 1. W., die auf 
eine Länge von etwa 3 m im Boden stecken. Vor dem Eintreiben 
dieser Rohre in den Boden wurden Löcher rd 1% m tief mittels 
Rohrbohrer hergestellt und mit Steinsalz gefüllt. Die Erdungs- 
rohre wurden dann durch diese Salzschicht in den Sand getrieben. 

Im Tunnel mußte, im Hinblick auf den engen Raum, der zwi- 
schen Decke und Fahrleitung zur Verfügung steht, eine beson- 
dere Tragseilbefestigung entworfen werden. Es wurden zwei 
Fahrdrähte nebeneinander verlegt. Diese Doppeldrahtanordnung 
hat den Vorteil, daß Funken bzw. die Abnutzung der Schleif- 
bügel und Drähte auf ein Mindestmaß beschränkt werden können, 
weil stets ein guter Kontakt zwischen Schleifstück und Kontakt- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37. 


1183 


drähten vorhanden ist. Um das Tragseil mit kürzeren Spann- 
weiten so stark spannen zu können, daß die daran hängende 
doppelte Fahrleitung noch Elastizität genug behält, wurde 
19drähtiges Kabel von 22 mm? aus Phosphorbronze gewählt. Es 
ist in Abständen von 40 m an der Tunneldecke befestigt. Hierzu 
dienen kurze Querträger, die je einen Tragseilisolator tragen und 
an ihren Befestigungsstützen mit zwei Isolatoren isoliert sind. 
Auf diese Art wurde im Tunnel zwischen Tragseil und Erde 
doppelte Isolation erreicht. Alle Befestigungsteile des Trag- 
seiles sind aus scheradisiertem Eisen hergestellte Die Querträger 
bestehen aus weichem Stahl und sind mit einem Asphaltanstrich 
zum Schutz gegen Rost versehen. Zwei 107 mm? Fahrdrähte aus 
Phosphorbronze hängen nebeneinander an den Tragkabeln. Die 
zwei Fahrdrahtösen, die den Tragseilstützen am nächsten liegen, 
sind als kettenförmige Doppelösen ausgeführt. Die übrigen sind 
ähnlich denjenigen außerhalb des Tunnels, nur daß ihre Schleife 
etwas weiter ist, um das stärkere Tragkabel aufzunehmen. Die 
beiden -Tragseile sind miteinander und’ ebenso die vier Fahrdrähte 
über den beiden Gleisen im Tunnel leitend verbunden. Der Quer- 
schnitt ist genügend groß, um besondere Speiseleitungen vermeiden 
zu können. 

Betriebserfahrungen und Angabe der Baukosten wurden bis- 
her nicht veröffentlicht. Es wäre aber wissenswert, wie sich die- 
a e und die Tunnelanlage bewährt 

aben. lie. 


RUNDSCHAU. 


Leitungsbau. 


Versuche an Hochspannungsfernleitungen mit 280 kV. — R. J. 
C. Wood berichtet über Versuche, welche angestellt wurden, um 
Unterlagen für die Umwandlung der etwa 390 km langen Fernleitun- 
gen des Big-Creek-Werkes der Southern California Edison Co. von 
150 auf 220 kV zu erlangen. Es handelte sich hauptsächlich darum, 
festzustellen, ob die vorhandenen Stahlmaste und die normalen Hän- 
geisolatoren von 254 mm Durchmesser weiter Verwendung finden 
könnten. Außerdem wurden Versuche gemacht, um die Korona- 
verluste der Leitungen bei 280 kV unter den tatsächlichen 
Betriebsverhältnissen und bei verschiedener Witterung zu bestim- 
men und festzustellen, ob der gemessene Ladestrom mit dem berech- 
neten Werte übereinstimmte. Die zuerst angestellten Laboratoriums- 
versuche und diejenigen an den Fernleitungen selbst führten dazu, 
die Isolatoren mit abschirmenden bzw. abstufenden Ringen auszu- 
rüsten und die Zahl der Kettenglieder jedes Isolators von 9 auf 11 
zu erhöhen. Mit dieser Änderung glaubt man, einen befriedigenden 
Betrieb bei 220 kV er- 
möglichen zu können. 
Da nur ein Satz von 
Hochspannungstransfor- 
matoren für die Ver- 
suche auf der Strecke 
zur Verfügung stand, so 
konnte man nennens- 
werte Energiemengen 
nicht übertragen, son- 
dern nur die Leitungen 
unter Spannung setzen. 
Zunächst wurde ein 11,2 
km langes Stück der 
Fernleitung unter 275 
kV gesetzt, später wur- 
den noch 8 km hinzuge- 
nommen, und endlich 
30,5 km auf 280 kV ge- 
bracht, wobei die Reak- 
tanz der Transforma- 
toren und der Ladestrom 
der Leitung eine Span- 
nungserhöhung herbei- 
führten. Es wurden spä- 
ter weitere 10 km Lei- 
tung angeschlossen, und 
man setzte die Versuche 
mit 241 kV fort, um sich den wirklichen Betriebsverhältnissen bei 
220 kV zu nähern. 

Die Leitung war vor ihrer Umwandlung mit 150 kV in Betrieb 
gewesen und benutzte Hängeisolatoren mit 9 Gliedern mit Metall- 
kappe und Metallbolzen von 254 mm Durchmesser, mit Ausnahme 
an den Verankerungstürmen, wo doppelte Abspannisolatorenketten 
mit je 11 Gliedern Anwendung fanden. Blitzhörner waren am oberen 
nn Ende der Abspannung und oben an ihrem toten Ende an- 
gebracht. 

Für die Versuche wurden abschirmende Ringe am unteren Ende 
aller Abspannketten und am oberen Ende der mittleren Aufhängung 
angebracht. Mit ein oder zwei Ausnahmen wurden die Blitzhörner 
an den unteren Enden der Abspannketten nicht entfernt; sie stan- 
den unter dem Einfluß der Abschirmringe und waren unwirksam. 


Abb. 1. Hängeis»lator mit Schirmringen. 


Da, wo es nötig war, die Leitung nach unten abzuspannen, wurden 
die Abschirmringe am oberen Ende der Abspannketten angebracht. 
Die toten Enden der Doppelabspannketten hatten ovale Abschirm- 
ringe, die an dem Ende angebracht waren, wo sich die Leitung befin- 
det. Die alten Blitzhörner an dem Mastende wurden beibehalten. 
Form und Größe der verwendeten Schirmringe wurden nach genauer 
Ermittlung der Spannungsverteilung längs der Isolatorenketten un- 
ter verschiedenen Verhältnissen bestimmt. Die Überschlagscharak- 
teristik der Abschirmringe ist gut. Der tiefe, mit geraden Seiten- 
flächen ausgerüstete Ring, der so geformt ist, daß der Lichtbogen 
von seiner unteren Ecke ausgeht, erzeugt ein elektrostatisches Feld 
solcher Form, daß es den Lichtbogen von den Isolatoren sicher ab- 
hält. Bei Nässe bildet sich der Lichtbogen von dem Ring der unte- 
ren Isolatoren aus. Die ersten Abschirmringe bestanden aus Guß- 
eisen, später wurden sie aus Aluminiumguß hergestellt; man plant 
aber, zu gepreßtem Stahl überzugehen. Die 43 km der Versuchslinie 
hatten 291 Aufhängekettenisolatoren, von welchen 249 mit 9 Glie- 
dern beibehalten wurden; die übrigen wurden durch Hinzufügung je 
zweier Glieder verlängert. An den vorhandenen 48 Abspannungen 
nach unten hin, welche ein Glied mehr hatten als der entsprechende 
Hängeisolator, und an den 348 Doppelabspannungen wurde die Glie- 
derzahl nicht geändert. 

Als Leitungsmaterial waren Aluminiumseile mit Stahlseele ver- 
wendet. Die einzelnen Drähte hatten 2,7 mm Durchmesser. Das Ka- 
bel selbst 24,4 mm? Querschnitt. Der Leiterabstand betrug rd 5,1 m. 
Die 3 Leitungen sind in einer horizontalen Ebene angeordnet, die 
sich an den Masten 11 m über Erde befindet. Es werden Stahlmaste 
in rd 200 m Abstand verwendet, welche je einen Stromkreis tragen. 
Die Versuchsleitung führt durch meist hügeliges Gelände, und die 
Spannweiten besitzen verschiedene Länge, im Mittel rd 280 m, im 
Höchstfalle 860 m. Bei 278 kV zwischen den Leitungen betrug der 
gemessene Ladestrom von 31,2 km Leitung für den westlichen 15, 
für den mittleren 16,1 und für den östlichen Leiter 14,6 A, im Mittel 
15,23 A, der unter Zugrundelegung der mittleren Spannweite und 
einer hyperbolischen Formel berechnete Strom betrug 13,83 A. 
Wie die Analyse der Spannungskurve zeigte, bringen die höheren 
Harmonischen eine Steigerung des Ladestromes um etwa3% her- 
vor, so daß ein Anteil von 7 % über den berechneten Wert zu 
erklären ist durch die benachbarte Leitung, durch den Erddraht, die 
Steigerung der Kapazität infolge von Koronaerscheinungen, die 
Abschirmringe und die Porzellanisolatoren. Standen 43 km unter 
241,5 kV, so waren die Ladeströme wie oben 17,3 bzw. 18,7 bzw. 
17,6 A. d. h. sie waren größer als die berechneten Werte. Die Strom- 
kurve ist bei dieser Spannung weniger verzerrt als beim Betrieb mit 
der höheren Spannung. Bei Spannungen von 278—284 kV und bei 
den verschiedenen Witterungsbedingungen (heißes Wetter, trocke- 
nes Wetter und dichter Nebel) betrug der Gesamtverlust auf einer 
Leitungsstrecke von 145 km zwischen 300 und 880 kW. Anschei- 
nend sind die Verluste bei Nebel größer als bei Regen. An einem 
klaren Morgen wurden Versuche gemacht, wobei die Spannung von 
einem hierfür allein zur Verfügung stehenden Generator geliefert 
wurde, so daß man sie beliebig regeln konnte. Die Ergebnisse stehen 
in vollem Einklang mit den nach der Formel von Peek!) berechne- 
ten Werten. 

Auf einer 43 km langen Leitung und bei klarem Wetter ist bei 
241 kV kein meßbarer Koronaverlust vorhanden; bei Regen betrug 
das Verlustmaximum 243 kW oder im Mittel 1,88 kW/km für jede 
Phase. Bei der vorgesehenen Spannung von 220 kV eind diese Ver- 


ı) Vgl. „ETZ*.1912 S. 61, „ETZ“ 1913, S. 98 .ETZ“ 1921, S. 1391. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 37. 


14. September 1922. 


a nn G a e A. —————————— ee a a u) 


luste zu vernachlässigen. Stand die Leitung unter 280 kV, so trat 
ein beträchtliches Geräusch auf, und die Koronaerscheinungen 
waren an den Durchhangstellen besonders stark. Sio sind indessen 
an den Isolatoren, an den Schirmringen und an den Iæitern selbst 
bei eineın Abstand von rd 0,9 m beiderseits der Schutzringe nicht 
sichtbar. Bei 241 kV trat nur ein unbedeutendes Geräusch auf, bei 
220 kV wird es kaum merklich anders sein als bei 150 kV. Seit die 
ganze Leitungsstrecke von 43 km mit 241 kV betrieben wird, cr- 
eigneten sich mehrere Regenstürme, ohne daß Isolatorenschäden 
eintraten. („Electrical Review”, Bd. 60, 1922, S. 823.) Piz. 


Über den Schutzwert von Erdungsseilen. — Bei der Beurteilung 
der Verwendung von Erdungsseilen in Verbindung mit hölzernen 
Gestängen mit oder ohne eiserne Stützen und Querträger bzw. bei 
Eisengestängen bestehen grundsätzliche Unterschiede in der Auf- 
fassung. Als wichtigste Gesichtspunkte, welche für oder wider die 
Verwendung von Erdungsseilen sprechen, kommen, wie E. E. F. 
Creighton in einem Bericht vor dem A. I. E. E. ausführte!), 
etwa folgende in Betracht: 

Zunächst wird den Erdungsseilen die Fähigkeit zugeschrieben, 
die durch elektrostatische Induktion auf der Leitung sich an- 
sammelnden Ladungen zu verringern und die Höhe der Wander- 
wellen herabzusetzen. Dadurch werden die Überspannungsschutz- 
einrichtungen entlastet, was jedoch nach Creightons Ansicht in 
Hinblick auf die erreichte Vervollkommnung dieser Apparate nicht 
notwendig ist, zumal gegen Überspannungen, welche zufolge Be- 
triebsvorzänge auftreten, die Erdungsseile ohnehin keinen Schutz 
bieten. Im übrigen stellt sich selbst bei Eisengestänze der then- 
retisch ermittelte Schutzwert nur dann ein, wenn die Erdung an 
allen Masten eine vorzügliche ist, was nur in den seltensten 
Fällen vorkommt; sonst ist die durch die Anwesenheit des 
Erdungsseiles bewirkte Verringerung der Ladung verhältnismäßig 
klein und rechtfertigt nicht die Mehrkosten für die Anordnung 
eines Seiles. Auch wird behauptet, daß die Erdungsseile die 
Isolatoren gegen Überschläze schützen, was jedoch bei Holz- 
gestängen nicht zutrifft. Vielmehr wird gerade im Gegenteil die 
Überschlagsspannung herabgesetzt, wie dies aus den später folgen- 
den Ausführungen hervorgeht. Aber auch bei Eisengzestänge er- 
scheint es noch fraglich, ob dieser günstige Einfluß tatsächlich 
auch besteht, was nach einer von Creighton schon vor mehreren 
Jahren aufgestellten und bis jetzt unwidersprochen gebliebenen 
Theorie über die Lichtbogenbildung an Isolatoren nicht der Fall 
zu sein scheint. Nach dieser Theorie tritt die schützende Wirkung 
nur dann ein, wenn die zunächst auf dem Eridseil sich ansam- 
melnde, von den Wolken induzierte Ladung frei zur Erde ab- 
fließen kann und von einer Ladung entzegengesetzten Vorzeichens 
ersetzt wird, welche von der an den Starkstromleitungen selbst. 
sich ansammelnden Ladung induziert wird. Selbst wenn alle 
Erdungen in gutem Zustande sich befinden, kann es noch nicht 
‘als sicher angenommen werden, daß das Abfließen der Ladung in 
genügend kurzer Zeit vor sich geht, um einem Überschlag der Iso- 
latoren zuvorzukommen. Vielfach wird als Vorteil der FErdungs- 
seile die durch dieselben herbeigeführte Erhöhung der mecha- 
nischen Festigkeit des Gestänges ins Feld geführt. Eine solche 
scheint aber für mit Stützisolatoren auszerüstete Holzmastlinien 
gar nicht notwendig; bei Fisengestänge mit elastischen Trag- 
masten hat diese Anordnung einen Wert, doch werden jetzt in der 
Regel rechteckige Stahltiüirme verwendet, welche auch in der Lei- 
tungsrichtung eine ziemliche Starrheit besitzen, so daß kaum zu 
erwarten ist, daß sie im Falle eines Leitungsrisses überhaunt so 
weit nachgeben, daß das Erdungsseil zufolge der auf diese Weise 
erhöhten Zugsprannung zum Tragen kommt. Jedenfalls stehen die 
Mehrkosten mit dem erzielbaren Vorteil in keinem Verhältnis. Die 
wichtigste Aufgabe erfüllen die Erdunesseile durch Verbesserung 
der Erdung längs der ganzen Linie: sie erleichtern das Auffinden 
von schlechten Isolatoren und verhindern bei Netzen mit beider- 
seits geerdetem Sternpunkt die sonst bei einrhasirem Erdschluß 
auf der Unterspannungsseite auftretende 
welche die Isolation der Maschinen und Apparate gefährdet. Bei 
Benutzung von Lichtbogenerdern (arcing ground suppressor) in 
Verbindung mit selektiv wirkenden Relais wird deren sicheres 
Arbeiten durch das Vorhandensein des Erdungsseiles jedenfalls 
erhöht. Endlich wird auch die Berührungszefahr von Eisenmasten, 
an welchen ein fehlerhafter Isolator sich befindet, durch das 
Frdungsseil verringert?). Aber auch diese Gründe geniigen nach 
Creightons Ansicht nicht, um die Mehrkosten und sonstigen Nach- 
teile bei Holzzestänzen zu rechtfertigen. Die Erdungssrile sollen 
ferner den Wanderwellen einen Teil ihrer Energie entziehen; 
dieses Hilfsmittel kann in Hinblick auf die Güte der jetzt ver- 
wendeten Tbersvyannungsschutzeinrichtunzen entbehrt werden. 
Bei einphasigen Kurzschlüssen mit. geerdetem Neutralpunkt dient 
das Erdungsseil als zur Erde parallel geschaltete Rückleitung und 
verringert auf diese Weise den Widerstand des Kurzschlußstrom- 
kreises; dies kann sowohl von Vor- als auch von Nachteil sein, 
je nach den Eigenschaften der Ölschalter und Relais. Selbst. im 
ersteren Falle erscheinen die Kosten, verglichen mit den erziel- 
haren Vorteilen. zu hoch. Als größten Nachteil betrachtet jedoch 
Creighton den Umstand, daß durch das Erdungsseil das Erd- 


N Journal of tha A. J. E. E“. Bd. 41, 1922, 8. 21. 
4) Vgl. „ETZ.* 1921, 8. 817. d. 41, 1922, 8. 21 


Spannungserhöhung, ' 


potential in die Nähe der Starkstromleitung selbst gebracht wird 
und auf diese Weise bei Holzgestänge mit nicht geerdeten oder 
überhaupt aus Holz hergestellten Querträgern und Stützen die 
Überschlagsfestigkeit der Isolatoren wesentlich herabgesetzt, so- 
nach gerade das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung — Er- 
höhunz der elektrischen Festigkeit — erzielt wird. Seiner von 
uns allerdings nicht geteilten Ansicht nach sind die hölzernen 
Koustruktionsteile als ein Teil der Isolation anzusehen, so daß 
der Kriechweg zur Erde durch die Anwesenheit des an den Mast- 
spitzen befestigten Erdungsseiles ganz bedeutend verkürzt wird. 
Aus diesem Grunde sollen Erdungsseile an Holzgestängen als 
schädlich überhaupt vermieden werden, wogegen sie an Eisen- 
gestängen zwar in mancher Hinsicht Vorteile bieten, welche je- 
doch in keinem Verhältnis zu den Kosten dieser Einrichtung 
stehen, so daß auch bei solchen von der Anbringung von Erdungs- 
seilen abgeraten wird. Jedenfalls kann festgestellt werden, daß, 
soweit die jetzige amerikanische Praxis an Hand der ein- 
schläxigen Literatur beurteilt werden kann, Creighton auch dort 
mit seinen Ansichten ziemlich allein zu stehen scheint, da alle 
aus Veröffentlichungen bekanntgewordenen, in neuester Zeit zur 
Errichtung gelangten bedeutenden Hochspannungsleitungen nach 
wie vor mit Erdungsseilen ausgeristet wurden. 

Der von Creighton erstattete Bericht ist. wie dies im vor- 
hinein zu erwarten war, nieht ohne Widerspruch geblieben. Wie wır 
den Veröffentlichungen über die in den Sitzungen gepflozene Ans- 
sprache entnehmen?), wurden gegen die von Creighton geäußerten 
Ansichten von vielen Seiten Einwendungen erhoben. Insbesondere 
wurde hervorgehoben, daß, worauf in unserem früheren Bericht 
ebenfalls hingewiesen war, die in der Praxis mit den Schutzseilen 
gemachten Erfahrungen die gegen dieselben vorgebrachten Bedenken 
keineswegs rechtfertigten, daß man sich vielmehr in vielen Anlagen, 
in welchen die Leitungen nur z. T. mit Schutzseilen ausgerüstet 
waren, dank der mit diesen gemachten guten Erfahrungen nachträ:r- 
lich entschlossen hat, die Schutzseile überall anzubringen und dureh 
diese Mafßregel auch den Erfolg erzielt hat, daß die Holzmaste von 
da ab von durch Blitzschläge verursachten Zersplitterungen, 
welche früher öfter zu verzeichnen waren, verschont blieben. Auch 
wurde die durch das Vorhandensein des Schutzseiles herhei- 
geführte Senkung der auf der Leitung sich infolze von Induktion 
durch die atmosphärische Elektrizität ansammelnden Ladungen 
rihmend hervorgehoben. Steinmetz gab der Meinung Aus- 
druck. daß, wenn die Wahl zwischen der alleinigen Verwendung 
von Tuunkenableitern oder eines Erdungsseiles zu treffen wäre. 
er seinerseits jedenfalls letzterem den Vorzug geben würde, und 
begründete dies damit, daß das Schutzseil unbestrittenermaßen die 
Ladungen auf der Leitung verringert und auch den Wanderwellen 
einen großen Teil ihrer Energie entzieht. Nimmt man die Ver- 
ringerung des Potentiales, auf welches sich die Leitung auflädt, 
selbst nur zu 40% an, so ist die tatsächlich erzielte Schutz- 
wirkung doch wesentlich größer, denn in den meisten Fällen wird 
das noch verbleibende Potential schon kleiner sein, als die Uber- 
schlaesspannung der einzelnen Anlazeteile, so daß solche Ladun- 
een dann die Anlage nicht mehr gefährden. Bp. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Schwerer Betriebsunfall im Niagara-Kraftwerk. — Am 20. April 
ereignete eich ein ernster Maschinenunfall in dem Kraftwerk der 
Ontario Power Co. an den Niagarafällen, welche ein Teil des Ver- 
sorzunrsgebietes der Hydro Electrical Power Co, Ontario, ist. Tn 
diesem Werk sind 16 Maschinensätze mit einer Gesamtleistung von 
2000 PS aufgestellt, von denen 4 Einheiten von je 16 000 PS und 
2 von je 20000 PS von dem Unfall betroffen wurden. Die letzteren 
beiden Maschinen wurden vollständig zerstört, die anderen 4 durch 
Wasser beschädigt. Als Teile des einen der 20 000 PS-Generatoren 
durch das Dach flogen, wurden die Gehäuse dieser beiden Maschinen 
zerstört und die Turbinen beschädigt. Die Ventile für die Wasser- 
zufuhr wurden so schnell wie möglich geschlossen, doch brach das 
Wasser in der Zwischenzeit bereits ein und stürzte über die übrigen 
Maschinen hinwez. Die Ursache dieses Unfalls soll ein Kurzschluß, 
der an einer Stelle des Netzes sich ereignete, gewesen sein. Das 
plötzliche Absinken der Belastung brachte eine heftize Drehzahl- 
steieerung der Maschinen zustande. Zu gleicher Zeit liefen in dem 
Kraftwerk der Canadian Niagara Falls Power Co. 4 Maschinen- 
sitze von ie 10 0W PS parallel mit. den vorgenannten Maschinen. Als 
der Betriebsleiter der kanadischen Station sah, daß seine Maschinen 
die normale Drehzahl überschritten, versuchte er, dies durch Rege- 
lung der Erregung zu beheben. Dies hatte jedoch keinen Erfolg: 
denn die Maschinen liefen, durch die größeren Maschinen in dem On- 
tario-Kraftwerk gespeist, als Motoren. Erst als die beiden Fern- 
leitungsschalter geöffnet wurden, konnten die kanadischen Maschi- 
nensätze vom Netz abgetrennt werden. Kurz nachdem versazie 
eine der 20000 PS-Maschinen in der Ontario-Station gleichfalls. 
(„Electrical Review“, Bd. 90, 1922, S. 812.) Ptz. 


Planmäßige Überwachung von Elektrizitätswerken. — Plan- 
mäßize Überwachung und Instandhaltung aller Kraftwerkseinrich- 
tungen vom Standpunkte der Betriebssicherheit, aber auch der Wirt- 


s) „Kleetrical World”, Bd. 79, 10, S. 378. 


ai i i aus sende dee g ir un or 


u 


14. September 1922. 


schaftlichkeit beleuchtet A. E. Batıhan!) durch Beschreibung des 
hierfür bei der Pennsylvania Water & Power Co., Baltimore, ange- 
wandten Verfahrens. Dieses beruht auf der Überlegung, daß dem 
mit diesen Arbeiten betrauten Personäl genaue Anweisungen in 
Form von schriftlichen Vorschriften über die Art und Ausführung 
der vorzunehmenden Untersuchungen zur Verfügung zu stellen sind, 
durch welche dasselbe in die Lage versetzt wird, diese in der rich- 
tizen Weise durchzuführen, daß ferner die Arbeiten unter dem in 
Betracht kommenden Personal im voraus verteilt und.iede Arbeit 
einer bestimmten Person zugewiesen wird, die diese im Bewußtsein 
ihrer Verantwortung zur festgesetzten Zeit auszuführen hat, end- 
lich, daß über die Arbeiten selbst schriftliche Aufzeichnungen in 
übersichtlicher Form geführt werden, die den jeweiligen Stand und 
die Ergebnisse sofort für jeden erkennen lassen. Als Grundlage für 
die Ausarbeitung derartiger Vorschriften dienen genaue Behand- 
lungs- und Prüfungsvorschriften für alle Einrichtungen des Werkes, 
aufGrund derer zunächst die Arbeiten einerseits auf das gewöhnliche 
Bedienungspersonal des Werkes, anderseits auf die mit der in be- 
stimmten Zeiträumen auszuübenden Überwachung betrauten Per- 
sonen verteilt werden. Letzteren wird insbesondere übertragen die 
monatlich durchzuführende Prüfung der Durchschlagsfestigkeit des 
Transformatorenöles, die halbjährlich vorzunehmende Nachprüfung 
der Relaiseihstellungen, die jährlich zur Ausführung gelangende 
Spannungsprüfung aller Hochspannungsapparate und lIsolatoren, 
ferner die Überwachung der Zähler, Meßeinrichtungen, Signal- 
anlagen, Erdungen, Krane, u. dgl. m., endlich die fortlaufende Über- 
wachung des Wärterpersonals. wogegen die gewöhnliche Instand- 
haltung dem Bedienungspersonal selbst obliegt. Alle Prüfungen, 
Untersuchungen, Instandsetzungsarbeiten und Beobachtungen wer- 
den in entsprechenden Drucksorten eingetragen, die in der Regel an 
leicht zugänglichen Stellen aufgehängt sind, damit jedermann in 
dieselben Einblick nehmen und über den jeweiligen Stand sich unter- 
richten kann. Für diese Zwecke werden’ insbesondere folgende 
D’rucksorten benutzt: Ein Bericht über die fortlaufende Reinigung 
und Prüfung der elektrischen Ausrüstung: derselbe enthält alle 
wichtigen Bestandteile, welche der regelmäßigen Überwachung be- 
«dürfen, und läßt erkennen, innerhalb welcher Zeiträume bestimmte 
Maßnahmen auszuführen sind, ferner von wem und wann sie aus- 
zeführt worden, endlich ob hierbei irzendwelche bemerkenswerte 
Fracheinungen aufgetreten sind. Als Ergänzung zu diesem Berichts- 


formular dient ein Einlinienschaltbild, in welchem alle zu über-. 


wachenden Apparate eingetragen sind, und in dem neben jedem Ap- 
raratebild der Tag der durchgeführten Prüfung vermerkt wird, so 
daß auf Grund dieses Schaltbildes der Fortzang der Arbeiten ver- 
folet werden kann. Die mit der Überwachung der gesamten elek- 
trischen Einrichtungen beauftragte Person erhält eine Hanptinspek- 
tinnskarte, die ebenfalls die Form eines Einlinienschaltbildes hat. 
und in voller Ausführlichkeit gehalten ist sowie Raum für seine 
Eintragungen über die durchgeführten Untersuchungen, Einstellun- 
zen usw. enthält: die erfolgte mechanische Prüfung der Samme!l- 
schienen wird durch Eintragung einer schwarzen Linie neben der 
die Sammelschienen darstellenden Linie, die Spannungsprüfung 
Jurch eine rote Linie in diesem Schaltbild vermerkt. Auch für die 
Vormerkung der gemachten Beobachtungen ist Platz auf dieser 
Karte vorgesehen. Besondere Inspektionskarten sind für die Relais 
ausgearbeitet, in welchen das Ergebnis der regelmäßig vorgenom- 
menen Überprüfungen der Einstellung vermerkt ist, wobei die An- 
gaben über die vorschriftsmäßige Einstellung und die ganze Schal- 
tung in besonderen Karten beigegeben werden. Ähnliche Hilfsmittel 
a auch für die Prüfung der maschinellen Anlagen zur Ver- 
ügung. 

Durch Einführung dieses Verfahrens wurde die ganze Über- 
wachungsarbeit mechanisiert, und es konnte nicht nur cine bedeu- 
tende Verringerung der Instandhaltungskosten, sondern auch der 
Betriebsstörungen festgestellt werden. Bp. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Vierleiter-Drehstromzähler mit zwei messenden Systemen. —. 


Der Nachweis, daß Vierleiter-Drehstromzähler mit zwei messen- 
ien Systemen nur dann richtig zeigen, wenn der Nullpunkt nicht 
verschoben ist, wurde schon von Orlich geführt). Der von 
Stubbings?) behandelte Fall ist nur ein Sonderfall, welcher 
übrigens auch von Schmiedel?) als die häufigst vorkommends 
Schaltung derartiger Zähler genannt wird. Der ee 
der Leistung ist L = e, (u — i) + es (îs — iz) (nicht e, (ii — i) + 

e, (i—i), wie Stubbings schreibt). Stubbings berechnet für 
zwei unsymmetrische Belastungen den durch die Nullpunktver- 
whiebung hervorgerufenen Fehler bei induktionsfreier und induk- 
tiver Belastung. Ist z. B. Phase 2 überlastet, während die Phasen 
I und 3 gleich ar sind, so wird der prozentuale Fehler für 


die Phase ge Brom 
abfall im Nulleiter, mit vè den durch die Überlastung zu dem 


.100, wenn man mit % den Spannungs- 


d) Electrical, so 1922, Bd. 79, S. 943. 
D Yel» “1907, 8. 71. 
8. W. A „The Electrician“, Rd. 87, 1921. S. 754. 
Die Prüfung der Flektrizitätszähler, Springer, Berlin, 1921, 8. 70. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heit 37. 1165 


normalen Spannungsabfall hinzukommendeu Spannungsabfall im 
Leiter 2 und mit V die Phasenspannung bezeichnet, die bei 
Symmetrie vorhanden wäre. Für den Fall, daß Hauptleiter 
und Nulleiter gleichen Querschnitt haben, wird Vo = Vn, wenn da- 
gegen der Nulleiter den halben Querschnitt der Hauptleiter hat, 


ist Yn =2 v und der prozentuale Fehler für Phase 2 wird 100. 


Liegt die Überlastung in der Leitung 3, so ist der Fehler für die 
en. Phase halb so groß. Der Fehlwinkel ô ergibt sich 


V3 2m Ve) Ein Zählenbeispiel ist 


für jeden Fall cite aus diesen Beispielen geht, wie be- 
kannt, hervor, daß nur bei stark unsyınmetrischen Belastungen 
wesentliche Fehler bis etwa 5% auftreten. Es sei noch bemerkt, 


daß die Bezeichnungen im Originalartikel oft verwechselt und ver- 
druckt sind. Schm. 


Methode zur Messung von Spulenkapazitäten und zur Eichung 
von Wellenmessern. — Wenn zwei Frequenzen fı und fa gleich- 
zeitig auf einen Detektorkreis wirken, so erhält man Interferenz- 
töne nicht nur, wenn ihre Schwingungszahlen annähernd gleich 
sind, sondern auch, wenn sie sich annähernd wie die ganzen 
Zahlen, 2:3 usw., verhalten. Die Erscheinung beruht auf der 
Unsymmetrie der Detektorcharakteristik; der Detektor verzerrt 
jede Sinusfunktion und macht aus ihr eine Fouriersche Reihe von 
Schwingungen, die alle ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz 
sind; man erhält also immer eine Nullzone der Interferenz, wenn 
m. h—n. fa=0 ist. G. Breit benutzt dieses Verfahren zur 
Wellenmessung, Kapazitätsmessung von Spulen usw. in der Art, 
daß der Hochfrequenzgenerator fı meist ganz fest, galvanisch mit 
dem Detektor, hier einer Gleichrichterröhre gekoppelt wird, Fa 
dagegen ganz lose, so daß man die Kurvenverzerrungen nur für fı 
hat. Der Detektor gibt dann in der Hauptsache die Frequenzen 
fi, 2fı, Sf, Afi, und n.fı und fa. Die Nullzonen im Telephon 
liegen dementsprechend bei fi = fa, 2fı = fo, 3 fi = fo. Läßt man 
fa konstant und ändert fı, so entsprechen die aufeinanderfolgen- 


den Nullzonen den Frequenzen fı i a usw. Mit einer solchen 


Anordnung gelingt es noch, die 105 te Harmonische von fr nach- 

zuweisen und zu messen, ja, bei Berücksichtigung der zwischen 

den obigen Intervallen liegenden wesentlich schwächeren ersten 

Oberschwingung von fə konnten noch 191 gleiche Wellenintervalle 

oe werden, (G. Breit, „Radio Review” Bd. 3, 1922, 
Ar 4. M. 


Apparatebau. 


Hochspannungsapparate für 110 000 V. — G. Ster n gibt einen 


Überblick über die neueren AEG-Konstruktionen von Hochspan- 


nungsapparaten für 110 kV und Innenmontage. Der Übergang von 
Porzellan auf Hartpapier (Geax) bei Stütz- und Durchführungsiso- 
latoren wird damit motiviert, daß die Porzellanfabriken in Deutsch- 
land z. Zt. nicht in der Lage sind, Porzellanstücke von der Größe, 
wie sie hohe Spannungen erfordern, in einer halbwegs annehmbaren 
Zeit herzustellen. Ein großer Hartpapierisolator kann in ebensoviel 
Tagen hergestellt werden, als ein Porzellanisolator derselben Ab- 
messungen Monate braucht. Hartpapier ist nicht überall anwend- 
bar, da die Oberfläche des Materials starken Witterungseinflüssen 
gegenüber nicht standhält. Für Außenmontage wird man das Ma- 
terial nicht benutzen können, und ebenso wenig für eine Montage in 
sehr feuchtem Klima (Seenähe). Die Hartpapier-Stützisolatoren der 
AEG werden mit Masse gefüllt, um das Leitendwerden der einge- 
schlossenen Luft zu verhindern. 

Der Geax-Durchführungsisolator der AEG ist von Richard 
Crämer, Öberingenieur der AEG-Transformatorenfabrik, erfun- 
den. An der geerdeten Fassungsstelle sind scharfkantige Ringe an- 
geordnet, die konzentrisch das Geaxrohr in einigem Abstand um- 
fassen. Steigert man im Versuchsraum die Spannung zwischen Fas- 
sung und Bolzen über die im Betriebe herrschende Spannung, so 
tritt an den Ringkanten Glimmlicht auf, das eine Zone starken Span- 
nungsahfalles bildet. Dadurch wird der Überschlagswert um unge- 
fähr 50--60 % heraufgesetzt. Bei normaler Beanspruchung (63 500 V 
„wischen Bolzen und geerdeter Fassung) sind keine Strahlungen zu 
bemerken. Die Abb. 2, 3, 4 zeigen die Strahlung bei erhöhter Span- 
nung. Der Überschlag erfolgt bei 280 kV. Die Durchführungen 
haben eine Massefüllung, deren Flammpunkt bei rd 280° C liegt. 
Bei horizontaler Montage ist an der Fassungsstelle ein Ausdeh- 
nungsgefäß vorgesehen, das den Temperaturschwankungen Rech- 
nung trägt, während bei vertikaler Montage im Rohr selbst ge- 
nügend Platz für die Ausdehnung der Masse vorhanden ist. 

Die Konstruktion der Ölschalter ist aus den Abb. 5 und 6 orsicht- 
lich. Die an der Fassungsstelle erkennbaren Wulste im Deckel ent- 
halten Stromwandler, deren Primärwicklung der Bolzen des Durch- 
führungsisolators bildet. Diese Stromwandler betätigen die Maxi- 
malauslösung der Ölschalter. Bei Vorstufenschaltern ist die An- 
ordnung so getroffen, daß keine unnötige Verringerung des Aus- 
schaltweres durch den Vorkontakt entsteht, der ja später ausschalten 
muß, als der Hauptkontakt, zu dem er parallel liegt. Das gelingt 
dadurch, daß der Vorkontaktstift mit einem Mechanismus für Mo- 


1186 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 37. 


14. September 1922. 


mentschaltung versehen ist. Die Unterbrechung des Hauptstromes 
geschieht in einer Löschkammer, die die Lichtbogendauer abkürzt, 
durch Ausnutzung der durch die Vergasung des Öles in unmittel- 
barer Nähe des Lichtbogens entstehende starke Drucksteigerung; 


Abb 2. 


Abb. 4. Durchführungsisolator 110 kV; zwischen Fassung und Bolzen 250 kV. 


der Kasten des Ölschalters wird durch diese Anordnung vom Druck 
entlastet. In der Löschkammer wurde ein Druck von etwa 30 at 
konstatiert, während der Überdruck am Kasten kaum eine halbe 
Atmosphäre erreichte. Ein Abzug für die Rauchgase ist konstruktiv 
am Ölschalterdeckel vorgesehen. Die Rauchgase werden bei der 
Montage durch ein an den Deckel angeschlossenes Rauchrohr aus 
der Zelle herausgeleitet. 


Als Überspannungsschutz benutzt die AEG bei Höchstspan- 
nungsanlagen nur noch die Petersensche Erdschlußspule und die 
Campos-Drosselspule. Über schlechte Erfahrungen mit Aluminium- 
zellen in der ersten deutschen 110000 V-Anlage (Lauchhammer), 
die nach kurzer Betriebszeit entfernt wurden, werden Mitteilungen 
gemacht. („AEG-Zeitung“, 18. Jahrg., 1922, S. 117.) St. 


Durchführungsisolator zwischen Fassung und Bolzen 63500 V 


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Abb. 6. Ölschalter für 110 kV geschlossen. 


Verkehr und Transport. 


: Die innere Temperatur von Bahnmotoren als Maß ihrer 
Leistung. — Die Frage, ob ein Motor für einen Betrieb mit wech- 
selnden Belastungen, wie es der Bahnbetrieb ist, nach seiner ein- 
stündigen oder seiner Dauerleistung zu bewerten ist, beschäftigt 
seit langem die Fachkreise, ‘ohne noch zu einer allgemein be- 
friedigenden Lösung gebracht worden zu sein. Hand in Hand da- 
mit geht die Frage, welche Nennleistung man von einem Bahr- 
motor für einen bestimmten Betrieb verlangen muß. Die erforder- 
liche Leistung wird einerseits durch die durchschnittliche Be- 
lastung, andrerseits durch die Überlastungen bestimmt, die der 
Bahnmotor einerseits durch starke Steigungen und den starken 


E me a Pen ET tya” =a 


ae ~ 


men 


14. September 1922: 


Verkehr bestimmter Tagesstunden periodisch, andrerseits gelegent- 
lich durch besondere Vorfälle wie Schneefall, Einbringen eines 
undienstbar gewordenen Wagens u. dgl. mehr erfährt. Dadurch, 
daß die neuerdings immer mehr in Verwendung kommenden Mo- 
toren mit Eigen- oder Fremdkühlung sich bezüglich der Erwär- 
mung anders verhalten als die vollkommen gekapselten Motoren, 
ist ein Vergleich verschiedener Bauarten noch schwieriger ge- 
worden. 

Die meisten Beschädigungen an Bahnmotoren sind auf die 
Stromwendung und Erwärmung zurückzuführen. Während durch 
Verwendung von Wendepolen die erste Schadensursache sehr an 
Bedeutung abgenommen hat, ist die zweite in vollem Umfang be- 
stehen geblieben. Die Leistung je kg Motorgewicht ist bei der 
neuzeitlichen Bauart mit Wendepolen und Kühlung gegenüber der 
bei älteren Ausführungen sehr gestiegen. Da dies jedoch eine 
Verminderung des Wärmespeicherungsvermögens bei kurzzeitiger 
Überlast bedeutet, ist die Temperaturzunahme bei Belastungs- 
spitzen die für die Wahl des Motors ausschlaggebende Größe ge- 
worden. Die in den deutschen Normalien und in denen des A.I.E.E. 
vorgeschriebene einstündige Belastungsprobe ist ein Maß für das 
Wärmeaufspeicherungsvermögen, während die Dauerprobe es für 
das Wärmeabgabevermögen ist. Daß die Leistungsangabe eines 
Motors lediglich auf Grund der Stundenprobe ziemlich willkür- 
lich ist, ist bekannt und sind Abänderungsvorschläge von ver- 
schiedenen Seiten bereits gemacht worden. 

G. E. Luke von der Westinghouse Electrie and Mfg. Co. 
behandelte diesen Gegenstand vor dem A.lLE.E. und zeigte die 
Verteilung der Verluste innerhalb 4 Motoren bei 1-Stunden- und 
Dauerbelastung in der Zahlentafel 1. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 37. 


1167 


Beim Dauerlauf kommt eine Wärmeaufspeicherung überhaupt 
nicht in Betracht, da die in der Zeiteinheit erzeugte Wärme auch 
abgeführt werden muß. Diese Abfuhr erfolgt bei geschlossenen Mo- 


Abb. 7. Gerechnete Erwärmungskurven eines Gleichstrom-Bahnmotors 
für 75 PS, 690 V mit künstlicher Kühlung bei % A. 


toren und an der Gehäuseoberfläche, und ist deren Übertemperatur 
ungefähr proportional den je Flächeneinheit abzugzebenden Watt. 


Zahlentafel 1. Entstehung und Verteilung der Verluste in Bahnmotoren. 


Art der Kühlung ° 


Geschlossen | - Eigenkühlung | Fremdkühlung !) 


Belastungsdauer 1 Std. Dauernd 1 Std. Dauernd | 1 Std. | Dauernd 1 Std. Dauernd 
VO a a 600 450 600 450 | 600 450 600 ‚450 
Bu a Eh Mae ee, See E T nderat, Ball, 60 — 65 — | 25 | — 200 — 
Ampere .. rn 88 36 95 60 37 35 280 220 
Umdrehungen in der Minute ... 700 827 700 638 1225 950 670 550 
Motorgewicht ohne Zubehör . kg 1075 — 1075 — 306 — 2380 | — 
Ankergewicht . ........ 3 281 — 281 — 106 — 780 — 
Verluste in Watt 
Ankerkupfer ... 2 2 2 2 2 2 0. 1800 301 2100 840 820 133 3980 2450 
Ankereisen und Streuung . . 1170 560 1170 620 188 500 3250 2500 
I, Lager- und Luftreibung ES 300 400 325 280 220 155 900 700 
1 17:17) ı GE 264 108 285 180 111 105 840 660 
Summe Ankerverluste. ...... 3534 1369 3880 1920 1931 1493 8970 5310 
Feldkupfer . . . > 2 2 2 2 2. 1825 306 2360 950 650 580 46% 2900 
l/s Lager- und Luftreibung .. . 300 400 325 280 220 155 900 700 
Summe Verluste . . .. 2.22... 5659 2075 6565 3150 2801 2228 14 560 8910 
Anteil d. Kupferverluste . . . % 64,0 29,2 67,9 56,8 52,5 59,0 59,5 ‘60,0 
Anteil d. Ankerverluste ... „ 62,3 66,0 59,1 61.0 69,0 67,0 61,6 59,5 
Gesamtverl. je 1 kg Motorgew. Watt‘ 5,36 1,93 6,10 2,93 . 2,05 5,60 6,11 3,73 
Ankerverl. je 1 kg Ankergew. $, 12,57 4,85 13,80 2,93 19,0 14,50 1,54 5,85 
Ankerkupfer -Verl. je 1 kg’ 
Ankerkupfergewicht . ... ,„ 58,0 965 67,5 26,9 79,5 71,2 32,1 19,9 
Feldkupfer-Verl. je 1kg Feld- | 
kupfergewicht . ... ... p 15,5 4,16 19,9 8,10 19,9 17,7 19,05 11,8 
Verteilung der Verluste: I | 
Im Motor aufgespeichert . . . % 81,4 0 81,9 0 57,5 0 69,0 0 
Vom Gehäuse abgegeben . . . „ 10,8 | 100 4,6 62,0 12,5 45,0 4,9 | 14,3 
0 13,5 38,0 30,0 55,0 26,1 85,7 


Durch Kühlluft entfernt. ... „ 7,8 


Man ersieht aus den Zahlen, daß ein geschlossener Motor 
beim Stundenlauf kaum 10% der erzeugten Wärme durch das 
Gehäuse nach außen abgibt. Die Gesamtverluste im Anker 
schwanken zwischen 52,5 und 679%. Da der Anker etwa den 
dritten Teil des Gesamtgewichts ausmacht, ist dessen Wärme- 
speichervermögen kleiner als das des ganzen Motors. Daraus 
ergibt sich ein Ankerverlust von 14,5 bis 19,0 W/kg Ankergewicht. 

ie Ankerverluste je kg Ankerkupfer bewegen sich zwischen 
den Grenzen 32,1 bis 79,5 W/kg. Eine Beanspruchung mit 
985 W/kg im Anker würde ihn auf 75° Übertemperatur bringen, 
wenn beim Stundenlauf die ganze Wärme in ihm aufgespeichert 
bliebe. Es müssen daher bei dem 25 PS-Motor der Zahlentafel 
3% der Ankerwärme abgeführt werden. Bei dem größeren 
Motor ist die Wärmeabfuhr bedeutend geringer. 8,16 W/kg 
Ankerkupfer würden hier bei vollkommener Wärmespeicherung 
15° Übertemperatur erzeugen, und muß daher gegen Ende des 
Stundenlaufs der größte Teil der Wärme aus dem Ankerkupfer 
abgeführt werden. Es zeigt eich aus dem Vergleich des Anteils 
der Wärme, die beim Stundenlauf im Motor aufgespeichert wird, 
daß der Stundenlauf, streng genommen, nur. bei geschlossenen 
oder sehr schwach gekühlten Motoren ein wirkliches Maß des 
ärmespeicherungsvermögens gibt, da die Stundenleistung durch 
gute Kühlung, die um rd 20 % der erzeugten Wärme mehr abführt, 
vergrößert werden kann. 


Nur bei Dauerlauf. 


Für 1° Temperaturerhöhung ergibt sich ein Wert von 0,084 W/cm?. 
Bei einer Wagengeschwindigkeit von etwa 16 km/h verdoppelt 
sich diese Zahl. Die Wärmeabgabe einer vollkommen glatten 
Fläche ist etwa halb so groß, woraus man den günstigen Einfluß 
der Rauheit des Gusses und der vorspringenden Teile eines Motors 
erkennen kann. Das Temperaturgefälle vom Innern des Motors 
bis zur Gehäuseinnenfläche wird durch die äußere Kühlung nicht 
beeinflußt; es ist nur durch die inneren Oberflächen und die Luft- 
bewegung bedingt. Die Übertemperatur an der Motoraußenfläche 
ist bei Thermometermessung im Prüffeld im Mittel nur 60% der 
inneren. Bei geschlossenen Motoren nimmt das Gewicht für 1 PS 
Dauerleistung mit wachsender Größe zu. 

Die Wirksamkeit der künstlichen Kühlung wird durch das 
Temperaturgefälle vom Kupfer bis zur Oberfläche der Wicklungs- 
isolation begrenzt, und man sieht aus der Zahlentafel, daß der 
25 PS-Motor 5,6 W/kg Motorgewicht abgibt, während der für 
1500 V isolierte 200 PS-Motor nur 3,73 W bei gleicher Temperatur- 
zunahme des Kupfers abführt. 

Die gerechneten Erwärmungs-Kennlinien eines 75 PS-, 600 V- 
Bahnmotors mit künstlicher Kühlung zeigen das geringe Wärme- 
sepeicherungsvermögen des Ankerkupfers, das nach etwa 30 min 
ang dem Eisen keine Temperaturzunahme mehr zeigt 

° . ’ 

In bezug auf Gewicht und Preis ist der Motor mit künst- 
licher Kühlung dem geschlossenen Motor überlegen. Wenn man 
die einzubauende Motorleistung auf Grund des errechneten 


1168 


quadratischen Mittelwerts des Stromes bestimmen will, geht ınan 
beim geschlossenen Motor ziemlich sicher, da der große Unter- 
schied zwischen Dauer- und Stundenleistung, d. h. die große 
innere Wärmespeicherfähigkeit Sicherheit gegen vorübergehende 
Überlastungen bietet. Beim künstlich gekühlten Motor muß man 
hierin vorsichtiger sein und sollte man dessen innere Erwär- 
mungsverhältnisse kennen. Die Kenntnis des Verlaufs der Er- 
wärmung und Abkühlung bei verschiedenen Stromstärken für die 
Regelbauarten der Motoren wird die richtige Wahl des Motors 
erleichtern. („Electr. Railway Journal“, Bd. 59, 1922, S. 284.) WI. 


Förderanlagen. 


Die Leonard-Fördermaschinen der Siemens-Schuckertwerke. — 
Die ersten elektrisch betriebenen Fördermaschinen wurden ge- 
gen Ende des vorigen Jahrhuuderts gebaut. Ihre schnelle und 
große Verbreitung ist in der Hauptsache auf die große Betriebs- 
sicherheit der Fördermaschine in Leonardschaltung zurückzu- 
führen. Allein die SSW lieferten von 1903 bis Ende 1918 284 
Leonard-Fördermaschinen. Die erheblichen Vorteile der Leonaril- 
schaltung, die bisher von keiner anderen Anordnung erreicht 
wurden, sind: Einfache Bedienung, Fortfall der Umschaltung 
des Fördermotors, große Steuerfähigkeit, große Wirtschaftlich- 
keit, große Betriebssicherheit, große Seilfahrtsgeschwindigkeit, 
Anpassungsmöglichkeit an den Ausbau, Möglichkeit eines Be- 
lastungs-Ausgleiches. 

Wenn auch praktisch jeder Steuerhebelstellung eine be- 
stimmte Fördergeschwindigkeit entspricht, so ist diese Überein- 
stimmung doch keine völlige. Drei Einflüsse beeinträchtigen die 
unbedingte Genauigkeit: Die Ankerrückwirkung der elektrischen 
Maschinen, die Remanenz des Magneteisens der Steuermaschine 
und der Spannungsabfall in den Widerständen des Leonard- 
kreises. Diese drei Einflüsse sind ohne Bedeutung, so lange die 
lördermaschine von Hand gesteuert wird, sie treten in Erschei- 
nung, wenn die Fördermaschine gegen Ende der Fahrt durch den 
später erwähnten Sicherheits-Apparat (Fahrtregler) selbsttätig 
stillgesetzt wird. Der Einfluß der Ankerrückwirkung wird be- 
seitigt durch die im Poleisen untergebrachte Kompensationswick- 
lung. Der Einfluß der Remanenz auf das rechtzeitige selbst- 
tätige Stillsetzen der Fördermaschine gegen Ende der Fahrt wird 
durch eine den SSW patentierte Einrichtung unschädlich gemacht, 
die darin besteht, daß die Feldwicklung der Steuermaschine beim 
Zurückführen des Steuerhebels in die Nullage in umgekehrtem 
Sinne, also mit entmagnetisierender Wirkung, an die Ankerklem- 
men des Fördermotors gelegt wird. Die Remanenz des Magnet- 
eisens der Steuermaschire würde bei fehlender Fremderrerung 
noch eine verhältnismäßig große Klemmenspannung der Steuer- 
dynamo erzeugen, so daß die Fördermaschine, auch wenn der 
Steuerhebel in die Nullstellung gebracht ist, noch weiterlaufen 
würde. Trotzdem diese Anordnung die Unterschiede in der För- 
dergeschwindigkeit, die aus dem Spannungsabfall im Leonard- 
stromkreis herrühren, überhaupt nicht und die Wirkung der Re- 
manenz nur für das Stillsetzen der Maschine beseitigt, genügt 
sie in Verbindung mit dem richtig eingestellten Sicherheits-Appa- 
rat der SSW, um die sich selbst überlassene Fördermaschine 
rechtzeitig stillzusetzen. 

Um vollkommene Übereinstimmung der Fördergeschwindig- 
keit mit der Steuerhebelauslage während des ganzen Förderzuges 
zu erreichen, sind sogenannte Genauigkeitsschaltungen erforder- 
lich, von denen die SSW zwei zur Anwendung bringen. Das 
Wesen der einen Schaltung beruht darauf, der Remauenz des 
Magneteisens durch eine regelbare, auf die Hauptpole der 
Steuermaschine wirkende Gegenerregung entzegenzuwirken und 
dadurch die vorgesehene Verbundschaltung der Steuermaschine 
so zum Arbeiten zu bringen, daß sie bei jeder Stromstärke und 
Spannung der Steuermaschine den gesamten Spannungsahfall im 
Leonardkreis ausgleicht. Bei der zweiten (enauigkeitsschaltung 
der SSW ist eine mit gleichbleibender Drehzahl angetriebene 
Hilfsdynamo, die praktisch remanenzlos und deren Spannung ab- 
hängig ist vom Steuerhebelausschlag und dem jeweiligen Anker- 
strom der Steuerdynamo, mit dieser gegeneinander geschaltet. 
Der durch die Differenzschaltung entstehende Strom durchfließt 
eine Hilfswicklung der Steuerdynamo, wodurch der Einfluß der 
Remanenz und der gesamte Spannungsabfall im Leonardkreis 
ausgzerlichen wird und die Spannung der Steuermaschine eindeutig 
dem Steuerhebelausschlag entspricht. Notwendig sind derartige 
Einrichtungen nicht, da die Übereinstimmung zwischen Förder- 
geschwindigkeit und Steuerhebelauslage auch ohne diese Einrich- 
tungen für die Steuerung der Maschine und die Sicherheit des 
Förderbetriebes vollkommen genügt. Ihre Anwendung erfolgt 
daher nur selten. 

Der Antrieb der Steuermaschine kann unmittelbar von einer 
Kraftmaschine (Dampfmaschine oder Dampfturbine) erfolgen. In 
den meisten Fällen erfolgt. der Antrieb durch einen Elektromotor; 
Steuermaschine und Elektromotor bilden dann den sorenannten 
Leonardumformer. 

Bei Anschluß der Fördermaschine an größere Kraftwerke ist 
ein Belastungsausgleich meistens nicht erforderlich. Auch bei 
Anschluß an kleinere Kraftwerke oder an Überlandzentralen 
wird oft Belastungsausgleich nieht notwendig sein, weun man die 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 37. 


14 September 1922. 


Anfahrleistung der Fördermaschine und dadurch die größte Be- 
anspruchung des Netzes durch geeignete Wahl der Anfahrbe- 
sehleunigung möglichst niedrig hält (Anfahren mit Beschleuni- 
gung, die mit steigender Geschwindigkeit allmählich abnimmt). 
Als Mittel für den Belastungsausgleich kommen Schwung- 
rad und Akkumulatoren-Batterie in Betracht. Der Schwungrad- 
ausgleich ist der am meisten gebräuchliche. Der Antrirb der 
Steuermaschine erfolgt dann fast immer durch einen Elektro- 
motor. Die gleichbleibende Stromaufnahme des Umformermotor: 
wird bei veränderlicher Drehzahl durch ein Relais in Verbindung 


mit einem selbsttätigen Schlupfwiderstand bewirkt (Patent 
Ilener). 
Die Anlagekosten der elektrischen Fördermaschine sind 


größer als für Dampffördermaschinen, jedoch sind die unmittel- 
baren Betriebskosten der elektrischen Fördermaschine geringer 
und daher ist ihr Betrieb in den meisten Fällen wirtschaftlicher. 


An wichtigen Einzelheiten des mechanischen Teiles der Förder- 
maschinen, die dieSSW mit Rücksicht auf ihre Verbindung mit dem 
elektrischen Teil und mit Rücksicht auf die Betriebssicherheit der 
Fördermaschinen selbst herstellen, sind zu nennen: Der Teufenzeirer 
mit dem Sicherheitsapparat (Fahrtregler), der Steuerbock und die 
Führerstandserundplatte mit dem Betätigungsgestänge für Steuer- 
apparat, Manövrier- und Sicherheitsbremse. Besonders wichtig 
für die Betriebssicherheit der Fördermaschine ist der Teufen- 
zeiger mit dem Sicherheitsapparat in Verbindung mit dem Steuer- 
bock. Infolge des Umstandes, daß jeder Steuerhebelauslage prak- 
tisch eindeutig eine bestimmte Geschwindigkeit der Förder- 
maschine entspricht, unabhängig von der Größe und Bewegungs- 
richtung der Nutzlast, ist man in der Lage, einen vou der För- 
dermaschine gesteuerten Fahrtregler zu schaffen, der in Ab- 
hängigkeit von der Stellung der Förderschalen im Schacht den 
Geschwindigkeitsverlauf für den ganzen Hub der Fördermaschine 
ein für allemal festlegt. Diesem Zweck dient der von den SSW 
gebaute Teufenzeiger mit Fahrtreeler. Der Apparat verhindert 
außerdem ein Anfahren in der falschen Richtung und setzt die 
sich selbst überlassene Fördermaschine, sobald die aufwärtsgehende 
Schale in die Hängebank einfährt, rechtzeitig still. 

Der Steuerbock verhindert durch eine sinnreiche Verriegelung 
des Steuerhebels mit den Betätigungzshebeln für die Manövrier- 
bremse und die Sicherheitsbremse falsche Bedienung der Stene- 
rung und der Bremsen. In der Führerstandsgrundplatte sind alle 
wichtigen Gestänge für die Steuerung und die Auslöseeinrichtung 
für die Sicherheitsbremse übersichtlich eingebaut, was ebenfalls 
für die Betriebssicherheit von großer Wichtigkeit ist. Nach einer 
kurzen Beschreibung der Bremseinrichtungen (Manövrier- und 
Sicherheitsbremse) der Fördermaschinen wird die Wirkungsweise 
der Gestänge an Hand einer Prinzipsskizze erläutert. 


Der Antrieb der Fördermaschine erfolgt in der Regel durch 
einen Gleichstrom-Nebenschluß-Fördermotor. Bei großen l.eistun- 
gen erfolet der Antrieb zuweilen durch 2 Motoren. Bei den 
Hauptschachtfördermaschinen hat man bisher die direkte Kupp- 
lung des Fördermotors mit dem Treibmittel bevorzugt. Die Ver- 
bindung der Motorwelle mit der llauptwelle erfolgt durch cine 
starre Flanschkupplung. Das Treibmittel ist im allgemeinen in 
2 Lagern gelagert. Die Motorwelle wird durch ein besonderes 
Außenlager uuterstützt. 


Nachdem in neuerer Zeit in der Herstellung von Zahnradgsr- 
trieben bedeutende Fortschritte gemacht worden sind, werden in 
vielen Fällen Fördermaschinen mittlerer Leistungen mit Vorge- 
lege-Antrieb ausgerüstet. Diese Anordnung ergibt eine Verrinze- 
rung der Gesamtanlagekosten, da bei Vorgelegeantrieb schnell- 
laufende Motoren verwendet werden können, während bei direk- 
tem Antrieb nur ganz geringe Drehzahlen (25 bis 60/min) in 
Frage kommen. Zweckmäßig erhalten die Zahnräder Doppel- 
pfeilverzahnung (System Citroen). Mit derartigen Rädern können 
in einem Räderpaar Übersetzungen bis 1:20 ausgeführt werden. 
Das große Zahnrad wird in der Regel auf die Welle des Treib- 
mittels aufgesetzt und der Motor entweder starr oder elastisch 
mit dem Ritzel verbunden. Die Vorgelegelager werden auf den 
gemeinsamen Grundrahmen der Fördermaschine aufgesetzt und 
das Vorgzelege ‚zweckmäßig durch eine Gußkapselung ein- 
geschlossen. 


Erwähnt sei noch eine besondere Aufstellungsart. der Förder- 
maschine, die sich für elektrische Fördermaschinen sehr gut 
eignet „Die Aufstellung der Fördermaschine im Schachtgerüst”. 
Hierfür kommt allerdings nur die Fördermaschine mit Treib- 
scheibe in Frage. Bei dieser Anordnung wird der Raum für ein 
besonderes Maschinenhaus gespart. 

Der l.eonardumformer besteht in der Regel aus dem Steuer- 
motor, der Steuermaschine und der Erregermaschine. Der Steuer- 
motor ist in fast allen Fällen ein asynehroner Drehstrommotor 
mit Schleifringrotor. Die Drehzahl der Umformer richtet sich 
nach der Größe der Steuermaschine und schwankt zwischen 
375/min bei großen Umformern und 150%/min bei kleinen Uw- 
formern. Der Steuerumformer wird meistens in der gleichen 
Flurhöhe mit der Fördermaschine aufgestellt. Zwecks Raum- 
ersparnis kann der Umformer auch in dem Keller des Förder- 
maschinenhauses, der in der Regel eine Höhe von 3% m erhält, 
untergebracht werden. Die SSW führen die Umformer stets 0 


14. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37. 


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aus, daß im Bedarfsfalle nachträglich ein Schwungrad zum Be- 
lastungsausgleich angebaut werden kann. 


Der Steuerapparat und Notschalter liegen im Erregerstrom- 
kreis der Steuermaschine. Ersterer wird vom Steuerbock in Ab- 
hängigkeit von dem bereits erwähnten Fahrtregler betätigt, 
letzterer unterbricht beim Einfallen der Sicherheitsbremse selbst- 
titig stufenweise die Erregung der Steuermaschine und macht 
diese spannungslos, wodurch gleichzeitig eine elektrische Bremsung 
les mit voller Erregung laufenden Fördermotors erzielt wird. 


Da die Hauptschachtfördermaschinen in der Regel mit Druck- 
uftbremsen arbeiten, ist fast stets eine eigene Drucklufterzeu- 
vingsanlage vorgesehen; diese besteht aus einem von einem 
lirehstrom- oder Gleichstrommotor mittels Riemen angetriebenen 
Kompressor und einem Druckwindkessel entsprechender Größe. 
lier Kompressor arbeitet in Abhängigkeit von dem Luftverbrauch 
der Bremsen bzw. in Abhängigkeit von dem im Luftdruckbehälter 
Ierrschenden Luftdruck in der Weise, daß bei einem festgelegten 
Mindestdruck die Kompressoranlage selbsttätig in Gang gebracht 
wird, während sie bei Erreichung des festgelegten Höchstdruckes 
sich selbsttätig wieder stillsetzt. 

An Hand eines Schaltbildes wird die Schaltung der Sicherheits- 
einrichtungen, die den Zweck haben, in Gefahrfällen die Sicherheits- 
bremse aufzuwerfen, erörtert. Das Aufwerfen der Sicherheitsbremse 
erfolgt durch einen Bremsmagneten, dessen Stromkreis durch die 
Sicherheitseinrichtungen unterbrochen werden kann. Ebenso wer- 
den die Einrichtungen besprochen, durch die eine Steigerung der Gc- 
schwindigkeit über eine gewisse Größe verhindert wird. 


Eine den SSW patentierte Anordnung „Das Anlassen und 
Stillsetzen des Steuerumformers vom Steuerbock aus” hat den 
Zweck, bei Fördermaschinen, die nur gering belastet sind, bei 
denen also nur wenige Züge bei dazwischenliegenden langen 
Förderpausen gefahren werden, die dauernden Leerlaufverluste 
des Steuerumformers zu vermeiden. Derartige unregelmäßige 
Förderung kommt hauptsächlich bei Kali- und Erzbergwerken 
vor, oder bei solchen Maschinen, die nur zur Seilfahrt dienen, 
aber ständig betriebsbereit sein müssen. Bei der erwähnten An- 
ordnung ist es möglich, den Umformer, sobald die Fördermaschine 
nach Beendigung eines Zuges zum Stillstand gekommen ist, durch 
eine kleine zusätzliche Bewegung des Manövrierbremshebels über 
seine Stellung „Bremse fest“ hinaus vom Netz abzuschalten und 
zleichzeitig den Anlasser des Steuermotors in die Nullstellung 
zu bringen. Soll ein neuer Zug gemacht werden, so ist zum An- 
lassen des Umformers nur nötig, den Manövrierbremshebel in die 
Stallung „Bremse fest” zurückzuführen, wodurch der Steuermotor 
wieder eingeschaltet und der Anlasser in seino Betriebsstellung 
gebracht wird. Der Umformer ist in etwa 8 s betriebsbereit. 
Die Anordnung ist. bereits bei mehreren Anlagen mit Erfolg ein- 
gebaut. Eine Energieersparnis tritt durch das Abschalten des 
Umformers bereits ein bei Pausen von mehr als 25 s. Die An- 
ordnung erschwert die Steuerung der Maschine in keiner Weise, 
da der Maschinist sich um das Abschalten und Wiedereinschalte i 
des Umformers nicht zu kümmern braucht. Er hat nur die für 
das Anlassen und Wiedereinschalten des Umformers in Frage 
kommende geringe Bewegung mit dem Manövrierbremshebel aus- 
zuführen. Die Betriebssicherheit der Anlage wird ebenfalls nicht. 
durch die Anordung gestört, da ein Lüften der Manövrierbremse 


und ein Wiederanfahren der Maschine nur bei vollkommen be-. 


triebsbereitem Umformer möglich ist. 


Von den verschiedenen Arten des Belastungsausgleiches hat 
der Ausgleich durch Schwungmassen in Verbirdung mit dem 
Steuerumformer die weiteste Verbreitung gefunden, Das 
Schwungrad ist hinsichtlich der Anschaffungskosten, der Wartung 
und des Raumbedarfes günstiger als eine Batterie, Die Schwung- 
riler werden mit Rücksicht auf ihre hohe Umfangsgeschwindie- 
keit (bis zu 140 m/s) aus hochwertigem Stahlguß hergestellt. 
lie Vorteile der hohen Umfangsgeschwindigkeit sind leichtere 
ud daher billigere Käder nnd Lager, sowie geringere Leerlauls- 
verluste. Mit Rücksicht auf ihre hohe Beanspruchung ist die 
Verbindung zwischen Schwungring und Nabe als Vollscheibe aus- 
seführt. Die Ausführung der Schwungräder als sogenannte 
\ıhenräder mit durchgehender Welle haben die SSW seit einiger 
Zit verlassen, da die Befestigung des Rades auf der Welle 
anßerordentliche Sorgfalt beim Einpassen der Welle erforderlich 
macht. Die SSW führen die Schwungräder als Flanschräder mit 
angeflanschten Wellenstümpfen aus. Abgesehen von der ein- 
wsndfreien \WVellenbefestigung hat diese Anordnung noch den 
Vorteil einer günstigeren Gewichtsverteilung und damit einer 
wesentlichen Gewichtsersparnis. | 


Die Schwungradlager werden als Gleitlager ausgebildet. Bei 
leichten Rädern kommt man mit Rinzschmierung aus. Bei schwe- 
reren Rädern und größerer Zapfenzeschwindirkeit erhalten die 
lager Ring- und Umlaufschmierung, bei ganz großen Rädern ist 
Preßölschmierung erforderlich. Außerdem erhalten dio Schwung- 
rüdlager zur Abführung der erzeugten Reibungswärme Wasser- 
kühlung. Neuerdings haben die SSW diese Arten der Schmie- 
rung allgemein durch die sogenannte Spülschmierung ersetzt. 
llierbei wird den Lagern das Schmieröl mit etwa 1 bis ?2 at 
Überdruck in solcher Menge zugeführt, daß außer zenügender 
Scthmierwirkuug auch eine ausreichende Kühlung erreicht wird. 


Besondere Sorgfalt ist auf die Ausbildung einer während 
des Betriebes ausrückbaren elastischen Kupplung (Stabfederreib- 
kupplung) zwischen Schwungrad und Steuerumformer gelegt, 
deren Wirkungsweise in dem Aufsatz eingehend beschrieben ist. 
Die Kupplung ist in hohem Grade elastisch und gegen geringe 
Wellenverlagerungen unempfindlich. 

Um die mit dem Leonardumformer gekuppelten Schwung- 
massen zur Energieabgabe zu zwingen, ist eine selbsttätige 
Drehzahlregelung des Steuermotors in Abhängigkeit von der Be- 
lastung der Fördermaschine erforderlich. Dies wird erreicht 
durch «len als selbsttätigen Schlupfwiderstand ausgebildeten Flüs- 
sigkeitsanlasser, der in dem Läuferstromkreis dos Steuermotors ein- 
geschaltet ist und dessen Widerstand durch ein Motorrelais, das in 
dem Sekundärstromkreis eines in der Zuleitung zum Steuermotor be- 
findlichen Stromtransformators liegt, vergrößert oder: verkleinert 
wird, je nachdem die Stromaufnahme des Steuermotors den einge- 
stellten mittleren Stromwert über- oder unterschreitet. 

In der Regel werden die Schwungmassen so bemessen, daß 
ein vollständiger Belastungsausgleich erzielt wird. Unter Um- 
ständen begnügt man sich aus Sparsamkeitsgründen auch mit einem 
unvollkommenen Belastungsausgleich, d. h., das Schwungrad soll nur 
die Spitzen des Kraftbedarfes der Steuerdynamo decken. In diesem 
Falle wird selbsttätig vom Steuerhebel aus für die Arbeitsperiode 
jedes Zuges eine höhere Stromaufnahme und für die Pause eine ze- 
ringere Stromaufnahme des Steuermotors eingestellt. Damit die mit 
dem Leonardumformer gekuppelte Erregermaschine bei Ilgnerbe- 
trieb, also stark schwankender Drehzahl konstante Spannung liefert, 
kommt ein selbsttätiger Nebenschlußregler in der üblichen Aus- 
führung zur Anwendung. 

Reserverücksichten, allmählicher Ausbau und gleichzeitiger 
Betrieb mehrerer Fördermaschinen führen zu verschiedenartigen 
Ausführungen der Fördermaschinen und vor allem der Umformer. 
Die einzelnen Möglichkeiten der Ausführungen werden durchge- 
gangen. Sind bei einer Anlage mehrere Fördermaschinen und 
mehrere Umformer vorhanden, so ist es möglich, die Förder- 
maschinen auf die einzelnen Umformer umzuschalten, wodurch 
eine erhöhte Betriebssicherheit der ganzen Anlage gewährleistet 
ist. Für diese Umschaltungen wird ein besonderer Umschalt- 
schrank vorgesehen. 

Bei der Batteriepufferung besteht der Umformer aus dem 
Steuermotor, der Steuermaschine uud der Puffermaschine Puf- 
fermaschine und Pufferbatterie sind gegeneinander geschaltet. 
Durch Änderung der Spannung der Puffermaschine wird die Puf- 
ferbatterie in Abhängigkeit von dem Kraftbedarf der Förderma- 
schine bzw. der Leistungsaufnahme des Steuermotors zur Leistungs- 
abgabe bzw. Leistungsaufnahme gebracht. Die Regelung der Erre- 
gung der Puffermaschine geschieht durch einen Schnellregler norm. 
Bauart. Sa. ; 


Fernmeldetechnik. 


Entwicklung des Funkwesens in Australien. — Die Bundes- 
regierung und die Amalgamated Wireless (Austral- 
asia), ltd., haben eine Vereinbarung für die Entwicklung 
desFunkwesens getroffen, u. zw. einschließlich eines direk- 
ten Handelsnachrichtendienstes zwischen Australien und England, 
eines solchen zwischen Australien und Nordamerika und von Neben- 
stationen in jeder Hauptstadt. Das Kapital der genannten Gesell- 
schaft wird auf 1 Mill. £ ‘erhöht, und die Regierung zeichnet davon 
POT Aktien. Sie erhält das Recht, drei Direktoren in den sieben 
Mitglieder umfassenden Verwaltungsrat zu schicken. Der bereits 
bestehende Küstendienst wird von der Amalgamated Wireless über- 
nommen, die alle Nachrichten zwischen Australien und dem Ver- 
einigten Königreich zu einer um ein Drittel ermäßigten Gebühr ver- 
mitteln wird. Sie beabsichtigt auch, in Australien diedrahtlose 
Telephonie für öffentliche Zwecke und das Privatpublikum 
einzuführen. Ihre Lizenzen sind derart erweitert worden, daß sie 
nach dem „Board of Trade Journal” jetzt in Australien und Neusee- 
land die ausschließlichen Rechte auf die Ausnutzung aller bestehen- 
den und künftigen Patente der vier Hauptfunksysteme der Welt 
besitzt. . 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Der Zerstäubungsvorgang glühender Wolframdrähte. — Die br- 
kannte Tatsache, daß glühende Drähte aus schwer schmelzbaren Me- 
tallen in evakuierten Röhren allmählich zerstäuben und sich auf 
der Glaswand niederschlagen, wird im allgemeinen als ein Subli- 
mationsvorgang aufgefaßt. Das Metall soll bei der hohen Glül- 
temperatur verdampfen und der Dampf sich als Metallbelagx auf der 
kühlen Außenwand des Gefäßes niederschlagen. Zu einer anderen 
Vorstellung kommt A. Goetz auf Grund zahlreicher sorgfähis 
ausgeführter Mikrophotographien sowohl des Niederschlags wie der 
Drähte in verschieden weit vorgeschrittenem Zerstäubungsstadium. 
Bekanntlich ist es noch nicht gelungen, Wolframdrähte aus ge- 
schmolzenem Metall herzustellen. Vielmehr ist man darauf an- 
gewiesen, das kristalline Wolframpulver durch ein Bindemittel zu- 
sammenzuhalten. Während nun reines Wolfram ein verhältnis- 
mäßig geringes Okklusionsvermögen für Gase besitzt, zeigt die 
Zwischensubstanz diese Eigenschaft in viel höherem Grade. Beim 


1170 


——oi 


Erwärmen werden die okkludierten Gase frei, und wenn die Er- 
wärmung so rasch erfolgt, daß die Diffusion zwischen den Kristallit- 


spalten nicht mehr schnell genug erfolgt, so wird das an sich lockere 


Kristallgefüge des Drahtes gewaltsam verschoben, die Oberfläche 
wird zerrissen und die äußersten Kristallite gewaltsam fortge- 
schleudert. Die Photographien des Niederschlags zeigen demnach 
unregelmäßig zerstreute Wolframsplitter, die Photographien des 
Drahtes einzelne Blasen, die zu großen Hohlräumen anwachsen 
können. Die Tatsache, daß ein in einer Stickstoffatmosphäre geglüh- 
ter Draht eine viel geringere Zerstäubung als im Vakuum zeigt, 
führt der Verfasser auf eine absorbierte Oberflächenschicht zurück, 
die durch das Glühen im Vakuum zerstört wird, während sie in der 
Gasatmosphäre wenig oder gar nicht angegriffen wird. (,„Phys. 
Zeitschr.” Bd. 23, 1922, S. 136.) Br. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Plan eines internationalen technischen Kongresses in Philadel- 
phia 1926. — Nach „Electrical World” besteht die Absicht, 1926 zu 
Philadelphia in Verbindung mit der Feier der Unabhängigkeits- 
erklärung vor anderthalb hundert Jahren einen internatio- 
nalen technischen Kongreß zu veranstalten. Die vier 
größten nationalen technischen Gesellschaften bearbeiten z. Z. 
mit dem Engineers’ Club of Philadelphia die Pläne für diese Ver- 
sammlung. 


‘ Frankfurter Herbstmesse 1922. — Die diesjährige Herbstmesse 
findet vom 8. bis 14. Oktober statt. Die dreischiffige, z. T. zwei- 
B enoraise Haupthalle des „Hauses der Technik” ist fertig ge- 
worden. 


Leipziger Messe 1922. — Gelegentlich der vom 27. August bis 
2. September abgehaltenen Leipziger Herbstmesse hat der „Wirt- 
schaftliche Nachrichtendienst” eineSpezialnummer seiner 
Auslandsnachrichten!) erscheinen lassen, die z. T. recht 
lesenswerte Mitteilungen über die Leipziger Messe und die Betei- 
ligung der verschiedenen Industrien enthält. 


Prager Herbstmesse 1922. — Die Prager Herbstmesse findet 
vom 3. bis 10. September statt. Reisenden aus Deutschland wird bei 
der Erteilung des Einreisevisums ein Gebührennachlaß von 75 % 
gewährt. Die nächste Frühjahrsmesse soll vom 12. bis 20. März 1923 
abgehalten werden. Nähere Auskunft erteilt für Deutschland die 
Geschäftsstelle der Zeitschrift „Nord- und Ost-Export”, Berlin W 35, 
Potsdamer Straße 122. 


Internationale Ausstellung flüssiger Brennstoffe in Paris 1922. 
— Nach „The Board of Trade Journal” veranstaltet die Société de 
Chimie Industrielle in Paris vom 4. bis 14. Oktober eineinter- 
nationale Ausstellung flüssiger Brennstoffe, 
mit der auch ein internationaler Brennstoffkongreß (9. bis 
15. Oktober) verbunden werden soll. 


Mustermesse Tokio 1922. — Die Nippon Sangyo Kyokai (Japa- 
nische Produktionsvereinigung) beabsichtigt, vom 15. bis 29. No- 
vember in Tokio die 1. japanische Mustermesse abzu- 
halten, die u. a. auch Erzeugnisse der Elektroindustrie um- 
fassen soll. Ausländer sind zugelassen, doch dürfte, wie das Aus- 
stellungs- und Messe-Amt schreibt, auf dieser 1. Messe bei der Kürze 
der zur Verfügung stehenden Zeit hiervon nicht viel Gebrauch ge- 
macht werden. Wir machen gleichwohl darauf aufmerksam, weil 
eu im Falle des Erfolges alljährlich wiederholt wer- 

en soll. 


Die Industriellen Belgiens gegen die Überschwemmung mit 
Ausstellungen. — Nach einer dem Ausstellungs- und Messe-Amt der 
Deutschen Industrie zugegangenen Mitteilung hat der Zentral- 
ausschuß der belgischen Industriellen eine gegen 
die in Belgien in den nächsten Jahren bevorstehende Überzahl von 
Ausstellungen gerichtete Resolution angenommen, Er fordert aus- 
drücklich, daß die 1923 in Gent geplante Metallindustrie-Ausstellung, 
ferner das Projekt einer internationalen Elektrizi- 
tätsausstellung in Brüssel 1925) und endlich das 
große Weltausstellungsprojekt, Brüssel 1930 angesichts der schlech- 
ten Finanzlage des Landes und der Tatsache, daß die belgische In- 
dustrie mit Verlust arbeitet, unbedingt fallen gelassen werden. 


Verschiedenes. 


Anwendung elektromagnetischer Kupplungen in der Industrie. 
— Bei den heutigen großen Zementmühlen braucht man für die An- 
triebe Motoren für 200 bis 600 PS. Handelte es sich bei dem Betrieb 
dieser Mühlen um eine konstante Belastung, so käme der Synchron- 
motor, der mit cos = 1 arbeitet, in Frage DieRohrmühle ver- 
langt aber beim Anlassen, selbst unter günstigsten Verhältnissen, 
140 bis 150 % des vollen Motordrehmoments, was der Synchronmotor 
nicht hergibt. Man verwendete daher früher allgemein Schleifring- 
motoren. Jetzt sind die magnetischen Kupplungen sehr verbessert 
worden und haben wegen ihrer großen Vorzüge vor mechanisch wir- 
kenden Kupplungen in Gummi- und Papierfabriken, Zement- und 


ı) Verlag: 


2 yarla : Deutscher nurnebaftedienet G m. b. H., Berlin 1922. 


TZ“ 1922, 8. 1148, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heit 37. 14. September 1922. 


Mehlmühlen, Pumpanlagen usw. seit 1913 Eingang gefunden. Die 
Motoren sind mit den Mahlgängen durch diese Kupplungen ver- 
bunden, sie werden leer angelassen, und es wird dann durch Et- 
regung der Kupplung die Mühle auf die normale Motordrehzahl ge- 
bracht. Seit 1918 hat man diese Antriebsart auch bei Zementmühlen 
angewendet und damit gute Erfahrungen gemacht. Die Kupplung 
muß so konstruiert sein, daß sie das maximale Drehmoment des 
Motors übertragen kann. Ist der Motor für normal 400 PS, maximal 
für 800 PS, bemessen, so muß die Kupplung mindestens 800 PS 
übertragen können; eine zu reichliche Dimensionierung ist unbe- 
denklich. Man ist sogar dazu übergegangen, nur eine Größe von 
Kupplungen für alle Mühlengrößen zu bauen, um den Vorteil der 
Normalisierung zu haben. 


: pse J; 
e. 
LLR EEL 


DES 


Abh: 8. Prinzip der elektromagnetischen Kupplung. 


Abb. ’8 zeigt den Bau einer solchen, von der Igranic Electrice Co., 
Bedford, bzw. der Cutler Hammer, Mfg. Co., Milwaukee, auf den 
Markt gebrachten „Igranic-Kupplung“ im Prinzip. Auf die treibende 
Welle A, ist ein Ringelektromagnet R mit gut isolierter und feuch- 
tigkeitssicher getränkter und eingebauter Wicklung W aufgesetzt, 
auf dessen Frontfläche an einem äußeren‘ Flansch bei B eine Rei- 
bungsauflage aus Asbest angebracht ist. Diese Auflage befindet sich 
auf einem besonderen Gußeisenring (Abb. 9), der zwecks Auswechse- 


Aeibungsring_ „ Reiburgsflöche 


Blechzwischenlage SH G : 
è E Xa 


"Ya 


rs bende i M a 
Welle 


Hohler 
Dübel 


Abb. 9 Ausführungsform der elektromagnetischen Kupplung. 


lung geteilt ist und sich am äußersten Umfang des Feldkörpers be- 
findet, wo die treibende Kraft an größten ist. Die durch Reibung 
erzeugte Wärme kann die Magnetspule nicht schädigen. Um bei fort- 
schreitender Abnutzung der Auflage diese noch immer mit der Gegen- 
seite in Kontakt zu halten, können unter dem Gußeisenring Bisen- 
blechringe eingelegt werden. Dem mit Gleichstrom erregten Elek- 
tromaxneten gegenüber steht eine kreisringförmige Eisenscheibe E. 
die mittels der Buchse C und einer starken, federnden Platte D auf 
die getriebene Welle A, aufgesetzt ist. Solange die Wicklung strom- 
los ist, hat die Scheibe E von dem Elektromagneten R bei a einen 
gewissen Luftabstand, so daß zwischen beiden keine Reibung auf- 
tritt und daher die Scheibe E nicht mitgenommen wird. Wird aber 
der Elektromagnet erregt, so zieht er die Scheibe E so stark an und 
biegt das federnde Zwischenglied D so stark durch, daß die Flächen 
bei a in Berührung treten und infolge des Reibungswiderstandes die 
Scheibe E und damit die Welle A, mitgenommen wird. 


m> =m = i 


a e m 


o u 


14. September 1922. 


Bei den ersten Ausführungen hatte man einen Anlaßschalter 
benutzt,durch den beim Einschalten des Elektromagneten zuerst Wi- 
derstand vorgeschaltet wurde, um das Kupplungsdrehmoment bzw. 
die Anlaßperiode regulieren zu können, weil die Motorenfabrikanten 
die Zeit (5—6 s), in welcher beim direkten Einschalten die Mühle 
auf normale Drehzahl kommt, als zu kurz in Rücksicht auf den Motor 
hielten. Erfahrungsgemäß kann man indessen, nachdem der Antriebs- 
motor auf normale Drehzahl gebracht ist, den Elektromagneten ohne 
weiteres auf das Netz schalten. Die Mühle kommt dann auf Drehzahl, 
so schnell es eben die Kupplung zuläßt. Die Zeit ist indessen hier kein 
Maßstab für die Sicherheit der Maschine, da es nur eine Frage der 
den verschiedenen Teilen der Einheiten zugemuteten Kräfte ist. Da 
die Übertragungsfähigkeit der Kupplung auf das Doppelte des Mo- 
tordrehmoments begrenzt ist, ist es klar, daß die übertragenen Kräfte 
die von den Maschinenbauern als sicher zugelassenen Kräfte nicht 


überschreiten können. Auch hat ein großer Elektromagnet dieser . 


Art eine beträchtliche Selbstinduktion, wodurch sowieso ein gewis- 
ses Zeitelement eingeführt wird. Während der ersten Sekunden nach 
dem Einschalten gleiten die Scheiben aufeinander, die Kupplung 
drückt indessen der Mühlenwelle bereits in dieser Zeit ein allmäh- 
lich zunehmendes Drehmoment auf, welches allen Spielraum in den 


. Getrieben aufnimmt, so daß im Augenblick, wo das Drehmoment 


groß genug ist, um die Mühle in Umdrehung zu versetzen, keine 
Stoßwirkungen auftreten, wie man sie bei einer solchen Kupp- 
lung erwartet haben könnte. Diese Kupplungen haben den Vorteil, 
daß der Teil, welcher den Elektromagneten bildet, demontiert wer- 
den kann, ohne die treibende oder die getriebene Welle entfernen 
zu müssen. Es sind vielmehr nur die Bolzen und hohlen Dübel zu 
entfernen, welche die Verbindung mit der treibenden Welle herstel- 
lien; der ganze Teil kann dann herausgenommen werden. 

Um eine genaue zentrische Übereinstimmung der Wellen her- 
beizuführen, was nötig ist, um Vibrationen zu vermeiden, verwendet 
man am besten Motoren mit drei Lagern und ordnet die Kupplung 
zwischen zweien derselben an. Bei Motoren mit zwei Lagern muß 
die genaue Übereinstimmung der Wellenmitten öfters nachgeprüft 


werden. (W. H. Costello, „Journ. Am. Inst. El. Eng.” Bd. 41, 
ae) Piz = | 


. Preise der Patentschriften. — Das Reichspatentamt hat den 
\ erkaufspreis der Patentschriften vom 31. August an für das Inland, 
ae und Österreich auf 25 M, für das übrige Ausland auf 125 M 
estgesetzt. ; 


Verwaltungsfragen. — Gelegentlich der 63. Jahresversammlung 
desDeutschen Vereins von Gas- und Wasserfach- 
männernin Homburg vor der Höhe hat Generaldirektor Oberbau- 
iat Heck aus Dessau einen sehr interessanten Vortrag über Ver- 
waltungsfragen gehalten. Er sprach von der inneren Notwendigkeit, 
gerade in Ansehung des heutigen Notstandes die kommunalen Be- 
triebswerkelvonallen bureaukratischen und finanziellen Hemmungen 
freizumachen. Sie müßten unbedingtalsreinkaufmännisch- 
technische Betriebe entpolitisiert und entbu- 
reaukratisiert werden. Auch sei es notwendig, die falsche 
Finanzierung und Wirtschaftsgebarung, die bei diesen Werken 
näufig Platz gegriffen habe, abzustellen. Hierzu gebe es zwei 
Möglichkeiten. Die erste Hauptgruppe sei die entsprechende Umor- 
ganisation der städtischen Werke in rein kommunale Form, d. h. 
ohne an dem kommunalen Besitzstand irgendetwas zu ändern (kom- 
wunale G. m. b. H. oder A. G., bei der die Stadt im Besitz sämtlicher 


- Aktien ist). Die zweite Hauptgruppe sei die Umorganisation unter 


gm 


Hinzuziehung von Privatkapital, entweder in Form gemischtwirt- 
schaftlicher Unternehmungen oder in Form einer Verpachtung der 
Werke bzw. deren Betriebe an Privatunternehmer, oder schließlich 
in Form einer Zwillingsgesellschaft. Der Vortragende verwarf die 
rein kommunale Form, da sie nicht genügend Schutz gegen die frem- 
den Einflüsse biete, weil eine Festlegung der Umwandlung der Or- 
"anisation im Gesetze fehle. Selbst die zu diesem Zweck geschaffe- 
nen Ortsgesetze könne ja eine spätere andere Mehrheit jederzeit wie- 
ver umstoßen. Darum trat Heck entschieden dafür ein, daß über die 
Umwandlung der Organisation unbedingt ein langfristiger Vertrag 
mit einem Dritten vorliegen müsse Nur so könne eine Stetigkeit 
und Gesundung der kommunalen Betriebe im Interesse der Allge- 
meinheit herbeigeführt werden. In seinen weiteren Ausführungen 
wies der Vortragende unter anderem darauf hin, daß bei den durch- 
aus ungenügenden Abschreibungen, wie sie heute gemacht würden, 
»» manches Werk, das voranschlagsmäßig erheblichen Gewinn ab- 
würfe, in Wirklichkeit finanziell krank sei, wie er an einigen Bei- 
spielen näher ausführte. Heck entwickelte weiter, daß wohl kein 
Betriebsleiter ein kommunales Werk den Interessen der Großindu- 
trie ausliefern wolle, so wertvoll die Verbindung mit der Privat- 
industrie sei; darum müsse letztere sich auch darüber klar sein, daß 
ste sich bei einer Verbindung mit einem kommunalen Werk entspre- 
chend auf die kommunalen Interessen einstellen müsse. Den we- 
»ntlichen Unterschied zwischen einer Verbindung des kommunalen 
Werkes mit der Privatindustrie und der Schaffung eines fachmänni- 
schen Verwaltungsrates aus wenigen Münnern sieht Heck darin, daß 
dieser Verwaltungsrat seine Beschlüsse ganz unabhängig von poli- 
schen Einflüssen faßt, weil seine Mitglieder nicht — wie dies bei 
städtischen Kommissionen leider häufiger vorkommt — in ihren Aus- 
führungen zum Fenster hinaus sprechen, sondern vielmehr ihre Ent- 
sheidungen rein von sachlichen Gründen allein abhängig machen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37. 


1171 


Der Vortragende setzte sich entschieden für die Form der Zwil- 
lingsgesellschaft ein, bei der die beiden Vertragskontrahenten — 
Stadt und Privatgesellschaft — ein besonderes, ganz selbständiges 
Unternehmen zum Betrieb und für die Verwaltung der kommunalen 
Werke bilden. 

In dem Meinungsaustausch über diesen Vortrag äußerte sich das 
Mitglied des Magistrats der Stadt Fürth, Stadtbaurat und Magistrats- 
rat Spitzfaden, dahingehend, daß die für die werbenden Be- 
triebe der Stadt unbedingt erforderliche Handelsfreiheit in einem 
kommunalen Betriebe wohl nie zu erreichen sei und daher die Her- 
einziehung von Privatkapital und ein festes Vertragsverhältnis zwi- 
schen Stadt und Privatfirma in dieser schweren Not der Städte auf 
die Dauer das einzige Heilmittel sein und bleiben werde. Mit Aus- 
nahme von Stadtbaurat W a h l- Dresden, der die Behauptung auf- 
stellte, daß in Dresden die Gemeindewerke trotz rein kommunaler 
Form der Verwaltung jetzt doch die unbedingte Handlungsfreiheit, 
die auch er für unerläßlich hält, bereits besäßen, sprachen eich alle 
anderen Diskussionsredner dahin aus, daß eine Entpolitisie- 
rung und Entbureaukratisierung der städti- 
schen Werke und die völlige Handelsfreiheit 
ihrer Direktoren eine nicht mehr zu unterdrückende Forde- 
rung dieser Zeit seien. Daß aber andererseits auch Versuche ge- 
macht werden, bei der Beibehaltung der städtischen Werke im allei- 
nigen Besitz der Städte diesen Werken die absolute Handelsfrei- 
heit durch Festlegung dieser Forderung in den Gesetzen mit Sicher- 
heit zu verschaffen, beweist die von Direktor Dr. Klein-Offen- 
bach a. M. eingebrachte Resolution, die nach Mitteilung des Gene- 
raldirektors Tillmetz-Frankfurt a M. auf der 62. Haupt- 
versammlung des VdI von etwa 2500 Teilnehmern einstimmig an- 
genommen wurde und lautet: „Die in Dortmund tagende 62. Haupt- 
versammlung des Vereins deutscher Ingenieure tritt mit aller 
Schärfe dafür ein, daß in den Reichs- und Landesgesetzen wie in 
den Städte- und Gemeindeordnungen eine eindeutige und zwingende 
Grundlage geschaffen wird, um an Stelle der jetzt formalen Ver- 
waltung öÖffentlich-rechtlicher Betriebe und Unternehmungen die 
zur Erzielung des Höchstmaßes ihrer Leistungen unbedingt ge- 
botene rein kaufmännisch-wirtschaftlich-technische Betriebsfüh- 
rung und Verwaltung unbedingt sicherzustellen, wie dies im Juni- 
und Juliheft 1920 der Monatsschrift „Technik und Wirtschaft“ 
(Verein deutscher Ingenieure) näher präzisiert ist.” 

Der Deutsche Verein von Gas- und Wusserfachmännern ist jetzt 
der Resolution gleichfalls einstimmig beigetreten. Man ersieht hier- 
aus, daß diese für die Gesundung unserer Städte und Gemeindever- 
waltungen so wichtigen Fragen in immer größeren Kreisen der 
Fachleute Verständnis finden, und man darf wohl die Hoffnung aus- 
Sprechen, daß damit für den Wiederaufbau unseres Vaterlandes 
recht nutzbringende Arbeit geleistet wird. 


Industrie und Handel. 


. Der deutsche Außenhandel mit elektrotechnischen Erzeug- 
nissen im Juli 1922, — Während der Ausfuhrüberschuß des ge- 
samten deutschen Außenhandels wertlih in den 
ersten beiden Monaten des Jahres 1922 rd 1753 und 2481 Mill. M 
betrug, ist seit März an seine Stelle ein Übergewicht der 
Einfuhr getreten, das sich von rd 1687 auf 5337 Mill. M im Mai 
gesteigert hat, im Juni 4122 Mill. M betrug und im Juli auf rd 
10031 Mill. M angewachsen ist. Gegen den Vormonat hat die Ge- 
samteinfuhr um 7,7 Mill. dz bzw. 11,3 Milliarden M zugenommen, wäh- 
rend die Ausfuhr der Menge nach um 2,4 Mill. dz zurückgegangen, 
wertlich um 5,4 Milliarden M gestiegen ist. Dieses außerordentlich 
ungünstige Ergebnis und die damit stark erhöhte Passivität 
unserer Handelsbilanz war im wesentlichen die Folge 
überaus großer Kohlenimporte, insofern allein 7,5 Mill. dz auf die 
Mehreinfuhr von Steinkohlen entfielen. Das Resultat des Außen- 
handels (Spezialhandel) mit elektrotechnischen Er- 
zeugnissen ist im Juli gleichfalls ungünstig gewesen, denn 
der Import hat der Menge nach gegen den Vormonat zu-, der Export 
abgenommen. Die Einfuhr ergab, wie die Übersicht zeigt, 
3927 dz im Wert von 34,910 Mill. M, d. s. 633 dz mehr als im Juni 
(3294 dz bzw. 26,680 Mill. M). Gegen Juli 1921 (1194 dz) errechnet 
sich eine Steigerung um 2733 dz; hinter der im gleichen Monat von 
1913 (4538 dz) — für 1914 liegen keine Angaben vor — importier- 
ten Menge ist die Einfuhr diesmal um 611 dz zurückgeblieben. Sie 
war im Vergleich zum Vormonat, wenn man die Rückware berück- 
sichtigt, größer bei Dynamos usw. (+ 587 dz), Bogen- usw. Lampen, 
Glühlampen (+ 128 dz), Starkstromvorrichtungen (+ 556 dz) und 
bei Montierungsteilen aus Porzellan usw. Die Einfuhr von Kabeln 
hat sich um 97 dz, die von Isolationsgegenständen aus Asbest usw. 
um 382 dz verringert. An Dynamos, Motoren usw. (ohne fertige 
Anker usw.) sind 1284 Stück hereingekommen (1006 i. Vm.), an 
Bogenlampen 20 Stück (7 i. Vm.), an Metalldrahtlampen 0,360 Mil- 
lionen (0,173 i. Vm.); Kohlenfadenlampen usw. hat Deutschland 
im Juli nicht aus dem Auslande bezogen, auch keine Telegraphen- 
werke, Dagegen wurden 16 dz Porzellanisolatoren für Tele- 
graphen- und Fernsprechleitungen eingeführt (1 dz i. Vm). Die 
Ausfuhr betrug 77 809 dz im Wert von 1018852 Mill. M, was 
eine Verringerung gegen Juni (78203 dz bzw. 897,670 Mill. M) um 
3% dz, gegen den gleichen Monat von 1921 (116 237 dz) um 38 428 dz 
und schließlich gegen Juli 1913 (99 250 dz) um 21441 dz bedeutet. 
Während der Export bei Kabeln um 4668 dz, bei Meß-, Zähl- und 


Erzeugnisse 


1. Dynamos, Motoren, Umformer, 
Transformatoren,Drosselspulen | | 
Anker und Kollektoren!).. . .12243°%) 18325 


239 21824187613 
3058 


3 Akkumulatoren, Ersatzplatten.| 11%) 1471 6] 4037 6 í 
3. Kabel?) u f , a a e ee a 13 49 66796769 204720 74940 
4. Bogen-, Quecksilberdampf- usw. 

Lampen, Gehäuse N pna 

locken, Scheinwerfer, Reflek- = : 

EEE: ra af a5) 1675) 5l 
5. Glühlampen . .. s... 3 | 5853! 45| 1297| 50832) 598 
6. Telegraphenwerke ne ? n 

sprecher (auch für Funkdienst E ESPOR P 

Sicherungs- u. Signalapparate , 18591 663, 383 97 63996 2297 
7. Starkstromvorrichtungen®) .[ 933 | 4548, 125 153931285387 | 11504 
8. Elektromedizinische Apparate .| 219%) 54 12| 726| 41222] 664 
9. Meß-, Zähl- und Registriervor- l 

richtungen .. o.s 116 | 2118, 17| 1906| 9143| 1252 
10. Elemente, Batterien ..... 109| 76, 11 1819| 21274 | i. = 6 

i ER en): 

11. Heiz- und Kochapparate . . .|2059 1329 4| 1156| 29045, 631 
12. Montierungsteile aus Porzellan,| 5 

Steingut, Glas usw.$). . .. . 23 REIH Hlin Gruppe? enthalten 
13. Isolationsgegenstände aus As- BER i 

best, Glimmer, Mikanit usw. .| 97 | 831| 34| 49) 1746 a 
14. Isolierrohre aus Papier, Pappe .| — —, —| 1321, 7241, 2109 
15. Unvollständig angemeldete Er- 68 

Zeugnisse — —! — —| — 


Registriervorrichtungen um 334 dz, bei Elementen und Batterien 
rd 284 dz und weiter bei Isolationsgegenständen aus Asbest usw. 
sowie bei Isolierrohren zugenommen hat, ist er bei Dynamos usw. 
(— 509 dz), bei Akkumulatoren (— 912 dz), Bogenlampen USW., 
Glühlampen (— 68 dz), Schwachstromvorrichtungen {= 512 dz), 
Starkstromvorrichtungen (— 2931 dz), elektromedizinischen Ap- 
paraten (— 478 dz), Heiz- und Kochapparaten (— 314 dz) zurück- 
gegangen, Von Dynamos usw. (ohne fertige Anker usw.) hat 
Deutschland 13409 Stück ausgeführt (18111 i. Vm.), an Bogon- 
lampen 146 Stück (99 i. Vm.), an Metalldrahtlampen 3,360 Millionen 
(3,566 i. Vm.) und an Kohlefaden- usw. Lampen 0,129 Mill. Stück 
(0,269 i. Vm.). Von Isolatoren aller Art aus Steingut oder Por- 
zellan gingen 3542 .dz gegen 4988 im Juni über die Grenze._ Der 
Überschuß.der Ausfuhr über die Einfuhr betrug im Juli 73 882 
dz bzw. 983,942 Mill. M. 


China. — Ein aus dem April stammender Bericht des, kana- 
dischen Handelskonmissars in Schanghai, den „Electrical Review") 
wiedergibt, hebt die Art und Weise hervor, in der sich der Chinese 
trotz der z. T. noch sehr rückständigen Verhältnisse seines Landes, 
der langsamen Entwicklung moderner Industrieunternehmungen, 
des Mangels an Verkehrsgelegenheiten usw. die Fortschritte der 
Elektrotechnik zu eigen gemacht und die Vorteile elektrischer 
Arbeit für seine Bedürfnisse auszunutzen gelernt hat. Wie das ja 
auch schon mehrfach von=edeutschen Sachverständigen ausgeführt 
worden ist!?), finden sich überall elektrische Lichtanlagen, 
auch wird der Strom für manche Industrien als Kraftquelle ver- 
wertet, z. B. zum Betrieb von Reismühlen, Seidenhaspeln, kleinen 
Maschinenwerkstätten. Fast alle Lichtwerke rein chinesischer Ort- 
schaften befinden sich im Besitz von Aktiengesellschaften, während 
sie in Schanghai, Tientsin, Hankau, Hongkong den Gemeinden ge- 
hören. Daneben haben aber auch zahlreiche Privatunternehmen 
Anlagen dieser Art geschaffen. Infolge solcher Entwicklung und 
der Vervollkommnung industrieller Betätigung ist die Einfuhr 
elektrotechnischer Erzeugnisse mehr und mehr ge- 
wachsen; ihr Wert betrug nach dem Bericht in Mill. Haikwan Taels: 


a | 96 | 197 | ams | i99 | a9% | az 


an4 | onen | a378 | 4308 , 5170 | 655 | 132., 


An diesem Import sind hauptsächlich Großbritannien, die V. S. 
Amerika und Japan beteiligt gewesen. Früher wares Deutsc h- 
land, so sagt der Handelskommissar, das sich schon immer diesem 
Industriezweig besonders zugewandt und an der Einfuhr elek- 
trischer Bedarfsartikel nach China großen Anteil genommen hat. 
Während des Krieges konnte es nichts beisteuern, doch stellte sich 


1) Die ‘Ausfuhr umfaßt auch andere Teile vollständiger Maschinen. —?) Die 
Ausfuhr umfaßt auch isolierten Draht aus unedien Metallen. — ?) Die Ausfuhr 
umfaßt auch Quecksilberumformer und die Isolationsgegenstände der Gruppe 12 
(außer Glocken). — *) Außer Porzellanisolatoren für Talegraphen- und Fern- 
sprechleitungen. — 5 Davan etwa 200 dr, Rückware. —® Darunter 6 dz Rück- 
ware. — N» Darunter 2 dz Rückware. — ®) Rückware. — °) Davon 8 øz Rückware. — 
10) Darunter 202 dz Rückware. 

u) Rd. 91, 1922. S. 116. 

w, Vgl. 7. B. ETZ 1922, S. 516. rag 

5) Nach „Ihe Board of Trade Journal. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37. 


kir 
Insgesamt|3927 '34910/1194|77809 1018852 116237 


14. September 1922, 


der Wert seiner Zufuhren 1920 bereits wieder auf 98 500 Hk. Tis, 
und alle Anzeichen sprechen dafür, daß es künftig eine bedeutende 
Menge der von den Chinesen benötigten elektrotechnischen Waren 
liefern wird. Alle bekannteren Firmen der genannten drei Her- 
kunftsländer haben in China eigene Agenten oder Vertretungen 
und unterhalten große Lager normaler Ausrüstungsteile, wie z. B. 
kleiner Dynamos und Motoren. Die Nachfrage ist groß, 
der Marktlebhaft und entwicklungsfähig. Er läßt sich aber 
nicht auf dem Wege der Korrespondenz und mit Hilfe von Kata- 
logen bearbeiten, wie der Berichterstatter betont, weil der Chinese 
solcher Propaganda durchaus gleichgültig gegenübersteht, sondern 
nur durch persönliche Vertretung und Vorlegen von 
Mustern. Bemerkenswert ist, daß sich der Chinese auf elektro- 
technischem Gebiet bereits gute Kenntnisse erworben und die 
Fähigkeit erlangt hat, Installationen sowie die üblichen Repara- 


turen an elektrischen Anlagen unter der Leitung fremder Inge- 


nieure, kleinere Wiederherstellungen bzw. Verbesserungen auch 
selbständig auszuführen, u. zw. zu erheblich niedrigeren Preisen, 
als sie ausländischen Firmen gezahlt werden müssen. 


Da nur weniea Wasserkräfte zur Verfügung stehen, 
fehlt es an hydroelektrischen Kraftstationen. Zwar finden sich am 
oberen Jangtsekiang Stellen, wo mehrere Tausend Pferdestärken 
gewonnen werden könnten, sie liegen aber zu weit von den Indu- 
striezentren ab, und in der Nähe der Küste und der Fabrikstädie 
sind keine vorhanden, so daß nur Kohle als Energiequelle ver- 
wendet wird, über die China ja in reichem Maße verfügt. 


Der Bericht äußert sich dann auch über die unter Mitwirkung 
deutschen Kapitals (Stinneskonzern) ins Leben gerufene Elec- 
trical Appliances Manufacturing Co. of China, 
die, wie unseren Lesern bekannt, in Soochow an der Eisen- 
bahn Schanghai—Nanking ein elektrotechnisches Werk errichten 
will, und nennt diesen Ort keinen schlechten Platz für Fabrika- 
tionszwecke, weil er direkte Eisenbahnverbindung und außerdem 
eino Wasserstraße nach Söhanghai und dem Meere besitzt. 

Was die Herstellung von Glühlampen betrifft, so wird mit- 
geteilt, daß die General Edison Co. of China vor drei Jahren mii 
der Erzeugung begonnen hat. Sie zahlt ausgewählten Arbeitern 
80 cts bis 1 mex. $ (40 bis 50 amerik. cts) für den 10-Stundentag. 
Ein solcher Arbeiter produziert täglich 1700 bis 2000 Birnen, wäh- 
rend ein erfahrener amerikanischer Arbeiter für dieselbe Tätigkeit 
und 8h etwa 10 $ Gold erhält, aber nur etwa 1200 bis 1500 Birnen 
liefert. Diese gehen dann in die Lampenfabrik, die dem Arbeiter 
täglich 40 mex. cts (20 amerik. cts) bezahlt, wogegen die gleiche 
Arbeit in Amerika dem damit Beschäftigten 4,10 $ Gold je Tag ein- 
bringt. Überdies ist die chinesische Lampe nach Ansicht des 
kanadischen Berichterstatters besser als die amerikanische, denn 
sie brennt 1200 bis 1500 h gegen 1000 bei letzterer. So hat China 
denn 1921 auch zum erstenmal Glühlampen im Wert von 35 000 
amerik. $ trotz des hohen FEinfuhrzolles nach den V. S. Amerika 
exportiert, 

Die Mitteilungen des Kanadiers finden eine Ergänzung in dem 
vor kurzem von dem „Board of Trade Journal”!) veröffentlichten 
Bericht der Seezollbehörden, demzufolge die Einfuhr 
elektrotechnischer Erzeugnisse weitere Fortschritte gemacht hat 
und 1921 einen Wert von 132 Mill. Hk. Tis erreichte. Zwar haben 
die ungünstigen Handelsbedingungen das Geschäft in kleinen Licht- 
anlagen beeinträchtigt, doch ist dessen Rückgang wohl auch dar- 
auf zurückzuführen, daß neue öffentliche Lichtwerke geschaffen 


‘bzw. bereits bestehende erweitert wurden. Für große Kraft- und 


Lichtanlagen im Innern des Landes hat man 1921 mehrere Verträge 
abgeschlossen. Die Tendenz, Einheiten von 1000 bis 5000 kW zu 
installieren, wächst, während noch vor einigen Jahren 200 bis 
400 kW als für die Bedürfnisse ausreichend erachtet wurden. Den 
Fortschritt in der Verwendung elektrischer Arbeit beweist die Tat- 
sache, daß neuerdings mehrere bedeutende Werke solche auch am 
Tage abgeben; bisher war es üblich, nur nachts Strom zu produ- 
zieren. Der Markt für Leitungsmaterial, Porzellanisolatoren usw. 
befand sich 1921 in Händen der Japaner. Lampen wurden von den 
holländischen Fabrikanten geliefert, bessere Installationsteile und 
(Hlaswaren von Amerika; doch sind letztere gegen Jahresschluli 
auch aus Deutschland nach China gekommen, u. zw. zu billigeren 
Preisen als die amerikanischen Erzeugnisse. 


„Electrical Review” bringt ferner einige willkommene Einzel- 
heiten über die Entwicklung elektrischer Anlagen in der Provin? 
Schantune. 1894 hatte man in Tsinan die Electric Light Co 
errichtet, deren jährlicher Gewinn auf 0,1 Mill. $ geschätzt wird. 
und die jetzt in einer mit den neuesten Maschinen ausgerüsteten 
Station arbeitet. Dieser folgt an Bedeutung die 1918 mit 80 000 ` 
gegründete Tsining Electrice Light Co.; ihr Kapital ist im 
wischen auf 0,2 Mill. $ erhöht worden. Die von japanischen Kapi- 
talisten ins Leben gerufene Lichtgesellschaft zuFangtse ha 
man wegen Opposition der Einwohner und finanzieller Verluste 1" 
die Hände eines chinesischen Konzerns überführt und 1920 mil 
30000 $ zu neuer Entwicklung gebracht. 1921 wurde weiter In 
Tenhsien eine Lichtgesellschaft mit 60000 $ gegründet, die am 
Ende des abgelaufenen Jahres 15 % Dividende geben konnte. Vor- 
aussichtlich in diesem Herbst wird die Lung Hwang Electric Light 
Co., die die Hafenstadt Lungkou und das in einer an Natur 


1) Bd. 19, 1922, N. %. 


a a EE 


14. September 1922. 


schätzen reichen Gegend liegende Hwanghsienmit elektrischer 
Arbeit versorgt, ihren Betrieb aufnehmen. Die Stadt Tsinan er- 
hält auch elektrische Straßenbahnen, u. zw. unter Aufwendung 
eines Kapitals von 1 Mill. $. Da die dortige Telephongesellschaft 
dauernd mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, ist ihr 
Besitz an eine Gruppe privater Kapitalisten übergegangen, unter 
deren Verwaltung sich die Lage des Unternehmens derart hob, daß 
die Dividende auf 50 % steigen konnte. Sein Kapital beträgt jetzt 
o7 Mill. $. 


SITZUNGSKALENDER. 
Deutsche Gesellschaft für Metallkund. Vom 14.—17. X. 


Hauptversammlung in Essen. An Vorträgen werden gehalten: 
l. Obering. Th. Metzger: „Die elektrischen Schmelzöfen für 
Nichteisen metalle“. 

2. Dr.-Ing. A. Peter: „Das Pressen von Metallen“. 

3. Prof. Dr. W. Fraenkel: „Die Korrosion der Nichteisenmetalle‘‘. 

4. Dr. Schiebold: „Die Verfahren zur Untersuchung der Metall- 

struktur mit Röntgenstrahlen“. 

Ferner werden mehrere Metallwerke, sowie die Accumulatoren- 
fabrik A. G. Hagen und die Anlagen von Basse & Selve, Altena, be- 
sıchtigt. 

Vereinigung der Zählertechniker deutscher Elektrizitätswerke, 
Dresden. 23./24. IX. 1922: Ordentliche Tagung in Chemnitz, Christ- 
liches Hospiz, Friedrichsplatz 2. Es werden u. a. folgende Vorträge 
uut Diskussion gehalten: 

l. Ing. Schramm: „Blindleistungs messung‘“. 

2. Zählering. Kosanke: „Erfahrungen mit Pauschalanlagen‘“. 

3. Zäblering. Kutzner: „Maßnahmen zur Bekämpfung von 

Stromdiebstählen‘“. 

Ferner findet eine Besichtigung der Zählerabteilung des Städt. 

Elcktrizitätswerks Chemnitz statt. 


1922 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


Gisbert Kapp. Zu dem auf Seite 1129 dieses Heftes veröffent- 
lichten Nachruf ist noch nachzutragen, daß Kapp von den Tech- 
nischen Hochschulen Dresden und Karlsruhe durch Verleihung des 
Dr.-Ingenieurs e. h, ausgezeichnet wurde, und daß er in England 
dreimal] hintereinander die Telford-Medaille erwarb. Welche 
Lebenskraft und welcher Schaffensdrang noch zuletzt in diesem 
Manne wohnte, erkennt man daraus, daß er trotz seines furchtbaren 
Leidens geistig außerordentlich rege war und sich mit schwierigen 
technischen Problemen befaßte. So hat er z. B. noch zwei Tage 
vor seinem Tode seinem ältesten Sohne die Grundgedanken einer 
seinem Geiste vorschwebenden Erfindung auseinandergesetzt, 
welche darauf beruht, einen neuen Apparat zu konstruieren, mittels 
dessen ein Schiffskapitän von seiner Kabine aus die jeweilige, ge- 
naue Stellung seines Schiffes feststellen kann. Kurt Perlewitz. 


Hochsehulnachrichten. — Infolge Übernahme der Münchener 
Handelshochschule durch die Technische Hochschule München hat 
der Bayerische Landtag vom Wintersemester 1922/23 ab die Er- 
richtung je einer ordentlichen Professur für Rechtswissenschaft 
und Privatwirtschaftslehre an dieser Technischen Hochschule ge- 
nehmigt. Zur Besetzung der ersteren ist ein Ruf an den Honorar- 
professor der Universität München, Dr. F.van Calker, früher 
^. Prof. an der Universität Straßburg, ergangen. Auf den Lehr- 
stahl für Privatwirtschaftslehre wurde der derzeitige Direktor der 
Handelshochschule München, Prof. Dr. F. Werner, berufen. — 
Dr.-Ing. Georg Siemens hat sich an der Universität Münster mit 
einer Antrittsvorlesung über „Die Entwicklungsgeschichte der deut- 
sehen elektrotechnischen Industrie” als Privatdozent habilitiert und 
wird im kommenden Wintersemester über „Theoretische Elektro- 
technik“ zu lesen beginnen. Seine Habilitationsschrift behandelte 
das Thema: „Die elektrische Maschine in einheitlicher Darstellung“. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung 
. und ohne deren Verbindlichkeit.) 
Neuer Effekt bei der Wechselstrommagnetisierung'). 


Im Zusammenhang zu den Bemerkungen über diesen Gegen- 
stand in „ETZ“ 1922, S. 946 sei auch auf die Verwendbarkeit des 
magnetischen Drehfeldes zur magnetischen Scheidung hingewiesen. 


. 1) Näheres hierüber in meinen nachstehenden Veröffentlichungen: „Über 
«ein neues Anwendungsgebiet des Drehstroms /Der Drehfeldseparator/* El. Anz., 
Jahrg. 1919. Nr. 42—45; „Die Anwendung der magnetischen Drehfelder zur magne- 
tischen Aufbereitung von Erzen.“ Helios Jahrg. 1919, S. 81-86; „Einige Neuartige 
Verwendungsgebiete des magnetischen Drehfeldes“. TRUA II. S. 174. sowie in 
den mir auf den magnetischen Drehfeldscheider erteilten D. R. P. Nr. 297588, 
Ken und 307370 und in „Schweizerische Elektrotechn. Zeitschrift“ Jahrg. 1919 


Elektrotechuische Zeitschrift. 


1922. Heit 37. 1173 


Hier wie dort gelangen Wechselströme für die Magnetisierung zur 
Anwendung. Dies verdient besonders betont zu werden, da vielfach 
die Ansicht vertreten ist, daß für die magnetische Scheidung aus- 
schließlich nur Gleichstrommagnete verwendbar wären. Es muß zu- 
gegeben werden, daß die Verwendung derselben im allgemeinen 
zroße Vorteile gewährleistet. Die erfolgreiche magnetische Aufbe- 
reitung gewisser Erze u. dgl. wird aber nur bei Verwendung von 
durch Wechselströme erregten Magneten möglich sein, da hier die 
bisher üblich gewesenen magnetischen Scheideverfahren vollständig 
versagen. 


Bodenbach a. E., 2. VIII. 1922. 
Gustav W. Meyer. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Handbuch der drahtlosen Telegraphie und Tele- 
phonie. Ein Lehr- und Nachschlagebuch der drahtlosen Nach- 
richtenübermittlung. Von Dr. Eugen Nesper. In 2 Bänden. Mit 
1321 Abb. im Text u. auf Tafeln. 1. Bd. L u. 708 S. in 8°. 2 Bd. 546 8. 
in 8°, Verlag von Julius Springer, Berlin 1921. Preis geb. 390 M. 


Es gibt Bücher, an denen man nichts zu tadeln, und solche, an 
denen man nichts zu loben findet. Nespers Handbuch gehört weder zu 
den einen noch zu den andern, es besitzt beides, Vorzüge und Mängel. 
Alles in allem ist es eine achtunggebietende Leistung. Wenn man 
bedenkt, daß Nesper als erster in so umfassender Weise den in 25 
Jahren erarbeiteten Stoff auf dem Gebiete der drahtlosen Telegra- 
phie zu einem großen Handbuch zusammengetragen hat, so fühlt man 
eine Verpflichtung des Dankes dafür, daß er sich nicht scheute, diese 
ungeheure Arbeit zum Nutzen aller Jünger seines Faches zu über- 
nehmen, und man wird sich nicht beklagen, wenn nicht alles restlos 
geglückt erscheint. Ganz abgesehen von der Frage, wie weit die ge- 
steckten Ziele erreicht sind, muß man anerkennen, daß sich nicht 
häufig Werke finden, in denen ein Einzelner eine so riesenhafte 
Fülle von Stoff zusammengebracht und verarbeitet hat. Wenigstens 
in dieser Beziehung kann man auf verwandtem Gebiete den Ver- 
gleich mit Gustav Wjedemanns Lehre vom Galvanismus und Elek- 
tromagnetismus wagen, diesem berühmten Werke der Elektrizitäts- 
lehre aus vergangenen Jahrzehnten, das noch heute eine wahre 
Fundgrube bildet. Auch in Nespers Handbuch mag man in späteren 
Jahren manche derweil vergessene Anregung gelegentlich wieder 
ausgraben. 


Am wenigsten wird das Nespersche Werk den Zweck eines Lehr- 
buches erfüllen. Und gerade hierin hat es ja auch in guten anerkann- 
ten erößeren und kleineren Lehrbüchern starken Wettbewerb. Aber 
als Nachschlagebuch ist es in seiner Art einzig, ob es zwar auch in 
dieser Hinsicht vom Ideal noch entfernt ist. 

Der Verfasser hat sich mancher Mühe unterzogen, um anderen 
die Benutzung des Buches zu erleichtern. Das ungewöhnlich ausführ- 
liche systematische Inhaltsverzeichnis vor dem Text umfaßt allein 
35 Seiten, so daß man fast ein Inhaltsverzeichnis des Inhaltsverzeich- 
nisses vermißt, d. h. eine übersichtliche Darstellung der Hauptglie- 
derung des Stoffes. So ist es tatsächlich bei der durch weitgetriebene 
Unterteilung erschwerten Übersicht passiert, daß die böse Nummer 7 
hei den Kapitelüberschriften zweimal auftritt. Am Schluß des Buches 
findet sich ein Namen- und ein Sachregister von zusammen abermals 
35 Seiten. Ferner ist ein Literaturverzeichnis beigegeben, das natür- 
lich bei der ungeheuren Zahl der einschlägigen Publikationen nicht 
entfernt vollzählig sein kann, das also höchstens den Anspruch er- 
heben darf, die wichtigeren Veröffentlichungen zu umfassen. Es ist 
sachlich geordnet und zerfällt in 24 Abschnitte, so daß man sich 
leicht dariiber orientieren kann, was in irgend einer Spezialfrage an 
Veröffentlichungen vorliegt. Immerhin vermißt man zuweilen nicht 
unwichtige und selbst solche Arbeiten, deren Inhalt im Text ausführ- 
lich dargestellt ist, während es sich anderseits nicht vermeiden läßt, 
daß manche Arbeiten mehrmals in verschiedenen Abschnitten vor- 
kommen. Sehr zu bedauern ist es, daß im Text Literaturnachweise 
sn gut wie vollständig fehlen, während doch leicht durch Nummern 
anf das Literaturverzeichnis hätte verwiesen werden können. Gerade 
für ein Nachschlagewerk sind doch Literaturnachweise von aller- 
größtem Werte. 


Wenn in der Einleitung zu dem Literaturverzeichnis die be- 
kannte Gesamtausgabe der Hertzschen Entdeckerarbeiten als „Bibel 
der drahtlosen Telegraphie“ bezeichnet wird, so kann man nur zu- 
stimmen, hätte aber gewünscht, daß sie dann nicht fälschlich als 
„Strahlen der elektromagnetischen Kraft”, sondern richtig als „Un- 
tersuchungen über die Ausbreitung der elektrischen Kraft” zitiert 
wire. 

Der eigentliche Text wird durch eine Übersicht über die Anwen- 
dungsgebiete der drahtlosen Telegraphie in Krieg und Frieden und 
durch einen sehr interessanten geschichtlichen Überblick eingeleitet. 
Nach einem noch einführenden Kapitel über die wichtigsten funda- 
mentalen Beobachtungs- und Meßinstrumente folgt dann in einem 
Hauptabschnitt von 447 Seiten eine Darstellung der physikalischen 
Grunderscheinungen der drahtlosen Telegraphie, also der Schwin- 
gungsvorgänge in geschlossenen und offenen Leitern und der Strah- 


1174 = 


— _— 


lung. Zwei weitere Kapitel behandeln die Hochfrequenzmessungen. 
Im zweiten Bande wird eine recht ausführliche Beschreibung der ein- 
zelnen Hilfsapparate und Spezialkonstruktionen sowie ihres Zusam- 
nıenbaues zu vollständigen Stationen gegeben, die dem-ferner Ste- 
henden Aufschluß über viele interessante Einzelheiten gibt und 
auch dem drahtlosen Ingenieur manche Anregung bringen wird. 
Schließlich ist noch ein nicht allzu ausführliches Kapitel über draht- 
lose Telephonie hinzugefügt. 

Vom physikalischen Standpunkt befriedigt die Darstellung 
manchmal recht gut, aber nicht immer. Auf mathematische Begrün- 
dung ist wohl mit Recht verzichtet. Die physikalischen Begriffe und 
Zusammenhänge sind oft recht klar herausgearbeitet, nicht selten 
aber auch schief dargestellt. Bei der Beschreibung der Gold- 
schmidt-Maschine von einer Frequenzverdoppelung bei jedes- 
maliger Reflexion zu sprechen, ist eine Flüchtigkeit, die recht irre- 
führend werden kann. Unverständlich und auch unrichtige Vorstel- 
lungen verratend ist die Beschreibung der Frequenztransformation 
nach Epstein und Joly und Vallauri. Manchmal kommen 
Sätze, diedurch Konstruktion und Inhalt in gleicher Weise geradezu 
mystisch sind, wie der folgende: (Bd. 1, S. 237): „Obwohl die Größe 
des Thermionenstromes bei einer bestimmten oberen Temperatur der 
Kathode eine Grenze hat, da alsdann das elektrostatische Feld, das 
von der die Elektronen austrahlenden Kathode gerade diesen Elek- 
tronen, also dem Thermionenstrom entgegenwirkt, kann der Ther- 
mionenstrom nur noch dadurch vergrößert werden, daß man das der 
Anode aufgedrückte Potential steigert.“ Unmittelbar darauf kommt 
dann wieder -eine ganz vernünftige Auseinandersetzung, die aller- 
dings den Sinn oder Unsinn des obigen Satzes nicht einrenkt. 

Die Formeln sind durchaus nicht immer zuverlässig. So z. B. in 
einer einzigen Formel (S. 695) finden sich nicht weniger als folgende 
Satzfehler: Das Wurzelzeichen ist nicht weit genug erstreckt. Statt 
1 ist L gesetzt. Zwei vorher in Text und Figur mit kleinen Buchsta- 
ben bezeichnete Größen sind in der Formel mit großen Buchstaben 
bezeichnet. 

Auf S. 124 (Bd. 1) ist eine Formel für den momentanen Maximal- 
strom bei Kondensatorenentladungsschwingzungen angegeben. Hier 
ist die Anzahl der Entladungen z falsch eingeführt. Infolgedessen 
wird für eine mit Hitzdraht gemessene Effektivstromstärke von 3 A 
bei 300 m Wellenlänge für den Maximalstrom der ungeheure Wert 


von 45000 A ausgerechnet, während die richtige Formel 750 ergibt. 


Als Gegenstück kommt gleich auf der folgenden Seite die abnorme 
Spannung von 30 000.108 V vor. 

Diese Beispiele lassen sich häufen. Man sieht also, daß eine sehr 
sorgfältige Durchsicht bei einer Neuauflage am Platze sein wird und 
daß der Leser gut tun wird, nicht ohne Kritik alles hinzunehmen. 
Der Verfasser ist durchaus nicht sehr kritisch bei seinen der L.itera- 
tur entnommenen. Darstellungen verfahren. Der Anfänger wird 
manchmal schwer unterscheiden, ob es sich um eine wertvolle er- 
nrobte Sache. oder um eine in der Patentliteratur anzedeuteto Mög- 
lichkeit handelt. Alles das kann aber den zu Anfang bereits hervor- 
gehobenen Wert des Buches nicht aufheben, der vor allem in der Ein- 
ordnung des weit zerstreuten reichen Materials in ein übersichtliches 
leicht zugängliches Werk hesteht. 

Die Ausstattung des Buches ist die bekannte vorzüzliche des 
Springerschen Verlages. Hervorzuheben ist Auswahl und Ausfiüh- 
rung der zahlreichen Abbildungen. Dießelhorst. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Der Arbeitsmarkt im Juli 1922.1) — In der Gesamtübersicht des 
„Reichs-Arbeitsblatts‘‘ wird gesagt. daß die Lage des Arbeitsmarktes 
im Juli annähernd noch das Gepräge des Vormonats zeigte und vom 
Stande des Dollars abhängt, doch hat die beschleunigte Entwertung 
der Mark den Beschäftigungsgrad nicht mehr in dem Maße wie. bisher 
gehoben. Die außerordentliche Steigerung der Preise ausländischer 
Rohstoffe zwingt viele Betriebe, soweit sie nicht Veredelungsaufträge 
des Auslandes übernehmen können, zu Einschränkungen. Daß sich 
diese Entwicklung noch nicht stärker durchgesetzt hat, wird mit der 
Besorgnis vor weiterem Hinaufschnellen der Preise erklärt, die die 
Verbraucher zu Deckungskäufen, die Hersteller zu äußerster Anspan- 
nung der Produktion treibt. Bei 5747 Krankenkassen ist die Mit- 
gliederzahl von 12,409 auf 12,532 Millionen, also um 1%, gestiegen 
(0,2% i. Vm.). Die Arbeitslosigkeit bei den Arbeitnehmerorganisa- 
tionen hat sich auf der bisherigen Höhe gehalten: von 5.983 Mill. Mit- 
gliedern der Fachverbände waren am Stichtage 34 967 Personen oder 
0,6%, (wie i. Vm.) arbeitslos. Die Zahl der durch die Erwerbslosenfür- 
sorge Unterstützten ist weiter zurückgegangen, u. zw. auf 15425 Voll- 
erwerbslose am 1. VITI.. Die Arbeitsnachweise sind weniger in 
Anspruch genommen worden, und in fast allen Berufsgruppen trat 
eine geringe Abnahme der Andrangsziffer ein; insgesamt wurden 
0.689 Mill. Stellenangebote, 0,732 Mill. Arbeitsgesuche und 0,465 Mill. 
Vermittlungen gezählt. Auf je 100 Angebote entfielen im ganzen 106 
Gesuche, auf je 100 der letzteren 63 Vermittlungen. 17 berichtende 
Betriebskrankenkassen der Elektroindustrie hatten am 1. VIH.. 
abzüglich der arbeitsunfähigen Kranken und Erwerbslosen 70777 


männliche und 33 944 weibliche Pfliehtmitglieder, deren Zahl damit sy er , ) 
{soweit Ausnahmen nicht ausdrücklich zugelassen sind, unter Berech- 


um 5,3%, bzw. 2,5%, gegen den Juni gewachsen ist. 


D) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1078. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37. 


14. September 1922. 


Beschäftigung im August 1922.1) — In den Berichten der preubßi- 
schen Handelskammern für August wird festgestellt, daß sich 
jeder Rückgang der Auslandsbe wertung unserer Mark diesmal viel 
schneller als im Vorjahre auch im Inland auswirkte. Von den Preisen 
der ausländischen Rohstoffe und der Nahrungsmittel ausgehend, er- 
griff die Teuerungs wolle nach jedem neuen Marksturz den ganzen 
Bereich der Warenpreise, und diesen folgten schneller als 1921 Löhne 
und Gehälter. Die Lohnbe wegungen fingen gewöhnlich im Ruhrgebiet 
an und liefen durch das ganze Land; während die Preiserhöhung aber 
im Vorjahr zu stärkerer Ausdehnung der Erzeugung und zu großen Auf- 
tragsbeständen führte, hat sie diesmal wohl eine sprunghafte Stei- 
gerung der Nachfrage nach vorhandenen Waren veranlaßt, doch 
wird jetzt statt an Produktionserweiterung an Einschränkungen 
der Geschäftstätigkeit gedacht, weil es an Geldmitteln fehlt. 
Deren Beschaffung ist z. Zt. das zentrale Problem des Handels und der 
Industrie, ohne dessen Lösung ein schwerer Zusammenbruch der Wirt- 
schaft um so weniger vermeidlich erscheint, als der längst erwartete 
Rückgang der Kaufkraft nunmehr in vielen Geschäftszweigen 
wirklich einzutreten beginnt. Die Zurückhaltung auf dem Markt der 
elektroteehnischen Erzeugnisse dauerte an und hat sich teilweisc 
noch verschärft. Nur alle gängigen Arten von Kohlefabrikaten werden 
nach wie vor lebhaft begehrt, und dus Glühlampengeschäft hat sich 
zufriedenstellend entwickelt. Auch im Eisenbahnsicherungs wesen ist 
die Lage etwas besser geworden. Auf den übrigen Gebieten war ein 
Nachlassen, u. zw. infolge zunehmender Geldknappheit, zu beobachten. 
Im Zentralengeschäft sind zahlreiche Projekte aufgegeben worden. 
Ferner gingen die Bestellungen auf Motoren, weniger die auf Zähl- 
apparate und Installationsmaterial zurück. Auch im Kabelgeschäft 
wird rückläufige Konjunktur festgestellt. Die Inlandsaufträge auf 
MeBinstrumente haben sich merklich verringert. Der Eingang von 
Bestellungen auf Telegraphen- und Fernsprechapparate war noch gut, 
doch erwartet man ein Nachlassen. 


Wiederaufbau der zerstörten Gebiete Frankreichs. — Zwischen 
H. Stinnes und dem Präsidenten der Confédération générale des Cov- 
peratives de Reconstruction des Régions dévastées, de Lubersac, sind 
nach kaufmännischen Gesichtspunkten Vereinbarungen getroffen 
worden, die geeignet erscheinen, den Wiederaufbau der zerstörten 
Gebiete Frankreichs wesentlich zu fördern. Als Vermittlungs- 
stelle für die Ausführung der Sachlieferungen soll die A. G. für Hoch- 
und Tiefbauten in Essen gelten, da sie im Aufbauwesen erfahıen 
ist und unmittelbare Beziehungen zu der hierfür in Frage kommenden 
deutschen Industrie besitzt. Nach dem Abkommen dürfen die von 
einer gemeinschaftlichen Prüfungskommission in Deutschland hon- 
trollierten und abgenommenen Matcrialien in Frankreich nicht zurück- 
gewiesen werden. Die A. G. für Hoch- und Tiefbauten verpflichtet 
sich, Bestellungen an solche deutsche Firmen zu geben, die die Con- 
fédération präsentieren möchte, unter Vorbehalt der Prüfung und Ab- 
nahme hinsichtlich Beschaffenheit und Preis. Wie esin dem Abkommen 
weiter heißt, hat Stinnes verlangt, daß zur verstärkten Lieferung von 
Aufbaumaterial ein bestimmter Prozentsatz der monatlich von Deutsch- 
land an Frankreich gelieferten Kohlenmengen freigegeben wird. Seine 
Verteilung übernimmt die Firma Hugo Stinnes in Verbindung mit dem 
Rheinisch- Westfälischen Kohlensyndikat. Der Preis der deutschen 
Materialien soll auf keinen Fall den der entsprechenden, von dem fran- 
zösischen Markt gelieferten übersteigen. Weiter herrscht zwischen den 
beiden Kontrahenten Einverständnis darüber, daß die deutschen 
Warcnlieferungen unter dem Titel „Sachlieferungen‘‘ nach dem fran- 
zösischen Mindesttarif verzollt werden. Die Dauer der Übereinkunft 
entspricht der der Abkommen von Wiesbaden und Berlin. 


Indexziffern. — Nach den Erhebungen des Statistischen Reichs- 
amts ist die Indexziffer für die Lebenshaltungskosten von 4990 
im Juli auf 7029 im Durchschnitt des August gestiegen, also um 40,9”. 
Für die Ernährungskosten allein stellt sie sich in diesem Monat avi 
9746. 

Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen 
Industrie. — Die Preisstelle hat zwei neue. ab 7. IX. geltende Zuschlags- 
listen für das Inland, u. zw. Nr. 64 (grün) und Nr. 64A (gelb) heraus. 
gegeben, die diesem Heft. beiliegen. Erstere gilt wieder für die Abrech- 
nung von bis zum 10. VIIL. einschl. angenommenen a letztere 
bis auf weiteres. Nach dieser wird jetzt der am Tage der Lieferung. 
der die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzuachten ist, geltende 
Teuerungszuschlag berechnet. Andere als in Liste 63A angegebene 
Berechnungsformeln bzw. Zahlungsbedingungen (C) hat nunmehr nur 
noch die Gruppe „Telegraphie und Fernsprechwesen“. Die für beide 
Listen gleichlautenden Teuerungszuschläge sind bei einzelnen 
Ziffern erhöht worden. Ziffer 5a umfaßt nunmehr auch wasserzc- 
kühlte Nietenwärmer von $ bis 25 kVA Dauerleistung. Für die Um- 
rechnungsmultiplikaturen gelten ab 7. IX, die Angaben der Tabellen- 
ausgabe 19 g. 


Außenhandel. 


| Deutschland. — Das Goldzollaufgeld ist weiter auf 33 900%, erl:öl 
worden (anfangs 1920: 960 ’/y). — Der Reichswirtschaftsminister und der 


Reichsminister der Finanzen haben im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 194 
eine Bekanntmachung über die Erhöhung der Ausfuhrabgabe ver- 
öffentlicht. Danach erfolgt die Erhebung seit dem 3. IX. bis auf weiteres. 


H) Vgl. „ETZ’ 1922, 5. 109. 


’ 


14. September 1922. 


nung eines Zuschlages von 60%, auf die bisherigen Tarifsätze. Für 
Erzeugnisse aus überwiegend ausländischen Rohstoffen ist der Zuschlag 
auf 30°, festgesetzt worden. Hier kommen insbesondere für die Elck- 
trutechnik die Tarifnummern 890b bis 907e, 912a bis f; 912h in Be- 
tracht. Einzelne Waren bleiben zuschlagfrei; darunter finden sich 
die wiederum für die Elektrotechnik wichtigen Tarifnummern 648a 
und b, 871, 890a, 908a bis 909, 912g. Bei vor dem 3. IX. erteilten 
Ausfuhrbewilligungen wird die Abgabe ohne Zuschlag erhoben, 
und solche Bewilligungen können auch mit den Tarifsätzen ohne Zu- 
schlag verlängert werden, soweit das die Bestimmungen des Reichs- 
kommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung gestatten und nachge- 
wiesen wird, daß die Ware mit fester Preisvereinbarung in handels- 
üblicher Weise und mit handelsüblichen Lieferfristen in das Ausland 
verkauft worden ist. Bei am 3. IX. oder später erteilten Ausfuhrbe- 
willieungen wird die Ausfuhrabgabe mit den genannten Zuschlägen 
erhoben, doch findet der Tarif ohne solche Anwendung, wenn die Aus- 
führbewilligung vor dem 3. IX. beantragt oder die Ware vor dem 18. 
VHI. nachweislich mit fester Preisvereinbarung in handelsüblicher 
Weise und mit handelsüblichen Lieferfristen in das Ausland verkauft 
worden ist und außerdem bis 15. X. Ausfuhrbewilligung beantragt 
oder die Anwendung des bisherigen Tarifs nachgesucht wurde. Bei 
Ausfuhrgeschäften nach außereuropäischen Ländern genügt es, wenn 
das vom Käufer innerhalb angemessener Frist angenommene bindende 
Verkaufsangebot vor dem 18. VIII. und der Antrag auf Ausfuhrbe- 
willigung bzw. das Gesuch um Beibehaltung des früheren Tarifs vor 
dem 30. XI. abgesandt worden sind. Der neue Ausfuhrabgabetarif 
und die oben genannten Bestimmungen sind am 3. IX. auch im be- 
setzten Gebiet in Kraft getreten. — Die Außenhandelsnebenstelle 
Feinkeramik hat ab 1. IX. für die Ausfuhr von elektrotechnischem 
und technischem Porzellan neue Verkaufsbedingungen fest- 
“setzt und die Multiplikatoren der Markländer der Artikelgruppe Hia 
Ins IV geändert. 


Aus der Geschäftswelt. — Die Firma der Kabelwerk Nürnberg A. G., 
Nürnberg, ist in Kabel- und Metallwerke Neumever A. G. ge- 
ändert worden; sie befaßt sich nunmehr mit der Herstellung und dem 
Vertrieb von Draht, Kabeln, Metallen usw. — Gegenstand der Elektra 
A. G., Dresden, ist neuerdings die Verwertung von Kraftquellen jeder 
Art sowie die Herstellung, der Erwerb und Betrieb aller der Ausnutzurg 
von Kraftquellen, der Fortleitung von Kräften oder sonst der Kraft- 
ulertragung dienenden Anlagen bzw. Unternehmungen, ferner der 
Betrieb von Verkehrsunternehmungen jeder Art, die Errichtung und 
der Betrieb industrieller Anlagen usw. — Die Conz Elektrizitäts- 
Gesellschaft m. b. H., Altona-Bahrenfeld, beläßt ihre Generalver- 
‘retung Schlesien (Ing. O. Schubert) bis auf weiteres in Liegnitz. — 
Gegenstand der Rheinischen Draht-und Kabel-G. m. b. H., 
Itısseldorf, ist jetzt der Großhandel mit elektrischen Leitungsdrähten, 
Kabeln, Apparaten und allem Installationsmaterial usw. — Die Firma 
der Elektromind A. G. für elektrische Industrie, Berlin, ist in Elek- 
tromind A. G. für elektromechanische Industrie geändert 
worden. — Das Westfälische Verbands-Elektrizitätswerk A. G., 
Kruckel, hat seinen Sitz nach Dortmund verlegt. — Den Pfalzwerken 
A. G., Ludwigshafen, ist die Ausgabe 5°,iger Schuldverschreibungen 
tis zum Betrage von 100 Mill. M genehmigt worden. — Die Wodtke 
Co, Elektromedizinische Apparate G. m. b. H., Frankfurt a. M., 
„~t aufgelöst worden. 


Neue Gesellschaften. — Gleichrichtergesellschaft m. b. H., 
Nürnberg. Gegenstand: Herstellung von Stromgleichern, Gleich- 
rıchtern, Vertrieb dieser sowie elektrischer und technischer Artikel, ins- 
sondere solcher zur Verwendung auf elektromagnetischem Gebiet, 
frner die Ausführung einschlägiger elektrischer Installationen. Stamm- 
kapital: 0,1 Mill. M. — Elektro-Porzellanfabrik G. m. b. H., Alt- 
vadt Waldenburg. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektro- 
‘cehnischer Porzellanartikel. Stammkapital: 0,1 Mill. M. —A. G. für 
elektrische Anlagen, Heidelberg. Gegenstand: Errichtung und 
Betrieb von Elektrizitätswerken, Überlandzentralen, Installationen, 
Fabrikation von und Handel mit allen einschlägigen Maschinen und 
Materialien. Grundkapital: 2 Mill. M. — Kreiselektrizitätsge- 
sellschaft Stallupönen m. b. H. Gegenstand: Gemeinnützige 
Förderung der Elektrizitätsversorgung im Gebiet des Landkreises 
Stallupönen. Stammkapital: 0,5 Mill. M. — Diethelmwerke G. m. 
bh. H., Rain a. Lech. Gegenstand: Bau und Betrieb von Elektrizitäts- 
werken, Stark- und Schwachstromanlagen, Fabrikation elektrischer 
Materialien, Motoren und Apparate.. Stammkapital: 0,2 Mill. M. — 
licht- und Kraftwerk G. m. b. H., Wittenberg. Gegenstand: Er- 
zeugung, Bezug und Lieferung von Licht-, Heiz- .und Kraftmitteln 
uller Art, Errichtung hierzu erforderlicher Anlagen usw. Stammkapital: 
no Mill. M. —Elektrische Spezial-Fabrik für Kleinbeleuch- 
tung Ge m. b. H., Berlin. Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb elek- 
trotechnischer Apparate, Maschinen und Elemente für Kleinbeleuch- 
tung und Stromerzeugung. Stammkapital: 0,2 Mill. M. 


Von der Börse. — (30. VIII. bis 5. IX. 1922). Zunächst hatte sich 
das Geschäft an der Berliner Effektenbörse trotz wachsender pessi- 
mistischer Auffassung hinsichtlich der damals noch bevorstehenden 
Entscheidung über das Moratorium lebhafter gestaltet, besonders in 
Valutapapieren und Montanaktien, zumal auch der Geldmarkt infolge 
glatter Abwicklung der Engagements am Monatsende eine gewisse Er- 
lichterung erfuhr. Nachdem dann aber die Reparationskommission 
u bekanntem Sinne entschieden hatte, verursachte die Ungewißheit 
uler die Beschaffenheit der geforderten Garantieleistung und deren 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37. 


1175 


Konsequenzen bei rückläufiger Devisenbewertung eine merkbare Zu- 
rückhaltung, die weiter in der Unklarheit über das voraussichtliche 
Ergebnis der Verhandlungen mit Belgien, in den z. T. recht deprimie- 
renden Berichten der preußischen Handelskammern für August wie in 
Schwierigkeiten bei der Durchführung des neuen Überschichtenab- 
kommens meldenden Nachrichten aus dem Kohlenrevier eine Stütze 
fand. Sie hielt auch trotz des erfreulichen Bekenntnisses der Ober- 
schlesier zu Preußen und im wesentlichen günstiger Beurteilung des 
zwischen Stinnes und de Lubersac getroffenen Reparationsabkommens 
bis zum Schluß der Berichtsperiode an, wenngleich auf einzelnen Markt- 
gebieten Kursbesserungen zu verzeichnen waren. Die Notierungen der 


Elektroaktien schwankten bei verschiedenen Unternehmungen um 
mehr als 100°... 


Niedrig-' Höch- 
ster | ster 


Gesellschaften 


Letzte 
Dividende 


Accumul.-Fabr., Berlin . . . . 25 | 1680 1680 

A. G. í. El. Anlg., Berlin... | 8 — — — — 
A. E. G., Berlin ae er LO 875 175 875 183 
= w  Vorz.-A.. a‘. 3 150 105 150 105 

a „ vorz.-B..... 725 | 1% 121 198,50; 121 
Bergmann, Berlin . ...... 20 7 T20 T70 128 
Continent. Ges. Nürnberg 4q 8 == — = s 
= m »  Vorz.-A| 8 498 450 499 4) 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln | Öö 800 TOO 899 760 
„» Niederl. BA a — 700 660 128 660 

„ Südam. , » >. f 6 670 670 730 730 

„» Kabelwerke, Berlin . . .| 20 550 550 598 565 
Elektra, Dresden .......[ 10 300 300 | 323 323 
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .1 15 H10 570 665 620 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 630 820 630 D35 
E. W. Liegnitz a aR n 10 350 345 350 345 
Felten & Guilleaume Carlaw. . .| 25 1198 1100 |1195 1120 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 670 630 700 650 
Hackethal, Hannover . . . . .1%20 665 625 675 025 
Hamburgische E. W. .....][10 320 301 340 301 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 1385 |1210 |1385 |1210 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 481 481 519 4al 
C. Lorenz, Berlin . 2. 2.2.2.. 35 350 800 875 800 
Dr. Paul Meyer, Berlin ... | 15 405 393 424 393 
Mix & Genest, Berlin . | 16 625 58O 640 DK? 
Neckarwerke, EBlingen . | 10 365 325 365 325 
Oberbayer. Überlandz., München] 9 400 380 450 395 
H. Pöge, Chemnitz a ee 12 582 565 589 565 
K br Vorz.-A.. .| 7 106,75! 105 108 108 
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 490 440 495 440 
X = A » Vorz.-A.| — 110 110 121 121 
M. Schorch & Cie., Rheydt. . .| 10 700 675 ; 700 680 
Sachsenwerk, Dresden . . . .. 20 70 650 | 870 650 
Schuckert & Co., Nürnberg .1 16,7 |1176 11055 |1190 |1190 
„Siemens“ El. Betr., Berlin . .| 0 165,25) 165,25: 180 180 
Siemens & Halske, Berlin . . .1 20 1800 1650 1800 1800 
Stettiner E. W. . . 222 2.02. 15 515 495 0 545 -495 
Teleph.-F. Berliner, Hannover 680 675 750 675 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin 1020 990 1070 990 . 
Voigt & Haeffner ... 20 750 730 790 T30 
" Vorz.-A. . Fank 20 600 595 625 995 

Emag. Elektr.-A. G. . ARE] 29 | 498 465 | 530 | 465 


345 321 
Hcddernh. Kupferw. und 


Main Kraftwerke, Höchst a 10 | 345 | 321 
Südd. Kabelwerke . . 


20 198 TOO 830 700 
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 


ländische Einheit) betrugen im August 


a 
> 
[a 


8 | 
Christiania (Kr.) . . . 


237,70 209,74 


| 239,70, 241,20, 222,47 


210,24 


: Helsingfors (finn. M) 29,46, 26,37) EN 31,76, 32,71] 28,46 
Holland (Gld) 559,30, 489,39, 404,33 564,29, 559,30| 419,35 
Italien (L). 2.2... 6292] 56,18, 55,18) 62,42] 63,67) 58,93 


Kopenhagen (Kr) . . . | 306,62) 270,66; 271,16! 309,61| 303,61| 287,64 
London (£) » 2.2... 6411,95'5617,95 5642.90 6516,80 6516,80 5067,50 
New York (8) 1423,21,1298,37|1248,43. 1423,21 1458, 17/1348 41 


Österreich (K) . . . 0,02) 0,021. 0,02, 002] 0,02] 0, 
Paris (FH) oo». 111.86. 101,62 100,37 111.36: 113,76 104.37 
Prag (Kb)... . .. 46,70| 43,45) 45,44 51,19; 49,69 44,15 
Schweden (Kr). . . . 330,52 339,58) 335,58] 381,52, 381,52° 354,56 
Schweiz (Fr). . .. . 273,49) 245,69) 239,701 272,16 276,65. 255,18 
Spanien (Per) 222,22, 200,00, 194,26) 221,721 224,22 206,99 


WARENMARKT. 


Glühlampen. — Wie die Osram G. m. b. H. Kommanditgesell- 
schaft, Berlin, mitteilt, willsie von dem vielfach eingeführten Verfahren 
der Anzahlung bei Bestellung vorläufig absehen, sie ist jedoch gezwungen 


1176 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heit 37. 14. September 1922. 


die Lieferungsbedingung, daß die Preise rein netto Kasse ohne Ab- 
zug gelten, streng durohzuführen. Alle ab 30. VIII. von ihr erteilten 
Rechnungen müssen deshalb spätestens 3 'Tage nach Empfang ohne 
Abzug beglichen werden. Die Lieferung erfolgt auf Gefahr des Be- 
stellers bei Sendungen in Bruttowert von mehr als 4000 M, für Zwerg- 
lampen im Nettowert von mehr als 2400 M (ausschl. Steuer) frei deutscher 
Bahn- oder Poststation einschl. Verpackung. — Isolierrohbre, Die Ver- 
kaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten, Berlin, hat die bekarnt«n 
Aufschläge für Lieferungen ab 8. IX. bei Bleirohr, lackierten, farbigen 
Galvano- und Gelblackrohren nebst Zubehör auf 3600 0/4, bei Messingrohr 
und Zubehör sowie schwarzem Papierrohr auf 5000 oy und bei Stahl- 
panzerrohr mit Zubehör auf 65000/% erhöht.  Bundverpackung ist 
nunmehr in den Preisen einbegriffen. Frachtfreie Liefe:iung ab Werk 
bei mindestens 50000 M Fakturenwert. Kohle. Der Reichs- 
kohlenverband hat im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 195, 197 die ab 1. IX. 
geltenden neuen Brennstoffverkaufspreise je 1t ab Grube, einschl. 
Kohlen- und Umsatzsteuer, bekanntgegeben. Sie betragen beim 
Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat unter Fettkohlen 
für Förderkohlen 4105 M, bestmelierte Kohlen 4616 M, Stückkohlen 
5420 M, Nußkohlen I bis III 5543 M, Kokskohlen 4214 M; unter Gas- 
und Gasflammekohlen für Flammförderkohlen 4105 M, Gasflamn:- 
förderkohlen 4310 M, gew. Feinkohlen 4214 M; unter EßBkohlen für 
Förderkohlen (25%) 4065 M, dsgl. (35%) 4105 M; unter Koks für Groß- 
koks I 6018 M, GieBereikoks 6257 M: der Preis von Steinkohlen- 
briketts beträgt für 1. Klasse 6156 M, für 2. Klasse 6154 M. Beim 
Aachener Steinkohlensyndikat (Eschweiler Bergwerksverein) 
kostet Anthrazit I (Stücke) 6151 M. Das Mitteldeutsche Braun- 
kohlensyndikat berechnet für Briketts in größerem Industrie- 
format der Reviere außer Kassel 3444 M und unter Rohkohlen des 
mitteldeutschen Gebiets für Förderkohlen 1072 M, Siebkohlen 1179 M, 
Stückkohlen 1286 M. Beim Östelbischen Braunkohlensyndikat 
(Niederlausitzer Gruppe) kosten Briketts in größerem Industrieformat 
ebenfalls 3444 M, in kleinerem Format 3660 M, Förderkohlen 987 M, 
Siebkohlen 1273 M, Stückkohlen 1440 M. — Englische Nußkohle II 
wird ab Hamburg zu 33 s/ton angeboten. — Die Kohlenförderung des 
Ruhrbeckens, einschl. der linksrheinischen Zechen, wird für August 
auf etwa 8,2 Mill.t an 27 Arbeitstagen veranschlagt gegen 7,86 Mill. t 
an 26 Arbeitstagen des Vormonats. — Eisen. Laut Bekanntmachung 
des E. W. B. im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 196, betragen die Höchst- 
preise für Roheisen usw. vom l. bis 10. IX. für Hämatit 29 784 M, 
(sießereiroheisen I 25 575 M, dsgl. III 25505 M (alle drei ab Ober- 
hausen), Stahleisen siegerländer Qualität 27 543 M, kupferarmes Stahl- 
eisen 29 116 M, Spiegeleisen (6 bis 8°; Mn) 30 037 M (diese ab Siegen), 
Gie Bereiroheisen IlI luxemburger Qualität 23 818 M ab Grenze, Temper- 
roheisen der Duisburger Kupferhütte (grau), großes Format 29 390 M 
ab Werk, Ferromangan (80%) 72767 M, dsgl. (50%) 63 899 M (beide 
ab Oberhausen) und Ferrosilizium (10%) 33 683 Mít ab Werk. Für 
Ferromangan gelten die Preise für den ganzen September und mit der 
bekannten Kursklausel. Die Überpreise stellen sich bei Hämatit je 
nach dem Phosphorgehalt auf 250 bis 1250 M und nach dem Silizium- 
gehalt bei Hämatit und Gie Bereiroheisen auf 75 bis 375 M/t. Bei Ver 
teuerung des Kokses oder der Eisenbahnfrachten kommen zu obren 
Roheisenverkaufspreisen je Mark/t Kokspreiserhöhung bzw. je Prozent/t 
Frachtsteigerung im „Reichsanzeiger‘‘ angegebene Zusatzbeträge. 
Für Lieferung ab Berliner Lager gelten jetzt folgende Walzeisen- 
preise für S.-M.-Handelsgüte: Stabeisen 60 M, Universaleisen 65 M, 
Bandeisen 69,50 M, Tafel- und Bundbleche von 5 mm und mehr 67,50 M. 
unter 5 bis 3 mm 75, 50 M, unter 3 bis 1 mm 82,50 M, unter 1 mm 87,50 
"M/kg und T- sowie U- Eisen von 80 mm und mehr durchschnittlich 
57,50 M frei Wagen Haus oder frei Bahnhof Berlin. — Schrott. Am 
Schrottmarkt wurden am 6. IX. für Kernschrott 16 000 M, für Späne 
14 500 M, beide frei Essen und für Maschinengußbruch 19 000 M/t frei 
Berlin gezahlt. — Edelmetalle. Am Berliner Markt wurden am 6. IX. 
für Gold 810 bis 820 M/g, und für Silber 25000 bis 27000 M/kg gezahlt. 
— Zement. Seit dem 1. IX. sind die Höchstpreise für Lieferungen an 
private Abnehmer im Gebiet des Norddeutschen Zementverbandes auf 
53 559 M, in dem des Rheinisch- Westfälischen Verbandes auf 52 549 M 
und im Gebiet des Süddeutschen Zementverbandes auf 54 128 M/lOt 
ab Werk, einschl. Umsatzsteuer, erhöht worden. — Harz. Ameri- 
kanisches Harz Type G und H wird zu 95,25 M/kg mit 14% Tara an- 
geboten. — Schellack. T. N. Orange notiert z. Zt. 2200 M/kg. — Baum- 
wolle, Amerikanische Baumwolle fully middling good colour and staple 
loco notierte in Bremen am 7. IX. 704,80 M nom./kg. — Lichtpaus- 
papier. Die Konvention berechnet für die seit dem 10. vm. geltenden 
Preise einen Aufschlag von 175%. — Schwefelsäure. Für 100 kg Sch wefel- 
säure 600 Be ist ab 1. IX. der Erzeugerpreis auf 960 M, der Verbraucher- 
preis auf 1060 M festgesetzt worden. — Öle und Fette. Die Dollarnotie- 
rungen für Schmieröle am Hamburger Markt haben sich gegen vorige 
Woche nicht ac Bei Dieselmotorentreiböl werden heute 
für Hallenser Paraffinöl bei Kesselwagenbezug 24 250 M/t ab mittel- 
deutscher Station verlangt. Leinöl wird aus Holland zu 44% Gld je 
100 kg angeboten; am Hamburger Markt forderte man 270 M/kg. Ter- 
pentinöl liegt in Amerika sehr fest; New York notierte am 6. IX. 
1,23 $/Gallone. Am deutschen Markt wurden für amerikanische Ware 
640 M/kg und für französische 600 M/kg gezahlt. — Metallhalbfabrikate. 
Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., G. m. b. H., Berlin, betrugen 
die Verbands-, Grund- und Richfpreiee je 100 kg am 6. IX. unverbind- 
lich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 57 700 M, Aluminiumrohr 
85 000 M, Kupferbleche 60 900 M, Kupferdrähte, -stangen 56 400 M, 


Kupferrohre o. N. 63 900 M, Kupferschalen. 62 900 M, Messingbleche 
-bänder, -drähte 60 000 M, Messingstangen 45 000 M, Messingrohre o. 


N, 65 000 M, Messing-Kronenrohr 75 000 M, Tombak (mittelrot) -bleche. 


-drähte, -stangen 74 400 M, Neusilberbleche, -drähte, -stangen 101 000 M, 
Schlaglot 70 000 M. — Altmetalle. Am 7. IX. wurden am Berliner 
Markt folgende Preise gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, hande)x- 
üblich, 29 000 bis 31 000 M, unverzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 
28 000 bis 30 000 M, Maschinenrotguß, handelsüblich und tiegelrecht, 
22 500 bis 24000 M, Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 19 0 
bis 20000 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 26 000 bis 
27000 M, reine, weiche Messingblechabfälle 23 500 bis 24 500 M, Sch wer- 
messing, handelsüblich, 18 000 bis 19 000 M, Messingschraubenspäne, 
handelsüblich, 17 000 bis 18 000 M, altes Weichblei 9500 bis 10 000 M, 


` Zinkzünderlegierungen 9000 bis 9500 M, Altzink, handelsüblich, 9000 


bis 9500, Reinaluminiumblechabfälle (98/99%) 39000 bis 44000 M/100 kg 
in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen. — n ie Die 
Notierungen der Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz 


bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere 


verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in M/kg: 


Metall ax | ex am ax | ex am 

Elektrolytkupfer (wire bars), 

prompt, cif Hamburg, Bremen 

oder Rotterdam . . . .... 430,36 438,53 NE I A | Se . 
Raffinadekupfer 99/99,3°,, 380 —390 340 —350 390—441) 
Originalhüttenweichblei . 160—165 140—150 160—170 
Originalhüttenroh zink, Preis im 

freien Verkehr . . 2.2... 205 — 220 195 —205 210—230 
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.) 175,46 203,54 | 183 
Plattenzink (remelted) von | 

handelsüblicher Beschaffenheit] 155—165 150—160 160—170 
Originalhüttenalu minium | 

98/99% in Blöcken, Walz- oder | | 

Drahtbarren EEE o a 575 HH | 582 

dgl. in Walz- od. Drahtbarren 

DIT re E E 577,5 506,5 584,5 
Zinn, Banka, Straits, Austral. 

in Verkäuferswahl . ..... 1050—1070 | %25—935 1035 — 1045 
Hüttenzinn, mindestens 99°, . .| 1030—1050 | 905—915 1015 — 1025 
Reinnickel 98/999, ..... 900 — 920 800—810 | 900—920 
Antimon -Regulus ...... 140—145 125—130 140—150 
Silber in Barren rd 900 fein für 

| 


1 kg fein. . 2 22.2.2... a [83500 - a 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal’ am 
1. IX. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: 


£ e d 2 s d 
Tupi: best selected. .. . 22.2... 66 0 O0 bis 6&6 0 " 
ne electrolytic E E E 69 10 0 „ 7 1p m 
P wire bars 0: 8 na. 2 or 70 10 0, = — -—- 
Pe standard Kasse .. ..... 63 2 6 „ 63 5% 
es ” 3 Monate .. 2... 6 76, 8 P0 
Zinn: standard Kasse, . . 2. 2 22 2.0. 160 17 6 „ 161 0» 
u 3 Monate . . . 2... 10 2 6 „ 161 5 # 
3 Straits 00 a aa e ee a l6 7 6 „ 11 R t 
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei .. 24 2 6 „ 23 10 »} 
„ gew. engl. Blockblei ....... > 5 0, , = — 
Zink: gew. Sorten . 2... 2.2000. 31 5 0, „ 30 10 v” 
s- FTemelted s ee 2 wo 8 em Ə% 15 0, = — ~. 
„ engl. Swansea . 2.2.2000. 31 2 6 lieferbar San 
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . 27 £/29 £10 s8 
Aluminium: 98 bis 99% . s.s sae’ 100 £ Inland, 105 £ Ausland 
Nickel: 98 bis 99°, garantiert 5 erg 145 £ (Io- und Ausland). 
Wismut:jelb. .. 2. 2.0.0200 9s 
Platin: 2.0: 20 So e u ea... er mine] 


Quecksilber: nom. für die 75 lbe.-Flasche 12 £ 10 s./13 £. 
Wolfram: 65% je Einheit nominal . 12 s 6d/13 8. 


In New York notierten am 8. IX. 1922: Elektrolytkupfer loco 14.10 
Eisen 33,00; Blei 5,95; Zink 6,27; Zinn 32,30 ets/lb. 


*) Netto. 


Bezugsquellenverzeichnis. 


(Anfragen, denen Rückporto nicht bei efügt ist, können nicht 
berücksichtigt werden.) 


Frage 42. Wer fabriziert Nickelin-, Chromnickel- und Kon- 
stantandrähte? 


Abschluß des Heftes: 9. September 1922. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. 


— Verlag von Julius Springer In Berlin. 


4 
1 
1 


"er 


14. September 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37. 1176 a 


Zuschlagsliste Nr. 64 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, gültig ab 
7. IX. 1922 für Abrechnung von Aufträgen, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind, und nur für das Inland. 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falle sie nicht zu Tagespreisen angeboten 
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 64 A.) 


Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- 
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß: der Preis- 
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. Bei den in der 
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso- 
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech- 
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird 
der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet: 


1. Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert, 
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag. 

2. Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert, 
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell- 
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder 
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch 
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage 
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit. 

3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit 


geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver- 

zögerung durchgeführt werden kann. 

4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich- 
zurechnen. 

5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate 
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für. 

Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be- 
treffenden Verbände. 

Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund- 
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ) 
wie folgt zu ermitteln: 'a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner 
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920 
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An- 
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben 
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100. 


Zuschlagsliste Nr. 64 A (gelb) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, 


gültig ab 7. IX. 1922 bis auf weiteres und nur für das Inland. 


Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom 
1. IX. 1922 ab angenommenen Aufträge. 


Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung 
zeltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der 
Versandbereitschaft gleichzuaehten. 

Zahlung. Mindestens % des Bestellwertes am Bestelltage, 
Rest bei Versandbereitschaft. 


B. 

Abweichend hiervon gelten für Maschinen über 100 kW 
bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr./min., und Zubehör, auch voll- 
iz Änlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren über 
10 kVA, Apparate für 50000 V und mehr, Dampfturbinen und 
Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, 
Vollbahn-Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt- 
anlagen folgende Bestimmungen: 


t 


Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der 
sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage 
der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate 
an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die Anzahl 
dieser Festsetzyngen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung 
und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge zählen 
mit. 

Zahlung. Mindestens 50% des Bestellwertes am Bestell- 
tage. Diese 50 % sind aufzufüllen nach Ablauf 
von I der angegebenen Lieferfrist auf ai des sich jeweils nach 

der Berechnung unter 
B ergebenden Preises. 


r 12 „ n n" 7 0%, 
n 3J n n n " 75% 


i C. 
Andere Berechnungsformeln bzw. Zahlungsbedin- 
gungeu haben: Telegraphie und Fernsprechwesen. 


e L 


Gegenstand zuschlag 


En ESIA EAA E EA EEE EE S 


Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 
transformatoren, soweit \ nicht für Sonderaus- 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 

1]. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA 
bei Generatoren .. . 2. 2 2 2 2 2 20. | be 

2. über 20bis 100kW bzw. über 20bis 100K VA | orf 1000 
bei Generatoren. . . . 2» 2 2 2 0 20. "U dr. 14 500 

3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- = 
IBlOTEN 3.0, 06 ae ee ee 15 000 


Sonderausführungen. 
4. Wand-, Tisch- ‚und Deckenventilatoren ....... 14 000 


o 


stong von4kVAbis35kVAu. Widerstandsstu Fe: weiß- 
maschinen mit einer Dauerleistung von4kVA bis 120k VA 
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 
 Danerleistung . Ba ee a ee da 9 500 


ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren . 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, 
bezogen auf 1000 Umdr. . . . 2.22 2 20er 14 000 
Dampfturbinen. 
l0. Turbosätze, bestehend aus 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 13 200 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 
redvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 


anlagen o ae 2 een 12 800 

1. Turbogeneratoren allein . . . 2.2 2er. 13 000 
12 Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 

und Turbogebläse allein... 2 2.2 222200. 12 000 


Teuerungs- 
de genstan d zuschlag 
u ELLE 
13. Kondensationsarlagen und Wärmeaustauschapparate 
allein, Su seta. a ne ae re an Le 14 000 


Zubehör zu Maschinen. 


14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 

für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 

schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(susschl. Selbstanlasser 

f. Druckkn. -u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 14 000 
15. Schützenstewerungen, selbsttätige Anlaß-.und Regulier- 

apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 


steuerung, Bremsmagnete . . . 22 2 2 2 ee. 14 500 
16. Gleitschienen, Verankerungen . . . s. 2 2 22200. 14 000 
16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 14 000 
Bahnmaterieal. 
17. Bahnmotoren u. { bis 150 kW Stundenleistung . . | 13000 

elektr. Bremsen \ über 150 kW » Eu 15 000 
17a. Bahntransformatoren . .. 2.2 22220 n ne 14 500 
17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 

Aggregate) > 2 2 20er 14 000 
17c. Hiltamotoren: . u... 22% 3 22. now een. 14 000 


18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 
Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 
derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 
materialien für Bahnfahrzeuge . . . 2.2 naona R 13 000 

18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 13 000 

19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 
triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 
hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
vollständige elektr. Ausrüstungen’ von elektr. Lokomo- 
tiven für Bergbau und Industrie. . . 2. 2 22 2 2.0. 13 500 

20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- 
Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 15 000 


21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 13 500 
2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge . ...... 9 500 
Transformatoren!) und Gleichrichter. 

22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 14.000 
228. s» + » » » über 100 kVA .. 14 500 


9 Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


1176 b | | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37. . 14. September 1922. 


Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag 
Io 


23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . . . 14. 000 
23a. Ersatz-Glaskörper . . . 2 2 2 2 ernennen 3 000 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . . . . 15 000 


Schaltapparate und Material für Scohaltanlagen, 


25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 
Gußgehäuse . .. 20 2 0 rer une 13 500 

26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht 
in Eisen- oder Gußgehäuse;; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 14 000 

27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 
Schalttafelbau . . . . 22220 e nee ne 14 000 

27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 12 000 

28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 


Streckenschalter, soweit nicht für Öl... ... Ba 14 000 
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- 

mierte Wanddurchführungen . . . . 2. 22 2220. 14 000 
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 12 000 
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . 2 2 2 2 2 2 2 0. 14 000 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . ... . 13 500 
32. Ölechalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate .. ... . 14 500 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und 

Erdungsdrosselspulen) . . 2 2 2 2 2 2 2 2 2 020. 14 000 
84. Schutzdrosselspulen . . . 2 2: 22 aa .. - 14090 
35. Erdungsdroselspulen . . 2» 2 2 2 2 2 2220. 14 500 
36. Motorschalttafeln, auch mit selbettätigen Schaltern . . 14 000 


37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . . 2 2 2 2.0. 14 500 
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . .... . 15 500 
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäue . . 15 500 


MeßBapparate und Zubehör. 


ála. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 

Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 

zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 

oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 

lattions- und Leitungsprüfer . . . . 2 2 2 220. 10 500 
41b. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein- 

schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 

lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 


skala. Montage- und Blitzableiter-MeBbrücken. Tempe- 
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . . 2. 2... 10 500 
. 41c. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . ... . 10 500 
42... Zähler: u. 400800 Bars Ba ee re 9 000 
43. Meßwandler und Zubehör . . .. 2 222020 13 000 


Installationsmaterial. 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ...... 13 000 
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 

Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-, 


Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . . 2 2 2 2 2 2 02. 8 000 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI........ 12 000 
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 8 000 


46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 


Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. . 2... 2 2... 12 000 
47. SBicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- 

bolzen-Sicherungssystem (Siemens). . .. . Be a 11.000 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 8 000 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 

zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens)... . 8 000- 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Gu 

gehäuse u 2 el ie ee 11.000 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


Teuerung» 
zuschlag 
% 


Gegenstand 


51 Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei- 
i opa Armatura bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 11 000 
e 


52. rtafeln, armiert . .. . h.o 2 2 2 2 a a’ l 9 500 
63. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 

Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und 

-Klemmen u. dgl... . 2: 2 2 2 2 re nenne 11 000 
64. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes 

Installationsmaterial . . . . 2202000. 12 509 
55a. Metallfassungen . . . 2.2 222 2er 12 000 
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe. und Verbinder 

BGBl. soaa ee ee we ee ale 12 000 
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- 

zellan und Isolierstoff . . . . 22: 2 2 2er, 12 000 
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschh der zwei- 

teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). .. ..... 12 000 


Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. — 


Glühlampen. 

68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- |) 100% auf di- 
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Listenpreise 

68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom 
sowie Telephonlampen. ..... 2.222.220 200. 31. VII. 2 


Telegraphie und Fernsprech wesen. 


69a. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke 
(Wecker) sowie Aus- u. Umschalter und Kontaktvorrich.- 


tungen für Haussignalanlagen als auch Holzdrücker . 3800 
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 
fache Induktor-Apparate . . . 2.2 2 2 2 000. 10 000 
690. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . . ... . 10 000 
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . . . . 10 500 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 10 000 
69. Apparate für Telegraphie . . . ... 2 2 22 20. 10 000 
69g. Kondensatoren für Feinsprechzwecke. . . . 2... 1 800 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . , , f Ohne Paraband pe 
mit 5 3 500 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . . . 2 2 2 2 2 ss 8 000 
72. Apparatschnüre (Privattypen) . . . 2. 2 22 .2.. , 3 600 


Bogenlampen und Zubehör. 
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch - 


TWUNGBZWECKE N o 4 ee ee er 10 000 
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . ...... 10 000 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 

und Handelsschiffe) . . 2 2 2 2 2 u 2 2 nenne. 11 000 
76. Widerstände . ... 22220. EEE RIED 12 000 
77. Aufhängevorrichtungen . . . 2 2 2 2 22220. 10 000 
78. Leitungskupplungen . . .. 2. 2 2 2 22 een. 10 000 
79. Transformatoren und Drosselspulen . . . . » 2... 14 000 
Gummifreie Isolierstoffe. 
80. Normalplatten . . 2.2 2 nern 6 500 
81. Zählertafeln, unarmiert . . . 2 22... a a. 8 000 
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . . . . . 9 000 
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 8 500 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 

mierte Anschlußklemmen usw.) . . . 2» 2 2 2.2. sa 9 000 
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall 

a) mit einem Stückgewicht bis 50 g ....... 10 000 

D): is: 5 A über O8 ....... 8 500 


Ve rschiedenes. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen 
ab 7. IX. 1922 mindestens 12000 M für 100 kg ohne Faß. 


Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung) 


bekanntgegeben werden. Ab 7. IX. 1922 gelten die An- 
gaben der Ausgabe 19g. Diese Tabellen, die wir wegen 
Raummangels nicht abdrucken können, sind beı der Außenhandels- 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker- 
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten. 
Die Preise der 1500-tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für 


die anderen Drehzahlen gewählt. 


Druck von H. 8. Hermana & Co., Berlin 8W 19, Beuthstr. 8, 


Inhalt: Die neuen Elektrostahlöfen der Flat- | Meßgeräite und Meßverfahren. | Vereinsnachrichten. VDE, 1194. Bekanntma- 
Werke in Turin. Von G. Vitali. 1177. 1189. Eine registrierende Kontrolluhr. f. elektr. chung. Betr.: VDE-Abend in Dortmund. — Aus- 


Verkehrsfragen in Fernsprechanlagen mit Wäh- Triebwagen und Lokomotiven, — Hilfswiderstand schuß für Bedienungselemente, Erläuterungen zu 
oia prn Von Arche de 18° r. ne BT | zur. Eichung von Schalttäfelstrommessern. Has a Bee DIN fen 6000 bis 6002, — EV. 
ai ieee O a des Jahres 1921. Von | Jen komplizierter Fernsprech-Schaltrelais und ' Sitzungskalender. 1196. 

» : . -Schalter. Persönliches. 1196. Galileo Ferraris. — Aus- 

Gefahrlose Parallelführung von Hoch- und Nie- Werkstatt und Baustoffe. 119. Zu- | zeichnungen. 


Literatur. Besprechungen. 11% K 


derspannungsleitungen auf gemeinsamem Gestänge. |! rückgewonnene Heißdamptzylinderöle. 
Von Leonpacher. 1186, | 


| Jahresversammlungen, Kongres- Schmiedel, Die Prüfung der Elektrizitäts- 
an 2 Are N ren hr ns ande se, Ausstellungen. 11%. | Zähler, MeBeinrichtungen, Meßmethoden und -schal- 
Rundschau. Elektrizitätswerke und | Verschiedenes. 1191. Preisausschreiben | tungen. — F. Leitner, Einkommen und Ertrag. 
Kraftübertragung. 1187. — Zur Frage der | der Adolf v. 'Ernst-Stiftung, | — J. M. Witte, Wissenschaftliche Betriebs- 
Erdung des Nulleiters. — Die für 1922 in Aussicht l Energiewirtschaft. 1191. Bekanntma- | führung. l 
genommenen Neubauten und Erweiterungen der | chung über die Regelung des Verbrauchs elektri- | Eingänge. 1197. 
amerikanischen Elektrizitätswerke. | scher Arbeit. — Zur Kraftüberführung Norwegen— | Gesohäftliche Mitteilungen. 1198. 
Apparatebau. 1188. Suraum-Hausanschluß- Dänemark. | Warenmarkt. 1200, 
kasten mit Klingeltransformator. — Neue Form Industrie und Handel. 119, Deutsch- | Bezugsquellenverzeichnis. 1200. 


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u Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 38. 21. September 1922. 


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1177 


Elektrotechnische Zeitsch rift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: _ 


43. ne 


Berlin, 21. Turn 1922. 


E.C. Zehme, Dr. F.Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 212% 


Heft 38. 


An unsere Postabonnenten! 


Der in Heft 34 vom 24. August d. J. ausgesprochenen Bitte des Verlages, durch Nachzahlung von 
M. 40,— auf den Bezugspreis des Ill. Vierteljahres 1922 der das Fortbestehen der Fachpresse bedrohenden Geld- 
entwertung entgegenzuwirken, hat bisher leider nur ein geringer Teil der direkt bei der Post auf die „Elektrotech- 


nische Zeitschrift“ abonnierten Leser entsprochen. 


Soll die in immer kürzeren Zeiträumen erfolgende sprunghafte Verteuerung aller Herstellungskosten im Zeitungs- 
gewerbe nicht noch weitere Opfer auf dem Gebiete der Fachpresse finden, so müssen auch die Bezieher zu ihrem 
Teil der ungeheuren Steigerung Rechnung tragen und die vom Verlage nicht ohne zwingenden Grund geforderte 


Nachzahlung leisten. 


Der Verlag bittet daher erneut die noch im Rückstande befindlichen Abonnenten dringend, den Betrag von 
M. 40,— möglichst postwendend dem Postscheckkonto 20120 beim Postscheckamt Berlin (Julius 


Springer, Bezugsabteilung für Zeitschriften) zu überweisen. 


Verlag der „Elektrotechnischhen Zeitschrift‘. 


Alle Nachzahlungen werden direkt an den Verlag erbeten; die Postanstalten kommen für ihre Erhebung nicht 


in Betracht. 


“a 


Die neuen Elektrostahlöfen der Fiat-Werke in Turin. 
Von G. Vitali, Turin. 


In den letzten Jahren hat sich der Elektroofen in der Edelstahl- 
industrie ein großes Arbeitsfeld erobert. Die GesAmtzahl der elek- 
trischen Öfen aller Länder stieg in den Jahren 1913 bis 1920 von 
140 auf 1025, d. h. auf das Siebenfache. In Amerika einschließlich 
Canada standen 363 Öfen, in England 160, hiervon 70 allein in Shef- 
field, in Deutschland etwa 100. Über 90 % dieser Öfen sind Licht- 
bogenöfen, die sich wegen der geringen Anlage- und Reparatur- 
kosten sowie der höheren Betriebssicherheit und Haltbarkeit am 
schnellsten eingeführt haben. Die Statistik zeigt nicht nur eine 
gewaltige Zunahme der Elektroöfen während des Krieges, sondern 
auch noch eine weitere erhebliche Steigerung im Jahre 1919/1920, 
trotzdem die für Kriegsmaterial verwendeten Öfen für andere 
Zwecke frei wurden. 

Der Mangel an Roheisen und Kohlen während des Krieges ver- 
anlaßte die Fiat-Werke in Turin, einen Elektrostahlofen zu kon- 
struieren, dessen Leistungsfähigkeit auch die wirtschaftliche Her- 
stellung gewöhnlicher Stahlsorten in großen Mengen ermöglichen 
sollte. Seit einigen Jahren sind in der Stahlgießerei der Fiat-Werke 
sechs Öfen von je 5 bis 6 t Fassungsvermögen in Betrieb, deren Er- 
gebnisse so günstig waren, daß die Fiat-Werke bei Umbau und Er- 
neuerung ihres Hüttenwerkes Turin auf die ursprünglich geplanten 

artinöfen ganz verzichteten und ein neues Stahlwerk mit 4 großen 
Elektrostahlöfen von 15 bis 20 t Inhalt und zwei kleineren von 6 
und 3 t Inhalt von der Demag, Duisburg, bauen ließen. Dieses 
Elektrostahlwerk wird später durch Beseitigung des jetzigen alten 
Stahlwerkes um weitere 4 bis 8 Öfen vergrößert. Infolge des neu- 
artigen Elektrodenverschlusses und der größeren Leistungsfähig- 
keit soll hier kurz auf die Ausführung und Vorteile dieser Fiat- 
Öfen hingewiesen werden. 

Die Konstrukteure des Fiat-Ofens gingen von folgenden Ge- 
sichtspunkten aus: 


1. Erzielung und Erhaltung eines unbedingt neutralen Raumes 
im Herd während der ganzen Dauer des Betriebes, 

2. Anwendung einer kontinuierlichen Elektrode, um beständig 
die Elektroden hinzufügen zu können, ohne den Gang des 
Ofens zu unterbrechen oder langwierige Spezialkonstruk- 
tionen abmontieren zu müssen, 

3. Erzielung einer theoretischen Höchstdauer von 2% Stunden 


für das Schmelzen und Verfeinern, ausgehend von kaltem 


Einsatz. 
4. Verminderung des Kraft- und Elektrodenverbrauches im 
Vergleiche mit den anderen im Gebrauch befindlichen Öfen, 


5. Erhöhung der Lebensdauer der Auskleidung und Gewölbe, 

6. Erzielung der größten Leichtigkeit im Aufbau und Abbau, 
um in allerkürzester Zeit die Gewölbe verändern oder, im 
Falle der Beschädigung, einen Elektrodenhalter ohne Be- 
triebsunterbrechung auswechseln zu können, 


Als Bauart wurde die Drehstromtype gewählt, die bei dem 
jetzigen Verteilungssystem der elektrischen Energie am besten den 
heutigen Ansprüchen genügt und an die Netze der anderen Erzeuger 
angeschlossen werden kann, ohne als Folge wesentliche Gleichge- 
wichtsstörungen im Speisenetz mit sich zu bringen. Die Öfen sind 
an das Netz von 21 kV der Società Blectricitä& Alta Italia ange- 
schlossen, und es hat sich während der mehr als 3% jährigen Be-- 
triebsdauer keinerlei Übelstand an der Leitung gezeigt. 

Der Fiat-Ofen der Demag in Duisburg bestehtnach Abb. 1u.2 im 
wesentlichen aus einem zylindrischen, gut versteiften Blechgehäuse 
mit gewölbtem Boden, an dem zwei segmentförmige Wälzbalınen 
aus Stahlformguß angebracht sind, die ein Kippen des ganzen 
Systems nach beiden Richtungen ermöglichen. Während einige bei 
der Fiat in Betrieb befindliche Öfen hydraulischen Kippantrieb er- 
hielten, werden die neuesten zur Vermeidung einer weiteren Druck- 
wasseranlage besser und billiger elektrisch betrieben. Das Ofen- 
gehäuse und seine feuerfeste Auskleidung weisen nur zwei Öfl- 
nungen auf: eine größere vorn zur Beschickung und Entschlackung 
und eine kleinere auf der entgegengesetzten Seite zum Abstich. 


. Die gute und leichte Entfernung der Schlacke ist bei der Her- 
stellung des Stahles von großer Wichtigkeit. Durch ein leichtea 
Neigen des Ofens nach vorn kann die Schlacke in eınen unter 
dem Beschickflur stehenden Behälter und von dort durch einen 
geeigneten Kanal nach außen abfließen. Die Entschlackung ist. 
also hier wesentlich einfacher als bei anderen Öfen mit seitlicher 
Beschicktür. Die Öffnung für die Beschicktür ist an ihrer Außen- 
seite mit einem wassergekühlten Rahmen versehen, der die Kappe 
aus feuerfestem Material, die bei allen Öfen den oberen Verschluß 
der Beschicktüröffnung bildet, beim Einsetzen des Materials mittels 
selbsttätiger Beschickmaschinen geschützt. Diese Vorrichtung er- 
spart alle sonst so häufigen Ausbesserungen, die schon nach wenigen 
Abstichen mit großem Zeit-, Wärme- und Stromverlust ausgeführt 
werden müssen. 

Besonders bemerkenswert ist der Elektrodenaufbau dieses Drei- 
phasenofens. Die 3 Graphitelektroden mit 350 mm Durchmesser, 
die mit ihrer gesamten Armatur auf einer besonderen Brücke ruhen, 
stehen in üblicher Weise senkrecht auf dem Bade. Jede Elektrode 


1178 


ist mitihrer Armatur und mit dem ganzen Regulierwerk, einschließ- 
lich Motor, im ganzen abnehmbar und kann auch während des Be- 
triebes in etwa 34 Stunde durch eine neue ersetzt werden, wenn sich 


Abb. 2. Fiat-Ofen (Längsschnitt und Aufsicht). 


die Notwendigkeit eines schnellen Deckelwechsels ergibt. Die 
ganze Brücke, die alle drei Elektrodenarmaturen trägt, läßt sich 
ebenfalls leicht abheben. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 


21. September 1922. 


Nach Entfernung der Brücke kann der Deckelring mit dem Ge- 
wölbe abgehoben werden, so daß eine Erneuerung des Gewölbes 
oder der Ausfütterung des Ofens ohne Schwierigkeit möglich ist. 
Die behelfsmäßigen Ausbesserungen, welche bei anderen Öfen be- 
sonders an dem schwach gemauerten Gewölbebogen über der Be- 
schicktür oft erforderlich eind, werden hier dadurch vermieden, daß 
anstelle dieses Gewölbebogens ein mit dem Türrahmen verbundener, 
wassergekühlter Kasten angeordnet ist, der es ermöglicht, daß ein 
Ofen ohne Unterbrechung bis zu 150 Abstichen aushalten kann. 

Die vorzüglichen Ergebnisse dieser Ofenart sind besonders auf 
die sorgfältige und neuartige Elektrodenabdichtung und 
die Kühlung zurückzuführen. Auf dem Gewölbebogen steht ein 
doppelwandiger, von Kühlwasser 
durchflossener Zylinder, wel- 
cher die Elektrode umschließt 
(Abb. 2 und 3). An der Elektro- 
denklemme, deren Bewegungen 
durch zwei Spulen mit Motor- 
antrieb automatisch erfolgt, ist 
ein zweiter Zylinder befestigt, 
der eich über dem Kühlzylinder 
teleskopartig und gut dichtend 
mit der Elektrode verschiebt. Der 
luftdichte Verschluß verhindert 
eine Oxydierung der Elektroden 
und sichert ihnen eine erheblich 
längere Be’riebsdauer. Die Abb. 4 


Abb. 3. Elektrflenfassung. Abb.5. Abnutzung der Elektroden mit 


neuer Abdichtung nach Bauart Fiat. 


zeigt die Abnutzung der Elektroden bei den älteren Öfen im Ver- 
gleich zum Fiat-Ofen (Abb. 5). 

Die in den Ofen eingeführte Energie, die sich in Wärme um- 
setzt, wird restlos zum Schmelzen des Einsatzes ausgenutzt und 
nicht zur Erwärmung gewaltiger Luftmengen, die nur durch den 
Ofen hindurchgehen. Hieraus folgt ein geringer Kraftverbrauch. 
Außerdem lehrt die Erfahrung, daß bei den gewöhnlichen Öfen die 
Elektroden ihren größten Verschleiß nicht durch den Schmelzbetrieb 
selbst erfahren, sondern von den Flammen und oxydierenden Gasen 
verbrannt werden. 


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Abb. 4. Abnutzung der Elektroden’nach alter Anordnung 


Der Elektrodenverbrauch ist bei dem Fiat-Ofen auf 2,8 kgit 
geschmolzenen Stahles vermindert worden, während er bei den 
anderen Öfen zwischen 8 bis 15 kg schwankt. 

Abb. 7 zeigt zwei Elektroden, eine neue und eine verbrauchte, 
und das Verhältnis zwischen den beiden läit deutlich erkennen, 
wie der Verbrauch sich vollzieht und nur an dem einen Ende der 
Elektrode eintritt, das mit der Schmelze einen Lichtbogen bildet, 
während in geringer Entfernung davon der Querschnitt nur wenig 
verkleinert ist. 

Da der luftdichte Verschluß jedes Austreten von Flammen um 
die Elektroden herum verhindert, ergibt sich die wichtige Tatsache, 


21. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 38. 


1179 


daß im Innern des Ofens keinerlei Luftumlauf stattfindet, auch dann 
nicht, wenn die Beschicktür geöffnet wird. Es wird also auch keine 
Wärme zur Erhitzung gewaltiger Luftmengen, die nur durch den 
Ofen hindurchstreichen, verschwendet, und der Raum über dem Bad 
bleibt beständig neutral oder reduzierend. Dadurch wird die Ver- 
wendung von Gußeisen oder irgend eines anderen Kohlungsmittels 


entbehrlich, da der bereits im Metall befindliche Kohlenstoff nicht 


oxydiert wird. Es genügen kleine Zuschläge, um dem Metall einen 
bestimmten Kohlenstoffgehalt zu geben. 
Über den Betrieb des Ofens ist folgendes zu bemerken: daß in 
der Regel mit 2 Spannungen, einer höheren von 130 V und einer 
niederen von 75 V, gear- 
beitet wird. In der ersten 
-und längeren Periode 
des Niederschmelzens von 
festem Einsatz werden 130 
V verbraucht, um möglichst 
große Strommengen einzu- 
führen. Für die zweite 


DS oder Verfeinerungsperiode 
Dr verwendet man 75 V, um 
JIS) das Bad auf eine Gießtem- 


peratur-von etwa 17500 zu 
bringen. 


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Abb. 6. Schaltungsplan des Fiat-Ofens. 


Der bei dem 5-:6 t-Ofen verwendete Öltransformator ist bei 
Dreieckechaltung des Primärstromkreises für eine Leistung von 
00 kVA bemessen. Wird dagegen der Primärstromkreis auf Stern 
geschaltet, 8o verringert sich die Leistung auf 1150 KVA. Dem- 
entsprechend wird der Strom im Sekundärstromkreis auf 130 bzw. 
ið V transformiert. Der Sekundärstromkreis ist auf Stern ge- 
schaltet und für jede Elektrode sind 12 biegsame Zuleitungskabel 
mit insgesamt 4800 mm? Querschnitt verwendet. Der Sternmittel- 
punkt ist in unmittelbare Nähe des Ofens verlegt und durch bieg- 
same Kabel mit der Ofenschale verbunden (Abb. 6). So werden die 


Gleichgewichtsstörungen während des Betriebes möglichst abge- 
schwächt, und es ist zulässig, den Ofen selbst nur mit einem Licht- 
bogen anzulassen. Die Ofensohle ist außerdem geerdet, um indu- 
zierte Ströme zu zerstreuen und Entladungen zwischen den Metall- 
teilen zu vermeiden. In dem Sekundärstromkreis sind nur die Trans- 
formatoren für die Amperemeter zur Regulierung des Bogens und 
für die selbsttätigen Regler eingeschaltet. Alle anderen Meß-, Kon- 
troll-, Registrier- und Sicherheitsapparate liegen im Primärstrom- 
kreis. Um möglichst kurze Leitungen zu erhalten, ist die ganze 
Transformatorenanlage unmittelbar neben dem Ofen in einem unter 
Flur liegenden Raume untergebracht. 


Einige Betriebsergebnisse sind in Zahlentafel 1 aufgestellt: 


Zahlentafel 1. 
1. Abstich-Einsatz 4675 kg -- 5 Periode 2 h 5 min 2550 kWh 
Insgesamt 2 h 48 min 3200 kWh 
?. Abstich-Einsatz 4675 kg — 3 Periode 2 h 7 min en kWh 
Insgesamt 2 h 55 min 3120 kWh 
3. Abstich-Einsatz 4675 kg — 1 Periode 2 h 2 min en kWh 


n t1 r1 LAA 


Insgesamt 2 h 35 min 3000 kWh 


Der gesamte Stromverbrauch hat also wäh- 
rend dieser 3 Abstiche9320k Wh betragen oder, 
bei einem Einsatz von 4675 >x 3 = 14025 kg 
im Mittel 0,66 kWh/kg Dabei ist zu beachten, 
daßłbei diesen und allen folgenden Messun- 
gen die Zähler im Primärstromkreis ein- 


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Abb. 7. Elektrode zum Fiat-Ofen. 


schaltet wurden, alle Verluste im Transformator und dem Sekundär- 
stromkreis mit seinen Apparaten daher in diesen Verbrauchszahlen 
eingeschlossen eind. 

Als Monatsdurchschnitt ergab sich z. B. bei einer Gesamtmenge 
von 1341160 kg gegossenen Stahles und einem Energieverbrauch 
am Zähler gemessen von 937 000 kWh ein mittlerer Stromverbrauch 
von 0,70 kWh/kg gegossenen Stahles. Dabei ist zu berücksichtigen, 
daß an den Feiertagen nicht gegossen wurde, die Öfen jedoch unter 
Strom blieben. Auch dieser Stromverlust ıst also in vorstehenden 
Zahlen enthalten. 


1180 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38. 


21. September 1922. 


Verkehrsfragen in Fernsprechanlagen mit Wählerbetrieb. 
Von Dr.-Ing. Lubberger, Berlin. l 
(Schluß von §. 1160). 


Wir können also jetzt die Teilnehmergruppen zu großen Grup- 
pen, „Ämtern“, zusammensetzen. Der nächste Schritt ist das Studium 
des Verkehrs der Ämter untereinander. Dieser Verkehr kann nicht 
mehr mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung allein gefaßt werden, 
weil hier die besonderen Interessen der Teilnehmer ins Spiel kom- 
men. Diese Beziehungen unterliegen nicht mehr dem Zufall, der ja 
die Grundlage der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist. Wie man sich 
da hilft — man führt Erfahrungszahlen ein —, ist in der Fachwelt 
längst bekannt, braucht daher hier nicht behandelt zu werden. 

-~ Die entwickelten Re- | 

geln und Formeln genü- l 

gen zur Erfassung des 
schwankenden Gebildes 
eines großstädtischen 
Verkehre. 

Wie stimmt nun die 
Erfahrung mit den Rech- 
nungen überein? M. 
Langer hat in der 
„Zeitschr. f. Fernmelde- 
technik” 1921, Heft 3/4 
S. 41 u. 61 eine Reihe 
von Kurven veröffent- 
licht, welche aus Tau- 
senden von Messungen 
entstanden sind. Sie 
sind also der Inhalt 
einer weitgehenden Er- 
fahrung. Abb. 7 zeigt 
die Übereinstimmung 
von Theorie und Erfahrung. Die Schaulinie a gibt an, daß in einem 
Bündel von 50 Leitungen jede Leitung 39 min/h leistet. Wenn man 
aber 5 Bündel von je 10 Leitungen einbaut, so daß sich die Leitungen 


Abb. 7. Leistungen der Bündel 


der einzelnen Bündel nicht aushelfen können, so wird jede Leitung 


nach Schaulinie d nur 16 min leisten, weil die Schwankungen in den 


Es sind folgende Verbindungsleitungen vorbanden: 


Zwischen-Amt | Bündel | je Leitung 
I1u.1 2 90 
1 u. 2 2 50 
1u.8 2 13 
2u.2 2 30 
u. 3 2 0 
3u. 3 2 5 


Abb. 8. Anlage mit 15 Ämtern. 


kleinen Bündeln sehr viel größer sind. Die ausgezogenen Linien 
der Abb. 7 sind aus den Messungen entstanden, die punktierten ent- 
sprechen der Rechnung. Die Übereinstimmung ist also alles, was man 
verlangen kann. Die Schaulinie b stellt die Teisungen für „gestaf- 
felte“ Bündel dar. Das ist eine besondere Art der Verdrahtung der 
Vielfachfelder. Die Theorie hat diese wichtige Anordnung noch nicht 
zu fassen vermocht. 


Um den etwa möglichen Eindruck zu zerstreuen, als ob die Er- 
fassung des Verkehrs mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung in 
der vorliegenden Arbeit zum ersten Male in ihrer vollen Bedeutung 
gewürdigt worden sei, möchte ich kurz auf die früheren Arbeiten in 
dieser Richtung hinweisen. Im ganzen liegen bisher 13 Arbeiten vor, 
über welche in der „Zeistchr. für Fernmeldetechnik” 1921, Heft 2, 4, 
5, S. 21, 67, 96, berichtet worden ist. Dazu kommen in letzter Zeit 
noch zwei neuere Arbeiten. Die eine vonR.Salvadori (in „Te- 
legrafi e Telefoni” vom Februar 1921). Er stellt sich die Aufgabe, 
die Wählerzahl als Funktion der Belegungszahl c und Belegungs- 
dauer t zu berechnen und gründet die Lösung auf eine bisher noch 
nicht benutzte anschauliche Weise. Die zweite Arbeit stammt von 
C.Mc.Henry,Sydney („Post Office El. Eng. Journal” Jan. 1922), er 
behandelt eine spezielle Frage (die rückwärtige Sperrung vom Il. V. 
W. zum I. V.W, bei doppelter Vorwahl). 

Zur Kennzeichnung der Entwicklung der Rechnungsweise mit 
der Wahrscheinlichkeit dienen folgende Angaben. Die Wählerzahl N 
als Funktion von Belegungszahl und Belegungsdauer, also N = 
f (c, t) wurde zuerst von W.H.Grinstedt (England) im Jahre 
1907 bearbeitet und 1915 veröffentlicht. Die Wählerzahl als Funk- 
tion der Gruppenteilung, also N = f (S, C) entstand 1913 in Deutsch- 
land. Die Wählerzahl als Funktion von Teilnehmerzahl, Belegungs- 
zahl und Belegungsdauer, also N = f (s, c, t) entstand in Deutschland 
1916 und wird hiermit zum erstenmal bekanntgegeben. 


Nr. 1 Amter mit je 10000, Nr. 2 Ämter mit je 5000 und Nr. 3 Ämter mit je 
1000 Anschlüssen. 
Gesamtkabellänge bei 3) Verbindungsleitungsgruppen 48,88 km. 


Abb. 9. Verbindungsleitungsplan von 15 Ämtern. 


Wir wollen nun diese Lehren in die Wirklichkeit umsetzen. Um 
einen Begriff zu bekommen, um was es sich handelt, sehen wir uns 
den Verbindungsplan einer Anlage mit 15 Ämtern an. In Abb. 8 sind 
alle Ämter unter sich verbunden, im ganzen sind daher 15 X 14 = 210 
Bündel nötig mit einer Adernlänge von 59000 km. Abb. 9 zeigt die 
gleichen Ämter anders verkabelt. Es sind 30 Verbindungsbündel mit 
48 800 km Adernlänge M. Langer hat eine Reihe solcher Fälle 
untersucht und gefunden, daß man mindestens Bündel von 50 Lei- 
tungen anstreben eollte. Hier sollen die Bilder nur benutzt werden, 
um die wesentliche Lehre der bisherigen Untersuchungen klarzustel- 
len: Es handelt sich um einerseits viele Bündel mit je wenigen Lei- 
tungen, und anderseits um wenige Bündel mit je vielen Leitungen. 
Bei der Anlage nach Abb. 8 müssen von jedem der 15 Ämter nach dem 
eigenen und nach jedem anderen Wege führen, also ab jedem Amte 
15 „Richtungen“. Die Wähler müßten daher 15 Richtungen einzu- 
stellen erlauben. Bei der Anlage nach Abb. 9 braucht man lange 
nicht so viele Richtungen. Daher werden diese Wähler weniger Rich- 
tungen, dafür aber mehr Leitungen in jeder Richtung aufweisen. Die 
grundlegende Frage bezieht sich daher auf die Wirtschaftlichkeit 
dieser beiden Entwicklungsmöglichkeiten. - 

Bevor diese Frage aber weiter behandelt wird, seien zwei Sy- 
steme vorgeführt, um an ihnen die Wirkung der Verkehrsgesetze zu 
studieren. Es gibt mehr als zwei Systeme, die berücksichtigt wer- 
den sollten. Die beiden vorgeführten enthalten aber alle Elemente, 
so daß die Einbeziehung aller Systeme nur eine unnötige Belastung 
wäre. Es handelt sich um das Strowger-System und den Stangen- 
wähler der Western Electric Co. (WEC). 

Das Strowger-System ist schon so oft beschrieben worden, daß 
eine kurze Schilderung wohl ausreichen wird. Die Grundlage des 


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21. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38. 


1181 


Strowger-Systems ist ein Wähler, der unmittelbar vom Teilnehmer 
darch Stromstöße auf die gewünschte Richtung eingestellt wird und 
dann in dieser Richtung eine freie Leitung sucht. Der meist ge- 
bräuchliche Strowgerwähler hat 10 Richtungen und in jeder Rich- 
tung 10 Ausgänge. Das Strowger-System ist aber keineswegs auf 
diese 10er Teilung beschränkt. Man könnte ebenso gut einen Wäh- 
ler mit 25 Richtungen und 20 Ausgängen in jeder Richtung bauen; 
ohne vom Grundsatz des Systems abzuweichen. 


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vesieerens- 


. Abb. 10. Vorwahl. 


‘Aus wirtschaftlichen Gründen ordnet man nicht für jeden Teil- 
nehmer einen eigenen Richtungswähler an, sondern schiebt zwischen 
den Teilnehmer und den ersten Richtungswähler die sogenannte 
Vorwahlein. Der Grundgedanke ist aus Abb. 10 zu erkennen. Wenr 
der Teilnehmer den Hörer abhebt, so verbindet der Vorwähler den 
Anrufer sofort mit einem freien ersten Richtungswähler. Die nun 
folgende erste Stromstoßreihe stellt diesen sog. ersten Gruppenwäh- 
ler auf die gewünschte Richtung oder Gruppe, und der Wähler sucht 
sich in dieser Gruppe von Leitungen eine freie aus. Diese Leitung 
endet in einem weiteren Wähler gleicher Bauart, und die zweite 
Stromstoßreihe stellt den zweiten Wähler auf die zweite gewünschte 
Untergruppe. Die Abb. 11 zeigt das System in anderer Form mit 


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RfAbb. 11. Strowgersystem." 


drei hintereinander geschalteten Wählern. Um das Strowger-System 
für den vorliegenden Fall kurz zu kennzeichnen, wollen wir sagen, 
der Strowger-Wähler ist ein Schrittschaltwerk, welches unmittelbar 
vom Nummernschalter der Teilnehmerstelle aus eingestellt wird. 
Nach der Nummerneinstellung wählt der Wähler selbst seine freie 
Leitung in der gewünschten Richtung. 


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Abb. 12. Vielfachfeld des-Stangenwählers. 


‚ Der Stangenwähler der WEC ist hier noch wenig bekannt. Beı 
seiner großen Bedeutung für unsere Untersuchung möge er in eini- 
gen Bildern vorgeführt sein. Die Bilder sind aus einer Arbeit von 

-Gherardi und H. P. Charlesworth, ferner einem Auf- 
sätze von E, B. Craft („Western Electric News“ vom April 1921) 
entnommen. Sie sind mir freundlichst von der WEC, New York und 


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London, zur Verfügung gestellt worden, wofür ich ihr meinen besten 
Dank ausspreche. l 

In der Abb. 12 ist der Aufbau des Vielfachfeldes gezeigt. Ge- 
lochte Blechstreifen von etwa 1 m Länge zeigen beiderseits je 30 vor- 
springende Lamellen. 300 solcher Streifen werden, durch Isolier- 


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Abb. 13. Gruppe von Stangenwählern.' 


streifen getrennt, übereinander geschichtet, u. zw. so, daß je drei 
übereinander liegende Streifen um je eine Teilung versetzt sind. So 
entstehen 30 Dreierreihen mit je 300 übereinander liegenden Lamel- 
len. Dann werden 5 solcher 100er Vielfachfelder übereinander ge- 
baut. Das Vielfachfeld bildet also eine flache Tafel von etwa 1m 


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Abb. 14. Antrieb. 


Länge und 2,5 m Höhe. Dazu kommt oberhalb noch ein sechstes Kon- 
taktfeld für Stromzuführungen und andere Zwecke. Der bewegliche 
Teil des Wählers besteht aus einer etwa 3 m langen Stange (Rohr), 
je eine, mehrfach gelagert, für jede Dreierreihe von Lamellen. Diese 
Stange trägt 6 Bürsten, je eine für jedes der 5 Vielfachfelder, und 
eine Stromzuführungsbürste am Kopfende. Abb. 13 stellt die Ge- 


1182 


samtanordnung dar. Der Antrieb besteht aus drei dauernd laufen- 
den Wellen, mit Kork bekleidet. Sie sind in Abb. 14 zu erkennen. 
Jeder Wähler hat drei Kupplungsmagnete, deren Anker Preßrollen 
tragen. Das untere Ende der Stange setzt sich in einen Streifen von 
Flachmetall fort (Abb. 15), der zwischen den dauernd laufenden Wel- 


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Abb. 15. Antrieb. 


len und den Preßrollen angeordnet ist. Wird einer der Kupplungs- 
magneten erregt, so preßt er den flachen Streifen gegen die Welle, 
die je nach ihrer Drehrichtung den Wähler (f. d. Einstellung) hebt 
oder (f. d. Auslösung) senkt. Die oberste Bürste ist-lediglich Strom- 
zuführung, besteht also aus reinen Schleiffedern. Die übrigen Bür- 
sten sind Sprech- und Prüfkontakte. In der Ruhelage sind sie durch 
Keile so gespreizt, daß sie die Lamellen nicht berühren. Zur Ein- 
stellung des Wählers muß zuerst die Bürste des gewünschten 100er 
Feldes ausgewählt werden. Dazu dient eine zweite, etwas dünnere 
Stange (Abb. 15), welche zwischen dem Bürstenträger und dem Felde 
angeordnet ist. Diese zweite Stange trägt für jeden Bürstensatz eine 
Nase. Wenn der Bürstenträger gehoben wird, so wird die zweite 
Stange im geeigneten Augenblick gedreht (durch Erregung des drit- 
ten Kupplungsmagneten). Dabei schlägt die entsprechende Nase den 
Keil der gewünschten Bürste heraus, so daß nur diese Kontaktfedern 
die Lamellen (seitlich) bestreichen, Zu beiden Seiten der Wähler 
sind ferner die Zubehörteile, wie Steuerschalter und Relais, angeord- 
net. Ein Gestell für 60 Wähler erhält, je nach der Relaiszahl, eine 
Länge bis zu etwa 3m und eine Höhe von etwa 3,5 m. 


"Abb 16. Umrechnung der Anmtsauswahl 


Soviel über die Konstruktion des Stangenwählers. Seine ganze 
Anordnung erzwingt die Einführung ganz besonderer Schaltvor- 
gänge, die im reinen Strowger-System nicht enthalten sind: Auf- 
speicherung und Umrechnung. Der Stangenwähler wird von Ma- 
schinen im Amte angetrieben. Diese Maschinen haben eine gezebene 
Geschwindigkeit. Die Nummernschalter an den Teilnehmerstationen 
haben andere Geschwindigkeiten, u. zw. durchaus nicht immer die 
gleichen in der ganzen Anlage. Es ist unmöglich, die beiden Ge- 
schwindigkeiten zu einem einwandfreien Zusammenarbeiten zu 
bringen. Die 5 Felder von je 100 Kontakten können verschieden auf- 
geteilt werden: 5 Bündel mit je 90 Kontakten (je 10 Kontakte bleiben 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38. 


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21. September 1922. 


für andere Zwecke vorbehalten) oder im ganzen 40 Bündel mit je 
10 Kontakten und 10 Bündel mit je 5 Kontakten. Betrachten wir 
zunächst den Wähler mit 5 Bündeln. Diesen 5 Bündeln entsprechen 
5 Ziffern, z. B. 1, 2, 3, 4,5. Wo sollen nun die Ziffern 6, 7,3, 9, U 
im Wähler untergebracht werden? Anderseits kann man natürlich 
in der Aufstellung der Teilnehmernummern auf diese Ziffern nicht 
verzichten. Umgekehrt, betrachten wir den Stangenwähler mit 50 ab- 
gehenden Richtungen. Dann muß also jede Bürste 10 Richtungei: 
übernehmen. Um auf eine bestimmte Richtung zu gelangen, muß erst 
eine Bürste ausgewählt werden und diese muß dann auf ihre Unter- 
gruppe eingestellt werden. Also ist man auch hier an einer maß- 
sebenden Stelle auf 5 Ziffern (Zahl der Bürsten) angewiesen. Fe- 
ner, das Aufsuchen einer freien Leitung in einem Wer Bündel dauert 
mit den nötigen Steuerungen bis zu 2 s. Ein Teilnehmer müßte also 
zwischen 2 Ziffernreihen Pausen von mindestens 2 s einschieben, 
was er nie tun wird. Man fügt daher zwischen die Stromstoßgabe 
des Teilnehmers und die Einstellung der Wähler eine Zwischenstell«c 
ein: den Speicher und den Umrechner. 

Die Beschreibung des ganzen Speicher- und Umrechnungsvor- 
ganges würde zu weit führen. In der Abb. 16 ist nur ein bestimmter 
Teil dargestellt. Angenommen ist eine sehr große Stadt, die durch 
einen Fluß in eine östliche und eine westliche Hälfte geteilt ist, in 
welchen eine große Reihe von Handämtern eingebaut sind. Dies. 
sind durch kleine Kreise dargestellt. An das eine Handamt ist der 


Teilnehmer Je angeschlossen. Nun werde im Westen ein großes 


\Vähleramt W, gebaut, das naturgemäß mit allen Handämtern zu ver- 
binden ist. Man muß also die Wähler im Amte W, auf 792 einstellen, 
um zum Amte des Teilnehmers zu gelangen. Nach einiger Zeit werde 
im Osten das große Knotenamt W, gebaut, an welches mehrere klei- 
nere Ämter W, W, strahlenförmig angezweigt werden. Man wird 
zur Ersparnis von Verbindungsleitungen einen dicken Strang von 
W, nach W, ziehen, der die Nummer 5 erhalte. Von W, nach W, 
führe die Richtung 2 und von W, nach W, führe die Richtung 4. Die 


Wähler müssen also jetzt auf goio eingestellt werden, aber der Teil- 


nehmer kann natürlich nicht umnumeriert werden, weil das sonst 
jedesmal geschehen müßte, wenn ein neues Wähleramt dazukommt. 
Die Aufgabe lautet daher, die Ziffern 792 in 524 umzuwandeln, d. h. 
umzurechnen. Der dazu nötige Schaltvorgang verläuft wie folgt: 
Der im Amte W, angeschlossene Teilnehmer N beeinflußt das Linien- 
relais R, welches mit der ersten Stromstoßreihe einen kleinen 10-teı- 
ligen Wähler, den „Speicher“ Sp,, auf seinen siebenten Kontakt ein- 
stellt. Die zweite Stromstoßreihe stellt den zweiten Speicher Sp, 
auf seinen neunten Kontakt und die dritte Stromstoßreihe stellt den 
dritten Speicher Sp, auf dessen zweiten Kontakt. Die übrigen Spei- 
cher werden durch die weiteren Stromstoßreihen entsprechend ein- 
gestellt. Nun wird ein Stangenwähler, „Umsetzer”“ genannt, ange- 
lassen. Die Sucherbürste SB trifft beim Steigen zuerst auf den über 
den Speicher Sp, angereizten Kontakt. Das bewirkt im Umsetzer 
die Auslösung z. B. des dritten Bürstensatzes,. Beim weiteren Stei- 
gen trifft die Sucherbürste SB auf den durch den zweiten Speicher 
Spa angereizten Kontakt, während dieses Steigens wurde der ausge- 
löste Bürstensatz auf die neunte Untergruppe eingestellt. Bei der 
weiteren Bewegung trifft die Sucherbürste auf den über den dritten 
Speicher Sp, angereizten Kontakt, so daß schließlich der Bürstensatz 
auf einem bestimmten Lamellensatz steht. Die Lamellen sind nun 
über einen Zwischenverteiler mit Bürsten verbunden, die ihrerseits 
über Kontaktklötze einer sich dauernd drehenden Trommel schleifen. 
Die Klötze sind in verschiedenen Anzahlen gereiht. Die oberste Um- 
setzerbürste erhält Zugang zur Reihe mit 5 Klötzen, die mittlere Um- 
setzerbürste mit 2 Klötzen und die unterste Umsetzerbürste mit 4 
Klötzen. Nun sind die Umsetzerbürsten anderseits mit wieder neuen 
Einstellvorrichtungen, „Abzählwerke“ genannt, verbunden. Das 
erste Abzählwerk wird von den Klötzen aus auf seinen 5., das zweite 
Abzählwerk auf seinen 2., und das dritte Abzählwerk auf seinen 4. 
Kontakt eingestellt. Nach dieser Einstellung der Abzählwerke wird 
der I. GW angelassen und dieser schickt Stromstöße zum ersten Ab- 
zählwerk. Wenn dieses durch 5 Stromstöße in seine Ruhelage zurück- 
gestellt ist, schickt es einen Steuerstromstoß zum I. GW, der nun die 
freie Wahl beginnt. Nach dem Auffinden eines freien I. GW 
schickt dieser Stromstöße zum zweiten Abzählwerk, und wenn dieses 
durch 2 Stromstöße in seine Ruhelage zurück gedreht ist, schickt es 
einen Steuerstromstoß zum II. GW, der nun seine freie Wahl be- 
ginnt. Nach dem Auffinden eines freien III. GW schickt dieser Strom- 
stöße zum dritten Abzählwerk, das durch 4 Stromstöße in seine Ruhe- 
lage zurückgestellt wird, und daraufhin den III. GW umsteuert. Die 
übrigen Ziffern der gewünschten Teilnehmernummer seien hier 
übergangen. Nach all diesen Vorgängen werden die zeitweise be- 
nutzten Apparate Speicher, Umsetzer, Trommel und Abzählwerke 
abgeschaltet und stehen für andere Verbindungen zur Verfügung. 
Die Abb. 17 zeigt nun den Zusammenbau aller Teile zu einem 
ganzen System, u. zw. für den abgehenden Verkehr des Amtes Zen- 
trum. Die Teilnehmer des Amtes Zentrum sind an Anrufsucher an- 
geschlossen. Der Anruf gelangt über den Anrufsucher und über 
einen Dienstwähler DW zum Speicher und Umrechner U. Die weitere 
Verbindung über I. und II. Gruppenwähler und Leitungswähler ist 
grundsätzlich die gleiche Art des Verbindungsaufbaues, wie im 
Strowger-System, nur sind die Stromläufe verschiedener Art. Die 
WEC benennt die Wähler mit anderen Namen. Der I. Gruppenwäh- 


21' September 1922. 


ler heißt „Distriktwähler”, der im Amte des I. Gruppenwählers ein- 
gebaute II. Gruppenwähler heißt „Amtswähler”, der am ankommen- 
den Ende einer Verbindungsleitung angeorduete Wähler heißt „an- 
kommender-Wähler”. Die verschiedene Bezeichnung ändert an der 
Sache selbst nichts. l 


Ost Nord 
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s| G | E8 | ES 
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pars (16W) | 


Abb.17. Anlage mit Stangenwählern. 


Das Amt „West” ist noch für Handbetrieb eingerichtet. Damit 
der anrufende Teilnehmer alle Verbindungen in der gleichen Weise 
herstellen kann, wird-der im Handamt ankommende Verkehr auf die 
sog. „Optische Nummernanzeige” geleitet. Die Stromstoßreihen wer- 
den wieder aufgespeichert und nach dieser Aufnahme erscheint am 
Arbeitsplatz der Beamtin eine Anruflampe. Bei der Annahme des 
Anrufes wird der Speicher mit einem Lampenfeld im Tastenbrett des 
Platzes verbunden und die gewünschte Nummer erscheint an auf- 
leuchtenden Lampen. Die Beamtin liest die gewünschte Nummer ab, 
braucht also nicht abfragen. : 


Zur ganz kurzen Kennzeichnung des Systems der Stangenwähler 
wollen wir sagen: Der Stangenwähler ist ein von Maschinen ange- 
triebener Wähler. Die Nummernstromstoßgabe der Teilnehmerstelle 
wird zunächst aufgespeichert und durch Umrechnung der Beziffe- 
rung der Wähler angepaßt. Die Nummerneinstellung der Wähler 
wird von einem im Amte befindlichen Zählwerk geregelt. Die freie 
Wahl erfolgt in der Richtung auf den gewünschten Teilnehmer hin, 
wobei die Größe der Bündel nach Wunsch gewählt werden kann. 


Wir wollen nun studieren, wie diese beiden Systeme die vielfach 
gestellten Aufgaben lösen. Zunächst fällt der Unterschied „Schritt- 
schaltwerk und Maschinenantrieb“ auf. Die Bedeutung dieses Unter- 
schiedes wurde von Herrn Direktor Grabe in Hannover 19% be- 
sprochen. Auch Gruppierungsfragen sind dort behandelt worden, 
aber inzwischen sind mehrere Arbeiten über den Stangenwähler er- 
schienen. Sir W. N o bl e („Annales des Postes et Telegraphes” 1921, 
Bd. 1, S. 9) zählt 14 Punkte, E. B. Craft (a.a.0.) zählt 10 Punkte 
besonderer Bedeutung auf. Viele dieser Punkte sind rein schal- 
tungstechnischer Art und berühren die hier untersuchte Frage 
(Gruppierung) nicht, seien daher übergangen. Wesentlich sind fol- 
gende Punkte: ; 


GroßeBündel. Beim Stangenwähler können Bündel bis zu 
% Leitungen für eine Richtung gebildet werden, und umgekehrt kön- 
nen 40 Richtungen mit 10er Bündeln und 10 Richtungen mit 5er Bün- 
deln von einem einzigen Stangenwähler abgenommen werden. Die 
großen Bündel ergeben nach den früheren Überlegungen Ersparnisse 
an Leitungen und nachfolgenden Wählern. Beim Strowger-System 
werden ebenfalls große Gruppen gebildet. Man verbindet jeden Kon- 
takt einer GW-Dekade mit einem Vorwähler, u. zw. so, daß der Vor- 
wähler des ersten Kontaktes die Leitungen 1-10, der Vorwähler des 
zweiten Kontaktes die Leitungen 11—20 usw. bestreicht. Durch fie 
Einschaltung dieser sog. Mischwähler können jedem Wähler 100 Lei- 
open in jeder Richtung zur Auswahl zur Verfügung gestellt 
werden. 


Die Möglichkeit, vom Stangenwähler 50 kleine Bündel abgehen 
zu lassen, wird wohl nie ausgenutzt werden. Denn wir haben ge- 
sehen, daß so kleine Gruppen in jeder Beziehung für Verbindungs- 
leitungen ungünstig sind und auf eine jedenfalls falsche Netzanlage 
hinweisen würden. 


Umrechnung und Speicherung. Die Umrechnung 
bietet einige sehr beachtenswerte Möglichkeiten. Es können bei der 
ersten Anlage zwei Ämter an verschiedene Knotenämter angeschlos- 
sen werden, so daß der Verkehr zwischen ihnen über die Knotenäm- 
ter verläuft. Wenn sich nun späterhin ein sehr starker Verkehr zwi- 
schen ihnen entwickelt, so wird es wirtschaftlicher, die beiden Ämter 
unmittelbar miteinander zu verbinden. Dabei werden die Wähler- 
stufen, die bisher den Verkehr in den Knotenämtern weitergeleitet 
hatten, überflüssig und die entsprechenden Ziffern natürlich auch. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 


1183 


Das Überspringen der ausfallenden Ziffern kann im Umrechner 
leicht eingerichtet werden. Ähnlich ist der Fall bei unselbständigen 
Ämtern, deren ganzer Verkehr über das nächste Knotenamt abge- 
wickelt wird. Wenn der innere Verkehr sehr stark wird, erlaubt der 
Umrechner die Überspringung der Ziffern des Knotenamtes und die 
unmittelbare Umschaltung der Verbindung auf Wähler des Unter- 
amtes selbst. Derartige Notwendigkeiten hat man für das Strowger- 
System schon im Jahre 1912 erkannt und im sog. Mitlaufwerk eine 


- vereinfachte Art des Umrechners geschaffen und seither auch ange- 


wandt. Dieses Mitlaufwerk ist ein einfacher Wähler, der gleichzeitig 
mit den regelrechten Wählern eingestellt wird. Wenn das Mitlauf- 
werk gleichzeitig mit den Sprechwählern auf die besondere Nummer 


eingestellt wurde, so löst es die Verbindung zum Knotenamt aus und 


schaltet den Anruf auf Wähler des eigenen Amtes um. Die Wähler 
des Knotenamtes werden also während der Einstellung der ersten 
Ziffern belegt, dann aber frei. In gleicher Weise kann ein Mitlaui- 
werk zwischen zwei benachbarten Ämtern, die an verschiedene Kno- 
tenämter angeschlossen sind, unmittelbare Verbindungen einleiten. 
Daraus erkennt man, daß die wertvolle Eigenschaft des Umrechners 
— Ausschaltung unwirtschaftlicher Verbindungsleitungen — dem 
Strowger-System schon einverleibt wurde. cc 


Eine weitere Eigenschaft des Umrechners ist die Möglichkeit, 
eine Verbindung ganz nach Belieben aufbauen zu können, wie es für 
Abb. 16 geschildert wurde. Für das Strowger-System verfährt man 
folgendermaßen: Für jede große Stadt muß man sowieso einen Bau- 
plan für die Zukunft entwerfen. Die wichtigste Anordnung ist die 
Umnumerierung der Teilnehmer. Diese Numerierung legt grundsätz- 
lich das Verteilungssystem fest. Baut man nun im Westen das erste 
Wähleramt ein, so baut man auch die Wähler ein, die die strahlen- 
förmige Verteilung für den Osten vornehmen. Wenn dann später das 
Amt im Osten gebaut wird, so verlegt man diese Wähler aus dem 
einen Amt in das andere, so daß ganz von selbst sich die Strahlen ver- 
kürzen. Bei einem derartigen Verfahren hat man allerdings nicht. 
ganz die volle Bewegungsfreiheit, wie bei dem Umrechner. Für 
Deutschland erregt diese Einschränkung keine Bedenken, denn dıe 
Notwendigkeit für derartige große Freiheit tritt nur für Systeme ein, 
die nahe an der Millionengrenze sind, wie z. B. New York. Berlin hat 
7. Zt. etwa 0,17 Mill. Anschlüsse und die Millionengrenze braucht uns 
keine Sorgen zu machen. 


Die SicherheitderStromstoßgabe. Bei der Anord- 
nung der WEC. werden die Stromstöße der Sprechstellen zunächst in 
einem Speicher aufgespeichert. Dann schicken die Wähler Strom- 
stoßreihen zurück zum Speicher, der sie abzählt und im geeigneten 
Augenblick die Wähler umsteuert. Es ist ferner möglich, die Strom- 
stöße in einem ersten Speicher zu empfangen, eine Anzahl der Wäh- 
ler von diesem aus einzustellen, dann den Rest der Stromstöße auf 
einen zweiten Speicher in einem ferner gelegenen Amte zu übertra- 
gen und den Rest der Wähler von diesem zweiten Speicher aus einzu- 
stellen. Fürdiese Anordnung wird eine größere Sicherheit der Strom- 
stoßwirkung beansprucht, als die unmittelbare Einwirkung beim 
Strowger-System sie gewähre. Man will insbesondere die Unregel- 
mäßigkeiten der vielen Nummernschalter an den Sprechstellen aus- 
schalten. Die WEC. justiert die Scheiben auf eine Ablaufzeit von 
0,8 bis 1,1 s, die Strowger-Scheibe läuft mit 0,9 bis 1,1 s. Das Wähler- 
system selbst hat natürlich viel weitere Grenzen. Der Unterschied 
ist nicht beachtenswert. Aus einem Vortrage von A.B.Smith, Chi- 
cago teile ich mit, daß seit Anfang 1920 die beiden Strowger- 
Ämter Edmonton und Calgary in Kanada über eine Entfernung von 
500 km mit der gewöhnlichen Scheibe mit 1 s Ablauf miteinander 
über einen simultanen Wählkreis verkehren. Aus diesen Angaben 
kann man die Sicherheit entnehmen, daß das Strowger-System der 
Leitungslänge und Stromstoßgeschwindigkeit in jeder Beziehung gc- 
wachsen ist. Das Arbeiten über mehrere Ämter hinweg kann gel:- 
gentlich eine mehrfache Übertragung der Stromstöße erfordern unü 
unter Umständen die Aufspeicherung der Stromstöße zur Verbessc- 
rung der noch weiter zu gebenden Stromstöße zweckmäßig ersche:- 
nen lassen. Solche Fälle werden sehr selten sein, jedenfalls kommen 
sie für Anlagen wie Berlin nicht in Frage. Sollte aber doch im Vor- 
ort- oder Schnellverkehr je eine solche Anordnung zweckmäßig er- 
scheinen, so kann sie jederzeit in das Strowger-System eingefügt 
werden. 

Anpassung der Sprecheinrichtungen. Wennein 
Wähler von Leitungen verschiedener Charakteristik belegt wird, 
oder er selber solch verschiedene Leitungen aufsucht, so kann eine 
besondere Stromstoßgabe vom Umrechner aus im Wähler verschie- 
denartige Sprechbrücken einschalten. Auch für diese Forderung 
kann der Umrechner besondere Formen annehmen und ist in einer 
solchen seit 1909 für Strowger-Systeme angewandt worden, nämlich 
in dem sogenannten Fern- und Ortsleitungswähler. Wenn der Fern- 
verkehr über Wähler, nicht über Vorschalteschränke verteilt wird, 
so benützt man die gleichen Leitungswähler für die beiden grund- 
verschiedenen Betriebsformen, Orts- und Fernverkehr, und eine be- 
sondere Stromstoßgabe vom Fernamt aus steuert den Wähler für den 
Fernbetrieb um. Dabei werden Sprech- und Prüfkreise grundsätz- 
lich geändert. Das wesentliche Element des Umrechners liegt also 
in der besonderen Stromstoßanordnung im Fernamt. 

Keine Lötstellenim Vielfachfeld. Diese bauliche 
Einzelheit ist zweifellos ein Vorzug des Stangenwählers gegenüber 
den bekannten Strowger-Wählern. 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 


21. September 1922. 


Überblicken wir die verschiedenartigen Lösungen der gestellten 
Aufgaben für den Strowger- und Stangenwähler so können wir sehen, 
daß alle Aufgaben für beide Systeme einwandsfrei gelöst werden. 

Die Besprechung der beiden Systeme gewährt uns auch einen 
tieferen Einblick für die im Vortrag ursprünglich gestellte Aufgabe: 
Welche Garantie für gute Verkehrsabwicklung kann man verlangen 
und eingehen? Wir hatten vorläufig eine Verlustziffer 0,001, d. h. 
eine von tausend Verbindungen geht wegen Besetztseins aller Wege 
verloren — angenommen. Nun kann man eine Garantie nur dann lei- 
sten, wenn der garantierte Wirkungsgrad auch nachgemessen wer- 
den kann. Nun stelle man einmal fest, wieviel von dem Verkehr des 
einen der 15 Ämter (Abb. 8) verloren geht! Dieser Verkehr geht 
ganz beliebig zu allen den 15 Ämtern, mischt sich dort mit dem Ver- 
kehr der übrigen Ämter und verliert hinter den mischenden Wählern 
seine Erkennbarkeit. Es ist gerade so, wie bei großen Überlandkraft- 
anlagen mit mehreren Kraftwerken. Auch hier kann man den Ge- 
samtwirkungsgrad nur aus den Einzelbestimmungen an den einzel- 
nen Stufen errechnen. Man muß also den Verlust für jede einzelne 


Stufe festsetzen und messen. Für die teuersten Wählerstufen wird 


man einen größeren Verlust zulassen, als für die billigen Stufen. Wie 
groß nun die Einzelverluste und der Gesamtverlust sein sollen, wenn 
der Betrieb einen guten Eindruck machen soll, das steht noch nicht 
mit unbestrittener Sicherheit fest. Die Beobachtungen in ausgeführ- 
ten Anlagen ergeben, daß gute Anlagen in den einzelnen Stufen Ver- 
luste von 0,001 bis 0,004 zeigen, und einen Gesamtverlust von 2% in 
der verkehrsstärksten Stunde aufweisen. Diese Verlustziffer steht 
auch vollständig im Einklang mit den üblichen Verlustziffern, wo- 
nach die Teilnehmerleitungen selbst nur so belastet sein dürfen, daß 
im ganzen 25 % des ankommenden Verkehrs wegen Besetztseins der 
Leitungen verloren geht. Wenn zu diesen Verlusten nicht zustande 
kommender Verbindungen noch weitere 2 % verloren gehen, so wird 
das den Eindruck des Betriebes nicht wesentlich verschlechtern. Die 
am Anfang der Arbeit erläuterten theoretischen und gemessenen Un- 
terlagen ermöglichen den Vergleich verschieden aufgebauter 8y- 
steme, die wirtschaftliche Vorausberechnung einer Anlage und eine 
Garantieleistung. 


_Arbeitsrechtliche Gesetzgebung und Gesetzesvorbereitung seit Ausgang des Jahres 1921. 
Von Professor Carl Koehne, Berlin. 


Übersicht. In der Zeit vom 31. August 1922 bis 30. Juni 1922 
sind auf dem Gebiete des Arbeitsrechts namentlich in bezug auf die 
Befugnisse der Betriebsräte, das Gewerbe- und das Kaufnmannsgericht 
sowie die Sozialversicherung wichtige Gesetze erlassen worden. Aus 
ihrem Inhalte wird im folgenden das Allerwichtigste mitgeteilt; ebenso 
aus dem Inhalt der zu jener Zeit veröffentlichten Entwürfe zu Gesetzen, 
insbesondere derjenigen, welche die Arbeitszeit der Angestellten, die 
Beschäftigung Schwerbeschädigter und die Vorlüufige Arbeitslosenver- 
sicherung regeln sollen. — Später ist noch ein Hinweis auf die im Juli 
und August veröffentlichten arbeitsrechtlichen Gesetze zugefügt worden. 


Sowohl bei uns wie auch in allen übrigen Kulturländern nimmt 
die Zahl der arbeitsrechtlichen Vorschriften ständig zu. Auch in 
der Zeit vom Ende August 1921 bis Ende Juni 1922 hat unsere Ge- 
setzgebungsmaschine in bezug auf jenen Rechtszweig nicht geruht. 
Die in Betracht kommenden Staatsorgane, insbesondere das Reichs- 
arbeitsministerium, der Reichstag und der Vorläufige Reichswirt- 
schaftsrat, waren weiter eifrig bemüht, an die Stelle der seit den No- 
vembertagen des Jahres 1918 erlassenen Verordnungen, wel- 
che nur die dringendsten Wünsche der Arbeitnehmer zu befriedigen 
bestimmt waren, Gesetze treten zu lassen, die das betreffende 
Gebiet unter Verwertung der gemachten Erfahrungen systematisch 
regeln sollen. Daneben machten aber auch wie schon früher Ver- 
änderungen in den Lebensverhältnissen, insbesondere das fortwäh- 
rende Sinken des Geldwerts, Neuerungen im Arbeitsrecht. notwen- 
dig. Indessen hat die Ausgestaltung des Arbeitsrechts die öffent- 
liche Meinung jetzt weniger als in der Periode beschäftigt, über wel- 
che in der „ETZ“ 1921, S. 564 ff. und S. 1422 ff. berichtet wurde, und 
auch die seitdem entstandenen arbeitsrechtlichen Rechtsquellen 
können mit denjenigen, die in den drei vorhergehenden Jahren 
erlassen wurden, an Wichtigkeit nicht verglichen werden. Immer- 
hin fehlt es auch im letzten Viertel des vorigen und in der ersten 
Hälfte des gegenwärtigen Jahres in bezug auf jenen Rechtszweig 
nicht an Erscheinungen, für welche sich bei den Praktikern der 
Industrie, insbesondere auch bei denjenigen der elektrotechnischen, 
Interesse erwarten läßt. 


A. Namentlich ist dies bei der Arbeitsverfassung der 
Fall, in der jetzt die Betriebsorgzanisation in hoffentlich für einige 
Zeit abschließender Art geregelt ist. Die einschlägigen, im Be- 
triebsrätegesetz vom 4. Il. 1920 gegebenen Vorschriften enthielten 
zwei Lücken. Nach § 72 sollte die Betriebsbilanz, die den Betriebs- 
ausschüssen oder Betriebsräten jährlich vorzulegen ist, durch ein 
besonderes Gesetz geregelt werden; es ist schon am 5. II. 1921 erlas- 
sen worden. Ebenso nahm aber § 70 BetrRG. ein späteres Gesetz in 
Aussicht, daß die in ihm vorgeschriebene Entsendung von 
Betriebsratsmitgliederninden Aufsichtsrat re- 
geln sollte. Nach lebhaften Streitigkeiten im Vorläufigen Reichswirt- 
schaftsrat!) und im Reichstag kam das Gesetz vom 15.11.1922 (RGBJl. 
209) zur Regelung jener Angelegenheit zustande. In bezug auf die 
Punkte, in denen bei den Beratungen Arbeitgeber und Arbeitneh- 
mer sich besonders schroff gegenüberstanden, sind fast überall die 
Wünsche der letzteren in der endgültigen Fassung des Gesetzes er- 
füllt worden. Dies zeigt sich z. B. in den Angaben über die Unter- 
-= nehmungen, auf welche sich das Gesetz bezicht. In bezug auf die- 
jenigen der Elektrizitätsindustrie kommt es danach für Aktienge- 
sellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien und Gesellschaf- 
ten mit beschränkter Haftung in Betracht. Bei letzteren ist es ohne 
Bedeutung, ob das die Funktionen des Aufsichtsrats ausübende Or- 
gan mit diesem Namen bezeichnet wird. Auch ein im Gesellschafts- 
vertrage als Überwachungsausschuß, Beirat, Verwaltungsrat oder 
in anderer Weise bezeichnetes Organ ist, wenn es die Befusg- 
nisse des Aufsichtsrats erhalten hat, in bezug auf das 


1) Vgl. „ETZ“ 1921, S. 1324. 


BetrRG. als solcher zu betrachten, wie seine Mitglieder ja auch 
den für die Aufsichtsratsmitglieder erlassenen Vorschriften des 
Strafrechts und Steuerrechts unterliegen. 

Durchzedrunsen sind die Wünsche der Arbeitnehmer auch darin, 
daß die Mitglieder des Betriebsrats, die in den Aufsichtsrat entsandt 
sind, grundsätzlich, nämlich soweit nicht in dem BetrRG. und in dem 
neuen Gesetze Abweichendes bestimmt ist, dieselben Rechte und 
Pflichten wie die übrigen Mitglieder des Aufsichtsrats haben. Sie 
stehen daher namentlich unter der gleichen bürgerlich- und straf- 
rechtlichen Verantwortliclhkeit wie jene und nehmen daher auch an 
den in § 246 des llandelsgesetzbuchs dem Aufsichtsrat gegebenen 
Befugnissen teil. Dies bezieht sich z. B. auf das Recht jenes Organs, 
jederzeit vom Vorstande Berichterstattung zu verlangen, die Ge- 
sellschaftskasse und die Bestände an Wertpapieren und Waren zu 
untersuchen sowie, wenn dies im Interesse der Gesellschaft erfor- 
derlich ist, eine Generalversammlung zu berufen. 

Die Wahl der in den Aufsichtsrat entsandten Betriebsratsmit- 
glieder findet in der Regel durch den dann einen einheitlichen Wahl- 


‚körper bildenden Betriebsrat als Mehrheitswahl mit geheimer Ab- 


stimmung statt. Die Einzelheiten des Wahlverfahrens bestimmt der 
Reichsarbeitsminister. Er hat daher am 23. III. 1922 eine Wahl- 
ordnung erlassen (RGBI. S. 307, RABI. S. 176). 

In bezug auf die Organisation der Betriebe mag auch der Erlaß 
des preußischen Ministers für Handel und Gewerbe vom 5. X. 1921 
erwähnt werden, der die Mitunterzeichnung der Arbeitsordnungen 
durch den Arbeiterrat an Stelle des Betriebsrats für zulässig erklärt 
(RABI. S. 953). 

Wenden wir uns nun zu der zweiten Gruppe der Vorschriften 
über die Arbeitsverfassung, zu den Vorschriften über Berufsorgani- 
sation und Vereinbarung des Inhalts der Arbeitsverträge durch Ver- 
bände der Arbeitgeber und solche der Arbeitnehmer. Der Entwurf 
desArbeitstarifgesetzes”) ist bisher dem Reichstage noch 
nicht vorgelegt worden. Dagegen hat der Reichsarbeitsminister in 
bezug aufdieAllgemeinverbindlichkeitserklärung 
der Tarifverträge eine bemerkenswerte Neuerung einge- 
führt. Er übertrug jene rechterzeugende Verwaltungsmaßnahme 
behufs Entlastung seines Ministeriums durch eine Bekanntmachung 
vom 1. VI. 1922 auf das Reichsamt für Arbeitsvermittlung. Daher 
sind seit 15. VI. 1922 die Anträge auf Erklärung der Allgemeinver- 
bindlichkeit für einen Tarifvertrag an jene Behörde zu richten, und 
sie führt auch das Tarifregister. 

B. In bezug auf das Recht des Arbeitsvertrages 
haben die Presse der Arbeitgeber und die der Arbeitnehmer nament- 
lich die Bestrebungen beschäftigt, die Arbeitszeit mehr den 
praktischen Bedürfnissen entsprechend zu regeln, als es durch die 
bald nach der Revolution erlassenen, auch nur für die Demobil- 
machungszeit geltenden Verordnungen vom 23. XI. 1918 und 18. Ill. 
1919 geschah. Zu dem am 31. VIII. 1921 veröffentlichten Entwurf 
eines Gesetzes über die Arbeitszeit der Arbeiter?) ist nun ein 
Entwurf für ein Gesetz über die Arbeitszeit der Angestellten 
gekommen, der im Mai 1922 dem Vorläufigen Reichswirtschaftsrat 
und dem Reichsrat vorgelegt wurde. Dieser Entwurf entspricht, so- 
weit Änderungen des geltenden Rechtes in Betracht kommen, im 
allgemeinen dem erwähnten über die Arbeitszeit der Arbeiter. Na- 
mentlich ist dies in bezug auf die Möglichkeit der Fall, die Zeit der 
bloßen Arbeitsbereitschaft von der wirklichen Arbeitszeit zu unter- 
scheiden. Außerdem wird dieienize Verlängerung der täglichen Ar- 
beitszeit, die der Staat unter der Voraussetzung des Einhaltens der 
wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 48 Stunden gestattet, in Über- 
einstimmung mit den Beschlüssen der Konferenz von Washington 
auf eine einzige Stunde beschränkt. Endlich ersetzt der Entwurf, 


2) Vgl ETZ“ 1921, 8. 149. Zn 
3) Vgl. darüber „ETZ“ 1921, S. 1423, 1424, sowie ibid. 564 


— mm 


— mn lei me und _— — 


21. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 


1185 


um nur noch dies zu erwähnen, die in der Verordnung vom 18. III. 
1919 den Demobilmachungskommissaren erteilte sehr weitgehende 
Bewilligung von Ausnahmen von dem Achtstundentag durch genaue 
Aufzählung der Fälle, in denen künftig Ausnahmen gestattet 
werden können, und der Voraussetzungen, unter denen eine solche 
Erlaubnis gegeben werden darf. 


Ein anderer Entwurf, derjenige eines Gesetzes zur vorläufigen 
Regelung des Wettbewerbverbots (RABI. 1922, S. 346 ff.), 
dürfte wohl ohne besondere Schwierigkeiten Rechtskraft erlangen. 
Er will in bezug auf die Konkurrenzklausel den technischen Ange- 
stellten die gleiche Ausdehnung des Schutzes bringen, die den 
Handlungsgehilfen schon jetzt gewährt ist. 


Ferner als diese Entwürfe liegt dem Interesse der Leser der 
„BETZ“ das geplante Heimarbeiterlohngesetz, von dem 
der Referentenentwurf im Januar, der Regierungsentwurf im April 
veröffentlicht wurde. Er soll die Lage der hausindustriell Beschäf- 
tigten namentlich dadurch bessern, daß die Befugnisse der Fachaus- 
schüsse, die aus Vertretern der Auftraggeber und Hausarbeiter in 
gleicher Zahl bestehen, durch Erteilung des Rechts zur Lohnfest- 
setzung erweitert werden. 


Wichtig sowohl für Unternehmer wie für Ingenieure, die in der 
Elektrizitätsindustrie tätig sind, ist eine bereits eingeführte Neue- 
rung in Patentwesen. Eine Bekanntmachung des Präsiden- 
ten des Reichspatentamts vom 15. II. 1922 („Reichsanzeiger” Nr. 43, 
RABI. 1922, S. 151) gibt dem Patentsucher, der nicht selbst der Er- 
finder ist, das Recht, diesen zu nennen und zu beantragen, daß die 
Patentschrift mit einem Vermerk hierüber versehen wird. Die Rich- 
tigkeit der Angabe des Patentsuchers wird aber nicht geprüft und 
daher auch durch den der Patentschrift beigefügten Vermerk nicht 
gewährleistet. 


C. Den eigentlichen Betriebsschutz, den Schutz für Le- 
ben und Gesundheit der Arbeiter, betrifft von den Rechtsquellen, die 
in dem hier betrachteten Zeitraume erlassen sind, nur und auch nur 
mittelbar die Verordnung über die Anlegung von Dampfkesseln vom 
24. II. 1922 (RGBl. S. 469). 


‚ D. Ebenso braucht in bezug aufdieArbeitsbeschaffung 
hier nur auf den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes 
über die Beschäftigung Schwerbeschädigter vom 
6. IV. 1920 (RGBl. S. 458) verwiesen zu werden; der Reichsarbeits- 
minister legte ihn den Regierungen der Länder zur Stellungnahme 
vor und veröffentlichte ihn im „Reicharbeitsblatt” vom 31. V. 1922. 
Am wichtigsten von den vorgeschlagenen Änderungen ist, daß, wenn 
dieser Entwurf mit dem vorgeschlagenen Inhalt Rechtskraft er- 
langt, die Hauptfürsorgestelle „einem privaten Arbeitge- 
ber, der nicht die vorgeschriebene Anzahl von Schwerbeschädigten 
eingestellt hat, eine angemessene Frist zur Nachholung mit der Er- 
klärung bestimmen kann, daß sie nach fruchtlosem Ablauf der Frist 
selbst deeinzustellendenSchwerbeschädigtenbe- 
zeichnen werde Hat dann der Arbeitgeber innerhalb der Frist 
die Schwerbeschädigten nicht eingestellt,sobestimmt die Haupt- 
fürsorgestelle die Schwerbeschädigten und den Zeit- 
punkt, zu dem sie einzustellen sind. Mit Zustellung dieses Be- 
schlusses gilt zwischen dem Arbeitgeber und dem Schwerbeschädig- 
ten der Arbeitsvertrag als abgeschlossen. Die genannte Behörde 
„bestimmt“ auch „seinen Inhalt“. Dabei hat sie sich „nach den gel- 
tenden Tarifverträgen, Betriebsvereinbarungen oder Arbeitsordnun- 
gen und, soweit solche nicht vorhanden sind, nach den Arbeitsverträ- 
gen zu richten, die sonst üblicherweise mit Schwerbeschädigten ab- 
geschlossen werden”. Der Arbeitgeber wird also, wenn er nicht frei- 
willig die vorgeschriebene Anzahl von Schwerbeschädigten einstellt 
und die ihm gesetzte Frist versäumt, jeden Einfluß auf die Auswahl 
der Personen, mit denen die Stellen besetzt werden, und auf den In- 
halt der einschlägigen Arbeitsverträge verlieren. 


‚.E. In bezug auf Arbeitsstreitigkeiten sind einige 
wichtige Neuerungen durch das am 14. I. 1922 erlassene Gesetz zur 
Abänderung des Gewerbegerichtsgesetzes vom 29. VII. 1890/30. VI. 
1901 und des Gesetzes, betr. Kaufmannsgerichte, vom 6. VII. 1907 
(RGBI. S, 155) eingeführt. Hier sei folgendes hervorgchoben: Die 
beiden Sondergerichte sind jetzt für alle Streitigkeiten aus dem Ar- 
beitsvertrage zuständig, wenn das Jahresarbeitsgchalt des Arbeit- 
nehmers nicht mehr als 100 000 M beträgt; zu diesen Streitigkeiten 
gehören nun auch solche, die aus der Auskunfterteilung oder aus 
Konkurrenzklauseln hervorgehen. Ferner werden jetzt auch berufs- 
mäßige Vertreter und Rechtsbeistände bei diesen Sondergerichten 
zugelassen, allerdings auch nur in beschränkter Art. Denn grund- 
sätzlich ist die Ausschließung von Personen beibehalten, die 
das Verhandeln vor Gericht geschäftsmäßig betreiben. Jetzt besteht 
indessen eine Ausnahme zugunsten solcher Vertreter von Ar- 
beitgeber- oder Arbeitnehmervereinigungen, die für Mitglieder die- 
ses Verbandes auftreten und sonst vor Gericht nur für ihn oder seine 
Mitglieder ohne Entgelt tätig werden. Es müssen jetzt also auch Ge- 
schäftsführer von Arbeitgebervereinen von den Gewerbe- und den 
Kaufmannsgerichten zur Verhandlung zugelassen werden, welche 
Rechtsanwälte sind, sofern sie sich nur tatsächlich auf Be- 
ratung und Prozeßführung zugunsten des Vereins und seiner Mit- 
glieder beschränken. Endlich wurde die Höhe der Streitsumme, von 
der an eine Berufung von den Urteilen der Gewerbegerichte statt- 
haft ist, auf 5000 Mark erhöht; bei den Kaufmannsgerichten spielen 


| RE 


6000 M dieselbe Rolle. Diese Bestimmungen schließen tatsächlich die 
Berufung bei der Rechtsprechung jener Sondergerichte fast völlig 
aus. Sie sind daher in Rücksicht auf die Gefahr irrtümlicher und 
verschiedenartiger Auslegung der einschlägigen Rechtsvorschriften 
zu bedadern, 


Die Bestrebungen, auch das Schlichtungsverfahren, 
also vor allem die Beilegung und Entscheidung von arbeitsrecht- 
lichen Gesamtstreitigkeiten, durch ein Gesetz zu regeln, das an 
Stelle von Abschnitt III und IV der Verordnung vom 23. XII. 1919 
treten soll, haben in der hier behandelten Periode noch nicht zu 
praktischen Ergebnissen geführt, wenn auch dem Reichstage der 
Nee einer „Schlichtungsordnung“ vorgelegt wurde (RABI. 


F. Dagegen sind auf dem Gebiete der Sozialversiche- 
rung zahlreiche neue Gesetze erlassen. Die meisten verändern wie- 
der Vorschriften der Reichsversicherungsordnung über Beiträge und 
Leistungen sowie über Grenzen von Versicherungspflichten und 
Versicherungsberechtigungen in Rücksicht auf die Zunahme der 
Geldentwertung. Entsprechendes ist in dem Gesetze über 
die vorläufige Umgestaltung der Angestelltenversicherung vom 15. 
VI. 1922 (RGBl. S. 505) der Fall. Neuerdings hat man aber bei 
vielen, den verschiedenen Zweigen der Sozialversicherung ange- 
hörenden besonders wichtigen Bestimmungen, die durch das Sinken 
des Geldwerts an Bedeutung verlieren können, die Erhöhung der 
darin genannten Summen für die Zukunft außerordentlich er- 
leichtert. Für diese Bestimmungen ermächtigt nämlich „das 
Gesetz über Änderung von Geldbeträgen in der Sozialversicherung” 
vom 9. VI. 1922 (RGBl. S. 304) die Reichsregierung, mit Zustim- 
mung des Reichsrats und des Reichstagsausschusses für soziale An- 
gelegenheiten Neuerungen einzuführen und die erforderlichen Über- 
gangsvorschriften zu erlassen. 

Außerdem erleichtert dasGesetz zurSicherung der ärzt- 
lichen Versorgung bei den Krankenkassen vom 20. IV. 1922 
(RGBl. S. 463) es dem Reichsarbeitminister, jenen Versicherungs- 
trägern bei Streitigkeiten mit ärztlichen Standesvereinen Hilfe zy 
gewähren. 

Endlich verleiht das Gesetz über ÄnderungderWahlen 
nach der Reichsversicherungsordnung vom 13. IV. 1922 (RGBl. 455) 
den Frauen das aktive und passive Wahlrecht zu allen einschlägi- 
gen Ehrenämtern, soweit sie es noch nicht besitzen, und verein- 
facht einen Teil dieser Wahlen, nämlich diejenigen zu den Ehren- 
ämtern bei den höheren Versicherungsbehörden und bei den Aus- 
schüssen der Versicherungsanstalten. 


Der Verwirklichung näher gebracht ist die lange geplante Ein- 
führung einer Arbeitslosenversicherung. Anstelle des 
1920 dem Reichsrate zugegangenen, später aber zurückgezogenen 
Entwurfs eines „Gesetzes über die Arbeitslosenversicherung” 
wurde im September 1921 der Referentenentwurf eines „Gesetzes 
über eine vorläufige Arbeitslosenversicherung” veröffentlicht. Ihm 
folgte ein mit ihm im allgemeinen übereinstimmender Entwurf 
(RABI. 1922 Nr, 12, 13), den die Reichsregierung dm 20. VI. 1922 
dem Reichsrate und dem Reichswirtschaftsrate übersandte. Nach 
diesem Entwurf sollen unter den neuen Versicherungszweig als 
Versicherungspflichtige die gegen Krankheit Pflichtversicherten 
fallen. Ausgenommen werden aber namentlich die mit häuslichen, 
land- oder forstwirtschaftlichen Diensten Beschäftigten, sofern sie 
in die häusliche Gemeinschaft des Arbeitgebers aufgenommen sind, 
sowie unständig und im Wandergewerbe tätige Personen. 


Der Weg vorläufiger Regelung ist vor allem deshalb 
gewählt worden, weil sich nicht feststellen läßt, ob der Verzicht 
auf manche Merkmale einer reinen Versicherungsform dauernd 
durchführbar ist, an denen bei den bisherigen Zweigen der Sozial- 
versicherung festgehalten wurde. Auch konnte das bei ihnen üb- 
liche Prämienverfahren mit Kapitaldeckung zur Beschaffung der 
Mittel der Arbeitslosenversicherung infolge der unberechenbaren 
Lage des Arbeitsmarktes z. Z. nicht angewendet werden. Endlich 
kommt die Vorläufigkeit der Regelung in dem Entwurf auch darin 
zum Ausdruck, daß er zwar die geltende Erwerbslosenfürsorge 
durch eine Arbeitslosenversicherung ablöst, aber in die Versiche- 
rung noch einstweilen Momente der Fürsorge aufnimmt. Die 
Unterstützungsleistungen erstrecken sich nämlich vor allem auch 
auf solche Arbeitnehmer, deren vorangegangene Beschäftigung 
nur deshalb keinen Versicherungsanspruch begründet, weil sie vor 
dem Inkrafttreten der Arbeitslosenversicherung stattfand. Ausden 
angeführten Gründen sieht der Entwurf zur Bezahlung der Kosten 
der neuen Einrichtung ein Umlageverfahren nach dem Jahresbedarf 
vor, so daß die Beitragslast auf die unmittelbar notwendigen Auf- 
wendungen beschränkt wird. Von ihr sollen Arbeitgeber und Ar- 
beitnehmer je ein Drittel tragen, die politischen Verbände aber 
das letzte Drittel; das Reich nämlich ?/e, die Länder und Gemeinden 
je 1/12. 

Alle Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Reiche sollen hier zu 
einer einheitlichen Organisation zusammengefaßt werden. Dagegen 
ist die Beitragslast nach der in den einzelnen Berufen bestehenden 
Höhe der Gefahr, arbeitslos zu werden, in drei Klassen abgestuft. 
Die Beiträge, auch die auf die Arbeitnehmer fallenden, sollen von 
den Arbeitgebern nach denselben Vorschriften wie die Beiträge zur 


% Vgl. „ETZ“ 1921, S. 665. 


1186 


ee ee 


Krankenversicherung, und zwar mit ihnen gleichzeitig an die Kran- 
kenkussen eingezahlt werden. 

Die Unterstützungsleistungen umfassen eigentliche Arbeits- 
losenunterstützung, Versorgung für den Fall der Krankheit und 
Unterstützung von Kurzarbeitern. Diese Leistungen werden in der 
Regel nur gewährt, wenn die Beitragszeit erfüllt ist, nämlich wenn 
die Beiträge während 26 Wochen in den letzten 24 Monaten gelei- 
stet sind; durch unberechtigte Verweigerung von Arbeit, auch 
solcher außerhalb des Wohnorts, geht der Anspruch für die folgen- 
den vier Wochen verloren. Streikende oder ausgesperrte Arbeiter 
haben auf die Unterstützung überhaupt keinen Anspruch. Diese 
wird a nur innerhalb von 2 Jahren für insgesamt 26 Wochen 
gewährt. 

Im Juliund Augustist ein für die Industrie sehr wichtiges 
Gesetz, das Arbeitsnachweisıesetz vom 22. VII, 1922 (RGBl. 65%), 
erlassen worden, das später besprochen werden soll. Außerdem rief 
die steigende Geldentwertung wieder eine Reihe von Gesetzes- 
änderungen hervor. So sind die Gehaltsgrenzen, welche das Han- 
delsgesetzbuch und die Gewerbeordnung für die Anwendung der 
Vorschriften über die Konkurrenzklausel ziehen, am 21. VII. 1922 


Gefahrlose Parallelführung von Hoch- und Niederspannungs- 
leitungen auf gemeinsamem Gestänge!). 


Von Oberingenieur Leonpacher, München. 


Übersicht. Es wird ein Verfahren gezeigt, das in vielen Fällen 
ohne Aufwendung besonderer oder mit geringen Kosten einen zuver- 
lässigen Schutz der am Hochspannungsgestinge geführten Niederspan- 
nungsleitungen gegen den Übertritt von Hochspannung bei Draht- oder 
lsolatorenbruch u. dgl. ermöglicht. 


Die Parallelführung von Hoch- und Niederspannungsleitun- 
gen auf gemeinsamen Gestängen findet aus Sparsamkeitsgründen 
besonders bei der Versorgung ländlicher Gebiete, bei denen der 
Stromverbrauch meist in einem sehr ungünstigen Verhältnis zu 
‘den Leitungskosten steht, gerade in neuerer Zeit wieder vielfach 
Anwendung. Zum Schutz gegen die Gefahren, die mit dem Über- 
tritt der Hochspannung in die Niederspannungsleitungen ver- 
bunden sind, werden in der Regel Spannungssicherungen in der 
Niederspannungsleitung oder sogenannte erhöhte Sicherheit für 
die Hochspannungsleitung verwendet. Keine dieser beiden Vor- 
richtungen stellt aber eine befriedigende Lösung der Aufgabe 
dar. Die Spannungssicherungen müssen, wenn sie wirksam sein 
sollen, sehr empfindlich sein, was zur Folge hat, daß sie bei jeder 
atmosphärischen Ladung ansprechen und dann Kurzschlüsse in 
der Niederspannungsleitung zur Folge haben; der Bau der Hoch- 
spannungsleitung mit erhöhter Sicherheit bedingt die Verwen- 
dung verstärkter Masten und Drähte sowie eine mehrfache Auf- 
hängung der Drähte an teueren Hochspannungsisolatoren und 
dadurch sehr hohe Kosten, die gerade derartige Anlagen im all- 
gemeinen nicht vertragen können. Beides kann in sehr einfacher 
Weise dadurch umgangen werden, daß man die Niederspannungs- 
seite des Transforımators, von dem die am Hochspannungsgzestänge 
geführten Niederspannungsleitungen ausgehen, und auch diese 
Niederspannungsleitunzen selbst nicht sichert und nicht mit 
Schaltern versieht. Dadurch wird erreicht, daß die Niederspan- 
nungsleitungen ohne Zwischenschaltung einer Unterbrechungs- 
stelle unmittelbar mit der Niederspannungswicklung des Trans- 
formators und durch sie mit dem geerdeten Nullpunkt dieser Wick- 
lung zusammenhängen, so daß bei einer allenfalls eintretenden 
Berührung zwischen Hoch- und Niederspannungsleitung die 
Niederspannungsleitung durch die Transformatorwicklung geerdet 
und damit das Auftreten von Hochspannung im Niederspannungs- 
stromkreis verhindert wird. Voraussetzung ist scelbstverständ- 
lich, daß die Niederspannungsseite des Transformators in Stern 
geschaltet, daß der Nullpunkt der Niederspannungswicklung ge- 
erdet und die Niederspannungswicklung für den auftretenden 
Erdstrom ausreichend bemessen ist. Die fehlende Sicherung der 
Niederspannungswicklung des Transformators muß durch eine 
entsprechende Sicherung der Hochspannungswicklung ersetzt 
werden. die so beschaffen ist, daß durch sie auch die Nieder- 
spannungswicklung geschützt wird. Die Abtrennbarkeit der vom 
Transformator ausgehenden Niederspannungsleitungen kann man 
durch leicht lösbare Schraubverbindungen auf der Niederspan- 
nungsschalttafel der Transformatorenstation erreichen. Auf diese 
Weise würde der Schutz gegen die Gefahren des Übertritts von 
Hochspannung in den Niederspannungskreis ohne irgendwelche 
Kosten erreicht werden. 

Die Möglichkeit des Auftretens von Hochspannung im 
Niederspannungskreis ist bei Anwendung der beschriebenen 
Schaltung nur noch in dem Fall gegeben, wenn der Niederspan- 
nungsdraht, der die Hochspannungsleitung berührt, reißt, und 
wenn das auf der Verbrauchsseite (nicht auf der Transformator- 


) DRP. angemeldet 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. 


Heft 38. 21. September 1922. 


von neuen’) erhöht worden (RGBL 652). Aus dem gleichen Grunde 
fand auch eine bedeutende Besserung der Bezüge der Sozialrentner 
am 18. VII. 1922 (RGBl. 649) statt, und erhielten das Gesetz über 
Notstandsmaßnahmen zur Unterstützung von Rentenempfängern 
der Invaliden- und Angestelltenversicherung vom 7. XII. 1921 sowie 
die dazu erlassene Ausführungsverordnung am 29. VII. 1922 eine 
neue Fassung (RGBl. 675 und 678). Erhöht wurde auch, u. zw. 
auf das Zehnfache, der Höchstbetrag der in der Reichsversiche- 
runssordnung und in dem Gesetz über die Versicherung der Ange- 
stellten angedrohten Geldstrafen (Gesetz vom 24. VI. 1922; RGBl. 
566). Zum Schlusse sei hier endlich das Gesetz über Kündi- 
sungsbeschränkung zugunsten Schwerbeschä- 
digter vom 19. VII. 1922 (RGBI. 599) erwähnt. Es verlängert die 
Rechtskraft der Vorschriften bis zum 1. I. 1923, die z. Zt. über die 
Frist gelten, innerhalb deren eine mit Zustimmung der Hauptfür- 
sorgestelle ausgesprochene Kündigung dem Schwerbeschädigten 
gegenüber wirksam werden soll. 


5) Über die schon am 12. VII. 1921 vorgenommenen Änderungen siebe 
„ETZ“ 1921 S. 1422. 


“ 


seite) liegende Stück der gzerissenen Leitung auch nach dem Lei- 
tungsbruch noch die Hochsepaunungsleitung berührt; in diesem 
Fall ist nämlich die Erdverbhindung durch den Leitungsbruclhı 
unterbrochen. Wenn zwei oder mehrere Transformatoren nieder- 
spannungsseitig in der Weise parallel geschaltet sind, daß sie 
zu beiden Seiten der Parallelführung liegen, ist die Möglichkeit 
des Auftretens von Hochspannung auch im vorbeschriebenen Falle 
nieht gegeben. Wenn aber eine derartige Parallelschaltung nicht 
vorliegt, muß der Möglichkeit des Bruches der Niederspannungs- 
leitung Rechnung getragen werden. Dies kann entweder in der 
Weise geschehen, daß die Niederspannungsleitung so stark ge- 
macht wird, daß ein Bruch ausgeschlossen ist, oder man müßte in 
der Hochspannungsleitung selbsttätige Ausschalter mit 3-poliger 
Höchststromauslösung ‘anbringen, die Nullpunkte der Hochspan- 
nungsgeneratoren erden und die Anbringung von Sicherungen 
im Hochspannungskreis, abgesehen von den Transformator- 
stationen, vermeiden, wodurch erreicht würde, daß bei eintreten- 
der Berührung zwischen Hoch- und Niederspannungsleitung die 
Hochspannungsleitung sofort ausgeschaltet und dadurch das Ab- 
brennen von Drähten verhindert wird. Bei den in Frage kom- 
menden Nicderspannungsleitungen wird es sich meist um lange 
Leitungsstrecken handeln, die schon mit Rücksicht auf den Span- 
nungsabfall mit größeren Querschnitten ausgerüstet sein müssen, 
so daß die erste Bedingung in der Regel ohnehin erfillt sein 
wird. Auch selbsttätige llochspannungsschalter mit 3-poliger 
Höchststromnuslösung sind in neuheitlichen Kraftwerken meist 
vorhanden, so daß man im allgemeinen nur die Erdung der Null- 
punkte der Hochspannungsgeneratoren vornehmen und allenfalls 
in den Kraftwerken oder an Schaltstellen noch vorhandene 
Schmelzsicherungen durch selbsttätige Ausschalter mit 3-poliger 
Höchststromauslösunz ersetzen muß, was meist auch schon aus 
Gründen der Betriebssicherheit sich empfehlen wird 

In Fällen, in denen lediglich zum Zwecke des Schutzes der 
Parallelführungen die Niederspannungsleitungen verstärkt wer- 
den oder die selbstiätigen Ausschalter erst eingebaut werden 
müßten, wird natürlich zu prüfen sein, ob der Schutz nicht billiger 
auf andere Weise erreicht werden kann. Tn der Regel aber wer- 
den die Niederspannungsleitungen die nötige Stärke schon be- 
sitzen und die selbsttätigen Ausschalter schon vorhanden sein, 
und in diesen Fällen wird die beschriebene Schutzvorrichtung 
bedeutende Ersparnisse und dadurch vielleicht den aus wirtschaft- 
lichen Gründen sonst undurchführbaren Anschluß von Abnehmern 
ermöglichen. 


Die Manövrierfähigkeit 
elektrisch angetriebener Handelsschiffe. 


Die General Electric Company hat nunmehr die fünf 
Schwesterschiffe: „Eclipse“, „Invincible“, „Archer“, „Independence, 
und „Victorious“ für Shipping Board abgeliefert, und „Krelipse” 
und „Invincible“ haben schon Erfahrungen gesammelt. „Eclipse“ 
machte im Oktober 1920 Probefahrt und trat am 12. XI. eine sieben- 
monatize Weltreise von New York über Gibraltar nach Singapore 
an, von wo sie wohlbehalten zurückkehrte. Das Kommando des 
Schiffes rühmt die außerordentliche Manövrierbarkeit des Schiffes, 
die sich wiederholt in kritischen Momenten gezeigt habe. Inner- 
halb 10 bis 15 s wird die Schraube von „voller Fahrt voraus” auf 
„Vollfahrt zurück“ gebracht. Der Antrieb ist turboelektrisch. Ein 
2000 PS -Drehstromturbogenerator (achtstufige Curtisturbine) 
2300 V speist einen Asynehronmotor mit Schleifringanker. Steh. 

) J.L. Booth, 


„Gen. Electr. Rev.“ Bd. 25, 192, 8. 301. 


21. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 


1187 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Zur Frage der Erdung des Nulleiters.. — Die durch die 
hohen Materialkosten auferlegte größte Sparsamkeit zwingt zur 
Anwendung der höchsten in Verteilungsnetzen noch zulässigen 
Spannungen, weshalb heute für Gleichstromnetze in der Regel 
eine Betriebsspannung von 2 X 250 V, für Drehstromnetze eine 
solche von 3 X 380 V, in beiden Fällen mit geerdetem Nulleiter, 
gewählt wird. Durch diese Tatsache gewinnt die bereits in 
früherer Zeit viel erörterte Frage, in welcher Weise die Erdung 
des Nulleiters in zweckmäßigster Art unter Bedachtnahme auf die 
persönliche Sicherheit ausgeführt werden kann, wesentlich an Be- 
deutung. B. Szapiro empfiehlt die Erdung nur in einem Punkte, 
u. zw. im Kraftwerke selbst auszuführen, im übrigen aber den 
Nulleiter vollkommen isoliert zu verlegen, wobei der Querschnitt 
möglichst zroß gewählt und die Verlegung mit größter Sorgfalt 
ausgeführt werden soll, um dem Reißen des Nulleiters vorzu- 
beugen. Zu diesem Ergebnis gelangt er aus der Überlegung, daß 
hei Vorhandensein von nur einer Erdung im Falle eines Kurz- 
schlusses zwischen Nulleiter und einem Außenleiter, oder Erd- 
schlusses eines Außenleiters, die am zweiten Außenleiter auf- 
tretende Spannungserhöhung verhältnismäßig am geringsten wird. 
Die Berechnungen wurden für ein Gleichstrom-Dreileiternetz 
durchgeführt, ergeben jedoch auch für ein Drehstrom-Vierleiter- 
netz im Wesen dasselbe Resultat. Angenommen, daß der Null- 
leiter, wie dies allgemein üblich, mit dem halben Querschnitt der 
Außenleiter ausgeführt wird, sonach sein Widerstand doppelt so 
eroß als jener eines Außenleiters ist, ergibt sich, falls die längs 
des Nulleiters vorhandenen Erdungen in zwei am Anfange und 
Ende der Leitung angeordnet gedachte Erdungen zusammengefaßt 
werden, bei Kurzschluß zwischen dem Nulleiter und einem Außen- 
leiter am Ende der Leitung (Abb. 1): 


Abb. 2. 


Abh. 1. 


das Potential des Neutralpunktes im Kraftwerk zu: 
2w 
Eg 2r+3(v+w) 
das Potential am Ende des unbeschädigten Außenleiters zu: 
2w i 
2r43 (v4 w) 
das Potential am Ende des beschädigten Außenleiters zu: 
i 2v 
re seen N ` 


und die Spannung zwischen unbeschädigtem Außenleiter und 
Nulleiter an der Fehlerstelle zu: 


E+E 


2ew+u) 
2r+3(w-+tıu) ’ 


E+E 


Ma- 
schinen- 


— 


leistung 
Staatengruppen aller Dampfkraftwerke 
l Werke am 
1. L 192 | 
Mill. kW | 1000 kW | Mil. $ 


New-England .. 2 2 oa 2er. 1,304 % | 59 
Mittlere atlantische Staaten... . .. . 3,410 332 | 413 
Südatlantische Staaten. . . . 2.2... 1,707 16 6,9 

Nördliche Zentralstaaten . . . 2.2... 4,851 388 34,7 
Südliche Zentralstaaten . . . . 2 2 2.2. 1,017 q 6,5 
Gebirgestaaten . 2 2 2 m or. 0,701 20 0,8 
Paeific-Staaten . . 22... ; 4,5 


Ver. Staaten insgesamt . 14,539 1028 < 100,5 
wo r den Widerstand eines Aufenlätere w bzw. v die Wider- 
Stände der Erdungen im Kraftwerke bzw. am äußeren Ende der 
itung und E die Klemmenspannung zwischen Neutralpunkt und 
Außenleiter bedeuten. Im praktisch nicht denkbaren Fall einer 


vollkommen widerstandslosen Erdung Ge = w = 0) würde das Po- 
tential des unbeschädigten Außenleiters gegen -Erde den Wert E 
nicht übersteigen können; in allen anderen Fällen wird jedoch 
dessen Wert höher als E und erreicht im Grenzfalle v = w = oo 
den Wert E+ 1 E. Die Formeln ergeben jedoch für den Fall 
daß nur eine Erdung im Kraftwerk selbst vorhanden ist (v = =), 
ohne Rücksicht auf die Größe des Widerstandes derselben, das 
Potential des unbeschädigten Außenleiters = E; die Spannung 
zwischen diesem und Erde kann daher bei dieser Ausführung die 
halbe Netzspannung in keinem Fall überschreiten. Die Spannung 
zwischen den beiden Außenleitern beträgt für widerstandslose 
Erdung E, bei Fehlen jeder Erdung E-+%E, bei Vorhandensein 
nur einer Erdung im Kraftwerke, unabhängig von der Größe des 
Widerstandes, E+%E. In genau derselben Weise kann auch 
gezeigt werden, daß im Falle eines Erdschlusses auf einem Außen- 
leiter (Abb. 2) das Potential des zweiten Außenleiters gegenüber 
Erde einen geringeren Wert annimmt, wenn nur eine Erdung im 
Kraftwerke vorhanden ist, als bel zwei Erdungen. „Elektrs: 
techn. u. Maschinenb.” 1921, Bd. 31, S. 617.) Bp. 


Die für 1922 in Aussicht genommenen Neubauten und Erweite- 
rungen der amerikanischen Elektrizitätswerke. — Um dem stei- 
genden Bedarf an elektrischer Energie entsprechen zu können, 
wird die Elektrizitätswerksindustrie der Vereinigten Staaten im 
laufenden Jahre 324 Mill. $ für Erweiterungen von Kraftwerken, 
Fernleitungen und Verteilungsnetzen investieren. Die letzten bei- 
den Posten Fernleitungen und Verteilungsnetze machen 159,7 Mill. 
$ oder 49,2% der Gesamtsumme aus, während i. J. 1921 hierfür 
nur 119,1 Mill.$ oder 55,4% der gesamten Erweiterungskosten 
jenes Jahres angelegt wurden. Diese Rekordziffer, welche die Ge- 
samteinnahmen der amerikanischen Elektrizitätswerke i. J. 1913 
überschreitet, ist um 51 % größer als die für ähnliche Zwecke i. J. 
1921 aufgewendete Summe. Diese Summe bezieht sich auf die ge- 
planten Erweiterungen von 237 Unternehmungen. Von der obigen 
Summe entfallen auf Dampfkraftwerke 100,5 Mill. $, auf Wasser- 
kraftwerke 63,8 Mill. $, auf Fernleitungen 75,6 Mill. $ und auf Ver- 
teilungsnetze 84,1 Mill. $. Die zu erstellende Maschinenleistung 
heträgt 1,772 Mill. kW, davon 58% mit Dampf und 42% mit 
Wasserbetrieb. Ob die geplanten Erweiterungen bei dem rapidrı 
Anstieg des Bedarfs ausreichen werden, ist nach den Rekordziffern 
für Februar 19222) fraglich. Man rechnet für 1922 auf den An- 
schluß von 1,231 Mill. neuer Abnehmer. 

Die größten Erweiterungen werden in den nördlichen Zentral- 
staaten stattfinden, sie betragen 96,7 Mill. $ oder 54 % der Ge- 
samtsumme. An zweiter Stelle stehen die mittleren atlantischen 
Staaten mit 86,3 Mill. $ oder 48% der Gesamtsumme. 57% der 
Gesamtsumme entfallen also auf Gesellschaften, welche Gebiete 
versorgen, in denen die Industrie am stärksten vertreten ist, und 
welche die größten Städte. des Landes aufweisen. In den New- 
England-Staaten werden die Erweiterungen an Maschinenleistung 
am geringsten sein. 28 der größten Gesellschaften rechnen mit. 
Erweiterungen von 45000 kW an Dampfanlagen und 29500 kW 
an Wasserkraftanlagen. Für 1921 berichteten 18 Gesellschaften 
über 65 000 kW an Dampfanlagen, also um 20000 kW mehr als 
28 Gesellschaften i. J. 1922. Ob dies ein Zeichen von Überschuß- 
leistung der Werke dieser Gebiete ist, ist fraglich, bezeichnend 
ist jedenfalls, daß während des Jahres 1921 nur 80 000 neue Licht- 
stromabnehmer in diesem Gebiet hinzukamen, der kleinste antei- 
lige Zuwachs des ganzen Landes. Die Erweiterungen an Fern- 
leitungen und Verteilungsnetzen der New-England-Staaten wäh- 
rend d. J. 1922 dürften indessen diejenigen von 1921 erheblich über- 
schreiten. 

Die von „Electrical World” für alle bestehenden Unterneh- 
mungen geschätzten Erweiterungen für 1922 sind in Zahlentafel 1 
zusammengestellt. 


Zahlentafel 1. 


Wert und Wert und Leistung der Erweiterungen für 227 der Erweiterungen für 192 


Dam f- Dampf- | - |. . | Fem ern- Alle 
Wasserkraftwerke Wasser i Tei i Heiti SIDnEEn Erweite- 
kraftwerke|  ngen |'ungsnetze) ingsnetze] rungen 

"100 kw | Mill. $ Mill. e Mill. $ Mill. $ Mill. $ Min. $ 


39 | 37 6 1 
256 72 | 48, 20,1 y 
222 109 | 17, 5,1 0 
78 98 | 44 22,0 2 
32, 60 | 1 4,2 2 4 
— 0,3 0,1 0 1 
25,9 1,5 9 4 
744 | 638 | 1643 | 756 | 841 i 1597 | 3240 


Die Kosten für die Neubauten werden bei Dampfkraftwerken 


für 1922 auf 70 $/kW geschätzt, während sie i. J. 1921 im Mittel 


1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 639 


1188 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 38. 


21. September 1922. 


56 $/kW betrugen, obwohl die mittleren Kosten der Bauten und der 
Ausrüstung jetzt unter denjenigen des Vorjahres liegen. Dies ist 
darauf zurückzuführen, daß mehrere Gesellschaften im laufenden 
Jahre nur neue Kessel, Anker usw., aber keine neuen Maschinen 
aufstellen werden. Ein Vergleich beider Zahlen gibt also kein rich- 
tiges Bild. Ähnlich liegen die Verhältnisse auch bei den Wasser- 
kraftanlagen. Alle Angaben beziehen eich nur auf Anlagen, die vor 
dem 1. I. 1922 bestanden, nicht auf die i. J. 1922 neu gegründeten 
Unternehmungen. („Electrical World“, Bd. 79, 1922, S. 925.) Ptz. 


Apparatebau. 


Sursum-Hausanschlußkasten mit Klingeltransformator. — Bei 
Anschluß von sogenannten Klingeltransformatoren für Haus- 
glocken-, Türöffner und ähnliche Anlagen an Hausinstallationen 
ist es üblich, den Klingeltransformator selbst vor dem Zähler anzu- 
schließen und. den Stromverbrauch durch eine jäk-liche Pauschal- 
summe zu berechnen. Um unerlaubte Stromentnaume durch An- 
zapfen der vor dem Zähler abgezweigten Zuleitung zum Klingel- 
transformator zu verhindern, mußte diese Leitung unter Verschluß 
des Werkes gehalten werden. Diese Übelstände sucht der Sursum- 
Hausanschlußkasten mit Klingeltransformator der Firma Ley- 
hausen & Co., Nürnberg, zu vermeiden, bei welchem beide Apparate 
in praktischer Weise miteinander zusammengebaut sind. Abb. 3 


zeigt den soliden Zusammenbau von Hausanschlußkasten und Klin- 
geltransformator. Durch diese Kombination genügt eine einzige 
Plombe, um Eingriffe am Klingeltransformator zu verhindern. Die 
weitere Möglichkeiten für unerlaubte Stromentnahme bietende Ver- 
bindungsleitung zum Klingeltransformator kommt vollständig in 
Wegfall. Die mechanische Ausführung besteht aus einer auf so- 
lider gußeiserner Grundplatte aufgebauten 1- bis 3poligen Haus- 
anschlußsicherung mit kräftig gehaltenen Metallteilen und gerin- 
gen Übergangswiderstand bietenden Anschlußklemmen. Der auf 
dieselbe Grundplatte aufgebaute Klingeltransformator entspricht 
den neuesten Vorschriften des VDE. Die Primär- und Sekundär- 
wicklungen sind derart auf getrennten Spulenkörpern befestigt 
und durch isolierende Zwischenlagen voneinander getrennt, daß 
eine elektrische Verbindung zwischen beiden nicht entstehen kann. 
Die Transformatoren sind für primär 100 bis 130 und 200 bis 240 V 
und sekundär 3/5 und 8 V gewickelt. Das Ganze ist derart mit 
einem dauerhaft lackierten Stahlblechkasten abgedeckt, daß ledig- 
lich die Niederspannungsklemmen des Transformators dem Konsu- 
menten zugänglich bleiben. Um die Sicherungspatronen bequem 
auswechseln zu können, ohne das ganze Gehäuse herunterzunehmen, 
ist ein besonderer, mit neuartigem Scharnier-Riegelverschluß ver- 
sehener, plombierter Stöpselkasten vorgesehen. Erwähnt sei noch, 
daß die Grundplatte auch rückwärtige Rohreinführungen gestattet 
und in den Stahlblechkasten einsetzbare besondere Schieber mit 
ausbrechbaren Torbogen einen dichten Abschluß bei Rohren ver- 
schiedenen Durchmessers gestatten. Lbr. 


Neue Form von Abzweigdosen. — Von der Callenders Cable 
& Construction Co. Ltd., London, ist die in Abb. 4 und 5 darge- 
stellte Form einer Abzweigdose für Netzanschlüsse durchgebildet 
worden, welche eine Reihe wertvoller neuer Eigenheiten aufweist. 
Die inneren Ausrüstungsteile sind auf eiserne Rahmen leicht aus- 
wechselbar aufgesetzt, für die Sicherungen oder Verbindungs- 
streifen sind auswechselbare und einstellbare Federkontakte vor- 
gesehen, ebenso eine verbesserte Form von Greifern oder Griffen 
zum Herausnehmen der Schmelzeinsätze oder Verbindungsstreifen. 
Abb. 4b zeigt den Aufbau des Rahmens; er besteht aus Rundeisen, 
welche mit Füßen versehene Endstücke (Träger) zusammen- 
halten. Die eingesetzten Isolatoren haben Rillen, mit denen sie 
auf den Rundeisen in die passende Stellung gebracht werden 
können. Die ganze Bauart ist äußerst stabil, auf der Unterseite 
der Dose ist hinreichend Platz zum Heranführen der in ihr zu 
verbindenden Leitungen vorhanden. Die Montage und Demontage 
ist eine sehr einfache, so daß für den Versand die Innenteile ge- 
trennt verpackt werden können und somit weniger Bruch ent- 
steht. Der verwendete Federbügel A für die Schmelzeinsätze oder 
die Verbindungsstreifen (Abb. 5) weist gegenüber den bei derarti- 
gen Apparaten bisher verwendeten Kontaktformen, die entweder 


zu schwach und zu locker sind und dadurch zu Erhitzungen Ver- 
anlassung geben, sich auch schwer und nur mit erheblichen Kosten 
auswechseln lassen, entschiedene Vorzüge auf. Seine Federn 
sind leicht auswechselbar, der Druck der Kontaktflächen ist 
einstellbar. Wird die Feder entfernt, so läßt sie zwischen den 


a) Schmelzeinsatz. b) Gestell der Anschlußdose. 


Abb. 4. 


Kontakten zu ihrer Reinigung reichlich Raum. Die Feder selbst 
ist nicht stromführend, steht unter Druck, und die eintretende 
Materialermüdung ist auf ein Minimum herabgesetzt. Überhitzung 
kann nicht eintreten. Diese Federbügel bilden einen Teil eines 
losen Kopfkontakts G, der mit dem Kabelanschlußbolzen K durch 


N. 


J 
H 


Zeichenerklärung. 

H = Kabelanschlußbuchse. 

J = Klemmschraube. 

K = Kabelanschlußbolzen. 

L = Innere Mutter. 

S = Klemmschraube für Klemmbügel. 
T = Prüfansatz. 

U = Unterlagsscheibe. 


A = Federklemmbügel. 

B = Rundeisen. 

C = Porzellanisolator. 

D = Klemmstück zur Befestigung der 
Rundeisen. 

E = Träger. 

' = Unterlagsfeder. 
G = Kopfkontakt. 


Abb. 5. Bauliche Einzelheiten der Anschlußdose. 


einen Klemmkontakt verbunden wird, wodurch ein äußerst geringer 
Übergangswiderstand bedingt ist. Bei dem neuen Schmelzeinsatz- 
greifer (Abb. 4a), der aus „Kalanite“-Isolierstoff hergestellt 
wird, ist ein zweiteiliger Griff, dessen eine Hälfte A über die 
andere B hinweggleitet. Wird der gleitende Teil A mit den Fin- 
gern angehoben, so werden zwei in dem anderen Teil B vorge 


.ı. 


21. September 1922. 


sehene Äussparungen frei, in welche sich Ansätze C des Schmelz- 
einsatzes einlegen. Wird dann die gleitende Hälfte nieder- 
gedrückt, so bedeckt sie diese Aussparungen mit den eingelegten 
Ansätzen, so daß der Einsatz herausgehoben werden kann. Auch 
eingeschlossene Schmelzeinsätze lassen sich für die Abzweigdose 
verwenden. Um diese Dosen zuverlässig und einfach erden zu 
können, sind flache, in ihrer Mittellinie geteilte Eisentaschen vor- 
gesehen, welche den Bleimantel und die Bewehrung des Kabels 
umfassen und mit Blei ausgegossen werden, wobei ein an der Dose 
mit einer Klammer befestigtes Kupferseilchen mit eingegossen 
wird, so daß eine gute elektrische Verbindung zwischen Dose und 
Kabelbewehrung erzielt wird und besondere Kabelarmaturklemmen 
überflüssig werden. („Electrical Review“, Bd. 90, 1922, S. A 
a taai BE A tz. 


Mefigeräte und Meßverfahren. 


Eine registrierende Kontrolluhr für elektrische Triebwagen 
und Lokomotiven. — Während die Fahrt- und Standzeiten von fahr- 
planmäßigen Zügen in dem Stundenplan festgelegt sind und auf ihre 
Notwendigkeit nachgeprüft werden können, fahren manche Arten 
von eingeschobenen Zügen, besonders Arbeitszüge, ohne bestimm- 
tenFahrplan, und ist die Mannschaft auf derStrecke ohne Kontrolle, 
wenn man ihr nicht einen verläßlichen Aufseher mitgibt. Um die- 
sem Übelstand abzuhelfen, hat die Illinois-Bahn einen registrieren- 
den Apparat auf einer Reihe von Triebwagen eingebaut, der die 
Fahrt- und Standzeiten in einfacher Weise aufzeichnet. Er besteht 
im wesentlichen aus ei- 
nem Uhrwerk, das ein für 
24 h geteilteePapierblatt 
(Abb. 6) einmal in die- 
ser Zeit herumdreht. 
Auf dem Papier liegt ein 
durch ein Gewicht bela- 
steter Stahlstift auf, der 
bei Stillstand des Fahr- 
zauges auf dem Papier 
einen glatten Kreis- 
bogen zieht. Befindet 
sich der Wagen in Be- 
wegung,.so genügen des- 
sen mechanische Er- 
schütterungen, um auf 
dem Papier einen zittri- 
gen Strich zu erzeugen. - 
Der Apparat, der von 
der Service Recorder 
Company, Cleveland, 
Ohio, hergestellt wird, 
braucht nur einmal in 
24 h aufgezogen und mit einem neuen Blatt Papier versehen zu wer- 
den, um betriebsbereit zu sein. Als Papier wird eine Sorte ver- 
wendet, die ohne Tinte eine deutliche Spur des Stiftes aufnimmt. 

r ganze Apparat ist in einem runden Blechgehäuse von 150 mm 
Durchmesser und 100 mm Höhe eingebaut und kann an einem be- 
liebigen Platz im Triebwagen untergebracht werden, wobei aller- 
dings darauf zu achten ist, daß nicht etwa durch eine Verbindung 
mit dem Motorkompressor od. dgl. die Erschütterung des Apparats 
künstlich erzeugt werden kann. An Hand des Zifferblattes und des 


. Masch. Nr... 


... führer.. ..... 


Abb. 6. 


Fahrplans der Strecke kann nachträglich leicht festgestellt werden, . 


ob die Standzeiten mit der zu leistenden Arbeit und den sonstigen, 
durch Zugkreuzungen u. dgl. gegebenen Verhältnissen im Einklang 
stehen, oder ob unnötig Zeit vergeudet worden ist. („Electric Rail- 
way Journal“, Bd. 59, 1922, S. 596.) 


Hilfswiderstand zur Eichung von Schalttafelstrommessern. — 
Um Schalttafelamperemeter für Gleichstrom ohne Abnahme von 
der Schalttafel zu eichen, benutzt die Portland Railway Light & 


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Abb. 7. 


Power Co. eine Kompensationswiderstandsbüchse mit einge- 
bautem, regelbaren Widerstand und dreizelliger Trockenbatterie. 
a der Strommesser ein Millivoltmeter mit Nebenschluß ist, der 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38. 


1189 


bei vollem Zeigerausschlag einen bestimmten Spannungsabfall 
hat, so kann die Eichung durch Vergleich mit einem Normal- 
Millivoltmeter erfolgen. Es werden daher zwecks Eichung die 
Verbindungsleitungen mit dem Nebenschluß entfernt, und das zu 
prüfende Instrument M, wird mit dem Normalinstrument M, 
parallel geschaltet. Die Leitungen beider Instrumente werden 
an den Widerstandskasten angelegt (Abb. 7). Durch Drehung 
der geriffelten Kappe K wird der Widerstand verändert, um ge- 
wisse Spannungen an den Instrumenten einzustellen. Der Wider- 
stand W besteht aus nacktem Draht, der auf einem mit Schrau- 


'bengewinde versehenen Hartholzzylinder H aufgewickelt ist. Er 


sitzt auf einer Messinghülse A mit Innengewinde gleicher Gang- 
höhe, die sich auf einen gleichfalls mit Gewinde versehenen 
inneren Zapfen Z der Kappe K aufschrauben läßt. Die Kappe 
trägt oben an einer Stelle ihrer inneren Wandung einen Schleif- 
kontakt S, der sich beim Drehen der Kappe an dem Widerstands- 
draht entlangbewegt. Der einstellbare Spannungsbereich beträgt 
bei 3 Zellen O bis 14 V. Ein Druckknopf T auf der Deckplatte 
gestattet, den Stromkreis zu schließen. („Electrical World“, 
Bd. 77, 1921, S. 262.) Piz. 


Fernmeldetechnik. 


Das Einstellen komplizierter Fernsprech - Schaltrelais und 
-Schalter. — Bei der Fernmeldetechnik im allgemeinen — besonders 
im heutigen Fernsprechwesen — epielen bekanntlich manuell oder 
elektromagnetisch betätigte Schaltapparate eine bedeutende Rolle, 
und die Betriebssicherheit der von Hand oder selbsttätig betriebenen 
Fernsprechvermittlungsstellen ist u. a. in höchstem Grade abhängig 
von dem guten Zustande und dem sicheren Arbeiten der Fernsprech- 
Schaltrelais und -Schalter. Diese werden in ausgiebiger Weise und in 
noch wachsendem Umfange verwendet, um die nötigen mannig- 
fachen Schaltvorgänge zu bewirken; ihre Bauart läßt sich nicht im- 
mer so eınfach gestalten, als hinsichtlich der Betriebssicherheit zu 
wünschen wäre. 


Abb. 8. Universal-Federspanner. 


Relais mit 3 eng nebeneinanderliegenden Federpackungen, deren 
jede mindestens 2, meist aber 3, 4 und mehr Kontaktfedern enthält, 
gehören zu den gebräuchlichsten Typen. Sobald nun — wie üblich 
— diese Relais am Verwendungsorte auf Relaisplatten und -schie- 
nen oder in Apparatgehäusen eng nebeneinander eingebaut sind, 


. werden sie derartig schwer zugänglich, daß das zwecks Behebung 


von Störungen erforderlich werdende, durch Richten und Spannen 
der Kontaktfedern zu bewirkende Einstellen der Relais auf Schwie- 
rigkeiten stößt. 

Das Einstellen im Betriebe befindlicher Relais usw. gehört dar- 
um, erfahrungsgemäß, auch zu den Arbeiten, die als schwierig gel- 
ten, die, zum Schaden des Fernsprechbetriebes, oft aufgeschoben 
werden müssen oder nur notdürftig ausgeführt werden können und 
schließlich auch manchmal ganz unterbleiben. 

In der Tat liegt hier ein in der Praxis oft empfundener Übel- 
stand vor, nämlich der, daß die Technik des Relaiseinstellens mit 
den Fortschritten der Fabrikationstechnik im Bau komplizierter 
Fernsprechschaltrelais nicht gleichen Schritt gehalten hat, u. zw. 
insofern, als die sogenannten Federspanner, mit denen das Richten 
der Kontaktfedern noch immer unternommen wird, bis heute ihre ur- 
sprüngliche Bauart beibehalten haben und den neueren Anforderun- 
gen nicht mehr genügen. Wie gesagt, ist der Übelstand in der Praxis 
längst empfunden worden, und gelegentlich wird versucht, die Unzu- 
länglichkeit des Federspanners durch „Nachhilfe“ mittels Schnabel- 
zange und Schraubenzieher auszugleichen, doch kann dabei von 
nachhaltiger Einwirkung — bei gleichzeitig schonender Behand- 
lung! — nicht die Rede sein. Dagegen ist festzustellen, daß dieses 
Verfahren mittelbar recht kostspielig ist. 

Natürlich sind die geschilderten Schwierigkeiten auf das Konto 
der äußerst beschränkten Verwendbarkeit der gebräuchlichen Fe- 
derspanner zu setzen. 

Der in Abb. 8 dargestellte Universal-Federspanner 
— dessen Prinzip, die Auswechselbarkeit und Verstellbarkeit der 
Spannbacken-Einsatzstücke, durch DRP. 348 391!) — geschützt ist 
— ist imstande, allen Anforderungen der Praxis zu entsprechen. Er 


t) Patentinhaber: M. Wohler, Berlin-Neukölln, Richardpiatz 7. 


1190 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 


21. September 1922. 


besteht aus dem Spannhebel (a), der als Halter für die Spann- 
backen-Einsatzstücke (b, ce, d, e) ausgebildet ist. Deren Form uni 
Schlitzweite ist der Bauart und der Stärke der Kontaktfedern der zu 
bearbeitenden Relais angepaßt: sie werden in eine der beiden Durch- 
hohrungen des Spannhebels eingesteckt und sind völlig um ihre 
Längsachse herum drehbar; der Schaft ist länger oder kürzer ein- 
stellbar: in der gewünschten Stellung werden sie durch Anziehen 
der Preßschraube (f) festgeklemmt. 

Dadurch, daß der Spannhebel eine senkrecht und eine schräg zu 
seiner Längsachse gerichtete Durchbohrung hat, können die darin 
eingesteckten Einsätze je nach Notwendigkeit im rechten, spitzen 
oder stumpfen Winkel eingestellt werden. 

Durch diese unumschränkte Verstellbarkeit und Auswechsel- 
barkeit der auf die Kontaktfedern eigentlich wirkenden Teile ist die 
weitestgehende Verwendungsmöglichkeit des Universal-Federspan- 
ners für Relais, Schalter und Klinken gewährleistet. 

Durch die Unvollkommenheit der bisherigen Federspanner wur- 
de ein dringendes Bedürfnis bisher gedämpft und die Nachfrage eini- 
rermaßen gedrosselt. Dies wird sich künftig ändern. 

Als besonderer Vorzug in fabrikationstechnischer Hinsicht sei 
noch erwähnt, daß der Universal-Federspanner sich für die Massen- 
fabrikation hervorragend eignet. 

Der Spannhebel æ” dient zu gleichzeitiger Einspannung und Ver- 
wendung zweier Spannbacken-Einsatzstücke. 

Der beschriebene „Universalfederspanner” eignet 
sich in gleicher Weise, wie für Relais, auch zum Justieren von 
Federschaltern (Kellogschaltern u. &.). Wir. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Zurückgewonnene Heißdampfzylinderöle. — In der „Zeitschr. 
qd. Bayer. Rev. Ver.”, Bd. 26, 1922, S. 117, fragt ein Betriebsiechniker 
an, wie man wiedergewonnenem, Jiekflüssigem Heißdampfzylinder- 
öl, das weiter verwendet werden soll, das Wasser entzieht. Hierauf 
wird die Antworterteilt: Die wiedergewonnenen Heißdampfzylinder- 
öle sind infolge der Emulsion mit dem Dampfwasser, von dem sie 
oft bis 50 % und mehr enthalten, häufig nicht mehr diekflüssig, son- 
ılern breiartig. Sie bieten daher der Entwässerung große Schwierig- 
keiten. Durch Jängeres Stehenlassen an einem warmen Ort und 
öfteres Umrühren trennen sich Öl und Wasser allmählich, und zwar 
um so vollständiger, je dünnflüssiger das Öl ist. Durch ein Filter- 
tuch kann dann der Rest. der Unreinigkeiten zurückgehalten werden. 
Als Beispiele von Ölreinigern werden angeführt: DasSalzfilter nach 
Dr. Walter, von C. Eckardt in Cannstatt, und der Zentrifugal- 
reiniger „Atom“ Patent Steimel (Scheibe & Söhne, Leipzig). e 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft. 


Einladung zur 10.Jahresversammlunsg. 
Die 10. Jahresversammlung der D.B.G. findet, ver- 
bunden mit der Feier des 10-jährigen Bestehens der Gesellschaft, 
amSonnabend, den 30.September 19% in Berlin statt. 


Programm: 
Freitag, den 29. September, abends 62 Uhr: 
Sitzung des Ausschusses. 
Im Anschluß hieran, abends 8Uhr: Begrüßung der aus- 


wärtigenTeilnehmer im Jagdzimmer des Restaurants „Zum 
Heidelberger“, Berlin NW, Dorotheenstr. 16 u. Friedrichstr. 143/149. 


Sonnabend, den 30. September, vormittags 9 Uhr: 

Hauptversammlung 

im Hörsaal des Staatlichen Kunstgewerbemuseums, Berlin SW, 
Prinz-Albrecht-Straße 7a. 

Tagesordnung: 
I. Geschäftliches: 

Bericht des Vorstandes. 

Bericht des Ausschusses, 

Bericht über die Tätigkeit der Kommissionen. 

Entlastung von Vorstand und Ausschuß. 

Neuwahlen für Vorstand und Ausschuß. 

Satzungsänderungen: 

Zu § 5: Festsetzung des Jahresbeitrags durch den Vor- 


S or p DS O pt 


stand, 
Zu § 13: Zuwahl von Ausschußmitgliedern durch den Aus- 
schuß. 
ll. Festvortrag: 
Prof. Dr. M. v. Laue: „Unsere jetzigen Vorstellungen von 
der Natur des Lichts“. 
HI. LichttechnischeVorträge undMitteilungen: 
1. Prof. Dr. K. Bunte: „Gegenwart und Zukunft der Gas- 
beleuchtung”. 


2. Dr. K. F inckh: „Beleuchtungstechnische Eindrücke von 
einer Studienreise nach den Vereinigten Staaten von 
Amerika”. 

3. Kleine technische Mitteilungen über praktische Fragen des 
Beleuchtungsfachs, Oberingenieur E. Alberts: „Vor- 
führung neuer Lampen für flüssige Brennstoffe“. _ 

Anderung und Erweiterung der Tagesordnung vorbehalten. 

Im Anschluß an die Hauptversammlung findet ein mit Rück- 
sicht auf die Zeitverhältuisse ganz zwangloses, gemeinsames 
Mittagsımahl in einem für uns belegten Raume des Weinhauses Keu- 
pinski, Berlin W, Leipziger Straße 25, statt. 

. Sonnabend, den 30. September, abends 7 Uhr: 
Vorführung technischer und wissenschaft- 
licher Filme 
im Ernst-IHaeckel-Saal, Berlin NW, in den Zelten 10. 
Sonntag, den 1. Oktober: 
Dampferausflug auf der Havel. 


Versammlung: Vormittags 10% Uhr an der Dampferanlege- 
stelle der Kreisschiffahrt in Wannsee (neben der Friedrich-Wilbelm- 


Brücke). Abfahrt von Berlin: mit der Stadtbahn: ab Bahnhof 
Friedrichstraße 928, ab Bahnhof Zoo 941. Mit der Wannseebahn: ab 
Wannseebahnhof 930, y 


Zu allen Veranstaltungen sind Gäste, besonders auch die Damen 
der Mitglieder willkommen. 

Der Preis einer Teilnehmerkarte beträgt 30 M. Anmeldungen 
sind bis spätestens 20.S5eptember mittels Zahlkarte oder 
Postscheck an die Deutsche Bank, Berlin W 8, für Rechnung der 
Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft, Postscheckkonto 
Nr. 1000, Berlin NW 7, einzusenden. Der von der Post abgestempelte 
Abschnitt der Zahlkarte berechtigt zur Teilnahme an der Film- 
vorführung und dem Dampferausflug. Die Zahl der für das gemein- 
same Mittagsmahl, die Filmvorführung und den Dampferausflug zu 
belegenden Plätze ist auf der Zahlkarte anzugeben. 


Der Vorstand: 
W.Wedding. 


Aus den Generalversammlungen des Verbandes Schweizerischer 
Elektrizitätswerke und des Schweizerischen Elektrotechnischen 
Vereins’). — Die 39. Generalversammlung des Verbandes 
Schweizerischer Elektrizitätswerke (Vorsitzen- 
der: F. Ringwald, Luzern) hat am 17. Juni in Chur und die 
36. Generalversammlung des Schweizerischen EBlektro- 
technischen Vereins (Vorsitzender: Dr. Tissot, Basel) 
am 18. VI. in Arosa stattgefunden. Bei ersterer (V.S.E.) wurde 
mitgeteilt, daß die durchgeführten Untersuchungen über die Frage 
einer Alters-, Hinterbliebenen- und Invalidenversicherung als beste 
l,ösung die Bildung einer eigenen Pensionskasse ergeben hätten, zu 
der bereits Anmeldungen von 35 Unternehmungen mit 1864 zu Ver- 
sichernden vorliegen. Die Einkaufsabteilung berichtete, daß ab 
1921 die Glühlampeneinkäufe zurückgegangen seien und ein neuer 
Vertrag mit den syndizierten Glühlampenfabriken noch nicht habe 
abgeschlossen werden können. (Inzwischen hat sich das Glüh- 
lampensyndikat aufgelöst.) Im Laufe des Spätiahres soll für Leiter 
und höhere Beamte von Elektrizitätswerken — genügende Betei- 
ligung vorausgesetzt — ein Kurs über wirtschaftliche und admini- 
strative Fragen abgehalten werden. Über das Verhältnis zum 
Schweizerischen Energiekonsumenten-Verband wurde mitgeteilt, 
daß man in einer von kurzem zwischen Vorstandsmitgliedern des 
V.S.E. und Vertretern dieser Vereinigung geführten Aussprache 
über die beste Lösung der zwischen Erzeugern und Verbrauchern 
oft bestehenden Meinungsverschiedenheiten in bezug auf Energie- 
export und Stromtarifierung festgestellt habe, daß die oft nur schein- 
baren Interessengegensätze sich bei gegenseitizgem gutem Willen 
leicht beseitigen ließen und eine behördliche Einmischung als nicht 
zweckdienlich abzulehnen sei. Eine paritätische Kommission soll die 
Lösung schwebender Fragen übernehmen. Da die in schweizerischen 
elektrischen Betrieben laut Statistik jährlich etwa 25 bis 30 Opfer 
fordernden Unfälle meist auf Unvorsichtigkeit zurückzuführen sind, 
wurde empfohlen, das Werkpersonal durch Vorführung von Licht- 
bildern usw. über die Betriebsgefahren in Elektrizitätswerken auf- 
zuklären. 

Nach dem geschäftlichen Teil hörte die Versammlung einen Vor- 
trag Dr.-Ing. Guggenheims, Zürich, über „die Anwen- 
dungen der Drahtwellentelephonie auf Hoch- 
spannungsleitungen bei Elektrizitätswer- 
ken“?). Inder darauf folgenden Aussprache wurden Resultate der 
bei verschiedenen schweizerischen Werken durchgeführten Ver- 
suche bekanntgegeben, die, obschon im allgemeinen gut, doch die 
Notwendigkeit auch vom Vortragenden geeforderter gemeinsamer 
Arbeit von Konstruktionsfirmen und Elcktrizitätswerken zur Lö- 
sung der auf dem Gebiet der Nachrichtenübermittlung durch Draht- 
wellen noch bestehenden Aufzaben ergeben. 

Am Sehlusse der Verhandlungen erhielten 60 Werkangestellte, 
Beamte und Arbeiter für 25-jährige treue Diensterfüllung bei der- 
selben Unternehmung Anerkennungsdiplome. 


D) Vgl. „Bulletin d. S. F. V.“ Rd. 13, 19%, 8. 3231 ff. 
2) Vgl. „Bulletin d. 5. E. V.“ Bd. 13. 1922, 8. 277. 


21. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 


1191 


Die Generalversammlung des S.E. V. nahm nach Erledigung 
der üblichen Jahresgeschäfte von Prof. Dr. W. W y Bling ein Re- 
ferat über „Vereinheitlichung der Hochspannun- 
zen” entgegen und beschloß nach reger Aussprache, über den Vor- 
schlag des Generalsekretariats'), das für. 50-periodigen Drehstrom 
zur Verwendung in der Schweiz als Normalwerte der Wechselstrom- 
hochspannung etwa 8 bis 9,5 kV bzw. 16 bis 19 kV bzw. 42 bis 50 kV 
anzunehmen empfiehlt, unter den Werken eine schriftliche Urab- 
stimmung zur Orientierung des S.E.V. vorzunehmen, an Hand 
welcher der letztere in einer nächsten Versammlung auf einen An- 
trag des Vorstandes hin Beschluß fassen kann. 

Aus den von den Generalversammlungen genehmigten Berichten 
lerVereinsvorstände, des Generalsekretariats und der verschiedenen 
Kommissionen sei erwähnt, daß die endgültige Bausumme des Ver- 
einszebäudes 1,07 Mill. Fr. beträgt und die Materialprüfan- 
stalt des Vereins, deren vermehrte Benützung als neutrales Prüf- 
institut angelegentlichst empfohlen wurde, nunmehr auch Aufträge 
für Hochspannungsprüfungen bis 500 kV annehmen kann. Die Kom- 
mission für Bildungsfragen hat ein Programm für die prak- 
tische Ausbildung von zukünftigen Elektroingenieuren und Elektro- 
technikern aufgestellt. Die Kommission für Gebäudeblitz- 
schutz wird vor Neudruck der vergriffenen Normen des S.E.V. 
für Gebäudeblitzschutz eine Revision dieser vornehmen. Zwecks 
Ergänzung der vom Generalsekretariat als Entwurf aufgestellten 
Leitsätze zur Verminderung der Korrosion wird dieKorrosions- 
kommissionnoch einige Versuche an Weichen- und Kreuzungs- 
stößen durchführen, und der Entwurf zu den Leitsätzen wird in- 
zwischen vom Schweizerischen Sekundärbahnverband und dem Ver- 
vin Schweizerischer Gas- und Wasserfachmänner durchberaten. Die 
Kommission für die RevisionderBundesvorschriften 
hofft ihre Arbeiten so zu fördern, daß im Frühjahr 1923 eine Ein- 
vabe an die zuständige eidgenössische Behörde gerichtet werden 
kann. Besichtigungen der Anlagen der Bündner Kraftwerke A. G. 
in Küblis und Klosters und des Albulawerkes in Sils am 19. Juni 
beschlossen die offiziellen Veranstaltungen der stark besuchten 
Jahresversammlungen. Mn. 


Elektrowirtschaftliche Ausstellung Freiburg i. Br. 1922. — 
Unsere bisherigen Mitteilungen über dieses Unternehmen?) können 
wir heute dahin ergänzen, daß neben dem in der Hauptsache bild- 
li-he Darstellungen und Modelle umfassenden Teil der Ausstellung 
auch die Industrie mit einer großen Zahl von Fabrikaten aller 
Art verfreten sein wird, so daß die Veranstaltung ein recht inter- 
essantes Bild des heutigen Standes der Elektrotechnik bieten dürfte. 


5. Deutsche Ostmesse, Königsberg Pr. — Das Bild, das die 
vom 13. bis 18. August in Königsberg Pr. abgehaltene 5. Deut- 
sche Ostmesse bot, zeigte nach einem Bericht des Meßamts, 
daß die größten deutschen Firmen aller Branchen dem Unternehmen 
ihr Interesse entgegenbringen und .dieses daher heute als eine 
würdige Vertretung der deutschen Industrie und des deutschen 
(roßhandels in allen den Branchen betrachtet werden kann, die 
für den osteuropäischen Markt in Frage kommen. Eine Sonder- 
stellung im Rahmen der Messe hat die Ausstellung russi- 
scherExportwaren eingenommen, die vom Zentrosojus der 
Handelskammer Petersburg und der Genossenschaft Sewerokus- 
tar) veranstaltet worden war. Das Geschäft selbst stand unter dem 
Zeichen der sprunghaften Steigerung des Dollarkurses und war 
infolgedessen von einem gewissen Gegensatz der Käufer- und Ver- 
käuferinteressen beherrscht. Die Nachfrage soll in fast allen 
Branchen außerordentlich Jebhaft gewesen sein, und die Ergebnisse 
werden dementsprechend im allgemeinen als sehr günstig bezeichnet. 
Die Zahl der ausländischen Einkäufer hatte sich nicht wesentlich 
vermehrt, weil, wie angeführt wird, die Kaufleute im Ausland 
nicht auf lange Lieferfristen der deutschen Fabrikanten eingehen 
können und lieber in hochvalutarischen Ländern zu festen Preisen 
und gegen sofortige Lieferung kaufen. Während sie aus Litauen 
fast vollzählig erschienen waren, blieb die Beteiligung Lettlands 
und Estlands verhältnismäßig gering. Zum erstenmal ist eine An- 
zahl Vertreter russischer Behörden und Organisationen nicht nur 
zum Studium, sondern auch zum Finkauf nach Königsberg ge- 
kommen und so mit den maßzebenden Behörden und Wirtschafts- 
stellen sowie mit dem privaten Handel Rußlands Fühlung ge- 
nommen worden. Das Meßamt schließt seine Ausführungen mit 
lem Hinweis, daß der internationale Charakter der Ostmesse um 
so schärfer in Erscheinung treten werde, je mehr sich die Kaufkraft 
der Oststaaten ‚hebt und diese in der Lage sind, deutsche Erzeug- 
nisse einzukaufen. 


Verschiedenes. 


Preisausschreiben der Adolf v. Ernst-Stiftung?). — Die Adolf 
v. Ernst-Stiftung der Technischen Hochschule zu Stuttgart hat 
folgendes Preisausschreiben erlassen: 

Es wird eine kritische Abhandlung verlangt über den Auf- 
bauneuzeitlicher elektrisch betriebener Lauf- 
kranefür Fabrikationswerkstätten. Dabei soll insbesondere auch 


) Vgl „Bulletin d. S. E. V.“ Bd. 13, 1922, S. 21. 
2) Vgl. „ETZ" 1922, 8. 855, 973. 
% Im Jahr 192%, s. „ETZ“ 1920, S. 657. 


dargelegt werden, inwieweit eine Vercinheitlichung möglich 
erscheint bzw. bereits durchgeführt ist. 

Der Preis für die beste Lösung beträgt 5000 M. Gemäß der Ver- 
fassung der Stiftung gelten für das Preisausschreiben folgende Be 
stimmungen: Die Arbeiten, die in deutscher Sprache abgefaßt sein 
müssen, sind spätestens am 1. VII. 1924 an das Rektorat der Tech- 
nischen Hochschule in Stuttgart abzuliefern. Jede Arbeit ist mit 
einem Kennwort zu versehen und ihr ein Zettel mit dem Namen und 
dem Wohnort des Verfassers in versiegeltem Umschlag beizugeben, 
der als Aufschrift das gleiche Kennwort trägt. Die Bewerbung ist 
nur an die Bedingung geknüpft, daß der Bewerber mindestens zwei 
Semester der Abteilung für Maschineningenieurwesen einschließlich 
der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Stuttgart als 
ordentlicher oder außerordentlicher Studierender angehört hat. Das 
Preisgericht besteht aus sämtlichen Mitgliedern des Abteilungs- 
kollegiums. Den Preis erteilt das Preisgericht. Dasselbe ist, wenn 
die Arbeit den Anforderungen nicht voll entspricht, berechtigt, einen 
Teil des Preises als Anerkennung zu verleihen. Die mit dem Preise 
bedachte Arbeit ist vom Verfasser spätestens binnen Jahresfrist zu 
veröffentlichen. 


Energiewirtschaft. 


Bekanntmachung über die Regelung des Verbrauchs elektrischer 
Arbeit. — In dem Bericht über die Wiesbadener Tagung der Ver- 
einigung der Elektrizitätswerke („ETZ” 1922, S. 934) sind die Be- 
stimmungen über die Regelung des Verbrauchs elek- 
trischer Arbeit vom 27. V. 1922 mit den Darlegungen über 
die Verordnung des Reichsschiedsgerichtes und mit 
der Verordnung, betr. Erhöhung der Preise für 
Lieferung von Elektrizität, Gasund Wasser, in 
irreführender Weise verquickt worden; es sei daher folgende 
Richtigstellung gegeben: 

Der Reichskommissar für die Kohlenverteilung hat unter dem 
30. V. 1922 ein Rundschreiben an die Landeskohlenstellen, Kohlen- 
wirtschaftsstellen und Vertrauensmänner, betr. Durchführung der 
Bekanntmachung über die Regelung des Verbrauchs elektrischer 
Arbeit vom 27. V. 1922 erlassen. In dieser werden die noch gültigen 
Vorschriften der grundlegenden Bekanntmachung über die Ein- 
schränkung des Verbrauchs elektrischer Arbeit vom 9. IX. 1919!) 


` mit den nachträglichen Änderungen gemäß der Bekanntmachungen 


vom 1. III. 1920 und vom 20. IV. 1921?) vereinigt. Sie trägt auch 
in ihrer wesentlichen Änderung (§ 3) dem Gedanken Rechnung, daß 


die Zeit für einen allmählichen Abbau der Elek- 


trizitäts-Zwangswirtschaft gekommen ist. 

Der $ 3 sieht vor, daß von der Anwendung der eigentlichen, 
zwangswirtschaftlichen Vorschriften (Verbrauchsregelung, 8 1, 
Neuanschlüsse und Erweiterungen bestehender Anlagen, $ 2, Auf- 
geld, $ 9) unter bestimmten Voraussetzungen ganz oder teilweise 
abgesehen werden kann, daß die Zuständigkeit allgemein mehr 
oder minder an die Außenstellen gelegt werden kann, und daß 
insbesondere die Handhabung der noch verbleibenden einschrän- 
kenden Bestimmungen nach Lage des Einzelfalles ganz oder teil- 
weise auf den Vertrauensmann übergelien kann. Es entspricht dem 
Zweck der Vorschriften des § 3, daß von den durch ihn gegebenen 
Möglichkeiten, die völlige Aufhebung der Elektrizitäts-Zwangswirt- 
schaft vorzubereiten, weitgehend Gebrauch gemacht wird. 

Die mit $ 3 beabsichtigte Lockerung der Elektrizitäts-Zwangs- 
wirtschaft darf aber nicht zu der irrigen Meinung führen, daß hier- 
mit auch die Möglichkeit einer Erhöhung der z. Z, für die Elek- 
trizitätswerke in meldepflichtigen Brennstoffen (Steinkohle, Stein- 
kohlenbriketts, Braunkohlenbriketts) festgesetzten Kontingente 
gegeben sei. Bei der durch die Reparationsverpflichtungen beding- 
ten, anhaltenden Knappheit in diesen Brennstoffen sind Kontin- 
gentserhöhungen größeren Umfanges in abschbarer Zeit voraus- 
sichtlich nicht zu erwarten. Die jetzigen Kohlenkontingente sind 
deshalb im allgemeinen, abgesehen von besonderen Umständen, die 
wie bisher im Rahmen des Möglichen berücksichtigt werden sollen, 
als unveränderlich anzusehen. Bei Anträgen aus $ 3 sind unter Be- 
achtung dieser Einschränkung besonders folgende Fälle zu berück- 
sichtigen: 

a) Stromversorgungsunternehmen, die in ihrer Leistungsfähigkeit 
nicht erschöpft sind, und bei deren Betrieb außerdem eine Er- 
sparnis an bewirtschafteten Brennstoffen nicht notwendig ist 
(z. B. gewisse Wasserkraftanlagen, Braunkohlenwerke und mit 
Abfallprodukten betriebene Kraftwerke). Es handelt sich 
hier im wesentlichen um die Fälle der früheren Ziff. 7 des § 1 
der Bekanntmachung vom 9. IX. 1919. Die auf Grund dieser 
Bestimmung bereits ausgesprochenen Befreiungen bleiben für 
die Dauer ihrer zeitlichen Begrenzung ohne weiteres in Kraft; 

b) Stromversorgungsunternehmen, die sich auf Grund ihres 
derzeitigen Brennstoffkontingents mit ihren Abnehmern in 
geeigneter Form über den Antrag auf Anwendung der Be- 
freiungsbestimmungen aus § 3 haben verständigen können oder 
sonst in der Lage zu sein glauben, auch bei Verzicht (ganz oder 
teilweise) auf die Einschränkungsbestimmungen der Bekannt- 
machung mit ihrem Kontingent auskommen zu können. 


1) „Reichsanreiger” 1919. Nr. 263. „ETZ“ 1919 8. 488. 504. 
”) „Reichsanzeiger“ 19%), Nr. 54; 1921, Nr. 93; „ETZ“ 192%, S. 268, 921; 1922, 


1192 


Bei Stellung und Weitergabe der Anträge aus $ 3 ist darauf 
zu achten, daß Art und Umfaug der vorgeschlagenen Befreiungen, 
insbesondere der an die Vertrauensmänner zu übertragenden Be- 
fugnisse ($$ 1, 2, 9), in jedem Falle genau bezeichnet werden. Es 
wird im allgemeinen zweckmäßig sein, wenn den Vertrauens- 
männern,' denen die Befugnisse ans $ 1 (Verbrauchsregelung) ganz 
oder teilweise überlassen werden, im Interesse der einheitlichen 
Verantwortung auch das Recht zur selbständigen Genehmigung 
von Neuanschlüssen und Erweiterungen bestehender Anlagen ($ 2), 
mindestens bis zu etwa 5 kW Anschlußwert im Einzelfall, und zur 
Erhebung von Aufgeldern ($ 9, Ziff. 1) übertragen wird, sofern 
nicht zwingende Gründe, die zu erläutern wären, dagegen sprechen. 

Falls die zuständige Kohlenwirtschaftsstelle (Abt. Elektri- 
zität) gemäß dem letzten Halbsatz des Abs. 1, $ 3, bei Anwendung 
der Befreiungsbestimmungen regelmäßige Nachweisungen, z. B. 
über die monatlich genehmigten Neuanschlüsse und Erweiterungen 
(mit Ausnahme der den Vertrauensmännern allgemein überlasse- 
nen (renehmigung von Lichtanschlüssen und deren Erweiterungen 
bis zu 1 kW (8 2, Ziff. 3) für erforderlich hält, ist hierauf zweck- 
mäßig zur abschließenden Beurteilung und Genehmigung des be- 
treffenden Antrages aus $ 3 bei seiner Weitergabe an den Reichs- 
kommissar hinzuweisen. Im übrigen besitzen die Landeskohlen- 
stellen bzw. die Kohlenwirtschaftsstellen (Abt. Elektrizität) aus 
§ 7, Abs. 1, der Bekanntmachung allgemein ein Auskunftsrecht. 

Mit Rücksicht auf die vorstehenden Ausführungen ist bei 
Werkenmitgemischter Betriebskraft (teils Wasser 
oder Rohbraunkohle, teils Steinkohle) anzustreben, daß der Betrieb 
möglichst ohne Heranziehung von Steinkohle geführt wird. 

Verbrauchsregelung. Bei der Zuteilung von Strom 
sind die Betriebe nach ihrer Dringlichkeit zu bewerten. Es können 
für die Berücksichtigung der Anforderungen u. a. als vorzugsweise 
wichtig gelten: 

Verkehrs- und Nachrichtenwesen, Lebensmittelversorgung, 
Kohlengewinnung und -versorgung, Gas- und Wasserversorgung, 
nötigste, öffentliche und private Beleuchtung; hiernach kommen 
Industrie und Gewerbetreibende je nach Maßgabe ihrer Bedeutung 
= > gesamte Wirtschaft und für Beschaffung von Arbeitsge- 

egenheit. 


Es ist anzustreben, daß mit möglichst wenig elektrischer Arbeit 
und Kohle möglichst viel Arbeitskräfte beschäftigt werden. Auf 
die Betriebe des Handwerks ist besonders Rücksicht zu nehmen. 
Wo die Kohlenlage der Werke Abschaltungen erfordert, wird zweck- 
mäßig zunächst an solche Betriebe gedacht werden können, die 
ag Arbeiterzahl verhältnismäßig große Stromverbraucher 
sind. 

Es ist empfehlenswert, neben der Beseitigung jedes unnötigen 
Elektrizitätsverbrauches auch darauf zu achten, daß der Betrieb 
der Elektrizitätswerke zeitlich zweckentsprechend geregelt wird 
. (Verringerung der Spitzenbelastung). Hier kann u. a. eine Ver- 
schiebung der Arbeitszeiten in der Industrie in Betracht kommen. 
Diese kann unter Umständen auf das kommunale Leben zurück- 
wirken, z. B. hinsichtlich der Hauptbelastungsstunden des Straßen- 
bahnverkehrs, des Ladenschlusses, der Zeiten für Massenspeisungen 
usw. Der Vertrauensmann wird in derartigen Fällen, auch wenn 
er mit dem Werk selbst zu einer Verständigung über Art und Um- 
fang der Einschränkung gelangt ist, zweckmäßig die Zustimmung 
der Kommunalbehörde, in deren Bezirk der Verbraucher liegt, zu 
den beabsichtigten Maßnahmen einholen. 


Beleuchtung. Es wird empfohlen, den Stromverbrauch 
für Beleuchtungszwecke, insbesondere für Straßenbeleuchtung, 
Schaufensterbeleuchtung, Beleuchtung von Läden und Warenhäu- 
sern, Kaffees, Gasthäusern, Hotels, Kinos, Theatern, Versamm- 
lungsräumen, Wohnungen usw. auch weiterhin nach Möglichkeit 
einzuschränken. 

Einschränkungenbeider Eisenbahn. Die Reichs- 
bahn und ihre Werkstätten überwachen ihre Stromeinschränkung 
ohne Hinzuziehung der Vertrauensmänner selbst, Wenn bei ihnen 
das Bedürfnis für Neuanschlüsse oder stärkeren Verbrauch auf- 
tritt, so wird sich die zuständige Verwaltung rechtzeitig mit dem 
zuständigen Vertrauensmann in Verbindung zu setzen haben, da- 
mit dieser über den zu erwartenden Bedarf unterrichtet ist und 
entsprechende Maßnahmen treffen kann. Wenn nach der Meinung 
des Vertrauensmannes die Mehrlieferung nicht ohne weiteres mög- 
lich ist, so hat die Landeskohlenstelle zu entscheiden. Die Aus- 
nahmebestimmungen für die Reichsbahn finden keine Anwendung 
` auf Dienstwohnungen, Untermieter usw., die wie gewöhnliche Ab- 
nehmer zu behandeln sind, es sei denn, daß die Bahnen hierfür ent- 
sprechende Vertrauensorgane schaffen. i 


Besonders wichtige Neuanschlüsse und Er- 
weiterungen. Es ist darauf zu achten, daß besonders wich- 
tige Neuanschlüsse und Erweiterungen in den Fällen, in denen die 
Leistungsfähigkeit der Elektrizitätswerke voll ausgenutzt ist, oder 
in denen eine Erhöhung des Brennstoffkontingentes zur Strom- 
lieferung für diese Zwecke vom Reichskohlenkommissar abgelehnt 
ist, dadurch ermöglicht werden können, daß weniger wichtige Ab- 
nehmer entsprechend schärfer eingeschränkt werden. Es ist rat- 
sam, Anträzen auf Neuanschlüsse von Luxusbeleuchtung, Vergnü- 


gungsstätten, Kinos usw. nur dann zu entsprechen, wenn dieses- 


ohne Beeinträchtigung wichtigerer, anderer Interessen möglich er- 
scheint. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 


21. September 1922. 


Bei Anträgen auf Neuanschlüsse und Erweiterungen ist beson- 
ders auch darauf zu achten, ob in derartigen Fällen Kohlenerspar- 
nisse oder sonstige, brennstoffwirtschaftliche Vorteile bei Geneh- 
migung der Anträge und Umlegung entsprechender Brennstoff- 
mengen vom Verbraucher auf das Stromversorgungsunternehmen 
eintreten können. 

In dringenden Notfällen ist es dringend erwünscht, 
daß die Vertrauensmänner im Einvernehmen mit der Kohlenwirt- 
schaftsstelle für dringende Notfälle (z. B. Versagen der Kohlen- 
zufuhr) einen Notplan ausarbeiten. 

Der Aufpreis soll, soweit von ihm noch Gebrauch gemacht 
wird, lediglich dazu dienen, die Durchführung der Einschränkung 
durch einen fühlbaren Zwang sicherzustellen. Er darf daher 
keinesfalls zu einer Art Tariferhöhung für die Verbraucher aus- 
arten oder dauernd erhoben werden. 


Die Ortsvorschriften werden in der Hauptsache Vor- 
schriften über Schaufensterbeleuchtung, Beleuchtung von Gast- 
wirtschaften usw. (vgl. die Ausführungen über die Durchführung 
der Einschränkung der Beleuchtung) und über die Regelung des 
Kleinverbrauches betreffen. Es empfiehlt sich, für Gemeinden, die 
von dem gleichen Stromversorgungsunternehmen versorgt werden, 
einheitliche Ortsvorschriften zu erlassen. Ortsvorschriften bei Be- 
freiungen aus $ 3 sollen entsprechend geändert oder aufgehoben 
werden. Piz. 


Zur Kraftüberführung Norwegen—Dänemark. — In Stockholm 
war am 26. VIII. die von den Regierungen Dänemarks, Schwedens 
und Norwegens eingesetzte interskandinavische Kommission zu- 
sammengetreten, um über Fragen der beabsichtigten Überfüh- 
rungelektrischerArbeitvonNorwegennachDöä- 
nemark zu beraten. Es liegen verschiedene Vorschläge vor, 
darunter einer, der den Transport über Land auf dem Wege längs der 
schwedischen Küstengebietes und durch den Sund vorsieht. Ein 
norwegisches Projekt will diesen zwischen Helsingborg und Hel- 
singör, wo eretwa 5 km breit ist, sogar mit Luftleitungen überspan- 
nen, da die Tiefenverhältnisse gestatten, auf flachen Stellen nahe 
der dänischen und schwedischen Küste je einen Turm als Träger zu 
errichten. Die eigentliche Spannweite würde allerdings immer 
noch mehr als 2,3 km betragen, eine Entfernung, die indessen die- 
jenige nicht wesentlich übertrifft, an deren Bewältigung zZ. 2. im 
Bezirk Nordfjord gearbeitet wird. Bei der Konferenz waren die be- 
teiligten skandinavischen Länder durch nachstehende Mitglieder 
vertreten: Schweden durch den Generaldirektor des Wasserfall- 
wesens F. W. Hansen, Oberdirektor Borgquist, früheren 
Staatsrat Löfgren, Major Lübeck und Konsul Schmitz: 
Norwegen durch Generaldirektor Stuevold-Hansen, Wasser- 
falldirektor Kristensen, Elektrizitätswerksdirektor Nor- 
berg Schulz, Höchstengerichtsassessor H. Larssen, Prof. 
H äggstad, Ingenieur N issen, Ingenieur Eivind Hanssen und 
Hauptmann Leev y , Sekretär der norwegischen Abteilung; Däne- 
mark durch die Bureaudirektoren Krarup und Hvidt, Expedi- 
tionssekretär Bentsen, Bankdirektor Reyn, Prof. Rung, 
Elektrizitätswerksdirektor Angelo, Ingenieur Faber, Bureau- 
direktor Warum, Direktor Prior, Ingenieur Harta, In- 
genieur Möllerhöj. Verhandelt wurde u. a. über die juristischen 
und administrativen Voraussetzungen einer Kraftüberführune 
Norwegen—Schweden— Dänemark, wobei Generaldirektor Stuevold- 
Hansen den einleitenden Vortrag hielt. Ein von der Konferenz 
niedergesetzter Ausschuß wird die Frage näher behandeln. Dieser 
Ausschuß besteht aus Staatsrat Löfgren und Oberdirektor Bors- 
quist (Schweden), Bureaudirektor Krarup und Professor Runz 
(Dänemark) sowie Höchstengerichtsassessor Larssen und Direk- 
tor Norberg Schulz (Norwegen). Ws. 


Industrie und Handel. 


Deutschland. — Die Reparationskommission hatte in ihrer vor- 
läufigen Entscheidung!) über das Stundungsgesuch der 
Reichsregierung vom 12. VII. — auch die eingehende Begründung 
seiner Notwendigkeit durch einen deutschen Bevollmächtigten 
vermochte sie nicht zugunsten des vom englischen Kommission:- 
mitglied vorgeschlagenen bedingungslosen Moratoriums zu beein- 
flussen —, um für Vorbereitung und Ausführung einer durchgre!- 
fenden Reform der öffentlichen Finanzen Deutschlands die erfor- 
derliche Zeit zu gewinnen, Bezahlung der nächsten, hauptsächlich 
Belgien zugesprochenen Reparationsraten durch Schatz- 
scheine mit 6 Monaten Laufzeit akzeptiert, über deren Ga- 
rantien sich die deutsche und belgische Regierung ins Einver- 
nehmen setzen sollten. Komme ein solches nicht zustande, dann 
seien die Schatzscheine durch ein Golddepot in einer ausländischen, 
Belgien genehmen Bank sicherzustellen. Bei den beztiglichen Ver- 
handlungen haben nun die belgischen Delegierten von vorne herein 
besonderen Wert auf die Diskontierbarkeit dieser Wechsel 
gelegt, in deren Interesse die Reichsregierung schließlich die 
Unterschrift der Reichsbank für die Gesamtsumme der im nächsten 
Halbjahr fälligen Verpflichtungen von rd 270 Mill. Gldm unter der 
Bedingung anbot, daß der Goldschatz der Reichsbank nicht weiter 
herangezogen werde und Deutschland, wenn das Reparationspro- 


1) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1145. 


u amim i 


=- oie a e A m m A 


21. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 


1193 


blem inzwischen nicht durch eine internationale Anleihe gelöst 
werde, eine zweimalige Prolongation der zunächst nur sechs 
Monate laufenden Schatzscheine um je ein halbes Jahr zugestanden 
werde. Da diese unter den bestehenden Verhältnissen wahrhaftig 
nicht unbescheidene Forderung indessen nach Ansicht der bel- 
gischen Regierung den Rahmen des ihr von der Reparationskom- 
mission erteilten Mandats überschritt, sind die Verhandlungen zu- 
nächst leider wieder einmal ergebnislos geblieben. Die zwischen- 
durch aufgetauchte Idee, den Reichsverband der deut- 
schenIndustrie zum Träger einer Garantie der für 1922 noch 
fälligen Schuldbeträge zu machen, hat dieser selbst unter Hinweis 
auf seine Struktur und die ihm eigenen Kompetenzen als abwegig 
bezeichnet. Seitens der Belgier wird nunmehr das Golddepot ver- 
langt, doch darf eine andere, für uns annehmbare Lösung der Ga- 
rantiefrage noch nicht als ausgeschlossen gelten. Sie bis zu der, 
wie es scheint, in Aussicht genommenen großen Finanzkonferenz 
(Brüssel) oder gar bis zu einer neuerdings vorgeschlagenen Über- 
leitung des gesamten Reparationsproblems an den Völkerbund zu 
vertagen, ist angesichts der überaus kritischen Lage Deutschlands 
unmöglich. Die Gefahr des „zu spät” schwebt drohend über der 
europäischen Wirtschaft. 


J.M. Keynes, dessen unsere Leistungsfähigkeit trotz gro- 
fer Sachlichkeit in der Beurteilung immer noch überschätzende 
Ansichten die Leser kennen!), glaubt an eine solche Gefahr aller- 
dings nicht, hält auch, wie er kürzlich in einem auf dem Inter- 
nationalen Weltwirtschaftskongreß der Übersee-Woche zu Ham- 
burg gehaltenen Vortrage?) ausführte, nicht viel von Sachleistun- 
gen und einer internationalen Anleihe, die, im Betrage von etwa 
4 Milliarden Gldm, sich z. Z. unter annehmbaren Bedingungen 
nicht unterbringen lasse. Auch den Gedanken, daß ein großer Teil 
davon aus den deutschen Guthaben im Ausland gezeichnet werden 
könnte, weist er, als auf falschen Schätzungen der letzteren be- 
mhend, zurück; sie betrügen wahrscheinlich viel weniger als zwei 
Milliarden Gldm, und davon sei ein erheblicher Betrag noch Be- 
triebskapital für das laufende Handelsgeschäft. Nur eine deut- 
sche, in den Ländern der Gläubiger als Ersatz für 
deren innere Schuld aufgebrachte Anleihe könne in gro- 
bem Umfang bei der Regelung der Reparationen von Bedeutung 
sein. Ebenso unwirtschaftlich aber wie die Beschaffung von Geld 
anderswoher als aus Deutschland scheint dem englischen National- 
ökonomen der Versuch, Barzahlungen durch Sachleistungen zu er- 
setzen, u. zw. einschließlich der Kohlenlieferungen (?). Deutschland 
würde besser in der Lage sein, zu zahlen, wenn man ihm die Wahl 
der Zahlungsmethode frei überließe. Die Notwendigkeit und Un- 
vermeidbarkeit eines Moratoriums sei für jedermann klar; da 
man aber nur schwer sagen könne, wie lange es dauern müsse 
oder in welchem Maße Deutschland nach seiner Beendigung mit 
Zahlungen beginnen könne, hält Keynes in der ersten Periode sehr 
dehnbare Bedingungen für erforderlich. Um die Diskussion des 
Problems auf konkrete Einzelheiten zu bringen, supponiert er eine 
1930 fällige Gesamtschuld des Reiches, außer den schon geleisteten 
Zahlungen, von 40 Milliarden Gldm, kommt dabei, wohlweislich be- 
merkend, daß er nicht sicher sei, ob Deutschland diese Summe auf- 


bringen könne, von 1924 an zu Jahresraten von mindestens 1 Mil- 


liarde Gldm und zu einer Verteilung der 1930 noch vorhandenen 
Schuld auf eine Reihe innerhalb 15 Jahren abnehmender Restbe- 
träge. In diesem Fall würde es im Interesse Deutschlands liegen, 
30 rasch wie möglich zu zahlen, und ihm, wenn mit einer derartigen 
Regelung die Streichung der Sachleistungen,. die 
Auflösung der Reparationskommission und vor 
allem die Beendigung der Rheinlandbesetzung zu- 
sammentrëfen, eine wohl lösbare Finanzaufgabe gegeben sein. 
Keynes hält die Zeit für gekommen, wo die Praktiker in Deutsch- 
land ernstlich Ideen vorbereiten und die Einzelheiten für eine durch- 
führbare Politik ausarbeiten können. In bezug auf unsere nächste 
Zukunft ist er allerdings durchaus nicht optimistisch; ein fol gen- 
schwerer Rückschlag nach der trügerischen Hochkonjunk- 
tur scheint ihm unvermeidlich, doch hält er das Problem des 
Reichshaushalts während‘ des Moratoriums nicht für besonders 
schwierig, sieht auch, wenn erst eine Regelung mit den Alliierten 
gefunden ist, keine ernsten Hindernisse für eine Stabilisie- 
rungder Mark, bei der man aber nicht versuchen dürfe, eine 
erhebliche Besserung über den zur Zeit der Regelung bestehenden 
Stand hinaus zu erreichen. 


Daß man in Deutschland gerade dieser Aufgabe größte Auf- 
merksamkeit entgegenbringt, damit so bald wie möglich wieder 
einigermaßen ausgeglichene Währungsverhältnisse Platz greifen, 
ist bekannt. Um so unsinniger der von gegnerischer Seite immer 
wieder erhobene Vorwurf, Deutschland habe mit Absicht seine 
Währung in Verfall geraten lassen, um sich dadurch der Erfüllung 
seiner Reparationsverpflichtungen zu entziehen. Er hat dem Wirt- 
schaftspolitischen Ausschuß des Reichswirt- 
schaftsrats Veranlassung zu einer sehr bemerkenswerten 
Entschließung?) gegeben, die zunächst feststellt, daß die Erzeu- 
gung, der Handel und der Verbrauch des deutschen Volkes derart 
unter dem Druck von im Versailler Vertrag begründeten, der wirt- 
schaftlichen Logik und Vernunft Gewalt antuenden Tatsachen und 


3 LET ze Ss u; S es 
w. e . e 
» Truchsachen des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats 1920/22, Nr. 292. 


Maßnahmen stehe, daß hierin eine genügende Erklärun g für 
den Verfallderdeutschen Valuta zu finden sei. Seine 
Hauptursache erblickt der Ausschuß in der immer wieder erneu- 
ten erzögerung einer der Zahlungsfähigkeit 
Deutschlands angemessenen Regelung der Re- 
parationsfrage.und in der Belastung unserer Zahlungsbilanz 
mit übermäßigen Verpflichtungen in einem Zeitpunkt, wo sie durch 
Gebietsabtretungen, Auslieferung der Handelsflotte, Verlust der 
Handelsorganisation im Ausland, Pflichtlieferungen aller Art so- 
wie durch Barzahlungen und Sachleistungen bereits um mehrere 
Milliarden Gldm passiv geworden war. Wie auch die Genueser Be- 
schlüsse über die Finanzfrage und die Resolution der Pariser Ban- 
kierkonferenz bestätigen, ist es für Deutschland unmöglich, mit 
seiner durch den Versailler Vertrag geschwächten Wirtschafts- 
kraft diese Passivität zu überwinden und gleichzeitig dem Ausland 
Außerordentliches zu leisten. Der Ausschuß erhebt nachdrücklich 
und feierlich gegen den erwähnten Vorwurf Einspruch und sieht 
die dringendste Gegenwartsaufgabe in einer Festigung des Kurses 
der deutschen Währung. „Ein verelendetes, vom Hunger gepei- 
nigtes, als Weltwirtschaftsfaktor ausgeschaltetes Deutschland be- 
deute aufs neue ein Hinausschieben des europäischen Wiederauf- 
baues, die Fortdauer der Weltkrise und Weltarbeitslosigkeit und 
eine ungeheure Verstärkung der politischen, wirtschaftlichen und 
sozialen Gefahren, die der Zerrüttung des Kreislaufes der Welt- 
wirtschaft entspringen.“ Vorbedingung für das Gelingen aller 
Maßnahmen zur Stabilisierung des Markkurses sei der Aufschub 
derBarzahlungenundeine AnpassungderMenge 
und Art der Sachlieferungen an die Bedürfnisse 
und Leistungsfähigkeit der deutschen Wirt- 
schaftund Zahlungsbilanz; das Moratorium soll durch 
Wiederherstellung des deutschen Kredits eine internatio- 
nale Anleihe ermöglichen, um zu einer endgültigen Lösung 
des Währungsproblems und der Reparationsaufgaben zu gelangen. 
„Die Hilfsleistung auf internationaler Grundlage aber muß be- 
gleitet sein von Maßnahmen der deutschen Wirtschaftspolitik, die 
das Ziel verfolgen, das deutsche Volk zur höchsten Kraftleistung 
bei der Abwehr der ihm drohenden Gefahren zu veranlassen. Der 
tiefe Ernst der gegenwärtigen Lage macht es nach Ansicht des 
Ausschusses erforderlich, daß sich über allen politischen und wirt- 
schaftlichen Meinungsverschiedenheiten hinweg alle Stämme, 
Stände und Klassen des deutschen Volkes zu einer Schicksals- 
gemeinschaft vereinigen, die in allen Schichten der Bevölke- 
rung jene entsagungsvolle Opferwilligkeit erweckt und fördert, 


-die eine unerläßliche Vorbedingung für die erfolgreiche Bekämp- 


fung der schweren Nöte der Gegenwart ist.“ Um, wenn eine äußere 
Hilfeleistung damit Hand in Hand geht, von innen heraus 
die deutsche Wirtschaft zu kräftigen, empfiehlt der Ausschuß eine 
Reihe von Maßnahmen , die sich auf die Ernährungswirtschaftt, 
die Handels- und Finanzpolitik sowie auf die Produktion beziehen. 
Die unzureichende Leistung des gesamten Pro- 
duktionsapparates in Deutschland sei jene Ursache unse- 
rer finanziellen Nöte, die an zweiter Stelle gleich nach den außen- 
politischen Gründen des Wüährungsverfalles stehe, und dieses 
Grundübel, für dessen Beseitigung Einzelmaßnahmen nicht vorge- 
schlagen werden, könne nur behoben werden, wenn in allen Be- 
völkerungsschichten die drängende Not der Gegenwart das Gefühl 
für die Pflicht erwecke, das Letzte aufzuwenden, um mit der Erhö- 
hung des Ertrages der heimischen Arbeit die Voraussetzung für 
die Besserung der Verhältnisse zu schaffen. Regierung und Par- 
teien, Beamte, Unternehmer und Arbeiter, Industrielle, Gewerbe- 
treibende, Landwirte, die Angehörigen des Handels und der freien 
Berufe werden aufgefordert, in dieser Gesinnung an die Erhö- 
hung des Produktinonsertrages der deutschen Wirt- 
schaft heranzutreten. 

Auch Geheimrat Prof. Dr. H. Schumacher vertritt in 
einem Referat, das er gelegentlich der vom Leipziger Meßamt und 
dem Reichsverband der deutschen Presse veranstalteten Bera- 
tungen über die weltwirtschaftlichen Fragen 
derGegenwart erstattet hat!), die Ansicht, daß eine Stabili- 
sierung der Mark nur durch eine Regelung der Reparationsver- 
pflichtungen in vernünftigen Grenzen erreicht werden könne. Sein 
Vortrag weistaufdie Verringerungderkapitalbilden- 
den Kraft und den im Ausland sich vollziehenden schwierixen 
Umwandlungsprozeß einmaligem Kriegsbedarf dienender Indu- 
strien in den dauernden Friedensbedarf deckende hin, der in 
Deutschland durch die von der Geldentwertung in das Wirtschafis- 
leben hineingetragene krankhafte Elastizität zurtickgehalten wor- 
den sei. Unsere Industrie müsse sich vorläufig noch auf den Wogen 
wechselnder Valutakonjunkturen schaukeln lassen und komme da- 
durch in Gefahr, von den entscheidenden Problemen 
derProduktionunddesAbsatzesimmermehrauf 
dieFragender Konjiunkturnutzung, die mit produk- 
tivem Schaffen nichts zu tun haben, abgelenkt zu werden. 
Schumacher stellt dem großen europäischen Passıvsaldo der Zah- 
lungsbilanzen den gewaltigen amerikanischen Aktivsaldo gegen- 
über- und sieht darin, daß die entscheidende internationale Störung 
zwischen Europa und Amerika liegt, letzten Endes den Grund da- 
für, daß die V. S. Amerika sich den europäischen Angelegen- 
heiten auf die Dauer nicht entziehen können; ihre Einmischung sei 


D) aind- u. Hand. Ztg.“ 1922, Nr. 192. 


1194 


geschichtliche Tatsache und — bis dat qui cito dat. Die oft nicht ge- 
nügend gewürdigten Besonderheiten, die in der Entwicklung nach 
der ungewöhnlichen, in der Weltgeschichte einzig dastehenden Art 
der Kriegsbeendigung Deutschlands Lage kennzeichnen, lassen 
sich, wie Schumacher sagt, dahin zusammenfassen, daß der Raubbau 
des Krieges durch die Friedensdiktate zu systematischer Zerstö- 
rung gesteigert worden ist und dieses fortgesetzte Zer- 
störungswerksichinersterLiniegegenDeutsch- 
landalsGliedder Weltwirtschaft richtete, vor allem 
gegen seine Zahlungsbilanz, die heute mit der Handels- 
bilanz im wesentlichen zusammenfällt. Auch bei dieser hat das 
Zerstörungswerk eingesetzt, die deutsche Produktions- und Aus- 
fuhrkraft ist künstlich mit allen Mitteln verringert worden. Wenn 
das Ausland das so wenig beachte, so erkläre sich das vor allem 
durch die noch immer frische Erinnerung an das, was Deutschland 
vor dem Kriege und insbesondere im Kriege selbst geleistet hat; 
doch sei die gewaltige Überschätzung unserer Kraft auch durch 
kritiklose Äußerungen von deutscher Seite infolge einer durch die 
Inflation hervorgerufenen grenzenlosen Selbsttäuschung gestützt 
worden. Statt immer wieder auf den schnell fortschreitenden Pro- 
zeß der Verarmung hinzuweisen, erscköpfte man sich meist in 
Betrachtungen der von ihm nicht trennbaren unerfreulichen De- 


. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38. 


21. September 1922. 


gleiterscheinungen, beachte immer nur die Oberfläche, halte die 
„Flucht von der Mark“ für ein Wohlstandsmerkmal, während sıe 
doch viel mehr Zeichen der Panik ist, und nehme außerdem viel- 
fach für Deutschland, was in Wirklichkeit ein Teil des importierten 
Auslandes darstelle. Darum sei es so wichtig, die elementare Tai- 
sache der künstlichen Minderung unserer Pro- 
duktionskraft immer wieder zu betonen. In diesem Zu- 
sammenhang weist der Vortrag Schumachers die falschen Urteile 
über die Dividenden deutscher Unternehmungen zurück, leukt er 
die Aufmerksamkeit darauf, daß unsere Eisenindustrie ihrer eige- 
nen Erzbasis verlustig g gegangen und das Deutsche Reich ein Kohlen- 
einfuhrland geworden sei, während der auszesprochenste Kohlen- 
importeur, Frankreich, zum Kohlenexport übergehen. konnte. Trotz- 
dem aber vermöge Deutschland, wenn es seine Kräfte frei betätigen 
dürfte, auch die künstlich geschaffene Passivität seiner Zahlungs- 
bilanz in einigen Jahren harter und zielsicherer Arbeit zu über- 
winden, wenn nicht die Reparationszahlungen wären, die nach dem 
vorgesehenen Progranım zu erfüllen, beim besten Willen über 
unsere Kraft gehe, "zumal wir bereits heute Kriegsentschädigungen 
geleistet hätten, die sich auf 38 Milliarden Gldm beziffern lassen 
und, alles in allem, weit 100 Milliarden Gldm überschreiten. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68. 
9306, 


Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 
Bekanntmachung. 
Betr.: VDE-Abend in Dortmund. 


Anläßlich der Anwesenheit der Mitglieder des Kuratoriums für 
Isolierstoffe in Nürnberg sowie der Kommission für Isolierstoffe 
findet eine gemeinsame Zusammenkunft mit «lem Elektrotechnischen 
Verein des rhein.-westf. Industriebezirks in Dortmund am Dienstag, 
den 26. September 1922, abends 8 Uhr, im großen Saale der Loge, 
Viktoriastraße 9, statt, bei welcher Gelegenheit die Arbeiten vor- 
genannter Kommission Gegenstand einer Besprechung werden. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär. 
P.Schirp. 


Ausschuß für Bedienungselemente. 


Erläuterungen zu den Normblättern DIN VDE 6000 -- 6002. 


Der Ausschuß für Bedienungselemente des VDE hat Normen 
für feste Isoliergriffe, feste Isolierknöpfe und die dazugehörigen 
Dorne ausgearbeitet und die Entwürfe in der „ETZ“, Jahrg. 1920, 
Heft 33, S. 660 veröffentlicht. Diese Entwürfe wurden in der Jahres- 
versammlung 1920 genehmigt und sind dadurch endgültige Normen 
geworden, 


Entsprechend einem Abkommen zwischen dem VDE und dem 
Normenausschuß der Deutschen Industrie sind diese Normen in das 
Normenwerk des NDI aufzunehmen, so daß seitens des NDI eine 
nochmalige Veröffentlichung dieser Entwürfe in der Zeitschrift 
„Der Betrieb” vom 10. Juni 1921 erfolgte. Auf Grund einiger Eiu- 
wände und Vorschläge, die dem NDI zugegangen und von dem Aus- 
Schuß des VDE geprüft wurden, ergaben sich neben einigen ziem- 
lich belanglosen Änderungen auch solche, die mit Rücksicht auf die 
allgemeinen DINormen erforderlich wurden. 


Außer diesen geringfügigen Abänderungen, die durch einen 
Vergleich der obenerwähnten ersten Veröffentlichung mit der vor- 
liegenden ersehen werden können, war es noch erforderlich, die in 
den Zahlentafeln 2 und 3 der ersten Veröffentlichung enthaltene 
Fußnote 4 mit Rücksicht darauf fortzulassen, daß noch weitere Ver- 
handlungen erforderlich sind über die Art der Anbringung des Ur- 
sprungszeichens, über dessen zwecekmäßigste Form und über die 
Stelle, die das Verzeichnis über die Ursprungszeichen führen soll. 


Diese Angaben sowie nähere Angaben über die Prüfverfahren 
für das lsoliermaterial und seine näheren Eigenschaften können 
erst in eine spätere Ausgabe der Normblätter aufgenommen werden. 


Dorne DINU 


für Isoliergriffe und Isolierknöpfe 
Elektrotechnik DE 6000 


DEUTSCHE INDUSTRIE-NORMEN 


Sehaftdur .hmesser 
annäherud gleich 
ewir dedurchmesser 


Bezeichnung eines Dornes mit 6 mm Gewindedurohmesser und 56 mm Länge: 
Dorn 6>:56 VDE 6000 


Maße in mm 


Nenn- 
durch- 
messer 


Gewinde- 
durch- ` 
messer 


Metrisch nach DINORM 13, Whitworth nach 
DINORM 12. 

unbearbeitet. 

Fiußeisen von 35-45 kg/mm? Festigkeit und 
mindestens 18 vH Bruchdehnung bei einer 
Meßlänge von 10 mal Durchmesser des Probe- 
stabes. 


Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 
12. August 1922 


Gewinde: 


Ausführung: 
Werkstoff: 


21. September 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38. | 1195 


DEUTSCHE INDUSTRIE-NORMEN 


Feste Isoliergriffe DIN 


für Nennspan en bis 750 V E 
Be Elektrotechnik VDE 6001 


Bezeichnung eines festen Isoliergriffes von 25 mm Durchmesser mit 
eingepreßtem Dorn: 


Isoliergriff 25 VDE 6001 


Maße in mm 


Eingepreßter 
Dorn 


99 13 22| 8 | ae 8 
70 16 | 28 10 ya 
30 20 | 36 112,5 74 1 
110) 25 |45 16 ae 
137. 32 | 56 |20 is 


50 12 M 6 10 2 6x 56 VDE 6000 


64 16 M 8|14 2| 8x 75 VDE 6000 
80 18 M10 16 2| 10x 90 VDE 6000 
100 22 1/9” 202 1'3” x<112 VDE 6000 
11228 5/9” 25 3 5/8” x125 VDE 6000 


125 32 aje” 28 4|3/4’ x140 VDE 6000 
| 


| 115 15 
158; 36 | 64 22,5 130 18 
177' 40 FRES 145 20 

j 


| 
E M 6: iol2 6x 50 VDE 6000 
a 
| 
| 
| 
| 
| 


Prüfspannung nach den Vorschriften des VDE. 
Die angegebenen Maße sind Größtmaße; Abweichungen 
sind bis zu 3 vH nach unten zulässig. é 
Die Anlagefiäche des Griffhalses kann mit einem 
besonderen metallischen Ansatz nach neben- 
stehendem Bild versehen werden, wenn der 
isolierstoff an der Anlagefläche keinen Druck 
erfahren soll. In diesem Fall bleibt es den 
Herstellern der Griffe überlassen, einen gegen- 
über DIN VDE 6000 zweckentsprechend ge- 
änderten Dorn zu verwenden. 
Dorne nach DIN VDE 6000. 
Gewinde: Metrisch nach DINORM 13, Whitworth nach 
DINORM 12. 
Ausführung: schwarz, lackiert oder poliert. 
Werkstoff: Griff aus Isolierstoff. Bei Temperaturen bis 
100° darf dieser keine den Gebrauch be- 
einträchtigende Veränderung erleiden. 


Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 


12. August 1922 


Elektrotechnischer Verein. 


(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den nen Verein sind an seine Geschäftsstelle, 
Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68, Fernspr, Amt Kürfürst Nr. 9320, zu richten 


Die nächste Sitzung des Elektrotechnischen Vereins findet statt 
Dienstag, den 26. September 1922, abends 7% Uhr (pünktlich), in 


der Technischen Hochschule, R EVON Hörsaal Nr. 301. 


Tagesordnung: 
1. Geschäftliche Mitteilungen. 
2. Satzungsänderung. 
Es wird folgende Fassung vorgeschlagen: 
§ 7, Absatz 1 ist zu streichen und dafür zu setzen: „Der 
Vereinsbeitrag wird in der ersten ordentlichen Vereinsver- 
sammlung im Herbst für das erste Halbjahr des folgenden Ge- 


DEUTSCHE INDUSTRIE-NORMEN 


Feste Isolierknöpfe DIN 


für N bis 750 V 
ür ennspannungen 1s Elektrotechnik VDE 6002 


Bezeichnung eines festen Isolierknopfes von 28 mm Durchmesser 
mit eingepreßtem Dorn: 


Isolierknopf 28 VDE 6002 


Maße in mm 


Eingepreßter 
Dorn 


= 
= 
| 
48| 16:36 36 | 8 28|12|M 6 10| 2 
61| 20 5 45 9 36:16 M 814 2. 
74| 25 56 56 |11 |4518 M10 16 

56| 92/32 66 70:14 56|22/13”!20} 2 
64 |108 36 |75 80116 64 28 5/8”; 25. 3 
70 |122| 40 | so | 90| 20 |70. 32 11” 28| 4 


6 >< 36 VDE 6000 
8><45 VDE 6000 
10 x 56 VDE 6000 
1/2” x 64 VDE 6000 
5/3” >< 80 VDE 6000 
3/4” >< 95 VDE 6000 


Prüfspannung nach den Vorschriften des VDE. 

Die angegebenen Maße sind Größtmaße; Abweichungen 
sind bis zu 3 vH nach unten zulässig. 

Die Anlagefläche des Knopfhalses kann mit einem 
besonderen metallischen Ansatz nach neben- r 
stehendem Bild versehen werden, wenn der 2 
Isolierstoff an der Änlagefläche keinen Druck 
erfahren soll. In diesem Fall bleibt es den 
Herstellern der Knöpfe überlassen, einen gegen- 
über DIN VDE 6000 zweckentsprechend ge- u 
änderten Dorn zu verwenden. 

Dorne nach DIN VDE 6000. 

Gewinde: Metrisch nach DINORM 13, Whitworth nach 
DINORM 12. 
Ausführung: schwarz, lackiert oder poliert. 
Werkstoff: Knopf aus Isolierstoff. Bei Temperaturen bis 
100° darf dieser keine den Gebrauch be- 
einträchtigende Veränderung erleiden. 


Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 
12. August 1922 


schäftsiahres und in einer ordentlichen Vereinsversamm- 
lung im Februar für das zweite Halbjahr des laufenden 
Geschäftsjahres festgesetzt. Die Anträge hierzu stellt der Vor- 
stand nach Begutachtung durch den Ausschuß. Zuschläge zu 
den Beiträgen und Umlagen können im Laufe des Geschäfts- 
iahres auf Antrag des Vorstandes nach Begutachtung des Aus- 
schusses von jeder ordentlichen Vereinsversammlung be- 
schlossen werden. Beiträge sowie Zuschläge und Umlagen 
können für verschiedene Arten von Mitgliedern verschieden an- 
gesetzt werden. Der Beitrag für das erste Halbjahr des folgen- 
den Geschäftsjahres ist ungeteilt bis zum 1. November zu 
zahlen, der Beitrag für das zweite Halbjahr des laufenden Ge- 
schäftsjahres ist ungeteilt bis zum 1. April zu zahlen. Zu- 
schläge und Umlagen sind ungeteilt binnen der von der Ver- 
einsversammlung bestimmten Frist zu zahlen. Wer die Bei- 
träge, Zuschläge und Umlagen einen Monat nach Ablauf der 
für die Zahlung bestimmten Frist nicht gezahlt hat, verliert 
den Anspruch auf Lieferung der Vereinszeitschrift.” 


1196 


(une 


Absatz 2, Zeile 2, ist hinter Jahresbeitrag hinzuzufügen: 
„nebst Zuschlägen und Umlagen”. 

In Zeile 4 und 5 ist zu streichen „halbe Jahresbeitrag” und 
dafür zu setzen: „Beitrag nebst Zuschlägen und Umlagen für 
die letzte Hälfte des Geschäftsjahres“. 

In Zeile 12 ist zu streichen „keinen Beitrag“ und dafür zu 
setzen „weder Beiträge, noch Zuschläge und Umlagen“. 

§ 8, Absatz 2, Zeile 2 ist hinter Beitrag hinzuzufügen: „den 
Zuschlägen und Umlagen”. 

In Zeile 5 ist hinter Beitrag hinzuzufügen: „Zuschläge und 
Umlagen“, 

3. Vortrag des Herrn Oberingenieur Lüschen über: „Ton- 
f{requenz-Wecliselstromtelegraphie (mit Vor- 
führungen). 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechuischer Verein, Berlin. 26. IX. 1922, abends 7 4, Uhr, 


Technische Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal 201: Vortrag Obering. 
Lüschen ‚Tonfrequenz-Wechselstromtelegraphie‘‘ (mit Vorführungen). 


Weiteres siehe offizielle Ankündigung. 


Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft, Berlin. 
30. IX. 1922, vorm. 9 Uhr, Hörsaal des Staatlichen Kunstgewerbemuseums, 
Berlin,. Prinz-Albrechtstr. 7a: 10. Jahresversammlung. l 


1. Festvortrag Prof. Dr. M. v. Lauc „Unsere jetzigen Vorstellungen 
von der Natur des Lichte‘‘. 

. Vortrag Prof. Dr. K. Bunte „Gegenwart und Zukunft der Gas- 

beleuchtung‘. 

. Vortrag Dr. K. Finckh ‚Beleuchtungstechnische Eindrücke von 

einer Studienreise nach den Vereinigten Staaten von Amerika“. 

. Kleine technische Mitteilungen über praktische Fragen des Be- 

leuchtungsfaches. 

Obering. E. Alberts „Vorführung neuer Lampen für flüssige Brenn- 

stoffe‘, 


Weiteres siehe offizielle Ankündigung. 


n e RE 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


Galileo Ferraris. 


Am 7. Mai dieses Jahres wurde in Turin in einer vom Verein 
italienischer Elektrotechniker veranstalteten Versammlung das Ge- 
dächtnis an Galileo Ferraris gefeiert, der vor 25 Jahren, am 
7. Februar 1897, in Turin gestorben war. Ferraris vereinigte in 
sich wissenschaftlichen Foorschergeist mit der schöpferischen Kraft 
des Ingenieurs. Seine theoretischen Arbeiten umfassen fast alle 
Gebiete der Elektrodynamik und zeichnen sich durch große Klarheit 
aus. Von seinen theoretischen Arbeiten seien genannt seine Doktor- 
Dissertation „Über die mathematische Theorie der Elektrizitäts- 
fortpflanzung in festen homogenen Mitteln“ (1872), seine Ver- 
öffentlichung über Wechselstromtransformatoren (1884) und die 
„Über einen Synchronmotor für Wechselstrom“ (18%). Die Schrift 
über die Wechselstrom-Transformatoren enthält die erste voll- 
ständige Theorie dieser Apparate und hat eine bahnbrechende 
Bedeutung erlangt; sie stellt die Fehler, die im Transformatoren- 
bau der damaligen Zeit begangen wurden, klar fest, weist auf das 
Richtige hin und deutet die praktische Möglichkeit der Energie- 
übertragung auf weite Entfernungen an. 

Eng verknüpft ist Ferraris’ Name mit der Entdeckung des elek- 
trischen Drehfeldes. Diese verdankte der italienische Physiker 
seinen eingehenden Kenntnissen auf dem Gebiete der Optik. 

Die großen Erfindungen, die dem Ingenieur und Physiker ver- 
gönnt waren, sid der Rahmen für das Bild eines ideal und edel 
denkenden Menschen. Er war nicht der Mann, zu forschen, um eine 
Entdeckung in bare Münze umzusetzen. Wie er in diesem Punkte 
dachte, dafür haben wir von ihm selbst ein Zeugnis: „Eine wissen- 
schaftliche Erfindung trägt in sich selbst, genau wie ein Kunstwerk, 
die Eigenschaften, die uns zu ihrer Schätzung zwingen. Die Wich- 
tigkeit, die Schönheit, das Recht auf unsere Schätzung sind für eine 
Erfindung unabhängig von ihrer praktischen Verwendbarkeit. Die 
Wissenschaft hat höhere Ideale als das der direkten materiellen 
Verwertung.” Oder an anderer Stelle: „Wer bei seinen wissenschaft- 
lichen Forschungen immer die praktische Verwertung als Ziel hat, 
wird nie etwas erfinden, und wer bei der Beurteilung der Wichtig- 
keiteiner Erfindung nichts weiter als ihre Ausnutzung berücksich- 
tigt, hat die wahre Freude des Erkennens nie genossen.“ So hat er 
sich stets mit seiner wissenschaftlichen Tätigkeit begnügt, ohne die 
geschäftliche Seite weiter zu beachten. Als im Jahre 1888 die ame- 
rikanische Westinghouse Co. Ferraris fragen ließ, für welchen Preis 
er geneigt wäre, das ausschließliche Ausbeutungsrecht seiner großen 
Erfindung ihr zu übertragen, da antwortete er, daß er nichts dafür 
verlange, seine Erfindung habe er im Interesse der Allgemeinheit 
veröffentlicht. Es kann also mit Recht gesagt werden, daß Galileo 
Ferraris den Reichtum schuf und selbst nicht reich werden wollte, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 38. 


21 . September 1922. 


Inhaltsangabe: 


Gegenüberstellung der Gleichstrom- und Wechselstromtele- 
graphierzeichen. — Zweck der Wechselstromtelegraphie: die 
Mehrfachausnutzung der Leitungen. — Wahl der Frequenzen für 
Freileitungen und Kabel. — Beschreibung des Systems für Ton- 
frequenzen. — Kritik der Sender- und Empfängerschaltungen. — 
Besondere Schwierigkeiten der Tonfrequenz-Wechselstromtele- 
graphie. — Schaltmöglichkeiten, Staffelbetrieb. — Bedeutung 
der Tonfrequenz-Wechselstromtelegraphie für die Entwicklung 
des Verkehrs. 

Gäste sind willkommen 


Der Vorsitzende: 
Dr.-Ing. Bredo w. 


daß er dem Ideal lebte und doch die Verhältnisse des praktischen 
Lebens umwandelte. 

An äußeren Erfolgen und Anerkennung hat es Ferraris nicht 
gefehlt; konnte er doch selbst noch die Verwertung seiner Erfindung 
in der Technik erleben. Die erste industrielle Anwendung fand 


das Ferrarissche Drehfeld bei der Herstellung der Kraftüber- 
tragung Frankfurt—Laufen, die anläßlich der Frankfurter Aus- 
stellung 1891 eröffnet wurde. Obering. M. Auteri, Rom. 


Auszeichnungen. Die Technische Hochschule Darmstadt hat 
dem Vorstandsmitglied der Bergmann-Elektricitäts-Werke, Berlin, 
T. W. Hissink, in Anerkennung seiner hervorragenden Ver- 
dienste um die Anwendung der Elektrotechnik und insbesondere un 
die Entwicklung des Elektromaschinenbaues sowie dem Direktor 
der Accumulatorenfabrik A.G., Berlin, L. Schroeder, in An- 
erkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Entwicklung 
des Akkumulators und seiner technischen Anwendung die Würde 
eines Dr.-Ing. e. h. verliehen. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Prüfung der Elektrizitäts-Zähler. Meßeinrich- 
tungen, Meßmethoden und -schaltungen. Von Dr.-Ing. Karl 
Schmiedel. Mit 97 Textabb. VIII u. 130 S. in 8°. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1921. Preis 42 M. 


Wie der Verfasser im Vorwort angibt, ist der Zweck des Buches, 
dem Zählerfachmann die in Zeitschriften und verschiedenen Büchern 


21. September 1922. 


zerstreute Literatur im Zusammenhang zugängig zu machen. Dabei 
beschränkt sich der Verfasser nicht auf die Beschreibung der in 
Frage kommenden Meßgeräte und Meßeinrichtungen, sondern übt 
auch hieran die nötige Kritik. Ein besonderer Wert wird auf die an- 
zustrebende Meßgenauigkeit und auf die Behandlung der Fehler- 
quellen gelegt. Der Verfasser bespricht zuerst die Frage der Meß- 
xenauigkeit im allgemeinen sowie der Genauigkeit der Zähler ins- 
besondere und berücksichtigt dabei auch die amtlich zugelassenen 
Fehlergrenzen. Dann werden Hilfseinrichtungen zur Erzeugung 
und Regelung der Leistung beschrieben. Anschließend daran wer- 
den die wichtigsten in Frage kommenden Meßgeräte behandelt. Die 
weiteren Abschnitte befassen sich mit Spezialmeßgeräten für Zähler- 
untersuchungen sowie mit den in Frage kommenden Eichschaltun- 
zen, die für alle wichtigsten Zählerarten, auch für Spezialzähler, 
wie z. B. Blindverbrauchzähler, angegeben sind. Im letzten Ab- 
schnitt werden die zur Messung besonderer Eigenschaften und 
Vorgänge in den Zählern in Frage kommenden Meßmethoden, die 
aus dem Rahmen der normalen Zählereichung fallen, beschrieben, 
so z, B. die Bestimmung des Drehmoments, des Reibungsmoments, 
Eigenbremsung von Induktionszählern u. dgl. 


l Es ist sehr zu begrüßen, daß von einem namhaften Fachmann 
die in Frage kommenden Meßeinrichtungen und Meßmethoden zur 
Untersuchung von Zählern zusammengestellt und einer Kritik un- 
terworfen werden. Die bis jetzt erschienenen Arbeiten, die sich ähn- 
liche Aufgaben stellten, beschränken sich meist auf die Beschrei- 
bung von Zählereichbrettern und gehen nicht auf die Einzelheiten 
cin. Im vorliegenden Buch findet man die Beschreibung aller wich- 
tigsten Meßgeräte und Meßmethoden. Es gibt dem Zählerfachmann 
ie Möglichkeit, die für seine Spezialuntersuchungen erforderlichen 
Meßmethoden und Apparate zu finden und erspart ihm auf diese 
Weise viel Zeit und Mühe bei der Ausarbeitung der für Spezial- 
untersuchungen erforderlichen Methoden. Eine lückenlose Zusam- 
menstellung Konnte naturgemäß auch in diesem Buch nicht gegeben 
werden. Es ist erfreulich, daß auch eine Reihe von Einrichtungen 
beschrieben werden, die sonst in der Literatur bis jetzt nicht behan- 
delt worden sind, und die nur einem beschränkten Fachkreis be- 
kannt eind. 

Bei dem großen Umfange des Buches ließen sich natürlich kleine 
Ungenauigkeiten nicht vermeiden, So dürfte z. B. bei den für die 
Messung des Eigenverbrauche der Wicklungen von Zählern ange- 
zebenen Schaltungen ein Versehen unterlaufen sein. Bei der Mes- 
sung des Eigenverbrauchs im Spannungskreis wird das Ampere- 
meter bzw. bei Wechselstrom auch die Stromspule des Wattmeters 
vom Strom des Voltmeters bzw. auch vom Strom der Spannungsspule 
des Wattmeters «lurchflossen. Diese Schaltungen ergeben sehr große 
Korrektionen. Bei Wechselstrom wird der Stromverbrauch des 
Spannungskreises des Wattmeters allein in den meisten Fällen den 
Strommeßbereich des Wattmeters übersteigen. Bei Gleichstrom 
könnte die Messung in der angegebenen Weise noch eher ausgeführt 
werden, sie ist aber auch hier nicht empfehlenswert. Bei der Messung 
des Spannungsabfalles der Stromspule eines Gleichstromzählers mit 
Volt- und Amperemeter müßte das Voltmeter unmittelbar an der 
Stromspule liegen, so daß die Angaben des Amperemeters, nicht des 
Voltmeters zu korrigieren wären. 


. Die sehr zahlreichen Abbildungen sind sorgfältig ausgewählt, 
die Schaltbilder und Diagramme übersichtlich und klar gezeichnet. 
Die Photographien bringen die Abbildungen mancher noch unbe- 
kannter Apparate. Die Anordnung des ganzen Stoffes ist über- 
sichtlich und für Nachschlagezwecke sehr gut geeignet. Im allge- 
meinen stellt das Buch eine sehr wertvolle Bereicherung der Zähler- 
literatur dar und bringt viele Anregungen zur weiteren För- 
lerung des Studiums der Zähler und wird dem Zählerfachmann gute 
Dienste leisten. Es dürfte aber auch den Nichtfachmann interessie- 
ren, weil es ihm einen Einblick in die schr vollkommenen Arbeits- 
methoden moderner Zählerlaboratorien gibt. Die Ausstattung des 
Buches läßt, wie man dies von den Büchern des gleichen Verlags ge- 
wöhnt ist, nichts zu wünschen übrig. v.Krukowski. 


Einkommen und Ertrag. Von Prof. F. Leitner. „Els- 
ners Betriebs-Bücherei”. Bd. 19. Herausgegeb. von Dr. jur. Tän z- 
ler, Dr. W.v.Kargeru.Prof.F.Leitner. 1008. in 8°. Ver- 
lag von Otto Elsner, Berlin 1922. Preis geb. 62 M. 


Dieser neue Band aus Elsners Betriebebücherei bringt in seinen 
100 Seiten bei gedrängter Kürze der Darstellung ein sehr reiches 
Material. Es sollen „einige für die Ermittelung des Ertrages und die 
Berechnung des steuerpflichtigen Einkommens einer Unternehmung 
besonders wichtige Punkte unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten” 
behandelt werden. In prinzipieller und kritischer Darstellungsweise 
verschafft der Verfasser dem Leser das Verständnis des Stoffes und 
zagt er ihm die Wege, die zur Lösung der Probleme beschritten 
worden sind. O 
Der einführende Abschnitt der Schrift ist der definierenden Er- 
klärung der behandelten Begriffe (Ertrag, Einkommen, Gewinn 
und Reingewinn, Reserven, Verluste) gewidmet. Besonders ein- 
gehend behandelt sind im folgenden Kapitel über die Methoden der 
Gewinnermittlung die Arten der monatlichen Erfolgsberechnung: 
durch ständige Inventur, durch die Erfolgskonten der doppelten 
Buchführung, durch eine besondere Betriebsbuchführung und Lager- 
verwaltung. Es werden dann die Erfolgsregulierungen zur Korrektur 
es Reingewinns besprochen. Darauf wird zu einer ausführlichen 


- Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38. 


1197 


Erörterung des Problems der Abschreibungen übergegangen. Sie 
werden betrachtet vom juristischen und betriebswirtschaftlichen 
Standpunkt aus, in Hinsicht auf die Abschreibungstechnik und in 
bezug auf ihre finanziellen Wirkungen. Eingehend wird auf die 
Sachwertteuerung und die dadurch erforderlichen Kostenrücklagen 
eingegangen. Ein besonderer "Abschnitt führt durch die mannig- 
fachen Bestimmungen der Reichsabgabenordnung, des Einkommen- 
steuergesetzes und weiterer gesetzlicher Grundlagen für die steuer- 
rechtliche Behandlung der Abschreibungen. Es werden ferner die 
infolge der Geldwertschwankungen auftretenden Reingewinne und 
die damit verbundene Frage der Ersatzkostenrückstellung behan- 
delt und schließlich der Einfluß der Geldentwertung auf die Bilanz. 
Die verschiedenen bisher zur Behebung dieser Schwierigkeit einge- 
schlagenen Wege werden nebeneinander geschildert und kritisiert. 
Der beschließende Abschnitt behandelt an Beispielen die Berechnung 
des steuerbaren Einkommens. - 

Die vorstehend dargetane Fülle des gebotenen Stoffes und die 
Art der Darstellung berechtigen dazu, dem Buche einen großen 
Leserkreis zu wünschen. ’. Zehme. 


WissenschaftlicheBetriebsführung. Eine geschicht- 
liche und kritische Würdigung des Taylor-Systems. Berechtigte 
Übertragung nach Horace Bookwalter Drury von I. M. Witte. 
Mit 1 Textabb. VII u. 157S. in 8°. Verlag von R. Oldenbourg, Mün- 
chen u. Berlin 1922. Preis 38 M, geb. 48 M. 

Bei dem stetig steigenden, von allen Seiten der Industrie und des 
Wirtschaftslebens der wissenschaftlichen Betriebsführung entgegen- 
gebrachten Interesse war eine zusammenfassende Darstellung der 
Geschichte dieser Bewegung eine dringende Notwendigkeit gewor- 
den. Wir erfahren aus diesem Buche, welche Persönlichkeiten nach 
Taylor die Führer dieser Bewegung waren und inwieweit die 
Grundsätze verändert und.weiter ausgebaut wurden und welche 
Fortschritte die Anwendung der Lehren in den Betrieben aller Län- 
der der Erde während und nach dem Weltkriege gemacht haben. In 
den letzten Kapiteln ist eine kritische Würdigung der wirtschaft- 
lichen und sozialen Auswirkungen der neuen Lehren und deren An- 
wendungsmöglichkeiten und ein Ausblick über das Wirken in der Zu- 
kunft gegeben. Obwohl der Verfasser zweifellos zu den Anhängern 
der Taylorschen Ideen gehört und davon günstige Wirkung im Wirt- 
schaftsleben erwartet, hat er sich doch bei der kritischen Abwägung 
des Für und Wider der allergrößten Sachlichkeit befleißigt, nichts 
von den Gründen der Gegner verschwiegen, keine wirklich nachtei- 
ligen Wirkungen beschönigt. 

Von größtem Interesse ist es, aus dem Buche zu entnehmen, daß 
man das System der wissenschaftlichen Betriebsführung, wie es von 
Taylor entwickelt wurde, in seiner vollendeten Auswirkung nur in 
ganz wenigen Betrieben — streng genommen nur in der Tabor Manu- 
facturing Co. in Philadelphia — hat durchführen können, daß aber 
auch hier die glänzendsten Ergebnisse erzielt worden sind; daß man 
ferner auch mit der nicht voll ausgebauten Form des Taylorsystems, 
soweit dieses von sachkundigen und energischen Organisatoren 
durchgeführt wurde, fast überall gute Erfahrungen gemacht hat. Ins- 
besondere wird die günstige soziale Wirkung vielfach hervorgeho- 
ben, wenn auch die Gewerkschaften immer noch als scharfe Gegner 
auftreten und beispielsweise die Aufhebung der organisatorischen 
Maßnahmen in Taylorschem Sinne in den Staatswerkstätten durch 
gesetzliche Verordnungen erreicht haben. Mit Recht wird diese Hal- 
tung wohl auf die Befürchtung der Gewerkschaftsführer zurückge- 
führt, daß durch eine allgemeine Besserung der Beziehungen zwi- 
schen Arbeiterschaft und Unternehmertum ihnen der Wind aus den 


"Segeln und damit ein Teil ihrer Daseinsberechtigung genommen 


wird. 

Nach Ansicht des Verfassers ist zwar eine fortschreitende Aus- 
breitung der wissenschaftlichen Betriebsführung in den Betrieben 
der industriellen Welt zu erwarten; doch wird diese in Grenzen ge- 
halten durch die Einführungskosten und die Scheu der Betriebsleiter 


. vor der gewaltigen Arbeit der Einführung und vor den Störungen 


und Unbequemlichkeiten, die jede gründliche Neuorganisation mit 
sich bringt. Man wird dem Verfasser darin durchaus zustimmen kön- 
nen. Wer sich über die Geschichte und die großen allgemeinen Linien 
dieser neuzeitlichen Bewegung unterrichten will, dem sei dieses 


Buch warm empfohlen. A.Wallichs. 
Eingänge. | 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher. 


Industrielle Verwaltungstechnik. Von Ing. S. Herzog. 2. Aufl. 
Mit 303 Abb. VIII u. 403 S. in 80. Verlag von Ferd. Enke, Stuttgart 
1922, Preis 210 M. 

Kostenberechnung im Ingenieurbau. Von Dr.-Ing. Hugo Ritter. 
V u. 114 S. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis geh. 
81 M, geb. 126 M. 

Untersuchungen und Neuerungen an Ventilkompressoren. Von 
Prof. J. C. Breinl. Mit 57 Textabb. IV u. 110 8. in 80. Verlag von 
R. Oldenbourg, München u. Berlin 1922. Preis 84 M. 

Einführung in die Mikroskopie. Von Prof. Dr. P. Mayer. 2. verb. 
Aufl. Mit 30 Textabb. 210 S. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 
1922. Preis 147 M. 


1198 


Liste alphabétique des indicatifs d’appel, contenus dans la no- 
menclature officielle des stations radiotelegraphiques. Herausgegeben 
von dem Bureau International de L’Union Télégraphique. 59 8. in 4°. 
Sclbstverlag, Bern 1922. 


Doktordissertationen. 


W. Berndt, Zur Kenntnis des Schwelteers aus mitteldeutscher Braun- 
kohle.. Technische Hochschule Berlin 1922. 


K. von Mücke, Der Butzinger Golderzdistrikt im Siebenbürgischen Erz- 
gebirge, sein geologischer Aufbau und seine Lagerstätten. Technische 
Hochschule Berlin 1914. 


Max Schulze, Ein Beitrag zur Theorie der binären Gemische. Technische 
Hochschule Berlin 1919. 


A. Spilker, Beitrag zur Berechnung des durch einen vollwandigen Balken 
verstärkten steifen Bogens und verwandter statischer Systeme. Tech- 
nische Hochschule Berlin 1922. 


A. S. Schott, Die Verarbeitung kupferarmer, kalk- und magnesiumhaltiger, 
oxydischer Erze auf nassem Wege. Technische Hochschule Dresden 1920. 


Fritz Paul Müller, Synthetischer Aufbau der Gruppe der Berührungs- 
transformationen der Kugeln. Technische Hochschule Dresden 1921. 


Ludwig Krauß, Untersuchung selbsttätiger Pumpenventile und deren 
Einwirkung auf den Pumpengang. Technische Hochschule Dresden 1913. 


Listen und Drucksachen. 


Brown, Boveri & Cie, A. G., Mannheim. Prospekt über die A-S-Kälte- 
maschine. 

Siemens & Halske A. G., Berlin-Siemensstadt. 
Fernsprech-Stadtnetze. 


Elektrodentalwerk A. G., Frankfurt a. M. - Rödelheim. Prospekt über 
el. Zahnbohrmaschinen. 


Siemens & Halske A. G., Berlin-Siemensstadt. Drucksache Ww 37: 
Elektrische Hupen, Ww 70: Linien-Fernsprecher für Einzelanruf, Ww 80: 
Die wirtechaftlichste Betriebsform im Fernsprechwesen, insbesondere kei 
kleineren Anlagen. Von M. Langer, Ww 81: Fernsprech-Endverstärker, 
Ww 86: Neue Fernsprech-Tischstation für Selbstanschluß. 


[Die Druckschriften behandeln verschiedene Fernmeldeeinrichtungen 
und besonders solche des Fernsprechwesens. An wertvolle Untersuchungen 
über die wirtschaftliche Betriebsform kleiner Fernsprechanlagen schließen 
sich Beschreibungen von Apparaten, die entweder zu allgemeinem Gebrauch 
bestimmt (Ww 86) oder besonderen Zwecken angepaßt sind (Ww 70 und 
Ww 81). Die Fernsprechleitungen werden mit Rücksicht auf die Dämpfung 
behandelt und dabei die Mittel angegeben, wie sich der Dämpfungsfaktor 
in wirtschaftlicher Weise verringern. läßt. Besondere Beachtung verdient 
ie die Druckschrift über die neuerdings viel verwendeten elektriechen 

upen.] 


Drucksache Ww. 77: 


Zeitschriften. 

„Archiv für Elektrotechnik‘, 1922 Bd. 11, Heft 4, enthält folgende 
Arbeiten: H. Behnken, Untersuchungen mit dem Braunschen Rohr. 
W. O. Schumann, Zur Theorie der Kreisdiagramme. W. Rogowski, 
Der Kurzschlußsetrom eines Wechselstromgenerators. 


Neue Zeitschriften. 


„Wirtschaft und Recht der Versicherung‘. Beiheft zur Zeitschrift 
für Versicherungswesen und Feuerschutz: „Mitteilungen für die öffent- 
lichen Feuerversicherungsanstalten‘‘. Herausgegeben vom Verband öffent- 
licher Feuerversicherungsanstalten, Berlin 1922, Heft 1. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Die diesem Heft beiliegenden beiden neuen, 
ab 14. IX. für das Inland maßgebenden Zuschlagslisten der Preisstelle 
Nr. 65 (grün) und 65 A (gelb), von denen die erstgenannte wieder, wie bisher, 
für die Abrechnung von bis zum 10. VIII. einschl. angenommenen Auf- 
trägen gilt, bringen textlich nur die Anderung, daß für die Umrechnungs- 
multiplikatoren ab 14. IX. die Angaben der Tabellenausgabe 19h anzu- 
wenden sind. Die den Listen gemeinsamen Teuerungszuschläge haben bei 
den Gruppen: Dampfturbinen, Schaltapparate und Material für Schalt- 
anlagen, Meßapparate und Zubehör, Installationsmaterial, Telegraphie und 
Fernsprechwesen, Gummifreie Isolierstoffe und bei Verschiedenen teilweise 
cine Erhöhung erfahren. 


Indexziffern. — Nach der Großhandelsindexziffer des Statisti- 
schon Reichsamts hat das deutsche Preisniveau im August das 179,9-fache 
des Frizdensstandes erreicht. Diese sich auf den Monatsdurchschnitt be- 
zichende Ziffer wird durch den Stand am Ende August noch erheblich über- 
troffen. Gegen Juli, in dem der Monatsdurchschnitt das 100,6-fache be- 
tragen hatte, sind die Großhandelspreise um 78,8%, gestiegen (der Dollar 
um 130%). Metalle gingen von dem 108,3-fachen auf das 256,7-fache, 
Kohle und Eisen von dem 96,5-fachen auf das 123,6-fache und Industrie- 
stoffe zusammen von dem 112,1-fachen auf das 192,5-fache des Friedens- 
standes hinauf. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 


21. September 1922. 


Umstellung der preußischen Bergwerke. — Nach Mitteilung 
des preußischen Ministeriums für Handel und Gewerke hat dieses den Ent- 
wurf zu einem Gesetz, betreffend die Übertragung der Verwaltung 
und Ausbeutung des staatlichen Bergwerkbesitzes an eine 
Aktiengesellschaft, ausgearbeitet. Diese soll aber lediglich die Ge- 
schäfte der Verwaltung im Auftrage des preußischen Staates führen, der 
Besitzer der Werke bleibt und auch die Aktien behält. Die zentrale Lei- 
tung der Unternehmungen geht vom Ministerium auf eine nach kaufmän- 
nischen Gesichtspunkten geleitete Generaldirektion über, und sämtlich« 
Beschäftigten werden in den Dienst der Aktiengesellschaft übernommen. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Das für September von der Außenhandels- 
stelle der Elektrotechnik neu herausgegetene Merkblatt enthält 
die erhöhten Abgatesätzel); auch der Mindestsatz ist etwas heraufgesetzt 
worden und nunmehr für die meisten Außenhandelsstellen einheitlich ge- 
halten. — Die Ausfuhrpreise für elektrische Heiz- und Kochappa- 
rate nach Ländern mit niedriger Valuta wurden erhöht; näheres bei 
der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. — Das Goldzollaufgeli 
beträgt z. Z. 35 9000/,. — Die Zollstellen sind ermächtigt worden, die Aus- 
fuhr vom” Geräten, Werkzeugen und. Hilfsmaschinen (nicht Baw- 
materialien), die von inländischen Bauunternehmern zur Ausführung 
von Bauaufträgen im Auslande gebraucht werden, auf Befürworten 
durch die Außenhandelsstelle für den Maschinenbau unter der Bedin- 
gung der Wicdereinfuhr in einer der Baudauer angemessenen Frist 
ohne besondere Ausfuhrbewilligung zum Export zuzulassen. Diese 
Bedingung entfällt, wenn die Außenhandelsstelle für den Maschinenbau 
von ihr entbindet, doch bleibt das Recht der Zollstellen, für die Wieder- 
einfuhr besondere Sicherheiten zu verlangen, bestehen. Die Befreiung von 
der Wiedereinfuhr soll nur bei Gegenständen erfolgen, die erfahrungsge- 
mäß starker Abnutzung unterliegen oder infolge von Betriebsereignissen 
unbrauchbar werden. Im Fall des Verkaufs solcher Geräte usw. nach Be- 
endigung der Bauarbeiten darf die Außenhandelsstelle für den Maschinen- 
bau nur im Benehmen mit der für die betreffenden Gegenstände zustän- 
digen Außenhandelsstelle und nur nach deren Richtlinien für den Export 
von der Wiedcreinfuhr entbinden. — Schweiz. Der Verband Sch weize- 
rischer Spezialfabriken der Elektrotechnik hat, wie das „Bulletin 
des S. E. V.“ berichtet, mit Rücksicht darauf, daß in der elektrotechnischen 
Industrie vielleicht schon bald mit einer großen Anzahl neuer oder z. T. 
ganz anders gearteter Artikel zu rechnen ist, ale der jeweils vorliegende 
Neuentwurf zum Zolltariftext kennt, die Aufnahme einer Sonderkategoric 
„Elektrotechnische Erzeugnisse“ in den neuen Zolltariftext 
vorgeschlagen. Ec begründet diesen Antrag damit, daß die elektrotechni: 
schen Artikel dann nicht mehr, wie bisher ein großer Teil derselben, nach 
der Art des bei ihrer Herstellung verwendeten Rohmaterials verzollt würden. 
sondern nach dem Gebrauchszweck der fertigen Erzeugnisse. 
Es wäre so viel eher möglich, unerwünschte Fertigfabrikate durch hohe 
Zölle vom einheimischen Markt fernzuhalten und der Tendenz auslän- 
discher Fabrikanten zu begegnen, die dahin gehe, im Interesse eines gerin- 
geren Zolles zur Erzeugung von nach der Schweiz bestimmten Artikeln 
Materialien geringerer Qualität zu verwenden, als einwandfreie Ware ver- 
langt. — Spanien. Nach Mitteilung der „Weltw. Nachr.‘“ bestehen in 
Barcelona günstige Aussichten für den Absatz elektrischer Heiz- 
und Kochapparate, deren allgemeine Verwendung bisher durch den 
hohen Preis der elektrischen Arbeit verhindert wurde. Dieser soll jedoch 
demnächst um 25 bis 35 cts/kWh ermäßigt werden. Den Strom liefern 
drei Gesellschaften unter Spannungen von 110/120, 125/220 und 150/300 V. 
Man glaubt auch, daß elektrische Öfen sich leicht verkaufen lassen, wenn 
sie billiger sind als dio jetzt eingeführten, die hauptsächlich aus den V. S. 
Amerika, Frankreich, z. T. auch aus der Schweiz und Dänemark kommen. 
Die besten Apparate dieser Art kosten im Kleinhandel 125 Pes; ein in 
Spanien hergestellter Ofen wurde kürzlich zu 60 Pes angeboten, soll aber 
in Leistung und Aussehen hinter den amerikanischen zurückstehen. — 
Weil das Deutschland zustehende Meistbegünstigungsrecht kürzlich ernent 
von Spanien verletzt worden ist, hat die deutsche Regierung vorläufir 
von einer Fortsetzung der Verhandlungen : über ein neues 
Wirtschaftsabkommen abgeschen. — Ungarn. Der Finanzminister 
ist ermächtigt worden, bei der Einfuhr von Maschinen oder zu Pro- 
duktionszwecken dienenden Einrichtungs- und Montierungs 
gegenständen, die für die Ausrüstung neuer Industriebetriebe, zur Avf- 
rechterhaltung oder Steigerung der bisherigen Produktion usw. bestimmt 
sind, den in anderen Zahlungsmitteln als in Gold zu berechnenden Ein- 
fuhrzoll bzw. das Zollaufgeld im Einvernehmen mit dem Handel:- 
minister zu ermäßigen oder ganz zu erlassen, wenn die genannten 
Gegenstände nicht im Lande selbst hergestellt werden und ihr Anschaffunr:- 
preis einen erheblichen Teil der für die genannten Zwecke aufzuwendenden 
Unkosten ausmacht. 

Aus der Geschäftswelt. — Inland. Die Electra, G. m. b. H.. 
Fürstenwalde (Spree), ist aufgelöst worden. — Das Sachsenwerk Licht: 
und Kraft A. G., Niedersedlitz, hat nach der „Frankf. Ztg.“ mit der 
Elektrizitäts- und Maschinenbau-A. G. in Müpglitz (Mähren) ein Lizenz- 
übereinkommen getroffen, und beide Gesellschaften werden auch das Ex 
portgeschäft gemeinsam betreiben. — Die Firma Deutsche Telephonwerke 
G. m. b. H., Berlin, ist in Gesellschaft für Elektricitäts-Anlagen 
m. b. H. geändert worden. — Das Köpenicker Elektrizitätswerk ist 
nach dem „‚Berl. Börs.-Courier‘‘ von der Berliner städtischen Werkdeputa- 
tion für 10 Mill. M an eine Kabelfabrik in Rummelsburg verkauft worden. 


C1} Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1174 


21. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38. 


— Die Preußische Zentral-Bodenkredit A. G. hat der „Frankf. Ztg.“ zu- 
folge mit großen Elektrizitätsversorgungs-Gesellschaften zur Erweiterung 
ihrer Betriebe kommunale Darlehnsgeschäfte abgeschlossen, u. zw. für 
50 Mill. M mit dem Westfälischen Verbands-Elektrizitätswerk 
A. G., Kruckel, für 25 Mill. M mit dem Landes-Elektrizitätswerk G. 
m. b. H., Halle, und für etwa 100 Mill. M mit dem Elektricitätswerk 
Westfalen A. G., Bochum. Letzteres will zwecks Erweiterung seiner 
Anlagen, abgesehen von einer Kapitalserhöhung, insgesamt Anleihen von 
525 Mill. M aufnehmen. — Nach der „Dena“ ist bei der Allgemeinen 
Elektrieitäts-Gesellschaft eine Ruhegehalteeinrichtung für Arbeiter 
in Tätigkeit getreten, deren Vorteile alle Arbeiter nach mehr als 10 Be- 
schäftigungsjahren genießen, soweit sie zu dieser Zeit nicht mehr arbeiten 
können bzw. das 65. Lebensjahr überschritten haben. Außerdem werden 
Witwenrenten und Erziehungsbeihilfen gewährt. — Ausland. Die Firma 
N. V. Heybroek’s Groothandel, Amsterdam (Engrosvertrieb und Ex- 
port aller Artikel der Beleuchtung, Installation und Heizung mit Elektri- 
zıtät usw.) hat den Betrieb der N. V. Deventer Glas Maatschappy v. h. J. 
Pouwels Coelingh in Deventer übernommen und mit Rücksicht darauf 
ihr Kapital auf 1 Mill. Gld erhöht. — Unter der Firma N. V. Hazmeyer’s 
Fabriek van Signaalapparaten ist in Hengelo (Holland) mit 0,1 Mill. 
‘ld eine Gesellschaft für Fabrikation und Handel von und mit elgktrischen 
Apparaten und Maschinen gegründet worden. — In Shanghai wurde als 


‘en chinesisches Unternehmen die China International and En- 


„ineering Manufacturing Co., Ltd., mit 0,3 Mill. $ ins Leben ge- 
rufen. Sie hat die Herstellung elektrischer Apparate und Materialien zum 
Gegenstand und soll die Einrichtung ihrer Fabrik in Deutschland und 
Amerika bestellt haben. 


Neue Gesellschaften. — Isolatorenwerk Vulkanit Benedikt 
/ucker, Weinheim. — Berliner Telegraphon-Vertrieb A. G., 
«rlin. Gegenstand: Vertrieb und Montage von Telegraphonapparaten im 
B:zırk von Berlin und der Provinz Brandenburg. Grundkapital: 1 Mill. M. 
— Elektro-Compagnie G. m. b. H., Berlin. Gegenstand: Verwertung 
der Tettenbornschen Mehrfachsicherung sowie Vertrieb aller elektrotech- 
wschen Artikel. Stammkapital: 50 000 M. — Sauerkraftwerke Weiler- 
ach G. m. b. H., Echternacherbrück. Gegenstand: Ausnutzung der 
Wasserkräfte des Weilerbaches und der Sauer zwischen Weilerbach und 
Dillingen. Stammkapital: 0,5 Mill. M. — „Lukra‘‘ Gesellschaft für 
Elektro-Bedarf G. m. b. H., Düsseldorf. Stammkapital: 0,1 Mill. M. 


Betriebsergebnisse. — Überlandzentrale Stralsund A. G. 
1921/22. Lieferung: (einschl. Eigenverbrauch) 30,240 Mill. kWh (25,768 i. 
\.); Gesamteinnahmen: 60 085 263 M; Verwaltungskosten: 1051421 M; 
Betriebskosten: 32 612112 M; Reparaturen: 1310 953 M; Unterhaltung: 
1347429 M; Sollzinsen, Steuern, Versicherung usw.: 1663093 M; Be- 
triebsüberschuß mit Vortrag (5035 M): 16 505290 M; Dividende: 10%, 
Pe T M altes und auf das neu eingezahlte Aktienkapital; Vortrag: 


Baumarkt. — Annaberg (Sachsen). Die städtischen Kollegien 
haben den “Anschluß an dic elektrischen Kraftwerke Ölsnitz-Hirschfelde 
teschlossen. — Barmen. Für Lichtanlagen in den Schulen sollen 0,184 
Mill. M bewilligt werden. — Bettenhausen (Württemberg). Das in Bau 
begriffene Kraftwerk, das die Wasserkraft der Glatt und Lauter sowie 
einiger Zuflüsse ausnutzt und rd 10 Mill. kWh jährlich liefern dürfte, soll 
bereite Ende des Jahres seinen Betrieb aufnehmen. — Darmstadt. Die 
Stsdtverordneten haben der Elektrisierung der Bahnen nach Griesheim 
und Arheiligen zugestimmt. — Elmshorn (Holstein). Die Stadt hat für 
Elektrizitätszähler und einen Transformator 0,4 Mill. M bewilligt. — Erfurt. 
Für die Erweiterung der städtischen Werke, darunter auch des Elektrizi- 
'ätswerkes, soll eine Anleihe von 60 Mill. M aufgenommen werden. — Glogau. 
ts wird beabsichtigt, vom hiesigen Elektrizitätswerk aus den Kreis Frau- 
stadt mit elektrischer Arbeit zu versorgen. — Harburg. Für das Elektri- 
zitätswesen der Stadt soll eine Anleihe von rd 7 Mill. M aufgenommen 
werden. — Koburg. Obgleich die Beteiligung einer Industriegruppe von 
3 Mill. M an dem geplanten Überlandwerk zurückgezogen wurde, soll das 
Kraftwerk Hausen errichtet werden. Man rechnet damit, den Zweckverband 


‚ durch Beitritt des Kraftwerkes Bamberg und des oberfränkischen Kreises 


EEE zz 


erweitern zu können. — Königsee (Thüringen). Das Kraftwerk Thüringen 


hat mit der hiesigen Stadtgemeinde und Nachbarorten einen Vertrag für 


deren Versorgung mit elektrischer Arbeit. geschlossen. — Koswig (Anhalt). 
Die Thüringer Gasgesellschaft A. G. wird hier ein Elcktrizitätswerk er- 
richten. Die Kosten sollen 7,2 Mill. M betragen. — Lauterberg i. H. Das 
hiesige Elektrizitätswerk wird erweitert. — Marienburg (Ostpreußen). 
Die Einführung elektrischer Beleuchtung steht bevor. — Offenburg 
(Baden). Die Stadt beabsichtigt, ihr Elektrizitätswerk an die Elektrizitäts- 
serk Lahr A. G. zu übertragen. — Pforzheim. Für den Ausbau des Dreh- 
tromnetzes sind 4 Mill. M bewilligt worden. — Stolp (Pommern). Der 
Pommersche Provinzialverband plant bei Bedlin an der Stolpe den Bau 
emer Stauanlage. — Überlingen. Der Kredit für das neue Kraftwerk ist 
auf 30 Mill. M erhöht worden. 


Von der Börse. — (6. IX. bis 12. IX. 1922.) Während der Berichts- 
t stand die Berliner Effektenbörse stark unter dem Einfluß der die Ver- 
andlungen der Reichsregierung mit den belgischen Delegierten begleiten- 
den, zeitweise schr großen Schwankungen der Devisenbewertung, und die 
auch seitens der Spekulation geübte Zurückhaltung wich nur vorübergehend 
"ner gewissen Belebung des Geschäfts. Wenn auch die im wesentlichen 
‚instige Beurteilung des Wiederaufbauabkommens zwischen Stinnes und 
le Lubersac, die beginnende Verwertung der nach den letzten Nachrichten 
har teilweise befriedigenden Ernte, die Aussicht auf weitere Verhandlungen 
uber Garantie und Laufzeit der an Belgien abzugebenden Schatzwechsel 


1198 


zeitweise als anregende Momente wirkten, so machten sich doch anderseits 
die hinsichtlich letzterer aufgetretenen Schwierigkeiten, die gewaltige Er- 
höhung des Notenumlaufes um fast 23 Milliarden M, die Vorgänge auf dem 
griechisch-türkischen Kriegsschauplatz, Befürchtungen hinsichtlich der 
Durchführung der von der Regierung gegen die Teuerung und den Wucher 
eingeleiteten Maßnahmen sowie wegen der innerpolitischen Verhältnisse, 
Geldknappheit und das damit zusammenhängende Streben nach Liquidität. 
für den Quartalsschluß nachteilig geltend. Das Interesse konzentrierte sich 
meist auf Valutapapiere, auf einige Spezialwerte und, seitens des Auslandes, 
auf Industrieobligationen. Der Markt der Elektrizitätsaktien war nicht 
einheitlich und zeigte i. a. keine wesentlichen Veränderungen. 


Gesellschaften 


Accumul.-Fabr., Berlin 


| 
| 1725 


..| 25 1725 | 1698 1698 
A. G.f. El. Anlg., Berlin ....| 8 — = = = 
A. E. G., Berlin... l... 16 745 725 7175 730 
i „  Vorz.-A 3 106 106 112 112 
w »  Vorz.-B. 7,25 | 121 121 140 134 
Bergmann, Berlin ....... 20 630 630 710 645 
Continent. Ges. Nürnberg . . . .| 8 = = Er = 
> 5 i Vorz.-A.| 8 450 398 450 398 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln 5 712 680 750 680 
„ Niederl. „, 5 — 550 550 585 560 
„ Südam. , er 6 735 699 735 | 6% 
„  Kabelwerke, Berlin 20 540 495 540 495 
Elektra, Dresden . . . 2... 10 318 260 318 270 
El. Licht u. Kraft, Berlin ...| 1 540 510 570 510 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 510 475 510 475 
E. W. Liegnitz . ....... 10 325 300 325 314 
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 970 960 1109 990 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 570 570 635 585 
Hackethal, Hannover ..... 20 595 570 612 570 
Hamburgische E. W. ..... 12 301 231 305 295 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 |1189 |1020 | 1190 |1095 
W. Lahmeyer, Prankfurt a.M. 12 425 420 450 420 
C. Lorenz, Berlin ....... 35 805 770 805 770 
Dr. Paul Meyer, Berlin ....| 15 340 340 380 350 
Mix & Genest, Berlin . . .s. .| 16 570 510 570 539 
Neckarwerke, EBlingen ....ļ| 10 315 | 290 318 300 
Oberbayer. Überlandz., München. | 9 395 | 370 395 | 370 
H. Pöge, Chemnitz... ... . 12 530 | 480 560 | 525 
re a Vorz.-A.. .. 7 108 105,25) 108 105,25 
Rhein. El.-A.G., Mannheim . .| 15 450 42.) 459 420 
„nn Vorz-A| — |12 | ıu 125 | 
M. Schorch & Cie., Rheydt 10 675 575 675 610 
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 20 630 620 647 620 


Schuckert & Co., Nürnberg 
„Siemens“ El. Betr., Berlin 
Siemens & Halske, Berlin 
Stettiner E. W. . . 2.2.2... 
Teleph.-F. Berliner, Hannover . . 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin 


Voigt & Haeffner. . . 20 680 625 = = 
Emag. url j S e D 485 440 
Main Kraftwerke, Höchst ( _ "M 10 295 | 295 320 | 304 
Heddernh. Kupferw. u. 22: 

Südd. Kabelwerke . 20 760 640 760 675 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im September: 


in 


Christiania (Kr.) . . . 


241,20 | 257,18| 265,42 | 252,68 | 257,68 | 27,2 
Helsingfors (finn. M). . | 31,46| 3406| 34,71| 3286| 34,56| 29,46 
Holland (Gld) . .'. . | 564,29 | 598,25 | 619,23 | 586,27 | 599,25 | 529,34 
Italien (L) ...... 61,67| 64,42| 67,67| 64,17| 66,42| 59,43 
Kopenhagen (Kr) . . . | 306,62 | 327,09 | 339,58 | 323,60 | 329,59 291,64 
London (£)... ... 1,90 6841,40 7081,10 [6716,55 |6366,40 6092,35 
New York ($) . . . . [1458,17 1553,05 [1598,00 |1493,13 |1538,07 |1368,28 
Österreich (K) 002| 002| 002| 002| 0,02| 0,02 
Paris (Fr) ...... 110,76 | 116,35 | 121,60 | 115,11 | 117,85 | 106,37 
Prag (Kt)... .... 46,94) 51,94| 52,93| 5054| 52,93| 45,19 
Schweden (Kr) . . . . | 382,02! 408,49 | 422,47 | 400,00 | 409,49 | 361,55 
Schweiz (Fr) ... . . 272,66 | 288,14 | 300,87 | 282,15 | 291,64 | 259,68 
Spanien (Ps)... . . 220,22 | 232,71 | 244,69 | 230,21 | 236,70 | 210,64 


Ausschreibungen. — Das belgische Ministerium der Kolonien 
fordert Angebote für Anlage und Betrieb einer Elektrizitätsversorgung 
der Stadt Elisabethville in Belgisch-Kongo, u. zw. bis 5. I. 1923 unter 
folgender Adresse: M. le Directeur General du Service des Affaires 
Gonerales du Ministère des Colonies, rue de Namur 20, Brüssel. Es handelt 
sich um ein unterirdisches Verteilungsnetz für Drehstrom von 390 V zwischen 
den Phasen und 220 V zwischen Phase und neutralem Leiter, bestehend 
aus mit Papier isolierten armierten Bleikabeln, ferner um die Speisung 
dieses Netzes entweder im Anschluß an eine bestehende Zentrale oder durch 


1200 


Errichtung eines neuen Kraftwerkes mit Transformatorenstationen und 
schließlich um den Betrieb des ganzen Systems während 30 ‚Jahre. Pläne 
usw. können im Ministerium der Kolonien, 50 Direktion, rue Brederode 10, 
Brüssel, eingesehen werden. | 


WARENMARKT. 


Hochspannungsisolatoren. — Die Vereinigten Porzellan-Isola- 
toren-Werke, G. m. b. H. (Hochspannungs-Isolatoren-Syndikat), Berlin, 
haben den z. Zt. geltenden Teuerungszuschlag ab 16. IX. von 510% auf 700% 
erhöht. Die neuen Verkaufspreise haben nur für die 2. Hälfte September 
Gültigkeit. — Niederspannungsmaterial. Vom Verband deutscher elek- 
trotechnischer Porzellanfabriken sind die Verkaufspreise für Niederspan - 
nungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab 16. IX. von 5400/, auf 7400/9 
erhöht worden. — Taschenlampenbatterien Der Verband der Fabri- 
kanten von Taschenlampenbatterien in Deutschland setzte den Teuerungs- 
zuschlag auf 16000/, hinauf. — Verbrennungskraftmaschinen. Der Mo- 
torenverband, Berlin, hat die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 
1921 ab 16. IX. für Dieselmotoren (ortsfeste u. Schiffsmaschinen) auf 1600%, 
für alle übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 
2000% hinaufgesetzt. — Kohle. Die Steinkohlenförderung Deutsch-Ober- 
schlesiens betrug nach den vorläufigen Ermittlungen im August bei 27 
Arbeitstagen (26 i. Vm.) 0,765 Mill. t (0,684 i. Vm.); die Gesamtförderung 
hat also um 11,8%, gegen Juli zugenommen. An Koks wurden 0,121 Mill. t 
gewonnen (0,111 i. Vm.), und die Brikettherstellung ergab 10 950 t (9470 
i. Vm.). — Erze. Die Verkaufspreise für Siegerländer Erze bleiben in der 
zweiten Septemberdekade unverändert. — Eisen. Die Höchstpreise für 
Roheisen stellen sich in der zweiten Dekade des September wie folgt: 
Hämatit 29 722 M, Gießereiroheisen I 26 242 M, dsgl. III 26 172 M, degl. 
luxemburger Qualität 24 467 M, Siegerländer Stahleisen 28 713 M, Spiegel- 
eisen (8 bis 10% Mn) 31 433 M, kupferarmes Stahleisen 29 054 M, Temper- 
roheisen 29 328 M, Ferrosilizium (10%) 33 621 M/t. Der Treurabatt bleibt 
unverändert. — Für die zweite Dekade des September gelten laut Beschluß 


des Stahlbundes für Walzwerkerzeugnisse in Thomas-Handelsgüte fol- 


gende Preise: Rohblöcke 34 370 M, Vorblöcke 37 940 M., Knüppel 39 530 M, 
Platinen 40 660 M, Formeisen 46 380 M, Stabeisen 46 930 M, Universaleisen 
50 990 M, Bandeisen 54 430 M, Walzdraht 50 400 M, Grobbleche von 5 mm 
und darüber 52 750 M, Mittelbleche von 3 bis unter 5 mm 59 730 M, Fein- 
bleche von 1 bis unter 3 mm 65 570 M und dsgl. unter l mm 69 750 M/t. Der 
Zuschlag für S.-M.-Qualität ist nicht geändert worden. — Sehrott. Am 
13. IX. notierten Kernschrott 18 500 M, Späne 16 500 M, beides frei Essen, 
Maschinengußbruch 23 000 M frei Berlin. — Kupfer. Der „Frankf. Ztg.“ 
wird aus New York berichtet, daß der Gesamtabsatz der V. S. Amerika an 
Kupfer im August 100 Mill. Ibs nicht erreichen werde. Von einer Einschrän- 
kung der Produktion sei noch keine Rede, obgleich die Streiks und der Rück- 
gang des Exports die Aussichten ziemlich trübe erscheinen ließen. Im Rech- 
nungsjahr 1921/22 seien nach den vorliegenden Statistiken 338 743 tons 
(229 013 i. V., 487 981 in 1913) ausgeführt worden, u. zw. 129 155 nach 
Deutschland (68 247 i. V, und 155 553 in 1913), 56 409 nach Frankreich, 
44c350 nach Japan, 19 469 nach Großbritannien, 18 007 nach Belgien, 17 431 
nach Italien, 16 486 in die Niederlande und 37 428 an sonstige Abnehmer. — 
Edelmetalle. Am Berliner Markt wurden am 13. IX. Gold mit 1020 bis 
1050 M/g, Platin mit 5000 bis 5500 M/g und Silber mit 36 000 bis 37 000 
M/kg notiert. — Baumwolle. In New York notierte Baumwolle am 13. IX. 
21, 80 cts/lb, in Bremen 864,40 M/kg. — Seide. Am Mailänder Markt wer- 
den z. Zt. etwa folgende Preise gezahlt »für Grege exquis 11/13 d 25 Lire, für 
Grege extra 11/13 d 415 Lire/kg. — Schellack. T. N. Orange kostet z. Zt. 
etwa 2350 M/kg. — Benzol. Gutes Motorenbenzol wird z.Zt. zu 157 M/kg ab 
Rheinland-Westfalen angeboten. — Öle und Fette. Die amerikanischen No- 
tierungen derSchmierölein Dollar haben sich auch während der Berichtszeit 
nicht geändert. Der Goldzollaufschlag war für die. Woche vom 13. bis 19. IX. 
einschl. auf 33900 % festgesetzt worden, somit betrugen die Zollsätze für Mi- 
neralöle 4080 M, für Öle mit Rübölzusatz 4896 M, für Fette 4610,40 M/100 kg. 
Am Hamburger Markt wurdenin letzter Zeit wieder größereMengen vonder In- 
dustrie gekauft; die Zufuhren nach Hamburg betrugen etwa 20 000 tons. — 
Leinöl wird aus Holland zu etwa 44 Gld/100 kg angeboten, am Hamburger 
Markt verlangt man etwa 295 M/kg. — Rizinus öl 1. Pressung kostet 340 M, 
und Ware 2. Pressung 330 M/kg. — Terpentinöl notierte in New York am 
13. IX. 129 cts/Gallone; der deutsche Großverkehr verlangte für amerikani- 
sche Ware 665 M und für französische 630 M/kg. — Metal halbfabrikate. 
Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., G. m. b. H., Berlin, betrugen die 
Verbands-, Grund- und Richtpreise je 100 kg am 13. IX. unverbindlich für 
Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 79 400 M, Aluminiumrohr 105 000 M, 
Kupferbleche 67 900 M, Kupferdrähte, -stangen 65 900 M, Kupferrohre o. N. 
70 900 M, Kupferschalen 72 900 M, Messingbleche, -bänder, -drähte 65 000 M, 
Messingstangen 48 000 M, Messingrohre o. N. 77 500 M, Messing-Kronenrohr 
88 000 M, Tombak (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen 80 600 M, Neusilber- 
bleche, -drähte, -stangen 112 000 M, Schlaglot 60 000 M. — Altmetalle. 
Am 13. IX. wurden am Berliner Markt folgende Preise gezahlt: für altes 
Elektrolytkupfer, handelsüblich, 37 500 bis 38 500 M, unverzinntes Schwer- 
kupfer, tiegelrecht, 37 000 bis 38 000 M, Maschinenrotguß, handelsüblich und 
tiegelrecht, 28 500 bis 29 500 M, Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 23 500 
bis 24 500 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 32 000 bis 33 000 M, 
reine, weiche Messingblechabfälle 30 500 bis 31 500 M, Schwermessing, han- 
delsüblich, 23 000 bis 24000 M, Messingschraubenspäne, bandelsüblich, 
22 500 bis 23 500 M, altes Weichblei 12 300 bis 12 800 M, Zinkzünderlegie- 


Für die Schriftleitung verantwortlich: 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 


. Antimon: engl. Regulus gew. Sorten 


21. September 1922. 


rungen 11 800 bis 12 300 M, Altzink, handelsüblich, 11 800 bis 12 300 M, Rein 
aluminiumblechabfälle (98/99%) 46 500 bis 47 000 M/100 kg in geschlossenen 
Quantitäten und Wagenladungen. — Metallpreise. Dio Notierungen der 
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission 
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in 
Deutschland) lauten in M/kg: 


Metall | 15. IX. 11. IX. 


13. IX 


Elektrolytkupfer (wire bars), 
prompt, cif Hamburg, Bremen 


oder Rotterdam. . . .... 463,49 508,84 509,00 
S O a 
Raffinadekupfer, 99/99,3% . .| 405—415 | 420 — 430 420—430 
Originalhüttenweichblei . . .| 150—160 160 —170 145—160 
Originalhüttenrohzink, Preis im i 

freien Verkehr ....... 215—225 225 —235 220—231 
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.)| 215,40 210,62 191,05 
Plattenzink (remelted) von 

handelgäblicher Beschaffenheit. 165 —175 165 - 175 155 — 165 
Originelhüttenaluminium, 

98/99% in Blöcken, Walz- oder 

Drahtbarren ........ 580 630 613 

dsgl. in Walz- od. Drahtbarren | 

Ve ee re a, a 682,5 632,5 615,5 
Zinn, Banka, Straits, Austral. in 

Verkäuferswahl ....... 1035—1015 | 1140—1150 | 1105—1115 
Hüttenzinn, mindestens 99%, . .| 1020—1025 | 1120—1130 1085—1095 
Reinnickel, 98/99% . . . - » 880 — 900 975— %5 950—960 
Antimon -Regulus ...... 145 — 150 155—160 150—155 
Silber in Barren rd 900 fein für 

l kg fein. .. seese’ 32000 —33000137000 — 3750035000 — 3600 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal‘ am 
8. IX. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: 


£ s d gg d 

*Kupfer: best selected...» .. 0.» 6 0 Obis 6 0 0 

= electrolytic .... sare 70 15 0, 7U 5 0 

er wire bars . 2.2.2. 2.0.0. 1150, 007 

Si ii standard Kasse... .... 63 2 6, 63 5 ' 

„ „ 3 Monate . .... 63 10 10) a 63 12 b 

Zinn: standard Kasse . . ... 2... 159 12 6 „ 159 1 " 

7 er 3 Monate .. 2...» 160 2 6 „ 160 5 ' 

IL straits . . e.. s.s e s o o o 160 10 0 9 160 12 6 

Blei: span. oder nicht engl. Weichblei... 24 5 O0 , 3 Th 

„ gew. engl. Blockblei. ... 2... 25 00, | -~= >- 
Zink: gew. Sorten . . . . 22er 0. 31 10 0 „ 30 15 ', 
„ remelted .. 2... 200000. 300, 77%, 

„ engl. Swansea . .. sses’ 31 15 © lieferbar Swane 


27 £/29 £108. 


Aluminium: 98 bis 99% ....... 100 £ Inland, 105 £ Ausland. 
Nickel: 98 bis 99% garantiert... . - 145 £ (In- und Ausland). 
Wismut: je lb. . 2... 22202000. 9 s. . 
Platin: je Unze nom. .. sses 24 £ 

Quecksilber: nom. für die 75 lbe.-Flasche 12 £ 15 s/13 £. 

Wolfram: 65% je Einheit nominal... . 128 6 d/13 s. 


In New York notierten am 15. IX. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,0; 
Eisen 33,00; Blei 6,05; Zink 6,50; Zinn 32,12 cts/lb. 


* Netto. 


O t Netos me una us ern 


Bezugsquellenverzeichnis. 


denen Rückporto nicht beigefügt 
berücksichtigt werden.) 


Frage43. Wer fabriziert bei laufendem Bedarf wasserdichte: 
Installationsmaterial für Lokomotivbeleuchtung, in der Haupt- 
sache geerdete Steckdosen mit einer Einführung und zweipolige!' 
Steckern und Abzweigdosen in Spezialausführung mit 4 tange! 
tialen Einführungen oder mit Haupteinführung und 3 Nebenabzw®'° 
gen; ferner Batterieschutzkästen aus Eisenblech, geschweißt oder 
genietet, explosionssichere Steckdosen? 


U 0: 


(Anfragen, ist, können nich! 


Berichtigung. 


In Heft 35 muß es in der Arbeit „Anwendung von stahlbewehr‘ 
ten Eisenbeton-Schleudermasten beim Bau der Hochspannune® 
leitung Trollhättan—Wästeras“ auf S. 1109, rechte Spalte, 8. Zeile 
von unten, richtig heißen: x 

„Demgemäß wurden, wie Abb. 1 und 2 erkennen lassen, die GR 
stänge in Portalform, aus 2 Masten und einer oberen zu vereinigt"! 
den Querverbindung (Traverse) gebaut und tragen innen Wir 


außen je 2 Leitungen.“ 


Abschluß des Heftes: 16. September 1922. 


E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


21. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 38. 1200 a 


Zuschlagsliste Nr. 65 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, gültig ab 
14. IX. 1922 für Abrechnung von Aufträgen, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind, und nur für das Inland. 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten 
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 65A.) 


Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- | 
trofechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis- 

stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise Bei den in der 
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Isə- 
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech- 
wesen (69a bis 72), Gumniifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird 

der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet: 


1. Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert, 
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag. 

Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert, 
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell- 
tage bis zum Liefertare für jeden vollen Kalendermonat oder 
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch 


2. 


die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage 
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit. 
3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit 


’ 


geklärt ist, daß die Ilerstellung begonnen und ohne Ver- 
zögerung durchgeführt werden kann. | 
Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich- 
zurechnen. 

Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate 
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für 
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be- 


ut 
. 


: treffenden Verbände. 


Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund- 
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ) 
wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner 
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920 
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An- 
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben 
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100. 


Zuschlagsliste Nr. 65 A (gelb) der Preisstelle des, Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, 
gültig ab 14. IX. 1922 bis auf weiteres und nur für das Inland. 


Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom | 
l4. IX. 1922 ab angenommenen Aufträge. 


Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung | 
geltende Teeuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der | 
Versandbereitschaft gleichzuachten. | 

Zahlung. Mindestens % des Bestellwertes am Bestelltage, 
Rest bei Versandbereitschaft. 


B. 

Abweichend hiervon gelten für Maschinen über 100 kW 
bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr./min., und Zubehör, auch voll- 
ständige Anlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren über 
100 kVA, Apparate für 50000 V und mehr, Dampfturbinen und 
Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, 
Vollbahn-Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt- 


anlagen folgende Bestimmungen: 


Teue rungs- 
zuschlag 


"Gegenstand 
YA 


Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 

l. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA 
bei Generatoren .. . 2. 2 2 2 000. 
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100k VA 
bei Generatoren 


bezogen 14 000 


auf 1000 


Umdr. 14 500 


yatoren . sasso soso onno oo 


Sonderausführungen. 
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . ...... 
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen .... . . 
õa. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 
stung von 4 kVA bis 35k VA u. Widerstandsstumpfsch weiß- 
maschinen mit einer Dauerleistung von 4k VA bis 120k VA 
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 
Dauerleistung. . . 2 2 20 o een 
6. Elektrisch betriebene MR Entstäubungs- 
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . 
Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . 2. 2. 22200. 
Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 
Motortragen, Motorwagen . . . 2 2 2 2220 nen 
Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- 
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, 
bezogen auf 1000 Umdr.. .... 
Dampfturbinen. 
l0. Turbosätze, bestehend aus 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 


audvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 
an 


les 


14.000 
11 500 


9 500 


14 000 
9 500 


14 000 


W. a 


14 000 


e ọọ 0% 0 0 9 G ọọ p 
+ 


13 400 


13 100 
> Turbogeneratoren allein... 2 2 2 22 -13 600 
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 
und Turbogebläse allein > 12 600 


e e o òs > òo o o» eo E è o 


% Hiernach werden auch berechnet: 


Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der 
sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage 
der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate 
an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt. durch die Anzahl 
dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung 
und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge zählen 
mit. 


Zahlung. Mindestens 50 % des Bestellwertes am Bestell- 
tage. Diese 50 % sind aufzufüllen nach Ablauf 
von !// der angegebenen Lieferfrist auf 609 des sich jeweils nach 
u 00/0 der Berechnung unter 
4 n 750/ J B ergebenden Preises. 


n " tt "r 


2] (Ed n 


C. 


Andere Berechnungsformein bzw. Zahlungsbedin- 
gungen haben: Telegraphie und Fernsprechwesen. 


Teuerungs- 
Gegenstand I 000 rn a 
I 000 rn a 

13. Kondensationsarlagen und Wärmeaustauschapparate 

alein ..... = en a a ea ar í 14 000 
Zubehör zu Maschinen. 
14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 

für Finphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 

echalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl. Selbstanlasser 

f. Druckkn.- u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 13000 
15. Schützensteverungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- 

apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 

steuerung, Bremsmagnete ..... aA re a i 14 500 
16. Gleitschienen, Verankerungen . . . 2220.00. 14 000 
16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 14.000 
Bahnmaterial. 
17. Bahnmotoren u. f bis 150 kW Stundenleistung . . 13 09) 

elektr. Bremsen \ über 150 kW i 5 15 0 
17a. Bahntransformatoren . ...... a ra ee 14 500 
17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 

Aggregate) . : > 2 2 2er nn Be ee I 14 000 
17c. Hilfsmotoren . . .. eusen 14 000 
18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, “elektr. 

Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 

derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 

materialien für Bahnfahrzeuge . . . .. 2 2220. 13 000 
18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 13 VOU 
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Stra Benbahn- 

triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 

hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 

vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 

tiven für Bergbau und Industrie. . . . 2. 2 22.2.0 13 500 
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- 

Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 15 000 
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie 13 500 
21a. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge . ...... 9 500 
Transformatoren!) und Gleiohrichter. 
22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA 14 000 
228. ”» » ” ” „ über 100 kVA 14 500 


Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


O O 


1200 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 21. September 1922. 
Teuerungs- Teuerungs- 
ELLE En I 2 DE 2 Gegenstand N 
lo o 
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . . . 14 000 51. Freileitung- und Hausanschluß- Sicherungen, Freilei- 
23a. Ereatz-Glaskörper . . . s 2 2 2 2 2 er nenne 80% tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 11 000 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, "einschl. Zubehör . . . . 15 000 52. Zählertafeln, armiett . .. . 222200. 10 000 
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. ei En -Abzyeigdosen, Scheiben und 11.000 
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 54. Instellanonsmatenel in Gußgehäuse und gußeisernes 
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in Installationsmaterial 22 mr. 13 000 
Gußgehäue . . 2.2.0000 ee nun nee 13 500 55a. Metallfassungen . . . 2 2222200. Den 12 000 
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht 55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschulie und. Verbinder 
in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 14 000 130 1) EEE GE 12 000 
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren- Sicherungen für 50. Glühlichtarmaturen. Handlampen, Fassungen aus Por- 
Schalttafelbau . . p, = 4 ze na 14 000 zellan und fsolierstolf a ee ae 12 000 
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 12 000 60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei- | 
98. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, teiligen Stöpsel aus Zeile 4da und 45b). . . ..... 12 000 
Streckensohalter, soweit nicht für Öl... .... 14 500 | 
29. Hochspannungs- Sicherungen, armierte Stützen und ar- Isolierrohr und verbandamäßiges Zubehör. .—_ 
mierte Wanddurchführungen . . . 2. 2.2 2 2 220. 14 500 
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 12 000 Glühlampen. 
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . 2 2 2 2 22 20. 14 500 68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- |} 100%, aufdie 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) .... . 13 500 lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Listenpreise 
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . . .... 14 500 68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und sowie Telephonlampen. sssaaa ‘a’ 31. VIL X 
© Erdungsdrosselspulen) . . . 2 2 2 2 2 2 rennen 14 500 
34. Schutzdrosselspulen 2 2 2 a m em rn 14 000 Telegraphie und Fernsprech wesen. 
35. Erdungsdrosselspulen . 2.2.22 2 22200. 14 500 69a. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke 
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 14 000 (Wecker) sowie Aus- u. Umschalter und Kontaktvorrich- 


3. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 
Tagespreisen mit Kupferklausel) BU a a ee ar ie ae A 14 500 
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte .. . .. . 15 500 
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 15 500 


MeBapparate und Zubehör. 


4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 
lations- und Leitungsprüfer . . . 2. 2 2 2 2 2 202. 10 500 
41b. Sonstige zeigende und schreibende MeBinstrumente, ein- 
- schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 
lagen. Trag vare Kontrollinstrumente ne Spiegel. 


raturmeßgeräte, Schiebewiderstände Brig Yes ae 10 500 
4le. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . 2. 2... 10 500 
42: "Zahlen a sora un ee Bu A ie ee 10 000 


43. Meßwandler und Zubehör . . s. sa u a m o a e’ 


Installationsmaterial. 


44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . 13 000 
dba. Z wciteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe 
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-, 


Normal- u. Groß-Edison-Gew.) . . 2 2 2 2 2 2 2. 8 000 
45b. Wie dda, jedoch Größe IV, V und VI... .....n 12.000 
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 8000 
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 

Umhüllungen aus Porzellan u. del. 2 2 2 2 20. 12.000 
47. Sicherungselemente (EinzeIsicherungen) zum Ring- 

bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . 2 2 2 2 2. 11 000 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 8 000 
49.  Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 

zum Keilkontakt-Siche 'rungssystem (Siemens). . . 8 000 


50.  Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Gub- 
BEhAuBe nr ec iR ee ee A 11 000 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 
Deutsch- Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
etaaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


tungen für Haussignalanlagen als auch Holzdrücker . 60% 
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 
fache Induktor-Apparate . . 2. 2. 2 2 eaa 10 000 
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . .. . 2.2... 10 000 
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . .. . 10 500 
690. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 10 000 
69%. Apparate für Telegraphie . . . 2 2 2 22002. AR 10 000 
69g. Kondensatoren für Feinsprechzwecke, . . 130) 
ohne Paraband 3 000) 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . K mit a 3 500 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . 2. 2. 2 2 2... TR 8 000 
12. Apparatschnüre (Privattypen) . ee ar 3 600 


Bogenlampen und Zubehör. 
13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch - 


tungszwecke: u. a. na ee a Be ie air 10 000 
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . . 2... 10 009 
75. Scheinwerfer ee solche für Heer, Kriegs- 

und Handelsschiffe) . a ren 11.000 
6. Widerstände . . . 22220. > re re ren. gu se 12 000 
17T. Aufhängevorrichtungen . . 2. 2 2 22 een. 10 00) 
18. Leitungskupplungen . . . . 2 2 2.2. Da ni 10 000 
79. Transformatoren und Drosselspulen . .. 22. ... 14 000 
Gummifreie Isolierstoffe. 
80. Normalplatten ..... ee dee A NE" 6 500 
81. Zählertafeln, unarmiert . . . 2 2 2 eaaa a e’ 8500 
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . . . . . 10 000 
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . 9 500 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 

mierte AnschlußBklemmen usw.) . R . En 10 000 
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall 

a) mit einem Stückgewicht bs DU 8... .... 10 000 

b) „ „ „ über 50 Er. 0.0 8500 


V erschiedenes. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen 
ab 14. IX. 1922 mindestens 1500) M für 100 kg ohne Faß. 


Verpackung: gemäß Niederschrift 6098/V der Preisstelle (3. Fassung) 


` 


bekanntgegeben werden. Ab 14. IX. 1922 gelten die An- 
gaben der Ausga be 19h. Diese Tabellen, die wir wegen 
Raummangels nicht abdrucken können, sind beı der Außenhandels- 
stelle für deutsche Verkäufer erhäitlich. Für die Anwendung der 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker- 
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom- Kurzschlußänker: Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten. 
Die Preise der 1500- tourisen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung de r Preise für 


die underen Drehzahlen gewählt. 


"Druck von H 8. Hermann & Co.. Berlin SW 19, Beuthstr. 8. 


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nn Transen. Sie 


Inhalt: Naohzahlung zum Mitgliedsbeitrag 
1922. 1201, 


n. 1212, 
Ein Wechselstromkompensator mit Vakuumröhre 
Das neue Messehaus der Elektrotechnik In 
Leipzig. Von K. Perliewitz. 1201, 


———— N | 


Meßgeräte u Meßverfahren kanntmachung über Vorträge des Elektrotechni 


schen Vereins im Winterhalbjahr 1922 in Gemein- 
Verkehr und Transport. 1213. Die schaft m, TWV,. und dem Außeninstitut der, Tech- 
Neuorganisation der Berliner Straßenbahnen. nischen Hochschule, — Monteur-Fortbildungskursus 
Die Transformatorenschäden In Golpa. Von W. Fernmeldetechnik. 1213. Zum Tode von — Sitzungsbericht des Fachausschusses vy. 28.2. 22: 
Petersen. 1203, Alexander Graham Bell, gest. :am 2. VII. 1922, Sitzungskalender. 1219, 
Eine einfache Kompensationsschaltung zur Mes- M ə Persönliches. 1219. L. Kadrnozka tł. B. Gleich- 
sung der Betriebswerte von Kapazität und Ablei- Allgemeiner Maschinenbau. 1214 | „ann J. Barth 
tung an Fernsprechkabeln. Von J, Kühle. 1205. | Kohlenstaubfeuerung für kleine Anlagen Briefe an die Schriftieltung. 1220. Elektrische 
Stoffvargeudung und Wertevernichtung. Von Jahresversammlungen, Kongres- r pa Peai 
f Festigkeit der Kugelkopf- und Hewlett-Hängeiso- 
B. Thierbach. 1208, se, Ausstellungen. 1214. 
latoren, Von A, Schwalgeru. J.F,Scheid 
| Ablese-, Berechnungs- und Einzugsverfahren für Verschledenes. 1215. Von der Leipziger | u. W Cordes. 
i . sik - Technischen Reichsanstalt, ° Abt. | : Pe letia j tatafi 2a 
Rundschau. Leitungsbau. 1211. Versuche im Abi ag — Studienplan für Lichttechnik. | = ne FL a Rn EB Ber a i i 
mit Kurzschlußketten für Freileitungen. — Zuläs- | an der Technischen Hochschule zu Karlsruhe, | nal or a re ee sag" 
sige Betriebstemperaturen bei Niederspannungs- | ra AH Kari D i | Kelten, 3 
kabeln mit Imprägnierter Papierisolation, | y r ust ik eun andel. . Dumping. | Eingänge. 1222, 
Elektrömaschinenbau. 1212. Verrin- er Amerika. | Gesohäftliche Mitteilungen. 1222, 
gerung des einseitigen magnetischen Zuges in elek- | Vereinsnachrichten. 1213. VDE. Kreuzung von | Warenmarkt. 1224. 
trischen Maschinen, Telegraphen- und Fernsprechleitungen. — EV, Be- Bezugsquellenverzeichnis, 1224. 
HEFT 39 (1201—1224) BERLIN, DEN 28. SEPTEMBER 1922 


43. JAHRG. 


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FUR DOST- U, HÔUSVERKEHR 


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Berlin N.65, Müllerstrale 30 


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Elektrotechnische Zeitschrift, 


1922. Heft 39. 28. September 1922. 


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tür Hoch- und Niederspannung in jeder Ausführung 


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ELINDUSTRIE G/M H | 
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LINDUSTRI 2M /B*7 

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1201 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit t880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 28. September 1922. 


Heft 39. 


Nachzahlung zum Mitgliedsbeitrag 1922. 


Wir bitten alle Verbandsmitglieder, welche die in München beschlossenen und in der „ETZ‘ bereits am 


13., 22. und 29. Juni veröffentlichte Nachzahlung von 100 M für persönliche und 150 %, für korporative Mitglieder 


noch nicht an ihren Ortsverein eingezahlt haben, die Einzahlung umgehend vorzunehmen. 
eingegangene Beträge werden durch Postauftrag eingezogen. 


Bis 10. Oktober nicht 
Verband Deutscher Elektrotechniker e. V. 


Der Generalsekretär: 


P. Schirp. 


Das neue Messehaus der Elektrotechnik in Leipzig:). 
Von Kurt Perlewitz, Beratender Ingenieur, Berlin-Friedenau. 


Die Elektroindustrie ist am Werk, sich in Leipzig für Messe- 
ausstellungen, Sonderausstellungen und Tagungen ein eigenes Heim 
zu schaffen und der bisherigen Zersplitterung auf der Technischen 
Messe, die für Aussteller und Einkäufer gleich lästig und unvorteil- 

war, ein Ende zu bereiten. Die Elektroindustrie wird von 
der nächsten Frühjahrsmesse ab auf der Technischen Messe nicht 


Zu diesem Zweck wurde im März dieses Jahres der Verein 
„Haus der Elektrotechnik e. V.“ mit dem Sitz in Leipzig 
gegründet. Sein Zweck ist, die Standesinteressen seiner Mitglieder 
zu vertreten und ihnen durch Bereitstellung eines Messehauses die 
Möglichkeit zu bieten, bei den Leipziger Messen und ähnlichen Ver- 
anstaltungen in einer der Bedeutung der durch sie vertretenen In- 


Abb. 1. Gesamtansicht des HausesYder Elektrotechnik in Leipzig. 


mehr wie bisher in verschiedenen Hallen und in zahlreichen Meß- 
palästen im Stadtinnern zerstreut sein, sondern sich in einem auf 
dem Gelände am Völkerschlacht-Denkmal errichteten Gebäude, 
dessen Außen- und Innenansichten nebst Grundriß in Abb. 1 bis 3 
dargestellt sind, geschlossen präsentieren. Sie wird als erste In- 
dustriegruppe ein eigenes Meßhaus besitzen. Die jetzt erreichte 
Konzentration wird beiden Teilen, den Ausstellern und den Messe- 
besuchern, zugute kommen, diese Maßnahme wird aber den Firmen 
unserer Elektroindustrie auch dadurch große pekuniäre Erleichte- 
rungen schaffen, daß sie künftig Reisen von Akquisiteuren, in 
valutastarken Ländern, verbunden mit unerschwinglichen Reise- 
3pesen, wesentlich einschränken können. Der ausländische Ein- 
käufer aber, der heute ohne hohe Spesen die Messen besuchen kann, 
wird nicht mehr auf preislistenmäßige Angebote angewiesen, son- 
dern in der Lage sein, sich an Ort und Stelle über die Güte der ver- 
schiedenen Fabrikate zu unterrichten. Ebenso fallen die hohen 
Transportkosten für Ausstellungsmaterial, die Kosten der ständigen 
Neuausstattung der Stände und ein großer Teil der Verwaltungs- 
kosten fort, wenn jede Firma ihren ständigen Ausstellungsplatz 
behält. Alle die kostspieligen Wanderausstellungen werden also 
überflüssig. 


) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 669, 1121. 


dustrien entsprechenden, würdigen Art ausstellen zu können und 


. dadurch die eigenen Interessen, damit aber auch die der Leip- 


ziger Messe im allgemeinen, zu fördern. Jeder wirtschaft- 
liche Geschäftsbetrieb des Vereins ist ausge- 
schlossen. 


Der Verein erhält das benötigte Grundstück seitens der Stadt 
Leipzig auf 66 Jahre in Erbpacht, wogegen die Stadt das Recht hat, 
die Baulichkeiten nach Ablauf dieser Zeit zu % ihres Taxwertes 
zu übernehmen. Die Vereinsmitglieder (nur Fabrikanten) werden 
durch ihren Beitritt Mitbesitzer des Hauses. Sie zahlen ein ein- 
maliges Eintrittsgeld von mindestens 5000 M und gegebenenfalls 
Darlehen; für je 1000 M haben sie eine Stimme?). 


» Während diere Zeilen in Druck gehen, wird gemeldet, daß der Raum in 
den z. Z. im Bau befindlichen Gebäudeteilen voll belegt ist. Es besteht die Mög- 
lichkeit, noch Gebäudeteile aufzuführen, deren Ausführung vorsichtigerweise 
zunächst zurückgestellt worden war. Diese bieten noch eine Gesamtnutzfläche 
von 700 m®, deren Baupreis naturgemäß wesentlich höher werden wird als die 
z. Z. in Ausführung begriffenen. 


. Interessenten, die sich noch nicht zum Beitritt zu diesem, der Gesamt- 
heit und jedem Einzelnen dienenden: Unternehmen entschlossen haben, wird 
empfohlen, sich baldigst an die Geschäftsstelle des Vereins in Leipzig. 
Grimmaische Straße 21, oder an seine Berliner Geschäftsstelle W. 10, Cornelius- 
Straße 8, zu wenden, damit es noch möglich ist sie ihrer Gruppe zuzuteilen. 


1202 


Das „Haus der Elektrotechnik” wird im Hauptgeschoß eine Aus- 


stellungsfläche von 10000 m? erhalten und wird, nach dem Stand mitbenutzt werden 


von August 1922, echätzungsweise 75 Mill. M Baukosten erfordern. 


Ö —— nm < 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 39. 


28. September 1922. 


sind so hergerichtet, daß sie z. Z. der Messen als Ausstellungsräume 
können. Eine elektrische Transformatoren- 
station, welche 3000 kW Gleich-, Wechsel- und Drehstrom zur Ver- 


u 


SCHNeTT DURCH DIE HALLB MATA 1:50 


Abb. 2. Blick in die Ausstellungshalle mit ihren Seitenschiffen des Hauses der Elektrotechnik in Leipzig. 


Es sind also von den Ausstellern auf gleicher Basis etwa 11 000 M 
für 0,85 m? einmalig als Baukostenbeitrag zu zahlen, um damit 
während der Dauer der Erbpacht das Recht auf die Benutzung der 
Plätze zu erlangen. Ferner sind von den Mitgliedern 4000 M antei- 
lige, hypothekarische Verpflichtungen für je 0,85 m? zu 
tragen. Der Rat der Stadt Leipzig hat sich verpflich- í 
tet, eine Hypothek von 20 Mill. M bei 6 % Zinsen und 
1% Amortisation bereitzustellen. Die außerdem zu 
verteilenden, jährlichen Verwaltungskosten und allge- 
meinen Abgaben dürften bei der großen Beteiligung 
nur mäßige sein; sie werden pro rata des in Anspruch 
genommenen Platzes verteilt werden. 


Maßgebend für den Entwurf und die Einrichtung 
dieses Hauses war der Gesichtspunkt: „Gleichbe- 
rechtigungundGleichstellungallerBe 
teiligten“. Nur die Flächengröße des von den Mit- 
gliedern in Anspruch genommenen Ausstellungsraumes 
wird Groß-, Mittel- und Kleinfirmen zu unterscheiden 
gestatten, und einzig und allein die Qualität der aus- 
gestellten Fabrikate wird den Ausstellungsbesucher 
beeinflussen. Der Wettbewerb wird somit lediglich 
in der Qualität der ausgestellten Waren liegen. Diesen 
Gesichtspunkten trägt auch die ganze Formgebung 
der großen Ausstellungshalle (Abb. 2) Rechnung. Sie 
wird vornehm, schön und ruhig wirken. Die Mehrzahl 
der Gruppen sind in dem großen Hallenbau (80 X 45m 
bei 15 m Höhe) untergebracht. Die beiden Seiten- 
schiffe werden Kleinfabrikate, die in dem hohen 
Hallenbau zu sehr verschwinden würden, aufnehmen. 
Für elektrische Heiz- und Kochapparate sowie für Be- 
leuchtungskörper sind Räume im Obergeschoß vorge- 
sehen. Es werden Stände von je 3 bis 500 m? Flächen- 
größe eingerichtet und ganz einheitlich ausgestattet 
werden, Die Aussteller werden in 11 Gruppen unter- 
teilt, die jede für sich einen guten und schnellen Über- 
blick über ihre Fabrikate ermöglichen wird: 

1. Firmen mit allseitiger Fabrikation, 

2. Dynamos, Elektromotoren und 

(Anlasser, Widerstände), 

3. Meßgeräte und Zähler, | 

4. Schwachstromapparate, | 
5. Schaltapparate und Installationsmaterial, 

6. Porzellanfabrikate, | 
7 

| 
5 | 


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ne 


Zubehör 


. Kabel, Drähte und Isolierrohre, 

. Halbfabrikate, 

. Heiz- und Kochapparate sowie elektro-medizi- u 
nische Apparate, FEN 

10. Beleuchtungskörper, i 

11. Elektrische Schweißmaschinen. 

Neben den Ausstellungsräumen wird das Haus 
auch Verseammlungsräume, Presesezimmer und Versuchs- 
räume enthalten und daher auch für Sonderaustellungen und Kon- 
gresse der Elektroindustrie ein Heim bieten. Aber diese Räume 


fügung stellt, mit allen notwendigen Hilfsmitteln zur Versorgung 
der Aussteller und zur Vornahme von Hochspannungsversuchen 
wird gleichfalls eingerichtet; auch für alle Zwecke hinreichende . 
Wasserversorgung wird zur Verfügung stehen. 


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105 


Abb. 3. Grundriß des Erdgeschosses des Hauses der Elektrotechnik in Leipzig. 


Der Entwurf des Gebäudes rührt von Prof. Dr. H. Grässel, 
München, her, seine Ausführung ist den Leipziger Architekten 
Schmidt und Johlige übertragen worden, und es ist gelungen, 


nn nt ER a an 


28. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39. 


1203 


sich die Mitarbeit des Geh. Baurats H o f f m a n n, Stadtbaumeisters 
von Berlin, sowohl für die Ausgestaltung des Baues wie für seine 
Ausführung zu versichern. Den Architekten wurden von den dem 
Vorstande zur Verfügung stehenden, im Ausstellungswesen sehr 
vertrauten Herren aus der Industrie wertvolle Gesichtspunkte für 
bauliche Anordnungen und vor allem für die Beleuchtungsfrage 
gegeben. Das „Haus der Elektrotechnik” wird den rechten Flügel 
eines weiten, hufeisenföürmigen Komplexes von Meßpalästen bilden, 
von welchem die Halle 12 das Mittelstück, die frühere „Betonhalle‘ 
den linken Flügel einnimmt. Der Bauplatz ist 109 m breit und 117 m 
lang. Zunächst wird derjenige Teil des Baues ausgeführt, welcher 
6000 m? Ausstellungsfläche umfaßt. Er besteht aus einem teilweise 
unterkellerten, zweigeschossigen, um einen schönen offenen Vor- 
hof sich gruppierenden vorderen Ausstellungsbau mit einem die 
Eingänge und den 400 m? großen Versammlungssaal enthaltenden 
monumentalen Mittelbau, an welchen eich nach rückwärts eine 80 m 
lange, 45 m breite und in der Mitte 15 m hohe, dreischiffige, basilika- 


artige Halle anschließt. Das Mittelschiff dieser Halle ist freitragend 
überdacht. Im Erdgeschoß des rechten Flügelbaues werden die Ver- 
wältungsräume Platz finden, während das Untergeschoß an dieser 
Stelle Packräume und Räume zur Aufspeicherung von Kisten ent- 
hält. In das Untergeschoß des linken Flügelbaues wird die erwähnte 
Transformatorenanlage eingebaut. Sämtliche Räume werden mit ` 
Heizanlagen versehen sein. 

Das Gesamtbild der Ausstellungen wird durch eine einheitliche, 
farbige Behandlung der Einbauten, der Wände und der Aufschriften 
möglichst wirkeam gestaltet werden, so daß selbst der kleinste Aus- 
stellungsplatz vollen Anteil an dem Gesamtbilde hat. Zurzeit der 
Drucklegung dieser Zeilen ist der Bau des „Hauses der Elektrotech- 
nik“ bereits in seinen Grundmauern bis zum ersten Stockwerk ge- 
diehen. Die Montage der Eisenkonstruktionen für die große Halle 
wurde soeben begonnen. Das Haus wird bis zum Spätherbst über- 
dacht sein, so daß während des Winters Innenausbau und Installa- 
tionen mit aller Sorgfalt erfolgen können. 


Die Transformatorenschäden in Golpa. 
(Unterbrechungsüberepannungen durch Schnellauslösung im plötzlichen Kurzschluß.) 
| Von W, Petersen, Darmstadt. 


Übersicht. Zur Klärung mehrerer Transformatorenfehler im Groß- 
kraftwerk Golpa wurden Versuche durchgeführt, die den Nachweis 
erbringen, daß die in Golpa verwendete Schnellauslösung der Trans- 
formatorenschalter zu erheblichen Überspannungen Anlaß gibt. 


Die Transformatorenschäden in Golpa, die ein gewisses Auf- 
sehen erregt haben, verlangten nach einer Klarstellung. Da eine 
theoretische Erklärung — welche die Voraussetzungen nicht 
immer lückenlos erfassen kann — nie die Beweiskraft hat, wie das 
Experiment, stellten die Elektrowerke A.G., denen auch an dieser 
Stelle hierfür Dank gesagt sei, in der entgegenkommendsten 
Weise einen Maschinensatz für Versuche zur Verfügung. 

Die Störungsberichte ließen erkennen, daß die Fehler bei Stö- 
rungen in der Nähe oder im Kraftwerk aufgetreten waren, d. h. 
dann, wenn statt der Freileitungsschalter die Transformatoren- 
ul [mit Schnellauslösung')] den Kurzschluß abgeschaltet 

atten. 

Die theoretische Untersuchung dieses Vorganges führt zu 
folgendem Ergebnis: 

In Abb. 1 ist Dk die Kurzschlußinduktivität eines Genera- 
tors, C eine Kapazität, z. B. die eines Kabels, die zwischen Ge- 
nerator und Schalter liegt, K der Kurzschlußpurkt. Zwischen 
dem Kurzschlußstrom 2, und der EMK e, des Generators besteht 


eine Phasenverschiebung von nahezu 90°. Wird der Kurzschluß- 
strom im Augenblick S bei seinem Durchgang durch Null unter- 
brochen, so würde plötz- 
lich der Scheitelwert 
Ekm der EMK erschei- 
nen, wenn die Kapazität 
C nicht vorhanden wäre 


(Abb. 2) 


lr C 4 


Abb. 1. 


In dem aus Lk und C bestehenden Schwingungskreise kann 
der Übergang von dem „Anfangazustand“ 


Va = 0 


im Augenblick der Unterbrechung des Kurzschlusses, zu dem 
„Endzustand” 
Ve = Ekm 


nicht momentan erfolgen. Der Übergang geschieht in der Form 
einer Schwingung (Abb. 3), die übrigens mit der Einschaltschwin- 
gung völlig übereinstimmt. Abb. 3 hat einen anderen Längenmaß- 
stab wie Abb. 2. 

Da nach bekannten Gesetzen die Schwingungsamplitude 


Vm = Ve — Va = Ekm 


ist, entsteht an C im „Grenzfall“, bei Vernachlässigung der Dämp- 
fung die Überspannung doppelter Höhe: 


Vim = 2 Ekm 


..»_ Die Ansichten über die Schnellauslösung waren in unserer Praxis ge- 
teilt. In Kraftwerken ist sie jedenfalls unstatthaft; sie gefährdet die aoue 
lo ol a wurde,idie Schnellauslösung auf meine Veran assungn im Juni 1 

ern ; 


Im Dauerkurzschluß ist dieser Vorgang harmlos. Wenn 
z. B. die EMK einen Wert von 20% der betriebsmäßigen Klem- 
menspannung hat, dann ist ihre Verdoppelung nach der Unter- 
brechung ungefährlich. 

Ganz andere Werte treten jedoch auf, wenn nicht im Dauer-, 
sondern im plötzlichen Kurz- 
schluß unterbrochen wird. Die 
EMK der plötzlich kurzgeschlos- 
senen Maschine klingt mit der 
Zeit bis auf den Endwert in 
Dauerkurzschluß ab. Erfolgt je- 
doch die Unterbrechung des 
Kurzschlußstromes wenige Pe- 
rioden nach dem Einsetzen des 
plötzlichen Kurzschlusses, so ist 
die EMK erst um wenige Prozent 
gefallen. 

Abb. 4 soll diesen Vorgang 
veranschaulichen. Wie in Abb. 2 
stellt die punktierte Welle e, die EMK der Maschine dar, sie 


klingt ebenso wie der Strom ;;, langsam ab. Unterbricht der 


Strom in seinem Nullwert, so erscheint sie fast mit der vollen 
Höhe der betriebsmäßigen Klemmenspannung. Der schwingende 
Übergang im Schwingungskreis Abb. 1 liefert eine Überspannung, 
die nur wenig niedriger ist als die doppelte Betriebsspannung. 

Der Vorgang wird durch eine weitere Erscheinung verwickelt. 
An dem unter Öl brennenden Lichtbogen tritt eine Spannung vo 
auf, deren Verlauf gleichfalls Abb. 4 zeigt. 


Abb. 3, 


---£ 


Im Augenblick der Stromunterbrechung ist daher die Kapa- 
zität C nicht spannungslos, die Anfangsspannung ist nicht, wie 
wir vorher angenommen haben, gleich Null, sondern sie hat 
einen Wert: | 

UVa = — A Ve, 
der das entgegengesetzte Vorzeichen hat, wie die nach der 
Stromunterbrechung erscheinende Maschinenspannung: 

Ve = Ekm . 

Nach den Gesetzen der Schwingungsiehre ist die Schwin- 
gungsamplitude der Schwingung, die den Übergang von va auf ve 


vermittelt, 
Fm = Vs — Va 


1204 


Die Schwingung führt im Grenzfall auf die Überspannung 
Viim =Zvet (de — Va ) = (2 4- a) Ekm . 


Die Spannung des Systems wird von A bis E herumgerissen; 
die hierbei auftretende Schwingung p:ndelt weit über den End- 
zustand Ekm hinaus. 

Ist beispielsweise die EMK der Maschine im Augenblick der 
Stromunterbrechung 90 % der betriebsmäßigen Klemmenspannung, 
Ekm = 0,9 Em, und a = 0,67, so erscheint im Grenzfall die 2,4 fache 
Überspannung. | | 

In einer Maschine, die vor dem Einsetzen des Kurzschlusses 
belastet war, ist die EMK höher als die Kiemmenspannung. Wenn 
auch bis zu der Schalterauslösung Zeit vergeht — in Golpa setzt 
die Auslösung laut oszillographischer Aufnahme nach etwa 7 bis 
8 Perioden ein —, so kann es doch vorkommen, daß trotz des Ab- 
klingens die EMK im Zeitpunkt der Abschaltung höher ist als 
die Klemmenspannung, mit der die Maschine vor dem Kurzschluß 
arbeitete. 

Die theoretischen Grundlagen dieser Unterbrechungsüberspan- 
nung sind von großer Einfachheit und Klarheit; auch praktisch 
ist sie häufig beobachtet worden, ebenso wie sie sich im Labo- 


ratorium leicht darstellen läßt. Sie tritt z. B. auf bei Kabel-, ins- 


besondere bei Muffenfehlern, wenn die starke Druckentwicklung 
des vergasten Isoliermittels den plötzl'chen Kurzschlußstrom 
unterbricht. Auch in Freileitungsnetzen liegt unter bestimmten 
Verhältnissen, z. B. beim Zusammenschlagen der Phasen im star- 
ken Sturm, die Möglichkeit des Löschens des plötzlichen Kurz- 
schlußstromes vor. Außer diesen natürlichen Voraussetzungen 
besteht die künstliche des Vorhandenseins von Schaltern mit 
Schnellauelösung. 

Trotzdem ist die Beurteilung der Sachlage im Falle Golpa 
nicht leicht, da der Schwingungskreis in Golpa eine Frequenz 
hat, die zwischen 3000 und 4000 Perioden in der Sekunde liegt. 
Nur auf experimentellem Wege ließen sich die Fragen beant- 
worten: 

1. Geht der Übergang zwischen Va und ve 80 rasch von 

statten, daß der Kreis zum Schwingen angeregt wird? 
9, Ist bei der hohen Frequenz von 3000 bis 4000 der Kreis 

überhaupt noch schwingungsfähig? Die Dämpfung durch 

Stromverdrängung könnte größer als die kritische sein. 

| Die zweite Frage konnte auf Grund von Erfahrungen mit 
großer Wahrscheinlichkeit bejaht werden. 

Abgesehen von diesen Zweifelsfragen ist der Schwingungs- 
kreis in Golpa nicht so einfach, wie der in Abb. 1 dargestellte. 
Ein Generator von 22000 kVA und ein Transformator von 17 000 
KVA bilden eine Einheit. Die Induktivität Lk liegt in der. 
Hauptsache im Generator (11%) und in einer Kurzschlußdrossel- 
spule (733%). Die Kapazität liegt mit ihrem größeren Anteil 
in einer 220 m langen 10-fach-Kabelverbindung zwischen Gene- 
rator und Transformator. Der kleinere Anteil steckt im Trans- 
formator — nämlich in dessen Kapazität gegen Erde und Nieder- 
voltwicklung. 

Zwischen Generator un 
Der zwischen Hochvoltseite 
des Transformators und den '7°= 7 === 
Sammelschienen liegende Öl- 
schalter hat keine Schutz- 
widerstände?). 

Die Kurzschlüsse wurden | 
bei den Versuchen zwischen ` 
zwei Phasen der 110000 V- 
Seite ausgeführt; dreiphasige 
Kurzschlüsse gehören be- 
kanntlich zu den größten Aus- 
nahmen. 

Aufgenommen wurde der 
Strom einer Phase auf der 
Hochvoltseite (auf der Sekun- 
därseite einesWandlers),,eben- 
so die Spannung zwischen den 
beiden kurzgeschlossenen Pha- 
sen (mit Hilfe von Spannungs- 
wandlern). 

Abb. 5 gibt in vergrößer- 
tem Maßstabe eines der Oszil- 
logramme wieder; es zeigt den 
theoretisch vorausgesagten 
Verlauf nach Abb. 3 und 4. 
Sehr interessant ist der Hoch- 
frequenzstrom, in den der 
Strom 2, nach seiner Unterbrechung übergeht. Es ist dies der Lade- 
strom der kleinen Kapazität der wenige Meter langen Leitung 
zwischen Stromwandler und Ölschalter. 

Zwischen sechs Aufnahmen, die in einem Zeitraum von etwa 
3 Stunden gemacht worden sind, besteht kein Unterschied. Es 
handelt sich um einen Vorgang, der weder von Zufälligkeiten 


Transformator liegt kein Schalter. 


-0 — —- en e i — 


4 
I 


Abb 5. 


R Die im Plan der Schaltanlage vorgesehenen Schutzschalter konnten 
aus Baustoffmangel im Krieg nicht gebaut werden. Sie hätten die unliebsamen 
Erscheinungen sicher beherrscht. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 39. 


28. September 1922. 


noch vom Schaltmoment abhängt. 
gleichen starren Gleise. 


Überraschend war die Feststellung, daß die Stromunter- 
brechung sechs- bis siebenmal aussetzt, bevor sie endgültig er- 
folgt. Zwar unterbricht der Strom jedesmal bei seinem Durch- 
gang durch Null, aber die der Unterbrechung folgende Über- 
spannung führt zur Rückzündung. Die Zündspannung wird 
mit wachsender Schalteröffnung immer größer und größer, bis 
aan die Überspannung nicht mehr zur Rückzündung aus- 
reicht. 


Der Transformator erhält eine Reihe von Stößen mit wach- 
sender Heftigkeit. Die Beanspruchung durch die Überspannung, 
deren Frequenz aus dem Oszillogramm sich zu rund 3800 Per/s 
ergibt, ist an sich schon bedeutend, sie wird verschärft, wenn der 
Kurzschluß von einem Erdschluß begleitet ist. 


Die kettenweise auftretenden Rückzündungen bedeuten eine 
Gefahr für die Wicklung, insbesondere für den Nullpunkt. 


In erster Näherung können wir uns über die Gefährdung des 
Nullpunktes eine Vorstellung bilden, wenn wir dem von R üd en- 
berg in Heft 8 der „Elektrotechnik und Maschinenbau” 191 ein- 
geschlagenen Weg folgen. Abb. 6a gibt den Spannungszustand 
im Augenblick vor der Rückzündung; diese löst eine ZEntlade- 
welle aus, welche in Abb. 6b etwa bis zur Schenkelmitte gedrun- 
gen ist. In Abb. 6c steht die Entladewelle kurz vor der Er- 
reichung des Nullpunktes. Der volle Spannungsunterschied Pi, 
der vor der Rückzündung zwischen den Punkten KK herrschte, 
ist auf nahe benachbarte Wicklungsteile des Nullpunktes verlegt 


Er verläuft jedesmal in dem 


worden. War z2. B. v,;,=230 kV, so finden sich diese 250 kV 
y% zwischen wenigen Win- 
dungen am Nullpunkt 

wieder. 


Die Abb. 6 erläutert 
nur die bekannte theo- 
retische und experi- 
mentelle Erfahrung, daß 
die höchste Sprung- 

wellenbeanspruchung 
eines Transformatorsbei 
Kurzschlüssen an seinem 
Nulipunkt auftritt. 


Abb. 6 


. Abb. 7. 


Selbstredend wird in Wirklichkeit die Beanspruchung am 
Nullpunkt niedriger sein, als sie sich in erster Näherung aus 
Abb. 6 ergibt; die strengere Rechnung muß den Transformator 
als Kettenleiter behandeln und die Dämpfung in Rechnung ziehen. 
Doch geben Versuche an Großtransformatoren mit ihren geringen 
Gesamtdrahtlängen der Wicklung recht gute Deckung zwischen 
Versuch und Schätzung nach Abb. 6 — im Gegensatz zu Klein- 
transformatoren, deren elektrische Eigenschaften nicht einmal 
schätzungsweise die Näherung nach Abb. 6 gestatten. 


Eine zahlenmäßige Auswertung der Wellenbilder nach Abb.b 
ist unstatthaft. Die Meßschleifen des ÖOszillographen können 
diesen raschen Vorgängen nicht recht folgen; anderseits ver- 
zerren sie den Vorgang durch ihre Eigenschwingungen. Außer- 
dem bringt die Zwischenschaltung der Wandler eine Reihe von 
weiteren Unsicherheiten. 


Zum sichtbaren Nachweis der Überspannungen diente ein 
rotierendes Neonrohr in der bekannten, bei Hochfrequenzmessun- 
gen üblichen Ausführung, dessen Zuleitung mit einer der Ver- 
bindungsleitungen zwischen Transformator und Schalter kapa- 
zitiv gekoppelt war. Das helle Aufleuchten des Röhrchens wurde 
jedesmal bei der Abschaltung von mehreren Beobachtern wahr- 
genommen. 


Einzelheiten der Versuche. 


` Für die Versuche wurde die aus dem Generator VII und 
Transformator VII bestehende Einheit zur Verfügung gestellt. 
Eigenschaften des Generators: i 
Leistung: 22000 kVA, 
Strom: 2015 A, Spannung 6300 V, 
Streureaktanz im normalen Betrieb: 11 %, 
Kapazität der drei Phasen gegen Erde: 0,3.10 ©. 


Eigenschaften des Transformators: 


Leistung: 17000 kVA, 
Strom: 89,2/1560 A, Spannung 110 000/6300 V, 
Kurzschlußspannung: 3,05 %, Schaltung: Stern-Dreieck. 


28. September 1922. 


Zwischen Generator und Transformator liegt eine 220 m 
lange, 10-fache Kabelverbindung (insgesamt 2000 m): 


3 X 185 mm? Al. 


Kapazitive Eigenschaften der Kabel: 
Kapazität einer Phase gegen 


Erde . . .. 2.2.0. Ka=0,3 bis 0,36.10-6 F/km 
degl. zwischen Phase und 

Phase Dune K.a=01 „ 014.106 , 
Betriebskapazität Cò =06 „ 072.106 , 


Zur Ergänzung der zu niedrigen Kurzschlußreaktanz des 
Transformators älterer Bauart dient ein unmittelbar am Gene- 
rator aufgestellter Kurzschluß-Drosselspulensatz mit einer Impe- 
danz von 0,1325 Q. je Phase (Spulenspannung 7,33 %, bezogen 
auf den Generator). 

Zur Herstellung des Kurzschlusses diente ein zwischen zwei 
Phasen angeordnetes Hörnerpaar, das durch ein fallendes Eisen- 
stick überbrückt wurde. Die Schnellauslösung erfolgt durch ein 
Maximalrelais mit Schnellkontakt. 

Um den Transformator nicht unnötig zu gefährden, wurden 
die Versuche bei Spannungen von 53 000 bis 57 200 V ausgeführt. 
Der Dauerkurzschlußstrom der Niedervoltseite belief sich hier- 
bei in zwei Phasen auf rd 500, in der dritten auf rd 1000 A. 

Überführt man die Niedervoltseite auf die Hochvoltseite, so 
erhält man die Ersatzschaltung Abb. 7. 

In dieser ist die Summe von Generator- und Drosselspulen- 


irduktivität: 
Lo = 0,43 H 
und die an der Schwingung teilnehmende Kapazität der Kabel- 
verbindung: 
Cx = 0,002 17 bis 0,00260.10-6 F. 


Die Kapazität einer Phase gegen Erde des Generators mit 
je 0,1.10° ë kann vernachlässigt werden; denn ihre auf Cx be- 
zogene Gıöße würde Ck nur um 1,8 % vergrößern. Die Unsicher- 
heit von 20%, mit der die Angabe von Ck behaftet ist, ist ein 
Vielfaches hiervon. 

Die verteilte Kapazität der Hochvoltseite des Transforma- 
tors wird dadurch .in der Ersatzschaltung berücksichtigt, daß man 
den vollen Wert von 0,001.1U-% F der Kapazität zwischen Phase 
und Phase in der Mitte der Hochvoltwicklung konzentriert. Als 
Induktivität ist dann die halbe Kurzschlußinduktivität zweier 
in Reihe liegenden Phasen: i 


Le = 0,0691 H 
einzuführen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 39. 


1205 


Die beiden Schwingungskreise der Abb. 7 haben, für sich 
getrennt betrachtet, Eigenfrequenzen, die im Verhältnis 1: 4,5 bis 
4,9 stehen. Bei dieser Sachlage läßt sich annähernd die Eigen- 
frequenz der Zusammenstellung Abb. 7 wie die eines einfachen 
Schwingungskreises berechnen, in welchem an Stelle der Reihen- 
schaltung von Lt und Ce eine Ersatzkapazität eingeführt wird, 
die im vorliegenden Fall rd 0,0014 .10—6 F ist. 


Demnach ergibt sich für 


Ly = 0,643 und > C 00.0036 bis 0,004. 10—6 


eine Frequenz von 
y = 3300 bis 3150. 


Wenn man die Unsicherheiten der ganzen Rechnung bedenkt, 
so stimmt dieser Wert mit dem aus den Oszillogrammen er- 
mittelten von 


T v = 3800 


gut überein. Die für den normalen Lauf des Generators ange- 
gebene Reaktanzspannung von 11% ist bei der hohen Frequenz 
bestimmt niedriger. Andrerseits ist die Streureaktanz des 
Transformators im Fall der „Belastung” durch die verteilte Ka- 
pazität der Wicklung höher als bei normaler Belastung. 


Die Schätzung der Höhe der Überspannung führt auf einen 
Wert von etwa 250 eff. kV. 


Nach oszillographischen Aufnahmen vergeht zwischen , dem 
Anspringen der Schnellauslösung im Maximalrelais und der 
Lösung der Kontakte im Ölschalter eine Zeit von 7 bis 8 Per, die 
endgültige Unterbrechung erfolgt nach 9% bis 10% Per In 
dieser Zeit klingt die EMK der Maschine im plötzlichen Kurz- 
schluß zwischen Phase und Phase nur um 15% ab. Ist die 
Klemmenpannung vor dem Kurzschluß bei einer Belastung von 
17000 kVA und cos ọ = 0,85 gleich 110 kV, so ist bei der Unter- 
brechung des Kurzschlusses noch mit einer EMK von rd 100 kV 
zu rechnen. Wir setzen demnach ve = 100 kV. 


Im Moment der Stromunterbrechung wird die Spannung am 
verlöschenden Lichtbogen mit 50 kV sehr vorsichtig geschätzt. 
Dementsprechend ist va = 50 kV. 


Hieraus ergibt sich die Schwingungsamplitude zu 150 kV 
und die Überspannung im Grenzfall zu 10 + 150 = 2% kV. 
Eine Erhöhung von va erhöht die Überspannung um den gleichen 
Betrag. — Die Spannung va kann als Unterbrechungsüberspan- 
nung im eigentlichen Sinne des Wortes angesprochen werden. 
Sie wird erzeugt durch die überrasche Änderung des Stromes im 
Augenblick vor seiner Unterbrechung. 


Eine einfache Kompensationsschaltung zur Messung der Betriebswerte von Kapazität und Ableitung an 
Fernsprechkabeln. 


(Mitteilung aus dem elektrischen Laboratorium. der Heddernheimer Kupferwerke und Süddeutschen Kabelwerke, Abteilung Süddeutsche Kabelwerke, Mannheim.) 
| Von Dr.-Ing. J. Kühle, Mannheim. 


Übersicht. Es wird eine Einrichtung zur direkten Messung der Be- 
triebewerte der Kapazität und Ableitung an Fernsprechk beln beschrieben, 
die im Gegensatz zu den bisher bekannt gewordenen Brückenmethoden 
suf einem Kompensationsverfahren beruht. Die Unempfindlichkeit der 
Kompensationsschaltung gegen elektrische Unsymmetrien der Stromquelle 
zu der zu messenden Doppelader macht bei dieser Einrichtung alle Vorrich- 
tungen zur Herbeiführung der re entbehrlich, wodurch größte Ein- 
fachheit der Schaltung und größte Zuverlässigkeit in der Handhabung der 
Apparatur erzielt wird. Der Einfluß einer unsymmetrischen Stromquelle 
auf das Messungsergepnis wird rechnerisch ermittelt und durch ein Zahlen- 
beispiel, in dem übertrieben starke Unsymmetrien vorausgesetzt sind, 
belegt. Die erzielbare Meßgenauigkeit wird an Hand eines Ausführungs- 
beispieles der Einrichtung erörtert. Am Schlusse wird eine besondere 
Vorrichtung beschrieben, durch welche die Werte der Zuleitung zum Kabel 
von der Messung ausgeschaltet werden. 


Zu den Kapazitäts- und Ableitungsmessungen an Fernsprech- 
kabeln kommt in der Regel die M. W ie n sche Brückenschaltung 
mit der Hilfsschaltung nach Dr. K. W. Wagner zur Anwendung. 
Auf die Einzelheiten dieser Messungen, die in der Literatur von ver- 
schiedenen Seiten erschöpfend behandelt worden sind, braucht an 
dieser Stelle nicht näher eingegangen zu werden. Bekanntlich sind 
beidiesem Meßverfahren zur Bestimmung der für die Fortpflanzung 
der Sprechströme allein maßgebenden Betriebswerte der Kapazität 
und Ableitung jeder Doppelleitung 3 Einzelmessungen erforderlich, 
aus deren Ergebnissen die jeweiligen Betriebswerte errechnet wer- 
den, Der Nutzen einer Einrichtung, welche die direkte Messung der 
Betriebswerte durch eine Einzelmessung unter Fortfall der zeit- 
raubenden Zwischenrechnung zu bestimmen gestattet, liegt auf der 
Hand. Es hat daher nicht an Bestrebungen gefehlt, für die direkte 

essung der Betriebswerte geeignete Schaltungen auszubauen. Bis- 
lang sind 3 Schaltungen bekannt geworden, die diesem Zwecke die- 


nen; und zwar ist die eine angegeben von Herrn F. Fischer), 
eine andere von Herrn Dr. H. Jordan?), eine dritte von Herrn 
K.KüpfmüllerundP.Thomas’). Das gemeinsame Charakte- 
ristische dieser 3 Schaltungen ist, daß sie aus der Wienschen 
Brückenschaltung hergeleitet sind, und zwar durch Hinzufügung 
von Scheinwiderständen, welche die Herstellung der elektrischen 
Symmetrie in bezug auf die zu messende Doppelader bezwecken. Be- 
züglich der Einzelheiten dieser Meßschaltungen sei auf die betrei- 
fenden Originalberichte verwiesen. 

Durch die erwähnten Schaltungen kann das Problem der direk- 
ten Betriebswertmessung als gelöst gelten. Wenn ich trotzdem im 
folgenden eine von den angeführten Schaltungen grundsätzlich ver- 
schiedene Meßanordnung bekanntgebe, so mag das durch den Um- 
stand gerechtfertigt erscheinen, daß der Aufbau und die Handha- 
bung dieser Meßanordnung, wie im folgenden gezeigt werden soll, 
einfacher als bei den vorgenannten Schaltungen ist und daher be- 
merkenswerte Vorteile für den Gebrauch, namentlich in der Hand 
weniger geschulter Hilfskräfte, bietet. In der Abb. 1 ist das Schema 
dieser Meßanordnung dargestellt, welche von mir im elektrischen 
Laboratorium der Süddeutschen Kabelwerke in Mannheim zur Vor- 
nahme von Betriebswertmessungen der Kapazität und Ableitung an 
Telephonkabeln ausgebildet wurde. Es ist eine Kompens ıtions- 
schaltung, deren wesentlichste Bestandteile zwei gleiche eisenfreie 
Differentialtransformatoren Uı und U; sind. Die Primärwicklungen 
der Transformatoren bestehen aus je zwei symmetrischen Hälften 
Pia, Pıb, bezw. Pa, P2d. An die Verzweigungspunkte A und E ist der 


') Messung der betriebsmäßigen Ableitung von Fernsprechkabeln mit 
geerdetein und ungeerdetem Bleimantel. „Telegraphen- u. Fernsprechtechnik”, 
IH. 10. Oktober 1921. i , f 

^) Unmittelbare Messung der Betriebskapazität und Ableitung an Fern- 
sprechdoppelleitungen. „ETZ“ 1922, Heft 1. RE 

3) Wechselstrombrücke zum Messen der Scheinwiderstände von Fernsprech- 
kabeln. „ETZ“ 1922, Heft 14. 


1206 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. 


Heit 39. 28. September 1922. 


Wechselstromgenerator G angeschlossen. An die Zweige Pia und 
Pza sind die Leiter 1 und 2 der zu messenden Doppelader angeschlos- 
sen, an die Zweige Pı» und Pæ der Vergleichskondensator c mit dem 
vorgeschalteten Widerstand r. Die Zweige Pia, Piè sowie Pa, P2b 
sind so geschaltet, daß das Magnetfeld in den Transformatoren ver- 
schwindet, wenn der von der Doppelader aufgenommene Strom der 
Größe und Phase nach gleich dem vom Vergleichskondensator auf- 
genommenen Strom ist. In diesem Falle ist der Scheinwiderstand 
der Doppelader gleich dem Scheinwiderstand des Kondensators e mit 
vorgeschaltetem Widerstand r, deren Werte von den Skalen der Ap- 
parate abgelesen werden können. Das Verschwinden des Magnet- 
feldes wird durch das Schweigen des Prüftelephons T angezeigt, 
das mit den Sekundärwicklungen S, und Sz in Serie geschaltet ist. 
Das Meßverfahren unterscheidet sich äußerlich also nicht von dem 
bei der Wienschen Brückenschaltung angewandten. Man reguliert c 
und r so lange, bis der Ton im Prüftelephon verschwindet. Für die 
Messung ist es ohne Belang, ob der Bleimantel des Kabels an Erde 
angeschlossen oder gegen Erde isoliert wird, was in den späteren Ab- 
schnitten noch näher begründet werden soll. Die beiden Differentfal- 
transformatoren U, und U, können so aufgestellt werden, daß sich 
ihre Magnetfelder gegenseitig nicht beeinflussen, oder, um eine grö- 
Bere Empfindlichkeit zu erzielen, daß die Magnetfelder bei einsei- 
tigem Stromdurchgang, z. B. durch die Wicklungszweige Pia und Pa 
sich addieren. Bei Verwendung von Eisen kann man den beiden 
Transformatoren einen gemeinsamen geschlossenen Kern geben. Im 
Interesse der Einfachheit der Herstellung sind in dem von mir ange- 
wandten Modell offene eisenfreie Spulen verwendet worden. Eine 
störende induktive Einwirkung der Magnetfelder auf die Verbin- 
dungsleitungen der Apparate ist nicht zu befürchten, da im Zustande 
des elektrischen Gleichgewichtes im Kompensator kein nach außen 
wirkendes Magnetfeld existiert. 


AufbaudesKompensators, 


Bei der Herstellung der Differentialtransformatoren sind Vor- 
sichtsmaßnahmen zu treffen, um Fehlerquellen bei der Messung aus- 
zuschalten. Zur Beseitigung störender Influenzwirkungen der Pri- 
mär- und Sekundärspulen aufeinander und gegen Erde muß jede 
Spule mit einem elektrostatischen Schutz versehen werden (Abb. 2). 
Die Sekundärspulen S, und S, sind mit metallischen Hüllen umgeben, 
die an Erde angeschlossen sind. Die Primärspulen P, und P, erhalten 
ebenfalls metallische Umhüllungen, die an die Stromzuführungs- 
punkte A und E angeschlossen sind. 


Abb. 2. Differentialtransformator 
mit elektrostatischem Schutz. 


Abb. 1. Abb. 3. Schema der Teilkapazitäten 


einer Doppelleitung 1, 2. 


Schema der Kompensations- 
schaltung. 


Der Primärschutz soll verhüten, daß zusätzliche Kapazitäten 
der Spulen P, und P, gegen Erde in die Messung eingehen. Der Se- 
kundärschutz hält die elektrostatischen Einwirkungen der Primär- 
pulen, die hohe Potentiuldifferenzen gegen Erde haben, von den Se- 
kundärspulen fern. Ohne diesen Schutz würde das Prüftelephon T 
nicht zum Schweigen gebracht werden können. In der Schaltung ver- 
bleiben dann noch als Fehlerquellen die Erdkapazitäten des Ver- 
gleichskondensators c und des Rheostaten r. Der hierdurch ver- 
ursachte Fehler tritt beim Messen als eine geringe Vergrößerung der 
Anfangskapazität des Kondensators c in die Erscheinung, mit der 
auch je nach den 1solationsverhältnissen eine geringfügige Änderung 
der Ableitung des Kondensators verbunden ist. Da bei jeder Messung 
die Werte der Zuleitung zum Kabel in Abzug zu bringen sind, echal- 
ten diese Fehler sich gleichsam automatisch aus. Man kann daher im 
Interesse der Einfachheit der Schaltung darauf verzichten, diese bei- 
den Apparate mit einem besonderen elektrostatischen Schutz zu ver- 
sehen. In einem späteren Kapitel soll gezeigt werden, wie man diese 
Fehlerquellen ausschalten und die Zuleitungswerte von der Messung 


ausschließen kann, wodurch das jedesmalige Subtrahieren der Zu- 
leitungswerte vom Meßresultat erspart wird. 


EinflußeinerunsymmetrischenStromquelle. 


Der Einfluß einer unsymmetrischen Stromauelle auf die Meßer- 
gebnisse soll im folgenden rechnerisch verfolgt werden. Zur Strom- 
quelle rechnen wir in dieser Betrachtung die Zuleitungen zum Kon- 
pensator und die Schutzmäntel der Primärwicklungen der Differen- 
tialtransformatoren. Alle diese Teile haben Kapazität und eine ge- 
wisse Ableitung gegen Erde. Die betriebsmäßige Kapazität der Dop- 
pelleitung setzt sich aus drei Teilkapazitäten zusammen, nämlich 
den Kapazitäten cjo und c2 der beiden Adern gegen Erde bzw. gegen 
den Bleimantel und der Kapazität cia der beiden Adern gegeneinan- 
der (Abb. 3). Der Betriebswert c setzt sich aus diesen 3 Werten nach 
der Formel zusammen: 

0220. 


a) C10 + C2 


Neben der Kapazität besitzt jeder der angedeuteten Einzelkonden- 
satoren cine Ableitung a. Um für die Rechnung beide Größen Kapa- 
zität und Ableitung in einem Ausdruck zusammenzufassen, bilden 
wir den komplexen Ausdruck: 


a=a+i.w.c, 


den wir als Admittanz der Doppelader bezeichnen. Dabei ist w die 


Kreisfrequenz des Wechselstromes und i = V — 1 die imaginäre Ein- 
heit. Die Betriebsadmittanz setzt sich aus den Teiladmittanzen ana- 
log der Betriebskuapazität nach der Formel zusammen: 


Qio- Ayo 
io E An 


Diesem Werte entspricht das Schema der Abb. 4. Um die Rechnungen 
für die nachfolgende Untersuchung zu vereinfachen, ersetzen wir das 
Schema der Abb. 4 durch das der Abb. 5, wobei: 


Nr. Org» 0% . Q a 
DEI ee N aa a a 
ai + a2 Aio F A2 a2 Qa% 


zu setzen ist. Die Admittanzen a, und a, der Stromquelle gegen Erde 
denken wir uns in den Punkten A und E der Abb. 1 angeschlossen. 
Wir erhalten dann für die Schaltung der Admittanzen das Schema der 
Abb. 6. Inden Admittanzwerten a, und az für die Doppelader ist auch 
der Beitrag für die Primärwicklungszweige Pia und Pza der Diffe 
rentialtransformatoren enthalten, der aber nur eine geringfügige 
Verkleinerung der Admittanzwerte verursacht. Nehmen wir an, dab 
der Generator G die konstante Klemmspannung © erzeugt, so kann 
man den Meßvorgang als eine Bestimmung der Stromstärke in den 
Admittanzen a, und a, auffassen. Es sei zunächst vorauegesetzt, dab 
die störenden Admittanzen a, und a, nicht vorhanden seien. Dann 
fließt in a, und a, der gleiche Strom: 


a = 2+ 


Qi. A92 2 


M F a2 


3 = E 


y 


Abb. 4. Admittanzschema einer 
Doppelleitung. 


P 


B) 


wei £ 

? 

Abb. 6. Admittanzschema der 
Gesamtschaltung. 


Alıb.5. Reduziertes Admittanz- 
schema. 


Unter dem Einflusse der störenden Admittanzen a, und a, werden im 
allgemeinen in a, und a, verschieden starke Ströme fließen. Der in 
a, fließende Strom X, durchfließt die Primärwieklung Pja des Diffe- 
rentialtransformators U,, der in a, fließende Strom S; die Primär- 
wicklung Pa des Differentialtransformators U,. Da nun die induk- 
tiven Wirkungen der Ströme X, und X, in den beiden Transformato- 
ren sich vermöge der hintereinandergeschalteten Sekundärspulen ad- 
dieren, so ist der zu kompensierende Stromwert durch den Mittelwert 


der beiden Ströme `^ SE Da gegeben. Die Abweichung des Wertes 


an von dem für XJ, ermittelten Wert gibt also ein Maß für den 


durch die Erdadmittanzen a, und a, verursachten Meßfehler. Aus dem 
Netzbilde der Abb. 6 ergibt sich nach einigen Zwischenrechnunger: 


ni Ca ta) +03 (A + as) 
ə Z GE BE a E an u 
HLS E F rer 


i Be 


pY 


28. September 1922. 


Die Admittanzen a, und a, der Stromquelle gegen Erde werden im 
allgemeinen nur einen Bruchteil der Admittanzen a, und a, betragen. 
Setzen wir also: 
3 Ag =X. und „zAm 


so sind die Koeffizienten x und X kleiner als 1. Durch Einsetzen die- 


ser Werte erhält man: a ja TER 
. û93 - lge Ae % 
+. tn 


TEMETI E TS 
Dividiert man Zähler und Nenner durch 14+ k so folgt: 
i 1-1 
nı (14 
AI+H=E.— - — 
| mHaj 
1+ x 
Es ist nun: 325 N | 
`» BEE AR 
1+x S 14x 
Wir setzen: , 
ax 
1% l 


Da x und À kleiner als 1 sind und im allgemeinen nicht sehr vonein- 


ander verschieden sind, so ist ð, = q4 gene kleine Größe im Ver- 


gleich zu 1. | 
Wir erhalten jetzt: 
a1 Qa (2 + ô) Qi. (1 F hað a) 
3 +32 = C age eA Lsi 1. 


red (a + m) (14°; ò) 


Zur Vereinfachung setzen wir: 


st: 1+8, 
‘Hao 1+nd, 


Ohne Einwirkung der Admittanzen as unda, erhielten wir den Strom- 
wert: 


Qi. As 
x — GE pena 
430 a + A2 
Wir haben folglich: 
Sıt te _ 1+ 1/81 
9 z = Qn 1Fnô, Iof 
1 
Den Faktor: f = Trea bezeichnen wir als Fehlerkoeffizienten. 
1 


Í 1 A 
f übersichtlicher zu gestalten, entwickeln wir IFas, nach dem bi- 


1 
nomischen Satze, wobei wir die Reihe mit dem quadratischen Gliede 
abbrechen. Wir erhalten dann: 


f= (0+8) 1 — n å + n. 8°) 


f=1 4n — !/dD ð 4 (n — 1) dr? 
Nun führen wir für n wieder seinen Wert ein: 


oder 


und setzen: 
a2 = A (1 + 8o) 


Da a, und a, immer nahezu einander gleich sind, ist ôo klein im Ver- 
gleich zu 1. Es folgt: 


E L a __; — neza 1/8 
= 2a,(1+1/aÖd,) = ja Q + 8) (1 fa 8o) /a+ l4 0 


Dies in dem Ausdruck für f eingesetzt ergibt: 
f=1 + !/⁄4 ô ô; 


Das Fehlerglied 1⁄4 8, . ô, ist von zweiter Ordnung klein gegen 1 und 
dazu mit dem Faktor % behaftet. Wir erkennen daraus, daß die Emp- 
findlichkeit der Schaltung gegen elektrische Unsymmetrien der 
Stromquelle außerordentlich gering ist. 

Beispiel. Die Größe des möglichen Fehlers, der durch Unsymme- 
trien der Admittanzwerte der beiden Generatorpole gegen Erde zu 
den Doppelader-Admittanzen entsteht, soll an einem Zahlenbeispiel 
für den Fall extrem großer Unsymmetrien illustriert werden. 

Es sei: 

c, = 0,020 uF 
C3 = 0,024 uF. 


Diese Werte entsprechen der Größenordnung nach einer 0,9 mm star- 
ken Fernsprechdoppelader von 350 m Länge. Die Kapazitätsdifferenz 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 39. 1207 


der beiden Adern ist zu 20 % angenommen, ein Wert, der in der Pra- 
xis kaum jemals vorkommen wird. Die Kapazitäten der Generator- 
pole (Maschine oder Übertrager) gegen Erde seien: 


C3 = 0,003 uF, 
6 = 0,0015 uF. 


Auch hierbei sind, um im Beispiel möglichst ungünstige Verhäk- 
nisse zu schaffen, verhältnismäßig große Beträge für cs und c, ange- 
nommen, und Kapazitätunterschiede, die bei einem symmetrisch auf- 
gebanten System, wie es der Kompensator mit dem angeschlossenen 
Generator darstellt, kaum vorkommen. Aus obigen Kapazitätswerten 
errechnen sich nachstehende Admittanzwerte: 


Q = 1.10 —4; û3 = 0,15. 10 —4 Siemens 
a, = 1,2.10 —4; q4,=0075 „ A 
bei einer Kreisfrequenz ® = 5000. 
Es folgt: 
= 3 _ 0,15 
a, 
= 4 — 0,0625 
AR _ 
ð; 1% — 0,088 
b= VTE 02 
0 


f=1+4'4d0.5, = 1 — 0,0041 = 0,9959 


Der durch Unsymmetrie des Generators bei der Messung verursachte 
Fehler beträgt also unter den denkbar ungünstigsten Verhältnissen 


“nur 4°/o. In allen normalen Fällen ist der Fehler eo klein, daß er 


überhaupt nicht festgestellt werden kann, weil er innerhalb der Gren- 
zen der natürlichen Beobachtungsfehler liegt. Die Unempfindlichkeit 
gegen Unsymmetrien der Stromquelle ist ein Vorzug, den die Kom- 
pensationsmethode gegenüber den Brückenschaltungen zur Bestim- 
mung der Betriebskapazitäten und Ableitungen an Kabeln voraus 
hat. Die bei den Brückenschaltungen notwendigen Symmetrierein- 
richtungen können bei Benutzung dieser Schaltung unbedenklich 


fortgelassen werden. Daraus folgt eine überraschende Einfachheit 


in der Schaltung und Handhabung dieser Prüfeinriehtung. Für jede 
Messung sind lediglich der Vergleichskondensator c und der Vor- 
schaltwiderstand einzuregulieren. 


EmpfindlichkeitderSchaltung. 


Bei Ausschluß sämtlicher Fehlerquellen hängt der Grad der er- 
reichbaren Genauigkeit der Messung von der Empfindlichkeit der 
Schaltung gegen Störungen des elektrischen Gleichgewichtes zwi- 
schen Vergleichskondensator und Kabel ab. Maßgebend für die Emp- 
findlichkeit der Schaltung sind die Leistung des Stromerzeugers, die 
Empfindlichkeit des Prüftelephons und die elektrischen Konstanten 
der Prüfeinrichtung. Die Leistung des Stromerzeugers und die 
Stromempfindlichkeit des Prüftelephons nehmen wir als gegebene 
Größen hın. Die Konstanten der Meßeinrichtung müssen also diesen 
Größen so angepaßt werden, daß eine für den vorliegenden Zweck 
genügende Empfindlichkeit der Schaltung gewährleistet ist. Wir 
nehmen an, was auch praktischen Verhältnissen entspricht, daß der 
Spannungsabfall in den Primärwicklungen der Transformatoren 
klein ist im Verhältnis zum Spannungsabfall im Kabel oder im Ver- 
gleichskondensator. Es sei eine kleine Differenz Ca zwischen dem 
Kapazitätswert des Kabels und des Vergleichskondensators vorhan- 
den. Dann fließt in den Primärwicklungen der Transformatoren ein 
wirksamer (d. h. nicht kompensierter) Strom: p= i. ©. w .Cda, wenn 
© die Klemmspannung des Generators, i die imaginäre Einheit und | 
w die Kreisfrequenz des Wechselstromes ist. Dieser Strom induziert 
in den Sekundärwicklungen und im Prüftelephon einen Strom: 


ER i.0.M 
ds Sb. m +io (Ls + Le) 


wo M den gegenseitigen Induktionskoeffizienten der primären und 
sekundären Transformatorwicklungen, Ls und Lt die Selbstinduk- 
tionskoeffizienten und Te und rt die effektiven Widerstände der Se- 
kundärwicklungen und des Telephons bedeuten. Die Größe % ist ge- 
geben durch die Empfindlichkeit des Telephons. Es ist der Strom, bei 
dem im Telephon noch eben ein Ton vernehmbar ist. Die Größe Šp ist 
ein Maß für die Gleichgewichtsstörung im Kompensator. Die Emp- 
Tindlichkeit der Schaltung ist also um so größer, je kleiner das Ver- 


hältnis: l 
Sp _ Ts Hre +iw (La + Lit) 
RE i.0.M 
ausfällt. Bei eisenfreien Transformatoren läßt es sich nicht ver- 


meiden, daß dieses Verhältnis ziemlich groß wird, so daß der Strom 
Sp ein Mehrfaches con as beträgt. 
Bei einem ausgeführten Versuchsmodell lagen folgende Verhält- 


nisse vor: 
L, =2.152 Millihenry; Le = 123 Millihenry 
M =2. 50 = re = 540 Q. 


T3 = 2; 80 Q. 


1208 


Daraus ergibt sich bei œ = 5000: 
Ap _ 700 +i.2135 


As Ts =|45| 


Man kann dieses Verbältnis aber verbessern, indem man in den Se- 
kundärkreis einen Kondensator einschaltet. Bezeichnen wir die Ka- 
pazität des Kondensators mit Cs , so erhalten wir für das Verhältnis 


-3P den Ausdruck: 
Is 


, 1 
© g mtrt [eu +2] 
a u 1.09. M 
Man wählt Cs so, daß: 


wird, was in vorliegendem Beispiel einem Werte cs = 0,093 pF ent- 
spricht. Es folgt dann: 
Sp _retr _ 700 


3, i.o. M = 500 714l 


Die Empfindlichkeit der Schaltung ist durch Einfügen des Konden- 
satorsCs in den Sekundärkreis um mehr als das Dreifache gesteigert 
worden. Sie entspricht in dieser Kombination etwa der Empfindlich- 
keit einer Brückenschaltung mit Verzweigungswiderständen von 
1000 Q, ist also für alle praktischen Zwecke der Kabelmeßtechnik 
reichlich ausreichend. Die mit der beschriebenen Kompensations- 
schaltung an Fernsprechkabeln gemessenen Werte von Betriebska- 
pazitäten und Ableitungen zeigten völlige Übereinstimmung mit den 
Werten, die vergleichsweise aus Teilkapazitätsmessungen mit Hilfe 
der Wagnerschen Brückenschaltung ermittelt wurden. 


Abschirmung der Zuleitungundder Vergleichs- 
apparate. 


Um sich von dem lästigen Subtrahieren der Zuleitungswerte von 
jedem Meßresultat freizumachen, kann man die Zuleitungen mit 
einer besonderen elektrischen Abschirmung versehen, die bewirkt, 
daß der Admittanzwert der Zuleitung aus der Messung der Doppel- 
ader herausfällt. Dabei ist es zweckmäßig, auch den Vergleichskon- 


Stoffvergeudung und Wertevernichtung. 
Von Dr. Bruno Thierbach, Beratender Ingenieur. 


In seinem auf der 62. Hauptversammlung des Vereins deutscher 
Ingenieure in Dortmund gehaltenen Vortrag über „DieZukunft 
der Energiewirtschaft Deutschlands“!) hat Ge- 
heimrat Prof. Dr. Klingenberg den Satz geprägt: „Nicht die 
Vergeudung des Stoffes an sich ist Verschwendung (und daher ver- 
werflich), sondern die nutzlose Vernichtung seines Wertes.“ Er hat 
diesen Satz selbst als paradox bezeichnet, da ja am Werte nur ge- 
spart werden kann, wenn man am Stoffe selbst spart, die Maßnahmen 
in beiden Fällen also auf dasselbe hinauslaufen, und hat ihn daher 
der Erläuterung bedürftig erklärt. 


Bei dieser Erläuterung beschränkt er sich, gebunden durch den 
Rahmen des Vortrages, auf die Kohle und unterscheidet zwischen 
Stoffwert und Transportwert der Kohle, Der Stoffwert besteht aus 
den auf den Kohlenlagern lastenden Kapitalkosten, die durch Er- 
werb, Besitzerhaltung, Pachtzins, Abgaben u. dgl. bedingt sind, der 
Transportwert aus allen durch Erschließung der Kohlenfelder, För- 
derung und Beförderung, kurz durch die Bewegung der Kohle vom 
Flöz bis zum Gebrauchsort entstehenden Unkosten. Auch die Ver- 
edelungskosten, z. B. durch Sortieren, Waschen usw., gehören 
hierher. 

Die Stoffwerte sind nun bei der Kohle im Verhältnis zu den 
Transportwerten stets sehr gering und machen, wie ausführlich 
darzelegt wird, nur wenige Prozente dieser aus. Da der deut- 
sche Kohlenvorrat, bis zu einer Teufe von 2000 m gerechnet, auf 
etwa 1000 Jahre ausreicht — nach dem Verbrauch der Vorkriegszeit 
geschätzt — und da ferner mit Sicherheit anzunehmen ist, daß lange 
vor dieser Zeit die Produktions- und Arbeitsmethoden wesentlich 
verbessert, ja ganz andere Energiequellen erschlossen sein werden, 
kann uns, so schließt Klingenberg, eine Vergeudung des Stoffes 
der Kohle ziemlich gleichgütig lassen und nur ihre Wertvernich- 
tung ist stets verwerflich. l 


Geht man diesem Gedankengange nach, so wird man trotz aller 
Anerkennung seiner hohen Bedeutung für zahlreiche Wirtschafts- 
betrachtungen doch recht vorsichtig Schritt für Schritt tun müssen, 


1) „Zeitschr. d. V. d. I.“ Bd. 66. 1922, S. 599. 


' Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heit 39. 


28. September 1922. 


densator c und den Rheostaten r mit einem Schutz gegen die Messung 
fälschende Erdkapazitäten zu versehen. Zu diesem Zwecke umgibt 
man jede der beiden Aue 


8 tnngen mit einer isolierten 
m Drahtumflechtung. die an den 
zugehörigen Generatorpol 
direkt angesclossen wird 


(vgl. Abb. 7). Der Kondensa- 

tor c und der Rheostat r wer- 

den jeder mit einem inneren 

und einem äußeren isolierten 
Blechschutzkasten umgeben. 

p Die Schaltung dieser Kästen 
2a ist aus der Abb. 7 erkennbar. 
Eine nähere Betrachtung des 
Schemas in Abb. 7 läßt die 

£ Wirkung der beschriebenen 
b Abschirmungen unschwer er- 
20 kennen. Die störenden Erd- 


er} 


D 
RS D 
22-8 +. 


| ströme werden direkt vom Ge- 
| nerator entnommen und pas- 
| sieren nicht die Kompensator- 
l 


wicklung. Sie sind daher von 
der Messung ausgeschlossen. 
Die innere Abschirmung des 
Rheostaten r soll verhüten, 
daß eine mit dem Widerstand 
r veränderliche zusätzliche 
Phasenverschiebung entsteht, 
während die innere Abschir- 
mung des Kondensators c eine 
ungleiche Strombelastung der Zweigwicklungen Pb und Pæ ver- 
hüten soll. Naturgemäß ist der Kondensator c in dem inneren Kasten 
eigens zu eichen. 

Nachtrag: Späterhin hat sich beim praktischen Gebrauch 
der Meßeinrichtung herausgestellt, daß die Abscehirmunsen des 
Normalkondensators c und des Rheostaten r entbehrlich sind. Der 
fälschende kinfluß der Erukapazitäten der ungeschirınten Appa- 
rate auf die Kapazitätsmessung ist außerordentlich gering und für 
praktische Zwecke belanglos. Die zusätzlichen Phasenverschie- 
hungen, die durch die Erdkapazitäten der Apparate und durch die 
Kapazität der Zuleitungen gegen ihre Abschirmungen verursacht 
werden, sind, wie die analytische Verfolgung der elektrischen Vor- 
gänge in Übereinstimmung mit dem Versuch zeigt, von zweiter 
Ordnung klein im Vergleich zu dem zu messenden Phasenwinkel. 


Abb. 7. Schaltungsplan mit ab- 
geschirmten Zuleitungen und Apparaten. 


um nicht zu Trugchlüssen zu gelangen. Einige Beispiele mögen zur 
Erläuterung dienen: 

Gesetzt den Fall, man hätte eine Methode gefunden, die, etwa 
durch Verflüssigung oder Vergasung der Kohle am Fundort selbst, 
ihre Transportwerte wesentlich verringert, bei der aber der Heiz- 
wert des Endproduktes schlechter als der der Rohkohle wäre, so dab 
z. B. für die Erzeugung von 1 kWh statt 1 kg, 2 kg Rohkohle ver- 
braucht würden, so wäre die Anwendung dieser Methode gerecht- 
fertigt, wenigstens so lange, als die durch sie an Transportwerten 
gemachten Ersparnisse größer als die vergeudeten Stoffwerte sind. 
Doch auch diese Schlußfolgerung gilt nur für Steinkohle, da nur 
diese in wirklichem Überfluß vorhanden ist; für Braunkohle und 
Torf gilt sie nicht mehr, denn diese werden schr viel schneller ver- 
braucht sein, so daß es zweifelhaft ist, ob vorher die Ausnutzung 
anders gcearteter Energiequellen, wie etwa die Verwertung der 
Atomkräfte, gelungen ist. Bei Braunkohle und Torf ist daher auch 
eine Vergeudung des Stoffes stets verwerflich, und aus diesem 
Grunde ist es z. B. auch nicht zu verantworten, große chemische Be- 
triebe mit Braunkohle zu speisen und durch sie die Lager schnell zu 
erschöpfen, während unerschöpfliche Wasserkräfte hierfür zur Ver- 
fügung stehen. Auch bei der Steinkohle darf der Klingenbergsche 
Grundsatz nur in Deutschland angewandt werden, in England z. B. 
nicht mehr, weil dort nach allgemeiner Auffassung die Erschöpfung 
der Steinkohlenlager schon die nächsten Generationen stark in Mit- 
leidenschaft ziehen wird. Vom weltwirtschaftlichen Standpunkt 
aus betrachtet, könnte man aber dem Satze wieder zustimmen; denn 
die Weltproduktion an Steinkohle erscheint, da sicherlich noch ge- 
waltige unentdeckte Kohlenlager vorhanden sind, auf einen sehr 
langen Zeitraum gesichert. 

Im Verfolg seines Gedaukenganges betrachtet Geheimrat Klin- 
genberg die verschiedenen Maßnahmen, welche zur Erzielung von 
Kohlenersparnissen vorgeschlagen worden sind, und vertritt die An- 
sicht, daß solche Maßnahmen nur zu rechtfertigen sind, wenn der 
Wert der erzielten Kohlenersparnisse größer ist als die Ausgaben 
für die zu ihrer Durchführung erforderlichen Einrichtung, u. zw. 
privatwirtschaftlich wie nationalwirtschaftlich betrachtet. Vom 
privatwirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen, ist dieser Auffas- 
sung ohne weiteres zuzustimmen, denn für den Privatunternehmer 
kommt es stets, soweit wenigstens Frasen der sozialen Fürsorge 
nicht in den Kreis der Betrachtungen gezogen werden, nur auf den 
Unterschied von Einnahme und Ausgabe beim Vergleich zweier 


28. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39. 


1209 


Arbeitsmethoden an. Ob und inwieweit bei nationalwirtschaftlicher 
Betrachtung die Behauptung noch allgemeine Gültigkeit besitzt, 
muß indes noch näher geprüft werden. 

Klingenberg weist freilich einwandfrei nach, daß die gegenüber 
dem Stoffwert stets stark überwiegenden Transportwerte zum weit- 
aus größten Teile aus Löhnen bestehen bzw. dem Zinsendienst für 
früher verausgabte Löhne, und daß auch die Ausgaben für die Neu- 
anlagen, welche zur Erzielung von Kohlenersparnissen ausgeführt 
werden, in der Hauptsache Löhne sind. Er folgert daraus, daß es 
falsch wäre, staatliche Unterstützung, wie es oft vorgeschlagen ist, 
für solche Einrichtungen zu gewähren, durch die wohl bedeutende 
Kohlenersparnisse erzielt werden können, die, vom privatwirtschaft- 
lichen Standpunkt betrachtet, sich aber nicht rentieren; in solchem 
as würden ja nur Lohnausgaben gegen Lohnausgaben vertauscht 
werden. 

Diese Schlußfolgerung ist nur richtig, wenn es dem Staate 
gleichgültig wäre, für welche Art Arbeiten Löhne bezahlt, also Men- 
schenkräfte verwendet werden. Der Staat hat aber ein wesentliches 
Interesse daran, seine Bürger von schwerer, rein mechanischer und 
gesundheitsschädlicher Arbeit nach Möglichkeit zu entlasten und 
alle Unternehmungen zu fördern, die hierzu dienen. Solange unsere 
Kohlenförderung nicht in viel größerem Umfange als bisher 
maschinell eingerichtet ist und die Arbeit für sie zu den unerfreu- 
lichsten Tätigkeiten gehört, muß anerkannt werden, daß, wenn in 
einem Kohlenbergwerk 100 Schwerarbeiter erspart und dafür 
100 Leute in Industriezweigen beschäftigt werden, die ihnen men- 
schenwürdigeres Arbeiten gestatten, indem sie kohlenersparende 
Einrichtungen in Maschinenfabriken und sonstigen unter weit ange- 
nehmeren und gesünderen Verhältnissen arbeitenden Betrieben her- 
stellen, Staatsunterstützungen für die Anschaffung solcher Einrich- 
tungen wohl am Platze sind. Der Staat, zumal der deutsche in seiner 


gegenwärtigen Lage, hat jedoch nach einer anderen Seite hin ein - 


noch größeres Interesse, den Kohlenverbrauch im Inlande einzu- 
schränken und an Stoffwerten zu sparen. Wenn er die Einführung 
kohlensparender Einrichtungen unterstützt, so bekommt er dadurch 
eine bestimmte Anzahl Tonnen Kohle frei, die ihm als Zahlungs- 
mittel für unsere so gewaltig angewächsenen Auslandschulden 
äußerst gute Dienste leisten. 

Aus diesen Beispielen dürfte hervorgehen, daß das Klingenberg- 
sche Paradoxon für die Kohlenwirtschaft doch nur innerhalb ge- 
wisser Grenzen Gültigkeit hat. Wenden wir dasselbe nun einmal 
aufdieWasserkräftean, gegen deren Überschätzung und über- 
stürzten Ausbau Geheimrat Kiingenberg in seinem Vortrage wie 
auch in früheren Veröffentlichungen seine warnende Stimme erhebt. 
Er weist immer wieder darauf hin, „daß zwischen dem Anfall einer 
Naturkraft und ihrer Ausnützungsmöglichkeit eine beträchtliche 
zeitliche Phasenverschiebung besteht, die die Werte solcher Kräfte 
viel weiter herabdrückt, als gewöhnlich vermutet wird“, und zeigt 
eingehend, wie fehlerhaft und irreführend alle Berechnungen der 
Gestehungskosten einer Wasserkraft-Kilowattstunde werden, wenn 
dieser Umstand nicht sachgemäß voll berücksichtigt wird und die 
Selbstkosten nach den erzeugungsmöglichen Kilowattstunden be- 
stimmt werden. Diese Mahnungen können nicht oft und eindringlich 
genug wiederholt werden; sie dürfen aber andererseits nicht dazu 
führen, den wirtschaftlichen Wert der Wasserkräfte zu unter- 
schätzen, wie es nach den weiteren Ausführungen Klingenbergs fast 
den Anschein hat, wenn er sagt, daß die Gefahr einer Überschätzung 
der Wasserkräfte „bei der manchmal übertriebenen Reklame für den 
Ausbau derselben sich jetzt bereits zu zeigen beginnt”, und weiter 
fragt, ob es nicht richtiger wäre, Staatszuschüsse zur Steigerung der 
Kohlenförderung zur Verfügung zu stellen und beispielsweise die 
Kohlenproduktion durch das Abteufen neuer Schächte zu heben, als 
diese Mittel für große Wasserbauten anzufordern. 


Es erscheint wünschenswert, auf diese Fragen gerade an Hand 
des Klingenbergschen Paradoxons noch etwas näher einzugehen: 
Der Stoffwert einer Wasserkraft besteht aus den Ausgaben, die für 
Erwerb und Besitzerhaltung der Rohwasserkraft aufgebracht wer- 
den müssen. Der Quotient aus der jährlichen Summe solcher Aus- 
gaben und der mit der Wasserkraft nutzbar abzugebenden — nicht 
erzeugungsmöglichen! — Kilowattstunden stellt den durchschnitt- 
lichen Stoffwert der Wasserkraft dar. Da die Rohwasserkräfte nun 
aber für ewige Zeiten unerschöpflich sind und sich zudem weit 
mehr als die Kohlenlager in Staatsbesitz befinden, so sind die bei 
ihnen in Anrechnung zu bringenden Abschreibungen, Abgaben usw. 
so gering, daß der Stoffwert einer Wasserkraft vernachlässigt und 
gleich Null gesetzt werden kann; jedenfalls ist er weit kleiner als 
der der Kohle. Eine Stoffvergeudung kann uns bei den Wasser- 
kräften mithin noch viel gleichgültiger als bei der Kohle lassen. 


Als Transportwerte der Wasserkraft sind die Kosten der Fas- 
sung und des Ausbaues der Rohwasserkraft, einschließlich aller An- 
lagen für Erzeugung, Fortleitung und Verteilung der Elektrizität 
bis zum Verbraucher, zu betrachten. 


Kohle zu gewinnen, den Hauptanteil der Transportkosten aus- 
machen, se entfällt bei der Wasserkraft die Hauptausgabe auf die 
Fassung und den Ausbau der Rohkraft. Während aber bei der 

ohle diese Kosten immer wieder von neuem aufgewendet werden 
müssen, u. zw. um so schneller und häufiger, je mehr Stoffvergeudung 
betrieben wird, kommen sie bei einer Wasserkraft nur ein einziges 
Mal in Betracht. Vergleicht man aber nicht die Kapitalkosten, son- 


Z Wie bei der Kohle die Auf- 
schließung der Flöze, d. h. alle Ausgaben, um den Zugang zur 


dern die laufenden Bedienungsausgaben, also die direkt aufzuwen- 
denden Betriebslöhne bei Kohlenkraft und Wasserkraft, so springt 
der Unterschied zugunsten der Elektrizitätserzeugung aus Wasser- 
kraft noch weit mehr in die Augen. 

Die Frage, ob, vom nationalwirtschaftlichen Standpunkt aus be- 
trachtet, Staatszuschüsse nicht nützlicher für das Anlegen neuer 
Kohlenschächte als für den Ausbau neuer Wasserkräfte zu ver- 
wenden wären, ist daher, wie gerade die Anwendung des Klingen- 
bergschen Paradoxons zeigt, mit Nein zu beantworten. _ 


Eine Einschränkung muß hier freilich gemacht werden. Die 
geförderte Kohle ist stets voll verwertbar. Nur diejenigen Wasser- 
kräfte können daher den vorstehenden Vergleich bestehen, bei 
denen der Ausnutzungsfaktor für die durch sie betriebenen Eltwerke 
gut ist, wo also für die Abfall- und Überschußkräfte möglichst zahl- 
reiche und weitgehende Verwendungsmöglichkeiten gefunden sind. 
Hierauf wird infolgedessen bei allen Wasserkraftprojekten ganz be- 
sonderer Wert zu legen sein, und auch Geheimrat Klingenberg 
widmet einen bedeutenden Teil seines Vortrages diesen Bestrebun- 
Pen gibt äußerst beachtenswerte und lehrreiche Fingerzeige 

ierfür. 


Leider kann im einzelnen auf diese hier nicht näher eingegan- 
gen werden; ebenso wenig auch auf die übrigen bedeutungsvollen 
Ausführungen des Vortrages, in dem noch folgende Fragen behan- 
delt werden: Ersatz der Steinkohle durch andere Brennmaterialien, 
wie Kohlenstaub und Torf; die Verwendung der aus der Kohle ge- 
wonnenen Nebenprodukte; die Ausnutzung von Ebbe und Flut und 
der Windkräfte; die Möglichkeit einer starken Herabdrückung der 
Anlage- und Betriebskosten großer Eltwerke und schließlich auch 
die infolge der Geldentwertung hervorgerufene gänzliche Begriffs- 
verwirrung bei den Bilanzierungen industrieller Betriebe, die zur 
Folge hat, daß besonders das Ausland ein völlig schiefes Bild von 
der wahren Lage der deutschen Industrie erhält. 


Nur auf zwei der besprochenen Möglichkeiten, den Ausnutzungs- 
wert der Wasserkrafteltwerke zu heben, möge zum Schluß noch 
etwas näher hingewiesen werden. Einmal auf die im Vortrage nur 
kurz erwähnte Aufspeicherung in elektrischen Akkumulatoren und 
zweitens auf die Bestrebungen zur Einführung der Elektrowärme. 


Die elektrische Akkumulatorenbatterie stellt infolge 
des mit ihrer Verwendung verbundenen Verlustes von etwa 30 % der 
Betriebskraft in gewissem Sinne eine Stoffvergeudung dar; bei 
Wasserkraftanlagen ist diese aber, wie wir gesehen haben, ohne Be- 
deutung, besonders wenn die Wasserkraft sich im Eigenbesitz be- 
findet. Fabriken, die ihre Betriebskraft erhöhen müssen, etwa weil 
sie trotz der Verkürzung der Arbeitszeit um 20 % sich die gleiche 
Leistungsfähigkeit erhalten wollen, werden, wenn sie mit Wasser- 
kraft arbeiten, die ihnen im Überfluß zur Verfügung steht, zu 
prüfen haben, ob sie durch Aufspeicherung dieser Überschußkräfte 
in einer Akkumulatorenbatterie nicht besser fahren, als wenn sie 
eine Krafterhöhung durch Aufslellane einer besonderen Betriebs- 
maschine vornehmen. Haben sie selbst schon eine Gleichstrom- 
anlage, so kann die Batterie sogar vorteilhafter sein als der zusätz- 
liche Anschluß an eine Drehstrom-Überland- oder Stadtzentrale. 
Eine Entscheidung läßt sich natürlich nur auf Grund genauer von 
Fall zu Fall aufzustellender Wirtschaftlichkeitsberechnungen 
treffen. Auch die Aufspeicherung von Überschußwasserkräften in 
Akkumulatorenbatterien zum Betriebe von Verkehrsmitteln aller 
Art, wie Eisenbahntriebwagen, Lastautomobilen, Boten und 
städtischen Kraftwagen für die Feuerwehr, der Straßenreinigung, 
Müllabfuhr usw., kann zur Ausgleichung der so unwirtschaftlichen 
Nachtsenke der Eltwerke und der sonstigen Täler ihrer Betriebs- 
kurven sehr gute Dienste leisten. 


Bei den Bestrebungen, die Elektrowärme nicht nur in die 
Hauswirtschaft, sondern auch in Industrie, Gewerbe und Landwirt- 
schaft einzuführen, tritt die Stoffvergeudung ganz besonders deut- 
lich zutage. Denn mit 1 kWh ist es nur möglich, 860 W. E. hervor- 
zubringen, während in wärmetechnischen Anlagen fast das Zehn- 
fache an Wärmeeinheiten aufgewendet werden muß, um 1 kWh zu 
erzeugen. Würde es also nicht zahlreiche Fälle geben, wo eine 
Stoffvergeudung uns tatsächlich gleichgültig lassen kann, so wäre 
an eine umfassende Einführung der Elektrowärme nicht zu denken. 
Diese Fälle treten jedoch überall dort auf, wo Wasser-Abfall- und 
-Überschußkräfte in reichem Maße vorhanden sind, z. B. in Bayern 
nach Fertigstellung der dortigen großzügigen Wasserkraftbauten, 
deren Vollendung z. T. schon in 1 bis 2 Jahren feststeht. Hier wird 
man der Einführung der Elektrowärme in größerem Maßstabe schon 
in allernächster Zeit vollste Beachtung schenken müssen und 
heute schon die hierfür.erforderlichen vorbereitenden Schritte tun; 
denn allein durch sie ist, infolge der verhältnismäßig einfachen 
Speicherungsmöglichkeit der Elektrowärme, eine Vollausnutzung, 
also eine Rentabilität der neu entstehenden Großwasserkraft-Elt- 
werke erreichbar. 


Der Vortrag Klingenbergs mit seiner Einführung der Begriffe 
Stoffvergeudung und Wertevernichtung wird zweifellos wesentlich 
dazu beitragen, für eine wirtschaftliche Beurteilung der bei Ein- 
führung der Elektrowärme noch zu lösenden Probleme den richtigen 
Standpunkt zu finden. 


1210 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 39. 28. September 1922. 


Ablese-, Berechnungs- und Einzugsverfahren für Gas, 
Elektrizität und Wasser. 


Von Rich. Jarosch, Berlin und Wismar. 


Übersicht. Nach dem veralteten Arbeitsverfahren wird Ablesung, 
Berechnung und Einziehung von Elektrizität und Gas jetzt noch in zwei 
Arbeitagängen ausgeführt. Es wird ein neueres, direktes Einzugsver- 
verfahren mitgeteilt, wobei Ablesung, Berechnung, Ausstellung der Rech- 
nurg:n sowie die Einziehung des Geldes auf einem Arbeitsgang von 
einer Person ausgeführt werden. 


Es ist schon sehr viel über Ablese-, Berechnungs- und Einzugs- 
verfahren für Gas, Elektrizität und Wasser geschrieben und ge- 
sprochen worden, so daß es sich eigentlich erübrigt, dieses Thema 
noch einmal anzuschneiden. Wenn ich es trotzdem nicht unterlassen 
kann, so tue ich es, soweit mir bekannt, in dem Bewußtsein, etwas 
wirklich Neues, Praktisches und Einfaches auch zur Verwendung 
für das bereits bestehende Gute zu bringen. 


Der Rechnungsformularverbrauch ist bei den Gas-, Elektrizi- 
täts- und Wasserwerken infolge ihrer zahlreichen Kundenkreise be- 
sonders groß, und man ist bestrebt, die Kosten hierfür nach Mög- 
lichkeit zu verringern, Dieses ist jetzt, da die Papierpreise im Ver- 
gleich zu den anderen Materialpreissteigerungen eine gigantische 
Höhe erreicht haben und auch die Druckkosten beträchtlich ge- 
stiegen sind, m. E. zwingende Notwendigkeit. 


Ich habe es mir aber zur Aufgabe gestellt: 


A. ein direktes Einzugsverfahren für Gas und Elektrizität (u. U. 
Wasser), 


B. ein nicht direktes Einzugsverfahren für Wasser (u. U. Gas und 
Elektrizität) 


mit geringem Formularverbrauch und wenig Schreibarbeit mit mög- 
a Vermeidung mehrmaligen Schreibens derselben Zahlen zu 
schaffen. 


Beide Verfahren sind gesetzlich geschützt. 


A. Direktes Einzugsverfahren. 


Der Einkassierer erhält täglich die Anzahl der zu erledigenden 
Ableserechnungsblätter für Gas und Elektrizität in einer Klemm- 
mappe. (Diese Ableserechnungsblätter sind Doppelblätter. Ein 
Blatt ist das Ableseblatt und reicht für 2 Jahre. Das andere ist das 
Rechnungsblatt und ist zum Abtrennen der einzelnen Monatsrech- 
nungen perforiert.) Er liest die Messer ab, trägt Stand und Ver- 
brauch ein, stellt an Hand einer Preistabelle den entsprechenden 
Rechnungsbetrag fest, schreibt diesen auch ein und fordert darn so- 
fort das Geld. Bei Zahlungsleistung quittiert er, trennt die Rech- 
nung ab und übergibt sie dem Kunden. Bei Nichtzahlung füllt er 
einen gedruckten Zahlungsaufforderungszettel mit Angabe der Ver- 


brauchsmenge und des Rechnungsbetrages aus. In diesem Falle muß 
der Verbraucher innerhalb einer Woche für Begleich an der Kasse 
oder Überweisung sorgen. Tut er das nicht, dann erfolgt am 8. Tage 
eine nochmalige Aufforderung zur Zahlung durch einen anderen 
Einkassierer. Hierfür wird ein Einziehungskostenbetrag erhoben. 
Wenn wieder keine Zahlung zu erlangen ist, kann u. U. sofort abge- 
sperrt werden. 


Die Einkassierer liefern das Geld täglich ab. Die Berechnungs- 
abteilung trägt sofort die Zahlen der Ableserechnungsblätter in die 
Verbraucherlisten, und zwar die bezahlten und die restlichen Be- 
träge in besondere Spalten nebeneinander. Die Summe der bezahlten 
Beträge muß mit dem abgelieferten Geldbetrag des Einkassierers 
übereinstimmen, und diese zuzüglich der Restsumme muß dem Ge- 
samtverbrauch entsprechen und schließlich dieser mit der Differenz- 
zahl der Summe der Stände zwischen dem letzten und vorletzten 
Monat übereinstimmen, 


Die hauptsächlichsten Vorteile des Verfahrens sind folgende: 


1. Die Papier- und Druckkosten für Rechnungsformulare usw. be- 
tragen einen Bruchteil der bisherigen. 

2. Wesentliche Verringerung der Schreibarbeit, da Namen, Beruf, 

Straße, Hausnummer auf das Ableseblatt und für die 12 Monats- 

rechnungen zusammen nur einmal geschrieben werden und 

die Eintragung der Zahlen auf Ablese- und Rechnungsblatt mit 

einer Durchschrift erfolgt. 

Kein Schreibfehler, völlige Übereinstimmung der Zahlen auf 

Ablese- und Rechnungsblatt. 

Sicherheit gegen etwaige Unkorrektheiten. ` 

Geringe Ausfälle. 

Zinsgewinn durch früheren Geldeingang. 


Beim Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerk Wismar erledigt ein 
Einkassierer (früher Hofarbeiter) täglich 70 bis 75 Gas- und Elek- 
trizitätsmesser zusammen, Dabei hat er Gasabzähler, die Gasbe- 
rechnung an Minderbemiittelte, die eine Teilmenge ihres Verbrauchs 
zu verschieden ermäßigten Preisen erhalten, und Zeitstundenabzäh- 
ler für Elektrizität mit Verbrauchsumrechnung zu berücksichtigen. 


Früher waren hier 30 % Nichtzahler, jetzt 8 bis 9 % und 
weniger. 


B. Dasindirekte Einzugsverfahren. 


Das direkte Einzugsverfahren wird für Wasser nicht geeig- 
net sein, da sich wegen des ungünstigen Standortes der Wasser- 
messer und bei der Berechnung des Verbrauchs oft Schwierigkeiten 
ergeben. Es wird also mit einem Arbeitsgang abgelesen, dann 
Rechnungen wie bisher im Bureau ausgestellt, und mit einem zwei- 
ten Arbeitsgang kassiert. Das Berechnungsverfahren gestaltet sich 
folgendermaßen: Die Eintragung des Verbrauchs in die 'Verbrau- 
cherliste, die Ausschreibung. der Rechnung sowie der Einzugsliste 


Mk. Pf. 


Seite gleicher Vordruck für Januar—Novempber. 


......... Straße Ntr.......... 
1922 Tag Stand Verbrauch Einh.-Preis 
| Kwatd. Kustd. 
i | | 
| 
Dezbr. Ä | 
1: 
2. ” ` A r 
Ilerrn 
Frau rer re ie ea eg Be En ar en an A HD se Ber BE FI iiai ER ER TEE er er Er EB 


Firma 


Einh.-Preis 


Verbrauch 


| Tax Stand 


Aa EAEE ee ee E A a R a Ea: 


Kwstd 


Elektr.- 
Rechnung 
Dezember 

1922 


EAT E aai = AE ANE I N EAA NE: PERTE EESE TEE TEAN 


„ das 2. Jahr. 


EHRT RATE ATTERSEE Fee a a ae Fee ea an dee ea in asian 


Kasse d. Städt. Gas-, Wasser- u. Elektr.-Werke. 


Einkassierer....... nn nn 


3. Seite. 


P But ge nn 


28. September 1922. Elektrotechnische 


Städt. Gas-, Wasser- und Elektrizitäts-Werke. 
Letzte Ablesung cbm Mk. 


Rechnung 
Wasserverbrauch 
III. Vierteljahr 1922 


' i 
nikta 
' G 
eak Ari 
v4 1 


oa ' 
1 t L 
Ewe a g 


Betrag erhalten, Wismar,den.___............... 
Kasse der Städt. Gas-, Wasser- und Elektrizitäts-Werke. 
Einkassierer:........... RUE REES EEE eat 
(Gesetzlich geschützt.) 


Das Formular enthält 3 weitere perforierte Vordrucke für die anderen 
3 Vierteljahre. 


Zeitschrift. 1922. Heit 39. 


1211 


erfolgen mit einer Durchschrift, und zwar erscheinen auf der Koneu- 
mentenliste und der Rechnung die Zahlen des Messerstandes, Ver- 
brauch, Einheitsbetrag und Rechnungsbetrag, und auf der Einzugs- 
liste nur der einzuziehende Rechnungsbetrag. 

Das Rechnungsformular reicht für 1 Jahr aus, dasselbe ist per- 
foriert und die einzelnen Rechnungen abtrennbar. Namen, Beruf, 
Straße und Hausnummer des Konsumenten werden nur einmal 
für sämtliche Rechnungen des Jahres geschrieben. Die Einzelliste 
(Foliogröße) ist so eingerichtet, daß eine Zeile zweier Seiten für 
die Eintragung eines Verbrauchs für vier Jahre reichen. Der Pa- 
pierverbrauch und die Druckkosten sind auch hierbei sehr gering. 
Besonders aber ist die Schreibarbeit ganz erheblich vermindert und 
auf ein Mindestmaß herabgesetzt. Abschreibefehler sind ausge- 
schlossen. 

Dieses Verfahren läßt sich auch für die Berechnung von Gas- 
und Elektrizität anwenden, wenn man von der Einführung des 
direkten Einzugs absehen will. 


RUNDSCHAU. 


Leitungsbau. 


Versuche mit Kurzschlußketten für Freileitungen. — Die zur 
Sicherung des Arbeiterpersonales bei Arbeiten an Hoch- 
spannungsleitungen in der Regel angewendeten Kurzschlußketten 
entsprechen vielfach nicht allen Anforderungen; sie bieten einer- 
seits einen zu großen Widerstand, anderseits haben sie auch 
keine ausreichende Stromkapazität. A. Herz hat mehrere 


A Maschinenkette. 0,37 kg/m, ?/s‘ Glie 
der, blankes Eisen. 

Maschinenkette, 1,78 kg/m, 1!/2” Glie- 
der. blankes Eisen. 

Sicherheitskette, 0,19 kg/m, 1/2” Glie- 
der, verzinktes Eisen. 

Maschinenkette, 0,24 kg/m, !%,6° Glie- 
der, mit Kupfer dünn plattiert. 

Kette wie A, jedoch stark mit 
Kupfer plattiert. 


y ydaw 


15 Kette wie D. jedoch stark mit 
È i Kupfer plattiert. 
S” a Unbestimmter Widerstand unter Ge- 
873 wichtswirkung allein 25 2 bei 
Ì 9 kg Zug. 
N | b Unbestimmter Widerstand unter Ge- 
Å 77 wichtswirkung allein. 
Ss,“ 

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o 0 20 30 0 © 60 70 Q 

on Zug n Ag. 
Abb. 1. Abhängigkeit von Kettenwiderstand und Zug 
(Mittelwerte bei 145 cm Kettenlänge). 


Kettenarten in bezug auf ihre Stromaufnahmefähigkeit, die Ab- 
hängigkeit des Widerstandes von der mechanischen Belastung 
der Ketten und den Einfluß von gegen die Witterungsunbilden 
schützenden Überzügen eingehend untersucht‘). Bei Durchfüh- 
rung dieser Versuche wurde zunächst die auffallende Tatsache 
festgestellt, daß die Verzinkung die Stromaufnahmefähigkeit 
wesentlich vermindert; die Kette erwärmt sich schon bei ver- 
hältnismäßig geringen Stromstärken, und die Glieder lösen sich 
auf. Diese Erscheinung erklärt sich durch den Umstand, daß das 
Zink sich schon bei einer verhältnismäßig niedrigen Temperatur 
entzündet und durch das abbrennende Zink das Eisen selbst so 
weit erhitzt wird, daß die Kette sich löst. Es konnte auch eine 
sehr große Abhängigkeit des Widerstandes von der Art der sich 
berührenden Metalle und vom Zug, welcher auf die Kette aus- 
gebt wird, festgestellt werden. Dies deutet darauf, daß der 
größte Teil des Widerstandes an der Berührungsstelle der ein- 
zelnen Kettenglieder auftritt und dieser Übergangswiderstand 
naturgemäß um so geringer ist, mit je größerem Druck die 
Glieder gegeneinander gepreßt werden. So betrug z. B. bei 
einer bestimmten Kettenart der Widerstand des untersuchten 
Stückes 0,8 Q bei 45 kg Zug; derselbe fiel auf den 16. Teil, wenn 


1) „Electrical World“, Bd. 79, 1922, S. 177. 


die Kettenglieder an den sich berührenden Flächen mit Kupfer 
plattiert wurden; sie betrug aber auch nur 0,5 Q ohne Plattierung 
bei Erhöhung des Zuges auf 90 kg bzw. 0,05 Q bei 90 kg Zug 
und Plattierung der Berührungsflächen. Die Ergebnisse dieser 
Versuche sind in Abb. 1 in Kurvenform dargestellt. Die Kurven 
zeigen klar die große Abhängigkeit des Widerstandes vom Zug 
und von der Art der Berührungsflächen. Die Stromaufnahmefähig- 
keit wurde an 23 cm langen Kettenstücken, welche einem Zug von 
27 kg unterworfen wurden, festgestellt und ergab folgendes: Die 
Kette A hat sich unter 300 A Belastung nach 2 min 29 sek gelöst, die 
Kette B nach Verlauf von 5 min bei Belastung mit 240 A, bzw. von 


1min 5s bei Belastung mit 300 A. Die Kette C hat 180 A während 


5 min, 300 A während 48 sek und 1400 A während 1,2 sek ertragen; 
die Kette D hat sich nach 39 sek geöffnet, wenn sie mit 290 A be- 
lastet wurde und ertrug eine Belastung von 1750 A während 4 sek. 

Auf Grund dieser Versuche wurde die allgemeine Verwen- 
dung der Kette D als normale Kurzschlußkette beschlossen; diese 
entspricht am besten allen Anforderungen, welche vom Standpunkte 
der Sicherheit, Leichtigkeit und Stromkapazität gestellt werden 
müssen. Sie wird gewöhnlich in Längen von 7,5 m benutzt, welche 
mit Rücksicht darauf, daß die in Betracht kommende Leitungs- 
anlage mit Spitzenseil ausgerüstet ist und dieses für die Erduhg 
herangezogen werden kann, ausreicht. Wenn längere Ketten be- 
nötigt werden, z. B. wo ein Spitzenseil fehlt, können mehrere solche 
Ketten, welche dann mit starkem Kupferdraht miteinander zu ver- 
binden sind, verwendet werden. Bp. 


Zulässige Betriebstemperaturen bei Niederspannungskabeln 
mit imprägnierter Papierisolation.e D. W. Roper geht bei 
seinen Untersuchungen aus von einem konzentrischen Zweileiter- 
Niederspannungs-Gleichstrom-Speisekabel in Chicago, welches mit 
imprägnierter Papierisolation ausgestattet ist und 3 Prüfdrähte, 
verbunden mit den äußeren Leitern, eingepreßt enthält. Der Quer- 
schnitt dieser Kabel beträgt 506,7 mm?. Die Kabel wurden in- 
folge der Versorgung ungleichmäßig arbeitender Fabriken teil- 
weise stark überlastet. Es wurden deshalb Temperaturmessungen 
vorgenommen durch Messung der Widerstandsänderungen deı 
Prüfdrähte. Man erhielt so die Erwärmung des äußeren Leiters, 
welche ungefähr 8 bis 10° niedriger war als die des Kabel- 
inneren. Die ermittelte Temperatur betrug rund 100°. Zum Ver- 
gleich wurde ein Thermometer in das angeschnittene Kabel ein- 
geführt und der Erwärmungsgrad auch auf diese Weise gemessen. 
Das Ergebnis war dasselbe. Dann wurde auch an einem neuen 
Stück Kabel bei derselben Belastung der gleiche Erwärmungsgrad 
gefunden. Einige Monate später wurden diese Kabel noch um 
10% höher belastet. Temperaturmessungen sind in diesem Falle 
nicht angestellt worden, jedoch ergab die Prüfung bei einer späte- 
ren Verlegung der Kabel, daß die Isolation nicht ‘gelitten hatte. 
Ähnliche Ergebnisse zeigen die Untersuchungen von Clark 
und Shanklin über Hochspannungs-Einleiterkabel!). Diese 
geben auf Grund einer großen Anzahl von Beobachtungen an, 
daß man für eine Höchsttemperatur des Kupferleiters von 100 
ein Einleiterkabel von 506,7 mm? Querschnitt mit 1110 A belasten 
kann, einen Querschnitt von 760,05 mm? mit 1360 A und bei kon- 


zentrischen Kabeln einen Querschnitt von 506,7 mm? mit 7% A. 


Die Untersuchungen Ropers an den Chicagoer Niederspan- 
nungskabeln haben ergeben, daß diese Werte während zweier 
Wintermonate mehrere Stunden jede Nacht erheblich überschrit- 
ten wurden. Es wurde die Temperatur nach der Methode von 
Atkinson?) aus der Lufttemperatur der Kabelkanäle und aus der 
Belastung ermittelt. Nach der verminderten Belastung am Sonn- 
abend nachmittag und während des Sonntags war am Montag 
morgen die Temperatur des Speisekabels am niedrigsten. Sie 
stieg dann allmählich bis Freitag auf ihren Höchstwert an. Jeden- 
falls überschritt sie den Betrag von 105° in den Wintermonaten 


1) „Journ. Am. Inst. El. Eng.“ Bd. 38, S. 944. 
2) „Journ. Am. Inst EI. Eng.“ Sept. 19:0. 


1212 


mehrere Stunden am Tage. In der Nähe der Unterstationen, wo 
20 bis 24 Kabel in Kanälen liegen, wurden Lufttemperaturen von 
annähernd 100° für kurze Zeit festgestellt, besonders am Freitag 
nachmittag während 2 bis 3 Monaten im Dezember. Nach Atkin- 
sonscher Berechnungsweise ergeben sich hier Erwärmungen des 
inneren Kabelleiters von ungefähr 200°. Die Untersuchung eines 
solchen konzentrischen Kabels zeigte, daß ungefähr 20 cm von 
der Mündung des Kanals ein Loch von 25 mm Durchmesser im 
Bleimantel des Kabels vorhanden war. Hier war das Papier 
schwarz und brüchig und zerfiel bei Berührung. 9 m von dieser 
Stelle hatte das Papier eine bräunliche Färbung, war noch gut 
mit Imprägniermasse getränkt, hatte aber einen Teil seiner 
Festigkeit. eingebüßt. 
Erwärmung des Kupferleiters in einem Niederspannungskabel 
über 180° hinaus die Papierisolation zerstört, und daß diese 
Schäden größer werden, wenn der Bleimantel Löcher hat. Während 
des letzten Jahres wurden konzentrische Kabel verlegt, die unter 
ständiger Kontrolle standen und oft Kupfertemperaturen von mehr 
als 105° erreichten. Die Isolation wurde in gutem Zustand be- 
funden. Jedenfalls hat die Zeit, während welcher die höchste 
Erwärmung vorhanden war, einen Haupteinfluß. Kurzzeitige Ein- 
wirkungen auf den Bleimantel, selbst bis 300°, schaden noch nicht. 
war als zweckmäßig erachtet, eine Erwärmungsgrenze 
festzulegen, bei welcher unter der Voraussetzung einer dauern- 
den Einwirkung keine Beschädigung der Isolation stattfindet. 
Diese Grenze liegt nach den Chicagoer Ermittlungen bei ungefähr 
110°. Weiter wird ein Temperaturwert angegeben, über welchen 
hinaus bei andauernder Einwirkung die Isolation Schaden er- 
leidet. Diese Grenze befindet sich bei ungefähr 180°. Inwieweit 
die Stufen zwischen 110 und 180° entsprechenden Belastungen 
und den Belastungszeiten auf die Papierisolation einwirken, 
müßte zweckmäßig durch weitere Untersuchungen festgestellt 
werden. (,„Journ. Am. Inst. El. Eng.”, Bd. 40, 1921, S. 201.) 


Dr. Bültemann. 


Elektromaschinenbau. 


Verringerung des einseitigen magnetischen Zuges in elektri- 
schen Maschinen. — A. M. Dudley gibt in „The Electric Journal“ 
Bd. 19, 1922, S. 31—40, eine anschauliche Darstellung der bekannten 
Bedingungen für das Auftreten einseitiger magnetischer Zugkräfte 


in elektrischen Maschinen, die insbesondere bei Motoren mit klci- 


nem Luftspalt zu starker Abnutzung der Lager und schließlich zum 
Schleifen des Ankers führen können. Er bespricht sodann Wick- 
lungsanordnungen, die eine stärkere Ungleichheit der Flußvertei- 
lung trotz ungleichen Luftspaltes nicht aufkommen lassen, weil sie 
das Auftreten von Ausgleichströmen ermöglichen, die ihre Ursache, 
die ungleiche Flußverteilung, zum weitaus größten Teile beseitigen. 
Bei mehrpoligen Gleichstrommaschinen tritt diese Wirkung ohne 
weiteres ein, wenn der Anker eine Parallelwicklung hat, u. zw. am 
wirksamsten, wenn diese mit Äquipotentialverbindungen ausge- 
rüstet ist. Bei der gewöhnlichen Drehstrom-Sternwicklung (Abb. 2) 


Phasenanfang 


Sternpunki j 
Abh. 3. 


Abb. 2. 


können solche Ausgleichströme nicht auftreten, wohl aber bei Par- 
allelschaltung zweier Gruppen in jeder Phase in der durch Abb. 3 
zekennzeichneten Weise. Nicht jede Art der Parallelschaltung er- 
füllt aber die Bedingung der selbsttätigen Korrektur ungleicher 
Flußverteilung. Betrachtet man beispielsweise die Anordnung 
Abb. 4, so erkennt man ihre Unwirksamkeit für den genannten 


Zweck. Wie bei Gleichstrommaschinen, so kann man auch bei Dreh-. 


stromwicklungen mit parallelen Zweigen durch Anordnung von 
Ausgleichverbindungen die Wirkung steigern. Es genügt zur Kor- 
rektur der Flußverteilung, wenn entweder die Ständer- oder die 
Läufe: wicklung eine zur Unterdrückung magnetischer Unsymme- 
trieen geeignete Wicklung besitzt. Daher ist bei Maschinen mit 
Käfigankır keine besondere Maßnahme erforderlich, denn dieser er- 
füllt die Bedingung in sehr vollkommener Weise. Dieser Umstand 
ist wohl als einer der Gründe für die Beliebtheit der Käfiganker- 
motoren anzusehen. Dudley betont zum Schluß, daß man seine Aus- 
führungen nicht so auszulegen habe, als ob in allen Maschinen eine 
gefährliche Tendenz zur Entwicklung einseitiger magnetischer Zag- 
kräfte vorläge. Im allgemeinen werden die Größe des Luftspaltes 


Roper kommt zu dem Ergebnis, daß eine 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39. 


-~ 


28. September 1922. 


sowie die Abmessungen der Welle und der übrigen Konstruktions- 
teile so gewählt, und ist die Genauigkeit der Werkstattsarbeit eine 
so hohe, daß besondere Vorsichtsmaßregeln nur in seltenen Fälicn 
erforderlich sind. Pohl. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Ein Wechselstromkompensator mit Vakuumröhre. — Bei der 
Untersuchung vieler Probleme der Telephonie und Akustik ist es 
nötig, sehr kleine Spannungen über einen großen Frequenzbereich 
zu messen. Dabei ist die Verwendung von Kompensatoren sehr er- 
wünscht, aber die durch magnetische Streufelder eisenloser Induk- 
tionsspulen erzeugten elektromotorischen Kräfte und die Streu- 
ströme, die durch die verteilten Spulenkapazitäten oder die Teil- 
kapazitäten gegen Erde in den verschiedenen Zweigen der Strom- 
kreise fließen, schließen die Verwendung der üblichen Kompensator- 
typen von vornherein aus. Deshalb gibt der Verfasser einen Kon- 
pensator neuer Form an, der in dem Frequenzbereich 60 bis 14 000 
Per/s gut brauchbar ist. Die erforderliche Wechselenergie ist so 
gering, daß ein kleiner Elektronenröhrengenerator als Wechsel- 
stromquelle verwandt werden kann. Die Ablesungen des Apparates 
geben unmittelbar Spannung und Phase der gemessenen EMK. 

Das wesentlich neue des Kompensators ist die Verwendung von 
Elektronenröhren, nicht nur als Verstärker, sondern auch als Ven- 
tilelemente zur Verhinderung unerwünschter Rückwirkung be- 
stimmter Teile des Stromkreises auf andere. Ferner wurden be- 
sondere Vorkehrungen getroffen, die Wirkung magnetischer Streu- 
felder und kapazitiver Streuströme auf ein Minimum zu beschrän- 
ken. Als Hilfsapparate wurden ein Wechselstromdifferentialgalva- 
nometer und ein Phasenschieberwiderstand konstruiert. Die Mes- 
sungen erfolgen durch einfache Einstellungen. 


Cı 


k 


F 


00.000 


e 


(AAAA) 


Abb. 5. 


Abb. 5 zeigt den gesamten Stromkreis. V, Və, Va sind Elek- 
tronenröhren mit 3 Elektroden. Die Sekundärspule des Transfor- 
mators T, ist mit dem Kondensator C und dem Widerstand Re in 
Reihe geschaltet. Der Gitterkreis der Röhre V, liegt am Konden- 
sator C und der der Röhre Və am Widerstand Re. Die Anodenkreise 
der beiden Röhren sind mit den beiden Transformatoren T, und T, 
verbunden, deren Sekundärwicklungen an den beiden gleichen 
Widerständen R, und R, liegen. Mit Hilfe der Gleitkontakte k, und 
ka sind Teile der Widerstände R, und R, in Nebenschluß zu dem 
Gitterkreis einer dritten Röhre gelegt. Der Anodenkreis dieser 
Röhre wirkt auf einen Transformator, dessen Sekundärwicklung 
mit dem Schleifdraht R des Kompensators verbunden ist. T ist ent- 
weder ein Telephonempfänger oder ein Vibrationsgalvanometer 
oder das im folgenden beschriebene Wechselstromdifferentialgalva- 
nometer und gibt an, wann der Potentialabfall zwischen d und k 
dieselbe Größe und Phase wie die unbekannte E. K. Vz hat. 

Die gesamten Teile sind in einem Holzkasten mit Hartgummi- 
deckel untergebracht, auf dem sich die verschiedenen Schaltgriffe 
und Teilungen befinden. 

Der Verfasser gibt sodann eine Theorie der Wirkungsweise des 
Kompensators und die Konstruktion eines Phasenschieberwider- 
standes, deren Wiedergabe zu weit führen würde. 


7 p 


ELISE 


IT LIN T U 
IIISSEIOSSO 


Weiter wird ein Wechselstromdifferentialgalvanometer nach 
dem Prinzip der Abb. 6 und 7 näher beschrieben. An dem Gehäuse 
B des Galvanometers sind zwei kleine Transformatoren mit den 
Primärwicklungen D, und D; angebracht. Die sekundären Wick- 
lungen bestehen aus den Kurzschlußringen S, und S aus Aluminium. 


28. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 39. 


1213 


Diese sind durch den Stab A fest miteinander verbunden und bilden 

mit dem Spiegel M das bei P aufgehängte bewegliche System. 
Wird eine Wechselspannung an eine der Primärspulen gelegt, 

so wird eine abstoßende Kraft zwischen diesen Spulen und der zu- 

gehörigen Sekundärwicklung 

erzeugt. Sind also die beiden 

Transformatoren völlig gleich 1 

und ist der Aufhängungspunkt 

P in der Mitte zwischen den 

Ringen S, und Sə, so bleibt das 

bewegliche System in Ruhe, so V2 

lange die an die beiden Primär- 

wicklungen gelegten Span- 

nungen gleiche Größe und 

Frequenz haben. Die Emp- 

findlichkeit des Apparates ist mehrmals größer als die entsprechen- 

der Hitzdrahtapparate, er kann ohne Schaden stark überlastet wer- 

den, und das bewegliche System besitzt eine kurze Schwingungs- 

dauer und starke Dämpfung. (E. C. Wente, „Journ. Am. Inst. El. 

Eng.” Bd. 40, 1921, S. 898.) G.-Sch. 


Abb. 7. 


Verkehr und Transport. 


Die Neuorganisation der Berliner Straßenbahnen. — Nachdem 
Dr.-Ing. Leonard Adler als Stadtbaurat für das Verkehrswesen 
der Stadt Berlin im Anfang des vorigen Jahres!) einen Überblick 
über die Neuorganisation der Berliner Straßenbahn gegeben hatte, 
konnte er in diesem Jahre?) bereits über die erzielten Erfolge im 
einzelnen berichten. Während die finanzielle Lage der vereinigten 
Straßenbahnen und der Stadtgemeinde kostspielige Neubauten und 
Beschaffungen, die in der Kriegs- und Nachkriegszeit erforderlicn 
geworden sind, verbietet, gibt der Zusammenschluß Mittel zur He- 
bung der Wirtschaftlichkeit durch Zusammenfassung, Ver- 
einheitlichung und Vereinfachung des Betrie- 
bes und der Verwaltung; es konnte die Zahl der beschäftigten 
Arbeiter um 3000 verringert werden. Die ZahlderMotortypen, 
die bei der früheren Großen Berliner Straßenbahn nur 3 betrug, 
wuchs durch den Zusammenschluß auf 33 und konnte inzwischen 
wieder auf 20 verringert werden. Die Leistung der alten Motoren 
wird im allgemeinen als zu schwach erkannt, doch ist die Beschaf- 
fung von neuzeitlichen starken Motoren aus finanziellen Gründen 
zurzeit nicht möglich. Man mußte sich daher darauf beschränken, 
durch Schaffung von Ventilationsöffnungen in den Motorgehäusen, 
Verwendung besserer Bürstenhalter, Einführung von dauerhafte- 
rem Lagermaterial, von Kugel- und Rollenlagern, Verbesserungen 
herbeizuführen. An einer Anzahl neu beschaffter Wagen Konnte 
der Vorteil stärkerer Motoren mit Luftkühlung bewiesen werden. 

Zur Hebung der Ausbildung des Personals dienen 
Schlosser- und Fahrerschulen mit reichem neuzeitlichen An- 
schauungsmaterial. 

Für die Stromversorgung der Wagen findet nur noch Oberlei- 
tung Verwendung; Akkumulatorenwagen und unterirdische Strom- 
zuführung werden nicht mehr benutzt. Die Frage, ob Kontakt- 
rolleoderSchleifenbügel konnte nicht allein nach tech- 
nischen Gesichtspunkten entschieden werden, sondern es mußten, 
da der Umbau des gesamten Netzes für Bügelbetrieb zu erhebliche 
kosten verursacht hätte, noch einige für Bügelbetrieb eingerichtete 
Strecken für Rollen umgeändert werden. Bei allen Neubauten wırd 
jedoch darauf geachtet, daß die Oberleitung für den etwa später 
einzuführenden Bügelbetrieb Verwendung finden kann. Bei den 
Bremsen entschied sich die Straßenbahn für die reine Kurz- 
schlußbremsung der Triebwagen. Die Anhängewagen werden für 
Solenoid- oder Kernbremsen eingerichtet. Die Bremskupplung 
wird einpolig ausgeführt. 

Für den Stadtverkehr eignen sich zweiachsige Triebwagen 
mit genügend großem Radstand besser als Drehgestellwagen wegen 
ihrer günstigeren Adhäsionsverhältnisse und geringeren Uuter- 
haltungskosten. Der Sitzplatz- und Türeinteilung wird besondere 
Aufmerksamkeit gewidmet. 

Für Gleisneubauten wird der Bettung in Steinpflaste- 
rung gegenüber Asphalt wegen der geringeren Herstellungs- und 
Unterhaltungskosten der Vorzug gegeben. Nach Möglichkeit soll 
die Verlegung der Gleise in eigenem Bahnkörper erfolgen. Bei In- 
standsetzungsarbeiten beschränkt man sich auf Auswechselung 
der schadhaften Stücke und Wiederverwendung noch brauchbarer 
wobei die verschiedenen Schweißverfahren gute Dienste 
eisten. 

Dem Verkehr wird von dem Berichterstatter besondere 
Aufmerksamkeit geschenkt. Es wird das Verhältnis der verschiede- 
nen Verkehrsmittel zueinander, ihre Beeinflussung durch wirt- 
schaftliche Vorgänge, Tages- und Jahreszeiten, Tarifbildung und 
besondere Ereignisse erläutert und durch Schaulinien beleuchtet. 
Die Verkehrsstatistik als Hilfsmittel zur Wirtschaftlichkeit wird 
herangezogen und gezeigt, daß durch Zusammenlegung und Ver- 
tettung von Linien Verbesserungen und Ersparnisse erzielt wer- 
den können, ohne daß hierzu umfangreiche Neubauten erforderlich 


bah 1) EKB. 1921, Heft 10. Dr. Adler, Der Neuaufbau der Berliner Straßen 
n. 


© „Glasera Annalen“ 1922, Bd. %, Nr. 1080, S, 221 bis 241. Dr. Adler, 
Gegenwart und Zukunft der Berliner Straßenb ahn. 


sind. Allerdings kommt die Ungunst der Zeiten auch darin zum 
Ausdruck, daß Einschränkungen des Verkehrs, Vergrößerung der 
Fahrtabstände zur Erzielung einer starken Platzausnutzung unter 
Umständen bis zur Überfüllung und Einziehung von Linien ın Kauf 
genommen werden mußten. 


In der anschließenden Aussprache wurde über Versuche mit 
verschiedenen Türanordnungen bei der Berliner 
Stadtbahn berichiet; ferner auch über die Möglichkeit eines 
späteren direkten Überganges von Verkehrsmitteln von einer Bahn 
zur anderen, welche dadurch gegeben ist, daß die Stadtbahn jetzi 
auch Gleichstrom verwenden will. 


Die allen, auch den nichtdeutschen Verkehrsunternehmen ge- 
meinsame Kapitalnot fand Erwähnung, sowie der Widerspruch 
zwischen dem privatwirtschaftlichen Interesse an einer Einnahme- 
steizerung durch Erhöhung der Tarife und einer im volks- 
wirtschaftlichen Interesse liegenden Billizkeit der Verkehrsmittel. 


Auch die Bedeutung der Kraftomnibusse, Omni- 
busse mit elektrischer Öberleitung und der Einmannwagen 
für den allgemeinen Verkehr, sowie die Verwendung optis:her 
Signale zur Regelung des Verkehrs wurden eingeliend besprochen. 

PF. 


Fernmeldetechnik. 


Zum Tode von Alexander Graham Bell.) Am 2. August 
1922 starb auf seinem Sommersitz bei Baddeck in New Scot- 
land Graham Bell. Mit seinem Auftreten begann die Ent- 
wicklung der Fernsprechtechnik und des Fernsprechverkehrs. Es 
erübrigt sich, an dieser Stelle über die Bedeutung unseres 
heutigen Fernsprechwesens zu reden. Der Anteil Graham Bells 
an der Geschichte dieses Verkehrsmittels ist ein sehr bedeutender. - 
Und doch ist Bell nicht der Erfinder des ‚„Telephons“. Als im Jahre 
1877 die erste Kunde von diesem wunderbaren Apparat aus Ame- 
rika zu uns kam, hatte man vergessen, daß schon viele Jahre vor- 
her der Lehrer Philipp Reis in Friedrichsdorf bei Homburg 
v. d. Höhe im Jahre 1860 das „Telephon“, wie er es nannte, in 
seiner wesentlichen Grundlage entdeckt hatte, Philipp Reis war 
der erste Mensch, der den Gedanken des elektrischen Fernsprechers 
in die Tat umgesetzt hat. Er tat alles, was er konnte, um die Auf- 
merksamkeit der wissenschaftlichen Welt auf sein Werk zu lenken: 
Er erstattete der Physikalischen Gesellschaft in Frankfurt a. M. 
dreimal, am 26. X. 1861, am 16. XI. 1861 und am 4. VII. 1863 Bericht 
über seinen Apparat und dessen Verbesserungen und führte ihn 
am 11. V. 1962 dem Freien deutschen Hochstift in Frankfurt a. M. 
und am 6. IX, 1863 dem Kaiser Franz Joseph von Österreich und 
dem König Max von Bayern gelegentlich eines Besuches in Frank- 
furt a. M. vor. Der deutsche Naturforschertag bekam 1863 in 
Stettin Kenntnis von Reis’ Erfindung durch einen Vortrag von 
Prof. Böttger, und am 21. IX. 1864 führte Reis persönlich sein 
„Telephon“ der in Gießen tagenden Naturforscherversammlung 
vor. Durch den Mechaniker Wilheim Albert in Frankfurt a. M. 
ließ er seinen Apparat herstellen und an Liebhaber verkaufen. Es 
nützte alles nichts. In Deutschland erkannte man die Bedeutung 
der Reisschen Erfindung nicht und hielt sie für eine interessante 
physikalische Spielerei ohne praktischen Wert, die bald in Ver- 
gessenheit geriet. Umso mehr beschäftigte man sich im Auslande 
mit dem Reisschen „Telephon“. 1862 war ein Reisscher Apparat 
in ein naturwissenschaftliches Institut nach Edinburgh gelangt 
und den Lehrern und Studenten der dortigen Universität und Hoch- 
schule vielfach vorgeführt worden. Im Jahre 1863 hat der Mecha- 
niker I, add in London von Reis eine Beschreibung des Telephons 
in englischer Sprache erhalten. Ein von Ladd mit dem Apparat 
bekanntgemachter Mechaniker Yeates in Dublin verbesserte den 
Apparat und führte ihn 1865 gelegentlich eines Vortrages vor der 
Philosophical Society zu Dublin vor. Prof. Hughes, der Er- 
finder des nach ihm benannten Telegraphenapparates, ließ sich von 
Reis dessen Apparate nach Petersburg schicken und führte sie 
gelegentlich eines Vortrages über Telegraphie dem Kaiser Alexan- 
der II. vor. In Amerika hatten Zeitschriften über das Reissche 
Telephon berichtet und Bilder der Apparate gebracht. Besonders 
Prof. Vander Weyde beschäftigte sich mit den Reisschen Ap- 
paraten. Im Jahre 1868 stellte er sie öffentlich aus. Er baute selbst 
einen neuen Geber, der sich von dem Reisschen nur in Kleinig- 
keiten unterschied. 1870 baute Van der Weyde einen neuen Emp- 
fangsapparat aus einem zweischenkligen Elektromagneten, vor 
dessen Polen ein an einem Resonanzkasten befestigter blattför- 
mizer Anker angebracht war. 


1) Quellenangabe: 


1. „Böttgers polytechnischer Notiz- 
blatt“ von 188, Nr.6. 2. F. Binder, Die elektrische Telegrapbie, Weimar 189. 
3. Silvanus Thompson. Philipp Reis, inventor of the telephore, London 
1833. 4. LGrawinkel, Telephonie und Mikrophonie, Berlin it. 5. „ETZ* 
1836, Heft9. 6. „Archiv f. Post u. an rie“ 1895, NS. 7.G. Hart- 
mann. Das Telephon. eine deutsche Erfindung, Frankfurt a. M. 1899. 8 J.Ruß- 
ner. Telegraphie u. Telephonie, Hannover 1502. 9. W. H. Sharp, im Scientific 
American vom 15. VII 1%5. 10. R.Hennig, Die Entwickelung der Telegrapbie 
und Telephonie, Leipzig 198. 11. F. Hamacher. Telegraphie u. Telephonie, 
Leipzig 199s. 12. Th. Karraß, Geschichte der elektrischen Telegraphie, Braun- 
schweig 1999. 13. H. N. Casson, The history of the telephone, Chicago 1910. 
14. H. Günther, Telegraphie u. Telephonie, Stuttgart 1911. 15. O. Grosse, 
40 Jahre Fernsprecher, Berlin 1917. 16. „Eleetrieian” vom 11. VIII 1922, S. 157. 


17. „Engeneering“ vom 11. VII. 19.2. 18. „Telegraphand Telephone 


Ag e, 102 Nr. 12 u. 16. 


1214 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 39. 


28. September 1922. 


Hiernach kann man wohl mit großer Wahrscheinlichkeit als 
sicher annehmen, daß Graham Bell die Versuche von Reis und 
Van der Weyde nicht unbekannt geblieben sind, zumal Bell gerade 
in den Jahren 1862/63 in Edinburgh und später in London studierte, 
in denen die Reisschen Apparate in beiden Städten bekanutgewor- 
den waren. 

Philipp Reis starb, 40 Jahre alt, 1874, ohne daß seine Erfindung 
einen Schritt nach vorwärts gemacht hätte. In Graham Bell und 
seinen Mitarbeitern erstanden ihm die Männer, von denen er kurz 
vor seinem Tode ahnungsvoll äußerte, „daß er der Welt den Weg 
zu einer 'großen Erfindung gezeigt habe, nun aber anderen über- 
lassen müsse, denselben zu verfolgen.” 

Graham Bell wurde am 3. März 1847 in Edinburgh geboren. 
1862/63 studierte er in Edinburgh, später in London. 1870 ging er 
nach Kanada, 1872 wurde er Professor der Physiologie der Sprach- 
werkzeuge in Boston. In den Jahren 1872—1875 beschäftigte er sich 
damit, mehrere Telegramme auf einer Leitung dadurch gleichzeitig 
in Morsezeichen zu befördern, daß verschieden hohe Töne mittels 
der Elektrizität in die Ferne übertragen werden sollten. Daneben 
suchte er einen Apparat zu konstruieren, mit dem er die Schwin- 
gungen der Luft sichtbar machen und seinen Schülern (er war da- 
mals Taubstummenlehrer) die Lautbildung zeigen könnte. Hierzu 
beschäftigte er sich eingehend mit der Lehre von den Schallempfin- 
dungen und namentlich mit den wichtigen Untersuchungen von 
Helmholtz über die Vokalklänge Dabei kam er auf den Ge- 
danken, daß verschiedene Klänge oder Töne ihrer Höhe nach mit 
Hilfe des elektrischen Stromes würden wiedergegeben werden 
können, wenn die Stromstärke der Zahl nach ebensoviele Änderun- 
gen zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Werte in der 
gleichen Zeit erfahren würde, wie die Schwingungszahlen der Töne 
angeben, und ihrer Stärke und Klangfarbe nach, wenn die Strom- 
stärke der Amplitude der Schallschwingungen entsprechend zu- 
oder abnehmen würde. Er sah bald ein, daß abwechselnd ge- 
schlossene und geöffnete Ströme die angegebenen Eigenschaften 
nicht haben. Dagegen erkannte er, daß Induktionsströme wohl ge- 
eignet sein würden, den gestellten Forderungen zu genügen. Seinen 
ersten Apparat zur elektrischen Übermittlung von musikalischen 
Tönen und Sprachlauten konstruierte Bell im Jahre 1875 und mel- 
dete ihn am 14. II. 1876 zum Patente an. Das Patent wurde ihm am 
7. III. 1876, wenige Tage nach seinem 29. Geburtstage, unter Nr. 


174 465 erteilt. Merkwürdigerweise meldete auch Elisha Gray - 


am selben Tage ein Patent auf ein Instrument an, das Töne auf 
elektrischem Wege zu übermitteln vermochte (Die sich in der 
Folge anschließenden Patentstreitigkeiten will ich hier übergehen.) 


So fiel dem Glückskinde Graham Bell, der vor 1876 eine tele- 
phonische Übertragung der menschlichen Stimme ernstlich nicht 
im Auge gehabt.hatte, fast ohne sein Zutun in den Schoß, was seine 
zielbewußten und weitschauenden Vorgänger trotz emsigster Be- 
mühungen nicht hatten erreichen können. Seinen patentierten Ap- 
parat stellte er im Sommer 1876 auf der Jubiläumsausstellung in 
Philadelphia aus. Die Erfindung erregte hier vielfach Interesse. 
Er verbesserte seinen Apparat, und am 10, VIII. 1876 stellte er die 
erste 8 km lange Telephonliaıe zwischen Brantford und dem Mount 
Pleasant her. Am 9. X. 1876 sprach man von Boston nach Cambridge 
(Mass.), am 26. XI. 1876 von Salem (Mass.) nach Boston, 29 km weit. 
Daneben liefen erfolgreiche Versuche von Elisha Gray. Am 4. IV. 
1877 wurde dann die erste für den dauernden praktischen Gebrauch 
bestimmte Telephonlinie Bellschen Systems dem Betrieb übergeben. 
Es folgten andere Linien; es gelang Bell, immer weitere Kreise für 
seine Erfindung zu interessieren. So gelangte die Kunde von seiner 
Erfindung nach Deutschland, wo sıe ıhre erste Verwendung im 
öffentlichen Nachrichtendienste durch den Generalpostmeister Dr. 
Stephan fand, der mit grobem Weitblick und zäher Energie 
daran ging, das Fernsprechwesen immer weiter auszugestalten. 


Graham Bell ist wänrend seines Jangen Lebens auch weiterhin 
wissenschaftlich tätig gewesen. Im Jahre 1914 wurde er mit der 
Edison-Medaille ausgezeichnet. Mit seinem Tode verliert die Welt 
einen Mann, dessen Name ebenso wie der seines Vorgängers Philipp 
Reis untrennbar mit der Geschichte des Fernsprechers verbun- 
den ist. An. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Kohlenstaubfeuerung für kleine Anlagen. — Die Erie City 
Iron Works bauen eine Einrichtung für Kohlenstaubfeuerung, die 
infolge der Verringerung der Anlage- und sonstiger Aufbereitungs- 
kosten gegenüber den üblichen Zentralanlasen auch für kleinere 
Werke wirtschaftlich sein soll. Zur Aufbereitung dient eine 
Seymour-Mühle, ein Schnelläufer mit Schlagleisten und Wind- 
sichtung; sie verarbeitet Kohle von 40 mm Korngröße abwärts 
und sitzt mit dem Ventilator, der die gesamte Verbrennungsluft 
mit dem Staub vermischt direkt in den Brenner fördert, auf einer 
Welle und in einem Gehäuse. Infolge sofortiger Verbrennung 
kann die Trocknung wegfallen. Kohlen- und Luftzufuhr sind ge- 
trennt regelbar; Kraftverbrauch angeblich 20 kWh/t Kohle. Zur 
Vermeidung zu hoher Erhitzung der Schamotte-Ausmauerung des 
Feuerraums sind unmittelbar hinter dieser Woasserrohre ange- 
bracht, die mit beiden Wasserkammern in Verbindung stehen, so 
daß in ihnen Wasserumlauf stattfindet; der Boden des Feuer- 
raums besteht aus ebensolchen, mit Schamotteplatten abge- 


deckten Rohren; durch eine Öffnung fließt die Schlacke in den 
darunter befindlichen Sammelraum. Diese Kühlung wirkt so gut, 
daß ohne Gefahr für die feuerfeste Auskleidung der Luftüber- 
schuß auf 5 bis 10 % herabgesetzt werden kann mit entsprechender 
Erhöhung der Flammentemperatur. Es werden auch Versuchs- 
zahlen mitgeteilt. 

Es wird noch die Möglichkeit erwähnt, das Mauerwerk mittels 
eingebauter Luftkanäle zu kühlen; die erwärmte Luft könnte als 
Zusatzluft dienen. Mit dieser Kohlenmühle nebst Brenner wurden 
mehrfach Flammrohr-Rauchrohrkessel ausgerüstet, die damit 
74 bis 75% Wirkungsgrad ergaben. Mit Rostfeuerung sollen die- 
selben nur 50 % erreicht haben. Zum Anheizen wird der Feuer- 
raum durch Ölbrenner oder Holzfeuer auf Glut gebracht, dann 
erfolgt die Zündung mittels brennender ölgetränkter Putzwolle. 

Angaben über Mahlfeinheit, Feuerraumgröße, Feuertempe- 
ratur, Gehalt der Flugasche an Verbrennlichem fehlen. Berech- 
tigtem Zweifel dürfte die Angabe begegnen, daß bei 89% 
Feuchtigkeit der Kohle 81% Wirkungsgrad erreicht wurden; 
3 bis höchstens 5 % hat sich sonst als obere Grenze der zulässigen 
Feuchtigkeit für ordnungsmäßige Verbrennung von Steinkohlen- 
staub ergeben. Das Einblasen der gesamten Verbrennungsluft mit 
dem Staub verlangt zur Vermeidung eines Zurückschlagens der 
Flamme große Einblasegeschwindigkeit und diese langen 
Flammenweg. Die für die geringe Kesselbelastung hohe Abgas- 
temperatur läßt auf größeren Luftüberschuß schließen. Eine 
einfache Rechnung zeigt, daß die mittels Wasserrohrkühlung 
erzielbare Temperaturerniedrigung der Feuerrauminnenwand 
höchstens 50° C betragen kann; dafür verteuert das Kühlrohr- 
system den Kessel ganz bedeutend und kommt für Umstellung 
vorhandener Kessel auf Kohlenstaubfeuerung, für die sich im 
übrigen bei vorhandenem Platz für den Feuerraum die Einrich- 
tung eignet, nicht in Betracht. (Power v. 27. XII., 1922, S. 1016.) 


Dy. 
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Internationale Messekonferenz in Helsingfors 1922. — Im Zu- 
sammenhang mit dem 14. Esperanto-Weltkongreß hat im August in 
Helsingfors eine internationale Messekonferenz 
stattgefunden, bei der, z. T. inoffiziell, aus Deutschland Leipzig 
und Frankfurta. M., aus Schweden Malmö und Goten- 
burg, aus der Schweiz Basel, aus Spanien Valencia, aus 
Frankreich Paris und Lyon, aus Italien Padua, aus der 
Tschechoslowakei Reichenberg und Prag, aus Südslawien 
Agram, aus Polen Lemberg, aus Ungarn Budapest und 
aus Finnland selbst Helsingfors vertreten waren. Es fehlten 
also u. a., von Breslau, Königsberg, Wien und Graz abgesehen, 
London, Birmingham, Utrecht, Brüssel, Barcelona, Mailand usw. 
Der wichtigste Gegenstand der Tagesordnung, nämlich die Grün- 
dung eines internationalen Messeverbandes oder die anderweitige 
Festlegung gemeinsamer Zusammenarbeit, konnte zu keinem posi- 
tiven Ergebnis gebracht werden, weil die allgemeinen Wirtschafts- 
und die besonderen Messeverhältnisse in den einzelnen Ländern 
derartig verschieden liegen, daß bindende Beschlüsse sich nicht 
fassen ließen. Unter Berücksichtigung dieses Umstandes wurden 
jedoch verschiedene Resolutionen angenommen, die gegenseitige 
Unterstützung der internationalen Messen, regelmäßigen Austausch 
des Drucksachenmaterials und Auskunfterteilung untereinander, 
Anträge an den Weltpostverein wegen Gewährung von Vorzug>- 
porto für Messedrucksachen und vor allem Rücksichtnahme der 
Messen mit beweglichen Messezeiten auf die Termine der bereits 
bestehenden Messen betreffen. Die nächste internationale Messe- 
konferenz soll im Frühjahr 1923 nach Möglichkeit in Frankfurt 
a. M., andernfalls in Reichenberg zusammentreten. — Ob die Hel- 
singforser Aussprache der internationalen Messen mit ihrer nur 
sehr losen Beschlußfassung irgendwelche praktischen Erfolge zei- 
tıgen wird, bleibt, wie das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deut- 
schen Industrie schreibt, zunächst abzuwarten. Vorbedingung für 
wirksame internationale Messevereinbarungen ist — von der Ge- 
sundung der allgemeinen Wirtschaftsverhältnisse abgesehen — 
allerdings, daß zunächst einmal im Verkehr zwischen sämtlichen 
in Betracht kommenden Ländern, namentlich zwischen den Feinden 
von gestern, wieder urbane Formen Platz greifen und die einzelnen 
Staaten vorher innerhalb ihrer eigenen Grenzen auf dem Gebiete 
des Messewesens Ordnung geschaffen haben. 


Grazer Messen. — Aın Schluß eines Berichtes über die 2. Grazer 
Herbstmesse bemerkt das Ausstellungs- und Messeamt der Deut- 
schen Industrie, daß sich die Grazer Messe, wenn hinsichtlich der 
Ausstattung des Messeplatzes und seiner Umgebung mit Unter- 
haltungs- und Vergnügungsstätten nicht Wandel geschaffen werde, 
kaum über das Niveau eines mit Verkaufsgelegenheit verbundenen 
Volksfestes erheben könne. Eine unmittelbare Beschickung der 
Messe durch reichsdeutsche Firmen dürfte sich in Zukunft, sofern 
nicht ganz andere Verhältnisse eintreten, kaum lohnen, weil die 
deutsche Ware auch auf zahlreichen anderen Wegen guten und bil- 
lizeren Eingang in das Land zu finden vermöge. 


Amerikanische Weltausstellungspläne für das Jahr 1926. — 
Zur Feier der 150. Wiederkehr des Tages der Unabhängigkeits- 
erklärung der V. S. Amerika sind drüben einige Weltausstel- 


-e ie u e 


28. Beptember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 39. 


1215 


!ungspläne aufgetaucht, mit deren Verwirklichung jedoch 
noch keineswegs gerechnet werden kann. Zunächst erhebt Phila- 
Jelphia, in dessen Mauern seinerzeit das Befreiungsdukoment 
entworfen und unterzeichnet worden ist, Anspruch darauf, die Welt- 
ausstellung zu beherbergen, zumal die Stadt bereits 1876 die Jahr- 
hundertfeier mit der großen „Centennial Exhibition“ prächtig be- 
gangen hat. Seitens des Staates und der Stadt sollten außergewöhn- 
lich große Geldmittel zur Durchführung der Ausstellung, für die 
sich bereits ein Organisationsausschuß gebildet hat, flüssig ge- 
macht werden; doch scheint das zuerst mit Begeisterung aufgenom- 


mene Projekt neuerdings verschiedentfich auf Ablehnung zu stoßen, 


vielleicht in Erinnerung an die kostspieligen Folgen, die die Welt- 
ausstellung von 1876 für die Stadt gehabt hat. — Neben Philadelphia 
nat auch Detroit den Wunsch, Weltausstellungsstadt im Jahre 
196 zu werden. Allerdings sind die Aussichten dieser Stadt, die 
zwar eine der volkreichsten der Vereinigten Staaten ist und “über 
bedeutende Industrien verfügt, jedoch in keiner Weise auf Fremden- 
besuch zugeschnitten ist, sehr gering. Detroit wird sich wahrschein- 
lich, wenn es überhaupt eine Ausstellung im Jahre 1926 haben will, 
mit einer mehr oder weniger lokalen Schau begnügen müssen. — 
Im übrigen ist es, wie das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deut- 
schen Industrie schreibt, in jedem Falle im jetzigen Zeitpunkt für 
die Aufnahme der Vorarbeiten für ein Unternehmen wie eine Welt- 
ausstellung reichlich spät. 


Verschiedenes. 


Von der Leipziger Herbstmesse. — Politische Fragen und wirt- 
schaftliche Probleme beschäftigten die Besucher und Aussteller der 
diesjährigen Herbstmesse. Dies förderte keinesfalls die Abwicklung 
des Geschäfts. Sonst die bekannte, fast verwirrende Manniegfaltig- 
keit von Schaustellungen, wenn auch gemildert durch die Zu- 
sammenfassung technischer Zweige auf dem Ausstellungsgelände. 
Anderseits wieder Dezentralisation in den verschiedenen Meß- 
täusern der Stadt. Schon die Überfülle zwingt zur intensivsten 
Werbetechnik, und wäre sie nicht schon vorhanden, so müßte sie 
eigens dazu geschaffen werden. Mit dem eigenen Hause der Elek- 
trotechnik wird in Zukunft ein großer Schritt nach vorwärts ge- 
macht werden, 


Soweit sich die Werbetechnik elektrotechnischer Mittel und 
Wege bedient, sei über einige auffällige Neuerungen berichtet. Die 


energiesparende und dennoch zugkräftige Lichtreklame, die durch. 


die führende Marke der Atrax- Reklame-Projektoren bekannt- 
geworden ist, zeigt eine Bereicherung um zwei wirksame Neuer- 
scheinungen. Das bunte Projektionswerbebild auf dem Fußsteig hat 
Leben und Bewegung erhalten. Reizvoll wirkende, farbige Mosaik- 
zeichnungen umrahmen und umkreisen in ununterbrochenem Wech- 
sel bei diesen neuen Atrax-Projektoren das eigentliche Reklame- 
bild, Die gesteigerte Werbekraft, ohne nennenswerte Erhöhung 
der Betriebskosten vereint sich mit einer eigenartigen, ästhetischen 
Wirkung. Die zweite Neuerung der gleichen Firma zeigt ein ka- 
leidoskopartiges Farbenspiel als bewegte Umrahmung des Werbe- 
bildes, das Ganze in Form eines künstlerisch gestalteten Schau- 
fenstertransparents. 


In derselben Richtung stromsparender Lichtreklame arbeitet 
die neuzeitliche Technik mit Glimmlichtlampen. So zeigte die 
Deutsche Glimmlampen- Gesellschaft ihre soge- 
nannten Franklin-Schriftiampen, deren Elektroden eine ganze In- 
schrift in roten Lichtlettern aufleuchten lassen. Selbst der bis- 
herige kleine Energiebedarf für Glimmlichtschilder aus Einzel- 
buchstaben-Lampen wird auf diese Weise noch weiter ermäßigt, 
wozu noch eine Verringerung der Anschaffungskosten kommt. 


Bei der Osram G. m. b. H. sah man das gleiche Problem der 
Glimmlicht-Schriftlampen in anderer Weise gelöst. Eine Einheits- 
lampentype in Röhrenform wird von einer schablonenartig in Buch- 
stabenform ausgeschnittenen Hülle ummantelt. Einen bemerkens- 
werten Fortschritt in der Richtung niedrig gespannter Glimmlicht- 
lampen bedeuten die neuen. Typen für 110 V Netzspannung, die aller- 
dings zunächst nur für Wechselstrom hergestellt werden. Ein sehr 
Interessantes Objekt in der Meßschau der Osram G. m. b. H. war das 
Wolframbogenlicht, der erste Repräsentant einer praktisch punkt- 
förmigen Lichtquelle großer Intensität in Glühlampenform. Wenn 
auch das Zubehör zum Anlassen und Betrieb dieser Lichtquellen 
etwas kompliziert und empfindlich anmutet, so ist doch seine Zu- 
verlässigkeit bereits praktisch erprobt bei den Neon-Lampen der 
Studiengesellschaft für elektrische Leucht- 
röhrenG. m. b. H., Berlin. Die Ökonomie dieser Wolfram-Bogen- 
lampen wird von der Firma mit etwa % W pro Kerze und ihre 
Lebensdauer mit mehreren hundert Stunden angegeben. Die eben- 
falls von der Studiengesellschaft ausgestellte Moore-Lichtbeleuch- 
tung war in einer wirkungsvollen Anlage im Meßhause Grönländer 
im Betriebe zu sehen. 


In der elektrischen Heiz- und Kochtechnik sah man eine impo- 
sante Fülle jener Erzeugnisse, die die Elektrizität im Haushalt 
heimisch gemacht haben. Abweichend von üblichen Konstruktionen 
war eine neuartige Haarbrennschere der Elektrizitäts-Aktiengesell- 
schaft Hydra-Werk, Charlottenburg. Beide Brennscheren- 
schenkel erfahren direkte und dabei abstufbare Anheizung, je nach- 
dem schwarze, braune oder blonde Löckchen damit behandelt wer- 


den sollen. Von anderen Fabrikaten der Hydra-Werke war ein 
tragbares Aggregat zur. Gleichrichtung von Wechselströmen be- 
merkenswert. Die kleinen Abmessungen und das geringe Gewicht 
lassen das Mitführen dieses Ladeaggregats im Elektromobil zu, wo- 
durch die Reichweite und Unabhängigkeit solcher Fahrzeuge ganz 
wirksam gesteigert wird. 

In der Sondermesse für Optik, Photo und Kino war besonders 
sehenswert als Neuerung der Firma E., Liesegang, Düsseldorf, 
eine optische Bank für episkopische Projektion in ungewöhnlich 
kleinen Abmessungen. Diese Vorrichtung wird sicherlich in jenen 
Industriezweigen viel Anklang finden, in denen sonst mit Lupe 
oder Mikrometer gearbeitet werden muß, da an Stelle der subjek- 
tiven Wahrnehmung die objektive Darstellung der zu prüfenden 
Gegenstände in wirksame Vergrößerung tritt. 

Eine interessante Übersicht über die Entwicklung des Fern- 
sprechwesens vom einfachen Haustelephon bis zur vollendetsten 
Großanlage für Post- und Hausbetrieb sah man beider A.G.Mix & 
Genest. Unter den Ausstellungsobjekten dieser Firma aus den 
verschiedensten Gebieten der Schwachstrom- und Fernmeldetechnik 
seien besonders hervorgehoben eine neuartige Seilpostanlage mit 
selbsttätig wirkenden Greifern zum Aufnehmen, Befördern und 
Abgeben von Schriftstücken, ferner ein neuartiger Aktenaufzug 
einfachster Ausführung mit elektrischem Betrieb, sowie eine 
wesentlich verbesserte elektrische Automobilhupe von durchdrin- 
gender Lautstärke. L. 


Gebührenzuschlag Nr. 3 der Physikalisch-Technischen Reichs- 
anstalt, Abt. II. — Vom 1. X. 1922 ab beträgt der Zuschlag: 


1. für das Inland zu den ab 1. VI. 1922 auf das Dreifache erhöhten 
Sätzen der Gebührenordnung vom 1. VII. 1918 Teil II (Elektri- 
zität und Magnetismus) 5000 %, 


2. für das Ausland zu den nicht erhöhten Sätzen der genannten 
Gebührenordnung, welche in die Währung des betreffenden ban- 
des nach dem Stande vom 31. VII. 1914 umgerechnet werden, 
50%. Ergibt sich nach 1 ein höherer Betrag, so wird dieser 
berechnet. 


Charlottenburg,den 14. IX. 1922. 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt 
| gez. Nernst. 


Preisausschreiben. — Auf Beschluß des Vereins Deutscher 
Eisenbahnverwaltungen werden hiermit Geldpreise im Gesamt- 
betrage von 100000 M zur allgemeinen Bewerbung öffentlich aus- 
geschrieben, und zwar: 

A. für Erfindungen und Verbesserungen, die für das Eisenbahn- 
wesen von erheblichem Noten ana und folgende Gegenstände 
etreiien: 


I. die baulichen Einrichtungen und deren Unterhaltung, 
II. den Bau und die Unterhaltung der Betriebsmittel, 


III. die Signal- und Telegrapheneinrichtungen, Stellwerke, 
Sicherheitsvorrichtungen und sonstigen mechanischen Ein- 
richtungen, 


IV. den Betrieb und die Verwaltung der Eisenbahnen. 


B. für hervorragende schriftstellerische Arbeiten aus dem Gebiete 
des Eisenbahnwesens. 


Die Preise werden im Höchstbetrage von 20 000 M und im Min- 
destbetrage von 4000 M verliehen, 

Über die für den Wettbewerb geltenden Bedingungen gibt die 
Geschäftsführende Verwaltung des Vereins Deutscher Eisenbahn- 
verwaltungen, Berlin W 9, Köthener Str. 28/29, weitere Auskunft. 


Studienplan für Lichttechnik an der Technischen Hochschule zu 
Karlsruhe. — An der Technischen Hochschule in Karlsruhe wird 
mit Beginn des Wintersemesters der Studienplan für Lichttechnik 
im vollen Umfang durchgeführt werden. In den ersten zwei Studien- 
jahren ist der Studienplan derselbe wie der für Elektrotechnik, und 
dieser wiederum ist nicht wesentlich verscEieden von dem für Ma- 
schinenwesen; es wird hier der Grund für das allgemeine Ingenieur- 
studium gelegt. Die Richtungen spalten sich erst im 5. Semester. 


Im 5. Semester werden für Lichtingenieure folgende Vor- 
lesungen und Übungen empfohlen: 


Aus dem Gebiete der Lichttechnik: 
Teichmüller Leuchttechnik (2 Std.). 
j Lichttechn. Übungen (zeichn. Übungen im Anschluß an 
i Leuchttechnik, Einführung in das Lichtteehn. La- 
boratorium u. in die Lichttechn. Literatur) (3 Std.). 
Physiologie der Sinne, insbes. des Sehens (1 Std.). 


Elektrotechnik und 


Spuler 


Aus dem Gebiete der 
Gastechnik: 
Starkstromtechnik (4 Std.). 
Theoretische Elektrizitätslehre (3 Std.). 
Elektrotechn. Laboratorium I (6 Std.). 


Riehter 
Schleiermacher 


Bunte ” Gaserzeuger und Gasfeuerungen (2 Std.). 
j Brennstoffwirtschaftl. Seminar (3 Std.). 
Eitner Chem. u. physik. Grundlagen der techn. Analyse für 
Gasingenieure (1 Std.). 
5 Übungen dazu (2 Std.). 


1216 


Aus andern Gebieten: 


Graßmann Wärmekraftmaschinen (4 Std.). 
N. N. Mechanisches Laboratorium (3 Std). 
Asal Deutsches Staatsrecht (2 Std.). 


Im 7. Semester werden für Lichtingenieure folgende Vor- 
lesungen und Übungen gehalten werden: 


Aus dem Gebieteder Lichttechnik: 


Teichmüller Beleuchtungstechnik (2 Std.). 
s Übungen dazu (2 Std.). 
„ Lichttechn. Laboratorium für Fortgeschrittene in freien 


Zeiten. 
Teichmüller mit 
andern Dozenten: Lichttechn. Kolloquium (2 Std.). 


Riede Technische Optik (2 Std.). 

Spuler Physiologie der Sinne, insbes. des Sehens (1 Ntd.). 
Kögel Photographische Optik. 

Schmidt Photographische Kurse. 

Zschinnmer Theorie des Glases (2 Std.). 

Hellpach ` Psychotechnik (2 Std.). 


Aus dem Gebiete der Elektrotechnik und 
Gastechuik: 
Richter Elektrotechn. Laboratorium TI (6 Std.). 
Schwaiger Elektr. Kraftwerke u. Energieverteilung (2 Std.). 
5; . Übungen dazu (3 Std.). 


Eitner Industrielle Feuerungen (2 Std.). 
Teichmüller Installationstechnik (1 Std.). 
Aus andern Gebieten: 
Askenasy Allgemeine chem. Technologie (5 Std.). 
Bredig Phvsikal. Chemie und Elektrochemie (5 Std.) 


Graßmann Wärmekraftanlagen (2 Std.) 


Industrie und Handel. 


Dumping. — Die Vorwürfe, daß Deutschland Dumping be- 
treibe, sind infolge der Preisentwicklung zum großen Teil ver- 
stummt. Auch das Ausland hat anerkannt, duß es sich hierbei nicht 
um ein beabsichtigtes Dumping handelt, sondern um Valutadumping, 
welches zum größten Teil gegen den Willen der deutschen Ver- 
käufer durch die ausländischen Einkäufer erzeugt wordeu ist. Seit 
geraumer Zeit mehren sich aber die Klagen, daß von anderen Län- 
dern in erheblichem Umfange richtiges Dumping betrieben werde. 
Der Mailänder „Sole“ enthält folgenden Aufsatz: 


„Die Fabrikanten elektrischer Meßapparate, be- 
unruhigt über das Gerücht, daß die schweizer Regierung bei 
der italienischen Regierung eine Herabsetzung ihrer Zölle 
beantragt habe, reichen bei der Regierung folgenden Protest ein: 

a) Unsere Industrie entstand in Italien noch vor der 
schweizer Industrie; elektrische Meßinstrumente werden von 
uns seit etwa 30 Jahren und elektrische Zähler seit etwa 
20 Jahren hergestellt. Uusere Industrie hat eine Entwicklung 
gehabt, die hinter der schweizer nicht zurückgeblieben ıst. 
Demnach wäre es unbillig, daß man in der Unterbandlung den 
Forderungen der schweizer Industrie besonders Rechnung ge- 
tragen hätte, wenn dies der entsprechenden italienischen In- 
dustrie zum Schaden gereiche, die eine größere Anzahl Arbeiter 
beschäftigt als die schweizer. 

b) Die schweizer Fabrikanten verkaufen trotz des Unter- 
schiedes der Valuta und des gegenwärtigen Zolltarifs in Italien 
zu niedrigeren Preisen als alle anderen Konkurrenten. Dies 
ist ihnen möglich, da sie das Monopol in der Schweiz besitzen, 
das sie verschiedenen Gründen verdanken, z. B. den hohen Zoll- 
sätzen, der Verpflichtung, ihre Zähler zu stempeln, den Ein- 
fuhrverboten aus einigen Ländern, was sie nicht hinderte, sich 
mit Industriegruppen von derselben Bedeutung zu verbinden. 
All diese Tatsachen ermöglichen es zZ. Z. den schweizer Firmen, 
die elektrischen Zähler in der Schweiz z. B. für 36 Fr zu ver- 
kaufen, während sie sie in Italien für etwa 9 Fr abgeben. Wenn 
man bedenkt, daß vor dem Kriege der Mindestpreis 22,50 Fr 
war, So erkennt man deutlich, welch unverschämtes „Dumping“ 
schon jetzt die schweizer Industriellen betreiben, mit der offen- 
sichtlichen Absicht, die italienische Industrie elektrischer 
Zähler zu zerstören. 

c) Durch die Klausel der Meistbegünstigung, die unsere 
Regierung in jeden früheren Vertrag aufgenommen hat, wird 
vielen anderen Ländern die der Schweiz gewährte Ermäßigung 
zugebilligt und dadurch unser Schaden um das Hundertfache 
gesteigert. Wenn dann die Ermäßigung auch Deutschland 
gewährt werden müßte, um die Repressalien zu vermeiden, die 
es gegen die Einfuhr anderer Erzeugnisse aus unserem Lande 
anzuwenden droht, dann würde es in Anbetracht des äußerst 
niedrigen Wertes der deutschen .Valuta den italienischen In- 
dustriellen absolut unmöglich sein, ihre Stellung weiter zu 
behaupten; sie müßten die Herstellung vieler Waren, deren 
Absatz ihnen nur Verlust bringen würde, aufgeben. Hierdurch 
würde die Zahl der Arbeitslosen vermehrt und die betreffenden 
Anlagen würden wertlos gemacht. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. 


Heft 39. 28. September 1922. 


d) Sie fordern also: 


1. daß für elektrische Zähler und Haren Teile und elek- 
trische Meßinstrumente und deren Teile keine Er- 
mäßigung gewährt werde, 

2. daß in dem Vertrag das Recht auf Repressalien fest- 
gelegt werde, die im Falle des „Dumping“ anzuwen- 
den sind. 

3. daß Italien der sche eizer Markt eröffnet werde, wie 
den schweizer Industrien der italienische offen steht; 
oder daß der Einfuhrzoll in die Schweiz für unscre 
Apparate nicht den Einfuhrzoll der schweizer Er- 
zeugnisse in Italien übersteige. 


Die Versammlung hat die Bildung eines Ausschusses be- 
schlossen, der die Agitation zur Vermeidung des ernsten 
Unheils fortsetzen soll, das eine Ermäßigung der Schutzzölle, 
die schon ungenügend sind, hervorrufen würde Demnächst 
werden sich andere Industriegruppen, die durch Unterhand- 
lungen mit der Schweiz bedroht sind, vereinigen, um über ein 
gemeinsames Vorgehen zu beraten.” 

Aus dieser Mitteilung geht einwandfrei hervor, daß die schwei- 
zerische Zählerindustrie einen Zähler, der im Frieden 22,50 Fr 
gekostet hat, und der jetzt in der Schweiz mit 36 Fr verkauft wird, 
mit neun Francs nach Italien verkauft. Nicht genug hiermit, 
ist die schweizerische Regierung bemüht, die Zollsätze in [Italien 
zu vermindern, damit die Wettbewerbsfähigkeit ihrer eigenen In- 
dustrie erhöht wird. Es handelt sich hierbei also nicht nur um ein 
Dumping der schweizerischen Industrie, sondern um ein Dumping, 
welches vom schweizerischen Staat in vollstem Maße unterstützt 
wird. Die Schweiz hat ein Einfuhrverbot erlassen, hält im beson- 
deren deutsche Erzeugnisse, die mit der schweizerischen Industrie 
in Wettbewerb treten könnten, praktisch genommen, vollständig 
heraus. Nur diesem Umstande ist es zuzuschreiben, daß die schwei- 
zerische Zählerindustrie 36 Fr für solche Apparate im Iniande 
erhält. Dieser Übergzewinn wird nun verwendet, um in den umlie- 
genden Ländern zu Preisen zu verkaufen, die weit unter dem Markt- 
preis und z.T. weit unter dem Erzeugerpreis der betreffenden 
Länder liegen. Die Beobachtung über die starken schweizerischen 
Unterbietungen sind nicht nur in Italien, sondern auch in Belgien 
und anderen Ländern gemacht worden. Auf der einen Seite hält 
also die schweizerische Regierung durch Zollschranken und Ein- 
fuhrverbote den ausländischen Wettbewerb fern und erlaubt der 
inländischen Industrie, Preise zu nehmen, die außerordentlich hoch 
sind; auf der anderen Seite wird dieser so erzielte Übergewinn 
benutzt, um nach dem Auslande zu schleudern; denn wenn der be 
wußte Zähler früher 22,50 Fr in Italien gekostet hat, so dürfte 
wirklich keine Notwendigkeit vorliegen, jetzt nur 9 Fr dafür zu 
fordern. ê 

Der Grundsatz, von dem die schweizerische Regierung ausgeht, 
ist volkswirtschaftlich unrichtig. Sie will die Industrie in voller 
Höhe beschäftigt erhalten. Im vorliegenden Fall hatte die wohl 
allein in Betracht kommende schweizerische Zählerfabrik vor dem 
Kriege 300 Arbeiter beschäftigt, jetzt beschäftigt sie, soweit wir 
unterrichtet sind, 1700 Arbeiter. Diese Erhöhung entstand, weil 
alle kriegführenden Staaten ausgeschaltet waren und somit die 
schweizerische Fabrik ein großes Geschäft aufbauen konnte. An- 
statt nun zu erkennen, daß die Vergrößerung im Verhältnis ven 
300 zu 1700 nur besonderen Umständen zuzuschreiben ist, und daß 
nach Beendigung dieser Verhältnisse für eine so große Fabrik 
keine Beschäftigung mehr vorliegt, will man diese mit aller Ge- 
walt auf ihrem Stand von 1700 Arbeitern erhalten. Um das zu 
erreichen, wird der Preis der Ware in allen umliegenden Ländern 
weit unter die Notwendigkeit herabgesenkt, und auch die ent- 
sprechenden Industrien dieser Länder werden in den Notstand ge- 
bracht. Alles geschieht in dem Glauben, Beschäftigung für einige 
hundert schweizerische Arbeiter finden zu müssen, ohne die rıch- 
tige Rechnung aufzumachen, die ergibt, daß die Schweiz durch Jie 
zu hohen Preise, die man im Inlande zahlt, den Verlust, den man 
bei zu niedrigen Ausfuhrpreisen macht, voll und ganz selbst aus- 
gleicht. Es würde billiger und volkswirtschaftlich richtiger sein, 
die Fabrik auf ihren alten Stand zurückzuführen und die Arbeiter 
in einen anderen Beruf umzuleiten. Aufhalten kann die Schweiz 
diesen Entwicklungsgang nicht, sie kann ihn höchstens durch inre 
Maßnahmen verlangsamen., 


Der Fall der Zähler ist etwas ausführlicher behandelt worden, 
weil er ein typischer Fall in der schweizerischen Wirtschaftapolitik 
ist. Genau das gleiche findet auf dem Gebiet der Uhrenindustrie 
und anderer Industrien statt. Bei der Uhrenindustrie ist die Sache 
noch schwerwiegender; denn hier erhält die Industrie eine erhe 
liche Barunterstützung von seiten der schweizerischen Regierung. 
Dieses Geld wird direkt verwendet, um die Uhren weit unter dem 
Preis, zu dem sie in anderen Ländern erzeugt werden können, dort- 
hin zu werfen, was natürlich die stärkste Beunruhigung der:be- 
treffenden einheimischen Industrien hervorrufen muß. A. B. 


V.S. Amerika, — Die Union, deren Wirtschaftsleben nach der 
nunmehr erfolgten Beendigung des großen Bergarbeiterstreiks trotz 
teilweise noch unternormaler Beschäftigung einzelner wichtiger 
Industrien Anzeichen fortschreitender Besserung aufweist, hat nach 
der Statistik des Department of Commerce im Rechnungsjahr 1921:22 
auf dem Gebiet des Exports eine erhebliche Einbuße erlitten. Die 


= ur pre o m 


28. September 1922. 


Gesamtausfuhr (ohne Wiederausfuhr) ergab nur einen Wert von 
rd 3700 Mill. $ gegen 6386 i. V.; das bedeutet also eine Abnahme um 
4%. Auch der Gesamtimport war wertlich um 29 % geringer, denn 


Zahlentafel 1. Elektrotechnische Ausfuhr der 
V. S. Amerika im Rechnungsjiahr 1921/22. 


1921/22 
| Wert in $ 


1920/21 


Erzeugnisse Beenden Dr rernsn 
Menge | Wert in $ 


Menge 


Generatoren: — 4 125 0979 8 6U1 178 
Gleichstrom . . . . Stück 26889 | 680 871” 
Wechselstrom . . .  „ 199)! 501 713% 
Teile und Zubehör. lbs!) 11 795 289 | 736 779 
Selbständige Beleuchtungs- 
einrichtungen . . Stück 659 | 195 778 
Elemente. und Sammler: — 1 194 6477 | 5935 823 
Primärelemente . . Stück 2 113 6639 | 580 2659 
Sammler. . ... . m 50 5319 | 653 539 
Transfermatoren,Umfor- 
mer, Gleichrichter 
Stück | 293439 6 256 952 7 960 362 
Übertragungs- und Ver- 
teilungsapparate: 
Schalttafeln (nicht für Tele- 
phonie), Schalter, Siche- 
rungen usw.. . . Stück |1 769 330% 30 566 38 5 301 577 
Meßinstrumente, Zäh- | 
ler ee ae 78 978°) :1 654 635 3 178 917 
Blitzableiter, Drossel- 
spulen usw. ... p 24863” | 338 347 
Motoren, Anlasser, Kon- 
troller: 
Kleinmotoren . . Stück] 1912%)| 333 9519 
Stationäre Motoren l 
über 1PS.... , 871191413 1729 
Bahnmotoren re 1039 | 30.5709 
Lokomotiven. ... „ 74 (1506742 62 825 753 
Andere Motoren . s 4 856 667 18 159 953 
Widerstände, An- 
lasser, Kontroller . lbs 715 206 1 051 638 
Teile und Zubehör. . ,„ |12032479! 6048749 
Ventilatoren. . .. . Stück] 51275 | 676071 83 306 1 739 305 
Lampen: i 
Bogenlampen, Scheinwer- 
fer usw.. .. Stück| 6086 | 100785 1 288 20 004 
Koblefadenlampen . „ 242 976 60 974 | 616332 150 174 
Metalldrahtlampen . ,„ 14950605 :1285719 |16 470 686| 4495 564 
Andere elektrische | 
Lampen... .. © 216 611° | 187 3949) 
Haushaltsbehelfe: 
Mit Motoren betrieb. Stück | 130569 ı 287 170 
Heiz- und Kochvor- | 
richtungen. ... p | 698 757 2.079 106 
Klektroöfen . .... p 245% | 116565” 
Elektromedizinische | 
Apparate ..... is 31:09 2770179 
Telegraphenapparate (auch 
für Funkdienst) . . . Ibs |1 739 3839 1537 516 1 097 440 
Fernsprechapparate (mit | 
Schalttafeln). . . . . „ 11624 911° 4048 601 5 200 019 
Alarm-,Signaleinrichtung. „ | 695 753°) 230 8099 
Klingel-, Summor- usw. Vor- 
richtungen. . . . . Stück| 271715: 3% 218° 
Zündapparate usw.. . . lbs | 953 179 2 588 883 
Isolationsmaterial . „» 113393569 398 592°, 
Fassungen, Anschluß- | 
dosen usw. . . Stück 9 124519 ' 295 00?) 
Rohrleitungs- und sonstiges i 
Installationsmaterial . lbs 999 367 3 260 937 
Andere, nicht spezifi- 
zierte Teile ..... „ 15 527 171 36 273 139 
Insgesamt . . 57 153 332 107 919 772 
Elektrotechnische Glas- 
waren (nicht für Beleuch- 
tung) >. 2 2 2 202. lbs | 753 699% | 76 487% 
Dsgl. Porzellanwaren „ 14697477 | 863 7359 
„ Hartgummiwa- 
ren (einschl. Batterie- 
gefäle) . 2... .. „1 248605 | 9936) 


 ılbs = 0453 kg. — 9 1. VII. bis 31. XII. 1921. — ®) 1. I. bis 30. VI. 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39. 


1217 


er hat 1921/22 2608 Mill. $ gegen 3654 in 1920/21 betragen. Über den 
Handelsverkehr der V.S. Amerika mit dem Ausland in elektro- 
technischen Erzeugnissen finden sich in den Zahlen- 
tafeln 1 und 2 die der genannten Statistik entnommenen Ziffern, die 
aber hinsichtlich des Exportes insofern unvollständig sind, als sie 
zum großen Teil lediglich das Resultat eines der beiden Halbjahre 
darstellen und wegen der bekannten Änderung in der Statistik auch 
nur teilweise einen Vergleich mit dem Ergebnis von Se zu- 
lassen. Die Ausfuhr (Zahlentafel 1) schließt für elektrische 
Maschinen und Apparate mit einer Summe von 57,153 Mill. $, die 
hinter der des Vorjahres (107,920 Mill. $) um 50,767 Mill. $ oder 
rd 47 % zurückbleibt. Die Zahl der exportierten Ventilatoren ist 
von 88306 auf 51275 oder um 42 %, die der ausgeführten Glüh- 
lampen sogar von 17,087 auf 5,194 Mill. Stück, mithin um rd 70% 
gesunken, Über die Einfuhr, soweit in der Statistik Angaben 
mitgeteilt werden, gibt Zahlentafel 2 Auskunft, u. zw. in einer für 
beide Rechnungsjahre vergleichbaren Form. Von kaum nennens- 
werten Beträgen bei Bogenlampen abgesehen, hat sich der Import 
von Kohlefadenlampen um 1,938 Mill. Stück oder 25 % verringert 
während der von Metalldrahtlampen um 1,777 Mill. Stück bzw. 22 % 
gestiegen ist. An Lichtkohlen haben die V.S. Amerika 1921/22 
rd 14 500 m, d. h. um fast 73 % weniger aus dem Ausland bezogen als 
im Vorjahr, was sich offenbar durch das allmähliche Verschwinden 
der Bogenlampe erklärt. Auch die Einfuhr von Elektroden und 
Kohlebürsten ist um rd 1 Mill. Stück zurückgegangen. 


Zahlentafel2 EinfuhrvonGlühlampenundelek- 
trotechnischen Kohlen indie V.S. Amerika wäh- 
rend des Rechnungsjahres 1921/22. 


Erzeugnisse 


Glühlampen: | | 


mit Kohlefaden . Stück |5 784 503 137 040 |7 722 604/267 713 

„ Metalldraht . . . 5 7959 117 279 425 |6 181 805,224 619 
andere einschl. Birnen a |105 871 913.5 
Lichtkoblen . 100 Fuß!) 18245 79189 66 706 331 480 


Elektroden, Kohlebürsten Stück |1135 101 130.398 |2 109 048 162 573 

Nach „Electrical World” hat der Senatden Zollsatzauf 
Glühbirnen erheblich verringert. Laut Beschluß des Reprä- 
sentantenhauses sollte er 35 % vom Wert betragen, u. zw. auf Grund 
amerikanischer Bewertung. Hierüber ist dann mehrfach hin und 
her verhandelt worden, bis der Senat schließlich die Glühbirnen von 
den übrigen Beleuchtungskörpern, die mit 70 % belastet werden 
sollen, trennte und für sie einen Satz von 20 % annahm. Hinsicht- 
lich elektrischer Meßinstrumente gelangte er zu 50% bei 
ausländischer Bewertung, während das Repräsentantenhaus 35 % 
auf Basis amerikanischer Bewertung vorgesehen hatte. Kohle- 
elektroden, Kohlebürsten usw. sollen nach seiner Ent- 
schließung mit 45 % des Wertes verzollt werden, Nickelelektroden 
mit 25 %,AsbestpapierfürIsolationszwecke mit 25 %, Ak ku- 
mulatorenbatterien und deren Platten mit 40% gegen 
30 %, die das Repräsentantenhaus auf Grund amerikanischer Bewer- 
tung beschlossen hatte. Einrichtungen des Haushalts usw., die einen 
elektrischen Heizkörper enthalten, will der Senat mit einem Zusatz- 
zoll von 10 % belegen, während er Fernsprecher und Leitungsmaste 
auf die Freiliste gesetzt hat. Inwieweit diese Vorschläge ganz oder 
teilweise Rechtskraft erlangen, war bisher noch ungewiß, weil das 
Repräsentantenhaus sich zunächst mit dem Bericht einer Konferenz 
von Vertretern beider Häuser des Kongresses über die Tarifbill 
zu beschäftigen hatte, der nach der „Frankf. Ztg.” die ausländische 
Bewertung beibehält, es dem Präsidenten aber überläfit, notigenfalls 
zum Schutz der heimischen Industrie die amerikanische zur Anwen- 
dung zu bringen. Dieser Bericht ist nunmehr akzeptiert worden, 
und der Präsident hat das neue Zolltarifgesetz bereits 
unterschrieben, so daß es am 21. September in Kraft treten 
konnte. Alle nach diesem Zeitpunkt dem Zollhaus entnommenen 
Waren unterliegen jetzt also den neuen Zöllen. 

In der amerikanischen Elektroindustrie spielt z. Z. dasFunk- 
wesen und seine Ausnutzung im Rundspruchverkehr eine große 
Rolle. Die Fabrikanten der bezüglichen Apparate haben kürzlich in 
Washington eine nationale Radio-Handelskammer ins 
Leben gerufen, deren Zweck es zu sein scheint, die in Betracht kom- 
mende Industrie so zu stärken, daß ihre Standardeinrichtungen 
überall in der Welt zu amerikanischen Preisen verbreitet werden 
können, Gleichzeitig will man deren Interessen mit denen des 
Staates derart vereinigen, daß im Notfall, wie gelegentlich der Kam- 
mergründung gesagt wurde, die ganze Armee von mehr als 1 Mill. 
Radiooperateuren der Regierung zur Verfügung steht. Dement- 
sprechend widmet auch die Westinghouse Electric & Manufacturing 
Co., deren letzter Rechnungsabschluß eine schr kräftige Position 
erkennen läßt, diesem Gebiet besondere Aufmerksamkeit; nach 
„Electrical World” ist sie heute in der Lage, monatlich 22 000 Auf- 
nahmeapparate zu liefern, eine Produktion, die demnächst voraus- 
sichtlich auf 35 000 gesteigert werden dürfte. 


1) 1 Fuß = 03% m. 


1218 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, 


Heft 39. 28. September 1922. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 567, Potsdamer Str. 68. 
Feruspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9306. 


Kreuzung von Telegraphen- und Fernsprechleitungen. 


Der Reichspostminister gibt hiermit bekannt, daß die in der 
„BETZ“ 1922, Heft 35, S. 1124, veröffentlichten Zusatzbestim- 
mungen für die Ausführung und den Betrieb 
neuerelektrischerStarkstromanlagenbeiKreu- 
zungen und Näherungen von Telegraphen- und 
Fernsprechleitungen gegen Erstattung von 2 M von der 
Geheimen Kanzlei des Reichspostministeriums, Berlin W 66, Leip- 
ziger Straße 15, durch Starkstromunternehmer und Baufirmen be- 
zogen werden können. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Einzetragener Verein.) 
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Ferospr, Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Bekanntmachung. 


A, Vortragsreihen des Elektrotechnischen Vereins in Gemeinschaft 


mit dem Außeninstitut der Technischen Hochschule. 


I. Die komplexe Vektorrechnung und ihre 
Anwendung in der Praxis (Symbolische 
Methode). (4 Doppelstunden.) Vortragender: Dr.-Ing. 
H. Kafka. 


Übersicht: 


1. Einführungin die Feen gsart. Grundbegriffe, 
Differentiation und Integration. Ersatzstromkreise. Inversion. 

2. Der Lufttransformator. Wechselstrom-Arbeitsdia- 
gramme. 

3. Leitungsberechnung. Leitungen mit konzentrierter 
Selbstinduktion und Kapazität. Leitungen mit verteilter 
Selbstinduktion und Kapazität. 

4. Meßtechnische Anwendungen. Messung von Wirk-, 
Blind- und Scheinleistung, sowie Leistungsfaktor bei Wechsel- 
strom- und Drehstrom. 


SET Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule, Charlotten- 
urg. 
Zeit: Montag, den 23., 30. Oktober, 6. und 13. November, 6.30 bis 


8 Uhr abends. 


Teilnehmerkarten: 
Für deutsche Studenten a AR 30 M 
„ Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins a er O0 g 
„ Nichtmitglieder und ausländische Studenten 120 „ 


I. Forschungsergebnisse über Luftelektri- 
zitätund Gewitter. (3 Doppelstunden.) Vortragen- 
der: Prof. R. Seeliger, und 

Anwendung auf die Praxis. (2. "Doppelstunden.) 
Vortragender: Direktor A. Matthias. 


Übersicht der Vorträge Prof. Seeliger: 


1. Die normalen elektrischen Eigenschaften der Atmosphäre — 
elektrisches Feld, Leitfähigkeit, Vertikalstrom, Ionenkonstan- 
ten (Melimethoden und Beobachtungsergebnisse). 

2. Die Störungen des normalen Zustandes. Elektrizität der Nie- 
derschläge und Gewitter. 

3. Die Theorie der luftelektrischen Erscheinungen. Beziehungen 
zu anderen Gebieten. 


Übersicht der Vorträge A. Matthias: 

1. Das elektrische Leitungsnetz unter dem Einfluß der Erdelek- 
trizität und der Störungen des normalen Zustandes. Rückwir- 
kungen auf Maschinen und Apparate Wirkung, Nutzen und 
Kosten des Blitzschutzseiles. Die sonstigen Einrichtungen 
zum Schutz der Anlagen und ihre praktischen Erfolge. 

2. Blitzschäden und Blitzableiter. Vermuteter Energieinhalt der 
Gewitterentladungen. Die Bestrebungen zur Ausnutzung der 
atmosphärischen Elektrizität und ihre praktischen Aussichten. 
Elektrische Anlagen zur Beeinflussung des atmosphärischen 
Feldes zwecks Förderung des Pflanzenwachstums, ihre bis- 
ES Erfolge und wirtschaftlichen Aussichten (Elektro- 

ultur), 


m 


Ort: Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule, Charlotten- 


burg. 
Zeit: (Vorträge Prof. Seeliger): 


‚ Montag, den 20., 27. November und 4. Dezember, 6.30 bis 8 Uhr 
‘ abends. 
(Vorträge Direktor A. Matthias): 

Montag, den 11. und 18. Dezember, 6.30 bis 8 Uhr abends. 


Teilnehmerkarten: 
Für deutsche Studenten . à 40M 
„ Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins dae er. Si 
„ Nichtmitglieder und ausländische Studenten 160 „ 


III Geschichte, Theorie, Bauart und Verwen- 
dung des Akkumulators. (10 Doppelstunden.) 
Vortragender: Dr. H. Beckmann. 


Übersicht: 


1. Geschichte und Theorie des Bleiakkumulators. 

2. Bauart des Bleiakkumulators für verschiedene Anwendungs- 

zwecke. 

a) ortsfeste Akkumulatoren, 

b) bewegliche Akkumulatoren für den Betrieb von Fahrzeugen, 

c) tragbare Akkumulatoren. 

Die Herstellung des Bleiakkumulators. 

Betrieb und Behandlung des Bleiakkumulators. 

Die Anwendung und Wirtschaftlichkeit von Bleiakkumulatoren 

a) als Energiespeicher und Puffer in elektrischen Licht- und 
Kraftanlagen, 

b) als Stromquelle für Schienenfahrzeuge, bei Automobilen, 
Lastkarren, Booten und für Zugbeleuchtung. 

6. Die Anwendung tragbarer Bleiakkumulatoren für Handlampen, 
Schaltanlagen, Automobil-Anwurfapparate, Signaleinrichtun- 
gen usw. 

7. Bestrebungen zur Schaffung von Leichtakkumulatoren, der 
Eisen-Nickel-Akkumulator. 

8. Filmvorführung über die Anwendung des Akkumulators. 


Ort: Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule, Charlotten- 
. burg. 
Zeit: Montag, den 8., 15., 22. und 29. Januar, den 5., 12., 19, 


26. Februar, 5. und 12. März 1923, 6% bis 8 Uhr abends. 
Teilnehmerkarten: Der Preis wird später bekanntgegeben. 


B. Vortragsreihen des Elektrotechnischen Vereins in Gemeinschaft 
mit dem Technisch-wissenschaftlichen Vortragswesen Berlin für 
Hörer mit Fachschulbildung. 


I. Induktionsmotoren. 
Vortragender: Herr Dipl.-Ing. Gruhl. 
6 Doppelstunden. 

Übersicht: Einleitung; Drehstrom, Drehfeld. Aufbau, Wir- 
kungsweise, Eigenschaften, Regulierung und Prüfung der Ir- 
duktionsmotoren. 

Einphasen-Induktionsmotoren. 
Induktionsmotoren als Asynchrongeneratoren. 

Zeit: Freitag, den 13., 20. und 27. Oktober, 3., 10. und 17. Novem- 
ber, 7 bis 8% Uhr abends. 

Ort: Hörsaal für Elektrotechnik, Beuthschule, Zeppelinplatz. 

Teilnehmerkarte: 100M. 


II. Über die elektrische Beheizungin Industrie 
und Haushalt unter besonderer Berücksichti- 
gung der sparsamen Ausnutzung elektrisch er- 
zeugter Wärme. 
Vortragender: Herr Obering. Schneider. 


4 Doppelstunden. 
Übersicht: 

1. Grundbegriffe aus der Elektrotechnik und Wärmelehre zur Er- 

läuterung der Wärmewirkung des elektrischen Stromes. 

2. Vorteile und Betriebskosten der elektrischen Beheizung. 

3. Art und Konstruktion der Heizelemente, Heizkörper zur Raum- 
heizung und zur Erhitzung gasförmiger Körper (Flüssigkeits- 
erhitzer, das Trocknen uud die Trockner. Vorrichtungen zum 
Erhitzen und Schmelzen fester Körper). 

Der elektrische Heizkörper als Maschinenelement, seine Aus- 
wahl, Berechnung, Schaltung und Regulierung. 

Das W ärmespeicherprinzip. 

Die elektrische Beheizung in verschiedenen Industrien. 

Gewerbliche, medizinische, Laboratoriums- und landwirtschaft- 

liche elektrische Heizeinrichtungen. 

Anwendungen elektrischer Heizgeräte im Lebensmittelgewerbe 

und zur Speisebereitung. 

Zeit: Freitag, den 24. November, den 1., 8., 15. Dezember, abend: 

6 bis 7% Uhr. 


Siem IB 


x 


28. September 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heit 39. 1218 


Ort: Hörsaal für Elektrotechnik, Beuthschule, Zeppelinplatz.- 
Teilnehmerkarte: 75 M. 

Eintragung in die Teilnehmerlisten und Kar- 
tenverkauf für beide Vortragsreihen ab 1. Oktober im Tech- 
nisch-Wissenschaftlichen Vortragswesen, Ingenieurhaus, Sommer- 
straße Aa, und Elektrotechnischen Verein, Potsdamer Straße 68 III. 

Weitere Vortragsreihen werden noch bekanntgegeben. 


C. Monteur-Fortbildungskurse., 


Der nächste Kursus beginnt am Sonnabend, den 14. Oktober, 


nachmittags 5 Uhr, in der I. Städtischen Handwerkerschule, Linden- 
straße 97, Klasse 9 und 9a. Nähere Angaben versendet auf Wunsch 
die Geschäftsstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 57, 
Potsdamer Str. 68, wohin auch die Anmeldungen durch die Firmen 
bis zum 6. Oktober erbeten werden. 


Eintragung in die Teilnehmerlisten und Kar- 
tenverkauf: 


ab 1. Oktober in der Technischen Hochschule, Elektrotech- 
nisches Laboratorium bei Herrn Ehlke, | 

im Technisch-Wissenschaftlichen Vortragswesen, Ingenieur- 
haus, Sommerstraße 4a, und 

im Elektrotechnischen Verein, Potsdamer Straße 68. 


Elektrotechnischer Verein E. V. 
Der Generalsekretär: 
Risse. 


Vortrag 


des Herrn Dr. L. Pungs, gehalten in der Sitzung des Farh- 
ausschusses für Elektrisches Nachrichtenwesen am 28. II.»1922 über: 


„Dieneuere Entwicklung der drahtlosen 
Telephonie.” 


Der Vortragende geht zunächst kurz auf die Geschichte der 
drahtlosen Telephonie ein und zeigt die Gründe, welche einer ratio- 
nellen Entwicklung dieses Gebietes der Fernmeldetechnik nicht 
günstig waren. Die drahtlose Telephonie ist bekanntlich jahrelang 
aus dem Stadium der Laboratoriumsversuche nicht herausgekom- 
men und ist den schnellen Fortschritten der Telegraphie ohne Draht 
keineswegs gefolgt. Die Einführung der ungedämpften Schwingun- 
gen durch Poulsen hat eigentlich die Lösung des Problems erst in 
den Bereich des Möglichen gerückt. Immerhin blieben als Haupt- 
aufgaben, die noch zu lösen waren: die Steuerung großer Leistun- 
gen durch das Mikrophon, Verbesserung der Sprachenreinheit, 
Gegensprechen vom Teilnehmerapparat aus usw. 

Die Entwicklung der drahtlosen Telephonie in, der Praxis 
setzte erst in neuester Zeit ein, begünstigt auf einer Seite durch die 
Ausbildung des Systems der magnetischen Beeinflussung und durch 
die Einführung der Kathodenröhre, auf der anderen durch neue An- 
forderungen und Aufgaben, welche das praktische Leben stellte, 
und welche dem Wesen der Radiotelephonie besonders gut ent- 
sprachen. Zu diesen Aufgaben gehörten in erster Linie die Ab- 
gaben von Rundnachrichten („Rundfunk”), dann die Telephonie 
tiber See, Telephonie für Elektrizitätswerke und Industrican- 
lagen usw. . 

Es werden dann die Grundlagen der drahtlosen Telephonie auf 
der Sende- und Empfangsseite behandelt. Der Begriff der Beein- 
flussung wird an Hand von Hochfrequenzaufnahmen mit der Braun- 
schen Röhre erläutert. Ferner wird auch der Einfluß der Wellen- 
länge untersucht und gezeigt, daß nach Versuchen, welche der Vor- 
tragende auf Anregung von Professor K. W. Wagner ausgeführt 
hat, sogar Ströme mit nur 6000 Per (50 km-Welle) verwendet 
werden können, ohne die Sprache zu verzerren. Allerdings kommen 
so niedrige Periodenzahlen nur für die Mehrfachtelephonie auf 
Leitungen in Betracht. 

Das ursprünglich benutzte Verfahren zur Übertragung der 
Sprachschwingungen auf den hochfrequeuten Trägerstrom war die 
Einschaltung von Mikrophonsystemen in die Antenne oder einen 
mit ihr gekoppelten Kreis. Es wurden auch sogenannte Stark- 
Strommikrophone angewandt. Diese Verfahren sind nun fast ganz 
verlassen worden, in der modernen Praxis werden eigentlich nur 


zwei Gruppen von Methoden verwendet, und zwar: 1. die Verfahren, 
welche die Erscheinung der magnetischen Sättigung des Eisens 
verwenden, 2. die Verfahren, die auf den Eigenschaften der Gitter- 
kathodenröhren beruhen. 

Die Regulierung von niederfrequenten Wechselströmen und 
Spannungen durch Drosselspulen mit einer überlagerten Gleich- 
strommagnetisierung ist in der Starkstromtechnik seit längerer 
Zeit bekannt (Leonhard und Weber u. a.). Die überlagerte Magne- 
tisierung ändert bekanntlich die Induktivität und damit die Drossel- 
wirkung der Spule. Der erste Vorschlag dieses Verfahrens zur 
Steuerung von Hochfrequenzströmen, also auch für die drahtlose 
Telephonie, zu verwenden, rührt von Fessenden her. Doch hat er 
ihn in einer praktisch nicht ausführbaren Form beschrieben und 
auch nicht in die Wirklichkeit umgesetzt. Die Ausbildung eines 
brauchbaren Telephoniesystems mit magnetischer Beeinflussung 
erfolgte zuerst in Deutschland, u. zw. unabhängig an zwei Stellen 
ungefähr gleichzeitig, jedoch auf verschiedenen Wegen. Kühn 
(Gesellschaft für drahtlose Telerraphie) benutzte 1913 eine Hoch- 
frequenzmaschine mit statischen Frequenzwandlern und beeinflußte 
den Hilfsmagnetisierungsstrom durch die Sprachströme. Der Vor- 
tragende (C. Lorenz A. G.) verwendete im gleichen Jahre eine be- 
sondere Telephoniedrossel, u. zw. in Verbindung mit der Gold- 
schmidt-Maschine, dem Poulsen-Sender und statischen Frequenz- 
wandlern. Der Vortragende geht dann auf das Kühnsche Verfahren 
näher ein und betrachtet Jessen Vor- und Nachteile. Es folgt eine 
Beschreibung des Drosselverfahrens. Es werden die verschiedenen 
möglichen Ausführungsformen der Telephoniedrossel betrachtet. 
Zunächst die einfache Ringspule, die auch bei den ersten Versuchen 
verwendet wurde, die aber keine praktisch mögliche Lösung gibt, 
dann die Doppeldrosselspule und die aus zwei Eisenbandkernen 
mit gemeinsamer Steuerwicklung gebildete Drossel. Der Grundge- 
danke der Aufhebung der Wirkung des Kraftflusses der Hoch- 
frequenzwicklungen (Kraftfluß der Grundfrequenz) in der Steuer- 
(Telephon-Strom-) wicklung, die bei dieser Drossel verwirklicht 
ist, gab die endgültige Lösung der Aufgabe. 

Es wird die Theorie des Drosselverfahrens durch die charak- 
teristischen Kurven erläutert und der Einfluß der Dämpfung gs- 
zeigt., dessen geschickte Ausnutzung für die drahtlose Telephonie 
ein Verdienst von Gerth ist. 

Es werden ferner Schaltungen und Abbildungen von Anlagen 
nach diesem System vorgeführt (Königswusterhausen und Lyngby). 
Ein kritischer Vergleich des Frequenzwandler- und des Drossel- 
verfahrens beschließt diesen Abschnitt. 

Dann folgt die Beschreibung der Methoden mit Verwendung 
von Gitterröhren für die drahtlose Telephonie. Infolge der vorge- 
schrittenen Zeit konnten leider diese wichtigen Anwendungen nur 
kurz behandelt werden. Die Beeinflussung der Gitterspannung 
einer schwingungserzeugenden Röhre durch das Mikrophon ist das 
einfachste, aber auch unvollkommenste Mittel. Die am meisten ver- 
breiteten Schaltungen verwenden außer der Röhre für die Schwin- 
gungserzceugung noch besondere Absorptionsröhren, welche die zu- 
geführte Gleichstromenergie steuern, und deren Gitterspannung 
und somit auch der „Widerstand“ durch das Mikrophon geändert 
wird. Die Steuerröhren können parallel oder hintereinander zur 
Schwingungsröhre liegen.. Das Verfahren wird ebenfalls an Hand 
von Kurven erläutert. Für große Leistungen verwendet man einen 
besonderen kleinen Hilfssender, der durch das Mikrophon gesteuert 
wird und die Gitterspannung für den Hauptsender liefert, der also 
fremderregt arbeitet (W. Schäffer). 


Zum Schluß des Vortrags wird eine drahtlose Telephonieüber- 
tragung mit der Hauptfunkstelle Königswusterhausen als Sende- 
station vorgeführt. Für diesen Zweck war dem Vortragenden ein 
neuartiges, lautsprechendes Telephon, entwickelt von Massolle, 
Vogt und Dr, Engl, zur Verfügung gestellt, das die Laute in allen 
Tonhöhen vollkommen unverzerrt wiedergab. Als Sender diente ein 
Lorenz-Poulsen-Generator mit der beschriebenen Drosselsteuerung. 
Empfangen wurde mit einer Rahmenantenne, die über dem Vortrags- 
tisch angebracht war. Übertragen wurden Sprache und einige 
Violinstücke. Es gelang, nachzuweisen, daß mit dem verwendeten 
Telephoniesystem in Verbindung mit dem Lautsprecher eine ver- 
zerrungsfreie Übertragung zu erreichen ist, so daß z. B. die Klang- 
farbe des Instrumentes, der Bogenstrich, die Flageolettöne usw. 
gut wiedergegeben wurden und eine Wertung auch vom künstle- 
rischen Standpunkt möglich war. S. 


En nn u En EEE EEE eu ae ER 


SITZUNGSKALENDER. 


Verein Deutscher Ingenieure, Berlin. (Ausschuß für technische 
Mechanik.) 2. X. 1922, nachm. 5 Uhr, Hörsaal der Technischen Hoch- 


schule Charlottenburg: Vortrag Dr. Everling: „Grenzen der Flug- 
leistung.“ 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


L. Kadrnozka f. — Auf einer Bergtour durch die Alpen ist der 
ord. Professor der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule 
ünchen, Leo Kadrnozka, tödlich verunglückt. Wir werden 


auf die Verdienste des Verstorbenen in einem besondern Nachruf 
zurückkommen. 


B. Gleichmann. — Ministerialrat Dr. Bernhard Gleich- 
mann vom Reichsverkehrsministerium, Zweigstelle Bayern, Hono- 
rarprofessor der Technischen Hochschule München, wurde zum 
Ministerialdirektor ernannt und mit der Leitung der Wasserkraft-, 
Maschinen- und Elcktrizitätsabteilung des Reichsverkehrsministe- 
riums betraut. 

J. Barth. — Ministerialdirigent, Geheimer Baurat Julius 
Barth, bisheriger Leiter der Aufsichtsabteilung des Reichsver- 
kehrsministeriums Berlin, wurde mit der Leitung der Elektrizitäts- 


abteilung des Reichsverkehrsministeriums, Zweigstelle Bayern, be- 
traut, 


1220 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39. 


28. September 1922. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


“(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleltung 
und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Elektrische Festigkeit der Kugelkopf- und Hewlett-Hängeisolatoren, 


In der „ETZ“. 1921, S. 1323 und „ETZ“ 1922, S. 507, ist beim Ver- 
gleich des Kugelkopfisolators (KJ) und des Hewlett- 
isolators (HJ) unter anderem auch die Frage behandelt, bei wel- 
chem der beiden Isolatorendie Beanspruchung auf Durch- 
schlag günstiger sei. Meines Erachtens ist die Frage dabei nicht 
richtig beantwortet worden, sie kann aber mit Hilfe der elektrischen 
Festigkeitslehre gelöst werden, wie im folgenden gezeigt 
werden soll. - 27 

Der KJ stellt die Anordnung dar: Zwei konzentrische 
Kugeln. 

Der HJ kann aufgefaßt werden als: Zweisenkrechtge- 
kreuzteZylinderstäbe., 

In Mitt. Nr. 11 (Archiv 1922, H. 1) habe ich gezeigt, daß man alle 
Durechschlagsprobleme mit Hilfe der Formel lösen kann: 


Ua = Caan; 


hierin bedeutet Ua die Durchschlagsspannung in kV, Œa die Durch- 
schlagfestigkeit des Isoliermaterials in kV. cm, a den Abstand der 
Elektroden in cm an der gefährlichen Stelle und n den Ausnutzungs- 
faktor des Isoliermaterials bei der betreffenden Anordnung. n hat 
für die verschiedenen Anordnungen natürlich verschiedene Werte, 
hängt aber stets von der „geometrischen Charakteristik” p ab: 


Ma, 

In dieser Formel bedeutet r den Krümmungsradius der am stärksten 
gekrümmten Elektrode, gemessen an der gefährdeten Stelle, beim KJ 
also den Radius der inneren kugelförmigen Aushöhlung des Kugel- 
kopfes und beim HJ den Radius des Kupferseiles der Seilschlinge. 
Die Abhängigkeit des Ausnutzungsfaktors n von der geometrischen 
Charakteristik p bei den verschiedenen Anordnungen ist in Mitt. 11 
graphisch dargestellt. 

Wir wollen nun die beiden Isolatoren hinsichtlich ihrer Durch- 
schlagsspannung Ua vergleichen, u. zw. erstens unter der Annahme, 
daß beide die gleiche geometrische Charakteristik p haben, und zwei- 
tens in ihrer wirklichen Ausführungsform. 

1. Wir nehmen r=2,5 cm; a = 2,5 cm an; dann ist p=2 und 
hierfür ist beim KJ der Ausnutzungsfaktor n = 0,5, beim HJ der 
Ausnutzungsfaktor n = 0,85. Nehmen wir die Durchschlagfestigkeit 
des Porzellans zu &4 = 128 kV .cm— an, so erhalten wir 


beim KJ für die Durchschlagspannung Ua = 160 kV, 
beim HJ für die Durchschlagspannung Ua = 270kV; 


d. h der Hewlettisolator hält eine höhere Span- 
nungausalsderKugelkopfisolator. Das ist aber auch 
gar nicht erstaunlich; denn die Anordnung zweier konzentrischen 
Kugeln ist unter allen in der Hochspannungstechnik üblichen Anord- 
nungen hinsichtlich der Beanspruchung auf Durchschlag am 
schlechtesten (Mitt. Nr. 11). 

2. Die geometrische Charakteristik p = 2 bei a = 2,5 ist beim 
HJ aber praktischunausführbar; dagegen dürften die gewähl- 
ten Dimensionen für den KJ ungefähr stimmen. 


Ein vor mir liegender Scherben des HJ hat die Dimensionen a = 
2 cm und das Seil hat einen Durchmesser von 8 mm. Hierfür ist also p 
= 6 und demnach n = 0,55. Also ergibt sich unter diesenVerhältnis- 
sen für den HJ eine Durchschlagsspannung von Ud=145kV. Dabei 
ist vorausgesetzt, daß die Seilschlingen vollständig in das Porzellan 
eingebettet sind. 

Das ist praktisch aber nicht der Fall; die Seilschlingen befinden 
sich vielmehr in Kanälen, deren Durchmesser ungefähr 2 cm, also 
wesentlich größer als der Seildurchmesser ist. Wenn beim Durch- 
schlagversuch die Spannung immer weiter gesteigert wird, dann tritt 
natürlich sehr bald um das Seil im Kanal eine Glimmhülle auf, die 
geradeso wirkt, als wenn der Seildurchmesser vergrößert würde. Wir 
können annehmen, daß der Radius der Glimmhüllen um die Seile an 
der gefährdeten Stelle gleich dem Radius des Kanals ist. Die geome- 
trische Charakteristik wird dann p = 3,0, und hierfür ist n = 0,75 
und man erhält demnach für die Durchschlagspannung Ua = 192 kV. 
D. h. also, daß auch in der praktischen Ausführungsform der HJ dem 
KJ hinsichtlich der Durchschlagsicherheit überlegen ist. Nun sind 
aber in der Literatur Angaben zu finden, daß der KJ bei 160 V und 
der HJ bei 100 kV durchschlägt. Diese Zahlen sind aber bei der Prü- 
fung unter Öl gewonnen. 

Diese Prüfanordnung muß für den HJ als unrichtig und irre- 
führend bezeichnet werden, weil dieser Isolator unter Öl ein anderes 
Verhalten zeigt als in Luft. Dagegen dürfte beim KJ die Durch- 
schlagspannung unter Öl und in Luft die gleiche eein, allerdings 
unter der Voraussetzung, daß die innere Fläche des Kugelkopfes lei- 
tend belegt ist, eine Annahme, die auch den obigen Berechnungen zu- 
grunde gelegt ist. 

Beim HJ ist bei der Prüfung unter Öl die Seilschlinge im Kanal 
mit Öl umgeben, sie kann also nicht glimmen. Infolgedessen muß 


sich für die Durchschlagspannung ein ähnlicher Wert ergeben, ale 
wenn die Seilschlinge ganz in Porzellan eingebettet wäre. Man kann 
sogar mit Sicherheit voraussagen, daß die Durchschlagspannung un- 
ter Öl noch niedriger sein muß, weil das Öl eine geringere Dielektri- 
zitätskonstante hat als das Porzellan, wodurch das Feld an der am 
meisten beanspruchten Stelle stark verzerrt, die Beanspruchung also 
erhöht wird. Dadurch ist die Durchschlagspannung von 100 kV unter 
Öl erklärt. 

Zusammenfassend kann man sagen: Der Hewlett-Isolator ist 
hinsichtlich der Beanspruchung auf Durchschlag wesentlich günsti- 
ger als der Kugelkopfisolator, wie die elektrische Festigkeitslehre 
zeigt. Die beim Durchschlagversuch unter Öl für diesen Isolator ge- 
wonnenen Werte zur Beurteilung der Güte des Hewlett-Isolators her- 
anzuziehen, ist unstatthaft und irreführend. 


Karlsruhe, 24. VI. 1922. A.Schwaiger. 


Erwiderung. 


Zu obiger Berechnung des Herrn Professor SCHWAIGER haben 
wir zu bemerken, daß man die Durchschlagsfestigkeit des Kugel- 
kopfisolators und des Hewlett-Isolators nicht so einfach berechnen 
kann, wie Prof. SCHWAIGER dies ausführt. Das Gesetz der Durch- 
schlagsfestigkeit ist heutzutage noch ein ziemlich unbekanntes Ge- 
biet, auf dem man selbst für die einfachsten Fälle nicht einmal rich- 
tige praktische Werte angeben kann. Wie Professor GUENTHER- 
SCHULZE in „Die dielektrische Festigkeit von Gasen, Flüssigkei- 
ten und festen Körpern” im Helios 1922, Heft 34, anführt, soll man 
sich zur Ermittlung des gesetzmäßigen Zusammenhanges zwischen 
dielektrischer Festigkeit und Feldstärke durchaus auf homogene 
Felder beschränken. In Zahlentafel 5 dieser Abhandlung ist die 
dielektrische Festigkeit der Luft zwischen Kugelelektroden von 
5 cm Durchmesser angegeben. Man erkennt hieraus, wie selbst in 
diesem einfachen Fall jeder Forscher andere Werte ermittelt. 


Professor SCHWAIGER macht sich nun gar an die Berechnung 
eines derart komplizierten Feldes, wie es beim Hewlett-Isolator vor- 
liegt. Genau so gut wie man den Hewlett-Isolator als Anordnung 
mit zwei senkrecht gekreuzten Zylinderstäben auffassen kann, kann 
man den Hewlett-Isolator als zwei konzentrische Zylinder auf- 
fassen. Man erhält dann jedoch für n bedeutend geringere Werte. 
Für den Praktiker haben diese theoretischen Untersuchungen 
keinen Wert, da sie zu ganz anderen Ergebnissen führen wie die 
Versuche. Es ist einem jeden, der einmal Durchschlagsversuche 
ausgeführt hat, bekannt, daß die Durchschlagsfestigkeit des Hew- 
lett-Isolators bedeutend geringer als die des Kappen- und Kugel- 
kopfisolators ist. An dieser Tatsache ändern auch die theoretischen 
Erörterungen des Herrn Prof. SCHWAIGER nichts. 


Besonders interessant ist es, zu untersuchen, ob die Angabe des 
Herrn Prof. SCHWAIGER stimmt, wonach die geringe Durchschlages- 
festigkeit des Hewlett-Isolators nur unter Öl zutage treten soll. Er 
führt dies darauf zurück, daß in Luft der Seildurchmesser durch das 
Glimmen selbsttätig vergrößert werden soll, was beim Öl nicht der 
Fall sein soll. Herr Prof. SCHWAIGER schreibt: „Beim Hewlett- 
Isolator ist bei der Prüfung unter Öl die Seilschlinge im Kanal mit 
Öl umgeben, sie kann also nicht glimmen.“ In seinem Lehr- 
buche der elektrischen Festigkeit schreibt Herr Prof. SCHWAIGER: 
„Im Öl sind alle Entladungserscheinungen, Glimm-, Büschel- 
und Lichtbogenentladungen möglich wie in der 
Luft, wenn man als Elektroden Kugel, Spitzen oder Zylinder ver- 
wendet.“ Herr Prof. SCHWAIGER widerspricht sich also hier selbst. 


Zur Nachprüfung dieser Angaben haben wir folgende Versuche 
angestellt: Es wuwlen 20 Hewlett-Isolatoren durchschlagen, u. zw. 
10 Stück unter Öl und 10 Stück unter Druckluft!). Hiervon war die 
Hälfte Abspannisolatoren, die andere Hälfte Hängeisolatoren. Bei 
den Druckluftdurchschlägen betrug der Überdruck 2,5 at, so daß der 
Überschlag sicher vermieden wurde, andererseits sich das Glimmen 
am Seil vollkommen ausbilden konnte. Es ergab sich für den Öl- 
Jurchschlag ein Höchstwert von 112 kV, ein Mittelwert von 99 kV 
und ein Mindestwert von 90 kW, unter Druckluft ein Höchstwert 
von 131 kV, ein Mittelwert von 112 kV und ein Mindestwert von 
85 kV. Während der Mittelwert etwas höher liegt, liegt der Min- 
destwert für den Druckluftdurchschlag noch unter dem Mindestwert 
beim Öldurchschlag, Wenn also sich aus diesen Versuchen für den 
Luftdurchschlag ein etwas höherer Mittelwert als für den Öldurch- 
schlag ergibt, so steht dieser Wert in keinem Verhältnis zu der 
Berechnung von Prof. SCHWAIGER, welcher hier Unterschiede von 
145 und 192 kV errechnet. 

Auf Grund der Tatsache, daß die Durchschlagsfestigkeit des 
Hewlett-Isolators praktisch niedriger als die Durchschlagsfestig- 
keit des Kugelkopfisolators liegt, wird in allen Porzellanfabriken 
der Hewlett-Isolator nur mit 60 kV geprüft, während der Kugel- 
kopfisolator mit der Überschlagsspannung — also 80 kV — geprüft 
wird. Man hat also bei Ilewlett-Isolatoren keine Gewähr, daß sie 
selbst in Luft nicht eher durch- als überschlagen. 

Margarethenhütte, 28 VII. 1922. 


J. F.Scheid. 


ı) Dieses Verfahren ist zum D.R.P. angemeldet. 


W.Cordes. 


28. September 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39. | 1221 


e LITERATUR. i 


Besprechungen. 


DerpraktischeElektro-Installateur. Leitfaden und 
Hilfsbuch für Elektro-Installateure. Von PaulSeeger. Mit 405 
Abb., zahlr. Tabellen u. Aufgaben aus der Praxis. XII u. 404 S. 
in 8° Verlag von Ernst Heinrich Moritz, Stuttgart 1921. Preis 
45 M, geb. 72M. 


Es ist erfreulich, daß immer mehr Handbücher entstehen, welche 
dem Elektroinstallateur die Kenntnisse der wissenschaftlichen 
Grundlagen vermitteln wollen, welche ihm in der Regel ganz oder 
teilweise fehlen. Es scheint, als ob sich auch auf diesem Gebiet 
schon eine Gliederung in der Weise anbahnt, daß nicht das ganze 
Gebiet in einem Buche behandelt wird. Ein Teil derartiger Bücher 
betont neben kurzer Darstellung der notwendigsten Rechnungen die 
Anleitung zur Leitungsverlegung sowie die Auswahl und Behand- 
lang der Stromverbraucher. Ein anderer Teil beschränkt sich mehr 
a die Wiedergabe der physikalischen und mathematischen Grund- 
agen. 

Das vorliegende Buch, dessen Verfasser als Fachlehrer an einer 
angesehenen Lehranstalt für Elektropraktiker auf diesem Sonderge- 
biet offenbar reiche pädagogische Erfahrung hat, will gerade den 
schwierigstenTeil, die mathematischen Grundlagen, demVerständnis 
einfacher Leser näher bringen. Nach 2 einleitenden Abschnitten über 
die Wirkung und die Erzeugung des Stromes folgen in 6 weiteren 
Kapiteln die Einheiten, das Ohmsche Gesetz, Widerstände bei ver- 
schiedenen Leitern und Temperaturen, Stromverzweigung und Ener- 
zieverteilung. Es folgt ein Abschnitt über die praktische Aus- 
führung von Verteilungstafeln, welche hier aus dem Rahmen der 
Gesamtdarstellung etwas herausfällt und wohl dem Bestreben zuzu- 
schreiben ist, diese kritische Stelle der meisten Anlagen günstig zu 
beeinflussen. Hieran schließt sich in 7 Kapiteln eine schr einge- 
hende Wiedergabe der Beleuchtungstechnik, welche ebenso wie die 
Mannigfaltigkeit der folgenden Glühlampenschaltungen über das 
praktische Bedürfnis hinausgeht. 

Nun folgt das wichtige Gebiet der Leitungsberechnung. Mit 
der Ausführlichkeit, wie sie bei mangelhaft vorgebildeten Lesern 
notwendig ist, wird jede Stromart, jedes Verteilungssystem, also 
ieder Einzelfall aufs genaueste an Hand vieler Beispiele berechnet. 
Hier werden auch Kraftleitungen behandelt, obgleich das Buch 
sonst die Motoren nicht in seine Betrachtungen einbezieht. Die 


anschließenden Kapitel über Meßinstrumente und Zähler, einige 


Spezialapparate, Koch- und Heizapparate geben das Prinzipielle 
der Konstruktionen. Ein etwas knapper Abschnitt Isolationsmessun- 
een und ein Abschnitt Kostenberechnungen schließt das Buch. Der 
Grundsatz, bei jeder Rechnung die Gleichungen, auch wenn sie sich 
noch so oft wiederholen, erst in Buchstaben und dann erst an deren 
Stelle in Zahlen einzusetzen, ist für den vorliegenden Zweck sehr 
vorteilhaft. Die reiche Ausstattung mit bildlichen Darstellungen 
und die ausführliche Behandlung jeder Rechnung ermöglichen ein 
leichtes Verständnis, | Zaudy. 


Energie-Umwandlungen in Flüssigkeiten. Von 
Prof. Dönät Bánki. Bd. 1: Einleitung in die Konstruktions- 
lehre der Wasserkraftmaschinen, Kompressoren, Dampfturbinen 
und Aeroplane. Mit 591 Textabb. u. 9 Taf. VIII u. 512 S. in 8°. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1921. Preis geb. 135 M. 


Der Verfasser kennzeichnet im Vorwort den Inhalt des vor- 
liegenden ersten Bandes seiner im Entstehen befindlichen Lehre 
von denjenigen Maschinen, deren Arbeitsmittel ‘aus einer Flüssig- 
keit (Wasser, Luft, Dampf) besteht, als eine Zusammenfassung 
der für alle in Frage kommenden Flüssigkeiten wesentlichen theo- 
retischen Grundfragen, die dem Ingenieur die nötigen Kenntnisse 
über die allgemeinen Gebiete des ganzen Faches möglichst dureh- 
sichtig vermitteln und dem Spezialisten zur Orientierung auf den 
Nachbargebieten dienlich sein sollen; die Aufgabe, die sich der 

erfasser gestellt hat, ist eine zeitgemäße, ihre Lösung ist auf 
folgende Stoffeinteilung aufgebaut. 

Im ersten Kapitel Energiesätze idealer Flüssig- 
keiten werden nach Definition der verschiedenen Energiearten 
deren formelle Zusammenfassung auf Grund des Energiesatzes und 
dio für die Verwendung zur Lösung einschlägiger Probleme 
ersonnenen analytischen und graphischen Methoden erörtert und 
deren Gebrauch an verschiedenen Beispielen veranschaulicht. Im 
Abschnitt Bewegung wirklicher Flüssigkeiten 
werden nach allgemeiner Erörterung der Reibungswiderstände in 
Rohrleitungen und Kanälen und deren Einflusses auf die Strö- 
mungsverhältnisse Versuchsergehnisse unter reichlichem Hin- 
weis auf die Originalliteratur gebracht und deren Verwendung 
für die Rechnung an Beispielen veranschaulicht. Unterhydrau- 

ische Messungen werden die verschiedenen, gebräuchlichen 

Meßinstrumente und -einrichtungen und deren Theorie besprochen; 
eine Erörterung der Meßmethoden selbst wurde nicht aufge- 
nommen, dagegen werden die Ergebnisse verschiedener Messun- 
een von ÖOrtswiderständen und deren Zusammenhang mit den 
grundlegenden Theorien, 7. B. von Borda-Carnot, erörtert. 

In einem weiteren Abschnitt werden Lösungen für das Stau- 
problem in Wasserläufen, das Problem der Strömung von Dampf 
und Luft, die Grundwasserbewezung und die Wirkung der La- 


byrinthdichtung behandelt. Es folgt die Erörterung des Abflusses 
unter veränderlichem Druck und die Besprechung von Erschei- 
nungen, die einerseits durch die Einschaltung von offenen oder 
geschlossenen Ausgleichsbehältern in ZRohrleitungssysteme, an- 
dererseits durch die elastischen Eigenschaften der Rohrwände und 
des Wassers selbst hervorgerufen sind. 

Der nächste Abschnitt betrifft die Reaktion der strö- 
menden Flüssigkeiten auf die Gefäßwände. In 
dem Abschnitt Flüssigkeitswiderstände werden die bei 
der Bewegung von Schwimmkörpern in Wasser oder Luft oder 
an Flugmaschinen auftretenden Widerstände und die auf still- 
stehende Körper durch strömende Luft ausgeübten Drücke 
erörtert, den modernen Versuchen auf dem Gebiete der Luft- 
technik wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. 

Im letzten Kapitel „Energieumwandlung in Flüs- 
sigkeitsmischungen“ werden verschiedene Wasser- und 
Dampfstrahlapparate und ihre Theorien behandelt. 

Der Verfasser hat mit Sorgfalt diejenigen Theorien und Ver- 
suchsergebnisse aus der Literatur ausgewählt und selbst solche 
hinzugefügt, die dem Ingenieur von Nutzen sein können und hat 
nicht versäumt, auf Widersprüche aufmerksam zu machen und 
hypothetische Annahmen kritisch zu prüfen. Im Bestreben, auf 
möglichst einfachen Grundlagen aufzubauen, wurden gleich zu 
Beginn eine vom bisherigen Gebrauch abweichende Benennung 
und verschiedene vereinfachende Annahmen eingeführt. 

Der durch die geodätische Höhenlage bestimmte Energie- 
betrag wird als „Gewichtsenertie” statt, wie gebräuchlich „Ener- 
gie der Lage“ benannt; der Gewichtsbetrag von 1 kg ist aber 
auch in allen andern Energiebeträgen enthalten, die Verschieden- 
heit also doch wohl besser durch die alte Benennung ausgedrückt. 

Die vereinfachende Annahme von Parallelströmung mit 
gleicher Geschwindigkeit im ganzen betrachteten Querschnitt ist 
einschränkend, aber auch gewiß nicht nötig; wenn man die 
Untersuchung in erster Linie auf die Strömung durch einen Strom- 
faden bezieht, so können ebenso gut alle die nötigen Definitionen 
eingeführt werden und wächst daraus zwanglos das Ergebnis her- 
aus, daß in der Verwendung des Bernoullischen Satzes für Rech- 
nungen an Rohren und Kanälen in technischer Größenordnung 
der Wert der kinetischen Energie durch den Mittelwert der Strö- 
mungsgeschwindigkeit bestimmt ist, der sich aus der Betrachtung 
im Absatz: „Fehler der Rechnung mit mittleren Geschwindig- 
keiten“ (Ende Seite 47, Beginn S. 48) ergibt; ja es erscheint. 
rätlich, diese Betrachtung geradezu in die Grundlagen aufzu- 


«nehmen. 


Die im Abschnitt „Flüssigkeitsströmungen in Krümmungen” 
auf Seite 392 u. f. entwickelte neue Theorie stützt sich auf eine 
Betrachtung über die Energiebeträge an einer in „ruhender” 
Flüssigkeit bewegten, abgegrenzten Wassermasse und auf eine 
theoretische Ableitung; in beiden Fällen haben scheinbar verein- 
fachende Annahmen zu Trugschlüssen geführt. 

Wenn in einem,,vorerst mit ruhender Flüssigkeit angefüllten 
Wasserbehälter ein abgegrenzter Teil der Wassermasse in Be- 
wegung gerät, so bleibt der andere Teil keineswegs, wie ange- 
nommen, in Ruhe, sondern er kommt, entsprechend der Kontinui- 
tätsbedingung, auch in Bewegung und es ist in demselben also 
auch kinetische Energie enthalten; es fragt sich hierbei natürlich 
in erster Linie noch, ob die angenommene Bewegung des abge- 
erenzten Teiles überhaupt eintreten kann, — eine Ursache hier- 
für ist nicht vorhanden. 

In der theoretischen Ableitung, Seite 362, werden die auf die 
Wasserelemente wirksamen Kräfte einfach auf 1 kg Masse be- 
zogen: grenzt man, wie bei Betrachtung kreisender Strömungen 
vorteilhaft, einen Ringsektor mit den Querschnittsdimensionen 
dr, dz und der Länge r do ab, so findet man, daß bei Bestimmung 
der relativen Druckänderung längs des Radius nicht nur der Ein- 
fluß der Zentrifugalkraft, sondern auch derienige der Resultie- 
renden der Drücke auf die Seitenwände (dr X dz) des Sektors zu 
berücksichtigen ist; hierdurch erhält man mit der gemachten An- 
nahme, daß die Geschwindigkeit u nur von r abhängt und andere 
Geschwindigkeitskomponenten nicht vorhanden sind, die Bc- 
ziehungen: 


; r 
dp _yw p-pmı _Ar_1 fw 
dr gr vv yj r 


Ti 


dr, 


worin aber u nicht mehr als konstant zu betrachten ist, also auch 
nicht vor das Integralzeichen gesetzt werden darf, wie dies in der 
Ableitung geschehen ist. Aus obirem Resultat ist in bekannter 
Weise leicht abzuleiten, daß bei der durch die Beziehung ur = 
konstant charakterisierten Potentialströmung der Bernoullische 
Satz allgemein im ganzen Strömungsraum eilt, entsprechend dem 
allgemeinen, jedoch vom Verfasser angefochtenen, Satz der Hydro- 
dynamik, daß innerhalb eines Potentialströmungsbereiches einer 
idealen Flüssigkeit der Bernoullische Satz allgemein gilt und 
nicht nur auf Stromröhren resp. Liinien beschränkt ist. 
Untersuchungen der vorliegenden Art zehören durchaus in 
das Gebiet der Hyvdrodvnamik und sind nicht mit Mittelwerts- 
oder sonst vereinfachenden Annahmen zu lösen; auch bei näherem 
Eingehen auf die Probleme der Energieumsetzungen an Flug- 
maschinen wird der Verfasser die, wenn auch umständlicheren, 


1222 


y 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 39. 


28. September 1922. 


aber doch schärferen Ansätze der Hydrodynamik nicht umgehen 
können. : = 


Die Tatsache, daß der Verfasser derartige Probleme ans Licht 
stellt und bestrebt ist, sie mit einer für den praktischen Gebrauch 
angenehmen, aber nicht immer genügend scharfen Einfachheit zu 
lösen und dazu auch den Versuch heranzieht, empfiehlt das Buch 
ebenso, wie der durchaus auf der Höhe wissenschaftlicher Be- 
handlungsweise stehende Aufbau des reichen Inhaltes desselben. 


F. Präsil. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Tabelle zur Berechnung der Beitragsmarken bei der In- 
validenversicherung. Bearbeitet von K. Wolfrum, Bayreuth, 
Moltkestraße 1. Verlag von Emil Mühl, Bayreuth. 


[Um es den Arbeitgebern zu erleichtern, die Invalidenmarken, die ab 
1l. X. wesentlich erhöht werden, künftig den 13 Lohnklassen entsprechend 
richtig zu verwenden, hat der Verfasser eine Tabelle angefertigt, die den 
verschiedenartigen Lohnverhältnissen Rechnung trägt, sehr übersichtlich und 
brauchbar ist. Interessenten können sie gegen Voreinsendung des Geld- 
betrages von 5 M nebst 1 M für Porto und Spesen vom Verlunser selbst 
(Postscheckkonto Nürnberg Nr. 16287) oder vom Verlag beziehen.] 


Technischer Index (Jahrbuch der Technischen Zeitschriften — Buch- 
und Broschürenliteratur). Auskunft über Veröffentlichungen in in- und 
ausländischen Zeitschriften und über den technischen Büchermarkt nach 
Fachgebieten mit technischem Zeitschriftenführer. Von H. Rieser. (Für 
die Literatur der Jahre 1918 bis 1920). Bd. VI/VII. Verlag: C. Stephenson, 
Wien 192]. Preis 200 M, geb. 280 M. 


[Der vorliegende Band enthält eine praktisch angeordnete, nach den 
verschiedenen Fachgebieten in Gruppen und Untergruppen eingeteilte Zu- 
sammenstellung der technischen Zeitschriften-, Buch- und Broschüren- 
literatur der Jahre 1918 bis 1920. Es ist ein brauchbares Nachschlagewerk, 
das den Fachmann rasch über Neuerungen, Erfindungen usw. unterrichtet 
und ihm die Zeit mühevollen und kostspieligen Suchens erspart.] 


Experiments with the Slide-Wire Bridge. A Handbook for use 


in the electrical laboratory. Von David Robertson. 86 S. in 80, Verlag 
von Crompton & Co., Ltd., Chelmsford 1922. 


Machines électriques. Theorie, essais et construction. Von A. Mauduits 
XXII u. 1180 S. in 80. Verlag von Dunod, Paris 1922. 
Berliner Steuerkodex, Berlins Steuerordnungen mit systematischer 


Darstellung. Von Brumby und Gattringer. XV und 202 S. in 16°. In- 
dustrieverlag Spaeth & Linde, Berlin 1922. Preis 120 M. 


Das Verhalten foster Körper im Fließbereich. Hysteresis-, Nach- 
wirkungs- und Ermüdungserscheinungen in mechanischen, magnetischen 
und elektrischen Kraftfeldern. Von Prof. Dr.-Ing H. Lorenz. Mit 


25 Textabb. 68 S. in 8°. Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig 
1922. Preis 72 M. 


Dissertationen. 
M. Schlipköter, Wirtschaftlichkeit neuzeitlicher Hochofengasreinigungen 
im Ruhr- und Minettebezirk. Technische Hochschule Berlin 1920. 


F. Beitter, Der Dampfzusatz im Generatorbetrieb. Technische Hoch- 
- schule Berlin 1921. 


W. Krebs, Studien über die Abbindefähigkeit von basischen Hochofen- 
schlacken. Technische Hochschule Berlin 1921. 


F. Pacher, Über Fehlstellen in Blöcken von siliziertem Siemens-Martin- 
Stahl und deren Vermeidung. Technische Hochschule Berlin 1921. 


Sonderabdrucke. 


Instrumente für die Beobachtung von Erschütterungen. Von C. Mainka, 
Göttingen. „Zeitschrift für technische Physik‘‘ 1922. Nr. 5 u. 7. 
Zur Untersuchung von Seismographen und Erschütterungsmessern. Von 

C. Mainka, Göttingen. „Feinmechanik‘‘ 1922. Nr. 7. 


Eine neue Theorie des Sehens. Von Dr. Fritz Schanz, Dresden. „Zeite 
schrift für Sinnesphysiologie‘‘ 1922. Bd. ö4. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Wirtschaftslage!). — In seinem Monatsbericht vom 12. IX. weist 
das „Reichs-Arbeitsblatt‘“ auf die außerordentlichen Preissteigerungen 
hin, die die überaus starke Entwertung der Mark im August hervorgerufen 
hat. Diese kam im Gegensatz zu früher diesmal unmittelbar auf dem In- 
landmarktin Formen zur Wirkung, die klar erkennen lassen, daß die deutsche 
Wirtschaft trotz aller Anstrengungen, sich emporzuarbeiten, derartigen Er- 
schütterungen auf die Dauer erliegen muß. Durch die sprunghafte und im 
Verlauf des August wiederholte und jähe Verteuerung der wichtigsten Roh- 
stoffe und Erzeugnisse wurde der Industrie der Boden für jede sichere Preis- 


) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1102. 


berechnung entzogen, ein planmäßiges Arbeiten und TQjsponieren fast zur 
Unmöglichkeit gemacht. Die Leipziger Herbstmesse stand trotz dea 
Andranges und der starken Nachfrage in ihren geschäftlichen ebnissen 
hinter denen der vorausgegangenen zurück, weil sie ohne Kalkulations- 
basis war. Vor allem verschärfte die verhängnisvolle neue Markentwertung 
die Kapitalknappheit in stärkster Weise und komplizierte damit das 
zentrale Problem, mit dessen Lösung die deutsche Wirtschaft steht oder fällt. 
Schon jetzt ist es vielen Handels- und Industriebetrieben nicht mehr möglich, 
aus den Geschäftseinnahmen die gestiegenen Ausgaben für den Bezug der 
erforderlichen Betriebsstoffe im bisherigen Umfange zu decken. Die Be- 
richte der Landesarbeitsämter und die Einzelberichte von Industriebetrieben 
lassen zunächst nur vereinzelt unmittelbare Arbeitszeitverkürzungen und 
Arbeiterentlassungen erkennen ; aber als warnendes Zeichen für das Sinken 
der Konjunktur auf dem deutschen Arbeitsmarkt tritt bei den Arbeits- 
nachweisen allgemeiner die Feststellung einer Zurückhaltung in der Bedarfs- 
anmeldung von Arbeitskräften hervor. Hatte sonst das Steigen des Dollars 
der Industrie eine starke Belebung des Bestellungseinganges gebracht, so 
machte sich im August die Bedarfseindeckung möglichst noch vor Eintritt 
der Preiserhöhung in offensichtlich geringerem Maße geltend — im wesent- 
lichen infolge der gesunkenen Kaufkraft der Verbraucher wie der geschwäch- 
ten Kapitalkraft des Handels und der Industrie. Auch die Belebung der 
Ausfuhr, die ebenso wie die Steigerung der Deckungseinkäufe im Inland 
mit dem Währungsrückgang eintrat, ist bei dem starken Sturz der Mark 
im Juli und August wesentlich schwächer in Erscheinung getreten, z. T. 
ganz ausgeblieben, trotzdem die Entwertung der Mark erheblich einschneiden- 
der als vorher war. 

Die Lage der Elektroindustrie ist während des August, dem Vor- 
monat gegenüber, im großen und ganzen unverändert gewesen. Die Zu- 
rückhaltung auf dem Markt der elektrotechnischen Erzeugnisse hielt 
weiterhin an und hat sich teilweise noch verschärft. In Süddeutschland war 
die Geschäftslage im Elektrogroßhandel wegen der Preissteigerung und Geld- 
knappheit ruhig. Nur zwei Gebiete der Elektrotechnik nehmen nach dem 
Bericht der Berliner Handelskammer eine Ausnahmestellung ein: alle gän- 
gigen Arten von Kohlefabrikaten wurden nämlich nach wie vor in stei- 
gendem Maße begehrt, und die Entwicklung des Glühlampengeschäftes 
gestaltete sich im Inland wie im europäischen Ausland normal; auch die 
Lieferungen für überseeische Länder befriedigten. In allen übrigen Zweigen 
der Elektroindustrie aber ist, wie die genannte Handelskammer betont, cin 
Nachlassen zu beobachten, das offensichtlich weniger durch die gegenwärtige 
unsichere Lage als durch die immer stärker hervortretende Geldknappheit 
verursacht wird. Die Bestellungen würden ohne die zunehmende Geldnot 
erheblich umfangreicher eingehen. Allerdings macht sich das Abflauen der 
Aufträge nicht überall in gleich starkem Maße bemerkbar. Der Rückgang 
der aus der Industrie eingehenden Bestellungen würde noch stärker sein, 
wenn nicht die Flucht vor der Mark vielfach im entgegegengesetzten Sinne 
wirkte. Rohstoffe sind schwer und nur mit sich immer mehr verlängernden 
Lieferfristen zu beschaffen. In den Berichten an das Reichs-Arbeitsblatt 
wird sowohl von der Starkstromtechnik wie von den Fabriken für In- 
stallationsmaterial über Roh- und Hilfsstoffmangel geklagt. Zahlreich 
sind auch die Meldungen über das Fehlen gelernter Arbeiter. Inder Schwach- 
stromtechnik machte sich Mangel an tüchtigen Formenbauern, Metall- 
schleifern und Telephonspulenwicklerinnen fühlbar. Der Beschäftigungs- 
grad ist zumeist unverändert. Nach 71 Berichten waren unter rd 174 000 
Beschäftigten der Elektroindustrie ebenso wie im Vormonat 16% in gut mit 
Arbeit versehenen Betrieben tätig; befriedigende Lage weisen die Betriebe 
für 82%, (81 i. Vm.) auf. Besonders deutlich tritt die Geldknappheit im 
Zentralengeschäft hervor. Zahlreiche Projekte großer Unternehmungen 
sind wegen Mangels an Mittelnaufgegeben worden, auch daslaufende Geschäft 
hat sowohl für das Inland wie für das Ausland abgenommen. Die Bestel- 
lungen auf Motoren, weniger die auf Zähler, Apparate und Installations- 
material, gingen nach dem Berliner Handelskammerbericht stark zurück. 
Mitteilungen von Fabriken zufolge, die Installationsmaterial herstellen, war 
der Geschäftsgang vielfach schlechter als im Vormonat, der Auftragseingang 
in der letzten Zeit nur z. T. wieder besser geworden, so daß normale Be- 
schäftigung möglich wurde. Die Schwachstromindustrie erhält vorläufig 
noch Bestellungen in befriedigendem Maße; deutlicher Rückgang macht sich 
aber nach den eingegangenen Berichten für MeBinstrumente bemerkbar. 
Im Kabelgeschäft tritt die rückläufige Konjunktur bei Starkstromkabeln 
stärker als bei Schwachstromkabeln in Erscheinung. Lohnaufbesserungen 
wurden verschiedentlich festgestellt, so in der elektromedizinischen Industrie 
ab 17. VIII. um etwa 40% und in der Kabelherstellung um rd 25%. 


wi Garantie der Reparations-Schatzscheine durch die Reichs- 
bank. — Verhandlungen des Reichsbankpräsidenten mit der Bank von Eng- 
land haben zu dem Ergebnis geführt, daß die Reichsbank nunmehr 
die der belgischen Regierung an Stelle von Reparationsbarzahlungen aus- 
zuhändigenden, vom 15. II. bis 15. VI. 1923 fälligen Sechsmonatswechsel im 
Gesamtbetrage von 270 Mill. Gldm unter Verzicht auf Verlängerung der 
Laufzeit unterzeichnen konnte. Sie sind bereits übergeben worden. 


Gemeinsames Vorgehen elektrotechnischer Fabriken zwecks 
Übernahme von Reparationslieferungen. — Durch das Stinnes- 
Lubersac-Abkommen ist das Programm der Wiedergutmachungsliefe- 
rungen in Baumaterialien seiner Lösung wesentlich nähergebracht worden. 
Natürlich wird erwartet, daß auch in anderen Artikeln Aufträge auf Wieder- 
gutmachungslieferungen in großem Maße erteilt werden, und es liegt daher 
nahe, daß auch andere Kreise der Industrie ihre Vorbereitungen treffen. So 
haben sich bereits zahlreiche bedeutende Spezialfabriken für die Gruppe 
Maschinen und Transformatoren zu gemeinsamem Vorgehen zusammen- 
geschlossen, indem sie mit der Wahrnehmung ihrer Interessen und dem 
Verkauf die „Elmag“ Elektromaterial-Gesellschaft m. b. H. Kom- 
manditgesollschaft, Berlin, betrauten. Es ist, wie diese mitteilt, zu erwarten, 


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28. September 1922. 


daß sich der Wirkungskreis der „Elmag‘‘ in absehbarer Zeit auch noch auf 
weitere Zweige der Elektrotechnik ausdehnen wird. 


Wiederaufbau im uralischen und westsibirischen Rußland. 
— Zwischen dem Präsidenten der Russo-Asiatic Consolidated Co., Leslie 
Urquhart, und dem Vertreter der Sowjetregierung, Krassin, ist ein für 


‘ den Wiederaufbau Rußlands äußerst wichtiger privatwirtschaftlicher Ver- 


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trag geschlossen worden, demzufolge die 1918 beschlagnahmter Konzessio- 
nen der Gesellschaft im Ural und in Westsibirien dieser unter formeller 
Aufrechterhaltung des Eigentumsrechtes der „Sowjetregier wieder zu- 
fallen. Sie wird auf 99 Jahre Pächterin aller Konzessionen, Fabriken, Berg- 
werke usw., deren Wert 56 Mill. £ betragen soll, erhält Ersatz für abhanden 
gekommenes Inventar, bedeutende Summen für den sofortigen Beginn der 
Tätigkeit und das Recht, Arbeiter nach Belieben einzustellen bzw. zu ent- 
lassen. Der Präsident der Gesellschaft hat die deutsche Industrie, Unter- 
on und Arbeiter, aufgefordert, am Wiederaufbau Rußlands mitzu- 
wirken. 

Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
teehnischen Industrie. — Diesem Heft liegen neue Festsetzungen 
der Preisstelle —sie hat diese Bezeichnung an Stelle der bisherigen (Zuschlags- 
listen) gewählt — für das Inland, u. zw. Nr. 66 (grün) und Nr. 66 A (gelb), 
bei, von denen letztere für die Zeit vom 21. bis 27. IX. gilt. Der Text zei 
keine Anderungen, nur sind für die Umrechnungsmultiplikatoren ab 21. IX. 
nunmehr die Angaben der Tabellenausgabe 19i maßgebend. Die Teue- 
rungszuschläge wurden für die Ziffern 68a und b sowie für 69a erhöht. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Der Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung 
weistnachder D. A.K. daraufhin, daß die nach dem alten Tariffürdie Ausfuhr- 
abgabe abgabefreien Waren auch nach der vorgenommenen Erhöhung ausfuhr- 
abgabefrei bleiben. Weiter ist zu beachten, daß gemäß Art. IV der Bekannt- 
machung vom30. VIII. bereits abgelaufene Ausfuhrbewilligungen nicht 
verlängert werden können, es vielmehr einer Neuausstellung zu den dann gel- 
tenden Abgabesätzen bedarf. Ob eine Bewilligung aus sachlichen Gründen 
verlängert werden kann, hat die zuständige Stelle nach der Wirtschaftslage 
auf dem speziellen Warengebiet zu beurteilen. Die bisherigen Bestimmungen 
über den Begriff der festen Preisvereinbarung, der handelsüblichen 
Fristen und des bindenden Verkaufsangebots (Rundschreiben des 
Reichskommissars vom 19. IX. 1921) bleiben in Geltung. Ausfuhren an 
eigene Niederlassungen oder Konsignationsläger im Ausland 
müssen seit dem 3. IX. die erhöhte Abgabe tragen. Ein bindendes Ver- 
kaufsangebot bei Überseegeschäften wird unter heutigen Verhält- 


nissen nur vorliegen, wenn eine Frist zur Annahme entweder ausdrücklich - 


gestellt ist oder nach bestimmtem Handelsbrauch besteht. Handelsübliche 
Fristen können nicht als vorliegend anerkannt werden, wenn der Abschluß 
soweit zurückliegt, daß er sich bis zur Stellung des Antrages normalerweise 
schon hätte ausführen lassen. Das Hinaussenden von Preislisten gilt nicht als 
bindendes Angebot. — Die Umrechnung der in den Verträgen des freien 
Sachlieferungsverkehrs festgesetzten Verkaufspreisbeträge in Pa- 
piermark erfolgt künftig zum Kurs des zehnten, dem Tage der Übermittlung 
des Schecks durch die französische Regierung an ihren Staatsangehörigen fol- 
genden Tages. Die Papiermarkbeträge werden nicht vor dem 13. Tage nach 
Übermittlung des Schecks ausgezahlt. — Das Goldzollaufgeld ist auf 
34400 %/, ermäßigt worden. 


England. — Die Ausfuhr elektrischer Erzeugnisse und Ap- 
parate hatte im August einen Wert von 614 749 £ und war damit um 
261 171 £ geringer als im August 1921 (875 920 £). Der Wert der Einfuhr 
beziffert sich auf 143 498 £, d. s. 51 526 £ mehr als im gleichen Monat des 
Vorjahres (91 972 £). 


V. S. Amerika. — Die Ausfuhr elektrischer Maschinen und. 


Apparate hat im Juni 6,216 Mill. $ ergeben, d. s. 0,74 Mill. $ weniger als 
im gleichen Monat von 1921 (6,956 Mill. $). Die Einfuhr von Kohlefaden- 
lampen betrug 0,556 Mill. Stück gegen 0,449 im Juni 1921. Der Import von 
Metalldrahtlampen ist um 0,547 Mill. Stück von 0,761 auf 1,308 Mill. Stück 
gestiegen. — Wie wir schon an anderer Stelle mitgeteilt haben, ist der 
neue Zolltarif nunmehr vom Präsidenten unterschrieben und am 21. IX. 
ın Kraft gesetzt worden. 


. Neue Gesellschaften. Batterie- und Elementenfabrik 
System Zeiler A. G., Berlin. Gegenstand:.Erwerb und Fortführung der 
von der G. m. b. H. gleicher Firma bisher betriebenen Fabrik. Grund- 


' kapital: 1,1 Mill. M. — Karl Laile & Co. G. m. b. H., Freiburg i. Br. 


Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrischer Bedarfsartikel usw. 
Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Bewag, Benrather Elektromotoren- 
Werk Johann Hubert Engels, Benrath. Überlandzentrale 
Grenzmark A. G., Flatow (Westpr.). Gegenstand: Herstellung, Bezug, 
Verwendung und Verwertung elektrischer Arbeit im Kreise Flatow und den 
angrenzenden Gebieten. Grundkapital: 6 Mill. M. Die Überlandzentrale 
Flatow hat ihr Unternehmen in die neue Gesellschaft eingebracht. — Perfect 
Wireless Corporation m. b. H., Berlin. Gegenstand: Fabrikation von 
drahtlosen Telegraphen- und Telephonapparaten sowie deren Vertrieb, 
besonders nach England und Amerika. Stammkapital 50 000 M. 


Von der Börse. — (13. IX. bis 19. IX. 1922 ) Die sehr ernst zu neh- 
mende, drückende Geldknappheit und die von der belgischen Regierung 
nach Abbruch. der Berliner Verhandlungen gestellte Forderung einer Gold- 
gerantie für die ihr zugesprochenen Schatzwechsel haben die Zurückhaltung 
im Effektengeschäft zunächst weiter verstärkt. Erst auf Grund der in Paris 
gepflogenen Besprechungen und einer etwas freundlicheren Beurteilung der 
Reparationsfrage, ferner als Folge der vom Reichskanzler auf dem Industrie- 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heft 39. 


1223 


und Handelstage gehaltenen Rede wie eines für die Wiedereinführung des 
Bankgeheimnisses und Aufhebung .des Depotzwanges sprechenden Be- 
schlusses zweier Ausschüsse des Reichswirtschaftsrata, schließlich auch im 
Hinblick auf die im Abkommen Stinnes-de Lubersac liegenden Vorteile 
setzte sich an der Berliner Börse trotz immer wiederkehrender Drohungen 
der französischen Presse eine etwas festere und nach Bekanntwerden des 
vom Reichsbankpräsidenten in London erzielten Ergebnisses zuversicht- 
lichere Stimmung durch. Das bedeutsame Mahnungen enthaltende Referat 
K. F. v. Siemens’ auf der Eisenacher Tagung der deutsch-demokratischen 
Partei fand große Beachtung. Die Kursbewegung am Markt der Elektro- 
aktien hielt sich i. a. gegenüber früheren Schwankungen in mäßigen Gren- 
zen, wenn sie auch bei einigen Werten (z. B. Schuckert & Co.) fast 100%, 
bei 8. & H. sogar 151 °/, erreichte. 


Gesellschaften 


Accumul.-Fabr., Berlin scal 20 1711 |1625 |1711 1625 
A. G. f. El. Anlg., Berlin... | 8 660 — — — 
A. E. G., Berlin... 2.2... 16 750 729 756 735 
x „ Vorz.-A 3 112 112 114 113,50 
s »  Vorz.-B 7,25 | 131 130 133 133 
Bergmann, Berlin ....... 20 655 618 655 650 
Continent. Ges. Nürnberg . . .| 0 — — — — 
” „ „ Vorz. -A. 8 383 383 410 410 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln 5 650 620 655 635 
„ Niederl. , $ — 540 500 540 500 
„ Südam. „ „ .. 6 650 600 650 600 
„ Kabelwerke, Berlin . . .| 20 465 470 440 465 
Elektra, Dresden . ...... 10 275 265 300 299 
El. Licht u. Kraft, Berlin š 15- 515 515 545 545 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 460 460 474 468 
E. W. Liegnitz . . 2... 2... 10 280 280 300 300 
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 1004 985 |1055 |1055 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 545 523 568 568 
Hackethal, Hannover ..... 20 535 535 560 545 
Hamburgische E. W. ..... 10 290 286 305 299 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 1020 950 |1060 |1060 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. 12 405 391 420 420 
C. Lorenz, Berlin . ...... 35 745 725 750 735 
Dr. Paul Meyer, Berlin 15 350 335 378 378 
Mix & Genest, Berlin . ... . 16 520 482 520 500 
Neckarwerke, EßBlingen . . . .| 10 305 300 308 308 
Oberbayer. Überlandz., München.| 9 360 340 360 | 350 
H. Pöge, Chemnitz... .... 12 500 466 520 520 
5 a Vorz.-A....| 7 105 105 107 106 
Rhein. El.-A. G., Mannheim . 15- 408 380 408 404 
i TAREE „»  Vorz.-A.]| — 111 107 | 121 120 
M. Schorsch & Cie., Rheydt 10 620 598 620 600 
Sachsenwerk, Dresden . .... 20 590 580 640 640 
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 |1002 982 |1078 |1078 
„Siemens“ El. Betr., Berlin . .| 0 165,50; 160 175,50; 164 
Siemens & Halske, Berlin 20 1674 |1674 |1825 |1825 
Stettiner E. W. . . 2.2.2... 15 445 422 450 425 
Teleph. -F. Berliner, Hannover . .| 20 575 651 575 555 


Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin| 35 823 800 825 825 


Voigt & Haeffner. . . . 20 625 596 | 625 55 
„  Vorz.-À. 20 490 470. | 500 500 
Hartmann & Braun . . |Frank-| 25 728 | 700 | 728 | 719 
Emag. Elektr.-A.G ..? furt 22 420 400 435 . | 435 
Main Kraftwerke, Höchst | a. M, | 10 291 290 298 290 
Heddernh. Kupferw. u. 
Südd. Kabelwerke . . 20 670 | 610 670 | 610 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im September 


18. 16 

933,96! 240,70| 251,19| 251,69! 252,18) 243,19 
3071| 31.06! 3186| 3136| 32,36| 31,96 
537.33, 546.32] 568.29| 569,29! 574,23] 571,29 
5868 5943| 61.42] 6207) 6217| 63,17 


in 22, 21. 20. | 19. 
Christiania (Kr.) . ... 
Helsingfors (finn. M) . . 
Holland (Gld) ..... 
Italien (L). ..... 


Kope n (Kr) . . . | 289,64| 296,63| 303.62| 303,62 310,61| 313,61 
London (£) . . . . . . (6142,30 6242,15 6491,85 6506,85 6591,75 6546,80 
New York ($) . . . . . |1388,26|1393,25|1463,16 1473,15 1490,63/1485,64 
Österreich (K) ..... 0,02| 0,02] 0,02; 0,02, 0,02) 0,02 
Paris (Fr) . © 2... . [106,02] 107,62) 111,86) 112,36] 112,61] 112,86 
Prag (kl)... .. . . | 4405| 4494| 45,69) 46,54] 48,94 47,44 
Schweden (Kr). .... 367,54| 375,03| 388,51| 388,51| 390,51| 390,51 
Schweiz (Fr). .... . | 259,68) 261,17| 273,16; 276,65| 278,65| 278,65 
Spanien (Pes) ..... 211,24| 212,23| 220,22| 223,72| 223,97| 224,72 


Betriebsergebnisse. Elektricitätswerk Unterelbe A. G., Alto- 
na. 1921/22. Aoschlußwert: 40504 kW (33 565 i. V.); Lieferung: 29,823 Mill. 
kWh (22,480 i. V.); Einnahmen: 49615072 M; Handl unkosten : 
2912 206 M; Versicherungen, Steuern, Abgaben: 2 552787 M; Betriebs- 
unkosten: 3 316 695 M; Betriebsmaterial und Strombezug: 28 494 812 M; 


1224 


nn e a ŘŘŮŘŘ e M M Mo O - — em 


Reparaturen: 6 182 818 M; Sollzinsen: 1159539 M; Abschreibungen, Til- 
gungen, Werkerhaltung: 3 631 756 M; -Reingewinn mit Vortrag (89 636 M): 
1454094 M; Dividende: 10% auf 6,5 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 
144 205 M. 


Ausschreibungen. — Am 12. X. vergibt die Gemeindeverwaltung l 


in Quaedmecheln (Belgien, Prov. Limbourg) nach der „Ind.- u. Hand.- 
2tg.‘‘ die Herstellung eines Netzes elektrischer Kraftleitungen. Die 
Zeichnungen können zum Preise von 5 Fr vom Secretariat communal in 
Quaedmecheln bezogen werden. 


WARENMARKT. 


Glühlampen. — Die im Zentralverband der deutschen elektro- 
technischen Industrie zusammengeschlossenen Glühlampenfabriken haben 
den Teuerungszuschlag ab 21. IX. von 100 auf 300%, erhöht. — In Eng- 
land sind die Preise für Osramlampen nach „Electrical Review‘ erheb- 
lich gesenkt worden. Die Ermäßigungen schwanken für die verschiedenen 
Sorten zwischen 1214, und 30% und werden mit Verbesserungen der Kon- 
struktion und maschinellen Einrichtungen sowie mit ciner bedeutenden 
Steigerung der Nachfrage erklärt. 

Installationsmaterial. — Die „Eltfabriken‘‘ haben die Teuerungs- 
zuschläge auf die Julipreise am 16. IX. je nach Artikel um weitere 15 bis 
100% erhöht. 

Kohle. — Anfangs Oktober sollen die Kohlenpreise eine weitere Er- 
höhung erfahren. Das endgültige Förderergebnis der Ruhrkohlenzechen 
im August betrug 8,337 Mill. t (7,864 i. Vm.), die arbeitstägliche Förderung 
0,309 Mill. t (0,302 i. Vm.). Die Koksherstellung ergab 2,176 Mill. t (2,106 
i. Vm.) und die Brikettgewinnung 0,375 Mill. t (0,3531. Vm.).— Im deutsch- 
oberschlesischen Kohlenrevier schweben Verhandlungen wegen eines 
Überschichtenabkommens nach westfälischem Muster; cs würde monatlich 
einen Mehrbetrag von 0,170 Mill. t ergeben. — Die englischen Kohlen- 


preise weisen weiter steigende Tendenz auf. Für South Yorkshire best steam - 


hards werden z. Zt. 21 bis 22 s und an der Nordküste für steams zur Ausfuhr 
30 s, für Northumberland best steams 24 bis 24 s 6 d/ton notiert. 

Eisen. — Gemäß der fostgesetzten Kursklausel für Lieferungen in der 
dritten Septemberdekade betragen die Roheisenpreise in dieser für 
Hämatit 30 506 M, kupferarmes Stahleisen 29838 M, Gießereiroheisen I 
26 524 M, dgl. III 26 454 M, dgl. Luxemburger Qualität 24 756 M, Temper- 
roheisen 30 112 M und für Ferrosilizium (10°;,) 34 405 M/t. — Der Richt- 
preisausschuß des Stahlbundes hat von einer neuen Regelung der Preise 
für Walzeisen zunächst abgesehen und beschlossen, die bisherigen Preise 
bis Ende September unverändert zu lassen. 

Gußwaren. — Der Eisengießereiverein des Solinger Industriebezirks 
hat seine Grundpreise für alle Sorten Rohguß mit Wirkung vom 15. IX. 
erhöht; die Steigerung entspricht einem Aufschlag auf die Februarpreise 
von 350%. 

Schrott. — Am 20. IX. wurden für Kernschrott 20 000 M, für Späne 
17 000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 24 000 M /t notiert. 

Edelmetalle. — Der Berliner Markt notierte am 19. IX. Gold mit 
960 bis 980 M/g, Platin mit 4700 M/g und Silber mit 32 500 bis 33 500 M/kg. 

Schellack. — T. N. Orange notiert z. Zt. 2300 M/kg. 

Gummi. — Die Gummipreise haben sich in letzter Zeit wieder etwas 
erholt. Amsterdam notierte am 15. IX. für Hevea Crepe 0,39 Gld, für Sheets 
0,40 Gld/0,5 kg. Nach der ‚„Ind.- u. Hand.-Ztg.‘“ hat die holländische Re- 
gierung den Antrag der Internationalen Vereinigung für Rohgummi auf 
Einführung gesetzlicher Maßnahmen zur Beschränkung der Produktion 
abgelehnt. 

Baumwolle. — Am 19. IX. notierte New York 21,55 cts/lb, Liver- 
pool 12,42 d/lb und Bremen 749,90 M/kg. 

Seide. — Am rheinischen Seidenmarkt sind in den letzten Tagen für 
Organsin 20/22 etwa 33 000 M, für Org. Grenadine 34500 M, für Gröge 
1l/l3fach 30 000 M und für Chappe 200/2fach 15 000 M/kg gezahlt worden. 

Sauer- und Wasserstoff. — Seit dem 15. IX. gelten frei Bahn- 
station der Erzeugungsstelle folgende Preise: bei Lieferung unter Abschluß 
in Eigenflaschen 90 M, in Leihflaschen 105 M, bei Lieferung außer Abschluß 
entsprechend 92 M bzw. 107 M/m3. 

le und Fette. — Die Nachfrage nach Schmierölen war in letzter 
Zeit trotz der sehr hohen Preise äußerst lebhaft. Am Hamburger Markt 
wurden je 100 kg Reingewicht unverzollt etwa verlangt: für pennsylvanisches 
Heißdampfzylinderöl, Visk. 5 bis 6 bei 100°, Flp. 910/920°, 7,25 und 8,60 $; 
dgl. Sattdampfzylinderöl, Visk. 4 bis 5 bei 100°, Flp. 270/280, 5,25 und 
6 $; dgl. hochflammige Maschinenölraffinate, Visk. 6,5 bis 7 bei 50°, Flp. 220°, 
7,65 und 8,7 $; amerikanische dgl., Visk. 6 bis 7 bei 500, Flp. 180/185°, 
6,6 und 7,6 $; dgl. Spindelölraffinate, Visk. 5 bis 6 bei 500, Flp. 170/180°, 
3,8 und 4,5 $; hellgelbes Maschinenfett, unbeschwertes Material, Tropfp. 
80/900, 6,5 und 8 $. — Dieselmotorentreiböl (Gasöl rein mineralischen 
Ursprungs), spez. Gew. 0,860, Heizwert etwa 10 500 Kal., Fip. unter 85°, 
wird ab Wilhelmshaven unverzollt zu 2600 M/100 kg angeboten. — Terpen- 
tinöl liegt in Amerika unverändert fest; New York notierte am 19. IX. 
1,31 $/Gallone. Am deutschen Markt werden für amerikanische Ware 660 M 
und für französische 630 M/kg verlungt. — Leinöl kostet etwa 290M, Rüböl 
280 M, Rizinusöl 1. Pressung 390 M und Ware 2. Pressung 310 M/kg. 

Metallhalbfabrikate. — Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., 
G. m. b. H., Berlin, betrugen die Verbands-, Grund- und Richtpreise je 
100 kg am 20. IX. unverbindlich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 
73 800 M, Aluminiumrohr 100 000 M, Kupferbleche 63 400 M, Kupferdrähte, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39. 


— M 


28. September 1922. 


-stangen 61 400 M, Kupferrohre o. N. 65 400 M, Kupferschalen 67 400 M 
Messingbleche, -bänder, -drähte 60 000 M, Messingstangen 45 000 M, Messing- 
rohre o. N. 72 500 M, Messing-Kronenrohr 88 000 M, Tombak (mittelrot)- 
bleche, -drähte, -stangen 74400 M, Neusilberbleche, -drāhte, -stangen 
120 000 M, Schlaglot 60 000 M. 

Altmetalle. — Am 20. IX. wurden am Berliner Markt folgende Preise 
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 34 500 bis 35 500 M, un- 
verzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 34 000 bis 35 000 M, Maschinenrotguß, 
handelsüblich und tiegelrecht, 25 500 bis 26 500 M, Messingzünder, pulver- 
und eisenfrei, 22 000 bis 23000 M, Messingkartuschen, pulver- und eisen- 
frei, 31 500 bis 32 500 M, reine, weiche Messingblechabfälle 29 500 bis 30 500M, 
Schwermessing, handelsüblich, 20 500 bis 21 000 M, Messingschraubenspäne, 
handelsüblich, 20 000 bis 21 000 M, altes Weichblei 11 000 bis 11500 M. 
Zinkzünderlegierungen 12 000 bis 12500 M, Altzink, handelsüblich, 12 000 
bis 12500 M, Reinaluminiumblechabfälle (98/89%) 43 000 bis 44 000 M 
je 100 kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen. 

Metailpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen- 
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in 


M/kg: 


Metall 22. IX. 20. IX. 18. IX. 

Elektrolytkupfer (wire bars), 

prompt, cif Hamburg, Bremen 

oder Rotterdam . . . 2... 446 52 463,91 474,23 
Raffinadekupfer 99/99,3% . .| 380—390 395 — 405 400—410 
Originalhüttenweichblei . . 145—155 150—160 150—160 
Originalhüttenrohzink, Preis im 

freien Verkehr . ...... 210—225 220 —230 230—250 
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.)| 196,14 204,86 206,12 
Plattenzink (remelted) von | 

handelsüblicher Beschaffenheit.| 165—175 170—180 | 175 — 1% 
Originalhüttenaluminium | 

98/99% in Blöcken, Walz- oder 

Drahtbarren . 2.22 .2.2.0.. 546 877 | 584 

dgl. in Walz- od. Drahtbarren | 

1 N E E E E E E E E 548,5 579,5 | 586,5 
Zinn, Banka, Straits, Austral. in 

Verkäuferswahl . . . 2... 1005—1015 | 1050—1060 | 1060 — 1070 
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 985—990 | 1030—1035 | 1040 -1050 
Reinnickel 98/99% . . .. | 860-870 900—920 900 — 920 
Antimon -Regulus ...... 145—150 150—155 150—155 


Silber in Barren rd 900 fein für 
l kg fein. ... : ea a 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am 
15. IX. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: 


€ se d € a d 
*Kupfer: best selected . . . . 2 2 2.0. 66 0 Obis 8 0 0 
o electrolytic . . . 2 22.2. 71100, U I5 0 
5; wire bars . . 2. 2 2 2 2 2 02. T 15 O -p --7 
* „ standard Kasse. ...... 3 2 6, 63 50 
er 7 3 Monate ..... 63 10 0 63 12 6 
Zinn: standard Kasse . . . . 22... 1599 2 6 „ 159 5 0 
i 7 3 Monate . ...... 160 5 0 „ 10 7 6 
in... BOTAL o. oa an a S A 16010 0 „ 160 12 6 
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei... 24 2 6, 3 7 6 
„» gew. engl. Blockblei . . . ..... 25: p G'g ie 
Zink: gew. Sorten . . 2 2 2 22020. 311 12 6 „ 30 17 6 
»  remelted .. s. 2 En 299 10 0 = — 
» engl. Swansea . . 2... 2.200. 32 0 0 lieferbar Swans 
Antimon: engl. Regulus gew. Sorten 27 £/29 £10 8. 
Aluminium: 98 bis 99% .. 2.220. 95 £ (In- und Ausland). 
Nickel: 98 bis 99% garantiert ..... 145 £ (In- und Ausland). 
Wismut: je Ib. .. 2.2 222 2 000. 98 
Platin: je Unze nominal. ....... 6 


26 £. 
Quecksilber: nom. für die 75 Ibs.-Flasche 13 £/13 £ 5s. 
Wolfram: 65% je Einheit nominal. . . . 12 s 6d/l3 s. 


In Now York notierten am 22. IX. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00; 
Eisen 33,00; Blei 6,30; Zink 6,82; Zinn 32,50 cts/lb. 


*) Netto. 


Bezugsquellenverzeichnis. 


(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nicht 
berücksichtigt werden.) 


Frage 41. Werstellt reinen Sand zum Füllen von Sicherungs; 
patronen her, der frei von jeder metallischen Verunreinigung ist: 


Abschluß des Heftes: 23. September 1922. 


Für die Schrittieitung verantwortlich: E. ©. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer In Berlin. 


= 


28. September 1922. = Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 39, | 1224 a 


Festsetzung Nr. 66 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, gültig vom 21. IX. 
bis 27. IX. 1922 für Abrechnung von Aufträgen, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind, und nur für das Inland 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit gie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten 
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 66A., 


Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- | geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver- 

trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis- zözerung durchgeführt werden kann. 

stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise Bei den in der : 4. Der Lieferung. ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich- 

Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iesn- | zurechnen. 

lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech- Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate 

wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (SO bis 84), wird ! vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten. 

der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet: | Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für 
|! Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be- 

l. Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert, treffenden Verbände. 


or 


so gilt als Preis stichtag der Bestelltag. Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund- 
2. Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert, | preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ) 

so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell- | wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 

tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder 1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner 

für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch , TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920 

die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage , verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An- 

und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit. | geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben 
3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100. 


Festsetzung Nr. 66 A (gelb) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, 
gültig vom 21. IX. bis 27. IX. 1922 und nur für das Inland. 


Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom ' Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der 

21. bis 27. IX, 1922 angenommenen Aufträge. sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage 
der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate 

Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung | an bis zum Tage der Versanslbereitschaft — geteilt durch die Anzahl 
geltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung 


Versandbereitschaft gleichzuachten. | und am Tage der "Versandbereitsch aft geltenden Zuschläge zählen 
Zahlung. Mindestens } des Bestellwertes am Bestelltage, | mit. . 
Rest bei Versandbereitschaft. Zahlung. Mindestens 50% des Bestellwertes am Bestell- 


B tage. Diese 50 % sind aufzufüllen nach Ablauf — _ 
Abweichend hiervon gelten für Maschinen über 100kW | von! der angegebenen Lieferfrist auf 60%, | des sich jeweils nach 


a 00 
bzw. KVA, bezogen auf 1000 Uhndr/min.,, und Zubehör, auch voll- n i n n " " an en 
»tändize Anlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren uber " lå n n " 0 g 


10 kVA, Apparate für 50090 V und mehr, Dampfturbinen und Rest bei Versandbereitschaft. 
Zubehör, Motoren und Ausrüstungen. für Straßenbahn- Triebwagen, 


Vollbahn- Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt- Andere Berechnung sformeln bzw. Zahlungsbedin- 


ınlagen folgende Bestimmungen: | gungen haben: Telegraphie und Fernsprechwesen. 
Teuerungs- Tenerungs- 
Gegenstand AN Gegenstand | zuschlag 
lo KA 


Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate 
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- allein . . . 2 22. rn Da as Ai u Br ee a 14 000 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. | 

1. Be 20kW bzw. über 0,2 bis 20kVA É Zubehör zu Maschinen. 

i Generatoren sa % ooe Ws 14000 r ara , 
; ° . k , bezogen 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 

L N bzw. über 20 bis 100k VA auf 1000 14500 für Einphasenmotoren, Tret., Webstuhl-, Sterndreieck- 

Be AA Umdr. '? schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl.Selbstanlasser 

3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- N f.Druckkn.-u. Hebeliidering, a u. Bremsmagnete) 14 000 

ratoren. . 2... T Be 15 000 15. Schützenstewerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- 

Sonderausführungen. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 

d. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . 2.2... 14 000 steuerung, Bremsmaenete s.es sesse eooo 14 500 

a. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . .. . 11 500 16. Gleitschienen, Veraukerungen . . 2... ee RUN NE 14 000 

sa. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Danerlei- | lta. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Kienenuchäneen a 14 000 

stung von 4 kVA bis 35kVA, Widerstandsstumpfsch weiß- 

maschinen mit einer Dauerleistung von 4k VA bis 120k VA Bahnmatcrial. 

und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. f bis 150 kW Stundenleistung . . 13 009 
Dauerleistung. - » » 2 2 220. 9 500 elektr. Bremsen \ über 150 kW PR pi 15 000 

(. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 17a. Bahntransformatoren 2 . m ern 14 590 

„ Pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 1-4 000 1b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 

i. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte © 2 2 2 2 22. 9 500 Apgregate) oaeee’ TEE ee 14000 

& Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 17e. Hilfsmotoren . oe een. en 14 000 

å Motortragen, Motorwagen .. ..... oeoa’ 14 000 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, "elektr. 

“ Kleinste Motoren bis 0.2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 

ratoren. bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren -derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 
für Nähmaschinen, Burcau- und Haushaltmaschinen, materialien für Bahnfahrzeuze . . 2 2 2 2 2 220. 13 000 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 1Sa. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 13 000 
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, triebwagen und mit elektrischer Breinse versehene An- 
bezogen auf 1000 Umdr. . . . 2... PETE EUR: 14 000 hänge wagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
Dampfturbinen. i vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 
ly, Turbosätze, bestehend aus tiven für Bergbau und Industrie, oo 0 oe m rn 13 500 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 13 400 Lokomotiven u. Vollbahn-Trie bwagen, einschl. Montage 15 000 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie , 13 500 
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge u Br Bu Bu .. 9 500 
anlagen . 2. 2. 2 2 20. pna a a ee a ee 2 13 100 
ll. Turbogeneratoren allein. . 2 eo een 13 60 Transformatoren!) und Gleichrichter. 
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22, Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 14 000 
und Turbogebläse allein... .. . . De a a Aa 12.600 DI. in = „ über 100 kVA .. 14 500 
en 


D) Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


1224 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39. 28. September 1822. 
Gegenstand "ches Gegenstand 4 


23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . . . 14 000 


Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 


25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 
Instrumenten- und Kurbel -Umschalter, soweit nicht in 


Gußgehäuse . 2. 2 2 2 2 2 2 een... a A a s 13 500 
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht 

in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 14 000 
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 

Schalttafelbau sisir u. 0 050 u 6 = we 14 000 
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . ._ 12 000 
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 

Streckenschalter, soweit nicht für Öl . vr. .... Ds 14 500 
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- 

mierte Wanddurchführungen . 2. 2. 2 ee ess oo 14 500 
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 12 000 
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . 22 22200 Re 14 500 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) ..... 13 500 
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . .. .. . 14 500 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und 

Erdungsdrosselspulen) . ©. 2 2 2 2 0 02 eence R 14 500 
34. Schutzdrosselspulen . . » 2 2 2 2 en rn n. 140% 
35. Erdungsdrosselspulen .. 222 2.. EERTE” ; 14 500 
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 14 000 . 


37. Gerüste und Platten fùr Schaltanlagen mit zugehörigen 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 
Leitungen für Aufträge ab 43. XI. 1921 netto zu 
Tagespreisen mit Kupferklausel) ..... Be 

38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . . . . . ü 15 500 

39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäus . . 15 500 


Meßapparate und Zubehör. 


4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 
zumrÄufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 
lations- und Leitungsprüfer . . 2 2 2 2 2 2 2 02. 10 500 
41b. Sonstige zeigende und schreibende Me Binstrumente, cin- 
schließlich‘ Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe- 


raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . 2 2 2... 10 500 
41c. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte .. ... . 10 500 
42. Zähler e è o èo s òo > > o o o . o o e e œ . . . . 10 090 


43. MeBwandler und Zubehör = a mann... 13 500 


Installationsmaterial. 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . .... . 5 13 000 
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 

aut bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-, 


Normal- u. GroB-Edison-Gew.). . 2 2 2 2 2 2 rn 8.000 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, Vund VI....... í 12000 
46. Finteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 8 000 
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 

Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. . 2 2 2 2... . 12 000 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- 

bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . 2. ... "E 11000 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 8 000 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 

zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens). . . . 8 000 
60. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß- 

gehäuse . . 2.2.2220. BB a ee a aA 11 000 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark näch 
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker- 
Motoren 1000, 750, 600. 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten. Er 
Die Preise der 15W0-tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für 


die anderen Drehzahlen gewählt. 


Druck von H $. Hermann & Co., Berlin SW 19, Beuthstr. 8. 


51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei- 
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 11 000 


52. Zählertafeln, armiert . 2. . 2 2 2 0 onen oo 10 000 
63. Drehischalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 

Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und 

-Klemmen u. del... 2. 2 2 2 2 02. De Be Re $ 11 000 
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes 

Installationsmateriol . .... ee ee ee 13 000 
55a. Metallfassungen. . . . 2. 2 22.0. Bat LE ae 12 000 
65b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder 

Behr Co 2 a ar a a E EA pean o A ee oh 12 000 
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- 

zellan und Isolierstoff . . . . 2... ae er E 12 000 
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl, der zwei- 

teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 4b)... sesse. 12 000 
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. — 
Glühlampen. 


68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- |} 300 auf die 
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Listenpreise 

68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom 
sowie Telephonlampen. .... 2.2: 2222000. 31. VII. 2. 


Telegraphie und Fernsprechwesen. | i 
69a. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke ` 


(Wecker) sowie Aus- u. Umschalter und Kontaktvorrich- i 

tungen für Haussignalanlagen als auch Holzdrūcker . 7 000 
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 

fache Induktor-Apparate . . 2 2 2 2 2 20. Kode 10 000 
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 

schalter und öffentliche Fernsprechnetze ....... 10 000 
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . ..... 10 500 
69e. Wasscrdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . ... 10 000 
6%. Apparate für Telegraphie . . . 2 2 2 2 2 22020. 10 000 
69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke, . . ». 2... 1800 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . en Earaband ERS 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . . een 8.000 
72. Apparatschnüre (Privattypen) . . 2 2 2 eseese 3 600 


Bogenlampen und Zubehör. 

73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch- 
FUNESZWECKE: a a oa a aa ee an ee a Š 10 000 

74. Bogenlampen für technische Zwecke . . 2 2 2 2... 10 000 

75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 


und Handelsschiffe) . . 2 0 2 2 0 0 ne 200 00. 11 000 
q6. Widerstände u =. 0 were ee 12 000 
77. Aufhängevorrichtungen . . 2 2 2 2 2 2 2er. 10 000 Yu 
78. Leitungskupplungen. ..... a En a a aa a - 10000 
79. Transformatoren und Drosselspulen . . . 2 2 2 2.0. 14 000 
Gummifreie 1lsolierstoffe. 
80. Normalplatten © è è > è > > o o o oè e © o > èo » o 6 500 
81. Zählertafeln, unarmiert . . . 2 2 2 2 2.0. TER 8 300 
&2a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung ..... 10 000 
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 9 500 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 

mierte Anschlußklenımen usw.) . . 10 000 


84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall ` 
a) mit einem Stückgewicht bis 50 g ....... 10 000 
b) „ ” „ über 50 g © > o o o .. 8500 


Verschiedenes. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen 
vom 2l. bis 27. IX. 1922 mindestens 15000 M für 100 kg obne Faß. 


Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung). 


bekanntgegeben werden. Ab 21. IX. 192 gelten die An- 
gaben der Ausgabe 19i. Diese Tabellen, die wir wegen 
Kaummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenbandels- 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehen 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


TEE 


der Sedinik / Frankfurta. M./ 10.0ktober1922 


ORrYÄTTTTTTTTETTTTTTTLTEITTTTTTTETTTTTETTTTETTTTTTTTTTTETTTTTTTTETTTTTTITTTTTLITTETTITITTTTTTITTTSTTTTTTTTTTTTTETPITFTETTTITTTTTTTTTTETTTTTTTTTTTTTETTETTTTSTTITTTTTETTEETTTITTTTTTTTTITTTTTTLTTTTTITTTTTTETTTTTITTTTTTETTITETTTTTTTTTTTTTTTTTETTTTTTTTTTTTTT TITTEN 


"E I $ 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Inhalt: Tag der Technik. Von Laßwitz. 1225. d. Abnahme- u. Zählerwesens in Überlandwerken. Staatl. Materialprüfungsamtes. — Forschungsinst. 
Die Frankfurter Technische Messe. Von Allgemeiner Maschinenbau. 1231. f. nation. Betriebsführung i. Handwerk. 1248, 
Langsdorff. 1226. Spearing-Dampfkessel. Jahresvers, Kongress. A usstell. 1248 

Die Entwicklung der elektrotechn, Industrie Beleuchtung und Heizung,- 1242, Energiewirtschaft. Allmähl. Abbau d. 
in Frankf. a. M. Von Voigt. 1297. Kaufm. Gesichtspunkte d. Beleuchtungstechnik, Elektrizitätszwangswirtsch. — Die Energiequellen 
Der Verband Deutscher Elektro-Installations- Werkstatt und Baustoffe, 1242. Deutschl. (land. — Rußland 
firmen e, V. In Frankf. a. M. Von Ruppel. 1280. Aluminium. Künstl. Wachse aus Paraffin, — Pla- Industrie und Handel. 1249. Deutsch- 
Die Eiektrotechnische Lehranstalt des Physi- | tingewinnung u. -Handel. Vereinsnachrichten. EV, 1250. Fachsitzung für 
kallschen Vereins. Von Epstein. 1281. Physik und t heoretische Elek- Installationstechnik, 10, X, 22, — Fachsitzung vV. 
Zur Geschichte der Elektrotechn. Gesellschaft trotecehnik. 1243. Karborundum. — Eine Nachrichtepwesen. — Sitzungskalender. 1252, 
in Frankf. a, Main. Von Vogelsang. 123. neue Best. d. abs. el. Widerstandseinheit.- 1244. Rechtspflege. 1252. Warenzeichen. — Chemical 
Die Elektrisierung der Zone I Ber Chiieni- Chemie, 1245. Akkumulator m, Porzellan- Foundation Company. — Preise der Patentschriften. 
schen Staatsbahnen, Von Mußwitz, 1234, platten. Elektrolyt. Imprägn, v: Geweben, Briefe an die Schriftieitung. 1252. Stat. Entl.- 
Verein d. Norw. Klektrizit A ts-W. 1286. Fernmeldetechnik. 1246. Anordnungen | Ersch. an einer Drehstrommasch. 
Einheitliche Kennfarben v. Gleich- u. Dreh- | m. neg. Widerstand u. neg. Impedanz i. d. Ra- Literatur. Besprechungen. 1252 C 
stromleiiungen in Schaitanlagen. Yon schirp. 1257. | diotelegr. — Das „Commercial Radio-Intern, Com- Bach u R. Baumann, Konstruktionsmate- 
Neue Kraftanl. in Norwegen. 1338. mittee“. — Funkwesen in Britisch-Indien. rialien. — L’Onde Electrique. — G. Wiegner 
Rechentafein z. Auswertung v. Nebensprech- Landwirtschaft. 1246. Die Wirtschaft- u. P. Stephan, Lehr- und Aufgabenbuch der 
messungen, Von Wehage. 1239, | lichkeit d. elektr. Dreschens. Physik. — H. Wilda, Die Werkzeugmaschinen 
Rundschau, Elektrizitätswerke und | Verschiedenes. 1246. Kohlensäure a. f. Metalibearbeitung. — Eingänge. 1253. 
Kraftübertragung. 1241. Org. u. Betrieb Feuerlöscher f. Generatoren. — Die Tätigkeit des | Geschäftl. ı itteilungen. 1254. —  Werermarkt, 1256 
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Elektrotechnische Zeitsch rift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des ARE TR Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 19%. 


Schriftleitung: E.C. Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 5. Oktober 1922. 


Heft 40. 


Tag der Technik. 
Am 10. Oktober in Frankfurt a. M. 
Von Dipl.-Ing. Erich Laßwitz, Frankfurt a. M. 


Werke und Taten, größer und gewaltiger als die Weltwunder 
oder die sagenhaften Taten des Altertums, künden den Ruhm der 
Technik unserer Zeit, aber die große Menge unserer Zeitgenossen 
seht achtlos an diesen Zeichen vorüber, sie nimmt sie als selbst- 
verständliche Erscheinungen hin, ohne in ihnen die Erhalter unseres 
Wirtschaftslebens, die Quellen neuer Entwickelungen, die Trag- 
pfeiler des kulturellen Aufbaus zu erkennen. Wissenschaftliche 
Geistesarbeit, technisches Können und heldenhafter Mut über- 
winden den Widerstand der Natur; dem Vogel gleichend schwebt 


So hat die „technische Idee” zunächst zum Inhalt lediglich 
Überwindung des natürlichen Hindernisses. Doch genau so wie 
die künstlerische Idee durch den Künstler erst in der Form ge- 
staltet werden muß, wenn sie zur Umwelt sprechen soll, so muß 
die technische Idee auch materialisiert werden, wenn sie für die 
Gesamtheit wertvoll werden soll. Kunst und Technik sind eben 
nicht nur Idee — wenn die Idee auch das Primäre ist —, sondern 
auch Formung der Idee. Dabei ist es gleichgültig, ob diese For- 


mung Tunnel, Brücke, Schiff oder Flugzeug heißt, genau so wie die 


der Mensch über Abgründen, sein Wort sc schwingt über Länder und geformte künstlerische Idee als Kirche, Skulptur, Bild oder Sym- 


Meere von einem Penkt des Frrdhall 

zu den fernen Antipoden, Wärme und 
I Kälte beherrscht er, die Naturkräfte sind 
! ihm untertan, und losgelöst vom Erzeu- 

gungsort hat der elektrische Strom die 

Energie. Und doch findet der 

der die Natur beherrscht, 


Techniker, 
nicht bei seinen 


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Haus der Technik auf der Frankfurter Messe. 


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Mitmenschen die Anerkennung, die ihm, dem Meister, gebührt, 
wird das Werk lediglich als Erscheinung, nicht als Ursache des 
| Fortschrittes betrachtet. 

Wir haber uns schon oft gefragt, worauf denn diese Zurück- 
setzung des Technikers und seines Werkes beruht, und haben 
erkannt, daß einen Teil der Schuld der Techniker selbst trägt. Er 
ist nicht nur hinter seinem Werk völlig zurück'getreten, sondern 
ist sich selbst nicht bewußt gewesen, was Technik ist. Die fast 
zewaltsame, riesenhafte und sich überstürzende Entwicklung der 
Technik hat ihm nicht Zeit gelassen, über sich und sein Werk nach- 
zudenken, die Gegner mit den geistigen Waffen zurückzuschlagen, 
mit denen sie ihn bekämpfen. Er mußte erst sich auf sich selbst 
besinnen und sein Werk überdenkend zurückblicken, um sagen zu 

Önnen, was er bedeutet, und um der Welt zu beweisen, wer er ist. 
Er mußte selbst erst die I deederTechnik erkennen. Zu dieser 
Erkenntnis führt uns die Stellung, die die Technik als Kulturfaktor 
einnimmt. Kultur ist ja nicht ein abgeschlossener Zustand. Kul- 
tur ist selbst eine Idee, ein erstrebenswertes Ziel. Es ist das 
Streben nach der Freiheit der Persönlichkeit, ist Leben und Arbeit 
um der Würde der Menschheit willen. Kultur beruht deshalb auf 
der Idee der Menschheit. 

Zur Erringung einer solchen Kultur schuf der Mensch sich ob- 
jektive Werkzeuge, auf dem Gebiet des Willens die M oral, auf dem 
Gebiet des Gefühls die Kunst, auf dem Gebiet des Denkens eine 
zurück- und vorausschauende wissenschaftliche EBr- 

tenntnis und die praktisch handelnde Technik. Von der 
Zügellosigkeit des Naturmenschen trennt sich der Kulturmensch 

urch die Überwindung der Natur. Dazu ist das Werkzeug die 
erete Hilfe. Stein und Ast, zur Abwehr des Feindes benutzt, werden 
Waffen, und der in Erkenntnis des Zweckes über den Fluß gelegte 
aumstamm ist die Brücke. Die Technik ist da. Sie ist die erste 

Helferin des Menschen bei seiner Loslösung vom triebhaften Zu- 
stand der Natur. 


phonie sich materialisieren kann. Wohl stellt das vollendete 
Kunstwerk ein für alle Zeiten fertiges Werk dar, dessen künst- 
lerischer Wert durch Zeit und Entwicklung keiner Verbesserung 
oder Erhöhung mehr unterliegt, während das technische Werk 
ebenso wie das wissenschaftliche niemals abgeschlossen, vollendet 
ist und sich neueren, tieferen Erkenntnissen nicht verschließen 
kann. Aber dieser Unterschied, der im Wesen von Kunst, Tech- 
nik und Wissenschaft begründet ist, kann Technik und Wissen- 
schaft der Kunst gegenüber in ihrer Bedeutung als Kulturfaktor 
nicht herabsetzen, kann sie nicht zu minderwertigen Kultur- 
faktoren stempeln. 

So ist neben der Erkenntnis der Idee notwendig für uns die 
Erkenntnis der Wertgeltung der einzelnen Kulturfaktoren, 
insbesondere der Technik. Mag auch die Technik — zeitlich be- 
trachtet — die älteste Erscheinung sein, so müssen wir uns doch 
‚stets bewußt sein, daß sie nur einer der Faktoren und einer unter 
gleichen ist. So oft in der Entwicklung der Menschheit ein Kultur- 
faktor, sei es Kunst, Moral, Wissenschaft, Technik, gegenüber den 
anderen Faktoren besonders bevorzugt und zum Schaden der 
übrigen hervorgehoben wurde, ist stets ein gewisser kultureller 
Rückschritt in der Gesamtentwicklung eingetreten. Wir brauchen 
nur an die Blüte der Philosophie und Kunst bei den Griechen des 
Altertums, an die italienische Renaissance, an die Mönchswissen- 
schaft der mittelalterlichen Klöster, an das Überwiegen der Tech- 
nik in Europa und Amerika an der Wende des verflossenen Jahr- 
hunderts zu denken, um diese Behauptung bewahrheitet zu finden. 
Sklaventum, soziale Unkultur, moralischer und künstlerischer 
Niedergang sind die begleitenden Erscheinungen einer einseitigen 
Bevorzugung eines Kulturfaktors. Diese Erkenntnis mag uns 
neben dem Bestreben nach richtiger Werteinschätzung der Technik 
also auch eine gewisse Selbstbescheidung bringen, die nicht alles 
Heil und jeden Fortschritt in der Technik allein sieht, sondern neben 
ihr Kunst, Moral und Wissenschaft gleichberechtigt anerkennt. 


1226 


Diese Selbstbescheidung soll uns aber nicht abhalten, um 
unseren Platz an der Sonne zu kämpfen. Denn noch wird er uns 
nicht gegönnt. Noch verdunkeln ihn jene Unwissenden, die Tech- 
nik mit Mechanisierung, Maschine mit Maschinisierung verwechseln, 
die die Technik für das verantwortlich machen, an dem allein der 
Mensch selbst schuld ist. Denn die der Technik immer wieder vor- 
geworfene Mechanisierung des Menschen ist lediglich falsch ange- 
wandte Technik. Soll für diesen Fehler die Technik verantwort- 
lich sein, so können mit gleichem Recht die Kunst für den Kitsch, 
Wissenschaft und Moral für die Opfer der Forschung und der 
Kirche verantwortlich gemacht werden. 

Unser op verlangt vor allem Belehrung dieser Un- 
wissenden, enn die Mißachtung der Technik ist die Folge einer 
technischen Unbildung der Allgemeinheit. Während wir auf der 
einen Seite also an uns selbst noch viel zu arbeiten haben, um uns 
im eigensten Gebiet auf festem Boden fühlen zu können und zu 
verstehen, warum wir Techniker sind, müssen wir nach der anderen 
Seite aufklärend und befruchtend wirken und unsere Gegner mit 
den geistigen Waffen schlagen, mit denen sie uns bekämpfen. 

Aus dieser Erkenntnis heraus hat die gesamte Frankfurter 
Technikerschaft ihre Arbeits- und Geisteskollegen zu einem „Tag 
der Technik” geladen!). Die äußere Veranlassung dazu gab die 
Einweihung eines neuen, mächtigen Ausstellungsgebäudes auf der 
Frankfurter Internationalen Messe, das lediglich den Ausstellern 
technischer Erzeugnisse dienen wird und bezeichnend den Namen 


3 Das Programm zum „Tag der Technik“ ist im Sitzungskalender auf 
S. 1252 abgedruckt. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 40. 


5. Oktober 1922 


„Haus der Technik“ erhalten hat. Dieses „Haus der Tech- 
nik“ mit seinen weitspannenden schönen Eisenbogen, mit seiner 
ernsten, ruhigen Fassade ist gewiß an und für sich ein Symbol. 
Es drückt schon in seiner baulichen und konstruktiven Gestaltung 
den Sinn der Technik aus und beweist zugleich, daß die rein tech- 
nische Form auch schön sein kann. Aber dies Haus dient doch 
immer rein wirtschaftlichen Interessen, es ist deshalb nur Symbol 
für die eine Seite der Technik, die wirtschaftlich-politische. Die 
andere Seite, die geistig-aufbauende, soll der „Tag der 
Technik“ aufdecken. Er wird durch den Mund berufener Männer 
der Technik uns Technikern und den Tausenden von Nichttech- 
nikern, die zur Messe kommen, sagen, was Technik ist, will und 
kann. Diese geistige Seite wird auch noch durch eine Fest- 
schrift betont, die anläßlich des Tages der Technik vom Meßami 
herausgegeben und „Neuzeitliche Probleme der Tech- 
nik” behandeln wird. - 

Die absichtlich Fernstehenden, die Gegner, die nicht belehrt. 
werden wollen, werden wir nie belehren können. Über sie wird 
die neue Zeit siegreich hinwegschreiten und sie allmählich ver- 
drängen. Aber die strebenden, lediglich unwissenden, die kommen- 
den Jungen werden unseren Fahnen folgen. Das sei unsere Hoff- 
nung und unser Streben. Denn diese Menschen einer neuen Zeit 
werden die Technik in ihrer kulturellen Idee verstehen. Sie werden 
mit dem Dichter der „Eisernen Sonette” rufen: 

„Moderner Erdgeist, komm! . . . Drangvoll gebreitet 
Starrn Weltkolosse neuer Zeit; hier dringt 
Der Gott nicht ein, der hinter Ahnen schreitet.” 


Die Frankfurter Technische Messe. 


Von Dipl.-Ing. Werner von Langsdorff, Frankfurt/Main. 


In der Zeit vom 8. bis 14. Oktober 1922 findet die 7. Internatio- 
nale Messe in Frankfurt/Main statt. Zum erstenmale wird das große, 
neue Ausstellungsgebäude, das „Haus der Technik“, seiner 
Bestimmung übergeben. Damit erhält die Technik eine würdige 
Unterkunftsstätte auf der Messe, die von Mal zu Mal größere Aus- 
dehnung annimmt. Schon früher hatten die alten Frankfurter 
Reichsmessen einen guten Ruf. Im Herbst 1919 wurde dann die erste 
Internationale Messe eröffnet mit dem Charakter einer neuzeitli- 
chen -Mustermesse, Bereits damals wurden technische Artikel und 
Maschinen ausgestellt. Wir fanden den Kraftwagen- und Flugzeug- 
bau, neben landwirtschaftlichen Maschinen und der Elektrotechnik. 
Das Ganze aber war nicht eben mustergültig und übersichtlich un- 
tergebracht. Der zur Verfügung stehende Raum war damals beson- 
ders deshalb so knapp, weil die Leitung mit nicht annähernd solcher 
Beteiligung gerechnet hatte. Man glaubte zunächst mit der großen 
Festhalle, bei einer Ausstellungsfläche von rund 13 000 m?, auskom- 
men zu können. Die zahlreich einlaufenden Anmeldungen ließen in 
aller Eile noch einen weiteren Ausstellungsraum von etwa 7000 m? 
Ausstellungsfläche entstehen. Trotzdem mußten einzelne Ausstelle 
so z.B. die Flugindustrie, notdürftig in Zelten untergebracht werde 

Die Ausdehnung der Frankfurter Meßbauten nahm nun ständig 
zu. In kaum drei Jahren wuchs eine ganze Stadt aus der Erde. Dem 
„Haus Offenbach“ folgte das „Haus Werkbund”. Im Sommer 1921 
entstand dann der Plan für ein Heim der Technik, welches schon zur 
Frühjahrsmesse 1922 seine Tore öffnen sollte. Unmittelbar nach Be- 
endigung der Herbstmesse 1921 wurde mit der Arbeit begonnen. Es 
handelte sich um eine dreischiffige Längshalle mit etwa 50 m Breite 
mit rund 30 m breiter bogenförmiger Mittelhalle. Zu beiden Seiten 
schließen sich je drei dreischiffige Querhallen an. Diese sind etwa 
40 m breit mit je rund 20 m breiter Mittelhalle. Diese Querhallen 
werden anihren Enden wieder durch zwei- bzw. dreischiffige Längs- 
hallen verbunden. Der fertige Bau hat eine Gesamtlängenausdeh- 
nung von etwa 200 m, bei einer größten Tiefe von etwa 170 m. Die 
Höhe der Hauptlängshalle wird mit 17 m angegeben, die der Quer- 
hallen mit 13 m im Scheitel. Der Entwurf stammt vom Gustavsbur- 
ger Werk der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, bis auf die Fas- 
sade, welche von dem Frankfurter Architekten Bernoully stammt. 

Die rechtzeitige Inbetriebnahme des Gebäudes war im Früh- 
jahr nicht möglich gewesen, da Eisenbahner- und später Metallarbei- 
terstreik die Fertigstellung hinauszögerten. So standen am Tage der 
Eröffnung der Frühjahrsmesse 1922 erst einige, wenige Binder mit 
der Deckenkonstruktion. Dieses Eisengerüst wurde notdürftig mit 
einer Holzverschalung versehen und vermochte so wenigstens einen 
Teil der Aussteller aufzunehmen. Für den Rest wurde innerhalb 
einiger Tage eine Nothalle aus Holz errichtet. Nach Beendigung der 
Frühiahrsmesse wurde dann der Bau fertiggestellt. 

Die beiden Seitenschiffe der Halle sind zweigeschossig ausge- 
baut, während das Mittelschiff nur eingeschossig ist. Um das Her- 
einbringen schwerer Maschinen und Lasten zu erleichtern, ist ein 
Bockkran angeordnet, der die ganze Länge der Halle befahren kann. 
Er läuft auf den durch Konsolen getragenen starken Eisenschienen 
und besitzt eine Tragfähigkeit von 5t. Der Kran wurde vom Nürn- 
berger Werk der M. A. N. geliefert. Das Meßzut kann ohne Umladen 
von der Aufgabestelle bis zum Ausstellungsplatz befördert werden, 
da Vollbahneleis vorhanden ist. Der Kran kann bis über den Eisen- 
bahnwagen gefahren werden. Der hinter der Festhalle errichtete 
NMeßgüterbahnhof ist mit der Reichsbahn durch ein Anschlußgleis 


verbunden. Ein zweites Anschlußgleis führt um das Meßgelände 
herum. Durch eine große Drehscheibe wird der Anschluß ‚an das 
Haus der Technik vermittelt. 

Um anch die Beschickung der Seitenhallen zu Sieichtera; sind 
Demag-Elektro-Flaschenzüge vorgesehen zur Bedienung der niedri- 
geren Seitenschiffe. Dazu kommt noch eine fahrbare Schrotleiter 
von der Maschinenfabrik Dahlheim, Frankfurt/Main. Diese Trans- 
portanlagen ermöglichen es also, die einzelnen Ausstellungsstückr 
ohne Gefahr für andere Waren und Menschen an Ort und Stelle ge- 
langen zu lassen. Zugleich ist mit dieser Beförderungserleichterung 
eine nicht unbedeutende Zeitersparnis erzielt worden, und damit 
eine wesentliche Herabsetzung der Kosten. 

Außer dieser Haupthalle sollen weitere Querhallen gebaut wer- 
den, deren Enden wieder durch Längshallen, wie bereits oben er- 
wähnt, verbunden werden. Auch hier sollen die Hallen im Mittel- 
schiff eingeschossig, in den Seitenschiffen zweigeschossig ausgebaut 
werden. Alles in Allem beträgt die Ausstellungsfläche etwa 40 00V 
Quadratmeter. 

In den galerieartig wirkenden Räumen der beiden angelagerten 
zweigeschossigen Seitenschiffe sollen technische Bedarfsartikel, 
Werkzeuge, Armaturen, Installationsmaterial und alle technischen 
Erzeugnisse von geringerem Gewicht untergebracht werden. Die 
umfangreichen und schweren Ausstellungsstücke der Maschinen- 
Industrie und der elektrotechnischen Starkstrom-Industrie dagegen 
sollen ihren Platz in der großen Halle finden. 

Um die Einweihung des neuen Hauses der Technik festlich zu 
begehen, hat die Frankfurter Technikerschaft ihre Kollegen zu 
einem „Tag der Technik” geladen. Hier soll versucht werden, 
einmal der großen Zahl der Meßgäste gegenüber den kulturellen 
Wert der Technik zu propagieren, und dann den Techniker mit dem 
Wesen der Messe vertraut zu machen. 

Das oben erwähnte Haus „Werkbund” dient zur Aufnahme des 
Kunstgewerbes und ist dementsprechend vornehm und zurückhal- 
tend gehalten. Im allgemeinen ist bei den einzelnen Meßbauten das 
Flachbausystem bevorzugt. Seine Anwendung erfolgte nicht nur aus 
künstlerischen Gründen und solchen der Sparsamkeit. Vielmehr war 
hier eher die Erfahrung maßgebend, daß das Publikum trotz aller 
verkehrstechnischen Erleichterungen mehr dazu neigt, in Räumen 
auf ebener Erde sich zu bewegen, statt in die Höhe zu steigen. Durch 
Vermeidung langer Korridore soll außerdem der Verkehr weniger 
ermüdend wirken. 

In richtiger Einhaltung einmal vertretener Gesichtspunkte ver- 
zichtete die Meßleitung auf kleinere Augenblickserfolge und wies 
lieber eine große Anzahl von Ausstellern zurück, um nicbt von dem 
Prinzip der örtlichen Konzentration abgehen zu müssen. (Gerade 
diese streng gewahrte Konzentration und die scharfe Einteilung 
nach Industriezweigen muß als besonders günstig bezeichnet wer- 
den. Nur so kann der Betrieb wesentlich für Aussteller und Besucher 
erleichtert werden, da er nur auf diese Weise übersichtlich gestaltet 
werden kann. — Die Frankfurter Messe hat sich durchaus planmäßig 
und organisch, ohne Hast, aber rastlos entwickelt. 

Von dem neuen „Haus der Technik“ kann gesagt werden, daß es 
hier ohne Zweifel gelungen ist, Form und Zweck dieses Hauses in 
glückliche Beziehung zu brinzen. Es ist zu hoffen, daß der ausstel- 
lenden Industrie es gelingt, diesen Bau würdig auszufüllen, um den 
In- und Ausland einen Begriff von dem Hochstand der deutschen 
Technik zu vermitteln. 


6. Oktober 1822. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. — | 1227 


Die Entwicklung der elektrotechnischen Industrie in Frankfurt a. M. 
Von Dr.-Ing. H. Voigt, Wilhelmshöhe. 


i aussignalanla- 
Die Anwendung des galvanischen Stromes zu Haussigna 
son gab die erste Anregung Zur Gründung von kleineren Unterneh- 


' mungen, die als mechanische Werkstätten für Haustelegraphie be- 


-. mæ 


-eine Anzahl wichtiger Erfindungen. 


I dem Jahre 1870 in Frankfurt entstanden. Obwohl zwar.be- 
de im Jahre 185 PhilippReißmit dem Mechaniker Alb a t 
;usammen Modelle für das erste Telephon baute, so blieb dieser ( 
danke doch in den Kinderschuhen stecken, ohne irgendwie geschä t- 
lich ausgenutzt zu werden; sicher aber ist er einer der Gründe, n in 
Frankfurt früher als in vielen anderen Städten in gewerb 1 en 
Kreisen den Sinn für elektrische Probleme weckten, denn a or- 
fihrung der Reißschen Versuche im physikalischen Verein mußte f 
auf nachdenkliche und mechanisch begabte Gemüter anregen 


E Gebiete machte in Frank 
i en Anfänge auf elektrischem Gebiete machte 1n nk- 
tak err C. Th. Wagner, seinerzeit Uhrmacher in Usin- 
ven i. T, und Begründer der hinreichend bekannten Fabrik für elek- 
rische Uhren in Wiesbaden. Im Jahre 1861 führte er die elektrischen 
schellenanlagen in Frankfurt a. M. ein. Im J ahre 1862 installierte 
Wagner für die Spinnerei Hohemark i. T. eine Wasserstandanlage 
tür Hoch- und Tiefstand. Er gewann zur Ausführung der Arbeiten 
den damals in Frankfurt a. M. als Schlosser tätigen Herrn August 
Zander, der dann 1867 dir Firma Zander & H off begründete, 
die somit als die älteste Frankfurter elektrotechnische Firma a 
<hen ist. Zander leitete bis zu seinem 85. Lebensjahre diese T 
chaft und lebt als hochbee e ee ma aan in ee ` 
| i ie elektrische Schwachstrom- 
Ihm verdankt speziell die e een er dio ersten Sicher 
heitsanlagen, Tor-, Türöffner-, Blitzableiter- und Sprachrohranlagen 
ch konstruierte er den ersten Fallklappen-Kontrollapparat, 
führte die ersten Brief- und Brötchenkasten ein, In die er die Druck- 
nöpfe für die Schellenleitungen einbaute. Bei der Ausstellung 1870 
in Cassel erhielt Zander von sämtlichen Ausstellern der elektrischen 
Branche als einziger ein Ehren-Diplom. 


Beim Bau des Opernhauses Frankfurt a. M. wurden den Firmen 


C. Th. Wagner und Zander & Hoff große Anlagen wie Wächterkon-. 


trolle, Feuermelder, Signalglocken Bühnenschellen, Wärmetele- 
ae Sprachrahre und elektrische Taktschläger in Auftrag ge- 
zeben, nachdem zuvor andere Firmen die Ausführung der geforder- 


ten Anlagen z. T. als noch nicht bestehend und technisch undurch- 


führbar abgelehnt hatten. Bei dieser Gelegenheit konstruierte Zan- 
der Sora ohrohroundstücke, die sich selbsttätig luftdicht ver- 
:chlossen, denn damals gab es noch keine Telephone. Bei der Feuer- 
meldeanlage traten gleichzeitig rd 60 Glocken und auch bei der 
Feuerwehr der Alarm in Tätigkeit. Der von ihm dazu gebaute 


 Meldeapparat beruht auf dem System der Stromverteilung, eine Er- 


indung, die zu den wichtigsten des Herrn Zander zu zählen ist, was 
ihm anläßlich eines Vortrags im technischen Verein bestätigt wurde. 
Aus dieser letzteren Erfindung entwarf er dann das Pendelwerk für 
Alarmanlagen, das bei Inanspruchnahme von nur einer Batterie 
eine große Anzahl Glocken selbsttätig serienweise in Tätigkeit 
setzt. Außerdem führte er anstatt der Fallklappen Stromwender- 
klappen ein, die noch verschiedentlich verbessert wurden. 


In jener Zeit kamen auch schon Telephone auf den Markt, die 


= aber noch wenig vollkommen waren. So war zZ. B. das R und S 


nicht zu verstehen; Zander baute darauf eigene Apparate, bei denen 
die genannten Mängel beseitigt waren. Verschiedene Verbesserun- 
zen der Telephonie, wie die Konstruktion des Mikrophons und der 


. Klappenschrankzentrale, sowie das Reihenschaltungssystem wur- 


den von Zander eingeführt, was ihm von der Hauptpost Berlin be- 
stätigt wurde mit dem Bedauern, daß er diese wichtigen Konstruk- 
tionen nicht hatte patentieren lassen. Im Jahre 1881 erhielt Zan- 
der auf der Patent- und Musterschutz-Ausstellung in Frankfurta.M. 
die goldene Medaille für von ihm konstruierte Wöächterkontroll- 
Apparate und verschiedenes andere. 


Im Laufe der Jahre schieden verschiedene Mitarbeiter aus 
seinem Betriebe aus und machten sich selbständig. So entstanden 
die Firmen Schäfer & Montanus, Lechner & Spohr u. a. Die Firma 
Schäfer & Montanus stammt noch aus den 70er Jahren. Sie 
hefaßte sich mit der Herstellung und Installation von Apparaten 
tür Haustelegraphenanlagen und war die erste Firma in Frankfurt, 
die Telephone nach dem System Böttcher herstellte Dann wurde 
Jie Installationsabteilung auf Starkstromanlagen größeren Um- 
fanges ausgedehnt und die hierzu nötigen Schalt- und Verteilungs- 
tafeln, Maschinenreparaturen und dergl. werden auch heute noch 
:n der Fabrikationsabteilung gemacht. In einer besondern Abtei- 
lung für Präzisionsmechanik werden vollständige Apparaturen für 
zahnärztliche Zwecke hergestellt. 


Aus der Firma sind eine ganze Reihe kleinerer mechanischer 
Werkstätten und Elektroinstallationszeschäfte hervorgegangen, die 
fast alle heute noch in Frankfurt existieren. 

Um 1880 gründeten Lechner & Spohr eine Werkstatt für 
Telephonapparate, elektrische Uhren und Wasserstandszeiger; die 


Gründer trennten sich später und führten die Fabrikation als Einzel- 
unternehmer weiter. 


Es lag in der Natur der Sache, daß in jenen Zeiten nur auf dem 
Gebiete des Schwachstroms gearbeitet werden konnte. Das wurde 
anders, alsaufderAusstellung fürPatent-undMuster- 
schutzwesenimJahre 1881 zum ersten Male der in Dynamo- 
maschinen erzeugte Strom vorgeführt wurde. Auf dieser hochinter- 
essanten Ausstellung zeigten Siemens & Halsk eoneben der da- 
mals schon nicht mehr ganz unbekannten Bogenlichtbeleuchtung 
auch eine elektrische Kraftübertragung in Gestalt 
eines Aufzugs, bei dem der Fahrstuhl mit Hilfe eines mitgeführten 
Motors an einer Zahnstange hinaufkletterte. Neben Siemens hatte 
aber auch eineFrankfurter Firma Lichtmaschinen und Bogen- 
lampen ausgestellt, das war H. G. Möhring, der Ende der 70er 
Jahre die amerikanischen Westonfabrikate als Vertreter in Deutsch- 
land einführte, im Jahre 1881 aber bereits auf dem Gelände, das jetzt 
Hartmann & Braun innehaben, der früheren Reiffertschen Waggon- 
fabrik, die selbständige Fabrikation von Maschinen und Lampen auf- 
genommen hatte. Unter der Leitung verschiedener tüchtiger Inge- 
nieure, besonders aber des äußerst fähigen späteren Direktors der 
Lahmeyergesellschaft, F. Jordan, entwickelte sich das Geschäft 
sehr flott, so daß Möhring bereits im Jahre 1883 eine neue, nach da- 
maligen Begriffen großartig eingerichtete Fabrik an der Mainzer 
Landstraße erbauen konnte. So tüchtig er als Kaufmann war, so 
wenig eignete er sich zum Fabrikherrn; er trieb seine besten Be- 
amten hinweg, ging mit der Zeit nicht mit, und so kam es, daß er bei 
zunehmender eigener Kränklichkeit im Jahre 1837 seine Fabrik 
schließen mußte. Ihre damaligen Bauten bilden den Grundstock der 
heutigen Herzschen Schuhfabrik. ` 


Noch eines anderen Mannes muß an dieser Stelle gedacht wer- 
den, der in der Kindheit der Elektrotechnik in Frankfurt wirkte 
und eine nach vielen Seiten befruchtende und anregende Tätigkeit 
entwickelte. Das war der Gründer der Elektrotechnischen Gesell- 
schaft, der praktische Arzt Hofrat Dr. Th. Stein, der als Vor- 
kämpfer der Elektrotherapie wirkte und viel zur Verbreitung popu- 
lärer Kenntnisse beigetragen hat. In einem großartig eingerichtc- 
ten Laboratorium besaß er die verschiedensten, selbstangefertig- 
ten Apparate, und als infolge seiner ärztlichen Erfolge und einer 
großen fachwissenschaftlichen schriftstellerischen Tätigkeit die 
Nachfrage nach solchen Apparaten stieg, eröffnete er im Jahre 1883 
die Spezialfirma für elektromedizinische Instrumente Richard 
Blänsdorf,dieja auch heute noch eines guten Rufes sich erfreut. 


Es fehlte aber noch vieles. Die physikalischen Apparate für 
die Messung von Spannung und Stromstärke waren zwar schon vor- 
handen, aber die Aufgabe, hieraus technische Meßinstrumente in 
fabrikationsmäßiger Herstellung zu machen, war noch fast ungelöst 
und diesem Zweige der jungen Elektrotechnik widmete sich eine 
aufstrebende Firma in Frankfurt a. M. 


Im Jahre 1884 siedelte die bisher unter dem Namen E. Hart- 
mann & Co. in Würzburg ansässige physikalisch-astronomische 
Werkstatt nach Frankfurt a. M.-Bockenheim über. Sie nahm den 
Namen ihrer Gründer Hartmann & Braun an und beschäftigte 
sich nach allmählichem Abstoßen der optischen und astronomischen 
Geräte alsbald ausschließlich mit der Herstellung wissen- 
schaftlicher und technischer elektrischer Meß- 
instrumente. Zuerst wurden auch noch Fernsprecher fabri- 
ziert, deren Fabrikation aber nach einigen Jahren wieder aufge- 
geben wurde, desgleichen wurde später die Herstellung von 
Zählern, die ebenfalls zunächst in das Fabrikationsgebiet einbe- 
zogen waren, zugunsten der weiteren Ausdehnung der Abteilung 
für Meßinstrumente aufgegeben. Unter der kundigen Hand des 
äußerst geschickten Eugen Hartmann erreichten die Er- 
zeugnisse der Firma alsbald einen hohen Grad von Vollkommenheit, 
und das Vertrauen, das die Fachwelt den Hartmann & Braunschen 
Apparaten heute entgegenbringt, ist nicht zum wenigsten auf das 
unentwegte Streben nach Qualitätsarbeit in jenen Anfangsjahren 
zurückzuführen. l 


- Neben der Meßgeräte-Abteilung entstand etwa um 18% eine 


. besondere von ÖOberingenieur Peschel geleitete Abteilung 


für Installationsmaterialien, die unter dem Namen 
Peschel-Abteilung viele Jahre ihr wichtiges Arbeitsgebiet bear- 
beitete und 1919 in die selbständige Tochtergesellschaft Elima, 
Elektro-Installationsmaterial-WerkG m. b. H, 
Frankfurt a. M., umgewandelt wurde. 


Die Firma Hartmann & Braun hat an der wissenschaftlichen 
und technischen Durchbildung der elektrischen Meßgeräte einen 
bedeutsamen Anteil genommen. Wir erinnern nur aus der ersten 
Zeit an die alten in Zusammenarbeit mit Friedrich Kohl- 
rausch entstandenen Federgalvanometer und Widerstandsmeli- 
brücken, ferner später an die Hitzdraht-Meßinstrumente, deren 
heutige moderne Anordnung auf die Firma zurückzuführen ist, an 
die von Hartmann-Kempff angegebenen Zungen-Fre- 
quenzmesserund andere Konstruktionen, mit deren technischer 


+, 


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Durchbildung auf wissenschaftlicher Grundlage die Firma sich 
weit über Deutschlands Grenzen einen bedeutenden Namen machte. 
Die Erfolge blieben auch nicht aus. Die Fabrik in Bockenheim hat 
sichimmer weiter vergrößert; sie beschäftigt z. Z. etwa 1400 Werks- 
angehörige. 

. Nachdem Hartmann & Braun gezeigt hatten, daß man mit gutem 
Erfolg neben den alles fabrizierenden Großfirmen ein Sondergebiet 
bearbeiten könne, lag der Gedanke nahe, daß auch andere Artikel, 
die für Licht- und Kraftanlagen gebraucht werden, als Sonder- 
arbeits- und Konstruktionszweig mit Aussicht auf Erfolg in Angriff 
genommen werden könnten, Die Ingenieure Staudt & Voigt 
eröffneten daher am 1. Januar 1886 eine Werkstatt zur Herstellung 
von Schaltern, Sicherungen, Fassungen, Regulierwiderständen u. dgl. 
Nebenher wurde in den ersten Jahren auch ein Installationsgeschäft 
betrieben, umdie Güte der Fabrikate unter eigener Beobachtung ver- 
vollkommnen zu können. Die zunächst in der Stadt gemieteten 
Räume wurden bald zu klein, so daß die Fabrik im Herbst 1889 in 
die Vorstadt Bockenheim verlegt wurde. Im Jahre 1890 trat Herr 
Adolf HaeffneransStelle des erkrankten Herrn Staudt in die 
Firma ein, die nunmehr den Namen Voigt& Haeffner erhielt. 
In den beiden folgenden Jahrzehnten nahm die Fabrikation einen 
solchen Umfang an, daß man sich entschloß, in dem damals neu 
gegründeten Osthafenviertel einen neuen großzügigen Fabrikneubau 
aufzuführen, der 1910 bezogen und seitdem planmäßig ausgebaut 
wurde. Die Zahl der Werksaugehörigen beträgt z. Z. etwa 4000. 


Das ursprüngliche Fabrikationsgebiet, die Herstellung von 
Apparaten für die Starkstromtechnik, ist von der 
Firma Voigt & Haeffner beibehalten worden. Die eigentlichen In- 
stallationsapparate (Drehschalter, Hebelschalter, Sicherungen usw.) 
wurden schon früh in Massenfabrikation hergestellt und diese bildet 
auch jetzt noch einen blühenden Zweig ihres Arbeitsgebietes. Der 
andere Zweig ihrer Tätigkeit, die Herstellung von Großapparaten 
und Schaltanlagen, erhielt zu Anfang des Jahrhunderts einen mäch- 
tigen Aufschwung durch die Ausbreitung der Hochspannungs-Über- 
tragung, insbesondere als die Firma frühzeitig die Konstruktion von 
Ölschaltern aufgriff und alsbald darin eine ganze Reihe neuer und 
glücklicher Konstruktionen schuf. Es mag daran erinnert werden, 
daß die ersten modernen Hochspannungs-Schaltanlagen mit Fern- 
betätigung und selbsttätiger Parallelschaltvorrichtung in Deutsch- 
land von der Firma Voigt & Haeffner gebaut wurden, und daß ihr 
die Einführung derÖlschaltkästen für Hochspannung 
in die deutsche Bergwerks- und Schwerindustrie zu danken ist. 


Die Vorgängerin der jetzigen „Frankfurter Maschinenfabrik 
A.G.”,dieFirmaPokorny&Wittekind, betrieb neben allge- 
meinem Maschinenbau als bevorzugtes Gebiet den Bau von Dampf- 
maschinen, und da Mitte der 8er Jahre die Anlage von elektrischen 
Jentralstationen für ganze Städte noch als ein Wagnis betrachtet 
wurde, das Bedürfnis nach elektrischem Licht jedoch in Banken, Re- 
staurants und Geschäftshäusern aller Art reichlich vorhanden war, 
so entstanden viele Einzelanlagen, in denen als Betriebskraft eine 
zutlaufende Dampfmaschine den damals auch schon recht vollkom- 
menen Gasmotoren vorgezogen wurde. Pokorny & Wittekind wur- 
den nun von dem schon erwähnten technischen Leiter der Möhring- 
schen Fabrik, F. Jordan, der wie andere auch Differenzen mit 
seinem Chef gehabt hatte, darauf aufmerksam gemacht, daß es sehr 
zweckmäßig sein würde, wenn sie ihrem Dampfmaschinenbau durch 
Angliederung einer elektrischen Abteilung ein aussichtsreiches Ab- 
satzgebiet eröffneten, und da Jordan nicht nur eine sehr gute Dyna- 
momaschine, sondern auch eine gute Bogenlampe bauen konnte, 
außerdem ein sehr geschickter Akquisiteur war, so griff die Firma 
diese Anregung auf; solange Jordan’ die Sache leitete, waren gute 
Erfolge vorhanden. 


Da kam aber das Jahr 1889 heran, das für die Entwicklung der 
Blektrotechnik Frankfurts einerseits und anderseits Frankfurts 
für die ganze Elektrotechnik von ausschlaggcbender Bedeutung 
wurde. 

Nachdem bereits einige Städte in Deutschland zur Versorgung 
des Hauptgebiets des Verkehrszentrums größere Elektrizitätswerke 
entweder selbst erbaut oder die Konzession dazu an Unternehmer er- 
teilt hatten, machte sich auch in Frankfurt in der Bürgerschaft eine 
Bewegung bemerkbar, um der Allgemeinheit diesen neuzeitlichen 
Fortschritt nicht länger vorzuenthalten. Der Plan ging von An- 
fang an darauf hinaus, die Innenstadt nicht durch ein stark rauchen- 
des Werk zu belästizen und wenn möglich auch den entferntest g.- 
legenen Stadtteilen die Annchmlichkeit der Stromversorgung zu si- 
chern. Diesen Bedingungen war nur mit dem damals schon zu einer 
gewissen Vollkommenheit durchgebildeten Wechselstrom zu genü- 
sen, und da Helios die einzige Firma in Deutschland war, die als 
Lizenzträgerin der Patente von Ganz & Co. in Budapest die 
nötigen Erfahrungen auf diesem Gebiete besaß, so wurde Helios in 
Köln mit der Ausarbeitung eines Projektes betraut. Für die führen- 
den deutschen Elektrotechniker jener Zeit war es aber eine ausge- 
machte Tatsache, daß der Wechselstrom bekämpft werden müsse; es 
wurde mit Recht gegen ihn eingewendet, daß er für Motorenbetrieb 
unzreeienet sei, dab die Wechselstrombosenlampen eine geringere 
Lichtausbeute als die mit Gleichetrom betriebenen hätten. Sein gröls- 
ter Fehler aber war, dah er dem Gleichstrom Konkurrenz zu machen 
«!rohte und daß sein vornehmster Vertreter, der wegen seiner grof- 
angelegten Propaganda den übrigen Firmen etwas unbequeme Direk- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 
ETE ET S EE N SANN E Maier 


5. Oktober 1922. 


tor des Helios, Coerper, es war, der bekämpft werden mußte. 
In der Elektrotechnischen Gesellschaft und im Bezirksverein deut- 
scher Ingenieure wurden Vorträge gehalten, in denen die Vertreter 
der Stadt auf das unvorsichtige ihrer Pläne aufmerksam gemacht 
wurden, und unter den Vortragenden befand sich auch ein junger In- 
genieur, Wilhelm Lahmeyer, der die Aufmerksamkeit der 
Fachwelt bereits durch die Konstruktion einer neuen Dynamotype 
erregt hatte. Als Teilhaber der Aachener Firma Garbe, Lah- 
meyer & Co. hatte er gerade zu der Zeit. ein neues Stromvertei- 
lungssystem für hochgespannten Gleichstrom ausgearbeitet, und 
dies empfahl er mit der ihm eigenen überzeugungsvollen Beredsam- 
keit als das beste für Frankfurt. Er lenkte dadurch die Aufmerk- 
samkeit des weitblickenden Besitzers der „Frankfurter Zeitung”, 
Leop.Sonnemann, auf sich, der ihn mit verschiedenen Vertrr- 
tern der Frankfurter Großfinanz bekannt machte, was zu dem Resul- 
tat führte, daß Lahmeyer aus seiner Aachener Firma ausschied unl 
in Frankfurt eine Gesellschaft zum Bau und Betrieb elektrischer 
Zentralen unter der Firma W.Lahmeyer& Co,Frankfurt, 
gründete. Hiermit war Frankfurt in die Reihe der Plätze eingstr-- 
ten, die untereinander den Wettbewerb bei der in Aussicht stehen:- 
den Auftragmenge der Städtebeleuchtungen aufnchmen wollten — 
und der elektrische Großmaschinenbau hatte seinen Einzug in uu- 
sere Stadt gehalten. 

Doch es kam anders, als viele gedacht hatten. Der Kampf um 
das beste System für die Stromversorgung Frankfurts hatte stait 
aufklärend nur verwirrend gewirkt; die Stadtverordneten waren 
schwankend geworden und glaubten die Verantwortung einer Eni- 
scheidung nach der einen oder anderen Seite nicht übernehmen zı 
können, so daß alle Verhandlungen ins Stocken gerieten. Unbefar- 
gen war keiner der Ratgeber; die Firmen empfahlen natürlich ilr 
„System“, aber auch die befragten Sachverständigen waren im Banne 
der Zeitanschauung und ein Nathan der Weise war nicht zur Stelle. 
Da sagte Leopold Sonnemann: Wenn uns denn niemand sagen kann. 
was das beste ist, dann müssen wir eben selbst sehen und prüfen. Da: 
können wir aber nur, wenn alle, die das Frankfurter Werk bauen 
wollen, uns zeigen, was sie können, und wenn wir die Industrie der 
zanzen Welt dazu einladen, dann sollte es doch sonderbar zugehen, 
wenn wir auf diesem Wege nicht zur Klarheit kämen. Die Einladun- 
gen zu einer Internationalen elektrotechnischen Ausstellung gingen 
hinaus, und unter der Leitung des jetzigen Nestors der deutschen 
Elektrotechnik, Oskar v. Millers, waren in kurzer Zeit alie 
Vorbereitungsarbeiten erledigt; in einer großen Hauptmaschinen- 
halle waren am Eröffnungstage die für damalige Begriffe gigan- 
tischen Maschinen von 5 bis 600 PS mit gleichstarken Dynamos für 
Gleich- und Wechselstrom gekuppelt, betriebsfertig aufgestellt, zum 
friedlichen Wettkampf bereit. Vom Mai bis zum Herbst des Jahres 
1891 erstrahlte der Teil Frankfurts zwischen den Anlagen und dem 
Hauptbahnhof, auf dem jetzt die Kaiserstraße und Kronprinzen- 
straße stehen, allabendlich in feenhafter Beleuchtung. 

Während nun Lahmeyer sein neues Gleichstromverteilung-- 
system in einer von Offenbach aus betriebenen kleineren Anlag" 
zeigte, der soviel angegriffene Helios das Beste tat, um zu b«- 
weisen, daß der Wechselstrom in bezug auf Bogenlichtbeleuchtunz 
und Motorenbetrieb besser als sein Ruf wäre, bereitete sich ein" 
neue Überraschung vor: Der sog. Drehstrom trat auf den Plan: 
er leitete durch seine erstmalige Vorführung in dem, alle Erwarıun- 
gen übertreffenden, großen Versuch der Übertragung von 100 PS von 
Lauffen a. N. zur Ausstellung, der unter großen Opfern, an denen 
sich außer den ausführenden Firmen, AEG. und Maschinenfabrik 
Oerlikon, auch der preußische Staat, Porzellan- und Leitungsdraht- 
fabriken beteiligten, durch rastlose Bemühungen Oskar v. Miller: 
und des Ausstellungsvorstandes zustande gekommen war, eine gan? 
neue Phase der Entwicklung der Starkstromtechnik ein. Allerding: 
war die erste Folge des gelungenen Versuchs eine Steigerung der 
Verwirrung, die Ansichten gingen nun noch mehr auseinander al: 
früher, und es bedurfte erst geraumer Zeit ernster Arbeit zur Er- 
bringung des Nachweises, daß mit dem Drehstrom wirklich die 
Stromart gefunden sei, die in bezug auf Kraftübertragung und Be- 
leuchtung bei richtiger Ausführung der Anlage allen Anforderungen 
genügen könne und werde. Das Ende dieser Entwicklung wollie 
aber Frankfurt nicht abwarten. Nach Schluß der Ausstellung faßte 
die Bürgerschaft den Entschluß, den Plan für die Stromversorgung 
der Stadt durch Stadtbaurat W. Lindley und Oskar v. Miller ausarbei- 
ten zu lassen, und diese stellten ein Projekt zur allgemeinen Aus- 
schreibung, das demeinphasigenWechselstromvorallen 
anderen Stromarten den Vorzug gab. 

Von neuen erhob sich der Sturmlauf der Firmen gegen diese: 
Projekt, mit allen Mitteln wurde seine Verkehrtheit nachzuweisen 
versucht, das Vertrauen der Stadtverordneten in ihre Ratgeber war 
jedoch fest, die Ausschreibung blieb aufrecht erhalten, und da von 
den «lentschen Firmen sich keine an die Bedingungen hielt, sondern 
abweichende Vorschläge machte, so fieldie Entscheidung zugunsten 
der einzigen Firma, die cin vorschriltsmäßiges Angebot eingereich! 
hatte. Das war die junge schweizerische Fabrik von Brown, Bo- 
vori & Co. in Baden, deren leitender Techniker Charles Brown 
einen llauptanteil am Gelingen des Lauffenversuchs gehabt hatte. 
In weich musterzültixrer Weise diese das Werk gebaut und einige 
Jahre lang — zum Beweise der sicheren Betriebsfähigkeit — bis zur 
endgültigen Übernahme durch die Stadt verwaltet hat, ist der älteren 
Generation der Frankfurter Fachgenossen bekannt. 


- $ 


 nlite, 


5. Oktober 1922. ; 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 


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Bevor aber das Frankfurter Werk seinen Dienst aufgenommen 
hatte, war inzwischen durch die Lahmeyergesellschaft in der Fabrik- 
vorstadt Bockenheim ein Elektrizitätswerk errichtet worden, mit 
dem diese aufstrebende Firma den Beweis ihrer Leistungsfähigkeit 
erbringen wollte. Sie suchte das bewährte Alte mit dem Neuen zu 
verbinden und stellte eine Drehstromzentrale hin, die hochgespann- 
ten Strom an einzelne Unterstationen lieferte, an denen dieser in 
Umformern in Gleichstrom zur Speisung bestimmter Bezirke umge- 


wandelt wurde. Diese Schöpfung arbeitete aber mit zu großen Ver- 


lusten und wurde nach einigen Betriebsjahren durch ein reines Dreh- 
stromverteilungsnetz ersetzt. 


Für die Lahmeyergesellschaft war es von großem Vorteil, daß 
sie ihre ganze Aufmerksamkeit zuerst auf die Durchbildung der Ma- 
schinentypen konzentrieren konnte, ohne sich mit Nebenfabrikatio- 
nen zersplittern zu müssen. Hartmann & Braun waren imstande, 
ailes, was an Meß- und Kontrollinstrumenten erforderlich war, in 
wster Ausführung zu liefern, und das gleiche galt auf dem Gebiete 
der Schaltapparate, auf dem Voigt & Haeffner alle Ansprüche erfüll- 
ten. Lahmeyer, dessen Gesundheit nicht sehr fest war, mußte sich 
langsam von der Leitung der Geschäfte zurückziehen, er hatte es 
abor verstanden, in Professor Dr. Salom o neinen Generaldirektor 
von ganz außerordentlichen Fähigkeiten für sein Werk zu gewinnen, 
iem wieder ein Stab erstklassiger Mitarbeiter zur Seite stand, von 
denen Fr. Jordan, der von Pokorny & Wittekind übergetreten 
war, wohl der bedeutendste war. Die technischen Leistungen der 
uesellschaft, die im Bau einer großen Anzahl von Elektrizitätswer- 
ken für Kommunen und Großbetriebe geschaffen wurden, waren mu- 
stergültig und es ist heute noch zu bedauern, daß diese hervorra- 
zende Fabrikationsstätte, die ein Stolz der Frankfurter Industrie 
wir, von einer stärkeren Konkurrenzfirma angekauft wurde, die den 
Betrieb vollständig eingehen ließ. Die ausgedehnten Fabrikanlagen 
wurden von den Adlerwerken übernommen. 


Pokorny & Wittekind ließen nach dem Weggange ihres rührigen 
Fachmanns Jordan die elektrotechnische Abteilung wieder eingehen; 
ferner verschwanden die Bogenlampenfabrik von Ochs & 
Schwarz,die nach der Auflösung der Möhringschen Fabrik den 
Versuch gemacht hatten, eine Spezialfabrik für Bogenlampen zu er- 
öffnen: die Firma Freyeisen&Schröder, deren Gründer zu- 
vor bei Voigt & Haeffner tätig waren, konnte ebenfalls den Wett- 
hewerb gegen die im ganzen Reiche in immer größerer Zahl erstehen- 
ien Spezialfabriken für Schalterbau nicht auf die Dauer aushalten. 
Ihre Erbschaft trat die jetzt noch blühende Firma Schröder & 
Co. in Offenbach an, die bei der nahen Nachbarschaft der Plätze 
auch als zur Frankfurter elektrotechnischen Industrie gehörig ange- 


- xehen werden kann. 


. Ausder älteren Zeit stammt auch die Firma Elektrizitäts- 
Gesellschaft Richter, Dr. Weil& Co.,die im Jahre 1898 
-*sründet wurde, zunächst mit dem Zweck, eine neue patentierte 


. !Hitzdraht-) Bogenlampe in größerem Maßstab zu fabrizieren. Dies 


tebiet wurde aber nach einigen Jahren verlassen und die Firma 
wandte sich der Herstellung von besonderen Beleuchtungskörpern, 
namentlich für Schaufensterbeleuchtung zu. Hieraus ergab sich der 
Übergang zur Bühnenbeleuchtung, worin die Firma ihr 
:igentliches Arbeitsgebiet gefunden hat und worin sie durch ihre 
zuten Konstruktionen alsbald ihren Platz auf vielen bedeutenden 
Bühnen des In- und Auslandes errang. Alle Teile, die zur Bühnen- 
beleuchtung notwendig sind, Regulatoren, Effektapparate, Bühnen- 
scheinwerfer, ferner auch die für den Bühnenbetrieb so wichtigen 
Anschlußkontakte für große Stromstärken werden von der Firma 
hergestellt. Als eine weitere Spezialität hat sie namentlich in den 
letzten Jahren vor dem Kriege die Herstellung von Apparaten für 
die Lichtreklame entwickelt. Die Fabrik umfaßt z. Z. etwa 300 
Werksangehörige. - 


Das Frankfurter Kapital, das in’ früheren Jahren gegen indu- 
strielle Unternehmungen sehr vorsichtig gewesen war, war durch 
den Aufschwung, den die drei führenden Firmen Lahmeyer, Hart- 
mann & Braun und Voigt & Haeffner nahmen, aus seiner Zurückhal- 
tung etwas herausgetreten, und so finden wir in der Mitte der Wer 
Jahre die elektrotechnische Industrie Frankfurts wieder um ein paar 
neue Firmen mit aussichtsreicher Zukunft bereichert. Die eine war 
lie Pollak A.G., die bereits nach der Ausstellung zuerst auf 
kleiner Basis die Fabrikation einer neuen Akkumulatorentype auf- 
zenommen hatte, die sich besonders für Traktionszwecke eignen 
Trotz großer Anstrengungen der technischen Leitung und 
aller Opferwilligkeit der Geldgeber war dem Unternehmen kein Er- 
inlg beschieden. ” . 

_ Am L IV. 1896 wurde von Voigt & Haeffner und einigen Banken 
die Firma Prometheus G. m. b. H. Fabrik für elektri- 
:cheKoch-undHeizapparate ins Leben gerufen, um auf 
“rund eines neuartigen Patentes Apparate der genannten Art zu 
bauen. Große Schwierigkeiten waren zu überwinden, aber erst nach 
anmäßiger Abkehr von falschen Anfangsvorstellungen gelang es, 
'ie Fabrikation so zu gestalten, daß die finanzielle Prosperität er- 
reicht wurde und dem Unternehmen ein erfolgreicher Aufstieg ge- 
“ichert war. Dieser wurde auch durch die Zeitverhältnisse geför- 
zert, da das Zutrauen des Publikums zu den so bequem zu hand- 
habenden elektrischen Bügeleisen und Kochapparaten mit der sich 
ie verbessernden Qualität dieser Erzeugnisse der Firma Schritt 
ielt. 


Daneben beschritt die Firma Prometheus schon frühzeitig den 
Weg der industriellen Anwendung der elektrischen Heizung. Bügel- 
maschinen für verschiedene Fabrikationszweige, Letterngießma- 
schinen, Maschinen für die Schokoladenindustrie, für die Schuh- 
industrie und für viele andere industrielle Zwecke wurden mit 
elektrischen Heizvorrichtungen versehen und so der Elektrotechnik 
ein dankbares Feld erschlossen. In den letzten 15 Jahren kam die 
große Ausbreitung des elektrischen Kochens und Heizens in den 
Ländern, die die Elektrizität mit Wasserkraft erzeugen, und der 
elektrische Herd und die elektrische Warmwasserbereitungsanlage 
wurden dort zu Gegenständen des normalen Bedarfs. Auch aut 
diesen Gebieten ist die Firma Prometheus erfolgreich vor- 
geschritten. Die Firma hat die alte Fabrik von Voigt & Haeffner in 
Bockenheim inne und zählt z. Z. etwa 350 Werksangehörige. 

Die sogenannten wasserdichten Armaturen für Straßen-, Fa- 
brik-, Schiffs- und Bergwerksbeleuchtung bilden in konstruktiver 
Hinsicht ein Sondergebiet der elektrischen Installationsapparate, 
das bereits frühzeitig von der Firma G.Schanzenbach& Co. 
in München mit Erfolg bearbeitet wurde. In dem Bestreben, 
sich auf ihre Haupttätigkeit zu konzentrieren, gaben Voigt & Haeff- 
ner im Jahre 1903 die Bearbeitung dieses Zweiges auf und veran- 


laßten Schanzenbach & Co., nachdem sie sich bei dieser Firma betei- 


ligt hatten, ihren Betrieb von München nach Frankfurt zu verlegen, 
woselbst eine Fabrik auf dem Grundstück Adalbertstr. 15 errichtet 
wurde. Das Fabrikationsprogramm hat sich mit den Jahren wesent- 
lich in der Richtung nach Ilerstellung lichttechnisch moderner Be- 
leuchtungskörper für Innen- und Außenbeleuchtung ausgedehnt. 
Ein mit den zweckmäßigsten Instrumenten für Lichtmeßtechnik aus- 
gerüstetes Laboratorium setzt die Firma instand, in jeder Weise 
vollkommene Armaturen und Beleuchtungskörper zu schaffen, und 
unter den einschlägigen Fabriken dieser Art steht sie mit an erster 
Linie. Sie beschäftigt annähernd 350 Werksangehörige. 

Die Konstruktionswerke elektrischer Appa- 
rate System Bertram G. m. b. H. wurden im Jahre 1901 mit 
guten Aussichten ins Leben gerufen, konnten sich jedoch nicht lange 
halten und gingen bereits im Jahre 1903 durch Kauf in die Hand von 
Voigt & Haeffner, A. G., über. 

Auch eine Fabrik für Isoliermaterial als Ersatz für Porzellan, 
die unter dem Namen Pulvolitwerke G. m. b. H. 1904 ge- 
gründet worden war und, wenn die Sache geglückt wäre, für 
die Frankfurter Industrie von großer Bedeutung hätte werden 
können, hatte keine längere Lebensdauer. 

Ein ganz besonderes Feld der elektrischen Lichttechnik be- 
arbeitet die Firma JupiterG.m.b. Il., die aus der Firma Voigt & 
Haeffner herausgewachsen ist. Etwa um das Jahr 1903 hatte Voigt 
& Haeffner auf Anregung des Frankfurter Photographen Schmidt 
einen elektrischen Apparat für photographische Zwecke mit Moment- 
belichtung durchgearbeitet und die Fabrikation der Lampen nebst 
den zugehörigen Schaltapparaten aufgenommen. Es wurde auch 
eine große Anzahl solcher Lampen, die den Namen „Jupiter“-Lampen 
erhielten, geliefert. Mit der Zeit aber zeigte es sich, daß die Auf- 
gabe auf anderem Wege gelöst werden kann, und da dieser billiger 
und einfacher war, wurde er natürlich beschritten. Die aufstre- 
bende Kinoindustrie gab neue Anregungen für das Fabrikations- 
gebiet der Firma Jupiter. Die Konstruktion der Kinoauf- 
nahme-Lampen wurde mit Geschick den verschiedensten An- 
forderungen der Kinoindustrie angepaßt, und z. Z. dürften wohl die 
meisten Kinoaufnahmen in Deutschland und in vielen anderen euro- 
päischen Ländern mit den Lampen der Jupiter G. m. b. H. gemacht 
werden, die in der Fabrik von Voigt & Haeffner hergestellt werden. 

In klarer Voraussicht der Entwicklung der Elektro-Lichttechnik 
entstand im Jahre 1911 die Firma Dr.-Ing.Schneider& Co, die 
die Konstruktion von Arbeitslampen und Deckenbeleuchtungskör- 
pern nach wissenschaftlichen Grundsätzen als erste in Deutschland 
aufnahm. Mit großem Geschick und gutem Erfolg entwickelte sie 
eine Anzahl Modelle für gleichmäßige Lichtverteilung, die den 
höchsten Ansprüchen gerecht werden. Die Zahl der Werksan- 
gehörigen beträgt z. Z. rd 200. 

Die Elektroosmose-Aktiengesellschaft. Eine 
Reihe von Erfindungen des Grafen Botho Schwerin, die 
sich auf gewisse elektrolytische Vorgänge beziehen und Elektro- 
osmose genannt werden, wurden hier von dem früheren Lahmeyer- 
direktor Hans Illig für die Praxis reif zu machen gesucht. Be- 
sonders gelang die Reinigung minderwertiger Ton- und Kaolinsorten 
auf elektrolytischem Wege so gut, daß eine G. m. b. H. zur indu- 
striellen Ausbeutung des Verfahrens gegründet wurde, die aber bald 
in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, nach fünfiährigem Be- 
stehen nach Berlin übersiedelte. Dieser Verlust ist für Frankfurt 
sehr zu beklagen, denn das Unternehmen ist inzwischen zu einem 
großen Konzern mit zahlreichen Tochterunternehmungen heran- 
gewachsen. Beide Gründer sind leider verstorben, ohne die Früchte 
ihrer Pionierarbeit auf einem sehr zukunftsreichen Gebiete ernten 
zu können. 

Die elektrotechnische Fabrik Schoeller & Co., eine im 
Jahre 1897 gegründete Spezialfabrik elektrischer Meßiustrumente, 
war im Jahre 1911 in die Lahmeyerwerkc aufgegangen. Nach der 
Auflösung der Frankfurter Lahmeyerwerke bildete sich die Firma 
zurück, sie beschäftigt sich als Fabrikationsgebiet mit dem Bau von 
Schalttafel- und Laboratoriums-Instrumenten und förderte ins- 
besondere die Fabrikation von Spezialinstrumenten für die auf- 
strebende Automobilindustrie. Neuerdings hat sie auch die Fabri- 


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kation von elektrotechnischem Installationsmaterial aufgenommen. gehen heißen würde. Seit dem Ausscheiden der Firma Lahmeye r als 
Zurzeit werden etwa 200 Personen beschäftigt. Fabrikationsfirma geben die Spezialfabriken der elektrotechnischen 
Die Veifa- Werke (Vereinigte elektrotechnische Institute Industrie von Frankfurt das Gepräge, 80 daß man unsere Stadt wo 
Frankfurt a. M.-Aschaffenburg) entstanden durch Verschmelzung mit RechtalsVoror tderSpezial fabrikeninder deutschen 
des Elektrotechnischen Laboratoriums Friedrich Dessauer, Aschal- Elektrotechnik ansehen kann. War es die wirtschaftliche Entwick- 
fenburg, mit dem Elektrotechnischen Institut G. m. b. H., Erank- lung der früher durchaus nicht industriefreudigen Stadt Frankfurt, 
furt a. M. Das letztere war bereits 1888 gegründet und die Ver- die in den letzten Jahrzehnten des verflossenen Jahrhunderts zur 
einigung der beiden Werke unter der Leitung des jetzigen Univer7 industriellen Betätigung drängte oder war es wechselseitige An- 
sitäts-Professor8 Dr Friedr ich Dessauer geschah im regung, die sie entstehen ließen? 
Jahre 1906. Es muß wohl am genius loci Frankfurts liegen, daß gerade hier 
Die Firma bearbeitete zunächst zwei Zweige, nämlich elektro- soviel einzelne Köpfe ihre Befähigung zu Leistungen auf Sonder- 
medizinische, insbesondere RöntgenappaTä te und elektrische gebieten erkannten und zu betätigen suchten. In diesem Sinne ist 
Meßinstrumente. Die letzter® Abteilung ließ man aber später ein- auch der leider zu früh verstorbene Dr.OskarMayzu nennen, der 
ich ausschließlich der Röntgentechnik zu widmen, und die erste Grundlage für die später vom Verbande aufgestellten 
diese Fabrikation wuchs nach auf der wissenschaftlichen Grundlase, Sicherheitsvorschriften. für elektrische Installationen schuf. Dr- 
die von Friedrich Dessauer vorbereitet wurde. Während man den O. May hatte sich als beratender Ingenieur für Elektrotechnik nieder- 
Bau der Röntgenröhren in eine thüringische Schwesterfabrik ver- gelassen und empfand den von den Gastechnikern im Jahre 1888 mit 
legte, wurden in Frankfurt a. M. die Transformatoren und die son- Geschick gegen die zunehmende Konkurrenz des elektrischen Lichtes 
stige Apparatur für die Röntgenapparate zu einer außerordentlichen eröffneten Feldzug als eine Schädigung seiner Interessen. Es wurde 
t und die Röntgenapparate der Firma haben nämlich behauptet, daß elektrisches Licht feuergefährlicher als Gas 
teils als transportable Apparate, teils als Großapparate für die Rönt- sei, und die Versicherungsgesellschaften benutzten diese Behaup- 
genbestrahlung bösartiger Geschwülste (Krebsbestrahlung) eine tung zur Erzielung höherer Prämien bei solchen Objekten, in denen 
weite Verbreitung im In- und Ausland gefunden. Im Frankfurter sich elektrische Installationen befanden. Dr. O. May bekämpfte diese 
Werk werden 2. 7.500 Personen beschäftigt. Taktik und wies nach, daß gut ausgeführte Installationen jedes Be- 
Gewissermaßen aus dem technischen Bestande der Lahmeyer- denken ausschlössen. Da aber keine Richtlinien in dieser Hinsicht 
Werke hervorgegangen ist die Firma Emaß, Elektrizitäts- vorhanden waren, arbeitete er nach den Montagevorschriften, die 
Akt.-Ges., deren rührige technische Leiter, die Direktoren Bend- Frhr. v. Ga isberg für die Firma Schuckert & Co. aufgestellt 
mann und Dué, früher Abteilungs-Ingenieure der Firma Lahmeyer hatte, leicht verständliche Bestimmungen aus, die die Versicherun £=- 
waren. Diese übernahmen im Jahre 1911 in einer Neugründung die gesellschaften ihren Prüfungen zugrunde legten. Diese Vorschriften 
Leitung der Firma Emag, die schon seit 1907 in Godesberg 4. Rhein dienten der Kommission, die im Jahre 1893 zur Schaffung von In- 
als Meßinstrumente- und Apparatebau-Gesellschaft ansässig WAT. stallationsvorschriften für die Anschlüsse an das Frankfurter Elek- 
Man verlegte die Firma im Jahre 1912 endgültig nach Frankfurt a.M., trizitätswerk eingesetzt war, als Grundlage, und so sind sie auch. 
ließ die Herstellung von Meßinstrumenten fallen und wandte sich als später der VDE seine für Deutschland gültigen Sicherheitsvor- 
Blich der Fabrikation von Starkstromapparaten und Schalt- schriften schuf, Z. T, mit in diese übergegangen. 
anlagen Zu. Es gelang der Firma innerhalb verhältnismäßig kurzer Was nützen aber die besten Bestimmungen, wenn keine gut vor- 
Zeit, mit den anderen Firmen der Starkstrom-Apparate-Technik in gebildeten Arbeitskräfte vorhanden sind, die den Zweck und Sinn 
i Wettbewerb zu treten, beträchtliche Neubauten wur- davon verstehend, sie richtig anzuwenden wissen? Die Apparate, 
den errichtet und durch manche glückliche Konstruktionen sicherte Instrumente und Maschinen müssen auch richtig angeschlossen Wer” 
sich die Firma eine geachtete Stellung in der Reihe der Starkstrom- den, wenn sie funktionieren sollen; an Leuten, die hierfür die nötige 
Apparate-Fabriken. Die Emag beschäftigt zZ. 7, etwa 750 Werks- Sicherheit boten, war aber noch in der zweiten Hälfte der 80er J ahre 
angehörige. ein großer Mangel. Diesen Übelstand erkannte Eugen Hartmanıı 
angen ist die Frank- klar; er faßte den Plan, eine Monteurschule ins Leben zu rufen, und 


= Aus der Beleuchtungsbranche hervorgeg 
furter Firma Bünte& Romm ler. Sie war bereits im Jahre 1850 es gelang ihm unter Beihilfe der Industrie und maßgebender städti- 
zunächst als Handelsgesellschaft für Petroleumlampen gegründet, scher Kreise, dem physikalischen Verein die 808. Elektrotec he 


folgte aber der Entwicklung der Zeit und nahm später die Fabri- nis cheLehrans talt anzugliedern und bereits im Jahre 1859 


kation von Gasglühlichtbrennern und elektrischen Beleuchtungs- in Herrn Prof. D. Epstein eine: 
körpern auf. Kurz vor dem Kriege wandte sie sich auch der Fabri- gewinnen, der auch heute noch an der Spitze dieser Anstalt in vor- 
- kation von Staubsaugapparaten nebst den hierfür nötigen Spezial- bildlicher Weise steht. Hartmann selbst, Ingenieure und Werk- 
tionszweig, der sich mit der Zeit bedeutend meister der Firma wirkten neben andern Herren als Lehrkräfte, und 


motoren zu, ein Fabrika 
entwickelte. Die Fabrik umfaßt etwa 400 Werksangehörige. es hieße Eulen nach Athen tragen, an dieser Stelle die segensreiche 


Auch die Schwachstrom-Industrie ist in Frankfurt durch Spe- Wirkung der prächtigen Schöpfung im einzelnen ZU besprechen. Jin 
zialfabriken vertreten, deren bei weitem bedeutendste ein aus der Sinne der Heranbildung eines tüchtigen Monteurstandes ist die Lehr- 
Firma H. F ulda& Co. Telefon- und Telegrafen-Werke hervorge- anstalt von unschätzbarem Werte für die ganze deutsche Elektro- 
vangener Konzern ist. Derselbe umfaßt einmal dieTelefon-un d technik geworden, und es wäre ein Fehler gewesen, sie bei der De- 
Telegrafen bau-Gesellse haft m. b. H. die die Herstel- sprechung der Frankfurter Industrie nicht in lobendster Weise ZU 
lung von Fernsprechapparaten und -einrichtungen in großem Um- erwähnen. | 

{ang betreibt, und deren Apparate in Deutschland und einem großen Wenn wir zum Schluß noch darauf hinweisen, daß von Frank- 
Teil des europäischen Auslandes sich eines wohlverdienten Rufes furt aus die Gründung der Vereinigung der elektrotechnischen Spe- 
erfreuen — ferner die Gesellsc haftfür autom atische zialfabriken, des Verbandes Deutscher Elektro-Installationsfirm« n 
Telefonie, die sich mit der Fabrikation von selbsttätigen Fern- sowie der Flektro-Großhändlervereinigung erfolgt ist, dann önnen 
sprech-Vermittlungs-Einrichtunge? nach eigenen Schaltungen und wir sagen: Wenn auch Frankfurt der Bren 
Systemen befaßt, und endlich die Elektro-Ze it-A.-G., die elektrotechnischen Spezialfabriken geworden ist, SO lebt in diese! 


ausschlie 


| 
elektrische Haupt- und Nebenuhren, Arbeiter-Kontroll-Apparat®, doch trotz zäher Verfolgung der einzelnen und grundverschiedent!! | 
Signal-Apparate und dergleichen baut. Die Firma Fuld & Co. wurde Arbeitsgebiete ein lebhaftes Gefühl für höhere gemeinsame Ziele: | 
im Jahre 18% gegründet und hat sich aus kleinen Anlängen eines von keiner Stadt Deutschlands — Berlin ausgenommen — sind soviel | 
Installationsgeschäftes zu dem heutigen Umfang ihrer Werke ent- weiteste Kreise befruchtende Anregungen ausgegangen, wie von} 
wickelt. In den genannten Abteilungen werden 2. 2. 1500 Arbeiter Frankfurt. Möge die hiesige elektrotechnische Industrie und In- ' 
und Angestellte beschäftigt. telligenz sich auf der bisher mit solchem Erfolge beschrittenen Bahn 
Außer den hier genannten Firmen ist 2. Z. noch eine größere weiter entwickeln, den einzelnen Gliedern zum Nutzen, d in- 
Anzahl elektrotechnischer Spezialfabriken in Frankfurt a. M. an- samen Vaterstadt zum Wohle, der deutschen Elektrotechnik ZU" | 


sässig, die alle zu nennen über den Rahmen dieses Artikels hinaus- Ehre. i 


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Det Verband Deutscher Elektro-Installationsfirmen e. V. in Frankfurt a. M. 
| Von Prof. S. Ruppel, Frankfurt a. M | | | 


Im Jahre 1902 schlossen sich die deutschen elektrotechnischen ken” in Berlin, die neben diesem Verein entstanden wär und heute 
Fabriken im „Verein Zur Wahrung gemeinsamer Wirtschaftsinter- noch besteht, hat sich dem Zentralverband der deutschen elektro ; 
essen der deutschen Elektrotechnik“ zusammen. Nach diesem Tite technischen Industrie angeschlossen. 
hätte man annehmen können, der Verein würde die Interessen der Der Verband deutscher Elektro-Installationsfirmen (VEI) hat 
en Elektrotechnik vertreten. Das war jedoch nicht sich ans sehr kleinen Anfängen heraus kräftig entwickelt, denn m: 
der Fall, und da die Elektro-Installations-Firmen aus verschiedenen 19 Firmen wurde er gegründet, während ihm heute rd 6000 Firm! 
Gründen auch eines engen Zusammenschlusses bedurften, SO grün- als Mitglieder angehören, Sein Gründer bekam bald nach der Gran 
dete Georg M ontanus, ebenfalls im Jahre 1902, den im \itel dung eilrige Mitarbeiter, die das nötige Verständnis mitbrachlel" 
genannten Verband. Der Verein zur Wahrung gemeinsamer Wirt- und da sich das Elektro-fnstallateur-Giewerbe infolge Neugründt”?- 
schaftsinteressen ‚ler deutschen Elektrotechnik ist Mitte 1919 ver- und Ausdehnung VON Klektrizitätswerken immer mehr entwieke!! 
schwunden und die „Vereinigung elektrotechnischer Spezialiabri- konnte, 50 wuchs auch die Zahl der Anhänger des Verbandes. Das | 


ganzen deutsch 


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5. Oktober 1822. 


kam, daß die Arbeiten des Verbandes für die Installateure ron 
großem Nutzen waren. Mit dem Wachsen des Verbandes wurde eine 


„weckmäßige Organisation erforderlich; so entstanden die Orts- _ 


gruppen, heute annähernd 300, welche die lokalen Interessen der 
Elektro-Installateure vertreten, und diese schlossen sich in Bezirks- 
vereinen zusammen, heute 26, wodurch eine wirksame Vertretung in 
den einzelnen Wirtschaftsgebieten und bei den betreffenden Regie- 
rungen geschaffen ist. Der Hauptverband in Frankfurt a. M. emp- 


fängt die Berichte der Unterorganisation, erteilt neue Richtlinien, 


verkehrt mit den obersten Behörden und den Handels- und Hand- 
werkskammern, sowie mit den befreundeten Verbänden, wie Ver- 
band deutscher Elektrotechniker, Vereinigung: der Elektrizitäts- 
werke, Zentralverband der deutschen elektrotechnischen Industrie, 
Vereinigung elektrotechnischer Spezialfabriken usw. Diese Orga- 
nisation hat sich sehr gut bewährt, 


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Die ausgezogene Linie gibt die Mitgliederbowegung, die punktierte 
die der Bezirksvereine und Ortsgruppen an. 


Abb. 1. Die Entwicklung des Verbandes Deutscher Elektro-Installationsfirmen e V. 


in Frankfurt a. M. 


Abb. 1 zeigt am besten die Entwicklung des Verbandes. In den 
ersten Jahren nach der Gründung bedurfte es einer emsigen W erbe- 
und Aufklärungsarbeit, um die Elektroinstallateure von dem Nutzen 
ihres Zusammenschlusses zu überzeugen. Die Mitgliederzunahme 
war deshalb bis zum Jahre 1911/12 sehr gering. Von da bis zum 
Jahre 1914 war die Entwicklung des Verbandes recht zufriedenstel- 
lend, um dann aber bis zum Jahre 1918/19 stillzustehen, was sich 
daraus erklärt, daß alle wehrfähigen Männer am Kriege teilnehmen 
mußten. Nach dem Kriege setzte aber eine so starke Entwicklung 
ein, daß der Verband am 1. April 1922 6350 Elektroinstallations- 
firmen zu seinen Mitgliedern zählte, die sich über ganz Deutschland 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 


1231 „ 


und die abgetrennten Gebiete verbreiten. Diese Entwicklung hält 
jetzt noch an und ist in den veränderten politischen und wirtschaft- 
lichen Verhältnissen begründet. Besonders die Tätigkeit der Ar- 
beiterorganisationen gab Veranlassung zum Zusammenschluß in 
den Ortsgruppen. 

Nach seinen Satzungen hat sich der VEI. die Aufgabe gestellt, 
das Elektro-Installationsgewerbe in technischer und wirtschaft- 
licher Hinsicht zu fördern und zu heben, und das ist ihm während 
der 20 Jahre seines Bestehens in hohem Maße gelungen. Dem Aus- 
bildungswesen sowie der Fortbildung wurde von Anfang an große 
Aufmerksamkeit geschenkt. Gemeinsam mit der Vereinigung der 
Kilektrizitätswerke wurde eine Meisterprüfungsordnung und Ge- 
sellenprüfungsordnung aufgestellt, welche den Prüfungskommis-. 
sionen zur Richtschnur dienen. Der Verband hat ein vonIng. Bode 
bearbeitetes Buch zur Vorbereitung für die Meister- und Gehilfen- 
prüfung herausgegeben, welches in etwa 30 000 nen ver- 
breitet ist und sich immer weiterer Verwendung auch in Fortbil- 
dungsschulen und als Nachschlagebuch erfreut. In gemeinsamer 
Arbeit mit der Vereinigung der Elektrizitätswerke wurden Richt- 
linien für die Zulassung von Installateuren zur Herstellung von 
Anschlußanlagen aufgestellt, Mustervorschriften ausgearbeitet und 
anderes mehr. Vor 2 Jahren hat der Verband eine Hauptpfandstelle 
errichtet, die sich über alle Erwartung schnell und zur Zufrieden- 
heit aller Teilnehmer entwickelt hat. Die Werke, welche sich an- 
schließen, geben den Installateuren die hinterlegte Kaution zurück, 
und die Installateure hinterlegen bei der Hauptpfandstelle in Frank- 
furt nur 200 M, wodurch sie die oft recht beträchtlichen Summen in 
allen angeschlossenen Werken ablösen. Für die Installateure ist das 
ein großer Vorteil und für die Werke eine größere Sicherheit als 
zuvor. . 

Der Verband trat weiterhin erfolgreich für den freien Wett- 
bewerb ein und bekämpfte damit das Monopolwesen, welches stark 
eingerissen war, In der Regel hatten sich die Firmen, welche die 
Werke erbauten, durch Verträge mit den auftraggebenden Ge- 
meinden oder Kreisen die alleinige Ausführung der Hausanschluß- 
anlagen gesichert, oder die Werke führten sie selber aus. Dieser Zu- 
stand ist jetzt größtenteils beseitigt, aber es ist fortgesetzt darauf 
zu achten, daß der freie Wettbewerb, der ja bekanntlich zum Fort- 
schritt und zu Verbesserungen anreizt, nicht wieder beseitigt wird. 

In allen Kommissionen des Verbandes Deutscher Elektrotech- 
niker hat der VEI. durch einen Vertreter mitgearbeitet, wobei die 
Erfahrungen der Installateure oft sehr wertvoll waren. Die Installa- 
teure legen allerdings auch viel Wert darauf, daß sie bei Beratung 
der Vorschriften und Normalien gehört werden, und sind deshalb 
bereit, auch in Zukunft mitzuarbeiten. Die Vorschriften für 
Schwachstromanlagen wurden anfangs vom Installateurverband 
allein bearbeitet, später aber mitdem VDE gemeinsam. Der Verband 
hat wertvolle Druckschriften herausgegeben, z. B. eine mit dem 
Metallarbeiter-Verband vereinbarte für alle Elektro-Installations- 
betriebe gültige Arbeitsordnung, Lieferungsbedingungen, eine neue 
Preisliste und ähnliches mehr. 

Obgleich es sehr interessant wäre, all die oben erwähnten Ar- 
beiten des Verbandes etwas genauer zu besprechen, so konnten sie 
hier nur kurz erwähnt werden. Auch die zahlreichen technischen 
und wirtschaftlichen Vorträge, die in den Versammlungen gehalten 
worden sind, wären noch erwähnenswert. Ihre Standesvertretung 
haben sich die Elektro-Installateure im Wege der Selbsthilfe ge- 
schaffen. Zweifellos werden im Laufe der Zeit zu den bestehenden 
Arbeitsgebieten neue hinzutreten, so daß der Verband und seine 
Unterorganisationen ständig Gelegenheit haben werden, die In- 
teressen der Mitglieder wahrzunehmen. 

Mit seinen Erfolgen kann der Verband und seine Mitglieder zu- 
frieden sein und unter der bewährten Führung seines Gründers, des 
Herrn Georg Montanus, der heute noch den ersten Vorsitz führt, wird 
es auch in Zukunft an neuen Erfolgen nicht fehlen. 


Die Elektrotechnische Lehranstalt des Physikalischen Vereins, 
= Von Prof. J. Epstein, Frankfurt a. M. 


Die Elektrotechnische Lehranstalt des Physikalischen Vereins 
wurde im Jahre 1889 gegründet. Von einem Ausschuß, dem Eugen 
artmann (Hartmann & Braun), Oskar May, H. Voigt 
(Voigt & Häffner), Theodor Trier angehörten, wurde ihre Auf- 
gabe dahin gefaßt, gelernten Leuten eine theoretische Ergänzung 
der Ausbildung zu geben, welche sie in Verbindung mit praktischen 
Fertigkeiten in den Stand setzen solle, in elektrotechnischen Be- 
trieben in gehobener Stellung eine zweckentsprechende Tätigkeit 
zu entwickeln. 

Dieser Aufgabe ist die Schule treu geblieben, wenn auch im 
Laufe der Zeit der Stoff gewechselt hat und das Unterrichtsgebiet 
erweitert werden mußte. Die Bedeutung der Aufgabe, tüchtige 
Praktiker theoretisch zu schulen, die Wichtigkeit, daß dies durch 


Fachleute geschehe, die durch eigene Mitarbeit an der Fortentwick- . 


lung des Faches beteiligt sind, wurden in der Frankfurter Elektro- 
technik stets gewürdigt. Eugen Hartmann und Dr. Oskar May 
singen mit gutem Beispiel voran und übernahmen die Unterrichts- 


fächer Instrumentenkunde und Installation (Beleuchtungskunde, 
wie es, damals hieß). Andere folgten, und unter den Lehrkräften 
finden wir manchen, dessen Name auch nach seinem Tode guten 
Klang in der Elektrotechnik behalten hat. So neben Eugen Hart- 
mann und Oskar May, Theodor Bruger, Herm. Massen- 
bach, W. A. Nippold, Alexander Peschel. 

Als erste Aufnahmebedingung schreibt die Schule bestandene 
Lehrzeit,, darüber hinaus Gehilfenzeit in Werkstatt, Betrieb oder 
auf Montage vor. Sie.legt Wert darauf, daß die dem Anstaltsbesuch 
vorangegangene Praxis möglichst ausgiebig und vielseitig ist, und 
indem sie Anmeldungen, für welche dies nicht zutrifft, zurück weist 
und ständig darauf hinweist, daß der Schulbesuch um so mehr Er-- 
folg verspricht, eine je ausgiebigere Praxis ihm voranging, hat sie 
es erreicht, daß die Praxis, über welche die Schüler beim Eintritt 
verfügen, durchschnittlich ungefähr 8 Jahre beträgt. 

Die beigegebene Kurve, welche sich auf sämtliche Schüler be- 
zieht, die die Anstalt in den 33 Jahren ihres Bestehens ausgebildet 


„1232 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40. 


en u, ARE 


6. Oktober 1922. 


hat, läßt erkennen, daß die Mehrzahl über eine Praxis zwischen 5 
und 10 Jahren verfügt (Abb, 1). 


TI RSCETESUCNLNBWMES MB DI %8 
Jahre Praxis 
Abb. 1. 


Die Schule will sich nur Leuten widmen, die nach Fähigkeit 
wie Vorbildung versprechen, den Anforderungen gerecht zu werden, 
die gehobene Tätigkeiten stellen. Leute auszubilden, für welche 
diese Voraussetzung nicht zutrifft, wäre Vergeudung an Zeit und 
Arbeitskraft. Sie ist weiterhin bestrebt, die Zeit, während der 
der Schüler der produktiven Tätigkeit entzogen wird, auf das 
gerinzstmögliche Maß zusammenzudrängen. Von diesen Erwägun- 
gen aus verlangt sie von dem Aufzunehmenden, daß er sich hat 
angelegen sein lassen, bereits die technischen Unterrichtsgelegen- 
heiten auszunutzen, welche allenthalben die gewerblichen Fort- 
bildungsschulen bieten und neben Fähigkeit im Zeichnen gewisse 
mathematische Vorkenntnisse (einfache Gleichungen, Kongruenz, 
Pythagoräischer Lehrsatz) und Sicherheit im Zahlenrechnen 
erworben hat. Wir empfehlen weiter vorherige Beschäftigung mit 
Physik, wozu leider nicht überall Gelegenheit geboten ist. Die 
Aufzunehmenden haben sich einer Prüfung zu unterziehen. An ein 
so gesichtetes Schülermaterial können natürlich hohe Anforderun- 
gen sowohl in bezug auf Verständnis als auch in bezug auf Fleiß 
und energische Mitarbeit gestellt werden. 

Die Ferien sind auf das äußerste Maß beschränkt. Der Unter- 
richt dauert 10 Monate. Er beginnt im Januar und dauert, unter- 
brochen nur durch zwei Wochen Ferien, bis Ende Oktober. Er ver- 
langt angestrengte Mitarbeit des Schülers. Da bereits in dem Pro- 
gramm hierauf hingewiesen wird, pflegen sich im allgemeinen nur 
Leute zur Aufnahme zu melden, die wirklich gewillt sind, intensiv 
zu arbeiten und die Wert darauf legen, sich in kurzer Zeit eine gute 
Ausbildung zu erwerben. Leuten, die sich über die Anforderungen 
getäuscht haben oder die sich sonst denselben nicht gewachsen 
zeigen, wird nach kurzer Zeit Gelegenheit gegeben zurückzutreten. 


Es wird nur eine beschränkte Schülerzahl, maximal 20, auf- 


genommen. So ist also besonders im Praktikum, an dessen Leitung 
sich 2 Herren beteiligen, die Möglichkeit gegeben, sich eingehend 
mit dem einzelnen Schüler zu beschäftigen. 

Der Unterrichtsplan umfaßt die Fächer: 
Allgemeine Elektrotechnik: Prof. J. E pstein, 
Dynamokunde: Prof. J. Epstein, 
Installations- und Leitungsbau: Dipl.-Ing. J. Bejarano, Ober- 

ingenieur der Firma A. Gobiet & Co. Nachf., 

Beleuchtungstechnik: Ing. F. Bode, 
Apparatenkunde: Ing. E.Besag, 
Meßinstrumente: A. Palm, Oberingenieur der Hartmann & Braun 


.G., 

Fernmeldetechnik: Telegraphendirektor P.E ufinger und E. Stil- 
ler, Ingenieur der Siemens & Halske A. G., 

Antriebe: Baurat Dipl.-Ing. W. Täschner, Oberingenieur der 
Städtischen Elektrizitätswerke, 

Blitzableiterbau: Professor Dipl.-Ing.S.Ruppel, 

Rechnen und Mathematik: Ing. F.Bode, 

Mechanik und Wärmelehre: Ing. F.Bode, 

Bürgerkunde: Rechtsanwalt M. Stroinsky, 
bandes Deutscher Elektroinstallationsfirmen, 

Buchhaltung: H. Buchwald, Sekretär des Verbandes Deutscher 
Elektro- Installationsfirmen, 

Praktische Übungen in Laboratorium und Maschinenraum: Professor 
J.Epstein und Ingenieur F. Bode, 

Skizzierübungen, Projektbearbeitung: Ing. F. Bode. 


Syndikus des Ver- 


Im Praktikum wird der Schüler geschult, seine Schaltungen 
einfach und übersichtlich zu gestalten. Es wird ihm Gelegenheit 
zegeben, das charakteristische Verhalten von Stromquellen und 
Stromverbrauchern auf dem Gebiete des Starkstroms wie der Fern- 
meldetechnik kennen zu lernen, sich mit den Eigenschaften und der 
Handhabung der Meßinstrumente und Schaltapparate vertraut zu 
machen. Dabei soll er lernen zu beobachten, zu messen und die 
Ergebnisse kurz und klar darzustellen. Ein praktischer Werkstatt- 
oder Montageunterricht findet nicht statt. Die erforderlichen prak- 
tischen Fertigkeiten soll er in produktiver Praxis erworben haben. 


Die Schule ist an das Städtische Gleichstrom- und Wechselstrom- 
netz angeschlossen. Sie verfügt über 2 Drehstrommaschinen von 
4 und 10 kVA, so daß auch Parallelbetrieb möglich ist, über Gleich- 
strommaschinen von 1,6 und 9 kW, Drehistrom- und Einphasen- 
strominduktionsmotoren von 1 und 7% PS, Transformatoren von 
1, 3, 5 und 10 kVA, während für Hochspannungsversuche ein 
10 kVA- Einphasen- Transformator von 20000 V vorhanden ist. An 
Akkumulatorenbatterien stehen die des Physikalischen Vereins zur 
Verfügung. : Zu Übungen auf dem Gebiete der Fernmeldetechnik 
dient eine vielseitige Sammlung geeigneter Apparate. Für die aus- 
zuführenden Messungen und Schaltungen sind die erforderlichen 
Meßinstrumente und Apparate in möglichst verschiedener Aus- 
führung vorhanden. Auch war man bei der Zusammenstellung der 
Sammlung darauf bedacht, von den Maschinen, Instrumenten und 
Apparaten auch charakteristische Einzelteile als Demonstrations- 
objekt& für den Unterricht zy erhalten. 


Bei Beschaffung des Inventars wurde Wert darauf gelegt, denı 
Schüler ein möglichst vielseitiges Bild zu bieten und ihm Maschinen, 
Instrumente und Apparate in Ausführungen verschiedener Her- 
steller vorzuführen. Zurzeit ist die Schule allerdings nicht in der 
Lage, neue Erwerbungen aus eigenen Mitteln zu machen. Sie ist 
auf Geschenke der Fabriken angewiesen. Sie erkennt dankbar an, 
daß eine Reihe von Werken sie seit Jahren durch kostenlose Über- 
lassung von Lehrmitteln unterstützt, und sie hofft, daß immer 
weitere Kreise dazu beitragen werden, ihre Unterrichtsammlung 
reichhaltig und vielseitig zu gestalten. 


Dem Zeichenunterricht kann nicht die Aufgabe zufallen, den 
Schüler Zeichnen zu lehren. Dazu muß er während der vorange- 
gangenen Lehr- und Gehilfenzeit Gelegenheit und Zeit gefunden 
haben. Skizzierübungen tragen speziellen Interessen Rechnung. 
Die Projektierübungen umfassen Beleuchtung, Stark- und Schwach- 
stromanlagen. Konstruktionsübungen werden an der Schule nicht 
abgehalten. Sie hat nicht die Aufgabe, Konstrukteure heranzu- 
bilden, sondern Praktiker für gehobene Stellungen in Betrieb, 
Laboratorium und auf Montage. Freilich sind in letzter Zeit wieder- 
holt Firmen an die Schule mit der Bitte herangetreten, besonders 
tüchtige Zeichner, die die Fabriken selbst ausgebildet hatten, als 
Schüler aufzunehmen. Die Schule hat’ diesem Wunsche ent- 
sprochen, nachdem die Firmen sich bereit erklärt hatten, den Be- 
treffenden vorher mindestens % Jahr in Werkstatt oder Prüfraun: 
zu beschäftigen und ihn nach Schulbesuch wieder einzustellen. In 
ähnlicher Weise hat die Schule auch technischen Kaufleuten, die seit 
Jahren im elektrotechnischen Fache tätig waren und Gelegenheit 
erhalten hatten, etwa % Jahr in Werkstatt oder im Prüfraum tätig 
zu sein, die Aufnahme nicht verweigert. 


Die Anstalt erblickt ihre Aufgabe nicht darin, den Schüler 
mit einem möglichst großen Wust an Wissen auszurüsten, der dem 
heutigen Standpunkt des Faches entspricht, sondern sie will ihn 
schulen im Beobachten, technischen Erfassen, Denken und Schlie- 
ßen. Sie will ihn lehren zu lernen, damit er auf dem Erworbenen 
weiterbauen kann. Vor allem aber legt sie Wert darauf, die über- 
mittelten Kenntnisse und Fertigkeiten aufs engste zu verweben 
mit den Beobachtungen und Erfahrungen, die der Betreffende vor- 
her in der Praxis gemacht hat. Aus diesen Erwägungen heraus 
wünscht sie, daß der Schüler nach Verlassen in eine Stellung ein- 
tritt, die ihn wieder in möglichst engen Zusammenhang mit der 
Praxis bringt und ihm Gelegenheit gibt, das, was er in der Schule 
erlernt hat, mit weiterer Praxis zu verweben und zu der früheren 
eine bewußte, gut verstandene Praxis hinzuzuerwerben. Hier max 
er zeigen, was er kann, und sich zu einer seinen Fähigkeiten ent- 
sprechenden Tätigkeit emporarbeiten. 

Von den 14 Schülern des Jahrganges 1921 nahmen bei Verlassen 
der Schule Stellung als: 

Installationstechniker . . EEE EN 
Laboratoriums- und Versmchamechaniker 

Es machten sich selbständig 

Als Leitungsmonteur . 

Prüfraummonteur 

Schalttafelmonteur 


Von den 20 Schülern des ee 1896/97 waren 95 Jahre 
naclı Verlassen der Schule tätig als: 


u O SEE 


Betriebsingenieur Da ee et N u, wa Ha 4 
Fabrikdirektor . . 2 2 2 nr nn nen 2 
Selbständig Be de ae Kerr 2 
Installationsin genieur 2 
Berechnungsingenieur (nach nachträglichem Hochschul- 
studium) . . ee ee re a 2 
Laboratoriumsv orstand 1 


Über die übrigen 7 liegen keine Nachrichten vor. 

Von etwa 330 Schülern, die die Anstalt während der Zeit, die 
ich sie leitete (1889 bis 1897, 1910 bis heute), ausgebildet hat, bin 
ich über den Verbleib von 195 unterrichtet. Soweit meine Kennt- 
nis reicht, waren von ihnen tätig: 


Selbständig . . ... U 
nee! im Montage- und Installationsfach . <.. H 
5 im Werkstatts- oder Fabrikbetrieh. . . . 39 
. in Laboratorium oder Prüfraum . . . . . 24 
ss in Elektrizitätswerken . . . ..... 18 
i als Direktoren . . x 2. 2 222.202. 10 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40. . 12383 


5. Oktober 1922. 
Angestellt in kaufmännischen Abteilungen . 8 
m .auf Konstruktionsbureau 4 
55 als Fachlehrer . . . . i 
1 


a3 als städtischer Telegrapheninspektor . . . 
3 als Eichmeister. . . . 2 2 2 2222. 

Haben sich ehemalige Schüler z. T. zu hervorragenden Stellun- 

gen in der deutschen elektrotechnischen Industrie emporgearbeitet, 
:o verdanken sie dies nicht dem wenigen Wissen, was ihnen die 
Schule übermittelt hat, sondern ihrer eigenen hervorragenden 
Energie und Tüchtigkeit. . Aber die Schule darf für sich in An- 
spruch nehmen, ihnen den Weg geebnet zu haben, der sie vom 
Elektromonteur und. Elektromechaniker emporführte, indem sie 
ihnen die Grundlage bereitete, auf der sie aufbauen konnten. Irgend- 
welches Zeugnis über die Leistung der Schüler hat die Anstalt 
in den ersten 32 Jahren ihres Bestehens den Schülern nicht aus- 
gestellt. Die folgende Praxis sollte erweisen, ob der Schulbesuch 
Erfolg gebracht hat, das nächste Zeugnis aus der Praxis oder der 
Aufstieg bei der Firma darüber Auskunft geben. Seit einem Jahr 
ist der Schule vom preußischen Ministerium für Handel und Ge- 
werbe die Berechtigung verliehen, daß ihre Abschlußprüfung dem 


theoretischen Teil der Meisterprüfung gleichgerechnet wird. Seit-: 


dem stellt die Schule Zeugnisse aus, die aber auch kein Urteil 
über die in den einzelnen Fächern erworbenen Kenntnisse geben. 

Während des Krieges hat die Schule sich ausschließlich dem 
Verwundetenunterricht gewidmet. Mit rührendem Eifer hat eine 


Reike tüchtiger Leute die freie Zeit des Lazarettaufenthaltes, ` 


häufig unterbrochen durch Operationen oder den Zwang zu Bett 
zu liegen, benutzt, um an ihrer technischen Weiterbildung zu 
arbeiten. Und die Schule freut sich, daß sie manchem, der durch 
Verstümmelung verhindert ist, in der bisherigen Weise an der 
Drehbank oder auf der Montageleiter seinem Berufe nachzugehen, 


die Möglichkeit eröffnet hat, auf Grund der erworbenen Kenntnisse: 


in panel Tätigkeit dem elektrotechnischen Fache treu zu 
bleiben. 

Neben der Tageschule hat die Elektrotechnische Lehranstalt 
im vorigen Jahr auch Abendkurse eingerichtet, bestimmt, streb- 
sımen Angehörigen des Faches, die im Berufe praktisch tätig sind, 
Gelegenheit zu theoretischer Weiterbildung zu geben. Auch hier 
lassen wir es uns angelegen sein, ein gut vorgebildetes Schüler- 
material zu erhalten und suchen einen Druck dahin auszuüben, daß 
der Betreffende sich vor allen Dingen zunächst eine gute tech- 
nische Allgemeinbildung erwirbt. So weisen wir jüngere Leute 
zurück und verlangen von ihnen, daß sie zunächst die Bildungs- 
möglichkeit, welche ihnen die allgemeine Gewerbeschule durch 


Unterricht in Physik, Mechanik, gewerblichem Rechnen, Mathe- 
matik über den Pflichtunterricht hinaus bietet, ausnutzen. Für 
die Mehrzahl der Leute ist es viel wichtiger, daß sie Sicherheit im 
Zahlenrechnen, gründliche Kenntnis in Physik, Mechanik, auch 
Grundlagen in der Mathematik erwerben, als daß sie irgendwelchen 
Spezialunterricht in Elektrotechnik genießen. Jedenfalls soll aber 
der elektrotechnische Fachunterricht erst dann einsetzen, wenn die 
allgemeine Grundlage gegeben ist. Der von uns erteilte Abend- 
unterricht besteht in Laboratoriumsübungen. Da wir auch diese 
zu zweit leiten (Herr Ingenieur Bode und ich) und wir zu jedem 
Lehrgang höchstens 20 Teilnehmer zulassen, ist auch hier wieder 
Gelegenheit zu eingehender Beschäftigung mit dem Einzelnen 
gegeben. Die Teilnehmer entstammen in der Hauptsache den 
Kreisen der Installations- und Betriebsmonteure, Laboratoriums- 
techniker, Werkmeister, selbständigen Installateure. Einige Teil- 
nehmer haben bereits an vier aufeinanderfolgenden Kursen teil- 
genommen. 

Die Elektrotechnische Lehranstalt wird zielbewußt als gemein- 
nütziges Unternehmen betrieben mit der Aufgabe strebsame, tüch- 
tige Leute des Faches zu fördern, daß sie eine ihren Fähigkeiten 
entsprechende Tätigkeit entwickeln können. Auf enges Zusammen- 
arbeiten mit den Bedürfnissen der Praxis wird der größte Wert 
gelegt. Der Schulunterricht untersteht einem Kuratorium, an 
dessen Spitze Prof. B. Salomon steht und dem außer Vertretern 
der Regierung und der Stadt (Regierungsrat Prof. Dr, Müller und 
Fachschulrat Dr. Barth), Vertretern des Physikalischen Vereins 
(Oberstudienrat Prof. Dr. Boller, Prof. Dr. Deguisne), Vertreter 
verschiedener Gebiete der elektrotechnischen Industrie angehören: 
Dr. R. Hartmann-Kempf, Vorstandsmitglied der Hartmann & Braun 
A.G., Georg Montanus, Vorsitzender des Verbandes deutscher Elek- 
tro-Installationsfirmen, Prof. B. Salomon, Generaldirektor der EAG 
vorm. W. Lahmeyer & Co., Dr.-Ing. h. c. M. Vogelsang, Vorstands- 
mitglied der Voigt & Häffner A. G., sowie der Leiter der Anstalt. 

Träger der Anstalt ist der Physikalische Verein, der ihr auch 
Räume in seinem Institutsgebäude zur Verfügung stellt. Mittel 
zum Betrieb der Anstalt fließen ihr von Staat, Stadt, elektrotech- 
nischer Industrie und neuerdings auch aus den Kreisen ehemaliger 
Schüler zu. Doch hat die Schule heute schwer mit ihrer Existenz 
zu kämpfen und muß sich jedes Jahr von neuem die Frage vorlegen, 
ob sie wird weiterbestehen können oder schließen müssen. 


Nur wenn sich immer weitere Kreise bereit finden, die Schule 
durch regelmäßige Jahresbeiträge und durch Überweisung von 
Lehrmitteln zu unterstützen, wird es möglich sein, den Betrieb der 
Schule dauernd aufrecht zu erhalten. 


Zur Geschichte der Elektrotechnischen Gesellschaft in Frankfurt a. Main.’ 
Von Dr. ing. h. c. Max Vogelsang, Frankfurt a. M. 


Die Gründung der Elektrotechnischen Gesellschaft zu Frank- 
furt a. M. ist auf eine Anregung des wissenschaftlich hochgebildeten 
Arztes, Hofrat Dr. Stein zurückzuführen, der den damaligen 
Überpostdirektor von Frankfurt, Geheimrat Heldberg, ver- 
anlaßte, alle interessierten Kreise zu einer Versammlung einzu- 
laden, auf der die Gründung der Elektrotechnischen Gesellschaft am 
3. Februar 1881 vollzogen wurde. Heldberg wurde zum Vorsitzenden 
gewählt und als wesentlicher Zweck der Gesellschaft wurde bezeich- 
net „Die Förderung der technischen Anwendung der Elektrizität und 
die Fortbildung ihrer Kenntnis“. 

. Die Vereinstätigkeit bestand, wie üblich, in der Abhaltung von 
Vorträgen, häufig verbunden mit Vorführung von Apparaten, und 
es ist bemerkenswert, daß schon nach wenigen Jahren die Frankfur- 
ter Elektrotechnische Gesellschaft das Forum wurde, vor welchem 
die interessantesten Fragen, die die damalige Elektrotechnik beweg- 
ten, erörtert wurden. Es mag insbesondere erinnert werden an die 
Wortschlachten, die hier ausgefochten wurden zwischen den Ver- 
tretern der Kraftübertragung durch Druckluft und durch Elektrizi- 
tät, als man für Offenbach ein Kraftverteilungsnetz mittels Druck- 
luft plante, an die sehr interessanten Auseinandersetzungen zwi- 
schen den Erfindern des Drehstromes, den Herren Doliwo-Do- 
browolski, Brown und Haselwander, und besonders an 
den Kampf mit dem Schlachtruf hie Gleichstrom, hie Wechselstrom, 
der hier wohl am stärksten wogte. 

Unter den Männern, die in jener älteren Zeit sich durch Vorträge 
oder lebhafte Anteilnahme an den Diskussionen bei den Vereins- 
abenden hervortaten, sind zu nennen neben dem Gründer der Gesell- 
schaft Dr. Stein selbst die Herren: Dr.Nippold,Dr.OscarMay, 
Geh. Postrat Ebert, Fabrikant Montanus,Prof.Dr.Epstein, 
Patentanwalt Hasslacher und vor allem Professor Eugen 
Hartmann, der mit seinem außerordentlichen Interesse für alle 
einschlägigen Fragen des Faches und mit seiner vornehmen Bered- 
samkeit alsbald einer der führenden Männer der Gesellschaft wurde, 
und oftmals als Vorsitzender die Gesellschaft in hervorragender 
Weise vertreten hat. Unter dem Eindruck der interessanten Dis- 


1) Unter Benutzung früherer Veröffentlichungen. 


kussionen an den Vereinsabenden und geleitet von dem Gedanken, 
in Rücksicht auf das in Frankfurt zu erstellende Werk eine Gelegen- 
heit zur Klärung der widerstreitenden Ansichten zu geben, gab Herr 
Leopold Sonnemann, Eigentümer und Redakteur der Frank- 
furter Zeitung, der, obschon Laie, doch ein eifriges Mitglied der Ge- 
sellschaft war, in einer Sitzung am 5. November 1889 die Anregung, 
eine internationale elektrotechnische Ausstellung in Frankfurt a. M. 
abzuhalten. Diese Ausstellung, die unter der vorzüglichen Leitung 
vonOscar von Miller nach planvoller Vorbereitung im Jahre 
1891 stattfand, wurde ebenso durch ihre Lage in der Nähe des 
Bahnhofs wie durch ein merkwürdiges Wetterglück begünstigt, und 
da sie in eine Zeit fiel, in der die entscheidenden Zukunftsfragen der 
Elektrotechnik alle Welt interessierten, und da sie für die wichtigste 
dieser Fragen, die Hochspannungs-Kraftübertragung, eine freudige 
Bejahung erbrachte, so war dem Unternehmen ein beispielloser Er- 
folg beschieden. 

Die Ergebnisse der Messungen an den ausgestellten Maschinen 
und Apparaten wurden von einer Prüfungskommission unter dem 
Vorsitz von Helmholtz gesammelt, eine Sammlung, die für die 
Weiterentwicklung der Elektrotechnik vielerlei Anregung bot. 

Bei Gelegenheit der Ausstellung war durch Franz Hasslacher 
die Abhaltung eines allgemeinen elektrotechnischen Kongresses an- 
geregt worden, der von den Mitgliedern, insbesondere von ihren Vor- 
sitzenden Geheimrat Heldberg und Prof. Hartmann in würdiger 
Weise vorbereitet wurde. Der Einladung folgten fast alle bedeu- 
tenden Elektrotechniker Deutschlands und des Auslandes, unter 
den letzteren Silvanus Thomson, Ferraris, Hospitalier, Hering, 
Déri, Blathy, Zippernowski und viele andere. . Der Altmeister der 
deutschen Elektrotechnik, Werner von Siemens, leitete als 
Vorsitzender die Versammlung, deren Verlauf ein erhebendes Bild 
gemeinsamer internationaler Arbeit darbot, an das man bei dem heu- 
tigen „Völkerfrieden“ nur mit einiger Wehmut zurückdenken kann. 

Im Anschluß an den Kongreß wurde von der deutschen Abtei- 
lung die Gründung eines Verbandes Deutscher Elektrotechniker an- 
geregt, der die gemeinsamen Interessen der deutschen Elektrotech- 
nik zu fördern bestimmt war. War so die Frankfurter Gesellschaft 
gewissermaßen die Wiege des VDE, so hat sie den Verband in spä- 


1234 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40. 


5. Oktober 1922. 


teren Jahren auch wieder nach Frankfurt eingeladen, um die übliche 
. Jahresversammlung hier abzuhalten. So fand in Frankfurt die 6. 
Jahresversammlung im Jahre 1898 statt, die noch in froher Erinne- 


rang bei ihren damaligen Teilnehmern stehen dürfte, und ferner die. 


ernst gestimmte Jahresversammlung im Kriegsjahre 1916, als wir, 
umlagert von Feinden, unsere Erfahrungen über die Ersatzstoffe 
austauschten und mit unverdrossener Zähizkeit auch die Verbands- 
vorschriften den Kriegsverhältnissen anzupassen versuchten. 

In den langen Jahren seit ihrer unvergeßlichen Glanzzeit im 
Jahre 1891 hat sich die Elektrotechnische Gesellschaft in günstiger 
Weise weiter entwickelt. Gerade die Ausstellung hatte ja wohl 
mit die Anregung gegeben, das Frankfurt im Lauf der folgenden 
Jahre allmählich der Sitz einer großen elektrotechnischen Industrie 
wurde. Die Lahmeyerwerke wuchsen empor und neben den alten 
hier ansässigen Spezialfabriken Hartmann & Braun und Voigt & 
Haeffner entstand eine ganze Anzahl von Firmen, die irgendein Spe- 
zialgebiet der Elektrotechnik bearbeiteten. So fehlte es der Gesell- 


schaft nicht an Nachwuchs. Neben den bereits genannten führenden 


Männern der älteren Zeit waren damals Prof. Salomon, Direktor 


Jordan, Dettmar, Conradi, Dr. Franz Braun, Prof. Dr. 
Deguisne und andere im Vorstand tätig, als deren ruhender Pol 
Fabrikant Montanus die Kasse der Gesellschaft betreute. Man 
nahm eifrig Anteilan den Arbeiten des Verbandes, und es mag daran 
erinnert werden, daß die Vorarbeiten, die Herr Dr. May als Sach- 
verständiger für Feuerversicherungs-Gesellschaften und als Sicher- 
heitskommissar für die Ausstellung machte, einen wesentlichen 
Grundstock zu den nachmaligen Sicherheitsvorschriften des Ver- 
bandes bildeten. An den Vereinsabenden war kein Mangel an inter- 
essanten Vorträgen und die Mitgliederzahl wuchs ständig, so daß bei 
der Feier des 2öjährigen Bestehens im April 1906 die Gesellschaft 
mit großer Befriedigung auf ihre bisherige Entwicklung zurück- 
blicken durfte. 

Seitdem ist wieder über die Hälfte einer solchen Zeitperioüe da- 
bingerollt. Die Mitgliederzahl ist inzwischen auf etwa 600 ange- 
wachsen. Viele von den Alten sind heimgegangen, aber in den 
Jüngeren lebt die gleiche Freudigkeit, trotz Kriegs- und Friedens- 
ungemach, die Elektrotechnische Gesellschaft in Frankfurt a. M. in 
gleicher Blüte zu erhalten wie ehedem. 


Die Elektrisierung der Zone I der Chilenischen Staatsbahnen. 
Von W. Mußwitz, Santiago. 


Allgemeines. Das Bahnnetz in Chile umfaßt etwa 8300 km 
Streckenlänge, von denen 30 % in Privatbesitz sind, der Rest ist 
schmalspurig und liegt hauptsächlich im südlichen Teil des Landes. 
Die wichtigsten Ausfuhrwaren sind Nitrate, Kupfer, Eisen, Schwe- 
fel und Gold sowie Erzeugnisse der Landwirtschaft. Im Jahre 1918 
wurde die Elektrisierung der breitspurigen (1675 mm) Staatsbahn 
beschlossen und hierfür eine Anleihe aufgenommen, die rasch über- 
zeichnet war. Man hat sich für Gleichstrom von 3000 V entschlossen. 
Am 12. Aprild. J. fand die feierliche Grundsteinlegung für die Elek- 
trisierung der Zone I der Chilenischen Staatsbahnen mit hochge- 
spanntem Gleichstrom!) durch den Präsidenten der Republik Ar- 
turo Alessandri im Beisein von Mitgliedern des Parlaments und der 
Eisenbahnverwaltung, sowie des amerikanischen Gesandten statt. 


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aub. 1. Elektrisierung der Chilenischen Staatsbahnen. 
Nebenkarte: Gotthardbahn ım Maßstab der Hauptkarte. 


In früheren Veröffentlichungen?) hatte ich ausgeführt, wie die 
Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft gerade im Herzen Chiles 
infolge des Kriegsausgangs eine für uns recht ungünstige Wendung 
genommen hat, wie die frühere deutsche Vormachtstellung in der 
Erzeugung und Verteilung elektrischer Energie in diesem wichtig- 
sten Absatzgebiet des Landes in englische Hände übergegangen ist 
und wie schließlich die Elektrisierung der Chilenischen Staats- 
bahnen im gleichen Gebiet den Amerikanern anheimfiel. 


Im September v. J. schloß die Regierung einen Vertrag hier- 
über mit den Vertretern der Westinghouse Electric International 
Co. und einen weiteren mit der Compañia Chilena de Electricidad 
Ltda., wie sich die frühere Chilian Electric Tramway and Light Co. 
Ltd. jetzt nennt, auf die gesamte Energielieferung in der zu elektri- 
sierenden Zone I. Diese umfaßt die 186 km lange Hauptstrecke 
Santiago— Valparaiso (Abb. 1) und die 45 km lange Zweigstrecke 
Las Vegas—Los Andes; sie dient dem Hauptverkehr zwischen den 
beiden größten Städten des Landes und über Los Andes und die 
Transandenbahn?) hinweg dem Durchgangsverkehr nach Argen- 
` tinien und damit nach Europa. 


1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 837, u. 1921, 8. 1177. 
2) „ETZ“ 1921, S. 132, 68 u. 1170. 
3 Vgl. „ETZ“ 1921, 8. 1236. 


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Chile wird somit in etwa zwei Jahren den ersten elektrischen 
Vollbahnbetrieb von Bedeutung in ganz Südamerika besitzen, der 
auch bei den bereits elektrisierten europäischen Bahnlinien wohl 
nur von der Gotthardbahn (vgl. Nebenkarte von Abb. 1), wenigstens 
hinsichtlich der Verkehrsleistung, übertroffen werden dürfte. Z. Zt. 
beansprucht der Zugdienst auf den beiden genannten Breitspur- 
strecken ungefähr 100 Dampflokomotiven, an deren Stelle 39 elek- 
trische Westinghouse-Lokomotiven treten sollen. Es kommt Gleich- 
strom mit einer Fahrdrahtspannung von 3000 V, nach dem Vorbilde 
der Chieago—Milwaukee—St. Paul-Bahn, in Anwendung, welcher 
in 5 an der Hauptstrecke zu erbauenden Unterwerken durch Umfor- 
mung aus Drehstrom von 50 Per erzeugt wird, der von der Cia. Chi- 
lena de Electricidad Ltda. aus ihren Wasserkraftwerken „Maitenes“ 
und „Florida“ und nötigenfalls auch aus dem Dampfkraftwerk „Ma- 
pocho“ angeliefert wirdt). Das letztere erhält mehr als das Doppelte 
seiner bisherigen Leistung durch einen zweiten Dampfturbogene- 
rator der AEG von 13500 kW, der schon vor dem Kriege bestellt 
war, aber erst jetzt zur Aufstellung gelangt. 


Energieversorgung. Abb. 1 zeigt einen Übersichtsplan, in wel- 
chem die Lage der Kraftwerke und der Unterwerke angegeben ist. 
und Abb. 2 den Höhenplan der zu elektrisierenden Strecken 
Es sind auf der Hauptstrecke Steigungen von 22,5 °/o und 6 Tunnel 
vorhanden, die zum großen Teil in der steilen Rampe liegen. Das seıt 
2 Jaliren im Bau befindliche Wasserkraftwerk Maitenes ist für 
die Erzeugung von Drehstrom von 110 kV und 50 Per bestimmt. 
Die 110 kV-Fernleitung wird dicht bei Santiago vorbei über Til- 
Til nach Norden bis Las Vegas geführt werden, dort nach Westen 
umbiegen und bei Salto, rd 10 km östlich von Valparaiso, enden. 
Bei Santiago und Salto wird auf 12 kV und bei Las Vegas auf 44 kV 
“Merabtransformiert. In dem bei Santiago zu errichtenden Unter- 
werk wird die Verkupplung mit dem 12 kV-Drehstromnetz der 
Hauptstadt, d. h. mit dem Dampfkraftwerk Mapocho und über die 
im Übersichtsplan nicht eingezeichneten unterirdischen 12 kV- 
Kabelleitungen mit dem Wasserkraftwerk Florida erfolgen. Der 
Gesamtplan ist früheren Veröffentlichungen gegenüber etwas ab- 
geändert, da die Interessen der C. Ch. de El. Ltda. sich nicht auf 
die Energielieferung für den elektrischen Bahnbetrieb beschränken, 
sondern sich auf die möglichst ausschließliche Energieversorgung 
des ganzen Gebiets erstrecken, um die Kraftwerke besser auszu- 
nutzen. Hierbei wird die Gesellschaft in den meisten Fällen bessere 
Preise erzielen als die 4 cts. chil. Gold = % penny/kWh, auf welche 
sich der Verbrauch der elektrisierten Bahn einstellen dürfte, die 
aber den Hauptanteil der Grundbelastung stellen und den Jahres- 
belastungsfaktor günstig beeinflussen wird. 


Unterwerke. Für die Umformung des hochgespannten Dreh- 
stroms in den auf der Bahnstrecke benötigten Gleichstrom von 
3000 V Spannung werden 5 Unterwerke bei den folgenden Bahn- 
stationen erbaut: Quilicura, Rungue, Llai-Llai, San Pedro und Viña 
del Mar, von denen das zuerst und das zuletzt genannte mit Dreh- 
strom von 12 kV und die mittleren drei mit 44 kV Drehstrom ge- 
speist werden (Abb. 1). Im übrigen werden diese 5 Unterwerke 
unter sich gleich und für je 4000 kW Leistung, insgesamt also 
20000 kW, ausgeführt. Sie werden als armierte Betonhäuser von 
je 22,2 m X 18,7 m Grundfläche und 10,5 Höhe gebaut und je einen 
Raum für die Transformatoren und Schaltanlagen und einen zweiten 
für die Motorgeneratoren mit darunter befindlichem Keller für die 
Widerstände usw. enthalten. In jedem Unterwerk kommen 2 Dreh- 
strom-Transformatoren von 44 bzw. 12 kV Oberspannung und 2300 V 
Unterspannung und je 2500 kVA Leistung und 2 Motorgeneratoreu 
von je 2000 kW Gleichstromleistung zur Aufstellung. Die letzteren 


4 Vgl. „ETZ“ 191, S. 13? u. 13. 


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5. Oktober 1922. 


laufen mit 500 Umdr/min und bestehen je aus einem 2840 PS-Syn- 
chronmotor für 2300 V und zwei 1000 kW-Gleichstrom-Nebenschluß- 
generatoren für 1500 V, welche in Reihe geschaltet 3000 V und 
2000 kW erzeugen. Sie haben ferner 2 Erregermaschinen für 125 V, 
eine von 10 kW zur Regelung der Generatorspannung von 1530 V 
bei Leerlauf, bis 1500 V bei Vollast und eine von 28 kW für den 
Synehronmotor, dessen cos @ sie mittels einer Kompoundwicklung 
zwischen 0,9 und 1 halten soll, u. zw. bei allen Belastungen zwischen 
50 und 300 %. Die Synchronmotoren sind der Westinghouse-Praxis 
gemäß für Selbstanlauf, ohne Anwurfsmotor, eingerichtet. 


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Abb. 2. Höhenplan der Chilenischen Staatsbahnen. 


Lokomotiven. Die 39 zu liefernden Lokomotiven verteilen sich 
auf 4 verschiedene Typen, für Schnellzüge, Personenzüge, Güter- 
züge und Verschiebedienst. Sie haben alle 1500 V-Motoren, von 
denen je 2 für 3000 V ständig hintereinander geschaltet sind und 


mittels Zahnräder auf die Triebachsen arbeites. Nur die Schnell--: 


zugs- und Güterzugslokomotiven sind für Stromrückgewinnung nach 
dem Vorgang der Chicago—Milwaukee—St. Paul-Bahn eingerichtet. 
Hauptangaben der 39 Westinghouse-Lokomotiven 


Lokomotiven für Schnellzüge Personenzüge | Güterzüge alone £ 


Stückzahl 6 1i i 15 7 
Bauart IC + C1 B+B C+C B+B 
Gesamtgewicht 115t 12,5 t 102,5 t 59 t 
Anzahl Motoren 6 4 6 4 
Stundenleistung 
je Motor 375 PS 375 PS 280 PS 120 PS 
do.jeLokomotive | 2250 PS 1500 PS 1680 PS 480 PS 
Dauerzugkraft 9400 kg 6275 kg 11810 kg 3870 kg 
Geschwindigkeit 
dieser Zugkraft 
entsprechend 54,5 km/h | 545 km/h | 31,2 km/h | 22,2 km/h 
Höchstgeschw. 101 kmh | 90 km/h 65 km.h i 54,8 km/h 


Durch Feldschwächung der Motoren bei entsprechender Ver- 
minderung der Dauerzugkraft läßt sich die Geschwindigkeit der 
Schnellzug- und der Personenzug-Lokomotiven auf 70 km/h und die 
der Güterzüge auf 40 km/h erhöhen. Die Lokomotiven sollen die 
neuste Bauart der Westinghouse-Gesellschaft darstellen und in 
18 Monaten lieferbar sein. 


Die 6 Schnellzuglokomotiven, deren mechanischer 
Teil in den Baldwin-Werken gebaut wird, sollen Züge von 180 bis 
270 t befördern, wobei zwischen Santiago und Valparaiso eine Kür- 
zung der Fahrzeit gegenüber dem Dampfbetrieb mit einer Hilfs- 
maschine auf den steilen Rampen von 25 min erzielt wird. Ihre 
Bauart ist 1 C + C 1 mit einem über beide Laufgestelle hingehenden, 
ungeteilten Kasten (Abb. 3)°). Die beiden Laufgestelle sind durch 
federnde Kurzkupplungen untereinander verbunden. Die Westing- 
house-Druckluftbremse sieht getrennte Lokomotiv- und Zugbrem- 
sung vor. Jede Triebachse wird von einem 375 PS-Motor von 
1500 V Klemmenspannung mittels Zahnradübersetzung und federn- 
den Zahnkränzen des großen Rades angetrieben. Die Geschwindig- 
keitsregelung erfolgt in 3 Hauptstufen, u. zw.: alle 6 Motoren in 
Reihe, je 3 Motoren in Reihe mit zwei parallelen Gruppen und zwei 
Motoren in Reihê mit 3 parallelen Gruppen. Durch Feldschwächung 
werden 3 weitere Zwischenstufen gewonnen, so daß sich für die 
Stundenzugkraft folgende 6 verlustlose Geschwindigkeitsstufen er- 
geben: 16, 21,6, 35,3, 45,3, 54,5 und 70 km/h. Wenn eine Motorgruppe 
ausgeschaltet ist, können noch 50 % der Anfahr- und 66 % der Fahr- 
leistung erzielt werden. Bei Unterbrechung des Motorstromkreises 
wird vorher der ganze Anfahrwiderstand eingeschaltet. Die Loko- 
motiven sind für elektrische Nutzbremsung bei Geschwindigkeiten 
zwischen 20 und 50 km/h eingerichtet, und es bleibt die Schaltung der 
Motoren hierbei die gleiche wie bei Fahrt. Die Felder werden von 
einem Umformer mit gleicher Spannung erregt, und es wird gleiche 
Lastverteilung durch einen Ausgleichswiderstand erreicht, der so- 
wohl vom Anker- als auch vom Feldstrom durchflossen wird. Die 


6 „Eli. Railw. Journ.“ Bd. 5%, 1922, 8. 312. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40. 


an EEE nm. u nn 


1235 


beiden Fahrschalter erhalten 4 Hebel, u. zw. je einen für die Fahrt- 
richtung, für elektrische Bremsung, für die Schaltung der Motor- 
gruppen und für die Anfahrwiderstände mit 16 Stellungen und je 
einer Stellung für volle Spannung und für Feldschwächung. Im 
ganzen sind also 51 Stellungen möglich. Die Schaltung wird durch 
Druckluft gesteuerte Schütze bewirkt. Ihre Anordnung ist so ge- 
troffen, daß jedes Schütz für sich allein ausgebaut werden kann. 
Einige Schalter werden von einer gemeinsamen Welle durch Knag- 
gen gesteuert, indem der Knaggendruck den Schalter schließt, der 
durch Federkraft geöffnet wird. Die Knaggenwelle wird von einem 
‘= Druckluftantrieb gedreht, der seiner- 
seits elektromagnetisch gesteuert 
wird. Ein Umformer liefert niedrig 
gespannten Gleichstrom für die bei- 
den Ventilatoren der Motoren jedes 
Laufgestelles und für die Felder- 
regung beim Bremsen. Er besteht 
aus einem zweipoligen Doppelkol- 
lektormotor für 3000 V und einem 
Stromerzeuger für 35 kW bei 95 V. 
Der Umformer hat ein gemeinsames 
Gehäuse mit 3 Lagern. Die bei- 
den Scherenstromabnehmer werden 
durch Druckluft gesenkt und durch 
Federn gehoben und tragen zwei 
bewegliche auswechselbare Kupfer- 
streifen als Abnehmer. Im gesenk- 
ten Zustand sind sie mechanisch 
festgehalten und durch einen Trenn- 
schalter geerdet. Die beiden Führer- 
stände enthalten je einen Strom- 
messer für den Ankerstrom beim Fahren und Bremsen und für den 
Feldstrom, einen Spannungsmesser für die Fahrdrahtspannung und 
die Druckmesser für die Bremsen. 


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m üb Meer XS S SOSE SSS 
Vor-bar I R RAYS 8 $ 


PE 774760. 


Länge über die Puffer . -. 17476 mm Gesamtgewicht der Loko- 


Länge über Lokomotiv- motive . 2.2220. 1145 t 
kasten. .. » 2... 115850 „ Gewicht des mechanischen 

Ganzer Achsstand . . . . 1472 „ Teils 580.0 u 5 4 72,75 » 

Fester Achsstand 4394 „ Gewicht des elektr. Teils. 42,75 n 

Triebraddurchmesser . 1067 „ Triebachsdruck . IR 15,9 

Laufraddurchmesser . . . 762 „  Laufachsdruck . . . .. 95 


Abb. 3. Schneilzuglokomotive 1C + C1 der Chilenischen Staatsbahn. 


= 
| 
| 
| 
= 


72430 
Länge über die Puffer . 12489 mm Gesamtgewicht. . . . . . 15 t 
Ganzer Achsstand 8854 „ Gewicht des mech. Teils. . 67 „ 
Fester Achsstand . . . . . 27433 „ Gewicht der elektr. Teils . 58 „ 
Triebraddurchmesser 1067 „  Achsdruck . . . . 2... 36,3 „. 


Abb. 4. Personenzuglokomotive B + B der Chhilenischen Staatsbahnen. 


Die 11PersonenzuglokomotivenderBauartB+B 


sind in Abb. 4 dargestellt®). Sie enthalten 4 Motoren mit einer Ge- 


samtstundenleistung von 1500 PS bei 59 km/h Fahrgeschwindigkeit 
und etwa 6900 kg Zugkraft. Die größte Geschwindigkeit beträgt 


90 km/h, die größte Zugkraft 18200 kg. Der mechanische Aufbau 


© „El. Railw. Journ.“ Bd. 59, 1922, 8. 310. 


1236 Elektroteshnische 


entspricht dem der Schnellzuglokomotiven, die elektrische Aus- 
rüstung unterscheidet sich von diesen abgesehen voD der Zahl der 
Motoren durch den Fortfall der elektrischen Bremsung, da diese 
Züge nicht über die Rampen fahren. Die Steuerung in einfacher 
Reihenparallelschaltung der beiden Motorgruppen erfolgt durch 
Fahrschalter mit 23 Stellungen. Den 4 verlustfreien Fahrstellun- 
gen entsprechen Geschwindigkeiten von 26, 34, 54,9 und 70 km/h. 
Der Spannungsumformer besteht aus 2 Einheiten, jede mit einem Mo- 
tor für 1500 V, die in Reihe am Fahrdraht liegen und 2 parallel ge- 
schalteten Stromerzeugern für zusammen 2,5 kW bei i 

große Anzahl mechanischer und elektrischer Teile sowie die Druck- 
luftbremsausrüstung sind bei den Schnellzug- und Personenzug- 
lokomotiven untereinander austauschbar, wodurch sich die Lager- 


haltung vereinfacht. 


L e Ess i 
ker - = MAEA E y .. .. 


Spurweite . rn 1675 mm Kastenbreite . -> =? 3050 mm 
Länge über die Puffer. . . 518, Pufferhöhe . -» » - o 10422 » 
Länge des Lokomotivkastens 1800 n Raddurchmesser 1007 v 
Ganzer Achs»stand . . 11260 » Gesamtgewicht - > 135 ı 
Fester Achsstand . . - -> 419% » Gewicht des mech. Teils. . Oll » 
Dachhöhe über SO .. - - 3848 „ Gewicht des elektr. Teils. - 39,4 a» 
Höhe des Lüftungsaufbaus . A n Achsdruck . - -> Ds 17.25 » 


Abb. 5. Güterzuglokomotive C + Cder Chilenischen Staatsbahnen. 


Von den 11 Güterzuglokomotiven der Bauart C + C 
(Abb. 5) sind 10 von den Baldwin-Werken bereits fertiggestellt’). 
Ihre Hauptabmessung und Gewichte sind unter der Abb. 5 wiederge- 
geben. Die Stundenleistung der Lokomotiven beträgt 1680 PS und ist 


kurzzeitig auf 3200 PS steigerbar. Ohne künstliche Kühlung beträgt 
i 36,3 km/h, die Dauerzugkraft mit künst- 
Anfahrzugskraft beträgt 
25 900 kg, die Höchstgeschwindigkeit 64 km/h. Bei einer Belastung, 
die dem Dauerstrom bei Feldschwächung entspricht, werden U2- 
schwindigkeitsstufen von etwa 9,8, 13, 19,5, 26,7, 31,3 und 40 km/h 
Drehzapfen auf dem 

Untergestell, von denen einer sowohl längs- als auch querbeweglich, 
der andere nur querbeweglich ist. Die Drehzapfen sind ungefähr 
in den Mitten der festen Achsstände angeordnet. An den Enden 
der Blattfedern sind Spiralfedern für die Zitterbewegungen, und 
zwischen den Blattfedern Auszleichshebel eingebaut. Im Lokomo- 
tivkasten sind beiderseits Führerstände vorhanden, die von außen 
durch seitliche Türen in den Stirnwänden zugänglich sind. In den 


Auch bier sieht die Westinghousebremse getrennte Loko- 
motiv- und Zugbremsung vor. Sie ist mit der Stromrückgewin- 
nungsbremse derart verbunden, daß letztere durch die Druckluft- 
bremsung des Zuges allein unterstützt werden kann. Bei Notbrem- 
sung wird die Strombremsung unterbrochen und werden Lokomotive 
und Zug allein mit Druckluft abgebremst. Von den beiden Scheren- 
stromabnehmern reicht einer allein für die normale Last aus, Die 
Schaltungen erfolgen auch hier durch druckluftgesteuerte Schütze. 
Die 6 Antriebsmotoren haben eine Nennleistung von je PS bei 
1500 V und geschwächtem Feld. Die Feldschwächung erfolgt durch 
Abschaltung einer von den beiden getrennten Hauptpolwicklungen, 
die zur Erzielung großer Zugkräfte in Reihe geschaltet werden. 
Die Motoren jedes Laufgestells werden auch hier durch je einen Ven- 
tilator gekühlt. Die Zahnradübersetzung ist 1: 3,94. Die Zahnräder 
haben Pfeilverzahnung. ine Zahnrad ist aus dem Vollen 
geschnitten und gehärtet. Die großen Zahnräder haben gefederte 
Kränze. Spannungsumformer und Führerschalter sind gleich denen 
der Schnellzugsmaschinen. Die Nutzbremsung wirkt in gleichem 
Sinne wie bei diesen zwischen 12,6 und 48 km/h Fahrgeschwindig- 


keit. 

ie7 Versch ublokomotiven haben Drehgestelle nor- 
maler Bauart (Abb. 6)°). Die Achsen werden durch Motoren von 
1500 V und 140 PS mittels ungefederter Zahnräder mit Schraubver- 
zahnung und einer Übersetzung von 1 : 3,94 angetrieben. 
motiven sollen imstande sein, in den Bahnhöfen Züge von 1100 t zu 
verschieben. Ihre Nennleistung ist 560 PS, die Stundenzugkraft 
9000 kg bei 17 km/h, die Dauerleistung 5200 kg bei 20,4 km/h, die An- 
fahrzugkraft 15 600 kg. Die größte Fahrgeschwindigkeit beträgt 
54,5 km/h. Die Lokomotive kann auf kurze Zeit bis zu 1 
überlastet werden. Die Steuerung ist der der Güterzuglokomotiven 
ähnlich, hat jedoch nur 19 Stellungen. Die Motoren werden einfach 
in Reihe und parallel geschaltet. Die Hauptabmessungen dieser 
Lokomotiven und die Gewichte sind unter Abb. 6 angegeben. 


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2, „El. Railw. Journ. Bd. 59, 1022. S. 670. 
#», „El. Railw. Journ.“ Bd. 59, 1922, g. 670. 


Zeitschrift. 1922. Heit 40. 


5. Oktober 1922. 


Speise- und Fahrleitungen. 
spannungs-Drehstromleitungen sind, da nicht zu den eigentlichen 
Elektrisierungsarbeiten gehörig, von der 
schaft, der Cia. Ch. de El. Ltda., zu erstellen, die Gleichstromspeise- 
und Fahrleitungen von der Westinghouse-Gesellschaft. Es kommt 
eine Kettenfahrleitung mit einem Hartkupferdraht von 107 mm?, der 
von einem Stahlseil von 52 mm? getragen wird, zur Anwendung. 
Die Aufhängung erfolgt an eisenarmierten Betonmasten nach dem 
System Siegwart, auf gerader Strecke in 60 m Abstand, bei Kurven 
entsprechend weniger. Für die Speiseleitungen werden Aluminium- 
geile verwendet. 

Die Bauarbeiten haben, wie eingangs erwähnt, am 12. April d. J. 
begonnen mit der Grundsteinlegung zum Unterwerk Quilicura (bei 
Santiago). Der Generaldirektor der Staatsbahnen Manuel Trucco 


brachte dabei in seiner Festrede zum Ausdruck. daß man durch die 


CLO LLN ee TC] iagi 
See Fe 


= En on IR 
klSshr + T ki + ' 
PE TIO — BN g L 2591 730 — 
Lönge über die Puffer. . 12192 mm Höhe des Kastens über so. 375 mm 
Länge des Kastenmittelteils 5180 » Kastenbreite . > =:  ° 805) v 
Länge des Kastens einschl. Raddurchmesser . ->> 1067 > 
Vorbauten . -> >>- 8210 u Gesamtgewicht . - -<>> 62000 kg 
Gesamter Achsstand . 832 n Gewicht des mech. Teils . 39400 v 
Fester Achsstand der Dreh- Gewicht des elek'r. Teils 22609 » 
gestelle. - - 200° 2591 v Achsdruck . © - oo 15 500 


Abb. 6. Verschiebelokomotive B + B der Chilenischen Staatsbahnen. 


Elektrisierung jährlich mindestens 1 Mill. Dollars (10 Mill. chil. 
Papier-Pesos) zu ersparen hofft infolge der geringeren Kosten der 
elektrischen Energie gegenüber den jetzigen Kosten für Kohle, so- 
wie der geringeren Anzahl von Lokomotiven und von zu fahrenden 
tkm und des Fortfalls der Hilfsbetriebe, wie Wasserversorgung, Be- 
Über die Baukosten sagte er, daß sie sich insgesamt 
auf 6,5 Mill. amerik. Dollar belaufen, von denen aber nur die Hälfte 
dem Systemwechsel wirklich anzurechnen wäre, denn die andere 
Hälfte entfiele auf die elektrischen Lokomotiven, deren Wert un- 
gefähr den Dampflokomotiven entspräche, die für das übrige Eisen- 
bahnnetz freiwerden. Er hätte noch die Beseitigung des Rauches 
nennen Können, welchen die chilenische Kohle in so ausgiebigem 
Maße entwickelt, daß der Reisende die Naturschönheiten des Landes 
meist nur durch die geschlossenen Wagenfenster genießen kann. 


Die Vorstudien für diese Elektrisierung 
Rafael Edwar ds vorgenommen, dem seitens der Regierung 
auch die Überwachung der gesamten Arbeiten anvertraut wurde, 
für deren Fertigstellung bereits der 1. März 1923 in Aussicht genom- 
men ist. Selbst wenn dieser Termin eingehalten werden sollte, ist 
es doch fraglich, ob auch die umfangreichen Arbeiten für die Ener- 
so gefördert werden, daß die Aufnahme des elek- 
Betriebs schon im kommenden Jahre möglich wird. Im 
Interesse des Landes ist zu wünschen, daß der Übergang zur elek- 
trischen Zugförderung in jeder Weise befriedigend und so rasch wie 
Die chilenischen Kohlengruben liegen sämt- 
lich 500 bis 800 km südlich der Eisenbahnzone Í, und die einheimische 
Kohle ist hier ungefähr ebenso teuer wie die über See eingeführte, 
während die nahen Wasserkräfte der Anden die reichliche Abgabe 
elektrischer Energie zu so geringem Preis wie dem oben angegebe- 
nen ermöglichen. Jedenfalls muß man die Weitsichtigkeit der 

`o Zähigkeit, mit wel- 
cher sie das Projekt verfolgt hat und trotz der gegenwärtigen über- 
nstigen Lage der Staatsfinanzen Zur Ausführung bringt, 


bewundern. 


panaon 


Der Verein der norwegischen Elektrizitätswerke. 


Wie aus den Verhandlungen der letzten Versammlung des Ver- 
eins der norwegischen Elektrizitätswerke hervorgeht, hat dieser 
Verein ein festes Zusammenarbeiten mit einer Anzabl ausländischer 
Elektrizitätsvereine herbeigeführt. Er steht mit dem Schwedischen 
Elektrizitätswerkeverein in Verbindung und ist Mitglied der 
Schweizerischen Vereinigung der Elektrizitätswerke sowie der 
amerikanischen National Electric Light Association. Ferner hat er 
mit dem holländischen Elektrizitätswerkeverein und neuerdings 
auch mit der Vereinigung der Elektrizitätswerke in Deutschla 

Verbindung, um Erfahrungen und Drucksachen auszutauschen. 
Unter den Aufgaben, womit sich der Vorstand des norwegischen 
Vereins befaßt hat, sind zu nennen: Kontrolle des Installations- 
materials und Ausarbeitung von gleichmäßigen Installationrvo!- 
schriften, Entwurf für Ölnormen, die Behandlung von Ölen. Ws. 


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Bilina u ee u tr ae! 
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5. Oktober 1822. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 40. 


1237 


p OEE aaa 


Einheitliche Kennfarben von Gleich- und Drehstromleitungen in Schaltanlagen. 
Von P. Schirp, Berlin. 


"Die Errichtungvorschriften des VDE bestimmen unter D. Schalt- 
und Verteilungsanlagen § 9 d/5, daß bei Schaltanlagen, die von der 
Rückseite betriebsmäßig zugänglich sind, die Polarität oder Phase 
von Leitungsschienen u. dergl. kenntlich gemacht und die Bedeu- 
tung der benutzten Farben und Zeichen bekanntgegeben werden 
sollen. Weber bemerkt hierzu in seinen „Erläuterungen“ folgendes: 
„Bestimmte Zeichen oder Farben sind z. Z. nicht vorgeschrieben; 
man erwartet, daß sich eine einheitliche Bezeichnung mit der Zeit 
berausbildet. 


Der Farbenanstrich braucht nicht die Leitungen in ihrer gan-: 


zen Ausdehnung zu bedecken; es genügt, wenn die Polarität deut- 
lich und ohne langes Suchen erkennbar ist. 

Wo Hochspannungs- und Niederspannungsleitungen benachbart 
sind, müssen auch diese Unterschiede kenntlich gemacht werden. 

Selbstverständlich soll bei allen Bezeichnungen ein und dieselbe 
Bezeichnungsweise in der ganzen Anlage übereinstimmend durch- 
geführt sein.” 

Hiernach ist es jedem überlassen, die ihm zweckmäßig erschei- 
rend» Kennzeichnung von elektrischen Leitern durch Farben zu 
wählen. Verhandlungen und Besprechungen im VDE, welche eine 
Vereinheitlichung in der gewünschten Kennzeichnung bezweckten, 
führten zunächst zu keinem Ergebnis. Im Dezember 1911 unter- 
breitete Herr Schrottke dem VDE Vorschläge zur einheitlichen 
Kennzeichnung der Polarität von Leitungen in Schaltanlagen und 
farbigen schematischen Darstellungen mit folgenden Erläuterungen: 
Von der Verwendung der weißen Farbe ist Abstand genommen, weil 
man danach trachtet, die Farbenbezeichnung auch bei der Zeich- 
nung schematischer Arg eneen in Verwendung zu bringen, und 
es in diesem Falle nicht tunlich ist, weiße Linien zu benutzen. 

Rot wurde für den negativen Pol bei Gleichstrom deswegen ge- 
nommen, weil das als Reagenzpapier angewandte Phenolphthalein- 
papier an negativen Polen sich rot färbt und man auf diese Weise 
für das Gedächtnis eine einfache Regel hat. Für den positiven Pol 
blau zu nehmen, ergab sich von selbst, da rot und blau schon viel- 
fach in Gleichstromanlagen Verwendung finden. 

Bei Drehstrom sollte durch die Farbenreihenfolge auch der 
Drehsinn gleich mitbezeichnet werden, wie dies in den „Normalien 
für die Bezeichnung von Klemmen bei Maschinen, Anlassern, Regu- 
latoren und Transformatoren” bei Verwendung der Buchstaben R, 
S, T im Netz auch schon geschehen ist. Die Reihenfolge der drei 
Farben wurde nun der Reihenfolge im Spektrum entsprechend ge- 
wählt, damit man auf diese Weise wieder eine Gedächtnisregel hat. 
Da bei Bezeichnung mit Buchstaben auch die Reihenfolge im Alpha- 
bet den Drehsinn ergibt, so entspricht 


R . . . gelb, 
S . . . grün, 
T . . . violett. 


Entsprechend den vorerwähnten Normalien für die Klemmen- 
bezeichnung ist auch die Farbenbezeichnung bei Wechselstrom 
aus der Drehstrombezeichnung abgeleitet. Es wurde der mittlere 
Buchstabe weggelassen, so daß bei Wechselstrom die beiden Leiter 
die Buchstaben R und T im Netz erhalten. Dementsprechend wurde 
bei der Farbenbezeichnung gelb und violett gewählt. 

Die von Schrottke vorgeschlagene Farbenfolge bei Gleichstrom, 
Pluspol = blau, Minuspol = rot, wurde dann von der Kommission 
für Errichtungs- und Betriebsvorschriften mit Rücksicht auf die 
elektrischen Bahnen geändert, bei denen bekanntlich der Minuspol 
geerdet, also ungefährlich ist, während rot auf allen Bahnen „Gefahr“ 
bedeutet. Ferner wurde angeführt, daß es der alten Gedächtnisrezel 
entspräche, daß beim Daniel-Element Kupfer den positiven und Zink 
den negativen Pol bildet, welchen Metallfarben die Polfarben ent- 
sprächen. Hingewiesen wurde ferner auf das Lakmuspapier, wel- 
ches auch häufig, z. B. in chemischen Laboratorien, weil einmal vor- 
handen, als Polreagenzpapier verwendet wird und am positiven Pol 
rot und am negativen blau färbt. Schwarz erschien ungeeignet, weil 
durch Verschmutzen die dunkelgefärbten Leitungen, z. B. rot und 
violett ebenfalls schwarz erscheinen. Nulleiter sollen mit weißen 
oder roten Ringen auf schwarzem Anstrich bezeichnet werden, je 
nachdem sie geerdet oder nicht geerdet sind. 


Untersuchungen zeigten, daß es eigentlich nur drei Farben von 
erprobter Sichtbarkeit und Haltbarkeit gibt: 


Signalrot ) : j 
Signalgrün der Eisenbahn 


Postgelb 


Für blau wurde Ultramarin (bei der Marine angewendet) und für 
violett Methylviolett als gut sichtbare und lichtechte Farben vor- 
geschlagen. Damit ist aber auch die Reihe verfügbarer Farben er- 
schöpft, denn braun, grau, orange eind bei im Laufe der Zeit ver- 
schmutzten Leitungen von Farben ähnlicher Tönung kaum noch zu 
unterscheiden, zumal diese Farben in der Regel nicht lichtecht sind. 

Erwähnt sei noch, daß die Adern der Hochspannungskabel ge- 
mäß Vereinbarung zwischen den Fabrikanten und der Vereinigung 
der Elektrizitätswerke rot, weiß und blau gezeichnet sein sollen. 
Die Adern wurden mit rotem, ungefärbtem und blauem Papier be- 


t 


sponnen. Da während des Krieges infolge der verwendeten schwar- 
zen Tränkmassen die Sichtbarkeit stark herabgesetzt wurde, wurden 
später 1 und 2 verzinnte Kupferdräkte verwendet. 

Das Ergebnis der Verhandlungen im VDE bezügl. der Kennfar- 
ben wurde in der „ETZ“ 1913, Heft 11, S 306, veröffentlicht. Diese 
Vorschläge lauteten: 

A.Gleichstrom 


+ Pol . rot 

— Pol .... .. . . . blau f 

Erdleiter und geerdeter Nulleiter schwarz mit weißen Ringen (in 
schematischen Darstellungen 


schwarz gestrichelt). 


Geerdete Leiter anderer Polarität haben die Farben der Polarität 
und schwarze Ringe. 
Ungeerdeter Nulleiter. schwarz mit roten Ringen (in 
sehrmatischen Darstellungen 


schwarz-rot zestrichelt). 


B.Drehstrom. 


Die drei Leitungen sind mit 


gelb entsprechend 

grün P . 5 

violett A T 
zu bezeichnen, u. zw. soll die Reihenfolge der Farben die zeitliche 
Reihenfolge der Phasen angeben, ebenso wie in den „Normalien für 
die Bezeichnung von Klemmen bei Maschinen, Anlassern, Regulato- 
ren und Transformatoren” im Netz die Buchstaben R, S, T die drei 
Leitungen bezeichnen und die Reihenfolge der Buchstaben auch die 
zeitliche Reihenfolge a Phasen angibt. Der Nulleiter ist schwarz 
weißen 


roten Ringen, je nachdem er geerdet oder unge- 


zu bezeichnen mit 


erdet ist. 
C.Wechselstrom. 


Die beiden Leitungen sind gelb und violett zu bezeichnen. Bei 
Normen nae eines Nulleiters ist dieser schwarz zu kennzeichnen 
mit een Ringen, je nachdem er geerdet oder ungeerdet ist. 

Zusatz: Bildet eine Wechselstromleitung einen Teil eines 
Drehstromsystems, so bleiben die entsprechenden Bezeichnungen 
des Drehstroms bestehen. 

InjederSchaltanlageistkenntlichzumachen, 
welcheBedeutungdieFarbenundZeichenhaben. 

Zu diesen Vorschlägen gingen zahlreiche Äußerungen und Wün- 
sche ein, die aber meist nur solche Gesichtspunkte vorbrachten, die 
bereits gewürdigt worden waren. Insbesondere konnte dem wiel- 
fachen Wunsche, es möge der negative Pol mit roten Farben bezeich- 
net werden, nicht entsprochen werden, da nach den angestellten Er- 
hebungen die im Kommissionsentwurf vorgeschlagene andere Kenn- 
zeichung die weitere Verbreitung besaß und auch im benachbarten 
Auslande tiberwog, wie aus der beigefügten Zusammenstellung er- 
sichtlich ist. Von einer Seite wurde Wert gelegt auf die räumliche 
Lage der Phasen R, S, T, da sie bestimmend sind für die Verteilung 
der Stromwandler, die stets aus technischen Gründen in den Außen- 
phasen liegen müssen. Eine Vertauschung der räumlichen Anord- 
nung der Phasen bedeutet dabei immer eine Änderung des Drehsinns 
und eine Änderung bestimmter Meßinstrumente, deren Ausschlag 
durch den Drehsinn bestimmt ist. Allgemein wurde ge- 
wünscht, neue Verbandsvorschriften nicht auf 


| Zahlentafell. 

Ergebnis einer Rundfrage im Jahre 1912 über Be- 
zeichnung der Polarität von elektrischen Lei- 
tungen. 

Die Polarität wird in den nachgenannten Ländern wie folgt 
bezeichnet: 


Polarıtä&t 


Land Bemerkungen 


England . . . ... 
Frankreich . . ©.. 5 j 
Belgien . . . ... i P 
Dänemark . . ... ii i 
Schweden . . ... 5 vorwiegend 
Österreich rot rn 
Ungarn E blau = 
Spanien . . . . . ° [7] n =; 
Italien. . . . 2.2. u u n 
Rußland . .: . vorwiegend 
Holland . . == 
Schweiz 


unbestimmt 


1238 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 


5. Oktober 1922. 


bestehendeAnlagenanzuwenden,umeineVerwir- 
rungindenbeteiligtenAnlagenunbedingtzuver- 
meiden. Dagegen sollten neue Anlagen in Übereinstimmung mit 
den neuen Vorschriften der Farbenwahl ausgeführt werden. 

Bis heute ist es bei obigen Vorschlägen geblieben, so daß es 
zweckmäßig erscheint, bei Gelegenheit der Bearbeitung der Schalt- 
„bilder der Frage der einheitlichen Kennzeichnung der Polarität von 
Leitungen in Schaltanlagen und farbigen schematischen Darstellun- 
gen erneute Aufmerksamkeit zu schenken, nachdem eine Rundfrage 
des Zentralverbandes vom Mai 1920 in gleicher Angelegenheit bei 
einzelnen Großfirmen nicht zu einem abschließenden Vorschlage ge- 
führt hat. In genannter Rundfrage waren diejenigen Bestimmun- 
gen, welche in der Schweiz und England in Vorsehlag gebracht bzw. 
durchgeführt waren, angegeben und folgende Fragen gestellt: 


1. Halten Sie die Vereinheitlichung für erwünscht? 

2. Welche Farben haben Sie bis jetzt verwendet, sofern vom An- 
lagenbesitzer nichts vorgeschrieben war? 

3. Wie denken Sie über die Vorschläge bzw. Bestimmungen der 
Schweiz und Englands? 


Alle Firmen anerkannten ausnahmslos die Wichtigkeit einer 
Vereinheitlichung in der Farbenbezeichnung elektrischer Leitungen 
in Schaltanlagen zum mindesten für die drei Phasen eines Dreh- 
stromsystems und die Polaritäten eines Gleichstromsystems, u. zw. 
möglichst unter internationaler Verständigung. Ihre Vorschläge 
sind in der beifolgenden Zusammenstellung neben dem Vorschlage 
des VDE vom 13. III. 1913 sowie den in der Schweiz und in England 


dem Verein Deutscher Eisenhüttenleute eine Übersicht von Ein- 
heitsfarben zur Kennzeichnung von Rohrleitungen in industriellen 
Betrieben der Öffentlichkeit unterbreitet hat, der in den beteiligten 
Kreisen lebhaften Anklang gefunden. Diese Übersicht zeigt für 
die einzelnen Rohrleitungen Grundfarben sowie besondere Bezeich- 
nungen der Einzelleitungen. Wenn auch die in dieser Übersicht an- 
sgewandten Farben mehrfach übereinstimmen mit den vom VDE vor- 
geschlagenen Farben für elektrische Leitungsanlagen, so dürfte doch 
irgendeine Verwechslung nicht in Frage kommen, weil die vom VDE 
vorgeschlagene farbige Kennzeichnung lediglich in Schaltanlagen 
Verwendung finden soll, in denen Rohrleitungen anderer Industrien 
gar nicht vorkommen oder, falls sie vorkommen, keinerlei Farben- 
kennzeichnung erhalten. Rohrleitungs- und Schaltpläne sind stets 
voneinander getrennt zu fertigen. 


Zusammengefaßt dürfte festzustellen sein, daß sich die \erein- 


-heitlichung von Leitungen in Gleichstrom-, Drehstrom- und Wechsel- 


stromanlagen nach den Vorschlägen des VDE empfiehlt, diejenige 
von seltener vorkommenden Einphasen-Wechselstromanlagen zweck- 
mäßigerweise nicht durch Vorschriften angestrebt werden soll. Es 
ist hierbei besonders zu betonen, daß in bestehenden Anlagen zur 
Vermeidung von Unsicherheiten und Verwirrungen keine Verände- 
rungen beabsichtigt sind, sondern daß lediglich Neuanlagen nach den 
neuen Vorschlägen des Verbandes ausgeführt werden sollen. 

In erster Linie dürften die Leiter der Elektrizitätswerke, ferner 
die einzelnen Elektrogroßfirmen an einer baldigen Regelung der auf- 
geworfenen Frage der einheitlichen Kennzeichnung von Leitungen 


Zahlentafel 2. Zusammenstellung der vorgeschlagenen bzw. verwendeten Kennfarben von 
Gleich- und Drehstromleitungen in Schaltanlagen. 


A Gleichstrom. 


Vorschlag des VDE 


vom 13. III. 13 . .[+=rot — = blau 0=schwarz 
Es verwendet AEG. . rn = = - 
u i BBC. . = blau = rot = 2 
i k SSW. . = rot = blau = ii 

n Dresden, 

" Lauta, Zschornewitz = a i = 5 
Es verwendet Schweiz = blau = braun — 
H X England | ' = ot = blau = schwarz 

B Drehstrom. 

Vorschlag des VDE Phase 1 Phase 2 Phase 3 


vom 13. III. 13. . (R)= gelb | (S)= grün (T)= violett 


Erdleitungen und geerdete (ieerdete Leiter anderer Polarität. 
Nulleiter 
weißen Ringen. 


Bemerkungen œe ' 


Ungeerdete Nulle'ter 
schwarz mit roten 
Ringen. 


Dieselben haben die Farbe der 
Polarıtät und schwarze Ringe. 


schwarz mit 


Die Reihenfolge der Farben soll die zeitlie he Reihenfolge der Phasen angeben. Der 


Nulleiter ist schwarz zu bezeichnen mi Ta. Ringen, je nachdem er geerdet oder 
P ungeerdet ist. 
Es verwendet AEG. = grün = gelb == BEER ii M 5 
5 j BBC. . = blau = =rot M a j 
r i SSW. . = gelb = grün = violett — — — 
7 Dreeden, 

" Làuta,” Zschornewitz = = — = = = 
Es verwendet Schweiz = rot | = gelb = grün — — = 
T 4 England ni = weiß — blau — — — 

C WEEE TA KROM: 

Vorschlag des VDE | 

vom 13. III. 13. .. gelb = | violett Nulleiter schwarz mit weien, Ringen. 
Es verwendet Schweiz |. grün — | grün Erdleitungen = schwarz. 
ii Mr England rot | >= | blau Unmittelbar geerdeter neutraler Leiter = schwarz, isolierter neutraler Leiter = grün. 


vorgesehenen Bestimmungen enthalten. Diese Zusammenstellung 
zeigt, daß bezüglich der Gleichstrom-Farbenwahl eine fast voll- 
kommene Übereinstimmungmitden Vorschlägen 
des VDE, bezüglich der Farbenwahl für Drehstomleitungen nur 
eine teilweise Übereinstimmung besteht. Zu den Wechselstrom- 
farben hatten sich die betreffenden Firmen nicht geäußert. 


Vorschläge über die farbige Kennzeichnung von Meßleitunzen 
für Strom- und Spannungswandler, Signal- und Betätigungsleitunger 
usw. sind nicht beabsichtigt. Vielfach wird hierfür eine isolierte 
Leitung mit Umspinnung verwendet, deren Farbenwahl den betref- 
fenden Anlagebesitzern überlassen bleibt. So hat z. B. der Handels- 
‚schiff-Normenausschuß, von einem anderen Gesichtspunkte ausge- 
hend, eine für seine Zwecke bestimmte Farbentafel aufgestellt, 
welche die Stromkreiskennfarben für Leitungspläne (Licht und 
Kraft gemeinsam) ziemlich vollzählig enthält. 


Bezüglich der farbigen Kennzeichnung von Blitzableitern wurde 
im Jahre 1913 auf der Jahresversammlung in Breslau vorgeschlagen, 
die Blitzableitungen einschließlich aller Teile rot, die zugehörigen 
Rohrleitungen blau zu zeichnen. 


Es ist dann noch die Frage geprüft worden, inwieweit innerhalb 
der Industrie einheitliche Kennzeichnungen für Rohrleitungsanla- 
gen (Dampf-, Gas-, Wasser- und sonstige Leitungen) bestehen, die 
Verwechslungen mit den vorgeschlagenen gleichfarbigen elektri- 
schen Leitungsanlagen befürchten lassen. Hierbei wurde festge- 


Über einem Schutzwiderstand, geerdeter neutraler Leiter = schwarz mit grünen Streifen 


stellt, daß 1911 ein besonderer Ausschuß des VdI in Verbindung mit 
in Schaltanlagen interessiert sein. Der VDE-Ausschuß für Schalt- 
bilder wird sich in seiner nächsten Sitzung mit dieser Frage ein- 
gehend beschäftigen, worauf schon heute die Interessenten aufmerk- 
sam gemacht werden mit der Bitte, eine evtl. Stellungnahme mög- 
lichst bald der Geschäftsstelle des Verbandes zukommen zu lassen. 


Neue Kraftanlagen in Norwegen. 


Am Aurlandsfjord im Gebiet von Bergen soll ein Kraftwerk 
errichtet werden, aus welchem Anlaß die Direktion der Aktiengesell- 
schaft Aurlandsfälle, die das Unternehmen durchführt, Angebote 
zur Lieferung von Materialien für die Anlagen ausgeschrieben hat. 
Zweck des Kraftwerkes ist, elektrische Energie, den ganzen Bedarf 
der Haushaltung und der Handw erksindustrie der umliegenden Ge- 
biete, Vasbygden, Aurland, Fretheim und Flaam, zu liefern. Mit 
dem Ausbau wird eine Fallhöhe von 450 m mit einer Mindestleistung 
von 1500 PS erzielt. Die in dem Kraftwerk installierten Maschinen 
sollen jedoch eine Leistung von 3000 PS erhalten, Wahrscheinlich 
wird das Werk auch Kraft für die im Entstehen begriffene Flaanı- 
bahn, eine Nebenbahn der Bergener Bahn, erübrigen können. Ws. 


EEE nr te 


mr Me min ui 


x 


6. Oktober 1922. 


— 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40. 


1239 


Rechentafein zur Auswertung von Nebensprechmessungen. 
Yon D. Wehage, Berlin- Friedenau. 


Übersicht. Die vorliegende Arbeit bringt außer einem Nomogramm 
für die Charakteristik und die Grenzfrequenz einer Spulenleitung Rechen- 
tafeln, die zur Auswertung der Formeln für die Dämpfung Bl des Neben- 
sprechens dienen. Alle diese in der Fernsprechtechnik gebrauchten Aus- 
drücke werden auf die Form 2=InxX + ln y zurückgeführt und durch 
Fluchtentafeln mit parallelen Geraden dargestellt, deren Herstellung und 
Gebrauch im folgenden erläutert wird. 


Es ist nicht der Zweck der vorliegenden Arbeit, die verschie- 
denen, gerade jetzt sehr in der Entwicklung begriffenen Methoden, 
nach denen man die Stärke des Nebensprechens einer Leitung auf die 
andere bestimmt, eingehend zu ‚erörtern; ich möchte vielmehr auf 
einige Nomogramme hinweisen, die zur Auswertung der Formeln 
dienen, welche man für die Dämpfung ß l des Nebensprechens nach 
den verschiedenen Meßverfahren erhält, und dabei allgemein an die 
Nützlichkeit dieser noch immer wenig angewandten Darstellungs- 
art erinnern. 


Abb. 1. Abb. 2. 


Um eine Funktion ge F (x,y) nach dieser Methode abzubilden, 
wird nur je eine x-, y- und z-Kurve gezeichnet und mit einer ent- 
sprechenden Teilung versehen, so daß bei geradliniger Verbindung 


zweier Punkte x, und y, die z-Kurve genau in einem Punkt zı ge- ` 


schnitten wird, welcher der Gleichung z = f (xı Y1) genügt(Abb. 1). 
Ich will mich hier nur auf die allereinfachste Art der Fluchtlinien- 
tafeln, nämlich auf solche mit parallelen geraden Linien beschrän- 


auf den drei Parallelen logarithmische Leitern auf, so erhalte ich 
ebenso: lg z = 5 (gxc+ lg y), also z = Vxy; meine Tafel stellt in 


diesem Falle P geometrische (wie vorher das arithmetische) Mit- 
tel von x und y dar. Als Beispiel diene ein Nomogramm zur Berech- 
nung der Charakteristik und der Grenzfrequenz einer Spulenlei- 
tung, welches besonders nützlich ist, wenn es sich darum handelt, 
die Änderung dieser Werte mit verschiedener Belastung festzustel- 
len. W nn die Induktivität L in H, die Kapazität C in pF gegeben 
ist, so gilt: 


L 2 
-3> - 8. Fo mr 
Z.10 =Ve: 0.8.10 Lo (1 


also (Abb. 3): 
Ig (Z. 10-3) = ast- ieC 1g (0,8.10-3,= 1g2— 5 (ig L+1g0) 


Zu der Z-Skala gehört die linke L-Teilunpg; die Leiter für C ist, 
da lg C subtrahiert werden soll, in entgegengesetztem Sinne auf- 
getragen. Zur Berechnung von w, muß die L- Teilung gleichsinnig 
mit der C-Teilung verlaufen, und die w,-Skala in entgegengeiztem 
Sinne und um Ig 2 verschoben angebracht sein. (Beispiel: Für 
L=01, C=0025 und s=2 folgt: Z = 2000, ,s10-3=40, also 
y = 90° 000). 

Bei der Auswertung von Nebensprechmessungen erhalte ich 
Funktionen der Form: z = ln z + ln y; so ist allgemein die Dämp- 
fung des Nebensprechens einer Leitung I, an der die Anfangsspan- 
nung Va liegt, auf eine Leitung II, in der durch den Nebensprech- 
strom die Spannung Ve erzeugt wird (Abb. 4), gegeben durch die 
Beziehung: 


Va ee! 
i . Ve =X 2? 
oder 
2 Va i 
Bl =n ;=-=23(g2+1g Va— ig Ve) (2 


Ve 


Hierfür kann man nach dem früheren Rezept- ein Nomogramm her- 
stellen (Abb. 5). Auf der ersten Geraden ist eine logarithmische 
Teilung tür Va, auf der letzten eine solche für Ve in entgegengesetz- 
tem Sinne angebracht. Nach dem vorher Gesagten würde ich nun die 


C zZz 3% L L Ua BE 
4002 ar 
: Se $ 
- = 10 70 
2003 ái “N 01 6003 > 
600 9 i ž 
Jon Bo KA T 97 F 
> = J 
u EEE, BER ch 407 BIER 96 
9005 +90 406 0005 05 
aws 3900 605 4006 - ar 8 
300 E 
p j = 20% 4007 K T a 
6008 ' 
2009 4000 = 2209 i 7 
001 23 003 001 42 
Alb. 4. Methode der Spannungs- 
messung. 6 
908 
0 doy 
008 wo 700 0208 08 3 
709 z 807 =a 
8a 406 
a03 - á 4 001 203 005 4 
SO 60 4009 
0008 Cor $ 
non #9 = goor 99% > 
= í . 033 a 53 
985 Su 2006 gas E 
300 f ` 
ja — x 4003 B 002 2 7 
008 d A } 
209 = 209 ne 
01 20 0003 — , 7 
i 01 
` 625, ‘ 
0008 
63 l 9008 — 0007 0 
3 . 6. de des Vergleichs mit 2 Va 
abb. z=/ L ia l, AUU CE Merno a nen YE Abb. 5. 81= la YA 
C YLE Eichleitung. Ve 


ken, mit deren Hilfe sich schon ziemlich komplizierte Funktionen 
auswerten lassen. 


Angenommen alle drei Geraden, die gleiche Abstände von einan- 
der haben sollen, sind mit gleichmäßigen Millimeter-Teilungen ver- 
sehen, deren Anfangspunkte alle in einer Flucht liegen (Abb. 2); 

ann wird jede geradlinige Verbindung zweier Punkte z, und y, die 
2-Linie ineinem Punkte z, schneiden, welcher der Bedingung genügt 
2=% (z, + y,), nach dem Satze, daß die Mittellinie eines Tra- 
pezes gleich der halben Summe der parallelen Seiten ist. Trage ich 


mittlere Parallele mit einer um lg 2? verschobenen logarithmischen 
Teilung en Maßstabe versehen, an der ich jedesmal den 
Wert a= Ze ablesen und hiernach die gewünschte Skala für 
e 
V l ; : . 
BI=2318-°,°- zeichnen könnte. Nachdem ich aber einmal weiß, 
A 
daß es möglich ist, den mittleren Träger mit einer gleichmäßigen 
Leiter für 8 l zu versehen, brauche ich mir nur zwei Punkte der- 
selben zu berechnen, um nach diesen die Teilung zu vollenden. 


1240 


RR 


Gewöhnlich werden zur Bestimmung des Nebensprechens$ nicht 


die Spannungen Ya und V Werte des Neben- 
sprechens in folgender Schaltung bestimmt (Abb. 6): Einmal wir 
mit dem Fernhörer in das zweite Mal 
der von I über eine Eichleitung fließende Strom geprüft und die 
künstliche Leitung SO lange verändert, i j j 
gleiche Lautstärke erhält. Die Eichleitungen werden in mannig- 
facher Weise aus Ohmschen Widerständen und Kondensatoren ZU- 


sammengesetzt, etwa in der in Abb. 7 dargestellten T-Schaltung. Die 2 
Dämpfung des über eine solche Eichleitung gehenden Stromes er- die reziproken Querwiderstände bezeichnen. Werden die fest einge- 
C, C: C C 
— | j ase — = fi MR ni 
W. 8200 2 
Abb. 7. Eichleitung. r 
OTK 
4 c20 
2270 2 
\ 2060 
0050 
3 
Ees 
a239 
4 
i arza 
Abb. 8. Sternschaltung. 5 = 
C ` 
0910 — 6 
PIE) 
220 
C, Ce a 7 
0005 
Abb. 10. Eichleitung, en 8 
l2II = 
4008 7 
0 
0001 
‚0° 107° 
Abb.9. Bisn—o Abb. 1%. Bien ZI. 
5 W YCıCı 5 CYR: R 


Abb. 11. Dreieckschaltung. i , s 


31 | 
gibt sich wieder aus der Formel 7 ~A; nun ist die Größe A für 
in welcher © der reziprok® Querwiderstand, 
Längswiderstände sind (Abb. 8), allgemein be- 


eine Sternschaltung, 
R, und R beliebige tär 
stimmt durch den Ausdruck: vVva+Rı 
ableiten läßt. Für unsere Schaltung erhält man also: 


(1 Ar a) 


en 


ER: 1 
a - Ge +7 o C, W 
oder, da das erste Glied jeder 
nachlässigen ist: l 

% en 
w W VC, Cr 
wenn C, und C: wieder 
mittleren Sprechfrequenz w = 5000 


ud a le 
10) Wyc, Ca 


2.10 | 
5 WVC, C 


— 


Bl=In 


Bl ist in diesem Falle 


Elektrotechnische Zeitschrift. 
gebrachte ß l-Teilung dann leicht berechnen. (Beispiel: Für g l= 6 
erhält man lg b =— 


G) (1 +N, ®©), wie sich leicht 


Klammer gegen das zweite zu ver- 


in „F gegeben sind und die Messung bei der 
ausgeführt wird, so findet man: 


(3 


eine Funktion von drei Veränderlichen, Zu 
deren Auswertung ich eine Fluchtentafel mit vier parallelen Gera- 


\ 


1922. Heit 40. 6. Oktober 1922. 


+18 02= 0996 —3, b = 0,0099 usw.) 


Von ähnlicher Form 
in Abb. 10 skizzierten 
1921 in der „ETZ“ berichtet. 
Dreieckschaltung (Abb. 11) zurückführen, 


L-VÜHR SIAHRÖ) worin R den 


aus den durch Wider- 


und C 
: Werten 


stellten Werte der Kondensatoren C 
Leitungen ermittelten 


standsmessungen an den wirklichen 
Rı und = E berechnet, so ergibt sich in unserm Falle: 


= oC 


na Den ea 


nn \G+ ser) (+ 


für 8 l findet man also: 


1 )w— er: 
iw C R o CYR kt 


2.106 2.10% 
l= in — == -233lg — D 4 
B i o CV R, Rə 5CV Rs \ 


Das Nomogramm Abb. 12 ist ganz ähnlich gebaut wie das vorige. 
Auf dem zweiten Träger finde ich wieder den Werta =V Ri R; und 
lese bei geradliniger Verbindung mit C’ bei den hier gewählten Grö- 


Benordnungen an der R,Leiter den 


Wert b=VaC' .107 ab. Nun ist 
= 117/210 _ 1 
— 4,6 1g (V 2105) -461g(}, tlg 63300) 


p 


2.10 
1=2.28/ ——— 
B 5C YR‘ Ry 


oder: 


den in gleichen Abständen benutze (Abb. 9). Die erste, dritte und B? 

vierte Gerade tragen logarithmische Teilungen für Cy C, und W. tgb=— -z + 1g 63 300, 

Bei geradliniger Verbindung zweier Werte C, und C; erhalte ich 4,6 

am zweiten Träger wieder den Wert 4 — VCy Co, und bei gerad- nach welcher Gleichung zwei Werte bı und bə zu berechnen und 
dritten Träger rechtsseitig angebrachte Teilung 


liniger Verbindung von 4 mit einem Werte 
bier gewählten Größenbereichen, 


ya W'.10 * ablesen. Nun ist 


2.10 1 7/2.10-1 
B1=2.23 lg | — -—46 18 (4, y* =) 
g y 5W' VC C? b 5 
= 1 
-4618(+ +18 02) l 
oder: 
Pl ! 
igd=— 46 + 1g 0,2; 


nach dieser Formel läßt sich die am dritten Träger 


W’ würde ich, bei den 
an der Ca-Leiter den Wert b = 


rechtsseitig an- 


hiernach die am 


leicht zu zeichnen ist. — 6 erhält man 


(Beispiel: Für B 


lg b = — 45 + 1g 63 300 = 34%, b = 3133). 


Die Formeln, die aus anderen Zusammensetzungen der Eich 


leitung folgen, werden sich meist auf die oben betrachteten Typen 
lassen und also auch durch Nomogramme mit parall® 
len Geraden darstellbar sein. Sicherlich ist es der Mühe wert, wen? 
man bei häufiger angewandten Meßverfahren auf schwierige AUF 


drücke stößt, diese, soweit die zeichnerisch erreichbare Genauigkeit 
für die Zukun 


genügt, nomographisch zu verarbeiten, um sich 80 


viel Rechenarbeit zu ersparen. 


mm 


Anwendung der 
Eichleitung, über die Breisig im August 


Längswiderstand. ©, und ®© 


AA En 
a ee en 
m 


= — 1. -———— —- 


„e. 


5. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 40. 


1241 


RUNDSCHAU. | 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Organisation und Betrieb des Abnahme- und Zählerwesens 
in Überlandwerken. — Der Kontrolle und Behandlung der Elek- 
trizitätszähler wird in sehr vielen Werken nicht immer die not- 
wendige Aufmerksamkeit gewidmet, wenige Werke lassen ihre 
Zähler in passend gewählten Zeiträumen periodisch nacheichen, 
da das erforderliche Personal und die technischen Einrichtungen 
hierzu oft fehlen. Die Abhängigkeit des Reingewinns von den 
Zählerangaben bzw. der Organisation des Zählerwesens wird sehr 
oft nicht erkannt. Die Leitung der Zählerabteilung eines größe- 
ren Überlandwerkes sollte stets einem älteren Ingenieur oder 
Techniker übertragen werden, der in Zählerfabriken längere Kon- 
struktionspraxis hinter sich hat und außerdem kaufmännisch ge- 
schult ist, so daß er seine Abteilung nach wirtschaftlichen Grund- 
sätzen organisieren kann. Um die Stromverrechnung sicherzu- 
stellen, gibt E. Thiesen die nachstehenden Punkte an, die der 
Leiter einer Zählerabteilung zu beachten hat. 

Dieses Ziel kann erreicht werden dadurch, daß neue Zähler 
vor dem Setzen geprüft und nachgeeicht werden, kein Neu- 
anschluß sollte ohne Zähler in Betrieb gesetzt werden, jeder 


Abb. 1 


Neuanschluß muß seinen richtigen Zähler erhalten, der als Licht- 
zähler nicht zu groß, als Kraftzähler nicht zu klein sein darf. 
Stromdiebstahl soll unmöglich gemacht werden, alle Zähler sind 
periodisch nachzueichen, der Stromverrechnungsstelle sollen alle 
Unterlagen von Neuanschlüssen für die Verrechnung von Strom- 
geldern, Grundgebühren, Mieten pünktlich zugestellt werden; ein- 


gegangene Meldungen über Zählerstörungen im Netz müssen so- 
fortige Erledigung finden und diese unter Angabe der Störungs- 


dauer und der Zählerstände an diese Stelle berichtet werden; 
Differenzen mit Abnehmern sind unter Anwendung meßtech- 
nischer Maßnahmen derartig zu klären, daß der Stromverrechnung 
in jedem Falle eine exakte Mitteilung über die Höhe des Strom- 
verbrauchs gegeben werden kann; Konsumenten sind für unbe- 
rechtigte oder schädigende Handlungen zur Verantwortung zu 
ziehen. , Die Reparaturzähler müssen schnellstens und billigst 
Instandgesetzt werden, um durch alsbaldige Zuführung zum Lager 
dieses immer wieder zu ergänzen, das Nacheicken der Lichtzähler 
kann nach besonderem Verfahren im Netz geschehen, die Kraft- 
zähler sollten auf der Eichstation geeicht werden. Zur Ersparung 
von Löhnen soll das Nacheichen von Drehstromzählern mittels 
Wechselstrom erfolgen. Sowohl die Arbeiten der Beamten einer 
Zählerabteilung in den Installationen, wie auch diejenigen im 
Bureau können wesentlich vereinfacht und verbilligt werden, 
wenn die Beamten der Abnahme- und der Zählerabteilung iu 
engster Fühlung stehen, sich gegenseitig aushelfen und eine ge- 
meinsame Bwchführung unterhalten. Zu den einzelnen Punkten 


werden noch eingehende Erläuterungen gegeben. Die Überland- 


werke sollten mehr als bisher für eine gute Organisation ihres 


Zählerwesens Sorge tragen und dies durch Einstellung eines theo- 
retisch vorgebildeten Zählerfachmannes zu erreichen yersuchen. 


Da ‘sowohl vom technischen wie auch vom wirtschaftlichen Stand- 


punkte aus ein enges Zusammenarbeiten zwischen Abnahme- und 
Zählerabteilung gefordert werden muß, sollten zur Sicherstellung 


dieser Zusammenarbeit zweckentsprechende Maßnahmen getroffen 


werden. („Mitteilungen d. Vereinig. d. El.-W.*, 1921, Nr. 5 : 519.) 
char. _ 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Der Spearing-Dampfkessel. — Die Anforderungen, welche 
moderne große Kraftwerke oder schnelle und große Schiffe hinsicht- 
lich Dampfdruck, Überhitzung, Dampfmenge, Anpassungsfähigkeit 
und Wirtschaftlichkeit des Betriebes an die Dampfkessel stellen, 
führten zu immer neuen Versuchen, den bewährten Wasserröhren- 
kessel zu verbessern. Seit dem Kriege traten dazu die Forderun- 
gen, welche sich aus den hohen Feuerungskosten, sonstigen Ma- 
terialkosten und Löhnen ergeben. Ein Kessel, welcher diesen er- 
höhten Anforderungen entsprechen soll, ist der Spearing-Kessel, der 


Tere 
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® A 

| Aus/oß f | R AB 5 
uberhitzler 2,05 . sexo 
Dampf | ROAA Alalal. 


5750 —— 


Aufbau eines Spearing-Dampfkessels für normale Verdampfung von 2880 kg/h, 
max. 36% kg,h, Dampfdruck 13 at, Heiztläche 185 m?, Rostfläche 3,76 më, 


Überhitzer-Endtemperatur 316° C. 


` 


zwar schon vor 12 Jahren auf den Markt kam, in seiner inzwischen 
verbesserten Konstruktion aber, wie sie von Tinkers Ltd., London, 
ausgeführt wird, insbesondere hinsichtlich Wirkungsgrad und Unter- 
haltungskosten, angeblich modernen Ansprüchen gerecht werden 
soll. Es werden zwei Typen dieser Kessel ‚hergestellt, eine für klei- 
nere Leistungen mit einer Längswasserkammer und eine zweite für 
größere Leistungen mit einer Querwasserkammer. Abb. 1 zeigt 
einen derartigen Kessel für eine normale Verdampfung von 2880 kg/h 
bei 13 at und 316° Überhitzungstemperatur. Beiden Typen sind 
gemeinsam die absteigenden Verbindungsrohre, der Schlamm- 
sammler, die verlängerten Nippel und die gestreckten Sammel- 
kammern. Letztere sind rechteckig, in ihrer Fläche um rd 40% 
größer als üblich und haben den Vorzug, eine freiere Zirkulation 
von Wasser und Dampf zuzulassen und der Reinigung zugäng- 
licher zu sein als die gewellte Form. Da die Fabrikation der 
gestreckten Form der Sammelkammern das Material nicht so 
hohen Beanspruchungen aussetzt wie bei der gewellten, so ist die 
Wandstärke im ersteren Falle gleichmäßiger. Auch die Dichtun- 
gen zwischen den Verbindungen der gestreckten Sammelkammern 
sind leichter herzustellen. Die Sammelkammern sind mit den 
Rohren durch Nippelrohre verbunden, die 283% länger sind 
als sonst üblich; hierdurch wird die sichere und stetige Dampf- 
erzeugung des Kessels gefördert. Die Zahl der “absteigenden 
Rohre, welche Umlaufkammern und Schlammsammler verbinden, 
richtet sich nach der Verdampfungsleistung, sie dienen zur Er- 
zielung eines intensiven, natürlichen Umlaufs zwischen Haupt- 


1242 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 4. 


5. Oktober 1922. 


dampf- und Woasserraum, Schlammsammler und den Sammel- 
kammern über den Siederohren. Ihr Durchmesser beträgt gewöhn- 
lich 203 mm, so daß die Gefahr einer Verstopfung durch Ablage- 
rungen nicht besteht. Ihre Lage schützt sie vor unzulässiger Er- 
hitzung, ihre Verbindung mit den übrigen Kesselteilen erfolgt 
durch Flanschen, so daß eine leichte Ausweclhiselbarkeit 
erreicht ist. Die Steigrohre erzwingen eine Zirkulation des 
ganzen Wasserinhalts durch den geräumigen und leicht zu reini- 
genden Schlammsammler, in dem alle Ausscheidungen abgelagert 
werden, während die übrigen Kesselräume davon frei bleiben. 
Die Anordnung der Kesselteile sorgt dafür, daß die unteren Rohr- 
bündel, die für die Dampferzeugung in erster Linie in Frage 
kommen, stets genügend mit Wasser versehen sind. Dies ist bei 
Ölfeuerung besonders wichtig. Die reichlich bemessenen W asser- 
und Dampfräume sichern ein schnelles Einstellen der Kessel auf 
Überlastungen. Die Reinigung und Erneuerung der Rohre ist, 
da sie gestreckte Form besitzen, sehr einfach, wird aber wegen 
der Vorzüge des intensiven Wasserumlaufs nur selten nötig sein. 
(„The Electrician“, Bd. 88, 1922, S. 502.) Plz. 


Beleuchtung und Heizung. 


Die kaufmännischen Gesichtspunkte der Beleuchtungstechnik. 
— Während der Ingenieur in erster Linie Erfolge nach wissenschaft- 
lichen Gesichtspunkten anstrebt, ist es das Ziel des Kaufmannes, den 
Kunden zufriedenzustellen und anderseits für sich einen möglichst 
großen finanziellen Nutzen zu ziehen. Dieses Ziel des Kaufmannes 
ist am ehesten zu erreichen, wenn das Publikum den Plänen und 
Entwürfen des Ingenieurs ein möglichst weitgehendes Verständnis 
entgegenbringt. Eine schlechte Beleuchtung bewirkt häufig nicht 
nur Unfälle, sondern auch Materialverluste, die Millionenwerte er- 
reichen können und auch schon:erreicht haben. Das Verständnis des 
Verbrauchers für eine gute Beleuchtung bedeutet also eine direkte 
Geldersparnis für ihn, Die Abhandlungen der Ingenieure sind aber 
wegen der vielen Fachausdrücke für das Publikum wenig verständ- 
lich. Darum muß die ganze Industrie, der Fabrikant, der Großhänd- 
ler, der Händler, der Installateur und die Elektrizitätszentrale zu der 
Aufklärung des Publikums beitragen. 


Der Fabrikant bringt die Ideen des Ingenieurs in materielle 
Formen. Er muß gleichzeitig den Wünschen des Ingenieurs und 
denen des Publikums, ferner aber auch den fabrikatorischen Grenzen 
der einzelnen Industriezweige Rechnung tragen. Er soll hauptsäch- 
lich auf Vorrat und weniger auf Bestellung fabrizieren. Deshalb 
ist eine möglichst weitgehende Normalisierung aller Beleuchtungs- 
körper erwünscht, wie sie z. B. schon bei den Glühlampen besteht. 


Der Großhändler soll „ein lebendiger Vorratskasten“” des 
Fabrikanten sein. Seine Beziehungen zum Ingenieur sind nicht so 
eng wie die des Fabrikanten, doch muß er über alle technischen 
Einzelheiten genau orientiert sein. Diese technischen Kenntnisse 
muß er nach Möglichkeit auf die Händler übertragen, für deren Ge- 
schicklichkeit im Verkauf er mit verantwortlich ist. Er ist ferner 
verantwortlich für die pünktliche Warenlieferung, welche für die 
Zufriedenheit des Kunden zum miidesten genau so maßgebend ist 
wie die Güte der Ware selbst. 


Der Händler muß in erster Linie ein möglichst lebhaftes 
Interesse seiner Tätigkeit widmen, womit er die Kunden zum Kaufe 
anregt. Er muß ferner die technischen Einzelheiten der Ware so 
genau kennen, daß er an ihnen dem Kunden leicht die Nachteile von 
Nachahmungen klarlegen kann. Hier sind die llauptfaktoren er- 
wähnt, welche dem günstigen Abschluß eines Geschäftes entgegen- 
wirken, u. zw. betrügerische Geschäftsmethoden, zu langsame Liefe- 
rung, Gleichgültigkeit der Angestellten, mangelhafte Auslage der 
Ware, Verweigerung des Umtausches und schließlich schlechte 
Ware, ferner Dickköpfigkeit des Publikums meistens als Folge von 
Unwissenheit betreffs der Vorzüge der Ware. Alle diese Fehler sind 
vermeidbar. Sie kommen in jedem Industriezweig vor, müssen aber 
besonders in der elektrischen Industrie vermieden werden. Gerade 
weildie Vorteile der Elektrizität dem Publikum so leicht vor Augen 
geführt werden können, darf ihre Verbreitung nicht an deu erwähn- 
ten falschen Geschäftsmethoden scheitern. 


Hand in Hand mit dem Händler muß der Installateurar- 
beiten. Beide müssen sich bewußt sein, daß sie weniger Lampen als 
in erster Hinsicht Licht an die Verbraucher liefern (dieser Licht- 
verkauf wird neuerdings immer häufiger in der amerikanischen 
Glühlampenindustrie betont, daher ja auch die Lumen-Bezeichnung 
statt der Kerzen. D. Itef.). Ein Wettbewerb zwischen einzelnen 
Installateuren soll stets nur eine Verbesserung der Arbeit, aber 
keine falsche Ersparnis an Material usw. hervorbringen. Der In- 
stallateur muß die Fehler einer Beleuchtung sofort erkennen und 
Mittel zu ihrer Abhilfe wissen. Gemeinsame Aufgaben von Installa- 
teur und Häntller sind hauptsächlich folgende: 


Entdeckung neuer Anwendungzsmöglichkeiten für Glühlampen. 


Zusammenarbeit mit Fabrikanten und Großhändlern der Reflek- 
tor-, Draht- usw. Industrie. 


Zusammenarbeit mit technischen und kaufmännischen Gesell- 
schaften, Architekten und del. 


Übermittlung der Wünsche des Publikums betreffs neuer Lam- 
pen oder Änderung älterer Sorten an den Ingenieur und den Fabri- 
kanten. 


Normalisierung der Installationen durch größtmögliche Verwen- 
dung normalisierter Lampen und Zubehörteile. 


Die Elektrizitätszentralen können durch Normali- 
sierung ihrer Spannung, durch Aufrechterhaltung einer stets kon- 
stanten Spannung und durch größte Aufmerksamkeit gegenüber Be- 
triebsstörungen viel zur Verbreitung des Stromverbrauches zu Be- 
leuchtungszwecken beitragen. Im Verkehr mit dem Publikum sollen 
sie möglichst alle technischen Ausdrücke vermeiden. Das Publikum 
will nur wissen, wieviel Licht es erhält. Hier hat eine neue Er- 
findung, ein direkt ablesbarer Beleuchtungsmesser, gute Erfolge 
gezeigt. Seiner sehr einfachen Konstruktion eutsprechend ist das 
Instrument nicht sehr genau; Fehler von 10 bis 15 % können leicht 
eintreten. Das schadet aber nichts, da sich das Publikum erfahrungs- 
gemäß stets mehr für den relativen als den absoluten Wert der Be- 
leuchtung interessiert. (Dieser amerikanische Beleuchtungsmesser 
hat auch in Deutschland bereits Eingang gefunden und sich gut be- 
währt. Es wäre wünschenswert, wenn auch bald eine deutsche Firma 
ein ähnliches Instrument auf den Markt brächte. D. Ref.) 


Von allen Wohnungen der Vereinigten Staaten ist etwa ein 
Drittel elektrisch beleuchtet, zum größten Teil aber unzweckmäßig. 
Beträchtlich mehr als 5 Mill. Wohnhäuser, d. h. etwa 26 % liegen an 
Stromleitungen, haben aber keine elektrische Beleuchtung. Der Rest. 
von etwa 41% liegt an keiner Stromleitung. Das Wirkungsgebiet 
ist demnach sehr groß und es steht zu wünschen, daß es recht aus- 
giebig im oben beschriebenen Sinne bearbeitet wird. (W.L.G 00d- 
win, Trans. Ill. Eng., Bd. 17, 1922, S. 161.) Re. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Aluminium. — Der Fachnormenausschuß für Nichteisen-Metalle 
beschäftigte sich in seiner Sitzung am 13. Mai 1922 mit dem Ver- 
unreinigungsgrade von Aluminium und mit der Normung von Alu- 
miniumlegierungen. Es wurde ein neues Normblatt in folgender 
Fassung aufgestellt. 


Normblattentwurf für Reinaluminium!). 


Bezeichnung a rn Zulässige Verunreinigungen 
i0 
Rein Fe -4 Si 4- Cu -+ Zn <0,5 o 
a PNE waz davon Cu + Zn < 0,05 0/0, son- 
r [1 H t ' 
L. Fe Al 9,5 Al>995, stige Verunreinigungen nur in 
d handelsüblichen Grenzen. 
Rein Gesamtverunreinigung < 1 0/9 
a Cu+ Zn <0,100/% sonstige Ver- 
l ( (i ' Ws 5 = 
2.1 a Al 99 Al>9%9 unreinigungen außer Fe und Si 
nur in handelsüblichen Grenzen. 
Gesamtverunreinigung < 2 0%. 
Rein- davon Fe < 10, und Cu +t Zn 
3.| aluminium Al 98/99 | AL> 98 |<0,10/.. weitere Verunreinigun- 
93 99 gen außer S? nur in handels- 


üblichen Grenzen. 
Ka. 


Versuche zur Herstellung von künstlichen Wachsen aus Par- 
affin’). — Dr.-Ing. Kroner weist auf die Bedeutung der Wachse für 
die Industrie und die Verbraucher hin und geht dann auf die mine- 
ralischen Wachse näher ein. Als echtes Wachs hat das Montan- 
wachs große Bedeutung; in der Qualität zeigen sich hier große Ur- 
terschiede im Asphaltgehalt. Die Reinigung durch Schwefelsäure 
führt zu einem fast weißen Produkt, das durch seine Eigenschaften 
das Karnaubawachs erreicht und ersetzen kann. Unter den Kunst- 
wachsen zeichnet sich der Ozokerit aus, der in zebleichtem Zustande 
unter dem Namen „Ceresin“ bekannt ist. Die Arbeit des Verfassers 
bezweckte, aus Paraffin und Fettsäuren gute künstliche Wachse zu 
erhalten, die den natürlichen entsprechen. Das Wachs ist eine Ver- 
bindung einer nieder- oder hochmolekularen Fettsäure mit einem 
einwertigen hochmolekularen Alkohol. Es wurde mit Erfolg in 
einem Autoklaven mit Glaseinsatz Chlorparaffin mit fettsaurem 
Salz und Alkohol als Lösungsmittel rd 5 h bei 160--180° C ünd 
20 at Druck verestert. Der Verfasser gibt dem Vorgang folgende 
Deutung: Chlorparaffin spaltet bei dem Prozeß Salzsäure ab und 
bildet ein Olefin, die freie HCI setzt sich mit dem fetisauren Kalium 
um unter Bildung von KCI und Fettsäure. Die Fettsäure ihrerseits 
bildet mit dem Olefin fettsaures Paraffin oder Paraffinester, wel- 
eher ein neutraler Körper sein muß. Die Verseifung dieses Esters 
erfolgte, wie die fraktionierte Destillation ergab, wieder in Olefin + 


ı) Unter den Begriff Reinaluminium fällt auch das „Original-Ilüötten- 
aluminium“ Dheses ist ein aus den Rohstoffen hüttenmännisch erzeugtes 
Aluminium. das nur auf der „E2 ueciden Hütte ın handelsübliche Formen ge- 
gossen wurde und deren Stempel trüg 

% Dissertation, Technische Hochze hule Berlin, 1921. 


6. Oktober 1922. 


Fettsäure, während alkeholische Kalilauge keine Wirkung aus- 
übte, Die fraktionierte Destillation bewies ferner durch die ge- 
fundene Essigsäure, daß die Essigsäurre in dem vorher neutralen 
Körper chemisch gebunden war. Aus der Verseifung von 62%igem 
Chlorparaffin mit isobuttersaurem Na wurde ein in Olefin und But- 
tersäure verseifbares Butyrat erhalten. Bei der Behandlung mit Kali- 
lauge entstanden kompliziertere Produkte, deren Bildung der Ein- 
wirkung des 62%igen Chlorparaffins zugeschrieben wird. Die nach 
den ersten Versuchen erhaltenen flüssigen Reaktionsprodukte 
zeigten bei Anwendung von 40%igem Chlorparaffin und stearin- 
saurem Natrium unter sonst gleichen Ergebnissen jetzt feste Kon- 
sistenz. Auch eine Dikarbonsäure (Bernsteinsäure) wurde mit Par- 
affin verestert und ließ sich wieder in Olefin und Säure spalten, doch 
war hier die Ausbeute schlechter wie bei der Fettsäurereihe. In 
den meisten Fällen zeigten die Produkte einen Estergehalt von über 
50%, der durch die Menge des angelagerten Sauerstoffs nachgewie- 
sen wurde. Je nach Wahl des Paraffins und der Säuren konnte man 
flissige oder feste Produkte erhalten. Falls die Veresterung. mit 
den aus Paraffin hergestellten Fettsäuren möglich wäre, ließen sich 
ee Wachse nur aus Paraffin als einzigem Ausgangsmaterial 
herstellen. l 


- Platingewinnung und Platinhandel!). — Wie Dr. E. H. Re- 
gonsburger in der „Ind. u. Handelsztg.” berichtet, ist die Bce- 


stimmung der Welterzeugung von Platin weit schwieriger als bei- 


den anderen Edelmetallen. Da die Erfassung seiner Gewinnung 
bei dem Haupterzeuger, Rußland, Schwierigkeiten macht. Die Welt- 
erzeugung ist seit 1912 ständig gesunken, da in Rußland bereits vor 
dem Kriege ein Nachlassen seiner Produktion stattfand, die im 
Kriege fast ganz aufhörte. Die Zahlen für die Welterzeuguuzg in 
den Jahren 1912 bis 1920 sind folgende: 


Jahr kg Jahr kg 
1912 9750 1917 2580 
1913 8300 1918 1935 
1914 8100 1919 2068 
1915 4455 1920 1750 
1916 2765 


i 

I 1 

28 | 

-a | 
! l 


yet 
Freisschworkungen ın New gl- 


7971 72 23 14 75 76 77 78 n 20 1921 


Abb 2 Welterzeugung von Platin und Preisschwankungen 
in New York 1911 bis 191. 


Die gesamte Erzeugung seit 1843 wird auf 155,3 t geschätzt; i. J. 
1920 betrug der Wert der Produktion rd 6 Mill. $. Vor dem Kriege 
entfielen 90 % der Welterzeugung auf Rußland, i. J. 1920 waren es 
nur noch rd 44,5 %. Im Jahre 1921 blieb die Erzeugung in Ruß- 
land angesichts der Nationalisierung der Fundstellen und wegen 
Mangel an Arbeitskräften, Nahrungsmitteln sowie wegen der Ver- 
kehrsverhältnisse wesentlich hinter dem Voranschlag zurück. Ende 
1921 sind dann die Platinminen der Privatwirtschaft freigegeben 
worden, allerdings mit der Bedingung, daß das Erzeugnis der Regie- 
rung zu einem festen Preise überlassen werde. Dieser Rückgang in 
Rußland und die starke Zunahme der Erzeugung in Kolumbien 
haben dies Land zu dem gegenwärtig wichtigsten Produzenten ge- 
macht. Die Erzeugung Kolumbiens betrug i. J. 1921 995 kg gegen 
373 kg i. J. 1912. Als Erzeuger sind weiter zu nennen Austra- 
lien mit 435 kg (1920), die V.S. Amerika mit 222 kg (1920). Auch 
in Deutschland wird im Sauerland Platin, nicht rein, sondern 
in Muttergestein eingespült gewonnen, doch bietet die Ausbeutung 
große technische Schwierigkeiten. Die Verwendung des Platins lag 
vor dem Kriege hauptsächlich auf industriellem Gebiet, der Ver- 
brauch für Münzen war unerheblich; nach dem Kriege hat die An- 
wendung des Platins für Schmucksachen das Übergewicht erhalten. 

Die V.S. Amerika sind mit 466 bis 513 kg/Jahr der größte 
Verbraucher, da vor dem Kriege in Amerika nur 8% des Bedarfs 
durch eigene Erzeugung gedeckt wurden, so richtete sich die ganze 
Erzeugung nach diesem Lande. Die dortige Ein- und Ausfuhr be- 
trug im Jahresdurchschnitt: 


Einfuhr Ausfuhr 
kg kg 
1910 is 1913 362 0,034 
1920 258 0,0105 
1921 194 0,1016 


1) Vgl. auch „ETZ“ 1916, 8. 112, 228, 508, 532; 1919, S. 16. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 1243 


Vor dem Kriege war, wie gesagt, Rußland der größte Liefe- 
rant, 1921 war es Kolumbien mit 51 %. In Deutschland war 


der Außenhandel mit Platin nur gering. Seine Einfuhr Mai/Dez.' 


1921 betrug einschließlich Iridium, Osmium, Palladium, Rhodium 
und Ruthenium 135 kg entsprechend einem Werte von 17,9 Mill. M, 
die Ausfuhr betrug 557 kg im Werte von 51,9 Mill. M. Im Jahre 1920 
waren es 126 kg bzw. 1062 kg im Werte von 0,1 Mill. M, 1913 dagegen 
2200 kg (12,2 Mill. M) bzw. 3400 kg (12,4 Mill. M). 

Der Welthandelspreis für Platin fiel i. J. 1920 wegen 
verminderter Nachfrage nach Schmucksachen und infolge steigen- 
der Erzeugung Kolumbiens, In New York hatte der Durch- 
schnittspreis für 1 kg in den letzten Jahren folgende Werte: 


$ $ $ 
1911 1388 1915 1515 1919 360 
1912 1465 1916 2680 1920 3560 
1913 1442 1917 3300 . 1921 2415 
1914 1450 1918 3410 


In London, wo Platin nicht amtlich notiert wird, schwankte 
i. J. 1921 sein Preis im freien Verkehr zwischen 6100 und 7700 £ikg. 
In Deutschland wurden Mitte Juni 1914 für Platin 6 M/kg ge- 
zahlt. 1. J. 1916 wurde die Beschlagnahme veranlaßt und erst nach 
Kriegsende aufgehoben; bis 31. V. 1919 blieb der Bezug kontingen- 
tiert. Bis 1.X. 1922 sind dem Handel mit Platin gewisse Beschrän- 
kungen auferlegt. Das Platin wird nicht amtlich notiert, sondern 
frei gehandelt. Bis Anfang 1921 war der Platinpreis auf etwa das 
23-fache des Vorkriegspreises angestiegen, wogegen Silber nur auf 
das 16-fache und Gold auf das 15-fache gestiegen waren. 

Im Jahre 1921 schwankten die Durchschnittspreise, wie die 
„Jahresberichte über Edelmgtallhandel” berichten, in Berlin zwi- 
schen 108 und 579, die Höchstpreise zwischen 117 und 700 und die 
Niedrigstpreise zwischen 100 und 390 M/g. Der Mittelwert für 1921 
war 217 M/g. Für die Zukunft ist nicht damit zu rechnen, daß der 
Platinpreis auf den Vorkriegswert zurückgehen wird, denn allein 
der Jahresbedarf Amerikas (4660 kg) ist doppelt so groß wie die 
heutige Welterzeugung; da der Weltvorrat nicht übermäßig groß 
ist, so kann an eine Deckung des Bedarfs nicht gedacht werden, 
solange die russische Platinerzeugung, deren jetziger Aufstieg nicht 
von langer Dauer sein dürfte, weil seine Minen in wenigen Jahrzehn- 
ten erschöpft sein werden, noch nicht völlig umgestaltet ist. Sollten 
keine neuen Lager gefunden oder die Erzeugung Kolumbiens nicht 
bedeutend gesteigert werden, so ist mit einem dauernden Rückgang 
der Welterzeugung zu rechnen. Ptz. | 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Karborundum und sein Gleichriehtereffekt. — H. M. Dow- 
sett unterscheidet fünf Sorten von Carborundum, je nach ihrer 
Wertigkeit als Gleichrichter und Detektor. Die wichtigsten sind 
der harte grüne positive und der dunkelgraue oder schwarze nega- 
tive Karborund. Positiv und negativ bedeutet hier, daß, ein 
+ - bzw. — -Batteriespannungspol an die Basis, d. h. den in Lot 
gefaßten Teil des Detektorkristalls angelegt, bei einem kleineren 
Spannungswert Strom erhalten wird als umgekehrt. Die guten Kar- 
borundstücke zeigen eine Faserung bzw. Risse. Die Gleich- 
richtung wirkt in der Richtung dieser Faserung. Senkrecht zur 
Faserung ist das Kristall neutral. Diese Faserung entsteht dureh 
Entweichen der Ver- 
brennungsgase nach der 
Mitte des Ofens.: Wich- 
tig ist die Befestigung 
der Basis. ks ergab 
sich, daß 90°, des gan- 
zen Rohmaterials als 
Detektormaterial be- 
nutzt werdenkann, wenn 
der Karborund an der 
Basis in geschmolzenes 
Stahl oder Wolfram ge- 
taucht und dann erst 
in Lot befestigt wird 
(Abb. 8: B = Stahl, 


A Stahlkontakt. B Hg Oberfläche gerade berührt 
C 1 Zn tief in Hg. D 3 Zn tief in Hg. 


Abb. 4. 


D = Lot), gegen 20 bis 25 % bei einfachem Umgießen mit Lot. Die 
Fläche des Kontaktes muß so klein wie möglich sein (Punktkon- 
takt). Deswegen ist als Feder E (Abb. 3) am zweckmäßigsten 
Stahl, weil das sehr harte Kristall dann nicht so tief eindringen 
kann. Abb. 4 zeigt die Abnahme der Gleichrichterwirkung bei Ver- 
grölerung der Kontaktoberfläche. Da die Erhöhung des Kontakt- 


O N e = E a 


1244 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 5. Oktober 19232. 


druckes einer Vergrößerung der Oberfläche entspricht, ist es auch Charakteristik eine Gemde. Kleine Kristalle, z.B. von der Basis 
nicht gut, den Druek der Feder E auf mehr als 200 g zu erhöhen. des Blockes, haben entsprechend größeren Widerstand, weil sie 
Abb. 5a u. b zeigt für die verschiedenen Lagen eines Blockes von weniger Lagen haben als die größeren Kristalle. Zum Öffnen der 
der Wand des Schmelzgefäßes aus nach der Mitte des Ofens die Kristalloberfläche braucht man eine Spannung Vo, die (Abb. 8) nach 
Änderung der Gleichrichtung (+-Kristall). Charakteristisch der Öffnung der Oberfläche konstant ist. Um den Strom durch die 
ist, daß alle Stücke von jeder Lage immer die gleiche Charakte- Lagen zu treiben, ist die Spannung, Kurve VR, erforderlich (für Ve 
| gilt das Ohmsche Gesetz). Die beste Empfindlichkeit des Kristalles 
als Detektor liegt an dem Knick der Kurve Vo. Bei steigender 
Spannung von 0 bis M wirkt das Kristall als Kapazität. — Die bakl 
positive, bald negative Wirkung des Kristalls erklärt Dowsett in 
der Art, daß er annimmt, das Elektron tritt einmal durch das 
Siliziumatom hindurch in das Kristall, das andere Mal verläßt 
es das Karborund durch das Kohleatom, und begründet sine An- 
schauungen durch eine eingehende Molekulartheorie umd ein 
Modell des Karborundmoleküls. Die Elektronen können sich hier 
nur in der Molekülachse durch das Molekül hindurchbewegen. An 
der einen Seite der Achse sitzt der Kohlestoff, auf der anderen 


das. Silizium, 

Wenn auch das Dowsettsche Molekülmodell noch nicht ganz 
eindeutig ist, so ergibt sich doch wohl unzweifelhaft aus den 
zahlreichen, in der Arbeit angeführten Kurven, daß die Einseitig- 
ristik haben, besonders, wenn die Stücke an der Oberfläche Keit in bezug auf den Elektronendurchgang beim Karborund einzig 
chemisch gereinigt sind. Hierbei ist es gleichgültig, an welcher in der Kristall- bzw. Atomstruktur liegt und nichts mit irgend- 
Zeite dea Stückes der Punktkontakt oder die Basie ist. Den welchen chemischen Umsetzungen an der Kontaktfiäche oder 
empfindlichsten Detektor erhält man im allgemeinen aus der Ihermowirkungen zu tun hat. Die Erscheinung hat eine gewısse 
Schicht Abb. 5 b Charakteristik 2, Irgendwelche Feuchtigkeits- oder Analogie in der Beeinflussung des Elektronenaustrittes bei der 
Gashäute im Punktkontakt kommen für die Erklärung der Gleich- Elektronenemission aus einem Glühdraht durch Kalzium oder Ka- 
a ie a B t Dio Temperatur e lium. („Rad. Review“, Bd. 2, 1921, S. 582.) A. M. 

mpfindlichkeit (1 oppelte Empfindlichkeit), selbst bei 0 r N 27 
hat der Luftdruck oder die Luftfeuchtigkeit keinen Einfluß, ebenso- j AR neue Bestimmung der absoluten elektrischen Widerstands- 
wenig tritt ein Termoeffekt auf. Sehr charakteristisch für das Ver- inheit. — Im Jahre 1893 ist das internationale Ohm als der Wider- 

halten des Kristalle sind die stand einer Quecksilbersäule von 1 mm? Querschnitt und 106,3 cm 

Kurven Abb. 6. Die Gleich- Länge bei 0° festgesetzt worden, um eine Einheit zu erhalten, die 

richtung tritt nur von ganz dem absoluten Ohm von 10° cm/sec möglichst nahe kommt, aber ge- 

charakteristischen Punkten nauer reproduzierbar ist. Inzwischen ist die Meßtechnik derart ver- 
desKristallgefüges ausein. Es vollkommnet, daß das absolute Ohm sich mit ähnlicher Genauigkeit 
-isthierz.B.nuranderKristall- verwirklichen läßt wie die internationale Quecksilbereinheit. Da- 
ecke, dem Punkt R (Abb. 7), her haben im Jahre 1908 auf Anregung von Rayleigh sowohl das 
eine verhältnismäßig kleine National Physical Laboratory wie die Physikalisch-Technische 
elektromotorische Kraft er- KReichsanstalt eine neue Bestimmung der absoluten Widerstands- 
einheit begonnen mit dem Ziel, dieselbe Genauigkeit von 1. 10— 

wie beim internationalen Ohm zu erreichen und das Verhältnis der 

beiden Einheiten festzulegen. Die in England von F. E Smith 

P | durchgeführte Untersuchung beruht auf dem Lorenzschen Prinzip 

ea der im Magnetfeld rotierenden Scheibe und gestattet unmittelbar, 
Normalwiderstände niedrigen Betrages (0,001 — 0,1 Q) in absoluten 
Einheiten zu messen. Die im Jahre 1914 beendete Untersuchung 
führte zu dem Wert 1 intern. Ohm = 1,000 52 + 0,000 02 abs. Ohm. 
Die in Deutschland von E. Grüneisen und E. Giebe durchge 
führten Messungen, die kurz vor dem Kriege abgeschlossen waren, 
liegen erst jetzt in ihrer endgültigen Durcharbeitung vor. Die in 
der P.T.R. angewandte Methode ist grundverschieden von der im 

N.P.L. durchgeführten. Da 1 Henry = 1 Ohm X 1 sec ist, so wurde 
eine Selbstinduktion im absoluten und internationalen Maß ausge- 


Kurve 1 Cı nach S Rnach S Abb. 7. 


a 2G na S Kurve 4! R „ Cı | 
n 3C a Ci \ n Cs messen. Die absolute Messung erfolgte durch genannte Ausmessung 
Abb. 6. der Dimensionen von im ganzen drei Spulen, aus denen nach den 
von Lorenz angegebenen Formeln mit den Korrektionen von Rosa 


forderlich, um die Elektronen in das Innere des Kristalls zu {die Selbstinduktion berechnet wurde. Die Auswertung der Spulen 
treiben, umgekehrt ist der Weg ihnen versperrt. Die Leitfähigkeit IR internationalen elektrischen Einheiten erfolgte durch Vergleichs- 
im Kristall ergibt sich parallel zu den Kristallflächen. Wird der schen Un rn en 
Strom größer, so nehmen immer mehr Lagen des Kristalls an der ist. Der Vergleich erfolgte in der Wechselstrombrücke; wegen der 
genaueren Einzelheiten muß auf die Originalarbeit verwiesen wer- 
den. Die Übereinstimmung der nach dieser Methode erhaltenen 
Werte mit den in England gefundenen ist bei der gänzlichen Ver- 
schiedenheit beider Methoden außerordentlich gut; als Endergebnis 


wird angegeben: 
1 intern. Ohm = 1,000 51 + 0,000 03 abs. Ohm, 


so daß 1 abs. Ohm einer Quecksilbersäule von 106,246 cm Länge 
entsprechen würde. Unter Berücksichtigung der etwas verschiede- 
nen Widerstandseinheiten der beiden Staatslaboratorien beträgt die 
Abweichung %ıoooo und liegt innerhalb der angegebenen Fehler- 
grenzen. Für zwei andere wichtige Konstanten spielt dieses Ver- 
hältnis ebenfalls eine Rolle. Die Bestimmung des mechanischen 
Wärmeäquivalents erfolgt wohl am besten nach der Methode der 
elektrischen Energiemessung. Auf diesem Wege hatten Jaeger und 


v. Steinwehr gefunden: 
1 cal,;? = 4,184, [Joule = Ans . Din: , sec] 
Da das internationale Ampere bis auf wenige Hundertausendstel 
mit 0,1 [CGS] übereinstimmt, so kommt für die Umrechnung in 
"Anoeleate Volt i erg im wesentlichen das Verhältnis der absoluten und internatio- 
Ka Az nalen Widerstandseinheit in Frage. Die Benutzung des obigen Wer- 


Abb. 8. tes liefert: R 
1 cal;50 = 4,1863 . 10° erg. 


Stromleitung teil. Das Leitendwerden der aufeinanderfolgenden BR : 
Lagen im Kristall entspricht dem gebogenen Teil der Charakteristik Die Lichtgeschwindigkeit wurde im Bureau of Standards von Ross 
(Abb. 8: Kurve A). Wenn alle Lagen leitend geworden sind, ist die und Dorny als Quadratwurzel aus dem Verhältnis der elektrostati- 


6. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40. 


1245 


schen zur elektromagnetischen Kapazität eines Luftkondensators 
gefunden zu: Sn 
c = 2,9971 . 101 Es 4 
eec 
Auch hier ist die Meßgenauigkeit so groß, daß die Abweichung der 
internationalen von der absoluten Einheit berücksichtigt werden 
muß. Die Umrechnung ergibt: 


c = 2,9979 . 1010 [cm/sec] 


inziemlich guter Übereinstimmung mit den direkt gemessenen Wer- 
ten, („Wiss. Abh. d. Phys.-Techn. Reichsanst.”, Bd. 5, 1921.) Br. 


I 


Chemie. 


Akkumulator mit Porzellanplatten. — Durch die Zeitungen 
ging kürzlich eine Notiz von einem durch einen Italiener erfunde- 
nen Akkumulator, der an Stelle von Bleigittern Platten aus porösem 
Porzellan als Träger der aktiven Masse benutzt. Es hieß, die Por- 
zellanplatten würden erhitzt und durch Eintauchen in ein Bad aus 
Bleiverbindungen in leitenden Zustand versetzt. Die weitere Be- 
handlung erfoige in der Weise, daß die Plattenoberfläche mit einer 
Graphit- und Bleischicht versehen werde, worauf dann die so vorge- 
arbeitete Elektrode die aktive Masse erhalte. 

Hierzu ist folgendes zu bemerken: Das deutsche Patent, auf 
das sich die Zeitungsnotizen beziehen, ist kaum ein Jahr nach der 
Erteilung vom Erfinder fallengelassen worden. Tatsächlich dürfte 
auch ein Akkumulator nach dem Patent, soweit es sich aus der 
reichlich unklaren Beschreibung ersehen läßt, überhaupt kaum her- 
zustellen sein, und selbst, wenn dies gelingen sollte, würde es nur 
einen Rückschritt gegenüber dem jetzigen Stand der Technik be- 
deuten. Der Erfinder will, wie in der Zeitungsnotiz richtig ange- 
geben, das Gitter aus einem billigeren Stoff herstellen als Blei, näm- 
lich aus porösem Porzellan. Abgesehen davon, daß die Herstellung 
solcher Porzellanplatten oder -gitter schon an sich vermutlich teu- 
rer kommen wird als die modernen leichten Bleigitter, muß nach 
dem Patent das Porzellan selbst in seiner ganzen Masse leitend ge- 
macht werden, was der Erfinder durch Tränken mit Bleisalzen und 
darauffolgender Reduktion erzielen will. Selbstverständlich ist 
hierfür wiederum Blei aufzuwenden, und zwar in der weit kost- 
spieligeren Form der betreffenden Salze, wozu noch die Kosten der 
Reduktionsmittel und der Arbeit treten. Eine solche Platte soll nun 
als Großoberflächen- oder Masseplatte benutzt werden. Im ersteren 
Falle überzieht er sie auf elektrolytischem Wege mit einer Blei- 
schicht (weitere Kosten!), welche nachträglich plante-formiert 
wird, im zweiten Falle füllt er die Höhlungen des Gitters in der üb- 
lichen Weise mit Masse. Der so hergestellte Porzellankörper hat 
aber noch weitere Nachteile gegenüber einem Bleiträger. Sein Vo- 
lumen muß wesentlich größer sein, da seine Leitfähigkeit und seine 
Bruchfestigkeit viel geringer ist als massives Blei. Infolgedessen 
ist er selbst schwerer als ein normader Bleiträger, die fertigen Elek- 
trodenplatten müssen dicker und damit das Element größer werden. 
Ferner wird er infolge seiner Starrheit einer evtl. Volumenzunahme 
der Masse nicht so gut standhalten als das biegsame Blei und daher 
leicht brechen. Es dürfte demnach die Erfindung kaum als beach- 
tenswert zu bezeichnen sein. 

Im übrigen hat man schon früher, und zwar in etwas vernünf- 
tiger Weise, vorgeschlagen, poröse keramische Massen als Träger 
zu verwenden, so daß dieser Gedanke durchaus nicht mehr neu ist, 
ohne sich aber Eingang in die Praxis verschaffen zu können. Es sei 
z. B. die Elektrode von Clare erwähnt, welche u. a. in dem Buch 
„Les accumulateurs électriques“ von Jumau 1907, S. 490, beschrie- 
ben ist. Diese besteht aus zwei Platten aus porösem Steinzeug, 
welche an einer Seite quadratische Vertiefungen, an der anderen 
senkrechte Rippen ‚tragen. Die Vertiefungen werden mit der üb- 
lichen wirksamen Masse gefüllt, die beiden Platten unter Zwischen- 
lage eines dünnen Bleibleches mit der gefüllten Seite aneinander- 
gelegt und die so gebildeten Elektroden derart in das Element ge- 
stellt, daß die Außenrippen einander berühren. Hier dient das po- 
röse Steinzeug nicht nur als Träger, sondern gleichzeitig auch als 
Scheider und zum Aufsaugen eines großen Teiles des Elektrolyten. 
Die' Konstruktion hat sich aber nicht bewährt, da sie einmal viel 
schwerer war als die normalen Elemente, und da ferner die die po- 
sitive Masse einschließenden porösen Platten in verhältnismäßig 
kurzer Zeit gesprungen sind, jedenfalls infolge der Ausdehnung der 
Masse. Bei Großoberflächenplatten kommt die Verwendung porösen 
Porzellans od. dgl. als Träger noch weniger in Frage, weil bei die- 
sen Platten das Blei nicht nur als Träger für die aktive Masse, son- 
dern auch als Vorrat wirkt, indem es neues Superoxyd in dem Maße 
erzeugt, wie das vorhandene durch das Arbeiten der Platten ab- 
fällt. Es dürfte daher ganz ausgeschlossen sein, durch Verwendung 
poröser keramischer Stoffe als Träger einen Fortschritt im Akku- 
mulatorenbau zu erzielen. Str. 


Elektrolytische Imprägnierung von Geweben. — In Cran- 
Ston, Rhode Island, V. St., ist kürzlich eine elektrolytische Anlage 
erbaut worden, die nach einem von Tat eerdachten Verfahren jähr- 


lich 30 Mill. m Gewebe wasserdicht machen kann. Das Gewebe wird ` 


erst mit einer Lösung von ölsaurem Natron getränkt und dann bei 
Gegenwart von Alaun, ‚Aluminiumsulfat oder Aluminiumazetat 


zwischeneiner Aluminiumanode und einer Graphitkathode hindurch- 
gezogen. Durch die Bildung von unlöslichem ölsaurem Aluminium, 
das sich auf den Fasern niederschlägt, wird das Tuch wasserdicht. 
Der elektrische Strom begünstigt durch die anodische Bildung von 
Aluminiumhydroxyd die chemische Umsetzung zu einem basischen 
Aluminiumoleat, das sicht nur in Wasser, sondern auch in Benzin, 
Petroläther und den anderen bei der Reinigung üblichen Flüssig- 
keiten unlöslich ist. Außerdem scheint hierbei durch eine Art von 
Elektroosmose das schützende unlösliche Salz viel tiefer einzudrin- 
gen als bei einer rein chemischen Behandlung. In seinem ersten Ap- 
parat benutzte Tate zylindrische Elektroden, die gleichzeitig den 
Stoff weiterschoben; aber die Berührung mit dem Stoff war unvoll- 
kommen und die Arbeitsleistung zu gering. Schließlich nahm er 
plattenförmige senkrecht stehende Elektroden, zwischen denen der 
Stoff mit sanfter Reibung gleitet. Sie sind 75 cm hoch und ent- 
sprechend der üblichen Stoffbreite 1,5 oder 1,8 m breit. Der Stoff 
wird durch Führungsrollen mit einer Geschwindigkeit von 25 m i. d. 
min bewegt. Abb. 9 und 10 zeigen die Anordnung der Elektroden und 


LIN 
Ho 
-# 


Abb. 10. Anordnung des elektrolytischen 
Imprägnierapparates von Tate. 


Abb. 9. Elektrode des Im- 
prägnierapparates von Tate. 


der Rollen. Die positive Elektrode besteht aus einer 25 mm dicken 
Aluminiumplatte, die negative setzt sich aus 8 Graphitklötzen ven 
5 cm Höhe und 2,5 X 3,5 cm Querschnitt zusammen, die auf schwach 
geneigten Schlittenbahnen durch Spiralfedern gegen den Stoff mit 
einem Drucke gepreßt werden, dessen Größe nach der Art des Ge- 
webes geregelt wird. Diese Federung erlaubt ein ununterbrochenes 
Arbeiten, während man früher die Maschine anhalten mußte, um die 
Verbindungsnähte zwischen den einzelnen Stücken durchlaufen zu 
lassen. Die Graphitklötze sind an einem Verteilungskasten be- 
festigt, in den eine Lösung von Aluminiumazetat (essigsaurer Ton- 
erde) fließt; sie gelangt durch Spalten zwischen den Klötzen auf das 
Gewebe und wird durch zickzackförmige Rillen auf der Stirnseite 
der Klötze gleichmäßig verteilt. Die Anode auf der anderen Seite 
ist in wollenes Tuch gehüllt. 

Vor dem Imprägnieren wird das Gewebe sorgfältig entfettet, 
wenn nötig, von Appretur befreit und mit klarem Wasser gespült. 
Es läuft dann durch ein doppeltes Bad von ölsaurem Natrium und 
saugt sich ganz damit voll. Beim Gleiten zwischen den Elektroden 
wird es mit der Azetatlösung berieselt und gleichzeitig einem elek- 
trischen Strome von 50 bis 60 A ausgesetzt. Dann wandert es durch 
einen Trog mit fließendem Wasser, von neuem durch ein ölsaures 
Bad und in einen zweiten Elektrolysierapparat, diesmal aber so, daß 
die vorher der Kathode zugekehrte Seite des Gewebes nun der Anode 
zugekehrt ist. Einem dritten Spülen folgt bei wollenen Geweben noch 
eine dritte und vierte elektrochemische Behandlung. Die Vorzüge 
dieser Behandlung werden bei der chemischen und mikroskopischen 
Prüfung sichtbar. Die Faser des Gewebes hat sich wesentlich ver- 
ändert. Sie ist merklich dauerhafter geworden, ohne an Geschmei- 
digkeit und Feinheit einzubüßen. Sie nimmt besser die Farbe an 
und ist mit einem Aufwande von 3 bis 4 g Aluminiumhydroxyd auf 
den Quadratmeter Gewebe ganz dicht geworden’). (Le Genie Civil, 
Bd. 80, 1922, S. 18.) K. A. 


D Eine eingehende Beschreibung dieses neuen elektrochemischen Ver- 
fahrens ist in Journ. Franklin Inst.. Oktober 1921 erschienen. 


Fernmeldetechnik. 


Anordnungen mit negativem Widerstand und negativer Impe- 
danz in der Radiotelegraphie. — Über eine Elektronenröhre, deren 
Stromstärke innerhalb eines bestimmten Bereiches mit abnehmender 
Spannung wächst, berichtet J. Scott-'Laggart in Radio-Re- 
view!). Die von ihm Negatron genannte Röhre enthält zwei Anoden 
A, und A, zu beiden Seiten des Heizdrahtes F (Abb. 11). Zwischen 


8; 
lei] 


Abb. t1. a. 12. Das Negatron als Schwingungserzeuger. 


Das Negatron. 


F und A, befindet sich das Gitter G. Jede Anode ist mit dem posi- 
tiven Pol einer Batterie B,, Ba’ verbunden, das Gitter G über eine 
Batterie B mit der Anode A,. B, ist so gewählt, daß G ein kleines 
negatives Potential hat. Die Heizung von F wird so geregelt, daß 
die Anodenströme ihren Sättigungswert erreicht haben. Wenn die 
Spannung von B vergrößert wird, so ist die erste Folge ein Anwach- 
sen des Stromes zwischen F und A,. Gleichzeitig wird aber damit 
das Potential des Gitters @ vergrößert und dadurch ein größerer 
Teil der von F ausgehenden Elektronen nach A, abgelenkt. Nun ist 
aber der Sättigungszustand bereits vorhanden. Folglich können die 
nach A, abgelenkten Elektronen nur von jenen stammen, die sonst 
nach A, gegangen wären. r Strom von F nach A, wird also klei- 
ner, und da der zweite Effekt den ersten überwiegt, bewirkt eine Er- 
höhung der Spannung Bə eine Verminderung des Stromes in diesem 
Kreis, d. h. das Negatron zeigt einen negativen Widerstand. Das 
Negatron kann zur Schwingungserzeugung dienen. Eine für diesen 
Zweck geeignete Schaltung zeigt Abb. 12. Die beiden Batterien B 
und B, sind durch eine einzige B ersetzt, die Batterie B, durch 
einen Kondensator C}, der eine starke positive Aufladung des Gitters 
verhindert. 

Der Verfasser beschreibt außerdem eine zweite, von ihm Biotron 
genannte Anordnung, welche denselben Effekt mit zwei gewöhn- 
lichen Glühkathodenröhren zu erreichen gestattet. In Revue géné- 
rale de l’Electricite, Bd. 11, 1922 S. 190, weist dem gegenüber M. La - 
tour aufeine allgemei- | 
nere vonihmangegebene | l ilı 
Schaltungsweise hin, die 
nicht nur einen negati- 
ven Widerstand,sondern 
eine negative Impedanz 
zu verwirklichenerlaubt. 
Die schematische Skizze 
zeigt Abb.13. Die Batte- 
rien 3 und 5 unterhalten 
den Anodenstrom der 
Röhre 1. Die Spannung 5 
ist dabei so gewählt, 
daß sie im allgemeinen 
den Spannungsabfall in 
dem Ohmschen Wider- 
stand 12 kompensiert 
ebenso die Batterie 6 den Spannungsabfall in 15. Die Klemmen 10, 
11 bzw. 13, 14 haben also normalerweise gleiches Potential. Flielst 
nun ein Strom durch den Kreis 7, 8, 11, 14, 13 über die Impedanz 9, so 
bewirkt der Spannungsabfall in 9 eine Spannungsdifferenz zwischen 
dem Gitter und der Kathode von 1 und diese durch die Röhre 2 ver- 
stärkte Spannungsdifferenz bewirkt einen Spannungsabfall von 13 
nach 14, der den Abfall von 7 nach 8 überwiegt, so daß der ganze 
Kreis 7, 8, 11, 14, 13 eine negative Impedanz aufweist. Der Nutzen 
solcher Anordnungen besteht natürlich darin, daß sie die mit einer 
positiven Impedanz verbundene Schwächung des Stromes zu vermin- 
dern gestatten. Br. 


Das „Commercial Radio International Committee”. — Zwischen 
der Radio-Corporation of America, der Gesellschaft für drahtlose 
Telegraphie (Telefunken), der Marconi Wireless Telegraph Co. 
Ltd. und Cie. Generale de Telegraphie sans Fil ist kürzlich das 
„Commercial Radio International Committee” gebildet worden, das 
in einer Reihe von Besprechungen in Cannes, Paris und London ver- 
schiedene wichtige Fragen bezüglich der Entwicklung des draht- 
losen Telegraphie- und Telephonieverkehrs mit den verschiedenen 


Abb. 13. Negative Impedanz. 


Erdteilen erörtert hat und wobei die Eröffnung mehrerer neuer in- 


ternationaler drahtlosen Verbindungen beschlossen wurde. Zwecks 
Vermeidung gegenseitiger Störungen und um eine Vergeudung der 
verhältnismäßig wenigen zum Verkehr auf große Entfernungen ver- 
fügbaren Wellen vorzubeugen, soll beim Bau drahtloser Großfunk- 
stellen äußerst gewissenhaft und sorgfältig vorgegangen werden 


ı) Bd. 11, 1921, 8. 598, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 


! 


` nicht eingeschränkt 


5. Oktober 1922. 


und insbesondere solche Sender vermieden werden, die harmonische 
oder sekundäre Wellen über die vereinbarte Entfernung hinaus 
oder außerhalb des für die betreffende Station vorgesehenen Wel- 
lenbereichs ausstrahlen. Die Zusammenarbeit der vier Gesellschaf- 
ten soll einerseits die volle Ausnutzung der Erg2bnisse wissen- 
schaftlicher Forschungen, besonders auf dem Gebiete der Beseiti- 
gung von atmosphärischen Störungen herbeiführen und anderer- 
geits die weiteste und schnellste Fortentwicklung der drahtlosen 
Technik zur Folge haben, wodurch für das Publikum und die Presse 
ein zuverlässiger und in jedem Sinne ausreichender Verkehrsdienst 
über die ganze Welt sichergestellt wird. (Nach „Telefunkenzeitung“ 
1922, Nr. 26/27.) Th. 


Funkwesen in Britisch-Indien. — Wie die „Weltw. Nachr.“ 
nach der „Rangoon Gazette” mitteilen, ist kürzlich eine Denkschrift 
über den Plan der indischen Regierung zur Entwicklung der 
funktelegraphischen Verbindungen veröffentlicht 
worden, der sich dem bezüglichen System des britischen Reiches 
anpaßt. Nach ihm wird die indische Regierung das ausschließliche 
Recht auf Errichtung, Unterhaltung und Betrieb der drahtlosen 
Telegraphie in Britisch-Indien haben und solches durch Unterhalt 
von Öffentlichen Anstalten und Lizenzerteilung an Privatpersonen 
für die Errichtung und Benutzung von Funkanlagen im Lande so- 
wie auf dort eingetragenen Schiffen und Flugzeugen ausüben. 
Z. Zt. unterhält die Regierung, hauptsächlich zur Verbindung mit 
Schiffen auf See, folgende Küstenstationen: Bombay, Calcutta, 
Diamond Island, Carachi, Madras, Port Blair, Rangoon und Vietoria 
Point. Die Inlandstationen sind Allahabad, Delhi, Lahore, Maymyo, 
nn ap Peschawar, Quetta, Sekunderabad, Jutogh, Patna 
un oona. 


Landwirtschaft. 


, Die Wirtschaftlichkeit des elektrischen Dreschens. — In einem 
Vortrag in der technischen Vortragsreihe „Technik und Wirt- 
schaft” in Berlin kommt Kirstein zu dem Ergebnis, daß die 
Wirtschaftlichkeit des elektrischen Dreschens durch geeignete 
Größenwahl der Maschinen und Anpassung ihrer Konstruktion an 
diese Betriebsart verbessert werden kann und stellt im einzelnen 
folgende Forderungen auf: 1. Planmäßige Untersuchung der bei 
der Wahl von Dreschmaschinen zu berücksichtigenden Faktoren; 
2. Herausgabe von Richtlinien über die zweckmäßige Größe der 
Dreschsätze unter Zugrundelegung normaler Betriebsverhältnisse: 
3. Bau kleiner Dreschmaschinen, welche gutes, marktfertiges Ge- 
treide liefern; 4. Verwendung von Motoren, die mit Schwune- 
masse versehen sind und möglichst durch die zugehörigen Dresch- 
maschinen so beansprucht werden, daß sie mit Vollast arbeiten. 

Von Charbonnier wird im Anschluß an diese Vorschläge 
entgegengehalten, daß die Lokomobile in Dreschbetrieben bei Be- 
rücksichtigung der hohen Übertragungsverluste in Überlandleitun- 
gen wärmewirtschaftlich günstiger wie der Elektromotor arbeite 
und besonders auf die kurzzeitige Verwendung der Dreschmaschine 
ım Jahre verwiesen. Der Anschluß von Dreschmaschinen an 

Überlandzentralen sei mit großem Nachteil für die Gemeinwirt- 
schaft verknüpft und ergebe auch für die Überlandzentralen selbst 
keinen Vorteil. Ein besonderer Vorzug der Lokomobile für 
Dreschbetriebe sei der, daß der Betrieb mit. derselben zeitlich 
werden muß, und die Lokomobile das 
Dreschen an jeder beliebigen Stelle ermögliche, während der 
Elektromotor an das Leitungsnetz gebunden sei. Auf Grund lang- 
jähriger Erfahrungen in elektrischen Betrieben auf dem Lande 
gibt Vietze hierzu folgende Erklärungen (gekürzt): 1. Die For- 
derungen von Kirstein geben geeignete Anregungen zur Ver- 
besserung der Dreschbetriebe; 2. Für den Landwirt ist es erforder- 
lich, Strom jederzeit bedingungslos zur Verfügung zu haben. Die 
augenblicklichen Einschränkungsmaßnahmen dürfen nur vorüber- 
gehend sein. 3, Bei Aufstellung von Wirtschaftlichkeitsberech- 
nungen technischer Betriebe in der Landwirtschaft muß die ge- 
samte Kraftanlage der Berechnung zugrunde gelegt werden. Es 
darf nicht eine einzige Maschine herausgegriffen und für sich be- 
handelt werden. Für den Landwirt ist es wichtig, nicht nur 
dreschen zu können, sondern ebenso Futter zu schneiden, zu 
häckseln, zu pumpen, zu schroten und dgl. 4. Die Wirkungsgräde 
bei den Wirtschaftlichkeitsberechnungen der Lokomobilfirmen 
gelten nur solange, als die Maschinen im Versuchsraum arbeiten, 
dieselben werden ganz anders, wenn die Maschinen im Schmutz 
und Staub arbeiten und durch Transporte über unebenes Gelände 
sich ihre mechanischen Teile gelockert haben. Es konnte in 
manchen Fällen festgestellt werden, daß der Regulator der Dresch- 
lokomobile nur noch auf ganz grobe Drehzahlveränderungen an- 
sprach. Für die einwandfreie Beurteilung der Preisfrage ist die 
Bewertung nach geltenden Lohudreschpreisen maßgebend, da die- 
selben gewissermaßen gültige Marktpreise darstellen. Eine Rund- 
frage bei den Überlandwerken der Provinz Sachsen ergab, daß für 
Lohndreschmaschinen mit Lokomobile im Durchschnitt 150 bis 
165 M je Stunde gefordert werden, wobei Heiz- und Schmier- 
material, sowie Lohn für den Maschinisten eingeschlossen ist. 
Das Bedienungspersonal für Dreschmaschinen ist vom Landwirt 
zu stellen. Für elektrische Lohndreschbetriebe werden außer den 
Stromkosten, je Stunde 120 M gefordert: der Stromverbrauch 
beträgt durchschnittlich 15 kWh/h, wobei ein Durchschnittsdrusch 


5. Oktober 1922. 


von 25 bis 30 Ztr. und stellenweise sogar 35 bis 40 Ztr. Getreide 
zugrunde gelegt werden kann. Bei einem Strompreis von 2 M/kWh 
würden stündlich an Stromkosten 30 M hinzukommen, so daß die 
Gesamtkosten einschließlich des Lohnes für den Maschinisten 
150 M betragen. Dies ergibt, daß ein wirtschaftlicher Unterschied 
zuungunsten der Elektrizität beim Dreschen nicht besteht. 
5. Durch eine Rundfrage bei Überklandwerken wurde festgestellt, 
daß trotz der teilweisen Unzufriedenheit wegen der behördlich 
vorgeschriebenen Einschränkungsmaßnahmen nach dem 1. I. 1919 
in einem einzigen Überlandwerk mit etwa 100 Ortschaften allein 
30 größere Gutsbesitzer den Elektromotor an Stelle ihrer früher 
betriebenen Lokomobile für Dreschzwecke gesetzt haben. Dies 
beweist, daß die Landwirtschaft den Elektromotor allen anderen 
Betriebsarten vorzieht. 6. Die Strompreise je Zentner Getreide 
betragen allerhöchstens 1% des Marktpreises, bilden also nur 
einen verschwindenden Bruchteil desselben. Der betriebstech- 
nische Vorteil einer Kraftanlage ist unter allen Umständen aus- 
schlagzebend. 7. Zusammenfassend tritt der Verfasser für die 
Vorschläge von Kirstein ein, lehnt aber jede Zwangswirtschaft für 
den landwirtschaftlichen Betrieb ab, hält unter allen Umständen 
den elektrischen Betrieb in der Landwirtschaft auch für Dresch- 
zwecke für den zweckmäßigsten und wirtschaftlichsten und möchte 
an Stelle von theoretischen Wärmewirtschaftlichkeitsberechnungen 
praktische Ergebnisse gesetzt haben. 

Zu den Ausführungen von Herrn Vietze nimmt Char- 
bonnier wie folgt Stellung: 


Zu 3. Der Drusch solle sofort nach der Ernte auf dem Felde 
vorgenommen werden, wo sofort das zum Verkauf bestimmte Stroh 
eepreßt und das zur Verfütterung bestimmte Stroh gehäckselt 
wird. Legt man für den Bedarf an elektrischer Energie ein Gut 
von 2000 Morgen unter dem Pfluge zugrunde, so ergäbe sich für 
die Druschzeit eine Belastung mit 25 kW, für die übrige Zeit mit 
höchstens 5 kW und auf das ganze Jahr verteilt mit nur 1,14 kW. 
Bei Anschluß des Dreschbetriebes betraze die Spitzenbelastung 
höchstens 5 kW und die Durchschnittsjahresbelastung 0,46 KW. 
Die Ausnutzung der Gesamtanlage betrage also mit Dreschbetrieb 
rund 4%, ohne Dreschbetrieb aber 9%. Der Dreschbetrieb er- 
fordere also cine um 460 % größere Anlage und verursache eine 
um 56 % schlechtere Ausnutzung. Dieses Milsverhältnis könne 
durch irgendwelche andere Maßnahmen nicht ohne Zwang aus- 
gerlichen werden, denn z. Z. gebe es keinen gewerblichen Be- 
trieb, der in der Zeit der Getreideernte auf den Stroinbezug aus 
freien Stücken verzichten würde. 


Zu 4. Die Behauptung von Vietze, daß die Wirkungsgrale 
bei den Wirtschaftlichkeitsberechnungen der Lokomobilfirmen nur 
so lange gelten, als die Maschinen im Versuchsraum arbeiten, be- 
streitet Charbonnier und weist auf die Schäden bei Elektromoto- 
ren hin. Ebenso lehnt er die geforderten Dreschpreise als Mah- 
stab für die Wirtschaftlichkeit von Elektromotor und Lokomobile 
ab. Versuche hätten ergeben, daß eine Überlegenheit des Elektro- 
motors über die Lokomobile nicht bestehe. Unter Berücksichti- 
gung der Gesamtdruschkosten arbeitete bei den Versuchen in 
Eickelborn 1910 und in Langenweddingen und Sohlen 1913. der 
Elektromotor um 20 bzw. 26% teurer als die Lokomobile. Die 
Versuche in Langzenweddingen und Sohlen, sowie die Unter- 
suchungen, die auf Veranlassung der Deutschen Landwirtsgesell- 
schaft und des Württembergischen Elektrotechnischen Vereins 
1913/14 auf Gut Hohenheim durchgeführt wurden, erbrächten den 
weiteren Beweis, daß der Reindrusch bei Lokomobilen nicht 
schlechter als bei Elektromotoren sei. 


Zu 6. Die Kohlenkosten der Sattdampf-Lokomobile betrügen 
?/, %, die der Heißdampf-Lokomobile % %, die Stromkosten des 
Elektromotors bei einem Strompreise von 2:4 M 1—2 % des Ge- 
treigeerlöses. 

Zu den Ausführungen von Charbonnier nimmt wiederum 
Vietze Stellung: 


Zu 1. Der Durchschnittswirkungsgrad in elektrischen Über- 
landzentralen, von Zähler zu Zähler gemessen. betrage nicht 50, 
sondern 75 %; daher ergäbe seine Rechnung nicht 1,875, sondern 
nur 1,15 kg Kohlenverbrauch je PSh an der Elektromotorriemen- 
scheibe (d. h. weniger wie Sattdampf- und Heißdampfmaschine). 


Zu 2. Für die Ausnutzung einer landwirtschaftlichen Über- 
landzentrale komme es nicht auf die Betriebszeit einer Dresch- 
maschine an, sondern auf die durchschnittliche Betriebszeit, 
welche von der Summe aller Dreschmaschinen, bezogen auf die 
benötigte Gesamthöchstleistung, im Jahr erzielt werde; diese be- 
trage aber nicht nur 240 h, sondern etwa 1000--1500 h und wachse 
mit dem Umfang der Zentrale. Wenn man nun diese richtigen 
Zahlen auf die Berechnungesmethode von Charbonnier für die 
Ausnutzung einer Überlandzentrale einsetze, so ergäbe sich das 
Resultat, daß es nunmehr im Interesse der Wirtschaftlichkeit von 
Überlandzentralen läge, nur noch Dreschmaschinen elektrisch an- 
zuschließen, und die Kleinmotoren dem Lokomobilbetrieb zu über- 
lassen. Nämlich: Durchschnittsbelastung von Dreschbetrieb ohne 
Kleinmotoren = 3,5 kW, d. h. bei 28 kW llöchstleistung 12,5 % 
Ausnutzung. Dagegen: Durchschnitisbelastung von Dreschbetrieb 
plus Kleinmotoren = 3,9 kW, d. h. bei 33 kW Höchstleistung 
118% Ausnutzung. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40. 


1247 


Mithin ergäbe sich nach Charbonnier bei ausschließlichem An- 
schluß von Dreschmaschinen an Überlandzentralen eine um 0,7% 
bessere Ausnutzung der Anlagen. 


Zu 3. Daß sich der Wirkungsgrad von Lokomobilen in der 
Landwirtschaft erfahrungsgemäß ungünstiger stellt wie der von 
Elektromotoren, hänge mit der Konstruktion der Maschinen zu- 
sammen; der Elektromoter sei eben viel einfacher gebaut wie eine 
Lokomobile! 


Zu 4. Die Dreschlöhne innerhalb der Provinz Sachsen seien 
bei gleichen Voraussetzungen nahezu gleich. Es komme aber gar 
nicht darauf an, z. B. den Preis einer Lohndreschstunde für Dampf. 
in der Provinz Sachsen mit dem Preis einer Lohndreschstunde 
mit Elektrizität in Bayern zu vergleichen, sondern der Vergleich 
habe nur Sinn, wenn er in dem gleichen Ort oder wenigstens in 
der gleichen Gegend gezogen werde; hierfür habe er dann aber 
auch. Zweck und Wert. 

Zu 5. Ausschlaggebend für Jie Einführung des elektrischen 
Dreschbetriebes sei nicht die Preisfrage (d. s. Bruchteile von Pro- 
zenten des Getreideerlöses!), sondern in erster Linie die Einfach- 
heit, Dienstbarkeit sowie die Betriebsbereitschaft des Elektro- 
motors. (,„Mitt. d. Vereinig. d. Elektrizitätswerke” 1321, Nr. 299, 
S. 397, u. 1922, Nr. 306, S. 71.) Schar. 


Verschiedenes. 


Kohlensäure als Feuerlöscher für Generatoren. — In den großen 
Turbogeneratoren sammeln sich, auch wenn die Kühlluft sorgfältig 
ecreinigt wird, allmählich gewisse Mengen von Öl und anderen 
leicht entzündlichen Stoffen an, welche in Brand geraten können, 
sobald sich eine schadhafte Spule überhitzt. J. B. Wheelcr hat 
in einem Kraftwerk der Union Eleetrie Light & Power Company in 
St. Louis eine Schutzvorrichtung eingerichtet, welche Kohlensäure 
in den Generator einbläst, sobald ein Thermometer eine gefährliche 
Temperatursteizerung anzeigt. Durch Versuche wurde festzestellt, 
daß ein Gehalt von 15,6 % Kohlensäure in der Luft genügt, vm eine 
Flamme zu ersticken. Dementsprechend wurde die 170 m? fassende 
Luftkammer mit einem Kohlensäurebehälter verbunden, welcher 
3,1 m? Kohlensäure von 10,5 At Druck fafite.. Nach dem Absperren 
des Luftauslasses und Öffnen des Kohlensäurebehälters war in spä- 
testens 3% min der nötige Kohlensäuregehalt erreicht. Flaschen 
mit flüssiger Kohlensäure anzuschalten, ist nicht zweckmäßig, weil 
die große Kälte, welche beim Verdampfen entsteht, Störungen ver- 
ursachen würde. („Electrical World”, Bd. 80, 1922, S. 165.) K. A. 


Die Tätigkeit des Staatl. Materialprüfungsamtes im Betriebs- 
jahre 1920. — lie Inanspruchnahme des Amtes hat im Berichtsjahre 
erneute Steigerung erfahren. In Abteilung 1 für Metallprü- 
fung wurden 369 Anträge erledigt. Wie schon im vorigen Jahre') 
waren auch in diesem Berichtsjahre mehrfach die Bruchursachen an 
vorzeitig gerissenen Förderseilen aufzuklären. Sogenannter. 
Silberstahldraht, wie er für Klaviere Verwendung findet, 
wurde auf Zugfestigkeit und Dehnung untersucht. Ferner wurden 
Aluminiumdrahtseile, die zu Hochspannungsleitungen 
verwendet werden, und Aluminiumseile mit Stahldrahtseele, soge- 
nannte Stahlaluminiumseile, geprüft. Auch Kerbver- 
bindungen für Kupfer-, Aluminıum- und Stahlaluminiumseile 
kamen mehrfach zur Prüfung. Die im Jahre 1909 zwischen dem Amt 
und den Vereinigten Fabriken isolierterLeitungen getrof- 
fenen Abmachungen über die Kontrolle des Kautschukmaterials für 
isolierte Leitungen waren während des Krieges praktisch außer 
Kraft gesetzt worden, infolge der durch Rolıkautschukmangel be- 
dingten Unmöglichkeit, nach den s. Zt. festgesetzten Vorschriften 
zu fabrizieren. Im Berichtsjahr traten nun die Vereinigten Fabri- 
ken erneut an das Amt heran, um diese Vorschriften im Interesse der 
Befreiung des Marktes von minderwertigen Leitungsmaterialien 
einer Nac hprüfung zu unterziehen. 

Ähnlich wie in der Kautschukindustrie hat auch in der Iso- 
lierstoffindustrieder Rolhstoffmangel während des Krieges 
seinen ungünstigen Einfluß auf die Beschaffenheit der elektrischen 
Isoliermaterialien ausgeübt. Die Prüfvorschriften für die abge- 
kürzte Untersuchung elektrischer Isolierstoffe vom 
Jahre 1913 erfuhren einige Abänderungen, die sich auf Byegefestig- 
keit und Kugeldruckhärte bezogen. 

In Abteilung 2 für Baumateria l prüfung wurden 568 
Anträge erledigt. Es wurden unter anderem Arbeiten aufgenommen 
zur Vereinheitlichung der Prüfungsverfahren fürPorzellanund 
Porzellanisolatoren. 

‚In Abteilung 3 für Papierprüfung wurden 427 Anträge 
erledigt. 

Abteilung 4 für Metallographie hat 141 Anträge erledigt. 
Die wichtige Rost frage kam in vielen Fällen bei Siederohren, 
Kühlrohren, Kesselblechen usw. zur Bearbeitung. Nach den Erfah- 
rungen des Amtes spielen die Betriebsverhältnisse, die Art des mit 
dem Eisen in Berührung kommenden Wassers, vor allem aber der 
Sauerstoffgehalt des Wassers eine viel größere Rolle als die Art 
des Eisens. Über den Einfluß der Berührung «es Eisens mit ande- 
ren Metallen auf den Rostangriff sind die Ergebnisse der in der Ab- 


1) Vorjähriger Jahresl.ericht: „ETZ“ 1921, 8. 468 


1248 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 40.. 


D a 


5. Oktober 1922. 


teilung durchgeführten grundlegenden Versuche bereits früher ver- 
öffentlicht?). Die Versuche hatten ergeben, daß eine bestimmte 
Stromdichte (i = 0,0000106 Amp/qacm) erforderlich ist, um das In- 
lösunggehen von Eisenjonen und damit auch den Rostangriff zu ver- 
hindern. Eine größere, bis in das Jahr 1914 zurückreichende Arbeit 
„Rostversuche mit kupferhaltigen Eisenblechen“ von Prof. O. 
Bauer?) ist zum Abschluß gebracht. Weiter sei erwähnt die Unter- 
suchung einer Aluminiumlötung auf Beständigkeit der Löt- 
stelle gegenüber dem Angriff von Feuchtigkeit. Maßgebend hierfür 
ist der Spannungsunterschied zwischen Blech und Lot in einem be- 
stimmten Elektrolyten. Im vorliegenden Falle war der Spannungs- 
unterschied in Kochsalzlösung nur gering, so daß eine wesentliche 
Beeinflussung der Lötstelle durch galvanische Wirkung nicht zu be- 
fürchten war. 

In Abteilung 5 für Allgemeine Chemie wurden 608 An- 
träge mit 1115 Untersuchungen erledigt. 

In Abteilung 6 fürÖlprüfung wurden 489 Proben zu 346 An- 
trägen untersucht. 

Die Abteilung für Textilprüfung, die bisher der Abtei- 
lung 3 angegliedert war, wurde im Juni 1920 als selbständige Ab- 
teilung 7 neu errichtet. Im Berichtsjahre kamen 220 Anträge zur 
Erledigung. 

Betreffs Einzelheiten über Prüfungsarbeiten und wissenschaft- 
liche Arbeiten sei auf die Mitteilungen aus dem Materialprüfungs- 
amt 1920, 1921 verwiesen. Vogel. 


Forschungsinstitut für rationelle Betriebsführung im Hand- 
werk. — Das 1919 vom Handwerk selbst in Karlsruhe gegründete 
Forschungsinstitut beabsichtigt, zu Berlin eine Bezirks- 
stelle ins Leben zu rufen. Vom 1. Oktober an wird zunächst in 
den Räumen der Handwerkskammer eine Auskunftsstelle zur Ver- 
fügung stehen. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Kongreß für Erfinderwesen. — Nach der „Frankf. Ztg.” will 
die Gesellschaft zur Errichtung eines deutschen Erfindungs-Insti- 
tutes zusammen mit der Arbeits-Gemeinschaft deutscher Erfinder- 
sehutzverbände vom 11, bis 14. Oktober inGießen einen Kongreß 
für Erfinderwesen als ersten seiner Art veranstalten. Die Leitung 
hat Geheimrat Prof. Dr. Sommer. Für Nichtmitglieder der an- 
geschlossenen Verbände kostet die Teilnahme 60 M, für Firmen 
200 M. 


Erfindungsausstellung in New York 1923. — Nach dem „Board 
of Trade Journal” soll in New York während der am 8. I. 1923 be- 
ginnenden Woche eine internationale Ausstellung von Patenten 
und Erfindungen abgehalten werden. 


Jahresschau deutscher Arbeit, Dresden 1922. — Die Porzel- 
lanfabriken des Struppkonzerns haben gelegentlich 
der Ausstellung eine Weerbebroschüre herausgegeben, die über die 
Entwicklung der einzelnen Werke, ihre Arbeitsweise und Fabri- 
kate kurz Auskunft gibt. Unter diesen Unternehmungen sind für 
die Herstellung technischer und insbesondere elektrotech- 
nischer Porzellanartikel speziell wichtig die Porzellan- 
fabriken Weiden Gebr. Bauscher, Hermsdorf und Freiberg i. 8. 
(beide zu Kahla gehörig), die Porzellanfabrik zu Kloster Veils- 
dorf A. G., die Porzellanfabrik Joseph Schachtel A. G. in Sophienau 
(Schles.), H. Schomburg & Söhne A. G. mit ihren Anlagen in Mar- 
garethenhütte (Sa.) und Roßlau (Anh.) sowie die Tonwarenfabrik 
Schwandorf. Die Broschüre erwähnt auch den Zusammenschluß 
der in ihr genannten Anlagen unter Leitung der Bank für Thüringen 
vorm. B. M. Strupp zu einer Forschungsgesellschaft 
vereinigter Porzellanfabriken m. b. H. Meiningen, 
die den Zweck verfolgt, jedes der Werke einer schöpferischen, 
rationellen Arbeit zuzuführen und unter enger Verbindung der Er- 
kenntnisse wissenschaftlicher Forschung mit den Erfahrungen der 
Praxis die besten Methoden für die einzelnen Zweige der Por- 
zellanfabrikation zu erreichen. 


Energiewirtschaft. 


Allmählicher Abbau der Elektrizitätszwangswirtschaft. — Wie 
uns der Reichskommissar für die Kohlenverteilung zur Berichti- 
gung anders lautender Nachrichten mitteilt, hat er in seinem 
Rundschreiben vom 30. V. lediglich von dem allmählichen 
Abbau der Elektrizitätszwangswirtschaft ge- 
sprochen und ausdrücklich darauf hingewiesen, daß deren Locke- 
rung nicht zu der irrigen Meinung führen dürfe, daß damit auch die 
Möglichkeit einer Erhöhung der Brennstoffkontinzente gegeben 
sei. Soweit sich jetzt übersehen lasse, könne man damit rechnen, 
daß die Elektrizitätszwangswirtschaft mit dem 31. III. 1923 allge- 
mein und endgültig aufgehoben werde, dagegen sei 
eine Erklärung oder gar Terminangabe betreffs Aufhebung der 
Kohlenzwangswirtschaft, die auch für die Strom- 


~ b) 0. Bauer und O. Vogel „Über das Rosten von Eisen in Berührung 
mit anderen Metallen und Legierungen“ AMlitteil.a.d Materialprüfungsamt 1913, 
s. 11 


4. 
3) Mitteilungen a. d. Materialprüfungsamt 1920, S. 85 


versorgungsunternehmen ganz unabhängig von der Elektrizitä ts- 
zwangswirtschaft behandelt werden müsse, von ihm nicht abge- 
geben worden. — 

Daß die Wirtschaftsnot zu größter Sparsamkeit im Ve r- 
brauch elektrischer Arbeit zwingt, beweist ein nach 
dem „Berl. Börsen-Courier” am 18. IX. gültig gewordenes Orts- 
gesetz des Berliner Magistrats, demzufolge offene Verkaufs- 
stellen und Ladengeschäfte nur höchstens 80 % der Strommenge 
verbrauchen dürfen, die sie in dem entsprechenden Kalenderviertel- 
jahr 1916 konsumierten. Entsprechende Beschränkungen sind den 
Theatern, Gastwirtschaften und ähnlichen Unternehmungen auf- 
erlegt worden, ebenso Abnehmern von mehr als 3000 kW An- 
schlußwert. 


Die Energiequellen Deutschlands und der Stand ihrer Aus- 
nutzung. — Direktor Kreyßig, Berlin, sprach im Reichskurato- 
Mun für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk über obiges 

ema. 

Die Energiequellen Deutschlands bestehen überwiegend in den 
Steinkohlenlagern Oberschlesiens, Westfalens, an der Saar usw., mit 
einem Vorrat von 1% Milliarden t (Teufe bis zu 1200 m), oder 305 
Milliarden t bei einer Teufe von 2000 m. An zweiter Stelle steht die 
Braunkohle Mitteldeutschlands und der Kölner Bucht mit etwa 14 
Milliarden t, an dritter Stelle die Wasserkräfte, die eine Jahreslei- 
stung von 7,6 Milliarden kWh haben. Von geringer Bedeutung sind 
die Torflager mit etwa 0,85 Milliarden t. In Wärmeeinheiten ausge- 
«rückt entfallen auf Steinkohle (bis 2000 m Teufe) 98,13%, auf 
Braunkohle 1,44 %, auf Torf 0,11 % und auf Wasserkräfte 0,32 %, 
wobei die Ausnutzung der Wasserkräfte auf 1000 Jahre angenom- 
men ist, entsprechend dem Vorrat an Steinkohlen bis zu einer Teufe 
von 2000 m. Die Verwendung des Windes für dynamische Zwecke 
fällt ganz außer Betracht, diejenige von Ebbe und Flut ist noch ein 
technisches Problem. 

Von den einzelnen Energiequellen wiesen 1919 an der Erzeu- 
gung elektrischer Arbeit in öffentlichen Elektrizitätswerken die 
Steinkohle 3,191 Milliarden M (52%) auf, Braunkohle 2,332 Milliar- 
den (38%) und die Wasserkräfte 10 %. Die mit Treiböl, Torf, Holz, 
Gas und Wind erzeugten kWh sind unbedeutend und in obigen Zah- 
len einbegriffen. An installierter Leistung entfallen 1919 auf Stein- 
kohle 1,743 Mill. kW, auf Braunkohle 0,899 Mill. kW, auf Wasser 
0,169 Mill. kW und auf Torf 0,012 Mill. KW. In den letzten Jahren 
hat sich das Verhältnis zugunsten der Braunkohle und der Wasser- 
kräfte verschoben. 

Im Interesse der Volkswirtschaft ist in letzter Zeit auf einen 
stärkeren Ausbau der Wasserkräfte hingewirkt worden, von denen 
in Bayern 1919 nur 7 %, in Preußen rd 25 %, in Baden 17 %, in Würt- 
temberg und Sachsen je 30 % ausgebaut waren. Der Durchschnitt für 
ganz Deutschland erreicht nur 14%, eine äußerst niedrige Ziffer 
für das Jahr 1919, die jedoch in den letzten Jahren eine erhebliche 
Steigerung erfahren hat. Durch den Ausbau großer Wasserkräfte 
wie z. B. des Walchensees (100 000 PS), des Innwerkes (100 000 PS), 
der mittleren Isar (75 000 PS), der unteren Alz und der Planungen 
am Schluchsee in Baden, Am Rhein zwischen Baden und Bodensee, 
am Neckar, in Zschoppau in Sachsen, an der Weser, am Main, an der 
Donau und an der Saale, Werra usw. wird der Anteil der Wasser- 
kräfte an der Energieerzeugung Deutschlands weiterhin zunehmen. 
Eine Ausnutzung des Torfes in stärkerem Maße als bisher stößt auf 
erhebliche Schwierigkeiten technischer und wirtschaftlicher Art bei 
seiner Gewinnung und Trocknung. 

Die Verwendung der Kohle an ihrem Fundort und der Wasser- 
kräfte hat eine starke Zentralisation der Erzeugung zur Folge. Da 
der Schwerpunkt des Verbrauches elektrischer Arbeit nicht mit den 
Erzeugungsstätten zusammenfällt, bedarf es des Transportes der 
Energie in die Verbrauchsgebiete. Die Elektrotechnik hat in dem 
letzten Jahrzehnt die Grundlagen geschaffen, um große Energiemen- 
gen auf weite Entfernungen wirtschaftlich zu übertragen. Hiefbei 
stellt sich das erfreuliche Ergebnis heraus, daß hochgespannter 
Drehstrom von 50 Per hinsichtlich seiner Übertragungsverluste, be- 
sonders bei großen Leistungen, dem Gleichstrom durchaus ebenbür- 
tig ist. Bei kleineren Leistungen ist der Gleichstrom im Vorteil. 
Auch die Frequenz hat sich bei der Übertragung größerer Kräfte als 
durchaus wirtschaftlich erwiesen, so daß ein Übergang zu niedrige- 
ren Periodenzahlen nicht erforderlich ist. Die Ergebnisse werden 
im wesentlichen dadurch erzielt, daß die Elektrotechnik die Mittel 

gefunden hat, um Blindleistungen zum Ausgleich von Spannungser- 
höhungen und -senkungen zu verwenden. 

Die technische Entwicklung hat bisher durch Übertragung grö- 
Berer Energien auch für deutsche Verhältnisse wirtschaftliche Gren- 
zen gezogen, die um so enger werden, je weiter die Steigerung der 
Preise anhält. Um die Verteilung von zentral erzeugter Energie 
wirtschaftlich zu gestalten, ist in den letzten Jahren die Zusam- 
menfassung und Verkuppelung kleinerer Betriebe mit größeren 
durchgeführt worden, ebenso die Verkupplung benachbarter Groß- 
kraftwerke. Eine Karte des elektrischen Energieflusses gibt über 
die Beförderung der erzeugten Arbeit bis zum Verbraucher inter- 
essanten Aufschluß. Durch eine schematische Darstellung ist aus 
den Verbindungsleitungen zwischen den Werken und Verbraucher- 
gebieten die Menge der übertragenen Arbeit zu ersehen, ebenso durch 
die Wahl der Farbe die Energiequelle. Aus dieser Karte ist die star 
ke Vermaschung der deutschen Hochspannungsleitungen in den Ats- 


5. Oktober 1822. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 


1248 


tausch von Energie deutlich zu erkennen, ferner bilden sich ge- 
wisse Zonen aus, wie z. B. das mitteldeutsche Braunkohlengebiet, 
indem die Braunkohle als Energiequelle die Oberhand gewonnen 
hat, ferner die süddeutsche Zone, in welcher die Wasserkräfte vor- 
herrschen, ferner die rheinisch-westfälische Zone, in der Braun- und 
Steinkohle um die größte Wirtschaftlichkeit ringen, und Oberschle- 
sien, in dem die Steinkohle vorherrscht. Außerdem machen sich 
Jeutlich Bestrebungen geltend, wonach der Ausbau von Wasserkräf- 
tennicht nur in Süddeutschland, sondern auch am Rhein, an der We- 
ser und in Pommern und Ostpreußen lebhafte Fortschritte macht. 

Die Wirtschaftlichkeit in der Erzeugung und der Verteilung der 
Energie hat bereits einen sehr hohen Grad erreicht und wird nur mit 
geringen Bruchteilen weiter erhöht werden können. Bei der Ver- 
wendung der Energie sind jedoch vielerlei Möglichkeiten gegeben, 
am die Wirkungsgrade zu steigern. Dieser ist in erster Linie abhän- 
viz von dem zeitlichen Verlauf des Verbrauches. Während der 
\achtzeit ist die Belastung der Kraftwerke meistens gering, wäh- 
rend tagsüber sogenannte Spitzenleistungen auftreten. Solche un- 
rleichmäßigen Belastungen haben eine Verschlechterung in der Aus- 
nutzung der verfügbaren Energie zur Folge. Es erscheint daher eine 
"mschichtung im zeitlichen Verlauf wünschenswert. Derartige Be- 
trebungen stoßen jedoch meist auf Schwierigkeiten persönlicher 
und sozialpolitischer Art. Ein anderer Weg zum Ausgleich wird 
durch die Speicherung der Energie dargestellt, so z. B. durch die Aus- 
legung von Talsperren bei Wasserkräften, soweit diese speicher- 
fıhig’ sind. Da Deutschland im wesentlichen Niederdruck-Wasser- 
xräfte besitzt, kann eine solche Speicherung nur in den seltensten 
Fällen wirksam und mit Erfolg durchgeführt werden. In letzter Zeit 
wird eine Wärmespeicherung im sogenannten Ruthschen 
!ampfspeicher!) vorgeschlagen werden, die besonders in 
Skandinavien bisher erhebliche Vorteile in Betrieb und Wirtschaft- 
lichkeit aufweisen. - 

Ferner wird die Wirtschaftlichkeit bei der Ausnutzung der 
ieutschen Energievorräte die Bestrebungen von Erfolg begleiten, 
¿ie eine Verkupplung von Kraft- und Wärmewirtschaft fordern. Eine 
aligemeine Lösung hat sich jedoch als undurchführbar erwiesen, 
vielmehr bedarf es für jeden einzelnen Fall sorgfältiger Prüfung und 
’urcharbeitung. Ein Erfolg wird in allen den Fällen zu erreichen 
in, in denen das Verhältnis des Energiebedarfs an Wärme und 
kraft ein gleichmäßiges bleibt, oder in denen sich die Erzeugung und 
der Verbrauch von Energie für Kraft-, Fabrikations- und Heiz- 
zwecke zeitlich und der Menge nach deckt. Als Beispiel für eine 
auberst vorteilhafte Verwendung der Energie in diesem Sinne sei 
die Brikettfabrikation, die Papier- und einige Zweige der Textilin- 
dustrie genannt, im besonderen aber die Hütten- und Eisenindustrie. 

Im letzten Jahrzehnt sind ferner eingehende Versuche durch- 
x«führt worden, um außer dem Wärmegehalt der Brennstoffe auch 
deren Wertstoffe (Teere, Öle, Stickstoffe, Schwefel usw.) zu ge- 
winnen. Diese Arbeiten erhielten während des Krieges durch den 
Mangel an Öl einen lebhaften Anstoß, konnten aber nur für minder- 
wertige Brennstoffe, insbesondere für erdige Braunkohle nur mit 
geringem Erfolge durchgeführt werden. Da die Vergasung der 
Brennstoffe mit einem erheblichen Verlust von Wärme verbunden 
ist, ist nach dem jetzigen Stand der Technik ein wirtschaftlicher 
Vorteil bei der Auflösung der Brennstoffe in Gase und Asche noch 
nicht herauszuholen. Durch die Aufbereitung der Brennstoffe in der 
l’rehtrommel mit anschließendem Generator ist ein Weg gewiesen, 
der unver Verwendung der Gasturbine Aussicht auf Erfolg ver- 
:pricht. 


Industrie und Handel. 


Deutschland. — Das günstige Ergebnis der vom Reichsbank- 


präsidenten mit der Bank von England über die Garantie der Bel- 


gien zufallenden Schatzscheine gepflogenen Verhandlungen und 
dio nunmehr erfolgte Ablieferung dieser Wechsel 
haben Deutschland für die nächste Zeit zwar eine gewisse Atem- 
pause gewährt, doch zeigt schon der geringe Einfluß dieses Pro- 
visoriums auf den Markkurs, daß es sich eben nur um ein solches, 
um einen Zeitgewinn handelt, der uns allerdings zunächst von Bar- 
zahlungen entlastet, aber das verlangte langfristige Moratorium 
natürlich keineswegs ersetzen kann. Nun soll sich nach Antrag 
Lord Cecils und des französischen Senatorsde Jouvenelauf 
Aufforderung der interessierten Regierungen, zu denen die Fran- 
zosen Deutschland jedoch, wie es scheint, nicht rechnen wollen, der 
VYölkerbund mit dem Reparationsproblem befassen, wenn die 
in Aussicht genommene BrüsselerKonferenz wieder resul- 
tatlos verläuft. Man wollte in Genf die Abrüstungfrage lösen, hat 
aber eingesehen, daß das ohne vorherige Klärung der Wiedergut- 
machung und der interalliierten Schulden nicht möglich ist. Letz- 
tere, so heißt es in einer Resolution der Abrüstungskoinmission, seien 
das Hindernis, das beseitigt werden müsse, bevor das wirtschaft- 
licha Leben Europas wieder hergestellt werden könne. Auch be- 
stehe kein Grund, nicht ohne die Mitwirkung der V. S. Amerika 
sofort zu handeln, denn Europa habe nur sehr wenig Zeit, um sich 
finanziell zu retten und den drohenden Zusammenbruch abzuwen- 
len. Diese Erkenntnis bedeutet einen Fortschritt. Gleichwohl wird 
Deutschland aus ihr und der Entschließung keine großen Hoffnun- 


Vgl. den Bericht Wiesbaden „ETZ* 192, S. 934 ff, 


gen ziehen dürfen; Frankreichs Politik ist wohl nach wie vor aufdie 
Usurpation der Rheinlande gerichtet, und im Völkerbund, dem bei- 
zutreten uns jetzt von vielen Seiten empfohlen wird, einen objek- 
tiven Vermittler zu erblicken, verbietet allein schon die Erinnerung 
an Oberschlesien. 

Trotzdem sind natürlich alle Maßnahmen zu begrüßen, die dazu 
dienen können, die durch die Sachlieferungsabkommen von Wies- 
baden und Berlin mit Erfolg eingeleiteto Wiederherstellung der 
zerstörten französischen Gebiete tunlichst zu beschleunigen. An 
erster Stelle steht da der zwischen Stinnes und dem Präsiden- 
ten des Generalverbandes der Kooperativen der zerstörten Gebiete 
de Lubersac geschlossene, hier schon in seinen wesentlichen 
Zügen mitgeteilte!) und von manchen nicht ohne Vorurteil aufge- 
nommene Vertrag. Nach ihm soll als Vermittlungsstelle für die 
Ausführung der SachlieferungendieA.G. für Hoch- und Tief- 
bau in Essen wirken. Sie ist berechtigt, für die allgemeinen Un- 
kosten und ihren Nutzen einen Aufschlag zu berechnen, der nicht 
höher sein darf als6 % des von ihr in Deutschland für die gelieferten 
Waren bezahlten Preises, und der in die Deutschland für die tatsäch- 
lichen Sachlieferungen gutzuschreibende Summe ebenso einbegriffen 
wird wie die etwaigen Kosten, die aus den zwecks Finanzierung der 
Verträge durch die genannte Gesellschaft mit einem Bankenkon- 
sortium unter Führung der Dresdner Bank vereinbarten Lei- 
stungen erwachsen. Da die A. G. für Hoch- und Tiefbau unter ihrer 
Verantwortung die Bestellungen gemäß den bestehenden Vorschrif- 
ten der deutschen Regierung verteilen soll und sich verpflichtet, 
Aufträge unter dem Vorbehalt der Prüfung und Abnahme bezüg- 
lich Beschaffenheit und Preis an solche deutsche Firmen zu geben, 
die die Confédération générale des Coop6ratives des Régions 
dévastées präsentieren wird, sich aber anderseits in Anbetracht 
des außerordentlichen Umfanges der Lieferungen das Recht vor- 
behält, unter ihrer Verantwortung mit anderen, im Wiederaufbau- 
wesen besonders erfahrenen deutschen Firmen zusammenzugehen, 
liegt natürlich eine gewisse Monopolgefahr vor. Was die Preis- 
bildung anbetrifft, so sind, wenn die Verträge zu festen Preisen ge- 
schlossen wurden — die Confédération legt Wert darauf, daß diese 
in Papierfranken lauten —, beide Parteien zur Abwicklung ver- 
pflichtet, Dagegen hat die Confédération im Falle gleitender 
Preise, wenn diese z. Zt. der Ablieferung frei Bestimmungsbahn- 
hof höher sind als die der entsprechenden Materialien auf dem fran- 
zösischen Markt, das Recht, die Annahme der Lieferungen zu ver- 
weigern; der deutsche Lieferant kann aber in den Preis eintreten. 
Daß etwa die deutschen Inlandpreise zur Grundlage der Berechnung 
gemacht werden sollten, ist im Vertrage nicht gesagt. Die von 


‚Stinnes weiter vereinbarte Bestimmung über die Freigabe eines 


dem für die Fabrikation der Materialien unbedingt nötigen Ver- 
brauch entsprechenden Prozentsatzes der monatlich von Deutschland 
an Frankreich zu liefernden Kohlenmengen hat, wie berichtet wird, 
die französische Regierung leider dahin geändert, daß die Koope- 
rativgenossenschaft ein gewisses Kohlenquantum vom franzö- 
sischen Staat erwerben kann und dieses dann unter besonderen Be- 
dingungen nach Deutschland zurückgeliefert werden darf, Sehr 
wichtig ist schließlich, daß das Abkommen nur gilt, wenn die deut- 
schen Warensendungen als „Sachlieferungen“ nach dem franzö- 
sischen Mindesttarif verzollt werden, und daß die Confédération 
sich verpflichtet, im Falle einer Erhöhung des Zollsatzes für die 
vorher eingegangenen Verträge den Preisunterschied zu tragen. 
Die „Frankf. Ztg.”, die sich in ihrer Nr. 635 eingehend mit der wirt- 
schaftlichen Seite der Übereinkunft beschäftigt, sieht in, ihr nur 


` einen Rahmenvertrag, dem allerdings, sofern die beider- 


seitigen Regierungen ihn billigen und unterstützen, wohl mit ge- 
wohnter Energie die geschäftlichen Abmachungen folgen dürften. 
Eine Besichtigung der durch den Krieg verwüsteten Landesteile 
durch deutsche Industrielle, gelegentlich deren auch über einen 
deutsch-französischen Montantrust verhandelt wer- 
den soll, ist nach Pressemeldupgen geplant. 


Da damit zu rechnen ist, daß auch in anderen Artikeln Auf- 
träge auf Wiedäargutmachungslieferungen in großem Maße erteilt 
werden, haben sich, worauf hier ebenfalls bereits hingewiesen 
wurde, zahlreiche elektrotechnische Spezialfabriken des Reiches — 
nach einer uns vorliegenden Liste sind es bereits über 30 — für die 
Gruppe Maschinen und Transformatoren vereinigt und mit der 
Wahrnehmung ihrer Interessen und dem Verkauf die Elmag, 
Elektromaterial-Gesellschaft m. b. H. Kommandit- 
gesellschaft, Berlin, betraut. Ferner ist zwischen der Lehrer- 
v. Siemens, Vereinigte Baustoffindustrien, Berlin und Düssel- 
dorf, die aber nichts mit dem Siemenskonzern zu tun hat, und der 
Chambre Syndicale des Constructeurs en Ciment Arme Mitte Sep- 
tember ein, wie es heißt, schon 1920 vorbereitetes Übereinkommen 
getroffen worden, um gemeinschaftlich für den Wiederaufbau der 
zerstörten Gebiete ein Programm aufzustellen. Die genannte Kom- 
manditgesellschaft übernimmt die Beschaffung der gesamten Bau- 
materialien sowohl auf Grund des Sachlieferungsabkommens vom 
22. VII. als auch im freien Handelsverkehr zusammen mit einer An- 
zahl westdeutscher, Baustoffe erzeugender Firmen, u. zw. als im 
Gillet-Abkommen vorgesehener Mandatar, während anderseits der 
französische Unternehmerverband Jieselbe Rolle einer besonderen 
Baumaterialien-Beschaffungsgesellschaft überträgt. Unter den dem 


1) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1173 


- mn... a 


1250 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 


5. Oktober 1922. 


Verband angeschlossenen Pariser Firmen finden sich die L’Electro- 
Entreprise, Anciens Services Electriques Bagues frères & Bisson 
Bergès sowie die Société des Grands Réseaux Electriques. Für die 
Finanzierung soll hier ein neutrales (insbesondere holländisch- 
schweizerisches) Konsortium sorgen. Gleichzeitig wird mitgeteilt, 
daß das französische Wiederaufbauministerium der Verwendung 
deutscher und internationaler Arbeitskräfte bis zu 50 % der Ge- 
samtarbeiterzahl zugestimmt habe. Weiter ist neuerdings ein Ab- 
kommen bekannt geworden, das die Württembergische 
Rohstoff-G.m. b. H. mit der französichen Galli eni -Gruppe 
geschlossen hat, der als einer der ersten das Mandat zugefallen sein 
soll, Aufträge der französischen Geschädigten und deren Ge- 
nossenschaften entgegenzunehmen und an die deutsche Industrie 
nach den Ausführungsbestimmungen des Wiesbadener und Gillet- 
Abkommens weiterzuleiten. Auch die Gründung der Westdeut- 
schen Bau- und Industriegesellschaft m. b. H. 
mit 0,6 Mill. M seitens des Sichelkonzerns bezwekt die Ausfüh- 
rung von Wiederaufbauarbeiten, wobei, wie die „Frankf. Ztg.“ an- 
nimmt, die auf der Gegenseite beteiligten französischen Gruppen 
aus ihren Beständen Markkredite zur Verfügung stellen dürften. 
Für ein bayerisches Sachlieferungsabkommen hat nach derselben 
Quelle eine Anzahl von Interessenten in München die Wieder- 
aufbaugruppeBayernG.m.b.H. mit 0,3 Mill. M ins Leben 
gerufen, die bereits mit Mandataren des Ministeriums für die be- 
freiten Gebiete in Paris Lieferungsverträge gemacht haben soll. 
Endlich steht nach Meldungen der Tagespresse die Unterzeichnung 
eines Leistungs- und Lieferungsabkommens bevor, über das sich 
der Verband sozialer Baubetriebe und das Aktions- 
komitee für die zerstörten Gebiete Nordfrankreichs kürzlich ge- 
einigt haben, und das diese unter Ausschaltung privaten Gewinn- 
strebens in erster Linie auf die Interessen der in Nordfrankreich 
Geschädigten und die des Deutschen Reiches einstellen wollen, Da- 
gegen hat der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund die Nach- 
richt, daß Vorschläge der Gewerkschaften für den 
Wiederaufbau in Frankreich angenommen worden seien, demen- 
tiert. Aus alle dem gewinnt man — verständiges Vorgehen voraus- 
gesetzt — den Eindruck, daß die Wiederherstellung der zerstörten 
Gebiete Frankreichs, die dieses selbst bisher, vielleicht nicht ohne 
Absicht, vernachlässigt hat, nun doch energisch in Angriff genommen 
und damit hoffentlich eine Brücke von Volk zu Volk geschlagen 
wird, die nicht im Bereich politischer Machenschaften liegt. 

In einem Referat, das C. F. v. Siemens auf der deutsch- 
demokratischen Wirtschaftstagung in Eisenach über die deut- 
sche Industriepolitik erstattet hat, ist von ihm darauf 
hingewiesen worden, daß ohne Mehrproduktion auch der 
Stinnes-de Lubersac-Vertrag ein Schlag ins Wasser bleiben werde. 
Das trifft nicht nur auf dieses Abkommen zu, sondern alle unsere 
Bemühungen, in Frankreich wie vor allem bei uns selbst erfolg- 
reich wieder aufzubauen, sind nutzlos, wenndie Produktion 
nicht ganz erheblich wächst und diejenigen, die sich 
heute aus Mangel an Verständnis, Genußsucht, Faulheit oder gar 
in böser Absicht harter, pflichtbewußter Arbeit entziehen, nicht 
endlich zur Raison gebracht werden. Der achtstündige Arbeitstag 
würde für die meisten Industrien, wie v. Siemens sagt, ausreichen, 
wenn acht Stunden wirklich gearbeitet werde. „Nutzeffekt” 
müsse das Schlagwort für die Zukunft sein sowohl in der Wirt- 
schaft als auch in der Politik. Wenn es im bisherigen Tempo weiter- 
gehe, würden wir bald nur noch für Spezialartikel auf dem Aus- 
landsmarkt konkurrenzfähig sein. Ein Volk, das den größten Krieg 
verloren hat, dürfe sich sein Leben nicht bequem machen, und trotz 
des Versailler Vertrages brauchten wir nicht so tief zu sinken, wie 
wir gesunken sind. Besonders beherzigenswert sind die Mahnungen, 
die der Präsident des Siemenskonzerns an die Bergarbeiter richtete, 
die heute schon wieder Lohnerhöhung fordern und damit aufs 
neue die noch nicht einmal zur Ruhe gekommene Teuerungsschraube 
in Bewegung setzen. Mehrarbeit, vor allem an der 


Kohle, Verbilligung unserer Kohle für das Inland, 
das bedeutet ein gutes Stück des Weges, der uns nächst einer ge- 
rechten Anpassung der Reparationsforderungen an die Leistungs- 
fähigkeit des Reiches wieder aufwärts führt. 


Rußland. — Das frühere Vorstandsmitglied der ehemaligen 
russischen AEG und jetziger Vorstand des Elektrotrusts in Moskau, 
Lew Zausmer, hat einem Vertreter des „Berl. Börs.-Cour.“ 
einige interessante Mitteilungen über dierussische Elektro- 
industrie gemacht, nach denen deren Lage durch die Hebung 
der wirtschaftlichen Verhältnisse in Rußland gebessert worden 
ist. Die neu gegründeten Elektrotrusts arbeiten lediglich auf 
kommerzieller Basis, sind in der Art ihrer Geschäftsführung voll- 
ständig unabhängig, stellen eigene Bilanzen auf und unterliegen 
lediglich der Kontrolle der Elektrotechnischen Abteilung des Ober- 
sten Volkswirtschaftsrats.. Der Elektrotrust umfaßt alle russischen 
nationalisierten Fabriken und auch diejenigen Werke, die die ein- 
schlägigen Porzellanartikel, ferner Kohlenstifte und -bürsten her- 
stellen. Zausmer ist der Ansicht, daß sich aus dieser Organisation 
etwas Gesundes und Lebensfähiges herausbilden lasse, doch sei 
man sich auch in Rußland darüber klar, daß die dortige Elektro- 
industrie sichnicht ohne Anlehnung an die deutsch: 
und amerikanische schnell genug entwickeln könne. Den ersten 
Schritt, den die SSW taten, indem sie dem russischen Elektrotru:t 
einen Warenkredit gewährten, habe man in Rußland mit der größten 
Genugtuung aufgenommen, und es beständen Anzeichen dafür, dab 
ihm andere folgen werden. Zurzeit stattfindende Unterhandlun- 
gen ließen eine Wiederherstellung des engeren Kontaktes zwischen 
der deutschen und russischen Elektroindustrie in nächster Zukunft 
erwarten. Letztere habe bereits wieder eine ansehnliche 
Leistungsfähigkeit erlangt. Die Fabriken seien modern 
eingerichtet und verfügten über brauchbare Arbeitskräfte, wenn es 
auch an manchen Stellen an auszebildeten Ingenieuren und Fach- 
arbeitern fehle; die Fabrikate entsprächen den normalen Anforde- 
rungen. Von den Verträgen, durch die sich ausländische Gruppen 
ein wirtschaftliches Arbeiten in Rußland gesichert haben, erwartet 
Zausmer neue Anregung und große Aufträge für die russische Elek- 
troindustrie, deren Entwicklung in der offensichtlichen Besserung 
des Verkehrs Unterstützung finde. So würden beispielsweise die 
Engländer bei der Aufnahme ihrer Arbeiten in Rußland einen 
großen Teil ihres Bedarfes an elektrotechnischen Artikeln an Ort 
und Stelle decken können. Daneben sei ein merkliches Ansteigen 
der Bestellungen infolge des wachsenden Bedarfs elektrotech- 
nischer Artikel seitens russischer Auftraggeber zu konstatieren. 
Zurzeit ist nach Zausmer eine große hydroelektrische Anlage am 
Wolchow!) im Bau, die ganz Petersburg, das einstweilen 
von den städtischen Zentralen Strom erhält, mit elektrischer Arbeit 
versorgen soll. Die größten Starkstromfabriken Rußlands, ehemal; 
der dortigen AEG gehörig, seien, wie er sagt, für mindestens zwöüi! 


ei er a a wei a e vu 


am m e e a We wre 


m s m 


Monate mit Brennstoff, Kohle und Naphtha, versehen. Während des 
Krieges habe ausländisches Kapital, vornehmlich amerikanisches, | 


die Rolle übernommen, die früher das deutsche in der russischen 


Elektroindustrie spielte; namentlich die General Electric Co. hätte ` 


sich seither dort betätigt. Trotzdem werde die deutsche Elektro- 
industrie ein reiches Arbeitsfeld in Rußland finden, wo es z. Z. be- 
sonders an einer ausreichenden Glühlampenfabrikation, an Mef- 
instrumenten, Heizapparaten, Installationsmaterial usw. mangele. 
Übrigens ist, was bei dieser Gelegenheit bemerkt sei, kürzlich in 
der Tagespresse mitgeteilt worden, daß der Oberste Volkswirt- 
schaftsrat einen Dekretentwurf über die Bildung einer Aktien- 
gesellschaft zur Finanzierung der Elektrisie- 
rungsarbeiten in Rußland zustimmend begutachtet hab». 
Die Gesellschaft soll danach mit Beteiligung der Staats- und der In- 
dustriebank gebildet werden, und eine ausländische, unter Kontrolle 
des Außenhandelskommissariats arbeitende Agentur derselben 
werde den Ankauf von Maschinen und Materialien vermitteln. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Einladung 


zur Fachsitzung für Installationstechnik (EVI) am Dienstag, den 
10. Oktober 1922, abends 8 Uhr, in der Technischen Hochschule 
Charlottenburg, Hörsaal Nr. 301. 


Tagesordnung: 
Vortrag des Herrn Ingenieur S. Baumann über: „Die Not- 
A .. „4 
beleuchtung in Theatern und Warenhäusern. 
Gäste sind willkommen! 


Der Vorsitzende 
des Fachausschusses für Installationstechnik (EV]). 
Dr. Koebke. 


Fachsitzung für elektrisches Nachrichtenwesen am 7. März 1922 
in der Technischen Hochschule Charlottenburg, Hörsaal Nr. 141. 


Herr Geheimrat Strecker: An Stelle des heute verhinderten 
Vorsitzenden des Fachausschusses übernehme ich die Leitung der 
heutigen Versammlung. Ich bitte Herrn Lubberger, zu dem an- 
gekündigten Vortrag „Verkehrsfragen in Fernsprec. 
anlagen mit Wählerbetrieb“?°) das Wort zu nehmen. 


(Vortrag Lubberger.) 


Herr Ulfilas Meyer: Zunächst möchte ich zu den Wahr- 
scheinlichkeitsrechnungen eine Frage stellen. Soweit ich aus det 
Tabelle sah, die Sie vorgeführt hatten, verteilten sich die e!n- 
zelnen Gespräche ganz frei über die Zelle, d. h. es war nicht! 
angenommen, daß sie nur um Beginn der 0., 2., 4. usw. Minute 
beginnen können. Dann gibt es aber bedeutend mehr als 30 Mür- 
lichkeiten, wie die Gespräche liegen können. Bei der Ableitunz 


) Nachdem von P.Gurewitsch in der „ETZ* 1921, 8. 1441 ff. mitgeteilten 
Flektrisierungsplan soll die Gesamtleistung des Wolehowwerks 80000 PS betragen. 
? Vgl. ETZ“ 1922, 8. 1157 u. 1180. 


` 


5. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 


1251 


des Wahrscheinlichkeitsgesetzes ist also wohl doch eine der- 
artige Einschränkung gemacht worden, vielleicht läßt sich das 
Problem sonst nicht fassen. 


Mir leuchtet auch nicht ganz die Festsetzung der Verlust- 
ziffer allein für die Wirtschaftlichkeit der Anlage ein. Bei der 
(segenüberstellung eines Automatenamtes gegen ein Handamt 
kann ich mir denken, daß in dem Handamt und dem Automaten- 
amt dieselbe Verlustziffer auftritt, aber die Ausnutzung der Lei- 
tung kann verschieden sein. Die kommt meiner Meinung nach 
bei Aufstellung einer Wirtschaftlichkeit doch auch in Frage. Es 
wäre möglich, daß bei dem Automatenamt tatsächlich die Leitun- 
zen im Durchschnitt, sagen wir zu 75 %, ausgenutzt sind, während 
bei derselben Verlustziffer im Handamt infolge der zahlreicheren 
Verteilungswege die ausgenutzten Leitungen nur 50 % ausmachen. 
Es scheint mir daher, daß man die Frage der Wirtschaftlichkeit 
nach dieser Richtung etwas erweitern Muß. 


Als drittes möchte ich auf den Umrechner kommen. «Zunächst 
bekommt man einen ziemlichen Schreck vor dieser Einrichtung, 
und es wird einem verständlich, daß die Leute, die derartige 
Sachen erfinden, auch die Möglichkeit haben, mexikanische De- 
peschen zu dechiffrieren. Man fragt sich daher, ist es notwendig, 
derartige Apparate zu bauen? Das Beispiel der Einrichtung neuer 
Ämter unter Beibehaltung der ursprünglichen Nummern ist 
segenüber einem so komplizierten Apparat nicht durchschlagend. 
soweit ich die ganze Sache durchschaue, scheint die Einrichtung 
„ber auch für die Ausnutzung der Leitungen und Amtsteile von 
Wert sein zu können. 


Herr Lubberger: Die erste Frage des Herrn Dr. Meyer be- 
zieht sich auf die Annahme von durchweg gleich langen Be- 
legungen. Von Herrn Engset in Kristiania ist eine Arbeit über 
ungleich lange Belegungszeiten erschienen („ETZ“ 1918, S. 304). 
Er weist nach, daß das Maximum der Spitzen eintritt, wenn man 
alle Belegungen gleich lang macht. | 

Sie sagen zweitens, daß außer der Verlustziffer die Aus- 
nutzung der Leitung noch mit hineingenommen werden muß. 
Nein, wenn die Verlustziffer angenommen ist, so ist die Leitungs- 
zahl und damit die Ausnutzung nach Formel B festgelegt. 


Herr Meyer: Ich hatte die Sache so aufgefaßt, daß sich die 
Verlustziffer nicht nur auf eine Strecke von Verbindungsleitun- 
zen von einem Gruppenwähler zum andern erstreckt, sondern auf 
ein ganzes System. 


Herr Lubberger: Nein, eben nicht. Wir können nicht für 
das ganze System eine Verlustziffer von 0,001 vorschreiben. Man 
rechnet von Stufe zu Stufe. 


Herr Meyer wirft die Frage auf: Warum entwickelten die 
Amerikaner das neue System, trotzdem die besonderen Forderun- 
gen auch in das Strowgersystem eingebaut werden können. Zu- 
nächst sei bemerkt, daß das Strowgersystem sich in Amerika an- 
dauernd sehr stark weiter verbreitet. Die Aufspeicherung und 
Umrechnung sind auf die außerordentlich zahlreichen Verkehrs- 
arten in Amerika zurückzuführen: 


Pauschalbetriebe; Einzelgebühr; Geschäftsanschlüsse; Woh- 
nungsanschlüsse; 2-Gesellschafter-, 4-Gesellschafter-, 10-Gesell- 
schafter-Leitungen; die Gesamtheit aller dieser Möglichkeiten 
mit und ohne Münzautomaten; die Münzautomaten selbsttätig vom 
Teilnehmer bedient oder von Beamten; ferner Teilnehmer mit 
freiem Verkehr über die ganze Stadt, Teilnehmer mit beschränk- 
tem Verkehr; Teilnehmer, die nicht über einen bestimmten Ver- 
kehr hinauswählen dürfen; andere dürfen wieder gegen Bezah- 
lung in eine andere Zone; eine ausgiebige Ausnutzung der Aus- 
kunftei, man k#nn jederzeit das Amt anrufen und fragen, wieviel 
Uhr; außerordentlich scharfe Verkehrsspitzen. 


Es ist mir bekannt, daß in einem Amte im Verkehrszentrum 
in einer 500er Teilnehmergruppe 300 Leitungswähler vorgesehen 
sind, also 60 % ankommender Verkehr. Wenn dieser große Ver- 
kehr über ein Netz verteilt werden soll wie New York, hat man 
das Gefühl, daß praktisch jede einzelne Verbindung anders her- 
gestellt werden muß. Es ist offenbar wirtschaftlicher, die Ge- 
samtheit aller Verbindungen über die Einrichtungen zu schicken, 
die hier nur für einige Prozente der Verbindungen nötig sind. 


Herr Lubberger: Die 25% sind so berechnet. Die Reichspost 
rechnet mit 56 Verbindungen je Leitung im Tag als zulässig, da- 
von 28 Verbindungen ankommend und 28 abgehend. Von den 
23 ankommenden sollen 7 besetzt gemeldet werden dürfen. 


Herr Kruckow: Ich möchte einige Worte an die Ausführungen 
des Vortragenden anknüpfen in bezug auf die Verwendung der 
Umrechner (Register). Es ist bekannt, daß die leitenden Stellen 
der Western El. Co. noch vor wenigen Jahren dem Selbstanschluß- 
betrieb sehr ablehnend gegenüberstanden. Sie glaubten, den 
Fernsprechteilnehmern besseren Dienst gewährleisten zu können, 
wenn sie die Abfrazebeamtin beibehielten und den Maschinen- 
betrieb auf die Inneneinrichtung beschränkten. So erfolgte die 
Trennung der Verbindungen und die Zählung der Gespräche bei 


dem Vorläufer des vom Vortragenden beschriebenen Systems mit 
Stangenwählern, dem System mit 200-teiligen Wählern (Mr. 
Berty) durch die Abfragebeamtin. Das Selbstanschlußsystem der 
Western hat sich somit aus derhalbselbsttätigen Betriebs- 
weise heraus entwickelt, während das Strowger-System von vorn- 
herein als Selbstanschlußsystem gebaut worden ist, dem der halb- 
selbsttätige Teil nur für besondere Fälle zugefügt wird, wenn be- 
sondere Betriebsverhältnisse dies erfordern. Durch den Um- 
rechner wurden bei dem halbselbsttätigen System der Western 
El. Co. weder wesentliche Komplikationen noch besondere Auf- 
wendungen an technischen Mitteln erforderlich. Diese Verhält- 
nisse änderten sich von Grund auf, als man zum selbsttätigen 
Betrieb überging. Die Umrechner, deren Zahl der bei der größten 
Verkehrsspitze gleichzeitig eingehenden Anrufe entsprechen muß, 
wurden dadurch zu Hilfsapparaten, die die Anlage außerordent- 
lich verwickelt machen, die Störungsmöglichkeiten vermehren 
und das System verteuern. Wieweit Ersparnisse an anderer 
Stelle (bessere Ausnutzung der Verbindungsleitungsbündel usw.) 
hierin einen Ausgleich schaffen können, bedürfte eingehender 
Untersuchung. Um die Zugänglichkeit zu größeren Leitungs- 
bündeln sicherzustellen, ist keineswegs die Verwendung von 
Umrechnern erforderlich, sie ist auch bei direkter Wahl nach der 
Zehnerteilung für die Einstellung auf verschiedene Weise durch- 
führbar. Die übrigen vom Vortragenden bezeichneten Aufgaben 
sind ebenfalls ohne Umrechner lösbar, oder besser gesagt schon 
gelöst. Auch bei der Automatisierung großer Netze stehen der 
direkten Wahl keine besonderen: Schwierigkeiten entgegen. 
Spätere Nummernänderungen für die Anschlußleitungen lassen 
sich im wesentlichen durch eine planmäßige Netzaufteilung ver- 
meiden. Im übrigen möchte ich bitten, sich durch die vorgeführten 
verwickelten Stromlaufzeichnungen nicht abschrecken zu lassen. 
Die Stromläufe setzen sich aus vielen, regelmäßig wiederkehren- 
den Elementen zusammen, so daß das Einarbeiten nicht so schwer 
ist, wie es den Anschein hat. Es liegt im Interesse der Sache 
und der Entwicklung, wenn sich recht viele Schwachstrom- 
techniker mit diesen Dingen beschäftigen. 


Herr Lüschen: Die Entstehung der Register hängt meiner 
Ansicht nach folgendermaßen zusammen. Wie Herr Dr. Lubber- 
ger ausführte, bringt die Verwendung großer Leitungsbündel eine 
Ersparnis an Leitungen mit sich. Um diesen Vorteil weitgehendst 
auszunutzen, entschloß sich die Western Electric Co. schon in 
ihrem ersten System zu Leitungswählern mit 200 Kontakten, statt 
eines Wählers mit 100 Teilnehmern. Das hat sie in dem Stangen- 
wählersystem weiter getrieben und hat einen 500-Teilnehmer- 
Leitungswähler gebaut. Der Leitungswähler wählt also in einem 
anderen Zahlensystem als die Fingerscheibe des Teilnehmers. 
Aus diesem Grunde ist es notwendig, einen Umrechner einzufügen. 
Das ist der ursprüngliche Zweck des Registers. Ob tatsächlich 
mit den größeren Leitungswählern unter Verwendung von Um- 
rechnern eine größere Wirtschaftlichkeit erreicht worden ist, 
kann hier nicht erörtert werden, 

Ich habe Herrn Dr. Lubberger so verstanden, daß er mit 
seinem Beispiel uns ein Bild von den erweiterten Möglichkeiten 
der Verwendung des Registers geben wollte. 


Herr Kruckow: Es ist schr wohl möglich, auch 200- oder 500- 
teilige Wähler als Gruppenwähler nach der Zehnerteilung für die 
Einstellung zu betreiben, wenn nur der Leitungs wähler, der 
für die Auswahl von Verbindungsleitungen aus einem großen 
Bündel nicht in Betracht kommt, 100-teilig bleibt. So hat z. B. 
der Mc. Berty-Wähler 10 Stufen mit je 20 Drehschnitten. Er 
ns somit eine Zehnersteuerung mit 20er Btindeln ohne weiteres 
zulassen. 


Herr Lubberger: Aus den Ausführungen der beiden Herren 
Vorredner geht hervor, daß die Bildung großer Bündel eine der 
großen Fragen ist. Herr Oberpostrat Kruckow führt noch das 
Drehwählersystem der Western Electric Co. an. Ich habe dieses 
System der Kürze wegen übergangen. 


Herr Lange wünscht etwas genauere Aufklärung über das 
Mitlaufwerk. i 


Herr Lubberger: Angenommen, ein Teilnehmer in Teltow 
wolle einen Teilnehmer in Britz anrufen, Die regelrechte Ver- 
bindung verlaufe über: Teltow, Potsdamer Platz, Steglitz, Britz. 
Da der Verkehr Teltow—Britz sehr stark sei, ist es zweckmäßig, : 
den großen Umweg zu vermeiden. Man zweigt in Teltow von 
der Stromstoßleitung ein besonderes Relais ab, das gleichzeitig 
mit den regelrechten Wählern erregt wird, und ein kleines Hilfs- 
werk — Mitlaufwerk — einstellt. Wenn dieses auf die den 
Stellen „Potsdamer Platz—Steglitz—Britz” entsprechenden Kon- 
takte gelangt, so läßt es den II VW in Teltow wieder anlaufen 
und setzt ihn auf einer freien Leitung fest, die unmittelbar nach 
Britz führt. Die Wähler in Potsdamer Platz und Steglitz 
lösen aus. 

Vorsitzender: Das Wort wird nicht mehr gewünscht, dann 
darf ich Herrn Lubberger den besten Dank des Vereins für den 
interessanten und, wie die lebhafte Erörterung bewiesen hat, schr 
anregenden Vortrag aussprechen. 


1252 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 12. X. 1922, 
abends 8 Uhr: Vortrag Dipl.-Ing. Dressler ‚„Nachrichtenanlagen für 
Überlandwerke“. 


Elektrotechnische Gesellschaft zu Köln. 18. X. 1922, abends 
8 Uhr, Vortragssaal der Bürgergesellschaft: Vortrag Dr. von Krukowski, 
„Zähler zur Berücksichtigung des Blindverbrauchs und ihre Anwen- 
dung bei der Verrechnung der elektrischen Energie‘‘ (mit Lichtbildern). 


Deutsche Gesellschaft für Metallkunde, Berlin. 14. bis 17. 

X. 1922. 3. Hauptversammlung in Essen. 

15. X. 1922, vorm. 94, Uhr im Saal der Kaupenhöhe: 

l. Vortrag Dr.Ing. A. Peter „Das Pressen von Metallen‘. 

2. Vortrag Obering Th. Metzger „Die elektrischen Schmelzöfen für 
Nichteisenmetalle‘. 

3. Vortrag Prof. Dr. W. Fränkel „Die Korrosion der Nichteisen- 
metalle‘‘. 

16. X. 1922. Besichtigungen: 

Metallographisches Institut der Fried. Krupp A. G. Essen; Th. 
Goldschmidt A. G., Essen; Berzelius Metallhütten A. G. (Zinkhütte), 
Duisburg. 

16. X. 1922, nachm. 5 Uhr im Saal der Kaupenhöhe: 
1. Vortrag Dr. E. Schiebold ‚Die Verfahren zur Untersuchung der 
Metallstruktur mit Röntgenstrahlen‘‘. 
2. Vortrag Prof. Dr. W. Guertler ‚Die Beeinflussung von Metallen 
durch gleichzeitige verschiedenartige Zusätze‘. 
7. X. 1922, Besichtigungen: 

Accumulatorenfabrik A. G. Hagen; Anlagen von Basse & Selve, 

Altena. i 


pema 


Programm zum „Tag der Technik“ in Frankfurt a. M. 


Montag, den 9. Oktober, abends 7 Uhr: Vortrag über Werbe- und 
Industriefilme. Gegen 815 Uhr: Gemütliches Zusammensein im Restaurant 
„Reichsmesse‘‘. i 

Dienstag, den 10. Oktober, vorm. 10 Uhr: Vortrag Prof. Dr. Eberle, 
Darmstadt, „Aufgaben der Wärme- und Elektrowirtschaft‘‘; 113, Uhr: 
Besichtigung des „Hauses der Technik“ und der übrigen Abteilungen der 
Frankfurter Internationalen Messe; 2 Uhr: Gemeinsamer Imbiß im Er- 
frischungsraum der Universität (der Preis für das trockene Gedeck kann 
wegen der augenblicklichen Verhältnisse noch nicht genannt werden, 
wird aber so niedrig wie möglich gehalten). 


Vorträge und Veranstaltungen der einzelnen Verbände, 


Frankfurter Bezirksverein Deutscher Chemiker Nachm. 414 Uhr im großen 
Hörsaal des chemischen Instituts der Universität, Professor Dr. Fester 
„Chemische Probleme der modernen Brennstoffverwertung‘“. 

Frankfurter Architekten- und Ingenieur-Verein und Bund deutscher Archi- 
tekten Nachmittags 31, Uhr, Treffpunkt Goethegynınasium am Hohen- 
zollernplatz: Besichtigung der Neubauten des Hauptpersonenbahn- 
hofs, der Alten Brücke und Rundgang durch die Altstadt. 

Bezirksverein Frankfurt des Verbandes Deutscher Diplom-Ingenieure. 
Nachm. 3%, Uhr im Sitzungszimmer der Siemens-Schuckert-Werke, 
Gutleutstr. 42-44 I: Gautag der südwestdeutschen Bezirksvereine des 
V. D. I. 

Reichsbund Deutscher Technik Nachmittags 3 Uhr im Hörsaal des Physi- 
kalischen Vereins der Universität: Vortrag Prof. Dr. von Hanf- 
staengel, Charlottenburg über „Technik und Schule‘. 

Elektrotechnische Gesellschaft: Nachmittags 3 Uhr, Hörsaal F (Univer- 
sität): Referat Direktor Dr. Vogelsang über „Aufgaben und Organisa- 
tion des V. D. E.“. f 

Frankfurter Bezirksverein Deutscher Ingenieure. Nachm. 31, Uhr, Hör- 
saal H (Universität): Vortrag von Generaldirektor Dr. Bergius über 
„Flüssige Brennstoffe‘. 

Festvortrag. 


Abends 6 Uhr: In der Aula der Universität, Vortrag Prof. Dr. Friedrich 
Dessauer ‚Technik und Weltgeist‘‘; abends 8%, Uhr: Gemütliches 


Beisammensein mit unterhaltendem Programm, Loge Einigkeit, 
Kaiserstraße 37. 
Exkursionen. 
Mittwoch, den 11. Oktober: 


Gruppe I: Frankfurter Maschinenbau Akt.-Gee. vormals Pokorny & 
Wittekind, Kreuznacher Straße 54. 

Gruppe I: Adlerwerke A. G., Höchster Straße. 

Gruppe DI: Voigt & Hacffner A. G., Hanauer Landstr. 152/58. 

Diese Besichtigungen beginnen sämtlich vorm. 9 Uhr. 
Treffpunkt: Haupteingang des betreffenden Werkes. 

Gruppe IV: Eisenbahnwerkstätte Nicd. Treffpunkt: Hauptbahnhof, 
Bahnsteig 12, zum Zuge nach Nied 10 Uhr 10 Min. (Rückfahrt 2 Uhr 
21 Min.) 

Gruppe V: Werk Gustavsburg der Maschinenfabrik Augsburg-Nürn- 
berg A. G. Abfahrt ab Hauptbahnhof, vormittags 9 Uhr 18 Min.!) 

Gruppe VI: Vormittags 91, Uhr, mit Boot ‚Adler‘ vom Fahrtor ab: 
Besichtigung der Frankfurter Hafenanlagen, Schleusen und des Wasser- 
kraftwerkes Kesselstadt. 


EN 1) Deutscher Reisepaß oder Personalausweis erforderlich da im besetzten 
Gebiet. . 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40. 


5. Oktober 1922. 


RECHTSPFLEGE. 


Warenzeichen. — Über die Anmeldung von Waren- 
zeichen hat das Reichspatentamt unter dem 8. IX, im „Reich:- 
anzeiger” 1922, Nr. 214, neue Bestimmungen erlassen, die 
seit dem 1. X. diejeninen vom 30. IV. 1920 ersetzen. — Um den An- 
meldern von Warenzeichen das Einhalten der erforderlichen Ord- 
nung der Waren nach der gesetzlichen Klassen- 
einteilung zu erleichtern, ist amtlich eine Warenliste 
herausgegeben worden, deren Benutzung das Reichspatentamt allen 
Interessenten dringend empfiehlt. Sie wird von der Patentschrif- 
ten-Vertriebsstelle verkauft und kostet für «das Inland, Danziz 
und Österreich 40 M, für das übrige Ausland 200 M. — Als Druck- 
kostenbeiträge für die Veröffentlichung vou 
Warenzeichen erhebt das Reichspatentamt seit dem 18. IN. 
bis auf weiteres folgende Summen: 


In Stufe 1... 260 M In Stufe . 2080 M 
id 530 „ u 6. 20 
ji. u, o 800 ,, ar ee N 3510 „ 
ae He 1360 „ 


Preise der Patentschriften. — Das Reichspatentamt hat dir 
Preise der Patentschriften ab 28. IX. für das Inland, 
Danzig und Österreich auf je 40 M, für das übrige Ausland auf je 
20M erhöht. 


Chemical Foundation Company. — Auf Anweisung des Pri- 
sidenten der V. S. Amerika hat der Custodian of Alien Property die 
Chemical Foundation Company aufgefordert, ihm alle ihr ver- 
kauften Patent- und sonstigen Rechte zurückzugeben. Die Che- 
mical Foundation Company hatte bekanntlich im Kriege von dem 
damaligen Custodian annähernd 5000 der wertvollsten Patente und 
Warenzeichen deutscher Staatsangehöriger zu Spottpreisen ge- 
kauft und lehnte nun die Herausgabe ab, so daß der Custodian die 
Klage angestrengt hat. H. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung 
und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Statische Entladungserscheinungen an einer Drehstrommaschine. 


In dem auf S. 945 veröffentlichten Aufsatz wurde die Vermutung 
ausgedrückt, daß die erwähnten Glimmerscheinungen die Folge 
eines Isolationsfehlers seien. Ich möchte dazu bemerken, daß ic) 
eine gleiche Erscheinung an den Riemen verschiedener Motoren br- 
obachtete. Jedoch war dies nur dann der Fall, wenn diese eine 
hohe Umdrehungszahl halten und wenn sie in einem trockenen 
Raume standen. Brachte ich eine Glühlampe in die Nähe des 
Riemens, dann lud sich diese bis zu einem gewissen Grade, wobri 
die Glühfäden vernichtet wurden. Wurde dann die Glühlampe 
irgendeinem Körper genähert, so entlud sich dieselbe, indem ein 
elektrischer Funke nach dem Gegenstand überschlug. Bei Über- 
ladung schlug sogar ein Funke nach der Hand über. Diese Erschei- 
nungen sind nicht auf einen Isolationsfehler zurückzuführen, 
sondern es handelt sich hierbei nur um Reibungselektrizität, die 
durch Reibung zwischen Riemen und Scheibe erzeugt und bei An- 
näherung von Gegenständen abgeleitet wird. 


Belgard i. P., 3. VIII. 1922, R. Till. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


FestigkeitseigenschaftenundGefügebilderder 
Konstruktionsmaterialien. Von Dr.-Ing C. Bach 
und R. Baumann. 2. stark verm. Aufl. IV u. 190 S. in4®. Mit 
936 Abb. Verlag von Julius Springer, Berlin 1921. 

Die Verfasser bieten den in der ausführenden Technik stehen- 
den Ingenieuren in ihrem Werke eine aulerordentlich reichhaltige 
Sammlung desienigen Tatsachenmaterials, welches bei der Prüfung 
des Konstruktionsmaterials in der Stuttgarter Versuchsanstalt im 
Laufe von vier Jahrzehnten mit großer Sorgfalt allmählich gesam- 
melt worden ist. In immer steirendem Maße ist von Jahr zu Jabr 
von allen Ingenieuren, die in der Praxis Konstruktionsmaterial 
irgendwelcher Art zu verwenden haben, die Notwendigkeit erkann! 
worden, durch sorgfältige Untersuchung der in ihren Betrieben z" 
verarbeitenden Stoffe möglichste Klarheit über deren inneren Auf- 
bau, über das Vorhandensein und das Entstehen von etwaigen Feh- 
lern im Gefüge zu gewinnen, da nur auf Grund einer derartigen 
Kenntnis für ausübende Ingenieure die Möglichkeit gegeben ist, die 
ihnen zur Verfügung stehenden Materialien bis zur vollen Ausnut- 
zung ihrer Leistungsfähigkeit und dabei aber auch mit gröltmög- 
licher Sicherheit des Erfolges in Anspruch zu nehmen. In immer 
größerem Umfange bewirkt diese Erkenntnis, daß die material- 


5. Oktober 1922. 


erzeugenden und -verbrauchenden Werke durch Errichtung von um- 
finglichen Untersuchungsanstalten ihren Betrieben die Möglichkeit 
gewähren, die hierfür erforderlichen Untersuchungen mit wissen- 
-chaftlicher Genauigkeit zur Ausführung zu bringen. Die vollkom- 
nensten Untersuchungseinrichtungen geben aber auch in der Hand 
‚orgfältig ausgebildeter Ingenieure nur dann die Möglichkeit, aus 
dien Daten der jeweiligen Untersuchung die zutreffenden Schluß- 
folgerungen zu ziehen, wenn an Hand eines reichhaltigen Materials 
aie Möglichkeit gegeben wird, Vergleiche zu ziehen zwischen den 
Ergebnissen einer soeben durchgeführten Untersuchung und den- 
ienigen älterer Arbeiten, die bei ähnlichen Verhältnissen an Mate- 
rialien der gleichen Art gewonnen worden waren. 

Die Herren Bach und Baumann bieten der technischen Welt in 
der von ihnen veröffentlichten mustergültigen Sammlung von Ver- 
-ıchsergebnissen eine Zusammenstellung dieser Art, wie sie wert- 
voiler und umfassender bisher von keiner anderen Seite gegeben 
worden ist. In der jetzt erschienenen zweiten Auflage ist die Samm- 
lung, die schon bei ihrem ersten Erscheinen von allen Fachgenossen 
Jankbarst entgegengenommen worden ist, noch erheblich erweitert 
worden, so daß man beim Nachschlagen fast über alle in der Praxis 
iberhaupt vorkommenden Materialien in ihr passende Unter- 
ıchungsbeispiele findet, die das Werk zu einem Nachschlagebuch 
allerersten Ranges auf dem großen Gebiete der Untersuchung der 
konstruktionsmaterialien machen. 

Das Werk kann als unentbehrlich für jeden auf diesem Gebiete 
arbeitenden Fachmann bezeichnet werden. W,Mathesius. 


L’OndeElectrique. Publication de la Société des amis de la 
T.S. F. Verlag Etienne Chiron, Paris. Preis des Hefts 3 Fr. 


Dem auf S. 997 dieser Zeitschrift besprochenen Heft 1 dieser 
Zeitschrift sind bis Juni 4 weitere Hefte gefolgt, die das gehalten 
haben, was das erste Heft seinen Lesern versprach: ein Führer auf 
dem Gebiete der drahtlosen Technik unter besonderer Hervorhebung 
«er französischen Systeme. Indem wir uns vorbehalten, auf den In- 
kalt einzelner Arbeiten noch näher einzugehen, seien zunächst die 
wichtigsten Arbeiten der neuen Hefte hier kurz angegeben. 

Heft 2: General Ferrie macht zunächst einen neuen Vorschlag 
„ur funktelegraphischen Längenbestimmung; an den Versuchen sol- 


len in der Hauptsache Frankreich, die Vereinigten Staaten und Eng- 


land beteiligt sein; die Ergebnisse sollen der Commission inter- 
nationale des Longitudes zugeführt werden. Bethenod schreibt über 
die Anwendung von Gegengewichten bei Landstationen. Chatel be- 
richtet über die von M. Armagnat angegebene Wellenmessung un- 
-edämpfter Sender. Von besonderem Interesse ist noch die Be- 
ne einer Amateusstation für drahtlose Telegraphie durch 
’'aul Coisy. 

Heft 3: Gueritot gibt eine interessante Studie über das Problem 
der funktelegraphischen Fernwirkung (Übermittlung eines Alarm- 
-ienalsan einen fahrenden Zug, Anzündung eines entfernten Leucht- 
turmes usw.) Gutton berichtet über drahtlose Telephonie, Mesny 
über Versuche mit Hochfrequenzwiderständen. Ferner enthält das 
Heft noch genauere Einzelheiten über die funktelegraphischen Zeit- 
zeichen, die für wissenschaftliche und meteorologische Zwecke von 
den französischen Funkstellen Eiffelturm, Lyon, Croix-d’Hins und 
Nantes ausgesendet werden. 

Heft 4: Broin berichtet über die französischen gesetzlichen und 
verwaltungstechnischen Bestimmungen für funktelegraphischen 
Verkehr. Jullien schildert ausführlich die Einrichtungen für draht- 
lose Telephonie der Eiffelturmstation. 

Heft 5: Gutton gibt eine eingehende Darstellung der Erzeugung 
und Unterhaltung von Schwingungen in einem Röhrengerät. Belin 
berichtet über funktelegraphische Bildübertnagung im transatlan- 
tischen Verkehr. Eine Darstellung mehrerer Amateurstationen be- 
schließt das Heft. l Thurn. 


Lehr-undAufgabenbuchderPhysik. Für Maschinen- 
bau- und Gewerbeschulen sowie für verwandte technische 
Lehranstalten und zum Selbstunterricht. Von Prof. Dr.G. Wieg- 
ner u. Prof. Dipl.-Ing. P. Stephan. Teil 2: Lehre von der 
Wärme, Lehre vom Licht (Optik), Wellenlehre. 2. verb. Aufl. 
Mit zahlreichen Fig. u. ausgeführten Musterbeisp. 180 S. in 8". 
Teil 3: Elektrizität (einschl. Magnetismus), Einführung in die 
Elektrotechnik. 2. verb. u. verm. Aufl. Mit 213 Abb. u. ausgeführ- 
ten Musterbeisp. 210 S. in 8°. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig 
u. Berlin 1921. Teil2 Preis 22M. Teil3 Preis 26 M. 


Das vorliegende Unterrichtswerk, dessen 1. Band schon in dieser 
Zeitschrift besprochen wurde, ist hauptsächlich für Maschinenbau- 
und Gewerbeschulen bestimmt. Das Charakteristische und Wert- 
volle des Werkes ist die Fülle von Musterbeispielen und Aufgaben, 
die es enthält. Der Leser lernt nicht nur ein physikalisches Gesetz 
kennen, sondern erfährt sofort an einigen der Praxis entnommenen 
durchgerechneten Musterbeispielen_die praktische Anwendbarkeit 
les Gesetzes und findet ein reichhaltiges Aufgabenmaterial, um 
durch eigene Arbeit mit den Anwendungen vertraut zu werden. Die 
Auswahl der Musterbeispiele wie der Aufgaben muß als recht ge- 
vignet bezeichnet werden. Die Stoffauswahl ist dem Zweck des 
Buches angepaßt. So ist der Hauptteil des zweiten Bandes der Lehre 
vonder Wärme gewidmet, während Optik und Welleulehre mit kaum 
% Seiten sich begnügen miissen, Die Anordnung im dritten Bande 
weicht von der üblichen ab, indem zunächst die Lehre von der strö- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 


dem Verstorbenen gewidmet haben. 


1253 


menden Elektrizität behandelt wird, dann erst Magnetismus und 
Elektromagnetismus, während die statische Elektrizität den Ab- 
schluß bildet. In der neuen Auflage wurden die Abschnitte über 
Leitungen, Schaltungen und Starkstrom bedeutend erweitert und 
die Beziehungen zwischen Widerstand, Selbstinduktion und Kapa- 
zität im Wechselstromkreis besonders behandelt. Damit sind die 
praktischen Anwendungen noch stärker berücksichtigt in der ersten 
Auflage. Im ganzen erfüllt das Werk durchaus seine Aufgabe, den 
angehenden Techniker mit den für ihn wichtigen physikalischen 
Grundlagen vertraut zu machen. Dr. Bauer. 


Die WerkzeugmaschinenfürMetallbearbeitunz. 
Von Prof. Herm. Wilda. Sammlung Göschen, Bd. 3: Die Hobel-, 
Shaping- und Stoßmaschinen, die Sägen und Scheren, Antrieb und 
Kraftbedarf. 2. neubearb. Aufl. Mit 98 Abb. 86 S. in 16°. Ver- 
einigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co., 
Berlin u. Leipzig 1921. Preis9M. 


Das vorliegende Bändchen, das 3. der Reihe, behandelt die 
Werkzeugmaschinen mit gerader Arbeitsbewegung, den Antrieb 
und Kraftbedarf. Es gibt auf kleinem Raum eine ausführliche Be- 
schreibung, ohne sonst größeren Ansprüchen gerecht zu werden. 
Die Freude an den Bildern wird dadurch getrübt, daß viele Strich- 
zeichnungen unklar sind. 3 Eugen Simon. 


Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Zum Gedächtnis an Walther Rathenau. Herausgegeben von der All- 
gemeinen Elcktricitäts-Gesellschaft. 80 S. in 40, 


[Schöne, tief empfundene Worte der Erinnerung, die der Reichsprä- 
sident, Geheimrat F. Deutsch, P. Mamroth, G. Klingenberg, Dr. A. 
Müller, Geheimrat Nernst, Prof. L. Brentano und Prof. M. Scheler 
Des ıetzteren vor den Angehörigen 
der Universität Köln gehaltene eindrucksvolle Rede wird vielen zu denken 
geben.] 


Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Moor- und Ödland- 
kultur im Deutschen Reiche. Von Otto de la Chevallerie. 67 S. 
in 80. Verlag der Mitteilungen des Vereins zur Förderung der Moorkultur 
im Deutschen Reich, Berlin SW 11, 1922. 


Berechnung von Wechselstrom-Fernleitungen. Von Prof. Dr. 
C. Breitfeld. Heft 17 der Sammlung „Elektrotechnik in Einzeldar- 
stellungen‘. Herausgegeben von Prof. Dr. G. Benischke. 2. erw. Aufl. 
Mit 31 Abb. u. 2 Taf. VIII u. 140 S. in kl. 80. Verlag von Friedr. Vieweg 
& Sohn, Braunschweig 1922. Preis geh. 208 M, geb. 280 M. 


Theoretisches und praktisches Lehrbuch für Elektrotechniker. 
Mit besonderer Berücksichtigung der Berechnung und Prüfung von Ma- 
schinen und Transformatoren. Von Prof. J. Fischer-Hinnen. Mit 
330 Textabb. XII u. 560 S in 8°. Verlag von Albert Raustein, Zürich. 
1922. 


Statistik für das Botriebsjahr 1920 bzw. 1920/21. Herausgegeben 
von der Vereinigung der Elektrizitätswerke. XVI u. 298 S. in Folio. Zu 
beziehen durch die Geschäftsstelle der Vereinigung, Berlin 1922. Preis 
400 M. 


Die psychologischen Probleme der Industrie. Von Frank Watts 
M. A. Deutsch von Herbert Frhr. Grote. Mit 4 Textabb. VIII u. 222 S. 
in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. 


Schnellaufendo Dieselmaschinen. Beschreibungen, Erfahrungen, Be- 
rechnung, Konstruktion und Betrieb. Von Prof. Dr.-Ing. O. Föppl, 
Dr.-Ing. H. Strombeck u. Prof. Dr. techn. L. Ebermann. 2. veränd. 
u. ergänzte Aufl. Mit 147 Textabb. u. 8 Taf. VIII u. 238 S. in 8°. Verlag 
von Julius Springer, Berlin 1922. 

Goldmarkbilanz. Von Dr. E. Schmalenbach. Heft 1 der Betriebs- 
wirtschaftlichen Zeitfragen. Herausgegeben von der Gesellschaft für 
wirtschaftliche Ausbildung. IV u. 56 S. in 8°, Verlag von Julius Springer, 
Berlin 1922. 


Sonderabdrucke. 


Fortschritte der Wiskott-Beleuchtung. Von Dr.-Ing. L. Bloch. 
„AEG-Mitteilungen‘‘ 1922, Nr. 1. l 


Tetephone Service. Herausgegeben vom Department of Commerce. 
Nr. 112 des „Circular of the Bureau of Standards‘. Verlag Government 
Printing Office, Washingten 1921. Preis 65 cts. 

Aus der Physik der Röntgenstrahlen. Von Dr. G. Großmann. 
„Strahlentherapie‘‘ Bd. 14, 1922. 

Die Verhütung der Unterversicherung in der Feuerversiche- 
rung. Von C. Gabelick. Sonderheft der „Mitteilungen für die öffent- 
lichen Feuerversicherungsanstalten‘‘. 1922. 

Bericht über die Tätigkeit der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt im Jahre 1921. ‚Zeitschrift für die Instrumenten- 
kunde‘, Bd. 42, 1922, S. 65/82. 

Durchbildung und Fortschritte der Wiskottbeleuchtung. Von 
Obering. O. Gerhardt. „Zeitschrift für Belcuchtungswesen‘ Ed. 27, 
1921. 


Osram-Glimmlampen. „Licht und Lampe‘, 1921, Nr. 26. 


1254 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 


6. Oktober 1922. 


Doktordissertationen. | 
Friedrich Zinneke. Einige Beiträge zur Kenntnis der p-Diarylami- 
noterephtalsäuren. Technische Hochschule Berlin 1922. 
Sigismund Fuchs. Über die Kondensation von aliphatischen Aldehyden 
nn Kohlenwasserstoffen. Technische Hochschule Berlin 


Anno Noack. Der Einfluß der Siebenstundenschicht auf Förderziffer 


und Arbeitsleistung im Bergbau, untersucht an einem Peispiel aus dem 


Ruhrkohlenbezirk. Technische Hochschule Berlin 1921. 


A Kuhberg. Der Zusammenbau des von Schinkel im alten Dom zu Berlin 
aufgebauten Altarabschlusses. Technische Hochschule, Berlin 1920. 
Ferdinand Zunker. Das Temperaturmeßverfahren zur Bestimmung 
der Sickerwasserverluste von Kanälen. Technische Hochshcule Berlin 

1920. 

Alfred Gilg. Über Reduktionsprodukte der 3,6-Diarylamino-p-chinon- 
- dikarbonsäurediäthylester, sowie über die Kondensation von ar-Tetra- 
hydro-ß-naphtylamin mit Succinylobernsteinsäurediäthylester. Tech- 
nische Hochschule Berlin 1922. 


Eingegangene Listen und Drucksachen. 


Vereinigung der Elektrizitätswerke, Berlin. Karte der Elektrizitäts- 
versorgung Deutschlands mit einem dazugehörigen Inhaltsverzeichnis. 


C. Lorenz A. G., Berlin-Tempelhof. Rohrpost-Almanach. 


Dynamotherm G. m. b. H., Aschaffenburg. Preisliste über Heiz- und 
Kochapparate. | 

Siemens-Schuckertwerke, Berlin-Siemensstadt. Preisliste Gl: Setz- 
maschincnantriebe, G3: Rotationsmaschinenantriebe, H2b: Drehstror- 
hebezeugmotoren, J18: Garnituren und Zubehör für Starkstromkabel, 
Teil I: Endverschlüsse, II: Muffen, III: Kabelkasten und Trennkasten, 
Pi2a: Kleingebläse für Riemenantrieb, S3c: Dreipolige Ölschalter mit 
Schaltmotor- und Schaltmagnetantrieb auf gemeinsamem Fahrgestell, 
S3, Nachtrag II: Relais, S8: Streifen- und Röhrensicherungen, S14: Drei: 
polige Ölschaltkasten, T 4: Elektrische Webstuhlantriebe, W 3b: Elmo- 
Drebstühle. Standliste 1922, Eisengekapselte Verteilungsanlagen. Ein- 


zelpreisblatt EP7: Klingeltransformatoren, EP 12: Schleifringbürsten, 


EP 16: Einphasenstrom-Repulsionsmotoren, EP 19: Wasseranlasser bis 
1500 kW für Drehstrommotoren, EP 21: Überstromausschalter, EP 26: 
Schaltervorbaugruppen für Uzed-Zählertafeln und V-Uz-Gruppen, EP 29: 
Nulleiterdrähte mit Kupferleitern. Druckschriften Nr. 997: Elektrische 
Kraftanlagen in der Textilindustrie, 938: die Radaune-Talsperre mit dem 
Oberland-Kraftwerk 'Straschin-Prangschin, 1017: Transformatoren für 
Leistungen bis 600 kVA, 1132: Elektrische Kraftanlagen in der Textil- 
industrie, 1225: Elektrischer Sonderantrieb für Hobelmaschinen durch 
Gleichstromwendemotor, 1257: Elektrische Schüttelrutschenantricbe, 
1285: Holländer-Einzelantrieb u.selbsttätige Regelung der Holländerarbeit, 
1306: Pneumatische Förderanlagen, 1323: Sonderbewetterung in Gruben, 
1339: SSW-Handdrehbohrmaschinen für Steinkohlengruben, 1351: 
Siemens- Hochleistungsbohrmaschinen, 1352: Wetterfeste umhüllte Frei- 
leitungen, 1354: Silit-Strahlungsofen Sistra, 1355: Spannungsmeßstange 
für Hänge-Isolatoren, 1357: Siemens-Hauswasserpumpen, 1358: Dampf- 


speicher, 1360: Eine neue Senkbremsschaltung für Krane in Drehstrom- _ 


anlagen, 1374: Hygienische und wirtschaftliche elektrische Raumheizung 
Radiophor, 1390: elektrischer Sonderantrieb von Blechkantenhobel- 
maschinen, 1420: Generatoren für Wasserkraftanlagen, 1422: Queck- 
silberdampf-Kleingleichrichter, 1457: Quecksilberdampf-Gleichrichter, 1461 
Elektrolytische Kesselschutzanlagen, 1480: elektrisch beheizte Muffelöfen 
mit Silitheizkörpern. 

Osram G. m. b. H., Kommanditgesellschaft, Berlin. Eine neue Messe- 
broschüre, Tafel zur Beleuchtungsberechnung bei Verwendung von Wis- 
kott-Spiegelreflektoren, Wiskott-AuBenarmaturen, Urteile über Wiskott- 
Spiegelrcflektoren, das neue Wiskottlicht, Sammielmappe über Lampen, 
Untersuchungsbericht der Beleuchtung des Versuchsfeldes für Werk- 
zeugmaschinen der Technischen Hochschule in Berlin mit Wiskott- 
Spiegelreflektoren, Osram-Sammelmappe. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Verwendung ausländischer Zahlungsmittel im iniändi- 
schen Verkehr. — Der Wirtschaftspolitische und der Finanzpolitische 
Ausschuß des Reichswirtschaftsrats haben sich in einer Entschließang 
dahin verständigt, daß beim Verkauf von Waren aus deutschen 
Rohstoffen eine Berechnung in Auslandswährung nur für die 
Ausfuhr erfolgen darf. Dagegen soll diese beim Verkauf von Waren, die 
in erheblichem Maße ausländische Rohstoffe enthalten, im Inland- 
verkehr entsprechend dem Anteil an Auslandsrohstoffen gestattet sein, 
doch darf die Zahlung im Inlandverkehr nur in Reichsmark 
verlangt werden. Die Wichtigkeit der Erhaltung der Mark als Zahlungs- 
mittel und Wertmesser dürfe nicht dazu führen, durch verwaltungsmäßiges 
Eingreifen in die Zahlungsbeziehungen das Wirtschaftsleben zu gefährden. 
Man müsse die Korrektur eingerissener Mißstände vor allem in der Hebung 
der Produktion, der Verringerung übermäßiger Einfuhr und überflüssigen 
Verbrauchs sowie in der dadurch erreichbaren Verbesserung unserer Zah- 
lungsbilanz suchen und die erforderlichen Maßnahmen tunlichst durch 
freie Vereinbarungen der an der Erzeugung, dem Absatz und dem Konsum 
beteiligten Verbände erzielen. Der Reichsverband der deutschen Industrie 
will durch seine Kartellstelle die Kartelle und Verbände veranlassen, diese 


Entschließung in der Praxis zu berücksichtigen und vor allen 
nicht mehr die Zwangsregulierung in Auslandswährung bei 
Inlandverkäufen vorzusehen. Dem ist auch der Zentralverband, des 
deutschen Großhandels beigetreten. 


Preisnachbewilligung für Reparationslieferungen. — Wie 
die „D. A. K.“ erfährt, wird der Wiederaufbaukommissar zu durch die 
Markentwertung veranlaßten Anträgen auf Preisnachbewilligung 
seitens solcher Firmen, die Reparationslieferungen zu festen Preisen 
übernommen haben, künftig nur dann Stellung nehmen, wenn der Lieferant 
folgende Unterlagen beigebracht hat: 1. Abschrift der letzten Bilanz und 
des Gewinn- und Verlustkontos; 2. Angabe der Zahl der Facharbeiter, der 
ungelernten Arbeiter, der jugendlichen und weiblichen Hilfskräfte und der 
Lehrlinge; 3. Angabe der durchschnittlichen Monatsverdienste der ge- 
samten Belegschaft ohne Lehrlinge, jugendliche und weibliche Hilfskräfte: 
4. Belege über den Zeitpunkt und Umfang der jeweils erfolgten Bestellungen 
an die Unterlieferanten, sofern solche für diesen Auftrag in Frage kommen; 
5. Belege über die Zahlungen auf Grund der unter 4 erwähnten Bestellungen: 
6. Aufstellung der einzelnen Posten der Generalunkosten und Angabe der 
diesen entsprechenden gesamten produktiven Löhne; 7. Spezifizierte Selbst- 
kostenberechnung (Vor- und Nachkalkulation). Die unter Ziffer 2 bis 7 zu 
machenden Angaben beziehen sich auf die Zeit zwischen Auftragserteilun; 
und Ablieferung der vom Reichskommissar bestellten Gegenstände. Die 
Richtigkeit der Angaben ist, soweit möglich, behördlich, sonst durch die 
Handelskammer, und bezüglich der Löhne durch den Arbeitgeberverband 
beglaubigen zu lassen. Der Reichskommissar behält sich für die Nach- 
prüfung die notwendigen Maßnahmen vor. Die eingangs genannten Anträge 
müssen, wenn sie berücksichtigt werden sollen, während der Ausführung 
des Auftrages gestellt werden. 


Zum Bemelmans-Abkommen. — Das am 2. VI. getroffene Ab- 
kommen ist, da die Bye Regierung ihren Beitritt erklärt hat, Belgien 
gegenüber am 15. IX. in Kraft getreten. 


Indexziffern. — Die ‚„Ind.-u. Hand.-Ztg.‘‘ hat mit der Veröffent- 
lichung eines wöchentlichen Kaufkraftindex begonnen, der auf Grund 
der Preise wichtiger Großhandelswaren berechnet wird, deren Preise am 
Ende 1913 gleich 1 gesetzt und so zur Basis der prozentualen Preissteigr- 
rungsziffer gemacht werden. Für die Zeit vom 16. bis 22. IX. betrug danach 
der Kaufkraftindex 292,36, d. h. die zugrunde gelegten Warengattungen 
erreichten im Durchschnitt den 292fachen Preis ihres Friedensstandes, su 
daß damit die Inlandkaufkraft der Mark nur noch !/ag ihres Frie- 
denswertes darstellte. Am Dollarmittelkurs in Berlin (1450,83) gemessen, 
besaß die Mark in der dritten Septemberwoche nur noch den 346. Teil ihres 
Vorkriegsauslandwertes. Da die Mark nach der Stichtagberechnung vom 
1. IX. 1/319 ihres Außenwertes und !/,., ihres , Binnenwertes der Vorkriege- 
zeit aufwies, hat sich demnach gegenüber Anfang September in der dritten 
Woche dieses Monats die Kaufkraft der Mark, am Dollar gemessen, um 
11,6% vermindert, während das Niveau der Großhandelspreise um 7“. 
emporschnellte. In der dritten Septemberwoche hatten die dem Kauf. 
kraftindex zugrunde gelegten Kohlen preise durchschnittlich das 390fach«. 
die Metallpreise das 400fache, die Eisenpreise das_429fache der, Vor- 
kriegspreise erreicht. j u 


Preisstelle des Zentralverbandes der. deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Wie aus den diesem Heft beiliegenden neuen 
Festsetzungen der Preisstelle Nr. 67 (grün) und Nr. 67 A (gelb) hervor- 
geht, sind die beiden gemeinsamen Teuerungszuschläge mit Ausnahmt 
der Ziffern 5, 16 und 16a, 19, 2C, 38, 39, 42, 44 bis 46 und 47 bis 60, 69a, 
77 und 78 erhöht worden. Die Festsetzungen gelten vom 28. IX. bis 4. X. 
und die erstgenannte wieder für die Abrechnung von bis zum 10. VIL. 
einschl. angenommenen Aufträgen. Für die Umrechnungsmultiplikatoren 
ist nunmehr die Tabellenausgabe 20 maßgebend. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik 
hat den Nachlaß auf ihre eigenen Gebühren vom 1. X. ab auf 66°/ % er- 
höht. Sie wird mithin bis auf weiteres statt 1,5 nur 10/w an Gebühren er- 
heben. Die Gesamtgebühren, einschließlich Reichskommissar- und Presse- 
beitrag, sind mithin seit 1. X. von 3,5 auf 30/9, ermäßigt worden. — Der Fest- 
setzung des Goldzollausgeldes tür jeweils eine Woche wird bis auf weiteres 
der durchschnittliche Dollarkurs der dieser Woche vorhergegangenen zweit-, 
dritt- und viertletzten Woche unter angemessener Abrundung nach' oben 
oder unten zugrunde gelegt. — An die Stelle des bisherigen Reichskom- 
missars für Aus- und Einfuhrbewilligung Dr. Trendelenburg ist 
Ministerialrat Wienecke getreten. — Der Vorstand des Reichsverban- 
des der deutschen Industrie hat beschlossen, mit allem Nachdruck 
nicht nur gegen die Erhöhung, sondern überhaupt für Aufhebung der 
Ausfuhrabgabe und für Freilassung des Exportes von der Um- 
satzsteuer einzutreten. — Nach einer Verfügung des Reichskommissar: 
für Aus- und Einfuhrbewilligung dürten die Zahlungen von Bußgeldern, 
durch die die Verhängung der Ausfuhrsperre bei Verstößen gegen die Außen- 
handelskontrolle abgelöst werden %ann, künftig nur noch zugunsten 
der Reichskasse vereinbart werden, und als Empfänger muß das Reich:- 
kommissariat für Aus- und Einfuhrbewilligung bezeichnet werden. — 
Das Ausfuhramt für das besetzte Gebiet in Bad Ems hat einen Ner- 
druck des Merkblatts Nr. 13 herausgegeben, der nunmehr allein Gültig- 
keit besitzt und wünschenswerte Informationen bezüglich der Anträge für d!r 
Einfuhrin das besetzte Gebiet und die Ausfuhr aus diesem, über die Bewilli- 
gungsgebühr, das Verhalten bei Anfragen und Reklamationen,die Erteilune 
verbindlicher Auskünfte in Zollfragen, den Verkehr mit dem Saargebit 


5. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 


1255 


schen Zentralnoteninstituts mit der Bank von England, die beträchtliche 


die Einfuhr elsaß-lothringischer Kontingentswaren und über allgemeine 
Erleichterungen gibt. — Über das Inkrafttreten deutscher Ein- und Aus- 
fahrverordnungen im besetzten Gebiet erfährt die D. A. K., daß 
die Interalliierte Rheinlandkommission für den Einspruch gegen Verord- 
nungen über die Ausfuhrabgabe eine Frist von 5 Tagen habe. Erhebt sie 
ihn nicht, so treten jend am gleichen Tage wie im unbesetzten Deutsch- 
land in Kraft. 
über verfüge die Kommission über eine Einspruchsfrist von 10 Tagen, nach 
deren Ablauf diese Bekanntmachungen, wenn kein Einspruch erfolgt ist, 
automatisch Geltung erlangen. Dagegen bedürfen vom Reichsanzeiger 
' nicht veröffentlichte Rundverfügungen des Reichskommissars für Aus- 
. und Einfuhrbewilligung im besetzten, Gebiet der Genehmigung des inter- 
_ alliierten Unterausschusses beim Aus- und Einfuhramt Ems. 

| Danzig. — Die D. A. K. macht dieam Außenhandel mit Danzig 
beteiligten Firmen auf die von der dortigen Handelskammer herausgegebene 
„Danziger Wirtschaftszeitung‘‘ aufmerksam, von der die Handelskammer auf 
Ansuchen Probenummern verabfolgt. 

Persien. — Seitens des englischen Handelssekretärs in Teheran werden 
unter den für das Land erforderlichen Objekten auch elektrische Anlagen 
genannt. Es kämen einfache und billige, auch tragbare Dynamos von 1 bis 
4 PS in Frage, die sich mit Petroleummotor antreiben lassen. 

Portugal. — Den „Weltw. Nachr.‘‘ zufolge sieht das Budget Angolas 
für 1922/23 1,4 Mill. Escudos für den Ankauf telegraphischer, telepho- 
nischer und hauptsächlich radiotelegraphischer Materialien vor. 
Interessenten sollten sich möglichst frühzeitig in portugiesischer Sprache 
an das Secretario das Comunicacoes, Loanda, wenden. ’ 

V. S. Amerika. — Der Deutsch-Amerikanische Wirtschaftsverbaud 
in Berlin wird demnächst eine deutsche Übersetzung des neuen Zoll- 


tarifs herausgeben. Bestellungen sind an dessen Geschäftsstelle (Berlin NW7, 


Neue Wilhelmstr. 12/14) zu richten. 


PI> —n. 


Aus der Geschäftswelt. — Inland. Die Bergmann-Elektri- 
.itäts-Werke A. G., Berlin, haben nach der „Frankf. Ztg.‘‘ von der Nie- 
derländischen Staatsbahn einen Auftrag auf Lieferung und Bau der Ober- 
leitung (einschl. der Bahnhöfe) für die erste Elektrisierung von Staatsbahn- 

strecken erhalten. Es sollsich dabei um die Linie Amsterdam-Leyden handeln 
` strecken erhalten. Es soll sich dabei um die Linie Amsterdam—Leyden 
handeln. — Das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk, Essen, 
‚ hat die Genehmigung zur Ausgabe 5%,iger Schuldverschreibungen im Be- 
trage bis zu 500 Mill. M erhalten. — Die Bergische Elektricitäts- 
 Versorgungsgesellschaft m. b. H. (Überland- und Zechenzentrale), 
Rupferdreh, hat den Firmen ihres Interessengebiets nach der „Ind.- u. 


Hand.-Ztg.‘“ vorgeschlagen, ihr zwecks Erweiterung der Anlagen Kapital 


zur Verfügung zu stellen, zw. ?/, des Bedarfs, während die Gesellschaft 
‚ selbst sich mit 1/, beteiligen will. Die Anteile der einzelnen Firmen sollen 
nach dem Anschlußwert berechnet werden. — Das Kraftwerk Sachsen- 
Thüringen A. G., Auma, dag nach der „‚Berl.. Börsenztg.“‘ den Lichtpreis 
kürzlich auf 45 M/kWh erhöht haben soll, erklärt sich bereit, an Stelle des 
\seldes je Kilowattstunde 10 Eier oder 3 Pfd. Weizenmehl bzw. 4 Ztr. 
Kartoffeln in Zahlung zu nehmen. — Die Firma E. Leybold’s Nachfolger, 
Köln, (Fabrik elektrischer Apparate) ist in eine Aktiengesellschaft mit 
9 Mill. M Kapital umgewandelt worden. — Die Dr. A. Koepsel mechanische 
= Werkstätte G. m. b. H., Berlin, hat ihre Firma in Koepsel-Loewe G. m. 

b. H. geändert und fabriziert und vertreibt jetzt elektrische Apparate. — 
Die Gesellschaft für elektromechanische Telephonapparate 

m. b. H., Berlin, ist aufgelöst worden. — Ausland. Die Elektriska A. B. 
‚ Christian Berg & Co., Malmö, hat nach dem ‚‚Elektrotechn. Anz.‘ im 
abgelaufenen Geschäftsjahr einen weiteren Verlust von 0,315 Mill. Kr er- 


litten (3,2 Mill. Kr i. V.), der nunmehr zu einer Sanierungsaktion Veran- 
lassung gibt. 


Baumarkt. — Baumholder (Rheinland). Der Kreistag hat für den 
. Ausbau der Elektrizitätsversorgung weitere 7 Mill. M bewilligt. — Berm- 

bach (Thüringen). Diese und die Gemeinde Bartels werden Anschluß an 
die Rhön-Überlandzentrale erhalten. — Bernburg (Anhalt). Die Über- 
. landversorgung soll weiter ausgedehnt werden. — Drossen (Branden- 
. burg). Die Stadt soll mit elektrischer Arbeit versorgt werden. — Holm 

(Holstein). Für die Gemeinde und umliegende Ortschaften wird die Ein- 
führung elektrischer Beleuchtung geplant. — Jastrow (Westpreußen). 
Von einem Elektrizitätsunternehmen wird die Ausnutzung der in der Küddow 
bei Flederborn-Jastrow zur Verfügung stehenden Wasserkraft geplant. — 
Parchim (Mecklenburg). Das elektrische Ortsnetz wird erweitert. Für die 
Beschaffung von Material sind 2 Mill. M bereitgestellt worden. — Rends- 
burg. Für Kabelverlegungen hat die Stadt die Aufnahme einer Anleihe 
von 12 Mill. M beschlossen. — Rossnow (Pommern). Der Provinzial- 
verband will hier eine Wasserkraftanlage errichten. 


. „Von der Börse. — (20. IX. bis 26. IX. 1922.) Während”die kriege- 
rischen Verwicklungen im nahen Osten die Kabinette der interessierten 
Regierungen unter politischer Hochspannung hielten, hat die für Deutsch- 
landin der Reparationsfrage durch die Verständigung mit Belgien geschaffene 
Atempause die Geschäftslust der Berliner Effektenbörse gehoben. Außer- 
dem regten Nachrichten an, die sich auf eine Besserung unserer Handels- 
beziehungen zum Ausland und der Förderung im Ruhrkohlenbezirk sowie auf 
den Plan eines deutsch-französischen Montantrustes bezogen, teilweise auch 
Aussichten auf eine Stabilisierung des Markwertes wie auf eine Verbreiterung 
der Regierungsmehrheit zu eröffnen schienen. Dazu kam gegen Ende der 
Berichtszeit das belebende Moment einer noch kaum erwarteten Erleich- 
terung des Geldmarktes. Zwischendurch wurde die günstige Stimmung aller- 
dings durch den Mangel näherer Angaben über die Abmachungen des deut- 


Sonstigen Bekanntmachungen im Reichsanzeiger gegen- ' 


Steigerung des Zahlungsmittelumlaufs um'mehr als 19 Milliarden M und durch 
die unsere industrielle Tätigkeit schwer hemmende Kohlenknappheit be- 
einträchtigt. Im allgemeinen ließen sich auf den meisten Gebieten z. T. recht 
erhebliche Kurserhöhungen feststellen, an denen auch die Elektroaktien 
teilnahmen. Im Vordergrund des Interesses standen zeitweise die Werte 
des Siomenskonzerns (Verhandlungen über einen großen Warenkredit an die 
russischen Elektrotrusts sollten vor dem Abschluß stehen), der Accumula- 
toren-Fabrik, der Bergmann-Elektricitäts-Werke, denen soeben ein Łe- 
deutender Auftrag der niederländischen Staatskahn. zugefallen ist, und der 
Felten & Guilleaume Carlswerk A. G. 


20. IX. | Niedris-| Höchster! 26. IX. 
ster 


Gesellschaften 


Accumul.-Fabr., Berlin . +1 25 he: 1648 | 1935 1965 
A. G. f. El. Anlg., Berlin ....|'8 — — == = 
A. E. G., Berlin... ..... 16 738 738 | 813 813 
„ „ Vorz.-A. 3 ] 13,50 110 115 110 
„ „  Vorz.-B. 725 | 133 133 140 14) 
Bergmann, Berlin ....... 20 665 640 835 | 835 
Continent. Ges. Nürnberg... .| 0 = = EAA = 
29 „ 3 S Vorz.-A. 8 400,50 400 450 450 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln 5 650 650 799 | 799 
„ Niederl. ,, ss — | 505 505 560 560 
„ Südam. „ b Pa 6 613 613 710 710 
„ Kabelwerke, Berlin . . .| 20 485 485 549 | 549 
Elektra, Dresden . ...... 10 295 295 315 305 
El. Licht u. Kraft, Berlin .{| 15 550 550 650 650 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 485 485 590 590 
E. W. Liegnitz . . ...... 10 310 310 330 325 
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 11079 11079 1152 |1152 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 578 578 669 669 
Hackethal, Hannover ..... 20 585 585 645 645 
Hamburgische E. W. ..... 10 299 299 310 300 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 |1001 |1001 | 1250 1200 
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M. 12 406 406 465 465 
C. Lorenz, Berlin ....... 35 735 735 825 825 
Dr. Paul Meyer, Berlin 15 385 375 405 405 
Mix & Genest, Berlin ..... 16 510 510 550 | 550 
Neckarwerke, EBlingen .. ..| 10 302 300 308 308 
Oberbayer. Überlandz., München.| 9 360. | 330 360 | 360 
H. Pöge, Chemnitz . . .... .» 12 [|5835 535 580 580 
“4 =. Vorz.-A... . 7 106 106 108,75 108 
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 397 397 416 416 
MM Be a „ ‚Vorz.-A.| — | 120 119 120 119 
M. Schorsch & Cie., Rheydt 10 600 600 725 725 
Sachsenwerk, Dresden . .. . . 20 678 678 800 800 
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 11078 |1078 1168 !1168 
„Siemens‘‘ El. Betr.,. Berlin 0 152 | 152 165 165 
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 1878 1852 1940 11940 
Stettiner E. W. . .......[ 15 405 405 455 420 
Teleph.-F. Berliner, Hannover . .| 20 560 ` | 560. 670 | 670 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin| 35 870 870 1030 1030 __ 
Voigt & Haeffner. .. . 20 610 | 610 675 | 675 
5 TOTZ.-À. . 20 520 520 575 575 
Hartmann & Braun . . | Frank-| 25 |728 | 728 | 8co |800 
Emag. Elektr.-A.G. ... furt | 22 400 400 450 | 450 
Main Kraftwerke, Höchst | a.M. | 10 280,50, 280,50. 300 | 300 
Heddernh Kupferw. u. | 
Südd. Kabelwerke . . | 20 611 611 | 745 | 745 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 


ländische Einheit) betrugen im September: ! 


in 


Christiania (Kr) 


.... | 279,90| 286,14 | 278,15 | 247,69 | 237,70| 243,71 
Helsingfors (finn. M). . | 3626| 3745| 3645] 3196| 3091| 3071 
Holland (Gld) .. 636,70 | 655,18 | 641,20 | 566.79 | 545,32 | 542,32 
Italien (L) .. oo .. 6881| 6991| 7066| 6217| 5943| 5943 
Kopenhagen (Kr) |. | | | 335,88 | 34407] 341.07 | 304,12 | 293,63 | 291,89 
London (9) ...... 7220,95 7415,70 |7290,85 6441,90 6227,20 ‚6217.20 
New York (8) 1627.96 1665,41 [1652,93 |1458,17 |1405 74 |1405,74 
Österreich (K) 0022| 0022| 002| 002| 002| 0,02 
Paris (Fr) ©... .. 123,60 | 125,59 | 126,34 111,36 | 107,62 | 107,37 
Prag (K)... 50.04) 5225| 4989| 4524] 4454| 4395 
Schweden (Kr) | | | | 1429,46 | 438.45 | 434.46 | 386.52 | 372,53 | 368.54 
Schweiz (Fr) ©. . .. 304.87 | 308,61 | 309,61 | 272,66 | 263.67 | 263.67 
Spanien (Pes). . . ... 245,69 | 250,69 | 250,69| 222,97 | 215,48 | 215,23 


Neue Gesellschaften. — Neckar-Elektrizitätsgescellschaft 
m. b. H., Heilbronn. Gegenstand: Erzeugung elektrischer Energie und deren 
Absatz an Wiederverkäufer. Stammkapital: 1,8 Mill. M. — Demos-Werk 
Max Unger A. G., Dresden. Gegenstand: Fortführung des bisher von 
der offenen Handelsgesellschaft gleicher Firma betriebenen Fabrikunter- 
nehmens sowie die Herstellung elektrischer Apparate. Grundkapital: 
2,5 Mill. M. — Elektro- Einkaufsgesellschaft m. b. H., Donauwörth. 


1258 


Gegenstand: Einkauf sämtlicher Materialien und Maschinen der Elektro- 
technik sowie deren Abgabe. Stammkapital: 0,16 Mill. M. - 


WARENMARKT. 


Installationsmaterial. — Die „Eltfabriken* haben die Teuerungs- 
zuschläge auf die Julipreise durchschnittlich um weitere 250/ erhöht. 

Hochspannungsisolatoren. — DieVereinigteu Porzellan-Isolatoren. 
Werke G. m. b. H., Berlin, haben den Teuerungszuschlag ab 1. X. von 
700%, auf 1025°/, erhöht. Die neuen Verkaufspreise gelten für die 
erste Hälfte Oktober 

Niederspannungsmaterial. — Der Verband Deutscher Elektro- 
technischer Porzellanfabriken, Berlin, hat den Teuerungszuschlag für 
Niederspannungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab 1. X. für die 
erste Oktoberhälfte von 7400% auf 1025°/, erhöht. Zahlungen sind nun- 
mehr binnen 14 Tagen nach Ausstellung der Rechnung netto ohne Abzug 
frei Kasse der Werke zu leisten. Nach Ablauf der Frist wird der Rechnungs- 
betrag zuzüglich Verzugszinsen, deren Höhe der Verband jeweils nach 
den Bankzinsen des verftlossenen Monats festsetzt, und die z. Zt. 
mit 150/9 bemessen worden sind, durch Tratte mit 14 tägiger Laufzeit 
entnommen. 

Isolierrohre.. — Die Verkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fahri- 
kanten G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 28. IX. die zu den 
Preisen der Liste vom 24. X. 1921 hinzuzurechnenden Aufschläge für 
Bleirohr, lackierte, farbige Galvano- und Gelblackrohre nebet Zubehör 
auf 45000/., für Messingrohr mit Zubehör auf 62009, für Stahlpanzer- 
rohr und Zubehör auf 8000°/, und für schwarzes Papierrohr auf 60000) 
vesteigert. 

Kohle. — Die Kohlenproduktion des Deutschen Reiches 
ohne Saargebiet ergab im August 10,206 Mill. t Steinkohle (11,727 i. V.), 
12,147 Mill. t Braunkohle (10,606 i. V), 2,574 Mill. t Koks (2,247 i. V.) und 
3,222 Mill. t Preßkohlen (3,119 i. V.). Das Ergebnis des Uber- 
schichtenabkommens an der Ruhr ist vorläufig noch mäßig; der Zu- 
wachs der arbeitstäglichen Förderung soll im August rd 3600 t betragen 
haben. — In der Zeit vom 1. bis 15. IX. sind nach Deutschland insgesamt 
202 085 t englische Kohle eingeführt worden. 

Erze. — Siegerländer Rohspat kostete in den letzten Tagen 4357 M 
und Rostspat 6500 M/t.; für Oktober sind diese Preise um 470 bzw. 
700 M. erhöht worden. 

Eisen. — Der Roheisenauschuß des E. W. B. hat für Lieferungen ab 
1. X. abermals eine Erhöhung der Höchstpreise von Roh eisen beschlossen, 
so daß diese sich nunmehr wie folgt stellen: Hämatit 30 544 M, kupfer- 
armes Stahleisen 29 876 M, GieBereiroheisen I 27 413 M, degl. III 27 343 M, 
siegerländer Stahleisen 29 763 M, Spiegeleisen (8 bis 10% Mn) 32 483 M, 
Gießereirobeisen luxemburger Qualität 25 933 M, Temperroheisen 30 150 M, 
Forrosilizium (10%) 34 443 M/t. Die bisherige Kurs- und Frachtklausel 
bleibt bestehen, dagegen ist der Rabatt auf 300% je 1 t erhöht worden. 
Die Preise werden auch weiterhin dekadenweise unter Beibehaltung der 
Kursklausel festgesetzt. — Der Stahlbund hat beschlossen, die bisherigen 
Werkgrundpreise bis einschl. 10. X. unverändert zu lassen; lediglich die 
Mehrpreise für Lirferung in S.-M.-Güte sind ab 1. X. wie folgt erhöht 
worden: für Rohblöcke auf 2830 M, Vorblöcke 3200 M, Knüppel 3400 M, 
Platinen 3500 M, Formeisen 340 M, Stabeisen 350) M. Universaleisen 
und Bandeisen 3820 M, Walzdraht 3740 M, Grobbleche 4060 M, Mittel- 
und Feinbleche von 1 bis unter 3mm 4160 M, dsgl. unter 1 mm 37% M. 

Gußwaren. — Der Verein Deutscher Eisengießereien, Düsseldorf, 
hat die Preise von Gußwaren für Lieferungen ab 1. X. um 15% erhöht. 

Schrott. — Am 27. IX. wurden für Kernschrott 21000 M, für 
Späne 17500 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 
26 000 M/t frei Berlin notiert. 

Edeimetalle. — Der Berliner Markt notierte am 27. IX. Gold mit 
1060 bis 1080 M/g, Platin mit 5000 M/g und Silber mit 35 000 bis 36 000 
Mark/kg. 

e anai — In New York notierte Baumwolle am 27. IX. 20,70 
cts/lb, in Liverpool 12,22 d/lb und in Bremen 857,60 M/kg. 

Gummi. — Der Londoner Gummimarkt ist wieder etwas fester ge- 
worden; in den letzten Tagen wurden für Crepe und Sheets loco 7?/g d/lb 
notiert. n 

Harz. — Ware der Typen G und H wird zu etwa 100 M/kg mit 14% 
Tara ab Lager Hamburg angeboten. 

Schellack. — T.N. Orange kostet z. Zt. 2300 M und Lemon- 
Schellack 2800 M/kg. | 

Teer und Teererzeugnisse. — In den letzten Tagen wurden für 
Braunkohlenteer 6 bis 6,50 M, für präparierten 11 bis 13 M, Braun- 
kohlenteer-Hartpech, springhart, 15 bis 16 M/kg, ausschließlich Faß, 
ab Lager gefordert. 

Ole und Fette. — Die Zufuhren amerikanischer Mincralöle waren 
in der Berichtswoche nur gering, dagegen sind kürzlich die ersten größeren 
Mengen russischen Ols auf den Markt gekommen, die mit Tankdampfer 
direkt von Baku eingeführt wurden. Nach der Herabsetzung des Goldzoll- 
aufschlages beträgt der Zoll für Mineralöle jetzt 4140 M, für Fette 4878,20 M 
und für verfettete Ole 4968 M/t. Die Preise stellten sich etwa wie folgt: 
Heißdampfzylinderöl, Flp. 280/330°, 5 und 8 $; Sattdampfzylinder- 
öl, Flp. 230/2700, 4 und 5,50 S; pennsylvanische Maschinenölraffinate, 
Visk. 3 bis 10 bei 50°, Flp. über 2000, 5 und 9,50 S; dsgl. amerikanische, 
Visk. 3 bis 10 bei 50°, Flp. unter 2000, 5 und 8 $; Spindelölraffinate, 
Visk. 2 bis 7 bei 20%, 4 und 5 N; hellgelbes Maschinenöl, Tropfp. 75:95", 
6,50 und 88/100 kg Reingewicht, lose und unverzollt. —Leinöl wird 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40. 


% 


5. Oktober 1922. 


aus Holland zu 42 Gld/100 kg angeboten; am deutschen Markt verlangt 
man für gute Ware 270 M/kg. Leinölfirnis kostet etwa 275 M/kg. — 
Rizinusöl 1. Pressung wird zu 310 M und Ware 2. Pressung zu 300 M kg 
offeriert. — Rüböl zum Härten bedingt einen Preis von 295 bis 300 Mke. 
— Terpentinöl ist in Amerika weiter gestiegen; New York notierte am 
27. IX. 1,39 $/Gallone. Am deutschen Markt kostet amerikanische Ware 
620 M und französische 590 M/kg. 

Metallhalbfabrikate. — Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., 
G. m. b. H., Berlin, betrugen die Verbands-, Grund- und Richtpreise je 
l kg am 27. IX. unverbindlich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 
811 M, Aluminiumrohr 1050 M, Kupferbleche 680 M, Kupferdrähte, 
-stangen 660 M, Kupferrohre o. N. 699 M, Kupferschalen 780 M, Messing- 
bleche, -bändor, -drähte 660 M, Messingstangen 500 M, Messingrohre o. N. 
825 M, Messing-Kronenrohr 925 M, Tombak (mittelrot)-bleche, -drähte. 
un 819 M, Neusilberbleche, -drähte, -stangen 1200 M, Schlaglot 
6 5 ; 

Altmetalle. — Am 27. IX. wurden am Berliner Markt folgende 
Preise gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 36 000 bis 37 0WM, 
unverzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 35 500 bis 36 500 M, Maschinen- 
rotguß, handelsüblich und tiegelrecht, 28 000 bis 29 000 M, Messingzündrr, 
pulver- und eisenfrei, 23000 bis 24000 M, Messingkartuschen, pulver- 
und eisenfrei, 32 500 bis 33 500 M, reine, weiche Messingblechabfälle 29 50) 
bis 30 500 M, Schwermessing, handelsüblich, 21 500 bis 22 500 M, Messing- 
schraubenspäne, handelsüblich, 20 500 bis 21 500 M, altes Weichblej 11 F00 
bis 12 200 M, Zinkzünderlegierungen 12 500 bis 13 000 M, Altzink, hande!-- 
üblich, 12 500 bis 13 000 M, Reinaluminiumblechabfälle (98/99°%,) 48 im 
bis 49 000 M je 100 kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladung:n. 

Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen- 
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prempte 
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg: 


Metall | 29. IX. | 7. IX. | 3X 


Elektrolytkupfer (wire bars), 
prompt, cif Hamburg, Bremen 


oder Rotterdam . . . .... 514,13 509,82 43,91 
Raffinadekupfer 99/99,3%, . .| 425-435 440 - 450 380—390 
Originalhütten weich blei 165—175 160—170 145 - 155 
Originalhüttenrohzink, Preis im 

freien Verkehr . ...... 280—290 240—250 220—230 
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.)| 240,02 209,311) 201,62 
Plattenzink (remelted) von | 

handelsüblicher Beschaffenheit.| 210 - 220 190 200 165—175 
Originalhüttenaluminium i 

98/99% in Blöcken, Walz- oder 

Drahtbarren ..... Pr 645 648 dot 

dgl. in Walz- od. Drahtbarren 

Da ae ae eine eh 647,5 650,5 206,5 
Zinn, Banka, Straits, Austral. in 

Verkäuferswahl . . 2... qo 1180—1190 | 1180—1199 | 1020—1030 
Hüttenzinn, mindestens 99°% . .| 1155—1160 | 1150—1160 | 1000—1005 
Reinnickel 98/99% .. ^% .. 1000—1025 1000 8.0- BTU 
Antimon -Regulus ...... 170—175 165—175 140—145 
Silber in Barren rd. 900 fcin für 

Fkgp fens ee a dea 36500 —37000 36000 — 3650030000 — 31040 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal‘ am 
22. IX. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: 


£ sa d £ 8 ð 
*Kupfer: best selected... 2.2... 66 0 Obis 0 "v" 
m electrolytic . . 2.2.2.0. 1009, n 5» 
z wire bars . 2. 2.2 2 2 2 2 00% 115 0, 7 
E i standard Kasse. ......’. 2 176,98 0% 
ER 53 3 Monate . .... 3 7 6 „p 6310 " 
Zinn: standard Kasse... . 2.2... 161 0 0,161 2 b 
;; i 3 Monate . ...... 162 50,12 Th 
je. Brats a e re er au l6l 5 0, 161 10 0 
Blei: span. oder nichtengl. Weichtlei... 315 0,3 To» 
„ gew. engl. Blockblei. ....... 2w 0a a a 
Zink: gew. Sorten... aoaea a’ 32:06. Ba 
„ remelted . . . 2» 222 00.0 2 lo 0. — am 
„ engl. Swansea . . 2 22.2000. 32 5 O lieferbar Swansea 
Antimon: engl. Regulus gew. Sorten . . 27 £/29£ 10s. l 
Aluminium: 98 bis 9% . a.a aa 92 £ (In- und Ausland). 
Nickel: 98 bis 99% garantiert . .... 145 £ (In- und Auslandı. 
Wismut: jelb. . .. 2 22220000 10 s. 
Platin: nominal je Unze . . . 2... 26 £. 


Quecksilber: nom. für die 75 lbs.-Flascheo 
Wolfram: 65°, je Einheit nominal. ... 12 s 6 d/l3 s. 
In New York notierten am 28. IX. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,0: 
Eisen 32,50; Blei 6,42; Zink 6,87; Zinn 32,37 cts Ib. 

1) Nominell. 

* Netto. 


ee ee a a aa a 


Abschluß des Heftes: 30. September 1922. 


13 £ 5 8/13 £ 10 s. 


et 


Fir die Schriftleitung verantwortlich: E. 


C. Zehme in Berlin. 


— Verlag von Julius Springer in Berlin. 


u — 


6. Oktober 1822. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 1266 a 


Teuerungszuschläge 


der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie. 


Nur für das Inland Gültig vom 28. IX. bis 
and erhöhte Grundpreise. 4. X. 1922. 


Festsetzung Nr. 67 (grün). 


Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind. 


Festsetzung Nr. 67A (gelb). i 
Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom 28. IX. bis 4. X. 1922 angenommenen Aufträge. 


Ar 
Bereehnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag.. Der Lieferung ist die Anzeige der 
Versandbereitschaft gleichzuachten. . 
Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft. 


B. 

Abweichend hiervon gelten für 
Maschinen über 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Zubehör, Transformatoren über 100 kVA, Apparate für 
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, Vollbahn-Triebwagen, 
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen: 

Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage der 
geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate an bis zum Tage der Versandbereitechaft — geteilt durch die 
A . Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zu- 
schläge zählen mit. i 


Zahlung. Mindestens 50°/, des Bestellwertes am Bestelltage. Diese 50°/, sind aufzufüllen nach Ablauf 


von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 60%, \ des sich jeweils nach 
n lg n 7 i „ 709, ? der Berechnung unter 
„ du ii H „ 750) B ergebenden Preises. 
Rest bei Versandbereitechaft. 
C. 


Andere Bereehnungsformeln bzw. Zahlungsbedingungen haben: Telegraphie und Fernsprechwesen. 
| Die Teuerungszusehläge sind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen. | 


(Ereatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden, 
bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt, wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


Teuerungs- Teuerung» 
Gegenstand et Gegenstand se S 
0 0 
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate 
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- allein ..... RE BEE EEE Ne a 14 500 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 
1. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20kVA Zubehör zu Maschinen. 
bei Generatoren... . 2... 0. 22. 14 500 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 
2. über 20 bis 100k W bzw. über 20 bis 100k VA a für Einphasenmotoren, ar Webstuhl-, Sterndreieck- 
bei Generatoren. . .2..... ER Umdr. 15 000 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (aussohl. Selbstanlasser 
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- f.Druokkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 14 500 
ratoren.. 2200er . 15500 15. Schützensteuerungen, selbettätige Anlaß- und Regulier- 
Sonderausführungen. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren .. . . .. . 14 500 steuerung, Bremsmagnete . . 2.2000. . | 15000 
‚5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen .. . .. . 11 500 16. Gleitschienen, Verankerungen. . . 2... 0.0... 14 000 
$e. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen „ . 14 000 
stung von 4 kVA bis 35k VA, Widerstandsstumpfsch weiß- ' 
maschinen mit einer Dauerleistungvon4kVA bis 120k VA Bahnmaterial. 
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung . . 13 500 
Dauerleistung. . . . . a a en ee Br 9 800 elektr. Bremsen {aber 150 kW i eh 15 500 
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 17a. Bahntransformatoren . . . 2.2 222 lerne. ; 15 000 
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 14 500 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 
T. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . . 2 2.2... 9 800 Aggregate) I e et de ee & 7 14 500 ` 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 170. Hilfsmotoren 2 2 m me mern . 14 500 
Motortragen, Motorwagen . . . 22 2 2 2 ae’ 14 500 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, materialien für Bahnfahrzeuge . . . .. 2 2 22 .. 13 500 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 13 500 
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 
Lezogen auf 1000 Umdr. . . . a. 2 2 22000. R 14 500 - hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
Dampfturbinen. vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 
10. Turbosätze, bestehend aus ° tiven für Bergbau und Industrie. . . . 2. 22 2 2.. 13 500 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 13 800 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 15 000 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- . Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 14 800 
EBEN, Dampfturbinen und Kondensations- 21a. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge .. . . . .. 10 500 
a DI 2 enaena e re ar ee rar aa Va 
11. Mirbogenerstorn allein . oe een on Transformatoren!) und Gleichrichter. 
12, Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 14 500 
und Turbogebläse allein . . . . 2222220. | 13000 da n noo o» „ „ über 100 kVA | | 15000 


> Hiernech werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


12568 b | | | "Eiektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 40. 6. Oktober 1922. 


Teuerungs- 


fegenstand zuschlag 
o 


23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . .. 14500 
23a. Ersatz-Glaskörper . . . esaa aaa 3 300 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . . .. 15 500 


Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 


25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 
GußBgehäuse u. we en 14 000 

26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht 
in Eisen- oder Gußgehäuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 14 500 

27. KNiederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 

` Schalttafelbau ... u. wen. mn an 14 500 

27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 12 500 

28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 


Streckenschalter, soweit nicht für Öl... .... ar 15 000 
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- 

mierte Wanddurchführungen . . . 2. 2 2 2220 .. 15 000 
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 12 500 
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . 2. 2 2 2 2200. 15 000 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . .. . 14 000 
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . . .. . . 15 000 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und 

Erdungsdrosselspulen) . . . 2. 2 2 2 2 er ne a 15 000 
34. Schutzdrosselspulen . . . 2 oaoa 14 500 
35. Erdungsdrosselspulen . . . 2 2: 2 2 2 nr. 15 000 
36. Motorschalttafeln, auch mit selbettätigen Schaltern . . 14 500 


37. Gerüste und Platten für Schaltanlage .ı mit zugehörigen 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. > 
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 
Leitungen für Aufträ ab 13. XI. 1921 netto zu 
Tagespreisen mit Kupferklänsel) Ne ee 15 000 
88. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . .... . 15 500 
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 15 500 


MeBapparate und Zubehör. 


4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 

Blechgebäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 

zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 

oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 

lations- und Leitungsprüfer . . . 2 2 2 2 2 vun 11.000 
41b. Sonstige zeigende und schreibende MeBinstrumente, ein- 

schließlich \Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 

lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 


raturmeBgeräte, Schiebewiderstände . . . . 2 2 2... 11 000 
4le. Präzisions- und Laboratoriums-Me Bseräte . . s... 11 000 
d2..7Zuhlen ou en a a en de Be 10 000 
43. Meßwandler und Zubehör . . .... res nn 14 000 


44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ... . . ; 13 000 


Normal- u. Groß-Edison-Gew.) . . 2 2 2 2 2 2 2.) 8 000 
45b. Wie 4a, jedoch Größe IV, V und VI .. . . 2... 12 000 
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 8 000 
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 

Umhüllungen aus Porzellan u. del. . 2 2 L.a.. 12 500 
47. Sicherungselemente (Einzeleicherungen) zum Ring- 

bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . . 2 2 2... 11000 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 8 000 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen |. 

zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens)... . . 8 000 
60. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß- 


BEHBURE a. rui ee re ae re a 11.000 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


Gegenstand 


51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei- 
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 
52. Zählertafeln, armiertt . . 2 2 2: 22 2 0 re. A 
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und 


-Klemmen u. dgl... 2. . 2... ea Ben en ; 
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes 
Installationsmateril . . . 2 2 2 2 22 ee een 
55a. Metallfassungen ... .... ESTER 
55b. Sohal ona lter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder 
u: del: 0:0. DE a E E ee Deal a ER 
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- 
zellan und Isolierstoff . . . . 2 2 2 2 220. 7 


60. Installationsmateriel für Schitfe (ausschl. der zwei- 
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . . . 2... 


Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. 


Glühlampen. 


688. un jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- 
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . 
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) 
sowie Telephonlampen. .... 2: 22222000. 


Telegraphie und Fernsprechwesen. 

69a. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke 
(Wecker) sowie Aus- u. Umschalter und Kontaktvorric!.- 
tungen für Haussignalanlagen als auch Holzdrücker . 

69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 


fache Induktor-Apparate . . . 222 2 een en 
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 

schalter und öffentliche Fernsprechnetze . ... . . . 
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . . . R 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate. . . . 
6%. Apparate für Telegraphie . . . . 2. 2 2 2 22.0. ; 
69g. Kondensatoren für Feinsprechzwecke. . . . 2... 
70. "Linienwähler-Anschlußschnüre „ , . f Oime Paraband 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . . 2 2 2 2 2 2 e.s 
72. Apparatschnüre (Privattypen) . . . 2 2 222.20. ` 


Bogenlampen und Zubehör. 
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch - 


tUNgSzwecke aog de a a ee a e 
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . ...... 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 

und Handelsschjffe) . . . . 2 2 2. Tr b oee S 
10. Widerstände 2 zn u. Se u n a ei 
Ti. Aufhängevorrichtungen . . 2» 2 2 2 2 2 2 ren. 
18. Leitungskupplungen . . s.s.s’ re Be 
79. Transformatoren und Drosselspulen . . ..... a. 
Gummifreie Isolierstoffe. 
80. Normalplatten . . 2.2. 2: 2 nn ren. 
81. Zählertafeln, unarmiert . . 2 2 2 2 2 2 2 e 2 0. 
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . ... . 


52b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 


mierte Anschlußklemmen usw.) . . . a 2 2 2 2 020 
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall 

a) mit einem Stückgewicht bis ae E Si 

b) ’ ,? 99 über 50 g e èo oe ee eo o . 
Verschiedenes. 


Teuerung»- 
zuscohlag 


% 


11 000 
10 000 
11 000 


13 500 
12 090 


12 000 


300 auf die 
Listenpreise 
vom 


31. VIL %2 


10099 
10 500 


10 500 
9 000 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen 
vom 28. IX. bis 4. X. 1922 mindestens 15000 M für 100 kg ohne Faß. 


Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung). 


bekanntgegeben werden. Ab 28. IX. 1922 gelten die An- 
gaben der Ausgabe 20. Diese Tabellen, die wir wegen 
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels- 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


Druck von H. 8. Hermann & Co., Berlin SW 19, Beutbstr. 8. 


L 
.— 


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ET Z 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Inhalt: 75 Jahre Siemens & Halske. Von A. , Verkehr und Transport, 1271. Elek- Industrie und Handel, 1274. Wirt- 


Franke, 1257. | trisierung der holländischen Eisenbahnen. — Gleis- schaftliche Maßnahmen des deutschen Maschinen- 

Aus den Pionierjahren des Überspannungs- lose. und Schienenbahnen. — Studien über die baues. — Kontrolle des deutschen Außenhandels 
„ Schutzes. Von F. Schrottke. 1259. elektr. Bahnen der Schweiz. durch, die ‘Entente. — Steigen der Metallpreise 

Das Kraftwerk der Stadt Kristi- Fernmeldetechnik. 1271. Verdrängung wahrscheinlich. 

anssand. 1261. des drahtlosen Funkensenders durch das unge- Vereinsnachrichten. EV. 1276. Einladung zur 
Beitrag zur Theorie der Raumbeleuchtung. Von | dämpfte System. — Jahresbericht der schweiz. Fachsitzung für Installationstechnik am 21. X. 22 

BR. Ulbricht. 1262, | Telegraphen- und  Telephonverwaltung 1921. — in Frankfurt a.0, 
„Freibleibend“. Von W: Ringwald. 126. 


phie. — Erweiterung » der Funkenstation bei Bergen. Sitzungskalender, 1276. 


Neuerungen an elektrischen Grubenlokomotl- 
Physik und theoretische Elek- Persönliches, 1276. Leo Kadrnozka +. — Hoch- 


ven, 1266, 


Schwedens größte Station für drahtlose Telegra- VDE, 1276. Betr. Sitzungskalender. 
schulnachrichten, 
| 


Große Wasser-Turbogeneratoren, 1268. trotechnik. 1272. Zur Theorie der elektr. 

Rundschau. Elektriziätswerke und Leitung und der Wärmestrablung. d Briefe an die Schriftielitung. 1277. Eine neue 
Kraftübertragung. 1269. - Wirtschaftlicher Jathresversammlungen, Kon- Bauart. von Luftfiltern. -Von der Deutschen Luft- 
Zusammenschluß von Wasserkraftwerken. | gresse, Ausstellungen. 1273. filter-Baugesellschaft, 

Apparatebau. 1270. Schaltanordnung zur Verschiedenes, 1273, Das Studium von Literatur, Besprechungen. 127. K, 
‚Speisung elektr. Läutewerke und anderer Schwach- | Fachschülern an den Preußischen Technischen Laudien, Die Elektrotechnik. 
stromanlagen aus Gleichstromnetzen., | Hochschulen. — Die Arbeitsvermittlung des Ver- Eingänge. 1277. 
Meßgeräte und Meßverfahren. | bandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Ver- Geschäftliche Mittellungen, 1278. 
1270. Prüfung von Hochspannungskabeln mittels eine. — Technische Nothilfe. — Gebührenordnung Warenmarkt. 1279. 
des Kenoötrons. ' für Architekten und Ingenieure, Bezugsquellenverzeichnis, 1280. 
HEFT AN (1357 — 1280) BERLIN. DEN 12. OKTOBER 1922 43. Jan RG 


BP Upa EE TETE W, A, M aR Oa NEE DR 


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m Eektrotechnische Zeitschrift, 1922. Helt 41. 18. Oktober 1928. 


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Verlag von Julius Springer in Berlin W 9 


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12657 


echnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 


Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F.Meißner. K. Perle witz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 12. Oktober 1922. 


Heft 41. 


75 Jahre Siemens & Halske. 
Von A. Franke. 


Die drei Vierteljahrhunderte, die hente vergangen sind, seit 
Werner Siemens mit dem Mechaniker Halske am 12. Oktober 1847 
die Telegraphenbauanstalt Siemens & Halske gründete und mit 
bescheidenen Mitteln den Werkstattsbetrieb in der Schöneberger 
Straße eröffnete, stellen sich als drei Hauptabschnitte in der Ent- 
wicklung des Unternehmens dar. Sein Wachstum erfolgte in dieser 
Zeit in nahezu geometrischer Progression, denn die Zahl seiner 
Angehörigen betrug am Ende der drei Hauptabschnitte 500, 7500 
und 93 000, wobei in der . 
letzten Ziffer die Sie- 
mens - Schuckertwerke 
einbegriffen sind. 

Werner Siemens war 
es vergönnt, fast bis an 
das Ende des zweiten 
Abschnittes die Seele 
des Unternehmens zu 
bleiben. Das fruchtbare 
Neuland der Elektro- 
technik, dessen Bearbei- 
tung er sein Leben wid- 
mete, bot seinem erfin- 
derischen Genie und sei- 
nem restlosen Schaffens- 
drang Gelegenheit zu 
zahlreichen Neuschöp- 
fungen, von denen viele 
grundlegender Natur 
waren. Aber ohne Eng- 
herzigkeit wandte er 
seine Kraft auch der 
Weiterentwicklung von 
Ideen Anderer zu. Tech- 
nischer Fortschritt war 
für ihn von Anbeginn 
die Grundlage, auf der 
er seine großzügigen 
und oft kühnen geschäft- Werner v. Siemens, 
lichen Maßnahmen auf- ` 
baute, In innigem Zu- s 
sammenarbeiten mit seinen Brüdern unter Heranziehung tüchtiger 
Mitarbeiter gelang ihm so die Errichtung eines Welthauses, in 
dessen Werdegang sich die Entwicklung der gesamten Elektro- 
technik widerspiegelt. 

‚Der erste Abschnitt war im wesentlichen der Telegraphie ge- 
widmet, Die Verbesserung der Zeiger-Telegraphen durch Ein- 
führung der Selbstunterbrechung brachten der Firma die ersten 
Erfolge. Auch der Morse-Telegraph wurde kurz nach seinem Be- 
kanntwerden in Deutschland von ihr vervollkommnet. Der Feuer- 
wehr-Telegraph wurde entwickelt und 1850 eine Anlage für Berlin 
ut die bis heute ihren Dienst tut. Der Eisenbahnsicherungs- 
ienst wurde, zunächst durch Läutewerke und Signalapparate, in 
Angriff genommen. Der Magnetinduktor, welcher vielfach die Bat- 
terien im Nachrichtenwesen ersetzte, erhielt durch die Konstruktion 
des Doppel-T-Ankers eine bis heute bewährte Form. Das Ziel war 
aber nicht nur der Bau der bestdurchgearbeiteten Apparate, son- 
dern ganzer Anlagen. Die Aufmerksamkeit wandte sich auch den 
itungen zu. Der Glockenisolator aus Porzellan für oberirdische 
Leitungen wurde eingeführt und ein Verfahren gefunden, für unter- 
irdische Leitungen die Drähte durch nahtlose Umpressung mit 
Quttapercha zu isolieren und mit einem Bleimantel zu umgeben. 
Zur Prüfung der sorgfältigen Herstellung und Instandhaltung der 
tungen bedurfte man geeigneter elektrischer Meßinstrumente, 
mit deren Entwicklung begonnen wurde. Die Frucht dieser Arbeit 
ist neben vielem andern die erste praktisch verwendbare Wider- 
standseinheit, die von Siemens 1859 angegeben wurde. 

Der Raumbedarf des wachsenden Geschäftes veranlaßte 1851 die 
Verlegung der Werkstätten in das Haus Markgrafenstraße 94. 
Besonders die Aufträge der russischen Regierung nahmen in dieser 
Zeit großen Umfang an und waren für das schnelle Aufblühen des 


1847 


Hauses von Bedeutung. Das russische Zweiggeschäft unter der 
Leitung von Carl Siemens erhielt die Aufträge nicht nur auf die 
Herstellung, sondern auch auf die dauernde Instandhaltung der 
Regierungs-Telegraphen-Anlagen. 

Auf Anregung von Wilhelm Siemens, der in London die Firma 
vertrat, wurde Werners Aufmerksamkeit auf die Unterseekabel 
gelenkt, und nach mehreren mißlungenen Versuchen englischer 
Unternehmungen, dauernd betriebsfähige Unterwasser-Linien zu 

verlegen, gelang es erst 
mit Hilfe von Werner 
Siemens, 1857 ein Kabel 
von Sardinien nach Al- 
gier in Tiefen bis zu 
3000 m zu verlegen, wo- 
bei er eine Theorie der 
Kabelverlegung gab, die 
auch für die Folgezeit 
Geltung behielt. Die 
weitere Beschäftigung 
mit diesen Aufgaben 
führte schließlich zur 
Errichtung eineseigenen 
Seekabelwerkes durch 
Siemens Brothers & Co. 

Gegen Ende des er- 
sten Abschnittes bahnte 
sich die Entwicklung des 
neuen Gebiets der Stark- 
stromtechnik an, das die 
Entwicklungsarbeit der 
zweiten Epoche haupt- 
sächlich in Anspruch 
nehmen sollte. Die Ent- 
deckung des dynamo- 
elektrischen Prinzips 
durch Siemens im Jahre 
‚1866 schuf die Grund- 
lage dafür mit der ersten 
Dynamomäschine. Wohl 
hat auch in der zweiten 
Epoche die Telegraphentechnik dem Hause noch große Aufgaben 
gebracht. Das Seekabelwerk in Woolwich entfaltete sich zu großer. 
Bedeutung, und eine Reihe auch transatlantischer Kabel wurden 
durch dessen eigenen Kabeldampfer Faraday gelegt. Die große Indo- 
europäische Telegraphenlinie erbaute die Firma für eine von ihr 
selbst gegründete Gesellschaft, und als von Amerika die ersten 
Telephone herüberkamen, war es Siemens, der sie durch Anwendung 
doppelpoliger Magnete wesentlich verbesserte. Aber im wesent- 
lichen gehörte doch die technische Entwicklungsarbeit dieses 
zweiten Abschnittes dem Starkstrom, denn gegen Ende dieser Zeit 
war die Schwachstromtechnik zurückgeblieben. Die Aussichten, 
welche die Erzeugung der Elektrizität im großen und ihre Verwen- 
dung für Beleuchtung und Kraftübertragung in jeder Art bot, 
fesselten alle Kräfte. Nach der Erfindung des Trommelankers durch 
v. Hefner-Alteneck betrieb schon auf der Wiener Weltausstellung 
1873 eine damit versehene Maschine eine selbstregulierende Bogen- 
lampe, und einige Jahre später war mit der Differential-Bogenlampe 
auch die Teilung des elektrischen Lichtes gelungen. 1879 erstrahlte 
gelegentlich der Berliner Gewerbe-Ausstellung die Berliner Passage 
im Lichte der Siemensschen Bogenlampe, während in der Aus- 
stellung auf einer Strecke von 300 m die erste elektrische Bahn lief. 
In den nächsten Jahren wurden elektrisch betriebene Aufzüge und. 
Grubenbahnen ausgeführt, 1880 traten Siemens & Halske schon mit 
dem Plan einer Hochbahn für Berlin an die Öffentlichkeit, 1881 
erbaute die Firma die erste elektrische Personenbahn in Lichter- 
felde. Gleichzeitig wurde der Bau von Glühlampen aufgenommen. 
Die Technik der Meßinstrumente erhielt durch die Anforderungen 
des Starkstroms neue Aufgaben und Anregungen. Die Torsions- 
Galvanometer der Firma leisteten in den Entwicklungsstätten erheb- 
liche Dienste. Der Ausdehnung des technischen Gebietes ent- 


Wiihelm v. Siemens. 


1258 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 41. 


12. Oktober 1922. 


sprechend mußte die Organisation erweitert, mußten die Räume ver- 
zrößert werden. Im Jahre 1872 wurde die Firma Gebrüder Siemens 
& Co. gegründet, die so in diesen Tagen auf eine -jährige Tätig- 
keit zurückblickt. Ihr Arbeitsgebiet, ursprünglich die Herstellung 
von Alkohol-Meßapparaten, wurde später die Herstellung von 
Kohlen für Bogenlampen und andere elektrotechnische Zwecke. In 
Wien wurde ein eigenes Werk eröffnet, das Londoner Haus in eine 
selbständige Gesellschaft umgewandelt und das Charlottenburger 
Werk 1883 für den Bau von Dynamomaschinen und Kabeln errichtet., 


1892 verschied Werner v. Siemens. Seine ältesten Söhne Arnold 
und Wilhelm und für die ersten Jahre sein Bruder Carl übernahmen 
die Leitung. Wilhelm v. Siemens ist für den folgenden Abschnitt 
in der Geschichte der Firma unbestritten der geistige Führer des 
Ganzen gewesen. Die Aufgabe, die ihm zufiel, war schwierig. Die 
Elektrotechnik hatte sich weit ausgebreitet und einer starken Kon- 
kurrenz in mehreren Ländern gegenüber galt es, die Spitze zu 
halten. Die Entwicklung ging namentlich durch den Bau elek- 
trischer Zentralen ins Gigantische. Bedeutende Mittel waren not- 
wendig, um nicht zurückzubleiben und die Sorge um deren Beschaf- 
fung war erschwert durch den Wunsch, die Führung des Unter- 
uehmens den Mitgliedern der Familie zu erhalten, der bei seinem 
vom Vater ererbten starken Familiensinn natürlich war. Im Herbst 
1897, nach 50-jährigem Bestehen des Hauses, leitete er die Firma in 
die Form der Aktien-Gesellschaft über, und es gelang unter seiner 
Führung, mit der gewaltigen Entwicklung der Folgezeit Schritt zu 
halten, ohne dem Unternehmen durch Aktienauszabe neue Mittel 
zuzuführen, denn die einzige Kapitalvermehrung diente der Herein- 
nahme der Aktien von Siemens Brothers und Siemens & Halske in 
Petersburg. Bei freier Anpassung an die Bedürfnisse der Zeit 
folgte er im Grunde dem von seinem Vater beschrittenen Wege, 
durch Auswertung technischer Fortschritte die Mittel zu weiterem 
Wachstum zu gewinnen. War es ihm auch durch Anlage und Wende- 
gang sowohl wie durch die Vielgestaltigkeit der Aufgaben nicht 
in gleichem Maße wie seinem Vater gegeben, Lösungen für Einzel- 
aufgaben der Technik persönlich anzugeben, so war er andererseits 
um so größer in der rechtzeitigen Erkenntnis fernliezender Ziele 
der Entwicklung, in vorausscehender Stellung der Aufgaben und 
ihrer beharrlichen Durchführung. Ohne Bedenken nahm er Ent- 
wicklungsarbeiten in Angriff, auch wenn noch Jahre nötig waren, 
um nur die richtigen Wege zu finden, die zu einer Lösung führen 
konnten. Die Tantallampe, der als der ersten erfolgreichen Metall- 
fadenlampe erhebliche Bedeutung zukam, und der Siemens-Schnell- 
telegraph, der heute in einer ganzen Reihe von Ländern dem Verkehr 
dient, verdanken ihre Entstehung dieser Art seiner Tätigkeit. Inu 
ähnlicher Weise ist die Leistungssteigerung der Gleichstrom- 
maschine durch Anwendung geeigneter Kühlung und der Wende- 
pole unter seiner persönlichen Führung entwickelt worden, und auch 
der drahtlosen Telegraphie widmete er sich in den ersten Jahren 
nach ihrer Erfindung bis zunı Übergange dieser Arbeiten an eine 
besondere Gesellschaft. Zahllos sind die Anregungen, die er auch 
sonst seinen Mitarbeitern gab, Seine Phantasie befähigte ihn wie 
wenige, die fernen Ziele vorauszuschauen. Auf seine Veranlassung 
wurde die vernachlässigte Schwachstromtechnik mit neuer Kraft 
bearbeitet. Die Firma wandte sich energisch der Bearbeitung der 
Telephonzentralen zu, und zu Fernsprechämtern in Vielfachschal- 
tung gesellten sich später die selbsttätigen Zentralen, an deren Ent- 
wicklung sie bedeutenden Anteil nahm. Die Signal- und Kommando- 
einrichtungen wurden für viele Zwecke ausgebildet und gewannen 
besonders in der Kriegsmarine für die Leitung des Artilleriefeuers 
entscheidende Bedeutung. Es würde zu weit führen, die einzelnen 
Arbeiten auf dem Fernmeldegebiet, im Feuermeldewesen, Wächter- 
kontroll- und Zeitsignalwesen aufführen zu wollen. Von größter 
Wichtigkeit war die Entwicklung des Pupinsystens, das die Ver- 
wendung von Fernsprechkabeln auf weite Entfernungen ermöglichte 
und ergänzt wurde durch die Fernsprechverstärkerämter, an deren 
Ausbildung auch seitens der Firma wesentliche Arbeit geleistet 
wurde. 


Die große Zahl von Meß- und Registrierapparaten aller Art 
für die höchsten Spannungen und größten Stromstärken, wie für die 
feinsten Laboratoriumsmessungen sind den Fachgenossen bekannt. 
Einrichtungen zur Bestiinmung hoher Temperaturen haben in den 
einschlägigen Industrien vielfache Anwendung gefunden. Die seit 
50 und mehr Jahren gebauten Alkohol- und Wassermesser haben 
durch Neukonstruktionen ihr Anwendungsgebiet erweitert. Auch 
der Röntgentechnik widmete das Haus erfolgreiche Arbeit. 


Auf elektrochemischem Gebiet beschäftigte sich die Firma 
hauptsächlich mit der elektrolytischen Gewinnung von Metallen, 
Chlor und Alkali, mit dem Bau von Anlagen für elektrische Stahl- 
erzeugung zur Herstellung des Kalkstickstoffes und zur Verwen- 
dung von Ozon für verschiedene Zwecke. Ihre Sicherungsanlazen 
für Eisenbahnen nach dem Siemensblocksystem sind allgemein ein- 
geführt. In neuerer Zeit wurde auch der Bau von Benzinmotoren 
gepflegt. 


‚aller anfänglichen Schwierigkeiten. 


‚ Die Arbeit auf dem Starkstromgebiet wurde 1903 an die durch 
Vereinigung mit der Schuckert-Gesellschaft gebildeten Siemens- 
Schuckertwerke übergeführt, deren oberste Führung Wilhelm 
v. Siemens ebenfalls in der Hand behielt. 

Neben dem Gleichstrom, der im ersten Abschnitt der Starkstrom- 
technik fast allein das Feld beherrschte, kam mit der Erfindung de: 
Drehstroms dieser zur Bedeutung und verlangte erhebliche An- 
strengungen in der Ausbildung der Maschinen und Motoren. Als 
erste Drehstromzentralen der Welt hat die Firma die Kraftwerke 
in Erding bei München und in Eichdorf bei Grünberg eingerichtet. 
Schon in der Mitte der 80er Jahre, als der Transformator entstanden 
war, hatte Wilhelm von Siemens die Bedeutung dieser Stromart für 
die Ausgestaltung des Bahnbetriebes erkannt, die Bestrebungen 
dafür aber noch ruhen lassen müssen, da ein brauchbarer Wechsel- 
strommotor noch fehlte. Nach Erfindung des Drehstrommotor- 
nahm er aber gleich wieder den Gedanken auf, hochgespannten 
Wechselstrom unmittelbar den Wagen zuzuführen und nach Herat- 
setzung der Spannung mit Hilfe des Transformators auf den Motor 
wirken zu lassen. Er stellte vorbereitende Versuche mit Dreh- 
strom für den Bahnbetrieb an und gab ihnen in den Jahren um 19% 
eine größere Ausdehnung. Daraus entstanden schließlich die welt- 
bekannten, von einer besonderen Studiengesellschaft durchgeführ- 
ten Schnellbahnfahrten auf der Versuchsstrecke bei Zossen. Diese 
Versuche bildeten die ersten Erfahrungen und Grundlagen zum 
Entwurfe elektrischer Fernbahnen. Die Forderungen des Balın- 
hetriebes gaben vermehrten Anlaß zur Weiterentwicklung umi 
gründlichen Durchbildung «er Einphasenwechselstrommotoren unid 
-zeneratoren. Ebenso sorgfältige Förderung fanden die besonderen 
Generatoren für Wasserkraftanlagen und für Dampfturbinenantrieb, 


„die bis zu den größten bisher überhaupt in einer Maschine erzeugten 


elektrischen Leistungen betriebssicher gebaut worden sind. Die 
gleiche Sorgfalt fand die Pflege des Baues von Transformatoren und 
rotierenden Umformern, die V'ervollkommnung der Schaltgeräte uni 
Schaltanlagen und die gesamte Hochspannungstechnik. Ihre be- 
sonders hohen Ansprüche an Isolationsmaterial und Leitungshbau 
führten zur Schaffurg besonderer Systeme, um der Überspannungen 
und Überströme Herr zu werden. Die Anwendung des Starkstrone- 
auf Grund der geschaffenen Formen wurde im neuen Jahrhundert 
immer umfangreicher. Den städtischen Zentralen folgten die Über- 
landzentralen und diese wurden noch überboten durch die Grof- 
kraftwerke. Der Elektromotor wurde mehr und mehr in Betrieben 
aller Art heimisch, indem er sich selbst den verschiedenen Bedin- 
zungen anpaßte und umgekehrt die Durchbildung der Arbeits- 
maschine beeinflußte. Von der Nähmaschine bis zur Walzenstraß: 
mit. einem Bedärfe von vielen Tausend PS erstreckt sich das Axr 
wendungsgebiet des Elektromotors, und die entstehenden elek- 
trischen Vollbahnen geben Kunde von dem schnellen Überwinder 
Das Hüttenwesen erhielt in 
den Elektrostahlöfen ein neues Glied seiner Entwicklung. 
Während des letzten Abschnittes entstand die Siemensstadt mi; 
ihren großen Fabrikationsstätten. Die Bildung dieses selbstän- 
digen Gemeinwesens begann um die Jahrhundertwende mit der Ei- 
richtung eines neuen, stark vergrößerten Kabelwerkes, das aber 
ald noch größere Räume in dem benachbarten Gartenfeld erhielt 
In dem neuen, dann mit Recht nach Siemens benannten Ort siedelte" 
sich unter dem Namen Wernervwerk die Schwachstromabteilunge: 
an, die bisher in der Markgrafenstraße gewesen waren, In seiner 
Nähe erhob sich das neue Blockwerk. Für den Großmaschinenbau 
entstand das Dynamowerk, für die Erzeugung kleinerer Maschinen 
das Elektromotorenwerk, für den Bedarf an Installationsgerät da- 
Kleinbauwerk. Die Herstellung von Kraftwagen wurde aufge- 


nommen und findet ihre Pflege im Autowerk. Ein besondere- 


Kraftwerk versorgt die einzelnen Werke mit. elektrischem Strom, 
das große Verwaltungsgebäude ist der Sitz der Oberleitung de- 
Konzerns und eines großen Teils der Geschäftsstellen. Das Char- 
lottenburger Werk, das seinen alten Umfang beibehalten hat, hat 
sein Arbeitsgebiet dem Wuchse des Ganzen entsprechend auf den 
vergrößerten Aufgabenkreis eines Sondergebiets beschränkt. Da- 
Nürnberger Werk der Siemens-Schuckertwerke wurde wesentlich 
erweitert, zu seiner Entlastung außerdem ein besonderes Transfur- 
matorenwerk angelegt, die ausländischen Werke in Rußland, Eng- 
land und Österreich zu neuem Leben gebracht und durch gesunde 
Finanzpolitik die Firma innerlich so gestärkt, daß sie auch die Ver- 
luste der großen Anlagen in den beiden erstgenannten Ländern 
durch den Krieg ohne Erschütterung zu ertragen vermochte. 

Wilhelm v. Siemens starb im Herbst 1919 unter den traurigen 
Eindriicken der Nachkriegszeit. Sein und seines Vaters Geist un! 
lie Grundsätze beider sind unter der Führung seines jüngsten Bru- 
ders unverändert im Hause gültig geblieben. In der Arbeit am tech- 
nischen Fortschritt, die stets die Grundlage dafür war, daß sich da- 
Haus Siemens im Wettbewerb mit der Technik der übrigen Nationen 
bewährte, liegt. heute mehr als je eine der wichtigsten Lebensbedin- 
gungen der deutschen Industrie und des gesamten Vaterlandes 
Möge es ihm gelingen sich die Kraft dazu zu erhalten. 


=- - = =e 


12. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 41. 


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Aus den Pionierjahren des Überspannungssehutzes. 
Zum 75jährigen Geschäftsjubiläum der Siemens & Halske Aktieugesellschaft. 


Von F. Sehrottke, Berlin. 


Kurzschluß und Blitzschlag waren die wesentlichen Störungs- 
quellen elektrischer Kraftübertragungen zu Anfang der 90er Jahre 
des vorigen Jahrhunderts. Während man sich gegen die Folgen 
des ersteren durch Schmelzsicherungen schützen konnte, mußte 
man den letzteren als unabwendbare höhere (Gewalt hinnehmen. 
Seine Folgen waren in der Regel abgeschmolzene Leitungen, zer- 
splitterte Holzmasten und zertrimmerte Isolatoren. Nur selten 
wurden Wicklungen von Maschinen oder Trausformatoren be- 
-chädiggt, weil deren innere Sicherheit wesentlich größer war als 
lie der späteren. Wohl mehr zur Selbstberuhigung als in Über- 
zeugung von ihrem Schutzwerte wandte man sogenannte Stark- 
strom-Blitzableiter an, die gewöhnlich in Form von Kohle-Funken- 
strecken zwischen Leitung und Erde geschaltet wurden. Bei ge- 
ringer Übertragungsspannung und Leistung gaben sie wenig An- 
laß zu Störungen, weil wegen unempfindlicher Einstellung nur 
selten zwei Funkenstrecken verschiedener Polarität gleichzeitig 
ansprachen. Das änderte sich aber bald mit Anwendung höherer 
Spannungen. Schon bei 3 kV wurden diese einfachen Blitzableiter 
fast bei jedem zweipoligen Überschlag zerstört. Man versah sie 
zwar mit elektromagnetischer Ölfunkenlöschung (Carl Hoff- 
mann), aber auch dieser Verbesserung, wenn man sie so nennen 
darf, war mit 5 kV bald die Grenze gesetzt. 


Daneben griff man zum Blitzseil oberhalb der Hochspannungs- 
leitungen und versah die Holzmasten nach dem Vorbikle der Tele- 
sraphenstangen mit sie nur wenig überragenden, dünnen Erd- 
drähten. Diese Anordnung schützte zwar die Maste vor Zersplitte- 
rung, nicht dagegen Leitungen und Isolatoren vor Beschädigung. 


In dieser Zeit war die Erfindung des Hörnerblitzableiters?) 
von Ernst Oelschläger und Franz Scehrottke auf 
dem Wege des Blitzschutzes ein Schritt vorwärts. Er fand auch 
»leich in den damals in Ausführung begriffenen Hochspannung>- 
anlagen ausgiebige Verwendung, freilich in einer Art, die wir mit 
unserem heutigen Wissen belächeln. Man setzte ihn auf den Holz- 
mast, wo er vermöge seiner guten Erdleitung als wirklicher „Blitz”- 
ableiter diente. Unzeitizges und ungewolltes Ansprechen durch 
kegen, Insekten und andere Einflüsse zwangen zu unempfindlicher 
Einstellung seiner Funkenstrecke, so daß die Anlagen recht erheb- 
licher Beanspruchung durch Überspannungen, die man damals noch 
nicht kannte, ausgesetzt waren. Man hatte eine unüberwindliche 
Scheu, in die Erdleitungen Widerstände zu schalten, da man da- 


durch die Wirkung als Blitzableiter wesentlich zu beeinträchtigen‘ 


zlaubte. Die starke Kurzschlußwirkung der inzwischen erheblich 


ausgedehnten Hochspannungsanlagen nötigte zu einem Abhilfs- 


mittel, das manchem Pferde und mancher Kuh das Leben gekostet 
haben mag; man gab den Hörnerbiltzableitern verschiedener Pha- 
sen gesonderte Erdplatten, die gewöhnlich um eine Leitungsspann- 
weite voneinander getrennt waren. Erst die Sicherheitsvorschrif- 
ten des VDE beseitigten im Jahre 1904 diese, wie wir jetzt wissen, 
recht gefährliche Anordnung. 

Inzwischen hatten sich bei kleineren Hochspannungsmaschinen 
als beinahe regelmäßige Folge naher Gewitter, ohne daß jedoch 
die Leitungsanlage vom Blitz getroffen war, Kurzschlußwindungen 
eingestellt, denen man durch empfindlichere Einstellung der Hör- 
nerblitzableiter zu begegnen hoffte. Um ungewolltem Ansprechen 
vorzubeugen, umbaute man die immer noch im Freien aufgestellten 
Hörnerblitzableiter mit Schutzhäuschen, wobei man die Anschluß- 


leitungen möglichst geradlinig im Zuge der Hauptleitungen aus-. 


führte. Gegen die ‚Wirkung direkter Blitzschläge versah Hein- 
rich Ockel an besonders gefährdeten Stellen die Leitungsmaste 
mit kräftigen, gut geerdeten, eisernen Fangstangen, in die, wie 
E tere Beobachtungen zeigten, auch wirklich der Blitz ein- 
schlug 


Angeregt durch die fortschreitende Entwicklung der draht- 
losen Telegraphie hatte Felix Finekh auf das Zusammen- 
wirken der Maschinenselbstinduktion und der Leitungskapazität 
hingewiesen, das im Verein mit einer zufällig gebildeten Funken- 
strecke die Ursache schneller elektrischer Schwingungen war, die 
ich der Anlagenspannung überlagerten?). Damit war der Begriff 
der Überspannungen geschaffen und zugleich die Trennung des 
Blitzschutzes vom Überspannungsschutz gegeben. Etwa um die- 
selbe Zeit waren in ausgedehnten Hochspannungskabelnetzen er- 
hebliche dauernde Spannungserhöhungen festgestellt worden, von 
denen ein Teil, der sich bei längeren Kabelstrecken zeigte, als Fer- 
ranti-Effekt bekannt geworden ist. Zur wissenschaftlichen Unter- 
chung dieser Erscheinungen und zum Ausbau des Blitz- und 

Cberspannungsschutzes regte H. Görges bei seinem Ausschei- 
den aus der Siemens & Halske Aktiengesellschaft im Jahre 1901 
Bildung einer Zentralstelle an, die der Leitung des Verfassers an- 
vertraut wurde. 


1) DRP. 91133 v. 26. I. 1896. 
23 „ETZ“ 1908, S. 198. 


Schon das Jahr 1901 brachte reiche Arbeit und wertvolle Er- 
weiterung der wissenschaftlichen Erkenntnis. In Oberitalien waren 
die drei Ceres-Zentralen entstanden, die mit 13 bis 15 kV 
Maschinenspannung Energie nach dem etwa 50 km entfernten Turin 
liefern sollten, Röhrensicherungen und Röhrenschalter bildeten 
ihre Ausrüstung, dazu möglichst widerstandslos geerdete Hörner- 
blitzableiter, die jedoch, von der bis dahin üblichen Anordnung ab- 
weichend, im Maschinenhaus, also nicht mehr im Freien, aufgestellt 
waren. Die mit besonderem Interesse erwartete Inbetriebsetzung 
der sorgfältig ausgetrockneten 1000 PS-Hochspannungsmaschinen 
erfolgte ohne Störung, allein schon nach wenigen Tagen ging eine 
nach der anderen ohne ersichtliche Ursache an Kurzschlußwindun- 
gen zugrunde Die damals bereits bekannte Zerstörung der Win- 
dungsisolierung durch unter Glimmentladungen und Feuchtigkeit 
sich bildende salpetrige Säure konnte die Ursache nicht sein, denn 
die Wicklung zeigte keine Spur eines derartigen Angriffes, zudem 
waren auch Nullpunktspulen beschädigt worden. Als sich nach 
gründlicher Ausbesserung der Maschinen die Störungen wieder- 
holten, stellte man durch sorgfältige Beobachtung ihren Zusammen- 


hang mit Schaltvorgängen und Erdschlüssen auf den Leitungen 


fest, Man erkannte die Gefährlichkeit des durch Widerstand nicht: 
sedämpften Stromüberganges zwischen Leitung und Erde, der im 
wesentlichen Kapazitätstrom ist (intermittierender oder aussetzen- 
der Erdschluß). Nach dieser Erkenntnis erhielten die bisher wider- 
standslos geerdeten Hörnerblitzableiter Dämpfungswiderstände 
von etwa 350 Q in Form von Wasserwiderständen mit dauernd 
fließendem Wasser. Da Ansprechen dieser Hörnerblitzableiter er- 
hebliche Spannungsschwankungen verursachte (Belastungsstöße 
von etwa 650 kW), so wurde ein zweiter, empfindlicher eingestell- 
ter Satz Hörnerblitzableiter mit etwa 800 Q und ferner ein ganz 
empfindlich eingestellter mit etwa 4000 Q als Mittel- und Feinschutz 
lem Grobschutz parallel geschaltet. Der Feinschutz, bei etwa 1,2- 
facher Betriebsspannung ansprechend, diente, wie wir heute wissen, 
hauptsächlich als Überspannungsanzeiger, und als solcher hat er 
in dieser Pionierzeit zur Erkenntnis der Überspannungsvorgänge 
wesentlich beigetragen. Zu diesen Einrichtungen gesellten sich 
noch vor die Drehstromgeneratoren geschaltete Drosselspulen mit 
nennenswerter Induktivität und, da man Abfuhr statischer Ladun- 
gen nach alter Überlieferung Bedeutung beilegte, auch Wasser- 
strahlerder, die, eine Fügung des Zufalls, zu gleicher Zeit im Kraft- 
werk Vizzola bei Mailand, wo Schuckert & Co. ähnliche Schwic- 
riekeiten mit 12 kV-Maschinen hatten, entstanden sind. Die ur- 
sprüngliche Hochspannungsschaltanlage verschwand fast gegen 
den Überspannungsschutz, um dessen Durchbildung an Ort und 
Stelle sowie auch später sich Wilhelm Keller?) verdient ge- 
macht hat. 

Wenn auch der Fetrieb der Ceres-Anlagen längere Zeit ohne 
Beschädigung der Generatoren verlaufen war, so sah man dem 
nächsten Gewitter mit etwas gemischten Gefühlen entgegen. War 
man doch hier von der bisher unerschütterlichen Grundregel des 
Blitzschutzes, der widerstandslosen Erdung, sogar necht erheblich 
abgewichen. Es kam, und, wie das im Berggelände nach längerer 
Pause üblich ist, mit ungewöhnlicher Heftigkeit. Der Betrieb der 
Anlagen verlief störungsfrei, dafür entwickelte aber der Über- 
spannungsschutz prächtiges Feuerwerk. Dieses Ergebnis war für 
die grundsätzliche Trennung des Überspannungsschutzes vom 
Blitzschutz entscheidend. 

Von den neun Hochspannungsmaschinen der Ceres-Zentralen 
waren mittlerweile acht mit neuen Wicklungen versehen worden, 
die infolge der bekannten Querwicklung nur etwa ein Drittel der 
früheren Lagenspannung hatten. Die neunte Maschine war erst ver- 
spätet betriebsfähig geworden und so vor dem Mißgeschick ihrer 
Schwestern bewahrt geblieben. Sie hat dann mit ihrer ursprüng- 
lichen Wicklung bei 380 V Lagenspannung lange Zeit auch bei Ge- 
wittern Dienst getan, bis auch sie der Einheitlichkeit halber die 
Wicklung der anderen erhielt. 

Dieser Erfolg, der nach unserem heutigen Wissen unter ande- 
rem wohl auch der guten Anpassung der Dämpfungswiderstände 
des Blitzschutzes an den Wellenwiderstand der Leitungen zu dan- 
ken ist, veranlaßte CarlDihlmannundRichard Werner 
im Vorstande der Siemens & Halske Aktiengzesellschaft in weit- 
blickender Einschätzung künftiger Entwicklung der Hochspan- 
nungstechnik Bewilligung reicher Mittel für ein Hochspannungs- 
laboratorium zu erwirken, an dessen Arbeiten Wilhelm von 
Siemens stets reges Interesse nahm. Seiner Anregung ent- 
sprechend bearbeitete dieses Laboratorium die Erzeugung mög- 
lichst kräftiger elektrischer Schwingungen zur Förderung der 
drahtlosen Telegraphie und zugleich ihre möglichst restlose Unter- 
drückung zur Sicherung der Hochspannungsanlagen gegen Über- 
spannungen. In Alberto Dina?) wurde ein Mitarbeiter ge- 


3) z. Z. Professor an der Universität Mexiko. 
% Seit 1910 Professor an der T. H. Palermo. 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41. 


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. funden, der für diese Aufgaben reiches Wissen mit experimentellem 
Geschick verband. Jedes wichtige Vorkommnis im praktischen Be- 
triebe wurde im Laboratorium nachgeahmt, um seine physika- 
lischen Grundlagen festzustellen. Da mit Mitteln nicht gespart 
wurde, war es manchmal schwer, bei dem Sichüberstürzen der Auf- 
gaben und Lösungen das gemeinsame Ziel im Auge zu behalten; 
denn die gewonnenen Erkenntnisse berührten viele andere Ge- 
biete, z. B. auch das der Meßtechnik. 

Zum Studium der Gewittererscheinungen stand dem Labora- 
torium ein großer Resonator zur Verfügung, der, später von der 
Zentralstelle für wissenschaftlich-technische Untersuchungen G. 
m. b. H. übernommen, in deren Versuchssaal in Neubabelsberg bei 
Versuchen über Blitzschutz explosionsgefährlicher Gebäude bis zu 
3 m lange Funkenblitze herzugeben vermochte?). Hier entstand 
auch Dinas Relaisableiter®), dem Schutzbedürfnisse von Anlagen 
bis etwa 3 kV entspringend, und ferner die Entdeckung der un- 
gleichmäßigen Spannungsverteilung in den Wicklungen von Trans- 
formatoren für sehr hohe Spannung, über die Dina s. Zt. ausführ- 
lich berichtet hat”). 

Große Sorgfalt wurde den Untersuchungen des intermittieren- 
den Erdschlusses gewidmet, der sich, besonders in Kabelnetzen, un- 
angenehm bemerkbar machte. Der rätselhafte Durchschlag eines 
nicht unter Spannung stehenden, 3,7 km langen 6 kV-Drehstrom- 
kabels (Filderbahn) während eines Wintergewitters gab Anlaß zu 
umfangreichen Untersuchungen über stehende elektrische Wellen 
auf Leitungen, aus denen die vielfach angewendete Stufendrossel- 
spule?) hervorging. Es ist das eine kräftige Drosselspule, von deren 
nach bestimmtem Gesetz unsymmetrisch verteilten Anzapfungen 
Hörnerableiter abgezweigt sind. Diese Einrichtung sollte verhin- 
dern, daß der Überspannungsschutz durch Auftreffen eines Knoten- 
punktes der Spannungswelle unwirksam wurde. Die gleichen 
Untersuchungen führten auch dazu, die Ausbildung der Papierkabel 
an Stelle der bis dahin bevorzugten Jutekabel für Hochspannung 
nachdrücklich zu betreiben. 

Besondere Mühe wurde auf Schaffung unveränderlicher und 
dauernd zuverlässiger Dämpfungswiderstände für Hörnerableiter 
und ihre zweckdienliche Bemessung aufgewendet. Das Ergebnis 
war der bekannte Ölwiderstand, aus Widerstandedraht und Asbest- 
fäden gewebte Bänder im Ölbade, nachdem die anderen gebräuch- 
lichen Baustoffe als Kohle, Karborund, Wasser usw. versagt hatten. 
Das anfängliche Vorurteil gegen diese Widerstände ist infolge 
praktischer Bewährung seit langem überwunden, wozu die ihnen 
beigegebenen, prompt wirkenden Wärmesicherungen®) wesentlich 
beitrugen. Die weitere Ausgestaltung des Überspannungschutzes 
mit Ölwiderständen führte dann zu dem bekannten, auch heute noch 
in großem Umfange angewendeten Stern-Dreieckschutz!°). 


Überspannungen beim Schalten von Hochspannungsfreileitun- 
gen und -kabeln mit den bis dahin gebräuchlichen Luftschaltern 
leiteten zu bevorzugter Anwendung der Ölschalter, bei denen 
Unterbrechen des Stromes bei seinem natürlichen Durchgange 
durch Null festgestellt war. Starke Stromstöße beim Einschalten 
großer Transformatoren und Asynchronmotoren ließen den Schutz- 
schalter (Ölschalter mit. Widerstandstufe) entstehen, dessen An- 
wendung bei Kabeln und Freileitungen die vielfach benutzten 
Kabelanlasser?!) entbehrlich machte. Der Schutzschalter, dessen 
Zweckdienlichkeit man lange Zeit bestritten hat, ist jetzt bekannt- 
lich Allgemeingut der Hochspannungstechnik. Es war nur ein 
kurzer Schritt in der Entwicklung, den Ölschalter mit selbsttätiger 
Auslösung zu versehen und durch ihn die allgemein gebräuchlichen 
Schmelzsicherungen für Hochspannung zu ersetzen, deren unheil- 
volle Wirkung z. B. auf Transformatoren bei ungleichmäßigem Ab- 
schmelzen Felix Finckh wiederholt festgestellt hatte. 


‘ Die Fusion mit der Elektrizitäts-Aktiengesell- 
schaft vormals Schuckert & Co. im Jahre 1903 brachte 
Bestätigung und Erweiterung unserer Erkenntni3 durch die Er- 
gebnisse und Erfahrungen der von Rob. M. Friese geleiteten 
Überspannungsuntersuchungen dieser Firma. Sie eröffnete ein un- 
absehbares Feld für weitere Hochspannungsunternehmungen. Hier 
ist an erster Stelle die Ausführung des 34 km langen Fernkabels 
Bozen—Meran für 12 kV durch die Wiener Kabelfabrik der Sie- 
mens & Halske Aktiengesellschaft zu nennen, dar in metallischer 
Verbindung mit der gleichlangen, von schweren Gewittern heim- 
gesuchten Freileitung zu betreiben war. Die glückliche Lösung 
dieser Aufgabe gelang auf Grund der sorgfältigen Untersuchungen 
und Vorausberechnungen der bereits erwähnten Zentralstelle für 
den Schutz der Hochspannungsanlagen, bei denen der neu in die 
Praxis eingeführte Oszillograph und der schon früher von Des 
Coudres 2) vorgeschlagene, aber wesentlich verbesserte Ober- 
tonmesser eine bedeutsame Rolle spielten. Zur dauernden Über- 
wachung des Betriebes wurde auch ein gut bewährter Überspan- 
nungsregistrierapparat!?) geschaffen. 


5) „ETZ“ 1915. S. 558 u. S. 614. 

6) > ETZ" 1%5. 8. 485. 

a ETZ“ 1906, S. 191. 

#7. a V. d. J. 198 8. 614. 

™® DRGM. Nr. 346819. ; ‘ 
10) DRP. Nr. 169991. 


900, 8. 752. 
HE DRP. Nr. 155414. 


Wenn auch durch die Fusion das Gebiet des Starkstromes auf die 
Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. überging, so war 
damit nur der Name gewechselt, die Personen blieben dieselben, so 
F die Überspannungsforschung unbehindert fortgesetzt werden 

onnte. 

Die Entwicklung der Hochspannungstechnik drängte unauf- 
haltsam vorwärts. Auf die 1904 in Betrieb genommenen 30 kv- 
Anlagen der Sociedad Hidroeléctrica Ibérica, Bilbao, bei deren an 
manchen Stellen dem Blitze stark ausgesetzten Leitungen Albert 


:Vaupel die gute Wirkung der bereits erwähnten Fangstangen 


auf den Masten feststellen konnte, folgte 1905 die 35 kV-Anlage der 
Rurtalsperrengesellschaft m. b. H. Die für'diese Anlage gestell- 
ten scharfen Garantiebedingungen erforderten sorgfältige Prüfung 
der Überspannungsfrage und des Überspannungsschutzes, der nach 
den bei den Ceres-Zentralen gefundenen Grundsätzen ausgestatter 
wurde!!). Die Arbeiten brachten vollen Erfolg, so daß auf ihrer 
Grundlage in den Jahren 1906 und 1907 die beiden 50 kV-Über- 
tragungen Kykkelsrud—Hafslund und Uppenbornkraftwerk—Mün- 
chen ausgeführt werden konnten. 

Inzwischen war in Karl Willi Wagner ein Mitarbeiter 
gefunden, dessen gründliche und sorgfältige‘ Arbeiten neue Erwei- 
terung der wissenschaftlichen Erkenntnis brachten. Vorbildlich 
und grundlegend sind seine 1908 veröffentlichten Studien über 
Wanderwellen'!’) geworden. Sie brachten uns die theoretische Be- 
gründung des praktisch erprobten Überspannungschutzes und die 


Erkenntnis von der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. In 


diese Zeit fallen auch Untersuchungen über Telephonstörungen') 
durch Hochspannungsleitungen, die ebenfalls als Überspannungen 
aufzufassen sind, denn die Hochspannungsleitungen rufen in 
Schwachstromleitungen hohe Spannungen hervor, die betriebs- 
mäßig nicht dorthingehören. Schließlich ist noch der Versuch 
einer Klassifizierung der Überspannungen?!?”) zu erwähnen, die im 
Laufe der Untersuchungen bemerkenswerte Dienste geleistet hat. 

Während so der Siemens-Überspannungschutz auf unveränder- 
ter Grundlage weiter entwickelt wurde, waren auch andere Schutz- 
einrichtungen entstanden, deren Verhalten und Wirkungsweise 
sorgfältiger Nachprüfung bedurften. Hierbei spielte der inzwischen 
sehr vervollkommnete Öszillograph eine wesentliche Rolle, in 
dessen Handhabung bei Aufnahme der flüchtigen Überspannungs- 
erscheinungen Wilhelm Delling besonderes Geschick be- 
wies. Über das Ergebnis dieser Untersuchungen ist s. Z. in der 
„ETZ“ ausführlich berichtet worden®®). 


Schon früh hatten sich die Rollenblitzableiter als gute Schwin- | 


gungserreger erwiesen, so daß sie vorteilhaft als Sender-Funken- 
strecken bei der drahtlosen Telegraphie benutzt wurden. Sie konn- 


| 


ten daher ernstlicher Prüfung auf Schutz gegen Überspannungen j 


ableiter noch recht lange beibehalten und versucht, ihm durch reich- 


- nicht standhalten. Trotzdem haben die Amerikaner den Rollenblitz- ; 


lichen Vorschaltwiderstand seine gefährlichen Eigenschaften zu : 


. mehmen, womit sie freilich auch seine Wirkung verkümmerten. 


Ebenso hat der Aluminiumableiter, der erstmalig 1903 bei der 
durch die Siemens & Halske Aktiengesellschaft errichteten Kraft- 
übertragung der Porzellanfabrik Kahla als Überspannungschutz 
angewendet worden war, die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht er- 
füllt. Laboratoriumsversuche ergaben bedenkliche Überspannung:- 
erscheinungen beim täglichen Laden der Aluminiumzellen, die bei 


Beschädigung der Zellen infolge teilweiser Durch- und Überschläge | 


besonders gefährlich wurden. 

Diese Vorgänge hatten in den 1910 gemeinsam mit der AEG 
erbauten 40 kV-Anlagen der Rand Mines (Südafrika) schwere Be 
schädigung großer Transformatoren’®?) zur Folge, die zum Ersatz 
der Aluminiumableiter durch Hörnerableiter mit Dämpfungswider- 
ständen führten, Dieselben Erscheinungen wiederholten eich in 
der 1913 in Betrieb genommenen ersten deutschen 110 kV-Anlage 
der Lauchhammer A. G., wo trotz dringenden Abratens die beiden 
Unterstationen mit Aluminiumableitern ausgerästet worden waren. 
Auch hier bewies, wie bei den Ceres-Zentralen, ein experimentum 
cruris die Richtigkeit der Überlegungen. Einer von den vier Haup!- 
transformatoren des Kraftwerks war wegen verspäteter Fertig- 
stellung vor dem Schicksal der anderen bewahrt geblieben. Während 
diese neue Wicklungen mit erheblich verstärkter Windungsisolir- 
rung erhalten hatten, wurde er nach Ersatz der Aluminiumableiter 
durch Hörnerableiter mit Dämpfungswiderstand mit seiner 
ursprünglichen, viel schwächer isolierten Wicklung in Betrieb ge- 
nommen und absolvierte darauf die vertragsmäßig ausbedungenen 
8000 Betriebsstunden ohne Störung. Die ungünstigen Erfahrunge! 
mit Aluminiumableitern werden von anderer Seite, auch in Ame- 
rika, bestätigt”), es ist daher nicht zu verstehen, warum die Ameri- 
kaner heute noch an diesen betriebsgefährdenden Einrichtungen :0 
zähe festhalten. 

Viel Zeit und Mühe wurde für Untersuchungen über Bean- 
spruchung der Freileitungen bei Gewittern und tiber Wirkung de: 
sogenannten Blitzseiles oberhalb der Leitungen verwendet. Bei 


2 nn de bean 
. W. Wagner. Elektromagnetische Ausgleichsvorgänge. 
8) „ETZ? 1997, S. 685. j 

17, SETZ“ 1908, S. 797. 

#) ETZ? 1910, S. 48. 

9) _Siemens-Zeitschrift“ 1921. 


S S. 189, Abb. 4 
Stern, „ETZ“ 1920, S. 1016 


und „AEG-Mitteilungen“ Nr. 5/6, 1922 & 1% 


l 
t 


12. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. 


1261 


der ersteren spielt der Abstand der Leitungen von Erde eine wesent- 
liche Rolle, denn er bestimmt die Höhe der durch nahen Blitzschlag 
ausgelösten Wanderwelle. Je kleiner er ist, desto kleiner ist auch 
die Wellenspannung. Da nun Leitungen für hohe Betriebsspannung 
im allgemeinen größeren mittleren Abstand von Erde haben, so ist 
ihre Beanspruchung bei Gewittern diesem Abstande entsprechend 
größer als bei Leitungen mit niederer Betriebsspannung, die dichter 
zusammenliegen. Da nach den Errichtungsvorschriften des VDE 
die untere Leitung mindestens 6 m von der Erde abstehen soll, so 
ergibt sich z. B. für eine 10 kV-Drehstromleitung mit kurzer Spann- 
weite ein mittlerer Abstand von 7 m von Erde, während bei der 
üblichen 110 kV-Leitung der Abstand etwa 11 m beträgt. Daraus 
folgt, daß die 10 kV-Leitung mit etwa 60 % der Spannung bean- 
sprucht wird, die die 110 KV-Leitung bei Gewittern erhalten würde. 
Glaubt man nun, gestützt auf neuere Erfahrungen, bei letzterer von 
besonderen Schutzeinrichtungen absehen zu können, weil die Ge- 
witterüberspannungen in der Größenordnung der Betriebsspannung 
liegen, so geht das nicht mehr bei der 10 kV-Leitung, denn sie wird 
mit einem hohen Vielfachen der Betriebsspannung beansprucht. 
Man sollte erwarten, daß ihre Isolatoren bei jedem nahen Blitzschlag 
überschlagen werden, es schützt sie jedoch dagegen erfahrungs- 
gemäß der geringe Zeitverzug, der zum lonisieren der Überschlag- 
strecke erforderlich ist. Die mit Lichtgeschwindigkeit fort- 
schreitende Wanderwelle hat im allgemeinen Zeit genug, um den 
nächsten Überspannungschutz zu erreichen und dort die nettende 
Absenkung zu erfahren. Dabei ist zu berütksichtigen, daß bei ge- 
bräuchlichen 10 kV-Isolatoren der Überschlag bei Dauerbean- 
spruchung erst bei etwa 60 kV, d. h. bei einer Amplitude von 85 kV 
eintritt. Stoßbeanspruchung erhöht diesen Wert noch um 30 bis 
9%, bei den hier in Betracht kommenden kurzen Zeiten wahr- 
scheinlich um noch mehr. Bedingung ist jedoch, daß diese Warte- 
zeit nicht ungenützt verstreicht und daß der Überspannungsschutz 
eine dauernde und ausreichende Spannungsabsenkung herbeizu- 
führen vermag. Die durch den Sicherheitsgrad der Freileitungs- 
isolatoren gegebene Wartezeit bestimmt ferner den Wirkungs- 
bereich (Reichweite) des einzelnen Überspannungsschutzes. Dar- 
aus ergibt sich die von den Siemens-Schuckertwerken schon früh- 
zeitig erhobene Forderung, Freileitungsisolatoren mit möglichst 
reichlichen Abmessungen zu wählen, eine Forderung, die nach 
Annas Bekämpfung”) jetzt allgemein als richtig anerkannt 
wird”). 

Ähnliche Überlegungen und Untersuchungen führten die Sie- 
mens-Schuckertwerke zur Ablehnung des Blitzseiles oberhalb der 
Hochspannungsleitungen als Schutzmittel. Eine mit Blitzseil ver- 
sehene, nicht unter Spannung stehende Drehstromleitung hat, auch 
wenn sie betriebsmäßig von Erde isoliert ist, infolge von Über- 
leitung usw. vor dem Blitzschlag Erdpotential. Der Blitz empfindet, 
wenn man so sagen darf, lediglich die Störung des elektrischen 
Feldes zwischen Wolke und Erde durch die aus der Erdoberfläche 
heraustretende Leitergruppe mit Erdpotential. Für ihn sind also 
Blitzseile und Kraftleitungen gleich geeignete Einschlagpunkte. 
Dabei spielt der gegenseitige Abstand beider Leitergruppen, so wie 
er praktisch gewählt wird, keine wesentliche Rolle, andernfalls 
müßte er nach den für Gebäudeblitzschutz gültigen Regeln be- 
messen werden. Dann aber würden die Kraftleitungen bei nahem 
Blitzschlag durch die Blitzseile nur geringe Spannungsentlastung 
erfahren, die bei Leitungen für sehr hohe Spannungen bei der 
üblichen Anordnung bekanntlich schon nicht erheblich ist. 


Führen nun die Kraftleitungen Wechselstrom hoher Spannung, 
so pendelt ihr Potential um das des geerdeten Blitzseiles, u. zw. 
im Verhältnis zur Geschwindigkeit des Blitzes recht langsam. Der 
Blitz findet also, um bei dem Bilde zu bleiben, bei seinem Abstieg 
von der Wolke außer der durch das vorgeschobene Blitzseil ver- 
ursachten Senkung des elektrischen Feldes je nach dem betrachteten 
Augenblick noch eine oder zwei tiefe Schluchten vor, in denen die 
zugehörigen Kraftleitungen liegen. Der Blitz wird somit auch in 
diese einfallen, d. h. außer dem Blitzseil auch eine oder zwei Kraft- 
leitungen treffen. 


Das Blitzseil hat, wie bekannt, auf innerhalb der Hochspan- 
nungsanlage z. B. durch Schaltvorgänge hervorgerufene Über- 
spannungen keine Schutzwirkung. Da gegen diese sowieso geson- 
Jerter Überspannungschutz vorzusehen ist, der wirksamer und sehr 
viel billiger ist als das Blitzseil, so hat dieses weder technische noch 
wirtschaftliche Berechtigung. Die Siemens-Schuckertwerke haben 
daher alle in eigner Verantwortung erstellten Hochspannungs- 
anlagen, z. B. die 1910 in Betrieb genommene 70 kV-Anlage der 
Sociedad Hidroeléctrica Española, Madrid, die 1913 vollendete 90 kV- 
Anlage der Energia Eléctrica de Cataluña, Barcelona, und die seit 
W14 betriebene 110 kV-Anlage der Pfalzwerke Aktiengesellschaft 
ohne Blitzseil ausgeführt, ohne daß sich in der langen Betriebszeit 
ırzendwelche Nachteile gezeigt hätten. Eine gewisse Berechtigung 
hatte bisher das Erdseil zur Verbesserung der Masterdungen, dann 


verlegte man es aber aus wirtschaftlichen Gründen unterhalb der. 


Kraftleitungen. Durch dic seit einigen Jahren mit Erfolg angewen- 
deten Erdschlußlöscheinrichtungen??) und durch den neuen Selektiv- 


.„ ®% „ETZ“, 1918, 8. 231, u. Uppenborn-Dettmar, Kalender für Elektroteoh- 
ig der y der Elek 
„Mittlg. der Vereinigung der Elektrizitätswerke“ 1920, 8. 277. 
») "ETZ 199, 8.5 u. ETZ“ 1921, 8,599 


schutz gegen Fehlerstrom?*) ist aber auch dieses Erdseil überflüssig 
geworden. 


Nachdem der Überspannungschutz einen gewissen Grad der 
Entwicklung erreicht batte, machten sich Bestrebungen zu seiner 
Einschränkung geltend, denn bei höheren Spannungen beanspruchte 
er einen erheblichen Teil der Schaltanlage. Diesen Bestrebungen 
war eine Zeit vorausgegangen, in der gar nicht genug an Über- 
spannungschutz aufgewendet werden konnte, da man an allen 
Ecken und Enden Überspannungen witterte und sie für unerklär- 
liche Betriebsvorkommnisse nur zu gern verantwortlich machte, 
wovon manches Amüsante zu berichten wäre. Vielfach stützte man 
sich dabei auf theoretische Berechnungen, die die Leistungsfähig- 
keit der Überspannungen ganz außer acht ließen. Auch Folgen 
anderer Erscheinungen wie Sprühfeuer an Kontakten, verschleppte 
Lichtbögen wurden lange Zeit als solche ganz unverhältnismäßig 
hoher Überspannungen gedeutet. Hier wirkten besonders die Ar- 
beiten von Felix Finck h”) und Ludwig Bin d er*®) aufklärend, 
von denen der letztere auf Grund umfangreicher Versuche nach- 
wies, daß die in der mathematischen Entwicklung gern voraus- 
gesetzte steile Front der Wanderwellen in der Praxis gar nicht vor- 
handen ist, daß sie vielmehr keilförmig abgeflacht verläuft. 


Das Streben nach Einschränkung des Überspannungschutzes 
hatte aber Verstärkung der inneren Isolierung von Maschinen und 
Transformatoren zur Folge, was für die weitere Entwicklung der 
Hochspannungstechnik besonders in wirtschaftlicher Hinsicht 
segensreich war. Die Erkenntnis von der Unwirtschaftlichkeit 
eines Arbeitens in Extremen begründete den hohen Stand der 
modernen Hochspannungsanlagen. Es gelingt ebenso- 
wenig durch Verstärken der Isolierung auf die 
Dauer ohne besondere Schutzapparate auszu- 
kommen, wieesunmöglichist, durcherheblichen 
AufwandvonSchutzapparatenmitunzureichend 
isolierten Anlagen zuverlässigen Betrieb zu 
machen?), das war die schon vor länger als einem Jahrzehnt 
ausgesprochene Überzeugung, die zu diesem Ziele führte. 


Über den modernen Siemens-Überspannungschutz und seine 
Anwendung hat Walter Hoffmann vor kurzem”) berichtet. Er 
ist, wesentlich auf deutsche Forschung aufgebaut, für alle Welt 
vorbildlich geworden. Bis in die neueste Zeit fortgesetzte For- 
schungen brachten keine Änderung der grundlegenden Ansichten. 


So darf die Siemens & Halske Aktiengesellschaft für sich das 
Verdienst beanspruchen, die Gefährlichkeit der Überspannungen 
frühzeitig erkannt und ihre Erforschung und Bekämpfung durch Be- 
reitstellen großer Mittel wesentlich gefördert zu haben. Diese von 
den Siemeus-Schuckertwerken fortgesetzte Bereitwilligkeit, ohne 
an der guten Sache trotz Anfeindungen und Bekrittelungen mancher 
Art irre zu werden, sicherte folgerichtige Forschung und stetigen 
Aufbau der Erfahrungen, in erster Linie zum Wohle der Firma, 
dann aber auch zum Wohle der Allgemeinheit durch Schaffung von 
Hochspannungsanlagen höchster Betriebssicherheit. 


24) „Siemens-Zeitschrift“ 1922, S. 213. 
8) „ETZ” 1913, S. 1450. 
æ) „ETZ“ 1915. S. 241., 
=) „Siemens-Zeitschrift* 1921, S. 191. 
3) „Siemens-Zeitschrift“ 1922, S. 140. 


Das Kraftwerk der Stadt Kristianssand. 


Als ein städtisches Unternehmen hervorragender Art ist das 
neue Kraftwerk zu bezeichnen, das die an der Südküste Norwegens 
belegene Śtadt Kristianssand errichten ließ und jetzt vor der Er- 
öffnung steht. Als Kraftquelle dient ein Fluß, der durch einen 27 m 
hohen Damm mit einem Walzenwehr gestaut wird. Das Wehr kostete 
etwa 150 000 Kr. An der östlichen Seite des Flusses ist durch das Ge- 
birge ein 60 m langer Tunnel gesprengt, der das Wasser vom Einlauf 
zum Verteilungsbehälter führt. Ein ähnlicher Tunnel leitet das 
Wasser aus dem Kraftwerk heraus. Das beim Kraftwerk ent- 
stehende Gefälle ist normal 20,5 m. Es sind drei Turbinenrohre 
vorhanden, eins zu jeder Maschineneinheit von 7500 PS. Sämt- 
liche Generatoren stammen von der Norsk Elektrisk & Brown Bo- 
veri. Von den Turbinen sind zwei vom Vulkanwerk in Hamburg, 
die dritte von der norwegischen Kvärnerfabrik geliefert. Die nor- 
wegische Turbine kostete 900 000 Kr, die deutschen auf Grund des 
Markkurses etwa 500 000 Kr jede. Nach Abschluß des Probebetriebes 
wird die Anlage in vollen Betrieb genommen und 22 550 PS liefern. 
Die Einstellung einer weiteren Einheit ist vorgesehen, nach ihrer 
Aufstellung würde dann das Kraftwerk etwa 30000 PS liefern 
können. Die Bauarbeiten begannen 1916, und der erste Ausbau war. 
1920 fertig und kostet ungefähr 7 Mill. Kr. Der zweite Ausbau be- 
gann gleich danach und kostete 3 Millionen. Für die ganze Anlage 
hat somit die Stadt Kristianssand etwas über 10 Mill. Kr aufgewandt. 


Ws. 


1262 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. 


12. Ok ober 1922. 


Beitrag zur Theorie der Raumbeleuchtung. 
Von R. Ulbricht, Dresden. 


Übersicht. Zur Berechnung der mittelbaren, aus den Rückstrahl- 
vorgängen sich ergebenden Beleuchtung von Hohlräumen werden Nähe- 
rungsverfahren aus der Theorie des Kugelphotometers entwickelt. Der 
Einfluß von Ecken, Nischen und dgl. wird rechnerisch behandelt. Für 
überschlägliche Ermittelungen wird auf ein vereinfachtes Verfahren mit 
Vorbehalt hingewiesen. Im allgemeinen soll die Abhandlung die mehr- 
seitige Anwendbarkeit der Kugeltheorie erkennen lassen. 


In Räumen mit vorwiegend dunkel gefärbten Wänden, die nur 
einen kleinen Teil des auffallenden Lichtes in den Raum zurück- 
geben, wird das nutzbare Licht hauptsächlich in dem der unmittel- 
baren Bestrahlung bestehen, dessen Wirkung sich nach bekannten 
einfachen Gesetzen berechnen läßt. Je heller jedoch die Wände 
durchschnittlich gefärbt sind, um so mehr tritt die Wirkung der 
mittelbaren Beleuchtung hinzu, die aus mehrfachen Zurückwer- 
fungen hervorgeht und den Charakter der Gesamtbeleuchtung we- 
sentlich beeinflussen kann. 

Die Vorausberechnung dieser mittelbaren Beleuchtung läßt sich 
nicht streng vornehmen, da es sich um verwickelte Vorgänge handelt. 
Verhältnismäßig einfach ist noch der Fall der hellen Decke bei 
dunkeln Wänden, wobei es ungefähr bei der einmaligen Rückstrah- 
lung der beleuchteten Decke sein Bewenden hat, deren Wirkung 
nach unten sich leicht ermitteln läßt. Werfen aber auch die Seiten- 
wände das Licht in erheblichem Maße zurück, so spielt die mehrfache 
Rückstrahlung eine die Rechnung erschwerende, belangreiche Rolle. 


Wie verhalten sich dabei Ecken, Nischen, anschließende Korri- 
dore, und wie wirken Flächen verschiedenen Rückstrablvermögens? 


Für einen bestimmten Hohlraum, den der Kugel, eind wir bei 
streuender Rückstrahlung der Wandfläche in der Lage, die Licht- 
stromzurückwerfungen sehr genau zu verfolgen, auch wenn die ein- 
zelnen Wandflächenteile ganz verschiedene Lichtverschluckung 
zeigen. Es liegt nahe, sich zu fragen, ob ein anders gestalteter Hohl- 
raum nicht durch eine Kugel ersetzt werden kann, die, mit dem glei- 
chen Lichtstrom innen beleuchtet, sich annähernd so verhält wie 
jener Raum, und die für die allgemeine — mittelbare — Beleuchtung 
denselben Betrag ergibt. 


Ich habe schon früher!) darauf hingewiesen, daß man die Ab- 
weichungen eines Würfele von der Form der eingeschriebenen Kugel 
als Ausbauchungen derselben auffassen könne, die ähnlich wie 
Kugelteile mit geringerem Rückstrahlvermögen wirken müssen. 
Dasselbe gilt für andere Raumformen; es fragt sich nur, wie ihre 
Ausbauchungen oder Einbiegungen und ihre verschiedenen Rück- 
strahlvermögen auf eine Kugel zu übertragen sind, um diese als 
Ersatz betrachten und so die Beleuchtungsverhältnisse des Hohl- 
raumes nach der bekannten Kugeltheorie ermitteln zu können, nach 
der die Wandbeleuchtung durch zurückgeworfenes Licht 


® 1— am 1 
Ana eat 
ist, wenn mit 1 — amdas mittlere Rückstrahlvermögen der Kugel- 
wandung, mit R der Kugelhalbmesser und mit ® der eingeführte 
Lichtstrom bezeichnet wird. ' 

Man wird davon ausgehen können, den Ersatzkugelmittelpunkt 
mit dem Schwerpunkt des betreffenden Raumes zusammenfallen zu 
lassen und die Größe der Kugel dem Raum inhaltgleich oder ober- 
flächengleich zu bilden. Wir wollen zunächst in der Voraussetzung, 
daß es sich nicht um sehr beträchtlich und vielfältig ausladende 
oder eingebuchtete Raumformen handele, letzteres annehmen. 

In beiden Fällen werden Teile der Raumoberfläche innerhalb, 
andere außerhalb der Ersatzkugel liegen. Es ist nun selbstverständ- 
lich nicht angängig, der Ersatzkugel einfach den Mittelwert der 
Rückstrahlvermögen beizulegen, die an den Wandflächen des unter- 
suchten Raumes wirksam werden. Man kann jedoch vermuten, daß 
eine Annäherung an die gesuchten Verhältnisse erreicht werde, 
wenn man die einzelnen Raumoberflächenteile auf dem Wege zen- 
traler Projektion auf die Kugel überträgt und ihnen da die gleichen 
Lichtverschluckungswerte (a) beilegt, die jene Flächenteile be- 
sitzen. 

Inwieweit hiermit brauchbare Ergebnisse erzielt werden kön- 
nen, wird sich aus dem Vergleich mit den weiteren Untersuchungen 
ersehen lassen. Von vornherein ist aber zu erkennen, daß dieses 
einfachste Verfahren eine sehr zutreffende Wahl des Ersatzkugel- 
durchmessers zur Voraussetzung hat, die bei vielen Raumformen 
auf Schwierigkeiten stößt. Die zu errechnende mittelbare Wand- 
beleuchtung E steht in umgekehrt quadratischem Verhältnis zum 
Kugeldurchmesser, zeigt also bei verschieden gewählter Größe des- 
selben erhebliche Abweichungen. Auch werden die auf die Kugel 
projizierten a für die Ausbauchungen zu klein und für die Einbie- 
gungen zu groß sein, wenn sie auch vielleicht im Durchschnitt einen 
Betrag ergeben, der für überschlägliche Ermittlungen verwendet 
werden kann. 


E= 


) Ulbricht, Das Kugelphot ; f 2 
und Berlin 192%, 8. 106. ugelphotometer, Verlag R. Oldenbourg, München 


Will man aber wissen, wie sich die Größe der a auf der Kugel 
den verschiedenen Flächenneigungen und -abständen nach ver- 
ändert, und in der Lage sein, die Wirkung verschiedener Ausbau- 
chungen zu beurteilen, so genügt ein derartiges Verfahren nicht. 

Die Theorie der Beleuchtungsvorgänge in der Kugel bietet in- 
dessen eine Handhabe, um der Sache näher zu kommen; sie gestattet 
auch bereits eine Ausbauchungsform, die der Kugelkappe, rech- 
nerisch zu behandeln. 

Ich darf mich auf die Entwicklungen in der in Anmerkung 1 
erwähnten Monographie „Das Kugelphotometer“ beziehen, die wei- 
terhin mit der abgekürzten Bezeichnung K.Ph. belegt und auf deren 
Formeln gefußt werden soll, wie dies schon bei Gl. (1) geschehen ist. 

Eine Kalotte vom Rückstrahlvermögen 1—a ihres Innen- 
anstriches, deren Schnittkreisinhalt sich zur Kalottenfläche wie 
l:n verhält, gibt von einem einfallenden Lichtstrom (nach K.Ph. 
S. 35 Gl. (17)) den Bruchteil: 

1-a 
1+(n—1la | 


wieder hinaus, d. h. sie verhält sich in der Hauptsache so wie eine 
Kreisfläche von der Größe des Schnittkreises, der die Kalottenöft- 
nung umgrenzt, und dem Rückstrahlvermögen: 


a= a 

1—1 p (n—i)ja 

Zwei Kalotten (Abb. 1) von gleichem Schnittkreis und dem Flächen- 
verhältnis 1:n sind also hinsichtlich ihrer Rückstrahlung gleich- 


wertig und gegenseitig ersetzbar, wenn ihre Rückstrahlvermögen 
sich verhalten wie: 


' (1-a): (1—a)=1:[1+(n —1)a). 


Man kann daher die kalottenförmige Ausbauchung einer großen ' 
Kugel, beide vom Rückstrahlvermögen 1 — a, durch die glatte Kugel- ! 
wandfläche ersetzen, wenn man dieser in der Ersatzfläche ein nach ! 


Gl. (2) erhöhtes a, u. Zw. a; = Euer gibt. 


Ein Unterschied besteht dann nur insofern, als der zurückge- 
strahlte Lichtbruchteil von der regelmäßigen Kugelwand nach dem 
Kosinusgesetz ausgestreut und in den großen Hohlraum der Kugel 
geworfen, von der Kalotte aber je nach dem Einfall des Lichtstromes 
dem Kugelraum in anderer Verteilung zugeführt wird. Der Unter- 
schied wird gemindert, wenn nur vollkommen zerstreutes Licht in 
die Kalotte einfällt. Diese der Rechnung mehr zugängliche Voraus- 
setzung, die aucn den hauptsäch- 
lichen praktischen Verhältnissen 
mehr entspricht als die Annahme 
dee Eindringene ausschießlich ader 
doch vorwiegend aus einer Rich- 
tung kommender Strahlung. soll 
den weiteren Untersuchungen zu- 
grunde gelegt werden. 


.Q@ 


a ra el! 


Abb. 2. Kugelausbaurbung in 
Dopp-Ikaluttenform. 


Abb. 1. Kalotten mit gleichem 
Schnittkreis. 


Das mittlere a der Kugel, am, wird durch die Teilerhöhung auf 
den Durchschnittswert a, gesteigert, der sich aus a und a, nach 
a der zugehörigen Kugelflächen bildet (K.Ph, S. 33, 

Gibt man der Kalotte selbst wieder durch Ansetzen einer klei- 
neren Kalotte eine Ausbauchung, vergrößert so das n und nähert 
auf diese Weise die Gesamtform der Ausbauchung mehr der eine! 
Ecke, so läßt sich auch hierfür das wirksame Rückstrahlvermögen 
mit guter Annäherung bestimmen. 

Legen wir den in Abb. 2 dargestellten Fall zugrunde, in dem 
die beiden aufeinandersitzenden Kalotten ähnliche Gebilde eind, 


deren ähnlich liegende Flächen das Größenverhältnis 1: s haben, 


wobei: 

AB'C _ AB'C 
ABER WE Be 
ist und der ausgeschnittene Teil der größeren Kalotte I ihrer 
Fläche beträgt. Dann ist bei gleichem a aller Wandungen das schein- 

bare a der Ansatzfläche A’B’C’ nach Gl. (2): 
a  RRRN 
ATI Da 


und 


= v 


? 


12. Oktober 1922. 


ferner das mittlere a der großen Kalotte: 


PER ee 
u 


und das scheinbare a des Kugelteiles ABC, auf dessen Schnittfläche 
die große Kalotte sitzt: 
eaen N SORHHER 
II 19 Ta 


Fügt man der zweiten Kalotte eine dritte, dieser eine vierte usw. 
in gleichem Größenverhältnis an und setzt dies zu einer unend- 
lichen Reihe fort, so muß: 

a,‘ == a, 


werden, da hinter jeder Ansatzfläche die gleiche unendliche Folge 
ähnlicher Kalotten liegt. Danır ist: 


a(u—1)+a _ l. — Ooy 
: N = A= IFSA 
un 
_Yvn-Da fe” a] 
a=Y = +lagont 3 


B— v (— 1a 
zu o0 —i t 2 | @ 


Rezeichnet man das Größenverhältnis der Ansatzfläche der ersten 
Kalotte zur Gesamtfläche der 
aus der unendlichen Folge sich 
aneinanderschließender Ka- 
lottenzonen gebildeten Aus- 
bauchung mit 1: n, 80 ist: 


n= 5 (k—1) [1+ 2+(2) 


— y(u — 1) 
deny |= uI, 
Lassen wir die Ansatzflächen 
nur um Differentiale wachsen 
und s¢mit die Kalotten un- 
endlich dicht aufeinanderfol- 
gen. so entsteht die in Abb. 3 
dargestellte Form; u und v 
bähern sich dem Grenzwert 
„1, dabei wird: 


Abb. 3. Hohikegel. 


hl. sw Do nV. l 
TTa—v’ v—1 ”n-l'’v 1 n—i 
na 1 1 
el ee ee e ee ae ar 
u a= Vi timi? 2n - 1) i 


Hierbei bilden die Kalottendifferentiale eine glatte Kegelfläche, die 
zu einer sie berührenden Kugelfläche vom Halbmesser r in der Be- 
ziehung: 
a es xsina 

~ 07 cog? a 
steht, wenn unter r, der Halbmesser der Anfangskalotte, unter a der 
halbe Spitzenwinkel des Kegels und unter z die von der Kugelgrund- 
fläche aus gerechnete Abszisse eines Mantelpunktes Az verstanden 
wird. 

Für n = oo wird der Kegel zum Zylinder und: 


di Va: i e Bon a e e a O 


Will man die Verhältnisse des Hohlkegels genauer verfolgen, 
se ist es erforderlich, die Differentialgleichung zwischen a, und r 
oder z zugrunde zu legen, die aus G1. (2) und den daraus entwickel- 
ten Formeln für a,’, a’ und a, abzuleiten ist. Dabei soll unter a&z die 
Verschluckungszahl einer den Kegel berührenden Kalotte verstan- 
den werden, die, im Abstand x von der Grundfläche ansetzend, die 
gleiche Wirkung ausüben würde wie die dahinterliegenden Kegel- 
teile. Für z = 0 wäre dies die Kalotte ABC, deren a als a, gekenn- 
zeichnet werden soll. Bei unendlich dichter Aufeinanderfolge der 
Ralotten ist: 


TEE LE 0... E R A 
r sina T 
een en 97 E 
r sin & r 
und 
daz ._2dr __ 2sinadx 
na—a—-(ın Na  r `  ncofa—xrsina ` 


Geht der Kegel in einen Zylinder über, so ist: 
das _ = dx 
a— az To ` 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 41. 


1263 


Es folgt daraus für einen Kegelstumpf von der Achsenlänge DD’ = 
l, dessen Endkalotte die Verschluckungszahl a, hat, und für den 


mit der Abkürzung K der Wurzelwert V1 + 4na n — 1) bezeichnet 
werde: 


E 1 fh [K — 1—2 (n —1) a) [A+1+2(n—1)a)] . 
"nn 2K "IXK+i+2 WR i)a] [K= n1) a] en 
und für den Zylinder von der Länge l: 
a a—a 


To 2Va (Va — a) (Va+a,) re 
Hiernach lassen sich die Rückstrahlvermögen sehr weit voneinander 
abweichender Hohlformen berechnen, auch wenn sich dieselben aus 
Teilen mit verschiedenen a zusammensetzen. ` 


Beispiel: 
Ein Kegel vom Grundflächenhalbmesser „1“ und der Seitenlänge 
„4“, dessen sin &@ = !/4 und dessen n = 2,5 ist, habe ein a = 0,2. Dann 


ist das a seiner Anfangskalotte, diese als Ersatz des Kegels gedacht, 
nach Gl. (4): 


5.02 1 1 
a=w=}* s +3 — -z = 0833. 


Da die Anfangskalotte zur Kegelgrundfläche hier im Größenverhältnis 
8:5 steht, würde die Grundfläche, wenn sie den Kegel ersetzen soll, 
nach Gl. (2) die Verschluckungszahl 


erhalten müssen. Tritt an Stelle des Kegels ein Kegelstumpf von der 
halben Kegelhöhe und wird der Stumpf durch eine ebene Fläche ab- 
geschlossen, deren a gleich dem der übrigen Wandungen, = 0,2 ist, 
so läßt sich diese Abschlußfläche durch eine Kalotte von der in 
Abb. 3 für die Abszisse æ angegebenen Gestalt ersetzen, deren 


ist. Dann folgt aus Gl. (6) für die Anfangskalotte ao = 0,319 und das 
a, der sie ersetzenden Kegelgrundfläche würde den Wert a, = 0,428 
haben müssen. 

Ganz ähnlich ist der Rechnungsgang, wenn der obere Teil des 
Kegels ein anderes a hat als der untere. An der Trennungsstelle 
wird dann das a, einer dort eingeschaltet gedachten Kalotte nach 


Gl. (4) so berechnet, daß diese Kalotte den oberen Kegelteil ersetzt. 
Nimint dieses a, den Wert „l“ an, so bedeutet dies, daß entweder 


der obere Kegelteil schwarz gefärbt ist, oder daß er fehlt, der untere 
Kegelstumpf also sich nach oben frei öffnet. 


Im allgemeinen zeigt sich sowohl bei einem sehr epitz zulaufen- 
den Kegel, wie dem hier berechneten, und ebenso beim Zylinder, daß 
schon in mäßigem Abstand von der Grundfläche die Wirkung der 
Wandfläche auf das a, stark abnimmt, so daß die über das Doppelte 
des mittleren Durchmessers hinausliegenden Teile nur wenig mehr 
in Betracht kommen. 

Die aus Gl. (6) und (7) zu ermittelnden Werte sind selbstver- 
ständlich trotz des an sich genauen Rechnungsganges immerhin nur 
Näherungswerte, da die tatsächliche Rückstrahlung, wie schon an- 
gedeutet, von der Art des Lichteinfalles mit abhängt und die Wir- 
kung der angenommenen Kalottendifferentiale aufeinander nicht 
ganz genau die vorausgesetzte sein kann. Gleichwohl können wir 
die Annäherung als eine gute erachten, wie sich auch weiterhin 
noch zeigen wird. 

In Abb, 5 sind mehrere in der Gestalt sehr verschiedene — aber 
flächengleiche — Umdrehungskörper dargestellt, deren Rückstrahl- 
verhältnisse sich nach den nun gegebenen Grundlagen berechnen 
lassen und weiterhin zahlenmäßig angegeben werden sollen. Sie sind 
aber inerster Linie dazu bestimmt, als Anhalt zur Beurteilung eines 
allgemeiner anwendbaren Ermittelungsverfahrens zu dienen, das 
zur Verfügung zu haben erwünscht ist, da das vorbehandelte sich ja 
nur auf eine engbegrenzte Gruppe von Hohlkörperformen erstrecken 
konnte. Wenn sich daraus auch für Ecken, Korridore u. dgl. gute 
Anhalte gewinnen lassen, so ist es doch von Wert, auch beträchtlich 
abweichende und zusammengesetzte Formen nach einfachen Regeln 
behandeln zu können. 

Die erstrebte allgemeinere Anwendbarkeit weist wiederum auf 
die Ersatzkugzel und das Projektionsverfahren hin, bei dem keine 
Richtung als bevorzugt gelten soll. Auch hierfür bietet Gl. (2) eine 
Grundlage. Sie läßt erkennen, daß zwischen Flächenvergrößerung 
oder -verkleinerung (1:n) und der Veränderung von a in a, ein 
enger Zusammenhang besteht, der zwar nur für die volle Kappen- 
form nachgewiesen ist, von dem man aber vermuten kann, daß er 


1264 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. 


12. Oktober 1922. 


auch für deren einzelne Teile und für die anderer Hohlformen in 
brauchbarer Annäherung Gültigkeit habe. 

Wenn man wiederum die Ersatzkugel — wie in Abb. 4 halbräum- 
lich dargestellt — aus dem Raumschwerpunkt des Hohlkörpers be- 
schreibt, sie mit diesem Körper annähernd flächengleich oder auch 
raumgleich bildet und jedes seiner Flächenstücke zentral auf die 
Ersatzkugel projiziert, so würde nach vorstehender Voraussetzung 
jedem Projektionsteil das nach Gl. (1) aus a und n sich ergebende 

na 
a, = Trn- Ta beizulegen und 2 = Rein zu setzen sein, wenn 
unter ọ der Radiusvektor der projizierten Flächenstücke bei P, P, 
usw.,unter R der Halbmesser der Ersatzkugel und unter ß der Win- 
kel verstanden wird, den ọ mit dem projizierten Flächenstück bildet. 


Man erhält hiermit ein gutes, anschauliches Bild der auf die 
Kugel bezogenen Rückstrahlverhältnisse des Hohlkörpers, das zwar 
nicht völlig zutreffend sein kann, da der Durchschnitt der Einzel- 
übertragungen nicht gleichbedeutend ist mit der Übertragung des 
Durchschnittes der Einzelverhältnisse des Hohlkörpers, — das aber 
jedenfalls im ganzen wie im einzelnen richtiger ist als das sich bei 
einfacher Übertragung der a auf die Ersatzkugel ergebende. Auch 
ist es von wesentlicher Bedeutung, daß hierbei Verschiedenheiten 
in der Bemessung des R auf die zu errechnende Beleuchtungsstärke 
E nur sehr geringen Einfluß haben, da sich die a, in demselben und 


die {ï Im in ähnlichem Verhältnis ändern wie die A Es ist also 


genügend, hierbei die Flächen- oder Raumgleichheit der Ersatzkugel 
mit dem Hohlkörper nur annähernd, schätzungsweise, herzustellen. 


Ist a, und somit das E der Gl. (1) für die Ersatzkugel ermittelt, 
so ist hiermit zugleich der Gesamtstrom zurückgeworfenen Lichtes: 


o(1—a 
4RirE= Im) ee de as re B 
Am 


gegeben, der in dem betrachteten Hohlraum als mittelbare Beleuch- 
tung zur Wirkung kommt, nd der sich annähernd im Raumwinkel- 
verhältnis auf die Wandflächen verteilt. 

Abb. 5 zeigt die schon erwähnten fünf gleichflächigen Hohl- 
körperl-V,andenen das Projektions- 
verfahren mit dem vorher anger ebe- 
nen Rechnungsverfahren vergli hen 
werden soll. Sämtliche Hohlkörper 
sind Umdrehungskörper mit gleicher 
lotrechter Achelage. Ibis IV stehen 
auf einem Grundkreis vom Halbmes- 
ser „1“, V auf einem solchen vom 


Halbmesser Y2, . der zugleich der 
Grundkreis der Ersatzhalbkugel ist. 
Diese und sämtliche — halbräumlich 
dargestellten — Hohlkörper haben 
die Oberflächengröße 4 x. Die Hohl- 
körper sind folgende: 


Abb. 5. Flächengleiche Hohlkörper 
- mit Ersatzkugel. 


Abb. 4. Hohlraum mit Ersatzkugel. 


I. Kalotte vom Halbmesser Eo Höhe Y3. 


II. Zylinder mit ebenem Abschluß; Höhe 1,5. 
III. Zylinder mit Halbkugelabschluß; Gesamthöhe 2,0; l = 1,0. 


IV. Kegel; Höhe V15; sina = 0,25. 5 
V. Flacher Zylinder mit ebenem Abschluß; Höhe > 


Für die Form II und die Ersatzkugel ist die vollräumliche Ausbil- 
dung angedeutet. 
Die nach dem Projektionsverfahren zeichneriseh ermittelten 


Werte von a, mit den zugehörigen Flächenteilen s der Ersatzkugel 


2a 


S : 
ergeben für diese ein mittleres am 575g? das in nachstehender 


Tabelle für a = 0,2 und a = 0,8 angegeben ist. Darunter in Klam- 
mer [ ] steht der nach G1. (2), (6) und (7) auf dem Rechnungswege 
gefundene Betrag: 


I. ll. HI. IV. v. 
-o2 01% 019 019 018 0197 
= [0,200] [0,194] [0,181] [0,167] [0,199] 
aog 0790 077 07733 072 0,168 
45 [0,800] [0,781] [0,746] [0,725] [0,794] 


Die Übereinstimmung der nach den beiden Verfahren gefunde- 
nen Werte ist hier eine recht gute. Sie bleibt es auch, wenn der Er- 
satzkugeldurchmesser wesentlich geändert wird. Z. B. ist für den 
Zylinder III mit Halbkugelabschluß: 


bei a=02 . a, =0322 und [0,306], 
„ a=08 ...a,=080 „ [0855]. 


Beachtliche Unterschiede zeigen sich erst, wenn in einem Hohlraum 
auf großen Wandflächenteilen erheblich verschiedene a bestehen. 
Um dies recht stark zur Anschauung zu bringen, sind für die fünf 
Hohlkörper der Abb. 5 die beiden Fälle behandelt worden, daß ein- 
mal die obere Hälfte ein a, = 0,2, die untere ein @, = 0,8 habe, =0- 
dann daß a, = 0,8 und a, = 0,2 sei. Dann ergeben sich für a, nach 
den beiden besprochenen Verfahren die folgenden Werte: 


I. II. - HII. IV. vV. 
a,=02 0,559 0,605 0,605 062 04 
a,=08 [0,500] [0,565] [0,566] [0,635] [0,462] 
a,=08 042 0,363 0,365 0248 0,500 
a,=02 [0,500] [0,398] [0,393] [0,236] [0.576] 


Der Unterschied leitet sich vorwiegend daher, daß das Projek- 
tionsverfahren die dem Mittelpunkt näher liegenden Flächen etwas 
stärker, die entfernter liegenden schwächer an der Rückstrahlung 
beteiligt sein läßt, als dies beim rechnerischen Verfahren geschicht. 
In der Hauptsache aber zeigen beide Verfahren in der inneren Ver- 
teilung der Einflußwerte so gute Übereinstimmung, daß sie — beide 
als Annäherungen — eine schätzbare gegenseitige Unterstützung 
bilden. Nur in dem Falle I ist dem Rechnungsverfahren an sich von 
vornherein ein überwiegender Wahrscheinlichkeitswert zuzu- 
sprechen, und dies deutet darauf hin, daß auch in den übrigen Fällen, 
in denen sich in ähnlichem Sinn, wie in Fall I, ein Unterschied 


zwischen den Ergebnissen beider Verfahren herausstellt, das Pro- 


jektionsverfahren eine kleine Korrektur nach Seite des Rechnungs- 
weges erfahren könnte. Man wird sich aber nicht mit Spitzfindig- 
keiten abgeben und hat dies hierbei auch nicht nötig, da das Pro- 
jektionsverfahren den praktisch zu stellenden Anforderungen ge- 
nügen dürfte. Ich habe es — wenn auch in anderer Richtung — mit 
Vorteil benutzen können, um die Integratorverhältnisse des Wür- 
fels, der hier und da für räumliche Lichtmessung empfohlen wor- 
den ist, mit denen der Kugel zu vergleichen?). beiläufig bemerkt, 
eine Untersuchung, die mich nicht zu einer Befürwortung der Wür- 
felform bestimmen konnte. 

Nach obigen Ermittelungen läßt sich nun beurteilen, ob die 
anfangs erwähnte rohe Übertragung der a-Werte auf die Ersatz- 
kugel bedingungsweise anwendbar ist oder nicht. Ihre Ergebnisse, 
für die Raumformen I bis V in ähnlicher Weise zusammengestellt, 
wie die des vorbehandelten Projektionsverfahrens, sind in folgender 
Tabelle aufgeführt. 


I. II. II. IV. vV. 
a =0,2 0,200 0200 0200 0,200 0,200 
a =0,8 0,800 0,800 0,800 0,800 0,800 
Co =O? 0567 0624 0624 0,709 0,468 
oz = 0433 0376 0376 0291 0,582 
uch 


Ein Vergleich mit den ersten beiden Tabellen zeigt, daß man 
für überschlägliche Ermittelungen dieses einfachere Verfahren 
nicht von der Hand zu weisen braucht, wenn man sich auch nicht 
darüber täuschen darf, daß es in den einzelnen Projektionsteilea 
sehr weit von dem richtigen Bilde abweichen kann, und daß es in 
hohem Grade von der Bestimmung des Ersatzkugelhalbmessers ab- 
hängt, die hier rechnerisch genau auf Flächengleichheit mit den Ge- 
bilden I bis V erfolgen konnte. Wird er nur um ein Zehntel gröler 
oder kleiner genommen, so verändert sich bereits das daraus zu be- 
rechnende E um etwa 20 %. 

Bei nicht einfach gestalteten Räumen ist übrigens der Flächen- 
gleichheit die Raumgleichheit vorzuziehen, die überwiegende 
Einflüsse der Flächenentwicklung ausschließt. , 

Werden die zu verwendenden Lichtquellen derart angeordnet, 
daß die unmittelbare Beleuchtung verschieden rückstranlender 
Wandteile eine sehr ungleichmäßige ist, so muß [s. Gl. (1) ] an Stelle 
des eingeführten Lichtstromes ® der erstmalig zurückgestrablite, 
also nach Abzug der ersten Verschluckung sich ergebende, Po 
treten, der dann die mittelbare Wandbeleuchtung der Ersatzkugel: 


E = -n .— 


hervorbringt. 

Ich glaube, diese rechnerische Untersuchung hier mitteilen zu 
dürfen, wenn sie auch zum Teil von den Gesichtspunkten dee un- 
mittelbaren praktischen Bedarfes sich etwas entfernt, Sie wird je 


2 „Z. f. Beleuchtungswesen" 1922. H. 7/3. S. 43: „Zur Beurteilung von Kugel 
und Würfel für räumliche Liechtmessung”“. 


12. Oktober 1922. 


doch dabei den an der Vertiefung der Lichttechnik Arbeitenden 


einige Anregungen zu bieten geeignet sein und vielleicht auch An-. 


laß zu gelegentlicher experimenteller Nachprüfung in einem licht- 
technischen Institut geben. Zudem erschien es mir nützlich, hier- 
mit darauf hinzuweisen, daß die Folgerungen aus der Kugeltheorie 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. 


1265 


manche unbequeme Aufgaben erleichtern können, wie z. B. auch auf 
diesem Wege die gegenseitige Bestrahlung leuchtender Kreis- 
flächen fast ohne Rechnung ermittelt werden kann, wenn diese 
Kreisflächen, bei beliebiger Neigung gegeneinander, , Schnitte 
einer Kugel bilden. 


„Freibleibend‘“. 
Von Rechtsanwalt Dr. jur. W. Ringwald, Badisch-Rheinfelden. 


Die Klausel „freibleibend“ ist uralter Bestand unseres 
Verkehrslebens. Auf Angeboten, Preislisten u. dgl. fand sie sich 
inden meisten Fällen schon vor dem Kriege. Gemäß § 145 BGB. 
ist, wer einem anderen die Schließung eines Vertrages anträgt, an 
den Vertrag gebunden, es sei denn, daß er die Gebundenheit ausge- 
schlossen hat. Diesen Ausschluß bezweckte das „Freizeichen“. Ein 
mitdieser Klausel versehenes Angebot war daher seiner rechtlichen 
Natur nach kein annahmefähiger Antrag, sondern eine Einladung 
an den Antragsgegner, seinerseits einen Vertragsantrag zu stellen, 
zu deszen Annahme es erst noch der Willensäußerung des ursprüng- 
lichen Antragstellers bedarf‘). : 


Weniger klar war man sich hinsichtlich des Wirkungsgrades 
dieser Klausel. Noch heute herrscht vielfach in kaufmännischen 
Kreisen die Meinung vor, daß, wenn ein Angebot „freibleibend“ ge- 
macht wurde, auch der endgültige Vertrag, der diese Klausel nicht 
enthält, unter ihrer Herrschaft stehe, also für den Verkäufer keine 
Bindung erzeuge. Diese Auffassung ist irrig. Sobald der Vertrag 
abgeschlossen ist, hat die Klausel keine weitere Bedeutung mehr. 
„Was bei einem Vertragsantrag vorgeschrieben ist, wird nur dann 
zum Vertragsinhalt, wenn es in die Vertragsbestimmungen aufge- 
rommen wird, sei es ausdrücklich oder kraft stillschweigender 
Übereinstimmung beider Teile“?). 


Nicht geklärt war die Frage, wie sich der „freibleibend“ An- ` 


tragende zu verhalten hat, wenn sein Antragsgegner den Antrag 
annimmt. Wir sahen, daß diese Annahmeerklärung ein neues An- 
gebot an den ursprünglichen Antragsteller enthalte, der zum Ver- 
tragsabschlusse nur führt, wenn dieser die Annahme erklärt. Es 
bedarf also einer neuen Willensäußerung des ersten Antragstel- 
lers. Muß er sich nun zu der bei ihm eingehenden Annahmeerklärung 
sofortäußern und läßt ein Unterbleiben einer Äußerung auf sein 
Einverständnis schließen? Im Jahre 1920 hat der Hansabund für 
Gewerbe, Handel und Industrie eine Anfrage hierüber an verschie- 
dene Handels- und Gewerbekammern in Deutschland gerichtet. 
16 Kammern sprachen sich dahin aus, daß Schweigen auf die einge- 
troffene Annahmeerklärung des Vertragsgegners das Zustande- 
kommen des Vertrages bewirke. 7 Kammern sprachen sich gegen- 
teilig aus, und 4 Kammern berichteten von verschiedenen Anschau- 
ungen der von ihnen vertretenen Firmen. . 


Auch hierüber ist nunmehr Klarheit geschaffen. In einem Ent- 
scheide vom 28. I. 1921?) erklärt das RG., daß bei einer „freibleibend“ 
gegebenen Offerte der erste Antragende die Pflicht hat, sich nach 
Eingang der Annahme unverzüglich zu erklären, sonst gilt 
die Bestellung als angenommen. Die Gründe verdienen wörtlich 
angeführt zu werden: 


„Grundsätzlich ist derjenige, der einem Anwesenden einen 
Vertragsantrag macht, an diesen so lange gebunden, bis nach dem 
regelmäßigen Laufe der Dinge die sofortige Antwort des Antrags- 
empfängers zu erwarten ist (§ 147 Abs. 2 BGB.). Nach § 145 BGB. 
ist der Antragende aber auch berechtigt, seine Gebundenheit aus- 
zuschließen, und das geschieht verkehrsüblicherweise dadurch, 
daß er seinem Angebot das Wort „freibleibend“ oder eine ähn- 
liche Klausel beifügt. Wie man nun aber auch seine Rechtsstel- 
lung in einem solchen Falle charakterisieren kann, und wie weit 
man auch die Grenzen seiner Nicht-Gebundenheit stecken mag, 
so viel steht fest, daß er nach Treu und Glauben verpflichtet ist, 
auf eine dem „freibleibenden” Angebot entsprechende unverzüg- 
liche Bestellung gleichfalls ohne schuldhaftes Zögern zu ant- 
worten. Auch derjenige, der ein „freibleibendes” Angebot macht, 
gibt dem Gegner zu erkennen, daß er mit ihm unter gewissen Be- 
dingungen und Voraussetzungen in ein Vertragsverhältnis treten 
wolle. Wenn dieser daher unverzüglich und vorbehaltlos seine 
Bereitwilligkeit dazu erklärt, hat er auch ein Recht darauf, unver- 
züglich zu erfahren, ob diese zu einem festen Vertragsschluß 
führt oder nicht, damit er seine weiteren geschäftlichen Maß- 
nahmen zu treffen in der Lage ist. Die auch im Schrifttum (vgl. 

. Staub-Koenige, Anh. zu § 361 HGB., Anm. 16 und 17) anerkannte 
Antwortpflicht des Antragenden entspricht deshalb ebenso der 
Natur der Sache wie der Billigkeit und liegt im Interesse der 
Rechtssicherheit. Erfüllt er sie nicht, schweigt er, so muß er 
sich nach Treu und Glauben so behandeln lassen, als hätte er die 
Bestellung ausdrücklich angenommen“*), 


N OLG. Augsburg vom 11. XI. 1920, „Jur. Wochenschrift“ 1920, 8. 171 und 
RG. vom 8 XIL. 1921,2..0.8.24 
RG >“ tarcke, „Jur. Wochenschrift“ 1920, S. 478 und OLG. Augsburg und 
J. A 
» „Jur. Wochenschrift“ 1921, 8. 893. 
% Siehe auch RGE. vom 3. VIL 1921, „Jur. Wochenschrift? 1921, S. 1235. 


m Eine andere Bedeutung gewann die Frei-Klausel nach dem 
riege: | 
„Die durch den Krieg und die Revolution herbeigeführ- 
ten unglücklichen Wirtschaftsverhältnisse, die Schwierigkeiten 
der Rohstoffbeschaffung, die zunehmende Arbeitsunlust, zahllose 
Streiks und das sprunghafte Emporschnellen der Löhne und Ma- 
terialpreise bildeten für die Berechnungen und Versprechungen 
der Kaufleute eine so unsichere Grundlage, daß es ihnen häufig 
wünschenswert erschien, die Klausel „freibleibend” auch zu einem 
Bestandteiledes Vertrages selbst zu machen und sich 
mit ihr nach der einen oder anderen Richtung, z. B. in bezug auf 
nachträgliche Preiserhöhungen freie Hand zu wahren, ähnlich wie 
es früher durch die zahlreichen, einzelne bestimmte Fälle regeln- 
den Kriegs- ‘und Streikklauseln geschehen war°). 


Durch die Klausel wird demnach die Erfüllung des Vertrages 
ins Ermessen des Verkäufers gestellt. Wenn er „freibleibend” ab- 
schließt, so will er frei sein entweder hinsichtlich des Preises, oder 
der Zeit der Lieferung oder der Menge und Art der zu liefernden 
Waren. Eine Bindung hinsichtlich des vorbehaltenen Punktes ist 
durch den Vertrag zu Lasten des Verkäufers nicht begründet. Ist 
ein solcher Vertrag, bei dem alles auf das ungebundene Ermessen 
des Lieferungspflichtigen gestellt ist, rechtlich zulässig? Ist der 
Verkäuser, der z. B. „freibleibend im Preise” abgeschlossen hat, 
befugt, wenn ihm der Käufer keine höheren Preise bewilligen will, 
den Vertrag aufzulösen? Eine Anzahl Handelskammern haben die 
Meinung ausgesprochen, daß die Berufung auf die Freiklausel zu 
versagen sei, wenn der Lieferpflichtige die Ware vorrätig hat oder 
sie zu Preisen beschaffen kann, die gegenüber denjenigen der Ver- 
tragszeit sich nicht wesentlich geändert haben. 

Das RG. hat im Gegensatz hierzu dem Verkäufer die Befugnis 
erteilt, unter Berufung auf die Freiklausel das Vertragsverhältnis 
zu lösen, „Denn der Sinn der Klausel war doch der, daß alle ge- 
schäftlichen Schwierigkeiten, die durch die Kriegsverhältnisse 
entstanden waren und bis zur wirklichen, nach dem Parteiüberein- 
kommen auszuführenden Lieferung dauerten, der Beklagten ein 
Rücktrittsrecht vom Vertrage geben sollten“®). In einem gewissen 
Widerspruch hierzu steht allerdings eine andere Entscheidung des 
RG., wonach „die ethische Rücksicht auf die Vertragstreue und die | 
wirtschaftlich notwendige Rücksicht auf die Verkehrssicher- 
heit die Annahme verbiete, daß der unter „freibleibend“ anbietende 
Verkäufer schon dann frei werde, wenn die Ausführung der sämt- 
lichen Lieferungsverträge dem Verkäufer einen erheblichen Scha- 
den bringen, ja seinen Vermögensverfall nach sich ziehen würde“). 
Hier handelt es sich jedoch um einen Vorbehalt im Angebot, der im 
endgültigen Vertragsabschluß keine Aufnahme gefunden hat. 

Damit ist jedoch noch nicht die Frage entschieden, ob auch der 


Käufer sich auf die „freibleibend”“-Klausel berufen kann. Kann er, 
wenn der Verkäufer eine Erhöhung des Preises, die er nicht be- 
willigen will, beansprucht, ebenfalls vom Vertrage zurück- 
treten? Die Handelskammer Berlin hat diese Frage verneint. Sie 
sagt: Für den Regelfall kann nach den bisherigen Gepflogenheiten 
des Handelsverkehrs festgestellt werden, daß die Klausel „frei- 
bleibend” ein einseitiges Recht des Verkäufers 
bzw. eine einseitige Bindung des Käufers dar- 
stelltundalssolcheeinenwesentlichenBestand- 
teildes Kaufvertrages bildet, mit dem sich der 
Käufer durch dieAnnahme des Lieferungsange- 
botes ausdrücklich einverstanden erklärt. ...... Der Vorbe- 
halt „freibleibend“ begründet also für den Käufer nicht das Recht, 
seinerseits vom Vertrage zurückzutreten, weil der Verkäufer in 
Ausübung seiner „freibleibenden“ Befugnisse eine Änderung der 
vertraglichen Zahlungs- und Lieferungsvereinbarungen eintreten 
ließ. Dies kann rechtlich nur dann der Fall sein, wenn sich auch 
der Käufer seinerseits’ das „freibleibend” von der Annahme der 
Waren usw. ausdrücklich ausbedungen hat und vom Verkäufer zu- 
gestanden erhielt?). Den gleichen Standpunkt hatte schon Starcke 
a. a. O. eingenommen. Nunmehr erfährt er eine Bestätigung durch 
das RG. in einem Urteil vom 14. II. 1922, abgedruckt in den Ent- 
scheidungen des Reichsgerichts Bd. 103, S. 414. Es rechtfertigt 
sich, das Urteil in extenso anzuführen: 


„Die Klausel ist als Freizeichnung eng auszulegen. Das „frei- 
bleibend” beschränkt sich hier auf die vereinbarten Preise. Hält 
man sich streng hieran, so ergibt sich, daß zwar die Preisabrede 


5) RG. „Jur. Wochenschrift“ 1921. R. 1734. 

© Urteil vom 18. I. 1921. _.Jur. Wochenschrift“ 1921, R. 625. 

7) Entscheidung vom 8. VII. 1920, „Jur. Wochenschrift‘ 1921, S. 281 

© Die Stellung der Handelskammer zu Berlin zum Vorbehalt „freibleibend“ 
„Jur. Wochenschrift“ 1921, 8. 158. 


1266 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. 


nicht unbedingt bindend sein soll, im übrigen aber der Vertrag 
schlechthin bindend. Qualität und Menge des Verkauften stehen 
unbedingt fest, vor allem aber auch die Lieferung selbst und dem- 
entsprechend auch die Bezahlung. Und zwar für beide Teile. Nur 
die Preisberedung unterliegt der Abänderung. Liegen die Vor- 
aussetzungen einer Preiserhöhung vor, so bleibt es doch bei dem, 
daß — nunmehr allerdings zu diesem höheren Preise — der Käu- 
fer verpflichtet ist, die Ware gegen Zahlung abzunehmen, aber 
andererseits auch berechtigt ist, die Lieferung zu verlangen. Die 
Unbestimmtheit der Preisabrede tut der bindenden Kraft des 
Vertrages und dem unveränderten Festhalten der Parteien an 
seinem Inhalt im übrigen nicht den geringsten Abbruch. Es ist 
Sache des Verkäufers, gegebenenfalls nach $ 315 BGB., den nach 
den Umständen angemessenen Preis zu bestimmen. 

Es wäre denkbar, kommt vielleicht auch vor, daß die Parteien 
mit Rücksicht auf die Unsicherheit der Verhältnisse einstweilen 
von jeder Preisfestsetzung absehen. Damit wäre der typische 
Fall, wenn nicht des $ 315, so des $ 317 BGB. gegeben, und von 
einem Recht des Käufers, vom Vertrage zurückzutreten, könnte 
ganz unbestreitbar keine Rede sein. Es ist nicht einzusehen, wes- 
halb es hiermit anders sein sollte, wenn die Parteien schon beim 
Abschluß des Vertrages — und dann also nach Maßgabe der zu 
dieser Zeit bestehenden Verhältnisse — auf einen Preis sich 
einigen. Denn das ist weit entfernt, gegenüber der Klausel „frei- 
bleibend” gegenstandslos zu sein. Schon lange besteht im Groß- 
handel, namentlich auch in der Metallbranche, die Einrichtung der 
Richtpreise, die Schutz gewähren gegen die Schwankungen der 
Konjunktur. Entsprechend funktioniert in Fällen, wie der vor- 


liegende, die fest bezifferte Preisberechnung. Wenn es nunmehr 


gilt, nicht sowohl den „angemessenen“ Preis zu bestimmen, als 
vielmehr den Preis nach dem Verhältnis zur Konjunktur bei 
Lieferzeit festzusetzen, in welchem der vereinbarte Preis zur 
Konjunktur bei Vertragsschluß stand, wird der Veränderung der 
allgemeinen Preisverhältnisse Rechnung getragen, ohne daß des- 
halb das konkrete, im Abschluß dea Vertrages liegende Spekula- 
tionsmoment preisgegeben wird. Es ist bezeichnend, daß die Ber- 
liner Handelskammer in dem Bericht — „Jur. Wochenschrift“ 
1921, S. 158 — ohne Nachdruck und ohne Begründung, aber doch 
deutlich und direkt es ausspricht, daß der Käufer einer Preis- 
erhöhung des Verkäufere gegenüber nicht das Recht hat, vom 
Vertrage zurückzutreten........ 

Diese enge und engste Auslegung der Klausel hat aber auch 
sachliche Gründe für sich. Die Unsicherheit und Unberechen- 


Neuerungen an elektrischen Grubenlokomotiven!). 


Die im Ruhrbezirk benutzten elektrischen Fahrdrahtlokomo- 
tiven rühren von der AEG, den SSW, den Bergmann-Elektricitäts- 
Werken und von BBC her. Der Bau dieser Lokomotiven hat all- 
mählich bei allen Firmen zu einer gewissen Gleichartigkeit geführt. 
Der Rahmen a der Lokomotiven (s. Abb. 1) besteht neuerdings aus 
starkem Flußeisen, während gußeiserne Rahmen nur noch auf be- 
sondere Bestellung geliefert werden. Die schmiedeeisernen Rah- 
men sind billiger herzustellen und gewähren der Inneneinrichtung 
der Lokomotiven wegen der geringeren Wandstärke mehr Raum als 
die gußeisernen. Zur Erlangung des erforderlichen Reibungs- 
gewichtes werden sie mit den schweren, gußeisernen Kopfstücken b 
ausgerüstet. Die aus einem Stück bestehenden gußeisernen Rahmen 
haben den Vorteil, daß sie durch Stöße nicht deformiert werden, da 
die Lagerstellen stets parallel bleiben und die Gewichtsverteilung 
günstig ist. Ernste Einwände gegen flußeiserne Rahmen sind jedoch 
nicht zu erheben. Neuerdings finden Lokomotiven mit dem Be- 
gleitersitz c vielfach Eingang, da er eich als zweckmäßig erwiesen 
hat. Der Rahmen ist gegen die Lager allgemein durch Blattfedern d 
abgefedert; früher häufig angewendete Spiralfedern sind ver- 
schwunden, 

Als Achslager wird vielfach dasMagnus-Lager verwendet, 
das sich durch seine vollständig geschlossene Bauart für den Gruben- 
betrieb besonders eignet. Da die Fettfüllung des Lagers nur selten 
einer Erneuerung bedarf, so arbeitet es sparsam. Die Ankerlager 
werden neuerdings von den SSW als Walzen- und von der AEG als 
Kugellager ausgebildet, da eich reichlich bemessene Walzen- oder 
Kugellager selbst bei den im Bahnbetrieb auftretenden heftigen 
Stößen gut bewährt haben. Sie müssen nach außen und innen gut 
abgedichtet sein, ihr Hohlraum wird mit Vaseline angefüllt, das 
nur selten zu erneuern ist. Diese Lager zeigen keinen Verschleiß, 
so daß Schleifen des Ankers nicht eintreten kann. 

. Der Antrieb der von der Maschinenfabrik Gottwald Müller, Ber- 
lin, gebauten neuartigen Lokomotive (Abb. 2) erfolgt nicht wie bei 
den bisher durch zwei auf den Achsen sitzenden Motoren f (Abb. 1) 
mittels Stirnrädern, sondern durch einen hochliegenden, schnell- 
laufenden Motor, der die beiden Achsen durch hintereinander- 
liegende, mehrgängige Schnecken c mit Kardanübersetzung (Abb. 3) 
antreibt. Diese Anordnung ist von Böhm angegeben worden und hat 
den Vorteil, daß selbst bei kleinster Spurweite ein großer, gut zu- 
gänglich gelagerter Motor anwendbar ist. Der Motor ist mit Doppel- 


1) Nach O. Gunderloch, „Glückauf“ Bd. 58, 1922, S. 616 658. 


12. Oktober 1922. 


barkeit der Verhältnisse, wie sie z. Z. des Vertragsabschlusses 
herrschte und auch jetzt noch herrscht, macht es bedenklich, bis 
zu einem gewissen Grade für jede solide Geschäftsführung unau=- 
führbar, sich in Lieferungsverträgen auf lange Frist hinaus mit 
der Preisforderung endgültig festzulegen. Darin hat die Klausel 
ihren Grund, und daher ist sie auch weit entfernt, schlechthin ver- 
werflich zu sein. Andererseits aber kann die Organisation der Pro- 
duktion und des Güterum- und -absatzes die Lieferungsverträge 
auf lange, oft auf sehr lange Zeit hinaus gar nicht entbehren. Vor 
allem bedarf ihrer der Fabrikant, der ohne sie seinem Betriebe 
nicht die Beständigkeit zu verleihen vermag, die ihn rationell ge- 
staltet. Entsprechend ist dann aber auch der Zwischenhandel 
daran interessiert, und im großen Umfang vollzieht sich der Güter- 
umsatz unter dieser Ordnung, die der Verkehr sich schafft. Sollen 
da die Preise den Konjunkturverhältnissen entsprechend elastisch 
sein, so muß nicht ım übrigen diese Ordnung verloren gehen. Dem 
entspricht die Klausel, wenn man sie, wie hier geschieht, eng aus- 
legt. Die Interessen des Käufers werden darum nicht herab- 
gesetzt. Verkauft er nach der Lieferung der Ware, so kann er 
seine Preise ohnehin der nunmehrigen Konjunktur anpassen. Ver- 
kauft er auf Lieferung, so kann er sich schützen, indem er das 
nicht anders tut, als wie er einkauft.“ 


Somit ist nach dieser Richtung hin klares Recht geschaffen. 
Natürlich darf diese Klausel nicht zu Mißbräuchen führen. Sie muß 
klar sein, und der auf die Lösung des Vertrages gerichtete Willemuß 
erkennbar für den, gegen den er sich wendet, zum Ausdruck gelangt 
sein: „Diese Klausel darf nicht die Handhabe bieten, leichtfertige 
Versprechungen zu machen, die man im Stiche läßt, wenn die Sache 
mißglückt?).” Der Vertragsgegner muß von Anfang an wissen, 
woran er ist. Man darf auf seine Kosten nicht spekulieren. 


Zusammenfassend ist zu sagen: Die Klausel „freibleibend“ im 
Angebote hat keine Wirkung auf den ohne Vorbehalt abgeschlos- 
senen Vertrag. Bildet die Klausel Bestandteil des Vertrages, so be- 
gründet sie eine einseitige Bindung des Käufers, während der Ver- 
käufer in den von Treu und Glauben gezogenen Grenzen frei bleibt. 
Zu wünschen wäre allerdings, wenn die Klausel in ihrer heutigen 
Form baldmöglichst von der Bildfläche verschwinden würde. Denn 
wie ihr heutiger Bestand ein Wahrzeichen der Zerrüttung unserer 
Wirtschaft ist, so würde ihr Verschwinden ein Beweis sein, daß der 
Fieberzustand gewichen ist. Ein Ziel aufs innigste zu wünschen. 


9) RG. „Jur. Wochenschrift“ 1921, B. 1235, 


kollektor ausgerüstet und daher für Reihen-Parallelechaltung ge- 
eignet. Es wird ein neuartiger Fahrschalter in Verbindung mit einem 
Höchststromausschalter der Friedr. Krupp A. G. verwendet (Abb.4), 
der bewirkt, daß der beim Abschalten entstehende Öffnungsfunke 
nicht mehr im Innern des Fahrschalters, sondern im Höchststrom- 
ausschalter auftritt, wodurch die Segmente des Fahrschalters erheb- 
lich geschont werden (Abb. 5). Gleickzeitig hat diese Verbindung 
den Vorteil, daß sich ihre Empfindlichkeit je nach der Schaltung, Pa- 
rallel- oder Reihenschaltung, Anlauf oder Betrieb, selbsttätig auf 
den richtigen Wert einstellt (Abb. 6). Die Spannungsspule des 
Höchststromausschalters hat eine zusätzliche Erregung, die bewirkt, 
daß der Ausschalter bei Reihenschaltung schon bei der Hälfte des 
Ausschaltstromes ausschaltet und eine Ü:berlastung der Motoren un- 
möglich macht. In Abb. 7 ist eine Akkumulatorenlokomotive für 
50 PS und 7,2 km/h der A. G. Elektromotor, Berlin, dargestellt. 


Von sonstigen Neuerungen auf dem Gebiet der elektrischen Lo- 
komotivführung in Gruben wird auf die Schweißung der Schienen- 
laschung bzw. das Metallisieren der Schienenenden, Laschen und Bol- 
zeh nach den Metallspritzverfahren hingewiesen, wodurch kupferne 
oder andere schwer zu unterhaltende Schienenverbinder fortfallen 
können. 

Zahlentafel 1 enthält die Angaben, welche einen Vereleich der 
Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Lokomotiv-Förderarten ermög- 
lichen, nämlich Gesamtkosten für 1 Nutz-tkm und die anteiligen, 


Zahlentafell: Wirtschaftlichkeit verschie- 
dener Lokomotivarten. 


Elektr. 
Oberltgs.- |Pruckluft- 


Loko- oko- 
motiven | Motiven 


Benzol- 
loko- 
motiven 


Gesamtkosten f.1Nutz-tkm 


mit Verzinsung... . M 2,24 1,47 1,8 1,35 

desgl. ohne Tilgung. . „ 2,35 1,58 2,16 2,08 
Löhne . . . . Anteil in % 47,8 59,2 | 49,6 50,9 
Material . . . P r 17,4 27,2 17,5 35,7 
Benzol e è> o% Ọ [7] "n n 34,4 en — — 
Verschiedenes i ie 0,4 0,7 05 52 
Strom .... er _ 12,9 — 8,2 
Dampf .... ” "n on ur = 32,4 = 


12. Oktober 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. l 1267 


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> ER F e LEER RN 
Sws u Is > 
-...- >... 


Zeichenerklärung. 


s=schmiedeeiserner Rahmen, 5=Kopfstücke (Gußeisen), e= Begleitersitz, 


e = Stirnräder für Motoren. 


Abb. 1. Elektrische Oberleitungslokumotive der AEG. 


d = Blattfedern, 


dIe p 
BASTI 


SASIA LLL 


7 
Il 


Muutu, 


Zeichenerklärung. 


a = Schalterfeder. 
ò = "tromspule des Zugmagneten. 
c und d = Schalterkontakte 
5 e = Klebespule. 
Zeichenerklärung. = Ausschalter. 
a = Motor, b= Kardan, e= Gehäuse der Schneckenradgetriebe. g = Biasspule. 


Abb. 2. Elektrische Oberleitungslokomotive mit Schneckenradantrieb der Maschinenfabrik 


Gottwald Müller. 


prozentischen Kosten für Löhne, Material, Strom, Benzol, Dampf 
usw. Die Angaben lassen erkennen, daß Verainsung und Tilgung 
nur geringen Einfluß haben. Die Lohnsätze zeigen, daß sie von 
der Art der Förderung nahezu unabhängig sind. Bemerkenswert 
ist, daß sich die Stromkosten bei Akkumulatorenbetrieb niedriger 
stellen als bei elektrischen Oberleitungslokomotiven (Verluste in 


$ 
1 
Ò 


=- -þm — no 
U — — — — 


| 
| 
| 
) 
+ 
| 


| 
Bl 


Zeichenerklärung. 
a = Höchststromausschalter, 5 = Fahrsıhalter, c und d = Motoren, 
e= Schlappschalter, J = Blasspulen, g = Widerstand für Selbstregelung. 


Abb.5. Schaltung der Lokomotive Abb. 2. 


h = Funkeuhörner. 
Abb. 4 Höchststromausschalter der Fr. Krupp A.G. 


der Fahrleitung und in der Schienenrückleitung, größere Anfahr- - 
geschwindigkeit der Oberleitungsiokomotiven.) Zu beachten ist, 
daß man jetzt dazu übergeht, die im Kriege verwendeten Akkumu- 
latorentröge aus Ersatzmaterial durch Hartgummitröge zu ersetzen, 
wodurch sich der Materialkostenanteil in Zukunft wesentlich ernie- 
drigen dürfte. Der geringere Anteil der Löhne bei den Oberleitungs- 
lokomotiven dürfte hier ein Zufallsergebnis sein. Die durch- 
schnittliche Halbjahresleistung der verschiedenen Lokomotivarte 
betrug für ; 


Anlasser in Fahren in Übergang zur Fahren in 
Reihenschaltung. Reihenschaltung. Parallelschaltung. Parallelschaltung. 


Abb. 6 Schaltung eines Höchststromausschalters in Verbindung mit dem 
Fahrschalter der Lokomotive Abb. 2. 


€ 
: | 3 | 
= u m è $ & 


1288 | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. | 12. Oktober 1922. 


Zeichenerklärung. 
a uud 5 = Batteriewagen. e = Schwebend aufgehängte Plattform. d = Motor. e = Führersitz. f = Schneckenantriebswelle. 
g = Gehäuse für Schneckenantriebe. 


Abb. 7. Akkumulatorenlokomotive der A.G. Elektromotor. 


Nutz-t km dung dieser Maschinen nicht notwendig wurden und dem Bau noch 
Benzollokomotiven . . 22289698 erheblich größerer Einheiten bei den in Frage kommenden niedri- 
Oberleitungslokomotiven . . . . 42905 gen Umlaufzahlen nichts im Wege steht. P. 


Druckluftlokomotiven . . . . . 34135 
Akkumulatorenlokomotiven . . . 36697 


Der Durchechnittsverbrauch für 1 Nutz-tkm betrug bei 


Benzollokomotiven . , . . . 0161 
Oberleitungslokomotiven - . . 0,33 kWh 
Akkumulatorenlokomotiven . . 0,30 „ 

Pia. 


Große Wasser-Turbogeneratoren. E 


Während der deutsche Elektromaschinenbau durch den Er- ` 
folg der 62500 kVA-Dampf-Turbinengeneratoren des Goldenberg- 
werkes seine führende Stellung im Bau größter schnellaufender 
Einheiten erwiesen hat, ist uns die amerikanische Industrie, 
dank dem Reichtum der Wasserkräfte ihres Landes, in der Ent- 
wicklung größter Wasser-Turbogeneratoren vorangeeilt, Im Jour- 
nal A. J. E. E., Bd. 41, S. 459 ff., beschreiben Barnes und 
Bowness einen 45000 kVA-Generator der Canadian General 
Electric Companie, dessen Leistung sie in Unkenntnis der Gol- 
denbergwerk-Generatoren als überhaupt die größte bisher in einer 
Einheit erzeugte Leistung angeben. Der Ruhm dieser Maschine 
als des größten Wasser-Turbogenerators wird aber auch nur von 


Z 


y 

N 
x. 

EN 
N 
N; 
N; 
NA 
Ne 
Ss; 
Nu. 
N 
N 


kurzer Dauer sein. Denn schon wird berichtet!), daß die Niagara > = ig mt K N 
Falls Power Co. eine noch größere Einheit, nämlich für 65 000 kVA, == E i g 
in Auftrag gegeben hat. Der beschriebene 45000 kVA-Generaior == Du ` 


ist für eine Leistung von 36 000 kW cos ọ = 0,8, 12000 V, 187% 
Umdr/min, 25 ~ bestimmt, hat also 16-polige Konstruktion. Er 
kommt im Queenstown Kraftwerk der Hydro Electric Power Com- 
mission of Ontario zur Aufstellung. Einen Schnitt durch den Gene- 
rator zeigt Abb. 1. Die Hauptabmessungen und Gewichte werden 
wie folgt angegeben: 


u; == S 2 H 


Äußerer Durchmesser des Statorgußkörpers. . . 7460 mm 


Gesamthöhe vom „spplungsllanech zur Spitze der 
Erregermaschine . . . . . 10300 mm 2 
Gesamthöhe vom Grundring zur Spitze der Erreger: ne no 
maschine . . . a a a ee AN 8600 mm | 
Gewicht des Stators kompleti ee re 175 t 
Gewicht des Grundringes . . . 2 2 2 2 2 02. 37t u | 
Durchmesser der Welle im Rotor . . . . ... 812 mm wi 2 | 
Durchmesser der Kupplung . . . .....1345 mm | 3, 
Gewicht des oberen Lagerschildes . . . ... 50 t | a | 
Gewicht des unteren Lagerschildes .: . . . . . 12 t — E 
Durchmesser des Traglagers . . . . 2. 2 . . 1750 mm Be in 
Last auf dem Traglager . . . 2.2.2200... 500 t 1. Erregermaschine. 15. Rehnitt durch Rotorkörper. 
Gesamtgewicht des Rotors . . . Br 310 t 2. Schleifringe. 16. Polkörper. 
Gesamtgewicht einschl. Erregermaschine na. 625 3. Erregerplattform. 17. Statorkern. 
4. Hals des Drucklagers. 18. Grundring. 
Der garantierte Wirkungsgrad einschließlich aller Verluste 5. Federdrucklager. 19. Ventilator. 
beträgt 97% % bei cos. = 1. Der Statorblechkranz wird an Ort 6. Wasserkühl«chlangen. 20. Rotoratlize. 
und Stelle ohne Stoßfuge zusammengeschichtet, während das 7. Drucklagerplattform. 21. Unteres Führungslager. 
Statorgehäuse aus Transportrücksichten in drei Teile von je 30 t 8. Oberes Führungslager. “22. Unteres Lagerschild. 
Gewicht zerlegt ist. Der Rotor ist für eine maximale Drehzahl 9. Oberes Lagerschild. 23. Unteres Führungslager (Gebäuse) 
gleich der doppelten normalen Umlaufzahl entworfen und die kri- 10. Deckplatte und Mannloch. 24. Unterer Ölfang. 
tische Umlaufzahl der Welle entsprechend höher gewählt. Inter- 11. Luftführungsring. 35. Welle. 
essant ist, daß das Schwunggewicht des Rotors für gute Regulierung 12. Oberer Ölfang. 25. Schirm der Kupplungslolzen- 
noch zu niedrig erschien und daher auf beiden Seiten noch ein be- 13. Schlrifringzuleitungen. 27. Statorgehäuse. 
sonders schweres Schwungrad vorgesehen werden mußte. Der 14. Schnitt durch Schwungrad. 
Stator besitzt die in Amerika beliebte Doppellagenwicklung mit 
verkürztem Schritt. Im übrigen geben auch die Verfasser zu, daß Abb. 1. Schnitt durch den Generator. 


wesentliche Abweichungen von der üblichen Praxis bei der Ausbil- 


1) Electrician vom 21. VII. 22. 


dd 


| ET 


12. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41. 


1269 


= RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Wirtschaftlicher Zusammenschluß von Wasserkraftwerken. — 
Die Southern California Edison Co. hat bei der Ausgestaltung ihrer 
Krafterzeugungs-, Übertragungs- und Verteilungsanlagen stets ihr 
Augenmerk auf höchste Betriebssicherheit und Wirtschaftlichkeit 
gerichtet und dieses Ziel, wie die bisherigen Betriebsergebnisse 
zeigen, auch erreicht. Die Gesellschaft deckt ihren Kraftbedarf in 
erster Linie aus den mächtigen Wasserkraftanlagen, die sie im 
Laufe der Jahre nach und nach erbaut hat und deren größte am 
Big Creek liegen!). Zurzeit bestehen hier drei Werke, u. zw. das 
Werk Big Creek I, welches bei, 32 000 kW Leistung sein Wasser aus 


) No! 
© OP Big Creek 


H 


; 
— — —— \ 


N L3 
LOWENS". 


| RIVER C \ , 
Zeichenerklärung 
— Araffübertragungsiertung ` 
© „asserkraffaniage 


© geplante ne 
® Dampfkrafiwerk 
O Unterwerk 


Mafstab 
39 7 


[BE BR: a BR. 


Lu 
| 


ie, BUENA 
| VISTA LAKE 


Abb. 1. Anlagen der Southern California Edison Co. 


dem Huntingtonsee empfängt; der See dient als Jahresspeicher uid 
kann in ihm die gesamte Jahresabflußmenge des Flusses aufge- 
speichert werden. Das Werk Big Creek II nützt das Unterwasser 
es ersten Werkes unter Zwischenschaltung eines Tagesspeichers 
aus und kann dementsprechend auch zur Deckung der Tagesspitzen 
herangezogen werden; sinngemäß ist es mit einer um 50 % höheren 
Maschinenleistung ausgestattet. Das Wasser fließt aus diesem 
Werke dem unterhalb liegenden Werke Big Creek VIII zu, wobei 
auch zwischen diesen beiden Anlagen ein Tagesspeicher eingeschal- 
tet ist. Die Lage der übrigen, der Gesellschaft gehörenden Wasser- 
kraftanlagen ist aus dem Lageplan (Abb. 1) ersichtlich, Die mit 
Dampf arbeitenden Zusatzwerke, die in diesem Plan ebenfalls ein- 
getragen erscheinen, sind hauptsächlich in unmittelbarer Nähe des 
Belastungsschwerpunktes, d. i. der Stadt Los Angeles, erbaut, wo- 
selbst auch die Kohlenbeschaffungsmöglichkeiten am günstigsten 
liegen. Alle wichtigen Krattübertragungsleitungen sind im Inter- 
esse größter Betriebssicherheit doppelt ausgeführt, wobei jede Lei- 
tung, wenn möglich, auf gesondertem Gestänge befestigt ist. Die 
Speisung sämtlicher bedeutender Abnahmestellen erfolgt über Ring- 
leitungen von zwei Seiten aus. Derzeit ist ein mit 150 kV und ein mit 
kV betriebenes Übertragungsnetz vorhanden; ersteres besteht aus 
der die Big Creek-Anlagen mit Los Angeles verbindenden Leitung, 
deren Betriebsspannung bekanntlich demnächst auf 220 kV erhöht 
werden soll; die in den Kern River-Anlagen gewonnene Kraft wird 


1) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 21 u. Electr. Journ. Bd. 19, S. 90. 


mit 60kV fortgeleitet und teilweise in die nach Los Angeles führende 
150 kV-Leitung über die Vestal- und Castaic-Unterwerke gespeist, 
teilweise unmittelbar mit dieser Spannung verteilt; auch die in den 
übrigen, östlich von Los Angeles gelegenen Wasserkraftanlagen 
erzeugte Kraft wird mit 60 kV fortgeleitet und verteilt. 

Die Betriebssicherheit eines derartigen Netzes hängt in 
erster Linie von der richtigen Ausbildung des Überstromschutzes 
ab; die Doppeleitungen sind mit einem Selektivschutzsystem 
ausgestattet, das nach den vorliegenden Angaben einwandfrei 
arbeiten soll; die Ringleitungen sind durch Kraftrichtungsrelais 
geschützt, die den gestellten Anforderungen ebenfalls entsprechen. 
Die Zahl der Unterbrechungen soll durch diese Schutzanordnungen 
auf ein Mindestmaß so herabgemindert worden sein, daß über 0% 
aller Fehler an den Leitungen ohne Betriebsunterbrechung verlau- 
fen, indem jeweils nur die fehlerhafte Leitung abgeschaltet wird, 
wogegen die Stromlieferung über die andere Leitung oder die zweite 
Seite des Ringes ohne Unterbrechung aufrecht bleibt. 

Vom Standpunkte der Wirtschaftlichkeit der Betriebsführung 
kommt es hauptsächlich darauf an, die Speicherfähigkeit des Hun- 
tingtonsees weitgehendst auszunützen und auf diese Weise üie 
Krafterzeugung in den Dampfanlagen niedrig zu halten. Zu diesem 
Zweck ist eine sorgfältige Beobachtung der Niederschlagsverhält- 
nisse notwendig. Die Füllung des Sees erfolgt in der Hauptsache 
während der Schneeschmelze; sie beginnt gegen 1. April und ist bis 
Ende Juni vollzogen. Bei Beginn der Füllung muß der See einen 
möglichst niedrigen Wasserstand aufweisen, um den gesamten Zu- 
fluß aufnehmen zu können, Während der Füllung wird dem See 
Wasser nur im unbedingt notwendigen Ausmaße entnommen. So- 
fern die Ergebnisse der Niederschlagsmessungen des vorangegan- 
genen Winters befürchten lassen, daß der Zufluß zur Füllung nur 
knapp ausreichen wird, wird jede Wasserentnahme während der 
Füllung vermieden und statt dessen die noch fehlende Kraft durch 
Dampf erzeugt, um möglichst viel Wasser zur Deckung der Winter- 
spitzen aufspeichern zu können. Während dieser Zeit werden die 
Werke II und VIII nur aus den zahlreichen Zubringern des Flusses, 


240 X12000 kW 


~ Abb. 2. Mittleres Belastungsbild und Aufteilung auf die Kraftquellen. 


welche unterhalb des Huntingtonsees in diesen einmünden und in 
das bereits erwähnte Tages-Ausgleichsbecken geleitet werden, ge- 
speist. Von Anfang Juli ab wird dann das aufgespeicherte Wasser 
nach und nach bis zum Beginn der nächsten Füllungsperiode im fol- 
genden Jahre abgearbeitet. Hierbei muß nach einem im vorhinein 
sorgfältig zurechtgelegten Plane vorgegangen werden. Die Aufstel- 
lung dieses Arbeitsplanes erfolgt auf Grundlage der statistischen 
Aufzeichnungen über die tägliche durchschnittliche Belastung 
während der einzelnen Monate und die Entwicklung des Absatzes. 
Nach diesen Aufzeichnungen werden zunächst mittlere Belastungs- 
bilder für jeden Monat entworfen, von welchen eines in Abb. 2 dar- 
gestellt erscheint. Die in Kilowattstunden ausgedrückte Fläche 
eines solchen Diagrammes ergibt den durchschnittlichen Tages- 
bedarf im betreffenden Monat, woraus der gesamte Monatsbedarf 
berechnet werden kann. Auf Grund der zum Zeitpunkte der Aufstel- 
lung dieses Planes schon bekannten Menge der aus dem Jahres- 
speicher verfügbaren Leistung kann dann ein genauer Betriebsplan 
aufgestellt und die Aufteilung der Erzeugung unter die mit Wasser- 
kraft arbeitenden Grundwerke, Spitzenwerke und die Dampfzusatz- 
werke erfolgen. Die Aufteilung der benötigten Spitzenleistung be- 
darf einer besonders vorsichtigen Überlegung, damit einerseits mit 
dem gespeicherten Wasser bestimmt das Auslangen gefunden werden 
kann, anderseits auch nicht unnötig viel Kraft mit Dampf erzeugt 
wird. In der Regel muß zunächst das Speicherwasser zur Kraft- 
erzeugung herangezogen werden, und je nach der Abnahme der Was- 
sermenge werden dann die Dampfwerke nach und nach in Betrieb 


1270 


genommen, wobei selbstverständlich in erster Linie jene in Betracht 
kommen, die am wirtschaftlichsten arbeiten. Während der Zeit des 
Abarbeitens des Speicherwassers muß fortlaufend geprüft werden, 
ob die bei Aufstellung des Arbeitsplanes gemachten Voraussetzun- 
gen noch zutreffen, und es sind dann die auf Grund dieser Prüfung 
etwa notwendig werdenden Umstellungen durchzuführen. Bemer- 
kenswert ist, daß dank der äußerst sorgfältigen Ausbildung des gan- 
zen Krafterzeugungs- und Übertragungsnetzes es gelungen ist, die 
Leistung der Reservemaschinen auf bloß 8% der Spitzenbelastung 
herabzudrücken, ohne daß die Betriebssicherheit der Stromlieferung 
darunter gelitten hätte. 

Die Gesellschaft ist z. Z. im Begriff, ihre Krafterzeugungs- 
anlagen auf Grund der bereits erlangten Konzessionen um rd 
400 000 KVA Leistung zu erweitern. Es sollen vier neue Stauanlagen, 
u. zw. am Shaversee, am Florencesee, am Pitman-Creek und ein 
Stausee im Vermiliontal geschaffen und alle diese Stauseen mittels 
Kanälen und Druckleitungen miteinander verbunden werden, wobei 
unterhalb des Shaversees ein neues Kraftwerk Big Creek Nr. 1a 
zur Ausnützung des Gefälles zwischen diesem und dem Huntington- 
see und neben dem bereits bestehenden Kraftwerk Nr. Il ein neues 
Werk Nr. Ila zur Verarbeitung des bedeutend erhöhten Wasser- 
zuflusses zur Errichtung gelangen wird. Hand in Hand hiermit wird 
das Werk Nr. VIII auf die volle Leistung ausgebaut. Das Werk 
Nr. II a wird unmittelbar aus dem Shaversee gespeist. Die Gesamt- 
kosten dieser Neuherstellungen werden auf über 60 Mill. Doll. ge- 
schätzt. („Electrical World” 1922, Bd. 79, S. 933 und 951.) Bp. 


Apparatebau. 


Schaltanordnung zur Speisung elektrischer Läutewerke und 
anderer Schwachstromanlagen aus Gleichstromnetzen, — Fast alle 
Lehranstalten und viele Industrie- und Gewerbeanlagen sind mit 
einem von einer Uhr betätigten elektrischen Läutewerk eingerichtet. 
Die hierfür nötige große Läutewerksbatterie soll durch Anschluß 
an ein Gleichstromnetz, bei dem ein Pol oder der Mittelleiter be- 
triebsmäßig geerdet ist, in Wegfall kommen. Zu diesem Zwecke 
wird, wie Abb. 3 zeigt, der + (oder —) -Außenleiter über eine 


NN 


N 


Abb. 8. Speisung einer Schwachstromanlage aus Gleichstromnetz. 


Sicherung S und einen einpoligen Drehknopfschalter zu einem Vor- 
schaltwiderstand VW und zu einem Fernschalter FS geführt. Von 
VW gelangt der Strom über den Elektromagneten zurück zum ge- 
erdeten Nulleiter. Die Elektromagnetspule ist also ständig von 
äußerst schwachem Strom durchflossen und hält somit ihren Anker 
ständig in hochgezogener Stellung, so daß das Quecksilber rechts ruht 
und der Schwachstromkreis stromlos ist. Sobald aber 
das Schaltrad U der Uhr oder der Hausmeister Kontakt bei T,, Ta 
oder T, gibt, wird die Elektromagnetspule kurz geschlossen, sie 
wird also stromlos, läßt ihren Anker fallen, das Quecksilber fließt 
nach links, der Netzstrom kann über das Quecksilber durch zwei 
oder mehrere parallel geschaltete (alte) Kohlefadenlampen G, dann 
durch einen regulierbaren Drahtwiderstand R zurück zum geerdeten 
Nulleiter. Mit Hilfe eines Gleitkontaktes kann man leicht auf die 
erforderliche Schwachstromspannung (bei unserer Läutewerks- 
anlage 12 V) einregulieren. Sobald der Kontakt bei T, oder T, 
unterbrochen wird, was notabene vollständig funkenfrei 
geschieht, da ja der Netzstrom nicht unterbrochen, sonder 
nach der Elektromagnetspule umgeschaltet wird, ist auch der 
Schwachstromkreis stromlos, da der Anker sofort wieder gehoben 
wird, so daß das Quecksilber wieder nach rechts fließt und den Netz- 
strom ausschaltet. Die gezeichnete Anlage ist vom Verfasser an 
der Landshuter Realschule ausgeführt worden und funktioniert 
seit 1. IX. 1921, also seit einem Jahre, täglich 18 mal tadellos, 
was zum Teil ein Verdienst der Firma Dr. P. Meyer, Berlin, ist, 
welche den Fernschalter FS nebst Vorschaltwiderstand VW ge- 
liefert hat. Die städtische Netzspannung beträgt 220 V und hat 
geerdeten Nulleiter. Bei T, T, Ts und an den sieben 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. 


12. Oktober 1922. 


großen Glocken ist nicht das geringste Funken 
bemerkbar. Die Glockenanlage ist bereits vor 20 Jahren in 
Wachsdraht ausgeführt und unverändert beibehalten worden. Die 
Leitungen nach T,, Ta und T, wurden, mangels einer Spannungs- 
sicherung Sp, (Sp, ist ebenfalls nicht unbedingt nötig), neu gelegt, 
wozu Fassungsader 0,75 mm? (verwendbar bis 220 V) benutzt wurde; 
mit Sp, hätte auch die alte Leitung beibehalten werden können. Als 
Glühlampen wurden zwei alte Kohlefadenlampen (32 und 10 HK), 
für R wurden 40 Q Nickelindrahtwiderstand (1 mm Durchmesser, 
blank) verwendet. Die Spannungssicherungen Sp, und Spy sind im 
„Entwurf zu Leitsätzen für den Anschluß von Geräten und Einrich- 
tungen, die an leitende Verbindung zwischen Niederspannungs- 
strom- und Fernmeldeanlagen erfordern“ („ETZ“ 1921, H. 15, S. 385) 
vorgeschrieben, damit in keinem Teil der Fernmeldeanlage eine 
höhere Spannung als 40 V auftreten kann. (Betreffs Lieferung 
solcher Spannungssicherungen ist im Fragenverzeichnis eine An- 
frage gerichtet worden, die aber keine Beantwortung fand.) 

Der Dauerstrom für die Elektromagnetspule ist, da der VW 
5000 Q und die Spule etwa 200 Q hat, 220 : 5200 = 0,04 A, also äußerst 
gering und kann nach dem letzten Glockenzeichen während der 
Nacht mit dem Drehknopfschalter abgeschaltet werden, wie es bei 
der Landshuter Anstalt geschieht. Der Glockenstrom beträgt etwa 
0,4 A. Nach einer vom Verfasser aufgestellten Rentabilitätsberech- 


nung zahlt sich die neueSchaltanordnung innerhalb von 6bis7 Jahren 


durch Einsparung an Braunsteinkohlen, Zinkzylindern, Salmiak und 
Bedienungskosten selber ab, da sie keinerlei Bedienung erfordert. 
Der in einem verschließbaren Kasten zusammengebaute Apparat ist 
in seinem Aufbau und seiner Schalttätigkeit lehrreich, was gerade 
für Mittelschulen von Bedeutung ist, so daß’ seine Anschaffung den 
letzteren besonders zu empfehlen ist. Es ist sehr zu bedauern, dab 
einige Gleichstromwerke den Anschluß von Schwachstromanlagen 
nicht gestatten, offenbar weil sie zu wenig Strom verbrauchen, ob- 
wohl auch der geringste Stromverbrauch vonden 
Quecksilberzählern genau registriert wird, 
falls Motorzähler versagen. Die Schaltanordnung ist vom Verfasser 
zum DRGM. angemeldet. Am 28. IV, 1922 wurde auf Grund einer 
eingehenden Besichtigung der neuen Schaltanordnung durch einen 
städtischen Revisionsbeamten der Anschluß solcher Anlagen an das 
Netz des Landshuter Elektrizitätswerkes genehmigt. 


Oberbaurat H. Hummel, Kaiserslautern. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Prüfung von Hochspannungskabeln mittels des Kenotrons. — 
Die Prüfung von Hochspannungskabeln mit Gleichstrom ist wün- 
schenswert, da die Leistung der Prüftransformatoren bei Wechsel- 
strom und der doppelten Betriebsspannung des Kabels doch sehr 
erhebliche Werte annehmen kann. Aus diesem Grunde haben viele 
große Elektrizitätswerke Versuche mit dem Kenotron gemacht, 
von dem in Abb. 4 eine fahrbare Ausführungform dargestellt ist. Ob- 


Abb. 4. Fahrbares Kenotron. 


wohl die Versuche nicht absolut befriedigend ausfielen, so ist man 
doch der Ansicht, daß die noch bestehenden Schwierigkeiten und 
Mängel der gegenwärtigen Einrichtungen sich bald beheben lassen 
werden. Um dies zu beschleunigen, wäre es sehr wichtig, daß jeder, 
der solche Prüfvorrichtungen benutzt, Anforderungen, Konstruk- 


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tionsgrundsätze und beobachtete Fehlerquellen des Kenotrons zu- 
ssmmenstellt und den Fabrikanten zugänglich macht. Die Unter- 
suchungen sind jetzt im Grange, das geeignetste Verhältnis zwischen 
Gleichstrom- und Wechselstromspannung zu bestimmen, welches 
notwendig ist, um die Kabel mit der gleichen dielektrischen Kraft 
zu beanspruchen. Der Kabelausschuß der NELA wird diese Un- 
tersuchungen fortsetzen und den Fabrikationsfirmen damit wert- 
volle Fingerzeige an die Hand geben. („Electrical World“ Bd. 79, 
1922, S. 1059.) Ptz. 


Verkehr und Transport. 


Elektrisierung der holländischen Eisenbahnen. — Die Nieder- 
ländischen Staatsbahnen haben soeben einer deutschen Firma, u. zw. 
den Bergmann-Elektricitäts-Werken A. G., den Auftrag auf Liefe- 
rung und Montage, d. h. betriebsfertige Errichtung der Fahrleitungs- 
anlage der Teilstrecke Haag—Leyden der Hauptstrecke Amster- 
Jam— Rotterdam einschließlich der beiden Stationen Haag und Ley- 
den erteilt. Die Betriebsspannung beträgt 1500 V Gleichstrom. Die 
Fahrleitung wird als Kettenfahrleitung mit einer durchschnittlichen 


‘ Mastentfernung von 75 m ausgeführt. Die Nachspannung des Fahr- 


drahts erfolgt selbsttätig durch Gewichte. Auf den Masten werden 
verschiedene Kupferverstärkungsleitungen verlegt, die für den spä- 
teren Ausbau der Strecke Amsterdam—ktotterdam benötigt werden. 


Gleislose und Schienenbahnen. — C. A. Simon stellt gleis- 
lose und Gleisbahnen in einer längeren Bearbeitung gegenüber!). 
Wenn man aber einen unparteiischen, sachlichen und wirtschaft- 
lichen Vergleich anstellen will, darf man nicht das Motto hinein- 
stellen „track and all“. In diesem Sinne beeinflußt der Bearbeiter 
dieser zeitgemäßen Fragen die Materie und kommt dabei zum 
Schluß, daß Straßenbahnen in der Stadt 85%, Gleislos 5% und 
Autobus 10 % Anwendung fänden, obgleich sein Prognostikum ein 
weites Programm steckt und jedem seine Existenzberechtigung zu- 
spricht. Die gleislosen Gefährte verdanken ihr Emporkommen dem 
glatten Pflaster der Neuzeit, den Gummibereifungen und der inter- 
nationalen Durchbildung des Motors. Das frühere schlechte Pflaster 
konnte nur mit geringer Geschwindigkeit durch Pferdefuhrwerke 
befahren werden, die Pferde brauchen zum Eingriff Fugen im 
Pflaster, der Motorbetrieb mit größerer Geschwindigkeit erfordert 
eute Fahrbahn. Die Straßenbahn schaffte sich schon vorher glatte 
Fahrbahn durch ihren Schienenweg und dadurch hat die Schienen- 
bahn eine längere Erfahrung und Ausbildung und meines Erachtens 
auch in ganz anderer Richtung ihre Entwicklung erfahren. Das 
nutzt Simon in seiner Arbeit weidlich zur Hervorhebung der Gleis- 
bahn aus, anstatt die direkten Vergleiche auf gleicher Basis anzu- 
stellen oder vielmehr jedes der Verkehrsmittel an dem ihm zugehöri- 
gen Ort zu behandeln. Es gibt keinen direkten Vergleich für die 
3 Arten, denn jeder an seinen Platz gestellt, ist vom anderen zeitlich 
nicht zu ersetzen. Simon sagt aber richtig, bei Massenverkehr und 
Stoßverkehr ist die leistungsfähigste und billigste Betriebsart die 
Gleisbahn, im Pionierdienst teilen sich Gleisbahn und Autobus, je 
nachdem die Strecken kurz oder lang sind, je nachdem der Fahrplan 
dicht oder weit ist, je nachdem der Verkehr durchschnittlich oder 
lückenhaft ist. Hierfür gibt aber Simon keine festen Richtlinien, er 
kann dies auch nicht, ohne bestimmte Objekte zu behandeln. Wenn 
jemand solche allgemeinen Vergleiche anstellt, muß er zu Trug- 
schlüssen kommen, und er kann nicht belehrend wirken. Es ist, als 
obman Äpfel, Pflaumen und Aprikosen auf gleicher Stufe vergleicht, 
weil sie alle drei Obst sind, aber in Geschmack, Nährwert, Wohl- 
feilheit und Preis verschieden sind und verschieden wirken und 
werten. Ich halte daher die ganze allgemeine Betrachtung für ver- 
fehlt, sie ist weder belehrend noch registrierend. Simon befürwortet, 
daß das gleislose Unternehmen die Pflastererhaltung mitbezahlen 
muß, warum aber der Schienenweg hiervon befreit sein soll, bleibt 
unverständlich, denn der Schieneneinbau in die Straßendecke zer- 
stört durch Regen, Frost, Wärmeausdehnung verschiedener beiein- 
ander liegender Materialien die Homogenität der Pflasterdecke 
mehr, als der Fahrverkehr gummibereifter Motorräder, deren Be- 
lastung der Tragfähigkeit des Pflasters angepaßt ist. Die fliegende 
Bau- und Betriebsart der gleislosen Betriebsmittel hebt Simon als 
echätzenswerte Eigenschaft gegenüber dem stationären Gleisbau 
hervor. Straßenbauten und Verlegungen können sogar den gleis- 
losen Betrieb befürworten, Auch die Beschaffungskosten des Be- 
triebsstoffes, Elektrizität oder Benzin, sind, örtlich, zeitlich und 


zentralisiert, zu vergleichen, um die jeweilige Befürwortung zu 


klären, 

Von einer gründlichen Behandlung der im Titel genannten Fra- 
gen kann nicht gesprochen werden. Sie ist einseitig gestimmt und 
nicht lückenlos. M. S 


Studien über die elektrischen Bahnen der Schweiz. — In der 
Zeit vom 2. bis 16. September unternimmt der Schwedische Techno- 
logenverein eine Studienreise nach der Schweiz, um die elektrischen 
Anlagen der Rhätischen Bahn, der Gotthardbahn und der Lötsch- 
bergbahn zu besichtigen und besonders die Vorkehrungen gegen 
Telephonstörungen zu prüfen. Ws. 


) „El Railw. Journ.“ Bd. 59, 1922, S. 233. 


Fernmeldetechnik. 


Verdrängung des drahtlosen Funkensenders durch das unge- 
dämpfte System. — Zu diesem Thema schreibt C. C. Levin ın 
„Ihe Nautical Gazette“ 1922, Nr. 10: . Das fortdauernde Anwachsen 
der Weltschiffahrt und zunehmende Interesse an der möglichst 
schnellen und bequemen Radio-Verbindung mit Schiffen auf See 
hat zu zahlreichen Entdeckungen und zu grundsätzlichen Ände- 
rungen in den Grundlagen der drahtlosen Telegraphie geführt. Der 
Übergang, der sich augenblicklich vollzieht, geht in Richtung des 
Ersatzes von Funkensendern zu Sendern mit ungedämpften Wellen 
für die Verbindung mit Seeschiffen. Bis zur Gegenwart hatte die 
Telegraphie mit Funkensendern ausgereicht, um den Bedarf der 
Schiffahrt zu befriedigen. Ebenso stand es seit langer Zeit fest, 
daß dieses System nicht in der Lage sein würde, den Verkehrs- 
umfang zu bewältigen, wenn die drahtlose Übermittlung zur all- 
gemeineren Anwendung gelangt sein wird. Unter diesem System 
war die Norm für Schiffs-Küstenverkehr dargestellt durch die ein- 
fache Küstenstation, mit der gleichzeitig nur ein Schiff auf einer 
Wellenlänge verkehren konnte. Wenn tatsächlich nur drei Wellen- 
längen zugelassen sind, dann kann man leicht verstehen, daß heute 
die Verbindungsmöglichkeit beschsänkt ist und.daß, zumal in der 
Nähe der Häfen, die Luft mit Funksprüchen „vollgepfropft“ ist. 
Die Aufnahme des Funkpeildienstes hat dazu beigetragen, die 
Leistungsfähigkeit der Funkentelegraphie näher zu umgrenzen, 
da diese Erfindung eine ‚ungehenrs Verkehrssteigerung gebracht 
hat und eine Wellenlänge ausschiteßlich in Anspruch nimmt. Diese 
Umstände haben zu der allgemeiner Meinung Anlaß gegeben, das 
Funkensystem habe seinen Höhepunkt überschritten, und ein neues 
System müsse sich mit den neuen Forderungen befassen. Infolge- 
dessen wurde das ungedämpfte System ausgebildet, und es erweist 
sich tatsächlich dem Funken gegenübcr als wesentlich überlegen. 
Eine der bedeutendsten Vorteile ist die scharfe Abstimmung, meist 
bis auf wenige Meter, und diese gestattet, den größten Mißstand des 
Funkensystems zu umgehen, da die internationalen Vorschriften 
nicht mehr den Verkehr ausschließiich mit der nächsten Küsten- 
station verlangen wie bei der l'elcgraphie mit Funrkensendern. Das 
neuere System hat einen mindestens viermal so großen Bereich als 
das Funkensystem, und es ist deswegen geeignet, direkt mit ameri- 
kanischen Küstenstationen auf große Entfernungen zu verkehren. 
Es schützt so vor den häufigen Mißerfolgen, denen bisher die an die 
nächste Küstenstation zu gebenden Telegramme ausgesetzt waren. 
Oft besaß die Küstentation keine entsprechenden Kabelverbindun- 
gen mit der übrigen Welt. 

Zwei Abarten des ungedämpften Systems sind im Gebrauch: 
Lichtbogen und Röhrensender. Der erstgenannte ist seit längerer 
Zeit allgemein bei der Flotte eingeführt gewesen und hat dort seine 
Brauchbarkeit in solchem Maße erwiesen, daß er nun auch bei der 
amerikanischen Handelsflotte eingebaut wurde. Eine dieser Sta- 
tionen wurde eingerichtet auf dem Shipping Boarddampfer „Cen- 
tennial State”, der so mit amerikanischen Stationen über 3706 km 
verkehren konnte und auf einer der letzten Reisen imstande war, 
in dauernder Verbindung mit der Marinestation Bas Harbour 
(Marine) bis zum Einlaufen nach Queenstown zu bleiben. Mehr noch: 
Er konnte zahlreiche Telegramme anderer Schiffe innerhalb seiner 
Reichweite aufnehmen und sie vor den häufigen Mißerfolgen beim 
Absetzen an kanadischen Küstenstationen und Telegraphengesell- 
schaften bewahren, die noch nicht den Vorteil erkannt haben, den 
solche Nachrichten besitzen, wenn sie mindestens einen halben Tag 
früher eintreffen. Einige der großen Cunard- und White-Stur- 
Dampfer sind versehen mit Apparaten, bei denen eine Vakuumröhre 
als Sender wirkt, und es sind Untersuchungen darüber im Gange, 
welche Ausführungsform der Röhren- oder Lichtbogensender im 
amerikanischen ungedämpften System vorherrschen soll. Zrl. 


Jahresbericht der schweizerischen Telegraphen- und Telephon- 
verwaltung für 1921. — Die allgemeine Wirtschaftskrise kommt auch 
in dem vorliegenden Jahresbericht der schweizerischen Verwaltung 
zum Ausdruck. Der in- und ausländische Telegraphenverkehr weist 
einen erheblichen Rückgang auf, nur der Durchgangsverkehr zeigt 
noch eine, wenn auch geringere Zunahme als im Vorjahre Die 
Zahl der neu hergestellten Fernsprechanschlüsse bleibt ebenfalls 
hinter der des Vorjahres zurück. Die Gewinn- und Verlustrechnung 
schließt mit einem Betriebsverlust von 1 948 694,50 Fr ab. 

Die ZahlderTelegraphenanstalten hat sich gegen 
Ende 1920 um 17 auf 2387 vermindert. Von diesen Anstalten haben 
nur 7 ununterbrochenen Dienst, währen die weitaus größte Zahl 
(1344) beschränkten Tagesdienst aufweist. Im Berichtsjahr wurden 
67 neue Telephonzentralen III. Klasse in Betrieb genommen. Es 
sind Ende 1921 1008 (+ 67) Telephonzentralen vorhanden und 779 
(+ 38) öffentliche Sprechstellen. 

Die Linienlänge betrug Ende 1921 oberirdisch 28 060 
(+ 551) km, unterirdisch 2506 (+ 309) km mit 38370 (+ 4805) km 
Telegraphen-, 476884 (+ 3709) Ortsfernsprech- und 136 075 
(+ 13 005) km Fernleitung. Die Länge der zum gleichzeitigen Tele- 
graphieren benutzten Fernleitungen weist eine Abnahme um 706 km 
auf, die infolge der Verkehrsabnahme entbehrlich wurden oder in 
den Störbereich elektrischer Bahnen fielen, dagegen werden 22 840 
(+ 3582) km Fernleitung zum Doppelsprechen benutzt. Das Fern- 
habelnetz ist weiter ausgebaut worden. An Kabelanlagen sind zu 


3 


1272 


nennen: Giubiasco—Chiasso, Luzern— Attinghausen, Arth— Zug — 
Zürich, Zürich—Winterthur, Lausanne—Villeneuve, Basel-Hard- 
wald—Liestal, Flüelapass, Luzern—Gerliswil usw 

DerinländischeTelegrammverkehr ist um 34,06 % 
auf 1665 350 Telegramme zurückgegangen, der ausländische 
um 18,47% auf 3757 19% Stück. Dagegen weist der Durchgangs- 
verkehr eine Steigerung um 18,49 % auf 1000 161 Telegramme auf. 
Für die Bewältigung dieses Verkehrs standen folgende Apparate zur 
Verfügung: 1659 (— 53) Farbschreiber, 36 (+ 14) Siemens-Fern- 
drucker, 120 (— 7) Klopferrelais, 386 (+ 12) Telephonempfänger, 
153 (— 9) Hughes-Apparate, 115 (+ 37) .Baudotsektoren, 10 (+ 2) 
Se Schnell CETERON und 78 (+ 26) Zentral- und Spezialum- 
schalter. 

Während der Ortsgesprächsverkehr eine Abnahme 
um 499% aufweist, ist der Fernverkehr um 519% auf 
40 659 428 Gespräche gestiegen. Der Fernverkehr mit Deutschland 
zeigt bei einer Zunahme um 11,07 % im Vergleich mit den übrigen 
Staaten den größten Umfang mit 1 060 112 Gesprächen. Die Zahl der 
durch Fernsprecher übermittelten Telegramme hat um 22,21 % auf 
602 816 Telegramme abgenommen. 

Bemerkenswert ist, daß die Verwaltung den Versuch gemacht 
hat, Installationsfirmen unter bestimmten Bedingungen zur Her- 
stellung von Hausleitungen zuzulassen, deren Kosten vom Teil- 
nehmer zu tragen sind. Den Teilnehmern steht es frei, die Herstel- 
lung und Unterhaltung der Hausleitungen der Verwaltung oder 
einem zugelassenen Unternehmer zu übertragen. Kr. 


Schwedens größte Station für drahtlose Telegraphie. — Außer 
den seit Jahren in Betrieb befindlichen Funkenstationen in Karls- 
krona und Gotenburg wird Schweden nunmehr eine Station großen 
Maßstabes erhalten, die schon 1920 beschlossen worden war. Die 
nötigen Arbeiten sollen in kurzem beginnen. Ihren Platz erhält 
die Station an der schwedischen Westküste zwischen den Städten 
Varberg und Falkenberg, südlich von Gotenburg. Für die Wahl 
dieser Küstenstelle ist der Umstand maßgebend gewesen, daß sie 
günstig für die Station liegt, während sich weiter nordwärts die 
norwegischen Gebirge hindernd im Wege stellen. Die Empfänger- 
station wird bei Kungsbacka, nördlich von Varberg und 50 bis 60 km 
von der Sendestation liegen. Die Beförderung der Telegramme 
geschieht von der Telegraphenstation in Gotenburg aus. Über 
Lieferung der funkentechnischen Ausstattung der Station hat die 
schwedische Telegraphenverwaltung einen Vertrag mit der Radio 
Corporation of Amerika abgeschlossen, wobei sich der Preis der 
Ausstattung um 432 500 $ dreht, nach schwedischem Gelde 1 660 000 
Kronen. In fertigem Zustande wird die Station den Berechnungen 
nach 4 850 000 Kr kosten, wovon, wie es heißt, der schwedischen In- 
dustrie durch Bestellungen im Lande etwa 3200 000 Kr zufließen 
sollen. Ende 1923 soll die Station fertig sein, um den Verkehr mit 
Amerika aufnehmen zu können. Es wird mit der auf Long Island 
liegenden Station der Radio Corporation in der Weise zusammen- 
gearbeitet, daß die Einnahmen zu gleichen Teilen zwischen beiden 
Parteien verteilt werden. Auf diese Art. glaubt man, daß sich die 
schwedische Telegrammgebühr auf 96 Öre für 1 Wort stellt, was 
etwas niedriger als die Gebühr der neuen norwegischen Funken- 
station bei Stavanger ist. Mit dem bestellten Material wird eine 
Geschwindigkeit von 80 Wörtern in der Minute zu Seren En 

. 8. 


Erweiterung der Funkenstation bei Bergen, — Die Funken- 
station bei Bergen, die 1912 in Betrieb kam, wird gegenwärtig 
verstärkt und modernisiert, damit sie eine größere Reichweite er- 
hält und größeren Ansprüchen genügen kann. In dem verflossenen 
Zeitraum sind bei dieser Funkenstation bedeutende Ergebnisse er- 
zielt worden, indem der Verkehr beständig zunahm und während 
des Krieges seinen Höhepunkt erreichte. Durchschnittlich waren 
im Monat etwa 1000 drahtlose Telegramme, meistens Schiffstele- 
gramme, befördert worden. Als im Januar/Februar vorigen Jahres 
das Telegraphenkabel nach Reykjawik unterbrochen war, unterhielt 
die Bergener Funkenstation den Telegraphenverkehr mit Island 
und anderen europäischen Ländern nebst Amerika. Die längste 
Strecke, womit die Station in Bergen bisher in Verbindung ge- 
kommen war, betrug etwa 4000 km, nämlich mit dem norwegischen 
Amerikadampfer „Stavangerfiord”, als sich das Schiff bei den Neu- 
fundlandsbänken befand, Der Hauptmast, der 85 m Höhe hat, ist 
durch 4 Hilfsmasten, jeder von 75 m, ergänzt worden. Die Montie- 
rung der neuen Apparate wird unter Leitung eines deutschen Mon- 
teurs erfolgen. Wie groß die neue Reichweite wird, kann erst nach 
der Probe bestimmt werden, die nach Fertigstellung der Erweite- 
rung vor sich geht, und auch erst nach befriedigender Beendigung 
der Proben übernimmt das Telegraphenwesen die erweiterten An- 
lagen. Ws. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Zur Theorie der elektrischen Leitung und der Wärme- 
strahlung. — Hierüber hielt Dr. E. Kretschmann, Königs- 
berg i. Pr., auf dem Physikertag in Jena (1921) einen Vortrag, 
a hier im Nachtrag zu dem Gesamtbericht im Auszug wieder- 
xeben!). 


I) Gekürzt nach den Ann. d. Phys. Bd. 65, 1921, 8. 720. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. 


EEE - 


12. Oktober 1922. 


1. Allgemeiner Ausdruck der elektrischen 
Leitfähigkeit eines homogenen isotropen Lei- 
ters erster Klasse, unabhängig von Voraus- 
setzungen über die Dynamik der Leitungs- 
elektronen. Es seien Anzahl' und Geschwindigkeitsvert«i- 


lung der Leitungselektronen in der Raumeinheit gegeben durch: 


N=/fdo=4n/f.v:.do. 


Betrachte den Schwarm von fdo-Elektronen, deren Geschwindiz- 
keit d im bestimmten Anfangsaugenblicke im Bereich de liegt. 
Dann ist wegen der makroskopischen Isotropie die mittlere 


Schwarmgeschwindigkeit © nach der Zeit t: 


D= A(T) D 2. (2 
wo X ein — mit wachsendem rt von 1 zu. Null abfallendr — 
Skalar ist. 

Der mittlere vom Schwarm zurückgelegte Weg ist: 
& [so] 
[par=zvufAdı=v.Alı. ee ee E E 
U 0 . 
A(v) = Weg durch Geschwindigkeit heiße „Beharrungszeit”. 
Es wirke ein äußeres elektrostatisches Feld Œz. Es erzeugt 


während der Zeit t— (t+ dr) bis t—r bei allen Elektronen 
(e,m) den Geschwindigkeitszuwachs: 


e.& 
ds = Žž dr 
m 


Nach Ablauf der Zeit t mögen der Elektronenschwarm mit der 


Anfangsgeschwindigkeit V die mittlere Geschwindigkeit v’ haben. 
Aus dv, ist dann 


geworden. Gemittelt über alle Elektronen und integriert über 
alle dr ergibt sich die von Ez erzeugte Geschwindigkeit 


V= Nm dt en, de 
e.&: 1 ‘ 
E wmf der dv, Jr 4T 


und die Stromdichte ?z=Vz.e.N' Die Striche bei vz. N’ 
und f sollen die durch €z bewirkten Änderungen dieser Größen 
bezeichnen. 

Für €z =0 dürfen die Werte aus (1) und (2) eingesetzt 
werden, und man erhält mittels (3) die Leitfähigkeit: 


[ði p 
K=( ô Čz less 


..) 


e? v oA 
= PN 3 Be A een 
ini favet. (a+- aa) 


4n e 
= S aop AA ee aee 
O v 


3 m 


die, wie das Ohmsche Gesetz zeigt, auch für & to gilt. 


Die Anwendung auf die bekannte Vorstellung einer 
zickzackförmigen Bewegung aller Elektronen mit der gleichen 
Geschwindigkeit v zwischen vollkommen elastischen kugelför- 
migen Atomen ergibt: ; 


A 120 (l = mittlere freie Weglänge) 
voA\ 2 eı.l.N 
3 ðr 3 ` 2 m.v 
statt des bekannten Drudeschen WertesK=e?,1.N;2mr. 
Diesererweist sich auch unmittelbar als falsch, wen 


man berücksichtigt, daß die von Œz beschleunigten Elektronen 
zwischen zwei Stößen im Mittel kürzere Zeit unterwegs und 


e? 
K= N(14 


m 


2) Der Ausdruck 4` der Leitfühigkeit gilt unter der Voraussetzung, daß die 
Leitungselektronen sich (nahezu) unabhängig vor einander bewegen. Dieselbe 
Voraussetzung wird auch bei der hier nicht mitgete lten Berechnung des àur- 
strahlungvermögens gemacht. Sie steckt auch in allen dem Vortragenden be- 
kannten Ableitungen der genannten Größen durch andere Autoren. 


+ 


12. Oktober 1922. 


darum in jedem Augenblicke in geringerer Anzahl vorhanden sind 
als die verzögerten!). 


Gültigkeitsbedingung des Rayleighschen 
Strahlungsgesetzes. 

Bei seiner Ableitung des Rayleighschen Strahlungs- 
gesetzes durch elektronentheoretische Bestimmung des Absorp- 
tions -und des Emissionsvermögens einer unendlich dünnen Me- 
tallschicht (Dicke dx) hat H. A. Lorentz?) seiner Berechnung 
des Absorptionsvermögens 


N _. 
a = —— K.dıx 
c 


den falschen Drudeschen Wert der Leitfähigkeit zugrunde ge- 
legt und ist trotzdem zu dem richtigen Rayleigh schen 
Strahlungsgesetz gelangt, ebenso wie nach ihm andere Forscher’), 
die einen — wenigstens in sich — richtigen Wert für K be- 
nutzten®). 

.Der Widerspruch löst sich, wenn man auch das Emissions- 
vermögen einer Metallschicht durch den oben eingeführten allge- 
meinen Begriff der Beharrungszeit ausdrückt), der dabei ganz 
ungezwungen eingeht’). 

Das Rayleighsche Strahlungsgesetz ergibt sich nämlich 
nur dann, wenn man für die Leitungselektronen die Maxwell- 
sche Geschwindigkeitsverteilung l 


oo mv 
f=fo.e ?*7 


annimmt. Setzt man mit H, A. Lorentz für alle Leitungs- 


elektronen die gleiche Geschwindigkeit an, so wird das Emissions- 
vermögen im Verhältnis 2:3 zu klein. Durch den im gleichen 
Verhältnis zu kleinen Drudeschen Wert von K und a wird 
dieser Fehler bei H. A. Lorentz zufällig gerade a 
sch. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Reichsverband der Elektrizitäts-Abnehmer (Rea). — Bei der 
am 18. IX. abgehaltenen diesjährigen ordentlichen Mitglieder- 
versammlung des „Rea“ sprachen nach Erledigung des ge- 
schäftlichen Teiles Dr.-Ing, Dreves über „Die Einwirkung des 
Zusammenschlusses der Elektrizitäts- Abnehmer auf die öffentliche 
Elektrizitätsversorgung”, Bürgermeisteı Dr. jur. Weichelt über 
„stromlieferungsverträge“ und Rechtsanwalt Dr. jur. Riccius 
über „Das Verfahren vor dem Reichswirtschaftsgericht”. In einer 
Resolution hat die Versammlung den Reichsschatzminister ersucht, 
dem Verband als Vertretung der Stromabnehmerschaft Deutschlands 
mit mehreren Milliarden k\Wh Jahresverbrauch in dem Beirat der 
Reichs-Elektrizitätswirtschaft Sitz und Stimme zu geben, u. zw. 
im Verhältnis der Bedeutung, die ein die Interessen der Strom- 
abnehmerschaft in jeder Hinsicht wahrendes Elektrowirtschafts- 
gesetz für erstere habe. Vom Vorstand sind einheitliche Richt- 
linien fürdie AufstellungvonStromlieferungs- 
verträgen festgesetzt worden. 


Jahresbericht des Dampfkessel-Überwachungsvereins der 
Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, — Am 20. Mai d. J. fand 
die ordentliche Generalversammlung des Dampfkessel-Über- 


t D sbat E Riecke bereits 19%, Wied. Ann. 6, S. 1200, d. h. zwei Jahr 
vor dar Drudeschen Arbeit. Ann.d. Phys. 1, 566 1%0, als Bemerkung eines Herrn 
van Everdingen mitgeteilt. Der dort nicht miteeteilte Bewei- geht einfach 
so. Ist Vz’ < < ə die mittlere Zusatrgeschwindigkeit der einzelnen Elektronen 
wischer zwei Stößen und J der Winkel zwischen v und der z Richtung, so haben 
die E ektronen des Richtungsbereichs 3 bis +d im Mittel die absolute Ge- 


schwindigkeit. y 
v (i + a cos ð ) 
und die relative Häufigkeit: 


u anlı + = cos ð ) 


Die z-Komp^nente der Geschwindigkeit ist für ein Elek ‚c083+V‘ 
im Mittel über alie Elektronen. © in Elektron (v cos 3 + V’z) und 


n 
; 4 
= fas sind(vcosd#-+ Vz’) 


d 2(1+-"2 coso ) 
t 
a 


Ag 
Pa 


I 
= a f Arsinda— cost) = 7- Vz 
0 


statt V'z, wie Drude einfach annimmt. 

. A. Lorentz, Atad Amsterdam 1908, XI. 8. 737. 

J. J. Thomson, Phil. Mag. 14, 217, 1907; J.H. Ican«, Phil Mag. 17, 
33, 100; Me. Laren, Phil Mag. 21, 66 1911; 95, 43, 1913; Niels Bohr: „Studier 
ver Metallernes Elektronteori‘, Diss. Kop nhagen 1911. 
nn . die Grein un die A = we a s ch e Geschwindigkeitsverteilung 

. Tür di ichu =lllvi í = 
druck fü K führe, : mi /2vzu dam bekannten Lorentzrchen Aus 
5 abei wird noch 4>ound gleichmäßi Konv 
ers g iges Konvergenz des Integrals 

€) Vgl. Ann. d. Phys. 65. S. 720-734, 1921. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. 


1273 


wachungsvereins der Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund 
statt, in welcher Herr Oberingenieur Schulte über die Tätigkeit des 
Vereins im letzten Geschäftsjahr berichtete. Als Ergebnis von Ver- 
suchen, die mit Kohlenstaubfeuerungen vorgenommen wurden, 
konnte folgendes mitgeteilt werden: 


1. daß z. Z. noch keine Überlegenheit der Kohlenstaubfeuerung 
gegenüber dem Wanderrost besteht, 

2. daß eine größere Leistung der Kessel nicht zu erwarten ist, 

3. daß die Befürchtung wegen der geringen Haltbarkeit des Mauer- 

werks sich nicht im vollen Maße bewahrheitet, vielmehr über- 

ziehe sich das Mauerwerk des Feuerraums bei Kohlenstaub- 

feuerungen sehr. bald mit einer Glasur aus Schlacke, unter 

vn das Gefüge der feuerfesten Steine fast unversehrt 
eibe, 

daß die Ausmahlung des auf den Zechen abgesaugten Staubes 

vor der Verfeuerung notwendig ist, 

daß Kohle bis zu einem Feuchtigkeitsgehalt von 5% sich in 

den schnellaufenden Mühlen vermahlen läßt, 

daß eine Verbindung von Gasfeuerungen mit der Kohlenstaub- 

feuerung sich nicht bewährt, 

. daß auch sehr minderwertige Brennstoffe mit der Kohlenstaub- 
feuerung verbrannt werden können. Beispielsweise sei Koks- 
asche mit 50% Aschengehalt in einer Kohlenstaubfeuerung 
verbrannt worden, 


Nach einigen Bemerkungen über neuere Brennerkonstruktionen 
für Gasfeuerungen wird dem Ruths-Wärmespeicher keine große Zu- 
kunft im Zechenbetrieb vorausgesagt; die Einführung der Hoch- 
druck-Dampfmaschine für 60 at Betriebsdruck stoße auf große 
Schwierigkeiten wegen der noch im Versuchsstadium befindlichen 
Ausführung der zum Betriebe erforderlichen Kessel. 

Die Überwachung der elektrischen Anlagen hätte sich auch auf 
die Beobachtung der unter Tage auftretenden Streuströme erstreckt, 
welche zum vorzeitigen Zünden der Sprengpatronen und damit zu 
Unglücksfällen führen können. Die auf 89 Schachtanlagen bis zum 
Schluß des Berichtsjahres vorgenommenen Messungen hätten in 


2.0 a 


86 Fällen Spannungen von 0,01 bis 0,9 V ergeben, die als ungefähr- . 


lich anzusprechen seien. Sie werden in der Mehrzahl der Fälle auf 
Elementbildung zurückgeführt, die durch das salzhaltige Wasser 
der Gruben begünstigt wird. In 3 Fällen, wo höhere Spannungen 
bis zu 5 V gemessen wurden, hätten Fehler der elektrischen Anlage 
vorgelegen. Aus dem Bericht über die wirtschaftlichen Unter- 
suchungen verdient erwähnt zu werden, daß der Verein besondere 
Aufmerksamkeit dem Leistungsfaktor zugewandt und mit dies- 
bezüglichen Messungen auf den seiner Überwachung unterstehen- 
den Zechen bereits begonnen hat. Die Zahl der Unfälle durch elek- 
trischen Strom sei mit 38 gegenüber 53 im Vorjahr zurückgegangen. 
Daß die durch eigenes Verschulden eingetretenen Unfälle sich um 
17 % verringert haben, sei ein Beweis dafür, daß bei den Arbeitern 
das Verständnis für die Gefahren des elektrischen Stromes im 
Wachsen begriffen ist. Auch sei eine starke Verminderung der 
durch fehlerhafte Anlagen verursachten Unfälle zu verzeichnen, 
was auf die Beseitigung der in der Kriegszeit eingeschlichenen 
Mängel, wie Verwendung von Ersatzmaterial und mangelhafte Aus- 
führung, zurückzuführen sei, Der Verein hat ferner eine ver- 
gleichende Statistik über die Betriebskosten verschiedener Arten 
von Grubenlokomotiven in Angriff genommen und wird diese Zu- 


sammenstellung mit Rücksicht auf das lebhafte Interesse, das dieser ` 


Frage von vielen Seiten entgegengebracht wunde, auf dem Laufen- 
den halten und sie als wertvolle Unterlage für die Beratung seiner 
Mitglieder benutzen. Wir werden auf diese Statistik zu gegebener 
Zeit zurückkommen. Ka. 


Verschiedenes. 


Das Studium von Fachschülern an den Preußischen Technischen 
Hochschulen. — In Abänderung der Verfassungsstatuten der Tech- 
nischen Hochschulen hat das Preußische Staatsministerium durch 
Beschluß vom 7. VII. 1922 bestimmt, daß außergewöhnlich befähigte 
Absolventen der für diesen Zweck anerkannten Fachschulen 


1. als Hörer und 
2, nach Ablegung einer Ergänzungsprüfung in den allgemein- 
bildenden Fächern als Studierende 


zuzulassen sind. Die Verordnung gilt nur für deutsche Reichs- 
angehörige. Zur Ausführung der Verordnung haben die Herren 
Minister für Handel und Gewerbe und für Wissenschaft, Kunst und 
Volksbildung folgende Bestimmung getroffen: 


Über die Zulassung als Hörer befindet der Rektor nach An- 
hörung der Abteilung, in welche der Antragsteller aufgenommen 
zu wenden wünscht. Der Meldung sind beizufügen: ein genauer 
Lebenslauf, in dem besonders der bisherige Bildungsgang darzu- 
legen ist, die Schulabzgangszeugnisse und das Abzangszeugnis der 
Fachschule; ferner können Arbeiten vorgelegt werden. Die Zeug- 
nisse oder Arbeiten müssen eine außergewöhnliche Befähigung 
dartun. Der Antragsteller muß das 20. Lebensjahr vollendet haben. 


Von Bewerbern, welche die Fachschule bereits verlassen haben, 
ist ein polizeiliches Führungszeugnis beizubringen. Die für die Zu- 
lassung als Studierender erforderliche Ereänzungsprüfung 
wird am Sitz der Hochschule, an welcher der Prüfling zu studieren 


a 


=- -=-= lo 


1274 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41. 


wünscht, vor einem Prüfungsausschuß abgelegt. Prüfungen wer- 
den im März und Oktober jeden Jahres abgehalten. Meldungen dazu 
sind bis zum 31. Dezember bzw. 31. Juli beim zuständigen Provin- 
zialschulkollegium einzureichen. Der Meldung sind beizufügen: 
ein genauer Lebenslauf, in dem besonders der bisherige Bildungs- 
xang darzulegen ist, die Schulabgangszeugnisse und das Abgangs- 
zeugnis der Fachschule; ferner können Arbeiten vorgelegt werden. 
Die Zeugnisse oder Arbeiten müssen eine außergewöhnliche Be- 
fähigung dartun. Der Antragsteller muß das 20. Lebensjahr 
vollendet haben. Von Bewerbern, welche die Fachschule bereits 
verlassen haben, ist ein polizeiliches Führungszeugnis beizubringen. 

Gegenstand der Prüfung sind Deutsch, Erdkunde, Geschichte 
mit besonderer Berücksichtigung der Staatsbürgerkunde und eine 
von dem Bewerber zu wählende Fremdsprache. Den Absolventen 
bestimmter Fachschulen oder Fachschularten kann auch eine Prü- 
fung in Mathematik und Naturwissenschaften auferlegt werden. 
Für die Prüfungsanfordernungen ist im allgemeinen der Lehrplan 
des Preußischen Realgymnasiums maßgebend. 

Die zum Studium an den Technischen Hochschulen zugelasse- 
nen Studierenden sind zu allen akademischen Prüfungen zuzu- 
lassen, als ob sie im Besitze des Reifezeugnisses einer neunstufigen 
höheren Lehranstalt wären. 

Weitere Auskünfte erteilen die Sekretariate der Technischen 


Hochschulen. 


Die Arbeitsvermittlung des Verbandes Deutscher Architekten- 
und Ingenieur-Vereine. — Die Arbeitsvermittlung des Verbandes 
Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine hat in dem ersten 
Jahre ihres Bestehens bei rd 120 eingetragenen Einzelbewerbern 
84 offene Stellen an Verbandsmitglieder vermittelt. Die günstige 
Geschäftslage des Baumarktes sprach sich auch darin aus, daß bis- 
her rd 1350 offene Stellen für akademische Architekten und Bau- 
ingenieure nachgewiesen werden konnten. Seit kurzem macht sich 
auf dem Baumarkt ein Umsehwung des Verhältnisses bemerkbar; 
die Nachfrage hat sich stark verringert, und es ist für die nächste 
Zeit mit wachsendem Angebot Stellensuchender zu rechnen. Die 
Verbandsabgeordnetenversammlung in Lübeck hat sich deshalb ent- 
schlossen, die Arbeitsvermittlung trotz des erforderlichen erheb- 
lichen Zuschusses auch weiterhin zu betreiben. Der Verband er- 
hofft von allen beteiligten Stellen Unterstützung seiner im Inter- 
esse des gesamten Baufaches geschaffenen Einrichtung, die der Lei- 
tung des Baurats Michaelis anvertraut ist, der schon vordem die 
Berufsberatung und Stellenvermittlung des Architektenvereins zu 


Berlin, die seit 1916 besteht, leitete. 


Technische Nothilfe. — Die Technische Nothilfe beim 
Reichsministerium des Innern hat in dem Ende September abge- 
schlossenen dritten Jahr ihres Bestehens weitaus mehr als 
1920/21 in lebenswichtigen Betrieben eingreifen müssen, u. zw. an 
888 Stellen mit zusammen 28007 Nothelfern (im ersten Jahr an 
562 Stellen mit 20 281, im zweiten an 485 Stellen mit 9726 Nothelfern). 
Insgesamt wurden von ihr innerhalb der drei Jahre an 1935 
Stellen mit 58014 Nothelfern über 3 Mill. Arbeitsstunden geleistet, 
von denen 1,023 Mill. an 304 Stellen mit 17055 Nothelfern auf die 
Betriebsgruppe der Elektrizitäts- Gas- und Wasserwerke 
entfallen. Hier ist die Leistung in 1921/22, gemessen an der Zahl der 
Einsatzstellen, mit 52 gegen 54 i. V. ziemlich gleich geblieben. Wäh- 
rend die Tätigkeit in erster Linie dem Schutz der Bevölkerung vor 
den allgemeinen Folgen von Streiks in lebenswichtigen Betrieben 
gilt und sich nicht in Ziffern ausdrücken läßt, auch in bezug auf 
Erhaltung wertvollster Produktionsanlagen, wie von Hochöfen und 
Gruben, nur Schätzungen zuläßt, sind die Werte der genußfähig 
erhaltenen und dem Verbrauch zugeführten Lebensmittel zu einem 
gewissen Teil zahlenmäßig feststellbar gewesen. Sie ergeben inner- 
halb der drei Jahre des Bestehens der T.N. für Nahrungs- und Futter- 
mittel allein einen Gesamtbetrag von 13 Nilliarden M nach dem Mark- 
stande vom 15. IX. 1922, wobei aber z. B. die im Eisenbahnerstreik 
geretteten und zugeführten Mengen noch nicht berücksichtigt sind. 
Die Zahl der Orts-und Landgruppen ist von 1100 i. V. auf 
1500 in 1921/22 gestiegen. Was dieberufliche Zusammen- 
setzung der Mitglieder betrifft, so waren im letzten Jahr 
20 % Angehörige technischer Berufsstände, 14 % Handwerker, 23 % 
Landwirte, 14% Angehörige freier Berufe, 9% Arbeiter, 8% Stu- 
denten und 12 % Frauen, was gegen die Verteilung im Vorjahre eine 
Erhöhung des Prozentsatzes an Fachkräften (technischen Berufs- 
angehörigen, Handwerkern, Landwirten) für die verschiedenartigen 
Betriebszweige bedeutet. 

Der Landesunterbezirk Mittelbaden (Karlsruhe) der T.N. hat 
eine von ÖOberingenieur P. Erbrich in 1:200 000 bearbeitete 
Karte der Elektrizitätsversorgung Badens nacn 
dem Stande vom April 1922 herausgegeben, die das ganze eng- 
maschige Stromnetz des Freistaates darstellt und die großen Hoch- 
spannungsstraßen, wie sie vom Murgwerk bis zum Anschluß an die 
Pfalzwerke in Homburg, von den Kraftwerken Augst-Wyhlen, 
Rheinfelden, Laufenburg usw. ausgehen, klar hervortreten läßt. 
Auch die projektierte Verbindung des Schluchseewerks mit dem 
Murgwerk und Stuttgart ist schon eingetragen. Dıe Karte wird als 
vertrauliches Material nicht allgemein in den Handel gebracht, son- 
dern nur speziell an der Elektrizitätsversorgung Badens Inter- 
essierten gegen Erstattung der Selbstkosten überlassen. 


12. Oktober 1922. 


. Gebührenordnung für Architekten und Ingenieure (AG0)'). — 
Mit Rücksicht auf die fortschreitenden Teuerungsverhältnisse zind 
für die Gebührenordnungen der Architekten, Ingenieure und Garten- 
architekten vom AGO-Ausschuß für die Gebührenordnung folgende 
Erhöhungen ab 1. X. d. J. beschlossen worden: 


Stundensatz von 200M . . 2. 2.2 2.22. auf 40 M 
Reiseaufwand für den Tag ohne Übernachten 

von 400M . 2. 2. 2 2 2 2 2 2 20.0 50 M 
Reiseaufwand für den Tag mit Übernachten 

voan 6000M .... .- „n 800M 


Der besondere Teuerungszuschlag für die besetzten Gebiete von 


25 % bleibt wie vor bestehen. 


Industrie und Handel. 


Wirtschaftliche Maßnahmen des deutschen Maschinenbaues. — 
Um sich über die Maßnahmen schlüssig zu werden, die die immer 
mehr sich verschärfende wirtschaftliche Notlage verlangt, hat der 
Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten am 
29. IX. in Berlin eine a.o. Mitgliederversammlung abgehalten, d:e 
der Generaldirektor der Deutschen Maschinenfabrik A. G. in Duis- 
burg, Dr.-Ing. eh. W. R eut er, mit einer die Schädigung des Export: 
durch Erhöhung der Ausfuhrabgabe und die ständige Verminderung 


‚der auf den Kopf der Beschäftigten bezogenen Leistungen betonen- 


den Ansprache einleitete. Ohne an der Grundlage des Achtstunden- 
tages zu rütteln, dürfe doch keine Gelegenheit versäumt werden, um 
nachzuweisen, daß Verlängerungen der Arbeitszeit 
entsprechend den jeweiligen Erfordernissen der Wirtschaft zuge- 
lassen werden müssen. Die Inganghaltung der Betriebe werde mehr 
und mehr durch die Geldknappheit unddie Verminderungder 
Kapitalkraft bedroht, und bei längeren Lieferzeiten würden 
auch die aus der Geldentwertung zwischen den ersten Anzahlunern 
und den späteren Zahlungen sich ergebenden Verluste immer fühl- 
barer. Ordnung in den Betrieben sei die Voraussetzung 
für die unbedingt notwendige Sparsamkeit; Verbesserungen der Ur- 
ganisation würden dann die Erzeugung weiter heben. Das Ausland 
und besonders die deutschen Arbeitnehmer müßten verstehen lernen, 
daß die hohen Papiermarkdividenden, in Gold umgerechnet, keine 
nennenswerte Verzinsung darstellen, daß es aber auch 
nicht mehr möglich sei, ohne Gegenleistung Kapital für die Anlagen 
der Wirtschaft zu erhalten. Im Interesse letzterer und der Arbeit- 
nehmer müßten die Dividenden volkstümlich werden. Die Erträz- 
nisse der deutschen Industrie stellten heute ja nur Scheinge*- 
winnedar,ihr Wirkungsgrad werde durch sozialistische Einflüsse 
herabgesetzt, während doch gerade ökonomische Wirt- 
schaft Deutschland nottue. — Als Berichterstatter über Ausfuhr- 
fragen bezeichnete Direktor Dr.-Ing. v. Klemperer der Berliner 
Maschinenbau-A. G., vorm. L. Schwartzkopff die Ausfuhral- 
g a b eals ungerechtfertigste und härteste der vielen auf dem Export- 
geschäft liegenden Lasten, die nichts weiter als einen die Ausfuhr 
drosselnden Zoll bedeute. Obwohl der Maschinenbau nachgewiesen . 
hätte, daß er eine Erhöhung der Ausfuhrabgabe nicht tragen könne. : 
sei diese anfangs September gleichwohl erfolgt, ohne daß die bs ; 
teiligten Industrien vorher gehört worden wären. Der Redner be- 
klagte auch die Einführung einer Ausfuhrabgabe zugunsten 
der Presse und wies auf die Gefahr hin, daß die als Selbstver- 
waltungskörper zur Ausfuhrüberwachung geschaffenen Außenhan- 
delsstellen durch die Belastung mit steuertechnischen Aufgaben zu 
behördlichen Stellen gestempelt würden. Der Generaldirektor der 
Kalker Maschinenfabrik J. Becker, Köln, sieht den Grund für 
den Rückgang unseres Exports in der Überschreitung 
der Weltmarktpreise, den Zollschranken des Auslandes, der Fracht- 
verteuerung und in den Abgaben (Umsatzsteuer und Ausfuhr- 
abgabe). Erwäge man, daß bei dem sinkenden Markkurs auch au: 
den verschiedenen Zeitpunkten der Zahlungen Verluste entstehen. 
so sei unschwer einzusehen, daß die Ausfuhrabgabe nicht nur nicht 
erhöht, sondernaufgehoben werden müsse, wenn der Maschinen- 
bau nicht gezwungen sein solle, seine Betriebe einzuschränken un! 
dadurch Elend über die deutsche Wirtschaft zu bringen. Ger» 
durch die Ausfuhrabgabe werde er so stark belastet, daß unter W ir- 
digung der sonstigen wirtschaftlichen Zustände Maschinenlieferun- 
gen selbst nach dem hochvalutarischen Auslande kaum die Inland- 
preise hereinbrächten. Infolge dieser Ausführungen hat die Ver- 
sammlung telegraphisch beim Reichswirtschaftsminister gegen 
die Ausfuhrabzabe Einspruch erhoben und den Zeitpunkt 
fiir gekommen erklärt, wo wegen der Entwicklung der Gestehung- 
kosten imGegenteildiGewährungijiedernurdenkbarrı 
BeeünstigungdesExportsin Erwägung zu ziehen sci, uw 
durch Aufrechterhaltung der Ausfuhr der auch infolge Zurück- 
gehens des Inlandgeschäfts bevorstehenden Arbeitslosigkeit zu be- 
geenen. — DieRohstoffversorgungder Maschinenindustrie 
behandelten die Generaldirektoren Becker und Buddecke 
(Sondermann & Stier A. G., Chemnitz). Die unter Beteiligung der 
Arbeitnehmer und des Reichswirtschaftsministeriums festgesetzten 
Preise für Roh- und Walzeisen könnten zwar nicht als unangemessen 
bezeichnet werden, weil sie unter genauer Berechnung der Selbet- 
kosten bestimmt werden, aber die Bestrebungen der Rohstofflieferer. 


t) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 32, 283, 974. 1122. 


13. Oktober 1922. 


möglichst Vorauszahlungen zu verlangen, bedeuteten für den Maschi- 
nenbau eine Unmöglichkeit. Die Preise für Gußwaren hätten eben- 
falls eine außerordentliche Höhe erreicht, und von den Gießereien 
seien verschiedentlich die seitens des Vereins Deutscher Eisen- 
gießereien errechneten Preiszuschläge infolge Zugrundelegung zu 
hoher Grundpreise überschritten worden, so daß Differenzen von 
20 bis 42% zu konstatieren waren. Beide Vereine werden sich die 
Beseitigung der bestehenden Unstimmigkeiten angelegen sein 
lassen. Da die für den Maschinenbau notwendigen Rohstoffe die 
Weltmarktpreise nahezu erreicht und in Verbindung mit der Aus- 
fuhrabgabe die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Maschinen schon 
vielfach in Frage gestellt haben, müssen sich die Vertreter des 
VDMA allen unbilligen Belastungen der Rohstoffpreise energisch 
widersetzen. — Nach einem Referat des Direktors der Friedr. Krupp 
A. G., Grusonwerk, Dr. Hillmann, über die Anpassungder 
Lieferbedingungenandie Entwicklungder wirt- 
schaftlichen Verhältnisse, in dem dieser die schon in be- 
denklicher Weise fortgeschrittene Verarmung der I ndu strie 
hervorhob, beschloß die Versammlung Richtlinien für die 
Fachverbände des Maschinenbaues, die, was den Preisvorbe- 
halt angeht, die Weiterentwicklung monatlicher Teuerungs- 
zuschläge und Gleitpreisklauseln auf den Grundlagen der Selbst- 
kostenberechnung empfehlen, Den Übergang zur Preisstellung in 
einer Goldwährung (Auslandwährung oder Goldmark) bei Inland- 
eeschäften hält der Verein nicht für zweckmäßig. Der Preisvorbe- 
halt soll so gestaltet werden, daß die hereinkommenden Werte einem 
Preise entsprechen, der sich nach den am Tage der Anlieferung gel- 
tenden Rohstoffpreisen und Löhnen errechnet, mindestens aber nach 
den tatsächlichen Gestehungskosten zuzüglich eines angemessenen 
Gewinnes; in beiden Fällen muß auf angemessene Erneuerung der 
Produktionsmittel Rücksicht genommen werden. Diese Gesichts- 
punkte sind sowohl bei Verwendung der Rohstoff- und Lohnklausel 
als auch bei Festsetzung von Verbandszuschlägen zu beachten. Das 
letztere Verfahren hält der Vorstandsausschuß unter den jetzigen 
Verhältnissen für das geeignetere. Wegen der fortwährenden Stei- 
gerung der Gestehungskosten wird den Fachverbänden die Er- 
wägung anheimgegeben, inwieweit es sich für ihre Arbeitsgebiete 
rechtfertige, daß vom Lieferer die Kosten für Ersatzlieferungen auf 
Grund der Mängelhaftung nur in Höhe der ursprünglichen Ge- 
stehungskosten des zu ersetzenden Gegenstandes getragen werden. 
Mit Rücksicht auf die fortschreitende Geldentwertung sollen die ge- 
leisteten Zahlungen tunlichst in kürzeren Zwischenräumen, 
entsprechend den seither eingetretenen Preissteigerungen, derart 
aufgefüllt werden, daß die erst nach Erfüllung fällige Restzahlung 
nur noch etwa 10 % des Gesamtpreises beträgt. Um Verzögerungen 
bei den Zahlungen zu begegnen, sind die Verzugszinsen auf 5% 
über Reichsbankdiskont festgesetzt. Ferner richtet der Verein 
für Streitigkeiten zwischen seinen Mitgliedern über die Erfüllung 
früher unter anderen Verhältnissen zu Festpreisen abgeschlossener 
Verträge eineSchlichtungsstelle ein, und er will auch mit 
den verschiedenen Abnehmerverbänden zwecks Organisation einer 
entsprechenden Stelle unter neutralem Vorsitz und Zuziehung von 
Sachverständigen aus beiden Lagern in Verbindung treten. — Die 
auf Grund eines von Direktor Dr. Fick der Schnellpressenfabrik 
Koenig & Bauer G. m. b. H., Würzburg, erstatteten Referats über die 
Förderung der Unfallverhütung an Maschinen 
in einem Beschluß zusammengefaßte Auffassung der Versammlung 
geht dahin, daß der Verein bei voller Anerkennung der dem Gegen- 
stand zukommenden Bedeutung eine gesetzliche Festlegung von 
Unfallverhütungsvorschriften, die von den Maschinenlieferern in 
bezug auf Bauweise und Ausstattung ihrer Maschinen beachtet 
werden müssen, für ein sehr wenig geeignetes Mittel zur Förderung 
der Unfallverhütung hält. Er sieht dagegen das beste Mittel darin, 
daß eine lebhafte Zusammenarbeit der Berufsgenossenschaften und 
Gewerbeaufsichtsbeamten mit den Organisationen des Maschinen- 
baues und der Arbeitnehmer in der „Arbeitsgemeinschaft 
für Unfallverhütung“ zustande kommt. Diese müsse in 
erster Linie dafür sorgen, daß die für die einzelnen Maschinen- 
gattungen maßgebenden Unfallverhütungsvorschriften einheitlich 
zusammengestellt, durch den öffentlichen Buchhandel beziehbar 
werden, und daß der Maschinenbau laufend über die an den -ver- 
schiedenen Maschinengattungen vorkommenden Unfälle unter- 
richtet wird. 


Kontrolle des deutschen Außenhandels durch die Entente. — 
An das von der Reichsregierung ohne vorheriges Befragen der par- 
lamentarischen Körperschaften angenommene Memorandum des 
Garantiekomitees vom 18. VIIl.!)anknüpfend, macht der vom Handels- 
vertragsverein herausgegebene „Deutsche Außenhandel” darauf auf- 
merksam, daß über diese Zusagen hinaus bisher geheimgchaltene 
Abmachungen bestehen, die eine noch wesentlich schärfere Kon- 
trolle unseres Außenhandels erwarten lassen, als sie 
das genannte Memorandum vorsieht. Sie sind nach genannter Quelle 
in einem Schriftwechsel zwischen der deutschen Kriegslasten-Kom- 
mission und dem Garantiekomitee von Ende Januar enthalten und 
von der „Bergisch-Märkischen Ztg.” am 13. VII. veröffentlicht wor- 
den. Durch sie soll die Reichsregierung eingewilligt haben, daß die 
ständige Delegation des Garantiekomitees in Berlin eine dau- 
ernde Kontrolle über die deutsche Ausfuhr ausüben kann. Einer 
ihrer Beamten wird damit beauftragt, die Methoden der Handels- 


ı) Vgl. „ETZ.“ 1922. 8. 979. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41. 


1275 


statistik zu studieren; ihm untersteht eine Anzahl von „Inspecteurs 
mobiles“, die die Zollämter zu beaufsichtigen und die Ausfuhrerklä- 
rungen sowie deren Übersendung nach Berlin zu überwachen haben. 
Die Deligierten des Garantiekomitees haben weiter das Recht, 
Bücherund Urkunden von Privatpersonen nach- 
zuprüfen. Auch ist das Garantiekomitee berechtigt, durch Ver- 
mittlung des Statistischen Reichsamts beliebige Auskünfte 
und Unterlagen zur Nachprüfung der Richtig- 
keitderAusfuhrwertevonden Außenhandelsstellen einzu- 
fordern sowie deren ganzen Geschäftsbetrieb nachzuprüfen. Hierzu 
soll die Reichsregierung das Garantiekomitee allerdings gebeten 
haben, Auskünfte von den Außenhandelsstellen und vom Reichs- 
kommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung durch Vermittlung des 
Statistischen Reichsamts einzuholen, weil die Außenhandelsstellen 
keine staatlichen Betriebe, sondern eine von den Vertretungen des 
Ausfuhrhandels und den Interessenverbänden geschaffene private 
Einrichtung darstellen. Auch müßten die verlangten Auskünfte in 
dem Rahmen gehalten werden, in dem das Statistische Reichsamt 
seinerseits nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen gegenüber 
den Anmeldepflichtigen ein Recht auf Auskunftserteilung besitze. 
‚netzt die Entente,“ so wird im „Deutschen Außenhandel” gesagt, 
„diese Vollmachten in die Praxis um — und wer will sie daran hin- 
dern —, dann wird unser Außenhandel einer bisher in der Geschichte 
unerhörten ausländischen Kontrolle unterworfen, 
die sich bis in jeden Geschäftsabschluß und in 
jedes Privatkontorerstrecken kann.” Einer unbe- 
schränkten Handelsspionage sei Tür und Tor geöffnet, und wenn 
dann die Einsichtnahme in den Geschäftsbetrieb der Außenhandele- 
stellen oder die Geschäftsbücher von Privatunternehmungen zu dem 
Garantiekomitee nicht genehmen Ergebnissen führe, müsse man 
natürlich mit entsprechenden Anfragen an die deutsche Regierung 
rechnen, denen gegebenenfalls die gewohnten „freundlichen“ Druck- 
mittel folgen würden. Die seitens einer Reichstagsfraktion an die 
Regierung gerichete Anfrage, ob die veröffentlichten Dokumente 
authentisch seien und wie zutreffendenfalls die Regierung ihre Zu- 
geständnisse zu rechtfertigen gedenke, hat bisher noch keine Beant- 
wortung erfahren. Die Bedenken des „Deutschen Außenhandels“ 
scheinen uns um so berechtigter, als die Kontrolle ja nicht von neu- 
tralen, objektiv vorgehenden Stellen ausgeübt werden soll, sondern 
durch das Memorandum und die geheimen Abmachungen in die 
Hände der schärfsten Konkurrenten Deutschlands auf 
demWeltmarkt gelangt, derenVertreter sicher die dienstlich so leicht 
erworbenen Kenntnisse zum Nutzen des eigenen Landes oder, was 
in diesem Falle dasselbe bedeutet, zum Schaden des Reiches ver- 
werten werden. 


Ein Steigen der Metallpreise wahrscheinlich. — Ein Leitartikel 
des „Mining Journal” äußert die Ansicht, daß nach dem Abbau der 
Löhne in den V.S. Amerika-und der dadurch zugunsten der Arbeiter 
ausgelösten Reaktion der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Entwick- 
lung überwunden zu sein scheine und die Preise schnell steigen 
würden, weil sich nur so die erforderliche Produktion erreichen 
lasse. Der Verfasser untersucht, wie weit die veränderten Verhält- 
nisseaufdiePreise derBergbauprodukteeinwirken wer- 
den. Nach seiner Meinung muß dieser Einfluß am stärksten da zur 
Geltung kommen, wo die Gewinnung sich inden Händen von Weißen 
befindet, dagegen habe sie der Krieg in denjenigen Ländern, in denen 
sie noch von primitiver und vorwiegend durch Farbige geleisteter 
Arbeit abhängt, nicht erheblich berührt, so z. B. in den Goldberg- 
werken des Rands und Indiens sowie in der Zinnindustrie der Ma- 
laienstaaten, Niederländisch-OÖstindiens und Boliviens. Der Blei- 
und Zinkbau Australiens und der V. S. Amerika sowie die Kupfer- 
produktion letzterer, die ja ungefähr 80 % der Welterzeugung aus- 
macht, erfordern demgegenüber erhebliche Preissteigerungen, so- 
bald es sich um Erweiterungen, ja in einzelnen Fällen sogar nur 
um das Aufrechterhalten des gegenwärtigen Umfanges handelt. - 
Überall aber werden Klagen laut, daß die Verkürzung der Arbeit 
jedes Verbessern der Erzeugung hindere. Durch die Erfolge der 
Kohlenarbeiter in der Union wird die Bergwerksarbeit verteuert, 
und schon hört man von entsprechenden Lohnerhöhungen für die 
Arbeiter in den Kupfer- und Zinkminen. Dazu komnit, daß der neue 
amerikanische Zolltarif die Kosten der Lebenshaltung merklich 
hinauftreiben dürfte, die überdies schon durch den natürlichen und 
erworbenen Wohlstand der V.S. Amerika erheblich gehoben wird. 
Nach Ansicht des „Mining Journal” kann man dieser Entwicklung 
nur mit Hilfe höherer Metallpreise folgen, wie solche in 
der Union auch bereits vor der Tür stehen sollen. Der Verfasser 
des Artikels stellt die gegenwärtigen Preise der Metalle, von Eisen 
und Hochofenkoks denen des Jahres 1913, also einer im allgemeinen 
als besonders günstig bezeichneten Zeit, wie folgt gegenüber: 


Kupfer Zinn Blei Zink 
1913 15,52 cts 231 £ 14 8 18 £6s2d 2 £gl483d 
1922 14,00 cts 160 £ 24 £ 3l £ 
Ressemer Cleveland Amerikan. 
Roh-isen Pig. N.3 Hochofen-kKoks 
1913 . 16,19 $ 58 85d 295 $ 
1922 34 S$ 90 & 11,50 $ 


Danach sind die Preise von Kohle, Eisen und Stahl gegen die der ge- 
wöhnlichen Metalle verhältnismäßig stark gestiegen, und es besteht 


. Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heit 41. 12. Oktober 1922. 


die Wahrscheinlichkeit, daß, wie man annimmt, bei wachsendem Ge- natürlich heute erheblich größer ist als vor dem Kriege. Man hat 
schäft auf der neuen Preisbasis die Metalle entsprechend hinauf- dort vor einigen Monaten angekündigt, daß die Produktion des roten 
gehen werden. Zink und Blei liegen erheblich über dem Niveau der Metalls wesentlich gesteigert werde, was indessen, 
Vorkriegszeit, Zinn und Kupfer merklich darunter. Das erklärt sich Südamerika, deshalb nicht eintrat, weil die Arbeit nach ahi un 

durch die vorhandenen Vorräte, wenn man von dem besonderen Leistung der Beschäftigten zurückgegangen ist. Dem läßt sich Je- 
Charakter der Zinngewinnung absicht, die ja hauptsächlich durch doch, wie „Mining J ournal” schreibt, nur durch Reizmittel in Form 
farbige Arbeiter betrieben wird. Die Kupfervorr äte haben höherer Löhne abhelfen, die die Konkurrenz anderer Betätigun gs- 
indessen ständig abgenommen und sollen jetzt weniger als 300 Mill. gebiete ausschalten; ‘bessere Bezahlung aber ist allein bei Steige- 
lbs betragen, während die Aufnahmefähigkeit der V. S. Amerıka rung der Verkaufspreise möglich. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


ab Frankfurt a. O. abends 10.08 Uhr, 


EV , an Berlin 12.15 Uhr. 
Elektrotechnischer Verein. Gäste sind willkommen 
.(Eingetragener Verein.) ` 
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, Der Vorsitzende 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Fernspr. Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. des Fachausschusses für Installationstechnik (EVI) 
i > Dr. Koebke. 
Einladung 
zur Fachsitzung für Installationstechnik (EVD) I 
am Sonnabend, den 21, Oktober 1922, abends 6 Uhr (pünktlich), Y D E 
in Frankfurta. O., Aula des Friedrich-GymnasiumS, Verband D E : 
| Gubener Str. 13. erban e eutscher SA 
f , ingetragener erein. | 
l Tacenor dnung: Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Btr. 68. 
1. Vortrag: „Die Sicherung elektrischer Anlagen Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 93820 u. 9306. 
gegen Unfallgefah r” (Herr Obering. Kurt Krohne); 
2. Vortrag: „Wiederbelebung elektrisch Verun- Bekanntmachung. 
glückte r“ (vorgeführt durch einen prakt. Arzt). Betr. Sit kalend 
u | Der Geschäftsstell ehen die Nachri hten für den Sit 
er : - l er Geschäftsstelle gehen die achrichten lür den Sitzung S- 
Inhaltsübersic ht dès Yortrags: kalender (Veranstaltungen der einzelnen Elektrotechnischen Ver- 


_ Unter welchen Bedingungen tritt in elektrischen Anlagen eine eine) vielfach so spät zu, daß eine rechtzeitige Veröffentlichung in 
Unfallgefahr ein? der ETZ nicht mehr möglich ist. Wir bitten, die betr. Mitteilungen 


1 
2. Von welchen Umständen hängt die Höhe der Gefahr ab? mit genauer Angabe von Ort, Tag, Stunde, Thema und Name des 
3. Mit welchen Mitteln kann die Gefahr beseitigt w erden? Vortragenden 3Wochen vor dem betr. Termin der Geschäftsstelle 
4. Wie müssen diese Mittel angewendet werden, um sicher zu sein? in doppelter Ausfertigung einzusenden. 
ÀA Verband Deutscher Elektrotechniker. 

Der Generalsekretär: 


P.Schirp. 


nm.: | 
Zugverbindung: ab Berlin, Bahnhf. Friedrichstr. nm. 3.32 Uhr, 
a an Frankfurt a. O. nm. 5.13 Uhr; 


SITZUNGS KALENDER. Ha uffe Ei en Studium des Maschinenbaues wu o 

i egung der Schlußprüfung war er zuerst ein Jahr lang als AS- 

Elektrotechnische, Geselanun EN Köln. 18. X. 1922, abends sistent bei Hauffe und dann ungefähr ebensolange bei den öster- 

8 no ortragssaal in Ber. Bi i Sana Dr. von Krukowski, reichischen Staatsbahnen tätig. Entscheidend für sein späteres 
„Zäbler zur Berücksichtigung des Sanovir rauchs und ihre Anwen- Wirken war sein Übergang in die Bahnabteilung von Siemens 

dung bei der Verrechnung der elektrischen Energie (mit Lichtbildern). Halske, der im Jahre 1898 erfolgte. Durch unermüdlichen Fleiß. 

Elektrotechnische Gesellschaft zu Nürnberg. 20. X. 1922, große Tatkraft und dank seiner Begabung gelang es Kadrnozk, 


abends 8 Uhr, Physikal. Hörsaal der Höh. Techn. Stantslehranstalt sich innerhalb dieser Firma bald eine geachtete Stellung zu 
i erwerben, SO daß er sich an allen bedeutenden Blektrisierungs- 


Nürnberg, Keßlerstr. 40: Vortrag Betriebsing. K. Messmer, „Die 

elektrische Ausrüstung von Hebezeugen“. arbeiten en re der ee u Erfolg betätigen 
R : ; ; konnte. Es sin dies insbesondere ie Straßenbahnen in Wien, DU- 

a Elektrotechnischer Verein Mannheim-Ludwigshafen. 20. X. dapest, Seralewo, Salzburg, Olmütz usw. Bei diesen Arbeiten be- 

re ae Š k Au: ei 1 on ag Dipl. Ing. Br À BE n | währte sich Kadrnozka so gut, daß ihm seine Firma auch neue Auf- 

a utz mit Spannungsabfallrelais in einer modernen Uber- gaben anvertrauen konnte, wie beispielsweise den Bau der Ein- 

= er. phasenbahn Wien—Bmden. Nach glücklicher Fertigstellung dieses 


Röntgen-Vereinigung zu Berlin. 12. X. 1922. abends 8 Uhr, Werkes trat Kadrnozka, durch glänzende Angebote veranlaßt, für 
© kurze Zeit in die Dienste der Union-E. G. in Wien mit der Sonder- 


Physikal. Hörsaal N. Scharnhorststr. 35: 
1. Vortrag Dr. W einstein „Zur Überlegenheit des Röntgenbe- aufgabe, sich der Weiterentwicklung der Einphasenzugförderung 
funds gegenüber dem makroskopischen Sektionsergebnis (Lungen- zu widmen. Sein Wirken bei der Union wurde durch die Berufung 
tumor).“ an die Technische Hochschule in München unterbrochen, Wo eT seit 
2. Vortrag Dr. Fe dder „Eine unter dem Bilde der Östitis fibrosa 1908 als Professor der Elektrotechnik Vorlesungen über elektrische 
verlaufende Osteosarkomatose.“ Bahnen, Beleuchtung, Arbeitsübertragung, Leitungen und Zen 
tralen bis zu seinem Lebensende gehalten hat. Während seiner 


3. Vortrag Prof. Levy -Dorn „Iuxation des Beckens.“ i y N 
4. Vortrag Übering. Zache „Praktische Radiometallographie”. Lehrtätigkeit war Kadrnozka als Beratender Ingenieur für Bebör- 
den und Privatunternehmungen tätig. Besonders Zu erwähnen ist 

— hier seine Mitarbeit an dem 2. Z. im Entstehen begriffenen Bayern- 

r ne 2 durch en er "und a Sn 

schaftler nicht minder als dem ngenieur ein besonders t ankbareS 

PER $ ô NLIC HES. Feld der Tätigkeit bietet. Literarisch ist Kadrnozka nur wenig 


tätig gewesen, Was wohl auf seine verhältnismäßig große Belastun? 
mit Vorlesungen und auf seine umfangreiche Gutachtertätigkeil 
Leo Kadrnozka t. zurückzuführen ist. Dem schaffenden Ingenieur ist es eben nich 
Am 17. September dieses Jahres fiel der ordentliche Professor so leicht wie dem stillen Gelehrten möglich, durch zahlreiche 
der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in München Veröffentlichungen hervorzutreten. Von ihm stammen Oe . i 
LeoKadrnozka bei der Besteigung des Großvenedigers in eine beiten: Graphische Darstellung der Bewegungsgrößen aenn 
Gletscherspalte, in welcher er einen frühen Tod fand, nachdem die betriebener Fahrzeuge, El. ee I < k 
Bemühungen seines Begleiters, ihn zu befreien, erfolglos geblieben Bahn W jen—Baden, 2. f. E. 1907, S. 803; Aur. eurteilung def ® r 
waren. schaltungen für Gleichstromkrane, El. Kraftbetr. u. Bahnen, 
Leo Kadrnozka wurde 1872 in Teschen im ehemaligen öster- 1917, S. 29; Die Spannungsregelung IM Bayernwerksnetz, n 
reichischen Schlesien geboren. Nach dem Besuch der dortigen 1922, S. 713. 

Volks- und Mittelschulen kam er 1892 an die Technische Hochschule Mit Leo Kadrnozka ist uns ein noch im besten Schaffensalter 
in Wien, wo er unter den bekannten Lehrern Radinger und (er hatte das 50. Lebensjahr gerade überschritten) stehender 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


ne i it ae PN U 


ee EEE Fe 
un u M > 


12. Oktober 1922. 


Lehrer, Gelehrter und Ingenieur entrissen worden. Kadrnozka 
hing mit großer Liebe an seinem Lehrberufe und war stets bemüht, 
das Neueste und Beste zu bringen. Durch lange, erfolgreiche Pra- 
xis geschult, verließ Ka- 

drnozka bei seinen akade- | 

mischen Vorlesungen und 
wissenschaftlichen Arbei- 
ten nie den Boden der Wirk- 
lichkeit. Er war ein aus- 
gezeichneter Lehrer, der es 
verstand, seinen Schülern 
den spröden Stoff schmack- 
haft zumachen. Kadrnozka 
war auch ein hervorragen- 
der Ingenieur, der sich 
durch einen feinen Sinn für 
die Wirklichkeit auszeich- 
nete. Er hing an seiner aus 
Frau und drei Kindern be- 
stehenden Familie mit zärt- 
licher Liebe. Kadrnozka 
war auch ein begeisterter 
Freund der Berge. Auf 
Hochtouren suchte und fand 
er Erholung und neue. 
Schaffenskraft. Sein Wir- 
ken zeichnete sich in allen 
Lagen durch große Tat- 
kraft aus. Leider sollte ihm 
diese im Verein mit seiner 
Begeisterung für die Berge 
verhängnisvoll werden. 
Freunde, Kollegen, Schüler 
sowie alle diejenigen, die 
im Leben mit ihm in nähere 
Beziehung gekommen sind, 


Leo Kadrnozka }. 


werden dem prächtigen, allzufrüh hingeschiedenen Manne stets ein: 


Ossanna. 


Hochschulnachrichten. — Zu korrespondierenden Mitgliedern 
der physikalisch-mathematischen Klasse der Preußischen Akademio 
der Wissenschaften wurden gewählt Prof. Dr. Onnes, Leyden, 
er Dr. Zeemann, Amsterdam, und Prof, Dr. Bohr, Kopen- 

agen. 


ehrendes Angedenken bewahren. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG, 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung 
und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Eine neue Bauart von Luftfiltern. 


Die in der „ETZ“ 1922, S. 1120, besprochenen Viscinfilter 
sind identisch mit den von uns in, Deutschland eingeführten 
Delbag-Viscin-Zellen-Luftfiltern, die "seit 1915 auf dem Markt 
und in vielen Tausend Anlagen auf der ganzen Erde erstellt 
sind. Wir besitzen weitgehende Schutzrechte auf diese Filter 
in allen Industriestaaten. Ebenso ist in verschiedenen aus- 
ländischen Staaten eine Fabrikation dieser Filter eingerichtet. Die 
Firma The Visco Engineering Co. in London ist unsere englische 
Lizenznehmerin, Die in Abb. 8 dargestellte reine und bestaubte 
Filterschicht entstammt den Berliner Städtischen Elektrizitäts- 
werken, Zentrale Moabit. Die in Abb. 9 gezeigte Zelle trägt die 
Aufschrift „Delbag“. Anfragen nach diesen Filtern erledigt die 
Deutsche Luftfilter-Baugesellschaft m. b. H., Berlin NW 7. Einen 


besonderen Aufsatz über diese Filter und ihre gegenwärtige Weiter- . 


entwicklung in unserem Stammhaus Berlin erlauben wir uns 
wunschgemäß anzulegen. 


Berlin, 27. IX. 1922. 
Deutsche Luftfilter-Baugesellschaft m. b. H. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Elektrotechnik. Die Grundgesetze der Elektrizitäts- 
lehre und die technische Erzeugung und Verwertung des elek- 
trischen Stromes in gemeinverständlicher Darstellung. Von Prof. 
Dr.-Ing. K. Laudion. 7. neubearb. und erweiterte Aufl. Mit 
185 Abb. und zahlr. Beispielen zum Selbstunterricht. VII u. 347 S. 
in8°. Verlag von Dr. Max Jänecke, Leipzig 1921. Preis 29,70 M. 

Den Grundstock des Buches bilden Vorträge, die der Verfasser 
an einer Maschinenbauschule s. Z. gehalten hat, und als Ergänzung 
oder Repetitor dieser Vorträge mag das Werk seinen Zweck er- 
füllen, zu einer allgemeinen Einführung fehlt ihm Wesentliches, 
wie sich aus folgendem ergibt. 

‚ Gegen den Versuch, an Hand der „Wasserparallele” dem Leser 
eine Vorstellung von den elektrischen Größen zu vermitteln, ohne 
von ihm eine anstrengende Arbeit zu verlangen, ist wohl nicht viel 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41. 


1277 


einzuwenden. Es müßten dann aber die elektrischen Schemata 
klarer und übersichtlicher gezeichnet sein, als das hier geschehen 
ist; die Leichtfaßlichkeit leidet so beträchtlich. Der Leichtfaß- 
lichkeit sind in dem weiteren Text Konzessionen gemacht worden, 
wie sie m. E. auch für ein auf krasseste Laien zugeschnittenes 
Werk heute nicht mehr in Betracht kommen. So ist bei der Be- 
sprechung der Grundgesetze des Magnetismus fortgesetzt die Rede 
von dem „Fließen“ der Kraftlinien, und es wird eine vollständige 
Analogie zwischen dem Fließen des elektrischen Stromes und der 
magnetischen Kraftlinien durchgeführt, sogar eine „viel stärkere” 
Vergrößerung des (magnetischen) spezifischen Widerstandes durch 
das Fließen der Kraftlinien konstatiert als des elektrischen Wider- 
standes durch den Strom. 

Auch sonst finden sich Widersprüche und Unrichtigkeiten. 
Welchen Begriff von der Erwärmung durch den elektrischen Strom 
soll der Leser bekommen, wenn er auf S. 26 liest, daß ein Kupfer- 
draht von 1 mm? schon bei 20 A Stromdurchgang weißglühend wird, 
während auf S. 34 ein Kupferdraht von 2 mm? für eine Strombe- 
lastung von 30 A mit einer Erhöhung des spezifischen Widerstandes 
auf 0,02 infolge Erwärmung eingesetzt wird? Auf S. 26 steht der 
merkwürdige Satz: „Es entsteht nicht immer Kurzschluß, wenn 
etwas kurzgeschlossen wird.“ Bei der Beschreibung der „Dreh- 
spul“-Instrumente S. 49 ist gesagt, daß sie eine „Pproportionale 
Skala haben, da sie kein Eisen enthalten“. Es trifft auch nur teil- 
weise zu, daß man Galvanometer als Spiegelgalvanometer baut, um 
die Belastung durch die Zeigerkonstruktion zu vermeiden (S. 50). 
Das Schema des Wattmeters, Abb. 107, kann leicht irreführen, und 
der Übergang von der hier angedeuteten konaxialen Anordnung 
von Strom- und Spannungsspulen zu der normalen Ausführung mit 
gekreuzten Spulen muß bei den wenigen erläuternden Worten un- 
verständlich bleiben. Das gleiche gilt von dem Abschnitt über 
Zähler (an einer Stelle steht „Wattzähler“), die auf 3 Seiten ein- 
schließlich 5 Abb. abgetan werden. Bei der Besprechung der Hitz- 
draht-Meßinstrumente, die getrennt von den übrigen Meßinstru- 
menten unter III (Erzeugung und Verwertung des elektrischen 
Stromes) aufgeführt sind, ist irrtümlich der am Meßdraht (gemeint 
ist Hitzdraht) angreifende Spanndraht als „Kakonfaden“ be- 
zeichnet. 

Über die Spiraldrahtlampen ist gesagt, daß diese Anordnung 
gewählt sei, um die Wärmeausetrahlung herabzusetzen (die 
Lichtausstrahlung würde damit ja auch reduziert), sowie, daß diese 
Lampen „ohne jede Angabe des Verbrauchs lediglich nach der Watt- 
zahl verkauft” werden. Einen Satz wie den auf S. 109: „Man be- 
zeichnet die Bogenlampenwiderstände wegen ihres beruhigenden 
Einflusses als Beruhigungswiderstände” sollte man nicht drucken 
lassen. Störend ist bei den Kostenberechnungen elektrischer Hei- 
zung, Beleuchtung usw., daß der Einheitspreis für die Kilowatt- 
stunde wechselnd bald zu Friedenswerten, bald etwa 10 fach höher 
angesetzt wird. Unter III, Absatz C: Die Erzeugung des elektr. 
Stromes auf chemischen Wege, findet sich zu 4. Die Schwachstrom- 
technik auf ganzen 20 Seiten einschließlich 36 Abbildungen mit 
Beschreibung u. a. des Siemens-Schnelltelegraphen! Im nächsten 
Absatz D wird die eventuelle Ausrüstung der Zentrale mit Haupt- 
strommaschinen erörtert, auch deren Zusammenarbeiten mit ande- 
ren Maschinen, das als untunlich bezeichnet wird, weil die Haupt- 
strommaschinen bis zur eigenen Maximalbelastung die Leistungs- 
abgabe an sich reißen würde. Welche Kunstgriffe das Parallel- 
schalten ermöglichen sollen, ist nicht gesagt worden. 

Die angeführten Stellen zeigen genügend, daß das Buch die für 
eine Einführung unbedingt zu fordernde Zuverlässigkeit vermissen 
läßt, und daß ihm vielfach auch die für die Leichtverständlichkeit 
erforderliche Genauigkeit des Ausdrucks fehlt. Eine gründliche 
Durchsicht und Umarbeitung der Schrift für die nächste Auflage 
wäre vonnöten, bevor das Buch den Anspruch machen kann, den 
bekannten guten Einführungen nahe zu kommen. Beckmann. 


Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher. 


Gesetz über die Entsendung von Betriebsratsmitgliedern in 
m den" Aufsichtsrat vom 1. II. 1922. Systematisch erläutert von Rechts- 
? anwalt Dr. Heinrich Friedländer. 154 S. in 160, Industrieverlag Spaeth 
ND & Linde, Berlin 1922. Preis 76 M, geb. 90 M. 


Elektro-Auskunftei, erklärendes Wörterbuch von Fachausdrücken und 
Bereicherungen der gesamten Elektrotechnik und Flektrizitätslehre, 
sowie hiermit in Verbindung stehender Gebiete mit Berücksichtigung 
der neuesten Fortschritte. Von Georg Heber. 756 S. in 8°. Verlag von 
Paul Schulze, Leipzig 1922. Preis 75 M. 


[Als elektrotechnisches Wörterbuch ist Hebers ‚Elektro-Auskunftei‘' 
nicht nur dem Fachmann, sondern überhaupt allen, die mit Elektrizität 
zu tun haben und die sich über Fachausdrücke der Elektrizitätslehre und 
Elektrotechnik unterrichten wollen, warm zu empfehlen. In knapper und 
übersichtlicher Form sind die Erläuterungen, vielfach mit sorgfältig ausge- 
wählten Zahlentafeln versehen, allgemein verständlich. Neuerungen und 
Erfindungen auf elektrotechnischem Gebiete sind durch die vorliegende 
zweite Auflage berücksichtigt. Alles in allem kann das Werk als ein gutes 
Hilfs- und Nachschlagebuch bezeichnet werden.) Ka. 


1278 | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41. 12. Oktober 1922. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Der Arbeitsmarkt im August 1922.1) — Die Gesamtübersich 
des „BReichs-Arbeitsblatts‘‘ konstatiert eine wesentliche Veränderung 
des Arbeitsmarktes im August; die stetige Aufwärtsbewegung des Be- 
“schäftigungsgrades ist einer Verschlechterung gewichen. Die schwin- 
dende Kaufkraft der Mark im Inland und die Kreditnot der Industrie haben 
ein Erlahmen zur Folge gehabt, daß Auslandsaufträge nicht in dem bisherigen 
Maße ausgleichen konnten. So eröffnet sich für die Wintermonate ein 
außerordentlich ernster Ausblick. — Bei 5592 Krankenkassen ist die 
Mitgliederzahl von, 13,184 auf 13,151 Millionen, also um 0,2% gefallen 
(+1% i. Vm.). Die Arbeitslosigkeit ist gestiegen; von 6,335 Mill. den 
Fachverbänden angehörenden Arbeitnehmern waren am Stichtage 43 217 
oder 0,7%, arbeitslos (0,6%, i. Vm.). Der Rückgang in den Zahlen der von 
der Erwerbslosenfürsorge unterstützten Personen hat sich weiter etwas 
verringert, u. zw. wurden am 1. IX. 11960 Vollerwerbslose unterstützt. 
Die Arbeitsnachweiso sind im allgemeinen wieder etwas mehr in An- 
spruch genommen worden, doch überwogen Arbeitsgesuche das Stellen- 
angebot. Es, werden 0,766 Mill. Gesuche (0,732 i. Vm.), 0,7 Mill. Angebote 
(0,689 i. Vm.) und 0,485 Mill. Vermittlungen (0,465 i. Vm.) gemeldet. Auf 
je 100 Angebote entfielen somit 109 Gesuche und auf 100 der letzteren wie 
im Vormonat 63 Vermittlungen. 20 berichtende Betriebskrankenkassen der 
Elektroindustrie hatten am 1. IX., abzüglich der arbeitsunfähigen Kran- 
ken und Erwerbslosen, 77 671 männliche und 37 780 weibliche Pflichtmit- 
glieder, deren Zahl somit um 2,8%, zurückgegangen bzw. um 0,02%, gegen 
Juli gewachsen ist. 


Beschäftigung im September 1922.!) — Nach den Berichten 
der preußischen Handelskammern für September lastet die Frage, 
wie Handel und Industrie nach der ungeheuren Geldentwertung dieses 
Sommers die zur Fortführung ihrer Betriebe erforderlichen Mittel beschaffen 
können, nach wie vor auf dem Wirtschaftsleben. Anderseits hat das augen- 
fällige Mißverhältnis zwischen dem den beiden Erwerksgruppen verbliebenen 
Rest von Betriebskapital und ihrem Geldbedarf bisher noch nicht zu 
Betriebseinstellungen oder -einschränkungen von wirklicher 
Bedeutung geführt. Der Beschäftigungsgrad war im allgemeinen gut, doch 
sind die Auftragsbestände i. a. zurückgegangen. Zahlreiche Betriebsstö- 
rungen erklären sich aus der immer unerträglicher werdenden Kohlen- 
knappheit, dem vielfach wieder einsetzenden Wagenmangel und ver- 
einzelt durch Ausartungen der fast gar nicht mehr aussetzenden, meist aber 
ruhig verlaufenden Lohnbewegungen. Auch die Einführung von Gleit- 
preisen, die Fakturierung in fremden Währungen und die Forderung von 
Anzahlungen haben das Erteilen von Aufträgen beeinträchtigt. Die Um- 
stände, die in den Vormonaten bereits zu einer Zurückhaltung der Kund- 
schaft mit Bestellungen auf elektrotechnische Erzeugnisse geführt 
hatten, sind im September verstärkt hervorgetreten. Sowohl den Staats- 
und Gemeindebehörden wie auch der Industrie und der privaten Kundschaft 
mangelte es an flüssigen Mitteln, und so wurde nur das Allcrnotwendigste 
bestellt. Sehr erheblich zurückgegangen sind die Aufträge auf sämtliche 
Starkstrommaterialien. Auch im Zentralengeschäft trat die ge- 
schilderte Sachlage sehr deutlich zutage; neue Anlagen wurden nicht in 
Angriff genommen, und bei den in Bau begriffenen ergab sich vielfach die 
Frage, ob deren Fortführung bei der bestehenden Geldknappheit möglich 
sei. Ebenso wurden Schwachstromfabrikate weniger verlangt als bisher. 
Auf dem Gebiet der Vielfachschaltanlagen war ein Rückgang noch nicht 
sichtbar, die Bestellungen auf Telegraphenapparate haben aber bedeutend 
nachgelassen. Auch die Aufträge für Schwachstromkabel, Meßinstru- 
mente und elektromedizinische Apparate sind geringer geworden. 
Glühlampen wurden im Inland weniger als bisher verlangt, während 
das Auslandgeschäft noch befriedigte. Unverändert gut gingen Bestellungen 
auf Kohlefabrikate ein. Der Beschäftigungsgrad der Fabriken für Eisen- 
bahnsicherungseinrichtungen hat sich nicht geändert. 


Indexziffern. — Für die vierte September woche (23. bis 29. IX.) 
hat die „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘* einen Kaufkraftindex von 322,63 errechnet, 
d. h. die Inlandkaufkraft der Mark betrug nur noch 1/33 ihres Friedens- 
wertes. Am Dollarmittelkurs (1537,92) gemessen, besaß die Reichsmark nur 
noch den 366. Teil ihres Außenwertes in der Vorkriegszeit. Während der 
Dollarmittelkurs um 69, gestiegen ist (1450,83 i. Vw.), hat sich das Groß- 
handelspreisniveau,an dem Kaufkraftindex gemessen, um durchschnitt- 
lich 1326 gegen die Vorwoche (292,36) erhöht. Die Meßziffer der Waren- 
gruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle zeigt ein Anwachsen um 13,70%, 
auf 337,72 (296,881. Vw.), das zum großen Teil durch das Steigen der Metall- 
preise auf das 439fache des Friedenssatzes verursacht worden ist. 

Die Indexziffer des Statistischen Reichsamts für die Lebens- 
haltungskosten ist im Durchschnitt des September anf 11376 ge- 
stiegen, d. h. also gegen August (7029) um 61,8/,. 


Delnotiz. — Die Vereinigung für die Deutsche Elektrolyt- 
kupfernotiz E. V., Berlin, hat zu ihren früheren Tabellen für die Um- 
rechnung des amerikanischen Elektrolytkupferpreises in die deutsche Elek- 
trolytkupfernotiz (Delnotiz) eine Fortsetzung herausgegeben, die die 
Umrechnung auch für Dollarpreise bis 558 M und mit Hilfe jeweils erschei- 
nender Deckblätter noch für höhere Werte (ein gleich beigegebenes geht bis 
1045 M) ermöglicht. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Vom 5. X. an hat die Preisstelle alle Teue- 
rungszuschläge mit Ausnahme der Ziffern 68a und b erhöht, wie aus den 


) Vgl. „ETZ“ 192, 8. 1174. 
1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1174. 


diesem Heft beiliegenden neuen Festsetzungen Nr. 68 (grün) und Nr. 68 A 
(gelb) hervorgeht. Die Teuerungszuschläge gelten bis 11. X. Für die Um- 
rechnungsmultiplikatoren ist nunmehr die Tabellenausgabe 20 a maßgebend. 


„Fair play‘‘. — Im „Electrician‘‘ vom 18. VIII. findet sich folgendes 
Inserat: „Sie können Ka bel der Herren Schieber & Schleuder in Vielleicht 
am Etwas unter dieser „Garantie‘‘ und zu bedeutend niedrigeren Preisen 
kaufen, als die britischen C. M. A.-Firmen fordern. Wenn das Kabel den 
C. M. A.-Erzeugnissen gleichwertig ist, so bedeutet das eine bemerkenswerte 
Leistung, denn die Firma Schieber & Schleuder muß infolge des Standes der 
Wechselkurse wesentlich mehr für Kupfer, Gummi und Baumwolle bezahlen. 
als britische Firmen aufwenden. Entspricht das Kabel aber (und Sie 
wissen, daß sich das allein im-Betriel;e herausstellt) dem C. M. A.-Fabrikat 
nicht und muß es nach einiger Zeit herausgerissen und unter beträchtlicher 
Einbuße an Geld und Renommee ersetzt werden, was dann ? Nun dann 
haben Sie immer noch die „Garantie‘‘, also ein wichtiges Rechtsmittel. 
wenn Sie versuchen, die deutschen Gerichte davon zu überzeugen, daß deren 
Landsleute doch etwas mehr getan haben, als ein gerissenes Geschäft zu 
machen. Und vielleicht werden Sie recht bekommen — man hat ja auch die 
Kriegsverbrecher vor das Leipziger Gericht gezogen. Im Interesse Ihrer Ruhr 
und größeren Befriedigung ist es allerdings besser, echte C. M. A.-Katel 
von britischen, Weltruf genießenden Firmen zu kaufen, deren Mittel jederz: it 
zur Verfügung stehen, um die Garantie (die sie nicht als einen Fetzen Papier 
anschen) zu decken. Die hier dargestellten Werke liegen nicht in Vielleicht 
am Etwas, sondern in London a.d. Themse“. Nun folgt der Name des 
Hauses Johnson & Phillips. Ltd., Charlton, London, S: E. 7, eines in 
der Tat weltbekannten Unternehmens, das es heute anscheinend nötig hat, 
in solch unfairer und alberner Weise für seine Waren Propaganda zu machen. 


—- -o Á 


Außenhandel. 


Deutschland. — Nach den vorläufigen Ergebnissen des deutschen 
Außenhandels im August hat die Einfuhr elektrotechnischer Er- 
zcugnisse 3459 dz (3927 i. Vm.)im Wert von 40,904 Mill. M (34,910 i. Vm.) 
ergeben, die Ausfuhr 81 276 dz (77 809i. Vm.)im Wert von 1979,7 Mill. M 
(1018,8 i. Vm.). — Die Ausfuhrmindestpreise für Taschenlampenhülsen 
und -batterien sind ab 22. bzw. 23. IX. geändert worden. Listen stehen 
Interessenten bei der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik zur Verfügung. 
— Für elektrische Zünder sind ab 1. X. Ausfuhrmindest preise festgesetzt 
worden. — Für die Avafuhr von technischem und elektrotechnischem 
Porzellan nach der Tschechoslovakei, Österreich, Ungarn Südslawien. 
Finnland, den Balkanländern, Rußland und Polen hat die Außenhandel«- 
nebenstelle Feinkeramik die Multiplikatorentabelle geändert. — Das Gold- 
zollaufgeld betragt vom 11. bis 17. X. 36 900 0/9. 


Rußland. — Verhandlungen zwischen den Siemens-Schuckert- 
werken und dem Elektrotrust in Moskau haben nach dem ‚‚Berl. Börr.- 
Cour.‘ zum Abschluß eines Vertrages über die Lieferung von Installa- 
tionsmatcrial geführt. Es soll sich dabei um einen sehr bedeutenden 
Auftrag handeln, der in Form eines Umschlagkredits während eines längeren 
Zeitraums zur Abwicklung gelangt. 


Spanien, — Nach einem königl. Dekret vom 4. X. muß die Rück- 
zahlung bereits entrichteter Valutazuschläge unter 
Vorlage der dazu gehörigen Ddkumente bis zum 15. X. beantragt werden 
Anträge auf Bescheinigung von vor dem 29. V. erfolgten Bestellungen 
werden seit dem 8. X. von den spanischen Konsulaten nicht mehr an- 
genommen. 


Kapitalserhöhungen bei Aktiengesellschaften der Elektro- 
industrie. — Der „Reichsanzeiger‘‘ hat im September folgende Kapitals- 
erhöhungen mitgeteilt: Bayerische Kraftwerke A. G., München: um 
249 auf 250 Mill. M. — Continentale Gesellschaft für elektrische 
Unternehmungen, Nürnberg: um 2 auf 34 Mill. M. — Ferdinand 
Schuchhardt, Berliner Fernsprech- und Telegraphen werk A. G.. 
Berlin: um 6 auf 12 Mill. M. — Kabelwerk Dortmund A. G., Dortmund: 
um 1,75 auf 3,5 Mill. M. — Süddeutsche Lloyd-Pynamowerke A.G.. 
Erlangen: um 5 auf 10 Mill. M. — A. G. Mix & Genest, Telephon- und 
Telegraphen-Werke, Berlin: um 21 auf 46,2 Mill. M. — Oberstein- 
Idarer Elektrizitäts-A. G., Idar: um 6 auf 11 Mill. M. — Brown, 
Boveri & Cie. A. G., Mannheim: um 35 auf 210 Mill. M. — Elektrotech- 
nische Fabrik Kiepe & Co. A. G., Düsseldorf: um 1 auf 2,5 Mill. M. — 
Kraftwerko Haag A. G., Haag: um 5 auf 6 Mill. M. — Kraftwerk 
Thüringen A. G.. Gispersleben-Kiliani: um 12 auf 18 Mill. M. — Elektri- 
zitäts-A. G. Hydrawerk, Berlin: um 2 auf 5 Mill. M. — Dam pfsăge- 
und Überlandwerk Hofheim A. G. vorm. Gg. Schenkel, Hofheim: um 
2 5auf 7,5 Mill. M. — Deutsche Telephonwerke und Kabelindustrie 
A. G., Berlin: um 55 auf 65 Mill. M. — Paderborner Elektrizitätswerk- 
und Straßenbahn-A. G., Paderborn: um 3 auf 8 Mill. M. Die Summe der 
Erhöhungen beträgt 406,25 Mill. M (33,060 i. V.) und fortlaufend für 1922 
rd 3336 Mill. M. 


Aus der Geschäftswelt. — Bci der Allgemeinen Elektricitäts- 
Gesellschaft ist die Liquidität noch ausreichend, doch erfordern die infolge 
der Geldentwertung erhöhten Aufwendungen für Beschaffung von Roh- 
stoffen und Entlohnung des Personals die Bereitstellung weiterer Mittel. 
Der Aufsichtsrat hat daher eine Erhöhung des Grundkapitals um 300 Mill. M 
Stammaktien beschlossen. — Die Generalversammlung des Elektrizitäts- 
werkes Westfalen A. G., Bochum, hat die Verdoppelung des Aktien- 
kapitals auf 100 Mill. M beschlossen. Weitere 100 Mill. M erhält das Unter- 
nehmen durch eine hypothekarisch gesicherte Anleihe. Außerdem ist nach 


-— => my _ m VA TRT a R ap ur E el ee EET TE EA E O Seine E a 


12. Oktober 1923. 


dem „Berl. Börs.-Cour.‘‘ mit Großbanken die Überweisung von 680 Mill. M 
Effekten vereinbart worden. — Die Firma Georg Jena, Leipzig, teilt 
uns mit, daß sie Mitte September in Görlitz (Moltkestraße 27) eine Zweig- 
niederlassung mit Lager aller elektrotechnischer Bedarfsartikel errichtet 
habe. — In die Elektrizitätsgesellschaft Richter, Dr. Weil & Co., 
Frankfurt a. M., ist die Naamlooze Vennootschap Handels-Maatschappiy 
„Vega‘‘, Amsterdam, als persönlich haftende Gesellschafterin eingetreten. — 
Die Firma der Varuna Fabrik für Sicherheitsapparate G. m. b. H., Berlin, 
itin Varuna Elektrizitäts-G. m. b. H., geändert worden. — Folgende 
Firmen wurden aufgelöst: Elektrozentrale, Jnh. Gustav Meßner, 
Fürstenwalde. — Elektricitäts-Gesellschaft Zschockelt m. b. H., 
Dresden. — Hessen -Nassauische Elektrizitätsgesellschaft Schnei- 
der & Straatmann, Holzhausen b. Gl. — Elektrizitäts- und Ma- 
schinengesellschaft m. b. H., Hannover. — Rheinisch- Westfälische 
Elektrizitätsgesellschaft m. b. H., Langerfeld. 


Neue Gesellschaften. — Blitz Elektrizitätsgesellschaft m. b. 
H., Hannover. Gegenstand: Fabrikation und Gıoßhandel von und mit 
elektrotechnischen Artikeln. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Friedrich 
Rück, Elektrische Fahrradlampen, G. m. b. H., Heidelberg. Gegen- 
stand: Fabrikation und Handel mit elektrischen Fahrradlampen und son- 
stigen elektrotechnischen Erzeugnissen. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — 
Norddeutsches Elektro-Werk, G. m. b. H., Bremen. Gegenstand: 
Herstellung und Vertrieb elektrotechnischer Erzeugnisse usw. Stamm- 
kapital: 0,2 Mill. M. — Georgi & Müller, Elektromotoren-Fabrik, Leipzig. 
— Fabrikationsgesellschaft für Funka-Kabelschuhe G. m. b. H., 
Mannheim. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb des unter Reichspatent 
\r. 349 216 geschützten Kabelschuhes sowie Herstellung und Verwertung 
aller Erfindungen auf gleichem und einschlägigem Gebiet. Stammkapital: 
50 000 M. — Paul Hoffmann A. G., Nürnberg. Gegenstand: Fortbetrieb 
der Metallwarenfabrik gleicher Firma sowie Herstellung elektrischer Appa- 
rate, Maschinen usw., Handel mit solchen und Bau elektrischer Anlagen. 
Grundkapital: 2,5 Mill. M. — Götz, Pfalzgraf & Comp. G. m. b. H. für 
Elektroindustrie (Glühlampenregeneration und Maschinenbau), 
München. Gegenstand: Herstellung elektrotechnischer Maschinen, ins- 
besondere solcher zur Regeneration von Glühlampen (System Pfalzgraf) und 
die Regeneration von Glühlampen selbst, Fabrikation eines Glühfadens nach 
Erfindung Pfalzgraf. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Brekom, G. m. b. H., 
Spezialfabrik für Elektroheizung, München. Gegenstand: Fabrik- 
mäßige Herstellung elektrischer Heizapparate und Handel mit solchen, ins- 
besondere Fortführung eines unter der gleichen Firma bisher betriebenen 
Geschäftes. Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Dr. Horn & Heinzelmann 
G. m. b. H. für Elektrotechnik, München. Gegenstand: Herstellung 
und Vertrieb elektrotechnischer Spezialartikel usw. Stammkapital: 0,2 Mill. 
M.— Conrad & Dippmann G. m. b. H., Chemnitz. Gegenstand: Handel 
mit elektrotechnischen Bedarfsartikeln und Vertrieb der ‚„Codipp‘‘-Klemm- 
verbindungen. Stammkapital: 20 000 M. — Lampert, Fabrik mecha- 
nischer und elektrotechnischer Bedarfsartikel G. m. b. H., Eise- 
nach. Gegenstand: wie in der Firma genannt. Stammkapital: 0,3 Mill. M. 


Betriebsergebnisse. — Landkraftwerke Leipzig A. G., Kulk- 
witz. 1921/22. Anschlußwert: 107 491 kW (91 670i. V.); Lieferung: 49,278 
Mill. kWh (35,890 i. V.); Einnahmen mit Zinsen: 69 741 124 M; Betriebe- 
ausgaben : 40 691 756 M; Verwaltungskosten : 4 972 923 M; Steuern, Abgaben, 
Versicherungen : 2 307 363 M; Sollzinsen: 1 677 091 M; Abschreibungen und 
Rücklagen: 15287 215 M; Gewinn mit Vortrag (72 893 M): 4 877 670 M; 
Dividende: 150% bei 40 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 133 786 M. — A. G. 
Straßenbahn und Elektrizitätswerk Altenburg. 1921/22. An- 
schlußwert:: 4 099 kW (3759 i. V.); Einnahmen aus Licht- und Kraftbetrieb 
mit Zählermiete: 4 793303 M (2376 775 i. V.); verschiedene Einnahmen: 
356 300 M; Betriebsausgaben: 4 768490 M; Anleihezinsen: 26 106 M; Ak- 
tien-Amortisation, Anleihe-Einlösung und Abschreibung: 75934 M; Rein- 
gewinn mit Vortrag (8093 M): 287 166 M; Dividende: 9,5% auf 1 Mill. M 
Aktienkapital; Vortrag: 9205 M. 


Baumarkt. — Berlin. Der Preußische Staatsrat hat einer weiteren 
Beteiligung des Staates am Bau des Kraftwerkes im Weserquell- und Main- 
gebiet mit 300 Mill. M zugestimmt. — Lübtheen (Mecklenburg). Die 
Gemeinde hat beschlossen, Elektrizität einzuführen. — Würzburg. Die 
Elektrizitäts-A. G. vorm. Schuckert & Co., Nürnberg, hat der Stadt die 
Errichtung eines gemischtwirtschaftlichen Unternehmens vorgeschlagen, in 
die das Elektrizitätswerk und die Straßenbahn, deren Aktien die Firma 
besitzt, eingebracht werden sollen. Der Stadtrat ist mit dem Projekt grund- 
sätzlich einverstanden. `. 


Von der Börse. — (27. IX. bis 3. X. 1922). Die Berliner Effekten- 
börse hat in der am 2. X. durch einen Ruhetag unterbrochenen Berichte- 
zeit i. a. ein erfreuliches Bild gezeigt; am Devisenmarkt vollzogen sich z. T. 
sprunghafte Steigerungen. Bei wachsender Teilnahme des Publikums 
und weiteren vom Ausland vorgenommenen Ankäufen ist es zu anfangs 
langsamen, dann teilweise recht erheblichen Kurserhöhungen gekommen, 
insbesondere auf dem Gebiet der Montan- und schwerindustriellen Werte, 
wo befriedigende Jahresabschlüsse und Gerüchte über neue Transaktionen 
anregten. Auch Spezial- und Valutapapiere fesselten zeitweise das Interesse. 
Die Lage im Orient wurde günstiger beurteilt, doch fehlte es auch nicht an 
die Geechäftelust dämpfenden Momenten, zu denen die am 1. X. in Kraft 
gesetzten neuen Verkehrstarife, die Unklarheit der außenpolitischen Lage, 
der die Industrie immer mehr hemmende Kohlenmangel, die Lohndiffe- 
renzen im Ruhrbergbau, der wiederum recht unerfreuliche Reichsbank- 
ausweis und die Bedrohung der innerpolitischen Lage durch kommunistische 
Wühlereien zu rechnen sind. Die Bewertung der Elektroaktien zeigt, 
wie aus unserer Übersicht hervorgeht, z. T. wesentliche Besserungen; die 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. 


1279 


Spannung zwischen den niedrigsten und höchsten Kursen betrug bei El. 
Licht u. Kraft 305%, Körtings Elektr.-W. 226°, bei Siemens & Halske 320%, 
bei Schuckert & Co. 330% und bei der Accumul.-Fabr., die ihr Aktien- 
kapital zu verdoppeln gedenkt, 340°, 


Gesellschaften 8. X. 
Accumul.-Fabr., Berlin. .... 25 2700 |2360 2700 ' 2600 
A. G. f. El. Anlg., Berlin 8 — — — — 
A. E. G., Berlin .......n 16 837 835 870 870 

a „ Vorz.-A 3 109 103 109 108 
P „  Vorz.-B. 7,25 | 140,50 115 159,50! 159,50 
Bergmann, Berlin . ...... 20 848 | 800 8 844 
Continent. Ges. Nürnberg . .. .| 0 — — — — 
ir a NocA | B 460 | 460 | 575 | 575 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln 5 800 ! 799 975 975 
„ Niederl. , a — 646,50, 646,50| 1100 |1100 
„ Südam. , m 6 745 720 |1000 |1000 
„ Kabelwerke, Berlin 20 560 510 580 580 
Elektra, Dresden . . ..... 10 .315 310 325 315 
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 685 685 990 990 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 620 620 675 675 
E. W. Liegnitz . . . 2.2... 10 320 315 330 330 
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 1 1200 1300 1300 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 083 683 80 820 
Hackethal, Hannover . .... 20 650 650 680 680 
Hamburgische E. W. ..... 10 305 290 310 290 
Körtings Elektr.-W., Berlin. . .| 50 1274 11274 |1500 |1500 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 499 475 545 545 
C. Lorenz, Berlin . . ..... 35 840 830 900 900 
Dr. Paul Meyer, Berlin ....|15 410 386 450 450 
Mix & Genest, Berlin .... . 16 595 572 595 590 
Neckarwerke, Eßlingen . . . .| 10 310 300 319 311 
Oborbayer. Überlandz., München .| 9 360 | 340 360 360 
H. Pöge, Chemnitz . ..... 12 590 570 600 600 
D »  Vorz.-A....I 7 106,251 106 108 | 108 
Rhein. El.-A. G., Mannheim . . .| 15 420 415 430 430 
2 5 » Vorz.-A. | — 119 119 120 120 
M. Schorsch & Cie., Rheydt .-.| 10 125 125 750 750 
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 20 300 725 | 805 800 
Schuckert & Co., Nürnberg . . .| 16,7 |1250 |1230 |1560 |1560 
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin .. .| 0 172,75) 152 172,75) 169,75 
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 1985 |1890 ;2210 |2210 
Stettiner E. W. .... moaca a Ao 470 470 520 — 
Teleph.-F. Berliner, Hannover . .| 20 670 630 735 735 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin] 35 1045 965 1080 1080 
Voigt & Haeffner . . . 20 690 | 670 ' 725 | 725 
„ Vorz.-A... 20 550 | 560 | 600 | 600 
Hartmann & Braun . . |Frank-| 25 B40 | 840 | 924 | 924 
Emag. Elektr.-A.G. . . } furt 22 468 452 480 480 
Main Kraftwerke, Höchst | a, M. | 10 324 287 330 330 
Heddernh. Kupferw. u. 
Südd. Kabelwerke . . 20 | 770 ! 750 | 770 | 750 
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je 
ausländische Einheit) betrugen im September/Oktober: 
in e l a ı 2183| 2 | o 
Christiania (Kr) .. . . | 385,02, 392,51| 377,53) 322,60) 31061) 280,25 
Helsingfors (finn. M). . . | 50,54 4944| 4744| 41,55 39,35) 35,96 
Holland (Gld) ..... 836,95) 839,95! 823,97] 727,59! 697,13) 636,70 
Italien (L) . ...... 93 38! 91,29; 90,14 80,40, 76,90) 69,76 
Kopenhagen (Kr) . . . . | 441,95 444,94) 437,45| 381,56 369,54 334,83 
ON AL... 8 0% 9548 05,9588 00,9363.25 8269,65 7915 05 7191 00 
New York ($) ..... 2157,30 2137,32 2127,33 1885,14 1812,73|1647,93 
Österreich (K) .... . 0,03) 0,03) 00: 003 003 0,02 
Paris (Fr) ....... 164,79| 162,55) 161,30] 143,07| 137,33] 125.34 
Prag (Ko)... ..... 7541| 7391) 69.41] 59,43| 56,68) 50,60 
Schweden (Kr) ..... 572,28| 573.78] 563,30) 491,88! 476 90| 432,46 
Schweiz (Fr)... .. . 404.49) 402,00| 397,00! 352,16| 338,08| 309,61 


Spanien (Pes). . ... . 527,59| 325,59| 322,10, 285,64 273,66, 249,69 


WARENMARKT. 


Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin. 
hat die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 ab 1. X. für 
Dieselmotoren (ortsefeste und Schiffsmaschinen) auf 1850%, für alle 
übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 2300°,, 
hinaufgesetzt. 

Kohle. — Durch einen für verbindlich erklärten Schiedsspruch ist 
den Ruhrbergleuten am 1. X. eine Lohnerhöhung von 150 M je Mann und 
Schicht zugesprochen worden, was eine weitere Verteuerung der Kohle 
zur Folge haben mußte. Auch für die übrigen Steinkohlen- und Braunkohlen- 


1280 


I” Ben 


reviere sind entsprechende Schiedssprüche gefällt worden. Der Reichs- 
kohlenverband hat im „BReichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 225, die neuen, ab 
1. X. geltenden Brennstoffverkaufspreise schon teilweise be- 
kannt gegeben. Danach kosten beim Rheinisch- Westfälischen 
Kohlensyndikat unter Fettkohlen Förderkohlen 5055 M, best- 
melierte Kohlen 5686 M, Stückkohlen 6679 M, gew. Nußkohlen I bis III 
6831 M; unter Gas- und Gasflammkohlen Flammförderkohlen 
5055 M, Gasflammförderkohlen 5308 M, Gasförderkohlen 5757 M, gew. 
Feinkohlen 5184 M; unter Esskohlen Förderkohlen (250/,) 50005 M, 
Stückkohlen 6693 M. Feinkohlen 4858 M: unter Koks Großkoks I 7405 M, 
Gießereikoks 7702 M, gesiebter Kleinkoks 7615 M/t. 

Erze. — Die Siegerländer Preise lauten in der 1. Oktoberhälfte für 

Rohspat auf 4827 M und für Rostspat auf 7200 M/t ab Grube. 

isen. — Die für den ganzen Oktober geltenden neuen Preise von 
Ferromangan betragen für 80%ige Ware 76 417 M und für 50% ige 67 999 
M/t, Frachtgrundlage Oberhausen ; sie werden je nach Änderung des Durch- 
schnittgeldkurses für jeden Punkt dieser um 7,50 M bzw. 4 M erhöht oder 
ermäßigt. — Der Westdeutsche Eisenhändlerverband hat vom 
1. X. folgende Preise festgesetzt: Stabeisen 6100 M, dsgl: S.-M.-Qualität 
6540 M, Universaleisen 8610 bzw. 7090 M, Bandeisen 7040 bzw. 7520 M 
Grobbleche 6830 bis 7300 M bzw. 7340 bis 7840 M, Mittelbleche 7160 bis 
9200 M bzw. 7700 bis 7820 M, Feinbleche 7710 bis 15 430 M bzw. 8230 bis 
16 260 M, Formeisen 6040 bzw. 6470 M/100 kg ab Werk. — Die Mindest- 
preise für Temperguß sind ab 1. X. auf 195 M/kg erhöht worden. — Am 
englischen Markt werden etwa folgende Preise verlangt: Hämatit (West- 
küste) 4 £ 9 s, Gießereiroheisen Ill (Derby) 4 £ 2 s, Forromangan (76 bis 
80%) für Export 14 £ 5 s, weiche Stahlknüppel 6 £ ös, Walzdraht 9 £ 10s, 
Stabeisen für Export 8 £/ton ab Werk. 

Schrott. — Die Schrottpreise sind weiter stark in die Höhe gegangen. 
Am 4. X. wurden für Kernschrott 24 000 M, für Späne 20 500 M, beides 
frei Essen, und für Maschinengußbruch 30 000 M/t frei Berlin notiert. 

Blei. — Die Rheinisch-Westfälische .Bleihändlervereinigung hat die 
Lagerpreise für gewalzte und gepreßte Bleifabrikate ab 5. X. auf 30 000 M 
je 100 kg erhöht. 

Zink. — Von der Rheinisch-Westfälischen Zinkblechhändler- 
vereinigung sind die Lagerpreise auf 34 000 M/100 kg hinaufgesetzt worden. 

Edelmetalle. — Der Berliner Markt notierte am 4. X. Gold mit 
1280 bis 1300 M/g, Platin mit 6500 M/g und Silber mit 46000 bis 
48000 M/kg. 

Zement, — Die Höchstpreise für Lieferungen an die privaten Ab- 
nehmer sind ab l. X. im Gebiet des Norddeutschen Zementverbandes auf 
69 639 M, beim Rheinisch-Westfälischen Zementverband auf 67 639 M und 
im Gebiet des Süddeutschen Zementverbandes auf 71639 M/lOt erhöht 
worden. 

Gummi. — Der Markt war weiter fest. London notierte am 2. X. für 
Crepe und Sheets loco 814 d/lb. 

Schellack. — Für T. N. Orange werden z. Zt. 2500 M/kg verlangt. 

Baumwolle. — Die New Yorker Notiz ist wieder etwas schwächer 
und lautete am 4. X. auf 20,80 cts/lb. Liverpool notierte am gleichen Tage 
11,87 d/lb und Bremen 1089,20 M/kg. — Die Stuttgarter Garnbörse von 
Ende September verzeichnete weitere Preissteigerungen, u. zw. für Baum- 
wollgarn um 50 bis 60 M/kg und für Gewebe um 5 bis 15 M/m. 

Benzol, — Nach Festsetzung durch den Benzol-Verband, Bochum, 
betragen die Kleinverkaufspreise von Tetralitbenzol seit dem 27. IX. 
130 M, von Lösungsbenzol II seit dem 1. X. 120,50 M und von Sch wer- 
benzol dsgl. 67 M/kg ab Hauptverkaufsstelle. 

Öle und Fette. — Die Nachfrage nach Mineralölen ist bei steigenden 
Preisen sehr lebhaft. Die Zufuhren nach Hamburg betrugen in der Berichts- 
woche etwa 8000 tons. Der Zoll stellte sich in der Woche vom 4. bis 10. X. für 
Mineralöle auf 4140M, für Fette auf 4878,20M und für verfettete Öle auf 4968 
M je 100 kg. Im einzelnen wurden verlangt: für Heißdampfzylinderöl, 
Fip. 280/3300, 5 und 9 $; für'Sattdampfzylinderöl, Flp. 230/270°, 
4 und 5,50 $; pennsylvanische Maschinenölraffinate, Visk. 3 bis 10 
bei 50°, Flp. über 200°, 5 und 9,50 $, dsgl. amerikanische, Visk. 3 bis ł0 
bei 50°, Fip. unter 200°, 5 und 8 $; Spindelölraffinate, Visk. 2 bis 7 
bei 20°, Flp. unter 200°, 4 und 5 $; hellgelbes Maschinenfett, Tropfp. 
75/95°, 6,50 und 8 $/100 kg Reingewicht, lose und unverzollt. — Polnisches 
Gasöl mit 10 000 Kal. kostet z. Zt. unverzollt ab Grenze 140 poln. M/kg. 
— Leinöl wird aus Holland mit 42 Gid/100 kg angeboten; der deutsche 
Markt fordert 345 M/kg. — Rizinusöl 1. Pressung kostet 425 M und Ware 
2. Pressung 400 M/kg. — Terpentinöl liegt in Amerika sehr fest; New 
York notierte am 5. X. 136 cts/Gallone.e. Am Hamburger Markt werden 
im Großveorkehr für amerikanische Ware 885 M und für französische 880M/kg 
verlangt. — Petroleum notierte am 5. X. in New York in Cases 16 cts 
und Standard wite 12,5 cts/Gallone. 

Metallhalbfabrikate. — Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., 
G. m. b. H., Berlin, betrugen die Verbands-, Grund- und Richtpreise je 
l kg am 4. X. unverbindlich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 
986 M, Aluminiumrohr 1200 M, Kupferbleche 847 M, Kupferdrähte, 
-stangen 827 M, Kupferrohre o. N. 857 M, Kupferschalen 927 M, Messing- 
bleche, -bänder, -drähte 900 M, Messingstangen 700 M, Messingrohre o. N. 
1120 M, Mesing-Kronenrohr 1250 M, Tombak (mittelrot) -bleche, -drähte, 
-stangon 1116 M, Neusilberbleche, -drähte, -stangen 1430 M, Schlaglot 
860 M. 

Altmetalle. — Am 4. X. wurden am Berliner Markt folgende Preise 
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 495 bis 505 M, unver- 
zinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 490 bis 500 M, Maschinenrotguß, handels- 
üblich und tiegelrecht, 390 bis 400 M, Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 
305 bis 315 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 430 bis 440 M, 


Mn nn TE nn EE 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41. 


18. Oktober 19232. 


reine, weiche Messingblechabfälle 400 bis 410 M, Schwermessing, handels- 
üblich, 290 bis 300 M, Messingschrraubenspäne, handelsüblich, 270 bis 280 M, 
altes Weichblei 155 bis 165 M, Zinkzünderlegierungen 185 bis 195 M, Alt- 
zink, handelsüblich, 185 bis 195 M, Reinaluminiumblechabfälle (98/9925 
590 bis 800 M/kg in geschlossenen Quantitäten und Ye Nester den 

Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen- 
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte 
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg.: 


Metall .6X | 4X 2 xX 

Elektrolytkupfer (wire bars,) 

prompt, cif Hamburg, Bremen 

oder Rotterdam . . . .... 695,36 656,80 551,95 
Originalhütienrohzink 
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom.| 315,76 270,26 234,10 
Raffinadekupfer 99/99,3%, .| 575—585 560 —575 480—490 
Originalhüttenweichblei . . .| 220—230 220—230 185—190 
Originalhüttenrohzink, Preis im l 

freien Verkehr . . .. . . | 385—395 370—380 315—325 
Plattenzink (remelted) von 

handelsüblicher Beschaffenheit] 290—300 280—290 235—245 
Originalhüttenaluminium 

98/99% in Blöcken, Walz- oder 

Drahtbarren ...... er 84 833 707 

dgl. in Walz- od. Drahtbarren 

2) E E E N E E E 850 839 713 
Zinn, Banka, Straits, Austral. 

in Verkäuferswahl . . . . . .| 1570—1580 | 1540—1550 | 1290—1300 
Hüttenzinn, mindestens 99%, . .| 1540 —1550 | 1515—1525 | 1260-1270 
Reinnickel 98/99% ..... 1339—1340 ; 1280—1300 | 1090—1100 
Antimon-Regulus ...... 220—230 | 225-235 | 180—185 | 
Silber in Barren rd 900 fein für 

l kg feini o oya 


R - KR 00 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal‘ am 
29. IX. 1922 für l ton (1016 kg) notiert: 


d € 8 d 
*Kupfer: best selected. ........ 6 0 Obs & 0 0 
e eleotrolytice ..... å 71 100, 210 0 
a wire bars . . 2. 2 2 2 2 02.0 . 32 10 0 p -= - — 
Y standard Kasse. ...... 68 7 6, 4 0 0 
e e 3 Monate ..... 64 7 6 „ 6t 10 0 
Zinn: standard Kasse . . . . 2.2.2... 163 7 6 „ 163 10 0 
„ „ 3 Monate . . . 2... 164 10:0 y 164 12 6 
MR Straita. ans a at ee 164 0 0 „ 14 2 6 
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 4 17 6 „ 24 5 0 
» gew. engl. Blockblei. ....... 26 2 6 Bei tia 
Zink: gew. Sorten . . 2.222.200 0. 210 O „ 32 2 6 
ji remelted . . 22 2202000. 311 0 0 ee 
"a engl. Swansea . . 2.2 200. 32 17 6 lieferbar Swanses 
Antimon: engl. Regulus gew. Sorten . . 27£/29 £10 s». 
Aluminium: 98 bis 99% .. .. . . . 93 £ (In- und Ausland). 
Nickel: 98 bis 99% garantiert . .... 140 £ (In- und Ausland). 
Wismut: je Ib. su, ..r u 20 u: 8% 10 s». 
Platin: nominal je Unze ... . ..... 25 £. 


Quecksilber : nom. für die 75 l!be.-Flasche 13 £ 5 s. 
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6d/l3 s. 


In New York notierten am 7. X. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00; 
Eisen 32,50; Blei 6,50, Zink 6,67, Zinn 33,00 cte/lb. 


®) Netto. 


Bezugsquellenverzeichnis. 


(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nich! 
Derlicksichtigtberden.) Í 

Frage45: Wer fertigt an a) Zeitfernschalter mit Uhrwerk für 
Brenndauer von 1 bis 5 min für Treppenhausbeleuchtung, 

b) Zeitfernschalter mit Uhrwerk, etwa 30 bis 35 Tage gehend, 
für die automatische Einschaltung bei Dunkelwerden und Nacht- 
betrieb für eine Brenndauer von 1 bis5 min? 

Frage 46: Wer stellt einfachen Handapparat für Punkt- ° 
schweißung her, mit oder ohne Widerstand, wie an den Gestellen für 
Lampenschirme erforderlich? 

Frage 47: Wer stellt elektrische Lötkolben in schwerer Aus- 
führung 1,5 bis 2 kg (große Kupferkolben) her? 

Frage 48: Wer fabriziert und liefert die Schmidtsche Patent- 
waschmaschine? 

Frage 49: Wer stellt Abhöreinrichtungen für Anker zur Aut- 
findung kurzgeschlossener Windungen her? 


Abschluß des Heftes: 


7. Oktober 1922. 


en nn 


12. Oktober 1922. 1280 a 


Elektrotechnische Zeitschrift., 1922. Heft 41. 


Teuerungszuschläge 


der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie. 


Nur für das Inland Gültig vom 5. X. bis 
und erhöhte Grundpreise, 11. X. 1922. 


Festsetzung Nr. 68 (grün). 
Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen eind. 


Festsetzung Nr. 68A (gelb). 


A. 
Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der 
Versandbereitschaft gleichzuachten. 


Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft. 


B. 

Abweichend hiervon gelten für 
Maschinen über 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Zubehör, Transformatoren über 100 kVA, Apparate für 
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, Vollbahn:Triebwagen, 
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen: 

Bereehnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage der 
geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die 
Anzahl dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zu- 
schläge zählen mit. 

Zahlung. Mindestens 50°), des Bestellwertes am Bestelltage. Diese 50°% sind aufzufüllen nach Ablauf. 

von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 600/, } des sich jeweils nach 

ua 12 no i i „ 70%, x der Berechnung unter 

n Jae w m n „ 75% J B ergebenden Preises. 
Rest bei Versandbereitschaft. 


C. 
Andere Berechnungsformeln bzw. Zahlungsbedingungen haben: Telegraphie und Fernsprechwesen. 


Die Teuerungszuschläge sind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen. 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden, 
bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt, wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


Teuerungs- Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag Gegenstand AUSCHIAR 
% la 
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh 13. Kondensationsarlagen und Wärmeaustauschapparate 
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus‘ BEIN I. a: ar a ar Be na re r . 16 500 
fübrungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. | 
1. Be bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20kVA a Zubehör zu Maschinen. 
i Generatoren... o e s soa eso 17 000 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 
ı 2 über 20bis 100kW bzw. über 20 bis 100k VA nn -für Einphasenmotoren, Tret., Webstuhl-, Sterndreicok: 
bei Generatoren. . . . 0. 2... ee Umdr. 17 500 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl. Selbstanlasser 
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 17 000 
Taloren.. 2000 nn 18 000 15. Schützenstewerungen, selbsttätire Anlaß- und Regulier- 
Sonderausführungen. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 
d. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . . a sce. 17 000 steuerung, Bremsmagnete . . . 2 2 2 sos sess 17 500 
ð. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . ... . 15 500 16. Gleitschienen, Verankerungen . . Serrar en. 16 500 
õa. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 16 500 
stung von 4 kVA bis 35kVA, Widerstandsstumpfsch weiß- 
maschinen mit einer Dauerleistung von4kVA bis 120k VA Bahnmaterial. 
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung . . |7 15500 
Dauerlelstung . . . . n =. » a a 20 2a au 11 000 elektr. Bremsen \ über 150 kW Br ai 17 500 
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 17a. Bahntransformatoren . . 2 2 2 ss s ss s es so 17 500 
„ Pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . 17 000 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 
í. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . 2 2 2 22.2. 11000 Aggregate) es en een een nenn 17 000 
& Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 17c. Hilfsmiotoren 2 2 . om Ver. 17 000 
Motortragen, Motorwagen . . 2 2 222000 17 000 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 
9 Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, materialien für Balınfahrzeuge De e ae len ya fe 15 500 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 15 500 
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 
bezogen auf 1000 Umdr. . . . 2 2 2 220. re 17 000 hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
Dampfturbinen. i vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 
. Turbosätze, bestehend aus tiven für Bergbau und Industrie. . . . e. 2 2 22 020 15 500 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbehn- 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 16 000 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage un 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie 0 
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 21a. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge ....... 
a Merei a u a a ee re a A 15 500 ARE 
IL Turbogeneratoren allein | > 22 2...... 0.57% 16 000 Transformatoren!) und Gleichrichter. 
12 Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 17 000 
und Turbogebläse allein . . . 2 2 2 22200. i 15 000 IB. E ET 5 j » über 100 kVA .. 17 500 
FR un nn 


% Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


1280 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Hett 41. 12. Oktober 1922. 


Teuerungs- 
zuschlag 


Gegenstand 
Om 


23. .Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . . . | 17000 
23a. Ersatz-Glaskörper. . . 2 2 2 2 02er nn 3 800 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . . . . 18 000 


Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 


25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 
Instrumenten- und Kurbol-Umschalter, soweit nicht in 
Gußgehäuse . . 20 0 mer nee ne 16 500 

26. Selbettätige Schalter,soweit nicht für Ölfüllung und nicht 
in Eisen- oder Gußgehäuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 17 500 

27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 

Schalttafelbuu ...... DT a 17 000 


27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 14 500 
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 
Streokensohalter, soweit nicht für Öl... ... . k4 17 500 
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- | 
mierte Wanddurchführungen . . . 2... 22220. 17 500 
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 14 500 
30. Freileitungs-Hömerschalter. . . . . 2 222200. 17 500 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . .... 16 500 
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate ... . . . 17 500 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und 
Erdungsdrosselspulen) . . . 2 22 202.0. dc 17 500 
34. Schutzdrosselspulen . . . . 2 2 2 2220er. 17 000 
35. Erdungsdrosselspulen . .. 2.2. 2202222000. 17 500 
36. Motorschalttafeln, auch mit selbettätigen Schaltern . . 17 500 
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
Zusammenpassen beim Lieferer. Bome lec hicneh und 
Leitungen für ung ab 13. XI. 1921 netto zu 
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . 2. 2 2 22.0. 17 500 
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . . . . . . 18 100 


39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 18 100 


MeBapparate und Zubehör. 


4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 

Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 

zum Aufbau oder Einbau für Sohalttafeln mit Dreheisen- 

oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 

lations- und Leitungsprüfer ... ..... RING 13 000 
4ib. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein- 

schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 

lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 

skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe- 


raturme Bgeräte, Schiebewiderstände . . . . 22... 13 000 
41c. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . . .. . 13 000 
42. Zähler...‘ a‘ TE 11 000 


43. Meßwandler und Zubehör . . » 2 2 2 2 se... ; 16 500 


Installationsmaterial. ; 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ...... 15 200 
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 

Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, Il u. III (Klein-, 


Normal- u. Groß-Edison-Gew.) . . . 2 2 2 2 2 23. 9 300 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, Vund VI... ..... 14 000 
46. Einteilige Sicherungsstöpseel und Kontaktschrauben . . 9 300 
4ba. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 

Umbhüllungen aus Porzellan u. dgl. . ...... 7 14 500 
47. Bicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- 

bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . . 2 2 2 2... 13 000 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 9 300 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 

zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens). . . . 9 300 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß- 

gehäuse un ae en en 13 000 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 


Deutsch-Österreich, Südelawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


zz E T O ey To 
To U 2 


‘1 Teuerung 
Gegenstand zuschlag 


% 


61. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilci- 

tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 13 000 
52. Zählertafeln, armiertt . . 2 2 2 22 2er ee. 11 700 
63. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 


-Klemmen u. dgl... 2... 2. 2 20 02er ne 13 000 
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes 

Installationsmateril . . . 22 2 2 2 20er ne 15 600 
55a. Metallfassungen . . . . 2. 22.2... ERERRITEN 14.000 
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder 

wadu a Al ee ee Weizen a 14 000 
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- 

zellan und Isolierstoff .. . . . le ee A ; 14 000 
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei- 

teiligen Stöpeel aus Zeile 45a und 45b). . . .. . m 14 000 
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. —_ 
Glühlampen. 


68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- |} 300 auf die 
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). .' |1\ Listenpreis 

68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom 
sowie Telephonlampen. ... 2... 222020. ot 31. VIL R 


Telegraphie und Fernsprech wesen. 


69a. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke 
(Wecker) sowie Aus- u. Umschalter und Kontaktvorrich- 


tungen für Haussignalanlagen als auch Holzdrücker . 7500 
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 

fache Induktor-Apparate . . . o. a 2: 2 2 2 2 2 ne. 12 590 
69%. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 

schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . ..... 12 500 
69d. Zentralumschalter und Amteeinrichtungen . . ... . 18 200 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 12 500 
69%. Apparate für Telegraphie . . . 2 2 2 2 ea 12 500 
69g. Kondensatoren für Feinsprechzwecke. . . . 2... 2 000 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . sus are band .. 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . .. . . Se rer 9 900 
72. Apparatschnüre (Privattypen) . 2 2 2 200000. 4 600 


Bogenlampen und Zubehör. 
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch - 


tungszwicke „zu sen een 12 000 
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . 2 2 2.2... 12 000 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solcho für Heer, Kriegs- 

und Handelsschiffe) . . 2 2 2 2 2 m m re mr ran 13 000 
76. Widerstände . . 2.2 2er rer rn 14 500 
77. Aufhängevorrichtungen . . 2.2: 2 2 2 ren. 11 500 
78. Leitungskupplungen . . . 2. 2 2 2 2 2 rer ne. i 12 000 
79. Transformatoren und Drosselspulen . . . 2 2... 17 000 
Gummifreie Isolierstoffe. 
80. Normalplatten . .. 2.22 200er. uw ak 8 500 
81. Zäblertefeln, unarmiert . . . 2» 2 2 2 rn re er rn 11 500 
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . . . . . 13 000 
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 12500 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 

mierte Anschlußklemmen usw.) . . . 2 2 2 2 2 2 a. 13 090 
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall 

a) mit einem Stückgewicht bis EERE EE a 13 500 

b) p» $ über OB. co... 11500 
Verschiedenes. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen 
vom 5. X. bis 11. X. 1922 mindestens 17000 M für 100 kg ohne Faß. 


Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung). 


bekanntgegeben werden. Ab 5. X. 1922 gelten die An- 
gaben der Ausgabe 20a. Diese .. die wir wegen 
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenbandels- 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


Druck von H. 8. Hermann & Co.. Berlin 8W 19, Beuthstr. &. 


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ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Inhalt: Erhaltung der führenden Fachpresse, | Meßgeräteund Meßverfahren, 129. Industrie und Handel. 129. Der Pro- 
eine Notwendigkeit für Technik und Industrie, 1281. | Messung sehr kleiner Zeitintervalle durch Ladung zentgehalt deutscher Industrieerzeugnisse an frem- 
Technik und Physik auf der Hundertjahrfeier eines Kondensators, den Rohstoffen. — Der deutsche Außenhandel mit 
a Daa ar ee “che und Arzte. Von F. Beleuchtung und Heizumg. 1293. Das elektrotechn. Erzeugnissen im August 1922, 
Die Untersuchung gepreßter Isollerteile mittels re indet mbilsiniächen Fazie. sikaa ame vige ch I rer Bapa 
Druckstempels, Von G. J. Meyer, 1285. Verkehr und Transport. 129, Erfah- 26. IX. 1922. VDE. 1209. Prütstell 
Eine graphische Darstellung der Kipperschel- rungen über elektr, Bahnen in der Schweiz. — „4A. 192i. . .„ERMIBLELNG. 
nung bel Reihenschaltung von Widerstand, Kon- Straßenbahn Eisenach. Sitzungskalender, 1300, 
densator und Eliendrossei und bei Berücksichtigung Fernmrldetechnik. 12%. Der Schein- Rechtspflege. 1300. 
des en. 5 akae, k = un an n, Bun: widerstand der Seerückleitung bei Unterseekabeln. Persönliches, 1301, D, Broido, — Hochschul- 
r che Zwillingsunterne à nachrichten, 
>, als CPTOPT Ora der Städtischen Werke | pe s Kae r bi A sx mr pert OTA AY Literatur. Besprechungen. 1301. H. 
Pe ns. on B., Thierbach, 12W, | A ? are i Krauß, Betriebsrat und- Arbeitswissenschaft. 
erücksichtigung der Phasenverschiebung bel ge- Verschiedenes., 1295. Bekanntmachung 
genseitiger Stromlleferung.e Von O. Schmidt. | betr, Änderung des Gebührenzuschlages der Elektr, Eingänge, 1302. 
1292. Prüfämter, Geschäftliche Mitteilungen, 1302. 
Rundschau BElektromaschinenbau. | Energiewirtschaft. 1295, Polnisches Warenmarkt, 1308. 
1283. Große Gleichstrommaschinen, Elektrizitätsgesetz vom 21. III. 1922, Bezugsquellenverzelchnis. 1304. 


HEFT 42 (1281—1304) BERLIN, DEN 79. OKTOBER 1922 43. JAHRG. 


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II Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 19. Oktobe 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius S pringe r. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 19. Oktober 1922. 


Heft 42. 


Erhaltung der führenden Fachpresse, eine Notwendigkeit für Technik und Industrie. 


Die Spalten der Tageszeitungen sind angefüllt mit Angaben 
über die Not der Presse, Führende Zeitungen bringen große Leit- 
artikel mit alarmierenden Überschriften: „Zertrümmerung der 
Presse”, „der Untergang der deutschen Presse“ usw. Die ungeheure 
Steigerung der Papierpreise, die in diesen Aufsätzen angeführt 
wird, zeigt jedem, daß es sich hier nicht um blinden Lärm handelt. 


Ein Waggon Zeitungspapier kostete im August 1914 2000 M, 
im August 1922 279 500 M und im September 700 000 bis 750 000 M. 
Welch ansehnliche Summen hier an Papierwert allein heute jedem 
Leser zugeführt werden, ergibt. sich leicht. 


Der „Fränkische Kurier“ rechnet über 1700 M allein an Papier, 
was er nach den Septemberpreisen jedem Leser jährlich zuführt. 
Unberücksichtigt bleibt dabei, was für Satz, Druck, Gehälter, Ver- 
sand und allgemeine Unkosten geleistet werden muß. 


Was für die Tageszeitungen gilt, trifft leider in oft noch 
höherem Maße für die großen Fachzeitschriften zu, die besseres 
Papier verwenden müssen, um die gute Wiedergabe der notwendigen 
Zeichnungen und Photographien zu sichern. Was die Steigerung 
der Papierpreise allein für die „Elektrotechnische Zeitschrift” aus- 
macht, das zeigen wenige Zahlen. 


Für den Jahresbedarf an Papier wurden 1914 55 000 M bezahlt, 
die Septemberpreise zugrundelegend, ist heute mit einem Jahres- 
bedarf von 41 Millionen zu rechnen, d. h. der Verlag liefert bei der 
unse von 24000 jedem Bezieher an reinem Papierwert jährlich 

í í » 


Weitere Steigerung des Papierpreises wird in Aussicht gestellt. 
Hinzu kommen die gewaltigen Steigerungen für Satz, Druck, Anfer- 
tigung der Figuren usw. 


Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei den anderen führenden 
technischen Zeitschriften wie „Zeitschrift des Vereins deutscher 
Ingenieure”, „Stahl und Eisen“, „Glückauf“ usw. Daß diese Zeit- 
schriften, wenn anders sie ihr Erscheinen nicht aufgeben wollen, 


auf sehr wesentliche Erhöhung ihrer Einnahmen bedacht sein 
müssen, ist selbstverständlich. 

Das Schwergewicht der Einnahmen liegt im Änzeigenwesen. 
Es gibt in der Welt keine technische Zeitschrift, die ohne Anzeigen 
leben könnte. Insofern ermöglicht erst die Industrie mit ihren 
Anzeigen die weite Verbreitung der großen technischen Zeit- 
schriften zu billigen Preisen, die mit ihrem reichen Inhalt ihrerseits 
wieder so ungemein viel zu der großen technischen und industriellen 
Entwicklung beigetragen haben. Der Anzeigenteil selbst bietet 
vielseitige Anregung und dient der notwendigen und würdigen Re- 
präsentation der deutschen Industrie im In- und Auslande. Auch 
diese Wertung wird von den führenden Männern unserer Industrie 
nicht unterschätzt. l 

Die großen wissenschaftlichen Fachzeitschriften sind heute 
unentbehrlicher als je. Deshalb ist zu hoffen, daß die auch in dieser 
Richtung sich ihrer Verantwortung bewußten Führer unserer In- 
dustrie alles tun werden, um auch in dieser schweren Zeit die Fort- 
führung der Zeitschriften zu ermöglichen. Die Anzeigenpreise 
müssen naturgemäß der schwindenden Kaufkraft der Mark zu folgen 
suchen. Sie haben heute erst das 150-fache der Friedenszeit 
erreicht, während das Papier schon das 400-fache seines Friedens- 
preises überschritten hat, 

Daneben werden sehr erhebliche Erhöhungen der Bezugspreise 
ganz unvermeidlich sein. Die Mitgliederbeiträge der großen Ver- 
eine, in denen kostenloser Bezug der Zeitschriften eingerechnet ist, 
sind bisher erst um höchstens das 15-fache gestiegen. Unbedingt 
nötig ist natürlich auch, daß Schriftleitungen und Verfasser in noch 
höherem Maße als bisher bemüht sind, auf dem leider so kostbar 
gewordenen Papier nur das Wertvollste und Wichtigste zu drucken. 

Wenn so alle Kreise in dieser Zeit schwerster Bedrängnis, 
durchdrungen von dem Gefühl, daß wissenschaftliche ernste Zeit- 
schriften unentbehrlich sind für Deutschlands Technik und In- 
dustrie, an ihrer Erhaltung mitarbeiten, wird und muß auch das 
Ziel sich erreichen lassen. ; 


Technik und Physik auf der Hundertjahrfeier der Deutschen Naturforscher und Ärzte. 
l Von F. Trautwein, Berlin. 


Übersicht. Es wird über die Vorträge und Vorführungen auf dem 
diesjährigen Naturforschertag aus dem Gebiet der Technik und Physik, 
soweit sie für den Elektrotechniker von Bedeutung Sind, berichtet. 


. Die diesjährige Versammlung deutscher Naturforscher und 
Arzte vom 17. bis 24. IX. in Leipzig hatte eine besondere Bedeu- 
tung. Vor hundert Jahren hatte Lorenz Oken, Professor der 
Naturkunde in Jena, zum erstenmal zu einer Versammlung deut- 
scher Naturforscher und Ärzte zum Zwecke gegenseitiger Aus- 
sprache über gemeinsame wissenschaftliche Interessen aufgefor- 
dert. Eine kleine Schar von deutschen Gelehrten war dem Ruf nach 
leipzig gefolgt, und somit bedeutet die Tat Okens die Gründung 
einer Vereinigung, die jetzt nach 100 Jahren durch eine von über 
“00 Teilnehmern besuchte Versammlung vor der ganzen Welt be- 
kunden konnte, was deutscher Forschergeist auch in den schwersten 
Zeiten des Vaterlandes Hervorragendes zu leisten vermag. Diese 
(sedanken und die feste Zuversicht auf die Zukunft deutscher natur- 
wissenschaftlicher Forschung bildeten den wesentlichen Inhalt der 
Eröffnungsansprachen, die von dem 1. Geschäftsführer der Jahr- 
hundertversammlung, Prof .Dr. Strümpell-Leipzig, den Vertretern 
der Behörden und dem 1. Vorsitzenden der Gesellschaft deutscher 
Naturforscher und Ärzte, Prof. Dr. Planck-Berlin, gehalten wurden. 
Mit besonderer Begeisterung wurde der schwedische Naturforscher 
Sven Hedin begrüßt, der in ergreifenden Worten die Bedeutung der 
deutschen Wissenschaft für die ganze Welt würdigte und ihre Trä- 
ger ermunterte, den Glauben an die Zukunft nicht zu verlieren. 
Über die Eröffnungsreden sowie die allgemeinen Vorträge über 
Relativitätstheorie, Wiederherstellungschirurgie, Vererbungslehre, 
lektrolytwirkungen im Organismus und geophysikalisch-geogra- 


phische Themata ist in den größeren Tageszeitungen bereits das 
berichtet worden, was für den Techniker als Fachmann und Mensch 
davon von Interesse ist. In den 37 einzelnen Fachabteilungen wurde 
durch Vorträge, Vorführungen und Diskussionen eine umfangreiche 
Arbeit geleistet, die in der Gesamtheit kaum überblickt werden 
kann. Wohl nicht allein wegen der hoben Kosten, sondern auch 
wegen der Vielgestaltigkeit der in den einzelnen Abteilungen be- 
handelten Gebiete der Wissenschaft soll von einer Gesamtveröffent- 
lichung aller Vorträge abgesehen werden, Lediglich die allgemei- 
nen Vorträge sollen als Sitzungsbericht der Jahrhundertfeier deut- 
scher Naturforscher und Ärzte gedruckt werden und demnächst im 
Buchhandel erscheinen. Die übrigen Vorträge erscheinen in den 
Fachzeitschriften der einzelnen Gruppen, u. zw. für die Abteilung 2, 
reine Physik, in der „Zeitschrift für Physik“, für die 
Abteilung 3, technische Physik und Elektrotechnik, in der „Zeit- 
schrift für technische Physik“. 

Außer den Vorträgen boten die Ausstellungen und Vorführun- 
gen viel Anregung, für den Techniker besonders die Ausstellung 
„Industrie und Wissenschaft“. Dort zeigte die Firma Siemens 
& Halske A. G. eine Bestrahlungsanlage neuester Ausführung 
zum gleichzeitigen Betrieb zweier Röntgenröhren mit konstanter 
Gleichspannung von 200 kV. Die erforderlichen Transformatoren, 
Glühkathodengleichrichter, Blockkondensatoren, Schaltvorrichtun- 
gen usw. sind in einem großen bleiarmierten Pavillon unterge- 
bracht, um Ärzte und Bedienungspersonal gegen Röntgenstrahlen, 
Hochspannung und nitrose Gase zu schützen. Die beiden Röntgen- 
röhren sind in nach zwei gegenüberliegenden Seiten des Pavillons 
weit ausladenden Bestrahlungskästen untergebracht, aus denen die 
Strahlen durch eine Blende austreten. Neu ist ferner das zugehörige 


1282 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42 


19. Oktober 1922. 


Meßgerät für die Dosierung der Röntgenstrahlen, mit Hilfe dessen 
in einer Ionisationskammer entstehende Ströme von der Größen- 
ordnung 10-1! A gemessen werden, u. zw. durch Bestimmung des 
Spannungsabfalls an einem hohen Widerstand durch ein hoch- 
empfindliches Elektronenröhrenvoltmeter. Die Bedienung des 
Meßgeräts ist sehr einfach, die Ablesung geschieht an einem ge- 
wöhnlichen Zeigerinstrument. 


Die Firmen Reiniger, Gebbert & Schall A. G., Er- 
langen, und Veifa-Werke A. G., Frankfurt (Main), stellten 
zwei moderne Tiefentherapieapparate aus, den Neo-Intensivapparat 
nach Prof. Dr. Dessauer für Zwei- und Mehrröhrenbetrieb bei 


einer Tiefenleistung von 250 kV und 20 mA für Dauerbetrieb sowie 


den sogenannten Symmetrieapparat, ein Therapiegerät mit Induk- 
tor und Unterbrecher für hohe Leistungen, Ferner wurden zahl- 
reiche Hilfsgeräte für Röntgendiagnostik und sonstige elektro- 
medizinische Zwecke vorgeführt. 

Große Leistungsfähigkeit auf dem Gebiete des Apparatebaues, 
insbesondere für Laboratoriumszwecke, bewiesen die Ausstellun- 
gen des Verbandes deutscher Firmen für Labora- 
toriumsapparate E. V. und zahlreicher kleinerer Firmen. 


Am stärksten war die optische Industrie vertreten. Carl 
Zeiß, Jena, zeigte einen 3 m hohen Refraktor von besonders 
hoher Präzision und viele kleinere optische Geräte, ferner einen 
Strahlungsmesser von außerordentlich hoher Empfindlichkeit. Die 
Wärmeausstrahlung einer Hand in ziemlicher Entfernung genügt, 
um einen merklichen Galvanometerausschlag hervorzurufen. Die 
Empfindlichkeit der verwendeten Thermoelemente ist zehnmal so 
eroß als bei der üblichen Kombination Eisen-Konstantan. Als 
Stromzeiger dient ein Schleifengalvanometer, welches bei genügen- 
der Stromempfindlichkeit außerordentlich unempfindlich gegen 
Erschütterungen ist, so daß es auch auf Schiffen z. B., um das Her- 
annahen von Eisberzen anzuzeigen, Verwendung finden kann. 


Sehr umfangreich war ferner die Ausstellung der C.P.Goerz 
A. G, Berlin, die Reflektoren, Refraktoren, photographische 
Apparate, Kinematographen, Objektive, Ferngläser, besondere Kon- 
struktionen von Kalorimetern, Refraktometern und anderen Ge- 
räten für wissenschaftliche Untersuchungen zeigte. 


Die Emil Busch A. G, Rathenow, und noch mehrere 
andere optische Firmen trugen ferner zu dem (Gesamtbild über die 
Leistungsfähigkeit der deutschen optischen Industrie in sehr be- 
achtenswertem Umfange bei. 


Der übrige Teil der Ausstellung betraf im wesentlichen die 
medizinische und pharmazeutische Industrie. 

Im folgenden soll nun über die Vorträge der Abteilungen 3 (tech 
nische Physik und Elektrotechnik) und 2 (reine Physik) in dem 
Umfange, als sie für den Elektrotechniker von Interesse sein dürften, 
berichtet werden. 


Gerdien, Berlin: Eine Bogeulampe von großer 
Flächenhelligkeit. Im Forschungslaboratorium von Sie- 
mens & Halske wurde die Gasentladung zwischen den Elektroden 
eines in Luft brennenden elektrischen Lichtbogens untersucht, der 
durch ein metallisches, an der Oberfläche mit Wasser gekühltes 
Diaphragma von wenigen Millimetern lichter Öffnung eingeschnürt 
wird. Bei hinreichend hoher Belastung sendet der eingeschnürte 
Teil des Bogens Licht aus, das auf den 20- bis 50 fachen Betrag der 
Flächenhelligkeit des gewöhnlichen Lichtbogens ansteigt. Ein 
Übertreten des Lichtbogens auf die Kühlflächen kann wegen ihrer 
niedrigen Temperatur nicht eintreten. Der Kühlwasserverbrauch 
ist ziemlich gering (einige cm?/s). 

Graf v Arco, Berlin: Moderner Schnell- 
empfang und Schnellsender. Die Aufgabe des draht- 
losen Schnell&empfangs ist durchaus nicht auf die Konstruktion 
eines besonders empfindlichen und schnell arbeitenden Empfängers 
beschränkt, sie umfaßt vielmehr einen großen Komplex von Einzel- 
fragen. Auf die Stromempfindlichkeit des Geräts zum Hörbar- oder 
Sichtbarmachen der Zeichen (Telephon, Morseschreiber, Schnell- 
schreiber, Syphonrecorder, Typendrucker) kommt es nicht einmal 
so sehr an, nachdem es mit llilfe der Elektronenröhren gelungen 
ist, die Empfangsströme beliebig zu verstärken. Was von dem mo- 
«dernen Empfänger gefordert werden muß, ist hohe Selektivität hin- 
sichtlich der Wellenlängen und Befreiung von den Einflüssen atmo- 
sphärischer Störungen. Die Wellenselektivität wird bei dem Ver- 
fahren der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie erreicht durch 
scharfe Abstimmung, Dämpfungsreduktion, Sperrkreise und be- 
sonders durch die doppelte Überlagerung, wobei eine Interferenz- 
frequenz über Hörgrenze (10000 Schwingungen in der Sekunde) 
erzeugt. wird, innerhalb deren nochmals durch scharfe Resonanz 
und Dämpfungsreduktion die Selektion gesteigert wird. Danach 
wird auf Hörfrequenz überlagert und noch eine akustische Selek- 
tion angewendet und erst dann über Gleichriehter zum Schreib- 
empfänger übergegangen. Geht man mit der T'elegraphiergeschwin- 
digkeit sehr hoch — und grundsätzlich kanu man sie ja in der draht- 
losen fast beliebig hochtreiben, da keine Trärheitserscheinungen 
wie bei Kabeln in Frage kommen —, so kommen bei hoher Dämp- 
fungsreduktion die Aufschaukelzeiten bereits in Betracht, so daß 
der Selektion hier Grenzen gezogen sind. Es bietet sich hier in der 
Verwendung scharf gerichteter Rahmenantennen ein weiteres 
Hilfsmittel, das zugleich weitgehend zur Ausscheidung atmosphä- 


-oder für Forschungszwecke dienen 


rischer Störungen geeignet ist. Man verwendet bei dem modernen 
Schnellempfänger nicht nur die einfache Braunsche Rahmen- 
antenne, sondern man kombiniert sie mit einer offenen zur Erzie- 
lung einseitiger Richtwirkung. 

Der hohen Selektivität des Empfängers entspricht auf der 
Senderseite die absolute Konstanz der Wellenlänge. Sie ist beim 
Röhrensender gewährleistet, indes kommt der Röhrensender für 
Großstationen zur Überbrückung transozeanischer Entfernungen 
wegen der hohen Betriebskosten heute noch nicht in Frage. Der 
Poulsensender scheidet (nach Ansicht des Vortragenden) wegen 
der schlechten Wellenkonstanz für den Schnellverkehr aus. Nach 
dem heutigen Stande der Technik kommt also nur der Maschinen- 
sender in Betracht. Die genaue Konstanthaltung der Umdrehungs>- 
zahl der Maschine — die zulässigen Schwankungen dürfen höch- 
stens + 0,5 %/o betragen —, die für die Konstanz der Wellenlänge 
erforderlich ist, ist ein verhältnismäßig schwieriges technisches 
Problem, das jedoch heute als restlos gelöst betrachtet werden kann. 
In Amerika wird von Alexanderson ein Verfahren verwendet, da: 
auf der Stromänderung in einem abgestimmten Sekundärkreis bei 
Änderung der Erregerfrequenz beruht. In Nauen wird ein wesent- 
lich empfindlicheres Verfahren, die Methode des „Phasensprungs“ 
nach Patenten von Riegger (Siemens & Halske) angewendet, das 
auf der Phasenänderung in einem Resonanzkreise beruht, die mit 
Hilfe eines als Phasenindikator dienenden Systems von 2 Elek- 
tronenröhren in Verbindung mit einem Differentialrelais und 
Zwischenrelais zum Ein- und Ausschalten von Widerstand im 
Rotor des Antriebsmotors für Regelung der Umdrehungszahl dient, 
Die Anordnung wurde von dem Vortragenden durch einen Ver- 
such demonstriert. Der Ausgleich der Belastungsänderungen bri 
Tastendruck und Leerlauf wird gleichfalls durch Einschalten von 
Widerstand im Rotorkreise des Motors während der Tastpausen 
herbeigeführt. Der Vortragende ging ferner auf das Wesen und 
die Bedeutung des Duplexbetriebes ein, den er an Hand zahlreicher 
Liichtbilder erläuterte. Zum Schlusse führte er den Empfang einer 
amerikanischen Großstation vor, wobei die Zeichen in Geltow auf- 
genommen und zum Endempfang auf ein Relais geführt waren, da- 
eine kleinere Sendeanlage in Nauen von neuem steuerte, wodurch 
eine für den Empfang mit einfacheren Vorrichtungen in Leipzig 
ausreichende Lautstärke erzielt wurde, 

Löwe, Jena: ÜberoptischeBeiriebskontroll:. 
Um gleichmäßig gute Ware zu erzeugen, zieht die Industrie 
alle zweckmäßigen Hilfsmittel heran. Einkauf bester Rol- 
stoffe, Benutzung der geeignetsten Maschinen und der vorteilhafte- 
sten Fabrikationsmethoden genügen aber noch nicht, um das hohe 
Ziel zu erreichen. Es kommt darauf an, alles Minderwertige wäh- 
rend des Fabrikationsganges so früh als möglich zu erkennen un! 
sofort auszuscheiden, und das allmählich entstehende Erzeugni: 
Schritt für Schritt zu prüfen, so daß bei der letzten Prüfung, der- 
jenigen der fertigen Ware, kein Ausschuß erkennbar ist. 

Diese fortlaufende Prüfung ist die Betriebskontrolle. Sie hal 
eine große Fülle von physikalischen Beobachtungs- und Meßver- 
fahren in den Dienst gestellt, chemische, mechanische, elektrisch, 
akustische und optische. Eine Auswahl der optischen Methoden 
der Betriebskontrolle, wie sie in Betrieben der chemischen uni 
keramischen Industrie, in Eisenhütten und optischen sowie fein- 
mechanischen Werken, in Maschinenbau und der Textilindustrie, 
im Gährungsgewerbe wie in der Zuckerindustrie, kurz in alleı 
Zweigen der Industrie üblich sind, bildete den Gegenstand des 
Vortraxges, der durch zahlreiche Abbildungen der jüngsten Modelle 
von Prüfgeräten optischen Charakters erläutert wurde. 

Die Längeumessungen zur Prüfung von Längen, Dicken oder 
Tiefen werden mit Meßmikroskopen, Tiefentastern und Feinmeö- 
schraublehren auf 100stel Millimeter genau ausgeführt; der Kom- 
parator, der Werkstattdickenmesser und das ÖOptimeter liefern da- 
gegen noch das 1000stel Millimeter, das man im Gresichtsfeld des 
Optimeters z. B. abzählen kann, wie die Zinken an einem Kamn. 
Die genannten Apparate dienen vorwiegend der dauernden Nach- 
prüfung der Lehren, mit denen wiederum der Arbeiter jedes einzelne 
Stück einer Serie gleichartiger Teile, z. B. Spindeln, prüft. — Mii 
Kolorimetern wird in der Stahlindustrie der Kohlenstoffgehalt, der 
den Stahl vom Eisen unterscheidet, festgestellt, oder der Mangan- 
gehalt in Spezialstählen. Die Mälzereien prüfen die Färbekraäft 
ihrer Produkte in gleicher Weise. Der Farbenmesser setzt die 
Textilindustrie, die Lackfabriken und Papierfabriken in den Stand, 
dauernd gleichmäßig gefärbte Ware herzustellen oder anderer- 
seits das Ausbleichen neuer Farben zahlenmäßig zu verfolgen. 


_ Die Polarimeter zeigen in Zucker-, Malz-, Stärkelösungen dir 
Konzentration an, die z. B. durch Eindampfen zu-, dureh Vergä- 
rung abnimmt, und geben dem Leiter des Betriebes Tag und Nathi 
wertvolle Winke für die Betriebsführung, 

Das Spektroskop meldet minimale Spuren von Verunreinigun- 
gen, 2. B. einen Gehalt von t/o Blei in sonst reinem Kupfer, un- 
trüglich durch markante Spektrallinien; als Beleg für Streitfällr 
die photographischen Auf- 
nahmen der Spektren mit Hilfe moderner Spektrographen, die in 
der Film- und Plattenindustrie die Qualität neuer Emulsionen auf- 
sorgfältigste registrieren. Seltene Mineralien, Staub, verraten 
ihre Zusammensetzung dem kundigen Spektroskopiker. — Dice 
große Gruppe der Refraktometer dient eigentlich zur Messung de: 
Lichtbrechung von Gläsern, Ölen, Lösungen usf., aber diese theore- 


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tisch anmutende physikalische Zahl hat einen eminent praktischen 
Wert; sie gibt Aufschluß über die Reinheit oder Verfälschung von 
kohprodukten, z. B. Ölen, über den Konzentrationsgrad von Lösun- 
zen, über Wasserzusatz zur Milch, über die Stammwürze von 
Bieren, den Wassergehalt von Zuckersäften, Sirup, Kunsthonig, 
Marmelade. Eine verfeinerte Form der Refraktometer macht von 
der Erscheinung der Interferenz Gebrauch — Interferometer —, 
um mit einer 1000 mal höheren Genauigkeit die Reinheit von Gasen, 
etwa von elektrolytisch hergestelltem Wasserstoff, nachzuweisen, 


aler die Anreicherung der Betriebsluft an geruchlosen, aber ge- ` 


fährlichen Bestandteilen, oder die Annäherung der Luftzusammen- 
setzung, z. B. in Betriebsräumen mit Ätherdampf, an der Grenze 
Jer Explosionsgefahr, schließlich zur Vermeidung von Betriebs- 
störungen durch allmähliche Veränderungen des verarbeiteten Gas- 
zemisches oder durch Undichtigkeit von Leitungen. 


Die Ermittelung der Wärmeausdehnung von Glasschmelzen 
durch Interferenzmessungen schuf die Grundlagen für die deutsche 
Thermometerindustrie und die Herstellung des Geräteglases für 
Chemiker. Zu den allerfeinsten Längenmessungen im Maschinen- 
bau dient der Interferenzkomparator, mit dem man das "/ıooo Milli- 
meter mühelos noch in 20 Teile teilen kann. So verhilft ein Zweig 
ler Physik, die messende Optik, an ihrem Teile der gesamten Indu- 
strie zu einer wirksamen, unbestechlichen Betriebskontrolle, der 
Grundlage für die Erzeugung von Qualitätsware. 


Schröter, Berlin: Edelgas-Vakuumsiche- 
rungen. Die zum Schutz gegen Überspannungen hauptsächlich 
in Fernmeldeanlagen verwendeten Vakuumsicherungen (Luftleer- 
Blitzableiter) älterer Bauart ergeben infolge der Kombimation: 
verdünnter Stickstoff-Graphitelektroden, ein zu hohes Durchbruch- 


potential und leiten daher schädliche Ladungen unterhalb etwa. 


300 bis 400 V nicht ab, so daß die Linie nicht nur bei direkter Be- 
rührung mit Starkstromleitungen gebräuchlicher Spannung (100 
bis 250 V) ungesichert bleibt, sondern auch durch Influenz, Induk- 
tion oder atmosphärische Aufladung hervorgerufene Wander- 
wellen, deren Scheitelwert die Durchbruchspannung der Vakuum- 
röhre nicht: erreicht, Isolationsdurchschläge, Brände oder heftige 
Knallgeräusche im Fernhörer verursachen können. Vortragender 
hat das Minimum-Funkenpotential der Kombination Edelgas-Al- 
kalimetall besonders in seiner Abhängigkeit von der Oberflächen- 
reinheit des Kathodenmaterials, sowie von Elektrodenform und 
-zröße untersucht. Die Raumerfüllung des elektrischen Feldes 
zwischen den Elektroden beeinflußt das Minimum-Funkenpotential 
wesentlich in dem Sinne, daß cs um so tiefer herabgeht, je größer 
das von den Kraftlinien durchsetzte Volumen des Gases ist. Das 
Paschensche Gesetz über die Abhängigkeit des Zündpotentials von 
Druck und Elektrodenabstand erscheint als Grenzwert einer außer- 
dem noch den Querschnitt des elektrischen Feldes als dritte Ver- 
änderliche enthaltenden Funktion, der nur bei Gasen mit vorzug=- 
weise unelastischem Elektronenstoß auch bei kleinen Elektronen- 
geschwindigkeiten verwirklicht ist. Durch Beachtung der maß- 
£ebenden Faktoren gelang es, das Zündpotential auf weniger als 
% V herabzusetzen und sichere Lichtbogenbildung bei dieser Span- 
nung zu erhalten, so daß die gefährdeten Apparate von der Linie 
bei dauernder Einwirkung von Starkstromspannungen mittels 
Schmelzstreifen abgetrennt werden können bzw, die Röhren im 
Nebenschluß zum Fernhörer liegend, Spannungsunterschiede, 
welche Knallen hervorrufen können, infolge Bildung eines Kurz- 
sehlußlichtbogens nicht aufkommen lassen. Dadurch wird der er- 
strebte Schutz vollkommen erreicht. 


E. Schmidt, München: Untersuchungen über 
Fundamentschwingungen. Es wurde der Einfluß des Fun- 
damentes und die Wirkung dämpfender Unterlagen auf die Ent- 
stehung von Fundamentschwingungen untersucht und ein Meß- 
verfahren angegeben, mit dem sowohl das. Verhalten von Funda- 
menten als auch von dämpfenden Unterlagen untersucht werden 
kann. Für jeden Freiheitsgrad des Fundamentes erhält man eine 
charakteristische Funktion, die Fundamentfunktion, welche die 
Abhängigkeit der bei gegebener Kraftamplitude auftretenden Be- 
wegung in Abhängigkeit von der Frequenz nach Größe und Phase 
darstellt. Für dämpfende Unterlagen ergibt sich, daß die Form- 
änderung der Kraft in der Phase nacheilt, und zwar um so mehr, 
Je größer der in Wärme umgewandelte Teil der Formänderung ist. 


Schmaltz, Offenbach: Eine elektrische Methode 
zur Registrierung von Schwingungen an Ma- 
schinen. Die Probleme der sogenannten Störungsschwingun- 
gen an Maschinen haben wegen der zunehmenden Arbeitsgenauig- 
keit, die gefordert wurde, an Bedeutung zugenommen. Die For- 
derungen, die an einen Apparat zur Registrierung solcher Schwin- 
zungen gestellt werden, sind: große Übersetzung, gute Propor- 
tionalität, bequeme Beweglichkeit und Anbrinzbarkeit, so daß eine 
schwingende Maschine an verschiedenen Stellen schnell untersucht 
werden kann. Die vorliegende Methode versucht, diesen Bedingun- 
gen zu genügen durch einen Aufnahmeapparat- nach dem Mikro- 
phonprinzip. Um saubere Verhältnisse zu bekommen, wird als 
variabler Widerstand eine Flüssigkeitsschicht verwendet. Eine 
mit dem schwiugenden Körper verbundene Gummimembran, ändert 
bei ihrer Deformation die Dicke dieser Flüssigkeitsschicht und da- 
mit deren Widerstand. Mit Hilfe einer Brückenanordnung und 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


1283 


a  — — aa maem 


eines Saitengalvanometers werden diese schwingenden Änderungen 
des Widerstandes phpfographisch registriert. 

Die Empfindlichktit ist sehr erheblich. Es wurden einige mit 
der Methode gewonnefle Kurven vorgeführt. 


Rosenbaum,’ Berlin: Neuere Ergebnisse der 
Radio-Zugtelephonic. Das Telephonieren mit den Fahr- 
gästen, ein seit langen Jahren immer wieder auftauchendes Pro- 
blem, ist nun tatsächlich gelöst. In dem Vortrag wurden die neuen 
Methoden besprochen und besonders die Einrichtungen auf dem 
Zuge, die in einem Abteil III. Klasse eines gewöhnlichen D-Zug- 
Wagens untergebracht sind. Als Probe läuft in dem Mittags-D-Zug 
Berlin—Hamburg ein von der Firma Huth, Berlin, mit Zugtele- 
phonie ausgerüsteter Wagen, so daß es ohne weiteres möglich ist, 
von dem fahrenden Zuge aus mit jedem Teilnehmer in Berlin oder 
anderen Orten ebenso zu sprechen wie die Teilnehmer des Ortsnetzes 
Berlin untereinander, Die Erfolge stellen einen neuen Erfolg der 
Hochfrequenztechnik dar und sind eng verknüpft mit den übrigen 
Fortschritten der drahtlosen Telegraphie. Bevor die Zugtelephoni« 
der Öffentlichkeit zur Benutzung übergeben wird, finden mit Unter- 
stützung des Eisenbahn- und Postministeriums weitere Erprobun- 
gen statt. 


Pohle, Berlin: Drahtloser Wahlanruf. Man kann 
jetzt von einer drahtlosen Station, z. B. Leipzig, verschiedene Sta- 
tionen, z. B. Berlin, München, Stuttgart, Dresden u. a. m., die auf 
dieselbe Sendewelle von Leipzig abgestimmt sind, alle gleichzeitig 
zu bestimmter Zeit auf bestimmtes Zeichen rufen, d. h. auf allen 
Stationen ertönt ein Rufsignal (Anwendung für Seenot-Ruf, für 
dessen Lösung bekanntlich hohe internationale Prämien ausgesetzt 
sind, Rundfunkspruchverkehr usw.). Ferner kann man aber auch 
von den verschiedenen Stationen auf gleicher Welle zu bestimmter 
Zeit nach Wahl eine ganz bestimmte Station, z. B. Berlin, drahtlos 
rufen, d. h. das Rufsignal ertönt nur auf der gewünschten Station, 
auf allen anderen fällt für die Dauer der Wahl und des Gesprächs 
ein Besetztzeichen. Durch diese wichtige Erfindung wurde zum 
erstenmal ein Wahlanruf für drahtlose Telephonie gezeigt. Er ist 
genny so einfach zu bedienen wie der Selbstwähler für Drahttele- 
phonie. 


Esau, Berlin: Atmosphärische Störungen. Aus 
der großen Zahl atmosphärischer Einflüsse auf die Fortpflanzung 
elektrischer Wellen besprach der Vortragende neuere Versuchs- 
ergebnisse, die von der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie über 
Entfernungen von mehr als 20 000 km angestellt worden waren. Aus 
ihnen ergibt sich, daß die Größe der Absorption abhängig ist nicht 
nur von der Länge des durchlaufenen Raumes, sondern auch von 
Wellenlänge und der Einfallsrichtung der Wellen. Ferner wurde 
eine neue Methode mitgeteilt, die die Schwankungen des Nutzungs- 
winkels des elektrischen Vektors der Welle mit außerordentlich 
großer Genauigkeit zu messen gestattet. Mit ihr konnten zwei 
Klassen von Schwankungen festgestellt werden, von denen die eine 
einen regelmäßigen täglichen Gang zeigt, während die andere Ver- 
änderungen der Öberflächenbeschaffenheit der Erde (Regen, 
Schnee) ihre Entstehung verdankt. 

Auch in bezug auf die Entstehungsursache und die Richtfähig- 
keit atmosphärischer Störungen haben Beobachtungen in den Tro- 
pen wichtige Ergebnisse geliefert. Es ergaben sich im allgemeinen 
mehrere qualitativ verschiedene Arten, die zeitlich verschieden 


‘ laufen und auch in bezug auf Richtfähigkeit deutliche Unterschiede 


aufweisen, die zu ihrer Trennung benutzt werden. Zum Schlusse 
ging der Vortragende kurz auf die Mittel zu ihrer Beseitigung ein 
und zeigte an Lichtbildern die praktisch erzielten Erfolge der 
neuesten Zeit, die zu einer wesentlichen Verbesserung des Emp- 
fanges geführt haben. 


Loos, Berlin: Die Anwendung der Edelgas- 
röhrenim Telegraphen- und Fernsprechbetrieb. 
An Hand einer Reihe von Schaltungsbildern wurde gezeigt, wie 
Starkstromnetze mit 2X 220 bzw. 2X 110 V Gleichstrom mit Hilfe 
der Edelgasröhren unmittelbar an Schwachstromkreise mannig- 
facher Art angeschlossen werden können und wie letztere der neuen 
Stromquelle angepaßt werden müssen. In den Telegraphenleitun- 
gen werden dabei sowohl bei Arbeitsstrom- wie Ruhestrombetrieb 
«die bisher benutzten Kupferelemente überflüssig. Bemerkenswert 
ist dabei für die Ruhestromleitungen, daß eine alte Schaltung, die 
sogenannte Differenzschaltung, die sich in früheren Zeiten nicht 
hatte bewähren können, durch die neueren technischen Mittel zur 
Bewährung gebracht wurde. Besonderes Interesse verdient der 
Umstand, daß in Fernsprechanstalten mittleren Umfanges die Mi- 
krophone der Beamtinnen nicht mehr aus Trockenelementen ge- 
speist zu werden brauchen, und daß die Speisung aus dem Stark- 
stromnetz sich erheblich billiger stellt. Die Reichs-Telegraphen- 
verwaltung hat schon seit etwa einem Jahr mit der Einführung der 
Neuerungen begonnen. 


Leithäuser, Berlin: Zwei Neuerungen aus der 
Empfangstechnik. Der Vortragende zeigte eine neue Schal- 
tung des schwingenden Audions und seine praktische Verwendung. 
Mit der Schaltung lassen sich in bequemer Weise Dämpfungsreduk- 
tionen einstellen, durch welche hohe Empfindlichkeit und Selektivi- 
tät beim Empfang drahtloser Stationen erzielt wird. Er zeigte dies 
durch Aufnahme drahtloser Zeichen der Station Carnarvon (Wales), 


1284 


«lie ohne Störung mit hoher Lautstärke vorgeführt werden konnte. 
Ferner beschrieb und zeigte er einen neuen Endverstärker für 
Gleich- und Wechselstrom, welcher die Zeichen einwandfrei so weit 
„u verstärken gestattet, daß sie mit einem Morseschreiber geschrie- 
ben werden können. Die Empfindlichkeit des Apparates ist durch 
Benutzung einer hochfrequenten Hilfsschwingung erhöht worden, 
die Einfachheit der Handhabung dadurch, daß alle Spannungen zur 
Heizung und Anodenspeicherung der Verstärkerröhren aus einer 
elektrischen Zentrale entnommen werden, anstatt Batterien dazu 
zu benötigen. 


Geißler, Berlin: Quantitative Messung der Be- 
einflussung von Telephoniesendern, Der Vortra- 
gende definiert den sogenannten Beeinflussungsfaktor: 

nee RE i—i 
b= ı a _ IR bzw. 1-4 
to to 2% 


wobei i, die Amplitude des Antennenstromes im unbesprochenen 
Zustand, i, und iz die Maximal- bzw. Minimalamplitude bei Beein- 
flussung bedeutet. Diese Definition bezieht sich nur auf Sender 
mit symmetrischer Beeinflussung, d. h. auf Sender, bei denen die 
Differenzen i —i, und »w— iz einander gleich sind. Der Vortra- 
gende teilt ferner Methoden mit, um den Beeinflussungsgrad auf 
einfache Weise zu bestimmen. 


Schwarz, Berlin: Erfahrungen der Praxis mit 
Drahtwellen-TelephoniestationenanHochspan- 
nungsleitungen. Zur drahtlos-telephonischen Verständigung 
zwischen zwei Orten braucht man im Vergleich zur rein telegra- 
phischen Verbindung verhältnismäßig große und teure Einrichtun- 
gen. Dieser Nachteil verschwindet, sobald eine Drahtleitung, etwa 
eine Hochspannungsleitung, zwischen zwei Elektrizitätswerken 
vorhanden ist. Denn die elektromagnetischen Wellen folgen mit 
Vorliebe solchen Leitungen. Elektrizitätswerke haben daher in 
den Drahtwellenstationen ein bequemes Betriebstelephon, das alle 
die Nachteile vermeidet, denen lange Telephonleitungen durch 
Wind und Wetter, durch die Hochspannung oder gar durch Zer- 
störung der Leitung ausgesetzt sind. Die H u t h - Gesellschaft für 
Funkentelegraphie, Berlin, hat in der Schweiz bei zwei Elektrizi- 
tätsgesellschaften je eine solche Drahtwellen-Telephonanlage ein- 
gerichtet. Jede Anlage umfaßt drei Stationen. Ihre Bedienung er- 
fordert durchaus keine Fachkenntnisse, sondern jedermann kann 
genau so wie mit dem gewöhnlichen Telephon anrufen und sprechen. 
Bei einer der Anlagen sind sogar zwei Stationen an das Telephon- 
amt des betreffenden Ortes angeschlossen. Von einer beliebigen 
Sprechstelle aus kann man daher die Drahtwellenstation anrufen 
und sich dort eine „Drahtwellenverbindung” geben lassen. Der 
Telephonverkehr mit den anderen Drahtwellenstationen vollzieht 
sich also teils über Drahé, teils über „drahtlose“ Strecke, ohne daß 
der Sprechende einen Unterschied gegenüber einer reinen Draht- 
verbindung merkt. Wenn der von einer drahtlosen Station aus- 
gehende Ruf von mehreren Gegenstationen nur auf einer ein- 
zigen gehört werden soll, so bedient man sich des bekannten 
Mittels, elektromagnetische Wellen verschiedener Länge zu be- 
nutzen und jede Empfangsstation auf eine andere Wellenlänge 
„abzustimmen“. Obwohl bei einer der in Rede stehenden Anlagen 
nur eine Wellenlänge für alle drei Stationen benutzt ist, sind die 
Einrichtungen für den Anruf so getroffen, daß der ausgehende Ruf 
nur auf der gewollten Gegenstation, nicht auch auf der dritten 
Station das Rufsignal auslöst. Diese Einrichtung nennt man 
„Wahlanruf“. Störungen auf der Leitung oder ihre Beseitigung 
erfordern oft ihre Unterbrechung und Erdung. Eine Erdung auf 
freier Strecke schadet dem Drahtwellenverkchr nichts, und solange 
nicht alle Drähte einer Leitung, die meist aus mehreren Drähten 
besteht, unterbrochen sind, bleibt er ebenfalls noch im Gange. Aber 
auch bei gänzlicher Unterbrechung gibt es Mittel zur Überbrückung 
der Trennstelle für drei Drahtwellen. Die Anlagen in der Schweiz 
stehen zurzeit in vorläufigem bzw, Probebetrieb. Ihre Erweiterung 
und Ergänzung ist bereits beschlossen. 


N.v. Korshenewsky, Berlin: Parallel- und Hinter- 
einanderschaltung von Zwischenkreisen. Im Vor- 
trage wurde der Resonanzeffekt des Differenzstromes zweier wenig 
gegeneinander verstimmier unabhängiger Kreise behandelt. Es 
wurde gezeigt, daß, wenn die Konstanten der beiden Kreise ent- 
sprechend gewählt werden, die Resonanzkurve des Differenzstromes 
gleich der Resonanzkurve des Stromes im Sekundärkreise zweier 
gleicher miteinander gekoppelter Schwingungskreise wird. Die 
zwei getrennten, auf einen gemeinsamen Indikatorkreis wirkenden 
gegeneinander verstimmten Kreise bezeichnet der Vortragende als 
„VParallelschaltung“, die miteinander gekoppelten gleichen Kreise als 
„Hintereinanderschaltung”. Es besteht ein interessanter Zusammen- 
hang zwischen Koppelung einerseits und Verstimmung anderer- 
seits. Wird die Verstimmung bei Parallelschaltung gleich 
dem doppelten Koppelungskoeffizienten bei Hintereinanderschal- 
tung gemacht, so werden die beiden Schaltungen für erzwungene 
Schwingungen äquivalent; dabei muß für induktive Koppelung die 
Verstimmung durch die Induktivitäten, bei kapazitiver Koppelung 
durch die Kapazitäten und im Falle von Widerstandskoppelung 
durch verschiedene Widerstände hervorgerufen sein. Für die 
Eigenfrequenzen ergibt es sich, daß die Eigenfrequenzen der par- 

& 


s 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 42. 


19. Oktober 1922. 


allel geschalteten Kreise den Koppelfrequenzen der „Hinterein- 
anderschaltung” entsprechen. 


C. Drucker, Leipzig: Untersuchungen an Ta- 
schenbatterien. Es wurde die Vermutung geprüft, daß dem 
Graphit im Leclanch&elemente außer der Aufgabe der Stromleitun< 
auch die der Bindung von Wasserstoff zukomme. Die Messung der 
Adsorption ergab eine Bestätigung dahin, daß sowohl hohe Leit- 
fähigkeit wie starkes Adsorptionsvermögen für die Leistungsfähi x- 
keit von Vorteil sind. Die verbessernde Wirkung von Rußzusätzen 
zu gut leitenden aber schlecht adsorbierenden Graphiten erhält da- 
durch eine Erklärung. Ferner konnte aus der Leitfähigkeit-- 
abhängigkeit vom Druck ein Kriterium für die Plastizität gew or- 
nen werden. 


Bahr, Berlin: Eine neue Wolframboxenlampe., 
Eine nach Glühlampenart gebaute Bogenlampe mit Wolframelek- 
troden, welche von den Osramwerken bzw. der Studiengesellschaft 
für elektrische Beleuchtung, Berlin O 17, ausgearbeitet und in den 
Handel gebracht worden ist, wurde erläutert und demonstriert. L’i-- 
Lampe ist eine Speziallampe für Projektion und verschiede: « 
wissenschaftliche Zwecke. Für Mikroskopbeleuchtung ist sie b°-- 
sonders geeignet, da sie der idealen punktförmigen Lichtquelle arn 
nächsten kommt und die Vorzüge der Glühlampe mit denen der 
Bogenlampe in sich vereinigt. 


Küpfmüller, Berlin: Die Ausbreitung elektri- 
scherStrömeinKabelnmitunvollkommenemDi «e- 
lektrikum. Durch die Wirkung der Energieumsetzung findet in 
langen Kabeln bekanntlich eine Verzerrung der elektrischen Ströme 
in der Weise statt, daß Ströme hoher Schwingungszahlen stärker 
gedämpft werden als solche niederer Frequenz. Daher kommt e=, 
daß ein Stromstoß, also etwa ein Telegraphierzeichen, beim Fort- 
schreiten über das Kabel allmählich abgeflacht wird. Zuerst ist 
diese Erscheinung näher von W. Themson untersucht worden. 
Thomson berechnete die Stromkurve am Ende eines langen Kabels 
unter Vernachlässigung der Wirkung von Leitungsinduktivität 
und Ableitung. Die neueren Untersuchungen von O. Heaviside, 
H.Poincar&,K.W.Wagner, welche die Induktivität und A b- 
leitung berücksichtigen, haben gezeigt, daß diese Vernachlässigung 
bei Kabeln größerer Länge statthaft ist. Bei kürzeren Leitungen 
dagegen spielen Induktivität und Ableitung eine erhebliche Rolle. 
Für ein Kabel, welches ein vollkommenes Dielektrium besitzt, d. h. 
ein solches, welches keine Leitfähigkeit aufweist, läßt sich die Be- 
rechnung verhältnismäßig einfach und streng durchführen, Indessen 
werden die Betrachtungen schon außerordentlich verwickelt, wenn 
man nur die normale Leitfähigkeit, also diejenige, welche unab- 
hängig von Frequenz und Amplitude des Vorganges ist, berücksich- 
tigt. Diese Betrachtungen sind von K. W. Wagner durchgeführ! 
worden. Sie zeigen, daß die Leitfähigkeit zwar zu einer Vermin- 
derung der Stromamplitude beim Fortschreiten über das Kabel bei- 
trägt, daß sie jedoch auf die Form des ankommenden Zeichens 
günstig wirkt. Bei einer gewissen Größe der Leitfähigkeit de: 
Isoliermittels wird die Leitung sogar eine „verzerrungsfreie“, die 
Dämpfung ist dann für alle Frequenzen die gleiche, so daß einr 
rechteckige Telegraphierzeichenkurve als solche am Ende der Lei- 
tung eintrifft. Es ist nun bekannt, daß die Inhomogenität der Iso- 
liermittel eine anormale Leitfähigkeit mit sich bringt, die beson- 
ders von der Frequenz abhängig ist, u. zw. wachsen die dielek- 
trischen Verluste angenähert proportional mit der Frequenz des 
Vorganges; sie betragen im allgemeinen ein Vielfaches der durch 
normale Leitfähigkeit verursachten Verluste. Es ist daher zu er- 
warten, daß dieser Teil der Ableitung die Stromkurve wesentlich 
verändern wird. Der analytischen Lösung des technisch wichtigen 
Problems, welches auftritt, wenn es sich etwa darum handelt, die 
Leistungsfähigkeit einer zu bauenden Kabelanlage im voraus zu 
ermitteln, stellen sich jedoch große Schwierigkeiten entgegen. 
Vortragender gab ein graphisches Verfahren an, mit welchem 
man in großer Allgemeinheit die Berechnung unter der An- 
nahme, daß die dielektrischen Verluste in dem in Betracht kom- 
menden Frequenzbereich proportional der Schwingungszahl sind, 
durchführen kann. Es ergibt sich, daß die dielektrischen Verluste 
in allen Fällen zu einer Verflachung des Stromverlaufes beitragen, 
daher für die Telegraphie ungünstig wirken. Dieser Umstand kann 
von wichtiger Bedeutung werden, wenn es im Laufe der Zeit ze- 
lingen wird, die Induktivität der Seekabel künstlich soweit zu er- 
höhen, daß man eine wesentliche Erhöhung der Telegraphiergr- 
schwindigkeit erwarten kann. 


Boltzmann, Wien: Über die Abhängigkeit der 
LiehtstärkederHefnerlampevom Luftdruck. An 
läßlich der Einführung der Ilefnerkerze als Lichteinheit untersuchte 
E. Liebenthal den Einfluß des Barometerstandes, des Feuch- 
tigkeitsgehaltes, und des Kohlensäuregehaltes der Luft auf die 
Lichtstärke der Hefnerlampe bei natürlich sich ändernden atmo- 
sphärischen Verhältnissen. Diese Untersuchung wiederholten W. 
J. A. Butterfield, J.S. Haldane und A. P. Trotter unter Verwendung 
einer pneumatischen Kammer. Sie erhielten insbesondere für den 
Einfluß des Luftdruckes ein anderes Resultat als Liebenthal. Lie 
benthal fand pro Millimeter Abnahme des Barometerstandes 0,00011 
FK, während Butterfield und seine Mitarbeiter 0,0004 HK fanden. 
Dr. A. Boltzmann und Dr. A. Basch untersuchten im Auftrage der 


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Österreichischen Normal-Eichungs-Kommission die Abhängigkeit 
‚er Helligkeit der Hefnerlampe vom Drucke in Höhen von 165 bis 
3100 m. Sie fanden eine sichere Bestätigung der Ergebnisse von 
Butterfield. Zur Reduzierung der Beobachtungen wurden bereits 
vorhandene und aus den eigenen Beobachtungen neu berechnete 
Einflußkoeffizienten der Feuchtigkeit und des Kohlensäuregehaltes 
verwendet. Die so erhaltenen Werte des Druckkoeffizienten stim- 
men auf 4 Dezimalstellen miteinander überein. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


1285 


Skaupy, Berlin: „Der durec hsichtige Selektiv- 
strahlerals Leuchtkörper”. Es wurde die Lichtstrahlung 
durchsichtiger, auf hohe Temperaturen erhitzter Körper behandelt, 
insbesondere solcher, welche im sichtbaren Teil des Spektrums von 
Natur aus oder absichtlich gefärbt sind, ferner die Aussichten ihrer 
Anwendung in der elektrischen Beleuchtungstechnik und die denk- 
baren Ausführungslormen von Lampen, die auf diesem Prinzip be- 


ruhen. (Schluß folgt.) 


Die Untersuchung gepreßter Isolierteile mittels Druckstempels. 
(Mitteilung ans der Materialprüfstelle der Dr. Paul Meyer A.-G.) 


Von Dr. ing. Georg J. Meyer, Berlin. 


Übersicht. Es handeltsich um die Untersuchung gepreßter Iso- 
liermaterinlien in der Form, wie sie zur Verarbeitung gelangen (keine 
Probestäbe). Die Prüfung, die sich hauptsächlich auf mechanische Festig- 
keit und Wärmebeständigkeit erstreckt, wird mittels Druckstempels und 
zwar Flachstempels vorgenommen. 

Es wird der Weg angegeben, der zu dieser seit Jahren 
Fluchsteinpelmethode führte und an Hand von Kurven und Tabellen 
Ergebnisse der Methode erläutert, wobei die Grenze, die die branch- 
baren von den unbrauchbaren gepreßten Isoliermaterialien scheidet, un- 
mittelbar aus der Praxis gewonnen wurde. 

Sodann werden Beobachtungen erwähnt, die zum Teil zu besonderen 
Ausführungsvorschriften für die Drucksteinpelprüfung führten und aus 
denen Rückschlüsse auf Fabrikntionsfehler zu machen sind. 


bewährten 


Das Nachlassen der Güte Jer Isolierpreßteile and die dadurch 
hervorgerufenen Übelstände bei dem Gebrauch der damit ausge- 
rüsteten Apparate und Meßgeräte während der Kriegszeit und zu 
Beginn des „Friedens“ zwangen die Dr. Paul Meyer A. G., eine Un- 
tersuchungsmethode zu entwickeln, welche die Abnahme der ange- 
lieferten Stücke in kurzer Zeit und mit geringem Aufwand an Um- 
ständen und Kosten ermöglicht. Es handelte sich dabei im wesent- 
lichen um die mechanische Festigkeit und die Wärmebeständigkeit. 

Diese beiden Eigenschaften wurden nicht nach dem Vorbilde 
der Arbeiten des VDE getrennt behandelt, sondern es wurde die 
eigentlich selbstverständliche Forderung aufgestellt, daß der Appa- 
rat und die in ihm enthaltenen Isolierteile bei allen im Betriebe 
normaler Weise vorauszusehenden Temperaturen den vorkommen- 
den normalen Beanspruchungen gewachsen sein müssen. Unter 
Wärmebeständigkeit bis 100° C ist demnach zu verstehen, daß das 
Preßstück in dem ganzen Bereich von der üblichen Raumtemperatur, 
also 15 bis 20? C, bis 100° C, die den genannten Anforderungen ent- 
sprechende Festigkeit besitzen muß. Da letztere nach Konstruktion 
und Verwendungszweck verschieden sein wird, so ergibt sich eine 
erhebliche Verschiedenheit des Verlangten, die weitgehende An- 
passunz an die Praxis bedingt also eine Abkehr von dem theoreti- 
schen Ideal scharf herausgearbeiteter Einheitlichkeit. 

Aber nur auf diesem Wege ließ sich das Bedürfnis befriedigen, 
alles zu verwenden, was gerade noch genügte, und doch auszuson- 
dern, was Schwierigkeiten hervorrufen mußte. Bei der zeitweilig 
sehr empfindlichen Knappheit an Ware und der Notwendigkeit, die 
Preise niedrig zu halten, um die scharfe Konkurrenz zu bekämpfen, 
mußte dieser Gesichtspunkt in erster Reihe stehen. 

Zum Vergleich mit den Ergebnissen der „abgekürzten Prüfvor- 
schriften“ des VDE sei hervorgehoben, daß die Wärmebeständigkeit 
nach der hier gegebenen Umschreibung selbst bei nicht allzu hoch 
beanspruchten Teilen viel niedrigere Ziffern aufwies, als nach der 
Verbandsprüfung. Manches Material, welches vom Lieferer als be- 
ständig bis 150° bezeichnet wurde, konnte nur zur Verwendung bis 
o) oder 80% freigegeben werden. Trotzdem erschien es richtiger, die 
scharfen Bedingungen zugrunde zu legen, denn die Temperatur, bei 
welcher ein Stück unter geringer Beanspruchung oder gar unter dem 
Einfluß seines Eigengewichtes zu fließen beginnt, sagt dem Ver- 
braucher gar nichts. 

‚Die „abgekürzten Prüfvorschriften” erwiesen sich für die ze- 
stellte Aufgabe als ungeeignet, weil die angelieferten Stücke mehr 
oder weniger komplizierte Formen besaßen und sich daher nicht ver- 
wenden ließen. Auch war es nur selten möglich, Normalstäbe, selbst 
kleinerer Abmessungen, herauszuarbeiten, dabei hätten die Teile gc- 
opfert werden müssen und die herausgeschnittenen Stücke besaßen 
ganz andere Eigenschaften, welche sogar an derselben Platte noch 
verschieden waren, je nachdem die Probe an einer oder der anderen 
Stelle entnommen war, 

Es mußte also eine ganz neue Methode ausgearbeitet werden, 
für welche folgende Gesichtspunkte maßgebend waren: die Unter- 
suchung mußte schnell und mit geringem Aufwand an Kosten und 
Arbeit an beliebig geformten Preßteilen vorgenommen werden kön- 
nen, möglichst ohne das Versuchsstück zu beschädigen und der Fa- 
brikation dauernd zu entziehen. Das Ergebnis mußte zahlenmäßig 
faßbar und beliebig wiederholbar sein, damit der Lieferer sich ge- 
zebenenfalls auf dieselbe Prüfung einrichten konnte. Es handelte 
sich nnr um die Abnahme einer gegebenen Form, die Zweekmäßig- 
keit der Konstruktion mußte vorher festgestellt sein, sie schied aber 


hier vollständig aus. Ein Matcrial, welches in der festgelegten Ge- 
stalt den Anforderungen der Praxis nicht genügte, mußte ausge- 
schieden werden, auch wenn es an Sich nicht schlecht war und viel- 
leicht bei einer Abänderung, etwa einer Verstärkung, ausreichen! 
gewesen wäre. Die Prüfung wurde also bewußt nur auf das fertig 
sepreßte Stück zugeschnitten und sollte zunächst nur für den Ver- 
kehr zwischen dem Preßwerk und der abnehmenden Firma dienen. 

Zug-, Biege-, Scher- und Schlagbiegeproben schieden wegen der 
Unregelmäßirkeit der Teile und der Notwendigkeit, unter Opferunz 
einzelner Stücke Normalformen herauszuarbeiten, aus. Es wurden 
auch derartige Versuche angestellt, aber bald zu Gunsten der Druck- 
probe aufgegeben. Das Skleroskop ergab ganz unregelmäßige Werte, 
desgleichen die Kugeldruckprüfung, bei welcher auch infolge der 
großen Eindrucktiefe und der dabei entstehenden seitlichen Kraft- 
komponenten die Stücke allzu leicht sprangen. 

So kam man auf eine Flachstempelmethode, die sich nun im 
Verlaufe von mehr als 3 Jahren im Betriebe der Dr. Paul Meyer A.G. 
vorzüglich bewährte. Jeder Versuch ist durch 3 Größen gekenn- 
zeichnet: Beanspruchung, Temperatur, Deformation. Es wurden die 
ersten beiden Größen als unabhängige Veränderliche nach Über- 
legung bestimmt und die dritte als abhängige gemessen, sie ergab 
den Maßstab zur Beurteilung der Brauchbarkeit. 

Grundlegend für die Arbeiten war eine Beobachtung an Hebel- 
schalterbrücken, welche im Jahre 1918 und später, bis zur Auswir- 
kung der neuen Prüfvorschrift, viele Unannehmlichkeiten bereitete. 
Die Schrauben, welche die Brücke am Schalterrücken befestigten, 
wurden bei der Montage so fest angezogen, als es die betreffenden 
Arbeiter vermochten, trotzdem waren sie nach einiger Zeit, selbst 
wenn sie sich nur unbenutzt 
auf Lager befunden hatten, 
lose, die Brücken wackelten 
und bei scharfer Betätigung 
traten Brüche der Brücken 
und der Schrauben ein. Augen- 
scheinlich war die Beanspru- 
chung zu hoch, das Material 
floß allmählich unter dem 
Druck fort. Natürlich war die 
Deformation im Betriebe, bei 
wechselnden Temperaturen 
und zusätzlichen Kräften, noch 
erheblich größer. 

In Abb. 1 ist links ein Schnitt durch eine solche Befestigungs- 
stelle, wie sie nicht nur an Brücken, sondern auch an fast allen Preß- 
teilen vorkommt, und rechts die vereinfachte Prüfanordnung dar- 
gestellt. Zur Berechnung der Kraft P (rechts) diente die folgende 
Überlegung: 

Der Schraubenkopf (Abb. 1 links) drückt mittels der Unterlar- 
scheibe auf eine ringförmige Fläche, u. zw. mit einer Kraft, die 
kleiner sein muß als die Zerreißfestigkeit des Schraubenschaftes im 
Kernquerschnitt. Rechnet man mit mäßig gutem Schweißeisen und 
einer Bruchgrenze von 5000 kg/em?, so ergeben sich für die normalen 
Befestigungen der Dr. Paul Meyer A. G. spezifische Beanspruchun- 
gen in der Ringfläche von etwa 650 bis 1300 kg/cm”. Als mittlerer 
runder Wert wurde daher für die überwiegende Mehrzahl der Ver- 
suche 1000 at zugrunde gelegt. Nur bei Grundplatten für Streifen- 
sicherungen, wo ziemlich hohe Temperaturen in Frage kamen, aber 
schließlich eine geringfügige Lockerung unschädlich war, ließ sich 
diese Beanspruchung nicht durchführen, weil bei gutem Material 
bereits Brüche auftraten; man beschränkte sich hier auf 750 at. 

Eine Erhöhung der Drücke, etwa auf 1500 at, wäre bei beson- 
ders guten Stoffen, insbesondere bei Schalterbrücken, möglich ge- 
wesen, man verzichtete aber darauf, um die Einheitlichkeit zu 
wahren und um die Prüfung nicht unnötig zu verschärfen, was die 
Zurückweisung noch brauchbarer Teile zur Folge gehabt hätte. 

Als nn nach unten wurde die normale Raum- 
temperatur, also 15 bis 200 C eingesetzt, also Frostversuche ausge- 
schieden, nach oben der betriebsmälig zulässige Höchstwert mit 
einem kleinen Sicherheitsaufschlag, d. h.: 
für Schalter, Klemmenstücke usw. für 

stärken A 
für Sockel von Streifeusicherungen . 


Schema 
einer Befestigung. 


Ersatz durch 
Druckstempel. 


Alb: 1. 


höhere Strom- 


100° C 
120° C 


1286 


— 


für Klemmen zur Leitung kleiner Ströme (5 A und dar- 
unter), Zählerklemmen, Preßstücke in Dreheisenmeß- 


geräten. . i e xo s a s a e a ee a . 8°C 
für thermisch fast gar nicht beanspruchte Isolationen, 
Zz. B. Zählertafeln, Preßstücke in Drehspulinstrumenten 60° C 


In einem Notfalle, da eine Lieferung sehr eilig und besseres Material 
nicht zu erhalten war, sind Zählertafeln verwendet worden, bei 
denen 60° nicht erreichbar waren und die Prüftemperatur auf 40° C 
herabgesetzt werden mußte. Als einige dieser Stücke im Lager des 
Abnehmers längere Zeit in der Sonne lagen, bogen sie sich dermaßen 
durch, daß sie Schlächtermulden ähnlicher waren, als ebenen Platten. 
Man ersieht daraus, daß 60° C bei unserer Definition wohl die zu- 
lässige Grenze der Prüftemperatur sein dürften. Im übrigen ist es 
nur dann erforderlich, soweit herunterzugehen, wenn man Warm- 
preßmaterialien (Teerpechprodukte) verwenden will oder muß. 


. 


w 


Abb. 2. Prüfstand für Druckstempelversuche. 


In Abb. 2 ist der Prüfstand der Dr. Paul Meyer A. G. dar- 
gestellt. Man sieht zwei kleine hydraulische Pressen mit Mano- 
metern und Meßdosen für die Eindrucktiefe -(die von der Firma 
Schopper gelieferten Quecksilber-Ableserohre mußten abgenommen 
werden, da die Masse herausspritzt, wenn der Prüfling schnell zu 
Bruch geht), dahinter eine Handpumpe zur Erzielung des Preß- 
druckes. Rechts und links oberhalb befinden sich elektrisch ge- 
heizte Wärmeschränke, die Schalttafel dient zur selbs#ttätigen Re- 
gelung der Stromzufuhr. 

Soll eine Untersuchung bei höherer als Raumtemperatur vorge- 
nommen werden, so wird das Stück langsam erwärmt, bıs es auch 
im Innern gleichmäßig die Prüftemperatur besitzt, dann schnell 
in die Presse gebracht und belastet. Bei geübtem Personal (an- 
gelernte Mädchen) ist die Messung in wenigen Sekunden erledigt, 
so daß eine störende Abkühlung bei der großen Wärmekapazität 
und geringen Wärmeleitfähigkeit der Isolierstoffe nicht eintritt. 


Wenn ein Prüfling bei verschiedenen Temperaturen unter- 
sucht wird, so werden die Versuche mit stufenweise ansteigender 
Erwärmung ausgeführt, damit nicht durch vorherige Einwirkung 
höherer Temperatur die Eigenschaften andere werden. Diese Regel 
ist unbedingt zu beobachten, da häufig Stücke vorkommen, welche 
bei der Fabrikation nicht hinreichend durchgebacken sind und des- 
halb im Ofen fester werden. 


Jeder Druckversuch wird an einer anderen Stelle vorge- 
nommen, deshalb soll die hierfür beanspruchte Fläche nicht zu 
groß sein. Der verwendete Stempel ist rund und hat einen Durch- 
messer von 9,5 mm. Bei Platten und ähnlichen rechtwinklig von 
der Druckfläche abweichenden Körpern soll die Entfernung vom 
Stempelrand zum Plattenrand zur Vermeidung vorzeitigen Reißens 
bei Kaltpreßmaterial nicht kleiner als 5 mm, bei Warmpreßmaterial 
nicht kleiner als 10 mm sein. Man achte ferner darauf, daß der 
Prüfling nicht hohl liegt, dadurch würden zusätzliche Biegungs- 
beanspruchungen auftreten, welche den Bruch bei geringer Last 
hervorrufen. 

Im allgemeinen werden Messungen mit Druckstufen von 250, 
500, 750 und 1000 at und Temperaturstufen von 15 bis 20°, 40, 70, 
100° C (unter Umständen nur 80, bzw. auch 120°) vorgenommen. 
Häufig genügt auch die Messung mit Raumtemperatur, insbesondere 
bei den laufenden Fabrikationsprüfungen. ’ 


In Abb. 3 ist ein solcher Versuch an einer Schalterbrücke dar- 
gestellt, in ausgezogenen Linien sind die Eindrucktiefen bei stei- 
gender Belastung bis 1000 at und Temperaturen von 23, 40, 70 und 
100° C dargestellt, in gestrichelten Linien diejenigen bei Ent- 
lastung mit 70 und 100° C 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


19. Oktober 1922. 


Für die Verwendung wichtiger sind Darstellungen der Ein- 
drucktiefe als Funktion der Temperatur bei der höchsten Belastung, 
also im allgemeinen bei 1000 at. Abb. 4 zeigt solche Linienzüge für 
11 verschiedene Schalterbrücken. Eine dick ausgezogene schräge 
Gerade, welche bei 20° C 0,1 mm und bei 100° C 0,16 mm Tiefe an- 
gibt, stellt die zulässige Grenze dar. Nur die Materialien sind 
Praachar und werden abgenommen, deren Werte unter dieser Linie 

eiben. 

Zur Ermittlung dieser Scheide zwischen Gut und Böse sind eine 
große Anzahl praktischer Schaltversuche parallel mit den Stempel- 
druckproben vorgenommen worden. Der betreffende Apparat 
wurde an eine feste Wand geschraubt und mindestens 3000 Mal von 
Hand kräftig betätigt. Eine mechänische Steuerung, z. B. durch 
den Stössel einer Stoß- oder Shapingmaschine oder mittels Kurbel- 
getriebe von einer Drehbank, erwies sich als nicht hinreichend 
scharf, da Stücke, welche diese Prüfung an- 
standslos 20 ULO mal und öfter aushielten, bei der 
Schaltung von Hand oft schnell versagten. Bei 
letzterem Versuch dagegen traten Brüche meist 
schon bei geringer Zahl der Spiele auf, eine 
Brücke, welche 1000 Schaltungen oder mehr aus- 
gehalten hatte, war bei weiteren Wiederholungen 


7000 


VIA 
Va 


Z 


006 008 
— nm Eindruck 


Abb. 3. Eindruckkurven einer Schalterbrücke. 


kaum zu zertrümmern, wohl aber machte sich dann eine Abnutzung 
durch Eindrücken der Metallteile und Lockerwerden der Schrauben 
bemerkbar. Jedenfalls dürfte nach der Übereinstimmung mit den 
EL EUDEEN aus dem Betriebe diese praktische Erprobung aus- 
reichen. 

So wurden die untersuchten Stücke in gute, gerade noch brauch- 
bare und ungenügende unterteilt und danach in der graphischen 
Darstellung (Abb. 4) die Grenzlinie gezogen. Sie macht auf wissen- 
schaftliche Genauigkeit keinen Anspruch, erfüllt aber die An- 
sprürhbe, welche an eine Faustregel zu stellen sind. 


01 


— p/m Eindruck bei 1000 Atim 
RS 
Uo 


0 


Abb. 4 Eindruckkurven an 11 Schalterbrücken. 


Natürlich darf eıne solche nicht versteinern, sondern muß 
laufend nachgeprüft werden. Im engeren Sinne ist eine solche 
Grenzlinie nur für ein bestimmtes Material gültig, und man könnte 
annehmen, daß für etwas abweichende Stoffe andere Vorschriften 
zu machen wären, daß man z. B. für ein elastischeres, aber festes 
Fabrikat höhere Eindrucktiefen zulassen sollte. Es hat sich aber 
in einer Erfahrung von mehr als 3 Jahren gezeigt, daß für bestimmte 
Verwendungszwecke, z. B. für Schalterbrücken, immer nur gewisse 


19. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 42. 


1287 


Materialien, hier Bakelitprodukte, anwendbar sind, bei denen die 


Eigenschaften sich nicht sehr stark unterscheiden, so daß die ein- 


beitliche Grenzlinie beibehalten werden konnte. 


Durch ein verständnisvolles Zusammenarbeiten zwischen Her- 
steller und Abnehmer auf Grund dieser Methode, welche anfangs 
recht scharf erschien, haben sich die Stoffe im Lauf der Zeit sogar 
merklich verbessert, so daß, abgesehen von fehlerhaften Lieferun- 
gen, die Grenzwerte heute bei weitem nicht erreicht werden, und 
es zu überlegen ist, ob man sie nicht herabsetzen soll. Man könnte 
heute z. B. bei unseren Brücken mit der zulässigen Eindrucktiefe 
bei 20°C und 1000 at von 0,1 auf 0,075 mm heruntergehen. 


In ähnlicher Weise sind auch andere Preßteile durchgearbeitet 
worden, auch hier mit gutem Erfolge für die Technik der Isolier- 
materialien. Die hohen Anforderungen der Schaltertraversen 
führten zur Herstellung eines hochwertigen Stoffes, der für Grund- 
platten eigentlich nicht erforderlich war, heute aber auch dafür ver- 
wendet wird, so daß auch hier verschärfte Ansprüche gestellt wer- 
den dürften. 

In Zahlentafel 1 sind einige solcher Grenzwerte zusammen- 
gestellt, die Eindrucktiefen sind die bisher benutzten Maße, in 
Klammern sind die heute zulässigen Herabsetzungen angegeben. 
Die Zahlen gelten für Kaltpreßmaterial (Bakelitprodukte). 


Zahlentafell. 


f Temperatur- : Lt 
Bezeichnung Druck in at grenzen Eindrucktiefen 
in © in u 

K 1000 20 100 (75) 
Schalterbrücken 1000 100 150 (150) 
Schaltergrundplatten . 1000 20 250 (100) 

: Zählerklemmen . 1000 100 500 (200) 
Sicherungssockel 2 = en 


Bei den zahlreichen Versuchen wurden einige wichtige Beob- 


echtungen gemacht, welche z. T. zu besonderen Ausführungsvor- 


schriften für die Druckstempelprüfung führten, und daher zunächst 
beschrieben werden sollen. 


Ein Einfluß der Plattengröße und Plattendicke bei gleichem 


; Material und gleicher Fabrikation ist nicht feststellbar gewesen. 


` spruchung, es ist daher oft ratsam, statt starker Platten dünnere 


Dagegen spielt die Preßhaut eine große Rolle. Infolge ihrer Härte 
und Festigkeit übernimmt sie einen erheblichen Teil der Bean- 


mit Versteifung durch Rippen zu verwenden. Die Haut ist auch 


‚ wesentlich elastischer als die innere Masse, daher ist nicht nur die 
 Eindrucktiefe unter Belastung kleiner, sondern auch ganz besonders 


der bleibende Eindruck nach derselben. Die Zahlentafel 2 zeigt für 
verschiedene Platten die Eindrucktiefen in x bei 1000 at und 18° C, 
einmal unter Druck, das andere Mal nach Entlastung, u. zw. für 
Stellen mit Preßhaut und für abgeschliffene Teile. 


Zahlentafel 2. 


Versuchs: Mit Preßhaut Abgeschliffen d, E, 
N Maximal Dauernd! ð, |Maximal|Dauernd] d: d; t3 
= d, | ê: Er d; | ès | % in %% | in % 
l 80 | 13 | 6 
2 200 42 ; 4 
3 102 | 10 | 102 
4 15 | 64 82 


Mittel . | | 


Daraus ergibt sich, daß man auf die Unversehrtheit der Haut großen 
Wert zu legen hat und das Abschleifen auf eine kleine Arbeitsfläche 
beschränken soll. Wird viel nachgearbeitet, so ist dies meist ein 
Zeichen, daß in der Fabrikation etwas nicht in Ordnung ist. 


Einzelne abgeschliffene Stellen lassen oft auf Blasenbildung im 
Innern schließen, man findet beim Durchbrechen Hohlräume, welche 
die Festigkeit sehr ungünstig beeinflussen und durch Luftein- 
schlüsse oder Zersetzung (Wasserabepaltung) des Bakelits ent- 
stehen. Äußerlich sind solche Stellen auch durch den dumpfen 
Klang beim Anschlagen mit einem Metallgegenstand (Hammer, 
Schlüssel, Trauring) zu erkennen. 


Eine solche Vorprüfung durch Abklopfen ist bei größeren 
Stücken stets vorzunehmen, weil das Material sehr ungleichmäßig 
ist. Beim Einschütten des Preßguts in die Form läßt sich eine gute 
Verteilung eben schwer bewirken. In Abb. 5 ist eine Brücke ge- 
zeichnet und darüber die Eindrucktiefen bei 1000 at und Raum- 
temperatur (15° C) aufgetragen, die Abweichungen benachbarter 
Punkte sind teilweise recht erheblich. 


Noch größer sind die Differenzen in einer Schaltergrundplatte 
aus äÄlterem Material, welche in Abb. 6 räumlich dargestellt sind. 


Die ganz auffälligen Spitzen in den unregelmäßigen Linien, welche 
vonden Ordinaten (Eindrucktiefen bei Raumtemperatur und 1000 at) 
gebildet werden, dürften auf ausgesprochene Fabrikationsfehler 
zurückzuführen sein. 


So große Verschiedenheiten zwingen natürlich zu einer ge- 


‘wissen Vorsicht bei der Anwendung der Druckstempelmethode. 


Immerhin hat die mehrjährige Erfahrung ergeben, daß man bei 
genügender Aufmerksamkeit doch die schwachen Punkte hin- 
reichend sicher findet, und schließlich wird eine engbegrenzte 
weichere Stelle die Festigkeit und Gebrauchsfähigkeit eines sonst 
guten Stückes meist nicht ganz aufheben. | 


Abb. 6. Ungleichmäßigkeit der Eindrücke in einer Platte. 


In der Abb. 4 sind Linienzüge enthalten, welche bei steigender 
Temperatur eine Abnahme der Eindrucktiefe aufweisen, während 
doch ein gutes Isoliermaterial dabei weicher werden muß, d. h. die 
Eindrücke größer werden müssen. Z. T. sind diese Abweichungen 
von dem natürlichen und vorauszusetzenden Charakter der Kurven 
sicherlich auf derartige Ungleichmäßigkeiten der untersuchten 
Stücke zurückzuführen. Wenn man z.B. bei der Brücke Nr. 5 bei 
dem Versuch mit 40° C gerade eine solche schwache Stelle getroffen 
hat, so ist die Abweichung erklärt. Anders liegt es aber z. B. bei 
der Brücke Nr. 7, die bei der Erwärmung bis 40 ° weicher, dann aber 
fester wird und bei 100° C nur noch eine geringe Eindrucktiefe zeigt. 


Abb.5 Ungleichmäßigkeit der Eindrücke 
: in einer Brücke. 


Abb. 7. Druckversuch an einem 
Schaltergriff. 


Abb. 8. 


Hier liegt augenscheinlich ein anderer Fabrikationsfehler vor: 
das Material ‚ist nicht hinreichend ausgebacken und reift bei der 
Erwärmung im Ofen nach. Bei richtiger Herstellung sollte ein 
solcher Vorfall nicht vorkommen, leider ist es aber auch heute noch 
nicht selten, wie folgender Versuch beweist. 


Auf einer im Frühjahr 1922 angelieferten Platte wurden Punkte 
nach dem Schema der Zahlentafel 3 derart vorgezeichnet, daß ein 
Eindruck neben dem anderen lag. Gerade und ungerade Ziffern 
wechseln, wie man sieht, derart ab, daß ein ganz gleichmäßig ver- 
teiltes Netz entsteht. 


1288 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 42. 


19. Oktober 1922. 


Zahlentafel3 


16 15 30 X) 

13 18 27 32 

14 17 2R al 

11 20 25 34 

12 19 26 33 
1 4 5 8 9 m» 23 36 37 40 
2 3 6 T 10 21 24 35 23 39 
82 83 B86 8&7 9% 9 102 lll 114 115 
81 84 85 8589 100 101 112 113 116 

92 97 104 109 

01 93 103 110 

94 95 10 107 

90 96 105 108 


Nun werden die ungeraden Stellen im Anlieferungszustand mit 
1000 at bei Raumtemperatur gedrückt und die Eindrücke gemessen. 
Der Mittelwert aus den 76 Resultaten ergab 104,4u. Dann wurde die 
Platte während 24 h einer Einwirkung von 100° C im Ofen über- 
lassen, auf Raumtemperatur abgekühlt und derselbe Versuch mit 
den zeraden Stellen wiederholt; nun ergab sich aus abermals 76 Ein- 
zelmessungen der Mittelwert von 83 u. Die Eindrucktiefe war also 
durch die Nachbehandlung um 20,5 % gesunken, die Festigkeit ent- 
sprechend gestiegen. Die große Anzahl der Beobachtungen bürzt 
dafür, daß Zufälligkeiten das Ergebnis nicht fälschten. Es erscheint 
nicht erforderlich, auf die Bedenken hinzuweisen, denen die Ver- 
wendung derartiger, nicht ausgereifter Stücke begegnet. 

Die bisher beschriebene Methode eignet sich für die meisten 
Preßteile, da man fast stets irgend eine passende Fläche zum An- 
setzen des Druckstempels findet. Sie ist aber z. B. nicht anwendbar 
bei Isoliergriffen. Hier wird eine Druckprülung nach Abb. 7 ausge- 
führt, wobei die Kraft P gemessen wird, welche zur Zertrümmerung 
führt. Es zeigte sich nun (Abb. 8), daß der Wert PID? annähernd 
eine Konstante sein dürfte, welche zur Beurteilung dienen kann. 
Aus einigen Messungen an alten, vor dem Krieg hergestellten 


4l 
42 


113 
117 


52 


66 65 

2 54 63 O 

50 53 Gt 67 

71 56 61 W 

$ 5 62 69 
4 5 8 DS B G T W 
3 46 57 6 U U 5 WB A 
119 122 131 134 143 146 147 150 15l 
120 121 182 13 14 145 148 149 152 

124 129 136 141 

123 30 135 192 

126 127 138 139 

2p 128 1837 M0 


Griffen aus Kaltpreßmaterial (weiße Kreise) wie aus Warmpre$- 
material, (weiße Vierecke) wurden diese Grenzziffern zu 1% bzw 
ia kz/cm? bestimmt. Die schwarzen Kreise und schwarzen Viereck 
zeigen die Resultate neuer Erzeugnisse und beweisen schlagend den 
Rückgang in der Güte des Materials, denn alle Prüflinge sind von 
demselben Hersteller unter derselben Bezeichnung bezogen. 

Die geschilderten Untersuchungen sind im Jahre 1918 begonnen 
worden und wurden seitdem dauernd fortgeführt und an immer 
neuen Mustern und Stoffen erprobt. Sie haben sich im Betriebe der 
Dr. Paul Meyer A. G. vorzüglich bewährt, eine zuverlässige un! 
schnelle Beurteilung bei der Abnahme ermöglicht und dadurch viele 
Unkosten erspart, die mit der früheren Handhabung verbunden 
waren. Die Lieferer haben sich anfangs gegen die Prüfung ge- 
sträubt, aber später die Schwierigkeiten durch Verbesserung ihrer 
Fabrikate überwunden. Es wäre zu wünschen, daß die zuständig: 
Kommission des VDE diese oder ähnliche Prüfmethoden baid 
allgemein einführte und dadurch im weiteren Umfange das erzieltr, 
was hier im Kleinen angestrebt wurde: einen Fortschritt in der 
Abnahme, und damit in der Herstellung wie der Verwendung ge- 
preßter Isolierteile. 


Eine graphische Darstellung der Kipperscheinung bei Reihenschaltung von Widerstand, Kondensator 
und Eisendrossel und bei Berücksichtigung des Eisenverlustes. 


Von Dr. L. Fleischmann. 


Übersicht. Es wird eine graphische Konstruktion für das Auf- 
treten des Kippens des Stromes in Kreisen mit Kapazität, veränder- 
licher Selbstinduktion, Widerstand und Eisenverlusten gegeben. Die 
Ergebnisse reichen zur qualitativen Erklärung völlig aus, für die zahlen- 
mäßigen Beziehungen müßte auf die höheren Harinonischen Rücksicht 
venommen werden. 


Schaltet man eine Luftdrossel, einen Kondensator und einen 
Widerstand in Reihe, so kann man die auftretenden Stronstärken in 
Abhängigkeit von der Spannung in sehr einfacher Weise aus einer 
graphischen Darstellung entnehmen, in welcher die Gerade I die 


Abb 2. 


Abb. 1. 


Spannung an der Drosselspule in Abhängigkeit von der Stromstärke 
darstellt (Abb.1). Der Winkel a ist durch die Beziehung gegeben: 


E a 
BRS ET d 


Die Gerade II gibt den Zusammenhang zwischen Kondensator- 
spannung und Strom, wobei tg B = San C ist (n = Frequenz). Das 


zwischen den Geraden I und II liegende Stück der Ordinate ist die 
Restspannung an der Kombination Drosselspule—Kondensator. 
Legt man eine dritte Gerade IH derart, daß die wagerechten Ab- 
schnitte zwischen II und III JR (R = Ohmscher Widerstand) im 
Spannungsmaßstab gleich sind, dann ist die Gerade ab gleich der 
Klemmenspannung, denn Drosselspulenspannung und Kondensator- 


spannung sind gegenüber dem Strom um %° voreilend oder nach- 
eilend verschoben. Der Ohmsche Abfall ist in Phase mit dem Strom, 
woraus dann folgt, daß ab die Klemmenspnanung im Voltmaßstah 
ist. Ändert sich die Frequenz, so verschieben sich die Geraden I 
und II gegeneinander, bei Resonanz fallen sie zusammen und (ir 
gesamte Spannung wird durch den Ohmschen Verlust aufgezehrt. 
Es herrscht hier also eine strenge Proportionalität zwischen Strom 
und Spannung. 


SS 

EEE 
vegg 
NL 
N 
ih 
N 
ig 
a 


Sa 
DiR 
I 
St 
DR 


800 a = 
7 Se = 
= E7 Bar Z Eee 
a FHE = 
ON 

= y an a r a E | 
200 a =’ 0 

o N pa aus nd BE E I | 


IN) 
‘S 
N 
(A 
< 
(a 
9 
S 
®© 
% 


Abb. 3. 


Ganz anders liegen die Verhältnisse beim Vorhandensein van 
Eisen in der Drossel. Es tritt dann die sogenannte Kipperschti- 
nung auf, welche in der Literatur!) schon häufig behandelt worden 
ist, aber die hier gegebene graphische Darstellung der Vorgänz? 
scheint noch nicht bekannt zu sein. — Es muß allerdings hier gleich 


I) Martienssen. „Phys. Zeitzcehr.“ Bd. 11, 1910, S. 48; Rerkhause?- 
„Verh. d. Dtsch Phys Ges.“. Bd. 9, 199, S. 267; Petersen, „ETZ“, Bd. 3 1%" 
S.353; Starke, „Phys. Zeitschr“, Bd. 18, 1917. 8.6; Görges, „ETZ“. Rd. 3 
1018, S. 110: Bıermanns. „Archiv f. Elektrot“, Bd. 3. 1915, S. 35; Sehunrà 
und Zenneck, „Jahrb. f. draht!. Telegr.“, Bd. 19, 1920, S. 170. 


f 
+ 


u 


19. Oktober 1922. Elektrotechnische Zeitschriit, 1922. Heft 42. 1289 


~+ darauf hingewiesen werden, daß ein gewisser Widerspruch in der diese labile Bereiche besitzen) ersieht man, daß zuerst bei An- 
ı Methode enthalten ist. Wir gehen nämlich von der Voraussetzung steigen der Spannung von 0 bis zu einem gewissen Wert (auf der 
| aus, daß der aufgedrückten sinusförmigen Spannung auch ein sinus- 
'* förmiger Strom entspricht, während es bekannt ist, daß in Kreisen 


mit von der Stromstärke abhängigen Selbstinduktionskoeffizienten, Ben 
wie es die Sättigungskurve des Eisens bedingt, beides nicht gleich- KOO o] 73 
zeitig zutreffen kann. Die Rechtfertigung muß vorläufig darin ge- u — - zn 
funden werden, daß die theoretischen Ergebnisse qualitativ mit den 200 Bu 
Versuchen übereinstimmen. R 1100 aS OoOo 
o BE | 
2 == as 
tet 
ad 
ny m 
i FE 
z Fo 
al i zpod 
e DE 
B | OoOo 
Z 700 
Abb. 4. Abb. 5. 09 7 WA 


Abb. 6. 


Bei Berücksichtigung des Ohmschen Verlustes allein ersieht 
man die Konstruktion aus Abb.2. Hierin bedeutet die Kurve Ep= (J) stark ausgezogenen Kurve dem Punkt a entsprechend) der Strom 
die Spannung an der Drosselspule in Abhängigkeit von der Strom- wächst. Ein weiteres kleines Anwachsen der Spannung bi.ngt nun 
stärke, die Gerade II die Spannung am Kondensator und die hori- sofort ein Springen vom Punkt a zum Punkt b hervor, d. h. der nur 
ganz wenig gesteigerten Spannung entspricht ein viel größerer 
Strom. — Geht man umgekehrt auf der Kurve der Klemmenspannung 


———.n. 


a 05 g7A 


Abb. 8. 


Abhängigkeit von der Stromstärke Die Strecke Jw Ep gibt im bis zum Punkte c der Strom stetig ab, um dann plötzlich in den 
Spannungsmaßstab die Klemmenspannung und durch den Winkel, Wert d überzugehen. Bei Berücksichtigung der Eisenverluste er- 
geben sich ganz ähnliche Kurven, die durch folgende Überlegung 
gefunden werden können: 

Die Eisenverluste, welche wir dem Quadrat der Spannung pro- 
portional annehmen, können wir durch die Verluste in einem Ohm- 


| zontalen Abschnitte zwischen II und III den Ohmschen Abfall in von hohen Stromwerten bzw. Spannungswerten rückwärts, so nimmt 
| 
| 


— 


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Abb. 11. Abb. 18. 


welchen sie mit J bildet, die Phase. In Abb. 3 sind die Spannungs- schen Widerstand, welcher der Drossel parallel liegt, ersetzt den- 
kurven für zwei verschiedene Frequenzen aufgezeichnet. Aus den ken. In Abb. 4 bezeichnet E die als sinusförmig genommene Netz- 
Kurven (welche, rein äußerlich betrachtet, den Druck-Volumen- spannung, w den Reihenwiderstand, Ep die Spannung an der Drossel 
kurven der van der Waalsschen Gleichung ähnlich sind und wie und am Parallelwiderstand r, Ee die Spannung am Kondensator. 


Eee Se et. Abel. ET ne en 5 ne an. 


1290 


Die Ströme seien I, in der Drossel, I, im Parallelwiderstand, I, im 
Kondensator und im Widerstand w. És gelten nun die Beziehungen 


l= r ‚I/,=I,+ Jg geometrisch genommen, I, steht senkrecht zu 
l,, ebenso steht Eeo senkrecht zu J, und ist diesem proportional. 


Schließlich ist die Spannung Ew Ji proportional und mit diesem in 


Phase. Die Resultierende von Ep + Ee 4+ Ew = E. In diesen 
wenigen Gleichungen ist nun der Schlüssel zur graphischen Dar- 
stellung gegeben. 


‚ Es sei (Abb. 5) die Spannung an der Drossel Ep in Abhängig- 
keit vom Strom I, gegeben; da I, proportional zu Æp und der Phase 
nach /, um 90° voreilt, ist der zu jedem /, gehörige Stromvektor J; 


der Größe und Phase nach als Ordinate der Kurve > (Jı) (Abb. 6) 


in Abhängigkeit von Jı gegeben. Der vom Nullpunkt O nach dem 
Endpunkt von /, gezogene Strahl ist der Vektor 1}. Fällen wir vom 
Endpunkt ED auf I, eine Senkrechte, deren Größe I, proportional 
ist, so ist dies der Vektor Ee. Fügen wir an dessen Endpunkt pa- 


Das gemischt-wirtschaftliche Zwillingsunternehmen als Gesellschaftsform der städtischen Werke Berlins. 


Von Dr. B. Thierbach, Beratender Ingenieur, Berlin-Lichterfelide. 


Im Januar 1922 berief auf Antrag der Stadtverordneten der 
Magistrat von Berlin einen Ausschuß zur Prüfung der für die Orga- 
nisation der städtischen Werke bereits gemachten Vorschläge und 
der Wirtschaftlichkeit der Anlagen, Die sieben diesen Ausschuß 
bildenden Sachverständigen sind in verschiedenartigen, öffentlichen 
und privaten Betrieben und Gesellschaften, die sich über Preußen 
verteilen, tätig; Mitglieder der jetzigen oder früheren städtischen 
Verwaltung Berlins befinden sich unter ihnen nicht. Im Juli dieses 
Jahres hat nun dieser Ausschuß sein Gutachten erstattet. Er 
kommt dabei, u. zw. einstimmig, zu folgendem Ergebnis: 


Für die städtischen Erwerbsbetriebe, nämlich: die Straßen- 
bahn, die Elt-Werke, die Gaswerke und die Wasserwerke — die 
gleichfalls untersuchten maschinentechnischen und Heizanlagen 
werden besonders behandelt —, ist die sofortige Beschaffung sehr 
bedeutender Geldmittel für die Wiederherstellung und Ergänzung 
der technischen Einrichtungen unbedingt erforderlich, weil die Er- 
neuerung und Verbesserung der Betriebsanlagen, d. h. der Sub- 
stanz, der Unternehmungen eine der wichtigsten Voraussetzun- 
gen ist, um die Wirtschaftlichkeit der Werke zu heben und eine 
Rentabilität des investierten Kapitals herbeizuführen. Am meisten 
leidet in dieser Hinsicht die Straßenbahn, die zusammenbricht, 
wenn ihr nicht sofort finanzielle Hilfe in weitestem Maße zuteil 
wird; schon im Juli 1922 wurden die hier erforderlich werdenden 
Mittel auf rd 1 Milliarde M geschätzt. 


Bei dem derzeitigen Zustande des deutschen Geldmarktes sei 
die Unterbringung von langfristigen kommunalen Anleihen in 
größeren Beträgen so gut wie vollkommen ausgeschlossen. Selbst 
wenn alle städtischen Werke gemeinsam als Kreditunterlage für die 
Anleihen dienen würden, wären diese nicht zu erhalten; denn Werke, 
die mit Unterbilanz arbeiten, die in ihren Betriebsmitteln teilweise 
veraltet sind und deren Geschäftsgebaren zudem, z. B. wegen kame- 
ralistischer Buchführung, unklar ist, bieten natürlich keinen An- 
reiz zu einer größeren Kreditgewährung auf lange Frist. Eine aus- 
reichende Geldbeschaffung erscheint daher nur möglich, wenn es 
gelingt, die städtischen Werke in eineneue Gesellschafts- 
form zu bringen, die auf dem Kapitalmarkte ernst genommen 
wird, den Kredit der Werke wieder herstellt und den Geldgebern 
die Gewißheit verschafft, daß diese nach den Grundsätzen eines 
ordentlichen Kaufmannes, losgelöst von allen kommunalen und 
parteipolitischen Fesseln, verwaltet und geleitet werden. 


Könnte die Stadt sich entschließen, die Werke zu verkaufen 
oder langfristig zu verpachten, so würden sich wohl Unternehmer 
finden, die, gestützt auf den z. T. stark monopolistischen Charakter 
der Betriebe, das Risiko übernehmen und zu annehmbaren Ange- 
boten bereit sein würden. Der Sachverständigenausschuß glaubt 
aber diesen Ausweg nicht empfehlen zu sollen, weil alsdann das 
gleichsam doppelpolige Wesen der Interessensphären städtischer 
Betriebe nicht gewahrt bleiben könnte, das diesen eigentümlich ist, 
indem sie teils öffentlicher, d. h. kommunaler Natur sind, teils rein 
wirtschaftlichen, im besonderen betriebstechnischen Charakter 
tragen. 

Eine Wahrung dieser Doppelnatur in gewissem Umfange wäre 
durch Gründung einer rein kommunalen Aktiengesellschaft, in der 
alle städtischen Werke vereinigt würden, möglich, da in einer 
Aktiengesellschaft die größtmögliche Freiheit der Geschäftsführung 


sich mit weitgehenden Aufsichtsrechten der Aktionäre, in diesem: 


Falle also der Stadt, vereinigen läßt und die Gesellschaft anderer- 
seits eine Beteiligung des Privatkapitals unschwer gestattet. Doch 
auch zu diesem Aushilfsmittel hat der Sachverständigenansschuß 
sich nicht entschließen können. Er vertritt vielmehr die Auffassung, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


19. Oktober 1922. 


rallel mit /, eine Linie proportional zu I w, so ist der Strahl I, Iu 
der Vektor der Netzspannung E. Die auf diese Weise erhaltene 
Kurve E (Abb. 6) zeigt die Kipperscheinung deutlich. Gebt man 
mit der Spannung hoch, so springt der Strom von 2 auf 10; geht man 
mit der Spannung zurück, so sinkt der Strom plötzlich von 7 auf 0,5 

Die Kurven (Abb. 7, 8, 9), welche bei Frequenzen von 67,5, 75 
und 77,5 im Versuchsfeld der AEG-Fabriken, Brunnenstraße, aufge- 
nommen wurden, zeigen nun tatsächlich das Verhalten, welche- 
nach der Konstruktion erwartet werden muß. Zahlenmäßig ist die 
Übereinstimmung keine sehr gute, aber wenn man die oszillographi- 
schen Aufnahmen betrachtet, so sieht man, daß dıe Voraussetzun- 
gen von sinusförmigen Spannungen und Strömen nicht erfüllt sind. 
OÖszillogramm Abb. 10 zeigt kleinen nacheilenden Strom (J), iu 
OÖszillogramm Abb. 11 ist der Effektivwert der Spannung P nur 
wenig höher als im vorhergehenden, trotzdem ist der Strom (J) be- 
trächtlich angewachsen, und hierbei hat sich auch die Form der 
Kurven wesentlich verändert. Oszillogramme Abb. 12 und 13 
zeigen die nicht stationären Vorgänge bei Übergang von niedriger 
Spannung zu höherer und von hoher zu niedrigerer. 


daß man hiermit wohl die Form aber nicht das Wesen der bisherigen 
Kommunalwirtschaft geändert hätte. Alle in der Kommune vor- 
handenen politischen und sozialen Gegensätze würden mit unver- 
änderter Heftigkeit auf den Betrieb einer solchen Aktiengesellschaft 
einwirken; auch würde man keine Personen finden, die in der Lage 
sind, allen bei der Verwaltung dieser Riesengesellschaft auftreten- 
den Gesichtspunkten gleichmäßig gerecht zu werden. 


‚ Will man — so wird in dem Gutachten weiter gefolgert — die 
in der Form der Aktiengesellschaft liegenden finanziellen und 
administrativen Vorteile ganz ausschöpfen, so müsse man den Korm- 
plex der wahrzunehmenden Interessen unterteilen. Ein Teilung:s- 
prinzip wäre die Scheidung aller öffentlichen Fragen von den rein 
wirtschaftlichen und betriebstechnischen. Die sieben Gutachter 
schlagen demgemäß vor, jeden dieser beiden Interessenkomplese 
einer besonderen Aktiengesellschaft anzuvertrauen, eine Besitz- 
gesellschaft, welcher die Vertretung der kommunalen Inter- 
essen zukommt, und daneben eine Betriebsgesellschaft 
zu schaffen. Die Besitzgesellschaft erhält auf Grund besonderer 
Übernahmeverträge sämtliche Werke von der Stadt übertragen; dir 
Stadt bleibt an ihr in überwiegender Weise beteiligt. Die Betrieb- 
gesellschaft ist die eigentliche Trägerin der Verwaltung und der 
Betriebsführung der Werke. In ihr wird dem Privatkapital di® 
ausschlaggebende Mehrheit zugestanden, damit sie, allen Einflüssen 
der kommunalen Atmosphäre entrückt, sich die denkbar gröbte 
Handlungs- und Bewegungsfreiheit wahren kann. 


Einzelheiten über die Organisation dieser beiden Gesell- 
schaften, ihre Satzungen und die zwischen ihnen und mit der Stadt 
abzuschließenden Verträge, enthält das Gutachten nicht oder doch 
nur in kurzer Andeutung. Die Sachverständigen haben sich auf 
den Standpunkt gestellt, mehr ein Schema als konkrete Vorschläge 
hierfür geben zu wollen und den städtischen Körperschaften die 
Möglichkeit zu lassen, dieses Schema nach ihren eigenen Wünschen 
und Anschauungen auszufüllen. 


Bei dieser Sachlage dürfte es von besonderem Interesse sein, 
daßeinesolchegemischt-wirtschaftliche Zwilling=- 
unternehmung, die nach der Überzeugung des Sachverstän- 
digenausschusses den einzig möglichen Weg darstellt, um die Werke 
zu realisieren, ihre Wirtschaftlichkeit der Gesundung zuzuführen 
und damit ihre Rentabilität wieder herzustellen, bereits in der Ber- 
liner Verwaltung seit mehreren Jahren besteht. Es ist dieses die 
„Deutsche Gasgesellschaft“, welche zur Versorgung des Gebietes 
der früheren englischen Gasgesellschaft, der Kreise Teltow und 
Niederbarnim und der Städte Schöneberg und Wilmersdorf im 
Jahre 1917 gegründet wurde. Interessant ist es auch, daß diese Ge- 
sellschaft auf Betreiben und unter ausschlaggebender Mitwirkung 
von Generaldirektor Oberbaurat Heck ins Leben gerufen wurd“, 
und daß dieser auch der Vorsitzende des von der Stadt Berlin be- 
rufenen Sachverständigenausschusses war, Die von dem Aus- 
schusse gemachten Vorschläge beruhen daher nicht allein auf theo- 
retischen Betrachtungen. sondern finden in den bei der Deutschen 
Gasgesellschaft gesammelten Erfahrungen einen beachtenswerten 
praktischen Rückhalt. Von außerordentlicher Wichtigkeit wäre 
es deshalb, wenn die Gründungsvorränge und die bisherigen Ver- 
waltungs- und Betriebserfolge der Deutschen Gasgesellschaft von 
unparteiischer Seite eingehend geprüft und die betreffenden Pe- 
richte weitesten Kreisen der Bürgerschaft zugänglich gemach’ 
werden würden, 

Ich selbst hatte Gelegenheit bei Gründung der Deutschen Gas- 
gesellschaft einen Einblick in die Satzungen, Denkschriften, Ver 
träge und sonstigen Veröffentlichungen zu erhalten und in einem 


19. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. | | | 


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ausführlichen Aufsatze darüber zu berichten!). Es dürfte nützlich 
sein, auf die damaligen Ausführungen nochmals zurückzugreifen, 
sie auf den vorliegenden Fall der großen Berliner Zwillingsunter- 
nehmung anzuwenden und dadurch einige Einzelheiten dieser in 
Vorschlag gebraehten Organisation klarzulegen, zugleich auch auf 
die prinzipiellen Unterschiade hinzuweisen, die zwischen der be- 
reits üblich gewordenen gemischt-wirtschaftlichen Unternehmung 
und der noch wenig bekannten Zwillingsgesellschaft bestehen. 

Während bei ersterer die Stadt oder die sonstigen Vertreter der 
öffentlichen Interessen gemeinsam mit einem oder auch mehreren 
Privatunternehmern — P — sich zu einer A. G. oder G. m. b. H. zu- 
sammentaten und diese Gesellschaft mit den — P — einen lang- 
fristigen Konzessionsvertrag abschloß, wird bei der Zwillings- 
gesellschaft die Betriebsführung von vornherein abgetrennt und für 
sie neben einer zwischen der Stadt und Privatunternehmern ge- 
gründeten Kapitalgesellschaft — K —, der Besitzgesellschaft des 
Gutachtens, eine zweite besondere Gesellschaft, die Betriebsgesell- 
schaft — B— geschaffen, In ihr wird den — P — eine über- 
wiegende Beteiligung eingeräumt, dafür erhält in — K —, die die 
Trägerin des Besitzes und der Konzessionen bleibt, die Stadt die 
überwiegende Majorität. Handelt es sich, wie bei den Städtischen 
Werken, Berlin, um mehrere und verschiedenartige Betriebe, so 
wird man auch mehrere Betriebsgesellschaften — B,, B» usw. — aber 
natürlich nur je eine für jede Betriebsart bilden, die Besitzgesell- 
schaft aber wird einheitlich zusammenzufassen sein. 

Zweckmäßig ist es, die beiden Gesellschaften nicht nur durch 
die zwischen ihnen geschlossenen Verträge, sondern auch durch 
„Personalunfonen“ möglichst eng und innig miteinander zu ver- 
kuppeln.. So kann z. B. betreffis des Aufsichtsrates bestimmt wer- 
den, daß zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates von — K — stets 
eine führende Persönlichkeit der Stadt ernannt wird. Die weiteren 
Mitglieder, für welche eine größere Anzahl zu wählen ist, werden 
unter die Stadt und — P— im Verhältnis des Aktienbesitzes ver- 
teilt. Die Vertreter der Stadt haben also im Aufsichtsrat von 
— K — stets die Majorität, da die Stadt an dieser Gesellschaft ja 
überwiegend beteiligt ist. Die Aufsichtsräte der einzelnen Be- 
triebsgesellschaften — B — sind möglichst klein zu halten. Als Vor- 
sitzende werden hier mit Vorteil Vorstandsmitglieder von — K — 
ernannt. Die stellvertretenden Vorsitzenden und einen Teil der 
weiteren Mitglieder der Aufsichtsräte ernennt dann — P —. 

Der Vorstand der Gesellschaften wird aus mehreren Mitgliedern 
bestehen, bei — K — wird die Mehrzahl von der Stadt, bei — B — 
von — P — zu ernennen sein. Bei den Vorstandsmitgliedern von 
— B — wird ganz besonders Wert darauf zu legen sein, daß Per- 
sönlichkeiten mit langjährigen praktischen Erfahrungen des be- 
treffenden Faches die Leitung übernehmen. 

Durch diese Kombination ist — K — stets über alle Handlun- 
gen von — B — auf das eingehendste unterrichtet. Damit es aber 
seinen Einfluß und Willen auch durchzusetzen vermag, kann ferner 
bestimmt werden, daß ein Vorstandsmitglied von — B — nur nach 
Anhören des Aufsichtsrates von — K — bestellt werden darf und 
auch abberufen werden muß, wenn — K — es verlangt. 

Alle öffentlichen Interessen können bei einem nach diesem 
Schema aufgebauten Zwillingsunternehmen auf das nachdrück- 
lichste von den dazu berufenen Verwaltungen vertreten und ge- 
wahrt werden, zumal durch die Gründungsverträge die einzelnen 
Einflußgebiete noch besonders festgelegt und umgrenzt werden 
können. So kann z. B. ausdrücklich bestimmt werden, daß folgende 
Arbeitsgebiete zum Tätigkeitsbereiche von — K— gehören: Ab- 
schluß und Überwachung aller neuen und bestehenden Konzessions-, 
Lieferungs- und sonstigen Verträge; die Behandlung aller Tarif- 
fragen; die Beschlußfassung über Errichtung und Ausbau der 
Werke und Betriebsanlagen; die Beschlußfassung über die Errich- 
tung von Arbeiter- und Beamtenwohnungen; die Bildung von Pen- 
sions- usw, Kassen; die Festsetzung der Abschreibungen und Rück- 
lagen u. a. m. Dafür wird den Gesellschaften — B — vollste 
Freiheit in allen kaufmännischen und technischen Betriebs- und 
Verwaltungsfragen gewährt. Im besonderen gehören zu ihren 
Arbeitsgebieten: die gesamte Betriebsführung; die Unterhaltung 
aller Anlagen; die Planung und Ausführung aller Erweiterungs- 
und Neubauten nach Bewilligung der Mittel durch — K —. Dabei 
hat — B — natürlich alle von — K — abgeschlossenen und garan- 
tierten Konzessions- und sonstigen Verträge voll zu beachten und 
seine Geschäftsführung nach Maßgabe derselben zu gestalten. 

Während also bei der gemischt-wirtschaftlichen Unternehmung 
das private Uuternehmertum wohl an der gemeinsam gegründeten 


Gesellschaft beteiligt ist, bei der Betriebsführung aber den Vertre- 


tern der öffentlichen Interessen als selbständiger Vertragsgegner 
gegenübersteht, tritt — P — bei der Zwillingsgesellschaft als 
Anteilhaber, u. zw. sowohl an der Besitzgesellschaft — K —, wie 
an den Betriebsgesellschaften — B— auf. Ebenso sind die Ver- 
treter der Stadt an beiden Gesellschaftsarten finanziell und ver- 
waltungstechnisch beteiligt. 

Durch diese neue Organisationsform lassen sich die Hauptbe- 
denken, welche die Gegner der gemischt-wirtschaftlichen Unter- 
nehmung gegen diese Gesellschaftsform anführen, aus dem Were 


D) Die Fortbildung der gemischt-wirtschaftlichen Unternehmungen und 
die Vergesellschaftung der Betriebe. „Technik u Wirtschaft“, Bd. XI, 1919, 
S. %1 ff. Sonderabdrucke dieses Aufsatzes werden heute noch zum Preise von 


5 M Algegeben. 


räumen. Das stärkste, oft vorgebrachte Bedenken besteht darin, 
daß — P —, besonders wenn es gleichzeitig Fabrikant oder Lieferer 
der für die Gesellschaft in Frage kommenden Erzeugnisse ist, zum 
Schaden des Gesamtunternehmens sich unangemessene Fabrika- 
tions-, ur oder Baugewinne verschafft. Bei der Zwillings- 
unternehmung stehen aber die Verwaltungen von — B — in weitest- 
gehendem Maße unter dem Einflusse und im Machtbereiche der Ver- 
treter der öffentlichen Interessen. 

Bei den gemischt-wirtschaftlichen Unternehmen führten die 
Tariffiestsetzungen oft zu unüberbrückbaren Meinungsverschieden- 
heiten. P — versuchte, um hohe Dividenden für sich herauszuwirt- 
schaften, die Tarife möglichst hoch zu halten, während die Ver- 
treter der öffentlichen Interessen bisweilen zu Preisschleuderun- 
gen griffen, um einzelnen Abnehmerkreisen, welche ja gleichzeitig 
ihre stimmbegabten Eingesessenen und Bürger sind, ein besonderes 
Entgegenkommen zu beweisen. Auch hinsichtlich von Gehalts- 
fragen der Angestellten und Arbeiter und der Wohlfahrtseinrich- 
tungen haben sich aus den gleichen Gründen häufig schwer zu be- 
seitigende Gegensätze herausgebildet. Durch die beiden Gesell- 
schaften des Zwillingsunternehmens ist ein Ausgleich wesentlich 
leichter zu erzielen, weil hier, wie bei der Besprechung der abzu- 
schließenden Verträge noch näher gezeigt werden wird, die Kapital- 
und Gewinnverteilung sich auf besondere Weise regeln und das 
Interesse beider Beteiligten an dem finanziellen Gedeihen der Be- 
triebsgesellschaft inniger gestalten läßt. 


Es sind bei Bildung einer Zwillingsgesellschaft folgende V er- 
träge zu schließen: 


1. Ein Syndikatsvertrag zwischen der Stadt und den zur Betei- 
ligung bereiten Privatunternehmern bzw. einer Vereinigung dieser. 
In diesem werden die Kapitalbeteiligungen zwischen Stadt und 
— P — festgelegt und vor allem Bestimmungen über die Beschaf- 
fung der neu aufzunehmenden Gelder getroffen, Das Grundkapital 
von — K —, das ja eine reine Besitzgesellschaft ist, muß denjenigen 
Werten gleichkommen, die dem Sach- und Geschäftswerte der bei 
der Gründung des Zwillingsunternehmens übernommenen und 
später neu errichteten Anlagen entsprechen; die Gesellschaften 
— B — dagegen benötigen nur ein kleines Kapital zur Durch- 
führung der Betriebe, Das Grundkapital von — K — beträgt ein 
Vielfaches der Summe der Kapitalien aller Betriebsgesellschaften 
Es wird im allgemeinen zum überwiegenden Teile 
von den öffentlichen Verwaltungen aufgebracht werden. Bei den 
Verhältnissen aber, wie sie z. Z. in Berlin liegen ist dieses Prinzip 
nicht durchführbar. Der zwingende Grund für die Schaffung die- 
ser Zwillingsgesellschaft ist ja gerade die Unmöglichkeit der 
Kapitalbeschaffung durch die Stadt. Hier muß also das an der 
neuen Gesellschaft beteiligte private Unternehmertum für die 
Deckung eines großen Teiles des Kapitalbedarfes sorgen und die 
Gelder — K — zur Verfügung stellen. Die eigenartige Verkuppe- 
lung der Interessensphären bei einem Zwillingsunternehmen läßt 
aber auch eine eigenartige Gewinnberechnung und -verteilung zu, 
die — P — die Kapitalbeschaffung wesentlich erleichtert; denn in 
dem Syndikatsvertrage sind ferner die gegenseitigen Verpflichtun- 
gen zwischen Stadt und — K — näher festzulegen, also z. B. die 
Einräumung aller der Stadt zustehenden Wegerechte zum aus- 
schließlichen Gebrauch von — K —, wodurch der Monopolcharakter 
der Zwillingsgesellschaft und damit auch ihre Kreditfähigkeit 
wesentlich gestärkt wird. Andererseits sind hier die Verpflichtun- 
sen von — P— aufzunehmen, keine Konkurrenzunternehmungen 
im Stadtgebiete ins Leben zu rufen oder zu unterstützen. 


2. Ein Vertrag zwischen der Stadt und — P — zur Gründung 
der Betriebsgesellschaften — B —. Neben der Regelung der Kapi- 
talsbeteiligung werden hier die Bestimmungen darüber aufzuneh- 
men sein, daß — P — seine gesamten technischen und Betriebs- 
kenntnisse und Erfahrungen — K — voll zur Verfügung stellt und 
— K — auch an den Einkaufs- und sonstigen Vorteilen teilnehmen 
läßt, welche — P — für sich selbst besitzt oder erwirbt. 


3. Der Betriebsvertrag zwischen — K — und — B —. Nach 
diesem übergibt — K — und übernimmt — B — den gesamten Be- 
trieb aller — K — jeweils gehörenden Anlagen. — B — ist be- 
rechtigt, alle Rechte, welche — K — auf Grund seiner Verträge und 
Konzessionen besitzt, für sich selbst geltend zu machen, anderer- 
seits aber natürlich auch verpflichtet, alle Pflichten aus den Ver- 
trägen usw. an Stelle von — K — gewissenhaft zu erfüllen. Zu 
irgendwelcher Änderung der von — K — abgeschlossenen Verträge, 
auch hinsichtlich der Tarife, ist — B — nicht berechtigt. — B — 
hat alle — K — gehörenden Anlagen und Einrichtungen zu unter- 
halten und stets in brauchbarem, “den Anforderungen der Technik 
entsprechendem Zustande zu erhalten; alle durch den natürlichen 
Verschleiß abgängig werdenden Teile hat — B — zu erneuern; ein 
etwaiger Mehrwert der Erneuerungen ist — B— von —K— 
zu ersetzen.. Erforderlich werdende Erweiterungen und Umbauten 
werden von — B — auf Kosten von — K — ausgeführt. — B — 
hat auf die Notwendigkeit solcher Arbeiten rechtzeitig hinzuweisen 
und die Bauvoranschläge — K — zur Genehmigung vorzulegen. 

Schließlich müssen in diesem Vertrage auch die Bestimmungen 
über die Abführung der Betriebsüberschüsse an — K — enthalten 
sein, die naturgemäß von der größten Wichtigkeit sind, dd — P — 
die sehr erheblichen Kapitalien, die für die Erneuerung der Werke, 
im besonderen der Straßenbahn, notwendig werden, nur aufbringen 


. 


1292 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


19. Oktober 1922. 


kann, wenn deren angemessene Verzinsung von vornherein ge- 
sichert ist. Es wird daher nicht zu umgehen sein, daß die Betriebs- 
überschüsse sämtlicher Werke, u. zw. gemeinsam, zunächst zur 
Deckung der Zinsen und Tilgungsverpflichtungen für die neu auf- 
gewendeten Mittel herangezogen werden, und daß die weitere Ver- 
teilung der Überschüsse dann in folgender Reihe erfolgt: Ver- 
zinsung und Tilgung der ursprünglichen Anlagewerte, Bestreitung 
der Verwaltunsskosten von — K —, das ja selbst keine Einnahmen 
hat; Mindesteigengewinne der Gesellschaften — B —. Der dann 
noch verbleibende Rest -wird nach bestimmtem Schlüsse] zwischen 
— K —und — B — verteilt. 

Da die Stadt ja an beiden Gesellschaften finanziell beteiligt 
ist, gestaltet sich die Gewinnverteilung wesentlich leichter und 
gerechter ‚als wenn Stadt und Privatkapital sich als Vertrags- 
gegner gegenüberständen. Die Stadt als solche kann sich aber 
auch direkt, sobald die Wirtschaftlichkeit des Zwillingsunterneh- 
mens es gestattet, eine Einnahme sichern, indem sie bei Abschluß 
des Syndikatsvertrages mit — K — sich für die Gewährung der 
Wegerechte eine Abgabe ausbedingt. 

Neben diesen 3 Verträgen sind natürlich Satzungen für 
die Gesellschaften — K — und — B — zu entwerfen. In diese kön- 
nen einzelne Sondervorschriften aufgenommen werden, welche die 
Stadt und — P — zur Wahrung ihrer Rechte und Interessen für not- 
wendig erachten, 

Man ersieht aus diesen Ausführungen, und auch die Gutachter 
kommen zu diesem Schlusse, daß die Überführung der städtischen 
Werke in die neue Betriebsform des Zwillingsunternehmens ein 


recht umständliches Verfahren ist, und daß die Finanzierung noch 
große Schwierigkeiten bereiten wird. Da ein anderer Weg zur Be- 
schaffung der unbedingt erforderlichen sehr großen Mittel aber 
nicht auffindbar ist, sollte man meinen, daß der Durchführung des 
einstimmig von den sieben von der Stadtverwaltung auserwählten 
Sachverständigen empfohlenen Vorschlages nunmehr auch schnell- 
stens nähergetreten wird. Das Gutachten ist im Juli d. J. erstattet 
worden; heute, nach einem Vierteljahre, ist über irgendwelche in 
geinem Sinne eergriffene Maßnahmen noch nichts in die Öffentlich- 
keit gedrungen. Daß so schwerwiegende, mit zahlreichen Privat- 
unternehmen zu. führende Verhandlungen — denn bei dem Umfang» 
und der Verschiedenheit der in Betracht kommenden Werke wir! 
eine einzige Interessengruppe wohl kaum sich der Gesamtaufgabe 
unterziehen — nicht in wenigen Monaten erledigt sein Können, ist 
selbstverständlich. Eine Unterrichtung weitester Kreise der Bür- 
gerschaft, die durch die inzwischen immer rapider fortschreitende 
Erhöhung der Tarife sämtlicher Werke in die größte Unruhe ver- 
setzt ist, ob und in welchem Sinne Verhandlungen gepflogen wer- 
den, dürfte doch wohl am Platze sein. Auch wären nähere Mit- 
teilungen darüber, wie die bereits bestehende Zwillingsgesellschaft 
der Deutschen Gasgesellschaft sich in der Praxis bewährt hat, von 
nicht zu unterschätzender Bedeutung. Die Stadt Berlin ist durch 
die früheren Gemeinden Schöneberg und Wilmersdorf ja an der 
Deutschen Gasgesellschaft wesentlich beteiligt, also in der Lage, 
diese Aufklärungen zu geben oder aber eine Prüfung der Verwal- 
tungs- und Betriebsergebnisse vornehmen zu können und bekanntzu- 
machen. 


Berücksichtigung der Phasenverschlebung bei gegenseitiger 
Stromlieferung. 


Von Dipl.-Ing. Otto Schmidt, München. 


Übersicht. Nach Erwähnung der von Bussmann und v. Krukowski 
herrührenden Verfahren zur Messung und Verrechnung des Blindver- 
brauchs bei gegenseitiger Stromlieferung wird ein neues Verfahren be- 
schrieben, bei dem der Blindverbrauch nicht wie bisher nach Lieferung 
und Bezug, häufig nochmals unterteilt nach Voreilung und Nacheilung, 
sondern nur nach Aufpreis und Vergütung, also ohne Rücksicht auf 
Lieferung und Bezug, ausgeschieden wird. Ferner wird nachgewiesen, 
daß in bestehenden Anlagen die vorhandenen Zähler nach Einbau von 
Doppelrollenzählwerken für dieses Verfahren verwendet werden können, 
wenn die Verrechnung bei cos ọ = 0,866 erfolgt. Endlich wird über die 
praktische Verwendung dieser Zähler bei den Städtischen Elektrizitäts- 
werken München in reinen Abnehmeranlagen und bei gegenseitiger Strom- 
lieferung berichtet. 


Zur Stromverrechnung bei gegenseitiger Stromlieferung waren 
bisher nach dem von Bussmann angegebenen Tarif des Rhei- 
nisch-Westfälischen EBlektrizitätswerks außer den beiden Wirk- 
verbrauchzählern mit Rücklaufhemmung 4 Blindverbrauchzähler 
und 1 Wattrelais zur Umschaltung der letzteren bei Änderung der 
Energierichtung erforderlich. Neuerdings wurde von Kru- 
kowski eine Vereinfachung der Schaltung angegeben?), bei der 
nur noch 2 Blindverbrauchzähler mit Doppeltarifzählwerken be- 
nötigt werden, deren Umschaltung auf Lieferung oder Bezug durch 
die Rücklaufhemmung des einen Wirkverbrauchzählers (DRP. 
334118) betätigt wird. In beiden Fällen werden voreilende und 
nacheilende Blindkilowattstunden bei jeder Energierichtung ge- 
trennt gemessen und die Berechnung des zu bezahlenden Aufpreises 
oder der Rabattzewährung muß unter gleichzeitiger Berücksichti- 
gung der gelieferten bzw. bezogenen Wirkkilowattstunden und des 
der Verrechnung zugrunde gelegten Leistungsfaktors vorgenommen 
werden. Trotz dieses umständlichen und zeitraubenden Verfahrens 
hat diese Verrechnungsart einen grundsätzlichen Mangel. Die 
Blindverbrauchzähler scheiden wohl voreilende und nacheilende 
Blindkilowattstunden bei jeder Energierichtung aus, nicht aber 
innerhalb eines Ablesezeitraumes die unter bzw. über dem zugrunde 
gelegten Leistungsfaktor angefallenen Blindkilowattstunden. Er- 
folgt z. B. die Verrechnung bei cos @ = 0,7 ind., so kann der Ab- 
nehmer zeitweise mit wesentlich schlee hterem lseistungesfaktor 
Strom beziehen, wenn er während der übrigen Zeit so lange mit 
besserem Leistungsfaktor bezieht, daß die 100 % der Wirkkilowait- 
stunden durch die angefallenen Blindkilowattstunden nicht über- 
schritten werden. In diesem Fall hat er keinen Aufpreis zu be- 
zahlen, obwohl doch zweifellos das liefernde Werk durch die zeit- 
weise Unterschreitung des cos g == 0,7 benachteiligt war, während 
es Jurch die Stromentnahme bei Überschreitung des Wertes 0,7 
keinen gleichwertigen Vorteil hatte. Daraus geht hervor, daß, so 
lange die Verrechnung der gelieferten und bezogenen Blindkilowait- 
stunden bei Unter- und Überschreitung des zugrunde gelegten Lei- 
stunzsfaktors mit dem gleichen Aufpreis bzw. der gleichen Ver- 
gütung erfolgt, die Ausscheidung auf den verschiedenen Zähl- 
werken nicht nach Lieferung und Bezug, sondern nach Unter- und 


D) Sonderheft „cos p* der Siemens-Zeitschrift. 


Überschreitung des erwähnten Leistungsfaktors zu erfolgen hat. 
Da bei Bezug mit schlechterem Leistungsfaktor der gleiche Auf- 
preis in Frage kommt wie bei Lieferung mit besserem Leistungs- 
faktor, müssen somit Zähler zur Verwendung kommen, die für Br- 
zug bei Unterschreitung des vereinbarten cos ọ bei gleicher Dreh- 
richtung entsprechende Angaben machen, wie für Lieferung bei 
Überschreitung dieses cos œ. Werden derartige Zähler verwendet, 
so genügen 2 Zähler, von denen jeder mit Rücklaufhemmung ver- 
sehen ist, oder ein einziger Zähler mit Doppelrollenzählwerk mit 
selbsttätiger Umschaltung bei Änderung der Drehrichtung. Ein 
Wattrelais oder überhaupt eine Vorrichtung zur Umschaltung der 
Zähler ist hierbei entbehrlich. Zähler der genannten Art, die bei 
einem bestimmten cos ọ stillstehen, bei Unterschreitung (Bezug) 
vorwärts, bei Überschreitung (Bezug) rückwärts laufen, sich bei 
Lieferung gerade umgekehrt verhalten und dabei den nach dem 
Tarif des R.-W. E.-W. zu verrechnenden Ausdruck messen, sind 
durch das DRP. 349458?) geschützt, desgleichen das Verfahren zur 
Messung des Blindverbrauchs mit diesen Zählern. Die Abrechnung 
gestaltet sich bei Verwendung der genannten Zähler, die von der 
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin in Verbindung 
mit Wirkverbrauchzählern zugelassen sind, sehr einfach, indem 
man nur Ablesungen von 2 Blindverbrauchzählwerken vorzunehmen 
hat, von denen die eine die Angaben für die Aufpreisberechnunz, 
die andere die für die Vergütung liefert, Die umständliche und 
leicht zu Irrtümern Veranlassung gebenden 4 Ablesungen der 
B.-V.-Zähler, 2 Ablesungen der W.-V.-Zähler und die Subtraktiomen 
und Additionen bei den eingangs erwähnten Methoden fallen voll- 
ständig weg. 

Zum Schluß sei erwähnt, daß man die Aufstellung neuer 
Zähler in bestehenden Anlagen umgehen kann, wenn man den einen 
Wirkverbrauchzähler, der beispielsweise für Lieferung bestimmt 
ist, mit Doppelrollenzählwerk für Lieferung und Bezug (Wirkver- 
brauch) versieht, dagegen den für Bezug vorhandenen nach ent- 
sprechender Abänderung der Schaltung der Spannungsanschlüs-e 
mit Doppelrollenzählwerk für Aufpreis und Vergütung (Blind- 
on ausstattet und bei beiden die Rücklaufhemmung eunt- 
ernt 

Zur praktischen Erprobung der erwähnten Schaltung waren 
in vergangenen Sommer ca. 50 Hochspannungszähler bei Grot- 
übnehmern der Städtischen Elektrizitätswerke München — es wui- 
Jen hierzu die nur im Winter benötizten Nachtstundenrabattzähler 
verwendet — als Blindverbrauchzähler geschaltet, wobei siiu 
interessante Einblicke in den Blindverbrauch verschiedenartiger 
Betriebe ergaben. Da sich die Schaltung hierbei gut bewährte, 
wurde sie in die neuen Großabnehimerverträge unter Zugurun-de- 
legung des cos @ = 0,866 aufgenommen. Unter anderen haben auch 
die Städtischen Elektrizitätswerke Berlin die Verwendung der 
Zähler in Aussicht genommen, 

Für gerenseitige Stromlieferung sind Zähler mit Doppelrollen- 
und Einfachtarifzählwerken versuchsweise bei Überlandzentralen 
und Abnehmern mit Dampfanlagen in Verwendung, wobei die Rich- 
tirkeit der obigen Überlegungen bestätigt wurde. In mehreren 
Fällen konnten nach regelmäßiger Ablesung der Blindverbrauchs- 

zähler günstigere Lieferungs- und Bezugsverhältnisse erreicht 
werden. 


2 Mitteil. d. Verein. d. Elektrizitätswerke, 1922, S. 357 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


1293 


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RUNDSCHAU. 


Elektromaschinenbau. 


Große Gleichstrommaschinen. — Im Prüffeld der SSW, Dynamo- 
werk Siemensstadt, befinden sich z. Z. zwei Gleichstrommaschinen, 
die wegen ihrer Leistung Beachtung verdienen. Sie sind für elektro- 
chemischen Betrieb, also für ununterbrochenen Tag- und Nacht- 
dienst, bestimmt und haben je 425 V X 15000 A = 6375 kW bei 
150 Umdr/min abzugeben. Da der Antrieb durch Wasserturbinen 
erfolgt, müssen sie eine zeitweilige Drehzahlsteigerung um 80 %, 
d. h. bis zu 270 Umdr/min, ohne Schaden aushalten können, Wie 


Abb. 1. 


Abb. 1 erkennen läßt, hat jede Dynamo nur 2 Lager: das Laufrad 
der Turbine wird fliegend auf die in der Mitte sichtbaren Wellen- 
verlängerungen aufgesetzt. Zur Aufnahme des Achsialschubs dient 
das in der Abbildung rechts sichtbare Drucklager. Die Abbildung 
zeigt den Aufbau beider Maschinen zur Prüfung in Kreisschaltung, 
d.h. bei voller Belastung. C. T 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Messung sehr kleiner Zeitintervalle durch Ladung eines Kon- 
densators. — J. J. Dowling und D. Donnelly weisen aut 
eine bereits früher von Klopsteg’) sowie von Wester und 
Allan?) angegebene Methode der Messung sehr kleiner Zeit- 
intervalle, wie sie z. B. in der Ballistik anwendbar ist, durch La- 
dung eines Kondensators. Man ladet einen Kondensator der Ka- 
pazität C durch eine konstante EMK einmal über einen Wider- 
stand R während der Zeit t. Die Ladung q wird mit einem bal- 
listischen Galvanometer gemessen. Zweitens wird der Kondensator 


völlig geladen, diese Ladung sei qo; dann ist q = qo (1 TUR. ©), 
und es ist am Ende der Ladung über R die Zeit t angenähert = 
ROL. 


0 
dem Galvanometer vornehmen. 


Die Messung von t läßt sich also durch Messungen mit 


Zur Feststellung der Genauigkeit 
wurdefolgenderVersuch 
gemacht. £ sei die Zeit, 
welche verstreicht beim 
Durchgang einer Flin- 
tenkugel durch die bei- 
den feinen Metalldrähte 
a und b (Abb. 2). welche 


Bruch von a erlaubt der 


Batterie B, den Kon- 

densator C über den 

Widerstand œR aufzu- 

5 laden. Der Bruch von b 
unterbricht den Lade- 

Abb. 2 stromkreis. Die wäh- 


rend der Zeit £ ange- 
sammelte Ladung q wird 
am Galvanometer @ gemessen durch Schließen des Schalters K.. 
Wenn man den Wert qo vorher gemessen hat, läßt sich t berechnen. 
Anderseits werden senkrecht zur Achse eines kleinen Elektro- 


1) Phys. Review Bd. 15, Juli 1920, 
5 Annales Phil. Soc. Proc. Bd. 58, 1919, Nr. o. 


sie sofort zerreißt. Der. 


motors, die parallel zur Geschoßbahn liegt, zwei Scheiben aus 
Karton in bestimmtem Abstand angebracht, die das Geschoß der 
Reihe nach durchschlägt. Der Motor läuft mit konstanter Dreh- 
zahl, was stroboskopisch kontrolliert wird. Der Winkelabstand 
der beiden Löcher in den Scheiben ist ein Maß der Geschwindig- 
keit der Kugel. Da der Abstand der Drähte a und b bekannt ist, 
so hat man eine zweite sehr genaue Methode der Messung von t 


‚und kann den mit der elektrischen Methode gefundenen Wert t 


nachprüfen. Bei der Versuchsanordnung war t von der Größen- 
ordnung 80 Mikrosekunden (/ıoe s), und die elektrische 
Messung war im allgemeinen bis auf 4 % genau. 
Der Fehler ist bedingt durch die Schwierigkeit, 
die Öffnung. und Schließung der Stromkreise zu 
Anfang und Ende des zu messenden Zeitinter- 
valles genau zu bewerkstelligen. Klopsteg 
konnte bei seiner Methode den Meßfehler auf 
0,4% reduzieren. (,„Gen. El. Review“ Bd. 11, 
1922, S. 690 nach „Proc. Royal Dublin Society”. 
Bd. 16, 1921, S. 165.) Piz. 


Beleuchtung und Heizung. 


Das Licht in der medizinischen Praxis. — 
Um festzustellen, welche Lichtart in der medi- 
zinischen Praxis am meisten bevorzugt wird, 
wurden in Amerika an 150 Ärzte, u. zw. haupt- 
sächlich Augenärzte, Laryngologen, Zahnärzte, 
Chirurgen folgende Fragen gesandt: 


1. Benutzen Sie in Ihrem Behandlungszimmer 
Tageslicht, künstliches Licht oder beides? 


2. Ki Art künstlichen Lichtes bevorzugen 
ie 


3. Wie beleuchten Sie Ihre Lesetafeln für 
Augenuntersuehungen in der Ferne? 


4, Wie beleuchten Sie Ihre Lesetafeln für 
Augenuntersuchungen in der Nähe? 


5. Welche Beleuchtung benutzen Sie für Ihre Augenspiegel und 
Skiaskope? 


FE Antworten ergaben im Durchschnitt folgendes: 


: 11% nur Tageslicht, 6 % nur künstliches Licht, 83 % beides, 
5% Gas, 95 % elektrisch, 
86 % direktes Licht, 14 % indirektes Licht, 
75% normale Vakuumlampen, 18 % Gasfüllungslampen, 7% 
Speziallampen. 
12 % nur Tageslicht, 78 % nur künstliches Licht, 10 % beides. 
Kein Gas. 
zu 4.: 25% nmur Tageslicht, 75 % beides. Kein Gas. 
zu 5.: 10% Gas, 90 % elektrisch. 


Drei Hauptpunkte gelten für die Beleuchtung beim Arzt: 


A. Das Licht muß möglichst konstant und schattenfrei sein, 
B. Die Beleuchtung darf weder zu dunkel noch zu hell sein. 
C. Die Augen des Patienten dürfen nicht geblendet werden. 

Von besonderer Bedeutung für die Medizin ist die kleine chirur- 
gische Lampe, welche in den Cystoskopen (Blasenguckern), Pharyn- 
goskopen (Rachenguckern) u. dgl. Verwendung findet. Bis zum 
Ausgang des 19. Jahrhunderts benutzten die Chirurgen einen Platin- 
draht, welcher zwecks Beleuchtung in der zu untersuchenden Kör- 
perhöhlung des Patienten mittels elektrischen Stromes zum Glühen 
gebracht wurde und diesen ständig einer Brandgefahr aussetzte. 
Nahezu um die gleiche Zeit wurde von einem Deutschen, Dr. Nitze 
in Berlin, und zwei Amerikanern, Preston und Dr. Koch, die 
erste chirurgische Lampe für Urethroskope (Harnröhrengucker) 
konstruiert. Während die Lampe von Nitze noch so groß war, daß 
sie wegen ihrer Wärmeausstrahlung dauernd mit Wasser umspült 
werden mußte, war die amerikanische Lampe bereits so klein, daß 
ihre Wärmeausstrahlung dem Patienten nicht mehr gefährlich wer- 
den konnte. Die Lampe hat heute Abmessungen von etwa 8 mm 
Länge, 3 mm Breite und 1,5 m/m Dicke. Während die chirurgische 
Lampe heute etwas nahezu Vollkommenes darstellt, läßt die Beleuch- 
tung inder Zahnarzneikunde noch viel zu wünschen übrig. 

Hier kommen drei Lampentypen in Frage: 

für eine Allgemeinbeleuchtung als Ersatz für Tageslicht, 

für eine Beleuchtung im Mund durch Reflexion des Lichtes an 

der Oberfläche der Zähne usw, 

3. für eine Beleuchtung im Mund durch Transmission des Lichtes 
durch bestimmte Gewebeteile. 


Betreffs der Type 1. ist zu betonen, daß die meistens gebrauch- 
ten Beleuchtungskörper, die nach dem Scheinwerferprinzip gebaut 
sind, ihren Zweck schlecht erfüllen. Sehr viel besser ist hier der 
Beleuchtungskörper von Dr. M. L. Rhein. Bei diesem sind 4 Lampen 
in einer diffundierenden Glasglocke montiert; sie liefern ein Licht 
mit fast verschwindenden Halbschatten. 


= 5. 


zu 3.: 


ST 


1294 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


19. Oktober 1922. 


An der Type 2. ist zu tadeln, daß die Ausführung meistens sehr - 


wenig sorgfältig ist. Hier ist zu erstreben: 1—2 Kerzen bei mög- 
lichst weißem Licht ohne starke Wärmeentwicklung. Durchmesser 
nicht über 5 mm, leichte Desinfektionsmöglichkeit durch Auskochen 
oder mittels Karbolsäure. 

Für Type 3. gilt das Gleiche betreffs Lichtfarbe, Wärme und 
Desinfektion. Die Lichtstärke muß 20—30 Kerzen betragen, die Di- 
mension darf 7,5 mm im Durchmesser und 25 mm in der Länge nicht 
überschreiten. 

Im allgemeinen ist zu wünschen, daß in der Zukunft bei der 
Zahnbehandlung das Tageslicht ganz ausgeschieden und nur durch- 
aus zweckmäßiges künstliches Licht verwandt wird. (Transactions 
of the Illuminating Engineering Society, Bd. 17, 1922,S.9.) Re. 


Verkehr und Transport. 


Erfahrungen über elektrische Bahnen in der Schweiz. — Dem 
amtlichen Bericht über die Schweizerischen Eisenbahnen über 
das Jahr 1921 entnehmen wir folgende Mitteilungen: Es sind 
wieder Fahrdrahtbrüche vorgekommen. Soweit solche eine 
Folge mechanischer Abnutzung sind, verschwinden sie aber immer 
mehr, u. zw. in dem Maße, wie die Rollenstromabnehmer durch 
Bügelstromabnehmer ersetzt werden. Auch im Berichtsjahre sind 
wieder solche Umbauten durchgeführt oder in Aussicht genommen 
worden. Den Bahnen, die sich noch nicht dazu entschlossen haben, 
wurde der Umbau empfohlen. Auch durch Blitzschläge sind wieder 
verschiedene Beschädigungen vorgekommen. 

In verschiedener Beziehung und bei verschiedenen Bahnen sind 
die elektrischen Anlagen ausgebaut und verbessert worden. So 
kamen neue Umformergruppen in Betrieb, worunter auch wieder, 
als dritte in der Schweiz für Bahnzwecke, eine Quecksilberdampf- 
Gleichrichteranlage. Gewisse Bahnen haben ihre Stromversorgung 
durch Anschluß an neue Kraftwerke verbessert, So wurden die 
bernischen Dekretbahnen (Gürbetalbahn und Bern-Schwarzenburg- 
Bahn) sowie die S. B. B.-Linie Bern— Thun, die ihren Strom vom 
Kanderwerk bezogen, an das Mühleberg-Kraftwerk angeschlossen. 

Unter Ausschluß der Starkstromleiıtungen längs und quer zu 
reinen Straßenbahnen und solcher Leitungen, die den Bahnverwal- 


tungen selbst gehören, ergibt sich Ende 1921 folgender Bestand: - 


4020 Starkstromüberführungen (gegen 3940 zu Ende 1920), 348 
a NEUEN (773), 224 Starkstromlängsführungen 

). 

Nach den erhaltenen Ausweisen sind fünf Überführungen 
von Schwachstromleitungen über bestehende Fahrleitungen neu er- 
stellt worden. Die im Laufe des Jahres elektrisierten Bahnen 
und Bahnlinien weisen 20 Überführungen auf. Es sind dem Departe- 
ment keine durch kreuzende Leitungen verursachten Störungen des 
Bahnbetriebes zur Kenntnis gelangt. 

Von den Neuanschaffungen an Rollmaterial sind, abgesehen 
von den elektrischen Lokomotiven und Dampfheizwagen der Bun- 
desbahnen, erwähnenswert: zwei neue große, fünfachsige, elek- 
trische Triebwagen der Burgdorf-Thun-Bahn, sechs elektrische 
Lokomotiven der Rhätischen Bahn, ein vierachsiger elektrischer 
Triebwagen der Straßenbahnen im Kanton Zug, zwei leistungs- 
fähige elektrische Zahnrad-Gütertriebwagen mit je vier Triebzahn- 
rädern und zwei Güterwagen großer Leistungsfähigkeit (20 t) der 
schmalspurigen Bahn Martigny-Chätelard. Es handelt sich dabei 
überhaupt zum größten Teil um Material für elektrische Bahnen, 
deren bestehendes Rollmaterial nebenbei auch verschiedentlich um- 
are und mit verstärkter elektrischer Ausrüstung versehen 
wurde. e 


Straßenbahn Eisenach. — Wie uns das Elektrizitätswerk 
Eisenach mitteilt, ist der Straßenbahnbetrieb Eisenach infolge Un- 
wirtschaftlichkeit am 1. d. M. völlig stillgelegt worden. 


Fernmeldetechnik. 


Der Scheinwiderstand der Seerückleitung bei Unterseekabeln. 
— Die bekannten Formeln für die Berechnung der Fortpflanzungs- 
konstante einer Leitung: 


vyzai+ß=y(R+ioL)(G+ioC) 
und für die Charakteristik: 
Z = yit io L 
y G+iocl 
gelten, wie überall, so auch bei der Anwendung auf einaderige See- 
kabel für die ganze Strombahn, mithin nicht nur für den Hinweg 


im Kupferleiter, sondern ebensogut auch für die aus der Kabel- 
bewehrung und dem umgebenden Seewasser sowie den Erdleitun- 


gen gebildete Seerückleitung. Deren Widerstand R und: 


Induktivität L sind bei langsamem Telegraphieren zwar von ge- 
ringer Bedeutung; aber schon beim (egensprechen vermögen sie 
Gleichgewichtsstörungen hervorzurufen; im Schnelltelegraphen- 
und Fernsprechbetriebe ist der Scheinwiderstand der Seerücklei- 
tung vollends ausschlaggebend für die Leistungsfähigkeit des 
Kabels. Die rechnerische Ermittelung von Widerstand und Induk- 
tivität «ler Scerückleitung wird durch das Vorhandensein der 


Kabelbewehrung uud durch den Umstand sehr erschwert, daß der 
rückfließende Strom die entschiedene Neigung zeigt, sich in der 
Nachbarschaft der Kabelader, also namentlich in der Bewehrung, 
zusammenzudrängen. John R. Carson und J. J. Gilbert haben als 
Ergebnis eingehender Untersuchungen hierüber im „Journal of the 
Franklin Institute“ vom. Dezember 1921 (Bd. 192, S. 705) unter 
dem Titel „Transmission Characteristics of the Submarine Cable“ 
eine Abhandlung veröffentlicht, deren Hauptpunkte sie kurz mit- 
teilen. Sie wollten anfangs die Berechnungen dadurch vereinfachen, 
daß sie sich die Schutzdrähte als durch einen geschlossenen Eisen- 
mantel ersetzt dachten. Als sich dies als ungangbar und fehlerhaft 
erwies, suchten sie nach Lösungen, in denen der wirklichen Bauart 
der Drähte Rechnung getragen war. Diese zu finden ist ihnen nach 
Überwindung großer mathematischer Schwierigkeiten auch ge- 
lungen. Die Zahlentafeln 1 und 2 zeigen, einen wie überraschend 
großen Teil des Rückstromes die metallische Kabelhülle je nach 
ihrer Beschaffenheit selbst bei verhältnismäßig niedrigen Frequen- 
zen aufnimmt. Aus den Tafeln 3 und 4 ist ersichtlich, welchen Ein- 
fluß die Bewehrung- auf Widerstand und Induktivität der Seerück- 
leitung ausübt. Besonders beachtenswert ist dabei, daß die Wider- 
standswerte nur einen Bruchteil der sonstigen ausmachen, wenn 
die Schutzdrähte entfernt werden. Wäre die Ader mit einem dün- 
nen Kupfermantel umgeben, so würde dieser vermöge seines ge- 
ringen Widerstandes bei wachsender Frequenz den Hauptteil des 
Rückstromes auf sich ziehen. Die errechneten Ergebnisse und da- 
mit die Richtigkeit der von den Verfassern entwickelten Methode 
wurden auch für höhere Frequenzen durch Messungen am Seattle- 
Sitka- und am Victoria-Vancouver-Kabel bestätigt (vgl. auch Zah- 
lentafel 5). Sie kommen zu folgenden Schlüssen: 1. Der Wider- 


Zahlentafel 1. Anteil der Bewehrung an der Aufnahme des 
rückfließenden Stromes in Hundertsteln des Gesamtstroms. 


Bewehrung 
Per/s ae ge ee ae 
Zusammenhängender Mantel Drähte 
25 84 9 
50 96 17,5 
75 99 25 
100 100 l 31,5 


Zahlentafel 2. Anteil der Bewehrungsdrähte des Seattle- 
Sitka-Kabels an der Aufnahme des rückfließenden Stromes in 
Hundertsteln des Gesamtstroms. 


Bauart der Bewehrung 


Per/s ee ee re eye 
Offen | Geschlossen 

100 43 55 

200 61 75 

300 69,5 82,5 

400 13,5 86.5 

500 16 88,5 

600 77,5 91 


Zahlentafel 3. Widerstand in Ohm und Induktivität ın 
Millihenry für 1 km Seerückleitung 


Bewehrung 


Per/s : _ Mantel u Drähte l, Keine 
Wid. Ind. Wid. Ind. | Wid. | Tnd 
25 074 | 400 ' 0,075 1,90 0,025 | 23 
50 115 | 322 01735 | 170 | 0050 | 18 
75 1,35 270 ' 0278 1,60 0,075 1,76 
100 1,49 250 ! 0,450 1,51 0,100 1,75 


Zahlentafel 4. Widerstand in Ohm und Induktivităt in 
Millihenry für 1 km Seerückleitung des Seattle-Sitka-Kabels 


Widerstand Induktivität 
Per;s re a aaa Eur 
Offen | Geschlossen Offen Geschlossen 


100 0,41 0,51 1,54 1,80 
200 0,77 0,92 | 115 1,29 
300 0,95 1,12 | 0,96 1,08 
400 1,06 1,25 | 0,88 0,98 
500 1,16 1,35 | 0,82 0,95 

0,80 0,91 


600 1,25 | 1,45 


Zahlentafel 5. Widerstand in Ohm für 1 Meile Rückleitung 
des Victoria-Vancouver-Kabels. 


; Errechneter | Gemessener 
Ver/s : u o ee e a 
Widerstand 
3 000 2,87 2,92 
10 000 4,45 ` | 4,60 


j 
d 
$ 


->r Jere a a 


19. Oktober 1922. 


-tand der Seerückleitung eines Unterseckabels ist keineswegs, 
selbst nicht bei niedrigen Frequenzen, zu vernachlässigen; er hat 
einen beträchtlichen Einfluß auf die Übermittlung. 2. Widerstand 
und Induktivität eines Kabels sind stark abhängig von der Anord- 
nung und den elektrischen Eigenschaften der Bewehrungsdrähte. 
3, Der Rückleitungswiderstand bei hohen Frequenzen wird vermin- 
dert, wenn man die Kabelader mit einem die Schutzdrähte berüh- 
renden Kupfermantel umgibt. („The Electrician“, Bd. 88, 1922, 
3. 499.) M. B. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Gas- und Elektrizitätsausstellung in Kopenhagen, — Wie uns 
von den Direktoren des Kopenhagener Beleuchtungs- 
wesens mitgeteilt wird, veranstaltet dieses unter Beteiligung 
des dortigen Hausfrauenvereins in der ersten Hälfte Dezember eine 
Gas- und Elektrizitätsausstellung im Industrie- 
ausstellungsgebäude. Sie soll dem Publikum zeigen, wie Gas und 
Elektrizität im Haushalt und Geschäft, in der Fabrik und Werk- 
statt am zweckmäßigsten als Hilfsmittel verwendet werden könner:. 


Verschiedenes 


Bekanntmachung betr. Änderung des Gebührenzuschlages der 
Elektrischen Prüfämter. — Der Zuschlag, der auf Grund der Be- 
kanntmachung vom 21. VII. 1922 (Zentralblatt für das Deutsche 
Reich 1922, S. 4441) zu den auf das Dreifache erhöhten Sätzen der 
Gebührenordnung der Elektrischen Prüfämter zu erheben ist, wird 
vom 15. X. 1922 ab auf 3000 % festgesetzt. 


Charlottenburg, 10, X. 1922. 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt 
gez. Nernst. 


Energiewirtschaft. 


Polnisches Elektrizitätsgesetz vom 21. III. 1922. — Art.1 des am 
t6. V. im Gesetzblatt der Republik Polen veröffentlichten Elek- 
trizitätsgesetzes enthält den Genehmigungszwang 
für alle gewerbsmäßig Strom verkaufenden oder der Speisung 
öffentlicher Verkehrsmittel dienenden Starkstromanlagen. Diese 
Genehmigung wird nach Art. 2 nur auf begrenzte Zeit erteilt, kann 
aber verlängert werden; zur Übertragung an andere Personen ist die 
behördliche Zustimmung erforderlich. Nach Art. 3 kann die Geneh- 
migung für ungültig erklärt werden, wenn der Arbeitsbeginn oder 
die Inbetriebsetzung durch Verschulden des Konzessionsinhabers 
nicht in der bestimmten Zeit erfolgt ist. Wichig erscheint, daß nach 
Art. 5 die Erteilung, Verlängerung und Aufhebung von Konzessi- 
onen dem Minister für öffentliche Arbeiten zukommt, welcher die 
Genehmigung auf Grund von Erhebungen erteilt, die im Wege eines 
in der Vollzugsverordnung bestimmten Verfahrens von den Woi- 
woden durchgeführt werden. Diese Bestimmung dürfte wohl eine 
wesentliche Erschwerung und Verzögerung von Konzessionsgesu- 
chen zur Folge haben. 


Art. 7 besagt, daß jede genehmigte elektrische Anlage im öffent- 
lichen Interesse durch den Staat zu den im Vertrage mit dem Kon- 
zessionär vorgesehenen Bedingungen abgelöst und das Ablö- 
sungsrecht auf Antrag des Ministers für Öffentliche Arbeiten 
im Einvernehmen mit dem Minister des Innern durch Beschluß des 
Ministerrates auf kommunale Körperschaften oder deren Verbände 
übertragen werden kann. Das entspricht der im deutschen Gcsetz 
über die Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft ($ 2) dem Reich 
zuerkannten Befugnis zur Enteignung. Die im deutschen Gesetz vor- 
gesehene Leistungsgrenze (5000 kW) und die getrennte Behandlung 
von Wasserkraftanlagen finden sich im polnischen nicht. Art. S 
gibt genehmigten und staatlichen elektrischen Anlagen das Recht, 
öffentliche Fahrwege, Wasserstraßen, Bahnlinien, Straßen und 
Plätze sowie, gegen Entschädigung, Staats-, Gemeinde- oder Privat- 
besitz zwecks ober- oder unterirdischer Leitungsführung, Aufstel- 
lung von Transformatorenstationen und anderer Einrichtungen usw. 
zu benutzen. Mangels eines Einvernehmens über die Höhe der Ent- 
schädigung wird diese durch das Gericht festgesetzt. Hinsicht- 
lich der Bemessung dieser ‚Entschädigung unter Berücksichtigung 
„angemessener Abschreibungen” oder an Hand des „Ertragswertes” 
($ 6 des deutschen Gesetzes) enthält das polnische Gesetz keine 
näheren Angaben. Alle anderen elektrischen Anlagen bedürfen für 
ae nufzung öffentlicher Wege usw. der Zustimmung des Woi- 
woden. 

Für durch elektrische Einrichtungen verursachte Schäden 
und Unglücksfälle hat nach Art. 9 der Unternehmer aufzn- 
kommen, wenn er nicht die Schuld des Beschäldigten, einer dritten 
Person oder höherer Gewalt nachzuweisen vermag. Durch Art. 10 
wird die Befugnis ausgesprochen, zeitweise oder ständig zum Bau 
und zur Erhaltung gemeinnützizer elektrischer Anlagen erforder- 
liche Liegenschaften im Enteignungswege zu erstehen oder 


L Vgl. „BETZ“ 1922, S. 1011. i 


‚Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 42. 


.urkunde. 


1295 . 


—— pu 


zeitweise zu belegen. Das Gutachten über die Enteignung bzw. 
zeitweise Belegung, das auch die Festsetzung der Entschädigung 
enthalten soll, erteilt der Woiwode auf Grund der Konzessions- 
Innerhalb 30 Tage nach dessen Zustellung kann sich der 
Beteiligte, wenn er mit der festgesetzten Entschädigung nicht zu- 
frieden ist, dieserhalb an das Gericht wenden. 


Nach Art. 11 müssen vor Inkraftsetzung des Gesetzes bestehende 
Elektrizitätswerke die Konzession einholen, wenn der Unternehmer 
den Charakter ihrer Tätigkeit ändert oder das vertraglich bestimmte 
Versorgungsgebiet vergrößert bzw. — falls es sich um kommunale 
Unternehmungen handelt — über das eigene Verwaltungsgebiet 
hinaus ausdehnt. Der Minister für öffentliche Arbeiten ist ermäch- 
tigt, in besonderen Fällen mit Rücksicht auf das allgemeine Wohl, 
wenn ein bestehendes Elektrizitätswerk sein Versorgungsgebiet zu 
erweitern beabsichtigt, die eingangs vorgesehenen Genehmigungen 
nur für diese Erweiterung zu erteilen. 


Wichtig erscheint die Bestimmung des Art. 14, daß jede elek- 
trische Anlage auf Antrag des Ministers für öffentliche Arbeiten 
durch Beschluß des Ministerrates dazu verhalten werden kann, 
überschüssige elektrische Energie gegen. entspre- 
chende Vergütung einem gemeinnützigen Elektrizitätswerk abzu- 
geben. Mangels einer Verständigung, in welchem Fall die Strom- 
lieferungspflicht aber nicht gestundet wird, bestimmt das Gericht die 
Höhe der Vergütung. Nach § 8 des deutschen Gesetzes darf das Reich 
bekanntlich die Einbringung von Anlagen zur Fortleitung elektri- 
scher Arbeit und von Elektrizitätswerken in Gesellschaften, an 
denen es beteiligt ist, verlangen, wenn den Interessen der Gemein- 
wirtschaft nicht durch Austausch elektrischer Arbeit genügt wer- 
den kann, und dieselbe Forderung können die Länder, Gemeindever- 
bände und Gemeinden hinsichtlich der bei Inkraftsetzung des deut- 
schen Gesetzes vorhandenen bzw. in Ausführung gewesenen sowie 
künftiger staatlicher und kommunaler Anlagen der in $ 2, Abs. 1, 
Ziff. 1 bezeichneten Art an das Reich stellen, solange die Anlagen 
von diesem nicht übernommen werden. 


Bau und Inbetriebsetzung der elektrischen Anlagen bedürfen 
nach Art, 16 einer polizei-technischen Bewilligung, 
und alle elektrischen Einrichtungen müssen den durch den Minister 
für öffentliche Arbeiten bestätigten technischen Vorschriften und 
Normen entsprechen. Außerdem hat jede Anlage, wenn es der Mi- 
nister für öffentliche Arbeiten verlangt, dem Art. 17 zufolge alle 
technischen Daten bezüglich ihres Baues und Betriebes 
mitzuteilen; nach $ 14 des deutschen Gesetzes sind die zuständigen 
Stellen und ihre Beauftragten sogar befugt, zur Ermittlung rich- 
tiger Angaben Geschäftspapiere oder Geschäftsbücher einzusehen 
und Betriebseinrichtungen und -räume zu besichtigen. Die Über- 
tragung der elektrischen Arbeit, die nach Art. 20 
rechtlich als mobile Sache aufgefaßt wird, über die Grenzen 
des polnischen Staates hinaus erfordert die Genehmigung des Mi- 
nisterrates (Art. 19). Art. 21 gibt dem Minister für öffentliche 
Arbeiten das Recht, zur Begutachtung elektrischer Angelegenheiten 
beratende Fachorgane einzuberufen; nähere Angaben 
über die Zusammensetzung eines solchen Beirates, wie sie § 20 des 
deutschen Gesetzes enthält, fehlen im polnischen Gesetz, das für 
das Gesamtgebiet der Republik mit Ausnahme der Woi- 
wodschaft Schlesien 30 Tage nach Veröffentlichung 
(16. V. 1922) in Kraft getreten ist. 


Wenn auch eine gewisse Übereinstimmung zwischen dem polni- 
schen und deutschen Blektrizitätsgesetz deutlich erkennbar ist, so 
scheint doch beiden vorläufig der Charakter eines provisorischen 
Rahmengesetzes gemeinsam zu sein, das weitere Entwicklungsmög- 
lichkeiten für die Elektrizitätswirtschaft beider Staaten in Betracht 
zieht. Rb. 


Industrie und Handel. 


Der Prozentgehalt deutscher Industrieerzeugnisse an fremden 
Rohstoffen. — Nach dem Bemelmans-Abkommen sind für 
diejenigen deutschen Erzeugnisse, welche einen erheblichen Pro- 
zentsatz fremder Rohstoffe enthalten, diese Rohstoffe von 
den Bestellern der Reparationslieferungen in Devisen zu zahlen, 
so daß die deutsche Regierung nur für den Rest den Lieferer mit 
Papiermark entschädigt, mit der Ausnahme der direkt Geschälig- 
ten, welche ganz von der Devisenzahlung befreit sind. Man ist 
hierbei von dem Gedanken ausgegangen, daß z. B. bei Lieferung 
von blankem Kupferdraht keine deutsche Lieferung stattfinden 
würde, sondern daß Deutschland im Auslande gegen Devisen dieses 
Kupfer einkaufen muß, nur einen schr geringen Prozentsatz an 
Arbeit aufwendet Und, wenn hierfür die Entschädigung durch die 
deutsche Regierung in Papiermark stattfindet, dies tatsächlich 
einer .Barzahlung in Devisen entspricht, die Deutschland nicht 
mehr zu leisten imstande ist. Als Grundlage für die Berechnung 
des Inhaltes an fremden Rohstoffen sind nun Grundsätze aufge- 
stellt worden, die den wirklichen Verhältnissen nicht entsprechen. 
Von deutscher Seite hat man darauf aufmerksam gemacht, daß es 
kein Erzeugnis und keine deutsche Arbeit gibt, die nicht einen er- 
heblichen Prozentsatz an fremden Rohstoffen enthält. Wir müssen 
z. A. mindestens 30 % unserer Ernährung aus dem Auslande cin- 
führen, die Rohstoffe für Kleidung kommen ganz aus dem Äuslande, 
und da es eine deutsche Flotte nicht mehr gibt, so ist jeder Trans- 


1296 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heft 42. 


19. Oktober 1922. 


port an das Ausland zu entrichten, d. h. also jeder Deutsche ver- 
braucht zu seiner Ernährung und zu seinem Unterhalt einen er- 
heblichen Prozentsatz eingeführter Stoffe, beziehungsweise sind 


zur Bestreitung dieser Unkosten Devisen zur Zahlung an das Aus- 


land zu beschaffen. 

Man hat nun diesen Anteil des Auslandes vor dem Kriege zu 
etwa 25 % angenommen und mit der Logik, die der Gegenseite 
eigen ist, entschieden, da dies Verhältnis vor dem Kriege bestanden 
habe, könne Deutschland auch nicht fordern, daß ihm diese Lei- 
stungen an das Ausland in Devisen bezahlt werden, d. h. also der 
festgestellte Anteil fremder Rohstoffe an einem Erzeugnis, der 
weniger als 25 % beträgt, wird nicht berücksichtigt, Daß wir 
früher durch Leistungen in der Lage waren, die 25 % aufzubringen 
und dies jetzt nicht mehr der Fall ist, wird nicht in Rechnung ge- 
stellt, ebensowenig, daß bei der Festsetzung des Prozentsatzes 
Löhne und alle diejenigen Stoffe, die scheinbar deutsches Erzeugnis 
sind, ausgeschaltet werden. Man hätte folgerichtig bei dieser Rech- 
nungsart auch die Löhne bei Festsetzung des Prozentsatzes mit 
25 % in die Rechnung einsetzen müssen. 

In Paris haben nun vor kurzem Verhandlungen stattgefunden, 
um den genauen Prozentsatz an fremden Rohstoffen in den einzel- 
nen deutschen Industrieerzeugnissen festzustellen. Von beiden 
Seiten waren Sachverständige ernannt. Die deutschen Sachver- 
ständigen befanden sich von vornherein in der ungünstigen Lage, 
daß sie auf Grund der oben geschilderten Festlegungen, die den Tat- 
sachen und den Verhältnissen nicht entsprechen, gezwungen waren, 
ihre Rechnung aufzubauen. Infolge dieser Art.der Feststellung 
sind Prozentsätze entstanden, die niedriger liegen, als man in 
Deutschland den Anteil an fremden Rohstoffen am Erzeugnis be- 
rechnet. Bei den Verhandlungen über die Festsetzung der Prozent- 
sätze elektrischer Maschinen und Transformatoren trat nôch ein 
weiterer grundsätzlicher Unterschied in der Auffassung zutage: 
Die Sachverständigen der Gegenseite nahmen als Verkaufspreis 
z. B. den belgischen Preis, auf dem sie ihre Rechnung aufbauten 
und hierdurch zu Prozentsätzen kamen, die weit niedriger lagen 
als die deutschen. Von deutscher Seite wurde entgegengehalten, 
daß der belgische oder französische Preis nicht genommen werden 
könne. Diese Länder haben eine sehr erhebliche Zollgrenze aufge- 
baut, welche die Einfuhr aus anderen Ländern verteuert und die 
Einfuhr aus Deutschland durch besondere weitere Aufschläge fast 
unmöglich macht. Auf jeden Fall wird durch eine solche Zoll- 
schranke der Inlandpreis erheblich gesteigert, und die Preise in den 
betreffenden Ländern liegen weit höher wie in Ländern, die solche 
Zollschranken nicht besitzen. Man darf mithin als Grundlage für die 
Berechnung der Prozentsätze nur einen ideellen Weltmarktpreis 
nehmen, nicht aber die Preise in Ländern mit hohem Zollschutz. 
Es wurde weiter ausgeführt, daß es einen einheitlichen 
Weltmarktpreis nicht gibt. Je nachdem, welche Höhe 
die Zollschranke besitzt und welche Unkosten beim Versand nach 
diesem Lande entstehen, werden die Preise in den einzelnen Län- 
dern verschieden sein, und selbst Länder, die keinen erheblichen 
- Zoll haben, können durch andere Maßnahmen die Einfuhr hindern 
und damit die Preisgrundlage im eigenen Lande heben (s. Englands 
Recovery Act). Man bestand daher von deutscher Seite darauf, den 
Preis eines Landes, das keinen oder keinen erheblichen Zoll auf- 
weist, z. B. Hollands, zugrunde zu legen. Die Frage kam vor Bemel- 
mans selbst. Es wurde in Gegenwart der belgischen, französischen 
und englischen Mitglieder der Kommission die Angelegenheit er- 
örtert, und die Herren mußten zugeben, daß der Standpunkt der 
deutschen Vertreter, es gäbe keinen einheitlichen Weltmarktpreis, 
richtig ist und man als Grundlage eigentlich nur den Preis eines 
neutralen Landes ohne Zoll nehmen könne. Die Prozentsätze selbst, 
wie sie für die einzelnen Erzeugnisse der Elektrotechnik 
festgesetzt worden sind, werden nach Zusammenstellung der Nieder- 
schriften in kurzer Zeit vom Ministerium veröffentlicht werden, 


Bei der Besprechung ergab sich weiter, daß man auf der Gegen- 
seite von den tatsächlichen Verhältnissen in Deutschland durchaus 
nicht unterrichtet ist. Papier, wurde erklärt, sei deutsches Er- 
zeugnis. Daß wir gezwungen sind, die Zellulose aus Schweden ein- 
zuführen, schien man kaum zu glauben. Eisen ist ebenfalls nach 
Ansicht der Gegenseite ausschließlich ein deutsches Erzeugnis, 
weil wir Kohle und Erze in genügender Menge hätten. Vollständig 
unbekannt scheint die deutsche Kohlenlage zu sein. Auf die An- 
gabe hin, daß wir, praktisch genommen, in-Deutschland keine 
Kohle zur Verfügung hätten, weil die hochwertige Kohle an Frank- 
reich abgeliefert werden muß, erklärte ein französischer Vertreter 
achselzuckend: „Nun, dann möchten die deutschen Arbeiter mehr 
arbeiten.” Der Angehörige eines neutralen Staates, der als Sach- 
verständiger anwesend war, konnte absolut nicht begreifen, daß in 
Deutschland eine Kohlenknappheit herrscht. Wir hätten doch vor 
dem Kriege ausgeführt, also könne uns der jetzige Export nach 
Frankreich nicht stören. Die Beträge an Kohlenzufuhr, die in 
Lothringen, dem Saargebiet und Schlesien verloren gegangen sind, 
seien doch nicht erheblich. Es schien den Herren unverständlich, 
daß selbst bis in die kleinsten Dörfer des Schwarzwaldeg, hinauf 
für Hausbrand englische Kohle zur Verwendung gelangt, weil wir 
deutsche einfach nicht besitzen. 


Der deutsche Außenhandel mit elektrotechnischen Erzeugnissen 
im August 1922. — Insgesamt hat der deutsche Außenhandel im 


Augusteine Einfuhr von 46,762 Mill. dz (47,982 i, Vm.) im Wert von 
56,472 Milliarden M (45,748 i. Vm.) und eine Ausfuhr von 14,067 Mill. 
dz (16,364 i. Vm.) im Wert von 60,295 Milliarden M (35,708 i. Vm.) 
ergeben. Das bedeutet eine Abnahme des Imports um 1,220 Mill. dz 
und der Ausfuhr um 2,296 Mill. dz. Der Menge nach besteht also 
einÜberschuß der Einfuhr von 32,69 Mill. dz. Wertlich 
wird vom Statistischen Reichsamt ein Ausfuhrüberschuß vor 
3,823 MilliardenM errechnet, eine Zahl, der indessen wegen der Weri- 
einsetzungsmethode wenig Bedeutung zukommt. Im Außenhandel 
(Spezialhandel) mit elektrotechnischen Erzeugnis- 
senergabdieBinfuhr, wie die Übersicht zeigt, 3459 dz im Wert 


Einfuhr Ausfuhr 
Erzeugnisse 1922 1921 
dz |1000 Mi dz 


1. Dynamos, Motoren, Umformer, 
Transformatoren,Drosselspulen, 


Anker und Kollektoren!) . . (1848413! 3121331298819 | 18910 
2. Akkumulatoren, Ersatzplatten . 5 17 i 8058 30835 | 18% 
3. Kabel?) . .. .. 2 2. 2 2... 271 | 974 462289411374869 | 42498 
4. Bogen-, Queckajlberdampf- usw. 


Lampen, Gehäuse mit Glas- 
glocken, Scheinwerfer, Reflek- 
toren . x 2 2 200% b.’ 
Glühlampen . . . 2. 2 2 202. 
Telegraphenwerke und Fern- 
sprecher (auch für Funkdienst), 


— | — | -[ 80) 4436 20 
205°) 6896| 79| 1133| 76252| 941 


ma 


Sicherungs- u. Signalapparate .| 50%) 1004| 31| 14881172250 | 3899 
7. Starkstromvorrichtungen?) .| 669 | 4121| 113]148971545442 | 11574 
8. Elektromedizinische Apparate . 3 99; 8 941| 81895 | 509 
9. Meß-, Zähl- und Registriervor-| | 

richtungen . . -. 2 2 2 2.2. 1399| 3594| 12| 2291|233404 | 1517 
10. Elemente, Batterien . ... . 6 44| 4] 3204| 80834: i. Gr. 6 


enth. 
628) —I| 1145| 57969 895 


259 


11. Heiz- und Kochapparate . . .| 1369 
12. Montierungsteile aus Porzellan, 
Steingut, Glas usw.t). . .. . 349 


1 49| in Gruppe7 enthalten 
13. Isolationsgegenstände aus As- 


best, Glimmer, Mikanit usw. 93 ) 945| 49 3518| 37 
14. Isolierrohre aus Papier, Pappe .| — —| —| 1817' 19191! 14% 
15. Unvollständig angemeldete Er- i 

zeugnisse ... sssr.. 56 


Insgesamt|3459 |40904|1064|81276 1979723 84190 


von 40,904 Mill. M, d. s. 468 dz weniger als im Juli (3927 dz bzw. 
34,910 Mill. M). Gegen August 1921 (1064 dz) besteht eine Steige- 
rung um 2395 dz, während die Einfuhrmenge hinter der des gleichen 
Monats von 1913 (4406 dz) um 947 dz zurückgeblieben ist. Ein Ver- 
gleich mit dem Vormonat unter Berücksichtigung der Rückware 
läßt für Kabel eine Zunahme um 258 dz, außerdem eine solche bei 
elektromedizinischen Apparaten sowie bei Elementen und Batterien 
erkennen, während die Einfuhr von Dynamos usw. um 197 dz, von 
Glühlampen um 27 dz, von Starkstromvorrichtungen um 264 dz, von 
Meß-, Zähl- und Registriervorrichtungen um 101 dz abgenommen 
hat. Minderungen ergeben sich auch für die übrigen hier noch nicht 
genannten Positionen. An Dynamos, Motoren usw. (ohne fertige 
Anker usw.) hat Deutschland 962 Stück (1284 i. Vm.), an Metall- 
drahtlampen 0,3% Mill. Stück (0,360 i. Vm.), an Kohlefaden- usw. 
Lampen außer der Rückware nichts bezogen, auch keine Porzellan- 
isolatoren für Telegraphen- und Fernsprechleitungen, Die Aus- 
fuhr betrug 81 276 dz im Wert von 1979,723 Mill. M, d. s. gegen Juli 
(77809 dz bzw. 1018,852 Mill. -M) 3467 dz mehr, während im Ver- 
gleich zum August 1921 (841% dz) eine Abnahme um 2914 dz und 
gegen den gleichen Monat des Jahres 1913 (94028 dz) ein Minus von 
12 752 dz zu konstatieren ist. Gegenüber dem Vormonat hat der 
Export bei Kabeln um 2172 dz, bei Schwachstromvorrichtungen um 
521 dz, bei elektromedizinischen Aparaten um 215 dz, bei Meß-, Zähi- 
und Registriervorrichtungen um 385 dz, bei Elementen und Batte- 
rien um 1385 dz, bei Isolierrohren um 496 dz, außerdem bei Bogen- 
lampen zugenommen, sich dagegen bei Dynamomaschinen usw. um 
493 dz, bei Akkumulatoren um 79 dz, bei Glühlampen um 164 dz, bei 
Starkstromvorrichtungen um 99 dz und bei Heiz- und Kochappa- 
raten um 11 dz verringert. Von Dynamos usw. (ohne fertige Anker) 
wurden 15509 Stück ausgeführt (13 409 i. Vm.), von Bogenlampen 
359 Stück (146 i. Vm.), von Metalldrahtlampen 3,165 Mill. Stück 
(3,336 i. Vm.) und von Kohlefaden- usw. Lampen 0,395 Mill. Stück 
(0,129 i. Vın.). Die Menge der ausgeführten Isolatoren aller Art au- 
Steinzut oder Porzellan betrug 3002 dz (3542 i. Vm.). Der Über- 
schußder Ausfuhr über die Einfuhr stellt sich auf 77 817 dz bzw. 
1938,819 Mill. M. 


t) Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile vollständiger Maschinen. —?) Die 
Ausfuhr umfaßt auch isolierten Draht au» unedlen Metallen. — ®) Die Ausfuhr 
umfaßt auch Quecksilberumformer und die [solationawegonetanas der Gruppe 12 
(außer Glocken). — *) Außer Porzellanisolatoren für Telegraphen- und Fern 
sprechleitungen. —®) Davon 2 dz Rückware. — ° Parunter 41 dz Rückware. — 
2: Darunter 124 dg Rückware. — ®) Davon 135 dz Rückware. — °) Davon 18dz 

ckware. 


19. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


1297 


mn mn nn mn 


 _ VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Fernspr. Amt Kürfürst Nr. 9320, zu richten 


Die nächste Sitzung des Elektrotechnischen Vereins findet 
statt 
am Dienstag, den: 24. X. 1922, abends 7% Uhr (pünktlich), in der 
Technischen Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal Nr, 301. 


Tagesordnung: 
(reschäftliche Mitteilungen. g 
Vortrag des Herrn Obering, Schüler über „Der Klein-Syn- 
chronmotor” mit Vorführung eines von der Firma Dr. Max Levy 
gebauten Motors. 


I mma 


Inhaltsangabe: . 
Die Bedeutung des Leistungsfaktors für die Elektriziläts- 
werke. — Maßnahmen zu seiner Verbesserung. 
Phasenschieber, Kondensatoren, kompensierte Motoren, Syn- 
chronmotoren. — Beschreibung und Vorführung des vom Vor- 


srazrenden entwickelten Klein-Synchronmotors mit Selbsterregung 
und selbsttätiger Regelung des Erregerstromes. — Kosten und Ren- 
{ıbilität von Synehronmotoren im Vergleich zu Asynchronmotoren. 


Elektrotechnischer Verein E. V. 
Der Vorsitzende: 
Dr.-Ing. e. h.Bredow. 


Ordentliche Sitzung am Dienstag, den 26. IX. 1922, abends 7% Uhr, 
in der Technischen Hochschule Charlottenburg, Hörsaal Nr. 301. 


Anwesend etwa 550 Mitglieder und Gäste. 
Vorsitzender: Herr Staatssekretär Dr.-Ing. e. h. Bredow. 


Vorsitzender: Bevor wir uns der heutigen Tagesordnung zu- 
wenden, lassen Sie uns des großen Verlustes gedenken, den der Elek- 
trotechnische Verein im Sommerhalbjahr erlitten hat. Am 24. VI. 
ist unser Mitglied Dr. Walter Rathenau, der dem Verein seit 1894 
angehört hat, durch Mörderhand gefallen. Was der Name Rathenau 
für die deutsche Elektrotechnik, ja für das ganze deutsche Wirt- 
schaftsleben, bedeutet, brauche ich in diesem Kreise nicht weiter 
auszuführen. Walter Rathenau hatte, dem Vorbilde seines großen 
Vaters Emil Rathenau folgend, seine glänzenden Fähigkeiten in den 
Dienst der deutschen Wirtschaft gestellt. Als nach Kriegsausbruch 
die militärischen Operationen durch das Fehlen einer wirtschaft- 
lichen Mobilmachung gefährdet wurden, hat Walter Rathenau den 
roßzügigen Plan einer Rohstoffverteilung entworfen und durch- 
zeführt. Als nach Beendigung des Krieges die deutsche Wirtschaft 
unter den Reparationsleistungen zusammenzubrechen drohte und 
diedeutsche Diplomatie vergebens Erleichterungen für das deutsche 
Volk zu erreichen versuchte, sprang wiederum Walter Rathenau 
opferwillig in die Bresche. In uneigennütziger Weise hat er die bei 
den derzeitigen innen- und außenpolitischen Verhältnissen über- 
menschliche Aufgabe übernommen, mit unsern unerbittlichen Geg- 
nern um die Besserung unserer Daseinsbedingungen zu ringen. Daß 
er in der kurzen Zeit seiner Tätigkeit nicht alles erreicht hat, was 
wir uns wünschten, wer kann sich darüber wundern? Aber ich bin 
überzeugt, daß wir von der Tätigkeit Rathenaus noch sehr viel 
erwarten konnten, denn in ihm besaßen wir einen Staatsmann, der 
sich wie kaum ein anderer in den wirtschaftlichen und weltpoli- 
tischen Zusammenhängen auskannte und dessen Verhandlungsweise 
der Wesensart der Gegner Rechnung trug. Seine persönliche Art, 
seine im geschäftlichen Leben so oft erprobte Fähigkeit, gegensätz- 
liche Ansichten auszugleichen und entgegenwirkende Kräfte gleich- 
zurichten, haben Walter Rathenau von Anfang an eine ganz be- 
sondere Stellung in der Reichsleitung gesichert. Dazu kam seine 
politische Unabhängigkeit, auf die er besonderen Wert legte. Ich 
habe aus seinem eigenen Munde kurz nach dem Antritt seiner Mi- 
nistertätigkeit von ihm gehört, daß er zwar einer politischen Partei 
nahestände, er betrachte sich jedoch nicht als ihr Delegierter, und er 
würde seine Handlungen in keinem Fall nach irgendwelchen Partei- 
wünschen, sondern ausschließlich nach seinem eignen Wissen und 
Gewissen einrichten, Walter Rathenau hat, das muß sein ärgster 
Feind anerkennen, tatsächlich über den Parteien gestanden. Nur 
so ist es zu erklären, daß einige ihn einen überzeugten Demokraten 
und Republikaner, andere einen Monarchisten nennen. Ein Mann 
wie Rathenau, der in der Großindustrie und Hochfinanz ebenso wie 
in wissenschaftlichen Kreisen zu Hause war, bei dessen Tode die 
gesamte Arbeiterschaft leidenschaftlich demonstrierte, läßt sich 
eben nicht in eine Parteischablone hineinzwängen. Deshalb glaube 
ich auch, daß er wie kein anderer alle Vorbedingungen besaß, um 
dank seiner überragenden Persönlichkeit, das durch innere Kämpfe 
zerrissene deutsche Volk zu einer einheitlichen Auffassung über 
seine wirkliche Lage und die sich daraus ergebenden Notwendig- 
keiten zu bringen. Alle in Walter Rathenau gesetzten Hoffnungen 


hat die Wahnsinnstat vom 24. VI. zerstört. Eine schmerzliche Lücke 
hat sein Tod hinterlassen, und das deutsche Reich hat Anlaß, um 
diesen Mann zu trauern. Wer den Geist, in dem Walter Rathenau 
lebte und wirkte, richtig erkannt hat, der weiß, daß sein höchster 
Wunsch erfüllt wäre, wenn das deutsche Volk, dem er sich zum Opfer 
gebracht hat, sich an seiner Bahre brüderlich die Hand reichen 
würde. Er gehörte uns allen, weil er uns allen nützen wollte, und 
deshalb müssen wir uns in der Erinnerung an ihn zu gemeinschaft- 
licher Arbeit zusammenfinden und in der Zukunft das voranstellen, 
was auch ihm das Wichtigste war: „Die Wiederaufrich- 
tung unseres Vaterlandes“ Wer so denkt und handelt, 
ehrt das Andenken Rathenaus, und ich bin gewiß, daß gerade wir 
Elektrotechniker, die ihm beruflich nahestanden, bestrebt sein wer- 
den, nach seinem Vorbild zu handeln und sein Vermächtnis auszu- 
führen. 

Sie haben sich zu Ehren des Verstorbenen von Ihren Plätzen 
erhoben. Ich danke Ihnen. 

Wir gehen jetzt zur Tagesordnung über. 

1. Geschäftliche Mitteilungen. 

Einwendungen gegen den Bericht über die Sitzung vom 2. V. 
Heft 22 und vom 23. V. Heft 26 der „ETZ” liegen nicht vor, die Pro- 
tokolle gelten daher als angenommen. Einspruch gegen die in der 
April- und Mai->Sitzung ausgelerten Anmeldungen ist nicht erhoben 
worden, die Angemeldeten sind daher als Mitglied aufgenommen. 
174 Neuanmeldungen liegen vor, das Verzeichnis ist hier ausgelegt. 

Der Schatzmeister bittet, soweit dies noch nicht geschehen ist, 
die Beitragsnachzahlungen für 1922 baldmöglichst einzusenden. 

Zwecks Veranstaltung von Vortragsreihenist ein ge- 
meinschaftlicher Fachausschuß des Elektrotechnischen Vereins und 
des Außeninstituts der Technischen Hochschule gebildet worden, 
welcher sich die Aufgabe gestellt hat, gemeinschaftliche Vortrags- 
reihen über wissenschaftlich-technische Themen aus der Elektro- 
technik und ihren interessierenden Grenzgebieien zu veranstalten. 
Für das Winterhalbjahr 1922/23 sind folgende Vortragsreihen in 
Aussicht genommen: 


1. „Die komplexe Vektorreehnung und Anwen- 
dung auf die Praxis“ (Symbolische Methode). 
Vortragender: Herr Dr. 1. Kafka. 


2. Forschungsergebnisse über Luftelektrizi- 
tät und Gewitter mit Anwendung auf die 
Praxis. 

Vortragende: die Herren Prof. R.Seelige.r und Direktor 
A. Matthias. 

3. Geschichte, Theorie, Bauart 

dung des Akkumulators. 


Vortragender: Herr Dr. A. Beckm ann. 
Die erste Vortragsreihe beginnt am 23. X., die zweite am 20. XT. 
d. J. und die dritte am 8. I. 1923 in der Technischen Hochschule, Hör- 
saal Nr. 141, abends 6% bis 8 Uhr. Die näheren Angaben sind in den 
Ankündigungen in der „ETZ“, Heft 39, enthalten. 


In der Beuthschule werden, wie im Vorjahr, Vortragsreihen für 
Hörer mit Fachschulbildung abgehalten, u. zw.: 


1. Über Induktionsmotoren.- 
Vortragender: Herr Dipl.-Ing. Gruhl. 


Über die elektrische Beheizung in Industrie 

und Haushalt, unter besonderer Berücksichtigung der 

Wärmespeicherung für die Werke und Abnehmer. 
Vortragender: Herr Obering. Schneider. 


Diese Vorträge beginnen am Freitag, den 13. X. bzw. 24. XL, 
abends 7 bis 8% Uhr bzw. 6 bis 7% Uhr im Hörsaal für Elektro- 
technik der Beuthschule. 

Die vom EV veranstalteten Monteurfortbildungs- 
kurseinder I. Städtischen llandwerkerschule in der Lindenstraße 
beginnen am Sonnabend, den 14. X., nachmittags 5 Uhr. 

Vom Meß-Bureau in Frankfurt a. Main hat der EV Einladungen 
zum „Tag der Technik” erhalten. Herren, welche dieser Einladung 
zu folgen beabsichtigen, werden gebeten, sich mit dem General- 
sekretär des Vereins in Verbindung zu setzen. 

Weiter lädt der Vorstand der deutschen Beleuchtungstech- 


und Verwen- 


2. 


nischen Gesellschaft zu ihrer 10. Jahresversammlung ein, verbunden 


mit der Feier des 10 jährigen Bestehens am Sonnabend, den 30. IX. 
vorm. 9 Uhr, im llörsaal des Staatlichen Kunstgewerbe-Museums, 
Berlin SW., Prinz-AlbrechtStrabßbe 7a. 


Wir kommen zum Punkt 2 der Tagesordnung, derSatzungs- 
änderung. 


Auf der letzten Jahresversammlung des VDE in München ist 
unter Berücksichtigung der Geldentwertung beschlossen worden, 
nachträglich eine Beitragserhöhung von 100) M für persönliche Mit- 
glieder und 150 % für körperschaftliche Mitglieder für das laufende 
Jahr 1922 zu erheben. Ferner soll aus demselben Grunde in Zukunft 
die Höhe des Beitrages halbjährlich festgesetzt werden. Hierzu ist 
eine Satzungsänderung erforderlich, welche in der „ETZ“, Heft 38, 
bekanntgegeben worden ist. Betreffend Beitrarshöhe für das erste 


1298 


Halbjahr 1923 ist die zunächst beabsichtigt gewesene Änderung des 
$ 7 überholt, nachdem der Verband erkannt hat, daß es nicht möglich 
ist, den Beitrag für das erste Halbjahr bereits im September festzu- 
setzen. Es ist daher dem Verein unmöglich, bereits in der ersten 
Vereinsversammlung darüber Beschluß zu fassen; infolgedessen 
stelle ich nachstehende Fassung der Satzungsänderung über Fest- 
setzung der Zahlungen der Beiträge zur Erörterung. Da keine 
Wortmeldung erfolgt, schreiten wir zur Abstimmung. 

Ich bitte die Herren, die für die Annahme der Abänderungen der 
SS 7 und 8 der Satzungen sind, sitzen zu bleiben. Ich stelle fest, daß 
die vorgeschlagenen Satzungsänderungen mit Stimmeneinheit ange- 
nommen sind. 


Neue Fassung der SS 7 undß8 der Satzung. 


$ 7, Absatz 1. Der Vereinsbeitrag wird in einer ordentlichen 
Vereinsversammlung im Herbst für das erste Halbjahr des folgen- 
den Geschäftsjahres und in einer ordentlichen Vereinsversammlung 
im ersten Kalendervierteljahr für das zweite Halbjahr des laufenden 
Geschäftsjahres festgesetzt, Die Anträge hierzu stellt der Vor- 
stand nach Begutachtung durch den Ausschuß. Zuschläge zu den 
Beiträgen und Umlagen können im Laufe des Geschäftsjahres auf 
Antrag des Vorstandes nach Begutachtung durch den Ausschuß von 
jeder ordentlichen Vereinsversammlung beschlossen werden. Bei- 
träge sowie Zuschläge und Umlagen können für verschiedene Arten 
von Mitgliedern verschieden angesetzt werden. Der Beitrag für das 
erste Halbjahr des folgenden Geschäftsjahres ist ungeteilt bis zum 
1. November zu zahlen, der Beitrag für das zweite Halbjahr des lau- 
fenden Geschäftsjahres ist ungeteilt bis zum 1. April zu zahlen. Zu- 
schläge und Umlagen sind ungeteilt binnen der von der Vereins- 
versammlung bestimmten Frist zu zahlen. Wer die Beiträge, Zu- 
schläge und Umlagen einen Monat nach Ablauf der für die Zahlung 
bestimmten Frist nicht gezahlt hat, verliert den Anspruch auf Liefe- 
rung der Vereinszeitschrift. 

Absatz 2, Zeile 2, ist hinter Jahresbeitrag hinzuzufügen: „nebst 
Zuschlägen und Umlagen“. 

In Zeile 4 und 5 ist zu streichen „Halbe Jahresbeitrag” und 
dafür zu setzen „Beitrag nebst Zuschlägen und Umlagen für die 
letzte Hälfte des Geschäftsjahres”. 

In Zeile 12 ist zu streichen „keinen Beitrag” und dafür zu setzen 
„weder Beiträge, noch Zuschläge und Umlagen“. 

§ 8, Absatz 2, Zeile 2, ist hinter Beitrag hinzuzufügen: „den Zu- 
schlägen und Umlagen“. 

i In Zeile 5 ist hinter Beitrag hinzuzufügen „Zuschläge und Um- 
agen”. i 

Wir kommen nunmehr zu Punkt 3 der Tagesordnung, und ich 
erteile Herrn ÖOberingenieur Lüschen das Wort zu seinem Vor- 

Le „ über „Tonfrequenz-Wechselstromtelegra- 

phio”. 

Vortrag und Diskussion gelangen später zur Veröffentlichung. 
An der Diskussion beteiligten sich die Herren Bredow, Lü- 
echen, Thürmel und Wollin. 


Der Vorsitzende dankt dem Herrn Vortragenden für seinen 
hochinteressanten Vortrag und schließt die Sitzung. 


Risse, 
Generalsekretär. 


nmeldungenzumFElektrotechnischenVerein, 


euß 

dqdiks, Paul, Ingenieur, Berlin N. 58, 

dler, Friedr. Wilh. Rich., Ingenieur, Friedenau. 

mann, Rud., Ingenieur, Wien XX. 

gg, Paul, Diplomingenieur, Westend. 

k, Alexander, Elcktroiugenieur, Charlottenburg. 

Walter, Eiektroingenieur, Charlottenburg. 

t, Karl, Ingenieur, Berlin N. 39. 

Ludwig, Diplomingenieur, Charlottenburg. 

achs, Carl, Elektroingenieur, Berlin N. 20. 

ann, Max, Oberingenieur, Frankfurt a. O. 

garten, Joseph, Diplomingenicur, Charlottenburg. 

mann, Egbert, Ingenieur, Charlottenburg. 

ndt, Martin, ‚Direktor a, D., Berlin-Dahlem, 

er, Max, Diplomingenieur, Niederschöneweide. 

Rich., Ingenieur, Berlin N. 65. 

ann, Arthur, Ingenieur, Dr. phil., Baurat, Wien I. 

‚„ Hans, Ingenieur, Schöneberg. 

‚Paul, Elektriker, Lichterfelde. 

‚Paul, Techniker, Berlin. è 

cke, Max & Co., Offene Handelsgesellschaft, Berlin C. ?. 
‚Hans, Diplomingenieur, Charlottenburg. 
n 


TEW» >>>» 2 


der deutschen Erzeuger von Beleuchtungskörpern, Berlin W. 62. 
Fritz, Elektrotechniker, Berlin. 

ich, Willy, Gehilfe, Berlin S, 61. 

r, Fritz, Ingenieur, z. Z. Belgard/Persante. 

Carl, Ingenieur, Eberswalde. 

el, Lothar, Ingenieur, Friedenau. 

e, Emil, Ingenieur, z. Z. Themar i. Thür. 

‚Otto, Ingenieur, Berlin NW. 6. 

‚Franz, Betriebsassistent, Mürzzuschlag. 

‚„ Arthur, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter, Berlin N. 58. 
th, Hans-Otto, Berlin NW, 87. 

rrenuther, Hans, Diplomingenieur, Oberlt. a. D., Dahlem. 
e, Otto, Ingenieur, Berlin. 

mann, Fritz, Techniker, Wilmersdorf, 

scher, Hermann, Elektrotechniker, Nowawes. 

ırken, Heinrich, Ingenieur, Charlottenburg. 

ller, Ludwig, cand. ing, Wien 2. 

ť Ege, Hugo, Ingenieur, Berlin. 

ie ‚ Kurt, Elektro-Ingenieur. Potsdam. 

oebe, Peter, Diplomingenieur, Schöneberg. 
osswendt, Herbert, Kaufmann, Charlottenburg 5. 


SOSE TE IE IODOIUTN OUT TI EI EI 


- Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


Z22222 ZZE AE EB D D DR Da DE Da Er Er En a u be on 


19. Oktober 1922. 


er, von, Alexander, Berlin. 
ann, Helmuth, Ingenieur, Charlottenburg. 
Karl, Diplomingenieur, Berlin N. 
Richard, Oberingenieur, Wilmersdorf. 
rn, Rudolf, Diplomingenieur, Charlottenburg 5. 
e, Kurt, Ingenieur, Wilmersdorf, Gieselerstraße 12. 
‚ Vollart, Ingenieur, Charlottenburg. 
h, Gustav, Ingenieur, Eberswalde i. M. 
bach, Otto, Diplomingenieur, Berlin N &. 
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h, Erich, Betriebsingenleur, Steglitz. 
Wilh.. Elektroingenieur, Pankow. 


NENZRKmEmZEOn 
- OP PORAOPPRWPERE 


amp, Hermann, DiplomIngenieur, Berlin N, 
g, Franz, cand. ing., Wien IV 
l, Gust., Ingenieur, Cassel. 

r, Ernst, Civilingenieur, Berlin W 30. 

ann, Clemens, Diplomingenieur, Siemensstadt. 

ann, Georg, Elektroingenieur, Erlangen, 

a, Eduard, Konstrukteur, Berlin N 58. 

l, Alois, Ingenieur, Wien XV, 

ann, Julius, Diplomingenieur, Charlottenburg. 

atz, Anton, Dipiomingenieur, Berlin N. 

Gerhard, Ingenieur, Berlin N 

‚ Josef, Ingenieur, Professor, Wien 5. 

mann, Eugen, Ingenieur, Berlin N. 65. 

rantz, John, Ingenieur, Charlottenburg. 

‚Paul, Ingenieur, Eberswalde. 

sendorff, Jürgen, Diplomingenleur, Charlottenburg. 
, Alfred, Ingenieur, Berlin W 57. 

vitz, Willy. Diplomingenieur, Charlottenburg. 

z, Rich., Ingenieur, Wien XII. 

arl, Erlangen i B. 

ler, Gust. Claus, Ingenieur, Berlin SW 61. 

mann, Max, Diplomingenieur, Charlottenburg. 

rek, Otto, Ingenieur, Charlottenburg. 

er, Ernst, Elektruingenieur, Schöneberg. 

n, Georg, Siegfried, Berlin W 57. 

‚Hanns, Ingenieur, Charlottenburg 2. 

ıann, Karl, Ingenieur, Berlin SW 29. 

‚Ewald, Ingenieur, Wien III. 

‚H. R., Elektroingenieur, Cape Town. 

er, Christian, Patentingenieur, Berlin N 31. 

Erich, Ingenieur, Basdorf b. Berlin. 

Hans, Charlottenburg. 

e Berlin N. u 


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g, Heinrich, Diplomingenieur, Berlin N 39. 
Otto, Diploimingenieur. Berlin N, 
at, Willy, Elektroingenieur, Berlin NW 21.. 
‚ Fritz, Ingenieur, Wien X. 

i, Franz, Diplomingenieur, Pankow. 
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e Id, Walter, Ingenieur, 
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Erich, Elektroingenieur, Berlin W. 

her, C. A., Saalfeld a. Sa. 

t, Rich., Ingenieur, Wiesloch b. Heidelberg. 

‚Erich, Elektroingenieur, Fürstenwalde- W., 

art, Hans, Ing., Berlin SW 29. 

Otto, Ober-Telegraphensekretär, Berlin NW 40. 

hn, Karl, Ingenieur, Berlin SO 33. ‚ 
tel, Heinrich, Diplomingenieur, Charlottenburg 1. k 
ker, Karl, Ingenieur, Birkenwerder Bez. Potsd. 

ke, Werner, Ingenieur, Berlin NW 5. ` 
oral, Diego, Ingenieur, Dir, Barcelona. . 
August, Oberingenieur, Wilmersdorf. 

Gust., Ingenieur, Friedenau. 

sky, Max, Fabrikbesitzer Köln-Lindenthal. 

r, P. Alfred, Charlottenburg. 

nay, v.. Geza, Dipl.-Ing., Charlottenburg. ' 
11, Kasimir, Ingenieur, Berlin-Moabit. R 
, de, Günther, Ingenieur, Friedenau. 

‚ Werner, Kaufmann und Fabrikant, Berlin N 24. 
‚Eugen C. L., Ujpest b. Budapest. 

on, Algoth, Ingenicur, Charlottenburg, 

hkis, Victor. Ingenieur, Bertin. 

'ker, Hans, Kaufmann, Mannheim, 

rs, Rich., Elektreingenieur, Berlin NW 5. 

ek, Walter, Techniker, Lichtenberg. 

ner, Rich., Ingenieur, Wien III. 

n, Bruno, Oberingenieur, Siemensstadt. 
ugo, Ingenieur, Berlin N 65. Re 
itsch, Albert, Diplomingenieur, Berlin W 15. 
itsch, Micael, Diplomingenieur, Oberschöneweide. 
‚Herbert, Diplomingenieur, Charlottenburg 4, “y 
n, Erich, Ingenieur, Berlin W 30. 
Alfred, Betriebsingenieur, Charlottenburg. 

Richard, Ingenieur, Steglitz. ~ 
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rg, Bruno, Ingenieur, berlin SW 29, 


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Friedr. Wilh., Kaufmann, Schöneberg, 
ilhelrm, Ingenieur, Berlin NW 6. 
owsky, Otto, Ingenieur, Berlin NW 87. š 
owsky, Erich, Berlin N 54. 
rank, Hans, Elektroingenieur, Berlin N 65. | 
Kurt, El.-Ing., Berlin N 20, i 
‚ Werner, Ingenieur, Berlin NW 21. > 
ert, Helmuth, Ingenieur, Karlshorst. J 
er, Rudolf, Diplomingenieur, Charlottenburg 4. T 
er, Kurt, Diplomingenieur, Berlin NW 52. : 
ing ‚ Georg, Ingenicur, Berlin NW. 21. N 
‚ Wilh., Ingenienr, Pankow. Wj 
mer, Friedrich, Regierungsbaurat, Hirschberg 'Schl. f 
ke, Paul, Ingenieur. Berlin SO 33. Å 
dt, Hans, Bergingenieur, Halensee. q 
dt, Otto, Elektroingenieur, Berlin NW 52. 4 
iz, Ernst, Ingenieur, Marlendorf b. Berlin, i 
abe, Arthur, Ingenieur, Berlin N 58. H 
nka, Rich. J., Ingenieur, Dornbirn III. 3 
tisches Elcktrizitäts-Werk, Innsbruck. 
er, Felix, Ingenieur, Waidmannslust. 
rt, Karl, Elektroingenieur, Berlin N 20. X 
Alfred, Ingenieur, Berlin NW 6. f 
hert, Louis, Ingenieur, Eberswalde. 


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l, Ferdinand, Ingenieur, Wien. 

ens, Ibhno, Diplcimingenieur, Berlin N ®. 
sek, Adolf, cand. ing., Wien IV 

Emil, Ingenieur, Grube Ilse N.-L. 


l, 
l, Rich., Elektro-Ing., Penig. 
ies, Bernhard, Diplomingenieur, Berlin N. 


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ein, Wilhelm, Elektroingenieur, z. Z. Fürstenwalde. 
Christian, Ingenieur, Neubabelsberg. 

r, Arthur J., Betriebsleiter, Dr. phil., Schöneberg. 
Il, Hans, Diplomingenieur, St. Louis Mo. 

ss, Carl, Elektrotechniker, Wien II, 


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-p u e o N- e a 


19. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


æ p e e ae a e a -e a 


isa, Felix, Ingenieur, Wien I. 
iss, Otto, Wien I. 
dt, Curt, Oberingenieur, Berlin NW 87. 
ger, Rich., Elektromonteur, Wien-Neustadt. 
e, Friedr. Ar Dip'omingenieur, Berlin N. 
e, Paul. Ingenieur, Berlin-Reinickendorf-Ost. 
i Robert, Elektroingenieur, Charlottenburg, 
O. Ue., Tayeh Iron Mines Taeh. 
el, Erno, Ingenieur, Berlın SO 16. 
ran nsky, Hans, Diplomingenieut, Neukölln. 
lin ; Heinz, 'Diplomingenleur, Berlin N, 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68. 
Ferospr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


A 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker, Berlin W 57, 
Potsdamer Straße Nr. 68. 


Nachstehend werden diejenigen Firmen, denen bisher von der 
Prüfstelle des VDE die Berechtigung zur Führung des VDE-Prüf- 
zeichens erteilt worden ist, bekanntgegeben unter Aufführung der- 
jenigen Erzeugnisse, für die die Erteilung erfolgte. Eine genaue 
Beschreibung der geprüften Apparate ist natürlich nicht möglich, 


sie geht aber aus den im Besitze der Firmen befindlichen Prüf- 


scheinen hervor. 
Prüfstelle des VDE. 


Zimmermann. 


‚, Liste derjenigen Firmen, denen die Berechtigung zur Führung des 


Elektrowerk G. m. b. H., Neudorf i. Rheingau: 


Allgem. Elektrizitäts-Ges. ‚Berlin: 


VDE-Prüfzeichens bisher erteilt worden ist, sowie derjenigen Er- 
zeugnisse, für die die Erteilung erfolgte. 


1. Sicherungsschmelzstöpsel. 
Allgemeine Elektricitäts-Ges. Berlin: Für D-Stöpsel 
6, 10, 15, 20, 25 A, 500 V. 
Dreifach-Patrone „Triadea‘ 6 A, 500 V. 
Sechsfach-Stöpsel „Sixus‘“ 6 A, 500 V. 
Für 
D-Stöpsel 6, 10, 15, 20 und 25 A, 500 V. 
V)ee-Sicherung G. m. b. H., Berlin: Für 6-fach-Sicherungs- 
stöpsel (Edisonstöpsel) 6A, "500 vV. 
Patasi-Gesollschaft, Dederer& Co. in Stuttgart: 
Für Edison-Stöpsel 6 A, 500 V. 
Siemens-Schuckert-Werke G. m. b. H, Berlin: 
D-Stöpsel 6, 10, 15, 20, 25 A, 500 V. 
W. Sondermann, Niederseßmar: Für Schmelzeinsätzo mit 
Glaspatrone in Porzellankörper (nach dem D-System) für 6, 10 
und 15 A, 500 V. 
Voigt& Haeffner A.G., Frankfurt/Main: 
sel 6, 10, 15, 20, 25 A, 500 V. 


2. Sicherungselemente: 

Allgemeine Elektrizitäts-Ges. Berlin: Für ein- und 
mehrpolige Elemente in Porzellanausführung, 25 A, 500 V, für 
vorderseitigen Anschluß. 

Für einpolige Elemente in Porzellanausführung für 25 A, 500 V 
für rückseitigen Anschluß. 

Für einpolige Elemente in Porzellanausführung für 60 A, 500 V 
für vorder- oder rückseitigen Anschluß. 

Lindner& Co, Jecha-Sondershausen: Für Freileitungs- 
Abspannsicherungen in Porzellanausführung 25 A, 500 V. 
Porzellan- u. Apparate-Fabrik Elektro-Unionin 
Hochstadt/OÖberfranken: Elemente in Porzellanaus- 
führung für 25 und 60 A, 500 V, für rückseitigen Anschluß. 


Sachsenwerk Licht und Kraft A.G. in Radeberg: 
Für einpolige Elemente in Porzellanausführung 25 und 60 A, 
500 V, für vorderseitigen und rückseitigen Anschluß. 
Siemens-Schuckert-Werke G. m. b. H., Berlin: Für 
einpolige Elemente in Porzellanausführung für 25, 60, 100, 200 A, 
500 V, für vorderseitigen und rückseitigen Anschluß. 
Für ein- und mehrpolige Elemente in Porzellanausführung für 
25 A, 500 V, mit Nulleiterklemme, für vorderseitigen Anschluß. 
St0t2G.m.b.H, Mannheim-Neckarau: Für ein- und mehr- 
polige Panzer-Hausanschlußsicherungen in Porzellanausführung 
mit Stahlblechgehäuse, 25, 60, 100, 200 A, 500 V. 


3. Schalter. 


Für 


Für D-Stöp- 


Für einpolige Do- 
sen-Aus- und Umschalter 4 A, 250 V, mit Betätigungsknebel, 
Sockel aus Steatit, Kappe aus künstlichen Isolierstoff. 

Für einpolige Dosenausschalter für 6 A, 250 V, mit Betätigungs- 
knebel, Sockel aus Steatit, Kappe aus künstlichem lsolierstoff. 


Elektrizitäts-Gesellschaft Frankfurt in Frank- 
furt am Main: Für einpolige Dosenausschalter für 4 A, 
250 V, mit Betätigungsknebel, Sockel und Kappe in Porzellan- 
ausführung. 

Gebr. Jaeger, Schalksmühle: Für einpolige Dosenaus- 
schalter 4 A, 250 V, mit Betätigungsknebel, Sockel aus Porzellan, 
Kappe aus künstlichem Isolierstoff. 

Kabelwerk Duisburg in Duisburg: Für einpolige Dosen- 
ausschalter 4 A, 250 Yv mit Betätigungsknebel, Sockel aus Por- 
zellan, Kappe aus künstlichem Isolierstoff. 

Lindner & Co., Jecha-Sondershausen: Für einpolige 
Dosenausschalter 4 A, 250 V, mit Betätigungsknebel, Sockel und 
Kappe aus Porzellan. 

Schanzenbach&Co., Gm.b.H., Frankfurt am Main- 
West: Für einpolige wasserdichte Dosenausschalter, sowie 
Stall- und Kellerausschalter 4 A, 250 V, mit Betätigungsknebel, 
Sockel und Kappe aus Porzellan. 

Für einpolige wasserdichte Stall-, Keller-, Stangenausschalter 4 A, 
250 V, Sockel und Kappe aus Porzellan. 

y oigt& Haeffner A.G. in Frankfurt am Main: Für 
einpolige Dosen-Aus- und -Umschalter für 4 A, 250 V, mit Be- 
tätigungsknebel, Sockel aus Porzellan oder Steatit, Kappe aus 
Porzellan oder künstlichem Isolierstoff; dieselben auch für ver- 
senkten Einbau, sowie mit Steckschlüsselbetätigung. 

Für einpolige Dosen-Aus- und -Umschalter für 6 A, 250 V, mit Be- 
tätigungsknebel, Sockel aus Porzellan oder Steatit, Kappe aus 
Porzellan oder künstlichem Isolierstoff; dieselben auch für ver- 

. senkten Einbau, sowie mit Steckschlüsselbetätigung. 

Für zweipolige Dosenausschalter 4 A, 250 V, mit Betätigungs- 
knebel, Sockel aus Porzellan oder Steatit, Kappe aus Porzellan 
oder künstlichem Isolierstoff, dieselben auch für versenkten Ein- 
bau, sowie mit Steckschlüsselbetätigung. 

Für zweipolige Dosenausschalter 6 A, 250 V, mit Betätigungs- 
knebel, Sockel aus Porzellan oder Steatit, Kappe aus Porzellan 
oder künstlichem Isolierstoff; dieselben auch mit Steckschlüssel- 
betätigung. 

4. Steckvorrichtungen. 

Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaftin Berlin: 

Für zweipolige Dosen 6 und 25 A, 250 V, Sockel aus Steatit, Kappe 
aus klinstlichem Isolierstoff. 

Für zweipolige Hängedosen 6 A, 250 V, Porzellanausführung. 

Für dreipolige Dosen 6 und 25 A, 250 V, Sockel aus Steatit, Kappe 
aus künstlichem Isolierstoff. 

Für zwei- und dreipolige Stecker 6 und 25 A, 250 V, aus künst- 
lichem Isolierstoff. 

5. Handlampen. 


Gebr. Adt, Aktiengesellschaft in Ensheim/Saar- 
gobiet: Für Handlampen mit normalem Edisongewinde 250 V 
ohne Schalter. 

Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaftin Berlin: 
Für Handlampen mit normalem Edisongewinde ohne Schalter, 
sowie Mignongewinde, 250 V.. 

Machler&Kaege, Niederingelheim am Rhein: Für 
Handlampen mit normalem Edisongewinde ohne Schalter, 250 V. 

Schanzenbach & Co,G.m.b.H, Frankfurt am Main- 
West: Für Handlampen mit normalem Edisongewinde ohne 
Schalter, 250 V. 

Siemens-Schuckert-Werke,G.m.b.H. in Berlin: Für 
Handlampen mit normalem Edisongewinde ohne Schalter, 250 V. 

Vacuum-Preßgut-Gesellschaft m. b. H., Habel- 
schwerdtin Schlesien: Für Handlampen mit normalem 
Edisongewinde ohne Schalter, 250 V. 


6. Fassungen und Armaturen. 


Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaftin Berlin: 

Für Metallfassung mit normalem Edisongewinde ohne Hahn, 250 V. 

' Für wasserdichte Porzellanarmaturen mit normalem Edison- 
gewinde bis 250 V. 


7. Abzweigdosen. 


Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaftin Berlin: 
Für Dosen 6 A, 250 V für Schraubanschluß, Sockel aus Steatit, 
Kappe aus künstlichem Isolierstoff. 
Für Hängedosen 6 A, 250 V in gleicher Ausführung. 


8. Koch- und Heizgeräte. 
Scherbius & Ritter, Berlin: Für Heizkissen. 


9. Galvanische Elemente. 


Aktiengesellschaft Mix& Genest, Telephon- und 


Telegraphen-Werke, Berlin-Schöneberg: Für 
ZKB1bis 7, 9 bis 10. 
Hamburger Batterie-Fabrik, Carl Dillger, Ham- 


burg: Für ZKB 2 bis 4, 6 bis 9. 


Siemens&Halske A.G., Berlin: Für ZKB 1 bis 4, 9 bis 10. 


1300 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


18. Oktober 19822 


SITZUNGSKALENDER, 


Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 26. X., abends 
8 Uhr, Vereinsversammlung im Saal 42 der Techn. Hochschule Hannover: 
Vortrag Dir. Gerhardt ‚Moderne Beleuchtungsanlagen mit Wiskott- 
spiegel und Wiskottarmaturen‘. 


Elektrotechnische Gesellschaft zu Nürnberg. 20. X., abds. 
8 Uhr, im Physik-Hörsaal der Höheren techn. Staatslehranstalt, Nürnberg, 
Kesslerstr. 40: Vortrag Betriebsing. K. Messmer: „Die elektrische Aus- 
rüstung von Hebezeugen‘. 


Elektrotechnischer Verein Mannheim-Ludwigshafen. 20. X.. 
abds. 8 Uhr, Friedrichsring 4/III: Vortrag Dipl.-Ing. Fritz Alten : „Über- 
stromschutz mit Spannungsabfall-Relais in einer modernen Überland- 
anlage‘. 


Elektrotechnischer Vereln des rhein.-westf. Industriebe- 
zirks. 20. X.,abds. 71, Uhr, im Rosenecksaald. Städt. Saalbaues zu Essen: 
Berichterstattung über die Verhandlungen des techn. Ausschusses m. d. 
Komm. d. VDE. über die Einsprüche gegen einzelne Bestimmungen der 
neuen Verbandsvorschriften. 81, Uhr im Kruppsaal des Städt. Saalbaues 
Vortrag Dr. Obst: „Die Zukunftsentwicklung der Weltwirtschaft und 
ihre Bedeutung für die deutsche Industrie‘. 


Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes, Berlin!). 20. X. 
1922, 71, bis ® Uhr abends, Leibniz-Öberrealschule, Charlottenburg. 
Schillerstr. 125: Kursus von Prof. Dr. Wallenberg: „Konforme Ausbildung 
und ihre Anwendung.‘‘ | 


20. X. 1922, 7 Uhr abends, Französisches Gymnasium, Reichstags- 
ufer 6: Beginn eines Kursus (12 Abende zu je 2 Std. wöchentlich) von Prof 
Dr. Weber: „Einführung in die technische Schwingungslehre mit An- 
wendungen‘‘. Preis 250 M. 

30. X. 1922, 715, Uhr abends, Leibniz-Oberrealschule, Charlottenburg, 
Schillerstr. 125: Beginn eines Kursus (20 Abende zu je 2 Std. wöchentlich) 
von Dr. Rückle: ‚„Differentialrechnung und ihre Anwendungen“. Preis 
300 M. 

2. XI. 1922, 71, Uhr abends, Französisches Gymnasium, Reichstags- 
ufer 6: Beginn eines Kursus (20 Abende zu je 2 Std. wöchentlich) von Prof. 
Fuchs: „Einführung in die Mathematik und Mechanik durch Besprechung 
der mathematischen Formeln im Handbuch: „Die Hütte‘‘ (mit häusl. Übun- 
gen). Preis 300 M. 


7. XI. 1922, 7 Uhr abends, Französisches Gymnasium, Reichstags- 
ufer 6: Beginn eines Kursus (12 Abende zu je 2 Std. wöchentlich) von Dipl.- 
Ing. Tannenbaum: „Wärmelehre mit besonderer Berücksichtigung der 
kinetischen Wärmetheorie‘‘. Preis 250 M. 


Deutscher Verein für den Schutz des gewerblichen Eigen- 
tums, Berlin. 26. X. 1922, abends 8 Uhr, im Saal der Nichtigkeits- 
abteilung des Patentamts: Vortrag Geh. Reg.-Rat Dr. Jüngel, „Das 
Madrider Abkommen vom 14. April 1891 betr. die internationale Re- 
gistrierung der Fabrik- und Handelsmarken“. 

Vortrag Prof. Dr. Osterrieth, „Die heutigen Aufgaben auf dem 
Gebiete des internationalen gewerblichen Rechtsschutzes“. 


Arbeitsgemeinschaft deutscher Betriebsingenieure, Berlin .l) 
3. XI. 1922, abends 8 Uhr, Ingenieurhaus, Berlin, Sommerstr. 4a: Ein- 
leitungsvortrag zur Einführung in e’ne Vortragsreihe: „Die spanabhebenden 
Werkzeuge der mechanischen Industrie‘. Preis für die ganze Vortragsreihe 
400 M, für jeden Abend 40 M. Für die weiteren Vorträge wird der Beginn 
jeweils am vorhergehenden Vortragsabend genannt. 


RECHTSPFLEGE. 


Ist Mark = Mark? — Dies galt bisher als unerschütterliches 
Dogma. Jemand schuldete am 1. I. 1922 einem Werke für Waren- 
lieferung 100 000 M. Unter haltlosen Einwänden verweigert er die 
Zahlung, gerät in Verzug und wird eingeklagt. Da der Fall relativ 
einfach liegt, wird er durch richterliches Urteil etwa im September 

. entschieden: Der Beklagte ist pflichtig, an den Kläger 100000 M nebst 
Verzugszinsen von 5 % zu bezahlen. Im Januar kostete jedoch 1 t 
Kohle ab Zeche 545,90 M. Für die 100 000 M hätte das Werk dem- 
nach am Verfalltage etwa 182,4 t Kohle kaufen können. Im Septem- 
ber kostete aber 1 t Kohle bereits 5443,40 M. Am Zahlungstage er- 
hält das Werk für die bereits seit Januar geschuldeten 100000 M 
noch Keine 20 t Kohle. Wenn das klägerische Werk gegen dieses 
Ergebnis auftrumpfen wollte, erhielte es die Antwort, es habe ja das 
bekommen, was ihm zustehe, denn Mark ist — Mark. 

Oder jemand hatte 1904 ein Haus zu 100 000 M. gekauft. 1922 
verkauft er es um 1 Mill. M und hatte daher einen papierenen Über- 
schuß von 900000 M Wirtschaftlich hat er natürlich einen Verlust 

. erlitten; denn die Kaufkraft der heutigen Million stellt einen Bruch- 

teil derjenigen dar, die 100000 M vor dem Kriege besaßen. Nichts- 


destoweniger muß er für den scheinbaren Überschuß eine Wert- 


zuwachssteuer in sehr erheblichem Uıinfange zahlen. Denn, so wurde 
gesagt, „Mark ist — Mark“, Der Vergleich der Anfanzssumme mit. 
der Endsumme ergibt einen ziffermälsizen Überschuß und somit ist 
der steuerpflichtige Wertzuwachs da. 


!) Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle des tachnisch-wissenschaft- 
lichen Vortrazswesens Berlin. Sommerstr 48. Ingenieurhaus, Zentrum: 15207—12. 


In einem Entscheide vom 27. VI. 1922 (abgedruckt in den „Mit- 
teilungen der Steuerstelle des Reichsverbandes der deutschen In- 
dustrie” 1922, S. 235) hat das RG. mit diesem Dogma endlich aufge- 
räumt. Folgender Tatbestand lag vor: 

In einem im August 1%+4 abgeschlossenen Pachtvertrag hatt: 
der Pächter den auf 113 802 M geschätzten „eisernen Bestand” eines 
Rittergutes mit der Verpflichtung übernommen, nach Ablauf der 
Pacht, d. h. am 1. VII. 1922, einenderSchätzungentspre- 
chenden gleich hohen Wert zurückzugewähren. 
Inzwischen ist der „eiserne Bestand” in Papiermark das 50- bi: 
tVfache wert geworden. Zu wessen Lasten soll nun die scheinbare 
Werterhöhung gehen? Der Pächter sagte: Mark ist — Mark. Dem- 
zufolge sei gemäß Vertrag und $ 589, Abs. 3 BGB. ohne Rücksicht 
auf das während der Pachtzeit eingetretene Sinken des Geldwertes 
die Schätzung des Inventars vorzunehmen wie bei der Übergabe, 
und die gezogenen Endsummen seien gegenseitig auszugleichen. 
Den Überschuß habe der Verpächter, wenn er von «dem ihm zu- 
stehenden Rechte der Ablehnung nicht Gebrauch machen wolle. an 
den Pächter hernuszuzahlen. Anderer Auffassung war der Ver- 


pächter. Nach ihm ginge es nicht an, die Anfangs- und End- 
schätzunzssummen mechanisch gegrenüberzustellen. Vor- un! 


Nachkriegsmark seien unvergleichbare Größen, Lediglich die deu 
eisernen Bestand bildenden Sachwerte könnten miteinander ver- 
lichen werden. Der Pächter sei daher zu verpflichten, bei Beren- 
digung der Pacht „das eiserne Inventar” Stück für Stück, wie əs 
ihm übergeben worden ist, zurückzugewähren, u. zw. zu gleichen 
„inneren“ Werte. Die Vorderrichter hatten sich dem Standpunkte 
des Pächters angeschlossen. Das RG. hatte versucht, mit Hilfe vun 
Sachverständigen einen billigen Ausgleich der beiderseitigen Inter- 
essen auf gütlichem Wege herbeizuführen. Dies mißlang. So blie} 
ihm nichts anderes übrig, als selbst eine Entscheidung zu treffen. F- 
wies das angefochtene Urteil zur anderweitigen Verhandlung nm; 
Entscheidung an das Berufungsgericht zurück, gab diesem aber ge- 
naue Anweisungen mit, auf Grund deren es ein beiden Parteiinter- 
essen billigerweise gerecht werdendes Urteil fällen kann. Nach 
dem RG. können nicht die nominalen Zifferwerte verglichen wer- 
den, sondern die Sachwerte. Das Ergebnis der heutigen Schätzun: 
ist „mit dem der Anfangsschätzung in der Weise zu vergleichen, dat 
derSachwert des geschätzten Inventars zugrundegelegt, der it 
Goldmark festgestellte Schätzungswert also in die heutige Papier- 


mark umgerechnet wird. Nicht maßgebend ist für diese Umrech- 


nung der Kurs der Goldmünzen und Goldbarren, da dieser sich nach 
den Verhältnisgen des Weltmarktes richtet und durch die den 
Deutschen Reiche auferlegten Reparationszahlungen besonder: 
beeinflußt wird. Im allgemeinen wird vielmehr da- 
VerhältnisderKaufkraftdesGeldesimInlands- 
verkehr, insbesondere hinsichtlich der Gegen- 


- -. xam ma A 


stände deslandwirtschaftlichenliInventars, wie ' 


sie zur Zeit des Pachtbeginns bestand, zu de: 
zur Zeit der Rückgewähr bestehenden für dir 
Umrechnung als maßgebend anzusehen sein. 
Wenn der innere Wert des Inventars eine Bereicherun- 
erfahren hat, hat. der Verpächter dem Pächter diese Bereichernn- 
zum Werte der heutiren Papiermark zurückzuerstatten. Ist «ie 
nicht der Fall, so hat der Pächter nichts zu fordern. 


Das RG. geht hierbei zunächst von den Grundsätzen des Pacht- ’ 


rechtes aus. Oberster Grundsatz bei der Auseinandersetzung mis-" 
sein, daß das Inventar zum Gute gehört und bein 
Gute bleiben müsse. Dies gelte nicht bloß von demijenice:. 
Inventar, das «lem Pächter beim Pachtbeginn übergeben worden ist 
sondern auch von denjenigen Stücken, die der Pächter angeschafft hat. 
„Sollte aber das Inventar beim Gute bleiben, so mußte bei der gesetz- 
lichen Regelung der Auseinandersetzung notwendig darauf Riück- 
sicht genommen werden; es konnten dem Verpächter nicht Laster 
zur Erhaltung des Inventars beim Gute auferlegt werden, die zu 
tragen er im allgemeinen nicht in der Lage ist. Führt die Anwen- 
dung des $ 589 Abs. 3 BGB. zu einem Ergebnis, daß er beim Pacht- 
ende ungehenre Summen an den Pächter zahlen müßte, ohne dab 
das Inventar das beim Pachtbeginn übergebene an Umfang oder in- 
nerer Güte übertrifft, so muß diese aus Zweckmäßigkeitsgründen. 
im Interesse der Vereinfachung der Verhältnisse gegebene Vor- 
schrift zurücktreten vor der gebieterischen Forderung, daß das In- 
ventar dem Gute erhalten bleiben soll”. 


Nun würden aber durch den Sturz der deutschen Währung dem 
Verpächter, wenn man ihn verpflichten würde, den nominellen ln- 
terschied zwischen Anfangsschätzung und Endschätzung zu er- 
setzen, Zahlungen angefordert werden müssen, die zu bewirken “rf 
nicht in der Lage wäre, wodurch dann der gesetzgeberische Zwerk. 
die Verbindung zwischen Gut und Inventar aufrechtzuerhalten, ver- 
eitelt würde. Schon dieser Gesichtspunkt fordert gebieterisch, nich! 
die Ziffern miteinander zu vergleichen, sondern die inneren Werte, 
die seinerzeit dem Pächter übergeben und heute von ihm wieder ab 
gegeben werden müssen. 

Aber auch abgesehen von diesen pachtrechtlichen Grundsätzen 
erscheint es dem RG. als ein Unding, unter den heutigen Verhält- 
nissen Papiermark mit Goldmark gleichsetzen zu wollen. Mark i“! 
eben nicht = Mark. „Die Goldmark, die der früheren Schätzung 
zugrunde lag, und die Papiermark, in der letzt die Ausgleichunz Ài- 
folgen muß, sind trotz ihrer gesetzlichen Gleichstellung wirtschaft- 
lieh nieht vergleichbar. Eine einfache Ausgleichung der Markie- 
träge ohne Umrechnung kann daher den mit $ 589 Abe. 3 BGB. ver 


19. Oktober 1922. 


hierfür der Grundsatz, daß eine von den Forde- 
rungen der Gerechtigkeit und Billigkeit gelei- 
tete Ausgleichung der wirtschaftlichen Inter- 
essen der beiden Parteien stattzufinden hat.” 


_ Diese tiefgründigen Erwägungen werden nicht verfehlen, ihre 
Wirkung auf allen von der Markentwertung betroffenen Gebieten 
auszuüben. Der in Verzug geratene Schuldner wird nun wissen, 
‚aß zu dem Schaden, für den er infolge seines Verzuges gemäß 
& 286 BGB. aufzukommen hat, auch die inzwischen eingetretene 
Minderung der Kaufkraft der nominellen Zahlungssumme gehört. 
Ebenso wird es sich aber der Steuerfiskus merken müssen, daß die 
wutige Mark nicht mehr vergleichbar ist mit der Mark von anno 
‘zumal. Er wird daher nicht mehr Scheingewinne als wirkliche 
\«winne ansprechen können. Dies wird sich auf allen Steuerge- 
bieten als eine Wohltat erweisen. 


RechtsanwaltDr, Ringwald, Badisch-Rheinfelden. 
Patentgesetzäuderung in der Tschechoslowakei. — Am 9. IX. 


:st in der Tschechoslowakei ein neues Gesetz in Kraft getreten, das 


a den ersten vier Paragraphen die Verhältnisse der Schutzrechte 
in den ehemals deutschen (Hultschin) und österreichischen Gebieten 
(ıWeitra und Feldberg) behandelt. Bei der geringen industriellen 
Bedeutung dieser verhältnismäßig kleinen Gebiete dürften die be- 
'reffenden Bestimmungen kaum von praktischem Interesse sein. 


Die Abhängigkeitserklärung eines Patentes hat nunmehr auf 
Antrag des Besitzers eines älteren Patentes zu erfolgen. Für die 
\ichtigkeitserklärung eines Patentes nach $ 28 ist der weitere 
urund hinzugekommen, daß das Patent für eine längere Dauer als 
15 Jahre erteilt wurde. In diesem Falle ist die Gültigkeit des Pa- 
tents auf eine 15 Jahre nicht überschreitende Dauer einzuschrän- 
ken. Mit dieser etwas unglücklichen Fassung will man verhindern, 
daß durch Verschweigen bereits bestehender österreichischer oder 
ungarischer Schutzrechte die effektive Schutzzeit durch Erteilung 
eines neuen tschechischen Patentes über 15 Jahre verlängert wird. 


Durch.die neue Organisation des Patentamtes wird es nun auch 
den Technikern möglich, in leitende Stellungen einzurücken, was 
bisher nur den Juristen möglich war. 

_ Die bisherigen Entscheidungen, wonach mehrere ausländische 
Teilprioritäten nicht zu einer Anmeldung zusammengefaßt werden 
durften, werden durch die neue Fassung des $ 49 nachträglich lega- 
lisiert. Die Drucklegung der Patentschrift erfolgt in Zukunft nicht 
mehr kostenlos wie bisher, sondern der Anmelder muß die Druck- 
kosten tragen, die innerhalb der unverlängerbaren Frist von zwei 
\fonaten vom Zustellungstage des Auslegungsbeschlusses zu ent- 
richten sind, widrigenfalls die Auslegung überhaupt nicht erfolgt 
und die Anmeldung als zurückgezogen gilt. Diese Frist von zwei 
Monaten ist in Rücksicht auf überseeische Anmelder zu kurz. Die 
Druckkosten sind für 1922 mit 60 Kč je Seite berechnet. Ferner 
ist eine Reihe von Gebühren erhöht worden. 


Besonders wichtig für deutsche Inhaber von tschechischen Pa- 
tenten ist die Bestimmung, wonach Bezeichnungen wie „zum Pa- 
ient angemeldet” oder „patentiert“ ohne gleichzeitige Angabe des 
Aktenzeichens oder der Patentnummer als Patentanmaßung ange- 
sehen werden, die wie alle übrigen Patentanmaßungen in Zukunft 
von den ordentlichen Gerichten mit Geldstrafe von 50 bis 2000 Kč 
„ler mit Arrest von drei Tagen bis zu einem Monat bestraft wird. 


Veröffentlichung von Patentanmeldungen durch eine Fachzeit- 
schrift. — Eine Firma hatte eine Erfindung zum Patent angemeldet. 
Die Bekanntmachung war erfolgt, jedoch die Zahlung der 1. Jahres- 
x«bühr verabsäumt worden, so daß die Anmeldung nach $ 24 PG. als 
zurickgenommen galt. Eine Fachzeitschrift, die regelmäßig Aus- 
zuze aus Patentanmeldungen veröffentlichte, hatte die Unterlagen 
der verfallenen Patentanmeldung abgedruckt. Die Firma erhob 
Schadenersatzklage, da ihr durch die Veröffentlichung die Neuanmel- 
dung beim Patentamt und die Erlangung ausländischer Patente un- 
möglich gemacht worden sei. Das RG. hat in einer Entscheidung 
vom 11. II. 1922!) die Revision zurückgewiesen und ausgeführt, daß 
es ständjge Übung sei, in Fachzeitschriften auch Auszüge aus Pa- 
tentanmeldungen gleich nach der Bekanntmachung zu veröffent- 
lichen, da dies im Interesse der Anmelder liege und deren Einver- 
ständnis vorausgesetzt werden könne, und da ein Nachteil, sofern 
den Anmelder kein Verschulden treffe, nicht aus der Veröffentli- 
chung entstehen könne. Das RG. sagt dann: 

„Das Oberlandesgericht glaubte bei solcher Sachlage jedes Ver- 
-chulden des Beklagten verneinen zu müssen, indem es annimmt, 
dub Beklagter ohne Verletzung der im Verkehr erforderlichen Sorg- 
falt davon hätte ausgehen dürfen, daß auch die Klägerin mit der 
Veröffentlichung einverstanden sei. Der Revision mag zugegeben 
werden, daß die Verneinung jeglichen Verschuldens nicht unbedenk- 
lich ist, weil sie nicht genügend beachtet, daß der $ 276 BGB. die 
Beobachtung der im Verkehr „erforderlichen“ Sorgfalt verlangt, 
und daß es diesem Erfordernis vielleicht nicht genügte, wenn Be- 
klagter sich bei der allgemeinen Übung beruhigte, ohne die Möglich- 
keit der Gefährdung der Rechte der Klägerin in Berücksichtigung 
zu ziehen.” 

Das RG. begründet die Abweisung der Revision damit, daß die 
klagende Firma infolge nicht rechtzeitiger Einzahlung der 1. Jah- 


t) 8. „Markenschutz und Wettbewerb“ 1922, S. 214. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


ab Verletzungen verfolgt werden können. 


1301 


resgebühr die Hauptschuld an dem entstandenen Schaden treffe. 
Das RG. läßt aber die Frage offen, ob die regelmäßige Veröffent- 
lichung von Patentanmeldungen in Fachzeitschriften schadenersatz- 
pflichtig macht. Anscheinend will es die Entscheidung von den be- 
sonderen Umständen des Falls abhängig machen. Diese Sachlage ist 
aber für die Fachzeitschriften recht unangenehm und wird den tat- 
sächlichen Verhältnissen nicht gerecht. Denn die Fachwelt hat ein 
Anrecht darauf, von wichtigen Patentanmeldungen bald nach der 
Bekanntmachung Kenntnis zu erhalten, um gegebenenfalls gegen 
die Patenterteilung Einspruch zu erheben. Auch ist mit der Be- 
kanntmachung im Reichsanzeiger bekanntlich der einstweilige 
Schutz für den Gegenstand der Anmeldung verbunden, so daß von du 
Hierüber muß sich die 
Fachwelt ohne viele Unkosten Klarheit verschaffen können, und 
gegenüber diesem großen und berechtigten Interesse der Allgemein- 
heit muß das persönliche Interesse des Anmelders zurückstehen, 
Dem Anmelder kann im allgemeinen ein Schaden aus einer solchen 
Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift nur erwachsen, wenn er 
die 1. Jahresgebühr nicht rechtzeitig einzahlt oder wenn er für Aus- 
landanmeldungen keine Unionspriorität mehr besitzt. Beides kann 
er unschwer vermeiden, wenn er sachkundig beraten wird. 


Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin. 


Gewerbliche Schutzrechte der Angehörigen Schwedens. — 
Durch eine Verordnung der Reichsregierung vom 19. IX. werden 
die in Art. 4 der revidierten Pariser Verbandsübereinkunft zum 
Schutze des gewerblichen Eigentums vom 2. VI. 1911 für die An- 
meldung von Patenten und Gebrauchsmustern vorgesehenen 
Prioritätsfristen zugunsten der Angehörigen Schwe- 
dens, soweit sie nicht vor dem 1. VIII. 1914 abgelaufen sind, 
nachträglich bis zum 31. III. 1921 verlängert. Die am 19. IX. 1922 
gutgläubigen Dritten zustehenden Rechte, die mit den unter Bean- 
spruchung der Priorität nachgesuchten Rechten im Widerspruch 
stehen, bleiben unberührt. Die gutgläubigen Dritten behalten den 
Genuß ihrer Rechte für ihre Person wie in der Person von Ver- 
tretern oder Lizenzinhabern, die diese Rechte vor dem 19. IX. von 
ihnen erworben haben. 


PERSÖNLICHES. 


(Mittellungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


D. Broido.. Am 13. Oktober beging Herr D. Broido als In- 
genieur der :Apparatefabrik der AEG. sein 25-jähriges Dienst- 
jubiläum. Der Genannte hat sich besondere Verdienste auf dem 
Gebiet der Gleichstrom-Elektrizitätszähler erworben und den 
Wendemotorzähler zu einem exakten Mefiinstrument ausgebildet. 


Hochschulnachrichten. Dr. Fr. Frank, Leiter des der Tech- 
nischen Hochschule eingegliederten Mineralölchemischen Ver- 
suchsfeldes der Gesellschaft für Braunkohlen- und Mineralöl- 
forschung, hat einen Lehrauftrag für eine zunächst wöchentlich 
einstündige Vorlesung über „Allgemeine Technolozie 
der Mineralöle für Bergleute, Chemiker und 
Ingenieure“ an der Fakultät für Stoffwirtschaft der Tech- 


. nischen llochschule zu Berlin erhalten, 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


BetriebsratundAÄrbeitswissenschaft. Eine arbeits- 
wissenschaftliche Besprechung an der Berliner Betriebsräteschule. 
Unter Mitwirkung von Fr. Fricke, Dr. Liebenberg, Prof. Dr. Moede, 
Dr. Kurt Piorkowski, I. M. Witte, Ing. Zoller u.a. Ilerausgegeben 
von Hans K r a u B. 79 S. in 8% Verlag Gesellschaft und Erziehung, 
Berlin 1922. Preis geh. 25 M, geb. 35 M. 


Die vorliegende Schrift enthält vier in der Berliner Betriebs- 
räteschule gehaltene Vorträge: Fricke, „Die Rationalisierung 
der Wirtschaft und der Betriebsrat“; Krauß, „Berufswahl und 
Berufsausbildung des industriellen Arbeiters”; Witte, „Der ratio- 
nalisierte Betrieb“; Krauß „Psychotechnische Eignungsprüfungen 
und Anlernverfahren“. Dazu kommen noch Berichte über Besichti- 
gungen, die im Anschlusse an jene Vorträge stattfanden; sie betref- 
fen die Deutschen Werke &.G. in Spandau und Haselhorst, das Orga- 
Institut, das Laboratorium für industrielle Psychotechnik an der 
Technischen Hochschule Charlottenburg und das Berufsamt der 
Stadt Berlin. Den Schluß des Buches bilden Mitteilungen aus einer 
Diskussion, in welcher die Teilnehmer den Gedanken Ausdruck 
gaben, die das Gehörte und Gesehene in ihnen hervorriefen, und sich 
außerdem über ihre Erfahrungen und Wünsche bezüglich des Taylor- 
systems aussprachen. In jener Diskussion, aber auch in den übrigen 
Teilen des Buches kommt die Abneigung zahlreicher Arbeiter gegen 
manche Hilfsmittel der wissenschaftlichen Betriebsführung, welche 
die Vorträge empfehlen, zu kräftigem Ausdruck. Andererseits zei- 
een indessen die Vorträge selbst «las starke Streben der Führer der 
Arbeiterschaft nach Beseitigung jener Vorurteile Aber nicht nur 


1302 | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 19. Oktober 1922. 


aus diesem Grunde kann das Buch auch großindustriellen Arbeit- 


gebern und Ingenieuren warm empfohlen werden. Denn die Vorträge 
bringen auch eine klare und leicht verständliche Übersicht der durch 
die moderne Arbeitswissenschaft und Psychotechnik geschaffenen 
Möglichkeiten, wirtschaftliche Erfolge durch Neuerungen in Aus- 
wahl, Ausbildung und Verwendung der Arbeitnehmer zu erreichen. 
Die dort gegebenen Ausführungen werden namentlich demjenigen 
Nutzen bringen, der sich noch nicht mit der einschlägigen Spezial- 
literatur beschäftigt hat, die schon recht umfangreich geworden ist. 
Das Buch selbst gibt. auf S. 75, 76 eine dankenswerte Zusammen- 
stellung der Titel derjenigen Schriften und Aufsätze, welche aus 
jener Literatur für die großindustrielle Praxis in erster Linie in 
Betracht kommen. 

Zum Schluß dieser Besprechung sei es noch gestattet, einen in 
den Vorträgen enthaltenen Irrtum aufzuklären. Zweifellos hat 
Fricke recht, wenn er S. 8 sagt, daß ‚die deutsche Arbeitnehmerschaft 
nicht mehr auf der Stufe der Rheinschifferknechte um 1800 steht“. 
Es trifft durchaus zu, daß sie nicht, wie es früher Gesellen der Zünfte 
und Knechte anderer mit Monopolen ausgestatteter Arbeitgeberver- 
bände häufig taten, die Anwendung neuer Erfindungen mit Gewalt 

-zu verhindern sucht. Unrichtig ist aber die a. a. O. gegebene Mit- 
teilung, daß damals jene Schiffahrtsknechte die ersten Rheindampfer 
zerstörten, Die Historiker der Rheinschiffahrt Eckert, Wir- 

-minghaus und Gothein wissen von jenem Vorgang nichts. 
Offenbar licgt eine Verwechslung mit der Vernichtung des Schiffes 
des als Erfinder der Dampfmaschine berühmten Denis Papin 
im Jahre 1707 vor. Das von ihm benutzte Schiff wurde aber nicht 
durch Dampf, sondern durch Drehen von Handkurbeln und Schaufel- 
ruder bewegt, und die Zerstörung fand nicht auf dem Rhein, sondern 


auf der Fulda statt!). Carl Koehne. 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Doktordissertationen. 


Fr. Klemann, Über die zweckmäßigste Buchführungsart in öffentlichen 
Wirtschaftsbetrieben unter Berücksichtigung der Finanzwirtschaft. 
Technische Hochschule Berlin. 


H. Briefs, Beiträge zur analytischen Chemie des Vanadins mit Berück- 
sichtigung der Untersuchung eisenhüttentechnischer Stoffe. Technische 
Hochschule Berlin 1921. 


E. Wandeberg, Beiträge zur Kenntnis dis Schleichens der Drehstrom- 
Asynchronmotoren. Technische Hochschule, Berlin 1921. 


Kurt Winkler. , Verfahren zur schnellen Ermittelung der Hauptab- 
messungen, der Drehzahlen sowie des Kraftbedarfs von Kreiselver- 
dichtern für Wasserdampf, insbesondere bei Wärmepumpen. Technische 
Hochschule Berlin 1922. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Ein Dollar = 3000 M. — Die „Frankf. Ztg.‘‘ sieht die wichtigste 
Ursache der gewaltigen Devisenverteuerung, die den Preis des Dollars 
bereits vorübergehend auf über 3000 M getrieben hat, in der bedeutenden 


Unterdeekung, die für den Einfuhrbedarf der deutschen Wirtschaft . 


in den Geschäftskreisen besteht und wesentlich dadurch verschärft wurde, 
daß die bankmäßigen Vorbereitungen für die letzten Ultimotermine die 
Bankkundschaft nötigten, ihre Devisenbestände trotz der schwebenden 
Auslandverbindlichkeiten teilweise zu realisieren. Die seitdem durch die 
Arbeit der Notenpresse herbeigeführte verhältnismäßige Erleichterung am 
Zahlungsmittelmarkt habe die Schleusen für das Nachholen der Devisenein- 
deckung geöffnet, und nun brande die Devisennachfrage an den Markt in dem 
ungünstigsten Zeitpunkt, in dem die allgemeinen wirtschaftspolitischen Aus- 
sichten und die staatliche Finanzgebarung wie auch die außenpolitische Lage 
einen Druck auf dieMarkwährung ausübten. In einer Zeit, in der die Inflation 
durch massenhafte Geldzettelausgabe und ein ungeheure Anschwellen der 
schwebenden Schuld des Reiches stark beunruhigende Entwicklungen zeige, 
die Orientkrise die Aussichten für einen baldigen Zusammentritt der inter- 
nationalen Finanzkonferenz keineswegs rosig erscheinen lasse, müsse ein so 
weitgehendes Überwiegen der Nachfrage nach Devisen gegenüber 
dem Angebot unheilvolle Konsequenzen für die Markwährung zeitigen. 
Dabei sei ziemlich klar erkennbar, daß das spekulative Element diesmal 
nicht irgendwie ausschlaggebend für die Devisenentwicklung verantwortlich 
gemacht werden könne. Es handle sich vielmehr überwiegend um die 
Deckung eines legitimen Bedarfs des deutschen Geschäftslebens, 
dessen Nichtbefriedigung nur mit bedenklicher schwebender Verschuldung 
gegenüber dem Ausland oder aber mit sozial gefährlichen Betriebseinschrän - 
kungen erkauft werden könne. — Bekanntlich versucht die Reichsregierung 
nunmcehr, leider sehr verspätet, durch eine Reihe von Maßnahmen, zu 
denen als erste eine Devisen-Notverordnung vom 12.X. gehört, 
gegen die weitere Zerrüttung unserer Währung anzukämpfen. 
Indexziffern. — Der Kaufkraftindex der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ 
betrug in der Woche vom 30. IX. bis 6. X. 418,62 (322,63 i.Vw.), u. zw. im 
einzelnen für die Gruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle 462,14 (337,72 
1.Vw.). Gemessen am Dollarmittelkurs in Berlin (1963,75) besaß die Reichs- 
mark nur noch den 468. Teil ihres Außenwertes der Friedenszeit. Während 


) Vgl. Matschoss, Entwicklung der Dampfmaschine 1 108 8.060. 70, 628, 


der Durchschnittakurs des Dollar gegen die Vorwoche (1537,92) um 27.7°, 
gestiegen ist, hat sich das Großhandelspreisniveau, am Kaufkraftindex 
gemessen, um 29,8%, erhöht. — Nach der Großhandelsindexziffer des 
Statistischen Reichsamts ist das Preisniveau im Durchschnitt des Sep- 
tember auf das 274,2 fache (179,9 i.Vm.), also um 52,5%, gewachsen, wäh- 
rend der Dollarkurs in Berlin von 1135 auf 1466 M oder um 29,295 stieg. 
Die Preise der Einfuhrwaren erhöhten sich von dem 324,9 fachen auf das 
431,1 fache bzw. um 32,7%, die der vorwiegend im Inland erzeugten Waren 
vom 150,8 fachen auf das 242,8 fache, mithin um 61°. Metalle sind vom 
256,7 fachen auf das 332,1 fache, Kohle und Eisen von dem 123,6 fachen 
auf das 286,2 fache und Industriestoffe zusammen von dem 192,5 fachen 
auf das 339,2 fache hinaufgegangen. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Die Preisstelle hat in ihren neuen Fest- 
setzungen Nr. 69 (grün) und Nr. 69 A (gelb), die vom 12. bis 18. N. 
gelten, die Teuerungszuschläge mit Ausnahme derjenigen für 
Glühlampen und der Ziffern 70 bis 72 weiter erhöht, ebenso den Mindest- 
preis von Transformatorenöl. Textlich ist in Festsetzung Nr. 69A die 
Abteilung C und ferner Ziffer 69a geändert worden. Außerdem besteht 
nunmehr eine neue Gruppe „Heiz- und Kochapparate* (Ziffer 85). Fir 
die Umrechnungsmultiplikatoren gilt jetzt die Tabellenausgabe 20) 


Außenhandel. 


Deutschland. — Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik stellt 
Interessenten die ab 5. X. geltende neue Preisliste für Niedervolt- und 
Taschenlampen-Glühbirnen zur Verfügung. — Der Reichskommissar 
für Aus- und Einfuhrbewilligung hat angeregt, wegen der Zahlungsmittelnot 
auch die bargeldlose Verrechnung der Außenhandelsstellen- 
gebühren und der Presseabgabe so weit wie möglich durchzuführen. 
um die Unzuträglichkeiten der jetzt noch vielfach üblichen Einziehun: 
durch Nachnahme zu vermeiden. — Nur der wirkliche Exporteur kan 
sich durch seinen Lieferanten die Ausfuhrbewilligung besorgen lassen. 
Dieses Verfahren entspricht nach einer Verfügung des Reichskommissa': 


ei ~ TO Wari ae ya hopin a a 


für Aus- und Einfuhrbewilligung einem dringenden Bedürfnis, ist aber nur 
zulässig, wenn auf der Ausfuhrbewilligung der wirkliche Exporteur oder 
der Fabrikant als im Auftrage jenes handelnd als Absender genannt wird. ' 


Ein Weiterverkauf der Ware mit Ausfuhrbewilligung an Dritte ist nich 
gestattet. — Der Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung hat i 


Außenhandelsstellen ermächtigt, die Ausfuhrabgabe für Geschäfte, ın 


denen nach fremder Währung fakturiert ist, zu er mäßigen und gegebenen 
falls zurückzuzahlen, wenn die Bewilligung nach dem 1. VI. erteilt wurde. 
der Valutabetrag nachweislich vor der Erteilung gegen Reichsmark verka!" 
worden ist (Kürssicherung) oder Anzahlungen in solche umgewandelt sind un: 
der Kurs der ausländischen Währung am Tage der Kurssicherung bzw. Un: 
wandlung mindestens 331/39% niedriger steht als der Umrechnungskurs zv: 
Zeit der Bewilligung. Näheres darüber in der „Deutschen Außenhandel- 
Korrespondenz‘‘ vom 9. X., die diese Verfügung als die Wünsche von Ir 
dustrie und Handel nicht befriedigend bezeichnet. — Die Ursprung: 


a. 


zeugnisse für Sendungen nach dem Saargebiet müssen möglichst sor:: 


fültig ausgestellt werden, weil andernfalls bei der französischen Zollverwü 
tung im Saargebiet Weiterungen entstehen. — Das Goldzollaufgel« 
betıäat vom 18. bis 24. X. 43 9000/9). 


Balkan. — Der Reichsverband der deutschen Industrie warnt ver 
der Errichtung von Konsignationslägern auf dem Balkan, weil dr 


Ware auf Kosten und Gefahr des deutschen Fabrikanten reise. Die Jm- - 
porteure der Balkanstaaten spekulierten darauf, daß dieser, wenn sich dir 


auf dem Balkan angekommene Ware als unverkäuflich erweise, mit einen 
billigeren Verkaufspreis einverstanden sein werde. 


Luxemburg. — Verhandlungen zwischen der luxemburgischen uni 
der belgischen Regierung haben zu einer grundsätzlichen Einigung darül: 
geführt, daß für sämtliche Ersatzteile von Maschinen deutschen Ur- 
sprungs der einfache Zolltarif, also ohne Wertzoll, Anwendung findes 
soll, außerdem dann, wenn nachgewiesen wird, daß ähnliche oder gleichwer- 
tige Maschinen in Belgien und Luxemburg nicht hergestellt werden. tr 
suche um Erstattung bereits gezahlter Wertzollbeträge sind mt 
der Zollquittung dem Finanzdepartement der luxemburgischen Regierun. 
einzureichen, u. zw. tunlichst mit genauer Bezeichnung der Maschine. Ik 
Wertzoll kann unter obiger Voraussetzung auch für Maschinen und Eratz- 
teile erstattet werden, die schon seit dem 1. V. nach Luxemburg eingefut:! 
worden sind. 


Portugal. — Dem „Diario do Governo® zufolge werden Gleich: 
und Wechselstrommaschinen, Transformatoren md 
Elektromotoren von weniger als 20 PS unter Tarif-Nr. 370 I! 
der Einfuhr mit 30%, vom Wert verzollt. 


Rußland. — In Moskau ist man eifrig mit den Vorarbeiten für den 
deutsch-russischen Handelsvertrag beschäftigt, von dessen Abschlu: 
die Sowjets eine bedeutende Förderung der gegenseitigen Handelsbezichut- 
gen und sehr viel für die wirtschaftliche Annäherung beider Länder erwarten. 
— Der Rat der Volkskommissare hat die Ratifizierung des Vertrag": 
Urquhart-Krassint), wic cs heißt, aus wirtschaftlichen Gründen, vor- 
läufig abgelehnt, nachdem die Ausschließung von der Orientkonferenz ii 
Rußland den Eindruck erweckt hatte, daß die englische Politik z. Zt. einer 
Wiederherstellung normaler Beziehungen zwischen beiden Ländern nicht ge- 
neigt sei. 


» Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1223. 


! 


ta mp e seen 0 mar 


19. Oktober 1922. 


Aus der Geschäftswelt. — Nach der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ hat 


'Esich die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg bereit erklärt, die Dieselmoto- 


renanlage in Kiew wiederherzustellen. Ferner ist mit der AEG ein Vertrag 


@ über die Lieferung der erforderlichen 'Turbinenteile des dortigen Elektrizi- 


tätswerkes geschlossen worden. Es handelt sich hierbei um beträchtliche 
Kredite für die Kiewer Kommunalverwaltung. — Aufgelöst wurden die 
Likra, Elektrische Licht- und Kraft-Gesellschaft Haine & Co., 
Stuttgart, und das Elektricitätswerk Misdroy A.G., Bremen. 


Neue Gesellschaften. — Berlin-Grünauer-Glühlampen Fa- 
brik von Hanstein & Co. K.G., Berlin-Grünau. — Westdeutsche 
Elektrizitätsgesellschaft m. b. H., Kaiserslautern. Gegenstand: ln- 
stallation und Großhandel. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Fuhrbach 
Elektrizitäts-Gesellschaft m. b. H., Siegburg. Gegenstand: Erwerb 
und Vertrieb elektrotechnischer Erzeugnisse usw. Stammkapital: 0,1 Mill. 
M.— Original-Eddido-Eigenheim-Lichtwerk-G. m. b. H., Hamburg. 
Gegenstand: Anfertigung von Vorrichtungen zur Herstellung elektrischer 
Energie ohne Betriebskosten. Stammkapital: 30 000 M. — Überlandwerk 
Königsberg i. Pr. G. m. b. H., Königsberg i. Pr. Gegenstand: Bau und 
Betrieb elektrotechnischer wirtschaftlicher Anlagen zur Weiterleitung und 
Verteilung der von der Ostpreußenwerk A.G. bezogenen elektrischen Arbeit 
im Gebiete der Kreise Fischhausen, Königsberg, Labiau, Wehlau, Heiligen- 
beil, Pr. Eylau, Friedland, Gerdauen, Rastenburg (Versorgungstezirk) sowie 
ausnahmsweise außerhalb des Versorgungsbezirks.. Stammkapital: 39,375 
Mill. M. — Bayerische Installations-Werke, A.G., München. Gegen- 
stand: Errichtung und Betrieb von Anlagen jeder Art, insbesondere auf dem 
hiet der Stark- und Schwachstromindustrie, sowie Fabrikation und Han- 
del von und mit Maschinen und Apparaten. Grundkapital: 20 Mill. M. 
Unter den Mitgliedern des ersten Aufsichterats werden Dr. S. Guggenheimer, 
Nürnberg, R. Platz, Hannover (Hackethal A.G.), G. Wolf, Lichterfelde 
(C. Lorenz A.G.), Dr. P. Meyer, Berlin,genannt. — Ribnitzer Elektrotech- 
nieches Werk, Inh. Ohlrich und Schwanz, Ribnitz. — Wehuc, 
Elektrizitätsgesellschaft m. b. H., Berlin. Gegenstand: Fabrikation 
elektrischer ‘Heiz- und Kochapparate. Stammkapital: 0,1 Mill. M. 
vlühlampenaufzug G. m. b. H., Waldenburg (Schles.). Gegenstand: Er- 
werb und Verwertung des von H. Piorkowsky konstruierten Gegengewichts 
für Glühlampenaufzug usw. Stammkapital: 60 000 M. 


Betriebsergebnisse.— Kabelwerk Rheydt A.G., Rheydt.1921/22. 
Febrikationsgewinn: 36 867 729 M (16843 083 i.V.); Generalunkosten: 
11349 072 M (6 846 252 i.V.); Steuern, Zinsen usw.: 6 948 502 M; Rein- 
gewinn mit Vortrag (264 141 M): 18 834 295 M (9 124 141 i.V.); Dividende: 
20°, auf 24 Mill. M alte und 10°,, auf 49,5 Mill. M junge Aktien, außerdem 
100 bzw. 50 M Vergütung je Aktie (wie i.V.); Vortrag: 364 400 M. 


Baumarkt. — Adenau (Rheinprovinz). Der Kreistag hat 250 Mill. 
M für die Errichtung einer Überlandzentrale zur Verfügung gestellt. — 
Braunsberg (Ostpreußen). Der Kreistag hat den Kreisausschuß ermäch- 
tigt, für den Ausbau des Kraftwerkes in Mehlsack weitere 24 Mill. M zu be- 
schaffen und außerdem die Anschlußnehmer und die Städte des Kreises 
durch eine Pflichtanleihe derart heranzuziehen, daß erstere je nach der 
Größe der Grundstücke bzw. nach der Zahl der Brennstellen und Pferde- 
stärken Beiträge zu liefern haben und die Städte 2 M/kWh abgeben. — 
Eschwege (Hessen-N.). Die Stadtverordneten haben beschlossen, die 
Döhlesche Wasserkraft der Werra anzukaufen. — Frankfurt a.M. Der 
Magistrat fordert weitere 30 Mill. M für den Ausbau des Kabelnetzes. — 
Koburg. Die Stadt, der Bezirk, die Koburger Industrie, das Kraftwerk 
Franken und die Landwirtschaft haben nunmehr für die Errichtung eines 
Überlandwerkes eine Aktiengesellschaft von 12 Mill. M gegründet. — Kö- 
nigsberg i. Pr. Für die Verteilung elektrischer Arbeit in den Kreisen 
Fischhausen, Königsberg, Labiau, Weblau, Heiligenbeil, Pr. Eylau, Fried- 
land, Gerdauen, Rastenburg und evtl. auch außerhalb dieses Bezirkes ist die 
Überlandwerk Königsberg Pr. G. m. b. H. gegründet worden. — Leck 
(Schleswig). Für den Ausbau des Elektrizitätswerkes nimmt die Gemeinde 
eine Anleihe von 0,5 Mill. M auf. — Magdeburg. Für die Erweiterung 
des Kabelnetzes und zur Beschaffung von Elektrizitätszählern haben die 
Stadtverordneten 1,5 Mill. M bewilligt. — Mellnau (Hessen). Die Stadt 
will den Bau einer Elektrizitäteanlage und des Ortsnetzes vergeben. — 


Von der Börse. — (4. X. bis 10. X. 1922.) In der Berichtszeit hat 
sich eine starke, zeitweise stürmische Hausse am Devisenmarkt entwickelt, 
die den Dollarwert vorübergehend auf 3150 M anwachsen ließ und erst gegen 
Schluß, nach Einschreiten der Reichsbank, in Schwankungen überging. 
Dieser für das deutsche Geschäftsleben überaus nachteiligen Bewegung folgte 
eine neue Flucht aus der Mark, von der besonders die Valutapapiere, aber 
auch zahlreiche Spezialwerte Nutzen ziehen konnten. Im weiteren Verlauf 
der Tage machte sich indessen am Effektenmarkt eine gewisse Zurückhaltung 
geltend, die zunächst in den nicht befriedigenden Berichten der preußischen 
Handelskammern, sodann u. a. in Befürchtungen hinsichtlich der durch die 
abermalige Erhöhung der Kohlenpreise gefährdeten Wettbewerbsfähigkeit 
unserer Industrie auf dem Weltmarkt, in dem ungünstigen Ausweis des Zen- 
tralnoteninstituts und in der Erwartung des Ergebnisses ihre Begründung 
fand, das die Berliner Verhandlungen über die Ausgleichszahlungen haben 
werden. Der teilweise recht lebhafte Markt der Elektroaktien, an dem 
der Abschluß des russischen Warenlieferungsvertrages der Siemens & Halske 
A.G. sehr beachtet wurde, zeigt teilweise, wie unsere um einige Gesellschaften 
erweiterte Übersicht erkennen läßt, recht erhebliche Kursgewinne, so bei der 
Accumul.-Fabr. um 1175°,, bei der Dtsch.-Atlant. Telegr. um 4050, bei 
der Dtsch.-Südam. Telegr. um 295%, bei den Kraftübertragungswerken 
Rheinfelden um 300%, bei S. & H. um 280°, und u.a. bei den Vorzugs- 
aktien der Continent. Ges., Nürnberg, um 90°;. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


© 
372 ea 
Gesellschaften 85 | 4 x. |Niedrig- Höchster! 10. X. 
Se a 
Accumul.-Fabr., Berlin 25 2525 | 2525 3700 |3700 
A. G. f. El. Anìg., Berlin 8 — — — — 
A.E.G., Berlin .. . 2.2... 16 870 | 840 870 845 ` 
° „  Vorz.-A 3 106 | 106 108 106 
u „ Vorz.-B 7,25] 162 | 140 162 140 
Bergmann, Berlin ....... 20 840 | 752 840 800 
Continent. Ges. Nürnberg : 0 — — — — 
i ee „» Vorz.-A.. 8 60 | 610 700 709 
Drahtloser Übersee-Verkehr 12 610 | 525 610 525 
er ie „ neue A. — 560 | 475 560 475 
Dtsch. Atlant. Telegr., Köln. .| 5 985 | 895 1300 | 1300 
P Niederl. „, Ba — 1175 | 1099 1200 — 
= Südam. ,, ei 6 950 | 805 1100 | 1100 
Mn Kabelwerke, Berlin . . . | 20 598 | 550 598 550 
Elektra, Dresden . ...... 10 301 | 301 315 301. 
El. Licht u. Kraft, Berlin .. . | 15 { 880 960 960 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 648 | 550 648 550 
E. W. Liegnitz ........ 10 345 | 320 345 380 
E. W. Schlesien . ...... )2 490 | 490 520 500 
Felten & Guilleaume Carlsw. . . | 25 1300 | 1160 1300 |1279 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin 20 813 | 745 813 £00 
Hackethal, Hannover ..... 20 i 600 700 645 
Hamburgische E. W. ..... 10 2 299 305 299 
Körti Elektr.-W., Berlin ..|5 1575 | 1510 1575 |1530 
Kraftübertrag. Rheinfelden. . .| 0 1250 | 1250 1550 — 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 56 455 56) 466 
Licht u. Kraft, München 10 510 | 440 510 460 
„ 99 ’ 2 neue A. n ws > ER He 
C. Lorenz, Berlin ....... 35 1010 | 935 1010 915 
Dr. Paul Meyer, Berlin 15 500 | 440 5L0 440 
Mix & Genest, Berlin . .... 16 600 | 543 615 550 
Neckarwerke, EBlingen .. |20 330 | 321 360 321 
Niederschles. Elektr. u. Straßenb. | 10 — — —? — 
Oberbayer. Überlandz., München 9 330 | 330 440 449 
H. Pöge, Chemnitz ...... 12 590 | 510 590 510 
W A Vorz.-A T 110 90 110 90 
Rhein. El.-A. G., Mannheim 15 425 | 400 430 430 
5: ie „ Vorz.-A. | — 120 | 117 ‚130 125 
M. Schorch & Cie., Rheydt. . . | 10 750 | 700 750 700 
Sachsenwetk Dresden . . .. . 20 770 | 700 770 700 
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 | 1640 |1525 1640 4 1600 
„Siemens‘“‘ El. Betr., Berlin 0 173 | 153,25| 173 159,75 
Siemens & Halske, Berlin 20 2575 | 2550 2830 |2830 
Stettiner E. W... a.a’. 15 680 | 64? 700 645 
Teleph.-F. Berliner, Hannover . | 20 735 | 717 T45 | 717 
Fabr. isol. Drähte. (Vogel), Berlin | 35 1115 | 990 1115 | 990 
Voigt & Haeffner.. . . 20 790 790 842 H2 
a Vorz.-A. 20 610 590 610 602 
Hartmann & Braun . . [Frank- | 25 900 s50 900 887 
Emag. Elektr.-A.G. . . V furt | 2 500 | 50 600 | 598 
MainKraftwerke,Hochst | a.M. | 
Heddernh. Kupferw. und 10 529 ` 290 329 290 
Südd. Kabelwerke. . 20 835 ı 760 835 795 
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen%Geldkurse (Mark je 


ausländische Einheit) betrugen im Oktober: 


in 13. 


1. | 


Christiania (Kr.) 8240| 349,45| 483,10 52434] 459,18| 392,50 
Helsingfors (finn. M) | 61,17) 5793| 59,68! 65,92) 58,93] 50,41 
Holland (Gld) 1048,19| 958,80 1038,70) 1150,56| 1008,74| 865,93 
Italien (L) . . | 113,86! 107,87) 111,61] 126,341 111,361 95,82 
Kopenhagen (Kr) . 5419,31) 499,38' 545,32; 600,251 529,34| 451,98 
London (£). . . . |11985,00|10936,30!1 1785,25138083,60/11460,65| 9822,73 
New York ($) 2721,59| 2466,91) 2596,75! 2966,28] 2596,75] 2242,10 
Österreich (K) 0,04! 003) 004 004 003 0,08 
Paris (Fr) . . . . | 204,74. 186,77) 198,75) 223,72) 197,50| 169,79 
Prag (Kt)... . . 9039| B440) 86,891 101,57) 92,381 75,16 
Schweden (Kr) 715,11) 654,18 706,62] 784,02] 69%,14| 587,76 
Schweiz (Fr) . . . | 505,37) 461,52) 493,35, 555,31} 486,39) 419,48 
Spanien (Pes). | | | 409.49, 87853] 39950! 446.44| 893,51] 339,58 


WARENMARKT. 


Elektrische Heiz- und Kochapparate. — Die Vereinigung der 
Fabrikanten dieser Artikel in Charlottenburg hat den Teuerungszuschlag ab 
9. X. von 600% auf 900%, erhöht. 

Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigter Fabri- 
kanten isolierter Leitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat ab 11. X. die 
Teuerungszuschläge auf Preisliste Nr. 12 für NGA, NGAB, NGAF, NGAT, 
NGAZ von 1 bis 2,5 mm? und für NFA schwarz imprägienrt auf 220%, für 


1304 


ng 


die zuerst genannten 5 Typen von 4 nam? und mehr auf 180°% und für NPL, 
NPLR, NPLS, NSA, NFA mit Glanzgarnbeflechtung sowie für alle übrigen 
Typen auf 250% erhöht. 

Beleuchtungskörper. — Die Konvention der deutschen Erzeuger 
von Beleuchtungskörpern hat ab 5. X. den Teuerungszuschlag für Fabrikate 
in Messing, Eisen und Bleigußausführung auf 2300% gesteigert. 

Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin, hat 
die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1421 ab 16. X. für 
Dieselmotoren (ortsfeste und Schiffsmaschinen) auf 22000, für alle 
übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 27000/g 
hinaufgesetzt. >» 

Kehle. — Nach einer weiteren Bekanntmachung!) des Reichskohlen- 
verbandes über die ab 1. X. einschl. der Steuern geltenden neuen Brenn- 
stoffverkaufspreise im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 226, kosten beim 
Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat Steinkohlenbriketts je nach 
Klasse 7853 bis 7849 M/t. Der Preis von Anthrazit I (Stücke) des Aache- 
ner Steinkohlensyndikats (Eschweiler Bergwerksverein) stellt sich auf 7504 
M/t. Beim Mitteldeutschen Braunkohlensyndikat kosten Briketts 
im größeren Industrieformat 3907 M, Förderkohlen des mitteldeutschen 
Gebiets 1248 M, Siebkohlen 1373 M, Stückkohlen 1498 M/t. Das Ostelbi- 
sche Braunkohlensyndikat (Niederlausitzer Gruppe) berechnet für Bri- 
ketts in kleinerem Industrieformat 4152 M, für Förderkohlen 1148 M, Sieb- 
kohlen 1485 M und Stückkohlen 1678 M/t. — Die staatliche Bergwerks- 
direktion in Hindenburg hat die Preise aller Kohlensorten um 950 M/t 
hinaufgesetzt. — Die Kohlenförderung des Ruhrbezirkes betrug im Sep- 
tember ca. 8,2 Mill. t an 26 Arbeitstagen (8,3 an 27 Arbeitstagen i. Vm.). 
Die oberschlesische Steinkohlenproduktion belief sich auf 0,775 Mill. t 
(0,762 i. Vm.). 

Eisen. — Die mit Rücksicht auf die Erhöhung der Kokspreise und 
gemäß der Kursklausel für die zweite Dekade des Oktober vom Roh- 
oisenverband festgesetzten Höchstpreise von Roheisen stellen sich wie 
folgt: Hämatit 38 099 M, kupferarmes Stahleisen 37 431 M, Gießereiroh- 
eisen I 32 696 M, dagl. III 32 626 M, dsgl. luxemburger Qualität 31 271 M, 
Siegerländer Stahleisen 31 497 M, Spiegeleisen (8 bis 10% Mn) 34 494 M, 
Temperroheisen 37 774 M, Ferrosilizium (10%) 43 385 M. Es wird darauf 
hingewiesen, daß die am 15. X. voraussichtlich eintretende Frachterhöhung 
die Roheisenpreise weiter steigern werde. — Der Preis für Original Luxem- 
burger Gießereiroheisen III ist von 210 auf 222,5 Fr/t frei Grenze, verzollt, 
erhöht worden. — Vom Richtpreisausschuß des Stahlbundes sind die Werk- 
srundpreise für Walzfabrikate in Thomashandelsgüte mit bekannten 
Frachtgrundlagen ab 11. X. wie folgt festgesetzt worden (die Mehrpreise für 
S.-M.- Qualität haben wir in Klammern beigefügt): Rohblöcke 57 640 M 
(2830), Vorblöcke 63 630 M (3200), Knüppel 66 290 M (3400), Platinen 
68 190 M (3500), Formeisen 77 680 M (3440), Stabeisen 78 700 M (3500), 
Universaleisen 85510M (3820), Bandeisen 91280M (3820), Walzdraht 84520M 
(3740), Grobbleche (5 mm und darüber) 88460 M (4060), Mittelbleche 
(3 bis unter 5 mm) 100 170 M (4160), Feinbleche (1 bis unter 3 mm) 109 960 M 
(4160), dsgl. (unter 1 mm) 116 970 M/t (3790). Die Preise sollen künftig 
jeden Dienstag neu geregelt werden. 

Gußwaren. — Der Verein Deutscher Eisengießereien, Düsseldorf, hat 
die Preise ab 11. X. bis auf weiteres um 20% erhöht. 

Sehrott. — Am 11. X. wurden für Kernschrott 29500 M, für 
Späne 25 000 M, beides frei Essen, und für Maschinengu Bbruch 35 000 
M/t frei Berlin notiert. 

Blei. — Die Rheinisch -Westfälische Bleihändlervereinigung hat den 
Preis für gewalzte jund gepresste Bleifabrikate auf 45000 M/100 kg 
erhöht. 

Edelmetalle. — Am Berliner Markt notierten am 11. X. Gold 1750 
bis 1800 M/g, Platin 8000 M/g und Silber 53000 bis 55 000 M/kg. Der 
Ankauf von Gold für das Reich erfolgte vom 16. bis 22. X. zum Preise von 6500 
M/Zwanzigmarkstück. 

Zement. — Seit dem 8. X. sind die Höchstpreise für Lieferungen an 
private Abnehmer im Gebiet des Norddeutschen Zementverbandes auf 
78 482 M, in dem des rheinisch-westfälischen Verbandes auf 76 482 M und im 
Gebiet des Süddeutschen Zementverbandes auf 80 482 M/10 t erhöht worden. 

Dach- und Isolierpappe. — Seit dem 11. X. kostet Dachpappe 


mit 80er Rohpappeneinlage 192 M, mit 100er Einlage 159 M, mit 150er Ein- 


lage 115 M und mit 200er Einlage 93 M/m? bei wagenweisem Bezug frei Ver- 
ladebahnhof des Verkäufers. Isolierpappe mit 80er Einlage stellt sich auf 
247 M, mit 100er Einlage auf 214 M und mit 125er Einlage auf 192 M/m?. 
Baumwolle. — New York notierte am 11. X. 21,80 cts/lb, Liverpool 
12,52 d/lb und Bremen 1427,70 M/kg. 
Schellack. — T. N. Orange-Schellack kostete am 13. X. etwa 3500 
g. 
Sauerstoff und Wasserstoff. — Seit dem 10. X. beträgt der 
Prois bei Lieferung unter Abschluß in Eigenflaschen 140 M, in Leihflaschen 
160 M, außer Abschluß entsprechend 142 M bzw. 162 M/m. 


M/k 


Schwefelsäure. — Ab 1. X. ist für 100 kg Schwefelsäure 60° Bé | 


der Erzeugerpreis auf 1104 M und der Verbraucherpreis auf 1204 M fost- 
yesetzt worden. 

Ole und Fette. — Die Zufuhren an Mineralölen waren in der Be- 
richtswoche ziemlich erheblich, weil man mit einem Anziehen dor Preise in 
Amerika rechnet. Der Zoll beträgt z. Zt. für Mineralöle 4440 M, für Fette 
5017,20 M und für verfettete Öle 5328 M/100 kg. Die Preise sind bereits in 
der „ETZ‘“ 1922, S. 1280, angegeben. Hellgelbes Maschinenfett, Tropfp. 
75/900, unbesch wort, kostet, lose verladen und unverzollt, 7,50 und 9 $/100 kg. 
Mineralisches Gasöl notiert etwa 17,5 $ unverzollt in mietfreien Kessel- 


) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1280. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 


Fer, 
- 
„= 


19. Oktober 1922. 


wagen ab Tankstelle. — Leinöl kostet ab Lager Holland 43,12 Gld/100 ks: 


in Hamburg werden 520 M/kg gefordert. — Rizinusöl 1. Pressung stellt siv}: 
auf 700 M, Ware 2. Pressung auf 670 M/kg. — Terpentinöl ist in Amerika 
weiter auf 141 cts/Gallone (New York) gestiegen; der Hamburger Marki 
verlangte für amerikanische und französische Ware 1450 M/kg. 

‚Benzol. — Vom Benzolverband, Bochum, sind die Kleinverkaufs- 
preise ab 9. X. für Tetralitbenzol auf 164 M, Lösungsbenzol auf 146 M 
ir Schwerbenzol auf 90 M/kg ab Hauptverkaufsstelle gesteiger: 
worden. 

Altmetalie. — Am 11. X. wurden am Berliner Markt folgende 
Preise gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 695 bis 705 M, un- 
verzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 690 bis 700 M, Maschinenrotguß, han- 


Ra m a a a Em Rd ne ee ee 42 nad nee 


EEE ee N ER 


delsüblich und open. 530 bis 540 M, Messingzünder, pulver- und eisen- 


frei, 440 bis 450 
reine, weiche Messingblechabfälle 570 bis 580 M, Schwermessing, handels- 
üblich, 420 bis 430 M, Messingschraubenspäne, handelsüblich, 390 bis 400 M, 
altes Weichblei 220 bis 230 M, Zinkzünderlegierungen 270 bis 280 M, Altzink. 
handelsüblich, 260 bis 270 M, Reinaluminiumblechabfälle (98/9995) 790 bis 
800 M/kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen. 

‘4: Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen- 
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompt« 
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg: 


Metall ar | nx 9. X. 

Elektrolytkupfer (wire bars), | 

prompt, cif Hamburg, Bremen 

oder Rotterdam . . . .... 833,82 904,66 827,64 
Originalhüttenrohzink 
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom.| 356,03 430,88 | 323,49 
Raffinadekupfer 99/90,3% . I 700—710 700 —710 690—700 
Originalhüttenweichblei . . 270-280 | 270—285 | 270—280 
Originalhüttenrohzink, Preis im 
e freien Verkehr ...... .| 485—495 460—470 460—450 
Plattenzink (remelted) von 

handelsüblicher Beschaffenheit.| 340—350 320—330 330—350 
Originalhüttenalu min iu m 

98/99% in Blöcken, Walz- oder 

Drahtbarren ... ssaa. 1062 1038 1023 

dgl. in Walz- oder Drahtbarren 

DIY aa a EEE SE 1068 1044 1029 
Zinn, Banka, Straits, Austral. in 

Verkäuferswahl . . . : . . .| 1980 —1990 | 1920—1930 | 1920—1950 
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 1950—1960 | 1990—1910 | 1890—1900 
Reinnickel 98/99% ..... 1550—1600 | 1500—1600 | 1600—1650 
Antimon -Reguluse ...... 270—275 270—275 270—230 
Silber in Barren rd 900 fein für 

I: kg foins sos 2 via 55000 — 5550051000 —52000!56500 - 8750 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am 
6. X. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: 


1 

2 s d g s d, 

*Kupfer:bost selected. . . 2. 2 2... 6 0 Obis 8 0 0 | 
+ 5 electrolytio. .. 2.2.2.2... ı 50, R DDV! 
> wire bars . 2.2 2 22000. 20.0, - - n 
* „ standard Kasse... .... 62 00, 82 2% 

7 j a 3 Monate ..... 26,98 5% 
Zinn standard Kasse . ........ 163 10 0 „ 163 15 © | 
= 5, 3:Monate. . 2.2... 164 2 6 „ 164 17 8 

w. SUBES 5: a a ee re re 6 64 00,164 5; 
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei 25 0 O, 4 2 j 
„ gew. engl. Blockblei ....... 26: DB; W a ee 

Zink:gew. Sorten . . 2.2 222200. 300, 2 7% 
„» ‚zemelted. -... 4... we in a 3l 0 0, - - 
„ engl. Swansea . ..... en. 38 5 6 lieferbar Swanser 

Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . . 27 £29£ 108. 

Aluminium: 98 bis 99% .... 2... 93 £ (In- und Ausland). 

Nickel: 98 bis 99% garantiert . . ... 140 £ (In- und Ausland). 

Wismut: je lb. . 2... 22220200. 10 s. 

Platin: nominal je Unze... ..... 22 £. 

Quecksilber: nom. für die 75 Ibs.-Flasche 13 £. 

Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6 d/13 s. 


In New York notierten am 13. X. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00: 
Eisen 32,50; Blei 6,62; Zink 6,67; Zinn 34,00 cts/lb. 
Mt -+ Netto. 
Bezugsquellenverzeichnis. | 
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nicht 
berücksichtigt werden.) 

Frage 50, a) Wer fabriziert Sirenen? b) Wer fabrizirt‘ 
Likra-Sirenen? 

Frageö5l. Wer stellt Bohrer für harten Marmor her? 


Abschluß des Heftes: 14. Oktober 1922. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 600 bis 610 M. 


! 


+ 


19. Oktober 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 1304 a 


Teuerungszuschläge 
der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen eleKtrotechnischen Industrie. 


Nur für das Inland Gültig vom 12. X. bis 
und erhöhte Grundpreise. Ä 18. X. 1922. 


Festsetzung Nr. 69 (grün). 


Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind. 


Festsetzung Nr. 69A (gelb). 


A. 


Berechnung. . Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der 
Versandbereitschaft gleichzuachten. j 


Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft. 
B. 


Abweiehend hiervon gelten für ur | 
Maschinen tiber 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Zubehör, Transformatoren über 100 kVA, Apparate für 
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, Vollbahn-Triebwagen, 


elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen: 

Bereehnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage der 
geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die 
el nr Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zu- 
schläge zählen mit. 


Zahlung. Mindestens 50°/, des, Bestellwertes am Bestelltage. Diese 50 JA sind aufzufüllen nach Ablauf 


von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 60°/, ) des sich jeweils nach 
ee ” „200100, 7 der Berechnung unter 
T E j i „ 75%, J) B ergebenden Preises. 
Rest bei Versandbereitschaft. 
C. 


Telegraphie und Fernsprechwesen berechnen nach Formel A. Zahlungen nach besonderen Bedingungen. 


Anmerkung: Bei Überschreitung der vereinbarten Zahlungstermine werden Verzugszinsen in Höhe des jeweiligen 
Lombardzinsfußes der Reichsbank zuzüglich Bankprovision berechnet. 


Die Teuerungszuschläge sind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen. 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt eind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden, 
bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt, wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


, Teuerungs- Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag i Gegenstand ne 
% do 


Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate 
transformatoren, soweit nicht 'für Sonderaus- allein . . . 22.0. a E A E en 20 000 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 

l. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20kVA Zubehör zu Maschinen. 

5 bei Generatoren . . es 2. 2 02. t: | bezogen 20 400 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 

<. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100KVA | auf 1000 für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 

bei Generatoren... 2.2.2... en Umdr. 21 000 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl. Selbstanlasser 

3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 20 400 

rBtoen. . 2200er e 21 600 15. Schützenstewerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- 

Sunderausführunge n. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 

4. Wand-, Tisch- und Deckenventilätoren ... . . . : 20 400 steuerung, Bremsmapgnete . . s.. 2 2 220000. 21 000 

%. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . !. . . ` 16 000 16. Gleitschienen, Verankerungen . . . 2... ee a N 19 800 

5%. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Daucr'ei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 19 800 

stung von 4 kVA bis 35k VA, Widerstandsstumpfsch weiß- i 

maschinen mit einer Dauerleistung von 4k VA bis 120k VA Bahnmaterial. 

und wassergekūhlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung er 18 600 
Dauerleistung. . © > 2 2 2 Er rn en ve 13 000 elektr. Bremsen ne 150 kW is = 21 000 

6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 17a. Bahntransformatoren . . s s es e rn. 21 000 

_ Pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 20 400 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 

í Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . 2 22.2... 13 000 Aggregate) Den ER RE 20 400 

ĉ&. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 17c. Hilfsmotoren . . . : 2 2 2 2 2. SC EEE 20 400 

í Motortragen, Motorwagen . . 2.2.2000. ee 20 400 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 

" Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 

ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 

für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, materialien für Bahnfahrzeuge a ea ee ad, Br S 18 600 

medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 18 600 

Motoren für Ein- und Mchrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbalın- 

bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, | : triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 

bezogen auf 1000 Umdr. . . . 2 2 2 2 2 2 2 nn . 20 4W hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
bampfturbinen. vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 

10. Turbosätze, bestehend aus , tiven für Bergbau und Industrie. . . . o 2 2 2 20. 18 600 

a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 19 000 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 21 000 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 20 400 
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge ... .... 14 400 
anlagen zur 2 u a en are a 18 500 
Il. Türbogeneratoren allein 2 een nn 19 100 Transformatoren!) und Gleichrichter. 
12 Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 20 400 
und Turbogebläse allein... 2... I REN Asa 18 000 228. » » RR P » über 100 kVA .. 21 000 


= 
©) Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


i304b 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


® 


1922. Heit 42. 


19. Oktober 1922. 


Teuerungs- Teuerungs- 
Vegenstand zuschlag Gegenstand zuze blag 
Oso lo 


23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . .. 20 400 92. Zählertafeln, armiert . uena 14 000 
23a. Ersatz-Glaskörper . . . 2 2 2 2 2 2 2 e e l 4600 53. Drehschalter, Steckdosen und Stec er, soweit nicht in 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . . . 21 600 einge An ee -Scheiben und TE 
-Klemmen u. dgl... luaa ee 
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 54. la in Gußgehäuse und guBeisernes R 
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, Installationsmaterial . . 2. 2 2 2 222 18 700 
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 55a. Metallfassungen . . . 2 oo m onen Rz 17 000 
Gußgehäuse . . 2 2 2 m m nr rl ren. 20 000 55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder " 
26. Selbsttätige Schalter,soweit nicht für Ölfüllung und nicht aduk as ag. a a a re ae de EEE He 17 000 
in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 21 000 56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- 
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für zellan und Isolierstoff . . . 2. 2 2 2 22 22. . 17 00: 
Schalttafelbau MR EEE PENIS EEE EEE 20 400 60. Installationsmaterial für Schilfe (ausschl. der zwei- 
27a. Schmelzeinsätze für Nik... an 20 17 400 teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . . . . . - r 17 000 
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschal'er, ß Eu <: 
Sircckeneehalier, soweit nicht für Öl. . ... aae. 21 000 Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. = 
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- Glühlampen. i . 
mierte Wanddurchführungen BISHER LA. 21070 68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- 300 auf die 
2a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen 17 400 lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . | Listenpreise 
30. Freileitungs-Hörnerschalter. .. . 2.222000. 21 000 68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . .. . 20 000 sowie Telephonlampen. o o o eaa 81. VIL >. 
32. Ölschalter (ohne Öl) einschl. Hilfsapparate ...... 21 000 , : ” l 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und Telegraphie und Fernsprech wesen. 
Erdungsdrosselspulen) . . . 2.2 22200000. 21 000 69a. 1. Läutewerke (Wecker), Aus- und Umschalter und 
34. Schutzdrosselspulen . . . n aoaaa z 20 400 Kontakt vorrichtungen für Haussignalanlagen einschl. 
9D. Erdungsdrosselspulen . .. 2.2.22 2222er. 21 000 Holzdrücker . . . .. EUR LO NE neh ee S Be 9 500 
36.. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 21000 2. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) . . . . . RS 3 000 
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und cin- 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- fache Induktor-Apparate . . . m rm rn 15 000 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und schalter und öffentliche Fernsprechnetze .. ..... ' 15000 
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 694. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . . . . 16 000 
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . 22 2 22.0. 2100 69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . 15 000 
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . . . . . . 21 700 6%. Apparate für Telegraphie . . . 2 2 2 2 mern 15 000 
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 21 700 69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke. . . . 2... 2650 
MeBapparate und Zubehör. 70. Linienwühler-Anschlußschnüre , „ , f obne Paraband pra 
4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 71. Stöpselschnüre (Privattypen) 2 . even Ce 9 900 
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurch messer T2. Apparatschnüre (Privattypen) . 2 . a s... IE 4600 
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- E 
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- Bogenlampen und Zubehör. 
lations- und Leitungsprüfer . . . . 2 2 2 222.0. 15 600 13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch - 
41b. Sonstige zeigende und schreibende MeBßinstrumente, ein- tüngszwecke -u oa 00. Su se, ee en 14 400 
«schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 14. Bogenlampen für technische Zwecke . . 2 2 22... 14 400 
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe- und Handelsschiffe) . . . 2 2 oc a rn 15 600 
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . 2 2 2 2... 15 600 (6. ‚Widerstände 3, 15 208 000 wa ar aa wear 17 40 
dic. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte .. . ... 15 600 1. Aufbängevorrichtungen . 2 ee m m mr run 13 800 
42: „Dahler en 1a. we a a oe Ben SE a. Bar aan Beh 13 000 18. Leitungskupplungen . . . 2 2 2: 2 m m or rn 14 400 
13. MeBwandler und Zubehör . . 2. 2 2 2 2 2 2 2 20. 20 000 73. Transformatoren und Drosselspulen . . 2 2 2 2 2.2. 20 400 
Installationsmaterial. Gummifreie Isolierstoffe. 
44. Sicherungsele mente (Einzelsicherungen) . . . . . Pa 18 000 80. Normalplatten .... 2... ehe re 10 000 
45a. Zweitcilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 81. Zählertafeln, unarmiert . oo oo rn 13 500 
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. IlI (Klein-, 82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . .... 16 000 
Normal- u. Groß-Edison-Gew.) . . Co 2 m m oc 2 can 11000 82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung N 15 500 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI . . 2 22.2... 17 000 83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben 11000 mierte Anschlußklemmen usw.) . 2 2 2 2... 16 000 
dba. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall 
Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. Ber lan a Bei 17 4% a) mit einem Stückgewicht bis 50 ©: ...... : 15 500 
47. bean nun (Einzelsicherungen) zum Ring b) nn a» = über VE...... ; 14 000 
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . - 2 2 2... 15 600 z . 
48. Patronen zum Boa runea (Siemens) 11200 Heiz- und Kochapparate. ee 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 85. Heiz- und Kochapparate. . . 22 2 2220. G na ne 
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens). . . . 11 200 Verschiedenes 17 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß- f i ; vn j 
NUE oa a aE ent 15 500 Trans ormatoren-, Anae und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen 
51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherunsen, Freilei- vom 12. X. bis 18. X. 1922 mindestens 21000 M für 100 kg ohne Faß. 
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 153 500 Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle_ (3. Fassung‘. 


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Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in lteichsmark nach 
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


bekanntgegeben werden. Ab 12. X. 192 gelten die An- 
gaben der Ausgabe 20b. Diese Tabellen, die wir wegen 
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels- 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend 
für die deutschen Inlands-Tleuerungszuschläge veröffentlicht. 


Druck von H 3. Hermann & Co.. Berlin SW 19. Beuthstr 8. 


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ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


strie am 27. V. 1922, Würzburg. 1311. abnehmer. Von H. Japp 


lyse einiger Stahlarten. 


Inhalt: Tönender Film. Von E, Nesper. | Verkehr und Transport. ‚1319, Das Sitzungskalender. 1323. 
1305 Wechselfeld von Fahrleitungen. — Elektrisierungen | Rechtspflege. 1323. i 
Uber neue Methoden zur Bestimmung des der Schweizerischen Bundesbahnen, — Die Bosto- Persönliches. 1323. A. Höchtl. — Auszeich- 
Trägheitsmomentes elektr, Maschinen. Von Fr. ner Hochbahn unter neuzeitlicher Verwaltung. | nungen. — Hochschulnachrichten. rai 
Knauer u. E. Schulze. 1307, aa ern m eld s to c an i 7 1319. Frequenzer- | Baii Aa ala, DA AAi s a iig 
4. Ordentliche Mitgliederversammiun Zen- öhung mit statischen Transformatoren. . 1323, g - 
tralverbandes der deutschen eesin Bra ia Physik und theoretische Elek- Apg hieni ee TADpTKOHSN.. on ET, 
| trotec hnik.’ 1320. Thermoelektrische Ana- ulzer. — Gleitschuh-, Rolen- und Bügelstrom- 
Í 
| 
| 


Mitteldeutsche Ausstellung für Siedlung, So- 
zaifürsorge und Industrie, Magdeburg. Von Werkstatt und Baustelle 10.  Schwarte, Die Technik im Weltktiege, — R.. 
Mn r 5. 3 Normenausschuß der Deutschen Industrie. | Otzen, Handbibliothek für Bauingenieure. — 
undschau, Elektrizitätswerke und | RNIT BESCENTEREER L. on- H. Rohde — Fr. Schröder, Sind Steuer- 
Kraftübertragung. 1317. Nutzbarmachung | gresse, Ausstellungen. 13 | ersparnisse möglich? 
der Kraft des Meeres. Verschledenes. 131. Dte Titigkéit der | Eingänge. 1325 
Leitungsbau. 1318. Die Berechnung von Physikalisch-Technischen Reichsanstalt im Jahre | Q ä N M i 26 
Wechselstromfreileitungen auf Spannungsschwan- | 1921. — Gebührenordnung für Architekten und In- | eschäftliche Mittellungen. 1326, 
kung mit graphischen Hilfsmitteln. | genieure. — Verband Deutscher Gutachterkam- | Warenmarkt, 1328. 
Beleuchtung und Heizung. 1319. | mern. — Technisch-wissenschaftliche Lehrmittel- Bezugsquellenverzeichnis. 1328. 
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| Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) | 


. f Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 
Shriflleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


wo Jahrgang. 


Berlin, 26. Oktober 1922. 


Heft 43. 


s | Tönender Film. 
Von Dr. Eugen Nesper, Berlin. 


Übersicht. Es wird gezeigt, wie durch das Photographophon von 
ERuhmer die Aufgabe des tönenden Films im Prinzip seit längerer 
Zeit gelöst war. Aber erst durch die Schaffung brauchbarer Hoch- 
frequenzverstärker mittels der Dreielektrodenröhre von L. de Forest- 
J.Langmuir war es nach 1916 in Deutschland möglich, Anordnungen für 
diePraxiszu schaffen. Unter Benutzung wesentlicher in Betrachtkommender 
Elemente der technischen Physik, welche in besonders sinnreicher 
Weise kombiniert werden mußten, ist es G. Seibt gelungen, eine für 
ılle späteren Anordnungen grundsätzliche und vorbildliche anzugeben. 
Die besondere Erfindung des elektrostatischen Telephons von G. Seibt 
a ae Ein Stück tönender Film (L. de Forest) wird 
abgebildet. 


Der Wunsch, den Film tönend zu gestalten, d. b. die Sprache 
zusammen mit dem Bild wiederzugeben, ist bereits seit den ersten 
Anfängen der Kinematographie ausgesprochen worden. Man hat 
auch schon verhältnismäßig frühzeitig versucht, den Kinemato- 
graphen zu diesem Zweck mit dem Grammophon zu verbinden. 
Wohl die besten Ergebnisse hat in der Beziehung S. Gaumont, 
Paris, erzielt durch Verwendung von Elektromotoren mit Diffe- 
rentialsteuerung. Immerhin hatten alle derartigen Vorrichtungen 
ıwei grundsätzliche Fehler. Der erste besteht in dem nur zu- 
fällig vorhandenen Synchronismus zwischen Bild und Schallwieder- 
gabe, und der zweite Mangel liegt im Wesen der Sprechmaschine 
begründet, bestehend in den stets mehr oder weniger vorhandenen 
Nebengeräuschen, hervorgerufen durch die Berührung zwischen 
Stift und Furchen der Grammophonplatte bzw.-walze. Insbesondere 
um den letzteren Mangel zu beheben, ist auch versucht worden, 
den Kinematographen mit dem Poulsenschen Telegraphon zu ver- 
binden, da hierbei die Nebengeräusche auf ein verhältnismäßig 
geringes Maß herabgesetzt werden. Wohl aber infolge des Mangels 
an Synchronismus zweier praktisch miteinander nicht kuppel- 
barer Mechanismen ist es bisher trotz wiederholter und teilweise 
sehr geschickter Anordnungen nicht gelungen, derartige tönende 
Filme in die Praxis einzuführen. 


Abb. 1. Photographophon von Ernst Ruhmer. Aufnahmeapparat. 


deg wer richtige und wohl auch einzig mögliche Weg, die Aufgabe 
siker genden Films zu lösen, ist schon 1901 von dem Berliner Phy- 
ehe mst Ruhmer in Form seines Photographophons!) ange- 
n worden. Da die Ruhmersche Anordnung für alles Folgende 

ebend geworden ist, soll sie hier kurz erläutert werden. 
aid Aufnahmeapparat ist in Abb. 1 schematisch dargestellt. 
E. Rah aH. Th. Simon 1897 gefundene, kurze Zeit darauf von 
welche Br weiterhin vervollkommnete sprechende Bogenlampe, 
kleinste ekann tlich darin besteht, daß der Flammenbogen bei den 
olume N Stromsänderungen Temperaturschwankungen erleidet, die 
die Wirk nderwngen der Flammenbogengase zur Folge haben. Um 
gestalte ung der sprechenden Bogenlampe möglichst intensiv zu 
D, war es nötig, die Gleichstromamplituden der durch das 


| 
ug E. Ruhmaer, ‚Das Photographophon“ Physikalische Zeitschrift II 
un 1%. Ferner: E Huhmer: "Draht 030 elephonıg", Berlin 1907. velbetrerlag 


. schreibt 1901 wörtlich wie folgt: 


Mikrophon b aufgedrückten Stromschwankungen möglichst groß zu 
gestalten. Hierzu diente die in Abb. 1 wiedergegebene Schaltung, 
in welcher c eine Drosselspule und d ein veränderlicher Ohmscher 
Widerstand ist. Es konnte auch noch ein Kondensator, wie ange- 
deutet, parallel geschaltet werden. Bei Sprachbeaufschlagung des 
Mikrophons wurde die von der Bogenlampe a ausgehende Licht- 
strahlung beeinflußt. Die Strahlen fielen durch eine Zylinder- 
linse e, also eine Linse mit zwei Zylindersegmenten, welche eine 
Brennlinie ergibt, auf einen Filmstreifen f, welcher in einem licht- 
dichten Kasten g von einer Vorratsrolle h ablief und auf eine 
zweite, durch einen Elektromotor k angetriebene Rolle i aufge- 
wickelt wurde, Das Licht gelangte entsprechend der Strahlungs- 
intensität der Bogenlampe a durch die Linse und durch einen 
rechteckigen Spalt abgeblendet auf den Filmstreifen. Letzterer 
zeigte nach der Entwicklung und Fixierung helle und dunkle 
Streifen, welche genau der jeweiligen Intensitätsänderung des 
Lichtbogens entsprachen. 

Um nun diese photogtaphinh aufgenommenen Schallschwin- 
gungen in akustische Schwingungen umzusetzen, diente der in 
Abb. 2 von Ruhmer angegebene Wiedergabeapparat. Es war wieder 
ein lichtdichter Kasten l vorgesehen, in welchem von einer Rolle m 
der belichtete und fixierte Filmstreifen n abrollte und auf eine 
zweite, durch einen Elektromotor angetriebene Rolle o aufgewickelt 
wurde. In oder neben dem Kasten war außerdem eine Lichtquelle p 
(Bogenlampe) mit Linse und Blende angebracht, deren Strahlen 
durch den Filmstreifen und einen Spalt hindurch auf die Selen- 
zelle r fielen ; unter Zwischen- 
echaltungeines Kondensatorss 
waren ein oder mehrere Tele- 
phone £ abgezweigt; parallel 
hierzu lag eine Batterie v und 
eine Drosselspulle u. Ent- 
sprechend der mehr oder 
weniger vorhandenen Schwär- 
zung des Filmstreifens n ge- 
langte mehr oder weniger 
Licht der Lichtquelle p auf die 
Selenzelle r und beeinflußte 
dementsprechend deren Wider- 
stand. Alle Lichtinteneitäte- 
schwankungen wurden obne 
nennenswerte Verzögerungen 
und ohne bemerkenswerte 
Deformationen in den Tele- 
phonen t in akustische Schwingungen umgesetzt. 

Entsprechend den eigenen. Ausführungen von Ruhmer 
„wurde also der Ton zu Elektrizität, wurde zu 
Licht, übte chemische Wirkungen aus, wurde 
wieder zu Licht, zu Elektrizität und endlich 
zu Ton und Schall“. Mit der Schaffung dieses Photographo- 
phons war also der sprechende Film bereits geboren. Ruhmer 
„Für praktische Zwecke soll zu- 
nächst die Verwendung des Phonographophons in Verbindung mit 
dem Kinematographen, wobei auf einem und demselben Film die 
Bewegungen und die Musik bzw. Sprache festgehalten werden kön- 
nen, ins Auge gefaßt werden. Bei den zahlreichen Hilfsmitteln, 
die zur Erhöhung der Lautstärke zur Verfügung stehen, ist Hoff- 
nung vorhanden, das Photophonogramm mittels lautsprechenden 
Telephons einem größeren Auditorium hörbar wiedergeben zu 
können.” 

Allein die Tatsache, daß eine brauchbare Verstärkungseinrich- 
tung damals nicht vorhanden war und erst durch die Dreielektroden- 
hochfrequenzverstärkerröhre von L. de Forest und J. Lang- 
muir seit 1916 in Deutschland bekannt geworden ist, erklärt es, 
daß erst von diesem Zeitpunkt an der tönende Film von verschiede- 
nen Seiten fast gleichzeitig und in etwa derselben Ausführungs- 
form gefunden und verwirklicht worden ist. 

Die erste bekannt gewordene Lösung rührt von Georg Seibt 
(1918) her. Seibt kam nach Bekanntwerden der Verstärkerein- 
richtungen auf den Gedanken, den Ruhmerschen Versuch wieder auf- 


Abb.2. Photographophon von Ernst Ruhmer. 
Wiedergabeapparat. 


1306 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 43. 


zunehmen; er hat hierbei eine Reihe von Ideen entwickelt, welche 
die Ära der tönenden Filme eingeleitet hat. | l 
Ein großer Nachteil der Ruhmerschen Anordnung besteht in 
der Verwendung einer elektrischen Bogenlampe als Belichtungs- 
quelle für den sprechenden Film. Man weiß, daß Bogenlampen nicht 
vollkommen ruhig brennen. Die Zuckungen übertragen sich na- 
türlich auch auf das Filmband. Bei der Bogenlampe gelıı der größte 
Teil des Lichts von dem positiven Krater (rd 85 %, vom Bogen nur 
etwa 5 %, der Rest von der negativen Kohle) aus, dessen Helligkeit 


durch das Mikrophon überdies nur wenig geändert werden kann. . 


Der schwerwiegendste Nachteil der Bogenlampe aber bestand darin, 
daß die aufzuwendende Energie zum Betriebe der Bogenlampe in 
einem wesentlichen Mißverhältnis steht zu der Energie, welche von 
den Sprachschwingungen geliefert wird. Bedenkt man, daß zum 
Betriebe einer Bogenlampe Stromstärken in der Größenordnung 
von mindestens 5 A erforderlich sind und daß die Schallschwingun- 
gen elektrische Wechselströme liefern, welche wenige Bruchteile 
eines Watts sind, so muß man sich wundern, daß es Kuhmer über- 
haupt gelang, hinreichende Lichtschwankungen hervorzurufen, 
welche er photophenisch gut fixieren konnte. Zwar kann das Miß- 
verhältnis zwischen der zur Aufrechterhaltung des Lichtbogens er- 
forderlichen Leistung und der Energie der Lautstärkeschwankun- 
gen stark gemildert werden, indem man die Sprachschwankungen 
vorher auf eine Verstärkereinrichtung wirken läßt. Indessen ist es 
offenbar günstig, von vornherein zur Belichtung des Filme solche 
Lichtquellen zu verwenden, die bei genügender photographischer 
Wirksamkeit nur geringer elektrischer Leistungen bedürfen. 

Um dies zu erreichen, benutzte Seibt zweierlei verschiedene 
Methoden: 

a) DieMethodederoszillierenden Glühlampe. 
Eine solche ist zwar schon von Ruhmer vorgeschlagen worden, ohne 
daß dieser aber eine nähere Erklärung gemacht hätte, wie eine der- 
artige Glühlampe beschaffen sein soll. Den Fachleuten der draht- 
losen Telegraphie ist von dem Poulsen-Lichtbogen her bekannt, daß 
durch Einbettung des Lichtbogens in eine Wasserstoffatmosphäre 
die Wärmeabführung sehr gesteigert wird, so daß der Bogen rasche 
Volumenänderungen ausführen kann. Seibt übertrug diese Über- 
legung auf die Glühlampe. Er nahm gestreckte Glühfäden von 
0,015 mm Durchmesser, bettete sie in Wasserstoff, Stickstoff und 
Argon ein und erhielt auf diese Weise eine Lichtquelle, welche den 
Sprachschwingungen trägheitslos folgt. Der Verbrauch einer sol- 
chen Glühlampe beträgt nur etwa 2 W. Da gute Mikrophone eine 
Belastung von 0,5---1 W vertragen können, so erkennt man, daß der 
der Änderung unterworfene Energieanteil zu dem konstanten, die 
Heizung der Lampe bewirkenden Teil in brauchbarem Verhältnis 
steht. Die notwendige Verstärkung kann hier also eine bei weitem 
geringere sein als bei einer Bogenlampe. Obgleich die Glühlampe 
den Sprachschwankungen vollkommen folgt, haften ihr doch ander- 
seits gewisse Nachteile an. Einer dieser ist der, daß die Licht- 
schwankungen den Wechselstromintensitäten nicht proportional 
sind; man weiß, daß das emittierte Lichtquantum in weit höherem 
Maße steigt als die Temperatur. 

Als weiterer Nachteil erwies sich bei der Glühlampe, daß es 
außerordentlich schwierig war, die Fäden gerade zu spannen, was 
notwendig ist, weil ja doch auf den Film ein schmaler, gerader 
Streifen projiziert werden muß. Wenn also der Faden eine Krüm- 
mung aufweist, so ist dieser Teil für photophonographische Zwecke 
unbrauchbar. Es wurden Spannvorrichtungen in Form von kleinen 
Spiralen angebracht, was indessen zur Folge hatte, daß die Fäden 
sehr schnell rissen. 

b) Der zweite Weg, den Seibt beschritt, besteht in der An- 
wendung einer Entladungsröhre. Hier ergaben sich 
wiederum verschiedene Varianten. Es ist sehr naheliegend, eine 
Röhre nach Gehrcke zu verwenden. Speist man die Gehrcke- 
sche Röhre mit einem konstanten Strom und verwendet nur die Ka- 
thode, so erhält man auf dem Film im unbesprochenen Zustand ein 
geschwärztes Band, dessen Höhe zweckmäßigerweise bis zur Mitte 
geht. Dieses konstante Band verändert sich, wenn die Sprach- 
schwankungen die Lichtquelle beeinflussen in der durch Abb. 3 
dargestellten Weise, Man erhält also ein Band von wechselnder 
Höhe und durch die Höhenunterschiede ist das Charakteristikum 
der Sprache bzw. Musik reproduktionsfähig ausgedrückt. 


Eine andere mögliche Lichtquelle besteht in einer Glimmlicht- 
röhre, welche zweckmäßigerweise mit Stickstoff gefüllt ist und eine 
kapillare Form gemäß Abb. 4 aufweist. Stickstoff wird gewählt, 
weil er im glühenden Zustande besonders photographisch wirksame 
Lichtstrahlen aussendet. Die kapillare Form wird gewählt, weil 
dann eine außerordentliche Konzentration des Lichts erreicht wird, 
wie es für den sprechenden Film besonders wünschenswert ist, 
uämlich die Form eines gestreckten geraden Fadens. Die Schwie- 
rigkeiten, die vorher in bezug auf die Glühlampe erwähnt wurden, 
sind bei dieser kapillaren Lichtquelle nicht vorhanden Zur Spei- 
sung der Glimmlichtröhre dient ebenso wie zu derjenigen der 
Gehrckeschen Röhre eine Spannung von etwa 800 V, wobei der Uber- 
schuß der Spannung in den Vorschaltwiderständen und Drosseln 
vernichtet wird. Es ist wünschenswert, diese letzteren (d in Abb. 4) 
nicht zu klein zu wählen, weil dann die Röhre stabiler brennt. 
Die Verwendung einer Gasentladung der Lichtquelle hat gegenüber 
der Glühlampe auch den Vorzug, daß selbst die allerkleinsten 
Schwankungen sich praktisch in Lichtschwankungen umsetzen, 80 
daß also an dieser Stelle keine Sprachverzerrung zu befürchten ist. 


Im Gegensatz zu der Gehrckeschen Röhre ergibt die Glimmlicht- 
röhre einen geschwärzten Bildstreifen mit Helligkeitsunterschieden. 


aber keine Amplitudendifferenzen. 


Das optische System bereitet keine besonderen Schwierigkei- 


ten. Seibt fand, daß es nicht einmal notwendig ist, Zylinderlinsen 
zu benutzen, daß vielmehr ein gutes photographisches Objektiv ge- 
nügt. Zur Umwandlung der Schallschwankungen in elektrische 
Schwingungen wurde anfangs ein Mikrophon von hoher Schwin- 
gungszahl benutzt, Seibt ging aber bald daran, Telephone von hoher 


26. Oktober 1922. 


~ 


ei 


Eigenschwingung zu verwenden und die hierdurch erzeugten ` 
Schwingungen zu verstärken. Der Grund für die Nichtverwendung : 


des Mikrophons liegt darin, daß es Gebäudeerschütterungen we- 
sentlich stärker wiedergibt als ein Telephon. ` 


9 6 0 0 0 WERE 


—.d_ 


Abb. 4 Glimmlicht- 
Kapillarröhre. 


Abb.8. Wirkungen in der Gehrrekeschen Glimmlichtröhre. 
Oben: Unbesprochen. Unten: Besprochen. 


Ein Vierröhrenverstärker genügt vollkommen, um die Sprach- 
schwankungen so zu verstärken, daß sie auch bei Abständen der 
Sprechenden von 4--5 m die Lichtquelle hinreichend stark beein- 
flussen. Die Anwendung einer lichtelektrischen Zelle bei der 
Wiedergabe an Stelle einer Selenzelle scheint zuerst von Siegmund 
Loewe (1918) angegeben worden zu sein, wobei die lichtelektrische 
Zelle direkt mit einer Verstärkungseinrichtung verbunden war. 
Diese Verbesserung stellt auch unabhängig von ihrer Verwendbar- 
keit beim tönenden Film einen Phonographen von großer Leistungs- 
fähigkeit dar, der die modernen Plattenapparate in Klangreinheit 
der Wiedergabe, Aufnahmelänge und Widerstandsfähigkeit gegen 
Abnutzung erheblich übertrifft. Die lichtelektrieche Zelle be- 
sitzt den großen Vorzug, daß sie praktisch trägheitsfrei 
arbeitet. Die Verbindung mit dem Verstärker kann infolge ihre 
hohen Widerstandes ohne Eingangstransformator erfolgen. Bei 
der Wiedergabe ist natürlich darauf zu achten, daß die Belichtung 
des Films an einer Stelle erfolgt, an welcher sich das Filmbanü 
nicht ruckweise, sondern gleichmäßig bewegt. Es muß al: 
auch schon bei der Aufnahme dafür gesorgt werden, daß die Licht- 
quelle für die photophonische Aufnahme gegenüber dem Objektiv 
um eine gewisse Strecke versetzt ist. Der gleichmäßige Gang de: 
Films kann natürlich ohne weiteres durch an sich bekannte Rege- 
lungsvorrichtungen, Schwungmassen usw. erzielt werden. Da die in 
elektrischen Strom umgeschalteten Lichtschwankungen verhältnis- 
mäßig schwach sind, so müssen sie natürlich, bevor sie in das Tele- 
phon geführt werden, verstärkt werden. Ein Fünfröhrenverstärker 
genügt den Anforderungen. Selbstverständlich ist dafür zu sorgen. 
daß der Verstärker seinerseits vollkommen einwandfrei arbeitet. 
Hierzu gehört unter anderem, daß gerade die letzten Röhren mit 
hinreichender Energie betrieben werden, damit man bei allen Inten- 
sitäten auf dem geraden Teil der Charakteristik verbleibt. Starke 
negative Gittervorspannung bis zu 8 V hat sich bei starken Röhren 
als günstig erwiesen. Für die Kopplung der Röhren untereinander 
kommen entweder Transformatoren in Frage oder aber Ohmsche 
Widerstände. Die letzteren haben den Vorzug, daß sie keine Eigen- 
schwingung besitzen, so daß Sprachverzerrungen vermieden wer- 
den. Verwendet man Transformatoren, so müssen dieselben stark 
gedämpft sein, die Eigenschwingung insbesondere muß so hoch ge 
wählt werden, daß sie tiber den Schwingungen der menschlichen 
Sprache liegt, also über 2000 i. d. Sekunde. Soll Musik, bei der 
hohe Eigenschwingungen vorkommen, klangrein wiedergegeben 
werden, so ist eine Eigenschwingung der Transformatoren von etw 
4000 zu wählen. . 


Abb. 5. Elektrostatisches Telephon nach Georg Seibt 


Der Grundgedanke von Seibt, als er an das Problem herangins. 
alles auszuscheiden, was eine Sprachverzerrung herbeiführen 
könnte, führte auch dazu, ein besonderes Wiedergabeorgan ZU 
schaffen. Der Genannte fand diesindemelektrostatische) 
Telephon. Dasselbe besteht aus einer dünnen gespannten Alu- 
miniumfolie, welche am Rande nach Art eines Trommelfelles ge 
spannt ist (siehe Abb. 5). Die feste Belegung ist ein Messingkörper 
mit zahlreichen Löchern, Rillen oder dgl. Die Oberfläche dieser 
festen Belegung ist mit einer dünnen Lackschicht überzogen. Stat! 


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26. Oktober 1922. 


ihrer kann auch dünner Glimmer oder dünnes Seidenpapier ver- 
wendet werden. Die Betriebsspannung des elektrostatischen Tele- 
nhons liegt zwischen 300--700 V. Die Löcher in der festen Bele: 
ung dienen folgendem Zweck: Zwischen der Aluminiumfolie von 
00l mm Dicke und der festen Belegung befindet sich neben der 
Isolierschicht eine äußerst geringe Luftschicht, welche kompri- 
miert werden muß. Seibt fand, daß die Kompressionsdrucke dieser 
Luftschicht sehr groß sind. Die Löcher oder Rillen haben den Zweck, 
der Luft Gelegenheit zu geben, zu entweichen. Es muß betont wer- 
den, daß.elektrostatische Telephone zwar sehr günstig sind im Inter+ 
əsse der verzerrungsfreien Sprachwiedergabe, zur Verwendung für. 
den sprechenden Film aber keineswegs unbedingt notwendig sind. 
Der große Nachteil der elektrostatischen Telephone ist die uner- 
wünscht hohe konstante Betriebsspannung. Seibt ist neuerdings 
dazu übergegangen, dieselben durch elektromagnetische Telephone 
zu ersetzen, welche demnächst auch für die drahtlose Telephonie in 
uroen Massen Verwendung finden werden. 


Abh. 6 Anordnungen zum tönenden Film nach G. Seibt. 
Oben: Aufnahmeapparat. Unten: Wiedergabeapparat. 


Die Gesamtanordnung für den tönenden Film nach G. Seibt ist 
in Abb. 6 wiedergegeben, und zwar stellt die Abbildung oben den 
Aufnahmeapparat, unten die Wiedergabeeinrichtung dar. ʻa ist das 
Kondensatormikrophon, das durch den Transformator b mit 
dem Hochfrequenzverstärker c gekoppelt ist. Durch einen zwei- 
ten Transformator d ist dieser an die beiden Elektroden der mit 
der Kapillaren versehenen Stickstoffröhre e angeschlossen. 
[ist eine Batterie, g sind Drosselspulen, h Ohmsche Widerstände, 
iist ein Kondensator. Das Fadenbild der Kapillare wird durch die 
Linse k und den Spalt l auf den bewegten Filmstreifen m projiziert, 
wobei zu berücksichtigen ist, daß in der Abbildung die Stickstoff- 
röhre e um 90° gedreht vorzustellen ist. Der Streifen wird ent- 
wickelt, fixiert und getrocknet. 

Für die Wiedergabe dient die Anordnung in Abb. 6 unten. Als 
Belichtungsquelle dient eine Nernstlampe oder dergleichen n, 
welche durch die Linse o und den Spalt p auf den vorbeibewegten 
Film q einen feinen, spaltförmigen Lichtstreifen wirft, Entspre- 
chend der Schwärzung gelangt mehr oder weniger Licht auf die 
lichtelektrische Zelle r, deren Kathode über eine Batterie s an einen 
Hochfrequenzverstärker t ebenso wie die Anode angeschlossen ist. 
An die Ausgangsröhre des Hochfrequenzverstärkers ist wieder ein 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 


1307 


Mikrophon-Telephon angeschlossen, um die Elektrizität wieder in 
Schall umzuformen. a 

Mit einer im Prinzip ähnlichen Anordnung sind von Lee de 
Forest Aufnahmen des tönenden Films gemacht worden, von 


‚denen einige, um das Ergebnis zu kennzeichnen, in Abb. 7 in natür- 


licher Größe wiedergegeben sind. Man kann aus dieser Abbildung 
ersehen, in welcher Weise die Mundstellung mit den neben dem 
Bilde aufphotographierten Schwingungen im Einklang steht. 


ò 
Abb. 7. Vergrößerter Filmstreifen mit Sprachschwingungen (der Streifen a — ò 
rechts in der Abb.) von Lee de Forest. 


Es ist keın Zufall, daß die Entwicklung des tönenden Films 
fast ausschließlich nur von drahtlosen Fachleuten wie G. Seibt, 
L. de Forest, S. Loewe u. a. bewirkt worden ist, da die Mittel der 
drahtlosen Technik, wegen der inneren Verwandtschaft der zu lösen- 
den Probleme, ohne weiteres auf den tönenden Film Anwendung 
finden konnten und mußten. 

Im Prinzip werden von allen Erzeugern tönender Filme 
z. Z. die auf Ruhmer fußenden, von G. Seibt zuerst für die 
Technik angegebenen Fundamentalanordnungen ausgeführt. 


Über neue Methoden zur Bestimmung des Trägheitsmomentes elektrischer Maschinen. 
Von Dipl.-Ing. Friedrich Knauer und Dipl.-Ing. Erich Schulze. Technische Hochschule, Hannover. 


Übersicht. Eswerden die Methoden zurexperimentellen Bestimmung 
des Trägheitsmomentes (Auslaufskonstante) von Ankern elektrischer Ma- 
schinen behandelt, welche eine Mersung an der zusammengesetzten 
Maschine gestatten. An die Kennzeichnung der bekannten Verfahren 
in ihren wesentlichen Zügen srhließt sich die Beschreibung einiger ande- 
rer Verfahren aa. Die wichtigsten Fehlerquellen werden erörtert und 
ein Verfahren entwickelt. welches die bekannten au Meßgenauigkeit be- 
deutend übertrifft. Schließ'ich werden einige nach den beschriebenen 
Verfahren ausgeführte Messungen mitgeteilt. 


Alle Methoden zur experimentellen Bestimmung des Trägheits- 
momentes, soweit sie nicht ein Herausnehmen des Ankers verlangen, 
on von der allgemeinen Bewegungsgleichung des Ankers aus. Sie 
autet: 


do = i 
ey ESM . E EG 


8 = Trägheitmoment gr cm sec?, 
o = Winkelgeschwindigkeit, 


-R = Summe aller Reibungsmomente, gr cm, (Lager- und Luft- 
reibung, Moment der Hysteresis- und Wirbelströme), 

äußeres Moment, gr cm, 

Gt Zeit in Sekunden. 


Will man aus der Gleichung das Trägheitsmoment berechnen, so 
muß man außer der Bewegung des Ankers auch R und M kennen, die 
nach verschiedenen Methoden bestimmt werden können. 


Bei der Schwingungsmethode kaın die Reibung un- 
berücksichtigt bleiben, da sie die Schwingungsdauer nur sehr wenig 
beeinflußt. Es macht sich jedoch eine andere Schwierigkeit gel- 
tend. Bei der Ableitung der Gleichung wird bekanntlich die An- 
nahme gemacht, daß das in die Ruhelage zurücktreibende Moment 
der Entfernung aus der Ruhelage proportional ansteigt. Das trifft 
aber bei diesem Versuch, genau wie beim Pendel, nicht streng zu. 
Beschränkt man sich daher. auf kleine Schwingungsweiten — Je 
kleiner die Schwingungen, desto geringer der Fehler —, so wird 
die Bestimmung der Schwingungsdauer unsicher, da die Zahl der 
beobachtbaren Schwingungen klein ist. Die Methode liefert nur 


1308 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 43. 


26. Oktober 1922. 


bei Maschinen mit Kugellagern brauchbare Ergebnisse. Schwierig 
ist auch die genaue Berechnung des Antriebsmomentes bzw. des 
hinzuzufügenden Trägheitsmomentes. | 

Der Verlauf der fortschreitenden Drehbewegung, 
im Gegensatz zu Schwingungen, wird durch die Reibung we- 
sentlich beeinflußt, und man kann die Verfahren zur Bestimmung 
des 'Trägheitsmomentes, die sich auf sie aufbauen, danach einteilen, 
wie sie die Reibung behandeln, 


.1. in solche, welche gewisse theoretische Annahmen über die Rei- 
bung erforderlich machen, 
2. in solche, welche die Reibung streng berücksichtigen. ‚Hiervon 
verdient wieder dasjenige Verfahren den Vorzug, welches bei 
der Auswertung die geringsten Fehler erwarten läßt. 


Wie schon gesagt, muß zur Auswertung der Gl. (1) die Reibung 
irgendwie bekannt sein. Da die experimentelle Bestimmung um- 
ständlıch und meistens nur unzuverlässig auszuführen ist, liegt es 
nahe, zur Vereinfachung der Messungen aus theoretischen Erwägun- 
gen heraus über die Reibung gewisse Annahmen zu machen, die we- 
nigstens innerhalb der in Betracht kommenden Grenzen in ausrei- 
chendem Maße zutreffen. Streng genommen ist die Reibung eine ma- 
thematisch nicht faßbare Funktion des Lagerzustandes (darin ein- 
begriffen: Temperatur, .Ölzustand, Zustand der Bürsten, ob einge- 
laufen oder nicht, usw.) und der Drehzahl (Winkelgeschwindigkeit). 
Für die Dauer eines kurzen Versuches würde e8 genügen, sie als 
nur von der Drehzahl abhängig anzusehen und durch eine passende 
Funktion auszudrücken. 

Versuche, einen derartigen Ansatz zur Grundlage einer ein- 
fachen Messung des Trägheitsmomentes zu machen, ergeben nur 
dann eine bequem auswertbare Gleichung, wenn man in Widerspruch 
mit den wirklichen Verhältnissen die Reibung als konstant einsetzt, 
wie es bei der Bestimmung des Trägheitsmomentes durch ein fallen- 
des Gewicht geschieht, das an ein um die Riemenscheibe der Maschine 
gewundenes Seil gehängt wird. In diesem Falle stallt die Gleichung 
nämlich eine gleichförmig beschleunigte Bewegung dar, und die 
Größe der Beschleunigung kann aus der Fallhöhe und Fallzeit be- 
rechnet werden. Eine solche Methode wird in den Lehrbüchern emp- 
fohlen und dient in der technischen Mechanik als klassisches Übungs- 
beispiel. Sie ist aber unbrauchbar, da die Voraussetzung weder bei 
Gleitlagern noch bei Kugellagern zutrifft, am wenigsten für den An- 
lauf bis zu geringen Drehzahlen. 


Eine Annahme, welche mit den wahren Verhältnissen im allge- 
meinen ganz gut im Einklang steht, lautet: | 

Die Reibung hängt innerhalb der Versuchsgrenzen nur von der 
Winkelgeschwindigkeit ab, also: 


R = f (w). 


Diese Voraussetzung machen Dettmar!), Peukert’) und 
Bragstadt und la Cour?) bei der Bestimmung der Auslaufs- 
konstanten zum Zwecke der Auswertung des Anlaufsversuches. 


Sie nehmen an, daß für gleiche Geschwindigkeiten das Reibungs- 


moment beim Leerlaufversuch gleich dem Reibungsmoment beim 
Auslaufsversuch ist. Durch mehrere Leerlaufsversuche bei verschie- 
denen Drehzahlen bekommt man einen Überb:ick über die Genauig- 
keit der Messung und kann einen Mittelwert bilden. 


Zwischen der sogenannten Auslaufskonstante C und dem oben 
definierten Trägheitsmoment besteht bekanntlich die Beziehung: 


C=9810 (o .10--5 


Im Sinne unserer Grundgleichung (1) ist bei diesen Methoden 
das äußere Moment null, die Reibung wird elektrisch gemessen, 


ar wird aus der Auslaufskurve graphisch ermittelt. 


Nun ist die elektrische Messung der Reibung umståndlich. Im 
folgenden soll zunächst ein Verfahren beschrieben werden, welches 
auf derselben Voraussetzung beruht, und bei dem die Reibung aus 
zwei Gleichungen für passend gewählte Bewegungszustände des An- 
kers auf mathematischem Wege eliminiert wird. Die experimentelle 
Grundlage der Rechnung sind eine Anlaufskurve unter bekanntem 
äußerem Momente und eine Auslatıfskurve. . l 


Das treibende Moment wird durch ein Gewicht von bekannter 
Größe gebildet, welches an einem um die Riemenscheibe oder den 
Wellenstumpf gewickelten Faden hängt und den Anker beim Fallen 
in Drehung versetzt. Ist die Auslaufszeit wegen zu großer Reibung 
sehr kurz, so kann man auch beim Auslauf ein kleines Antriebs- 
moment (als Reibungskompensation) wirken lassen. 


Die Anlaufs- und Auslaufskurven werden nach einem der be- 
kannten Verfahren aufgenommen, soweit sie bei den geringen Dreh- 
zahlen geeignet sind. Am besten lassen sich die Vorgänge mit dem 
Morseapparat nach Linke*) verfolgen. 


Wirkte beim Anlauf die Kraft P, Gramm, beim Auslauf P, 
Gramm, beidemal am Hebelarm r Zentimeter, so lauten unsere Glei- 
chungen: 


— 


1) ETZ“ 189, S. 203, 390. 
2) ETZ“ 19)1, 5. 393. 
3) ETZ“ 1903, 8. 3. 
% „BTZ" 1995, S. 610. 


l 


für den Anlauf: © U +f (0) = P; -7 
. | do? . 
für den Auslauf: 987 +f(o) = Py.r 


Wenden wir diese Gleichungen für einen Zeitpunkt an, wo die 
Winkelgeschwindigkeiten im Anlauf und Auslauf gleich groß sind, 
so ist nach unserer Voraussetzung auch: 


f (Œ) = f (%2) 


Die Reibung läßt sich aus den beiden Gleichungen eliminiaren, 
und wir bekommen für das Trägheitsmoment: 


—_(Pi— Pàr 
= do _ d w3 Eg . . (2 
dt dt 


In dieser Gleichung sind die Trägheitskräfte, herrührend von 
den Massen der Gewichtsstücke, nicht berücksichtigt. Das ist bei 
kleinen Bench Bunigungen im Vergleich zum freien Fall zulässig. 

Die Größen Zr u. 
maliges Differenzieren der aufgenommenen Kurven nach einem be- 
kanten Verfahren, graphisch durch Tangentenziehben, oder rechne- 
risch durch Entwicklung der Kurven in Potenzreihen, wenn die er- 
zielte Genauigkeit der Beobachtungen die umständliche Rechnung 


Zr findet man durch einmaliges bzw. zwei- 


lobhnend erscheinen läßt. Da man alle Werte vonir bei gleichen 


Winkelgeschwindigkeiten verwerten kann, bekommt man aus einem 
einzigen Versuch eine beliebige Zahl von Werten des Trägheits- 
momentes. P 

Nach diesem Verfahren kann man, wie die am Ende mitgeteilten 
Messungen zeigen, das Trägheitsmoment scheinbar recht gut be- 
stimmen. Die einzelnen Beobachtungen weichen zwar nur wenig 
voneinander ab. Man bleibt aber hier wie bei den bekannten Ver- 
fahren beireffs der Richtigkeit der Annahme,daßdieReibung 
eine eindeutige Funktion der Geschwindigkeit 
sei, vollkommen im unklaren. Man kann auch nicht feststellen, 
ob die Annahme im einzelnen Falle zutrifft. Eine gute Über- 
einstimmung der verschiedenen Messungen besagt bestenfalls nur, 
daß das Reibungsmoment bei dem einen Versuch immer um denselben 
Betrag größer oder kleiner als bei dem anderen Versuch gewesen 
ist. Der Wert dieser Verfahren ist also nicht sehr groß, da sie auf 
unsicheren Voraussetzungen beruhen, die nicht einmal auf ihre Rich- 
tigkeit nachgeprüft werden können. Bei einer einwandfreien Mes- 
sung muß man wissen, daß die Voraussetzungen tatsächlich erfüllt 
sind. 

Einen Fortschritt in dieser Beziehung bedeutet die von Kuhl- 
mann?) gegebene Vorschrift, das Reibungsmoment anstatt durch 
getrennte Leerlaufsversuche unmittelbar vor Beginn des Auslauf:- 
versuches zu messen. Im übrigen geht Kuhlmann grundsätzlich ge- 
nau so vor wie Dettmar usw. Die umständliche Messung der Rei- 
bung wird also nicht erspart. 

Zu einem in seinen Voraussetzungen exakten und doch einfach 
ausführbaren Verfahren können wir den Anlaufs- und Auslaufsver- 
such ausbauen, wenn wir den Auslaufsversuch unmittelbar an den 
Anlaufversuch anschließen lassen und nur den Übergang auswerten. 
Für diesen Zeitpunkt ist die Bedingung R, = Rg erfüllt. Der Aus- 
laufsversuch wird eingeleitet, indem man das treibende Gewicht 
plötzlich festhält, Von diesem Augenblick an nimmt die Geschwin- 
digkeit des Ankers wieder ab, und die Beschleunigung geht sprung- 
weise in Verzögerung über. Man setzt die Beobachtungen fort, bis 
der Motor stillsteht. Zur Berechnung werden nur die Werte von 


ar unmittelbar vor und nach dem Auffangen des Gewichtes be- 


nutzt. Der Zeitpunkt des Auffangens wird auch beobachtet. 

Ist die Drehzahl als Funktion der Zeit beobachtet, so zieht man 
nach Abb. 1 im Scheitelpunkt der Kurve (sie hat einen scharfen 
Knick!) die Tangenten an die beiden Kurvenäste und berechnet. 


do, d 0 
dt ~ at 
_ x (Amn _Am\g 
— 30 (A4 At, )‘ 
Das zweiteGlied der Klam- 
mer ist als Verzögerung 


negativ, so daß die Summe 
der absoluten Beträge ge- 
bildetwerdenmuß. Hat man 
die gesamten Umdrehungen als Funktion der Zeit beobachtet, 50 
muß man die Kurve zunächst differenzieren. | 
Allgemein ist nun zu bemerken, daß die Messung des Trägheits- 
momentes im Vergleich zu anderen Maschinenmessungen sehr un- 
genau ausfällt. Die einzelnen Beobachtungen weichen nicht selteu 
mehr als 15 % voneinander ab (vgl. die von Peukert?) mitgeteil- 


Abb, 1. 


5 „ETZ“ 1901, S. 443. 


26. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. . 


ten Zahlen!). Die Unsicherheiten, die über Beobachtungsfehler 
weit hinausgehen, finden ihre Erklärung nur zum Teil in der fal- 
schen Annahme über die Reibung und in den Beobachtungsfehlern 
bei der elektrischen Messung des Reibungsmomentes. Die größte 
Fehlerquelle liegt in der Differentiation einer gegebenen Kurve, 
eine Aufgabe, die weder graphisch noch rechnerisch mit ausreichen- 
der Genauigkeit gelöst werden kann. EineMethode,welche 
diese drei Fehlerquellen ausscheidet, muß be- 
deutend bessere Messungenermöglichen. 

In dieser Erkenntnis haben wir ein Verfahren ausgearbeitet, 
welches tatsächlich alle bekannten an Meßgenauigkeit weit über- 
trifft, ohne dabei viel experimentelle Beobachtungen und umständ- 
liche Rechnungen zu erfordern. 

Wie man unrichtige Annahmen über die Reibungsfunktion und 
zugleich die Messung des Reibungsmomentee umgeht, haben .wir be- 
reits gezeigt. Wir müssen nun noch die graphische Differentiation 


i W 
durch ein anderes Verfahren zur Ermittelung von - AT ersetzen. Das 


besitzen wir in der von Ytterberg?) angegebenen Methode zur Mes- 
sung von Änderungen der Drehzahl mit Galvanometer und Kon- 
densator. 


Abb. 2. 


Ytterberg kuppelt mit der zu untersuchenden Maschine eine 
Gleichstrom-Tachometermaschine. An diese werden nach Abb. 2 eine 
Kapazität K und ein Galvanometer g in Reihe angeschlossen: v und 
n sind Vorschalt- und Nebenschlußwiderstände zur Änderung der 
Empfindlichkeit und Einstellung der günstigsten Dämpfung. So- 
lange die Maschine mit konstanter Drehzahl läuft, ändert sich die 
Spannung der Tachometermaschine nicht, und das Galvanometer 
bleibt stromlos. Ändert sich aber die Drehzahl, so fließt entspre- 
chend der sich ändernden Spannung ein Ladungs- oder Entladungs- 
strom. Die Gleichung für den Vorgang lautet: 


Bez: de 
a, 


` = Strom in Kondensator in Amp, 
= Kapazität in Farad, f 
e = Spannung in Volt. | 


Die Spannung ist bei konstanter Erregung der Umdrehungszahl 
proportional, die durch die Winkelgeschwindigkeit auszudrücken ıst: 


30w . 
e=pn=p- — 


n = Umdrehungen in der Minute, 
p = Proportionalitätsfaktor, der bei Gleichstrommaschinen 
von der Erregung abhängt. 


Damit wird: a; i 
= p aun 
| IKT Eee. E 
und ferner: j P 
ao, ___ O __R og 
dt dt "Dpk & By: 3. -ur 4. 


Die Methode von Ytterberg könnten wir ohne weiteres zur 
Messung des Beschleunigungssprunges im vereinigten An- und Aus- 
laufsversuch anwenden. Bei Gleichstrommaschinen braucht man 
nicht einmäl eine Tachometermaschine anzubauen, man kann die 
Gleichstrommaschine selbst verwenden. Schwierigkeiten entstehen 
hier aber bei den niedrigen Drehzahlen durch die Reibung, die sich 
mit jeder Umdrehung periodisch ändert, wenn sich die Maschine 
nicht im allerbesten eingelaufenen Zustande in bezug auf Kollektor 
und Lager befindet. Tritt noch geringe magnetische Exzentrizität 
hinzu, so entstehen Unregelmäßigkeiten in der Bewegung und in der 
induzierten Spannung, welche eine Messung oft unmöglich machen. 
Liegt nur magnetische Unsymmetrie vor, so kann man trotzdem mit 
einer gut zentrisch aufgestellten Tachometermaschine zum Ziele 
kommen, wenn deren Spannung wegen zu kleiner Lamellenzahl nicht 
zu sehr schwankt. Ungleichmäßigkeiten der Reibung lassen sich 
bis zu einem gewissen Grade unschädlich machen, wenn man durch 
einen Faden mit Gewicht, der nach Art einer Bandbremse um Jie 
Riemenscheibe oder den Kollektor gelegt wird, eine von unrezel- 
mäßigen oder periodischen Schwankungen freie Reibung hinzufügt. 


% Ytterberg „ETZ“ 1912, S. 1158. 


geschehen ist. Da das Verhältnis 


A: 


1309 


Periodische Schwankungen im Takte der Umdrehungen stören 
nicht mehr, wenn die Maschine so schnell läuft, daß das Galvano- 
meter ihnen nicht folgen kann. Bei so hohen Drehzahlen können aber 
wegen der erforderlichen großen Fallhöhe nicht menr fallende Ge- 
wichte als Antrieb benutzt werden. 

Wir müssen daher den Versuch so abändern, daß er bei größerer 
Umlaufszahl ausgeführt werden kann. Dabei dürfen aber die Vor- 
teile des vereinigten An- und Auslaufsversuches nicht verloren 
gehen. Sie wurden ja dadurch erreicht, daß wir eins der auf den 
Anker wirkenden Momente plötzlich um einen bekannten Betrag 
änderten und den damit verbundenen Sprung in der Abgeleiteten der 
Geschwindigkeitskurve beobachteten. 

Das ist das Wesentliche des vereinigten An- und Auslaufs- 
versuches. Es bleibt erhalten, wenn wir einen normalen Auslaufs- 
versuch ausführen und während des Auslaufs das Bremsmoment um 
einen meßbaren Betrag ändern. Für die Berechnung des Trägheits- 
momentes gilt dann formal dieselbe Gleichung wie früher. Führt 
man den nach Ytterberg gemessenen Beschleunigungssprung ein, so 
lautet sie: 

N i — î3 a 
P.r ist jetzt das von außen hinzugefügste Bremsmoment. 

Ein wertvoller mit der Form der Gleichung verbundener Vorteil 
ist darin zu sehen, daß die Beobachtungsfehler leicht auf graphi- 
schem Wege ausgeglichen werden können. 


Jim "Amp 


Abb. 8. 


Man trägt die bei verschiedenen Belastungen der Bremse erhal- 
tenen Werte von i — i als Funktion von P auf, wie es in Abb. 3 


i ;, konstant ist, müssen die 


1 2 

Punkte auf einer Geraden durch den Nullpunkt liegen. Man zeichnet 
daher dıe bestpassende Gerade ein, die durch, den Nullpunkt geht, 
und setzt in die Gl. (6) das durch sie definierte Verhältnis ein.. 
Bei dieser Art des Ausgleichs kann man mit einem Blick übersehen, 
welche Beobachtungen zweifellos erhebliche Meßfehler enthalten. 
Sie ist der einfachen Mittelwertsbildung bei weitem vorzuziehen. 

Das äußere Bremsmoment wird, ähnlich wie bei einer Band- 


bremse, durch eine Schnur erzeugt, die man in einer vollen Windung 


um die Riemenscheibe legt (vgl. Abb. 2). Das eine Ende des Fadens 
wird an einer Federwage befestigt, die den Seilzug S, in Gramm an- 
gibt, das andere durch ein Gewicht mit der Kraft S, Gramm gespannt. 
Die Maschine muß die in der Abb. 2 angedeutete Drehrichtung haben. 
Die Differenz der Kräfte S, — S, ergibt mit dem Halbmesser der 


Riemenscheibe als Hebelarm das Bremsmoment: 


Pr = (Xı— Sə) r á 


Zur Ausführung des Versuchs läßt man die Maschine mit nor- 
maler oder übernormaler Drehzahl laufen und legt den Faden um 
die Riemenscheibe. Unterbrechen wir jetzt die Stromzuführung, so 
nimmt die Drehzahl der Maschine ab, und zwar bei zweckmäßiger 
Anwendung eines genügend großen Bremsmomentes ziemlich 
schnell. Währenddessen wird das Gewicht S ein wenig in die Höhe 
gehoben. In diesem Augenblick hört das Bremsmoment auf zu wir- 
ken, und die verlangte Momentenänderung ist vorgenommen. Un- 
mittelbar vor und nach dem Anheben des Gewichtes werden die Aus- 
schläge des Galvanometers beobachtet. 

Um die Ablesungen mit Sicherheit vornehmen zu können, ist 
anzustreben, daß der Galvanometerzeiger sowohl vor wie nach der 
Momentenänderung möglichst still steht. 

Bei der zweiten Ablesung kann man das erreichen, wenn man 
den Ankerstrom nicht vollständig abschaltet, sondern nur soweit 
verkleinert, daß die Maschine lediglich bis zu einer gewissen niedri- 
gen Drehzahl ausläuft, die dann bestehen bleibt. Hebt man das Ge- 


1310 


wicht erst hoch, wenn diese Drehzahl etwa eingetreten ist, so wird 
die zweite Einstellung besonders leicht und gut ablesbar, weil der 


Zeiger wegen = = Q still steht. 


Der von außen als Reibungskompensation Ssukeführte Motor- 
strom stört die Messung nach Gl. (4) nicht, sofern durch genügend 
großen Vorschaltwiderstand für Konstanz des Stromes und damit 
des Spannungsabfalls im Anker gesorgt wird. 


Bei der ersten Einstellung kann die oben aufgestellte Forde- 
rung (Stillstehen des Zeigers) nur erfüllt eh wenn das Rei- 


bungsmoment konstant ist, da dann auch "A > konstant ist. Unsere 


von außen hinzugefügte Reibung zur Erzeugung des Momentes 
(Sı —Ss)r hat nun die Eigentümlichkeit, daß ihr Moment bei 
größerer Drehzahl kleiner wird, zuerst schnell, dann langsamer. 
Die hemmenden Reibungsmomente in der Maschine verhalten sich 
in allen Teilen gerade umgekehrt. Da in unserem Falle beide Rei- 
bungen zugleich wirken, so ist die Summe aller Reibungsmomente 
relativ wenig veränderlich, sie besitzt sogar bei einer Drehzahl ein 
Minimum, Bei dieser Drehzahl, wo das Galvanometer still steht, 
muß das Gewicht hochgehoben werden, wenn die erste Ablesung 
besonders gut werden soll. 


Es ist einleuchtend, daß nicht beide Bedingungen bei jedem Ge- 
wichte 5, erfüllt werden können, und daß bei einer gewissen Be- 
lastung, die man bei der Messung herausfindet, die Beobachtungen 
am besten auszuführen sind. Dieser Gesichtspunkt ist aber nicht so 
bedeutend,daß man ihm besondere Aufmerksamkeit schenken müsste. 
Bei kleinen und mittleren Gewichten konnten wir immer gut ab- 
lesen, bei sehr großen bildeten sich an unser Federwage Schwin- 
gungen aus, welche ihre Erklärung in dem mit wachsender Drehzahl 
abnehmenden Reibungsmoment finden und durch die nicht genügend 
feste Aufhängung der Federwage begünstigt wurden. 


Das Galvanometer folgt wegen seiner Trägheit den Änderun- 
gen des Stromes nicht unmittelbar. Seine Angaben werden offenbar 
um so Fichtiger, je schneller die endgültige Stellung des Zeigers er- 
reicht wird. Es muß demnach kurze Schwingungsdauer haben und 
so gedämpft sein, daß es weder Schwingungen ausführt noch 
schleicht. Die Schwingungsdauer darf aber nicht so kurz sein, daß 
etwa die periodischen Schwankungen der Reibung und Spannung 
wiedergegeben werden und die Ablesung erschweren. Aus diesem 
Grunde kann man auch nicht mit dem Öszillographen arbeiten, der 
außer diesen Störungen auch noch die bisweilen (im Resonanzfall) 
beträchtlichen Stromschwankungen 
beim Kurzschluß zweier Kollektor- 
lamellen aufzeichnen würde. Bei unse- 
seren Messungen haben sich Instru- 
mente mit etwa einer Sekunde Schwin- 
gungsdauer als am brauchbarsten er- 
wiesen. Nach der Empfindlichkeit 
richtet sich die erforderliche Kapazität. 

Merkliche Fehler infolge der Träg- 
heit des Galvanometers entstehen nur, 


t sek 


wenn Ar: (nicht w selbst) vor und nach 


Abheben des Gewichtes stark verän- 
derlich ist. 


Bei der eben beschriebenen Methode 
ist das Trägheitsmoment proportional 
der Differenz zweier am Galvanometer 
abgelesener Ausschläge Ein Ver- 
fahren, welches das Trägheitsmoment 
aus einem einzigen Ausschlag ergäbe, 
würde natürlich den Vorzug verdienen. 


é ser 


Abb 5 


Abb. 4 


Die Möglichkeit eines solchen Verfahrens soll im folgenden er- 
örtert werden: 


Abb. 4 zeigt die Auslaufskurve 
s o = f (t) 


mit dem Knick, hervorgerufen durch die bekannte Änderung des 
äußeren Momentes. Den Yerlauf des Differentialquotienten 


do 


retro 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 


<6. Oktober 1922. 


dieser Kurve, unmittelbar aufgenommen in Schaltung nach Abb. 2? 
gibt die Abb. 4: 


ne = f' (t) proportional ¿ und damit proportional a 


also entsprechend: 


on roportion i : a = ti l 
qat PTOP al a; qg proportional a, 
und damit die Beschleunigungsänderung: 
do, _ do arkanai 
dt qg Proportional a; — a) 
Eine nochmalige Differentiation der Kurve: 
do 
ee 


ermöglicht die OaE nach Abb. 5 mit Hilfe einer gegenseitigen 

Induktion L. Sie gibt die Änderung der Winkelbeschleunigung in 

Form eines Spannungsstoßes auf der Sekundärseite von L, der durch 

ein ballistisches Galvanometer g gemessen werden kann. Die Able- 

neu malen hierbei durch die Trägheit des Galvanometers nicht 
eein 3 


Es ist nach Gl. (4): 


_ gy Wp dw 
NT de 
ferner: en 
i 
a=—l-gr 
2 2 2 En 3 
A aan - 300p o 
[adt= [raü= ja a a('ae) 
1 1 
5 3p do 
Co a w, = + LK x I dt 3 
do _ do, _ Co.wn 
dt dt TIK.30p`* 
Dabei ist: 
e, = EMK der Gleichstrommaschine im Kreise 1, 
K = Kapazität des Kondensators, 
tı = Kondensatorstrom, 
L = gegenseitiger Induktionskoeffizient, 
e, = induzierte EMK im Kreise 2, 
W, = gesamter Ohmscher Widerstand im Kreise 2, 
g = ballistisches Galvanometer, 
Ce = ballistische Konstante [Coulomb/SKT], 
a = ]Jmpulsausschlag des ballistischen Galvanometers. 


Dabei sind folgende 3 Fälle zu unterscheiden: 
1. Die Auslaufskurven 
w = f ıt) 


sind gerade Linien, d. h. die Geschwindigkeitsänderungen vor und 
nach der Zusatzbelastung sind je konstant: 


da, _,_ dw ER 
og TF konstant, Er = © = konstant. 
do, dw ee 
Dann wird die Differenz at dt vom ballistischen Galvanometer 


angezeigt durch einen einzigen Ausschlag a, d. h. die Beschleuni- 
gungsänderung und damit das Trägheitsmoment sind proportiona! 2. 
Die hierzu erforderlichen Versuchsbedingungen sind aber praktisch 
kaum je gegeben. 


l nR TX do . s 
2. Die Geschwindigkeitsänderungen IE sind nicht konstant, 


í 


sondern die Kurven: 


ER = f' (t) und Er =f (8 
sind gerade Linien mit En Neisine Dann sind die Beschleu- 
w, ( 


d 
nigungsänderungen dt: und dE ? konstant und ergeben einen kon- 


stanten Ausschlag am Galvanometer, der in bezug auf den vom 
Sprung 1 bis 2 hervorgebrachten Impulsausschlag lediglich einen 
verschobenen Nullpunkt darstellt. Das Trägheitsmoment ergibt sich 
hier wieder exakt proportional dem ballistischen Ausschlag. Die an- 
genommenen Versuchsbedingungen sind aber nur in Auenahne« 
fällen erfüllt. 


3. Die Geschwindigkeitsänderungen: 


d 
row Ge =O 


sind beliebige Kurven. Es sind daher ihre Ableitungen, die Be 
schleunigungsänderungen, nicht konstant, und damit ergeben sich 


26. Oktober 1922. : 


am Galvanometer veränderliche Ausschläge, also auch schon ver- 
schiedene Nullpunkte vor und nach der Belastungsänderung, so daß 
man den dadurch hervorgerufenen Impulsausschlag nicht auswerten 
kann. 

Bei keinem der von uns untersuchten Fälle waren die Versuchs- 
bedingungen zu 2. erfüllt, erst recht nicht die zu 1. Wir erhielten da- 
her nach diesem Verfahren im Vergleich zu dem vorher beschriebe- 
nen ziemlich unsichere Werte, von deren Wiedergabe wir hier ab- 


` 


4. Ordentliche Mitgliederversammlung des 
Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie 
am 27. V. 1922 zu Würzburg. 


Der Bericht über die wieder unter dem Vorsitz des Herrn 
C. F. v. Siemens in Würzburg abgehaltene 4 ordentliche 
Mitgliederversammlung des Zentralverbandes 
der deutschen elektrotechnischen Industrie 
liegt nunmehr vor. Nach den Mitteilungen des geschäftsführenden 
Vorstandsmitgliedes, Reichsministers a. D. v. Raumer betrug die 
Mitgliederzahl am Ende des Geschäftsiahres (1921/22) 
407 Firmen mit etwa 237000 Arbeitern und Angestellten. Im 
allgemeinen waren, was die Grundlagen der Produktion 
betrifft, Rohstoffe und Halbfabrikate in genügender Menge vor- 
handen, wenn auch infolge von Verkehrsschwierigkeiten Mängel 
stärker fühlbar geworden sind als in normalen Zeiten. Herr 
v. Raumer hob besonders die Kohlenknappheit hervor, die 
zum Import von Millionen Tonnen englischer Kohle nötigte. Das 
sei eines der bedenklichsten Charakteristiken unseres Wirt- 
schaftslebens, weil sich die Lieferungen an die Entente, die ge- 
ringeren Leistungen der Bergarbeiter und des Verkehrswesens 
summieren, Bei Feststellung der Gütertarife konnte eine 
Reihe von Härten beseitigt werden. Auch bestehe sichere Aus- 
sicht, daß bei der Neuregelung der Luxussteuer die elektro- 
technischen Fabrikate ausscheiden. Der Verband habe sich gegen 
die Erhöhung der Ausfuhrabgabe gewandt und erreicht, daß 
Drähte und Kabel nur 1% Abgabe zahlen, Über die Entlastung 
der künstlichen Kohlefabrikate und der Akkumulatoren seien im 
Geschäftsjahr Verhandlungen gepflogen worden. In engster 
Fühlung mit Industrie und Außenhandelsstelle habe man hinsicht- 
lich der Ablieferung von Devisen Verbesserungen im 
Verfahren der Reichsbank erzielt. Bei der zum großen Teil auf 
der Verwendung ausländischer Rohstoffe beruhenden Elektro- 
industrie bestehe aber ein erheblicher Devisenzuschuß- 
bedarf, den die Reparationsleistungen noch wesentlich erhöhen 
werden; sie sei also darauf angewiesen, in größeren Mengen De- 
visen zu kaufen. 

„Ein Gebiet, auf dem ein gewisser Abschluß erreicht ist, sind 
de Lieferungsbedingungen, über die schon im Vor- 
jahre berichtet wurde. Die allgemeinen Lieferungsbedingungen 
haben wir aufgestellt im Verein mit dem Verband Deutscher Ma- 
schinenbau-Anstalten; dieser hat sich zu diesen Lieferungsbedin- 
sungen bekannt und ihre Annahme auch den Unterverbänden 
empfohlen. Sie sind anerkannt im Verkehr zwischen uns und der 
wirtschaftlichen Vereinigung der Elektrizitätswerke, ferner zwi- 
schen uns und dem Verein Deutscher Braunkohlen-Industrieller; 
mit anderen Verbänden stehen wir noch in Verhandlungen. Im 
übrigen haben wir uns bemüht, auch unsere Fachverbände zu ver- 
anlassen, ihren Sonderbedingungen unsere Lieferungsbedingungen 
zugrunde zu legen, und das ist auch mit den Änderungen, die 
die Eigenart der betreffenden Betriebe erfordert, geschehen für 
Koch- und Heizapparate und für die Schwachstromindustrie. Wir 
haben uns bemüht, die Grundsätze unserer allgemeinen Liefe- 
rungsbedingungen und unsere Grundsätze über Preisgestaltung 
erzenüber den Behörden zur Geltung zu bringen. Diese haben 
mit einer gewissen Starrheit festgehalten an dem Verlangen 
der festen Preise und sich darauf berufen, daß sie auf Grund von 
Etats wirtschaften müssen, daß diese bestimmte Summen auswerfen, 
und daß sie genötigt sind, um Überschreitungen zu vermeiden, ihre 
Bestellungen auf feste Preise zu gründen. Die Industrie hat leider 
in ziemlichem Umfange diesem Verlangen nachgegeben, aber der 
Erfolg ist auch danach: Es schweben ungezählte Verträge, die heute 
bei den völlig veränderten Umständen für den Lieferanten ruin ös 
sind und nicht aufrechterhalten werden können. Ich habe bei den 
Verhandlungen über die Einführung der gleitenden Preise darauf 
hingewiesen, daß die Behörden selbst die Verantwortung für feste 
Preise dem Reiche gegenüber gar nicht übernehmen können. Ich 
habe darauf hingewiesen, was in dem Augenblick eintritt, wo die 
Preiskurve nach unten geht. Ich möchte sehen, welche Kritik dann 
die Öffentlichkeit und der Reichstag üben würde, und ich verstehe 
nicht, wie man die Verantwortung für feste Preise übernehmen 
kann; je mehr die Verhältnisse sich entwickeln, desto näher kommt 
der Moment heran, wo ein Absenken in den Bereich der Möglichkeit 
rückt. Der Hinweis der Behörden auf Etatsschwierigkeiten ist 
m. E. nicht aufrecht zu erhalten. Meine Herren! Es gibt keine 
Etats mehr. Der Etat einer Betriebsverwaltung ist an dem- 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 43. 


1311 


sehen. Die Ablesungen wurden außerdem noch dadurch erschwart, 
daß bei einer gewissen Drehzahl der Maschine zwischen den vom. 
Kollektor hervorgerufenen Spannungsstößen und der Eigenfrequenz 
des Kreises 1 (Abb. 5) Resonanz eintrat; dadurch überlagerte sich 
im Kreise 2 ein Wechselstrom, der eine Stärke von 12 mA erreichte 
und den Liichtzeiger auf 30 Skalenteile verbreiterte. Ein empfind- 
liches Galvanometer kann durch solche Ströme gefährdet werden. 


(Schluß folgt.) 


selben Tage falsch, an dem man ihn druckt. Das beweist die eigene 
Gebarung der Betriebsverwaltungen. Sie haben tatsächlich glei- 
tende Preise in Gestalt der Tariferhöhungen. Mit dem Augenblick 


- der Erhöhung stimmen die Einnahmetitel der Etats auch nicht mehr, 


und die Erhöhung selbst ist nur dann berechtigt, wenn die Aus- 
gabentitel nicht mehr eingehalten werden können. Das Verkehrs- 
ministerium hat auf- Grund unserer Verhandlungen, wenn auch 
unter Wahrung seines grundsätzlichen Standpunktes, unseren Ein- 
wendungen einigermaßen Rechnung getragen, u. zw. auf Grund 
einer Formel, die ich vorgeschlagen habe und die etwa dahin lautet, 
daß gleitende Preise zu vereinbaren sind, wenn zur Zeit der Ver- 
gebung die Herstellungskosten so wenig zu übersehen sind, daß bei 
festen Preisen unerträgliche Risiken für die Vertragsparteien ent- 
stehen würden. i 

Meine Herren! Wir müssen ganz allgemein darauf hinarbeiten, 
daß die großen wirtschaftlichen Unternehmungen des Reiches sich 
nicht als Behörden fühlen, sondern als wirtschaftliche Unterneh- 
mungen, und daß sie dementsprechend auch als Käufer in den Rah- 
men der gesamten Wirtschaft sich einfügen. Das ist schon deshalb 
notwendig, weil man auf andere Weise niemals zu der Bildung von 
Handelsbräuchen kommt; wie wichtig sie sind, das wird sich zeigen 
beim Bemelmans-Abkommen. Wie gesagt, die Fortbildung des Han- 
delsbrauches wird durch eine derartige Politik vollkommen unter- 
bunden, es wird unterbunden die Ausbildung dieses Teiles des 
Rechtslebens nach wirtschaftlichen. Gesichtspunkten. Bei den Ver- 
handlungen über diese Frage sind wir mit anderen Industrien zu- 
sammengegangen, u, zw. geführt vom Reichsverband der 
deutschen Industrie. Meine Herren! Ich möchte diese 
Gelegenheit benutzen, um auszusprechen, daß der Reichsverband 
der deutschen Industrie, der in seinen Anfängen nicht sehr viel 
versprach, jetzt seit einiger Zeit immer mehr in seine Aufgabe 
hineinwächst, und daß er sich immer mehr ausbildet zu dem wirk- 
lichen Zentralvertretungsorgan der deutschen 
Industrie. Ich möchte ihm das Vertrauen aussprechen, das 
auch ich anfangs nicht sehr hatte, das heute aber durchaus 
besteht. Sie müssen diese Zentralvertretung unserer Industrie 
nach allen Richtungen unterstützen, 2. auch mit Zuwen- 
dungen zum Industriefonds, der dort gebildet wird, um zu ermög- 
lichen, daß die ungeheure Summe von Aufgaben wirklich gelöst 
werden kann. Wenn Sie mit in Genua gewesen wären und gesehen 
hätten, welche verantwortungsvollen Aufgaben dort der Vertreter 
des Reichsverbandes der deutschen Industrie hatte, wie er genötigt 
war, in jedem Augenblick das Material bereit zu halten und bei jeder 
Frage die Interessen der Wirtschaft mit Ziffern zu belegen, Sie 
würden gesehen haben, welch verantwortungsvolle Aufgabe das ist 
und welchen Apparates es bedarf, um in dieser Weise orientiert zu 
sein. Das kann nicht geschehen ohne große Mittel und ohne das leb- 
hafte Interesse der Industrie an dieser Vertretung. Der Reichs- 
verband hat unter anderem im vorigen Jahre ein Institut geschaffen, 
das auch für unsere Industrie von größter Wichtigkeit ist,dieKar- 
tellstelle,inder wir vertreten sind durch die Herren Spielmeyer, 
Birnholz, Fessel, Ficke und mich. Diese Stelle macht es sich zur 
Aufgabe, alles Material über deutsches und ausländisches Kartell- 
wesen zu sammeln und die deutschen Kartelle durch Auskünfte zu 
unterstützen. Aber nicht nur das: sie vermittelt auch zwischen den 
Kartellen untereinander, zwischen den Kartellen und Abnehmern, 
und sie soll dazu dienen, auch die Behörden und die Öffentlichkeit 
mit dem notwendigen Material für die Beurteilung dieses Zweiges 
unseres Wirtschaftslebens zu versehen. Die Kartellbildung wird 
bei der Ordnung der Weltwirtschaft eine ungeheure Rolle spielen, 
eine internationale Rolle, und wir müssen unbedingt für unsere 
Wirtschaft das gesamte in Betracht kommende Material bereit- 
halten. Der Zentralverband hat sich weiter betätigt auf dem Ge- 
biettedesMessewesens. Die Verschiebung der Valuta hat einen 
großen Zustrom von ausländischen Einkäufern zu den Messen her- 
vorgerufen. Die Schwierigkeiten, das Ausland aufzusuchen, die für 


. uns in der Valuta liegen, haben ebenfalls den Messegedanken außer- 


ordentlich gefördert, und so hat die elektrische Industrie sich ent- 
schlossen, sich zusammenzutun und in Leipzig, der alten und Haupt- 
messestadt, ein Haus der Elektrotechnik für die Zwecke 
der elektrotechnischen Industrie zu bauen. Der Zentralverband hat 
die Vorarbeiten geführt. Die weitere Ausführung der Aufgabe ist 
in die Hände eines eingetragenen Vereins „Haus der Elektrotechnik“ 
gelegt, der nunmehr getrennt vom Zentralverband diese Geschäfte 
führt, Das Messehaus, das nach dem Entwurf eines bayerischen 
großen Architekten unter Mitwirkung eines Berliner Architekten 
gebaut wird, ist bereits in Angriff genommen und soll zur Früh- 
jahrsmesse 1923 seiner Bestimmung übergeben werden..... 


1312 


Über die Wirtschaftsfragen möchte ich nur zwei besonders in- 
teressierende Probleme herausgreifen. Zunächst ist es das Problem 
unseres Außenhandels. Meine Herren! Wenn Sie den Wirt- 
schaftsbericht?!) lesen, so sehen Sie einen vollkommenen Katalog von 
Zollerhöhungen, Einfuhrerschwernissen, Valutazuschlägen und wie 
die Einfuhrbeschränkungen alle heißen. Sie sehen, wie sich allmäh- 
lich in diesem Jahre eine immer höhere Mauer gegen die Einfuhr 
unserer Waren beim Ausland aufgerichtet hat. Diese Verhältnisse 
sind entstanden — ich glaube, ich wiederhole etwas recht Bekanntes 
— durch die Notlage der Industrie in anderen Ländern, durch die un- 
geheure Arbeitslosigkeit in diesen Ländern. Die Arbeitslosenziffer 
in der Welt wurde im Anfang des Jahres auf 10 Millionen Menschen 
geschätzt. Sie hat sich jetzt dadurch, daß in Amerika ein Teil der 
feiernden Arbeiter in die Landwirtschaft zurückgeströmt ist, ver- 
mindert auf etwa 8 Millionen. Aber diese Verhältnisse haben die 
Staaten gezwungen, zum Schutz ihrer Industrie, zum Schutz ihrer 
Arbeiter gegen Arbeitslosigkeit um ihre Grenzen Mauern zu ziehen. 
Die ganze Weltwirtschaft ist sich einig darüber, daß das auf die 
Dauer ein unerträglicher Zustand ist, und daß das nurSy mptome 
einer deroutierten Weltwirtschaft und Ausdrücke 
von Hilflosigkeit sind. Man sucht durch kleine Palliativmittel über 
die Schwierigkeiten hinwegzukommen, und der Gedanke, die Kon- 
ferenz von Genua zusammenzuberufen, ist im wesentlichen der 
wirtschaftlichen Depression in England entsprungen. Diese wirt- 
schaftliche Depression ist viel größer, als man sich vorstellt. Darum 
war England in Genua das treibende Moment für Maßregeln zur 
Wiederherstellung eines geregelten internationalen Warenaus- 
tausches. Die Verhandlungen in den Wirtschaftskommissionen in 
Genua waren alle durchdrungen von dem ehrlichen Geist, daß Ab- 
hilfe geschaffen werden muß. Die deutschen Anträge sind alle ohne 
jede Ranküne sympathisch aufgenommen worden. Es ist zum Be- 
schluß erhoben worden der deutsche Antrag, daß man zurückkehren 
müsse zum System derlangfristigen Handelsverträge 
mit dem Ziele allgemeiner Meistbegünstigung. Man hat beschlossen, 
daß man die Erschwerungen des Warenaustausches vollkommen ab- 
bauen müsse. Aber so hoffnungsvoll dieser Geist ist und so sehr 
er uns berechtigt, bei den Ländern, die in diesem Sinn sich geäußert 
haben, den Abschluß langfristiger Handelsverträge anzubahnen, 30 
darf man nicht verkennen, daß sich der Ausführung erhebliche 
Schwierigkeiten in den eg stellen. Der Schweizer Vertreter 
Schulteß wies darauf hin, daß die Schweiz ganz auf diesem Boden 
stände, daß aber die Grundsätze nur durchgeführt werden könnten 
unter Wahrung des Schutzes der nationalen Wirtschaft eines Lan- 
des, d h. — und er hat es deutlich ausgesprochen — man könne zu 
wirklich normalen Verhältnissen nur zurückkehren, wenn die 
Valuta der Hauptwirtschaftsländer stabili- 
siert sei. Und das war ja die ganze Klippe von Genua. Man 
konnte über die Erscheinung reden, über die Ursache zu sprechen, 
war verboten, und deshalb rar nte jede dieser Diskussionen in dem 
Moment, wo es anfing, sich um das Wesentliche zu drehen, an eine 
Mauer. Die Anregungen, die Reparationen auf einen vernünftigen 
Stand zu bringen, den Friedensvertrag zu revidieren, durfte keine 
Macht stellen, bei Strafe der Sprengung der Konferenz. Und dar- 
über können wir uns keinem Zweifel hingeben: Genua wird uns in 
praktischen Maßnahmen nicht voranbringen. Aber der Geist ist ein 
ungeheurer Fortschritt. Praktische Maßnahmen werden erst 
kommen können, wenn die Voraussetzungen gegeben sind, d. h., 
wenn das Reparationsproblem geregelt ıst. Und diese Regelung 
ist abhängig von der Regelung der interalliierten 
Schulden. Also erst dann, wenn Amerika unter Opfern sich an 
der Regelung der Weltwirtschaft beteiligt. Das Interesse Ame- 
rikas an dieser Regelung halte ich für stärker, als man im all- 
gemeinen annimmt. Es gibt zweifellos in Amerika zwei Richtun- 
gen; die eine: Wir genügen uns selbst. Lassen wir das Europa, mit 
dem doch nichts mehr anzufangen ist, in seinem Fette schmoren und 
warten ab, bis die Leute vernünftig geworden sind. Die andere sicht 
die ungeheure dauernde Arbeitslosigkeit in Amerika. Zwar ist die 


Arbeitslosigkeit von 5 Millionen Menschen auf 2% Millionen gefallen, - 


aber 2% Millionen sind auch eine ungeheure Ziffer, und in einem 
Lande wie Amerika, das bisher von sozialen Krisen verschont war, 
weil die Krisen verhältnismäßig kurz waren, in einem solchen Lande 
ist eine dauernde Arbeitslosigkeit, die sich jetzt schon über Zeit- 
räume von 1% Jahren erstreckt, eine Erscheinung, die an den so- 
zialen Gestaltungen eines Landes nicht vorübergehen kann. Das 
kann auch politisch nicht unbeachtet bleiben. Sie ist zweifellos ein 
Moment der politischen Zersetzung. Die in Amerika sonst beliebte 
Methode, Arbeiterkämpfe zu beschwichtigen durch ein rigoroses 
Eingreifen der Polizeigewalt, ist heute nicht mehr möglich, und des- 
halb glaube ich, daß auch in Amerika ein Interesse an der Regelung 
der Weltwirtschaft bestehen muß. Man darf auch nicht verkennen, 
daß die amerikanische Urproduktion, Kupfer, Baumwolle, und auch 
der Farmer auf die Ausfuhr nach Europa angewiesen sind, und wenn 
die Kaufkraft dieser Kreise nachläßt, spürt es die Industrie im eige- 
nen Lande. 

Wenn ich über Genua spreche, kann ich nicht ganz vorbeigehen 
andem Russenvertrage. Meine Herren! Der Russenvertrag 
gibt uns die Meistbegünstigung Rußland gegenüber. Ich bin nicht 
optimistisch genug, zu glauben, daß Rußland für die allernächste 


‚2 Gemeint ist ein den Mitgliedern anfangs Mai übersandter vertraulicher 
Bericht des ZV. D.x. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 43. 


26. Oktober 1922. 


Zukunft irgendwie eine Erleichterung der Weltwirtschaft bringen 


kann, auch nicht eine Erleichterung unserer Wirtschaft. Wir haben 


vor dem Kriege unsererseits 52% der russischen Gesamtein- 
fuhr bestritten, und auch jetzt in diesem so tief herabgeschraubten 
Wirtschaftsverkehr liefert Deutschland den weitaus größten Teil 
derjenigen Waren, die zum Wiederaufbau der russischen Wirtschaft 
dienen. Die Einfuhrziffern Deutschlands und Englands nach Ruż- 
land sind ziemlich die gleichen, aber die Einfuhr Englands besteht 
vorwiegend aus Lebensmitteln — Getreidezufuhr aus einem Lande, 
das für den eigenen Bedarf nur Getreide für 2 Tage der Woche pro- 
duzieren kann. In der ganzen Welt besteht die Überzeugung: Nur 
der Deutsche kann Rußland wieder aufbauen. Nitti sagt in seinem 
Buch: „Der Weg nach Moskau führt nur über Berlin.“ Für uns ist 
diese Frage von sehr großer Bedeutung. 70% der russischen 
Elektroindustrie waren in deutschen Händen. Die Einfuhr Rußlands 
an elektrotechnischen Waren war ungefähr genau so groß wie unsere 
gesamte Ausfuhr in diesen Waren. Sie sehen daran die Bedeutung, 
die der russische Markt für uns besaß und in Zukunft wieder- be- 
sitzen wird. Die Russen selbst erwarten nach meinem Eindruck 
einzig von uns eine wirklich praktische Hilfe. Nicht mit Geis, 
sondern mit praktischer Arbeit. 


Für die Entwicklung der russischen Zukunft kann man an der 
Tatsache nicht vorübersehen, daß Rußland durch die Revolution 
völlig durchgerüttelt worden ist. Bedenken Sie, in Deutschland 
waren 1200000 russische Gefangene. Ein großer Teil von ihnen 
hat bei den deutschen Bauern die Landwirtschaft gelernt. Auf die- 
sen russischen Gefangenen beruhte unsere Landwirtschaft während 
des Krieges. Diese Leute sind ebenso viele Wirtschaftsmissionare. 
Ich glaube, daß das immer übersehen wird. Diese Gefangenen wer- 
den nicht wieder der alte Muschik, der mit dem Holzpflug arbeitet. 
Die Wirtschaftsverwüstungen Rußlands kann man nicht hoch genug 
anschlagen. Aber bei einem Agrarland können einige günstige 
Jahre das Bild stark verändern. Und das müssen wir uns immer 
wieder sagen: Während die anderen Länder sich uns wegen ihrer 
Eigenproduktion immer mehr verschließen, haben wir in Rußland 
für spätere Zukunft ein wirtschaftliches Betätigungsfeld größten 
Umfanges vor uns. 

Die Aussichten unseres Absatzes sehe ich nicht günstig. Der 
Absatz im Inland muß durch die immer geringer werdende Kaufkraft 
ins Stocken geraten. Der Absatz im Ausland begegnet sich ständig 
steigernden Hindernissen. Die elektrotechnische Industrie der an- 
deren Länder hat sich außerordentlich vergrößert. Die amerikani- 
sche Kapazität ist von etwa 100 auf 250 gestiegen. Auch die anderen 
Länder haben ihre Kapazität außerordentlich erweitert. Das ist 
eine Folge des Krieges; überall, wo Kriegswerkstätten waren, ist 
eine Vermehrung der Kapazität eingetreten. Und was die Wett- 
bewerbsfähigkeit anlangt, so geht im Auslande schon der Prozeb 
des Abbaues der Kriegslöhne vor sich. Sie werden gelesen haben, 
daß in Schweden die Löhne um 40 % herabgesetzt sind. Auch 
die Kämpfe in England sind Ihnen bekannt. Überall im Ausland 
sind die Verhältnisse soweit gediehen, daß starke Lohnherabsetzun- 
gen nicht nur nötig sind, sondern sich die Arbeiterschaft auch mit 
ihnen abfindet, weil mit den hohen Löhnen die Wirtschaft zusammen- 
bricht. Aber diese Herabsetzung der Löhne bedeutet, daß wir mit 
unseren Preisen sehr bald den Weltmarktpreis überschreiten und 
konkyurrenzunfähig werden müssen. 

Und im Innern, meine Herren! Ich habe den Eindruck, dab 
Deutsshland überhaupt erst seit Anfang Februar den Friedensver- 
trag merkt. Vorher sind wir durch alle möglichen Umstände über 
die Zeit hinwegzgekommen. Das Ausland hat in großem Umfangr 
uns einen unfreiwilligen Zuschuß geleistet. Die Mark ist sehr stark 
gekauft worden, und der verlorene Zuschuß, der damit unserer Wirt- 
schaft zufloß, wird auf nicht weniger als 5 Milliarden Gldm ge- 
schätzt. Diese hat das Ausland uns als Zubuße für unsere Wirt- 
schaft gegeben, sonst hätten wir nicht die Einführung von Lebens- 
mitteln bezahlen können. 

Und dann ist weiter zu bedenken: Wir haben im Innern unsere 
Kapitalien aufgebraucht. Überlegen Sie einmal, was es heißt, dab 
die ganzen Staatsschulden, die ganzen Obligationen, die ganzen Hy- 
potheken, für die seinerzeit Gold hingegeben worden ist, heute auf 
den 80. Teil ihres Wertes gesunken sind. Sehen Sie weiter die In- 
dustrie an: Wo sind die Reserven der Industrie? Sehen Sie, wie 
die Reserven schrumpfen! Überlegen Sie, was für Abschreibungen 
notwendig wären, wenn man heute der Geldentwertung in den Er- 
neuerungsfonds Rechnung tragen wollte. Aber gerade daraus, dab 
man die Rücklagen nicht leisten kann, sieht man, wie man bei uns 
von der Substanz lebt. Und das führt uns zu einem Problem, das 
uns schwere Kämpfe bringen wird. Unser Herr Vorsitzender hat 
vor einigen Tagen in der Zeitschrift „Der Wiederaufbau“ einen kur- 
zen Aufsatz veröffentlicht, in dem er sich mit dem Problem unserer 
Produktionsleistung beschäftigt. Dort ist ausgeführt: Obgleich dis 
Industrie Aufträge auf volle Beschäftigung hatte, hat sich die Lei- 
stung der Produktion etwa in der Höhe von 60 bis «0% der Frie- 
densleistung bewegt, Die Gründe dafür lägen in der starren An- 
wendung des Achtstundentages. Sie lägen weiter in dem Rückgang 
der Produktionsleistung des Arbeiters. Der Rückgang der Pro- 
duktionsleistung bei Stundenlohn sei ein phantastischer, zum Teil 
arteten die Leistungen in Anwesenheitsgelder aus. Und dann wei- 
ter: Das Maß der unproduktiven Löhne sei unglaublich gestiegen. 

Ich möchte sagen, es ist eine der ernstesten Aufgaben der künf- 
tigen Gesetzgebung, den Apparat zu beseitigen, der die ungeheuren 


26. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 


1313 


unproduktiven Löhne verschlingt. Sehen Sie die Ziffern des Be- 
amtentums an. Dinge, die man nicht regeln kann, sucht man unter 
dem Einfluß sozialistischer Theoreme durch künstliche Organisation 
zu regeln. Man glaubt eine kapitalistische Wirtschaftsordnung 
durch sozialistische Mittel ins Gleichgewicht bringen zu können. 
Aber eine kapitalistische Wirtschaft kann nur durch kapitalistische 
Mittel in Ordnung gebracht werden. Für mich, meine Herren, birgt 
der Aufsatz von Herrn von Siemens eine gewisse Hoffnung. Er 
zeigt, wo überhaupt noch bei uns in der Volkswirtschaft Reserven 
liegen, wo die Möglichkeit besteht, billiger für den Export zu ar- 
beiten und zugleich eine Verbilligung für die Lebenshaltung im 
Innern herbeizuführen. Unsere einzıge Reserve liegt in wirtschaft- 
licher Produktion, in erhöhter Produktionsleistung. Und wenn Sie 
eine Ziffer ansehen, die vor einigen Tagen der Abgeordnete Wie- 
land im Reichstag brachte, daß vor dem Kriege der Bergarbeiter bei 
x!» Stunden Arbeit 136 kg Kohle stündlich förderte und jetzt 
bei 7-stündiger Arbeit nur 114 kg, so können Sie sehen, wo jetzt der 
llebel anzusetzen ist..... 

Unser Verband hat in den vielen Jahren seines Bestehens sich 
<o entwickelt, daß wir vielleicht die geschlossenste, in sich best 
organisierte, die kollegialst zusammenarbeitende Industrie sind. Das 
isteine Anerkennung, die uns allgemein ausgesprochen wird. Meine 
Herren! Vergessen Sie nicht, daß Ihre bisherige Zusammenarbeit in 
eine Zeit fiel, in der wir von schweren Wirtschaftskrisen verschont 
blieben. Inder Zukunft wird sich zeigen müssen, ob der Geist der Zu- 
sammengehörigkeit auch Krisen standhalten und ob die Erkenntnis, 
daß wir eine Krise auch nur gemeinsam überstehen können, siegen 
wird über die Versuchung für den einzelnen, seine Geschäfte auf 
Kosten der Gesamtheit zu machen und die Solidarität zu durch- 
brechen. Ich halte unsere Industrie nach den ganzen Entwicklungs- 
tendenzen der Technik und Wirtschaft auf die Dauer für eine der 
zukunftsreichsten. Die Elektrifizierung des Wirtschaftsprozesses 
nimmt immer mehr zu, wir haben sichere Aufstiegchancen. Aber ge- 
rade darum können wir ganz anders wie andere in Zeiten der Krisen 
zusammenhalten, und das ist der Appell, den ich heute an Sie richten 
möchte. Vielleicht kommen Zeiten, in denen wir shne festen Zu- 


sammenschluß die Märkte der ganzen Welt ruinieren und unsere In- | 


dustrie in Mißkredit bringen würden, Ich hoffe, daß, wenn wir das 
nächste Jahr zu unserer ordentlichen Mitgliederversammlung zu- 
sammentreten, wir zurückblicken können auf ein Jahr, das den Be- 
weis erbracht hat, daß auch schwierige Zeiten den Geist der Soli- 
darität nicht zu erschüttern vermochten, den eine jahrelange kolle- 
giale Zusammenarbeit aufgebaut hat. Das ist der Wunsch, mit dem 


ich die Arbeit unseres Verbandes für das kommende Jahr einleiten 


möchte.“ 


Herr Schaefer erstattete sodann den Jahresbericht der Rhei- 
nischen Gruppe der Elektrotechnik E. V. Köln. 
Durch intensive Bemühungen, mit Hilfe einer einheitlichen, alle 
gemeinsamen Interessen umfassenden, festgegründeten Organisa- 
tion den durch die Besetzung der Rheinlande geschaffenen Ver- 
hältnissen und den letzten Endes auf die wirtschaftliche Durch- 
dringung der deutschen Provinz gerichteten Bestrebungen der 
Entente in lückenloser Front zu begegnen, ist es gelungen, die 
gesamten im besetzten Gebiet gelegenen Werkstätten und Industrie- 
firmen in einer Anzahl von 40 Betrieben mit rd 12500 Beschäftig- 
ten zusammenzuschließen. Erste und wichtigste Aufgabe der so 
entstandenen Rheinischen Gruppe war es, den Zusammenhang mit 
dem unbesetzten Gebiet aufrechtzuerhalten, die Beziehungen zum 
Zentralverband weiter zu entwickeln und an den vielgestaltigen 
Arbeiten der deutschen Elektrotechnik mitzuwirken. Sodann galt 


es, zu den neu entstandenen fremdländischen Interessenorganisa- - 


tionen, deren wahren Charakter die bald einsetzende, in großem 
Stil betriebene Fabrik- und Handelsspionage erkennen ließ, Be- 
ziehungen anzuknüpfen und diese im Interesse der Gruppe aus- 
zunutzen. Einen weiten Raum nahmen die Verhandlungen über die 
Beteiligung der rheinischen Industrie an den Wiederaufbau- 
aufträgen bzw. Sachleistungen für Wiederherstellung der im 
Kriege zerstörten Gebiete ein. Hierbei hat das gesamte Rheinland 
unter einmütiger, opfervoller Verzichtleistung auf etwaige Sonder- 
vorteile alle Bestechungsversuche der Gegenseite abgeschüttelt 
und damit die deutsche Wacht am Rhein in eindrucksvollster Weise 
dokumentiert, Eine weitere Aufgabe konnte in der Kontrolle und 
Besserung der Ausfuhrverhältnisse an der West- 
grenze erfüllt werden, u. zw. wesentlich infolge verständnis- 
voller Unterstützung seitens der Außenhandelsstelle der Elektro- 
technik. Herr Schaefer schilderte eingehend die ungeheuren Schä- 
den und die verheerenden Wirkungen der Sanktionen für das 
Rheinland. Es habe unendliche Mühe und Arbeit gekostet, hier 
allmählich Besserung zu schaffen, und wenn die Zwangsmaßnahmen 
seit Herbst 1921 auch von der Rheinlandkommission aufgehoben 
worden seien, so werde gleichwohl das Ausfuhramt in Ems immer 
noch in fremdem, deutsch-feindlichem Geist verwaltet. Die Zu- 
kunft des Rheinlandes sei zwar dunkel, doch beherrsche das Gefühl 
der Solidarität mit dem gesamten deutschen Wirtschaftsgebiet die 
weitere Arbeit der Rheinischen Gruppe, und nichts könne das ver- 
trauensvolle, so notwendige Zusammenarbeiten mit dem Zentral- 
verband stören. 


Herr v. ‚Raumer sprach darauf über die Wiederaufbau- 
tage. „Die Sachleistungen für Reparationszwecke sollen 
nach den Beschlüssen von Cannes 1450 Millionen Goldmark be- 


unsere Industrie wird unter ihnen leiden. 


tragen. Davon entfallen auf Fabrikate etwa 950 Millionen Gold- 
mark. Es sind dann das Bemelmans- und das Wiesbade- 
ner, zur Ergänzung das Gillet-Ruppel-Abkommen 
geschlossen worden. Diese Abkommen sind noch nicht per- 
fekt, weil sie noch der Genehmigung des Reichstages bedürfen’). 
Diese Abkommen tragen den Stempel der ungleichen Macht- 
lage der Vertragschließenden. Sie sind ungenau und geben den 
weitgehendsten Auslegungskünsten Raum. Man wird im Reichstag 
versuchen müssen, die Abkommen besser zu präzisieren oder wenig- 
stens eine authentische Interpretation unklar gefaßter Punkte her- 
beizuführen. Das gilt z. B. für den Kreis der Bezugsberechtigten. 
Das Bemelmans-Abkommen beruht auf dem Grundsatz des freien 
Vertrages zwischen Lieferant und Abnehmer. Es beruht ferner auf 
vollkommener Freiwilligkeit der Leistungen und bildet darin einen 
Gegensatz zu dem System des Wiesbadener Abkommens. Es handelt 
sich nicht um Zwangsleistungen, sondern jeder deutsche Fabrikant 
kann liefern, wenn er will, und kann ablehnen, wenn er will. Da- 
neben laufen noch für die Waren und Materialien, die die Regierung 
beschaffen muß, die alten Bestimmungen. 

Man hat seinerzeit über das Wiesbadener Abkommen sehr ge- 
scholten und sich vor allen Dingen gegen die Leistungsverbände ge- 
wandt. Ich habe das Wiesbadener Abkommen nie als Realität an- 
gesehen, u. zw. deshalb, weil, wenn jemand Waren haben will, er 
sie auf einem so komplizierten Wege nicht bekommen kann. Man 
hat damals auch auf die Leistungsverbände gescholten; jetzt ist der 
freie Verkehr eingeführt, und es ist interessant, zu sehen, wie jetzt 
wieder in manchen Organisationen nach den Leistungsverbänden 
gerufen wird. Man befürchtet, daß Mißstände eintreten, ähnlich 
denen, die im Jahre 1919 die Ausfuhrkontrolle zur Notwendigkeit 
machten. Hier liegt der springende Punkt für die Industrie: Man 
kann gar nicht genug warnen vor planlosen Angeboten. Es wird 
eine Aufgabe unseres Verbandes sein, hier unseren Firmen auch 
wieder nach Möglichkeit durch Rat und Tat beizustehen, aber vor 
allen Dingen auch in unseren Firmen das Bewußtsein der Zusam- 
mengehörigkeit und der Verantwortlichkeit für ihre Handlungen zu 
wecken. Wir haben die \Wiederaufbaustelle geschaffen, wir werden 
auch versuchen, im übrigen in Verhandlungen die Firmen zur An- 
nahme gemeinsamer Grundsätze zu bringen. 

Das Bemelmans-Abkommen wird insofern für unsere Industrie 
eine Erschwerung bringen, als der Devisenmangel verschärft wird. 
Der Artikel 7 des Abkommens bestimmt zwar, daß für eine Reihe in 
einer Liste aufgeführter Gegenstände, darunter der der Elektro- 
technik, der Erwerber Devisenzahlungen in Höhe des in der Liste 
angegebenen Prozentsatzes unmittelbar an den Verkäufer zu leisten 
hat. Aber diese Bestimmung findet keine Anwendung auf solche 
Gegenstände, welche an Kriegsbeschädigte gegeben werden oder zur 
Abgabe an Kriegsbeschädigte bestimmt sind. Das ist eine unge- 
heuerliche Einschränkung; dem Deutschen fehlt jede Kontrolle, ob 
die Waren wirklich in dieser Weise verwendet werden. Die De- 
viseneingänge werden also sehr spärlich sein. Die Frage, die sich 
uns allen aufdrängt, ist die: Welche Realität hat dieses Abkommen? 
Das Wiesbadener Abkommen hatte keine. Dieses Abkımmen hat 
nach meiner Überzeugung eine Realität, aber auch nur eine be- 
dingte. Und zwar werden sich die Dinge verschieden gestalten, je 
nach dem Land, das in Frage kommt. Regierungen von Ländern mit 
eigener Industrie werden, solange die eigene Industrie nicht be- 
schäftigt ist, sehr schwer ihrem eigenen Lande gegenüber Waren- 
bezüge aus Deutschland verantworten können. Aber die nicht indu- 
strialisierten Länder, so vor allem Jugoslavien, werden den letzten 
Nagel nehmen, den sie zu beanspruchen haben. Von unserer Ín- 
dustrie sind ungefähr zwei Drittel der Lieferungen, die wir getätigt 
haben, nach Jugoslavien gegangen. Sie werden in den Zeitungen 
gelesen haben, daß die Waggonbau-Industrie für Jugoslavien im Re- 
Bar aalamere für 3⁄2 Millionen Papiermark Waggons zu liefern 

at. 

Hier möchte ich einen kleinen Seitenblick werfen auf den russi- 
schen Vertrag. Die Entente hatte ihre Abmachungen darauf auf- 
gebaut, daß den Russen der Anspruch auf Kriegsentschädigung ge- 
mäß Art. 116 des Versailler Vertrages zukommen sollte. Da Ruß- 
land für jedes Maß von Industrielieferungen aufnahmefähig ist, die 
Entente-Industrieländer aber ihre Quoten nicht aufbrauchen können, 
so hätte der Artikel 116 dazu geführt, daß unsere gesamten Waren- 
lieferungen an Rußland über Reparationskonto gegangen wären. 

Schließlich wirft sich die Frage auf: Wie lange werden diese 
Kontributionen dauern? Wenn Sie das Buch von Keynes lesen: 
„Die Revision des Friedensvertrages”, dann werden Sie auch eine 
Ausführung über die Frage der Warenlieferungen finden. Keynes 
stellt fest, daß mit Ausnahme eines Falles jede Kombination die 
anderen Industrieländer auf das schwerste schädigt. Deswegen 
glaube ich nicht an die unbegrenzte Dauer dieser Reparationslei- 
stungen. Ich kann mir nicht denken. daß, wenn ein Land, wie 
Amerika, Opfer für die Herstellung der Weltwirtschaft bringt, es 
sich gefallen lassen könnte, daß ganze Märkte für amerikanische 
Waren verbaut werden durch unsere Reparationen. Deswegen 
meine ich, daß auch hier die Bäume nicht in den Himmel wachsen 
werden. Aber zunächst sind die Abkommen eine Realität, und gerade 
Denn unsere Industrie 


» Das Reichsgesetz über die Anwendung der Verträge zwischen dem 
Deutschen Reich und Frankreich vom 6 X ı1“2', 15. III. und 3. VI 192 sowie 
der Vereinbarung m't der Rrparationskommission vom 2. VI. 1922 ist am 29. VI. 
erlassen und im RGBil. 1922, Il, S. 6.5, verkündet worden. 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 


O E 


26 Oktober 1922. 


hat auch in Industrieländern Spezialitäten zu liefern, die deren In- 
dustrien nicht fertigen können. Aufgabe unseres Verbandes wird es 
sein, zu verhüten, daß durch eine Politik der Unbesonnenheit, wie 
wir sie in Deutschland im Jahre 1919 erlebt haben, auch hier wieder 
die ausländischen Märkte ruiniert werden und ein Schaden für die 
Wirtschaft und für die einzelnen entsteht.” 


An diesem Referat beteiligte sich Herr Dipl.-Ing. Busse 
durch folgende Bemerkungen: „Die Wiederaufbaustelle 
hat dem Reichskommissar für den Wiederaufbau in den zer- 
störten Gebieten im Laufe von zwei Jahren auf alle einge- 
laufenen Anforderungen Angebote eingereicht, und zwar auf 
Starkstrommaterial für über 1 Milliarde und auf Schwachstrom- 
material für etwa 1% Milliarden Mark. Bestellungen sind bis Ende 
1921 so gut wie keine eingetroffen. Wir bekamen entweder keine 
Antwort auf die eingereichten Angebote, oder nach einigen Monaten 
kam eine kurze Mitteilung: Die Sache wird nicht mehr benötigt. 
Das Bild hat sich im Laufe des Winters etwas geändert. Da kamen 
größere Bestellungen in einem Gesamtbetrage von 312 Millionen 
Papiermark, insbesondere von Jugoslavien. Davon sind für das 
Starkstromgebiet etwa 161 Millionen, für Starkstromkabel (haupt- 
sächlich für Belgrad) und für Schwachstromkabel für 111 Millionen 
und für Schwachstromapparate für 40 Millionen Mark bestellt. Es 
ist bezeichnend, wie sich diese Aufträge auf die einzelnen Länder 
verteilen. Frankreich hat im ganzen für 2% Millionen Mark be- 


stellt, dagegen Jugoslavien für 217% Millionen Mark, Belgien, nur - 


für Post- und Telegraphenausbau, für 66% Millionen Mark, während 
Italien für 23% Millionen Mark bestellt hat. Aus den Bestellungen 
ist zu ersehen, daß für Privatzwecke so gut wie nichts bestellt 
wurde, mit Ausnahme von Jugoslavien, wo der Ausbau des Elektri- 
zitätswerkes und der Straßenbahn der Stadt Belgrad über Repara- 
tionskonto bestellt worden ist. 


Ich möchte nun einige Ausführungen machen in erster Linie für 
die hier anwesenden Vertreter der Spezialfabriken. Meine Herren! 
Es ist außerordentlich schwierig, fast unmöglich, eine planmäßige 
Verteilung der Aufträge unter die einzelnen Firmen vorzunehmen. 
Einmal handelt es sich nach der Art der Objekte nur um eine be- 
schränkte Zahl von Firmen, die für die Lieferung in Frage kommen, 
Es bleibt so gut wie nichts übrig, was unter die Spezialfabriken ver- 
teilt werden könnte. Im allgemeinen handelt es sich um Ersatz- 
lieferungen, bei denen in jedem einzelnen Falle die Lieferfirma vor- 
geschrieben war. Waren einmal freie Aufträge zu vergeben, so war 
deren Verteilung äußerst schwierig, da die Aufträge bei der vor- 
geschriebenen kurzen Lieferfrist nur schwer unterzubringen waren. 
Ferner können sich einzelne Firmen keinen Begriff von dem äußerst 
komplizierten Geschäftsgang machen und erheben Vorwürfe gegen 
die Wiederaufbaustelle, die durch nichts begründet sind. So verbat 
es sich dieser Tage eine Firma, daß in den Anfragen Bezug ge- 
nommen werde auf Bezeichnungen und Listennummern der Kon- 
kurrenz, ohne dabei zu bedenken, daß die Anforderungen nicht von 
der Wiederaufbaustelle, sondern von den feindlichen Bestellern auf- 
gestellt werden, 


Um einen Begriff zu bekommen von der Höhe des Objektes, das 
vielleicht für die Sachlieferungen in Frage kommen kann, muß man 
bedenken, daß die Entente für das Jahr 1922 für 1450 Millionen Gold- 
mark an Sachlieferungen verlangt hat. Von den 1450 Millionen ent- 
fallen auf Frankreich 950 Millionen Mark. Von diesen sind 300 Mil- 
lionen abzuziehen für Waren, die nicht im freien Verkehr bezogen 
werden, 2. B. Kohlen, Benzol, Holz, so daß Frankreich im Jahre 1922 
für 650 Millionen Goldmark Waren im freien Verkehr bestellen 
kann. Alle übrigen Länder haben zusammen einen Anspruch auf 
Lieferungen im Betrage von 500 Millionen Goldmark, wobei ein Be- 
trag von 350 Millionen Goldmark auf die besonderen Lieferungen 
sowie auf bereits getätigte Verkäufe entfällt. Es bleibt also für 
diese Länder ein ungedeckter Betrag von 150 Millionen Goldmark. 
Insgesamt wären also im Jahre 1922 Sachlieferungen von rund 800 
Millionen Goldmark aufzubringen. Wenn wir annehmen, daß viel- 
leicht 10 % dieses Betrages auf unsere Industrie entfällt, so kämen 
also Lieferungen für etwa 80 Millionen Goldmark in Frage, das sind 
für rund 5% Milliarden Papiermark. Man dürfte es wohl kaum für 
möglich halten, daß es der Gegenseite gelingen sollte, überhaupt 
Aufträge in einer derartigen Höhe zu vergeben, um so mehr, da sie 
sich aus vielen kleinen Aufträgen zusammensetzen und die Organi- 
sation der Gegenseite immer schwerfällig sein wird. Ebenso glaube 
ich kaum, daß unsere Industrie in der Lage sein wird, Aufträge in 
P Höhe von 5% Milliarden für den Rest diese Jahres noch zu über- 
nehmen. 


Wie Herr v. Raumer bereits sagte, ist das Bemelmans-Abkom- 
men noch nicht ratifiziert”). In welcher Form cs ratifiziert wird, 
darüber kann man sich noch kein richtiges Bild machen, aber jeden- 
falls wird von der Gegenseite seit Wochen bereits so verfahren, als 
ob der freie Verkehr bereits eingeführt sei. Der Reichskommissar 
wird vollständig zur Seite geschoben, er bekommt seit Wochen kaum 
noch einige Anfragen von der interalliierten Kommission, sondern 
die französischen und belgischen Geschädigten wenden sich ent- 
weder direkt an kleinere deutsche Firmen, oder sie wenden sich über 
das Comptoir d’achats in Wiesbaden fast ausschließlich an deutsche 
lHländlerfirmen und verlangen Angebote zu festen Papiermarkprei- 
sen. Uml es gelingt den Bureaus in Wiesbaden fast immer, von der 
einen oder anderen Firma Angebote zu Inlandspreisen mit sehr 
hohem Rabatt von etwa 40 % auf die Listenpreise zu erhalten. Dann 


kommt die Bestellung über die interalliierte Kommission an den 
Reichskommissar zur Erledigung. Bis jetzt ist es uns gelungen, dir 
Ausführung derartiger Aufträge mit Preisen unter den Ausfuhr- 
mindestpreisen zu verweigern; ob das auf die Dauer möglich sein 
wird, möchte ich jedoch bezweifeln. 

Das Bemelmans-Abkommen, das den freien Verkehr vorsieht, 
schließt jeglichen Lieferungszwang für die deutsche Industrie aus. 
Der Industrielle kann ein Angebot abgeben oder auch ablehnen, eine 
Offerte einzureichen. Die deutsche Regierung hat nach Ratifizie- 
rung des neuen Abkommens kein Recht mehr, durch das Zwangs- 
leistungsgesetz bei der Industrie Zwangslieferungen anzufordern. 
Es ist natürlich besonders bei der gegenwärtigen guten Beschäfti- 
gung ein großer Vorteil, daß keine Leistungen im Zwangswege an- 
gefordert werden können, noch dazu zu Bedingungen, die der In- 
dustrie unerwünscht sind. 

Ein sehr bedenklicher Punkt des Abkommens besteht darin. 
daß Angehörige feindlicher Staaten, die ihren Wohnsitz nicht in 
diesen Staaten haben, auf Grund dieses Abkommens Lieferungen 
für ein anderes Land bestellen können. Dieser Punkt ist so unklar, 
daß man ihn mehrmals lesen muß, bis man versteht, daß es sich hier 
darum handelt, beispielsweise die in Südrußland gelegenen groben 
Eisenwerke, die größtenteils zerstört sein dürften und im Besitze 
belgischer Firmen waren, über Reparationskonto wieder aufzu- 
bauen. Der Reichsverband der deutschen Industrie hat gegen diesen 
Punkt energisch protestiert, und es ist zu hoffen, daß die Regierunz 
oder der Reichstag darauf dringt, daß dieser Punkt aus dem Bemel- 
mans-Abkommen gestrichen wird. 


Das Abkommen läßt einen freiwilligen Zusammenschluß der 
deutschen Industriezweige zu. Die Regierung hat natürlich nicht 
das Recht und die Mittel, die Industrie in Zwangskartellen zusam- 
menzufassen. Dagegen ist der freiwillige Zusammenschluß aus- 
drücklich gestattet, und hiervon sollte ein weitgehender Gebrauch 
gemacht werden. Denn ohne Zusammenschluß muß damit gerechnet 
werden, daß besonders bei niedergehender Konjunktur die Angebot- 
preise wesentlich gedrückt und vielleicht unter die Inlandsprei-+ 
sinken werden. Es sind in unserer Industrie bereits einige Karteile 
gebildet und andere für die Zwecke des Wiederaufbaus erweitert 
worden. Ein derartiger Zusammenschluß ist ausdrücklich in dem 
Bemelmans-Abkommen vorgesehen; es kann also gegen einen frei- 
willigen Zusammenschluß für Wiederaufbaulieferungen kein Pro- 
test eingelegt werden. Wir wollen hoffen, daß auch in den Gebieten, 
in denen ein kartellmäßiger Zusammenschluß zu schwierig ist, es 
gelingt, Abkommen zu treffen, die ein Unterbieten nach Möglichkeit 
ausschließen. 

Auf der Gegenseite ist es jedem gestattet, der in den Besitz eines 
Bons oder einer Gutschrift gekommen ist, eine Anforderung auf Re- 
parationslieferung bei irgendeiner deutschen Firma zu stellen. E: 
sind also die sogenannten Wiederaufbaubureaus oder die neu gè 
gründeten mehr oder weniger soliden Firmen nicht ausgeschlossen, 
sie können sich an diesem für die Gegenseite günstigen Geschäft be- 
teiligen. Auf der deutschen Seite ist erreicht worden, daß außer den 
Fabrikationsfirmen und den Kartellen nur der offiziell anerkannte 
Großhandel, der sich zurzeit schon mit Auslandsgeschäften befaßt, 
für die Wiederaufbaulieferung zugelassen wird, während die ver 
schiedenen Aufbau-G. m. b. H. usw. ausgeschaltet sind. Das ist 
immerhin ein Vorteil, denn an derartigen neuen Gesellschaften 
können auch Ausländer beteiligt sein. Während das Wiesbadener 
Abkommen nur Lieferungen vorsah, die sich ausschließlich auf den 
Wiederaufbau von Nordfrankreich beschränken, sieht das neue Ab- 
kommen Lieferungen ganz allgemein vor. Es ist also die Verwanl- 
lung von Barzahlungen in Sachlieferungen. Hierbei ist ein Unter- 
schied gemacht zwischen der Wiederherstellung von zerstörten An- 
lagen und dem Einkauf von landelsware. Die früheren Feinde 
haben das Recht, die von uns bezogenen Waren im eigenen Lanie 
und in den Kolonien weiter zu verkaufen. Und von dort aus ist ein 
Weiterverkauf nach anderen Ländern nicht zu kontrollieren, so dab 
es leicht möglich ist, daß die Waren zu Preisen, die unter dem Welt- 
marktpreise liegen, weiterverkauft werden. Aus diesem Grunde is! 
darauf zu sehen, daß unbedingt der normale Weltmarktpreis erreicht 
wird, auf den wir ein Anrecht haben. Das einzige Zugeständnis, da: 
gemacht worden ist, besteht darin, daß bei Waren zu Handel: 
zwecken ein Teil des Rechnungsbetrages in Devisen bezahlt werden 
soll. Herr v. Raumer sagte bereits, daß es kaum gelingen wir 
größere Beträge an Devisen auf diese Weise hereinzubekommen. 
Man muß damit rechnen, daß die anteilige Zahlung in Devisen nur 
eine Ausnahme bleiben wird. Außerdem werden ja die größten Aul- 
träge für unsere Industrie voraussichtlich von den früher feind- 
lichen Regierungen selbst erteilt werden. Frankreich will z. 
größere Fernsprechanlaxren bauen sowie Fernkabel verlegen von 
Paris nach Lille, Cambrai usw. Es wird sich also in erster Linie um 
Aufträge für den Staat handeln, und die Staaten werden selbstver 
ständlich versuchen, das Abkommen so auszulegen, daß sie nicht mit 
Devisen zahlen. Dann ist noch für unsere Preisfestsetzung zu be 
rücksichtigen, daß die feindlichen Regierungen sich ausdrücklich 
das Recht ausbedungen haben, den Zoll für Reparationslieferung®! 
den Geschädigten ganz oder zum Teil zu erlassen. Wenn wir als? 
die Preise so stellen, wie sie für den normalen Export unter Berück- 
sichtirung der prohibitiv wirkenden Zölle kalkuliert werden, und 
dann die Gegenseite ihren Bestellern den Zoll erläßt, so kann d:è 
Ware zu derartig geringen Preisen auf den Markt kommen, dab da: 
normale Geschäft dabei ganz ruiniert wird. Die Besteller haben 


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26. Oktober 1922. 


noch niemals bei Reparationsaufträgen an zu hohen Preisen Anstoß 
genommen. Im Gegenteil haben die Ausländer bei Offerten mit ver- 
schiedenen Preisen immer die teuersten herausgesucht in der An- 
nahme, daß die teuersten Waren die besten sind, und die Angebote 
zu den billigen Preisen verweigert. Der Ausländer braucht ja für 
die Ware nicht mit barem Gelde zu zahlen, sondern nur einen Gut- 
schein auszustellen. 


Im Bemelmans-Abkommen ist ausdrücklich vorgesehen, daß die 
Außenhandelskontrolle für diese Lieferungen in Kraft bleiben soll. 
Es sind also die Ausfuhrmindestpreise zu erzielen, und das Deutsche 
Reich hat das Recht, die Abstempelung und Anerkennung eines Ver- 
irages zu verweigern, wenn die Außenhandelsstelle konstatiert, daß 
die Mindestpreise unterschritten sind. Ob die Gegenseite auf die 
Dauer damit einverstanden sein wird, wenn es ihr gelingt, durch 
ihre Bureaus in. Deutechland billigere Angebotpreise zu erzielen, 
muß abgewartet werden. Jedenfalls werden wir zunächst versuchen, 
beim Reichskommissar für den Wiederaufbau dahin zu wirken, daß 
Aufträge zu Preisen, die unter dem offiziellen Preis liegen, nicht 
anerkannt werden. 


Bei Abgabe von Angeboten ist auf günstige Zahlungsbedingun- 
gen besondere Rücksicht zu nehmen, ferner daß geliefert wird nach 
den normalen deutschen Lieferungsbedingungen. Es ist ferner zu 
bedenken, daß, sobald ein Angebot zu festen Preisen von der Gegen- 
seite angenommen ist, dieses von der Reparationskommission als 
Vertrag betrachtet wird, der vom deutschen Lieferer erfüllt werden 
muß. Es wird kaum möglich sein, später dieses Angebot zu ändern, 
denn es ist ausdrücklich in dem Abkommen vorgesehen, daß ein 
festes Angebot genau so gilt wie ein Vertrag. Es ist also größte 
Vorsicht bei allen Korrespondenzen anzuwenden. 


Zum Schluß muß ich noch darauf hinweisen, daß in erster Linie 
die Spezialfabriken sich noch kein richtiges Bild von den ganz kom- 
plizierten Vorgängen bei den Reparationslieferungen machen. Au- 
genscheinlich ist vielen der Charakter der Bureaus in Wiesbaden 
nicht ausreichend bekannt. Der Reichskommissar beklagt sich bitter 
darüber, daß bei Besuchen in den Fabriken den französischen Ver- 
tretern die unvorsichtigsten Auskünfte erteilt werden, u. zw. in 
Gegenwart des deutschen Revisionsbeamten, also ohne irgendwelche 
böse Absicht. So wird den Franzosen erklärt, die deutschen Firmen 
würden ja gerne billigere Preise abgeben, aber der Reichskommissar 
schreibe die hohen Auslandspreise vor. Ich möchte annehmen, daß 
in unserer Industrie derartige Fälle kaum vorkommen. Durch 
unsere ständige Aufklärungsarbeit wissen die Herren, um was es 
sich handelt. Aber doch möchte ich bitten, bei allen Verhandlungen 
mit Vertretern der Gegenseite möglichst vorsichtig zu sein und 
nicht etwa unsere Briefe, die an eine deutsche Firma unseren Stand- 
punkt offen darlegen, an den ausländischen Vertreter im Original 
weiterzugeben. Das ist vielleicht möglich gewesen in früheren Zei- 
ten, aber bei diesen Verhandlungen muß selbstverständlich mög- 
lichst vorsichtig vorgegangen werden, und es darf nicht vergessen 
werden, daß z. B. der belgische Vertreter in erster Linie Vertreter 
der belgischen Interessen ist und erst dann die Interessen seiner 


deutschen Firma wahrnimmt.” 
Aus dem Bericht des Reichsbevollmächtigten der Außenhandels-. 


stelle der Elektrotechnik, Herrn A. A. Brandt, über die A u s fu hr- 
fragen geben wir nachstehende Darlegungen wieder: „Neben dem 
Schutz gegen die Abwanderung der Erzeugnisse, der einige Male ein- 
getreten ist, besteht die Haupttätigkeit der Außenhandels- 
stelle darin, zu verhindern, daß die Waren zu allzu niedrigen 
Preisen in das Ausland gehen, und hier haben wir tatsächlich einen 
erheblichen Wall aufrichten können. Die Preise sind dauernd weit 
über dem Inlandspreis geblieben. Man sieht den Unterschied, wenn 
man die Durchschnittspreise von Ems und den Durchschnittspreis 
der deutschen Stellen vergleicht. Die Tätigkeit der Außenhandels- 
stelle, die auch dahin gegangen ist, daß wir mit den Regierungen 
und Handelskreisen der angrenzenden Länder in Verbindung 
getreten sind, hat auch Anerkennung gefunden. In einem Bericht 
des Generalkonsulats der Schweiz heißt es, daß die Klagen über die 
Schiebertätigkeit verstummt sind, was zum guten Teil auf die Tätig- 
keit der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik zurückzuführen sei. 
Über deren persönliche Verhandlungen in der Schweiz, die dort sehr 
günstig gewirkt hätten, habe man an das Auswärtige Amt bereits 
früher berichtet, Selbst der Hansabund, der sich um die Beseitigung 
der Außenhandelsstellen bemüht, schreibt einmal, daß die Stelle für 
Elektrotechnik am besten arbeitet und ihm nie Beschwerden zuge- 
gangen sind. Auch von seiten eines Hamburger Herrn, der zu den 
Führern in der Bewegung zur Beseitigung der Außenhandelskon- 
trolle gehört, wurde uns geschrieben: „Daß Ihre Außenhandelsstelle 
in den meisten Belangen weit über dem Durchschnitt aller anderen 
mir bekannten Außenhandelsstellen steht, ist seit langem meine 
Überzeugung, der ich auch im Hamburger Ausschuß für Freiheit 
des Außenhandels mehrfach Ausdruck gegeben habe.” Das Sonder- 
bare ist, daß trotzdem in den letzten Monaten eine sehr erhebliche 
agitatorische Tätigkeit von Hamburg aus gegen die Außenhandels- 
stelle eingeleitet ist. Daß der Handel frei sein möchte, ist begreif- 
lich. .Die Art und Weise aber, wie das von Hamburg aus geschieht 
unter manchmal wissentlich falschen Angaben oder solchen, die sich 
die Hamburger Kaufmannschaft nicht scheut zu frisieren, diese 
Form muß doch energisch zurückgewiesen werden. Denn es war 
bisher in den einsichtsvollen deutschen Kreisen nicht üblich, in 
Jieser Weise Interessengegensätze auszugleichen. Schließlich 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 43. 


1315 


wendet sich Hamburg ja auch nur gegen den Wunsch und die Ab- 
sicht, die Preise durch Kontrolle entsprechend hochzuhalten. 

Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik ist wohl die erste 
gewesen, die mit dem System der Preisprüfung durch Industrie- 
verbände aufgehört hat. Geschichtlich waren alle Stellen zunächst 
den Verbänden angegliedert. Wir haben uns sofort von unserem 
Verband losgelöst, infolgedessen treffen uns auch die Vorwürfe, 
die gegen andere in dieser Hinsicht gerichtet sind, nicht. Es wäre 
nicht möglich gewesen, die Loslösung so rasch durchzuführen, wenn 
wir nicht die Unterstützung unserer Industrie gehabt hätten. Die 
Industrie und der Zentralverband haben sofort erkannt, daß die 
Außenhandelsstelle frei und unparteiisch dastehen muß, und haben 
selbst dahin gewirkt, daß in den wenigen Fällen, in denen noch eine 
Preisprüfung durch die Industrie bestand, diese aufgehoben wurde. 
Also auch die elektrotechnische Industrie trifft der Vorwurf nicht. 

Herr Busse hat schon darauf hingewiesen, daß die weitere Auf- 
gabe an die Außenhandelsstelle überwiesen ist, den Wiederaufbau, 
soweit eine Kontrolle noch ausgeführt werden kann, zu kon- 
trollieren. Wie weit das möglich ist, muß erst die Zukunft be- 
weisen. Die Ausfuhrmengen sind in der letzten Zeit dauernd 
zurückgegangen. Die Aussichten sind mithin nicht sehr erfreulich, 
um so mehr, als im Auslande die fabrikatorische Möglichkeit erheb- 
lich gewachsen ist. Amerika hat nach dem Kriege für 4 Milliarden 
Goldmark jährlich an elektrotechnischen Erzeugnissen hergestellt. 
England, Frankreich, die Schweiz haben ihre Fabriken erweitert, 
und auf die Schwierigkeiten des Zolles hat Herr v. Raumer schon 
hingewiesen. 

In den verschiedenen Sitzungen des Zentralverbandes und der 
Preisstelle ist bereits die Frage der Ablieferung der Devisen berührt 
worden. Ich möchte mit einigen Worten hierauf zurückkommen. 
Bisher war ein bestimmter Prozentsatz der Ablieferung nicht vor- 
geschrieben. Jetzt wird von seiten des Reichskommissars gedrängt, 
daß ein bestimmter Prozentsatz festgesetzt werden soll. Es ge- 
schieht das mit Rücksicht auf den Vertreter der Entente, der in 
nächster Zeit in der Reichsbank sitzen und Einblick in alle Unter- 
lagen haben wird; es könnte der Eindruck bei diesem Herrn ent- 
stehen, daß vielleicht geringere Ablieferungen erfolgen als möglich 
ist. Die Frage ist nicht leicht zu lösen. Herr v. Raumer hat schon 
mitgeteilt, daß die Elektrotechnik selbst 50 % mehr Devisen braucht, 
als eingehen, und es wird Verhandlungen mit den entsprechenden 
Kreisen bedürfen, um den richtigen Weg zu finden. Ich glaube, in 
diesem Kreise brauchen wir uns darüber jetzt nicht zu unterhalten. 
Ich wollte nur aufmerksam machen, daß jeder für sich die Frage ein- 
gehend überlegt, sie wird in nächster Zukunft von großer Wichtig- 
keit werden.” (Fortsetzung folgt.) 


Mitteldeutsche Ausstellung für Siedlung, Sozialfürsorge und 
Industrie (Miama) In Magdeburg. 


Die vom 1. Juli bis 31. Oktober geöffnete Ausstellung hat in 
ihrem Beschickungsgcebiete wenig elektrotechnische Großindustrie. 
Da außerdem mitten in die Ausstellungszeit die technische Herbst- 
messe in Leipzig fiel, ist die Ausstellung auf elektrotechnischem 
Gebiete zwar ziemlich stark, aber fast nur von eatoni men l 
und Händlern beschickt worden. 


Starkstrom. 


Von Großfirmen hat nur das Sachsenwerk susresti 
welches eine hübsche Zusammenstellung seiner Fabrikate darbietet, 
insbesondere seinen Motor mit gekapselten Schleifringen, den durch 
geringe Abmessungen auffallenden, bereits von der technischen 
Frühjahrsmesse her bekannten Ölschalter und einen 50 kVA-Dreh- 
strom-Öltransformator, der, ebenso wie ein 100 kV A-Transformator 
derLloyd-Dynamo- Werk emit verstärkten Anfangswindun- 
gen versehen ist. Letztere Firma zeigt außer einem 150 kVA-Dreh- 
strommotor eine Reihe sehr sorgfältig ausgeführter Hand-, Schnell- 
und Hochleistungs-Bohrmaschinen. Die sonstigen, teils als selb- 
ständige Ausstellungsobjekte, teils als Antrieb von Werkzeug- 
maschinen u. dgl. auf der Ausstellung vorgeführten Motoren sind 
durchweg normaler Bauart und bieten keine Neuerung mit Aus- 
nahme des von G. Fleischhauer, Magdeburg, ausgestellten, bereits 
auf der Leipziger Technischen Messe 1921 gezeigten Drehstrom- 
Doppelkurzschlußankermotorsder Cölner Elek- 
tromotorenfabrik Joh. Bruncken, über den die „ETZ” 
schon 1921, S. 403 näheres mitgeteilt hat. Außer diesem Motor und 
einem im Betriebe zum Laden einer Automobilbatterie vorgeführien 
Pendel-Umformer von Dr Max Levy, Berlin, zeigt 
G. Fleischhauer, Magdeburg, in seinem wirkungsvoll 
mit den Fabrikbetrieb darstellenden Pastellgemälden des Prof. 
Rettelbusch geschmückten Stande unter anderen eigenen Erzeug- 
nissen einen sehr sorgfältig ausgeführten großen Motorwagen mit 
Kabeltrommel mit Schleifringen, eine Motorkarre mit dem bereits 
von Essen her bekannten interessanten Differential-Trieb- 
werke „VDekonom" derMaschinenfabrik Herm. Walb 
in Alzey und eine der wenigen Neuheiten der Ausstellung, einen von 
ihm gebauten Gefahrmelder für Transformatoren 
nach Prof. Zipp. In den Thermometerflansch des Transformators 
wird eine Hülse öldicht eingeschraubt, in die ein Stahlrohr einge- 
steckt ist, in welchem ein Metallstab durch einen Pfropfen aus leicht 


1316 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 


26. Oktober 1922. 


schmelzbarem Metall am Stahlrohrboden festgehalten wird. Erhitzt 
sich das Transformatorenöl übermäßig, so schmilzt der Pfropfen, 
eine Feder, die gegen eine am oberen Ende des Stabs befestigte 
Metallplatte drückt, hebt den Stab hoch und preßt dadurch eine dar- 
über befindliche zweite, durch einen Stift aus Isolierstoff geführte 
Metallplatte gegen eine Kontaktschraube, damit über eine beliebige 
Stromquelle (z. B. die mit dem Nullpunkte an den Transformatoren- 
deckel angeschlossene Niederspannungswicklung des Transfor- 
mators) einen beliebigen Alarmstromkreis schließend. Es kann da- 
durch ein Relais zum unmittelbaren Auslösen des Hochspannungs- 
ausschalters, eine Alarmvorrichtung in der Wohnung des Aufsichts- 
beamten oder bei.kleinen Transformatorenstationen, die meist 
keinen Selbstausschalter haben, eine Glühlampe eingeschaltet 
werden, welche schon von weitem die Ortsbewohner aufmerksam 
macht, daß etwas in der Station nicht in Ordnung ist. Gewöhn- 
lichen Kontaktthermometern gegenüber bietet der „Gefahrmelder” 
den Vorteil der Verwendbarkeit einer Starkstromquelle Der 
Kontaktdruck ist sehr groß, so daß der Stromschluß mit Sicherheit 
erfolgt. Alle kontaktgebenden Teile sind vollkommen staub- und 
ölsicher angeordnet und lassen sich auch bei Transformatoren, 
deren Öl unter Druck steht, samt dem Stahlrohr ohne weiteres aus 
dem Transformator entfernen. Dies ist notwendig, um den Gefahr- 
melder wieder betriebsfähig zu machen. Es ist zu diesem Zwecke 
nur erforderlich, den Apparat senkrecht in siedendes Wasser zu 
tauchen, bis sich die Schmelzmasse wieder auf dem Boden des Stahl- 
rohrs angesammelt hat, den Metallstab durch Druck auf den Knopf 
des Führungsstiftes hinunter in die Schmelzmasse einzudrücken 
und dann den Apparat in kaltes Wasser zu tauchen, bis die Schmelz- 
masse erstarrt ist. Durch geeignete Wahl des Schmelzmaterials 
kann ein Abschmelzen bei beliebiger, vorher zu bestimmender Tem- 
peratur erfolgen. 

Von sonstigen Anwendungen elektrischen Starkstroms sind 
Elektromagnettrommeln unter dem Namen „Magnet- 
scheider Starktrommel“ in verschiedenen Ausführungsformen, sta- 
tionär und fahrbar, zur Trennung schwachmagnetischer Erze, zur 
Gewinnung von Eisen aus Gießereischutt und Kupolöfen sowie in 
sehr starker Bäuart zur Entfernung von Eisen aus Förderkohle, 
Kalisalzen u. dgl. von R.Wollenberg in Schönebeck a. E. aus- 
gestellt. Fried. Krupp, Grusonwerk, führt die bekannte 
elektromagnetische Scheidevorrichtung zur Rückgewinnung von 
Koks und Kohle aus Feuerungsrückständen im Betriebe vor. Das 
Magnetwerk Eisenach zeigt seine Enteisenungsmaschinen 
und elektromagnetischen Kuppelungen nur in Photographien. 

Am zahlreichsten auf der Ausstellung vertreten sind wieder 
Elektrowärmeapparate aller Art, vor allem Reflektor- 
Heizkörper (Heizsonnen) in verschiedensten Größen und Formen, 
die auch — infolge des Kohlenmangels — viel gekauft wurden. Von 
Bügeleisen ist das der Orientax-Handels-Ges., Berlin (aus- 
ne von Theuerkauff & Co., Magdeburg) erwähnenswert, dessen 

eizkörper auch Laienhand binnen wenigen Minuten auswechseln 
kann, sowie ein solches des Hygrotherm-Büros, welches einen 
Schalter im Handgriffe besitzt, der beim Loslassen des letzteren 
durch eine Feder selbsttätig geöffnet wird. Von den an die Wasser- 
leitung anzuschließenden mehrfach auf der Ausstellung vertretenen 
Heißwasserspendernistder ganz aus Porzellan hergestellte 
Apparat der gleichen Firma bereits von der technischen Frühjahrs- 
messe her bekannt. Die Margottwerke in Weimar stellen 
durch Theuerkauff & Co., Magdeburg, geschmackvoll wirkende 
.Tee- und Kaffeekannen aus Porzellan mit untergekittetem 
vernickeltem Heizkörper aus. Vielfach sieht man auch Heizkörper 
in Bandform (Kochbänder), welche um die zu erwärmenden 
Gegenstände herumgelegt werden. Von industriellen Anwendun- 
gen der Elektrowärmetechnik ist nur ein Bandsägeblätter- 
Lötapparat „Divo“ von Georg Geßner in Magdeburg ausge- 
stellt, der jedoch nichts Neues in der Konstruktion bietet. 

Installations- und Kleinmaterialien führen 
zahlreiche Installationsfirmen und Händler vor, ohne jedoch be- 
merkenswertes Neues gu bringen. Die Hackethal-Draht- und Kabel- 
werk-A.G., die Kabelwerk Vogel A. G. und die Kabelwerk Duis- 
burg A. G. bieten eine Darstellung ihrer Erzeugnisse in den ver- 
schiedenen Fabrikationsstadien. Letztere Firma stellt auch die 
Apparate aus, welche sie zur Kontakt- und mechanischen Prüfung 
der von ihr gebauten Schalter benutzt. 


Schwachstrom. 


Die Mitteldeutsche Privat-Telephon-Ges., Frankfurt a. M., 
stellt einen fahrbaren automatischen Umschalter für 5 Amts- und 
20 Nebenstellen mit Glühlampenzeichen und dem Telephonhörer 
„Benaudi“, Patent Hausdorf, die Firma W. Gurlt, Berlin, eine 
automatische Fernsprechzentrale aus, während Siemens & Halske 
von einer eigentlichen Ausstellung abgesehen und nur das auto- 
matische Vermittlungsamt der Ausstellungsanschlüsse sowie die 
Feuerschutzanlage der Ausstellung der Besichtigung freigegeben 
haben. Neuheiten, die nicht bereits mehrfach beschrieben sind, fin- 
den sich jedoch nicht. Die Reichspost führt eine Empfangsstation 
ihres neu eingerichteten drahtlosen Wirtschafts-Rundsprechdienstes 
iin Betriebe vor und läßt ihn erläutern. 

Sehr unterrichtend ist die Ausstellung der Reichs-Eisen- 
bahn, welche außer mechanischen und elektrischen Weichen- 
und Signalantrieben, Schienenkontakten, Strecken-Fernsprechein- 
richtungen ein vollständiges gangbares Modell der zweigleisigen 


Bahnstrecke Eilenburg—Jesewitz mit allen Signal-, Weichen- und 
Streckenblockierungapparaten im Betriebe zeigt und sehr klar er- 
läutert. 

Blitzschutz.. 


Die Land-Feuersozietät der Provinz Sachsen 
hat außer einer graphischen Statistik über Brand- und Blitzschäden 
in den Jahren 1871 bis 1921 und einer umfangreichen Sammlung 
von Mustern bewährter Blitzableiteranlagen das sehr schöne, vor- 
züglich gearbeitete Modell eines Gutshofs (Wohngebäude, Stall- 
gebäude mit harter und weicher Bedachung und Ventilationsauf- 
sätzen, Scheune, Windmühle, Molkerei mit hohem Schornstein) und 
einer Kirche, sämtlich mit vorschriftsmäßiger Blitzschutzanlage aus- 
gerüstet, ausgestellt, welches eine mustergültige Erläuterung zuden 
„Leitsätzen über den Schutz der Gebäude gegen den Blitz“ bietet. 


Die Elektrizitätsversorgung der Provinz 
Sachsen 


ist in übersichtlicher Weise durch die Elektrizitätswerk 
Sachsen-Anhalt A. G., Halle a. S., dargestellt, eine gemein- 
same Gründung des Provinzialverbandes der Provinz Sachsen, der 
Deutschen Continental-Gas-Ges., Dessau, und derSiemens Elektrische 
Betriebe A. G., welche in absehbarer Zeit den gesamten Bedarf der 
Provinz an elektrischer Energie teils vollständig, teils durch Zu- 
schußstrom decken wird, Der hierzu benötigte Strom wird teils 
im eigenen Elektrizitätswerke Gr. Kayna bzw. einem erst projek- 
tierten Werke erzeugt, teils auf Grund von Pachtverträgen von 
den Kraftwerken Golpa-Zschornewitz, den Harbker Kohlenwerken, 
der Chemischen Fabrik Buckau, Werk Gröbers, der Grube Concor- 
dia in Nachterstedt und der Grube Leopold, Holzweißig-Bitterfeld, 
entnommen. Eine 100 kV-Ringleitung verbindet diese Strom- 
erzeugungsstellen miteinander, an die sich 100 kV-Leitungen in 
Golpa nach Berlin, in Harpke nach Hannover, in Eisleben (über 
Sangerhausen, Bleicherode) zur Edertalsperre, in Gr. Kayna nach 
Erfurt, in Osmünde bei Gröbers (über Leipzig) nach Hirschfelde 
anschließen werden. Diese Hauptschlagadern der Elektrizität«- 
versorgung sind noch in Dessau und Förderstedt angezapft, wäh- 
rend im allgemeinen die Belieferung der einzelnen Überlandwerke 
und Großstädte von einer von Harbke über Nachterstedt nacn 
Gr. Kayna verlaufenden 50 kV-Leitung aus erfolgt. Fertiggesteilt 
ist von der 100 kV-Strecke bisher nur der nördliche Ringteil Grö- 
bers—Bitterfeldä—Golpa—Harbke. Eine Reliefkarte stellt das im 
Betriebe und das im Bau befindliche sowie das geplante Leitungs- 
netz mit Kraftwerken und Umspannstationen übersichtlich dar. 
Die Umspannwerke Magdeburg-Diesdorf, Förderstedt und Crottorf 
sowie die sie verbindende Hochspannungsleitung samt Masten sind 
in einem äußerst sauber ausgeführten Modell im Maßstabe 1:5 
zu sehen, welches erkennen läßt, daß die Gebäude, obgeich als reine 
Zweckbauten durchgeführt, doch architektonisch vollendete Ge- 
staltung erhalten haben. Die Inneneinrichtung eines dieser Um- 
spannwerke (in Stendal) ist durch Photographien erläutert. Bild- 
liche Darstellungen zeigen in drastischer Form die Steigerung der 
Strompreise im Vergleich zu der der wichtigsten landwirtschaft- 
lichen Produkte (Schweine, Butter, Eier) von 1914 bis 1922. 

Einer der größten-Abnehmer des Elektrizitätswerks Sachsen- 
Anhalt, die Landelektrizität G. m. b. H. in Halle a. S. 
welche die Überlandwerke Weferlingen, Salzwedel, Gardelegen, 
Börde, Derenburg, Bretleben, Saalkreis-Bitterfeld, Camburg, Lie- 
benwerda und Kreis Osterburg betreibt, stellt in drei großen Karten 
den weiteren Weg der Elektroenergie dar, u. zw. 1, die Leitungs- 
netze dieser Überlandwerke, 2. die Anschlußdichten (die Zahl der 
angeschlossenen Haushaltungen in Prozenten der in 1921/22 vor- 
handenen), 3. den Stromabsatz in 1921/22. Zahlreiche Abbildungen, 
Pläne und Photographien der Umspannwerke, Transformatoren, 
Schalthäuser usw. schildern die Einzelheiten der Überlandwerke. 


Energiewirtschaft. 


Da die Provinz Sachsen arm an Wasserkräften ist, werden die 
Elektrizitätswerke mit geringen Ausnahmen mit Braunkohle 
aus dem Mitteldeutschen Braunkohlenbecken gespeist. Wie die ge 
förderte Menge von 1901 ab dauernd zugenommen und wie sich it 
1913 das Verhältnis zwischen Braunkohlen- und Steinkohlenver- 
brauch verschoben hat, zeigen interessante Tabellen des Mittel- 
deutschen Braunkohlensyndikats. Es wurden gefördert in 


1901 1913 - 1919 1921 
an Braunkohlen . . . 45 87,2 94 123 Mill. t. 
an Steinkohlen . 108 190 115 136 „ 


Der dauernd zunehmende Kohlenverbrauch sowie der Bedarf 
an Speisewasser für den Mittellandkanal haben auch für Mittel- 
deutschland zur Ausarbeitung von Projekten über Talsperren ge- 
zwungen. Hierfür kommen nur der Harz und Thüringen in Frage. 
Das Reichs-Verkehrsministerium zeigt in einer plastischen Karte 
die im oberen Saaletal projektierte Talsperre. Sehr 
großzügig und eigenartig ist die von der Wasserwirtschaftlichen 
Gesellschaft, Hannover, E. V., projektierte und durch zahlreiche 
Pläne und Zeichnungen erläuterte Groß-Odertalsperre. 
Der alte, jetzt 1,7 Mill. m? fassende Öderteich bei St. Andreasberg im 
Harz soll danach durch Erbauung einer Sperrmauer von 84 m Höhe 
die im Bruchberg- und Brockengebiet fallenden Wässer aufsam- 
meln, wobei mit einem mittleren Jahresabfluß von 85 Mill. m? ge- 
rechnet wird. Dicht unterhalb der Sperre will man einen Schach! 


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| 


26. Oktober 1922. 


von 430 m Teufe bohren, auf dessen Sohle ein unterirdisches Elek- 
trizitätswerk 4,5 m?/s Wasser bei insgesamt 485 m Druckhöhe zur 
Erzeugung von 17600 kW bzw. 86,7 Mill. kWh in 4 Wasserturbo- 
aggregaten nutzbar machen soll. Der 15,6 km lange Unterwasser- 
stollen von 12 m? Querschnitt tritt bei Scharzfeld zutage und soll 
von dort als offener Graben einige Kilometer weiter zunächst nach 
Rhumspringe geleitet werden, wo die Rhume mit der mächtigen 
Wassermenge von 2,4 bis 4 m?/s aus dem Gebirge entspringt. Da 
Rhumspringe 76 m tiefer als der Mund des großen Stollens liegt, 
entsteht dort nochmals ein Nutzgefälle von 67 m. Das Wasser soll 
dann nach Hannover in die Leine zur Speisung des Mittellandkanals 
geleitet werden, wobei noch etwa 60 m Nutzgefälle gewonnen wer- 
den. Außer diesem Hauptwerk ist dann noch im Siebertal eine 
Sperre von 17 Mill. m?, im Odertal bei Bad Lauterberg eine solche 
von 32 Mill. m? Fassungsvermögen projektiert, so daß jährlich 
rd 200 Mill. m? Wasser aufgenommen werden, Die Kosten des 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 43. 


1317 


Hauptwerks waren zu 35,545 Mill. M, die des Vollausbaues zu 
47 Mill.M geschätzt, wobei ein Strompreis von 3,09 Pf für das Haupt- 
werk, von 3,55 Pf/kWh für den Vollausbau bei 100 iger Aus- 
nutzung errechnet wurde. Alles zu Vorkriegspreisen! Unter den 
jetzigen Verhältnissen ist ja leider an eine Ausführung des Pro- 
jekts nicht zu denken. 

Bei dem großen Interesse, welches gerade Magdeburg am 
Mittellandkanal hat, der hier enden wird, ist es erklärlich, daß zahl- 
reiche Modelle, Pläne und Zeichnungen diesen Kanal und seine 
Einzelheiten darstellen, und daß alle Projekte über Abzweige von 
diesem Kanal nach Süden zum projektierten Main-Donau-Kanal, 
nach Norden zur Nord- und Ostsee auf das ausführlichste von den 
betreffenden Interessenten ausgestellt sind. Trotz vieler er- 
wähnenswerter Einzelheiten würde es zu weit führen, auf sie näher 
einzugehen, noch dazu, da das Wichtigste bereits von der Energie- 
wirtschafts-Ausstellung in München her bekannt ist. Blom. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Nutzbarmachung der Kraft des Meeres. — Diese Frage, über die 
hier schon mehrfach Mitteilungen gemacht wurden’), bildet in Eng- 


Abb. 1. Übersi: htskarte des geplanten Fiutkraftwerkes 
bri R.thenent, ohne Aushilfe. 


Abb. 2. Übersichtskarte des geplanten Flutkraftwerkes hei Rotheneuf, 
mit hydraulischer Aushilfsun age. 


land und Frankreich fortgesetzt den Gegenstand eifriger theoreti- 
scher und praktischer Untersuchungen. „L’industrie Electrique” be- 


) „ETZ“ 1912, 8. 157, 303, 440, 469, 602, 700, 832, 1077, 1105; 1913, S. 1267; 1920, 
S. is): 191, 8. 761. 


1v21, N. 702 u. 704 


handelt das Gebiet neuerdings wiederum eingehend?) im Anschluß 
an Ermittelungen im „Engineer“ vom 3. Dezember 1920, wobei zu- 
nächst auf die geschichtliche Entwicklung bis zum Jahre 17% .zu- 
rückgegangen wird. Nachstehend seien die Ergebnisse kurz zu- 
sammengefaßt. 

Auch diese Betrachtungen lassen erneut erkennen, daß nur 
durch Aufspeicherungswerke ein Erfolg zu erwarten ist, u. zw. wo 
günstige örtliche Verhältnisse, wie natürliche Ausbuchtungen der 
Küste, die unerläßliche Vorbedingung erfüllen. Wie früher und wie 
auch an dieser Stelle erläutert, beschäftigen sich die Ermittelungen 
mit Anlage und Kraftbetrieb von einem Becken, das unmittelbar 
ins Meer ausmündet, und von zwei Becken, die zu gemeinsamer Ar- 
beit bei allen Wasserständen des Meeres gekuppelt eind. ‚Dieser 
letztere Fall hat für die Praxis und Wirtschaft besondere Bedeu- 
tung. Es wird die Möglichkeit ununterbrochener dauernder Kraft- 
gewinnung geprüft und beides als erreichbar Jdargetan, im letzteren 
Felle allerdings mit schwächeren Kraftleistungen. Es sei hierfür 
auf die früheren Bilddarstellungen Bezug genommen. 

Die Anlage eines Flutkraftwerkes in der Bucht von Rotheneuf 
am Kap Benard an der französischen Küste, wo die Flut eine Höhe 


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2400 — nr mama 


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bis 13 m erreicht, ist in Erwägung gezogen. Die Wasserfläche be- 
trägt 115 ha. Abb. 1 und 2 geben die Grundzüge der allgemeinen An- 
ordnung, Abb. 1 mit zwei Becken P und R ohne Aushilfe, Abb. 2 mit 
hydraulischer Aushilfsanlage für die Zeit des toten Wassers, um 
die Kraftleistung gleichmäßig zu gestalten. Die grundsätzliche An- 
ordnung eines Schnittes zeigt Abb. 3. Der Betrieb vollzieht sich 
wie folgt: Die Meereswellen werden gebrochen durch eine Mauer, 
die den Durchgang des Wassers dükerartig gestattet. Der Düker C 
hat eine stark geschwungene Form K, damit die vom Meer bei Flut 
eindringenden Wellen gegen einen balkenartigen Mauerkörper L 
geworfen werden, wo sich ihre lebendige Kraft vernichtet. Das Was- 
ser passiert sodann den Kanal W, die Turbine N und tritt durch den 
Kanal O in einen Vorraum P und von hieı durch den Kanal Q nach 
den Aufspeicherungsbecken (B). Der Rückweg des Wassers bei 
Eintritt der Ebbe aus den Becken nach dem Meere vollzieht sich 
durch den Kanal Q, das Vorbecken P, den Kanal R, die Turbine N, 
den Kanal S und den Düker C. 

Die mittlere jährliche Kraftleistung würde 5600 PS, die Höchst- 
leistung 12 000 PS sein. Um zu verhindern, daß in der Zeit des toten 
Wassers die Kraft bis auf 1900 PS vermindert wird, soll Ersatzkraft 
geliefert werden, sei es aus einer Wärmekraftanlage (Dampf oder 
Dieselmotor) oder aus einer unabhängigen Wasserkraftanlage, die 
im Verein mit dem Flutkraftwerk arbeitet, wie sie in Abb. 2 (Becken 
S) angedeutet ist. Dieser letztere Fall stellt sich allerdings wesent- 
lich ungünstiger, indem er die Leistung von 12 000 auf 5000 PS zu- 
rückführt. Die Einheitskosten wachsen wesentlich. Eine Wärme- 
kraftaushilfe würde darum im allgemeinen vorzuziehen sein. 

Die Betriebsleistungen und die geldliche Lage ergeben sich 
aus umstehender Zahlentafel. 

Man erkennt, daß die Bucht von Rotheneuf nicht ungünstige 
Verhältnisse für die Nutzbarmachung der Flutkraft darbietet. Noch 
vorteilhafter liegen die Verhältnisse am Flusse Morlaix. Das Kraft- 
werk würde hier 80000 PS liefern. Die Flutbecken würden 1200 ha 
Oberfläche haben. 

Man hat übrigens in Frankreich in Erwägung gezogen, den Vor- 
teil zu nutzen, der sich aus einer Zusammenschließung der Flut- 


1318 
Flutkraftwerk 
ohne | mit 
hydraulischer Aushilfsanlage 

Höchstleistung BE IE ge fe ps | 12 000 | 5000 
Mittlere Leistung des Jahres . . ... PS 5600 | 2300 
Jahresleistung in Kilowattstunden Mill. kW 36 15 
Leistung bei mittlerem totem Wasser, 5 m 

Gefälle a 2. PS] 190 | 2300 
Leistung bei mittlerer Flut, 11 m Gefälle PS 9009 2300 

Kosten 1921 (französische Franken.) l 
Kraftwerk einschl. Nebenanlagen 1921 Mill. 205 158 
Pferdekraft 000 en 1700 5169 
Kilowattst. bei 100/9 Zinsen, Tilgung 

u. Unterhaltung ........ 0,057 01 

Kosten 1913. 

Kraftwerk einschl. Nebenanlagen . . Mill. 512 3,96 
Pferdekraft u 427 792 
Kilowattstunde 0014 0,026 


kraftwerke mit den Flußkraftwerken ergäbe. Wenn man heute die 
Notwendigkeit oder zum mindesten den Nutzen einer Aushilfsanlage 
für Flußkraftwerke erkannt hat, sei es daß diese Aushilfe durch Zu- 
sammenschaltung von Hoch- und Niederdruckanlagen, Hochgebirgs- 
und Mittelgebirgsflüssen, Ausgleichweiher oder Wärmekraftwerke 
geschieht, so muß man sich vergegenwärtigen, daß die Sachlage für 
die Aushilfswerke der Ebbe und Flut insofern günstiger ist, als 
hier die Kraftschwankungen der Größe und Zeit nach festliegen und 
begrenzt sind, Leistung und Zeit aber sind die wichtigsten Grund- 
lagen der Kraftwirtschaft, vornehmlich im elektrischen Überland- 
betriebe. Bei den Flutkraftwerken sind die Zwischenräume des 
toten Wassers viel kürzer als die langen Trockenheiten der Flüsse. 
Zudem tragen diese das Kennzeichen des Zufalls und der Unregel- 
mäßigkeit. Dadurch kommt es, daß die notwendige Größe der Aus- 
hilfsanlage für Flußkraftwerke und die Dauer ihrer Beanspruchung 
nicht immer eindeutig festzusetzen ist, ein Umstand, der natürlich 
Anlagekosten, Betriebs- und Erzeugungskosten nachteilig beein- 


flußt und die Ertragsberechnungen unsicher macht. Bei den Flut- 


kraftwerken ist die notwendige Leistung der Erzeugungsanlage und 
Eintreten und Dauer ihrer Arbeit im voraus genau bekannt, die 
Preisermittlung steht also auf sicherer Grundlage. Mattern. 


Leitungsbau. 


Die Berechnung von Wechselstromfreileitungen auf Span- 
nungsschwankung mit graphischen Hilfsmitteln (Rechentafel). — 
An dieser Stelle ist bereits auf die Vorteile hingewiesen wor- 
den, die bei der Projektierung von Leitungen unter Verwendung 
von Tafeln nach der Methode der Fluchtlinien entstehen‘). 
H. Ott stellt in den „M. d. V. d. E.“ Nr. 282, Fetr. 1921, Tafeln 
für die Berechnung von Gleich- und Wechselstromleitungen auf, 
die den Zusammenhang zwischen Spannung, übertragener Lei- 
stung, Querschnitt, Länge, cos @ und prozentualen Verlusten 
zeigen und eine Berechnung der Einzelgrößen durch passende 
Verbindung der übrigen durch gerade Linien ermöglicht. In einer 
ergänzenden Arbeit in der Nr. 302 vom Dezember 1921 vorgenann- 
ter Zeitschrift wird diese Tafel für Leitungen mit Induktivität 
durch eine Tafel vervollständigt, die den Leistungsfaktor, den 
Cosinus des Kurzschlußwinkels der Leitung und den Cosinus des 
Differenzwinkels aus den zu diesen beiden Größen gehörenden 
Winkeln für Leitungen verschiedenen Querschnittes mit 50 bis 
60 resp. 100 bis 120 cm Phasenabstand darstellt. Verfasser gibt 
eine etwas sehr knappe Einleitung in das Wesen der Flucht- 
linientafeln, verweist im übrigen auf das Göschenheft Nr. 723 
von Dr. v. Pirani. Gerade der meistens dem Betriebe angehörende 
Leserkreis der „M. d. V. d. E.” wird sehr wenig Zeit haben, ein 
genaueres Studium dieser Rechenmethode vorzunehmen, wird 
sich der Tafeln aber eher dann bedienen, wenn er sich über die 
insbesondere für vorliegende Zwecke verhältnismäßig einfachen 
Zusammenhänge in einer Stunde klar werden kann. Es wäre da- 
her eine etwas breitere Erklärung, insbesondere der Multiplika- 
tionstafeln am Platze gewesen. Ausgegangen wird von den 
Gleichungen: 

Für Gleichstrom: 


pl 
pt en a ee ee rn (1 
für Einphasenwechselstrom: 
— N.2.l — N.21 P 
Fz E? p cos? ọ .Q TeEsp. Poyo a se Q 
für Drehstrom: 
N.I N. 
F=- n a. ; u E 
E: p cos? ọ e resp. F E? p' cos ọ @ 


t) „ETZ“ 1022. 8. 2331. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 43. 


26. Oktober 1922. 


worin F den Querschnitt, l die einfache Länge, N die Leistunz, 
E die Spannung beim Verbraucher, p den prozentualen Leistungs- 
verlust und p’ den prozentualen Spannungsverlust bedeuten, letzte- 
ren aber unter der Annahme, daß nur der Ohmsche Widerstand 
für den Spannungsabfall maßgebend ist. 


Ber0sfungsmomern 
0% re PW 
11 $ 9 = 
a +38 1 6200 
M A “v 5000 
È tu $ 7 sparmun 4009 
. 72 p ? 
I: S, oT? Querschmitt 3200 
ġa $ Aumimum Kapfer 2500 
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Leistungs faktor (1060) 43 
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800 R as 
200 We x SE 
toar O J $ - 2$ 
"W g {zł 
P Ae 
v van 77 
vg 
Abb. 4. 
Aus diesen Gleichungen ist die in Abb. 4 dargestellte 


Rechentafel konstruiert, deren Gebrauch aus den gestrichelt an- 
gédeuteten Linien leicht ersichtlich wird. Sollen z. B. auf einer 
Drehstromleitung 10 kW auf 100 m Länge für Hin- und Rück- 
leitung bei cos ọ = 0,8 und 3% Energieverlust bei 220 V über- 
tragen werden, so findet man durch eine Gerade von dem Punkt 3 
der Verlustskala für Wechselstrom 
über 0,8 der cos p-Skala gehend, auf 


0.85 
ag der Gleichstrom- resp. Spannungs- 


gss $ & h verlustskala 1,92 %. Von hier aus 
S 8109 weitergehend über 220 Y der Span- 

07 8 WA Perschnin nungsskala kommt man auf eine 
IS N Zwischenskala, die eine für die Be- 
0548 dus T 3 rechnungsgrößen nicht weiter inter- 
I TS 055 T 8 0,35 essierende Bedeutung hat. Sie stelit 
> e 2 durch Teilung und Lage für unsern 
0688 + 50 . Fall den Ausdruck = dar. 

085 a 0855 Von dem auf dieser Skala getroffe- 
0.7% 135 an nen Punkt geht man schließlich zu 

Saa iai ass dem gewünschten Wert 1000 k\im 

ar 0.823 +25 und findet einen Querschnitt zwi- 
ee schen 25 und 35 mm? Al oder 16 und 

038 4% 70 25 mm? Cu. Von dem niederen resp. 

e höheren Wert rückwärtsgehend 

m re ass Kann man dann die genauen Ver- 
l i luste für diese Querschnitte er- 

aar aa mitteln. 
(a 0: Zur Berücksichtigung der Lei- 
> tungsinduktivität ist die Kenntnis 
ag 67 des Kurzschlußwinkels X der Lei- 
0.395 Ja tung erforderlich, der als Abzug von 


dem Phasenverschiebungswinkel ẹ 
den Differenzwinkel ® ergibt, mit 
“ dessen Cosinus man die sogenannte 
Kurzschlußspannung zu multiplizie- 
ren hat, um mit einiger Annäherung 
die Differenz zwischen Anfangs- 
und Endspannung der Leitung zu er- 
halten. Bezeichnet man mit €w die Ohmsche Komponente des Span- 
nungsabfalles, so ist die Kurzschlußspannung: 


09 
Abb 5 


—_ _ĉCw 4 
e=- os A ER . 
Teichmüller hat in einer Reihe Arbeiten, die in der „ETZ” 191° 
bis 1921 veröffentlicht wurden, den Begriff der Spannungsschwan- 
kung geprägt, das ist die Spannungsdifferenz, die am Ende einer 
Leitung zwischen höchster und niedrigster Last auftritt. Im 
Höchstfalle, d. h. zwischen Vollast und Leerlauf, ist diese Span- 
nung sehr angenähert: 

AE=ecos® .........60 


26. Oktober 1922. 


oder bei Benutzung der Gleichung: 


cosà ` (6 


ew läßt sich aus der Rechentafel Abb. 4 für gegebene Spannung, 
Leistung, Entfernung, cos @ und Leistungsverlust berechnen. Eine 
zweite Tafel (Abb. 5), die aus dem Leistungsfaktor und Leiter- 
querschnitt bei zwei Abstandsstufen der Leiter am Gestänge 50 
bis 60 resp. 100 bis 120 cm den cos X und cos ð bestimmen läßt, 
ermöglicht dann die Berechnung der Gleichung (6). W.K. 


Beleuchtung und Heizung. 


Elektrisch beheizter Lötkolben. — Die bei elektrisch beheizten 
Lötkolben immer noch auftretenden Mängel äußern sich nicht nur 
im Durchbrennen des Heizkörpers, sondern auch in einer unbe- 
quemen Demontage. Es ist daher begreiflich, daß an der Verbesse- 
rung dieser Apparate emsig gearbeitet wird. In Abb. 6 ist ein 
solcher Lötkolben dargestellt, der sich durch leichte Auswechsel- 
barkeit seiner Teile und die Möglichkeit einer bequemen Reinigung 
auszeichnet. Der mit Glimmer isolierte rechteckige Heizkörper 
befindet sich zwischen zwei Aluminiumblechen und wird durch 
zwei Druckplatten aus Messing zusammengehalten, von denen 
die eine die Verlängerung 
des Lötkolbenstiels bildet. uns 
Diese Druckplatten über- i 
tragen gleichzeitig die 
Wärme auf das Lötwerk- 
zeug, das ebenfalls am Ende 
der Platten eingeklemmt 
ist. Das aus Heizkörper, 
Druckplatten und Zwi- 
schenlagen bestehende Pa- 
ket wird durch Schutz- 
bleche eingeschlossen, die 
zurVermeidung vonWärme- 
verlusten von den Druck- 
platten durch Asbest- 
stücke getrennt sind. Der 
Lötkolben hat also eine be- 
sonders einfache Bauart. 
Wie auch bei jedem elek- 
trisch beheizten Bügel- 
eisen muß man bei der 
Handhabung dieses Löt- 
kolbens natürlich darauf 
achten, daß der Apparat, 
nachdem die gewünschte 
Temperatur erreicht ist, 
nicht längere Zeit unbe- 
nutzt unter Strom steht, da’ 
hierdurch die Lebensdauer 
des Heizkörpers herabge- 
setzt werden würde Der 
ganze Apparat ist sauber 
und handlich ıusgeführt 
und wird von H ;nkels Elek- 
trizitätswerken, Cassel- 
Wilbelmshöhe, die auf die 
Ausführung Gebrauchs- 
musterschutz haben, unter dem Namen „Heweca” auf den Markt ge- 
bracht. Außer der beschriebenen Type stellt diese Firma auch noch 
größere Lötkolben ganz ähnlicher Bauart her, Ka. 


Abb. 6. L5tkolbən. 


Verkehr und Transport. 


Das Wechselfeld von Fahrleitungen. — Ein Mitarbeiter schreibt 
uns: Anfang September beobachtete ich bei feuchtem Wetter auf 
Bahnhof Greifenberg der schlesischen Gebirgsbahnen, daß der Rauch 
einer Lokomotive, welcher an der 1500 V-Fahrleitung der elektri- 
schen Vollbahn vorbeistrich, augenscheinlich in eine der Frequenz 
des Einphasenstromes entsprechende Fluktuation geriet, wobei der 
Rauch deutliche Streifenbildung zeigte. Vorbeistreichender Dampf 
zeigte die Erscheinung nicht. Ich nehme an, daß es sich um Bewe- 
gungen schwebender Ascheteilchen im elektrischen Felde der Lei- 
tung handelt, 


 Elektrisierungen der Schweizerischen Bundesbahnen. — In 
seiner Sitzung vom 23. d. M. genehmigte der Verwaltungsrat der 
5. B. B. in Ausführung des in der vorhergehenden Sitzung ein- 
stimmig gutgeheißenen Elektrisierungsprogrammes folgende Kre- 
dite: für die Elektrisierung der Strecke Zürich—Olten—Bern 
(122 km) 30,25 Mill. Fr, für jene der Strecken Lausanne— Vallorbe 
und Daillens—Yverdon (65 km) 14,5 Mill. Fr, für jene der Strecke 
Thalwil—Richterswil (15 km) 226 Mill. Fr. (,„Schweiz. Bztg.“ 
Bd. 80, S. 163.) 


2 Die Bostoner Hochbahn unter neuzeitlicher Verwaltung. — 
Von 1910 bis 1918 hatten die Betriebseinnahmen der Bostoner Hoch- 
bahn von 15,25 Mill. $ auf 19,5 Mill., die reinen Betriebsausgaben 
von 10 auf 14,25 Mill. zugenommen. Zu den letzteren kommen aber 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 43. 


1319 


nn 


noch sehr erhebliche Anufwerdungen für Zinsen, Pacht von Strecken 
in fremdem Besitz u. dgl., und im Jahre 1918 konnten zum ersten 
Male nicht nur keine Dividenden verteilt werden, sondern es ergab 
sich sogar ein Fehlbetrag von nahezu 9,6 Mill. $. Die Schuld daran 
wurde dem Umstand beigemessen, daß trotz steigender Löhne und 
Preise an dem Einheitsfahrpreis ven 5 Ceuls festgehalten wurde, 
und selbst die Einschränkung bei Uuterhaltung und Erneuerung 
der Anlagen in einem über das Zulässige hinausgehenden Maße 
hatte den Fehlbetrag nıcaı zu beseitigen vermocht. Es wurde des- 
halb im Jahre 1918 durch ein Sondergesetz des Staates Massachusetts 
eine öffentliche Verwaltung eingerichtet, die einer Körperschaft 
von Treuhändern übertragen wurde, Ihr Auftrag lautete, die Hoch- 
bahnen so zu betreiben, daß die Einnahmen die Selbstkosten decken. 
Nachdem nunmehr die Ergebnisse von 4 Betriebsjahren vorliegen, 
kann gesagt werden, daß sie ihn erfüllt haben. Zunächst haben sie 
allerdings die Fahrpreise erhöhen müssen, und trotzdem brachte 
das erste Jahr öffentlicher Verwaltung infolge der Kriegslöhne 
und der sonstigen ‘Teuerung einen Fehlbetrag von 5,4 Mill, zu 
dessen Deckung die 1 Mill. betragende Rücklage verbraucht wurde, 
während gegen 4 Mill. auf die beteiligten Stadtverwaltungen um- 
gelegt wurden. Im zweiten Jahr wurde mit einem Einheitsfahr- 
preis von 10 Cents bereits ein Überschuß von 0,017 Mill. $ erwirt- 
schaftet, der allerdings durch eine rückwirkende Lohnerhöhung 
wieder verloren ging. Im nächsten Jahre — Juli 1920 bis Juni 1921 
— betrug der Überschuß bei 10 Cents Fahrpreis bereits 550 Mill. $, 
aus denen frühere Fehlbeträge gedeckt und ein Teil der Entnahme 
aus der Rücklage zurückerstattet wurde. Die reinen Betriebs- 
ausgaben hatten in jenem Jahre den Höchstbetrag mit 24,7 Mill. er- 
reicht, worin allein 16,8 Mill. Löhne enthalten waren. 

Im 4. Betriebsjahr 1921/22 sind die Betriebsausgaben auf 22,113 
Mill. $ zurückgegangen; die Einnahmen haben 32,78 Mill. betragen. 
Nach Zahlung von Pacht und Zinsen blieb noch ein Überschuß von 
1,385 Mill. $, mit dessen Hilfe die Rücklage von 1 Mill. wieder auf- 
gefüllt wurde, und der im übrigen dazu diente, den Städten die im 
ersten Betriebsjahre gezahlten Zuschüsse zurückzuerstatten, Da- 
bei war im letzten Jahre der Fahrpeis für nahe Entfernungen von 
10 auf 5 Cents herabgesetzt worden. Die Durchschnittseinnahme 
auf den Fahrgast ist infolgedessen 8,95 Cents, und viele Bostoner 
fahren nun wieder mit der Hochbahn, die ihr durch den 10 Cents- 
Tarif entfremdet waren. Ein Zurückgehen auf den 5 Oents-Tarif 
ist bei dem heutigen Stande der Ausgaben nicht möglich. Die Zahl 
der Fahrgäste hat im letzten Jahre 360 Mill, betragen, womit 
die 331 Mill. des Jahres 1917 beinahe wieder erreicht und der Tief- 
stand von 325 Mill. im Jahre 1919 wieder beträchtlich über- 
schritten ist. 

Die erhöhte Wirtschaftlichkeit des Betriebes ist zum Teil dar- 
auf zurückzuführen, daß die Arbeiter und Angestellten über die 
Möglichkeit ihrer Mitwirkung zur Erreichung dieses Ziels belehrt 
worden sind. Ein zweimaliger Lohnabbau ist im Einvernehmen 
zwischen Verwaltung und Arbeiterschaft möglich gewesen. Die 
Zahl der Arbeiter, die 1918/19 9748 betrug, ist über 10021 und 
9264 Köpfe in den beiden folgenden Jahren auf 8915 im Jahre 1921/22 
verringert worden. Der Achtstundentag ist durchgeführt worden. 
Zu den Aufgaben der Treuhänder gehörte auch eine Verbesserung 
des Unterhaltungszustands der Anlagen und Ausrüstung. Statt 
früher 17 % haben sie 24 % der Einnahmen für diesen Zweck ver- 
wendet. Infolgedessen ist die Zahl der nicht betriebsfähigen 
Wagen von 1918 bis 1921 um 68,7 % bei den Straßenbahnen und um 
53 % bei den Hochbahnstrecken zurückgegangen und beträgt jetzt 
nur noch etwa 5 %. Zugleich sind Wagen, die für den Betrieb nicht 
mehr geeignet waren oder infolge ihres schlechten Zustandes hohe 
Ausbesserungskosten verursachten, ausgemustert. und dafür 535 
neue eingestellt worden, während noch 140 Wagen bestellt sind. 
Auch der Unterhaltung und Erneuerung der Gleisanlagen ist be- 
sondere Aufmerksamkeit gewidmet worden. Die Länge der Gleise, 
deren Oberbau erneuert worden ist, machte neuerdings 7 % der Ge- 
samtlänge aus, während sie früher nur 2,5% im Durchschnitt der 
vorangegangenen sechs Jahre betrug, d. h.. 35 km gegen 13 km. 
Auch in den Werkstätten, Betriebsbahnhöfen, den Kraftwerken, im 
Signalwesen usw. ist viel geschehen, um einen zeitgemäßen Betrieb 
einzurichten, und diese Vorgänge wirken natürlich auch auf den 
Verkehr und seine Ergebnisse zurück. Die Kassen der Bostoner 
Hochbahn verfügen einschließlich der schon erwähnten Rücklage 
von 1 Mill. über einen Barbestand von 2 Mill. $. Zum erstenmal seit 
11% Jahren hat die Hochbahn keine Bauschulden, während im 
ersten Jabre der öffentlichen Verwaltung eine schwebende Schuld 
von mehr als 5 Mill. $ bestand. 

Bei’den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die bei den deutschen 
Straßenbahnen und ähnlichen Unternehmen z. Z. bestehen, ist es 
von Wert zu sehen, daß es in Amerika, wo allerdings zum Teil 
andere Möglichkeiten vorliegen, gelungen ist, durch eine Verwal- 
tung nach zweckmäßigen Grundsätzen die Schwierigkeiten zu be- 
seitigen und den Betrieb wieder zu einem rentierlichen zu machen. 
Sollte das trotz der Verschiedenheit der Verhältnisse bier und dort 
durch ähnliche geeignete Maßnahmen bei uns nicht auch möglich 
sein? (,„Electr. Railway Journ.”, Bd. 60, 1922, S. 232.) We. 


Fernmeldetechnik. 


Frequenzerhöhung mit statischen Transformatoren. — M. La - 
tour hat mit statischen Frequenztransformatoren Versuche an- 


1320 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 


26. Oktober 1923. 


gestellt), wobei er die dreifache Frequenz der Grundschwingung 
mit relativ gutem Wirkungsgrad erhält. Bei einer Generatorabgabe 
von 15 kW und 33300 Per sind auf der Sekundärseite des Trans- 
formators noch 12 kW bei 100000 Per verwendbar. Dieser Wir- 
kungsgrad ist an sich nicht bemerkenswert; denn schon vor etwa 
8 Jahren wurden mittels gleichstromgesättigter Transformatoren 
nach Joly-Vallauri ähnliche Resultate erzielte Das Neue, 
nicht allgemein Bekannte liegt darin, daß in. einem französischen 
Hüttenwerk Nickellegierungen für dünne Bleche von etwa 0,05 mm 
Dicke hergestellt wurden, deren Magnetisierungskurve wesentlich 
unter der des hochlegierten Bleches liegt. Bei einer Magnetisierung 
des letzteren mit z. B. 100 AW/cm beträgt die Induktion ungefähr 
15 000 em?, im Gegensatz zu der neuen Nickellegierung, bei der unter 
gleichen Bedingungen nur ein B = 6000 erreicht wird. Auch die 
Verluste sollen entsprechend gering sein. 


Dieses Material wurde nach Latour erforderlich, weil die 
Frequenztransformation ohne Gleichstromsättigung er- 
zielt wurde, wobei bekanntlich außerordentlich hohe Wechselstrom- 
sättigungen benötigt werden. Derartige Versuche mit theoretischen 
Erläuterungen beschreibt schon Martienssen in der „Physika- 
lischen Zeitschrift“ 1910. Er arbeıtet ebenfalls mit diesen hohen 
Sättigungen auf dem Gebiete der „irreversiblen Permeabilität”. 
Dabei tritt ein großer Stromsprung bei Erreichung der Betriebs- 
resonanz — auch Kippresonanz genannt — auf, der durch geeignete 
Hilfsmittel hervorgerufen wird, Latour schaltet in den Primär- 
kreis einen variablen Kondensator ein, dessen Kapazität zwecks 
Herstellung der Betriebsresonanz verkleinert wird. Er gibt auch 
an, daß durch geringe Windungszahl des Transformators dieser Be- 
triebszustand leichter erreicht wird. Nebenbei bemerkt, ist ein 
geringer Stromstoß mittels Gleichstromüberlagerung das bekannte 
einfachste Mittel, welches schon in älteren englischen Patentschrif- 
ten empfohlen wird. — Latour hat seinen Transformator durch An- 
wendung von blanken Flachkupferleitern von großer Oberfläche 
1X 10 mm sehr wirksam gekühlt, während der Eisenkern bzw. 
Nickelblechkern nicht unterteilt ist. Für die Leistung von 15 kW 
scheint er das noch nicht für erforderlich zu halten. 


Zum Schlusse sagt Latour, daß nunmehr mittels Maschine — 
nicht nur mit Bogenlampe und Kathodenröhre — in Verbindung mit 
Frequenztransformatoren hohe Frequenzen erzeugt werden können; 
er habe z. B. die 5., 7., 9. usw. Oberschwingung erhalten. Leider 
gibt er aber keine erzielten Leistungen an, so daß ein Schluß auf 
.. ee verwertbaren Wirkungsgrad nicht gezogen werden 

ann. Dg. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Thermoelektrische Analyse einiger Stahlarten. — Während die 
gewöhnlichen Stahlarten ohne chemische Analyse durch Unter- 
suchung ihrer Härte mit genügender Genauigkeit erkannt werden 
können, reicht diese Untersuchung nicht mehr aus bei den verschie- 
denen Arten Edelstahl, da hier Stahlarten verschiedener Natur 
gleiche Härte aufweisen können. M.Galibourg nimmt daher als 
zweites Mittel die thermoelektrische Kraft hinzu, welche die ver- 
schiedenen Stahlarten gegen reines elektrolytisches Eisen aufwei- 
sen. Es genügt eine Messung bei 120° neben der Härteprobe, um die 
verschiedenen Arten Edelstahl genügend genau zu unterscheiden. 
Das Schema der Versuchsanordnifhg zeigt Abb. 7. In ein Quecksil- 
berbad, das elektrisch auf 120° geheizt wird, tauchen ein Draht aus 
elektrolytischeın Eisen 
und das zu untersuchen- 
de Sıahlstück ein. Das 
Stahlsıück wird durch 
eine mit Wasser gekühl- 
te Klemme gehalten, die 
SpannunganeinemMilli- 
voltmeter abgelesen. Die 
folgendeZahlentafelgibt 
die elektromotorischen 
Kräfte für verschie- 
dene Stahlsorten zwischen 20° und 120°, 200° und 300°. Für die 
höchste Temperatur wurde das Quecksilber durch Blei ersetzt. 


t 


akanometer 


Abb. 7. 


Kohlenstoffstahl. 

C Mn Si Th. E. M E- bei 
120° PUTAN 39,0 
003 0.18 0.06 0,10 0,25 0,30 
0.29 047 0,19 0,60 0% 1,20 
0,55 0 26 0 28 0,65 0,95 1,20 
1,10 0,43 0,43 0,90 1,30 1,80 

Siliciumstahl. 

C Mn Si Th. E. M. K. bei 
. 1299 20° 30° 
021 10) 0.93 1,20 1,65 2,50 
0,18 0,27 1,60 1,55 2,40 3,20 
0,42 0,56 1,92 1,70 2,55 3,33 


ı) „Revue generale do l'électricité“ Bd. 11. 1922, S. 61. 


Nickelstahl. 
C Mn Si Ni Th. E. M. K. be: 
120 20! » 
0,08 0,34 0,13 215 0,8 1,25 1,70 
0,12 0,01 005 5,23 1,8 280 3x0 
0,12 0,12 0,05 7,13 2, 3,40 4,5 
Chrom. Wolframstahl. 
C Mn Si Ni Th E. M. K. bei ° 
120° zu, zu 
0,76 4,8 8.39 1.30 j 0.05 0,15 0,10 
1,50 4,15 13,43 0,17 0,20 — 0,15 -- 055 


Die Härtung hat wenig Einfluß auf die Größe der thermoelektri- 
schen Kraft. Das zu untersuchende Stück bedarf daher keiner Yor- 
behandlung. („Le Génie Civil“, Bd. 80, 1922, S. 239.) Br. 


Chemie. 


Blei-Hydrat-Akkumulator. Die Electrical Review!) London, 
bringt unter obigem Titel die Meldung von einer neuen Batterie von 
großer Leistung und erstaunlicher Haltbarkeit für elektrische Auto- 
mobile, Lokomotiven, Unterseeboote u. dergl. Doch bleibt abzuwar- 
ten, ob die Sache auf Wahrheit beruht, zumal alle Zahlenangaben 
nur vom Verfertiger stammen. Auch wird die Herstellungswei:e 
der Platten und deren chemische Zusammensetzung nicht genau 
beschrieben. Die Platten der vonLiebe,Gorman&Cie.Li- 
mited in London hergestellten Batterien sind von der pastierten 
Type, enthalten also Füllmasse in einem geeigneten Bieiträger oder 
-gitter. Die Platten sind dicker als die von gewöhnlichen Batterien. 
Von der Blei-Hydrat-Batterie wird seitens der Hersteller eine lange 
Reihe hervorragender Eigenschaften aufgeführt. 


Ferner sollen die folgenden Zahlen für die genannte Batterie 
gelten: 


Entladung Kapazität | Wirkungsgrad der Mittlere Span- 
in Stunden Ah Ah | Wh nung je Zelle. 
1 6280 5% | 6 1,89 V 
2 3981,5 87% | 66 %o 202 V 
4 2488 5 93 0/0 74 o 203 V 
8 1439 95 0% 16 9, 2,06 V 
12 987,5 | 935% | 7% 2,08 V 


Da eine genaue Nachprüfung dieser Angaben noch aussteht, über- 
nimmt unsere Quelle noch keine Verantwortung für die Behauptun- 
gen der herstellenden Firmen und teilt mit, daß die Blei-Hydrat- 
Zellen jetzt von dem National Physical Laboratory untersucht 
würden. C. H 


Werkstatt und Baustoffe. 


Normenausschuß der Deutschen Industrie. — Zur Erledigung 
einiger schwebender Fragen und zur Vorbereitung verschiedener 
Beratungsgegenstände für die Haupttagung in Essen haben der 
Fachnormenausschuß für Nichteisen-Metalle und der Fachnormen- 
ausschuß für Halbzeug aus Nichteisen-Metallen zum 15. und 16. Sep- 
tember d. J. eine Sitzung nach Hildesheim zusammenberufen, an 
der die Geschäftsführer der beiden Ausschüsse sowie die Obleute 
und Mitglieder einiger Arbeitsausschiüsse teilgenommen haben. 


Es ist beschlossen worden, auf der bevorstehenden Essener 
Tagung die Gründung eines Arbeitsausschusses für Leistungszahlen 
vorzuschlagen, der beiden Fachnormenausschüssen gemeinsam sein 
und dessen Tätigkeit sich auf sämtliche in diesen Fachnormen- 
ausschüssen behandelten Metalle erstrecken soll, In den neuen 
Arbeitsausschuß sollen die beiden Arbeitsausschüsse für die Ein- 
führung eines kurzen Zerreißstabes und für Messinghärten als 
Untergruppen aufgehen. 


Von den Arbeiten für die Aufstellung von Leistung:=- 
zahlen sollen diejenigen scharf getrennt werden, welche sich auf 
die Prüfverfahren beziehen. Diese Arbeiten werden einen 
neuen selbständigen Ausschuß für Prüfungsverfahren überlassen 
bleiben, dessen Einsetzung vom Normenausschuß der Deutschen 
Industrie demnächst beim deutschen Verband für die Material- 
prüfungen der Technik angeregt werden soll, und der sein 
Sondertätigkeit auf die gesamten im NDI behandelten Metalle, also 
Stahl, Eisen und Nichteisen-Metalle gemeinsam erstrecken wird. 
Mit den Arbeiten dieses vom NDI geplanten Ausschusses für 
Prüfungsverfahren wird der Arbeitsausschuß für Leistungszahlen 
(der beiden Fachnormenausschüsse für Nichteisen-Metalle und für 
Halbzeug aus Nichteisen-Metallen) durch einige Vertreter, die Mit- 
glieder des neuen Ausschusses werden, dauernd Fühlung halten. 

Ko. 


1) Bd. 90. 1922, S. 402. 


26. Oktober 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 1321 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Internationale Elektrizitätsausstellung Barcelona 1925!) — 
Wie das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie 
mitteilt, hat die Verwaltung der Ausstellung nunmehr einen inter- 
nationalen Wettbewerb für die Ausführung der Bauten des großen 
Ausstellungspalastes der Nationen ausgeschrieben. Die Pläne 
JerAusstellung selbst stehen in den Bureauräumen des Aus- 
stellungskomitees, Barcelona, Calle de Lerida 2, wochentäglich den 
Interessenten zur Verfügung. Außerdem können dort gedruckte 
Ausstellungsbestimmungen und Abdrücke der Pläne 
zum Preise von 250 Pes erworben werden. . 


Internationale Bergwerksausstellung in Santiago 1924. — 
Nach dem Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie 
zugegangenen Informationen soll die von der Sociedad National 
de Mineria geplante Ausstellung das gesamte Minenwesen, die 
Salpeterindustrie und das Gebiet der Metallurgie umfassen. Ein 
besonderer Bau ist ausschließlich für die Elektrizität in 
allen ihren Anwendungen bestimmt, und für die verschiedenen Ver- 
kehrssysteme, wie Drahtseilbahnen, Klein- und Einschienenbahnen, 
drahtlose Telephonie und Telegraphie, Signal- 
wesen usw. hat man eine besondere Gruppe in Aussicht ge- 
nommen. Ob und in welchem Umfange eine deutsche Beteiligung 
in Betracht kommt, muß vorläufig dahingestellt bleiben. Das Aus- 
stellungs- und Mosse-Amt behält sich weitere Mitteilungen vor. 


Dänische Messe in Fredericia 1922. — In einem kurzen Bericht 
über das Ergebnis dieses Unternehmens bemerkt das Ausstellungs- 
und Messe-Amt der Deutschen Industrie, daß ein vom dänischen 
Auswärtigen Amt eingerichtetes Auskunftsbureau sich stark mit 
den verschiedenartigsten Handelsauskünften zu beschäftigen hatte 
und die Anfragen nach ausländischen Adressen für Rohstoffe be- 
sonders zahlreich gewesen seien. Deutsche Firmen, die mit Däne- 
mark ing Geschäft kommen wollen, sei zu empfehlen, ihre 
Adresse nebst näheren Angaben über Erzeug- 
nisse, Lieferbedingungen usw. dem dänischen Aus- 
wä A igen Amt in Kopenhagen (Udenrigsministeriet) einzu- 
reichen. 


Verschiedenes. 
Die Tätigkeit der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt im 


Jahre 1921. — Der Tätigkeitsbericht der P. T. R. für 1921 zeigt be- 


sonders in der elektrischen Abteilung wıeder ein starkes Anwachsen 
der Prüfungstätigkeit, das eine stärkere Beteiligung der wissen- 
schaftlichen Beamten an den Pıüfungsarbeiten notwendig machte, 
worunter die Förderung wissenschaftlich-technischer Arbeiten viel- 
fach gelitten hat. Über die bereits veröffentlichten Arbeiten ist zum 
größten Teil in dieser Zeitschrift bereits referiert worden. An der 
Festiegung der neuen Wellenlängenskala wird noch ge- 
arbeitet. Es erwies sich als nötig, auch die Selbstinduktionsspulen 
des Normalwellenmessers mit einer leitenden Hülle zu umgeben, um 
ihre Eigenkapazität genau zu definieren. Für lange Wellen wurde 
statt der üblichen Methode mittels lose gekoppelten aperiodischen 
Detektorkreises die Brückenresonanzmethode von Grüneisen und 
Giebe verwendet, die eine etwa 10-mal größere Genauigkeit ge- 
stattet und im Wellenlängenbereich X = 120 000 bis 3000 m eine Ge- 
nauigkeit von etwa !/ıoooo erreichen lassen wird. Verlustmes- 
sungen an Glimmkondensatoren nach der Schering- 
schen Brückenmethode zeigten u. a., daß die Verluste der kleineren 
Kapazitätsbeträge zu einem großen Teil ihre Ursache nicht im 
Glimmer haben, sondern in den sonst verwandten festen Dielek- 
triken. Auch in den technischen Luftkondensatoren hatten die Ver- 
lustwinkel etwa er Größenordnung aus derselben Ursache. 
BeilnduktionsZählern gestalter sich die Messung des Eigen- 
verbrauchs, der z. T. bei modernen Zählern so klein ist, daß man mit 
empfindlichen Spezialwattmetern nur wenige Skalenteile Ausschlag 
bekommt, sehr einfach durch Messung in Brückeuschaltung (Abb.8). 


R N 
En 

M 

e 
r 
Erde 
Abb. 8. Eigenverbrauch der Abb. 9. Eigenverbrauch der 
Spannungsspule. Stromspule. 


Z ist die zu messende Spannungsspule, R ein fester Wattmetervor- 
schaltwiderstand, z. B. 20000 Q, M eine feste gegenseitige Indukti- 


) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1143. 


vität, z. B. 0,08 H, r und ọ kleine regelbare Widerstände, die so ein- 
gestellt werden, daß das Vibrationsgalvanometer auf 0 kommt. 
Dann ist die in der Zählerspule verbrauchte Leistung mit genügen- 
der Genauigkeit gegeben durch: 


cos P= GM o) 

yı oa 
Geringe Änderungen von E beeinflussen die Einstellung von r und 
o nicht meıklich, su daß man 
die Messung nur mit annähernd 
richtiger Spannung auszuführen 
braucht und dann die Leistung 
für die Nennspannung berechnen 
kann. Die Schaltung bei Messung 
` der Stromspule zeigt Abb 9. Z 
ist die Stromspule, e ein induk- 
tinnsfreier Sıirommeßwiderstand, 
R, und R, große Wideratände, C, 
eine Kapazität. Bei Nullstellung 
des Galvanometers, die am ein- 
fachsten durch Veränderung von 
C, erreicht wird, ist die in der Zäh- 

lerspule verbrauchte Leistung: 


Abb. 10. Sehaltung mit Stromwandler Rs 


und der Leistungsfaktor: 


RL EISEN. SRCHEERS 
Rw C, y + (4: a) 


Bei Nennstromstärken über 10 A bedient man sich zweckmäßig eines 
Stromwandlers, den man nach Abb. 10 schaltet. Ist Ü sein Über- 
setzungsverhältnis und ö sein Fehlwinkel in Minuten, so wird: 


N= e E [1—3.10~.8. Ro C] 
4 


cote P= p, N [i —3.10-48 (R, o C+ 6) 


Auch hier braucht die Stromstärke nur angenähert gleich der Nenn- 
stromstärke zu sein. Zur Messung der Leistung in einem 
Vierleiterdrehstromnetz wurde ein Meßverfahren aus- 
gebildet, welches statt der Ablesung von drei Wattmetern nur die 
Beobachtung eines einzigen Zeigers verlangt. Die Schaltung 
(Abb. 11) ist der von Aron angegebenen nachgeahmt. Eine Besei- 


cos Q = 


und 


2 
3 
0 
Abb. 11. Leistungsmessung im Vierleiterdrehstromnetz 


tigung der gegenseitigen Beeinflussung ist auch hier möglich! Legt 
man nur die eine Spannungsspule an Spannung, so bringt der 
Strom J, in der zugehörigen Stromspule fließend, den Ausschlag «, 
in der andern Stromspule fließennd, den Ausschlag p.« hervor. Die 
gegenseitige Beeinflussung fällt heraus, wenn: 

Ti T3 T 


re, EB, een 
1—-p i-p 1+2p 


1322 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 43. 26. Oktober 1922. 


ist. Die Schaltung der Abb. 11 hat mit der Aronschen die Voraus- 
setzung gemeinsam, daß die Summe der drei Stromspannungen Null 
ist. Ist dies nicht der Fall, sondern hat sie den Wert e,, so wird die 
Leistung nach’ der obigen Methode um % eu J falsch gemessen. Das 
Fehlerglied e J kann nach Beendigung der Hauptmessung durch eine 
Umschaltung nach Abb. 12 gesondert gemessen werden. Die bis- 


Abb. 12. Messung des Fehlergliedes. 


herigen Versuche zeigen, daß man das Fehlerglied vernachlässigen 
kann, wenn nicht eine ausgesprochen einseitige Belastung vorhan- 
den ist, Die Verwendung des von Rogowski und Steinhaus ange- 
gebenen magnetischen Spannungsmessers stößt bei 
Wechselstrom auf den Nachteil, daß die auftretenden elektrischen 
Spannungen so klein sind, daß sie sich schwer direkt messen lassen. 
Sie wurden daher in der Kompensationsschaltung nach dem Ver- 
fahren von Schering und Engelhardt zu messen versucht (Abb. 13). 


NOAOOO> J 
W 
: 
Abb. 13. Magnetischer Spannungsamesser Abb. 14 Phasenfolge im 
in Kompensationsschaltung. Drehbstromsystem 


Der Spannungsmesser M umschlingt eine Spule von bekannter Win- 
dungszahl W. Die in M auftretende Spannung wird über das Vi- 
brationsgalvanometer V durch die an dem variabeln Widerstand R 
auftretende Spannung kompensiert. R liegt in Reihe mit der festen 
Kapazität C parallel zu dem vom Strom J durchflossenen festen 


1 . 
Widerstand r. Wenn R sehr klein gegen GC, E ist die pro Am- 


rRoC 
perewindung auftretende elektrische Spannung K = - pr So 


konnten noch Bruchteile einer Zehntel-Amperewindung bestimmt 
werden. Wenn zwischen der magnetischen Spannung F(J) und dem 
Strom J der Phasenwinkel ô besteht, so muß zwischen R und C noch 
ein variabler Widerstand R, eingeschaltet werden, um die Phasen- 
verschiebung zu kompensieren. Es ist dann: 


FJ) _ 1 r R 1 


IT R+R Yıtteg 
= 1 ; 
tg ọ = cotg ô = TEF R Jo C ist. 


$ 
Die Bestimmung der Phasenfolge in Drehstromsyste- 
men ist dadurch möglich, daß die Lage des Sternpunktes von der 
Phasenfolge abhängt, wenn die Belastungen Blindwiderstände ent- 
halten. Wesentlich größere Verschiebungen des Sternpunktes als 
Varley und Lyon erhält man, wenn man einen reinen Blindwider- 
stand, einen Kondensator von 1 uF, in Verbindung mit zwei induk- 
tionsfreien Widerständen benutzt. Das Diagramm (Abb. 14) zeigt 
dio Verteilung der Spannungen. RS, ST, TR stellen die verketteten 
Spannungen des Dreiphasensystems dar. OR enthält den Konden- 
cator, OS und OT je eine kleine Signallampe mit vorgeschaltetem 
Silitwiderstand von mehreren 1000 Q. Die Verschiebung des Stern- 


punktes O, der bei der Phasenfolge RST auf dem ausgezogenen Teil, 
bei der Phasenfolge ATS auf dem gestrichelten Teil des Kreises 
liegt, war so erheblich, daß bei Spannungen von 100 bis 200 V die 
eine Lampe dunkel blieb; die brennende Lampe erleuchtete eine 
Schriftschablone, welche die Phasenfolge angibt. Die Messung der 
dielektrischen Verluste von Hochspannungs- 
kabeln erfolgt in der Reichsanstalt nach der von Schering ange- 
gebenen Methode, welche die Untersuchung kurzer Kabelstücke von 
wenigen Metern Länge gestattet. Um den Einfluß der Enden auszu- 
schalten, erweist sich eine Schutzringerdung als notwendig, indem 
an den Enden ein schmaler ringförmiger Streifen aus dem Blei- 
mantel herausgeschnitten wurde, so daß ein isolierter Bleiring von 
einigen Zentimetern Breite als Schutzring stehen blieb; außerdem 
wurden bei Dreileiterkabeln auf die einzelnen Leiter Schutzzylinder 
aufgesteekt. Außerdem ist bei höheren Spannungen zur Vermei- 
dung der Glimmentladung ein Vergießen der Enden mit Ausgub- 
masse oder bequemer ein Aufsetzen von ölgefüllten Trichtern erfor- 
derlich. Zur Bestimmung des Kippmoments von Syn- 
chronmaschinen wurde eine optische Methode zur Bestim- 
mung des Phasenwinkels &e zwischen der EMK E und der 
Klemmenspannung P ausgearbeitet, die eine sinngemäße Über- 
tragung des Prinzips der optischen Ablesevorrichtung bei Torsions- 
dynamometern darstellt. (Zeitschr. f. Instrumentenkunde, Bd. 42, 
S. 65, 97, 129, 1922.) Br. 


Gebührenordnung für Architekten und Ingenieure (AGO)'). — 
Entsprechend der seit dem 1. Oktober wieder erheblich fortschrei- 
tenden Geldentwertung und Teuerung werden ab 15. Oktober d. J 


die Stundensätze auf . . . 2. 2 2. 22.2.2... 500 M 
der Reiseaufwand für den Tag ohne Übernachtung 

auf. 0. 00 ee aa ee 800M 
der Reiseaufwand für den Tag mit Übernachtung 

auf . ... . . . . 1200M 


erhöht. Zu § 42 der GO für Ingenieure und § 44 der GO der Archi- 
tekten kommt ein Zusatz betr. Zahlungen: „Bei Zahlungsverzug 
über 14 Tage hinaus können Zinsen in Höhe von 1% über den 
Reichsbankdiskont berechnet werden.” In der Gebührentabelle der 
Ingenieure ist der Zusatz: „Bei höherer Bausumme nach Verein- 
barung” zu streichen. Die Prozentsätze, die jetzt für 10 Mill. gelte‘, 
bleiben auch ftir höhere Bausummen unverändert bestehen. Zur 
Gebührenordnung für Taxen industrieller Betriebseinrichtungen 
vom Frühjahr 1922 wird ein Teuerungszuschlag von 50 % ab 1. X. 


1922 festgesetzt. 


Verband Deutscher Gutachterkammern. — Am 27. IX. 192 
fand in Dortmund eine Verbandsversammlung statt, welche von dem 
Vorsitzenden Dr. E. Müllendorff geleitet wurde, Dem Verbande 
gehören z. Z. 9 Gutachterkammern an, nämlich diejenigen in Berlin, 
Bielefeld, Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Elberfeld, Essen 
und Hagen mit zusammen etwa 400 Mitgliedern. Die Versammlung 
beschäftigte sich zunächst mit der Frage des Beitritts zu dem Deut- 
schen Schutzverband der freien technischen Berufe (DSV), der kor- 
porativ erfolgte. Gleichzeitig damit wurde die frühere Verbands- 
zeitschrift, die „Mitteilungen des V.D.G.”, welche seit 1910 in 
38 Heften erschienen sind und auch außerhalb der Mitgliederkreise 
lebhaftes Interesse gefunden haben, mit der schon bestehenden Zeit- 
schrift des DSV „Die Freie Technik“ verschmolzen, derart, dab 
künftig alle Veröffentlichungen des VDG in der „Freie Technik” 
erfolgen, die auch alle Mitglieder des VDG nunmehr kostenlos er- 
halten. Der zweite Verhandlungsgegenstand war hauptsächlich die 
Regelung der Gebührenordnung nach den Teuerungsver- 
hältnissen. Nachdem die Handelskammern sich haben bereitfinden 
lassen, Gerichten und anderen Behörden gegenüber die Sätze der 
Gebührenordnung der Architekten und Ingenieure und ähnliche 
Gebührenordnungen, wie z. B. die der Bücherrevisoren und der 
Landmesser, als „üblichen Preis“ im Sinne der Gebührenordnung 
für Zeugen und Sachverständige anzuerkennen, sind die früheren 
Schwierigkeiten im Verkehr der Sachverständigen mit den Gerich- 
ten bedeutend gemildert worden. Es wurde beschlossen, in allen 
Gebührenfragen einheitlich vorzugehen und mit dem AGO enge 
Fühlung zu nehmen. Die Sätze sollen allmonatlich auf Grund der 
vom Statistischen Amt veröffentlichten Indexziffern für Lebens 
haltung festgesetzt werden. Es wurde ferner beschlossen, den Zu: 
sammenschluß der beeidigten Sachverständigen weiter zu fördern 
und möglichst in allen Oberlandesgerichtsbezirken Gutachterka- 
mern zu gründen. Als Vorsitzender wurde Herr Dr. E. Müllen- 
dorff, Berlin, wiedergewählt; die Geschäftsstelle liegt wiederum 
in den Händen von Herrn Beratenden Ingenieur VBI K. Perle- 
witz, Berlin-Friedenau, Canovastr. 4 Fernspr. Amt Steglitz 23. 

Piz. 


Technisch-wissenschaftliche Lehrmittelzentrale (TWL). — 
Vorbedingung für ein planmäßiges und wirtschaftliches Arbeiten 
auf dem Gebiete der technischen Wissenschaften ist die Einführung 
eines einheitlichen Systems für das Sammeln und Ordnen alter 
Unterlagen, so daß das gesamte auf einen bestimmten Gegenstand 
bezügliche Material — wissenschaftliche Referate, Ausschnitte aus 
Zeitschriftenschauen, Werbedrucksachen, interne Werksberichte, 
z. B. über Werkstatt- und Betriebserfahrungen, private Notizen — 


1) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 32, 283, 974, 1122, 1274. 


26. Oktober 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 


1323 


sich selbsttätig an einer Stelle zusammenfindet. Andernfalls ist 
nicht zu vermeiden, daß, wic es häufig geschieht, dieselbe Arbeit 
immer wieder von neuem geleistet wird, statt daß der spätere Be- 
arbeiter auf dem, was früher gefunden ist, weiterbaut. Die TWL 
hat es deshalb unternommen, aus der Internationalen 
Dezimal-Klassifikation, die hierfür allein in Frage 
kommt, die wichtigsten Gebiete der Technik zu bearbeiten und die 
deutsche Übersetzung in Form einzelner Blätter herauszugeben. 
Jedes Blatt enthält eine Hauptgruppe mit den zugehörigen 100 Unter- 
gruppen und den wichtigsten Hinweisen auf Nachbargebiete. Als 
erstes erschienen ist das Blatt DK. 62, Ingenieurwesen; in 
Vorbereitung befinden sich u. a.: 

621,1 Dampfmaschinen, Dampfturbinen, Dampfkessel; 

621,3 Elektrotechnik; 

621,8 Maschinenelemente, Transmissionen, Hebemaschinen, För- 

dermittel; 
621,9 Werkzeuge und Werkzeugmaschinen; 
66 Chemische Technologie. 


Bei der Festlegung der deutschen Ausdrücke werden sachver- 
ständige Fachleute, wissenschaftliche Vereine und Institute, Fach- 
verbände usw. herangezogen. 

Die Blätter sind zum Preise der Normalblätter (Einzelpreis 
z. Z. 20 M ohne Porto und Verpackung) von der Normen-Vertriebs- 
stelle, Berlin NW 7, Sommerstr. 4a, zu beziehen. Über die An- 
legung von Karteien für die hier in Frage kommenden Zwecke gibt 
die Technisch-Wissenschaftliche Lehrmittelzentrale, Berlin NW 87, 
Huttenstr. 12/16, Auskunft!). Das L.-Lehrmittelver- 
zeichnis Ausgabe September 1922 ist gegen Voreinsendung von 
20 M von der Lehrmittelzentrale zu beziehen. 


SITZUNGSKALENDER. 


Blektrotechnischer Verein München E. V., München. Für das 
kommende Wintersemester sind folgende Mittwoch-Abende für die Vereins- 
versammlungen im Kunstgewerbehaus belegt: 18. Okt»ber, 22. November, 
2). Dezember 1922, 24. Januar, 21. Februar, 21. März, 18. April 1923. Das 
Vortragsthema der einzelnen Abende wird jeweils einige Tage vorher durch 
Inserat in den Münchener Neuesten Nachrichten bekanntgegeben, nach 
Möglichkeit auch an dieser Stelle. 


Ostdeutscher Elektrotechnischer Verein, E. V., Königsberg. 
6. XI. 1922, abends 8 Uhr im Börsengarten: Vortrag Dir. Dr. Meyer i. Fa. 
Dr. Paul Meyer, Berlin‘‘ Glimmschutz, ein neuer Überspannungsschutz- 
apparat‘‘. 


Physikalische Gesellschaft zu Berlin. 28. X. 1922, abends 
? Uhr, Gr. Hörsaal des Physikal. Instituts der Universität, Berlin, Reichs- 
tagsufer 7. Vortrag Fr. Patzelt ‚„Spektrale Temperaturmessung am elek- 
trischen Lichtbogen‘. 


Verein zur Beförderung des Gewerbfleisses, Berlin. 6. XI. 
1922, abends 71/, Uhr im Hofmann-Hause, Sigismundstr. 4. Vortrag Dr. 
Meyer (AEG) ‚Die Bedeutung der Mathematik in der Industrie‘. 


Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft, Berlin. 
3. X. 1922, nachm. 54%, Uhr, Phys.-Techn. Reichsanstalt, Charl., Werner- 
Siemensstr. 8—12: 
a) Vortrag Dr.-Ing. L. Bloch, „Die neuen Lichtnormalien des V. d. E. 
und ihre Einführung in die Praxis‘. 
b) Erörterung des in der Jahresversammlung gehaltenen Vortrages 
von Dr. K. Finckh, „Beleuchtungstechnische Eindrücke von 
einer Studienreise nach den V. S. Amerika“. 


RECHTSPFLEGE. 


\ 

Patentbeschreibung und Patentanspruch. — Über diesen 
Gegenstand sowie über die Streitentscheidung durch 
die Erteilungsbehörde in Ungarn hat Patentanwalt 
Kelemen, Budapest, kürzlich im Verband Deutscher Patent- 
anwälte gesprochen, Der Vortragende führte ein logisch ge- 
schlossenes System vor, das die Abfassung der Patentbeschreibung 
und Patentansprüche auf wissenschaftlicher Grundlage ermög- 
lichen soll, und zeigte die Anpassungsfähigkeit seines Systems an 
die Formulierungspraxis des ungarischen und deutschen Patent- 
amts. Davon ausgehend, daß auch die Patenterteilung eine Art 
von Streitentscheidung zwischen dem Erfinder und dem Patentamt 
ist, hat das ungarische Patentgesetz das Patentamt und die über 
Patentstreitigkeiten entscheidenden Senate in einer Behörde ver- 
einigt. In dieser sind entsprechend der großen Bedeutung der 
technischen Fragen die Ingenieure den Juristen gleichgestellt, 
auch im Hinblick auf die Besetzung der Vorsitzenden der Senaie 
und des Patentamts. In der Anmeldeabteilung sind von drei Rich- 
tern 2 Ingenieure, in den richterlichen Abteilungen beim Dreier- 
senat. 2, beim Fünfersenat 3 Ingenieure. Nur im Obergericht ist 
das technische Element noch nicht gebührend vertreten, weil dort 


» Vgl. auch vvHanffstengel, Neue Wege der Werbung im Maschinen- 
bau in der Zeitschrift „Maschinenbau“ vom 26. August 192. 


von den fünf Richtern nur zwei Professoren der Technischen Hoch- 
schule Budapest sind. Bei dieser Behörde sei noch eine Verbesse- 
rung wünschenswert. Das System habe sich trotz anfänglicher 
Anfeindung von juristischer Seite gut bewährt. Bekanntlich wird 
auch von der deutschen Patentanwaltschaft erstrebt, den Ingenieu- 
ren und Chemikern eine gebührende Stellung im Patentamt zu 
geben und ihnen in der Rechtsprechung eine angemessene Mit- 
wirkung einzuräumen sowie die Rechtsprechung des gewerblichen 
Rechtsschutzes zu vereinfachen und zu zentralisieren. Die Be- 
rechtigung dieser Bestrebungen ist auch wieder durch diesen Vor- 
trag dargetan worden. 


Preise der Patentschriften. — Das Reichspatentamt hat die 
Preise der Patentschriften ab 19. X. für das In- 
land, Danzig und Österreich auf je 60 M, für das übrige Ausland 
auf je 300 Merhöht. 


Druckkostenbeiträge für die Veröffentlichung von Waren- 
zeichen. — Das Reichspatentamt erhebt als Druckkosten- 
beiträge für die Veröffentlichung von Waren- 
zeichen seit dem 17. X. folgende Summen: 


In Stufe 1 450 M In Stufe 5 3600 M 
st [72 2 900 [72 Ir t 6 4850 „ 
ii P 3 1400 „', IR a 18 6100 „', 
ee 4 2350 ,„ 

PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


A. Höchtl. Am 1. Oktober beging Herr Alois Höcht! das 
Fest seiner 25-jährigen Tätigkeit bei den Elektrizitätswerken 
München. Baurat Höchtl hat sich in diesen Jahren zu einer ange- 
sehenen maßgebenden Stellung emporgearbeitet und gilt als Auto- 
rität auf dem Gebiete des Installationswesens. 


Auszeichnungen. — Die Technische Hochschule Stuttgart hat 
aus Anlaß des 75 jährigen Jubiläums der Firma Siemens & Halske, 
A. G., Berlin dem Dr. Georg Erl wein ,dem erfolgreichen Pionier 
deutscher elektrochemischer und elektrotechnischer Arbeit im In- 
und Auslande, dem Dr. phil. Otto Feuerlein, in Anerkennung 
seiner hervorragenden Verdienste um die technologische und kon- 
struktive Ausgestaltung der Metalldrahtiampen, dem Oberingenieur 
Ernst Ölschläger, in Anerkennung seiner hervorragenden 
Verdienste um die Entwicklung der Wechselstromtechnik, dem Ober- 
ingenieur MoritzSchenkel, in Anerkennung seiner hervorragen- 
den Verdienste um Bau und Berechnung der Wechselstrommotoren, 
die Würde eines Dr.-Ing. e. h. verliehen. = Die Technische Hoch- 
schule Karlsruhe verlieh dem Direktor Emmerich Frischmuth 
a: u Schuckert Werke in Siemensstadt die Würde eines 

r.-Ing. e. h. ' 


Hochschulnachrichten, Dr.-Ing. Alfred Fraenckel, bisher 
Chefelektriker der Brown Boveri & Cie. A. G. in Baden (Schweiz), 
hat sich als Privatdozent für Elektrotechnik an der Technischen 
Hochschule in Stuttgart -habilitiert. Außerdem ist er als Beraten- 
der Ingenieur tätig. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung 
und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Leistungsregelung von Elektroden-Dampfkesseln. 


Die in Abb. 5 S. 761 dargestellte Regelung des Wasserstandes ist 
unserer Firma patentiert und von uns verschiedentlich für Dampf- 
kessel ausgeführt worden. Es handelt sich also nicht um eine be- 
condere Ausführung der „Revell-Elektrodenkessel”, die von der 
A. G. Escher, Wyß & Co. und der Maschinenfabrik Oerlikon herge- 
en ven wie aus der Kapitelüberschrift geschlossen werden 

önnte. 

Die Regelungsvorrichtung bei Dampfkesseln mit Überhitzung 
nach Abb. 20, S. 786, entspricht ebenfalls einem von unserer Firma 
herausgenommenen Patent, 

Zu Abb. 12, S. 785, ist zu bemerken, daß der komplette, mecha- 
nische und wärmetechnische Teil des Heizwagens der Schweize- 
rischen Bundesbahnen gleich wie bei der in Abb. 27 dargestellten 
Kesselanlage von unserer Firma erstellt worden ist. Bei diesem 
Kessel ist noch besonders erwähnenswert, daß er mit Einphasen- 
Wechselstrom von 15000 V Spannung betrieben wird. Der Rege- 
lungsbereich einer Elektrode liegt zwischen 150 und 600 kW und 
ist in diesem Umfange dadurch möglich, daß in den Verdampfer- 
röhren eine erhöhte Wasserzirkulation mittels Pumpe stattfindet. 
Die besondere Ausbildung des Heizwagens entspricht Schutzrech- 
en welche Brown, Boveri & Cie., Baden (Schweiz), und uns ge- 
ören. 


Winterthur, den 15. VII. 1922. GebrüderSulzer, 


Aktiengesellschaft. 


1324 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 43. 


26. Oktober 1922. 


Gleitschuh-, Rollen- und Bügelstromabnehmer. 


. In der „ETZ“ 1922 S. 1067 wurden Betrachtungen über Gleit- 
schuh-, Rollen-, Bügelstromabnehmer für Straßenbahnen angestellt 
und die Frage aufgeworfen, ob beı Verwendung der ungeschmierten 
Kohlenbügel auch die lästige Fahrdrahtabnutzung bei geringer Ge- 
schwindigkeit und bei den Haltesteilen auftrete. Nach den bisher 
gemachten Erfahrungen mit dem Kohlenschleifbügel kann von einer 
nennenswerten Abnützung des Fahrdrahtes, auch an den Haltestel- 
len, keine Rede sein. Bei Abnützung des Fahrdrahtes spielt weder 
der Gleitschuh noch der Schleifbüxel eine Rolle, entscheidend ist le- 
diglich das verwendete Material, das den Kupferdraht nicht angreift, 
und dies ist einzig und alleinn ur Kohle. Bei Verwendung von Koh- 
lenschleifbügeln ist das System der Kollektor-Kohlenbürsten für Mo- 
tore auf die Stromabnehmer der Bahn-Öberleitung überıragen. Eine 
metallische Stromabnahme wird stets durch das auftretende Feuern 
an dem Fahrdraht Brandperlen hervorbringen, welche den Kontakt 
beeinträchtigen und stärkere Flammenbildung nach sich ziehen, An- 
ders verhält sich die Stromabnahme durch Kohle. Bei genügend brei- 
ter Anlagefläche und geeigneter Konstruktion des Schleifbügels, der- 
gestalt, daß die Anlagefläche dem Höhenunterschied des Fahrdrahtes 
folgen kann, wirkt die Kohle polierend auf den Fahrdraht. Eine sich 
auf lange Zeit erstreckende Kontrolle des Fahrdrahtes beim Betrieb 
mit Kohlenschleifbügeln hat die Tatsache ergeben, daß die Schonung 
des Fahrdrahtes ganz außerordentlich ist und praktisch von einer 
Abnützung nicht die Rede sein kann. Es ist deshalb nicht zuviel be- 
hauptet, wenn man beim Betrieb mit Kohlenschleifbügeln den Fahr- 
draht als den wirtschaftlichsten Teil des ganzen Betriebes in bezug 
auf Unterhaltung und Ergänzung bezeichnet. 


Nürnberg, 29. VIII. 1922. H. Japp. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Technik im Weltkriege. Unter Mitwirkung von 
45 technischen und militärischen, fachwissenschaftlichen Mit- 
arbeitern herausgegeben von Generalleutnant M. Schwarte. 
Mit zahlreichen Textabbildungen. X u. 610 S. in 8°, Verlag von 
E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1920. Preis geb. 4u M. 


Dieses Buch gibt eine zusammenfassende Darstellung aller im 
Weltkrieg zur Anwendung gekommenen technischen Hilfsmittel, 
und man muß sagen, daß es dem Verfasser durch dıe richtige Aus- 
wahl seiner Mitarbeiter gelungen ist, dieses Ziel fast restlos zu 
erreichen. Dem Ingenieur, aber auch dem gebildeten Laien ist es 
eine Freude, in so übersichtlicher Weise zusammengestellt zu 
sehen, wie auf allen Gebieten die deutsche Wissenschaft und Tech- 
nik dazu beigetragen hat, den Krieg, der uns von allen fremden 
Hilfsmitteln abgeschnitten hat, vier Jahre gegen die Übermacht 
der ganzen Welt zu führen. Für uns Techniker ist es aber ganz 
besonders erfreulich, daß diese Errungenschaften des Krieges nicht 
zugleich mit dem Kriege verloren sind, sondern dazu beitragen 
werden, den wirtschaftlichen Sieg im Frieden zu erringen. 

Sachlich zerfällt das Buch in 3 Hauptteile, welche die tech- 
nischen Hilfsmittel des Landkrieges, des Seekrieges und der Heimat 
behandeln. Dererste Teilist unterteilt in Infanterie-Fernkampf- 
waffen, Infanterie-Nahkampfwaffen, Geschütze nebst Munition, 
Pulver und Sprengstoffe, optische Hilfsmittel, Pionıerkampfmittel, 
Luftkampf- und Aufklärungsmittel, Kampffahrzeuge, Verkehrs- 
mittel, Nachrichtenwesen, Gaskampf und Gasabwehrmittel, Kriegs- 
geologie und die Technik in der Etappe. DerzweiteTeil enthält 
den Kriegsschiffbau, Torpedo, Schnell- und Fernlenkboote, Schiffs- 
maschinenanlagen, Unterseeboote, Schiffs- und Küstengeschütze, 
Torpedos und Minen, Signalwesen, Marineluftfahrt, Hafen, Werften 
und Dockanlagen. Der dritte Teil enthält die Errungen- 
schaften der Lebensmittelgewerbe, die Technik der Metallwirt- 
schaft, Textil-, Leder- und Kautschukersatz, die Stickstoffgewin- 
nung, die Umstellung auf Friedensindustrie und die technischen 
Errungenschaften im Sanitätswesen. 

Das Ganze wird abgeschlossen durch vorzügliche Bildertafeln. 
Infolge der Reichhaltigskeit des Stoffes ist die Darstellung auf das 
Wesentliche beschränkt, ohne daß sie an Klarheit und Verständ- 
lichkeit eingebüßt hat. Besser wäre es aber gewesen, wenn an 
manchen Stellen der leise erklingende politische Unterton ver- 
mieden worden wäre, auch die kritischen Vergleiche mit den Lei- 
stungen des Auslandes sind nicht immer ganz unparteiisch aus- 
gefallen. 

Das Buch sollte als Dokument deutschen Fleißes und deutschen 
Wissens in keiner Bibliothek fehlen, damit es den technischen 
Kreisen immer als Ansporn dient, sich auch im öffentlichen Leben 
die Mitbestimmungsrechte zu sichern, die nötig sind, damit die Tech- 
nik nicht nur Nothelferin bleibt, sondern in Zukunft Führerin wird. 


Ch. Krämer. 


Handbibliothek für Bauingenieure. Ein Hand- und 
Nachschlagebuch für Studium und Praxis. Herausgegeben von 
Prof. Robert Otzen. Il. Teil: Eisenbahnwesen und Städtebau. 
Bd. 1: Städtebau. Von Prof. Otto Blum, Prof. G. 


Schimpft t und Dr.-Ing. W. Schmidt. Mit 482 Abb. XIV 
u. 478 S. in 4°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1921. 


In der großangelegten Handbibliothek für Bauingenieure irt 
nun vom II. Teil „Eisenbahnwesen und Städtebau” der 1. Band 
„Städtebau“ herausgekommen. Unter diesem schlichten Titel hat 
man sich also den Städtebau in seinen Beziehungen zum Eisenbahn- 
wesen, d. h. zu den Verkehrseinrichtungen vorzustellen. Es ist be- 
kannt und in der Neuzeit ganz besonders deutlich geworden, daß im 
Städtebau, oder um ganz allgemein zu sprechen, in städtischen Siel- 
lungen, das Verkehrsproblem eine Lebensfrage bedeutet. Zahlreiche 
Einzelarbeiten sind darüber im Laufe der letzten Jahrzehnte ge- 
schrieben worden, doch hat es an einem zusammenfassenden Werke 
gefehlt, das diese z. T. nur schwer zu erlangenden Einzelstudien 
ersetzt und so dem Fachmann als ein nützlicher Leitfaden bei seinen 
Arbeiten dient. 

Es galt also, in diesem neuen Bande des Sammelwerkes den Ver- 
kehrs- und Bauingenieur zu Wort kommen zu lassen, wobei aber 
auch die Maschineningenieurwissenschaft zu beachten war. Dre: 
ausgezeichnete Kenner des Faches haben sich hier zusammengefun- 
den: O. Blum, der inzwischen verstorbene G. Schimpff und 
W.Schmidt 

O. Blum wendet sich nach einem geschichtlichen Überblick 
über die Entwicklung der Städte dem Bebauungsplan zu. Er deckt 
hierbei schonungslos die Mängel bestehender Anlagen auf und läßt 
daneben auch die gesundheitlichen und künstlerischen Forderungen 
voll zu ihrem Rechte kommen. Als ein ununterbrochener Faden 
ziehen sich durch alle seine Ausführungen gemäß dem Zwecke des 
ganzen Buches die Beziehungen zwischen Stadt und Verkehrsmittel, 
die sich auf Personen- und Güterförderung erstrecken. Mit Recht 
wendet sich Verfasser gegen die Überschätzung der Anforderungen 
an die Straßenbreite und sagt, daß der geschickte Städtebauer tat- 
sächlich mit sehr wenigen Verkehrsstraßen und aucn mit verhältnis- 
mäßig geringen Breiten auskomme (S. 30). Hier wäre vielleicht 
noch ein Hinweis auf die in den Hauptverkehrsadern großer Städte 
sich neuerdings stark bemerkbar machende Verkehrssättigung am 
Platze gewesen, die der neuzeitlichen Entwicklung des Automobii- 
verkehrs eine Schranke zieht. So ziehen es z. B. viele Besitzer von 
Automobilen in New York heute schon vor, zu den Hochbahnen zu- 
rückzukehren, weil sie infolge der trotz einer ausgezeichneten Ver- 
kehrsregelung sich häufenden Wagenstauungen in den Avenuen 
nicht mehr rasch genug voran kommen. Dasselbe Schicksal würde 
natürlich auch die heute in Großstädten zur Entlastuug der Straßen- 
bahnen mehr und mehr aufkommenden Automobilomnibusse ereilen. 
Von einschneidender Bedeutung sind nun weiter die Ausführungen 
des Verfassers über die Abwicklung des Bahnhofsverkehrs, also de: 
besonderen Verkehrs zwischen Stadt und Eisenbahn. Das hier über 
die Bahnhofsvorplätze Gesagte ist auch auf die Plätze vor Theatern, 
Ausstellungen und überhaupt jedem großen verkehrsreichen Ge- 
bäude anwendbar. 

Neben den rein städtischen Verkehrsmitteln finden dann auch 
noch die Fernbahnen und hierbei besonders der überaus lebenswich- 
tige Güterverkehr in ihren Beziehungen zur Stadt eine eingehende 
Behandlung. Daran schließen sich endlich Erörterungen über Frei- 
flächen und Grünanlagen sowie über die Wohnungen. Hier ist Ver- 
fasser bei aller warmen Teilnahme für das städtische Haus der An- 
sicht, daß das Einfamilienhaus gegenüber dem Mietshaus aus wirt- 
schaftlichen Gründen wohl noch zunächst ein frommer Wunsch 
bleiben müsse. 

Der nächste Abschnitt des Buches „Die städtischen Verkehr: 
mittel” vonG.Schimpf£ffstellt die letzte Arbeit des leider so früh 
verstorbenen hervorragenden Eisenbahnfachmannes vor. Sie bildet 
den größeren Teil des Buches und für sich ein abgeschlossenes, 
in aller wissenschaftlichen und technischen Kürze verfaßtes Lehr- 
buch für den Bau elektrischer Straßen- und Stadtschnellbahnen. Von 
den verkehrstechnischen Grundlagen ausgehend, behandelt dieser 
Abschnitt der Reihe nach die Verkehrsmittel in ihrer technischen un! 
verkehrstechnischen Bedeutung. Man findet darin die Richtlinien 
für den Entwurf des Verkehrsnetzes, die Linienführung, den Bahn- 
körper, Oberbau und die Stromzuführungen an Hand theoretischer 
Erwägungen und.zahlreicher Beispiele aus der Praxis, die Bahnhöf:. 
Werkstätten und endlich die Betriebsmittel im engeren Sinne, d. h. 
Fahrzeuge für die in Frage kommenden Bahnarten, erörtert. Kapitel 
üb«r die Signaleinrichtungen, Tarifgestaltung, Verkehrspolitik und 
Verwaltung bilden den Schluß. Neben den Schienenbahnen finden 
auch die neuzeitlichen Omnibusunternehmungen eingehende Berück- 
sichtigung. 

Der dritte und letzte Teil des Buches von W.Schmidt istdem 
Straßenbau, der Straßenreinigung und Müllbeseitigung gewidmet 
Reichhaltige Literaturverzeichnisse zu jedem der drei Teile de: 
Buches und zum Schluß ein nach Buchstaben geordnetes Sachregistrr 
dienen dem Leser zur Orientierung und weiteren Verfolgung d-r 
einzelnen Fragen. Eine besondere Anerkennung verdienen die zahl- 
reichen, klaren und das Charakteristische mit wenigen Strichen wie- 
derzebenden Abbildungen, der gute Druck und das handliche Format 
des Buches. Zehme. 


SindSteuerersparnissemöglich? Von H.Rohdeu. 
Fr.Schröder. left 1: Teil 1: Allgemeines, Teil 2: Reichsein- 
kommensteuer. 2.,erw. Aufl. 88S. in 8°. 'Industrieverlag Spaeth 
& Linde, Berlin 1922. Preis 17,50 M, 


26. Oktober 1922. 


Im Interesse der Allgemeinheit wollen die Verfasser nach dem 
Vorworte ihres Werkes die „Geheimwissenschaft der Steuererspar- 
nisse“ ihres geheimen Charakters entkleiden und die Steuerpflichti- 
gen instandsetzen, selbst zu unterscheiden, von welchen Ersparnis- 
möglichkeiten sie Gebrauch machen können, und was auf diesem Ge- 
biete verboten ist. Da in vielen Fällen aus Unkenntnis mehr Steuern 
entrichtet werden, als der Gesetzgeber es selbst wünscht, so werden 
die Steuerpflichtigen dieses Buch sehr begrüßen. Es liegt bereits in 
‚weiter Auflage vor. Bei der Schwierigkeit des Stoffes, der infolge 
jer wiederholten Gesetzesänderungen und der sich dazu bildenden 
Auslegung der Finanzbehörden und Gerichte dauernden Ergänzun- 
cen unterliegt, erhebt es nicht den Anspruch darauf, eine erschöp- 
fende und systematische Darstellung zu geben. Sein Inhalt ist aber 
. loch so reich und die Darstellungsweise dank den zahlreichen auf 
lie Bedürfnisse des Privatmanns und des Gewerbetreibenden zuge- 
‚chnittenen, zum Teil der Rechtsprechung entnommenen Beispielen 
x leicht faßlich und übersichtlich, daß es seinen Lesern großen 
Nutzen bringen und viele Unsicherheiten beseitigen wird. Hinge- 
; wiesen sei nur auf die allgemein interessierenden Ausführungen 
über die verschiedenen Arten von Abzügen des $ 13 EStG.. über die 
Ermäßigungen gem. $ 26 a. a. O. und über die steuerliche Behandlung 
ler Zuwendungen an Unterhaltsberechtigte. Arbeitgeber und Ar- 
heitnehmer wird das Kapitel „Errichtung von Pensionskassen”, 
Grundbesitzer Abschnitt II über die Ersparnisse aus Grundbesitz 
interessieren, während die Gewerbetreibenden in Titel IV „Erspar- 
nisse bei kaufmännischer Buchführung” viel wertvolle Fingerzeige 
iber die Aufstellung der Inventur, die Behandlung nicht realisier- 
ter Konjunkturgewinne, von Börsenverlusten und Gewinnen und 
über Abschreibungen und Rücklagen jeder Art finden werden. Auch 
die Finanzbehörden werden mit der Tendenz des Buches einver- 
standen sein, da es dazu beitragen wird, die steuerlichen Verhält- 
- nisse der Pflichtigen klarer zu gestalten. 

Regierungsrat Oswald. 


Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Neue Tabellen zum Steuerabzug. Gültig ab 1. VIII. 1922. Von 
Regierungsrat Schlör. 4. Aufl. Mit 10 Tabellen. 11 S. in 8°, Industrie- 
verlag Spaeth & Linde, Berlin 1922. Preis 120 M. 


Geschichte der Gasmotorenfabrik Deutz. Von Prof. Conrad 
Matschoss. Mit zahlr. Abb. VIII u. 152 S. in 4%. Verlag des Vereins 
deutscher Ingenieure Berlin 1922. Zu beziehen durch die Verlagsbuch- 
handlung Julius Springer, Berlin. Preis 150 M. 


Die steuerliche Bewertung des Vermögens. Von Dr. Fritz Hauss- 
mann, Dr. Heinrich Höpker, u. Dr. Richard Rosendorff. 291 S. in 80. 
‚Industrieverlag Spaeth & Linde, Berlin 1922. Preis 180 M, geb. 220 M. 


Die Außenhandels-Kontrolle.e. Kommentar zu den Ein- u. Ausfuhr- 
bestimmungen nebst statistischem Warenverzeichnis. Von Juliva Bokies, 
Kurt Friedrich, Dr. u. Kurt Rosenberg. Bd. I. Die Ein- u. 
Ausfuhrverordnungen nebst Kommentar. VIII u. 314 
S. in 8. Bd. II. Statistisches Warenverzeichnis mit An- 
gabe der Bekanntmachungen über die Arsfuhrverbote und der Einfuhr- 
freiheit der zur Erteilung der Ein- u. Ausfuhrbewilligung zuständigen 
Stellen, der Ausfuhrabgaben und der Zollsätze. Abgeschl. am 8. April 
1922. VIII n. 228 S in 80. Industrie verlag Spaeth & Linde, Berlin 1922. 
Preis für beide Bände 230 M, geb, 290 M. 


„Siemens Handbuch“. Elektrische Installation für Licht und 
Kraft. Von Dipl.-Ing. P. Stern. Mit 365 Abb. XVI u. 224 S. in 8°, 


Herausgegeb. vom Literarischen Bureau der Siemens-Schuckertwerke 
Berlin 1922. 


Aus Handel, Industrie und Technik. Briefwechsel und Musterbeispiele. 
Von Alfred Schlomann. Heft 1—6. Verlag von R. Oldenbourg, München 
u. Berlin 1922. Preis 660 M freibleibend. 


Fortschritte der Technischen Physik. Vorträge von der 2. Jahres- 
tagung der deutschen Gesellschaft für technische Physik in Jena vom 
19. bis 25. IX. 1921. Von der Deutschen Gesellschaft für tech- 
nische Physik E. V. genehmigter Sammelabdruck der 3 Jena-Sonder- 
nummern der Zeitschrift für Technische Physik. 111 S. in 80. Verlag von 
Joh. Ambrosius Barth, Leipzig 1922. Preis 48 M. 


Handbibliothek für Bauingenieure. Ein Hand- und Nachschlage 
buch für Studium und Praxis. Von Gch. Reg.-Rat Prof. Rob. Otzen. 
II Teil: Eisenbahnwesen und Städtebau. Bd. 7: Sicherungsanlagen 
im Eisenbahnbetriebe auf Grund gemeinsamer Vorarbeit mit Prof. 
Dr.-Ing. M. Oder +: Verfaßt von Prof. Dr.-Ing. W. Cauer. Miteinem An- 
hang : Fernmeldeanlagen und Schranken Von Dr.-Ing F. Ger- 
stenberg. Mit 484 Abb. im Text und auf 4 Tafeln. XVI u. 459 S. in 8°. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. 


Die sozialen Organisationen. Von Dr. Emil Lederer. „Aus Natur 
u. Geisteswelt‘‘ Bd. 545, 2. Aufl. 130 8. in kl. 80. Verlag von B. G. Teubner, 
Leipzig u. Berlin 1922. Preis 38,40 M, geb. 48 M. 


Einführung in die Hochspannungstechnik. Von Dr.-Ing. K. 
Fischer. „Sammlung Göschen.‘‘ Bd. 609, Teil I: Die Vorgänge in Isolier- 
körpern und isolierten Leitungen. 3. Aufl. Mit 77 Abb. 119 S. in 16°. 
Verlag der Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter 
& Co., Berlin u. Leipzig 1921. Preis 48 M. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 


1325 


Der Lohnabzug. Auf Grund der Einkommensteuernovelle vom 20. Juli 
1922 und der abgeänderten Durchführungsbestimmungen vom 21. Juli 
1922. Von Rechtsanwalt Dr. Fritz Koppe. 204 S. in 8°. Verlag von 
Späth & Linde, Berlin 1922. Preis 78 M, geb. 98 M, Halbleinen geb. 92 M. 


Kommentar zum Reichsmietengesetz nebst den Ausführungsvor- 
schriften der wichtigsten Länder und den Ortsverordnungen von Berlin, 
Frankfurt a. M., Köln, Leipzig. Von Wilh. Walther u. Max Diefke. 
VIII u. 263 S. in 8°. Verlag von Otto Liebmann, Berlin 1922. Preis 135 M. 


Wärmelehre und Chemie für Kokerei- und Grubenbeamte. 
Von Dr. H. Winter. Mit 104 Textabb. IV u. 209 S. in 80, Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1922. | 

Die technische Mechanik des Maschineningenieurs mit besonderer 
Berücksichtigung der Anwendungen. Von Prof. Dipl.-Ing. P. Stephan. 
Bd. 3: Bewegungslehre und Dynamik fester Körper. Mit 264 Textabb. 
IV u. 252 S. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. 

Wärmestrom-Bilder (Sankey-Diagramme) aus dem Eisen- 
hüttenwesen. Nach eigenen Versuchen oder Versuchen der angeschlosse- 
nen Werke gesammelt und herausgegeben von der Wärmestelle Düssel- 
dorf des Vereins deutscher Eisenhüttenleyute. Mit 11 Abb. u. 2 Tafeln. 
28 S. in gr. S®. Verlag Stahleisen m. b. H., Düsseldorf 1922. Preis 120 M. 


Technisches Hilfsbuch. Herausgegeben von Schuchardt & Schütte. 
5. Aufl. Mit 500 Abb. u. 7 Tafeln. XI u. 462 S. in 80. Kommissionsverlag 
von Julius Springer, Berlin 1922. 


Sonderabdrucke. ` 


Das magnetische Feld in den Lufträumen elektrischer Ma- 
schinen. Von Rudolf Richter. „Archiv für Elektrotechnik‘, Heft 3, 
1922, 

Schaltung zur Untersuchung von Motoren im Anlauf. Von Rudolf 
Richter. ‚Elektrotechnik und Maschinenbau‘‘, Heft 14, 1922. 

Passungssysteme. Von Otto Kienzle. „Werkstattstechnik‘‘, Heft 4. 
1922. 

Aus der Geschichte der deutschen Fernmeldetechnik. Von 
Ing. L. Werner. „Illustrierte Elektro-Woche‘‘, 3. Jahrg. 1922. Sonder- 
nummer „Über Fernmeldetechnik‘. 


Doktordissertationen. 


Über die Verwendbarkeit des künstlichen Kautschuks 
Technische Hoch- 


Kurt Geisler. 
(Methylkautschuk) für elektrische Isolierungszwecke. 
schule Berlin 1919. 


Ernst Klein. Kraftbedarf der Feinspinn- und Zwirnmaschinen. 
nische Hochschule Berlin 1922. 


Val. Litz. Die Vorteile dor Massenherstellung von Maschinenteilen gegen- 
über ihrer Einzelherstellung im’ allgemeinen Maschinenbau. Technische 
"Hochschule Berlin 1921. 


Conrad Harmsen. Über die Grundlagen der Nautik des Luftmeeres. 
Technische Hochschule Berlin 1921. 


Georg Müller. Über die Vergasung rheinischer Rohbraunkohle und ihren 
Verlauf bei Anwendung einer Vortrocknung. Technische Hochschule 
Berlin 1922. 


Kurt Thielsch. Die Bedeutung des Dampfdruckes für den Bau und die 
Wirtschaftlichkeit von elektrischen Großzentralen. Technische Hoch- 
schule Berlin 1920. 


Fr. Klemann, Über die zweckmäßigste Buchführungsart in Öffentlichen 
Wirtschaftsbetrieben unter Berücksichtigung der Finanzwirtschaft. 
Technische Hochschule Berlin. - 


H. Briefs, Beiträge zur analytischen Chemie des Vanadins mit Berück- 
sichtigung der Untersuchung eisenhüttentechnischer Stoffe. Technische 
Hochschule Berlin 1921. D 


E. Wandeberg, Beiträge zur Kenntnis des Schleichens der Drehstrom- 
Asynchronmotoren. Technische Hochschule Berlin 1921. 


M. Schlipköter, Wirtschaftlichkeit neuzeitlicher Hochofengasreinigungen 
im Ruhr- und Mincttebezirk. Technische Hochschule Berlin 1920. 


F. Beitter, Der Dampfzusatz im Generatorbetrieb. Technische Hochschule 
Berlin 1921. 


W. Krebs, Studien über die Abbindefähigkeit von basischen Hochofen- 
schlacken. Technische Hochschule Berlin 1921. 


F. Pacher, Über Fehlstellen in Blöcken von siliziertem Siemens-Martin- 
Stahl und deren Vermeidung. Technische Hochschule Berlin 1921. 


W. Berndt, Zur Kenntnis des Schwelteers aus mitteldeutscher Braun- 
kohle. Technische Hochschule Berlin 1922. 


K. von Mücke, Der Butzinger Golderzdistrikt im Siebenbürgischen Erzge- 
birge, sein geologischer Aufbau und seine Lagerstätten. Technische Hoch- 


schule Berlin 1914. 


Max Schulze, Ein Beitrag zur Theorie der binären Gemische. Technische 
Hochschule Berlin 1919. 


A. Spilker, Beitrag zur Berechnung des durch einen vollwandigen Balken 
verstärkten steifen Bogens und verwandter statischer Systeme. Technische 
Hochschule Berlin 1922. 


A. S. Schott, Die Verarbeitung kupferarmer, kalk- und magnesiahaltiger, 

oxydischer Erze auf nassem Wege. Technische Hochschule Dresden 1920. 
Fritz Paul Müller, Synthetischer Aufbau der Gruppe der Berührungstrans- 
` formation der Kugeln. Technische Hochschule Dresden 1921. 


Tech- 


1326 


Ludwig Krauß, Untersuchung selbsttätiger Pumpenventile und deren Ein- 
wirkung auf den Pumpengang. Technische Hochschule Dresden 1913. 
Eduard Caspari, Wirkungen der Unsymmetrien bei Doppel-Freileitungen 

und ihre Beseitigung durch Verdrillung. Technische Hochschule Darm- 


stadt 1920. 
Zeitschriften. 


Archiv für Elektrotechnik, 1922 Bd. XI, Heft 5 enthält folgende 
Arbeiten: H. Hemmeter, Die Berechnung von eisenlosen Drossel- 
spulen. R. Dieterle, Die Schutzerdung bei der dieelektrischen Verlust- 
messung an Hochspannungskabeln. K. H. Warfvinge, Über elektrische 
Energieübertragungen. V. Engelhardt, Verwendung des magnetischen 
Spannungsmessers in der Kompensationsschaltung. 

„Archiv für Elektrotechnik‘‘, Bd. XI, 1922, Heft 6, enthält folgende 
Arbeiten: W. Schröder, Berechnung der Eigenschwingungen der doppel- 
lagigen langen Spule. J. Spielrein, Vektorielle Darstellung der Lorenz- 
transformation. K. W. Wagner, Die Eigenfrequenzen einlagiger Spulen. 

„Werkstattstechnik‘, XVI. Jahrg. 1922, Heft 18. Industrielle 
Psychotechnik. Verlag von Julius Springer, Berlin. Preis 50 M. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Wirtschaftslage !). Der Monatsbericht des ‚‚Reichs- Arbeits- 
blattse‘‘ vom 11. X. konstatiert für eine Reihe von Gewerbezweigen im 
September ein Abflauen der durch den Sturz der Mark im Vormonat aus- 
gelösten Deckungskäufe der Verbraucherkreise infolge der Kapital- und 
Kreditnot und des allgemeinen Sinkens der Kaufkraft im Inlande. 
Der Rückgang der Bestellungen hat sich aber i. a. im Beschäftigungsgrad der 
Industrie noch nicht ausgewirkt, weil Aufträge aus den Vormonaten vor- 
läufig noch die Tätigkeit der meisten Unternehmungen sicherten. Doch zei- 
gen das Wachsen der Zahl der Arbeitsuchenden und Meldungen über Betriebs- 
einschränkungen, daß die noch ungewöhnlich günstige Lage des Arbeits- 
marktes nicht ungeschmälert fortbestehen wird. 

* In der Elektroindustrie hat sich die Zurückhaltung der Kundschaft 
mit Bestellungen trotz reichlichen Bedarfs weiter verstärkt, weil es an 
flüssigen Mitteln fehlt. Der Beschäftigungsgrad ist nach 80 Einzelberichten 
(für 0,176 Mill. Arbeitnehmer) gegenüber dem des Vormonats im ganzen un- 
verändert geblieben; 81% dieser Arbeiterschaft gehörten Unternehmungen 
mit befriedigendem Geschäftsgang an, der Anteil der gut beschäftigten 
Werke hat sich von 17 auf 16% verringert. Nach den Angaben der Landcs- 
arbeitsämter mußten wegen Arbeitsmangel vereinzelt Arbeiterentlassungen, 
z. B. in einem Kölner Kabelwerk, vorgenommen werden. Viele Berichte 
heben Mangel an Roh- und Hilfsstoffen hervor. Im übrigen kann auf die 
Darlegungen der pronaren Handelskammern (ETZ 1922, S. 1276) ver- 
wiesen werden. Lohnerhöhungen sind verschiedentlich eingetreten; so 
wird z. B. eine außertarifliche Zulage von etwa 10% erwähnt. Die Lage der 
elektrotechnischen Porzellanindustrie in Schlesien scheint nach wie vor 
wenig zu befriedigen, in Thüringen war sie dagegen verhältnismäßig gut. 


Indexziffern. — Der Kaufkraftindex der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ 
betrug in der Woche vom 7. bis 13. X. 503,96 (418,62 i. Vw.), d. h. die In- 
andkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen, besaß nur 


noch sii ihres Vorkriegswertes und, am Dollarmittelkurs in Berlin (2601,66) 


gemessen, nur noch den 620. Teil ihres Außenwertes der Vorkriegszeit. Ge- 
genüber einer Steigerung des: Dollarmittelkurses um 32,4%, hat sich das 
Großhandelspreisniveau, am Kaufkraftindex gemessen, nur um 20,3%, er- 
höht. Die Meßziffer der Warengruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle 
ist von 462,14 auf 542,22, also um 17,3% gewachsen, die Metallpreise haben 
sich durchschnittlich um 33,8%, die Eisenpreise um rd 50% erhöht. 


Die deutsche Industrie zur Verordnung gegen die Speku- 
lation in ausländischen Zahlungsmitteln. — Der Reichsverband 
der deutschen Industrie hat in einer Eingabe an den Reichskanzler 
sein stärkstes Befremden darüber ausgesprochen, daß die inzwischen im 
RGBI. 1922, I, S. 795, veröffentlichte Verordnung gegen die Spekulation 
in ausländischen Zahlungsmitteln vom 12. X. und die vom Reichswirtschafts- 
minister dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen ohne Anhören industri- 
‘oller Sachverständiger erlassen worden sind. Die Industrie müsse diese 
Nichtberücksichtigung umso eigenartiger empfinden, als sie sich durch ihre 
Zentralvertretung dem Reichswirtschafteministeium gegenüber verpflichtet 
habe, durch Einwirkung auf ihre Mitglieder die Zwangsregulierung in Aus- 
landswährung bei Inlandgeschäften gemäß der Entschließung des wirt- 
schaftepolitischen und finanzpolitischen Ausschusses des Vorläufigen Reichs- 
wirtschaftsrats unmöglich zu machen. Der Reichsverband hält seine sch wer- 
wiegenden grundsätzlichen Bodonken gegen eine gesotzliche Regelung 
der in Frage kommenden Materie in vollem Umfange aufrecht und ersucht 
die Reichsregierung dringend, vor Inkrafttreten eines endgültigen Gesetzes 
zur Bekämpfung der Devisenspekulation durch ihn die industriellen Sach- 
verständigen über die Wirkung einer derartigen Regelung gutachtlich zu 
hören, u. zw. umgehend, weilinfolge der in vielen Punkten gänzlich unklaren 
Fassung der Verordnung selbst wie der Ausführungsbestimmungen eine 
. Unsicherheit in das Wirtschaftsleben und insbesondere in die Abwicklung 
in- und ausländischer Geschäfte hineingetragen werde, die schwere wirt- 
schaftliche Erschütterungen zur Folge haben müsse und vielfach deutsche 
Unternehmungen zugunsten ausländischer Firmen ausschalte. Die Industrie 
müsse namentlich darauf bestehen, daß laufende Geschäfte unbeschadet der 


ı) Vgl. „ETZ“ 1922, 8 1222. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 


ie 


26 Oktober 1922. 


Vorschriften der Verordnung unter gleichen Bedingungen reguliert werden 
können, unter denen sie abgeschlossen wurden. Ferner müsse die Zahlung 
in Auslandwährung an Importeure und einführende Fabrikanten auf Grund 
der Bestimmungen des $ 14 der Verordnung (Ausnahmen von deren Be- 
stimmungen) gestattet werden. — Auch zahlreiche andere Körperschaften 
haben ernste Einwände gegen die Notverordnung erhoben. 


Reichsarbeitsverwaltung. — Das 1920 errichtete Reichsamt für 
Arbeitsvermittlung hat nunmehr die Bezeichnung Reichsarbeitsver- 
waltung erhalten und bildet von dieser im Sinne des Arbeitsnachweisge- 
setzes von 1922 jetzt eine Abteilung. 


Umsatzsteuer. — In dem Entwurf zur Abänderung des Landes- 
steuergesetzes wird eine Erhöhung der Umsatzsteuer von 2 auf 2,5", 
vorgeschlagen. 


Neues Einlösungsverfahren für englische Reparationsgut- 
scheine. — Das bei Einlösung der englischen Reparationsgut- 
scheine seit dem 1. VI. angewendete Verfahren bietet technisch erhebliche 
Schwierigkeiten, weil die Grundbedingungen hierfür in zahlreichen Fällen 
nicht erfüllt werden und es deutscherseits nicht möglich war, diesem Übel- 
stande abzuhelfen. Infolgedessen hat die Friedensvertrag-Abrechnungs- 
stelle G. m. b. H., Charlottenburg, seit dem 15. X.einneues Einlösungs- 
verfahren eingeführt, das die genannten Mängel beseitigt, ohne die Möglich- 
keit der Kurssicherung Sifsuhelen. Es ist in einem Merkblatt der Friedens- 
vertrag-Abrechnungsstelle niedergelegt, das die „Deutsche AußenhandtIs- 
Korrespondenz‘ vom 16. X. wiedergegeben hat, und dessen Beachtung allen 
Exporteuren dringend empfohlen wird. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Nach den neuen, diesem Heft beiliegenden 
Festsotzungen der Preisstelle Nr. 70 (grün) und 70 A (gelb) sind die Teue- 
rungszuschläge mit Ausnahme der Gruppen Glühlampen und Heiz- und 
Kochapparate sowie der Ziffer 71 durchweg weiter erhöht worden, ebenso 
der Mindestpreis für Transformatoren- usw. Öl. Sie gelten vom 19. bis 25. X. 
Für die Umrechnungsmultiplikatoren sind nunmehr die Angaben der Ta- 
bellenausgaboe 20c maßgebend. Sonderabdrücke der Festsetzungen 
können nach wie vor vom Verlag Julius Springer, Berlin W 9, Linkstraße ?3 
und 24, u.zw. bis auf weiteres zum Preise von je 4 M zuzüglich Porto, bezogen 
werden. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Seit dem 10. X. sind die Ausfuhrmindest preise für 
Elemente und seit dem 14. X. die für Taschenlampenbatterien be 
züglich der Länder, nach denen in Reichsmark verkauft werden dari. 
geändert worden. Auch die Preise für Niedervolt- und Taschen- 
lampen-Glühbirnen haben eine Änderung erfahren. Nähere: 
bei der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. Nach einem Hin- 
weis des Reichskommissare für Aus- und Einfuhrbewilligung steht allei: 
dem Reichskommissar zur Ausführung von Aufbauarbeiten in den zer- 
störten Gebieten die Entscheidung darüber zu, ob bei Reparations- 
lieferungen im freien Verkehr an Frankreich eine Ware der Liste à 
des Bemolmans-Abkommens zuzurechnen und deshalb dem betreffen- 
den Vertrage deutscherseits die Zustimmung zu versagen ist. — Die Fran- 
zösische Handelskammer in den Rheinlanden (Mainz, Rheinstr. 65) ver- 
öffentlicht in ihren Monatsheften regelmäßig eine Liste deutscher Unter- 
nehmen, die an den Reparationslieferungen nach dem Wies- 
badener Abkommen teilzunehmen beabsichtigen. Firmen, die in dies 
Liste kostenlos eingetragen zu werden-wünschen, wollen sich unter genauer 
Angabe der in Betracht kommenden Waren und Beifürung von Rückpertc 
an die genannte Stelle wenden, die auch jede Auskunft erteilt. — Bei Waren. 
die einer Ausfuhrbewilligung nicht bedürfen, ist die Presseabgabe (1},,"x 
des Ausfuhrwertes) durch Verwendung von Rückvergütungsmarken z327 
entrichten. die vom Absender auf der Rückseite der Ausfuhrerklärung bı». 
auf einer Fahne dazu aufzukleben und zu entwerten sind. Die Umrechnung 
des etwa in ausländischer Währung angegebenen Wertes erfolgt nach den 
Bestimmungen für die statistische Gebühr. Sendungen im Wert unter 
10 00N M sind abgabefrei. Für das besetzte Gebiet fehlt noch die bezüglich* 
Entschließung der Interalliierten Rheinlandkommission. — Wegen der 
Stellung der Interalliierten Rheinlandkommission zur Ausfuhr von Re- 
parationsware aus dem besetzten Gebict ist es notwendig, daß dir 
deutsche Vertragspartei den Antrag auf Ausfuhrgenehmigung nicht nur be 
der zuständigen Außenhandelsstelle, sondern gleichzeitig auch bei dem Aus- 
und Einfuhramt Bad Ems einreicht, weil andernfalls damit zu rechnen ist. 
daß die Ware wegen Fehlens einer Ausfuhrgenehmigung des genannten 
Amtes an der Grenze zurückgehalten wird. — Das Goldzollaufgeld 
ist vom 25. bis 31. X. auf 53 900 %/, erhöht worden. 


England. — Im September sind elektrische Waren und Apparate 
im Wert von 129488 £ eingeführt worden, also um 5775 £ mehr als m 
gleichen Monat des Vorjahres (123713 £). Die Ausfuhr hatte einen Weri 
von 524 142 £ und war damit um 400 625 £ geringer als im September 19] 
(924 767 £). 


Portugal. — Da die portugiesische Regierung der Vereinbarun? 
zwischen der Reichsregierung und der Reparationskommission vom 2. Y} 
beigetreten ist, können die deutschen Sachlieferungen im Rahmen des 
genannten Abkommens auf dem Wege freier Verträge zwischen deutschen und 
portugiesischen Staatsangehörigen ausgeführt werden. Auf das Lieferunt: 
verfahren findet die Bekanntmachung über Ausführung von Reparstioß' 
lieferungen im freien Verkehr an Belgien vom 2. X. Anwendung. 


26. Oktober 1922. 


——— 


V. S. Amerika. — Im Juli hat der Wert der ausgeführten elek. 
trischen Maschinen und Apparate 4,350 Mill. $ betragen (6,314 i. V.). An 
Glühlampen sind 0,385 Mill. Stück exportiert worden (0,474. V.). Die Ein- 
fuhr letzterer betrug 1,941 Mill. Stück (1,310 i. V.). 


Neue Gesellschaften. — Elektrochemie ‚‚Feith‘‘' G. m. b. H., 
Düsseldorf-Oberkassel. Gegenstand: Ausnutzung und Verwertung elektro- 
technischer Verfahren sowie Bau und Vertrieb aller in das Fach schlagenden 
Maschinen und Apparate. Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Kieler Elektro- 
motorenwerk G. m. b. H., Kiel. Gegenstand: Fabrikation elektrischer 
Maschinen und Apparate. Stammkapital; 0,3 Mill. M. — Licht-, Kraft- 
u. Wasserwerke Kitzingen G. m. b. H., Kitzingen. Gegenstand: Er 
zeugung, Lieferung und Ankauf sowie Vorkauf von jA 
sonstigen Licht-, Heiz- und Kraftmitteln, die Errichtung der hierzu erforder- 
lichen Werke usw. Stammkapital: 1 Mill M. — Isolierstoff-A.G., Berlin. 
Gegenstand: Herstellung und Vertrieb von Isolierstoffen und Isoliermate- 
rialien für die elektrotechnische Industrie. Grundkapital: 3 Mill. M. — A ppa- 
ratebaugesellschaft m. b. H., Berlin. Gegenstand: Herstellung und Vor- 
trieb technischer Erzeugnisse und eigener Erfindungen, wie elektrische 
Apparate usw. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — „Elbeg‘‘ Elektro-Bedarf 
G.m. b. H., Leipzig. Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb elektrotechni- 
scher Hoch- und Niederspannungsmaterialien. Stammkapital: 0,1 Mill. M. 
— Elektrotechnische Fabrik Ernst Koch, Kommanditgesellschaft, 
Hildesheim. — Elektro-Instrumente-Reparatur-G.m.b. H., München. 
Gegenstand: Instandsetzung defekter MeBinstrumente aller Systeme und 
Nacheichung, An- und Verkauf neuer und gebrauchter MeBinstrumente usw. 
Stammkapital: 0,1 Mill. M. 


Betriebsergebnisse. — Deka Elektrowerke A.G., Fröndenberg 
a. d. Ruhr. 1921/22. Einnahmen: 11 267505 M; Handlungsunkosten: 
7160533 M; Abschreibungen: 305 136 M; Reingewinn: 3 801] 836 M; Divi- 
dende: 30% auf 9 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 347 653 M. — Elektrici- 
tätswerk Westtalen A.G., Bochum, 1921/22. Anschlußwert : 156 790 kW 
(139494 i. V.); Lieferung: 121,071 Mill. kWh (102,993 i. V.); Gasabgabe: 
5,8244 Mill. m3 (5,766 i. V.); Wasserabrabe: 67 666 m (68 971 i. V.); Ein- 
nahmen mit Zinsen usw.: 168 866 068 M (87 884 886 i. V.); Betriebs- und Ge- 
schäftsunkosten : 135 754 756 M (72 293 633i. V.); Anleihezinsen und -kosten: 
4522 799 M: Abschreibungen und Rücklagen: 28,2 Mill. M (10 412000 M 
i. V.); Reingewinn mit Vortrag (190 594 M): 579107 M (572 344 i. V.); Di- 
vidende: wieder 6% auf 6 Mill. M Aktienkapital (jetzt 50 Mill. M.); Vortrag: 
197357 M. — Märkisches Elektricitätswerk A.G., Berlin. 1921. An- 
schlußwert: 146 341 kW (116 441 i. V.); Lieferung: 98,582 Mill. kWh (75,901 
i. V.): Geschäftsgewinn: 47517 712 M (21 809 765 i. V.); Handlungsunkosten 
1162 684 M (2023 480 i. V.); Steuern, Abgaben, Versicherungen: 2 238 458 
M (911 126 i. V.); Sollzinsen: 2 968 797 M (988 386 i. V.); Abschreibungen: 
37 304 673 M (17 068 542 i.V.); Reingewinn mit Vortrag (526 M): 823 625 M 
(20 555 i. V.); Dividende: wieder 6% aut 12 Mill. M Aktienkapital; Vortrag 
44 M. — Niederschlesische Elektricitäts- und Kleinbahn- 
A. G., Waldenburg i. Schl. 1921/22. Anschlußwert: 35 198 kW (30 914i. V.); 
Liefer : 55,190 Mill. kWh (42,529 i. V.); Leistung: 1,302 Mill. Wagenkm 
(1.6061. V); Einnahmen aus Licht und Kraft: 87 516 663 M (38 592 817i. V.); 
dsgl. aus Bahnbetrieb: 12 494 134 M (6514 109i. V.); dsgl. aus Zınsen usw.: 
H2 728 M (5163 i. V.); Obligationszinsen: 855 905 M; Unkosten des Licht- 
und Kraftbotriebes: 83 125 327 M (34 820 212 i. V.); dsgl. des Bahnbetriebes : 
13 342 081 M (8 101 119i. V.); Gewinn mit Vortrag (57 883 M): 3198 095 M 
(1 800 020 i. V.); Dividende: 12°% auf 20 Mill. M Aktienkapital (10% auf 
12 Mill. M i. V.); Vortrag: 68 068 M. 

Ausschreibungen. — Am 11. XI. vergibt die Gomeindeverwal- 
tung von Oostham (Belgien, Prov. Limbourg) die Herstellung eines 
Netzes oberirdischer eloktrischer Leitungen. Die Bedingungen können 
vom Secrétariat communal in Oostham bezogen werden. Preis der Zeich- 
nungen 7,5 Fr. — Am 20. XII. vergibt die Verwaltung der ägyptischen 
Häfen und Leuchtfoucer in Alexandria die Lieferung von 16 transpor- 
tablen elektrischen Hafenkränen und 8 elektrischen Aufzügen von 
je 1500 kg Tragkraft. Angebote sind an die Administration of Ports and 
Lighthouses in Alexandria zu richten. — Am 5. I. 1923 vergibt das belgische 
Ministerium der Kolonien die Herstellung eines Netzes elektrischer 
Leitungen in Stanley-Pool (Kongogebiet). Angebote sind an die 
IX, Direction du Ministère des Colonies, Brüssel, Ruo de Namur 20, zu richten. 


Baumarkt. — Bitburg (Rheinland). Für die Fertigstellung der Elek- 
trizitätsversorgung des Kreises hat der Kreistag eine weitere Anleihe von 
3) Mill. M bewilligt. — Chemnitz. Die Kraftanlage im Nordplatzwerk soll 
erweitert werden; hierfür wurden 75 Mill. M bereitgestellt. — Homberg 
(Hessen). Nach der Frankfurter ‚„Volksstimme‘‘ ist das Elektrizitätswerk 
durch eine Feuerbrunst bis auf das neue Maschinenhaus zerstört worden; 
hier dürften sich demnächst Lieferungsgelegenheiten bieten. — Zielenzig 
(Brandenburg). Der Kreistag des Kreises Ost-Sternberg hat prinzipiell eine 
erhöhte Beteiligung am Aktienkapital des Märkischen Elektricitätswerkes 
zwecks Fortführung des Ausbauos der Zentrale in Fürstenberg genehmigt. 


Von der Börse. — (11. X. bis 17. X. 1922). Während der Devisen- 
markt zunächst, doch nicht auf längere Zeit, durch Ankündigung und Erlaß 
der im übrigen hinsichtlich ihrer Wirkung sehr skeptisch beurteilten Ver- 
ordnung der Reichsregierung gegen die Spekulation in ausländischen Zah- 
lungsmitteln zum Nachteil der Valutapapiere alteriert wurde, entwickelte 
sich in Industriewerten ein lebhaftes Geschäft, das im Laufe der Berichtszeit 
unter dem Einfluß bedeutender Ankäufe des Auslandes, zu denen der Stun- 
dungsplan Bradburys Veranlassung gegeben haben dürfte, und gewisser an- 
regender Momente (Abschluß der Phönix-A. G., Ausführungen des Geheim- 
rate Klöckner über die Wirtachaftslage, Interessengemeinschaft Rheinstahl- 
van der Zypen usw.)sehr beträchtliche Kursbesserungen brachte. Vorüber- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 3. 


ektrizität, Gas und 


1327 


gehend wurde die Stimmung allerdings durch das weitere Anwachsen der 
schwebenden Schuld um 39 Milliarden M und an den kommunistischen 
Tumult in Berlin geknüpfte Befürchtungen wegen eines Generalstreiks 
ae Elektroaktien waren zeitweise sehr begehrt und am 
Schluß der Berichtezeit mit wenigen Ausnahmen z. T. bedeutend im Kurse 
gehoben, so besonders Felten & Quilleaume Carlsw. ( + 1950%), Schuckert & 
Co. (+ 790%), A.E.G. (+ 740%), Siemens & Halske ( + 700%), Accumul.- 
Fabr. (+ 650%), Bergmann (+ 470%), Rhein. El.-A. G., Mannheim 
(+ 279%), Sachsenwerk (+ 265%), Ges. f. elektr. Untern. (+ 255%). 


Gesellschaften 


Accumul.-Fabr., Berlin ... .| 25 3500 !3200 |3850 3850 
A. G. f. El. Anlg., Berlin .. .| 8 — — — — 
A. E. G., Berlin. ....... 16 860 860 |1600 1600 
AR » Vorz.-A.. . 3 105 104,13| 106,50: 106 

S „»  Vorz.-B ‚ 725 | 146 145 150 150 
Bergmann, Berlin ......'. 20 830 8830 |1300 1300 
Continent. Ges. Nürnberg .. .| 0 — — — — 
.. AR A orz.-A.ı 8 700 650 8'0 810 
Drahtloser Übersee-Verkehr . .| 12 550 550 975 975 
a AR „ neue A..| — 498 498 820 820 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. .| 5 1525 |1305 |1590 1590 
„ Niederl. jö j ik — 2000 12000 12200 2200 
„  Südam. s a 6 1325 |1225 |1370 1370 
„  Kabelwerke, Berlin 20 615 615 790 790 
Elektra, Dresden . ......] 10 281 231 315 315 
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 970 930 | 1075 1075 
A » » » München. .| 10 — 475 550 550 
„ „ „ „ „ neue A.. ee TES SE ee: Er 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 595 590 710 710 
E. W. Liegnitz .... s.a’ 10 310 | 310 | 355 355 
E. W. Schlesien . .....:. 12 510 510 600 600 
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 1350 |1350 |3300 3300 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin 20 805 806 | 1060 1060 
Hackethal, Hannover . ... . 20 648 648 800 800 
Hamburgische E. W. ..... 10 296 296 300 300 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 1550 |1400 |1650 1650 
Kraftūbertrag., Rheinfelden . .| 0 1700 |1650 | 1800 — 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 498 498 675 675 
C. Lorenz, Berlin .. .. .. | 35 900 900 |1150 1150 
Dr. Paul Meyer, Berlin . . . .| 15 430 430 500 500 
Mix & Genest, Berlin . . . . .| 16 600 535 800 800 
Neckarwerke, EBlingen . . . .| 10 310 310 370 369 
Niederschles. Elektr. u. Straßenb..| 12 — — — — 
Oberbayer. Überlandz., München.| 9 430 | 430 | 460 460 
H. Pöge, Chemnitz ..... .| 12 534 534 631 631 
PB m Vorz.-A. . .| 7 106 95 106 96 
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 440 430 700 700 
a o aie » Vorz.-A.]| — 123 116 125 121 
M. Schorsch & Cie., Rheydt . .| 10 700 700 775 776 
Sachsenwerk, Dresden . . . . .| 20 680 680 945 945 
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 |1760 |1760 |2750 |2550 
„Siemens“ El. Betr., Berlin 0 154,75! 154,76! 169 160 
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 3100 |3100 |3800 | 3650 
Stettiner E. WW... ...... 15 645 645 745 745 
Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 700 700 800 800 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin.| 35 1040 |1000 |1220 — 
Voigt & Haeffner. . . . 20 842 842 910 910 
m Vorz.-A. 20 580 580 660 660 
Hartmann & Braun. . . | Frank- | 25 890 890 1000 1000 
Emag. Elektr.-A. G. .? furt | 2 540 540 630 630 
Main Kraftwerke, Höchst | a. M. | 10 294 294 8334 334 

Heddernh. Kupferw. u. 

Südd. Kabelwerke. .” 20 ., 755 761 1550 1550 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je 


ausländische Einheit) betrugen im Oktober: 


in 20. 19. es. | m | 16 14. 
Christiania (Kr) . . | 626.431 576.56| 522,85) 521,35! 634.33) 496 88 
Helsingfors (finn. M) | 8478| 75.19 6797] 66.17| 6667) 63,12 
Holland (Gld) . . . | 1381.53| 1246.85] 1128,59, 1104,62 1118.60 1052,68 
Italien (L). . . . . 14862 134.16 12185 11960, 120.35! 11586 
Kopenhagen (Kr) . | 70523 64435! 577.78] 56429 57228 545.32 
London (£) . . . . [15760 50 14264,25 12858.90 12584.25 12759,00 12009 95 


New York ($) 3551,10, 3192.00, 2396.37| 2846,43, 2876 40 2721,59 


Österreich (K) . . . 065 00 004: 004 004 004 
Paris (Fr)... .. 264,33, 23640) 21673, 214.23, 217,48, 205.74 
Prag (Ke)..... 118,70, 10498) 9493: 93,13; 96,38) 9238 
Schweden (Kr). . . | 94263, 8.285] 774,031 759.05, 76904 724,09 
Schweiz (Fr). . . . | 641.38) 583,53] 533.83] 529.34 531,34 501,87 
Spanien (Pes) 643,63] 492,76| 441,96| 434,46) 438,45) 418,23 


1328 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 43. 


286. Oktober 1922. 


WARENMARKT. 


Hochspannungsisolatoren. — Dio Vereinigten Porzellan -Isola- 
toren-Werke G. m. b. H., Berlin, haben den Teuerungszuschlag ab 16. X. 
von 1025% auf 1600% erhöht. Die neuen Verkaufspreise gelten bis zum 
31. X. 

Niederspannungsmaterlal. — Der Verband Deutscher Elektro- 
technischer Porzellanfabriken, Berlin, hat den Teuerungszuschlag für Nieder- 
spannungsmaterial aus -Porzellan und Steatit ab 16. X. von 1025°% auf 
1600% erhöht. 

Isolierrohre. — Die Verkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten 
G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 16. X. die zu den Preisen der 
Liste vom 8. IX. hinzuzurechnenden Aufschläge für Bleirohr, lackierte, 
farbige Galvano- und Gelblackrohre nebst Zubehör auf 500025, für Messing- 
und Siahlpanzorrohr mit Zubehör auf 9500% und für schwarzes Papierrohr 
auf 7500% erhöht. Frachtfreie Lieferung ab Werk bei mindestens 0,1 Mill. M 
Fakturenwert. 

Kohle. — Die Preise werden voraussichtlich zum 1. XI. weiter erhöht. 


— Der deutsche Braunkohlenbergbau hat nach dem Bericht des Ost-, 


elbischen Braunkohlensyndikats 1921/22 126,2 Mill. t Rohbraunkohle ge- 
fördert (111,6 i. V.), der ostelbische Bergbau davon 26,8%, oder 33,8 Mill. t 
(29,9 i. V.). Die deutsche Briketterzeugung belief sich auf 29,1 Mill. t (24,3 
i. V.), die des ostelbischen Gebietes auf 8,8 Mill. t (7,4 i. V.) oder 30,3% des 
Gesamtbetrages. — In England notiert man z. Zt. folgende Preise: Beste 
Koesselkohle (Tyne) 24 8 bis 248 9 d, beste Gaskohle 238 6d bis 243, Gießerei- 
koks 30 s/ton ab Tyne. Die Fracht vom Tyne nach Hamburg beträgt z. Z. 
Ds 9 d/ton. 

Erze. — Aus England werden folgende Preise gemeldet: Nordwest- 
küste, Inlanderze 22 s 5 d, spanische Erze 22 s 4 d/ton. 

Eisen. — Infolge der 60%, igen Frachtverteuerung und der Steigerung 
der Oktoberlöhne sind die Höchst preise für Roheisen ab 14. X. folgender- 
maßen erhöht worden: Hämatit 39 921 M, kupferarmes Stahleisen 39253 M, 


GießBereiroheisen I 35 173 M, dsgl. III 35 103 M, dsgl. luxemburger Qualität . 


34 494 M, Siegerländer Stahleisen 33499 M, Spiegeleisen (8 bis 10%, Mn) 
36 562 M, Temperroheisen 39 569 M, Ferrosilizium (10%) 45 207 M/t. — Seit 
18. X. betragen die Werkgrundpreise für Walzfabrikate in Thomashandels- 
güte mit den bekannten Frachtgrundlagen für Rohblöcke 59470 M, Vor- 
blöcke 65 650 M, Knüppel 68 400 M, Platinen 76 360 M, Formeisen 80 250 M, 
Stabeisen 81 200 M, Universaleisen 88 230 M, Bandeisen 94 180 M, Walz- 
draht 87210 M, Grobbleche (5 mm und darüber) 91 270 M, Mittelbleche 
(3 bis unter 5 mm) 103 350 M, Feinbleche (1 bis unter 3 mm) 113450 M, 
dsgl. (unter 1 mm) 120 630 M/t. Die Mchrpreise für 8.-M.-Qualität haben 
keine Anderung erfahren. 

Gußwaren. — Der Preis für Temperguß in roher, nicht bearbeiteter 
Ausführung ist laut Beschluß des Vereins deutscher Tempergießoreien bis 
auf weiteres für alle Lieferungen ab 16. X. um mindestens 58 M/kg erböht 
worden. Die Graugu ßpreise sowie die Preise für bearbeitete Artikel er- 
fahren eine entsprechende Steigerung. 

Schrott. — Am 18. X. wurden für Kernschrott 39000 M, für Späne 
30 000 M, beides frei Essen, und für MaschinengußBbruch 42 000 M/t frei 
Berlin notiert. 

Kupfer. — Nach einem Bericht der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ haben die 
V. S. Amerika im Juni und Juli über 143 Mill. lbe Kupfer ausgeführt, also 
um 50% mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres und nahezu 10% mehr 
als 1914. Gleichzeitig ist die heimische Nachfrage auf das 2 fache jener 
der Vorkriogszeit gewachsen; bei einer Gesamtabgabe von etwa 350 Mill. 
lbs übersteigen die Vorräte heute kaum das normale Maß. 

Edelmetalle. — Die Notierungen am Berliner Markt schwanken 
z. Z. so stark, daß Preise nicht genannt werden können. 

Zement. — Seit dem 16. X. betragen die Höchstpreise, einschl. Um- 
satzsteuer, für Lieferungen an private Abnehmer im Gebiet des Norddeut- 
schen Zementverbandes 105 724 M, in dem des Rheinisch- Westfälischen 
Zementverbandes 101 724 M und im Gebiet des Süddeutschen Zementver- 
bandes 107 724 M/10 t frei Bahnhof des Verkäufers ohne Verpackung. 


Baumwolle. — Now York notierte am 18. X. 23,05 cts/lb, Liverpool 
13,33 d/lb und Bremen 1669,80 M/kg. Auf der letzten Stuttgarter Garn- 
börse wurden Garne um 50 M/kg und Gewebe um 10 M/m höher bewertet. 


Gummi. — Nach der „Frankf. Ztg.‘‘ besteht in Amerika das Projekt, 
eine große Gesellschaft zur Konsolidierung und Vertrustung der 
Gummipflanzungen zu bilden. In England soll dafür Interesse bestehen, 
und der Plan geht dahin, in London mit 50 Mill. £ eine Rubber Plantations 
Ltd. zu gründen, die sich an Gummipflanzungen beteiligt oder solche er- 
wirbt, u. zw. nach Schätzungen durch eine besondere Kommission. 

Schellack. — Fine Orange-Ware war in Hamburg zu 3750 M/kg 
angeboten. 

Teer und Teererzeugnisse. — Braunkohlenteer notiert etwa 
16 bis 17 M, dsgl. präpariert 20 bis 21 M, und Braunkohlenteerhartpech, 
springhart, 32 bis 33 M/kg ohne Faß ab Versandstation. 

Ole und Fette. — Die Hamburger Notierungen für Mineralöle sind 
unverändert. — Torpentinöl stieg in New York am 17. X. auf 166 cts/Gal- 
lone; in Hamburg wurden für amerikanische Ware 1350 M und für französi- 
sche 1375 M/kg verlangt. — Leinöl wird aus Holland zu 43,121, Gld/100 kg 
angeboten; in Hamburg verkaufte man das Öl mit 520 M/kg. — Rizinusöl 
1. Pressung kostet etwa 625 M und Ware 2. Pressung etwa 600 M/kg. — Die 
New Yorker Exportnotierungen für Petroleum lauten: in Cases 16,50 cts, 
in Tanks 7 cts und Standard white 13 cts/Gallone. 

Altmetalle. — Am 18. X. wurden am Berliner Markt folgende Preise 
gezahlt: für altes Elocktrolytkupfer, handelsüblich, 730 bis 740 M, unver- 


Dr 


zinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 720 bis 730 M, Moschinenrotguß, handels- 
üblich und tiegelrecht, 515 bis 525 M, Messingzünder, pulver- und eisenfrci, 
420 bis 430 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 5% bis 600 M. 
reine, weiche Messingblechabfälle 540 bis 550 M, Schwermessing, handels- 
üblich, 410 bis 420 M, Messingschraubenspäne, handelsüblich, 395 bis 4ü5 M, 
altes Weichblei 230 bis 240 M. Zinkzünderlegierungen 320 bis 330 M, Altzink, 
handelsüblich, 300 bis 310 M, Reinaluminiumblechabfälle (98 99 °;,) 8% 
bis 9%) M/kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen. 

Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolvtkupfernotiz bzw. dor Kommission des Berliner Metallbörsen- 
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte 
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg: 


ETUETHETE 


Metall 


Elektrolytkupfer (wire bars), 
prompt, cif Hamburg, Bremen 


oder Rotterdam . . . 2... 1121,92 906,12 912,22 
Originalhüttenrohzink 
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom.| 488,05 422 36 | 397,03 
Raffinadekupfer 99/99,3% 970—980 770 -1780 760—750 
Originalhütten weich blei 380 —390 300 —310 300 — 305 
Originalhüttenrohzink, Preis im 

freien Verkehr ee. | 640-660 510—520 510—522% 
Plattenzink (remelted) von han- 

delsüblicher Beschaffenheit . .| 500—510 390 — 400 360—370 
Originalhüttenaluminium A 

98/99°, in Blöcken, Walz- oder | 

Drahtbarren . . 2. saes’ 1358 1123 1119 

dgl. in Walz- od. Drahtbarren 

I EEE EEE. 1364 1129 1125 
Zinn, Banka, Straits, Austral. 

in Verkäuferswahl ..... . 2780—2810 | 2200—2210 | 2149— 215: 
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 2740 - 2760 | 2170-2180 | 2110 212% 
Reinnickel 98/99% ..... 212-2130 | 1675—1760 | 1650 — 1675 
Antimon -Regulus ...... 380—399 290 — 300 255- 2 
Silber in Barren rd 900 fein für 

E 5 4.02% 8% 


u 59000 59000 — 60000 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal‘ ar: 
13. X. 1922 für l ton (1016 kg) notiert: i 


£ 8a d £ . d 
*Kupfer: best selected. . ....... 6 0 Obs 6& 0“ 
es electrolytio ........ 77 0 0%, 71 10 v 
= wire bars . . . 22 2::.:. 2 0 0, — - —- 
ws standard Kasse. ... . 62 2 6 „ 62 15 9» 
S. i 3 Monate .. ... 68 50,63 7 » 
Zinn: standard Kasse . ....... . 167 12 6 „ 167 15 '" 
„ „ 3 Monate . ..... . 168 12 6 „ 168 15 " 
ao BERBIR: u: ae ee 168 10 0 „ 168 15 9 
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei .. 25 5 0. 4 5 » 
» gew. engl. Blockblei. ......:..:.% 76. — - 
Zink: gew. Sorten... s.s.s... 3 2 6 „ 32 10 V 
si; remelted . . ee 0200000. 311 0 0 „nn = — — 
» engl. Swansea . . 2.2.2000. 3 2 6 lieferbar Swansa 
Antimon: engl. Regulus gew. Sorten . . 27£29 £10s. 
Aluminium: 98 bis 99% ....... 92 £ 10 s (In- und Ausland). 
Nickel: 98 bis 99% garantiert . . . . . 140 £ (In- und Ausland). 
Wismut: je lb .. 2.222200... 10B. 
Platin: nominal je Unze. . 21 £. 


Quecksilber : nom. für die 75 Ibs.-Flasche 12 £ 10 s. 
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6d/13 s 


In New York notierten am 20. X. 1922: Elektrolytkupfer loco 13.37 
bis 14,00; Eisen 31,50; Blei 6,62; Zink 6,82; Zinn 34,87 cts/lb. 


*) Netto. 


Bezugsquellenverzeichnis. 
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nich 
berücksichtigt ier den) 
Frage52. Wer liefert kleine Hartlack-Pappkästchen (Schutz 
kasten) nach besonderer Zeichnung? 


Frage 53. Wer liefert Maschinen zur Bespinnung von 
Drähten? 


Berichtigung. 


In Heft 41 fehlt in der Arbeit „Beitrag zur Theorie der Raum- 
beleuchtung“ auf S. 1264, Spalte 2, Zeile 4 von oben, nach „Ha: 
kugelabschluß“ die Angabe „ und für R = 1,0 “. 


Abschluß des Heftes: 21. Oktober 1922. 


Für die Gchriftieitung verantwortlich: B. O. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


26. Oktober 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 1328 a 


Teuerungszuschläge 


der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen eleHtrotechnischen Indüstrie. 


Nur für das Inland | Gültig vom 19. X. bis 
und erhöhte Grundpreise. 25. X. 1922. 


Festsetzung Nr. 70 (grün). 


Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind. 


Festsetzung Nr. 7OA (gelb). 


A. 


Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der 
Versandbereitschaft gleichzuachten. 


Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft. 


B. 
Abweichend hiervon gelten für 
Maschinen über 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Zubehör, Transformatoren über 100 kVA, Apparate für 
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßsenbahn-Triebwagen, Vollbahn-Triebwagen, 
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen: 


Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage der 
geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsraie an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die 
Anzahl dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am \age der Versandbereitschaft geltenden Zu- 
schläge zählen mit. 


Zahlung. Mindestens 50"/, des Bestellwertes am Bestelltage. Diese 500%% sind aufzufüllen nach Ablauf 


von !i, der angeg ebenen Lieferfrist auf 60%, | des sich jeweils nach 
ar ar Ñ 5 „10%, 5; der Berechnung unter 
" 3, " " 7 hi T5 j B ergebenden Preises. 


Rest bei Versandbereitschaft. 
| C. 
Telegraphie und Fernsprechwesen berechnen nach Formel A. Zahlungen nach besonderen Bedingungen. 


Anmerkung: Bei Überschreitung der vereinbarten Zahlungstermine werden Verzugszinsen in Höhe des jeweiligen 
Lombardzinsfußes der Reichsbank zuzüglich Baukprovision berechnet. 


Die Teuerungszuschläge sind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen. 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden, 
bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


Tenerungs- Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag Gegenstand zuschlag 
% ù %, 


Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 13. Kondensationsarlagen und Wärmcaustauschapparate | i 
transformatoren, soweit nicht für Sonderans- allein u 02 we a Rz I ar za a 24000 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt. sind. 

1. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0.2 bis ?UOkVA Zubehör zu Maschinen. 
bei Gencratoren seee e e e e HE beore 23 500 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 10UKVA U auf looo d. für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 
bei Generatoren. ... 2.2... TE Umdr. 24200 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(ausschl. Selbstanlas«r 

3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- | ' f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 25 500 

ratoren. . 222000 % Be FT a 24 800 15. Schützensteverungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- 

Sonderausführungen. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 

4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . 2 .... 23 300 steuerung, Bremsamagnete . . . 2... 0000. . 24 000 

5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . .... 18 00 16. Gleitschienen, Verankerungen, . . „22 .... . 22 800 

5a. Widerstandspunktschweißßmaschinen mit einer Dauerlei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 22 800 

etung von 4 kVA bis 35k VA, Widerstandsstumpfschweiß- 
maschinen mit einer Dauerleistung von4kVA bis 120K VA Bahnmaterial. 
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. f bis 150 kW Stundenleistung . . 21 000 
Dauerleistung. . » 2 2 2 2 2 2 2 en. 15 000 elektr. Bremsen über 150 kW i ia 24 UOU 
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entatäubungs- 17a. Bahntransformatoren .. sasssa eaaa’ 24 000 
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 23 500 Iıb. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 
7.  Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . 2.22... 15 000 Aggregate) u. ua he i 23 5% 
&. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 17e. Hiltsmotoren . 2 2 2 2 2 2 0. KEN RD un it 23 500 
Motortragen, Motorwaren . . 2. 2 2 2 2 220. 23900 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, “elektr. 
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushalt masehinen, materialien für Bahnfahrzeuge . . . 2 2 2 2 2 203. 21000 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 1°a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 21 000 
Motoren für Ein-"und Mehrphasenstrom bis 20 kW. 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Stra Ben bahn- 
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20kW, triebwagen und mit elektrischer Bremse verseliene An- 
bezogen auf 1000 Umdr. . . . 22 220% BER 23500 hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
Dampfturbinen. vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 
10. Turbosätze, bestehend aus tiven für Bergbau und Industrie. . . . 2 2 2 2 2... 21000 
a) 'Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 23 4 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 24 000 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 23 000 
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- -|f 21a. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge ..... et so) 
anlagen . ..... MD ee ee 22 000 2 ; 
11. Turbogeneratoren allein... 2 2. 2 2 22220. 21 300 Transformatoren!) und Gleichrichter. 
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 23 000 
und Turbogebläse allein... . 2222200. 4 20 700 22. u a j » über 100 kVA .. 24 000 


3) Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


1328 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 26. Oktober 1922. 
RR nen nern enge ee a le Le u hen ng ee 


ne ne En Fr 


Teuerungs- 
zuschlag 


Gegenstand 
Oo 
23. Gleichriĉhter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . ... 23 200 
23a. Ersatz-Glaskörper . . . . e es een eee.n 5 009 
94. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör... . . 24 800 


Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 


95. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 


Gußgehäue . 2222er 23 000 
in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 25 000 


Schalttafelbau . . . o 22 220er. 24 000 
97a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 20 500 
38. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 

Streckenschalter, soweit nicht für Öl... ...... 25 000 
99. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- 

mierte Wanddurchführungen . . . 2... 2020. i 25 000 
20a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 20 500 
30. Freileitungs-Hömerschalter. .. s essre 2 25 000 
31. Konzentrische Klemmen (Zentrelklemmen) . .. . . 23 500 
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate .... . . 25 000 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (sußer Schutz- und 

Erdungsdrosselspulen) . © o e s ce... 25 000 
34. Schutzdrosselspulen . .t. 2 e soa s e e le 24 000 
35. Erdungsdrosselspulen . . s. es oer e eoe lonl 24 000 
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 25 000 


37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 


Tagespreisen mit Kupterklausel) ... 2.0.0... 25 000 
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte .. ... . 25 500 
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 25 500 
MeBapparate und Zubehör. 
4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 

Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 

zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 

oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 

lations- und Leitungsprüfer . .. 2.2.2.2... DE 17 000 
41b. Sonstige zeigende und schreibende Me Binstrumente, ein- 

schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 

lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 

skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe- 

raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . 2.2... 17 000 
4ic. Präzisions- und Laboratoriums-Meßseräte . . 2... 17 000 
42, Zähler . 2.22.2220 ee en... ee 14 500 
43. Meßwandler und Zubehör . „22.2... esea a | 72000 
Installationsmaterial. 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ...... 20.000 
4da. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 

Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-, 

Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . 2 2 2 2 2 2 2 02. 12 100 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, VundVI ... 2.2... 19 000 
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 12 100 
dtia. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 

Umhüllungen aus Porzellan u. del. . 2... 22.2 .. 20 500 
47. Sicherungsclemente (Einzelsicherungen) zum Ring- 
- bolzen-Sicherungssystem (Biemens) . ..... 18200 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 12 490 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 

zum Keilkontakt-Sicherungssysten (Siemens)... . | 1240 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß- 

gehäuse = wann pee An ie Re ne ae 17.006 
51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei- 

tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse ! 17.000 


Für Lieferungen zu gleitendeu Preisen in Reichsmark nach 
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


Druck von H. S. Hermann & Co., Berlin SW 19, Beutbstr. 3. 


Teuerungs- 


Gegenstand zuschlag 
% 
52. Züählertafeln, armiert . ... . EEE ; 15 509 
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und 
-Klemmen u. dgl... 2.2.2 2 22 l l l o 16 500 
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes 
Installationsmaterial . .... a u N Ga ar 20 600 
55a. Metallfassungen . . . 2. 2 2 2 0 een een. 19 000 
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder 
u dgl ar aea ee a ee Be a 19 000 
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- 
zellan und Isolierstoff . . . . 22202200. TE 19 009 
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei- 
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . .. ses 19 000 


Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. = 


Glühlampen. 

68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz’ |} 300 auf dir 
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber) . . |{ Listenpreise 
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom 
sowie Telephonlampen. ..... 222er e.. 31. VIL 2%. 


Telegraphie und Fernsprechwesen. 


69a. 1. Läutewerke (Wecker), Aus- und Umschalter und 
Kontaktvorrichtungen für Haussignalanlagen einschl. 


Holzdrüeker s v a a a a 200 2 09.2.2 Sa 11 000 
2. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) . .... ea 10 000 
69b. Hausfernsprech-Apparate für Battericanruf und ein- | 
fache Induktor-Apparate . . . 2 2 2 2 2 0 20 eo 16 500 
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . . 2... . 16 500 
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . a... 17 500 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 16 500 
69. Apparate für Telegraphie .. 2... 2222000. 16 500 
69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke. . . 2.2... 3 000 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . ohne Paraband 5.200 
mit „ ö 400 
71. Stöpselschnüre (Privattypen). ..... E 9 9930 
72. Apparatschnüre (Privattypen) . e », 2222020. 5 990 


Bogenlampen und Zubehör. 
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch- 


tungszwecke ooa a s i a .. CEE ee 16 000 
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . . 2 .2.2.. 16 000 
15. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 

und Handelsschiffe) . . . . . » E E EER 17 500 
76. Widerstände . ... s’ E a e a aSa a 19 000 
77. Aufhängevorrichtungen . .... Je ann 15 000 
78. Leitungskupplungen . . ..... aa u BE 16 000 
79. Transformatoren und Drosselspulen . . 2... 23 000 
Gummifreie Isolierstoffe. 
80. KNormalplatten . . . 22 2 2 2 220. a Be 11 300 
81. Zählertafeln, unarmiert . ..... I Er RE RER 15 000 
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung a Be 18 500 
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung Bug 13 000 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 

mierte Anschlußklemmen usw.) . . 2 2 2 2 2.2. OHT 18 500 
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall 

a) mit einem Stückgewicht bis 50 g ....... 17 000 

b) „ ” „ über 50 A Er oo’ 15 500 
Heiz- und Kochapparate. Ä 900 auf die 
85. Heiz- und Kochapparate. . 2 2 2 nr 0 nn er nen | neuen 

Grundpreise 

Verschiedenes. | v. 4. III. 22. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen 
vom 19. X. bis 25. X. 1922 mindestens 27000 M für 100 kg ohne Faß. 


Verpackung: gemäß Niederschrift 6003/V der Preisstelle (3. Fassung). 


bekanntgegeben werden. Ab 19. X. 1922 gelten die An- 
gaben der Ausgabe 20c. Diese Tabellen, die wir wegen 
Raummangels nicht abdrucken können, sind ber der Außenhandels- 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend 
für die deutschen Inlands-Teuerunzszuschläge veröffentlicht. 


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ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


| _ Inbalt: Die physikalischen und techn. Ein- ` Physikundtheoretische Elektro- Verelnsnachrichten, VDE, 1347. Kommission für 
heiten. Von J. Wallot. 1329. techn i ik. 1342. Zur Theorie der Dimensionen. | Porzellan-Isolatoren. — Richtlinien für die Prü- 
Zur Theorie der Stromwendung. Von B, Wal- Medizin. 1342, Heißluftduscae und Massage- fung von Hängeisolatoren. 
semann. 1333. apparat mit elektr. Antrieb. Sitzungskalender. 1348. 
í Technik und Physik auf der Hundertjahrfeler Allgemeiner Maschinenbau. 138: a £ 2 aa TN 
1 der Deutschen Naturforscher und Ärzte, Von F. Quecksilberdampf-Turbinenanlage, Persönliches. 1348. ER ee n. | 
0 rautwein. (Schluß.) 1335. Werkstat nd Baustoffe. 1343. Die Briefe an die Schriftleltung. 1348. Tod durch 
| 4. Ordentliche Mitgliederversammlung des Zen- PRALA E r TA gkeit ei Keane 120 V Wechselstrom in der Badewanne. Von K. 
|  tralverbandes der deutschen elektrotechnischen In- und deren Einfluß auf seine Verwendbarkeit. — Periewitzu.Ruppel. — Ein neuer Wechsel- 
| dustrie am 27. V. 1922 zu Würzburg. (Fortsetzung.) gs an. m Master i stromeffekt. Yon Æ: Kolster 
l g J Z Messing B 
1336 Untersuchungen von Messingguß. ae B A A A 
; Jahresversammlungen, Kon- | eratur. CIPFOSELHUNBEORD, ISA AM 
Beschleunigtes Geildelnziehungsverfahren bel et N oig . Kroll, Lehrbuch der Elektrotechnik für tech- 
m - bs gresse, Ausstellungen. 1343. | 5 g 4 
ME nero Tee”. Wersshtedenen,, ii Yop aa Tae 1 DPO E Ra ONNE = 
| Rundschau. Elektrizitätswerke und furter Messe. — Elektr. betriebener Ventilator mit O. RERERB, Das Warenzeichen, 
l K raftübertragung. 1341. Erhöhung des Gk ampensockel. are A ren Eingänge. 1350 
Nutzgefälles von Wasserkraftanlagen durch Rück- nergiewirischaTt 344. Energ t- x : an 
ee e i nn ; schaft auf der Braunkohle Mitteldeutschlands. | Geschäftliche Mittellungen. 1350. 
Leitungsbau. 1342. Korona-Entladungen Industrie wid Haudel.. 1345. Verede- | Warenmarkt. 1351. : a 
ala Schutz gegen ÜÜberspnnnungserscheinungen, — lungsverkehr und Außenhandelskontrolle. — V.S. | Bezugsquellenverzeichnis. 1352. 
j Ursachen und Wirkungen der Induktionsstörungen. | Amerika, — Die Eisenerzlager der Erde. | Berichtigung. 1352. 


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HEFT 44 (1329— 1352) BERLIN, DEN 2. NOVEMBER 1922 43. JAHRG. 


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Mit Feuerbrücke — Unterwindwanderroste 


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1329 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Sehriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 2. November 1922. 


Heft 44. 


An unsere Mitglieder! 


Der Vorstand hat in seiner Sitzung vom 23. X. 1922 in An- 
betracht der großen Notlage des Verbandes, der bereits sein Ver- 
bandsvermögen stark in Anspruch hat nehmen müssen, durch die 
außergewöhnlichen Verhältnisse gezwungen, folgendes beschlossen: 


Nochmaliger nachträglicher Mitgliedsbeitrag für 1922. 


Um die Weiterführung der Verbandsgeschäfte für die letzten 
Monate 1922 zu sichern, wird ein nochmaliger nachträglicher Bei- 
trag von mindestens 300 M für das persönliche Verbands- 
mitglied und mindestens das Dreifache des zuletzt ge- 
zahlten nachträglichen Beitrages für 1922 für korporative 
Mitglieder erbeten. Die Beiträge sind mittels des beiliegenden 
Postscheckformulars auf unser Postscheckkonto Berlin 21312 ein- 


zuzahlen. 
Mitgliedsbeitrag für das I. Halbjahr 1923. 


Der vorläufige Mitgliedsbeitrag für jedes der ersten beiden 
Vierteliahre wird mit dem Vorbehalt späterer durch die weitere 
Markentwertung bedingten Nachforderungen wie folgt festgesetzt: 


Vierteljahrsbeitrag. 
A. Für persönliche Mitglieder, uo durch einen angeschlosse- 


nen Verein angemeldet sind 500 M 
B. Für persönliche dem Sora direkt ange- 
höreənde Mitglieder : 600 „ 


C. für korporative Mitglieder: 


1. Behörden, Schulen, wissenschaftl. Vereine usw. 600 M 
2. Offene Handelsgesellschaften, staatliche und 
städtische Betriebe (auch El.-Werke), die bis 100 
Arbeiter und Angestellte beschäftigen . 1200 „ 


3. Alle anderen Unternehmungen, Firmen, Gesellschaften usw. 
nach den der Zahl der Arbeiter und Angestellten entsprechen- 
den Abstufungen. 


Mit Rücksicht auf-die „ETZ“-Posteinweisung ist der Beitrag 
für die beiden ersten Vierteljahre zusammen, also das Doppelte 
der vorgenannten Beträge, spätestene bis 15. XI. 192 den 
zuständigen Vereinen und Gesellschaften einzusenden. Mitglieder, 
welche ihre Beiträge nicht rechtzeitig einsenden und infolgedessen 
seitens ihres Vereines dem Verbande bis spätestens 28. November 
nicht aufgegeben werden, können auf einen ununterbrochenen Be- 
zug der „ETZ“ über den 1. Januar 1923 hinaus nicht rechnen, da 
die Posteinweisungslisten mit den für den 1. Januar 1923 gültigen 
genauen Anschriften am, 5. XII. vom Verlage Springer dem Post- 
zeitungsamt einzureichen sind. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


; Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


Die physikalischen und technischen Einheiten. 
Von J. Wallot, Zellerfeld (Harz). 


Übersicht. Die meisten praktischen Einheitenschwierigkeiten rühren 
nicht von der Unzulänglichkeit der bekannten Einheitensysteme, sondern 
von zwei schlechten Gewohnheiten her, die in einem engen Zusammen- 
hange miteinander stehen: nämlich von der Annahme willkürlicher Ein- 
heitengleichungen und von der Verwechslung der physikalischen Größen 
mit ihren Zahlenwerten. Es hat daher keinen Zweck, immer weiter nach 
dem idealen System zu suchen; es genügt auch nicht, die eine der 
beiden schlechten Gew ohnheiten abzulegen, sondern man muß sie alle 
beide ablegen. Wenn man das folgerichtig tut, ergibt sich der Ausweg 
aus allen praktischen Schwierigkeiten und die Entscheidung der viggerlei 
immer wieder auftauchenden Einheitenstreitfragen von selbst. 


1. Es gibt wohl nur wenige Physiker und Techniker, die unser 
hergebrachtes Einheitenwesen für vollkommen halten. In den letzten 
Jahrzehnten sind viele Vorschläge gemacht worden, es zu verbes- 
sern; der durchschlagende Erfolg ist diesen Bemühungen aber ver- 
sagt geblieben. Noch immer werden verschiedenartige „Einheiten- 
systeme” nebeneinander gebraucht; sie setzen sich zu einer System- 
losigkeit höherer Ordnung zusammen, die dem praktischen Rechner 
große Unbequemlichkeiten verursacht und ihn zwingt, an eine im 
Grunde gleichgültige Sache eine übergroße Menge von Zeit, Sorgfalt 
und Nachdenken zu verschwenden. 

2. Nach meiner Ansicht hat man den Ausweg aus den Einheiten- 
schwierigkeiten bisher meist in der falschen Richtung gesucht. So 
vielgestaltig die gemachten Vorschläge auch im einzelnen sein 
mögen: im Grunde laufen sie wohl alle auf die Aufstellung eines be- 
stimmten Einheitensystems hinaus, nach dessen allgemeiner An- 
nahme alle oder wenigstens die meisten Schwierigkeiten schwinden 
sollen. Es gibt gewiß sehr scharfsinnig erdachte Systeme; ein durch- 
greifender Erfolg kann aber auf dem Wege des Systems überhaupt 
nicht erzielt werden. Denn das hartnäckige Verlangen nach freier, 
dem eigenen Geschmack zusagender Wahl unter den bis jetzt defi- 
nierten Einheiten braucht nicht als Eigenbrötelei gedeutet zu 
werden, sondern entspringt einem ursprünglichen oder geschichtlich 
gewordenen, jedenfalls aber lebhaften und in vielen Fällen durchaus 


berechtigten Bedürfnis; die Beschränkung dieser freien Wahl durch 
ein starres, ein für allemal festgelegtes System kann daher niemals 
Aussicht auf allgemeine Annahme haben. Das Suchen nach 
dem vollkommenen System lenkt uns außerdem ab von der wichti- 
geren Aufgabe, die inneren Grümde unserer Einheitenschwierigkei- 
ten aufzuklären und, nachdem sie erkannt sind, die Hindernisse weg- 
zuräumen, die uns bis jetzt etwa noch den Weg zur freien Einheiten- 
wahl versperren. 


3. Man braucht die Einheiten bekanntlich immer erst dann, wenn 
man zu Zahlenwerten übergeht. Wer Verbesserungsvorschläge 
machen will, wird daher vor allem auf die Wünsche und Bedürfnisse 
desmessenden Physikers und des Ingenieurs Rücksicht nehmen 
müssen. Ich werde deshalb im folgenden den größten Wert auf 
Klarheit und Durchsichtigkeit der Beziehungen zwi- 
schen den verschiedenen Einheiten, auf vollkommene Sicherheit 
undMühelosigkeitaller Zahlenrechnungen und aufEindeu- 
tigkeit und Widerspruchslosigkeitaller Formeln und 
zahlenmäßigen Angaben legen. Man hat das Einheitenproblem zu oft 
nur durch die Brille des Theoretikers angeschaut und viel zu sehr 
an die Schönheit der allgemeinen Gleichungen, viel zu wenig an den 
praktischen Rechner und seine Bequemlichkeit gedacht. ; 


4. Wer auf einem bereits so durchackerten Boden wie dem der 
Einheiten Vorschläge macht, ist auf den Vorwurf gefaßt: was er 
vorbringe, sei eine ganz alte Sache, In der Tat, die BEinzelvor- 
schläge, die ich im folgenden auseinandersetzen werde, sind, wie der 
Leser erkennen wird, alle schon von anderen gemacht worden. Das 
ist aber aus zwei Gründen ganz gleichgültig. Erstens kommt es gar 
nicht auf die Einzelvorschläge, sondern auf ihre Zusammenfassung 
zu einem Ganzen an. Zweitens aber handelt es sich hier ja um eine 
praktischeFrage. Da genügt es nicht, das, was gesagt werden 
muß, in irgendeiner Form einmal auszusprechen; sondern es muß 
ausdrücklich und im Zusammenhang, möglichst einfach und ohne 
lange theoretische Auseinandersetzungen, und vor allem: es muß 
immer wieder gesagt werden, bis es beherzigt wird. 


1330 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 44. 


2. November 1922. 


aaa nn 


Allgemeines über Einheiten und Einheiten- 
gleichungen. 


5. Auf die theoretische Seite des Einheitenproblems kann ich 
hier nicht näher eingehen; ich verweise auf einen kürzlich in der 
Zeitschrift für Physik erschienenen Aufsatz'!). 

Man denke sich jeder Größenart?) eine (allgemeine) „Einheit“ 
zugeordnet, die ich äußerlich kennzeichne durch die altgewohnte 
eckige Klammer: P = Kraft, [P] = Einheit der Kraft. Unter der 
„Einheit“ (ohne Zusatz) verstehe ich diese allgemeine Einheit; Ein- 
heiten wie kg, A sind „besondere” Einheiten. 

„Eine Größe messen“ heißt bekanntlich, sie durch einen Zahlen- 
wert darstellen, der angibt, wie oft in ihr die zugrundegelegte Ein- 
heit enthalten ist?). Es gilt also: 


Größe = Zahlenwert X Einheit . ...... (1 


6. Wir wollen nun annehmen, daßdie allgemeinen phy- 
eikalischen Gleichungen*) über die physikali- 
schenGrößen (undnichtüberderenZahlenwerte) 
etwas aussagen. Setzt man dann in die physikalischen Glei- 
chungen für die „Größen“ nach Gl. (1) überall die Produkte „Zah- 
lenwert mal Einheit“ ein, so ergeben sich mit Notwendigkeit Be- 
ziehungen zwischen den Einheiten der einzelnen physikalischen 
Größen. So folgt aus der Gleichung für die Bewegungsenergie: 


W= T (5 A (W = Energie, m = Masse, l = Weg, t = Zeit) 
unmittelbar eine Gleichung von der Form: 
(W) = § p WAT... "N :2222 a‘ agn (2 


wo % eine reine Zahl ist, die sich aus dem Faktor % und den 
Zahlenwerten der Größen W, m, l, t zusammensetzt. 

Derartige Beziehungen zwischen Einheiten (wie Gl. (2)) nenne 
ich „Einheitengleichungen“?’). JedeEinheitengleichung enthält einen 
„Umrechnungsfaktor” £, d. h. eine reine Zahl, deren Wert von der 
besonderen Wahl der Einheiten — die in unser Belieben gestellt ist 
— und außerdem von etwaigen in der zugehörigen allgemeinen Glei- 
chung vorkommenden mathematischen Zahlenfaktoren (z.B. 43,4 r 
usw.) abhängt. Da wir in der Einheitenlehre die Form der allge- 
meinen Gleichungen und damit ihre Ausstattung mit mathemati- 
schen Zahlen als gegeben voraussetzen müssen (vgl. Nr. 25), hören 
die Umrechnungsfaktoren Z auf willkürlich zu sein, sobald wir uns 
für bestimmte besondere Einheiten entschieden haben. Gleichung 
(2) z. B. ist eine „allgemeine“ Einheitengleichung mit willkür- 
lichem Umrechnungsfaktor; durch Wahl bestimmter besonderer 
Einheiten, etwa [W] = Joule, [m] =g, [I] = cm, (t) = sec, wird 
sie zu einer „besonderen“ Einheitengleichung mit festgelegtem Um- 
rechnungsfaktor £ = 107. 

q. Zur Erleichterung des Verständnisses gebe ich noch ein Bei- 
spiel aus der Elektrizitätslehre. Unter gewissen Voraussetzungen 
kann man bekanntlich die Schwingungsdauer 7 eines Kreises aus 
seiner Induktivität L und seiner Kapazität C berechnen nach der 
Gleichung: 

”?=4m”LC. 


Setzt man hier wieder an die Stelle der „Größen“ x, L und C die Pro- 
dukte aus ihren Zahlenwerten und ihren Einheiten, so ergibt sich 
die allgemeine Einheitengleichung: 


l = 2 S= g O .. 2222020. (3 


in der die Zahl %, außer den Zahlenwerten der qz, L und C natürlich 
auch die mathematische Zahl 4%? enthält. Daß Gl. (3) richtig ist, 
ist leicht einzusehen: man erhält dieselbe Gleichung ohne weiteres, 
wenn man den bekannten Grundgleichungen: 


u= y (E, = Gegen-EMK, I= Stromstärke) 
de 
= a (Q = Ladung) 
Q=CV (V = Potentialdifferenz) 
ihre Einheitengleichungen zuordnet: 


u 


ae a a fölze: 
Voltsec 


Setzt man speziell %, = 1, [L] = Henry = Amp [C] = Farad = 
Auen so wird [t] = sec. Zu Gl. (3) gehört also als eine der un- 


zählig vielen denkbaren besonderen Einheitengleichungen die Glei- 
chung se? = HF 


) J. Wallot, „Zeitschr. f. Phys.“, 10, S. 329, 1922. 

*) Zum Beispiel der Masse, der Länge, der Stromstärke usw. Zur Verein- 
fachung behandle ich hier also Größen, die man zueinander addieren kann, von 
vornherein wie eine einzige Größe. 

2) F Kohlrausch, „Lehrbuch der praktischen Physik“. S. 1. 

>. $9 Unter „allgemeinen“ Gleichungen verstehe ich solche, in denen für die 
einzelnen Größen nocn keine Zablenwerte eingesetzt sind. 
8 Aug folgen aus einer allgemeinen Gleichung mehrere Einheiten- 
eni bungan o zieht E = £ sin wet die Beziehungen [E) = sı [E] und [w t) = 5 
nach sich. 


8. Zwei Größen, deren Einheiten sich nur durch einen Umrech- 
nungsfaktor voneinander unterscheiden, nenne ich „dimension:- 
gleich”, ihr Verhältnis „dimensionslos“. 

Im übrigen suche ich das Wort „Dimension“ in der vorliegenden 
Arbeit so viel wie möglich zu vermeiden und mit dem anspruch:- 
loseren Wort „Einheit“ auszukommen. Unter der Dimension z. B. 
der Bewegungsenergie W bezüglich der Länge | versteht man an 
sich nichts weiter als den Exponenten 2, mit dem die Länge l in der 
Einheitengleichung (2) erscheint. Mit dem Wort wird aber häufig 
ein unklarer Nebensinn verbunden, gerade als ob die Dimension 
einer Größe mit ihrem „Wesen“ etwas zu tun hätte®). Derartige Auf- 
fassungen lehne ich ab. Wenn uns die Dimensionen über physiku- 
lische Zusammenhänge Aufschlüsse geben können, so rührt dies nur 
daher, daß hinter ihnen die allgemeinen Gleichungen stehen: auch 
auf on Gebiete geht schließlich alles mit natürlichen Din- 
gen zu’). 


Abhängigeund unabhängige Einheiten, 


9. Stellt man für ein Gebiet der Physik oder für die ganze Phy- 
sik die Zahl der voneinander unabhängigen allgemeinen Einheiten- 
gleichungen fest und vergleicht sie mit der Zahl der allgemeinen 
Einheiten”), so findet man, daß es nur um eine geringe Zahl mehr 
Einheiten sind als Gleichungen. Nur ganz wenige Einheiten sind 
also unabhängig; mit diesen sind alle übrigen durch Einheiten- 
gleichungen verbunden. 

10. In der elementaren Mechanik z. B. bestehen für die sieben 
Einheiten der Masse m, der Länge |, der Zeit t, der Geschwindigkeit 
v, der Beschleunigung a, der Kraft P und der Energie W die vier 
voneinander unabhängigen allgemeinen Einheitengleichungen: 


—ẹ [l 
[v] = bi 1w po a a a e a a a (4 
1. {l r 
[a] =bg: m 
IPI=&Glmidl, o e o a l a (6 
[W] = gP G; ..... (7 


drei von diesen Einheiten lassen sich also nicht mehr auf andere Ein- 
heiten zurückführen. Die vier Binheitengleichungen (4) bis (3) 
sind notwendig; denn sie folgen aus vierallgemeinenGle- 
chungen, deren Notwendigkeit von niemand bestritten wird. 

An der Dreizahl der unabhängigen Einheiten ändert sich auch 
nichts, wenn man die übrigen Gleichungen der reinen Mechanik hin- 
zunimmt. AlleDefinitionsgleichungennämlich (z. B. die 
des Impulses, des Trägheitsmoments, der Dichte usw.) liefern jedes- 
mal eine neue allgemeine Einheitengleichung für eine neue Einheit; 
alleErfahrungssätzeaber (z. B. das Hookesche Elastizitäts- 
gesetz, das Newtonsche Anziehungsgesetz usw.) können als Defini- 
tionsgleichungen der in ihnen auftretenden empirischen Konstanten 
angesehen werden. 

11. Neue unabhängige Einheiten treten erst in der Wärme- und 
Elektrizitätslehre auf. 

Es gibt z. B. keine Definitionsgleichung, durch welche die Tem- 
peratur ohne Willkür auf bereits definierte mechanische Größen zu- 
rückgeführt werden könnte®). Die Zustandsgleichung der idealen 
(sase, an die man hier wohl zuerst denkt, definiert nicht die Tempe- 
ratur, sondern die Gaskonstante. Da die Temperatur auch durchaus 
nicht etwa nur mit der (molaren oder molekularen) Gaskonstante 
multipliziert vorkommt, muß in der Wärmelehre außer den drei me- 
chanischen unabhängigen Einheiten noch eine weitere Einheit ais 
unabhängig angesehen werden’®). 

12. Etwas schwieriger ist die Feststellung der Zahl der unab- 
hängigen Einheiten in der Elektrizitätslehre. Aus den beiden Max- 
wellschen Gleichungen kann man die allgemeinen Einheitengleichun- 


gei? 
(H) [H [V] =% lel [6] 9 
und 


(G) (6 CV] Æ $e fe) (H1 


folgern, in denen € die elektrische, 9 die magnetische Feldstärke, 
s die Dielektrizitätskonstante, u die Permeabilität, endlich V und V 
zwei Koeffizienten bedeuten, die ich in Anlehnung an E. Cohn!) zur 
Vorsicht vorläufig hinzufüge. Da infolge der Dimensionsgleichheit 
der elektrischen und magnetischen Feldenergie [Y’]J = %s [V] sein 


muß, bestehen für die sechs Einheiten [&E], [VD], [e], BR 


(J, [ll zwei Einheitengleichungen; vier Einheiten können also 
nicht auf audere zurückgeführt werden’?). An diesem Ergebnis 
ändern auch die übrigen Gleichungen der Elektrizitätslehre nichts; 
denn es definieren beispielsweise die Gleichung D = eE (D= 
dielektrische Verschiebung) die Einheit [D], die Gleichung 3 = 
uO (B = magnetische Induktion) die Einheit [B], die Coulomb- 


6 So bei R.C. Tolman, „Phys. Rev.“ (2) 8, S. 8, 1916. 

7) Vel.J. Wallot,a a0. ö 

») Diese ist identisch mit der Zahl der Größenarten. f 

K, Vg. A.W. Rücker, Proc. of the Phys. Soc. of London, 10, 8. 37, 188. 
) 


i 10) Zum Beispiel die Einheit der Temperatur, der Entropie, der Gaskonstantt 
oder dgl. 
` E. Cohn, Daa elektromagnetische Feld, Leipzig 1900, S. 279 f. 


11 


13) Außerdem ergibt sich natürlich, daß V übertlüssig ist. 


2. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


1331 


schen Gesetze die Einheiten der Elektrizitätsmenge und der Pol- 
stärke, die Grundgleichung der Elektrolyse die Einheit des elektro- 
chemischen Äquivalents usw. 


Nun kann man offenbar die drei unabhängigen Einheiten der 
Mechanik durch Einheitengleichungen auf die vier unabhängigen 
Einheiten der Elektrizitätslehre zurückführen; denn die Einheiten 
der Länge, der Zeit und der Energie sind ja beiden Gebieten gemein- 
sam, Also gilt für Mechanik und Elektrizitätslehre (unter Aus- 
schluß des Temperaturbegriffs) das Ergebnis: Die Einheiten- 
eleichungen lassen mindestens vier Einheiten 
unabhängig??). 


Willkürliche Einheitengleichungen. 


13. Diesem Ergebnis widersprechen offenbar die herkömm- 
lichen „absoluten“ Maßsysteme. Unter einem „absoluten“ System 
verstehe ich dabei immer ein solches, das es unternimmt, alle Ein- 
heiten der Elektrizitätslehre auf drei unabhängige Einheiten zu- 
rückzuführen. Die absoluten Systeme sind mit der Beschränkung 
der Zahl der unabhängigen Einheiten auf vier noch nicht zufrieden; 
um diese Zahl weiter — von vier auf drei — zu verringern, führen 
sie willkürliche Einheitengleichungen ein. Die beiden be- 
kanntesten willkürlichen Einheitengleichungen sind die Gleichun- 


gen: 
[8] = b [H] 


(8) führt zu den „elektrostatischen”, (9) zu den „elektromagne- 
tischen“ Systemen'*). | 

14. Die Einführung der absoluten Mafsysteme hat zweifellos zu 
ihrer Zeit. einen großen Fortschritt bedeutet, und wir wollen nicht 
auf sie herabsehen. Das darf uns aber nicht abhalten, genau zu 
prüfen, ob sie in der Physik und Technik auch heute noch Daseins- 
berechtigung haben oder zu verwerfen sind. 

15. Zunächst: Daß absolute Systeme mit willkürlichen Ein- 
heitengleichungen möglich, u. zw. — jedes für sich — wider- 
spruchsfrei möglich sind, kann nicht bestritten werden. Wir dürfen 
deshalb nur fragen: Bringt die Verringerung der Zahl der unabhän- 
gigen Einheiten durch Hinzunahme willkürlicher Einheitengleichun- 
sen, wie sie für die absoluten Systeme kennzeichnend ist, irgend- 
welche Vorteile oder überwiegen die Nachteile? 

16. Früher hat man einen Vorteil der absoluten Systeme darin 
erblickt, daß bei ihrer Annahme alle elektromagnetischen Größen 
in den drei mechanischen Grundeinheiten gemessen werden können, 
was der lange Zeit allgemein gehegten Überzeugung von der Zu- 
rickführbarkeit aller elektrischen Vorgänge auf mechanische ent- 
sprach. Heute wird dieso Überzeugung nur von wenigen noch ge- 
teilt: wir brauchen also auf diese Begründung der absoluten Systeme 
nicht. weiter einzugehen (vgl. Nr. 53). , 

17. Ernster zu nehmen ist der Hinweis auf die größere Ein- 
fachheit, die in der Zurückführung aller mechanischen und 
elektrischen Größen auf nur drei unabhängige Einheiten zu lie- 
E a e E E EE an te A AE 

Wir wollen einmal annehmen, diese Begründung sei stichhaltig. 
Weshalb bleibt man dann aber bei der Zahl drei stehen? Warum 
trägt man beispielsweise Bedenken, die Einheit der Masse durch die 
willkürliche Annahme, die Dichte sei dimensionslos, auf die Einheit 
der Länge und die Einheit der Länge durch die willkürliche An- 
nahme, die Geschwindigkeit sei dimensionslos, auf die Einheit der 
Zeit zurückzuführen? Warum hat trotz mancher Anläufe noch nie- 
mand im Ernste vorgeschlagen, alle Größen in dieser Weise durch 
Pntenzen einer einzigen Grundeinheit (z. B. der Zeit) auszu- 
driicken? Sicher nicht deshalb, weil es unmöglich wäre; es ist. er- 
taunlich, wieviel Willkür man den Einheiten zumuten darf. Der 
Grund ist ein andrer: Das Einebnen aller Orientierungspunkte ist 
gar keine Vereinfachung, sondern bedeutet in Wirklich- 
keiteine Ersch werung; und bei allzu starker „Gleichmacherei” 
fühlt dies schließlich doch ein jeder. 

Nicht die Verwischung der Unterschiede unserer Einheiten 
dureh willkürliche Einheitengleichungen, sondern ihre Erhaltung, 
soweit es die allgemeinen Gleichungen irgend zulassen; das muß 
das Ziel sein. 


(€ dimensionslos) EUER |: 
PEE E (9 


und 
(p dimensionslos); 


1) Diesa Erkenntnis ist so alt und von angerehenen Forschern oft genug 
an entschieden ausgesprochen worden. daß man sich darfiber wundern muß, daß 
sie in Deutschland noch so wenig durchgedruneen jist. Ohne Vollständigkeit 
anzustreben. nenne ich: A. W. Rlieker.a.a O: A.Föpp]. Finführung in 
dia Maxwellsche Theorie der Elektrizität. Leipzig 1894, S. 117 f.: K. Schreber. 
Wied. Ann. . 8. 607. . Giorgi. Nuov. Cim. (5) 4, R. 11, 1002; 
F.Cohn. a.a. O. und Ann. d. Phys. 7, 8. 399, Anm. 8.102: LGarezynski. 
Physik. Zeitschr. 4. S. 153, 192: F.Emde. Elektrot. Zeitschr. 25, 8. 432. 194; 
G Mie. Lehrbuch der Elektrizität und des Magnetismus, Stuttgart 1910; 
F.Bnckingham, „Phys. Rev.“ (2) 4, S. 357, 1914. . 

1) Die einzelnen elektrnstatischen nnd elektromagnetischen’ Syateme nnter- 
scheiden sich voneinander durch die Wahl der heronderen Finheiten. Unter 
.dem* elektrostatischen oder elektromagnetischen Syatem (ohne Zusatz) vaer- 
the ich immer die gebräuchlich«te Form. bei der für den leeren Ranm € oder 
u gleich 1 gesetzt werden, von der Ladungseinheit. 47 Verschiehungslinien ans- 
gehen. die Gleichungen D=+:¢ und B=u Ò gelten und das Zentimeter, das 
Gramm und die Nekunde ale besondere Grundeinheiten gewählt werden. Vel. 

.&. Lorentz, Enzykl. d Math. Wiss. V 13, Nr.7. Das von C. Runge. Physik. 
Zeitschr. 17.8. 210. 1916 erwähnte absnlute Syatem ist mit dam elektromaamnetischen 
identisch. Neuerdings bat R. Rinkel, Zeitschr. f. Phys. 8. 8. 105—109, 1922 ein 
ahsoluten System auf der willkürlichen Annahme der Dimensionslosigkeit der 
elektrischen Ladung aufgebaut. 


18. Hier möchte ich einem naheliegenden Mißverständnis vor- 
beugen. Der Leser könnte auf den Gedanken kommen, die „willkür- 
liche Einheitengleichung“, gegen die ich mich hier wende, sei etwas 
Unvermeidliches und auf allen Gebieten der Physik allgemein Ge- 
bräuchliches; denn jede allgemeine Einheitengleichung enthalte 
einen willkürlichen Umrechnungsfaktor £, der nur der Einfachheit 
halber — gerade wie die Dielektrizitätskonstante und die Permea- 
bilität — gewöhnlich gleich 1 gesetzt werde. 

19. Man muß aber zwischen willkürlichem Umrechnungsfaktor 
und willkürlicher Einheitengleichung unterscheiden. Aus der Defi- 
nition der Geschwindigkeit v=dlI/dt folgt z. B. (vgl. die Nrn. 6 
und 7) die allgemeine Einheitengleichung: 


[2] 

paete 

st 

Setze ich nun etwa [l1] = cm, [t] = sec, so ergibt sich je nach dem 

Werte Z, den ich ja willkürlich wählen darf, fürv 
jede beliebige Einheit, z. B.: i 


für t=1 [v] = cm/sec, 
für = 27,777.. [v] = km/Std. 


Die allgemeine Einheitengleichungistaberiedesmaldieselbe 
notwendige. Setze ich dagegen: 


[9 = Ẹ [8, (11 


d. h. messe ich die Längen durch die Zeiten, die irgend jemand, z. B. 
das Licht, zu ihrer Durchmessung braucht, so bedeutet d i eses eine 
neue Einheitengleichung, die im Gegensatze zu der vorgenannten 
Gl. (10) willkürlich ist. Durch Gl. (10) wird die Einheit der 
neu definierten Geschwindigkeit v auf die Einheiten der Länge und 
der Zeit zurückgeführt; zu der neuen Einheit [v] gesellt sich eine 
neue Einheitengleichung. Im zweiten Falle, Gl. (11), dagegen wird 
ohne Not eine neue Einheitengleichung aufgestellt. 

20. Ich gebe noch einige weitere Beispiele: Mit demselben Recht, 
mit dem man bei der Einführung des absoluten elektrostatischen Sy- 
stems die elektrische Ladung nach dem Coulombechen Gesetz durch 
die von ihr in dem Normalmedium „Vakuum“ ausgeübte Kraftwir- 
kung mißt, könnte man messen: 


a) die Masse — wie schon vorhin angedeutet — nach der Defini- 
tionsgleichung der Dichte durch das Volumen, das ein Normalstoff 
gleicher Masse (z. B. Wasser größter Dichte) einnimmt (die Dichte 
wird dimensionslos) ; 

b) die elastische Spannung nach dem Hookeschen Gesetz durch 
die relative Dehnung, durch welche sie in einem Normalstoffe ge- 


(10 


. 0 08 è> e ç ò% >% 


-weckt wird (der Elastizitätsmodul wird dimensionslos) ; f 


c) die elektrische Ladung nach dem Faradayschen Gesetz durch 
die Masse eines Normalkations, von dem sie getragen wird (das elek- 
trochemische Äquivalent wird dimensionslos). , 

Man wird zugeben, daß alle diese künstlichen Festsetzungen 
zwecklos wären. Mit ihnen aber auf eine Stufe zu stellen sind die 
willkürlichen Einheitengleichungen (8) und (9), die zu den abso- 
luten Systemen führen. 

Der nächste Abschnitt soll zeigen, daß wir nicht nur keinen 
Grund haben, die Gleichungen (8) und (9) beizubehalten, sondern 
daß wir um ihre Verwerfung überhaupt nicht herumkommen. 


Die Beseitigung der Einheitenschwierig- 
keiten. 


21. Das Heilmittel nun, das ich vorschlage, besteht — höchst, 
einfach — in einer Verbindung der im vorigen Abschnitt ausgespro- 
chenen negativen Forderung: 

„Keine willkürlichen Einheitengleichungen!” 
mit der positiven Forderung, auf der alles bisher Gesagte aufgebaut 
war: 

Grundsätzlich ist immer und überall unter dem Formelzeichen 
die physikalische „Größe” selbst zu verstehen; zwischen ihr und 
Zahlenwert ist gemäß Gleichung (1) streng'®) zu unterschei- 

ent’). 

22. Der Leser wird diese zweite positive Forderung vielleicht 
schon bei ihrer ersten Erwähnung in Nr. 6 entweder für selbstver- 
ständlich und von jeher erfüllt oder — für unerfüllbar gehalten 
haben. In Wirklichkeit ist die Lage wohl die folgende: Überall dort, 
wo die beiden willkürlichen Einheitengleichungen (8) und (9) keine 
Rolle spielen, also z. B. in der Mechanik und auf dem weiten Gebiete 
der Berechnung von Stromnetzen, wird die Forderung recht häufig 
beachtet. Sobald dagegen ausdrücklich oder verkapselt die Koeffi- 
zienten e und u auftreten, also bei den meisten allgemeinen Unter- 
suchungen der theoretischen Physik, bei der Berechnung der ma- 
genetischen Kreise, der Kapazitäten, der Induktivitäten, auf dem 
Hochfrequenzgebiet usw., versteht man — ausdrücklich oder still- 
schweigend — im vollen und meist bewußten Gegensatze zu unserer 
zweiten Forderung unter dem Formelzeichen den Zahlen- 
wert”). 


1$) Aber nhne Pedanterie: wo Irrtümer ausgeschlossen sind, wird man sich 
keinen unnötigen Zwang auferlegen. , 

16) Diese Forderung ist sehr entschieden von F. F. Martens gestellt 
worden in einer zu wenig beachteten kleinen Arbeit: Verhandl. d. Dtsch. Physik. 
Gesellach. 16, 8. 97, 1914. , ; 

1) Der Mathematiker scheint überhaupt nur diese Auffassung zu kennen. 


1332 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


2. November 1922. 


23.. Es ist sehr leicht einzusehen, daß der sich darin ausspre- 
chende Zusammenhang zwischen meinen beiden Forderungen (der 
negativen und der positiven) kein Zufall iet. Nach Gleichung (1) 
dürfen sich die verschiedenen Einheiten, die man einer gegebenen 
Größe zuordnen kann, nur durch einen reinen Zahlenfaktor vonein- 
ander unterscheiden. Die elektrischen Einheiten der verschie- 
denen Systeme unterscheiden eich aber voneinander nicht nur 
durch Zahlen-, sondern auch durch Einheiten faktoren. 
So ist bekanntlich der elektrische Widerstand im absoluten elektro- 
magnetischen System eine Geschwindigkeit, im absoluten elektro- 
statischen eine reziproke Geschwindigkeit!®). Will man also die 
beiden absoluten Systeme nebeneinander gebrauchen®*), 
so muß man entweder die Geschwindigkeit zu einer dimen- 
eionslosen Größe machen — also die Maßsysteme auf zwei unab- 
hängigen Einheiten aufbauen — oder meine zweite Forderung 
ablehnen. Der erste Ausweg ist von niemand ernstlich erwogen wor- 
den; man hat allgemein den zweiten gewählt, d. h. sich dafür ent- 
schieden, unter den Formelzeichen die Zahlenwerte zu verstehen und 
die allgemeinen Gleichungen den jeweils gewählten besonderen Ein- 
heiten anzupassen — wenn nötig, durch Zufügung besonderer „Aus- 
gleichsfaktoren”. 

24. Die von mir geforderte scharfe Unterscheidung zwiechen 
„Größe” und „Zahlenwert“ ist demnach, wenn man an den willkür- 
lichen Einheitengleichungen (8) und (9) festhalten und sich nicht 
a. en absoluten System begnügen will, praktisch undurch- 
ührbar. 

Nun können wir aber unmöglich gerade auf diese Unterschei- 
dung verzichten: denn wie aus den späteren Beispielen hervorgehen 
wird, ist sie es, die dem Rechner die höchste Rechenbequemlichkeit 
und Rechensicherheit bei freier Einheitenwahl verbürgt. Es bleibt 
uns also, wenn wir auf praktische Brauchbarkeit Wert legen, gar 
nichts andres übrig, als die willkürlichen Einheitengleichungen (8) 
und (9) und mit ihnen die absoluten Systeme zu verwerfen. Wenn 
es noch immer so etwas wiie Einheitenschwierigkeiten gibt, so kommt 
dies in erster Linie daher, daß sich die Mehrzahl der Physiker und 
Techniker trotz Giorgi, Mie usw. bis jetzt noch nicht zu diesem not- 
wendigen Schritt hat entschließen können. 


DieStellungdesFaktors4x. 


25. Eine große Rolle hat bei Einheitenbetrachtungen von jeher 
der Faktor 4x gespielt”). Von seiner Stellung in den allgemeinen 
Gleichungen hängt in der Tat nicht nur die DefinitionderGrößen, 
sondern auch die der besonderen Einheiten ab (vgl. Nr. 6). 

Ich möchte empfehlen, in dieser Frage allgemein den Vorschlag 
Heavisides anzunehmen, d. h. die Zahl 4 x in den Gleichungen der 


Blektrizitätslehre so anzubringen, daß sie z. B. in den Coulombschen | 


Gesetzen und in dem Gesetz von Biot und Savart im Nenner 
erscheint. Nicht daß es wirklich zwingende Gründe für diese 
Entscheidung gäbe. Aber erstens wäre es falsch, die absoluten Sy- 
steme aus der Einheitenlehre herauszuschneiden, ohne bei dieser 
günstigen Gelegenheit?!) auch den 4 r-Schönheitsfehler zu ent- 
fernen, der schon zu so viel witziger Kritik Anlaß gegeben hat. Zwei- 
tens würde ich mich, wenn ich mich anders entschiede, gerade 
mit den Forschern??), die gleich mir die absoluten Systeme verwer- 
fen, in Widerspruch setzen und damit neue Verwirrung stiften. 


Das Auftreten der Lichtgeschwindigkeit. 


26. Noch ein anderer Faktor spielt bei der Erörterung der abso- 
luten Systeme eine große Rolle: die Lichtgeschwindigkeit im leeren 
Raume c. Sie kommt in die Gleichungen der theoretischen Elektri- 
zitätslehne meist dadurch hinein, daß einige Größen als im elektro- 
statischen, andere als im elektromagnetischen Maß gemessen voraus- 
gesetzt werden; zum Ausgleich muß dann die Geschwindigkeit c zu- 
sefügt werden. 

27. Dem Verständnis dieser sogenannten „kritischen“ Geschwin- 
digkeit stellt sich eine eigentümliche Schwierigkeit entgegen, über 
welche die Lehrbücher nicht in so eleganter Weise hinweggleiten 
sollten, wie sie es vielfach tun. Das Verhältnis der elektrostati- 
schen EBlektrizitätsmenzeneinheit zur elektromarneti- 
schen ergibt sich nämlich, wenn wir an die Größen der Elek- 
trizitätsmengen denken, gleich % . 10°, wenn wir dagegen an dio 
Dimensionen denken, gleich em/see und nicht gleich 
sec /em??). 

Gegen diese Schwierigkeit, die man auf die geheimnisvolle For- 
me]: 
o 0M -—1 
sec 


bringen kann, gibt es nur ein Mittel: man muß die absoluten Sy- 
steme fallen lassen, deren schlechte Eigenschaften sich sozusagen 


3.10! 


1") Gegen diese „Duplizitiit* ‘der Dimenaionen, wie er es nennt. hat aich 
z.B. auch L.Gorerynski (a. a. O.) gewandt. 

») Das sogen. Gaußscha System ist z. B. nichts als eine Kombination 
der beiden gebräuchlichsten absoluten Systeme. 

2) Vgl.z.B.R.A. Fessenden. „Flectrieian“. 44. 8. 336. 18%; S. 860. 1901; 
J. A. Fleming. ebenda. 44, 8. 324. 366. 402. 189 und 19: G. Giorgi. a.a. O. 
, 2) Die Gelegenheit ist derhalb ro günstig, weil bei Erfüllung meiner zweiten 
Forderung die üblichen absaluten Einheiten mit der Heavisideschen Form der 
Gleichungen durchaus nicht unvereinbar sind. Vel. Nr. 62. 

2, Vor allem mit Mie,a a. O. 

=) Offenbar ist sogar H. A. Lorentz a.a. O. (8.85) über diesen Wider- 
spruch gestolpert. 


„potenziert“ auf ihren bedauernswerten Sprößling, die.kritische Ge- 
schwindigkeit, vererbt haben. 

28. Wer dieses Mittel anwendet, braucht die Lichtgeschwindig- 
keit in die elektromagnetischen Grundgleichungen so wenig aufzu- 
nehmen wie die Schallgeschwindigkeit in die elastischen Grun- 
gleichungen, Man überzeugt sich hiervon wohl am leichtesten, wenn 
man sich zur kritischen Geschwindigkeit ein mechanisches Gegen- 
stück erdenkt. Durch irgendwelche Betrachtungen sei jemand auf 
den Gedanken gekommen, es sei richtiger, die mechanischen Vor- 
gänge durch nur z w ei unabhängige Einheiten darzustellen. Er ent- 
ledigt sich daher — ebenso willkürlich, wie man’s bei den absoluten 
Systemen macht — der Einheit der Masse, u. zw. einmal dadurch, dili 
er die Dichte ö, und einmal dadurch, daß er den Elastizitätsmodul £ 
dimensionslos und für irgendeinen Normalstoff — sagen wir Kup- 
fer — gleich 1 setzt. Auf diese Weise kann er die Masse etwa ein« 
Kupferstabes in zwei „absoluten“ Einheiten durch eine Volumen- 


messung und durch einen Dehnungsversuch bestimmen. Dividiert er 


aber nun die durch die Volumenmessung gefundene Masse (so und sv 
viele em?) durch die elastisch bestimmte’ Masse (so und so viele 
emsec?), so erhält er — vielleicht zu seiner Überraschung — das 
Quadrat der Fortpflanzungsgeschwindigkeit v elastischer Longitu- 
dinalwellen im Kupfer. 

' 29. Wie würde man über diesen Mann urteilen, wenn er sein 
Resultat nicht für sich behielte? Man würde seine Betrachtungen 
schrullig finden und ihm deutlich machen, daß er im Grunde nur die 


Gleichung für die Geschwindigkeit longitudinaler Wellen v= VE >ò 
bestätigt habe. Und doch stellt die Mehrzahl der Lehrbücher die kri- 
tische Geschwindigkeit noch heute in allen wesentlichen 
Punkten ebenso dar; denn die letztzenannte Gleichung entspricht 
vollkommen der Gleichung für die Fortpflanzungsgeschwindigkeit 
elektromagnetischer Wellen: 


= - ! 

~ Vep 

die aus den Grundgleichungen der Elektrizitätslehre (s. später 
G1. (12) ) folgt. 

Bei Annahme meiner Vorschläge gibt es keine kritische Ge- 
schwindigkeit. Damit fällt jede Möglichkeit weg, eine ganz be 
stimmte Naturkonstante aus Einheitenfestsetzungen herzuleiten, 
deren Willkürlichkeit man ausdrücklich betont hat. 


Die allgemeinen Gleichungen. 
30. Ich möchte nun zeigen, wie sich meine Grundsätze in d'er 
Praxis geltend machen. . 
Zunächst betrachten wir die allgemeinen Gleichungen. Nach 
meiner ersten (negativen) Forderung dürfen in ihnen die Größen ı 
und u nirgends weggelassen und die Vektoren D und & B und © 
nie miteinander vertauscht werden. Nach meiner zweiten positiven 
Forderung sind alle allgemeinen Gleichungen, da sie (außer mathe- 
matischen Zahlen) nur „Größen” enthalten, von der Einheitenwahl 
unabhängig: alle bloß den Einheiten zuliebe zugefügten Zahlen- 
faktoren, wie z. B. 3. 101%, 10— usw., fallen daher weg. 
31. Die Maxwellschen Gleichungen nehmen danach beispie!s- 
sn für ruhende isotrope Körper in der üblichen Bezeichnung die 
orm an: 


B=ud (12 


© = [E], W = [DE AT, Wm =B 9 dr 


Wie man sieht, stimmt diese Schreibweise mit der „rationellen“ Hea- 
visides überein. Der sehr wesentliche Unterschied ist aber der, daß 
die Gl. (12), weil die Ð, t, o, © usw. „Größen” bedeuten, völlig auto- 
matischen Übergang zur Zahlenrechnung in jeder beliebigen Ein- 
heit gestatten. 

Auch einige in der Elektrotechnik häufig benutzte Gleichungen 
werden einfacher: so das sogenannte „Ohmsche Gesetz für den ma- 


E I= ® ) | F — © l . . ” . . . . . (13 


($ = Induktionsfluß, I = Stromstärke, E = Windungszahl, l = 


Kraftlinienweglänge, F = Querschnitt — lauter „Größen“, keine 
„Zahlenwerte”! —), und das Induktionsgesetz: 
o® | 
pe en, = n . . “ ” . . . + . . 4 
e E a (l 


Hier fallen die beim herkömmlichen elektrotechnischen Maßsystem 
notwendigen Faktoren 0,4 x und 10— weg”). 


2) H. Gör g es hat (gele ) ; 
Wegfallen des Faktors 0.4 a in Gleichung (13) beanstandet. weil man die verur 
nachenden irgendwo aufgewickelten Amperewindungen und ihre Wirkung, da‘ 
Linienintegral der Feldstärke, wohl voneinander trennen müsse. Aus Nr. !2 
geht aber bervor. daß (13) keiner Proportionalitätskonstante hedarf. Auch 
rauchen zwei Größen, die wir gleichsetzen, noch nicht identisch zu sein. — 
Görges bemängelt weiter. daß nach Heaviside von der Ladung I nur eine Ver- 
schiebungslinie ausgehe; welche Richtung solle diese haben? Die didaktische 
Schwierigkeit verschwindet. wenn man sagt: Die Ladung IV entsendet 10% 
Linien, die Ladung 1 tausend Taurendetellinien: denn wer an den 4 7 (= 12.566 . 
Linien der üblicheren Systeme keınen Anstoß nimmt, wird auch die Tausendstel- 
linie gelten lassen. 


ntlich des Vortrags von. F. Emde a. a. O.) das 


. 


2. November 1922. 


32, DieEinfachheitder von mir soeben angeführten Glei- 
chungen ist kein wesentlicher Vorzug meines Verfahrens. Ob 
man in den Gleichungen ein paar Buchstaben oder Ziffern mehr 
oder weniger zu schreiben hat, ist nebensächlich; man könnte mir 
auch die Coulombschen Gesetze vorhalten, die in der üblichsten 
Schreibweise der abzoluten Systeme — besonders soweit sie sich auf 
den leeren Raum beziehen — unleugbar weniger Tinte BOSHEDENEHEN 
als ın der meinigen (Heavisideschen) : 


16 
Pz n 


33. Dagegen liegen in der größeren Allgemeinheit der 
nach meinen Grundsätzen geschriebenen Gleichungen einige nicht 
unwesentliche Vorteile. 

So wird eine Quelle von Unklarheiten und Mißverständnissen 
dadurch verstopft, daß es bei Annahme meiner Vorschläge nicht 


mehr möglich ist, allgemeine Gleichungen so rücksichtslos auf be- - 


sondere Maßsysteme zuzuschneiden, daß ihre wahre Bedeutung nicht 
mehr recht zu erkennen ist. Als Beispiel führe ich die Formel: 


A=2rxyLC (15 


an (A = Wellenlänge im leeren Raum, L = Induktivität, C = Kapa- 
zität), die man häufig aus der Thomsonschen Schwingungsgleichung 
herleitet, indem man ein gemischt elektrostatisch-elektromagne- 
tisches Maßsystem zugrundelegt, in welchem die Größen L und C 
beide Längen sind”). Nun wäre es gewiß ein Trugschluß, aus 


. e è> >» è ç oò â ò hr â >ò% â ò ç +% 


29) Vgl. Nr. 41. Be'spiel II. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 44. 


1333 


dieser Gleichung zu folgern, daß sich die Eigenwellenlängen geo- 
metrisch ähnlicher Gebilde wie die Längen entsprechender Strecken 
verhalten müßten”). Zweifellos aber verführt die Gl. (15) durch 
ihre zu sehr spezialisierte Form geradezu zu diesem Trugschluß?”). 


34. Wichtiger sind die praktischen Vorteile, die sich aus 
der größeren Allgemeinheit unserer Gleichungen ergeben. 

Vor allem darf sich der Theoretiker:kürzer fassen; denn da 
seine Gleichungen für jede Einheitenwahl gelten, braucht er über 
diese überhaupt kein Wort zu verlieren. Sicher könnte auf diese 


- Weise in Lehrbüchern und Abhandlungen ganz erheblich an Platz 


gespart werden”). 


35. Ein anderer praktischer Vorteil, der nicht unterschätzt wer- 
den sollte, ist der folgende: Bei der bisherigen Schreibweise kann 
man häufig mit den abgeleiteten allgemeinen Gleichungen gar nicht 
sofortrechnen, weil die Einheiten, auf die sie sich beziehen, 
vielleicht viele Seiten vorher irgendwo versteckt im Text definiert 
sind oder weil die Verfasser gar überhaupt nicht gesagt haben, 
welche Einheiten sie meinen. Bei Annahme meiner Grundsätze da- 
gegen ist jede Gleichung sofort zur Zahlenrechnung benutzbar, so- 
bald man nur weiß, welche Größen durch die Formelzeichen dar- 


gestellt werden. 
(Schluß folgt). 


®%) Denn L und C könnten, auch wenn rie wirklich Längen wären, immer 

noch von dimensionslosen Kombinationen irgend welcher andrer physikalischer 
Größen al-hängen. 

An einen solchen Trugschluß denkt vielleicht T Ehrenfest-Afa- 
ewa (Muth. Ann. 77. (3. 259—276, 1916) in ihrem $ 12. 

Eine Füle von Beirpielen ließe sich mühelos aus der Literatur zu- 
samımmensuchen; nur um übernaupt eines zu nennen, verweise ich auf die Ab- 
leitangen im „Lehrbuch der Physik“ von E. Riecke. 2. 88 600 und 1. 


nass 


Zur Theorie der Stromwendung. 
Von cand. rer. electr. B. Walsemann, Hannover. 


Übersicht. Der vorliegende Aufsatz zeigt, daß die Stromwendung 
bei Kommutatormaschinen durch zweckmäßige Formgebung der Bürsten 
wesentlich verbessert werden kann. Die allgemein gebräuchliche recht- 
-ekige Bürste wird mit einer Bürste mit dreieckigem und trapezförmigem 
Nuerschnitt verglichen und nachgewiesen, daß auch ohne Wendepole 
„der andere Hilfsmittel theoretisch stets Funkenfreiheit erreicht wer- 
den kann. . 


Die Stromwendung soll im folgenden nur von einem einzigen, 
‚ bisher nur wenig beachteten Gesichtspunkte aus betrachtet werden. 
Es soll untersucht werden, ob die Form des Bürstenquerschnittes 
von praktischer Bedeutung für den Verlauf derselben ist, und ob sie 
«durch Veränderung des ersteren verbessert werden kann. Wir wollen 
den üblichen rechteckigen Querschnitt mit anderen Querschnitte- 
formen vergleichen. Es soll hier nur der einfachste Fall, die freie 


Stromwendung, d. h. Stromwendung ohne Erzeugung einer Span- 
nung zur Aufhebung der Selbstinduktionsspannung der kurzge- 


schlossenen Spule durch Bürstenverschiebung aus der neutralen 
Zone in das wirksame Feld oder durch Wendepole, betrachtet wer- 
den. Ferner: möge angenommen werden, daß nicht mehr als 2 La- 
mellen von einer Bürste gleichzeitig berührt werden (Abb. 1). Die 
lsolationsdicke zwischen den Lamellen werde vernachlässigt. Ob- 
wohl die Stromwendung bei Verwendung rechteckiger Bürsten 
schon oft Gegenstand ausführlicher Erörterung gewesen ist, möge 
kurz darauf eingegangen werden, weil es zum Verständnis des fol- 
genden notwendig ist. Es bezeichne: 


2 J den Strom einer Bürste, 
R den Übergangswiderstand einer Bürste, 
R, den Widerstand der auflaufenden Bürstenspitze, 
R, den Widerstand der ablaufenden Bürstenspitze, 
!, den Strom der auflaufenden Bürstenspitze, 
i den Strom der ablaufenden Bürstenspitze, 
i den Strom der kurzgeschlossenen Spule, 
e die Spannung der ablaufenden Bürstenepitze, 
€s die Spannung der Selbstinduktion, 
S den Widerstand der Spule, 
L die Induktivität der Spule, 
T die Dauer des Kurzschlusses, 
. f die Zeit vom Beginn des Kurzschlusses, 
! die Bürstenlänge, auf der Begrenzungslinie zweier La- 
mellen gemessen. 


Das 2. Kirchhoffsche Gesetz ergibt, wenn wir im umgekehrten 
Uhrzeigersinne den durch die Bürste, 2 Lamellen und die Spule ge- 
bildeten Stromkreis durchlaufen und die Summe der Spannungen 
gleich Null setzen: 


> 


—ı BR +tiS+L HH+hR=0, 
h=J-—1; G=J-+L, 
Be J—i) R, JHY)R-iS.....d 


” Dies ist die Gleichung des Stromes in der Spule ohne Rücksicht 
auf die Querschnittsform. Den Widerstand S, dessen Einfluß nur 
gering ist, wollen wir vernachlässigen. Um im einzelnen Falle den 
Strom eindeytig ale Funktion von ¢ zu erhalten, muß man auch R, 


und R, als Funktion von t darstellen und in Gl. (1) einsetzen. Für 
rechteckigen Querschnitt (l = const., Abb. 1a) wird: 
Rı = 2i w o aii . (2a 
RT 
| R} pa Ft (3a 
Der Strom wird dann dargestellt durch die Gleichung: 
di__ RT(-JT+2Jt+i T) (4 
"A TE a 


Die Kurve selbst findet man am einfachsten auf graphischem Wege, 
indem man zunächst die Steigung für t = 0 bestimmt, durch den An- 
fangspunkt eine Gerade legt, auf der man einen zweiten Punkt, z.B. 


T 
für t = 10 


Steigung nach Gl. (4a) und wiederholt das Verfahren ın regel- 
mäßigen Abständen. Man kommt mit verhältnismäßig wenig Punk- 
ten aus, da bei diesem Verfahren ein vorhandener Fehler sich von 
selbst berichtigt. Nimmt man z. B. einen Punkt zu hoch an, erhält 


- festlegt. Für diesen Punkt bestimmt man wieder die 


di 
dt einen absolut größeren Wert, d. h. der aus geradlinigen Stücken 


bestehende Linienzug sucht sich selbsttätig mit der wirklichen 
Kurve in Übereinstimmung zu bringen. 


Fürt=0 wird ?’ =J, 
fürt= Twirdi=—J. 


N 


Für beide Grenzwerte nimmt n die unbestimmte Form gan, und 
man erhält durch Differentiation von Zähler und Nenner nach t: 


di___2IR_ ga di 2JR_ A 
dl,  RTFL "83 dtn RT-L ie 
Abb. 2 zeigt die Stromkurve für die Werte: 

J =5 Amp, R = 10—:! Ohm, 

T=10-3sec, L=08.10-1Henry. 


Von großer Wichtigkeit ist die Übergangsspannung der ab- 
laufenden Bürstenspitze, die stets größer ist als der Spannungsver- 
lust 2 J R im ruhend gedachten Kollektor. Ihr proportional ist die 
Stromdichte, die ein bestimmtes Maß nicht überschreiten soll. Es 
gilt allgemein für jeden Querschnitt: 


e= i Ry = (J+ t) R, 


1334 Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 44. 2. November 1922. 


Für l = const. wird , 
eSpor Ve aaa 


FERIR:.4.% aoe De a aa BA 
eıı ergibt sich nach Differentiation von Zähler und Nenner zu: 


2JRT 
°= RTZ 


Diese Gleichung zeigt, daß die Spannung nur dann einen endlichen 
Wert haben kann, wenn RT > L ist. Ist L >œ RT, bat u, = J ti 
für t = T noch nicht den Wert O erreicht, der Kurzschlußkreis wird 
unterbrochen, was die Bildung eines Selbstinduktionsfunkens zur 
Folge hat. Funkenfreie Stromwendung ist daher nur möglich, wenn 
RT > L ist. 

Wir betrachten jetzt die Stromwendung für veränderliche 
Bürstenlänge l. Diese möge geradlinig abnehmen und für t= T 
gleich Null werden (Abb. 1b). Die Widerstände R, und R, als 
Funktion der Zeit dargestellt, ergeben sich zu: 


(9a 


_ RTP _ RT? 
R= era R= appe 
Setzt man beide Werte in Gl. (1) ein, erhält man 
di __RTX-JT?+4J Tt—2JR+iT3 (4b 
dt T LiT- ROT 


Für die Grenzwerte t = o und t = T nimmt dieser Ausdruck wieder 
unbestimmte Form an, und man erhält durch Differentiation von 
Zähler und Nenner: 


di 2JR di 
dt” O5RTFL >???) (90 dtir S i AR 
[27 


—> 
a I t- 10° zZ 


Abb. 2. Strom bei Rechte«kforın. 


aa | t-10% zz 
I Z I 
Abb. 1. Verschiedene Abb. 3. Strom bei Dreieckform 


Bürstenquerschnitte. 


Gl. (6b) sagt aus, daß die Kurve für t= T horizontal verläuft 
(Abb. 3). Die Spannung der ablaufenden Bürstenspitze wird ent- 
sprechend Gl. (7a), (8a) und (9a): 


ge TAE Tb e=2JR. . 8b e=2JR. . (9b 
Es ergeben sich somit wesentliche Unterschiede zwischen (a) und 
(b). Bei (a) verläuft die Stromkurve mit wachsendem t immer stei- 
ler, die Spannung der Selbstinduktion und mit ihr die Stromdichte 
wird immer größer und erreicht für t=T ihren Maximalwert. 
Dieser wächst verhältnismäßig stark mit wachsender Induktivität, 
wenn diese nur wenig kleiner ist als RT und sogar unendlich groß 


für L=- RT. Ist L > RT, ist funkenfreie Stromwendung unmög- 
lich, Ganz anders liegen die Verhältnisse bei (b). Die Stromkurv» 
schließt für t= T horizontal an die Gerade i = — J an, die Span- 
nung der Selbstinduktion ist dann gleich Null, das Maximum triu 
nicht für t = T, sondern schon bedeutend früher, etwa fürt-%T 
ein und erreicht nur einen erheblich geringeren Wert als bei (a) 
Für beliebige Werte von L bleibt die Spannung stets endlich und die 
funkenfreie Stromwendung ist theoretisch immer möglich. 

Die Ergebnisse, die die Untersuchung der Querschnitte (a) und 
(b) liefert, sind derartig voneinander verschieden, daß es wertvol! 


‘ erscheint, noch einen dritten Querschnitt zu untersuchen (Abb.1e). 


Hier nimmt l zwar geradlinig ab, wird aber für t= T nicht gleich 
Null. (c) stellt gewissermaßen ein Mittel dar zwischen (a) und (b). 
Es ergeben sich dann folgende Gleichungen: 


= anI »_.8RT l 
R = t(4 T—t) . . . (2c i Ry = Te t) (3 T_ t) . ». à (3e 
di __ BRT? (~3JT?+8JTt—2JP+3i T) 4 
dt” LUT HA T-HST=H S 
di___ 2JR 2 di_  2JR i 
IH DBORTIL’* DE adu IbDRT- L 5" 
— 3QJ+NRT? = 

=P DBT (7c rr=2JR . . (8c 
en ET BE ee er OE 

RT— 5L 


Abb. 4 zeigt die zugehörigen Kurven. 

Die bisher betrachteten Fälle können als Spezialfälle angesehen 
und unter dem allgemeinen Gesichtspunkt eines Bürstenquerschnit- 
tes mit geradlinig nach der 
Ablaufkante zu abnehmen- 
der Länge l zusammenge- 
faßt werden (Abb. 5). Die 
Gleichungen nehmen dann 
eine recht komplizierte 
Forman. Es würde zu weit 
führen, sie sämtlich zu er- 
wähnen. Es seien nur die 
wichtigsten, die Gleichung 


IE t-10" U 
Abb. 5. Geradlinig 
Abb. 4 StromTbei Trapezform. abnehmende Länge. 


der Stromkurve und die Gleichung der Steigung derselben für t =T, 
angeführt. Es ist: 


di __ zRT(- JzT+2Jz1+2J1Tt-2JR+izT) a 
dto LtiT--ħ(z-ħlz+4T=N 5 Ze 
di __ 2JR(e—T E Mi 
dt zRT— L(z— T) Dr ` 
darin ist: 
z=z2u+T 


Wir können also durch Veränderung des Querschnittes dir 
Stromkurve sehr wesentlich beeinflussen, insbesondere die Stei- 
gung für t= T in beliebig weiten Grenzen ändern. Die Spannung 
der Selbetinduktion kann selbstverständlich nicht aufgehoben wer- 
den, man kann nur den Verlauf derselben während des Kurzsehlusse: 
weitzehend beeinflussen und den Maximalwert in endlichen Grer- 
zen halten. Der Mittelwert bleibt stets derselbe. An den graphi- 
schen Darstellungen zeigt sich dies in der Weise, daß die von der 
t-Achse und der es-Kurve eingeschlossene Fläche konstant ist. 
Gl. (11) gibt uns die Möglichkeit, zu jedem gewünschten Wert von 


di 
r -die notwendige Abschrägung der Seitenflächen der Bürsten zu 


berechnen. In unserem Falle würden wir z. B. durch Einsetzen des 


l 
Wertes a = in Gl. (11) fast eradlinigeStromwendung erhal- 


ten. Der gefundene Wert von z, in Gl. (10) eingesetzt, liefert uns 
die Stromkurve. 

Ähnliche, doch keine günstigeren Ergebnisse erhält man, wenn 
man die Bürstenlänge I nicht geradlinig veränderlich macht, sondern 
den Querschnitt von krumnlinigen Kurven begrenzt, so daß es sich 
erübrigt, darauf näher einzugehen. Erwähnt sei nur, daß es zur Er- 
zielung einer spannungslosen Ablaufkante durchaus nicht erforder- 
lich ist, daß dieselbe spitz ausläuft wie bei (b), sondern daß Ja: 
auch bei gekrümmt, z. B. parabolisch endigender Ablaufkante der 
Fall ist. Es kommt nur darauf an, daß l von t = Q bis t = T stetige 
abnimmt und für letzteren Wert gleich Null wird. 


| 


- - -= m 


2. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


1335 


Technik und Physik auf der Hundertjahrfeier der Deutschen Naturforscher und Ärzte. 


Von F. Trautwein, Berlin. 
(Schluß von S. 1285.) 


Rnakop, Berlin: Reißdiagramme von Sende- 
röhren. Zur Untersuchung der Wirkungsweise von Röhren- 
sendern mit direkter Gitterbesprechung für die Zwecke der draht- 
losen Telephonie wurde die Abhängigkeit des Hochfrequenzstroms 
im Schwingungs- bzw. Antennenkreise von der Gittervorspannung 
und dem Rückkoppelungsgrad durch zahlreiche Diagramme er- 
mittelt. Bei zunehmender Gitterspannung ausgehend von stark 
negativen Werten entsteht an einer Stelle ein plötzliches Einsetzen 
der Schwingungen, welche beim Zurückgehen der Gitterspannung 
an einem wesentlich stärker negativen Punkte wieder abreißen. 
lnter derartigen Betriebsverhältnissen, welche im allgemeinen bei 
fester Rückkoppelung und kleinem Röhrendurchgriff vorliegen, ist 
no brauchbare Aussteuerung durch die Sprache nicht möglich. 
Ähnliche Reißgebiete treten bei stark positiver Gitterspannung ein. 
Beide Reißgebiete können unter Umständen sich in der Mitte über- 
Inppen, ein derartiger Röhrensender ist für unmittelbare Gitter- 
besprechung unbrauchbar. Bei etwas loserer Rückkoppelung ist 
es Jedoch möglich, zwischen beiden Reißgebieten einen genisgend 
breiten Streifen zu erhalten, in welchem die Kennlinien stetig und 
einigermaßen geradlinig verlaufen. Der Vortragende deutete 
ferner an, daß mit Hilfe dieser Reißdiagramme die Leistungsver- 
hältuisse von Röhrensendern untersucht werden können, wozu von 
H.G. Möller das Verfahren der Schwingkennlinien angegeben wor- 
den ist, welches aber verhältnismäßig schwierig durchzuführen ist. 


Liebert,Nürnberg: Über dieBeurteilung der 
BPrauchbarkeit von Kathodenröhren Es wurden 
die in der Fachliteratur näher beschriebenen Verfahren zur Unter- 
suchung von Restgasen in Vakuumröhren hinsichtlich ihrer 
Brauchbarkeit und einfachen Bedienungsweise für die Zwecke der 
Massenherstellung kritisch untersucht. 


Schmaltz,Offenbach:EineelektrischeMethode 
zur Registrierung von Schwingungen an Ma- 
schinen. Es wurde’eine Methode beschrieben, mit Hilfe deren 
mechanische Schwingungen in elektrische Stromänderungen um- 
gesetzt werden» Hierzu dient einesals Mikrophon wirkende Flüssig- 
keitsschicht. Durch eine Brückenanordnung und ein Saitengalva- 
nometer werden diese Änderungen photographisch registriert. Die 
Aufzeichnung kleiner Schwingungen geschieht mit starker V er- 
erößerung. Die Methode ist besonders von Bedeutung für die Stei- 
serung der Arbeitsgeschwindigkeit von Werkzeugmaschinen. 


Liesegang, Düsseldorf: Neue optische Vor- 
lesungsversucohe. Es wurde eine Interferenzvorrichtung 
vorgeführt, die gleich den Apparaten nach Jamin und Classen aus 
zwei planparallelen Spiegelplatten besteht. Die Vorrichtung 
liefert über ein großes Gesichtsfeld hin außerordentlich lichtstarke 
und klare Interfereuzstreifen, welche sich von der geringsten bis 
zur größten Breite deutlich sichtbar einstellen lassen. 


Berndt, Berlin: Messung von Schraubenge- 
winden. Ein Gewinde ist bestimmt durch 6 Bestimmungsstücke: 
Außen-, Kern- und Flankendurchmesser, Steigung, Flankenwinke! 
und Lage des Profils; von diesen sind am wichtigsten Flanken- 
durchmesser, Steigung und Winkel. Zur Messung des Flanken- 
Jurchmessers diente bisher die Flankenschraube, für die Steigung 
ine Lehre, für den Winkel ein Stahldreieck, das man in das Ge- 
windeprofil einführte, Der Vortragzende erörterte eingehend die 
diesen Meßmethoden anhaftenden Feller und beschrieb optische 
Methoden, die frei von diesen Fehlern sind. Solche Apparate sind 
das Gewindemikroskop und der (rewindekomparator, die genaue 
Hilfsmittel für das Meßlaboratorium bieten. Für den Gebrauch 
in der Werkstatt wurde ein Meßgerät beschrieben, bei welchem als 
Meßbacken eine sich in die Steizungsrichtung einstellende Nut 
und ein Zylinder verwendet werden, dessen Durchmesser genau 
der Nutbreite entspricht. Mit diesem Gerät ist ein für die Werk- 
statt genügend genaues Meßgerät geschaffen. 


Zeissig, Darmstadt: Ein Zeichengerät für 
Schwingungsvorgänge. Ein Zeiger beschreibt auf einen 
ablaufenden Papierstreifen die resultierende Schwingung von zwei 
Teilschwingungen, z. B. die charakteristische Schwebungskurve 
beim Zusammeusetzen von zwei Schwingungen verschiedener Fre- 
uenz. Das Gerät besteht aus zwei Walzen, deren Durchmesser 
verschieden gewählt werden kann. Auf den Walzen laufen kleine 
Rädchen, deren Bewegungen über Geradführuugen und Pleuelstan- 
ven auf einen Schreibstift und die Papierwalze übertragen werden. 


Würschmidt, Essen: Die magnetische An- 
fangspermeabilität, d.h. die Permeabilität für schr kleine 
Feldstärken, die früher von Gumlich für eine Reihe von Eisensorten 
in vollständig entmagnetisiertem Zustande gemessen wurde, wurde 
für den Fall bestimmt, daß das zu untersuchende Material eine ge- 
ringe positive oder negative Remanenz besitzt. Die höchsten Werte 
von Anfangspermeabilitäten wurden bei 29- bis 36-prozentigen 
Nickelstählen gefunden. Sie lagen in der Größenordnung 1000 bis 


. trizitätskonstante der absorbierenden Ionengattung ist. 


2000. Die größten Werte traten auf, wenn das Material vorher ge- 
glüht war. Wegen des gleichzeitig recht großen spezifischen Wider- 
standes verdienen diese Nickelstähle den Vorzug gegenüber den 
Siliziumstählen für verschiedene praktische Zwecke insbesondere 
der Telegraphie und Telephonie. 


Wien, Jena: ÜberdieGültigkeitdesOÖhmschen 
Gesetzes für Elektrolyse bei hoher Feldstärke. 
Mit Hilfe von Kondensatorenladungen wurde nachgewiesen, daß 
das Ohmsche Gesetz auch noch für Felder von 500 000 V/cm gültig 
bleibt. Die hohen Feldstärken wurden mit Hilfe eines Diaphrag- 
mas aus isolierendem Material, welches in den zu untersuchenden 
Elektrolyt eingetaucht wurde, erreicht. 


Starke, Aachen: Über sekundäre Kathoden- 
strahlung von Metallen. Kathodenstrahlen, welche auf 
einen Metallspiegel fallen, lösen bekanntlich an ihm eine sekundäre 
Elektronenstrahlung aus. Es wurde eine Anordnung beschrieben, 
mit Hilfe deren es möglich yar, den Betrag und die Geschwindigkeit 
der sekundären Strahlung zu einem größeren Bereich von Primär- 
zeschwindigkeiten festzustellen. Die Ergebnisse wurden an Hand 
von Schaulinien dargestellt. Ein Teil der Schaulinien läßt die 
fallende Charakteristik erkennen, ähnlich wie bei dem von Hull an- 
gegebenen Dynatron, welches als Verstärker- und Schwingungs- 
erzeuger technische Anwendung findet. 


Bothe, Charlottenburg: Über Verzweigung 
und Knicke an ß-Strahlen. Es gelang eine große Zahl 
von ß-Strahlen stereoskopisch zu photographieren. Bei der Be- 
trachtung der Bilder zeigte sich, daß ab und zu regelrechte Ver- 
zweigungen der Strahlenbahn auftreten. Diese merkwürdige Er- 
scheinung findet ihre Erklärung darin, daß das ß-Strahlenteilchen, 
ein sehr schnell fliegendes Elektron, unter günstigen Umständen 80 
wirksam auf ein Luftmolekül treffen kann, daß es daraus ein Elek- 


tron mit großer Geschwindigkeit hinauszuschleudern vermag. 


Letzteres verhält sich dann genau wie ein neuer ß-Strahl. Auch 
scharfe Knicke in den Strahlenbahnen wurden beobachtet. Diese 
kommen dadurch zustande, daß das ß-Teilchen auf einen schweren 
Atomkern prallt, und von diesem zurückgeworfen wird. Man kann 
hoffen, daß sich hier neue Möglichkeiten bieten, in den Atommecha- 
nismus einzudringen, 


Gudden, Göttingen: Über lichtelektrische 
Leitfähigkeit. Am Diamant, Zinkblende und Zinnober wurde 
gezeigt, daß es für jede Kristallart eine Sättigungsfeldstärke gibt, 
bei der sämtliche vom Licht ausgelösten Elektronen zur Messung 
gelangen. Diese Feldstärke ist um so niedriger, je höher a 

uf der 
langwelligen Seite der optischen Absorptionskonstante läßt sich 
dabei für jedes absorbierte Lichtquant ein bewegtes Elektron nach- 
WEISEN, 


Rother, Leipzig: Über Elektronenentladung 
bei kleinen Elektrodenabständen. Es wurde durch 
sorgfältig ausgeführte Versuche nachgewiesen, daß ein Elektrizi- 
tätsübergang zwischen zwei Metallelektroden, welche einander bis 
auf einen durch Lichtinterferenzen genau gemessenen Abstand von 
1/so0o0oo mm genähert sind, in ähnlicher Weise wie bei unmittelbarer 
metallischer Leitung stattfindet. Die gemessenen Übergangsströme 
hatten eine Stärke von der Größenordnung 10-® A. Es wurde eine 
Apparatur beschrieben, die die Messung auch im Hochvakuum ge- 
stattetee Zur Einstellung der außerordentlich kleinen Abstände 
wurde das Verfahren der Magnetostriktion oder der Durchbiegung 


einer in die Glaswände eingeschmolzenen Platinmembran an- 
gewendet. 


Lilienfeld, Leipzig: Über autoelektronische 
Entladung im Hochvakuum. Der Vortragende berichtete 
über die von ihm entdeckte Entladung aus einer epitzenförmigen 
kalten Kathode im Hochvakuum, die für Röntgenröhren bereits 
praktisch in Anwendung ist. Daß es sich um reine Elektronen- 
emission und nicht etwa um Stoßionisation handelt, geht daraus 
hervor, daß die Vorgänge sich im äußersten Vakuum abspielen. 
Eine Erwärmung der Kathode verringert sogar den Elektronen- 
strom, so daß es im Betriebe zweckmäßig ist die Kathode zu kühlen. 
Erst bei sehr hoher Temperatur der Kathode tritt plötzlich eine 
starke Stromzunahme infolge Elektronenverdampfung ein. 


Stintzing, Gießen: Neue Hilfsmittel für die 
Röntgenspektroskopie. 1. Es wurde eine ganz aus Metall 
gebaute Hochvakuumdampfstrahlpumpe vorgeführt und beschrieben, 
welche gegenüber den üblichen Pumpen aus Glas oder Quarz den 
Vorteil großer Unempfindlichkeit gegen thermische oder mecha- 
nische Mißhandlungen besitzt und besonders lohe Sauggeschwindig- 
keiten aufweist. 

2. Es wurde ein Spektrograph vorgeführt, bei dessen Konstruk- 
tion Wert auf umfassende Anwendungsmöglichkeiten gelegt wurde, 


~ 


1336 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


2. November 1928. 


Er dient zu Wellenlängen-, Absorptions- und Intensitätsmessungen, 
(Gritterkonstanten-, Dichtebestimmungen in der Röntgenspektro- 
kospie zu chemischen Analysen, Strukturbestimmungen von Kri- 
stallen, Metallen und Legierungen und anderem mehr. 

3. Es wurden von dem Vortragenden entworfene zerlegbare 
Raumgittermodelle vorgeführt, welche zur Erleichterung der Aus- 
wertung bei Forschungsarbeiten, aber auch für den Unterricht als 
Lehrmittel gedacht sind. 


Schottky, Würzburg: Über die Drehung der 
Atomachsenin festen Körpern. Aus den neueren Vor- 
stellungen über den Bau der Atome wird geschlossen, daß es in 
festen Körpern verschiedene Möglichkeiten einer Achseneinstellung 
der Atome geben muß, daß aber in gewissen Fällen eine elektrosta- 
tische Richtwirkung der in den Atomen umlaufenden Elektronen 
eine gegenseitige Orientierung der Atomachsen hervorzurufen be- 
strebt ist. Diese Art von Riclhtkräften scheint die bisher unbekann- 
ten Kräfte zu erklären, welche durch die Selbstorientierung der 
Atome die stark magnetischen Eigenschaften von Eisen, Kobalt und 
Nickel hervorrufen. Dieselben Kräfte werden jedoch auch in 
anderen (paramagnetischen) Substanzen das vollständige Ver- 
ua des Magnetismus bei tiefen Temperaturen bewirken 
(önnen, 


Jaffe, Leipzig: Zur Theorie des anisotropen 
Strahlungsfeldes. Während die Theorie der Wärmeleitung 
seit 100 Jahren ein klassisches Kapitel der theoretischen Physik 
bildet, fehlte es bisher an einer allgemeinen Theorie der Wärme- 
übertragunge durch Strahlung. Der Vortragende berichtete über 
eine solche Theorie, die in vielen Zügen große Ähnlichkeit mit der 
Theorie der Wärmeleitung zeigt. 


Im folgenden werden noch die Vortragsthemen aus den Atci- 
lungen für reine und technische Physik angeführt, für welche eine 
Berichterstattung im Rahmen dieses Aufsatzes zu weit führen 
würde und daher auf die eingangs erwähnten Fachzeitschriften ver- 
wiesen werden muß. 


Müller, Göttingen: Ein monochromatisches Lichtfilter für das Ge- 
biet der Quecksilberlinie 2536. 


Kaempf, Leipzig: Über den Mechanismus der lichtelektrischen Leit- 
lähigkeit. 

Steubing, Aachen: Die Spektra von Argon, Jod und Stiekstoff im 
elektrischen Feld. 


Gehrcke, Charlottenburg: Eine neue Art von Spektren. 


Hertz, Eindhofen: Die Anregungs- und Ionisierungsspannung von 
Neon und Argon. 


Eucken, Breslau: Über den Schwellenwert der chemischen Akti- 
vierung des Sauerstoffs durch Elektroneustoß. 


Grebe, Bonn: Über Absorption und Streuung von Röntgenstrahlen. 


4. Ordentliche Mitgliederversammlung des 
Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie 
am 27. V. 1922 zu Würzburg. 


(Fortsetzung von S. 1315.) 


Den Bericht über die Preisstelle erstattete Herr Direktor 
R, Werner: „Die Preisstelle ist in diesem Jahre auf 13 Verbände und 
‘6 Einzelmitglieder angewachsen. Die Bearbeitung der weitver- 
zweigten und vielgestaltigen Materie hatten wir auf 6 Preisgruppen 
mit 6 Untergruppen und auf13 Verbände verteilt, die alle ihr eigenes 
Grebiet selbständig bearbeiten und sich nur in großen Richtlinien 
zu gemeinsamen Beschlüssen zusammenschließen; diese Arbeits- 
teilung hat sich gut bewährt. Ebenso hat die gründliche Vorberei- 
tung der jeweiligen monatlichen Sitzung durch den engsten und 
engeren Ausschuß dazu geführt, daß die Plenarversammlung, die 
infolge der großen Zahl von Teilnehmern arbeitsunfähig zu werden 
drohte, jetzt in kurz dauernden Sitzungen zu definitiven Beschlüssen 
kommen kann. Ein weiterer Ausbau der Organisation konnte im 
Berichtsjahr unterbleiben. Die im vorvergangenen Jahr auf- 
gestellte Organisationsform hat sich als festgefügt und den 
wechselnden Ansprüchen dieses Jahres als vollauf gewachsen 
erwiesen ... 

Zur gemeinsamen Arbeit strittiger Fragen zwischen Produzen- 
ten und Konsumenten wurde im vorvergangenen Jahr mit unserer 
größten Abnehmergruppe, der W. V. E., eine paritätische Kommis- 
sion ins Leben gerufen. Sie hat auch im Berichtsjahr segenbringend 
gewirkt, hat viel zur Klärung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten 
in beiden Lägern beigetragen, ist uns von anderen Industriezweigen 
zeneidet und von verschiedenen Stellen als vorbildlich bezeichnet 
worden. Auch die gemeinsam mit dem Verein Deutscher Straßen- 
bahnen, Kleinbahnen und Privateisenbahnen gebildete paritätische 
Kommission hat einige Streitigkeiten, die nicht von Firma zu Firma 
behoben werden konnten, zur gemeinsamen Zufriedenheit der Be- 
teiligten beigelegt. Mit Händlerkreisen haben wir ebenfalls engere 
Verbindung gesucht. Die Verhandlungen mit der Elektro{Groß- 
händler-Vereinigung haben sich zu unserer Zufriedenheit zu einer 
festen Abmachungen verdichtet. ..... 


Wentzel, München: Zur Theorie der Streuung von Korpuskular- 


strahlen. l 

Hartmann, Berlin: Über den derzeitigen Stand des Schroteffekt- 
problems, 

Fürth, Prag: Die Bestimmung der Elektronenladung aus dem 


Schroteffekt an Glühkathodenröhren, 

Szilard, Charlottenburg: Über die thermody namischen Schwankung:- 
erscheinungen. 

Schirmann, Wien: Über die Erscheinungen der Polarisation des 
Lichtes an einzelnen submikroskopischen Teilchen der Größen- 
ordnung 10° cm. 

Mattauch, Wien: Neue Versuche zur Photophorese. 

Kaluza, Königsberg: Über den Bau und Energieinhalt der Atom- 
kerne. 

Polanyi, Berlin: Dehnung von Zinkkristallen. 

Stern, Rostock: Über den experimentellen Nachweis der räumlicher 
Quantelung. 

Bauschinger, Leipzig: Das astronomische Trägheitssystem. 

Bjerknes, Bergen: Die Wettervorhersage. 

Emden, München: Der Bau der Sterne. 

Wiechert, Göttingen: Anmerkungen zur Entwickelungstheorie der 
Gestirne. 

Bokowski, Göttingen: Untersuchungen zur Einsteinschen Gravita- 
tionstheorie. 

Reickenbächer, Wilhelmshaven: Felderzeugung durch Masse und 

ung 

ao intis: Über die Probleme einer physikalischen Axio- 
mati 

Orschanski, Prag: Über Wahrnehmung und Metaphysik in der 
Mechanik. 

Fehrle, Freiburg: Über die Darstellung des periodischen Systeme 
der chemischen Elemente mittels harmonischer Schwingungen. 

Schieferstein, Berlin: Anwendung der mechanischen Schwingungs- 
technik auf neue Apparate und Werkzeuge. 

Reutlinger, Darmstadt: Über einen hochempfindlichen Vertikal- 
erschütterungsmesser. 

Wolf, Wien: Beziehungen zwischen Zug- und Biegungsfestigkeit 
nach der Bruchtheorie von Griffith. 

Schachenmeier, München: Über neuere Nietversuche. 

Hauser, Berlin: Der gegenwärtige Stand der Röntgentechnik. 

Handhausen, Dresden: Über Zwanglauflehre. 

Weiß, Charlottenburg: Vergrößerung und Perspektive durch 
optische Systeme zum subjektiven Gebrauch! 

Müller, Göttingen: Die Möglichkeit einer von der Atomtheorie ge- 
leiteten optischen Farbstofforschung. 

Friedrich, Berlin: Physikalisch-Dosimetrische Fragen in der Rönt- 
gentechnik. 

Weißenberg, : Berlin: Rüntzenographische Strukturbestimmungen 
von Kristallgefügen insbesondere in bearbeiteten Metallen. 


d 


Die Junipreise sind die tiefsten Preise des vergangenen Jahres 
gewesen. Die Besserung der deutschen Valuta seit dem Winter 
1920-21 hatte allmählich einen Abbau aller Preise, auch derjenigen 
für elektrotechnische Ware herbeigeführt. Seitdem aber die Wir- 
kungen des Londoner Ultimatums auf den Stand der Mark fühlbar 
wurden, sind die Preise sprunghaft gestiegen. 

Gleichwohl ist die Preisstelle ihren alten Bestrebungen treu 
geblieben, eine maßvolle Preispolitik zu treiben und auf 
eine möglichste Stabilität der Verhältnisse einzuwirken. Die 
Kurven!) zeigen Ihnen deutlich das Anziehen der Preise unserer 
hauptsächlichsten Rohmaterialien und das langsame und nur 
zögernde Nachhinken der Preisstelle. Während Kupfer- und Mittel- 
bleche im September bereits auf das 1,6- bzw. 1,7-fache des Juni- 
preises, im Oktober auf das 2,4- bzw. 1,9-fache gestiegen waren, 
hat die Preisstelle erst im Oktober den Preis um eine unbedeutende 
Spanne auf das 1,07-fache erhöht. 

Die Preisstelle ging so zögernd mit der Erhöhung der Teue- 
rungszuschläge vor, daß sie im November von ihrer Gepflogenheit, 
die Preise nur einmal für einen Monat festzusetzen, abweichen und 
mitten im Monat eine erneute Erhöhung eintreten lassen mußte. 
Auch der weitere Verlauf der Teuerungszunahme elektrotechnischen 
Materials gegenüber Eisen- und Kupferpreisen zeigt deutlich ein 
starkes Nachhinken und eine wesentliche Zurückhaltung für elek- 
trotechnische Fabrikate. Im März 1921 z. B. war Stabeisen auf das 
3,d5-fache, Dynamobleche auf das 3,1-fache, Kupfer auf das 4,1-fache 
des Junipreises gestiegen, während unser Teuerungszuschlag erst 
auf dem 2,6-fachen angelangt war. Dabei muß ich noch erwähnen, 
daß die für elektrische Kleinmaschinen gezeichnete Kurve die 
höchsten Sätze unserer Teuerungszuschläge darstellt, und die Kur- 
ven für sämtliche anderen elektrotechnischen Waren z. T. wesent- 
lich tiefer liegen. 

Bei der Beurteilung unserer Preise ist aber weiterhin in Rech- 
nung zu ziehen, daß wir ja nicht Tagespreise berechnen, wie z. B. 
die Eisenindustrie, sondern bei Lieferzeiten über eine gewisse Frist 


1) Der Vortrarende nimmt hier auf Tabellen nnd Kurven über die Preis- 
bewegung der haupt-üchliersten Rohmaterialien und der Teuerunaszuschläre 
tür Maschinen svit der Essener Taxung des Verbandes Bezug, die der Versamn- 
lung vorgeführt worden sind. D. S. 


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2. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 44. 


1337 


4 

hinaus das arithmetische Mittel aller Teuerungszuschläge während 
der Liefermonate zugrunde legen. Die Auswirkung unserer Be- 
rechnungsformel sehen Sie an der zweiten Ihnen vorgelegten Kurve. 
Die stark angezogene Linie zeigt die Teuerungszuschläge für Ma- 
schinen in ihren jeweiligen Festlegungen. ‚Die anderen Kurven 
zeigen, wie zu bestimmten Zeiten vergebene Aufträge bei angenom- 
menen Lieferzeiten abgerechnet werden. Ein Auftrag z. B., der am 
13. November vergeben war und am 4. Mai zur Abrechnung ge- 
kommen wäre, unterliegt einem Teuerungszuschlag von nur 1300 %, 
während der Maizuschlag 2100 % betrug. Ein im September ver- 
zebener Auftrag wird bei Auslieferung am 1. Mai zu nur 1200 % 
angerechnet werden. Sie sehen, wie außerordentlich die zur tat- 
sächlichen Verrechnung kommenden Teuerungszuschläge bei Be- 
rechnung über das arithmetische Mittel hinter den jeweils von der 
Preisstelle festgelegten monatlichemw Zuschlägen zurückbleiben. 
Das Ihnen zuerst gezeigte Bild der starken Nacheilung mit unseren 
Teuerungszuschlägen gegenüber den Tagespreisen für unsere Roh- 
materialien wird durch die Wirkung unserer Abrechnungsformel 
noch wesentlich unterstrichen. i 

Daß unter solchen Umständen verschiedene Firmen der Preis- 
stelle ihr Auskommen nicht mehr fanden und die starke Verzögerung 
in der Preiserhöhung ernste Schwierigkciten innerhalb der Preis- 
stelle hervorrief, liegt auf der Hand. Es ist kein Zweifel, daß das 
Streben, im Interesse unseres Volksganzen eine möglichste Mä- 
bigung zu zeigen, der deutschen Elektrotechnik große Verluste ge- 
bracht hat. 

Dieses ist zumal auch deshalb der Fall, weil die Preisstelle sich 
anfänglich gegen eine Änderung der Berechnungsformel im Inter- 
esse ihres guten Einvernehmens mit den Abnehmerkreisen, solange 
irgend möglich, gesträubt hat. Im Frühjahr 1921 schienen sich die 
Preise allmählich wieder senken und zu Festpreisen übergehen zu 
wollen. Wir haben damals, um die Wünsche unserer Abnehmer- 
kreise zu befriedigen, bei Lieferungen, die nicht länger als vier 
Monate in Anspruch nahmen, von einer Berechnung von variablen 
Teuerungszuschlägen abgesehen und innerhalb dieser Frist zu festen 
Preisen verkauft. Wegen dieser Bindefrist traten bei Ansteigen 
des Dollars im September die größten Schwierigkeiten auf, zumal 


' bei solchen Firmen, deren Material die Fabrikation schnell durchlief 


und die nicht über Zwischenlager und auf Lager arbeiteten. Gleich- 
wohl haben wir uns zu einer Änderung der Formel erst im Dezember 
oe und die Bindefrist für feste Preise von 4 auf 2 Monate 
gekürzt. 

Die Elektrotechnik ist viel angefeindet worden, weil sie vor 

Jahren die Berechnung zu gleitenden Preisen eingeführt 
hat. Seitdem sind auch eine große Reihe anderer Industriezweige 
auf die Berechnung gleitender Preise verfallen, weil sie an festen 
Preisen zugrunde gehen müßten. Im Reichsverband der Deutschen 
Industrie haben sich fast alle Industriezweige auch in dieser Frage 
geeinigt und zusammengeschlossen und sind gemeinsam bei dem 
Reichsverkehrsministerium vorstellig geworden. Das Ministerium 
konnte sich der zwingenden Notwendigkeiten der heutigen Wirt- 
schaftslage nicht verschließen. Es hat die Notwendigkeit einer Ver- 
gebung von Aufträgen zu gleitenden Preisen anerkannt, „wenn 
zur Zeit der Vergebung die Ilerstellungskosten so wenig zu über- 
sehen sind, daß dadurch bei festen Preisen ein unerträgliches Ri- 
siko für die Vertragschließenden entstehen würde“, und hat in 
einem entsprechenden Erlaß an die untergeordneten Behörden 
diesem Gedanken Ausdruck gegeben. Sie sehen, wie die Entwick- 
lung in anderen Industriezweigen die Richtigkeit unserer früheren 
Maßnahmen bestätigt hat. 
.. Was die Zukunft für die Preisentwicklung bringen wird, 
ist heute weniger als je vorauszusehen; jedenfalls werden wir 
unsere alten Grundsätze, weitgehende Verständigung mit unseren 
Abnehmerkreisen, Anpassen unserer Preisbestimmungen und Be- 
rechnungen an die beiderseitigen Bedürfnisse von Produzenten 
und Konsumenten, auch weiterhin aufrecht erhalten.” 


Sodann hielt Herr Dr. Passavant einen Vortrag über die 
Fortschritte der Elektrotechnik im Auslande 
seit dem 1. VIII. 1914: „Bei dem Studium der ausländischen 
Literatur gewinnt man im allgemeinen den Eindruck, daß kein 

and auf epochemachende Entwicklungen und Fortschritte 
während der letzten Jahre hinweisen kann, daß aber die Mit- 
wirkung an der Kriegsindustrie den Ausbau der vorhandenen 
Anlagen und die Durchbildung der Arbeitsmethoden überall er- 
heblich gefördert hat. So zeigt sich auf allen Anwendungs- 
gebieten der Elektrizität eine so energisch vorwärts treibende 
Entwicklung, daß man sich der Vorstellung nicht erwehren kann, 
wir stünden an der Schwelle eines Zeitalters, das später einmal 
das elektrische genannt werden wird. Wie bereits vor dem Kriege, 
ist, außerhalb Deutschlands, die Beobachtung dieser Entwicklung 
am interessantesten in demjenigen Lande, in dem jedem Zweige der 
Technik geradezu unbegrenzte Möglichkeiten offen stehen, den 
(ereinigten Staaten von Nordamerika. Die Be- 
richte aus diesem Lande geben einen ausgezeichneten Anhalt zur 
Beurteilung der technischen Gesamtlage., 

Zunächst zeigt auch die Auslandsliteratur ein Streben nach Zu- 
sammenfassung der Elektrizitätswerke und nach dem Bau 
leistungsfähiger Höchstspannungsnetze. Im allgemeinen ist die 
höchste Fernleitungsspannung 110000 V; in der Schweiz, in Schwe- 
den wie in den Vereinigten Staaten ist man aber bereits höher ge- 
sangen. So soll z. B, der bekannte Knotenpunkt bei Gösgen, in 


t 


dem die Hauptleitungsadern der Schweiz zusammenlaufen, für die 
Spannung von 135 000 V eingerichtet werden, mit der auch die im 
Bau begriffene, die Schweiz durchziehende sogenannte Sammel- 
schiene betrieben werden soll. In Schweden, das zur Ausnutzung 
seiner reichen .Wasserkräfte eine umfangr£iche Elektrizität=- 
versorgung einrichtet, soll eine Anlage für 220000 V erbaut und 
mit 135 000 V bereits im ‚Betriebe sein. In Amerika ist augenblick- 
lich eine Anlage im Bau, für die eine Spannungserhöhung auf 
220000 V in bestimmte Aussicht genommen ist, sobald der Probe- 
betrieb mit 150 000 V sich bewährt..hat. 

Charakteristisch für Amerika sind die großen Leistungen, für 
die dort die neueren Elektrizitätswerke gebaut und geplant werden 
und die bis zu 300 000 kW für das einzelne Werk ansteigen.. Auch 
der Zusammenschluß mehrerer solcher Werke wird vorbereitet, so 
die Vereinigung der 6 am Niagarafall erbauten großen Werke mit 
einer Gesamtleistung von 55—600 000 kW in einer gewaltigen Schalt- 
anlage, der Echota-Station. Ebenso wie die zu übertragenden Lei- 
stungen sind auch die Entfernungen erheblich; so soll die neue .An- 
lage in Kalifornien eine Leistung von etwa 70000 kW auf mehr als 
400 km übertragen, entsprechend einer Strecke etwa von Berlin bis 
Kassel. Um an Baukosten zu sparen, sind in Amerika die Schalt- 
und Verteilungsanlagen der Höchstspannungsleitungen meistens als 
Freiluftstationen ausgebildet, d. h. die ganzen Anlagen, Transfor- 
matoren, Ölschalter usw., im Freien aufgebaut und allen Unbilden 
der Witterung auszesetztr Von ungünstigen Erfahrungen bei 
solchen Stationen ist in den Zeitschriften noch nichts zu lesen, und 
auch die Schweiz hat den bereits erwähnten Knotenpunkt bei Gös- 
gen mit einer Freiluftanlage versehen. Immerhin finden sieh in der 
amerikanischen technischen Literatur gelegentlich Hinweise, daß 
Hochspannungsschaltapparate für Innenräume sich billiger her- 
stellen lassen, als wenn man sie im Freien aufstellen muß, und der 
Plan der neuesten Schaltanlage für das kalifornische Werk mit 
220 000 V sieht tatsächlich die Unterbringung der gesamten Schalt- 
anlage in Gebäuden vor. | 

Wie ernst es den Amerikanern mit diesen Höchstspannungen ist, 
erhellt aus den Berichten über Versuche, die zum Studium der damit 
zusammenhängenden physikalischen Vorgänge mit Spannungen bis 
1000000 V bereits angestellt worden sind. Auch unsere Labora- 
torien arbeiten in dem gleichen Sinne, und wir werden auf diesem 
Gebietejedenfalls nicht zurückbleiben, ob aber Spannungen von etwa 
220000 V für Deutschland selbst einmal von der gleichen Bedeutung 
werden wie für Amerika, ist einstweilen noch abzuwarten. Über- 
tragungslängen, wie sie in Amerika häufig sind, kommen in unserem 
dicht besiedelten Vaterland viel seltener in Betracht, und wie weit 
das Ideal eines elektrischen Transportes der Energie an Stelle des 
mechanischen Transportes der Brennstoffe sich einmal wird reali- 
sieren lassen, steht dahin. Es ist hier nicht der Platz, über die mit 
dem Fernleitungsproblem verbundenen Pläne der Staaten und des 
Reiches zu sprechen; die Schweiz sucht mit ihrer Landessammel- 
schiene die Lösung dieser Fragen einstweilen in dem Sinne, daß die 
Nöchstspannungsleitung nur das Aufnahme- und Verteilungsmittel 
sowie die Transportstraße zur Ausfuhr der freien Energie der ein- 
zelnen im übrigen technisch und wirtschaftlich selbständigen Elek- 
trizitätswerke darstellt. 

Als Leitungsmaterial für die Fernleitungen dient viel- 
fach Aluminium; nach einer neueren Veröffentlichung soll auch 
eine Kupfer-Cadmium-Legierung hierfür sich besonders eignen. 
Solche Drähte mit einem Cadmiumgehalt von etwa 1,1% sollen 
höhere Ausglühtemperatur und viel größere Zugfestigkeit und 
Härte besitzen als reiner Kupferdraht. 


Im Großmaschinenbau sind in der Leistung der Ge- 
neratoren die bei uns üblichen Grenzen nicht überschritten worden, 
bei Turbodynamos etwa 50 000, bei Generatoren für Wasserturbinen 
30000 kVA. Von Interesse scheint die Entwicklung der Wasser- 
turbinen in Amerika, die zu dem Bau von Maschinen hoher Drehzahl 
führt, Am weistesten geht darin eine horizontale Turbine von 
18750 kVA und 6000 V bei einer Drehzahl von 600 und eine solche 
von 7000 kVA, 14000 V Spannung und 750 Umdr, die noch dazu für 
eine Drehzahl-Überschreitung von 100 % berechnet ist. Es scheint, 
als wenn der amerikanische Wasserturbinenbau ähnliche Wege ein- 
schlägt wie bei uns die Kaplan-Turbine, und es wird vermutet, daß 
in Amerika die Kriegsverhältnisse benutzt worden seien, um die 
Vorteile des Kaplan-Systems ungehindert durch die Rücksicht auf 
Patentschutz auszunutzen. Bemerkenswert ist jedenfalls, daß unter 
Berücksichtigung der Durchgangsdrehzahl der Wasserturbinen Kon- 
struktionen für die Generatoren bedingt sein müssen, die den bei 
großen Turbogeneratoren üblichen sich nähern. 

Entsprechend der beabsichtigten Einführung der Fernleitungs- 
spannung von 220000 V wird auch an der Herstellung der zuge- 
hörigen Transformatoren gearbeitet. So wird aus den Ver- 
einigten Staaten von Einphasentransformatoren für das kalifor- 
nische Netz berichtet, deren jeder für eine Leistung von 16 700 kVA 
berechnet ist. Die Transformatoren haben Ölfüllung mit Wasser- 
kühlung, der Eisenkern hat einen inneren Ölkanal, die Wieklung 
ist in Stern-Dreieck geschaltet. Die Oberspannungswicklung hat 
Anzapfstellen fir 110, 125 und 175 kV. Das Gesamtgewicht des 
Transformators soll einschließlich Ölfüllung 72 t betragen. 

In der Verteilung der Elektrizität zeigt sich im Auslande 
wie bei uns das Bestreben, die Leitungsnetze durch Beseitigung des 
Blindstromes besser auszunutzen. In Amerika werden für diesen 
Zweck Ausgleichsmaschinen größter Leistung gebaut, so z. B. für 


1338 


das kalifornische Netz Synchronphasenschieber für 15000 und 
30 000 kVA. Von Interesse ist die Anwendung statischer Konden- 
satoren, die in Amerika und Frankreich neuerdings in den Installa- 
tionen selbst den einzelnen Motoren parallel geschaltet werden. 
Eine Beschreibung ‘der Einrichtungen zweier Fabriken mit solchen 
Niederspannungskondensatoren findet sich in einer der letzten 
Nummern der Revue Générale de l’Electricit&. Hieraus geht hervor, 
daß in Frankreich der Tarif der Elektrizitätswerke-die Blindleistung 
bereits straff berücksichtigt; so sehr, daß nach den Angaben des 
angezogenen Artikels die Ersparnis an Stromkosten infolge Ein- 
führung der Kondensatoren ausreicht, um in ein bis zwei Jahren 
Anschaffung und Einbau der Kondensatoren zu amortisieren. Gegen- 
über den rotierenden Phasenschiebern wird den ruhenden Konden- 
satoren der geringe Energieverlust von etwa 1% nachgerühmt, 
auch sollen sie, wenn auf der Niederspannungsseite angeschlossen, 
so gut wie keiner Reparatur bedürfen. 

Einen breiten Raum in der Auslandliteratur umfaßt die Ein- 
richtung elektrischen Betriebs auf den Vollbahnen. Währen-l 
in der Schweiz vorwiegend der einphasige Wechselstrom von 16% 
Per. Anwendung findet, scheint Frankreich sich endgültig dem 
(rleichstrombetriebe zuzuwenden; dort soll bereits eine grundsätz- 
liche Entscheidung getroffen sein, wonach die Elektrisierung der 
dortigen Vollbahnen mit Gleichstrom von 1500, unter besonderen 
Bedingungen von 3000 V Betriebsspannung zu geschehen hat. In 
Italien, das bisher beinahe ausschließlich des Drehstroms eich be- 
diente, wird neuerdings die Bahnstrecke Turin—Lanzo—Ceres für 
Gleichstrom von 4000 V Spannung eingerichtet. Besonders lebhafı 
schreitet die Elektrisierung der Bahnen in Nordamerika voran, 
durchweg mit Gleichstrom und mit Spannungen zwischen 600 und 
3000 V; bei dichter Zugfolge scheint 1500 V als normale Spannung 
sich durchzusetzen, bei weniger befahrenen Fernstrecken 3000 V. 
Die Spannung von 3000 V erfordert unbedingt Oberleitung, während 
bis 1500 V auch die dritte Schiene anwendbar ist. Bei Betriebsspan- 
nungen über 2500 V werden im allgemeinen Motoren für die halbe 
Spannung paarweise in Reihe geschaltet, jedoch werden auch solche 
für den direkten Antrieb mit 3000 V gebaut. Bemerkenswert ist, 
daß auch im Auslande, in Österreich wie in Amerika, das Dreileiter- 
system für elektrische Bahnen Anwendung gefunden hat, das in 
Deutschland seit einer Reihe von Jahren in Nürnberg und Dresden 
störungsfrei arbeitet. 

In Amerika werden für den Betrieb der Bahnen sowohl wie für 
Elektrizitätswerke überhaupt in großem Umfange selbsttätige U n- 
terwerke mit Transformatoren und rotierenden Umformern ein- 
werichtet. Nach den vorliegenden Berichten sind Betriebsstörungen 
in solehen Unterwerken verhältuismäßiig selten und Zahl wie Um- 
{ang dieser Anlagen in entschiedenem Fortschreiten begriffen; 
Unterwerke von mehreren Tausenden kW werden bereits automa- 
tisch betätigt. Früher hatte man einmal gehofft, daß der Queck- 
silbergleichrichter den Weg zu mehr oder weniger selbsttätigen 
Umformungsanlagen bahnen würde. In Amerika selbst, wo der 
Quecksilbergleichrichter entstanden ist, scheinen die Arbeiten auf 
diesem Gebiete augenblicklich zu ruhen; in Deutschland und der 
Schweiz arbeitet man eifrig daran und hat Gleichrichter für 1500 V 
und 600 A bereits hergestellt. Wenn der einzige Fehler der Queck- 
silbergleichrichter, die gelegentliche Rückzündung, behoben sein 
wird, was hoffentlich nur noch eine Frage kurzer Zeit ist, werden 
sicher auch bei uns die selbsttätigen Unterwerke, vor allem im 
Bahnbetriebe, große Bedeutung gewinnen. 

Die Fortschritte der Elektrizitätsindustrie haben nun die Her- 
steller von Dampflokomotiven nicht ruhen lassen; in den letzten 
Jahren sind in der Schweiz und in Schweden Turbinenloko- 
motiven gebaut worden, deren Fahrgestelle direkt mittels Zahn- 
rädern angetrieben werden. Dieser neuen Lokomotive wird dank der 
hier verwendeten Kondensation eine erhebliche Kohlenersparnis — 
man spricht von 20 bis 50 % — nachgerühmt. In England sollen fer- 
ner Versuchsfahrten mit einer Lokomotive im Gange sein, die auf 
dem Tender eine Turbodynamo von 1000kW trägt, von der dieRäller- 
gestelle mittels vier Asynchronmotoren von je 200 kW angetrieben 
werden. Aus Schweden kommt schließlich noch die Nachricht von 
der Inbetriebnahme einer sehr leistungsfähigen Diesellokomotive. 
Hiernach dürfte sich also in den nächsten Jahren auf dem Gebiete 
der Vollbahnen wohl ein Wettkampf abspielen, der, wie wir hoffen, 
für unser gesamtes Verkehrswesen nur von Vorteil sein wird. 


In den Vereinigten Staaten von Nordamerika hat sich der elek- 
trische Antrieb ein Gebiet. erobert, das bisher an anderen Stellen 
nur versuchsweise bearbeitet worden ist, den elektrischen Antrieb 
der Frachten- und Kriegsdampfer. Der erste Fracht- 
dampfer mit turbo-elektrischem Antrieb ist dort im November 1920 
in Dienst gestellt worden. Die damit gemachten Erfahrungen schei- 
nen so günstig, daß nicht nur weitere Frachtschiffe, sondern auch 
30 Schiffe der Marine mit einer Gesamtverdränzung von 709000 t 
bereits mit dem elektrischen Antrieb versehen bzw. im Bau sind. 
Hierbei haben als Übertragungesinittel von der Kraftmaschine auf 
die Schiffsschraube sowohl Gleichstrommotoren wie Asynehron- 
und Synehronmotoren Verwendung gefunden Für die Neben- 
betriebe scheinen im allgemeinen Gleichstrommotoren besonderer 
Bauart benutzt zu werden. 

InderKabelindustrie zeigt sich überall das Streben nach 
Kabeln für hohe Spannungen. So soll das grobe Elektrizitätswerk, 
das bei Gennevilliers zur Versorgung von Paris erbaut wird, die 
Elektrizität mittels Einleiterkabeln für 60000 V Betriebsspannung 


2. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


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nach der Hauptstadt leiten. 15 Speiseleitungen sind hierzu vorge 
sehen, deren jede aus drei papierisolierten, in starken Betonkanäien 
verlegten Einleiterkabeln besteht. Eine italienische Gesellschaft,die 
seit 1914 ein etwa 13 km langes, 50 000 V-Einleiterkabel in Betrieb 
hat, soll jetzt ein Kabel für 80 000 V Betriebsspannung verlegt haben, 
das zur Verbindung einer großen Fernleitung mit einer Unterstation 
in Barcelona dient. Auch Amerika studiert die Verlegung von Ein- 
leiterkabeln für 45000 V Betriebsspannung; die New York Edison 
Co. ist z. Z. mit der Verlegung eines solchen Kabels beschäftigt. 


Für Dreileiterkabel ist die Betriebsspannung von 33 000 V noch 
nicht überschritten; Deutschland kann hierfür jedenfalls die Prio- 
rität beanspruchen, da seit dem Jahre 1910 ein umfangreiches Fern- 
leitungsnetz bei dieser Spannung für die Versorgung von Grof- 
Berlin im Betriebe ist. Daß anderweits solche Kabel bereits prak- 
tische Verwendung gefunden hätten, ist nicht bekannt geworden. 
Eine englische Gesellschaft soll vor etwa einem Jahre ein Dreh- 
stromkabel für 50 000 V Außenleiterspannung für Holland geliefert 
haben, dessen Querschnitt auch in den englischen Zeitschriften at- 
gebildet wurde. Dieses Kabel ist meines Wissens aber noch nich! 
verlegt worden, so daß jede Erfahrung über dessen praktische Be- 
währung noch fehlt. 

In Amerika und Holland sind theoretische Arbeiten über die 
Vorgänge in dem Dielektrikum der Hochspannungskabel veröffent- 
licht worden. Hierin werden die physikalischen Prozesse, die diè 
Isolation der Kabel gefährden, im wesentlichen auf lonisatior 
zurückgeführt und in Holland ist versucht worden, auf dem Boden 
dieser Anschauung die Beobachtung der dielektrischen Verluste bei 
verschiedenen Spannungen und Temperaturen geradezu als Krite- 
rium für die Qualität eines Llochspannungskabels zugrunde zu legen. 
Nach deutscher le liegt hierin eine Gefahr, da die Vor- 
gänge in derKabelisolierung bei starker elektrischer Beanspruchung 
noch durchaus ungeklärt sind. In voller Würdigung der Bedeutunz 
der dielektrischen Verluste für die Beurteilung der Kabel hat sich 
daher Deutschland begnügt, bei Hochspannungskabeln nur eine 
obere Grenze für die Verluste festzusetzen, die für den Betrieb der 
Kabel bei den Spannungen, für die sie bestimmt sind, absolute Sicher- 
heit bietet, Im übrigen bleiben die Jielektrischen Erscheinungen iu 
Kabelinnern auch bei uns nicht unbeobachtet, weitergehende Fest- 
setzungen werden aber erst getroffen werden, wenn diese Vorgänge 
wissenschaftlich vollkommen klar liegen. 

Über das Zubehör zu Ilochspannungskabeln findet sich in der 
technischen Literatur nichts, und diese Tatsache gibt einigermaßen 
zu denken. Indem großen Fernleitungsnetz für die Vororte Beriiu: 
hat während jetzt zwölfjähriger Benutzung kaum ein Defekt an den 
30 000 V-Kabeln selbst einwandfrei festgestellt werden können; di” 
bisher aufzctretenen Störungen waren vielmehr durchweg auf 
Muffenfehler, Überspannungen und dergleichen zurückzuführen. 
Die für den unterirdischen Hochspannungsbetrieb wichtigste Auf- 
gabe liegt hiernach in der absolut sicheren Herstellung der Garnitur- 
teile sowie der sorgfältigsten Prüfung und Bewertung der in diesen 
verwendeten Ausgußmassen. Für Kabel bis 10 000 V ist in diesem 
Jahre bei uns die Normung der Garniturteile im wesentlitheın 
vollendet worden und unterliegt demnächst der Beschlußfassung des 
VDE. Alsdann wird die deutsche Elektrotechnik der einheitlichen 
Bearbeitung der Garniturteile für höhere Spannungen sich zuwen- 
den müssen. 

Interessant sind die neuerdings in Amerika auftretenden Be- 
strebungen, die zulässige Belastung der Bleikabel heraufzusetzen 
Verschiedene Bearbeiter kommen hierbei zu dem Ergebnis, daß d:e 
zulässige Höchsttemperatur unterirdisch verlegter Kabel von ihrem 
Belastungsfaktor abhängig zu machen sei, d. h. von dem Verhältni- 
zwischen der jährlichen Durchschnittsbelastung eines Kabels un! 
seiner Höchstbelastung. Ein Kabel mit einem Belastungsfaktor von 
33% soll hiernach zeitweise einer höheren Betriebstemperatu! 
(etwa 105° C) unterworfen werden können als ein Kabel, da- 
normalerweise mit einer Stromstärke von etwa 80—100 % seiner 
bisher zulässigen Höchstbelastung dauernd beansprucht wird. Theo- 
retisch mögen diese Erwägungen berechtigt sein, eine so ein- 
gehende Belastungskontrolle der einzelnen Teile eines weit ver- 
z„weigten Kabelnetzes, wie sie bei Ausnutzung der äußersten Be 


lastbarkeitsgrenze unerläßlich wäre, läßt sich aber praktisch nicht 


durchführen. Bei uns vertritt man im allgemeinen den Standpursi, 
daß das der unmittelbaren Beobachtung nicht. zugängliche Kabel- 
netz einen Sicherheitsgzrad aufweisen muß, der allen im Betrieb 
vorkominenden nie vollständig kontrollierbaren Beanspruchunge:: 
gewachsen ist; ich bezweifle daher, daß die amerikanische Theori? 
in Deutschland Gegenliebe finden wird. Vielleicht ist der inner" 
Grund für die amerikanischen Bestrebungen darin zu suchen, da! 
dort niederspannungsseitig beinahe durchweg mit der Betrieb-- 
spannung von etwa 125 V gearbeitet wird, während in Europa Spa 
nungen von 220 und 440 V sehr häufig sind. In Holland ist die Ver- 
braucherspannung von 220 V so gut wie allgemein, in Deutschlan! 
kommt sie für nahezu % aller Anlagen in Frage. Für die doppelte 
Betriebsspannung sind aber die Leitungsnetze erheblich billiger ur 
ausnutzfähiger, bei ihrer Bemessung braucht daher nicht so sparsam 
vorgegangen zu werden wie bei der niedrigen Spannung von 125 V. 

In der Anwendung des Elektromotors zeigt sich im Au~ 
lande wie bei uns das Bestreben, den Motor möglichst organisch m:i 
der Arbeitsmaschine zu verbinden, und so bringen die ausländischen 
Zeitschriften zahlreiche Berichte über den elektrischen Antrieb voi 
Förder- und Trausportanlagen, von Walzenstraßen, von Maschinen 


2. November 1922. 


1 
für Webereien, Papierfabriken, über den elektrischen Betrieb von 
Gummifabriken usw. Einzelheiten hierüber sind nur für den Spe- 
zialisten von Interesse. Von grundsätzlicher Bedeutung sind da- 
gegen die Verbesserungen der Übertragungsmechanismen zwischen 
Elektromotor und Arbeitsmaschine; die außerordentliche Zunahme 
der Kleinmotoren von 1 kW abwärts, auf die in Amerika besonders 
hingewiesen wird, wäre ohne solche Übertragungsmittel nicht denk- 
bar. Was für Amerika gilt, trifft in dem gleichen Maße auch für 
uns Zu. 

Ein trotz großer Einzelerfolge noch viel zu wenig bekanntes 
Anwendungsgebiet ist die efektrische Beheizung zu indu- 
striellen Zwecken. Leider wird noch heute die Wirtschaftlichkeit 
solcher Beheizung meistens mit dem kurzen Hinweis abgetan, daß 
die Erzeugung der Elektrizität auf dem Weg über den Dampfkessel 
mit derartigen Verlusten untrennbar verbunden sei, daß sie gegen- 
uber den bewährten älteren Methodsn nicht in Frage kommen könne. 
kurz und bündig, aber grundfalsch; die Praxis steht zu dieser Logik 
bereits in schroffstem Widerspruch. So zeigt die gesamte tech- 
nische Literatur, daß der elektrische Schmelzofen bereits ein weites 
Feld sich erobert hat, in Nordamerika sind etwa 250 000 kW allein 
ir elektrische Stahlbereitung im Betriebe. Auch zum Schmelzen 
aller anderen Metalle, zur Herstellung von Legierungen jeder Art, 
benutzt Amerika den Elektroofen in größerem Umfange als Europa, 
ebenso für das Anlassen, Tempern, Abschrecken usw., da sich der 
elektrische Ofen gleichmäßiger heizen und die erforderliche Be- 
triobtemperatur genauer einstellen und innehalten läßt. In ein- 
zelnen Fällen dient die Abhitze der elektrischen Öfen sogar noch 
zur Erzeugung des nötigen Betriebslampfes, 

In dem mit Wasserkräften besonders reich ausgestatteten Aus- 
lande haben sich vor allem die elektrisch betriebenen Dampfkessel 
eingeführt; von den uns näherstehenden Ländern seien besonders 
Schweden und Norwegen erwähnt, auch Amerika ist auf diesem 
Gebiete weit vorgeschritten, so findet sich in einer der letzten 
\ummern der „Electrical World” die Beschreibung einer Fabrik- 
anlage, bei der eine Leistung von 20000 kW allein der Dampf- 
erzeugung dient. In dem wasserarmen Deutschland hat der elek- 
trische Dampfkessel noch nicht die verdiente Beachtung gefunden, 
doch wird darin ein Wandel eintreten, wenn der Ausbau der Wasger- 
kräfte Stidbayerns erhebliche Energiemengen frei macht, die be- 
sonders in den Nachtstunden elektrisch umgesetzt und in Wärme- 
speichern gesammelt werden können. Es ist nicht ohne Interesse, 
hier auf zwei Äußerungen aus dem Auslande hinzuweisen, deren 
eine, in einer französischen Zeitschrift, die Ansicht vertritt, daß 
Elektrizität aus Wasserkraft zweckmäßiger zur Dampferzeugung 
verwendet würde als zum Motorbetrieb, während in einer englischen 
Zeitschrift, in einem Vortrag von J. G. Pearce auseinandergesetzt 
wird, daß für eine gegebene Wärmemenge eine moderne Großkraft- 
station weniger Energie verbrauchte als irgendeine andere Heiz- 
anlage, da bei elektrischer Heizung keine Wärme für die Tempe 
raturerhöhung der Verbrennungsluft verbraucht wird, und da ferner 
die Leitungs- und Strahlungsverluste sind auf ein Minimum redu- 
zieren lassen. 

In diesem Vortrage wird unter anderem auch auf die Verwen- 
dung elektrischer Widerstandsöfen für Geschützschmieden während 
des Krieges hingewiesen, deren Belastung bis zu 2800 kW betrug. 
Andererseits ist in einem Artikel „Coal Age” ein elektrischer 
Schweißapparat beschrieben, der in einem Kohlenbergwerk zum 
Schweißen von Grubenschienen bestimmt ist und den ein Mann 
tragen kann. Wichtig erscheint mir auch der Bericht über einen 
elektrisch beheizten Emaillierofen, dessen Iunentemperatur auf 927 ° 
gehalten wird. Dies läßt darauf schließen, daß der Heizleiter aus 
einem sehr hochwertigen Material bestehen muß, nach dem bisher 
allerseits eifrig, aber nicht mit allzu großem Erfolg gesucht worden 
ist. Der beschriebene Ofen arbeitet in zehnstündiger Arbeitsschicht 
und soll bei gleichmäßigem, ungestörtem Betrieb eine besonders 
große Menge guter Ware und fast gar keinen Abfall ergeben. Als 
weitere Beispiele erfolgreicher Einführung der elektrischen Heizung 
werden noch angeführt: Warmluftheizung in der Baumwoll- 
spinnerei, die Kerntrocknung in Gießereien, die Trocknung email- 
lierter Teile in Öfen mit ununterbrochenem Durchgang der zu trock- 
nenden Teile auf mechanischen Fördervorrichtungen, Heizöfen für 
hohe Temperaturen, z. B. zum Härten von Federn usw. 


Ich habe mir erlaubt, auf diese Anwendungen der Elektrizität 
etwas ausführlich einzugehen, da hier, wie auch zahlreiche deutsche 
Erfahrungen erweisen, noch ein unübersehbares Arbeitsfeld vorliegt 
für die fabrizierende Industrie sowohl wie für die Elektrizitäts- 
werke, denen sich damit gewaltige Stromverbrauchsaquellen erschlie- 
en. Andererseits gewinnt die Elektrotechnik damit weiteren 
Boden in unserer allgemeinen Energiewirtschaft, die vielen Be- 
rufenen und noch mehr Unberufenen so sehr am Herzen liegt, daß 
man dem Zuge der Zeit entsprechend am liebsten auch hier wieder 
mit der Gesetzgebung eingriffe. Gottlob ist es einstweilen noch 
nicht so weit gekommen, und die Elektrotechnik kann nun in den 
Selbstverwaltungsorzanisationen der Industrie mit unerbittlicher 
physikalischer Strenge die Mängel, Irrtümer und Vorurteile der 
alten Methoden aufdecken; denn wer sich einmal daran macht, die 
Vorgänge der Wärmeverteilung rechnerisch zu verfolgen und dabei 
erkennt, auf wie wenig Meß- und Kontrollarbeit die Wärmewirt- 
schaft bisher sich stützte, den kann es nicht wundernehmen, wenn 
die elementarste Rechnung häufig zu Wirkungsgraden der Wärme- 
übertragung führt, die alles eher denn günstig sind. Elektrizität 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft‘ 44. 


.statten Sie mir. 


1339 


dagegen ist Energie in Reinkultur, meßbar, regelbar und verlustlos 
verteilbar wie keine andere Energieform und daher berufen, auch 
als Wärmequelle in der Industrie maßgebenden Einfluß auf die 
Brennstoffwirtschaft zu gewinnen. Ich zweifle nicht daran, daß 
aus dem zielbewußten Verfolgen dieses Problems eine ähnliche Um- 
wälzung hervorgehen wird, wie seierzeit aus der Einführung des 
Elektromotors, die es zuerst möglich machte, mechanische Arbeits- 
vorgänge messend zu verfolgen, und ich halte daher die elektrische 
Beheizung und die immer engere Verschmelzung des Elektromotors 
mit allen Arbeitsmaschinen für die beiden Hauptaufgaben, die 
unserer Elektroindustrie und unseren Elektrizitätswerken gemein- 
sam in den nächsten Jahren obliegen. 

Die Anwendungen der Elektrizität in der Technik beginnen 
jetzt auch das neueste Gebiet physikalischer Erkenntnis, die Elek- 
tronenlehre, zu erfassen. Im vergangenen Jahre, bei der Haupt- 
versammlung des VDE, hat bereits Herr Ingenieur Meyer auf die 
amerikanischen Versuche hingewiesen, Schaltvorrichtungen mit- 
tels Glühkathodenröhren zu betätigen, die von jeder mechanischen 
und elektrischen Trägheit frei sind. In einem Ende des vorigen 
Jahres in der „ETZ“?) erschienenen Artikel sind diese Ideen weiter 
ausgeführt, jedoch ist es mir nicht möglich gewesen, aus den ganz 
allgemein gehaltenen Darlegungen einen Anhalt über bereits aus- 
gebildete praktische Konstruktionen zu gewinnen. Aber wer im 
vergangenen Winter den Festvortrag des Elektrotechnischen Ver- 
eins über Elektronenröhren anzuhören Gelegenheit hatte, der mußte 
sich sagen, daß der Technik damit neue Wege sich erschließen, die 
zu weitgehenden Hoffnungen berechtigen. 

Eine praktisch bereits angewendete Erfindung aus dem gleichen 
Gebiete ist die Niederschlagung von Staubteilchen aus der Luft 
und aus Verbrennungsgasen dadurch, daß man diese an elektrischen 
Leitern vorbeiführt, die auf eine hohe Spannung geladen sind. Jn 
der Literatur ist von diesem Verfahren noch wenig zu lesen, prak- 
tisch soll es aber bereits vielfach Anwendung gefunden haben, vor 
allem mit bestem Erfolg in den Riesenanlagen der Reichsstickstoff- 
werke in Leuna. 

Die rein technischen Betrachtungen hiermit abschließend, möchte 
ich noch wenige Worte der Produktion widmen. Die in den 
Vereinigten Staaten üblichen hohen Löhne haben von jeher den 
Amerikaner zu weitgehender maschineller Durchbildung seiner 
Arbeitsmethoden veranlaßt, mehr als dies in anderen, selbst den 
vorgeschrittenen Industrieländern mit niedrigeren Löhnen als not- 
wendig und vielleicht auch als zweckmäßig erachtet wurde. Der 
Weltkrieg, der auch in Amerika gewaltige Arbeitsleistungen for- 
derte, dabei Arbeitermangel und eine weitere Steigerung der Löhne 
brachte, hat dort in logischer Folge die Vervollkommnung der ma- 
schinellen Fertigung noch weiter getrieben. Nach übereinstimmen- 
den Nachrichten, die aus den verschiedensten Gebieten der Industrie 
herübergelangen, ist dort die Ausschaltung der menschlichen 
Arbeitskraft in einem Maße durchgeführt, von dem man sich bisher 
noch keine Vorstellung machte. Auch in Deutschland, das jetzt 
bei außerordentlich gesteigerten Löhnen mit scharfem Wettbewerb 
zu rechnen hat, werden wir ähnliche Wege gehen müssen; es gılt 
daher, die Erfolge auf der anderen Seite des Ozeans aufmerksam 
zu verfolgen, ohne dabei in ein Extrem zu geraten, das für die Sorg- 
falt der Fertigung vielleicht nicht von Vorteil wäre. 

Krieg und Revolutionszeit haben Deutschland fast vollständig 
von seinen früheren wichtigsten Absatzgebieten abgeschlossen, als 
natürliche Folge mußten hiernach im Auslande Industrien ent- 
stehen, die die früher aus Deutschland bezogenen Fabrikate selbst 
erzeugen und uns im Wettbewerb nun gegenüberstehen. Mit dieser 
Erstarkung der ausländischen Industrie hat die unsrige zu rechnen, 
zumal wenn die Scheinwaffe der niedrigen Valuta einmal schwin- 
den sollte. Die Industrie wird die Leistungsfähigkeit ihrer Fer- 
tigung auf das höchste treiben müssen, vor allem aber muß sie ze- 
treu ihrer Überlieferung und noch energischer als bisher auf 
Qualitätsarbeit sich einstellen, so daß das deutsche Herkunfts- 
zeichen die beste Empfehlung einer Ware darstellt. Die überaus 
rege Tätigkeit der letzten Jahre in der Erneuerung der Vorschrif- 
ten des VDE, die jetzt in wesentlichen Teilen abgeschlossen ist, 
die Gründung von Prüfstellen für Rohstoffe und Fertigerzeugnisse 
sind der beste Beweis dafür, daß die Industrie diesen Weg zu gehen 
gewillt ist. Das gleiche Ziel, die Hebung von Intensität und Qualität 
der Fertigung erstrebt eine strenge Durchführung sachverständiger 
Normung, einer Normung, die die Herstellung vereinfachen und 
in allen wesentlichen Teilen einheitlich gestalten will, die aber jede 
Festlegung ablehnt, die die Freiheit der technischen Entwicklung 
irgendwie hemmen könnte. Auch auf diesem Gebiet ist unter be- 
sonders tätiger Mitwirkung des Zentralverbandes bereits wertvolle 
Arbeit geleistet, und wir dürfen feststellen, daß trotz aller Vorein- 
genommenheit, die gegenüber allem, was deutsch heißt, in dem 
größten Teil der Welt noch vorherrscht, unsere technische Nor- 
mung von dem Auslande mit Ernst verfolgt wird. Als Beweis ge- 
Ihnen einige Zeilen aus einem Artikel der „Elec- 
trical World“ vorzulesen. 

„Deutsche Fabrikanten geben eher sichtbar vorhandene zeit- 
weilige kaufmännische Vorteile auf, zum Besten der nationalen In- 
dustrie als Ganzes, als amerikanische oder englische. Die drei 
Hauptgründe hierfür sind der große wirtschaftliche Druck, unter 
dem die deutsche Industrie arbeitet, die größere Bereitwilligkeit, 


3 1921, S. 689ff. D. S. 


1340 


mit der sie sich den Entscheidungen, die das Wohl der Nation be- 
treffen, zu fügen vermag, und die Überzeugung, daß ein Hauptmittel 
zur Neubelebung der deutschen Industrie in dem Wiederaufbau 
und der Ausbreitung des Ausfuhrhandels zu suchen ist, für den die 
Bedeutung der Normung noch weit deutlicher zutage tritt als für 
den Handel im Inlande. 

Die Deutschen haben ihre Normen bis jetzt noch nicht in 
fremde Sprachen übersetzen lassen wie die Engländer, aber sie 
beabsichtigen, es zu tun. 

Als typische Beispiele der deutschen Arbeit seien ihr System 
der „Vorzugszahlen“ und ihre Normalserie von Griffen genannt. 
Ersteres ist eine grundlegende Arbeit, die sich auf theoretische 
Betrachtungen gründet und von größter Bedeutung ist. Es ist ein 


einfaches Zahlensystem, das für jede neue Normungsarbeit ver- 


wendet wird, für welche abgestufte Zahlenwerte erforderlieh sind. 
Die Deutschen sind der Ansicht, daß ihre Verwendung große Er- 
sparnisse an Material dadurch zur Folge hat, daß die Anzahl der 
Größen, Klassen usw. beschränkt wird, daß ferner das Aufstapeln 
a a vereinfacht und das Auswechseln erleichtert 
wird. 

Die Normalgriffe sind ein typisches Beispiel für die Vorliebe 
der Deutschen für Gründlichkeit bis ins kleinste. Die Profile sind 
mit der größten Sorgfalt ausgearbeitet worden; man ist der An- 
sicht, daß durch einmalige gründliche Arbeit es den verschiedenen 
Industrien und Firmen erspart bleibt, dieselbe Sache immer wieder 
und jedesmal weniger gut auszuführen.” 

Solche Worte dürfen wohl eine gewisse POT AOne an uns 
auslösen, keinesfalls aber die Empfindung, daß nun alles uns 
vorbildlich sei. Wer in dem Getriebe der Industrie steht, der weiß, 
daß gerade in unserem eigensten Arbeitsgebiete keine beschauliche 
Zufriedenheit Raum findet, bedeutet für uns doch schon der leiseste 
Stillstand, selbst nur die Verlangsamung des Fortschrittes den Be- 
ginn des Rückschrittes und der Unterlegenheit gegenüber dem Aus- 
lande, dessen Arbeitsfähigkeit niemals unterschätzt werden darf. 

Angesichts der Lage unseres Vaterlandes, das sich jetzt auf 
seine Industrie vertrauend stützt, als den festesten Pfeiler in dem 
wirtschaftlichen Boden, der jetzt unter unseren Füßen im Wanken 
ist, und einzedenk der Erkenntnis, daß Erhalten immer schwerer 
ist als Schaffen und Erringen, heißt für uns die Parole im Anklang 
an das alte Nelsonsche Befehlswort: Alldeutschland erwartet, daß 
jedermann seine Pflicht tue! (Schluß folgt.) 


Beschleunigtes Geideinziehungsverfahren bei Elektrizitäts- 
werken: „Der Verrechnungsverkehr‘‘. 


Von Direktor Fritz Biermann, Crimmitschau i. Sa. 


Die deutsche Industrie leidet an Geldmangel. Bei der elektro- 
technischen Industrie haben die Fabrikationsverbände neuerdings 
sehr scharfe Zahlungsbedingungen festgesetzt, sie nehmen Aufträge 
teilweise nur noch gegen Vorauszahlung an. Überall fehlt es an 
liquiden Mitteln. Bei der rapide sich steigernden Geldentwertung 
ist es eben nicht mehr möglich, mit der wachsenden Teuerung 
gleichen Schritt zu halten. 

Auch die EBlektrizitätswerke fangen allmählich an, 
unter dieser Erscheinung zu leiden, und, wenn die Fabrikations- 
industrie sıch bisher einigermaßen durch Vorauszahlungen halten 
konnte, müssen die Elektrizitätswerke ihren Abnehmern ein ge- 
wisses Zahlungsziel einräumen; andererseits müssen sie aber die 
Kohlen, die sie in Kilowattstunden umsetzen, die Gehälter und 
Löhne (erstere neuerdings 14-tägig und letztere 8-tägig) sofort be- 
zahlen, und ehe die Umwertung in Kilowattstunden und damit in 
Mark und Pfennige erfolgt, vergehen Wochen, wenn nicht Monate. 
Während die Elektrizitätswerke früher der Fabrikationsindu- 
strie in bezug auf prompte Geldeinziehung weit überlegen waren, 
befinden sie sich jetzt in einer sehr üblen Lage, weil sie Voraus- 
zahlungen nicht beanspruchen können. Es erscheint in der jetzigen 
Zeit gerechtfertigt, daß die Elektrizitätswerke die gleichen Wege 
wie die Fabrikationsindustrie einschlagen; nur ist es nicht ganz 
leicht, den Stromabnehmer zu überzeugen, daß er seinen Strom in 
dem gleichen Augenblick bezahlen muß, wo er ihn verbraucht hat. 


Die Selbstverkäufer waren ein gutes Hilfsmittel, um die so- 
fortige Bezahlung zu erreichen. Aber in großem Maßstabe sind 
sie auch vor dem Kriege wohl nicht eingeführt worden, und vor 
allen Dingen waren sie nicht für größere Abnehmer zu verwenden 
und bei den heutigen Geldumsätzen schon ganz und gar nicht. Mit 
dem Aufbören der Hartgeldmünzen sind die Selbstverkäufer gänz- 
lich vom Markte verschwunden. 


Auch die Berechnung nach dem Pauschaltarif war ein zweck- 
entsprechendes Mittel, Strombeträge im voraus bezahlt zu bekom- 
men. Der Pauschaltarif ist heute jedoch, weil unwirtschaftlich, 
immer mehr im Schwinden begriffen, und für größere Abnehmer 
kommt er nicht in Frage. 


Es gibt aber einen anderen Weg, den wir beschreiten können, 
und das ist der Verrechnungsverkehr. Darunter ver- 
steht man ein Geldeinziehungsverfahren, das die Abnehmer ver- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


un 


2. November 1922. 


pflichtet, ihre verbrauchten Energien im voraus an das Werk zu 
bezahlen. Die Bezahlung erfolgt nicht in umgerechneten Kilo- 
wattstunden, sondern in runden Markbeträgen, die so hoch zu be- 
messen sind, daß ein 2- bis 3-monatiger Durchschnittsverbrauch 
des Abnehmers damit bezahlt wird. Abnehmer, die dem Verrech- 
nungsverkehr beitreten wollen, müssen sich also verpflichten, 
größere Beträge dem Elektrizitätswerk zur Verfügung zu stellen. 
Dafür wird ihnen das eingezahlte Geld mit 4% verzinst, auf Konto 
gutgeschrieben, und die Stromrechnungen werden monatlich von 
diesem Konto abgebucht. In gleicher Weise werden auch Rech- 
nungen für ausgeführte Installationen, Hausanschlüsse u. dgl. 
durch Vorauszahlung über Verrechnungskonto geleitet, nur mit 
dem Unterschiede, daß man in diesen Fällen von der Zinsberech- 
nung nur insoweit Gebrauch macht, als tatsächlich dem Abnehmer 
Zinsen zuzusprechen sind, Die Einrichtung, zu der Direktor 
Löwe, ehemals Leiter des Elektrizitätswerks Straßburg i. Els., 
die Anregung gegeben hatte, war bereits vor dem Kriege bekannt, 
sie hat sich in jeder Weise bewährt und erfordert verhältnismäßig 
wenig Arbeit. Bei den Werken der Sächsischen Elektrizitäts-Liefe- 
rungs-Gesellschaft A. G. und insbesondere beim Elektrizi- 
tätswerk an der Pleiße, Crimmitschau, hat der Verrech- 
nungsverkehr außerordentlich gute Erfolge aufzuweisen gehabt. 
So betragen z. B. bei vorgenanntem Werk die Einzahlungen im 
Veerrechnungsverkehr in den ersten 7 Monaten d. J. über 10 Mill. M, 
und dem Werk stehen mindestens nach Abbuchung der Rechnungs- 
beträge aus dem Verrechnungsverkehr 3 bis 4 Mill. M an liquiden 
Mitteln stets zur Verfügung. Die Einrichtung ist nicht obliga- 
torisch, d. h. es wird kein Konsument gezwungen, sich dem Ver- 
rechnungsverkehr anzuschließen. Nichtsdestoweniger sind über 
1600 Abnehmer ständige Verrechnungskunden dieses Werkes. 


Die damit verbundenen Arbeiten kann eine Buchhalterin be- 
quem erledigen. Die Abnehmer bekommen jährlich Kontoauszüge 
mit Zinsberechnung zugestellt, und den größeren Stromkonsumen- 
ten wird monatlich auf der Stromrechnung das ihnen zustehende 
Guthaben ohne Zinsberechnung mitgeteilt. Erste Bedingung für 
die Wirtschaftlichkeit des Verrechnungsverkehrs ist eine Orea 
nisation, die wenig Arbeit erfordert und zufolgedessen auch keine 
hohen Kosten nötig macht, Die beim Pleißewerk eingeführten 
Einrichtungen dafür haben sich seit vielen Jahren bewährt. Der 
Verrechnungsverkehr hat auch noch insofern einen Vorteil, als 
das Werk von den Konsumenten stets ziemlich hohe Kautions- 
beträge in Händen hat und dadurch in jeder Weise vor Zahlungs- 
verlusten gesichert ist, Es gehört eine ganze Menge Propaganda- 
arbeit dazu, um die Abnehmer von der Zweckmäßigkeit dieser Ein- 
richtung zu überzeugen. Man muß den Kassenboten Provision 
geben, damit sie Kunden für den Verrechnungsverkehr gewinnen, 
und dann werden sie sich selbst auch für die Sache bemühen, weil 
ihnen ja wesentliche Arbeit abgenommen wird, wenn die monat- 
Tiche Einkassierung in Fortfall kommt. Der Verrechnungsverkehr 
spielt sich größtenteils bargeldlos ab, und, wenn es gelingen würde, 
alle Abnehmer dafür zu gewinnen, brauchte man keine Kassen- 
boten mehr. Es sind also auch zweifellos direkte Ersparnisse vor- 
handen, die die Personalunkosten zum mindesten aufheben. Es 
muß aber ferner berücksichtigt werden, daß die Elektrizitätswerke, 
sofern sie gezwungen sind, Bankschulden aufzunehmen, heute min- 
destens das Doppelte bis Dreifache an Zinsen dafür bezahlen 
müssen, wohingegen ihnen durch den Verrechnungsverkehr bei 
richtiger Handhabung liquide Mittel zufließen, die sie nur mit 4% 
zu verzinsen habent). Bei der heutigen Knappheit an Zahlunss- 
mitteln kann den Werken nur angelegentlichst empfohlen werden, 
den Verrechnungsverkehr einzuführen und mit allen Kräften dafür 
zu sorgen, daß möglichst alle Abnehmer sich ihm anschließen und 
möglichst hohe Beträge einzahlen. Zu dem Verrechnungsverkehr 
ziehe man auch nicht nur die Großindustrie, sondern auch die Land- 
wirtschaft heran, denn gerade bei letzterer steckt noch sehr viel 
zinsloses Bargeld, das man auf diese Weise dem Umlauf zuführen 
und dadurch auch der Allgemeinheit nutzbar machen kann. 


Mit Großabnehmern haben die meisten Elektrizitätswerke 
Sonderverträge, und in diesen Verträgen sind die Zahlungsbedin- 
zungen festgelegt, welche größtenteils wohl dahin lauten, daß die 
kechnungen bis zum 10. oder 20. des der Stromlieferung folgenden 
Mouats bezahlt sein müssen. Den Werken, welche vornehmlich mit 
der Großindustrie arbeiten, erwachsen durch die bisherige ver- 
traglich festgesetzte Zahlungspolitik nicht nur sehr erhebliche 
Zinsverluste, sie legen auch ihre flüssigen Betriebskapitalien da- 
durch fest, weil Wochen, wenn nicht Monate vergehen, bevor sie 
ihr Geld hereinbekonmen, das sie für Kohlen, Gehälter und Löhne 
haben ausgeben müssen. Dadurch tritt der gerade in letzter Zeit 
vielfach beobachtete Zustand ein, daß die Werke zur Verstärkung 
ihrer Betriebsmittel entweder Bankschulden aufnehmen oder zu 
Neuemissionen schreiten müssen. Derartige Zahlungsbedingungen 
bei Großabnehmern sind veraltet, und die wirtschaftliche Notlage, 
in der sich auch die Elcektrizitätswerke heute befinden, zwingt sie, 
mit der bisherigen Einziehungspraxis zu brechen und die Zah- 
lungsbedinzungen den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen an- 
zupassen. Das ist aber gleichbedeutend damit, daß die Großabneh- 
mer größere & conto-Zahlungen bei Beginn des Verbrauchsmonsats 


) Da sich der Zinsfuß inzwischen wesentlich erhöht hat, müßte die Ver- 
zinsung der Bank- bzw. Sparkassenzinsen entsprechend erhöht werden. 


— be Tr a ER OO OT Be 3 


am ka UL 


La il e- 


N 


2. November 1922. 


an das Werk leisten. Auch hierfür ist der Verrechnungsverkehr 
der gangbarste Weg. Gelingt es nicht, von den Großabnehmern 
einen 2- bis 3-monatigen Vorschuß auf die Stromrechnungen zu 
bekommen, dann sollten sie mindestens monatlich im voraus in 
runden Beträgen ihre Stromrechnungen regulieren, während. die 
endgültige Abrechnung am Schlusse des Monats erfolgt. Derartige 
a conto-Zahlungen werden ebenfalls über Verrechnungskonto ge- 
leitet und erfordern auf diese Weise eine sehr einfache, billige Ge- 
schäftshandhabung. Man schließe keine neuen Verträge mit Groß- 
abnehmern ab, ohne die Vorausbezahlung in der vorgedachten 
Weise festzusetzen, revidiere die bestehenden Großabnehmerver- 
träge und suche mit diesen Konsumenten unter Berufung auf die 
wirtschaftliche Notlage der Elektrizitätswerke ein dahingehendes 
Abkommen zu treffen. Ein großer Teil wird den wirtschaftlichen 
Verhältnissen Rechnung tragen, da ja jeder Großindustrielle weiß, 


un nn nt E 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Erhöhung des Nutzgefälles von Wasserkraftanlagen durch 
 Rückstauvernichter. — Zur Bekämpfung des bei Hochwasser durch 
Rückstau im Unterwasser verursachten Gefällsverlustes schlägt 
0.G. Thurlow einen ganz neuen Weg ein. Ausgehend von der 


= Höhe über Unterwasser. 

= Überfallhöhe über Damm 
krone 

= Höhe des vorgeschobenen 
Unterspieges. 

; = Saugrohrmündung. 


. Abb. 1. Schematische Anordnung des Rückstau- 
vernichters nach Thurlow 


i Tatsache, daß das über einen Damm von geeigneter Form herab- 
| stürzende Wasser unterhalb des Dammes in bestimmter Entfernung 
| von demselben eine stehende Welle bildet (Abb. 1), vor welcher 
| der Wasserstand sich erniedrigt, hat er zunächst an Versuchsmodel- 


| 


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“S syes YDoden des Aufzugsschach?es 
v, ` . 


len die Gesetzmäßigkeit dieser Erscheinung untersucht und die gün- 
stigste Formgebung für den Dammquerschnitt ermittelt. Hierbei 
hat es sich gezeigt, daß diese Wasserwelle die Rückstaugrenze nach 
unten zurückschiebt und diese Wirkung noch dadurch unterstützt 
werden kann, daß die Mündung der Turbinensaugrohre i in die vor 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


| l Abb. 4. Schnitt durch Staudamm und Kraftwerk. 


1341 


daß er seine Kohlen ebenfalls sofort und womöglich im voraus be- 
zahlen muß, und demzufolge dem Elektrizitätswerk nicht zumuten 
wird, wochen-, ja monatelang zu warten, bis er sein ausgelegtes 
Geld hereinbekommt. Der letztere Weg ist gleichbedeutend mit 
der obligatorischen Einführung des Verrechnungsverkehrs. 

Man warte mit derartigen Maßnahmen auch nicht zu lange, 
weit die gesamte deutsche Wirtschaftslage sich von Vroche zu 
Woche verschlechtert. Die Elektrizitätswerke können sich sehr 
wohl den größten Teil der liquiden Mittel selbst beschaffen, wenn 
sie die vorstehend angegebenen Wege einschlagen, Man bedenke 
auch, daß die Beschaffung von Bankkrediten heute ziemlich aus- 
sichtslos ist, und gewöhne sich beizeiten daran, auf eigenen Füßen 
zu stehen und mit eigenen Mitteln zu arbeiten, und verlasse sich- 
nicht auf den sehr unsicheren Faktor der Bankkredite, die im ent- 
scheidenden Augenblick versagt werden. 


RUNDSCHAU. 


der stehenden Welle sich ausbildende Spiegelsenkung verlegt wird. 
Abb. 2 zeigt das Ergebnis einer solchen Versuchsreihe, wobei die 
Wasserhöhe d über der Dammkrone bei allen Wasserständen im 
Unterwasserkanal gleich gehalten wurde. Der derart erzielte Ge- 
fällsgewinn ist ganz beträchtlich, ist aber im übrigen stark abhängig 
von der Wasserhöhe über der Dammkrone und dem Verhältnis zwi- 


> 


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[4 


Abb. 3. Lagi plan des Mitchell Dam-Kraftwerkes. 


schen dem über den Damm herabstürzenden Wasser und der durch 
die Turbinensaugrohre in den Unterwasserkanal gelangenden 
Wassermenge. 

Auf Grund dieser Versuche hat sich die Alabama Power Co. 
entschlossen, ihr neues Mitchell Dam-Kraftwerk, welches an dem 
Coosa-Fluß gelegen ist, nach diesem Grundsatz zu erbauen. Die Not- 
wendigkeit, das Überschußwasser zur Erzielung der gewünschten 
Wirkung über die ganze Wehrbreite herabstürzen zu lassen, be- 
dingt eine von der no rmalen 
vollkommen abweichende Bau- 
weise für das Kraftwerk, 
namentlich deshalb, weil die 
Turbinen in den Staudamm 
selbst eingebaut werden müs- 
sen und die ganze Anordnung 


so zu treffen ist, daß das Uber- N 
schußwasser möglichst unge- 5, $ 
hindert über die Wehrkronein $° |% 
das Unterwasserbett gelangen SQ 
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ra 025 050 075 100 
Wasserhiöhe im Unterwasserbelf in mr 

bb. 2. Nutzgefälle mit und ohne Rück 

stauvernichter. 


ka nn. Eine Berechnung darüber, ob ein derartig gebautes Werk kein 
höheren Anlagekosten bedingt als ein solches normaler Bauart, bei 
welcher die bei Hochwasser sich einstellende geringere Leistung 
der Betriebseinheiten durch Aufstellung weiterer Einheiten zwecks 
Ausnützung der Hochwassermengen wieder eingebracht wird, hat 


1342 


gezeigt, daß, auf gleiche Leistung bezogen, die neue ‚Bauart eher 
Ersparnisse mit sich bringen dürfte. Die Lage des ganzen Werkes 
ist in Abb. 3 dargestellt. Wie aus derselben ersichtlich, wird das 
ganze Flußbett durch eine rd 285 m lange Wehranlage abgesperrt, 
in der Mitte des Wehres selbst ist das Kraftwerk angeordnet. Abb. 4 
zeigt einen Schnitt durch den Damm und das Kraftwerk mit seinen 
bemerkenswerten Einzelheiten. Diese Bauart bietet große Vorteile 
auch vom Standpunkte der Turbinenfundamente, welche im Stau- 
damm selbst liegen, und der Rechenanlage, welche eine sehr gün- 
stige und bequem zugängliche Lage erhalten kann. Allerdings läßt 
andererseits die Zugänglichkeit der Turbinen-Lauf- und -Leiträder 
einiges zu wünschen übrig. Bei diesem Kraftwerk soll auch der 
erste Versuch zur Ausbildung eines Mitteldinges zwischen gedeck- 
ter und Freiluftanlage für das Maschinenhaus selbst gemacht wer- 
den; die Maschinenhausdecke ist unmittelbar oberhalb der Strom- 
erzeuger angeordnet und wird in der Mitte geteilt, derart, daß eine 
jede Hälfte in entgegengesetzter Richtung zur anderen auf Rollen 
verschiebbar gemacht wird. Der 125 t-Laufkran bedient sowohl die 
Maschinen als auch die Rechen und Absperrschützen der Turbinen. 
Im Falle von Arbeiten an den Maschinen mit dem Kran wird die 
Decke verschoben. Im Kraftwerke sollen zunächst 3 Einheiten zu 
je 20 000 kVA aufgestellt werden; eine 4. Einheit kommt als spätere 
Erweiterung in Frage. Die unterspannungsseitige Schaltanlage 
wird in den Nebenräumen, die oberspannungsseitige Schaltanlage 
vollständig iin Freien, auf dem Staudamm selbst, aufgestellt. („Elec- 
trical World”, Bd. 79. S. 1161.) Bp. 


Leitungsbau. 


Korona-Entladungen als Schutz gegen Überspannungserschei- 
nungen. — Neue Gesichtspunkte zur Frage des Wertes der Biitz-, 
abieiter an Hochspannungsleitungen enthält ein Bericht, der kurs- 
lich dem Komitee der National Electric Light Association er- 
stattet wurde. Auf eine Umfrage ging eine große Zahl von 
Antworten ein, welche zeigten, daß man der Ansicht ist, daß Sam- 
melschienen-blitzableiter genügende Sicherheit für die an die Sam- 
melschienen angeschlossenen Leitungen schaffen, und daß dann be- 
sondere Blitzableiter für die abgehenden Leitungen nicht notwen- 
dig sind. Man ist aber der Meinung, daß der Koronaeffekt einer 120 
kV-Fernleitung selbet einen wirksamen Blitzableiter darstellt; ei- 
nige Fachleute glauben sogar, daß die Sammelschienen-Blitzablei- 
ter hierdurch überflüssig werden; denn die Unterhaltung der Blitz- 
ableiter bei diesen hohen Spannungen ist teurer als der Schaden, 
der bei einer guten Ausrüstung vorkommen kann, besonders, wenn 
man nicht viel Geld in die Isolation gesteckt hat. In einigen Kraft- 
übertragungssystemen mit Spannyngen von 60 — 110 kV im Westen 
der V. S. Amerika hat man die Blitzableiter gänzlich fortgelassen! 
Bedauerlich ist, daß Angaben über derartige Erfahrungen so spärlich 
vorliegen; denn die versuchsmäßigen Beobachtungen an bestehen- 
den Fernleitungen wären von größtem Wert. Die Benutzung der 
Korona als Schutzmittel erfordert mechanische Vorrichtungen für 
die Herbeiführung der Entladung bei einer Spannung, die nur wenig 
höher ist als die Betriebsspannung. Die meisten Leitungen sind für 
eine Koronaspannung, die erheblich über der Betriebsspannung 
liegt, eingerichtet, um unnötige Energieverluste zu vermeiden. Es 
ist indessen möglich, eine bestehende Fernleitung mit Entladungs- 
punkten auszurüsten, welche eine Entladungskurve ergeben, die 
praktisch gleichwertig derjenigen der wirklichen Koronaentladung 
ist. Bemerkenswerte Versuche dieser Art sind auch in Deutsch- 
land auf einer Fernleitung gemacht worden!). Die Korona ist 
unzweifelhaft eine ideale Form des Blitzschutzes, durch welche 
jedes Meter Leitung seinen eigenen Blitzableiter hat. Die Frage 
ist nur, welcher Betrag an Koronaentladung notwendig ist, um 
gegen die vorkommenden Störungen sicheren Schutz zu bieten. 
(„Electrical World“, Bd. 79, 1922, S. 1058.) Piz. 


Ursachen und Wirkungen der Induktionsstörungen. — Der 
Einfluß von Drehstromleitungen und Wechselstrombahnen auf 
Schwachstromleitungen wird in elementarer Form vom Standpunkt 
des Starkstromtechnikers dargestellt, der eine Hauptursache der 
Störungen in der außerordentlichen Empfindlichkeit der Tele- 
graphen- und Fernsprechapparate sieht. Da Neues nicht gebracht 
wird, erübrigt sich eine ausführliche Besprechung. („Electrical 
World“, Bd. 78, 1921, S. 767.) Ke. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Zur Theorie der Dimensionen?). — Es ist eine ziemlich ver- 
breitete Meinung, daß sich in der Dimension einer Größe ihr 
„Wesen“ ausspreche, und daß uns daher die reine Dimensions- 
betrachtung neue Erkenntnisse vermitteln könne, die in den 
bekannten Gleichungen der Piysik noch nicht enthalten seien. 
Ja man kann vielleicht sagen, daß bei mauchen ein geradezu 
mystischer Glaube an die Macht der Dimensionsbetrachtung be- 
steht. Den „metaphysischen Nebel” (Buckingham), der über dem 
Gebiet der Dimensionen lagert, zu zerstreuen, haben sich in 
Deutschland wohl zuerst C. Runge und T. Ehrenfest bemüht. In 
Anlehnung an Fourier gehen sie von der einfachen Voraussetzung 


Vgl. „ETZ“ 1920. 8. 817. 
2) Vgl. S. 13.9 in diesem Heft. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


2. November 1922. 


aus, daß eine Maßzahl (oder ein Potenzprodukt von Maßzahlen) 
„dimensionslos* ist, wenn ihr Wert bei einer Änderung der unab- 
hängigen Einheiten ungeändert bleibt. Da nun alle Einheite: 
(auch die der dimensionslosen Größen, z. B. des Winkels) will- 
kürlich gewählt werden können, ist es nach dieser Voraussetzung 
in unser Belieben gestellt, ob wir eine Größe zu einer „dimension-- 
losen“ machen wollen oder nicht. Runge und Ehrenfest kommen 
daher zu dem Schlusse, daß die Einheiten überhaupt in keinem not- 
wendigen Verbande miteinander stehen; damit wären die meisten 
Dimensionsbetrachtungen ohne sichere Grundlage. Im ensatze 
hierzu ist J. Wallot der Ansicht, daß sich das Wesen des Dimen- 
sionsbegriffs durch nur quantitative Aussagen überhaupt nicht er- 
schöpfend darstellen läßt; man muß vielmehr die physikalischen 
„Größen“ in quantitative und qualitative Faktoren — ihre Zahlen- 
werte und ihre Einheiten — spalten und annehmen, daß die phy:i- 
kalischen Gleichungen nur über die Größen selbst, also über die 
Produkte aus den Zahlenwerten und den Einheiten, etwas aus- 
sagen, um eine metaphysikfreie und doch erschöpfende Theorie der 
Dimensionen zu erhalten. Man erreicht auf diese Weise, daß alle 
Größen von der Einheitenwahl unabhängig werden, während sich 
ihre Zahlenwerte — auch die der dimensionslosen Größen — imall- 
gemeinen mit ‘den Einheiten ändern. Ob eine Größe oder eine Kom- 
bination von Größen dimensionslos ist oder nicht, folgt mit Not- 
wendigkeit aus den physikalischen Gleichungen. J. Wallo: 
bespricht von dem so gewonnenen Standpunkte aus eingehend die 
Voraussetzungen, unter denen man aus Dimensionsbetrachtungen 
auf die Form noch unbekannter Gleichungen schließen kann, ferner 
die Reduktion physikalischer Gleichungen auf „spezifische“ Ein- 
heiten, endlich die „Modellregeln“ und das Tolmansche „Ähnlich- 
keitsprinzip“. (J. Wallot, „Zeitschr. f. Phys.“, Bd. 10, 19%, S. 39.) 
J. W. 


e. 


Medizin. 


Heißluftdusche und Massageapparat mit elektrischem Antrieb. 


— Bei dem in Abb. 5 dargestellten Apparat der Firma Reiß & Klemm, 


-Fabrik elektrischer Apparate, Berlin, wird der Luftstrom des Ven- 


tilators durch einen im Austrittsrohr der Luft eingebauten Heiz- 


Der Schalter befindet 
sich in der Verlänge- 


und nicht am Griff. 
wodurch im Interesse 
der Betriebssicher- 
heit mehr Raum für 
die Unterbringung des 
Schalters gewonnen wurde. 
Die Dusche ist um etwa 150 
um den Griff drehbar, also 
vielseitig verstellbar und 
zum Zusammenlegen einge- 
richtet. Mittels der in der 
Abbildung sichtbaren Ring- 
öse, die mit Gewinde ver- 
sehen ist, wird der Apparat 
indergewünschten Stellung 
festgeklemmt, wodurch dem 
Luftstrom die gewünsehte 
Richtung gegeben wird. 
Mit dem Handgriff in 
einen geeigneten Fub 
gesteckt, kann der Ap- 
parat auch gebraucht wer- 


den, ohne daß man ihn 
"Abb. 5. Heißluftdusche. in die Hand zu neb- 
men braucht, so daß 


die Hilfe einer zweiten 
Person entbehrlich wird. Er liefert in der ersten Schaltung kalte. 
in der zweiten warme Luft. Der Heizkörper besteht aus Metall mi! 
(rlimmerisolation und ist ebenso wie der ganze Apparat der Firma 


ADD. 6 Mass 


Igeapparat, 


durch Gebrauchsmuster geschützt. Die etwa 0,9 kg schwere Dusche 
wird unter dem Namen „Tournable“ in den Handel gebracht. 

Von derselben Firma wird ein elektrisch betriebener Massag:- 
apparat (Abb. 6) hergestellt. Auf der Motorwelle sitzt ein Exzenter, 


widerstand erwärmt. ` 


rung der Motorachee ' 


WERTE VER 


\ 


2. November 1922. 


Jas sich in einer Gabel dreht und diese, die im Gehäuse gelagert ist, 
:n Schwingungen versetzt. In den aus dem Gehäuse herausragen- 
Jen Stiel der Gabel wird der für die Massage erforderliche Ansatz 
-ingeschraubt. Das Exzenter ist in achsialer Richtung konisch ab- 
gedreht, so daß durch eine in der Abbildung sichtbare Kordel- 
schraube am Kopfende des Gehäuses der Konus verstellt, damit die 
Schwingungsamplitude verändert und die Stärke der Vibrationen 
»ingestellt werden kann, eine Einrichtung, die der Herstellerin 
durch Gebrauchsmuster geschützt ist. Um ein Losewerden der An- 
satzteile, während des Betriebes zu verhindern, sind alle in Frage 
kommenden Schrauben durch Gegenmutter gesichert. Die der Ab- 
„utzune unterliegenden Bürsten können leicht ausgewechselt und 
lie von Zeit zu Zeit erforderliche Ölung kann ebenso wie bei der 
vorher erwähnten Heißluftdusche ohne ‘Demontage vorgenommen 
werden. Der Stromverbrauch des Apparates, der nicht nur für Be- 
rufsmasseure, sondern auch für Private geeignet ist, und der die Be- 
zeichnung „Globe“ führt, wird zu etwa 20 W, das Gewicht zu etwa 
1,9 kg angegeben. Ka. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Quecksilberdampf-Turbinenanlage. — Nachdem über die von 
WLeRoy Emmet zwecks Verbesserung der Brennstoffaus- 
nützung bereits vor 2 Jahren in Vorschlag gebrachte Verwendung 
von Quecksilber als Treibmittel für Dampfturbinen, worüber an 
dieser Stelle schon berichtet wurde!), seither nichts Näheres ver- 
lautete, beabsichtigt nunmehr die Hartford El. Light Co. in Zu- 
sammenarbeit mit der General El. Co. der Verwirklichung dieses 
(redankens ernstlich näher zu treten. Wie wir einer in „Electrical 
World“ (Bd. 79, S. 1186) enthaltenen Mitteilung entnehmen, ist 
seitens genannter Gesellschaft die Errichtung einer Versuchsanlage 
in ihrem Dutch-Point-Kraftwerk mit einer Maschinenleistung von 
2000 kVA in Aussicht genommen. Soweit dieser Mitteilung ent- 
nommen werden kann, soll an dem schon früher vorgeschlagenen 
und auch an dieser Stelle ausführlich besprochenen Arbeitsprinzip 
nichts Wesentliches geändert werden. Die Versuchsanlage soll 
hauptsächlich zur genauen Prüfung der Verhältnisse im praktischen 
Betriebe und Durchführung präziser Messungen über die wirt- 
schaftlichen Möglichkeiten bieten. Die bei der Kondensation des 
Quecksilbers nach dessen Arbeitsleistung in der Turbine frei wer- 
Jende Wärmemenge wird bei dem vorgeschlagenen Verfahren zur 
Dampferzeugung verwendet und der so gewonnene Dampf dann in 
den Maschinen des Hauptkraftwerkes weiter verwertet. Bemerkens- 
wert ist die ungefähr 13 600 kg betragende Füllung des mit Rohöl 
zefeuerten Quecksilberkessels. Die Gesellschaft hat für die Er- 


richtung der Versuchsanlage den Betrag von 250 000 $ auszeworfen. | 


Dem Ergebnis der Versuche kann mit Interesse entgegengesehen 
werden. Bp. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Die chemische Widerstandsfähigkeit des Aluminiums und deren 
Einfluß auf seine Verwendbarkeit. — O. Schmidt weist darauf 
hin, daß das Mißtrauen, welches dem Ersatzmetall Aluminium wäh- 
rend des Krieges entgegengebracht wurde, teilweise berechtigt war, 
weil öfters die Beschaffenheit des gelieferten Metalls nicht genügte, 
teilweise aber unberechtigt, weil das Aluminium nicht sachgemäß 
behandelt und falsch verwendet wurde. Für den Elektrotechniker 
kommt jetzt vornehmlich die Verwendung des Aluminiums zu Frei- 
leitungen in Frage. Reines Aluminium, d. h. solches, das höchstens 
1% Verunreinigungen enthält, widersteht feuchter Luft und wird 
von schwefliger Säure (in Rauchgasen) nicht merklich angegriffen. 
Es überzieht sich mit einer schützenden Oxydhaut, der es auch seine 
Widerstandsfähigkeit gegen Salpetersäure und andere Oxydations- 
mittel verdankt. Von Salzsäure und Flußsäure wird Aluminium 
bekanntlich stark angefressen, von Schwefelsäure langsamer ange- 
zriffen. Kochsalzlösungen, Alkalilaugen, Soda und Pottasche lösen 
es allmählich; organische Säuren, Fette und Öle lassen sich in Alu- 
miniumgefäßen so gut behandeln, daß die Industrie der Fette und 
le, Brennereien, Brauereien usw. sich ihrer im größten Umfange 
bedienen. Bei Stahlaluminiumseilen muß die Luftfeuchtigkeit durch 
die äußeren Drahtlagen von der Stahlseele ferngehalten werden. 
Die vielen bereits viele Jahre im Betrieb befindlichen Freileitungen 
beweisen am besten die Brauchbarkeit des Aluminiums auch unter 
schwierigsten Bedingungen. (,„Mitt. d. Vereinig. d. El.-W.“ Bd. 21, 
1922, S. 145.) K. A. 


Untersuchungen von Messingguß. — The British New Ferrous 
Metals Research Association, Birmingham, hatte ausgedehnte Un- 
tersuchungen angestellt über den Einfluß von Gasen auf hochwer- 
tiges Messing. Jetzt sollen weitere Untersuchungen angestellt wer- 
dien, um die Bedingungen zu ermitteln, um eine gute Dichtiskeit 
sowohl auf der Oberfläche als auch im Innern von Ingots für die 
Herstellung von kalt gewalztem Messingblech zu erzielen. Diese 
Untersuchungen werden manche Aufklärungen, auch hinsichtlich an- 
aerer Arten’ von nicht eisenhaltigem Metallguß, ergeben und werden 
nicht nur für die Metallfabrikanten, sondern auch für die verarbei- 
tenden Firmen von großem Interesse sein. Die Untersuchungen 
werden hauptsächlich in Woolwich ausgeführt werden. („Electrical 
Review“, Bd. 90, 1922, S. 812.) —z. 


1, Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 087. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heit 44. 


1343 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Ausstellung des Handelsschiff-Normenausschusses in Berlin. — 
Um weiteste Kreise der deutschen Industrie mit den bisherigen 
Arbeiten des Handelsschiff-Normen-ÄAusschusses 
(HNA) bekanntzumachen, veranstaltet dieser gelegentlich der vom 
23. bis 25. XI. in der Technischen Hochschule Charlottenburg statt- 
findenden diesjährigen Hauptversammlung der Schiffbautech- 
nischen Gesellschaft im Lichthof der Hochschule eine Ausstellung 
schiffsmaschinenbaulicher, schiffbaulicher und schiffselek- 
trischer Ausrüstungsteile, die nach HNA-Normen her- 
gestellt sind. Sie wird am 23. XI. vorm. durch Maschinenbaudirck- 
tor Dipl.-Ing. C. Regenbogen der Friedr. Krupp A. G. Germania- 
werft, Kiel-Gaarden, mit einer kurzen Ansprache eröffnet werden 
Der gute Erfolg der 1916 gegründeten Marine-Normen-Kommission 
(MNK), die leider nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges 
ihre Tätigkeit einstellen mußte, hatte die Anregung gegeben, eıne 
ähnliche Organisation auch für den Handelsschiffbau ins 
Leben zu rufen. So entstand unter der Teilnahme von 5 Reedereien 
und 10 großen Werften 1917 in Hamburg der HNA, der dann sofort 
seine Arbeiten in vier Unterausschüssen (Schiffbau, Schiffs- 
maschinenbau, Hilfsmaschinenbau und schiffselektrische Anlagen) 
aufnahm. Heute hat er einen großen Teil seiner Arbeiten erledigt 
und insgesamt 1026 Normenblätter angenommen, von denen 
bereits über 460 gedruckt vorliegen!). Eine Anzahl Schiffe sind 
schon mit nach diesen Normen?) gefertigten Teilen ausgerlistet. 
Die Ausstellung, zu deren Beschickung sich etwa 50 Firmen aus 
dem ganzen Reich bereitzefunden haben, soll auch nach der Haupt- 
versammlung der Schiffbautechnischen (Gesellschaft noch etwa 
8 Tage bestehen bleiben. Der Eintritt ist frei, und ein Führer mit 
der Liste der Ausstellerfirmen wird am Eingang gegen geringes 
Entgelt zu haben sein. 


Gewerbeausstellung Arnheim 1922. — Nach einer Mitteilung 
des Ausstellungs- und Messe-Amts der Deutschen Industrie über 
diese im August abgehaltene kleine Schau hat sich der Handels- 
verkehr mit der deutschen Wareninhohem Maße zu- 
zeänglichen holländischen Provinz Gelderland in den letzten 
Jahren stark erweitert, und aus den Erklärungen vieler Aussteller 
zing hervor, daß kaum in einer Branche noch ein Geschäft ohne 
das deutsche Erzeugnis möglich sci. 


Reichenberger Messe 1922. — Aufbau und Ausstattung der 
diesjährigen Messe bedeuteten nach einem Bericht des Ausstellungs- 
und Messe-Amts der Deutschen Industrie gegenüber den früheren 
Veranstaltungen einen großen Fortschritt; von den Ausstellern 
waren 6 % Erzeuger und nur 4% Großhändler. Von der reichs- 
deutschen Beschiekung kam mehr als ein Dritte] auf die Maschinen- 
und Elektrobranche, und namentlich in Maschinen, im Bau- 
fach, in der Feinmechanik usw. sind große Umsätze erzielt worden. 
Der amtliche Katalog und private Geschäftsdrucksachen können in 
der E azalsıh des Ausstellungs- und Messe-Amts eingesehen 
werden. 


Verschiedenes. 


Von der Frankfurter Messe. — Die Industrie für elektrische 
Installationsmaterialien war auf der Messe recht zahlreich ver- 
treten. Spezialfabriken aus Süd- und Westdeutschland, aus West- 
falen und Thüringen und auch aus anderen Gegenden Deutschlands 
stellten ihre Erzeugnisse aus, die vielfach bekanntes boten, z. T. 
aber auch bemerkenswerte Neuheiten darstellen. Die Voigt & 
Haeffner A. G. führte einen kleinen Überstromschalter für 
6 A, der an Stelle von Verteilungssicherungen für Licht und Kraft 
dienen soll, praktisch im Betriebe vor. Es wurden Überlastungs- 
und Kurzschlußversuche vorgenommen, wobei sich ein präzises 
Arbeiten zeigte. Da der Ersatz von Jdurchgebrannten Sicherungen 
heute eine teuere Sache ist, dürfte es sich hier jedenfalls um eine 
Gattung von Apparaten handeln, die für das Installationsgebiet 
noch große Bedeutung erlangen werden. Im übrigen stellte die 
Firma neben den gebräuchlichen Installationsapparaten besonders 
auch gekapseltes Material für Landwirtschaft und Industrie aus. 
Die „Kontakt”-Elektro-G. m. b. H, Frankfurta. M., 
zeigte neue Schalter und Steckdosen, die nach dem Richtlinien- 
entwurf der Installationskommision des VDE gebaut sind. Die 
Schalter haben hierbei noch den Vorteil, daß der Griff sich am 
Deckel befindet und daher bei der Montage des Schalters nicht ab- 
genommen zu werden braucht. Die Steckdosen sind ebenfalls so 
gebaut, daß die Zuleitungsdrähte erst nach Befestigung des Sockels 
anzeschlossen werden. Die Kontakthülsen passen für 4 und 5 mm- 
Stifte und haben eine gute Federwirkung. Die Aktiengesell- 
schaft für Feinmechanik, München, stellte ihren 
durch die Anzeigen in den Fachzeitschriften bekannten Maximal- 
Rotteostöpsel aus, der ebenfalls zur Ersparung von Stöpselsiche- 
rungen dienen soll. Die Elektrotechnische Fabrik 


1) Sie sind von der Verlagsbuchhandlung Julius Springer, Berlin. W 9, 
Linkstr. 2324 zu beziehen. 

+ Wertvolles Material für eina nähere Information über die Normung 
im Sehiffban geben die von Oberingenieur Süttearlin (Blohm & Voh, 
Hamburg) im November 1918 und von Direktor Regenbogen ((iermania- 
werft, Kiel) im Septemper 19% vor der Schiffbautechnischen Gesellschaft ge- 
haltenen Vorträge. 


1344 


Schoeller& Co, Frankfurta. M., war mit einem kleinen 
Zweidruckknopfschalter vertreten, der gegenüber den bekannten 
amerikanischen Konstruktionen eine bemerkenswerte Einfachheit 
aufweist. Mehrfach-Sicherungsstöpsel wurden von verschiedenen 
Firmen ausgestellt. Besonders zahlreich waren die Firmen, die 
Drehschalter der verschiedensten Bauarten anboten, aber auch alle 
übrigen elektrischen Installationsmaterialien waren in reicher 
Auswahl vertreten. 

Das Gebiet der Antriebe, Steuerapparate und Anlasser ist, wie 
das der elektrischen Starkstromapparate überhaupt, nur wenig be- 
schickt worden. Ausgestellt haben u, a. die Firmen: Brown, 
Boveri & Cie. A. G., Sachsenwerk, Voigt & Haeffner, Schalt- 
apparate-Gesellschaft Eisenach und einige kleinere Motorfabriken. 
Zu erwähnen sind: 1 Motor-Transportwagen für elektrische An- 
triebe in der Landwirtschaft, kombiniert mit einer Sägevorrichtung 
für Brennholz und Langholz der Firma Brown, Boveri & Cie. Die 
Fortbewegung des Wagens geschieht durch Pferde. Das Sachsen- 
werk hat u. a. einen gekapselten Spezialmotor für die Landwirt- 
schaft ausgestellt. Voigt & Haeffner zeigt als Neuheit einen Fern- 
antrieb für Regulierwiderstände großer Stromstärken, ferner einen 
schweren Schaltwalzenanlasser mit eingebauter Nullspannungs- 
Überstrom-Schaltwalze. Zu erwähnen ist noch eine elektromagne- 
tische Schraubenfeder-Reibungskupplung zum Antriebe von Werk- 
zeugmaschinen, die der Dortmunder Vulkan, Dortmund, im Betrieb 
an einer kleinen Hobelmaschine vorführte S-B. 


Elektrisch betriebener Ventilator mit Glühlampensockel. — Das 
Bestreben, einen Ventilator an den verschiedensten Stellen unab- 
hängig von einem vorhandenen Steckkontakt anbringen zu können, 
hat zu der in Abb. 7 dargestellten Ausführung geführt. Der Apparat 
bedarf keines besonderen Anschlusses, da er mit einem Glühlampen- 
sockel versehen ist und 
deshalb in allen für 
Glühlampen vorgesehe- 
nen Fassungen verwen- 
det werden kann, ohne 
daß Stecker und 'Litze 
dazu erforderlich sind. 
Der Ventilator kann 
in jeden Wandarm, 
jedes Pendel einge- 
schraubt, mit Leichtig- 
keit entfernt und an an- 
derer Stelle wieder ver- 
wendet werden. Flügel 
und Schutzkorb eind in 
origineller Art zusam- 
menlegbar, so daß der 
Apparat mit Zubehör 
in einem kleinen Kar- 
ton geliefert werden 
kann, ein Umstand, der 
bei den heutigen Fracht- 
und Zollspesen schon 
ins Gewicht fällt. Die 
Auswechselung der Bürstenkohlen und die Ölung kann mit 
Leichtigkeit ohne Demontage vorgenommen werden. Der Ventilator 
wird von der Firma Reiß & Klemm, Fabrik elektrischer Apparate, 
Berlin, hergestellt und unter der Bezeichnung „Universal“ auf den 
Markt gebracht. Das Gewicht wird zu etwa 0,85 kg, der Energie- 
verbrauch zu etwa 20 W angegeben. Ka. 


Abb. 7. Ventilator mit Glühlampensockel 


Energiewirtschaft. 


Energiewirtschaft auf der Braunkohle Mitteldeutschlands. — 
Regierungsrat Dr. H. Baumann behandelt in der „Verkehrstech- 
nischen Woche”) die Energiewirtschaft auf der 
Braunkohle Mitteldeutschlands in einer Sehr ein- 
gehenden Studie, deren Gedankengang durch die folgenden Sätze 
charakterisiert wird: Die neue Reichsverfassung hat dem Deut- 
schen Reiche mehr als früher die Form des Einheitsstaates gegeben, 
die Länder besitzen kein Staatsgebiet mehr, die Reichsgewalt ver- 
fügt vielmehr über ihr Gebiet. Diese Neuordnung in der Stellung der 
Länder legt die Hoffnung nahe, daß sie das deutsche Volk zu dem 
lange ersehnten. Ziele der Einigkeit in allen seinen Stämmen und da- 
mit auch zu größtmöglicher Ausnutzung seiner 
wirtschaftlichen Kräfte führen wird. Das Friedensdiktat 
von Versailles gibt zwar Anlaß zur äußersten Anspannung Unserer 
wirtschaftlichen Kräfte und zur rationellsten Ausnutzung unserer 
Naturschätze, aber bisher war eine einheitliche Ausnutzung von 
Naturschätzen, die sich in ihrer Lagerung über das Gebiet mehrerer 
Staaten erstrecken, durch die politischen Verhältnisse behindert. 

Unter einheitlicher Auswertung der Naturschätze, wie 
Kohle, Kali, Erz, Wasserkraft, ist zu verstehen die Regelung der 
Gütererzeugung, Güterverteilung und des Güterverbrauchs nach 
dem Gesetze des größten Nutzens. Der Erreichung 
dieses Zieles aber ist nichts so hinderlich, als wenn das Lagerungs- 
gebiet eines Naturschatzes sich über verschiedene Länder erstreckt, 
also verschiedener staatlicher Zuständigkeit unterworfen ist. Da 


1) Bd. 1o. 1922. S. P6 f. Der Aufsatz kann vom Verlag (Guido Hackebeil 
A. G.. Berlin, als Sonderdruck bezogen werden. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


2. November 1982. 


jedes Land zunächst auf vollständige Befriedigung seineg eigenen 
Bedarfs bedacht ist, ohne Rücksicht auf die Interessen des Gesamt- 


reiches, kann es vorkommen, daß lebenswichtige Industrien bei der 


Kohlenversorgung gegenüber reinen Luxusbetrieben vernachlässigt 
werden. Daher ist eine Neugliederung des Reiches nach 
Wirtschaftsgebieten dringend erforderlich. Im Artikel 
165 der Reichsverfassung ist die Errichtung von Bezirkswirtschafts- 
räten für Wirtschaftseinheiten vorgesehen, die Bildung von Bezirk:- 
eisenbahnräten für Wirtschaftseinheiten unter Ausschaltung dvi 
Landesgrenzen ist in Vorbereitung; so soll z. B. der geplante Be- 
zirkseisenbahnrat für Mitteldeutschland das Gebiet der Freistaaten 
Sachsen und Thüringen (Direktionsbezirk Erfurt) sowie den durui: 
den Direktionsbezirk Halle begrenzten Teil der Provinz Sachsen 
umfassen. 

Für die Einteilung der Wirtschaftsgebiete maßgebend ist die 
Struktur der Gegend sowie die Natur der vorhandenen Bodenschätze, | 
die z. B. ihren industriellen oder landwirtschaftlichen Charakter be- 
stimmen.‘ Die Grenzen eines Wirtschaftsgebietes werden durch die 
Grenzen des Produktions- und Konsumptionsgebietes der dort vor- 
herrschenden Naturprodukte bestimmt; so will man durch das in 
Vorbereitung befindliche Gesetz über die Sozialisierung der Blek- 
trizitätswirtschaft Deutschland in 8 Bezirke teilen und in diesen 
Elektrizitätswirtschaft nach einheitlichen Gesichtspunkten auf- 

auen. 

Die vorliegende Abhandlung beschränkt sich auf das Wiri- 
schaftsgebiet Mitteldeutschland, u. zw. nur auf den Teil 
davon, der von dem Naturschatz „Braunkohle“ links der Elbe 
abhängig ist. Das ist ein Gebiet, das große Teile der Provinz 
Sachsen, der Freistaaten Sachsen und Anhalt und Teile aes Staates 
Thüringen umfaßt. Für diese Gebiete soll nachgewiesen werden, 
wie sie sich in ihrer Wirtschaftsführung auf der Energiequelle der 
Braunkohle aufbauen und untereinander durch ihre engen Verkehr:- 
beziehungen eine Einheit bilden. 

Die gesamten Kraftquellen Deutschlands in Form von Stein- 
kohlen, Braunkohlen, Torf und Wasserkräften enthielten im Jahi« 
1921 (nach Klingenberg) die folgenden Gesamtvorräte an 
Energie: 


Steinkohle 305 Milliarden t, in 1000 Jahren abgebaut, 
Braunkohle . 134 m t, in etwa 9 Jahren abgebaut, 
Torf . 05 „ t, 

Wasserkraft. 1000 - 7,6 Milliarden kWh auf 1000 Jahre vol! 


ausgenutzte vorhandene Kräfte, 


d. h. wenn man bezüglich des Kraftwertes 1 kg Steinkohle = 3,14 ke 
Braunkohle = 2,47 kg Torf = 0,735 kWh Wasserkraft setzt: 


305 Milliard. t Steinkohlen = 305.00 Milliard. tSteinkohlen = 953%, 
134 , t Braunkohlen= 4,2 D y 5 =r Tea 
0,85 „  tTorf = 034 E P = 01. 
1000 >< 7,6 Milliard. kWh 
Wasserkräfte = 10,3 7 7 = 


319,84 Milliard. t Sieinkohlen = 100,0° .. 


Da aber die Braunkohle durch ihre günstigen Abbauverhält- 
nisse (zum großen Teil im Tagebau) und die unbeschränkte Ve:- 
fügungsgewalt über die in Mitteldeutschland liegenden Hauptschätze 
gegenüber der in großen Tiefen liegenden Steinkohle — deren Ver- 
wendung infolge der nachkriegerischen Verhältnisse beschränkt i~i 
— sich im Vorteil befindet, zeigt z. B. die Nutzbarmachung der ver- 
schiedenen Kraftqauellen für die Elektrizitätsgewinnung im Jakie 
1919 (nach Klingenberg) die folgenden Verhältniszahlen: 


3191 Mill. kWh aus Steinkohle = 520%% 

2332 „ H Braunkohle = W. 

6l4 ,, a „ Wasserkraft = 10, 
100 0/9. 


Über die gesamte wirtschaftliche Bedeutung der Braunkohle 
belehren uns weiter eine Reihe interessanter statistischer Angabe:.. 
von denen hier nur die Zusammenstellungen über die gesamtt 
Kohlenförderung Deutschlands in den letzten Jahrzehnten und übt! 
die deutsche Braunkohlenförderung, getrennt nach Ländern, wir- 
dergegeben seien: 


Deutschlands Gesamtkohlenfördeung in Mill: 


Stein- Braun- Stein- Braun- 
Jahr kohle kohle | Jahr kohle kohle 
1885 583 | 154 || 1910 1528 | 695 
1890 10,2 10,1 1911 160,7 13,8 
1895 19,2 24,8 1912 1771 82,5 
1900 58,3 40,5 1913 190,0 87,0 
1901 109,3 44,5 1914 161,0 84,0 
1902 107,4 43,1 1915 147,0 88.0 
1903 116,6 45,8 1916 159,0 940 
1904 120,8 48,6 1917 167,0 95,0 
1905 121,3 52,5 1'118 160,5 100.6 
1906 136,5 56,2 1919 !) 116,5 938 
1907 143,2 62,3 1120 2) 131,3 111,0 
1908 148,6 66,5 etwa 1921 gesamt — 119.6 
1909 | 1488 | 68,7 | | 


u 1) Ohne Elsaß-Lothringen N) Ohne Elsaß-Lothringen und Saar 


er Eee SEE = Eger a m e 


2. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


1345 


Deutsche Braunkohlenförderung nach Ländern, 


in Mill. t 

Preuß : sh [Sachsen ‘| Braun- Bayern | Anhalt | Hessen 

Jahr reu en ac schwag | 
| | 
1885 4 | 07 | 09 | 04. | 001 | 09 | 0,06 
1890 155 | 09 | 11 ; 06 | 00 | 09 | 02 
1895 %1 | 10 | 14 | 09 | 003 | 11 | 02 
1900 340 | 15 19 | 14 | 004 | 13 08 
19u5 4142 | 22 | 24 17102 | 15 | 04 
1908. | 479 | 23 | 22 19 | 014 | 14 | 04 
1907 527 | 25 | 31 | 22 | 03 14 | 05 
1908 555 | 29 | 38 ` 23 | 14 13 | 05 
1909 56,0 32 41 | 21 15 13 0,5 
1910 !:566 | 36 40 | 21 | 15 13 | 05 
1911 605 | 43 | 37 | 19 | 16 13 | 05 
1912 675 | 53 | 42 17 | 17 15 | 04 
1913 W1 | 63 | 49 | 18 | 19 15 | 04 
1914 674 | 63 | 48 | 22 | 16 12 | 04 
1915 12 | 67 | 46 |; 25 | 16 10 | 04 
1916 771 | 65 | 51 | 26 | 16 10 | 03 
1917 386 | 63 | 48 | 25 | 19 11 | 03 
1918 835 | 67 50 | 24 | 18 11 | 03 
1919 71 | 67 | 54 | 22 | 20 10 | 04 
1920 -920 | 77 | 54 | 28 | 24 12 | 05 
N. 15 |13 | 06 | 03 
1. Halbjahr) 1490 4,0 3.1 5 


Ihre industrielle Verwendung findet die Braunkohle in ver- 
schiedenen Formen, als: Rohbraunkohle, Trockenpreßstein (Bri- 
kett), Naßpreßstein, weiter bearbeitet im Schwel- und im Generator- 
verfahren. ; 

Die mitteldeutsche Rohbraunkohle, deren Heizwert etwa 
!/, von dem der Steinkohle beträgt, hat nur einen beschränkten 
Transportradius, so daß sie nur im 
Umkreis von 150 km um den Ge- 
winnungsort gegen jene konkur- 
renzfähig bleibt. Bei den schwie- 
rigen Verhältnissen, die heute die 
Gewinnung und Verwendung der 
Steinkohle beherrschen, ist die In- 
dustrie gezwungen, bei ihren inner- 
halb dieses Transportradius an 
Braunkohlenwerken gelegenen An- 
lagen die Feuerungen auf Braun- 
kohle an Stelle der bisher verwand- 
ten Steinkohle einzustellen bzw. 
neue Werke innerhalb dieser Be- 
zirke anzusiedeln. Die Erzeugung 
der Naßpreßsteine, bei der 
die zerkleinerte Rohkohle durch 
Strangpressen unter 6 bis 10 at 
Druck getrieben und dabei im 
Wassergehalt von 50 bis 60% auf 
etwa 23% herabgedrückt wird, aber 
immerhin noch keine ideale Brenn- 
stofform darstellt, nimmt in den 
letzten 20 Jahren in Deutschland 
beständig ab. Dagegen haben die 
Trockenbriketts, bei 1200 
bis 1500 at Druck hergestellt, 12 bis 
18% Wasser aufweisend und mit 
»inem Heizwert von 4500 bis 5300 
WE/kg, in den letzten 35 Jahren 
an Bedeutung dauernd zugenommen, 
wie aus Abb. 8 deutlich ersichtlich 
ist. Eine Veredelung der Braunu- 
kohle erreicht einerseits das 
Schwelverfahren, bei dem 
neben Grudekoks die wertvollen 
Mineralöle und Paraffin liefernden 
Schwelteere entstehen, andererseits 
das Generatorverfahren, 
das zur Bildung von Heizgasen für 
Öfen mit hohen Temperaturen, neuerdings auch zur Gewinnung der 
an Bedeutung wachsenden „Urteere” führt, 

Auf diese verschiedenen Ausnutzungsverfahren des Rohstoffes 
„Braunkohle” baut sich nun die Industrie Mitteldeutschlands auf. 
Über diese bringt Verfasser uns ein reiches Material an Einzel- 
angaben, bezüglich deren auf das Original verwiesen werden muß. 
Angeordnet ist dieser Stoff nach folgenden Gesichtspunkten: 

Kraftversorgende Industrien, d. h. einerseits 
die Braunkohlenlager und -werke, ihre wirtschaftlichen und recht- 
lichen Verhältnisse, andererseits Elektrizitätswerke, u..zw. die 
staatlichen und die anderen, soweit sie von mitteldeutscher Braun- 
kohle gespeist werden. | 

2. Verarbeitende Industrien, u. zw. chemische, die 
die Betriebe der Stickstoff-, Eisen-, Kupfer-, Blei-, Zink- und Alu- 
ıniniumgewinnung umfassen, fermer. Zucker- und Kaliindustrie. 


pri 
eut 


a 
% 


Abb. 8. Vergleich der Erzeugun® 

von Braunkohlenbriketts und Naß- 

preßstein Deutschlands mit der ge- 

samten Braukohlenförderung des 

Reichs. (1 t Briketts erfordert rd 
27 t Rohbraunkohle.) 


3. Verkehrsbezi ehungen der mitteldeutschen In- 
dustrie, in der die Verkehrsmöglichkeiten und -wege und die Bean- 


 spruchungen der Verkehrswege durch Kohlentransporte behandelt 


werden. i 

Durch Vergleich der von Baumann beigegebenen Lagekarten 
für das Standortverzeichnis der chemischen Industrie und für die 
Zucker- und Kaliindustrie unter sich und mit der ebenfalls vom Ver- 
fasser entworfenen Kohlenverkehrsskizze findet sich immer wieder 
dasselbe Gebiet als „mitteldeutsche Wirtschaftsein- 
heit: „Mereeburg-Thüringen, Magdeburg-Anhalt und der Westteil 
des Freistaats Sachsen”. Dieses Gebiet bezieht die Kraftmittel 
zu seiner Wirtschaftsförderung zum allergrößten Teil aus den 
innerhalb seiner Grenzen lagernden Braunkohlenschätzen und 
bedarf nur für den Betrieb der Eisenbahnen und Gasanstalten 
noch einer gewissen Zufuhr von Steinkohle und Koks; doch soll die 
Kraft für den Bahnbetrieb nach erfolgter Elektrisierung ebenfall 
aus Braunkohle entnommen werden. 

Die geographische Abgrenzung dieser Wirtschaftseinheit legt 
der Verfasser folgendermaßen fest: „Im NW kann die westliche 
Grenze Thüringens und die Wasserscheide des Harzes, im N eine 
Linie halbwegs Braunschweig—Magdeburg bis zur Elbe, im S die 
Erea Thüringens und des Freistaates Sachsen als Begrenzung 
gelten. : ; 

Schließlich kommt die beherrschende Grundtendenz der äußerst 
lesenswerten Arbeit in den folgenden Schlußsätzen Baumanns 
nochmals klar zum Ausdruck: 


Mag noch so viel dagegen Front gemacht werden, dag „geeinte” 
Deutsche Reich wieder durch Einteilung nach wirtschaftlichen Ge- 
sichtspunkten zu zerreißen, mögen diesem Gedanken noch so große 
politische Bedenken zur Wahrung landsmannschaftlicher Eigenart 
entgegenstehen, eine Wiedergesundung Deutschlands, die auf inten- 
siver Ausnutzung aller wirtschaftlichen Kräfte beruht, kann nur 
auf diesem Wege erfolgen; das muß sich jeder wirtschaftlich 


- Denkende klarmachen. 


Gegenüber den in dieser Frage bisher verfochtenen Zielen: 
Wirtschaftliche Neugliederung des Reiches durch „Überwindung des 
einzelstaatlichen Partikularismus“ und wirtschaftliche Neugliede- 
rung durch „Sonderung nach Kohlenverbrauchsgebieten“ wird hier 
eine Reform verlangt, die beide Gedankengänge in sich schließt und 
Deutschland unabhängig von seiner politischen Struktur in Wirt- 
schaftsgebiete einteilen will, die sich nach der vorhandenen Energie- 
quelle richten. Danach, ob die Kraftschätze, aus denen die Energie | 
gewonnen wird, in einem engeren Gebiet nahe ihrer Lagerstätte in 
Energie verwandelt und der Produktion nutzbar gemacht werden, 
oder ob sie durch Ferntransport oder Fernübertragung nach Um- 
wandlung in elektrische Energie Gebieten zugeführt werden, die an 
Kraftquellen arm sind, müssen unterschieden werden: unabhängige 
und abhängige Wirtschaftsgebiete. Die Unabhängigkeit der ersteren 
wurzelt in dem Besitz der zur Wirtschaftsführung benötigten Kraft- 
quelle. Ihre Grenzen werden durch die Lagerstätten der Kraft- 
schätze und den Umfang’ der von diesen unmittelbar beeinflußten 
Gebiete bestimmt. Bei der Braunkohle ist, wie wir in Mitteldeutsch- 
land gesehen haben, die begrenzte Transportweite der Rohbraun- 
kohle maßgebend. Die abhängigen Wirtschaftsgebiete sind Energie- 
empfänger aus bestimmten Kraftgebieten. Ihre Grenzen werden be- 
einflußt durch die Ausdehnung gleichförmiger wirtschaftlicher 
Struktur des Bodens, z. B. zur Landwirtschaft geeigneter Boden. 


Naturgemäß werden die abhängigen Wirtschaftsgebiete stets 
aus mehreren Gebieten Energiezuführung erhalten, so daß es in 
der Hauptsache darauf ankommt, zuerst einmal die unabhängigen 
Wirtschaftsgebiete Deutschlands genau festzulegen, wie es hier für 
das mitteldeutsche Wirtschaftsgebiet unternommen worden ist. 
Dann wird man von selbst zu einer Einteilung des gesamten Reichs 
in Wirtschaftsgebiete und zu einer Regelung ihrer Wirtschafts- und 
Verkehrsführung gelangen. Daraus werden sich als Folge Grund- 
sätze für die Gebietsabgrenzung der Bezirkswirtschaftsräte, der 
Bezirkseisenbahnräte und Verkehrsverwaltungen ergeben. 


E. Börnstein. 
Industrie und Handel. 


Veredelungsverkehr und Außenhandelskontrollee — Nach 
einem von der D.A.K.!) mitgeteilten Rundschreiben des Reichs- 
kommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung ist für die Außen- 
handelskontrolle unter dem Begriff des aktiven Verede- 
lungsverkehrs, der heute als ein Mittel, der Industrie die 
Aufwendung von Devisen für Rohstoffeinfuhr und die Inanspruch- 
nahme ausländischer Kredite zu ersparen oder deren Abdeckung 
von vornherein zu sichern, erhöhte Bedeutung gewinnt, jede Art 
der Bearbeitung und Verarbeitung auslän- 
discher Stoffe mit dem Ziel der Wiederausfuhr 
der daraus hergestellten Halb- und Fertigerzeugnisse zu verstehen. 
Dabei muß zwischen Eigenveredelung und Lohnveredelung 
unterschieden werden. Erstere liegt vor, wenn die importierte 
Ware für Rechnung des Inlandes bearbeitet oder verarbeitet wird. 
Das Inland ist bei dieser Art von Veredelungsverkehr mit den 
Kosten der Beschaffung der Ware aus dem Auslande belastet, und 
letztere steht nach der Bearbeitung noch zu seiner freien Ver- 


1) 1922, Nr. 72, 76. 


1346 


fügung. UmLohnveredelwung handelt es sich dagegen, wenn 
eine Ware für Rechnung des Auslandes bearbeitet oder verarbeitet 
wird und daher die Verfügung über die veredelte Ware dem im 
Auslande ansässigen Auftraggeber zusteht. In diesem Fall gehen 
die Aufwendungen für die Beschaffung der zu veredelnden Ware 
zu Lasten des Auslandes. Wird die veredelte Ware in das Aus- 
land, aus dem die Roh- oder Hilfsstoffe stammen, zurückeeliefert, 
so spricht man von Retourveredelungsverkehr und, 
wenn sie nach einem dritten Lande weitergeliefert wird, von 
Transitveredelungsverkehr Die formale Be- 
handlung des Veredelungsverkehrs ist verschieden, je nachdem 
es sich um einen solchen mit zollfreien oder mit zollbe- 
lasteten (aber mit dem Anspruch auf Zollfreiheit eingeführ- 
ten) Waren handelt. Im letzteren Full ist für die Zulassung des 
Veredelungsverkehrs die Zollverwaltung zuständig. Für die Ein- 
fuhr im zollamtlich zugelassenen Veredelungsverkehr bedarf es 
keiner kBkinfuhrbewilligung. Die Zuständig- 
keit für die zollamtliche Zulassung eines Ver- 
edelungsverkehrs ist derart geregelt, daß die Entscheidung 
l. über die Zulassung eines ständigen Veredelungsverkehrs beim 
Reichsrat liegt, 2. über die Bewilligung eines für ihren Bezirk 
ständig zugelassenen Veredelungsverkehrs an einzelne Gewerbe- 
treibende den Landesfinanzämtern zusteht, 3. über einen nicht 
ständigen Veredelungsverkehr längerer Dauer und größeren Um- 
fangs vom Reichsminister der Finanzen getroffen wird, 4. über 
die Zulassung eines in ihrem Bezirk nicht ständig zugelassenen 
Veredelungsverkehrs, soweit die Zuständigkeit nicht dem Reichs- 
minister der Finanzen vorbehalten ist, wiederum in Händen der 
Landesfinanzämter liegt. Die Grundsätze der Außenhandelskon- 
trolle müssen hierbei von den genannten Instanzen mit wahrge- 
nommen werden. Unterliegt der Export der fertigen Erzeugnisse 
an und für sich dem Ausfuhrverbot, so bedarf er auch im Falle des 
zollamtlich zugelassenen Veredelungsverkehrs einer förmlichen 
Ausfuhrbewillieung der zuständigen Außenhandelsstelle. Über die 
Zulassung eines Veredelungsverkehrsmit zoll- 
freien oder mit verzollten Waren haben, abgesehen 
vor solchen, die in den Zuständiekeitsbereich des Reichsministe- 
riums für Ernährung und Landwirtschaft fallen, ausschließlich 
die zuständigen Aulsenhanddelsstellen zu befinden. Kommen deren 
mehrere in Betracht, so hat die Außenhandelsstelle, die die Ein- 
fuhrbewilligung für die Zwecke der Veredelung erteilt, sich zu- 
vor mit der für die Ausfuhrware zuständigen ins Benehmen zu 
setzen. Was diesachliche Behandlung des Veredelungs- 
verkehrs betrifft, so kann die Stellung zu einem solchen nicht aus 
dessen Begriff hergeleitet werden, wird vielmehr für jede Waren- 
gattung besonders zu ermitteln sein. Hier werden für die Auben- 
handelsstellen, abgesehen von bereits vorhandenen Richtlinien, die 
Grundsätze der Veredelungsordnung von 1906 gelten können, die 
die zollfreie Einfuhr zur Veredelung davon abhängig macht, daß 
a) der betreffende Veredelungsverkehr für die an der Veredelung 
beteiligten Erwerbszweige wesentliche Vorteile erwarten läßt und 
keine Benachteiligung anderer heimischer Erwerbszweige zu bœ- 
fürchten ist, b) die zu erwartenden Vorteile etwaige Nachteile der- 
art überwiegen, daß die Zulassung vom Standpunkt des gesamten 
heimischen Wirtschaftslebens den Vorzug verdient. Für die Ge- 
winnung einer sicheren Stellung zu einem Veredelungsverkehr 
empfiehlt der Reichskommissar sodann, den Antragsteller eine 
Reihe von Fragen beantworten zu lassen, unter denen die, ob die 
Fertirerzeugnisse im Wettbewerb mit aus inländischen Stoffen 
hergestellten inländischen Produkten stehen, für das Durchhalten 
von Ausfuhrmindestpreisen wichtig ist. Bei der Lohnveredelung 
muß die Verschleuderung deutscher Arbeit dureh das Vorschreiben 
angemessener Lohnsätze, möglichst in fester Währung, verhindert 
werden. Hinsichtlich der Kontrolle des Veredelungsverkehrs 
wird bemerkt, daß im Falle der Genehmigung eines Antrages auf 
Zulassung eines solchen durch die Außenhandelsstelle dem Antrag- 
steller eine Frist zu setzen ist, innerhalb deren der Nachweis des 
Exports der veredelten Ware geführt sein muß. Mit der Geneh- 
migung sind weiter in der Regel besondere Maßnahmen für die 
Überwachung zu verbinden, d. h. für dieSicherstellungeder 
Identität. Solche Maßnahnıen sind auch für den zollamtlich 
zugelassenen Veredelungsverkehr vorgeschrieben und werden in 
diesem Fall von der betreffenden Stelle der Zollverwaltung ange- 
ordnet. Die tarıfmäßige Ausfuhrabgabe muß für die im 
Veredelungsverkehr auszeführten Waren berechnet werden und be- 
mißt sich bei der Eizenveredelung nach dem Preis, der dem auslän- 
dischen Abnehmer einschließlich des Wertes der aus dem Auslande 
bezogenen Stoffe in Rechnung gestellt wird. Ist der auf letztere 
entfallende Anteil so groß, daß das Veredelungsgzeschäft die tarif- 
mäßige Abgabe nicht tragen kann, so kann Abhilfe nur durch deren 
Herabsetzung, aber nicht durch veränderte Wertberechnung Ange- 
strebt werden. Demgegenüber genielit die Lohnveredelung die 
Vergünstirung, daß die Abgabe vom Wert der (rerenleistunz zu 
berechnen ist. Versuchen, denaV\V eredelungszeschäft, um diese Ver- 
günstigung zu erlangen, die Form der Lohnveredelung zu geben, 
soll nachdrücklich, nötigenfalls durch Versagen der Genehmigung 
des Lohnveredelungsverkehrs, entgegenzetreten werden. 


V. S. Amerika. — Das neue Zollgesetz (Tariff Act of 
1922), das die Revision des sogenannten Underwood-Tarifes be- 
zweckt, wurde Ende Juni 1921 dem Repräsentantenhaus und sodann 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 44. 


2. November 1922. 


— 


dem Senat vorgelegt. Beide Körperschaften haben in langen Ver- 
handlungen Erhöhungen der bis jetzt geltenden Zollsätze l»- 
schlossen, die, wie hier bereits kurz mitgeteilt werden konnte‘, 
z. T. recht erheblicher Natur sind. Das neue Gesetz ist am 21. I\. 
vom Präsidenten unterzeichnet worden und um Mitternacht d+-- 
selben Tages unter dem Titel „Gesetz zur Sicherung der Zollein- 
nahmen, Regulierung des Handels mit fremden Ländern und zu» 
Schutze der heimischen Industrie” in Kraft getreten. Es zerfäl: 
in vier Abschnitte, von denen der erste das Verzeichnis der zoll- 
pflichtigen Waren bringt, während der zweite die sogenann!r 
„Freiliste“ darstellt. Der dritte und der vierte Titel enthalten 
spezielle und administrative Bestimmungen, die sich auf die Hax- 
habung des Gesetzes beziehen, und von denen Sektion 315 beträcht- 
liche Bedeutung besitzt. Deren Paragraphen geben dem Präside:- 
ten die Ermächtigung, die einzelnen Zollsätze, soweit es die wirt- 
schaftliche Lage der VY. S. Amerika erfordert, zu ändern, jedoch i~t 
er nicht befugt, Artikel von der Zolliste auf die Freilistoe zu setzen 
oder solche von letzterer in die Liste der zu verzollenden Gege- 
stände zu übernehmen. Ferner darf er für die ausländisch« 
Bewertung die einheimische setzen, wenn eine derartige Matb- 
nahme im Interesse der amerikanischen Industrie liegt. Den Grun«- 
satz der uneingeschränkten amerikanischen Bewertung (American 
Valuation) hat man, was besonders hervorzuheben ist, ausdrücklich 
fallen lassen. Über die einzelnen Wertzollsätze und Ausführun- 
bestimmungen, soweit sie für die elektrotechniüsche lrn- 
dustrie von Iuteresse sind, sei auszugsweise?) folgendes mitgeteilt: 


Kohlenund Elektroden, die nur oder wenigstens teil- 
weise zu Lichtzwecken dienen, Elektroden, ganz oder teilweise aus 
Kohle oder Graphit bestehend, für elektrische Öfen oder elekto- 
lytische Prozesse; ferner Bürsten aus jedem Material für elek- 
trische Motoren, Generatoren oder andere elektrische Maschiner 
oder Zubehörteile; Platten, Formen aus jedem Material, die ganz 
oder teilweise bei der Herstellung der oben genannten Bürsten Ver- 
wendung finden, und Gegenstände in Form von nicht näher bezeict- 
neten Ilalb- oder Fertigfabrikaten, welche ganz oder teilweise au- 
Kohle oder Graphit bestehen: 45 % ($ 216). Glasbirnenfür 
elektrische Glühlampen und Lampen mit oder ohi: 
Glühfäden: 20% (8 229). — Telegraphen- Telephon- 
und andere Drähte und Kabel, aus Eisen, Stahl oder 
anderen Metallen (ausgenommen Gold, Silber und Platin) bestehend, 
mit Baumwolle, Jute oder anderen Materialien umsponnen, mil 
Papier- und Gummieinlagen, auch mit oder ohne Metallbandbewicke- 
lung: 35 % (§ 316). — Elektrisch Akkumulatorenbatte- 
rien und Teile davon, Platten für Akkumulatoren, Rohmateria! 
für diese und nicht besonders bezeichnete Halb- oder Fertigfabr:- 
kate: 40% (3 320). — Auf Haushaltungsgegenstände, 
dieelektrische Heizvorrichtungen enthalten, komn«. 
10% Zuschlag (8339). — Platten für Elektrotypie: 3% 
($ 341). — Wissenschaftliche und Laboratoriume- 
instrumente, Apparate, Utensilien, einschl. m«- 
chanische und mathematische Instrumente, Teile davon, ganz oder 
teilweise aus Metall bestehend und nicht mit Gold, Silber oder Platin 
plattiert, ferner alle nicht besonders bezeichneten Halb- oder Fertig- 
fabrikate dieser Art: 40% (8360). Alle Instrumente dieser Art müssen 
bei ihrer Einfuhr den Namen des Herstellers oder des Käufers um 
auch den Namen des Ursprungslandes enthalten. — Uhren u! 
Uhrwerkemit und ohne Gehäuse, in Teilen oder in vollständiger 
Konstruktion für alle möglichen elektrischen und mechanischen 
Apparate: 45 % (8 368). Die darin enthaltenen Edelsteine (Rubin 
werden besonders verzollt. — In § 372 werden eine Reihe von Ma- 
schinen, z. B. Dampfmaschinen, Dampflokomotiven, Textil- 
maschinen usw., aufgeführt, die mit 15 bis 40 % ihres Wertes zu 
verzollen sind; für alle anderen, nicht namentlich aufgeführten Ma- 
schinen beträgt der Zoll 30 % des Wertes. Zu letzteren dürfte‘ 
auch elektrische Maschinen, Motoren usw. zu zählen sein — 
Nickelelektroden, Anoden und Kathoden: 35% 
($ 390). — Gegenstände aus Asbest, Asbestgespinstr, 
welche ganz oder teilweise aus Asbest bestehen: 30 %; alle anderen 
Asbestfabrikate werden mit 25 % des Wertes verzollt (§ 1401). — 
(jegossene Isolatoren und Isoliermaäaterinlien in Form 
von Fertig- oder Halbfabrikaten, ganz oder teilweise aus Kautschuk 
oder Guttapercha bestehend: 30% (8 1439). — Elektrisch" 
Isolatoren und andere Artikel in Form von Fertig- oder Halb- 
fabrikaten, ganz oder teilweise aus Schellack, Kopal oder andere” 
synthetischen Harzen bestehend: 30% ($ 1411). — Nach 8 1460 
muß jeder im Gesetz nicht namentlich aufgeführt: 
Gegenstand, welcher jedoch im Material, Gebrauch und in der Qu- 
lität einem darin verzeichneten Gegenstand ähnlich ist, mit einen 
dem ähnlichen Gerenstande entsprechenden Betraze verzollt wer- 
den. Ist dagegen ein im Gesetz nicht verzeichneter Gegenstand au: 
mehreren hier namentlich aufgeführten Gegenständen zusamme!- 
gesetzt, für welche selbst verschiedene Zollsätze gelten, so sel! 
von diesem nicht namentlich aufgeführten Gegenstand derselbe Be- 
trag erhoben werden wie von dem Bestandteil, für welchen naci 
dem Gesetz der höchste Zollsatz vorgeschrieben ist. Besteht ein 
hier nicht nameutlich verzeichneter Gegenstand aus zwei oder 
mehreren Materialien, so gilt als Zollsatz der höchste Betrag, de: 
erhoben werden könnte, wenn der Gegenstand ganz aus demjenigen 


) Vgl. ETZ“ 1922, S. 121”, i 
2 Nuch dem vom „Board of Trade Journal” bekannte gebenen Wortlaut 


pm 


2. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


1347 


Material bestehen würde, das seiner Qualität und seiner Bestimmung 
nach dên Hauptwert des Gegenstandes ausmacht, Der Begriff 
„component material of chief value“, der im Gesetz gebraucht wird, 
‚stellt dasjenige Material dar, welches seinem Werte nach alle ande- 
ren zur Herstellung des Gegenstandes verwendeten und in ihm ent- 
haltenen Materialien überragt“. Kommen für einen hier nicht 
namentlich aufgeführten Gegenstand zwei oder mehrere Zollsätze 
in Frage, so ist deren höchster zu zahlen. — Auf der Freiliste 
stehen Maste für Telephon- und Telegraphenlinien sowie solche 
für elektrische Lichtleitungen und Fahrdrahtanlagen (§ 1701). 
Auf jedem eingeführten Gegenstand muß die Zeit seiner 
Herstellung oder Produktion sowie das Herkunftsland 
an einer deutlich sichtbaren Stelle in englischer Sprache verzeichnet 
:ein. Sind diese Bedingungen bei einem Gegenstand zur Zeit seiner 
Einfuhr nicht erfüllt, so erfolgt ein Zollaufschlag von 10 % seines 
Wertes, u. zw. gleichgültig, ob der Gegenstand zollpflichtig ist oder 
nicht. Auch muß die Verpackung eines jeden eingeführten 
Artikels die oben erwähnten Kennzeichnungen 
in englischer Sprache tragen. Die zur Ausfüh- 
rung dieser Bestimmung notwendigen Vorschrif- 
ten sind noch von dem Secretary of the Treasure 
bekanntzumachen (Sek. 304). Zur Feststel- 
lung des Wertes der eingeführten Waren 
gelten nach Sek. 402 folgende Bestimmungen: 
l. Maßgebend ist der ausländische oder 
der Exportwert je nachdem, welcher sich 
höher stellt. 2. Läßt eich weder dieser noch 
jener ausreichend bestimmen, so gilt der ameri- 
kanische Wert. 3. Kann keiner dieser drei Werte 
genügend festgestellt werden, so bilden die Her- 
stellungskosten die Grundlage für die Zoll- 
berechnung. Als Herstellungskosten haben zu 
gelten: die: Kosten des Rohmaterials und der 
fabrikmäßigen Bearbeitung, ferner diejenigen, 
die durch die Verwaltung und den Betrieb her- 
rorgerufen werden, und alle Unkosten der Ver- 
packung, Versicherung und der Verschiffung 
nach den V. S. Amerika. Dazu kommt noch der 
Gewinn, der nicht mit weniger als 8% der 
Summe der Kosten des Rohmaterials und der fa- 
brikmäßigen Bearbeitung angenommen werden 
darf und dem Gewinn gleich sein muß, der ge- 
wöhnlich von denjenigen Fabrikanten des Her- 
stellungslandes berechnet wird, welche die Erzeugung der in Frage 


. kommenden Artikel betreiben. L. 


Die Eisenerzlager der Erde. — Wie „Wirtschaft und Statistik“') 
ausführt, schätzt man die bekannten, z. T. in Ausbeutung befind- 
lichen Eisenerzlager der Erde auf rd 32555 Mill. t und 
die außerdem wahrscheinlich noch vorhandenen auf rd 8 242 Mill. t. 
Es ist aber möglich, daß sich diese Ziffern, da die Erdkruste nach 
Clarke etwa 44% metallisches Eisen enthält, auf Grund ver- 
besserter Untersuchungsmethoden noch beträchtlich erhöhen wer- 
den. Die 32,5 Bill.t Eisenerz dürften etwa 15 Milliarden t metallisches 
Eisen enthalten, und unter der Annahme eines ständig wachsenden 
Verbrauchs sollen die bekannten Erzvorkommen auf etwa 75 und die 
wahrscheinlich noch vorhandenen auf 150 bis 200 Jahre den Bedarf 


') Bd. 2, 1922. S. 568. 


der Eisen- und Stahlindustrie der Erde decken können. Amerika 
steht unter den Erdteilen mit 21340 Mill. t oder 65,5 % aller Erz- 
lager an der Spitze. Die dort wahrscheinlich noch vorhandenen Vor- 
kommen werden auf 82 Bill. t geschätzt. Von den bekannten Lagern 
dieses Kontinents entfallen auf Nordamerika 13340 Mill. t oder 
625% und davon auf die VereinigtenStaaten 6350 Mill. t 
oder 47,6 %, d. s. 19,5 % der Weltvorkommen, auf Südamerika 
8000 Mill. t bzw. 37,5 % und davon auf Brasilien 7500 Mill. t, 
d. s. fast 94%. Europa besitzt rd 10009 Mill. t Eisenerz in be- 
kannten, z. T. der Ausbeutung unterliegenden Lagern, d. s. 30,7% 
aller auf der Erde festgestellten, zu denen dann noch etwa 15,8 Bill. t 


wahrscheinlich vorhandene Vorkommen hinzutreten. Unter den 


Ländern dieses Erdteils sehen wir heute Frankreich , das durch 
den Vertrag von Versailles Alleinbesitzer der hochwertigen lothrin- 
gischen Erzlager geworden ist, mit 5318 Mill. t oder 16,3% der Welt- 
vorkommen bzw. 53,13 % der europäischen an erster Stelle. Ihm 
fol&tt England mit 1015 Mill. t bzw. 3,1 % der Welteisenerzlager 


DIE EISENERZLAGER 


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Abh. 9. 


und 10,1% der in Europa bekannten, dann Schweden mit 
749 Mill. t, 23% aller Vorkommen und rd 7,5 % der europäischen. 
Auf Deutschland, das durch den genannten Vertrag den 
größten und ergiebigsten Teil seiner Eisenerzlager verloren hat 
und in großem Maße zur Einfuhr genötigt ist, entfallen rd 726 Mill. t, 
3,3% der Weltvorräte und 7,2% der Eisenerzlager Europas. Ihm 
schließen sich weiter Spanien (678 Mill. t), Rußland (629 
Mill. t) und in erheblichem Abstand Norwegen (238 Mill. t), Öster- 
reich (217 Mill, t) und Luxemburg (200 Mill. t) an. Die Schweiz 
verfügt nur über 3,5 Mill. t. Für Asien werden 820 Mill. t oder 
25% der Weltvorkommen angegeben, von denen je 400 Mill. t oder 
rd 49% in Indien und China verfügbar eind Afrika hat 
bekannte Eisenerzlager in Stärke von 250 Mill. t, d. s. 0,8% der 
Erdvorräte, und Australien 136 Mill. t oder 0,4% letzterer. 
Die Verteilung der Lager über die Erde ist aus der der eingangs 
genannten Zeitschrift entnommenen Abb. 9 zu ersehen. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


z Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Kommission für Porzellan-Isolatoren. 


Der Entwurf zu „Richtlinien für die Prüfung von Hängeisola- 
toren“ („ETZ“ 1922, S. 26) war auf Beschluß der Jahresversamm- 
lung, da noch begründete Einsprüche vorlagen, dem Technischen 
Hauptausschuß zur Prüfung und nach Anhörung der Kommission 
zur Entscheidung überwiesen worden. 

Der Technische Hauptausschuß hat in seiner Sitzung am 17. Ok- 
tober 1922 den, nachstehenden Wortlaut genehmigt. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P.Schirp. 


Richtlinien für die Prüfung von Hängeisolatoren. 
Gültig ab 17. Oktober 1922. | 


Die Überschlagspannung der Hänger und Abspanner soll bei 
senkrecht und unter 45° einfallendem Regen, dessen spezifischer 


Widerstand nicht über dem des natürlichen Regenwassers (etwa 
50 000 Q cm-—?)!) liegen soll, von 3 mm Niederschlagshöhe in der 
Minute mindestens gleich der doppelten Netzspannung?) sein. Die 
Prüfung hat möglichst den praktischen Verhältnissen in bezug auf 
Lage und Aufhängung der Isolatoren entsprechend an Stichproben 
zu erfolgen. Die Benetzung soll 5 min lang dauern. 


I. Laufende Materialerprobung. 
1. Elektrische Prüfung. 


Bei dieser Prüfung werden die fertig armierten Isolatoren auf 
Durcehschlag unter Öl geprüft. Die Prüfspannung wird mit etwa 
‘0% der Überschlagspannung, in Luft beginnend, alle 5 s um je 
etwa 5000 V bis zum Durchschlag gesteigert. Die mittlere Durch- 
schlagspannung unter Öl soll nichi unter der Überschlagspan- 
nung in Luft liegen. Dabei wird vorausgesetzt, daß die Über- 
schlags- und die Durchschlagsprüfung unter den gleichen Bedin- 
gungen, insbesondere mit demselben Transformator und in der- 
selben Transformatorenschaltung vorgenommen wird. 

Die übrigen Bedingungen, unter denen die Prüfung vorzu- 
nehmen ist (Wellenform, Frequenz, Regelung, Spannungsmessung 
usw.), werden in der in Vorbereitung befindlichen VDE-Vorschrift 
für Durchschlagsprüfung festgelegt werden. 


ı) Diesem Wert entspricht eine spez. Leitfähigkeit von 20 u Sem" 
23 Wenn die Normung der Hängeisolatoren durchgeführt ist, wird das 
Wort „Netzspannung“ durch „Nennspannung” ersetzt. 


1348 Elektrotechnische Zeitschrät. 1922. Heft 44. 2%. November 1922. 


2. Wärmeprüfung. 


Die Prüfung wird an fertigarmierten Isolatoren vorgenommen. 
Die Prüfstücke werden dreimal abwechselnd in kaltes (15°) und 
warmes (75°) Wasser getaucht. Die Eintauchdauer muß aus- 
reichen, um völliges Durchwärmen und Abkühlen der Stücke zu 
gewährleisten?). Nach der Prüfung dürfen die Prüfstücke keinerlei 
Veränderung zeigen (Glasurrisse, Sprünge u. dgl.), sie müssen auch 
die elektrische Prüfung (II 2} aushalten 


3. Mechanische Prüfung. 


Die Mindestbruchlast der normal armierten Hänger eoll 
1500 kg, dieienige der normal armierten Abspanner 3000 kg be- 
tragen. Nach Belastung mit % Mindestbruchlast während 15 min 
müssen die Isolatoren die elektrische Prüfung unter II 2 aushalten. 


4 Prüfung der Saugfähigkeit. 

Bei frischen Bruchflächen der Prüfstücke wird eine Lösung 
von 1 g Fuchsin in 100 g Methylalkohol aufgetragen und darauf 
mit ungefärbtem Methylalkohol abgespült. Die Farbenlösung darf 
keine nennenswerten Spuren hinterlassen. Im Zweifelsfalle ist 
durch Zerschlagen der Prüfstücke festzustellen, ob das Färbe- 
mittel in das Porzellan eingedrungen ist oder ob es nur durch 
Kapillarwirkung an der körnigen Oberfläche festgehalten wird. 


II. Stüekprüfung. 
Die Porzellanfabriken haben an jedem Stück zur Aufdeckung 
von Fabrikationsfehlern folgende Prüfungen anzustellen. 


3) Zeitdauer nach dem Gewicht der zu prüfenden Stücke verschieden. 


SITZUNGSKALENDER. 


Thüringer Elektrotechnischer Verein. 7. XI. 1922 abds. 8 Uhr, 
Erfurt, Münchener Bürgerbräu auf dem Anger: Vortrag Dir. Kreyssig 
iiber „Wärmespeicher“. 


Lichttechnische Gesellschaft (Südwestgruppe der Deutschen 
Beleuchtungstechnischen Gesellschaft), Karlsruhe. Im kommenden 
Wintersemester werden in den Hörsälen der Techn. Hochschule Karls- 
ruhe folgende Vorträge gehalten: 


'1. Prof. Dr.-Ing. Kögel: „Forderungen der technischen und der 
wissenschaftlichen Photographie an die Lichtquellen“. 

2. Prof. Dr. Hellpach: „Wirkung der Beleuchtung auf Wohl- 
befinden und Leistungsfähigkeit“. 

3. Dr. Zschimmer: „Das Glas im Dienste der Beleuchtungs- 
technik* (mit Lichtbildern und Versuchen). 

4. Prof. Dr. Peppler: „Strahlungsmessungen und ihre praktische 
Bedeutung“. 

5. Prof. Schmidt: „Das Licht im Dienste der Photographie“. 

Da die Tage der Abhaltung obiger Vorträge noch nicht bestimmt 
sind und uns für eine nochmalige Veröffentlichung in der ETZ wahr- 
scheinlich nicht rechtzeitig genug bekanntgegeben werden können, em- 
pfehlen wir Interessenten, sich an die Lichttechnische Gesellschaft, 
Technische Hochschule Karlsruhe zu wenden. 


PERSONLICHES. 


Hochschulnachrichten. Dr.-Ing. e. h. Carl Friedrich von Sıe- 
mens, Berlin, ist in Anerkennung seiner hervorragenden Ver- 
dienste um die Förderung der technischen Wissenschaften von der 
Technischen Hochschule Darmstadt zum Ehrenbürger der Hoch- 
schule ernannt worden. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung 
und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Tod durch 120 V Wechselstrom in der Badewanne. 


Zu der auf S. 1095 der „ETZ” 1922 veröffentlichten Notiz teile 
ich aus meinen Erfahrungen auf dem Gebiete elektrischer Unfälle 
und Kurzschlüsse durch Isolationsdefekte in angeschlossenen Appa- 
raten mit, daß es im höchsten Grade unwahrscheinlich, ja praktisch 
unmöglich ist, daß der erwähnte Schluß in der Stehlampe durch den 
bei der Berührung eingeleiteten Lichtbogen „erweitert” und „ver- 
stärkt“ worden sein soll. Jeder, der die Größenordnung der Ströme 
kennt, welche bei solchen Unfällen, selbst bei den hier vorliegenden 
sehr ungünstigen Bedingungen, den Körper des Verunfallten durch- 
fließen, muß sagen, daß von einem „Lichtbogen“, wenn überhaupt, 
so doch nur theoretisch die Rede sein kann. Ein eolcher „Licht- 
bogen“ kann aber keinesfalls an der Schlußstelle den Isolations- 
- grad verschlechtern bzw. den Schluß verstärken. 

Noch etwas anderes sei in diesem Zusammenhange angeführt. 
Es hätte in dem Bericht auf die Tatsache hingewiesen werden müs- 
.sen, daß bei guten Installationen in Badezimmern Schalter, Fas- 


1. Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit. 


Die Isolatoren dürfen keine Brandrisse aufweisen. Die Otbs:- 
fläche soll glatt und glänzend, die Glasur, mit Ausnahme de: 
Brennflächen, zusammenhängend sein. Vereinzelte Fehler sin; 
zulässig, wenn ihre Gesamtfläche 1 cın? nicht überschreitet. 


4 2. Elektrische Prüfung. 


ni a 


a) K appenisolatoren. Die Isolatoren sind währen: ' 
15 min mit einer Prüfspannung zu prüfen, die sowohl bei unarmie:- ' 
ten als auch bei armierten Isolatoren mindestens 95 % ihrer jewei- . 


ligen Überschlagspannung?) beträgt. 
Die Prüfung unarmierter Kappenisolatoren geschieht in: 


Wasserbad, wobei die Isolatoren mit dem Kopf in das Wase: . 


tauchen, Der Innenraum ist mit Wasser zu füllen. 


b) Hewlett-Isolatoren. Hewleft-Isolatoren von 170 um 
Durchmesser sind mit 40 kV, solche von 220 mm Durchmesser aui- ' 


wärts mit 60 kV zu prüfen. 
Erfolgen bei der Prüfung unter a) und b) Durchschläge, so mu‘ 


die Prüfung vom ersten Durchschlag ab mindestens noch 10 mis 


lang, bei weiteren Durchschlägen mindestens noch 5 min lang fort- 


gesetzt werden. Als Überschlagspannung gilt die Spannung, m: . 


der Überschläge in kurzer Folge, etwa alle 3 s, an verschiedene: 
Isolatoren auftreten. 


*) Die Isolatoren sollen früher über- als durchschlagen. 


sungen oder Leitungen von der Badewanne aus nicht in Reichwe::- 
liegen dürfen. Weber führt in seinen, im Auftrage des VDE 
herausgegebenen „Erläuterungen zu den VDE-Vorschriften“ in An- 
merkung 6 zu $ 31 folgendes an: | 


„in Badezimmern, wo die Badenden durch Wasser und di: 
Wannen in außerordentlich gut leitende Verbindung mit der Erde 
gesetzt werden, empfiehlt es sich dringend, die Anordnungen so zu 
treffen, daß von der Badewanne aus keinerlei Schalter, Fassungen 
oder Leitungen erreichbar sind. Eventuell sind nichtmetallische 


Zugschnüre zur Bedienung der Schalter von der Wanne aus ange- 


zeigt.“ 
Friedenau, 21. IX. 1922. 
KurtPerlewitz 


Beratender Ingenieur für Elektrotechnik. 
Erwiderung. 


Daß der Schluß durch den bei der Berührung eingeleiteten Lich - 
bogen „erweitert“ und „verstärkt“ wurde, ergibt sich aus der fü: 


genden durch die Untersuchung der Lampe bestätigten Überlegung. 
Ein Drähtchen der Litze war mit dem Lampenkörper, durch die lso- 
lation der Litze hindurch, Zur Berührung gekommen. Der geringe 


Stromdurchgang hatte zunächst eine Erwärmung dieser Berüh-: 


rungsstelle, Verschmoren des Litzendrähtchens und Verbrenne: 


der Isolation zur Folge, Der Lampenkörper zeigte an dieser Brenn- 


stelle, ebenso wie die Isolation, die dort weggebrannt war, deutii.. 
die Spuren des „Lichtbogens“. Das Wegbrennen der leolation v::- 
breiterte die Fläche des Stromübertrittes und „erweiterte“ und „ver- 
stärkte“ so den zunächst unvollkommenen Berührungsschluß. D:: 
Strom, der durch den Körper der Verunglückten ging, war im vor- 


liegenden Falle durchaus nicht gering, da die ganze Haut vöiliz 


durchnäßt und der Körper vom Wasser allseitig umgeben war. Da» 
die aufgetretene Stromstärke nicht mit den Regelfällen zu ver- 
gleichen ist; die Herrn PERLEWITZ bekannt geworden sind, er- 
gibt sich aus der Tatsache, daß am Handgelenk Haut und Flei:c.. 
bis zu den Sehnenscheiden verbrannt war, so daß letztere frei lagn 
Der Stromdurchgang erfolgte nicht nur, wie Herr PERLEWITZ 
fälschlicherweise annimmt, mit der Stromstärke, die dem Einschalten 
des Gesamtwiderstandes des menschlichen Körpers entspricht. D:: 
Stromstärke war teilweise vorher höher, da vorübergehend nur ein: 
kürzere Strecke des Körpers eingeschaltet war u. zw. von der Inner- 
handfläche (Lampenfuß) zum Unterarm (Zinkbadewanne). Wen: 
Herr PERLEWITZ derartige Beobachtungen bisher noch nicht g*- 
macht hat, so ist dies kein Beweis dafür, daß sie unmöglich sind. 
Herr PERLEWITZ hätte sich auch den überflüssigen Hinweis au! 
die den Lesern der „ETZ“ nicht unbekannte Tatsache, daß Schalter 
u. dergl. in Badezimmern nicht so anzubringen sind, daß sie von d?r 
Badewanne aus erreichbar sind, sparen können. Er hätte dies um sò 
mehr tun dürfen, da er wußte, daß ich in einem Bericht für Laien 
in einer Tageszeitung ganz besonders auf die Verbandsvor- 
schriften und die besondere Ausführung der Installation von Baü-- 
zimmern hingewiesen habe. Für die Leser des angesehensten elrk- 
trotechnischen Fachblattes dürfte diese Belehrung überflüssig sın 


Frankfurta. M., 5. X. 1922. Prof. Dipl.-Ing. Ruppe!. 


Ein neuer Wechselstromeffekt. 


Zu den Ausführungen auf S. 946 bemerke ich, daß Kraftlinie:- 
bilder sich mit allen Arten von Metallspänen wie Eisen, Alt- 
minium, Silber, Wismut usw. darstellen lassen dürfte: 


2. November 1922. 


Auch chemische Lösungen sind hierzu sehr geeignet. Am 
schwersten sind wohl solche mit Wismut darzustellen, denn 
bei diesem treten so starke Ermüdungserscheinungen auf, daß 
bereits beim zweiten Mal das Bild undeutlich wird und bei der 
dritten Wiederholung häufig ganz ausbleibt. Am leichtesten 
gelang es mir, den Verlauf der Kraftlinien (Ring) beim Aus- 
treten aus einem mit isolierttem Draht umwickelten Eisen- 
rohr darzustellen. . Beim Wiederholen mußte jedoch die Stromstärke 

von anfangs 5 A auf 7 und dann beim dritten Versuch auf 10 A 
| erhöht werden. Der im Handel käufliche Bi gibt außerdem sehr ver- 
«hieden gute Bilder. Fe und Bi geben mit Gleichstrom und 
Wechselstrom manchmal direkte Komplementfiguren. Zur Dar- 
stellung von Kraftlinienbildern mit Kupfer, Aluminium und Silber 
habe ich zwei im rechten Winkel zueinander liegende Spulen be- 
nutzt. Die eine wird mit Gleichstrom, die andere mit Wechsel- 
strom gespeist. Zur Verstärkung habe ich auch, was jedoch nicht 
Ä erforderlich ist, die Gleichstromspule mit einem Eisenkern versehen 
und die Wechselstromspule mit einer Wilmutkern. Von dem Eck- 
runkt, wo die beiden Spulen mit ihren Enden aneinanderstoßen, 
zeht eine Strömung aus, unter deren Einwirkung die Cu-Späne sich 
in paarweise, zu einer Achse in Richtung der Diagonale symme- 
= trische, fortlaufende Wellen ordnen. Diese scheinen kapazitiver 
\atur zu sein. Auch mit chemischen Lösungen lassen sich sehr 
- schön solche Kraftlinienbilder erzeugen, wenn die beiden Paare von 
Gleichstrom- und Wechselstromelektroden senkrecht zueinander 
 ıngeordnet werden. Am eigentümlichsten verhielt sich ein Kokon- 
fıden, der ruckweise steif wurde und so verblieb. Sehr schöne 
 Kraftlinienbilder mit Cu-Spänen anderer Form habe ich bei Trans- 
formatoren in einer Reparaturwerkstätte beobachtet. Zur Darstel- 
lung von Kraftlinienbildern, welche ich zur Berechnung von L und 
C benutze, verwenden wir im Laboratorium lichtempfindliches 
Papier, welches zweckmäßiger ist als z. B. in Paraffin getränktes. 


Helsingfors, 23. IX. 1922. Hermann Kolster. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Lehtbuch der Elektrotechnik für technische 
Mittelschulen und angehende Praktiker. Von 
Moritz Kroll. 3. Aufl. IX u. 482 S. in 8°. Mit 613 Textabb. 
Verlag von Franz Deuticke, Leipzig u. Wien, 1921. 


\ Das Buch behandelt nach einem größeren Abschnitt über die 
(Grundlehren der Elektrotechnik das gesamte Gebiet der Starkstrom- 
‘echnik. Lehrbücher für Elektrotechnik gibt es bereits eine große 
Zahl. Das vorliegende Werk unterscheidet sich hinsichtlich Inhalt 
und Stoffanordnung wohl nur wenig von den Büchern, die den 
zleichen Zweck befolgen. Dem Lernenden, für den das Werk in 
erster Linie bestimmt ist, gibt es mit seinem ausführlichen Text an 
Hand von 613 teils recht gut gewählten Abbildungen einen Über- 
blick über Messungen, Erzeugung, Anwendung und Verteilung der 
Elektrizität. Hinsichtlich mathematischer Kenntnisse werden an 
den Leser keine hohen Anforderungen gestellt. Leider hat der 
Text. an vielen Stellen Mangel an Schärfe des Ausdrucks. So wird 
7. B. S. 39 die Kraft, die auf einen vom Strom durchflossenen Leiter 
im magnetischen Felde wirkt, wenn der Leiter entsprechend bewegt 
wird, als „mechanischer Widerstand des magnetischen Feldes” be- 
zeichnet. Mit dem Begriff Feldstärke wird nicht immer reinlich 
umgegangen, teils wird unter Feldstärke die magnaische Induk- 
tion B (S. 39), teils der magnetische Fluß $ (S. 43 und 49) verstan- 
den, S. 59 wird bei Berechnung der Kapazität im Wechselstrom- 
kreis gesagt: „Der Ohmsche Widerstand kann, weil bei Konden- 
satoren stets schr klein, vernachlässigt werden.“ Daß der Ver- 
fasser hier den Widerstand der Zuleitungen gemeint hat, muß man 
annehmen. Vom Anfänger und Schüler kann man dies nicht 
erwarten. Lehrbücher sollten in der Wahl des Ausdrucks beson- 
ders genau sein. Die Abb. 486 und 488 (Schaltung der Quecksilber- 
dampfgleichrichter) sind insofern mißlungen, als die Gleichrichter 
inden Figuren auf der Seite liegend gezeichnet wurden, das Queck- 
silber also von der Kathode weefließen würde. 

‚ Trotz der angeführten Beanstandungen muß das Buch zumal in 
seinem größeren praktischen Teil doch als gut bezeichnet werden. 
Es kann Schülern technischer Mittelschulen und angehenden Prak- 
tikern empfohlen werden. Der Druck und die ganze Ausstattung 
des Werkes sind vorzüglich. Gruhl. 


Die Naturwissenschaften. In ihrer Entwicklung und in 
ihrem Zusammenhange. Von Friedr. Dannemann. 2. Aufl. 
Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Wiederaufleben der Wissen- 
schaften. XII u. 486 S. in 8°, Mit 64 Textabb. Verlag von Wilhelm 
Engelmann, Leipzig 1921. 

l Bei der immer mehr fortschreitenden Spezialisierung des natur- 
wissenschaftlichen Betriebes wächst die Gefahr für den Einzelnen, 
der von seinem immer kleiner werdenden Arbeitsgebiete aus das 
Gesamtgebiet nicht mehr überblicken kann, den Zusammenhang mit 
dem Ganzen zu verlieren. Die einzige bei dem heutigen Stande der 
Wissenschaft überhaupt noch bestehende Möglichkeit, die Naturwis- 

l 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 44. 


1349 


senschaften als Ganzes und den Zusammenhang ihrer Gebiete zu be- 
greifen, besteht in der historischen Betrachtungsweise, indem man 
rückblickend die einzelnen Stadien der Entwicklung verfolgt und 
sich dabei vergegenwärtigt, in wie starken wechselseitigen Be- 
ziehungen die heute oft völlig getrennt erscheinenden Gebiete nicht 
nur untereinander, sondern auch mit der gesamten Kulturentwick- 
lung gestanden haben. 

Es war daher ein sehr verdienstvolles Unternehmen, als Fr. D a n- 
nemann dem Bedürfnis nach einer zusammenfassenden Betrach- 
tung der Naturwissenschaften dadurch Rechnung trug, daß er in 
einem vier Bände umfassenden Werke die Naturwissenschaften in 
ihrer Entwicklung und in ihrem Zusammenhange darstellte. Das 
Werk war kurz vor dem Kriege-vollständig erschienen, jetzt liegt der 
erste Band in neuer, vermehrter Auflage vor. Er beginnt mit den An- 
fängen naturwissenschaftlicher Kenntnisse, wie sie sich zunächst 
auf Grund einfachster Überlegungen und Betrachtungen in Asien 
und Ägypten bei den Ägyptern, Babyloniern, Chaldäern und den In- 
dern gebildet hatten. Daran knüpft sich die Weiterentwicklung durch 
die Griechen, die durch die Phönizier mit diesen Anfängen und fer- 
ner mitder Buchstabenschrift, dem wichtigsten Mittel für die Weiter- 
entwicklung wissenschaftlicher Tätigkeit bekannt wurden. An das 
griechische Zeitalter der Naturwissenschaften, das in der Systematik 
des Aristoteles seinen Höhepunkt erreichte, schließt sich das alexan- 
drinische, das in erster Linie durch die Namen Archimedes und He- 
ron charakterisiert ist. Von einem römischen Zeitalter der Natur- 
wissenschaften dagegen kann man nicht gut sprechen, da die Römer 
im allgemeinen kaum darüber hinaus gekommen sind, sich die Ele- 
mente der griechischen Bildung anzueignen, während sie auf tech- 
nischem Gebiete, wie die erhaltenen Überreste bezeugen, Erstaun- 
liches leisteten. In die Zeit der römischen Weltherrschaft fällt je- 
doch eine zweite Blütezeit der alexandrinischen Wissenschaft, die in 
dem Weltsystem des Ptolemäus gipfelt. Es folgt der bald nach dem 
Zerfall des römischen Weltreiches einsetzende Niedergang der Na- 
turwissenschaften im Abendlande, während im Orient die Araber die 
von den Griechen und Indern empfangenen Kenntnisse weiter enl- 
wickelten und mit ihren eigenen Geistesschöpfungen zu einer gewal- 
tigen Literatur zu verschmelzen verstanden. Von den Arabern kommt 
dann auch der Anstoß zu einem langsamen Wiederaufleben der Wis- 
senschaften in Europa durch Gründung von Hochschulen nach arabi- 
schem Muster und durch die Wiederbelebung der alten Literatur be- 
sonders durch Albertus Magnus. Mit der Schilderung des gewal- 
tigen Wiederaufblühens der Wissenschaften im Zeitalter der Re- 
naissance, mit Lionardo da Vinei, Kopernikus, Paracelsus, schließt 
der erste Band ab. 

Es ist ganz außerordentlich reizvoll, an der Hand des Buchesden 
Gang der naturwissenschaftlichen Entwicklung im Zusammenhang 
mit der gesamten Kulturentwicklung zu verfolgen. Wiedemann, 
v.Lippmannund Würschmidt haben dem Verfasser bei der 
Neubearbeitung der Auflage wertvolle Dienste geleistet und dadurch 
in besonderem Maße mit dazu beigetragen, daß das Buch dem heu- 
tigen Stande historischer Forschung in jeder Hinsicht entspricht. 

Dr. PaulGehne. 


Das Warenzeichen. Von Patentanwalt Dr. G. Raute r. 
119S. in 8°. Verlag von Karl Marhold, Halle a. S, 1922. Preis 30 M. 


Nach der Einleitung soll das Buch ein Ratgeber für Industrie 
und Handel sein, der ohne erschöpfende Darstellung des Gebietes 
und ohne eingehendere. rechtliche Betrachtungen dem Laien ein 
Führer in allen Fragen sein soll, die mit dem Rechtsschutz, der Wahl 
und der Bedeutung des Warenzeichens als Werbemittel zusammen- 
hängen. Der Laie wird in der Tat aus dem Buche viele Belehrung 
entnehmen und einen allgemeinen Überblick über das Gebiet 
erhalten, doch könnte ohne Schaden die etwas lange Einleitung 
wesentlich gekürzt werden, während eine ausführlichere Behand- 
lung anderer wichtigerer Fragen, z. B. der Angaben über nicht ein- 
tragbare Zeichen auf S. 39 und 40, der über Löschungsklage auf S. 50 
und über Verletzung des Ausstattüngsschutzes auf S. 55, wohl am 
Platze wäre. Denn erfahrungsgemäß kann der Laie mit der bloßen 
Anführung des Gesetzestextes wenig anfangen, da er nicht weiß, 
welche rechtliche Bedeutung jedes einzelne Wort haben kann. Hier 
wäre eine ausgiebige Anführung der Spruchpraxis des Patentamtes 
und der Gerichte zweckdienlich gewesen, damit die abstrakten 
Worte des Gesetzes für den Laien zu konkreten Vorstellungen 
werden. Die Angaben über das bestehende Recht sind nicht immer 
zutreffend. So ist auf S. 47 der Standpunkt vertreten, daß der erfolg- 
reiche Widersprechende die Kosten des Widerspruchs, wenn sie dem 
Anmelder nicht auferlegt sind, nicht bei Gericht einklagen könne. 
Diese Frage ist aber von den Gerichten noch nicht entschieden,und 
ein so angesehener Kommentar wie Freund-Magnus vertritt 
den entgegengesetzten Standpunkt. 

Bedauerlich ist, daß das Warenzeichenrecht, während das Buch 
erschien, durch das Gesetz über die Erhöhung der patentamtlichen 
Gebühren vom 27. VI. 1922 und durch den Beitritt Deutschlands zum 
Madrider Abkommen einschneidende Änderungen erfahren hat, die 
indem Buch natürlich noch nicht berücksichtigt werden Konnten. 
Es entspricht nicht der Anwaltsitte und wirkt unerfreulich, daß der 
Verfasser in der Einleitung seine langjährige Erfahrung in der 
Praxis betont. 

Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin. 


1350 


Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 

Die wissenschaftlichen Grundlagen der Elektrotechnik. Von 
Prof. Dr. Gustav Benischke. 6. verm. Aufl. Mit 633 Textabb. XI 
u. 682 S. in 8%. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. 

Die elektrische Maschine in einheitlicher Darstellung. Von Dr.- 
Ing. G. Siemens. Mit 18 Abb. 668. in 8°. Verlag von Georg Siemens, 
Berlin 1922. 

Relativisierung des Kausalitätsbegriffes. Von Dipl.-Ing. G. 
Mokrzycki. 30 S. in 8%. Verlag von Otto Hillmann, Leipzig 1922. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Reparation. — Die Reparationskommission, innerhalb deren 
die Ansichten über einen vom englischen Mitglied Bradbury vorgelegten, 
Deutschland für die nächsten Jahre ein Moratorium zusprechenden Wieder- 
herstellungsplan und die seitens ihres neuen französischen Vorsitzenden 
Barthou eingebrachten Gegenvorschläge stark auseinandergehen, hat be- 
schlossen, sich nach Berlin zu begeben, um mit der Reichsregierung Maß- 
nahmen zu beraten, die sie für die Sicherung des Gleichgewichts im 
deutschen Staatshaushalt und zur Stabilisierung der Mark für 
notwendig erachtet. Von der Reichsregierung ist eine Reihe hervorragender 
Finanzsachverständiger des Auslandes zur Beratung über Maß- 
nahmen für eine Stabilisierung der deutschen Währung nach Berlin cinge- 
laden worden. ; 


Ansgleichszahlungen. — Verhandlungen mit den Vertretern der 
alliierten Ausgleichsämter haben zu einem Abkommen geführt, das Deutsch- 
land bis zum Juli 1923 von den Barzahlungen im Ausgleichs- 
verfahren befreit, aber noch der Ratifizierung durch die beteiligten 
Regierungen unterliegt. 


Indexziffern. — Der Kaufkraftindex der .‚Ind.- u. Hand.-Ztg.“ 
betrug in der Woche vom 1d. bis 20. X. 566,23 (503,96 i. Vw.), d. h. die 
Inlandkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen, hatte nur 
noch !/-., ihres Vorkriegswertes und, am Dollarmittelkurs in Berlin (3019,83) 
gemessen, nur noch den 719. Teil ihres Außenwertes der Vorkricgszeit. 
Gegenüber einer Steigerung des Dollarmittelkurses (2601,66 i. Vw.) um 
16,1% hat sich das Großhandelspreisniveau, am Kaufkraftindex gemessen, 
um 12,3% erhöht. Die Meßziffer der Warengruppe Kohle, Eisen, Metalle, 
Baustoffe, Öle ist von 542,22 i. Vw. auf 590,09 gestiegen. 


Fakturierung im Inlandverkehr. — Der Reichsverband der Deut- 
schen Industrie hat vor kurzem Gesichtspunkte für die Fakturierung 
bei Inlandverkäufen bekanntgegeben, nach denen, wenn in Ausland- 
währung fakturiert ist, keinesfalls ein Preisvorbehalt gemacht wer- 
den darf, da dieser ja gerade Steigerungen der Löhne usw. auf Grund der 
fortschreitenden Markentwertung decken sollte, die durch die Berechnung 
in Auslandwährung von vornherein mitberücksichtigt: werden müssen. Die 
Zwangsregulierung in Auslandwährung dürfe bei Inlandverkäufen nicht 
mehr gefordert werden, und vor Abänderung der Bedingungen solle man 
möglichst mit den Abnehmerkreisen, besonders mit dem Kleinhandel, Fühlung 
nehmen. Jede Firma müsse einen Papiermark-Status aufmachen, in dem 
gegenüber ihren Verpflichtungen in Papiermark auch Deckung in solcher 
vorgeschen ist, darüber hinausaber eine wertbeständige Anlagemög- 
lichkeit zu finden suchen; als solche kämen z. Zt. in Deutschland leider 
nur ausländische Währungen in Frage. 


Gegen die Devisen-Notverordnung. Der Kartellausschuß 
des Reichsverbandes der Deutschen Industrie hat sich der von 
letzterem geübten ablehnenden Kritik an der Verordnung gegen die 
Spekulation in ausländischen Zahlungsmitteln!) angeschlossen und weist 
besonders darauf hin, daß die selbst verständliche Fordernng, rechtsverbind- 
lich die Nichtanwendung der Verordnung auf die Abdeckung der aui 
laufenden Verträgen beruhenden Verbindlichkeiten festzustellen, deren 
Zahlung in ausländischer Währung zu erfolgen hat, noch immer unerfüllt 
sei. Der Ausschuß verlangt die sofortige Suspendierung der Ver- 
ordnung bis zum Erscheinen eines nach Anhören von Sachverständigen 
durchgearbeiteten, den Erfordernissen der Wirtschaft angepaßten Gesetzes. 
Inzwischen ist durch neue Ausführungsbestimmungen die Gültigkeit laufen- 
der Verträge gesichert worden. 


Vorauszahlung für Stromverbrauch, — Die Aachener Stadt- 
verordnetenversammlung hat beschlossen, zur Beschaffung von Be- 
triebsmitteln folgende Vorschrift in die Gas-, Strom- und Wasserliefe- 
rungsbedingungen aufzunehmen: „Die Abnehmer, mit Ausnahme der Ab- 
nehmer von Münzgas, haben die Rechnungsbeträge in der Weise zu zahlen, 
daß sie ein Achtel der auf sie voraussichtlich ungefähr entfallenden Jahres- 
aumme, die nach den jeweils festgesetzten Preisen errechnet wird. bei der 
Kasse der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke als ständige Voraus- 
zahlung in bar einzahlen. Bei Jahresverbrauchen von bei Gas bis 480 m3, 
bei Lichtstrom bis 150 kWh, bei Wasser bis 160 m3 wird die Vorauszahlung 
anf ein Zwölftelermäßigt. Etwaige nach Maßgabe der Lieferungsbedingungen 
bereits hinterlegte Haftgelder (Sicherheitsleistungen) werden auf die Vor- 
auszahlunz angerechnet.‘ 


D Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1326. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


2. November 1922. 


Gütertarife. — Die am 1. X. bereits um 100°/, der Septembersätze 
und am 15. X. um weitere 60%), erhöhten Eisen bahngütertarife sind 
am 1. XI. abermals um 50°/, hinaufgesetzt worden. 


Russisch-Deutsche Arbeitsgemeinschaft. — Unter dieser Be- 
zeichnung ist, wie wir dem vom Handelsvertragsverein herausgegebenen 
„Deutschen Außenhandel‘ entnehmen, in Moskau kürzlich eine Gesellschaft 
ins Leben gerufen worden, zu deren Gründern eine größere Anzahl hervor- 
ragender Persönlichkeiten, darunter auch Mitglieder der deutschen diplo- 
matischen Vertretung in Moskau, zählt. Sie verfolgt den Zweck, freund: 
schaftliche Beziehungen und ständige Zusammenarbeit zwischen deu 
wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Kreisen Deutschlands 
und Rußlands wieder herzustellen. Die wirtschaftlichen Beziehungen 
sollen außerdem durch die von der russischen Regierung in Aussicht g- 
nommene Deutsch-Russische Handelskammer in Moskau nach 
Kräften gefördert werden, und es besteht die Absicht, in Deutschland cine 
parallele Organisation zu schaffen. 


Schiedsgericht für Streitigkeiten zwischen deutschen und 
schwedischen Kaufleuten. — Das vom Deutsch-Schwedischrn 
Wirtschaftsverband beschlossene Schiedsgericht hat sich nunmehr kon- 
stituiert. Seine Urteile werden bei dem ordentlichen Gr rielt niedergek m, 
erlangen dadurch Rechtskräftigkeit, und ihre Vollstreckung wird staats- 
rechtlich wahrgenommen. Bezügliche Anfragen und Anträge sind an den 
genannten Verband, Berlin SW 61, Lankwitzetr. 5, zu richten. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Die Preisstelle hat für die Zeit vom 26.bis 3!.\. 


" qar di m 


neue, diesem Heft beiliegende Festsetzungen Nr. 7! (grün) und 71 A (cell. - 


getroffen, nach denen die Teuerungszuschläge mit Ausnahme von 
Glühlampen durchweg weiter erhöht worden sind. Für Heiz- und Koch- 
apparate wird der Zuschlag jetzt von der Vereinigung der Fabrikanten dieser 
Vorrichtungen bestimmt. Dio Erzeugnisse der Ziffer 69a sind anders 
gruppiert worden. Für die Umrechnungsmultiplikatoren gelten nunmehr 
die Angaben der Tabellenausgabe 20 d. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Die Ausfuhrmindest preise für elektrische Heiz- 
und Kochapparate sind für einige Ausfuhrländer geändert worden. 
Näheres durch die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. — Für elcktro- 
technisches Porzellan sind ab 16. X. die Multiplikatoren für die Ausfuhr 
nach der Tschechoslowakei sowie für Deutsch-Örterreich, Urgarn, Süd- 
slawien, Finnland, die Balkanländer. Rußland und Polen geändert worden. 
Näheres durch die Außenhandelsnebenstelle Feinkeramik. — Dea Geertz 
über die Neuregelung der statistischen Gebühr vom 18. VII. und 
die dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen können durch den Verlag 
von Puttkamer & Mühlbrecbt, Berlin W 56, Französische Str. 28, zum Preis 
von 10 M bezogen werden. Eine Nacherhebung der erhöhten Gebühr für 
die vor dem 4. VIII. abgefertigten Sendungen ist nicht beabsichtigt. — 
Die Interalliierte Rheinlandkommission hat das räumliche Zuständigkeits- 
gebiet des Emser Aus- und Einfuhramts durch folgende Grenz 
zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet bestimmt: 1. der Rhein 
von der holländischen Grenze bis zur Höhe von Lohausen einschlieBlich der 
Häfen von Schwelgern, Ruhrort und Duisburg; 2. ein Brückenkopf un. 
Düsseldorf. begrenzt durch Lohausen, Ratingen und die Ostgrenze ven 
Hubbelrath und Erkrath (diese beiden eingeschlossen); 3. der Brückenkorf 
Köln; 4. der Rhein zwischen den Brückenköpfen Kön und Koblenz; 5. dir 
Brückenköpfe Koblenz und Mainz, die zwischen Diez und Walsdorf durch 
eine der Nordostgrenze der Kreise Diez und Langenschwalbach folgend: 
Linie verbunden werden, 6. der Rhein vom Brückenkopf Mainz bie zur elsäsı- 
schen Grenze. — Das Goldzollaufgeld beträgt vom 1. bis 7. XI. 704. 


Chile. — In dem Bericht eines Korrespondenten des Deutschen Außen- 
handels-Verbandes!) wird betont, daß es schlechterdings unmöglich sel, 
Geschäfte mit Chile freibleibend zu machen. Der deutsche Lief«- 
rant müsse für die Schwankungen der Kurse, Arbeitslöhne usw. eine Risiko- 
prämie in den Preis einkalkulieren. Namentlich seien auch die großen Suh- 
missionszeschäfte mit der Regierung für Eisenbahn, Marine usw. ohne 
feste Preise nicht durchführbar. Das Höchsterreichbare wäre, daß 
der Exporteur in Valparaiso selbst ein Konsignationslager einrichte und 
unter Beifügung eines Schlüssels für die Kursschwankungen usw. Preislimit: 
gäbe. Dann würden sich durch den Überbetrag bzw. den Gewinn der dor- 
tigen Einfuhrfirma etwaige Verluste genügend ausgleichen. Ein direkter 
Verkauf seitens eines deutschen Werkes sei nur in Fällen besonderer Art b- 
liebt, z. B. wenn es sich um große Maschinenanlagen handelt. wobei die 
Firma des Lieferwerkes von vornherein eine gewisse Garantie biete. Fur 
Gebrauchsartikel zögen die einheimischen Firmen stets vor, mit einem am 
Platz ansässigen Importhaus oder Vertreter zu arbeiten. 


Neue Gesellschaften. — Zukunft Radio-Apparate G. m. b. H.. 
Berlin. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrischer und mechan- 
scher Apparate und Maschinen, insbesondere solcher für drahtlose Tele 
graphie. Stammkapital: B0000 M. — Friedrich Merk, Telefonbau- 
A. G.. München. Gegenstand: Herstellung und Verwertung von Apparaten 
und Einrichtungen des elektrischen Fernmeldewesens, insbesondere der 
Telephonie und verwandter Geschäftszweige. Grundkapital: 3,02 Mill. M. — 


1) „Deutscher Außenhandel“ Bd. 22, 1922, S. 701 


2. November 1922. 


Baltenwerk A.G., Berlin. Gegenstand: Unter Zusammenschluß der 
lutsch-Balten die Fabrikation von Motoren, elektrischen technischen Ar- 
tikeln und Werkzeugen usw. Grundkapital:2 Mill. M.— Kupa Apparate- 
bsugesellschaft G. m. b. H., Frankfurt a. M. Gegenstand: Herstellung 
und Weiterveräußerung elektrischer und mechanischer Apparate aller Art. 
Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Handelsgesellschaft für Elektrotech- 
nik A. G., Frankfurt a. M. Gegenstand: Kauf, Verkauf und Vertrieb 
elektrotechnischer, bautechnischer und maschineller Gegenstände, Erzeu- 
zung und Verkauf von Elektrizität sowie Installationsarbeiten. Grund- 
kapital: 1 Mill. M. — Magdeburger Elektro-Vertrieb G. m. b. H., 
Magdeburg. Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb elektrotechnischer 
‚Artikel. Stamınkapital: 21 000 M. 


Aus der Geschäftswelt. — Der Accumulatoren-Fabrik A.G., 
Berlin, ist plötzlich in dem Textilindustriellen G. Quandt, dessen Interessen 
von der Compania Perforadora Brasilera vertreten werden, ein Großaktionär 
erwachsen, der mit mehr als einer Zweidrittelmajorität soeben in der a. o. 
(neralversammlung des Unternehmens durchgesetzt hat, daß die Ver- 
sultung ihren Vorschlag, neben einer Erhöhung des Stammaktienkapitals 
ua 20 auf 40 Mill. M zum Schutz gegen Überfremdung 20 Mill. M Vorzugs- 
¿ktien zu schaffen und einem Treuhänder zu überlassen, zurückzog und außer- 
dem die neuen Stammaktien insgesamt den alten Aktionären angeboten 
werden. Dor genannte Großaktionär, zwei Brüder von ihm und Regierungs- 
rat Dr. K. Schneider wurden überdies neu in den um vier Mitglieder ver- 
‚tüehrten Aufsichtsrat gewählt. 


Betriebsergebnisse. — Thüringische Elektrizitäts- und Gas- 
Werke A. G., Apolda. 1921/22. Elektrizitätslieferung: 4,527 Mill. kWh 
(3,4681. V.); Gasabgabe: 2,6 Mill. m3 (2,3 i. V.); Betriebseinnahmen, Gewinn 
sus Wertpapieren usw.: 24445 284 M (9070 938 i. V.); Betriebsunkosten: 
19339 592 M (7 623 295i. V.); Sollzinsen: 128 962 M; Abgabe an die Stadt: 
511800 M (343 029 i. V.); Abschreibungen und Rücklagen: 3319727 M 
Ga 0001. V.); Reingewinn mit Vortrag (4) 889 M); 833 24u M (292 224 i. V.); 
Dividende: 11% aut 3,5 Mill. M Stammaktienkapital (6% i. V.), dagl. auf 
3MLll. M neue Stamnmaktıen für 1⁄2 Jahr und 6% auf 0,5 Mill. M Vorzugs- 
astien für 1, Jahr; Vortrag: 64033 M. — Überlandzentrale Belgard 
A. G. 1921/32. Anscalußwert: 45 357 Kw (38638 i. V.); Lieferung: 16,258 
Mi. kWh (12,603 i. V.); Einnahme aus Stromabgabe: 34045 443 M 
1919616 ı. V.); aus’ Ssastigem: 2 09) 884 M (881 485 i. V.); Verwaltung 
und Betrieb: 21 399 372 M (12 384 827 i. V.); Darlehnszinsen: 113601 M; 
Versicherung und Angaben : 282 987 M (40 290i. V.); Erneuerung und Werk- 
erhaltung : 9,9 MIL M (3,101. V.); Reingewinn mit Vortrag (7344 M): 4 797 711 
M (2.330 7591. V.); Dividende: 10% auf 27,Mill.M Aktienkapital und dsgl. 
von dər Ernönung (23 M.ll. M) ab Einzahlungstagen (8% i. V.); Vortrag: 
Hol M. - i 


Baumarkt. — Berlin. Nach der „Frankf. Ztg.‘“‘ hat sich der Reichs- 
verkehrsmunister für schleunige Inangriffnahme der Elektrisierung der Reichs- 
lahn ausgesprochen. Er beabsichtige, den Übergang zum elektrischen Be- 
trieb trotz der schwiorigen Finanzlage mit allem Nachdruck zu fördern. In 
Süddeutschland denke er u. a. an die Linien von Basel nach Frankfurt a. M. 
und von Karlsruhe über Stuttgart nach Ulm sowie an die Schwarzwald- 
strecken. Er hoffe auf die lebhafte Teilnahme und Unterstützung der Län- 
der, namentlich soweit sie über brauchbare Wasserkräfte verfügen, und 

‘rechne auch auf ıhre Mithilfe bei dem Bestreben, die z. T. noch schlummern- 
den Wasserkräite ım Geviet des Rheins, Mains und Neckars sowie der Donau 
ohne Rücksicht auf die Landesgrenzen für die Elektrisierung der Reichsbahn 
fruchtbar zu machen. — Biborach a. d. Riss (Württemberg). Für die Voll- 
enlung der Wasserkraftanlagen an der Iller bei Tannheim und Unteropfingen 
nımmt der Bezirksverband Oberschwäbischer Elektrizitätswerke eine 
oige Anleihe von 500 Mill. M auf, die zur Hälfte von den Stromabnehmern 
zu zeichnen ist. — Hildesheim. Die Stadtverordnoten haben für eine Er- 
weiterung des elektrischen Leitungsnetzes (0,71 Mill. M bewilligt. — Magde- 
burg. Das Elektrizitätswerk Überlandzentrale Börde errichtet eine 5U 000 
NE von Rogätz nach Burg und eine Schaltstation in letztgenann- 
tem Ort. 


Von der Börse. — (18. X. bis 24. X. 1922.). Das Geschäft an der 
Berliner Effektenbörse wurde durch deren Ausfall am 19. und 24. X. be- 
vinträchtigt und litt außerdem anfangs unter beunruhigenden Meldungen 
über eine infolge von Kohlenmangel wahrscheinliche Einschränkung des 
Eisenbahnverkehrs sowie unter widerspruchsvollen Nachrichten, die sich 
auf Bestrebungen zur Stabilisierung der Mark, die Schaffung eines wert- 
beständigen Goldpapiers usw., bezogen, während der Devisenmarkt —:der 
Dollar erreichte infolge ausländischer Markabgabe zeitweise eine Parität 
über 4400 M — die Wirkung der von den verschiedensten Seiten abfällig 
kritisierten Notverordnung fühlen mußte. Unter starker Beteiligung der 
von ihm abgelenkten Spekulation und des Auslandes entwickelte sich im 
weiteren Verlauf der Berichtszeit eino sehr bedeutende Hausse in Wert- 
papieren, die zwar durch den Eindruck, den der Sturz des englischen Premiers, 
the eine scharfe Finanzkontrolle Deutschlands fordernden Vorschläge Frank- 
reichs in der Reparationskommission, deren unerträgliche neue Ansprüche 
in bezug auf die Lieferung von Reparationskohle, das rapide Wachsen des 
Notenumlaufs und die innere Krise im Reich hervorriefen, vorübergehend 
gedämpft wurde, sich zum Schluß aber doch z. T. fortsetzen konnte. Sie 
kam auch bei den Elektroaktien erheblich zur Geltung, deren Kurse 
erößtenteils stark anzogen, so besonders bei Körtings Elektr.-W. ( +515°%) 
Schuckort (+405%%), Licht u. Kraft und Ges. f. elektr. Untern. ( +400%%), 
Siemens & Halsko ( +800%), H. Pöge ( +3252) und Felten & Guilleaume 
Carlsw, ( +820%%). 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 44. 


1851 


© 
E P 
Gesellschaften 3 |18. X. | “TOTIB: Höchster) 24. X. 
= ster 
Jd 
Accumul. Fabr., Berlin ....1 3600 13600 3350 — 
A. G. f. El. Anlg., Berlin... .| 8 — — — — 
A. E. G., Berlin. ....... J6 1360 |1360 1500 — 
Mr „» Vorz.-A ur 3 107.50: 107,50] 110 — 
s »  Vorz.-B.....| 725] 150 | 150 157 — 
Bergmann, Berlin ....... 20 1225 | 1225 1295 — 
Continent. Ges. Nürnberg ... 10) = == — — 
Ei „  Vorz-A.| 8 | 50 | 8&0 | 1100 | — 
Drahtloser Übersce-Verkehr . .| 12 894 | 804 958 — 
"i RR „ neu A.!| — 132 | 732 5 — 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. .| 5 16500 | 1600 2025 — 
„» . Niederl. = Pe — |2750 2750 3400 — 
„  Südam. K EE 26 1400 |1400 Pr) — 
„»  Kabelwerke, Berlin . . . | 20 920 | 920 1100 — 
Elektra, Dresden . . . 2... 19 324 324 405 — 
El. Licht u. Kraft, Berlin 15 1100 |1100 1500 — 
PR 5 I oa München .| 10 574 | 574 575 — 
„ „ „ ’ „ neueA.| — FR a =. == 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 115 | 775 940 — 
E. W: Liegnitz . oae a 10 400 | 400 500 — 
E. W. Schlesien . ...... 12 600 | 600 T50 — 
Felten & Guilleaume Carlsw. . . | 25 2030 | 2030 2850 — 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 1125 j1125 1525 - 
Hackethal, Hannover ..... 20 1000 | 1000 195 — 
Hamburgische E. W. ..... 10 — | 40 2500 — 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 1735 | 1735 250 — 
Kraftübertrag., Rheinfelden. ..| 0 = == = == 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M..| 12 750 | 750 1845 — 
C. Lorenz, Berlin ....... 35 3260 |1260 600 — 
Dr. Paul Meyer, Berlin ....| 15 505 | 505 150 — 
Mix & Genest, Berlin ..... 16 900 | 900 940 — 
Neckarwerke, EßBlingen ....] 10 379 — — — 
Niederschles. Elektr. u. Straßenb.. | 12 — — = — 
Oberbayer. Überlandz., München. 9 520 | 520 1580 — 
H. Pöge, Chemnitz ...... 12 675 | 675 1000 — 
j ji Vorz.-A. .. T 98 95 f 99 — 
Rhein. El.-A. G., Mannheim 15 600 | 550 710 — 
j5 a „»  Vorz.-A.| — 132 | 132 137 — 
M. Schorsch & Cie., Rheydt . . | 10 810 | 810 980 _ 
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 20 1000 | 1000 1150 — 
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 |2400 |2400° 2900 — 
„Siemens“ El. Betr., Berlin .. 0 170 170 181 — 
Siemens & Halske, Berlin .. .| 2% 3500 |3500 4300 —_ 
Stettiner EW.. ....... 15 T80 | 780 795 — 
Teleph.-F. Berliner, Hannover . | 20 875 | 875 1100 = 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin. | 35 1500 | 1300 1405 — 
Voigt & Haeffner. . .. 20 925 | 925 | 1009] — 
m Vorz.-A. 20 700 700 | 800 — 
Hartmann & Braun Frank-| 25 | 1130 | 1075 | 1500] — 
Emag. Elektr.-A. G. furt | 2 630 630 799 — 
Main Kraftwerke, Höchst | a.M. | 
Heddernh. Kupferw. u. 10 | 39| 39| 4| — 
Südd. Kabelwerke. . 20 1580 ; 1400 | .1580 = 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im Oktober: 


in 


Christiania (Kr) 773,06! 795,50| 800,00. 785,53] 727,17| 781,04 
Helsingfors (finn. M) | 9625|. 105,73) 106,93) 103,74] 9450| 10473 
Holland (Gld) 1620,93, 1735,65, 1745,62| 1720,68) 1600,00] 1725,67 
Italien (L) 157,60! 170,57) 179,55, 179,55 167,08| 187,08 
Kopenhagen (Kr) . | 862,83 89026! 89276! 833,78) 817,95| 879,79 


London (£)... 


18553,50 19750,50|19850,25 19600.87 18204.37 19700,60 
New York ($) 


4139,62 448,85) 4468,81! 4408,95! 4074,73| 4418,92 


Österreich (K) 0,05) 0,06) 006 086! 0,06) 0,06 
Paris (Fr) .. | | | 27431) 30623) 317,20! 311,71] 296.75) 329.17 
Prag (Kt)... . . | 127,63) 139,89) 144,13! 142,64! 133,18! 143,14 
Schweden (Kr) 1187,15; 1189,50| 1192,00, 1174,05, 1087,27| 1177,05 
- Schweiz (Fr) 71321) 805,48) 817,95 805,48! 740,64! 803,98 
Spanien (Pes). | . | 608,47| 67580) 68129) 670,81| 615,95| 678,30 


WARENMARKT. 


Elektrische Heiz- und Kochapparate. — Die Vereinigung der 
Fabrikanten dieser Artikel in Charlottenburg hat den Teuerungszuschlag 
ab 25. X. von 900 °% auf 1500 ©, erhöht. 

Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigter Fabri- 
kanten isolierter Leitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat ab 23. X. die 
Teuerungszuschläge auf Preisliste Nr. 12 für NGA, NGAB, NGAF, NGAT, 
NGAZ von 1 bis 2,5 mm? und für NFA schwarz imprägniert auf 350 %, für 
die zuerst genannten 5 Typen von 4 bis 10 mm? auf 260 %,, von 16 mm? 


1352 


und darüber auf 200 °% und für NPL, NPLR, NPLS, NSA, NFA mit Glanz- 
garnbeflechtung sowie für alle übrigen Typen auf 360 °% erhöht. 

px, Isolierrohre. — Die Verkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten 
G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 25. X. die zu den Preisen der 
Liste vom 8. IX. hinzuzurechnenden Aufschläge für Bleirohr, lackierte, 
farbige Galvano- und Gelblackrohre nebst Zubehör auf 8000 %,, für 
Messingrohr mit Zubehör auf 14 000%, für Stahlpanzerrohr und Zu- 
behör auf 16 000°% und für schwarzes Papierrohr auf 10 000%, gesteigert. 


Beleucehtungskörper. — Die Konvention der deutschen Erzeuger 
von Beleuchtungskörpern hat den Teuerungszuschlag für Ausführung in 
Messing, Eisen und BleigußB weiter auf 3500 °% erhöht. 

Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin, 
hat die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 ab I. XI. für 
Dieselmotoren (ortsfoste und Schiffsmaschinen) auf 3000%;,, für alle 
übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 36000, 
hinaufgesetzt. 

Kohle. — Auf Grund eines Schiedsspruches, der die Bergarbeiter- 
löhne weiter steigert, sind ab I. XI. auch die Kohlenpreise aber- 
mals erhöht worden, u. zw. für Fettförderkoblle des Ruhrreviers 
um 3059 M/t. — Nach einer kürzlich eingegangenen Note der Reparations- 
kommission besteht diese auf der vollen Lieferung der am 21. VI. festgesetzten 
1,725 Mill. t Reparationskohle monatlich, darunter 0,125 Mill. t ober- 


“ schlesische Kohle, die Deutschland nicht zu beschaffen vermochte. Die neue 


Forderung bedeutet gegen die bisher abgeführte Menge (1,6 Mill. t) eine 
Mehrlieferung von über 0,2 Mill. t Kohle je Monat und ist von der Reichs- 
regierung als unerfüllbar bezeichnet worden. In letzter Zeit hat Deutschland 
durchschnittlich je Monat bereits 8 bis 9 Milliarden M für ausländische 
Kohlen verausgaben müssen; die Elektrizitätswerke allein verzeichnen 
vom 1. I. bis 31. VIII. einen Import von 0,208 Mill. t, und dabei wächst die 
französische Kohlenausfuhr zusehends, 

Erze. — Der Siegerländer Eisensteinverein hat den Preis für Rohspat 
um 2205 M und für Rostspat um 3289 M/t erhöht; orsterer kostet jetzt 
7910 M, letzterer 11 799 Mt. 

Eisen. — Auf Grund der Kursklausel stellen sich die Höchstpreise für 
Roheisen usw. ab 21. X. mit den bekannten Frachtgrundlagen wie folgt: 
Hämatit 48 862 M, Gießereiroheisen I 40 176 M, dagl. III 40106 M, dsgl. 
luxemburger Qualität 39244 M, kupferarmes Stahleisen 48194 M, Sieger- 
länder Stahleisen 33 499 M, Spiegeleisen 8 bis 10% Mn) 36 579 M, Temper- 
roheisen 48537 M, Ferrosilizium (10%) 54148 M/t. — Vom Richtpreis- 
ausschuß des Stahlbundes sind die Preise für Halbzeug und Walzeisen 
in Thomas-Handelsgüte ab 25. X. folgendermaßen erhöht worden: Roh- 
blöcke 71 960 M, Vorblöcke 75 440 M, Knüppel 82 760 M, Platinen 85 140 M, 
Formeisen 97100 M, Stabeisen 98 270 M, Universaleisen 106 760 M, Band- 
eisen 113 960 M, Walzdraht 105520 M, Grobbleche (5 mm und darüber) 
110440 M, Mittelbleche (3 bis unter 5 mm) 125 050 M, Feinbleche (1 bis 
unter 3 mm) 137 270 M, dsgl. (unter 1 mm) 146 030 M/t. Die Mehrpreise 
für 8.-M.-Qualität wurden nicht geändert. 

 Gußwaren. — Der Verein deutscher Eisengießereien, Gießereiverband 
Düsseldorf, hat beschlossen, die Gußwarenpreise für die 3. Dekade des 
Oktober um 15% zu erhöhen. 

Schrott. — Am 25. X. wurden für Kernschrott 51 000 M, für Späne 
48 000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 53 000 M/t 
frei Berlin notiert. 

Gold. — Der Ankaufspreis von Gold für das Reich beträgt z. Zt. 
13 000 M/Zwanzigmarkstück. 

Baumwolle. — Die New Yorker Notiz hat sich weiter befestigt; 
am 25. X. stellte sie sich auf 24,35 cts/lb. Aus Bremen wurden am gleichen 
Tage 2616,90 M/kg gemeldet. 

Gummi. — Die Gummipreise sind in letzter Zeit wieder gestiegen. 
In London wurden am 25. X. für Crepe und Sheets loco 117/; d/lb notiert. 

Harz. — Amerikanisches Harz Type B bis M wird zu 3,471, $, Type N 
zu 3,57%, $, Type WG zu 3,50 $ und Type WW zu 4,171, $/50 kg mit 20% 
Tara cif Hamburg angeboten. 

Benzol. — Der Benzolverband, Bochum, hat die Kleinverkaufspreise 
ab 23. X. für Tetralitbenzol auf 240,50 M, gereinigtes Lösungsbenzol II 
auf 204 M, ungereinigtes Schwerbenzol auf 133 M/kg ab Hauptverkaufs- 
stelle erhöht. 

Ole und Fette. — Die Nachfrage nach Mineralölen war in letzter 
Zeit sehr lebhaft. Der Zoll betrug bis 31. X. einschl. für Mineralöle 6480 M, 
für Fette 7322,40 M und für verfettete Öle 3776 M/100 kg. Am Hamburger 
Markt galten etwa folgende Preise: HeißBdampfzylinderöl, Flp. 280/330, 
5 bis 9 $; Sattdampfzylinderöl, Flp. 230/2700, 4 bis 5,50 $; Pennsyl- 
vanische Maschinenölraffinate, Visk. 3 bis 10 bei 50°, Flp. über 200°, 
5 bis 9, 80$; dsgl. amerikanische, Visk. 3 bis 10 bei 50°, Flp. unter 200°, 
5 bis 8 $; Spindelölraffinate, Visk. 2 bis 7 bei 20°, 4 bis 5 $/100 kg 
Reingewicht, lose und unverzollt. — Ter pentinölliegt in Amerika sehr fest; 
New York notierte am 25. X. 166 cts/Gallone. Am deutschen Markt kostet 
französische und amerikanische Ware 2350 M/kg. — Leinöl wird aus 
Holland zu 44,12 Gld/100 kg angeboten; der Hamburger Markt verlangt 
etwa 800 M/kg. — Rizinusöl 1. Pressung kostet etwa 930 M und Ware 
2. Pressung ca. 920 M/kg. 

Altmetalle. — Am 25. X. wurden am Berliner Markt folgende Preise 
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 1200 bis 1210 M, un- 
verzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 1190 bis 1200 M, Maschinenrotguß, 
handelsüblich und tiegelrecht, 860 bis 870 M, Messingzünder, pulver- und 
eisenfrei, 740 bis 750 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 990 bis 

1000 M, reine, weiche Messingblechabfälle 900 bis 910 M, Schwermessing, 
handelsüblich, 700 bis 710 M, Messingschraubenspäne, handelsüblich, 650 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 


1 


2. November 192. Ä 


bis 660 M, altes Weichblei 410 bis 420 M, Zinkzünderlegierungen 1... 
490 M, Altzink, handelsüblich, 480 bis 490 M, Reinaluminiumblechaliäll. 
(98/99%) 1300 bis 1320 M/kg in geschlossenen Quantitäten und Wazo. ` 
ladungen. l 
etallpreise. — Dio Notiorungen der Voreinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbör-.. 
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für promji- 
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg: 


Metall 7. X. 5x | BX 

Elektrolytkupfer (wire bars), | 

prompt, cif Hamburg, Bremen 

oder Rotterdam. . . .... 1386,83 1433,80 1256,31 
Originalhūttenrohzink 
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom.| 748,08 730,03 | 131,21 
Raffinadekupfer 99/99,3°, . l 1100 —1125 | 1200—1220 | 10m0—11u 
Originalhütten weichblei . 480—490 510—530 $0 - 4j) 
Originalhüttenrohzink, Preis im 

freien Verkehr . ...... 860— 88) 850— 900 70-30 
Plattenzink (remelted) von 

handelsüblicher Beschaffenheit] 660—680 690—720 550-1 
Originalhüttenaluminium 

98/99% in Blöcken, Walz- oder 

Drahtbarren . ....... 1503 1726 1562 
dgl. in Walz- oder Drahtbarren 

BUN een ae A 1509 1732 1565 
Zinn, Banka, Straits, Austral. in 

Verkäuferswahl . ...... 3280 — 3300 | 3510—3530 | 3150 - 31“ 
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 3230—3250 | 3460—3480 | 3100—3130 
Reinnickel 98/99% ....n 2350—2400 | 2600—2650 | 2350—24 
Antimon-Regulus ...... 450—460 430—490 H0- 4 


- 91000. 102000—103000 32500- rèi 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ an. 
20. X. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: 


i £ e d 8 s 4 
*Kupfer: best selected.. .. 2 2 2 2.0. 6 0 Obis 67 0" 
a" electrolytic .. 2.2 .... 7 0 0, 70 Ip » 
i wire bars . 2. 2.2 2 2 220. WO. or 
“3 standard Kasse. :..... 6l 76,92 0% 
$ „ „ 3 Monate Der ie ande 62 12 6 a 62 l5 
Zinn standard Kasse . . ...... . 171 15 0,11 17% 
”„ „ 3 Monate... . . 2.2. 172 15 0 » 172 17» 
55. BUraits o s en re 1733 0 0,13 10 » 
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 24 15 0, 4 7 ʻo 
» gew. engl. Blockblei ....... 2 5 O, --- 
Zink: gew. Sorten . . 2.222200. 35 15 0, 3 5 ” 
To remèlted . .. 2 22 2 2 2 20. 300, = —- 
» engl. Swansea „.....2020.%. 35 7 6 ` lieferbar Swansa 


Antimon : engl. Regulus, gew. Sorten... 27 £129 £ 10s. 


Aluminium: 98 bis 99% . . 2.2.2... 92 £ 10 s. (In- und Ausland. 
Nickel: 98 bis 99% garantiert... . . 140 £. (In- und Ausland’ 
Wismut: je lb. .. 2.2.2 222 200. 10 s. 

Platin: je Unze nominal. ....... 21 £ 


Quecksilber: nom. für die 751bs.-Flasche 12 £ 12 £ 5e. 


Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6 d/13 a. 


In New York notierten am 27. X. 1922: Elektrolytkupfer loco 13. 
bis 13,87; Eisen 31,50; Blei 6,67; Zink 7,12; Zinn 36,75 cts/lb. 


® Netto. 


Bezugsquellenverzeichnis. 
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nıc“! 
berücksichtigt werden.) 


Frage 54: Wer liefert mit Wasser auffüllbare Tasche t- 
lampenbatterien? N 


Berichtigung. 

Auf S. 1300 der „ETZ“ 1922 hat die Druckerei in dem Aufsa': 
der Rechtspflege „IstMark = Mark?“ am Schlusse der zweit. 
Spalte leider folgende Zeilen ausfallen lassen: „folgten Zwe s 
nicht erfüllen. Weder die vertraglichen noch “ú! 
gesetzlichen Bestimmungen reichen gegenühr! 
dieser Entwicklung der Verhältnisse aus, U! 
die zur Entscheidung stehenden Fragen zu 
Lösung zu bringen. Der Richter muß desha:' 
im Rahmen jener Bestimmungen selbstschöp:r 
risch die Entscheidung treffen Maßgebend ie! 
Wir bitten, diesen sinnstörenden Fehler durch entsprechende Er- 
gänzung zu beseitigen. 

CR a EEE EEE a RUENS 


Abschluß des Heftes: 28. Oktober 192. 


ee un? 


Für die Schriftieltung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


+a a 


2. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Hett 44. 1352 a 


Teuerungszuschläge 


der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie. 
Nur für das Inland Gültig vom 26. X. bi 


. und erhöhte Grundpreise, 31. X. 1922. 


Festsetzung Nr. 71 (grün). 
Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind. 


Festsetzung Nr. 71A (gelb). 


A. 


Bereehnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist dio. Anzeige der 
Versandbereitschaft gleichzuachten. 


Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft. 


B. 

Abweichend hiervon gelten für 
Maschinen über 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Dubenän Transformatoren über 100 kVA, Apparate für 
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, Vollbahn- Triebwagen, 
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen: 

Bereehnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage der 
geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die 
Anzahl dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am Tage der Versandbereitschaft gelteuden Zu- 
schläge zählen mit. 

Zahlung. Mindestens 50°), des Bestellwertes am Bestelltage. Diese 50°), sind aufzufüllen nach Ablauf 

von la der angegebenen Lieferfrist auf ne des sich jeweils nach 

n I m " " „ 10%% } der Berechnung unter 

du u " ri 750° B ergebenden Preises. 
Rest bei Versandbereitschaft: 


C. 
Telegraphie und Fernsprechwesen berechnen nach Formel A. Zahlungen nach besonderen Bedingungen. 


Anmerkung: Bei Überschreitung der vereinbarten Zahlungstermine werden Verzugszinsen in Höhe des jeweiligen 
Lombardzinsfußes der Reichsbank zuzüglich Bankprovision berechnet. 


Die Teuerungszuschläge sind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen. 


Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden, 
bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


Teuerungs- Teuerungy- 
Gegenstand zuschlag Gegenstand ruschlag 
h 9a 
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 13. Kondensationsarlagen und Wärmeaustauschapparate 
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- allen 2... 20 2 se ee ee 32 000 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 
1. u is 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA Zubehör zu Maschinen. 
ı Generatoren... 0 e. eso 80 500 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 
n ’ ’ D 
2. über 20 bie 100kW bzw. über 20 bis J00kVA Da für Einphasenmotoren, Tret., Webstuhl-, Sterndreieck. 
bei Generatoren... . . 200000. Umdr. 31 500 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(ausschl. Selbstaniasser 
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- | f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 50 500 
TOTER... 20000. pleo de a 82 500 15. Schützensteverungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- 
Sonderausfübrungen. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 
d. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . .. . er 30 500 steuerung, Bremsmagnete . . 2 2 2 0 re ee... 81 200 
d. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen Banken 93 500 16. Gleitschienen, Verankerungen. . . 2. 2 2 2.2 .. je 29 700 
5e. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen.. . 29 700 
stung von 4 kVA bis 35k VA, \Widerstandsstumpfschweiß- 
maschinen mit einer Dauerleistung von 4k VA bis 120k VA Bahnmaterial. 
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung . . 27 000 
Dauerleistung. - © 2 2 0 2 2er ernne 19 500 elektr. Bremsen a 150 kW 5 FEN 31100 
6. Elektrisch betriebene Hadensser pumpen, Entstäubungs- 17a. Bahntransformatoren . . m s mern 31 500 
„ Pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 30 500 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 
i. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . 22.2... 19 500 Apgregate) 000er. 30 5% 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 170. Hilfsmotoren . . m m ern 30 5J0 
Motortragen, Motorwagen . . 2 22 2 220000 30 500 18. Stromabnehmer, Falırschalter, Fahrtwender, elektr. 
9%. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführuneen von Schaltapparaten und Installations- 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, materialien für Bahnfahrzeuge . . . onnenn : 27 000 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- lfa. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 27 000 
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, triebwagen und mit elektrischer Bremse verschene An- 
tezogen auf 1000 Umdr. . . .. 2... oo... 30 500 bängewaren, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
Dampfturbinen. vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo: 
l0. Turbosätze, bestehend aus tiven für Bergbau und Industrie. . . 2 2 2 2 2 2 0. 27 000 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn. 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 29 200 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 30 000 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 30 000 
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge „2... .. 21 500 
anlagen . . . E EEE E 28 600 
11. Turbogeneratoren allein. oo onen 23 400 Transformatoren!) und Gleichrichter. 
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 30000 
und Turbogebläse allein . . . 2 2 222000000 26 900 224 u» z „ über 100 kVA .. 81 500 


» Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


1352 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 2. November 1922, 


Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag 
$ % 
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör 30 200 
23a. Ersatz-Glaskörper . . . 2 0 2 2 osie o eo en 6 500 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör 32 500 


Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 


25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 
Gußgehäuse oo nern . | 80000 

26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht 
in Eisen- oder Gußgehäuse;; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 82 500 

27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 
Schalttafeibau . . 2 2 2 2 220 nennen 31 000 

27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 26 500 

28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 


Streokenschalter, soweit nicht für Öl RER 32 600 
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen ar- 

mierte Wanddurchführungen EEE 32 500 
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 26 500 
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . . 2 2 2 2220. 32 500 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . .... . 30 500 
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate .. . . . . 32 500 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und 

Erdungsdrosselspulen) . . . 2. 2 2 2 2 2 22000 32 500 
34. Schutzdrosselspulen . . . . 22 2 2222000. 31 500 
35. Erdungsdrosselspulen . . 2. 22 2 22222000. 31 500 


36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . | 32500 
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit hörigen 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen and’ Kieinna: 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 


Leitungen für un ab 13. XI. 1921 netto zu 
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . 2. 2.22 2.. 32 500 
88. Schaltkästen, Schaltechränke, Schaltpulte . .. . . . 33 200 


39, Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 83 200 


MeBapparate und Zubehör. 


dla. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 
lations- und Leitungsprüfer . . 2 2 em een 23 000 
41b. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein- 
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 


raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . 2 2 2 2. 23 000 
4lc. Präzisions- und Laborateriums-Meßgeräte . . . . . . 23 000 
42. Zähler . > o> o o e > > >o o > > o o o > > o >ò o o s 19 000 
43. Meßwandler und Zubehör . . oo 2 2 2 2 m ann 29 000 
Installationsmaterial. | 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ... ... 24.000 


Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . . 2 2 2 2 22... 14 000 
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI... 2 22.. 23 000 
46. Einteilige Sioherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 14 000 


Umbüllungen aus Porzellan u. dgl. 2 2 2 2 2... 
47. Sicherungselemente (Einelgcharungen zum Ring- a. 

bolzen-Sicherungssystem (Biemens) . . 2 2 22... 22 000 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 15 000 
49. Sicher lemente (Einzelsicherungen) und Patronen 

zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens)... . 15 000 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß- 

gehäuse” s di a a a ee ae an 21 000 


51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei- 
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 21 000 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn. Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


; Teuerung 


Gegenstand 


52. Zählertafeln, armiert . . .... EEE i 


Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und 


-Klemmen u. dgl... 2 x... 2 0.2... .20 04 
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes 
Installationsmateril . . . 2.2 2 2 20er. 
55a. Metallfassungen . . . 2 2 2 2 2 2 2 een. 
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder 
u. dgl. re DE ER ER re he 
66. Gläßlichtermauren, Handlampen, Fassungen aus Por- 
zellan und Isolierstoff .... . Ba SR Re ae 
60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. der zwei- 
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 46h)... ... » R 


Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. 


Glühlampen. 


68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- 
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . 
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) 
sowie Telephonlampen. ... 2. 2.2.2222 20000 


Telegraphie und Fernsprechwesen. 


69a. 1. Läutewerke (Wecker), Anzeige-Vorrichtungen (Ta- 
bleaus), Aus- und Umschalter sowie Holzdrücker . 

2. Tür- und Fensterkontakte sowie Metallkontakte . 
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 
fache Induktor-Apparate . 2 2 2 2 22 0 een 
6%. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . ..... . 

69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . ... . . 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 
6%. Apparate für Telegraphie . . . o.s 2 2 2 2220. 
69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke. . . ..... 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre „ . „ f ohne Paraband 
71. Stöpeelschnüre (Privattypen) . . . s.s 2 2 2 220. 
12. Apparatschnüre (Privattypen) . . 2 2 2 2 2 2 20. 


Bogenlampen und Zubehör. Ä 
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch - 
tungszwecke . . 2.2. 2 .2.. ee 
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . . 2 2 2... 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 
und Handelsschiffe) . . 2 220 0 v0 0 nr ran 
76. Widerstände . 2.0 20 or er e ee nn 
77. Aufbängevorrichtungen . . . 2 2 2 2 202% TP 
18. Leitungskupplungen . . . 2 2 2 2 essee esea 
79. Transformatoren und Drosselspulen . . .... Fin 


Gummifreie Isolierstoffe. 


80. Normalplatten . .. 2 2 2 oe our een 
81. Zählertafeln, unarmiert 


.» > > > > è ọọ o ò >ò > ọọ eV ə 


84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall ` 
a) mit einem Stückgewicht bis 50 gg... 2... 


b) „ ”„ „ über 58... . 2... 
Heiz- und Kochapparate. 
85. Heiz- und Kochapparate (varbandsmäßig) . .'. . .. 
Verschiedenes. | 


zuschlag 
Y% 


19 000 


apparate EV. 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen 
vom 26. X. bis 31. X. 1922 mindestens 38000 M für 100 kg ohne Faß. 


Verpaokung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung). 


bekanntgegeben werden. Ab 2%. X. 1922 gelten die An- 
gaben der Ausgabe 20d. Diese Tabellen, die wir wegen 
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels- 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der 
Multiplikatoren gılt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


Druck von H. 8. Hermana & Co., Berlin SW 19, Beuthste. 8, 


11363 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Sehriftleitung: E.C.Zehme, Dr.F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, ILinkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 9. November 1922. 


Heft 45. 


An unsere Mitglieder! 


Der Vorstand hat in seiner Sitzung vom 23. X. 1922 in An- 
betracht der großen Notlage des Verbandes, der bereits sein Ver- 
bandsvermögen stark in Anspruch hat nehmen müssen, durch die 
außergewöhnlichen Verhältnisse gezwungen, folgendes beschlossen: 


Nochmaliger nachträglicher Mitgliedsbeitrag für 1922, 

Um die Weiterführung der Verbandsgeschäfte für die letzten 
Monate 1922 zu sichern, wird ein nochmaliger nachträglicher Bei- 
trag vonmindestens300M fürdaspersönliche Verbands- 
mitglied und mindestens das Dreifache des zuletzt ge- 
zahlten nachträglichen Beitrages für 1922 für korporative 
Mitglieder erbeten. Die Beiträge sind auf das Postscheckkonto 
des Verbandes Berlin 21 312 umgehend einzuzahlen. 


Mitgliedsbeitrag für das I. Halbjahr 1923, 
Der vorläufige Mitgliedsbeitrag für jedes der ersten beiden 
Vierteljahre wird mit dem Vorbehalt späterer durch die weitere 
Markentwertung bedingten Nachforderungen wie folgt festgesetzt: 


Vierteljahrsbeitrag. 
A. Für persönliche Mitglieder, die durch einen 
senen Verein angemeldet sind . . . 2. 2 2 2. 
B. Für persönliche dem Verband direkt ange- 
hörende Mitglieder ae ee ee ee A 


angeschlos- 
. 500M 


600 „ 


C. Für korporative Mitglieder: 


1. Behörden, Schulen, wissenschaftliche Vereine usw. 600 M 
2. Offene Handelsgesellschaften, staatliche und 
städtische Betriebe (auch El.-Werke), die bis 100 
Arbeiter und Angestellte beschäftigen . . 1200 „ 


3. Alle anderen Unternehmungen, Firmen, Gesellschaften usw. 
nach den der Zahl der Arbeiter und Angestellten entsprechen- 
den Abstufungen. 


Mit Rücksicht auf die „ETZ”-Posteinweisung ist der Beitrag 
für die beiden ersten Vierteljahre zusammen, also das Doppelte 
der vorgenannten Beträge, spätestens bis 15. XI. 1922 den 
zuständigen Vereinen und Gesellschaften einzusenden. Mitglieder, 
welche ihre Beiträge nicht rechtzeitig einsenden und infolgedessen 
seitens ihres Vereines dem Verbande bis spätestens 26. November 
nicht aufgegeben werden, können auf einen ununterbrochenen Be- 
zug der „ETZ“ über den 1. Januar 1923 hinaus nicht rechnen, da 
die Posteinweisungslisten mit den für den 1. Januar 1923 gültigen 
genauen Anschriften am 5. XII. vom Verlage Springer dem Post- 
zeitungsamt einzureichen sind. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
P.Schirp. 


Das Wasserkraft-Elektrizitätswerk des norwegischen Staates am Glomfjord. 
Von Gg. v. Troeltsch, Heidenheim a. Br. | 


Übersicht. Von einem während des Krieges in Norwegen entstan- 
denen großen Wasserkraft-Elektrizitätswerk werden das Niederschlags- 
gebiet, die Ausnutzung vorhandener Seen für den Ausgleich der Wasser- 
menge, die Wasserzuführung zum Krafthaus und dieses selbst besprochen. 
Eingehend behandelt werden die Freistrahlturbinen deutschen Ursprungs 
von je 25 000 und 27500 PS Leistung und ihre Doppelregelung. Es folgen 
die Ergebnisse der Abnahmeversuche an den Turbinen, ferner die Beschrei- 
bung der aus Schweden gelieferten Stromerzeuger, der Schaltanlage und 
Fernleitung sowie schließlich einige Bemerkungen über die Entstehung 
des Werkes und die Gesamtkosten. 


Niederschlagsgebiet und Wasserfassung. 


Der westliche Teil Norwegens verdankt seinen außerordent- 
lichen Reichtum an Wasserkräften der steil aus dem Atlantischen 
Uzean aufsteigenden Küste, an der die vorwiegend südwestlichen 
Winde ihre aus dem Golfstrom stammende Feuchtigkeit zum großen 
leil abgeben, bevor sie die sich sanft nach Osten abdachende Hoch- 
fläche des Landes erreichen. Die aus der gebirgigen Natur des Lan- 
des und aus der stufenförmigen Gestalt der seenreichen Täler sich 
ergebende Zusammendrängung des Gefälles wird noch besonders un- 
terstützt durch die tief ins Land eingeschnittenen Fjorde, die den 
Meeresspiegel bis nabe an die Stellen der größten Gebirgserhebung 
heranbringen; die Kraftwerke können fast ausnahmslos in Meeres- 
höhe, am Salzwasser, gebaut werden und verfügen über sehr hohe 
Gefälle, meist solche von mehreren hundert Metern. 

Das Niederschlagsgebiet der Kraftanlage (Abb. 1) 
zruppiert sich um die Seen Storglomvand und Navervand und enthält 
sroße Teile des Schwarzeisgletschers, der sich vom Polarkreis etwa 
4 km weit nach Norden erstreckt. Ungefähr 250 km? mißt das durch 
die Wasserfassung dienstbar gemachte Gebiet, und die durchschnitt- 
liche Abflußmenge, die seit Mai 1913 in täglichen Messungen festge- 
stellt wurde, beläuft sich auf 25 m?/s. Diese Wasserspende ent- 
spricht einer Höhe des Wasserabflusses von 3100 mm im Jahr, also 
einem Vielfachen der in den regenreichsten Gebieten Deutschlands 
vorkommenden Niederschlagshöhe, von der hier nocn beträchtliche 
Teile für Verdunstung und Versickerung abgehen, während solche 
im Helgeland nur unbedeutend sein können. Die Verteilung des Ab- 
[lusses auf die einzelnen Monate ist dank der ausgleichenden Wir- 
kung der Gletscher, Schneefelder und Seen so günstig, daß ein Stau- 


raum von 520 Mill. m?, also etwa 70% des Jahresabflusses, zur vol- 
len Vergleichmäßigung genügt; ein solcher Speicherraum läßt sich 


` mit angemessenen Kosten durch Regelung des Wasserspiegels des 


großen Glomvands erreichen. 

Es ist beabsichtigt, diesen See 16 m unter seiner natürlichen 
Spiegelhöhe anzuzapfen und mit dem Aushub des hierfür erforder- 
lichen Tiefstollens einen Damm über seinen gegabelten Ablauf zu 
bauen, der einen Aufstau von 8 m gestattet. Vorläufig ist nur ein 
niedriger Damm mit Überfallwehr, Nadelwehr und Grundschützen 
ausgeführt, von dem aus das Wasser oberirdisch durch das Bett des 


. Fykanaaga abgeführt wird. Etwa 3 km weiter abwärts ist in die- 


sem Fluß ein Wehr eingebaut, und hier beginnt mit einem Schützen- 
schacht ein 2,15 km langer Stollen von 12 m? Querschnitt, der das 
Wasser dem unteren See Navervand zuführt. Dieser erhält auch 
noch Zufluß aus einem etwas höher gelegenen Wasserbecken glei- 
chen Namens und dient mit seinem Stauraum von 15 Mill. m? zur 
Ausgleichung des Zulaufes aus diesem kleineren Teil des Einzugs- 
gebietes und außerdem zur Regelung der Wasserabgabe gemäß dem 
schwankenden Kraftbedarf des Blektrizitätswerks. Der Speicher- 
raum ist durch einen 4 m hohen Betondamm und eine 8 m tiefe An- 
zapfung gewonnen, für die wiederum ein mit eisernen Schützen und 
Rechen versehener Schacht ausgesprengt wurde. 

Von hier führt sodann der 2760 m lange Hauptdruckstollen von 
18 m? Querschnitt das Wasser dem Wasserschloß zu. Dieses 
ist als senkrechter Schacht von 23 m Tiefe in den Fels niedergetrie- 
ben und hat mit den drei anschließenden Verteilschächten, die durch 
Betoneiserwände getrennt sind, einen Querschnitt von 85 m?. Die 
Rohreinlaufschächte .sind vom Wasserschloß durch eiserne Gleit- 
schützen von 3 m Breite und 2,65 m Höhe absperrbar. Hinter den 
Schützen befinden sich je zwei aufziehbare Rechen. Der eine ist 
korbförmig gestaltet und steht für gewöhnlich unten. Soll er zum 
Reinigen hochgezogen werden, so wird vor ihm ein ebener Rechen 
niedergelassen, der solange das Eindringen von Fremdkörpern in die 
Rohrleitung verhütet. Die Aufziehvorrichtungen befinden sich in 
einem über dem Schacht errichteten Bedienungshaus. Dort sind au- 
ßerdem die schweren Windwerke und Elektromotoren zum Schließen 
und Öffnen der Schützen aufgestellt. Die Motoren können auch vom 
Schaltraum im Kraftwerk aus zum Senken der Schützen angelassen 


werden. 


1354 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 45. 8. November 1922. 


Als zweite Abschlußvorrichtung ist für 
den Fall eines Rohrbruchs noch vor jedem der - 
25 m weiten Rohreinläufe selbst eine Fallklappe 
angebracht, die mittels Ketten an einem auf- 
ziehbaren Querhaupt hängt. Im gehobenen Zu- 
stand ist dieses durch eine Sperrvorrichtung 
gesichert, die von einem Fallgewicht ausgerückt 
wird, wenn die Klappe sich schließen soll. Das 
Fallgewicht wird elektrisch durch Erregung 
einer Stromspule (Solenoid) ausgelöst, u. zw. 
entweder von einer in der Rohrleitung aus- 
schwenkbar angebrachten Stauscheibe, die aus- 
schlägt, wenn infolge eines Rohrbruchs die Ge- 
schwindigkeit des Wassers das gewöhnliche 
Maß überschreitet, oder vom Bedienungsraum 
des Wasserschlosses aus mittels Druckknopfes 
oder drittens vom Krafthaus selbst aus. Zur 
Erhöhung der Sicherheit sind für diese Vorrich- 
tung getrennte, aus zwei Stromsammlern (Ak- 
kumulatoren) gespeiste Stromkreise angeordnet, 
von denen der eine im Wärterraum über dem 
Wasserschloß, der andere im Elektrizitätswerk 
aufgestellt ist. Die Fallgeschwindigkeit der 
Klappe wird durch eine mit Glyzerin gefüllte 
Flüssigkeitsbremse geregelt. 


Rohrleitungen und Krafthaus. 


Von den drei für den vollen Ausbau vorge- 
sehenen Druckrobrleitungen sind zu- 
nächst zwei verlegt. Ihr Durchmesser beträgt 
oben 2,0 m und verjüngt sich in mehreren Ab- 
stufungen bis auf 14 m in der Nähe des Kraft- 
hauses, wo die Leitungen sich gabeln, so daß je 
ein Zweig von 0,85 m 1. W. zu einer Turbine 
führt. Die Wassergeschwindigkeit wächst also 
im Hauptstrang, wenn die zwei von ihm ge- 
speisten Turbinen im Gang sind, von 2,9 bis 
6,7 m/s. 

Der Höhenunterschied zwischen dem höch- 
sten ruhenden Spiegel im Wasserschloß und der 
Rohreinführung ins Maschinenhaus beträgt 
rd 470 m, die Länge jedes Stranges 1000 m. Die 
obere, größere Strecke der Leitungen wird aus, | 
geschweißten Rohren mit genieteten Rund- i 
nähten gebildet. Der untere Teil der Leitungen 
besteht aus geschweißten und bandagierten 
Rohren mit genieteten Laschenverbindungen. 


Flanschen finden sich nur bei den Anschlüssen 
der Rohre an Stahlgußkrümmern und Abzweig- 
stücken. Die Rohrleitungen sind in einer An- 
zahl schwerer Betonklötze verankert, und unter- 
halb dieser befinden sich Ausdehnungsmuffen 
zur Aufnahme der Längenänderungen bei 
Wärmeschwankungen. Abb. 2 stellt den Lage- 
plan des Kraftwerks, Abb. 3 eine Ansicht der 
Rohrstraße und des Krafthauses während des 
Verlegens des zweiten Rohrstranges im Jahre 


1921 dar. ee, 
Unterhalb des Verankerklotzes, in dem das Da ee] j 


treten die Druckrohre in ein der Längsseite des 
Maschinenraumes angebautes Schieberhaus ein, 
wo die hydraulisch betätigten Absperrschieber 
von 850 mm 1. W. aufgestellt sind. 


Das Grundmauerwerk für das Maschinenhaus (Abb. 4 
und 5) ist für sechs Maschinensätze 102 m lang erstellt, während 
der Hochbau zunächst nur für vier Maschinengruppen in einer 
Länge von 67 m aufgeführt ist. Die lichte Breite konnte auf 14 m 
beschränkt werden, nachdem man sich zur Anordnung der Maschi- 
nenwellen in der Längsrichtung des Gebäudes entschlossen hatte. 
Der Laufkran erhielt eine Tragfähigkeit von 100 t. 

Im rechten Winkel zum Maschinensaal ist an Jessen einer 
Schmalseite das zweistöckige Schaltgebäude von 33 m Länge und 
13,5 m Breite angebaut; die Ecke der Gebäudegruppe bildet ein vier- 
stöckiger Turm (Abb. 3). 

Das Werk liegt dicht am Ufer des Glomfjords, und jede einzelne 
Turbine entläßt ihr Wasser durch einen in Granit gemauerten, ge- 
deckten Unterwasserkanal von 3 m Breite und nur 40 m Länge in die 
Meeresbucht. Zur Entwässerung der Rohrstraße ist ein eigener ge- 
wölbter Kanal von 12 m? Querschnitt unter dem Maschinensaal hin- 
durchgeführt. 

Um Platz für das Krafthaus zu schaffen, mußte man die Mün- 
dung des Fykanflusses trocken legen, was durch Abdämmen des 
Flusses unmittelbar oberhalb Jes früheren Falles und durch unter- 
irdisches Ableiten des Wassers in die Förde mittels eines Stollens 
von 300 m Länge und 40 m? Querschnitt bewirkt ist. Gleich anfangs 
wurdo ein kleines Baukraftwerk mit 90 m Gefälle und rd 1500 PS 
Leistung errichtet, das durch eine eigene Rohrleitung Wasser aus 
dem See Fykanvand entnimmt und Strom für den Eigenbedarf des 
Werkes und die Beleuchtung der Siedlung Glomen liefert. 


Hosenrohr der Verzweigung einbetoniert ist, i 


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Lageplan 


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Abb. 3. Ansicht des Kraftwerk» am Glomfjord und der Druckrohrleitung*- 


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1922. Heft 45. 1365 


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Abb. 5. Querschnitt des Maschinenhauses. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


D ie Turbinen. 


Als Nettogefälle wurde nach Abzug der Rohrleitungsverluste 
442 m der Berechnung der Turbinen zugrunde gelegt. Die ersten 
zwei in der Maschinenfabrik J. M. V o it h in Heidenheim (Würtiem- 
berg) während des Krieges gebauten Turbinen waren für je 25 000 
PS bestellt, während die im vorigen Jahre von derselben Firma nach- 
gelieferte Turbine eine Leistungsfähigkeit von 27 500 PS hat. Abb. 6 
zeigt einen vollständigen Maschinensatz im Elektrizitätswerk am 
Glomfjord, während Abb. 7 die in der Werkstätte zusammengebaute 
Turbine wiedergibt. 

Es sind Zwillings-Freistrahlturbinen (Pelton-Räder) mit zwei 
Schaufelrädern, die von’ je einer Düse beaufschlagt werden. Die 
Laufräder haben 3,4 m äußeren Durchmesser, die Schaufeln von dop- 
pelt ellipsoidischer Form sind 660 mm breit und innen glatt geschlif- 
fen, damit sie dem von ihnen aufgefangenen und umgelenkten Was- 


- serstrahl möglichst wenig Reibungswiderstand bieten. Die Naben- 


2. z 
1e amsa |i ee BE : 


Maßstab 1:300. 


Wasserkühlung des Kammzapfens ausgeführt ist und den 


scheiben und die Schaufeln sind aus Stahlguß; die Lappen der Schau- 
feln umfassen mit Klemmsitz den Rand der Nabenscheibe, sind mit 
ihr durch kegelige Schraubenbolzen verbunden und durch strahlig 
von innen nach außen eingetriebene Keile gegeneinander verspannt. 
Diese so nach allen Seiten unter Vorspannung stehende Konstruktion 
ist den Beanspruchungen durch den jede Schaufel fünfmal in der Se- 
kunde treffenden Wasserstrahl und der Aufgabe, diese Umfangs- 
kraft auf den Radkörper zu übertragen, zuverlässig gewachsen; da- 
bei bleibt das Auswechseln einer allenfalls schadhaft gewordenen 
Schaufel gegen eine neue leicht möglich. Das Gewicht eines Lauf- 
rades beträgt 12500 kg, die 6,2 m lange und bis zu 500 mm starke 
Welle wiegt etwa 10000 kg. Das inden Abb. 6 und 7 sichtbare linke 
Ende der Turbinenwelle ruht in einem Lager, das als Be mi 
ellen- 
schub der ganzen Maschinengruppe aufzunehmen hat. Auf der Seite 
gegen den Stromerzeuger ist lediglich ein Unterstützungsbock vor- 
handen, der mittels Stellschrauben gegen die Turbinenwelle ange- 
hoben werden kann, wenn die Flanschkupplung der Welle einmal 
gelöst werden soll. Die zusätzliche Belastung, die das turbinensei- 
tige Dynamolager vom Gewicht der Turbinenräder und der Welle 
sowie vom Nutzdruck der beiden Wasserstrahlen erhält, beläuft sich 
auf rd 30000 kg. Die Gruppe ist also als Dreilagereinheit ausge- 
an wodurch der Vorteil erheblich verringerter Baulänge erzielt 
wurde. s 
Die Turbine ist von einem zweiteiligen Grundrahmen aus Guß- 
eisen umgeben, der das Lager und den Unterstützungsbock sowie 
die zweiteilige schmiedeiserne Haube über den Laufrädern trägt 
(Abb. 7). Der untere Teil des Grundrahmens ist in den Fußboden 
des Maschinenraums einbetoniert und mit der Auskleidung des: Un- 
terwasserraums der Turbine wasserdicht verbunden. Diese Panze- 
rung besteht auf drei Seiten aus Flußeisenplatten, die ohne innere 
Vorsprünge zusammengenietet sind und außen kräftige Formeisen 
tragen, die sowohl zur Versteifung wie zur Verankerung im um- 
zebenden Beton dienen. Die Panzerung und das gußeiserne Düsen- 
schild auf der vierten Seite des Turbinenschachtes wurden in der 
alien. zu Heidenheim als Sockel für den Aufbau der Maschine 
enutzt. 7 
Das Düsenschild durchdringen die beiden durch ein Hosenrohr 
mit der Rohrleitung verbundenen Düsenkörper aus Stahlguß. Die 
Düsenmundstücke haben einen kleinsten Durchmesser von 260 mm, 
sind aus -geschmiedetem Stahl gefertigt und leicht auswechselbar; 
der Wasserstrahl verläßt die Düsen mit einer Geschwin- 
digkeit von rd % m/s. Zur Regelung der Beaufschlagung 
der Turbinen bei wechselnder Belastung dienen ein 
Strahlablenker und eine Düsennadel, über deren Wirk- 
samkeit im nächsten Abschnitt, Doppelregelurg, näher 
berichtet werden soll. Hier seien nur die baulichen 
Merkmale der beiden Regelvorrichtungen erwähnt. Der 
Ablenker umgibt rohrförmig mit geringstem Spiel den 
Wasserstrahl zwischen Düse und Schaufelrad und kann, 
in einem zweiarmigen Hebel gelagert, um eine unten 
liegende Welle geschwenkt werden, wobei er also von 
oben auf den Strahl drückt und ihn teilweise oder ganz 
unter den Laufradschaufeln vorbeischießen läßt. Der ab- 
zelenkte Strahl trifft dabei in solcher Richtung auf den 
È Unterwasserspiegel, daß sein Arbeitsvermögen die Ab- 
S führung des Wassers fördert. Das untere Ende des 
| Hebels wird von einer Zug- 
| stange erfaßt, die das Düsen- 
| ] schild in einer beweglichen 
Dichtungsvorrichtung durch- 
dringt und an der unteren 
Regelwelle angelenkt ist. Die 
Düsennadel mit zwiebelförmi- 
ger Spitze ist durch ein Füh- 


BER. 
— | 


72 mrd rungskreuz gestützt und trägt 
AI an ihrem rückwärtigen Ende 
einen Entlastungskolben und 
= eine Ausgleichfeder, die den 
Widerstand und den Rück- 
druck der Nadel auf den 


Regler möglichst gering und gleichmäßig machen. Vom 
llebel, der die Nadel bewegt, führt eine Zugstange zur 
oberen Regelwelle. 


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1356 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 45. 


8. November 1922. 


Über den Betriebsdüsen sind noch Bremsdüsen von 35 mm 1. W. 
angeordnet, durch die'man einen Wasserstrahl gegen den Rücken der 
Laufradschaufeln spritzen kann, wenn die Turbine nach Wegnahme 
der Arbeitsstrahlen rasch zum Stillstand gebracht werden soll. 


DieDoppelregelung. 


Die Schwierigkeit der Regelung von Wasserturbinen liegt nach 
Einführung der hydraulischen Hilfstriebwerke nicht mehr darin, daß 
die Vorrichtungen zur Veränderung der Beaufschlagung einer Was- 
serturbine weit größere Kräfte ver- 
langen als die Steuereinrichtung bei 
Wärmekraftmaschinen, sondern viel- 
mehr in der Notwendigkeit, während 
des Regelvorganges nicht nur die in 
die Turbine eintretende Wasser- 
menge zu ändern, sondern auch die 
lebendige Kraft der Wassermasse, 
die sich auf die Turbine zu in Be- 
wegung befindet, unschädlich zu 
machen. Diese Wassermassen sind 
bei großen Leistungen und langen 
Rohrleitungen recht beträchtlich. 
Im vorliegenden Fall beläuft sich 
z. B. das Gewicht der in der Rohrlei- 
tung fließenden Wassermenge zum 
Betrieb von zwei Turbinen auf rd 
240000 kg und ihre mittlere sekund- 
liche Geschwindigkeit auf 4,8m. An- 
gesichts des darin liegenden gewal- 
tigen Arbeitsvermögens ist es ein- 
leuchtend, daß jede rasche Ände- 
rung der Dwurchflußmenge sich in 
beträchtlichen Druckänderungen 
äußern muß. Die Druckänderungen 
können überdies gefährliche Bean- 
spruchungen der Werkstoffe weit 
über den Druck der Gefällshöhe hin- 
aus herbeiführen. 

Nun bietet bei den Freistrahl- 
turbinen die Ablenkung des Strahls 
von den Laufrädern ein verhältnis- 
mäßig bequemes Mittel dar, im Fall einer 
plötzlichen Belastungsminderung das -—— arg pae 
Kraftmorrent dem neuen Arbeitsbedarf an- 
zupassen, ohne zunächst die Menge des in 
der Rohrleitung fließenden Wassers zu 
verändern. DerStrahlabweiser, der 
entweder von unten in den Strahl ein- 
schneidet oder von oben auf ihn drückt, 
besorgt diese Regelung aufs rascheste, 
aber natürlich, ohne auf die Forderung 
sparsamen Wasserverbrauchs Rücksicht zu 
nehmen, die bei allen mit Speicherungs- 
möglichkeiten ausgerüsteten Wasserkraft- 
anlagen nicht außer acht bleiben darf. Es 
muß also noch eine zweite Regelvorrich- 
tung geschaffen werden, welche die aus- 
tretende Wassermenge schließlich dem tat- 
sächlichen Bedarf anpaßt, dabei aber so 
langsam vorgeht, daß keine gefährliche 
Drucksteigerung (Wasserschlag) eintritt. 
Diese Aufgabe fällt der Düsennadel 
zu, die den freien Querschnitt der Düsen- 
mündung verringert. 

Beide Vorrichtungen werden von einem 
Regler bewegt, der deshalb Doppelregler 
genannt wird und dessen Wirkungsweise 
an Hand der schematischen Zeichnung, 
Abb. 8, erläutert wird. Bei jeder Ände- 
rung der Umlaufzahl verstellt die Muffe 
des Fliehkraftpendels a mittels der Hebel 
b und c gleichzeitig die beiden Steuer- 
ventile d und e, die Drucköl auf die ent- 
sprechenden Kolbenseiten der Hilfszylin- 
der f und g leiten. Der Kolben in f wirkt 
auf die Düsennadel h ein, während der Kolben in g den Strahl- 
abweisen i betätigt. Der Kolben g für den Strahlabweiser kann sich 
nach beiden Seiten rasch bewegen, so daß er jeder Verstellung der 
Pendelmuffe und des Steuerventils sofort folgt. Das Steuerventil d 
dagegen ist so gebaut, daß die Nadel sich nur langsam in die Düse 
vorschieben kann, so daß merkliche Drucksteigerungen nicht auf- 
treten. Die Öffnungsbewegung der Nadel dagegen kann rasch er- 
folgen, wie es die Regelung bei Belastungszunahmen erfordert, die 
auf die Wirkung der Nadel allein angewiesen ist. 

Wird die Turbine entlastet, so beginnt die Umlaufzahl zu stei- 
gen. Infolgedessen bewegt sich die Pendelmuffe sofort nach oben 
und verstellt die Steuerventile. Der Ablenker i schneidet rasch in 
den Strahl ein, wodurch ein weiteres Ansteigen der Umlaufzahl ver- 
hütet wird; gleichzeitig beginnt die Nadel h sich langsam in der Düse 
vorzuschieben, wodurch sie den Strahldurchmesser und somit die 
Menge des Aufschlagwassers verringert. Es wird also der Strahl- 


x 


Abb. 6. 


Abb. 7. 


Eine der drei Maschinengruppen im Elektrizitätswer 


teil, der noch in die Schaufeln des Laufrads trifft, ebenfalls kleiner, 
so daß die Drehzahl zurückgehen muß. Hierdurch wird die umge- 
kehrte Bewegung des Steuerventils e eingeleitet, was ein allmäh- 
liches Zurückgehen des Ablenkers į aus dem Strahl bewirkt. Diese: 
Zurückgehen vollzieht sich so lange, bis die Nadel den der neuen Be- 
lastung entsprechefden Strahldurchmesser hergestellt hat, wobei 
der Ablenker den Strahl gerade frei gibt. 

Durch geeignete Wahl der Übersetzung in beiden Rückführnn- 
zen und Regelgestängen wird erreicht, daß in jedem Beharrungszu- 


am Glomfjord. 


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Zwillings-Freistrahlturbine von 27500 PS in der Werkstätte von J. M. Voith. Heidenheim a. Brenz. 


stand der Ablenker dicht am Rand des jeweiligen Strahles steht, um 
bei raschen Entlastungen sofort ohne toten Weg auf ihn einwirken 
zu können. Bei langsam vor sich gehenden Entlastungen kommt der 
Ablenker nicht zur Wirkung, weil hierbei das langsame Schließen 
der Nadel ausreicht, um die Änderung der Umlaufzahl in engen Gren- 
zen zu halten. Der Wasserverlust ist also geringfügig, weil er nur 
bei raschen Entlastungen und auch da nur während der kurzen 
Dauer der Regelung auftritt. Bei einer Zunahme der Turbinenbe- 
lastung kann die Nadel rasch öffnen, wobei sich gleichzeitig der 
Strahlablenker in dem Maße zurückzieht, wie die Strahlstärke 
wächst. Die nachgiebige Rückführung k stellt für die Beharrung*- 
zustände zwischen Vollast und Leerlauf einen kleinen Ungleich- 
förmigkeitsgrad von 1 bis 2% her, der für den Parallelbetrieb von 
Stromerzeugern erforderlich ist. 

Der Doppelregler für Glomfiord, der in Abb. 7 recht oben dar- 
gestellt ist, läßt nun freilich die im Schema auseinandergehaltenen 


9. November 1922. 


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Abb. 8. Übersicht der Doppelregelung. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 45. 1357 


Einzelteile nicht mehr erkennen, enthält sie aber alle in gedrunge- 
nem Zusammenbau. Oben im Sockel des Reglers ist der Arbeits- 
zylinder eingebaut, in dem sich beide Kolben bewegen. Die zwei 
Steuerventile sind dicht nebeneinander angeordnet; das Steuerventil 
für die Nadel wird vom Hebel des Fliehkraftpendels unmittelbar 
verstellt, die Bewegung des Ventils für den Ablenker dagegen ist 
außerdem noch mittels einer Schwinge im Pendelhebel von der jewei- 
ligen Stellung der Nadel und des Ablenkers abhängig gemacht. Die 
mit der Nadelstellung allein in Verbindung stehende nachgiebige 
Rückführung hebt oder senkt den Drehpunkt des Pondelhebela der- 
art, daß der Regelvorgang rechtzeitig unterbrochen wird und ein 
Drehzahlunterschied nur im gewünschten Mindestmaß auftritt, 

Eine Zahnradpumpe im Sockel des Reglers erzeugt den Öldruck; 
sie wird von der Turbinenwelle mittels Riemens angetrieben. Damit 
das Öl für die Regelung auch bei ruhender Turbine auf den erforder- 
lichen Druck gebracht werden kann, ist die Ölpumpe auch mit einer 
kleinen Freistrahlturbine gekuppelt, die zugleich im Notfall für den 
Riemen eintritt. Die Regelung ist weiterhin durch Verbindung der 
Ölleitungen der einzelnen Maschinen sichergestellt. Auf dem Rie- 
men des Pendels läuft ein Scheibchen, das beim etwaigen Reißen des- 
selben den tragenden Hebel herabsinken läßt, wodurch ein Gesperre 
ausgelöst und der Strahlabweiser zum Einschwenken gebracht wird. 
Der kleine Elektromotor kann von der Schalttafel aus eingeschaltet 
werden und erhöht die Drehzahl der Turbine soweit, als zum Par- 
allelschalten der Maschineneinheiten erforderlich ist, oder bewirkt 
im entgegengesetzten Sinne das Schließen der Düsen. Auf der Ver- 
aE der Kolbenstange befindet sich das Griffrad der Handre- 
gelung. | 

Der Maschinenwärter hat vom Regler aus den Gang der gewalti- 
gen Turbinen vollständig in der Hand, kann anstellen und abstellen, 
die Geschwindigkeit regeln und selbst Teilumdrehungen ausführen, 
wenn am Stromerzeuger etwas nachgesehen werden soll. Außerdem 
kann von der Schalttafel aus das Anlassen oder das Schließen der 
Turbine mittels der Fernbetätigung des Drehzahlveränderers be- 
wirkt und auch auf elektrischem Wege der Haupteinlaßschieber der 
Turbine geschlossen werden. (Schluß folgt.) 


Uber neue Methoden zur Bestimmung des Trägheitsmomentes elektrischer Maschinen. 
Von Dipl.-Ing. Friedrich Knauer und Dipl.-Ing. Erich Schulze. Technische Hochschule, Hannover. 


” 


Versuchsergebnisse des getrennten An- und 
Auslaufsversuches 


Drehstrom-Asynchronmotor „Elektrische Industrie Karlsruhe“ 
> PS, 110 V, 25,5 A, n = 1000 (gekuppelt mit Tachometermaschine). 
Für An- und Auslauf wurden die Umdrehungen u als Funktion 
der Zeit t aufgenommen: 
u=f® 


Die Gleichungen der Kurven ergaben in Potenzreihen 


für Anlauf: u = 0,000 000 678 t* — 0,000 080 2 t3 + 0,0114 t? 
für Auslauf: u = 0,000 000 694 (t—30)? + 0,000 016 68 (t—30)? 
— 0,011 77 (t—30)? + 11,6 


Diese Form der Reihen wurde gewählt, um moe und damit für 


dë 
die Reibung noch eine quadratische Funktion zu erhalten. 
Die unter der Annahme 
R= fw) 


gefundene Gleichung (2) geht mit Benutzung der Beziehung 


in folgende Form über: 


dabei war P, = 1000 g, Pa = 0, r = 1,26 cm. 
Die Geschwindigkeitskurven 


d 
ur =g (£) 
und die Beschleunigungskurven 
d? u 
an TAD 


wurden durch einmaliges bzw. zweimaliges Differenzieren der Rei- 
hen gefunden. 

Aus der graphischen Darstellung der Kurven (Abb. 9) wurden 
r 


du, _ dih 
di — dt 


fü 


(Schluß von S. 1311.) 


2 d? u: 
die entsprechenden Werte vo u und Ti entnommen und 
in Zahlentafel 1 zusammengestellt: 

Zahlentafell. 


0,20 0010 | —0.027 0,0437 

0,25 0,0181 — 0,0253 0,0434 

0,30 0,0173 — 0,0260 0,0433 

0,35 0,0167 ey 0,0266 0,0433 

0,40 0,0162 a 0,0273 0,0435 

0,45 0,0159 — 0,0279 0,0488 

0,50 0,0157 — 0,0286 0,0443 

Mittelwert: 

dè? u Buw _ _ 1000.1,26 _ 5 
-gn ge I 8 = 5, 0015 WO gr em sec 


Versuchsergebnisse des vereinigten An- und 
Auslaufeversuches. : 


Bei demselben Motor wurde auch der vereinigte An- und Aus- 
laufsversuch unter gleichen Verhältnissen ausgeführt. Abb. 10 zeigt 
die Kurve 


u=f (i 
und die durch graphische Differentiation gefundene Kurve 
du _ p, 
d f ® 


Das verhältnismäßig ungenaue Verfahren läßt eine Krümmung von 


St nicht erkennen; mit 


au, _ d? ug __ 
"IR = 0,0187 u. dü 7 0,0253 
(abgelesen in Abb. 10) wird: 
= 1000 . 1.26 = 4470 gr cm sec? 


2x. 0,440 


1368 | Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 45. 8. November 1922. 


Versuchsergebnisseder Methode nach b) S=150g, n+r=3WQ, n=50R, 
SchaltungAbb.5. 506 
1. Doppelschlußgenerator Garbo, Lahmeyer & Co. 3,4 kW, 110 V, l Ai=862.10 8 po 25 872.10 7a 
31 A, n = 1250. 
o- Err. iD ask T | Sıg S, — Sıg u-h= IJIiXxW $ 
C n 2. ee er E | 
Dabei en... _ 154° 2710 2560 1,343 
K = Kapazität der Kondensatoren = 20,85 „F'), 146 | 9720 2570 1,273 
r = Konstante der Maschine : 151 | 2710 9560 1,315 
He | | 147 2725 v 2575 1,281 
ae -gu 147 2730 2580 1.281 
2r = Durchmesser der Rie- 144 2690 2540 1,254 


menscheibe = 199 mm, 
Sı =Seilzug an der Feder- 
wage in gr, 
S = Seilzug des angehäng- 
ten Gewichtes in gr, 
i -b=Ai= Stromstärke im 
Kondensatorkreis. 


uizcrtetr 


Ausioi, 


a Amp 


ao an u - ee 


£ SeA 


Abb. 02). *“ Abb. 83). 


Benutztes Galvanometer: Spiegelgalvanometer Carpentier, Schwin- 
gungsdauer rd 1 8. 


A 
C= 862.10 8 Bo (Galvanometerkonstante bei einem Skalen- 
abstand A — 124,3 cm), c) S =XW0g, n+r=300, n=50Q, 
g = Widerstand des Galvanometers — 206 Q, Aiz872.107a 
v = Vorschaltwiderstand, ' 
n = Nebenschlußwiderstand = u 
S = -hL 4 
@ = Ausschlag des Galvanometers in SK.T. ea, | a e izasao 
Der zur Erreichung der günstigsten Dämpfung erforderliche Schlie- 166 3050 2850 1,48 
Bungswiderstand des Galvanometers: 167 3070 2870 | 1,456 
en | 169 3200 3000 | 1,475 
n +t v =30 Q. 166 3180 2930 | 1,448 


wurde während der Versuche konstant gehalten. 
a) So = 100g, nr +r=3WR, n=WwQ, d) S= 50g, n+r=30Q, n=30Q, 


3 m ` . 506 v ~ 
Arct TITU er ee E Ai=862.10-8,, a=1454.10-7« 
n 10 - 
aSk T | S, g | Sı— Sg [i—i = six 10 4 aSkT | Sı g | Sı — S: g = Jix' 
148 | 1920 | 1820 0,922 162 5070 4570 2,36 
153 1920 1520 0,956 162 4970 | 4470 | 2,36 
163 2140 2040 1,015 163 5060 | 4560 | 2,37 
173 2190 2090 1,078 166 BLUE) | 560 2,415 
160 2110 10 ` 0,997 162 5150 4650 2,36 
a 241 | 7470 6970 | 3,505 
ı) 10 Telephonkondensatoren von der Telephonfabrik vorm Berliner A.G.. 247 l T800 7300 | 3,59 
Hannover, treundliehst zur Verfügung gestelit. 35n 1870 1370 371 
20 Die Abbildungen 6 7 und S gehören noch zum ersten in Heft 43 ge- 2 nn T , 
brachten Teil des Aufsatzes, in welchem sie seinerzeit nicht mehr untergebracht 262 i B430 I) 3,81 


werden konnten. | 


È 9. November 10. Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Helt 45. 1369 


e) Sa =EIWg, n+v=30Q, n=2%Q, b) S2 =500g;  ń=200Q0,v=0 
, 506 . 365 
BE z -1 A i = 6,45.10—7 == .10 6 
Ai=862.10 8 = a = 21,8. 10-7a ı 6,45 m >00 Č 1,144.10 7° 
«SkT | Sıg | Sı— Seg |AiXx10-5 
40 ` 3730 3230 | 458 
| 44- 3870 3370 5,03 
4: 3900 | 3400 5,03 
c) Sg = 1000 8; nzMdA, v=0 Ai=1,14.10-6u 
aSkT | Sı g | Sı — Sag | Aix10- 6 
79 7170 | 6170. 9,03 
82 7060 6060 9,38 
80 7060 6060 9,16 
78 6830 5830 8,92 
81 7040 6040 | 9,27 


Die Dämpfung des Zeigergalvanometers von S. & H. war etwas 
klein; sie konnte aber nicht vergrößert werden, weil die Empfindlich- 
keit des Instrumentes sonst zu klein wurde. 


Bei der Aufzeichnung der Kurve: 
A i= fS — sS) 


(Abb. 11) wurden nicht alle Punkte eingezeichnet, da eine Anzahl nahe- 
zu aufeinanderfällt. Die Gerade geht wegen des Nullpunktfehlers der 
Federwage nicht durch den Koordinatenanfangspunkt, sondern durch 
den Punkt 150 g für Ai — 0. 


M ep ED er Di na 


Jiro 9 "Amp 


8 

Die Auswertung der Kurve . 
Ai = f (S, — Sa) : 
(Abb. 3) zeigt, daß die Punkte für große Werte von S, — S, schlechte + 


Beobachtungen sind. Sie wurden bei kleinen Umdrehungszahlen ge- 
wonnen, bei denen die Federwage in Schwingungen geriet. Es ergibt ı 
sich aus der Kurve: 


S—S, 8000 


AS PA N RR = = m’ 
Ai 404.10 7 ul: f i S Sgr 
Daher Abb, 11. 
ez 30 K p T Nf -== So 
zz m '* Ai Es ergibt sich das Verhältnis: E 
30 . 20,85 . 10-8 0,0614 . 9,95 ale dene S, — Sa _ 6000 — 150 
9 = — 7, 1,979 . 10° Si era en ‚107 
x 1 = eh, 905.05 6,47.10 
=: y 2 aher wird: 
O = 2410 gr cm sec g- 3Kpr S—S, 
2. Drehstrom-Asynchronmotor „Elektrische Industrie Karlsruhe“, 5 PS, = x *— At 
110 5 = i schi ; 
V, 25,5 A, n = 1000 (gekuppelt mit Tachometermaschine) ga 30 . 20,85 . 10 —6 . 0,03677 . 9,225 ee 
go 30Kpr IS — 8 | u x a 
u n Ai zum 3 
Hierbei ist © = 4330 gr cm sec 
= Konstante dor Tackömstermmaschine i = 0,036 77 Von den drei gefundenen Werten für den Asynchronmotor aus: 


1. dem getrennten An- und Auslaufsversuch: 
2 r — Durchmesser der Riemenscheibe = 184,5 mm. j 


Die anderen Größen wie unter 1. ®©, = 4620, , 
2. dem vereinigten An- und Auslaufsversuch: 
A? = C Van ad .@ Amp 8 
n 8, = 4470, 


Der Versuch wurde ausgeführt mit einem Zeigergalvanometer von 


S. & H. (1° —10— V, g — 155 Q) und bewies die Brauchbarkeit eines 3. dem Auslaufsversuch mit Kondensator und Galvanomelter: 


solchen Instrumentes für diese Messung. ®©, = 4380 
are OF ne _- Amp ist natürlich &, der zuverlässigste. Die Abweichung von ®&, liegt inner- 
ahnen 15 ” at Sk.T halb der Fehlergrenze bei der graphischen Differentiation. Der noch 
ößere Unterschied zwisch d ®©, scheint in der falschen An- 
a) S2=200g, n=40Q, 7=0, Prono nterschied zwischen ©, und ®©; scheint in 
. 555 : = R == Ww 
Ai=66.07. 9. a=894.10-7a fo) l 
400 | begründet zu sein, da das Reibungsmoment beim Auslauf kleiner ist als 
3 ; ; ; 7; beim Anlauf. , 
Zor | SIK | Sı— Sog |Aix10 Die Versuche wurden ausgeführt im Elektrotechnischen Institut 
> E ee der Technischen Hochschule Hannover; Herrn Geheimrat Prof. Dr. 
= en | u 2.1 2 Kohlrausch danken wir für die Bereitwilligkeit, mit der er uns die 
= 16% | en 1,969 Mittel desselben zur Verfügung stellte. Ebenso ist es uns eine ange- 
ee en 2 ; ak nehme Pflicht, Herrn Prof. Dr.-Ing. Beckman n für seine wertvolle 
= nn 150 Sr Unterstützung bei der vorliegenden Arbeit unseren besten Dank aus- 
i: 2,2: 


| 1520 


zusprechen., 


1380 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 


9. November 1922. 


4. Ordentliche Mitgliederversammlung des 
Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie 
am 27. V. 1922 zu Würzburg. 


(Schluß von S. 1340.) 


In der Diskussion, die sich an den Vortrag des Herrn Dr. 
Passavant knüpfte, gab Herr Direktor Hissink zu einzelnen 
Punkten nachstehende Ergänzungen: „Gelegentlich einer Reise 
nach Amerika im Jahre 1904 habe ich die ersten Freiluftstationen 
dort bereits gesehen. Bei meiner letzten Reise im vorigen Jahre 
habe ich einen gewissen Rückschritt gefunden. Man baut noch viel 
Anlagen nach obigem Prinzip, ist aber in einzelnen Fällen davon 
abgekommen, sie vollständig als Freiluftstationen auszuführen. 
Man hat festgestellt, daß die Mehrkosten für Apparate, welche voll- 
ständig im Freien aufgestellt werden sollen, des öfteren höher sind 
als die sonst erzielten Ersparnisse. Man zieht es auch manchmal 
vor, für das Bedienungspersonal überdeckte Gänge vorzusehen, 
damit es nicht vollständig den Unbilden der Witterung ausge- 
setzt ist. 

Die Frage der 220000 V-Anlagen ist für Deutschland noch 
nicht entschieden. Nicht zu vergessen ist aber, daß diese Höchst- 
spannungsanlagen in Amerika geerdet sind. Diese Erdung ist von 
großer Wichtigkeit bei der Konstruktion und Bemessung der zur 
Verwendung kommenden Apparate und Aggregate. Die Apparate 
brauchen für viel niedrigere Spannungen gebaut zu werden, und 
die Amerikaner sind daher in der Lage, ihre Hochspannungsanlagen 
einfacher und billiger zu bauen, als es bei uns der Fall sein dürfte, 


Dann hat Herr Dr. Passavant die QuecksilberGleichrichter 
erwähnt und gemeint, sie seien in Amerika etwas in den Hinter- 
grund getreten, Das ist durchaus nicht der Fall. Gerade in letzter 
Zeit, wo die Gleichstrombahnprojekte für höhere Spannungen in 
Amerika in großem Umfange ausgeführt werden, tritt der Queck- 
silbergleichrichter wieder in den Vordergrund. Die Elektrizitäts- 
fabriken geben sich außerordentlich viel Mühe, für hohe Gleich- 
stromspannungen geeignete Quecksilbergleichrichter zu bauen. 


Herr Dr. Passavant hat auch die Verwendung der Elektrizität 
für Heizzwecke usw. erwähnt. Auf diesem Gebiet wird in Amerika 
ganz planmäßig vorgegangen. Es fällt einem sofort auf, daß es 
keine größere Stadt gibt, wo nicht seitens des Elektrizitätswerkes 
große Ausstellungsräume eingerichtet sind. Diese Ausstellungs- 
räume werden den Fabrikanten zur Ausstellung ihrer Waren, nach- 
dem sie in einer Prüfungsstelle untersucht sind, gratis zur Ver- 
fügung gestellt. Es wird den Fabrikanten Gelegenheit gegeben, 
ihre Apparate zu demonstrieren. Es finden Kurse für Hausfrauen 
statt, u. zw. mit einem sehr starken Erfolg. Es gibt fast keinen 
Haushalt in Amerika, wo nicht vieles elektrisch betrieben wird; ein 
er Vorteil sowohl für den Stromverkäufer wie für den Fabri- 
canten. 

Herr Dr. Passavant hat weiter berichtet über die Kompensation 
von wattlosem Strom in großen Netzen. Ich kann, was er gesagt 
hat, nur bestätigen. Ich habe in Amerika sehr große Synchron- 
maschinen gesehen, die aber nicht allein dazu dienten, wattlosen 
Strom ins Netz zu schicken, sondern auch in großem Umfange 
zur Kraftlieferung herangezogen wurden und naturgemäß den Vor- 
teil besitzen, daß sie als Motor stark tiberlastungsfähig sind. 

Hinter die Methode der Franzosen, welche von Herrn Dr. Passa- 
vant angegeben wird, große Kondensatoren zur Phasenverschiebung 
zu gebrauchen, möchte ich ein Fragezeichen setzen. Solche Kon- 
densatoren haben selbstverständlich geringen Kraftverbrauch, ob 
aber die Kosten für derartige große Kondensatoren diesen geringen 
Kraftverbrauch nicht mehr als wett machen, möchte ich dahinge- 
stellt sein lassen. è 

Ich möchte noch über eine Neuerung berichten, welche Herr 
Dr. Passavant nicht erwähnt hat. Es ist die Verfeuerung der 
Kohle in Staubform. Ich will nicht sagen, daß in Deutschland diese 
Staubkohlenfeuerung ein neues Problem darstellt, sie ist aber noch 
im Versuchsstadium. In Amerika ist man bereits im großen Stil 
dazu übergegangen, derartige Staubkohlenfeuerungen einzuführen. 
Ich habe verschiedene Anlagen, so in Milwaukee Lakeside, River 
Rouge und anderwärts gesehen. In River Rouge war mit der 
Staubkohlenfeuerung direkt eine Hochofengasfeuerung verbunden. 
Die Kohle wird zunächst gebrochen, dann getrocknet und dem 
Brenner unter Beimischung von Luft zugeführt. Was bei der 
Staubkohlenfeuerung in erster Linie auffällt, ist, daß Kohle ver- 
feuert wird selbst mit hohem Wassergehalt (bis zu 20 %), sodann, 
daß die Aschenbeförderung nicht notwendig erscheint. Nahezu 
die ganze Asche geht zum Schornstein hinaus. Ich fragte den Be- 
triebsleiter einer derartigen Anlage, wo die Asche bliebe Er 
antwortete: „Ich habe ungefähr kalkuliert, wieviel Asche eich in 
etwa 10 Quadratmeilen Umkreis pro Jahr niederschlägt, und habe 
gefunden, daß ungefähr % Zoll abgelagert werden.“ Auf meine 
Frage, wie sich dazu die Nachbarn stellen, erwiderte er: „Der Wind 
bläst und der Regen wäscht alles wieder weg.” Das ist eine ein- 
fache Lösung, ob die aber in Deutschland großen Anklang finden 
würde, ist zweifelhaft. Weiter fallen bei den Staubkohlenkesseln 
die kolossalen Verbrennungsräume auf. Die Verbrennungsräume 
für die Kessel in Amerika sind überhaupt viel größer als in 
Deutschland. Die Vorteile der Staubkohlenfeuerung sind in erster 


— sm. , 


Linie die Einfachheit des Betriebes, die Unabhängigkeit von 
der Qualität der Kohle und dann die geringe Aschenansammlung. 
Erkundigt man sich in Amerika aber danach, wie sich eine 
solche Anlage bewährt hat und ob Untersuchungen über erreichte 
Vorteile angestellt worden sind, so wird man meistens an eine 
andere Stelle verwiesen. Und erkundigt man sich dort, so erbält 
man die unbefriedigende Antwort: Das wissen wir auch nicht, 
aber die Firma, welche die Anlage projektiert und hergestellt bat, 
hat uns zugesagt, wir würden 7 bis 10 % sparen. Ich glaube nicht, 
daß wir in Deutschland uns mit solchen Versprechungen begnügen 
würden. Nach den Wahrnehmungen, die ich jedoch gemacht habe, 
bin ich davon überzeugt, daß, wenn das Prinzip richtig verwertet 
wird, eine Ersparnis von einigen Prozenten zu erzielen ist. Mehr 
in Details zu gehen, würde hier zu weit führen. 


Dann möchte ich noch zu einem weiteren Punkt Stellung neh- 
men, u. zw. zur Vervollständigung der Arbeitsmethoden. Ich habe 
verschiedene Fabriken besucht und Hochinteressantes gesehen. 
Bei der Automobilfabrikation möchte ich einen Augenblick stehen 
bleiben. Ich war zwei Tage bei Ford in Detroit. Als ich Herrn 
Ford fragte, wie es mit der Akkordarbeit stände, erwiderte er: 
„Ich habe in der ganzen Fabrik keinen Akkord. Meine Arbeiter 
bekommen alle 7 Dollar im Tage.“ Auf meine Anfrage, wie dies 
möglich wäre, meinte er: „Sehen Sie sich die Fabrik erst an, dann 
werden Sie am besten selbst urteilen können.“ Die Hauptfabrika- 
tion der Fordautomobile fand in einer Halle mit etwa fünfzig- 
tausend Arbeitsmaschinen statt. Die ganze Zufuhr der Arbeits- 
teile geschieht durch Transportbänder und Ketten. Sobald der Ar- 
beiter ein Stück fertig gearbeitet hat, hängt er es an die Transport- 
kette auf, und schon führt ihm das Transportband ein neues zu 
bearbeitendes Stück zu. Funktioniert der Arbeiter nicht, wie er 
soll, so erscheint eine rote Lampe und greift der Meister ein. 
Funktioniert der Arbeiter zum zweiten Male nicht, dann greifen 
die Arbeitskollegen, denen die Arbeit gestört wird, manchmal un- 
angenehm ein, und bei einem nochmaligen Versagen wird der Ar- 
beiter entlassen. Das sind Arbeitsmethoden, an die unsere deut- 
schen Arbeiter sich kaum gewöhnen werden. Für die Massen- 
fabrikation sind diese Methoden glänzend, der Arbeiter wird aber 
zum Arbeitssklaven.“ 


Herr Dr. Finckh teilte auf Grund von in Amerika gemachten 
Studien folgendes mit: „Ich habe Gelegenheit gehabt, die ameri- 
kanische Glühlampenindustrie genau zu studieren, und hatte schon 
vor dem Kriege den Standpunkt dieser Industrie kennen gelermt. 
Ich möchte anknüpfen an die Mechanisierung der Arbeitsvorgänge. 
Auch in der Glühlampenindustrie zeigt sich an allen Ecken, daß 
die Verwendung von Automaten wesentlich fortgeschritten ist 
gegenüber der Zeit vor dem Kriege. Sehr charakteristisch ist, daß 
die Qualität der Maschinen sich sehr gehoben hat. Die Präzision 


. ihrer Ausführungen ist gewachsen, und weiter ist charakteristisch, 


daß die frühere mangelhafte Bearbeitung der Außenteile ver- 
schwunden ist. Jeder, der amerikanische Maschinen benutzen 
mußte, weiß, daß die wenigsten zu Anfang laufen wollten, daß 
zunächst die Reparatur einsetzen mußte. Dieser Zustand scheint 
wenigstens in der Glühlampenindustrie überwunden zu sein. Wenn 
Sie heute eine moderne amerikanfsche Maschine betrachten, dürfte 
es nicht leicht sein, zu erkennen, daß es eine amerikanische ist. 
Man legt also, außer auf die Nützlichkeit, auch auf die Bequemlich- 
keit und Schönheit einen gewissen Wert. 

Sehr interessant ist weiter gewesen, daß das, was eben Herr 
Hissink erzählt hat, auch in der Glühlampenindustrie Eingang ge- 
funden hat, nämlich ein Gruppensystem der Arbeit, das sozusagen 
vom Anfangsmaterial bis zum Fertigprodukt das Material in dau- 
ernder Bewegung hält. Es war früher üblich, die Arbeitsgänge 
nacheinander aufzubauen in großen Abteilungen, zwischen die Ab- 
teilungen die Kontrollen zu stellen und auf diese Weise eine Reihe 
aufeinanderfolgender Fabrikationsvorgänge zu gestalten. 


Heute läßt man die früher in Abteilungen aufeinanderfolgenden 
Arbeitsvorgänge einander unmittelbar folgen und faßt je einen 
Automaten eines Arbeitsvorganges zu einer Gruppe zusammen. 
Passen die Automaten in der Leistung nicht zusammen, so werden 
unter Umständen auch mehrere Automaten eines Arbeitsvorganges 
verwendet. Die so entstehenden Gruppen sind mit der nötigen An- 
zahl von Arbeiterinnen besetzt. Das Charakteristische dieses 
Systems ist, daß jedes Lager wegfällt und daß das Werkstück von 
der ersten Hand bis in die letzte geht, ohne kalt zu werden. Am 
Anfang geht das von der Glashütte bezogene Glas in die Gruppe, 
am Schluß kommt die fertirzepackte Lampe heraus. Dieses System, 
natürlich mit entsprechenden Änderungen, ist auch bei Ford durch- 
geführt. Man kann auch dort annehmen, daß der Guß bis zum 
Fertigmotor höchstens zwei Tage in der Fabrik ist, oder daß von 
dem Augenblick an, wo das Chassis auf die endlose Kette kommt, 
bis zum Verlassen 20 Minuten vergehen, bis das Automobil mit 
eigener Kraft die Fabrik verläßt. Dieses System erspart Zwischen- 
läger und spart Transport und außerdem in einer Industrie, die, wie 
die Glühlampenindustrie, mit Glas zu tun hat, auch Bruch. 

Ein anderer Punkt ist folgender: Herr Dr. Passavant hat darauf 
hingewiesen, welche Bedeutung der Beheizung in Amerika zu- 
kommt. Ich möchte das nach der Richtung der Beleuchtung ergän- 
zen. Genau dieselben Erfahrungen über die große Reklame für 
elektrische Heizung finden wir auch für das künstliche Licht. Es 


9. November 1922. 


: 1861 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 


liegt so, daß der Lichtwert pro Kopf dreimal so groß ist wie hier. 
Der Mehrverbrauch geht natürlich durch alle Verwendungszwecke. 
Im Haus wird mehr Licht verbraucht, in der Fabrik, auf der Straße 
usw, Nach dieser Richtung betreiben die Amerikaner eine ganz 
systematische Propaganda, indem sie von dem Gesichtspunkt aus- 
gehen, daß, wenn nach dieser Richtung mehr erzielt wird, das für die 
gesamte elektrotechnische Industrie von Bedeutung ist. Die Ameri- 
kaner haben dies durch Jahre betrieben und heute ernten sie die 
Früchte dieser Propaganda. | 
Allgemein kann man sagen, daß die Erkenntnis im Wachsen ist, 
daß man wissenschaftliche Kenntnisse für seine Industrie braucht. 
Die elektrische Industrie in Amerika hat diese Auffassung immer 
schon gehabt. Sie hat aber in den letzten 10 Jahren ihre wissen- 
schaftliche Basis ungeheuer verbreitert, und andere Industrien sind 
gefolgt. Hier ist charakteristisch die Entwicklung der Glasindu- 
strie. Vor dem Kriege war die Glasindustrie in Amerika voll- 
kommene Handarbeit. Heute ist in Amerika die Handarbeit voll- 


ständig verschwunden. Unter dem Zwange der Verhältnisse, daß: 


sie die Einfuhr von Deutschland nicht hatten, haben sie sich zum 
Bau von Maschinen entschlossen, die heute in der Lage sind, ein 
Produkt herzustellen, das der Handarbeit überlegen und selbstver- 
ständlich im Preis wesentlich billiger ist. Hier zeigt sich deutlich, 
daß manche Fälle, auch die Kriegsverhältnisse als solche, den 
Amerikanern Fortschritte gebracht haben. Gerade in diesem Falle, 
bei dem Aufschwung der Glasindustrie, haben wissenschaftlich 
durchgeführte Versuche eine große Rolle gespielt. Auch in der 
keramischen Industrie liegen die Verhältnisse ähnlich. Ihre Er- 
kenntnis, daß sie mit wissenschaftlicher Grundlage weiter kommen, 
wirkt sich bei den Amerikanern mehr und mehr aus. Wenn wir 
heute in vielen Fällen den Erfolg noch nicht sehen, so glaube ich 
doch, daß es sehr wesentlich ist, daß die Amerikaner die Bedeutung 
dieser Frage erfaßt haben. Sie streben mit allen Mitteln danach, 
sich den wissenschaftlichen Nachwuchs zu erziehen. Was wir in 
Amerika heute sehen, ist die fleißige Arbeit von 6 Jahren, die uns 
zum großen Teil verloren gegangen sind. Es sind keine grundlegen- 
den Dinge, die geschaffen worden sind, aber es ist die Arbeit, die 
wieder eingeholt werden muß, und es ist eine Erkenntnis in 
Amerika, daß der Fortschritt nur in Verbindung von Wissenschaft 
und Praxis gemacht werden kann, und das wird sich wohl so aus- 
wirken, daß das, was man heute sieht, nicht die endgültige Entwick- 
lung ist, sondern nur ein Punkt einer Kurve, in der Amerika sehr 
scharf nach oben strebt.” 


Die Reihe der Referate schloß Herr Oberingenieur Richter 
mit einem Vortrag über die Notwendigkeit der Grün- 
dung von Fachschulen für feinmechanische 
Technik: „Wenn wir vor der Aufgabe stehen, für unsere fein- 
mechanischen Betriebe junge Ingenieure oder Techniker einzu- 
stellen, dann beneiden wir immer unsere Kollegen vom Maschinen- 
bau, welche in der glücklichen Lage sind, für ihre Zwecke gut vor- 
ua Kräfte von den Hoch- und Mittelschulen beziehen zu 
tönnen. 

Für unsere Betriebe jedoch melden sich junge Diplom-In- 
genieure nur ausnahmsweise, wenn nicht besondere Beziehungen 
vorliegen. Und auch die Absolventen von Mittelschulen wollen lie- 
ber Dampfmaschinen und Dynamomaschinen bauen als Telegraphen- 
und Fernsprech-Apparate, Schreibmaschinen, Rechenmaschinen, 
Nähmaschinen, Fahrräder, Gasmesser, Wassermesser, Taxameter, 
Tachometer, photographische und kinotechnische Apparate, Musik- 
Automaten, zahnärtztliche Apparate, Elektrizitätszähler, Schalter, 
Sicherungen, Bogenlampen, elektrische, optische und mechanische 
Meßinstrumente und Meßwerkzeuge, Werkzeuge und Vorrichtungen 
für die Massenfabrikation und ähnliche Dinge. . 

Dabei bietet aber die Fabrikation dieser Apparate und Instru- 
mente sowohl für den Konstrukteur als auch für den Fabrikations- 
ingenieur eine Reihe von interessanten Aufgaben, 

Da die Ausbildung an den Hoch- und Mittelschulen in der Haupt- 
sache über den Maschinenbau erfolgt, so können diese jungen Leute 
von dem Gelernten in unseren Betrieben nur wenig anwenden; sie 
fühlen sich unbefriedigt und benutzen die erste sich bietende Ge- 
legenheit, um zum Maschinenbau überzutreten. Und dies fällt ihnen 
meist nicht schwer, da der Bedarf an jungen Diplom-Ingenieuren 
im Maschinenbau bereits vor dem Kriege so groß war, daß er alle 
Absolventen aufnehmen konnte. 

Die Folge davon ist, daß es in der feinmechanischen Industrie 
bei der Besetzung von leitenden Stellungen an Herren fehlt, welche 
neben den erforderlichen Spezialkenntnissen auch eine gute tech- 
nische Allgemeinbildung besitzen. 

Leitende Stellungen gibt es aber in der feinmechanischen In- 
dustrie eine ganze Anzahl, denn sie verfügt heute über eine große 
Zahl von Fabriken mit Tausenden von Arbeitern und Angestellten, 
und es müßte doch ein ganz erstrebenswertes Ziel sein, Leiter einer 
derartigen Fabrik zu werden. 

Am besten arbeiten sich noch die jungen Diplom-Ingenieure ein, 
welche Fernmeldetechnik studiert haben und in das Laboratorium 
oder in die Projekten-Abteilung einer Schwachstromfabrik ein- 
getreten sind. Aber die Schwachstromfabriken bilden nur einen Teil 
der feinmechanischen Industrie, und auch hier ist nur für die Labo- 
ratorien und Projekten-Abteilungen gesorgt, denn für das Kon- 
struktionsbureau und für den Betrieb ist weder die einjährige prak- 


tische Tätigkeit in einer Maschinenfabrik noch die weitere theore- 


tische Ausbildung über die Maschınen-Elemente an einer Hochschule 
die geeignete Vorbildung. 

Die Mehrzahl unserer technischen Angestellten stammt von den 
mittleren und niederen Fachschulen. Diese Angestellten besitzen 
gewöhnlich eine längere Werkstattpraxis, weshalb sie im Konstruk- 
tionsbureau und im Betrieb leichter Anschluß finden; ihre Werk- 
stattpraxis ist aber leider auch meistens in Maschinenfabriken ge- 
wonnen worden. 

Es gibt zwar einige Fachschulen für die Feinmechanik, deren 
Besucher auch Werkstattpraxis als Feinmechaniker haben, doch 
können diese Schulen unseren Bedarf nicht im entferntesten decken. 
Zu diesen Fachschulen gehört z. B. die „Fachschule für Fein- 
mechanik und Elektrotechnik” an der I. Handwerkerschule in Berlin. 
Die Zahl der Schüler, die dort ausgebildet werden, ist aber nur ge- 
ring. Außerdem ist die Ausbildungsdauer von einem Jahr in An- 
betracht des zu bewältigenden Lehrstoffes zu kurz. Andere Fach- 
schulen befinden sich in Göttingen, Schwenningen, Glashütte usw., 
deren Absolventen aber hauptsächlich von Spezialfabriken für 
wissenschaftliche Instrumente, Uhren usw. aufgenommen werden, 
so daß sie dem Personalmangel in der feinmechanischen Industrie 


‘nicht abhelfen können. 


Außer den Absolventen von Hoch- und Mittelschulen werden in 
unseren technischen Bureaus noch ehemalige Mechaniker-Gehilfen 
beschäftigt, welche sich an Abendschulen fortgebildet haben. Diese 
Techniker besitzen zwar die Werkstattpraxis, die wir gebrauchen, 
leider aber ist ihre technische Weiterbildung an der Abendschule 
vielfach über den Maschinenbau erfolgt. Da es Abendschulen mit 
abgeschlossenen Lehrplänen für feinmechanische Technik im allge- 
meinen nicht gibt, diese jungen Leute aber Wert darauf legen, ein 
bestimmtes Ziel, das in der Erlangung eines Werkmeister- oder 
Techniker-Zeugnisses besteht, zu erreichen, so wenden sie sich viel- 
fach dem Studium des Maschinenbaues zu, So müssen wir es denn 
leider mit ansehen, daß sich die Mechaniker aus unseren eigenen 
Betrieben in ihren Abendstunden mit Dampfmaschinen und Dynamo- 
maschinen beschäftigen und es als erstrebenswertes Glück betrach- 
ten, eine Anstellung als Techniker in einer Maschinenfabrik zu er- 
langen. Und dabei befinden sich gerade unter diesen jungen Leuten 
viele sehr tüchtige Kräfte, die wir gern selbst behalten würden; 
denn sie verfügen meist über viel Willenskraft und Fleiß, also 
Eigenschaften, die wir hochschätzen und die wir zum Durchziehen 
unserer eigenen Aufgaben so nötig gebrauchen. 

Ich werde mir jetzt gestatten, auf die Ausbildung der jungen In- 
genieure und Techniker an den Hoch- und Fachschulen etwas näher 
einzugehen, und im Anschluß daran zeigen, wie wir die Ausbildung 
gern gewünscht hätten. 

Da möchte ich die Herren, welche einmal selbst eine technische 
Hochschule oder eine Fachschule besucht haben, bitten, sich an ihre 
ersten Zeichnungen aus den Maschinenelementen zu erinnern. Der 
erste Bogen war gewöhnlich der sogenannte „Nietenbogen“. Auf 


. ihm wurde dargestellt, wie Kesselbleche oder Profileisen für einen 


Gitterträger oder dergleichen verbunden werden. Vernietungen in 
diesen Dimensionen kommen in unseren feinmechanischen Betrieben 
aber niemals vor; und wenn wir gelegentlich einen größeren Wasser- 
behälter oder dergleichen gebrauchen, dann fertigen wir ihn nicht 
selbst an, sondern bestellen ihn in einer Spezialfabrik. Unsere 
Nieten haben gewöhnlich nur einen Durchmesser von wenigen Milli- 
metern, da die meisten Bleche, die wir verwenden, eine Stärke von 
weniger als 2 mm besitzen. Es ist beispielsweise festgestellt wor- 
den, daß im Wernerwerk der Siemens & Halske A. G. 82 % aller ver- 
wendeten Eisenbleche und 73 % aller Messingbleche unter 2 mm und 
alle Neusilberbleche unter 1,5 mm dick sind. 


Festigkeitsrechnungen sind bei diesen Vernietungen selbstver- 
ständlich nicht erforderlich, wie überhaupt unsere Konstrukionen 
im allgemeinen nicht auf Grund von Festigkeitsrechnungen aus- 
geführt werden können. Damit soll jedoch nicht gesagt sein, daß 
unsere Konstrukteure von der Festigkeitslehre nichts zu wissen 
brauchen, das würde nicht zutreffen; denn es ist beispielsweise oft 
ganz nützlich gewesen, wenn rechnerisch festgestellt werden konnte, 
ob gewisse Federn in Klinken oder Schaltern nur deshalb „nach- 
gelassen“ haben, weil sie über die Elastizitätsgrenze beansprucht 
waren, oder ob sie aus schlechtem Material hergestellt worden 
waren. 

Der nächste Bogen war gewöhnlich der „Schraubenbogen”. Auch 
Verschraubungen in diesen Dimensionen gehören zu den Ausnah- 
men. Das Whitworthgewinde wird nur wenig angewendet, da die 
Durchmesser unserer Schrauben im allgemeinen unter 6 mm liegen 
und dafür entweder das Siemens-Gewinde oder das Loewenherz-Ge- 
winde und neuerdings das S. J.-Gewinde angewendet wird. Die bei 
uns am meisten verwendeten Schrauben haben einen Durchmesser 
von 3 bis 4 mm. Diese Durchmesser, sowie die beim „Nietenbogen“ 
erwähnten Blechdicken geben einen guten Maßstab für die Größe 
der Dimensionen, um die es sich bei unseren Konstruktionen zum 
Unterschied vom Maschinenbau handelt. 

Diesen beiden Bogen folgen dann gewöhnlich die Zeichnungen 
über Keile und Keilverbindungen, Achsen, Wellen, Kupplungen, 
Lager, Riemen- und Seiltriebe usw., und schließlich kommt der Kran, 
der Dampfkessel oder die Dynamomaschine. 

Meine Herren! Die Kenntnis dieser Dinge kann dem künftigen 
Ingenieur für feinmechanische Technik nur wenig nützen. Denn 
man kommt durch Verkleinerung der Dimensionen der Maschinen- 


"1882 


elemente nicht etwa auf die Elemente der Feinmechanik. Diese 
sehen ganz anders aus.... 


Ich hatte bereits erwähnt, daß in der Feinmechanik nicht die 
Festigkeitsrechnung die Dimensionierung und Formgebung be- 
stimmt, sondern mehr die Wirtschaftlichkeit der Fertigung. Dem- 
entsprechend muß unbedingt verlangt werden, daß unsere Inge- 
nieure nicht nur die Konstruktionseinzelheiten beherrschen, son- 
dern auch den Bearbeitungsgang in der Werkstatt, die Bearbeitungs- 
zeiten sowie die Werkzeuge und Vorrichtungen. Es ist doch ein 
umhaltbarer Zustand, daß die jungen Ingenieure und Techniker 
z. B. einen Schnitt mit Vorlocher erst in unseren Betrieben kennen 
lernen. Entsprechend unseren Wünschen für den Unterricht sind in 
dem Skizzenheft auch noch Vorlagen für die Vorkalkulation, sowie 
für a Anfertigung von Werkzeugen und Vorrichtungen dar- 
gestellt. 


Wenn wir verlangen, daß unsere Ingenieure und Techniker in 
der geschilderten Weise ausgebildet werden sollen, so wissen wir 
genau, daß dieser Wunsch vorläufig nicht erfüllt werden kann. 
Wir wissen, daß Vorlagen für den Unterricht, wie ich sie hier an- 
gedeutet habe, noch nicht existieren, wir wissen auch, daß Lehr- 
kräfte dafür zunächst noch nicht zur Verfügung stehen. Die Herren, 
welche als Lehrer in Betracht kommen, befinden sich als Ingenieure 
in den Fabriken. 


Aber wir sind uns vollkommen darüber klar, daß das nicht für 
alle Zeiten so weitergehen kann, wenn wir in der Konkurrenz mit 
dem Auslande, besonders mit den Vereinigten Staaten von Amerika, 
nicht unterliegen wollen. Ich glaube, die Herren sind sich alle der 
ungünstigen Lage unserer Industrie bewußt, die darin besteht, daß 
wir die Rohmaterialien zu hohen Preisen einführen müssen, die 
unsere Konkurrenten vor der Tür haben. Solange die deutsche Ar- 
beitskraft im Vergleich mit dem Auslande so billig ist, wie heute, 
solange werden wir konkurrenzfähig sein, aber es werden auch 
andere Zeiten kommen, und dann sind wir es nicht mehr, wenn wir 
nicht durch bessere Arbeitsmethoden das herausholen können, was 
wir für das Material mehr anlegen müssen. 


Das wird künftig überhaupt nur möglich sein bei den Erzeug- 
nissen, welche wenig Material, dafür aber viel deutsche Arbeit ent- 
halten, denn es ist doch klar, daß beispielsweise bei einem Gegen- 
stande, der aus 10 % Arbeit und 90 % eingeführtem Material bc- 
steht, trotz bester Arbeitsmethoden am Arbeitslohn nicht das her- 
ausgeholt werden kann, was für die 90 % Material mehr aufgewendet 
werden muß. 


In dieser Hinsicht befindet sich die feinmechanische Industrie 
in einer günstigeren Lage als die Schwerindustrie, denn unsere Er- 
zeugnisse enthalten nur wenig Material und viel Arbeit. Im Inter- 
esse des Staates würde es deshalb liegen, wenn diese Industrie be- 
sonders gefördert würde. 


Der Elektrotechnische Verein hat den Mangel an Ausbildungs- 
möglichkeiten für die Techniker der feinmechanischen Industrie 
schon vor längerer Zeit erkannt. Er hat bereits vor dem Kriege 
einen Ausschuß zur Förderung des Fachschul-Unterrichts für Fein- 
mechanik und Elektrotechnik eingesetzt. Dieser Ausschuß ist vor 
‚etwa zwei Jahren durch Hinzutritt des Vereins deutscher In- 
genieure, der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik und 
der Gesellschaft für technische Physik erweitert worden, 


Der Ausschuß hat sich auch bereits mit dem Preußischen Mini- 
sterium für Handel und Gewerbe und mit der Stadt Berlin in Ver- 
bindung gesdtzt und um Abhilfe, insbesondere um Errichtung einer 
Fachschule für feinmechanische Technik gebeten. Beide Behörden 
haben das Bedürfnis ohne weiteres erkannt, aber auch sofort er- 
klärt, daß sie jetzt, nach dem Kriege, aus Mangel an Geldmitteln 
nicht imstande seien, uns’ zu helfen, daß sie uns aber beigesprungen 
wären, wenn wir vor dem Kriege gekommen wären. 


Ahnlich werden die Verhältnisse auch in anderen Staaten und 
Städten liegen. Und ich glaube, die feinmechanische Industrie muß 
sich den Vorwurf machen, daß sie den Anschluß verpaßt hat. Sie 
hätte sich vor dem Kriege rühren müssen. Leider ist sie aber durch 
keine einheitliche Organisation zusammengefaßt, die es ihr ermög- 
lichen würde, eich ihrer Bedeutung entsprechend zur Geltung zu 
bringen. Und über diese Bedeutung kann doch heute kein Zweifel 
sein, wenn man an die zahlreichen Fabriken denkt, deren Erzeug- 
nisse ich eingangs erwähnte. Aber es ist jetzt endlich ein Schritt 
getan, den fehlenden Zusammenschluß herbeizuführen: Eine Anzahl 
führender Herren hat sich an den Verein deutscher Ingenieure 
gewandt, damit er eine besondere Fachabteilung für die feinmecha- 
nische Industrie einrichte. 


‚ Auf die Anregung des erwähnten Ausschusses, dessen Vor- 
sitzender der bisherige Vorsitzende des Elektrotechnischen Vereins 
zu Berlin, Herr Direktor Dr. Franke ist, hat die Stadt Berlin eine 
Abendschule für feinmechanische Technik eingerichtet. 


Weiter wird Ende Juni ein Verein gegründet werden, welcher 
es sich zur Aufgabe macht, zunächst in Berlin eino viersemestrige 
Fachschule aus eigenen Mitteln zu errichten und zu unterhalten, in 
die auch die Absolventen der von der Stadt errichteten Abendschule 
aufgenommen werden können. Diese Schüler treten gleich in das 
dritte Semester der Tagesschule ein. 


Meine Herren, ähnliche Schulen müssen auch an anderen Stellen 
Deutschlands errichtet werden, resp. es müssen bereits bestehende 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 


9. November 1922. 


Anstalten weiter ausgebaut werden, und es muß das Ziel unserer 
Bestrebungen sein, daß die feinmechanische Industrie in absehbarer 
Zeit genau so wie der Maschinenbau über eine Reihe von guten Bil- 
dungsanstalten verfügt. Für diesen sorgen heute elf technische 
Hochschulen, 19 höhere Maschinenbauschulen und eine Reihe von 
Privat-Techniken und niederen Maschinenbauschulen. 

Der erwähnte Schulverein wird es sich vor allem zur Aufgabe 
machen, Fachausschüsse ins Leben zu rufen, welche die nötigen Un- 
terlagen für den Unterricht schaffen. 

Es ist gedacht, zunächst vier Ausschüsse zu bilden, und zwar für 


1. Werkzeuge und Vorrichtungen, 

2. Betriebsführung, Vorkalkulation, Auftrags- und Termin- 
wesen usw., 

3. Konstruktions-Elemente, 

4. Allgemeine Schulangelegenheiten. 


Es wird natürlich nicht angenommen, daß diese Fachausschüsse 
sofort etwas Endgültiges zustande bringen werden, aber diese Un- 
terlagen werden immerhin geeignet sein, die jungen Fachschüler 
soweit vorzubereiten, daß sie es nicht nötig haben, nach dem Eintritt 
in unsere Betriebe das noch einmal zu erfinden und auszuprobieren, 
was wir Älteren im Verlauf von 20 Jahren bereits geschaffen und als 
richtig erkannt haben. 

In einigen Jahren wird sich vielleicht auch ein Professor oder 
ein anderer Berufener finden, welcher das gesammelte Material 
nochmals durcharbeitet und in Form eines Atlasses oder eines Lehr- 
buches herausgibt; es würde das der ee der Feinmechanik sein. 


Erwünscht wäre es, wenn auch einige Hochschulen, vor allem 
diejenigen, an denen Vorlesungen für Fernmeldetechnik gehalten 
werden, das zusammengetrageno Material aus der feinmechanischen 
Technik verwenden würden, um die Studierenden der. Fernmelde- 
technik damit vertraut zu machen; denn die Apparate und Mecha- 
nismen der Fernmeldetechnik sind auf den Elementen der Fein- 
mechanik und nicht auf denen des Maschinenbaues aufgebaut. Es 
dürfte sich jedoch meines Erachtens nicht empfehlen, an jeder Hoch- 
schule einen Lehrstuhl für Fernmeldetechnik zu errichten, da der 
Bedarf an derartigen Spezialisten nicht groß genug sein dürfte. 
Mehr Bedarf würde für Herren sein, welche die feinmechanische 
Technik, wie ich sie angedeutet habe, allgemein beherrschen. Diese 
Herren würden dann ebensogut in einer Schreibmaschinenfabrik wie 
in einer optischen oder Schwachstromfabrik unterkommen können.” 


Überspannungen | 
durch Selbsterregung von Asynchrongeneratoren. 


Von Dipl.-Ing. Hans Lund, Berlin. 


Übersicht. Es wird über eine Überspannung berichtet, dic dann 
entsteht, wenn Asynchron- oder mit Dämpferwicklung versehene Syn- 
chrongeneratoren auf ein System arbeiten, dessen Eigenfrequenz kleiner 
als die der Maschinendrchzahl entsprechende Normalfrequenz ist. 


Im Anschluß an den Aufsatz von G. Huldschiner „Über den In- 
duktionsgenerator mit Kondensatorerregung!)”, sei über eine Be- 
triebserfahrung aus dem Maschinenversuchsfeld der AEG-Großma- 
schinenfabrik berichtet. Die Versuchsanordnung war folgende 
(Abb. 1). Eine Synchromaschine arbeitete über einen Hochspan- 


Abb. 1 


nungstransformator auf eine Spule, deren Isolation auf Durchschlaz 
zu prüfen war. Als Synchronmaschine war ein Asynchronmotor ver- 
wendet worden, dessen Rotor mit einer Gleichstromerregerwicklung 
versehen war und außerdem zur Abdämpfung der höheren Harmoni- 
schen eine Käfigwicklung trug. Während die zu untersuchende Spule 
an Spannung lag, wurde ihr eine Kapazität parallel geschaltet, Sofort 
stieg die Spannung wider Erwarten hoch an, bis am Kondensator 
der Überschlag erfolgte. Auch bei ausgeschalteter Erregung arbei- 
tete die Maschine in diesem Zustande unter ständigem Überschlagen 
des Kondensators weiter. Man findet leicht die Erklärung: Die Ka- 
pazität bildet mit der Induktivität des Transformators und der Ma- 
schine einen Schwingungskreis. Auf dieses System arbeitet die Ma- 


1) Vgl. „ETZ“ 191, S. 155. 


8. November 1922. 


schine, die bei abgeschalteter Erregung ein reiner Asynchrongene- 
rator ist, wie auf ein selbständiges Netz. Istdie Winkelgeschwindig- 
keit des Drehfeldes, das durch den Strom des Schwingungskreises in 
der Ständerwicklung der 
Maschine erzeugt wird, grö- 
Ber als die Winkelge- 
schwindigkeit des Rotors, 
so wird die Asynchron- 
maschine als Motor ange- 
trieben und entzieht dem 
Schwingungskreis seine 
Energie, so daß die Schwin- 
gungen schon im Entstehen 
unterdrückt _ werden. Im 
andern Fall aber, bei grö- 
ßerer Winkelgeschwindig- 
keit des Rotors, arbeitet 
die Maschine als Generator 
und erregt sich bis zum 
Schnittpunkt der Jr-Ge- 
raden mit der Magneti- 
sierungscharakteristik des 
Systems (Punkt Pin Abb.2), 
wennnicht vorher irgendwo 
ein Durchschlag oder Überschlag erfolgt. In der vorliegenden Ver- 
suchsanordnung betrug die Eigenfrequenz des Schwingungskreises 
etwa 50 Per, so daß bei eingeschalteter Erregung die Schwebungen 
geringer Frequenz zwischen Synchron- und Asynchrongenerator- 
spannung von einem registrierenden Voltmeter aufgezeichnet wer- 
den konnten. Das Diagramm (Abb. 3) wurde unter folgenden Ver- 
hältnissen aufgenomen: Tourenzahl der vierpoligen Maschine etwa 
1500; Übersetzungsverhältnis des Transformators 1 : 200; Wider- 
stand auf der Hochspannungsseite 100 000 Q; Kapazität des Schwin- 
gungskreises 2. 10— Fd. Bei den abklingenden Schwingungen lief 
die Maschine ein wenig untersynchron, bei der ansteigenden Schwin- 


Spannung =—> 


Strom ——> 
Abb. 2. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 


1883 


gung etwa 2% übersynchron. Man vermeidet die Selbsterregung, 
indem man die Jr-Gerade so steil legt, daß sie die Magnetisierungs- 
kurve nicht schneidet. 


ohwindigkeif‘ 3600 may/Std. 

NEO Jar een denennn ehe 
ef Br ungs- 
! | | Areszesnso er /S 
a er 26 Zn 


Abb. 3. 


Ähnliche Erscheinungen können auftreten, wenn Asynchron- 
generatoren über Transformatoren mit großem Übersetzungsver- 
hältnis gemeinsam mit Synchronmaschinen auf ein größeres Netz 
arbeiten. Werden die Synchronmaschinen plötzlich abgeschaltet, so 
können bei hinreichend großer Netzkapazität und genügend kleinem 
Widerstande des Systems die Asynchrongeneratoren unter erheb- 
licher Spannungssteigerung in Selbsterregung weiterarbeiten. 


Der drahtlose Telephoniedienst in Deutschland. 


Am 1. September ist der drahtlose Wirtschaftsrundspruch- 
dienst!) in den Dienst der Allgemeinheit gestellt worden. Die von 
der Eildienst G. m. b. H. gesammelten Wirtschaftsnachrichten 
werden von dieser Gesellschaft über eine besondere Leitung der 
Hauptfunkstelle Königswusterhausen zugeführt und hierdurch der 
dort befindliche Telephoniesender unmittelbar gesteuert, so daß die 
von der obengenannten Geschäftsstelle gesprochenen Nachrichten im 
selben Augenblick über ganz Deutschland verbreitet werden. An 
diesem Dienst nehmen bereits über 150 Orte teil. Aus Anlaß der 
Eröffnung dieses Dienstes hatte der Staatssekretär Dr, Bredow 
Vertreter der Berliner Presse am 2. September ins Reichspostmini- 
sterium gebeten, um ihnen die neuen Apparate vorzuführen und in 
Zusammenhang damit eine Reihe von Erläuterungen, im besonderen 
über die Vorgeschichte dieser neuen Einrichtung, zu geben. 


Währeitd dieser drahtlose Telephoniedienst in Deutschland von 
größter wirtschaftlicher Bedeutung ist, hat sich in den Vereinigten 
Staaten eine besondere Art von drahtlos telephonischer Verbreitung 
entwickelt, die teilweise noch Spielerei ist. Fabrikanten drahtloser 
Empfangsapparate verbreiten im Interesse ihres Verkaufsgeschäfts 
von einer großen Zahl vonSendestationen aus täglich drahtlos Musik, 
Vorträge, Predigten usw. und stellen es allen Besitzern von Emp- 
fangsapparaten frei, mitzuhören. Da auch die Zahl der privaten 
Funksendeanlagen in letzter Zeit erheblich zugenommen hat, ist 
heute in Amerika der ernsthafte drahtlose Handels- und Regierungs- 
verkehr sehr gefährdet, so daß die amerikanischen Behörden-Ver- 
tretungen mangels geeigneter gesetzlicher Bestimmungen nunmehr 
dazu übergegangen sind, die amerikanischen Gesetze dahin zu ergän- 
zen, daß dem Handelsminister Vollmacht erteilt werden soll, die Er- 
an und den Betrieb privater Funkstellen wirksam zu über- 
wachen. 


In Deutschland würde die allgemeine Freigabe von Funkappa- 
raten an private Interessenten dazu führen, daß der gesamte deutsche 
Funkverkehr (Reichsfunkdienst, Blitzfunkverkehr, Wirtschafts- 
dienst usw.) mit einem Schlage erledigt wäre; dieser umfangreiche 
öffentliche Funkverkehr muß unbedingt gegen Telegrammdiebstahl 
gesetzlich geschützt werden. Hiermit soll jedoch nicht gesagt sein, 
daß die Reichs-Telegraphenverwaltung der Einführung eines 
„Broad-Casting“ in Deutschland unbedingt ablehnend entgegen- 
stände: die Verwaltung ist vielmehr bemüht, diese Entwicklung in 
dio richtigen Bahnen zu leiten und unter gewissen technischen Vor- 
bedingungen Privaten die Errichtung von Funkempfangsapparaten 
für bestimmte Zwecke zu genehmigen. 

Hinsichtlich der geplanten weiteren Entwicklung wies Staats- 
sekretär Bredow in seinem obengenannten Vortrage darauf hin, daß 
bereits Vereinbarungen getroffen seien, nach denen es möglich sein 


) Vgl. „ETZ“ 1921, 8. 1355. 


wird, den bereits eingerichteten telephonischen Rundspruch noch 
weiter auszubauen und der Allgemeinheit zugänglich zu machen. 
Über diese weitere Entwicklung führte er etwa folgendes aus: 

„Es soll vor allen Dingen weitesten Kreisen des Volkes gute 
Unterhaltung und Belehrungsmöglichkeiten in der Weise verschafft 


‚werden, daß mittels des drahtlosen Telephons allen Bevölkerungs- 


schichten und nicht nur den Wohlhabenden, die sich den Luxus eines 
eigenen Empfängers erlauben können, ermöglicht wird, Vorträge 
künstlerischer, wissenschaftlicher und sozialer Art auf drahtlosem 
Wege zu hören. 

Die Durchführung ist so gedacht, daß in Berlin und einigen 
anderen Großstädten von einer Besprechungsstelle die über das 
ganze Reich verbreiteten Telephonapparate bedient werden, u. zw. 
derart, daß an mehreren Tagen der Woche von der Hauptfunkstelle 
Königswusterhausen bei Berlin für das ganze Reichsgebiet, an den 
übrigen Tagen von den Bezirkssendern aus für die einzelnen Länder 
und Bezirke gesprochen wird. Als erste Stufe ist beabsichtigt, an 
allen Orten, in denen das nötige Interesse vorhanden ist, in einer 
Schulaula oder einem sonst geeigneten Raume einen drahtlosen Emp- 
fangsapparat mit Lautsprecher aufzustellen und die durch die draht- 
losen Empfangsstellen aufgenommenen Vorträge usw. so zu ver- 
stärken, daß sie einer größeren Zuhörerschaft zu Gehör gebracht 
werden können. Die technischen Vorarbeiten sind bereits soweit 
gefördert, daß im Winter 1922 die Inbetriebnahme eines solchen 
Dienstes beginnen kann. Als weitere Stufe kommt die Abgabe von 
Empfangsapparaten zum Mithören auch an Einzelbezieher in Frage. 


Mit Rücksicht auf die Finanzlage des Reiches ist die Tele- 
graphenverwaltung selbst nicht in der Lage, für die Durchführung 
der neuen Aufgabe Mittel aufzuwenden, sondern beabsichtigt diesen 
Dienst einem privaten Unternehmen zu überlassen. Eine der „Eil- 
dienst G. m, b. H.” nahestehende Studiengesellschaft „Deutsche 
Stunde für drahtlose Belehrung und Unterhaltung“ ist bereits ge- 
bildet und hat sich bereit erklärt, auf eigene Kosten vorerst in 
10 Städten einen Versuch durchzuführen, um zu prüfen, ob der ge- 
schilderte Gedanke bei der Bevölkerung den gewünschten Anklang 
findet und in einem entsprechenden Besuch der Vorführungen zum 
Ausdruck kommt. 

Das Unternehmen selbst ist als gemeinütziges gedacht, u. zw. 
derart, daß nach einer angemessenen Verzinsung des Kapitals und 
nach entsprechenden Abgaben an die Telegraphenverwaltung ein 
erheblicher Teil des erzielten Reingewinns dem Reiche für kul- 
turelle Zwecke zufließt. 


Es ist für jeden Abend eine Stunde, genannt die „Deutsche 
Stunde” vorgesehen, in der Politiker, Gelehrte, Schriftsteller und 
Künstler durch das drahtlose Telephon zu vielen Tausenden des 
deutschen Volkes sprechen oder ihnen ihre Kunst zu Gehör bringen 
können. Als Wochenprogramm ist vorläufig in Aussicht genommen: 


i 


1364 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 


9. November 19232. 


1. Abend: 
2, Abend: 


Konzert eines Orchesters. 

Vortrag eines Gelehrten über ein Thema auf wissenschaft- 
lichem Gebiet, für das weistestes Interesse erwartet wer- 
den darf. (Große technische Erfindungen und Entdeckun- 
gen, Geschichte, Literatur usw.) 

Humoristischer Abend. i 
Vortrag auf sozialem Gebiet. 

Gesangsvorträge oder Vorlesung bedeutender Schrift- 
steller aus eigenen Werken. 

Vorträge von Politikern. 

Vorträge wirtschaftlicher Art oder Ausbildungsvorträge 
für junge Kaufleute, junge Mädchen, Handwerker usw. 


Außerdem ist geplant, den Fabriken, in denen eine geräuschlose 
und eintönige Handarbeit verrichtet wird, Musik- und andere Unter- 
baltungen mittels lautsprechenden drahtlosen Telephons zur Ver- 
fügung zu stellen. Dies kommt besonders auch in Betracht für Kan- 
tinen und Kasinos großer Berg- und Hüttenwerke, Banken, Fa- 
briken usw. 


Der Plan des Reichspostministeriums soll der Zersplitterung 
und dem Wirrwarr vorbeugen, wie er in Amerika eingetreten ist, und 
es wird auf diese Weise möglich sein, ohne große Kosten für den 
Einzelnen ein gutes Unterhaltungs- und Nachrichtenprogramm 
durchzuführen. 


In der Erwägung, daß in dem weiteren Ausbau des drahtlosen 
Rundfunks Zukunftsmöglichkeiten liegen, die von den verantwort- 
lichen Stellen aufmerksam verfolgt werden müssen, ist auf Ver- 
anlassung der Telegraphenverwaltung ein besonderer Ausschuß zum 
Studium dieser Frage in Bildung begriffen. Der Ausschuß hat den 
Zweck, die Tätigkeit der Studiengesellschaft „Deutsche Stunde für 
drahtlose Belehrung und Unterhaltung G. m. b. H.” zu überwachen, 
die Verbindung mit denjenigen Kreisen aus Kunst und Wissenschaft 
herzustellen, die für die Veranstaltungen der „Deutschen Stunde” in 
Frage kommen, der Öffentlichkeit gegenüber die Gewähr zu über- 
nehmen, daß die Veranstaltungen dem Kulturstand des deutschen 
Volkes entsprechen und überhaupt die Belange der Öffentlichkeit in 
jeder Beziehung zu schützen.” 


Eine wilde, sprunghafte Entwicklung des Amateur-Funkwesens 
in Deutschland. dürfte schon aus dem Grunde kaum zu erwarten 
sein, weil hier die ganze Wirtschaftslage doch eine andere ist als in 
Amerika und England und das in diesen Ländern sehr ausgeprägte 
technische Interesse in allen Schichten der Bevölkerung nicht so 
stark ist. Auch Graf Arco?) hält es für selbstverständlich, daß die 
Notwendigkeit einer gut durchgearbeiteten, sich ganz allmählich 
ausbreitenden Organisation, die das Zusammenarbelten zahlreicher 
Stationen auf einer kleinen Fläche gewährleistet, auch für die radio- 
technischen privaten Zwecke unbedingt notwendig ist und daß hier 
von Anfang an eine solche Ordnung geschaffen werden muß, daß 
sowohl das Interesse des Einzelnen wie das der Gesamtheit gleich- 
mäßig berücksichtigt wird; denn nur hierdurch allein kann sich die 
Entwicklung fortdauernd in ökonomischen Bahnen vollziehen. 


Auch Dr. Nesper?) hält es für unbedingt erforderlich, um ein 
betriebssicheres Arbeiten des Reichsfunkdienstes, des Blitzfunk- 
verkehrs, des drahtlosen Telephonierundspruchs usw. zu ermög- 
lichen, den funktelegraphischen Amateurbetrieb in geordnete 
Bahnen zu lenken. Nach Ansicht von Dr. Nesper dürften bei Orga- 
nisation des Amateurbetriebes insbesondere folgende Punkte zu 
berücksichtigen sein: 


'1. Das Senden mit drahtloser Telephonie erfolgt von mehreren 
Stationen in Deutschland aus, die von einer neu zu bildenden, 
dem Reichspostministerium unterstehenden oder mit diesem zu- 
sammenarbeitenden Gesellschaft, die ähnlich wie die Deutsche 
Fernkabel G. m. b. H, einen gemischt-wirtschaftlichen Aufbau 
haben könnte, betrieben werden. An dieser Gesellschaft sollen 
die wichtigsten deutschen Fachfirmen für drahtlose Telegraphie 
beteiligt sein. Nach Ansicht des unterzeichneten Verfassers 
kämen wohl nur solche Fachfirmen in Frage, die auf dem Ge- 
biete der Funktelegraphie bereits früher gute Leistungen auf- 
zuweisen hatten; hierdurch würde verhindert, daß sich eine 
größere Zahl neuer Firmen bilden, die lediglich die günstige 
Geschäftslage ausnutzen und nach kurzer Zeit wieder ver- 
schwinden, womit weder der Volkswirtschaft noch der Entwick- 
lung der Funktelegraphie gedient wäre. 


2. Zugelassen werden Empfänger in verschiedener Ausführung in 
einem bestimmten, für den Amateurbetrieb vorbehaltenen 
Wellenbereich. Die Empfangsapparate werden plombiert und 
sind im übrigen so gebaut, daß der Amateur den Wellenbereich 
nicht etwa willkürlich verändern kann, da das Telegraphen- 
geheimnis unbedingt gewahrt bleiben muß. Von jedem Apparat 
erhält das Reichspostministerium eine Genehmigungsgebühr. 

3. Senden der Amateure ist verboten. 


Dr. Nesper glaubt, daß sich ein auf dieser Basis entwickelnder 
Amateurbetrieb nicht nur berufen sein wird, „einen guten tech- 
nischen Zeitvertreib für breite Massen der Bevölkerung zu schaffen, 
insbesondere da sich jeder in seinem Zimmer an guter Musik usw. 
erfreuen kann, sondern er wird auch manchen in die Wunder der 
physikalisch-technischen Welt der Hochfrequenz einweihen, für 


3. Abend: 
4. Abend: 
5. Abend: 


6. Abend: 
7. Abend: 


2) Hansa Nr. 37 vom 9. September 192. 


deren Popularisierung die Unterrichtsbehörden bisher nichts übrig 
gehabt haben; hat dooh dieser Zweig der Naturwissenschaften selbst 
an den preußischen technischen Hochschulen bisher kaum Eingang 
gefunden!” hurn. 


Die Ersatzpflicht für durch elektrischen Strom verursachte 


Betriebs- und Feuerschäden!). 


Es ist im allgemeinen immer noch zu wenig bekannt, daß durch 
elektrischen Strom verursachte Schäden nicht immer als Brand- 
oder Feuerschäden anzusprechen sind,und daß deshalb die Feuerver- 
sicherungsgesellschaften auch nicht stets und ohne weiteres haft- 
pflichtig sind, wenn sich irgendwo durch den elektrischen Strom 
verursachte Schadenfälle ereignen. Die Verhältnisse liegen viel- 
mehr so, daß zunächst in der Hauptsache zwischen Feuerschäden 
und Betriebsschäden unterschieden werden muß, wobei als Be- 
triebsschäden in erster Linie diejenigen anzusehen sind, welche 
durch abnormale elektrische Ströme und deren Wärme-, Schmelz- 
oder Zündwirkungen an oder in den elektrischen Stromleitungen, 
Lampen, Maschinen und sonstigen elektrischen Apparaten oder 
Einrichtungen selbst hervorgerufen werden, ohne daß dabei andere 
an und für sich nicht zu den elektrischen Leitungen oder Ein- 
richtungen gehörige Dinge oder Bauteile in Brand geraten. Hier- 
auf weist bereits auch die in den Feuerversicherungsverträgen über 
elektrische Anlagen meist enthaltene „Kurzschlußklause!” 
hin, welche besagt, daß alle diejenigen Schäden an elektrischen 
Maschinen, Apparaten und sonstigen elektrischen Einrichtungen 
von der Ersatzpflicht ausgeschlossen sind, welche durch elek- 
tıischen Kurzschluß, Lichtbogenbildung, Überlastungen von unzu- 
lässiger Höhe oder Dauer sowie durch unmittelbare Wirkungen 
des elektrischen Stromes entstehen?). Ob nun dabei Isolations- 
schäden, Überspannungen oder andere, durch abnormalen Zustand 
jener Einrichtungen oder aber durch außergewöhnliche Betriebs- 
verhältnisse bedingte Ursachen eine Beschädigung der nur gegen 
Feuer versicherten elektrischen Maschinen, Lampen, Apparate usw. 
verursachen, ist an und für sich gleichgültig. Jedenfalls ist, wenn 
dabei nicht zugleich ein weitergreifendes Schadenfeuer entsteht, die 
Feuerversicherung nicht ersatzpflichtig. 


Für ein durch einen Kurzschluß zerstörtes Sicherungselement, 
eine im Betriebe durchgeschlagene Spule einer elektrischen Ma- 
schine, eine infolge Überlastung, wenn auch unter Feuererschei- 
nungen, beschädigte elektrische Leitung oder dergleichen, haftet 
also die Feuerversicherung an sich ebenfalls nicht. Entsteht in- 
dessen infolge derartiger Betriebsschäden zugleich ein Schaden- 
feuer, welches auf in der Nähe befindliche, gegen Feuersgefahr 
versicherte Gegenstände oder Baulichkeiten übergreift und diese 
zerstört oder beschädigt, dann tritt die Ersatzpflicht der Feuer- 
versicherung evtl. sofort wieder in Kraft und erstreckt sich dann 
meist ohne weiteres auch auf die elektrische Maschine oder Ein- 
richtung, die den Brand verursacht hat, sofern diese mitversichert 
ist und selbst durch den Brand beschädigt oder zerstört worden 
sein sollte. 


Weiterhin wird die Ersatzpflicht der Feuerversicherungen in 
bezug auf allein gegen Brandschäden versicherte elektrische An- 
lagen und deren Bestandteile, gewöhnlich aber auch noch durch 
die übliche Blitzschadenklausel eingeschränkt, nach welcher nur 
solche Blitzschäden, die durch unmittelbaren Übergang des Blitze: 
auf einen gegen Feuersgefahr versicherten Gegenstand entstehen, 
von der Versicherungsanstalt ersetzt werden, während Schäden 
ähnlicher Art, die durch atmosphärische Entladungen, Induktion 
oder Influenz an jenen Gegenständen hervorgerufen werden, im 
allgemeinen nicht ersetzt werden. Danach erscheinen aber bei- 
spielsweise elektrische Transformatoren und andere den Wirkun- 
gen atmosphärischer Elektrizität oft unmittelbar ausgesetzte Hoch- 
spannungsapparate, Schaltanlagen usw. durch eine Versicherung 
gegen Brand- bzw. Feuerschaden allein nicht als ausreichend ge- 
gen die für sie in Frage kommenden Beschädigungsmöglichkeiten 
geschützt. 


Es erscheint hiernach in den allermeisten Fällen nicht nur er- 
wünscht, sondern vielmehr direkt notwendig, daß elektrische An- 
lagen und Betriebseinriehtungen nicht nur gegen Feuer- bzw. 
Brandschäden, sondern außerdem zugleich auch gegen Betriebs- 
schäden einschließlich der Blitzschäden versichert werden. 


Ob der Schaden an der elektrischen Einrichtung oder Maschine 
usw. unter Flammenbildung oder ohne solche auftritt, ist dann 
für den Begriff des Betriebsschadens, im Gegeusatz zum Brand- 
schaden, völlig gleichgültig, und es wird oft genug vorkommen, 
daß sich bei Entstehung von Betriebsschäden entweder nur starke 
Erhitzung oder überhaupt keine äußerlich besonders wahrnehm- 
bare Erscheinung zeigt, was aber zur sachverständigen Nachwei- 
sung eines solchen Schadens auch durchaus nicht immer erforderlich 
ist. Böswillige Beschädigungen und grund&itzlich falsche oder nach- 
lässige Behandlung elektrischer Anlagen und Einrichtungen sowie 
mangelhafte Schutzvorkehrungen können dagegen gegebenerfall: 


D) Nach A.Herzog. Breslau: „Mitteilungen der öffentl. Feuerversicherung* 
Anstallen Bd. 53 (11). 1922, S. 
Vgl. hierzu auch ETZ. 1921, S. 69, 781, 916, %56, RI, 10%, 1138; 1922, S. 15. 


9. November 1922. 


allerdings zuweilen dazu führen, daß selbst eine Versicherung gegen 
Betriebsschäden als unwirksam erklärt werden muß, weil diese eben 
doch eine ordnungsmäßige Behandlung und Beschaffenheit sowie 
entsprechende Schutzmaßnahmen zur Voraussetzung hat. Ein solcher 
Fall darf bei einem sachgemäß geführten und regelmäßig beaufsich- 
tigeten Betriebe indessen wohl kaum vorkommen. Eine Betriebs- 
schadenversicherung wird im weiteren zweckmäßigerweise auch 
auf solche Schäden ausgedehnt werden können, welche elektrische 
Anlagen, Maschinen oder sonstige elektrische Einrichtungen aus 
Anlaß baulicher Arbeiten, die in ihrer Nähe ausgeführt werden 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. | 1365 


müssen, erleiden sollten, oder die an ihnen infolge unvermeidlicher 
Überlastungen in Sonderfällen etwa entstehen. In jedem Falle 
ist nach den vorhergehenden Ausführungen mindestens bei allen 
elektrischen Betriebsanlagen sowohl die Versicherung gegen 
Brandschäden als zugleich auch diejenige gegen Betriebsschäden 
zu empfehlen, weil besonders bei- derartigen Anlagen die Unter- 
scheidung zwischen beiden oft schwierig sein kann und der Be- 


- sitzer dadurch gegen die Ablehnungsmöglichkeit gelegentlicher 


Schadenersatzansprüche in weitgehendster Weise sichergestellt ist. 
—2 


RUNDSCHAU. 


Leitungsbau. 


Über eine moderne und praktische Berechnungsmethode sehr 
langer Hochspannungsfernleitungen mit Potentialregelung durch 
Synehronmotoren. —E.Schönholzer stellt sich in einem in der 
„Schweizerischen Techniker-Zeitung“ 1922, Nr. 6 bis 9 erschienenen 
Aufsatz die Aufgabe, das vielen in der Praxis stehenden Ingenieuren 
und Technikern nicht mögliche Studium der sehr umfangreichen Li- 
teratur über diesen Gegenstand durch eine verhältnismäßig kurze, 
leichtverständlich geschriebene Abhandlung, die trotzdem in mathe- 
matisch exakter Form durchgeführt ist, zu ersetzen. Dieses dan- 
kenswerte Unternehmen ist dem Verfasser vorzüglich gelungen. 


Zur Einführung wird nach Aufstellung der Bezeichnungen der 
Grundbegriffe das Diagramm eines in endliche Teile zerlegt gedach- 
ten Leiters aufgestellt, und unter Hinweis auf die damit gemachten 
Fehler zu exakter Lösung durch Annahme unendlicher Teilung 
übergegangen. Die Steinmetzschen Fundamentalgleichungen wer- 
den aus den Differentialgleichungen der Spannungs- und Stromän- 
derung längs des Leitungselementes dz entwickelt, die Lösungsme- 
thode der sich ergebenden Differentialgleichung zweiten Grades all- 
gemein behandelt, so daß dem lückenlosen Rechnungsgang selbst der 
diesen Gleichungen etwas fremd gewordene Praktiker ohne Schwie- 
riekeiten folgen kann. Die sich ergebenden hyperbolischen Funk- 
tionen werden in Reihen zerlegt, und es wird nachgewiesen, daß man 
bei größter Genauigkeit nur die ersten 2 oder 3 Glieder zu berück- 
sichtigen hat, da diese Reihen äußerst rasch konvergieren. Damit 
wird die Benutzung hyperbolischer Funktionstafeln völlig über- 
flüssig. Mit Hilfe der so entwickelten vereinfachten Formeln für 
Spannung und Strom an einer beliebigen Stelle der Leitung wird das 


Leerlaufs- und Kurzschlußdiagramm entworfen und durch Über- . 


lagerung beider der Belastungszustand hergestellt. Der Beweis für 
die Richtigkeit letztgenannter, von Blondel angegebener Methode 
wird erbracht. Auf eine kleine Lücke bei der Winkelbestimmung 
der einzelnen Summanden der durch die Reihen dargestellten Vek- 
torsumme möchte ich aufmerksam machen. Es hätte durch Hinweis 
auf die Formeln der Winkelfunktionen für tga.tg 2 a usw. kurz an- 
gedeutet werden können, warum die Korrekturglieder infolge der 


komplexen Natur der Rechnungswerte K =V (r? +æ?) (g? + b?) 
k’, k? usw. von den Winkeln 8, 28,358 usw. begleitet sind. Die so ent- 
wickelten Formeln werden sodann an Hand eines Rechnungsbeispie- 
les einer ausgeführten 110 kV-Drehstrom-Fernleitung zahlenmäßig 
erläutert, Anfangsstrom und Spannung in Abhängigkeit von der 
Last und cos ọ am Ende der Leitung in Kurveenform dargestellt und 
auf die bedeutenden Spannungsdifferenzen zwischen Leerlauf und 
Vollast hingewiesen; die Forderung der Spannungsregelung mit 
Hilfe von Synchronmotoren wird dadurch begründet und die Ermit- 
telung der benötigten Blindleistung aus dem Belastungsdiagramm 
gezeigt. 

In einer zusammenfassenrden Betrachtung weist Verfasser auf 
die Möglichkeit der Berücksichtigung der Impedanz der Empfangs- 
station durch gleichmäßige Verteilung auf die Leitung hin. Meines 
Erachtens ist es korrekter, die Blind- bzw. Verlustleistung zu der 
Verbraucherleistung zu schlagen, da erstere Methode kein richtiges 
Bild, insbesondere der Winkelgrößen auf der Hochspannungslei- 
tung, geben kann. 


Jedem auf diesem Gebiete arbeitenden Praktiker ist das Stu- 
dium dieser als Sonderabdruck bei der Buch- und Verlagsdruckerei 
NE Schild, Solothurn 1922, erschienenen Schrift bestens an emp 

ehlen. . K. 


Apparatebau. 


Ausführungsformen von Anlassern. — Die neuen Anlasser 
der Firma Dr. Max Levy, Berlin, sind nach neuzeitlichen 
Grundsätzen konstruiert, die Schiefertafel, welche die Kontakte 
trägt, ist von einem festen Gußrahmen umhüllt, der sie gegen 
jede äußere Beschädigung schützt. An den Gußrahmen ist ein 
Arm angegossen, in dem die Schaltkurbel gelagert ist; die zur 
Hauptbegrenzung dienenden Anschläge sitzen ebenfalls am Guß- 
eisenarm, so daß jede mechanische Beanspruchung der Schiefer- 
tafel vermieden wird. Die Anlasser sind deshalb auch bei roher 
und unfachmännischer Behandlung mechanisch allen Anforderun- 
gen, die man an Flachbahnanlasser stellen kann, gewachsen. Bei 


den neuen Anlassern wird nach einem zum D.R.P. angemeldeten 
Verfahren jeder einzelne Kontakt mit einem Vorkontakt aus 
Kupfer versehen. Der Einschaltfunke tritt also nicht mehr an 
dem Messingkontakt, sondern an dem kupfernen Vorkontakt auf, 
wo er keinen Schaden anrichten kann. Der Vorteil dieser Ein- 
richtung hat sich bei zahlreichen Versuchen mit Drehstromanlassern 
deutlich gezeigt. Die Kontakte der einen Phase waren, wie gewöhn- 
lich, aus Messing her- 
gestellt, während die 
anderen beiden Phasen 
mit kupfernen Vorkon- 
takten ausgerüstet wa- 
ren. Bei voll belaste- 
ten Motoren zeigte sich 
nach etwa 10- bis 20-mali- 
gem Anlassen ein deut- 


Abb. 1. Abb. 2. 


Abb. 3. 


Abb. 1 bis 3. Neuere Formen von Anlassern von Dr. Max Levy. 


> 
liches Verschmoren der Messingkontakte am Anlasser, während die 
mit Vorkontakten versehenen Kontakte völlig intakt blieben. Bei 
Gleichstromanlassern ist der Einschaltfunke weniger schädlich als 
der am ersten Kontakt bei Ausschaltung auftretende Unterbrechungs- 
lichtbogen. Infolgedessen wird bei Gleichstromanlassern nur der 
Einschaltkontakt mit Vorkontakt ausgerüstet. Die Anschlußklem- 


men liegen unter einer kräftigen, gußeisernen Schutzkappe, die so 
bemessen ist, daß das zum Schutz der Leitungen dienende Isolier- 


rohr unter die Kappe eingeführt werden kann. —z 


Thermisches Relais zum Schutz von Apparaten gegen Über- 
lastung. — Die Westinghouse Electric and Mfg. Co. hat ein Schutz- 
relais für elektrische Maschinen und Apparate herausgebracht 
welches Stromkreise in der Weise zu überwachen gestattet, dali 
sie selbsttätig abgetrennt werden, sobald der angeschlossene und 
zu schützende Apparat eine gewisse, vorher festgesetzte Tempe- 
ratur erreicht hat. Zu diesem Zweck sind in dem Relais ein 
gewisser Widerstandsbetrag und eine gewisse Wärmekapazität 
untergebracht, so daß seine Temperatur entsprechend der des Ap- 
parates ansteigt. ‚Durch Einstellung des Relais kann die Tempe- 
ratur, bei der die Abschaltung erfolgen soll, festgelegt werden. 
Das Relais enthält eine gewisse Anzahl von thermostatisch 
wirkenden Blechen mit veränderlichem Widerstand, entsprechend 
der gewünschten Stromaufnahmefähigkeit, die in Reihe oder par- 
allel angeordnet sind. An einem dieser Elemente ist ein Kontakt 
angebracht, der normalerweise mit einem gewissen Druck gegen 
einen festen Kontakt anliegt. Bei der kritischen Temperatur wird 
das thermostatische Blech so verbogen, daß seine Ruhespannung 
aufgehoben und der Kontakt geöffnet wird. Hierdurch wird die 
Haltespule eines kleinen Ausschalters stromlos und der Haupt- 
stromkreis unterbrochen. Das Relais kann auch mit einer An- 


a 


m 


1866 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heit 45. 


ð. November 1928. 


zeigevorrichtung versehen werden, an der die Temperatur der zu 
schützenden Maschine abzulesen ist. („Electr. Railway Journni”, 
Bd 59, 1922, S. 713.) Piz. 


Beleuchtung und Heizung. 


Schutzfassung gegen Berührung spannungführender Lampen- 
sockel. — Um die Berührung spannungführender Glühlampensockel 
zu verhindern, werden auf die Fassungen Ringe aus’Isoliermaterial 
aufgeschraubt, die die spannungführenden Teile der Sockel der 
Berührung entziehen sollen. Da die gebräuchlichen Lampensockel 
in den Abmessungen stark von einander abweichen, müssen auch 
Ringe in verschiedenen Größen vorhanden sein. Es muß ferner 
beim Einschrauben einer Lampe darauf geachtet werden, daß der 
dazugehörige Fassungsring verwendet wird. Trotz aller Be- 
mühungen, die Zahl der verschiedenen Sockel zu verringern und 
zu normalisieren, ist es doch bisher nicht gelungen, einen Kinheits- 
schutzring für alle im Handel befindlichen Arten und Größen von 
Lampen bis mindestens 100 W zu schaffen. Man verfiel daher auf 
den Gedanken, eine den verschiedenen Sockelhöhen sich anpassende 
Fassung mit teilweise beweglichem Fassungsmantel zu kon- 
struieren. Die Einzelheiten dieser von der AEG und den SSW als 
„Sava-Fassung” in den Handel gebrachten Ausführung läßt Abb. 4 
erkennen. 
bei nicht eingeschraubter Lampe stets in äußerster Stellung ge- 
halten, beim Einschrauben einer Lampe aber soweit in den unteren 
Fassungsteil zurückgedrückt, bis der Fußkontakt der Lampe in 
der Fassung aufsitzt. Bei dieser Konstruktion ist aber die Be- 
rührungsgefahr nicht ganz beseitigt, da die Möglichkeit besteht, 
daß der Laie beim Einschrauben der Lampen den federnden Schutz- 
ring mit der einen Hand zurückdrückt und dadurch mit der an- 
deren, die Lampe einschraubenden Hand den spannungführenden 
Sockel berührt. Ä 


Fässung mit starrem 
Schutzring. 


Abb. 5. 


Abb. 4. Fassung mit foderndem 
Schutzring. 


Um diese Möglichkeit auszuschließen, muß man wieder zum 
starren Schutzring greifen, der, wie Abb. 4 zeigt, mit dem Fassungs- 
mantel fest verbunden ist. Bedingung hierbei ist allerdings, daß 
alle marktgängigen Lampentypen einen Einheitssockel erhalten, 
bei welchem die Metallumhüllung in bezug auf Höhe und Durch- 
messer auf ein bestimmtes Maß begrenzt ist und auch der an- 
schließende verlängerte Lampenglashals einen ganz bestimmten 
Durchmesser hat. Verdeckt der Glashals die Öffnung der Fassung 
nicht, so muß wieder zwecks Abschluß ein Isolierring auf dem Hals 
befestigt werden. Es ergibt sich somit, daß eine einwandsfreie 
Lösung der Aufgabe erst möglich ist, wenn eine Normung der 
Glühlampensockel der verschiedenen in Betracht kommenden 
- Lampentypen stattgefunden hat. Im Interesse der Weiterverbrei- 
tung der elektrischen Beleuchtung und der Sicherheit der mit der 
Bedienung der Lampen betrauten Personen ist die angedeutete 
baldige Normalisierung wünschenswert. (,„Mitt. d. Vereinig. d. 
El.-W.”“ 1922, S. 440.) Ka. 


Elektrische Leuchtblumen. — Die Dr. R. Nahnsen & Co. A.G., 
Hamburg, Mönckebergstr. 31 (Versmannhaus), bringt eine effekt- 
volle Dekorationsbeleuchtung in Form von Leuchtrosen auf den 
Markt. Die Rosen bestehen aus Glas, sind in Form und Farbe 
- den natürlichen täuschend ähnlich und entbehren auch nicht 
des Duftes der natürıichen Rosen. Die Rosen können zu ge- 
schmackvollen und künstlerisch wirkenden Zusammenstellungen, 
Sträußen, Guirlanden, Blumenkörben, Krippen und Ampeln 
dienen. Jede einzehne, vollerblühte Rose ist mit einer elektrischen 
Glühlampe ausgerüstet, während die Knospen und die halb- 


b 


Der bewegliche Schutzring wird durch eine Spiralfeder | 


. gen würde. 


+ 


erblithten Rosen nur von dem Licht der übrigen bestrahlt werden, 
wodurch sich reizende Lichteffekte ergeben. Die Zusammenstellun- 
gen werden auf Wunsch mit Parfumverdunstern bzw. Rauchrer- 
zehrern ausgerüstet, wodurch sie besonders für Lokale, Dielen, Ge- 
sellschaftsräume, also für Räume, in denen geraucht wird, auch die 
Aufgabe der Luftverbesserung erfüllen. Jede Zusammenstellung | 
besteht aus gutem Material und wird anschlußfertig mit Schnur 
und Stecker geliefert für jede Netzspannung, so daß jeder Laie sie 
anschließen kann. Die Glühlampen sind im Innern der Rosen voll- 
ständig unsichtbar untergebracht, und: dennoch ist ein leichtes und 
bequemes Auswsechseln möglich. Die leichte Auswechselbarkeit $ 
der Lampen und auch der Rosen hat den Vorteil, daß bei Bruch einer 
Rose oder bei gewünschten Änderungen der Zusammenstellung, die:e 
nicht an die Fabrik eingesandt zu werden braucht; es können viel- 
nn die Ersatzteile von der Fabrik bezogen und selbst angebracht | 
werden. —z 


Benennungen in der Beleuchtungstechnik. — Nach Rücksprache | 
mit verschiedenen technischen Gesellschaften hat die Amerikanische :. 
Beleuchtungstechnische Gesellschaft in ihrer Sitzung vom 9. DI. ! 
1922 beschlossen, an Stelle der bisher üblichen Ausdrücke lighting- 
unit, candelabrum, fixture usw, die Bezeichnung „Luminaire“ ein- 
zuführen. In ähnlicher Weise sind in der Deutschen Beleuchtungs- 
technischen Gesellschaft Bestrebungen im Gange, das Wort Armatur 
durch „Leuchte“ zu ersetzen. Es wäre zu wünschen, wenn dieser 
Ausdruck recht bald die in anderen Gebieten der Technik so viel ver- } 
wandte Bezeichnung Armatur aus der Beleuchtungstechnik verdrän- ! 
Dagegen spräche allerdings, daß man sich unter 
„Leuchte“ wohl immer die Lichtquelle selbst vorstellen wird. 
(Trans. Illum. Eng. Soc. Bd. 17, S. 125, 1922.) Re. 


Verkehr und Transport. 


Motorlager aus Aluminium, — Vor etwa 4 Jahren, als die Be- 
schaffung von Bronze Schwierigkeiten machte, benutzte man in 
Amerika einen Satz von 4 Formen, um massive Lagerschalen für 
die Bahnmotoren G. B.-247 aus Weißmetall zu gießen. Nachdem 
man etwa ein Dutzend verschiedener Sorten von Lagermetall ver- 
wendet hatte, gab man das Verfahren als zu teuer auf, weil mehrere 
der Lager zu hart waren und brachen, und andere nicht entsprachen, 
weil das Metall zu weich war. Seit jener Zeit versuchte man e: 
mit Aluminium von der Marke „Elmore U.S. metal” und erzielte 
damit endlich zufriedenstellende Ergebnisse. Motorlager au: 
diesem Material sind nun ungefähr 1 Jahr an den Motoren von 
12 Wagen in Betrieb, und sie zeigen die gleichen Abnutzungsver- 
hältnisse wie Bronzelager. Die Kosten dieser Aluminiumlager- 
schalen beliefen sich auf etwa 12 % der Bronzelager. Die Formea 
für Aluminium-Lagerschalen sind so eingerichtet, daß die Lager 
keiner maschinellen Nacharbeit nach dem Guß bedürfen; nachdem 
sie gereinigt sind und der Grat abgeschliffen ist, sind sie für den 
Betrieb fertig, Bei schlecht ausgelaufenen Motorachsen kamen 
Schalenbrüche sowohl bei Bronze als Weißmetall vor. Wenn abe: 
Lager und Achsen gut zusammengepaßt sind, bewährt sich die Alu- 
miniumschale genau so gut wie eine Bronzeschale. (,„El. Railw. 
Journ.”, Bd. 60, 1922, S. 79.) œe 


Elektisierung der Londoner Strecken der North Western-Bahır. 
— Der Plan, die Londoner Untergrundstrecken der London & Nort! 
Western Railway elektrisch zu betreiben, ist nunmehr nach einen 
Zeitraum von über acht Jahren endgültig durchgeführt. Mit Aus- 
nahme des etwa 2,4 km langen Streckenabschnittes von Euston bi: 
Chalk Farms werden alle Streckenabschnitte bereits mehr oder 
weniger lange, einige schon seit Jahren, elektrisch betrieben. Drr 
Umbau des eben genannten Streckenabschnittes wurde einmal 
durch den Krieg verzögert, dann aber auch dadurch, daß an den 
sehr verwickelten Kreuzungspunkte Chalk Farms große Umbauten 
und unter dem benachbarten Primrose Hill die Anlage mehrer?! 
Tunnels erforderlich wurden. Die Gesamtlänge der elektrisch be- 
triebenen Strecke beträgt einige 50 km einschließlich einiget 
Streckenabschnitte anderer Bahnen, über die die London & Norti 
Western Ry. ihre Züge laufen läßt. Bei Chalk Farms vereinigen 
sich zwei aus dem Innern Londons (von Broad Street und Euston! 
kommende Linien, um nach Watford zu führen, außerdem befinden 
sich hier noch die Hampstead-Schleife und die Abzweigungen nain 
Earls Court und Richmond, ferner eine Durchgangsstrecke vos 
und nach London. Abgesehen von kleineren Tunneln und mit Au~ 
nahme der Bakerstreet & Waterloo Railway (tube) liegen alle 
Strecken offen. („El. Railway Journ.”, Bd. 60, 1922, 5. 206.) —l 


Jahresversammilungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Jahresversammlung des Vereins Beratender Ingenieure 
(V.B.L) e. V. — Der Verein, in welchem die selbständigen elut 
reine beratende Tätigkeit unter Ausschluß von Vertreter- un 
Unternehmergewinnen ausübenden Ingenieure Deutschlands z1- 
sammengeschlossen sind, hielt vom 28. bis 30. IX. in Halle seine 
diesjährige Jahresversammlung ab. Der Vorsitzende Dr.-Ing. 
Siebert begrüßte die zahlreich erschienenen Vertreter der 
Reichsbehörden, der Universität, der Stadt Halle, der Hande:* 


8. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 


1867 


kammer, der technischen Nothilfe und verwandter Ingenieur- 
vereine und legte sodann die Ziele des Vereins dar. Er hob her- 
vor, daß der Verein in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung 
gewonnen habe, da die Notwendigkeit unparteiischer objektiver 
technischer Beratung bei den jetzigen wirtschaftlichen Verhält- 
nissen in immer weiteren Kreisen erkannt wird. Aus dem Be- 
richt des Geschäftsführers gingen die Verbindungen des Vereins 
mit den verschiedenen Behörden und den industriellen Verbänden 
hervor. Engere Beziehungen pflegt der Verein zu dem Reichsbund 
Deutscher Technik, dem Deutschen Schutzverband der freien tech- 
nischen Berufe, dem Hauptausschuß deutscher Wirtschaftsberater, 
dem Verein gegen das Bestechungswesen, dem Verein für Kom- 
munalwirtschaft und dem Ausschuß für das Schiedsgerichtswesen. 
Vorträge hielten‘ Berat. Ing. V.B.I. Laaser, Berlin, über „Prin- 
zipienfragen der Wärmewirtscheft” und Berat. Ing. Volhard, 
Halle, über „Strompreise und Werkerhaltungsfonds”. Die Aus- 
sprache zeigte die Mannigfaltigkeit und Wichtigkeit der Aufgabe, 
welche von den Ingenieuren als reine Berater im Interesse der 
Allgemeinheit zu lösen sind. Die Geschäftsstelle des Vereins be- 
findet sich z. Z. in Berlin-Lichterfelde, Roonstr. 35. 


Verschiedenes. 


, Gebührenzuschlag der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt 
für optische Prüfungen. — Der Teuerungszuschlag, welcher auf die 
Gebühren für optische Prüfungen der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt nach der Gebührenordnung vom 1. VII. 1918 erhoben 
wird (vgl. Teil I, Abschnitt Optisches Laboratorium, Nr. 21, 22, 25!) ) 
beträgt vom 1. XI. 1922 ab 4900 %. 

Die übrigen Bestimmungen der Bekanntmachung vom 17. VII. 
192) (Kosten für verbrauchte elektrische Energie, Auslandsprü- 
fungen) bleiben unverändert, 


Charlottenburg, den 31. X. 192. 


Der Präsident 
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt 


Nernst. 


Energiewirtschaft. 


Ein südafrikanisches Elektrizitätsgesetz. — Der General- 
gouverneur der Südafrikanıschen Union hat am 1. IX. ein Gesetz, 
betreffend die Versorgung des Landes mit elek- 
trischer Arbeit und deren Kontrolle (Electricity 
Act, 1922), in Kraft treten lassen, über dessen Inhalt die „Ind.- u. 
Hand.-Ztg.” folgendes mitteilt: Die Erzeugung von Elektrizität 


soll nach Möglichkeit zentralisiert, nationalisiert und dadurch ver- 


billigt werden. Zu diesem Zwecke werden nach Inkrafttreten des 
Gesetzes sämtliche künftigen und nach Ablauf von 12 Monaten 
auch alle bereits bestehenden Werke zur Lieferung von Elektri- 
zität einer Genehmigungspflicht unterworfen, der mit 
gewissen Beschränkungen auch etwaige von der Regierung (Eisen- 
bahnen usw.) errichtete Anlagen unterliegen. Die Genehmigung 
und die damit verbundene Aufsicht erstreckt sich auch auf die 
Preise, zu denen die Elektrizität von den betreffenden Werken ab- 
zegeben wird, sowie auf die Verwendung etwaiger Einnahmen, die 
den ihnen genehmigten Normalverdienst übersteigen. Nach einer 
Frist von 38 Jahren ist eine Möglichkeit vorgesehen, jedes kon- 
zessionierte Unternehmen zu enteignen. 
der Genehmigung ist der Inhaber hinsichtlich etwaiger anderer 
von ihm betriebener Geschäftsunternehmungen einer Aufsicht 
unterworfen. Kein Inhaber einer Genehmigung darf ohne beson- 
dere Zustimmung der Aufsichtsbehörde mit irgendeinem anderen 
elektrischen Unternehmen in der Union ein Gesellschaftsverhältnis 
eingehen oder einen Anteil an einem solchen erwerben. Diese im 
wesentlichen rein administrativen Bestimmungen werden ergänzt 
durch ein System konstruktiven Inhalts, nach dem in Zukunft die 
Eirichtung und der Betrieb von elektrischen Unternehmungen im 
sanzen Gebiet der Union durch eine besondere Behörde, in dem 
Gesetz Electrieity Supply Commission genannt, statt- 
finden kann. Die besondere Aufgabe dieses Komitees ist es, die 
Möglichkeit der Errichtung und des Betriebes von Elektrizitäts- 
werken in der Union mit einem technischen Stabe zu studieren, 
etwaige Projekte auszuarbeiten und für ihren Bau und Betrieb zu 
sorgen. Es ist die technische Geschäftsstelle, die künftig namens 
der südafrikanischen Regierung in der Union Elektrizitätswerke 
betreiben wird. Die genannte Behörde hat die Eigenschaften einer 
iuristischen Person und insbesondere die Befugnis, Anleihen 
für die von ihr zu errichtenden Unternehmungen aufzunehmen. Des 
weiteren ist vorgesehen, daß sie vom südafrikanischen Parlament 
innerhalb der nächsten vier Jahre Gelder zur Einrichtung und zum 
Betrieb elektrischer Unternehmungen überwiesen erhält. Die ad- 
ministrative Kontroll- und Aufsichtsbehörde ist dagegen ein Rat, 
in dem Gesetz Electric Control Board genannt, dessen 
Hauptfunktion in der Erteilung der Genehmigungen und der Aus- 
übung der damit verbundenen überwachenden Tätigkeit besteht. 
Der ursprüngliche Gesetzentwurf war scharf angegriffen worden, 


1) „ETZ“ 1918, S 211 
23 „ETZ“ 1922, S. 1122. 


Während der Dauer’ 


weil er der Kommission ein weitgehendes Enteignungsrecht auf 
besteh®nde Anlagen einräumte. Um die starken Widerstände zu 
brechen, sah die südafrikanische Regierung sich schließlich ge- 
nötigt, die Rechte der bereits in Betrieb befindlichen industriellen 
und städtischen Elektrizitätswerke sicherzustellen. 


Industrie und Handel. 


Deutschland. — In unseror letzten Übersicht!) war eine ernste 
Mahnung zur Mehrarbeit erwähnt, Auch A. Thyssen hat 
sich kürzlich sehr energisch in einem „offenen Wort” gegendie 
unterschiedlose Anwendung des Achtstunden- 
tag es ausgesprochen, den er als „das Unglücklichste, das uns die Re- 
volution bringen konnte“,charakterisiert. Leider vernimmt man noch 
kaum ein Echo solch nur zu begründeten Appells aus Arbeitnehmer- 
kreisen, in denen schließlich doch auch einmal die Einsicht er- 
wachen müßte, daß Deutschland heute am wenigsten berechtigt ist, 
eine als internationale Institution gewiß nicht zu verwerfende Ein- 
richtung burenukratisch durchzuführen, die bisher doch erst von 
5 Staaten sanktioniert worden ist. Vor kurzem hat die „Ind.- u. 
Hand.-Ztg.”“ einige in dieser Beziehung beachtenswerto Angaben 
über den Riekgangder Arbeitsleistung mitgeteilt: Im 
Ruhrkvhlenbergbau ist der Fürderanteil des Belegschaftsmitgliedes 
von rd 281 t in 1913 auf 188 t in 1921 gesunken, in der größten mittel- 
deutschen Briunkohlengrube die Leistung des einzelnen Arbeiters 
von 1430 auf 885 t, also um 40 %. Bei den Rheinischen Stahlwerken 
hat sich der Ertrag je Mann der Belegschaft von 112,4 sogar auf 
53,4 t Rohstahl verringert, und ähnliche ungünstige Ziffern wer- 
den aus dem Baugewerbe, aus dem Eisenbahnbetrieb und der Land- 
wirtschaft gemeldet. Auch das Überschichtenabkommen 
hat die Kohlenwirtschaft in Rheinland-Westfalen bisher nur wenig 
gebessert; die arbeitstägliche Förderung ist nicht, wie erwartet, um 
10 %, sondern um noch nicht ganz 3 % gestiegen. Und dabei müßte 
Deutschland, wenn es das neue Programm der Entente (1,829 Mill. t 
je Monat des niüvhsten Vierteliahres) erfüllen wollte, monatlich 
noch 0,2 Mill. t Kohle mehr liefern, als es bisher unter schwerster 
Schädigung seiner eigenen Industrien abzugeben vermochte (1,6 
Mill. t), gleichzeitig gezwungen, Millionen Tonnen ausländischer 
Kohle gegen Goldinarkbeträge einzuführen (die Reichsbahn in 1922 
bis 31. VIII. allein 1,9 Mill. t, die Elektrizitätswerke ohne die Saar- 
kohle 0,2 Mill. t). Überdies fordern die Gegner 0,125 Mill. t Kohle 
aus Oberschlesien, das uns der Vülkerbundsrat gegen alles Recht ge- 
nommen hat. Frankreich wird mit Hilfe deutscher Lieferungen zum 
Kohlen«xporteur, sogar Deutschland gegenüber, dem es z. B. im 
August über 66 000 t zuführte. Weltwirtschaftlicher Unfug, und 
doch nur ein Teil der Folgen jenes Irrsinns, mit dem die Auguren 
von Versailles usw. Europa für Jahrzehnte geschädigt haben. Einer 
dieser Weisen, Lloyd George, ist ja nun zeitweilig in den Hinter- 
grund getreten; aber zur Freude darüber war kein Anlaß, denn 
der englische Kabinettswechsel mußte die dringend notwendige 
Entscheidung der Reparationsfrage nur abennals ver- 
zögern. 

Das Abkommen mit Belgien iiber die inzwischen z. T. in der 
Schweiz diskontierten Schatzwechsel hat Deutschland zwar zu- 
nächst von Barzahlungen befreit, jedoch ebensowenig wie der Auf- 
schub der Ausgleichszahlungen den weiteren SturzderMark 
aufhalten können. Durch dessen verheerende Wirkung, gegen die 
die Reichsregierung zunächst mit einer wenig glücklichen, neuer- 
dings etwas geänderten Devisen-Notveroerdnung anzu- 
kämpfen versuchte, ist auch div Reparationskommission zum Ein- 
greifen veranlaßt worden. Das verständigste ihrer Mitglieder, der 
Engländer Bradbury, will den deutschen Staatshaushult bis zu 
einer Dauer von 4 Jahren der Geldzahlungenentheben 
und diese durch fünfjährige Schuldverschreibungen® ersetzen, die 
den Gläubigerstaaten übermittelt und von diesen unter eigener (ma- 
rantie verwertot werden. Für die Sachlieferungen soll das Reich 
ebenfalls Schuldverschreibungen ausstellen, die die zum Bezug 
solcher Lieferungen berechtigten Mächte garantieren, und die das 
Reich durch ausländi:she Banken diskontiert, um die deutschen 
Lieferanten mit ausländischen Devisen zu entschädigzen. Die Ver- 
wendung der Papierinark im Austausch wünscht Bradbury wesent- 
lich zu verringern und lurch die Goldmark zu ersetzen. Demgegen- 
über hat die von Barthou geführte französische Delegation des 
Wiederherstellungsausschusses zunächst eine strenge Kon- 
trolleder deutschen Finanzgebarung gefordert, um 
eine Erfüllung der Reparationsverpflichtungen zu sichern. Sodann 
will sie eine Währungsreform auf Grund des Metallbe- 
standes der Reichsbank durchgeführt sehen. bei der auch die Ir- 
gebnisse iler Besteuerung des tatsächlichen deutschen Kapital; und 
innerer Goldanleihen herangezogen werden sollen. Die Unteıbrin- 
gung von Schatzwechseln bei der Reichsbank wird nach diesen Vor- 
schlägen verboten, und letztere selbst unter interalliierte Kontrolle 
gestellt, wie eine solche auch bezwecken soll, Verfügungen gegen 
die Kapitulflucht und die Anhäufung ausländischer Devisen im 
Reich zu verschärfen. Sobald die Umstände es erlauben, verlangt die 
Delegation Ausgabe von Goldschatzanweisungen, deren Ertrag 
teils den Metallbestand der Reichsbank, soweit nötig, verstärken, 
teils zur Bezahlung der Iteparationen dienen würde, die nicht im 


Z!) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1250. 


13868 


Haushalt aufgeführt sind. Mindestens 25 % des Wertes der Ausfuhr 
müßten weiter in Gold oder fremden Devisen erhoben werden, das 
Ergebnis nebst dem der Einfuhrzölle sei einem besonderen Konto 
zu überweisen, das der Garantieausschuß, den die Delegation so- 
fort nach Berlin verlegen will, kontrolliert, und über welches die 
Reichsregierung so lange verfügen kann, als sie nach Ansicht der 
Reparationskommission ihren Verpflichtungen nachkommt. Es 
handelt sıch also um zwei Pläne sehr schwerwiegender Verschieden- 
heit, die auch ein belgischer Vermittlungsvorschlag, wie es scheint, 
vorläufig nicht hat ausgleichen können. Um eich nun für eine 
Entscheidung weitere Unterlagen zu beschaffen, verhandelt der 
Wiedergutmachungsausschuß z. Z. mit der deutschen Regierung in 
Berlin selbst, wo gleichzeitig bekannte, von dieser eingeladene 
Sachverständige des Auslandes die Möglichkeit einer Stabili- 
sierung der Mark begutachten. Mangel an Vertrauen und 
inländische wie ausländische Spekulation haben deren Wert seit- 
her bereits auf 0,016 cts herabgedrückt. 


Frankreich. — Nach den von der „Rev. Gen. de l’Electricite“ 
mitgeteilten Außenhandelsziffern für die ersten sieben 
Monate des Jahres 1922, die wir in folgender Übersicht zusammen- 
fassen, hat die Einfuhr elektrotechnischer Waren 50797 dz 
(83 794 i. V.) im Wert von 63,150 Mill. Fr (112,899 i. V.) ergeben, 
also eine um 32 997 dz geringere Menge als in der entsprechenden 
Zeit des Vorjahres. Sie ist bei allen Positionen der Zahlentafel 
zurückgegangen, u, zw. bei dynamoelektrischen Maschinen ins- 
gesamt um 13 345 dz — besonders bei solchen im Gewicht zwischen 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 


8. November 1922. 


chusetts zusammen mit rd 80 % beteiligt; eie beschäftigten rd 7S 
aller Arbeitnehmer der Elektroindustrie. Während es 1909 in «ce: 
V. S. Amerika nur 31 Werke gab, die jährlich Maschinen, Apparat- 
und Zubehörteile im Wert von 1 Mill. $ oder mehr fertigten, zät:it- 
man deren im Jahre 1919 schon 182, die, 13 % der Gesamtindusiıri- 
ausmachend, über nahezu 80 % aller Arbeitnehmer verfügten ugi 
rd 82 % des gesamten Erzeugungswertes schufen. 

Cunnington knüpft an diese Angaben eine Übersicht über ds 
Wert der Produktion in den verschiedenen Jahren, leider ohne d.» 
Mengen zu berücksichtigen, und schildert dann in kurzen Abriser: 
die Gestaltung des Marktes von 1916 an. In diesem Jahr, das d:: 
Elektroindustrie mit unerledigten Aufträgen im Betrage von etw. 
250 Mill. $ begann, haben die Produzenten das Äußerste geleistet — 
der Wert der Erzeugung elektrischer Waren überschritt 500 Mill $ 
—, und doch konnte das den Markt nicht befriedigen. Die unter- 
gebrachten Bestellungen beliefen sich auf etwa 750 Mill. $. I's- 
Rohmaterial wurde rapide teurer, und die Erzeuger sahen si.l. 
wiederholt zu Preiserhöhungen genötigt, um Gewinne zu sichern, ¿i- 
überdies kleiner waren als 1915. Von besonderen Vergütungen abır:-- 
sehen, sollen die Löhne1916 um 25% gestiegen sein; außerdem war +|- 
damals schwierig, leistungsfähige Arbeiter zu finden. Sodann fehlt: 
es an Hilfsstoffen, deren Lieferung durch den Krieg z. T. behinder' 
wurde. Das Kleingeschäft nahm bedeutenden Umfang an und über- 
traf das von 1915 um mindestens 50 %. Obgleich man Ende 1917 schen 
9 Monate des Jahres am Kriege beteiligt war, ergab sich für die lz- 
dustrie eine erhebliche Steigerung der Produktion; man schätzt die 
Fakturen der elektrotechnischen Fabriken auf etwa 750 Mill. $ un! 


Außenhandel Frankreichsmitelektrotechnischen Erzeugnissenindenersten 7Monatenvon 192. 


Erzeugnisse 


Einfuhr 
dz l 1000 Fr dz 


1922 


1. Dynamomaschinen im Gewicht von 1000 kg und mehr 23 498 27 569 


a 5 7 „ 50 bis 1000 kg 4048 13 060 4448 17 017 13 470 13 945 16 164 16 733 
» 5 „ unter 50 A 2124 2 395 4613 4 754 

2. Apparate ` f : 7132 11611 15 008 27 3831 14 086 17 468 56 344 59 87? 
3. Glühlampen mit und öhne Armatur SE AO 1 477 1 774 12 978 14 180 1 369 1 006 7 803 | 5 15: 
4. Bogenlampen und Teile davon . 2, nn. 25 28 60 63 43 114 61 162 
5. Kohlen für industrielle Zwecke . let irn . 768 1215 352 152 6 554 12 672 5545 ; 1072 
6. Isolierte Drähte und Kabel 594 3331 : 794 5713 2911 18 958 18 820 17 0R? 
7. Akkumulatoren, Teile davon und Tröckenelemente 3057 3 297 818 828 6 393 3937 3148 22-1 
8. Material aus Porzellan, Steingut, Glas usw. 5875 12 790 1833 4208 6 154 7 868 28ll 3 19) 
9. Teile von Maschinen, Motoren, Apparaten und Magnete . 2 199 6 733 3 979 14 136 2 967 | 3 782 7711 9215 


. Insgesamt | 50797 | 83794 | 63150 | 112899 | 71947 | 79800 | 118407 | 13497 


50 und 1000 kg (— 9012 dz) —, bei Apparaten um 4479 dz, bei Glüh- 
lampen um 297 dz, bei isolierten Drähten und Kabeln um 2737 dz, 
bei Material aus Porzellan, Steingut, Glas usw. um 6915 dz und 
bei Teilen von Maschinen, Apparaten usw. um 4534 dz. Die Aus- 
fuhr zeigt eine Menge von 71947 dz (79800 i. V.) im Wert von 
118,407 Mill: Fr (134,977 i. V.). Auch hier ist also eine Abnahme, 
u. zw. um 7853 dz zu konstatieren, die hauptsächlich auf Apparate 
(— 3382 dz), Kohlen für industrielle Zwecke (— 6118 dz) und auf 
Material aus Porzellan usw. (— 1714 dz) entfällt, während der 
Export von Glühlampen um 363 dz, von isolierten Drähten und 
Kabeln um 1953 dz und von Akkumulatoren usw. um 2406 dz ge- 
wachsen ist. War aber in den ersten sieben Monaten des Jahres 
1921 die Einfuhr um 3994 dz größer als der Export, so übertraf 
letzterer in der Berichtszeit den Import um 21 150 dz. 

Der Außenhandel mit elektrometallurgischen und 
elektrogehemischen Produkten (Aluminium, Ferrolegierun- 
en Kalziumkarbid, Kalkstickstoff, Zyanamid) weist eine Einfuhr 

m Betrage von 81 232 dz (33814 i. V.) bei einem Wert von 7,546 
Mill. Fr (7,054 i. V.) und eine Ausfuhr von 136 050 dz (85 434 i. V. ) 
im Wert von 21,676 Mill. Fr (11,267 i. V.) aus. Hier ist mıthin 
der Import um 47 418 dz und die Ausfuhr um 50 616 dz gewachsen; 
er ag letzterer über die Einfuhr N 54818 dz 

i 


V.S. Amerika. — Die Reminiszenz, daß am 4. IX. 40 Jahre 
seit dem Tage verstrichen waren, an dem in New York die erste nach 
dem Edisonsystem errichtete öffentliche Zentrale — die Pearl 
Street Station — ihren Betrieb (mit 1284 angeschlossenen Glih- 
lampen) aufnahm, hat „Electrical World” veranlaßt, diesem Jubi- 
läum ein Heft zu widmen, in dem u. a ihr Handelsredakteur Cun- 
nington Mitteilungen über die Entwicklung des amerikanischen 
Elektromarktes seit 1880 macht. Damals bestanden etwa 
80 fabrizierende Unternehmungen, deren Zahl dann auf 581 in 1899, 
auf 1404 in 1919 und auf etwa 1600 in 1922 angewachsen ist. 1880 
waren kaum 750 Personen in diesen Betrieben beschäftigt, 1919 
aber bereits rd 272000. Während die Materialkosten der genannten 
Fabriken 1879 etwas über 1 Mill. $ betrugen, stellten sie sich 1919 
auf rd 425 Mill. $, und der Wert der Erzeugnisse, der 1880 ungefähr 
2,5 Mill. $ ausmachte, erreichte in jenem NachkKriegsjahr schon rd 
1 Milliarde $. Am Produktionswert des letzteren waren die Staaten 
New York, Pennsylvania, Ohio, Illinois, New Jersey und Massa- 


den Wert der am Jahresschluß noch offenen Bestellungen auf a 
Mill. $. Die Nachfrage war z. T. beträchtlich, so daß z. B. 
Lampenfabrikanten monatelang die Aufträge nicht zu bewaliie 
vermochten; schließlich ergab sich dann aber doch die Möglichk:.'. 
Vorräte anzusammeln. Der Handel mit Altmaterial blühte, 5- 
dessen hatten es die Händler nicht leicht, Ausrüstungsteile zu èv 
halten. 1918 trat dann ein überraschender Wechsel d>” 
Verhältnisse ein. Die Industrie, die bis dahin eine Peric: 
höchster Produktion, staatlicher Kontrolle usw. durchgemacht 2 
größtenteils für die Regierung gearbeitet hatte, sah sich plötz!!. 
wieder auf freiem Markt. Das Handelsgeschäft war, von Hausb..- 
tungsbehelfen abgesehen, auf ein Minimum beschränkt und b- 
trug schätzungsweise weniger als 30% des Gesamtumsatzes č: 
Industrie in den ersten 10 Monaten des Jahres. Dem Abschluß à- 
Waffenstillstandes folgten zahlreiche Annullierungen von Kriex-- 
und anderen Aufträgen, der Gesamtumsatz übertraf nicht den ve 
1917. Arbeitskräfte und Rohmatcrial waren die maßgebenden Far 
toren, an beiden aber bestand Mangel, überdies erwiesen sic 
erstere als sehr unzuverlässig. 1919 ist besonders die Fabrikat: 
von Akkumulatorenbatterien stark gewachsen, u. zw. um rd 111 £ 
gegen 1914, Mehr noch, u. zw. um 32 %, stieg der Wert der E: 
zeugung von Glühlampen. Während der heimische Bedarf naci 
ließ, führte das Jahr 1920 zu einer bedeutenden Ausdehnun:- 
des Exports elektrischer Erzeugnisse. Sein Wert betrug r- 
4 Mill. $ mehr als im Vorjahr. Dagegen war die Konstruktiot- 
tätigkeit und die Leistung der Arbeiter nicht wirkungsvoll; de 
Lampenverkauf nahm einen nennenswerten Aufschwung. Da e: 
die Zentralstationen ausdehnten, hoben sie zugleich das Gesch‘ 
in Ausrüstungsstücken für Leitungsanlagen. Auch 1921 gestalt! 
sich die Ausfuhr elektrotechnischer Produkte zunächst lebhaft, l 
Lieferungen von Rohmaterial befriedigten mehr als 1920, Ji- 
Arbeitsverhältnisse besserten sich, und manche Produzenten kon: 
ten mit voller Leistungsfähigkeit vorgehen. Ein Preisabbau w:° 
zwar zu beobachten, aber doch in mäßigen Grenzen. Für 1922 ko: 
statiert Cunnington mit wenigen Worten den die günstige Mark: 
lage etwas schwächenden Einfluß der Streiks im Kohlenberz’x: 
und Eisenbahnbetrieb, der Materialknappheit sowie der frems: 
Wechselkurse. Soweit sich die Preise geändert haben, sind sie r: 
höht worden. Der elektrotechnische Markt fühlte die Wirkung Ki 
Ausstände zunächst lediglich an einer Abnahme der Vorräte, wi: 
rend der Auftragseingang nicht zu leiden hatte. 


9. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 45. 


1369 


VEREINSNACHRICHTEN. ‘ 


| VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, uns N 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr, 0320 u 


Betr. Beantwortung von Anfragen. 


An den Verband gerichtete Anfragen von Verbandsmitgliedern 
nnen mit Rücksicht auf die hohen Porto- und Papierkosten nur 
h auf Beantwortung rechnen, wenn Rückporto eingesandt wird. 
ragen von Nichtmitgliedern unterliegen gegebenenfalls beson- 
rer Berechnung der entstandenen Unkosten. 


Bekanntmachung. 


Laut, Beschluß der Jahresversammlung 1922 sind die gegen die 
egeln und Normen für Elektrizitätszähler?!) und 
endie Regeln für Anlasser und Steuergeräte?) 

1. August d. J. eingegangenen Einwände von dem Technischen 
uptausschuß geprüft und teilweise berücksichtigt worden. Die 
m technischen Hauptausschuß angenommenen Änderungen wer- 
n wie folgt bekanntgegeben: 


1. Regeln und Normen für Elektrizitätszähler. 


8 2. 
\ Im letzten Abschnitt, 7. Reihe von unten muß es „Meßwandler” 
tatt „Meßtransformatoren“ heißen. 


| § 4. 
ole: Die ersten 8 Zeilen des vorletzten Abschnitts ändern sich wie 
lgt: 

Die Stärke der in den Zähler einzuführenden Leitungen ent- 
richt mit Rücksicht auf die Spannungsverluste, vor den Zähler 
ingebrachte Sicherungen oder dergl., durchaus nicht immer den 

nstromstärken, für die der Zähler gebaut ist. Um deshalb für 
tärkere Leitungen Platz zu haben, wurden die Bohrungen der An- 
tthlußklemme für 25 mm? Leitungen zu 6 mm Durchmesser fest- 


gelegt und für die Druck- oder Befestigungsschrauben 5 mm Ge- 
Finde gewählt. ss 


Die Erläuterungen zu Schaltung 3, 4, 5 und 6 erhalten folgen- 
len Wortlaut: 
Bei Schaltung Nr. 3, 4, 5 und 6 ist die normale Bessieinung dor 
‚Sozelnen Hauptleiter mit Rücksicht auf die verschiedene Bezeiclı- 
g derselben in Gleich- und Wechselstromanlagen bzw. Zwei- und 
heisıteranlauon allgemein nicht angegeben. Sofern bei älteren 
hlerkonstruktionen in Gleichstromanlagen die Polarität beim 
schluß eines Zählers berücksichtigt werden muß, ist durch eine 
Bemerkung im Schaltbild besonders darauf hinzuweisen, 
Die Bemerkung zu Zähler Nr. 6 muß lauten: 
Für Wattstunden-Dreileiterzähler (Nulleiteranschluß). 
Der äußere Anschluß des Spannungskreises kann anstatt durch 
? Drähte auch durch einen Draht vorgenommen werden. 
Im vorletzten Abschnitte muß es wieder „Meßwandler“ anstatt 
Meßtransformatoren“ heißen. 


Folgende Schaltbilder sind abgeändert: 


Abb. 18a. 


») yet „ETZ” 1922, 8. 519. 
3) Vgl. „ETZ“ 1923, 8. 627. 


"R 
$ ~ da 
F | 2 2 
TAg E: 
Abb. 18b. 
h \ 
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S a Dee im L I 
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Abb. 28a. 


Abb. 23b. 


2. Regein und Normen für Anlasser- und Steuergeräte. 


i § 2, Schlußabsatz. 

Die Regeln gelten nur für Geräte zur Steuerung von Maschinen 
für Dauerbetrieb, (nicht für kurzzeitige und aussetzende Betriebe). 
Siehe R. E. M. 1923 §§ 28 bis 30. | 

8 13. 
Der Abschnitt über Magnetwicklungen ändert sich wie folgt: 
Für Magnetwicklungen gelten nach R.E.M. 1923 $ 38 bis 41 


für Isolierung durch Faserstoff ungetränkt getränkt 
als Grenzwerte der Temperatur . : > "IC 85°C 
als Grenzwerte der Erwärmung (Uber- 

temperatur) f . . 40°C 50°C 


Die Grenzwerte für die SE gelten unter der Voraus- 
setzung, daß die Temperatur der ee 35 ° nicht überschreitet. 
Euer, Tulfemotoren siehe R. E. M. § 41, betr. Transformatoren 


$ 15, erster Absatz. 
Spannungsrückgangsabstellung. Das Gerät muß 


ausgelöst werden, wenn die Spannung auf 50 % des Nennwertes 
zurückgeht. Bei 80 % des Nennwertes darf sie nicht eintreten. 


1870 


52. , 


Die Erläuterungen zu Tafel I (S. 1371) für Gleichstromanlasser 
ändern sich vom 6. Abschnitt an wie folgt: 

Wenn unter den Anlassırn der Tafel kein Anlasser vorhanden 
ist, dessen Nennleistung mit der des Motors übereinstimınt, so ist 
der nächstgrößere Anlasser und die dadurch bedingten gröleren 
Spitzenströme zuzulassen. 

Bei der Stempelung des Anlassers ist zur Erleichterung der 
Auswahl nicht die mittlere Anlaufnahme, sondern die Nenn- 


leistung des Motors zugrunde zu legen, wobe; noch die doppelten’ 


Leistungen für Halblasi gestempelt werden können. 


Die Aufnahme des Motors ist unter Berücksichtigung des vor- 
aussichtlichen ungünstigsten Wirkuugsgrades Nmin bestimint. Bei 
der Bestimmung des Ankerwiderstand«es wurde angenommen, dab 
% der Gesamtverluste auf den Anker + Zuleitungen entfallen. 


Die mittlere Anlaßaufnahme bei Vollastanlauf, welche die 
Grundlage für die Bestimmung der Anlasser ist, ist gemäß $ 22 
gleich 1,3 X Leistungsarnıfnahme des Motors angenommen. Wenn die 
bei der Projektierung berechne® Anlaßleistung nicht mit einem 
Tafelwert übereinstimint, so ist der nächstgrößerr Anlasser zu 
wählen. 


Für die Bestimmung der Anlalszeit wurde die empirische Forniel 
t=4+2yYN 


(N ist die Motorleistung in kW) benutzt. Über 200 kW hinaus ist 
die Formel nicht zu empfehlen. Da die Anlasser ein mehr- 
maliges Anlassen kurz nacheinander gestatten, so genügen eie 
“auch zur Beschleunigung größerer Schwungmassen beieinmali- 
gem Anlassen. Bei Antrieben mit außergewöhnlich großen 
Schwungmassen ist die erforderliche Anlaßzeit rechnerisch zu 
ermitteln. 


Die Anlaßzeit und Anlaßhäufigkeit beruht auf Erfahrungs- 
werten. Die Anzahl der Anlaßstufen ist so gewählt, daß der Schalt- 
strom wenig höher liegt als der Neunstrom. 


Zu Tafel II (S. 1372 u. 1373), Drehstromanlasser. 


Die Leistungsabstufung der Anlasser, die mittlere Anlabauf- 
nahme, die Anlaßzeit, die Anlaßzahl. die Anlaßhäufigkeit und die 
Anlaßarbeit sind gleich denen für Gleichstromanlasser eingesetzt. 
Für die Abschaltung der Widerstandsstufen in den drei Läufer- 
kreisen nach einander — als u v w- Schaltung bezeichnet — ist die 
Anzahl der Vor- und Anlaßstufen geringer gewählt als bei gleich- 
zeitiger Abschaltung, da sich bei dieser Anordnung nahezu die drei- 
fache Zahl von Stellungen ergibt. Anlasser für zweiphasige Läufer 
sind nicht genormt. 


Für die Herstellung der Anlasser kommen je nach Größe der 
Läuferspannung verschiedene Widerstandsbezüge in Frage. Zwecks 
e ___ Läuferspannung 
i  Lauferstrom 
Läuferspannung zwischen zwei Schleifringen), eine Nermalreihe 
1,0; 18; 3,2; 5,6; 10 aufgestellt, die unter 1,0 und über 10 ent- 
sprechend den Bedürfnissen erweitert ist. Es ist als zusesie zu 


erachten, daß z. B. ein Anlasser, der für das Verhältnis 5- = 10 be- 


Normung derselben ist für die Werte (e = 


rechnet ist für = Werte des Motors zwischen 7,5 und 13 benutzt 


wird, wobei die auftretenden Spitzenströme um 25 % höher bzw. 
30% niedriger werden. Tatsächlich werden höhere Stronispitzen 
meist nicht auftreten, da die Vorstufen z. T. als Anlaßstufen 
wirken. 

Um die Auswahl der Anlasser zu erleichtern, sind die Ctrenzen 
der Läuferspannungen und -ströme in den einzelnen Feldern der 
Zahlentafel angegeben. Es sind aber nur diejenigen lelder aus- 
gefüllt, die für die genormten Grenzen der Läuferspannungen der 
Drehstrommotoren nach DI-Normblatt E 584 in Frage kommen. Für 
abnormale Läuferspannungen sind die Anlasser unter sinngemäßer 
Erweiterung der Tabelle zu bestimmen. Die Grenzen der Läufer- 
spannungen und -ströme sind auf den Anlasserschildern anzugeben. 


8 35. 
Letzter Absatz. Bei Generatoren von 100 kW aufwärts muß 


«lie Spannung außerdem unter denselben Bedingungen bei Leerlauf 
um 50 % vermindert werden können. 


Hinter $ 42 werden zwei neue Paragraphen über Schild ein- 
gefügt: 


VII. Schild. 
843. Allgemeine Angaben. 


Anlasser, Anlaßschalter, Anlaßtransformatoren, Regler, 
Schützen und elektromazmnetisch betätigte Wächter sollen eiir Lei- 
stungsschild besitzen, auf dem die nachstehend aufgezählten allge- 
meinen und die im 8 44 zusammengestellten zusätzlichen Angaben 
deutlich lesbar sind. Das Schild soll so angebracht werden, daß es 
auch im Betriebe bequem abgelesen werden kann. Der Verwen- 
dungszweck des Gerätes braucht nicht verzeichnet zu werden. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 


8. November 1928. 


Die allgemeinen Angaben sind: 


1. Fabrikant oder Ursprungszeichen (falls nieht ein besondere: 
Firmenschild angebracht wird) 

Modellbezeichnung oder Listennummer. 

Fabriknummer (kann bei Massenfabrikaten fortfallen). 


ro 


§ 44. Zusätzliche Angaben. 


Die zusätzlichen Angaben auf dem Leistungsschild für die ein- 
zelnen Gerätearten betreffen: 
a) für Anlasser: 
1. Die Seas (Gleichstrom G, Einphasenstrom E, Dreh- 
strom D), 
2. die Vollbelastung, "/Jı, des zugehörigen Motors (kW), unter 
Umständen daneben die Halblastleistung, %, z. B. 11 44 kW, 
⁄ 88 kW oder eine beliebige Minderleistung, z. b. 
4 59kW, 
3. bei Gleichstromanlassern die Netzspannung (V), 
bei Einphasen- und Drehstromanlassern für Schleiftinz- 
motoren die Grenzwerte 
des zulässigen Läuferstromes i (A) und 
l _ Läuferspannung E o) 
i  Läuferstrom' l 
Ist mit dem Anlasser auch ein Ständerschalter verbunden, 
so ist auch die Netzspannung E (V) und der Ständerstrom J (4) 
anzugeben. 
b Für Anlaßschalter 
toren: 
1. Die Stromart (G bzw. E oder D), 
2. die Leistung des zugehörigen Motors (kW),z.B. } 
c) Für Nebenschlußreegler: 


1. Die Grenzwerte des Stromes (4), 
2. die Ohmzahl (Q). 


d) Für Schützen: 


1. Die Stromart (G bzw. E oder D), 

2. die Stromstärke der Hauptkontakte für aus=setzenden B=- 
trieb (a) bzw. Tür Dauerbetrieb (d), 

3. die Spannung der Erregerwicklung e (V). 

Für Wächter: 

1. Für Spannungswächter Stromart (G bzw. E oder D) wi: 
Spannung (V), 

2. für Stromwächter Stromart (G bzw. E oder D) und Stron- 
stärke (A). 

Der vorletzte Absatz des bisherigen $ 43, jetzt § 45, änden 

sich wie folgt: 

Angebaute Hilfsmotoren sind nach den R.E.M. 1923 § 30 1 mi! 
lang zu prüfen bei Spannungen T bis 500 V und Leistungen Is 
500 W mit dreifacher Spannung (3 E), 
bei Leistungen über 500 W mit 1220, 1440, 1880, 20 \ 
bei einer Netzspannung von 110, 220, 440, 300V 

Meßgeräte sind nach den Regeln für Meßgeräte 1923 § X 
zu prüfen. 

Hiernach werden Meßgeräte, die nicht an Meßwandler ans; 
schlossen sind, bei einer Erdspannung von 101 bis 650 V mit 200o \ 
1 min lang geprüft. 

Der bisherige $ 44, jetzt $ 46, erhält folgenden Wortlaut: 

Die §§ 10 und 12 der Errichtungsvorschriften über Ausschalter 
Umschalter, Anlasser und Widerstände sind zu beachten. 

In der Tafel zum alten § 53 ändert sich der Wert für 0,55 mm 
Nenndurchmesser für WM 13 in 0,55; neu hinzugefügt werden ¿ie 
Werte für 0,6 Nenndurchmesser, und zwar: 


0,460 0,034 | — — | 178 008 | 355 017 


3. 


Gegen die „Normalen Bedingungen für den Anschluß an Mo 
toren an öffentliche Elektrizitätswerke” Entwurf II sind weiter 
Einwände nicht eingegangen. Der Technische Hauptausschuß hai 
daher beschlossen, diese Normalen Bedingungen, wie in Heft M. 
S. 700 u. Í., veröffentlicht, anzunehmen. 

Die darin enthaltenen V orschriften für Anlasser und Steuer 
geräte treten aber naturgemäß erst mit dem Geltungstermin (1. \ Il 
1924) der Regeln für Anlasser und Steuergeräte in Kraft. 


4. 


Auch gegen die in der „ETZ“ Heft 16, S. 552, 
veröffentlichten Entwürfe von Normblättern für 
E 578 Offene Gleichstrommotoren, 

E 579 Offene Gleichstrommotoren mit Drehzahlregelung, 
E583 Offene Gleichstrommotoren mit Kurzschlußläufern, 
sind Binwände nicht eingegangen. Diese Normblätter sind dal" 
als endgültig angenommen. Der Geltungstermin für diese normal: 

Motoren wird noch bekanntgegeben werden. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P.Schirp. 


des zulässigen Verhältnisses 


und Anlaßtransforn:- 


3 100 kW. 


Ne 


e 


553 und 55 


1871 


£lektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heft 45. 


u ô. November 10828. 


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1372 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 9. November 1922. 


Zahlentafel II über normale Anlasser für Vollastanlauf 
für 220, 330 und 


Für Halblastanlauf sind die Anlasser für die doppelte Motorleistung 
Ferner muß der Endkontakt 


Luftkühlung | DL 15 DL 22?) DL 31 DL 44) |DL62 DL8 
Stempelung des Anlassers . a e a ge —Doe31 Er DOe62 mer 
Nennleistung des Motors N bis zu kW 1,5 2,2 3,1 4,4 = 6,2 | 8,8 
Aufnahme des Motors Na, ...... . biezu kW| 1% 2,8 3,9 6,4 14 | 105 
Scheinaufnahme des Motors. . . . . . . bis zu KVA 2,8 3,9 5,7 170 95 13,3 | 
100 >< Spannungsverlust im Läufer und Zuleitung Pa 
iuter- Phasenspannung ——— lo 17,6 17,6 17,6 14,8 14,8 11,3 
Mittlere Anlaßaufnahme Nm . » » 2 2 2 2.2. KW 2,6 | 3,6 5,2 74 101 14,2 ii 
Anlaßzeit t. .. ooa er. 6 | 7 | 8 8 9 10 E 
Í | u Luftkühlung 4 4 4 3 3 3 i 
Anlaßzâhl 2. o Io a | Ölktihlung ne... ee 7 = 
Luftkühl 10 9 ` 8 7 q 6 
Anlaßhäufigkeit in der Stunde R. ... Í a = = mA en ea a a aa 
Anlaßarbeit Nmt... .......... . .kWs| 156 252 | 364 60 91 142 
Geringste Anzahl der Anlaßstufen ; . } Gleichzeitige 39 3) 3x2 2 3x2 | 3x2 3x3 | 3x3 3x4 z 
Geringste Anzahl der Vorstufen Abschaltung > | — 3x1 3x1 | 3x1 
Geringste Anzahl der Anlaßstufen . . T uvw- 3 6 6 6. 6 6 9 F 
Geringste Anzahl der Vorstufen . . . .$S Schaltung — — — 3 3 3 | 
18 13 — 4 M 109—148 133 -181 156—212 186—252 |221—300 ani i 


y 119-156 141 186 | 168-221 1 200—%4 


84—62 | 10,2—75_ ' 119-88 | 141-106 168-125 - 
84—109 | 102133". 


n E E 11-84 | 133-102 : 156-119 | 186—141 | 22—16,8 84-0 
Normalwerte 56 oe 42-75 Y 62-4 | 76-102 | 888—119 106—141 |126—168 150—200 
des ' x © A| 147-1 | 18-133 | __21—15,6 25—186 29,522 35.3—%. 
Verhältnisses: 32 = 24—42 vV 47-62 57,4—76 67— 88,8 80—112 2 2- 12% ı 113— 150 
| K- Tr A | 19,4—14,7 | 23,8—18 279—21 33,3—25,3_ 139,8--30 472-3. 
Ca Läuferspannung 18 E 13-24 y 55 | — | 49,4—67 , 589-800 | 70-%,2835—113 
i Läuferstrom 3 EST _ — 38-279 | 45,3—33,3 _|53,5—39, 8 64-472 
10 N 05—13 V — 4) 32 — 42,2 | 37,5—494 | 447-589 1535-70 | 64-85 
l PIRAS A — |42 4 | 50—38 | 596—45,3 | 70—53,5 83.564 
V —— | — — 33,5 —44,7 598—535 47,4- 474-4 
ERS LER Seins O5 I = | I | 2806 85-70 1118-85 
y | Nennstrom J. a ea) en er y A 7,4 10,5 13,7 18,4 25 35 
Mittlerer Anlaßstrom Im. en... etwa A 8,6 124 16,3 30,1 42 
vi Nennstrom J. . u erde a A o A 4,3 61 19 10,7 14,5 20,3 
Mittlerer Anlaßstrom Jm. » 2 2 2.2. etwa A 50 72 94 | 12,8 17,4 244 | 
v nen J. erg A 33 Í 46 6,1 | 8,1 11,0 154 
Mittlerer Anlaßstrom Jm. - - | | | etwa A 3,8 | 5,4 7,2 | 9,65 13,2 186 ` 
Anlaß-Spitzenstrom!) | Jo | 3 
i Nennsirom PPR Pue ne T 1,47 1,49 1,52 1,43 1,45 1,43 
fa u O E O E E EEEE 
© | 
5 Schaltstrom Jı | à 
5 Nennstrom . . . . . . . . . . . "yr" 1,01 1,02 | 1,02 103 1,03 1,04 
an 772 te mn nn | m | 
| _Einschaltstrom Je | 
Nennstrom ne > e sè ù ù è > o > œ Pa 1,47 1,49 1,52 1,0 1,0 0,9 
Anlaß-Spitzenstrom!) f t3 a 
Nennstrom tt o 1,84 1,84 1,84 1,66 1,66 1,62 | 
Schaltstrom i ù o Fri | 
s Nenuelron ee Ir 1,02 | 1,02 1,02 1,04 | 1,04 1,06 
ee An li re mn era a E Here Ye fe rn Te gr rule re er een ————— — 
S | Anlaß-Spitzenstrom tə | 
.Shlstrom tt 1,8 1,8 1,8 1,6 1,6 18 | 
_Einschaltstrom le i 1,02 
Nennstrem Fee re 1,84 | 1,84 | 1,84 1,15 1,15 


ı) Wenn auf die Gleichheit der Spitzenströme auf allen Stufen verzichtet wird, kann unter Beibehaltung der Stufenzahl der ATAO Spitzenskron um De 
und ae der Anlaßstufen nach 10, und die der Vorstufen nach 11a zu wählen. — * Die stark eingerahmten Werte werden in der Regel nur für Halbiart 


7 


41 


9. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 


mit Luft- oder Ölkühlung, mit Flach- oder Trommelbahn, 
500 Volt Drehstrom. 


verwendbar, aber für den doppelten Wert = des Motors auszuwählen. 


‚ausreichend bemessen sein. 


| 
W 2225 | DL! DL» | DL) | DL 50 Dr! konsrbinei 
| D Oe 12,5 — ‚ D Oe 2% = D Oe 50 — | D Oe 100 i 
125 175 |. 3 35 | 50 7 > 10 | u E E 
RESET PIE BERG ERON a E ee sa a DE ra ma 1 en nd Be een = Ben = 
14,9 20,4 90 | 401 56,2 18 uo | | 
18,5 26,2 a ao 68,6 u 130 er nn u = 
' ’ , | ' , 5 N cos Q : 
11,3 9,6 | 96 9,04 9,04 7,25 7,25 angenommen. 
19,6 27,3 | 38.4 53,0 74,1 i 103 | 145 ge 1,3 x Aufnahme des Motors. 
11 12 14 16 | 18 2 | A 4+2 V N (NinkW). 
m EEE WERE a E a 3 VENEN 
3 — 3 — | 3 — | 3 Für eine höchste Öl-Übertemperatur von 800 C. 
; | Für Sand geringer. 
SED, PORIE EN, UBER: ER EE. SEIEN REIHE. SR: 3 13 __|- Ä 
3 — 2 — 1,5 — 0,6 Für eine höchste Öl-Übertemperatur von 80° C. 
Für Sand geringer. 
216 328 537 848 1330 2160 3480 Für Beschleunigung und Reibung stehen 
1 
F Nm t zur Verfügung. 
3x4 8x5 | 3x5 | 3x6 | 3x6 | 3x7 gaT To 
83x1 f 3x1 3x1 3x2 3x2 3x2 3x2 
9 9 9 12 12 12 12 
3 3 3 6 6 6 6 
== a | = = = na = Bei einem Verlust von 50%, m Läufer ist 
= au ESE EN E TE ne a, == ._ 105.100N _ 
- 238—314 282—372 | 338—444 — — — = ei=- - v -— = 606 N, 
[.318— 24 | 376-286 | 44,8— 344 | ge _ _ — _ 
Ei 178—2838 | 211—282 | 252—3388 | 298-400 | 357-478 — - = e 
E e4 ss] 502—376 | 0-48 7—58 | 8-8 = | = W e=y Wen, Volt 
Wa 135-178 | 159—211 | 191—252 | 226—298 | 270-357 | 322—423 | 382—505 DEO? er 
78-424 665- 50,2) 79—60 | %—71 | 12-8 | 132—100 | 158-120 || ¿= | 606 N<- Amp. 
99—135 | 118-159 | 140-191 | 166—226 | 198—270 | 235—322 | 281—382 l 
.% 56 | 90— 665| 107— 79 | 128- %4 152—112 | 180—132 | 215-158 Für Halblast- Anlasser Endkontakte zu be- 
q6— 99 : 90—118 | 107—140 | 127—166 | 152—198 | 179-2335 | 213—281 achten. 


99—76 ' 118— 90 | 140—107 | 166—128 


236—180 284—215 || Die angegebenen Leistungen entsprechen dem 


5—46 672190 Ben 94—127 = = Ba ee der DEN nen erejehenüen Läufer- 
18 99 | 159-118 | 188-140 | 224—166 ` — | — N na ner 
ı 9 69 ` 96 132 _ 180 250 342 
59,5 85 117 160 221 308 425 
28.4 40 56 I 7% 104 145 198 ; 
344 48 67,6 92,5 128 178 246 AE eo Dei; 
21,6 30,4 42,2 58 2 79 110 151 
26,2 86,8 51,2 70,7 97 135 188 
1.43 1,40 141 141 142 141 1.43 
1,04 1.06 1,06 1,09 | 1,09 1,10 110 || Für gleichzeitige Abschaltung der Widerstände. 
Aa a a IENEN e e — (Ja Jis Je ip i sind für die Mittelwerte von 
0.9 0,8 08 | 0,7 0,7 0,7 0,7 5 = 18 bzw. 10, 56 usw. berechnet. Für die 
a EEE NEEE EE ge a ae wa 
1,62 1,58 1,58 1,56 1,56 1,53 1,53 Grenzwerte von $ ändern sich die Angaben 
a Ze a Tee cn Ba der Tafel entsprechend. | 
1,06 1,08 | 1,08 | 112 112 112 112 
A we a a sau t A ai z 
1 53 1,46 1,46 1,39 | 1,39 1,37 1,37 
Me ehren El ee | 
| 1,02 0,90 | 0,90 0,78 0,78 0,75 0,75 


i 


überschritten werden. — *) Diese Anlasser mit Luftkühlung dürfen durch die nächsthöhere Type ersetzt werden. — ®) Es ist zulässig, in demselben Anlasser Schaltung 


Anlasser erforderlich sein. 


1374 Elektrotechnische Zeitschrift., 1922. Heft 45. 8. November 1922. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Berlin W. 57, Potsdamer Straße 68. 


Es wird wiederholt darauf hingewiesen, daß die Elektrizitäts- 
werke in Kürze nur noch solche Installationsmaterialien in ihren 
Versorgungsgebieten zuzulassen beabsichtigen, die das VDE-Prüf- 
zeichen zu führen berechtigt sind. Diejenigen Firmen, denen die 
Genehmigung zur Benutzung dieses Zeichens für bestimmte Appa- 
rate erteilt wurde, sind in der „ETZ” 1922 H.22 S. 1299 bekannt- 
gegeben: auch in Zukunft wird deren Veröffentlichung erfolgen. 
Es empfiehlt. sich, daß die Hersteller mit Beschleunigung Anträge 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 16. XI., abds. 
8 Uhr, Saal 42 der Techn. Hochschule Hannover: Bericht des Herrn General- 
sekretärs des VDE Berlin über den Stand der VDE-Arbeiten. 


Elektrotechnische Gesellschaft zu Köln E. V. 15. XT., abds. 
8 Uhr, Vortragssaal der Bürgergesellschaft: Vortrag Obering. Heyek: 
„Die Fortschritte der praktischen Beleuchtungstechnik‘' (mit Lichtbildern). 


Verein des Bergischen Landes. 15. XI., nachm. 4 Uhr: Bce- 
sichtigung der Bergschule in Bochum. Abends Vereinsversammlurg im 
Parkhaus in Bochum. 


Oberrheinischer Elektrotechnischer Verein. Karlsruhe. 
17. XI. 1922, abds. 8 Uhr, Hörsaal 93 des Bauingenieur- Gebäudes der Techn. 
Hochschule: Vortrag Obering. Haer (Siemens & Halske) „Moderne Fern- 
sprecheinrichtungen verschiedener Größe und für alle Zwecke mit Vor- 
führung von betriebsfertigen Modellen, Lichtbildern und Film‘‘. 


Verein deutscher Ingenieure. (Arbeitsgemeinschaft Deutscher 
Betriebsingenieure.) 16. XI. 1922, abds. 8 Uhr, Gr. Saal des Ingenieurhauses, 
Sommerstr. 4a: Lichtbildvortrag Prof. Kessner „Der technische Lehr- 
film im Eisenhüttenwesen‘‘. 


Außeninstitut, (Fachgruppe Mathematik und Naturwissen- 
schaft). 13. XI. 1922, Technische Hochschule, Charlottenburg. Hörsaal 
E. B. 105, abends 6—8 Uhr: Beginn einer Vortragsreihe (10 Doppelstunden) 
von Prof. Fuchs über ‚Theorie der Luftkräfte in der Flugtechnik‘‘. Preis 
150 M, für deutsche Studierende 40 M. Karten beim Hauptpförtner. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


C. König in Vohwinkel, Direktor der Schwebebahn Barmen- 
llberfeld-Vohwinkel A. G. und der Blektrischen Stralenbahn 
Barmen-Elberfeld ist ferner in den Vorstand der Bergischen Klein- 
bahnen A. G. eingetreten. — M. U hlig, Direktor der Bergischen 
Kleinbahnen A. G. ist in den Vorstand der Schwebebahn B.-E.-\V. 
A. G. und der Elektrischen Straßenbahn B.-E. eingetreten. 


LITERATUR. 
Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 

Lehrbuch zur Vorbereitung für die Ablegung der Gehilfen- 
und Meisterprüfung im elektrotechnischen Installations- 
gewerbe. Von Friedrich Bode. 7. Aufl. Mit 332 Abb. 346 8. in 80. 
Verlag der Hauptstelle des Verbandes deutscher Elektro-Installations- 
Firmen, Frankfurt a. M. 1922. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Der Arbeitsmarkt im September 1922. 1) — Nach der Gesamt- 
übersicht des „Reichs-Arbeitsblatts‘ hat sich die im August beobachtete 
Abschwächung des Beschäftigungsgrades während des September 
weiter verschärft; es droht eine Winterperiode der Arbeitslosigkeit und 
Wirtschaftenot für breite Volkskreise, ohne nach ihrer Überwindung eine 
wesentliche Gesundung des Wirtschaftslebens in Aussicht zu stellen. Selbst 
der reißende Niedergang der Mark, wie ihn die allerjüngste Zeit brachte, 
konnte keinen günstigen Einfluß mehr auf den Beschäftigungsgrad in den 
wichtigsten Wirtschaftszweigen ausüben. — Bei 5669 Krankenkassen 


D Vel „ETZ 1922, S. 1278. 


bei der Prüfstelle einreichen, sofern sie Erzeugnisse herstellen, die 
gegenwärtig prüffähig sind (wie Sicherungselemente, Schmelz- 
stöpsel, Dosenschalter, Steckvorrichtungen, Handlampen, Fassun- 
gen, Klingeltransformatoren, galvanische Elemente), damit die Pri- 
funzen rechtzeitig erledigt werden können. Prüfungsbedingung:n 
und Antragsvordrucke werden von der Prüfstelle auf Wunsch zu- 
gesandt. Um Mißverständnissen vorzubeugen, wird jedoch darauf 
hingewiesen, «laß diese Prüfungsbedingungen nicht etwa die Prüf- 
vorschriften enthalten, nach denen die Prüfungen ausgeführt wer- 
den. Diese ergeben sich vielmehr aus den vom VDE aufgestellten 
Errichtungsvorschriften und den für die einzelnen Apparate gül- 
tigen Sondervorschriften (z. B. den Vorschriften für Konstruktion 
und Prüfung von Installationsmaterial). 


Prüfstelle des VDE. 
Zimmermann. 


ist die Mitgliederzahl von 12,992 auf 12,869 Millionen, mithin um 0,9°,, 
gefallen (0,2% i. Vm.). Die Arbeitslosigkeit und die Zahl der Kurz- 
arbeiter hat sich erhöht; von 6,339 Mill. den Fachverbänden angehörenden 
Arbeitnehmern waren am Stichtage 52 349 oder 0,8 °% arbeitslos (0,72% i. Vm.). 
Auch die Erwerbslosenstatistik ergab für den Scptgmber eine nicht unbe- 
deutende Zunahme der unterstützten Personen, u. zw. wurden am l. N. 
16 362 Vollerwerbslose unterstützt (11702 i. Vm.). Bei den Arbeit». 
nachweisen ist zwar eine Abnahme der Arbeitsgesuche eingetreten, der 
aber ein bedeutender Rückgang der Stellenangebote gegenübersteht; ıs 
wurden 0,742 Mill. Gesuche (0,766 i. Vm.), 0,608 Mill. Angebote (0,7 i. Vm.) 
und 0,422 Mill. Vermittelungen (0,485 i. Vm.) gezählt, so daß auf je I 
offene Stellen 122 Gesuche (109 i. Vm.) und auf je 100 der letzteren nur 
57 Vermittelungen (63 i. Vm.) entfielen. 19 berichtende Betriebskranken- 
kassen der Elektroindustrie hatten am 1. X., abzüglich der arbeits- 
unfähigen Kranken und Erwerbslosen, 78 606 männliche und 34 322 weib- 
liche Pflicht mitglieder, deren Zahl somit um 11,2%, bzw. 0,99%% gegen August 
gewachsen ist. 


Allgemeine Elektrieitäts-Gesellschaft. — Wie die Verwaltung 
schreibt, beträgt der zur Verfügung der Generalversammlung stehende 
Reingewinn des Geschäftsjahres 1921/22 rd 166,6 Mill. M (82,4 i. V.), au: 
dem eine Dividende von 25% (161.V.) auf die Stammaktien und von 10,0”, 
auf die Vorzugsaktien B verteilt werden soll. Dem Werkerhaltungskont« 
sind vorweg 400 Mill. M (100 i. V.) zugeführt worden. Vorsitzender des 
Aufsichtsrats ist nunmehr K. Fürstenberg. — Im Anschluß an diese Notiz 
geben wir folgende uns zugesandte Mitteilung wieder: Der Verlag für 
Sozialwissenschaft hat soeben unter dem Titel „Die AEG“ (Eine Darstellung 
des Konzerns der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft) eine Broschur 
erscheinen lassen, die cine Anzahl von falschen Angaben und Zusammen- 
stellungen enthält und geeignet ist, irrige Anschauungen zu verbreiten. Die 
Allgemeine Elektricitäts-Gescllechaft muß daher Wert darauf legen, festzu- 
stellen, daß sie dieser Veröffentlichung völlig fernsteht. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie. — Diesem Heft liegen neue Festsetzungen 
der Preisstelle Nr. 72 (grün) und Nr. 72A (gelb) bei, durch die die Teue- 
rungszuschläge und der Mindestnettopreis von Transformatoren- ww. 
Öl weiter erhöht werden. Sie gelten vom 1. bis 8. XI. Der Text zu der 
Ziffern 68a, 7} und 85 ist geändert worden. Für die Umrechnungmulti- 
plikatoren gelten die Angaben der Tabellenausgabe 20 e. 


Indexzilfern. — Der Kaufkraftindex der ‚‚Ind.- u. Hand.-Ztge." 
betrug in der Woche vom 21. bis 27. X. 781,15 (566,22 i. Vw.), d. h. die Ìn- 
landkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen, hatte nur 
noch !/zxı ihres Vorkriegswertes und, am Dollarmittelkurs in Berlin (4336,65 
gemessen, nur noch den 1033. Teil ihres Außenwertes der Vorkriegszett. 
Gegenüber einer Steigerung des Dollarmittelkurses (3019,83 1. Vw.) um 43,6°, 
hat sich das Großhandelspreisniveau, am Kaufkraftindex gemessen, um 38°. 
erhöht. Die MeBziffer der Warengruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe. 
Öle ist von 590,09 i. Vw. auf 781,00 gewachsen. Die Metallpreise allein zeigen 
eine Erhöhung um 48°%. 


Verbesserung der Devisen-Notverordnung. — Nach neuen. 
durch die abfällige Beurteilung der Devisen-Notverordnung vom 12. X. ver- 
anlaßten Ausführungsbestimmungen dazu bleibt nunmehr die Gültir- 
keit laufender Verträge unberührt, und die vor dem Inkrafttreten 
der Verordnung vereinbarte Zahlung in ausländischen Zahlungsmitteln wiru 
zugelassen, wenn sie bis zum 15. XII. zu erfolgen hat und beim Inkraft- 
treten der Verordnung Zahlung in Reichswährung noch nicht geleistet ist. 
Nach dem genannten Termin muß sie in dieser, zum amtlichen Geldkur 
der Berliner Börse am Fälligkeitstage umgerechnet, vorgenommen werden. 
Über die weiteren Erleichterungen findet sich das Nähereim „Reichsanzeiger". 
1922, Nr. 246. 

Die wirtschaftliche Not der Straßen- und Kleinbahnen. — 
Der Verkehrsausschuß des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats hat sich vor 
kurzem mit der ungemein schwierigen Lage der Stra Ben- und Klein- 
bahnen beschäftigt, die unter dem dauernden Anwachsen aller Ausgaben. 
der Wirkung von Kohlen- und Gewerbesteuer und auch unter der Tarif- 
politik der Reichseisenbahn leiden. Es wurde ein Beschluß gefaßt. der esim 
Interesse der Gesamtwirtschaft für unbedingt geboten erklärt, den in un 
mittelbare Nähe gerückten teilweisen oder pänzlichen Zusammenbruch 
dieser Unternehmungen mit allen Mitteln zu verhindern oder wenigsten: 
aufzuhalten. Die Reichsregierung sei zu ersuchen, die hierzu erforderlichen 
Maßnahmen umgehend in die Wege zu leiten. 


-= + y 


9. November 1922. 


e 


Das Ergebnis des Achtstundentages in Schweden. — Wie wir 
in der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘ lesen, wird in einem Gutachten des schwedischen 
Kommerzkollegiums ausgeführt, daß eine Verkürzung der Arbeitszeit, 
wenn sie nicht durch erhöhte Arbeitsintensität ersetzt werde, zu einer Ver- 
minderung der Nationaleinkommen und dadurch mit der Zeit zu verringerte m 
Arbeitseinkommen und einem Sinken des Lebensstandards der Bevölkerung 
führen müsse. Die angestellten Untersuchungen hätten ergeben, daB die 
Einschränkung der Arbeitszeit in Schweden in der. Regel keine 
erhöhte Arbeitsleistung zur Folge gehabt habe. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Die Ausfuhrmindestpreise für Taschenlampen- 
hülsen und -batterien für Verkäufein Reichsmark sind ab 28. X. geändert, 
die letzten Mindestpreise für elektrische Heiz- und Kochapparate 


. vom 13. X. ab 27. X. um 60% erhöht worden. Teilweise geändert haben sich 


die Verkaufspreise für Fernsprech- und Telegraphenapparate, amt- 
liche Einrichtungen, Wecker und Tableaus, Druckknöpfe und 
Schwerhörigenapparate. Die Mindestverkaufspreise nach dem Ausland 
teilt die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik auf Anfrage mit. — Seit 
dem 1. XI. sind die Gebühren des Ausfuhramts Bad Ems für Er- 
teilung einer Exportbewilligung von 3 auf 2°/,, herabgesetzt worden. — Das 
Goldzollaufgeld beträgt vom 8. bis 14. XI. 85 400%. 


Britisch-Indien. — Die Regierung hat die Verzollung von Akku- 
mulatoren, die bisher allgemein als Maschinen behandelt wurden, dahin 
geändert, daß der Zoll auf die schmutzsicher geschlossene Type für Kraft- 
fahrzeuge (Tarif-Nr. 127) 30%, auf die Spezialtype derselben Art für elek- 
trische Traktion (Tarif-Nr. 87) 15%, für die Spezialtype für Zugbeleuchtung 
(Tarif-Nr. 63) 10°% und für Typen in direkter Verbindung mit einer An- 
triebsmaschine (Tarif-Nr. 51) 2,50%, vom Wert beträgt. 


Danzig. — Die im Zusatzvertrag vom 21. XII. 1921 zur Danzig- 
Polnischen Konvention dem Freistaat gewährten Zollermäßigungen 
bei der Einfuhr deutscher Waren sind am 30. IX. abgelaufen, 
und mit weiteren Vergünstigungen dieser Art kann nicht gerechnet werden. 


Rußland. — Die Republik hat mit dem sogenannten Wolff-Konzern 
eine Deutsch-Russischr Handels-A. G. gegründet, deren von beiden 
Parteien zur Hälfte aufzubringendes Kapital in deutscher Währung 30 000 £ 
entspricht. Dem Unternehmen ist von der russischen Regierung als Ausnahme 
vonihrem Außenhandelsmonopol eine Handelskonzession erteilt worden, wo- 
gegen ihm der Konzern, wie die „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘ berichtet, von vorn- 
herein einen Kredit von 0,75 Mill. £ zur Verfügung gestellt hat, zu dem 
weiter ein solcher für die russische Regierung in Höhe von 0,5 Mill. £ kommt. 


Neue Gesellschaften. — Friedrich Schütze & Co., Metall- 
waren- und Taschenlampen-Fabrik G. m. b. H., Berlin. Gegenstand: 
Fabrikation und Vertrieb von Metallwaren, insbesondere für Kleinbeleuch - 
tung, speziell Taschenlampen. Stammkapital :0,14 Mill. M. — Telegraphon 
Gesellschaft für Rheinland- Westfalen m. b. H., Düsseldorf, Gegen- 
stand: Vertrieb und Installation von Telegraphonapparaten, Telephon- 
apparaten und allen in die Schwachstrombranche fallenden Anlagen sowie 
die Herstellung dieser Apparate. Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Rheinische 
Elektromotoren- und Kabelvertriebsgesellschaft m. b. H., 
Düsseldorf. Gegenstand: An- und Verkauf von Elektromotoren und Kabeln 
sowie verwandter Artikel usw. Stammkapital: 0,2 Mill. M. — „Demo‘‘ 
Deutsche Elektro-Maschinenbau-A. G., Berlin. Gegenstand: Bau 
und Vertrieb von Elektromaschinen und -apparaten. Grundkapital: 0,5 
Mill. M. — Radio-Telefonie-G. m. b. H., Berlin. Gegenstand: Bau und 
Vertrieb von Apparaten nebst Zubehör für drahtlose Telephonie. Stamm- 
kapital: 0,1 Mill. M. 


Kapitalserhöhungen bei Aktiengesellschaften der Elektro- 
industrie. — Der „Reichsanzeiger‘“‘ hat im Oktober folgende Kapitalser- 
höhungen mitgeteilt: Rheinische Elektrizitäts-A.G., Mannheim: unı 
4) auf 212 Mill. M. — Robert Bosch A. G., Stuttgart: um 30 auf 50 Mill. M. 
— Pöge, Elektricitäts-A. G., Chemnitz: um 20 auf 76 Mill. M. — Elek- 
trizitätswerk Schlesien A. G., Breslau: um 90 auf 170 Mill. M. — 
Kabelwerk Nassau A. G., Haiger: um 5 auf 8 Mill. M. — Fabrik iso- 
ierter Drähte zu elektrischen Zwecken (vormals C. J. Vogel, Tele- 
graphendraht-Fabrik) A. G., Berlin: um 52 auf 104 Mill. M. — Hansa 
Elektromotoren-Fabrik A. G., Hamburg: um 2 auf 6 Mill. M. — 
Meirowsky & Co. A. G., Porz: um 8 auf 16 Mill. M. — Elektrizitäts- 
werk Brandenburg A. G., Brandenburg: um 11 auf 12 Mill. M. — Alten- 
burger Landkraftwerke A.G., Altenburg: um 14 auf 22 Mill. M. — 
A. G. tür Taschenlampenbatterien, Berlin: um 2,5 auf 6 Mill. M. — 
Badische Elektrizitäts- A. G., Mannheim: um 16 auf 26,5 Mill. M. — 
Filcktricitätswerk Unterelbe A. G., Altona: um 33,5 auf 40 Mill. M. 
— Elektromind A. G. für elektromechanische Industrie, Berlin: 
um 2,5 auf 5 Mill. M. — Großkraftwerk Mannheim A. G., Mannheim: 
um 80 auf 120 Mill. M. — Großkraftwerk Württemberg A. G., Heil- 
bonn: um 60 auf 100 Mill. M. — Landkraftwerke Leipzig A.-G.. 
Kulkwitz: um 40 auf 80 Mill. M. — Die Summe der Erhöhungen beträgt 
516,5 Mill. M (315,7 i. V.) und fortlaufend für 1922 rd 3853 Mill. M. 

Von der Börse. — (25. X. bis 31. X. 1922.) Bvi starker Beteili- 
gung des Auslandes am Erwerb deutscher Effekten, auch von Anleihen, 
sind die Kurse zunächst weiter gestiegen, doch machte sich nach dem 
Börsenfeiertag (26. X.) eine gewisse Zurückhaltung geltend, zu der, abge- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 45. 


1375 


sehen von deın herannahenden Monatsende, die innere wie die außenpoli- 
tische Lage, die bevorstehende Erhöhung der Kohlenpreise und Eisen- 
bahntarife, das Wachsen des Notenumlaufs um mehr als 35 Milliarden M 
Veranlassung gaben; allerdings nur vorübergehend, denn der dritte Börsen- 
tag brachte bereits wieder eine sehr lebhafte Aufwärtsbewegung in Montan- 
werten, die schnell auf andere Märkte übergriff und weder von dem Fas- 
cistenputsch in Italien noch durch die Verlautbarungen über neue Repara - 
tions- und Stabilisierungspläne beeinflußt wurde. Die Kurstabelle zeigt. 
daß ihr auch ein Teil der Elektroaktien gefolgt ist (so Schuckert 
+ 850%, S. & H. + 525%) während andere ihren Höchstwert schon zu 
Beginn der mit einem Ruhetag (31. X.) abg schlass ınan Barichtspe riode 
erreichten. 


© 
22 ne 
Gesellschaften S © 25. X. Niedrig-| Höch- . X. 
. SE stor ster 
A 
| | 

Accumul.-Fabr., Berlin (q 25 : 8900 3900 - 13900 3900 
A. E. G., Berlin... ..... 16 12000 |1975 |2075 2075 
R „ Vor.-A.....| 3 — |15 |15 18 
" „»  Vorz.-B.... .! 726 | 160,50, 160,50| 191 191 
Bergmann, Berlin... .... ə 180 !ı1430 |1500 i1500 
Continent. Ges. Nürnberg .. .| O0 — — — ! = 
nn en A Vorz.-A| 8 930 930 1100 1100 
Drahtloser Übersee- Verkehr 12 .| 945 94) 943 | MW 
z: se „ neue å] — BOO 188 BOO BIO 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. | 5 2200 |1900 |2200 1900 
„» Niederl. M »..| — -— |8100 |3400 |8100 
„ Südam. „ „16. |2500 |1950 125007 |1950 
‚ Kabelwerke, Berlin . . .| 20 1200 |1095 1200 1100 
Elektra, Dresden . ...... 10 HLO 455 510. | 455 
El. Licht u. Kraft, Berlin 15 1700 !1600 |1825 1825 
Me s DE München .| 10 150 650 750 650 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 1025 950 1025 950 
E. W. Liegnitz . . . 2... 10 500 43l 500 431 
E. W. Schlesien . ...... 12 — 700 760 760 
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 2910 |2550 |240 2940 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 1475 1325 1475 1425 
Hackethal, Hannover . ... . 20 ı 1110 1001 1110 1001 
Hamburgische E. W. ..... 10 475 45 475 475 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 2140° | 1900 |2140 1900 
Kraftübertrag., Rheinfelden. . .| 0 2100 12100 |2100 — 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 775 760 | 775 760 
C. Lorenz, Berlin . ...... 35 1600 |1475 | 1600 1500 
Dr. Paul Meyer, Berlin . . . .[ 15 710 650 710 650 
Mix & Genest, Berlin ..... 16 1025 |1025 1040 1040 
Neckarwerke, Eßlingen ... .| 10 j| — 500 500 50V 
Niederschles. Elektr. u. Stra Benb. . 12 | — — — — 
Oberbayer. Überlandz., München.| 9 |! 610 590 | 610 590 
H. Pöge, Chemnitz ...... 12 T00 | 700 1 850 840 

s P Vorz.-A T 97,50; 97,50. 101,50] 101,50 
Rhein. El.-A. G., Mannheim 15 155 755 | 950 — 
„ CR DEE E Bee 1) , Vorz.-A. isa 140 140 160 — 
M. Schorsch & Cie., Rheydt . .| 10 !1000 [1000 | 1100 | 1050 
Sachsenwerk, Dresden . . .. . 20 | 1050 1050 1110 1110 
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 13000 |2750 3600 3600 
„Siemens“ El. Betr., Berlin ..| 0 | — ı — ' — — 
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 4825 |4825 |5350 |4875 
Stettiner E. W.. .. aaa’ 15 870 B70 BRO 330 
'Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 1080 375, 1080 975 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin.| 35 12439 |1150 12483 1150 


Voigt & Haeffner. . . . » low |1040 1085 |1085 
= Vorz.-A. 20 790 750- ° 790 T50 
Hartmann & Braun .. | srant 25 1595 |1595 |1600 1600 
Emag. Elektr.-A. G. .ẹ furt | 2 715 775,10 175 
Main Kraftwerke, Höchst | a. M.| 10 | 4%) 480497 480 
Heddernh. Kupferw. u. | | 
Südd. Kabelwerke. . 2071560 |1355 |1360 11560 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betivgen im Oktober/November: 


l R292) 2293! 753,11| 739.14 


1147,12 892,76 


Christiania (Kr) 


Helsingfors (finn. M) | 167,08) 125,68! L421) 114711 101,74 99,00 
Holland (Gld) 2408,96! 1925,17) 1773,05] 1775,55 1635,90) 1603,98 
Italien (L) . . .. | 26134 211,96) 191,52} 183,04 163,59, 162,09 
Kopenhagen (Kr) . | 1236,90) 985,03) 910,211 912,70, 540,39. 825,93 
London (£)... 2743 L25 21945,00 20199,37 20299,12 18703,12 18403 37 
New York ($) 6159,56| 4925,15! 4538.62, 4488,75] 4177,03 4127,15 
Österreich (K) 0.08 0,06 0,06 0,06 0,05: 0,05 
Paris (Fr) ..... | 42892 344,13: 32160) 316,70 291,27| 2027 
Prag (Kt)... . . 199,50, 157,60) 143,54 144,13 133,41 130,07 
Schweden (Kr) 1635,90. 1321,68! 1211,96. 1211.96, 1122,18) 1102 23 
Schweiz (Fr) 1127.17) 902,73, 820,04 07.07 759,09, 746.13 
Spanien (Pes), . . | 947,62 758,11] 691,26! 683.28! 641,30) 625.42 


1376 


WARENMARKT. 


Glühlampen. — Die im Zentralverband der deutschen elektrotech- 
nischen Industrie zusammengeschlossenen Glühlampenfabriken haben den 
Teuerungszuschlag von 300% auf 700% erhöht. 

Elektrische Heiz- und Kochapparate. — Die Vereinigung der 
Fabrikanten dieser Artikel in Charlottenburg hat den Teuerungszuschlag 
ab 4. XI. von 1500 %/, auf 2000 %/, erhöht. 


Installationsmaterial. — Die ‚„Eltfabriken‘“ haben mit sofortiger 
Wirkung die Teusrungszuschläge auf die Julipreise um weitere 40 bis 
500/4 erhöht. 

Hochspannungsisolatoren. — Die Vereinigten Porzellan-Isola- 
toren-Werke G. m. b. H., Berlin, haben den Teuerungszuschlag ab 1. XI. 
auf 2500°% erhöht. Die neuen Verkaufspreise gelten für die erste Hälfte 
November. 

Niederspannungsmaterial. — Der Verband Deutscher Elektro- 
technischer Porzellanfabriken, Berlin, hat den Teuerungszuschlag für Nie- 
derspannungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab l. XI. von 1600% 
auf 2500% erhöht. 

Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigter Fabri- 
kanten isolierter Leitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat ab 1. XI. die 
Teuerungszuschläge auf Preisliste Nr. 12 für NGA, NGAB, NGAF, NGAZ, 
NGAT von 1 bis 2,5 mm? und für NFA schwarz imprägniert auf 420%, 
für die zuerst genannten 5 Typen von 4 bis 10 mm? auf 330°% und für die- 
selben Typen von 16 mm? und mehr auf 250%, für NPL, NPLR, NPLS, 
NSA und NFA mit Glanzgarnbeflechtung auf 450%, für die Typen der 
Pos. 5a, 6 und 9 bis 20 der genannten Liste auf 450°, für Gummischlauch- 
leitungen LHZ, LHZG, VHZ und SHZ auf 550% erhöht. 


Kohle. — Die Kohlenproduktion des Deutschen Reiches 
(ohne Saargebiet) betrug im September 10,157 Mill. t Steinkohle (11,604 
i. V.), 11,823 Mill. t Braunkohle (10,359 i. V.), 2,466 Mill. t Koks (2,2781. V.), 
und 3,132 Mill. t Preßkohlen (2,993 i. V.) — Laut Bekanntmachung des 
Reichskohlenverbandes im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 244, 246 gelten 
ab 1. XI. folgende neuen Brennstoffverkaufspreise einschl. Kohlen- 
und Umsatzsteuer: beim Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat 
unter Fettkohlen Förderkohlen 8114 M, bestmelierte Kohlen 9131 M, 
Stückkohlen 10.732 M, gew. Nußkohlen I bis III 10 977 M; bei Gas- und 
Gasflammkohlen Flammförderkohlen 8114 M, Gasflammförderkohlen 
8523 M, Gasförderkohlen 9245 M; bei Eßkohlen Förderkohlen (25%) 
8033 M, Stückkohlen 10754 M; bei Koks Großkoks I 11873 M, dsgl. 11 
11793 M, Gicßereikoks 12354 M, Brechkoks I und II 14189 M; beim 
Aachener Steinkohlensyndikat (Eschweiler Bergwerksverein) An- 
thrazit I (Stücke) 11790 M; beim Mitteldeutschen Braunkohlen- 
syndikat Briketts im größeren Industrieformat 6848 M (Kasseler Revier 
8468 M), Naßpreßsteine 5958 M; unter Rohkohlen des mitteldeutschen 
Gebietes Förderkohlen 2323 M, Siebkohlen 2556 M, Stückkolilen 2788 M; 
beim Ostelbischen Braunkohlensyndikat (Niederlausitzer Gruppe) 
Briketts im kleineren Industrieformat 7277 M, Förderkohlen 2130 M, Sieb- 
kohlen 2780 M, Stückkohlen 3129 M; beim Rheinischen Braunkohlen- 
syndikat (Kölner Gruben) Briketts 4589 Mjt. 


Eisen. — Der Roheisenausschuß des E.W. B. hat die Höchstpreise für 
Roheiscenab 1. XI. bedeutend erhöht, so daß sich Hämatit. nunmehr auf 
53 994 M/t stellt. — Der Richtpreisausschuß des Stahlbundes hat die Preise 
von Walzeisen durchschnittlich um rd 37,3 % erhöht. Sie stellen sich in 
Thomashandelsgüte mit bekannter Frachtgrundlage ab 1. XI. wie folgt: 
Rohblöcke 96 700 M, Vorblöcke 106 700 M, Knüppel 111200 M, Platinen 
114400 M, Formeisen 130 400 M, Stabeisen 132000 M, Universaleisen 
143 400 M, Bandeisen 153 100 M, Walzdraht 141 700 M, Grobbleche (5 mm 
und darüber) 148300 M, Mittelbleche (3 bis unter 5 mm) 168 000 M, Fein- 
bleche (1 bis unter 3 mm) 184 400 M, dsgl. (unter 1 mm) 196 100 M/t. Der 
S.-M.-Aufpreis ist nicht verändert worden. Der Zuschlag auf die seit dem 
1. VIII. geltenden Überpreise für Halbzeug, Großformeisen, Stabeisen, 
Kleinformeisen, Universaleisen und warmgewalztes Bandeisen beträgt 
für Novomber 300°. 

Gußwaren. — Die Preise für Tem pergu Bin roher, nicht bearbeiteter 
Ausführung sind bis auf weiteres um 52 M/kg erhöht worden. Die Grau- 
gu Bpreise sowie die Preise für bearbeitete Artikel erfuhren eine ent- 
sprechende Steigerung. 

Schrott. — Am 1. XI. wurden für Kernschrott 62000 M, für Späno 
58000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 66 000 M/t 
frei Berlin notiert. 

Blei. — Die Rheinisch-Westfälische Bleihändlervereinigung hat die 
Lagerpreise für gewalzte und gepreßte Bleifabrikate um 25000 M auf 
75 060 M/100 kg hinaufgesetzt. 

Edelmetalle. — Der Berliner Markt notierte am 1. XI. Gold mit 
2900 bis 2950 M/g, Platin mit 11500 M/g und Silber mit 102 000 bis 
103 000 M/kg. 

Zement. — Für die Lieferung an private Zementabnehmer ist der 
Höchstpreis seit dem 1. XL. im Gebiet des Norddeutschen Zement- 
verbandes auf 125724 M, in dem des Rheinisch-Westfälischen 
Zementverbandes auf 118724 M und im Gebiet des Süddeutschen 
Zementverbandes auf 129724 M/l0 t erhöht worden. 


Schellack. — Fine Orange-Ware stieg im Preis bis auf, 7500 M/kg. 
Benzol. — Der Benzol-Verband in Bochum hat die Kleinverkaufs- 
preise ab 30. X. für Tetralitbenzol auf 320 M, Motorenbenzul auf 


354 M, Lösungsbenzol IL auf 272 M und für Schwerbenzol auf 
130 M/kg ab Hauptverkaufsstelle erhöht. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 45. 


9. November 1922. 


Sauerstoff und Wasserstoff. — Die Preise betragen ab 1. XI 
bei Lieferung unter Abschluß in Eigenflaschen 190 M, in Leihflaschen 
220 M, außer Abschluß entsprochend 195 M bzw. 225 M/m3 frei Bahn- 
station der Erzeugerstelle. 


Öle und Fette. — Die Hamburger Dollarpreise für Schmieröl 
und Fette sind gegenüber der Vorwoche nicht geändert worden. — Rein- 
mineralisches Gasöl wird zu 75 M/kg unverzollt angeboten. — Dio amen- 
kanischen Terpentinölpreise sind weiter gestiegen; New York notierte 
am 1. XI. 164 cts/Gallone. Im deutschen Großverkehr wurden für ameri- 
kanische und französische Ware 2750 M/kg geboten. — Leinöl wird aus 
Holland zu 44,12%, Gld/100 kg offeriert, im deutschen Großverkehr kostet 
reine Ware etwa 840 M/kg. — Rizinusöl 1. Pressung bedingt jetat einen 
Preis von 1050 M/kg. 


Altmetalle. — Am 1. XI. wurden am Berliner Markt folgende Preis 
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich 1130 bs 1140 M, unver- 
zinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 1100 bis 1110 M, Maschinenrotguß, handels- 
üblich und tiegelrecht, 850 bis 860 M, Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 
710 bis 720 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 1000 bis 1010 M. 
reine, weiche Messingblechabfälle 880 bis 890 M, Schwermessing, handels- 
üblich, 690 bis 700 M, Messingschraubenspäne, handelsüblich, 650 bis 
660 M, altes Weichblei 420 bis 430 M, Zinkzünderlegierungen 620 bis 630 M, 
Altzink, handelsüblich, 580 bis 590 M, Reinaluminiumblechabfälle (98/99°,) 
1250 bis 1300 M/kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen. 


Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche 


'Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen- 


vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte 
Lieferung und Bezahlung) lauten in Mjkg: 


Metall 8. XI. 1. XL 30. X. 
Elektrolytkupfer (wire bars), 
prompt, cif Hamburg, Bremen 
oder Rotterdam. . ... . 2030,44 1428 81 1307 25 
Originalhüttenrohzink 
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom. 847,81 779,10 T06 36 
Raffinadekupfer 99/99,3% . .| 1625—1675 | 1200 —1225 | 1100—11% 
Originalbhütten weich blei . 720—750 530 — 550 480 - 0 
Originalhüttenrohzink, Preis im 
freien Verkehr 2...) 1200-1300 | 920—950 870- FW 
Plattenzink (remelted) von n 
handelsüblicher Beschaffenheit) 925—975 730—750 660 — GW) 
Originalhüttenalu minium | 
98/99% in Blöcken, Walz- oder Ä 
Drahtbarren ........ 2377 1732 ° |, 160 
dgl. in Walz- oder Drahtbarre:: 
BONO a ee i 23-9 1744 1606 
Zinn, Banka, Straits, Austral. in 
Verkäuferswahl . ...... 5100-5150 | 3770 - 3790 | 3450-3470 
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 5050 -5100 | 3750—3770 |, 340 34” 
Reinnickel 98/99% ..... 3700 — 3750 ! 2600 — 2650 | 2400 - 24) 
Antimon -Regulus ...... 675—700 500 - 525 450- 460 
Silber in Barren rd 900 fein fü) 
I ke fen. 2.2: 137000 101500 930,0 - 93m 
| bis 138000 | bis 102509 | 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal’ an 
27. X. 1922 für l ton (1016 kg) notiert: 


£ s d £ s d 
'*Kupfer: best selected . . . 2 2 2 2.0. 65 0 Obis 60 0 
Too electrolytic . .. 2.2 2.. 50, WOB 9 
e wire bars . 2. 2.222000. TO 5.0. — + 
ae standard Kasse... .... 6&2 26, QN 
0 j 3 Monate ..... 63 7 6 »p 63 W »" 
Zinn standard Kasse EEFE E IV 10 0 „ l8 15 0 
» p 3 Monate. .. 2.2... Bl 5 0, „, BL Th 
a Braa a a a a a el isi 10 0, 12 0% 
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 26 10 0, 3.» 
» gew. engl. Blockblei ....... >. D Min, ee 
Zink: gew. Sorten . 2. 22 20200. 370909, 51 +" 
j rëmelted ao soe p a a a a 34 0 Opp =- 
i engl. Swansea ... 22220. 3 o 0 lieferbar Swans'2 
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten. . 27 £/29 £ Ws. 
Aluminium: 98 bis 99% .. l.e.’ 92 £ 10 s (In- und Ausland). 
Nickel: 98 bis 99°% garantiert... . . 137 £ 10s (In- und Ausland). 
Wismut: jelb. .. 2.22 222220. l0 s. 
Platin: je Unze nominal. . . 2.2.2... 31 £. 


Quecksilber: nom. für die 75 lbs.-Flasche 12 4/12 £ 5 8. 
Wolfram: 65°% je Einheit nominal . . . 128 6d/13 s. 


In New York notierten am 3. XI. 1922: Elektrolytkupfer loco 13.75 
bis 13,87; Eisen 29,50; Blei 7,07, Zink 7,12, Zina 37,25 cts/ib. 


3) Netto 


a 


Abschluß des Heftes: 4 November 1922. 


S —— 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


a i s en 
~i 
. 9. November: 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 1376 a 


Teuerungszuschläge 
der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie. 


Nur für das Inland Gültig vom 1. XI. bis 


ad erhöhte Grundpreise. 8. XI. 1922. 
Festsetzung Nr. 72 (grün). 


Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind. 


Festsetzung Nr. 72A (gelb). 


As 
Bereeilmung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der 
Versandbereitschaft gleichzuachten. 
Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft. 


i B. 
Abweichend hiervon gelien für 
Maschinen über 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Zubehör, Transformatoren über 100 kVA, Apparate für 
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, Vollbahn-Triebwagen, 
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen: 
Bereehnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage der 
geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die 
Anzahl dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zu- 
schläge zählen mit. 
Zahlung. Mindestens 50°), des Bestellwertes am Bestelllage. Diese 50°, sind aufzufüllen nach Ablauf 
von fs der angegebenen Lieferfrist auf e | des sich jeweils nach 
nu ji j A der Berechnung unter 
P 3 " " ñ 1500 | B ergebenden Preises. 
i l Rest bei Vershndbereitschäft. : 
€. 
“-Melegraphie und Fernsprechwesen berechnen nach Formel A. Zahlungen nach besonderen Bedingungen. 
Anmerkung: Bei Überschreitung der vereinbarten Zahlungstermine werden Verzugszinsen in Höhe des jeweiligen 
Lombardzinsfußes der Reichsbank zuzüglich Bankprovision berechnet. 


Die Teuerungszuschläge sind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen. 


Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden, 
bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


| Teuerungs- Teuerungs- 
j Gegenstand zuschlag | Gegenstand susentag 
i 9% lo 
nn |  — —  —, En 


—— Tier to vn 


- Generatoren, Motoren, Unformer und. Dreh- 13. Kondentationsarlagen und Wärmeauetauschapparate 
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- allein cu a er re ee ai d Fe 35 600 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 

‚|. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20kVA Zubehör zu Maschinen. 
bei Generatoren... . 2... bezogen 33 500 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100kVA Į ouf 1000 für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 
bei Generatoren. een e Umdr- 34 500 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl.Selbstanlasser 
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- ER © f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 53 500 
TOTED. . 2220er 35 500 15. Schützenstewerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- 
 Benderausführungen. apparate, Selbstanlasser für meh und Hebel- 

- 4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . . 2... 33 500 steuerung, Bremsmagnete . . . . . oe ee... 34 500 
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . . .. . 25 500 16. Gleitschienen, Verankerungen. . . ... . .. 32 500 
fa. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen .. 32 500 

etung von 4 kVA bis 35k VA, Widerstandsstunipfsch weiß- 
maschinen mit einer Dauerleistung von4kVA bis120kVA Bahnmaterial. 
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung . . 30 000 
Dauerleistung. . 2 2 2 2 2 a 21 500 elektr. Bremsen { aber 150 kW 4 o3 34 000 
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 17a. Bahntransformatoren . . 2 2 2 2 ne een 34 5V0 
_ Pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 33 500 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 
i. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . 2. 2 2 2... 21 500 Appregatej. esa we ee ee 33 500 
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 1c. Hilfsmotoren . . . s 2 2 0 m rn ren 33 500 
Motortragen, Motorwagen . . . 2 2 2 2 2 2020. 33 500 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, materialien für Bahnfahrzeuge . . . 2 2 2 2 22.0. 30 000 
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- lfa. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 30 000 
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 
tezogen auf 1000 Umdr. . . . 22 2 2200er. 33 500 hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
Dampfturbinen. vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 
Turbosätze, bestehend aus tiven für Bergbau und Industrie. . . 2. 2 2 2 2 2.0. 30 000 
e) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen , . 39 500 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 33 000 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie , 33 000 
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge . ...... 23 500 
BNIABENn-.. e 53: 3 00 ara he Male ee ee 31 500 
11. Tin bogeneratoren allein. 2.5 2 2a e 31 300 Transformatoren!) und Gleichrichter. 
22. up Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 33 000 
und ie allein Be ee ee ee Bee 29 600 22a. u p Pi m zn über 100 kVA .. 34 500 


O D Hier Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen tür Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


1376 b 


Teuerungs- 
Gegenstand zuschlag 
o 

23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör 5 33 200 
23a. Ersatz-Glaskörper . . . 2 02 2 ee een. ; 7200 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . : 35 500 
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 

Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 

Gußgehäune .. 5.08 2 2 ei 32 000 
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht 

in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 35 500 
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 

Schalttafelbau ...... ar ale ae ; 34 000 
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 29 000 
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, 

Streckenschalter, soweit nicht für Öl . . 2 2 2 2... 35 500 
29. Hochspeannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- 

mierte Wanddurchführungen . . . . 2 2 2 2 2 0 0.0 3550 
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen 2900 
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . 2 2 2 2 2 2 202. 35 500. 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . .. . 33 500 
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate ..... . 35 500 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und 

Erdungsdrosselspulen) . . . . . Be ee eek 35 500 
34. Schutzdrosselspulen . . . 2.2. 2 222 022 een. 34500 
35. Erdungsdrosselspulen . . . 2 2 2 2 2 222020. 34 500 


36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 35 500 

37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 
Zusammenpassen beim Lieferer. emelsshienen und 
Leitungen für Aufträge ab 13. XL 1921 netto zu 
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . 2. 2 2 2 2... 

38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte ... .. . 

39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 


MeBapparate und Zubehör. 


dja. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- 
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 
lations- und Leitungsprüfer . . . 2. 2 22.0. et 
Sonstige zeigende und schreibende MeBßinstrumente, ein- 
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe- 
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . .. : 

. Präzisions- und,Laboratoriums-MeBgeräte . . . 

42. Löbler 5 000 22 0 2% ee 
43. Meßwandler und Zubehör .... 


Installationsmaterial. 


44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ..... . 

45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-, 
Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . . . 2 2 2 2... 


41b. 


45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI...... 
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 
46a Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 
Umhüllungen aus Porzellan u. del. . . 2 2 2 2.2. 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- 
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens). .. . 
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß- 
gehäuse ne soa ra a ea ee ee eg 
51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei- 
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 


25 500 
15 500 


29 000 


24 500 
16 500 


16 500 
23 000 
23 000 


Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach 
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- 
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 
me ha nn Lamm mm nn mm nn nn 


35 500 
36 000 

36000 ` 
25 000 
. . |- 25000 
TE 25 000 
ei 22 000 
T 32 000 
{| 26500 

pse 

. 15 500 


9. November 1922. 


Teuerung» 
Gegenstand zuschlag 
% 
52. Zählertafeln, armiert . . 2 2 soss s ses acco 21 000 
63. Drebschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und 
-Klemmen u. dgl... s. 2. 2...42 3 nen 2 000 
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes 
Installationsmaterial . . . 2. 2 22 2 v2 e e eono 2750 
‚99a. Metallfassungen . . .. 2222020. ED EN: 25 50) 
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder 
Us dgl. se a ae aA Beet ar de A 25 500 
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- 
zellan und Isolierstoff . . .. 2.2. 222 e 000 e. 25 500 
60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. der zwei- 

_ teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . . 2. 2... | * 250 
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. ER 
Glühlampen. 
68a. Glühlampen jeder Art, einschl. Heizlampen, ausschl. Tele- |} 700 auf det 

phonlampen, für Normalspannungen (20 V und darüber) Listenpreis! 
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 2UV) vom 
sowie Telephonlampen. . .. 2... 22202000. 31. VII 2 
Telegraphie und Fernsprechwesen. 
69a. 1. Läutewerke (Wecker), Anzeige-Vorrichtungen (Ta- 
bleaus), Aus- und Umschalter sowie Holzdrücker . 15 000 
2. Tür- und Fensterkontakte sowie Metallkontakte 19 u00 
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 
fache Induktor-Apparate . . 2. 2 2 2 m m er nen 23 (0 
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zeiitralum- 
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . ... . . 2300) 
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . ... . . 29 000 
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate ... . 28 U0) 
69. Apparate für Telegraphie . . . 2: 2 2 2 2 2 2 cn 28 00 
69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke. . . . 2... 500) 
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . { > Paraband ee 
71. Stöpselschnüre (Privattypen) m. Glanzgarngespinst . i 12 00) 
12. Apparatschnüre (Privattypen) . . 2 2 22 2 220. 9009 
Bogenlampen und Zubehör. | 
13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch - 
tungszwecke a Ba ee en ee 22 
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . 2.2... Pr) 
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 
und Handelsschiffe) . oo 20 Co 0 0 m er ern 240m 
76. Widerstände .. 2.2.2... a ee 27 
77. Aufhängevorrichtungen .„ . 2 2 2 2 2 er re ren DIET) 
78. - Leitungskupplungen . . 2 2 2 2 s ve en er 2a. ER N 5 
79. Transformatoren und Drosselspulen . ..... u 33 um 
Gummifreie Isolierstoffe. 
80. Normalplatten . . „2 2 2 2 m m run ; ” 16 O0 
81. Zählertafeln, unarmiert . . oo oe mr a 21 00 
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . .... 23.000 
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführun a 27 vn 
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 
mierte Anschlußklemmen usw.) . . » 2 2 2 2... Bor 
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall 
a) mit einem Stückgewicht bis 50 g..... En 26 O0 
b) ,» EL} ” über U 8.22 2 20% 2,00 l 
Heiz- und Kochapparate. [remnen. 
85. Heiz- und Kochapparate . . 2 2 2 u 2 m m rer ran N Fahre eat 
Heiz-u.k: ' 
Verschiedenes. (isat, 


Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferunz:| r 
vom l. XI. bis 8. XI. 1922 mindestens 41000 M für 100 kg ohne Fsb. |' 


Verpackung: gemäß Niederschrift 60)3/V der Preisstelle (3. Fasu: 


4 


` 


bekanntgegeben werden. Ab 1. XI. 1922 gelten die NE a 
gaben der Ausgabe 20e. Diese Tabellen, die wir wert, 
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhande!:; 
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung ieni 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorsteherl’ 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. | ' 


Druck von H. 8. Hermann & Co., Berlin SW 19, Beuthstr. 8. 


and BE | 
ia p, 3 Z, 


| > 
Inhalt: Ein neu 
e er Spitzenzähler. \ N 
Singer u, P. Paschen. 1377. ‘n K ii AtA uchtung und Heizung. 1391, Ra En 
| Über Leitun ( D nineszenz und ihre technische A i pi + EFP IEN IE chaTTt } 
| W. Weicke > für Hochspannung. Von „„Prometheus‘'-Lötkolben. rn de Rene gen in Italien. See | 
VerkehrundT : , l SOrgung Fa ästinas mit elektrischer rhel i Si 
Tue, ee Kr technischen Einheiten. sierung der Eisenb ihnen Bi ) fli En A k: t et y 1 ORRAT TETES et Tappe i na i | 
d. i ot. (Schluß.) 13 betriebene 7 ne Re = isch ndu > N 
Ai Toisgraphen en 4 f sl, | jé eii he a a 000 ee Schiffe in Amerika. Elektrieität ns ltschaft, > e D i ia 
: : é  PELVEWTITFE. 1390 sie ische Antrie ) % ? äts-Gesellschaft. — Schweiz, 
Strom we er ee EN tT : BR anamtrlah durch a Tb, Sy a Prebpum- p TAr ORDR det EV. 1395. Einladung zut | 
rE in England. 1388. Fernme tee 204 fk: 'achsitzung am 21. XI. 1922 s niesten 4 N 
Rundschau Elektro a eraphie in a nn i h h nik, 1392. Die Funktele- | Elektrowerkzeuge. — Regeln ne Kap 
1389 Ein: a a | maschinenbau N > she” echoslowakei, Drahtlose Tele wertune von Ele ee: rüfung und Bt 
. Einankerumformer fü A phonie in Südafrik: | \ Elektrowerkzeuge 
r für Bahnzwecke J AATIEN. Sitzungskalend Bike 
Apparatebau, 13% FANE aR Jahresversam 7e i pper: Hagu 
gen für nee ican 90. Kupfer.lrahtsicherun ae aa k i las A Er Kon Rechtspflege. 1396. 
Meßgeräteund Meßver Verschiedene 393, 16. J ee OR | 
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BERLIN, DEN 16. NOVEMBER 1922 
43. JAHRG. 
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Nachforderung für IV. Vierteljahr 1922 muß bis zum 20. November 1922 


Zabhlkarte lag dem Heft 45 vor Anzeigenseite XV bei 


bezahlt sein. 


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Anfragen und Bestellungen durch die Büros 
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1377 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) | 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius zen — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 16. November 1922. 


Heft 46. 


An unsere Mitglieder! 


Der Vorstand hat in seiner Sitzung vom 23. X. 1922 in An- 
betracht der großen Notlage des Verbandes, der bereits sein Ver- 
bandsvermögen stark in Anspruch hat nehmen müssen, durch die 
außergewöhnlichen Verhältnisse gezwungen, folgendes beschlossen: 

Nochmaliger nachträglicher Mitgliedsbeitrag für 1922, 

Um die Weiterführung der Verbandageschäfte für die letzten 
Monate 1922 zu sichern, wird ein nochmaliger nachträglicher Bei- 
trag von mindestens 300M für das persönliche Verbands- 
mitglied und mindestens das Dreifache des zuletzt ge- 
zahlten nachträglichen Beitrages für 1922 für korporative 


Mitglieder erbeten. Die Beiträge sind auf das Postscheckkonto 
des Verbandes Berlin 21 312 umgehend einzuzahlen. 


Mitgliedsbeitrag für das I. Halbjahr 1928, 


Der vorläufige Mitgliedsbeitrag für jedes der ersten beiden 
Vierteljahre wird mit dem Vorbehalt späterer durch die weitere 
Markentwertung bedingter Nachforderungen wie folgt festgesetzt: 


Vierteljahrsbeitrag. 
A. Für persönliche Mitglieder, die durch einen er 
senen Verein angemeldet sind . ... m 500 M 


B. Für persönliche dem ee direkt ange- 


hörende Mitglieder . . . 600 „ 


C. Für korporative Mitglieder: 
1. Behörden, Schulen, wissenschaftliche Vereine usw. 


2. Offene Handelsgesellschaften, staatliche und. 
städtische Betriebe (auch El.-Werke), die bis 100 
Arbeiter und Angestellte beschäftigen . . . . 1200 „ 


3. Alle anderen Unternehmungen, Firmen, Gesellschaften usw. 
nach den der Zahl der Arbeiter und Angestellten entsprechen- 
den Abstufungen. 


Mit Rücksicht auf die „ETZ“-Posteinweisung ist der Beitrag 
für die beiden ersten Vierteliahre zusammen, also das Doppelte 
der vorgenannten Beträge, spätestens bis 15. XI. 1922 den 
zuständigen Vereinen und Gesellschaften einzusenden. Mitglieder, 
welche ihre Beiträge nicht rechtzeitig einsenden und infolgedessen 
seitens ihres Vereines dem Verbande bis spätestens 26. November 
nicht aufgegeben werden, können auf einen ununterbrochenen Be- 
zug der „ETZ“ über den 1. Januar 1923 hinaus nicht rechnen, da 
die Posteinweisungslisten mit den für den 1. Januar 1923 gültigen 
genauen Anschriften am,5. XII. vom ı Verlage Springer dem Post- 
zeitungsamt einzureichen sind. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
P.Schirp. 


600 M 


Ein neuer Spitzenzähler. 


(Mitteilung aus dem Zühlerlaboratorinm der Siemens-Schackert Werke.) 


Von Konrad Singer und Paul Paschen, Nürnberg. 


Übersicht. Spitzenzähler mit einem von Gewicht oder Feder an- 
getriebenen Spannwerk besitzen große Temperaturabhängigkeit, bei Ver- 
wendung eines Federspannwerks außerdem leicht noch erhebliche An- 
lauffehler. Es wird ein Ferrariszähler mit einstellbarem Federspannwerk 
beschrieben, bei welchem der Temperaturfehler durch Anwendung von 
Zählerscheiben mit kleinen Temperaturkoeffizienten, der Anlauffehler 
durch zweckmäßige Konstruktion des Federspannwerks praktisch ver- 
mieden werden. 

Unter den verschiedenen Tarifen, die zur Verrechnung für die 
Belieferung mit elektrischer Energie Bedeutung erlangt haben, be- 
findet sich auch, besonders dort, wo Wasserkräfte ausgenutzt wer- 
den, der Pauschaltarif. Derselbe erfordert entweder den Strom- 
begrenzer, eine Vorrichtung, welche den Verbraucher hindert, die 
Pauschalgrenze zu überschreiten oder einen Spitzenzähler, der 
Überschreitungen registriert. 

Für die praktische Durchbildung des Spitzenzählers gibt es ver- 
schiedene Möglichkeiten. Davon ist die zuerst verwirklichte und zu- 
gleich vollkommenste die Verbindung eines normalen Zählers mit 
einem Subtraktionsuhrwerk, weshalb diese Apparate auch als Sub- 
traktionszähler bezeichnet werden. Es arbeitet hier der Zähler über 
Zahnradvorgelege auf das eine Sonnenrad und ein Uhrwerk 
in derselben Weise auf das andere Sonnenrad eines Differential- 
getriebes. Die Kreuzwelle desselben dreht sich dann mit der halben 
Differenz beider Sonnenradwinkelgeschwindigkeiten. Ist der 
Zähler bis an die Pauschalgrenze belastet, so bleibt die Kreuzwelle 
stehen; wird diese Belastung überschritten, so dreht sie sich in der 
Richtung des vom Zähler angetriebenen Sonnenrades und treibt 
über eine angepaßte Übersetzung ein Zählwerk an, welches dann 
den Verbrauch oberhalb der Pauschalgrenze anzeigt. Sinkt die 
Belastung unter die Pauschalgrenze, dreht sich die Kreuzwelle nach 
der anderen Seite, wobei aber das Zählwerk, das mit seinem Antrieb 
durch Sperrad und Mitnehmerklinke gekuppelt ist, stehen bleibt. 

Naturgemäß werden solche Subtraktionszähler teuer, aber trotz- 
dem haben sie sich besonders für Großabnehmer gut eingeführt und 
bewährt. Nachdem sie an dem normalen Zählwerk noch den Ge- 
samtverbrauch, damit also auch den Verbrauch unter der Pauschal- 


> 


grenze anzeigen, werden sie immer dort bevorzugt zur Anwendung 
kommen, wo dies Bedingung ist. 

Für Kleinabnehmer lag bald das Bedürfnis nach billigeren und 
einfacheren Apparaten vor. Dafür schien ein Zähler am geeignet- 
sten, der ein der Pauschalgrenze entsprechendes, von der Belastung 
unabhängiges Gegendrehmoment erhält, der also erst nach Über- 
schreitung der Pauschalgrenze anläuft. Für Fälle, in denen der Ge- 
samtverbrauch mitregistriert werden soll, muß man neben einem 
solchen Spitzenzähler noch einen normalen Zähler verwenden. 

Die Aufgabe, ein Gegendrehmoment zu erzeugen, ließ sich sehr 
einfach auf elektromagnetischem Wege lösen. Beispielsweise wurde 
bei Ferrariszählern, auf welche wir uns hier beschränken wollen, 
das Spannungseisen des Zählers mit einer Sekundärspule versehen, 
die eine Hilfswicklung auf dem Stromeisen speist. Das dadurch auf 
bekannte Weise gewonnene dauernde Drehmoment versucht den 
Zähler rückwärts zu drehen, wogegen er aber durch eine Rücklauf- 
hemmung gesperrt wird. Mit Hilfe eines Widerstandes zwischen - 
beiden Hilfswicklungen ist es möglich, das Gegendrehmoment der 
Pauschalgrenze entsprechend einzustellen. Die ganze Anordnung 
besitzt jedoch einen prinzipiellen Nachteil darin, daß sich das 
Gegendrehmoment proportional dem Quadrate der Spannung ändert. 
Dieser Umstand hat bei anormalen Spannungen Fehler zur Folge, 
die deshalb noch besonders ins Gewicht fallen, weil der Spitzenzähler 
die Differenz zwischen Belastung und Pauschalgrenze messen soll. 

Naheliegend. war die Anwendung eines mechanischen Gegen- 
drehmoments durch ein von Gewicht oder Feder angetriebenes 
Spannwerk, welches bei jeder Umdrehung ein oder mehrere Male ge- 
spannt und wieder entladen wird. Ein einfacher Apparat dieser Art 
mit Federspannwerk soll nun im folgenden beschrieben werden. Zu- 
vor seien aber erst einmal die Fehlerquellen eines derartigen 
Spitzenzählers einer genauen Betrachtung unterzogen. Es ist ohne 
weiteres einzusehen, daß das Gegendrehmoment während des vollen 
Umlaufes des Zählerankers in konstanter Größe wirken muß. Ist 
diese Bedingung nicht erfüllt, so läuft der Zähler zu spät an, denn 
für den Anlauf ist das maximal auftretende und für die Pauschal- 
grenze das mittlere Drehmoment bestimmend. Um die notwendige 
Gleichmäßigkeit zu erreichen, ist es von Wichtigkeit, die Entlade- 


1378 


zeit des Spannungswerks möglichst abzukürzen, da ja innerhalb 
dieser Zeit der Zähler ungehemmt ist. Ferner muß die ungleich- 
mäßige Gegenkraft des Federspannwerks, die bei Beginn der Span- 
nung kleiner ist als am Ende, kompensiert werden. Ein weiterer 
Fehler, für dessen Beseitigung bisher, trotz seiner erheblichen 
Größe noch nichts geschehen war, ist die Temperaturabhängiskeit 
des Spitzenzählers. Bekanntlich ändert sich infolge des Temperatur- 
koeffizienten des Ankermaterials das Drehmoment eines Zählers 
mit der Temperaiur; beim Ferrariszähler mit Aluminiumscheibe 
wird es für 1° Erwärmung etwa 0,4% kleiner. Beim normalen 
Zähler tritt aber trotzdem kein Fehler auf, weil die Wirkung des 
Bremsmagneten, welcher mit der gleichen Scheibe zusammenarbeitet, 
um denselben Betrag geringer wird. (Der Temperaturkoeffizient des 
Bremsmagneten soll außer acht bleiben!).) Das von der Feder 
erzeugte Gegendrehmoment ist nun in derselben Richtung, aber in 
bedeutend geringerem Maße von der Temperatur abhängig. Der 
Spitzenzähler wird mithin mit steigender Temperatur später an- 
laufen oder mit anderen Worten seine Pauschalgrenze erhöhen, 
während sich mit sinkender Temperatur die Wirkung umgekehrt 
äußert. Die Beseitigung der Temperaturabhängigkeit wurde noch 
ganz besonders wichtig, da der Pauschaltarif gerade in den skandi- 
navischen Ländern mit ihren hohen Temperaturschwankungen sehr 
verbreitet ist. Um eine Vorstellung von der Größe des Fehlers zu 
erhalten, seien einmal die Verhältnisse für einen Ferrariszähler 
mit Aluminiumscheibe untersucht. Der Temperaturkoeffizient der 
Zählerscheibe soll mit 4°/o und der des Federspannwerks mit dem 
empirisch gefundenen Wert von 1°/oo angenommen werden, so daß 
. sich für 10 Tempe- 

p m, raturänderung die 

P Pauschalgrenze 

? um 30%/yoverschiebt. 
War während der 
Eichtemperatur #' 
die Pauschalgren- 
ze N’, so drehte 


Abb, 1a. 
N PA Wirkungsweise des Federspannwerks. 


sich der Zähler bei der Belastung N mit der Winkelgeschwindig- 
keit: 


Dabei ist A’ eine Apparatenkonstante multipliziert mit dem 
Zählerdrehmoment bei der Belastung 1 und B’ die Bremskonstante. 
Für eine andere Temperatur ® ist die Pauschalgrenze dann: 


N's = N [1 — 0,003 (8° — ®#)] 
und die Winkelgeschwindigkeit für die Belastung N: 


A Y A i 4 
o=5(N—-NJ)=,(N—N [1 — 0,008 (r — 8) ]) 


í 


. ee: | Se 
Dabei ist BTR' weil sich, wie oben auseinandergesetzt, Dreh- 


moment und Bremsmoment in gleicher Größe mit der Temperatur 
ändern. 

- Der Fehler des Zählers für die Temperatur ® berechnet sich, 
wenn er für #° = 0 angenommen wird, zu: 


w — wW’ 


AY, = Ze .100%/, 
A a A iyoy 
p (I -Nt-0008.#-9])- ,(N-N) 
a re Be 
Bea 
=. U 
me e nf 


N—N 


Dieser Fehler ist für verschiedene Belastungen in der Zahlen- 
tafel 1 für einen Spitzenzähler mit der Pauschulgrenze von 40 % und 
für (0 — ð) — + 15° berechnet. 


» Möllinger. Wirkungsweise der Motorzübler und Meßwandler, S. 25. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 


16. November 1922. 


Zahlentafell. 
N in %, Nennlast . . 45 50 60 % 100 
AUE u Een 36 18 9 5,1 3 


Die Beseitigung des Temperaturfehlers schien nur möglich 
durch eine angenäherte Anpassung der Temperaturabhängigkeit des 
Anker- und Bremsscheibenmaterials an die des Federspannwerks. 
Dies erfordert jedoch die Verwendung eines Materials mit kleinem 
Temperaturkoeffizienten, und da es bis jetzt gut leitende Metalle 
mit solchen Eigenschaften nicht gibt, ließ sich die Kompensation nur 
anter Einbuße an Drehmoment erzielen, wenn an dem Zähler sonst 
nichts Wesentliches geändert werden sollte. Das geringere Dreh- 
moment schien für einen Spitzenzähler, bei dem die Wahrscheinlich- 
keit nicht sehr groß ist, daß er längere Zeit gerade nur wenig ober- 
halb der Pauschalgrenze belastet wird, und somit die sonst bei 
anderen Zählern sehr hohen Ansprüche für kleine Lasten in Fort- 
fall kommen, ohne weiteres zulässig. Für die Konstruktion des 
Federspannwerks ist außerdem ein kleineres Drehmoment vorteil- 
haft, da natürlich bei kleineren zu entladenden Kräften die Ab- 
nutzung sowie der Einfluß der variablen Reibung geringer ist. 

Es wurden Zählerscheiben aus einer Kupfer-Aluminiumlegie- 
rung mit 97,3 Gewichtsprozent Kupfer und aus Messing mit 68,2 Ge- 
wichtsprozent Kupfer untersucht. Beide ergaben ungefähr die Hälfte 
des normalen Drehmoments, wobei aber die Kupfer-Aluminiumschei- 
ben mit einem Temperaturkoeffizienten von 0,8 °/o den Fehler etwas 
überkompensierten und die Messingscheiben mit einem Temperatur- 
koeffizienten von 1,5 °/o ihn nicht vollkommen, aber beide praktisch 
genau genug ausglichen. Der Fehler ist nach der vorher entwickel- 
ten Formel berechnet etwa !/s desjenigen, der sich bei Verwendung 
einer Aluminiumscheibe ergeben hat. Die Verwendung von Messing 
iet vorzuziehen, weil es einesteils leichter zu 
beschaffen, andernteils nicht so empfindlich 
ist gegen kleinere Variationen in dem Ver- 
hältnis der beiden Legierungskomponenten. 


x 
m ca 


| 
| 
—R 


| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
l 
| 
| 
| 
| 
) 


------- --—--- -s 


& 
9 


| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
y50 90° 


O- 


x. Y 
sala le 


Abb. ıb Abb. 2. 


In den Abb. 1a und 1b ist schematisch die Wirkungsweise de: 
Federspannwerks dargestellt. Auf der Zählerachse z sitzt ein vier- 
teiliger Stern m mit den 4 punktförmig angenommenen Mitnehmer- 
stiften m, bis m,. Die Entfernung vom Mittelpunkt der Achseist rm. 
Die Mitnehmerstifte beschreiben während der Ankerumdrehung den 
Kreis Am. Von der Achse z ist ihr parallel im Abstand e die Achse y 
des Federspannwerks gelagert, von welchem nur der Griffarm a ge- 
zeichnet ist. Durch die nicht gezeichnete Spannfeder wird er bei 
unbelastetem Zähler gegen das Widerlager l gelegt. Bei Drehung 
des Ankers fassen nun die Mitnehmerstifte den Griffarm, dessen 
äußerster Punkt p vom Mittelpunkt der Achse y den Abstand ra be- 
sitzt und der einen Teil des Kreises Ka beschreibt. Im Schnitt- 
punkt O mit dem Kreis Am gleitet der Griffarm ab und wird durch 
die Spannfeder gegen den nächsten in der punktiert angedeuteten 
Stellung befindlichen Mitnehmerstift m, gezogen. Innerhalb eines 
Spiels pendelt also der Griffarm zwischen œ; und g, um 90° hin und 
her. Während der Drehung wächst die Gegenkraft der Feder linear. 
Gleichzeitig vergrößert sich aber der Hebelarm R, unter welchen 
die Mitnehmerstifte angreifen. Wenn nun im Verhältnis zu "m und 
"a der Abstand e klein wird, was hier zutrifft, so wird, wie Abb. 1a 
zeigt, in erster Annäherung: 


R = rm —e cos ọ. 


In Abb. 2 ist Rin Abhängigkeit von ọ in willkürlichem Maßstabe 
dargestellt. Man erkennt, wenn = 45° und 9, dementsprechend 
gleich 135° gewählt ist, was sich durch richtige Dimensionierung 
von ra erzielen läßt, daß R mit ọ praktisch linear zunimmt. Bei rich- 
tiger Wahl der Größenverhältnisse kann also das mit zunehmende 
Gegendrehmoment der Spannfeder durch den wachsenden Hebelarm 
praktisch ausgeglichen werden. 


Die Pauschalgrenze eines Spitzenzählers soll nun innerhalb ge- 
wisser Grenzen einstellbar sein, beispielsweise von 20 bis 60 % der 
Nennlast. Die beschriebene Kompensation läßt sich natürlich nur 
für eine bestimmte Grenze, zweckmäßig für einen mittleren Wert, 
genau abgleichen. Für kleinere Pauschalgrenzen ist dann die Feder 


16. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 


1379 


Sa ij 


Abb. 3 


Innerer Aufbau eines Spitzenzählers. 


etwas unter- und für höhere etwas überkompensiert. Durch ge- 
eignete Vorspannung läßt sich erreichen, daß sie aber immer prak- 
tischen Ansprüchen genügt. 


In Abb. 3 ist der innere Aufbau des äußerlich einem normalen 
Zähler vollkommen gleichenden Spitzenzählers zu erkennen. m ist 
der vierteilige an der Zählerachse sitzende Mitnehmer; a der 
Griffarm und b die daran befestigte, als Schraubenfeder ausgeführte 
‘Spannfeder. Sie sitzt außerdem noch fest an dem Zahnrad c, welches 
sich mit einem weiteren, mit Einstellskala versehenen Zahnrad d in 
Eingriff befindet. Die Übersetzungsverhältnisse beider Räder sind 
so bemessen, daß etwas weniger als eine Umdrehung des Zahnrades 
d genügt, um die Feder für alle vorkommenden Grenzen zu spannen. 
Ein Anschlag an d, dessen Stellung an einem Zeiger abzu- 
lesen ist, macht ein Überspannen der Feder unmöglich. Die Teilung 
der Skala ergibt sich aus der Pauschalgrenze multipliziert mit einer 
Konstanten. Durch diesen einfachen Zusammenhang ist Eichung und 
Einstellung des Zählers sehr bequem. 


Der Zähler wird erst mit ausgerücktem Spannwerk normal ge- 
eicht und darnach die Stellung des Rades c für eine bestimmte Pau- 
schalgrenze festgelegt. Aus dieser einen Stellung läßt sich dann die 
Konstante berechnen, die an dem an der Zählergrundplatte befestig- 
ten Schild S angegeben wird. Im allgemeinen entspricht ein Teil- 
strich der Skala ungefähr einer Pauschalgrenze von 1,5%. Das 
An S erhält dann beispielsweise für einen 550 W-Zähler den Auf- 

ruck: 


Ein Teilstrich = 8,25 W. 


a! 
+ 
N 


ng in 
Se O 


Abweichui 


l 
D 


Abb. 4. 


Abb. 4 zeigt den Verlauf der Fehlerkurve des beschriebenen Ap- 
parates für 40 % Anlaufgrenze. Der in der Nähe des Anlaufes auf- 
/retende Minusfehler ist eine Folge des nicht ganz gleichmäßig zu 
erzielenden Gegendrehmoments und ist wegen seines kleinen Be- 
reichs (3% bis 4% nach seinem Anlauf ist der Fehler schon prak- 
tisch verschwunden) nicht von Bedeutung, nachdem, wie schon oben 
gesagt, es wenig wahrscheinlich ist, daß ein Zähler längere Zeit 
gerade innerhalb dieses Bereiches belastet wird. Es ergibt sich aber 
die für alle Spitzenzähler gültige Regel, eine Pauschalgrenze nie 
durch den Anlauf oder durch Messungen zu nahe demselben zu 
bestimmen. 


Über Leitungsisolatoren für Hochspannung. 


Öberdirektor Borgquist der Königl. Wasserfallverwaltung 
Stockholm!), berichtet in „Teknisk Tidskrift“?) über die Erfahrun- 
gen, die in 13-jährigem Betriebe mit den in Schweden von der 
Wasserfallbehörde verwendeten Hochspannungs-Isolatoren ge- 
macht wurden. Der Aufsatz beansprucht um so größeres Interesse, 
als die Behörde im Dezember 1921 eine 132 kV-Leitung zwischen 
Trollhättan und Västeräs in Betrieb setzte und damit die großen 
Kraftwerke der Trollhättanfälle und am Älfkarleby miteinander 
verband. Bei der Wahl der hierfür vorgesehenen Isolatoren wur- 
den alle zuvor gesammelten Erfahrungen berücksichtigt. 

Da die schwedische Behörde, insbesondere Borgquist, sich be- 
kanntlich schon früher außerordentlich eingehend mit der Isolato- 
renfrage befaßt hat und seiner Anregung verschiedene wichtige 
Verbesserungen an Hängeisolatoren zu danken sind, so seien nach- 
stehend seine Ausführungen auszugsweise, aber ausführlich wieder- 
gegeben. 

Die Entwicklung des Ausbaues der schwedischen staatlichen 
Kraftleitungen für höhere Spannungen geht aus folgender Gegen- 
überstellung hervor: 


1908 Bau der ersten größeren Hochspannungsleitung 
1912 20km Leitungslänge ausgebaut 


1916 100 m r ” e 
1920 1300 „ „ n 7 
1922 1700 „ 7 n „ 


Die Betriebsspannung beträgt teils 44 000 bzw. 55 000 V, teils 
77000 V, und für die Verbindwngsleitung Trollhättan—Västeräs 
132 000 V. Für 55 000 V sind teils Stützen- teils Hängeisolatoren, für 
die höheren Spannungen ausschließlich Hängeisolatoren verwendet. 

Die jährliche Auswechselungsziffer betrug bei den Stützen- 
isolatoren anfänglich etwa 0,5 %, in den letzten Jahren, viel- 


) Vgl. „ETZ“ 1918. S. 425; 19%. S. 8. 
2) “Teknisk Tidskrift“, 7. Januar 1922, S. 7. 


leicht infolge genauerer Überwachung, 2,1 %. Die in den Jahren 
1914—1916 gelieferten Isolatoren haben bis jetzt nur insgesamt 0,5 % 


DE Fe 


Abb. 2, 
form aus dem Jahre 1911 für 
55 kV. 


Alb. 1. 


Erste europäische 
Hängeisolatoren aus dem 
Jahre 1909 für 55 kV 
Betriebsspannung. 


Hängeisolatoren in Teller- 


Ausschuß ergeben. Die beobachteten Fehler sind zweifellos auf die 
Wirkung des Zementes zurückzuführen. Sicher können sie durch 


1380 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 


16. November 1922. 


zweckentsprechende Maßnahmen beim Zusammenbau der Isolatoren 
vermieden werden, sei es dadurch, daß die Porzellanteile mit einem 
elastischen Belag versehen werden, sei es, daß ein sich nicht ausdeh- 
pender Kitt verwendet wird, sei es, daß die einzelnen Teile mittels 
Zusammenhanfens vereinigt werden. Indessen kann natürlich selbst 
bei einwandfreiester Herstellung und höchster Durehschlagsfestig- 
keit der Isolatoren ihre Überschlagsspannung nicht wesentlich ge- 
steigert werden, so daß für höhere Betriebsspannungen notwen- 
digerweise zuHängeisolatoren übergegangen werden muß. 


Die ersten im Jahre 1909 in der genannten Anlage eingebauten 
Isolatoren (von der Porzellanfabrik Hermsdorf) waren die über- 
haupt ersten in Europa verwendeten Hängeisolatoren (Abb. 1). Sie 
sind noch heute anstandslos im Betrieb mit einem Ausschuß von nicht 
mehr als 0,4 % im Jahr. Die Isolatoren hatten Deltaglockenform mit. 
ziemlich großer Baulänge, weshalb man später zu der flacheren Tel- 
lerform überging (Abb. 2). Die Eisenteile der ursprünglichen Isola- 
toren waren nicht verzinkt, sondern nur lackiert und mit dem Porzel- 
lan mittels Marmorzementes verbunden, der allerdings keine sehr 
große Zugbelastung der Isolatoren zuläßt, so daß sie nicht für Ab- 
spannpunkte verwendet werden konnten. 
Für! 55000: V "waren ursprünglich 2 Iso- 
latoren vorgesehen, deren Zahl später auf 
3 (bei ihrem Umbau in neue Leitungen) er- 
höht wurde. 


172 


m-—— -239 


Abb. 3. Abgestufte Hängeisolatoren 

aus dem Jahre 1914 nach Vorschlag 

der Wasserfallbehörde Stockholm. 
Für 77 kV wurden verwendet: 


3 Glieder der Form I. 
2 Āā s ~ I, 
1 E « HL 


Spätere, in den Jahren 1911—1913 gelieferte, mit Zement gekit- 
tete, teilweise mit Metallschirmen ausgerüstete Isolatoren haben sich 
weniger bewährt, wofür vor allem die folgenden Gründe maßgebend 
gewesen sein mögen: Die Zementkittung dieser Isolatoren reichte 
innen und außen verschieden weit, so daß etwaige von innen aus wir- 
kende Kräfte außen keinen Widerstand fanden. Klöppel und Kappen 
waren längs der Kittfläche geriffelt, konnten sich daher in achsiaier 
Richtung nicht frei ausdehnen. Die Kittflächen hatten keinerlei 
nachgiebigen Überzug zum Ausgleich der Spannung. Endlich war 
a Prüfbelastung der Isolatoren übertrieben hoch ge- 
wählt, 

Bei den im Jahre 1914 für die neuen 77 kV -Leitungen benötigten 
Hängeisolatoren (Abb. 3) wurden daher von der Wasserfallverwal- 
tung die folgenden Richtlinien aufgestellt: 


1. Das Porzellan soll möglichst von Zug- und Scherbeanspruchun- 
gen entlastet werden. 

2. Klöppel und Kappe sollen nur am obersten Ende bzw. unteren 
Rande mit Wulsten versehen sein, sich im übrigen aber frei 
ausdehnen können. 

3. Porzellan- und Eisenteile sollen mit einem nachgiebigen ber- 
zug auf den Kittflächen versehen werden. 

4. Die Porzellanteile sollen möglichst abgerundete Formen zeigen. 

. Die einzelnen Glieder einer Kette werden zwecks Verbesserung 

der Spannungsverteilung abgestuft. Bei der 6-zliedrisen Kette 
so, daß die 3 obersten Glieder I eine Kapazität von 25 em, die 
2 folgenden II von em und das unterste III von 40 em erhält. 


(Dii 


6. Die Porzellankittflächen sind mit einem leitenden Überzug zu 
versehen, und die Kittschicht selbst ist kurz zu schließen. 


An Stelle des ursprünglich vorgesehenen metallischen 
Überzug smußte wegen der durch den Krieg bedingten Schwierig- 
keiten der Einfachheit halber ein solcher aus Graphit treten. 
Abb. 3 zeigt je einen der auf diese Weise (teils durch verschiedene 
Wandstärke im Kopf, teils durch verschieden lange Kopfhöhe) ab 
gestuften Hänge- und Abspannisolator für die Porjus- und Älfkar- 
leby-Leitungen. Die mit diesen (von 2 deutschen Porzellanfabriken, 
Hermsdorf und Rosenthal) gelieferten insgesamt 73 000 Gliedern ge- 
machten Betriebserfahrungen sind außerordentlich günstig gewesen, 
indem in der Porjus-Leitung in 7-jähriger Betriebszeit nur einige 
wenige Glieder auszuwech- 
seln waren und in der Älf- 
karleby-Leitung in 8 Jahren 
nuretwa10--20Stlick. Dabeier- 
gaben sich keine Unterschiede 
zwischen solchen Isolatoren, 
bei denen der Kurzschluß der 


Abb 4 Hlängeisolatoren der 
neuen 182 kV-Leitung Troll- 
hättan—Västeräs aus dem 
Jahre 1921. 


Links: gliedrige Isolatoren 
amerikanischer Bauart. 

Rechts: 8&-gliedrige deutsche 
Kugelkopfisolatoren mit ver- 
schiedener Klöppelbefesti- 
gung. 


Zementschicht gut oder schlecht ausgeführt war, ein Beweis, daß 
dieser Gesichtspunkt nebensächlich ist, wie überhaupt die elektri- 
sche Beanspruchung für die Bewährung der Isolatoren von sehr ge- 
ringem Einfluß zu sein scheint. (Dies wird durch zahlreiche ander- 
weit gemachte Erfahrungen bestätigt. Der Berichter.) Dagegen 
versagten (bis zu 15 % innerhalb 4 Jahren) diejenigen Isolatoren, 
bei denen der leitende Überzug auf den Kittflächen nicht mittels Gra- 
phit, sondern mittels einer dünnen Bleifolie hergestellt war 
Die Ursache liegt wahrscheinlich darin, daß das Blei in Verbindung 
mit on stark oxydiert und durch Volumenvergrößerung treibend 
wirkt. 

Neben den bisher erwähnten Hängeisolatoren sind seit 2 Jahren 
auch amerikanische Hängeisolatoren eingebaut worden, die eine kür- 
zere Baulänge als die deutschen Isolatoren haben, so daß der Licht- 
bogen außen um die ganze Kette schlägt. Die Betriebserfahrungen 
mit den amerikanischen l=olatoren sind bis jetzt gut. 


Die Gesamterfahrungen über Kappenisolatoren können dahin 
zusammengefaßt werden, daß es sicher möglich ist, einen dauernd 
haltbaren gekitteten Hängeisolator herzustellen. Maßgebend 
für ihn ist rur die Vermeidung wazweckmäßiger mechanischer Be- 
anspruchung und innerer Wärmespannungen bei Temperatur- 
schwankungen. Die elektrische Beanspruchung scheint im allge- 
meinen ohne Einfluß auf die Bewährung der Isolatoren zu sein. 

Neben den Kappenisolatoren ist auch seit 1916 bzw. 1920 ein 
kleiner TeilHewlett-Isolatorenmit eingebaut worden. Ab- 
schließende Erfahrungen liegen noch nicht vor, jedoch scheinen sich 
die Isolatoren im Betriebe besser als auf dem Prüfstande zu verhal- 


t att 
nl 


16. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 46. 1381 


ten. Als nachteilig für diese Isolatoren werden im allgemeinen fol- 
gende Gesichtspunkte angesehen: 


1. Der wesentlich höhere Preis, besonders bei Forderung gleich- 
hoher Regenüberschlagsspannung wie bei Kappenisolatoren. 
2 Die durch die Verbindungsarmaturen auf etwa 3500 kg begrenz- 
. te mechanische Festigkeit. (Diese kann bei neueren Armaturen 
bis 4000 kg gesteigert werden. Der Berichter.) | 
pie leichte Verbrennung der Verbindungsseile durch den Licht- 
ogen. 
. Die geringe Durchschlagsfestigkeit dieser Isolatoren. 
. Die ungleiche Spannungsverteilung längs der verschiedenen 
Glieder. 
Hiergegen pflegen die folgenden Gegengründe ins Feld 
geführt zu werden: 

Zu 1: Die geringere Regenüberschlagsspannung der Hewlett- 
Isolatoren tritt nur bei sehr starkem und schrägem Regen in die Er- 
scheinung, der jedoch praktisch nie vorkommt. 

Im übrigen beanspruchen Hewlett- Isolatoren wegen ihres gerin- 
cen Versagens eine geringere Reserve. 

Zu 3: Hewlett-Isolatoren können gegen Verbrennen der Seile 
durch Lichtbogenschutzhörner geschützt werden. Allerdings müssen 
die Hörner dann auf ziemlich geringen Abstand eingestellt werden, 
wenigstens wenn der Abstand zweier Glieder der in Deutschland üb- 
liche ist. (Diese Verhältnisse und die hierfür maßgeblichen Ge- 
sichtspunkte sind von dem Berichter kürzlich ausführlich behan- 
delt?); es wurde dabei gezeigt, daß Versuche auf dem Prüfstand in- 
folge des dabei meist verwendeten zu gut en Regenwassers 
leicht ein falsches Bild ergeben.) 

Zu 4: Durchschläge von Hewlett-Isolatoren treten im allgemei- 
nen erst dann ein, wenn die Isolatoren längere Zeit bis zur Über- 
schlagsspannung beansprucht werden, was im Betriebe kaum der 
Fall ist. 

Zu 5: Die ungleiche Spannungsverteilung ist praktisch von ge- 
ıinzem Einfluß, weil sie durch Koronabildung bei auftretenden 
Überspannungen ausgeglichen wird. 

Trotz Würdigung aller für Hewlett-Isolatoren sprechenden Ge- 
sichtspunkte hat sich die Wasserfallverwaltung doch, namentlich 
wegen der hohen Kosten und geringeren Lichtbogensicherheit, 


SU = 


' z. T. auch wegen der bei den höchsten Spannungen vielleicht doch 


nachteiligen ungleichen Spannungsverteilung, für ihre neue 132 kV- 
Leitung ausschließlich für Kappenisolatoren entschieden (Abb. 4). 
Für diese sollte eine Regenüberschlagsspannung von 265 000 V 


5) Weicker, „ETZ“ 1921, S. 1477. „El. Kraftbetr. u. Bahnen“ 1922, S. 130. 


Die physikalischen und technischen Einheiten. 


selbst bei Ausfall von 2 Gliedern in der Kette gefordert werden. Die 
Lieferung dieser Isolatoren wurde teilseiner amerikanischen Firma, 
teils 3 deutschen Porzellanfabriken übertragen. Für die amerikani- 
schen Isolatorenketten (Abb.-4 links) sind 9 Hängeglieder von je 
255 mm Durchmesser von insgesamt 1420 mm Kettenlänge, für die 
deutschen Isolatorenketten (Abb. 4 rechts) 8 Hängeglieder von 
280 mm Durchmesser und 1745 mm Kettenlänge vorgesehen. (Der 
Unterschied in der Kettenlänge erklärt sich durch die verschiedene 
Baulänge der einzelnen Glieder.) 


Die deutschen Isolatoren sind sämtlich, wie die schon früher ge- 


lieferten und bewährten Isolatoren mit nachgiebigem Überzug auf 
den Porzellan- und Eisenteilen und einem leitenden Graphitanstrich 
auf den Porzellankittflächen versehen. Der letztere wurde, obwohl 
wahrscheinlich gegenstandslos, beibehalten, da er keine Mehrkosten 
verursachte, während ein metallischer Überzug für überflüssig an- 
gesehen wurde. Der Form nach sind alle deutschen Isolatoren Ku- 
gelkopfisolatoren, nur in der Befestigung des Klöppels unterschei- 
den sich die Ausführungen der 3 Firmen, Hermsdorf, Rosenthal und 
Schomburg, welch letztere eine Befestigung mit eingebrannter Por- 
zellankugel verwendet. 

Was die Spannungsverteilung anbelangt, so entfällt auf das un- 
terste Glied bei den amerikanischen Isolatoren etwa 22,5 % der Ge- 
samtspannung, bei den deutschen Isolatoren 23,1 %. Durch die vor- 
gesehenen Lichtbogenschutzhörner wird der Spannungsanteil jedoch 
auf 16,2 % bei den amerikanischen und auf 19,8 % bei den deutschen 
Isolatoren herabgesetzt. Eine Verminderung der Regenüberschlags- 
spannung bedeuten die Lichtbogenschutzhörner nicht, sie setzen 
vielmehr nur die Trockenüberschlagsspannung um etwa 7% herab. 
Eine weitere Verbesserung der Spannungsverteilung durch andere 
Anordnung der Lichtbogenhörner wäre zwar ohne weiteres möglich 
gewesen, doch wäre dies nur durch weitere Verminderung der 
Trockenüberschlagsspannung zu erreichen gewesen. Dies erschien 
jedoch, verglichen mit der Regenüberschlagsspannung, untunlich, 
besonders wenn man berücksichtigt, wie selten die Isolatoren wirk- 
lich starkem Regen ausgesetzt sind, während der trockene Zustand 
der Kette doch die Regel bildet und wohl fast nie wirklich gefähr- 
AE Überspannungen zeitlich mit großer Regenstärke zusammen- 

allen. 

Von einer. Abstufung der Kapazität der Glieder zur Verbesse- 
rung der Spannungsverteilung, die ohne Verminderung der Über- 
as Don möglich gewesen wäre, wurde abgesehen, weil sie 
bei der großen Gliedzahl schwerer als bei den 77 kV-Ketten durch- 
führbar war und auch deshalb, weil sie später bei Erhöhung der Be- 
triebsspannung und Vermehrung der Gliedzahl unwirksam gewor- 
den wäre. W. Weicker. 


Von J. Wallot, Zellerfeld (Harz). 
(Schluß von S. 1333.) 


Die Zahlenrechnung. 


36. Die zahlenmäßige Berechnung irgendwelcher gesuchter Grö- 
ßen aus zahlenmäßig gegebenen anderen Größen auf Grund allge- 
meiner Gleichungen, die nach meinen Grundsätzen geschrieben 
sind, wird durch die Gl. (1) zu einer ganz mechanischen Arbeit, die 


überhaupt kein Nachdenken, sondern nur eine gewisse Sorgfalt er- | 


fordert. 

37. Bevor ich an die Durchrechnung einiger Beispiele gehe, 
möchte ich mich mit dem Leser über die praktischsten Bezeichnun- 
gen einigen. Die Einheitenzeichen sollen im Zweifel immer die inter- 
national festgesetzten Einheiten bedeuten; besondere Einheiteh wie 
m, kg schließe ich natürlich nicht noch in eckige Klammern ein. 
Die besonderen absoluten Einheiten brauchen keineswegs ver- 
worfen zu werden, wenn wir nur den willkürlichen Einheiten- 
rleichungen (8) und (9) endgültig abschwören. Sie können natür- 
lich nicht mehr durch die bekannten unbehaltbaren CGS-Gebilde 
mit gebrochenen Exponenten dargestellt werden”); ich bringe, statt 
neue Zeichen zu wählen, an der allgemeinen Einheit jedesmal ein- 
fach einen Index an, verstehe also z. B. unter [I] die allgemeine 
Stromstärkeneinheit, unter [/]s die elektrostatische und unter [/]m 
die elektromagnetische CGS-Einheit?®), 

38. Eines besonderen Zeichens für den Zahlenwert einer Größe 
bedarf nach meiner Erfahrung der praktische Rechner nicht. Der 
von Martens?!) vorgeschlagene Strich (m = Zahlenwert von m) und 
ebenso die von mir gelegentlich?) benutzte geschweifte Klammer 
sagen zu wenig; der Rechner will ja, besonders bei der Umrechnung 
von einer Einheit auf eine andere, auch noch wissen, auf welche 
Einheit der Zahlenwert bezogen ist. Diesen Wunsch erfüllt nur die 


ud) 
nicht praktise 
») Die “Einheiten [c]; und [vJ„, dürfen natürlich nirgends gleich 1 gesetzt 


werden. 


Die Darstellung mit Hilfe von besonderen [:]- und [xJ-Einheiten ist 


aus Gl. (1) folgende allgemeine Bezeichnung „Größe/Einheit” (also 
z. B. I/Amp; I ist ja die Stromstärke selbst, nicht ihr Zahlenwert!); 
mit ihr kommt man immer durch. 


39. Wer schnell rechnen will, muß die wichtigstenallgemei- 


-nen Einheitengleichungen auswendig wissen und die wichtigsten 


besonderen Einheitengleichungen wenigstens beständig zur 
Hand haben. Dieallgemeinen Einheitengleichungen lassen sich 
ja aus den physikalischen Grundgleichungen unmittelbar ablesen. 
Noch bequemer ist es, sie sich mit Hilfe eines Systems aufeinander 
abgestimmter besonderer Einheitengleichungen zu merken. Man 
braucht sich z. B. nur einzuprägen, daß man 


die mechanische Kraft P. in Joule/cm, 


die elektrische Feldstärke € in Volt/cm, 
die magnetische Feldstärke © . in Amp/cm, 
die Leitfähigkeit eo . . j in Siem/cm, 
die Dielektrizitätskonstante & . in Far/cm, 


in Henry/cm ®), 
in Coul/cm?, 
in Voltsee, 
in Voltsec/cm? 


die Permeabilität s 
die dielektrische Verschtebung D 
den magnetischen Kraftfluß ® 
die magnetische Induktion B 


messen kann, um die wichtigsten allgemeinen Einheitengleichungen 

der Elektrizitätslehre jederzeit angeben zu können. So erinnert die 

a Joule/cm sofort an die allgemeine Einheitengleichung 
) usw. 

Weniger leicht sind die besonderen Einheitengleichungen 
zu behalten, soweit ihre Umrechnungsfaktoren nicht gleich 1 sind. 
Da müssen Merkblätter helfen, die ich S. 1384/5 bringe und auf die 
ich hier schon ab und zu verweise. 

40. Man hat vielfach in der Erweiterung des Systems der prak- 
tischen Einheiten auf die reinmagnetischen Größen etwas Be- 
sonderes gesehen und deshalb die Einführung der Einheit Amp/cm 


3) Man beachte die Ähnlichkeit der ersten sechs Einheiten, die das Aus- 
wendigleruen sehr erleichtert. 


DAN nn 6 S 


1382 


für die magnetische Feldstärke dem Elektrotechniker durch ihre 
Deutung als „Amperewindungszahl für das cm Kraftlinienweg“ und 
durch den Hinweis auf die übliche Bezifferung der B/$-Diagramme 
schmackhafter zu machen gesucht). Demgegenüber ist zu betonen: 
wer sich über die Einheit Amp/cm aufhält, übersieht, daß die allge- 
meine Einheitengleichung: 


mit Notwendigkeit aus dem Gesetz von Biot und Savart folgt; auch 
die absoluten Systeme messen daher die magnetische Feldstärke in 
[/Js/cem und [/]m/cm. Genau ebenso folgt aus dem Induktionsgesetz 
die Einheitengleichung: 

[9] = $ [2] [t]; ? 


dementsprechend ist auch im absoluten elektromagnetischen System 
der Induktionsfluß nie anders als in [E]m sec (entsprechend der Ein- 
heit Voltsec) gemessen worden. Die Einheiten Amp/cm und Voltsec 
bedürfen also keiner besonderen Rechtfertigung. 

41. Ich rechne nun einige Beispiele durch, die z. T. an Aufgaben 
der bekannten Sammlung von H. Vieweger anknüpfen. 

I. Welche Kraft P ist nötig, um ein Stück Eisen von einem 
Magnetstab (Rundstab) abzureißen, wenn die Kraftliniendichte an 
der Endfläche Y = 3,2.10°? [B]m beträgt und der Stab einen Durch- 
messer von 2 cm hat? 

Ist F die Größe der Endfläche, so lautet die allgemeine Formel: 


P=! hB OF. e Pe . (16 


Für die Zahlenrechnung beachte man die besonderen Einheitenglei+ 
chungen (vgl. das kleine Einheitenmerkblatt S. 1384): 


Volt sec 


[Bla =104 user (17 
und 
980 Joule = mke*:. . 222% (18 
die Permeabilität der Luft po ist nach dem Merkblatt: 
Henry 
— RB eat z . 
Wo = 1,256 . 10 m eier (19 


Man erhält so ganz mechanisch durch sorgfältiges Einsetzen, da 


= po Ý: 
1 (38,2)2.106[P]m? cm? x _ (3,2) x.10-2 Volt? sec? 


Paa. 1,256.10- 8 Henry/cm 2.1256 Henry cm 
A Volt?sec? Amp _ Joule _ 0,1281 m | + _ 4 
= 0,1281. "yoltseoom ~ 0,1281 cm =-980 cm kg* = 131 kg“. 


Man kann die allgemeine Gleichung (16) auch sofort auf die ge- 
wählten besonderen Einheiten zuschneiden. Dividiert man überall 
die „Größen“ durch die zugehörigen Einheiten, so ergibt sich: 

ch, ( B VE Bm! em’ 
kg* 2 1256.10-8H/em \[B]m/ cm? kg* 
Nun ist aber nach GI. (17), (18) und (19): 


cm [B]m? cm? _cmA.10-16 V?sec?/cmt.cm? __ 4.06.10- £: 
2.1256.10-8H  kg* —2.1256.10 8 Vsec.980 Jm ' z 


also folgt ganz automatisch: 
E 
kg* 
eine Gleichung, in die man nun unmittelbar die Zahlenwerte ein- 
setzen kann. 

II. Welche Elektrizitätsmenge Q wird beim Drehen der Spule 
eines Erdinduktors um die lotrechte Drehachse erzeugt, wenn die 
Spule E = 150 Windungen vom mittleren Durchmesser 25,5 cm hat 
und die Horizontalkomponente des Erdmagnetismus 0,2 Gauß be- 
trägt? Der Widerstand w des Stromkreises betrage 20 Q. 

Die allgemeine Gleichung lautet (F = Fläche einer Windung): 
F 


B y F i 
= -8 ER EEE 
= 4,06 .10 Aa nn (20 


gs p MED) Ser. (21 
Mit Hilfe der Einheitengleichung: 
Amp = 1,257 Gauß cm .... . . (22 
ergibt sich hieraus die spezialisierte Gleichung: 
EF Q 9—D & 
es -8 BE aE a 
Q=10 m e Oaah Coul. .. , (23 
Zahlenmäßig wird demnach: 
l 2 
Q=10-8. 150. er 2 a .04 Coul = 15,5.10-$ Coul. 


“) Vgl. F.Emde, ara. O. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 46. 


16. November 1922. 


4 


HI. Welches ist die Eigenwellenlänge X eines Schwingungs- 
kreises von der Induktivität L = 4000 [L]m („em“ oder 10— H) und 
der Kapazität C = 0,3 yF? . 

Die Wellenlänge à ist definiert durch: 


A= CT 


wo e die Lichtgeschwindigkeit im leeren Raum, x die Schwingungs- 
dauer bedeutet: Bringt man diese Definitionsgleichung mit der 
Thomsonschen Gleichung: DONN 

ı=2aVLC 


an aunen, so erhält man die allgemeine Gleichung für unsere Auf- 
gabe: | 
ı=2ncVLÜO.......2.22.. (24 


Man beachte, daß hier die Geschwindigkeit c keine den Einheiten 
zuliebe angebrachte Korrektion, sondern ein bei jeder Einheiten- 
ao unbedingt notwendiger aus der Definition von X folgender Fak- 
or ist. 
Wir spezialisieren nun Gl. (24) so, daß X in km herauskommt. 
Unter Benutzung der Identität (s. das Merkbl.): 


HF = sec? 
finden wir ohne jedes Nachdenken: 
À L C s 
5 — --2 —— — se —a; . . . . ® 
pa =5.%.10 Va; Fr (25 


also ist Sahlenmäßie: 
à — 5,986.10 2V 1200 km = 5,9% V 0,12 km = ? km. 


Ist man gewohnt, die Kapazitäten in „em“ zu messen, so formt 
man Gl. (24) etwa in: 


EM 
r= 2a- pog P eooo (26 


42. Die Beispiele werden dem Leser gezeigt haben, wie sich die 
Anwendung meiner Grundsätze in der Rechenpraxis gestaltet. Der 
Vorteil des Verfahrens liegt inseiner vollkommenen Sicherheit, 
in seiner großen Anpassungsfähigkeitan jedes Bedürfnis, 
endlich in der Eindeutigkeitund Widerspruchslosig- 
keit aller Gleichungen und Angaben. 

Betrachten wir kurz das bisher übliche Verfahren. Auch die 
Lehrbücher geben „spezialisierte Gleichungen”. So findet man in 
dem Buch von Vieweger für das Beispiel II die Gleichung: 


um 


_8E 9 —® 
Q= E T Ca Coulomb, 


die auf die in der Elektrotechnik übliche Verbindung praktischer 
und absoluter Einheiten zugeschnitten ist. Diese Schreibweise ist 
kürzer als die von mir benutzte Gl. (23); aber sie ist nicht wider- 
spruchslos, denn Q bedeutet in Gl. (27) die „Größe“, die w und ® 
dagegen bedeuten „Zahlenwerte”. Man kann deshalb mit Gl, (27) 
gar nicht sorglos rechnen, sondern muß sich streng an das einmal 
ausgemachte Maßsystem halten. Bei meiner Schreibweise dagegen 
können die spezialisierten Gleichungen als bloße Umformun- 
gen derallgemeinen Gleichungen aufgefaßt werden; 
sie sind im Grunde gar nicht spezieller als diese und gestatten daher 
nachträglich noch jeden beliebigen Einheitenwechsel. 

43. An Gleichungen wie (20), (23), (25), (26) muß man sich 
allerdings erst gewöhnen, besonders wenn die Einheiten am Schlusse 
der Gleichungen zusammengefaßt sind, wenn man also z. B. die 
Gl. (23) folgendermaßen schreibt: 


EF Q Coul 
w (Di — Do Gauß cm? ` 


Q =10-—8 


Nach den hier beim Unterricht gemachten Erfahrungen befreundet 
sich aber selbst der interesseloseste Student sehr bald mit dieser 
Schreibweise, wenn er sieht, daß er alle Größen in jeder belie- 
bigen Einheit einsetzen darf, ohne irgend etwas denken zu müssen. 
Daß unsere Methode Denken spart, ist gewiß kein Fehler. Denn 
jede Rationalisierung sucht ja Arbeit zu sparen, nicht um die körper- 
liche oder Denkfaulheit zu fördern, sondern um die Arbeitskraft für 
wichtigere Zwecke freizumachen. Daß es eine besonders würdige 
Beschäftigung sei, sich den Kopf über Einheitenunstimmigkeiten zu 
zerbrechen, wird niemand behaupten wollen. 

44. Ich habe das Rechenverfahren bei dem Beispiel I sehr aus- 
führlich auseinandergesetzt, um den Weg, der immer zum Ziele 
führt, recht deutlich zu zeigen. In Lehrbüchern und Abhandlungen 
sollte man sich aber natürlich viel kürzer fassen. Einheitenumrech- 
rungen stehenaufeinerStufe etwa mit logarithmischen Zwischen- 
rechnungen; so wenig wie diese verdienen sie daher in ausführ- 
licher Form der Nachwelt überliefert zu werden. 

45. Zu begrüßen wäre es, wenn jeder komplizierteren Gleichung, 
nachdem sie ohne Beziehung auf besondere Einheiten abgeleitet ist, 
regelmäßig die auf die gebräuchlichsten Einheiten zugeschnittene 
Gleichung sofort beizegeben würde. So gehört zu Gl. (16) die spe- 


"li EEE Een. Ha Man e mia been A 


-= me m a 


16. November 1922. 


zialisierte Gleichung (20); man schreibe daher ohne weitere Erklä- 
rung solort: a 


-1 2 -s (8 YE 
A aaa N (13 cm? 


46. Es gibt empirische Gleichungen, die man möglichst 
nur in spezialisierter Form schreiben sollte. Wenn man z. B. die in 
der Steinmetzschen Formel für die Hysteresisverluste auftretende 
Konstante in ihrer richtigen Einheit hinschreiben wollte, bekäme 
man einen etwas sonderbaren Ausdruck. Man gibt deshalb besser 
nur die eine Gleichung an: 


kg*. 


B yê V 
N=n (ar) ns ” 8e Watt, 


wo N der Leistungsverlust, V das Volumen, n die Schwingungszahl 
und n eine reine Zahl ist, für die man eine Tabelle beifügt. 

47. Auch in Tabellen und graphischen Darstellungen sollte man 
im allgemeinen konsequent bleiben und dafür sorgen, daß alle durch 
Ziffern ausgedrückten Zahlen wirklich reine Zahlen sind®). In 
den Tabellenköpfen setzt man am besten unter die Größenbezeich- 
nungen einfach die Einheitenbezeichnungen. Den Bruchstrich, der 
nach Gl. (1) zwischen den Größen und Einheiten angebracht werden 
muß, ersetzt man durch einen durchgehenden Horizontalstrich; man 
bleibt dann ganz im Rahmen des Gewohnten®®). I >: 

48, Einer naheliegenden Verwechslung muß ich noch zuvor- 
kommen. Ich habe immer betont, daß die Größe der gewählten Ein- 
heiten willkürlich ist. Man könnte deshalb beispielsweise meinen: 
„Öbich die Frequenz auf die Sekunde beziehe oder auf 2 x Sekunden, 
ist gleichgültig; also sind die Frequenz v und die Kreisfrequenz w 
im Grunde dieselbe Größe.“ Aber das wäre falsch. Immer ist ex def. 
 o=?2rv; w und v können also gar nicht identisch sein. Wohl 
aber ist: 

N} v 


l/sec 1/P2nsec 


d. h. der Zahlenwert der Kreisfrequenz bezogen auf Sekunde 
ist gleich dem der Frequenz bezogen auf 2x Sekunden. | 

Bin weiteres Beispiel ist die in der Spektroskopie verwendete 
„Wellenzahl” 1/X; eie ist etwas anderes als die Frequenz, wenn- 
gleich ihr Zahlenwert, auf cm bezogen, wegen der Identität: 


cm __, _sec 
à 73.1000 


gleich ist dem Zahlenwert der Frequenz, wenn man diesen bezieht 
auf die Zeit, in der das Licht 1 em durchläuft. 
Ebenso läßt sich jeder Lösungsgehalt auf das Mol beziehen (z.B. 


2 RL), er wird aber dadurch noch nicht identisch mit dem mole- 
kularen Gehalt (= Gehalt/Molekulargewicht). 
Wir müssen eben die Definitionen der Zahlenwerte von den 


Definitionen der Größen selbst unterscheiden”). 


Starres System oder freie Einheitenwahl? 


49. Es hat bisher immer als selbstverständlich gegolten, daß 
Isle Einheitenreform auf die Aufstellung eines neuen Einheiten- 
systems hinauslaufen müsse. Auch die Gegner der absoluten Sy- 
steme vertreten meines Wissens diesen Standpunkt. Es sieht so aus, 
als ob ich im Gegensatz hierzu jede Verwendung von Systemen, d.h. 
von bestimmten Zusammenstellungen besonderer Einheiten, ver- 
werfen wollte. 

50. In praktischen Fragen ist jedoch meist ein vermittelnder 
Standpunkt der richtige. 

Man wird das starre Einheitensystem — wenigstens auf dem 
Gebiete der Elektrizitätslehre — sicher so lange für unentbehrlich 
halten, al$ man meine beiden Forderungen noch nicht angenommen 
hat, Denn wer unter den Formelzeichen die „Zahlenwerte” ver- 
toht, kann pur dann bequem und sicher rechnen, wenn er die Ein- 
heiten, auf die sich seine Zahlenwerte beziehen sollen, von vorn- 
herein festlegt. 

51. Aber auch wer meine Forderungen anerkennt, wird sich die 
Vorteile nicht entgehen lassen, die ihm die Benutzunginsichab- 
restimmter Systeme bieten kann. Ich verstehe darunter solche 
Zusammenstellungen von besonderen Einheiten, deren Einheiten- 
rleiehungen nur den einen Umrechnungsfaktor 1 enthalten. Wen- 
det man z.B. bei der Aufgabe III (Nr. 41) beharrlich das in sich mit 
absoluter Genauigkeit abgestimmte System der praktischen Ein- 
heiten in Verbindung mit cın und see an, so kann man die Wellen- 
länge sofort nach: 

1 —= 22.3.1010 y4.10-603.10-6cm=2.10°cm .. . (28 


berechnen. 

Eon oast 

=) Bei Schaubildern gibt es verschiedene Methoden der Beschriftung, die 
dieser Forderung genügen. . 

=) In meiner Arveit -Arch f. Elektrot.“ 10, S. 233 -256, ı921 sind die ausein- 

undergee-tzten Grundsätze sireng durchgeführt. — , Y 
3) Es ist daher genau genommen auch unrichtig, zwischen der Leistung 
in kW und der Leistung in kVA zu unterscheiden statt zwischen der Leistung 
und dem Quotienten „Leistung/Leistungsfaktor”, beide in kW oder kYA ge- 
messen. enn man diese Bezeichnung aver verständig handhabt, können Irr- 
Gmer kaum entstehen. 


. Elektrotechnisehe Zeitschrift. 1922, Heft 46. 


Rinkel 


1383 


Besonders bei den verwickelteren Gleichungen der reinen Physik 
(z. B. bei den Berechnungen der Strahlungstheorie) bedeutet dieses 
Verfahren eine Erleichterung, da man dabei eine Menge Einheiten- 
zeichen, die sich nachher doch wegheben, von. vornherein gar nicht 
mitzuschleppen braucht. Das Verfahren wird aber „wocklos, wenn 
man die meisten Größen doch erst auf die Systemeinheiten umrech- 
nen muß; auch fällt dabei die beliebte dimensionale Probe auf die 
Richtigkeit der betreffenden allgemeinen Gleichung weg. l 

Ich ziehe für die Elektrizitätslehre im weitesten Sinne dio 
„praktischen“ Einheiten den absoluten beider Systeme entschieden 
vor”); sie haben nur den Nachteil, daß man im Anfang leicht über- 
sieht, daß die Masseneinheit kgt eine systemfremde Einheit ist. 
Das Giorgische kgt-msec-System vermeidet diesen Nachteil; es 
wäre ein ideales System für den Techniker, wenn die technische 
Krafteinheit kg* und die technische Leistungseinheit PS nicht 
systemfremd wären”). 

52. Es soll also nicht geleugnet werden, daß die abgestimmten 
Systeme nützlich sein können; ich halte es nur nicht für richtig, die 
Systemfrage in den Mittelpunkt der ganzen Einheitenlehre zu stel- 
len. Nur dann hätte es Sinn, sich ganz und gar einem einzigen 
System zu verschreiben, wenn sich die ganze Menschheit dazu über- 
reden oder durch einen Machtspruch dazu zwingen ließe, in Zukunft 
nur noch dieses eine international zu vereinbarende System zu be- 


nutzen, und wenn man dann dazu noch die ganze vorhandene Lite- 


ratur entsprechend umdrucken könnte. Kein einziges der bekannten 
Systeme hat aber Aussicht, allgemein angenommen zu werden; es 
läßt sich eben kein System finden, das allen Ansprüchen vollkom- 
men genügte. E 

53. Man sollte bei solchen praktischen Fragen auch nach keiner 
allzu tiefen Begründung suchen. Ob die Welt mechanisch oder elek- 
tromagnetisch zu erklären ist, geht die Einheitenlehre gar nichts an. 
Wenn wir in der Elektrizitätslehre die „praktischen“ Einheiten be- 
vorzugen, so tun wir das — von meßtechnischen Erwägungen abge- 
sehen. — vor allem deshalb, weil sich auch in der Einheitenlehre der 
alte Grundsatz, praktische Maßnahmen den Besonderheiten des Ein- 
zelfalles möglichst anzupassen, ausgezeichnet bewährt. Es ist ein 
Fehler der nicht auf den praktischen Einheiten fußenden Systeme, 
daß sie die elektrischen Größen auf die Einheit der Masse beziehen, 
die in der Elektrizitätslehre nur eine nebensächliche Rolle spielt. 
Ebenso falseh wäre es aber, wenn man etwa als Anhänger der „elek- 
tromagnetischen Weltanschauung“ die Masse auch in der Mechanik 
allgemein in Joule sec?/cm? messen wollte). 

54. Gewiß kann man es bedauern, daß die gebräuchlichsten Ein- 
heiten durch so viele unrunde und deshalb schwer behaltbare Um- 
rechnungsfaktoren miteinander verknüpft sind. In sehr vielen Fäl- 
len aber ist die Gelegenheit, diese Schönheitsfehler auszutilgen, 
wohl endgültig verpaßt. Beispielsweise ist der Umrechnungsfaktor 
der Einheitengleichung: 

PS = 0,735 kW 


für den Techniker, der beständig seinen Rechenschieber zur Hand 
hat, vielleicht doch nicht so unbequem, daß man deshalb dem ge- 
schlossenen System zuliebe die Bücher und Kataloge umdrucken, 
einen Teil der Maschinentypen ändern und das Augenmaß umstellen 
müßte. Ähnlich steht es mit dem hergebrachten Winkelmaß, bei dem 
nicht der Zahlenwert % des rechten Winkels, sondern die nicht dezi- 
male Unterteilung in Minuten und Sekunden in erster Linie ver- 
besserungabedürftig") ist. 

55. Das Richtige ist es, auf jedem Gebiet die am besten passen- _ 
den Einheiten frei zu wählen. Sind die bereits allgemein eingeführ- 
ten Einheiten zu klein oder zu groß, so schlage man kein neues Ein- 
heitenvolapük vor*?), sondern helfe sich mit. Zehnerpotenzen oder 
den üblichen Vorsatzwörtern. Ob ich z. B. 10— F schreibe oder pF, 
ist Gewohnheitssache. Nur empfiehlt es sich, wie besonders Porst- 
mann*®?) betont hat, bei Benutzung der Zehnerpotenzen die durch 3 
teilbaren Exponenten zu bevorzugen. 


56. Auch bei „dimensionslosen” Größen dürfen wir zwischen 
„Größe“ und „Zahlenwert” unterscheiden. So ist der (ebene) Win- 
kel, wenn wir ihn durch: 


ọ = 2 (@ = Winkel, b = Bogenlänge, r = Halbmesser). . (29 


definieren, allerdings notwendig dimensionslos; es besteht aber kein 
Grund, gerade die Zahl 1 als Einheit zu nehmen. Man kann z. B. 
auch die Einheit ° (Winkelgrad) durch die Einheitengleichung: 


1 = 57,296° = 57,296 Winkelgrad 


*) Es iet die „mittlere Linie“, auf die man sich einigen sollte. 
®) Der Physiker empfindet es alun einen Mangel des Giorgischen Systems, 
daß es nur auf !;v T in sich abgestimmt iat. 

. ..% Die Undur-hsicbtigkeit der meisten Potenzprodukte, durch welche man 
die elektrischen Größen in den nichtpraktischen Systemen darzustellen pflegt 
rührt nur davon her, daß man sich darauf versteift, die Einheiten [l). [m], [t) un 
[e] oder [u] als Grundeinheiten zu wählen. Auch in der reinen Mercbanik würde 
man getruchene Exp«nenten erhalten, wenn man z B an Stelle der Längen- 
eirheit die Energieeinheit als (irundeinheit nähme. Anderse:ts kann man bei 
i] a. & O. ein reines COS8S-System finden, bei dem auch in der Elek- 
trizitätslehre nur ganzzahlive Exponenten vorkommen. 

“) und auch am leichtesten zu verbessern! 
4) Vel Fleming. a. a. O. B. 523. 
8) W.Porstmann, „Physik. Zeitschr.“ 22, S. 315—320, 328 —942, 363—269, 1921. 


1384 


einführen und hat dann in 


1) ee b 
Winkeigrad = 57,296 ke . . (80 
ganz automatisch die für das Gradmaß spezialisierte Gleichung. 

Die Erkenntnis, daß man auch jeder dimensionslosen Größe eine 
„Einheit“ zuordnen und diese frei wählen darf, erweist sich auf 
manchen Gebieten als vorteilhaft. So im photometrischen Unter- 
richt: Ist S der Lichtstrom, w der räumliche Winkel, J die Inten- 
sität, so gilt die allgemeine Einheitengleichung: 


[S] =l] U]... . 


Es ist daher nicht zwecklos, zwischen der Einheit des Lichtstroms 
und der Einheit der Intensität zu unterscheiden. Nur im Lm-HK-Lx- 
System ist zufällig = [w] = 1 und dementsprechend Lm = HK'*). 

Ähnlich wie bei den Winkelangaben steht es mit allen „prozen- 
tischen” Angaben. So ist es z. B. unnötig, schon bei der allgemeinen 
Definition den „Gehalt“ einer Lösung von ihrem „Prozentgehalt” 
zu unterscheiden). Habe ich 30 g Salz in 240 g Lösung, so ist der 
Gehalt 30 g/240 g = 0,125 = 12,5. 10— = 12,5 %; denn „10“ und 
„%' oder „v. H.” sind nur verschiedene Zeichen für dieselbe „Ein- 
heit”, d. h. für denselben frei gewählten Vergleichswert*®). 


a: 2 (31 


Grundeinheiten und Definition der Einheiten. 


57. Dem Leser ist es vielleicht schon aufgefallen, daß ich bei 
meinen Beispielen nirgends aus der Schar der vorhandenen Einhei- 
ten eine kleine Zahl als „Grundeinheiten“ herausgehoben habe. Ich 
habe das, obgleich diesem Punkt gewöhnlich große Wichtigkeit bei- 
gemessen wird, mit Absicht unterlassen; denn wenn alle Einheiten 
scharf definiert und durch Einheitengleichungen sicher miteinander 
verbunden sind, besteht in der Tat gar keine Veranlassung, zu ent- 
scheiden, welche Linheiten als abhängig und welche als unab- 
hängig angesehen werden sollen. Vgl. auch die Anm. zu Nr. 53. 


— 


— 


u) Vg!.J. Wallot, „Zeitschr. f. Beleuchtuneswesen“, 26, S. 135, 1920. 
> Wie z. B. bei F. Kohlrausch a. a. O. Nr. 9 

gehören hierher. vgl. E. y. Hornhborntel, „Zeitschr. f. Pnysik*, 6. S. 29— 
1921; J. Wallot, ebenda 6, 8. 73-78, 1921. 


Kleines Einheitenmerkblatt | 


x= mal . 3 = mal 103 /3= mal 10-8 
Größen a er Einheiten Bemerkungen 
Winkel Grad ~, fa. = | 1 
WERDEN A a a a 
M | kat | 7 099 /4 x Joulesec? kgt = Masse des Archiv- 
a. | 8' |>=101.4=| cm kilogrammstücks 
Kraft = 1,020 /)6 >< kn cm 
dyn >x 0981.6 =| kg* = kgt . 981 gec? 
BR kg* 
Joule| =1,021,1 >x< 
m >x< 9,80 Z 
Spannung, | Atm. = Druckeiner76cm 
Dade” | kg* — (0,968 > hohen Säule Hg bei 0% 
Blasıiiz- | cm? | 7” Atm. |und der Schwerebeschl. 


Modul, Tor- _ = em 
sionsmodul — at | >< 1,033 i 1 gec? 
= 0,999 110 x 
i erg >< 1,001 «10 = Kilo- 
Arbeit, Zr o kcal = große 15°-Kalorie 
ee = os z | (Kilokalorie) 
ärme- ER za kWh = 36.3 kJ 
menge koal ee 
| | x2343 = s 
ee a a | + 
| SZ) Wat |Ps= 79ks" 
Leistung PS ln x keal 97.5 PEE" 
x< 1,582 /3 = h ' h 
e, = 0,886 /13 Ered. 
; g Tii cm 
© Ya leeren Raumes Henry 
ermeabDili P = 1,256 /8 = 


Henry Farad = sec? 
Henry/Farad = X. 


Henry = Q sec. 
sec =Q Farad 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 


Auch die Millioktave (= 10-®. log’? 2) und das Cent (= 102112. IB 


16. November 1923. 


S } ; i en \ 
M = Einheit des elektromagnetischen CGS-Systema. 
i Umrechnungs- TERE Umrechnungs- | Ein- 
heiten faktoren Einheiten faxtoren heiten 


Elektr -Menge 


Stromstärke 
Stromdichte 
Spannung 
Elektr. Feld- 
stärke 
Magn Induk- >< 0,334 /2 Volt sec 
tion em? 
Induktionsfluß Volt sec 
Dielektr.- = 0,886 /13 x | Farad | = 1,256 /8 
Konst.| g |x119.18= | cm |x07%.8=| y 
en —1129.18%x | Henry | = 0,79% . 8 x< | 
Fermeaniiat 0,8868 = | cm | >=1,256/8 = 
Dielektr. Ver- Coul | 
schiebung =0,265/10>x<| we |-187 | 
Magn. Feld- x377.10=| Amy x06 = | 
stärke 
Widerstand = 0,898.12 x Q = 1,001 . 9 x 
Induktivität >x< 1,113 /12 = | Henry | x< 0,999 /9 = 
f l Siem 
Leitvermögen — 1,113 /12x | "cm |=099%9 = 
Kapazität >< 0,898 . 12 = Farad >x 1,001 . 9 = 


Die zugehörige M-Einheit heißt Gaug. 


58. Ebenso hat man früher der Frage nach der Zahl der un- 
abhängigen Einheiten große Bedeutung beigelegt. Die Behauptung 


‘ der absoluten Systeme, daß diese Zahl genau gleich drei sei, hat 


lange Zeit die Rolle eines unumstößlichen Dogmas gespielt. Der 
Temperatur, die sich diesem Dogma nicht fügen wollte, wurde häufig 
einfach die Dimension abgesprochen. Heutzutage ist die Überzeu- 
gung wohl ziemlich allgemein, daß wir in der Physik und Technik 
unbedingt mindestens fünf Grundeinheiten brauchen (vgl. Nr. 10 bis 
12). Ob wir damit auskommen"), ist eine im wesentlichen prak- 
tische Frage, deren Beantwortung wir der weiteren Entwicklung 
der Meßkunde überlassen können. 


59. Ein andrer Gegensatz ist der zwischen empirisch und durch 
Einheitengleichungen definierten Einheiten. Das Meter, die Se- 
kunde, das Kilogramm, die Kalorie, das internationale Ampere, die 
Hefnerkerze sind empirisch, das Dyn, das Erg, die Pferdestärke, 
das absolute Ampere, das Lux durch Einheitengleichungen definiert. 
Mit der Zahl der unabhängigen Einheiten steht die Zahl der 


empirisch zu definierenden Einheiten nur insofern in Zusam- 


menhang, als wir natürlich mindestens ebensoviele Einheiten 
empirisch definieren müssen, wie unabhängige Einheiten vorhanden 
sind. Ein Überschuß an empirisch definierten Einheiten) úst aber 
nicht nur unschädlich, sondern zur Erleichterung der Messungen 850- 
gar notwendig. Mit jeder überschießenden besonderen empirischen 
Einheit tritt ein neuer empirischer Umrechnungsfaktor auf"), 
dessen möglichst genaue Bestimmung zu den wichtigsten Aufgaben 
der Meßtechnik gehört. 


60. Die besonderen Einheiten müssen so definiert sein, daf sie 
selbst oder genau bekannte Vielfache von ihnen sich entweder >e- 
quem in der Natur auffinden oder ohne große Mühe künstlich her- 
stellen lassen. Denn sie sind ja die Werte, mit denen wir die zu 
messenden Größen vrgleichen wollen. Je bequemer diese Verglei- 
chung, um so vollkommener die Einheit. Daß die Definition ein- 
deutig sein muß, sehen wir dabei als selbstverständlich an. Gut 
definierte besondere Einheiten in diesem Sinne sind z. B. das Archiv- 
meter und die internationale (elektrolytische) Einheit der Elektri- 


4) Auch cine besondere photometrische Grundeinheit robeint mir unent- 
behrli-h. Das „mechanische Äquivalent des Licht“ ist kein bloßer Umrechnungs- 
fa tor wie da« Wärwmeäßgnivalent. . u 

8) Bei-piet: Außer [M «sse). [Länge] und [Zeıt] sei auch [Energie] empirisch 
definiert. eıwa durch die Cal. f j f r 

©, Zum Beispiel das mechanische Wärmeäquivalent in der Einbeiten- 
gleichung 


2 
koal = 4,19 . 10° sem 
sec? 


16. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 46. 


zitätsmenge; schlecht definierte das Meter als zehnmillionster Teil 
des Erdquadranten und die absolute elektrostatische Einheit der 
Elektrizitätsmenge. Für unsere Längeneinheit ist dieses Urteil all- 
gemein anerkannt; daß für die absoluten und internationalen Ein- 
heiten der Elektrizitätslehre das Entsprechende gilt, wird dagegen 
noch bestritten. Die absolute elektrostatische Elektrizitätsmengen- 
einheit ist nicht etwa hauptsächlich deshalb mangelhaft, weil die 


Großes Einheitenmerkblatt. 


x< = mal -3 = mal 1% 133 = mal 10-3 
Größen | Ein- re | Einheiten Bemerkungen 
| 
Winkel | Grad z a 
and | cm |=1087 118 x] Licht- |m= Länge des Archiv- 
g x 0,46 . 18 = jahr meters 


e e [pam nn 


Geschwin- | cm |= 1,681 /8 


Se Rolt = Geschw., die ein 
digkeit. sec |>x 0,595.8 = 


Bolt Elektron beim: Durch- 
BR laufen von 1Voiterhält 


| 
| = 1,000027 >x + kgt = Masse des Archiv- 
| >< 0,999973 = 8 i kilogrammstücks 
Masse BE oS a 
— 0,99949 /7 x< J oulesec’|af = Masse eines cm? 
><1,00051.7=' cm? |H,O bei 4 
dyn |= 101976 /6 e 
>x< 0,98062. 6 =, 
Kraft g? |ks*= 
Joule| = 1,02028 /1 = 


m |><9,8012 = 


— | 
Druck, | An | _ 0,98692 /6 > 


Spannung, A ; ><1,01328.6=, Atm. = 760 tor = Druck 


einer 760 mm hohen 


-}- ' Atm. | Säule Hg von © bei 
osionsa- | E8 |= oger = 
Torsions- m a >< | y = 980, 665 £ u 
modul et x 1,03328 =; 
erg [= 099949 17 = 
E |><1,00051.7 = | 
Arbeit, |- — Joule 
Energie, = 4,1842 x cal = 15°-Kalorie 
Wärme- x<023839 = kWh =36.6J 
cal ~l- 
SENES = 0,42691 >x | 
mkg* 
> 2,3424 = 
| kg 
ps = 75 "RL 
Leist P = 735,09 > sec 
istung S > 1 36037 /3 a Watt u mkg* 
r E 
h 
. Mol = R=8313.7 erg 
Gaskonstante bz. auf d. Í Molekül = k — 5719 163 srad 


Celsiustemp. d. absol. Nullp. = — 273,20 0. 


Loschmidtsche Zahlen: 
Zahl der Moleküle im Mol = 6,059 . 23 
Molekülzahldichte eines idealen Gases bei 0 und 760 ter 
= 2,703. 19/cm?. 
Masse des Waseerstoffatoms = my = 1,663 /24 g 
Plancksches Wirkungsquantum h = 6,54 /27 erg sec. 


Strahlungskonstanten: 


aC _yr erg a = erg Żă 
A E See cm’secgradi’ 77 pato cm’ grad! 
Q=, pii =/1,430/cm grad b = 0,288 cm grad 


e. e - p a 


R, = 109 737, 11/cm 
Ri = 109 722,14 /cm 
Ry = 109 677,69 /cm 


Halbm. des 1. Bohrschen Kreisesfür das Wasserstoffatom = 0,528 ;8 cm. 


Gitterkonstante des Steinsalzes = 2,814 /8 cm. i 


1 3 _>\. 
Nernstsche chem. Konstante Co = — 1,586 + log A g 2 grad >) 


telektrostatischen 
en 


> = Einheit des ; f CGS-Systems. 


Größen um] aa a] Oue, 
Elektr. -Menge = Coul f 
Stromstärke = 0,33374 /9>x<| Amp. |= 1,00000 /1 >< 
Stomäickis >x 2,9979 . 9 = Amp. >< 1,00000 .1= 
Spannung Volt 
Elektr. Feld- Volt 

stärke cm = 1,00051 .8 >< 
Magn. Induk- Volt sec | >< 0,949 /8 = 
tion em 
Induktionsfluß Volt sec ern nen 
Dielektr.-Kon- | = 0,88589/13>x< | Farad 
stante Oo ><1,12884.13 = cm 
Permenbiiin | [ZIZA] Hemy [07ain 
Dielektr. Ver- Coul 


schiebung = 0,26544 /110>< em? |_ 1,25664 > 


Magn. Feld. S [><3,7673.10=| Amp!) x07977 = 
stärke cm 

Widerstand | ; Q | 

Spezif. Wider- = 0,89828.12x]| gem 
stand | >1,11324/12 = 

Induktivität | Henry. 

: ie Siem 
LEINO rm Og eT =11134/12%x| “em” |= 0,99949 9 x! 
sE ES > 0,89828 .12 = |--—— | >x 1,00051 .9 = 
Kanali Farad 
a ae a en 
R se | ' Volt sec | 

_Magnetpoles =3764.8x| __ |=079818.7% 
Magnetisie- > 0,26558,3 = | Volt sec |>< 1,25600 /7 = 
rung rwg O em? 

En =1,41854.14><| Henry |= 0,63358 .7 x 
Suszeptibilität | > 0,70495 /14 = | “ em 122157834 7 = | 
| EIER EEE ASE 

| | = 0,33391 22x | cm? |= 0,9949 8x 
Spezif. Ladung) [>< 2,9948 „2 = |Volt sec| x 1,00051 -8 = 
Henry = Q sec Henry Farad = sec? 
sec = Q Farad Henry/Farad = Q?. 
Für den leeren Raum: ® 
Lichtgeschwindigkeit c = 2,9979 . 10 Zac“ 
> ‚00051 Farad 
Dielektr. - Konst. = jk 7299797 ni- a 
= 0,88589 /13 arad 
| Henry Henry 
BERERDLNN uo = 4 x . 0,99%9 /9 — a = 1,25600 /S -- En 
129m. 
Coul 
Äquivalentladung = 0,9619 . 5 — # 
Masse m [= 0,901 /27 g 

d =r 19 
Ladung e iee teron 1,593 /1 nn 
Spezif. Ladung -p = 1,770 . 15 Volt cd 


m 
—_H__ 1847. 
nl 


ı) Die M-Einheit der magn. Feldstärke heißt Gaufß. 


1385 


M 


1386 : 


elektrolytische Messung bequemer ist als die Messung elektrosta- 
tischer Kraftwirkungen, sondern deshalb, weil ihre Definition durch 
das Coulombsche E lemen tar gesetz nicht hinreicht, um sie u n- 
mittelbar durch einen Versuch aufzufinden. Denn bekanntlich 
hängen die Kräfte zwischen endlichen Ladungen, die nicht in zwei 
Punkten eines unendlich ausgedehnten Vakuums schweben, sondern 
auf wirklichen Apparatteilen sitzen, mehr oder weniger von sämt- 
lichen Einzelheiten der Meßanordnung ab. Wenn man also schon die 
Ladungseinheit durch ihre Kraftwirkung definieren wollte, wäre 
es richtiger gewesen, alle Einzelheiten der Meßanordnung genau 
festzulegen und sie in die Definition mit aufzunehmen. Solche auf 
ganz bestimmte Stoffe, genau nach Vorschrift angefertigte und be- 
handelte Maßstäbe, galvanische Elemente, Lampen usw. zugeschnit- 
tene Einheitendefinitiomen sind nicht minderwertig, wie man noch 
heute vielfach glaubt, sondern sie können vom Standpunkte der 
praktischen Meßkunde aus sogar sehr vollkommene Definitionen 
sein. „Eine besondere Einheit festsetzen” heißt ja „willkürlich 
einen Spezialwert (Vergleichswert, Bezugswert) festsetzen“; man 
hat also keine Veranlassung, sich bei der Definition von andern als 
praktischen Rücksichten leiten zu lassen. 


Hilfsmittel für das Rechnen mit Einheiten. 


61. Einheitenrechnungen sind, wie die Beispiele in Nr. 41 ge- 
zeigt haben, nur dann bequem durchführbar, wenn man die wichtig- 
sten Umrechnungsfaktoren immer zur Hand hat. Manche Lehr- und 
Nachschlagebücher enthalten Einheitenlisten; diese sind aber viel- 
fach lückenhaft und den Anforderungen der Zahlenrechnung schlecht 
angepaßt; auch kann man die Bücher nicht immer mit sich führen. 
Ich’ habe daher S. 1384/5 zwei Einheitenmerkblätter zusammen- 
gestellt; ein kleines, das für die Zwecke des Elektrotechnikers 
ausreichen dürfte, und ein größeres, das mehr für den Physiker be- 
stimmt ist und eine größere Zahl Einheitengleichungen mit möglichst 
genauen Umrechnungsfaktoren und außerdem eine Reihe wichtiger 
Zahlen enthält°®). 


62. Die Einrichtung der Merkblätter dürfte ohne weiteres ver- 
ständlich sein. Die ungewöhnliche Bezeichnung der Zehnerpoten- 
zen ist weniger wegen ihrer größeren Kürze, als wegen ihrer besse- 
ren Erkennbarkeit gewählt. . 


Wer die Umrechnungsfaktoren nachrechnen will, beachte, daß 
erauchbeidenabsoluten Einheiten die Heavisi- 
descheStellung des Faktors 4x voraussetzen muß. So ist z. B. der 
Zusammenhang zwischen den Einheiten der dielektrischen Verschie- 
bung und der Elektrizitätsmenge folgendermaßen ableitbar: Im ab- 
soluten elektrostatischen System wählt man bekanntlich die Einhei- 
ten so, daß nach der bisher üblichsten Schreibweise Dr? = e, nach 


meiner Schreibweise: 
OD (2) =- e 
[Ð] \cm/ [es 
ist. Nungiltallgemein®D.4Arr?=e;alsoistauch [DJs .4 zem? 


= [e]Js , und es folgt: 


Coul 
=“ cm =4x "leo (Ds = 3,77 . 1010 (D]e. 


l Bei Umrechnungen aufdem Gebieteder Elek- 
trizitätslehre ist immer der Weg über die prak- 
tischen Einheiten (mittlere Spalte) zunehmen. Denn 
die absoluten Einheiten bilden für uns, da wir die Ileavisidesche 
Stellung des Faktors 4% angenommen haben, keine in sich abge- 
stimniten Systeme mehr. 


%) Den Umrechnungsfaktore®liegen die Angaben von F. Grüne; 
und E. Gıebe (-Ann. d. Phys,” 63, % 179—200, 1920) zugrunde. — Es war son 
vornherein meine Absicht, die Merkblätter ım Buchhandel erscheinen zu lasaen 
Da sie sich aber nur bei einer starken Auflage zu einem für deutsche Be- 
griffe erschwinglichen Preise herstellen lassen, ist meine Absicht nur dann 
RE Ah nach dem ae ie feste Bestellungen 

f here, en bei mir eingehen. e Zuschriften in di - 
heit erbitte ich an mich persönlich {Zellerfeld, Harz). Pn ii Moser Angelegen 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 46. . 


So ist z. B. die elektromagnetische Ein- 


16. November 1922. 


heit der Induktivität [L]m nicht gleich der elektromagnetischen 
Einheit der Permeabilität [u]m mal cm. Sondern es ist 


H 1 
Zune = een 
[L]m = 10 m m= 0,0796 [u] n . em = ir [u] m em. 

63. Die Einheitenmerkblätter (oder etwas Entsprechendes) sind 
nicht nur bei schwierigeren Einheitenumrechnungen unentbehrlich, 
sondern gestatten auch alle auf der Grundlage der absoluten 
Systeme abgeleiteten allgemeinen Gleichungen automatisch 
in meine Schreibweise zu übersetzen. Wie das zu machen ist, soll 
ein Beispiel zeigen. 

Die Kapazität einer im Vakuum für sich aufgestellten leitenden 
Kugel ist bekanntlich: ” 

Ce, 25 Die ae a 


wenn man das statische System zugrundelegt und r den Radius der 
Kugel bedeutet. Da die absoluten Systeme unter den Formelzeichen 
die Zahlenwerte verstehen, müssen wir Gl. (32) durch: 


C r 
1 u ee Be a ae 
ersetzen. Nach dem kleinen Merkblatt ist aber: 
[C]s = 1,113.10-% Farad, 
also wird: 
C=1,113.10-% on T. 
Demnach ist eine Dielektrizitätskonstante zuzufügen. 


Nun ist 
(Merkbl.): 


e = 0,0886 . 10 -1 saa 


also tritt an die Stelle der Gleichung (32) die Gleichung: 
C = 12,57 . egor = 4n Er. 
Natürlich hätte man in diesem cinfachen Falle das Resultat so- 
fort auch durch Überlegung finden können. Aber erstens sind die 
umzudeutenden Gleichungen nicht immer so durchsichtig, und zwe- 


tens ist es grundsätzlich von Bedeutung, ein Verfahren zu haben, 
das ganz automatisch zum Ziele führt. 


' 


64. Ich hoffe, den Leser durch meine Ausführungen wenigstens 
soweit überzeugt zu haben, daß er sich entschließt, die Brauchbar- 
keit meiner Grundsätze bei seiner Lehr- und Forschertätigkeit oder 
bei seiner praktischen Berufsarbeit selbst einmal zu erproben. An 
dem günstigen Ergebnis einer solchen vorurteilsfreien Prüfung kann 
ich nach den ausgezeichneten Erfahrungen, die ich seit bald zwei 
Jahren an mir und anderen im Unterricht und beim Rechnen gemaciit 
habe, nicht zweifeln. 

Vielleicht werden manche jedoch Bedenken tragen, sich dau- 
ernd und in der Öffentlichkeit nach meinen Vorschlägen zu rich- 
P solange diese nicht durch Abstimmung allgemein angenommen 
sind. 

Ich halte derartige Bedenken für grundlos. Gegenstand der 
Vereinbaru n g können doch nur solche Fragen sein, bei denen 
man unter verschiedenen annähernd gleichberechtigten Möglichkei- 
ten zu wählen hat. Wenn ich mir z. B. erlaubt habe, die Masse des 
Archivkilogrammstücks von seinem Gewicht kg* durch das Zeichen 
kgf zu unterscheiden, so ist dies ein Vorschlag, an dessen Stelle man 
ebensogut einen andern setzen könnte, der also der Abstimmunze 
unterliegt. Anders steht es aber mit meinen beiden Forderungen. 
Daß man zwecklose und verwirrende Willkür vermeiden und, ohne 
kleinlich zu werden, konsequent sein soll, ist so selbstverständlich, 
daß man sich nicht erst umständlich darauf zu einigen braucht. Ich 
empfehle daher jedem, der mit Einheiten zu tun hat und Neuerungen 
zugänglich ist, vor allem aber den Verfassern von Lehr-, Hand- und 
Nachschlagebüchern, mit der Anwendung der in der vorliegenden Ar- 
beit auseinandergesetzten Grundsätze lieber heute als morgen zu 
beginnen; um so rascher wird die Zeit kommen, wo man überhaupi 
nicht mehr versteht, daß es je ein Einheitenproblem gegeben hat. 


Das Telegraphon. 


: Die Telegraphon A. G., Berlin S. 59, Hasenheide 5/6, führte 
kürzlich zusammen mit der Berliner Telegraphon-Vertrieb A. G 
Berlin W 50, Tauentzienstraße 18, der Presse ihre jetzt im großen 
hergestellten Telegraphon-Konstruktionen vor, welche sie in einer 
gut eingerichteten Fabrik in technisch vorzüglicher Ausführung 
herstellt. Über Telezraphone und ähnliche Apparate ist an dieser 
Stelle auch bereits mehrfach berichtet worden), so z. B. über solche 
welche die Gespräche auf ein Stahlband oder einen Stahllraht auf- 
schreiben, von dem sie später wieder abgehört werden können. Das 


D Ygl „ETZ“ 195. S. 382, 1133, 1179: 1997, S. 870: 1999. S 
: 4 I IE, ` D ; . 5. 89, 567, 998; 910, 
5.1046; 1911, S. 518, 022, 1092; 1913, 8. 778; 1914, 8. 617, 998; 1919, S. 128, 586 ; 10 


hier vorliegende Telegraphon benutzt statt des Stahlbandes einen 
Wachszylinder, auf welchen ein Saphirstift die Gespräche aufzeich- 
net. Diese Art der Aufzeichnung hat gegenüber dem Stahlband den 
Vorzug, daß Fälschungen unmöglich sind. Die neuen Apparate 
bieten mannigfaltige Anwendungsmöglichkeiten. In allen solchen 
Fällen, wo es darauf ankommt, telephonische Gespräche zu fixieren, 
um später bei Reklamationen ähnlich wie bei Telegrammen einen 
Beleg zu haben. Das in Abb. 1 bis 4 dargestellte Telegraphon enthält 
einen kleinen Elektromotor, der, für eine gewisse Netzspannung be- 
stimmt, nicht mehr Strom wie eine Glühlampe braucht, sowohl ınit 
(rleich- wie mit Wechselstrom läuft und die auf einen Zylinder 
aufgeschobene Wachswalze mit konstanter Geschwindigkeit an- 


s 


nn Tr eu en rn 


16. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 138% 


treibt. Die Einschaltung des Motors erfolgt entweder an der 
Maschine selbst durch Niederdrücken einer Taste oder durch 
Birnendruckkontakte, Ellenbogenkontakte oder Fußkontakte vom 
Schreibtisch oder von anderer Stelle aus. Der Apparat enthält 
ferner auf einem verschiebbaren Schlitten ein elektromagnetisches 
Schreibsystem, welches den Schreibstift bei der Aufnahme des Ge- 
spräches betätigt. Bei der Ausbildung dieser Einrichtung hat die 
Telegraphon A. G. neue Wege beschritten. Die früher von manchen 
Erfindern benutzten Membranen erwiesen sich den verhältnismäßig 
starken Beanspruchungen nicht gewachsen, so daß die Apparate in 
der Praxis häufige Nachjustierung erforderten. Daher wurde 


Tischapparat 
28 08 


è fon eis Pa ’ | | nr 


Abb, 1. Ansicht des Telegraphons. 


E E ENE E E E 


Schalter Va: | 


öf-Relais Motor 


Schreiben Hören Diktat 


“Abb. 2. Telegraphon mit abgenoinmener Schutzkappe. Abb. 4. Schaltplan eines Telegraphons. 


© 
die Membran verlassen und an ihre Stelle eine Kombination zweier 
schwingender Systeme gesetzt, die die Anwendung besonders kräf- 
tiger Magnete gestattet, und die nach einmaliger Einstellung jahre- 
lang eine gleichmäßig laute und vollkommen reine Aufzeichnung 
der Sprache ergibt. 


An der Vorderseite des in einen Holzkasten eingebauten und 
mit einem abnehmbaren Schutzkasten versehenen Apparates sind 
Papierstreifen angebracht, welche dieselbe Länge haben, wie die 
Walze selbst, um auf ihnen Notizen machen zu können, welche sich 
auf die Zeit und die Person, mit der man gesprochen hat, beziehen. 
Ist eine Walze ganz besprochen, so wird sie zusammen mit dem 
Papicrstreifen mit Schutzhülle in einem Archiv abgelegt. Die Wal- 
zen reichen für ein halbstündiges Gespräch aus und können, wenn 
sie besprochen sind, auf einer elektrisch angetriebenen Abschleif- 
vorrichtung 50 bis 60 mal abgeschliffen werden. Das Auswechseln 
einer besprochenen Walze ist nur möglich, wenn die mit „aus” be- 
zeichnete Taste niedergedrückt ist. Das Tastenwerk ist nämlich s0- 
wohl mit dem Schreib- und Abhörmechanismus, als auch mit einer 
Verriegelungseinrichtung, die die rechte Seitenwand in ihrer senk- 
rechten Lage festhält, mechanisch gekuppelt. Dadurch wird be- 
wirkt, daß beim Niederdrücken der „aus”-Taste sowohl der Schreib- 
als auch der Abhörmechanismus von der Walze abgehoben und 
gleichzeitig der Verschluß der rechten Seitenwand entriegelt wer- 
den, so daß die letztere durch Drücken eines an ihr befindlichen 
Knopfes umgelegt werden kann. Auch die Registrierung bzw. die 
Aufbewahrung dieser Walzen ist einfacher als die der obenerwähn- 
ten langen Stahlbänder. 


Abb. 4 zeigt den Schaltplan des Telegraphons in Verbindung mit 

einem Fernsprechapparat. Die vom Hörer des Fernsprechers kom- 

Abb. 3. Aufbau des Telegraphon». menden Ströme gelangen über einen Schalter und die Kontakte eines 
Relais in den Verstärker des Telegraphons, Von hier gelangen sie, 


1388 


wenn die Taste „Schreiben“ gedrückt ist, verstärkt auf den Schrei- 
ber. Das Relais besitzt einen weiteren Kontakt, durch dessen 
Schließung der Heizfaden der Verstärkerröhre aus einer kleinen 
Akkumulatorenbatterie gespeist wird. Gleichzeitig wird ein zweites 
Relais erregt, welches den Stromkreis des Antriebsmotors 
schließt. Wenn die Taste „Hören“ niedergedrückt wird, so erhält 
nur das letztere Relais Strom. Gleichzeitig wird auf mechanischem 
Wege eine Abhördose auf die Wachswalze gesenkt. Durch Nieder- 
drücken der Taste „Diktat“ wird der Schreiber mittels eines Über- 
tragers mit einem Diktiermikrophon verbunden, so daß man seine 
Korrespondenz auf das Telegraphon diktieren kann. 


Abb. 5. Das Telegraphon beim Festhalten eines Ferngesprächs oder 
bei Aufgabe eines Diktates 


Anwendung kann das Telegraphon finden z. B. in den Devisen- 
bureaus der Banken und in den Redaktionen der Presse sowie über- 
all da, wo es darauf ankommt, wichtige, telephonische Nachrichten 
für spätere Nachkontrolle aufzuzeichnen. In den Pressebureaus, 
wo häufig auch zur Nachtzeit Stenographen bereit sein müssen, um 
einlaufende Meldungen aufzunehmen, ersetzt das Telegraphon diese, 


Abb. 6. Das Telegraphon als Aufnahmeapparat für Diktate. 


denn es genügt ein ungeschulter Angestellter, um die telephonisch 
einlaufenden Meldungen durch den Apparat aufnehmen zu lassen. 
Auch zur Kontrolle von Stenographen oder zur Personalkontrolle 
in Warenhäusern sind die Apparate sehr vorteilhaft. Telephonisch 
eingegangene Aufträge brauchen nicht erst bestätigt zu werden, 
sondern lassen sich gleich erledigen, da man ja den Wortlaut fixiert 
hat. Weiter bieten die Apparate Vorteile für Fernsprechämter, um 
gebührenpflichtige Verbindungen im Fernverkehr festzuhalten und 
eventuelle, spätere Reklamationen zurückweisen zu können. Auch 
zur Kontrolle gegen bisweilen vorkommende Beamtenbeleidigun- 
gen am Telephon sind die Apparate sehr gut geeignet; denn die Ver- 
mittelungsbeamtin kann, sobald der Teilnehmer ausfallend wird, ihn 
durch einfaches Drücken auf einen Knopf, welcher das an irgend 
einer Stelle stehende Telegraphon einschaltet, festnageln. Weiter 
finden die Apparate Anwendung zur Aufzeichnung der in neuerer 
Zeit gebräuchlich gewordenen Nachrichten des wirtschaftlichen 
Rundfunkdienstes der Eildienst G. m. b. H., Berlin, für Kurs- und 
Wetterberichte, da man die Nachrichten aufnehmen kann, ohne das 
Personal während der ganzen Zeit zu beschäftigen. Inderdraht- 
losen Telegraphie, in welcher die übermittelten Zeichen in 
der Regel durch Abhören aufgenommen werden, unterstützt und 
kontrolliert das Telegraphon den Hörempfang. Es können alsə 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 46. 


reichen Anlage eines Schreibtelegraphen sich nicht tonnen würde, 


i 16. November. 1922. 


insbesondere kleine Stationen, deren Ausrüstung mit der umfanz- 


durch Aufstellen eines Telegraphons die ankommenden Funksprüche 
in zuverlässiger Weise fixieren. ‘Bei großen Firmen kann, z. B. 
wenn der Chef abwesend ist und telephonisch angerufen wird, die 
Vermittelungszentrale dem Anrufenden dies sagen und ihn nach 
Einschaltung des Telegraphons auffordern, das, was er dem Chef ı 
sagen wollte, in den Apparat hineinzusprechen, da es aufgezeichnet ' 
werden würde. In Hotels, besonders solchen mit internationalen ' 
Gästen, bietet es einen sehr großen Vorzug, fremdsprachliche Tele- 
phonnachrichten für abwesende Gäste aufzeichnen zu können, 
während die mündliche Entgegennahme Personal erfordern würde, : 
welches in vielen Sprachen bewandert ist, 

Ein weiteres Anwendungsgebiet bildet die Aufnahme von . 
Diktaten mit Hilfe empfindlicher Mikrophone (Abb. 5 und 6). ` 
Der Vorteil dieser Art des Diktierens liegt darin, daß der Chef seine ' 
Briefe von seinem Schreibtisch aus auf das in irgend einem Zimmer 
stehende Telegraphof diktieren kann, ohne warten zu müssen, ` 
bis eine seiner Damen Zeit hat. Er braucht dabei nicht wie z.B. _ 
beim Parlographen besondere Handgriffe vorzunehmen und ist auch ' 
nicht gezwungen, in einen Trichter hineinzusprechen, da die Mikro- 
phone infolge ihrer Empfindlichkeit auch das frei gesprochene 
Wort aufnehmen. Das Niederschreiben des Diktats kann dann zu 
jeder beliebigen Zeit erfolgen. | 

Die Mikrophone in einer bedonders empfindlichen Ausführung | 
können auch dazu dienen, Reden 
aufzunehmen, oder Verbrecher in 
Gefängniszellen zu belauschen; bei 
Vernehmung von Angeklagten bie- 
ten sie ein sicheres Mittel, spätere: 
Abstreiten eines Geständnisses er- ! 
folglos zu machen. In Abb. 7 ist. 
ein solcher Aufnahmeapparat darge- 
stellt. Endlich sei noch die Anwen- : 
dung des Telegraphons für wissen- 
schaftliche Zwecke, zur Fixierung 
der Lungen- und Herzgeräusche, er- 
wähnt. 

Eine besondere Ausführungsart 
der Apparate ist so eingerichtet, daß 
der Fernsprechhörer gleich an ihnen 
angebracht ist; beim Abheben de: 
Hörers wird der Motor eingeschaltei, 
und durch Niederdrücken der an dem 
Hörer angebrachten Taste kann man 
zu einem gegebenen Moment die 
Walze laufen lassen und das Ge- 
spräch oder einen Teil desselben 
aufzeichnen. - 

Eine zweite Abart ist das Telegraphon mit Fernsteue- 
rung. Es ermöglicht, daß ein z. B. bei der Fernsprechzentrale 
oder im Vorzimmer der Direktion aufgestelltes Telegraphon von bi; 
zu drei Stellen aus besprochen werden kann. Die angeschlossenen 
Stellen haben an ihrem Platz lediglich ein Steuerkästchen und einen 
Druckknopf, dessen Betätigung das Telegraphon in Gang setzt. Dr: | 
Steuerungskästchen, das im wesentlichen aus einem Schauzeichen 
und einem Relais besteht, zeigt den angeschlossenen Stellen, ob 
das Telegraphon besetzt ist. Das Relais verhütet, daß ein Telegra- | 
phon von zwei angeschlossenen Stellen aus gleichzeitig be- 
sprochen werden kann. Es gibt auch Telegraphonapparate, die 
sich selbsttätig einschalten, sobald ein Weckruf vom Amt ankommt. 
und die sich wieder ausschalten, sobald die Sprechströme zu fließen 
aufhören. Diese Apparate bieten die Möglichkeit, daß ein Teik 
nehmer, der angerufen wird, während niemand in seiner Wohnung 
a Heimkehren eingelaufene Gespräche aufgezeichnet vor- 

indet. 

Erwähnt sei, daß das Reichspostministerium auf Grund einer 
gründlichen Prüfung der Telegraphone die Genehmigung zum An- 
schluß dieser Apparate an das Reichs-Fernsprechnetz erteilt hat. 


Kurt Perlewitz. 


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Aufnahmeapparat für 
Telegraphone. 


Abb 7. 


Stromlieferung für elektrische Eisenbahnen in England. 


Der für die Elektrisierung des Landes bestehende Ausschuß 
(British Electricity-Commissioners) beschäftigte sich letzthin mit 
der Frage der Stromlieferung für die bevorstehende Elektrisierung 
der South Eastern & Chatham-Bahn. Diese Linie bildet einen Teil 
des Netzes der London & South Western und der London, Brighton 
& South Coast-Bahnen und soll mit Gleichstrom elektriseiert wer- 
den. Man hofft, den elektrischen Betrieb Mitte 1925 auszunehmen. 
Die Bahnverwaltung hatte das Gesuch um Errichtung eines bahn- 
eigenen Kraftwerkes gestellt. Nach eingehender Udtersuchung der 
Frage der zuverlässigen und ausreichenden Stromlieferung der 
Elektrizitätswerke an Bahnen entschied sich der oben genannte 
Ausschuß dahin, daß es im öffentlichen Interesse läge, wenn die hier 
in Frage kommende Bahn ihren Strom von bestehenden Elektri- 
zitätswerken bezöge. Sie legten es der Bahngesellschaft nahe, mit 
solchen unzesäumt Verhandlungen aufzunehmen und dabei sich 
Garantien für ungestörte Stromlieferung geben zu lassen. 


16. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 1389 


RUNDSCHAU. 


Elektromaschinenbau. 


erumformer für Bahnzwecke. — Bekanntlich bewegt sich 
die rare der Elektrisierung der Hauptbahnen hinsichtlich 
der Systemfrage hauptsächlich in zwei Richtungen: die eine will 
auf die großen Vorteile des Gleichstromes nicht verzichten und 
strebt, um lebensfähig zu bleiben, die Verwendung einer möglichst 
hohen, noch ohne allzu große Verteuerung und Einbuße an Betriebs- 
sicherheit erreichbaren Gleichstromspannung an, während die 
andere Richtung der Möglichkeit, bedeutend höhere Wechselstrom- 
spannungen zu verwenden, das mitgeführte tote Gewicht des Loko- 
motivtransformators zum Opfer bringt. 

Für die Anhänger des Gleichstroms ist nun eine der wichtigsten 
und auch schwierigsten Fragen die Wahl der zweckmäßigsten Um- 
formertype für die Ausrüstung der Unterwerke, die ihrerseits ent- 
weder an bahneigene oder aber an allgemeine, der Licht- und Kraft- 
versorgung dienende Kraftwerke angeschlossen werden können. Im 
ersteren Falle wird man dem hochgespannten Drehstrom eine mög- 
lichst miedrige Periodenzahl geben und dadurch die Bedingungen für 
die Umformer bedeutend erleichtern; im zweiten Falle aber hat man 
in der Regel mit 50 Per/s zu rechnen; die Frage läuft also darauf 
hinaus, einen UmforMmer zu finden, welcher bei 50 Per-Drehstrom 
nech entsprechend hohe Gleichstromspannungen zu erzeugen ver- 
mag und auch sonst befriedigende Eigenschaften aufweist. F. P. 
Whitakerstelltnun die Forderungen auf!), die an einen solchen 
Umformer im Bahnbetriebe gestellt werden müssen, und zeigt, in- 
wiefern namentlich Einankerumformer diesen Forderungen ent- 
sprechen. . 

Demnach muß der Umformer, abgesehen von den Anschaffungs- 


und Betriebskosten sowie der F rage des Raumbedarfs, folgende. 


Merkmale aufweisen: 

Hoher Wirkungsgrad, bedeutende Überlastbarkeit, hong Be- 
triebssicherheit und Unemp- 
findlichkeit gegen Kurz- 
schlüsse, geringe Schwankun- 
gen in der Gleichstromspan- 
nung zur Vermeidung von Te- 
lephonstörungen, guter Lei- 
stungsfaktor, möglichst gleich 
1 bei Belastungen von 3/, Last 
an. konstante Spannung bis zu 
hoher Überlast, möglichst glei- 
cher Wirkungsgrad für Perio- 
denzahlen von25bis50 und ver- 
schiedene, auchsehrhohe Dreh- 
stromspannungen, Möglichkeit 
selbsttätiger Bedienung, ein- 
faches und rasches Anlassen, 
Eignung für Stromrückge- 
winnung. 


rn REEL BZ“ A bora ý 
E T pn 
m SS us; VEN: 


ch | 


Abb 1. Einankerumformer 0 kW, 750 V. 


Durch die Versuchs- und Betriebsergebnisse der letzten Jahre 
können nun gewisse Grenzwerte als zurzeit feststehend angesehen 
werden, für welche Whitaker etwa die folgenden Zahlen angibt: 
Segmentspannung 13 bis 15 V, Kommutator-Umfangsgeschwindig- 
keit 45 m/s, Kommutatorteilung 5 mm. Mit deren Zugrundelegung 
läßt sich nun finden, daß die Grenze der mit einem Einanker- 
umformer erreichbaren Spannung wie folgt von der Periodienzahl 


abhängt: f | 
15 25 33 50 Per/s 
3500 2000 1500 1000 V. 


Bezüglich der Umfangsgeschwindigkeit wäre zu bemerken, daß 
der angegebene Wert bereits als sehr hoch bezeichnet werden muß, 
daß aber bei Kommutatoren mit axialer Bürstenstellung Geschwin- 
digkeiten bis zu 56 m/s störungsfrei angewendet worden sind?). 
Für höhere als die angeführten Spannungen müssen entweder 
Motorgeneratoren oder Kaskadenumformer verwendet oder 2 Ein- 
ankerumformer in Reihe geschaltet werden, 

Auch für Spannungen, welche unterhalb der oben angeführten 
Grenzwerte liegen, erweisen sich konstruktive Verbesserungen 
gegenüber den bewährten Ausführungen für Spannungen bis 600 V 
als notwendig. Ein in dem erwähnten Aufsatz näher beschriebener 
aus 2 Einankermaschinen von je 600 kW, 750 V, bestehender 
1200 kW-Satz weist in dieser Hinsicht einige bemerkenswerte 
Neuerungen auf. Abb. 1 zeigt einen Schnitt durch eine dieser Ma- 
schinen. Vor allem fällt daran auf, daß der Kollektordurchmesser 
genau gleich dem Ankerdurchmesser ist. Hierdurch wird ein mög- 


1) Journal des Inst. El. Eng. 1922, S. 50 
» Nach G.A Juhlin, Int. El. Eng. Turi. Bd. 60, 1922, S. 514. 


lichst großer Kollektorbogen zwischen zwei Bürstenschaltern er- 
reicht. Diese selbst sind durch eine Hülle aus Metallguß geschützt, 
ebenso ist der Kollektor von der übrigen Maschine durch eine feuer- 
feste Wand getrennt, welche bloß eine Öffnung für einen starken, 
durch Ventilatorflügel hervorgerufenen Luftstrom freiläßt:; dieser 
blāst die durch das Bürstenfeuer sich bildenden Kupferdämpfe 
augenblicklich weg und verhindert so einen Überschlag zwischen 
zwei Bürstenträgern bzw. das Rundfeuer. Abb. 2 zeigt die Maschine, 
welche seit 4 Jahren mit bestem Erfolg in Verwendung steht, unter 
19 fachem Vollaststrom (satter Kurzschluß); man sieht deutlich 
die Wirkung des erwähnten Luftstromes; es gibt der Konstruktion 
das beste Zeugnis, daß die Maschine unmittelbar nach mehreren der- 
artigen Kurzschlüssen ohne Verwendung eines besonderen Schnell- 
schalters, sondern bloß durch einen normalen Ölschalter geschützt, 
bei anstandsloser Kommutierung dreifache Normallast abgeben 
konnte. Um Überschläge gegen das geerdete Gehäuse und die 
Grundplatte auszuschließen, sind alle in Frage kommenden Ab- 
etände reichlich bemessen und überdies die Lager und die Grund- 
platte mit isolierenden Platten belegt. 


Abb. 2. Einankerumformer unter Kurzschluß. Wirkung der 
Blasvorrichtung. 


Das er Wegblasen der leitenden Kupfergase von der 
Kommutatoroberfläche erfolgt nach einer anderen ebenfalls sehr 
wirksamen Ausführung durch einen Blasmagneten. Abb. 3 zeigt 
emen 1500 V Gleichstromgenerator von 750 kW mit dieser An- 
ordnung. 


Abb. 3. Gleichstromgenerator 750 kW, 1500 V. 


Die angeführten günstigen Ergebnisse lassen den Einanker- 


umformer also — innerhalb der eingangs erwähnten Spannungs- 
grenzen — hinsichtlich Überlastbarkeit, Betriebssicherheit und 
Unempfindlichkeit gegen Kurzschlüsse — als selbst für schwere 


Bahnbetriebe vollkommen brauchbar erscheinen, namentlich, wenn 
die genannten Selbstschutzmittel noch durch den äußeren Schutz 
des Schnellschalters ergänzt werden; daß er außerdem von allen 
bisher bekannten rotierenden Umformerarten, selbst einschließlich 
Vorschalttransformator, den günstigsten Wirkungsgrad ergibt, 
braucht wohl nicht besonders betont zu werden. 

Was nun seine übrigen Eigenschaften betrifft, so kann folgen- 
des gesagt werden: Der Leistungsfaktor läßt sich, wie gefordert, 
bei Belastungen von % Last bis etwa dreifacher Vollast gleich 1 
halten. Ebenso läßt sich bis zu hohen Überlastungen die Klemmen- 


1390 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 46. 


16. November 1922. 


/ 


spannung in zufriedenstellender Weise annähernd konstant halten. 
Die Spannungsschwankungen durch Segment-, Nuten-, Interferenz- 
und Sättigungssahwingungen sowie deren gegenseitige Überlage- 
rung lassen sich in angemessenen Grenzen (etwa + 2,5%) halten, 
- so daß hierdurch Tielephonstörungen nicht zu befürchten sind. 

Nennenswerte Unterschiede im Wirkungsgrad (einschließlich 
Transformator), in Abhängigkeit von der Oberspannung und Pe- 
riodenzahl, treten nicht auf; eine Umkehrung des Betriebes für An- 
lagen mit Stromrückgewinnung ist ohne weiteres möglich, ebenso 
sind bereits automatische Einankerumformerstationen seit Jahren 
mit bestem Erfolg im Betrieb, so daß also sämtliche nicht gerade 
bescheidenen zu Beginn aufgestellten Forderungen tatsächlich er- 
füllt erscheinen. 

Interessant ist es, festzustellen, daß auch die neuesten deutschen 
‘und amerikanischen Ausführungen ganz ähnliche Verbesserungen 
aufweisen wie die vonWhitaker beschriebenen. 

Dennoch gibt es noch zwei Fragen, welche, abgesehen von der 
Hauptsystemfrage, im vorstehenden unberührt und ungelöst bleiben: 

Werden sich überhaupt rotierende Umformer gegenüber den 
Quecksilberdampfgleichrichtern behaupten können? 
Und ist die Spannung von 1500 V, welche in den vorstehenden Unter- 
suchungen stillschweigend als hinreichend vorausgesetzt ist, tat- 
sächlich zur wirtschaftlichen Stromversorgung ausgedehnter Haupt- 
bahnstrecken geeignet? v. Str. 


Apparatebau. 


Kupferdrahtsicherungen für Transformatoren. — Die Wor- 
cester Electric Co. benutzt seit 2 Jahren mit Erfolg Kupfersiche- 
rungen an den 2300 V-Ausschaltern von Transformatoren, die 
wegen Verzögerung der Stromunterbrechung und wegen 
ihrer Tragbarkeit in Form von aufgewickeltem Draht gewisse 
Vorzüge haben. 
derart, daß das Abschmelzen bei wenigstens dem dreifachen 
Höchstlaststrom eintritt. Werden geringere Drahtstärken ge- 
wählt, so erhitzen sich die Drähte im normalen Betriebe so stark, 
daß eine starke Oxydation des Kupfers eintritt. Dje für die ver- 
schiedenen Transformatorengrößen benutzten Drahtquerschnitte 


sind folgende: 1 
Einphasen-Transformatoren B. & Sh.-Lehre 

Nr. mm p 

unter 10 kVA 22 0,64 
10 —— 20 i 20 0,81 x 
21.9372, . 18 1,02 >- 

38 —- 50 ji 16 1,29 

Drehstromtransformatoren: 

unter 20 kVA 20 0,81 

21 — 59 i 18 : 1,02 

60 — 90 i 16 1,29 


Die Abschmelzzeiten der verschiedenen Drahtstärken wurden an 
gewöhnlichen 2400 V-Transformator-Ausschaltern durch Versuche 
festgestellt, sie sind in Abb. 4 dargestellt. Beim Unterklemmen 
unter die Kontaktschrauben ist Kupferdraht gegenüber Bleidraht 
im Vorteil, weil er nicht abgequtscht werden kann. Zur Erleichte- 
rung des Ersatzes abgeschmolzener Schmelzdrähte werden die für 
die verschiedenen Verwendungsstellen in Frage kommenden Draht- 
stärken seitens der Betriebsleitung registriert. 


20 
Ampere 
Abb. 4. Abschmelzzeiten verschiedener Kupferdrähte in Abhängigkeit von der 


Stromstärke. (Drahtlehre Brown & Sharp). 


Auch noch die nachstehenden Angaben über Kupferdraht- 
eicherungen für 44 kV-Transformatoren seien mitgeteilt, die auf 
Versuchen von Preece basieren. Beim Einbau der Schmelz- 
drähte ?!n Röhren wird die Albschmelzstromstärke ein wenig 
herabgesetzt. Ein Draht, der 75% seiner Abschmelzstromstärke 
führt, glüht rot und oxydiert allmählich, so daß er in 10 bis 


Die Drahtstärke wählt man zweckmäßigerweise ` 


3 min abschmilzt.e Daher wird ein Transformator, der nicht 
anderweitig geschützt ist, zweckmäßig für 100% UÜberlast ge- 
sichert; er arbeitet dann 10 bis 3%&min unter 50% Überlast, um 
dann selbsttätig abgetrennt zu werden. Da wo alle Niederspan- 
nungskreise im Anschluß an Transformatoren durch relativ 
schwache Sicherungen geschützt sind, können die Hochspannungs- 
sicherungen für den 3-fachen Vollaststrom oder noch höher bemessen 
werden, wenn der Schutz auf der Niederspannungsseite besonders 
sicher ist. In Zahlentafel 1 sind Angaben gemacht, um für verschie- 
dene Transformatoren die richtigen Kupfersicherungen zu ermitteln 
unter der Annahme der doppelten Normalstromstärke bei sonst 
ungeschützten und der dreifachen bei sekundär schwach gesicherten 


Transformatoren. 
Zahlentafel 1» 
Abschmelz- Abschmelz- 
B. & Sh.-Lehre strom B & Sh.-Lehre strom 
Nr. mm A Nr. mm A 
0 8,3 1895 20 0,8 60 
2 6,5 1340 22 0,6 4 
4 5,2 940 24 0,5 30 
6 41 670 26 0,4 22 
8 3,3 470 28 0,3 15 
10 2,6 325 30 0,25 10 
12 2,1 240 32 0,2 1 
14 1,6 165 34 0,2 5 
16 . 13 120 40 0,08 1,7 
18 1,0 
(„Electrical World“, Bd. 77, 1921, S. 261; Bd. 79, 1922, S. 886.) 


Piz. 
Meßgeräte und Meßverfahren. 


Neue Art von Stromwandler. — H. B. Brooke und F.C. 
Holtz haben einen zweistufigen Stromwandler mit sehr genauem 
Übersetzungsverhältnis konstruiert, bei dem eine Hilfewicklung 
benutzt wird und zwei Ströme vektoriell zusammengesetzt werden. 
Im Prinzip wird in der üblichen Weise ein Stromwandler benutzt 
und der Netzstrom sowie der Sekundärstrom des ersten Wandleıs 
durchfließen dann 2 Wicklungen eines zweiten Stromwandlers in 
der Weise, daß sie einander entgegengesetzt gerichtete Magnetisie- 
rungen seines Eisenkerns herbeiführen. In einer Hilfswicklung 3 
(vgl. Abb. 5) des zweiten 
Transformators mit gleicher 
Windungszahl wie die Haupt- 
sekundärwicklung wird kein 
Strom induziert, außer wenn 
der Sekundärstrom im zweiten 
Wandler hinsichtlich Größe 


NI 
INA 


TRR Hilts - und Phase des Netzstromes 

GR RAN rer ungenau ist. Treffen diese 

IT Verhältnisse für die Hilfsspule 

Sek s zu, so kann der Strom in der 
Belastung Hilfsspule und der Hauptse- 


kundärstrom zusammenge- 

setzt werden, indem man sie 

an eine Wicklung auf dem 

| Zähler Kern des Meßgerätes, welches 

zusammen mit dem Transfor- 

Abb. 5. Verbindung zweier Stromwandier mator benutzt wird, anschließt, 

zur Beseitigung von Meßfehiern. Es wird dann eine Magnetisie- 

rung des Messereisenkern: 

herbeigeführt, welche der eines idealen Stromwandlers gleichwertig 
ist. („Electrical World”, Bd. 80, 1922, S. 79.) Piz. 


Hochfrequenz-Wheatstone-Brücke. — Auf der Ausstellung der 
Physical Society in London stellt die Firma H. W. Sullivan 
eine Brücke für Frequenzen zwischen 10 und 500000 Per zur 
Messung von Wider- 
ständen, - Kapazitäten 
und Selbstinduktionen 
aus. Sie arbeitet nicht, 
wie bisher die Brücken, 
mit einem Summer, son- 
dern mit einem Hoch- 


' frequenzgenerator; das 
Anzeigeinstrument ist 
| ein Thermogalvano- 


meter für 1 bis 10 X 
10— A. Durch Abstim- 
mung auf Resonanz mit 
dem Sender in dem Arm 
LK (Abb. 6) werden die 
zu messenden Größen 
bestimmt. Durch be- 
sonders sorgfältige in- 
ZB duktionsfreie Ausbil- 

: | dung der Brückenwider- 
Abb 6 stände soll es gelungen 
sein, eine Genauigkeit 
von 1 bis 2 %, bei den größeren Widerständen sogar eine solche von 
0,6 bis 1%/, zu erreichen. („Radio Review‘ Bd. 3, 1922, S. 80.) A. M. 


16. November 1922. 


Beleuchtung und Heizung. 


Radiolumineszenz und ihre technische Anwendung. — Die 
stärkste Lichtwirkung, die man heute mit Hilfe von Radiumstrahlen 
zu erzeugen imstande ist, erhält man in Verbindung mit Zinksullia. 
Wie Prof. Giesel zuerst entdeckte, sind es die a-Strahlen, welche 
die Moleküle des Zinksulfids zum Leuchten bringen. Da diese nur 
eine Reichweite von 25 bis 75 mm haben, muß man das Zinksulfid 
dem Radiumsalz möglichst nahe bringen, was man am weitgehend- 
sten durch Mischung beider erreicht. Dabei erhält man die soge- 
nannte Leuchtfarbe. Das Mischungsverhältnis wird meistens so ge- 
wählt, daß auf !ıo mg Radiumsalz 1 g Zinksulfid kommt. Zu hoher 
Prozentgehalt des Radiumsalzes bewirkt eine schnelle Leucht- 
abnahme der Mischung, ein starkes „Ermüden“ des Zinksulfids. Bei 
dem angegebenen Mischungsverhältnis beträgt die Lebensdauer der 
Leuchtfarbe etwa 5 Jahre. Ihren größten Leuchtwert hat sie un- 
zefähr 4 Wochen nach der Herstellung. Die Einzelheiten der 
Mischung sind Geheimnis der verschiedenen Fabriken. Bedingung 
ist, daß das Zinksulfid aus sehr feinen Kristallen besteht. Es wird 
mit dem Radiumsalz zusammen in Lösung gebracht und bei schwach 
steigender Temperatur unter Vermeidung starker Hitze getrocknet. 
Der Anstrich, welcher eine Dicke von mindestens 0,5 mm haben muß, 


ist mit Glas oder einer anderen durchsichtigen Schicht zu bedecken, . 


um die Emanation und ihre Zerfallprodukte, welche hauptsächlich 
oa-Strahlen produzieren, zurückzuhalten. Die Wirkung der «-Strah- 
len im Vergleich zu den ß- und y-Strahlen ist so erheblich, daß die 
«Strahlen von !/ıo mg Radium einen stärkeren Leuchteffekt her- 
vorrufen als die ß- und y-Strahlen von 50 mg. 0,1 mg Radium mit 
1 g Zinksulfid gemischt ergibt auf einer Fläche von 10 cm? eine 
Flächenhelligkeit von etwa !/ıo Lx, was einer räumlichen Kerzen- 
stärke von rd 0,0001 HK, entsprechen würde. Rechnet man den 
Aeicht meßbaren Wärmeeffekt der a-Strahlen in Watt um, so er- 
gibt sich für die beste Leuchtfarbe ein spezifischer Verbrauch von 
0,05 bis 0,07 W/Kerze. (V. F. Hess, „Trans. Illum. Eng. Soc.” 17, 
1922, S. 127.) Re. 


„Prometheus“-Lötkolben. — Eine Forderung, die elektrisch 
beheizte Lötkolben in erster Linie zu erfüllen haben, ist die mög- 
lichst rasche und verlustlose Übertragung der Wärme vom Heiz- 
körper auf das Lötwerkzeug. Abb. 7 zeigt eine Ausführung, in der 
dieser Gedanke zum Ausdruck kommt und die bei einer gedrängten 
Bauart leichtes Auswechseln der Ersatzteile und bequeme De- 
montage ermöglicht. 
Abb. 7 ersichtlich, zu beiden Seiten des Lötwerkzeugs, eines flach 
ausgebildeten Kupferstückes, angeordnet. Sie befinden sich in 
einem am Stil des Lötkolbens befestigten Gußgehäuse und werden 
durch den Gehäusedeckel unter Zwischenlage von wärmeisolieren- 
den Asbestplatten auf 
das Kupferstück ge- 
preßt. Die Verbindung 
der Heizkörper und ihr 
Anschluß an die im 
hohlen Stil durchge- 
führte Zuleitung erfolgt 
mit Hilfe eines kleinen 
feuerfesten Isolier- 
stückes in der hinteren 
kammer des Gußge- 
häuses, die nach Ab- 
nahme eines kleinen 
Blechdeckels zugäng- 
lich ist. Je nach der 
gewünschten Form, ob 
Hammer- oder Spitzlöt- 
kolben, ist aus dem Ge- 
häuse der Stiel ent- 
weder rechtwinklig zur 
Achse des Kupfer- 
stückes oder in der 
Achse des letzteren her- 
ausgeführt, Der Vor- 
zug des beschriebenen 
Apparates besteht in den 
großen Heizflächen, 
welche eine geringe Be- 
anspruchung der Heiz- 
körper ermöglichen. 
Ferner können nach 
Lösen der Gehäuse- - 
deckelschrauben nicht 
nur die Heizelemente, 
sondern auch das Kup- 
ferstück leicht herausgenommen und letzteres gegebenenfalls nach- 
geschmiedet werden. Der Apparat wird von der Firma Prometheus 
A. G. für elektrische Heizeinrichtungen, Frankfurt a. M., auf den 
Markt gebracht. Ka. 


Werkehr und Transport. 


* ES PORRTN ga’ 
Mit 


Abb. 7. „Prometheus“-Lötkolben. 


Elektrisierung der Eisenbahnen Brasiliens, — Die Zentral- 
eisenbahn von Brasilien umfaßt ein Netz von nahezu 2000 km 
Länge, meist in Meterspur, teilweise auch in Breitspur (1,60 m). 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 


Die flachen Heizelemente sind, wie aus- 


1391 


Die Hauptstrecke führt von Rio de Janeiro nach Barra de Cirahy 
im Staate Entre Rios und dann bis nach Pirapora am Rio Sao Fran- 
cisco; sie bildet mit rd. 1000 km Länge allein etwa die Hälfte des 
Netzes und ist auch dessen älteste Strecke. Von ihr gehen eine An- 
zahl Zweigbahnen aus, die zum Teil von besonderen Gesellschaften 
gebaut und nach und nach der Zentraleisenbahn einverleibt wor- 
den sind. Schon seit etwa 10 Jahren wird die Einführung elektri- 
schen Betriebes erörtert. Technische und wirtschaftliche Schwie- 
rigkeiten haben jedoch bisher der Ausführung dieses Planes ım 
Wege gestanden. Man konnte sich einerseits nicht für die Stromart 
entscheiden, und anderseits waren die sehr erheblichen Geldniittel 
nicht aufzubringen. Die guten Ergebnisse, die mit elektrischem Be- 
trieb auf der Paulista-Eisenbahn erzielt worden siud, wo 
eine etwa 160 km lange, ebenfalls in Breitspur angelegte Strecke 
elektrisch betrieben wird, gaben jedoch Anlaß, im Jahre 1920 den 
Gedanken, die Zentraleisenbahn elektrisch auszubauen, wieder 
eufzunehmen. Ende 1920 wurden 60 000 Contos de Reis zur Einfüh- 
rung elektrische Betriebes auf den Vorortstrecken in Rio de Ja- 
neiro und in seiner Umgebung bewilligt. Diese Arbeiten und die- 
jenigen für weitere 109 km wurden zur Ausführung ausgeschrieben. 
Die Angebote wurden bis Ende März 1922 eingefordert, und die ame- 
rikanische General Electric Company, neben der sich auch andere 
ausländische Unternehmungen am Wettbewerb beteiligt haben, hat 
dabei den Sieg davongetragen. Der daraufhin abgeschlossene Ver- 
trag geht mit. 2 Mill. Pfd. Sterling aus und erregt in England, von wo 
aus eine Vereinigung englischer und italienischer Unternehmungen 
der brasilianischen Regierung im Jahre 1919 die Ausführung der be- 
treffenden Arbeiten angeboten hatte, lebhafte Verstimmung. Auch 
von Frankreich aus waren zu gleicher Zeit ähnliche Vorschläge ge- 
macht worden. Man versteigt sich in England zu der Behauptung, 
daß die Vergebung der Arbeiten nach Amerika nur möglich gewesen 
sei, weil die technischen Berater der Regierung von Brasilien nicht 
die genügenden technischen Kenntnisse besäßen. Anderseits mache 
es der Stand des Wirtschaftslebens und namentlich auch die Unruhe 
in Arbeiterkreisen für ein englisches Unternehmen zurzeit unmög- 
lich, feste Preise für eine sich über einen längeren Zeitraum er- 
streckende Arbeit anzugeben. Die General Electrie Company könne 
bei ihrem Riesenumfang viel eher die Gefahren, die mit Preisteige- 
rungen und sonstigen Änderungen der Verhältnisse verbunden sind, 
auf sich nehmen, weil die vielen Arbeiten, die sie im Auftrag hat, 
immer für einen Ausgleich sorgen. 

Neben der Ausrüstung der Strecken für den elektrischen Be- 
trieb sind auch die Signaleinrichtungen umzubauen; ferner sind vier 


' Unterwerke zu errichten und 22 Lokomotiven und 150 Triebwagen 


zu liefern. (Modern Transport, Bd. 8, Nr. 186, 1922, 7. X., S. 5.) 


We, 


Elektrisch betriebene 70 000 tons-Schiffe in Amerika. — Nach 
„Klectrical World” hat der Vorsitzende des Schiffahrtsamts der 
V. S. Amerika, Lasker, erklärt, daß in der Union eine Gesellschaft 
von 30 Mill. $ Kapital in Gründung begriffen sei, um Riesen- 
schiffe, die man elektrisch betreiben will, für den trans- 
atlantischen Passagierdienst zu bauen. Ihre Pläne sehen Fahrzeuge 
von rd 300 m länge vor, deren Tonnage die des z. Z. größten See- 
schiffes, der „Majestic“ (White Star-Linie), um mehr als 13 000 gr. 
tons übertrifft, und die Raum für 3000 Passagiere bieten sollen. 


Elektrische Antriebe. 


Preßpumpenantrieb dureh regelbaren Deri-Motor. — Bekannt- 
lich eignet sich der von Brown, Boveri & Cie, gebaute Einphasen- 
Kommutatormotor, Schaltung Déri, auch für Antriebe, welche 
eine weitgehende Drehzahlregelung erfordern. Als ein inter- 
essantes Beispiel diene der nachstehend beschriebene Antrieb 
einer Preßpumpe zur Lieferung des für eine Bleikabelpresse 
benötigten Preßwassers. Die Pumpe besteht aus 3 Druckzylin- 
dern und erzeugt 300 at. Der über ein Zahnradvorgelege auf die 
Kurbelwelle arbeitende Motor für 380 V und 50 Per besitzt cino 
Dauerleistung von 40 PS bei 750 Umdr/min (synchron), während ein 
solcher Motor normalerweise innerhalb der Grenzen von 525 bis 
850 Umdr bei konstantem, normalen Drehmoment geregelt werden 
kann, ist hier eine Regelung bis auf Null herunter vorgesehen, da 
der Arbeitsvorgang der Bleikabelpresse diese Möglichkeit bedingt. 
Der Arbeitsvorgang der Presse ist folgender: 1. Zürückziehen der 
Preßkolben zwecks Füllens der Bleizylinder; hierzu sind größere 
Wassermengen bei 40 bis 50 at nötig (Pumpendrehzahl 125, Motor- 
drehzahl 850). 2. Nach Füllung der Bleizylinder Beginn des Aus- 
pressens (Drehzahl der Pumpe 15 bis 20, des Motors 100 bis 130). 
3. Normaler Preßvorgang bei konstanter Drehzahl, die von der 
Kabelstärke abhängig ist und für die Pumpe zwischen 20 und 125, 
für den Motor zwischen 130 und 850 Umdr liegt. Alle diese Dreh- 
zahlen müssen eingestellt werden können, der Regelbereich des 
Antriebsmotors muß also 1:6 betragen, und es muß die für den 
Arbeitsvorgang 3 eingestellte Drehzahl bei dem durch den Betrieb 
gegebenen konstanten Drehmoment sicher eingehalten werden. 
Die Drehzahl bleibt in den Grenzen des Regelbereichs von 1:2 
durchaus konstant, während bei weiterer Verminderung der Dreh- 
zahl unterhalb des 0,6-fachen der synchronen nur ganz geringe 
Schwankungen auftreten. Das Anlassen und die Regelung der 
Drehzahl zwischen 170 und 850 erfolgt durch Bürstenverstellung 


1392 


— o M 


und ist daher verlustlos, sie wird auch an Feinheit selbst von der 
Regelung des Gleichstrom-Nebenschlußĝmotora nicht übertroffen. 
Bei allen Belastungen und Drehzahlen arbeitet der Kollektor prak- 
tisch funkenfrei. ‘ 


Sax 


=i 


Standerwickung 


Abb. 8. 


Die Schaltung des Motors ist aus Abb. 8 erkennbar. An 
Nebenapparaten sind erforderlich ein zweipoliges Nullspannungs- 
schütz Sch, ein Strommesser A und ein Maximalausschalter MS. 
Der Mótor erhält zwei Hilfskontakte a, b für das Schütz, die 
durch die Bürstenbrücke betätigt werden. Kontakt a ist nur in 
der Nullstellung geschlossen, während b geöffnet ist. Wird nach 
Einlegen des Schalters die Bürstenbrücke durch ein am Bedie- 
nungsstand der Pumpe befindliches Handrad etwas aus ihrer Null- 
stellung verschoben, so wird der Kontakt b sofort geschlossen, 
während a noch geschlossen bleibt. Hierdurch erhält die Schütz- 
spule Strom, schaltet das Schütz ein und schließt damit die Stän- 
derwicklung des Motors an das Netz an. Der Motor läuft nun 
langsam an, Kontakt a öffnet sich bei weiterer Verschiebung der 
Bürstenbrücke, und das Schütz liegt dann über die Kontakte b, 
h, und h an den Phasen BC des Drehstromnetzes. Die Bürsten 
werden dann so lange verschoben, bis die gewünschte Drehzahl 
erreicht ist. Findet bei ausgelegten Bürsten Spannungsrückgang 
statt, so löst das Schütz aus und schaltet den Motor vom Netz ab. 
Das Wiedereinschalten des Motors kann aber erst erfolgen, nach- 
dem die Bürstenbrücke in die Nullstellung zurückgedreht ist. 
Damit sind Beschädigungen des Motors durch Unachtsamkeit des 
Bedienungspersonals ausgeschlossen. Der Kontakt b dient dazu, 
den Motor vom Netz abzuschalten, wenn die Bürsten sich in der 
Nullage befinden. Da bekanntlich der Deri-Motor bei der Null- 
stellung der Bürsten, solange seine Ständerwicklung am Netz 
liegt, kein Drehmoment ausübt, also stillsteht und % bis % des 
normalen Betriebsstromes als Magnetisierungsstrom aufnimmt, so 
würde wegen des Fehlens jeder Eigenventilation, falls der Motor 
nicht vom Netz abgeschaltet wird, die Stromwärme ein Verbrennen 
der Wicklung herbeiführen. Das wird durch den Hilfskontakt b, 
der den Erregerkreis des Schützes unterbricht, verhütet. Bei 
durch unvorhergesehene Umstände herbeigeführter zu weitgehen- 
der Entlastung und daraus folgender unzulässiger Drehzahlsteige- 
rung des Motors öffnet ein auf der Motorwelle sitzender Zentri- 
fugalschalter den Stromkreis der Schützspule, so daß der Motor 
durch das Schütz vom Netz abgetrennt wird. (B. B. C.-Mitteilun- 
gen, Mannheim, Bd. 9, 1922, S. 92.) Piz. 


Fernmeldetechnik. 


Die Funktelegraphie in der Tschechoslowakei. — Das Post- 
ministerium der Tschechoslowakei beabsichtigt, in unmittelbarer 
Nähe von Podebrad (Elbe) eine größere Funkstelle zu errichten, 
die mit europäischen Großfunkstellen und nach Möglichkeit auch 
mit der nahen Übersee verkehren soll. Für diese Station kommt 
- eine Latoursche Hochfrequenzmaschine von 50 kW in Frage, die 
von der Société Radiotelögraphiaue, Belfort, gebaut wird. Die 
Station soll go gebaut werden, daß durch Aufstellung eines zwei- 
ten Generators von gleicher Stärke die Energie der Sendestelle 
auf 100 kW erhöht werden kann. Der 50 kW-Sender soll eine 
Reichweite von 4000 km haben; beide Generatoren werden mit der 
Antennenanlage so verbunden, daß sie auch völlig unabhängig 
voneinander gleichzeitig mit verschiedenen Wellen arbeiten 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 


16. November 1922. 


können. Die Empfangsanlage für diese Großfunkstelle wird sich 
in Prag befinden, die Ferntastung und der Endempfang geschieht 
im Funkbetriebsraum des Telegraphenamtes in Prag. 

Für den inländischen Funkverkehr errichtet das Postmini- 
sterium eine große Zahl von Funkstellen, die mit Röhrensendern 
deutscher Herkunft ausgerüstet werden. Steinbach schreibt‘): 
„Die reichsdeutschen Firmen Huth und Telefunken arbeiten auf 
diesem Gebiete sehr gut, und es kann von beiden gesagt werden, 
daß sie auf der Höhe der Zeit stehen.” An Röhrensenderstatio- 
nen ist inzwischen ein 5 kW-Kathodenröhrensender in Podebrad 
im Gebäude der Großfunkstelle aufgestellt worden, der hauptsäch- 
lich dem inländischen Verkehr und als Reserve für die 50 kW- 
Hochfrequenzmaschine dient. Ferner sind kleinere Röhrensender 
von 1 kW mit einer Reichweite von 1500 km in Brünn und von 
250 Watt in Prag aufgestellt worden. Die mit diesen Stationen 
angestellten Versuche mit Telegraphie und Telephonie sollen sehr 
günstig verlaufen sein. Im Bau befindet sich ferner eine 5 kW- 
Station in Kosice und Bratislava; die letztgenannte Funkstelle soll 
der Donau-Dampfschiffahrt und der Sicherung des Flugdienstes 
auf der Strecke Prag—Konstantinopel dienen. Geplant ist ferner 
eine kleinere Station in Karlsbad und eine in Reichenberg. Im 
Einvernehmen mit dem Ministerium für öffentliche Arbeiten wird 
außerdem ein 1 kW-Röhrensender auf dem Flugplatz Kbel für 
Flugzeuge und eine gleich starke in einer ostböhmischen Stadt er- 
richtet werden. Der weitere Ausbau eines internen Bezirkfunk- 
netzes soll teils zur Beschleunigung des Nachrichtenaustausches, 
teils als wertvoller Ersatz des Drahtnetzes bei Störungen auf den 
Drahtleitungen dienen. Alle Stationen werden auch für drahtlose 
Telephonie eingerichtet. Das Funknetz soll auch der zirkula- 
torischen Zustellung von Nachrichten volkswirtschaftlichen, jour- 
nalistischen und meteorologischen Inhalts dienen. Beratungen, 
die sich mit der Lösung dieser Frage unter Mitwirkung des 
Tschechoslowakischen Korrespondenzbureaus beschäftigen, sind 
im Gange. 

Ferner beabsichtigt die Tschechoslowakische Regierung die 
Einrichtung eines wissenschaftlichen Laboratoriums für draht- 
lose Telegraphie und Telephonie sowie für Schwachstromtechnik, 
das von der Telegraphenverwaltung unter Mitwirkung mehrerer 
Hochschulprofessoren betrieben werden soll. Auch will das Post- 
und Telegraphenministerium unter Mitwirkung der Masaryk- 
Akademie der Arbeit und des Vereins der tschechoslowakischen 
Ingenieure und Architekten durch Abhaltung von Vorträgen die 
breitere Öffentlichkeit mit den Grundlagen dieses neuen Gebietes 
bekannt machen. Für diese Veranstaltungen sind hervorragende 
ausländische Gelehrte bereits gewonnen worden. („Prager Presse“, 
1922, Nr. 50.) h. 


Drahtlose Telephonie in Südafrika. — Nach einer dem „Cape 
Argus” entnommenen Mitteilung des ;Board of Trade Journal” hat 
die Regierung der Südafrikanischen Union die Einrichtung eines 
drahtlosen Rundspruchdienstes für verschiedene Be- 
zirke der Union gebilligt. Lizenzen für bezügliche Stationen werden 
auf Grund der Bestimmungen des Postgesctzes erteilt; das gilt auch 
für in Verbindung mit diesem Dienst an das Publikum zu ver- 
kaufende Empfänger. Die Verbreitung von Reklamen und geschäft- 
lichen Nachrichten ist nicht gestattet. Den Sendestationen werden 
bestimmte Wellenlängen und die Energie für die vorgesehenen Be- 
zirke zugewiesen. Technisch soll sich der Dienst im allgemeinen 
der amerikanischen und britischen Praxis anpassen. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Warnung vor einem fragwürdigen Ausstellungsunternehmen. — 
Das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie warnt 
dringend vor der Beteiligung an einem Unternehmen in Frankfurt 
am Main, das sich „Imdes-Organisation“ (Internationale 
Medizinal-Dental-Erfinder-Schau) nennt und neuerdings versucht, 
namentlich in den Kreisen der Industrie medizinischer Apparate für 
Anschluß und Geschäftsverbindungen zu werben, 


Plan einer landwirtschaftlichen Ausstellung Moskau 1923. — 
Die Vorarbeiten für eine vom IX. Rätekongreß beschlossene land- 
wirtschaftliche Ausstellung, die 1923 in Moskau 
stattfinden soll und an der auch das Ausland teilnehmen kann. 
haben bereits begonnen. Zur Beschickung sollen alle Staaten auf- 
gefordert werden, die mit der Sowjetrepublik politische und wirt- 
schaftliche Bezichungen unterhalten; deren Vertretern will man 
besondere Vergünstigungen gewähren, über die Einzelheiten jedoch 
noch nicht bekannt geworden sind. Das Ausstellungs- und Messr- 
Amt der Deutschen Industrie behält sich weitere Mitteilungen vor. 


Plan einer sogenannten „Internationalen Erfindungsausstel- 
lung“ New York 1923. — Gegenüber den von einer Universal Paten! 
Exposition Corporation in New York ausgehenden Werbungen zur 
Beschiekung einer Anfang nächsten Jahres ebendaselbst geplanten 
sogenannten Internationalen Frfindungsausstellung kann das Aus- 
etellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie nuräußerste 
Zurückhaltung empfehlen. Eine Beteiligung an dem, wie es 
scheint, völlig obskuren Unternehmen dürfte sich übrigens auch 


Steinbach, Die Radiotelegraphie im Dienste des öffentlichen Verkehrs. 


m mn r o ME ë e w 


Eis mr ei 


16. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 46. 


1393 


sehon im Hinblick darauf verbieten, daß der Mietpreis für die Min- 
destausstellungsfläche von 25 Quadratfuß nach heutiger Valuta 
wenigstens 0,2 Mill. M betragen würde. Die Geschäftsstelle des 
Ausstellungs- und Messe-Amtes erteilt gern weitere Informationen. 


Handelsausstellung Osaka 1923. — Über die Bedingungen 
der Teilnahme an der von industriellen Kreisen mit Unter- 
stützung der Stadt Osaka für die Zeit vom 15. März bis Ende Mai 
1923 geplanten Handelsausstellung im städtischen Handelsmuseum 
liegen an der Geschäftsstelle des Ausstellungs- und Messe-Amts 
nähere Angaben vor, deren Kenntnis für die zur Beschickung ge- 
worbenen Firmen dringend erforderlich ist. 


Verschiedenes. 


16. Jahresbericht des Oberschlesischen Überwachungsvereins 
zu Kattowitz O.-S. — In dem Überblick über die Tätigkeit des Ver- 
eins im Geschäftsjahr 1921/22 wird darauf hingewiesen, daß die 
Überwachungstätigkeit in noch höherem Maße als im vergangenen 
unter den traurigen Sicherheitsverhältnissen litt, die sich unter der 
Herrschaft der Ententemächte in Oberschlesien entwickelten. Es 
wird berichtet, daß die Teilung des oberschlesischen Industrie- 
hezirks in einen polnischen und deutschen Teil auch den Über- 
wachungsverein stark in Mitleidenschaft gezogen habe. Um der 
preußischen Regierung die Ausübung der Aufsichtsrechte zu er- 
möglichen, hätte der Sitz von Kattowitz nach Gleiwitz verlegt wer- 
den müssen; in Kattowitz befände sich eine Zweigstelle des Ver- 
eins. Der Umstand, daß auf der Jahresversammlung des VDE in 
Essen im engeren Kreise der Ausschußmitglieder die Elektroüber- 
wachung der Dampfkesselüberwachungsvereine abfällig kritisiert 
worden sei, hätte dazu geführt, diese Frage auf einer Tagung der 
ersten Elektroingenieure der Überwachungsvereine eingehend zu 
behandeln. Herrn Oberingeniur Vogel vom Oberschlesischen Über- 
wachungsverein sei dann die Aufgabe übertragen worden, die Ver- 
waltung der Elektrotechnischen Zentralstelle der Überwachungs- 
vereine zu übernehmen, um dadurch sowohl auf die Tätigkeit der 
UÜberwachungsvereine einzuwirken, als auch für die Überwachungs- 
vereine beim VDE mehr Einfluß zu gewinnen. Von 16 Unfällen 
durch elektrischen Strom, die im letzten Jahre eingetreten seien, 
wären 11 tödlich verlaufen. Nur in 2 Fällen seien Laien betroffen 
worden. Die Unfälle hätten bei Beachtung der Warnungen und bei 
Übung einiger Vorsicht vermieden werden können. Nur ein Unfall 
beim elektrischen Schießen unter Tage sei auf das Arbeitssystem 
zurückzuführen. Die Erfahrung aus derartigen Unfällen hätte Ver- 
anlassung gegeben, bei der neuen Bearbeitung der Bergwerksvor- 
schriften auf die Vorsicht im Schießbetriebe hinzuweisen. Zum 
Schluß wird über die vom VDE gemeinsam mit dem Zentralverband 
der deutschen elektrotechnischen Industrie ausgearbeiteten Normen 
zur Vereinheitlichung in der Herstellung elektrischer Erzeugnisse 
berichtet und auf die Prüfstelle der VDE hingewiesen. Ka. 


Gebührenzuschlag Nr. 4 der Physikalisch-Technischen Reichs- 
anstalt, Abt. IIt). — Vom 15. November 1922 ab beträgt der Zu- 
schlag zu den ab 1. Juni 1922 auf das Dreifache erhöhten Sätzen der 
Gebührenordnung vom 1. Juli 1918 Teil II (Elektrizität und Magne- 
tismus) 10000 %. 


Charlottenburg, den 6. XI. 1922. 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
gez.: Nernst. 


Energiewirtschaft. 


Die Förderung der Wasserwirtschaft in Italien. — Bei einer 
Eigenproduktion Italiens von rd 2,5 Mill. t Braunkohle i. J. 1918 be- 
trug die Einfuhr hauptsächlich englischer und amerikanischer Kohle 
1913 11 Mill. t. Um die dadurch entstehende große Belastung der 
Handelsbilanz herabzusetzen, hat die italienische Regierung bereits 
ein Jahr nach Kriegss£hluß unter dem 2. X. 1919 ein Gesetzdekret 
über die Förderung des Ausbaues von Woasserkräften erlassen, 
welches die Staatsbeihilfe durch 15 Jahre für neu zu errich- 
tende Wasserkraftanlagen garantiert. Die staatliche Bei- 
hilfe beträgt für jede ausgebaute Bruttopferdestärke (aus dem Roh- 
gefälle berechnet) 40 L; auch für die Errichtung von Fern- 
leitungen über 2000 V wird, der Länge bzw. dem Gewicht der 
Fernleitung entsprechend, ein Zuschuß von 0,15 bis 0,25 L/kg Lei- 
tungskupfer gewährt. Landwirtschaftliche Anlagen können außer- 

em einen besonderen Zuschuß, der 40 % der Kosten der Trans- 
formatorenstationen erreicht, sowie eine Prämie von 3 cts/kWh für 
den zur Bodenbearbeitung und für die Ernte verwendeten Strom 
erhalten. Die Genehmigungsdauer beträgt in der Regel 60 Jahre, 
nach welcher Zeit die Bauten und Druckrohrleitungen kostenlos dem 
Staate anheimfallen, der die Maschinenanlagen zum Schätzungswert 
übernehmen kann. Die Steuer ist mit 3 L/PS jährlich festgesetzt; 
ferner müssen Großkraftwerke zugunsten der am Ufer liegenden 
Gemeinden 10 % der kleinsten Daucrleistung zum Selbstkostenpreis 
abgeben. Auch bei der Anlage von Stauseen gewährt der ita- 
lienische Staat einen namhaften Zuschuß bis zu 8000 L für jede 
Million cbm Stauraum auf höchstens 50 Jahre, wogegen er an dem 
Ertrag des Unternehmens mit 25 bzw. 50 % (je nach der Dividende) 


) „ETZ* 1922, S. 1215. 


teilzunehmen berechtigt ist. Mit Gesetzdekret vom 2. V. 1920 hat 
man eine weitere Unterstützung bei Stromlieferung anelektri- 
sierteStaatsbahnen von 40 L/Kilowattjahr (zu 3000 h) zu- 
gestanden. Die Anlage eines Wasserkraftkatasters und die Durch- 
führung des hydrographischen Dienstes regelt ein Gesetzdekret vom 
14. VIII. 1920. 

Das Ergebnis der neuen Gesetzgebung zeigte sich darin, daß im 
Jahre 1921 54 Wasserkraftwerke mit zusammen rd 360000 PS 
(theoretisch) und 17 Stauanlagen mit 800 Mill. m?’ nutzbarem Stau- 
inhalt in Ausführung begriffen waren. Die gesamte mittlere 
theoretische Leistung der bis Ende 1920 ausgebauten Wasserkraft- 
anlagen schätzt Dr.-Ing. Perwanger, dessen Mitteilungen!) wir 
obige Angaben entnehmen, auf rd 1,5 Mill. PS?). Rb. l 


Die Versorgung Palästinas mit elektrischer Arbeit, — Der 
High Commissioner von Palästina, Sir H. Samuels, hat mit dem 
Ingenieur. P. Rutenberg einen Vertrag über die Ausnutzung 
der Wasserkräfte des Scheriat el Kebire (Jordan), des Scheriat 
el Mehadire (Jarmuk) und ihrer Nebenflüsse zwecks Erzeugung 
und Verwertung elektrischer Arbeit geschlossen, der die Gründung 
einer G. m, b. H. mit 1 Mill. £ Kapital vorsieht. Dieser erteilt der 
High Commissioner, sobald mindestens 0,2 Mill. £ aufgebracht sind, 
die Konzession dur Durchführung des genannten Programms und 
für die Errichtung der erforderlichen Bauten auf 70 Jahre. Nach 
der „Frankf. Ztg.” können die für. letztere notwendigen Grundstücke 
enteignet werden. Die ganze Anlage muß innerhalb 5 Jahre be- 
endet sein, und Strompreis sowie die Dividende der Gesellschaft 
unterliegen bestimmten, vom High Commissioner festzusetzenden 
Begrenzungen. Mit kleineren Arbeiten für die Elektrizitätsver- 
sorgung des Landes hat man bereits begonnen, und der erste Trans- 
port von Maschinen und Geräten für die Hauptanlage soll schon in 
Palästina eingetroffen sein. Es ist beabsichtigt, zunächst einen 
Teil des Jordan-Gefälles unterhalb des Sees Tiberias auszu- 
nutzen, der ein natürliches Becken von 170 km? bildet. Man schätzt 
die gesamte gewinnbare Energiemenge auf etwa 100 Mill. kWh jähr- 
lich und die Kosten für die Errichtung des Kraftwerkes am Jordan 
auf insgesamt 5 Mill. $. Nach „Electrical Review” sind von der Jahres- 
versammlung der Zionistischen Organisation von Amerika schon 
über 1 Mill. $ für das Unternehmen zugesagt worden. Die erheb- 
liche Dauer der Konzession hat vor einiger Zeit im englischen 
Unterhaus Veranlassung zu einer Diskussion gegeben, bei der u. a. 
moniert wurde, daß die ausschließliche Unterbringung der Liefe- 
rungsverträge für Maschinen in England nicht vorgesehen sei und 
die für den finanziellen Erfolg des Projektes wichtigen Daten über 
den Stromabsatz einer sachlichen Prüfung nicht standhielten. 
Rutenberg selbst soll dem Kolonialministerium zugesagt haben, 
englischen Firmen einen bis zu 10 % höheren Preis für die maschi- 
nelle Ausrüstung zahlen zu wollen, als ihn Lieferanten aus anderen 
Ländern berechnen. 


Aus der Elektrizitätswirtschaft Norwegens. — Die von der Re- 
gierung eingesetzte Elektrisierungskommission hat in letzter Zeit 
eine Rundreise durch das Land unternommen, um die einzelnen Ge- 
meinden und Landbezirke mit dem zur Anwendung kommenden 
Elektrisierungsplan bekannt zu machen und deren An- 
sichten zu hören. Das Projekt für Ostnorwegen liegt, wie hier 
kürzlich mitgeteilt wurde?), bereits vor, und nunmehr soll ein ent- 
sprechender Plan für die übrigen Teile des Landes ausgearbeitet 
werden. Auch die Staatsbahnverwaltung ist mit einem solchen für 
die Elektrisierung der Eisenbahnen beschäftigt. Der Aufklärung 
über den Nutzen elektrischer Arbeit für Haushaltung und Land- 
wirtschaft. sollte auch eine Provinzialausstellung für 
Elektrizität dienen, die vor kurzem in Tönsberg am Kri- 
stianiafjord stattfand, und in Verbindung mit welcher die inter- 
essierten Kraftwerke unter Beteiligung der Behörden eine Ver- 
sammlung abgehalten haben, um eine Propaganda für die Anwen- 
dung der Elektrizität zu organisieren. Ws. 


Industrie und Handel. 


Allgemeine Elektricitäts-Gesellschafte — Im Bericht für 
1921/22*) sagt der Vorstand: „Das Berichtsjahr ist zu beurteilen 
unter Berücksichtigung der durch die Geldentwertung geschaffenen 
Verhältnisse. Sie führten zu Umsätzen, die in Papiermark 
nach Milliarden zählen und die des Vorjahres um das Mehrfache 
überstiegen. Entsprechend viel größer war in Papiermark der Auf- 
tragsbestand als am Anfang des Geschäftsjahres. Auch in Mengen 
war der Umsatz erheblich gestiegen, so daß alle Werkstätten reich- 
lich Arbeit hatten und die Belegschaft einen entsprechenden Zu- 
wachs erfuhr. Der Weltbedarfan Erzeurnissen der 
elektrotechnischen Industrie erwies sich als sehr 
groß und konnte nur in langen Lieferfristen befriedigt werden. 
Der NutzeffektderArbeit ist zwar gestiegen, bleibt aber 
hinter dem der Friedenszeit noch bedeutend zurück, Inzwischen hat 
der Niedergang unserer Valuta erschreckende Fortschritte gemacht; 
jeder Ausblick ist verwehrt, so lange nicht die Währung ins Gleich- 
gewicht zu bringen ist. Stetig steigende Preise ausländischer Roh- 


1) „Technik u. Wirtschaft* Bd. 15, 1922, S. 337 
3 Vgl. „ETZ“ 1921. Ñ. 265. 

Vgl. „ETZ“ 1922 8. 1005. 

Über das Ergebnis s. S. 13% 


1394 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 46. 


16. November 1922. 


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stoffe und fortwährende Erhöhung von Tarifen für Angestellte und 
Arbeiter zwingen zu Preiserhöhungenmit gleitender 
Skala und verschärften Zahlungsbedingungen. Die Folgen dieser 
ungesunden Wirtschaft für Industrie und Handel können nicht aus- 
bleiben. Die ungünstige Lage des Geldmarktes vermehrt die Be- 
sorgnisse.“ 

Die Maschinenfabrik (Brunnenstraße) war bis zur 
Grenze ihrer Leistungsfähigkeit beschäftigt und hat besonders um- 
fangreiche Aufträge auf große Drehstrommaschinen . und kleine 
Motoren erhalten. In der wesentlich vergrößerten Transfor- 


matorenfabrik sind infolge erhöhter Nachfrage Erweiterun- 


gen notwendig geworden. Auch die Werkstätten der Apparate- 
fabrik reichten nicht mehr aus. Daher hat die Gesellschaft die 
Erzeugung elektrischer Ausrüstungen von Kraftwagen mit der 
Herstellung von Zündapparaten der von ihr erworbenen Union- 
werke Mea-Gesellschaft, Stuttgart, vereinigt und die frei gewor- 
denen Räume zur Vergrößerung der Fabrikation von Zählern und 
Schreibmaschinen verwendet. Die Bedeutung ihrer eisengekapselten 
Schaltapparate kam in erheblich größeren Umsätzen zum Aus- 
druck. Quecksilber-Gleichrichter mit Glaskörper wurden für er- 
höhte Leistungen in den Verkehr gebracht. Die Lokomotiv- 
fabrik hat sich gut entwickelt. Die Heizapparatefabrik 
ist mit der gleichen Abteilung der Bing-Werke vereinigt und als 
Elektrobeheizung G. m. b. H. nach Nürnberg verlegt worden. Wirt- 
schaftlich und technisch gute Fortschritte haben die in der Osram 
G.m.b.H. zusammengefaßten Glühlampenfabriken gemacht; 
die Glashütten in Weißwasser gingen in ihren Besitz über. Auch die 
Anforderungen an das Kabelwerk (Oberspree) waren sehr hoch; 
der Kupferverbrauch erreichte nahezu die Ziffern der Vorkriegszeit, 
Der Absatz in Schwachstromkabeln mit Pupinspulen hat für den 
Ausbau des deutschen FEernkabelnetzes und den Bau von Ver- 
stärkerämtern eine wesentliche Erweiterung erfahren. Die AEG 
arbeitet ander weiteren Ausbildung dieser Systeme in Gemeinschaft 
mit der ihr nahestehenden Mix & Genest A. G., deren wertvolle 
Erfahrungen sie sich nutzbar macht. Die Entwicklung des Dam p f- 
turbinenbaues wird nach wie vor durch Bestrebungen der 
Wärmewirtschaft beeinflußt. Die Wärmespeicher nach Dr. Ruths, 
deren Ausführungsrechte der Gesellschaft zustehen, erweisen sich 
oft als das unentbehrliche Bindeglied zum Ausgleich der Kraft und 
Wärmewirtschaft industrieller Betriebe Diese Erfindung bringt 
auch dem Turbinenbau neue Absatzmöglichkeiten, Die ersten 
Schiffe mit Getriebeturbinen und Dieselmaschinen haben mehrere 
Überseereisen oh:3 Störung und zur Zufriedenheit der Reeder aus- 
geführt. Unter den der Turbinenfabrik erteilten Bestellungen wird 
ein solcher auf zwei Turbodynamos zu 50000 kW genannt. Der 
Bedarf an großen Maschinensätzen für Krafterzeugung 
steigt stetig. Die Berichterstatterin erhielt die z. Z. größten An- 
triebe zweier Reversierstraßen eines Stahlwerkes im Rheinland 
mit je 27500 PS Leistung in Auftrag. Es besteht reger Bedarf an 
elektrischen Betriebsmitteln für Hebe-, Transport- 
und Hilfsmaschinen aller Art. Schweißmaschinen und 
Gesteinsbohrmaschinen begegneten lebhafter Nachfrage. 
Elektro-Schmelzanlagen gewinnen an Bedeutung. Die 
mit Rollöfen für Kupfer- und Messingwerke erzielten Ergeb- 
nisse sind befriedigend und aussichtsvoll. Eine Reihe großer 
Theater (Prinzregenten-Theater in München, Scala in Mailand, 
Berliner Staatsoper) wurde mit modernen Anlagen ausgerüstet. In 
Ausführung sind u. a. solche für das Friedrich-Theater in Dessau, 
die beiden Staatstheater in Agram und das Kgl. Theater in Kopen- 
hagen. Für Zuckerfabriken liegen zahlreiche Aufträge vor, bce- 
sonders finden Zentrifugenmotorenund moderne Synchron- 
motoren mit Anlaßwicklung großen Anklang, Für Landwirtschafts- 
zwecke hat der Bedarf in Dreschmotorwagen weiter zuge- 
nommen. 

Der Wirkungskreis der Abteilung Zentralstationen 
war von dem allgemeinen Bestreben beeinflußt, die Krafterzeugzung 
zusammenzufassen und einzelne Kraftquellen durch umfangreiche 
Leitungsanlagen höherer Spannung zu verbilligen. Somit entfällt 
die Notwendigkeit gesetzlicher Regelung und behördlichen Zwanges, 
die wegen der unvermeidlich damit verbundenen Bureaukratisie- 
rung nur schädlich wirken und die Entwicklung der in Fluß befind- 
lichen Elektrisierung hemmen könnte. In Verbindung mit für diese 
Entwieklung kennzeichnenden Aufträgen auf große Darinpfturbinen 
und Generatoren stand die Ausführung wichtiger, umfangreicher 
Schaltanlagen. Transformatoren für höhere Spannungen wurden 
in großer Zahl und bis zu Einzelleistungen von 30 000 kVA bestellt. 
Auf Fernleitunzen mit hohen Spannungen erhielt die Gesellschgft 
Aufträge von Staatsbehörden und größeren Elecktrizitätsunter- 
nehmungen. Zur Sicherung der Leitungs- und Schaltanlagen wur- 
den Erdsehlußspulen System Petersen verwendet, deren iiber- 
raschende Erfolge in weiten Kreisen «lie Überzeugung ihres Wertes 
befestigen. 

Straßenbahnen befinden sich vielfach in wirtschaft- 
lichen Schwierigkeiten, was im Rückgang der Bestellungen zum 
Ausdruck gelangt. Die AEG-Scehnellbahn A. G. hat den 
Prozeß wegen des Weiterbaues auch in zweiter Instanz gewonnen; 
von der Gesrenpartei ist Revision eingelegt worden. Vollbahnen 
stellen sich weiter auf elektrischen Betrieb um; die Reichsbahn- 
verwaltung hat bei der Berichterstatterin dafür erforderliche 
Stromzuführungsanlazen zu einem angemessenen Teil bestellt. Der 


- Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf A. G. übernommen, 


gemeinsam mit der Nationalen Automobil-Gesellschaft entwickelte 
Benzol-Betriebswagen fand allgemein Beachtung und hat zu Auf- 
trägen, besonders auch aus dem Auslande, geführt. 

Die Gesellschaft beteiligte sich an Konsortien Mansfeld, 
Rheinmetall, Neuroder Kohlen- und Tonwerke, Otavi und Aero- 
Union. Ihre einschlägige Fabrik in Hennigsdorf wurde von der 
tahl \ Um sich 
die Erzeugnisse der Hartung A, G. an Grauguß zu sichern, hat die 
AEG die Mehrzahl des 7,5 Mill. M betragenden Grundkapital: 
dieses Unternehmens gegen Hergabe eigener Aktien erworben. In 
Öster reich bestehen intime geschäftliche Beziehungen zur 
AEG-Union, denen die finanzielle Beteiligung der Berichterstat- 
terin entspricht. Damit steht deren Mitwirkung an der Umwand- 
lung der staatlichen Werke Wöllersdorf in ein gemischt-wirtschaft- 
liches Unternehmen!) in Zusammenhang. 


Bezüglich der beabsichtigten Kapitalsvermehrung 
heißt es am Schluß des Berichts: „Die Vorlage an die diesjährige 
Generalversammlung, das Grundkapital um 300 Mill. M zu 
erhöhen, findet Ursache und Begründung in der eingangs geschil- 
derten Wirtschaftslage. Die Anspannung unserer Mittel ist die Be- 
gleiterscheinung unseres Geschäftsumfanges in einer Zeit, in der 
die Geldentwertung der Inflation vorauseilt. Gewaltsame Ein- 
schränkung der Fabrikation, deren Auslieferung, beginnend vom 
Rohstoff, eine Frist von Monaten zu durchlaufen hat, würde zu 
Arbeitslosigkeit und’ Beschleunigung wirtschaftlicher Krisen 
führen. Grewohnt, auf eigenen Füßen zu stehen, müssen wir uns 
finanziell so stark und bereit wie möglich halten.” 


Schweiz. — In der Generalversammlung der A. G. Brown, 
Boveri& Cie., Baden, hat der Vizepräsident F. Funk zur Erklä- 
rung des unbefriedigenden Ergebnisses im Geschäftsjahr 1921/22) 
darauf hingewiesen, daß durch den tiefen Stand der deutschen 
Währung zunächst eine fast unüberwindliche Konkur- 
renz der deutschen Industrie und durch schlechte Va- 
luten anderer Länder eine Verminderung der Kaufkraft dieser ent- 
standen sei. Dagegen hätten die Valutaverluste bei den auslän- 
dischen Beteiligungen der Gesellschaft den nachteiligen Abschluß 
nicht verursacht, denn für deren Deckung habe man seit einer Reihe 
von Jahren in genügendem Maße vorgesorgt. Leider seien die Bestre- 
bungen, den schweizerischen Betrieben eine „eitere Ausdehnung 
zu geben, in die ungünstigste Periode gefa n, so daß große Ab 
schreibungen nötig geworden wären, die in den mageren Erträg- 
nissen keine genügende Deckung fanden. Eine baldige, kräftige 
Besserung der Lage lasse sich bei den unklaren Verhältnissen des 
Weltmarktes nicht voraussehen. — Auch die Verwaltung der 
Bank für elektrische Unternehmungen, Zürich, 
deren in 1921/22 erzielter Gewinn von 0,183 Mill. Fr (0,13 
i. V.) vorgetragen wurde, äußert sich zunächst ungünstig über das 
abgelaufene Geschäftsiahr. An Versuchen, zu einem vollen und 
endgültigen Frieden zu gelangen, habe es zwar nicht gefehlt. doch 
sei Europa trotz Noten, Besprechungen und Konferenzen der Diplo- 
maten die nötige Ruhe zu fruchtbringender Arbeit noch nicht be- 
schieden gewesen. Es lasse sich nicht abschen, wie groß der Schaden 
noch werden müsse, bis die Völker endlich einsähen, daß das wirt- 
schaftliche Gedeihen jedes einzelnen mit dem der anderen unlösbar 
verknüpft sei, und daß die derzeitige Weltkrise nur durch ein weit- 
blickegdes und großzügiges Zusammenwirken aller direkt und in- 
direkt Beteiligten gemeistert werden könne. Gleichwohl möchte 
der Verwaltungsrat an einer schließlicehen Wendung zum Besseren 
noch nicht verzweifeln. „Hat das Wirtschaftsleben erst einmal 
wieder festen Boden unter den Füßen, so werden die unzähligen 
derzeit lahmgelegten oder auch notgedrungen für unproduktive 
Zwecke verwendeten Energien und Werte wieder in den Dienst 
produktiver Arbeit gestellt werden können und hoffentlich der 
Wieldergesundung der Welt jenen mächtigen Impuls verleihen, 
dessen sie je länger je dringender bedarf.“ DieElektrizitäts- 
werke, an denen die Bank beteiligt ist, hatten mit den aus der 
unbefriedigsenden allgemeinen Lage erwachsenden mannigfachen 
Schwierigkeiten zu kämpfen. So war die fast unvermindert an- 
dauernde Stagnation in der schweizerischen Industrie nicht dazı 
angetan, den Stromabsatz zu fördern, und auch aus anderen Ländern 
melden einzelne Elektrizitätswerke bereits eine gewisse Abnahme 
des Kraftbezuges durch die Industrie, ein Ausfall, der sich indessen 
größtenteils durch Neuanschlüsse wieder ausgleichen ließ. Ein 
nennenswerter Rückgang der Betriebskosten ist bei den Elektri- 
zitätswerken i. a. noch nicht zu verzeichnen, wenn auch in der 
Schweiz in bescheidenem Umfang mit dem Lohnabbau begonnen 
wurde. Dagegen stiegen in den Ländern mit havarierter Währung, 
besonders in Deutschland und Österreich, die Löhne und Betriebs- 
kosten überhaupt mit dem Sinken der Valuta ganz gewaltig, von 
den vielfachen und erdrückenden Steuerlasten gar nicht zu reden, 
Trotzdem sind, wie der Bericht sagt, die im Geschäftsjahr von den 
Elektrizitätswerken erzielten Erträgnisse im großen und ganzen 
wieder als erfreulich zu bezeichnen. Ein Dividendenrückgang war 
nur bei einer einzigen Gesellschaft zu konstatieren, dagegen ver- 
mochte eine ganze Reihe von Unternehmungen abermals zu Divi- 
dendenerhöhunzren zu schreiten. Immerhin können einige schon im 
Vorjahr dividendenlos gebliebene Gesellschaften auch heute noch 


ı) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 869. 
3) Vgl „ETZ“ 1922, 8. 1123. 


se ME EEE A A r e a 20 rer 


16. November 1822. | Elektrotechnische Zeitschrift., 1922. Heit 46. 1396 


«nicht an die Wiederaufnahme der Gewinnverteilung denken. Die 


Erzebnisse derStraßenbahnen sind etwas besser als im Vor- 
jahr und berechtigen zur Hoffnung, daß es den Verwaltungen ge- 
lingen wird, ihren Aktionären auf die Dauer wieder angemessene 
Dividenden zu sichern, sofern sich die Behörden nicht neuerdings 
-törend einmischen, wie es längere Zeit namentlich in Italien der 
Fall war — Die Maschinenfabrik Oerlikon, die bei 
1835 Mill. Fr Gewinn (1862 i. V.) wieder 8% Dividende auf 
t6 Mill. Fr Aktienkapital verteilen konnte, schreibt: „Im Berichts- 
jahr (1921/22) haben eich die Folgen der übertriebenen Geschäfts- 
titirkeit in der Nachkriegszeit noch stark geltend gemacht. Die 
ibermäßig großen und zu hohen Preisen angeschafften Lager- 


‚ vorräte, die in der Hochkonjunktur geschaffenen Vergrößerungen 


und Neugründungen von Fabriken, die nur bei forciertem Betriebe 
eine Existenzberechtigung hatten, die auf große Ausgaben einge- 
stellten Ansprüche von Angestellten und Arbeitern erschwerten 
die Erreichung der für den Verkauf der Fabrikate unerläßlichen 
tiefern Verkaufspreise. Langsam setzte sich der Abbau durch, 
:chmerzlich war er für alle, aber wir glauben, heute auf Verkaufs- 
preisen angelangt zu sein, die den Tiefpunkt bezeichnen und die 
eine Steigerung erfahren werden, sobald normale Nachfrage sich 
wieder einstellt. Denn der Umstand, daß die Produzenten der Roh- 


materialien und die Fabrikanten der Maschinen heute vielfach 
unter oder höchstens zu Selbstkosten verkaufen, müßte auf die 
Länge zur Einstellung der Betriebe führen. Es ist aber auch voraus- 
zusehen, daß die bodenlose Konkurrenz der valuta- 
schwachen Länder aufhören muß. Die Einsicht bricht dort 
in weiten Kreisen durch, daß, wenn der Staat maßlose Ausgaben 
für öffentliche Verwaltung und sozialisierte Betriebe leichthin be- 
willigt und sich die Mittel dazu durch die Notenpresse verschafft, 
dies zur Verelendung des gesamten Volkes führen muß.“ Die 
Arbeiterzahl des Unternehmens ist im Geschäftsjahr auf 
etwa zwei Drittel der des Vorjahres zurückgegangen, aber auch 
diese verminderte Zahl konnte nur mit etwa zwei Dritteln der nor- 
malen Arbeitszeit beschäftigt werden. „Im Verhältnis zur 
Arbeiterschaft sind wohl in den letzten Jahren gewiese 
Fortschritte gemacht worden im gegenseitigen sich finden, einander 
angehören, sich ineinander hineindenken und sich wechselseitig 
entgegenkommen. Wir anerkennen willig das Maß von Recht und 
Vernunft, das auch auf der Gegenseite vorhanden ist. Die Arbeiter 
fangen an, mehr und mehr auf ihre eigenen Erfahrungen und Bce- 
obachtungen abzustellen; viele erkennen, daß ihre Arbeitgeber und 
Vorgesetzten nicht die Ausbeuter und ehrlosen Menschen sind, als 
welche sie ihnen oft dargestellt werden.” 


VEREINSNACHRICHTEN. 


EV 
Elektrotechnischer Verein. 


(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, 
Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68, Fernspr. Amt Kürfürst Nr. 9820, zu richten 


Einladüng 
zur Fachsitzung für das elektrische Nachrichtenwesen (EVN) 
am Dienstag, den 21. November 1922, abends 7% Uhr, pünktlich, 
in der Technischen Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal Nr. 141. 


| Tagesordnung: 
Vortrag des Herrn Ing. Küpfmüller über: 

„Der Abgleich von Mehrfachfernsprech- 
kabeln zur Verminderung der Induktions- 
störungen.” a% 

Inhaltsübersicht: In mehrfachen Fernsprechkabeln 
treten im allgemeinen zwei Arten von Induktionserscheinungen auf, 
nämlich die Störungen, die durch benachbarte Stromleitungen oder 
elektrische Bahnen hervorgerufen werden, und das sogenannte 
\ebensprechen; darunter versteht man die gegenseitige Beein- 
flussung der einzelnen Sprechkreise. Beide Arten von Induktions- 
-törungen können bei der Verlegung des Kabels durch Symmetrieren 
der Kabelader hinsichtlich ihrer elektrischen Eigenschaften gegen- 
einander und gegen Erde beseitigt werden. Dieser Abgleich des 
habels kann entweder mit llilfe kleiner Kondensatoren, die in ge- 
wissen Abständen in das Kabel eingebaut werden, oder durch ge- 
eienetes Vertauschen und Kreuzen der Doppelleitungen erfolgen. 
Die in neuerer Zeit entwickelten Meß- und Montageverfahren wer- 
den besonders von der praktischen Seite aus erläutert. 

Der Vorsitzende 
des Fachausschusses für elektrisches Nachrichtenwesen: 
1.V.:Kruckow. 

Anmerk.: Es ist besonders hervorzuheben, daß der Vortrag 


in der Technischen Hochschule und nicht, wie vorher bekanntge- 
geben, in der Artilleriestraße 10 stattfindet. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


@eschäftsstelle: Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Kommission für Elektrowerkzeuge. 


Der Entwurf zu „Regeln für Prüfung und Bewertung von 
Klektrowerkzeugen A. Handbohrmaschinen“ („ETZ“ 1922, S. 486 
und 700) war auf Beschluß der Jahresversammlung, da noch be- 
gründete Einsprüche vorlagen, dem Technischen Hauptausschuß 
zur Prüfung und nach Auhörung der Kommission zur Entscheidung 


überwiesen worden. 


_ Der Technische Hauptausschuß hat in seiner Sitzung am 
11. X, 1922 den nachstehenden Wortlaut genehmigt. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


Regeln für Prüfung und Bewertung von Elektrowerkzeugen. 


A. Handbohrmaschinen. 
§ 1. 
Nachstehende Vorschriften sind gültig vom 1. I. 1923. 


$ 2. 


Die Handbohrmaschinen müssen den Regeln für Prüfung und. 
Bewertung von elektrischen Maschinen entsprechen, wenn in nach- 
stehenden Regeln keine anderen Bestimmungen getroffen sind. 


§ 3. 
.Begriffserklärungen. 
Elektrische Handbohrmaschine ist eine Bohrmaschine 
mit eingebautem elektrischen Antrieb, die zur Verrichtung von 
Bohr-, Aufreibe- und ähnlichen Arbeiten durch das Bedienungs- 
personal von Hand an die Bearbeitungsstelle gebracht wird. 


Stundenleistung ist die Leistung, die die Maschine 
bei voller Belastung unter dem vorgeschriebenen Axialdruck bei 
En Be SOLDAEIERNEIEN Schutzart eine Stunde lang ununterbrochen 
abgibt. 

Gekapselt ist eine Maschine, welche keinerlei Öffnungen 
besitzt. Die äußere Wärmeabfuhr erfolgt lediglich durch Strah- 
lung, Leitung und natürlichen Zug. 

Geschützt ist eine Maschine, bei welcher die zufällige oder 
fahrlässige Berührung der stromführenden und innen umlaufen-. 
den Teile, sowie das Eindringen von Fremdkörpern erschwert ist.. 
Das Zuströmen von Kühlluft aus dem umgebenden Raum ist nicht 
behindert. Gegen Staub, Feuchtigkeit und Gasgehalt der Luft 
ist die Maschine nicht geschützt, kann aber gegen Spritzwasser ge- 
schützt sein. 

Axialdruck ist der Druck, der in der Achsenrichtung der 
Bohrspindel zur Verrichtung von Arbeit ausgeübt werden muß. 


§ 4. 


In den Preislisten und Angeboten soll der höchst zulässige 
Bohrdurchmesser für Werkstoffe von 50 kg Zugfestigkeit sowie 
die Leistung der Maschine als Stundenleistung an der Bohrspindel 
in W angegeben werden. Ferner ist die Schutzart anzugeben. 


§ 5. ` 


Die Messung der Stundenleistung erfolgt durch Bremsung der 
Bohrspindel unter folgendem Axialdruck: 


Bohrdurchmesser: 6 mm ` Axialdruck: 50 kg 
10 ,„ 15 „ 
15 „ 150 , 
23 „ 300 n 
32 „ 500 , 
50 u 750 „ 
§ 6. 


In bezug auf mechanische Festigkeit müssen die Maschinen 
folgende Drücke aushalten können: 


Bohrdurchmesser: 6 mm Axialdruck: 100 kg 
10 „ 150 , 
15 „ 300 „ 
23 9 500 , 
32 p 800 „ 
50 n 1200 , 


1396 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 46. 


16. November 1922, 


§ 7. 


Spannungen für normale Maschinen sind: 


Für Gleichstrom 110 und 220 V, 
ñ u 550 V bei einer abgegebenen Leistung!) von 
200 W und darüber, 
„  Drehstrom 125, 220 und 380 V'), 
„ Wechselstrom 125 und 220 V. 


Die Normalfrequenz ist 50 Per)s. 


§ 8. 

Als Zuführungsleitungen zu der Maschine dürfen draht- 
beflochtene Leitungen nicht verwendet werden. 

Die Zuführungsleitung muß einen zur Erdung dienenden Leiter 
besitzen, der mit dem Körper der Maschine dauernd oder bei 
lösbarer Verbindung zwangläufig vor Unterspannungsetzen der 
Maschine leitend verbunden wird. Bauart und Querschnitt des 
Erdungsleiters müssen den Bestimmungen unter A II 3c der 
Normen für isolierte Leitungen in Starkstromanlagen ertsprechen. 


§ 9. 


Jede Maschine ist mit einem Schalter zu verschen, durch wel- 
chen die Wicklungen und sonstigen stromführenden Teile des 
Motors spannungslos gemacht werden können. Bei Maschinen bis 
zu 100 W Leistungsabgabe sind auch Schalter zulässig, durch die 
die Maschinen nur stromlos gemacht werden. 

Der Schalter und die Steckvorrichtung müssen gegen mecha- 
nische Beschädigungen durch Metallkapselung geschützt sein und, 
wenn nicht an sich mit dem Körper der Maschine leitend verbunden, 
ebenfalls geerdet sein. Eið 


Alle Maschinen bis einschl. 10 mm Bohrdurchmesser sind mit 
einem zentrisch spannenden Bohrfutter auszurüsten; die größeren 
Maschinen mit Bohrung für Morse- oder metrischen Kegel’). 


§ 11. 
Jede Maschine muß mit einem Ursprungszeichen versehen sein. 


§ 12. 


An jeder Maschine ist ein Schild anzubringen, das folgende 
Angaben enthält: . 


Fabrikationsnummer, | 
Stundenleistung in W an der Bohrspinde!, 

Schutzart, 

Höchst » zulässiger Bohrdurchmesser für Werkstoffe von 
50 kg Zugfestigkeit bei dieser Leistung, 

Stıomart, 

Spannung, 

Frequenz, 

Drehzahl der Bohrspindel bei obiger Leistung. 


en 


mann min 


t) Nach 8 150 der Firrichtungsvorachriften sind Betriebsspannungen von 
mehr ala 250 V bei einer Aufnahme bis einschließlich "3 kW der Elekırowerk- 
zeug® ni: ht zulässig. Der $ o der vorliegenden Regeln. der mit Rücksicht auf 
die Straßenbahnen auch 550 V Gleict strom sowie mit Rücks cht auf dis Orts- 
netze von Uhrerlandzentralen 3m) V D’rehserom herücksichtigt, entspricht mit- 
bin g 2t. nicht den Forderungen der Krrichtungsvorschitten Eine Anderung 
des $ 52 der Errichtungsv: rschrift n ist in Vorbereitung. f , 

Es ist beabsichtigt, die Abmessungen des Kegels für die Befestigung des 
Bohrfutters festzulegen. 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechnischer Verein, Hamburg. 17. XI, abends 7!/, Uhr, 
Gr. Saal der Staatslehranstalten, Lübecker Tor: Dir. Bannwarth „Die 
Entwicklung der Hamvg. Elektr. Werke“. Sitzungen während des 
Winters jeden 3. Freitag im Monat in obigem Hörsaal, abds. 7ta Uhr. 
Vorträge werden an dieser Stelle bekanntgeg*ben. Der Verein besitzt 
eine Austausch- ınd Sammelstelle für «ie „ETZ“. Anfragen mit Rück- 
porto wegen Berchaffung fehlender Nummern sind zu rıcıten an Dipl.- 
Ing. Witt, AEG Hamburg, Hohe Bleichen 31/32. 

Elektrotechnischer Verein am Niederrhein. 16. XI. 1922: 
Besichtigung der Fabrikanlagen der Waggonfabrik A. G. in Uerdingen a. Rh. 
Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle. 

Verein des rhein.-westf. Industriebezirkes. 15. XI. 1922, 
Bochum, Herner Straße, nachm. 4 Uhr: Besichtigung der Bergschule und 
ihrer Sammlung. Vorträge der Herren Bergschuldirektor Heise und Berg- 
assessor Kukuk. 7 Uhr abends: Vereinssitzung im Städt. Parkhaus zu 
Bochum. 

Elektrotechnischer Verein Mannheim-Ludwigshafen e. V. 
Vortragsreihe im Auditorium der Gewerbeschule C6, Mannheim. Bei- 
trag für Mitglieder 200 M, für Nichtmitglieder 300 M. 16. u. 17. XI. 
1922, abds. 8-91, Uhr: Prof. Dr. Schwaiger „Einführung in die moderne 
Hochspannungstechnik“. - 

23. und 24. XI. 1922, abds. 8-91, Uhr: Prof. Dr. Richter „Maß- 
gebende Grundsätze und Anschauungen beim heutigen Elcktro-Maschinen- 
buu‘ 

7. u. 8. XII. 1922, abds. 7%—9 Uhr: Prof. Dr. Petersen „Elektrische 
Kraftübertragung, Überspannung und Überstromschutz‘“. 

Brennkrafttechnische Geselischaft E. V., Berlin. 5. Haupt- 
versammlung in der Aula der Technischen Hochschule, Charlottenburg: 


Erläuterungen. 


i Zu § 4u. 5. 

Die nach $ 4 in den Preislisten und Angeboten anzugebende 
Leistung der Maschine ist durch Bremsung an der Bohrspindel 
unter dem angegebenen Axialdruck zu ermitteln, und zwar ist 
hierbei die Maschine gekapselt zu prüfen, je nach der auf dem 
Schilde angeführten Schutzart. Die Bremsung an der Bohr 
spindel ist vorgesehen, damit auch der Wirkungsgrad des Ge- 
triebes bei der Messung Berücksichtigung findet. 


Zu 8 6. 


Die Druckprobe ist als reine mechanische Festigkeitsprüfung 
aufzufassen, um festzustellen, ob die einzelnen Konstruktions- 
teile durch diesen Druck keine unzulässige Deformation erleiden. 
Die Probe kann bei stillstehender Maschine ausgeführt werden. 


Zu 8. 


Als normale Spannungen sind die vom Verbande festgelegten 
Normalspannungen angenommen. bwohl die Errichtungsvor- 
schriften bei Maschinen bis 300 abgegebene Watt Spannungen 
über 250 V nicht zulassen, ist in Rücksicht auf die Überlandnetze 
Drehstrom 380 V und mit Rücksicht auf die Straßenbahnen 
Gleichstrom bis 550 V zugelassen worden. Die Errichtungsvor- 
schriften werden demnächst .entsprechend geändert werden. 


Zu 88. 


Die im $ 8 vorgesehene Erdung dient zum Schutze des Arbei- 
ters und soll aus einem in der Zuführungsleitung liegenden 
Erdungsleiter bestehen. Rt 

u 1. 


Das Ursprungszeichen an der Maschine kann entweder der 
Firmenname oder irgendein Musterzeichen sein, an Hand dessen 
einwandsfrei der Hersteller der Maschine erkannt werden kann. 
Dieses Ursprungszeichen muß unlösbar mit der Maschine ver- 
bunden sein (eingegossen oder eingeschlagen usw.). 
Das Zeichen kann nach Belieben innen oder außen an der Ma- 
schine angebracht werden. 


Zu § 12. 


Die aufgeführten Angaben für das Maschinenschild sind 
unbedingt einzuhalten; weitere Angaben bleiben dem Belieben 


der einzelnen Firmen überlassen. 


Muster für das Leistungsschild. 


24. XI. 1922, nachm. 51, Uhr: Vortrag Marineoberbaurat Br. Schulz 
„Ölfeuerung für Schiffszwecke und die Industrie‘‘ (Diskussion). 


25. XI. 1922, vorm. 10%, Uhr: Vortrag Wa. Ostwald „Kraftbrenn- 
stoffe und die Vorgänge im Motor‘‘ (Diskussion). 


RECHTSPFLEGE. 


Deutschlands Beitritt zum Madrider Abkommen!). — Im Deut- 
schen Verein für den Schutz des gewerblichen Eigentums eprach 
am 26. X. Geheimrat Jüngel vom Patentamt über den Bei- 
tritt Deutschlands zum Madrider Abkommen, 
betr. die Eintragung internationaler Handelsmarken. Er führte 
aus, daß Deutschland sehr lange mit dem Anschluß gezögert habe, 
weil überwiegend die Auffassung vertreten war, daß sich das Ma- 


“drider Abkommen, insbesondere dessen Artikel 4 mit dem deutschen 


Patentgesetz nicht vereinbare. Nach genauerer Prüfung durch das 
Patentamt ergab sich aber, daß die Schwierigkeiten nicht so groß 
waren, um sie nicht gegenüber den Vorteilen des Abkommens für 
die deutschen Gewerbetreibenden in Kauf zu nehmen. Die Anmel- 
dung in Bern hat die Wirkung der Anmeldung im einzelnen, wes- 
halb auch die Länder, die bisher beigetreten sind, sämtlich die 
internationalen Marken nicht in ihre Register eintragen. Der Vor- 
tragende gab dann ausführliche Einzelheiten über die geplanten 
Ausführungsbestimmungen. Der Beitritt werde voraussichtlich 
zum 1. XII. erfolgen können. Voraussetzung für die internationale 
Registrierung ist die Eintragung (also nicht nur Anmeldung) im 
Heimatland. Die Zahlung der Gebühr für das Berner Amt muß in 
schweizer Franken nach Bern erfolgen, weil die Kasse des Amtes 


3) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1100, 1147. 


d 


18. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. ; 


1397 


N 


nach ihrer "ganzen Organisation nicht zur Entgegennahme von 
Valutazahlungen eingerichtet ist. Dem Gesuch müssen ein Druck- 
stock und 40 Abdrücke beigefügt sein. Die französische Über- 
setzung des Warenverzeichnisses erfolgt nach Möglichkeit an der 
Hand einer vom Berner Amte gemachten Übertragung des Waren- 
verzeichnisses des deutschen Patentamtes. Bei ungewöhnlichen 
Ausdrücken wird eine Vereinbarung zwischen dem Anmelder und 
dem Patentamt vorangehen. Das Berner Amt wird den Tag der 
Anmeldung und der Erteilung in Deutschland veröffentlichen. 
Nach dem Ablauf der zwanzigjährigen Schutzdauer ist ein Ver- 
längerungsgesuch, wieder mit neuen Abdrücken, Gebühr sowie 
Druckstock einzureichen, da letzterer vom Berner Bureau nur 
3 Jahre lang aufbewahrt und, falls man nicht Antrag auf seine 
Rücksendung stellt, vernichtet wird. Die bereits in Bern ein- 
getragemen Zeichen (Übergangszeichen) werden vom Patentamt 
auf Grund einer Liste übernommen und erhalten keine frühere 
Priorität als den Tag des Beitritts Deutschlands zum Madrider Ab- 
kommen. Die Gefahr, die sich durch die prüfungslose Übernahme 
der Übergangszeichen für das deutsche Warenzeichensystem ergibt, 
ist nach Auffassung des Vortragenden nicht groß, weil ein Teil der 
Zeichen in Deutschland überhaupt nicht benutzt werden wird, 
während andere vorher schon in Deutschland unmittelbar erteilt 
worden sind. Viele Zeichen seien auch in Deutschland früher 
direkt angemeldet, aber zurückgewiesen worden, und ihre Inhaber 
u sich hüten, Rechte aus ihren Übergangszeichen geltend zu 
machen. 

Das deutsche Patentamt hat sich, um das System des Berner 
Amtes nicht über den Haufen zu werfen, bereit erklärt, eine nach 
deutschen Begriffen ungenaue Angabe des Geschäftsbetriebes nicht 
als Grund für die Zurückweisung der Anmeldung anzuschen. Der 
Ausländer kann über Bern in Deutschland zunächst ohne Inlands- 
vertreter anmelden; sobald aber ein Zwischenbescheid erfolgt, 
mub der Anmelder einen Vertreter bestellen, widrigenfalls Ab- 
weisung erfolgt. Die Besitzer der internationalen Zeichen werden 
auch bei Neuanmeldungen zum Widerspruch aufgefordert, benötigen 
für diesen aber einen deutschen Vertreter. Die internationalen 
Zeichen werden nicht in die Rolle eingetragen, sondern das Patent- 
amt wird dafür ein besonderes Markenregister einführen und dieses 
inder Form einer Kartothek der Allgemeinheit zugänglich machen. 
INe eingetragenen internationalen Zeichen werden nicht im Waren- 
zeichenblatt veröffentlicht, sondern das Berner Journal wird dem 
Warenzeichenblatt. beigelegt werden. 

Der Vorsitzende des Vereins, Professor Dr. Kloeppel, 
führte dann Klage darüber, daß die Neureglung des Warenzeichen- 
gesetzes mit Klassengebühren auf Grund des bisherigen amtlichen 
Warenverzeichnisses erfolgt sei, das für diese Zwecke ganz unge- 
eienet sei. Vielfach seien Unternehmungen, die auf engbegrenztem 
Gebiet arbeiten, genötigt, 4 bis 10 Klassen in Anspruch zu nehmen, 
um ihre Fabrikate genügend schützen zu können. Der Verein hätte 
die Klassengebühren vorgeschlagen unter der ausdrücklichen Vor- 
auesetzung, daß das amtliche Klassenverzeichnis umgearbeitet und 
auf höchstens 20 Klassen beschränkt werde. Die Versammlung be- 
auftragte den Vorstand, in diesem Sinne bei den Behörden vor- 
stellig zu werden. 


Patente in Ungarn. — Durch Verordnung des ungarischen Han- 
delsministers sind mit. Wirkung ab 1. X. die Anmelde-, Jahres- und 
Verfahrenszebühren erhöht worden. Die Jahresgebühren müssen, 
soweit ihr Fälligkeitstermin auf deu 1. X. oder später fällt, in der 
neuen Höhe gezahlt werden. Die nach früherem Tarif im voraus 
zezahlten Jahresgebühren sind spätestens bis zur nächsten Fällig- 
keit im Jahre 1923 auf die neue Höhe zu ergänzen, widrigenfalls die 
Anmeldung oder das Patent. verfällt. Erfolgt die Ergänzung nicht, 
so wird die im voraus gezahlte, nunmehr als ungenügend anzu- 
sehende Gebühr nicht zurückerstattet. Die Patentschriften werden 
auf Kosten des Anmeklers durch das Patentamt gedruckt, die 
Druckkosten je nach Umfang festgesetzt. 

Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin. 


Aus den Mitteilungen der Steuerstelle des Reichsverbandes 
der Deutschen Industrie. — In den zu einem Heft vereinigten 
Nummern 6 und 7 der „Mitteilungen“ behandelt Dr. jur. K. Meu- 
mann den „eisernen Vorratsbestand und seine 
Bewertung in der Bilanz gewerblicher Unter- 
nehmungen.” Er weist zunächst auf die Gefahr hin, die das 
!etzige Veranlazungsverfahren für die Industrie mit sich bringt, 
das durch eine Be- und Wegsteuerung von Scheingewinnen zu einer 
Einbuße an Anlage- und Betriebskapital führt. Der von der Industrie 
hiergegen aufgenommene Kampf hat nur hinsichtlich des Anlagever- 
mögens einen greifbaren Erfolg in Gestalt des den Verhältnissen ge- 
recht werdenden $ 33 a EinkStG. gebracht, während die steuerfreie 
Erneuerungsrücklage des 8 59a im Hinblick auf die Verordnung des 
Reichafinanzministers vom 25. VII. 1921 noch weiterer Durcehbil- 
dung durch die Rechtsprechung harrt. Meumann führt nun aus, 
wie auch die z. Z. stattfindende Bewertung des Vorrats trotz seiner 
sich stetig vollziehenden und auf die zunchmende Entwertung der 
Mark zurückzuführenden Verkleinerung immer noch einen Ge- 
winn vortäuscht, dessen Besteuerung gleichbedeutend ist mit der 
entschädigungslosen Auslieferung oder Enteignung eines Teils des 
Betriebskapitals des Unternehmers, Eine Besserungsmöglichkeit 
sieht er nur in der, wie er ausführlich unter Hinweisen auf Schrift- 
tum und Rechtsprechung nachweist, auch hier möglichen Einfüh- 


rung des Begriffs des gemeinen Dauerwerts, durch den sich der 
Schutz des Betriebs- und Vorratskapitals auch auf Gruud der be- 
stehenden Gesetzesvorschriften erreichen läßt. 


= „Die Gefahr der absoluten Vertragssummen” 
bei steigendem wie fallendem Markkurse ist Gegenstand eines 
Aufsatzes von Dr. W. Beuk. Der Verfasser empfiehlt in allen 
Fällen, in denen Summen vertragsmäßig ausbedungen werden, z. B 
bei Gehalts-, Pensions- und Gesellschaftsverträgen, auch bei letzt- 
willigen Verfügungen, zur Vermeidung von Schädigungen jedes 
Teils der Vertragschließenden, sich nicht auf absolute Marksummen 
einzustellen, sondern eine Relation auf gewisse Rohstoffpreise 
oder ähnliche, die Grundlage der Kalkulation bildende Umstände 
der betreffenden Gewerbe einzuführen. Die Bedeutung einer sol- 
chen Regelung zeigt er an dem Beispiel des stillen Gesellschafters, 
dem nach der bisherigen Praxis für seine Einlage von 1 Mill. Gldm 
bei sinkendem Markkurse nur der Betrag in Papiermark zusteht, 
während der Kommanditist oder Gesellschafter einer G. m. b. H. 
oder Aktiengesellschaft einen relativen Anspruch am Gesellschafts- 
vermögen, insbesondere den stillen Reserven hat. 

Von den mitgeteilten Entscheidungen des Reichs- 
finanzhofs sei hier noch das Urteil vom 11. IV. 1922, I A 
132/21 S, erwähnt, das für das Gebiet des Kriegssteuergesetzes 1918 
den nach $ 281 HGB. bilanzierenden Gesellschaften das Recht zu- 
billigt, solche Wertsteigerungen ihrer Anlagegegenstände, die sie 
als auf vorübergehender Konjunktursteigerung beruhend ansahen 
und nach der Betrachtungsweise vorsichtig rechnender Kaufleute 
auch ansehen durften, außer Betracht zu lassen. 

Regierungsrat Oswald. 


Warenzeichen. — Als Druckkostenbeiträge fürdie. 
Veröffentlichung von Warenzeichen erhebt das 
Reichspatentamt seit dem 6. XI. bis auf weiteres folgende Summen: 


In Stufe 1... 900 M In Stufe5 . 7 200 M 
i „ 2... 1800, a si: are & 9700 „ 
A „ 83... 2800, P P er 12 200 
i „ 4... 4100, 
LITERATUR. 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
| Sonderabdrucke. 


Zur Geschichte des elektrischen Papiermaschinen-Antriebes. 
Von Dr.-Ing. Wilh. Stiel. ‚Der Papierfabrikant‘‘. Fest- u. Auslands- 
heft 1922. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Beschäftigung im Oktober 1922.!) — Die Berichte der preußi- 
schen Handelskammern für Oktober ergeben trotz des jüngsten 
Kurssturzes ein gegenüber dem Vormonat wenig verändertes Bild. Der 
Rückgang der Mark hat die Geld- und Kreditnot vermehrt, zu kaum 
noch aussetzenden Lohnbewegungen geführt und bewirkt, daß die Waren- 
preise in immer kürzeren Zwischerfäumen festgesetzt werden. Wenn der 
Eingang von Aufträgen bei der Industrie fast allgemein langsamer geworden 
ist, die Belieferung der Weiterverarbeiter mit Rohstoffen sich verbessert hat, 
der Arbeitermangel zurückgegangen und hier und da einem geringen Über- 
angebot gewichen ist, so deutet das darauf hin, daßsich ein Konjunktur- 
umschwung anzubahnen scheint. Aber gegenwärtig haben sich nur 
in vereinzelten Wirtschaftszweigen bereits Absatzstockungen gezeigt, s0 
daß auf Lager gearbeitet oder die Arbeitszeit verkürzt werden mußte; 
jedenfalls ist der vielfach gefürchtete Konjunktursturz weder eingetreten, 
noch in unmittelbarer Aussicht. Anderscits hat die Markentwertung auch 
nicht in dem Grade wie früher öfters die Ausfuhr belebt, weil viele Länder 
die deutsche Einfuhr nach Möglichkeit erschweren, ferner besonders Frank- 
reich und Belgien der deutschen Industrie auf dem Weltmarkt mit Hilfe 
der in Deutschland bitter fehlenden deutschen Kohle schärfste Konkurrenz 
bereiten und schließlich in manchen Industriezweigen die deutschen Ge- 
stehungskosten über den Weltmarktpreisen liegen. Der Markt der elek- 
trotechnischen Erzeugnisse ist durch den Valutasturz verschlechtert 
worden. 'Im Zentralengeschäft hat man nicht nur die Projekte für Neu- 
anlagen und Erweiterungen zurückgestellt, sondern auch bei den bereits 
in Bau begriffenen Anlagen wird vielfach versucht, die Bestellungen noch 
nachträglich möglichst einzuschränken und dadurch zu sparen. Manche 
Elektrizitätswerke suchen sich die notwendigsten Mittel in der Weise zu 
verschaffen, daß sie ihre Vorräte an elektrotechnischem Material, das nicht 
unmittelbar gebraucht wird, verkaufen. Die Industrie beschränkt sich 
auf die Anschaffung des dringendsten Bedarfes. Inland und Ausland halten 
mit Aufträgen zurück. Die Nachfrage nach Motoren ist bedeutend ge- 
ringer; das gilt auch für Zähler und Schaltapparate. Ebenso weisen 
Kleinmaterialien, die als Betriebsmaterial laufend gebraucht werden, 
stark verminderte Bestellungsziffeın auf. Natürlich wirkt das Brachliegen 
des Installationsgeschäftes sich auch im Nachlassen des Bezuges von 
Leitungsdrähten aus. Die Kupferpreise machen sich in dem Rückgang der 
Kabelbestellungen empfindlich fühlbar; in der Kabel- und Drahtindustrie 


D Ygl „BETZ 1922, S. 1278 


1398 i . Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 16. November 1922. 


mußte bereits zu Arbeitsstreckungen geschritten werden. Auch das 
Schwachstromgebiet ist von der Änderung der Konjunktur in Mitleiden- 
schaft gezogen. Wenn auch Fernsprechapparate noch einen mäßigen Auf- 
tragsrückgang zeigen, so ist dieser bei Telegraphenapparaten schon recht 
bedeutend geworden; auch Meßinstrumente aller Art und elektra- 
medizinische Apparate werden weniger verlangt als bisher. Die Be- 
stellungen auf Glühlampen haben nachgelassen (Berlin). — Der Bezug 
von Brennstoffen und Roh- bzw. Halbfabrikaten ist unverändert schwierig, 
die Preise steigen und richten sich besonders bei den Metallen nach dem 
Dollarstand. Lieferungsfristen betragen unverändert 3 bis 4 Monate. Der 
Auftragsbestand ist noch gut, wenn auch neue Bestellungen bei einzelnen 
Firmen nachlassen (Frankfurt a. M.). 


Die Preisbewegung an der Londoner Metallbörse. — Abb. 9 
zeigt die Bewegung der Preise je 1 ton (1016 kg) von Zinn (fine foreign), 
Aluminium. Kupfer (Standard, Kasse), Antimon, Zink (amerika- 


FA Janwar Februar März An Mai Juni Juli 


IT Wal 7 


g DO 
. 700 u E a 


lampen“ abgesehen, abermals durchweg erhöhte Teuerungszuschläge: 
auch der Nettomindestpreis von Transformatoren- usw. Öl wurde weiter 
hinaufgesetzt. Um die Beziehung zwischen den Teuerungszuschlägen und 
den Multiplikatoren kenntlich zu machen, sind diesmal auch letztere 
den Zuschlägen beigefügt worden. Sie haben nur für das Inland Gültigkeit, 
während für die Berechnung nach dem Ausland nunmehr die Tabellen- 
ausgabe 20 f maßgebend ist. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik 
hat ihre Gebührenbestimmungen wie folgt geändert: Bewilligungen 
verfallen nach Ablauf der Gültigkeitsdauer und sind dann unverzürrlich 
an die Außenhandelsstelle zurückzusenden. Diese behält sich bis auf weiterer 
vor, in einzelnen Fällen für nicht benutzte Bewilligungen die Außenhandelr- 

stellengebühren bis auf den Mindestsatz zu er- 

Anus TO N YE statten. Wiederholte Erstattung der Gebühren 


begründet aber keinen Rechtsanspruch für 

00 MAL ZN kommissar und der Pressebeitrag werden nur 
V Paa y dann erstattet, wenn sie besonders erhoben 

urY Ma AN 7 worden sind und eıne bezügliche Verfügung 


der Regierung vorliegt. Die Kosten der Be- 
willigung betragen vom 1. XI. an 3°. der 
Mindestsatz 50 M, vom 1. XII. ab 100 M. Für 
Eilbewilligungen wird ein Zuschlag von 50°, 
erhoben. Die Gebühren für den Reichskom- 
missar und der Pressebeitrag werden z. 2. 
von der Außenhandelsstelle getragen und un- 
mittelbar abgeführt. Diese behält sich vor, 
jederzeit erstere mit 0,50/p und letzteren mit 
1,5%/ außer den eigenen Gebühren ganz oder 
teilweise zu erheben. Das bezieht sich auch 
auf Anträge, die zur Bearbeitung stehen. Fur 
nachträgliche Änderungen sind 50 M, abl. 
XII. 100 M zu entrichten. Bei Zweitausstel- 
lungen behält sich die Außenhandclsstelle vor. 
die Gebühren nochmals zu berechnen. Für Ver- 
läng-rungen werden 50 M, ab 1. XTI. 100 M in 
Anrechnung gebracht. — Der Pressebeitra: 
wird nach einem Rundschreiben des Reichskom- 
missars für Aus- und Einfuhrbewilligung Þa 
Waren, die einer Ausfuhrbewilligung bedürfen. 
nicht erhoben, wenn es sich um Reparations- 


Abb. 9. Preisbewegung an der Londoner Metallbörse in den ersten 9 Monaten 19225. lieferungen und um Sendungen nach dem Saarere- 


nisches), Blei (englisches) und Quecksilber (je 75 lbs-Flasche) an der 
Londoner Metallbörse während der ersten 9 Monate von 1922. Für das 
3. Quartal ergibt sich mit Ausnahme von Aluminium, Antimon und Blei 


ein weiterer, von Schwankungen unterbrochener Anstieg, der bei Zinn im 
Juli 10 £ ausmachte. 


Verbesserung der Zahlungsbedingungen bei der Reichs- 
bahn. — Nach der „Voss. Ztg.“ sind die Reichsbahndirektionen angewiesen 
worden, in geeigneten besonderen Fällen Anzahlungen bis zu 33!/, 2%, 
höchstens bis zu 50% des Lieferwertes zu leisten. Die Vorschüsse müssen 
mit 1% über Reichsbankdiskont verzinst werden; in einer dem Gegenstand 
der Lieferung entsprechenden Form ist Sicherheit zu leisten. Bei sonstiger 
Gleichwertigkeit der Angebote will di Behörde dem keine Anzahlungen 
fordernden Bewerber den Vorzug geben. Außerdem sollen die Direktionen 
möglichst sofort Abschlagszahlungen gewähren und die Begleichung der 
Schlußrechnungen tunlichst beschleunigen. 


Indexzilfern. — Der Kaufkraftindex der ‚„Ind.- u. Hand.-Ztg.““ 
betrug in der Woche vom 28. X. bis 3. XI. 869,40 (781, 15 i. Vw.), d. h. die 
Inlandkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen, hatte nur 
noch !/gsg ihres Vohreriegswertes, und,am Dollarmittelkursin Berlin (4747,17) 
gemessen, besaßdie Mark nur noch den 1131. Teil ihres Außenwertes der Vor- 
kriegszeit. Gegenüber einer Steigerung des Dollarmittelkurses (4336.67 
i. Vw.) um 9,5% hat sich das Großhandelspreisniveau, am Kaufkraftindex 
gemessen, um 11,3% erhöht. Die Meßziffer der Warengruppe Kohle, Eisen, 
Metalle, Baustoffe, Öle ist von 781,00 i. Vw. auf 897,22, d. h. um 14,90. 
e a — Die Indexziffer des Statistischen Reichsamts für die 

ebenshaltungskosten (Ernährung, Heizung, Belcuchtung, Wohnung) 
ist gegen 11 376 im September auf 19 504 im Durchschnitt des Oktober, 
also um 71,49% gestiegen. Rechnet man die Bekleidung mit, so ergibt sich 
ein Index von 22 066 gegen 13 319 i. Vm., d. h. eine Zunahme um 65,7 6. 
— Die Großhandelsindexziffer des Statistischen Reichsamts ist 
von dem 287-fuchen im Durchschnitt des September auf das 566-fache im 
Oktober oder um 97,2°,, gestiegen. Für die Gruppe der Industriestoffe hat 
sie sich von dem 339,2-fachen auf das 569,4-fache oder um 67,9% gehoben. 


Verlängerung der Demobilmachungsverordnungen. — Mit 
Genehmigung des Reichstages ist die Geltungsdauer der jetzt noch in 
Kraft befindlichen Demobilmachungsverordnungen einheitlich bis zum 
31. III. 1923 verlängert worden. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrle. — Die neuen vom 9. XI. bis auf weiteres für 
das Inland geltenden Festsetzungen Nr. 73 (grün) und Nr. 73 A (gelb) der 
Preisstelle, wie sie diesem Heft beiliegen, bringen, von der Gruppe „Glüh- 


I) Nach „Engineering“ Bd. 114, 1922, S. 439. Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1126. 


biet handelt. Beinachweisbarer Nichtausnutzun: 
oder nur teilweiser Verwertung einer Ausfuhrbewilligung ist er auf Antrag 
ganz oder teilweise zurückzuerstatten, auch wird er bei Verlängerung von Au- 
fuhrbewilligungen nicht neu veranlagt. — Die „D. A. K.“ weist auf achwere 
Verluste hin, die einer größeren Fabrik elektrotechnischer Bedarfsartık.) 
infolge des Valutasturzes dadurch entstanden sind. daß sie zu Anfang 192: 
für etwa 2,5 Mill. M nach einem hochvalutarischen Überseeland in Reichs 
mark verkaufte und die Lieferungen sich dann verzögerten; die Kore- 
epondenzY knüpft an diesen Vorgang folgende Bemerkungen: „Schwer- 
wiegender noch als der in obigem Beispiel dargestellte Verlust durch cıncı 
einzelnen Verkauf in Reichsmark nach einem Hochvalutaland sind die Ver- 
luste, die der Volkswirtschaft dauernd dadurch entstehen, daß Exporteurr 
nach Niedervalutaländern, nach denen in Mark verkauft werden darf, beı 
nicht sofortiger Lieferung und Bezahlung der Ware den Teuerungszuschlaz 
nur bis zum Abschlußtage und nicht bis zum Liefer- und Zahltage bhv- 
rechnen. Dies ist bei allen kleineren und mittleren Werken und Händlern 
wohl die Regel, so daß, da die Ware selten ab Lager geliefert wird. der 
entstehende Verlust besonders in den letzten Monaten bis zu 75°, und mehr 
betragen hat. Es ist allerdings zu hoffen, daß die erlittenen Verluste der 
letzten Zeit die betreffenden Exporteure veranlaßt haben, vorsichtiger zu 
verfahren.‘ — Das Goldzollaufgeld beträgt vom 15. bis 21. XL. 112 400". 
— Für Kleinventilatoren, Heißluftduschen, Massagcapparatr 
und Handstrahler sind ab 1. XI. neue Mindestpreise in Kraft getrten 
Näheres durch die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. 


Frankreich. — Auf Grund eines von der Kammer angenommen n 
Gesetzentwurfes soll der 1914 Deutschland gegenüber gültig gewesen 
Mindestzolltarif auf Waren angewendet werden, die in Ausführus 
eines vor dem Kriege zwischen den Staatsangehörigen der ehemals feindlichen 
Länder abgeschlossenen und von der französischen Regierung auf Grun: 
des Versailler Vertrages im allgemeinen Interesse aufrecht erhaltenen Ken 
traktes geliefert werden. Den an den Tarifen inzwischen vorgenommen-T 
Änderungen sowie den Erhöhungskoeffizienten ist dabei Rechnung Zu 
tragen. 


Rußland. — Der deutsch-russische Rapallo-Vertrag ist auf dit 
mit der Sowjetrepublik verbündeten Staaten Weißrußland, Ukraine. 4: 
drei kaukasischen Föderativrepubliken und auf die Fernöstliche Republik 
ausgedehnt worden. — Nach der „Ind. u. Hand.-Ztg.‘‘ haben 15 der 
größten russischen Industrietrusts das Recht erhalten, eigene Außen- 
handelsvertretungen im Auslande einzurichten. 


Spanien. — Inder „ETZ“ 1922, S. 1198, ist nach den „Weltw. Nacht. 
berichtet worden. daß in Barcelona die Preise elektrischer Arbeit vernnetr! 
worden seien und günstige Aussichten für den Absatz elektrischer Heiz- 
und Kochapparate wie auch von elektrischen Öfen beständen. Hiert 


Feine ie: dr ei re - 


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— u 


16. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. ffet 46. 


1889 


erhalten wir die Mitteilung, daß dort von einem Herabsetzen des Strom- 
preises nichts bekannt sei, die Elektrizitätsgesellschaft vielmehr alle mög- 
lichen Schwierigkeiten mache, um keine neuen Licht- und noch weniger 
Heizanachlüsse auszuführen. Elektrische Heizapparate, mit Ausnahme von 
Bügeleisen, würden täglich weniger gefragt. Die eingeführte Marke sei 
„Iherma“ (Schweiz), und es werde sehr schwer halten, gegen sie anzu- 
kämpfen, weil man alle diesen Nameg nicht tragenden Fabrikate mit dem z. T. 
sehr minderwertigen nationalen Erzeugnis messe, das natürlich die enormen 
Zoll-, Gold-und Valutazuschlagskosten nicht zu tragen habe. Bei dem hohen 
Zoll und Zollzuschlag würde ein elektrischer Ofen bei 45 Pes weit über den 
angesetzten dortigen Preis kommen, weil die Detailverkäufe mit rd 100% 
und auch wegen der enormen Spesen mit mehr Zuschlag zum Kostenpreis 
rechnen müßten. 


Neue Gesellschaften. — Simplex-Werke G. m. b. H., Kassel. 


(Gegenstand: Fabrikation elektrischer Taschenlampen. Stammkapital: 
0,525 Mill. M. — Elektrowerke Trostberg G. m. b. H., Berlin. Gegen- 
stand: Erwerb und Betrieb elektrischer Kraftanlagen. Stammkapital: 


| Mill. M. — Erzelektro G. m. b. H., Saalfeld. Gegenstand: Herstellung 
und Vertrieb von Erzeugnissen für die Elektrotechnik. Stammkapital: 
9,15 Mill. M. i i 


Betriebsergebnisse. — Allgemeine Elektricitäts-Gesell- 
schaft, Berlin. 1921/22. Bruttogeschäftsgewinn : 743 110 979 M (247 913 402 
i. V.); Geschäftsunkosten : 59 398 191 M (30 922 9921. V.); Steuern der Haupt- 
verwaltung: 51 666 341 M; Obligationszinsen: 8 862 835 M; Zuwendungen, 
Stiftungen, Siedlungsaufwendungen: 55 598 420 M; Werkerhaltung: 400 
Mill. M (100 i. V.); Abschreibungen: 2 480 353 M (2 023 448 i. V.); Rein- 
gewinn mit Vortrag (1 505 874 M): 166 610 714 M (82 388 686 i. V.); Divi- 
dende: 25% auf 350 Mill. M Stammaktien (169% i. V.), 105/,% auf 250 Mill. M 
Vorzugsaktien B (74, i. V.); Vortrag: 3220 089 M. — Rheinisch- West- 
fällisches Elektrizitätswerk A. G., Essen. 1921/22. Elektrizitäts- 
lieferung : 960,9 Mill. kWh (748,946 i. V.); Gasfernversorgung : 81,467 Mill m3 
(72,521 i. V.); Betriebegewinn und Zinsen nebst 3705 M Vortrag: 393624746 M 
(100 674 824 i. V.); Verwaltungskosten, Verschiedenes und Sollzinsen : 
34 421 028 M (23304 963 i. V.); Abschreibungen : 326 535 000 M (64 590 000 
i. V.); Dividende: 20% (10% i. V.) bei 550 Mill. M Aktienkapital (150 i. V.); 
Vortrag: 1847 M. 


Baumarkt. — Halle a.S. Vom Provinziallandtag der Provinz Sach- 
sen ist dem Elektrizitätswerk Sachsen-Anhalt die Aufnahme einer Anleihe 
von 400 Mill.M für den Ausbau seiner Werke genehmigt worden. Die Provinz 
übernimmt die Bürgschaft dafür und wird sich mit weiteren 100 Mill. M 
an dem genannten Unternehmen beteiligen. — Karlsruhe. Die Badische 
Landeselektrizitätsversorgung (Badenwerk) A. G. hat das Kraftwerk an 
der Raumünzach vor kurzem in Betrieb genommen. Es liefert durchschnitt- 
lich im Jahre 3,9 Mill. kWh und soll den für den Bau der Schwarzenbach- 
talsperre erforderlichen Strom sichern. — Neumünster. Die städtischen 
Kollegien haben die Aufnahme einer Anleihe von 40 Mill. M für die Er- 


_ weiterung des Kraftwerkes genehmigt. — Sondershausen. Im Kreisrat 
' wurde beschlossen, die noch ausstehenden Arbeiten für die Versorgung der 


Gemeinden des früheren Kreises der Unterherrschaft Schwarzburg-Sonders- 


‚ hausen mit Elektrizität vorläufig der hohen Kosten wegen nicht weiter- 


zuführen. Ein Ausschuß wird die Erhaltungsarbeiten überwachen. — Sulz 
(Württemberg). Das Elektrizitätswerk soll umgebaut werden. — Trier. 
Zwecks Erweiterung des Elektrizitätswerkes und der Überlandversorgung 


haben die Stadtverordneten beschlossen, eine Anleihe von insgesamt 265 


Mill. M aufzunehmen. — Vegesack (Bremen). Die Einführung elektrischer 
Beleuchtung ist in Angriff genommen worden. 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im November: 


in 


1416,45! 1476,30! 1715,70. 1496,25! 1162,08! 1097,25 


Christiania (Kr) 


Helsingfors (finn. M) | 184,53 192,51j 237,40! 219,45: 171,57) 170,57 
Holland (Gld) 2992,50, 2892,75, 3551,10, 3291,75, 2493,75| 2359,00 
Italien (L) 329,17! 324,18: 38403" 344,13) 269,23. 252 36 


Kopenhagen (Kr) ; 
London (£). ... 
New York ($) 


1536,17) 1615,95. 1825,42 1655,85, 1286,77| 1197,00 
34164,35 34912 50 40398,75 37406,25 28.428,75 27181,87 
7655,80, 7780,50; 9127,12 3428.37: 6408,93; 6009,93 


Österreich (K) . ` 010 onl 01m 012 009 0,08 
Paris (Fr) .. 49625| 45805 55361 55860, 438.0) 413.06 
Prag (K&). .... 23241) 237,0) 296,25! 274,31, 206,48, 193.01 
Schweden (Kr) . . | 2044.87) 213465] 243888, 2204.47, 1715,70, 1596,00 


Schweiz (Fr) . . , 


1675,80! 1551,11, 1182,03 1102.23 
Spanien (Pos). . . 


1403.98" 1336,52 ' 
1381 53; 1256,85) . 980,04, 917,70 


1139,64, 1122,18 


Von der Börse. — (1. XI. bis 7. XI 1922.) Während die Reparations- 
kommission und ausländische wie deutsche Sachverständige in Berlin be- 
müht waren, mit der Reichsregierung Voraussetzungen und Wege für eine 
Stabilisierung der Mark festzustellen, konnte die Effektenbörse bisher noch 
nicht dagewesene Kurssteigerungen notieren, die zunächst besonders den 
Werten der Schwerindustrie zugute kamen und, von der rapide fortschrei- 
tenden Entwertung der deutschen Valuta abgesehen, z. T. durch Nach- 
richten über weitere Konzentrationspläne auf diesem Gebiet veranlaßt 
worden sind. Auch das Ausland trat lobhaft als Erwerber auf. Im weiteren 
Verlauf der wieder nur drei Börsentage umfassenden Berichtszeit machte 
sich dann aber als Folge der vorläufig keineswegs den Erwartungen ent- 
sprechenden Mitteilungen über den Gang der Wiederherstellungsverhand- 


& 


lungen, des sehr unbefriedigenden Reichsbankausweises und von Befürch 
tungen, die sich auf das Resultat der Landtagswahlen in Sachsen und au 
Putschgerüchte -(9. XI.) gründeten, merkbare Zurückhaltung geltend, in 
dessen der Dollar seinen die Valutapapiere mitrei Benden Anstieg bis über 
6800 M fortsetzte. Die gekennzeichnete Flucht aus der Mark hat, wie aus der 
Übersicht hervorgeht, auch zu neuen, erheblichen Verbesserungen in der 
Bewertung von Elektroaktien geführt, so bei der Accumul.-Fabr. um 
2400%, bei der AEG, deren günstiger Jahresabschluß nunmehr vorliegt, 
um 1450%, beim Sachsenwerk, das immer noch mit der Phönix A. G. über 
eine Interessengemeinschaft verhandeln soll, um 13759, bei Schorch & Cie., 
Rheydt, um 1150%. Auch Hartmann & Braun, Frankfurt a. M. gewannen 
1400%,. ` 


© 
| 273 
Gesellschaften 23 Höchster| 6. XI. 
SE 
A 
Accumul.-Fabr., Berlin .| 25 4600 | 4600 9800 7000 
A. E. G., Berlin. ....... 16 3050 | 3050 4750 4500 
po © o Vo A c aa 3 140 140 ; 170 170 
. „  Vorz.-B.....|I 725| — 500 500 = 
Bergmann, Berlin ....... 20 2550 |2550 3200 2750 
Continent. Ges. Nürnberg ...| 0 — — _ Sr 
a RI A Vorz.-A. 8 1400 | 1400 1500 1500 
Drahtloser Übersee-Verkehr . .| 12 |1060 |1060 | 2015 | 2015 
= 5 „ neue A.| — 950 ' 950 | 1700 1700 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. .| 5 2400 | 2400 4500 3600 
„ Niederl. m RE — 13400 | 3400 4500 — 
„  Südam. R w a a 6 2350 |2350 4000 8150 
„  Kabelwerke, Berlin . . .] 20 1355 | 1355 2010 1800 
Elektra, Dresden .......| 19 550 | 550 800 800 
El. Licht u. Kraft, Berlin . .| 15 2000 | 2000 4000 3100 
£ T TEE München .| 15 749 | 749 900 900 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 1600 | 1600 1800 1800 
E. W. Liegnitz ........] 10 501 5O01 700 700 
E. W. Schlesien ....... 12 700 | 700 1000 1000 
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25. |5000 |5000 5900 5400 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 1925 |1925 3400 2700 
Hackethal, Hannover . . .. .| 20 1150 |1150 1700 1700 
Hamburgische E. W. ..... 10 500 | 500 500 — 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 |2400 |2350 2900 : 2900 
Kraftübertrag., Rheinfelden. . .| 0 — 13000 3000 — 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 1000 | 1000 2400 1450 
C. Lorenz, Berlin ....... 35 2000 | 2000 2125 2125 
Dr. Paul Meyer, Berlin . . . .| 15 650 | 650 1200 1200 
Mix & Genest, Berlin .... . 16 1250 | 1250 2100 2100. 
Neckarwerke, EBlingen =. 1.10 500 | 500 1200 1200 
Niederschles. Elektr. u. Straßenb.. | 12 E — — _ 
Oberbayer. Überlandz., München. | 9 600 | 600 850 850 
H. Pöge, Chemnitz ...... 12 890 | 890 1505 | 1505 
AR > Vorz.-A. .. 7 101,50; 101,50 117° 117 
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 800 | 800 1510 1510 
RER „ Vorz.-A| — 102 | 100 102 102 
M. Schorch &*Cie., Rheydt . .| 10 1250 ; 1250 2400 | 2400 
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 20 1600 | 1600 2975 2975 
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 |5600 | 5600 6500 6100 
„Siemens“ El. Betr., Berlin 0 234 | 284 324,50 — 
Siemens & Halske, Berlin 2 10500 9000 10500 | 10000 
Stettiner E. W.. ....... 15 =a — — — 
Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 |1150 |1150 2500 | 1810 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin. | 35 LHO |140 2200 | 2000 
'oigt & Haeffner. . . . 20 |1500 | 1500 | 2060 | 2060 
= Vorz.-A. 20 900 900 | 1600 1600 
Hartmann & Braun . . | Frank-| 25 1800 | 1800 | 3200 3200 
Emag. Elektr.-A. G. .?} furt | 22 900 900 | 1780 1700 
Main Kraftwerke, Höchst | a. M. 
Heddernh. Kupferw. u. 10 525 525 800 740 
Südd. Kabelwerke. . 20 1550 1550 | 2200 — 
WARENMARKT. 


Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigterFabri- 
kanten isolierter Leitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat ab 9. XI. die Teue- 
rungszuschläge auf Preisliste Nr. 12 für NGA, NGAB, NGAF, NGAT, 
NGAZ von 1 bis 2,5 mm? und für NFA schwarz imprägniert auf 700%, für 
die zuerst genannten 5 Typen von 4 bis 10 mm? auf 550°, und für dieselben 
Typen von 16 mm? und mehr auf 450%, für NPL, NPLR, NPLS, NSA und 
NFA mit Glanzgarnbeflechtung auf 750%, für die Typen der Pos. 5a, 6 und 
9 bis 20 der genannten Liste auf 750%, für Gummischlauchleitungen LHZ, 
LHZG, VHZ und SHZ auf 900°, erhöht. 

Isolierrohre. — Die Verkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fabri- 


kanten G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 9. XI. die zu den Preisen 


der Liste vom 8. IX. hinzuzurechnenden Aufschläge für Bleirohr, lackierte, 
farbige Galvano- und Gelblackrohre nebst Zubehör und schwarzes 
Papierrohr auf. 13 000%, für Messingrohr mit Zubehör auf 17 000%, und 
für Stahlpanzerrohr und Zubehör auf 20 000%, gesteigert. 


1400 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heft 46. 


16. November 1922, 


Kohle. — Die Reichslohnkonferenz des Bergarbeiter- und des Metall- 
arbeiterverbandes in Bochum hat die Schiedssprüche für den Kohlen- 
und Erzbergbau ung die auf dieser Grundlage vorläufig gemachten Ab- 
schlüsse abgelehnt, ebenso die Einführung einer Kollektivprämie für 
Mehrförderung in ded Kohlengebieten und neue Lohnforderungen erhoben. 
— Die preußische Bergwerksdirektion in Hindenburg hat u. a. folgende 
ab 1. XI. geltenden Tagespreise des staatlichen Steinkohlenbergwerks 
Königin Luise- Grube bekanntgegeben: Flammstückkohlen 9308 M , Gas- 
stückkohlen 9311 M, gewaschene Flammnußkohlen Ia 9408 M, Gasnuß- 
kohlen 9311 M/t einschl. aller Steuern. 

Eisen. — Infolge der schon erwähnten Steigerung der Höchst preise von 
Roheisenabl. XI. betrugen diese bis 7. XI. für Hämatit 83 994 M, GieBerei- 
roheisen 173 662 M, dsgl. ILI 73 592 M, desgl. luxemburger Qualität 68 730 M, 
Siegerländer Stahleisen 75 320 M, kupferarmes Stahleisen 83 326 M, Spiegel- 
eisen (8 bis 10%, Mn) 77 356 M, Temperroheisen 80 170 M, Ferromangan 
(80%) 228 539 M, dsgl. (50°,) 182 361 M (beide Preise auf einem Kurs von 
20 000 M/£ basierend), Ferrosilizium (10%) 95000 M/t bei den bekannten 
Frachtgrundlagen. Auf Grund der Kursklausel sind diese Höchstpreise für 
das zweite Monatsviertel des November bei Hämatit auf 95243 M, 
Gießereiroheisen I auf 79 342 M, dsgl. III auf 79 272 M, dsgl. luxemburger 
Qualität auf 74 562 M, kupferarmem Stahleisen auf 94 575 M, Temperroh- 
eisen auf 91419 M, Ferrosilizium (10%) auf 106 249 M/t erhöht worden, 
während die übrigen Sätze keine Änderung erfahren haben. — Seit 8. XI. 
stellen sich die Richtpreise (Werkgrundpreise) für. Walzeisen in Thomas- 
handelsgüte mit bekannten Frachtgrundlagen wiefolgt : Rohblöcke 112 800 M, 
Vorblöcke 124 500 M, Knüppel 129 700 M, Platinen 133 500 M, Formeisen 
152100 M, Stabeisen 154000 M, Universaleisen 167 300 M, Bandeisen 
178 690 M, Walzdraht 165 300 M, Grobbleche (5 mm und darüber) 173 000 M, 
Mittelbleche (3 bis unter 5mm) 196 000 M, Feinbleche (l bis unter 3 mm) 
215100 M, dsgl. (unter | mm) 228800 M/t. Die Mehrpreise für S.-M.- 
Handelsgüte sind unverändert geblieben. 

Gußwaren.— Der Verband deutscher Eisengießereien (GieBereiverband) 
hat die Gußwarenpreise für die Zeit vom 8. bis 15. XI. um weitere 89%, erhöht. 

Sehrott. — Am 8. XI. wurden für Kernschrott 80 000 M, für Späne 
75000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch W 000 M/t 
frei Berlin notiert. 

Bleifabrikate. — Die rheinisch-westfälische Bleihändlervereinigung 
hat ihre Lagerpreise um 30 000 M auf 120 000 M/100 kg erhöht. 

Edelmetalle. — Der Berliner Markt notierte am 8. XI. Gold mit 
6000 bis 6100 M/g und Silber mit 225 bis 230 M/g. Der Ankaufspreis von 
Gold für das Reich beträgt z. Z. 20 000 M/Zwanzigmarkstück. 

Baumwolle. — New York notierte am 9. XI. 26,30 cts/lb und 
Bremen 5284 M/kg. 

Seide. — Am Mailänder Seidenmarkt lagen die Preise bei lebhafter 
Nachfrage sehr fest. Man zahlte für Grège exquis 13/22 445 Lire und für 
dsgl. classique 13/22 425 Lire/kg. 

Schellack. — N. T.-Orange wurde in den letzten Tagen mit 14 000 M 


je en 
araffin. — Weißes Tafelparaffin wurde in Hamburg, unverzollt, zu 
450 bis 525 M/kg gehandelt. 

Teer und Teererzeugnisse. — Destillierter und präparierter 
Steinkohlenteer wurde zu 4800 bis 5000 M/100 kg netto in Kesselwagen 
en ‚Präparierter Braunkohlenteer war zu 2900 M/100 kg netto zu 

aben. Steinkohlenteerhartpech,, springhart und hochglänzend, kostet 
5700 bis 5800 M/100 kg netto, lose verladen, ab Werkstation. Stein kohlen- 
toerweichpech wurde mit 4900 M/100 kg brutto für netto,in Holzfässern 
ab mitteldeutscher Versandstation gehandelt. 

Benzol. — Der Benzolverband in Bochum hat die Kleinverkaufspreise 
ab’6. XI. weiter wie folgt erhöht: Tetralitbenzol 410 M, Motorenbenzol 
454 M, Lösungsbenzol Il 345 M, Schwerbenzol 215 M/kg ab Haupt- 
verkaufsstelle. | 

Schwefelsäure. — Für 100 kg Schwefelsäure 60° Be ist der Erzeuger- 
preis ab 1. XI. auf 1563 M und der Verbraucherpreis auf 2063 M festgesetzt 
worden. 

‘ Öle und Fette. — Der amerikanische Mineralölmarkt ist weiterhin 
fest, so daß mit einem Anzichen der Preise in Kürze zu rechnen ist. Die Zölle 
betragen z. Z. für Mineralöle 10 260 M, für Fette 11 593,80 M und für ver- 
fettete Öle 12312 M/100 kg. Die Zufuhren waren gering. Im einzelnen 
wurden etwa folgende Preise gezahlt: Heißdampfzylinder öl, Flp. 
280/300°, 5 bis 9 $; Sattdampfzylinderöl, Flp. 230/270°, 4 bis 5,50 $; 

nnsylvanische Maschinenölraffinate, Visk. 3 bis 10 bei 50°, Flp. über 
200°, 5 bis 9,50 $; dagl. amerikanische, Visk. 3 bis 10 bei 50°, Flp. unter 200°, 
5 bis 8 $; Maschinenöldestillate, Visk. 4 bis 8, 4,50 bis 6 $;Spindelöl- 
raffinate, Visk. 2 bis 7 bei 20°, 4 bis 5S:russisches Maschinenäl 7,25 $; 
hellgelbes Maschinenfett, unbeschwertes Material, Tropfp. 75/909, 7,50 bis 
9 $/100 kg Reingewicht, lose und unverzollt. — Paraffinöl für Diesel - 
motoren kostet etwa 4600 M netto ohne Faß, Steinkohlenteertreiböl 
bedingt einen Preis von etwa 4400 M/100 kg netto ohne Faß. — Leinöl wird 
aus Holland zu 44,85 Gld/100 kg angeboten ; der Hamburger Markt verlangte 
für reine Ware 1500 M/kg. — Der amerikanische Markt für Terpentinöl 
ist unverändert fest;in New York wurden am 9. XI. 162 cts/Gallone notiert. 
Am Hamburder Markt forderte man für amerikanische Ware 4300 M und für 
französische 4350 M/kg. — Rizinusöl 1. Pressung kostet 1922 M und Ware 
ə Pressung 1875 M;kg. 
2. Altmetalle. — Am 8. XI. wurden am Berliner Markt folgende Preise 
Bezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich 2300 bis 2400 M, unver- 
zinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 2200 bis 2300 M, Maschinenrotguß, han- 
delsüblich und tiegelrecht, 1800 bis 1900 M, Messingzünder, pulver- und eisen- 
frei, 1500 bis 1600 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 2100 bis 


2200 M, reine, weiche Messingblechabfälle 1850 tis 1950 M, Schwermessing, 
handelsüblich, 1450 bis 1550 M, Messingschraubenspäne, handelsüblich, 
1400 bis 1450 M, altes Weichblei 950 bis 960 M, Zinkzünderlegierungen 1350 
bis 1400 M, Altzink, handelsüblich, 1250 bis 1300 M, Reinaluminiumblıch: 
abfälle (98/99°,5) 2700 bis 2800 M/kg in geschlossenen Quantitäten und 
Wagenladungen. 

Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Komnfssion des Berliner Metallbörsen- 
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte 
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg: 


Metall | 10. X | ax | ex 
Elektrolytkupfer (wire vum | 
prompt, cif Hamburg, Bremen 
oder Rotterdam . . .. ... | 2113,04 2758,88 1968,83 
Originalhüttenrohzink 
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom.| 1375,25 1464,05 | 1056,99 
Raffinadekupfer 99/99,3°%% . | 2000—2100 | 2500—2600 | 1775—1525 
Originalhütten weich blei 850—900 | 1075—1125 | 770—730 
Originalhüttenrohzink, Preis im 
œ freien Verkehr ....... 1500—2000 — — 
Plattenzink (remelted) von 
~ handelsüblicher Beschaffenheit] 1600 — 100 = 1050—1159 
Originalhüttenalu minium 
98/99% in Blöcken, Walz- oder > 
Drahtbarren . 2.2.2.2... 2963 3936 2495 
dgl. in Walz- oder Drahtbarren 
JGO e Ben. Bee a a 2937 3560 2519 
Zinn, Banka, Straits, Austral. in 
Verkäuferswahl . . ..... 6300—6400 | 7625—7675 | 5350 - 5450 
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 6200—6300 | 7550—7575 | 5300-540 
Reinnickel 98/99% ...:.. 4300—4400 | 5100—5200 | 3800 — 380 
Antimon -Regulus ...... 800—850 975—1000 | 700—720 
Silber in Barren rd 900 fcin für 
l kg fein 155 000 bis | 220000 bis | 142000 bis 
a ea 165 000 230000 143 000 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining 


Journal" am 
3. XI. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: I 


s d £ s&s d 
*Kupfer: best selected... 2.2.0... 6&6 0 Obis 7 0 0 
E g electrolytic .. sasas.’ 00, 70 10 9 
~ wire bars . 2.2 220000. 7 10 0. 0-7 
* standard Kasse. . . . . .. 2? 126, 6215 0 
T 2 j 3 Monate ..... 00, 6&8 R2 6 
Zinn standard Kasse . . . saos 183 15 0,183 17 6 
i > 3 Monate. . . 2 2... HH 50,18 7 0 
s» ZBERAMB a ee 5 00,195 10 0 
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei .. 26 00, 24 15 0 
„ gew. engl. Blockblei ....... 29 0 O, =~- -— 
Zink: gew. Sorten ... sasssa’ 37 10 0 35 10 vo 
en remelted . . ». 2» 2:00.00. 34 5 0. - -7 
x engl. Swansea .. 2.20... 37 10 O  hefərbar Swansea 
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten. . 27 £/29 f 10s. 
Aluminium: 98 bis 99%, . ..a. a 92 £ 10 s Inland, 95 £ Ausland. 
Nickel: 98 bis 99°% garantiert . .... 137 £ 10 s (In- und Ausland) 
Wismut: jelb. . 2.2.2. 220000. 10 s. 
Platin: nominal je Unze. ....... 21 £. 


Quecksilber: nom. für die 75 lbs.-Flasche 12 £ /12 £5 s. 
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 1286 d/13 s. 


In NowYork notierten am 10. XI. 1922: Elektrolytkupfer loco 13,61; 
Eisen 29,00; Blei 7,12; Zink 7,25; Zinn 37,50 cts/lb. 


+ Netto. 


Bezugsquellenverzeichnis. 
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nicht 
' berücksichtigt erden i 

Frage 55: Wer fabriziert Dynamos für Beleuchtung Vvo8 
Motorrädern’? l 

Frage 56: Wer liefert Stecker, Kupplungen bzw. alle Teile 
zum Anschluß von Koch- und Heizapparaten nach den neuesten 
Normalien? 

Frase57: Wer ist der Fabrikant des Mondlichtknopfschalters?’ 


Berichtigung. 


In Heft 37 muß es in dem Beitrag „Die innere Temperatur von 
Bahnmotoren als Maß ihrer Leistung“ auf S. 1167, rechte Spalte 
unterhalb der Zahlentafel 1 heißen: 

0,002 W/cm? anstatt. 0,084 W/cm’. 


Abschluß des Heftes: 11. November 1922. 
en Gau en ten an 9 Pa ar a a a ee 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin, 


16. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 46. 1400 a 


Teuerungszuschläge (Multiplikatoren) 


der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen eleHktrotechnischen Industrie. 


Nur für das Inland Gültig vom 9. XI. bis 
und erhöhte Grundpreise. auf weiteres. 


Festsetzung Nr. 73 (grün). 


Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind. 


Festsetzung Nr. 73A (gelb). 
A. 


Bereehnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag (Multiplikator). Der Lieferung ist die 
Anzeige der Versandbereitschaft gleichzuachten. Ä Ä 
Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft. 


i B. 
Abweichend hiervon gelten für 
Maschinen über 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Zubehör, Transformatoren über 100 kVA, Apparate für 
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, Vollbahn-Triebwagen, 
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen: 

Bereehnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag (Multiplikator), der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge 
(Multiplikatoren) — vom Tage der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate an bis zum Tage der Ver- 
sandbereitschaft — geteilt durch die Anzahl dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am Tage 
der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge (Multiplikatoren) zählen mit. 

Zahlung. Mindestens 500/, des Bestellwertes am Bestelltage. Diese 50°/, sind aufzufüllen nach Ablauf 


von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 600/, } des sich jeweils nach 
> Ma 5 u . „ 700%, ? der Berechnung unter 
n 3J; m "n n n 750/, B ergebenden Preises. 
Rest bei Versandbereitschaft. 
C. 


Telegraphie und Fernsprechwesen berechnen nach Formel A. Zahlungen nach besonderen Bedingungen. 
Anmerkung: Bei Überschreitung der vereinbarten Zahlungstermine werden Verzugszinsen in Höhe des jeweiligen 
Lombardzinsfußes der Reichsbank zuzüglich Bankprovision berechnet. 
Die Teuerungszuschiäge (Multiplikatoren) yind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen. 


(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden, 
bezüglich der Teuerungszuschläge (Multiplikatoren) ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.) 


Teue- 


E- rungs- | Š 5 
Gegenstand 33 Qegenstand zuschlag E 
= = 
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- "II 18. Kondensationsarlagen und Wärmeaustauschapparate 
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- | allem. oA 2 2 a, u er e... e. o o | 56900 | 570 
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. 
1. über 0.2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA en Zubehör zu Maschinen. 
bei Generatoren... . .. . een: brén 40 || 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100k VA re für Einphasenmotoren, Amid Webstuhl-, Sterndreieck. 
bei Generatoren. . . . . es.. pee Umdr. | ^4900 | 550 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(aussch]. Selbstanlasser 
3. über 100kW bzw. über 100kVA bei Gene- $.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete)| 53 900 | 540 
Taloren. . 2.22 0er ne l 56 900 | 570 || 15. Schützensteuerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- 
Sonderausführungen. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . . . . . .] 53900 | 540 steuerung, Bremsmagnete . . 2.2 2200000. 65 900 | 560 
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . ... . 40900 | 410 || 16. Gleitschienen, Verankerungen. . . . 2.2.0... . «| 51900 | 520 
bs. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . .| 51900 | 520 
stung von 4 kVA bis 35kVA, Widerstandsstumpfsch weiß- 
ae mit einer Dauerleistungvon4kVA bis 120k VA Bahnmaterial. | 
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA | 17. Bahnmotoren u. f bis 150 kW Stundenleistung . .| 47900 | 480 
Dawerleistung. . . - .:. 200er ne 34 900 | 350 elektr. Bremsen Gabe 150 kW a . «| 53900 | 540 
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entetäubungs- 17a. Bahntransformatoren . . . s. 0 ve m nern 54900 | 550 
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . .| 53900 | 540 || 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 
1. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . 2.2... 341 900 | 850 Aggregate) . .... ER EEE a 53 990 | 540 
8 Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 170. Hilfsmotoren . . 2 2 0 0 0 0 0 0er rn 53900 | 540' 
Motortragen, Motorwagen . . 2.2.22 2000... 53 900 | 540 || 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr. 
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son- 
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführungen von Schaltapparaten und Installations- 
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, materialien für Bahnfahrzeuge . . . . 2. 2 2 2 2.2. 47900 | 480 
medizinisch Apparate usw., ferner Kommutator- 18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände .| 47 900 480 
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn- 
bezogen auf 1000 Umdr. un. Vertikalmotoren bis 20 kW, triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An- 
bezogen auf 1000 Umdr. .. .. . oeeo o o e o .] 53900 | 540 hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner 
Dampfturbinen. | vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo- 
10. Turbosätze, bestehend aus tiven für Bergbau und Industrie. . . 2 2 2 a.a.’ 47 900 | 480 
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- | 
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen 51900 | 520 Lokomotiven u. Vollbehn-Triebwagen, einschl. Montage| 52900 | 530 
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie .| 52900 | 530 
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- zer 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge . ...... 37 900 | 380 
BDIAGEN: c-c u ne race Bee ee 510 
11. Turbogeneratoren allein . 2 a oe er rn 49900 | 500 || Transformatoren!) und Gleichrichter. 
12. Dempfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA . .| 52900 | 530 
und Turbogebläse allein... . o. 22220000 46 900 | 470 || 22a. „ „ i * = über 100 kVA . .| 54900 | 550 


») Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumforiner und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung. 


bezahlt werden! Zahlkarte lag dem’Heft 45 vor Anzeigenseite XV bei. 


s ww 


m _ 


ME m m 


1400 b. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 


, Teue- |2. 
’ rung- |F: 
Gegenstand Gegenstand schlag EE 


%, 


16. November 1922. 


23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . . .| 23900 | 540 62. Zählertafeln, armiert . . 2 2 2 222 een 33 900 | 34 
23a. Ersatz-Glaskörper . . . ees sss couo >. . | 11900 | 120 || 53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in 
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, "einschl. Zubehör . . . .| 56900 | 570 E E eg -Abzweigdosen, -Scheiben und a 
-Klemmen u. KERREERLENIERTE 
s Schaltapparate und Material für Schaltanlagen, 54. Tstalletionmarl in Gußgehäuse und guBeisernes 
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, Instellationsmateril . . 2 222000 een en. 43900 | H 
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 55a. Metallfassungen . . . . 2 20 2 er eeenn. 40 900 | 419 
Gußgehäuse s ais 2.0 8 na wa Een 50 900 | 510 || 55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder 
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht u. dgl. „222.0. u ur 40 900 | #10 
in Eisen- oder Gußgehäuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter] 56900 | 570 || 56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- 
27. KNiederspannungs-Streifen- und Röhren- Sicherungen für zellan und Isolierstoff . DES LH Er LE Er EEE e e e| 40900 | 40 
Schalttalelbau =. 0 e a e i ae koe erie an 54900 1 550 II 60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei- 
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . .| 46 900 | 470 teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . . . . e . .| 40900 | 410 
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. = en 
Streckenschalter, soweit nicht für Öl... .. . . .| 56900 | 570 
29. Hochspannungs- Sicherungen, armierte Stützen und ar-| _ Glühlampen. 
mierte Wanddurchführungen . .... . e. | 56 9)0 570 || 68a. Glühlampen jeder Art, einschl. Heizlampen, ausschl. Tele-|} 700 auf di g 
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs- Sicherungen . . | 46990 | 470 phonlampen, für Normalspannungen (20 V und darüber); Listen- 
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . .. 2 2 22.2. . . | 56900 | 570 || 68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V )| (preise vom 
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . . . .| 53900 | 540 sowie Telephonlampen. ....... a 5% 31. VII. 
2. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate .. ... . 56 300 | 570 Telegravhie d F h 
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und BTA PTIC un SI SDLESIWSRON. 
Erdungsdrosselspulen) . . 2 2 ee o e v o a o o o | 56990 | 570 69a. 1. Läutewerke (Wecker), Anzeige- Vorrichtungen (Ta 
34. Schutzdrosselspulen . . . 22 2 220220200. 54900 | 559 bleaus), Aus- und Umschalter sowie Holzdrücker .| 21900 | 2 
35. Erdungsdrosselspulen . onoonoae . .| 54900 | 55 2. Tür- und Fensterkontakte sowie Metallkontakte 27 900 | Zu 
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . .| 56900 | 570 || 69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein- 
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen fache Induktor-Apparate , . ... 22220000. 41900 | 4 
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- 
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . . . .. | 4190 | 4M 
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 693d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . |. .| 43900 | 4 
leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . .| 41909 | 4 
Tagespreisen mit Kupferklausel) .. 2..2.. >. .| 56900 | 570 69f. Apparate für Telegraphie . . . 22 2... e. > | 41900 | ev 
38. Sehaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . ..... 57900 | 580 || 698. Kondensatoren für Fernsprechzwecke, . ...... 7900 | ~ 
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . .| 57900 | 580 || 70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . nn Paraband . t n 
MeßBapparate und Zubehör. 71. Stöpselschnüre (Privattypen) m. Glanzgarngespinst.. e| 17900 | I8 
Jla. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 12. Apparatschnüre (Privattypen) ....... e. e | 13900 | It 
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser 
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- Bogenlempen und Zubehör, 
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch* 
lations- und Leitungsprüfer Des nnd ae A un 39900 | 400 tungszwecke Be har N ae A re ee sa 35 900 | Ir: 
41h. Sonstige zeigende und schreibende Me Binstrumente, cin- 24. Bogenlampen für technische Zwecke ee Er 35 900 | u 
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- (9. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- 
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente olıne Spiegel- = und Handelsschiffe) ae Er re en) ID 
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe 6. Widerstände DR Er ‘’ Ba en ae u ee a a 42 990 | 45 
raturmeßgcräte, Schiebewiderstände , . . . . à 39900 | 490 11. Aufhängevorrichtungen . 2 2 2 2.200.000 e| 34990 | 3. 
4lc. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . 2... 33900 | 400 18. Leitungskupplungen . . . 2.2... Ber Se e.. e o| 35900 | 3t: 
a. Zähler. rn er 34900 | 350 || 79. Transformatoren und Drosselspulen . . 2 2 2 o o o o 52900 | 3 
43. MeßBwandler und Zubehör 2. 2... e. . | L900 | 5:0 || Gummifreie Isolierstoffe. 
Installationsmaterial. - 80. Normalplatten ooe ll 3 25900 l ar 
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . . . 2... 41 900 | 420 S1. Zählertafeln, unarmiert . .. 2.2... e e e| 33990 | 3 
dba. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung ee 44900 | +r' 
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. HI (Klein-, 2b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung e| IR | 
Normal- u. Groß-Elison-Gew.) . N REN 34990 1250 || 83- Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- 
Abb. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und vi EE E TE 40990 | +10 inierte Anschlußklemmen usw.). . 2.2.2... «e e | 44900 I Kr! 
db. Einteilige Siche -rungsstöpsel und Kontaktschrauben . .| 24900 | 250 || 84. Sonstige Pre Bteile ohne Mitlieferung von Metall 
dba Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit a) mit einem Stückgewicht bis W "SE f 41900 |4 
Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. . 2. 2 2 2 2.0. 46 990 | 470 b) » » ID über U g.e o | 33900 | 3 
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Bing- ac est 
bolzen-Sicherungssystem (Biemens) . . .. . $ 33900 | 3% Heiz- und Kochapparate. a 
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 25 900 | 26V 5 iz- Koe Vereinigusa 
49. Sicherungselemente (Einze Isicherungen) und Patronen Zen en d Fabr elent 
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens). . . 25990 | 260 || Verschiedenes apparate E.V 
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zig. Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand- 


bekanntgegeben werden. Ab 9. XI. 1922 
gaben der Ausgabe 20f. 


gelten die ån- 
Diese Tabellen, die wir wegen 


Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhande!-- 


stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung de'r 
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehen:! 
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. 


staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech- 
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- 
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen 


Druck von H. 8. Herinann & Co., Berlin SW 19, Beutbstr. 8. 


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ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Inhalt: Entwicklung, Stand und Aufgaben 
der elektr. Beleuchtung. Von H. Lux. 1401. 

Das Wasserkraft-Elekirizitätswerk des nor- 
wegischen Staates am Glomfjord. Von Gg. 


Versagen der Untergrundbahnen, 


sierung der Illinois-Central-Bahn 
spanntem Gleichstrom, 

v. Troeltsch. (Schluß.) 1405. 
Drehstromanlagen. Messung der Isolationswider- | land Railway in England. 
stände von Hochspannungsanlagen während des 
Betriebes. Von E. Marx. 1409. 


_ Aus der englischen Eiektrizitätswirtschaft. | JeF Funken der Marximalepannung. 
Ein neues Elektrizitätsgesetz. Von Siegel. 1410. Wechselstromkurven 


- Die zweckmäßigste Anordnung von Ver- 
tellungsleitungen In Industriellen Anlagen, Von 


er : 8 llungen. 
K. Perlewitz. 1411. WERT a eh en 


Verschiedenes. 1415. Selbsttransfor- 

Rundschau, Elektromaschinenbau. mierender Starkstromwecker, System Kerbaker. 
1413. Gesichtspunkte bei der Aufsteilung großer — AGÖ-Ausschuß für die Gebührenordnung. 

Drehstrommaschinen. Die neuen Sätze der Gebührenordnung für Zeugen 

Verkehr und Transport. 1413. Neue und Sachverständige. — Durch Elektrizität 1920 

Türanordnung in Straßenbahnwagen. — Strom- in den V.S. Amerika verursachte Brandschäden. 

abnehmer für Gleisarbeiten. — Vollständiges Industrie und Handel. 1416. Deutsch- 


HEFT 47 (1401—1424) 


Ni Al I IM: HI 


DIENEN 


und Straßenbahnen in Brooklyn. — Die Elektri- 


Fernmeldetechnik. 1414. Über 
Bestimmung der Lage des Erdpotentials in telegraphie. — Das Zugkontrollsystem der Mid- 


Physik und theoretische 
trotechnik, 1415. Die zersetzende Wirkung 
— Ein neues 
Aufnahme 


Jahresversammlungen, 


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BERLIN, DEN 23. NOVEMBER 1922 


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land. — Der deutsche Außenhandel mit elektro- 

techn, Erzeugnissen im September 1922. 
Vereinsnachrichten. EV. 1419, Einladung zur 

Sitzung am 28. XI. 1922. — Vortragsreihe für 


Hörer mit Fachschulbildung. —  S$itzungsbericht 
vom 24. X. 1922. 
VDE, 1420. Prüfstelle. 3 


Sitzungskalender. 1420, J 

Persönliches. 1421. Nobelpreis für Physik. — 
Nobelpreis für Chemie. — Auszeichnungen, — 
Hochschulnachrichten: j 

Briefe an die Schriftieitung. 1421. Mittel- 
deutschlands 100000 V-Netz, Von Allgemeine 
Elektricitätsgesellschaft. 

Literatur. Besprechungen. 1421. F. 


Weinhold—L. Weinhold, Physikalische 
Demonstrationen. 
Eingänge. 1422, 
Geschäftliche Mittellungen. 1422. 
Warenmarkt, 1423. 
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Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Sehriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 23. November 1922. 


Heft 47. 


Entwicklung, Stand und Aufgaben der elektrischen Beleuchtung. 


Von Dr. H. Lux, Beratender Ingenieur, V. B. I. 


Übersicht. Es wird im ersten Teile eine Darstellung der geschicht- 
lichen Entwicklung der elektrischen Lichtquellen von dem Davy’schen 
Lichtbogen bis zur Bogenlampe mit eingeschlossenem Flammenbogen 
und den Dampflampen, ferner von der Kohlenfadenglühlampe bis zur 
Gasfüllungslampe mit Metalldraht gegeben. Die wichtigsten Luminescenz- 
lampen werden besprochen. Bei der Behandlung ist besonderer Nach- 
druck auf die rein physikalischen Erscheinungen gelegt, um durch diese 
ein Urteil darüber zu gewinnen, ob und welche Fortschritte auf dem 
bisher eingeschlagenen Wege zu erzielen sind. — Im zweiten Teile wird 
diese Untersuchung auf Grund der Gesetze für die Temperaturstrahlung 
durchgeführt, wobei sich ergibt, daß in ökonomischer Hinsicht die Er- 
zeugung von Licht durch Temperaturerhöhung ein Irrweg ist, da sich 
theoretisch hier nur ein visueller Nutzeffekt von 14,5°/, ergibt, der mit 
den heutigen technischen Mitteln nicht einmal erreicht werden kann. — 
Es wird sodann, unter Zugrundelegung der neueren Anschauungen über 
den Atombau und die Entstehung von Licht durch Elektronenbewegung 
der Weg angedeutet, wie unter Umgehung der Temperaturstrahlung 
durch direkte Elektronen-Anregung ein wirklich ökonomisches Licht 
erzeugt werden könnte, bei dem eine vollständige Umsetzung der auf- 
gewandten Energie in Licht erfolgt. Auch hier wird die erreichbare 
Grenze festgelegt, die 650 + 33 Lm/W beträgt. Über dieses Maximum 
kann man nicht hinausgelangen, da es durch die physiologische Natur 
unseres Auges bedingt ist. — Zum Schluß wird darauf hingewiesen, 
daß wir bei dem verhältnismäßig einfach zu lösenden Probleme, die 
vorhandenen Lichtquellen in rationeller Weise zur Beleuchtung anzu- 
wenden, von der Verwirklichung praktisch noch viel weiter entfernt 
sind als von dem viel schwieriger zu lösenden Probleme der rationellen 
Lichterzeugung, weil man sich in weiten Kreisen der Einsicht verschließt, 
daß eine „gute“ Beleuchtung ein ebenso wichtiger, wertsteigender Faktor 
im ganzen Produktionsprozesse ist, wie die Erfindung der rationellen 
Lichtquelle selbst. (Die hierbei zu lösenden und leicht erfüllbaren 
Aufgaben sind in der Festschrift der „ETZ“ von 1922, S. 32 ff. dar 
gelegt worden.) 


. [n der technischen Entwicklung der elektrischen Lichtquellen 
ist gegenwärtig eine Atempause eingetreten, gleichzeitig ist die 
theeretische Forschung über die möglichen Leistungen so gut wie 
abgeschlossen, weitere Forschungsergebnisse dürften an dem heute 
erreichten Stande der Erkenntnis wohl nicht mehr als nur leise Kor- 
rekturen anbringen. Ein solcher Augenblick ist wohl geeignet, einen 
Rückblick auf den Entwicklungsgang zu werfen, den erreichten 
Stand zu umreißen und die Aufgaben zu formulieren, die bei der 
Erzeugung und Anwendung des elektrischen Lichtes zu erfüllen 


sind. 
I. Die Entwicklung der elektrischen Lichtquellen. 


Die Bogenlampen. 


Bis vor kurzem galten die Bogenlampen noch als das stolzeste 
Kind der Lichttechnik. Die Leistungen der Glühlampentechnik 


haben sie jedoch gegenwärtig stark zurückgedrängt, woran auch - 


die Modelaune einen nicht unbeträchtlichen Anteil haben dürfte. 
Immerhin ermöglichen die Bogenlampen nicht nur die absolut 
höchsten Lichtleistungen, sondern in einigen ihrer Formen sind sie 
die rationellsten und ökonomischsten Lichtquellen der Gegenwari. 
Sie gehören auch historisch an den Anfang dieser Betrachtung. 
Die Entdeckung des Lichtbogens zwischen zwei Kohlenelek- 
troden durch Davy im ersten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts 
blieb bis in die siebenziger Jahre hinein ohne technische Bedeutung. 
Erst die Dynamomaschine schuf hier entscheidenden Wandel. An- 
fangs bedingte jede Bogenlampe ihre eigene Stromquelle, bis es 
Jablochkoff im Jahre 1876 gelang, mit seiner elektrischen 
Kerze eine Unterteilung des Lichtes, die gleichzeitige Speisung 
mehrerer Lichtquellen von einem gemeinsamen Stromkreise aus, 
herbeizuführen. 1879 löste v. Hefner-Alteneck mit der Dif- 
ferentialbogenlampe die gleiche Aufgabe in wesentlich vollkomme- 
nerer Weise. Bis zur Jahrhundertwende erstreckte sich die Er- 
findertätigkeit hauptsächlich auf das Regelwerk der Bogenlampen. 
Neben der Differentialbogenlampe erlangte vorübergehend auch 
die Nebenschlußlampe einige Bedeutung. Da die günstigste Licht- 
bogenspannung bei 40 bis 43 V liegt, wozu noch der geringe Span- 


nungsabfall im Vorschaltwiderstande hinzukommt, so ergab eich 


als zweite wichtige Aufgabe die Durchbildung einer wirtschaft- 


lichen Schaltung der Bogenlampen an das Netz. In Amerika wurde 
vielfach die Reihenschaltung bei Konstanthaltung der Stromstärke 
bevorzugt, auf dem europäischen Kontinente dagegen zog man Pa- 
rallelschaltung in Netzen für konstante Spannung vor. Es erwuchs 
deshalb die Aufgabe, für die üblichen Spannungen von 110 und 220 V 
die Zusammenschaltung von 2 bzw. 4 Bogenlampen zu ermöglichen, 
was ohne nennenswerte Schwierigkeiten gelang. Bei Wechselstrom- 
bogenlampen, deren Lichtbogen nur 27 bis 35 V besitzt, gelang auch 
die Drei- bzw. Sechsschaltung. Die Unruhe des Lichtbogens wurde 
bis zu einem gewissen Grade, jedoch durchaus nicht vollkommen, 


‚dadurch beseitigt, daß bei Gleichstromlampen die positive, bei 


Wechselstromlampen beide Kohlen mit einem weichen Kohlendochte 
versehen wurden. Die spezifische Leistung betrug rd 15 Lm/W 
bei Gleichstrom und etwa 6,5 Lm/W bei Wechselstrom, die Brenn- 
dauer mit einem Kohlenpaare etwa 7 bis 8h. Diese verhältnismäßig 
kurze Brenndauer, die sowohl bei der Straßenbeleuchtung als auch 
bei ausgedehnten Parlamentssitzungen häufig zu unliebsamen Stö- 
rungen führte, machte den Wunsch auf Verlängerung der Brenn- 
dauer rege. Sie gelang durch den teilweisen Abschluß des Licht- 
bogens von der Außenluft. Die von J a n d u 8 erstmalig konstruierte 
Dauerbrandbogenlampe brachte es bis zu 200 Brennstunden. Trotz- 
dem vermochte sich die Dauerbrand-Bogenlampe nicht für die 
Zwecke der allgemeinen Beleuchtung einzuführen. Bei einer Bogen- 
spannung von 70 bis 120 V ist der Lichtbogen sehr lang, ausge- 
sprochen selbstleuchtend und sehr reich an kurzwelligen Strahlen. 
Aber die Lichtausbeute ist selbst bei Gleichstrom gering, sie beträgt 
nur rd 9,5 Lm/W, und das Licht ist außerordentlich unruhig. Für 
photographische Zwecke, als Aufnahmelampe in großen Ateliers, 
besonders für Kinosaufnahmen, ferner für photegraphische Repro- 
duktionen, zur Herstellung von Lichtpausen ist die Dauerbrand- 
lampe auch heute noch unentbehrlich. 


Ein wesentlicher und entscheidender Fortschritt in der Ent- 
wicklung der Bogenlampe geschah durch die Einführung von Kohlen, 
die mit Metallsalzen getränkt sind. Es entsteht hierbei ein stark 
selbstleuchtender Flammenbogen, und die Lichtleistung erhöht eich, 
besonders bei den Kohlen für gelbes Licht, auf das nahezu Vierfache 
gegenüber den Bogenlampen mit Reinkohlen. Die von Bremer 
1899 in den Verkehr gebrachten Effekt-Bogenlampen haben die ge- 
wöhnliche Bogenlampe rasch vollständig verdrängt. Wegen ihrer 
besseren Leitfähigkeit konnten die Effektkohlen wesentlich dünner 
sein als die bisher üblich gewesenen Reinkohlen; um gentigend lange 
Brenndauer zu erzielen, mußten sie freilich auch entsprechend län- 
ger werden. Das ergab den Zwang, anstatt der bisher senkrecht 
übereinander angeordneten Elektroden schräg nebeneinander 
stehende anzuwenden. Die Lampen erhielten hierdurch einen recht 
unschönen Aufbau, freilich wurde gleichzeitig, begünstigt durch 
Sparer aus Magnesia oder Schamotte, sowie durch die Anwendung 
von Blasmagneten eine ausgesprochene Richtung des erzeugten 
Lichtstromes nach unten erzielt, wie sie für die meisten Anwen- 
dungszwecke, besonders zur Beleuchtung großer Hallen erwünscht 
ist. Für die Straßenbeleuchtung ist diese Strahlung jedoch weniger 
günstig; man vermochte zwar durch Anordnung dioptrischer 
Glocken um den Lichtbogen den Lichtstrom stärker in horizontaler 
Richtung zu lenken, empfand das doch aber als einen Notbehelf 
gegenüber den Bogenlampen mit übereinander stehenden Elektro- 
den, bei denen von vornherein die Strahlung in einem schwach gegen 
die Horizontale geneigten Winkel (etwa 35°) überwiegt. 


Ein ganz besonderer Nachteil der Effektbogenlampen ist die 
starke Entwicklung von Dämpfen, die die Glasglocken rasch ver- 
schmutzen und diese dazu noch wegen ihres Fluorgehaltes stark 
angreifen. Aus diesem Grunde ließ sich zunächst auch die ver- 
hältnismäßig kurze Brenndauer der Effektbogenlampen durch Ein- 
schluß des Flammenbogens nicht verlängern. Erst durch Tito Livio 
Carbone wurde dieses Problem im Jahre 1910 vollständig gelöst. 
Er schließt den unteren Teil der Lampe, die wieder senkrecht über- 
einander angeordnete Elektroden aufweist, in eine sehr enge Glas- 
glocke ein, die sich in der Gegend des Flammenbogens plötzlich 


1402 


stark erweitert. Oberhalb des Flammenbogens ist ein geräumiger 
Sammelraum für die Dämpfe angeordnet. Der den Flammenbogen 
umgebende Glockenteil wird am stärksten erhitzt, und es entsteht 
ein starker Temperatursprumg sowohl an der Übergangsstelle zum 
unteren, engeren Glockenraum als auch zu dem oberen Sammel- 
raum. Hierdurch wird einmal die Leitung der Dämpfe in bestimm- 
ter Richtung dann auch die rasche Kondensation in den kühleren 
Räumen befördert. Carbone gelang es so, bei seiner Flammeco- 
lampe, die von der AEG fabriziert wurde, eine Brenndauer bis zu 
120 h zu erzielen und die eigentliche Glocke praktisch vollkommen 
beschlagfrei zu halten. Auch von den Siemens-Schuckertwerken 
und von Körting & Mathiesen sind ähnlich günstig wirkende Dauer- 
brand-Flammenbogenlampen gebaut worden. Die spezifische Lei- 
stung dieser Lampen beträgt rd 40 Lm/W bei einer absoluten Lei- 
stung von rd 33uu HA, der 15 A-Lampe. Obwohl diese spezifische 
Leistung von keiner anderen der zur allgemeinen Beleuchtung ge- 
bräuchlichen, künstlichen Lichtquellen erreicht wird, und obwohl 
auch die Brenndauer eines Kohlenpaares günstig genug ist, hat doch 
auch die Bogenlampe mit eingeschlossenem Flammenbogen dem An- 
sturm der Gasfüllungslampe weichen müssen und ist nur noch an 
verhältnismäßig wenigen Stellen — u. a. noch zur Straßenbeleuch- 
tung in Berlin — in Gebrauch. Es sind aber gegenwärtig „Bestre- 
bungen im Gange, derartige Lampen für kleine Stromstärken (3 bis 
6 A) und lange Brenndauer zu schaffen, die unter Umständen eine 
starke Konkurrenz für die Gasfüllungslampe bilden können. 
Ausgehend von der Tatsache, daß der glühende Krater der 
positiven Elektrode eine von der Strombelastung nahezu unabhän- 
gige Temperatur besitzt (rd 4200° abs.), liegt die Annahme nahe, 
daß sich hier ein Schmelz- bzw. Verdampfungsphänomen abspielt. 
Diese Annahme hat eine wesentliche Stütze durch systematische 
Versuche Lummers erhalten, der den Nachweis erbrachte, daß 
die Temperatur des positiven Kraters von dem Atmosphärendruck 
abhängig ist, unter dem die Bogenlampe brennt. Durch Steigerung 
des Druckes gelangte Lummer bei 22 at Überdruck zu Temperaturen 
bis 7600 ° abs., die die der Sonne erheblich übertrafen, und wobei 
zugleich auch eine Leuchtdichte (Flächenhelle) des positiven Kra- 
ters erzeugt wurde, die die der gewöhnlichen Bogenlampe ganz 
außerordentlich übertrifft, 283400 HK/cm? (nach Gehlhoff und Sche- 
ring) anstatt 18000. Es mag dahingestellt bleiben, ob die auf opti- 
schem Wege gemessene Temperatur nicht zu hoch bestimmt worden 
ist, weil Lummer bei seinen Versuchen Salzkohlen anwandte, so daß 
bei der optischen Temperaturbestimmung zu der Strahlung des 
Kraters noch die Strahlung des leuchtenden Flammenbogens hinzu- 
trat; jedenfalls aber lieferte Lummer den Beweis, daß durch die 


Druckbogenlampe der Wirkungsgrad ganz enorm gesteigert werden . 


kann. Leider ist es jedoch bisher in der Praxis noch nicht gelungen, 
die Druckbogenlampe zu einem wirklichen Leuchtgerät auszu- 
bilden, und nach den sehr eingehenden Versuchen von Mathiesen 
von der Firma Körting & Mathiesen!) erscheint es außerordentlich 
zweifelhaft, ob das überhaupt je möglich sein wird, denn wir be- 
sitzen kein durchsichtiges Material, in das der Lichtbogen einge- 
schlossen werden müßte, das bei gleichzeitiger Erhitzung den in 


Betracht kommenden hohen Drucken gewachsen wäre. Bei niederen | 


Drucken von 2 bis 3 at, wo unter Umständen noch Glasglocken 
angewandt werden könnten, ist nach Mathiesen der praktisch erreich- 
bare Wirkungsgrad nicht wesentlich höher als der einer gewöhn- 
lichen Bogenlampe mit eingeschlossenem Flammenbogen, ganz 
wesentlich geringer aber ist die Betriebssicherheit einer derartigen 
Druckbogenlampe. Die Versuche Lummers können also zunächst 
nur als wertvolle theoretische Studien über die Natur des Licht- 
bogens angesehen werden, denen aber die praktische Bedeutung noch 
völlig abgeht. 

Auf wesentlich anderem Wege gingen Beck und Gehlhoff 
vor, um die Leuchtdichte des Boxenlampenkraters zu erhöhen. Sie 
wandten gleichfalls Effektkohlen an, steigerten aber die Strom- 
dichte bei der Belastung auf das ungefähr Zehnfache. Während 
nämlich die normale positive Kohle eines BO A-Scheinwerfers einen 
Durchmesser von 36,5 mm besitzt, wandte Gehlhoff Kohlen von 
nur 16 mm Durchmesser an, die er mit 250 A belastete; indem gleich- 
zeitig Mittel vorgesehen wurden, den Krater sich möglichst tief 
ausbilden zu lassen und sein Übergreifen über den Kraterrand zu 
verhindern, gelangte er zu Leuchtdichten von 126000 FK/cm? und 
einer optisch gemessenen Temperatur von rd 5100° abs. Die unter 
wesentlicher Mitwirkung der Firma Görz ausgebildete Beck -Schein- 
werfer-Bogenlampe ist aber in der Hauptsache, wie das schon ihr 
Name sagt, auf die Verwendung in Scheinwerfern und Projektions- 
apparaten beschränkt. Jedenfalls sind noch keine Versuche ge- 
macht worden, sie auch in den Dienst der allgemeinen Beleuchtung 
zu stellen. 

Neben der Kohle ist auch noch anderes Material für die Bogen- 
lampenele ktroden benutzt worden. Von größerem Interesse ist hier 
dieSteinmetz -Bogenlampe, deren negative Elektrode aus einem 
dünnwandigen mit Magnetit gefüllten Eisenrohre besteht, die allein 
verzehrt wird, während die positive Elektrode aus einem sich kaum 
abnützenden Kupferblocke hergestellt wird. Lampen dieser Art 
sind fast nur in Amerika in Benutzung. Bei einer Lichtbogenspan- 
nung von rd 80 V liefert sie ein rein weißes Licht, das dem diffusen 
Himmelslichte in seiner Färbung sehr nahe kommt, ihre Licht- 


1) Untersuchungen über den elektrischen Lichtbogen von Wilh. Mathiesen, 
Leipzig 191. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 


23. November 1922. 


leistung beträgt rd 25 Lm/W. In ähnlicher Weise ist auch an Stelle 
von Magnetit: Titankarbid benutzt worden. Auch diese Lampe ist 
kaum nach dem Kontinente herübergekommen, und auch in Amerika 
hat sie nur in geringem Umfange Anwendung gefunden. 


Gegenwärtig wird eifrig daran gearbeitet, Bogenlampen mit 
Wolfram-Elektroden herzustellen, die im Vakuum brennen sollen. 
Der Lichtbogen zwischen den feststehenden kugelförmigen Elek- 
troden wird unter Benutzung eines Elektronenstoßes gezündet. Die 
Lampe ist bisher noch nicht über das Versuchsstadium herausge- 
kommen. Sie leistet rd 12,5 Lm/W. Neuerdings verlautete, daß es 
der Firma Philipps in Eindhoven (Holland) gelungen sei, die 
Wolframbogenlampe, die sich wegen des punktartigen Charakters 
ihrer Kraterfläche ausgezeichnet zu Projektionszwecken eignen 
würde, fabrikationsmäßig für Wechselstrom herzustellen. 


Quecksilberdampflampe. 


Die Quecksilberdampflampe gehört streng genommen gleich- 
falls noch zu den eigentlichen Bogenlampen, denn es wird hier 
zwischen einer flüssigen Kathode (Quecksilber) und einer festen 
Anode (Eisen oder Kohle) ein Lichtbogen erzeugt. Aber während 
bei den Bogenlampen mit Kohlenelektroden der Lichtstrom im 
wesentlichen von dem hochtemperierten Elektrodenkrater aus- 
gesandt wird und nur bei den Flammenbogenlampen der Bogen als 
sekundärer Strahler mit hinzutritt, strahlt bei der Quecksilber- 
dampflampe lediglich der Lichtbogen selbst. Da in ihm Quecksilber- 
dampf zum Leuchten kommt, so ist das Spektrum des Quecksilber- 
dampflichtes ein reines Linienspektrum, im Gegensatze zu dem 
kontinuierlichen Spektrum der Reinkohlenbogenlampe, das nur von 
einem verhältnismäßig schwachen Linienspektrum überlagert wird, 
herrührend von den leuchtenden Gasen und Dämpfen der Atmo- 
sphäre, in der der Lichtbogen entsteht. Im wesentlichen ist es das 
Spektrum des Stickstoffes und Cyans und der in den Koblen vor- 
handenen metallischen Verunreinigungen wie Natrium und Kal- 
zium, bei den Flammenbogenlampen natürlich noch das Spektrum 
der den Kohlen beigemischten Metallsalze. Während also bei der 
Reinkohlenbogenlampe ausschließlich Temperaturleuchten 
stattfindet, haben wir bei der Quecksilberdampflampe reines Lu- 
mineszenzleuchten, dessen Intensität von dem herrechen- 
den Dampfdrucke und der Temperatur abhängt, von der Temperatur 
aber in wesentlich anderer gesetzmäßiger Beziehung als bei dem 
Temperaturleuchten fester Körper. Die von Leo A ron s erfundene 
Quecksilberdampflampe ist von Cooper-Hewitt für den prak- 
tischen Gebrauch umkonstruiert worden. Für allgemeine Beleuch- 
tungszwecke hat sie nie Anwendung gefunden, dagegen wird sie 
auch heute noch wegen ihrer hohen aktinischen Wirkung in photo- 
graphischen Aufnahmeateliers und zu Kopierzwecken benutzt. Eine 
wesentlich größere praktische Bedeutung hat die von Küch und 
Retschinski angegebene Quecksilberdampflampe mit Quarz- 
rohr gefunden. Wegen der großen Widerstandsfähigkeit geschmol- 
zenen Quarzes gegen Temperaturunterschiede und seiner bedeuten- 
den Druckfestigkeit selbst bei Rotglut, kann diese Lampe einen 
Betriebsdruck von 1 at aushalten. Die Erhöhung des Betriebs- 
druckes gestattet es auch, den Potentialgradienten zu erhöhen und 
damit das Leuchtrohr auf eine bequeme Länge von etwa 7 bis 10 cm 
zu bringen. Der Lichtbogen wird zwischen zwei Quecksilberelek- 
troden durch Kippen des Leuchtrohres gebildet. Hierbei fließt 
Quecksilber in einem dünnen Strahle von einem Elektrodengefäße 
in das andere und bietet dem Strome einen metallischen Leiter dar, 
der allerdings sofort verdampft, so daß die weitere Stromleitung 
durch die ionisierteDampfatmosphäre unterhalten wird. Auch bei 
der Quecksilberquarzlampe ist natürlich ein reines Linienspektrum 
vorhanden, das bis zu etwa 200 mu heruntergeht, aber auch noch 
einige schwache Linien im Roten aufweist. Vorherrschend sind 
jedoch eine helle, gelbe Doppellinie, eine sehr intensive gelbgrüne, 
eine schwächere blaugrüne, mehrere sehr starke blaue und violette 
Linien. Das resultierende Licht ist deshalb ausgesprochen grün, so 
daß es für allgemeine Beleuchtungszwecke nicht in Frage kommt. 
Versuche, die Quecksilber-Quarzlampe zur Beleuchtung von Werk- 
stätten heranzuziehen, weil das grüne Licht die Erkennbarkeit sehr 


‘ feiner Einzelheiten erleichtern sollte, sind an dem Widerstande der 


Arbeiter gescheitert, die das dauernde Arbeiten in diesem Lichte 
nicht ertragen konnten. Wegen ihres hohen Gehaltes an sehr kurz- 
welligen Strahlen, die eine bakterizide Wirkung ausüben, wird di® 
Quecksilber-Quarzlampe in großem Umfange zu therapeutischeu 
Zwecken bei der Behandlung von Hautkrankheiten herangezogen. 
ebenso zur Sterilisierung von Trinkwasser usw. Ihre Verwendung 
als „künstliche Höhensonne“, die heute in großem Umfange durch 
Berufene und mehr noch durch Unberufene geschieht, ist nicht ganz 
unbedenklich, und die maßgebenden hygienischen Autoritäten eind 
der Meinung, daß für die Allgemeinbehandlung des Körpers zu Heil- 
zwecken das Licht der Quecksilber-Quarzlampe das Sonnenlicht 
nicht zu ersetzen vermöge. Die spezifische Leistung der Queik- 
silber-Quarzlampe beträgt 54,5 Lm/W. Sie ist die höchste bisher 
mit unseren künstlichen Lichtquellen erreichte. 

Der hohe Nutzeffekt der Quecksilber-Quarzlampe legte den 
Wunsch nahe, sie durch Verbesserung der Lichtfarbe auch für die 
allgemeinen Beleuchtungszwecke verwendbar zu machen. Hierzu 
war es erforderlich, die Strahlung im Roten wesentlich zu erhöhen, 
so daß weißes Licht resultieren konnte. Dahingehende Versuche 
sind mit großem Erfolge von Wolfke (1912) gemacht worden, 


23. November 1922. 


der an Stelle des reinen Quecksilbers: Kadmium-Amalgam anwandte, 
das aber vor der Zündung geschmolzen werden mußte. Wahrschein- 
lich hieran ist die Einführung dieser interessanten Lampe, deren 
spezifische Leistung der der Quecksilber-Quarzlampe nahekommen 
soll, gescheitert. Seit dem Kriege hat man wenigstens von der 
Kadmiumamalgamlampe nichts mehr gehört. 


Elektrische Gaslampen. 


Ebenso wie Quecksilberdampf sind auch permanente Gase zur 
Erzeugung von Lumineszenzlicht herangezogen worden. Hier kom- 
men aber zwei voneinander verschiedene Betriebsarten zur Anwen- 
dung. Bei dem einen findet eine reine Lichtbogenentladung statt, 
und die Zündung erfolgt zwischen einer Eisenanode und einer Amal- 
gamkathode durch einen ionisierenden Hochspannungsstromstoß. 
Die bekannteste Vertreterin dieser Gattung ist die Neonbogeın- 
lampe,die für die üblichen Netzspannungen von 110 und 220 V her- 
gestellt wird. Die Lichtfarbe ist ausgesprochen rot, für allgemeine 
Beleuchtungszwecke ist sie also gleichfalls nicht verwendbar, um sa 
besser dafür für Reklamebeleuchtung. Die spezifieche Leistung 
wird zu rd 25 Lm/W angegeben (allerdings einschließlich des 
Energieverbrauches im Vorschaltwiderstande, während alle bis- 
herigen Angaben sich auf die Leistungen ausschließlich des Vor- 
schaltwiderstandes bezogen). Das Prinzip der Neonbogenlampe läßt 
sich wahrscheinlich auch auf andere Gase übertragen, die ein rein 
weißes Licht zu liefern vermögen. Auf diesem Gebiete arbeiten 
eifrig die zum Osramkonzerne gehörige Studiengesell- 
schaft für elektrische Leuchtröhren und die Jul. 
Pint sch A. G. Die Hoffnung ist nicht von der Hand zu weisen, 
daß von hier der nächste große Fortschritt der Lichttechnik aus- 
gehen wird. ` 

Neben den Gasbogenlampen spielen noch die Gas-Glimment- 
ladungslampen gegenwärtig eine gewisse Rolle. Sie gehen von den 
bekannten Geißlerschen bzw. Plückerschen Röhren aus, in denen 
gleichfalls Glimmentladungen erzeugt werden. Die größten abso- 
luten Leistungen bei dieser Lampenart werden mit den Moore- 
schen Röhren erzeugt, die mit einer Füllung von verdünntem Stick- 
stoff (gelblich-rosa Licht) oder mit verdünntem Kohlendioxyd (rein 
weißes Licht) versehen und in Längen von 20 bis 160 m hergestellt 
werden. Der Röhrenlänge entsprechend kommen auch außerordent- 
lich hohe Betriebsspannungen von 5000 bis 20000 V in Betracht. 
Die große Röhrenlänge bedingt es, daß dié Moore-Lampen meist erst 
an der Verwendungsstelle zusammengeschmolzen, evakuiert und 
mit dem verdünnten Gase gefüllt werden können. Hierdurch allein 
ist schon der Anwendungsbereich stark beschränkt. Eine weitere 
Beschränkung wird durch die hohe Betriebsspannung bedingt, die 
besondere Transformatoren und in Gleichstromnetzen rotierende 
Umformer erforderlich macht. Die Moore-Lampen können deshalb 
auch nur für ganz besondere Zwecke zur Verwendung kommen, die 
mit Stickstoffüllung im wesentlichen zu Reklamezwecken, die mit 
Kohlendioxydfüllung für die Beleuchtung von Räumen, wo eine 
ganz genaue Farbenunterscheidung erforderlich ist, also in Färbe- 
reien, in Farbenfabriken und in großen Modesalons. Die spezi- 
fische Leistung der Moore-Lampen mit Stickstoffüllung beträgt 
rd 84 I:m/W, die der Lampen mit Kohlendioxydfüllung nur 
rd 3 Lm/W. Da mit der Betriebsdauer der Moore-Tampen das Va- 
kuum höher wird, so muß von Zeit zu Zeit eine Nachfüllung aus 
einem Vorratsbehälter erfolgen. Diese sehr schwierige technische 
Anfzabe ist von Monre durch die Anordnung eines automatischen 
„Atemventiles“ gelöst worden. Das Ventil besteht aus einem 
kegelförmigen porösen Stück hle, das für gewöhnlich ganz von 
Quecksilber bedeckt ist, von Zeit zu Zeit wird die Spitze des Kohlen- 
kegels von dem Quecksilber freigegeben, und es strömt dann durch 

ie engen kapillaren Öffnungen etwas Füllgas nach. Die Einrich- 
a so getroffen, daß das V &ntil in ganz bestimmten Intervallen 
atmet. 

i Bei Verwendung von Gasen sehr geringer dielektrischer Festig- 
keit ist es in den letzten Jahren gelungen, anch bei einer Betriebs- 
spannung.von nur 200 V unmittelbar Glimmentladungen zu erzeugen. 
Als Füllgase werden Neon oder Helium oder eine Mischung beider 
mit einem kleinen Zusatz von Quecksilberdampf benutzt. Kathode 
und Anode sind bis auf eine Entfernung von 3 mm einander ge- 
nähert, wodurch die positive Lichtsäule und der hierin zu erwar- 
tende hohe Spannungsabfall unterdrückt. werden. Die Lichtfarbe 
hängt. von der verwandten Gasart ab und ist rötlichgzelb bis rot. 
Die Lichtleistung ist sehr gering und beträgt nur rd 0,85 Lm/W 
bei einer absoluten Lichtstärke von etwa 0,3 FKo und einer Lei- 
stungsaufnahme von etwa 5 W. Diese Glimmlampen sind deshalb 
auch nur als Richtungsanzeiger, Reklame- oder Signallampen ver- 
wendbar. | 

Die Glühlampen 


Von der Erfindung bzw. Verbesserung der elektrischen Glüh- 
lampen durch Edison und Swan, Ende der siebenziger Jahre 
es vorigen Jahrhunderts, nimmt die grandiose Entwicklung der 
elektrischen Beleuchtung ihren Ausgang: denn erst die Glühlampe 
ermöglicht die weitgehende Unterteilung des elektrischen Lichtes 
bis zu dem Grade, daß auch die Beleuchtung von kleineren Innen- 
räumen möglich wurde. Die elektrische Glühlampe gab auch den 
unmittelbaren Anstoß für den Bau städtischer Elektrizitätswerke, 
und so hat sie auch einen hohen Anteil an der Entwicklung der 
Elektrotechnik von etwa 1880 an. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 


1403 


Obwohl zunächst versucht worden war, einen dünnen Platin- 
draht durch Stromwärme zum Glühen zu bringen, wurde dieser Ge- 
danke sehr bald zugunsten des Kohlenfadens im Vakuum aufge- 
geben, weil dessen Temperatur wesentlich höher gebracht werden 
konnte, und weil wegen des hohen spezifischen Widerstandes der 
Kohle schon an verhältnismäßig kurze Fäden eine relativ hohe 
Spannung angelegt werden konnte. Aus den zufälligen Abmessun- 
gen der zuerst von Edison gebauten Kohlefadenglühlampen ergab 
gich die noch heute übliche Betriebsspannung von 110 V. Als bei 
dem raschen Wachsen der Elektrizitätswerke im Interesse der 
Kupferersparnis der Wunsch nach einer höheren Betriebsspannung 
rege wurde, leistete die Kohlenfadenlampe energischen Widerstand, 
und erst Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ge- 
lang es, Kohlefäden von solcher Feinheit herzustellen, daß die da- 
mals hauptsächlich verwandten 16-kerzigen Lampen für 220 V her- 
gestellt werden konnten. Die spezifische Lichtleistung der Kohle- 
fadenlampe war rd 3,6 Lm/W, erst um die Jahrhundertwende gelang 
es durch die Herstellung sogenannter metallisierter Kohlefäden die 
Lichtausbeute bis auf rd 6 Lm/W zu erhöhen. Um die Jahrhundert- 
wende begann aber die Kohlefadenlamne überhaupt abzuwirtschaf- 
ten. Ihr erster wirklicher und großer Konkurrent war dieMetall- 
oxydlampe von Nernst, bei dem ein dünnes Stäbchen aus 
Zirkonoxyd zum Leuchten gebracht wurde. Als Leiter zweiter 
Klasse haben die Metalloxyde einen negativen Temperaturkoeffi- 
zienten, sie müssen also erst vorgewärmt werden, ehe sie dem elek- 
trischen Strome Durchgang verstatten. Die ersten Nernstlampen 
wurden einfach mit einem brennenden Zündholze vorgewärmt, als 
es der AEG nach vielen mühevollen Versuchen gelungen war, mit 
einer in Magnesia eingebetteten Platinspirale die Vorwärmung 
automatisch durchzuführen, als die Nernstlampe „auf Knipsen“ 
brannte, schnellten die Aktien der AEG an der Berliner Börse 
sprunghaft in die Höhe. Mit einer spezifischen Lichtleistung von 
rd 85 Lm/W übertraf die Nernstlampe die Kohlenfadenlampe sofort 
so beträchtlich, daß z. Z. der Pariser Weltausstellung die Kohle- 
fadenlampe endgültig erledigt schien. Die Überlegenheit der 
Nernstlampe ist einmal in ihrer erheblich höheren Temperatur be- 
gründet (2600 ° abs. gegenüher 2135 °), und dann in der Selektivität 
der Strahlung des Nernststäbehens im sichtbaren Gebiete. In dem 
Nernstpatente ist das ausdrücklich hervorgehoben, und deshalb 
muß die Nernstlampe als die erste wirklich wissenschaftlich be- 
gründete Erfindung auf lichttechnischem Gebiete angesehen werden. 
Trotz des schönen weißen Lichtes der Nernstlampe hatten ihre 
Benutzer doch keine reine Freude an ihr; denn nur zu oft versagte 
die automatische Vorwärmung und nur zu oft brannten die Nernst- 
stäbchen durch. In sehr fataler Weise machten sie das leider auch 
bei der Probebeleuchtunge des AEG-Pavillons auf der Pariser Welt- 
ausstellung im Jahre 1900, wo mit einem Schlage sämtliche Nernst- 
lampen, wahrscheinlich wegen des plötzlichen Ansteigens der Be- 
triebsspannung, auf einmal durchbrannten. Aber die Kohlenfaden- 
lampe hatte keinen Anlaß zu triumphieren, denn schon bedrohte 
ihr die Metallfadenlampe das Leben. ° 


Die erste brauchbare Metallfadenlampe war die Osmium- 
lampe von Auer v. Welsbach!), die 192 erschienen war. 
Ihre spezifische Leistung entsprach etwa der der Nernstlampe 
(85 Lm/W), sie bedurfte aber keiner Vorwärmung, war also hierin 
der Nernstlampe wesentlich überlegen. Da wegen des geringen 
spezifischen Leitungswiderstandes des Osmiums aber sehr große 
Fadenlängen in den evakuierten Ballons gur Anwendung kommen 
müßten, die schwer unterzubringen waren, so konnten die ersten 
Osmiumlampen nur für Betriebsspannungen von 70 V hergestellt 
werden. Die niedrigste Lichtstärke bei dieser Spannung betrug 
50 FKh. Man war also in 2%0 V-Zentralen gezwungen, immer 3 Os- 
miumlampen hintereinander zu schalten, und erhielt dafür vielmehr 
Licht als man im allgemeinen an einem Arbeitsplatze benötigte. Da 
außerdem die Osmiumvorräte der Welt recht beschränkt sind, so 
konnte der Osmiumlampe auch keine große Zukunft vorausgesagt 
werden. Sie wurde auch schon im Jahre 1905 vollständig durch die 
Tantallampe W.v.Boltons verdrängt, die sofort für 110 V 
Betriebsspannung und nach einem Jahre für 220 V hergestellt wer- 
den konnte und eine spezifische Leistung von 7,8 Lm/W aufwies. 
Die Tantallampe hatte zwar nır eine wenig höhere Glühtemperatur 
als die Kohlenfadenlampe (2200° abs. gegen 2135°), dafür aber 
strahlt das Tantal etwas selektiv, während der Kohlefaden als 
„Graustrahler“ die eharakteristischen Eigenschaften des absolut 
schwarzen Körpers zeigt, also in keinem Wellenlängenbezirke aus- 
wählend strahlt. Daher’ die wesentlich höhere spezifische Leistung 
der Tantallampe gegentiber der Kohlefadenlampe. Die Tantallampe 
wurde aber noch in anderer Beziehung vorbildlich für die Weiter- 
entwicklung der Metallfadenlampen, indem bei ihr zum ersten Male 
ein wirtelähnliches Traggestell zur Anwendung kam, daß die Unter- 
bringung sehr großer Fadenlängen in kleinen Ballons gestattete, 
ohne daß eine Gefahr für die Berührung der Fäden untereinander 
eintreten konnte. 

Aber auch die Tantallampe konnte sich keiner langen Lebens- 
dauer erfreuen. Nachdem einmal die Vorzüge der Metalldrahtlampe 
vor der Kohlefadenlampe erkannt waren, versuchte man immer 
schwerer schmelzbare Metalle zur Gliühlampenfabrikation heranzu- 
ziehen. Hier bot sich zwanglos das Wolfram dar, das einen 


1) „ETZ“ 1921,15. 453. 


1404 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 


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Schmelzpunkt von etwa 32300 ° abs. besitzt. Freilich war Wolfram 
bis dahin nur als ein in Pulverform Jdarstellbares Metall bekannt; 
aber Auer v. Welsbach hatte schon mit seiner Osmiumlampe den 
Weg angedeutet, wie ein schwer schmelzbares Metall in einen Faden 
verwandelt werden konnte. Das Verfahren bestand darin, daß das 
Wolframpulver mit einem festen Kohlenhydrate oder mit kolloida- 
lem Wolfram zu einer Paste angerührt wurde, die unter hohem 
Druck durch Diamantdüsen zu Fäden beliebiger Länge ausge- 
spritzt wurde. Man beschränkte sich meist auf die Herstellung haar- 
nadelförmiger Gebilde von etwa 10 bis 15 cm Länge, die dann in 
einer Wasserstoffatmosphäre im Glühofen auf hohe Temperatur ge- 
bracht wurden. Hierbei wurden die Kolehydrate vollständig 
ausgetrieben, und die Wolframpartikelchen sinterten wenigstens 
so weit zusammen, daß man mit den haarnadelartigen Gebilden 
hantieren konnte. Diese Bügel wurden dann, wiederum in einer 
Wasserstoff- oder Leuchtgasatmosphäre unter Stromwärme gesetzt 
und weit über ihren normalen Glühgrad erhitzt, sie verkürzten eich 
hierbei beträchtlich, wurden aber so fest, daß sie mühelos in den 
Traggestellen untergebracht werden konnten. Die Befestigung in 
den Traggestelldrähten geschah meist durch Verschweißen dieser 
im Lichtbogen, der in einer Leuchtgasatmosphäre gezogen wurde. 


Bei der Fabrikation dieser Fadenlampen ergaben eich zunächst 
sehr erhebliche Schwierigkeiten, weil die einzelnen hintereinander 
geschalteten Fadenbügel gleiche Stärke und gleiche Länge, vor allem 
aber auch gleichen elektrischen L+itunzswiderstand haben mußten. 
Es wurden deshalb zahlreiche äußerst sinnreiche Hilfsapparate 
erfunden, die alle diese Messungen im Fabrikbetriebe durch unge- 
schultes nur ad hoc angelerntes Personal möglich machten. Die bei 
sorgfältiger Herstellung sich ergebenden Lampen stellten aber selbst 
der Tantallampe gegentiber einen ganz wesentlichen Fortschritt 
dar: denn einmal war bei der normalen Belastungstemperatur von 
2335° abs. das Licht weißer als das der Tantallampe, und dann 
stellte sich auch die spezifische Leistung auf rd 10 Lm/W. Da 
gleichzeitig diese Lampen eine Lebensdauer von welt mehr als 
1000 h anfwiesen, während welcher Zeit die Lichtabnahme meist 
unter 10 % blieb, so verschwanden von 1906 ab sehr rasch alle 
anderen konkurrierenden Glühlampen. Nur die Kohlenfadenlampe 
erhielt sich noch auf Schiffen und in Betrieben mit starken Er- 
sehütterungen, da die gespritzten und gesinterten Fäden wenig stoß- 
fest waren. | | 

Zur Vollendung der Wolframlampen fehlte noch die Benutzung 
des gezogenen Drahtes, analog dem Tantaldrahte. Eine Reihe von 
Versuchen, mit Legierungsdraht und mit Kompounddraht das Ziel 
zu erreichen, führte nicht zum Ziele, und erst Coolidge gelang 
es in 1910 ein Ziehverfahren fir Wolframdraht auszuarbeiten. Aus 
zahlreichen Patentprozessen um dieses Verfahren diirfte es ziemlich 
allgemein bekannt sein, es gentigen deshalb einige kurze Hinweise 
auf sein Wesen. Zunächst wird Wolframpulver in stählernen For- 
men, die leicht auseinanderklappbar sind, durch hohen Druck zu 
einem Stabe gepreßt, der gerade von einem Orte zum anderen trans- 
portiert werden kann ohne zu zerfallen. Dieser Stab wird auf 
Nickelschiffchen in einer indifferenten Gasatmosphäre, vorzugs- 
weise Wasserstoff, auf etwa 1200° C erhitzt. Hierbei sintern die 
einzelnen Wolframpartikelchen so fest zusammen, daß ein Stab ent- 


" steht, der schon in eenkrechter Stellung in Klemmbacken einge- 


spannt werden kann. Durch diese Klemmbacken und den eingespann- 
ten Stab wird innerhalb einer mit Wasserstoff gefüllten Glocke ein 
sehr starker Strom von etwa 200 bis 250 A hindurchgeleitet, der den 
Stab nahe auf Schmelztemperatur bringt. Nach Abkühlung ist der 
Stab schon recht fest, aber noch außerordentlich spröde. Er wird 
nun glühend mit besonderen Hämmermaschinen zu einem dicken 
Drahte von etwa 4 mm Durchmesser gestreckt. Diese Drähte werden 
wieder in einer indifferenten Atmosphäre auf Weifglut gebracht 
und mit enger gestellten Hämmern der Hämmermaschine weiter ge- 
streckt. Von einer gewissen Stärke an, etwa 25 mm Durchmesser, 
können die Drähte dann zunächst heiß und schließlich kalt durch 
Diamantdüsen gezogen werden. Der entstehende Draht ist voll- 
kommen duktil, wenn auch ziemlich starr, außerdem aber besitzt 
er eine enorme Zugfestigkeit, die die des Gußstahles übertrifft. Er 
1äßt sich dann auf ähnlichen Traggestellen, wie sie von der Tantal- 
lampe her bekannt geworden sind, aufbringen und mit den Stromzu- 
führungsdrähten verschweißen. Die Herstellung der Wolframdraht- 
lampen ist wesentlich einfacher als die dereWolframfadenlampen. 
Da die gezogenen Drähte einen recht gleichmäßigen Durchmesser 
haben, so brauchen die Enden für die einzelnen Lampentypen nur 
einfach mit dem Metermaß abgemessen werden, um nach der erfolg- 
ten Evakuierung eine Glühlampe zu liefern, die zuverlässig das 
leistet, wofür sie bestimmt ist. Die spezifische Lichtleistung der 
Wolframdrahtlampen ist die gleiche wie die der Fadenlampen, und 
ebenso beträgt ihre Lebensdauer mehr als 1000 Brennstunden. Die 
Lampen sind während des ersten Teiles der Benutzungsdauer voll- 
kommen stoßfest. Nach längerer Benutzung nimmt der Draht ein 
ausgesprochen kristallinisches Gefüge an und wird demzufolge 
etwas brüchig. 

Bei allen Glühlampen, deren Faden oder Draht im Vakuum 
glüht, findet unter Einwirkung des Stromdurchganges eine allmäh- 
liche Zerstäubung des Fadenmateriales statt. Die Ballons erhalten 
deshalb im Verlauf der Brenndauer einen mehr oder weniger dunklen 
Beschlag. Dieser Beschlag wird um so stärker und entsteht um so 
rascher, je höher die spezifische Belastung des Fadenmateriales ist. 


Bei den Wolframlampen bis zu einer Belastung von 1,2 bis 1,3 W/o 
ist der Beschlag auch nach 1000 Brennstunden noch nicht so groß, 
daß eine nennenswerte Verminderung der Lichtstärke eintritt. Die 
Schwärzung wird aber ganz beträchtlich stärker bei Belastungen in 
der Größenordnung von 0,8 W/FRo, wiesie von Wolframdrahtlampen 
von 200 FK an üblich ist. Um den Ballonbeschlag unsichtbar zu 
machen, wurde deshalb in den Ballon eine Halogenverbindung ein- 
gebracht, die bei der Erhitzung verdampfte und mit dem zerstäubten 
Wolfram eine durchsichtige Wolframverbindung lieferte. Auf diese 
Weise wurde es möglich, auch bei hochbelasteten Wolfram-Vakuum- 
lampen eine Nutzbrenndauer von 1000 h zu erzielen. Hergestellt 
wurden die hochkerzigen Wolfram-Vakuumlampen bis zu 800 Kı, 
ausnahmsweise auch bis zu 1000 FKn. Heute werden solche Lampen 
höchstens noch auf ausdrückliche Bestellung angefertigt. Die hoch- 
kerzigen Wolfram-Vakuumlampen sind vollständig von den Gas- 
füllungslampen verdrängt worden. 


Gastullangs anne 


Die Gasfüllungslampe geht ihrer Idee nach bereits auf 
Edison zurück, der den Kohlenfaden in einer indifferenten Atmo- 
sphäre von hohem Druck glühen wollte, um das allmähliche Zer- 
stäuben zu verhindern. Er wandte zunächst mit vollständigem Miß- 
erfolge Wasserstoff, später Stickstoff an, die besten Erfolge erzielte 
er noch mit Quecksilberdampf. Die letztere Idee ist später in 
Deutschland von Hopfelt wieder aufgenommen worden, der 
sich lange, aber vergeblich bemüht hatte, mit einer überlasteten 
Kohlenfadenlampe in einer Quecksilberdampf-Atmosphäre den Me- 
tallfadenlampen Konkurrenz zu machen. Mit überaus großem Er- 
folge hat dagegen Langmuir den Gedanken der Füllung mit in- 
differenten Gasen auf die Wolframdrahtlampe tibertragen. Die 
ersten Gasfüllungslampen, die um 1913 in Deutschland auftauchten, 
waren für etwa 500 W bestimmt und lieferten in geeigneten Leuchten 
eine untere hemisphärische Lichtstärke von rd 1000 FKo. Diese 
Lampen wurden deshalb „Halbwattlampen” genannt, welche Be- 
zeichnung auch heute noch vielfach üblich ist, obwohl schon sofort 
nach dem Auftauchen dieser Lampen auf den durchaus irreführen- 
den Charakter dieser Bezeichnung von verschiedenen Seiten hinge- 
wiesen wurde. Die Füllung der hochkerzigen Lampen ist gegen- 
wärtig Stickstoff von etwa % at Druck im kalten Zustande. Da 
durch den Stickstoff trota seiner relativ schlechten Wärmeleitfähig- 
keit immerhin beträchtliche Wärmemeneen von dem Glühdrahte 
abgeführt werden, so mußte die Drahtoberfläche natürlich möglichst 
klein gemacht werden. Es kommen also sehr dicke Drähte für nie- 
drige Betriebsspannungen zur Anwendung, oder es wird aus dünnem 
Drahte eine sehr enggängige Spirale gewunden, deren Abkühlung«- 
fläche etwa der eines gleich dicken massiven Drahtes eatspricht. 
Durch diesen Kunstgriff gelang es, die Abkühlung durch Konvektion 
auf ein Minimum zu beschränken, gleichzeitig aber auch die Zer- 
stäubung des Wolframdrahtes durch den während des Brennens 
herrschenden Gasdruck von rd 1 at stark zu vermindern, so daß man 
mit der Temperaturbelastung des Drahtes bis auf nahe 2800 ° herauf- 
gehen konnte und dabei trotzdem eine Nutzbrenndauer von 500 h 
und mehr erhielt. Bei dieser Temperatur ist die spezifische Lei- 
stung der großen Gasfüllungslampen rd 21 Lm/W. 


Die Gasftllungslampen in den Größen von über 500 W erwiesen 
sich schon bei ihrem ersten Auftreten allen billigen Ansprfichen voll- 
kommen gewachsen, sie machten deshalb auch sofort der Bogen- 
lampe die empfindlichste Konkurrenz. Der Fortfall jeder Bedie 
nung während ihrer Lebensdauer gab ihr auch in wirtschaftlicher 
Hinsicht einen nicht unbeträchtlichen Vorsprung vor der Bogen- 
lampe, der während des Krieges, wo es allerorten an Bedienung*- 
personal mangelte, besonders ins Gewicht fiel. Die große Gs+ 
füllungslampe hat deshalb die Bogenlampe, abgesehen von einzelnen 
Sonderanwendungen, vollständig verdrängt. Während es jedoch 
keine erheblichen Schwierigkeiten machte, Nungslampen bis 
zu Leistungsaufnahmen von 10000 und selbst 16000 W hinauf be 
triebssicher herzustellen, machte die Fabrikation der kleineren 
Typen unter 500 W anfangs ganz ungeahnte Schwierigkeiten, die 
erst überwunden wurden, als sich in dem Argon ein Gas größerer 
dielektrischer Festigkeit und geringerer Wärmeleitfähigkeit dar- 
bot. Gasfüllungslampen mit Argon werden heute bis 50 W her- 
unter hergestellt. Hierbei ist jedoch zu beachten, daß die spezifische 
Leistung der kleineren Gasfüllungslampen unter 150 W nicht höher 
als die der Wolfram-Vakuumlampen ist, und daß die Lebensdauer, 
die auch hier mit der Nutzbrenndauer zusammenfällt, nur etwa halb 
so groß wie die der Vakuumlampen ist. Vor den Vakuumlampen 
haben die kleineren Gasfüllungslampen deshalb nur den Vorzug des 
weißeren Lichtes und der günstigeren Gestalt der Lichtverteilungs- 
kurve. Da die Leuchtdichte (Flächenhelle) der Gasfüllungslampe 
um ein Vielfaches höher als die der Vakuumlampen ist, 800 FR/em 
gegen 150 FX/cm?, so sollten Gasfüllungslampen in Haus und Werk- 
statt nur in lichtstreuenden Hüllen oder mit Reflektoren gebraucht 
werden, die den Leuchtkörper vollständig dem Auge verbergen. 
Sehr zweckmäßig sind in dieser Beziehung die neuerdings von Phi- 
lipps in Eindhoven in Verkehr gebrachten kleinen Gasfüllungs- 
lampen mit Ballons aus Milchglas. Freilich wird bei diesen Lampen 
die spezifische Leistung um 15 bis 20% verschlechtert; aber, 
das muß schon an dieser Stelle hervorgehoben werden, bei allen 
unseren elektrischen Lichtquellen ist die Leuchtdichte (Flächen- 
helle) so hoch, daß sie, nackt benutzt, Blendung hervorrufen. 


e 


23. November 19232. 


Mit der Gasfüllungslampe hat die Entwicklung der elektrischen 
Glühlampe ihren vorläufigen Abschluß erlangt. Sie bletet die Mög- 
lichkeit, Lichtströme von 600 bis 250000 Lm in einer einzigen 
Einheit zu erzeugen. Ihre spezifische Leistung bewegt sich 
zwischen rd 10 bis 21 Lm/W. Zugleich ist sie universeller Anwen- 
dungen fähig; sie kann als zierliche Lampe im Boudoir und als 
mächtige Lichtquelle in Leuchttürmen benutzt werden, wegen der 
geringen Ausdehnung ihrer Leuchtfläche eignet sie sich gut für 
Projektionszwecke, wo nur geringere Helligkeiten erforderlich 
sind, und wegen der immerhin beträchtlichen Aktinität ihres Lichtes 
hat sie auch in photographischen Ateliers Aufnahme gefunden. 
Durch Steigerung ihrer Belastung bis nahe an den Schmelzpunkt 
des Wolframs heran kann man die Aktinität, allerdings auf Kosten 
ihrer Lebensdauer, bis auf die einer gewöhnlichen Bogenlampe brin- 
zen. Wegen ihres verhältnismäßig‘ weißen Lichtes kann man die 
Gasfüllungslampe auch in sehr bequemer Weise zur Erzeugung 
„künstlichen Tägeslichtes” benutzen, wo auf dieses Wert gelegt 
werden muß. Man braucht hierzu nur den Überreichtum an roten 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 


1405 - 


und gelben Strahlen durch geeignet gefärbtes Bauglas herauszu- 
filtern, um ein Licht zu erhalten, das in seiner sepektralen Zusammen- 
setzung dem diffusen Tageslichte annähernd entspricht. Hierbei 
muß allerdings beachtet werden, daß man, um den Eindruck einer 
wirklichen Tageslichtbeleuchtung zu erreichen, natürlich auch ent- 
sprechend starke Lichtströme erzeugen muß, die eine ebenso starke 
Beleuchtung liefern wie das durch die Fensteröffnungen einfallende 
diffuse Tageslicht (rd 500 Lux in der Nähe der Fensterwand). Da 
bei dem Herausfiltern der roten und gelben Strahlen etwa 20 % des 
ganzen erzeugten Lichtstromes verloren gehen, müssen deshalb 
natürlich zur Erzeugung künstlichen Tageslichtes erheblich höhere 
Energiebeträge aufgewandt werden als eie sonst bei der künstlichen 
Beleuchtung üblich eind. 

Eine Verbesserung der Glühlampe scheint bei dem gegenwär- 
tigen Stande der Wissenschaft nur möglich, wenn ein Fadenmaterial 
ausfindig gemacht werden könnte, das bei Dauerbelastung wesent- 
lich höhere Temperaturen aushält als der Wolframdraht. Die Frage 
leitet unmittelbar zu einer Betrachtung des Zieles der Lichttechnik. 


(Schluß folgt.) 


Das Wasserkraft-Elektrizitätswerk des norwegischen Staates am Glomfjord. 
Von Gg. v. Troeltsch, Heidenheim a. Br. 
(Schluß von S. 1357). - 


Abnahmeversuche. 


Im Jahre 1920 wurde die zweite der damals aufgestellten Maschi- 
neneinheiten durch Vertreter der beteiligten Gesellschaften und des 


Norwegischen Staates sowie einen unparteiischen Obmann eingehen- 


den Abnahmeversuchen unterworfen. À 
Zur Gefällsmessung diente ein vor Beginn der Versuche am sta- 
tischen Gefälle geprüfter Feindruckmesser. Die Wassermenge wurde 


Abb. 9. Drehstromerzeuger von 24000 kVA mit angebauter Erregermaschine. 


im Ablaufkanal etwa 35 m unterhalb der Turbine mittels Woltmann- 
-cher Flügel gemessen, wobei durch Einbauten für gleichmäßige Ge- 
schwindigkeit in genügend großem Wasserquerschnitt gesorgt war. 
Die Drehzahl wurde am Turbinen-Tachometer abgelesen und gleich- 
zeitig von einem Hornschen Tachographen aufgezeichnet. Der mit 
der Turbine gekuppelte Stromerzeuger arbeitete auf einen reichlich 
bemessenen Wasserwiderstand. Die elektrische Leistung wurde an 
den kurz vor den Versuchen geeichten Schalttafelinstrumenten 
(Wattmeter, Voltmeter und Amperemeter) abgelesen. Die Wir- 
kungsgrade des Generators wurden teils durch unmittelbare Mes- 
sung, teils nach den Ergebnissen der Werkstattproben bestimmt. 


Plötzliche Belastungsänderungen wurden bei den Reglerversuchen 
mittels des Ölschalters vorgenommen. 


Die geforderte Leistung und noch mehr wurde von der Turbine 
mit Sicherheit abgegeben. Die Wirkungsgrade waren für Vollast, % 


und % der Vollbelastung gewährleistet und im Vertrag ausbedungen, 


daß der Lieferer der Turbinen eine Buße zu erleiden haben werde, 


wenn der Mittelwert aus diesen drei Wirkungsgraden 82,17 %micht 


erreichen sollte. Anderer- 
seits war für das Über- 
schreiten dieses Wertes 
eine Sondervergütung aus- 
gesetzt. Bei den Versuchen 
ergab sich ein Mittelwert 
von 85,97 %, also ein um 
3,8 % höherer Wirkungs- 
gerad. Der höchste Wir- 
kungsgrad wurde zu 882 % 
gefunden. 

Bei den Regelungsver- 
suchen wurde nach einer 
plötzlichen Entlastung der 
Turbine um 23 000 PS eine 
Druckerhöhung von mur 
3,9 % beobachtet. Die vor- 
übergehende Drehzahlstei- 
gerung betrug dabei 88 % 
und hätte sich durch 
günstigere Einstellung des 
Reglers noch vermindern 
lassen, wofür jedoch ein 
Bedürfnis nicht vorlag. 


Stromerzeuger 


Die Generatoren wurden 
in den Werkstätten der 
Allmänna Svenska Elek- 
triska Aktiebolag in Väste- 
ras gebaut, u. zw. für 300 
Umdr/min, 25 Per und 
15000 V. Spannung. Die 
beiden ersten Stromerzeu-' 
ger haben eine Regellei- 
stung von je 20000 kVA 
bei cos ọ = 0,8 und sind 
einer dauernden Über- 
lastung bis 22 000 kVA ge- 
wachsen. Der nachträglich 
bestellte dritte Generator, 
über den Einzelheiten wei- 
ter unten mitgeteilt werden. 
hat noch größere Leistung, 
Die Temperatursteigerung überschreitet für gewöhnlich 50° © 


nicht, bei der genannten Überlastung zedoch darf sie bis 65° betra- 


gen. Der Wärmegrad wurde inden Wicklungen mittels Widerstands- 
messung und am Eisen mit Thermometer bestimmt. 

Die Maschinen sind, wie das Werkstattbild, Abb. 9, und die Auf- 
nahme des Kraftwerks, Abb. 6, zeigen, von eindrucksvoller Größe. 
Der äußere Durchmesser des Ständers beträgt 6,7 m und die 
Länge 2 m, über die Kappen gemessen 2,9 m. Das Gewicht der ganzen 
Maschine ist 225 t, wovon 9 t auf den umlaufenden Teil kommen. 
Zur Erleichterung der Beförderung ist der Ständer In 4 Teilen her- 
zestellt, die durch Schrauben zusammengehalten werden. 


an nn u na 


arera 


- 1406 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 23. November 1922. 


Die Nuten im Ankereisen sind offen und an den Mündungen 
durch Fiberkeile verschlossen. Die Wicklung ist eine in drei Ebenen 
angeordnete Spulenwicklung. In jeder Nute liegen.2 Leiter, die aus 
mehreren isolierten Drähten von viereckigem Querschnitt bestehen, 
damit Wirbelströme so weit als möglich vermieden werden. Auf je- 
den ganzen Leiter wurde, soweit er im Eisen liegt, in der Schablone 
Mikanit festgebrannt, und die beiden Leiter sind nochmals in eine 
Mikanitröhre mit Isoliermasse eingebacken. Der hohen Maschinen- 
spannung wegen wurden außerdem die Spulen zum Schutz gegen 
Glimmen an den scharfen Kanten der Eisenblechpakete mit Metall- 
folie belegt. Außerhalb des Eisens ist jeder der zwei Leiter der 
Spule für sich mit getränktem Tuch, Lack und Mikantit isoliert. 

Der mechanischen Verstärkung der Wicklungsköpfe wurde 
große Sorgfalt gewidmet. Aus Abb. 10 geht hervor, wie die Wick- 
lungsköpfe durch axiale Bolzen und kreuzförmige Verbindungs- 
glieder festgehalten werden 
und diesedurch schiefgestellte 
V-förmigeWinkeleisenstützen 
gegen das Ankergehäuse ab- 
gesteift sind. Zwischen den 
Wicklungsköpfen der ver- 
schiedene Phasen ist Preß- 
spahn eingelegt. Die unter 
voller Spannung ausgeführten 
Kurzschlußproben haben die 
Zuverlässigkeit der Verbin- 
dungen erwiesen, indem an 
den Wicklungen nicht die ge- 
ringete Einwirkung der hohen 
Beanspruchungen zu bemer- 
ken war. 

Die etwaige Auchwechse- 
lung einer Spule geschieht in 
folgender Weise: Befindet 
sich die Spule in der oberen 
Hälfte des Ständers, s0 wer- 
den zuerst die Keile der Nu- 
ten, in welchen die über die 
wagrechten Fugen geschlosse- 
nen Spuien liegen, entfernt. 
Diese Spulen werden radial 
aus den Nuten herausgenom- 
men und auf die Pole, die in 
geeigneter Lage eingestellt 
werden müssen, gelegt. Hier- 
auf kann die Ständerhälfte ab- 
gehoben und jede beliebige 
Spule derselben ausgewechselt 
werden. Falls eine Spule der 
unteren Hälfte herausgenom- 
men werden soll, wird‘ der 
Ständer um 180° gedreht, so 
daß die untere Hälfte nach 
oben kommt, und danach wird 
ebenso verfahren, wie vor- 
etehend beschrieben, Der un- 
tere Teil des Ständers ist zu 
diesem Zweck mit Füßen ver- l 
sohen, die mit Schrauben befestigt sind. Wenn die Füße entfernt 
sind, ruht der Ständer auf vier Rollen am Boden der Grube, auf 
denen er gedreht werden kann. 

Der zehnpolige Lä u f or besteht aus sechs Stahlringen, die an- 
einandergelegt sowohl den Magnetring als die Polkerne bilden (siehe 
Querschnitt Abb. 11). Zwischen den zwei mittleren Ringen ist ein 
Spalt für die Kühlluft freigelassen. Der so gebildete Kranz wird,von 
einem ebenfalls aus Stahl gegossenen Armkreuz getragen und mit- 
tels axialer Bolzen sowohl an den Polkernen, als auch am inneren 
Umkreis zusammengehalten (siehe Abb. 12). Die Magnetspulen be- 
‚stehen aus einer Lage hochkant gewickelten Kupferbandes, und die 
Polschuhe sind an den Polkernen mit je 16 Schrauben befestigt. Die 
Maschinen müssen einer Durchgangsdrehzahl von 90 % über der Be- 
triebs-Geschwindigkeit gewachsen sein. Um im voraus die Stärke der 
Ringe zu erpoben, machte man mit jedem einzelnen Ringe Schleuda:- 
versuche in einer Prüfgrube. Die Ringe waren dabei mittels einer 
Nabenscheibe auf einer senkrechten Welle befestigt, und durch an- 
geschraubte Gewichte wurden annähernd dieselben Fliehkräfte am 
Fuß der Pole hervorgerufen, die am fertigen Magnetrad von den Er- 
regerspulen und Polplatten erzeugt werden. Der vollständig zusam- 
mengebaute Läufer wurde schließlich gleichfalls mit lotrechter 
Welle der endgültigen Schleuderprobe unterworfen. 


Wenn eine Magnetspule ausgewechselt werden muß, wird das 
Polrad so gedreht, daß die Spule nach oben kommt. Die Ständerhälfte 
wird freigemacht und abgehoben; danach werden die Schrauben der 
Polplatte herausgeschraubt, worauf der Polschuh und die Spule ab- 
genommen werden können. 


Die Kühlung der vollständig gekapselten Stromerzeuger ist 
in folgender Weise durchgeführt. An beiden Seiten des Polrades sind 
Windflügel angebracht, welche die Kühlluft aus der nach oben voll- 
ständig abgedeckten Maschinengrube ansaugen, die durch einen Ka- 
nal mit dem Freien in Verbindung steht. Die Frischluft tritt seitlich 


in die Ständerschutzkappen ein, geht feils an den Magneten vorbei, 
teils durch den Mittelkanal des Läufers, umspült die Ankerbleche 
und Wicklungen und wird aus dem (Gehäuse in der Regel durch einen 
Stutzen in die Warmluft-Abzugskanäle geleitet. An der oberen 
Hälfte des Gehäuses sind Öffnungen mit einstellbaren Klappen an- 
geordnet, so daß warme Luft in den Maschinensaal eingelassen wer- 
den kann. Durch eine ähnliche Öffnung im Unterteil des Ständer- 
gehäuses kann ein Teil der warmen Luft nach Bedarf der Frischluft 
beigemischt werden. 

Die Lager haben Ringschmierung und einen von einer kleinen 
Pumpe unterhaltenen Ölumlauf. Der Behälter, worin das Öl durch 
eine Kühlschlange gekühlt wird, ist in der Grundplatte des Lager: 
eingebaut. Außerdem sind die Lager mit Wasserkühlung ausge- 
rüstet, Beide Kühleinrichtungen sind so berechnet, daß jede für 
sich für den Dauerbetrieb ausreicht. Eine kleine Handyumpe an 


Abb. 10. Stromerzeuger während des Zusammenbaues in der Werkstätte zu Vaesteras. 


jedem Lager gestattet, bei der Ingangsetzung Öl unter die Wellzap- 
fen zu pressen. 


Die Maschinen sind mit direkt gekuppelten Erregern von 22% 
V versehen. 


Im gleichen Jahre, in dem.die ersten Stromerzeuger geliefert 
wurden, erhielt ASEA die Bestellung auf die dritte Maschine, deren 
Leistung jedoch auf 24 000 kVA erhöht wurde. Die übrigen Grund- 
lagen sind dieselben wie für die vorhergehenden Maschinen. Es 
wurde bestimmt, daß die Ankerwicklung ausschließlich mit Glim- 
merpräparaten isoliert werden sollte, so daß eine höhere Temperatur- 
steigerung zugelassen werden konnte, nämlich 70° nach Wider- 
standsmessung, 65 ° mit Thermometer und 80° C gemessen mit einge- 
bauten Thermoelementen. Auch die Magnetspulen sind vollständig 
mit Glimmer isoliert und dürfen in Widerstandsmessung 70° C Tem- 
»eratursteigerung aufweisen. Bei der Zulassung dieser Erwär- 
mungsgrenzen, die wohl etwas höher als üblich sind, wurde auch auf 
die Lage des Kraftwerks im hohen Norden Rücksicht genommen, wo 
die höchste Sommerwärme nur in seltenen Ausnahmefällen 25° C er- 
reicht und gewöhnlich 15° C nicht überschreitet. 

Infolge der hinaufgesetzten Wärmegrenzen brauchten die Ab- 
messungen dieser Maschine nur wenig größer gemacht zu werden als 
bei den vorhergegangenen. Der Durchmesser ist derselbe, die axt- 
ale Länge jedoch etwas größer. Die Nuten des Ankers sind grö- 
ßer, und sowohl Ständer- als Läuferwicklungen sind kräftiger. Die 
übrigen Einzelheiten der Maschine konnten beinahe unverändert 
beibehalten werden, und das oben tiber die allgemeine Ausführung 
Gesagte ist auch für den dritten Generator gültig. Es sind jedoch, 
wie gesagt, die-Spulenköpfe der Ankerwicklung mit Glimmer iso- 
liert und außerdem mit einer Verbundmasse von hohem Schmelz- 
punkte behandelt. Die Ständerwicklungen wurden in Anwesenheit 
eines Sachverständigen des Bestellers mit 35 000 V gegen Erde und 
zwischen den Phasen geprüft. 


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23. November 1922. = Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47. 1407 
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Schaltanlageund Fernleit ung. Leistungen der Maschineneinheiten sowie auch durch besondere 

Der Entwurf für den elektrischen Teil des Elektrizitätswerkes ‚selbsttätige Schaltvorrichtungen bemerkenswert. , 
Glomfjord wurde von der beratenden Firma A/S Elektrodrift in Kri- Abb. 13 zeigt den Schaltplan. Die Stromerzeuger 1 und 2 sind 
stiania ausgearbeitet. Da die er- unmittelbar an je eine der Fernleitungen angeschlossen, 
zeugte elektrische Leistung zum | = 2 ia Generator 3 dagegen ist auf die Sammelschienen ge- 


größten Teil für elektrother- 
mischen Schmelzwerkbetrieb ver- 
wendet wird, zeigt die Schaltan- 
lage in ihren Grundzügen die 
:olehe Stromversorgungen kenn- 
zeichnende Einfachheit: Vertei- 
lung der Energie mit der Gene- 
ratorspannung und durchgehen- 
den Generator-Linieneinheiten, 
die nur in Ausnahmefällen mit- 


schaltet. Jede der Fernleitungen kann die Leistung 

zweier Maschinen aufnehmen. An die Sammelschienen 

sind ein Belastungswiderstand zur Aufnahme der Lei- 

J L \ stung eines Generators angeschlossen und ferner die 

SEE: TT] iTmım y Yl Stromversorgung des Kraftwerks selbst. Besondere 

B =: j I NEN] IN] HEA Schalter für die beiden Fernleitungen sind nicht einge- 
FINDEN 
k 


III IR 
IN 


STE N: BEE a baut, Platz dafür ist jedoch vorgesehen. Der erzeugte 
I ur] x Strom wird mittels vier parallel geschalteter Dreiphasen- 
/ kabel zum Schaltgebäude geführt, wo er im Kellergeschoß 
zunächst für jeden Stromerzeuger drei Drosselspulen 
durchfließt. Von hier aus sind 
die Leitungen zu den Gene- 
ratorschaltern im Erdgeschoß 
des Stellwerks gezogen. Die 
Schalter sind in Betonzellen 
mit Scheidewänden zwischen 
jeder Phase eingebaut und 
werden mittels Gleichstrom 
getätigt. Von den Maschinen- 
schaltern gehen die Leitungen 
weiter in den zweiten Stock, 
wo sie durch Trennschalter 
an die Sammelschienen ange- 
schlossen werden können. 5S0- 
dann führen die Leitungen zu- 


~ 


KH PSA z r iA | ES YAA rück in das Erdgeschoß, von 
ME A roh SE | ZEIJGIID wo die Fernleitungen aus- 
7 y Z f: = - - 5 FR A / \ 28 > Jj gehen. Alle Boden- und Wand- 
RR: SAAI BASA Fa . a 1: NIE durchführungen wurden in 
DEZENT NET Y f; \ 777 Porzellan ausgeführt, und die 
DR DIE, EA E Ar RB ERLA G 15000 V-Stromwandler der An- 


lage sind in diese Durchfüh- 
rungen eingebaut, 

Für den Strombedarf des 
Kraftwerks wird die Maschi- 
nenspannung in zwei 100 kVA- 
Transformatoren auf 400 V 
herabgesetzt und in zwei Mo- 
torgeneratoren teils in Gleich- 

| l I 4 | ; strom für 220 V, teils in Dreh- 
a EEE ED i Ehe ep LAS, strom von 250 V und 50 Per/s 


NIS 


‚er F 7 umgewandelt. Die Gleich- 
PoE U i FE stromanlage umfaßt auch eine 
LH TH, Akkumulatorenbatterie von 


Der Überwachungsraum 
mit Instrumentpult für die 
Stromerzeuger und Instru- 
menttafel für die Stromvertei- 
lung befindet sich im zweiten 
Stock des Schalthauses mit Aussicht über den Maschinensaal. Von 
dort aus werden auch mittels Befehlstelegraph die Weisungen an 
die Maschinenwärter gegeben. p 


An die Stromerzeuger sind die Erregermaschinen unmittelbar 
angebaut, die auf Eigen- oder Fremderregung geschaltet werden 
können und ohne Hauptstromwiderstand auf das Generatorfeld ar- 
beiten. Die Regelung des letzteren wird deshalb im Magnetstrom- 
kreis der Erregermaschine vorgenommen, in den auch selbsttätige 
Schalter eingebaut sind, die von Relais ausgelöst werden können und 
dabei die Magnetisierung der Hauptmaschinen abschalten. 


Den Anslösevorrichtungen der Anlage sind folgende Aufgaben 
gestellt: Beim Erdschluß an irgendeiner Stelle, Kurzschluß in den 
Generatoren oder Leitungen oder auch bei zu hoher Geschwindig- 
keit werden die obengenannten Magnetschalter augenblicklich aus- 
gelöst. Zu diesem Zweck sind die Erdungstransformatoren mit 
Spannungsrelais versehen, deren Kontakte sich bei Erdschluß schlie- 
ßen und dadurch die Magnetschalter öffnen. Ferner sind die Gene- 
ratoren mit differential geschalteten Relais versehen, die an die vier 
Transformatoren angeschlossen sind, von denen zwei im Nullpunkt 
der Maschinen und zwei in den entsprechenden Phasen hinter den 
Drosselspulen eingeschaltet sind. Außerdem haben die Tachometer 
der Turbinen Kontaktzeiger, die bei Überschreitung einer gewis- 
sen Geschwindigkeit gleichfalls die Magnetschalter auslösen. Falls 
mehrere Maschinen parallel arbeiten, werden ihre Magnetschalter 
bei Vorkommnissen gedachter Art gleichzeitig ausgeschaltet. Für 
diesen Zweck werden die Auslöskreise der Magnetschalter durch 
besondere Niederspannungskontakte an den Trennschaltern zusam- 
menzeschaltet, wenn die betreffenden Stromerzeuger ans Netz ge- 
legt werden. An sämtlichen Schaltern sind außerdem noch Zeit- 
relais vorhanden, so daß sie bei Überlastung oder etwaizem Versa- 
Ahb. 12. Polrad zum 24000 KV A-Stromerzeuger. gen der Magnetschalter selbettätig auslösen. 


| Die Fernleitung führt den Strom nach dem etwa 4,2 km 
tels der Sammelschienen zusammengeschaltet werden. Die Schalt- entfernten Schmelzwerk Haugvik der A/S Glomfiord und ist von der 
einrichtungen für Glomfjord wurden ebenfalls von der Allmänna Schaltanlage weg in einem 1,4 km langen Tunnel verlegt, der durch 
Svenska Elektriska Atiebolag geliefert und sind infolge der großen den hier mehrere hundert Meter hoch fast senkrecht aus dem Meer 


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Abb. 11. Querschnitt durch den Stromerzeuger und die Erregermaschine. 


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1408 


aufsteigenden Berg geschlagen ist. 


Abb. 14 zeigt einen Lageplan 
der Werke und der Hauptlinie. ; 


Für die Fernleitungen waren während des Krieges bewehrte 


Hochspannungskabel nicht zu annehmbarem Preis erhältlich. Die 
Leitungen durch den Tunnel wurden deshalb als blanke Kupferkabel 
auf Porzellanisolatoren ausgeführt. Der Tunnel bietet Raum für 


sechs Dreiphasenlinien, von denen vorläufig zwei mit 240 mm? Lei- 
tungsquerschnitt verlegt sind. Die Leitungen der verschiedenen 
Phasen sind übereinander auf Eisengertisten verlegt, die an den bei- 
den Seitenwänden des Tunnels aufgestellt sind. Zwischen den Trag- 
gestellen ist ein Bedienungsgang freigelassen. An den Endpunkten 


und an Winkelpunkten sind zur Erzielung gleichmäßiger Spannung 
und sicherer Verankerung Spannvorrichtungen angeordnet, bei de- 
ren Bemessung auf die großen Beanspruchungen Rücksicht genom- 
men ist, welche die Leitungen bei Kurzschlüssen erfahren. l 

Über dem Ausgang des Tunnels ist ein Ausführungsgebäude er- 
richtet, dessen Durchführungswand später den Zug von 36 Kupfer- 
kabeln von je 200 mm? und drei Erdungsseilen von je 110 mm? aufzu- 
nehmen hat. Auf der hierauf folgenden freien Strecke von 2,8 km 
Länge bis zum Verteilwerk bei den Fabriken sind die Kabel auf 
Masten verlegt. Diese sind aus Betoneisen hergestellt, was unter 
den damaligen Verhältnissen wesentlich billiger als die Beschaffung 
von Eisenmasten war. Abb. 15 zeigt einen Abspann- und Winkel- 
mast, Abb. 16 einen Tragmast für gerade Linie. Die letzteren sind 
an ihren Fußpunkten gelenkig ausgeführt, so daß sie bei etwaigen 
Spannungsunterschieden in der Längssrichtung der Leitung nachge- 
ben können. S ; 

Entstehungder Anlage. 
StromkostenundAnlagekosten. 


Die Vermessungsarbeiten wurden im Sommer 1912 begonnen, 
wobei die Ingenieure zunächst in Zelten wohnten, da an Ort und 


Fernleitung 


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Abb. 14. Lageplan des Kraltwerks und der Fernleitung zu den Fabriken. 


Stelle nur ein Bauernhof .vorhanden war. Sodann wurden für die 
Mannschaften Baracken und einige Wohnhäuser errichtet. 1913 fing 
man mit den Sprengarbeiten an, im Herbst 1914 aber wurde der Bau 
des Krieges halber eingestellt und erst im Jahre 1915 wieder aufge- 
nommen. Am 19. Mai 1920 begann der Probebetrieb der Maschinen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47. 


Abb. 13. Schaltplan des Elektrizitäte- 
werkes am Glomfjord. 


23. November 1922. 


Diese Wasserkraftanlage und alle noch vorhandenen Wasser- 
kräfte am Ende des Glomfjords; ebenso das für Industriebauten und 
zum Besiedeln geeignete Gelände, nämlich die drei ehemaligen Bau- 
erngüter Glomen, Haugvik und Setvik wurden Eigentum der Glom- 


Abb. 16. Tragması für gerade Strecke. 


fiord-Aktieselskab, einer ursprünglich schwedischen Gesellschaft. 
Die Mehrzahl der Aktien wurden 1918 vom Norwegischen Staat er- 
worben. Die Gründer der Gesellschaft schlossen mit diesem einen 
Pachtvertrag, wonach ihnen 45000 PS zum Betrieb von Zink- 
schmelz- und Verfeinerungshütten zur Verfügung gestellt werden. 


23. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47. 


1408 


Der Preis wurde zu 36 Kr für die elektrische Jahres-Pferdekraft 
während der ersten 5 Mhre und zu 34 Kr für die folgenden 25 Jahre 
vereinbart. 

Die Anlagekosten einschließlich des Verkaufsgewinns der Grün- 
der beläuft sich für den ersten Ausbau mit 77500 PS Maschinenlei- 
stung auf 21000000 Kr, also für die aufgestellte Pferdekraft zu 
240 Kr. Die Kosten des vollen Ausbaues mit 160 000 PS berechnen 
sich unter Zugrundelegung der heutigen Preise für die Erweiterun- 
gen zu 30 000 000 Kr, so daß dann die Anlagekosten für 1 PS gar nur 
193 Kr betragen werden. 

Diese niedrigen Zahlen rühren von den überaus günstigen 
hydraulischen Grundlagen dieser Kraftanlage her, bei der im Ver- 
hältnis zu ihrer großen Leistungsfähigkeit nur geringe Kosten für 
die Regelung der Wasserspende und für die Zuführungsstollen auf- 
zuwenden waren. Es dürfte in dieser Beziehung eine der gfinstig- 
sten Anlagen an der ganzen Westküste Norwegens sein. Der vor- 
läufig noch fühlbare Nachteil der Abgelegenheit wird sich bei Ein- 


tritt wirtschaftlich günstigerer Zeiten durch Werkgründungen an 
Ort und Stelle überwinden lassen. 


Die ganze Kraftanlage läßt in der Großzügigkeit ihres Ent- 
wurfs, in der Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten und tn der 
sorgfältigen Ausführung die nordischen Ingenieure als Meister auf 
dem Gebiete des Großwasserkraftbaues erkennen. Auch die Liefe- 
rer der maschinentechnischen und elektrotechnischen Ausrüstung 
des Kraftwerkes können mit hoher Befriedigung auf ihre Leistungen 
blicken, sind doch die Freistrahlturbinen am Glomfjord die stärk- 
sten Turbinen und die Generatoren die stärksten mit Wasserturbi- 
nen angetriebenen Stromerzeuger der alten Welt. 


Zu Dank für ausführliche Mitteilungen, Zeichnungen und’Pho- 
tographien fühlt sich der Verfasser verpflichtet gegenüber Herrn 
Ragnvald Lieder Forenede Iugenierkontorer in Kristiania, s0- 
wie den Firmen Allmänna Svenska Elektriska A.B. in 
Västeras und J. M. Voith in Heidenheim a. d. Brenz. 


Bestimmung der Lage des Erdpotentials in Drehstromanlagen. 
Messung der Isolationswiderstände von Hochspannungsanlagen während des Betriebes. 
Von Erwin Marx, Dresden. | 


Die Lage des Erdpotentials in Drehstromanlagen ist abhängig 
von den Leitwerten, die zwisehen den einzelnen Teilen der Anlage 
und der Erde vorhanden sind. Bei Leitungsnetzen bestehen diese 
Leitwerte im wesentlichen aus den Teilkapazitäten der Leiter 
gegen Erde, den Isolationswiderständen des Netzes und gegebenen- 
falls aus den Leitwerten der Nullpunktserdungen der die Leitungen 
speisenden Generatoren oder Transformatoren. 

Die Behandlung der Aufgabe, die Lage des Erdpotentials zu be- 
stimmen, wenn diese Leitwerte gegeben sind, ist für Überspannungs=- 
und Erdschlußfragen wichtig. Sie erfolgte auf sehr verschiedenen 
Wegen. Eine rein rechnerische Lösung gibt Görges!) an. Er brv- 
nutzt „Dreieckskoordinaten“, die den Vorteil besitzen, eine sym- 
metrische Behandlung des Drehstromspannungsdiagramms zu ge- 
statten. Die von Görges angegebenen Gleichungen lassen sich noch 
etwas einfacher gestalten, wenn man auch imaginäre Zahlen ais 
Dreieckskoordinaten zuläßt?). 

Bei Behandlung fast aller Fragen, bei denen die Lage des Erd- 
potentials eine Rolle spielt, empfiehlt es sich, die nachstehende Ver- 
einfachung zu Hilfe zu nehmen: Alle zwischen den Außenleitern 
bzw. dem Nullpunkt einer Anlage und Erde bestehenden Scheinleit- 
werte (Admittanzen) seien in beliebiger Weise in je 2 Summanden 
zerlegt und diese Summanden wiederum beliebig in 2 Gruppen einge- 
teilt. Wenn nur die Leitwerte der Gruppe 1 vorhanden sind und dem- 
entsprechend alle Leitwerte der Gruppe 2 gleich Null gesetzt sind, 
so falle das Erdpotential nach ®,, dem „Grundpotential 1”. Ist die 
Gruppe 2 der Leitwerte allein vorhanden, so falle das Erdpotential 
nach S,, dem „Grundpotential 2°, Unter Beibehaltung dieser Fest- 
setzunzen it nun der folgende Satz: 

Sind zwischen einem Punkt mit dem Potential ®©, und Erde alle 
Leitwerte der Gruppe 1 und zwisehen einem Punkt mit dem Poten- 
tial &, und Erde alle Leitwerte der Gruppe 2 in Parallelschaltung 
vorhanden, so nimmt das Erdpotential Q die gleiche Lage ein, als 
wenn alle Leitwerte in ursprünglicher Weise zwischen den Dreh- 
stromleitern bzw. dem Nullpunkt und Erde vorhanden wären?). 


Die angegebene Zerlegung und Gruppeneinteilung der Leit- 
werte läßt sich meist so treffen, daß eine Rechnung fast ganz un- 
nötig wird. Einige Beispiele mögen das erläutern: 

In einem Drehstromnetz ohne Nullpunktserdunz mit gleich gro- 
Ben Teilkapazitäten (C) der Außenleiter gegen Erde sei zwischen 
dem Leiter R und Erde ein Erdschluß über den Widerstand W vor- 
banden. Eine Zerlegung der Leitwerte in Summanden kommt hier 
nicht in Frage. Die Gruppeneinteilung ist am günstigsten die fol- 
gende: Gruppe 1: der Wirkwiderstand W, Gruppe 2: die Kapazi- 
täten. ©, fällt dementsprechend nach R, dem Potential des Leiters 
R, &, nach M, dem Potential des Nullpunktes. In Bild 1, in dem 
Vektordiaxzramm und Schaltbild vereinigt sind, ist die durch den 
Satz von den Grunedpotentialen gegebene Ersatzschaltung darge- 
stellt. Die Kapazitäten C sind also an Stelle zwischen den einzel- 
nen Leitern und Erde zwischen dem Nullpunkt und Erde in Parallel- 
schaltung vorhanden. Ans dem Bild ist ohne weiteres die bekannte 
Tatsache zu ersehen, daß sich das Erdpotential in dem vorliezenden 
Falle bei Verkleinerung von W auf dem Halbkreise über RM als 

rchmesser nach R hin bewegt. Die Erdschlußstromstärke Je er- 
giht sich aus der Gleichung 


en 


worin mit P die Netzspannung bezeichnet ist. 


) Archiv f. El. Rd. 6 Heft 1 u. 2. Rd. 7 Heft 5. 
8 Erwin Marx, Archiv f. El. Bd. 10, Heft. 12. 
Der Nachweis dieses Satzes findet sivh in dem Aufsatz Anmerkung 2. 


Wenn eine Nullpunktserdung, z. B. durch eine Drosselspule, 
vorhanden ist, so wird ihr Leitwert am besten mit zur Gruppe der 
Kapazitäten gestellt werden. Da die Drosselspule im Nullpunkt M 
angeschlossen ist, so behält &, bei symmetrischer Anlage seine La: 
und die Drosselspule ist parallel zu den Kapazitäten geschaltet zu 
denken, wie das in Bild. 1 gestrichelt angedeutet ist. Bei Vernac)- 
lässigung des Wirkwiderstandes der Drosselspule wird der Blind- 
leitwert der Verbindung des Nullpunktes mit der Erde: 

1 
3w C a 

wenn L, die Induktivität der Drosselspule ist. Dieser Blindleitwert 
wird zu Null, wenn 3? C Lọ = 1 ist. Ist diese von Petersen 
für die Erdschlußspule angegebene Beziehung erfüllt, so wird also 
der gesamte kapazitive Erdschlußstrom kompensiert, und durch 
den Erdschluß fließt angenähert ein reiner Wirk=trom, dessen Weri 
sehr klein ist gegenüber dem des Erdschlußstromes im ungeschütz- 
ten Netz. Bei Verkleinerung des Widerstandes W wandert hier das 
Erdpotential fast gradlinig von M nach R. 


l 


7 S 


Abn. 1. Abb. 2. 


Mit Hilfe des Satzes von den Grundpotentialen läßt sien allge- 
mein die interessante Tatsache nachweisen, daß sich das Erdpoten- 
tial bei ganz beliebig zwischen den Außenleitern oder dem Nullpurkt 
und Erde bestehenden Verbindungen etets auf einer Geraden oder 
einem Kreise bewegt, wenn sich nur einer der vorhandenen Leit- 
werte (Wirk- oder Blindleitwert) verändert’), 

Die angegebenen Beziehungen gestatten nun die Messung der 
Isolationswiderstände von Drehstromanlagen unter Zuhilfenahme 
eines bekannten, mit einpoligen Trennschaltern zwischen die eiun- 
zelnen Außenleiter und Erde einschaltbaren Wirkwiderstandes. 

Bei der Darlegung der Methode sei wieder von dem einfachsten 
Fall eines Drehstromnetzes ohne Nullpunktsverbindung mit der 
Erde und mit gleichgroßen Teilkapazitäten der Außenleiter gegen 
Erde auszegangen. 

Zwischen dem Leiter R und Erde sei der unbekannte zu mes- 
sende Widerstand Wz vorhanden. Die Isolationswiderstände der 
beiden anderen Leiter seien Wz gegenüber unendlich groß. Zur 
Messung wird der bekannte Widerstand We zwischen einem Außen- 
leiter, z. B. T, und Erde eingeschaltet und die Lage des Erdpotentials 
Q durch Messung der Spannungen von R, S und T gegen Erde fest- 
gestellt. Der Punkt Q in Abb. 2 sei die gefundene Lage. 

Wir treffen wieder die geschilderte Einteilung der Leitwerte: 
Die beiden Wirkwiderstände Ws und Wz bilden die Gruppel, die 


1410 l Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 23. November 1922. 


drei Kapazitäten die Gruppe 2. Das Potential &,, das die Erde ein- 
nehmen würde, wenn nur We und Wz vorhanden wären, fällt auf 


den Vektor RT und teilt diesen im Verhältnis Wz : We. Es besteht 
also die Gleichung 
RG: 6G T= Wz : We 


©, fällt mit M zusammen. Zwischen ®, und Erde sind die beiden 
Wirkwiderstände, zwischen ®, und Erde die drei Kapazitäten in 
Parallelschaltung zu denken. & muß also auf dem Halbkreise über 
$,M als Durchmesser liegen, d. h. aber: Man findet ©, auf der durch 
Messung gefundene Lage von Q, indem man in Q auf MO, von M 
aus gesehen. nach links hin das Lot errichtet. Der Schnittpunkt des 
Lotes mit w © ist ©,. Aus der Lage von ®, läßt sich die Größe von 
Wz aus der angegebenen Proportion bestimmen. 

In der Praxis wird man von vornherein nicht wissen können, 
zwischen welchem Leiter und Erde der zu kleine Isolationswider- 
stand liegt und ob nicht auch an einem oder beiden anderen Leitern 
die Isolation ungenügend ist. Über beide Fragen gibt das Anlegen 
des bekannten Widerstandes W e nacheinander an alle drei Außen- 


Aus der englischen Elektrizitätswirtschaft. Ein neues 
Elektrizitätsgesetz. 


In der englischen BElektrizitätswirtschaft herrscht reges Leben. 
Dies rührt einmal von der an sich gesteigerten Tätigkeit der Elek- 
trizitätsunternehmungen her, dann aber auch von der auf Grund 
des Elektrizitätsgesetzes vom Jahre 1919 eingeleiteten 
Umgestaltung. Die Privatgesellschaften befinden sich in 
günstiger Entwicklung!); wenn die ausgeschütteten Dividenden 
als Merkzeichen des Erfolges angesehen werden können, so können 
die Elektrizitätsgesellschaften zu den erfolgreichsten Unterneh- 
mungen gerechnet werden; denn in der Mehrzahl der Fälle zeigen 
die Ergebnisse des Jahres 1921 eine merkliche Verbesserung gegen- 
über denen früherer Jahre, trotz des langen und verderblichen 
Kohlenstreiks und der wie bei uns bestehenden schleppenden Liefe- 
rungsweise der englischen Fabriken und trotz drückender Steuern 
und Abgaben. Infolgedessen finden die Aktien und Anteile der 
Blektrizitätsunternehmungen auf dem Geldmarkt leicht Aufnahme. 
Da kein Anzeichen besteht, daß das Bedürfnis nach Elektrizität 
bereits den Sättigungspunkt erreicht hat, und die nächsten Jahre 
Zeuge einer beträchtlichen Ausdehnung sein werden, insbesondere 
für Kraft- und sonstige Zwecke, kann mit einer wachsenden An- 
ziehungskraft der Elektrizitätspapiere auf dem Geldmarkt ge- 
rechnet werden. Dies gilt in gleicher Weise für die Gesellschaften 
Londons wie für die Provinz. Bemerkenswert ist, daß bereits 
einige Unternehmungen eine Herabsetzung der Preise haben ein- 
treten lassen. — Auch der jährliche Berichtdes Verkehrs- 
ministers über die unter dem Elektrizitätsgesetz verrichteten 
Arbeiten gibt ein treffendes Bild der umfangreichen Tätigkeit, die 
für die Entwicklung des Elektrizitätswesens geleistet worden ist?). 
Wir erfahren z. B., daß während des Berichtsjahres, das am 31. III. 
1922 geendet hat, der Minister sich mit zahlreichen Anträgen, betr. 
Sonderverfügungen auf Erhöhung von Höchstpreisen, zeitliche Hin- 
ausschiebung zur Ausführung übernommener Verpflichtungen, Be- 
fugnisse zur Straßenbenutzung, Leitungsverlegung und Errichtung 
von oberirdischen Leitungen, und mit einer großen Anzahl anderer 
Gegenstände zu beschäftigen hatte, über die alle die Elektrizitäts- 
kommissare befragt werden mußten, bevor eine Entscheidung ge- 
troffen werden konnte. So hat der Minister 32 Sonderverfügungen 
über die Errichtung neuer bzw. die Ausdehnung bestehender Elek- 
trizitätsversorgungen erlassen. Dies zeigt den wachsenden Wunsch 
städtischer und ländlicher Behörden, sich die Vorteile der Elek- 
trizitätslieferung zu sichern. Diese Bestrebung wird bestätigt 
durch die Tatsache, daß durch 9 der neuen Verfügungen Privat- 
gesellschaften Erlaubnis erhielten, ihr Versorgungsgebiet auszu- 
dehnen, während 3 gemeindliche Unternehmer sich ähnliche Befug- 
nisse sicherten. 4 Gemeindebehörden wurden ermächtigt, die be- 
stehenden Stromlieferungsunternehmungen anzukaufen. Der Be- 
richterstatter betont, daß es erfreulich sei, zu sehen, daß sich 
Privatunternehmungen wieder mehr um die Elektrizitätsversor- 
gung bemühen, was offenbar ein Zeichen von erstarkendem Ver- 
trauen der Finanzleute in die Zukunft der Elektrizitätsindustrie 
sei. — Die Kommissare gaben weiter ihre Zustimmung zur Errich- 
tung von 11 Kraftwerken, ferner in 6 Fällen zur Erbauung von 
Hauptleitungen und in 15 für die Erweiterung von bestehenden 
Kraftwerken. Die neuen Kraftwerke haben eine Anfangsleistung 
von ungefähr 30 600 kW mit der Möglichkeit weiterer Ausdehnung, 
und die genehmigten Erweiterungen bestehender Kraftwerke be- 
laufen sich auf ungefähr 143 700 kW. Alle diese Arbeiten erfor- 
derten naturgemäß einen beträchtlichen Kapitalbedarf. Von Ge- 
meindebehörden lagen nicht weniger als 394 neue Änträge, betref- 
fend Aufnahme von Geldern für Elektrizitätsversorgungszwecke, 
vor. Genehmigungen wurden erteilt bei 389 Anträgen, die einen 


ı) Electrician“ Bd, 88, 1922, S. 309. 
3 „Electrician* Bd. 89, 1922, S. 312. 


an die Durchführung der Messung in Wesen drei Fällen Auf- 
schluß. 

Wenn der Nullpunkt oder die Phasen der Anlage über Wirk- 
widerstände oder Induktivitäten geerdet sind, so ändert sich an der 
Methode nur der in Bild 2 eingezeichnete Winkel von 90°, der Werte 
bis zu 180° annehmen kann. Der jeweils in Frage kommende Win- 
kel läßt sich aus den gegebenen Konstanten der Anlage vorausbe- 
rechnen. Auch die gleichzeitige Messung der Isolationswiderständ« 
aller drei Außenleiter ist auf ähnlichem Wege durchführbar. Not- 
wendig ist hierbei die Bestimmung der Lage des Erdpotentials ohne 
und mit angeschaltetem bekanntem Widerstand. 

Die zahlreichen im Elektrotechnischen Institut der Technischen 
Hochschule zu Dresden angestellten Versuche ergaben eine volle Be- 
stätigung der rechnerisch und zeichnerisch gefundenen Ergebnisse. 

Bei der weitaus überwiegenden Mehrzahl der bestehenden Dreh- 
strom-Hochspannungsanlagen sind Einrichtungen zur Messung der 
Spannungen der Leiter gegen Erde vorhanden. Bei diesen Anlagen 
ist nur die Anschaffung eines hohen Widerstandes und dreier ein- 
poliger Trennschalter erforderlich, um die beschriebenen Messungen 
durchführen zu können. i l 


Gesamtbetrag von fast 14 Mill. £ ergeben. Wenn zu dieser groben 
Summe die Kapitalbedürfnisse der Privatgesellschaften hinzuge 
zählt werden, über die die Kommissare und der Minister eine un- 
mittelbare Kontrolle nicht haben, so dürfte das gesamte neue An- 
lagekapital während des vergangenen Jahres auf über 20 Mill. £ 
geschätzt werden. Mit Neid wird der deutsche Fachmann diese 
Zahl betrachten, die zeigt, daß in England die Ausdehnung 
der Elektrizitätsunternehmungen große Fort- 
schritte macht, und daß überall umfangreiche Maßnahmen er- 
griffen worden sind, um dem wachsenden Bedarf für Kraft und son- 
stize Zwecke gerecht zu werden. Die Zahl der Verfügungen, die 
die Abänderung genehmigter Preise oder die Erhöhung von Höchst- 
preisen betreffen, war 43; der Berichterstatter hofft jedoch, daß mit 
Rücksicht auf die gleichmäßigeren Bedingungen und die geringeren 


. Betriebskosten, die sich aus der Ermäßigung der Preise der Kohle 
“und anderer Materialien ergeben, bald das Ende von Verfügungen 


dieser Art eintreten wird. Bemerkenswert ist die steigende Anwen- 
dung der oberirdischen Leitungsverlegung, der Grundeigentümer 
und Hausbesitzer noch recht feindlich gegenüberstehen, eine Tak- 
tik, die jedoch von den Elektrizitätskommissaren im Interesse der 
raschen und billigen Herstellung elektrischer Leitungen nicht 
unterstützt wird. Daneben wurde eine Anzahl älterer Verfügun- 
gen und Verordnungen aufgehoben, die allzu engherzig den Wett- 
bewerb von Elektrizitätsunternehmungen untereinander oder von 
Elektrizität und Gas behinderten. 


Einen besonders breiten Raum in der Tätigkeit der Elektrizi- 
tätskommissare beanspruchte die Einleitung und Durchführung der 
Umgestaltung der Elektrizitätsversorgung auf Grund des Gesetze: 
vom Jahre 1919°). Man erinnert sich, daß der Hauptzweck dieses 
Gesetzes die Einteilung des Landes jn bestimmte Bezirke und die 
Errichtung von Elektrizitätsverbänden innerhalb der- 
selben war. Bereits im Jahre 1920 hatten die Kommissare die wich- 
tigsten Teile des Landes in solche Bezirke aufgeteilt*), und es er- 
gaben sich nunmehr im Laufe des Jahres zahlreiche Anträge und 
Verhandlungen um die Ausgestaltung der Elektrizitätsbezirke. Es 
würde zu weit führen, hier Einzelheiten anzuführen; es sei auf den 
Inhalt von führenden englischen Fachzeitschriften verwiesen, die 
fast in jeder Nummer diesbezügliche Berichte bringen. Die Elek- 
trizitätskommissare fanden sich bei ihrer Aufgabe auker- 
ordentlichen Schwierigkeiten gegenüber; bald war es der Gegen 
satz von privaten und gemeindlichen Unternehmungen, bald waren 
es rivalisierende Gemeinden, die die beabsichtigte Zusammen 
fassung bzw. eine zweckmäßige Abgrenzung der Bezirke verhinder- 
ten. Dazu traten überall schwerwiegende Fragen technischer und 
finanzieller Natur, z. B. über die Zahl und Art der stillzulezendeu 
Kraftwerke, über die Größe und Art der neu zu errichtenden Haupt- 
werke u.a. m. So kommt es, daß der raschen vorläufigen Abgren- 
zung von 13 Elektrizitätsbezirken nur ein verhältnismäßig geringer 
Fortschritt in der weiteren Entwicklung folgte. Die erste öffent- 
liche Verhandlung wurde abgehalten in 9 Fällen, von denen die 
Kommissare in 7 ihre Entscheidung getroffen und entsprechende 
Verfügungen vorbereitet haben. Zwei der Verhandlungen erwiesen 
sich als ergebnislos, Vorlagen wurden außerdem eingereicht für 
2 andere Bezirke, und die öffentlichen Verhandlungen sollen in 
Kürze abgehalten werden. Nicht überall werden die im Gesetz 
vorgesehenen Elektrizitätsverbände ins Leben treten. So z. B. 
wurde in einem Teil des Lancashire-Bezirks an Stelle de: 
Verbandes ein Beirat mit sehr beschränkten Befugnissen vorge 
sehen, und in Süd-West-Midland wurde ein Ausschuß vot 
nur 4 Mitgliedern für die Kontrolle der Elektrizitätsversorgung bè 
stimmt, von denen je zwei die führenden Unternehmungen in dem 
Distrikt vertreten. Nur in diesen beiden Fällen sind bereits die 
zweiten örtlichen Untersuchungen durch die Elektrizitätskommi:- 


3) Vgl. „ETZ“ 19%, 8. 103. 197, 52%, 
© Vgl. ETZ“ 1921, 8. 254. 


23. November 1922. 


sare abgehalten worden, und da die entsprechenden gesetzlichen 
Verfügungen bereits fertiggestellt sind, ist es wahrscheinlich, daß 
sie endgültig in der Herbstsession der beiden Häuser des Parlaments 
angenommen werden. — Besondere Schwierigkeiten bereiten die 
Londoner Verhältnisse, wobei sich ein scharfer Gegensatz 
zwischen dem Londoner Grafschaftsrat und den Elektrizitätskom- 
missaren herausgebildet hat?). Der Grafschaftsrat hat daran An- 
stoh genommen, daß die Kommissare einer privaten Grafschafts- 
gesellschaft die Errichtung eines großen Kraftwerks inBarking 
freizegeben haben, und war ferner nicht damit einverstanden, daß 
auf der anderen Seite einer Groß-Londoner Eisenbahngesellschaft 
von eben denselben Kommissaren die Erstellung eines eigenen 
Kraftwerkes verboten und ihr der Strombezug von einer der be- 
stehenden Unternehmungen empfohlen wurde. Offenbar befürch- 
tete der Grafschaftsrat von diesen Maßnahmen eine Erstarkung der 
privaten Unternehmungen und leitete eine Bewegung ein, die dar- 
anf hinzielte, nur die kommunalen Unternehmungen unter Aus- 
schluß der privaten zusammenzufassen, ein Vorgehen, das die 
scharfe Mißbilligung der Fachpresse findet. Bei einer anderen Ent- 
scheidung innerhalb Groß-Londons, bei der die Kommissare der 
Euline-Corporation den Abschluß eines angeblieh wohlfeileren 
Stromlieferungsvertrages mit einer entfernteren Gesellschaft ver- 
sızten, mußten sie sich sogar eine gerichtliche Klage gefallen 
lassen, die jedoch ihre Maßnahme nicht umzustoßen vermochte, da 
sie auf gesetzlicher Grundlage beruhte®). 

Auch sonst werden die Maßnahmen der Kommissare nicht etwa 
klaslos hingenommen. Se z. B. haben einige Unternehmungen gegen 
die Erhebung der Umlagen seitens der Elektrizitätskommissare 
Widerspruch erhoben’), jedoch ist dieser Protest zwecklos, da die 
Kommissare auf Grund des Gesetzes von 1919 berechtigt sind, ihre 
Ausgaben im Verhältnis der erzeugten Kilowattstunden auf die 
Unternehmer umzulegen. Im übrigen handelt es sich hierbei um 
keine allzu große Belastung; die Ausgaben der Kommissare für 
das Jahr 1922 sind mit 4000 £ angegeben, und dies bedeutet auf 
der Grundlage der erzeugten Einheiten einen Betrag von 11 £,6 s, 
4 d je Million Kilowattstunden bzw. eine Belastung von 0,0027 d 
je ezeude Kilowattstunde. Der Berichterstatter des „Electrician“ 
weist daher den Einspruch der Interessenten als unberechtigt zu- 
rück; nach seiner Ansicht könne die Kritik sich lediglich mit der 
Frage beschäftigen, ob die Ausgaben überhaupt notwendig wären; 
wer jedoch die Tätigkeit der Elektrizitätskommissare näher ver- 
folge, müsse zu der Ansicht kommen, daß diese Körperschaft bei 
dem lobenswerten Bestreben, die Ausgaben in engen Grenzen zu 
halten, ihren Beamtenstab nicht groß genug gewählt habe, um die 
Geschäfte mit der wünschenswerten Beschleunigung zu erledigen. 
Im allgemeinen wird die Tätigkeit der Kommissare in der gesamten 
Fachpresse mit Anerkennung und Wohlwollen jederzeit erwähnt. 

Das bedeutungsvollste Ereignis der Elektrizitätswirtschaft 
Englands in den vergangenen Monaten stellt die Annahme des 
neuen Elektrizitätsgesetzes dar. Es sollte einige 
Mängel beseitigen, die sich bereits bei der Handhabung des Ge- 
setzes von 1919 ergaben, und insbesondere die in dem ersten Gesetz 
vorgesehenen finanziellen Befugnisse der Elektrizitätsverbände 
wiederherstellen. Lebhafte Kämpfe haben sich um dieses Gesetz 
abgespielt?). Bei der parlamentarischen Beratung, bei der insbe- 
sondere immer wieder das Bedenken hervortrat, den gemeindlichen 
Körperschaften neue finanzielle Befugnisse zuzugestehen, die 


schließlich nur zu einer erneuten Belastung Jer Steuerzahler führen 


würden, erfuhr die Regierungsvorlage beträchtliche Umänderun- 
zen, gelangte aber dann schließlich noch im Laufe des Sommers zur 
ans und dürfte inzwischen die königliche Bestätigung erhalten 
aben. 

Die wesentlichen Bestimmungen des Gesetzes 
sind folgende?): Den Bezirkskörperschaften wird die Befugnis er- 
teilt, Gelder für den Ankauf von Kraftwerken oder Hauptleitungen 
oder für irgendeine Unternehmung, mit der sie sich auf Grund des 
Gesetzes von 1919 beschäftigen können, aufzunchmen. Der Be- 
zirksverband kann mit seinen Einnahmen und seinen Anlagen für 
die Sicherheit dieser Gelder bürgen. Die an dem Bezirksverband 
beteiligten Unternehmer und Gemeindebehörden können ihm finan- 
zielle Unterstützung durch Selbsthergabe von Geldern oder durch 
Übernahme von Bürgschaften zuteil werden lassen. Zu diesem 
Zweck können Gemeindebehörden selbst wiederum Anleihen aus- 
geben. Durch diese Bestimmung wird nunmehr die hauptsäch- 
lichste Schwierigkeit beseitigt, die der Errichtung der Bezirkskör- 
perschaften entzegenstand, da sie zuvor nicht in der Lage waren, 
sich für ihre Tätigkeit entsprechend zu finanzieren. Die Höhe der 
aufzunehmenden Summen muß in der Verordnung über die Errich- 
tung des Bezirksverbandes festgesetzt werden und unterliegt der 
Genehmigung der beiden lJäuser des Parlaments, ebenso die Neu- 
aufnahme von Geldern in späteren Fällen. Den Kommissaren wird 
Befugnis erteilt, für die Elektrizitätsversorgung der abgegrenzten 
Bezirke an Stelle der Bezirksverbände auch andere Körperschaften 
einzusetzen. Diese Freiheit in der Form dürfte den Elcktrizitäts- 


a „Electrician“ Bd. 89, 1922, S. 231 und „Electrieal Review“ Bd. 91, 1922 


'% „Electrician“ Bd. 9, 192, S. 91. 

D „Electrivian“ Bd. 89, 1922, N. 378. , , 

® Electrician“ Bd. »8, 1922. 8_ 280, 307, 335, 650; „Electrical Review“ Bd. 90, 
1922, 8. 6h, 674, 701; „Electrician“ Bd. 89, 1922, S 232; „Electrical Review“ Bd. 91, 
1922, =. 37. 

”, „Electrician“ Bd. 89, 1922, S. 244; „Electrical Review“ Rd. 91, 1922, R. 29. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 47. 


N] ET EL TREE ELLE 


1411 


kommissaren manche Erleichterung gewähren. Zu Mitgliedern des 
Bezirksverbandes dürfen nunmehr auch eigene Angestellte des Be- 
zirksverbandes gewählt werden, was nach dem früheren Gesetz un- 
möglich war. Von großer Wichtigkeit in dem neuen Gesetz ist die 
Ermächtigung der Kommissare, Zwangskaufrechte nach den frühe- 
ren Elektrizitätsgesetzen abzuändern, u. zw. nicht nur den Zwangs- 
kauf, sondern auch die Bedingungen, unter denen er stattfinden 
konnte. Allerdings muß hierbei die Zustimmung der in Frage kom- 
menden Behörde, der das Kaufrecht verliehen war, eingeholt wer- 
den. Weiter ist vorgesehen, daß die Befugnisse des Bezirksverban- 
des auch durch irgendeinen der in dem Bezirk zugelassenen Unter- 
nehmer ausgeübt werden können. Im Gesetz von 1919 waren die 
Kommissare ermächtigt, auf Antrag der Bezirkskörperschaft in ge- 
wissem Umfang die Stromlieferungsrechte bestehender Privat- 
unternehmungen zu verkürzen. Diese Befugnisse sind in dem neuen 
Gesetz wesentlich eingeschränkt und auch dadurch ausgeglichen, 
daß dem Privatunternehmer durch andere Gebiete Ersatz gewährt 
werden kann. Während ferner nach dem alten Gesetz grundsätz- 
lich die Kraftwerke auf den Bezirksverband übergehen sollten, 
kann nunmehr der Bezirksverband mit dem früheren Eigentümer 
vereinbaren, daß er den Betrieb des Kraftwerkes im Namen des 
Verbandes weiterführt. Die Zustimmung der Kommissare zu der 
Errichtung neuer oder zur Erweiterung bestehender Kraftwerke 
darf nicht verweigert werden, wenn die Stromlieferung zu Bedingun- 
gen erfolgen kann, die nicht ungünstiger sind, als wenn der Strom 
von einer durch die Kommissare bezeichneten Quelle geliefert 
wurde. Die Strompreise eines Verbandes sollen so bemessen eein, 
daß innerhalb einer Reihe von Jahren die Einnahmen die Ausgaben 
decken, Ein Defizit, das nicht aus den vorhandenen Reserven aus-. 
geglichen werden kann, kann im Verhältnis der Stromentnahrne 
auf die zugelassenen Unternehmer umsgelegt oder durch die Ein- 
nahmen der folgenden Jahre gedeckt werden. — Wegerechte 
für elektrische Leitungen können über den Termin besteheuder Ver- 
träge hinaus verlängert werden, u. zw. unter Festsetzung neuer 
Bedinzungen. — Von besonderer Wichtigkeit ist die in dem neuen 
Gesetz vorgesehene Möglichkeit sowohl für Unternehmer als auch 
für Gemeindebehörden, in Zeiträumen von jeweils 3 Jahren eine 
Überprüfung der festgesetzten Höchstpreise durchführen zu kön- 
nen. Die Ausgaben der Elektrizitätskommissare sollen künftig 
nicht mehr unter Zugrundelegung der erzeugten, sondern der un- 
mittelbar an den Verbraucher verkauften Kilowattstunden umge- 
legt werden. 


Neben diesen hauptsächlichsten Bestimmungen finden sich noch 
einige Verbesserungen hinsichtlich der Entschädigungen von An- 
gestellten, die durch die Neuordnung brotlos werden, der Rechte 
von Eisenbahngesellschaften, der Reservestromlieferung, der Auf- 
lassung von Gesellschaften, der Schuldentilgung u. a. m. 


Das neue Gesetz wird im allgemeinen recht günstig auf- 
genommen!®), und dies mit Recht; denn es bedeutet zunächst das 
Ende der bisherigen Unsicherheit über das, was die zweite Bill 
bringen würde. Es bringt ferner namentlich den Privatgesellschaf- 
ten manche erwünschte Erleichterung, insbesondere die Möglich- 
keit, ihre Tätigkeit unter weniger drückenden Bedingungen wie 
bisher fortzusetzen. Besonders wird es begrüßt, daß das neue Ge- 
setz die Möglichkeit freiwilligen Zusammenschlusses und frei- 
williger Zusammenarbeit mehr als bisher begünstigt und erleich- 
tert. So schließt auch Sayers, ein bekannter englischer Fach- 
mann, eine Besprechung der beiden Elektrizitätsgesetze, die in den 
obigen Ausführungen mit verwertet ist), mit den Worten: „Im 
ganzen sollte die Elektrizitätsversorgungsindustrie anerkennen, 
daß sie nunmehr ein freieres Feld für ihre Tätigkeit hat, und sie 
wird wohl beraten sein, wenn sie den besten Gebrauch von dieser 
größeren Freiheit macht. Kein Zweifel, daß die Erfahrung noch 
manche Mängel in den Gesetzen von 1919 und 1922 zeigen wird, denn 
die Entwicklung kennt in solchen Dingen keinen Stillstand; jedoch, 
im ganzen genommen, stellen die beiden Gesetze einegroßeVer- 
besserung des früheren Zustandes dar, und wir müssen der 
Regierung und dem Parlament dankbar sein, daß sie so viel getan 
haben.” Siegel. 


Die zweckmäßigste Anordnung von Vertellungsleitungen in 
industriellen Anlagen!). 


F.Morgan behandelt die Frage, welche von den drei möglichen 
Arten der Anordnung der elektrischen Verteilungsleitungen in Fa- 
brikanlagen (Radialsystem, Ringsystem, Radialgruppensystem) hin- 
sichtlich der Kosten die zweckmäßigste ist. Beim Radialsystem 
(Abb. 1) ist jeder Motor direkt an die Hauptschalttafel angeschlos- 
sen; beim Ringsystem (Abb. 2) ist eine geschlossene Ringleitung von 
der Hauptschalttafel abgezweigt und versorgt eine gewisse Gruppe 
von Motoren. Das Radialgruppensystem (Abb. 3) endlich besteht 
darin, daß eine starke Speiseleitung von der Hauptschalttafel ab- 


10) „Eletrical Review“ Bd. 91, 1922, S. 37, 469. 
1) „Electrical Review“ Bd. 91, 1922, S. 472. 531. 
2) Nach „Klectrical World“. Bd. 77, 1921, S. 285. 


” 
PER NE ENIE FERRÖL GER > 
— + m m. a s‘ a 


$ 


1412 


zweigt und zu einer im Zentrum einer gewissen Motorengruppe auf- 
gestellten Nebenschalttafel führt, an die jeder dieser Motoren durch 
eine eigene Speiseleitung angeschlossen ist. 


Abb. 1. Radialsystem. 


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Abb. 2. Ringsystem. 


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Abb. 3. Radialgruppensystem. 


Zeichenerklärung zu Abb. 1 bis 3. 

O Aufstellungsort eines Motore. 

O 2%. Motor von 20 PS im I. Stock. 

OB3. Motor von 3 PS im Keller. 

(9 Gruppe von Rohren, aufsteigend. 

+ Säulen. 

Einzelnes Rohr oder Gruppe von Rohren an der Decke des I. Stocks 

u e---.---. desgl. an der Decke des Kellers. 
—-—-—-— Rohre für die Haupjspeiseleitungen. 
— — — Ringsammelschienen an der Decke im I. Stock. 


Um den wirtschaftlichen Vergleich der, drei Systeme zu ermög- 
lichen, berechnet der Verfasser die Baukosten bei heutigen Preisen 
und Löhnen mit 15 % Unternehmergewinn für ein und dieselbe Fa- 
brikanlage mit genau denselben Erfordernissen für alle drei Sy- 
steme, unter Annahme von Apparaten, die in den einzelnen Fällen 
gewöhnlich benutzt werden. Für die Bauten wurden Eisenkon- 
struktionen mit Ziegelmauerwerk und Zementfußböden, als ange- 
schlossene Motorenleistung 1034 PS in typischer Verteilung mit Ein- 
zelleistungen von 1 bis 50 PS angenommen. Verteilt werde Dreh- 
strom von 60 Per, den eine Transformatorenstation liefert. In der 
Kostenaufstellung sind alle Schalttafelapparate, Sammelschienen 
und Leitungen zwischen den Transformatoren-Sammelschienen und 
den Schalttafeln sowie die Motorenspeiseleitungen enthalten. Die Be- 
lastungsverhältnisse und die Jahresverluste wurden für alle drei 
Fälle gleich angenommen, ebenso die Möglichkeit einer späteren 
Mehrbelastung (30 %) der Hauptspeiseleitungen wegen künftiger 
Erhöhung des Anschlußwertes 

Jede Speiseleitung besteht aus drei in einem Eisenrohr ver- 
legten Drähten. Als Spannung werden 275 bzw. 450 V bei5 % max. 
Spannungsabfall bis zu jedem Motor gewählt. Die näheren ne 
heiten und die Baukosten der drei Systeme sind in Zahlentafel 1 
genübergestellt. Die charakteristischen Eigenschaften der drei S 
steme sind folgende: 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47. 


23. November 1922. 


Radialsystem: Große Verläßlichkeit und Anpassung:- 
fähigkeit wegen der Möglichkeit der individuellen Handhabung 
jedes einzelnen Motors. Anwendung von Automaten statt Siche- 
rungen ermöglicht eine schnellere Wiedereinschaltung. Die Ver- 
wendung von Rohren, die eine Type größer sind, als notwendig 
wäre, ermöglicht eine billige Verstärkung der Motorleitungen inner- 
halb gewisser Grenzen, obne eine neue Rohrleitung installieren zu 
müssen. 

Ringsystem: Gute Verläßlichkeit und Anpassungsfähigkeit 
wie oben, bei geringeren Anlagekosten. Die Anpassungsfähigkeit 


-jedoch ist größer, weil die Kapazität des Ringes Reserven enthält 


und man Moteren umstellen kann. Anwendung von Ölschaltern an 
allen ankommenden Leitungen und an den Motoren erhöht die Be- 
triebssicherheit gegenüber Luftschaltern. Die Unterhaltungsko- 
sten sind geringer wegen Verwendung von Ölschaltern statt Luft- 
schaltern und wegen der einfacheren Disposition der Speiseleitun- 
gen. Die Schaltanlage braucht rd 30 % weniger Bodenraum als oben. 

Radialgruppensystem: Bei 220 V ist es das billigste 
System, bei 440 V ist es billiger als das Radialsystem, aber ein wenig 
teurer als das Ringsystem wegen der hohen Kosten der Verteilungs- 
tafeln, die für beide Spannungen die gleichen sind. Es ist nicht so 
anpassungsfähig wie die beiden anderen Systeme, und der Raumbe- 
darf für die kleinen Verteilungstafeln ist beı Raumknappheit ein 
Nachteil. Die vielen Kontrolletellen stempeln dies System zu einem 
schwächeren, und die Betriebskosten sind höher wegen der zerstreut 
angeordneten Schalttafeln. 


Zahlentafeli. 


Vergleich der Ausrüstungen und Kosten der 3 Verteilungseysteme. 


Radialsystem | Ringsystem | Radialgruppensystem 


| 
11 Schiefertafeln 610 ; 13 Schiefertafeln, 610 


Schalttafeln: 
2 dreiteilige Schiefer- 


tafeln, 10003600255 
mm, m. aut. Schaltern, 
Messerschaltern f d. 
ankommenden Leitg., 


Verbindgs -Schaltern 


und Meßgerä en, 112 
Schiefertaf., 485% 560 
mm,tm.aut.Luftschal- 
tern für jeden Motor- 
stromkreis Tafelnin 
Reihen, 7 hoch und 16 
lang. 


x1600 mm, 2 mit aut. 
Öischaltern für die 
ankommenden Ltg. 
u. Meßgeräte. Eine 
Haupttafel f. Haupt- 
meßgeräteund Regi- 
strierapparate, 8Ta- 
feln m. aut. Ölschalt. 
z. Kontrolle d. Ring- 
speiseleitungen. 


x1600 mm, wie bei 
Ringsystem,2 Extra- 
tafeln für Kontrolle 
der radialen Speise- 
leitungen. 10 Vertei- 
lungstafeln aus klei- 
nen Schieferfeldern, 
485x560 mm.,jedes mit 
aut. Luftschalter zur 
Kontrolle ein. Motor- 
stromkreises. Jede 
Tafel in Drahtnetz- 
kasten eingeschlos- 


sen. 


Speiseleitungen: 


Für jeden Motor eine, 10 radiale Speiselei- 


8 Ringe mit Ölschal- | 


mindestens 5,2 mm? 
B&ShNr.10\, kieinste 

ohrweite 38mm für 
220 V, 32mm f. 440V. 


tern am Anfang und 
Ende. Alle Leitung. 
von einheitl. Quer- 
schnitt. Abzweigdo- 
sen a. gewiss. Punk- 
ten, umneueMotoren 
: nschließen zu könn. 


tungen, direkt andie 
Sammelschienen der 
Verteilungstafel an- 
geschlossen, jede an 
der Hauptschalttafel 
durch aut. Ölechalter 
kontrolliert. 


chen Querschnitts 
wie Speiseleitg., um 
Abzweigsicherungen 


Motorleitungen glei- 
| zu vermeiden. 


Zahlentafel2 Kostenvergleich der Systeme. 


' Aut. Ölschalter 
mit Nullspan- |Kompensator mit 
nungsauslösung | Nullspannungs- 


Motorenkontrolle: _ 
Kompensator ohne Nullspannungsauslösung 


auf der Netzseite ausldeung 
‚des Kompensators. 
f ! 
use 20V 440V | 20V MOV) 20V 40V 
Hauptschalttafel 30097 26 542 512 = 14480 12739 15868 14548 
Ölschalter für Motoren — | 13408 13 408! — 
Verteilungstafeln | — 18539 18 3 539 
Leitungen und Rohre 28 816 22 162 | 16 751 16751) 12696 10 670 
Insgesamt $ 58913 48704 | 49713 42898 47103 43757 
proz. Kosten?) 100 827 | 84,5 72,8 801 73 


Setzt man die Baukosten des Radialsystems = 100, so ergeben 
sich die in der letzten Zeit von Zahlentafel 2 angegebenen prozen- 
tualen Kosten der anderen beiden Systeme. Bemerkenswert ist, daß 
sich die Kosten für 440 V in allen drei Fällen niedriger stellen als 
für 2% V. Die Kosten, bezogen auf 1 PS angeschlossener Motorlei- 
stung, sind folgende: 


220 V 440 V 
Radialsystem . 56,97 $ 4710 $ 
Ringsystem . 48,08 „, 41,49 , 
Radialgruppensystem A 45,55 ,„ 42,31 „ 


2, Kosten des Radialsystems für 220 V = If) gesetzt. 


28. November 1922. 


Zahlentafel 3. Eigenschaften der Verteilungssysteme. 


} | P 

| Radial- ' Ring- a 

system system system 
Zuverlässigkeit - - . . . . 2 1 103 
Anlagekosten ren 3 1 2 
. Anpassungefähigkeit . . . . 2 1 3 
Interhaltung . . . . .... 2 1 3 
Betrieb . 2 2: 2 2 2 2 2 0. 2 | 1 3 
Grundfläche für Schalttafeln | 2 | 1 3 


-y == 


-o warm r t - 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 


1413 


’ 


Die Faktoren, welche den Wert der einzelnen Systeme zahlen- 
mäßig kennzeichnen, sind in Zahlentafel 3 angegeben. 


Für die Durchschnittsanlage gibt das Ringsystem den besten 
Betrieb und läßt sich wirtschaftlich installieren. Die Wahl der Span- 
nung muß sich nach der Art des Betriebes richten. Für die meisten 
Anlagen werden 440 V als Betriebsspannung zweckmäßiger sein als. 
die nächst niedrigere Spannung von 


Kurt Perlewitz. 


RUNDSCHAU. 


Elektromaschinenbau. 


Gesichtspunkte bei der Aufstellung großer Drehstrom- 
maschinen. — Über Erfahrungen, welche bei der Aufstellung 
großer Drehstromgeneratoren im vergangenen Jahre gemacht 


. wurden, berichtet der Ausschuß für elektrische Apparate der 


' Jüftung durch von außen zugeführte Luft, erfordert besondere Vor- . 


er ar nr rn = 


‚ Gehäuse geleitet wird, immer mehr 


National Electric Light Association‘). Die jetzt allgemein an- 
gewendete, vollkommen geschlossene Bauart, verbunden mit Be- 


kehrungen zum raschen Ersticken eines etwa auftretenden Ge- 
neratorbrandes. In der amerikanischen Praxis findet die. Verwen- 
dung von Dampf für diese Zwecke, der in derartigen Fällen in das 
Verwendung, wobei besonders 
bemerkenswert ist, daß die Isolation der Wicklung nach den vorlie- 
genden Berichten durch den Dampf keinen Schaden erleidet, im Ge- 
gensatz zu Wasser, welches in einem Falle in Form von Sprühregen 
verwendet wurde und einen beträchtlichen Schaden. verursacht hat. 
Dampf kommt naturgemäß nur in Dampfkraftwerken in Frage, wo 
derselbe zur Verfügung steht, wogegen man in Wasserkraftanlagen 
auf indifferente Gase zu greifen beginnt; es wird über eine Anlage 
berichtet, in welcher für diese Zwecke Kohlensäure verwendet wird, 
wie dies für die Brandlöschung in Transformatorkammern und 
Schaltanlagen auch bei uns schon seit längerer Zeit empfohlen und 
auch teilweise angewendet wird. Wird die Kühlluft im Kreislauf 
wieder benutzt, so wird sie durch einen Sprühregen hindurchgeleitet, 
durch welchen die Luft gereinigt und ihr die Wärme entzogen wind. 
In einem Falle wird dieses Verfahren auch zur Rückgewinnung der 
 Verlustwärme der Generatoren benützt, indem das Kühlwasser in 
die Speisewasserbehälter der Kessel geleitet wird. 


Zeichenerklärung. 


9 Regulierwiderstand f. Haupterreger 

10 Erregerwicklung: 

11 Haupterreger. 

12 Motor. 

13 Erregerwicklung. 

14 Regulierwiderstand für Hilfserreger. 

15 Hilfserreger. 

16 Ölpumpe des Regulators, der Venti- 
latoren usw. 


| Drehstromgenerator 

? Erregerwicklung. 

3 Hilfegenerator. 

4 Erregerwioklung des Hilfsgenerators. 

5 Regulierwiderstand. 

n Drehstrom - Eigenbedarfssammel- 
schienen. - 

` Rilfsschienen für Generator 1. 

8 Erregersammelschienen. 


Abb. 1. Schaltung der Hilfsmaschinen und der Erregung. 


Die Ausbildung der Erregung von großen Maschineneinheiten 
erfordert eine sorgfältige Überlegung; einerseits muß bei auf lange 
ochspannungsleitungen arbeitenden Maschinen, welche im Leerlauf 
einen beträchtlichen Ladestrom aufnehmen, für einen sehr weiten 
stabilen Regelungsbereich gesorgt werden, anderseits ist auch die 
Vermeidung von großen Hauptstrom-Regelungswiderständen anzu- 
streben, welche bedeutende Kraftmengen vernichten, in der Anschaf- 
fung kostepielig sind und auch viel Platz zu ihrer Aufstellung be- 
nötigen. Abb. 1 zeigt eine für große Wasserkraftanlagen empfoh- 
leno Anordnung. Auf der Welle des Generators sitzt ein kleiner 
Hilfsgenerater, welcher Strom an die Hilfsschienen, die anderseits 
auch mit den Drehstrom-Eigenbedarfsschienen des Werkes in Ver- 


) „Electrical World“ 1922, Bd. 79, 8. 1028. 


bindung stehen, liefert. Von diesen Hilfsschienen aus werden die 
Regulierpumpe, die Ventilatoren und sonstigen Hilfsbetriebe der be- 
treffenden Maschinengruppe mit Strom versorgt und überdies ein 
Drehstrommotor gespeist, welcher zwei Gleichstrommaschinen an- 
treibt. Die eine ist der Haupterreger, der unmittelbar die Feldwick- 
lung des Generators versorgt, die andere dient als Hilfserreger und 
liefert Strom für die Erregung des Haupterregers und des oben er- 
wähnten Hilfsgenerators. Bei dieser Anordnung ist es möglich, ohne 
einen Hauptstrom-Regelungswiderstand auszukommen und doch al- 
len Forderungen eines großen stabilen Regelungsbereiches zu ent- 
sprechen. Die für ähnliche Zwecke in der europäischen Praxis an- 
gewendeten Spezialerregermaschinen (Erregermaschine mit Rege- 
lungspolen der Brown, Boveri & Cie A.G. u. dgl. m.) scheinen bisher 
in Amerika keinen Eingang gefunden zu haben. Der Grundgedanke 
dieser Anordnung, alle Hilfsbetriebe unmittelbar von der Hauptne- 
schine aus zu versorgen, hat in Dampfturbinenanlagen bei uns be- 
reits vor Jahren mehrfach Anwendung gefunden’). 

Zur Vermeidung der Schäden, welche bei Transformatoren- 
durchschlägen zufolge Übertritt der Oberspannung in die Generator- 
wicklung entstehen könnten, wird die Erdung des Wicklungsmittel- 
punktes fast allgemein durchgeführt, eine Maßnahme, welche auch 
bei uns immer mehr Anwendung findet. Im Gegensatz zu der euro- 
päischen Praxis jedoch, wo die Erdung allgemein über die Strom- 
stärke b&grenzende Widerstände vorgenommen wird, kommen auch 
Anlagen mit unmittelbarer Erdung des Generator-Neutralpunktes 
vor, obwohl auch in Amerika die Erdung über Widerstände am mei- 
sten gebräuchlich ist. Bp. 


Verkehr und Transport. 


Neue Türanordnung in Straßenbahnwagen. — Um während 
der Zeit des Spitzenverkehrs ein schnelles Einsteigen und Aus- 
steigen der Fahrgäste zu ermöglichen, hat der Verkehrsausschuß 
von Toronto bei 100 neuen Anhängerwagen, die kürzlich in Be- 
trieb gestellt worden sind, die Türen in neuer und eigenartiger 
Weise anbringen lassen. Die Anhänger gehören zu den Wagen 
mit tiefliegendem Mittelflur. Die tiefe Lage des Mittelflurs er- 
möglicht ein bequemes Ein- und Aussteigen, zwingt aber dazu. 
die Wagentüren in der Mitte anzuordnen, von wo aus sich die 
Fahrgäste im Wageninnern nach vorn und hinten verteilen können. 
Der Schaffner hat demgemäß ebenfalls seinen Platz in der Mitte 
des Wagens. Die Neuheit der Wagen in Toronto besteht nun darin, 
daß jederseits 3 Türen an dem Mittelflur angeordnet sind, von 
denen die beiden vorderen dicht nebeneinander liegen, während 
die dritte nach dem hinteren Wagenende zu, um eine knappe Tür- 
breite von ihnen getrennt ist. Der Schaffner hat seinen Standplatz 
an dieser Zwischenwand zwischen den beiden vorderen und der 
hinteren Tür. Letztere wird stets als Ausgangstür benutzt, die vor- 
derste Tür allein als Eingangstür, die ihr unmittelbar benachbarte 
mittlere Tür je nachdem, ob der Verkehr mehr zusteigende oder 
mehr absteigende Fahrgäste aufweist, entweder als Eingangs- oder 
als Ausgangstür. Für den letzteren Fall schwingt der Schaffner eine 
bei der Mitteltür im Wageninneren vorgesehene Schranke in eine 
Lage quer zur Wagenlängsachse und sperrt damit den Wagen- 
vorderraum vom Hinterraum ab. Die Fahrgäste des vorderen Wa- 
genraumes gehen dann beim Verlassen des Wagens beim Schaffner 
vorbei, bezahlen und steigen aus, ohne mit den Fahrgästen des hin- 
teren Wagenraumes in Berührung zu kommen. Wer dagegen ein- 
steigt und sich nach dem hinteren Wagenraum wendet, kommt hier- 
bei beim Schaffner vorbei und bezahlt gleich beim Eintritt, kann 
dann aber nach Beendigung der Fahrt hinter dem Rücken des 
Schaffners den Wagen verlassen. Ist die Schranke vom Schaffner 
in die Wagenlängsachse herumgeschwenkt, so kann die Mitteltür 
mit als Eingangstür benutzt werden. (El. Railw. Journ. Bd. 60, 
1922, S. 394.) —I. 


Stromabnehmer für Gleisarbeiten. — Um bei Arbeiten am 
Gleie, die mit Hilfe des aus der Fahrleitung entnommenen Stroms 
ausgeführt werden, nicht bei jeder Vorüberfahrt eines Wagens den 
Stromabnehmer für die Gleisarbeiten abnehmen zu müssen, wird in 
Brooklyn eine zweckmäßige und einfache Vorrichtung benutzt. Sie 
besteht aus einem neben dem Gleis aufgestellten Bambusmast, an 
dessen oberen Ende ein zweiarmiger Hebel gelagert ist. An seinem 


23) Z. B. in der Anlage Golpa, „ETZ* 1916, S. 681. 


1414 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47. 


23. November 1922. 


kurzen Ende wirkt eine Feder, so daß das längere Ende nach oben 
gedrückt wird. An letzterem sitzt ein kupferner Schuh, der sich 
won unten an den Fahrdraht anlegt. Sein Rücken ist so gestaltet, 
daß die Stromabnehmerrolle ohne Unterbrechung der leitenden Ver- 
bindung über ihn hinweggleitet. Die Feder kann von unten ent- 
spannt werden, wodurch der Kupferschuh vom Fahrdraht abfällt. 
(„Electr. Railway Journ.“, Bd. 60, 1922, S. 319.) We. 


Vollständiges Versagen der Untergrundbahnen, Hochbahnen 
und Straßenbahnen in Brooklyn‘). — Kürzlich wurde der gesamte 
Verkehr auf allen elektrischen Bahnen in Brooklyn durch eine Stö- 
rung in der Kraftzufuhr auf eine Stunde lang vollständig stillgelegt. 
Die "Störung ereignete sich um 5.15 nachmittags gerade zur Zeit der 
stärksten Spitze im Stoßwerkehr, wobei nach Schätzung der Bahn- 
beamten reichlich 600 000 Fahrgäste auf der Heimfahrt begriffen 
waren. Die Ursache der Störung war ein Brand in dem Kraftwerk 
Williamsburg, welches das Hauptwerk für das ganze Bahnnetz in 
Brooklyn ist und 26 Unterwerke in Brooklyn und Queens speist. 
Der Ölschalter in der Leitung von einem 10000 kW-Generator zu 
den 66 000 V-Sammelschienen geriet in Brand. Das brennende Öl 
erzeugte eine derartige Hitze, daß es nötig war, Wasser zum Feuer- 
löschen zu verwenden. Der Brand ereignete sich im 4. Flur des 
Krafthauses. Das Wasser drang in die darunter liegenden Stock- 
werke und machte ein vollständiges Stillegen des 180 000 kW-Kraft- 
werkes notwendig, das zu dieser Zeit etwa 100000 kW Leistung 
abzab. Der Generator, der mit dem Ölschalter verbunden war, er- 
litt übrigens keinen Schaden. Als die Kraitlieferung eingestellt 
wurde, waren 5 Züge im Tunnel unter dem East-River in der Rich- 
tung nach Brooklyn. In dem Tunnel für die Fahrtrichtung nach 
New York befanden sich keine Züge. Diese Tunnels sind ausge- 
rüstet mit Signalen mit automatischen Fahrsperren, durch die die 
Züge sofort angehalten wurden, als die Kraftzufuhr ausblieb. Nor- 
malerweise wird der Strom für den Tunnel von 2 getrennten Kraft- 
werken geliefert, für die Brooklyn-Seite durch das Kraftwerk Wil- 
liamsburg und für die Manltattan-Seite durch das Kraftwerk der 
Interborough-Rapid-Transit-Cy. Am New Yorker Ende des Tun- 
nels, an dem die Kraftzufuhr nicht unterbrochen war, befanden sich 
2 Züge. Sobald die Sicherheit vorlag, daß die Kraftzufuhr für län- 
gere Zeit unterbrochen werden müßte, bezaben sich Beamte des 
Verkehrsamtes durch die Tunnels von der Brooklyn-Seite aus und 
erklärten den Warenführern, Begleitern und Passagieren die Ur- 
sache des Aufenthaltes und beruhigten sie, daß der nächste Aus- 
gang gefahrlos längs der Schienen zu Fuß erreicht werden könnte. 
Die beiden Züge am Manhattan-Ende des Tunnels wurden zum Bahn- 
hof Whitehall-Sireet zurückgedrückt. 


Auf den anderen Strecken der Untergrundbahn und Hochbahn 
konnten die Führer ihre Züge ein beträchtliches Stück auslaufen 
lassen, da diese Strecken nicht mit selbsttätigen Fahrsperren aus- 
gerüstet waren. In vielen Fällen erreichten die Zürze so die nächste 
Station und luden dort ihre Passagiere aus. Wo Züge stecken blie- 
ben, ohne den Bahnhof zu erreichen, verständigten sich die Wagen- 
führer sofort mit der Betriebsleitung durch Nottelephone, die in pas- 
senden Abständen auf der Strecke verteilt sind, und erhielten An- 
weisung, die Fahrgäste zum nächsten Ausgang zu bringen. 


Die Notbeleuchtung im Tunnel und in den Wagen arbeitete voll- 
kommen zufriedenstellend. Die Wagen haben eine Notbeleuchtunzg 
mit Hilfe von Akkumulatoren-Batterien. Die Tunnelbeleuchtung 
wird von Stramquellen gespeist, die mit der dritten Schiene nicht in 
Verbind«ng stehen. Die Notbeleuchtung im Tunnel und in den Zügen 
wird automatisch eingeschaltet, wenn die normale Stromversorgung 
aussetzt. 


Möglichst bald wurde ein Notanschluß an das Kraftwerk der 
New York Edison Cy. hergestellt und die Züge wurden langsam zu 
ihren Endbahnhöfen gebracht. Der regelmäßige Dienst konnte 
nach ungefähr einer Stunde wieder aufgenommen werden. 


Trotz der Größe der Störung und der langen Dauer derselben 
machte sich nirgends eine besondere Ängstlichkeit oder eine Panik 
unter den Fahrgästen bemerkbar, und es ereignete sich kein einziger 
Unfall auf dem ganzen Bahnnetz. Gthe. 


Die Elektrisierung der Illinois-Central-Bahn mit hochgespann- 
tem Gleichstrom. — Die zwecks Elektrisierung der Illinois-Central- 
Bahn eingesetzte Kommission, bestehend aus ersten Fachmännern 
für elektrischen Vollbahnbetrieb, hat nach Ausscheidung des Dreh- 
stromsystems, der Akkumulatorenlokomotive und der Diesel-elek- 
trischen Lokomotive folgende Systeme einer eingehenden Prüfung 
unterzogen: i 

Gleichstrom mit dritter Schiene, 750 V, 
Gleichstrom mit Hochleitung, 1500 V, 

Gleichstrom mit Hochleitung, 3000 v' 
Einphasenwcchselstrom mit Hochleitung, 11 000 V. 


Man stellte genaue Kostenanschläge für die Anlage, die Unter- 
haltung und den Betrieb der Bahn mit diesen vier Ausführungs- 
arten auf. Obwohl Gleichstrom von 750 V mit dritter Schiene in 
den Anlage- und Betriebskosten sich von den anderen drei Systemen 
nicht wesentlich unterschied, sah man von ihm wegen des ausge- 
dehnten Netzes der dritten Schiene und der ungünstigen klima- 
tischen Verhältnisse 2b. Von den verbleibenden drei Systemen} 


© „Electr. Railway Journ.“ Bd. 60, 1922, S. 177. 


wählte man Gleichstrom von 1500 V mit oberirdischer Stromzufüh- 
rung als das für den vorliegenden Fall am besten geeignete. Es 
handelt sich hier voruchmlich um starken Vororts-Personenverkehr 
and einen durch Güter- und auch Personenverkehr überlasteten 
Bahnhofsbetrieb. („Electrical World”, Bd. 79, 1922, S. 838.) e 


Fernmeldetechnik. ` 


Über Radiotelegraphie. — Im American Institute of Electrical 
Engineers hat Marconi in einem Vortrag über seine letzten Ver- 
suche und Erfahrungen berichtet. Es wurden die mit Elektronen- 
röhre bei der Marconi Comp. erzielten Fortschritte behandest. Mit 
Röhrensendern sind hiernach Antennenleistungen durch Pa- 
rallelschaltung von Röhren bis zu 200 kW erzielt worden. Die 
Normalröhre liefert 4 kW Antennenleistung. Die Anoden- 
spannung derselben beträgt 12 000 V, die Lebensdauer 5000 h. Auch 
sind Röhren für 25 und 75 kW hergestellt worden. Es ist gelungen, 
den Wirkungsgrad der Röhrensender so weit zu steigern, daß 35 % 
der Anodenlei stung ausgestrzhlt wird; bei einer Station mit 3000 m 
Wellenlänge und einer Masthöhe von 100 m ist sogar ein Wirkung:- 
grad von 40 % erzielt worden. 


Schnelltelegraphie mit einer Geschwindiekeit von 100 Wor- 
ten/min wird von einer Station in London gleichzeitig mit Pari 
und Bern durchgeführt, in der Weise, daß der Londoner Röhren- 
gender mittels nur einer Antenne gleichzeitig mit zwei verschie- 
denen Wellen arbeiten kann. Gute Erfolge sind mit neuen abge- 
stimmten Verstärkertransformatoren erzielt worden. 


Ferner wird über die Ergebnisse des Studiums der atmo- 
sphärischen Störungen berichtet. Seit 1916 wurden Ver- 
suche mit kurzen Wellen angestellt. Benutzt wurden Wellen 
von 2 und 3 m. Wellenlänge, bei denen sich atmosphärische Störun- 
gen nicht bemerkbar machen. Zwischen London und Birmingham 
(97 Meilen) wurden Telephonieversuche mit 15 m Wellen angestellt. 
höhrensender mit 700 W Leistung wurden hierbei verwendet, wo- 
von rd 300 W ausgestrahlt wurden. Die Lautstärke war gerade 
noch hörbar bei 4 bis Q parallel zu einem 60 Q-Telephon. Die 
benutzten Reflektoren hatten eine Appertur von 2 Wellenlängen 
and eine Höhe von 1,5 Wellenlängen. Ferner sind Versuche aus- 
geführt worden, um die Verwendbarkeit der kurzen Wellen für 
Richtungssendeanlagen (Hafeneinfahrten) zu erproben. Hierbei 
wurde der auf einem drehbaren Gerüst anzebrachte Sender mit R«- 
flektor gleichmäßig gedreht und sandte bestimmte Zeichen nach 
den verschiedenen Richtungen. (Journal A. I, E. B. 1922 p. 561 und 
Abdruck im Telegraph and Telephone Age 14. 1922 p. 342.) 


Banneitz. 


Das Zugkontrollsystem der Midland Railway in England'). 

— M. L. Dhaenens bespricht dies Zugkontrollsystem, das wäh- 
rend des Krieges durch die Amerikaner in Frankreich eingeführt 
worden ist, nachdem es, in England und Amerika angewandt, dort 
seine ausgezeichnete Verbesserung der Zugkontrolle, Erhöhutz 
der Zugdichte sowie eine bessere Übersicht des rollenden Ma- 
terials ergeben hat. Ein lediglich für die Zugkontrolle her- 
zerichtetes Fernsprechnetz mit einem Zentralbüro in Derby ist in 
25 Bezirke unterteilt, die entsprechend der Dichte des Verkehr: 
und der Größe der Bahnhofsanlagen verschieden groß sind. Die 
Bahnhöfe und die einzelnen Bezirke können sich sowohl unter- 
einander, als auch mit dem Zentralbüro verständigen. Das Zen- 
tralbüro steht mit den 25 Bezirken durch 5 verschiedene Fern- 
sprechkreise (Schleifen) in Verbindung. Die Überwachung de: 
Betriebes obliegt einem „general superintendent” und drei „super- 
intendents“, je einem für den Personenzug-, Güterzug- und Ran- 
gierbetrieb. In den einzelnen Bezirken ist die Beaufsichtiguns 
einem Distriktskontrolleur übertragen. 


Während die Bezirke lediglich den Zugverkehr ihres Ge- 
bietes im engeren Sinne regeln, fällt dem Zentralbüro die alls+- 
meine Überwachung des gesamten Betriebes als regulierender 
Faktor zu. Auf den viergleisigen Strecken ist mit Hilfe diese: 
Überwachungsystems ein Ausgleich der Streckenbelastungen un: 
eine schnellere Verkehrsabwicklung insofern erreicht, als bei 
Stockungen an gewissen Stellen Züge der einen Gattung auf die 
Gleise der anderen Zuggattung übergeleitet und so eine gegen- 
seitige Überholung sichergestellt werden kann. Die Bahnhöfe 
und sonstigen Betriebstellen (in Deutschland kämen hier die sog. 
Blockstellen mit Abzweigung in Betracht) führen Zugbücher 
dergestalt, daß für die Schnellzuggleise Spalten mit gewöhnlichen 
Schriftzeichen, für die Gütergleise (in Frankreich und England 
Gleise für langsame Züge) Spalten mit Kursivschrift gelten. 


Die Bezirksbüros verfügen außer den angeführten Fern- 
sprechverbindungen über je eine große Wandtafel, die die unter- 
wegs befindlichen Züge nebst deren Lokomotiven, die Hauptbahn 
höfe und die Anschlußstrecken der benachbarten Bezirke erkennen 
läßt. Jeder Zug wird durch eine Marke dargestellt, auf der alle 
Einzelheiten über das Zugpersonal, Lokomotive und deren Per- 
sonal und die Zusammensetzung des Zuges vermerkt sind. In 
gleicher Weise werden auch leerfahrende Lokomotiven behandelt, 


1) „Genie Civil“ Bd. 79, 1921, S. 443 nach Bull. de l’Ass. Int. des Ch d F. 


Oktober 11. 


nk - W e man - 


23. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47. 1416 


so daß deren jederzeitige Ausnutzung für den Vorspann- und 
Zugdienst ermöglicht wird. Während die Regelmäßigkeit des Be- 
triebes und Verkehrs vor Einführung dieses Systems im Jahre 
1916 nur 47,9% betrug, konnte sie nach seiner Einführung im 
Jahre 1920 auf 81,7 % gesteigert werden, ohne daß es einer Per- 
sonalvermehrung bedurfte. ` 

In Preußen ist seit Jahren ein ähnliches System in Form der 
Zugleitungen auf großen Bahnhöfen und einer Oberzugleitung 
auf den Eisenbahndirektionen eingeführt. Nichtsdestoweniger ent- 
hält die vorstehend angeführte Veröffentlichung manche beach- 
tenswerte, auch für die Erhöhung der Leistungsfähigkeit deut- 
scher Bahnen und den Ausbau unserer Oberzugleitungen wichtige 
Anhaltspunkte. Pin. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Die zersetzende Wirkung der Funken der Maximalspannung. — 
Über eine neue Erscheinung bei der elektrolytischen Ventilwirkung 
berichtet A. Günther-Schulze. Bekanntlich steigt die Span- 
nung an einer mit konstantem Strom belasteten Aluminiumzelle zu- 
nächst ziemlich schnell an, bis eine bestimmte konstante Spannung 
erreicht ist, die Maximalspannung; äußerlich zeigt sich dann ein 
Auftreten zahlreicher laut knisternder heller Funken auf der Ven- 
tilanode, während zuvor nur lautlose Funken vorhanden waren. 
Mißt man nun die während der Formierung auftretende Gasmenge, 
so findet man beim Erreichen der Maximalspannung eine abnorm 
große Gasentwicklung (Abb. 2), welche die nach dem Faradayschen 


Beginn d Marma. 


e Elektrolytisçhe 
Lo = saa Aha ga. 
u Es | 
| 


i ITUN 
a ` 20 30 wo 50 60 70 I mM MW TW 120 


Abb. 2. Verlauf von Gasentwieklung und Spannung mit der Zeit. 


Gesetz zu erwartende Gasmenge um ein Vielfaches übersteigt. Bei 
Verwendung von verdünnter wässeriger Borsäurelösung und Alu- 
minium werden bei 100 mA und 18% V Maximalspannung durch die 
Funken mehr als 10mal soviel Wassermoleküle zu Knallgas, H,O, 
und A, zersetzt wie durch die Elektrolyse. Der Verfasser unter- 
sucht im einzelnen die Abhängigkeit der Gasentwicklung von der 
Höhe der Maximalspannung, der ‚Stromstärke, der Natur und der 
Konzentration des Elektrolyten und geht dann in einer zweiten 
Arbeit auf die Theorie der Erscheinung ein. Nach der schon mehr- 
fach in dieser Zeitschrift referierten Theorie des Verfassers ist die 
elektrolytische Ventilwirkung zurückzuführen auf eine außerordent- 
lich dünne Gasschicht, die in den Poren einer dickeren Oxyd- 
schicht das Ventilmetall überzieht. Die Spannung liegt zum größten 
Teil an dieser Schicht, so daß dort außerordentlich hohe Feldstärken 
herrschen. Die Maximalspannung ist diejenige Spannung, bei wel- 
cher in dieser wirksamen Schicht positive Wasserstoffionen, Pro- 
tonen, entstehen. Diese erlangen in den hohen Feldern eine solche 
Geschwindigkeit, daß sie strahlartig in den Elektrolyten eindringen 
und die auf ihrer Stoßbahn liegenden Moleküle zertrümmern, 
Wassermoleküle also zu H, O und OH, die sich dann zu H,, Os, 
H,O, und H,O zusammenfinden. („Zeitschr. f. Phys.” Bd. 9, 1922, 
S. 225 u. S. 246.) Br. 


Ein neues Verfahren zur punktweisen Aufnahme von Wechsel- 
stromkurven. — Statt des üblichen Verfahrens, bei welchem durch 
eine rotierende Kontaktvorrichtung, deren Phasenstellung zum un- 
tersuchten Wechselstrom beliebig verändert werden kann, der syn- 
chron unterbrochene Wechselstrom einem Gleichstrominstrument 
zugeführt wird, kann man nach W. Geyger auch die Schwin- 
gungen eines Oszillographen punktweise aufnehmen, Er läßt den 
schwingenden Lichtstrahl eines Oszillographen durch den Schlitz 
einer synchron rotierenden stroboskopischen Scheibe auf eine Skala 
fallen, auf der die Ablenkung abgelesen werden kann. Durch Ver- 
ändern der räumlichen Winkelstellung der stroboskopischen Scheibe 
kann man jeden gewünschten Augenblickswert herausgreifen. 
(„Phys. Zeitschr.“ Bd. 23, 1922, S. 102.) Br. 


` 


. Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Leipziger Mustermessen 1923. — Im Jahre 1923 findet die Leip- 
ziger Frühjahrsmesse (Allgemeine Mustermesse mit Tech- 
nischer Messe und Baumesse) vom 4, bis 10. III., die Herbet- 
messe vom 26. VIII. bis 1. IX. statt. 

Durch den Abschluß eines Vertrages über das Erbbaurecht auf 
dem Ausstellungsgelände der Leipziger Technischen Messe und der 
Baumesse zwischen der Stadt und der Technischen Abteilung des 
Meßamts G.m.b.H. ist letzterer ein Gelände von 224970 m? Aus- 
stellungsfläche zu dinglichem Recht übergeben und der weiteren 
Entwicklung der Technischen Messe größte Erwei- 
terungsmöglichkeit geboten worden. Mit einer Anzahl großer In- 
dustriekonzerne und Verbände schweben bereits Verhandlungen 
über die Errichtung neuer Ausstellungsbauten. 

Ferner wird berichtet, daß die Arbeitsgemeinschaft für deutsche 
Handwerkskultur die BeteiligungdesHandwerksan der 
Leipziger Messe schon für 1923 in Aussicht genommen habe. 


Verschiedenes. 


Selbsttransformierender Starkstromwecker, System Kerbaker. 
— Die mit Starkstrom betriebenen Wecker, welche obne Trans- 
formator an Starkstromnetze angeschlossen werden, erfordern 
eine sehr sorgfältige Installation und für Starkstrom geeignete 
Druckkontakte. Denn beim Arbeiten der Glocke treten infolge 
ihrer Selbstinduktion Spannungserhöhungen auf. Ingenieur M. 
Nerbaker hat eine neue Form von Starkstromweckern ènt- 
worfen (Abb. 3), bei welcher der Elektromagnet durch einen soge- 
nannten Marnettransformator ersetzt ist, der nicht nur die Funk- 
tionen des Elektromagneten ausübt, sondern auch den Starkstrom 
auf einen ungefährlichen Wert herabsetzt. 


Starksirormneiz Alıngelieitung 
> (2 


Abb. 3. Schaltplan eines selbst- Abb. 4. Eisenkörper und Spulen eines selbst- 
transformierenden Starkstrom- transformierenden Starkstromweckers. 
weckers. 


t 

Der rechteckige, unterteilte Eisenkern A E F bildet einen ge- 
schlossenen magnetischen Kreis, welcher durch die von Wechsel- 
strom durchflossenen, an seinen Längsseiten lřegenden Spulen B 
und C erregt wird. Auf der kürzeren Seite des Kernes befindet sich 
die Sekundärwicklung D, die wie bei gewöhnlichen Klingeln mit der 
Feder H und der Stellschraube S in Verbindung steht und an die 
beiden Klemmen K, und K, angeschlossen ist. In Ruhestellung 
ist der Sekundärkreis D geöffnet, weshalb der Apparat wie ein 
gewöhnlicher Transformator arbeitet, der an den Klemmen K, undK, 
der Schwachstromleitung nur 4 bis 5 V Spannung erzeugt. Solange 
der Sekundärkreis geöffnet ist, bilden sich keine Pole aus, weshalb 
die Polansätze E und F keine Anziehung auf den Anker G ausüben. 
Wird aber die Wicklung D in eich oder über einen kleinen äußeren 
Widerstand kurzgeschlossen, so bilden sich bei E und F Pole aus, 
die den Anker G anziehen. Wird @ angezogen, so wird die Feder H 
außer Kontakt mit der Stellschraube S gebracht, der Sekundär- 
stromkreis wird unterbrochen, der Anker schnellt daher zurück, und 
der Vorgang wiederholt sich wie bei jeder gewöhnlichen Klingel. 
Die Ausführungsform des Eisenkörpers zeigt Abb. 4. Er ist 
so geteilt, daß die Aufbringung der fertig gewickelten Spulen 
keine Schwierigkeiten macht. Die Führung der Schnittflächen 
schräg zur Kraftlinienrichtung vergrößert die Fläche des Luft- 
spaltes, ohne den magnetischen Widerstand zu erhöhen. 

Die selbsttransformierende Glocke ist frei von manchen Ge- 
fahrmomenten, welche den Klingeltransformatoren anhaften. Ein 
Kurzschluß in den Drähten der Sekundärleitung gibt bei letzteren 
Anlaß zu einer Überlastung, die nach kurzer Zeit das Durch- 
brennen der Isolierung zur Folge hat, worauf Schluß zwi- 
schen Primär- und Sekundärwickelung oder zwischen einer der- 


1416 


selben und dem Eisenkern entsteht. Es kann so die Primärspan- 
nung in die Schwachstromleitung übertreten ‘und Brände oder 
Unfälle verursachen; bei der selbsttransformierenden Glocke ist 
das nicht möglich, denn sobald ein Kurzschluß in der Schwach- 
stromleitung eintritt, tritt de Glocke selbsttätig in Funktion und 
meldet den Sehaden. Sollte aber irgend ein anderer Fehler die 
Glocke am Läuten. verhindern, so bleibt ihr Anker auf alle Fälle 
vom Elektromagneten angezogen. Damit ist der Widerstand des 
magnetischen Kreises, welcher durch die Wirkung des Sekundär- 
stromes sinen hohen Wert erreicht hatte, wieder klein geworden, 
weil der Kraftfluß sich über den Anker schließen kann, Der Pri- 
märstrom kann also in keinem Falle so arsteigen, daß die Isolie- 
rung durch unzulässige Erwärmung Schaden leiden könnte. Die 
Sekundärwicklung kann man durch passende Wahl ihrer Anordnung 
gegen gefährliche Erhitzung im Falle eines Kurzschlusses schüt- 
zen. Um endlich auch Gefahren durch etwaiges Auftreten von Span- 
nungserhöhungen im Netz zu begegnen, ist der Wecker mit einer in 
Abb. 4 dargestellten Einrichtung versehen, welche den Strom in 
der Primärwicklung unterbricht, səbald ihre Temperatur etwa 
200°C erreicht hat. Es ist zu diesem Zweck ein Stanniolstreifen 
um die Wicklung herumgelegt, der als Wärmesicherung wirkt. 

Der Leerlaufsverlust dieser Anordnung wird bei 160 V zu 
0,2--0,6 W gegen 0,9--1,4 W für einen gewöhnlichen Klingeltrans- 
fermator angegeben. Das Kupfergewicht beträgt rd. 55 g gegen 
80 g Kupfer für einen Klingeltransformator und 45 g Kupfer für 
den Wecker. Piz. 


AGO-Ausschuß für die Gebührenordnung (AGO)!). — Mit 
Rücksicht auf die in letzter Zeit erheblich gesteigerten Teuerungs- 
verhältnisse macht der AGO-Vorstand von seinem ihm ausdrücklich 
übertragenen Recht der Festsetzung neuer, der Geldentwertung 
folgender Erhöhung der Stundensätze und Reiseaufwandentschädi- 
gung Gebrauch und erhöht diese Sätze wie folgt: 


Zum 15. November 192. 


1. Stundensätze nach $ 43 der G.O, für Architekten u. dgl., der 
Gartenarchitekten, $ 39 der G.O. für Ingenieure: 


von 500 M auf . . . 2. 2 2 2 2 2 2 2 2.2... 800M, 
2. Reiseaufwandentschädigung nach $ 43 der G.O. der Architekten 
und der Gartenarchitekten, $ 36 der G.O. der Ingenieure: 


\Für den Tag ohne Übernachten von 800 M auf 1200 M, 
Für den Tag mit Übernachten von 1200 M auf 2000 M. 


Der Vorstand des AGO. 
gez. Dr.-Ing. Brix, gez. F. Eiselen. 
Vorsitzender. Geschäftsführer. 


Die neuen Sätze der Gebührenordnung für Zeugen und Sach- 
verständige?’). — Der Reichstag hat mit Zustimmung des Reichs- 
rates ein Gesetz vom 24, X. 1922 mit Geltung vom 7. XI. 1922 (Reiche- 
wesetzbl. S. 806) angenommen, durch welches die für bisherige Ver- 
hältnisse geradezu unverständlich niedrigen Sätze, welche durch 
Gesetz vom 10. III. 1922 (Reichsgesetzbl. S. 241) zuletzt neu festge- 
setzt worden waren, erhöht werden. 

In $ 3, Absatz 1, werden die Stundensätze von 20 M auf 
180 M, bei besonders schwieriger Leistung von 30 M auf 240 M, als 
Höchstbeträge festgesetzt. 

In $ 7 wird die Reiseentschädigung in besonderen 
Fällen für jedes angefangene Kilometer des Hin- und Rückweges 
auf 2 M erhöht. 

In § 8 wird der Höchstbetrag für Aufwandentschädi- 
gung von 50 M auf 360 bis 480 M erhöht, und die frühere Nacht- 
auartierentschädigung von 30 M wird vernünftigerweise 
auf einen „angemessenen, glaubhaft zu machenden“ Betrag erhöht. 
Der § 8 hat folgende Fassung: 


„Die Entschädigung für den durch Abwesenheit von dem Auf- 
enthaltsorte verursachten Aufwand ist nach den persönlichen Ver- 
hältnissen des Zeugen oder Sachverständigen zu bemessen, soll 
jedoch an Orten, die zu den besonders teueren Orten im Sinne des 
& 15 der Reisekostenverordnung für die Reichsbeamten vom 14. X. 
1921 (Reichsgesetzbl. S, 1345) gehören, den Betrag von 480 M, im 
übrigen den Betrag von 360 M für den Tag nicht überschreiten. 
War der Zeuge oder Sachverständige genötigt, außerhalb seines 
Aufenthaltsortes ein Nachtquartier zu nehmen, so erhält er den 
angemessenen Betrag, der glaubhaft gemacht ist.” 


In Artikel 2 wird noch bestimmt, daß im Falle einer wesent- 
lichen Änderung der wirtschaftlichen Verbhält- 
nisse die Reichsregierung mit Zustimmung des Reichsrates die 
Senne für Zeugen und Sachverständige anderweitig festsetzen 

ann. 

Wenn auch das neue Gesetz in Sachverständigenkreisen eine 
gewisse Erleichterung auslösen wird, weil es den dauernden Strei- 
tigkeiten mit den Gerichtsbehörden ein wenig Einhalt tun wird, 
so muß doch gesagt werden, daß die Stundensätzg für wissenschaft- 
lich gebildete Sachverständige noch immer völlig unzureichend 
sind, ganz abgesehen davon, daß die zu vielen Streitigkeiten 
zwischen Gerichten und Sachverständigen Veranlassung gebende 
„BbeesondersschwierigeSachprüfung“, über deren Vor- 


) Vgl. „ETZ“ 192?, S. 1822. 
2) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 546. 


Elektrotechnische Zeitschrät. 1922. Heft 47. 


.bei Straßenbahnen und elektrischen Fahrzeugen. 


23. November 1922. 


liegen die Gerichtsstellen die Entscheidung treffen, obwohl si» 
nur selten die Fähigkeit dazu besitzen, auch in der neuen Fassung 
wieder enthalten ist. Die vom Ausschuß für Gebührenordnun; 
(AGO)®) mit Geltung vom 15. XI. 1922 festgesetzten Stundensät« 
derGeb-O.derArchitektenundlIngenieure betragen 
bekanntlich 800 M!) und die Aufwandentschädigung bei Reisen 
ohne Übernachten 1200 M, mit Übernachten 2000 M. Diese Sätze gel- 
ten im privaten Verkehr für Ingenieure und Architekten als „üb- 
licher Preis”) ($ 4 Geb.-O. f. Z. u. S.), ebenso wie die Sätze 
der Gebührenordnungen der beeidigten Landmesser, der Chemiker 
der Bücherrevisoren usw. und werden neuerdings auch von den 
Handelskammern auf Anfragen hin als üblich und angemessen be- 
zeichnet. Die Gerichte dagegen machen vielfach immer noch Schwir- 
rigkeiten, die Üblichkeit dieser Sätze anzuerkennen. Die Erfahrunz 
hat indessen gelehrt, daß man mit Beschwerden bei Nichtanerken- 
nung dieser Sätze bei den höheren Instanzen immer Erfolg hat: 
darum lasse sich kein Sachverständiger von den Gerichten scine 
Gebührensätze drücken, sondern beantrage vielmehr vor Inangriff- 
nahme des Gutachtens nach $ 4 a der Geb-O. f. Z. u. S. die Befragung 
der Parteien, ob sie mit den Sätzen der Geb-O. der A. u. I. usw. ein- 
verstanden sind, 

Sehr lästig ist es auch und die Sachverständigen pekuniäi 
schädigend, daß die Gerichte fast immer sehr lange auf die Au-- 
zahlung der Gebühren warten lassen. Auch hier wird hoffentlich 
die vom AGO am 15. X. 1922 festgesetzte Bestimmung Abhilfe 
schaffen, wonach der Sachverständige bei Zahlungsverzug übeı 
14 Tage hinaus Zinsen in Höhe von 1 % über deın jeweiligen 
Reichsbankdiskont berechnen kann, wenn er es sich bei Übernahme 
des Auftrages ausbedungen hat. K. Perlewitz. 


Durch Elektrizität 1920 in den V. S. Amerika verursachte 
Brandschäden. — Nach einem Bericht von R. Trautscholi 
(Society for Electrical Development), der die Ergebnisse von 314 
Gemeinden mit fast 25 Mill. Einwohnern, d. s. 40 % des von Elektri- 
zitätswerken versorgten Gebietes, umfaßt, entfielen von rd 122 000 
Brändenin Wohn- und Geschäftshäusern nur 2971 oder 2,5 % au! 
elektrische Ursachen; in den beiden größten Städten sank 
der Prozentsatz sogar bis auf 0,96 % herab, hauptsächlich infolge 
der besseren Vorkehrungen und Überwachung der Anlagen. In 
Wohn- und Geschäftsräumen wurde bei 30 % aller Gemeinden dı 
Anteil der elektrischen Brände mit nur 0,6% festgestellt. Nach 
den Ursachen lassen sich die elektrischen Brände in 3 Gruppen 
unterteilen: 1. Statische Entladungen und Blitzschlag, namentlich 
2. Schadhaftr 
Leitungen und Apparate. 3. Nachlässige Handhabung und Über- 
lastung elektrischer Hausapparate, namentlich von Bügeleisen, 
Kochapparaten, Anschlußschnüren usw. Durch eine ständige 
Überwachung der Anlagen lassen sich die nach 2. und 3. verursach- 
ten Brandschäden vermeiden, wobei eine sachgemäße Propaganda 
und Unterweisung von großem Nutzen ist. 


Der durch elektrische Brände verursachte Gesamischaden 
wurde in 263 Gemeinden mit 22 Mill. $ beziffert, d. s. 3,3 % der g- 
samten Schadensziffer. Es zeigt eich hierbei, daß die Schaden- 
summe bei versicherten Abnehmern bedeutend höher war 
als bei unversicherten (!); auch wurde festgestellt, daß, beispiels- 
weise in New York, 40 % aller Schäden durch fahrlässige oder mut- 
willige Brandlegung erfolgten. Es wird schließlich festgestellt, 
daß die Zahl der Schäden bei zunehmender Verwendung des elek- 
trischen Stromes relativ zurückgegangen ist und durch ent- 
sprechende Überwachung und Unterteilung der in Betracht kom- 
menden Versorgungsgebiete eine weitere Verringerung der elek- 
trischen Brandschäden erzielbar erscheint. (,Electrical World“, 
Bd. 80, 1922, S. 319.) Rb. 


R Industrie und Handel. 


Deutschland. — Schon Mitte Oktober hatte die fortschreitende 
Entwertung der Mark die Sozialisierungskommission 
veranlaßt, erneut zu dem immer dringender werdenden Problem 
einer Regelung des Kurses unserer Valuta Stellung zu nehmen. 


d (Geschäftsstelle Berlin-Lichterfelde, Karlstr. 99. Fernsprecher: Lichter 


felde 1040. 
4) gl. „ETZ“ 1922, 8. 32, 283, 974, 1122, 1274, 1522. Die Sätze haben sich im 
Laufe der Zeit wie folgt erhöht: 


A ufwandentschädigung 
f. d. Tag 


ATOR Stundensatz obne | mit 
Übernachten 

M M | M 

1. Oktober 1921 . . 3 | 70 110 
1. Februar 1922 . . 60 100 151 
tu 1922 a „ 100 200 350 
15. August 1922 . . 200 400 600 
1. Oktober 192 . . 400 500 800 
15. Oktober 1922 . . 500 800 1200 
1. November 1922 . 800 | 1200 20 


5) Vgl. „ETZ“ 1917, 8. 250. 


23. November 1922. 


Die Mehrzahl ihrer Mitglieder hält die früher schon ausgesprochene 
Ansicht aufrecht, daß für endgültige Stabilisierung eine der 
tatsächlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands entsprechende und 
diesem eine Gesundungspause gewährende Lösung des Repara- 
ıionsproblems, zugleich aber auch eine Konsolidierung der Reichs- 
finanzen sowie unserer Wirtschaft durch Hebung der Produktion 
Voraussetzung bleiben. Die Kommission unterscheidet drei 
Hauptphasen des Währungsverfalles, während 
deren erster die Geldentwertung von der Erzeugung künstlicher 
Kaufkraft durch einen sich steigernden Fehlbetrag im Staatshaus- 
halt ihren Ausgang nahm. Das zweite Stadium charakterisiert daa 
:nfolge der Bedingungen des Versailler Vertrages und der Repara- 
tionsleistungen verschärfte Defizit der deutschen Handels- und 
Jahlungsbilanz, dessen Begleichung durch Verkauf von Mark ins 
Ausland den dortigen Bedarf an diesem Zahlungsmittel mehr und 
mehr deckte. Sein Kurs fiel rasch, und der Verteuerung der Ein- 
fuhr folgte eine allgemeine Preissteigerung mit allen ihren Konse- 
uenzen. Im dritten Stadium hört die Mark auf, Rechnungsmaß- 
tab zu sein; an ihre Stelle treten als Wertaufbewahrungsmittel 
lie Ware und — zugleich als Zirkulationsmittel — die Devisen, 
Jeren Kurse bei sinkender Aufnahmefähigkeit des Auslandes für 
i.e Mark weit stärker steigen, als aus der Inflation und dem Stande 
der deutschen Wirtschaft folgen würde. Um dieser Entwicklung 
entzgegenzuwirken, hält die Kommiesion für notwendig, der Wirt- 
schaft die für den unmittelbaren realen Bedarf nötigen Devisen- 
beträge zur Verfügung zu stellen, der heute aus dem Wertsiche- 
rungsbedürfnis sieh ergebenden vermeidbaren Nachfrage nach 
solchen aber zu begegnen, und zwar mit dem einzigen z. Z, sicht- 
baren Mittel, der Nutzbarmachung des Reichsbank- 
zoldes, dessen unmittelbare Herausgabe hierzu keineswegs er- 
forderlich sei, wenn nur der Reichsbank ein starker Einfluß auf 
die Regulierung der Devisenkurse ermöglicht werde. Die Kom- 
mission ist sich des mit diesen Währungsmaßnahmen verbundenen 
Risikos durchaus bewußt, indessen sei die Lage derartig, daß die 
letzten Mittel versucht werden müssen, um Deutschland vor Kata- 
strophen zu bewahren, bis durch Neuregelung des Reparations- 
problemes endgültige Sanierungsmöglichkeiten gegeben sind. — 
Ín ähnlichem Sinne hat sich dann zu Anfang November der 
Finanz- und Wirtschaftspolitische Ausschuß 
des Reichswirtschaftsrats ausgesprochen, aber außer 
den oben genannten Voraussetzungen eine Heilung des öffent- 
lichen Haushalts auf dem Wege verlangt, daß schleunigst für den 
e«sunkenen Geldwert entsprechende Mehreinnahmen geschaffen 
umi die Ausgaben tunlichst ermäßigt werden. Als Einleitung. der 
erst epäter zu erreichenden Stabilisierung sei dieser jetzt durch 
“ine Regulierung des Markkurses der Weg zu bahnen, und die ver- 
-inigten Ausschüsse halten ebenso wie die Sozialisierungskommis- 
~ion hierzu die Mitwirkung der Reichsbank für unentbehrlich, vor- 
„usgesetzt, daß die Wiedergutmachungskommission zustimmt und 
ene auswärtige Reparationsanleihe gewährt wird. 
Außerdem empfehlen beide die Ausgabe eines wertbestän- 
diligen Anlagepapiers, das die natürlichsten Bedürfnisse 
weitester Volksschichten nach Erhalt ihrer Vermögenssubstanz 
befriedigt und die normale Spartätigkeit wieder anregt bzw. er- 
höht, ohne die der Wiederaufbau nicht geleistet, die Produktion 
nicht gestärkt werden können. Diese Anleihe müßte entweder auf 
(sold oder solche Steuern basiert werden, deren Ertrag selbsttätig 
mit dem Steigen der Devisenkurse wächst. Erwägenswert sei, die 
(soldanleihe mit einer kursgesicherten Kreditaktion für Industrie, 
Gewerbe, Handel und Landwirtschaft zu verbinden. — Aus der 
Fülle von Meinungsäußerungen, die der immer lebhafter erschal- 
:nde Ruf nach einer Stabilisierung in letzter Zeit veranlaßt hat, 
~i hier nur aoch kurz die Ansicht des Hamburger Bankiers Dr. K. 
Melchior erwähnt, der ein vollständiges Zahlungsmoratorium 
für unerläßlich ansieht, aber zugleich annehmen möchte, daß man 
.m Laufe dieses Wintersunddesnächsten Früh- 
nt rs zu einer auch den deutschen Erfordernissen gerecht wer- 
ienden Lösung des Reparationsproblems komme, ohne die eine 
Bes :sserung der finanziellen Lage nicht möglich sei. Mit der Stabili- 
sierung der Mark müßten wir jedoch selbst den Anfang machen und 
(soldmarkfonds zur Verfügung stellen sowie in Verbindung mit 
der Reichsmark, deren möglicher Kurs zuvor zu eruieren wäre, eine 
Stabilisierungskasse gründen, die versucht, den Dollar- 
wert zunächst auf etwa 2000 M festzuhalten, und dann die Reichs- 
mark unter Aufrechterhaltung einer gewissen Spannung zu diesem 
Kurs ausgibt bzw. ankauft. 


Inzwischen haben nun in Berlin Verhandlungen mit 
JlerReparationskommission stattgefunden und sich be- 
‚onders auf die Balancierung des deutschen Budgets, die Frage der 
-chwebenden Schuld und die Stabilisierung der Mark erstreckt, wo- 
sei, wie der Vorsitzende Barthou erklärte, die Souveränität 
Deutschlands nicht angetastet werden sollte. Eine der Kommission 
überreichte Denkschrift der Reichsregierung, über deren Inhalt die 
offentlichkeit ebenso wie über den Verlauf der Besprechungen nur 
-Phr dürftig unterrichtet worden ist, forderte als erste Voraus- 
-+tzung für die Balancierung des Etats die Stabilisierung der Mark 
und schlug, um zu dieser zu gelangen, eine Anleihe von 500 Mill, 
(roldmark vor, die aber nur aufgebracht werden könne, wenn die 
Reparationskommission auf einen Teil ihrer Prioritätsrechte ver- 
zichtet. Aus eigener Kraft eine Balancierung des Etats durchzu- 
‘führen, hat die deutsche Regierung zunächst als unmöglich er- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 


1417 


klärt, wie sie auch kaum weiterhin in der Lage sein werde, die 
Sachlieferungen in dem bisherigen Umfange zu leisten. Von der 
Reparationskommission sind darauf präzisere Propositio- 
nen verlangt worden, die dann auch unter Beifügung zweier, von 
den fremdländischen Sachverständigen Vissering-Dubois und Brand 
erstatteten Gutachten am 8. XI. überreicht wurden. Sie weisen 
abermals auf eine endgültige Lösung des gesamten Reparations- 
problems als Voraussetzung für den dauernden Erfolg jetzt zu 
treffender Stabilisierungsmaßnahmen hin und enthalten die Bitte 
an die Reparationskommission, die beiden Gutachten als Grundlage 
für die weitere Behandlung der Stabilisierungsfrage zu benutzen. 
Die darin in Aussicht genommene Stützungsaktion durch ein inter- 
nationales Banksyndikat müsse sofort in Angriff genommen wer- 
den, an der mitzuwirken sich nunmehr auch die Reichsbank (deren 
Präsident vor kurzem noch sehr energisch gegen eine Verwendung 
des Goldschatzes gesprochen hatte) bereit erklärt habe. Auf dieser 
Basis wäre der Markkurs nach einheitlichen Gesichtspunkten mit 
den so zur Verfügung gestellten Mitteln durch An- und Verkauf von 
Mark und Devisen zu regulieren. Die Einzelheiten seien ebenso 
wie die Bestimmung der vom Reich zu stellenden Sicherheiten unter 
Zustimmung der Wiedergutmachungskommission einer Verein- 
barung mit den fremden Geldgebern vorzubehalten. Die Note der 
Reichsregierung wiederholt dann nach den Gutachten das Erforder- 
nis einer vorläufigen Befreiung von Barzahlungen und Natural- 
leistungen, bestätigt aber die Bereitwilligkeit des Reichs, während 
des Stabilisierungsprozesees Lieferungen für den Wiederaufbau 
der zerstörten Gebiete zu übernehmen, soweit dadurch die schwe- 
bende Schuld nicht vermehrt werde. Die Stützungsaktion müsse 
auch als Voraussetzung dafür angesehen werden, daß Deutschland 
wiederum Reparationsleistungen ausführen und auswärtige An- 
leihen zur Abtragung seiner Verflichtungen aufnehmen könne. 


Vom Reichskanzler waren den auswärtigen Finanzsachveretän- 
digen die Fragen vorgelegt worden, ob unter den gegenwärtigen 
Umständen eine Stabilisierung der Mark möglich sei, andernfalls 
welche Voraussetzungen man dafür zu schaffen habe und welche 
Maßnahmen für eine solche zu treffen seien, sobald die Voraus- 
setzungen vorliegen. Das erste, von den Engländern Brand und 
Keynes, dem Schweden Cassel und dem Amerikaner Jenks 
unterzeichnete Gutachten geht davon aus, daß eine unverzüg- 
liche Stabilisierung der deutschen Mark auch im Interesse der Gläu- 
biger notwendig und m ög lich sei, wenn letztere gewisse Zuge- 
ständnisse machen, daß sie aber in erster Linie von Deutsch- 
landseigenen Bemühungen ausgehen müsse Unter den 
gegenwärtigen Umständen wird sie für nicht durch- 
füh'rbar erklärt, besonders auch wegen der Belastung durch den 
Versailler Vertrag. Von dieser, u. zw. von Barzahlungen und Sach- 
leistungen für mindestens 2 Jahre befreit zu werden, sei unentbehr- 
liche.Vorbedingung, und die Zahlungen könnten erst dann wieder 
aufgenommen werden, wenn sie aus einem wirklichen Überschuß 
des deutschen Staatshaushalts stammen. Werde die Entlastung ge- 
währt, so hänge der Erfolg des Stabilisierungsplanes nicht von einer 
Auslandanleihe, sondern von der Gestaltung der Produktions- 
verhältnisse und des Staatshaushaltes in Deutschland ab, doch 
würde die Unterstützung durch ein internationales Kon- 
sortium von größter Wirkung auf die Stimmung des Publikums 
sein. Kredite eines solchen dürften allerdings vor endgültiger Re- 
gelung des Reparationsproblems nur in sehr bescheidenem Umfange 
und allein zur Förderung eigener Maßnahmen Deutschlands erhält- 
lich sein. Die Gutachter betonen die Bedeutung äußerster Spar- 
samkeit in allen Staatsausgaben sowie strenger Eintreibung der 
Steuern, halten es indessen weder für erforderlich noch möglich, un- 
bedingt jeden Zuwachs der schwebenden Schuld zu verhindern. Sie 
kommen auf Grund ihrer Prüfung zu der Annahme, daß der Zustand 
unserer Handelsbilanz kein entscheidendes Hindernis der Stabili- 
sierung sei, doch müsse die Wiederherstellung der Gleichberech- 
tigung Deutschlands im internationalen Handel, vor allem sein 
Recht, für die Ausfuhr die Meistbegünetigung zu fordern, 
zugestanden werden. Unter all diesen Bedingungen wird im Gut- 
achten die sefortige Stabilisierung mit Hilfe von Deutschlands 
eigenen Maßnahmen für möglich erklärt, ja schon heute lasse sich 
die Herrschaft über die Lage in die Hand bekommen; denn bei einem 
Dollarkurs von 3500 wäre der Goldbestand der Reichsbank über 
doppelt so groß wie der Wert des Notenumlaufes, eine noch nie da- 
gewesene Lage, insofern keine andere Valuta mit einer noch un- 
genützten potentiellen Reser've derartigen Umfanges 
zusammengebrochen sei. Es wird dann angenommen, daß unter den 
Bedingungen, die bei Abfassung des Gutachtens bestanden (1 Dollar 
== 7000 M) ein Kurs zwischen 3000 und 3500 für den Dollar richtig 
sein dürfte, doch müsse der endgültige Konversionsfuß später unter 
Berücksichtigung der inneren Kaufkraft der Mark und der Devisen- 
kurse festgesetzt, nach vollkommener Durchführung der Stabilisie- 
rung auch eine neue Werteinheit in Höhe eines Vielfachen 
der stabilisierten Papiermark eingeführt werden. Unter den 
Richtlinien für die Stabilisierung schlägt das Gutachten so- 
dann vor, innerhalb der Reichsbankorg:nisation eine unabhän- 
gige Währungsstelle zu schaffen, der ein angemessener 
Teil der Goldreserven zur Verfügung zu stellen sei. Sodann soll 
ein internationales Finanzkonsortium bei deı Stützungsaktion mit- 
wirken, eine Devisenreserve auf Basis des der Währungsstelle über- 
lassenen Goldes geschaffen und der freie Verkehrin De- 
visen und ausländischen Wertpapieren wiederhergestellt werden. 


er = 


1418 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47. 


-Die Währungsstelle hätte auf ein bis zwei Jahre laufende Gold- 


sohatzwechsel mit Garantie der Reichsbank auszugeben, De- 
visen Kasse zu kaufen und auf Termine wieder zu verkaufen. Zum 


` Schluß gibt das Gutachten Maßnahmen an, um die Notenzirkulation 


für den geschäftlichen Bedarf des Landes zu erweitern. — Der Be- 
richt des Holländers Vissering, des Schweizers Du bois und 


des Russen K a'm on ka spricht sich für die Einberufung von Ban- 


kiers aus Staaten mit normaler Währung unter Mitwirkung der Re- 
parationskommission aus, um die Frage der Gründung eines inter- 
nationalen Finanzsyndikats zu prüfen, und fordert gleichfalls für 
die Zeit, in der dieses tätig ist, und bis zur vollständigen Rück- 
zahlung der erhaltenen Vorschüsse eine Befreiung Deutschlands 
von allen Reparationsleistungen. Als Kapital des Syndikats wer- 
den mindestens 500 Mill. Gldm genannt; die Reparationskommission 
soll aufgefordert werden, für die Rückzahlung der von dem Syndi- 
kat gewährten Vorschüsse die Priorität vor sämtlichen Wiedergut- 
machungsbarzahlungen zu gewähren. Die Rückzahlungen der Vor- 
echiüsse wollen diese Gutachter durch die Erträgnisse der 
Ausfuhrabgabe garantiert sehen. — Über die Stellung des 
Londoner Kapitalmarktes zum Stabilisierungsproblem 
hat der Sachverständige Brand noch einprivatese Urteil abge- 
geben, in dem er darauf hinweist, daß durch den kürzlichen Sturz 
der Mark Deutschlands Kredit im Ausland völlig zerstört und es 
nicht möglich sei, an das Publikum heranzutreten, bevor man nicht 
Gewißheit über die künftigen Verpflichtungen des Reichs besitze. 
Als unterstützende Mitwirkung der Bankwelt würde sich aber eine 
Anleihe auf Grund des Reichsbankgoldes erreichen lassen. Abge- 
sahen davon dürften sich, wenn Deutschland ein vollständiges Mo- 
ratorium etwa für zwei Jahre erhielte und die Finanzkreise 
anderer Länder, die seine Verhältnisse genauer kennen, die Füh- 
rung übernähmen, vielleicht auch die Londoner Bankiers, z. B, in 
Form eines Akzeptkredites von mindestens 5 Mill. £, beteiligen. 
Die weitere Entscheidung in diesem für Deutschland mehr als 
dringenden Fragenkomplex soll nun wieder einmal in Paris ge- 
troffen werden, wohin die Reichsregierung soeben noch eine neue 
Note (vgl. S. 1422) gerichtet hat, Eine Kritik ihres Handelns ver- 
bietet sich an dieser Stelle; sie liegt aber deutlich genug in einer 
Rede, mit der H. Stinnes vor dem Finanz- und Wirtschaftspoli- 
tischen Ausschuß des Reichswirtschaftsrats!) die Gründe für Mei- 
nungsverschiedenheiten in der Industrie über das Stabilisierungs- 
problem klargelegt, dann aber mit der ganzen ihm eigenen er- 
frischenden Energie für Mehrarbeit und Meistbegünsti- 
gung eine Lanze gebrochen hat. Stinnes und seine Anhänger sind 
nichtgegeneineStabilisierung, aber sie wollen jetzt 
keine Maßnahmen treffen, die Deutschland nach drei oder sechs Mo- 
naten in eine noch viel schlimmere Lage bringen, sondern sich zu- 
nächst wehren und eine Lösung des Problems herbeizuführen ver- 
suchen, die dauernd ist, ohne daß noch immer größere Teile unserer 
Volkswirtschaft in den Besitz des Auslandes gelangen. Stinnes 
schätzt Deutschlands Unproduktivität auf monatlich minde- 
stens 200 Mill. Gldm und ist der Überzeugung, daß das deutsche Volk 
eine Reihe von Jahren sicherlich zwei Stunden im Tage werde 
mehr arbeiten müssen, um leben zu können und noch etwas für die 
Reparationen zu erübrigen. Gegen den Arbeitswillen müsse dann 
die Meistbegünstigung eingehandelt werden, zu deren Ge- 
währung wir jedoch die anderen Staaten nicht veranlassen könnten, 
ohne unsere Bevölkerung in Gold zu löhnen, d. h. mit einem Entgelt 
von der Beständigkeit und Kaufkraft des Friedenslohnes, damit 
wir nicht unter Parität arbeiten. Die Voraussetzung jeder erfolg- 
reichen Stabilisierung sei aber, daß auf lange Zeit Lohnkämpfe und 
Streiks aufhören. 
‚ Der deutsche Außenhandel mit elektrotechnischen Erzeugnissen 
im September 1922. — Inegesamt hat der Außenhandel Deutsch- 
lands im September eine Einfuhr von 48,291 Mill. dz (46,762 
i. Vm.) und eine Ausfuhr von 15,871 Mill. dz (14,068 i. Vm.) er- 


‚zeben. Was die Zusammenstellung der Werte betrifft, so ist 


diese in der Statistik neuerdings fortgefallen, weil die Papiermark 
die Bedeutung als Wertmaßstab eingebüßt hat. Um die Ergebnisse 
vergleichbar zu machen, bedarf es beim Import einer Umrechnung 
der in Papiermark anzumeldenden Beträge auf Gold, und das Sta- 
tistische Reichsamt erblickt ein annähernd richtiges Bild in dem 
arithmetischen Mittel aus Zahlen, die es einmal durch Umrechnung 
der Einfuhrwerte über den Dollarkurs des vorhergehenden Monats 


. in Goldmark (untere Grenze) und sodann durch Feststellung des 


Goldwertes der Einfuhrmengen nach Weltmarktpreisen (obere 
Grenze) erhält. So errechnet sich für September ein Einfuhrwert 
von 421,8 Mill. Gldm (545,1 i. Vm.). Bei der Ausfuhr steht gegen- 
wärtig für etwa 60 %, die in Auslandwährung angemeldet werden, 
der Goldwert fest. Soweit es sich dabei um den in Papiermark an- 
gemeldeten Teil handelt, rechnet das Amt nach dem Kurs des Aus- 
fuhrmonats um, weil die Zahlungen des Auslandes sowohl vor wie 
nach diesem liegen können, und kommt so für den Berichtsmonat 
zu 280,4 Mill. Gldm Exportwert (2420 i. Vm.). — Im Außen- 
handel (Spezialhandel) mit elektrotechnischen 
Erzeugnissen ergab die Einfuhr, wie die Übersicht zeigt, 
3803 dz im Werte von 60,785 Mill. M, d. s. 344 dz mehr als im August 
(3459 dz bzw. 40,904 Mill. M); dagegen ist im Vergleich zum Sep- 


') „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ 1922, Nr. 234. 


23. November 1922. 


Ausfuhr 
1922 


Einfuhr 
1922 
!1000 M 


1921 


dz 


Erzeugnisse 


| 1921 
| dz 


dz 


1. Dynamos, Motoren, Umfor- 

mer,Transformatoren, Drossel- 

spulen, Anker u. Kollektoren!)| 2042 30965' 342119934 415191 13547 
Akkumulatoren, Ersatzplatten| 118°) 539 4| 7189 98391 966 
Kabel!) . .. 2.222020. 75 ı 434 373532420) 558204 242) 
Bogen-, Quecksilberdampf- ; | 
usw. Lampen, Gehäuse mit | 
Glasglocken, Scheinwerfer, 


PO 


Reflektoren . . 2.2. ... Oj 3 0| 84 10467 à 
Glühlampen . .. 22... 234 | 8234| 57| 1747| 149313; 839 


an 


Telegraphenwerke und Fərn- 
sprecher (auch für Funkdienst), 
Sicherungs- u. Signalapparate. 
7. Starkstromvorrichtungen?) 
8. Elektromedizinische Apparate 4| 46 2 
9. Meß-, Zähl- und Registriervor- 

richtungen . . 2. 2.2.. .! 167%] 5189| 109 
10. Elemente, Batterien . . . . —| — 1 


62) 1592) 39| 2682| 63460% 41253 
415 | 8395' 534114492] 681252 11279 
1245 vu ET 


2564| 327509, 134 
5277| 196116 i. &.6 
11. Heiz- und Kochapparate . . 71 303) 7] 1405 108399: 44] 
12. Montierungsteile aus Porzel- | 

lan, Steingut, Glas usw.) . .| 5069| 3026! 80 
13. Isolationsgegenstände aus As- 

best, Glimmer, Mikanit usw.| 178 | 1839, 142 
14. Isolierrohre aus Papier, Pappe — u — 
15. Unvollständig angemeldete Er- | | 

zeugnisse . .. s.s.s.’ — | — | —| — — 4l: 


Insgesamt 380360785 .505219137813395163' 58576 | 


temper 1921 (5052.dz) eine Abnahme um 1249 dz zu konstatieren. ` 
Der Import war im Vergldich zum Vormonat, wenn man die Rück- | 
ware berücksichtigt, größer bei Dynamos usw. (+ 1% dz), Akku- 
mulatoren (+ 102 dz), Glühlampen (+ 31 dz) sowie bei Schwach. 
stromvorrichtungen, elektromedizinischen Apparaten, Meß-, Zähl- , 
und Registriervorrichtungen, Heiz- und Kochapparaten. An Mont- 
rungsteilen aus Porzellan, Steingut, Glas usw. und Isolationsmat« ı 
rialien wurden 148 dz bzw. 85 dz mehr als im August eingeführt, an į 
Porzellanisolatoren nur 1 dz. Abgenommen hat der Import von 
Kabeln (— 196 dz), Starkstromvorrichtungen (— 254 dz) sowie von | 
Elementen und Batterien. Die Eiafuhr von Dynamos, Motoren usw. 
(ohne fertige Anker) belief sich auf 731 Stück (962 i. Vm.), von 
Metalldrahtlampen auf 0,558 Mill. Stück (0,3% i. Vm.) und von 
Kohlefaden- usw, Lampen auf 9092 Stück. Die Ausfuhr betr ' 
91 378 dz im Wert von 339,163 Mill. M, d. s. gegen August (81 276 dz | 
bzw. 1979,723 Mill. M) 10102 dz mehr; im Vergleich zum September ! 
1921 (58586 dz) ist eine noch bedeutendere Zunahme um 32 792 dz _ 
festzustellen. Gegenüber dem Vormonat hat der Export bei Kabeln | 
um 3479 dz, bei Akkumulatoren um 3231 dz, bei Glühlampen um 
614 dz, ‚bei Schwachstromvorrichtungen um 1194 dz, bei elektro- 
medizinischen Apparaten um 304 dz, bei Meß-, Zähl- und Registrier- 
vorrichtungen um 273 dz, bei Elementen und Batterien um 2073 dz, 
bei Heiz- und Kochapparaten um 260 dz, außerdem bei Isolierrohren 
um 472 dz zugenommen. Dagegen weisen Dynamos usw. (— 1397 dz) 
und Starkstromvorrichtungen (— 405 dz) beträchtliche Minderun- 
gen auf; von ersteren (ohne fertige Anker) wurden 16523 Stück 
ausgeführt (15509 i. Vm.), von Bogenlampen 408 Stück (359 i. Vm), 
von Metalldrahtlampen 4,571 Mill. Stück (3,165 i. Vm.) und von 
Kohlefadenlampen usw, 0,235 Mill. Stück (0,395 i. Vm.). An Isola- 
toren aller Art aus Steingut oder Porzellan gingen 5253 dz (3002 
i. Vm.) über die Grenze. Der Überschußder Ausfuhr über di» 
Einfuhr beläuft sich auf 87 575 dz. 

Frankreich. — „Electrical Review“ bezeichnet es als eine disku- 
tabele Frage, ob die französische Elektroindustrie trotz. de 
Aufschwunges, den sie genommen hat — die Produktion soll sich 
1921 gegenüber der von 1913 verdoppelt haben —, imstande sein 
werde, den gegenwärtigen Bedarf des Landes an elektrischen Ma- 
schinen und Ausrüstungsteilen zu decken. Sie weist auf einen Be 
richt des Konsuls der Vereinigten Staaten in Nancy hin, demzufolge 
ameri kanische Fabrikanten in Paris oder Lyon Niederlagen 
zu errichten und eine Organisation von Agenturen usw. im Lande zu 
schaffen beabsichtigen, mit deren Hilfe es möglich sein werde, cif- 
Preise anzubieten, sofort zu liefern und bei geringem Risiko Kredite 
zu gewähren. Ferner teilt der Konsul mit, daß auch Vertreter 
britischer und italienischer Firmen in seinem Bezirk 
mit beträchtlichem Erfolg tätig zu sein scheinen, während eine ame- 
rikanische Gesellschaft kürzlich einen bedeutenden Auftrag wegen 
Schwierigkeiten verloren haben soll, die infolge langandauernder 
Verhandlungen entstanden sind. 


in Gruppe? enthalten 


| 
so 2313! əs, 
22839 45163 1158 


ı) ie Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nicht vollständigen Maschi- 
nen. — 2) Die Ausfuhr umfaßt auch isolierten Draht aus unedlen Metallen = 
®) Die Ausfuhr umfaßt auch Quecksilberumformer und die Isolationsgegenstände 
der Gruppe 12 (außer Glocken). — *) Außer Porzellanisolatoren für Telegraphen 
und Fernsprechleitungen. — 9 Davon 6 dz Rückware. — ®© Darunter 44 dz Räck 
ware. — 7) Darunter 145 dz Rückware. — ®) Davon 342 dz Rüockware. 


® 
+ 


23. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 


— || er nn 


VEREINSNACHRICHTEN. 


EV 
Elektrotechnischer Verein. 


5 (Bingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Eilektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Fernspr, Amt Kurfürst Nr. 9820, zu richten. 


Einladung 


zur Sitzung am Dienstag, dem 28. November 1922, nachm, 7% Uhr, 
in der Technischen Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal Nr, 301. 


Tagesordnung: 


1. Geschäftliche Mitteilungen. 
2. Mitteilung des Herrn Dipl.-Ing. Gerlo ff über die Technische 
. Nothilfe, 
3. Vortrag des Herrn Dr.-Ing. Keinath über „Hochspannungs- 
meßgeräte”. | 
Inhaltsübersicht: 


a) Hochspannungsmessungen. 


Es werden die Meßmethoden erörtert, die bei der Messung hoher 
Spannungen und bei der Messung von sStromstärken bei hoher 
Spannung praktisch zur Anwendung kommen. Für Versuche im 
Laboratorium werden Scheitelspannungsmesser benutzt, von denen 
drei verschiedene Arten im Gebrauch sind: solche mit Nadel- oder 
Kugelfunkenstrecke, Oszillographen, bei denen die Scheitelspan- 
nung an der Verbreiterung eines Lichtbandes beobachtet wird, und 
Gleichrichter, bei denen ein Kondensator auf die Scheitelepannung 
des Wechselstromes aufgeladen wird. 


Zu den Spannungsmessungen im Betriebe werden elektro- 
statische Voltmeter gebraucht, bei denen verschiedene Möglich- 
keiten bestehen, sie für hohe Spannungen auszuführen. Die am 
meisten aussichtsreiche ist die Ausführung mit Preßgas. Auf 
jeden Fall müssen aber Spannungsmesser mit Schutzwiderständen 
versehen werden, die bei Kurzschluß des Meßwerke die volle Span- 
nung aufnehmen können. Die von einigen Firmen des In- und Aus- 
lands verwendeten Kondensatorklemmen können auf verschiedene 
Weise zu Meßzwecken benutzt werden, und zwar einmal in der 
Weise, daß sie für Spannungsteilerkondensatoren in Verbindung 
mit statischen Voltmetern gebraucht werden, in anderer Weise, 
daß man ihren Ladestrom in geeigneter Weise zur Spannungs- 
messung und zur Frequenzmessung benutzt. Beschreibung einiger 
neuer Synchronisiereinrichtungen, die an solche Kondensatorklem- 
men angeschlossen sind. In verlegten Hochspannungsleitungen 
wird häufig die Isolationsmessung während des Betriebes verlangt, 
um den Zustand der Einzelisolatoren zu prüfen. Beschreibung der 
verschiedenen Verfahren des In- und Auslands, Leckstrommelder 
zur Auffindung von Erdschlüssen, 


Verwendung von Spannungswandlern zur Messung hoher Span- 
nungen gibt die genauesten Ergebnisse, es bestehen aber von ver- 
schiedenen Seiten Bedenken wegen der Schutzorgane für diese Meß- 
wandler. 

b)Strommessungen, 


Im Laboratorium verzichtet man häufig auf besondere Meß- 
wandler und baut die Instrumente unmittelbar in die Hochspannung 
ein. Dies ist im Betriebe sehr gefährlich, weil bei auftretenden 
Kurzschlüssen durch das frühzeitige Zerstören des Instruments 
schwerer Schaden angerichtet werden kann. Die Stromwandler 
dienen verschiedenen Zwecken, sie sollen die Hochspannung vom 
Instrument fernhalten, ferner bei Kurzschlüssen mechanisch und 
thermisch widerstandsfähig sein, schließlich auch durch Wander- 
wellen keinen Schaden leiden. Beschreibung der verschiedenen 
Ausführungen für hohe Spannungen, mit verschiedenen Arten der 
Isolation, Schutzeinrichtungen (Parallelwiderständen und Funken- 
strecken). Getrennte Anordnung von Meßkernen und Relais- 
kernen bei kurzschlußsicheren Wandlern. Neuartiger Eisenstab- 
wandler für geringe Stromstärken. | 


Aussichten auf die Möglichkeit, Meßwandler für Betriebespan- 
nungen von 220 kV zu bauen. . 


Gäste sind willkommen. 
Der Vorsitzende: 
Dr.-Ing. e. h. Bredow. 


Bekanntgabe. 
Vortragsreihe für Hörer mit Fachschulbildung. 


Der erste Vortragsabend des Herrn Oberingenieur Schnei- 
derüber „Die elektrische Beheizung in Industrie 
und Haushalt“ muß wegen Behinderung des Vortragenden auf 
den 1. Dezember d. J. verschoben werden. 


Elektrotechnischer Verein. 


Der Generalsekretär: 
Risse. 


— 


Sitzung | 
am Dienstag, den 24. Oktober 1922, Abends 7% Uhr, in der 
Technischen Hochschule zu Charlottenburg, Hörsaal Nr. 301. 


Vorsitzender: Herr Prof. Dr. Dr.-Ing. e. h. Wagner. 


Vorsitzender: Gegen das Protokoll der Sceptembersitzung sind 
Einwendungen nicht erhoben worden. 

Ein Einspruch gegen die in der Septembersitzung ausgelegten 
Neuanmeldungen ist nicht erfolgt. Die Angemeldeten sind daher 
als Mitglieder aufgenommen. 

„58“ Neuanmeldungen sind 
hier zur Einsicht aus. 

Mit Rücksicht auf die in den letzten Monaten aufgetretene 
rapide Geldentwertung ist es zu unserm Bedauern notwendig ge- 
worden, den Beitrag wesentlich zu erhöhen. In der gestrigen Vor- 
standssitzung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker, welchem 
die Festsetzung des Mitgliedsbeitrages für die zugehörigen Vereine, 
gemäß Beschluß der Jahresversammlung in München, obliegt, ist 
daher folgende Entschließung gefaßt worden, über welche Herr 


eingegangen. Das Verzeichnis liegt 


. Schirp berichten wird. 


Herr Schirp: Der Vorstand des Verbandes hat in seiner 
Sitzung vom 23. X. 1922 nach eingehender Prüfung der Finanzlage 
des Verbandes die große Notlage desselben festgestellt, so daß so- 
fort durchgreifende außergewöhnliche Maßnahmen zur Stärkung 
des bereits stark in Anspruch genommenen Verbandsvermögens er- 
forderlich sind. Der Vorstand hat deshalb beschlossen, um die 
Weiterführung der Verbandsgeschäfte für die letzten Monate 1922 
zu sichern, einen nochmaligen nachträglichen freiwilligen Beitrag 
von mindestens 300 M für das persönliche Mitglied, und für korpo- 
rative Mitglieder mindestens das Dreifache des zuletzt gezahlten 
nachträglichen Beitrages für 1922 zu erbitten. Die Beiträge sollen 
durch Postscheckformular direkt an den Verband ohne Beteiligung 
der Vereine eingezahlt werden. Den Ausschußmitgliedern und den 
Vereinen wird durch Rundschreiben von dieser außergewöhnlichen 
Maßnahme Kenntnis gegeben. 

Bezüglich des Mitgliedsbeitrages für das 1. Halbjahr 1923 hat 
der Vorstand folgendes beschlossen: 

Der vorläufige Mitgliedsbeitrag für jedes der ersten beiden 
Vierteljahre wird mit dem Vorbehalt späterer durch weitere Mark- 
entwertung bedingten Nachforderungen wie folgt festgesetzt: 


Esbeträgtder Vierteljahrsbeitrag: 
A. Für persönliche Mitglieder, die durch einen anessen o 


+ 


nen Verein angemeldet sind . . . . .. 
B. Für persönliche, dem Verband direkt ange- 
hörige Mitglieder A a ar OR e. A i a i ei. a 
C. Für korporative Mitglieder: 
1 Behörden, Schulen, wissenschaftliche Vereine usw. 
2 Offene Handelsgesellschaften, staatl. u. städt. Be- 
triebe (auch EIl.-Werke), die bis 100 Arbeiter und 
Angestellte beschäftigen ea ae sa ir aa F 
3. Alle andern Unternehmungen, Firmen, Gesellschaften usw. 
nach den der Zahl der Arbeiter und Angestellten entsprechen- 
den Abstufungen, worüber allen Vereinen sofort besondere 
Mitteilung zugeht. 

Mit Rücksicht auf die Aufgabe der Postzustellung der „BETZ“ 
ist der Betrag für die beiden ersten Vierteljahre, zusammen also 
das Doppelte der vorgenannten Beiträge, spätestens bis 15. XI. 1922 
den zuständigen Vereinen und Gesellschaften einzusenden. 

Eine besondere Veröffentlichung erfolgt auf der ersten Text- 
seite der „ETZ“, Hefte 44, 45 und 46. Herr Schirp bittet schließlich 
in Anbetracht der zwingenden Verhältnisse den Beschlüssen des 
Verbandsvorstandes restlos zu entsprechen. 

Infolge der häufigen Änderung der Portosätze für den Versand 
der „ETZ“ an Auslandsmitglieder ermächtigt der Vorstand des Ver- 
bandes die Geschäftsstelle, neu eintretende Portoerhöhungen für 
den Versand der „ETZ“ ins Ausland sofort selbständig ohne Vor- 
standsbeschluß von den einzelnen Vereinen des Verbandes anzu- 
fordern. 


Vorsitzender: Wir geben die zu zahlenden Beiträge vorbe- 
haltlich der Genehmigung durch den Ausschuß schon heute bekannt, 
um die Innehaltung des Zahlungstermins zu ermöglichen; sind Ein- 
wendungen von Seiten unseres Ausschusses zu machen, werden 
diese in der nächsten Sitzung bekanntgegeben. 

Wird zur Beitragsfrage das Wort gewünscht? 

Dies ist nicht der Fall, wir können daher zur Abstimmung 
schreiten. Es erfolgt kein Widerspruch; die Vorschläge sind somit 
angenommen. 

Mit der übersandten Bekanntgabe der heutigen Sitzung sind 
gleichzeitig die noch bis Ende Dezember d. J. in Aussicht genomme- 
nen Vorträge veröffentlicht, weil es wegen der damit verbundenen 
hohen Unkosten nicht mehr möglich ist, jede einzelne Sitzung durch 
Postkarten bekanntzugeben. Es wird daher dringend gebeten, die 
Bekanntgabe aufzubewahren und sich dieselbe vor den einzelnen 
Sitzungstagen wieder vorlegen zu lassen. Die Einladungen in der 


19 


600 ,„ 


1420 | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 23. November 1922. 


„ETZ“ erfolgen nach wie vor zu jeder Sitzung. Etwa notwendig 
gewordene Abänderungen und Erweiterungen der Tagesordnungen 
werden in diesen Bekanntmachungen berücksichtigt. 

Ich möchte nicht verfehlen, an dieser Stelle des Hinscheidens 
ds Herrn Prof. Kapp, welcher am 10. August in Birmingham ver- 
. storben ist, und dessen Tod eine tiefe Lücke in den Kreis der Förderer 
der elektrotechnischen Wissenschaften gerissen hat, zu gedenken. 

Herr Prof. Müller, welcher dem Verstorbenen näher stand, hat 
es übernommen, Herrn Prof. Kapp in einer der nächsten Sitzungen 
durch einen Nachruf zu ehren. 

Die Beleuchtungstechnische Gesellschaft gibt bekannt, daß am 
30. X., nachmittags 5% Uhr, in der Physikalisch-Technischen Reichs- 
anstalt, Abt. 2, Werner-Siemens-Str. 8/12: 

1. ein Vortrag des Herrn Dr.-Ing. L. Bloch über „Die neuen Licht- 
normalien des Verbandes Deutscher Elektrotechniker und ihre 
Einführung in die Praxis“ gehalten wird, 

2. eine Erörterung des bei der J ahresversammlung gehaltenen 
Vortrags des Herrn Dr. K. Finckh: „Beleuchtungstechnische 
Eindrücke von einer Studienreise nach den Vereinigten Staaten 
von Amerika”. 

Ferner lädt die Physikalische Gesellschaft in Berlin zur Sitzung 
am Freitag, den 27. X., 7 Uhr abends, im großen Hörsaal des Physi- 
kalischen Instituts der Universität Berlin, NW 7, Reichstags- 
ufer 7/8, ein. Vortrag des Herrn Fr. Patzelt: „Spektrale Tempe- 
raturmessung am elektrischen Lichtbogen” (mit Demonstrationen). 

Ich bitte nunmehr Herrn Schüler seinen Vortrag „Der Klein- 
synckronmotor” zu halten. Der Vortrag, an welchen sich eine leb- 
hafte Diskusion anschloß, wird später in der „ETZ“ veröffentlicht. 


Vorsitzender: Das Wort wird nicht mehr gewünscht; ich 
spreche Herrn Obering. Schüler und den Teilnehmern an der Er- 
örterung den Dank des Vereins für ihre interessanten Ausführun- 
gen aus. 

Es ist angeregt worden, daß wir uns nach Schluß der Sitzung 
bei einem Glase Bier zu einem gemütlichen Beisammensein im 
Spatenbräu am Knie vereinigen. 

Ich lade die Anwesenden ein, sich daran recht zahlreich zu be- 


teiligen (Beifall). 
Der Generalsekretär: 
Risse 


Neuanmeldungen 
zum Elektrotechnischen: Verein E. V. Berlin. 


Adler, Rich., Diplomingenieur, Charlottenburg 5. 
Arnsperger, urt, Diplomingenieur, Berlin-Nicolassee. 
Auer, Georg, Ingenieur, Wilmersdorf, 

Benda, Rudolf, Ingenieur, Berlin W 3%. 

Bock, Karl, Elektroingenieur, @harlottenburg. 
Dalügge, Alfred, Techniker Berlin N 58. 

Deutsche Stecker-Sicherungs-Ges., Berlin W 8. 

Echter, Paul, Diplomingenieur, Berlin-Mariendorf. 
Eckardt, Willy, Elektrotechniker, Berlin N 65. 
Eichler, Fritz, Ingenieur, Berlin NW 23. 
Engelmann, "Adalbert, Elektroingenieur, Berlin-Halensee. 
Fibich, Adolf, Ingenieur, Berlin N 65. 

Gabriel, Wilheim, Elektroingenieur, Falkenhagen-Seegefeld. 
Gehlen, Walter, Ingenieur, Charlattenburg. 

Gieseke, Willy, Ingenieur, Berlin N 65. 

Gruner, Christian, Oberingenieur, Neukölln. 

Halisch, Willi, Ingenieur, Berlin-Pankow. 

Hase, Josef, Ingenieur, Charlottenburg. 

Hasenberg, Werner, Elektroingenieur, Berlin O 112. 
Häussler, Hans, Diplomingenieur, Berlin-Westend. 
Hiller, Hermann, Ingenieur, Berlin W 35. 
Horwatitsch, Victor, Ingenieur, Wien IV. 

Jacob, Walter, stud. rer. nat., Berlin S 59. 
Kalversiep, Erich, Ingenieur, Charlottenburg. 
Krüger, Willy, Elektroingenieur, Berlin NW. 

Kühn, Otto, Ingenieur, Berlin-Rosenthal. 

Lang, Hans, Elektroingenieur, Charlottenburg, 
Laesmann, Gerhard, PDiplomingenieur, Berlin N. 
Lauster, Franz, Dr., Physiker, Oberschöneweide. 

Lund, Hans, Diplomingenieur, Wilmersdorf. 

Marggraf, Albert, Werkmeister, Neukölln, 

Müller, Max, Elektroingenieur, Berlin SO 26. 
Neumann, Paul, Diplomingenleur, Charlottenburg. 
Nonnenk a mn, Franz, Ingenieur, Berlin N 65. 
Orbich, Heinrich, Dr. phil., Chemiker, Charlottenburg. 
Orlow, Erik, Diplomingenieur, Berlin NW 5.. 
Pamperin, Ernst, Ingenieur, Charlottenburg. 
Petsch, Gerhard, Ingenieur, Steglitz. 

Pötzsch, Walter, Physiker, Dr. phil., Oberschöneweide. 
Reinhold, Gustav, Techniker, Siemensstadt, 

Rensch, Hermann, Diplomingenieur, Wannsee b. Berlin, 
Richter, Arthur, Ingenieur, Charlottenburg 2. 

Runge, Walter, Inzenieur, Berlin. 

Sabiel, Adolf. Elektroingenieur, Hennigsdorf. 
Seither, Karl, Diplomingenieur, Halensee. 
Schlegel, Hermann, Ingenieur, Berlin N 39. 

Scholl, Wilhelm, Elektroingenieur, Falkenhagen-Seegefeld, 
Schulze, Heinrich, stud.-ing., Charlottenburg. 3 
Schütte, Walter, Ingenieur, Berlin W 15. rer k 
Störer, Viktor, Dr., Oberingenieur, Eisenerz 8tmk. 
Tockler,. Ernst. Diplomingen’eur, PDorpat'Estland. 
Traub, Wilhelm, Diplomingenieur, Charlottenburg. 


Oberrheinischer Elektrotechnischer Verein, Karlsruhe i. B. 
30. XI. 1922, abds. 8 Uhr. Gr. Saal des Elektrotechn. Instituts der Techn. 
Hochschule: Vortrag Dipl.-Ing. H. Ott: „Die Nomographie. Eine cle- 
mentare Einführung mit praktischen Anwendungen.‘ 


ijessmann, Hans, Ingenieur, Berlin N 39. 

ß Alfred, Elektrotechniker, Berlin SW 68. 

‚ Fritz, Ingenieur; Berliin SW 47. 

ann, Fritz, Diplomingenieur, Siemensstadt. 

r, Friedrich, Dipiomingenieur, Charlottenburg. 

‚ Gustav Söhne, Akt.-Ges., Elektrotechnische Fabrik, Berlin O %. 


CEEE ER 


VDE 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9306. 


Prüfstelle das Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 


Nachstehend werden diejenigen Firmen bekanntgegeben, denen 
sejt der ersten Veröffentlichung (vgl. „ETZ” 1922, H. 42, S. 12%) 
die Berechtigung zur Führung des VDE-Prüfzeichens erteilt wor- 
den ist, unter Aufführurg derjenigen Erzeugnisse, für die Ertei- 
lung erfolgte. Weiter werden unter Bezugnahme auf die in der 
„ETZ“ 1921, FL 52, S. 1523, und „BETZ“ 1922, H. 32, S. 1046, ver- 
öffentlichte Liste derjenigen Hersteller isolierter Leitungen. 
denen ein Firmenkennfaden von der Prüfstelle bisher zugewiesen 
wurde, die Firmen bekanntgegeben, denen nachträglich ein 
Firmenkennfaden zugewiesen wurde. 


Prüfstelle des VDE. 
Zimmermann. 


A. Fortsetzung der Liste derjenigen Firmen, 
denen die Berechtigung zur Führung des VDE- 
Prüfzeichens erteilt wurde. 


1. Sicherungs-Schmelzstöpsel: 
Gebr. Liepack, Woltersdorf: Für D-Stöpsel 6 A, 500 V 
Siemens-Schuckertwerke: Für D-Stöpsel 80, 100, 125, 
160, 200 A, 500 V. 
2. Sicherungs-Elemente. 


Bergmann- Elektricitätswerke A G., Baii a: 
Für ein- und mehrpolige Elemente in Porzellanausführung. 
25 A, 500 V, für vorderseitigen Anschluß. 
Für einpolige Elemente in Porzellanausführung, 25 und 60 4, 
500 V, für rückseitigen Anschluß. 
Für ein- und mehrpolige Elemente in Blechgehäuse (Hau:r- 
anschlußsicherungen) 25 A, 500 V.. 
Siemens-Schuckertwerke G. m b. H., Berlin: Für 
Freileitungssicherungen in Porzellanausführung, mit Schutz- 
kappe aus künstlichem Isolierstoff, für 25, 60, 100 A, 500 V. 


3. Schalter. 


Fresen & Co, Lüdenscheidt: Für einpolige Dosenau:- 
schalter für 4 A, 250 V, mit Betätigungsknebel, Sockel au: 
Porzellan, Kappe aus künstlichem Isolierstoff. 

Nova, Fabrik elektr. Artikel, Dresden: Für ein 
polige Dosenausschalter für 4 A, 250 V, mit Betätigung: 
an Sockel aus Porzellan, Kappe aus künstlichem Isolier- 
stoti. 

4. Fassungen: 


Allzemeine Elektrizitäts-Gesellschaft Berlin 
Für Wandfassungen ohne Hahn mit Porzellansockel für nom. 
Edisongewinde bis 250 V. 
else ohne Hahn mit norm. Edisongewinde bi: 
Bergemann-Elektricitätswerke AÀ. G., Berlin: Fü 
Fassungen ohne Hahn mit norm. Edisongewinde bis 950 V 
Siemens-Schuckertwerke, Berlin: Für Fassung 
ohne Hahn mit norm. Edisongewinde bis 250 V, ebeneo fit 
Fassungen mit Goliathzewinde ohne Hahn bis 250 V. 


5. Koch- und Heizgeräte: 
Gesellschaft für elektrische Apparate in Ulm 
Für Heizkissen. 
6. Galvanische Elemente. 


Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Hydrawerk 
Charlottenburg: Für ZKB Klassen 7 bis 10. 


B. Ein Firmenkennfaden fürisolierteLeitunzgeo 
wurde zugewiesen den Firmen: 


Österreichische Siemens-Schuckertwerke, Kabelwerk Wien. 
A/S. Skandinaviske Kabel- og Gummifabriker Kristiania. 


Württembergischer Elektrotechnischer Verein, Stuttgart. 
Im Winte r 1922/23 sind noe 'h folgende Vortragsabende vorgesehen: 13. Dez.. 
10. Jan., 7. Febr., 7. März, 11. April, 9. Mai. Beginn stets 7%, Uhr im Cr. 
Hörsaal den elektrotechn. Instituts der Techn. Hochschule Stuttgart. 
Militärstr. 3. 


B o mm a 


 ersparniß““. 


= vorm. 9 Uhr, Gr. Saa 


23. November 1922. 


13. XII. 1922: Vortrag Dir. Gerhardt „Neuzeitliche Beleuchtungs- 
einrichtungen unter besonderer Berücksichtigung der Kohlen- und Strom- 
(Mit Vorführungen und Lichtbildern). > 

10. I. 1923. Hauptversammlung, ausnahmsweise im Physikalischen 
Institut, Widerholdstr. 13: u. a. Vortrag Prof. Regener „Radioaktivität 
und Atomistik‘‘. (Mit Vorführungen.) 


Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 7. XII., abends 
8 Uhr, Saal 42 d. Techn. Hochschule: Vortrag Dipl.-Ing. v. Einem 
„Stromverteilung und Betriebserfahrungen aus dem rlandwerk Eder- 
talaperre‘‘. (Mit Vorführung einer neuen Dreschanschluß-Konstruktion). 


Thüringer Elektrotechnischer Verein. 23. XI., abds. 8 Uhr, 
Erfurt, Bürgerbräu, Anger: Vortrag Dr. Gg. Meyer „Der G-Schutz 
der Firma Dr. Paul Meyer A. G., ein neuer Ueberspannungsschutz“. 


Außeninstitut der Technischen Hochschule Berlin. In der 
Zeit vom 27. XI. bis 7. XII. 1922 veranstaltet das Außeninstitut in Verbin- 
dang mit der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft eine Ukrainewoche, in der 
neben Vorträgen über Land und Volk auch 2 für unsere Leser wiclıtige 
Vorträge gehalten werden: 

30. XI. 1922, abds. 6—7 Uhr, Techn. Hochschule (Erweiterungsbau) 
Saal 301: Dr. Daskaljuk: „Wiederaufbau der Ukraine und die deut- 
schen Techniker‘. 

4. XII. 1922, abds. 6—7 Uhr im gleichen Hörsaal: Dipl.-Ing. Rabbi - 
nowitsch: „Elektrifizierung in der Ukraine“‘. 


Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung (AWF) Berlin. 9. XIL., 
l des Ingenieurhauses, Sommerstr. 4a. 


l. rag Prot Kutzbach ‚Arbeiten des Ausschusses für Riemen- 


pr ; 

2. Vortrag Prof. v. Hanffstengel „Arbeiten des Ausschusses für 
Lagerversuche bei der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde‘‘. 

3. Vortrag Dr. Fr. Frank „Arbeiten des Ausschusses für techn. Öl- 
verwendung‘“'. 

4. Vortrag Reg. Rat V. Vieweg „Versuche der Physikal. Techn. 
Reichsanstalt‘‘. i 

5. Vortrag Obering. Linke „Versuche an Transmissionen‘'. 

6. Vortrag Obering. Meller „Elektrischer Einzelantrieb‘. 


PERSÖNLICHES. 


Nobelpreis für Physik. — Die schwedische Akademie der Wis- 
senschaften hat beschlossen, den Nobelpreis für 1921 für Physik 
Professor Albert Einstein wegen seiner Arbeiten auf dem Ge- 
biete der theoretischen Physik, namentliich seiner Entdeckung des 
Gesetzes der photoelektrischen Wirkung zu verleihen. — Der Nobel- 
preis für 1922 für Physik ist dem Professor Niels Bohr in Kopen- 
hagen wegen seiner Verdienste um die Erforschung der Struktur 
der Atome und der von ihnen ausgehenden Strahlung erteilt worden. 


. „Nobelpreis für Chemie. — Den Nobelpreis 1921 für Chemie er- 
hielt Professor Frederick Soddy in Oxford, den Preis für 1922 
r. Francis William Asten in Cambridge. 


Auszeichnungen. — Die Technische Hochschule Darmstadt 
verlieh dem Direktor der Siemens-Schuckertwerke in Berlin, Pro- 
fessor Otto Krell, in Anerkennung seiner hervorragenden Ver- 
dienste um die Einführung der Elektrotechnik in den Schiffbau 
die Würde eines Dr.-Ing. e. h. 

Hochschulnachrichten. — In Anerkennung ihrer Verdienste 
wn die Technische Hochschule wurden der leitende Direktor der 
Ludwig Loewe A. G. Justizrat Dr. Waldschmidt und das Vor- 
standsmitglied der AEG Direktor Hirschberg zu Ehrenbürgern 
der Technischen- Hochschule Berlin ernannt. — Geheimrat 
Prof. Dr. phil. Dr. Ing. e. h. Fritz Foerster, Direktor des anorga- 
nisch-chemischen Instituts der Technischen Hochschule Dresden, 
hat das ihm seitens der philosoph%gchen Fakultät der Universität 
Berlin gemachte Angebot eines Lehrstuhls für physikalische 

emie abgelehnt. — Der Präsident der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. phil, et med. e. h. Dr.-Ing. 
o. h. Walther Nernet in Berlin ist zum Honorarprofessor an der 
Berliner Universität ernannt worden. Prof. Nernst gehörte bisher 
dem Lehrkörper der Universität Berlin als Ordinarius und Direktor 
das physikalisch-chemischen Instituts an. = Dem Geheimen Re- 
Rlerungsrat Dr. Hans Vaihinger, Professor an der Universität 
Halle, wurde in Anerkennung seiner Verdienste um die Philosophie 
des Als-Ob, die insbesondere Mathematikern und Naturforschern 
wertvolle erkenntnistheoretische Anregungen bietet, von der Tech- 


‘ nischen Hochschule Dresden die Würde eines Doktors der tech- 


nischen Wissenschaften e. h. verliehen. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Bchriftieitung 
und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Mitteldeutschlands 100 000 V-Netz, 


l Unter diesem Titel wird auf S. 1091 über eine Aussprache be- 
jichtet, die am 7. VIII. bei den Elektrowerken stattfand, und an der 
© an das Mitteldeutsche 100 kV-Netz angeschlossenen Strom- 
erzeuger und Verbraucher teilnahmen. Die wichtigsten Ergebnisse 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Het 47. 


1421 


der Aussprache über die gewonnenen Erfahrungen in technischer 
Beziehung sind in 6 Beschlüssen niedergelegt, die von sämtlichen 


anwesenden 43 Ingenieuren einstimmig gefaßt sein sollen. 


Unter Punkt 4 wird angegeben, daß die bisher vorliegenden Er- 
fahrungen den Anschluß bereits vorhandener Petersenspulen in 
100 kV-Netzen nicht gerechtfertigt erscheinen lassen. Die Bereit- 
stellung weiterer Petersenspulen in neu anzuschließenden Netz- 
teilen soll von weiteren Erfahrungen abhängig gemacht werden. 
Eine Begründung für diese Erklärung wird nicht gegeben. Nament- 


lich der erste Satz kann so aufgefaßt werden, daß Petersenspulen 


in 100 kV-Netzen nicht nur für entbehrlich, sondern sogar für schäd- 
lich gehalten werden, sonst würde der Anschluß bereits vorhande- 
ner Spulen nicht beanstandet worden sein. Diese Anschauung, die 
lange Zeit hindurch von interessierter Seite, zwar nicht in der 
Öffentlichkeit, aber darum.nicht weniger intensiv, gegen die Peter- 
senspulen geltend gemacht worden ist, möchten wir nicht unwider- 
eprochen lassen. Während in Netzen mit Spannungen bis 50 kV 
und darüber mit den eingebauten Erdschlußspulen durchweg gün- 
stige Erfahrungen erzielt worden sind, die uns von einer großen 
Zahl von Elektrizitätswerken bereitwilligst zur Veröffentlichung 
übermittelt wurden, sind Transformatorendefekte im Kraftwerk 
Golpa den angeschlossenen Erdechlußspulen zur Last gelegt wor- 
den. Durch die eingehenden von Prof. PETERSEN angestellten und 
inder „ETZ* 1922, S. 1203, veröffentlichten Untersuchungen ist der 
Nachweis erbracht worden, daß diese Defekte ganz andere Ursachen 
haben, die mit der Erdschlußspule in keinerlei Zusammenhang 
stehen. Nach diesen Untersuchungen kann heute ernstlich nicht 
mehr behauptet werden, daß irgendwelche Bedenken technischer Art 


gegen die Erdschlufßspulen vorliegen. Das Gegenteil wird durch 


die erwähnten Veröffentlichungen, die wir Interessenten gern zur 
Verfügung stellen, bewiesen. 

Über die Frage, ob die Kosten der Erdschlußspulen durch die 
mit ihrem Einbau verknüpften Vorteile wirtschaftlich gerecht- 
fertigt sind, wird man im Einzelfalle verschiedener Ansicht sein 
können. In 100 kV-Anlagen, die heute mit einem verhältnismäßig 
hohen Sicherheitsgrad ausgeführt werden, treten die Vorteile 
der Petersenrpulen weniger auffallend in Erscheinung, als dies 
bei Anlagen der Fall ist, die mit mittleren Spannungen arbeiten. 
Aber trotz des hohen Sicherheitsgrades treten auch in ersteren 
Überschläge an den Freileitungsisolatoren oder an den Isolatoren 
der Schaltanlage auf, die zu Betriebsunterbrechungen Veranlassung 
geben. Der größte Teil der Betriebsunterbrechungen in den Wer- 
ken, die bereits seit vielen Jahren mit 100 kV arbeiten, hätte sich 
durch den Einbau von Petersenspulen vermeiden lassen. In einer 
deutschen, jahrelang ohne Petersenspulen betriebenen 100 kV-An- 
lage von mäßiger Ausdehnung haben solche Betriebsstörungen das 
Werk veranlaßt, ietzt eine Petersenspule zu bestellen, um in Zu- 
kunft ähnlichen Schäden und den damit verbundenen Betriebsunter- 
brechungen vorzubeugen. Es wird im Gegensatz zu der in der Er- 
klärung vertretenen Ansicht mit Recht erwartet, daß die An- 
schaffungskosten durch den Fortfall an Aufwendungen für In- 
standsetzungen und durch den Gewinn infolge ununterbrochener 
Stromlieferung sich in kurzer Zeit bezahlt machen. Der infolge 
einer einzigen Unterbrechung eintretende Ausfall an gelieferter 
Energie kann mehrere 100000 kWh betragen. 

Wenn im Eingang der Mitteilung hervorgehoben wird, daß das 
mitteldeutsche 100 kV-Netz bereits etwa 1500 km Drehstrom um- 
faßt, die einen Erdschlußstrom von etwa 480 A ergeben würden, 
so ist demgegenüber zu bemerken, daß dieses Netz im allgemeinen 
nicht zusammenhängend betrieben wird. Normal gilt dies z. Z. 
vielmehr nur für ca. 360 km Doppel- und ca. 150 km Einfachleitung, 
was einem Erdschlußstrom von ca. 230 A entspricht. Auch dieser 
Betriebszustand ist erst neueren Datums: längere Erfahrungen, 
von denen in Punkt 4 der Erklärung gesprochen wird, beziehen 
sich lediglich auf 132 km Doppel- und ca. 40 km Einfachleitung, 
entsprechend einem Erdschlußstrom von ca. 80 A. Je größer das 
Netz, um so größer ist die Gefahr, daß Erdschlüsse Zerstörungen 
an den Anlagen und Unterbrechungen des Betriebes zur Folge 
haben, und um so wichtiger sind vorbeuzende Maßnahmen zum 
Schutze gegen diese technisch und wirtschaftlich gleich schäd- 
lichen Wirkungen der Erdschlüsse. 

Berlin, 16. X. 1922. Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Physikalische Demonstrationen. Anleitung zum 
Experimentieren im Unterricht an höheren Schulen und tech- 
nischen Lehranstalten. Von Adolf F. Weinhold. 6. verm. u. 
verb. Aufl. Herausgegeben von Dr. L. Weinhold. Mit 
702 Abb. im Text u. auf 7 Taf. XII u. 1022S.in 8°. Verlag von 
Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1921. 

Das bekannte Weinholdsche Werk liegt jetzt in der 6. Auflage 
vor. Dem Verfasser war es nicht mehr vergönnt, dieselbe fertig- 
zustellen. An der bewährten Eigenart des Buches hat der jetzige 
Herausgeber Dr. L. Weinhold nichts geändert. Es wird keine Voll- 
ständigkeit in dem Sinne angestrebt, daß sämtliche demselben 


1422 


——— men _—_— 


Zweck dienenden Formen eines Versuchs oder Apparats darge- 
stellt werden, sondern der Verfasser beschränkt sich auf die Be- 
schreibung derjenigen Formen, die ihm in der eigenen Praxis als 
die vorteilhaftesten erschienen sind. Dafür sind die Anweisungen 
aber so ausführlich gehalten, daß auch der Anfänger keine Schwie- 
rigkeiten finden wird, wenn er den erprobten Ratschlägen des 
Buches folgt. Im einzelnen wurde Veraltetes ausgeschaltet, Unzu- 
treffendes berichtigt, die entbehrlichen Fremdwörter wurden aus- 
gemerzt; auch eine geringe Vermehrung des Inhalts ist in der 
neuen Auflage eingetreten. Auch jetzt wird das Werk jedem, der 
Demonstrationen im Vortragsunterricht auszuführen hat, ein zu- 


verlässiger und wertvoller Ratgeber sein. Dr. Bauer. 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Bücher. 


Zur Bestimmung strömender Flüssigkeitsmengen im offenen 
Gerinne. Ein neues Verfahren. Von Dipl.-Ing. Oskar Poebing. Mit 
23 Abbild. u. 1 Tafol. 56 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. 
Grundzabl 1,7 4 


Physik für die Unterstufe. Von Studienprof. Hugo Freitag. Mit 
217 Abb. IV u. 235 S. in 8°. Verlag von Car! Koch, Nürnberg 1922. 


Die Montage elektrischer Licht- und Kraftanlagen. Ein Taschen- 
buch zum Gebrauch für Ingenieure, Elektromonteure, Installateure, 
Betriebeführer, Schalttafelwärter, Kesselwärter. Maschinisten sowie die 
Besitzer elektrischer Anlagen. Von Ober-Ing. H. Pohl. „Bibliothek der 
gesamten Technik“. Bd. 1. 11. erw. Aufl. Mit 355 Textabb. VIII u. 
345 S. in 8° Verlag von Dr. Max’ Jänecke,' Leipzig 1922. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Das Stabilisierungsprogramm der Reichsrerierung. — Die 
auf 8. 1413 erwähnte neue deutsche Note an die Reparationskommission 
vom 13. XI. ist von außerordentlicher Bedeutung, weil sie das oft verlangte 
Programm für eine aktive Währungspolitik enthält. Die Zerrüttung 
der Mark verlangt nach Ansicht der Reichsregierung, die sich bei ihren Vor- 
schlägen den Inhalt der von den ausländischen Sachverständigen eingereich- 
ten Gutachten in den Grundzügen zu eigen macht, sofort eine vorläu- 
fige Aktion zu deren Stützung, wozu aber die Mitwirkung des Aus- 
landes notwendig erscheint. Als Voraussetzungen wird die Befreiung 
Deutschlands für 3 bis 4 Jahre von allen Bar- und Sach- 
leistungen aus dem Versailler Vertrag und ein gesicherter Kredit fremd- 
ländischer Banken von mindestens 50N Mill. Gldm gefordert, dessen Er- 
gänzung durch denselben Betrag die Reichsbank unter den gleichen Vor- 
aussetzungen zugesagt hat. Diese Mittel soll eine im Rahmen der Reichs- 
bank zu schaffende unabhängige Stelle verwalten, die zugunsten des Kurses 
der Mark interveniert. Sobald durch dessen Besserung das innere Ver- 
trauen wieder hergestellt ist, wird die Reicheregierung eine innere Gold- 
anleihe auflegen, und sie ist auch bereit, dasselbe mit zu angemessenen Be- 
dingungen erhältlichen auswärtigen Anleihen zu tun. Durch innere Re- 
formen wird Deutschland seine Ausgaben einschränken und die Einnahmen 
erhöhen, es wird außerdem alle geeigneten Maßnahmen ergreifen, um ins- 
besondere durch Erhöhung des Wirkungsgrades der Arbeit zu einer Steige- 
rung der Produktion und damit zu einem Ausgleich der Handelsbilanz 
zu gelangen. In dieser Beziehung nennt die Note u. a. eine Neuregelung 
des Arbeitsrechtes unter Festhalten des Achtstundentages als Norm, 
aber unter Zulassung gesetzlich begrenzter Ausnahmen. Sie verlangt ander- 
seits für Deutschland von den ausländischen Staaten Beseitigung der 
durch den Niedergang der deutschen Währung veranlaßten Einfuhr- 
beschränkungen, wirtachaftspolitische Gleichberechtigung und die 
Unabhängigkeit der deutschen Wirtschaftsverwaltung im besetzten Gebiet. 
Um dieses Programm durchführen zu können, beantragt die Regierung bei 
der Reparationskommission baldmöglichste endgültige Festsetzung 
der Verpflichtungen Deutschlands in solcher Höhe, daß sie sich 
einschließlich des Anleihedienstes aus dem Überschuß des Haushalts be- 
streiten lassen, ferner die schon angeführte Befreiung von Vertragsleistun- 
gen, die unverzügliche Einberufung einer internationalen Finanzkonferenz 
zur Beratung über einen dem Reich zu gewährenden Bankkredit und Unter- 
stützung der Anträge, die sie hinsichtlich der oben skizzierten handels- 
politischen Notwendigkeiten bei den beteiligten Regierungen stellen wird. 


Reparation. — Die Friedensvertrag-Abreohnungsstolle macht 
darauf aufmerksam, daß die vom Reichskommissar zur Ausführung von 
Aufbauarbeiten in den zerstörten Gebieten auf sie ausgestellten Schecks 
bei der Präsentation vom deutschen Zahlungsempfänger unbedingt quit- 
tiert sein müssen, weil sie sonst von der Reparationskommission nicht als 
vollwertig anerkannt und deshalb auch nicht auf Reparationskonto gut- 
geschrieben werden. — Alle Verträge über Sachlieferungen nach dem 
Bomelmans-Abkommen vom 2. VI. unterliegen den Vorschriften 
der deutschen Außenhandelskontrolle Hierauf wird nochmals 
besonders aufmerksam gemacht, weil es deutsche Firmen in vielen Fällen 
unterlassen haben, bei dem Abschluß von Lieferungsverträgen nach dem 
genannten Abkommen für die Befolgung der Vorschriften der Außenbandels- 
kontrolle, insbesondere soweit die Ausfuhrmindestpreise in Betracht kom- 
men, Sorge zu tragen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 


23. November 1922. 


Ausführungsbestimmungen zum Reichsarbeitsnachweisge- - 


setz. — Der preußische Minister für Handel und Gewerbe hat unter den 
2. XI. im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 254, auf Grund des Reichsarbeits- 
nachweisgesetzes vom 22. VII. 1922 Ausführungsbestimmungen er- 
lassen. 


Indexziffern. — Der Kaufkraftindex der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘ 
betrug in der Woche vom 4. bis 10. XI. 1195,31 (869,40 i. Vw.), d.h. dir 
Inlandkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen, hatte 
nur noch l/a, ihres Vorkriegswertee. Am Dollarmittelkurs in Berlin 
(7587,50) gemessen, besaß die Mark nur noch den 1807. Teil ihres Außen- 
wertes der Vorkriegszeit. 
kurses in Berlin (4747,17 i. Vw.) um 59,8% hat sich das Großhandelspreis- 
niveau am Kaufkraftindex gemessen, um 37,5% erhöht. Die MeBziffer der 
Warengruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle ist von 897,22 i. Vw. auf 
1239,13 gewachsen, also um 38,1%. 


Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro- 


. vm 


Gegenüber einer Steigerung des Dollarmitt«- . 


technischen Industrie. — In Anbetracht des Umstandes, daß die ` 


Teuerungszuschläge (Multiplikatoren) der Preisstelle bei dem schnellen 
Wechsel der Preisänderungen in der „ETZ‘‘ immer erst veröffentlicht 
werden können, wenn sie bereits überholt sind, und nach Anaicht der Preis- 
stelle auch die Angabe genügen dürfte, um wieviel Prozent sich die Preise 
geändert haben, sehen wir davon ab, 
(Multiplikatoren) weiter bekanntzugeben, und verweisen unsere 
Leser an den Zentralverband der deutschen elektrotechnischen Industrie, 
Berlin W 10, Corneliusstr. 3. 

Die Teuerungszuschläge (Multiplikatoren) bleiben bis zum 23. XI. 
einschl. unverändert bestehen. Für Glühlampen ist der Zuschlag 


die Teuerungszuschläge : 


auf die Listenpreise vom 31. VII. 1922 von 700 auf 1100% erhöht worden. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Die Ausfuhrmindestpreise für Verkäufe in Mark für 
Taschenlampenhülsen, -glühbirnen und galvanische Elemente 
haben sich geändert. Die Preise für Reklameapparate sind teilweise ge- 
ändert worden. 
Diese gibt ferner bekannt, daß infolge der andauernden weiteren Verachlech- 
terung unserer Währung und der hierdurch bedingten schnellen Verände- 
rung der Markpreise die Bekanntmachungen über neue Preisfestsetzungen 
leider oft nicht so schnell erfolgen können, wie es wünschenswert ist. — 
In einem Rundschreiben des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilli- 
gung wird nochmals zum Ausdruck gebracht, daß der Exporteur seine ab- 
lieferungspflichtigen Devisen gleich nach Eingang mittelbar oder un- 
mittolbar der Reichsbank zuzuführen habe und gegen solche, die mit der 
Ablieferung im Rückstande sind, unbedingt einzuschreiten sei. Nach- 
gewiesenen Verstößen gegen die Ablieferungspflicht soll mit den Mitteln 
der Außenhandelskontrolle entgegengetreten werden. — Das Goldzoll- 
aufgold beträgt vom 22. bis 28. XI. 145900%. 


England. — Der Außenhandel mit elektrotechnischen Erzeur- 
nissen im Oktober hat einen Einfuhrwert von 172 554 £, d.s. 67 53 è 
mehr als 1921 (105 024 £), und einen Ausfuhrwert von 702 225 £, d.e. 
191 971 £ weniger als 1921 (894 196 £), ergeben. Damit ist der Import in 
den abgelaufenen 10 Monaten von 1922 gegen das Vorjahr um 503 214 £ 
und der Export um 5,439 Mill. £ wertlich zurückgegangen. — Durch Ver- 
ordnungen des Handelsamtes werden, wenn der Zollbehörde genügende 
Beweise erbracht sind, von den Bestimmungen des German Repa- 
ration (Rocovery) Act 1921 ausgenommen: Ersatzlieferungen für an 
den deutschen Lieferanten als fehlerhaft bzw. dem Muster oder Auftrace 
nicht entsprechend zurückgesandte Waren; Waren, für die vom deutschen 
Lieferanten keine Mehrbeträge in Rechnung gestellt worden sind oder wer- 
den; innerhalb eines Monats nach ihrer Ankunft im Vereinigten Königreich 
nach Deutschland zurückgesandte Waren; Waren, die in England nicht 
später als 6 Monate nach dem Eingang der Waren eintreffen, die sie ersetzen 
sollen; Waren, für die keine Zahlung oder sonstige Gegenleistung geleistet 
bzw. gefordert worden ist oder wird; Waren, die nur zur Auslage in einer 
öffentlichen Ausstellung von Deutschland nach England kontingentiert 
worden sind und später nach ersterem wieder zurückgesandt werden, wenn 
der Versender, in dessen Eigentum die Waren verbleiben, keine geldliche 
oder sonstigo Gegenleistung erhält und die Waren innerhalb einer von der 
Zollbehörde festzusetzenden Frist nach Deutschland zurückgehen. 


V. S. Amerika. — Im August betrug die Ausfuhr elektrischer 
Maschinen und Apparate dem Wert nach 3,928 Mill. $, d.s. 2,039 Mill. $ 
weniger als 1921 (5,967 Mill. $). Der Export von Glühlampen stellte sich 
auf 336 859 Stück gegen 317 445 i.V. Demgegenüber hat die Union im 
Berichtsmonat 362 407 Kohlefadenlampen (586 882 i.V.) und 1,274 Mill. 
Stück Metalldrahtlampen (0,450 i.V.) eingeführt. 


KVon der Börse. — (8. XI. bis 14. XI. 1922.) In der Berichtereit 
ist zunächst die Nachfrage nach Industrie- und Valutawerten gewachsen. 
so daß teilweise schr beträchtliche Kurssteigerungen festgestellt werden 
konnten. Der Beschluß der Gewerkschaften, am 9. XI, zu arbeiten, wirkte 
günstig, während die Börse anderseits durch an die Stabilisierungsverhand- 
lungen geknüpfte Erwartungen wie auch durch Gerüchte über eine Kabinetts- 
krisis in Spannung gehalten wurde. Bei starken Schwankungen der De 
visen, die die Parität des Dollars über 9100 hoben, uf auf 6200 
fallen und abermals emporschnellen ließen, machte sich dann vorübergehend 


Näheres durch die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. ' 


— = 


paai ee ee a p Se Sg A Ee ea 


en ET a ee, lee EEE nn — - ah a o EEE 


— 


fine unsichere Tendenz geltend, der aber zum Schluß wieder eine durchaus 
Moste Haltung folgte. Nachrichten über bevorstehende Kapitalsvermehrun- 
ven und günstige Bezugsrechte führten trotz Erhöhung des Reichsbank- 
iskonts (auf 10%) und der Bergarbeiterlöhne zu weiteren Kursbesserungen. 
ieran haben auch einige Elektroaktien, so die der Accumul.-Fabr. 
+1300%), teilgenommen, doch waren auf diesem Gebiet, wie die Über- 
licht nachweist, i. a. Abschwächungen zu beobachten, die bei Siemens 
Mt Halske 1500%,, bei der Dtsch.-Niederl. Telegr. Ges. 1250% betrugen. 


Dividende 


Letzte 


-Fabr., Berlin 25 6000 ! 6000 | 7300 | 7 300 

Berlin ........ 16 4700 | 4700 | 5000 | 4 800 

„ Vorz.-A 3 180 178 199 | 199 

„  Vorz.-B 7,26 475 445 45 ı 445 

‚Berlin ....... 20 3000 | 2400 | 3000 ! 2800 

Continent. Ges. Nürnberg .| 0 — — — j — 

A n hs „  Vorz.-A.| 8 — | 1200 | 1495 | 149 
Drahtloser Übersee-Verkehr . .| 12 2000 | 1500 | 2000 | 1800 

| Š i „ neueA,| — 1650 | 1100 | 1650 | 15% 
‘I Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. .| 5 4400 | 3500 | 4400 | 4000 
$ „ Niederl. „, » ed ~ 5000 | 3750 | 5000 | 3750 
„ Südam. , rss a0 3650 | 2825 | 3650 ` 3 100 

$ „ Kabelwerke, Berlin. . .| 20 2000 | 1500 | 2000 | 1925 
Elektra, Dresden . . ..... 10 — | 1100 | 1100 | 1100 


El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 3725 ! 2600 ! 3725 3 025 
De en a „ München . .| 15 1400 | 1375 | 1425 1425 
Elektr. ‚Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 2000 | 1800 | 2000 | 2000 
E. W. Liegnitz ........[ 10 990 785 900 800 
E. W. Schlesien 12 — | 1299 | 1400 1 299 
! Felten & Guilleaume Carlew. . . 25 6825 | 4900 | 5825 | 5.200 
: Ges. f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 3150 | 2502 | 3150 | 2925 


Hackethal, Hannover .. .. . 20 2100 | 1800 | 2100 | 1975 
Hamburgische E. W. . . . . . 10 800 | 735 | 800 135 
Körtings Elektr.-W., Berlin . . .| 50 — | 2600 | 2850 | 2850 
Kraftübertrag., Rheinfelden . .| O — | 4200 | 4200 | 4200 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 2200 | 1750 | 2200 | 1750 
C. Lorenz, Berlin... . . „| 35 2625 | 2400 | 2925 | 2925 
Dr. Paul Meyer, Berlin... . .| 18 1450 | 1200 | 1450 | 1350 
Mix & Genest, Berlin . . . . .| 16 2500 | 2000 | 2500 = 
Neckarwerke, Eßlingen . . . .| 10 — | 1175 | 1175 | 1175 
Niederschles. Elektr. u. Straßenb.| 12 = = = = 
Oberbayer. Überlandz., München] 9 1200 ; 1350 | 1200 
H. Pöge, Chemnitz ......| 2 i 
ri » Vorz.-A. ..| 7 
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 
” Ji i Vorz.-A| — 
M. Schorch & Cie., Rheydt . . .| 10 
Sachsenwerk, Dresden . .. . . 20 
Schuckert & Co., Nürnberg . . .| 16,7 
„Siemens‘“* El. Betr., Berlin . . .| 0 
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 
Stettiner E.W.. ....... 15 `’ 
Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin| 35 
Voigt & Haeffner. .. . 20 
AR Vorz.-A. 20 
Hartmann & Braun. Frank-| 25 
Emag. Elektr.-A.G. . furt | 22 
Main Kraftwerke, Höchst | a. M. | 10 
Heddernh. Kupferw. u. : 
Südd. Kabelwerke. . 20 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im November: 


in | os |“ | u | 8 | m 


Christiania (Kr). . | 1216,95 1391,60] 1371,56) 1306,72, 1526,17| 1526,17 
Helsingfors (finn. M) | 164,53, 186,53| 186,53] 179,55! 201,49] 199,50 
Holland (Gld) . . | 2593,50) 2972.55| 2962,60) 2763,07! 3192,00, 3192,00 
Italien (L) . . . . | 311,71] 344,13] 343,14) 339,15! 364,08) 356,60 
Kopenhagen (Kr) . | 1326,70! 1521,18! 1506,22] 1406,47| 1645,87! 1645,87 
London (£). . . . |29326,50/33815,25'33565,85'30922,50 36408,75'36408,75 
New York ($) . . | 6603,40) 7506,18] 7496,21| 7032,37| 8104,68: 8179,50 


Österreich (K) .. 0,09 0,10 0,10 0,10 0,10 0,11 
Paris (Fr)... .. 461,34! 498,75] 491,26) 458,85 516,20) 518,70 
Prag (Kt) .. . . | 20947| 235,65] 238,40) 222,44 254,361 258,35 
Schweden (Kr) . . | 1765,60) 1995,00) 2009,96! 1865,32] 2194,50) 2194 50 
Schweiz (Fr) . . . | 1226,92| 1376.55| 1366,57| 1289,26! 1476,30) 1486,27 
Spanien (Pæ). . . | 1012,40| 1147,12| 1129,66| 1089,76) 1226,92) 1216,95 


Aus der Geschäftswelt. — Die Albun-Elektrizitäts-Gesell- 
schaft m. b. H. (Stammkapital: 0,5 Mill. M) ist von Hamburg nach Düssel- 
dorf verlegt worden. — Die Maingau-Elektrizitäts-G.m.b. H., Würz- 
burg, hat ihren Sitz nach Thüngersheim verlegt. — Die Firma Jos. Neder 


-< 


ANTS iai e E aa A a ar 


| 23. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. l 1423 


(Elektromaschinen-Großhandlung), Essen-R., hat in Köln (Mittelstr. 52/54) 
ein Zweigbureau errichtet. — Die Deka Elektrowerke A.G., Fröndenberg, 
hat ihre Firma in Isolierrohr u. Elektrowerke A.G. geändert. — Die 
Firma der Volta-Werke Elektricitätsgesellschaft Weißberg & Co. A.G., Ber- 
lin, lautet jetzt Volta-Werke Elektrizitäts-A.G. — Der Gegenstand 
der Ariadne, Fabrik isolierter Drähte G. m. b. H., Berlin, ist künftig 
die Anfertigung isolierter Drähte zu elektrischen Zwecken und verwandter 
Artikel sowie der Handel damit. — Die Überlandzentrale Südharz 
verlangt von ihrer Kundschaft, um Betriebskapital zu schaffen, eine Bei- 
hilfe von 200 M/Brennstelle und von 2000 M/PS. Dafür will sie den Ab- 
nehmern 10% Jahresrebatt auf die Stromrechnung einräumen. 


Neue Gesellschaften. — Electromotorhaus G. m. b. H., Berlin. 
Gegenstand: Vertrieb von Elektromotoren und sonstigen elektrischen Be- 
darfsartikeln.. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Elektro-Metallwaren- 
fabrik E. Horn & Co., G. m. b. H., Breslau. Gegenstand: Fortführung 
des Hornschen Fabrikationsgeschăfts für elektrotechnische Metallwaren 
und deren Herstellung im allgemeinen. Stammkapital: 0,2 Mill. M. — 
Überlandwerk Gumbinnen G.m.b.H., Gumbinnen. Gegenstand: 
Bau und Betrieb elektrizitätswirtschaftlicher Anlagen zur Weiterleitung 
und Verteilung der von der Ostpreußenwerk A..G bezogenen elektrischen 
Arbeit in den Kreisen Insterburg, Gumbinnen, Stallupönen, Pillkallen, 
Niederung, Darkehmen, Tilsit-Ragnit sowie ausnahmsweise außerhalb 
dieses Versorgungsbezirkes. Stammkapital: 33,75 Mill. M. — Elektro- 
technische Fabrik A.G., Mannheim. Gegenstand: Fabrikation und 
Vertrieb elektrischer Spezialapparate, Ein- und Verkauf elektrotechnischer 
Artikel. Grundkapital:6 Mill. M. — Westdeutsche Elektrowerke G. m. 
b. H., Wattenscheid. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrotech- 
nischer Bedarfsartikel. Stammkapital: 0,2 Mill. M. — Kabelwerk A.G., 
Hamm (Westf.). Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb von Schwach- 
und Starkstromkabeln, Leitungsschnüren, Isolierrohren usw. Grund- 
kapital: 2 Mill. M. — Elektromedizinische Werkstätte G. m. b. H., 
München. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektromedizinischer 
Gegenstände. Stammkapital: 0,1 Mill. M. 


Betriebsergebnisse. — Lech-Elektrizitätsworke A.G., Augs- 
burg. 1921/22. ÜberschußB aus Betrieb und Zinsen: 50555534 M 
(14 325 339 i.V.); Generalunkosten: 8878087 M (2 815 865 i.V.); Obli- 
ationszinsen und Rückzahlungsaufgeld: 3 982 020 M (1 760 892 i.V.); Ge- 

ühren und Abgaben: 8154497 M (2 656 726 i.V.); Abschreibung auf Ge- 
räte, Werkzeuge, Einrichtungsgegenstände: 1270078 M (227 464 i.V.); 
Zuweisungen (Anlagekapitaltilgung und Erneuerungsrücklage): 20 663 065 M 
(2 760 736 i.V.); Reingewinn mit Vortrag (33 322 M): 7 641 109 M (4 134 932 
i. V.); Dividende: 10% auf 100 Mill. M Stammaktien (5% auf 60 Mill. M 
i.V.); Vortrag: 63 755 M. 


Baumarkt. — Hirzenhain (Hessen). Die erste Vogelsberger Tal- 
sperre, die zwischen Hirzenhain und Lißberg in zwei Bianbscken das Wasser 
der Nidder und des Hillerbachs sammelt und mindestens 3 Mill. kWh liefern 
wird, soll nach der ‚‚Frankf. Ztg.‘‘ anfangs 1923 in Betrieb genommen werden. 
Man erhofft von ihr, deren Baukosten etwa 50 Mill. M betragen, eine be- 
trächtliche Entlastung des Oberhessischen Elektrizitätswerkes Wölfersheim 
und rechnet mit einem Preise von 3 bis 4 M/kWh. — Wittenberge. Nach 
einem Beschluß des Kreisausschusses soll der Kreis Westpriegnitz von den 
Brandenburgischen Kreis-Eloktrizitätswerken mit elektrischer Arbeit ver- 
sorgt werden. 


WARENMARKT. 


Elektrische Heiz- und Kochapparate. — Die Vereinigung 
der Fabrikanten dieser Artikel in Charlottenburg hat den Teuerungszuschlag 
ab 14. XI. von 2000% auf 2600% erhöht. 

Beleuchtungskörper. — Die Konvention der deutschen Erzeuger 
von Beleuchtungskörpern hat den Teuerungszuschlag auf 6000% erhöht. 

Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigter Fabri- 
kanten isolierter Leitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat eine neue, ab 14. XI. 
ne Preisliste Nr. 13 bzw. 13a erscheinen lassen, deren Preise auf einer 

upferbasis von 15 000 M je 10 kg Elektrolytkupfer errechnet sind. Auf die 
Preise dieser Liste werden bis auf weiteres folgende Teuerungszuschläge 
erhoben: für NGA, NGAB, NGAF, NGAT, NGAZ von 1 bis 2,5 mm? sowie 
für NFA schwarz imprägniert 70%, für die zuerst genannten 5 Typen von 
4 bis 10 mm? 40%, und für dieselben Typen von 16 mm? und mehr 25%, 
ferner für NPL, NPLR, NPLS, NSA und NFA mit Glanzgarnbeflechtung 
90%, für die Typen der Pos. 5a, 5b, 6 und 9 bis 20 der neuen Liste 90%. 

Hochspannungsisolatoren. — Die Vereinigten Porzellan-Isolato- 
ren-Werke, G. m. b. H., Berlin, haben den Teuerungszuschlag ab 16. XI. 
auf 3800% erhöht. Die neuen Verkaufspreise gelten für die zweite Hälfte 
November. 

Niederspannungsmaterial. — Der Verband Deutscher Elektro- 
technischer Porzellanfabriken, Berlin, hat den Teuerungszuschlag für Nieder- 
spannungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab 16. XI. von 2500% auf 
3800% erhöht. 

Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband. Berlin, 
hat die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 ab 16. XI. für 
Dieselmotoren (ortsfeste und Schiffsmaschinen) auf 6000%, für alle 
übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 6500% 
hinaufgesetzt. 

Kohle. — Infolge weiterer Erhöhung der Bergarbeiterlöhne sowie 
der Material- und Grubenholzpreise sind die Brennstoffverkaufspreise 
abermals sehr erheblich hinaufgesetzt worden und betragen laut Mitteilung 
des Reichskohlenverbandes im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 259, ab 16, XI. 


1424 


einschl. Kohlen- und Umsatzsteuer beim Rheinisch- Westfälischen 
Kohlensyndikat unter Fettkohlen für Förderkohlen 14011 M, best- 
melierte Kohlen 15 765 M, Stückkohlen 18 529 M, gew. Nußkohlen I bis III 
18951 M; unter Gas- und Gasflammkohlen für Flammförderkohlen 
14011 M, Gasflammförderkohlen 14717 M, Gasförderkohlen 15963 M; 
unter Eßkohlen für Förderkohlen (25%) 13 872 M, Stückkohlen 18 567 M; 
unter Koks für Großkoks I 20487 M, dsgl. II 20349 M, Gießereikoks 
21 321 M, Brechkoks I und II 24500 M; beim Rheinischen Braun- 
kohlensyndikat (Kölner Gruben) für Brikettse 8192 Mit. 


Erze. — Die Preise des Siegerländer Eisensteinvereins betragen 
z. Z. für Rohspat 9255 M und für Rostspat 11 520 Mit. 


Eisen. — Infolge Wachsens der Erzpreise usw. und in Anwendung der ` 


Kurs- und Koksklausel sind die Roheisenpreise für die Zeit vom 16. bis 
23. XI. wie folgt erhöht worden: Hämatit 143 365 M, Giessereiroheisen 
1110173 M, dsgl. III 110103 M, dsgl. luxemburger Qualität 105465 M, 
Siegerländer Stahleisen 102 034 M, kupferarmes Stahleisen 142697 M, 
Spiegeleisen (8 bis 10%, Mn) 110 994 M, Temperroheisen 141 005 M, Ferro- 
silizium (100/9) 165 014 M/t. — Die Richtpreiso des Stahlbundes für Walz- 
eisen stellen sich ab 16. XI. mit bekannter Frachtgrundlage in Thomas- 
handelsgüte (für S.-M.- Qualität geben wir die Preise in Klammern) wie 
folgt: Rohblöcke 161 600 M (173 700), Vorblöcke 178000 M (191 700), 
Knüppel 188 700 M (203 300), Platinen 193 200 M (208 200), Formeisen 
216 700 M (231 400), Stabeisen 219 200 M (234 200), Universaleisen 237 900 M 
(254 300), Bandeisen 258 700 M (275 100), Walzdraht 235 000 M (251 000), 
Grobbleche (5 mm und darüber) 247 300 M (264 700), Mittelbleche (3 bis 
unter 5mm) 278 800 M (296 600), Feinbleche (1 bis unter 3 mm) 311 900 M 
(329 700), dsgl. (unter 1 mm) 332 000 M/t (348 200). . 


Schrott. — Am 14. XI. wurden für Kernschrott 90 000 M, für 
Späno 80000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 
100 000 M/t frei Berlin notiert. 

Kalziumkarbid. — Das Karbidsyndikat hat seine Preiso ab 12. XI. 
für grobe Ware auf 19300 M, für mittlere auf 19 750 M und für feine Ware 
auf 20400 M/100 kg 'erhöht. | 


Harz. — Amerikanisches Harz Type B—M wurde zu 3,283/, $ 
und Type WG zu 3,431, $/112 lbs bei 20%, Tara frei Hamburg angeboten. 


Schellack. — Für Fine Orange wurden von England aus 420 s/cwt 
verlangt; am deutschen Markt konnte man diese Ware zu 12500 M/kg 
kaufen. 

Baumwolle. — New York notierte am 14. XI. 26 cts/lb und Bremen 
4453 M/kg. 

Sauerstoff und Wasserstoff. — Die Werke fordern ab 11. XI. 
bei Lieferung unter Abschluß in Eigenflaschen 240 M, in Leihflaschen 
270 M, außer Abschluß entsprechend 245 M bzw. 275 M/m}? frei Bahn- 
station der Erzeugerstelle. 


Benzin. — Bei einem spez. Gew. von 0,720/25 wird Benzin zu 815M/kg 
ab Lager Berlin offeriert. 

Öle und Fette. — Die Notierungen für Schmieröle sind unver- 
ändert geblieben. Für rein mineralisches Gasöl werden 17,5 $/t unver- 
zollt ab Nordseetank verlangt. Hallenser Paraffintreiböl kostet 
8550/100 kg in mietfreien Kesselwagen ab mitteldeutscher Versandstation. 
Der Preis von Braunkohlenteeröl (Treiböl/Heizöl) beträgt 6600 M/100 kg 
in mietfreien Kesselwagen ab mitteldeutscher Werkstation. Stein- 
kohlenteeröl für Dieselmotoren bedingte einen Preis von 5000 M/100 kg 
— Der Preis von Leinöl ist am Weltmarkt wieder zurückgegangen; aus 
Holland wird prompt gelieferte Ware zu 41,371, Gld/100 kg angeboten, 
während der Hamburger Markt 1350 M/kg forderte. — Terpentinöl no- 
tierte in New York am 14. XI. 156 ctse/Gallone; am Hamburger Markt 
wurden für amerikanische Ware 4700 M und für französische 4750 M/kg 
verlangt. — Rizinusöl 1. Pressung war zu 1700 M und Ware 2. Pressung 
zu 1675 M/kg zu haben. 

Altmetalle. — Am 14. XI. wurden am Berliner Markt folgende 
Preise gezahlt; für altes Elcktrolytkupfer, handelsüblich, 1750 bis 1800 M; 
unverzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 1700 bis 1750 M; Maschinenrot- 
guß, handelsüblich und tiegelrecht, 1400 bis 1450 M; Messingzünder, pulver- 
und eisenfrei, 1300 bis 1350 M; Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 
1600 bis 1650 M; reine, weiche Messingblechabfälle 1450 bis 1500 M; Schwer- 
messing, handelsüblich, 1150 bis 1200 M; Messingschraubenspäne, handels- 
üblich, 1100 bis 1150 M; altes Weichblei 650 bis 700 M; Zinkzünderlegie- 
rungen 1150 bis 1200 M; Altzink, handelsüblich, 1050 bis 1100 M; Rein- 
saluminiumblechabfälle (98/99°%,) 2100 bis 2150 M/kg in geschlossenen 
Quantitäten und Wagenladungen. 


Nachzahlung für das IV. Vierteljahr 1922. j 


Wir erinnern nochmals an die umgehende Einsendung des für das IV. Vierteljahr 1922 nach- 
Pünktliche Weiterlieferung der Elektrotechnischen Zeitschrift 


über den 30. November 1922 hinaus Können wir nur gewährleisten, wenn der Betrag von M. 200,- 
sofort eingezahlt wird und postwendend in unserem Besitz ist. 
Nr. 201 20 beim Postscheckamt Berlin (Julius Springer, Bezugsabteilung für Zeitschriften) lag dem Heft 45 bei. 


Verlagsbuchhandlung Julius Springer. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zebme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


geforderten Betrages von M. 200,—. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47. 


23. November 19%. 


Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsch: 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen- 
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte 
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg: 


Metall 16. XI. | 15. XI. B.XL i, 
Elektrolytkupfer (wire bars), | f 
prompt, cif Hamburg, Bremen i in 
oder Rotterdam... .... 2491,23 2465,86 2598,77 b 
Originalhüttenrohzink (Preis ie 
des Zinkhüttenverb.), uom. . .| 1347,64 1253,25 1475,57 | 


Raffinadekupfer 99/99,3%, .| 1900—2000 | 1950—2050 2100-2 | 


Originalhütten weich blei 715—825 825 —850 950—1000 
Originalhüttenrohzink, Preis im 
freien Verkehr .. ..... 1800—1909 | 1800—1900 | 1900—%) 
Plattenzink (remelted) von | 
handelsüblicher Beschaffenheit] 1300—1400 | 1400—1500 ' 16001 ` 
Originalhüttenaluminium | 
98/99%, in Blöcken, Walz- oder | | 
Drahtbarren ........ 2904 2883 j 34 , 
dgl. in Walz- oder Drahtbarren ! | 
DI een a ed 2928 2907 | 33% | 
Zinn, Banka, Straite, Austral. in = 
Verkäuferswahl ....... 6050 — 6100 | 6075-6125 | 6750-6 
Hüttenzinn, mindestens 99%, . .| 5950 - 6000 | 5975—6025 | 6650-670 ` 
Reinnickel 889% ..... 4200—4300 | 4200—4300 | 4600-4710 " 
Antimon-Regulw ...... 725—750 | 750-800 | 850-0 ;* 
Silber in Barren rd 900 fein fürl 150000 160000 155000 
1 kg fein... a an bis 160000 | bis 170000 | bis 1650 
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ ani 
10.. XI. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: 
£ s d £ è d 
*Kupfer: best selected... . lh.. 65 10 Obis 67 10 v 
An electrolytic . . 2. 2 22.2. 70 10 0 „ nn 0 
” wire bars ... 2 2 2 2 20. 71 0 O „ — — - 
P standard Kasse. . . 2... 63 12 6 „ 63 l5 v 
«nm » 3 Monate ....., 4 10 0, & R t 
Zinn standard Kasse . . .. 2.2... 184 5 0 „ I l0 » 
3 5 3 Monate. . . 22... 4 15 0 „ IM 17 ! 
ao BUAI a e weh a ae a ae 85 1⁄5 0,186 5 u 
Blei : span. oder nichtengl. Weichblei 26 10 0 „p 23 5 v 
» gew. engl. Blockblei ....... 27 15 0 ,„ -—--- 
Zink: gew. Sorten . . 22 2 2220. 39 2 6 „ 3% 15 v” 
m remelted . . 2 ate 2 2 2 2 20. a4 5 0 „ =- 
„ engl. Swansea . . v2 2 220. 3 5 0 lieferbar Swanseı 
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . . 27 £/29 £ 10s. 
Aluminium: 98 bis 99% .. aa c. 92 £ 10 s Inland, 95 £ Ausland 
Nickel: 98 bis 99% garantiert. .... 137 £ 10s (In- und Ausland! |” 
Wismut: je lb. ... 2 22 2 2220. 10 8. 
Platin: nominal je Unze. ....... 21 £. 


Quecksilber : nom. für die 751bs.-Flasche 12 f/12 £ 5 s. 
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6d/13 s. 


In New York notierten am 16. XI. 1922: Elektrolytkupfer loco 13.5: 
bis 14,00; Eisen 29,00; Blei 7,12; Zink 7,35; Zinn 36,50 cts/lb. 


*), Netto. | 


Bezugsquellenverzeichnis. 

(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nich! 1 
berücksichtigt werden.) ` 

Frage 58, Wer stellt Apparate für das Metallisierungsve'- 
fahren nach Schoop und das zugehörige Rohmaterial (Zink) her! 


Frage 59. Wer stellt Schmirgelleinen ‚Silicium Carbid” 
her, dessen Fabrikmarke einen Hirschkäfer darstellt? 


I 


Abschlng des Heftes: 17. November 1922. 


Zahlkarte für das Postscheckkonto 


— 


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ETZ 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Inhalt: Zur LORTPEHRNRINGEL ENS. 
J Schrottke. 1425 


. Barth, Technischer Selbstun- 
. terricht für das Deutsche Vol 
Außeninstituts der Techni- 
schen Hochschule. 
| VDE. 1442. 


Von FE. Werkstattund Baustoffe. 1440, Der | Sitzungskalender. 1444. - 
Hydraulograph, ein neuer Druckanzeiger für Pres Rechtspflege. 1444. 
Leistungsparameter, Größenparameter und mitt- | sen; | AR: 
lerer Drehschub bei elektrischen Maschinen. Von Verschiedenes. 1440. Gemeinschaft ehe- Pige pang AEA AN ON NA TANE 
F. Em de. 1430. a REENE der Technischen Hochschule nn P Schrittieitung. T$, Bini ik 
arslruhe riefe a e riftieltung, ‚ Einiges über 
t Dis uhänitige Kairit ornidina Rußlands, Industrie und m andel, 1440. Glühlam- die Entwicklung der Triebsysteme für Induktions- 
..Gurewitsch. 1435 pen. — Kupfer. — Kohl zähler. . Von K, Schmiede. 
Die neue Großfunkstelle Radio-France‘, Von Vérant hini, EV. 1412. Fachsitzung für Literatur. Besprechungen, 1445, F. M. Feld- 
R. Hornung. 143 Slektromaschinenbau am 5. XII. — Einladung zur haus, Tage der Kultur, Wandkalender deutscher 
| Rundschau, Verkehr und Transport, Fachsitzung. für _Installationstechnik am 8. XII. Ingenieure, — K 
1439. Selbsttätige Unterwerke für Bahnen. 1922. — MA aira r des Gemeinsamen Fachausschus 
i f Bel euc h tung und Heizung. 1439. san des ung dos ia m ee ei Pe 
jerkehrsregelung durch farbige. Lichtsignale. Regeln für die Bewertung und Prü- e5C © ellungen. . 
Blendlaternen und Batterien tung von Maschinen. — Regeln. für die Bewer- Warenmarkt. 1447. 
Elektrische Antriebe. 1439. Spann- | tung und Prüfung von Transformatoren. — Prüf- | Bezugsquellenverzeichnis. 1448, 
rollen. stelle, Berichtigung. 1448. 
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| HEFT 48 (1425— 1448) STRUN DEN 30. NOVEMBER 1922 43. JAHRG. 
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Elektrotechnische Zeitschrift 
© (Zentralblatt für Elektrotechnik) > ` 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. Berlin, 30. November 1922. Heft 48. 


An unsere Mitglieder! | 


Die direkt an den Verband zu leistende Nachzahlung für persönliche Mitglieder für 1922 beträgt 300 M, für 
korporative Mitglieder das Dreifache der ersten Nachzahlung. Der an die Vereine zu zahlende Mitgliedsbeitrag für die 
beiden erstenVierteljahre 1923 für persönliche Mitglieder beträgt zusammen 1000 M, für korporative Mitglieder nach 
besonderer Staffelung entsprechend der Arbeiter- und ÄAngestelltenzahl, worüber die einzelnen Vereine Auskunft er- 
teilen. Einsendung der Beiträge ist umgehend erforderlich, da sonst die Lieferung der „ETZ“ ab I. Januar 1923 ein- 


gestellt wird. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


Zur Überspannungsfrage). 
Von F, Schrottke, Berlin. 


Übersicht. Nach einem kurzen geschichtlichen Überblick wird 
von Betriebserfahrungen der SSW mis Überspannungsschutz verschiedener 
Art berichtet. Dabei wird ein neuer Schutzapparat mit selbsttätiger 
Widerstandzuschaltung und eine Schutzdrösselspule mit erhöhter 
Dämpfung beschrieben. Zum Schlusse wird das Verhalten der Erd- 
schlußlöscher einer Kritik unterzogen. | 

Inhalt. 1. Zur Geschichte des Überspannungsschutzes. 2. Hörner- 
ableiter mit Dämpfungswiderstand. 3. Schutzdrosselspulen. 4. Konden- 
satoren. 5. Blitzseil.e 6. Erdschlußlöscher. 7. Verschiedenes. 


l. Zur Geschichte des Überspannungsschutzes. 


Wenige Gebiete der Elektrotechnik haben eine so gründliche 
und zugleich erfolgreiche Bearbeitung erfahren wie das der Über- 
spannungen. Auf Grund der Ergebnisse wissenschaftlicher 
Forschung und der Betriebserfahrungen über zwei Jahrzehnte darf 
man sich heute vor Überraschungen auf diesem Gebiete sicherfühlen, 

. h. man vermag bei Entwurf der Anlagen die wirklich wesentlichen 
Überspannungsvorgänge und danach die notwendigen Abwehr- oder 

orbeugungsmittel, seien sie konstruktiver, seien sie betrieblicher 
Art, vorauszusehen. i 

Als man vor einem Menschenalter anfing, Freileitungen für 
Starkstrom zu bauen, empfand man bald den Einfluß direkter Blitz- 
schläge, den man von den Schwachstromleitungen kannte, und man 
wandte die bei diesen üblichen Schutzmittel an. Sehr schnell zeigte 
sich jedoch deren Unzulänglichkeit, da sie in der Regel nach dem 
Ansprechen durch den Starkstrom unbrauchbar gemacht wurden. 
Hier trennten sich nun die Wege der Starkstromblitzableiter von 
denen der Schwachstromblitzableiter und es ist bekannt, wie von 

en zahlreichen Formen der ersteren der 1895 erfundene Hörner- 
Blitzableiter?) wegen seiner Einfachheit, Betriebssicherheit 
und Wohlfeilheit den Siegeszug durch die ganze Welt genommen hat. 
n den damaligen Starkstromanlagen kannte man neben dem 
Rurzechluß als Störungsform nur den direkten Blitzschlag, woher 
ja auch die fälschliche Bezeichnung der Schutzapparate als Blitz- 
ableiter rührt. Als man gegen Ende des vorigen Jahrhunderts An- 
lagen mit höheren Spannungen, etwa 10 kV. betrieb, zeigten sich 
Tscheinungen, die man richtig als indirekte Wirkung von Blitz- 
schlägen erkannte, die zwar den Betrieb der Anlagen beeinträchtig- 
ten, aber nicht deren Einrichtungen gefährdeten. 

Erst als beim Übergang zu noch höheren Spannungen für Be- 
Messung der Isolierung nicht mehr alleinmechanische Festig- 
keit den Ausschlag gab, stellte sich eine früher nicht gekannte Emp- 
findlichkeit der Hochspannungsbetriebsmittel gegen Vorgänge ein, 

1è man unter dem Namen der „Überspannungen“ zusammen- 
faßte, Gegen diese Einflüsse versagte der Schutz der bisher ange- 
wendeten Mittel, der „Grobschutz”, und es entstand der soge- 
nannte „F e in schutz“, auf dessen Ausbildung, wie bekannt, sehr 
viel Mühe und Geist verwendet wurde. Der Formenreichtum ist 
hier noch größer als bei der Trennung der Starkstromblitzableiter 
‚on den Schwachstromblitzableitern und dieser Formenreichtum 


r » Gegenreferat zum Vortrage des Herrn J. Biermanns („ETZ“ 1922. 8. 3%), 
annattet in der Sitzung des Elektrotechnischen Vereins am 21. März 1922. Der 
80 ieil der Diskussion erscheint in einem der nächsten Hefte. 
D. R. P. Nr. 91 133. 


fand eine gewisse Begründung in der Mannigfaltigkeit der Über- 
spannungen nach Art und Größe. Auf keinem Gebiete der Elektro- 
technik haben sich wohl so viel Berufene und Unberufene versucht 
als auf dem Gebiete des Überspannungschutzes, und wenn man heute 
noch Zweifeln über Wirksamkeit vieljährig erprobter Schutzmittel 
begegnet?) so sind sie in der Regel auf unrichtige Anwendung beim 
Selbstkurieren zurückzuführen. Bald jedoch wurde der üppigen 
Entwicklung Einhalt geboten, denn der gesunde Sinn der Betriebs- 
leiter wehrte sich erfolgreich gegen mit Schutzeinrichtungen über- 
ladene Anlagen. Wiederum erhielt sich nur die einfachste Form. 
Nun begann die für unsere gesamte Hochspannungstechnik segens- 
reiche Entwicklung, die uns zu dem gegenwärtigen hohen Stande 
unserer Kunst führte: 

Man erkannte, daß Arbeiten in Extremen zumindest unwirt- 
schaftlich ist und ermöglichte durch zweckmäßiges Verstärken, vor 
allem der inneren Isolierung von Hochspapnungsmaschinen und 
Apparaten, also der Isolierung zwischen den Windungen, den Abbau 
des Überspannungschutzes. Der Erfolg überstieg die Erwartungen, 
ja, man ist heute soweit, in besonders günstigen Fällen auf Über- 
spannungschutz in engerem Sinne ganz verzichten zu können. 


Interessant ist die Wandlung, die die Ansichten über den Sicher- 
heitsgrad der Hochspannungsanlagen in wenigen Jahren erfahren 
haben, man braucht darüber nur in der „ET'Z”, in Uppenborns Ka- 
lender aus den Jahren 1913 und 1914 und in den Mitteilungen der 
Vereinigung der Elektrizitätswerke von 190°) nachzulesen. Wäh- 
rend dort z. B. in der Wahl zu großer Freileitungsisolatoren noch 
eine Gefahr für die Anlage erblickt wurde, können hier dieselben 
Isolatoren gar nicht groß genug sein. Man kann versucht sein, die- 
sen Widerspruch mit höherer Wertschätzung der Störungsfreiheit 
von Hochspannungsleitungen zu erklären, die sich mit Zunahme von 
deren Länge und Bedeutung durchsetzte. | 

Wie bei Beginn der Starkstromtechnik sah man auch jetzt in 
Gewittervorgängen die schwerste Gefährdung der Hochspannungs- 
anlagen und sie ist es in gewissem Sinne für die Verteilungsanlagen 
der Überlandwerke auch heute noch. Ihre Bedeutung schwand erst 
bei Betriebsspannungen über 50 kV. Nun aber zeigte sich ein neuer 
Feind von erheblichem Einfluß, der Erdschluß und ganz be- 
sonders derintermittierende, deraussetzende Erd- 
schluß. Unbestreitbares Verdienst von PetersenundBauch 
ist es, zu erfolgreicher Bekämpfung dieses gefährlichen Feindes die 
wirksamen Waffen geschmiedet zu haben. Dazu gesellte sich die 
Entwicklung zuverlässig wirkenden Selektivschutzes gegen Fehler- 
ne: an der Bauch und Biermanns hervorragenden Anteil 

aben. 

Das sorgfältige Studium der Überspannungsvorgänge hat die 
erfolgreiche Entwicklung unserer Hochspannungstechnik über- 


‚haupt erst ermöglicht und wenn ich K.W.Wagner, Petersen, 


Rüdenberg. Bauch und Biermanns nenne, so seien dar- 
über auch die anderen Fachgenossen nicht vergessen, die ehrlich ihr 
Scherflein beitrugen. Mit besonderer Freude und Dankbarkeit muß 


2) „ETZ“ 1921, S. 748. ` i i 
9 „ETZ* 1913, 5.241. Uppenborn-Dettma’r. „Kalender f. Elektr." 1914, 
8. 286. „Mittg. d. Ver. d. Elektrizitätswerke“ 1920, N. 277. Spalte 2. 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


30. November. 1922. 


es uns aber in dieser traurigen Zeit erfüllen, daß es überwiegend 
deutsche Forscher waren, deren Arbeiten diesen Erfolg vorbe- 
reiteten. 

Wenn ich mich nun den Mitteilungen des Herrn Biermanns „Der 
heutige Stand der Überspannungsfrage”°) zu- 
wende, so will ich mich nicht mit theoretischen Erörterungen, denen 
ich im wesentlichen zustimme, befassen, sondern den praktischen 
Teil einer Kritik unterziehen, soweit er mit den Erfahrungen der 
Siemens-Schuckertwerke nicht in Einklang steht. 


2.Hörnerableiter mit Dämpfungswiderestand. 


In der Literatur’) begegnet man häufig der Behauptung, daß 
Widerstandschutz besonders für hohe Spannungen wegen seines im 
Vergleich zum Wellenwiderstande der Leitungen bohen Wider- 
standes auf Überspannungsvorgänge so gut wie unwirksam sei und 
daß er wohl als Überspannungsanzeiger, nicht aber als Überspan- 
nungsschutz diene. Man will ihm allenfalls bis 35 kV noch eine Be- 
deutung zuerkennen, darüber hinaus wird ihm aber jede Wirkung 
bestritten. Diese Bemängelung wird mit theoretischen Berechnun- 
gen begründet, man läßt aber dabei die praktischen Erfahrungen 
ganz außer acht. Diese haben nun in vielen Fällen einwandsfrei 
bewiesen, daß der praktisch ausführbare Widerstandschutz auch bei 
sehr hohen Spannungen noch recht erhebliche Schutzwirkung hat. 
Dabei tritt besonders der Fall einer 80 kV-Anlage hervor, deren 
Leitungen mit denen einer 110 kV-Anlage zweimal in Berührung 
kamen. Da in der letzteren eine Leitung Erdsehluß hatte, so erhielt 
die 80 kV-Anlage die Summenspannung von 190 kV gegen Erde! 


Nach dem Gutachten eines bekannten Sachverständigen, der übri-- 


gens den erwähnten, ablehnenden Standpunkt gegenüber dem Wider- 
standschutz ebenfalls eingenommen hat, waren die Schäden in dem 
"ungeschützten, 21 km von der Berührungsstelle entfernten Kraft- 
werk sehr erheblich, er sagt: „Sehr ernst sind zweifellos die Folgen 
für die 80 kV-Anlage, welche, um dies nochmals zu betonen, in zwei 
Phasen einer Überspannung von 1% kV gegen Erde ausgesetzt 
wird.“ In der von der Berührungsstelle der Leitungen kaum 1 km 
entfernten Abnahmestation von 120000 kVA Leistung, die durch 
8 Sätze Hörnerableiter mit je 9000 Q Widerstand geschützt wird 
(Abb. 1), ist dagegen kein Schaden vorgekommen. 


8O kV 
dı dz a = Stern-Dreieckschutz mit 
Hi JÜU $ vomm 9000 2 je Leitung, 
C ° 174 c = Sternsrhutz mit 9000 2 
` d, dz je Leitung, 
S DUOL ih $- 30000 kVA d = Drosselspule mit 
N C a 22 Millihenry für 35 A. 
I d, d d, = Drosselspule mit 
N z JOO i $ sooorva 13 Millibenry für 350 A. 
È j S d d a Abb. 1. Überspannungs- 
In 2 | schutz eines Unterwerkes für 
HUHI Hi $-sooookvA 120000 kVA und 80 kV. 
C 174 


Einige Zeit danach wurde durch Unvorsichtigkeit einer Putz- 
frau in derselben Station Erdschluß der 80 kV-Anlage eingeleitet. 
Wieder bewahrte der Hörnerschutz die Station vor Schaden, wäh- 
rend das 22 km entfernte, ungeschützte Kraftwerk schwere Beschä- 
digungen erlitt. Hiernach hat sich der Widerstandschutz reichlich 
bezahlt gemacht, über dessen Raumbedarf sich kurz zuvor ein an- 
derer bekannter Fachgenosse abfällig geäußert hatte. Aber auch 
bei den nicht gerade leichten Gewittern jener Gegend hat der Schutz 
ausreichend gewirkt, so daß die 120 000 kVA-Station seit ihrer 1915 
erfolgten Inbetriebnahme auch nicht den geringsten Überspannungs- 
schaden erlitten hat, 

Versucht man, für diesen augenfälligen Widerspruch zwischen 
praktischer Erfahrung und theoretischer Berechnung eine Erklä- 
rung zu finden, so stößt man zunächst auf die schon früh gewonnene 
Erkenntnis, daß besonders bei Überspannungsvorgängen von län- 
gerer Dauer mehrere Schutzeinrichtungen, ja oftmals sämtliche der 
ganzen Anlage notfalls gleichzeitig ansprechen. Ferner erkennt 
man, wie bereits an anderer Stelle’) ausgeführt, daß der hohe Sicher- 
heitsgrad unserer modernen Hochspannungsanlagen von wesent- 
lichem Einfluß ist. Die Teile dieser Anlagen werden mit mindestens 
der doppelten Nennspannung geprüft und auf tunliche Verstärkung 
der sogenannten inneren Isolierung wird sorgfältig geachtet, so daß 
dem Überspannungsschutz nur Entlastung der Anlage von darüber 
hinausgehender Beanspruchung zufällt. Das ist das gesunde Kom- 
promis zwischen der einer modernen Hochspannungsanlage inne- 
wohnenden Sicherheit und ihrem Überspannungsschutz. 

Da Durchschlag von Isolierung Arbeit erfordert, gehört dazu ein 
bestimmter von Art und Dicke des Isolierstoffes abhängiger Zeit- 
aufwand. Infolgedessen ist es auch nicht Aufgabe des modernen 
Überspannungsschutzes bei jedem kurzdauernden Überspannungs- 


stoß zu wirken. Bei lang dauernden Überspannungen, also bei aus- 


setzenden Erdschlüssen, kommt es aber auf die Stromstärke der 
Schutzeinrichtungen weniger an. sie muß, wenn man vom gleich- 


5) Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 24. Ja 

„ETZ* 1922, $. 305. ee 
© Siehe auch „Jonrn. of the A.J. E. E.“ 1922, S. 9. 
‘) „Siemens-Zeitschrift” 1921. S. 150. 


zeitixgen Ansprechen mehrerer Einrichtungen absieht, nur aus- 
reichen, um den aussetzenden Erdschluß in ungefährlichen dauern- 
den umzuwandeln, 

Bei Gewittervorgängen treten verhältnismäßig schnell vor- 
iübergehende Überspannungen auf, die in mehrfacher Folge an der 
Anschlußstelle des Überspannungsschutzes vorbeieilen. Bei jedem 
Vorübergang wird der Wanderwelle Energie entzogen, und wenn 
Herr Biermanns die Spannungsabsenkung bei einem 35 kV-Wider- 
standsschutz nur mit 10 % bewertet, so genügen sechs solcher Vor- 
übergänge, um die Überspannung auf etwa die Hälfte herabzx- 
drücken, womit sie den Gefährdungsbereich der Anlage in sehr 
vielen Fällen bereits unterschreitet. Bei einem Einflußgebiete des 
Blitzschlages von etwa 10 km, d. h. bei einer durch ihn ausgelösten 


Wanderwelle von 10 km Länge dauert ein Vorübergang nur 30000 È 
dann folgt eine Pause, die von der Leitungslänge abhängt und dann 
wieder die Beanspruchung der Isolierung der Anlage für 30 000 ° und 


so fort. Man erkennt hieraus, wie wirksam hier Durchschlagverzug 
und Sicherheitsgrad der Isolierung zur Geltung kommen. Sprechen 
aber mehrere Schutzeinrichtungen an, so findet Absenken der Span- 
nung und damit Entlasten der Isolierung noch schneller statt. 


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Abb. 2.* Ölwiderstand zum Hörnerableiter für 135 kV. 


Bei höheren Spannungen liegen die Verhältnisse noch gün- 
stiger, weil die Überspannungen bei Gewittervorgängen eine im Be- 
reiche der jetzt angewendeten höchsten Betriebsspannungen lie- 
gende Grenze haben, die erfahrungsgemäß nur in seltenen Aus 
nahmefällen überschritten wird. Solche Fälle sind aber als höhere 
Gewalt anzusprechen. Dazu kommt noch, daß die Dämpfungswider- 
stände in Öl für hohe Spannung nicht mehr rein ohmische Wider- 
stände sind, sondern Leitungsgebilde mit Kapazität gegen Erde 
(Abb. 2), deren Wirkung auf die betrachteten kurzzeitigen Vor- 
gänge nicht übersehen werden darf. Es ist ferner zu beachten, dab 


30. November 1922. 


die Siemens-Schuckertwerke Widerstandschutz vorzugsweise in 
Verbindung mit kräftigen Drosselspulen, auch in den Freileitungen, 
anwenden (Abb. 1), wodurch dessen günstige Wirkung noch weiter 
erhöht wird, da hierbei nicht mehr allein mit dem Woellenwiderstande 
der Leitungen, sondern auch mit dem wesentlich höheren der Dros- 
selspulen zu rechnen ist. 
Man muß eben, wieder oben 
erwähnte Fall der 80 kV- 
-Anlage lehrt,-die Schutz- 
anordnung als Ganzes be- 
trachten und darf nicht ihre | 
einzelnen Teile für sich iH 
der Kritik unterwerfen. N 

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Abb. 4. Strom- und Spannungsverlauf beim 
Hörnerableiter mit selbsttätiger Widerstand- 
zuschaltung der 8.8.W. 


Abh.3. Hörnerableiter mit selbst- 
tätiger Widerstandzuschaltung. 


Auch ohne diese Erklärung hätte widersprechende theoretische 
Berechnung vor der praktischen Erfahrung zu weichen, die schon 
durch die Tatsache gekennzeichnet wird, daß bisher weit über 
200000 Hörnerableiter mit Dämpfungswiderständen allein von den 
Siemens-Schuckertwerken geliefert und eingebaut worden sind. 
Wäre der von Herrn Biermanns in Kurvendarstellung gegebene 
Kostenvergleich, der leider wegen Unkenntnis der dabei gemachten 
Annahmen nicht nachzuprüfen war, zutreffend, so hätte bei der be- 
kannten wirtschaftlichen Denkweise 
unserer Betriebsleiter der Hörnerab- 
leiter diese weite Verbreitung nicht 
finden können. Bei den SSW-Einrich- 
tungen liegt das Preisverhältnis ganz 
wesentlich günstiger als von Herrn 
Biermanns angegeben. So machen bei 
dem sehr wirksamen Stern-Dreieck- 
Schutz mit Ölwiderstand®) einscließ- 
lich Trennschalter die Kosten dafür 
nur 30 bis 60% derjenigen eines 
100 kVA-Transformators aus. Bei dem 
weniger wirksamen, aber doch für die 
Mehrzahl der Fälle ausreichenden 
Schutz mit Emailwiderständen betra- 
gen sie gar nur 7 bis 20 % für Spannun- 
gen von 6 bis 24 kV. Bei solchen Preis- 
vergleichen darf man auch nicht ver- 
gessen, daß der Widerstandschutz ja 
nieht allein einen kleinen Transfor- 
mator, sondern die ganze Schaltanlage 
schützt und mit den übrigen im Netz 
vorhandenen Schutzeinrichtungen zu- 
sammen wirkt. 

Um nun aber auch weitergehenden 
Einwänder und Wünschen zu begegnen, 
haben die - Siemens-Schuckertwerke 
eine neue Widerstandsanordnung ge- 
schaffen, die in den folgenden Bildern 
erläutert ist. Sie vermeidet eine Reihe 
von Mängeln, die .einer von Herrn Bier- 
manns erwähnten Anordnung anhaften. 
Sie voht wie Abb. 3 zeigt darin, daß 
bei Widerstandschutz wi ährend 
des ee ea ein erheblicher Teil 
des Dämpfungswiderstandes kurzge- 
schlossen ist. Die Überspannung trifft 
also auf einen sie beliebig stark herab- 
setzenden Widerstandswert. Unmittel- 
bar nach dem Überschlag des Hörner- 
ableiters öffnet ein Schaltmarnet den 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


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strom auf 9 A herabgesetzt wird, dessen Lichtbogen, wie üblich,*an 
den Hörnern aufsteigt. Wie aus dem Öszillogramm (Abb. 4) her- 
vorgeht, verläuft die Spannung dabei völlig regelmäßig. Bei einem 


III 
| Il || || \ NN | 
ul Ih N! 


Abb. 5. Spannungsverlauf beim Emag-Ableiter. 


Emag-Ableiter wurde das Spannungsoszillogramm (Abb. 5) gefun- 
den, das bei der Stromunterbrechung Überspannungsspitzen auf- 
weist, die erneuten Überschlag der 
Funkenstrecke herbeiführten. Sie sind 
wohl nicht anders zu deuten, als daß 
der Schalter infolge starker Kühlwir- 


2 kung der Kontakte den Strom plötzlich, 
| d. h. nicht bei seinem natürlichen 
Durchgang durch Null, unterbrach. Bei 
der SSW-Anordnung wird diese Stö- 
rung des Unterbrechungsvorganges 
durch den zum Schalter parallelliegen- 
N den Widerstand vermieden. 
Für Drehstrom ergibt sich die in 
Abb. 6 dargestellte Schaltung. Die 
Einrichtung selbst ist aus Abb, 7 
ersichtlich. Die Schalteinrichtung sitzt 
im Öl oberhalb des Widerstandsbandes. 
Diese Anordnung erscheint zulässig, 
4 da das Schaltfeuer wegen des Parallel- 
widerstandes zum Schalter nur gering 
ist. Die zur Reinhaltung des Öles 
wünschenswerte räumliche Trennung 


Abb.6. Hörnerableitermitselbst- 
tätiger Widerstandzuschaltung 


für Drehstrom. hohen Spannungen wird wegen zahl- 


reicher Durchführungsklemmen zu 
teuer. Dann ist es zweckmäßiger, den 


Schalter in einen gesonderten kleinen Ölkessel einzuschließen und 
diesen in das Öl des Dämpfungswiderstandes zu versenken. Man 


Kurzschluß, so daß nunmehr ein be- Abb. 7. Hörnerableiter mit »elbsttätiger Widerstandzuschaltung für Drehstrom 12 kV 


Hebig schwach zu wählender Ma- 

schinenstrom über die Hörner geht, an 

denen der Lichtbogen sicher erlischt. 

zeigt diesen Vorgang. 

des Betriebsstromes öffnet der 
®© D.R.P. Nr. 16991. 


Das Oszillogramm (Abb, 4) 


Der Anfangsstrom ist 41 A, nach 2 Perioden 
Schalter, wodurch der Maschinen- 


erspart dabei zusätzliche Durchführungsklemmen für hohe Span- 
nung. Diese Anordnung haben die Siemens-Schuckertwerke für die 
höheren Spannungen vorgesehen. Unerläßlich ist es jedoch in allen 
. Fällen, den Ölwiderstand oder den Schalterkessel von Schaltgasen 


des Schalters vom Widerstande bei- 


1428 


‚zu entlüften, da diese bekanntlich zu schweren Explosionen Anlaß 

‚geben können. 

Die Siemens-Schuckertwerke verlassen hier bewußt das Prinzip 
des Hörnerableiters, der keine bewegten Teile enthält und darum 
das höchste Maß von Betricbssicherheit gewährt. Jede mechanisch 
bewegte Einrichtung kann einmal versagen, es war daher nötig, 
gegen solchen Fall tunlichst Vorsorge zu treffen. Neben der schon 
erwähnten Ableitung der Schaltgase sind in den Schalterleitungen 
Wärmesicherungen vorgesehen, die vor gefahrbringendem Erhitzen 
des Öles den Strom rechtzeitig unterbrechen. Versagt einmal im 
Ausnahmefalle der Schalter, so heben diese Wärme- oder trägen 
Sicherungen den Kurzschluß des Teilwiderstandes auf. Die Einrich- 
tung bleibt dann mit geringerem Schutzwert in Betrieb, bis der 
Fehler am Schalter behoben ist. 

In allen Fällen haben solche Einrichtungen mit selbsttä- 
tigen Kurzschließern oder Unterbrechern als „ultima ratio” aus- 
reichend lange Hörner zu erhalten, damit der Lichtbogen im Falle 
des Versagens des Mechanismus wenigstens an diesen erlöschen 
kann. Damit entfällt aber die von Herrn Biermanns für diese Ein- 
richtungen behauptete Platzersparnis. 

Das Anwendungsgebiet solcher und ähnlicher Einrichtungen 
wird im allgemeinen nur beschränkt sein, denn es ist bei einzelnen 
Überspannungstößen ohne Bedeutung, ob der Widerstandschutz nur 

. Bruchteile von Sekunden oder länger eingeschaltet ist. Bei lang- 
dauernden Überspannungsvorgängen, z. B. aussetzenden Erdschlüe- 
sen, ist Verkürzen des Ausschaltvorganges zwecklos und unmög- 
lich, da unmittelbar nach der Unterbrechung der neue Überschlag 
erfolgt. Hier wünscht man im Gegenteil möglichst kontinuier- 
lichen Stromdurchgang durch die Fehlerstelle. um baldigst den un- 
gefährlichen Dauererdschluß herbeizuführen. 

Abh. 8 läßt den neuerdings 
wegen seines bequemen Einbaues 
und geringen Platzbedarfs viel- 

fach angewendeten Sechs-Hörner- 
ableiter!®) erkennen. Abb.9 zeigt 
diesen Ableiter mit Lichtbögen. 


A 


Abb. 9. Drehstrom-Hörner- 
ableiter mit Lichtbogen bei 6 kV. 


Abb. 8. Drelistrom-Hörnerableiter 
für 6 kV. 


3. Schutzdrosselspulen. 


Die widersprechenden Erfahrungen mit Drosselspulen, ins-.: 


besondere angeblich durch sie hervorgerufene Resonanzerscheinun- 
gen, haben ihre Begründung in verschiedenartiger Konstruktion. 
Es ist dabei wesentlich, ob es sich um reine Induktivitäten oder 
um Gebilde mit neanenswert anderen Eigenschaften handelt. Zu 
diesen gehören die aus Metallbäudern flach gewickelten Spulen, 
die außer Erdkapazität auch hohe Windungskapazität haben. Bei 
ihnen findet erhebliche Stromverdräugung, besonders bei Strom- 
stößen und hochfrequenten Strömen statt, aus der wieder starke 
Dämpfung nicht stationärer Vorgänge folgt'!). Auch die Eigenschaf- 
ten der zu schützenden Apparate und Wicklungen, z. B. Trans- 
formatorenspulen, haben auf die Schutzwirkung bestimmenden- 
Einfluß, so daß für günstigste Gesamtwirkung beide Teile, die 
‘Spule und die zu schützende Wicklung einander angepaßt, zueinan- 
der abgestimmt sein müssen. Eine Festsetzung z. B., daß ein Trans- 
formator bestimmter Größe durch eine Drosselspule von so und 
soviel Millihenry zu schützen ist, hat darum keinen praktischen 
Wert. Hier helfen wiederum nicht theoretische Berechnungen, 
sondern ausreichende praktische Erfahrungen. 

Es dürfte wohl bekannt sein, daß man bei Versuchen je nach 
Wahl der Schutzspulen beliebig Spannungserhöhungen oder -er- 
niedrigungen hinter diesen beobachten kann und daß man daher 
auf so unsichere Ergebnisse keinen zu großen Wert legen darf. 


", Bulletin des Schweiz. E. V. 1921, S. 333. 
0) D.R. P. Nr. 293 336. 
uU, Archiv für Elektr 1922, S. 300. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


80. November 1922. 


Immerhin ist es bemerkenswert, daß man in jenen Kreisen, die 
noch vor gar nicht so langer Zeit den einfachen, freigewickelten 
Drahtlocken (sog. bed-springs der Amerikaner) Wert beilegten, 
dann aber von jedem Spulenschutz bei Transformatoren abrieten, 
heute gar nicht genug Millihenry für Schutzspulen fordern zu 
müssen glaubt. Solches Schwanken der Meinung deutet wohl nicht 
auf die starke Stütze praktischer Erfahrung. 

Die Wirkung der Schutzdrosselspule ist keine Dauerwirkung, 
sondern eine momentane, also die eines Wellenbrechers. Sie soll 
die steile Front der Wanderwellen abflachen. Dauerwirkung, d.h. 
dauerndes Absenken der Überspannung unter die Gefahrgrenze, 
kann nur durch energieverzehrende Gebilde, also durch Wider- 
standschutz, erreicht werden. Die Siemens-Schuckertwerke wen- 
den daher Schutzdrosselspulen regelmäßig in Verbindung mit 
Widerstandschutz, also mit Hörnerableitern und Dämpfungswider- 
ständen, an (Abb. 1), womit übrigens auch jeder etwa möglichen Re- 
sonanzgefährdung der Transformatoren durch die Schutzdrossel- 
spulen wirksam vorgebeugt ist. 

Die Erfahrung hat auch den hohen Schutzwert richtig bemes- 

| sener Freileitungsdros- 
selspulen in Verbin- 
dung mit Widerstand- 
schutz an den Sammel- 
schienen bewiesen. So 
geschützte Schaltan- 
lagen sind frei von den 
sonst hin und wieder 
bemerkten Überschlä- 
gen bei Grewittern. 
Reichliche Bemessung 
der ` Freileitungeisola- 
toren wie überhaupt 
aller Isolatoren ist für 
ungestörten Betrieb 
eigentlich selbstver- 
ständlich und ich habe 
mit Grenugtuung fest- 
gestellt, daß man sich 
zu dieser von mir seit mehr als 15 Jahren gegen einflußreiche 
Stimmen verteidigten Meinung jetzt allgemein bekennt. 

Die Widerstandsüberbrückung der Schutzdrosselspulen (Cam- 
pos-Spulen) halte ich für einen Fehler, da sie zwar bei passender 
Bemessung die Überspannung herabsetzt, aber die steile Front der 
Wanderwelle bestehen läßt. Sie vermag nur die Spule selbst zu 
schützen, nicht aber dahinterliegende Apparate oder Wicklungen. 
Bei anderer Bemessung wirkt die Spule nur durch ihre kräftige 
Induktivität?). 

` Um diesen Mangel zu beseitigen, haben die Siemens-Schuckert- 
werke eine neue Anordnung'?) geschaffen, Abb. 10, bei der die Wick- 
lung der Schutzspule aus eineın Metallbande von hoher Leitfähig- 
keit (Kupfer) und einem solchen möglichst niederer Leitfähig- 
keit (z. B. Nickelin) gebildet ist. Dabei ist die Lage des Wider- 
standsbandes so gewählt, daß die Wirkung der Stromverdrängung 
voll ausgenutzt wird. Durch diese Anordnung wird nicht nur 
die Höhe der Wanderwelle herabgesetzt, sondern auch ihre steile 
Front ausreichend abgeflacht. Die Form dieser Spulen ist die 
gleiche wie die der bisher üblichen, Abb. 11. 


Abb 10. Schutzdrosselspule mit verstärkter 
Dämpfung gegen Wanderwellen. 


Abb. IH. "Schutzdrosselspule für 80 kV. 


Der von Herrn Biermanns aufgestellte Preisvergleich trifft 
auf die bei den Siemens-Schuckertwerken praktisch bewährte An- 
ordnung ebenfalls nicht zu. Bei Spannungen von 6 bis 35 kV be 
tragen die Kosten für die Drosselspulen in den von Herrn Bier- 
manns geforderten Induktivitätsgrenzen nur 2 bis 8 % von denen 
eines 100 kV A-Transformators. 


1 1, Elettroteenica” 1922. No. 8. 8. 172. 
3) D.R.P. Nr. 334073. 


a. | — nr EEE GER RER En Te ige eg art rn ee En. | green é Ta 


30. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


1429 


ae. 


Widerstandsüberbrückung von Auslöserspulen, Stromwandlern 
usw. ist zum Schutze dieser Apparate nützlich. 


4 Kondensatoren. 


Der theoretisch begründete Schutzwert von Kondensatoren hat 
sich praktisch nicht erreichen lassen, da es bisher nicht möglich 
war, dauernd haltbare Kondensatoren zu erschwinglichem Preise 
herzustellen. DUECHSEH lage solcher Kondensatoren hatten fast 
ohne Ausnahme schwere Beschädigung benachbarter Transforma- 
toren zur Folge. Von einer Schutzvorrichtung muß man aber ver- 
langen, daß sie selbst durch Überspannungsvorgänge nicht be- 
schädigt wird. Da auch jeder Überschlag in der Nähe von Konden- 
satoren steile Wanderwellen auslöst, hat man ihnen Widerstände 
vorgeschaltet, wodurch zwar diese Gefährdung der Anlage gemil- 
dert, aber zugleich die Schutzwirkung der Kondensatoren stark ver- 
ringert wird. Auch bei aussetzendem Erdschluß kann der Konden- 
sator unheilvoll wirken. 


5, Blitzseil. 


Über den Wert des Blitzseiles bestehen noch starke Wider- 
sprüche, die sich jedoch jetzt zu klären beginnen. In eingehender 
Untersuchung kommt Creighton?!!) vonder General Electric Co. 
zu dem Schlusse, daß es bei Leitungen auf Holzmasten nur schadet 
und bei solchen auf Eisenmasten im Verhältnis zu seinen Kosten 
wenig nützt, Er will es bei letzteren zur Verbesserung der Erdung 
gelten lassen, dann aber bringt man es nicht oberhalb, sondern 
unterhalb der Leitungen an, da diese Anordnung billigere, weil 
schwächere Eisenmasten ergibt. Das ist, mit dürren Worten, zu- 
gleich die Ansicht der Siemens-Schuckertwerke und ich habe dem 
wenig hinzuzufügen. 


Abb. 12. Blitzaufnahme. 


Bei den theoretischen Berechnungen der Herabsetzung von 

rspannungen auf den Leitungen durch das Blitzseil übersieht 
man, daß solcher Einfluß nur auf die Leitung in freier Spann- 
weite ausgeübt wird, daß er aber in der Nähe der Maste und bei 
den Isolatoren nicht nennenswert ist. Aber gerade diese bedürfen 
der elektrischen Entlastung, wenn sie nicht durch- oder über- 
schlagen sollen. Dazu kommt noch die Gefährdung der Leitungen 
durch Zweigentladungen in das Blitzseil schlagender Blitze, wie 
solche Abb. 1215) zeigt. Nach einer im vorigen Jahre von eck “%) 
im Süden der Vereinigten Staaten gehaltenen Umfrage erklärten 
eich 50 Elekrieitätswerke gegen das Blitzseil und nur 11 dafür. 


6. Erdschlußlöscher. 


Herrn Biermanns Meinung, daß durch die Petersenspule die 
Erdschlußfrage restlos gelöst sei, muß ich leider wider- 
eprechen. Dieses Problem, daß unsere besten Köpfe andauernd 
beschäftigt, ist noch recht entfernt von restloser Lösung. Ich will 
Petersens Anordnung gern als eleganten Beitrag zur Lösung aner- 
kennen, durch den die betriebsichere Ausbildung der Hochspan- 
nungsanlagen und der Schutz gegen Lebensgefahr wesentlich ge- 
fördert wurde; ich will gern zugeben, daß sich die Petersenspule 
für kleinere Löschleistungen überwiegend gut bewährt hat, aber 
für große Löschleistungen, etwa von 2000 kVA aufwärts, liegt 
restlose Lösung noch fern. Meines Wissens gibt es gegenwärtig 
Erdschlußspulen dieser Leistung nur im Kraftwerk Golpa, und die 


eind seit der großen Störung im Mai vorigen Jahres bis jetzt ab- 


14) goum of the A.JE.E* 1922, S_2t. RR 
15) Mir Genehmigung der Herren Mohr & Dutzauer. Leipzig. 
1) „Electrical World“ 1922, Heft 8, Seite 379, Spalte 2. 


geschaltet, ohne daß man von Wiederholung der Störungen gehört 
hätte. Es müssen doch schwerwiegende Gründe vorhanden sein, 
daß man, trotz fester Zusage für Ende Oktober vorigen Jahres, von 


ihrer Wiedereinschaltung bis jetzt Abstand nahm?”). Ohne Nachteil 


für alle Beteiligten wäre völlige Offenheit sicherlich von großem 
Nutzen für unsere Kunst. 


Conwell und Evans!) haben neuerdings in den Ver- 
einigten Staaten von Nordamerika eingehende Untersuchungen über 
die Petersenspule ausgeführt und dabei erhebliche Spannung- 
steigerungen nachgewiesen. Aus diesem und anderen Gründen ver 
werfen sie die Petersenspule. 


Herr Biermanns gibt der Petersenspule Verstimmung bis 
zu 30 %, Herr Jonas geht mit der sog. Dissonanzspule den- 
selben Weg, so daß die Frage berechtigt erscheint, wodurch sich 
eigentlich heute die Petersenspule der AEG von der Jonasspule 
der BBC unterscheidet. Die Wahl so starker Verstimmung dürfte 
nur ein Verlegenheitsausweg sein, denn bei einer 100 kV-Anlage 
mit 100 A Erdstrom ergäbe sich ein Reststrom von 30 A. Wenn 
dieser aber noch sicher abgelöscht wird, dann ist nicht einzusehen, 
warum Herr Biermanns Erdschlußspulen in Netzen mit nur 5 A 
Erdstrom verlangt. Jedenfalls findet doch wohl Ablöschen des 
Erdstromes umso schneller und sicherer statt, je genauer die Ab- 
stimmung der Spule ist. | 


Nach sorgfältigen Untersuchungen von Bauch und Noe- 
ther liegt beim Löschtransformator die Gefahrgrenze, wenn 
überhaupt eine vorhanden ist, wesentlich höher als bei der Petersen- 
spule. Im Laufe dieses Jahres wird über Versuchsergebnisse mit 
einem Löschtransformator von etwa 2000 kVA Löschleistung be- 
richtet werden. 


Nun lösen Erdschlußlöscher jeglicher Art nur einen Teil des 
Problems, nämlich den Fall des vorübergehenden Erd- 
schlusses; gegen die Folgen aussetzenden und dauernden Erd- 
schlusses sind sie aber mehr oder weniger wirkungslos. Diese 
letzteren Störungserscheinungen gefährden jedoch, besonders bei 
hohen Betriebspannungen, andere Starkstrom- und vor allem 
Schwachstromanlagen recht wesentlich. Zur Beseitigung solcher 
Gefährdung dienen nun ganz andere Hilfsmittel als Erdschluß- 
löscher, so daß man von restloser Lösung der Erdschlußfrage durch 
diese nicht reden kann. 


Ein solches Hilfsmittel ist zuverlässiger Selektivschutz, durch 
den die gestörte Leitung oder der fehlerhafte Anlagenteil mög- 
lichst ohne Verzug abgeschaltet wird und da freut es mich, daß 
Herr Biermanns die von den Siemens-Schuckertwerken gemachten 
guten Erfahrungen mit dem sogenannten Erdschlußrelais bestätigt. 
Über den in mehreren Ausführungen bewährten Selektivschutz, 
dessen wesentliche Teile auch beim Bayernwerk Anwendung finden 
werden, ist bereits an anderer Stellet?) berichtet worden. 


7. Verschiedenes. 


Gegenüber der jetzt häufig bei Zusatz- und Regeltransforma- 
toren hervorgehobenen Notwendigkeit der Dreieckschaltung ihrer 
Erregerwicklung sei auf die praktisch vielfach erprobte und be- 
währte Wirkung zur Zusatzwicklung parallelgeschalteter Konden- 


 satoren?) hingewiesen. Solche Kondensatoren lassen sich zuver- 


lässig haltbar herstellen, da sie nur mit niederer Spannung bean- 
sprucht werden. | 

Resonanzerscheinungen an Erdungsdrosselspulen zur Abfuhr 
statischer Ladungen, deren Gefährlichkeit Herr Biermanns hervor- 
hob, beugt man am sichersten vor, wenn man die Drosselspulen 
schwingungsfrei macht, d. h. wenn man die Eigenschwingung ihrer 
Wieklung so wählt, .daß sie unterhalb der Betriebsfrequenz der An- 
lage liegt. Jede .hinzutretende Kapazität kann dann die Schwin- 
gungszahl nur vertiefen, wodurch jede Gefahr beseitigt wırd. Nach 
diesem Grundsatz werden die Erdungsdrosselspulen der Siemens- 
SENULL LEINEERE seit mehr als 10 Jahren mit gutem Erfolge aus- 
geiührt. 

Besser als Entlüften der Schalterzellen, das Herr Biermanns 
gegen Explosionen in diesen empfiehlt, ist es, die Schaltgase erst 
gar nicht in die Zelle austreten zu lassen, sondern sie unmittelbar 
ins Freie zu leiten, wie es bei den bekannten druckfesten Hoch- 
leistungs-Ölschaltern?!) geschieht. 

Befolgt man die angegebenen mehr oder weniger selbstver- 
ständlichen Vorsichtsmaßnahmen, so wird man sich eines sicheren, 
störungsfreien Betriebes der Anlage erfreuen. Dies wird treffend 
durch eine etwa 25000 Transformatoren der Siemens-Schuckert- 
werke umfassende Statistik bewiesen, wonach noch nicht ein 
Prozent davon durch Überspannungen und aus unbekannter Ur- 
sache beschädigt worden ist. 

Alles in allem betrachtet, darf man den Schluß ziehen, daß, 
wenn auch in Einzelfällen die eigentliche Störungsursache nicht 
mehr auffindbar sein sollte, die Überspannungsfrage, soweit sie 
den sicheren Betrieb unserer Hochspannungsanlagen betrifft, heute 
auch in den Einzelheiten praktisch befriedigend gelöst ist. 


mn RTZ" 1922, 8. 1091. 
19) „Journ. of the A J.E. E.* 1922. S. 140. 
Fi Sieme s-Zeitnchrift 19:22. 8. 218. l 
2) D R P. Nr. 241338. 

2) „ETZ“ 1919, 8. 62%. l 


1430 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


30. November 1922. 


Leistungsparameter, Größenparameter und mittlerer Drehschyb bei elektrischen Maschinen 


(Sogenannte Leistungskonstante von Dynamomaschinen). 
Mit einer Erläuterung der fiktiven Spannungen. 


Von Fritz Emde in Stuttgart. 


~ 

"bersicht. Eine im Dynamobau seit drei Jahrzehnten benutzte 
Vergleichszahl für die Belastbarkeit veschied«n großer elektrischer Ma- 
schinen wırd nicht von allen Brrechnern in derselben Weise normiert. 
Daher bleiben Zahlenwerte ohne die jeweils zugehörige Formel unver- 
ständlich. Die oft mißdrutete Zahl bedrutet bei passender Nuormierung 
den mittleren Drehschub auf der Ankermantelfluche Sie mißt nicht 
eine Raumausnutzung, sondern eine Oberflächenausnutzung. So nor- 
miert, erhält die Zahl einen klaren anschaulichen und gemeinverständ- 
lichen Sinn und ist gegen Mißdeutungen geschützt. Daher wird vorge- 
schlagen, die bisherigen »innwidrigen Normierungen der Vergleichszahl 
allgemein durch die sinngemäße zu ersetzen. 


Die Angriff»stellen der Dr: hkräfte sind bei einem Nutenanker haupt- 
sächlich die Nutenwände. Bei der Berechnung des mittleren Dreb- 


schubs aus dem elektromngnetischen Feld kann man dieten verwickelten.. 


Verhältn.ssen aus dem Wege gehen, wenn man die Kräfte durch dıe 
fiktiven Spaunungen darstellt. Die fiktiven Spannungen sind zwar allge- 
mein bekannt, aber zu wirklichen Berechnungen in der 'lechuik noch 
kaum benutzt worden. Im V. Abschnitt wird ihre Bedeutung und ihre 
Beziehung zu den elastischen Spanntngen erklärt, im VI. Abschnitt ihre 
Größe und Richtung und die Berechnung der wirklichen Kräfte aus den 
fiktiven Spannungen. Den fiktiven Spannungen des elektromagnetischen 
Feldes gleichen fast genau die elastischen Spannungen in einem ge- 
drillten Zylinder. Im VII Abschnitt wird deshalb der Verzerrungs- 
zustand und der Spannungszustand in einem gedrillten Zylinder darge- 
stellt. Daran schließt sich noch eine kurze Betrachtung über die 
Energiewauderung. 


I. Leistungsparameter und Größenparameter. 


Schon um 1885 herum haben sich die Dynamobauer bemüht, die 
Nennleistung N einer Dynamo als Funktion der drei wichtigsten un- 
abhängigen Veränderlichen: Ankerdurchmesser D, Eisenlänge des 
Ankers l und Drehzahl n darzustellen: 


N=ọ(D, Ln) 2 28% a (1 


Die in der gesuchten Funktion auftretenden Parameter dürfen 
natürlich nicht mehr von D, l, n abhängen, wenn die Aufgabe befrie- 
digend gelöst sein soll. Sie müssen für große und für kleine Ma- 
schinen derselben Art, für langsam und für schnellaufende dieselben 
Werte haben. Tatsächlich ist man aber bei einer unvollkommnen 
Lösung der Aufgabe stehen geblieben. Im Jahre 1890 hat nämlich 
Snell den Satz aufgestellt, daß die Nennleistung N dem Ausdruck 
D? ln proportional sei, und ein Jahr darauf hat Esso n diesen Satz 
näher begründet. Doch ergab späte: die Prüfung des Satzes an sorg- 
fältig berechneten guten Maschinen, daß der Proportionalitätsfaktor 
nicht nur bei verschiedner Bauart verschieden ist, sondern sich auch 
innerhalb einer Typenreihe mit der Größe der Maschine ändert. 
Trotzdem hat man eigentlich kaum nach einer Funktion gesucht, die 
die tatsächliche Abhängigkeit der Nennleistung von D, l, n besser 
darstellt!), sondern man pflegt den schwarh veränderlichen Faktor 
der Formel von Snell und Esson als Maß für die Materialaus- 
nutzung aufzufassen, freilich ohne daß irgend jemand auch nur 
den Versuch gemacht hätte, die Berechtigung dieser Auffassung zu 
erweisen. Bei der Erklärung einer „Ausnutzungszahl” müßte doch 
die aufgewandte Menge an Wicklungsmetall und Eisen vorkommen. 
Nehmen wir zwei Maschinen mit derselben Leistung und Drehzahl, 
also auch mit demselben Drehmoment, und mit gleichen Durch- 
messern und Längen. Dann haben beide Maschinen denselben Snell- 
Essonschen Faktor. Trotzdem kann die eine Maschine weniger Kup- 
fer und Eisen haben als die andre, also besser ausgenutzt sein. Auch 
von gleicher Ra u m ausnutzung könnte man bei den beiden Maschi- 
nen höchstens in dem Sinne sprechen, daß die beiden Anker dem Ma- 
schinenhaus gleichviel Platz wegnehmen. Nichtsdestoweniger wird 
der Satz von Snell und Esson heut allgemein gebraucht, aber in ver- 
schiednen Formen, sodaß auch verschiedne „Ausnutzungszahlen” in 
Gebrauch sind. Wir führen die verbreitetsten Definitionen des 
Snell-Essonschen Faktors hier an. Dabei sol) die Leistung N in Watt 
eingesetzt werden, die Abmessungen in Zentimetern, die Drehzahl 
soll auf die Minute bezogen sein. VonKapp stammt die Definition 
103 N 


L = Pirai ERa 


Die Größenordnung von Li ist etwa 0,3 bis 4,0. 10 N ist die Leistung 
in Milliwatt. Ossanna führt statt des Durchmessers D den Halb- 
messer R ein und definiert 


losen e na m e e i a a O 


ssa (2 


1) Als Augnahma ist hier die Stndie von Prof. Nikolaus Artjemjew zu 
nennen. die 1904 in russischer Sprache errchienen ist: „Restimmung a Ab- 
messungen von Dynamomaschınen“. Bohuslav Zav ada, „E. u. M.“ 
Wien) 1910 8. 125. 


Ferner: 


Die Größenordnung von Ls ist etwa 13 bis 160. Arnold führt einen 
zu den Zahlen L umgekehrt proportionalen Wert ein: 


Dln ; 
T=0.,—... ER a a aA 


Größenordnung von I, etwa 3 000 000 bis 250 000. 10—N ist die 
Leistung in Kilowatt. Man könnte I’ auch durch 


Rin 
100 N 
erklären (Größenordnung von I, etwa 7,5 bis 0,6) oder mit einer 
andern Potenz von 10 als Faktor. Die Zahlen L wären etwa als 


„Leistungsparameter”,die Zahlen T als ,Größenpara- 
meter” zu bezeichnen, (Konstanten sind sie ja nicht.) 


Diese Mannigfaltigkeit der Definitionen ist der allgemeinen Ver- 
ständigung nicht gerade förderlich. Die Bedeutung eines Zahlen- 
wertes bleibt ohne Angabe des Ausdrucks, aus dem er berechnet wor- 
den ist, unverständlich. Schwerlich verdient einer jener Ausdrücke 
den Vorzug vor den übrigen. Die Zwangsnormalisierung wäre hier 
wohl ein etwas rohes Mittel, Einheitlichkeit zu erreichen. 


U. Mittlerer Drehschub. 


Einheitlichkeit oder wenigstens etwas der Einheitlichkeit 
Gleichwertiges scheint nun hier ‚erreichbar, wenn man nach derme- 
chanischenBedeutungijener Ausdrücke fragt. Dazu etellen 
wir folgende Betrachtung an. Das Drehmoment, das der Nennleistung 
bei normaler Drehzahl entspricht, sei RP, sodaß also P die drehende 
Gesamtkraft bedeutet, die am Hebelarm R senkrecht angreift. Wir 
wollen sie uns, obgleich das nicht ganz richtig ist, über den Anker- 
mantel verteilt denken. Sie ist natürlichungleichmäßıg über 
den Ankermantel verteilt. Wir bilden nun die Jdurchschnittliche oder 
mittlere drehendeSchubspannung (es kann ja außer- 
dem noch einachsialer Schub vorhanden sein) 


P_ıP_ıP 


pe .6 


Tre Te $ 
(U = Ankerumfang). Die drehende Gesamtkraft ist n Quotient 
aus Nennleistung N und Umfangsgeschwindigkeitv— U 0 = 
` paN n N60 60 N _30 N i 
TO Un n Dn™ x Rn a 
Setzt man diese Werte ein, so erhält man 
o- X 0 60 N _B_ N (8 
T Ul n m Din m? R!ln' DA 


Wir erkennen: Die mittlere Schubspannung unter- 
scheidet sich von den Leistungsparametern 
nur durch feste Vorzahlen. Damit ıst aber zugleich der 
Weg zu einer vernünftigen Vereinheitlichung gewiesen. Man kann 
zwar auch die mittlere Schubspannung noch in verschiednen Kraft- 
einheiten und Flächeneinheiten angeben. Aber um von einer Span- 
nungseinheit auf eine andre überzugehen, braucht man nicht zu 
wissen, wie ein vorgelegter Zahlenwert berechnet worden ist, wenn 
nur, wie es sich ohnehin gehört, dem Zahlenwert die Einheit bei- 
gesetzt ist. Der mit Spannungseinheit versehene 
Zahlenwert oa ist ohne weitres für jedermann 
verständlich, auch für den Laien. Daher schadet es 
nichts, wenn verschiedne Verfasser verschiedne Spannungseinheiten 
benutzen. Aus diesen Gründen schlagen wir vor, daß man statt 
der verschiednen Leistungsparameter und 
Größenparameter (nicht etwa neben diesen) 
künftig die mittlereSchubspannung angibt, Dam 
wird man den Zahlen auch nicht mehr eine andre Bedeutung beilegen 
als die ihnen wirklich zukommende. Bei Wechselstromerzeuger 
wird man natürlich (entsprechend der scheinbaren Leistung) einen 
scheinbaren mittleren Drehschub einführen. Man kann auch 
den mittleren Drehschub selbst als einen Leistungsparameter an- 
sehen. Nur ist dieser Leistungsparameter weder auf den Durch- 
messer, noch auf den Halbmesser bezogen, sondern auf der Umfang, 
und nicht auf die minutliche Drehzahl, sondern auf die sekundliche: 
N — g U? l ns nach (8). Aber dieser Leistungsparameter hat vor den 
andern den entschiednen Vorzug, eine Größe mit selbständiger me- 
chanischer Bedeutung zu sein. Die andern sind für sich allein ge 
rommen, d. h. ohne die zugehörige Formel, sinnlose Zahlen. Die 
Gleichung N =el U.U mist die einzige, die der Idee des Leistungs- 
parameters eine vernünftige Fassung gibt. Der Leistungsparameter 
ist eben ein Maß für Flächen ausnutzung, nicht ein Maß für Ma- 
terialausnutzung oder Raumausnutzung. 


„nm tn nn 


e Fa a o ae 


beam n e E. EEE en o G 


30. N ovember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


1431 


N 


Obgleich hier die Wahl derEinheiten von untergeordne- 
ter Bedeutung ist, so erscheint doch die folgende zweckmäßig: Alle 
Längen werden ìn M e t e r n eingesetzt, dieLeistunginKilowatt. 
Dann erhält man die Kräfte in Einheiten von , 


Kilojoule _ no tox — 1 V:a? 
Meter ~ 102 kg* = 1 Vis?) 
und die Schubepannung in Einheiten von 
Kilojoule _, Vis _ 102 kg* _ kg* _ 
1 BE = m — 100 dm? = 1,02 dm? — 0,0102 at, 


und der Zahlenwert von œ liegt gewöhnlich zwischen 2 und 25. ‚Man 
hat also bequeme Zahlenwerte, verbunden mit einer anschaulichen 
Einheit. Wenn jemand die Einheit Vis/m? nicht für anschaulich hält, 
sondern glaubt, das kg*/dm? vorziehen zu müssen, so braucht er die 
Zahlenwerte trotzdem nicht zu ändern. Denn bei der Willkür in der 
Festsetzung der Nennleistung (ihr Zahlenwert wird ja stets abge- 
rundet) und der daraus folgenden beschränkten Genauigkeit der 
mittleren Schubspannung ist die Änderung um 2 % zwecklos und da- 
ber unnötig. 

Die etwas umständliche Benennung „mittlere drehende Schub- 
spannung“ wird man zweckmäßigin „mittlererDrehschub“ 
verkürzen. 


III. Beziehung zum Magnetfeld und zum Strombelag. 


Bisher haben wir nicht die Frage berührt, wie der mittlere Dreh- 
echub mit den elektromagnetischen Größen zusammenhängt. Für 
die Berechnung des mittleren Drehschubs braucht man das auch 
nicht zu wissen, sondern erst, wenn man aus den berechneten Zahlen- 
werten Schlüsse ziehen will. Man kann den mittleren Drehschub auf 
verschiedne Weise mit den elektromagnetischen Größen in Verbin- 
dung bringen. Zu einer Darstellung, die sowohl auf glatte Anker, 
wie auf Nutenanker anwendbar ist, gelangt man, wenn man von den 
fiktiven Faraday-Maxwellschen Spannungen 
(Längszug und Querdruck der magnetischen Kraftlinien) ausgeht, 
weil dabeı nur das Feld in der Luft außerhalb des 
Ankers benutzt wird. 

© sei die magnetische Feldstärke in Amp/cem und 8 die magneti- 
sche Induktion in Gauß — 10— Voltsek/cm?, beide als Vektorgrößen 
aufgefaßt. (Nur für solche wollen wir deutsche Buchstaben verwen- 
den.) Dann lautet der Spannungstensor 


N=9.8B-588. .......0 


Das erste Glied ist das dyadische Produkt der beiden Vektoren, 
das zweite ihr halbes skalares Produkt?). Die zugehörige Einheit ist 


10-8 a — 10-2 un. — 10-5 Vis . 
cm m 


t’ und u? seien die (veränderlichen) Einheitsvektoren in der radialen 
und in der Umfangsriehtung. r° hat 
Fläche, die wir betrachten wollen, und u? die Rıchtung der Span- 
nungskomponente, die wir ermitteln wollen. Dann istdiefiktive 
drehende Schubspannung 


vll = w G e BO Hu Br (10 


Die Einheit ist wieder 10— Vis/m?. Hier bedeutet also Br die radiale 
Komponente der magnetischen Induktion und Hu die Umfangskom- 
ponente der magnetischen Feldstärke. Da beide im allgemeinen von 
Punkt zu Punkt verschieden sind, so ist es auch die Schubspannung. 

Wir dürfen nun nicht vergessen, daß wir es hier nur mit einer 
fiktiv en Spannung zu tun haben. Sie belehrt uns nicht darüber, 
wie die Kräfte tatsächlich am Anker angreifen. Zu einer durch 
Messung auf ihre Richtigkeit prüfbaren Größe gelangen wir erst, 
wenn wir das Drehmoment berechnen und dazudas Hülleninte- 


gral [r IId] von der fiktiven Spannung I über eine passend ge- 


wählte Hülle bilden (t — Ortsvektor)?). Wir denken uns die Hülle 
von der Form eines ringförmigen Schlauchs, der den Ankerkörper 
umhülit und sich der Ankermantelfläche eng anschmiegt. Der auf 
dem Ankermantel aufliegende Teil der Hülle wird fast den Gesamt- 
betrag des Integrals liefern, die übrigen Flächenteile steuern nur 
ganz geringfügige Beträge bei. Außerdem wollen wir annehmen, 
daß sicb Hu und B? auf einer Parallelen zur Ankerachse nicht än- 
dern. R, ¢ seien die Polarkoordinaten eines Punktes auf dem Anker- 
umfang. Dann ist der mittlere Drehschub 


en ie 
1 _. Vis 
o= gy | HuBrdp.10 5 m” 
0 


23) Arnold-La Cour, Die Gleichstrommaschine, 3. Aufl. 1919, I, 8. 484 
und K. Strecker, AEF-Verhandiungen 1907- 1914 (Springer 1914) S. 27 u. 28 

3) Über die hier vorkommenden Tensorbegriffe siehe z. B. Spielrein, 
Lehrbuch der Vektorenrechnung. Stuttgart 191b bei Wittwer. 8. 51, 58. 307, 81%, 

4) Über den Gebrauch der fiktiven pennuNeTn zur #erechnun« von Kräf- 
ten siehe Dieße!horst, Handbuch der Elektrizität und des Magnetismus von 
Gr&ätz, Band IV, Leipzig 19:0 bei Barth, besonders S. 1514 und 1317. 


die Normalenrichtung der. 


(11- 


Bei einem Nutenanker ist die Umfangskomponente Au der Feld- 
stärke am größten über den Nutenöffnungen. Über den Zähnen kann 
sie keine großen Werte annehmen und muß über einem Zahn im 
Mittel Null sein. Wir können uns deshalb Zu durch einenStrom- 
belag A von ebensoviel Amp/cm ersetzt denken, der dann eine 
E der tatsächlichen Stromverteilung auf dem Anker dar- 
stellt: 


27 e 
Vi Vi 
0= 25 |4Brag. 104 Ga = ABr -10 (12 
0 


BeieinerGleichstrommaschine können wir den Strombelag 
unter jedem Pol von Mitte Pollücke bis Mitte Pollücke als gleich- 
mäßig verteilt ansehen und daher A vor das Integralzeichen ziehen: 


A Br Vis 
100 1000 m?’ 
wo B, den Mittelwert von B- für eine Polteilung bedeutet. (Fürden . 


ganzen Ankermantel hat ja Br den Mittelwert Null.) 4/100 be- 
deutet den Strombelag in Einheiten von | 


Kilo-Amp 
dm 
und B,/1000 die mittlere radiale Induktion in Einheiten von 


Millivoltsek 
Le 9 
dm? 


o= (13 


Deka-Amp 
mm 


1 = 1 


cgs-Linien _ 


10 um? 


| Doch sind die Ausdrücke (12) und (13) nur als einfache Beispiele 


anzusehen zur Erläuterung der allgemein giltigen Gleichung (11)°). 

Fragen wir jetzt nach den tatsächlichen Angriffsstellen der 
Kräfte elektromagnetischen Ursprungs, so müssen wir zwischen 
glatten Ankern und Nutenankern unterscheiden. Beim glatten 
Anker greift die Kraft an der Wieklung (am Kupfer) an, wir 
haben eine „Wirbelkraft“. Beim Nu ten anker greift die Kraft am 
Eisen an, wir haben eine „Gefällskraft”, eine Kraft infolge des 


- Permeabilitätssprunges an der Eisenoberfläche. Da diese Kraft (ab- 


gesehen von Hysterese) stets senkrecht zur Eisenoberfläche gerich- 
tet ist, auch wenn die Kraftlinien an ihr gebrochen werden, so haben 
wir als Angriffsstellen derdrehendenKraftdie Zahnflan- 
ken (dieNutenwände) anzusehen. 

Der mittlere Drehschub steht in einer koeffizientenfreien ein- 
fachen Beziehung zu den elektromagnetischen Größen. Auch das 
macht ihn für den durchgängigen Gebrauch empfehlenswert. 

Wenn man die zu Anfang erwähnte Funktion @ bestimmen will, 
so wird man nur zu untersuchen brauchen, wie sich der Strombelag 
und die mittlere radiale Induktion innerhalb einer Typenreihe gut 
gebauter Maschinen mit dem Durchmesser und der Länge des Ankers 


und mit der Drehzahl ändern. Meist wird es sich dabei um indirekte 


Abhängigkeiten handeln. Heut, wo die Maschinen verschiedner Her- 
kunft einander immer ähnlicher geworden sind, wird diese Aufgabe 
leichter zu lösen sein und größere Bedeutung haben als früher, 


IV. Geschichtliches. 


Der Erste, der eine zum mittleren Drehschub proportionale 
Größe gebildet hat, ist anscheinend Albion T. Snell gewesen?). 
„Speziell für den Gebrauch von Dynamowärtern“ (!) hat er‘ 18% 
Formeln zur Bestimmung der Leistung von Gleichstrommaschinen 
aufgestellt, z. B. für Trommelanker 


N =092.10-3 Dln, ee DE (a 
entsprechend einem mittleren Drehschub von 5,6 Vis/m?. (Leistungs 
schilde galten damals wohl als unerwünschte Bindung des Fabrikan- 
ten.) Für vierpolige Maschinen will Snell seltsamerweise die Kon- 
stanten seiner Formeln durchweg verdoppeln. Schon daraus geht 
hervor, daß er die Entstehung seiner Formeln nicht besonders gut 
verstanden hat. Einen fast vollkommnen Einblick in den Sachverhalt 
gibt ein Jahr darauf eine Mitteilung von W. B. Esson’). Die Ge- 
samtdurchflutung eines Ankers isst +8 —-8 0. Sieht man die 
Ankerwicklung einer zweipoligen Maschine als (quermagnetisie- 
rende) Spule an, so erkennt man, daß die Durchflutung durch den 
Wicklungsquerschnitt dieser Spule 


Be | —_ R 
Ə9=5UA4A=5DA ae lern 


ist. Esson nimmt keine Rücksicht auf das Vorzeichen, er denkt 
sich die Ankerwicklung als ein Kupferrohr, in dem der Strom parallel 


zur Rohrachse überall im selben Sinne fließt, und er bildet daher die 
Durchflutung 28 durch den Querschnitt dieses Kupferrohrs und 


(b 


5) Bezeichnet man die maximale radiale Induktion mit B. so kann man o’ 
=ßABiv °eerzen. Gewöhnlich ist für Gleichstrom 8 = 0,7, für Einphas- nsırom 
aa = 0,39, für Dreiphusensuom p =83(”Y2)- 0675. (Mitteilung von Prof. 

ichter 

© „Electrician“, Lendon 18%, Rd. 25. S. 469 oder „FTZ“ 18%, 8. 200. 

N „Electrician”, London 1891, Bd. 20, S. 7u2 oder „ETZ" 1891, 8. 355. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 48. 


30. November 19232. 


nennt sie „Stromvolumen”. Ferner bemerkt er, daß 28 dem Durch- 
messer proportional ist, und berechnet eine Konstante 

28 

prn4 ZELLEN En. 
die er z. B. für Trommelanker — 600 angibt, d. h. er nimmt einen 
Strombelag von 191 Amp./cm an. Behn-Eschenburg?) divi- 
diert die Durchflutung 8 nicht durch den halben, sondern durch den 
ganzen Ankerumfang und bekommt die „Amperewindungszahl zur 
1 cm Umfang“ g A 


De E 


also den halben Strombelag. Den Strom bela g selbst hat wohl 
zuerst Su m e c°) benutzt, er.nennt ihn die „Umfangsstromdichte“. 
(Die Durchflutung heißt bei S u m e c „Strommenge“.) 


E sson bemerkt ferner, daß bei einer bestimmten mittleren In- 
duktion der Induktionsfluß proportional zu dem Produkt DI aus 
Durchmesser und Länge des Ankers sein muß. Die mittlere Induk- 
tion nimmt er — 3820 Gauß an und setzt daher die Leistung eines 


Trommelankers 
N=00072 Din. .. :» 2 2.2.0. (@ 


(Einheiten: Watt, cm, sek—!), entsprechend einem mittleren Dreh- 
schub von 7,30 Vis/m?. Esson nimmt also einen um 30 % größeren 
mittleren Drehschub analsSnell. 


Auf die drehendeSchubspannu ng und zwar auf die wirk- 
liche, die an verschiednen Stellen des Ankerumfangs verschieden 
groß ist, hat zuerst Sumec (a. a. O.) hingewiesen (er bezeichnet 
sie als „seitlichen Zug“), ferner darauf, daß die drehende Schub- 


spannung gleich dem Produkt aus dem Strombelag und der (radialen 


Komponente der) magnetischen Induktion ist. Da Su m ec aber die 
Snell-Essonsche Formel ablehnt, weil sie nicht die Umfangsge- 
schwindigkeit enthält, die bei einem frei rotierenden Ring die Ma- 
terialbeanspruchung durch Fliehkräfte bestimmt, sondern die Dreh- 
zahl, so kommt er um die Gelegenheit, auch noch darauf hinzuweisen, 
daß die Snell-Essonsche Zahl (abgesehen von feststehenden Zahlen- 
faktoren) nichts andres als die mittiere Schubspannung bedeutet!®). 


Die Lebensfähigkeit der Snell-Essonschen Formel beweist, daß 


in der Industrie ein gewisses Bedürfnis nach einer bequemen Ver- 
gleichszahl für verschieden große Maschinen besteht. Man hat sie 
nicht durch ihre beiden Faktoren Strombelag und magnetische In- 
duktion ersetzt. Man kann eben die Snell-Essonsche Zahl ausrech- 
nen, ohne die elektromagnetischen Verhältnisse zu kennen. Da sie 
also nicht zu beseitigen ist, schlagen wir vor, ihr die ihr natürliche 
Gestalt zu geben, in der ihre mechanische Bedeutung sofort für jeder- 
mann verständlich wird. 


Herr Prof. Rudolf R ich t er (Karlsruhe) schreibt dem Verfasser 


hierzu: Die Faktoren A und Br schwankenzwischenvielwei- 


terenGrenzenalsdas Produkt ABr, weil die Erwärmung des 
Ankers bei Erhöhung des einen Faktors eine Erniedrigung des an- 
dern nötig macht. Der mittlere Drehschub ändert sich bei Maschinen 
derselben Stromart hauptsächlich mit dem Ankerdurchmesser. 


Bei kleinem Ankerdurchmesser macht sich die Verjüngung der 


Zahnbreite nach innen bemerkbar. An der schmalsten Stelle 
tritt die größte Induktion Bmax auf, die im Felde vorkommt, und 
diese darf 22000 Gauß nicht wesentlich übersteigen, damit der Mag- 
netisierungsstrom nicht zu groß wird. Es ist 


B, Ua = Bmax Ui ei ei 
wo Ua den äußern Ankerumfang bedeutet, U: den Umfang auf dem 
Nutengrund, s die Breite des Polschuhes, X die Breite der Pollücke, 
die Zahnbreite, y die Nutbreite. Ersetzt man hiernach Br durch 
max, 80 bekommt man 
N 60_ OS 6 
stı 5+v 
V. Elastische und elektromagnetische Spannungen). 


Für Leser, die mit den im III. Abschnitt benutzten fiktiven 
Spannungen nicht vertraut sind und sich darüber ohne eingehendes 


8) „ETZU 1895, 8 55 

9) "ZIE" (Wien) as 8. 454. 

1% in sninen Beispielen geht Sumec von der Drehzahl und der Umfangs- 
geschwindigkeit aus und erhält dadurch sofort den Ankerdurchmesser. Die 
Leistung vestimmt dann nur nöch die Ankerlänge: 


_.6 v- _N n 6l — 
Denn: er 60 = N=0p ~, 
oder wenn man statt der Drehzahl den D.ırchmesser einführt, 
N=zvonDmI. 


1) Es wird kaum noch nötig sein. darauf hinzuweisen, daß die fiktiven 
elektroma»netischen Spannungen nichts zu tun haben mit den (in Volt zu 
menssenden) Linienintegralen der elekirischen Feldstärke. die man irreführ nd 
elektrische Spannungen nennt, und mit den (in Ampere zu me-send“n) Linien- 
integralen der magnetischen Feld«tärke, die man der Analogie wegen dann 
als magnetische Spannungen bezeichnet. Die fiktiven elektromagnetischen 
Spannungen können in denselben Einheiten angegeben werden, wie die 
elastischen punpa, sie sind (trößen derseiben Art. Sı tragen den Namen 
8= annungen“ mit Recht 


m Doan O a S, O 


Bücherstudium unterrichten möchten, sind die folgenden Erläuterun- 
gen bestimmt. Vorweg sei bemerkt, daß die fiktiven Spannungen 
dem Verständnis keine besondern Schwierigkeiten mathemati- 
scher Art entgegensetzen, wenigstens keine größern als die jedem 
Ingenieur geläufigen elastischen Spannungen. Was jedoch erfah- 
rungsmäßig anfangs einige Schwierigkeiten macht, ist das Inein- 
andergreifen der fiktiven Spannungen, der elastischen Spannungen 
und der Kräfte. Wir werden uns deshalb bemühen, dem Leser beson- 
ders über diese Schwierigkeiten wegzuhelfen. Das bringt es mit 
sich, daß die mathematischen Ausdrücke für die fiktiven Spannungen 
in diesem Abschnitt noch garnicht vorkommen werden, sondern erst 
im nächsten. 

Eine Trommel, die sich schnell um ihre Achse dreht, kann in- 
folge der Fliehkraft auseinanderfliegen. Ein Rohr, das eine unter 
Druck stehende Flüssigkeit enthält, kann gesprengt werden. In 
beiden Fällen haben wir im Material hohe elastische Spannungen. 
Aber sie sind in sehr verschiedner Art verteilt. Die Rohrwand emp- 
fängt die Kraft von außen her (nämlich auf ihrer Innenfläche), 
die Trommelwand in ihrem Innern. Die Spannungen, die auf die 
Oberfläche eines Volumenelementes im Innern der Rohr wand wir- 
ken, sind unter eich im Gleichgewicht. Im Innern der Trommel- 
wand müssen sie aber einen Rest lassen, der die Fliehkraft des Vo- 
lumenelementes aufhebt. In der Tensorenrechnung sagt man, der 
Spannungstensor habe in der Trommelwand einen (von Null ver- 
echiedinen) Gradienten oder Traktor, in der Rohrwand sei 
der Traktor Null. 

In einem tiefen Schacht macht sich neben der Förderlast das 
Eigengewicht des Förderseils geltend. Die Spannung im Förderseil 
wächst nach oben hin, sie hat einen a u f w ä r t s gerichteten Traktor. 
Die Resultante aus der Schwere der Raumeinheit des Seils und aus 
dem Traktor ist Null (bei gleichförmiger Geschwindigkeit). Traktor 
und Schwere sind also einander nicht gleich, sondern entgegen- 
gesetzt gleich. Das hängt damit zusammen, daß man unter den 
elastischen Spannungen gewöhnlich nicht die versteht, mit denen ein 
Körper auf eine Verzerrung antwortet, sondern die Spannungen, die 
nötig sind, um den Körper zu verzerren. Im Förderseil betrachtet 
man die Spannung nicht als Druck, der sich der Dehnung widersetzt, 
sondern als dehnenden Zug; in einer verdichteten Flüssigkeit nicht 
als einen nach Ausdehnung strebenden Zug, sondern als verdichten- 
den Druck. Sonst hätte man im Förderseil einen a b w är ts gerich- 
teten Traktor. 

In einer reibungslosen Flüssigkeit ist die Spannung ein Skalar 
(allseitiger Druck). In einem festen Körper ändert sich dagegen die 
Spannung nicht nur mit dem Ort, sondern im selben Punkt bekommt 
man auf verschieden gestellte kleine Flächen Kräfte, die verschiedne 
Größe und gegen die Flächen verschiedne Richtungen haben. Kennt 
man die Kräfte für drei Stellungen, so kennt man sie für alle. Die 
Spannung in einem festen Körper ist ihrer geometrischen Natur nach 
eine Größe, die durch ein Ellipsoid veranschauli+ht wird. Sie ist be- 
stimmt, wenn die Lage und Größe der drei Achsen des Ellipsoids be- 
kannt sind. Das erfordert sechs Zahlenangaben. Eine solche 
Größe heißt ein Tensor (odersymmetrischer Affinor). Die elasti- 
schen Spannungen sind an sich nicht wahrnehmbar (sie sind „fik- 
tiv“), aber sie verraten sich durch die ihnen entsprechenden Ver- 
zerrungen. Deswegen pflegt man die elastischen Spannungen 
nicht als „fiktive“ zu bezeichnen. 

s fiktive elektromagnetische Spannungen 
fezica man Spannungen, deren Traktor gleich den bekannten 
Kräften elektrischer und magnetischer Art ist (nicht entgegen- 
gesetzt gleich!). Das sind also z. B. die Kräfte auf geladne Körper 
im elektrischen Feld („Quellenkräfte” )» Kräfte, die wir bei Elektro- 
magneten beobachten („Gefällskräfte‘ A, Kräfte auf durchströmte 
Leiter im magnetischen Feld („Wirbelkräfte”). Solcher fiktiver 
Spannungen gibt es unendlich viele. Denn haben wir eine, so können 
wir eine Spannung mit dem Traktor Null, eine „traktorfreie“, hinzu- 
fügen, und haben wieder eine. Die fiktiven Spannungen sollen nicht 
nur einen vorgeschriebnen Traktor haben, sondern sie sollen auch 
noch an jedem Punkt nur von dem Feld in diesem Punkt und in seiner 
unmittelbaren Nachbarschaft bestimmt sein, ganz unabhängig davon, 
wie das Feld entstanden ist. Die von Max w ell angegebnen fikti- 
ven Spannungen hängen sogar nur von dem Feld im selben Punkt at, 
nicht auch von dem Feld in der unmittelbaren Umgebung. Dadurch 
sind sie vor allen sonst noch möglichen ausgezeichnet. 


Die elastischen Spannungen bleiben auch in solchen Teilen eines 
Körpers nicht verborgen, in denen sie traktorfrei sind. Denn sie 
machen sich durch Verzerrungen dieser Körpergebiete bemerkbar. 
Der starre, d. h. unverzerrbare Körper, ist ja nur eine Abstraktion 
In einem starren Körper wären die „elastischen“ Spannungen (wenn 
man sie hier überhaupt noch so nennen wollte) durchaus „fiktiv”. 
Gegenüber den elektromagnetischen Spannungen verhal- 
ten sich alleKörper,auch Flüssigkeiten undGase 
starr :traktorfreie elektromagnetische Spannungen verzerren kei- 
nen Körper. Durch nichts verraten sie ihr Dasein. Haben die elek- 
tromagnetischen Spannungen in einem Körper oder an seiner Ober- 
fläche einen Traktor, so wird der Körper allerdings verzerrt. Aber 
dann sind neben den elektromagnetischen Spannungen in dem Körper 
auch noch elastische Spannungen von entgegengesetzt gleichen 
Traktor vorhanden. — Elektromagnetische Spannungen nimmt man 
nicht nur in den Körpern an, sondern auch im leeren Raum. Hier 
bleiben sie natürlich vollkommen verborgen. Wenn man demnach 
von den elektromagnetischen Spannungen nur ihren Traktor wahr 


30. November 1922. 


nimmt, was sollen sie uns dann überhaupt? Sind sie nicht lediglich 
eine nutzlose Belastung der Vorstellung? 

Die Tatsache, daß die Erde aus ihrer geradlinigen Bahn andauernd 
nach der Sonne hin abgelenkt wird, drückt man so aus: Sonne un 
Erde ziehen sich an. Wenn jemand einen Stein an eine Schnur bindet 
und im Kreis herumschleudert, so wird die Schnur gespannt. Man 
sagt, die gespannte Schnur „übertrage“ die Kraft von dem Stein auf 
die Hand oder umgekehrt von der Hand auf den Stein. Wenn aber 
jemand die Schnur weder sehen, noch vermuten könnte, so würde er 
auch hier sagen, Hand und Stein zögen sich an. Mit Schnur haben 
wireine„Nahewirkung”,die Kraft wird „übertragen“. Ohne 
Schnur haben wireine,„Fernwirkung“,die Kraft „überspringt“ 
den Zwischenraum. Bei den elektrischen und magnetiscken Anzie- 
hungen fehlt die gespannte Schnur. Darum hat man diese Anziehun- 
gen zuerst als Fernwirkungen aufgefaßt. Um sie als Nahewirkun- 
gen auffassen zu können, hat Maxwell als Ersatz für die ge- 
spannte Schnur die fiktiven elektromagnetischen Spannungen ein- 
geführt. Sie haben also vor allem den Zweck, die 
Vorstellung zuermöglichen,daß die dem naiven 
Beobachter alsFernkräfte erscheinenden elek- 
trischen und magnetischenAnziehungen undAb- 
stoßungen inWahrheitdurchdenZwischenraum 
hindurch übertragen werden. Zum mindesten sind zu- 
nächst beide Auffassungen möglich. Erst später hat die Unter- 
suchung sehr schnell veränderlicher elektromagnetischer Zustände 
erwiesen, daß die elektromagnetischen Kräfte keine Fernwirkungen, 
sondern zu ihrer Ausbreitung Zeit brauchende Nahewirkungen sind. 


Wir fassen zusammen: Die fiktiven elektromagnetischen Span- 
nungen haben mit den Verzerrungen der Körper unmittelbar gar- 
nichts zu tun. Sie können auch in unverzerrten Körpern vorhanden 
sein, ja auch im leeren Raume. Auch mit den elastischen Spannun- 
gen der Körper haben sie unmittelbar nichts zu tun. Der Traktor 
der elastischen Spannungen hebt bei Gleichgewicht sämt- 
liche Kräfte auf (Schwerkraft, Fliehkraft, elektrische und ma- 
genetische Kraft). Der Traktor der elektromagnetischen 
Spannungen ist nur die Kraft elektrischer und magnetischer Art. 
Soll keine Bewegung eintreten, so muß die Resultante aus Schwer- 
kraft, Fliehkraft (allgemeiner: Trägheitskraft), Traktor der elek- 
tromagnetischen Spannungen und Traktor der elastischen Spannun- 
gen Null sein. 


VI. Beschaffenheit der fiktiven Spannungen. 


Bisher haben wir nur von den Eigenschaften der elek- 
tromagnetischen Spannungen geeprochen, aber noch nicht von 
ihrer Größe und von ihrer Lage zu den Krafılinen. Da sich 
die elektrischen und die magnetischen fiktiven Spannungen in 
der Form vollkommen entsprechen, wollen wir fortan der Kürze 
wegen nur von den magnetischen eprechen. An einem 
Punkt im magnetischen Feld eei die Dichte der magneti- 


schen Energie w=598. Der Kraflinientangente 


in diesem Punkt entspreche der Einheitsvektor t 1). Durch 


den Punkt werde ein ebenes Flächenstück in beliebiger Stellung 
gelegt. Wir betrachten nur eine Seite dieses Ebenenstückes, n 
sei der darauf senkrechte Einheitsvektor in? =1). Schließlich 
seei m ein Einheitsvektor von beliebiger Richtung (m?=1). 
Dann wirkt auf die Flächeneinheit des Ebenenstücks eine fiktive 


Kraft, deren Komponente Ph in der Richtung von m gegeben 
ist durch 
n 
—* = 2mt tn—mn. ....... (@ 
| w 
Die skalaren Produkte mt, tn, mn aus den Einheitsvektoren 
eind weiter nichts als die entsprechenden Richtungscosinusse. 
Ersichtlich kann man m und n vertauschen, ohne P zu ändern: 


= Pe, Die bilineare skalare Funktion P der beiden Vektoren 


m und n ist symmetrisch. = 


Lassen wir in («) rechts den willkürlichen Einheitsvektor m 
weg, so bekommen wir statt der Komponente den Vektor H” der 
Kraft auf die Flächeneinheit des Ebenenstücks: 

pr 
y Frt-tnon. E w Be Te aa 


Nehmen wir beispielsweise das Ebenenstück senkrecht zu den 
Kraftlinien an (n=t) Dann ist der zugehörige Kraftvektor 
=wt, d. h. auf das Ebenenstück wirkt ein Zug, dessen Be- 
trag gleich der Energiedichte ist. Stellen wir das Ebenenstück 
8&0, daß die Kraftlinientangente hineinfällt (nt=0) so wird 
pr =— wn: Auf das Ebenenstück wirkt ein Druck vom Be- 
trage der Energiedichtte.e Wir haben also tatsächlich den be- 
kannten „Längszug und Querdruck der Kraftlinien” Faradays 
ausgedrückt. Die rechte Seite von (p) ist ein Einheitsvektor, denn 
ihr Quadrat ist =1, also hat der Vektor ®r für jede Stellung 
n der Fläche den Betrag w. Das skalare Produkt der rechten 
Seite von (ß) mit [tn] ist Null und mit t ist es = nt: Kraft, 
Kraftlinientangente und Flächennormale liegen in einer Ebene 
und die Kraitlinientangente hälftet den Winkel zwischen den 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heft 48. 


i 


1433 


beiden andern. Ersetzt man n in (ß) durch — n, so kehrt auch $” 
sein Vorzeichen um: Auf die Rückseite des Ebenenstücks wirkt 
eine entgegengesetzt gleiche Kraft (wenn das Ebenenstück keine 
Sprungfläche ist. Beide Kräfte heben eich auf. Daher bleiben 
diese Kräfte unbemerkt. 

Die Kraft an einem: bestimmten Punkt ist eine Vektorfunktion 
des Stellungsvektors n: P= m). Da diese Vektorfunktion. 
linear ist (in jedem Glied von (B) kommt n nur einmal als 
Faktor vor), so können wir das Funktionszeichen II auch als 


einen Faktor behandeln, mit dem n multipliziert ist: V” = IIn. 
Lassen wir dann in (B) auch noch den veränderlichen Normalen- 
vektor n weg, so bekommen wir, vom Standpunkt der engern 
Vektorenalgebra urteilend, etwas ganz Sinnloses: 


I _ m 
wy 7 2tet—l. . . . . . . ° : . (y 


Aber dieses Sinnlose hat jedenfalls noch eoviel Sinn, daß es, mit 


jeder beliebigen Flächennormale n multipliziert, den Kraftvektor P” 
ergibt. Wie wir das Ebenenstück auch stellen mögen, stets bleibt 
diese Stellung etwas willkürliches, bat also nichts mit dem Span- 
nungezustand an dem Feldpunkt zu’tun Lassen wir n weg, so muß 
das übrig Bleibende für diesen Spannungezustand charakteristisch 
sein. Dieses übrig Bleibende bezeichnet man ale den Span- 
nungstensor II. Das Tensorellipsoid ist hier in eine Kugel 
entartet, aber anders als beim Flüzsigkeitsdruck Beim Flüssig- 
keitsdruck gibt es keine ausgezei: hnete Richtung. Hier ist die 
Kraftlinientangente t die ausgezeichnete Richtung. Um diese 
herum haben wir Drehungssymmetrie. In (y) kommen keine Diffe- 
rentialquotienten nach den Koordinaten vor. Das bedeutet, daß II 
in jedem Punkt nur von dem Feld in’diesem Punkt abhängt, nicht 
aber von dem Feld in der Nachbarschaft dieses Punktes. Setzen 
wir Ht=9, Bt=% =p, so gelangen wir zu unserm frühern 
Ausdruck (9) in Abschnitt III zurück: 


=p. 9—3 uý. TEE TEEE. 


Hieraus bekommen wir sofort den Traktor des Spannungs- 
tensors: 


Fn=Fuġ- 9- y (4e p). 


Er bedeutet ja, wie wir wissen, die wahrnehmbare Kraft auf die 
Raumeinheit. Indem man die Differentiation Ç nach der Regel 
d(uv)=udv4 vdu ausführt, erhält man ohne weiteres 


VO={d-VuD+uHV.n} 
A 9.vu+n(9V-9+[51v 9], 


oder da sich das zweite und das vierte Glied wegheben, | 


VO=Hdvnd- H? . gradu — [Hrot] . . . (e 
= Quellenkraft + Gefällekraft + Wirbelkraft. 


Ganz entsprechend erhalten wir den Flächentraktor, der 
die wahrnehmbare Kraft auf die Fiächeneinheit einer Sprung- 
fläche (Eisenoberfläche) bedeutet: 


n (I, — IL) = n (m 93 +» Da — Hi Di + Di) 
1 1 
(5982-5 1.912) 
= Divu — 5 ığı- Grad p— [aD Rot], ( 


worin : 
2u = p Di + MDa, Grad p = n (m — H), 
' Divp 9 =n (m Br — md), Rot ġ = [n (ġ;— H]. 


Daß der Ausdruck (t) mit dem darüberstehenden übereinstimmt, 
ist durch Ausrechnnng leicht zu bestätigen. Darin, daß der 
Traktor der fiktiven Spannung II gleich den erfahrungsmälig 
richtigen Kraftausdrücken ıe) uud ($) ist, liegt der Beweis für die 
Richtigkeit der Ausdrücke («', (B), (y). 

Indem man den Traktor über einen Raum integriert und dabei 
ähnlich verfährt, wie bei dem gewöhnlichen Gaußschen Integralsatz 
der Vektorenanalysis, gelangt man zu folgendem Satz: Um die 
wahrnehmbare Kraft und das wahrı ehmbare Drehmoment auf den 
Inhalt eines beliebig abgegrenztien Raumieils zu erhalten, bilde 


man die Hüllenintegrale (/\IIdf und [rIIdi] über 


die Oberfläche dieses Raumteils Von diesem Satz haben wir im 
III. Abschnitt Gebrauch gemacht. Integrale über begrenzte 
Flächen (Flächen mit Randı bedeuten dagegen, ebenso wie die 
Spannungen selbst, fiktive, d. h. durch Messung nicht prüfbare 
Kräfte. 


‚1434 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922. Heft 48. 30. November 1922. 


. Bei unsrer Anwendung der fiktiven Spannungen auf den 
Anker, insbesondre den Nutenanker, ist wesentlich, daß wir die 
Hülle außerhalb des Ankers wählen. Die Eisenoberfläche ist 
ja eine Sprungfläche für die Permeabilität und daher der Sitz 
einer Kraft. Wollten wir etwa die Eisenoberfläche selbst als 
Hülle wählen, und dabei die Feldwerte auf der Innenseite 
(Eisenseite) der Eisenoberfläche (statt auf der Luftseite) ein- 
en, so würde uns gerade jene Kraft aus der Rechnung heraus- 
allen. 


VII. Vergleich mit den Spannungen des gedrillten Zylinders, 


Wie Minchin gezeigt hat, kann man nicht erwarten, in 
einem der gewöhnlichen Verzerrungsfälle elastische Spannungen 
“zu erhalten, die den Maxwellschen Spannungen genau gleichen. 
Bei einem ganz einfachen Verzerrungsfall tre'en aber elastische 
Spannungen auf, die mit den Maxwellschen Spannungen wenig- 
stens große Ähnlichkeit haben, nämlich bei der Drillung eines 
Zylinders. Hierbei werden die einzelnen Querschniite des Zylin- 
ders gegeneinander gedreht. Je weiter ein Querschnitt vom An- 
fangsquerschnitt entfernt ist, um einen um so größern Winkel 
dreht er sich aus der natürlichen Lage. Wir zıehen Ortsvektoren 
r vom Durchstoßpunkt der Zylinderachse mit dem Anfangsquer- 
schnitt nach den einzelnen Körperpunkten Der Einheitsvektor 
in der Richtung der Zylinderachse heile i. Die Entfernung des 
Querschnitts, in dem der Endpunkt von r liegt, vom Anfangs- 
auerschnitt ist ir, und dieser Querschnitt wird sich um einen 
Winkel iin drehen. Die Konstante n ist also der Drehungs- 
winkel des Querschnitts im Abstand eins. Ein Körperpunkt, der im 
natürlichen Zustand den Ortsvektor r hatte, hat nach der Drillung 
einen andern Ortsvektor r. Wir erhalten den neuen Ortsvektor 
r, indem wir den alten Ortsvektor r mit dem Drehungsaffinor 


(von Hamilton „Versor“ genannt) ei’!T" multiplizieren (ge- 
radeso, wie wir in der komplexen Ebene mit e‘!’" multiplizieren 
würden)??2): | 
aebtttz | 
=i eir — [i lir]] coe (trn) + [i r]sin (irn). 


r' ist also eine transzendenie Vektorfunktion von r. Solange es 
sich aber nur um kleine Winkel irn handelt, können wir uns 
näherungsweise auf die erste Potenz von irn beschränken, also 
auf die beiden ersten Glieder der Exponentialreihe!3), und be- 


kommen 
r=r4+[ir]-irn. 


Jetzt ist vr’ nur noch eine Vektorfunktion zweiten Grades von 
r. Der Kreisbogenweg ist durch einen geraden Weg f =r —r, 
senkrecht zur Achsial- oder Meridianebene, ersetzt: 


j=sılr-Il: » a e za 2 0.00 


Die Verschiebung f ist dem Inhalt des Dreiecks proportional, 
das den Ortsvektor r auf die Zylinderachse projiziert. Der geo- 
metrische Ort der Punkte gleich langer Wege ist ein Drehungs- 
hyperboloid. 


Um aus diesen Verschiebungen die Verzerrung zu be- 
rechuen, bilden wir zunächst den Nabla-Affinor des Vektors f. 
Beachtet man, daß \ -r=1 ist (nicht zu verwechseln mit 
V r = div r = 3), so ergibt sich zunächst 


grad (ir) = V.ri=t, 
v.lii=—-Veris-i 
und damit ohne weiteres aus (n) 
Ç-f=nli id-t-mdent-i-idr.... 0 


und der dazu konjugierte Affinor (von Spielrein Ableitungs- 
affinor genannt) 


(V-De=nllitl-i+i-M=nrd.i—t.h. 
Der Verzerrungstensor deff (= Deformation von f nach der Be- 
zeichnung von Gans) des Verschiebungsvektors | ist das Mittel 
aus diesen beiden Affinoren: 


det f= (lidig. E C 


1) Ausführlicheres hierüber im Lehrbuch von Spielrein, 8. 292. 
#) Wenn nir kein kleiner Winkel ist und wenn man F= e- '" nicht 
mehr durch tI +i- yir ersetz:n kanı. so ergeben sich die Dehnungen auf fol- 


ende Weise. Fine kurze materielle Strecke dr geht bei der ırillung über in 
tr’ =dr2 wobei $= Qer’ und r= Fr is. Da sich Je F=inei f ergibt, 80 
bekommt man 
$= F—1ryielir) 
| S= Fliet 
und daraus den Dehnungstensor 
A=ZPF—I=ZY(lirjei-ielir)) + 2 lir’Peiet, 


der die Änderung von dr? bei der Drillung bestimmt und daher mit 2deff zu 
vergleichen ist. (Vgl. Spielrein, 8. 321.) 


Das ist eine lineare Tensorfunktion des Ortsvektors r. Hier be- 


deutet [ir] einen zur Meridianebene senkrechten Vektor, dessen 


Länge gleich dem Abstand rsing des Endpunktes von r von der 
Zylinderachse ist, wenn mit @ der Winkel zwischen i und r be- 
zeichnet wird. Nennen wir den zugehörigen Einheitsvektor t, so 
können wir also l 
[ir] =trsaiing . . a.. s.. & 
setzen und erhalten 
nrsinp 


def | = > (i-t rt). © e. o >o è o (À 


Eine vom Endpunkt von r in beliebiger Richtung ausgehende 
kurze materielle Strecke [ds (2? = 1; wächst bei den Verschiebun- 
gen j der Körperpunkte um den Vektor 


dsIV.f=dsnrl(li-teing —[lilcosgp). . (p 


Das ist eine bilineare Vektorfunktion der beiden Vektoren r und 
I, mithin an einem festen Punkt r eine lineare Vektorfunktion 
von I. Dieser Zuwachs ist senkrecht zur Zylinderachse i. Eine 
Strecke (ds, deren Richtung durch Spiegelung des Örtsvektors r 
an der Zylinderachse ' entsteht, bleibt ungeändert. Aber die Ver- 
zerrung wird nicht durch diesen Gesamtzuwachs bestimmt, son- 
dern nur durch den Teilzuwachs 


A TER led. aaae 


Dieser verzerrende Teil des Streckenzuwachses liegt also jeden- 
falls in der (t,i)-Ebene, d. h. in der Berührungsebene am 
Zylindermantel. Aber wenn man sich einige dieser Zusatzstrecken 
aufzeichnet, sieht man sofort, daß nicht t und i Symmetrierich- 
tungen der Verzerrung sind, sondern zwei Richtungen q und h, 
die um 45° gegen t und i geneigt sind. Wir setzen deshalb 


iv2=g-+b, tv2=9-5b......6€6 


und bekommen aus (t) 
deti= 5 (9.9-4-D)... er LE 


Eine kurze Strecke von der Richtung [=g wird gedehnt und eine 
kurze Strecke von der Richtung [= gestaucht. Strecken von 
den Richtungen l=i und (=t erhalten dagegen nur einen zu 
ihnen senkrechten Zuwachs, d. h. sie werden bloß gedreht u. zw. 
im entgegengesetzten Sinn, was eine Verkleinerung des rechten 
Winkels zwischen i und t zur Folge hat, | 

Der zweite Teilzuwachs der Strecke Ids ist 


í 


-se [( rot N=dsnr(z [tti] sin o — Ii] cos o). . (3 


Er entspricht einer Drehung der Gesamtheit der Strecken [ds 
am Punkte r um die Achse 


Var l 

— Toti =nr (a [ti] sin p — i cos p), E 
die in der Meridianebene unter einem stumpfen Winkel y gegen 
die Zylinderachse ı liegt so, daß 2 tg y = — tg ọ ist. Der Betrag 


5 nrVi-+3cos?p des Achsenvektors ist der Drehungswinkel des 


Streckenbüschels Ids am Punkt r. 


Wie sich leicht ausrechnen läßt, ist div[=0(=S,V f): die 
Verzerrung ist raumtreu. Um den Tensor II der für die Drillung 


‘nötigen Spannungen zu erhalten, brauchen wir daher!) nur 


den Verzerrungstensor mit dem doppelten Gleitmodul @ zu multi- 
plizieren: 
U=2Gdefj=Gnrsinpg(g-9—-5-5b).. . .. (0 


L 
Solange wir uns auf Ebenenstücke beschränken, deren Normale n 
in der (g, b)-Ebene (i, t-Ebene) liegt 


nigb] =n[ti]=0, 


stimmen diese Spannungen völlig mit den Mar- 
wellschen überein. In der g-Richtung haben wir Zug, in 
der -Richtung Druck, in der i-Richtung und t-Richtung Schub. 
Aber wir haben um die q-Richtung herum keine Drehungs- 
asymmetrie. Auf ein Stück der Berührungsebene n = [ti] wirkt 
überhaupt keine Spannung. Das Spannungsellipsoid ist nicht 
wie bei den Maxwellschen Spannungen in eine Kugel entartet, 
sondern in eine Kreisscheibe.. Wenn man diesen Unterschied 
nicht vergißt, können also die elastischen Spannungen eines ge- 
drillten Zylinders gut die Maxwellschen Spannungen veranschau- 
lichen)®). 

Wenn der gedrillte Zylinder etwa eine Transmissionswelle ist, 
die eich mit der Winkelgeschwindigkeit œw dreht, so hat ein mate- 


1) Näheres bei Spielrein, 8. 325. D i 

1) In „Elektrotechn. u Maschınenb.* (Wien) 1916, 8. 137, Andet man Mecha- 
niamen t:eschrieben, die die Maxwellschen Spannungen und ihren Flächentraktor 
veranschaulichen. 


30. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


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rieller Punkt des Zylinders die Geschwindigkeit -v = — [i r] œ, 
und E Dichte des elastischen Energiestroms ist nach (1) 
und (x) 

— Hv=Gndt-[r)+lir-dlre 


ztGnorsin?g. 


Die Energie strömt also parallel zur Zylinderachse. In ganz ent- 


sprechender Weise wird aus den fıktiven elektiromagnetischen 
Spannungen Il ein „elektromagnetischer Energiestrom durch Kraft- 
übertragung” gebildet von der Dichte — IT v. Dieser Energiesirom 
tritt zu der Poyotingschen Strahlung © =[¢ Ð] und zu dem 
Energiestrom durch Mitnahme wv hinzu. 


Die zukünftige Elektrizitätsversorgung Rußlands?). 


» 


Die unter dem Titel „Die Elektrisierung Ruß- 
lands“?) an dieser Stelle in großen Umrissen wiedergegebenen 
Projekte der zukünftigen Elektrizitätsversorgung Rußlands nach 
einem bestimmten Plan wurden in dem Aufsatz ven Dr. M. Klein 
„Rußlands Wiederaufbau und die Elektrotechnik”?) kurzerhand als 
Phantasien bezeichnet. Wir haben jedoch schon vielfach in der 
Technik erlebt, daß das, was noch gestern als Phantasie galt, heute 
Wirklichkeit ist. Die letzten Jahre haben uns dasselbe auch 
auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet gezeigt, am krassesten 
vielleicht in Rußland und Deutschland. Die Projekte der zukünfti- 
gen Elektrizitätsversorgung Rußlands sind aber so eng mit der un- 
bestimmten allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Konstella- 
tion nicht nur Rußlandse, sondern der ganzen Welt verknüpft, daß 
man aufdie Frage: sinddieseProjekteUtopien ?keines- 
wegs ohne weiteres ein deutliches und lautes „Ja“ aussprechen darf. 
Der Ingenieur und Volkswirtschaftler kann vielmehr eine Antwort 
erst nach allseitiger und gründlicher Prüfung folgender zwei Punkte 
geben: ` i 

1. sind die Projekte technisch zweckmäßig? 
% sind sie wirtschaftlich ausführbar, wenn auch nicht 
heute, so wenigstens nach und nach in 10 bis 20 Jahren? 


Man darf vor allem nicht vergessen, daß auch in Westeuropa bei den 
denkbar günstigsten Verhältnissen Jahrzehnte vergehen, bis viel 
weniger weittragende Pläne reif und verwirklicht werden. 

Daß die Frage der rationellen zukünftigen Elektrizitätsver- 
sorgung Rußlands äußerst schwierig zu lösen ist, verhehlt man sich 
in denjenigen russischen technischen Kreisen, die:sich mit ihr be- 
fassen, keineswegs. Die ungünstigen, spezifisch russischen Ver- 
hältnisse des jahrhundertelangen autokratischen Regimes, der Welt- 
und Bürgerkrieg, die vorjährige Mißernte, die enormen Entfernun- 
gen, die geringe Bevölkerungsdichte, der Mangel an Kapital, sach- 
lichen Werten, Ingenieuren und gelernten Arbeitern*), die Desorga- 
nisation der Industrie und des Transportes erfordern zu ihrer Über- 
windung große Anstrengungen und vor allem neben Geld Zeit, 
Zeit und nochmals Zeit. Immerhin ist dies kein Grund für die- 
jenigen technischen Kreise, denen die zukünftige technische Ent- 
wicklung Rußlands am Herzen liegt, die Hände zusammenzulegen, 
a nichts zu unternehmen und der Entwicklung freien Lauf 
zu lassen. 

Es muß unbedingt verhütet werden, daß kleine, unwirtschaft- 
liche Anlagen nach Gutdünken errichtet, Wasserkräfte falsch aus- 
gebaut werden, kurzum, daß alle in Westeuropa durch den Gang der 
Entwicklung der Elektrotechnik veranlaßten Fehler auf der tabula 
rasa Rußlands wiederholt werden. Der Staat als solcher muß daher 
die Entwicklung der Elektrizitätserzeugung in zuvor bestimmte, 
durch die technische und wirtschaftliche Zweckmäßigkeit bedingte 
Bahnen leiten, Die von mir erwähnten Projekte stellen dabei keines- 
wegs ein starres System dar; sie sollen vielmehr den wirtschaft- 
lichen Möglichkeiten angepaßt werden und dazu dienen, 
einige Ausgangspunkte zu schaffen, von denen aus die Ge- 
sundung Rußlands fortschreiten kann. 

Ich glaube nicht fehlzugehen in der Annahme, daß die ganze 
Kampagne um die „phantastischen” Projekte in der Presse nur ent- 
standen ist, weil hüben und drüben in manchen journalistischen 
Köpfen das Wort „Elektrisierung“ etwa so verstanden wurde, daß 
man 1923 oder 1924 in 30 Orten die Grundsteine für 30 Werke 
legen will. Dem ist aber nicht so. In der Diskussion auf dem letz- 
ten allrussischen elektrotechnischen Kongreß in Moskau hat sich 
der Sinn der Elektrisierungspläne Rußlands etwa wie folgt heraus- 
kristallisiert: Wie man nach einem Brand nicht wieder enge wink- 
ligeStraßen ohneLicht und Luft anlegt, sondern einen neuzeitlichen 
Aufbauplan aufstellt, so verfolgt auch der Elektrisierungsplan den 
Zweck, die zukünftige Elektrizitätsversorgung Rußlands gemäß 


» Das Wort „Elektrisierung“ wurde in letzter Zeit in bezug auf Rußland 
stark diskreditiert, nicht zum geringen Teil infolge der überrapannten Hoffnungen, 
10 man hinsichtlich der Folgen der Elektrisierung in russischen Laienkreisen 
hegte. Um Mißverständnisse auch bei den Technikern zu vermeiden, will ich 

überall enen etwas bescheideneren Ausdruck gebrauchen. 

Vgl. „ETZ“ 1921, 8. 1441. 
%) Vgl. „ETZ“ 1922. S. 1053. f 

9 Im Jahre ı914 zählte Moskau 75 his 80 Elektroingenieure. 25 Elektro- 
techniker und 600 Elektromonteure, die sich mit der Ausführung elektrischer 
en in Moskau und den 12 Gouvernements des zentralen Industriegebieres 
ftigten. Zur Zeit sind in der Montage- und Bauabteilung de~ Elektro- 
trusts in Moskau nur 3) Ingenieure und Techniker sowie etwa 100 Elektromon- 
teure tätig. Petrograd und Charkow weisen jedes ebenfalls kanm eine größere 
i auf, da viele gelernte Arbeiter (besonders die Ausländer) Rußlaud ver- 
assen oder einen anderen Beruf gewählt haben. 


Von Dipl.-Ing. P. Gurewitsch, Zürich. A 


dem jetzigen Stand dieser Frage in Europa und Amerika aufzubauen. 
Es wurden daher in den allerwichtigsten Produktionsstätten die 
Punkte bezeichnet, wo die Errichtung der Werke besonders drin- 
gend und vorteilhaft ist, doch sollen diese Werke am Anfang viel- 
leicht nur mit t/s oder !/ıo der zukünftigen Leistung ausgebaut wer- 
den undihr weiterer Ausbau erst allmählich je nach Bedarf, jedoch 
im Rahmen des einmal festgesetzten Planes ge- 
schehen. Man sieht somit, daß die von Dr. Klein auf S. 1055 der 
„ETZ"” gestellte Frage, wo denn die riesigen Leistungen unter- 
gebracht werden, in sich zusammenfällt. Überhaupt kann man nach 
Verfolgung der Arbeiten des Moskauer elektrotechnischen Kon- 
gresses sagen, daß sich dieser durchaus auf den Boden der Wirk- 
lichkeit gestellt hat. 

Die an den Einzelheiten des gesamten Projektes geübte Kritik, 
die Auseinandersetzungen über einzelne technische Fragen und die 
näheren Details über einzelne Projekte dürften rein technisch auch 
die westeuropäischen Techniker interessieren, und ich werde daher 
demnächst über sie in einem besonderen Aufsatz berichten. Hier 
möchte ich nur noch einige kurze Bemerkungen zum Aufsatz von 
Dr. M. Klein machen, der mich veranlaßte, schon oben einige allge- 
meine Grundgedanken darzulegen. 

Der genannte Verfasser sieht die Zukunft Rußlands durch eine 
zu schwarze Brille. Weite Teile des Landes, schreibt er, sind un- 
fruchtbar, der Sommer kurz, der Winter streng, das Klima trocken, 
die Wälder verfaulen, die Beamten stehlen, die Menschen sind müßig, 
verschwenderisch, können zu 80 % weder lesen noch schreiben. Wo 
ist da noch an Elektrisierungen zu denken? Das ist natürlich eine 
etwas kurzsichtige Schilderung. Gewiß sind die Passiven Rußlands 
groß, sogar sehr groß. Wenn man sie aber-auf eine Schale legt 
und auf die andere die Aktiven, so wird die letztere Schale über- 
wiegen. Daß die Aktiven vorhanden sind, beweist schon das sehr 
große Interesse, das man in allen Ländern Rußland entgegenbringt. 
Auf die Aufzählung der Aktiven kann ich mich hier jedoch nicht 
einlassen. Sie würde zu viel Raum einnehmen und in den Rahmen 
der „ETZ“ auch gar nicht passen. Ich will daher nur einige indirekte 
Angaben machen und erwähnen, daß in den Jahren 1911/13 28,7% 
aller aus Deutschland ausgeführten Maschinen und 13 % aller elek- 
trotechnischen Erzeugnisse nach-dem von Dr. Klein so schwarz ge- 
schilderten Rußland gingen. Etwa !/s der aus der Schweiz expor- 
tierten elektrischen Maschinen, etwa % der schweizerischen Dampf- 
maschinen und Dampfturbinen und sogar jedes 5. deutsche Auto- 
mobil fanden 1913 ihren Weg nach demselben kranken Lande, was 
immerhin das Tempo der Entwicklung Rußlands zeigt. Welche Ab- 
satzmöglichkeiten werden sich dort aber eröffnen, wenn das Land 
indas Stadium der Gesundung eintreten wird? 

Vollständig recht hat dagegen Dr. Klein, wenn er seinen Auf- 
satz mit den Worten des Marquis de Custine schließt: „Ich 
glaube, von allen Ländern der Erde ist Rußland dasjenige, in wel- 
chem die Menschen am wenigsten glücklich sind.“ Eben darum, weil 
Rußland das Land der „unbegrenzten sozialen Gegensätze“ war, hat 
dort nach dem Gesetz: je größer der Druck, desto größer der Gegen- 
druck, der soziale Kampf eine derart heftige und blutige Form 
angenommen, wie solche in Westeuropa nicht möglich wäre. 


Die von Dr. Klein gestellten technischen Fragen beruhen viel- 
fach auf Mißverständnissen, so z. B. diese: Wie soll Rußland 2% 
oder gar 20 Mill. PS Wasserkräfte absorbieren? — Die 20 Mill. PS 
stellen die verfügbaren Wasserkräfte dar, von denen 14 Mil- 
lionen PS sich in Sibirien befinden, Ich erwähnte jedoch s. Z. in 
meinem Aufsatz, daß die Wasserkräfte Sibiriens ebenso wie die 
in der kanadischen Statistik aufgezählten Wasserkräfte in den am 
nördlichsten gelegenen Provinzen noch sehr lange auf ihre Aus- 
nutzung warten werden. Für denersten Ausbau während zwei 
Dezennien waren laut dem russischen Projekt nur 640 000 PS vor- 
gesehen, wobei, wie es überall üblich ist, der hydraulische Teil für 
den ganzen Ausbau, der mechanische dagegen allmählich je nach 
dem Energiebedarf installiert werden sollte. 


Warum das Murmangebiet mit 970000 PS in der Liste der 
Wasserkräfte figurierte, obwohl diese Wasserkräfte nicht in ab- 
sehbarer Zeit ausgebaut werden können? — Es figuriert darin nur 
der Vollständigkeit halber, ebenso wie auch in den Wasserkraft- 
statistiken aller Länder solche Wasserkräfte aufgezählt sind, die 
vielleicht niemals ausgenützt werden. Immerhin kann die während 
des Krieges gebaute Murmanbahn gewiß bald elektrisiert werden. 


Warum die Schätzungen der Wasserkräfte im Uralgebiet 
zwischen % und 2Mill. PS schwanken? Gibt es nicht einen Begriff 


1436 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


ee. m 


30. November 192%. 


über die Genauigkeit des ganzen Projektes? — Keinesfalls, denn 
einer schätzt unter Berücksichtigung der Wasserakkumulierung, 
der andere berücksichtigt dieselbe nicht. Im ersteren Falle kann 
sich eine doppelte und dreifache Energiemenge ergeben. Die 
Schätzungen aller anderen Länder ändern sich ebenfalls von Jahr 
zu Jahr. In der Schweiz, die nur die Größe eines einzigen russischen 
Gouvernements hat, stieg mit besserer Erforschung der Wasser- 
kräfte die Schätzung der verfügbaren Wasserkräfte von weniger 
als 1 Mill. PS offiziell auf 4 Mill. PS und nach privaten Schätzun- 
gen sogar auf8Mill. PS. Im übrigen ist es von ganz untergeordneter 
Bedeutung, ob die Schätzungen 1 Mill. PS mehr oder weniger be- 
tragen. Es sind eben nur „Schätzungen“, die nur einen allge- 
meinen Überblick geben sollen. 

Bei dem Mangel an Fachleuten und Kontakt mit Westeuropa, 
der kurzen und unruhigen Zeit, während welcher das ganze Projekt 
aufgestellt wurde, dem Bestreben, es der Politik dienstbar zu 
machen, usw. ist das Projekt natürlich noch stark verbesserungs- 
fähig. Und als ich zum erstenmal die Leser der „ETZ” darüber 
orientierte, was eigentlich in Rußland auf dem Ge- 
biete der Elektrizitätsversorgung geplant 
wird, habe ich eine fachmännische Kritik, Verbesserungsvor- 
schläge usw. hervorrufen wollen, obwohl sie ohne detaillierte Unter- 
lagen ziemlich schwierig sind. 

Die Einwendungen Dr. Kleins sind aber kaum stichhaltig, so 
z. B. seine Ausführungen über die geringe Dichte des Verkehrs im 
allgemeinen und des Personenverkehrs im besonderen als Hindernis 
für die Elektrisierung der Bahnen. Wie aus der auf S. 1444 der 
„ETZ” von 1921 veröffentlichten Karte der zu elektrisierenden 
Bahnen erster Ordnung zu ersehen ist, handelt es sich. dabei um 
typische Kohlen- und (teilweise) Erzbahnen, die eben zu diesem 
Zweck elektrisiert werden sollen, um ihre Leistungsfähigkeit zu 
erhöhen. Solche Bahnen ohne Personenverkehr sind mit großem 
Erfolg in Nordschweden (Reichsgrenzbahn) und Amerika (Butte- 
Anaconda-Bahn) elektrisiert worden. Außer den für die Elektri- 
sierung sehr günstig gelegenen Bahnen im und vom Donezbecken 
ist für die Elektrisierung nur eine Zufahrtsstrecke von den Berg- 
werken des Ural bis Perm vorgesehen worden, die ermöglichen soll, 
die Erzeugnisse des Urals bis zum Anfang des Wasserweges Kama- 
Wolga zu bringen. 

Nicht unwidersprochen darf auch die Bemerkung vom in 
 „greifbarer” Nähe der Bahnen nicht nur liegenden, sondern wachsen- 
den Brennstoff bleiben, der eine Elektrisierung überflüssig mache. 
In Südrußland, wo die zu elektrisierenden Bahnen erster Ordnung 
liegen, gibt es überhaupt fast keine Wälder. Aber auch im übrigen 
Rußland sind längs der Bahnen auf weite Strecken die Wälder ver- 
schwunden. Einen besonders gefährlichen Umfang nahm die Ver- 
nichtung der Wälder in der Nähe der Bahnen während des Krieges 
und der Revolution an. Schon vor dem Kriege war aber die Holz- 
feuerung sehr unwirtschaftlich, und man ging, soweit man konnte, 
auf Kohlen- oder Naphthafeuerung über. 


Nach Ansicht Dr. Kleins ist ferner die Elektrisierung Rußlands 
schon darum verkehrt, weil die Bevölkerung dann nur im geringsten 
Maße Gelegenheit hätte, zu den großen Errichtungskosten durch 
ihre Arbeit beizutragen. In meinem Aufsatz habe ich aber speziell 
darauf aufmerksam gemacht, daß gerade beim Ausbau der W asser- 
kräfte nur der allerkleinste Teil der Ausgaben für Bestellungen von 
Maschinen im Auslande gemacht werden müsse, während die gehr 
hohen Ausgaben für Erd- und Mauerarbeiten im Lande bleiben. Im 
übrigen klagen jetzt alle russischen elektrotechnischen Fabriken 
über großen Mangel an Arbeit. Die Einrichtungen der Fabriken 
sind im großen ganzen gut erhalten; während des Krieges wurden 
sie sogar stark erweitert. Es fehlt dagegen an Bestellungen, die in 
erster Zeit nur vom Staat kommen könnten. Was die Leistungs- 
fähigkeit mancher Zweige der elektrotechnischen Industrie Ruß- 
lands betrifft, so ist zu bemerken, daß der gesamte Bedarf des 
Landes an Kabeln und Kupferdraht schon vor dem Kriege von den 
russischen Kabelfabriken gedeckt wurde. Auch Dynamos, Trans- 
formatoren und Motoren wurden im Jahre 1914 für eine Gesamt- 
leistung von 420 000 kW gebaut. 


Der Grundfehler der Ausführungen Dr. Kleins liegt aber nicht 
in den Details, sondern in dem gesamten Gedankengang. Vor allem 
unterschätzt Klein die Bedeutung der Elektrizität für den Wieder- 
aufbau Rußlands, dessen technisches Fortschrittsstadium nach 
seiner Ansicht zu niedrig sei’). Er tut das vielleicht darum, weil er 
seine Erfahrungen in dem wirtschaftlich und industriell am meisten 
zurückgebliebenen Ural gesammelt hat, dessen Bevölkerung fast in 
einem Hörigkeitsverhältnis zu den Bergwerken stand, die einigen 
wenigen Adelsfamilien s. Z. von den Zaren geschenkt wurden. 
Außerdem müßte man nach der Ansicht des genannten Verfassers 
zuerst andere, wichtizere Übelstände in Rußland beseitigen, bevor 
man zur Elektrisierung schreitet. Diese Übelstände, vor allem so- 
fern sie in der Psyche der jahrhundertelang unterdrückten Bevölke- 
runz wurzeln, zu beseitigen, ist vielleicht noch schwieriger, als die 
Anfänge der Elektrisierung durchzuführen. Man muß aber eins 
machen und das andere nicht lassen. In der Übersicht zu meinem 
früheren Aufsatz habe ich im übrigen selbst gesagt, dal die geplante 
Elektrisierung Rußlands nicht aus dem gesamten Kom- 


...®) Es gab in Rußland vor dem Kriege immerhin Motoren mit einer Gesamt- 
leistung von 35 Mill. PS (ohne Lokomotiven). 


plex der russischen Wirtschaft herausgerissen 
werdenkann. Sie muß vielmehr nur parallel mit der Ent- 


wicklung aller anderen Zweige des russischen Wirtschaftslebens vor 


sich gehen, wenn sie auch im Mittelpunkte des Wiederaufbaues Rub- 
lands steht. 

Seit der Abfassung meines Aufsatzes, Ende vorigen Jahres, 
haben sich die Verhältnisse in Rußland in bezug auf die Inangriff- 
nahme der Elektrisierung allerdings verschlechtert. Die Kredite, 
die zuerst für Anschaffungen von Maschinen im Auslande und Ar- 
beiten im Inlande bewilligt waren, mußten infolge des Hungers und 
wegen der großen Lebensmitteleinkäufe im Auslande auf ein Mini- 
mum reduziert werden (auf 5 Mill. Gldrbl = 10,8 Mill. Gldm). Die 
Arbeiten für das Wasserkraftwerk Swir wurden daher ganz ein- 
gestellt. Es wirdjetztnurnocham Wasserkraftwerk Wol- 
c ho w weitergearbeitet. Die Turbinen für dieses Werk (8 Stück zu 
je 11500 PS bei einem Gefälle von 11,5 m) sind bei der Aktie- 
bolaget Karlstads Mekaniska Verksgfad in Kri- 
stinehamn bestellt und befinden sich in Arbeit. Sie sind ein- 
facher vertikaler Anordnung, und der größte Durchmesser der aus 
Stahlguß gegossenen Laufräder beträgt 5 m. Sie sollen übrigens die 
größten Turbinen dieser Art sein, die je in Schweden gebaut worden 
sind, und ihre Konstruktien ähnelt den Turbinen, die von der obigen 
Firma für die am 12. XII, 1921 in Betrieb gesetzten Forshuvud- 
Anlage in Schweden geliefert wurden. Z. Z. werden am Wolchow- 
Werk die Gründungsarbeiten ausgeführt, und die ersten Senkkästen 
sind bereits versenkt. Sie wurden von der Putilow- und Newski- 
Werft in Petrograd geliefert. Im ganzen sollen 8 Senkkästen zu je 
42 Quadratfaden (= 191 m?) benötigt werden, wobei an jedem 
Kasten normal 2% Monate gearbeitet wird. Das Inbetriebsetzen der 
ersten 5 Turbinen ist für Ende 1924 vorgesehen. 


Die von mir in meinem Aufsatz erwähnte Kaschirskaja- 
Zentrale (in 100 km von Moskau) ist im Juni dieses Jahres in Be- 
trieb gesetzt worden. Ihre Leistung beträgt 12000 kW (2 Turbo- 
generatoren von je 6000 kW); die Turbogeneratoren und Kessel 
hat man den vorhandenen Beständen entnommen, nur die Transtfor- 
matoren, Isolatoren und Apparate wurden im Ausland bestellt. Das 
Werk ist in mancher Beziehung bemerkenswert. Die Übertragungs- 
spannung von 115 kV ist die höchste bis jetzt in Rußland verwendete. 
Die aufgestellten 8 Kessel sind mit selbsttätiger Feuerung ver- 
sehen, auf der die Kohle aus dem Moskauer Kohlenbassin zum ersten- 
mal in größerem Umfang verfeuert wird. Da die Kohle sehr aschen- 
reich, die Sortierung dagegen sehr mangelhaft ist, hat die Einrich- 
tung der Feuerung sehr große Schwierigkeiten verursacht. Eine 
Neuerung für Rußland bietet auch die Zufuhr der Kohle, die in den 
Eisenbahnwagen direkt bis an die Kohlenbunker oberhalb der Kessel 
hinaufgefahren wird. Ob die Wahl des Ortes für den Bau dieser 
Zentrale gerade glücklich war, ist allerdings zweifelhaft, denn die 
Kohle muß nach diesem Werk auf eine Entfernung von etwa 170 km 
mit der Bahn transportiert werden, was besonders in Anbetracht 
ihres geringen Heizwertes unwirtschaftlich ist. Auch soll es in- 
folge Fehlens spezieller Feuerungen noch nicht ganz gelungen sein, 
die Verbrennung der Kohle wirtschaftlich genug zu gestalten. Die 
Kosten eines installierten Kilowatts stellten sich bei dieser Zen- 
trale ebenfalls zu hoch, u. zw. auf 59 Gldrbl (127,5 Didm) gegen- 
über nur 42 Gldrbl (91 Gldm) bei der Schaturskaja-Torfzentrale, 
die eine installierte Leistung von 5000 kW hat. Weil letztere nur 
teilweise ausgebaut und ausgenutzt ist, ist auch ihre Stromerzeu- 
gung verhältnismäßig teuer, so daß durch den Preis von 7,7 Rbl der 
Ausgabe 1922 (nach dem Kurs der Moskauer Börse von Mitte Okto- 
ber etwa 4,4 Gldcentimes oder 3,5 Gldpf) je 1kWh, den die Moskauer 
Elektrizitätswerke zahlen wollen, die Selbstkosten nicht gedeckt 
werden. Diese betragen an der Verteilungsschiene der Zentrale 
etwa 9,2 Rbl/kWh. 

Am 8 X. ist die Torfzentrale in Utina Sawodj bei 
Petrograd in Betrieb gesetzt worden. Den noch während des 
Krieges bestellten Turbogenerator von 10000 kW hat die Brown 
Boveri & Cie, A. G. geliefert. Die Kesselanlage besteht jedoch aus 
Marinekesseln, die sich für Torffeuerung nicht eignen, weil die ge 
ringen Zwischenräume zwischen den Röhren schnell mit Asche ver- 
stopft werden. Infolgedessen wurde ein Kredit zur Anschaffung 
neuer Kessel im Auslande bewilligt. 

Die Übertragung der Energie nach Petrograd, dessen drei Elek- 
trizitätswerke eine Leistung von 38000 kW (22000 + 9000+ 
7000 kW) aufweisen, geschieht mittels eines 17 km langen unter- 
irdischen Kabels bei 6 kV. Es ist jedoch beabsichtigt, die Über- 
tragungsspannung auf 20 kV zu erhöhen. Die Zahl der an dem Bau 
des Werkes beschäftigten Arbeiter betrug in letzter Zeit etwa 11W. 

Am 22. VII, ist auch die zweite 60 km lange Übertragungslipie 
von 70 kV zwischen Moskau und dem Torfwerk der „Elektro- 
peredatscha” bei Bogorodsk vollendet worden, deren Leitung 
von 70 mm? von Hermsdorf-Hängeisolatoren getragen wird. Durch 
die zwei nunmehr vorhandenen Übertragungslinien kann Moskau 
von obigem Werk 24000 kW erhalten. In den Monaten August und 
September wurde dieses Werk zwecks Ausführung umfangreicher 
Reparaturen stillgelegt, so daß die Wiederinbetriebsetzung erst am 
1. X. erfolgte. U. a. wurden neue Feuerungen unter den 16 Kesseln 
eingebaut, wodurch in Zukunft eine jährliche Ersparnis von 60 000 t 
Torf erzielt wird. 

Auch das frühere Moskauer Elektrizitätswerk der Gesellschaft 
für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886 ist teilweise instand- 


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30. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 48. 


1437 


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gesetzt worden, so daß seine Leistung, die 1921 stark gesunken war, 
wieder auf etwa 40000 bis 45 000 kW gebracht wurde. Die instal- 
lierte Leistung beträgt 55000 kW. Infolge der starken Abnutzung 
der Maschinen- und Kesselanlage ist der Brennstoffverbrauch schon 
1919 um 50 % über den Normalverbrauch gestiegen, in letzter Zeit 
aber wieder etwas besser geworden; er beträgt 0,87 kg/kWh gegen- 
über 0,71 im Jahre 1916. Die Energieabgabe an das Moskauer Netz 
(ohne die Straßenbahn) ist übrigens jetzt nicht nur größer als vor 
dem Kriege, sondern steht über dem Höhepunkt des Jahres 1916, 
1922 werden im ganzen 173,5 Mill. kWh abgegeben werden gegenüber 
89 Mill. kWh in 1913 und 162,5 Mill. kWh in 1916. Die Hälfte der 
Belastung entfällt auf das frühere Werk der Beleuchtungsgesell- 
schaft, % auf das Torfwerk der „Elektroperedatscha” (bei Bogo- 
rodsk) und der Rest auf die anderen Überlandzentralen. Die Mos- 
kauer Straßenbahnzentrale arbeitet dagegen noch immer mit etwa 
40 % der Vorkriegsbelastung. Die finanzielle Lage der Moskauer 
Elektrizitätswerke war, solange der Strom kostenlos abgegeben 
wurde, sehr schwierig. Auch in den ersten Monaten nach Ein- 
führung der Lieferung gegen Entgelt gingen die Zahlungen nur 
spärlich ein. In letzter Zeit hat sich das aber gebessert, da gegen 
die Niehtzahler streng vorgegangen wird. In Zukunft werden die 
Werke ganz ohne Zuschüsse seitens des Staates auskommen können 
und die laufenden Betriebskosten durch die Einnahmen decken. 
Das ist ein Fortschritt von weittragendster Be- 
deutung. 

Ungünstiger liegen die Verhältnisse in anderen Städten. Von 
10 Zentralen, die unter der Aufsicht des „Glawelektro” stehen, 
konnten nur bei 21 Werken wenigstens die allerdringendsten Repa- 
raturen vorgenommen werden, denn es fehlt an finanziellen Mitteln. 


Was in diesem Jahr auf dem Gebiete der Elektrisierung in Ruß- 
land geleistet wurde, ist natürlich für westeuropäische Begriffe 
recht wenig. Niemand kann’auch sagen, wann die Durchführung 
der Elektrisierung im geplanten Umfang möglich sein wird, 
denn es handelt sich um die Lösung einer Gleichung mit vielen 
unbestimmten Größen. Die oben erwähnten Tatsachen zeigen aber 
immerhin, daß die Elektrizitätswirtschaft Rußlands, wenn auch 
langsam, doch vorwärts kommt, Es mehren sich übrigens die An- 
zeichen, daß auch das Ausland, auf Grund eines genauen Studiums 
der Verhältnisse, der russischen elektrischen Industrie und ihrer 
Lebensfähigkeit immer mehr Vertrauen entgegenbringt®). 


Zu diesen Ausführungen sandte uns Dr. M. Klein folgende 
Erwiderung: 


Im Vorstehenden kritisiert Dipl.-Ing. P. Gurewitsch, 
Zürich, meinen Aufsatz „Rußlands Wiederaufbau und 
die Ele ktrotechnik“ („ETZ“ 1922, S. 1053), widerlegt aber 
keine meiner zahlen- und quellenmäßig belegten Angaben; er findet 
den „Grundfehler“ meiner Arbeit im „Gedankengang“, hält es aber 
nicht für nötig, darauf sachlich einzugehen. Anlaß zur Kritik bot 
ihm mein Aufsatz, weil ich die von ihm mitgeteilten russischen 
Elektrisierungspläne als phantastisch bezeichnet habe. Das will er 
nicht gelten lassen, obzwar er selbst schreibt, „daß auch in West- 
europa bei den denkbar günstigsten Verhältnissen Jahrzehnte ver- 
gehen, bis viel weniger weittragende Pläne reif und verwirklicht 
werden“. Um so mehr ist man dem heutigen Rußland gegenüber 
berechtigt, das zwar vergebliche, aber kostspielige Vorhaben, eine 
technische Entwicklung auf mehrere Jahrzehnte hinaus im voraus 
festlegen zu wollen, als phantastisch zu bezeichnen. Ich habe ferner 
mein Urteil auf die Tatsache gestützt, daß man großartige Elektri- 
sierungspläne entwirft, während die Menschen vor Hunger sterben. 
Jetzt gibt Gurewitsch zu, daß man „infolge des Hungers“ die Kre- 
dite für den ersten Ausbau der Elektrisierung — sie sellten jährlich 
nur 120 Mill. Gldm betragen — „auf ein Minimum“ reduzieren mußte. 
„Die Arbeiten für das Wasserkraftwerk Swir 
wurden daher ganz eingestellt“ In seinem ersten 
Aufsatz („ETZ“ 1921, S. 1445) schrieb Gurewitsch über diesen Plan 
folgendes: „An dem Swirj.... können drei Werke angelegt werden. 
Vorläufig sollen jedoch nur zwei ausgebaut werden.... Das erste 
soll eine Leistung von 165 000 PS, das zweite eine solche von 
120 000 PS haben.” In einer Fußnote war hinzugefügt, daß man 
bereits wegen Beschaffung von 10 Wasserturbinen zu je 10000 PS 
verhandele, die spätestens bis zum 1. VI. 1924 abgeliefert werden 
müßten (bezog sich auf die Wolchow-Anlage. D. S.) Das alles ist 
Dun wegen des Hungers hinfällig geworden. Auf eine so glänzende 
Rechtfertigung meiner Kritik war ich wirklich nicht vorbereitet. 


Meine Einwendungen bezüglich der Elektrisierung der Bahnen 
erklärt Gurewitsch für nicht stichhaltig. Nach seinen Angaben 
kommt in erster Linie die Elektrisierung der Bahnen im Donez- 
becken sowie der „äußerst wichtigen“ Linie von diesem Gebiet 
nach Moskau als „typische Kohlenbahnen” in Frage; die Kosten 


% Bo haben z. B. die Siemens-Schuckertwerke mit dem russischen Elektro- 
trust in Moskau einen bedeutenden Lieferungsvertrag auf der Grundlase eines 
Umschlagkredites abgenı hlossen Desgleichen hat die Ması hinenfahrik Augs- 

urg-Nürnber« dem Kiewer Stadtrat einen Kredit son ı voo $ zur Wiederher- 
une der Dieselmotorenzentrale gewährt Guf 1!, Jahre gegen 8%). Auch mit 
der AEG werden z Z Verhandlungen wexen Lieferunsen von Muschinenersatz- 
ne für das Kiewer Elektrizitätswerk geführt, wobei ein Kredit von 12u $ 
ei Ratenzahlungen im Laufe von 6 Monaten eingeräumt werden soll. 


hierfür werden mit 200 Mill. Gldrbl angegeben. Wie kann dieser 
Betrag amortisiert werden, wenn im glücklichen Vorkriegsjahr 1910 
der Gesamtwert der in diesem Gebiet geförderten Kohle nur 
100 Mill. Rbl betragen hat? (nach amtlicher Statistik, zitiert in 
Fußnote 22 auf S. 1057 der „ETZ“ 1922). Dazu kommt, daß laut 


Nachrichten aus einer sonst glaubwürdigen Quelle zahlreiche 


Schächte im Donezgebiet versoffen, viele von ihnen endgültig ver- 
loren sind. Die Elektrisierung des Bahnabschnittes Perm—Goro- 
blagodatskaja soll „eine gute Verbindung zwischen den Uraler 
metallurgischen Werken und Perm“ schaffen. Von 81 metallur- 
gischen Werken des Urals liegen ganze drei an dieser etwa 300 km 
langen Bahnlinie; die übrigen 78 haben ebenfalls mehr oder weniger 
gute, meistens oder ausschließlich eingleisige Bahnverbindungen, 
die jedoch alle infolge der schwachen Produktion bei weitem nicht 
gut genug ausgenützt werden. Was schließlich die angebliche Elek- 
trisierung der Murmanbahn, die „gewiß bald“ erfolgen wird, betrifft, 
so sollte Gurewitsch zuerst verraten, welche Waren und wohin mit 
dieser Bahn transportiert werden. 

Bei der Beurteilung der Gesamtfrage kommt es indessen auf 
solche Einzelheiten gar nicht an, denn die schärfste Kritik an dem 
Elektrisierungsplan übt — vielleicht unbewußt — Gurewitsch 
selbst. Aus seinen Angaben über die Kaschirskaja-Zentrale und 
die beiden Torfwerke (bei Petersburg und Moskau) geht nur das 
Eine deutlich hervor, daß man an einigen ausgesuchten Stellen in 
möglichst kurzer Zeit und ohne Rücksicht auf die Wirtschaftlich- 
keit augenfällige Erfolge aufzuweisen sich bemüht, daß man 
dabei infolge der Übereilung kostspielige Fehler macht und daß man 
überall anderswo dem Verfall machtlos und kraftlos gegenüber- 
steht. Tatsächlich liegen die Verhältnisse so, daß von einer „Blek- 
trisierung” überhaupt keine Rede sein kann, weil man vorher das 
instandsetzen müßte, was früher schon dawar; aber selbst diese 
erheblich kleinere Aufgabe stößt auf sehr große finanzielle 
Schwierigkeiten, weil die Industrie fehlt, welche die zu schaffende 
elektrische Energie verwenden und bezahlen könnte. „Es ist auch 
in Berlin schwierig, mehr als ein halbes Dutzend Taschentücher auf 
einmal zu kaufen. Aber hinter der Misere des Kleinhandels steht 
doch noch eine mächtige Produktionsmaschine, die auffüllt und 
ergänzt. Diese Gewißheit fehlt vorläufig in Rußland und Moskau 
vollkommen.,* (Paul Scheffer im „Berliner Tageblatt” vom 
31. X. 1922.) Können unter solchen Umständen Elektrisierungs- 
pläne, deren vorläufige Verwirklichung in beschränktem Umfange 
jährlich Hunderte von Milliarden Pprm erfordern würde, ernst ge- 
nommen werden? 

Dann enthält Gurewitsch’” Aufsatz folzende eigenartige Stelle: 
„Der genannte Verfasser sieht die Zukunft Rußlands durch eine zu 
schwarze Brille. Weite Teile des Landes”, schreibt er, „sind un- 
fruchtbar, der Sommer kurz, der Winter streng, das Klima trocken, 
die Wälder verfaulen, die Beamten stehlen, die Menschen sind müßig, 
versehwenderisch, können zu 80 % weder lesen noch schreiben. Wo 
ist da an Elektrisierung zu denken? Das ist natürlich eine etwas 
kurzsichtige Schilderung.“ Das ist keine kurzsichtige, sondern eine 
unrichtige Schilderung, denn sie steht nirgends in meinem Aufsatz. 
Nachdem aber so der Versuch gemacht wurde, meine Arbeit durch 
willkürliches Durcheinanderwerfen von Ursachen und Wirkungen, 
von Vergangenheit und Zukunft, von Wahrheit und Dichtung ins 
Lächerliche zu ziehen, wartet man vergeblich auf die sachliche Dar- 
legung des anderen Standpunktes. Gurewitsch gibt zu, daß Ruß- 
lands Passiven „groß, sogar sehr groß” sind, behauptet aber, daß 
diesen Passiven noch größere „Aktiven“ gegenüberstehen. Und 
welche sind diese Aktiven? „Auf die Aufzählung der 
Aktiven kann ich mich hier jedoch nicht, ein- 
lassen.“ Das ist eine neue Methode der Erörterung, die sich 
hoffentlich nicht einbürgert. Er weist nur auf das Interesse des 
Auslandes hin und führt einige Zahlen aus der russischen Var- 
kriegszeit an, welche beweisen, daß Rußland vor dem Krieg elek- 
trische und sonstige Maschinen eingeführt hat, eine Tatsache, deren 
Mitteilung in der „ETZ“ gewiß nicht wie die Offenbarung eines 
Geheimnisses wirken wird. 

In der „Russischen Frage” ist das wachsende Vertrauen des 
Auslandes die erfreulichste Erscheinung; es ist zu hoffen, daß die 
schöpferische Intelligenz der russischen Techniker sowie Kapital- 
kraft und Organisationstalent der ausländischen Unternehmer im- 
stande sein werden, die Entwicklung der russischen Volkswirtschaft 
in gesunde Bahnen zu lenken. Für mich besteht indessen kein 
Zweifel darüber, daß eine jetzt schon in Angriff zu nehmende gene- 
relle Elektrisierung nicht in dieser Richtung liegt, noch viel 
weniger im Mittelpunkte des Wiederaufbaues Rußlands'). 

Dr,M. Klein. 


3) In „Eleetrival World“ (Bd. 80, 1922,8 715) hat sich auch Dr. Ch. P Stein- 
metz mi! dem russischen Elektrisierungsplan beschäftigt, ohne ihn indessen 
einer B-urteilung zu unterz ehen Die genann e Zeitschrift beme-kt aber dazu 
daß die Möglichkeit. das Programm ınnerh«Ib der nächsten zehn Jahre durchzu- 
führen, von der Beihilfe Amerikas abhänge; em ser indessen sehr zweifelhaft 
ob von dessen Kapital ein wesentlicher B» trag (die Gesamtkosten werden auf 
etwa 60 Mill $ geschätzt) erlangt werden könne, t evor die Sowjetrepublik ihre 
Iteale und 'hre Verwaltuns spraxis vollständig geändert habe. Vorläufig scheine 
es sich mehr um ein Herumtapp n (poker) als um Kapitalsanlage zu handeln. 
Ein weiterer Aufsatz ber diesen Gesenstand. der uns einer etwas eingehenderen 
biskussion wert ers heint, wird den Standpunkt der Mitarbeiter an dem Elek- 
trisierungsplan beleuchten. D. 8. 


1438 


Die neue Großfunkstelle „Radio-France“ (St. Assise)!). 


Von R. Hormung, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Telegraphen- 
technischen Reichsamt. 


Übersicht. Die betriebstechnische Einrichtung der neuen fran- 
zösischen Großfunkstelle „Radio-France“, deren Sendeanlage sich in 
St. Assise befindet und als solche z. Z. die größte der Welt ist, wird 
beschrieben und ihre technischen Daten, soweit sie von allgemeinem 
Interesse sind, angegeben. Ein kurzer Vergleich mit anderen Groß- 
funkanlagen wird aufgestellt. 


Am 7. August 1922 hat Frankreich seine neueste Großfunk- 
stelle „Radio France” (St. Assise) durch Austausch funktelegra- 
phischer Begrüßungstelegramme mit New York dem transozeani- 
schen Funkverkehr übergeben, nachdem bereits Anfang Juli des 
Jahres funktelegraphische Reichweitenversuche mit den verschie- 
densten Großfunkstellen der Erde aufgenommen worden waren. Die 
Errichtung dieser Großfunkstelle, bei welcher es sich vor allem 
um den Bau der großen Sendeanlage in St. Assise handelte, ist von 
der „Compagnie Générale de Telegraphie sans Fil” in Paris aus- 
geführt worden, deren Tochtergesellschaft „Radio France” den Be- 
trieb übernommen hat. Die Arbeiten begannen im Januar 1921. 

Entsprechend der Bedeutung von „Radio France“ als Zentral- 
Funkstelle für den französischen Europa- und Überseefunkverkehr 
ist ihr organisatorischer und betriebstechnischer Aufbau ähnlich 
dem z. Z. im Großfunkdienst in Deutschland und Amerika üblichen: 
Sender und Empfangsanlage befinden sich in nicht allzu großer 
Entfernung von der Landeshauptstadt als des Regierungs- und 
Handelszentrums und räumlich soweit voneinander getrennt, daß 
ein gleichzeitiger Sende- und Empfangsbetrieb (Duplexbetrieb) 
durchgeführt werden kann; die Ferntastung der Sendeanlage bzw. 
das Fernhören über die Empfangsanlage finden in der Hauptstadt 
selbst statt (Abb. 1). 


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Abb 1. | Funkbetriebsorganisation. 


Die Sendestelle liegt unmittelbar an der Seine, 40 km östlich 
:von Paris in der Nähe von Melun, nicht weit vom Walde von Fon- 
tainebleau entfernt. Sie besteht, wie aus der Abbildung ersicht- 
lich ist, aus einer Anlage für den Übersee-Verkehr und einer solchen 
für den Europaverkehr. 

Die Sendeanlage für den Übersee-Verkehr be- 
findet sich in einem großen Gebäude, welches zwischen zwei paral- 
lellaufenden Mastreihen liegt und das die Maschinen usw. enthält. 
Jede dieser Mastreihen, welche eine Länge von 3 km besitzen und 
400 m Abstand voneinander haben, enthält 8 Masten von je 250 m 
Höhe; über isolierte Verbindungsleitungen je zweier gegenüber- 
liegender Maste sind die T-förmigen Antennen gespannt und über 
einen 50 m hohen Mast niedergeführt. Die Maschinenanlage für den 
Überseeverkehr besteht aus vier Hochfrequenzmaschinen, von de- 
nen zwei je 500 kW und zwei je 250 kW Antennenenergie erzeugen; 
durch Zusammenschalten dieser vier Maschinen soll eine Gesamt- 
antennenenergie von 1500 kW bei 700 A Antennenstrom zur Wir- 
kung gebracht werden können. Ferner soll die Station in der Lage 
sein, mit den Maschinen zu gleicher Zeit einzeln und zu 2 Paaren 
— je die beiden großen und die beiden kleinen Maschinen gekoppelt 


ı) Die Abbildungen und ein Teil der nachstehenden Angaben sind der. 


Zeitschrift „L’gnde électrique“ vom Januar 1922 entnommen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 48. 


30. November 1922, 


— zu arbeiten, Da jede Maschine mit einer Geschwindigkeit von 
etwa 100 Worten in der Minute senden kann, wäre es demnach bei 
Anspahnung aller Sendegelegenheiten möglich, im Überseeverkehr 
mit dieser Anlage 36000 Wörter stündlich auszusenden. 

Die nahe der Anlage für den Überseeverkehr in einem beson- 
deren Gebäude untergebrachte Sendeanlagefürdeneuro- 
päischen Verkehr weist nur einen einzigen 250 m hohen Mast 
auf, der neben diesem Gebäude steht und die Europa-Antennen 
trägt. Als Kraftquelle für den Europaverkehr dienen 4 Hochfre 
quenzmaschinen, welche je 25 kW-Antennenenergie erzeugen kön- 
nen, so daß gleichzeitig nach vier Richtungen gearbeitet werden 
kann. Die Maschinen sollen zu zweien und mehreren gekoppelt 
werden können, eine Erhöhung der Antennenenergie bis zu 100 kW 
wäre demnach möglich. Außerdem sind noch zwei 5 kW-Röhren- 
sender für den Verkehr auf nahe Entfernungen (z. B. Telephonie 
und Schnellverkehr Paris—London) vorgesehen. 


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Abb. 2. Empfangsanlage in Villecrgsnea. 


Die Empfangsanlage, welche sich in Villecresnes (24 km öst- 
lich Paris) befindet, besteht aus 7 Empfangshäusern mit innen be- 
findlichen Rahmen; die Häuser liegen auf einem etwa 15 ha großen 
Gelände (Abb. 2) je 70 m voneinander entfernt. (Eine ähnliche An- 
ordnung besitzt bereits die Hauptfunkempfangsstelle der deutschen 
Reichstelegraphenverwaltung in Zehlendorf bei Berlin.) Jede der 
Empfangsstellen ist in der Lage, je nach Anforderung der Gegen- 
funkstelle bzw. der Betriebszentrale in Paris auf Hör-, Maschinen- 
oder Schnellempfang zu schalten; für besonders hohe Funkge- 
schwindigkeiten sind Lichtschreiber vorgesehen, welche die an- 
kommenden Wellenzüge photographisch aufnehmen. Für den Fall, 
daß die Fernübertragung der ankommenden Zeichen zur Betriebs- 
zentrale in Paris wegen Leitungsstörung oder aus anderen Ur- 
sachen nicht möglich ist, steht in der Anlage in Villecresnes ein voll- 
aao kar Empfangssaal für die Aufnahme aller Linien betriebs- 

ereit. 

Die Betriebszentrale in Paris ist zunächst noch provisorisch 
untergebracht und soll demnächst in unmittelbare Nähe der Pariser 
Börse in die Rue Montmartre verlegt werden. Von ihr aus können 
alle Sender in St. Assise sowohl automatisch als auch mit der Hand 
getastet werden, ebenso wie Hör-, Maschinen- und Schnellempfang 
— entsprechend den technischen Anordnungen in der Empfangs- 
stelle in Villecresnes — möglich ist. Zwischen der Betriebszentrale 
einerseits sowie der Börse und der Zentralstelle für den öffent- 
lichen Telegraphenverkehr in Paris andererseits besteht unmittel- 
bare Verbindung. Von der Betriebszentrale führen je 2 14-paarige 
Kabel teils unterirdisch, teils in Freileitungen nach St. Assise und 
Villecresnes. Die Anordnung des Sende-Empfangsbetriebes in der 
Betriebszentrale ist gleich der bei den deutschen Funkzentren üb- 
lichen in der Weise getroffen, daß die Sende- und Empfangsbeamten 
je einer Verkehrslinie an einem gemeinsamen Tisch zusammen ar- 
beiten und hierdurch Rückfragen ohne Verzögerung erledigt werden 
können. Auch die übrige Einrichtung der Zentrale bezüglich tele- 
phonischer Aufnahme, Weiterleitung, Verfolgung und Kontrolle 
der Telegramme entspricht der heute allgemein gebräuchlichen. 

Man setzt in Frankreich auf die Zukunft dieser Großfunkstelle, 
welche — wenigstens nach den vorgesehenen Leistungen — die 
stärkste Funkanlage nicht nur Frankreichs und Europas, sondern 
der ganzen Welt für die nächste Zeit sein wird, außerordentliche 
Hoffnungen. An außereuropäischem Verkehr ist z. Z. bereits ein 
ständiger Duplexverkehr mit Nordamerika (New York) aufgenom- 
men (Verkehrswelle etwa 15 km), weiter geplant ein solcher mit 
Südamerika, Südafrika, Indien und dem Fernen Osten (hier vor 
allem Saigon). Als Vergleich möge dienen, daß die Sendeanlage 
in St. Assise die vierfache Stärke der jetzigen Sendeanlage in 
Lafayette und die 35fache der Anlage des Eiffelturms hat. 

Wie sich „Radio-France” im Fernverkehr im Vergleich mit an- 
deren europäischen Stationen (z. B. Nauen, Carnarvon, Leafield) 
bewähren wird, muß abgewartet werden, da bekanntlich bei Sende- 
anlagen die Frage der absoluten Weellenkonstanz und des Ausschal- 
tens von Oberschwingungen, die neben dem eigentlichen Senderton 
auftreten, sowie bei Empfangsanlagen diejenige der Beseitigung 
örtlich unbequemer atmosphärischer und anderer Störzentren eine 
außerordentliche und für die Unternehmerin nicht immer erfreu- 
liche Rolle spielt. Das Auftreten und die Leistungen dieses neuen 
Wettbewerbers auf dem Plane des internationalen Großfunk- 
dienstes werden aber jedenfalls sowohl dem Funkbetrieb als auch 
der Technik manches Wissenswerte bringen. 


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30. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


1439 


RUNDSCHAU. 


Verkehr und Transport. 


Selbsttätige Unterwerke für Bahnen!) — Die Columbus, Dela- 
ware und Marion-Elektrizitätsgesellschaft hat kürzlich drei selbst- 
tätige Umformer in Betrieb genommen für die Stromversorgung 
ihrer Überlandbahnen zwischen den drei genannten Städten. Die 
selbsttätigen Unterwerke arbeiten zusammen mit handbedienten 
Umformerwerken im Kraftwerk Scioto und in Marion. Das Kraft- 
werk Scioto, etwa 13 km südlich von Marion, erzeugt Drehstrom von 
15200 V bei 60 Per. Die gesamte Strecke ist etwa 80 km lang mit 
Steigungen bis zu 38%. Es verkehren halbstündlich Züge in bei- 
den Richtungen, jeder zweite Zug in jeder Richtung ist ein Schnell- 
zug, der die Strecke in 1 h 55 min zurücklegt, während die Lokal- 
züge 2 h 25 min brauchen. Von den angegebenen Fahrzeiten ent- 
fällt % h auf die Fahrt über eine Streckenlänge von 3,5 km in der 
Stadt Columbus. Die selbsttätigen Unterwerke liegen unmittelbar 
an der Überlandstrecke, u. zw. an Haltepunkten, so daß sie baulich 
mit den Warteräumen vereinigt werden konnten. Der Grundriß 
einer Station ist in Abb. 1 gegeben. Bemerkenswert ist, daß der 
Warteraum im Winter durch die warme Luft aus dem Maschinen- 
raum geheizt wird. Zu diesem Zweck ist in der Wand zwischen 
beiden Räumen am Fußboden eine Öffnung von 0,6 X 1,2 m ange- 
bracht, durch die die Luft aus dem Warteraum in den Maschinen- 
raum eintritt. Durch eine gleich große Öffnung im oberen Teil der 
Wand gelangt die erwärmte Luft aus dem Maschinenraum in den 
Warteraum. Für die Lüftung des Maschinenraums im Sommer 
sind inder Rückwand Öffnungen vorgesehen, die durch innen ange- 
brachte Schieber verschlossen werden können. 


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Platform fd. 


Transformatoren 


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Abb. 1. Grundriß eines selbsttätigen Unterwerks. 


‚Die elektrische Ausrüstung ist in allen drei Unterwerken die 
gleiche und besteht aus einem listenmäßigen Westinghouse-500 kW- 
Einankerumformer für 600 V Gleichstrom und einer dreifeldrigen 
selbsttätigen Schalttafel mit allen Schalt- und Meßapparaten. Der 
Blitzableiter für die Gleichstromseite ist auf einen Wandarm neben 
der Schalttafel montiert. Die gesamte Hochspannungsausrüstung 
ist im Freien angeordnet, um die Feuersicherheit der Anlage zu 
erhöhen und die Gebäudekosten zu vermindern. Die Transforma- 
toren stehen auf einer Plattform (s, Abb. 1, rechts), die durch eine 
Verlängerung des Fußbodens des Umformerwerks gebildet wird. 

ie können von einem Plattformwagen aus mit dem fahrbaren Kran 
der Bahngesellschaft unmittelbar in Stelying gebracht werden, 
ebenso das schmiedeeiserne Schalterhäuschen. Letzteres enthält 
den Ölschalter und die Stromwandler. Die Vorder- und Rückwand 
des Häuschens kann leicht entfernt werden, um das Innere zur Be- 
sichtigung frei zu machen. Der Spannungswandler für den Dreh- 
stromzähler ist neben dem Schalterhäuschen im Freien aufgestellt. 
Der Stationstransformator ist an einem der Hochspannungsmaste 
aufgehängt, zwischen denen auch die Trennschalter und Drossel- 
spulen eingebaut sind. Die elektrolytischen Blitzableiter, die 
wöchentlich einmal aufgeladen werden müssen, stehen auf dem Dach 
des Umformerwerks. Die Freiluftanlage ist mit einem hohen Draht- 
schutzgitter umgeben. Erwähnenswert sind noch 2 Signaleinrich- 
tungen: Eine blaue Lampe an einem besonderen Mast, die ein Fahr- 
gast vom Warteraum aus durch einen Druckknopf einschalten 
kann, um dem Führer des Lokalzuges das Zeichen zum Halten zu 
geben, ferner eine kleine Lampe über dem Fenster des Umformer- 
raumes, an der der Wagenführer erkennen kann, ob der Umformer 
angelaufen ist. Beim Versagen benachrichtigt er vom Warteraum 
aus telephonisch die Betriebsleitung. Die Umformerwerke haben 
sehr befriedigende Betriebsergebnisse gezeigt, indem sie einen 
mittleren Gesamtwirkungsgrad von ungefähr 85 % ergaben. Eine 
genaue Untersuchung der Unterwerke findet wöchentlich einmal 
statt, während der die Elektrolytblitzableiter geladen werden. 


Gihe. 
Beleuchtung und Heizung. 


Verkehrsregelung durch farbige Lichtsignale. — Nachdem sich 
auf mehreren Eisenbahnstrecken gezeigt hat, daß farbige Licht- 
signale auch bei Tage vor den sonst allgemein üblichen Semaphoren 
mancherlei Vorteile besitzen, ist man jetzt dazu übergegangen, 


1) Nach Electr. Railway Journ. Bd. 60, 1922, S. 153. 


durch Lichtsignale auch den Straßen- und Landstraßenverkehr zu 
regeln. Die 5. Avenue in New York weist z. Z. an fünf Straßen- 
kreuzungen Lichtsignaltürme auf. Es werden drei Farben benutzt. 
Bei Gelb ist der Verkehr für die Avenue frei, bei Rot haben sowohl 
die Wagen der Avenue wie die der Querstraßen zu halten, bei Grün 
ist für die Querstraßen freie Fahrt. Die Signaltürme stehen in tele- 
phonischer Verbindung. Der mittelste hat die Leitung über die 
anderen. Die Einrichtung hat sich gut bewährt, wie aus einer Ab- 
nahme der Unfälle ersichtlich ist. Auf Landstraßen kommt eine 
Verkehrsregelung nur bei Eisenbahnkreuzungen in Frage. Hier 
gibt es nur eine Farbe, und zwar die rote, welche für den Land- 
straßenverkehr ein Halt bedeutet, weil ein Zug sich nähert. Als 
Lichtquelle dient gewöhnlich eine Gasfüllungslampe von 36 W und 
30 V, deren Licht durch Fresnel-Linsen derartig konzentriert wird, 
daß das Signal selbst an hellen Sonnentagen in einer Entfernung 
von 600 bis 750 m erkennbar ist. Der helle Himmel wird hinter dem 
Signal durch eine genügend große dunkle Scheibe abgeblendet. 
Der Wert dieser „Verkehrstürme liegt in der Ordnung des 
Quer- und Durchgangsverkehrs ganzer Straßenzüge, wie sie in der 
5. Avenuein New York ihr Schulbeispiel findet. An einzelnen Punk- 
ten und Plätzen, z. B. dem Potsdamer Platz in Berlin, wird damit 
kein Vorteil gegen das jetzt daselbst eingeführte Verfahren erreicht. 
(J. Harriss, J. O’Brien, S. Taylor und E. Warner, „Trans. Ill. Eng. 
Soc,”, Bd. 17, 1922, S. 245.) Re. 


Bliendlaternen und Batterien. — Die erste Herstellung von 
Handlaternen stammt aus dem Jahre 1898. Als Stromquelle dienten 
zuerst zwei bis drei Klingelelemente. Bis 1907 war die Nachfrage 
nach derartigen Laternen sehr gering. Der Stromverbrauch der 
Kohlefadenlampen war zu groß und die Leistungsfähigkeit der 
bald an die Stelle der Klingelelemente tretenden Trockenelemente 
zu gering. Gleichzeitig mit der Einführung der Wolframlampe ge- 
lang es, Trockenbatterien von fünfmal höherer Leistungsfähigkeit 
herzustellen. Seit dieser Zeit zeigen die Laternen eine ständig 
wachsende Verbreitung. 

Man unterscheidet drei Teile: Die Glühlampe, die Batterie und 
die Hille. Die gebräuchlichste Form der Lampe ist heute die 
Spiraldrahtlampe von etwa 30 Windungen in U-Form angeordnet; 
Spannung 3,8 V, 0,3 A; Lebensdauer 24 h. Die Trockenbat- 
terie besteht aus einem Zinkgefäß als der einen Elektrode. In 
ihm befindet sich als Gegenelektrode ein Kohlestab, auf welchem 
eine Mischung von Mangandioxyd und Graphit aufgetragen ist, die 
ihrerseits von Baumwollgaze umhüllt ist. Die Elektrolytpaste be- 
steht aus Ammoniumchlorid und Zinkchlorid mit Mehl und Wasser 
vermischt. Die Prüfung der Batterie findet in der Weise statt, daß 
man die einzelne Zelle durch einen Widerstand von 2,75 D schließt. 
Dann beträgt ihre Lebensdauer, d. h. die Zeit bis zur Spannungs- 
abnahme auf 0,5 V, 550 min. Nach einigen Stunden Erholung bei 
offenem Stromkreis ergibt sich noch eine Zusatzlebensdauer von 
250 min. Der Spannungsverlust bei offenem Stromkreis durch 
Selbstentladung beträgt 35 % in 12 Monaten. 

Es werden 4 Arten von gebräuchlichen Laternen unterschieden: 


Die Handlampe mit einem Beleuchtungsradius von 7 bis 10 m. 
Die Handlaterne. 

Die Taschenlampe für Beleuchtung in ganz kurzen Entfer- 
nungen. 

Die Scheinwerferlampe mit Parabolreflektor zur Beleuchtung 
«in Entfernungen von 100 bis 300 m bei annähernd parallelem 
Strahlenbündel. \ 


Die Verwendung von Linsen bei diesen Laternen ist zwecklos 
und wäre nur in Verbindung mit sphärischen Reflektoren sinngemäß, 
um die Parallelität der Strahlenbündel noch zu vervollkommnen. 
Die Brennweite dieser Linsen müßte dann aber eine Länge haben, 
welche ihre Verwendung bei Blendlaternen unmöglich machen 
würde. Auch die Reflektoren sind selten ganz auszunutzen, da eich 
die Glühlampe meist nicht in ihrer Achse verschieben läßt. Als 
bester Parabolreflektor wird ein solcher von 32 mm Tiefe empfoh- 
len, welcher eine Streuung von nur 6° liefert. Mit diesem Reflektor 
und der oben erwähnten normalen Lampentype wurden in dunkler 
Nacht folgende Beobachtungen gemacht: in 20 m Entfernung war 
eine Hausnummer von 9 cm Höhe gut lesbar; in 90 m Entfernung 
war ein Mensch sowohl gegen einen hellen wie einen dunklen Hinter- 
grund erkennbar; in 200 m Entfernung waren Fenster, Gesimse usw. 
an einer Hauswand erkennbar. Schließlich ist noch erwähnenswert, 
daß die Handlampe auch zu Projektionszwecken Verwendung ge- 
funden hat. Eine Lampe von 3,8 V 03 A ergab im dunklen Zimmer 
ein genügend helles Projektionsbild von 1,2 X 12 m. Die Jahres- 
produktion in den Vereinigten Staaten betrug zuletzt etwa 5 Mill. 
Laternen und 25 Mill. Batterien. (E.H.Mathews, „Trans. Illum. 
Eng. Soc.“ 17, 1922, S. 135.) Re. 


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Elektrische Antriebe. 


Spannrollen. — Beim elektrischen Einzelantrieb sowohl als 
auch beim Gruppenantrieb von Arbeitsmaschinen ist häufig ein 
möglichst geringer Achsenabstand erwünscht. Das dieser Forde- 


1440 


rung am besten entsprechende Stirnradgetriebe hat für diesen 
Zweck aber nur sehr geringe Verbreitung gefunden, teils wegen des 
von ihm verursachten Geräusches, hauptsächlich aber wegen der 
Gefahren, welche durch zeitweise Überlastungen hervorgerufen 
werden können. Dadurch, daß man eines der beiden Räder aus Roh- 
haut anfertigt oder aber durch Öl laufen läßt, kann man allerdings 
das Geräusch in ziemlich einfacher Weise vermindern.. Um die 
durch Überlastung bedingten Schwierigkeiten nennenswert zu ver- 
ringern, ist aber der Einbau einer ziemlich kostspieligen Rutsch- 
kupplung in dem größeren der beiden Räder erforderlich. In ein- 
facherer Weise läßt sieh der Zweck durch ein neues Getriebe er- 
reichen, welches man als umgekehrten Lenix-Spannrollentrieb be- 
zeichnen könnte, Es ist dies der sogenannte Adko-Spann- 
rollentrieb. Die beiden Riemenscheiben haben hierbei ver- 
schiedene Drehrichtung, und ihr Abstand ist nur wenig größer 
als die Dicke des Riemens. Abgesehen von dem dadurch erreichten 


denkbar geringsten Achsenabstand besitzt dieser Trieb im Ver- 
gleich mit den bisher fast ausschließlich angewendeten Spann- 
rollentrieben den weiteren Vorteil, daß die Rolle das schlaffe Trum 
bei sehr geringem Durchmesser der Motorscheibe nicht so leicht 
gegen das ziehende Trum drücken kann und deshalb ein Kürzen 


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Abb 2. Spannrolle. 


des Riemens erforderlich wird. Abb. 2 stellt den Antrieb einer 
Vorgelegewelle mittels des neuen Getriebes dar, und zwar in ein- 
gerücktem Zustande. Es ist dabei eine vollständige Entspannung 
des Riemens und somit ein Stillstellen der Vorgelegewelle bei weiter- 
laufendem Motor möglich, deshalb kann man diesen auch vollständig 
unbelastet anlaufen lassen und nachdem er die richtige Drehzahl 
erreicht hat, die Vorgelegewelle allmählich in Gang setzen, Durch 
entsprechende Belastung des Gewichtshebels kann man erreichen, 
daß der Riemen rutscht, bevor eine schädliche Überlastung nn 


Werkstatt und Baustoffe. 


Der Hydraulograph, ein neuer Druckanzeiger für Pressen. — 
Schon eine geringe Ungenauigkeit beim Abdrehen eines Achs- 
stummels oder beim Ausbohren einer Radnabe, kann die Ursache für 
einen losen Sitz des Rades auf der Achse sein. Die Messung des End- 
druckes beim Aufpressen des Rades auf die Achse gibt keine Gewähr 
dafür, daß zwischen Rad und Achse auf der ganzen Berührungsfläche 
ein genügender Druck besteht, um zu verhüten, daß das Rad bei 
einem außerordentlichen Anlaß lose wird. Um diese Ungewißheit 
über die Größe des Berührungsdruckes während der ganzen Dauer 
des Aufpressens zu beseitigen, ist kürzlich in den Werkstätten der 
Northern Ohio Traction & Light Company in Akron, Ohio, eine von 
der American Steam Gage & Valve Manufacturing Company in 
Boston hergestellte, dem Dampfmaschinenindikator ähnelnde Druck- 
aufzeichnungsvorrichtung, Hydraulograph genannt, an einer Räder- 
presse angebracht und in Betrieb genommen worden. Die Vorrich- 
tung ist an die zum Preßstempel der Räderpresse führende Druck- 
leitung angeschlossen, sie besteht aus einem unter Federwirkung 
stehenden, in einem senkrechten Zylinder geführten Kolben, dessen 
oberes Kolbenstangenende mittels geeigneter Hebelübersetzung mit 
einer Schreibvorrichtung verbunden ist. Diese letztere, zusammen 
mit dem von einer Rolle ablaufenden, auf eine zweite Rolle sich auf- 
wickelnden Schreibpapier, ist in einem geschlossenen, mit einer 
Schauöffnung versehenen Kasten untergebracht, in dem sich noch 
eine Sperrvorrichtung befindet, die den Papierstreifen nur so lange 
bewegt, solange der Preßstempel selbst in Bewegung ist. Der Vor- 
schub des Papiers erfolgt stets nur um einen bestimmten Bruchteil 
der Preßstempelbewegung. Das Ergebnis der gleichzeitigen Be- 
wegung des Schreibstiftes und des Papiers ist eine Drucklinie, Jie 
in jedem Augenblick den jeweils auf das Rad ausgeübten Druck mit 
Bezug auf dasjenige Maß anzeigt, um welches das Rad in dem be- 
treffenden Zeitpunkte auf den Achsstumpf aufgeschoben war. 

Sofern nun entweder der Achsstumpf oder die Nabenbohrung 
eine, wenn auch nur ganz geringe Verjüngung aufweist, ist der 
Druck zwischen den beiden Berührungsflächen während des Auf- 
pressens nicht gleichmäßig. Dann aber sitzt auch das fertig auige- 
zogene Rad nicht an allen Stellen mit dem gleichen Berührungsdruck 
auf, und der Sitz des Rades wird unsicher, da ein Schlag statt eines 


Elektrotechnische Zeitschrift., 1922. Heft 48. 


\ 


30. November 1922. 


andauernden seitlichen Druckes imstande ist, das Rad zu lösen. Die 
Wirkung einer solchen Verjüngung zeigt der Hydraulograph mit, 
Sicherheit an. In den Diagramm (Abb. 3), das den Aufzeichnungen 
eines solchen Druckanzeigers entnommen ist, zeigt die Linie A die 
Drucklinie, die entsteht, wenn Rad oder Achse eine Verjüngung 
haben, so daß ein gleichmäßiges Ansteigen des Preßdruckes nicht 
möglich ist. Die Linie B stammt von einem Radsatz, dessen Rad zu 
lose war, so daß der Enddruck überhaupt erst eintrat, als das Rad an 
die Schulter des Achsstumpfes stieß. Ein solcher Satz dürfte über- 
haupt nicht in Betrieb genommen werden. Die Linie C zeigt einen 
ähnlichen Fall. Hier besaßen zwar Rad und Achse die gleichen in 
Betracht kommenden Durchmesser doch sitzt das Rad nicht fest ge- 
nug, der Berührungsdruck ist nicht groß genug, 


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Abb 8. Druckschaulinivı. Jes Hydraulographen. = 


Ai 


Der Vorteil der neuen Anzeigevorrichtung besteht mithin darin, 
daß cr ungenaue Arbeit schonungslos aufdeckt, die Arbeiter also zu 
sorgfältigem Arbeiten erzieht. Die Arbeiter erkennen, daß, wenn 
eine Verjüngung von mehr als 0,008 mm auf 100 mm der Achsstumpf- 
länge vorhanden ist, der Sitz des Rades nicht mehr sicher ist. 
Saubere, genaue Arbeit zeigt sich in einer ständig bis zum Höchst- 
druck ansteigenden, fast geraden Linie, wie sie aus den übrigen 
Schaubildern — mit Ausnahme des vorletzten — des Diagramms, 
ersichtlich ist. Über jeder Schaulinie wird zweckmäßig die Nummer : 
des Wagens und des Rades, das Datum und der Name des Arbeiters 
eingetragen, so daß später, z. B. gelegentlich der Untersuchung eines 
Unfalls, leicht alle Einzelheiten der Aufpreßarbeit wieder fest- 
nn werden können. (,„Electr. Railw. Journ.“, Bd. 60, 1922 


Verschiedenes. 


Gemeinschaft ehemaliger Studierender der Technischen Hoch- : 
schule Karlsruhe. — Aus Kreisen ehemaliger Studierender der badi- 
schen Technischen Hochschule ist der Plan hervorgegangen, zur 
Aufbringung von Mitteln für die Studentenhilfe (Akademischer 
Mittagstisch usw.) und zur Unterstützung von wissenschaftlichen 
Unternehmungen eine Gemeinschaft ehemaliger Studierender der 
Technischen Hochschule Karlsruhe ins Leben zu rufen. In einem 
vorläufigen Aufruf zum Beitritt zu der in Bildung: begriffenen Or- 
ganisation wird es als Ehrenpflicht jedes ehemaligen Studierenden 
der Karlsruher Hochschule bezeichnet, der Gemeinschaft sich an- 
zuschließen. Nähere Auskunft erteilt das Sekretariat der Tech- 
nischen Hochschule Karlsruhe. 


Industrie und Handel. 


Glühlampen. — Wie der „Anzeiger f. Elektrotechn. u. Ma- 
schinenb.“!) nach einem Aufsatz F.L,Hartmanns im „Handels 
museum” mitteilt ‚leidet die Glühlampenindustrie Österreichs 
unter den Valutaschwgnkungen, den Arbeitsverhältnissen und be 
sonders auch unter der Zollpolitik der Siegerstaaten. Rohmaterial 
aus dem Ausland zu beschaffen, erschwert überdies die fortschrei- 
tende Entwertung der Krone. Eine auf Grund des Verbrauchs der 
städtischen Elektrizitätswerke in Wien aufgestellte Rechnung er- 
gibt bei einer Jahreserzeugung von 27 Mill. Glühlampen nur etwa 
ein Viertel des Gesamtumsatzes für das Inland, von dem die Tochter- 
gesellschaften deutscher und ungarischer Firmen aber ein Fünftel 
liefern, so daß man für den Inlandbedarf etwa ein Fünftel der hei- 
mischen Produktion annehmen kann. Den Export des Restes er- 
schweren nun die fremdländischen Schutzzölle, die den Wert der 
Lampe bedeutend übersteigen bzw. sich gegenüber dem Verkaufs 
preis so hoch stellen, daß der erübrigte Betrag nicht einmal die 
Kosten des Rohmaterials deckt. Die Ausfuhr nach Spanien ist voll- 
ständig unterbunden, denn der Verkaufspreis einer Lampe von 
110 V, 10 bis 50 HK, beträgt: 1,22 Pes, der Zollsatz aber z. Z. 3,8 
Pes/kg, so daß die Unkosten an Zoll, Fracht‘ und Verpackung 
(0,12 Pes) bei einem Gewicht von 36 g je Lampe zusammen 1,08 Pe 
ausmachen und zur Deckung der Herstellungskosten nur als Bruch- 
teil dieser 0,14 Pes oder rd 1500 K verbleiben. Auch in Frankreich 
muß Österreich viermal so hohe Zölle bezahlen als z. B. die Schweia 
und Holland, welch letzteres im ersten Halbjahr 1921 rd 260 t Metall- 
fadenlampen im Wert von 2,4 Mill. Gld nach Frankreich einführen 
konnte. Gleichwohl war die österreichische Glühlampenindustrie 
bemüht, den Inlandpreis um rd 40 % unter den Gestehungskosten 
zu halten; den Verlust will sie durch Export ausgleichen, was aber 
erst möglich sein wird, wenn die Zollschranken abgebaut sind und 
intensivere Arbeit die Erzeugungskosten verringert hat. 

Die Einfuhr der Schweiz an Glühlampen mit Fassung be 
trug nach einer Mitteilung der Einkaufsabteilung des V.S.E. 1%1 f 
97 400 kg im Wert von 2,277 Mill. Fr und im ersten Halbjahr 192 


1) Wien, Bd. 40, 1922, S. 2338. 


j] 
30. November 1922. 


wir in „Electrical Review” lesen, folgende Preise an, die kürzlich 
der Stadtverwaltung von Johannesburg angeboten worden 
44000 kg im Wert von 0,967 Mill. Fr. Da die Importbeschränkungen 
nur gegenüber den beiden valutaschwachen Ländern Deutschland 
und Österreich angewandt werden, kommt die in 1922 festgestellte 
Einfuhr von Glühlampen in vermehrtem Maße aus dem valutastarken 
Holland, u. zw. mit 133 dz im Wert von 0,306 Mill. Fr, was nach An- 
sicht der Einkaufsabteilung beweist, daß die schweizerischen Fabri- 
ken zu lange mit dem Abbau ihrer Preise gewartet haben. 


Aus Italien berichtet „Electrical Review“, daß im vorigen 
Jahr eine spanische Firma in den Werken der S. A. l’Incandescence 
par le Gaz Auer zu Mailand eine Glühlampenfabrik eingerichtet und 
die genannte Gesellschaft zum Verkauf der Erzeugnisse in Italien 
berechtigt habe. Infolge Fehlens von Einfuhrzöllen sei letztere 
: aber einer starken deutschen und österreichischen Konkurrenz aus- 
: gesetzt, die die Verkaufspreise von Glühlampen in Italien auf ein 
' Niveau herabgedrückt hätte, das keinen Verdienst mehr lasse. Man 
sei der Hoffnung gewesen, daß Einfuhrzölle verfügt würden, doch 
wäre in dieser Beziehung bisher nichts getan worden. 

Als Charakteristik der ungeregelten Verhältnisse auf dem 
Glühlampenmarkt führt das „South African Mining Journal”, wie 
sind, u. zw, je 1 Dutzend Lampen: 


210/60 V 
Angop oron 24/60 „ | 210720 V | Ursprungsland 
s d 8 d 
Gilbert & Co., Ltd. . . ...113 6 14 6 England 
British Agencies, Ltd. . . . 14 0 14 0 Schweiz 
S. A. General Elec. Co. . . | 11 O 11 0 V.S. Amerika 
Niven & Mitchell. . . . . 12 2 12 2 Oesterreich 
C. Kleudgen. Ltd. . . . . 12 0 12 0 Deutschland 
Saaler & Franks, Ltd. . . . 16 6 16 6 England 
Griffin Eng. Co., Ltd. . . . |13 2 14 2 England 
a = a .. . 12 0 12 0 Deutschland 
Siemens Bros. & Co., Ltd. . | 12 6 12 6 England 
Reunert & Lenz, Ltd. . . . | 14 9 14 9 Holland 
Rice, Wilson & Herd . . . 11 0 11 0 England 
Bartle & Co. . 2. 2 2.0. 76 70 Oesterreich 
Metro- Vickers Elec. Co., Ltd. | 11 5!/⁄ | 11 5!'⁄2| England 
B. G. E. Co, Ltd . ...7]120 12 0 England 
Hubert Davies & Co., Ltd. . | 12 4 12 4 Holland 


Der niedrigste Preis von 7 s 6 d bzw. 7 s bezieht sich auf öster- 
reichische Fabrikate, und das niedrigste englische Angebot von 
ll 8 entspricht der einzigen amerikanischen Offerte (General 
Electric Co.). 

Nach dem Bericht des Lampenkomitees der amerika- 
nischen National Electric Light Association, 
über den G. F. Morrison in der „General Electric Review“?) 
referiert, ist der Absatz von Wolframlampen seit 1908 mit Ausnahme 
des Jahres 1914, wo er sich nicht veränderte, und von 1919, wo er 
etwas abgenommen hat, bis Ende 1920 ständig gestiegen, u. zw. auf 
etwa 210 Mill. Stück; 1921 folgte ein Abfall der Kurve. Demgegen- 
über bat sich der Verkauf von Kohlefadenlampen (einschl. der mit 
metallisiertem Faden), der bis Ende 1911 jährlich nahezu 60 Mill. 
Stück ausmachte, von da an dauernd verringert; er betrug 1921 nur 
noch 3,5 % der Gesamtsumme. Ähnlich ist der Verlauf des Gesamt- 
energieverbrauchs der abgesetzt:n Lampen, der bei Wolframlampen 
Ende 1920 etwas mehr als 11 Mill. kW gegen etwa 3 Mill, kW in 1908 
betrug. Damals entsprach dieser Betrag auch ungefähr dem der 
Kohlefadenlampen, deren Gesamtenergieverbrauch Ende 1921 aber 
auf etwa 0,3 Mill. kW gesunken ist, Im Durchschnitt hat er sich je 
Lampe von 53 auf etwa 55 W gesteigert, u. zw. infolge der wachsen- 
den Anwendung gasgefüllter Wolframlampen, von denen 1921 un- 
gefähr eın Fünftel aller Lampen verkauft worden eind. Die Nach- 
frage in bezug auf die Spannung zeigt für 1921 folgende Übersicht: 


Spannung»k asse | Nachfrage in “/e 


110-V- 23.5008 8 un 85,8 
DIE, 2 ee 4,3 
30 und 60 V ..... g 4,7 
Straßenbahnlampen .... 2,6 
Straßenbeleuchtung 1,9 
Verschiedene Lampen 0,7 


Der Bedarf an Vakuumlampen betrug bei 40 W rd 20%, bei 
2 W rd 18 %, bei 50 W rd 15 % und bei 60 W rd 13%. Es folgen 
dann die gasgefüllten Lampen von 75 und 100 W mit je etwas über 
0, in welchem Umfange auch die Lampen für Lichtfeklame usw. 
gefragt waren. Rücksichtlich der Lampenzahl decken die Vakuum- 
typen 79 %, die gasgefüllten Sorten 21 % der Nachfrage. Hinsicht- 
lich des Listenpreises wird mitgeteilt, daß er durchschnittlich für 
die Mazda-Lampe heute niedriger ist als 1914. Er stellte sich vor 
em Kriege auf etwas über 1,50 $ und hat nach einer beträchtlichen 
erringerung in 1915, die bis Ende 1917 vorhielt, und einer Steige- 
rung in den letzten beiden Jahren 1922 wieder 1,50 $ erreicht. Die 


= 


®%) Bd. 25, 1922, S. 588. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 48. 


144 1 


GeneralElectricCo. verkaufte nach „Electrical World“ von 
dieser Type 1921 allein für etwa 62 Mill, $. Der Gesamtabsatz von 
Glühlampen (ohne kleinste Lampen) in Amerika wird wertlich auf 
93 Mill. $ beziffert, von denen allein 92 Mill. $ auf Metalldrahtlampen 
entfielen. Die Entwicklung letzterer hat eine außerordentliche Er- 
sparnis an Lichtkosten verursacht. Diese sollen im letzten Jahr 
für das amerikanische Publikum rd 500 Mill. $ betragen haben, wäh- 
rend das durch Kohlefadenlampen erzeugte Lichtaequivalent Aus- 
gaben in Höhe von etwa 2000 Mill. $ verursacht hätte. Übrigens 
stellt sich der Preis der 40 W-Wolframlampe nach „Electrical 
World“ z. Z. auf 35 cts, während er 1907 noch 1,50 $ betrug. Ferner 
wird berichtet, daß die amerikanischen Produzenten von Glühlam- 
pen, die im April bereits eine Verbilligung verschiedener 
Typen um etwa 10% vorgenommen hatten, neuerdings za einer 
solchen geschritten sind, u. zw. besonders der gasgefüllten Lampen 
um durchschnittlich nahezu 20 %. 


Kupfer. — Unter den Kupferproduzenten der Welt stand 
Japan bis vor kurzem an fünfter Stelle. Seine jährliche Gewinnung 
betrug nach „Mining Journal”!) 60000 tons; während der letzten 
zwanzig Jahre hat es durchschnittlich rotes Metall für 2,5 Mill. £ 
jährlich ausgeführt. Die bedeutendsten Bergwerke, im Südwesten 
gelegen, gehören einigen der reichsten Familien des Landes (Jwa- 
saki, Furukawa, Sumitomo, Fujita), und das Kupfergeschäft galt als 
sehr aussichtsreich und lohnend. In den Jahren 1919/1920 wurde 
dann zum erstenmal eine Einfuhr von Kupfer verzeichnet, u. zw. 
im Wert von 26 bzw. 22 Mill. Yen?) ; denn der Verbrauch stieg, wäh- 
rend die Produktion infolge wachsender Erzeugungskosten eine Ein- 
schränkung erfuhr. Im Laufe des nächsten Jahres setzte sich der 
Import zwar fort, aber in viel kleinerem Umfang; sein Wert betrug 
nur 8Mill. Yen, war jedoch noch größer als der des gesamten Kupfer- 
exports. 1922 begann das Geschäft wieder bedeutende Dimensionen 
anzunehmen; schon in den ersten vier Monaten stellte sich die Ein- 
fuhr von Kupferbarren auf nicht weniger als 0,27 Mill. Pikuls?) im 
Wertvon 10,225 Mill. Yen, und zugleich entstand ein gänzlich neuer 
Handel mit Messingabfall, wovon 0,223 Mill, Pikuls im Wert von 
5,5 Mill. Yen eingeführt wurden. Da die Eigentümer der Kupfer- 
bergwerke außerstande zu sein erklärten, Kupfer zu einem 
Preise zu liefern, der mit dem des amerikanischen Imports kon- 
kurrieren könne, sah sich die Regierung veranlaßt, den Zollsatz im 
Interesse einer wichtigen heimischen Industrie von 1,20 auf 
7 Yen/100 Kint) bzw. von 0,45 auf 3,37 amerikan. cts/lb zu erhöhen. 
Der Import wurde dadurch vorübergehend zurückgedrängt, setzte 
aber bald von neuem ein — nach der letzten Statistik hat Japan in 
der Zeit von Juli 1921 bis Juni 1922 rd 44,35 tons fremden Kupfer ge- 
kauft —, weil der monatliche Kupferverbrauch Japans etwa 6000tons 
beträgt, die Produktion hingegen, welche sich im Jahre 1917 noch 
auf durchschnittlich 10 000 tons je Monat belief, bis auf weniger als 
5000 tons zurückgegangen ist. Die Bergwerksbesitzer stehen nun 
vor der Alternative, entweder die Gewinnung wirtschaftlicher zu ge- 
stalten und so der Konkurrenz zu begegnen, oder durch Verringe- 
rung der Ausbeute den Preis, der z. Z. etwa 43 Yen/100 Kin bzw. 
16 cts/lb ausmacht, hochzuhalten. Es gibt, wie „Mining Journal” 
schreibt, in Japan viele Industriezweige, denen durch Lieferung 
billiger Kohle geholfen sein würde; allein die Produktion der Berg- 
werke wurde um 17,5 % vermindert, um die Preise nicht sinken zu 
lassen. Dieselben Erscheinungen finden sich in anderen Indu- 
strien; überall herrscht die Tendenz, die Preise dauernd hinauf- 
zuschrauben und eine natürliche Preisentwicklung zu verhindern. 
Falls dagegen nicht zu rechter Zeit eingeschritten wird, sind ernste 
Schädigungen des japanischen Handels zu erwarten. L 


Kohle. — Aus dem Jahresbericht des Rheinisch-West- 
fälischen Kohlen-Syndikats für 191/22 geht hervor, 
daß die Steinkohlenförderung Deutschlands 1921 ohne das 
Saarrevier bei 136,210 Mill. t (181,347 i. V.) um 3,7 % größer war 
als 1920, in welchem Jahr die Zunahme 12,57% ausmachte. Die 
Einfuhr stellte sich auf 1,370 Mill. t (0,335 i. V.) und damit um rd 
309 % höher als 1920, für das eine Steigerung um fast 584 % ver- 
zeichnet wird. Das ergibt mit zusammen 137,580 Mill. t (131,682 
i. V.) eine um 4,5 % (12,8 i. V.) stärkere Versorgung. Ausgeführt 
wurden 1921 im ganzen (mit Zwangslieferungen) 26,571 Mill. t 
(22,512 i. V.); der Export ist mithin nur um 18 % gewachsen gegen 
fast 163% in 19%. Für den Inlandverbrauch nennt der Bericht 
111,009 Mill. t (109 170 i. V.), was zwar einer Steigerung um 1,68 % 
(093% i. V.) entspricht, aber keineswegs eine Verbesserung der 
Steinkohlenversorgung bedeutet. Als Zwangslieferungen 
hat das Deutsche Reich an Steinkohle (auch Briketts und Koks, 
letztere mit 75 % in Kohle umgerechnet) von September 1919 bis 
März 1922 insgesamt 38,758 Mill. t, an Braunkohlenbriketts jedoch: 
lediglich 1,975 Mill. t, im ganzen also 40,733 Mill. t abgegeben; hier- 
bei sind die Minderanforderungen der Entente an Braunkohlen- 
briketts beachtlich, während deren Ansprüche an hochwertige 
Steinkohlenprodukte zunehmen. Deutschlands Braunkohlen- 
förderung im Jahre 1921 betrug 123,011 Mill. t (111,634 i. V.), die 
Brikettherstellung 28,243 Mill. t (24,282 i, V.), die Einfuhr von 


1) Bd. 139, 1922. S. 853, 871 
23) 1 Yen = 2.09 Gldm. s» 
$ 1 Pikul = 69 kg. 
% 1 Kin = 0,60 kg. 


1442 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


30. November 1922. 


Braunkohle mit Briketts (nur aus der Tschechoslowakei) 2,757 
Mill. t (2,398 i. V.) und die Ausfuhr von Rohkohle 36 429 t (16 426 
i. V.), von Braunkohlenbriketts 0,986 Mill. t (1,442 i. V.). Was die 
Preise betrifft, so kostete Fettförderkohle am 1. IV. 1914 11,25 M, 
Fettstückkohle I 13,50 M und Hochofenkoks I am 1. IV. 1915 
15,50 M/t. Von diesen niedrigsten Werten vor dem Kriege.ist der 
Preis der genannten drei Kohlensorten am 1. X. 1922 auf 5055 M 


bzw. 6679 M bzw. 7405 M/t gestiegen, wobei allerdings zu berück- 
sichtigen ist, daß in letzteren Preisen seit 1. X. 1917 die Kohlen- 
steuer, ferner seit 1. IX. 1918 die Umsatzsteuer und seit 19% Bei- 
träge für Lebensmittel- und Heimstättenbeschaffung enthalten sind. 
Am 1. X. 1922 schloß der Preis der Fettförderkohlen von 5055 Mit 
rd 1401 M Kohlensteuer, rd 98 M Umsatzsteuer und 38 M Beiträge 
für die angeführten Zwecke ein. 


(Eingetragener Verein.) 


Elektrotechnischer Verein. 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Fernspr, Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Fachsitzung 
für Elektromaschinenbau (EVM) am Dienstag, dem 5. Dezember, 
abends 7% Uhr, in der Technischen Hochschule Charlottenburg, 
Hörsaal 301. 
Tagesordnung. 
Vortrag des Herrn Prof. Dr. Kloß über: 
„Sättigungsgrad und Spannungsänddrung in Generatoren.” 


Inhaltsübersicht. 


Vollasterregung eines Drehstrom-Generators in Abhängigkeit 
vom Kurzschlußverhältnis und Form der Leerlaufskennlinie. 
Einfluß der Eisensättigung und der Luftspaltlänge auf die Form 
der Leerlaufskennlinie. — Unterschied zwischen Eisensättigung 
und Sättigungsgrad der Maschine. Bestimmung des Sättigung»- 
grades der Maschine. — Die Entwicklung des Generatorbaues im 
Hinblick auf den Spannungsanstieg: a) Langsamläufer, b) ältere 
Turbogeneratoren (Einfluß des Wickelraumes im Läufer), c) neuere 
Turbogeneratoren (Einfluß des ersten Kurzschlußstoßes). 
Schnellregelung. 


— 


Der Vorsitzende 
des Fachausschusses für Elektromaschinenbau 
Kloß. 


Einladung 


zur Fachsitzung für Installationstechnik (EVI) am Freitag, den 
8. Dezember 1922, abends 7% Uhr, in der Technischen Hochschule, 
Charlottenburg, Hörsaal Nr. 141. 


| : Tagesordnung: 

1. Vortrag des Herrn Ober-Ing. Müller über: „Die 
Verwendungsmöglichkeiten und Betriebs- 
erfahrungen der Quecksilberdampf-Gleich- 
richter in Umformeranlagen,” 

Inhaltsangabe: Kurze Erklärung der Wirkungs- 
weise des Gleichrichters. Entwicklung des Gleichrichterbaues 
in den letzten Jahren und neueste Fortschritte im Glas-Gleich- 
richterbau. Die Anwendungsmöglichkeiten der Gleichrichter 
in Elektrizitätswerken, in der Industrie, zum Laden von Batte- 
rien, Betrieb von Motoren usw. Die Betriebserfahrungen mit 
Gleichrichtern. Der Vortrag wird durch Lichtbilder und prak- 
tische Vorführung mehrerer Gleichrichter verständlich ge- 
gemacht. 

2. Aussprache, 

Der Vorsitzende des Fachausschusses für Installationstechnik. 
Dr. Koebke. | 


Vorträge des Gemeinsamen Fachausschusses des Elektro- 
technischen Vereins und des Außeninstituts der Tech- 
nischen Hochschule. 


Vortragsreihe über „Forschungsergebnisse über Luftelektrizität 
und Gewitter und Anwendung auf die Praxis“. 


Bekanntgabe. 


Wegen dringender Behinderung des Vortragenden müssen die 
beiden angekündigten Vorträge des Herrn Direktor A. Matthias 
über „Anwendung auf die Praxis” verschoben werden, und zwar 
auf den 26. Januar und 2. Februar 1923, abends 6% bis 8 Uhr. 


Der Elektrotechnische Verein E. V. 


Risse, Generalsekretär. 
e 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


. Geschäftsstelle: Berlin W 67, Potsdamer Btr. 68. 
Fernapr.: Amt Kurfürst Nr. 93820 u. 9806. 


- Der Technische Hauptausschuß hat gemäß dem Beschlusse der 
Jahresversammlung 1922 die bis zum 1. August gegen die Regeln 
für elektrische Maschinen und für Transformatoren eingegangenen 
Einwände eingehend geprüft und teilweise berücksichtigt. Die an- 
genommenen Änderungen werden nachstehend bekanntgegeben, 
soweit es sich nicht lediglich um redaktionelle Verbesserungen 
handelt. | 

Sonderdrucke der vollständigen Regeln sind durch die Ge 
schäftsstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker, Ber- 
lin W 57, Potsdamer Straße 68, zu beziehen. 


Regeln für die Bewertung und Prüfung von Maschinen. 
(R.E M. 1923) 


In § 9 sind die nur für Bahngeneratoren gültigen Spannungen von 
650, 850 und 1200 V gestrichen. 


8 17 erhält folgenden Wortlaut: 


Drehzahlverhalten von Motoren. 

Nach der Abhängigkeit der Drehzahl von der Abgabe 
werden unterschieden: 
1.Motoren mit gleichbleibender Drehzahl 

Die Drehzahl ist von der Leistungsabgabe unabhängig (z. B. 
Synchronmotoren), 
2.Motoren mit Nebenschlußverhalten Die 
Drehzahl ändert eich nur wenig mit zunehmender Abgabe 
(z. B. Gleichstrom-, Nebenschluß- und Asynchronmotoren). 
Bei kleineren Motoren kann wegen des inneren Wider- 
standes ein Drehzahlabfall bis zu 20 % erfolgen. 
3.Motoren mit Reihenschlußverhalten. Die 
Drehzahl fällt mit zunehmender Abgabe stark ab (z. B. 
Reihenschlußmotoren, Repulsionsmotoren). 
4.Motoren mit mehreren Drehzahlstufen.Der 
Motor kann mit einigen bestimmten Drehzahlen laufen. In 
der Regel ist jede dieser Drehzahlen annähernd gleichblei- 
bend im Sinne von 2. (z. B. Asynchronmotoren mit Pol- 
umschaltung). 
5.Motoren mit Drehzahlregelung. Die Drehzahl 
kann innerhalb eines bestimmten Bereiches fein eingestellt 
werden. Die eingestellte Drehzahl ist entweder: 
5a) annähernd gleichbleibend im Sinne von 2. (z. B. Gleich- 
strom-Nebenschlußmotoren mit Feldeinstellung) oder 
5b) mit zunehmender Abgabe abfallend im Sinne von 3. 
(z. B. Repulsionsmotoren und Drehstrom-Serienmo- 
toren, beide mit Bürstenverstellung). 
In $ 19d ist anstatt „schlagwettersicher”“ „schlagwettergeschützt’ 
eingesetzt. 
§ 23 erhält folgenden Wortlaut: 

Die folgenden Bestimmungen gelten unter der Annahme, 
daß der Aufstellungsort der Maschine nicht höher als 1000 m 
ü. M. liegt. Soll eine Maschine höher als 1000 m ü. M. betrieben 
werden, so muß dies besonders angegeben werden. 

Bei größeren Meereshöhen ändern sich Isolationsfestigkeit 
und Wärmeabgabe. 

$ 29 erhält folgenden Zusatz: 
Bei Wahl der Motorgrößen müssen außer der Erwärmung 
auch die Größen des Anzugmomentes berücksichtigt werden. 
In der Tafel zu $ 39 ist für Lackisolierung (Lackdraht) die Grenz- 
temperatur auf 95° und die Grenzerwärmung auf 60° herab 
gesetzt. 
$ 51 erhält folgenden neuen Wortlaut: 

Die Sprungwellenprobe dient dazu, festzustellen, daß die 
Windungsisolation gegenüber den im normalen Betriebe auf- 
tretenden Sprungwellen ausreicht. Die Prüfung soll im Fa- 
brikprüffeld an der fertigen Maschine nach Möglichkeit in einer 
Schaltung, die für Synchron- und Asynchronmaschinen nach- 
stehend dargestellt ist, vorgenommen wenden. 


mo ET ji 


u e 


80. November 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


1443 


S 
i G Č pae. 
| H 
£E 


AA iji 


Die zu prüfende Wicklung der Maschine G oder M ist über 
Funkenstrecken F aus massiven Kugeln von mindestens 50 mm 


Durchmesser auf Kabel oder Kondensatoren C geschaltet, 


deren Kapazität folgendermaßen zu bemessen ist: 
Prüfkapazität. 


Nennspannung in 2 er Phase 
in kV mindestens uF 
25 bis 6 0.05 
bis 15 0 02 
über 15 0,01 


Beim Drehstromkabel ist die „Betriebskapazität” (vgl. 
$ 5 der Definition der Eigenschaften gestreckter Leiter, 
„BETZ“ 1909, S. 1115 und 1184. Normalienbuch des VDE 1914, 
S. 386, in der letzten Ausgabe des Normalienbuches nicht mit 
aufgenommen.) gleich der angegebenen Kapazität zu wählen; 
das Kabel hat nach Abschaltung eines Leiters dann auch für die 
Einphasenschaltung die vorgeschriebene Kapazität. 

Der Kugelabstand jeder Funkenstrecke wird für einen 
Überschlag bei 1,1 E (vgl. § 50) eingestellt. Die Maschine ist 
von der Stromquelle Q mit Gleichstrom bei normaler Drehzahl 
bzw. mit Drehstrom bei normaler Frequenz auf etwa das 
13-fache der Nennspannung zu erregen. Die Funkenstrecken 
werden auf beliebige Weise gezündet (etwa durch vorüber- 
gehende Annäherung der Kugeln oder Überbrückung des Luft- 
zwischenraumes) und ein Funkenspiel von 10 s Dauer auf- 
rechterhalten. Die Funkenstrecken sind dabei mit einem Luft- 
strom von etwa 3 m/s Geschwindigkeit anzublasen. 

Durch die Funkenüberschläge werden die Kapazitäten von 
der Wicklungsspannung immer wieder umgeladen, bei jeder 
plötzlichen Umladung zieht eine Sprungwelle in die zu 
prüfende Wicklung ein. 

Es empfiehlt sich, alle Zwischenleitungen möglichst kurz 
zu halten, da bei längeren Leitungen die Beanspruchung der 
Wicklung nicht eindeutig bestimmt ist. 

Mehrphasenmaschinen können auch in der Einphasen- 
schaltung geprüft werden, dabei sind die Phasenklemmen so 
oft zu vertauschen, daß die Wicklung jeder Phase der Sprung- 
wellenprobe ausgesetzt wird. 

$ 67 erhält folgenden Wortlaut: 

Maschinen für Nennspannungen, die in weiteren Grenzen 
als +5 % veränderlich sind, unterliegen nicht den Bestimmun- 
gen der §§ 65 und 66. 

In $ 76 ist unter „8“ die Schleuderdrehzahl für Motoren mit Reihen- 
schlußverhalten auf 1,2 mal der auf dem Schild gestempelten 
Höchstdrehzahl, mindestens aber auf 1,5 mal Nenndrehzahl 
festgesetzt. 

In $80 kommt die unter „4“ vorgesehene Bezeichnung auf dem 
Schilde [R.E.M.1923| in Fortfall. 


In $ 82 wird hinter „Zu 6” hinzugefügt: 
Bei Motoren mit Reihenschlußverhalten ist die höchst- 
zulässige Drehzahl anzugeben. 


In $ 84 kommt das Wort „Reparatur“ in Fortfall. 


Regein für die Bewertung und Prüfung von Transformatoren. 
(R. E. T. 1923.) 


& 2 erhält denselben Wortlaut wie derselbe Paragraph der R. E. M. 
In der Erklärung zu $ 8 ändert sich der sechste Satz wie folgt: 
Diese beiden Schaltungen sind in dieser Beziehung 
gleichwertig. 
$ 18 erhält folgenden Zusatz: 
Wenn die natürliche Lüftung eines Transformators (TS, 
OS oder OSA) durch Aufstellung in einem zu engen Raume 
oder durch einen nachträglich angebrachten Schutzkasten be- 


hindert wird, so kann der Transformator dauernd nur eine ge- 
ringere Leistung oder seine Nennleistung nur kurzzeitig 
abgeben. 


erhält folgenden Wortlaut: 


Alle Prüfungen sind an dem neuen betriebsfertigen 
Transformator und nach Möglichkeit in den Werkstätten des 
Herstellers vorzunehmen. Prüfungen am Aufstellungsort 
sind besonders zu vereinbaren. Transformatoren für Fremd- 
lüftung sind mit den Vorrichtungen für diese zu prüfen. 


Betriebsmäßige Abdeckungen, Ummantelungen, ferner 
Regendächer u. dgl. dürfen bei den Prüfungen nicht geöffnet 
oder geändert werden. 

Die Isolationsprüfung wird am besten in den Werkstätten 
des Herstellers vorgenommen, weil hier die beste @ewähr für 
die sachgemäße Durchführung gegeben ist. Bei öfterer 
Wiederholung ist zu befürchten, daß schließlich die Isolation 
leidet, besonders dann, wenn am Aufstellungsorte nicht solche 
Einrichtungen zur Verfügung stehen, daß die Prüfung sach- 
gemäß durchgeführt werden kann. Deshalb soll eine Wieder- 
holung der Isolationsprüfung am Aufstellungsorte nicht ohne 
weiteres verlangt werden können. 


§ 48 erhält nachstehenden Wortlaut: 


Die Sprungwellenprobe (siehe 
8 46) dient dazu, festzustellen, daß 
die Windungsisolation gegenüber 
den im normalen Betriebe auftre- 
tenden Sprungwellen ausreicht. Die 
Prüfung soll im Fabrikprüffeld bei 
dem fertigen Transformator (T und 
SpT) an Wicklungen und Nenn- 
spannung von 25 kV bis 60 kV 
in einer der nebenstehend darge- 
stellien Schaltungen vorgenommen 
werden. 

Die zu prüfende Wicklung des 
Transformators T ist über Funken- 
strecken F aus massiven Kugeln. 
von mindestens 50 mm Durchmesser 
auf Kabel oder Kondensatoren C 
geschaltet, deren Kapazität folgen- 
dermaßen zu bemessen ist: ` 


Prüfkapazität. 


Zweckmäßige Form 


der Kapazität 


25 bis 6 0.05 Kabel od. Kondensator 
99 15 0,02 39 „ ” 
„ 35 0,01 s4 » o- 
„ 60 0 005 Kondensator 


Bei Drehstromkabeln ist die Betriebskapazität (vgl § 5 der 
Definition der Eigenschaften gestreckter Leiter „ETZ“ 1909, 
S. 1115 und 1184. Normalienbuch des VDE 1914, S. 386, in der 
letzten Ausgabe des Normalienbuches nicht mit aufgenommen) 
gleich der angegebenen Kapazität zu wählen; das Kabel hat 
nach Abschaltung eines Leiters dann auch für die Einphasen- 
schaltung die vorgeschriebene Kapazität. 

Der Kugelabstand jeder Funkenstrecke wird für einen 
Überschlag bei 1,3 E (vgl. § 47) eingestellt. Der Transfor- 
mator ist durch die Stromquelle Q mit normaler Frequenz auf 
etwa das 1,3-fache der Nennspannung zu erregen, die Funken- - 
strecken werden auf beliebige Weise gezündet (etwa durch 
vorübergehende Annäherung der Kugeln oder Überbrückung 
des Luftzwischenraumes) und ein Funkenspiel von 10 s Dauer 
aufrechterhalten. Die Funkenstrecken sind dabei mit einem 
Luftstrom von etwa 3 m/s Geschwindigkeit anzublasen. 

Durch die Funkenüberschläge werden die Kapazitäten von 
der Wicklungsspannung immer wieder umgeladen, bei jeder 
plötzlichen Umladung zieht eine Sprungwelle in die zu 
prüfende Wicklung ein. 

Es empfiehlt sich, alle Zwischenleitungen möglichst kurz 
zu halten, da bei längeren Leitungen die Beanspruchung der 
Wicklung nicht mehr eindeutig bestimmt ist. 

Mehrphasentransformatoren können auch in der Ein- 
phasenschaltung geprüft werden, dabei sind die Phasen- 
klemmen so oft zu vertauschen, daß die Wicklung jeder Phase 
der Sprungwellenprobe ausgesetzt wird. 


. Der zweite Abschnitt ändert sich wie folgt: 


Außerdem ist erforderlich: 


1. gleiche Nennspannung primär und sekundär, 

2. gleiche Schaltgruppe (siehe $ 8), 

3. Verbindung gleichnamiger Klemmen (siehe $ 8), 

4, gleiche Nennkurzschlußspannungen, die nicht mehr als 
+ 10% von ihrem Mittel abweichen. (Bei Einheitstrans- 
formatoren ist eine Abweichung von den für sie fest- 
gesetzten Nennkurzschlußspannungen um + 10 und 
— 20 % zulässig.) 

5. Verhältnis der Leistungen (siehe $ 60). 


1444 | 


Elektrötechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


30. November 1922. 


In § 63 kommt die unter 4 vorgesehene Bezeichnung auf dem Schilde 
[R.E T. 1923) in Fortfall. 


In § 69 fällt das Wort „Reparatur“ fort. 
$ 78 ist wie folgt geändert: 


Luftgekühlte Drehtransformatoren bis einschl. 1000 V 
werden wie Asynehronmotoren geprüft (R. E.M. § 48). 


Alle übrigen Drehtransformatoren werden nach R. E.T. 
(46 bis 51) geprüft. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
P.Schirp. 


! 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elek'rotechniker. 


Die Prüfstelle des VDE, welche bisher Prüfungen von Siche- 
rungs-Schmelzstöpseln, Sicherungselementen, Dosenschaltern, Steck- 
vorrichtungen, Handlampen, Fassungen, Abzweigdosen mit Schraub- 
anschluß, Klingeltransformatoren, galvanischen Elementen und 
auch von elektrischen Heizkissen ausgeführt hat, wird nunmehr 
elektrische Koch- und Heizgeräte, soweit es siah nicht um große 
Apparate handelt, die in gewerblichen Anlagen Verwendung finden, 
in ihr Arbeitsgebiet einbeziehen. 

Prüfstelle des VDE. 


Zimmermann. 


SITZUNGSKALENDER. j 


Oberrheinischer Elektrotechnischer Verein, Karlsruhe i. B. 
'30. XI., abds. 8 Uhr, Gr. Saal des Elektrotechn. Instituts der Techn. Hoch- 
schule: Vortrag Dipl.-Ing. H. Ott „Die Nomographie. Eine elementare Ein- 
führung mit praktischen Anwendungen‘. 4 


—— 


Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 7. XII, abds. 
8 Uhr, Saal 42 der Techn. Hochschule: Vortrag Dipl.-Ing. v. Einem 
„Stromverteilung und Betriebserfahrungen aus dem Überlandwerk Eder- 
talsperre‘‘ (mit Vorführung einer neuen Dreschanschiuß-Konstruktion). 


Elektrotechnischer Verein des Bergischen Landes. 9. XII., 
abds. 8 Uhr, Elberfeld, Parlament, Harmonienstr., Ecke Hofkamp: Zwang- 
loses geselliges Zusammensein mit Damen. Musikalische Darbietungen 
und Tanz. 


Württembergischer Elektrotechnischer Verein, Stuttgart. 
Im Winter 1922/23 sind noch folgende Vortragsabende vorgesehen: 13. Dez., 
10. Jan., 7. Febr., 7. März, 11. April. 9. Mai. Beginn stets 7%, Uhr im großen 
Hörsaal des elektrotechnischen Instituts der Techn. Hochschule Stuttgart, 
Militärstr. 3, 

13. XII. 1922: Vortrag Dir. Gerhardt „Neuzeitliche Beleuchtungs- 
einrichtungen unter besonderer Berücksichtigung der Kohlen- und Strom- 
ersparnis‘“ (mit Vorführungen und Lichtbildern). į 

10. I. 1923. Hauptversammlung, ausnahmweise im Physikalischen 
Institut, Widerholdstr. 13: u. a. Vortrag Prof. Regener „Radioaktivität 
and Atomistik‘“‘ (mit Vorführungen). | 


Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft e. V., Berlin. 
5. XIL. abds. 8 Uhr, kleiner Hörsaal des Langenbeck-Virchow-Hauses, 
Luisenstr. 58:59, ordentl. Mitgliederversammlung: 
a) Vortrag Sanitätsrat Dr. F. Schanz „Das Licht der für die 
Therapie in Frage kommenden Lichtquellen“. 


b) Vortrag Dr.K. W.Hausser „Die Abhängigkeit biologischer 


Lichtwirkungen von der Lichtart“. _ 


Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft, Berlin. 5. XT., 
abds. 7 Uhr, Künstlerhaus, Bellevuestr. 3, Hauptversammlung: Vortrag 
Geh. Baurat Kühne „Die Neuordnung des Werkstättenwesens“ (mit 
Lichtbildern) 


Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes, Berlin. 4. XII., 
'abdas. 7!/ Uhr, Hofmann-Haus, Sigismundstr. 4: Vortrag Ministerialrat 
‘Geh. Reg.-Rat Gohlke „Die Porzellankunst der Gegenwart“. 


Reichskuratorium fiir Wirtschaftlichkeit in Industrie und 
Handwerk, Berlin. 8. XTI 1922, vorm. 9 Uhr, Gr. Saal des Ingenieur- 
‚hauses, Sommerstr. 4a: 2. Vollversammlung. Es werden u. a. folgende 


Vorträge gehalten: 

a) Einleitende Bemerkungen von Prof. Schilling. 

b) Vortrag Direktor Litz „Die Arbeiten des Ausschusses für 
Maschinen- und Handarbeit beim AWF und die Kalkulation 
bei Einzelfertigung im allgemeinen Maschinenbau“. 

c) Vortrag Dr. Ostersetzer „Kalkulation bei Massenfertigung 
und ihre Durchführung in Webereibetrieben*. 

d) Vortrag Direktor Brandi „Kalkulation im Bergbau“. 

e) Vortrag Direktor Kükelhaus „Kalkulation im Handwerk“. 


RECHTSPFLEGE. 


Erhöhung der Gebühren für Geschmacksmuster. — Durch Ge- 
setz vom 21. X. 1922 sind die Gebühren für Geschmacks- 
muster erhöht worden. Für die Eintragung eines einzelnen Mo- 
dells bei Beanspruchung von drei Jahren Schutzfrist wird eine Ge- 
bühr von 15 M für jedes Jahı erhoben. Wird ein Paket mit Mustern 
niedergelegt, so beträgt die Gebühr 5 M für jedes Modell, jedoch 
mindestens 15 M. Wird der Schutz auf eine längere Frist beantragt, 


so ist für jedes weitere Jahr, bis zum zehnten einschließlich, eine 


- Gebühr von 30 M, vom elften bis fünfzehnten Jahr eine solche von 


50 M für jedes einzelne Muster zu entrichten. Für jeden Eintra- 
gungsschein sowie für Auszüge aus dem Musterregister wird eine 
Gebühr von je 15 M erhoben. Der Reichsregierung ist die Ermäch- 
tigung erteilt worden, ähnlich wie bei den patentamtlichen Ge- 
bühren mit Zustimmung des Reichsrats eine entsprechende Er- 
höhung oder Ermäßigung der Gebühren bei wesentlicher Änderung 
der wirtschaftlichen Verhältnisse anzuordnen. Durch das neue Ge- 
setz werden die seit 1876 unveränderten Sätze in maßvoller Weise 
den jetzigen Verhältnissen angepaßt; allerdings läßt der letzte Satz 
befürchten, daß nun ein schnelleres Tempo der Erhöhungen folgen 
wird. Eine einschneidende Änderung bringt das neue Gesetz in- 
sofern, als früher die Kosten für ein einzelnes Muster die gleichen 
waren wie für ein Paket von bis zu 50 Mustern, während jetzt bei 
Paketen je Muster eine wenn auch verringerte Gebühr zu zahlen ist. 


Gewerblicher Rechtsschutz in Japan. — In Japan sind in den 
Gesetzen für Patente, Gebrauchsmuster und Warenzeichen An- 
derungen vorgenommen worden, von denen die wesentlichsten 
im folgenden wiedergegeben werden. Ein Patent kann nur vom 
Erfinder oder von demjenigen, dem der Erfinder seine Rechte abge- 
treten hat, angemeldet werden, so daß also eine juristische Person 
nicht als Erfinder, sondern nur als Erwerber der Rechte eines Er- 
finders auftreten kann. Ausländer können nur dann Patente an- 
melden, wenn sie Angehörige solcher Staaten sind, die mit Japan 
entsprechende Abkommen, z. B. die Pariser internationale Union 
abgeschlossen haben, die auch Deutschland umfaßt. Der auslän- 
dische Anmelder muß einen Vertreter in Japan haben. Das Gesetz 
enthält die übliche Bestimmung, daß eine Anmeldung nur eine Er- 
findung betreffen darf, und definiert dann, abweichend vom deut- 
schen Patentgesetz, die Einheitlichkeit der Erfindung dahin, daß ein 
Verfahren und eine Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens 
nicht in einer Anmeldung enthalten sein dürfen. Die Anmeldung 
wird zunächst vom Prüfer geprüft und dann, wenn dieser keinen 
Grund zur Ablehnung findet, in dem japanischen Patentblatt ver- 
öffentlicht, womit ein einstweiliger Schutz für die Erfindung be- 
ginnt. Während zweier Monate nach der Bekanntmachung kann 
Einspruch eingelegt werden, über den der Prüfer entscheidet. Gegen 
dessen Entscheidung kann der Anmelder innerhalb von 30 Tagen 
Beschwerde erheben. Gegen das Urteil der Beschwerdeinstanz i:t 
dann wieder binnen 30 Tagen Revision beim Supreme Court möglich, 
die sich jedoch nur darauf stützen kann, daß das Urteil der Be 
schwerdeinstanz auf einer Verletzung des Gesetzes oder der Aus 
führungsverordnungen beruht. Das Patent hat eine Lebensdauer 
von 15 Jahren vom Tage der Veröffentlichung an. Eine Verlänge- 
rung des Schutzes kann auf Antrag erfolgen, u. zw. auf nicht 
weniger als drei und hicht mehr als 10 Jahre. Die Patentgebühren 
für die ersten drei Jahre sind gemeinsam zu zahlen, wenn die Ein- 
tragung erfolgt, und dann ist vom 4. Jahre ab für jedes Jahr eine 
Gebühr zu entrichten. Innerhalb von 6 Monaten nach dem Ablauf 
der Zahlungsfristen kann eine Nachzahlung rechtsgültig erfolgen, 
jedoch muß dann die Gebühr in doppelter Höhe entrichtet werden. 
Ähnlich wie in Deutschland ist eine Nichtigkeitsklage nicht später 
als 5 Jahre nach der Erteilung des Patentes möglich. Wenn die 
patentierte Erfindung drei Jahre oder länger nicht in Japan au* 
geübt worden ist, kann der Direktor des Patentamtes auf Antrag 
entweder eine Zwangslizenz erteilen oder das Patent für nichtig 
erklären. Die patentierten Gegenstände sollen mit einem Hinweis 
auf ihre Patentnummer in japanischer und englischer Sprache ver- 
sehen sein, wobei der letztere in Wegfall kommen kann. 


Japan ist das einzige Land, das außer Deutschland ein beson- 
deres Gebrauchsmustergesetz hat, doch weicht das japs- 
nische G.-M. in mehrfacher Hinsicht von dem deutschen ab. Im 
wesentlichen ist das Erteilungsverfahren sowie der Schutzumfang 
ähnlich wie beim Patentgesetz geregelt. Ein G.-M. darf aber nicht 
auf ein Verfahren oder eine Methode erteilt werden, sondern mu 
sich auf eine bestimmte Formgebung oder Konstruktion eines 
Gegenstandes beziehen. Es darf nur einen Anspruch enthalten, 
der durch Zeichnungen klargestellt sein muß. Die Gebühren sind 
geringer als beim Patent, und die Schutzdauer beträgt 10 Jahre vom 
Tage der Eintragung an. Das japanische Gesetz hat aber die recht 


u — ne eg er nn oe ge rn een vor 


90. November 1922. 


praktische Abweichung gegenüber dem deutschen, daß jede Patent- 
anmeldung im Verlaufe des Prüfverfahrens in ein Gebrauchsmuster 
umgewandelt werden kann. Wird eine Patentanmeldung abge- 
wiesen, so kann innerhalb von 30 Tagen die Eintragung zum Ge- 
brauchsmuster beantragt werden, und die Anmeldung erhält dann 
die Priorität der ursprünglichen Patentanmeldung. In Deutschland 
ist es bekanntlich erforderlich, außer der Patentanmeldung eine 
besondere Eventualgebrauchsmuster-Anmeldung zu hinterlegen, für 
die die halbe Anmeldegebühr eines Gebrauchsmusters zu zahlen ist. 
Einfache Verbesserungen oder Abänderungen in der Konstruktion 
einer Maschine oder eines Gegenstandes sind nur G.-M.-schutzfähig, 
während der Patentschutz mehr den grundlegenden und wesent- 
lichen Erfindungen reserviert ist. 

Nach dem neuen Warenzeichengesetzerhältdas Waren- 
zeichen nicht der erste Benutzer, sondern der erste Anmelder, Aus- 
länder können unter gleichen Voraussetzungen wie beim Patent ein 
Warenzeichen erhalten und müssen dann auch einen Vertreter im 
Lande bestellen. Einspruch, Beschwerde und Revision sind in ähn- 
licher Weise wie beim Patentgesetz geregelt. Durch die Eintra- 
gung wird das Warenzeichen 20 Jahre lang geschützt und kann 
dann wiederum erneuert werden. Wenn ein Warenzeichen in Japan 
ein Jahr nach seiner Eintragung oder drei aufeinanderfolgende 
Jahre hindurch nicht benutzt worden ist, kann es durch den Direktor 
des Patentamtes gelöscht werden. Diese Bestimmung gilt indessen 
nicht für solche Warenzeichen, die auf Grund von im Ausland ein- 
getragenen Warenzeichen in Japan als ausländisch registrierte 
Zeichen angemeldet werden. Auch für das Warenzeichen ist eine 
Nichtigkeitsklage nicht später als 5 Jahre nach dem Tage der Ein- 
tragung zulässig. 


Die V. S. Amerika und der Ausübungszwang. — In den V. S. 
Amerika sind in letzter Zeit zwei Geesetzesvorlagen dem Senat 
unterbreitet worden, von denen die eine, die Stanley-Bill,die 
Einführung von Zwangslizenzen vorsieht, wenn die den Ausländern 
erteilten Patente nicht innerhalb angemessener Zeit in Amerika 
ausgeübt worden sind. Eine Erweiterung dieser Bill bezweckte 
dann, die Zwangslizenz auch auf die Patente amerikanischer Staats- 
bürger auszudehnen, Die zweite Vorlage, die Ladd-Bill sieht 
vor, daß Patente, die nicht innerhalb von 5 Jahren nach der Er- 
teilung ausgeführt worden sind, zurückgenommen werden können. 
Nach den Motiven beider Vorlagen will man damit in erster Linie 
die Patente deutscher Staatsbürger treffen und die Einfuhr deut- 
scher, in Amerika patentierter Waren einschränken. Glücklicher- 
weise wären infolge des deutschen Abkommens mit den V. S. Ame- 
rika diese gezwungen, auch für ihre eigenen Staatsbürger einen 
Ausübungszwang einzuführen, um ihn uns Deutschen auferlegen zu 
können. Dieser Zwang hat denn auch den Patentausschuß des 
American Engineering Council veranlaßt, sich sehr entschieden 
gegen eine Einführung des Ausführungszwanges auszusprechen. 
Er hat darauf hingewiesen, daß viele Patente zum Ausreifen und 
Entwickeln häufig lange Jahre benötigen, so daß ein erheblicher 
Teil der Schutzdauer dem Erfinder verlorenginge. Dazu käme, daß 
einzelne Bestimmungen des amerikanischen Patentgesetzes die 
Situation für den Patentinhaber sehr ungünstig gestalten würden. 

enn es z. B. nicht möglich war, ein grundlegendes Patent zu 
erhalten, go daß verschiedene Ausführungsformen patentiert wor- 
den seien, so müßten diese ohne Unterschied ausgeführt werden. 
Ferner müßte mit der Ausführung schon vor dem Ausreifen der 
Erfindung begonnen werden. Diese und andere Schwierigkeiten 
würden viele überhaupt vom Erfinden abhalten, zumal ohnedies die 
Kosten der Anmeldung und die der Ausführung sehr erheblich sein 
würden. Durch diesen Ausübungszwang würden also der reiche Er- 
finder oder der kapitalkräftige Fabrikant gegenüber dem Unbe- 
mittelten einseitig begünstigt werden. Ein Beschluß über die bei- 
den Bills ist bisher noch nicht bekannt geworden, und es ist wohl 
möglich, daß sie durch den Ausfall der Wahlen im Papierkorb ver- 
schwinden. Dieses Schicksal wäre im Sinne der deutschen Industrie 
nur zu begrüßen, da diese die Einführung des Austibungszwanges in 
ihren Abnehmerländern sehr störend empfinden würde. Vor dem 
Kriege war es der deutschen Industrie noch möglich, in England, ale 
dort der Ausübungszwang eingeführt wurde, chemische und andere 
Fabriken zu errichten und damit doch wenigstens das Erträgnis der 
Erfindung in der Hand zu behalten. Unter den heutigen wirtschaft- 


lichen Verhältnissen, in denen es selbst den kapitalkräftigen In- 


dustrien Schwierigkeiten macht, nur die für die Patenterwirkung 
erforderlichen Beträge aufzubringen, wäre die Gründung von Fa- 
briken im Auslande von vornherein unmöglich. 


Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


. Hochschulnachrichten. Dem Honorarprofessor an der Tech- 
nischen Hochschule zu Berlin, Dr. St. Löffler, ist mit Wirkung 
vom 1. Oktober d. J. ab ein Lehrauftrag über Ölmaschinen und rotie- 
rendo Arbeitsmaschinen erteilt worden. Das Lehrgebiet „Öl- 
maschinen“ wird im Winterhalbjahr, dasjenige über „Rotierende 
Arbeitsmaschinen” im Sommerhalbjahr wöchentlich in je zwei Vor- 
lesungsstunden und jedes Fach mit je 4 Übungsstunden im Winter- 
und Sommerhalbjahr vertreten werden. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 48. 


1445 


Auszeichnungen. Die Technische Hochschule zu Berlin hat 
dem Diretor des Wernerwerks der Siemens & Halske A. G., Berlin, 
Gg. Grabe, in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste 
um die Entwicklung der Fernmeldetechnik ‚insbesondere der auto- 
Bl een Fernsprechanlagen, die Würde eines Dr.-Ing. c. h. ver- 
iehen, 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung 
und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Einiges über die Entwicklung a Triebsysteme für Induktions- 
zähler. 


Herr PAULUS kommt bei seinen Betrachtungen in Heft 21 der 
„ETZ“ 1922 zu folgendem Schluß: Die Entwicklung der Systeme 
für Induktionselektrizitätszähler führe zu einer Standardisierung 
in dem Sinne, daß die Bauart des sogenannten Dreifingereisens sich 
als Regelausführung ausbilde. Dagegen seien diejenigen Systeme, 
bei denen ein G-förmiges Spannungseisen radial zur Scheibe ange- 
ordnet ist, während das U-förmige Hauptstromeisen senkrecht da- 
zu tangential gestellt wird, konstruktiv im Nachteil. Diese Ansicht 
darf nicht unwidersprochen bleiben. Der Unterschied in den Kon- 
struktionsgrundsätzen liegt bei der neueren Entwicklung m. E. 
weniger in dem Aufbau der Systeme, als in der Ausbildung der 
Trägerkonstruktionen. Es zeigt sich im allgemeinen das Bestreben, 
die Trägerkonstruktion unabhängig von der Grundplatte zu machen, 
so daß sich bei Verbiegungen der Grundplatte die gegenseitige 
Lage der Systemeisen nicht ändert. Ein BESTE S Beispiel 
zeigt der in Abb. 1 dargestellte Zähler der Dr. Paul Meyer A, G.: 

in U-förmiger, aus einzel- 
nen Teilen  zusammenge- 
schweißter Träger dientzur 
Aufnahme sämtlicher Teile 
des messenden Systems. 
Das Spannungseisen und 
das Haupitstromeisen sind 
unter sich und mit dem 
Träger durch nur drei 
Schrauben so innig ver- 
bunden, daß eine in eich 
. vollkommen feste Kon- 
struktion gewährleistet ist. 
Der Träger wird mit der 
Grundplatte an zwei Punk- 
ten verschraubt, die so 
nahe beieinander liegen, 
daß etwaige Bewegungen 
der Grundplatte eich nicht 
auf den Träger übertragen. 
Beim Aufbau der Dreh- 
stromzähler zeigen eich 
die Vorzüge der Anord- 
nung in noch deutlicherer 
Weise als beim Einphascen- 
zähler. Eine derartige 
Konstruktion ist nicht nur 
auf den ersten Anblick 
bestechend, sondern die 
sofort ins Auge fallede 
Klarheit der Anordnung 
ist ein Beweis für ihre 
Zweckmäßigkeit, wie man 
dies bei allen Konstruk- 
tionen des Maschinenbaues 
beobachten kann. Somit verbindet der Zähler der Dr. Paul 
Meyer A. G. einen festen Aufbau” mit den bekannten guten 
elektrischen und magnetischen Eigenschaften des G-förmigen, 
radial angeordneten Spannungseisens, auf die an dieser Stelle nicht 
säaner eingegangen werden soll. 


Charlottenburg, 14. IX. 1922. 


. Abb. 5. 


KarlSchmiedel. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Tage der Kultur, Wandkalender deutscher In- 
genieure. Von Franz M. Feldhaus III. Jahrgang, 1922. 
Industrie-Verlag G. m. b, H., Chemnitz. 

Dieser nun bald ablaufende Wandkalender hat auch in seinem 

3. Jahrgang das ihm in seinen früheren Jahrgängen entgegenge- 

brachte Interesse wachgehalten. Es war ein glücklicher Gedanke 

von Fr. M. Feldhaus, auf dem Wege über einen Abreißkalender, 
also einen Gegenstand, der dem Besitzer täglich vor Augen kommt, 
die Kenntnisse über die Verdienste der Technik an der Kultur in 
allgemeingebildeten Kreisen zu verbreiten und zu vertiefen. Der 
Verfasser ist durch seine historischen Forschungen bekannt und 


1446 


Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heft 48. 


30. November 1922. 


verfügt über die urkundlichen Unterlagen im Werdegang der 
Technik aller Gebiete. Ein jedes Blatt bringt neue und lehrreiche 
Angaben und: zeigt überdies in den Aussprüchen großer Männer 
vergangener Zeiten, wie diese über die Neuheiten dachten. Daß 
darunter auch manche Verkennungen der Bedeutung neuer Ge- 
danken unterliefen und sogar in Karrikaturen über sie gespottet 
wurde, mag neben der Belehrung auch zur Erheiterung der Leser 


beitragen. Zehme. 


Technischer Selbstunterricht für das Deutsche 
Volk. Briefliche Anleitung zur Selbstausbildung in allen Fä- 
chern und Hilfswissenschaften der Technik. Von Ing. Karl 
Barth. 62 S. in 8° Verlag von R. Oldenbourg, München und 
Berlin, 1921. 


Der technische Selbstunterricht will die breite Masse mit der 
Technik bekannt machen und setzt beim Leser keinerlei Kenntnisse 
voraus. In 3 Briefen sollen die „Hilfswissenschaften, Mathematik, 
Geometrie und Chemie“ abgehandelt werden, in weiteren 3 Fach- 
bänden zu je 5 Briefen „Naturkräfte und Baustoffe”, „Bautechnik“ 
und „Maschinenbau und Elektrotechnik”. Da das Unternehmen mit 
der technischen Wissenschaft nichts zu tun hat und nicht anzuneh- 
men ist, daß die Briefe für den Leserkreis dieser Zeitschrift irgend- 
welches Interesse besitzen könnten, erübrigt sich ein näheres Ein- 
gehen auf den Inhalt des vorliegenden, 64 Seiten starken, ersten 


Briefes. . P.E. Böhmer. 
Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 
Ba Bücher. 


Die neueren Schweißverfahren. Von Prof. Dr.-Ing. Paul Schimpke 
„Werkstattbücher‘“, Heft 13. Mit 60 Abb. u. 2 Zahlentafeln im Text 
56 S. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. 


Elektrobilfrägan. Elektrobilens betydelse ur svensk synpunkt. Von 
Axel F. Enström. Elektrobilers standardisering. Von Ingenieur Hilding 
Lübeck. Meddelande Nr. 17 aus „Ingeniörs Vetenskaps Akademien“, 
Mit 18 Abb. u. 1 Tab. 40 8.in 8°. A.-B. Gunnar Tisells Tekniska Förlag. 


Listen und Drucksachen. 
Mix & Genest, Berlin-Schöneberg. Liste H 1922. Galvanische Elemente 
und Zubehör. 


[Die neu erschienene Liste über galvanische Elemente enthält Trocken- 
und Naßelomente nebst Zubehör, wie sie entsprechend den vom VDE her- 
ausgegebenen Normen von der Aktiengesellschaft Mix & Genest, Berlin- 
Schöneberg, hergestellt werden. Ein Preisblatt und eine Anleitung zum 
Ansetzen und Instandhalten der Luna - Beutel - Elemente liegt der Liste, die 
mit einem farbigen Leinenumschlag versehen und drucktechnisch gut aus- 
gestattet ist, in 2 losen Blättern bei.] 


Siemens & Halske A.G., Berlin-Siemensstadt. Drucksache Ww 37: 
Elektrische Hupen, Ww 70: Linien-Fernsprecher für Einzelanruf, Ww 80: 
Die wirtschaftlichste Betricksform im Fernsprechwesen, insbesondere bei 
kleineren Anlagen. Von M. Langer, Ww 81: Fernsprech-Endverstärker, 
Ww 86: Neue Fernsprech-Tischstation für Selbsfanschluß. 


[Die Druckschriften behandeln verschiedene Fernmeldeeinrichtungen 
~ und besonders solche des Fernsprechwesens. An wertvolle Untersuchungen 
über die wirtschaftliche Betriebsform kleiner Fernsprechanlagen schließen 
sich Beschreibungen von Apparaten, die entweder zu allgemeinem Ge- 
brauch bestimmt (Ww 86) oder besonderen Zwecken angepaßt sind (Ww 70 
und Ww 81). Die Fernsprechleitungen werden mit Rücksicht auf die Dämp- 
fung behandelt und dabei die Mittel angegeben, wie sich der Dämpfungs- 
faktor in wirtschaftlicher Weise verringern läßt. Besondere Beachtung ver- 
dient auch die Druckschrift über die neuerdings viel verwendeten celektri- 
schen Hupen.] 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Wirtschaftsiage.!) — Wie der Monatsbericht des „Reichs-Arbeits- 
blatts‘‘ vom 11. XI. sagt, haben mit den der Markentwertung sprunghaft 
folgenden Preiserhöhungen im Oktober für Industrie und Handel die 
Schwierigkeiten in der Beschaffung der erforderlichen Kapitalien und 
Kredite sowie in der Rohstoffversorgung und dem Zukauf ausländischen 
Brennstoffs weiter zugenommen. Anderscits wirkte sich die gesteigerte 
Kapitalnot in einer Verringerung des inländischen Absatzes aus; 
die schwindende Kaufkraft des Inlandes kam im Gegensatz zu früher in 
einem Zurückgehen und stellenweisen Stocken des Bestellungseinganges 
zum Ausdruck. Im allgemeinen konnte die Industrie aber die Schwierig- 
keiten überwinden und die Arbeit an älteren Aufträgen fortsetzen; der Be- 
schäftigungsgrad ist trotz Meldungen über Absatzstockungen, Arbeits- 
zeitverkürzungen, wie sie in einzelnen mittleren und kleineren Betrieben 
unvermeidlich waren, und Arbeiten auf Lager im großen und ganzen noch 
nicht wesentlich von dem früheren Stand zurückgewichen. 

In der Elektroindustrie wirkte der neue Marksturz mit seinen 
Folgen weiterhin verschlochternd auf den Bestellungseingang ein. Nach 
dem Berliner Handelskammerbericht suchen sich manche Elcktrizitäts- 


D Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1320. 


werke die notwendigsten Mittel durch Verkauf der nicht unmittelbar ge- 
brauchten Vorräte an elektrotechnischem Material zu verschaffen. Die für 
den Betrieb laufend erforderliches Kleinmaterial herstellenden Betriebe 
weisen besonders verminderte Bestellungsziffern auf. Nur für Fernsprech- 
apparate ist, wenigstens in Groß-Berlin, noch kein erheblicher Auftrags- 
rückgang festzustellen, obschon er bei Telegraphenapparaten bereite 
recht stark auftrat. Nach 72 Einzelberichten waren unter etwa 0,189 Mill. 
Beschäftigten der Elektroindustrie 82%, (wie i. Vm.) in Unternehmungen 
mit befriedigendem Geschäftsgang tätig; für 14%, (15% i. Vm.) wird die 
Tätigkeit ala gut gekennzeichnet. Die Kabelindustrie mußte teilweise 
bereits zu Arbeitsstreckungen schreiten. Fabriken elektrotechnischer und 
elektromedizinischer Apparate und Isolierrohr werke klagten über Mangel 
an Roh- und Hilfsstoffen. Ebenso hat die Brennstoffknappheit die Arbeit 
vielfach gehindert. Das Zentralengeschäft war schwächer. Von der 
Handelskammer Nürnberg wird merkliches Abflauen des Bestellungsein- 
ganges bei den elektrotechnischen Fabriken gemeldet, deren Aussichten 
man in Berlin aber noch als gut schildert. 


Fakturierung in Auslandswährung bei Ausfuhrgeschäften. 
— Der Außenhandelskontrollausschuß des Vorläufigen Reichswirtschafts- 
rats ist der Ansicht, daß eine behördliche Anordnung des Zwanges zur 
Fakturierung in Auslandswährung auf die Dauer nicht allgemein 
durchführbar sei. So lange aber keine Möglichkeit bestehe, auf einen solchen 
Zwang zu verzichten, könnten die Außenhandelsstellen die Erteilung von 
Ausfuhrbewilligungen nach hochvalutarischen Ländern davon abhängig 
machen, daß die Fakturierung und Bezahlung der Ausfuhr nach Wahl des 
Exporteurs in der Valuta des Empfangslandes oder einer anderen Hoch- 
valuta erfolgt. Bei der Umrechnung müsse der vorgeschriebene Mindest- 
preis erzielt werden. Nach allen in einer vom Ausschuß festgestellten Liste 
der hochvalutarischen Länder nicht enthaltenen Staaten sei auch 
die Fakturierung und Bezahlung der Ausfuhrwerte in deutscher oder der 
Valuta des Empfangslandes zulässig, wpbei die Möglichkeit der Verwendung 
einer hochvalutarischen Währung oder der Goldmark als interne Berech- 
nungsart zugestanden wird. Ausnahmen hiervon könne der zuständige 
Außenhandelsausschuß in besonderen Fällen und bei solchen Warengruppen 
beschließen, bei denen es Deutschlands Leistungsfähigkeit gestattet, dab 
zwingende Vorschriften bezüglich Fakturierung und Bezahlung in Hoch- 
valuta oder Goldmark auch für den Export nach Ländern gegeben werden, 


die in der genannten Liste des Ausschusses nicht aufgeführt sind. 


Gegen Preissteigerungen im Inlande. — Der Wirtschafts- und 
der Finanzpolitische Ausschuß des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats haben 
eine Entschließung angenommen, in der sie die Reichsregierung und die 
maßgebenden Wirtschaftskreise bitten, in Anbetracht der schwebenden 
Währungsstützungs- und Stabilisierungsaktionen sofort Maßnahmen zu 
treffen, dieeine gewaltsame Angleichung der Preise für die Ur- 
stoffe und den Verkehr an die Kurse der ausländischen Wecheel 
zu verhindern geeignet sind. N 


Zum Währungsprogramm der Reichsregierung. — Die Zen- 
tralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen 
Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands hat sich auf den 
Boden des in der letzten Note an die Reparationskommission enthaltenen 
Programms der Reichsregierung!) gestellt und ist bereit, diese bei der Durch- 
führung der geplanten Maßnahmen zu unterstützen und alles zu tun, um 
die deutsche Wirtschaft produktiver zu gestalten. 


Erstattung der Sanktionsschäden. — Nach einer Verfügung des 
Reichsfinanzministers vom 20. X. sollen die infolge der wirtschaftlichen 
„Sanktionen‘“‘ entstandenen Schäden teilweise ersetzt werder. Bezür- 
liche Anträge, die sich aber auf einen Betrag von mindestens 300 M 
beziehen müssen, sind spätestens bis Ende Januar 1923 bei dem Haupt- 
zollamt einzubringen, in dessen Bezirk die zu erstattenden Beträge ent- 
richtet wurden. 


Indexziffern. — Der Kaufkraftindex der „Ind. u. Hand.-Ztg.“ 
betrug in der Woche vom 11. bis 17. XI. 1376,10 (1195,31 i. Vw.), d. h. 
die Inlandkaufkraft der Mark, am Großhandelspreieniveau gemessen, hatte 
nur !/i3z ihres Vorkriegswertes. Am Dollarmittelkurs in Berlin (7506,67) 
gemessen, besaß die Mark nur noch den 1788. Teil ihres Außenwertes der 
Vorkriegszeit. Gegenüber einer Abnahme des Dollarmittelkurses in Berlin 
(7587,50 i. Vm.) um 1,1°, hat sich das Großhandelspreisniveau, am Kauf- 
kraftindex gemessen, um 15,1% erhöht. Die Meßziffer der Warengruppe 
Kohle, Eisen, Metalle, Baustofte, Öle ist von 1239,13 i. Vw. auf 1500.59 
gewachsen, also um 21%. l 


Außenhandel. 


Deutschland. — Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik macht 
darauf aufmerksam, daß die Bestimmung, nach dor beim Verkauf von iso- 
lierten Leitungen nach valutaschwachen Ländern mit ähnlichen Wäh- 
rungsverhältnissen wie in Deutschland in amerikanischen Dollars anzu- 
bieten und zu fakturieren ist, auf Polniach-Oberschlesien, Danzig und Memel 
keine Anwendung findet. Für diese Gebiete gelten gleitende deutsche In- 
landpreise. — Für Stielstaubsauga pparate ist mit Gültigkeit ab 15. X1. 
ein neues Preisblatt erschienen, das von der Außenhandelsstelle bezogen 
werden kann. — Die Ausfuhrabgabe auf Tarif-Nr. 87la: Draht (mit 
Ausnahme des zementierten Drahtes) aus Kupfer beträgt nach einer 
Verordnung vom 18. XI. nunmehr 1°, vom Wert. — Nach einer Verfügung 
des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilli ist im Einverständ- 
nis mit dem Reichswirtschaftsminister der $9 der Ausführungsbestimminge 
vom 8. IV. 1920 zu der Verordnung über die Außenhandelskontrolle vom 


) Vgl. „ETZ“ 1922, 5. 1422. 


-r h e SŘ e 


80. November 1922. 


20. XII. 1919 dahin auszulegen, daß nur der sich ab Fabrik oder Lager er- 
sebende reine Warenwert einschl. der Verpackung mit der Ausfuhr» 
abgabe belegt wird. Während also der Wert der Verpackung nicht ab- 
gezogen werden darf, sınd die unmittelbar mit dem Versand der Ware zu- 
sammenhängenden Kosten (Fracht ab Fabrik oder Lager bis zum aus- 
ländischen pfangsort, Transportversicherung, ausländische Zölle und 
ähnliche Nebenkosten) abzugsfähig. Kosten, die den Vertrieb der Ware 
betreffen, z. B. für Reisen, Provisionen, Reklame usw., dürfen dagegen 
wiederum nicht in Abzug gebracht werden. — Das Goldzollaufgeld 
beträgt vom 29. XI. bis 5. XTI. 166900 2%. 
EEEN EEN ä 
Aus der Geschäftswelt. — Die Generalversammlung der All 

gemeinen Elektricitäts-Gosellschaft hat die Erhöhung des Grund- 
kapitals um 300 Mill. M auf 1400 Mill. M und außerdem die Verlegung des 
Geschäftsjahres ab1923 vom J. VII. auf den 1. X. beschlossen. Bemerkenswert 
erscheint, daß der Führer der bekannten Gruppe Otto Wolff, Köln, und der 
Generaldirektor Dr. W. Fahrenhorst der Phönix A. G. für Bergbau und 
Hüttenbetrieb, Düsseldorf, in den Aufsichtsrat der AEG gewählt worden sind, 
woraus auf eine Vertiefung der Beziehungen zwischen beiden Konzernen 
geschlossen wird. — Die A. G. Körting’s Electricitäts-Werko, Berlin, 
hat die von der polnischen Regierung seinerzeit beschlagnahmten Block- 
stationen in Posen mit Buchgewinn und ebenso das Überlandwerk Glatten- 
Weitenburg (Württemberg) sowie die Blockstation im Residenztheater 
Hannover mit Gewinn verkauft. — Als Generalvertretung der Sachsen- 
werk, Licht- und Kraft A. G., Dresden, ist der „Emag‘‘ Elektrizitäts- 
u. Maschinenbau A. G., Müglitz (Nordmähren) der Bau eines großen Wasser- 
kraftwerkes bei Kaden in der Tschechoslowakei übertragen worden. — Die 
„Elektro-Repag‘‘ A. G. für Glühlampenreparatur, Ronsdorf, hat 
diein der Firma genannte Tätigkeit aufgegeben und erstere selbst geändert. 
— Die Firma Moore Licht-A. G., Berlin, ist erloschen. 


Neue Gesellschaften. — Ammel & Co. G. m. b. H., Berlin. Gegen- 
stand: Fabrikation und Vertrieb elektrischer Staubsauger und anderer 
elektrotechnischer Apparate und Artikel. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — 
Licht- und Kraftwerke G. m. b. H. in Gunzenhausen. Gegenstand: 
Weiterbetrieb des städtischen Gas- und Elcktrizitätswerkes Gunzenhausen 
usw. Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Bayerische Elektromotoren- und 
Kabel-Vertriebs-G. m. b. H., München. Gegenstand: An- und Verkauf 
von Elektromotoren und Kabeln sowie verwandten Artikeln. Stamm- 
kapital: 0,2 Mill. M. — Teleradio G. m. b. H., Hamburg. Gegenstand: 
Fabrikation und Verkauf von Apparaten für drahtlose Tolegraphie. 
Stammkapital: 20 000 M. — Elektroalarm- G. m. b. H., Berlin. Gegen- 
stand: Herstellung von und Handel mit elektrischen Apparaten und Ma- 
terialien, insbesondere die Installation von Sicherungsanlagen. Stamm- 
kapital: 30 000 M. 


Betriebsergebnisse. — Pöge Elektricitäts-A. G., Chemnitz. 
1921/22. Bruttoergebnis: 70 113 603 M (35 123 859i. V.); Gehälter, Steuern, 
Krankenkasse, Unfallversicherung: 29 498 845 M (12 847 408 i. V.); Hand- 
lungskosten usw.: 28 674092 M (15714058 i. V.); Obligationszinsen: 
300 000 M (204 005 i. V.); Abschreibungen: 1 459 192 M (1 357 932 i. V.); 
Reingewinn mit Vortrag (395 305 M): 10 576 780 M (5 095 305 i. V.); Divi- 
dende: 20%, auf 40 Mill. M Stammaktien’ (12% i. V.) und 8% auf 16 Mill. M 
Vorzugsaktion ; Vortrag : 650 000 M. — Bank Elektrischer Werte, Berlin. 
1921/22. Bruttogewinn: 39 140 952 M (19 586 415i. V.); Geschäftsunkosten, 
Steuern: 6 265 427 M (2567 773 i. V.); Obligationszinsen: 2 383 500 M 
(wiei. V.); Gewinn mit Vortrag (255 392 M): 30 747 418 M (13 809 124i. V.); 
Dividende: 25% auf 98,5 Mill. M Stammaktien (18% auf 59,1 Mill. Mi. V.) 
und 4,5%, auf 20 Mill. M Vorzugsaktien (wie i. V.); Vortrag: 819331 M. 


Baumarkt. — Baden-Baden. Der gemischte beschließende Aus- 
schuß der Stadtverwaltung hat für die Erweiterung des städtischen Elektri- 
zitätswerkes, durch die Unabhängigkeit vom Badenwerk angestrebt wird, 
vorläufig 56 Mill. M bewilligt. — Buckow (Brandenburg). Die Gemeinde 
wird nunmehr auch mit elektrischer Arbeit versorgt. Der Ausbau des Orts- 
netzes ist an die AEG vergeben worden. — Neustadt (bayer. Pfalz). Für 
den Umbau des Ortsnetzes im östlichen und südlichen Teil der Stadt auf 
Drehstrom und für eine provisorische Verstärkung der Umformerstation 
sind 30 Mill. M bewilligt worden. Die Arbeiten werden von der Rheinischen 
Elektrizitäts-A. G., Mannheim, ausgeführt. 


Von der Börse. — (15. XI. bis 21. XI. 1922.) Unruhen im Rheinland, 
die Demission der Reichsregierung und die dadurch veranlaßte Unklarheit 
der Verhältnisse machten die Haltung der Berliner Effektenbörse zunächst 
unsicher, sie wurde aber nach der Berufung des (ieheimrats Cuno zur Kabi- 
nettsbildung wieder fester, besonders auf dem Gebiet der Industriepapiere 
und Bankaktien. Valutawerte gingen infolge leichter Besserung des Mark- 
kurses vorübergehend zurück, konnten jedoch wieder anziehen, als die an 
falschen Beschuldigungen Deutschlands reiche Kammerrede des französi- 
schen Ministerpräsidenten bekannt wurde und mit der Möglichkeit eines 
Scheiterns des Cunoschen Auftrages gerechnet werden mußte. Das Fest- 
halten an letzterem hat dann im weiteren Verlauf der Berichtsperiode die 
Tendenz gestärkt. Erhebliche Beteiligung des Auslandes und Gerüchte über 
neue Kombinationen in der Schwerindustrie führten zu teilweise beträcht- 
lichen Kurssteigerungen, während der abermals recht ungünstige Reichs- 

nkausweis nur wenig Eindruck auszuüben vermochte. Die Bewertung der 
Elektroaktien hat sich i. a. mäßig gehoben; Siemens & Halske gewannen 
400%. — Der Aktienindex (% des Kurswertes von 1913) der „Ind.- u. 
Hand.-Ztg.‘‘ betrug bei 140 Aktien durchschnittlich am 17. XI. 2594,8°,, 
(am 10. XI. 2268,4) und darunter bei 11 Elektrizitätsgesellschaften 2423,29, 
(am 10. XI. 2540,7), die Verzinsung in ©, des Kurswertes bei 134 Aktiendurch- 
schnittlich 0,62%, bei 11 Elcktrizitätsgesellschaften 0,5524 (am 10. XI. 0,53). 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


© 
273 
Gesellschaften 33 
Sr 
[en] 
Accumul.-Fabr., Berlin... ... 2 550 | 6550 7000 | 7000 
A. E. G., Berlin .......n 16 4150 | 4010 4210 ı 4210 
„ 3 Vorz.-A 187 150 187 150 
4 „ Vorz.-B. 1725| 440 | 438 445 | 438 
Bergmann, Berlin ....... 2 2425 | 2255 2700 | 2700 
Continent. Ges. Nürnberg... .| 0 s -- — er 
> „ » _Vorz.-A.| 8 11500 ı 1500 | 1650 | 1650 
Drahtloser Übersee-Verkehr . . | 12 1710 | 1710 1800 | 1800 
» i „neue A.| — |1500! 1450 | 1580 | 1580 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . . 5 3200 | 3100 3300 | 3300 
» Nieder. „  » ...1 — |3%0 | 3200 | 359 | 3595 
„  Südam. „ S „O0 2790 | 2500 .| 2790 | 2650 
„»  Kabelwerke, Berlin . . . | 20 1650 | 1600 1650 | 1650 
Elektra, Dresden . ...... 10 1025 | 1025 1080 | 1080 
El. Licht u. Kraft. Berlin. . . . | 15 2550 | 2500 | 2850 | 2850 
» »_» » München . .| 15 11400 | 1250 | 1400| — 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . . | 16 1775 | 1650 1775 | 1730 
E. W. Liegnitz .. 2.2.0... 10 750 695 750 710 
E. W. Schlesien . . . ..... 12 1200 | 1160 1200 | 1160 
Felten & Guilleaume Carlsw. . . | 25 4600 | 4350 5000 | 5000 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . . | 20 2300 | 2150 2600 | 2600 
Hackethal, Hannover ..... 20 1660 | 1550 1675 | 1550 
Hamburgische E. W. ..... 10 
Körtings' Elektr.-W., Berlin . . . | 50 
Kraftübertrag., Rheinfelden. . .| O 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. . | 12 
C. Lorenz, Berlin ....... 35 
Dr. Paul Meyer, Berlin... .. 15 
Mix & Genest, Berlin .... . 16 
Neckarwerke, Eßlingen . . . . . 10 
Niederschles. Elektr. u. Straßenb. | 12 
Oberbayer. Überlandz., München | 9 
H. Pöge, Chemnitz... . . . . 12 
is »  Vorz.-A. ...| 7 
Rhein. El.-A. G., Mannheim . . . | 15 
= i „»  Vorz.-À. == 
M. Schorch & Cie., Rheydt 10 
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 20 
Schuckert & Co., Nürnberg . . . | 16,7 
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin . . 0 
Siemens & Halske, Berlin. . . .| 20 


Stettiner E. W. ........ 
Teleph.-F. Berliner Hannover. . 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin 


Voigt & Haeffner . 
= Vorz.-A 


Hartmann & Braun . . | Frank- 

Emag. Elektr.-A.G. . . ọ furt 

Main Kraftwerke, Höchst | a. M. 

Heddernh. Kupferw. u. 10 620 600 649 649 
Südd.Kabelwerke . .. 20 — 2 550 2500 | 2550 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im November: 
in | a. | z. | 2. | a | 20 | 18. 


Christiania (Kr) 1122,18] 1236.90] 1271,80 


‚| 1276.80! 1142,13) — 
Helsingfors (finn. M) | 186,53: 161,59 — 154,61} 17206) 175,56 
Holland (Gld) 2773,05) 247380) — | 2418,93! 2643 37| 2743,12 
Italien (L) . . | 331,66! 29027) — 291,76! 308,22! 326,18 
Kopenhagen (Kr) . | 1406,47) 1266,82, — | 1226,92! 1356,60) 1411,45 
London (£). . . . |131570,87:28179,37) — |27531,00 30024.75 31171,87 
New York ($) 7044,84 6271,78 — | 6159,56] 6758,06] 6982,50 
Österreich (K) 0,10 009 — 0,09 0,09 0,09 
Paris (Fr) 603,73, 451.36, — 461,34 473,81] 498,75 
Prag (Kè). . . .. 2942 200,99, — 195,01! 210,72] 223,44 
Schweden (Kr) 1865,32) 167081! — | 161595! 1795,50) 1875,30 


Schweiz (Fr) 


. . { 1311,71) 1182,03 
Spanien (Pes). . . 


1097,25! 972,56) — 


1152.11! 1239.39; 1294,25 
942,63' 1024,93| 1076,32 


WARENMARKT. 


Elektrotechnische Erzeugnisse. — Laut Mitteilung der Preis- 
stelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie 
sind die Preise durch eine neue, vom 24. bis 30. XI. geltende Fest- 
setzungsliste Nr. 75 i. a. um 100, hinaufgesetzt worden. Unverändert- 
blieb der Preis von Glühlampen und von Transformatoren- usw. Öl. 

Isolierrobhre. — Die Verkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fabrikan- 
ten G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 20. XI. den zu den Preisen 
der Liste vom 8. IX. hinzuzurechnenden Aufschlag für Stahlpanzerrohr 
und Zubehör auf 25 000% gesteigert. 


1448 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48. 


ee ee ee 


30. November 1922. 


Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin, hat 
die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 ab 25. XI. für 
Dieselmotoren (ortsfeste und Schiffsmaschinen) auf 8000 %/9,, für alle 
übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 8700 0/o 
hinaufgesetzt. 


Kohle. — Im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 260, 261, 264, hat der Reichs- 
kohlenverband weiter folgende ab 16. XI. einschl. aller Steuern geltenden 
neuen Brennstoffverkaufspreise bekanntgegeben: beim Aachener 
Steinkohlensyndikat(EschweilerBergwerksverein) Anthrazit I(Stücke) 
19811 M; beim Mitteldeutschen Braunkohlensyndikat Briketts 
im größeren Industrieformat 11 660 M (Kasseler Revier 14 520 M), Naßpreß- 
steine 10 151 M; unter Rohkohlen des mitteldeutschen Gebietes Förder- 
kohlen 4075 M, Siebkohlen 5094 M, Stückkohlen 5705 M; beim Ostelbi- 
schen Braunkohlensyndikat (Niederlausitzer Gruppe) Briketts im 
kleineren Industrieformat 12 391 M, Förderkohlen 3709 M. Siebkohlen 4804 
M, Stückkohlen 5395 M/t; beim Rheinisch-Westfälischen Kohlen- 
syndikat Steinkohlenbriketts Klasse II 23 917 M/t. — Laut Mitteilung der 
Bergwerksdirektion Hindenburg betragen die Preise von Inlandflamm- 
kohle auf der Königin Luise-Grube ab 1. XI. für Stückkohle 16 402 M, für 
Staubkohle 11 070 M/t; bei Gaskohle sind die Preise der genannten Sorten 
um 3 M/t höher. — Das Ruhrrevior (einschl. der linksrheinischen Zechen) 
hatim Oktober an Kohle 8,827 Mill. t in 26 Arbeitstagen gefördert (8,266 
i. Vm.); die arbeitstägliche Förderung betrug 0,339 Mill. t (0,318 i. Vm.). 
An Koks wurden 2,221 Mill. t hergestellt (2,128 i. Vm.), an Briketts 0,400 
Mill. t (0,413 i. Vm.). In Niederschlesien stellte sich die Kohlenförderung 
auf 0,474 Mill. t (0,475 i. Vm.) im sächsischen Steinkohlenrevier auf 
0,347 Mill. t (0,363 i. Vm.) und im Aachener Steinkohlenrevier auf 
0,194 Mill. t (0,190 i. Vm.). — Englische Durham Gasförderkohle wird 
z. Z. frei Hamburg zu 28s 9 d und Gießereikoks zu 43 s 10 d/ton angeboten. 

Erze. — Die Preise des Siegerländer Eisensteinvereins sind unver- 
ändert. Für spanische Erze werden 22,5 s/ton fob. verlangt. 

Eisen. — Für das 4. Novemberviertel sind die Preise von Roh - 
eisen auf Grund der Kursklausel für nachstehende Sorten ab 24. XI. 
wie folgt ermäßigt worden: Hämatit 130 829 M, kupferarmes Stahl- 
eisen 130 J61 M, GieBereiroheisen I 107 765 M, dsgl. III 107 695M, dsgl. luxem- 
burger Qualität 102993 M, Ferrosilizium(100/,) 152478 M, Temperroheisen 
128 496 M/t. Als Nachtrag zu der Mitteilung über die letzte Erhöhung der 
Roheisenpreise sei bemerkt, daß vom 16. bis 23. XI. sich der Preis für 
Ferromangan (80%) auf 260 576 M und für dsgl. (50%) auf 216 982 M/t mit 
der bekannten Kursbasis stellte. — Am englischen Markt werden für 
Middlesborough-Gießereiroheisen Nr.1 97 8 6.d, für dsgl. Nr.3 92s 6d, für 
Hämatit Nr. 1 93 s 6 d fob Middlesborough verlangt. — Der Richtpreisaus- 
schuß des Stahlbundes hat beschlossen, die Preise von Walzeisen, die 
teilweise bereits über den Weltmarktpreisen liegen, bis zum 29. XI. unver- 
ändert zu lassen. 

Gußwaren. — Der Verein doutscher Eisengießereien(Gießereiverband), 
Düsseldorf, hat ab 16. XI. die Preise für Bau- und Maschinenguß um 30°, 
zuzügl. 40 M/kg und für Handelsguß um 50°% erhöht. 


Sehrott. — Am 21. XI. wurden für Kernschrott 100000 M, für 
Späne 90 000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 108 000 
M/t frei Berlin notiert. 

Edelmetalle. — Der Berliner Markt notierte am 21. XI. Gold mit 
4000 bis 4100 M/g und Silber mit 135 000 bis 140 000 M/kg. 


Zement. — Die Höchstpreise für Lieferungen an private Abnehmer 
betragen ab 19. XI. im Gebiet des Norddeutschen Zomentverbandes 
225 724 M, in dem des Rheinisch- Westfälischen Zementverbandes 
218724 M und im Gebiet des Süddeutschen Zementverbandes 
229 724 M/10t. 

Dach- und Isolierpappe. — Die neuen Richtpreise des Verbandes 
deutscher Dachpappenfabrikanten botragen für Dachpappe mit 80er Roh- 
pappeneinlage 570 M, mit 100er Einlage 460 M, mit 150er Einlage 320 M, und 
mit 200er Einlage 250 M/m?; für Isolierpappe mit 80er Einlage 800 M, 
mit 100er Einlage 680 M und mit 125er Einlage 570 M/m?. 

Schellack. — Fine Orange-Ware notiert in London für den Export 
420 s/cewt; im deutschen Großhandel wurden für diese Qualität kürzlich 
9750 M/kg beansprucht. 

Baumwolle. — New York notierte am 22. XT. 25,40 cts/lb und Bremen 
3973 M/kg. 

Sauerstoff und Wasserstoff. — Seit dem 21. XI. gelten folgende 
Preise: bei Lieferung unter Abschluß in Eigenflaschen 490 M, in Leihflaschen 
520 M, außer Abschluß entsprechend 495 M bzw. 525 M/m? frei Bahnstation 
der Erzeugerstelle. 

Schwefelsäure. — Für 100 kg Schwefelsäure 60° Be ist der Erzeuger- 
preis ab 16. XI. auf 2450 M und der Verbraucherpreis auf 2950 M erhöht 
worden. 

Öle und Fette. — Die amerikanischen Exportnotierungen für Pe- 
troleum betragen z. Z. für Ware in Cases 17 ets, in Tanks 7,50 cts und 
Standard white 13,75 cts/lb. — Die Schmierölpreise sind, in Dollars aus- 
gedrückt, unverändert; rein mineralisches Gasöl, unverzollt, kostet 130 bis 
140 M/kg. — Paraffintreiböl notiert 12 150 M in Kesselwagen ab Ver- 
sandstation und Braunkohlenteertreiböl etwa 11150 M/100 kg. — 
Leinöl wird aus Holland mit 42 Gld/100 kg angeboten ; der deutsche Groß- 
verkehr fordert für reine Ware etwa 1225 M/kg. — Rizinusöl 1. Pressung 
bedingt einen Preis von 1400 M, Ware 2. Pressung 1375 M/kg. — Ter pentil- 
öl notierte in New York am 22. XI. 159 ets/Gallone; am Hamburger Markt 
wurden für amerikanische Ware 3350 M und für französische 3600 M/kg 
verlangt. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zebme in 


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lu. . 


Altmetalle. — Am 21. XI. wurden am Berliner Markt folgende Preise 
‚gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 1600 bis 1650 M; unver- 
zinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 1550 bis 1600 M; Maschinenrotguß, han- 
delsüblich und tiegelrecht, 1175 bis 1225 M; Messingründer, pulver- und eisen- 
frei, 1025 bis 1075 M, Meseingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 1475 bis 
1525 M; reine, weiche Messingblechabfälle 1250 bis 1300 M; Schwermessing. 
handelsüblich, 950 bis 1000 M; Messingschraubenspäne, handelsüblich, 923 
bis 975 M; altes Weichblei 525 bis 575 M; Zinkzünderlegierungen 900 bis 
950 M; Altzink, handelsüblich, 825 bis 870 M, Reinaluminiumblechabfälle 
(98/99%/.) 1800 bis]1850M/kg in geschlossenen Quantitätenund Wagenladungen. 

Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen- 
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte 
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg: 


Metall 0. XL 


M. XI. 


23. X1. | 


Elektrolytkupfer (wire bars), | 
prompt, cif Hamburg, Bremen l 
Ta 1967,00 


oder Rotterdam . . . 2... 2225,00 2219,00 
Originalhüttenrohzink 
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom.| 1077,99 1053,19 | 1269,89 
Raffinadekupfer 99/99,3% . .| 1900—2000 | 1600—1700 | 1800—1900 
Originalhüttenweichblei . . .| 825-875 725—750 725 
Originalhüttenrohzink, Preis im 
freien Verkehr .. ... . .| 1450—1550 | 1300—1400 | 1500—1600 
Plattenzink (remelted) von 
handelsüblicher Beschaffenheit] 1100—1200 | 1000—1100 | 1100-1%0 
Originalhüttenaluminium 
98/99% in Blöcken, Walz- oder 
Drahtbarren . .. 2... 2768 2467 2629 
dgl. in Walz- oder Drahtbarren 
Va ee ee 2792 - 2491 2653 
Zinn, Banka, Straits, Austral. in l 
Verkäuferswahl . ...... 5600—5700 | 5200—5250 | 5400 - 5500 
Hüttenzinn, mindestens 99%, . .| 5525—5600 | 5150—5200 | 5350—5450 
Reinnickel 98/99% ..... 4100—4200 | 3650—3760 | 3800—3900 
Antimon -Regulus ..... .| 750—800 650—700 700—725 
Silber in Barren rd 900 fein für 
l kp leno 2. 2% .| 165000 bis | 145000 bis | 140000 bis 
175000 150 000 150000 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal‘ am 
17. XI. 1922 für l ton (1016) kg) notiert: 


£ s d £ 6 d 
*Kupfer: best selected. . . . 2.2... 6 0 Obis &@ 09 
en. 5; electrolytic ...... r 710 15 0„ 7 5 0 
er wire bars . . 2. 2 2 2000. 150, = -- 
m standard Kasse ...... 63 7 6 » 63 10 » 
E ss 3 Monate . .... 6& 5 O}, 4 7 6 
Zinn standard Kasse . . . . . 2.22 .. 17710 0, 177 12 6 
>= = 3 Monate . . 2.2.2 20. 78 226,185 0 
po Bain Eee Sa 179 0 O0 „ 179 10 v 
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei 2 0 O, 4 15 0 
„ . gew. engl. Blockblei . . . ..... 29 T7 Ôp, - - - 
Zink: gew. OM a a ar ee 39 0 O 36 15 u 
s remelted . .. 2 2 2 2 2 2 20. 35 0 0O, --- 
ss engl. Swansea . . . . 2. 2 2.2. 39 10 O lieferbar Swamer 
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten 27 £12 £ 10a. 
Aluminium: 98 bis 99% ....... 92 £ 10 s Inland, 95 £ Ausland. 
Nickel: 98 bis 99% garantiert . .... 135 £ (In- und Ausiand). 
Wismut: je Ib. ... 2 2 2 2 2 2 2 0. 10 s. 
Platin: nominal je Unze... ..... 21 £. 
Quecksilber: nom. für die 75 lbe.-Flasche 12 £5 s8 


Wolfram: 65%, je Einheit nominal .. . 1286 d/13 8. 


In New York notierten am 24. XI. 1922: Elektrolytkupfer loco 13.87 
bis 14,00; Eisen 28,50; Blei 7,17; Zink 6,92; Zinn 36,12 cts/lb. 


® Netto. 


 Bezugsquellenverzeichnis. 
(Anfragen, denen Rückporto nicht beige ist, können nich! 
rog bricks chiot Ric KAA 


Frage 60. Wer stellt den elektrischen Zigarrenanzünde! 
„Wilko” mit offener Flamme her? 


Berichtigung. 

Der auf S. 1365 besprochene Sonderabdruck von E. Schön- 
holzer „Über eine moderne und praktische Berechnungsmethode 
sehr langer Hochspannungsfernleitungen mit Potentialregelung 
durch Syuchronmotoren“ ist nicht durch die Buchdruckerei von 
Vogt Schild, Solothurn, sondern durch den Verfasser, E. Schönholzer, 
Winterthur, Brauerstraße 62, zu beziehen. 


Abschluß des Heftes: 25. November 1922. 
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Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


T en Luie diii oe Hino R ED EEE TE Ze — 


ÈE T S 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Inhalt: Neue Klein-Wasserkraftanlagen. Von | 
C Reindl, 144. 


Entwicklung, Stand und Aufgaben der elektri 


Verkehrund Transport. 1460..Doppel- 


Vereinsnachrichten. EV. 1461. Einladung zur >i 
frequenz-Generatoren, — Elektrische Zugförderung Sitzung am 12. XII. 1922. — Einladung zur Fach- 
der _Reichsbahnen in Bayern. | sitzung ii elektrisches Nachrichtenwesen (EVN) 
schen Beleuchtung. Von H. Lux. (Schluß.) 181. J; sv Š ' ; 4 . |, am 15. XII. 1922, 
Geidentwertung. Abschreibung, Preisblidung. | zresan Austen Rome VDE. 1462, Kommission für Drähte und Kabel 
Von E, Schiff. 1455. | iz. OA fi TETS ED Sitzungskalender. 1467. 
Die wirtschaftliche Bedeutung des Aluminiums. verschiedene s: 1460: Verstaatlichung der | Rechtspflege, 1467. 
1457. | Dampfkesselüberwachung?! -- Bekanntmachung, Persönliches. 1469. P. Berthold t. — Auszeich- 
Erfahrungen mit Aluminumfreileitungen 1458. | betr. Änderung des Gebührenzuschlages der Elek- | nungen. 
Fachnormenausschuß für Nicht- trischen Prüfämter. $ x Briefe an die Schriftleitung. 1469, Elektrodyna 
eisen-Metalle. 1458, Energiewirtschaft, 1460. Blektrizitäts-. | mische. Leistungswage. Von Maschinenfabrik EB 
Rundschau. Elektrizitätswerke und | versorgung Kanadas: — Elektrizitätsversorgung von | tingen, Maschinenfabrik Oerlikon und Dr. M. Levy. 
Kraftübertragung. 1459. Die Elektrizi- | Neu-Südwales. — Die  Elektrisierung Niederlän- Literatur. Eingänge. - 1469. 
tätsyersorgung. des Staates Colorado. | disch-Ostindiens. Geschäftliche Mitteilungen, 1470. 
Apparatebau. 1459 Belastungskontrolle Industrie wid Handeti:1461. Peru. 
an selbsttätigen Ölschaltern, |. Britisch-Südafrika, 


Warenmarkt: 147 
| Bezugsquellenverzeichnis, 1472, 
HEFT 49 (1449 - 1472) BERLIN, DEN 7. DEZEMBER 1922 


43. JAHRG. 


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II i | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49. E 7. Dezember 1922. 
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| 
| 


l i | 1449 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) u 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und ‚des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F.Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 7. Dezember 1922. 


“Heft 49. 


Neue Klein-Wasserkraftanlagen. 
Von Ing. C. Reindl, München. 


Übersicht. Es wird ein neues, für Gleichstromanlagen mit Wasser- 
turbinenantrieb bis zu etwa 25 kW Leistung vom Verfasser ausgebildetes 
System beschrieben, welches sich dadurch kennzeichnet, daß keinerlei 


Regelungsvorrichtungen auf gleichbleibende Drehzahl vorhanden sind, 


vielmehr die Maschine mit der der jeweiligen Belastung entsprechenden 
Drehzahl frei läuft und die Regelung auf konstante Spannung lediglich 
durch die besondere Bauart der Dynamo erfolgt. Durch diese An- 
ordnung wird an Anschaffungskosten bis zu 500/9 erspart und eine Be 
dienung völlig erübrigt. 


Die Leuchtmittelnot läßt insbesondere für die Stromversorgung 
einzelner Höfe und Güter, Dörfer und Gasthöfe den Bedarf nach 
ciner einfachen, billigen und selbsttätig arbeitenden Stromerzeu- 
sungsanlage vordringlich erscheinen. Soweit Wasserkraft hierfür 
verfügbar ist, war bisher der Gebrauch eines Turbinenreglers auch 
für kleinste Leistungen unbedingt nötig, denn es ist bekannt, dal 


780 


Drehzah! 


Umorehungen 
R 
Ss 


Yo Belastung 
0 20 40 60 80 700 


Zeichenerklärung. 


I. Turbine ohne Regler mit Nebenschluß-Dynamo. 
II. desgl. mit Spezialdynamo ohne Schaltkasten. 
Il. „ mit Schaltkasten. 
=... IV. Turbine mit Regler 


-me o a e o 


Abb. 1. Drehzahl- und Spannungs-Charakteristik. 


weder eine Nebenschlußmaschine noch eine Verbundmaschine bei 
stark veränderlicher Drehzahl sich auf konstante Spannung regeln 
lassen, selbst nicht unter Verwendung selbsttätiger Nebenschluß- 
regler. Ein Turbinenregler kleinster Type kostet heute aber oft 
ebensoviel wie Turbine und Dynamo zusammen und gibt, wenn 
nicht von Zeit zu Zeit fachmännisch nachgesehen, im Lauf einiger 
Jahre nur zu Störungen Anlaß. Eine soche Nachschau wird ihm aber 
bei solchen kleinen Anlagen nie zuteil. Der Turbinenrezler kann 
erübrigt werden, wenn eine Akkumulatorenbatterie vorhanden ist, 
welche eine gewisse konstante Belastung während der Ladung dar- 
stellt; aber hierbei wird Bedienung nötig, und die Anschaffungs- 
kosten werden ein Vielfaches des Betrages der Maschinenanlage. 
Es galt nun, eine Lösung zu finden, welche ohne Turbinenreg- 
ler und ohne Batterie eine wirklich selbsttätige Regelung auf kon- 
stante Spannung in einfacher Weise bietet. Der Wegfall der Bat- 


terie mit ihren hohen Anschaffungs- und Unterhaliungskosten und 
ihrer Empfindlichkeit gegen unaufmerksame Behandlung nötigte 
vor allem dazu, das Gebiet der Fahrzeugbeleuchtung mit seinen 
verschiedenen Arten, das sonst hätte als Vorbild dienen können, 
außer acht zu lassen. 

In einer neuartigen Weise wird hier auf die Regelung auf kon- 
stante Drehzahl der Turbine und zugleich auf Ausregelung des 
Spannungsabfalles in der Dymamo (also Turbinenregler und Kom- 
poundwicklung oder statt der letzieren ein selbsttätiger Neben- 
schlußregler) verzichtet, ebenso wenig aber auch die Drehzahl der 
Turbine auf konstante Spannung geregelt. Vielmehr läuft die Tur- 
bine im Gegensatz zu allen bisherigen Gepflogenheiten ohne 
jede Regelung völlig freilaufend mit der Drehzahl, 
welche der jeweiligen Belastung entspricht, gleichgültig ob es sich 
um eine Freistrahlturbine oder eine Francisturbine in offener oder 
geschlossener Ausführung handelt. Es liegt in der Durchbrechung 
des bisherigen Grundsatzes, auf gleichbleibende Drehzahl zu re- 
geln, eine ähnliche Abschüttelung hergebrachter Vorurteile, wie 


Abb. 2. Banki-Turbine. 


etwa im Prinzip der Poebingschen Esibe-Regelung'), die auf ver- 
änderliches Gefälle vor der Turbine bei konstanter Zuflußmenge 
durch dieZuleitung regelt, oder wie bei den neuartigen Formen der 
Kaplan-”) und Lawaczek-Turbine. Die Änderung der Drehzahl 
über den ganzen Bereich hin bis zum Durchgehen im Leerlauf ist 
hier betriebsmäßig gewollt, während es bisher ein durch teure 
Mittel verbinderter Unfall war. 

Wenn nun eine normale Nebenschlußdynamo von einer Turbine 
ohne Geschwindigkeitsregler angetrieben wird, welche der in 
Abb. 1 unten dargestellten Drehzahlkurve zwischen Leerlauf (0 %) 


und Vollast (100 % Belastung) folgt, so gibt die Dynamo eine in- 


folge der Selbsterregung außerordentlich stark zunehmende Span- 
nung, etwa nach Kurve I, welche bis zum mehrfachen der normalen 
Spannung steigt. Diese große Spannungsänderung läßt sich durch 
einen selbsttätigen Nebenschlußregler nicht im entferntesten kon- 
stant halten, da eine so starke Schwächung des Nebenschlußfeldes 


-untunlicehst und und der selbsttätige Nebenschlußregler gar nicht 


soviel Stufen erhalten kann. 


ı) „Die Wasserkraft“, 1921, Heft 17, S. 220. 2 
2) „Die Wasserkraft“, 1919 S. 158; Z. d. V. d. J. 1921, S. 1085/1066 ; „Blektro- 
techn. u. Maschinenb.“ 1922, S. 14; „ETZ“ 1920, S. 162. 


1450 


Die verwendete Dynamo ist nun in besonderer Bauart ausge- 
führt in der Weise, daß sie mit einer Spezialwicklung versehen ist, 
welche sowohl bei Leerlauf und z. B. 180 % Drehzahl?) wie auch bei 
Vollast (100% Belastung) und normaler Drehzahl (100 % Dreh- 
zahl) die normale Spannung von z. B. 110 V abgibt, wobei die Span- 
nung der Dynamo in den zwischenliegenden Belastungen und Dreh- 
zahlen etwa der Kurve II folgt. Die hier noch vorhandene, durch 
den zur Dynamo gehörigen Schaltkasten auszuregelnde Spannungs- 
änderung von etwa 20 bis 40 % ist nun, wie aus der Kurve ersicht- 
lich, nicht höher als der Spannungsabfall einer normalen Neben- 
schlußdynamo bei konstanter Drehzahl (also unter Verwendung 
eines Turbinenreglers bei den bisherigen Ausführungsarten) und 
somit ohne Schwierigkeiten zu beherrschen. 

In Verbindung mit dem Schaltkasten liefert die Spezialdynamo 
bei den durch die Drehzahlkurve der freilaufenden voll geöffneten 
Turbine gegebenen Drehzahlen die Spannung, welche nach der 
stark ausgezogenen Kurve III gegeben ist und somit allen Bedürf- 


nissen genügt. 


Abb. 8. Kaplan-Spiralturbine. 


Im Vergleich dazu ist noch in Kurve IV die Spannung einze- 
zeichnet, welche eine Anlage bisheriger Bauart und bester Aus- 
führung, also die Turbine mit selbsttätigem Geschwindigkeitsregler 
und Dynamo mit Kompoundwicklung, liefern würde. 

Es ist hieraus ersichtlich, daß die neue Anordnung, Turbine 
ohne Geschwindigkeitsregler in Verbindung mit der Spezial- 
dynamo (D. R. P. a.), genau das gleiche leistet wie die bisherigen 
Anlagen mit Turbinenregler, wobei jedoch die hohen Kosten eines 
Turbinenreglers für die kleinste Type wegfallen und hingegen nur 
der Mehrpreis von ungefähr 20 bis 40% der Dynamo gegenüber 
einer normalen Dynamo in Rechnung kommt, so daß sich in den 
Anlagekosten der Gesamtanlage eine Ersparnis von etwa 30 bis 
50 % ergibt. 

Bei den meisten Kleinanlagen ist die Größe der Anlage durch 
den zu deckenden Verbrauch bestimmt, während insbesondere in 
bergigen Gegenden zumeist schon die vorhandene Mindestwasser- 
menge größer ist, als der verlangten Leistung entspricht. Vielfach 
hat man es auch in der Hand, durch Vergrößerung des Gefälles es 
dahin zu bringen, daß mit der vorhandenen Mindestwassermenge in 
allen Fällen ausgekommen werden Kann. In diesen Fällen bedarf 


DR 


330 -- - 


Abb. 4. Kleinanlage System Reindl. 


die Turbine keiner Einstellung auf geringere Öffnung, es genügt 
demnach ein Absperrschieber oder die Schütze und kann die Nadel- 
regelung bei Peltonturbinen wegfallen und durch einen gewöhn- 
lichen Krümmer und Absperrschieber ersetzt werden, bzw. können 
bei Francisturbinen (Spiral oder offen) alle Regelungsorgane weg- 
fallen und die Leitschaufeln festgeklemmt werden, bzw. können 
diese Turbinen mit festen Leitradschaufeln ausgeführt werden. 
Sofern jedoch mit einer geringeren Mindestwassermenge zu 
gewissen Jahreszeiten zu rechnen ist, oder eine Speicherung in be- 
schränktem Umfange eintreten soll, liegt nichts im Wege, die Re- 


» Die Höhe der Leerlaufdrehzahl ist unerheblich; diese schwankt je nach 
Duclinsnart und Laufradkonstruktion zwischen etwa 150 und 250 "/a der normalen 
rehzahl. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49. 


a a II IIau 


7. Dezember 1922. 


gelungsanordnung der Turbine beizubehalten, welche dann ent- 
sprechend der verfügbaren Wassermenge eingestellt werden kann. 
Bei Überschreitung der entnommenen Leistung über die Wasser- 
menge hinaus tritt eine Spannungsminderung ein. Auch bei Über- 
lastung der ganzen geöffneten Turbine vermindert sich selbsttätig 
die Spannung der Dynamo und weist dadurch auf die vorhandene 
Überlastung hin. 


= Be E 
= 
le er 


, 
Ye 
Ay 


N 
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Ton nua 


Zeichenerklärpng. 


= Abnehmbares Deckblech. 
Schrauben für Wandbefestigung. 
Verteilungsschalter. 
Verteilungssicherungen. 

= Strom-u!Spannungsmesser, Regler. 


Abb. 5a. 


J = Hauptsicherungen. 

g = Konsole für Wandbefestigungen- 
h = Säule für freistehende Montage 
i = Tür. 

k = Hauptschalter 


s AGOS 
Tut 


Zeichenerklärung 


p = Klemmen. 

r = Hauptsicherungen. 

s = Heuptschalter. 

t = Strom- und Spannungsmesser. 
u = Verteilungssicherungen. 

v = Verteilungsschalter. 
w = Klemmen. 

æ = Verbrauchsleitung. 

y = Maschinenraumlicht. 

z = Verbrauchsleitung. 


Year FF -- 


1 
nen 
De 


Abb. 5b. 


Fa 


Ey 


Abb. 5a u. 5b. Schaltkasten zur Kleinanlage. 


Soweit es die Gefällshöhe erlaubt, wird man unmittelbare Kupp- 
lung der Turbine mit der Spezialdynamo vorsehen. Nach oben hin 
wird die Drehzahl begrenzt durch die Leerlaufdrehzahl, welche die 
mit Rücksicht auf die Zentrifugalkraft zulässige höchste Anker- 
Umfangsgeschwindigkeit der Dynamo nicht überschreiten dari. 
Nach unten wird die Drehzahl begrenzt durch den Wert, der noch 
preiswerte Modelle für die Dynamo gibt. Für hohe Gefälle komn! 
somit die Peltonturbine in Frage, für geringere Gefälle findet die 
Bankiturbine®t) hier ein sehr geeignetes Anwendungsgebiet, zumal 
keine Regelungseinrichtungen notwendig sind, welche die sonst 


% Vgl. „Zeitschr. f. d. gesamte Turbinenwesen“ 1918, 8. 181, 
Neue Wasserturbine; „Elektrotechn. u. Maschinenb.“ 1918, 8. 557. 
Hüttenamt Bergen bei Traunstein. 


6ndt Baakı, 
Ausführung: 


„N 


1. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49. 


1461 


ideal einfache Bankiturbine (Abb. 2) komplizieren. Die untere Ge- 
fällsgrenze für unmittelbare Kupplung bilden Francis-Spezialtur- 
binen kleinster Modelle, welche durch Fortlassung des ganzen Dreh- 
schaufelmechanismus und Anwendung nur einer oder zwei zugleich 
zur Versteifung dienenden Führungsschaufeln wesentlich verbilligt 
werden können. Die Kaplanturbine®) ermöglicht auch hier bei be- 
reits sehr niedrigen Gefällen noch unmittelbare Kupplung mit einer 
raschlaufenden Dynamo; so hat z. B. eine Versuchsausführung einer 
Kaplan-Spiralturbine bei 5 PS Leistung unter nur 4,5 m Gefälle 
1500 Umdr/min ergeben (Abb. 3). Es steht aber natürlich nichts 
im Wege, die Spezialdynamo von einer gewöhnlichen offen einge- 
bauten Francisturbine oder Kaplanturbine mit Riemen anzutreiben. 

Eine normale Ausführung‘) eines solchen aus Peltonturbine und 
unmittelbar gekuppelter Dynamo bestehenden Klein-Anlagen-Ag- 
gregates zeigt Abb. 4 in einer Form, wie sie außer für kleine Eigen- 
anlagen auch als unabhängige Notbeleuchtungsanlage für Wasser- 
kraftwerke ausgeführt wird und in dieser Anordnung nicht teurer 
kommt als ein Stationstransformator mit 5 kVA Leistung und der 
zugehörigen Hochspannungszelle mit Zubehör. Bei der für solche 
Zwecke in Frage kommenden Leistung von 2 bis 5 kW kann das 
Aggregat für Gefälle von etwa 10 bis 60.m ohne weiteres unmittel- 
bar an die Druckrohrleitung vor den Hauptabeperrschiebern ange- 
schlossen oder vom Wasserschloß bzw. vom Oberwasserbecken (bei 
offen eingebauten Turbinen in Mitteldruck-Anlagen) aus durch eine 
eigene billige Rohrleitung gespeist werden. Bei höheren Gefällen 
wird ein Druckminderer vor die Turbine vorgebaut, um die obere 
Grenze der mit Rücksicht auf die Dynamo zulässigen Drehzahl nicht 
zu überschreiten. Ein derartiges Aggregat hat den Vorzug, die Be- 
leuchtung des Kraftwerks und dessen sonstigen nötigen Strombe- 
darf für kleine Werkzeugmaschinen u. dgl. unter allen Umständen 
auch bei völligem Stillstand der Anlage sicherzustellen. 

Der kleine selbsttätige Nebenschlußregler, der nach Abb. 1 die 
unbedingte Konstanz der Spannung zu besorgen hat, ist mit den 

» Vgl. Anmerkung ?. 


© "Ausführung der Kleinanlagen dieses Systems: Bayerische Kraft- und 
Lichtrersorgung Gm. b. H., München, Karlplatz 24. á ar 


nötigen Sicherungen und Strom- und Spannungsmesser zu einem 
kleinen Schaltkasten zusammengebaut, so, daß keine Teile unsach- 
gemäßen Zugriffen zugänglich sind. Ein Überlastungsschutz wirkt 
in der Weise, daß bei Überschreitung der zulässigen Belastung die 
Spannung sinkt und das Nachlassen der Lichtstärke der Lampen 
darauf aufmerksam macht, daß zu viel eingeschaltet ist. Nach Wie- 
derkehr der zulässigen Belastung stellt sich auch die richtige Span- 
nung wiederein. Der Schaltkasten wird an der Wand oder auf einer 
Säule (Abb. 5) nahe der Maschine angebracht und mit derselben 
durch 3 Leitungen verbunden, wobei nur auf die gleichartige Be- 
zeichnung der Klemmen an Maschine und Schaltkasten beim An- 
schließen zu achten ist. Vom Schaltkasten gehen die Verbrauchs- 
leitungen ab. . 

Die Bedienung der Anlage erstreckt sich nur auf das langsame 
Öffnen des Absperrschiebers (oder bei offenen Turbinen der Schütze) 
beim Ingangsetzen der Maschine und auf gelegentliches Nachsehen 
der Lager hinsichtlich Schmierung und Erwärmung, sowie auf das 
Schließen des Absperrschiebers bzw. der Schütze beim Abstellen; 
irgendwelche Regelungsvorrichtungen sind nicht zu betätigen. Nur 
in einzelnen Fällen, wo etwa mit zeitweise verringerter Wasser- 
menge zu rechnen ist, muß die in solchen Fällen vorzusehende Hand- 
regelung an der Turbine entsprechend dem Wasserzufluß mehr oder 
weniger weit geöffnet werden, was die Gewöhnung bald ergibt. In 
Fällen, wo die verfügbare Wassermenge stets ausreicht, fällt bei 
der Turbine der Abb, 4 die Handregelung überhaupt fort. Es steht 
auch nichts im Wege, die Maschine entfernt vom Stromverbrauchs- 
ort aufzustellen, wie dies etwa der Fall sein kann, wenn dieser auf 
einer Anhöhe liegt und die Wasserkraft tiefer unten oder sonst 
etwas abseits gelegen ist. 
Abstellen der Maschine auch von der getrennten Verbrauchsstelle 
aus durch besondere einfache Hilfsmittel ausgeführt werden, ja so- 
gar zu bestimmten Stunden selbsttätig erfolgen. 

Für Anlagen kleinster Leistung von einigen 100 W für kleinere 
Landhäuser, Bauernhöfe usf. ist eine weitere, noch einfachere Aus- 
führungsform vorbereitet, die oft an die vorhandene Trinkwasser- 
leitung wird angeschlossen werden können. 


Entwicklung, Stand und Aufgaben der elektrischen Beleuchtung. 
Von Dr. H. Lux, Beratender Ingenieur, V. B. I. 
(Schluß von S. 1405. ) 


II. Ziele und Aussichten der Lichterzeugung. 


Die voraufgegangene Skizzierung der Entwicklung aller ge- 
bräuchlichen elektrischen Lichtquellen bis zu ihrem gegenwärtigen 
Stande geschah unter wesentlicher Betonung der rein physikalischen 
Erscheinungen, da nur auf diesem Wege ein Urteil darüber zu ge- 
winnen ist, ob und welche Fortschritte mit den bisher eingeschlage- 
neu Methoden zu erzielen sind. Um die Übersicht zu erleichtern, 
seien deshalb die hauptsächlichsten Daten, die die einzelnen Licht- 
quellen kennzeichnen, in der Zahlentafel 1 zusammengestellt: 


Zahlentafel 1. 


Leucht- 


abs. : i 
Lichtquelle Temperatur ie Neruelor, 
g/cm’ ’ K 
Kohlefadenlampe 3,5 W/FKh . 2135 55--60 0,52 
dgl. (metallisierte) 2,2 W/FKh 2270 90--100 — 
Tantallampe . .... » 2.222 .. 2200 110--130 1,0 
Nernststäbehen .......... 2600 160-450 0,84 
Wolframvacuumlampe 
1,1 W/FRn: ........ 2335 150 1,8 
Gasfüllungslampe 0,6 W/FKo. 2745 600--700 3,4 
Quecksilberquarzlampe bei 150V 5273 300 6,8 
; (scheinbar) 
Moore-Vakuumlicht ....... — 0,04—0,25 0,85 
Reinkohlenbogenlicht 
Bogen ......::.2.. — 1800--8000 22 
Krater .. 2... 22.2... 4200 18000 ? 
Flammenbogenlampe 
Bogen .......222.. — 600--1000 48 
Krater „u... 400.004 3500(?) _ j 
Goerz-Beck-Scheinwerfer 
(Krater) .......... 5100 126 000 
' (scheinbar) _ 
Lummersche Druckbogenlampe 
(Krater) ... 2.22.22... 7600 234 000 
(scheinbar) — 
Sonne im Zenit. . . 2 2. .... 60:0 ‚ 150 000 11,8) 


Sieht man von denjenigen Lichtquellen ab, bei denen das Leuch- 
ten auf Lumineszenz beruht, und betrachtet man nur die ausge- 
sprochenen Temperaturstrahler, so fällt sofort auf, daß die Leucht- 


dichte (Flächenhelle) in einer bestimmten Beziehung zur Tempe- 
ratur stehen muß. Innerhalb kleiner Temperaturunterschiede wurde 
diese Beziehung durch Lummer und Kurlbaum durch die fol- 
gende Gleichung ausgedrückt: 

a 

HD, \T 
Der Exponent x ist hierbei selbst eine Funktion der Temperatur, 
u. zw. soll nach E. Rasch zT = const. sein. (In Wirklichkeit 
scheint das Produkt x T bei steigender Temperatur wachsende 
Werte anzunehmen). Der Wert von z hat auch nicht für alle Strah- 
ler den gleichen Wert bei gleicher Temperatur, für den vollkomme- 
nen Strahler, den absolut schwarzen Körper, ist xz jeweils kleiner 
als für blankes Platin. 

Aus der erwähnten Exponentialbeziehung zwischen Tempera- 
tur und Leuchtdichte ergibt sich die theoretische Aufgabe: die spe- 
zifische Lichtleistung eines Temperaturstrahlers durch Temperatur- 
erhöhung zu steigern. Was man theoretisch hierbei erreichen könnte, 
zeigt eine Betrachtung der Verhältnisse beim schwarzen Körper. 


Für einige, beliebig herausgegriffene Temperaturen ergeben eich 
die nachstehenden Werte für die Leuchtldichte: 


Zahlentafel 2. 
Leuchtdichte 


T (ab) ° HRıcm T (abs) Meyrmidichte 
1500 0,201 3500 2430 
2000 11,6 4000 6180 
2500 137 5000 22 180 
3000 702 10000 314200 


Diese Zahlen sind aber noch kein Kennzeichen für die Wirt- 


- schaftlichkeit der Lichterzeugung: denn bei jedem Temperatur- 


strahler, am meisten natürlich bei dem vollkommenen Strahler, dem 
absolut schwarzen Körper, fällt auf den engen Bezirk der sicht- 
baren Strahlen nur ein sehr kleiner Bruchteil der Gesamtstrahlung. 
Um ein Urteil über die Ökonomie der Lichterzeugung zu gewinnen, 
muß deshalb das Verhältnis der ausgesandten Lichtstrahlen zu der 


Es kann dann das Inbetriebsetzen und ’ 


s 


gesamten ausgestrahlten Energie berücksichtigt werden. Das wird ' 


ermöglicht, wenn man nach der Planckschen Strahlungs- 
gleichung: 


Sa r= cà- 5 (e®}T— 1)-14 


(in der S die Strahlung in einem bestimmten Wellenlängenbezirke 
und bei einer bestimmten Temperatur, e die Basis der natürlichen 


| 
1452 


Logarithmen, X die Wellenlänge in u, T die absolute Temperatur, 
cı und c» Konstanten bedeuten), — für jede Temperatur die Strah- 
lungskurve konstruiert (vgl. Abb. 1), und aus der mit der Abszissen- 
achse gebildeten Fläche dasjenige Stück herausschneidet, das durch 
die Ordinaten bei den Wellenlängen 400 mu und 700 (bzw. 800) pu 
begrenzt wird. Das Verhältnis des herausgeschnittenen Flächen- 


Abb. 1. Energieverteilungskurven des schwarzen Körpers 


für verschiedene Temperaturen. 


stückes zu der Gesamtfläche gibt das Verhältnis der im sichtbaren 
Gebiete gestrahlten Energie zu der Gesamtstrahlung. Dieses Ver- 
hältnis, der „energetische Nutzeffekt“ einer Lichtquelle, kennzeich- 
net aber noch immer nicht die Ökonomie der Lichtquelle hinsichtlich 
ihrer Lichtleistung; denn es ist zu berücksichtigen, daß innerhalb 
des Gebietes der sichtbaren Strahlen das Auge wie ein Filter von 
‘variabler Dichte für die einzelnen eichtbaren Strahlengattungen 
wirkt. Bei energiegleichen Reizen liegt die maximale Empfindlich- 
keit bei etwa 556 un, während sie nach den beiden Enden des Spek- 
trums rasch abfällt. Bei 400 uy. ist sie nahezu null, bei 450 ug beträgt. 


sie 3,6 %, bei 500 un 34,1%, bei 556 uy 100 %, bei 600 un. 63 %, bei 


650 un 9,4% und bei 700 up wieder schon nahezu Q. 


6,367 10° Watte 
c143cm Crad 


Welienlänge 
Abb. 2. Energieverteilungskurve des schwarzen Körpers 
für T = 3500? abs. 


Handelt es sich darum, die Energieausnutzung in der Form von 
Lichtempfindung bei Strahlern verschiedener Energieverteilung 
zu ermitteln, so müssen die in den einzelnen Wellenlängenbezirken 
energetisch ermittelten Strahlungsintensitäten erst noch mit einem 
Faktor versehen werden, der gleich der prozentualen Augenempfind- 
lichkeit in diesem Bezirke ist. So ist nach A. R. Meyer bei der 
linergiestrahlungskurve (Abb. 2) eines auf 3500° temperierten 
schwarzen Körpers verfahren worden, in der der einfach schraf- 
fierte Flächenteil das Gebiet der sichtbaren Strahlung abgrenzt, aus 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49. 


7. Dezember 1922. 


der dann das Auge den doppelt schraffierten Teil als empfundene: 
Licht herauszieht. Planimetriert man diese beiden Flächenstücke, 
so erkennt man, daß von der ganzen sichtbaren Strahlung nur etwa 
% als Licht empfunden wird. Führt man analoge Rechnungen für 
die Energiestrahlungskurven bei verschiedenen Temperaturen 
durch, wie das in besonders sorgfältiger Weise A.R. Meyer unter 
Zugrundelegung der Ivesschen Augenempfindlichkeitskurve ge- 
tan hat, so kommt man zu dem Ergebnis, daß der „visuelle Nutz- 
effekt”, wie A. R. Meyer das Verhältnis der als Licht empfundenen 
gestrahlten Energie zur gesamten geptrahlten Energie genannt hat, 
von den niederen Temperaturen an allmählich zunimmt, bei rd 6500? 
mit 14,5 % und einer spezifischen Lichtleistung von 90,3 Lm/W sei- 
nen Höchstwert erreicht, um dann rasch wieder abzunehmen. — Der 
Grund für diese merkwürdige Erscheinung ist darin zu erblicken, 
daß jeder Temperatur eine bestimmte Wellenlänge entspricht, in der 
das Maximum der Strahlung erfolgt, ausgedrückt durch die Wien- 
sche Gleichung: 
Amax T = const. 


Diese Gleichung sagt zugleich aus, daß mit wachsenden Tempe- 
raturen das Maximum der Strahlung von dem langwelligen Ende 
allmählich in das kurzwellige Gebiet übertritt. Bei 3600 tritt e: 
in das Gebiet der gerade noch sichtbaren roten Strahlen von 800 pu 
Wellenlänge ein, um es bei 7200 ® im violetten Ende (400 myu) wieder 
zu verlassen. Daß der Höchstwert des visuellen Nutzeffektes nicht 
bei 5200 ° erreicht wird, wo das Maximum der Energiestrahlung mit 
der Höchstempfindlichkeit des Auges bei 556 uu zusammenfällt, er- 
gibt sich aus der Gestalt der Energiestrahlungskurve, die unsymme- 
trisch zu der Augenempfindlichkeitskurve liegt. Die so auffallend 
kleinen absoluten Werte des visuellen Nutzeffektes folgen natür- 
lich aus dem starken Überwiegen der unsichtbaren Strahlen gegen- 
über den sichtbaren,’wie das aus Abb. 1 und 2 ohne weiteres zu er- 
kennen ist. 

Gelänge es, einen Strahler ausfindig zu machen, der nur im 
sichtbaren Gebiete Strahlen aussendet, u. zw. bei einer Energiever- 
teilung, die als weißes Licht empfunden wird, so erhielten wir bei 
2000 °, der Temperatur etwa der Kohlefadenglühlampe von 4 W/ERa. 
eine Lichtleistung von 191,6 Lm/W, und bei 4250° abs. würden wir 
248 Lm/W als höchste überhaupt mögliche spezifische Lichtleistung 
erzielen. In jedem Falle wäre dann der visuelle Nutzeffekt 100 %, 
denn alle ausgesandten Strahlen werden als Licht empfunden. 

Mit dem blanken Strahler, entsprechend dem Platin oder dem 


' Wolfram, erhielt man schon bei etwas niedrigeren Temperaturen 


das Maximum der spezifischen Lichtleistung. (Nach Berechnungen 
von OÖ. Lummer und H. Kohn, die mit den A. R. Meyerschen 
wegen Abweichungen in den Ausgangsdaten nicht ohne weiteres 
zu vergleichen sind, beträgt die maximale spezifische Lichtleistung 
des schwarzen Körpers bei 6750° abs. 124,6 Lm/W und des blan- 
ken Strahlers bei 5900 ° abs. 100,7 Lm/W. Das Maximum des visu- 
ellen Nutzeffekt beim schwarzen Körper gibt Lummer mit 15%, 
beim blanken mit 16,35 % an. Für den idealen Strahler mit einem 
visuellen Nutzeffekt von 100 % errechnet er eine spezifische Licht- 
leistung von 276 Lm/W.) 

Mit einem visuellen Nutzeffekt von gleichfalls 100 %, wie beim 
idealen Temperaturstrabler, würde eine Lichtquelle arbeiten, wenn 
sie nur in dem Gebiet strahlte, für das unser Auge am empfindlich- 
sten ist, also in der Gegend von 556 mu. Dieser Strahler würde zu- 
gleich auch die höchst mögliche Leistung mit 650 + 33 Lm bei dem 
Aufwande von 1 W erreichen. (Der Zanlenwert hängt von der mit 
einer gewissen Willkür behafteten Annahme der Grenzen des sicht- 
baren Teiles des Spektrums ab, ferner von der Festlegung der Augen- 
empfindlichkeitskurve und von der Genauigkeit in der Bestimmung 
der Naturkonstante c, in der Planckschen Strahlungsgleichung.) 
Innerhalb der festgelegten Ausgangswerte für die Berechnung de: 
oberen Grenzwertes der spezifischen Lichtleistung ist dieser mit 
einem Fehler von + 5 % sicher. Dieser Grenzwert wird häufig, be- 
sonders in der amerikanischen Literatur, als „mechanisches Äqui- 
valent des Lichtes“ bezeichnet. Diese Bezeichnung ist aber durch- 
aus irreführend, denn da der genannte Grenzwert seinem absoluten 
Betrage nach von der physiologischen Natur unseres Sehorgans ab- 
hängt, so besteht keine Analogie zwischen ihm und anderen Energie- 
äquivalenten, etwa dem mechanischen Wärmeäaquivalente. 

Von der Erreichung des oberen Grenzwertes in der Lichtlei- 
stung ist die Lichtechnik noch weit entfernt. Dieses Ziel wäre aber 
auch gar nicht erstrebenswert, denn da unser Auge an weißes Lich! 
angepaßt ist, kann als eigentliches Ziel nur die Schaffung des „idea: 
len Lichtstrahlers“ mit der spezifischen Leistung von 247,5 Lm/\ 
angesehen werden. Auch dieses Ziel liegt noch recht fern. Mit der 
besten Lichtquelle, deren Farbe uns erträglich ist, der Flammen- 
bogenlampe, erreichen wir 40 Lm/W, mit der Quecksilberquarzlampe 
allerdings 54,5 Lm/W; aber deren Lichtfarbe ist uns schon ganz 
unerträglich. Es stehen also noch große Aufgaben vor der Licht- 
technik, die der Erfüllung harren. Sind sie überhaupt erfirllbar? 
Und wenn ja, wo ist der Weg für ihre Erfüllung zu suchen? 

Ausder Betrachtung der Temperaturstrahler, sei es der schwarze 
Körper oder der blanke Strahler, sehen wir, daß wir nicht mehr sehr 
weit kommen können. Ein visueller Nutzeffekt von maximal nur 
14,5'% bei einer spezifischen Lichtleistung von 90,3 Lm/W kann 
nicht als erstrebenswertes Ideal angesehen werden; wenn wir mi! 
seiner Erreichung unsere gegenwärtigen Leistungen zwar nahezu 
verdoppeln würden, so würden wir doch nach wie vor mit einer 


+ 


7. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 49. 


1453 


enormen Energievergeudung arbeiten. Auch die Erwartungen, die 
an einen im sichtbaren Gebiete stark selektiv strahlenden Tempe- 
raturstrahler geknüpft werden, die aber höhere Temperaturbelastun- 
gen ertragen als das Nernststäbchen oder der zur gleichen Gattung 
gehörige Auersche Glühkörper, dürfen nicht zu hoch gespannt wer- 
den. Es wird zwar in dieser Richtung mit Körpern, die eine höhere 
Temperatur aushalten als selbst die Kohle, sehr intensiv gearbeitet; 
aber wir würden wohl kaum bis zu einer Vervierfachung unserer 
gegenwärtigen Lssistung gelangen. 

Bei dem Temperaturstrahler, welcher Art er auch immer sein 
mag, muß dazu noch ein Moment berücksichtigt werden, das bisher 
kaum gestreift wurde, das aber in letzter Hinsicht doch für seine 
praktische Verwendung als Lichtquelle entscheidend ist. Dieser 
Punkt ist die Leuchtdichte, die mit der Temperatur enorm anwächst. 
(Vgl. Zahlentafel 2.) Mit einem Temperaturstrahler von 6500° abs., 
der als schwarzer Körper strahlt, kommen wir schon zu einer 
Leuchtdichte von 73000 HK/cm? und bis zu Werten über 150000 
HK/cm? für den blanken oder den noch stärker selektiven Strahler. 
Ein Blick in eine solche Lichtquelle, und unser Auge wäre für immer 
geblendet! Wir müßten also wieder Mittel und Wege ausfindig 
machen, um die Leuchtdichte auf ein erträgliches Maß herabzumin- 
dern, gbenso wie wir verfahren müssen, wenn wir eine Sonnen- 
finsternis beobachten und dabei unsere Augen schonen wollen. 

Hieraus allein ergibt sich schon, daß wir uns mit der Licht- 
erzeugung durch Temperaturstrahlung auf einem Irrwege befinden; 
ein Irrweg, der im Grunde schon als solcher bei der Anwendung der 
Bogenlampe und der Gasfüllungslampe erkannt worden ist, bei 
denen wir gleichfalls gezwungen sind, durch lichtstreuende und 
lichtverzehrende Hüllen ein Drittel und mehr des Verdienstes wie- 
der zu opfern, um die Leuchtdichte überhaupt erträglich zu machen. 
Durchmustern wir die Zahlentafel 1, so sehen wir, daß bei der 
Flammenbogenlampe, die einen verhältnismäßig recht hohen visu- 
ellen Nutzeffekt aufweist, im Bogen selbst nur Leuchtdichten von 
600 bis 1000 HK/cm? vorhanden sind; bei der Quecksilberquarzlampe 
haben wir gar nur 300 IK/cm? Leuchtdichte. Auch diese Werte sind 


freilich für unser Auge noch viel zu hoch. Wirklich erträglich von . 


allen aufgeführten Leuchtdichten ist nur die der Mooreschen Va- 
kuumlampe. Der visuelle Nutzeffekt ist bei ihr zwar betrübend 
niedrig, immerhin noch in der Größenordnung des Wirkungsgrades 
der Tantallampe, aber der bei dieser Lichtquelle eingeschlagene 
Weg scheint doch am besten zum Ziele zu führen, wenn wir einen 
Blick auf eine natürliche Lumineszenzlichtquelle werfen, auf das 
bescheidene Johanniswürmchen oder seinen leistungsfähigeren 
Vetter, die pennsylvanischo Feuerfliege, die über 90% hinaus- 
gehende visuelle Nutzeffekte erzeugen. 

Wenn nicht alles täuscht, ist hier der Weg vorgezeichnet, den 
dieneue Lichttechnik gehen wird. 

So geringfügig in praktischer Beziehung auch die Resultate 
sind, die bei der Lichterzeugung durch elektrische Entladungen in 
Gasen und Dämpfen erhalten werden, so scheint dieses Gebiet nicht 
nur für die Spekulation aussichtsreich zu sein. Wir würden dann 
zwar nicht Licht durch Mischung aller Strahlen des kontinuierlichen 
Spektrums erhalten, sondern durch Mischung einiger Strahlengat- 
tungen eines Linienspektrums; aber auch hierdurch kann, wie von 
der Wolffkeschen Quecksilber-Kadmiumlampe her bekannt ist, 
weißes Licht erzeugt werden. Die Forschung der letzten 15 Jahre, 


. die sich mit dem Studium der Spektrallinien befaßte, hat nicht nur 


die Erkenntnis von dem Wesen des Lichtes weiter gefördert, eon- 
dern auch bereits Fingerzeige gegeben, wie man rationeller als bis- 
her Licht erzeugen kann. Eine kurze Zusammenfassung der For- 
schungsergebnisse aus den letzten Jahren dürfte deshalb hier wohl 
am Platze sein?). 

Die Linien im Spektrum jedes Elementes zeigen immer mehr 
oder weniger deutliche Beziehungen zueinander, und in vielen Fäl- 
len können sie in Gruppen zerlegt werden, in denen die Lage der 


einzelnen Linien durch eine mathematische Formel zu umschreiben 


ist, So zeigte Balmer im Jahre 1885, daß die Schwingungszahl v 
der ersten 9 Linien des Wasserstoffes durch die Gleichung: 


1 1 
v=N (us -u 


ausgedrückt werden kann, worin N eine Konstante, n, = 2 und n 
nacheinander die Werte 3,4,5... ... 11 annimmt. Mit einem 
Werte N = 3,29 . 10'5 fallen die berechneten Werte der Wellenlängen 
der Linien mit den beobachteten innerhalb der Beobachtungsf£hler 
zusammen. Es wurde sogar gefunden, daß diese Beziehung selbst 
im Ultravioletten mit erstaunlicher Genauigkeit zutrifft. Ähnliche 

leichungen wurden gefunden, die die Anordnung der Spektral- 
linien anderer Elemente ausdrücken. Die Wellenlängen der emit- 
tierten Strahlen sind demnach Funktionen aufeinander folgender 
ganzer Zahlen, oder mit anderen Worten, sie weisen eine Serien- 
beziehung auf. Die Spektren können hierbei mehrere Serien von 
Linien besitzen, wie Hauptlinien, Nebenlinien, verwaschene, scharfe 
usw., alle werden durch einen ähnlichen Ausdruck erfaßt. 

Diese Beziehung bildet den Schlüssel für das Geheimnis der 
Lichterzeugung; aber bıs 1913 waren in der Erschließung dieses Ge- 
heimnisses doch nur geringe Fortschritte gemacht worden, bis N. 
Bohr in Kopenhagen ein Modell von der Struktur der einfachen 


‚%) Wir benutzten bier teilweise einen Vortrag von G. M. J. Macay, Trans- 
actions Il, Eng. Soz. XV. Nov. 19%. 


Atome des Wasserstoffes, des Heliums usw. darbot, das die Phäno- 
mene der Strahlung mit den sie auslösenden elektrischen Kräften 
in Wechselbeziehung setzte. Hierbei ging Bohr von Ruther- 
fords Vorstellung des Atombaues sowie von den auf der Quanten- 
theorie basierten Vorstellungen aus, die erheblich von dem ortho- 
doxen Newtonschen Schema abweichen. 


Es ist sehr interessant, daß die Quantentheorie, die heute auf 
den verschiedensten Gebieten Anwendung gefunden hat, wie auf den 
photoelektrischen Effekt, auf das Röntgenspektrum, auf die spezi- 
fische Wärme usw., ihren, Ursprung in der Ableitung der Strah- 
lungsgesetze des schwarzen Körpers durch Planck hat. Die Planck- 
sche Gleichung, von der bei den Betrachtungen dieses Abschnittes 


‚ausgegangen war, ist von ihm in der folgenden Form geschrieben 


worden: 


h c 1 
Sr=nort(er ir-ı) 


Hierin bedeutet e wieder die Basis der natürlichen Logarithmen, 
T die absolute Temperatur, c ist die Lichtgeschwindigkeit, h und k 
sind universelle Konstanten, von denen besonders h eine große Rolle 
spielt. — Planck leitete seine Gleichung unter der Annahme ab, daß 
die Strahlungsenergie von den „Resonatoren”, den aussendenden 
Teilen, nicht kontinuierlich, sondern diskontinuierlich, u. zw. in be- 
stimmten Quanten abgegeben wird. Diese. Quanten sind jeweils 
proportional der Schwingungszahl v, und der Proportionalitätsfak- 
tor ist die universelle Konstante h, so daß hv als das Elementar- 
quantum aufzufassen ist; h und k stehen dann noch mit der Kon- 
stante c des Stefan-Boltzmannschen Gesetzes der Gesamt- 
strahlung S — o T? in Beziehung; h hat den Wert 6,56 . 10—27 erg. sec. 


Seit Aufstellung der Planckschen Gleichung wurde gefunden, 
daß die Konstante h als ein integrierender Faktor bei der Beschrei- 
bung mancher anderer Phänomene auftritt. — Wenn ein Lichtstrahl 
mit der Schwingungszahl v auf die aktive Oberfläche einer photo- 
elektrischen Zelle auffällt, werden Elektronen mit der individuellen 

ung e mit einer Geschwindigkeit ausgesandt, die der Spannung 
V entspricht, ausgedrückt durch die Gleichung ¥V e = H y. Ähnlich 
wird bei der Erzeugung der Röntgenstrahlen die Grenzgeschwindig- 
keit der ausgegebenen Strahlung durch die gleiche. Formel darge- 
stellt, in der V das Potential ist, durch das die Elektronen fallen. 
Die Forschungen auf dem Gebiete der spezifischen Wärme der 
Stoffe bei niedriger Temperatur machten gleichfalls die Annahme 
eines Energiequantums hv erforderlich, um die bezüglichen Phäno- 
mene erklärbar zu machen. — Die ganze Entwicklung der neueren 
Physik zwingt dazu, die Vorstellung von der Kontinuität in den 
natürlichen Vorgängen aufzugeben und sie durch Vorstellungen zu 
ersetzen, nach denen die Vorgänge diskontinuierlich verlaufen, 
u. zw. so, daß die Energiegewinne oder Energieverluste quanten- 
mäßig — gegeben durch das Produkt kv — in Erscheinung treten. 

Rutherford faßt nun das Atom als ein System auf, bestehend aus 
einem positiv geladenen Kern, umgeben von negativ geladenen Par- 
tikelchen oder Elektronen, die um den Kern in planetarischen Bah- 
nen kreisen. Dieser Kern repräsentiert praktisch die ganze Masse 
des Atoms, obwohl er keinesfalls größer als !/ıoooo des Durchmesser 
des ganzen Systems ist. Wenn die Ladung des Wasserstoffkernes 
der Einheit gleichgesetzt wird, dann wachsen die Ladungen der 
anderen Elemente Schritt für Schritt mit wachsendem Atomgewicht, 
indem für jede Stellung in dem Mendelejeffschen periodischen 
Systeme eine einzelne positive Ladung dem Elementkerne hinzu- 
gefügt wird. So sind die „Ordnungszahlen” von Helium, Argon, 
Quecksilber und Uran bzw. 2, 18, 80 und 92. Die Nummern repräsen- 
tieren auch die Zahl der Elektronen in jedem Atom. 

Die Erzeugung sichtbarer Strahlung erscheint nunmehr als das 
Ergebnis einer Gleichgewichtsstörung zwischen den Komponenten 
des Atomes, dem Kern und den Elektronen, wodurch Licht einer be- 
stimmten Wellenlänge ausgesandt wird. Bohr berechnete nun auf 
der Grundlage der klassischen Mechanik die Bedingungen, die die 
planetarische Bewegung der Elektronen um den Kern möglich 
machen. Aber wenn in diesem Zustande Energie durch Strahlung 
verausgabt wird, müßte sich der Durchmesser der planetarischen 
Bahn entsprechend verkleinern und dementsprechend die Frequenz 
vergrößern. Das führt dann zu der Konsequenz, daß Licht variabler 
Wellenlänge emittiert und ein genau definiertes Linienspektrum 
unmöglich sein würde. Um diesen Widerspruch gegen die Erfah- 
rung zu beheben, macht Bohr von dem Elementarquantum der 
Energie hv Gebrauch und nimmt mit Planck an, daß die Energie- 
emission diskontinuierlich sei und sich jeweils dann ereignet, wenn 
ein Elektron plötzlich aus einer Bahn in die andere springt. Bei 
dieser Änderung handelt es sich immer um ein Elementarquantum 
hv, so daß absolut monochromatisches Licht von der Schwingungs- 
zahl v frei werden muß. 

Nach dieser Hypothese wird das Wasserstoffatom als ein System 
dargestellt, das einen Kern mit nur einem einzigen Elektron auf- 
weist, das in planetarischer Bahn um den Kern kreist. Hierbei ist 
jede beliebige Zahl von Bahnen um das Zentrum möglich, in die das 
Elektron beim Freiwerden von Energie gelangen kann; aus quan- 
tentheoretischen Gründen ist man jedoch zu der Annahme genötigt, 
daß im Beharrungszustande nur ganz bestimmte Bahnradien für 
das Elektron möglich sind, etwa Planetenbahnen mit den Radien 1r, 
2r,3r,.... Inder großen Zahl von Wasserstoffatomen eines ge- 


\ wissen Gasquantums, die sich im Beharrungszustande befinden, wird 


t 


1454 


msn 1 nn La | — 


in jedem einzelnen Atom das Elektron in einem ganz bestimmten Ab- 
stand um den positiven Kern kreisen, u. zw. wird der Bahnradius 
um so größer sein, je höher jeweilig der Energieinhalt des kreisen- 
den Elektrons ist. Wird nun durch irgendeine äußere Ursache, also 
etwa durch eine elektrische Entladung, der Beharrungszustand in 
dem Gase bzw. in seinen einzelnen Atomen gestört, und gelangt das 
Elektron irgendeines Atoms aus der Bahn mit dem Radius 3 rin die 
nächst kleinere Bahn mit dem Radius Zr so braucht es einen kleine- 
ren Energieinhalt als vorher. Die bei dem Sprung eines Elektrons 
in eine engere Bahn überschüssig gewordene Energie strahlt das 
Elektron nun nach der Vorstellung von Niels Bohr in der Form 
einer Welle von ganz genau definierter Schwingungszahl aus, d. h. 
es erzeugt eine Spektrallinie. Bei einer großen Zahl von Atomen 
in demselben Gasquantum werden natürlich alle Möglichkeiten vor- 
handen sein, so daß in dem Spektrum des Woasserstoffes eine ganze 
Anzahl verschiedener Spektrallinien von jeweils genau definierter 
Wellenlänge zur Erscheinung kommen, solange die Stürungsursache 
andauert. Diese Auffassung gestattete Bohr, die Schwingungs- 
zahlen der Balmer-Serien und den Wert der Konstante N zu berech- 
nen. Die erhaltenen Resultate stimmen mit den Ergebnissen der 
Beobachtung in weit vollkommener Weise überein als die astrono- 
mische Berechnung der Planetenbahnen. Bohr berechnete auch das 
Ionisierungspotential oder die Spannung, die erforderlich ist, um 
das Elektron vollständig von dem Atome zu entfernen. Er erhielt 
hierbei 13 V, was sich ebenfalls eng an die experimentellen Ergeb- 
nisse anschließt. Seine Berechnung der Dissoziationswärme bei der 
Zertrümmerung der Moleküle in Atome stimmt wenigstens der Grö- 
Senordnung nach mit den experimentellen Ergebnissen überein. 
Bohr sagte schließlich noch andere Serien von Linien im Ultravio- 
letten voraus, die bei der Abfassung seiner Arbeit noch unbekannt 
wären und erst später von Lyman entdeckt wurden. Es ist das 
eine Leistung ähnlicher Art wie die Vorausberechnung des Pla- 
nn Uranus durch Leverrier und seine Entdeckung durch 
alle. 

Seitdem sind verschiedene Abänderungen und Verfeinerungen 
vorgeschlagen worden, um chemische Erscheinungen zu erklären, 
die durch das Bohrsche Atommodell noch nicht umfaßt werden. Sie 
haben noch keine vollständig befriedigenden Ergebnisse geliefert, 
so daß das Problem der letzten Natur der Atomstruktur noch nicht 
gelöst erscheint. Immerhin leistet das Bohrsche Atommodell aus- 
gezeichnete Dienste bei der Erklärung der verschiedenen Phäno- 
mene, so daß es wenigstens bis zu einem gewissen Grade der Wirk- 
lichkeit nahekommen dürfte?). 

Spätere Untersuchungen in der Elektronenphysik haben wei- 
tere außerordentlich interessante Ergebnisse gezeitigt, die für die 
vorliegende Frage der ökonomischen Lichterzeugung von beson- 
derem Werte sein können. So fanden Frank und Hertz, daß, 
wenn Quecksilberdampf bei niedrigem Druckıvon Elektronen bom- 
bardiert wird, die eine Geschwindigkeit entsprechend dem Poten- 
tialgefälle von 4,9 V besitzen, eine einzize Spektrallinie von der 
Wellenlänge 253,6 uu erzeugt wurde. Das steht mit der Quanten- 
beziehung V e = hv in Übereinstimmung. Schließlich trat Ionisation 
obne eine anscheinende Steigerung der Strahlung bei 10,4 V ein. 
Nach der Quantentheorie hätte dies mit der Emission einer Linie 
von der Frequenz der kürzesten Wellenlänge der Hauptserie der 
Quecksilberlinien im Zusammenhange stehen müssen. Das Aus- 
bleiben des Ansteigens der Strahlung bei 10,4 V war wahrscheinlich 
auf das Vorhandensein des niedrigen Druckes zurückzuführen, bei 
dem diese Versuche durchgeführt wurden. Es ist hierbei anzuneh- 
men, daR die Vereinigung der Ionen durch die Wirkung des ausge- 
sandten Feldes verhindert wurde, indem die geladenen Partikelchen 
sogleich wieder zurückzeworfen wurden, so wie sie sich bildeten. 
Untersuchungen von Tate, Foote und Mohler u. a. an andes- 
ren Gasen und Metalldämpfen haben im allgemeinen ähnliche Wir- 
kungen gezeigt. 

Es scheint. also, daß, wenn die von einer heißen Kathode ausge- 
sandten Elektronen die Atome eines Gases oder Dampfes bei nie- 
driger Spannung treffen, sie reflektiert werden, bis das sogenannte 
Reflexionspotential erreicht ist, wo die ganze Energie des Stoßes 
absorbiert und die Strahlung einer einzigen Linie ohne lonisation 
erzeugt wird. Wenn dann die Spannung bis zum Ionisationswerto 
erhöht. wird, so werden «lie Elektronen vollständige aus den Atomen 
herausgeschleudert und vereinigen sich dann wieder, um ein neu- 
trales Atom zu bilden, wobei das vollständige Spektrum erhalten 
wird. Nach der Hypothese von Rutherford und Bohr besteht die 
Ionisation darin, daß ein Elektron in praktisch unendliche Entfer- 
nung von dem Kerne entfernt wird. Resonanz kann also als das 
Ergebnis einer einfachen Entfernung eines Elektrons aus einer Bahn 
in eine andere und seine Rückkehr angesehen werden. Die in beiden 
Fällen erforderliche Spannung ist vergleichsweise niedrig. So weist 
Helium das höchste Ionisationspotential von rd 27 V auf. 

Wenn nun die gesamte Energie eines Elektrons von dem Reso- 
nanzpotential in monochromatische Strahlung verwandelt wird, 
kann es scheinen, daß in diesem Sonderfäalle des Vorganges eine 
vollkommene Umwandlung von Energie in Licht stattfindet, sofern 
die emittierte Spektrallinie mit der Maximalempfindlichkeit des 
Auges bei 556 uu zusammenfällt. Die notwendige Spannung, um 
sichtbares Licht zu erzeugen, liegt zwischen 3 bia 1,5 V, und für die 
Wellenlänge 556 un ist sie 2,2 V. Diese Werte werden erhalten, 


2, Vgl.Sommerfeld, Atombau und Spektrallinien IT. Braunschweig 1921. 


\ 
7. Dezember 1922. 


wenn man die entsprechenden Werte in die Gleichung Ve = hvy ein- 


setzt: 
i 1234 
un Vot = Wellenlänge in pp ` 

Die auf diese Weise erhaltenen Einzellinien sind gewöhnlich 
sehr schwach, der für qie Erregung gebrauchte Strom gering und 
der Gasdruck niedrig. Wenn die Stromstärke mehrere Ampere be- 
trägt, wie beim Lichtbogen, wobei der gesamte Spannungsabfall 
zwischen den Elektroden — wie bei den Versuchen von Mackay 
und Fe rguson — kleiner ist als das Ionisationspotential des 
Gases, wird ein Spektrum mit zahlreichen Linien erhalten. Indessen 
wird in vielen Fällen bei einem niedrigen Spannungsausgleiche in 
sichtbaren Gebiete eine verhältnismäßig höhere Intensität erhalten, 
als wenn das Potential hoch ist, obwohl in diesem letzteren Fall. 
die absolute Leuchtwirkung natürlich höher ausfällt Der Wir- 
kungsgrad solcher Lichtquellen ist bis zu einem gewissen Grade 
durch den Energieaufwand begrenzt, der erforderlich ist, um einen 
Elektronenstrom zur Erregung des Gases zu erzeugen, so daß die 
Lösung des Problemes, auf diese Weise ökonomisch Licht zu er- 
zeugen, von der Erzeugung freier Elektronen mit dem geringsten 
Kostenaufwande abhängt. 

Um die Größe der beeinflussenden Faktoren darzulegen, führt 
G. M. J. Mackay folgende Berechnung durch. Er nimmt den idealen 
Fall einer Entladungsröhre an, bei der eine besonders erregte Wo- 
framelektrode und eine Entladungsspannung von 2,2 V vorhanden 
sind, wobei Licht ausschließlich im maximalen Empfindungsbereich 
des Auges erzeugt wird. Die Elektronenemission auf den em? beim 
Wolfram und die Emission auf ein Watt hängen von der Temperatur 
in folgender Weise ab: 


abs. Temp.. Amp./cm® Anmp.’emitt. Watt 
2000 0,004 0,00015 
2400 0,37 0,006 
28300 n4 0,06 
3200 100 0,41 


Es ist also bei einer Wolframkathode, die auf 2800 ° erhitzt wird, 
also der Temperatur der Gasfüllungslampe, ein Elektronensirsm 
von 8,4 A/cm? Oberfläche bei einem spezifischen Verbrauche von 
15 W/A zur Verfügung. Ein solcher Elektronenstrom würde in den 
idealen Gase bei 2,2 V ein Licht erzeugen, entsprechend den aufge- 
wandten Watt; im Verhältnis zu dem sogenannten mechanischen 
Äquivalent des Lichtes von 0,0015 W/ILm ergibt das 12 300 Lm. bi» 
in dem Faden zur Erzeugung des Elektronenstromes aufgewandten 
Watt betragen indessen 126, die 2300 Lm liefern. Der Gesamtwir- 
kungsgrad würde demnach sein (12300 + 2300) : (18,5 +1%) = 
101 Lm/W. Es ist indessen im allgemeinen unmöglich, solch einen 
hohen Elektronenstrom von einer Kathode selbst bei verhältnis- 
mäßig hohem Potential zu erhalten, weil die „Raumladung”, d. i. 
die Wirkung der gegenseitigen Abstoßung der gleichnamig gelade- 
nen Partikelchen untereinander, den Strom begrenzt. Man könnte 
diesen Übelstand durch die Gegenwart entgegengesetzt geladene: 
Ionen überwinden, aber dies erforderte die Erzeugung von Ionix- 
tion, wodurch wieder der Wirkungsgrad herabgesetzt würde. Die 
ideale Umsetzung von Energie in Licht erfordert daher einen wirk- 
samen Elektronenstrom, gleichzeitig aber auch eine Methode zur 
Herabsetzung der Raumladung. 

Über den gegenwärtigen Stand der Lichttechnik ist also zn- 


sammenfassend auszusagen, daß wir mit einer Sicherheit, wie si» 


kaum in einem anderen Zweige der Technik vorhanden ist, die Gren- 
zen des überhaupt Erreichbaren festzulegen vermögen, daß wir von 
derErreichung dieses Zieles mit unseren gegenwärtigenLichtquellen 
aber noch sehr weit entfernt sind. Mit der gleichen Sicherheit kër- 
nen wir weiter aussagen, daß wir wenigstens in seiner Hauptric!- 
tung den Weg überschauen, der zu diesem Ziele hinführt. Man 
braucht keine besondere Prophetengabe zu haben, um zu behaupten, 
daß in nicht zu ferner Zeit dieser Weg auch gangbar gemacht wer- 
den wird. In allen größeren Laboratorien sind die tüchtigsten 
Köpfe an der Arbeit, dieses Ziel zu erreichen. 

Wenn es bei dem Problem der rationellen Lichterzeugung noch 
gewaltizer Mühen und höchster schöpferischer Arbeit bedürfen wiri, 
um die Aufgabe restlos zu lösen, so sind demgegenüber die Schwie- 
rigkeiten bei der verständigen Anwendung der vorhandenen Licht- 
quellen zu Beleuchtungszwecken verhältnismäßig gering; um so un- 
erfreulicher ist es dafür, daß wir trotz der verhältnismäßig leicht zu 
lösenden Aufgabe der zweckmäßigen Beleuchtung von der Lösunz 
noch relativ viel weiter entfernt sind als bei der wesentlich schwie- 
rigeren Aufgabe der rationellen Lichterzeugung. Der Grund hier- 
für ist leicht einzusehen: Mit einer Lichtquelle, die unsere gegen- 
wärtigenim Wirkungsgrade auch nur um wenige Prozent übertrifft, 
sind leicht Schätze zu gewinnen; mit der verständigen Anwenduns 
des Lichtes tragen wir nur den Ansprüchen unserer Gesundheit un! 
unseres Wohlbefindens Rechnung; diese aber haben leider noh 
immer cinen sehr bescheidenen Kurswert im hastenden Treiben 
unserer Zeit. Vielleicht liegt hier nur ein Überlegungsfehler ver 
oder ein simpler kaufmännischer Rechenfehler, weil nicht berück- 
sichtigt wird, daß eine „zute” Beleuchtung doch auch ein wertste- 
zernder Faktor im gesamten Produktionsprozeß ist, der letzien 
Endes von stärkerer Bedeutung bei der Ökonomie des ganzen Ar- 
beitsprozesses sein kann, als die Energieersparnis bei der Licht- 
erzeurunz selbst. 


daiala ; - 


7. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heit 49. 


1456 


Geldentwertung, Abschreibung, Preisbildung.') 
Von Emil Schiff. 


Die Frage, welche Folgerungen aus der Geldentwertung für 
Abschluß und Preiserrechnung zu ziehen sind, beschäftigt nach 
wie vor Wirtschaftsführung und Forschung. Der überragende Ein- 
fluß, den die Privatwirtschaft seit Aufgabe der Kriegswirtschaft 
und jener Absichten, die auf eine begrenzte Vergesellschaftung oder 
auf Planwirtschaft abzielten, erlangt hat, ist Ursache einer ein- 
witig privatwirtschaftlichen Einstellung bei der Behandlung des 
angedeuteten Gegenstandes geworden. Hierbei fiel ins Gewicht, 
daß die Vertreter der Beiriebswirtschaftslehre an unseren Hoch- 
schulen die Dinge zumeist ebenfalls aus dem Gesichtswinkel der 
Privatwirtschaft betrachten, indem sie den unmittelbaren Vorteil 
der Privatwirtschaft allzu weitgehend mit den Belangen der Volks- 
wirtschaft gleichsetzen und rechtliche Gesichtspunkte vernach- 
lässigen zu dürfen glauben. Den hier gemeinten Standpunkt hat 
namentlich Professor Prion in seiner — für den urteils- 
fähigen Leser wertvollen — Schrift „Die Finanzierung und 
Kilanz wirtschaftlicher Betriebe unter dem Einfluß der Geldent- 
wertung“?) vertreten. Da der Inhalt der von ihm vorgetragenen 
Anschauungen als bekaunt vorausgesetzt wird, sei hier nur kurz 
bezeichnet, worauf es im gegenwärtigen Zusammenhang ankommt. 
Die privatwirtschaftlich eingestellte oder unternehmerische Auf- 
fassung geht dahin, daß die Abschreibung nicht mehr in der alten 
Weise nach der Wertminderung, gemessen an den Urwerten der 
Reschaffungskosten, anzusetzen, sondern eine Rückstellung, die 
zich nach den voraussichtlichen Erneuerungskosten zu richten habe, 
innerhalb des Abschlusses wie der Selbstkosten und Preise zu be- 
rücksiehtigen sei. Man bezeichnet die gegensätzlichen Auffassun- 
sen demgemäß auch kurz als Wertminderungstheorie 
undErneuerungstheorie. In grundsätzlich gleicher Weise 
besteht der Zweifel, ob die Preise von Arbeitsstoffen und Waren 
bei der Errechnung von Selbstkosten und Preisen zum Einkauf- 
preis oder nach den Wiederbeschaffungskosten anzusetzen seien. 
Welcher von beiden Auffassungen der Wirtschaftsbrauch folgt, ist 
von ungeheuerer tatsächlicher Bedeutung, da die Verteuerung 
reißend fortschreitet und auf den meisten Gebieten keine volks- 
wirtschaftlich regelrechte Preisbildung, sondern — trotz amtlicher 
Preisaufsicht über manche Erzeugnisse — die Preisherrschaft der 
Erzeuger und Händler besteht. Diese Sachlage führt zu der großen 
weiteren Verschärfung, daß die Großunternehmer auch der Über- 
teuerungstheorie huldigen und es demgemäß für angezeigt erachten, 
bei jeder Beschaffung von Ersatz und Neuanlagen die der Geld- 
entwertung entsprechende Verteuerung unmittelbar, also jeweils 
zu Lasten der Erzeugung eines einzigen Jahres, vorweg voll abzu- 
schreiben. 

Im Gegensatz zu den unternehmerischen Anschauungen ist der 
Verfasser dieser Darlegung der Ansicht, daß jene Politik der Privat- 
wirtschaft, bei der in der Auffassung des Selbstkostenbegriffs, in 
der Preisbildung und in den Verfahren des Abschlusses und der 
reldaufbringung keinerlei Rücksicht auf den Käufer genommen 
wird, nicht nur für die am Wirtschaftsleben überwiegend als Ver- 
braucher Beteiligten mörderisch, sondern letzten Endes auch für 
die Nutznießer dieser Politik selbstmörderisch #irken muß, weil sie 
die Aufblähung steigert und die Kaufkraft großer Volksteile ver- 
nichtet. Wir nähern uns diesem Enderfolge bereits erschreckend. 
Unternehmertum und Arbeiter begehen den gleichen Denkfehler, 
indem sie in der Erlangung möglichst großer Mengen Papiergeldes 
ihr Heil suchen, obschon dieses Mittel seine Wirkung selbst ver- 
nichtet, denn Vermehrung der Geldzeichen olıne entsprechende Ver- 
mehrung des Güterangebots wirkt durch Schaffung künstlicher 
Kaufkraft lediglich preistreibend. Nur die Vermehrung nützlicher 
Erzeugung, die Verbesserung des Wirkungserades der Wirtschaft 
und die Unterdrückung überflüssigen Inlandverbrauches vermag 
uns — wie immer wieder betont werden muß — zu retten. Dazu 
gehört allerdings mehr wirtschaftliche Einsicht und sittlicher 
Wille, als ihn ein Volk beweist, das trotz drohender Verelendung 
nicht einmal dem Mißbrauch von Alkohol und Tabak steuert und 
Unsummen für den Genuß von Schokolade und amderen Leckereien 
wegwirft, die sich in Deutschland einer physiologisch durchaus 
nicht berechtigten Wertschätzung erfreuen. 


Wenn der Verfasser mithin die Folgerungen ablehnt, die sich 
für die Preisbildung aus Prions Ansichten ergeben, so stimmt er 
doch darin mit ihm überein, daß die Verhältnisse eine vorsichtige 
Politik der Gewinnausschüttung erheischen. Nicht jedoch kann er 
°5 als berechtigt anerkennen, wenn sich Unternehmer bei ihren 
heutigen Abschreibungsverfahren auf eine Politik der Gewinnauf- 
schatzung berufen, wie sie namentlich Emil Rathenau einge- 
birgert hat; denn es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man gleich 
Hathenau, der nicht nur ein Großunternehmer, sondern auch ein 
großer Unternehmer war, unter ständiger Verbilligung der Er- 


, g Wir freuen uns, hier wieder einmal einen Aufsatz unserer Mitarbeiters 
Emil Schiff bieten zu können. der nach lanejährıgem Aufenthalt im Ausland 
vor einiger Zeit nach Deutschland (Berlin-Grunewald. Hubertusallee d6, Pralz- 
burg 66) zurückgekehrt ist, um seine Tätigkeit wichtigen Sachverständigen- 
Au gaben zu widmen und auch als Schiedsrichter oder Gutachter bei der 
al ciung von Preisen elektrischer Arbeit mitzuwirken. D). S. 
» Berlin, 1921. Verlag von Julius Springer. 


zeugnisse Rücklagen aus Gewinnen ansammelt, die zumeist iu 
ernstem Wettbewerb erzielt sind, oder, wie es heute bei den meisten 
wichtigen Nahrungsmitteln, Rohstoffen und gewerblichen Erzeug- 
nissen geschieht, selbstherrlich, was beliebt, in die angeblichen 
Selbstkosten oder doch in die Preise hineinrechnet. Bequemer ist 
freilich dieses heutige Verfahren, «las nur ein gestörter Markt und 
eine unzulängliche Wirtschaftspolitik ermöglichen; bargen aber 
schon Überansammlung und Verstecken regelrecht verdienter 


. Rücklagen Gefahren, indem sie das Verdecken technischer und kauf- 


männischer Unvorsichtigkeiten erleichterten, so wird jene — seit 
dem Hindenburgprogramm eingerissene — lHlemmungslosigkeit in 
der Festsetzung von Preisen und Löhnen allen Überabschreibungen 
zum Trotz unsere Wettbewerbsfähigkeit geradezu vernichtet haben, 
sobald wieder scharf gerechnet werden muß. Einsichtige Unter- 
nehmer geben dies zu. 


In der Frage der Abschreibungen begründet Prion als Wissen- 
schaftler seinen Standpunkt. freilich nicht in der ahnungslosen 
Weise jener Nichtsalspraktiker, die als selbstverständlich unter- 
stellen, daß die Abschreibung nach den Erneuerungskosten zu be- 
messen sei. Er gibt vielmehr ohne weiteres zu, daß die Abschrei- 
bung gemäß dem llandelsgesetzbuche nach dem Urwerte der An- 
lagekosten auf Grund der anteiligen Wertminderung zu berechnen 
sei, eine Tatsache, an der die Wahlbezeichnung „Erneuerungsfonds”, 
die HGB § 261 neben „Abschreibung“ anwendet, und die der Ver- 
fasser dieser Darlegung schon früher als irreführend gekennzeich- 
net hat, nichts zu ändern vermag. Daß sich trotzdem auch Wissen- 
schaftler über diese gesetzliche Bestimmung und über die Tatsache, 
daß unser Recht nur eine einzige Markwährung kennt, ebenso be- 
denkenlos hinwegsetzen, wie die Geschäftswelt dies im Punkte der 
Abschlußvorschriften überhaupt tut, ist grundsätzlich zu bedauern. 
Auch ist es eine unvertretbare Einseitigkeit, den Abschluß ledig- 
lich zwecklich, aus dem Gesichtspunkte der Massenerhaltung und 
Geldbeschaffung, nicht aber ursächlich, unter dem eigentlichen und 
ursprünglichen Gesichtspunkte der Darstellung von Vermögen 
und Gewinn, aufzufassen; denn zu dieser Ausgangsvorstellung ist 
erst in zweiter Reihe, und nur für gewisse Unternehmungsformen 
und lediglich zum Schutze der Gläubiger, ein gesetzlicher Zwang 
getreten, das Eigengeld des Unternehmens nicht mit dem Ertrage 
zu verquicken und nicht ohne Beobachtung bestimmter Vorschriften 
auszuschütten. 


Der Verfasser dieser Darlegung vermag sich über geltendes 
Recht und Gerechtigkeit nicht einfach hinwegzusetzen. Gewiß hat 
sich unsere wirkliche Geldwährung maßgebend verändert, und es 
wäre ein grundsätzlich berechtigtes Verlangen, daß unsere Gesetz- 
zebung dieser Veränderung in gewissem Umfang allgemeingültig 
Rechnung trüge. Solange Jies aber nicht geschieht, kann man es 
nicht ohne weiteres vertreten, daß der Unternehmer die volle Ent- 
wertung des von ihm benützten eigenen und fremden Kapitals durch 
Aufschläge auf den Preis der Erzeugnisse ausgleicht, während er 
dem Anleihegläubiger, der ihm Goldmark vorgestreckt hat, Verzin- 
sung und Rückzahlung in nahezu wertlosen Papiermark leistet. 


Selbst wenn man sich aber über die Rechtslage hinwegsetzt, 
ist es doch volkswirtschaftlich nicht schlechtweg richtig, innerhalb 
einer verkrachenden Staatswirtschaft — die Betriebsfähigkeit der 
Notenpresse kann über diese innere Wahrheit nicht hinwegtäuschen 
— und innerhalb einer verelendeten Volkswirtschaft den privatwirt- 
schaftlichen Stand der Erwerbsunternehmen allgemein unange- 
tastet zu erhalten. Wenn man nämlich nicht genug Weisheit und 
Entschlußkraft aufzubringen vermag, um Güterwirtschaft und 
Darlehenswesen vernunftgemäß zu regeln — wobei nicht durchaus 
an den Plan Wissell-Möllendorff und gewiß nicht an die 
Verfahren der Kriegswirtschaft zu denken ist —, so müßte man 
wenigstens eine gewisse Selbstheilung durch Einschränkung über- 
flüssiger Wirtschaften nicht dadurch unterbinden, daß man Ge- 
werbe und Handel die Berechtigung zuerkennt, sich von den Wir- 
kungen der Geldentwertung freizustellen; gerade die Freiwirt- 
schaftler müßten diese Erwägung auf Grund ihrer allgemeinen An- 
schauungen als berechtigt anerkennen. 


Aber auch in den sachlich-wirtschaftlichen Einzelheiten liegt 
die Sache keineswegs so einfach, wie sie sich, unternehmerisch ge- 
sehen, darstellt. So ist ein Teil der Teuerung nicht Folge der Geld- 
entwertung, sondern in dem gleichen Sinne, wie auch früher Ver- 
teuerungen vorkamen, echte Sachteuerung. Die Gründe, zu denen 
die Zerstörung von Arbeitsmitteln und Arbeitskräften durch den 
Krieg und die verkürzte Arbeitszeit gehören, liegen nicht fern, und 
die Tatsache als solche wird dadurch beleuchtet, daß auch Länder 
mit hoher oder sogar unberührter Währungszüte große Teuerungen 
zu verzeichnen hatten. Zu diesem Teil miudestens kann also eine 
Vorwegzabschreibung der Mehrkosten der Erneuerung ebensowenig 
beansprucht werden, wie sie früher Grundsatz war; daran ändert 
auch die Politik der Überabschreibune nichts, die manche beson- 
ders ertragreiche Unternehmen schon früher betrieben haben, denn 
niemals hat ein Zweifel bestanden, daß diese Überabschreibungen 
echte, steuerpflichtige Gewinnrücklagen waren. Aber auch für die 
Verteuerung durch Geldentwertung muß die Frage aufgeworfen 


1456 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49. 


7. Dezember 1922. 


werden, ob sie nicht in der alten Art innerhalb des Nutzungszeit- 
raumes des Ersatzgezenstandes, also im Wege der Wertminderungs- 
abschreibung oder beim Umsatze der teuerer beschafften Ware zu 
erwirtschaften sei. Diese Frage ist weder grundsätzlich noch tat- 
sächlich zu verneinen. Grundsätzlich wäre der höhere Preis in dem 
epäteren Zeitraum ohne Zweifel berechtigt, und tatsächlich ist 
keine so plötzliche rückläufige Bewegung des Geldwertes und damit 
der Preise zu erwarten, daß ein nachträgliches Erwirtschaften der 
Verteuerung unwahrscheinlich wäre. Auch hindert eine hiernach 
eingestellte Auffassung nicht, der Unsicherheit, die in unseren gan- 
zen Verhältnissen liegt, Rechnung zu tragen; vielmehr kann dies 
ohne Umsturz früherer Grundsätze der Wirtschaftsrechnung in der 
Weise geschehen, daß wegen des vergrößerten Wagnisses eine er- 
höhte Wagnisgebühr (Risikoprämie) in die Preise einge- 
rechnet und eine entsprechende Sonderrücklage im Abschlusse vor- 
gesehen werde. Freilich darf hier nicht an eine Wagnisgebühr in 
Höhe der „Überteuerung“ gedacht werden, denn ein Wagnis be- 
deutet noch keinen Verlust. Dies gilt nicht allein, weil die gewöhn- 
liche, nachträgliche Erwirtschaftung der Erneuerungskosten, also 


auch ihrer Verteuerung, keineswegs unwahrscheinlich ist, sondern 


auch wegen eines Widerspruches, in dem sich die Anhänger der 
Vorwegabschreibung mit ihren eigenen Grundanschauungen be- 
finden. Wenn sie sich nämlich darauf stützen, daß ein Steigen 
unseres Geldwertes es verhindern könnte, die Mehrkosten des Er- 
satzes in dem zugehörigen Nutzungszeitraum® zu erwirtschaften, 
so dürfen sie auf der anderen Seite nicht übersehen, daß die gerin- 
geren Abschreibungsbeträge, die der Unternehmer dann innerhalb 
der Preise der Erzeugnisse zurück vergütet erhielte, in einem höher- 
wertigen Gelde bezahlt würden. Der Unternehmer vermöchte also 
mit den geringeren erwirtschafteten Beträgen entsprechend mehr 
als im Zeitpunkte des minderwertigen Geldes zu beschaffen; die 
Forderung der Anhänger der Erneuerungstheorie, daß die Masse, 
nicht der geldliche Nennwert des Vermögens erhalten werden müsse, 
wäre somit trotz Nichterwirtschaftung der Ersatzmehrkosten be- 
friedigt. 

Auch der weitere Einwand, daß die Geldbeschaffung nicht mög- 


lich sei, wenn die Mehrkosten der Erneuerung den Preisen nicht. 


vorweg zugeschlagen würden, ist nicht schlechthin stichhaltig. Zu- 
nächst ist es überhaupt im wirtschaftlichen Sinne ebensowenig wie 
rechtsgrundsätzlich Gesetz, daß das in Gewerbe und Handel ange- 
legte Vermögen unter allen Umständen seiner Masse nach erhalten 
bleiben müsse, und eine künstliche Aufrechterhaltung seines alten 
Standes trotz allgemeiner Verarmung kann sogar, wie schon im all- 
gemeinen anzudeuten war, volkswirtschaftlich schädlich : wirken. 
Als unmittelbarer Erfolg ergibt sich nämlich eine Verschiebung des 
Volksvermögens zugunsten des Unternehmertums, also eine ver- 
schärfte Verelendung des Staates und jener ohnedies wirtschaftlich 
schwächeren Volksteile, die an der Güterwirtschaft vorwiegend als 
Verbraucher beteiligt sind. Die Freistellung des Unternehmertums 
von den Folgen der Geldentwertung bewirkt aber auch, daß über- 


flüssige — also weder für das Inland notwendige noch für die Aus- 


fuhr nützliche — Unternehmungen und sogar schädliche Betriebe 
der Fertigung und des Handels zum Nachteile des Ganzen erhalten 
werden, und daß nötige Umstellungen der Gütererzeugung und 
nützliche Verschiebungen von Arbeitskräften — insbesondere in 
der Richtung unserer lebenswichtigsten, der landwirtschaftlichen 
Erzeugung — unterbleiben. Ferner aber liegt die Frage der mög- 
lichen Geldbeschaffung grundsätzlich überhaupt anders, als bei 
jenem Einwande vorausgesetzt wird. Die verfügbare Menge an 
Kapital wird nämlich nicht durch die Menge der umlaufenden Geld- 
zeichen, sondern durch die nutzbaren Mengen an Stoffen und Kräf- 
ten bestimmt. Wenn also Gewerbe und Handel auf Grund einer 
anderen Auffassung der Selbstkosten und demgemäß geringeren 
Preisbemessung als Gegenwert ihrer Leistungen einen geringeren 
Teil der insgesamt verfügbaren Güter und Arbeitskräfte oder der 
Rechte auf solche Werte in Anspruch nähmen, bliebe dennoch die 
gleiche Gesamtmenge verfügbar und müßte in Ansehung unserer 
“Wirtschaftsordnung, soweit es sich nicht um Güter und Leistungen 
zu unmittelbarem Verbrauch handelt, ersprießliche Verwertung 
suchen. Dies bedeutet, daß das verfügbare Fremdkapital als Be- 
teiligung oder Darlehen bereitstände; freilich müßten dann die 
Unternehmer in größerem Umfang als jetzt Geldgebern Einfluß und 
Gewinnanteil oder Verzinsung als Gegenleistung gewähren. Wäre 
ihnen dies auch weit weniger erwünscht, so wäre eine solche Ver- 
teilung des Kapitals und des Ertrages dennoch volkswirtschaftlich 
richtiger und sozial gerechter. Daß etwa bei einer solchen Regelung 
— die an sich allerdings auch noch keine Vernunftwirtschaft dar- 
stellt — gerade die wichtigen Gewerbe den von ihnen benötigten 
Anteil an dem verfügbaren Kapital weniger leicht erlangen sollten 
als die unwichtigen oder überflüssigen Betriebe, ist nicht anzuneh- 
men; selbst wenn aber hiermit zu rechnen wäre, bewiese dies nur 
die Notwendigkeit einer vernünftigeren Regelung, keineswegs Aber 
die Richtigkeit der heutigen Wirtschaftsverfahren, bei denen die 
Staatsmacht durch Industrieherzogtümer ersetzt, der Unterschied 


zwischen reich und arm aufs äußerste gesteigert, das Interesse - 


weiter — allzu kurzsichtiger — Kreise an der Besserung der Aus- 
landgeltung unseres Geldes vernichtet, die Aufblähung immer 


weiter gesteigert, die Passivität unserer Handelsbilanz trotz aller 
Ausfuhrsteigerung verewigt und — zuletzt, nicht zumindest — fast 
das ganze Volk entsittlicht wird. Diese Feststellungen bedeuten 
selbstverständlich nicht, daß die verhängnisvollen Folgen der Aus- 
raubung unseres Vaterlandes durch seine Kriegsgegner und die 
Vernichtung unserer Zahlungsbilanz durch die Kriegsentschädigun- 
gen übersehen werden; nur steht dieser Ursachenkreis hier nicht 
zur Erörterung. 


Die unbedingten Anhänger der Erneuerungstheorie vernach- 
lässigen aber auch anderes. So sind-sich die meisten Unternehmer 
nicht darüber klar, daß sie'nach ihren eigenen Grundsätzen bei 
künftig sinkenden Erneuerungskosten keinen Anspruch darauf 
hätten, die höheren Abschreibungskosten, die sich auf Grund der 
vorher aufgewendeten höheren Anschaffungskosten ergäben, in die 
Preise einzurechnen, sondern daß sie diese dann nach Maßgabe der 
künftigen geringeren Ersatzkosten herabzusetzen hätten. Ebenso 
könnte sich der Warenhandel alsdann nicht zu Recht auf seine vor- 
maligen höheren Einkaufspreise berufen. Ist es auch nur folge- 
richtig und gerecht, daß man seine Grundsätze nicht nach Vorteil 
wechselt, so macht es dennoch nicht den Eindruck, als ob Hersteller 
und Händler diese Folgerung zu ziehen und einen solchen Stand- 
punkt der Rechtsprechung hinzunehmen gedächten, sofern sie nicht 
durch die Wiederkehr regelrechter Marktverhältnisse dazu gezwun- 
gen werden sollten. Der Anspruch auf Vervielfachung der Ab- 
schreibungskosten nach dem Verhältnisse der Geldentwertung 
schließt aber auch aus technisch-wirtschaftlichen Gründen ein 
starkes Zuviel ein. Die Erneuerung von Betriebsanlagen 
vollzieht sich nämlich in einer fortschreitenden Volkswirtschaft 
im allgemeinen nicht lichtbildmäßig getreu, sondern schließt 
wesentliche Umstände ein, die grundsätzlich verbilligend wirken. 
Mit der Erneuerung pflegen nämlich infolge der technischen und 
wirtschaftlichen Entwicklung erhebliche Vergrößerungen und 
Verbesserungen einherzugehen. Größere Anlageeinheiten und ver- 
gleichsmäßig größere Betriebsleistungen bewirken aber nach dem 
Gesetze von den spezifischen Kosten, das der Unterzeichnete früher 
dargelegt hat, eine Verringerung der Kosten, bezogen auf die Ein- 
heit der Leistung oder der Arbeit. So kostet ein Großkraftwerk, 
das eine Reihe verstreuter Kleinwerke ersetzt, auf gleichen Geld- 
wert bezogen, je Kilowatt Leistung vielleicht nur den dritten oder 
vierten Teil der Anlagekosten der Einzelwerke. Außerdem ver- 
ursacht die Kilowattstunde Arbeit, abgesehen vom Kapitaldienst, 
nur einen Bruchteil der Betriebskosten, die kleinere, unwirtschaft- 
lichere Betriebe bedingen. Kapitalisiert man diese Ersparnis, so 
entspricht dies einer weiteren beträchtlichen Verminderung des Er- 
neuerungskapitals, bezogen auf den gleichen Leistungswert. Die 
Erhaltung der Leistungsfähigkeit, nicht schlechtweg der toten 
Masse, ist aber nach dem Standpunkte des Unternehmertums der 
Sinn dessen, was gewöhnlich unter dem Schlagwort „Erhaltung der 
Substanz” verstanden wird; so lautet auch die Erklärung maßb- 
gebender Vertreter des unternehmerischen Standpunktes, die sich 
innerhalb des Ausschusses für wirtschaftliche Fertigung mit diesem 
Gegenstande befassen. Allerdings erblickt der Verfasser dieser Be 
merkungen auch in diesem Begriff keinen ausreichend genauern 
Wertmaßstab und meint, daß der Ausdruck „Erhaltung der ver- 
gleichsmäßigen Wettbewerbsfähigkeit“ dem erstrebten Gedanken- 
ziele näherkäme. Überhaupt aber bedeutet dieses Suchen nach 
Maßstäben des Wertvergleiches, die den Geldbegriff ersetzen 
sollen, ein Zurückzielen auf urtümliche Zustände der Volkswirt- 
schaft, also wohl einen Versuch mit untauglichen Mitteln. 


Die steuerrechtliche Seite des Gegenstandes kann hier nur ge- 
streift werden. Auch brauchen steuerliche Regelungen im allge- 
meinen rechtlichen und wirtschaftlichen Sinne keine Beweiskraft 
zu enthalten, weil sie nicht ausschließlich durch sachliche Er- 
wägungen, sondern auch durch wirtschaftspolitische und sonstige 
politische Umstände bestimmt werden. Grundsätzlich ist der steuer- 


liche Standpunkt der unternehmerischen Auffassung entgegen? 


setzt; er ist der Standpunkt der Wertminderungstheorie. Die Zu- 
lassung der steuerfreien Werkerhaltungsrücklage bedeutet dem- 
gegenüber nur eine begrenzte praktische Erleichterung und ist 
überdies an solche Vorbehalte geknüpft, daß dadurch die grundsätz- 


liche Aufrechterhaltung des ursprünglichen Standpunktes eigent- 


lich bekräftigt wird. 


Die hier vorgetragenen Darlegungen sind keineswegs erschör- 
fend, zeigen immerhin aber, wie große rechtliche und wirtschaft- 
liche Bedenken der heutigen unternehmerischen — aber nicht von 
allen Unternehmern geteilten — Auffassung der Frage der Ab 
schreibung und Preisbildung entgegenstehen. Diese Bemerkungen 
dürften daher ausreichen, dem Unvoreingenommenen zu erweisen, 
daß diese Frage durchaus nicht so einfach und im Sinne der Er- 
neuerungstheorie selbstverständlich liegt, wie oberflächliche 
Schreiber und als Sachverständige auftretende Geschäftsleute, 
denen die tieferen rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Zu- 
sammenhänge fernliegen, behaupten.?) 


.. .,9» Ein eingehendes Gutachten über diesen Gegenstand wird den beteiligten 
Kreisen in begrenzter Auflage zur Verfügung gestellt werden. 


7. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49. 


1457 


Die wirtschaftliche Bedeutung des Aluminiums. 


Ohne Zweifel hat sich im letzten Jahrzehnt das Interesse für 
Aluminium ganz allgemein, insbesondere aber in Deutschland sehr 
wesentlich. gehoben; die Verwendungsgebiete haben sich erheblich 
erweitert; es wurde dadurch die Möglichkeit geschaffen, den Ab- 
satz dieses Metalles bedeutend zu vergrößern. Immer intensiver 
beschäftigen sich unsere Forschungsinstitute, unsere Ingenieure 
und Fachleute mit diesem „Metall der Zukunft“, klären dunkle 
Punkte und finden neue wertvolle Eigenschaften, sei es des Me- 
talles selbst oder seiner Legierungen. Seine Begründung findet 
dieses vermehrte Interesse, das unsere deutschen Forscher und 
Techniker dem Aluminium entgegenbringen, in der Veränderung 
unserer Wirtschaftslage seit Ausbruch des großen Krieges. Vor 
dem Herbst 1914 deckte Deutschland seinen Aluminiumbedarf fast 
ausschließlich aus dem Ausland, bis auf die Produktion der einer 
Schweizer Firma gehörenden kleinen Aluminiumfabrik in Rhein- 
felden (Baden), die kaum 1000 tons im Jahr herstellte. 

Heute ist die Kapazität der deutschen Aluminiumfabriken auf 
24000 tons pro Jahr gestiegen, wenngleich diese Menge in An- 
betracht des Darniederliegens der gesamten Metallindustrie z. Z. 
nicht erzeugt wird. Nachdem der Verlust der wichtigsten Teile 
Oberschlesiens unser Vaterland fast seiner ganzen Zink- und 
Bleierzbergwerke beraubt hat, bleibt Aluminium neben Eisen die 
einzige rein-deutsche Metallproduktion. Der Verlust von 85 % 
unserer Zinkerz- und von 70% unserer Bleierzvorräte kann nur 
dann teilweise wieder wettgemacht werden, wenn es gelingt, 
Ersatz zu schaffen durch Hilfsmetalle, die einerseits die verloren- 
gegangenen zu ersetzen imstande sind, andererseits soweit als 
irgend möglich aus heimischen Produkten hergestellt werden. 


Die Herstellungsweise des Aluminiums darf im allgemeinen 
als bekannt vorausgesetzt werden. Bauxit wird gemahlen, mit 
Soda und Kalk gemischt und dann im Aufschlußofen geglüht. 
Nach Auslaugung dieser „Schmelze“ durch Wasser und nach Be- 
handlung dieser Lauge mit Kohlensäure fällt die Tonerde als 
Tonerdehydrat aus. Nach Entfernung des gebundenen und unge- 
bundenen Wassers durch Behandlung im Kalzinierofen bleibt 
die „kalzinierte Tonerde” oder Aluminiumoxyd zurück. Die 
Aluminiumgewinnung erfolgt dann auf elektrolytischem Wege, 
indem die Tonerde in einer Schmelze von Natrium-Aluminium- 
Fluorid (Kryolith) gelöst, zwischen Kohlenelektroden aus mög- 
lichst reinem Kohlenstoff durch Elektrolyse zerlegt wird. Die 
Zersetzung erfolgt in der Weise, daß der Sauerstoff der Tonerde 
die Anodenkohlen verbrennt, während sich das Aluminium im Bad 
De es braucht»dann nur von Zeit zu Zeit ausgeschöpft zu 
werden. - 

Schon diese kurze Schilderung des Werdeganges des Alumi- 
niums läßt erkennen, daß es bis heute leider noch nicht gelungen 
ist, sich bezüglich der Grundstoffe vom Ausland vollkommen 
unabhängig zu machen. Zwar wird in Deutschland Bauxit am 
Vogelsberge in Hessen gefunden; die Mengen reichen aber nicht 
aus, um den gesamten Bedarf zu decken; istrischer, dalmatinischer, 
französischer oder ungarischer Bauxit muß aushelfen. Das Pro- 
jekt, deutschen Ton auf reine Tonerde zu verarbeiten, ist technisch 
gelöst; es ist lediglich eine Frage wirtschaftlicher Natur, inwie- 


weit man den bisher verwendeten Bauxit zugunsten von deut- ' 


schem Ton ausschalten kann. Kryolith, das für das elektrische 
Bad notwendige Flußmittel, wurde früher naturrein aus Grönland 
bezogen. Jetzt wird synthetischer Kryolith in Deutschland her- 
gestellt. Petrolkoks zur Herstellung der Elektroden kann man 
neben amerikanischem Petrolkoks aus Braunkohlenteer und Pech 
erzeugen. i 

Neben der Rohstoffbeschaffung spielt die Stromversorgung 
bei der Aluminiumherstellung die wichtigste Rolle. Auch hier 
kämpft die deutsche Aluminium-Industrie mit erheblich größeren 
Schwierigkeiten, als ihre Konkurrenz im Auslande, die in der 
Schweiz, in Frankreich, Norwegen, England und Amerika über 
billige natürliche Wasserkräfte verfügt. Bei dem Hochstand 
unserer Kohlenerschließung hat man vor dem Kriege zweifellos 
die Entwicklung und Ausnutzung unserer Wasserkräfte vernach- 
lässigt; die Schnelligkeit in der Entwicklung der deutschen ln- 
dustrie führte dazu, die Werke auf Braunkohlenverbrauch zur 
Erzeugung des elektrischen Stromes aufzubauen, da der Ausbau 
von Wasserkräften zur Elektrizitätserzeugung viele Jahre Zeit 
erfordert hätte. 

Inzwischen ist mit dem Bau von Kraftwerken begonnen, bei 
denen der aus der Wasserkraft allein erzeugte elektrische Strom 
die Aluminiumherstellung erheblich verbilligen wird. Das bei 
Mühldorf am Inn erbaute „Innwerk” geht seiner Vollendung 
entgegen. 

Der Verlust unserer Eisen erzeugenden Gebiete, der Ausfall 
fast sämtlicher Zink- und Bleibergwerke für unsere Erz- 
gewinnung drängt die deutsche Industrie, ob sie will oder nicht, 
zu immer größerer Verwendung des Aluminiums. Die Einsicht 
wächst, daß es nicht nur Zwangslage ist, sondern vaterländische 
Pflicht bedeutet, sich von allen ausländischen Metallen frei zu 
machen, wo Gleichwertiges durch in Deutschland erzeugte Ersatz- 
stoffe geleistet werden kann. Jede dem Ausland z. B. für Kupfer 
gezahlte Million bedeutet einen Raub am deutschen National- 
vermögen, wenn die vom Kupfer geforderte Arbeit auch vom 


Aluminium geleistet werden kann. Die Weiterbeschäftigung der 
deutschen Tonerde- und Aluminiumfabriken mit ihren vielen 
Tausenden von Arbeitern isy aber auch aus volkswirtschaftlichen 
Gründen eine Notwendigkeit; ihre Stillegung und die aus ihr 
folgende Arbeitslosigkeit großer Massen sind nicht zu verant- 
worten, wenn sie sich durch Verriugerung der Einfuhr gewisser 
ausländischer Rohstoffe vermeiden lassen. 


Rastlos wird an der Verbilligung des Aluminiums gearbeitet, 
um die Verwendungsgebiete zu erweitern. Eine Verbilligung 
wird nach Verlegung der Aluminiumfabrikation an den Inn zwei- 
fellos schon in Erscheinung treten. Vor allem aber verringern 
sich die Kosten bekanntlich, wenn es gelingt, den Verbrauch 
erheblich zu steigern und damit den Werken die Möglichkeit zu 
geben, mehr zu produzieren und abzusetzen. Es muß daher 
darauf ankommen, nicht nur weiter in rastloser Arbeit im Labo- 
ratorium und in der Studierstube die Verwendungsmöglichkeiten 
des Aluminiums und seiner Legierungen zu untersuchen, zu 
erforschen und zu erweitern, sondern auch durch dauernde Auf- 
klärung im Volk und in der Industrie dafür zu sorgen, daß Vor- 
urteile verschwinden und neue Absatzgebiete erschlossen werden. 
Die beste Reklame liegt aber stets in der Güte des Materials; daß 
sich diese in den letzten Jahren ganz außerordentlich gehoben hat 
und deutsches Aluminium heute die Konkurrenz des Auslandes 
nicht mehr zu scheuen braucht, wird wohl von niemand bestritten. 


Im folgenden soll nunmehr ausgeführt werden, in wieweit 
das Aluminium in der Lage ist, auf den verschiedenen Wirt- 
schaftsgebieten Schwermetalle zu ersetzen; es sei gestattet, die 
Verwendungsmöglichkeiten anknüpfend an die allgemeinen Eigen- 
schaften des Metalles nacheinander zu beleuchten. 


Dyrch sein geringes spezifisches Gewicht sind Alu- 
minium und seine Legierungen dazu berufen, vor allem ım Ver- 
kehrs- und Beförderungswesen eine bedeutende Rolle zu spielen, 
2 . infolge der Verminderung der toten Lasten und der Massen- 

räite. 

Seine vorzügliche elektrischə Leitfähigkeit, die 
60% des Kupfers bei nur % des spezifischen Gewichte dieses 
Metalles beträgt, gibt dem Aluminium dieselbe Verwendbarkeit 
für elektrotechnische Zwecke wie Kupfer. ‘ Man braucht also nur 
einen um etwa 60% höheren Querschnitt zu wählen, um die 
gleiche Leitfähigkeit wie beim Kupfer zu erzielen, d. h. gewichts- 
mäßig nur rund die Hälfte der zu verwendenden Kupfermenge. 
Die Erfahrung hat gelehrt, daß unter Berücksichtigung aller 
Mehrkosten bei Verlegung von Aluminiumleitungen aus Rein- 
aluminium gegenüber Kupferleitungen, auch unter Berücksichti- 
gung der im einzelnen vielleicht etwas höheren und stärkeren 
Masten, das Aluminium ungefähr 1%-mal so teuer sein kann als 
Kupfer, um wirtschaftlich gleichwertig zu sein. Schon heute sind 
aber die deutschen Aluminiumwerke imstande, das Aluminium 
zum Elektrolytkupferpreise der Berliner Börse plus 30% zu 
liefern; gelingt es, wie oben angeführt, nach Verwendung 
billigerer elektrischer Kraft die Herstellungskosten des Alu- 
miniums noch mehr zu senken, so wird es sich ermöglichen lassen, 
das Aluminium noch günstiger im Verhältnis zum Kupferpreis 
zu liefern. Dann wird es sich auch sicher erreichen lassen, daß 
das Kupfer bei Neuanlagen von Freileitungen so zurückgedrängt 
wird, wie dies in Amerika, dem Kupferlande, und ebenso auch in 
Frankreich, Schweiz, Norwegen und Schweden schon seit einer 
Reihe von Jahren der Fall ist. 


Auch in der Wärmeleitfähigkeit ist Aluminium den 
bisher gebräuchlichen Metallen und Legierungen durchaus gleieh- 
wertig; sie macht das Aluminium für Wärmeausgleichplatten, 
Kühler und Kühlbutzen gut verwendbar. 


Besonders groß ist die chemische Widerstands- 
fähigkeit des Aluminiums, falls wirklich Reinaluminium Ver- 
wendung findet, unreines neigt stark zur Korrosion. Wenn auch 
an den Aluminiumerzeugnissen — allerdings nur bei denjenigen 
aus nichthochwertigem Material hergestellten — gelegentlich Zer- 
setzungserscheinungen beobachtet werden, so ist die Beständig- 
keit doch größer, als dies im allgemeinen angenommen wird. Die 
außerordentlich beständige weiße Farbe fordert die Einführung 
des Aluminiums in den Haushalten geradezu heraus. Der wesent- 
liche Vorteil gegenüber dem emaillierten Eisengeschirr ist augen- 
fällig. Überall dort, wo Rostschäden von verheerendem Einfluß 
sind, ist das Aluminium berufen, Abhilfe zu schaffen. — Seiner 
hohen Beständigkeit verdankt das Aluminium die Verwendung 
für Anstriche in Form von Aluminiumpulver; ste wirken in 
hohem Maße wärmehaltend. Durch einen dünnen Überzug mit 
Aluminium kann dem Eisen ferner eine erhöhte Korrosionsfestig- 
keit verliehen werden. Durch die sich im Freien sofort auf dem 
Aluminium bildende dünne Oxydschicht wird das Metall vor Zer- 
setzungserscheinungen durch äußere Einflüsse geschützt und ver- 
dankt ihr seine große Luft- und Wärmebeständigkeit. Die 
Schutzwirkung dieser Schicht ist so groß, daß an der Oberfläche 
mit einer leichten Oxydschicht überzogener Draht für Induktions- 
spulen oder ähnliche Zwecke ohne weiteres brauchbar ist. Gegen 
alle konzentrierten organischen Säuren ist Aluminium äußerst 
widerstandsfähig. Vergiftungsgefahr, mit der bei Verwendung 
von Kupfer- und Messinggeschirr stets gerechnet werden muß, 
besteht bei Aluminiumgeschirren nicht, da seine Salze ungiftig 


1458 


sind; dieser Vorteil weist vor allem auf Einstellung von Alumi- 
niumgeschirr für hygienische und medizinische Zwecke hin. 

Vermöge seiner desoxydierenden Wirkung wird 
das Aluminium in der Metallurgie, u. zw. in der Eisen- und Stahl- 
industrie, sowie in der Legierungstechnik in sehr beträchtlichem 
Umfange gebraucht. 

Da das Aluminium bedeutende Sprengkraft besitzt, aber 
schwer zur Explosion gebracht werden kann, verwendet man es 
zur Herstellung von Sicherheitssprengstoffen. 

Die vortreffliche Bearbeitbarkeit des Reinaluminiums 
wird durch Legierungszusätze in einem Maße beeinflußt, daß 
ue Aluminiumlegierungen zu den best bearbeitbaren Metallen 
rechnen. 

Gelingt es noch, ein einwandfreies Aluminiumlot herzustellen, 
so wäre auch der einzige noch festzustellende Mangel behoben, 
‘der bei einer notwendigen Vereinigung von Aluminiumteilen bis 
heute noch besteht. Sollte daher eine Vereinigung durch Ver- 
nieten oder Falzen nicht genügen, so empfiehlt es sich z. Z., die 
Verbindung durch Schweißen herzustellen. 

Während für bestimmte Verwendungszwecke, z. B. für Frei- 
leitungen oder zur Herstellung von Aluminiumfolien, nur Rein- 
aluminium mit einem Gehalt von mindestens 99% in Frage 
kommt, bedarf es für andere Zwecke des Zusatzes und der Le- 
gierung mit anderen Metallen, um z. B. seine Bruchfestigkeit und 
Bearbeitbarkeit zu erhöhen. Durch Kupfer- und Zinkzusätze ent- 
stehen vortreffliche Legierungen, die sich ausgezeichnet be- 
arbeiten lassen. Die Aluminium-Magnesiumlegierungen (Dur- 
aluminium) erhalten durch eine besondere Art der Veredelung 
hohe Werte der Festigkeit und Dehnung, die sich den entsprechen- 
den Werten von Stahl nähern. Die neueste Legierung, das Silu- 
min (Aluminium mit hohem Siliciumgehalt) hat sich in Jetzter 
Zeit im Automobilbau glänzend bewährt und verspricht eine 
große Zukunft. 

Es würde zu weit führen und den Umfang dieser Abhand- 
lung überschreiten, wenn hier eine Aufzählung aller derjenigen 
Gebiete vorgenommen werden sollte, auf denen das Aluminium und 
seine Legierungen sich bereits den ihm gebührenden Platz erobert 
hat, oder wo es beginnt festen Fuß zu fassen und geeignet ist, 
Schwermetalle, vor allem ausländischen Ursprungs, zu verdrängen 
und zu ersetzen. Interessenten werden auf den vortrefflichen 
Aufsatz des Obering. J. Czochralski, Obmann des Ausschusses 
für Aluminium- und Leichtlegierungen, im Januarheft 1922 der 
„Zeitschrift für Metallkunde“ (Verlag des Vereins deutscher In- 
genieure, Berlin NW 7) verwiesen. | 

Das Aluminium, das „Metall der Zukunft“ ist auf dem 
Marsche. Es wird sich weiter durchsetzen; seine immer mehr sich 
vergrößernde Verwendungsfähigkeit wird dazu beitragen, die dem 
deutschen Wirtschaftsleben durch den Friedensvertrag von Ver- 
sailles geschlagenen Wunden zu heilen, den dort angerichteten 
Schaden zu mildern, uns auf einem wichtigen Gebiete vom Aus- 
land frei zu machen und einen neuen deutschen Industriezweig zu 
hoffentlich großer Blüte bringen. 


Erfahrungen mit Aluminiumfrelleitungen. 
Mitgeteilt von der Firma Erftwerk A. G. Grevenbroich. 


1. Fernleitungen. 


Die Erftwerk Aktiengesellschaft in Grevenbroich bezieht die 
für ihren Betrieb erforderliche elektrische Energie in Form von 
Drehstroın mit 110000 V Spannung vom Rheinisch-Westfälischen 
Elektrizitätswerk. Für die Übertragung der Energie werden 4 Dreh- 
etromleitungen (12 Seile) aus Stahlaluminium verwendet. Der Ge- 
samtquerschnitt eines Drahtes beträgt 105 mm?; davon entfallen auf 
die Stahlseele 25 mm’. Die Leitungen sind mittels Hängeisolatoren 
an eisernen Gittermasten montiert. Beim Bau wurden die Fabrika- 
tionslängen der Seile (rd 2000 m) so gewählt, daß die Leitungsver- 
bindungen nur auf die Abspannpunkte entfielen. Leitungsverbin- 
dungen innerhalb eines Feldes sind also nicht vorhanden. Als Ver- 
bindungsklemmen wurden verzinkte eiserne Verschraubungen be- 
nutzt, die an den Berührungsstellen mit Aluminium Aluminium- 
blecheinlagen erhielten. Die Anlage ist nunmehr über 4% Jahre 
ununterbrochen in Betrieb. Irgendwelche Beanstandungen haben 
sich nicht erzeben. Stahlaluminiumdraht statt Reinaluminium wurde 
deswegen verwendet, weil die Masten ursprünglich für Kupfer- 
leitungen vorgesehen waren. 


2 Transformatoren. 


Die 3 Haupttransformatoren des Erftwerkes von je 30 000 kVA 
Leistung bei einem Übersetzungsverhältnis von 110 000/5000 V be- 
sitzen Aluminiumwicklungen. Die Transformatoren haben sich bis 
heute anstandslus bewährt. 


3. Umformer. 


Die Hochspannungswicklungen der fünfzehn 4000 KVA-Umfor- 
mer des Erftwerkes besitzen sämtlich Aluminiumwicklungen. Die 
Verbindungen wurden s. Z. geschweißt. Anstände bei der Alumi- 
piumwicklung der Motoren haben sich bisher nicht ergeben. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 49. 


7. Dezember 1928. 


4. 5000 V-Verbindungskabel. 


Für die Verbindung der Umformer mit der 5000 V-Schaltanlage 
wurden Hochspannungserdkabel benutzt in einem Querschnitt von 
3.185 mm?. Die Kabelschuhe an den Enden der Leitung wurden z. T. 
geschweißt, z. T. gelötet. Bei der Schweißung wurden Aluminium- 
kabelschuhe verwendet, bei der Lötung wurden Messingkabelschuhe, 
unter Verwendung von Siemenslot, benutzt. Weder die Kabel noch 
die Schweißung, noch die Lötung der Kabelschuhe haben bis heute 
Veranlassung zu Störungen gegeben. Zwecks Untersuchung wurden 
nach zweijährigem Betriebe einige Messingkabelschuhe abgenommen 
und durchgeschnitten, so daß man die Lötstelle und etwaige Ver- 
änderungen genau übersehen konnte. Die Untersuchung ergab, dab 
die Kabelschuhe in zweijährigem Betrieb keine Veränderung er- 
fahren hatten. Es ist hierbei allerdings zu bemerken, daß die Räume, 
in denen die Kabel montiert wurden, trocken sind. 


5. 5000 V-Schaltanlage. 


Die gesamten Sammelschienen und Verbindungsleitungen der 
5000 V-Schaltanlage sind in Aluminium hergestellt worden. Infolge 
des hohen Ausdehnungs-Koeffizienten des Aluminiums ist es vorge- 
kommen, daß Leitungsverbindungen an den Trennschalteranschlüs- 
sen sich lösten, heiß wurden und abschmolzen. Die Ursache dieses 
Übels ist nur darin zu suchen, daß man Al-Schienen an Apparaturen, 
die für Kupferschienen konstruiert sind, angeschlossen hat. Die 
Auflageflächen sind dadurch zu klein und die Übergangswiderstände 
zu groß. Wir haben uns dadurch geholfen, daß wir an den Kontakt- 
stellen, insbesondere an den Durchführungen, größere Oberflächen- 
Kontaktmuttern aus verzinntem Kupfer aufbrachten. Die Auflage- 
fläche wird dadurch um 100 % vergrößert. Anstände bei dieser Kon- 
struktion haben sich bisher nicht gezeigt. — Hierbei ist zu er- 
wähnen, daß die Trennschalter nur eine Anschlußschraube, von 
der früheren Kupferkonstruktion her, hatten; um Störungen von 
vornherein auszuschalten, sollte man sich — wegen des hohen Aus- 
dehnungs-Koeffizienten des Aluminiums — nicht auf e i n e Schraube 
verlassen, sondern die Kontaktstellen mit zwei oder vier Schrauben 
ausrüsten. Schaltanlagen, die nach diesem Gesichtspunkte durch- 
geführt werden, sind in jeder Beziehung einwandfrei. 


6. Niederspannungsschienen. 


Die Aluminium-Niederspannungsschienen von den Umformern 
zu den Öfen und die sämtlichen Aluminium-Verbindungsschienen im 
Ofenhaus selbst, welche dauernd 12 000 A zu übertragen haben (Be- 
lastung 0,7 A/mm?), haben sich im Betrieb tadellos bewährt. 


7. Installationen. 


Für die elektrischen Lichtanlagen des Erftwerkes ist in erheb- 
lichem Umfange gummiisolierte Aluminiumleitung, in Rohr verlegt, 
zur Verwendung gekommen, Die Verbindungsdosen sind heute 
allgemein noch mit Messingkontakten ausgerüstet. Zweckmähiger 
würde sein, bei Verwendung von Al-Leitungen in Installationen Do- 
sen mit Abzweigklemmen aus Duralumin zu benutzen, um elek- 
trolytische Wirkungen in jedem Falle auszuschalten. Dieses für 
Aluminiumleitungen einwandfreie Klemmenmaterial wird aber bis 
heute noch nicht fabrikmäßig hergestellt. Man muß sich daher zu- 
nächst mit dem handelsüblichen Material (Messingklemmen) br- 
helfen. Auch hierbei treten nach unseren Erfahrungen in trockenen 
Räumen keine Zersetzungserscheinungen auf. 

Die Störungsursache für gelegentlich auftretende Drahtbrüche 
ist in der Verwendung von minderwertigem Aluminium zu suchen. 


Fachnormenausschuß für Nichteisen-Metalle. 


Arbeitsausschuß fär Kupfer und Kupfer- 
legierungen. In der Sitzung vom 18. Oktober 1922 in Essen 
wurde folgende neue Einteilung für das Kupfer-Normblatt be 
schlossen: | 
A-Cu = Elektrolytkupfer: Leitfähigkeit nach den Vorschriften 

des VDE. Reingehalt 99,94 % (für Kathoden); Sb, As, Bi höch- 
stens in Spuren. (Fußnoten: Für Drahtbarren (wire bars) und 
Blechplatten (cakes) wird zunächst ein Reingehalt von 99,9 au- 
gegeben. Als Spuren sollen bei Kupfer nach dem Vorschlag vot 
Prof. ©. Bauer Gehalte von weniger als 0,001 % gelten.) 

B-Cu = Hüttenkupfer für Legierungen zu kupferreichen (über 
60%) ‘Walz-, Preß-, Schmiedeerzeugnissen; Reingehalt 99,6 %: 
As < 0,015 %; S, Al, Bi, Sb nur in Spuren; Se + Te (Selen plus 
Tellur) = 0. 

C-Cu = Hüttenkupfer für Legierungen zu Gußerzeugnissen und 
kupferarmen (unter 60%) Walz-, Preß- und Schmiedeerzeu?- 
nissen; Reingehalt 90%; As<11%; Al< 0,02%; S, Sb, Bi 
in Spuren; Se + Te =Q. 

D-Cu = Hüttenkupfer für Walzwerke; Reingehalt mindesten: 
990%, As + Ni< 1%; sonstige Verunreinigungen nur in sowell 
zugelassen, als sie eine gute Wärme- und Kaltbearbeitung des 
Werkstoffes gestatten; Se+ Te = 0. 

(Zu diesen Beschlüssen sind neuerdings Vorschläge hinzuge- 
treten, die in der Sitzung des Fachnormenausschusses für Halbzeug 
aus Nichteisen-Metallen am 19. Oktober gemacht worden sind. Nach 
Durcharbeitung dieser Vorschläge wird der Normblatt-Entwurf für 
Kupfer veröffentlicht werden.) y 


1. Dezember 19822. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49. | 1459 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Die Elektrizitätsversorgung des Staates Colorado. — Die 
Elektrizitätsversorgung des Staates Colorado befindet sich 
noch auf einer, nach amerikanischem Maßstab gemessen, ver- 
Ẹ bältnismäßig niedrigen Stufe. Schuld hieran ist in erster Linie 
die ungünstige geographische Gestaltung des Staates, dessen Ge- 
biet durch die von Norden nach Süden verlaufende, eine bedeutende 
Höhe erreichende Kette der Rocky Mountains in zwei Teile ge- 
trennt wird, welche nur an wenigen Stellen durch leistungsfähige 
Eisenbahnen miteinander verbunden sind. Dieser Umstand ver- 
hinderte bis heute die ausgiebige Ausbeutung der reichen Natur- 
schätze, namentlich der Kohlen- und Erzlager, weshalb auch der 
Bedarf an elektrischer Energie bis jetzt kein besonders großer ist 
und der Anstoß zur Ausnutzung der bedeutenden Wasserkräfte, 
über welche der Staat verfügt, fehlt. Die Elektrizitätsversorgung 
liegt in der Hauptsache in der Hand von 5 größeren Gesellschaften, 
Ẹ deren bedeutendste, die Colorado Power Co., zwei Wasserkraft- 
anlagen neben mehreren Dampfkraftwerken betreibt, die durch 
eine 100 kV-Leitung, welche das Gebirge in 3800 m Höhe durch- 
quert, miteinander verbunden sind. Die Lage des Kraftversor- 
gungsnetzes dieser Gesellschaft, wie auch jener der übrigen Unter- 
nehmungen, geht aus der Abb. 1 hervor. Das am westlichen Ende 
der Leitung liegende Kraftwerk Shoshone nützt ein 51,5 m hohes 
Gefälle des Coloradoflusses aus und hat 14400 kW Leistung, wò- 
gegen das nördlich von Denver gelegene Werk Boulder 10 000 kW 
Leistungsfähigkeit aufweist und über ein Speicherbecken von 
-14 Mill. mê nutzbarem Inhalt verfügt. Beide Werke weisen dank 
Eder Verschiedenheit der Wasserführungsverhältnisse und der 

'Speicherungsmöglichkeit beim zweitgenannten Werk sehr günstige 
Bedingungen für das Zusammenarbeiten auf. Der Hauptabnehmer 
ist die Denver Gas and Electric Co., welche ihren gesamten Strom- 
bedarf aus dem Netze der Colorado Power Co. deckt und ihre 
eigenen Dampfkraftwerke nur im Falle von Betriebsstörungen in 
Betrieb setzt. Das nördlich von Denver gelegene Gebiet wird 
$ vonder Western Light and Power Co. versorgt, welche in Lafayette 

ein eigenes Dampfwerk von 6000 kW betreibt und überdies auch 
bedeutende Strommengen von der Colorado Power Co. abnimmt. 


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Abb. 1. Gegenwärtige Stromversorgung im Staat Colorado. 


Der steigende Bedarf in diesem Gebiet dürfte bald die Erschließung 
neuer Kraftquellen erforderlich machen, wofür die Flüsse Cache 
a Poudre und St. Vrain günstige Möglichkeiten bieten. Das Ver- 

$ SoTgungsgebiet dieser Gesellschaft hat vorwiegend landwirtschaft- 
lichen Charakter, ebenso wie auch der südöstliche Teil des Staates, 
welcher von zwei Gesellschaften, der Arkansas Valley Railway, 
Light and Power Co. und der Trinidad Electric Transmission, Rail- 

' way and Gas Co. mit Strom versorgt wird. Erstere verfügt über 
raftwerke von 19320 kW gesamter Leistungsfähiskeit, teils in 

- Wasser, teils in Dampf, letztere betreibt drei Dampfkraftwerke in 
Trinidad, Hastings bzw. Walsenburg von 14250 kW Gesamt- 
leistung. Verwiegend mit Wasserkraft versorgt ist der südwest- 


liche, von der Western Colorado Power Co. bediente Teil, welcher 
aus dem Kraftwerke Tacoma mit 4500 kW und den beiden Werken 
Ames mit 1200 bzw. 3600 kW Leistung Strom empfängt. Alle diese 
Werke sind Hochdruckanlagen mit 200 bis 300 m Gefälle. Ein 
weiteres Wasserkraftwerk bei Ilium von 1200 kW und eine Dampf- 
reserve von 1000 kW in Durango arbeiten ebenfalls in das Netz 
dieser Gesellschaft. Das ganze Versorgungsgebiet liegt im Hoch- 
gebirge, und die Kraftübertragungsleitungen reichen bis zu 4000 m 
Höhe, wodurch sehr ungünstige Betriebsbedingungen geschaffen 
werden, welchen durch besonders kräftige Ausführung aller Teile 
derselben Rechnung getragen werden mußte. Ein kräftiger Auf- 
schwung in der Elektrisierung, wofür eine große Anzahl ausbau- 
würdiger Wasserkräfte die notwendige Grundlage bietet, kann 
aber erst erwartet werden, wenn durch Lösung der Transportfrage 
den Produkten der Landwirtschaft und des Bergbaues eine gute 
Absatzmöglichkeit geboten. wird und dadurch diese Produktions- 
zweige eine entsprechende Belebung erfahren. („El. World”, Bd. 80, 
1922, S. 215.) Bp. 


Apparatebau. 


Belastungskontrolle an selbsttätigen Ölschaltern. — Die 
wirtschaftliche Notlage, die’ heute mehr denn je bei der Projek- 
tierung elektrischer Anlagen äußerste Sparsamkeit und Be- 
schränkung hinsichtlich der einzubauenden Apparate verlaugt, 
nötigt den projektie- 
renden Ingenieur oft, 
auf Kosten größerer 
Übersicht und Be- 
triebssicherheit der 
Anlage aus wirt- 
schaftlichen Grün- 
den auf den Einbau 
wichtiger Apparate 
zu verzichten. Das 
gilt vor allem für 
abgelegene kleinere 
Schaltstationen, ir 
denen Umschaltun- 


Abb. 2. Ölschalter mit Emag-Belastungs- 
. Kontrollinstrument. 


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Abb 3. Emag-Belastungs-Kontrollinstrument 
auf einem Relais. 


gen betriebsmäßig nur selten vorgenommen werden. Man wird 
sich also z. B. nur schwer entschließen, für einen einzelnen, 
nur selten abzulesenden Strommesser die erforderlichen Strom- 
wandler und eine besondere Niederspannungsschalttafel vorzu- 
sehen. Auch bei Kombination einer Schaltstelle und eines Trans- 
formatorenhäuschens mit großer Raumbeschränkung wird man sich 
einschränken müssen. In Störungsfällen kann sich aber dann das 
Bedienungspersonal nicht über die augenblickliche Belastungsver- 
teilung der Station orientieren, Um diesem Übelstande abzuhelfen, 
verwendet die „Emag“ Elektrizitäts-A.G., Frankfurt a. M., ein ver- 
einfachtes Kontrollinstrument, das ohne Stromwandler und ohne be- 
sonderen Platzbedarf auf jeden mit Überstroanauslösung versehenen 


` 


1460 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49. 


7. Dezember 1922. 


Ölschalter, auch nachträglich, anzubringen ist und in einfacherWeise 
und ohne hohe Kosten dem angeldeuteten Mangel abhilft (Abb. 2 u. 
3). Da es hier im allgemeinen nicht darauf ankommt, eine größere 
Genauigkeit in der Ablesung zu erzielen, so ist es nicht not- 
wendig, dem Instrument eine eigene Stromspule zu geben. Es 
werden vielmehr die Relais des Ölschalters, auf dem das Meßgerät 
mittels Klemmvorrichtung befestigt wird, dazu benutzt, um eınen 
drehbaren Anker und damit den Zeiger zu beeinflussen. Piz. 


Verkehr und Transport. 


Doppelfrequenz - Generatoren. — Der „Tecnomasio Italiano 
Brown Boveri“ in Mailand baut im Auftrage der italienischen Staats- 
bahnen für die Zentrale Bardonecchia zwei Dreiphasen-Genera- 
toren, welche entweder Dreiphasenstrom 16% Per/s für Bahn- 
betrieb oder Dreiphasenstrom 50 Per/s in das allgemeine Vertei- 
lungsnetz abgeben sollen. Die Daten der Maschinen sind folgende: 


l bag 16%, Per/s 50 Per;s 
Leistung in kVA 7000 6000 
cc S® ...n 0,75 0,75 
Spannung, Vol ©.. . . 4000 7000 
Polzahl . oo 4 12 
Drehzahl Tå >. . 500 500 


Die Maschinen sind für direkte Kupplung mit Wasserturbinen 
von je 7600 PS bestimmt; dementsprechend sind sie für eine Durch- 
brenndrehzahl von WO bemessen. Das Gewicht eines Generators, 
einschließlich der angebauten Erregermaschine wird etwa 100 t 
betragen, und es dürfte sich hier um die erste Anwendung in 
größerem Maßstabe von Doppelfrequenz-Generatoren handeln; es ist 
anzunehmen, daß diese Bauart in Zukunft öfters zur Verwendung 
gelangen wird, wenn, wie im vorliegenden Falle, eine Zentrale 
für Bahn- und Industriebetrieb bestimmt ist. Praktische Bedeutung 


. wird diese Bauart ferner erlangen für Kraftwerke zur Ausnützung 


on Ebbe und Flut, wo wegen des stark wechselnden Gefälles die 

rbinen bei verschiedenen Drehzahlen arbeiten, und die Genera- 

toren bei verschiedenen Drehzahlen gleiche Frequenz ergeben 
müssen. („BBC-Mitt.“, Baden, Bd. 9, 1922, S. 219.) e 


Elektrische Zugförderung der Reichsbahnen in Bayern. — Die 
Elektrisierung der Reichsbahn im Direktionsbezirk München hat 
begonnen, und zwar sind im Anfang des Monats November die Mast- 
setzarbeiten für die Fahrleitung der Strecke Tutzing—Kochel auf- 
genommen worden. Diese Arbeiten werden durch die Allgemeine 
Elektricitäts-Gesellschaft ausgeführt, 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Museum für das Beleuchtungs-, Heizungs- und Woasserfach, 
Berlin. — Durch Verhandlungen mit dem preußiischen Finanzministe- 
rium ist es gelungen, für das Beleuchtungsmuseum, das 
obdachlos zu werden drohte, in der Hochbauabteilung des Verkehrs- 
und Baumuseums Berlin, Invalidenstr. 50/51 (ehemaliger Hambur- 
ger Bahnhof) Räume zu erhalten. Am 19. November wurde das 
Museum, eine außerordentlich wertvolle Ergänzung der Hochbau- 
abteilung, dem preußischen Staat übergeben. Da in- 
dessen erst noch Sicherheitsvorrichtungen getroffen werden müs- 
sen, dürfte es noch einige Zeit dauern, bis die Ausstellung auch 
für das Publikum geöffnet wird. 


Verschiedenes. 


Verstaatlichung der Dampfkesselüberwachung? — Nach der 
„Z.V,.d.1”!) hatderZentralverbandderMaschinisten 
und Heizer beim preußischen Handelsminister die Ver- 
staatlichung der gesamten Dampfkesselüber- 
wachung beantragt, u. zw. unter Beteiligung von Revisions- 
assistenten aus den Kreisen seiner Organisation, Die genannte 
Zeitschrift bemerkt dazu, daß, wenn die Regierung diesem Antrage 
statigäbe, das mit der Rückkehr zu einem Zustand gleichbedeutend 
sein würde, den man vor 50 Jahren aus Gründen der Sicherheit des 
Dampfkesselbetriebes verlassen habe. „Die Selbstverwaltung hat 
sich, nachdem der Staat versagt hatte, auf dem Gebiet der Dampf- 
kesselüberwachung glänzend bewährt. Für die Sicherheit des 
Dampfkesselbetriebes ist es unbedingt erforderlich, daß der Weiter- 
entwicklung dieses wichtigen Zweiges der Selbstverwaltung keine 
Fesseln angelegt werden. Auch der Verein deutscher|In- 
genieure, der in der Frage der Dampfkesselüberwachung von 
jeher den Standpunkt vertreten hat, daß sie der Selbstverwaltung 
vorbehalten bleiben müsse, lehnt aufsschärfsteden An- 
trag des Zentralverbandes der Maschinisten und Heizer auf 
Verstaatlichung ab.“ 


Bekanntmachung, betr. Änderung des Gebührenzuschlages der 
Elektrischen Prüfämter. — Der Zuschlag, der auf Grund der Be- 
kanntmaehung vom 21. Juli 1922 (Zentralblatt für das Deutsche 


1) Bd. 66, 1922, S. 1043. 


Reich 1922, S. 444)!) zu den auf das Dreifache erhöhten Sätzen der 
Gebührenordnung der Elektrischen Prüfämter zu erheben ist, wird 
vom 1. Dezember 1922 ab auf 6000 % festgesetzt. 


Charlottenburg, den 23. XI. 1922. 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
gez. Nernst. 


Energiewirtschaft. 


Elektrizitätsversorgung Kanadas. — Die in der Elektrizitäts- 
versorgung Kanadas investierten Kapitalien in Höhe von 416 Mill. $ 
übertreffen die Einzelbeträge aller anderen Industrien um ein Be- 
trächtliches. Es ist nunmehr jeder große Industriebezirk mit hydro- 
elektrischer Kraft versorgt, und umfangreiche Reserven gestatten 
weitere Ausdehuung. Nach dem letzten Bericht des staatlichen 
Wasserkraft-Ressorts sind über 18 Mill. PS ausbaufähiger Was- 
serkräfte vorhanden, von denen Mitte 1922 ungefähr 3 Mill. PS 
ausgebaut waren, Die Statistik der Elektrizitätswerke zählt für 
das Jahr 1919 &05 Unternehmungen auf, von denen 447 in gemeind- 
lichem und 358 in privatem Besitz waren; jedoch besaßen nur 493 
dieser Unternehmungen eigene Kraftwerke, der Rest sind Vertei- 
lungsunternehmungen. Von den Kraftwerken benutzen nicht we- 
niger als 55,2 % Wasser als Triebkraft. Von der erzeugten Energie 
werden sogar nicht weniger als 91 % durch Wasserkräfte ge- 
wonnen. Dabei beträgt die jährliche Leistung ungefähr 5,5 Mil- 
liarden kWh und die Maschinenleistung über 2 Mill. PS, von denen 
1,7 Mill. PS auf Wasserkräfte entfallen. Am weitesten fortgeschrit- 
ten ist die Elektrizitätsversorgung im Staate Ontario, u. zw. 
dank der lebhaften Tätigkeit der Hydro Electric Power 
Commission, die Anlagen mit einer Leistungsfähigkeit von 
ungefähr 424 000 PS besitzt. Die Tätigkeit dieser Kommission wird 
zwar viel angefeindet, doch hat sie zur Entwicklung der Elektrizi- 
tätsversorgung nicht unbeträchtlich beigetragen und namentlich 
zahlreiche Städte und Gemeinden in den Stand gesetzt, sich billige 
elektrische Kraft zu verschaffen. (,„Electrician” Bd. 89, 1922, S. a 


Elektrizitätsversorgung von Neu-Südwales. — In NeusSüd- 
wales sind gleich wie in den übrigen australischen Staaten Bestre- 
bungen im Gange, die Elektrizitätsversorgung zu 
vereinheitlichen. Dies ist umso leichter durchzuführen, als 
die Industrialisierung und damit auch die Elektrisierung dieses 
Staates noch ziemlich in den Anfängen steht, Man hat in Aussicht 
genommen, einheitlich ein Drehstromsystem mit 50 Per vorzusehen 
mit 240 V für Licht- und 415 V für Kraftverteilung. Was die 
Frage der Stromerzeugung betrifft, so ist es zu einer Entscheidung, 
ob der Staat selbst Großkraftwerke bauen oder deren Errichtung 
und Betrieb den Privatunternehmungen und den Gemeinden über- 
lassen soll, noch nicht gekommen. Nur in Port Kembla hat 
er eine große Zentrale erbaut und damit die Möglichkeit zur An- 
siedlung bedeutender Industrien gegeben; auch sind Vorarbeiten 
für die Erschließung von Wasserkräften im Gange. Als hinder- 
lich für die Entwicklung der Elektrizitätsanlagen werden die Ein- 
fuhrabgaben auf elektrische Maschinen bezeichnet, deren Abschaf- 
fung empfohlen wird. („Electrician“ Bd. 89, 1922, S. 204) Sl. 


Die Elektrisierung Niederländisch-Ostindiens.) — Seit 1915 
hat der Staat die Ausnutzung der Wasserkräfte und die Elek- 
trisierung NiederländischOstindiens in die Hand genommen. Nach 
dem zweiten offiziellen Jahresbericht ist 1919 eine systematische 
Untersuchung aller Wasserkräfte vorgenommen worden, und bis 
Ende des genannten Jahres hat man insgesamt 1,169 Mill. PS regi- 
striert, von denen 0,276 allein auf Java entfallen. Sodann wurde 
mit den Vorarbeiten für die staatlichen hydroelektrischen Zen- 
tralen auf dieser Insel begonnen. Es handelt sich hier um zwei 
Werke auf der Hochebene von Bandoeng für zusammen 15 000 PS 
mit Wasseraufstauung und Talsperre an den Flüssen Tji Saro- 
ewa und Tjii Sankoej, ferner um eine größere Anlage am 
Tjii Taroem bei Badjamandala, die man mit den vorgenannten 
beiden Werken kunpelnr will. Auch ein Umbau der Zentrale der 
Alg. Ned. Ind. Elektr. Maatschappij durch Ausnutzung von $ m 
weiterer Fallhöhe für etwa əVVU PS wird genannt. Endlich soil 
ein Wasserkraftwerk am Kali-Konto mit der Dampfzentraie 
von Soerabaia für 15000 PS zusammenarbeiten. In Betrieb sind 
ein Wasserkraftwerk bei Madioen mit 2000 PS, die hydro- 
elektrische Zentrale beim Meer van Des in Benkoelen 
(2000 PS), die seit Anfang 1920 ihre Tätigkeit aufgenommen hat. 
Die Elektrizitätsversorgung der Hochebene von Bandoeng 
wurde einer Gesellschaft m. b. H. unter Beteiligung des Staates, 
der Provinz und der Gemeinden übertragen, die die elektrisch 
Arbeit von dem staatlichen Werk beziehen und für deren Verter 
lung sorgen sollen. Als Stromquellen dienen hier das Wasserkraft- 
werk am Tji Kapoendoeng mit 3000 PS und ein solches am 
Tjii Saroewa mit 4500 PS. Die Wasserkräfte des Tji Gen- 
reuh I und II mit zusammen 550 PS werden für die Funkstation 
auf dem Malabai verwertet; vorläufig dient diesem Zweck eine 
Hilfszentrale in der Nähe von Bandoeng. Außerdem hat man fur 


D) Vel „ETZ“ 1922, S. 1011, 1295. 
2) Vgl. „ETZ“ 1921, S. 154 


4. Dezember 1928. 


die drahtlose Telegraphie noch eine Dampfzentrale bei Dajeuh- 
Kolot von 800 kW errichtet, die bis 6000 kW ausbaufähig ist. 


Für die Elektrisierung der Bahnen sowie für dio 
Elektrizitätsversorgung von Batavia und Westperang wurde 
mit dem Bau zweier Wasserkraftwerke am Tji A nten (8000 PS) 
und am Tji Thahih (7000 PS) begonnen. Aus dem eingangs er- 
wähnten Bericht ergibt sich als Übersicht, daß auf Java vom Staat 
6 Anlagen mit 33000 PS fertig projektiert und 3 Anlagen mit 
35500 PS in Bau genommen worden sind; von privater Seite wur- 
den eine Anlage mit 2000 PS proitktiert, eine mit 3000 PS aus- 
geführt, während zwei Anlagen mit 3400 PS sich in Betrieb be- 
fanden. Privatunternehmer haben weiter auf Sumatra den 
Plan für eine Anlage mit 0,390 Mill. PS fertiggestellt, ein Werk 
mit 3500 PS der Ausführung übergeben und vier Anlagen mit 
5300 PS arbeiten lassen. Über entsprechende Projekte auf den 
andern Inseln wird nichts mitgeteilt, obgleich sowohl Borneo als 
auch Celebes sehr reich an Wasserkräften sind. Ks. 


Industrie und Handel. 


Peru. — Nach einem von „Electrical Review“!) wiedergegebe- 
nen Reuterbericht hat die Regierung beschlossen, die im Lande 
reichlich vorhandenen Wasserkräfte zur Erzeugung elektrischer 
Arbeit nutzbar zu machen. Auch ist in denjenigen Distrikten, 
welche der Wasserkraft größtenteils entbehren, die Errichtung von 
Wärmekraftanlagen geplant, wenngleich die Brennstoffrage wegen 
Fehlens der Kohle Schwierigkeiten bereitet. Man hofft jedoch durch 
Verwendung von Rohölmotoren und Gaskraftmaschinen einen Aus- 
weg zu finden, so daß wohl in allernächster Zeit mit einer fort- 
schreitenden Entwicklung des elektrotechnischen 
Marktes zu rechnen sein wird, u. zw. um so mehr als auch 
bereits bestehende Werke, wie die der Braden Copper Co. ge- 
hörende Cachapoal Kräftanlage, die Empresas Eléctricas Asociados, 
die Sociedad Elétrica de Arequipa und die Oroya Wasserkraft- 
zentrale der Cerro de Pasco Bergwerksgesellschaft, welche fast 
ausnahmslos Lichtstrom erzeugen, eine bedeutende Erweiterung 
ihrer Anlagen zum Zwecke der Kraftstromgewinnung beabsichti- 
gen. Daher ist anzunehmen, daß in den nächsten Monaten be- 
trächtliche Aufträge auf elektrische Maschinen, Motoren und 
Generatoren, erteilt werden, hauptsächlich für die größeren Städte, 
wie Lima, Arequipa und Cuzco, z. T auch von Berg- 
werken und anderen kraftverbrauchenden Industriezweigen. Erst 
kürzlich hat die Regierung Robert William Dunsmuir (Kanada) 
weitgehende Konzessionen erteilt und mit der Marconis Wireless 
Telegraph Co., Ltd. einen Vertrag abgeschlossen, woraus sich 
ebenfalls wesentliche Bestellungen ergeben dürften. In den kleine- 
ren Städten haben mehr als 40 % der Einwohner elektrische Haus- 
beleuchtung, zu der sie fast ausnahmslos Pendel benutzen; weder 
Wandarme noch Kronleuchter oder Tischlampen sind bis jetzt in 
Gebrauch, ein beachtenswerter Hinweis für Fabrikanten, die 
solche Beleuchtungskörper zu mäßigen Preisen anbieten können. 
Die Stadt Lima mit nahezu 17000 Lichtstromabnehmern ist die 
zentrale Verteilungsstelle für das Binnenland. In anderen Zentren, 
wie Cuzco, Huancayo, Casapalca und Junin, wo 
eeit einiger Zeit Wasserkraftwerke in Tätigkeit sind, verspricht 


3) Bd. 91, 1922, S. 519. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49. 


1461 


der gegenwärtig allerdings noch geringfügige Handel mit Mon- 
tierungsteilen und Installationsmaterial demnächst eine günstige 
Entwicklung zu nehmen. Das Arbeitsfeld für Laden-, Schaufenster-, 
Straßen- und Reklamebeleuchtung ist bisher noch nicht in Angriff 
genommen worden; günstige Gelegenheiten für den Verkauf von 
maschinellen Anlagen und Zubehörteilen bieten aber das Eisen- 
bahn- und Transportwesen sowie die größeren kraftverbrauchen- 
den Industrien. Einen Markt für elektro-medizinische Apparate, 
Meßinstrumente, Ventilatoren, elektrisch betriebene Haushaltungs- 
und Bureaubehelfe (Vakuumreiniger, Kochherde, Plätteisen, Heiz- 
körper usw.) zu schaffen, hat man sich, von einigen deutschen 
Firmen abgesehen, noch wenig bemüht. 


Die „Frankf. Ztg.“ konnte kürzlich mitteilen, daß das Leitungs- 
netz der Stadt Lima von 104 auf 220 V umgebaut werden solle und 
die Elektrizitätsgesellschaft zwar als italienisch geleitetes Unter- 
nehmen die großen Maschinen aus Italien beziehe, für die Lieferung 
von Material aber alle Importfirmen berücksichtigen werde. 
Hier dürften mithin auch deutsche Firmen in Betracht kommen, 
wenn sie es verstehen, die ihnen nicht ungünstige Stimmung mit 
Hilfe von Qualitätsware und vernünftiger Preisbemessung aus- 
zunutzen. L. 


Britisch-Südafrika. — Wie wir „Electrical Review“!) entneh- 
men, stellte sich der Wert der elektrotechnischen Ein- 
fuhr in die Südafrikanische Union 1921 folgendermaßen: 


Erzeugnisse (Werte in 1000 £) 1921 1920 Snoring 
1. Elektrische Maschinen . . .....n 396 | 321 + 7 
2. Motoren Sure we 24) 151 t 89 
3. Transformatoren 2 aaa nn 71 30 41 
4. Elemente, Akkumulatoren . . . .... 67 | 104 — 37 
5. Glühlampen . .. 2 m nr rn nn. 133 78 + 55 
b. Heiz- und Kochapparate . . ..... 42 41 Ji 1 
7. Telegraphen- und Fernsprechmaterial . 60 32 | 28 
8. Isolatoren . 2: rn 95 85) + 1 
9. Sonstiges elektrotechnisches Material 524 482 + 42 
10. Kabel und Drähte 417 — 23 


394 


An elektrischen Maschinen hat Deutschland im Berichtsjahr 
für 5000 £ importiert (nichts i. V.), und die Einfuhr der V.S. 
Amerika ist wertlich um 75000 £ gewachsen, Sie hat auch bei 
Motoren, deren Leistung 15 500 kW (12000 i. V.) betrug, merklich 
zugenommen, dagegen bei Elementen und Akkumulatoren nach- 
gelaösen. Am Import von Glühlampen, der um rd. 70 % gestiegen 
ist, war Holland mit 10000 £ mehr als 1920 beteiligt, an dem 
von Schwachstromartikeln Schweden mit 5000 £ (2000 i. V.). Die 
Einfuhr von nicht spezifiziertem elektrotechnischem Material, die 
sich bei England, Japan und Holland verringert, bei den V. S 
Amerika erhöht hat, ergab für Deutschland diesmal einen Liefe- 
rungswert von 14000 £ (nichts i. V.), und von den hauptsächlich 
aus England bezogenen Kabeln und Drähten haben deutsche Ex- 
De immerhin für 1000 £ (nichts i i. V.) nach Südafrika ge- 
sandt 


1) Bd. 91, 1122, S. 172. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, 
Berlin W. 657, Potsdamer Str, ‚68, Fernspr, Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Einladung 
zur Sitzung am Dienstag, den 12, XII. 1922, nachmittags 7% Uhr, 
in der Technischen Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal 301. 
Tagesordnung. 


1, Geschäftliche Mitteilungen. 
2. Vortrag des Herrn Obering. Dr.-Ing. R. Pohl] über: „Turbo- 
generatoren“, 
Inhaltsübersicht. 


Die Leistungssteigerung der Turbogeneratoren während der 


letzten 10 Jahre und die Wege, auf denen sie erreicht wurde. Über- 
etrom-Überspannungs- und Brandgefahren. Vorbeugende und 
schadenbegrenzende Schutzeinrichtungen. Ausblick auf die weitere 
Entwicklung. 

Gäste sind willkommen. 


Der Vorsitzende: 
Dr.-Ing. e. h.Bredow. 


Einladung 


zur Fachsitzung für elektrisches Nachrichtenwesen (EVN) 
am Freitag, den 15. XII. 1922, abends 7% Uhr, in der Tech- 
nischen Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal 141. 


Tagesordnung, 


Vortrag des Herrn Postrat Dr. U. Meyer über Ableitungs- 
messungen. 
Inhaltsübersicht. 


Die Wichtigkeit von Wechselstrommessungen. Schwierig- 
keiten bei Gleichstrommessungen, die bisherigen Brückenmethoden. 
Fehlen eines Normales der Ableitung. Glimmerkondensatoren. 
Drehstromkondensatoren. Beschreibung einer neuen Meßbrücke. | 

Gäste sind willkommen. 


Der Vorsitzende 
des Fachausschusses für elektrisches Nachrichtenwesen. 


Arendt. 


1462 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. 


Kommission für Drähte und Kabel. 


Der Entwurf zu „Normen für isolierte Leitungen in Stark- 
stromanlagen („ETZ“ 1922, S. 701) war auf Beschluß der Jahres- 
versammlung, da noch begründete Einsprüche vorlagen, dem Tech- 
nischen Hauptausschuß zur Prüfung und nach Anhörung der Kom- 
mission zur Entscheidung überwiesen worden. 

Der Technische Hauptausschuß hat in seiner Sitzung am 17. X. 
1922 den nachstehenden Wortlaut genehmigt. 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P.Schirp. 


Normen für isolierte Leitungen in Starkstromanlagen. 
Gültig ab 17. Oktober 1922. 


Inhalt: 
A. Gummiisolierte Leitungen. 


| I. Allgemeines. 


Beschaffenheit der Kupferleiter. 
Zusammensetzung der Gummihtlle. 
Verwendungsbereich. 

Kennfäden | 


II. Bauart und Prüfung der Leitungen. 
1. Leitungen für feste Verlegung. 


LT 


a) Gummiaderleitungen . . . (NGA 
b) Suse T Srieleungen a (NSGA) 
c) Rohrdrähte . . i (NRA) 
d) Panzeradern . (NPA) 


2. Leitungen für Beleuchtangskärper 
a) Faseungsadern . . See . (NFA) 
b) Pendelschnüre . (NPL) 


8 Leitungen zum Anschluß ortoverkiderlicisi 
Stromverbraucher. 


a) Gummiaderschnüre . . e . . (NSA) 
b) Leichte Anschlußleitungen . . . (NHH, NHK) 
c) Werkstattechnüre Í a re ie (NWE) 
d) Gummischlauchleitungen 
1. Leichte Ausführung (LHZ) 
2. Verstärkte Ausführung HZ) 
3. Starke Ausführung . (SHZ) 
e) r A sen (NSGK) 


f) Hochspannungeschnüre . a ee (NHSGK) 
g) Leitungstrossen . ; us 


B. Bleikabel. | 


I. Gummibleikabel, 
U. Papierbleikabel. 


1. Einleiter-Gleichstrom-Bleikabel bis 750 V. 
2. Verseilte Mehrleiter-Bleikabel. 


C. Belastungstafein für isolierte Leitungen. 
I. Kupferleitungen. 


1. Belastungstafel für gummiisolierte Lei- 
tungen. 
2. Belastungstafel für Bleikabel. 
II. Aluminiumleitungen. 
1. Belastungstafel für Einleiterkabel mit 


Aluminiumleiter., 


A. Gummiisolierte Leitungen. 


I. Allgemeines, 
1. Beschaffenheit der Kupferleiter. 
Die für isolierte Leitungen verwendeten Kupferdrähte 


müssen den Kupfernormen des Verbandes Deutscher Elektro- 
techniker entsprechen und feuerverzinnt sein. 


2. Zusammensetzung der Gummihülle. 
Die Gummihülle der fertigen Leitungen muß folgender Zu- 
sammensetzung entsprechen: 
Mindestens 33,3 % Kautschuk, der nicht mehr als 6% Harz 
enthalten darf, 
höchstens 66,7% Zusatzstoffe einschließlich Schwefel. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49. 


T. Dezember 1923. 


Von organischen Füllstoffen ist nur der Zusatz von festem 
Paraffin bis zu einer Höchstmenge von 5% gestattet. Das spe 
zifische Gewicht des Adergummis soll mindestens 1,5 betragen. 


3. Verwendungsbereich. 


Der Verwendungsbereich ist für jede Leitungsart besonders 
lestgelegt. 

Ist hierfür eine Spannung angegeben, so bedeutet diese den 
höchsten Wert, den die Spannung zwischen zwei Leitern oder 
einem Leiter und Erde annehmen darf. 


4 Kennfäden!?!). 


Leitungen, welche den „Normen für isolierte Lettungen in 
Starkstromanlagen“ entsprechen, müssen einen weißen Kenn- 
faden besitzen. Außerdem muß durch einen zweiten Kenn- 
faden ersichtlich gemacht werden, von welchem Werk die Lei- 
tungen hergestellt sind. Beide Kennfäden eind unmittelbar unter 
der (inneren) Beflechtung anzubringen, bei Gummischlaueh- 
leitungen unter dem gemeinsamen Gummimantel. 


II. Bauart und Prüfung der Leitungen. 


l. Leitungen für feste Verlegung. 
a) Gummiaderleitungen 
für Spannungen bis 750 V. 
Bezeichnung: NGA. 


Die Gummiaderleitungen sind mit maseiven Leitern in 
Querschnitten von 1 bis 16 mm?, mit mehrdrähtigen Leitern in 
Querschnitten von 1 bis 1000 nm? zulässig. 

Die Kupferseele ist mit einer vulkanisierten Gummihülle 
umgeben. 


Für die Leiter und Gummihülle gilt folgende Tafel: 


Kupfer- Mindestzahl der ötärke der 
b ehr- . 
auerschpitt aber Din minceerens 
1 7 0,8 
15 7 0,8 
25 7 1 
4 7 1 
6 7 1 
10 7 1,2 
\ 008 
95 19 1,8 
150 37 2 
400 61 2,8 
625 91 3,2 
800 127 
1000 127 3,5 


Die Gummihülle ist mit gummiertem Baumwollband be 
wickelt, Hierüber befindet sich eine Beflechtung aus Baumwolle, 
Hanf oder gleichwertigem Stoff, welche in geeigneter Weise ge- 
tränkt ist. Bei Mehrfachleitungen kann die Beflechtung gemein- 
sam sein, 

Die Leitungen müssen nach 24-stündigem Liegen unter 
Wasser von nicht mehr als 25° C während einer halben Stunde 
einer Prüfspannung von V Wechselstrom oder 2800 V 
Gleichstrom widerstehen können. Für die Gleichstromprüfung 
muß eine Stromquelle von mindestens 2 kW benutzt werden. 


b) Spezial-Gummiaderleitungen 
für Spannungen von 2000, 3000, 6000, 10.000, 15 000 und 25000 V. 
Bezeichnung: NSGA, 
der die Spannung beizufügen ist, z. B. 


NSGA 10. 


\ 3000 


Die Spezial-Gummiaderleitungen sind mit massiven Leitern 
in Querschnitten von 1 bis 16 mm’, mit mehrdrähtigen Leitern in 
Querschnitten von 1 bis 300 mm? zulässig. 

Die Gummihülle muß bei diesen Leitungen aus mehreren 
Lagen Gummi hergestellt sein, die Mindestwandstärke muß nach- 
stehender Tafel entsprechen. 


1) Die Zuteilung der Firmenkennfäden et sure die Prüfstelle des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker. Vei. ETZ“ S. 981. 
2 Die Bezeichnung bedeutet: Spannung 3900 V aani 10 mm?. 


e 


7. Dezember 19 


nit 200 V  so0V 60V 1000 V 15000 V 25000 V 
m’ mm mm mm mm mm mm 
1 1,5 1,7 
15 1,5 1,7 
1,5 1,8 8 
4 1,5 1,8 8 
6 15 1,8 8 47 
10 1,7 2 8,2 4,5 7 
16 1,7 2 82 43 6,5 85 
25 2 2,2 8,2 4,3 6 8 
35 2 2,2 8,2 4,3 6 715 
50 283 24 \ 8,4 4,8 6 785 
10 28 24 8,4 48 6 7,5 
95 2,6 2,6 8,4 48 6 7,5 
120 2,6 2,6 8,4 43 6 7,5 
150 2,8 2,8 8,6 4,3 6 75 
185 8 8 8,6 43 6 75 
240 8,2 8,2 8,8 4,8 6 18 
300 8,4 3,4 3,8 4,3 6 7,5 


Die Mindestzahl der Drähte bei mehrdrähtigen Leitern ist 
dieselbe wie die in der Tafel für NGA-Leitungen angegebene. 

Die Gummihülle ist mit gummiertem Baumwollband be- 
wickelt. Hierüber befindet sich eine Beflechtung aus Baumwolle, 


Hanf oder gleichwertigem Stoff, welche in geeigneter Weise ge- 


tränkt ist. Bei Mehrfachleitungen kann die Beflechtung gemein- 

tungen müssen nach 24-stündigem Liegen unter 
Wasser von nicht mehr ale 25° C während einer halben Stunde 
einer Prüfung mit Wechselstrom gemäß nachstehender Tafel 
widerstehen können. 


Betriebsspannung Prüfspannung 
2000 V 4000 V 
3000 „ 6000 „ 
600 „ 10000 „ 
10 000 „ 15 000 „ 
15000 , 000 

25000 „ 35 000 „ 


c) Rohrdrähte 


für Niederspannungsanlagen, zur erkennbaren Verlegung, die e8 
ermöglicht, den Leitungsverlauf ohne Aufreißen der Wände zu 


verfolgen. 
Bezeichnung: NRA. 

Rohrdrähte sind Gummiaderleitungen mit gefalztem, eng 
anliegenden Metallmantel (nicht Bleimantel), die an Stelle der 
getränkten Beflechtung eine mechanisch gleichwertige, isolierende 

tille von mindestens 0,4 mm Wandstärke haben. 


Rohrdrähte sind als Einfachleitungen in Querschnitten von 


| bis 16 mm?, als Mehrfachleitungen in Querechnitten von 1 bis 
6 mm? zulässig. Die Wandstärke des Mantels soll mindestens 
0,25 mm betragen. Für den äußeren Durchmesser der Rohrdrähte 
gilt folgende Tafel: 


Anzahl der Adern u. Kupfer- 
hnitt 


Außendurchmesser (über Falz 
quersc 


gemessen) In mm 


mm? nicht unter nicht über 
1 5,8 
1,5 5,4 6,2 
2,5 6,4 7,2 
4 6,8 1,6 
6 7,2 8 
10 8,2 9,2 
16 9,2 10,2 
2 X 1 8,3 983 
2 X 15 8,7 9,7 
2 X 25 10 11 
2x4 10,5 11,5 
2x6 11,5 12,5 
3X1 8,7 9,7 
8 X 15 9,2 10,2 
8X 25 10,5 11,5 
3x4 A 11,5 12,5 
3X6 12,5 13,5 
4X1 9,5 10,5 
4 X 15 11 
4X 25 11,5 12,5 


Die Rohrdrähte müssen einer halbstündigen Prüfung mit 
Wechselstrom von 2000 V Spannung zwischen den Leitern und 
zwischen Leiter- und Metallmantel in trockenem Zustand wider- 
stehen können. 

d) Panzeradern 
für Spannungen bis 1000 V. 
Bezeichnung: NPA. 

Panzeradern sind Spezialgummiaderleitungen für 2000 V mit 
einer Hülle von Metalldrähten (Beflechtung, Bewicklung), die 
gegen Rosten geschützt sind. Bei Mehrfachleitungen darf die 
Metallhülle gemeinsam sein. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49. 


14863 


‚ Die getränkte Beflechtung der NSGA-Leitung darf durch 
eine andere gleichwertige Schutzhülle, die als Zwiechenlage 


gegen das Durchstechen abgerissener Drähte Schutz bietet, er- 
setzt sein. 


Die Prüfung der fertigen NPA-Leitungen hat mit 4000 V 
Wechselstrom zwischen Leiter und Schutzpanzer in trockenem 
Zustande zu erfolgen. 

2. Leitungen für Beleuchtungskörper. 
a) Fassungsadern 


zur Installation nur in und an Beleuchtungskörpern?) in Nieder- 


spannungsanlagen. 
Bezeichnung: NFA. 


Die Fassungsader hat einen massiven oder mehrdrähtigen 
Leiter von 0,5 mm? oder 0,75 mm? Kupferquerschnitt. Bei mehr- 
drähtigen Leitern darf der Durchmesser der einzelnen Drähte 
nicht mehr als 0,2 mm betragen. . 

Die Kupferseele ist mit einer vulkanisierten Gummihülle von 
06 mm Wandstärke umgeben. Über dem Gummi befindet sich 
eine Beflechtung aus Baumwolle, Hanf, Seide oder ähnlichem 
Stoff, der auch in geeigneter Weise getränkt sein kann. Diese 
Adern können auch mehrfach verseilt werden. 


Eine Fassungs-Doppelader (Bezeichnung NFA2) kann auch 
aus zwei nebeneinander liegenden nackten Fassungsadern, die 
gemeinsam wie oben angegeben beflochten sind, bestehen. 


Die Fassungsadern müssen in trockenem Zustande einer 
halbstündigen Prüfung mit 1000 V Wechselstrom widerstehen 
können. Bei Prüfung einfacher Fassungsadern eind zwei 5 m 
lange Stücke zusammenzudrehen. 


b) Pendelschnüre 
zur Installation von Schnurzugpendeln in Niederspannung»- 
anlagen. 


Bezeichnung: NPL. 


Die Pendelschnur hat einen Kupferquerschnitt von 0,75 mm?. 
Die Kupfe le besteht aus Drähten von höchstens 0,2 mm Durch- 
messer, welche zusammengedreht werden. Die Kupferseele ist 
mit Baumwolle besponnen und darüber mit einer vulkanisierten 
Gummihülle von 0,6 mm Wandstärke umgeben. Zwei Adern 
sind mit einər Tragschnur oder einem Tragseilchen aus geeig- 
netem Stoff zu verseilen und erhalten eine gemeinsame Be- 
flechtung aus Baumwolle, Hanf, Seide oder ähnlichem Stoff. 
Die Tragschnur oder das Tragseilchen können auch doppelt zu 
beiden Seiten der Adern angeordnet werden. Wenn das Trag- 
seilchen aus Metall hergestellt ist, muß es besponnen oder be- 
flochten sein. Die gemeinsame Beflechtung der Schnur kann 
ee doch müssen die Gummiadern dann einzeln beflochten 
werden. 

Die Pendelschnüre müssen so biegsam sein, daß einfache 
Schnüre um Rollen von 25 mm Durchmesser und doppelte um 
er von 35 mm Durchmesser ohne Nachteil geführt werden 

nnen. 

Die Pendelschnüre müssen in trockenem Zustande einer halb- 
stündigen Prüfung mit 1000 V Wechselstrom widerstehen können. 


8. Leitungen zum Anschluß ortsveränderlicher 
Stromverbraucher. 
a) Gummiaderschnüre (Zimmerschnüre) 
für geringe mechanische Beanspruchung in trockenen Wohnräumen 
‚ in Niederspannungsanlagen. 
Bezeichnung: NSA. 
Die Gummiaderschnüre sind in Querschnitten von 0,75*) bis 


6 mn? zulässig. Für die Querschnitte von 0,75 mm? besteht die 
Kupferseele aus Drähten von höchstens 0,2 mm Durchmessser, 


für die Querschnitt 1 bis 25 mm? aus Drähten von 
höchstens 0,25 mm Durchmesser, die zusammengedreht 
werden. Sie ist mit Baumwolle .besponnen. Für die 


Querschnitte 4 bis 6 mm? wird die Kupferseele aus Dräbten 
von höchstens 0,3 mm Durchmesser zusammengesetzt, welche 
zweckentsprechend verseilt sind. Die Baumwollbespinnung 
kommt in Fortfall. Über der Kupferseele befindet sich eine 


- vulkanisierte Gummihülle in der Wandstärke der NGA-Leitungen; 


auch für den Querschnitt 0,75 mm? muß die Wandstärke 0,8 mm 
betragen. 

Einleiterschnüre oder verseilte Mehrfachschnüre erhalten über 
der Gummihülle eine Beflechtung aus Garn, Seide, Baumwolle 
oder dergl. Runde oder ovale Mehrfachschnüre müssen eine ge- 
meinsame Beflechtung erhalten. Gummiaderschnüre mit einem 
Ta von 0,75 mm? sind nur in runder Ausführung zu- 
ässsig. 

Für die Spannungsprüfung gelten die Bestimmungen über 
Gummiaderleitungen. j 


3) Als Zuleitungen nicht zulässig. Siehe $ 18 der Errichtungsvorschriften 
4) Der Querschnitt 0,75 mm? weicht z. Z. von den Bestimmungen des à 20 
der Errichtungsvorschriften ab. 


a u Sm u u a EEE ET E eo Fe Tr 


1464 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49. 


7. Dezember 1922. 


b) Leichte Anschlußleitungen 


für geringe mechanische Beanspruchung in Werkstätten in Nieder- 
spannungsanlagen (Handlampen, kleinere Geräte u. dergl.). 


Bezeichnung: NHH (mit Baumwollbeflechtung). 
y NHK (mit Kordelbeflechtung). 


Die leichten Anschlußleitungen sind in Querschnitten von 1 bis 
6 mm? zulässig, Die Bauart des Leiters, die Vorschriften über 
die Baumwollbespinnung und die Beschaffenheit der Gummihülle 
sind die gleichen wie bei den Gummiaderschnüren. 

Die Gummihülle jeder einzelnen Ader ist mit gummiertem 
Baumwollband bewickelt. Zwei oder mehr solcher Adern sind 
rund zu verseilen, mit getränktem Baumwollband zu bewickeln 
und mit einer dichten Beflechtung aus getränkter Baumwolle 
(NHH) oder mit einer Beflechtung aus geteerter Kordel (NHK) 
zu versehen. 

Für die Spannungsprüfung gelten die Bestimmungen über 
Gummiaderleitungen. 


c) Werkstatteschnüre 


für mittlere mechanische Beanspruchung in Werkstätten und 
Wirtschafteräumen in Niederspannungsanlagen. 
Bezeichnung: NWK. 

Die Werkstattschnüre sind in Querschnitten von 1 bis 35 mm’ 
zulässig. Die Bauart des Leiters und die Vorschriften über die 
Baumwollbespinnung sind die gleichen wie bei den Gummiader- 
schnüren, jedoch ist bei Querschnitten über 6 mm? die Verwen- 
dung von Drähten bis zu 0,4 mm zulässig. 

Die Gummihülle jeder einzelnen Ader ist mit gummiertem 
Baumwollband bewickelt; zwei oder mehr solcher Adern sind rund 
zu verseilen und mit einer dichten Beflechtung aus Faserstoff zu 
versehen. Darüber ist eine zweite Beflechtung aus besonders 
widerstandsfähigem Stoff (Hanfkordel oder dergl.) anzubringen. 

Erdungsleiter müssen aus verzinnten Kupferdrähten bestehen 
und eind innerhalb der inneren Beflechtung anzuordnen. Für 
Querschnitte bis 2,5 mm? darf der Durchmesser des Einzeldrahtee 
höchstens 0,25 mm, für 4 bie 6 mm? 0,3 mm und für 10 mm’ 
0,4 mm betragen. 


Für die Abmessungen gilt folgende Tafel: 


. u - $ 
Kupforquerschnit Stärke der Qummi- Qusrsehnit der 
mm mm? 
1 0,8 1- 
15 0,8 1 
2,5 1 1 
4 1 2,5 
6 1 2,5 
10 1,2 4 
16 1,2 4- 
25 1,4 6 
35 1,4 10 


Für die Spannungsprüfung gelten die Bestimmungen über 
Gummiaderleitungen. 


d) Gummischlauchleitungen. 


1. Leichte Ausführung 


zum Anschluß von Zimmergeräten bis 1000 Watt in Nieder- 
spannungsanlagen 


(Wasserkocher, Kaffeemaschinen, Bügeleisen, Heizkissen, Heiß- 
luftapparate usw.). 


Bezeichnung: LHZ. 


Die Gummischlauchleitungen LHZ sind in Querschnitten von 
0,75 mm?®) und 1 mm? als Zweifach-, Dreifach- und Vierfach- 
leitungen zulässig. Die Bauart und die Abmessungen der Gummi- 
adern sind die gleichen wie beiGummiaderschnüren. Zwei oder mehr 
solcher Adern sind zu verseilen und mit Gummi so zu umpressen, 
daß alle Hohlräume ausgefüllt sind und der gemeinsame Gummi- 
“mantel an der schwächsten Stelle bei dem Querschnitt 0,75 mm’ 
mindestens 0,8 mm und bei 1 mm?” mindestens 1 mm etark ist. 
Das Ausfüllen der Hohlräume kann auch durch mit Gummi urn- 
hüllte Hanf- oder Baumwollfäden geschehen. Die zum Ausfüllen 
der Hohlräume und für den gemeinsamen Gummimantel ver- 
wendete Gummimischung soll mechanisch fest und widerstande- 
fähig sein und einen Kautschukgehalt von mindestens 25 °/n be- 
sitzen. 
dem Isoliergummi vorhanden ist, soll die Farbe der Ausfüllung 
und des äußeren Gummimantels rötlichbraun sein. 


2. Verstärkte Ausführung 


zum Anschluß von Küchengeräten usw. bis 2000 Watt in Nieder- 
epannungsanlagen. 
Bezeichnung: VHZ. 


Die Gummischlauchleitungen VHZ sind in Querschnitten von 


1,5 mm? und 2,5 mm’ als Zweifach-, Dreifach- und Vierfachleitungen 
zulässig. 


5) Der Querschnitt von 0,755 mm? weicht z. Z. von den Bestimmungen des 
8 20 der Errichtungsvorschriften ab. 


Damit auch äußerlich eine Unterscheidung gegenüber 


Die Bauart der Leitungen und die Beschaffenheit der für den 
Schutzmantel verwendeten Gummimischung sind die gleichen wie 
die der LHZ-Leitungen, jedoch soll der Gummimantel an der 
schwächsten Stelle bei 1,5 mm? mindestens 1,2 mm und bei 2,5 mm’ 
mindestens 1,5 mm stark sein. 


3. Starke Ausführung 
für Zwecke, in denen besonders hohe mechanische Anforderungen 
gestellt werden für Spannungen bis 750 V. 
(Elektrisch betriebene Werkzeuge, fahrbare Motoren, landwirt- 
schaftliche Geräte u. dgl.) 
Bezeichnung: SHZ. 
Die Gummischlauchleitungen SHZ sind in Querschnitten von 
1,5 mm? bis 16 mm? als Zweifach-, Dreifach- und Vierfachleitungen 


" zulässig. 


Die Bauart und die Abmessungen der Gummiadern sind die 
gleichen wie bei den Gummiaderschnüren, jedoch erhalten die Bir 
zeladern über der Gummihülle eine Bewicklung mit gummiertem 
Baumwollband. Zwei oder mehr solcher Adern sind zu verseilen 
und mit Gummi so zu umpressen, daß alle Hohlräume ausgefüllt sind 

Über dem Gummimantel wird ein starkes Baumwollband auf- 
gewickelt und hierüber noch ein zweiter Gummimantel in gleicher 
Beschaffenheit wie der innere aufgebracht. Im übrigen gelten für 
den gemeinsamen Gummimantel die gleichen Bestimmungen wie bei 
den LIIZ-Leitungen. Die Mindestwandstärken der Gummimäntel 
müssen bei den SHZ-Leitungen folgender Tafel entsprechen: 


Kupferquerschnitt Innerer Gummi- Äußerer Gummi- 


mantel mantel 
ınm? mm mm 
15 1 1,6 
2,5—6 1,2 2 
10 1,4 2,2 
16 1,5 2,5 


Für die äußeren Durchmesser der Gummischlauchleitungen gilt 
folgende Tafel: 


Kupfer- LHZ Kupfer- LHZ SHZ Kupfer- . 
querschnitt etwa que:schnitt etwa etwa querschnitt etwa 
mm? mm mm? mm mm mm? mm 


2>x<075 | ‚8 2x15 95 14 2x6 185 
3x0 | 85 | 3x15 | 10 145 | 3x6 195 
4x075 | 90 4x15 11 155 4x6 2] 
2x1 | 85 225 12 17 32x10 23 
3x1 9 3x25 125 | 175 3x0 A 
4x1 | 95 4x25 135 | 19 4x10 |% 
2><4 — | 175 9x16 |2 
3x4 — 18 3x16 28 
4x4 — 19,5 4><16 3l 


Gummischlauchleitungen sind auch mit Erdungsleiter zulässig. 
Für Bauart und Abmessungen derselben gelten die entsprechenden 
Bestimmungen über Werkstattschnüre. Die äußeren Durchmesser 
der Zweifach- bzw. Dreifachleitungen mit Erdungsleiter sind die 
en wie die der Dreifach- bzw. Vierfachleitungen ohne Erdung- 
eiter. 

Für die Spannungsprüfungen der Gummischlauchleitungen gel- 
ten die Bestimmungen über Gummiaderleitungen, indessen beträgt 
die Prüfspannung für die SHZ-Leitung 3000 V Wechselstrom. 


e) Spoezialschnüre 


für rauhe Betriebe in Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft in 
Niederspannungsanlagen. 


Bezeichnung: NSGK. 


Die Spezialschnüre sind in Querschnitten von 1 bis 16 mm? zv- 
lässig. Die Bauart des Kupferleiters und die Vorschriften über die 
Baumwollbespinnung sind die gleichen wie bei den Werkstatt- 
schnüren. 

Für die Wandstärke der Gummihülle gilt die entsprechende 
Tafel über die Werkstattschnüre. 

Die Gummihülle der einzelnen Adern ist mit gummiertem 
Baumwollband bewickelt; zwei oder mehr solcher Adern sind zu 
verseilen und mit Gummi so zu umpressen, daß alle Hohlräume 
ausgefüllt sind und die Gummiumpressung an der schwächsten 
Stelle mindestens dieselbe Wandstärke hat wie die Gummihülle der 
einzelnen Adern. Die Zusammensetzung des Gummis dieser Um- 
pressung muß den unter Al2 gegebenen Bestimmungen ent- 
sprechen. 

Über die gemeinsame Gummiumpressung ist ein ‚gummiertes 
Baumwollband, alsdann eine Beflechtung aus Faserstoff und hier- 
über eine zweite Beflechtung aus besonders widerstandsfähigen 
Stoff (Hanfkordel od. dgl.) anzubringen. Die zweite Beflechtung 
kann auch durch eine gut biegsame Metallbewehrung (nicht Drakt- 
beflechtung) ersetzt Sein. 

Für Bauart und Abmessungen der Erdungsleiter gelten die ent- 
sprechenden Bestimmungen über Werkstattschnüre. Die Erdungs- 
leiter können auch in Form einer die Leitung umgebenden Beflech- 
tung oder einer Bewicklung unmittelbar unter der inneren Faset- 
stoffbeflechtung angebracht werden, jedoch muß hierbei die Bieg- 


1 
I 
+ 
t 
+ 


Te er 


-= — 


— 


-ip Ep = e BE i E R = 


7. Dezember 1922. 


samkeit der Leitung gewahrt bleiben. Der Gesamtquerschnitt muß 
auch in diesem Falle mindestens die angegebenen Werte besitzen. 

Für die Spannungsprüfungen gelten die Bestimmungen über 
Gummiaderleitungen. 


f) Hochspannungsschnüre, 
für Spannungen bis 1000 V. 


Bezeichnung: N HSGK. 


Die Hochspannungsschnüre sind in Querschnitten von 1 bie 
16 mm? zulässig. Die Bauart der Kupferleiter und die Vor- 
sch über die Baumwollbeepinnung sind die gleichen. wie bei 
den Werkstattschnüren. 


Die Gummihülle der einzelnen Adern entspricht in Bauart 
und Wandstärke mindestens der Gummihülle der Spezialgummi- 
sderleitungen für 2000 V. 


Die Gummihülle der einzelnen Adern ist mit gummiertem 
Baumwollband bewickelt. Zwei oder mehr solcher Adern sind zu 
verseilen und mit Gummi so zu umpressen, daß alle Hohlräume 
ausgefüllt sind und die Gummiumpressung an der schwächsten 
Stelle mindestens dieselbe Wandstärke hat, wie die Gummihülle 
der einzelnen Adern. Die Zusammensetzung des Gummis dieser 
Umpressung muß den unter A I. 2 gegebenen Bestimmungen ent- 
sprechen. 

Für die Bauart oberhalb der gemeinsamen Gummiumpressung 
gelten die entsprechenden Bestimmungen über Spezialschnüre. 

Die Hochspannungsschnüre müssen nach 24-stündigem Liegen 
unter Wasser von nicht mehr als 25° C während einer halben 
Stunde einer Prüfspannung von 4000 V Wechselstrom wider- 
stehen können. 


g) Leitungstrossen, 
zur Führung über Leitrollen und Trommeln. 


(Kranleitungen, Abteufleitungen, Schießleitungen u dergl., aus- 
genommen Pflugleitungen.) 


Bezeichnung: NLT. 


Leitungstrossen sind bewegliche Leitungen für solche An- 
wendungsgebiete, in denen ein häufiges Auf- und Abwickeln der 
Leitungen betriebsmäßig stattfindet.. Sie sind nur mit mehrdräh- 
tigen Kupferleitern in den normalen Querschnitten von 25 mm? 
bis 150 mm? zulässig. Die Einzeldrähte dürfen bis zum Quer- 
schnitt von 50 mm? nicht über 0,8 mm Durchmesser, bei größeren 
Querschnitten nicht über 1,2 mm Durchmesser haben. Ver- 
bindungen müssen in der Weise hergestellt sein, daß die Drähte 
einzeln verlötet und die Lötstellen versetzt werden. Bei Quer- 
schnitten über 10 mm? muß der Leiter mehrlitzig sein. Der Drall 
darf bei einzelnen Litzen nicht mehr als das 12- bis 15-fache des 
Litzendurchmessers betragen, bei mehrlitzigen Leitern - nicht 
mehr als das 11-fache des Gesamtdurchmessere. 


Die Isolierung der Adern soll in Leitungstrossen für Span 
nungen bis 250 V mit der der NGA-Leitungen, in solchen für 
mehr als 250 V mit der der NSGA-Leitungen für die ent- 
sprechende Spannung übereinstimmen. 


Tafel. 


Kupferseele 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49. 


1465 


Leitungstrossen dürfen keinen Bleimantel haben); sie sind 
mit einer bei Mehrfachleitungen gemeinsamen Umhüllung oder 
Bewehrung zu versehen, die hinreichend biegsam und so wider- 
standsfähig ist, daß sie bei der vorgesehenen Beanspruchung keine 
mechanische Verletzung erleidet. Für Spannungen über 250 V 
ist nur zur Erdung geeignete Metallbewehrung zuläseig. Eine 
Beflechtung mit Drähten von weniger als 0,5 mm Durchmesser 
gilt nicht als ausreichende Metallbewehrung. Bei Leitungs 
trossen, die sich selbst tragen müssen, eind entweder Drahtseile 
einzulegen, oder die Bewekrüung kann als Träger verwendet wer- 
den. Die stromführenden Leiter selbst sind nicht als tragende 
Teile in Rechnung zu setzen’). Die Festigkeit der tragenden 
Teile ist hierbei so zu en, Gesamtgewicht der frei- 
hängenden Leitung und der daran hängenden Teile mit fünf- 
fscher Sicherheit getragen werden kann; die tragenden Teile sind 
8o zu gestalten oder anzuordnen, daß die freihängende Trosse eich 
nicht durch Aufdrehen verändern kann. Zwischen Leitungsadern 
und Bewehrung muß außer der Beflechtung ein Schutzpolster aus 
feuchtigkeitsbeständigem Stoff angebracht werden, dessen Stärke 
einschließlich der Beflechtung der leolationsdicke gleichkommt. 
Mit einer gleichstarken Hülle aus entsprechendem Stoff eind 
Tragseile zu umgeben. Tragseile müssen aus ‚Einzeldrähten von 
höchstens 0,8 mm Durchmesser verseilt sein. 

Erdungsleiter in beweglichen Leitungstrossen eollen aus 
nn bestehen und einen Querschnitt von mindestens 4 mm? 

aben?). 

Bei Spannungen von mehr als 250 V sind Prüf- und Hilfe- 
drähte unzulässig. 

Für die Prüfung der Leitungstrossen sind die gleichen Vor- 
schriften wie für NGA- und NSGA-Leitungen maßgebend, wobei 
als Betriebsspannung stets die Spannung zwischen zwei Adern an- 


zusehen ist. . 
B. Bleikabel. 
I. Gummibleikabel, 


Für Gummibleikabel sind je nach der Betriebsspannung NGA- 
Leitungen oder NSGA-Leitungen zu verwenden, jedoch muß 'die 
Mindestwandstärke der Gummihülle 15 mm betragen. Mehr- 
leitergummibleikabel sind als verseilte Kabel aus solchen Lei- 
tungen herzustellen. Die Beflechtung der Adern kann sowohl 
bei Einleiterkabeln wie bei Mehrleiterkabeln fortfallen, indessen 
müssen bei Mehrleiterkabeln die Adern nach der Verseilung mit 
einem imprägnierten Baumwollbande bewickelt werden. Blei- 
mantel und Bewehrung müssen bei Einleiterkabeln der Tafel 1, 
bei Mehrleiterkabeln der Tafel 3 entsprechen. Bei mit Metall- 
Gdrähten beflochtenen Gummikabeln werden Vorschriften betref- 
fend die Hülle über dem Bleimantel nicht erlassen. 


Adern und fertige Kabel sind für Betriebsspannungen bis 
2000 V mit der doppelten Betriebsspannung, mindestens aber mit 
2000 V Wechselstrom von 50 Perioden pro Sekunde während 


$) Für Abteufkabel, die über Leitrollen und Trommeln geführt und selten 
bewegt werden, sind bis anf weiteres Rleimäntel zulässig. 

7) Re Schießleitungen ist es zulässig. den Leiter als Tragorgan auszubilden. 

8) Siehe auch Errichtungsvorschriften $ 3c 5. 


Aufbau für Einleiter-Gleichstrom-Bleikabel bis 750 V. Pr 


Äußerer Durch- 


Mindestzahl Bedeckung des Bewehrung Bederkung der messer des fertigen 
Kupfer- .n he u un a Mindeststärke des Semanıee SOWSULLDE Kabels etwa mm 
querschnitt r € Bleimantels Blech- Draht- 
: Stärke i 
PABA I, Ma Werkstoff Serwa E en Werkstoff| etwa ohne | 2 
mm?! Prüfdraht mm | mm mm mm mm mm Prüfdraht 
1 2 | 3 4 | 5 6 | 7 
41 1 .1,75 11 1,5 — Ver- |° 1,5 16 — 
1,5 1 1,75 11 2 1,5 — zinkter| = 1,5 16 — 
2,5 1 1,75 li- D 1,5 — Eisen-; 9 1,5 17 = 
4 1 1,75 1,2 ou 1,5 = draht o 1,5 18 — 
6 1 1,75 1,2 EE- 15 | 2x05| von © 1,5 19 — 
10 1 1.75 12 ‘2 15 | 2>x05|18 mm| & 015 20 — 
16 1 3 2,0 1,2 5g 15 | 2x05 moi 15 22 23 
25 7 6 2,0 1,2 SE 1,5 2 x.0,8 — o A 2,0 23 24 
35 7T! 6 2,0 1,3 IE 1,5 2x. 0,8 — 42 2,0 | 25 26 
50 7! 6 | 2,0 1,3 ı Q 1,5 2 x< 0,8 — 26 20 ! 27 28 
70 n e E 2,0 1,4 DM 1,5 2x.0,8 — B'A 20 ; 2% 30 . 
95 19 | 13 | 2,0 1,4 | Se 1,5 2x 0,8 — oc 2,0 31 32 
m BIR] i ua u E E E 
19 1 } ; > ; > — Pe 
185 37 | 26 2,25 1,7 a 20 | 2x1 _ | 5 = 20 . 38 39 
246 37 29 2,50 1,8 5 20 ! 2x1 m miaa 2,0 41 42 
300 37 36 2,50 1,9 5 E 2,9 2x1 — . 2,0 44 45 
400 37 | 36 2,50 2,0 Se) 2,5 2x1 — 5 20 : 4 48 
500 37 36 2,15 2.1 - F 2,9 2x1 — | à 2,0 52 , 53 
625 37 | 36 2,75 23 5 25 | 2x1 — = 2,0 56 57 
800 37 36 3.0 2.4 2,5 2x1 — u 2,0 61 62 
1000 61 | 60 3,0 2,6 2,5 2x1 — 2,0 66 67 
i 


F 


1466 


80 Minuten zu prüfen. Für Kabel von 2000 V Betriebsspannung 
ab kommen die Bestimmungen für NSGA-Leitungen in Betracht. 
Für die Prüfung von Mehrleiterkabeln gelten Schaltungs- und 
Beanspruchungsdauer nach Tafel 4. Für die zulässige Belastung 
sind die Tafeln unter C maßgebend. 


II. Papierbleikabel. 


Die für Papierbleikabel verwendeten Kupferdrähte müssen den 
Kupfernormen des VDE entsprechen. 


1. Einleiter-Gleichstrom-Bleikabel bie 70 V. 


Die Isolation der Kabel soll aus gut imprägniertem Papier 
bestehen Für den Aufbau der Kabel gilt die Tafel 1, und zwar 
für blanke Bleikabel die Spalten 1 bis 4, für asphaltierte Blei- 
kabel die Spalten 1 bis 5 und für armierte, asphaltierte Blei- 
kabel die Spalten 1 bis 8. 

Besteht der Leiter aus Aluminium anstatt aus Kupfer, 80 
sind nur die normalen Querschnitte von 4 mm? an aufwärts zu- 
lässig. Die Bauart der Kabel bleibt die gleiche. 

Prüfdrähte in Einleiter-Gleichstrom-Bleikabeln müssen einen 
Querschnitt von mindestens 1 mm”? haben. 


Die Kabel müssen in der Fabrik 30 Minuten lang einer Prü- 


fung mit 1200 V Wechselstrom von 50 Perioden pro Sekunde 
widerstehen können ohne durchzuschlagen. 


2. Verseilte Mehrleiter-Bleikabel, 
-Für den Aufbau der Kupferleiter und die Stärke der Isolier- 
hülle gelten für Kabel mit kreisförmigen Leiterquerschnitten die 
in Tafel 2 angeführten Werte. Für Kabel mit sektorförmigen 


Tafel2. Aufbau der Kupferleiter und 
Stärken der 1lsolierhüllen für verseilte Mehr- 
leiterkabel mit kreisförmigem Leiter- 
querschnitt. 


Mindeststärken der Isolierhüllen 


Kupferquer- | Mindestzahl ai 5 
schnitt mm? | der Drähte en 2 N N u ee 13 
i | 
1 | 1 2:0: 3:0: 1 el, | ee 
1,5 ı 20| 80 — — — — — 
25 | 1 100280 ee en 
4 1 201 30 4.4 - — — — 
6 1 2.0 3,0 4,4 ee — — — 
10 1 20| 30 4,2 4,6 10 — — 
16 1 20 ' 30 | 4,2 4,6 7,0 — — 
25 7 20) 30 | 42 4,6 6,5 90 — 
35 7 20 | 30 3,8 4,2 6,0 85 | 12.5 
60 19 20 | 30 8,8 42 6.0 85 ı 125 
70 19 2,0 | 30 8,8 42 6,0 85 ; 12,0 
5 | 19 |20] 30 38] 42 | 60 | 85 | 115 
120 19 2,0 | 830 3,6 4,0 5,5 80 | 115 
150 37 20 | 30 3,6 4,0 5.5 80 | 11,5 
185 37 22 | 3,0 3,6 4,0 5,5 80 | 115 
240 37 122) 30 3,6 4,0 5,5 8.0 
300 61 25| 30 | 36 | 40 | 55 | 80. 
400 611 |25| 30 36 | 
Tafel 3. Stärken der Bleimäntel und der 
. Bewehrungenbei Mehrleiterkabel. 
Durchmesrer ; Bedeckung Blechstärke Bedeck ung 
der Kabelseele en des der der 
unter dem ER EN Bleimantels Bewehrung Bewehrung 
Bleimantel etwa etwa etwa 
mm nm nım mm mm 


>, 


bis 10 1,2 15 2>x<05 1 
12 1,3 15 . 2><08 2 
14 1,4 1,5 2>x<08 2 
16 1,4 1,5 2>x<0,8 2 
18 1,5 1,5 2>x<08 2 
20 1,6 2,0 2>x<10 2 
23 1,7 2,0 2><1,0 2 
26 1,8 2,0 2>x<10 2 
29 1,9 2,5 2><10 2 
32 2,0 2,5 2>x<1,0 2 
35 2,1 2,5 2><1,0 2 
38 2,2 2,5 2>x<1,0 2 
41 2,3 25 2>x<10 2 
44 2,4 -25 2 >x< 1,0 2 
47 2,6 25 2><1,0 2 
54 2,7 | 2,5 2><1,0 2 
62 2,9 2,5 2 >x< 1,0 2 
70 3,1 2,5 2>x<1,0 2 


Leiterquerschnitten sollen die Stärken der Isolierhülle mindestens 
die gleichen sein wie bei Kabeln mit kreisförmigen Leiterquer- 


2 Die Werte für 2500 V gelten zunächst als Richtlinien. Endgültige Nor- 
mung erfolgt später. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49. 


7. Dezember 1928, 


schnitten. Die Isolierhülle der Kabel soll aus gut imprägniertem 

Papier bestehen; die Stärke der Isolierschichten zwischen den 

Leitern und zwischen Leitern und Blei sind gleich. Für die 

ee der Bleimäntel und der Eisenbandbewehrung gilt 
afel 3. 

Bestehen die Leiter aus Aluminium anstatt aus Kupfer, e 
sind nur die normalen Querschnitte von 4 mm? an aufwärts zu- 
lässig. Die Bauart der Kabel ist die gleiche. 

Prüfdrähte sind nur in Kabeln bis zu 750 V Betriebsspannung 
zulässig. Der Querschnitt der Prüfdrähte soll mindestens 1 mm’ 
betragen. | 

Unter Betriebsspannung des Kabels ist die effektive Span- 
nung zwischen zwei Adern zu verstehen, für die das Kabel gemäß 
der Typenbezeichnung gebaut ist. 


Die Prüfspanfhungen der Kabel werden wie folgt festgelegt: 


Die Spannungsprobe in der Fabrik soll mit Wechsel- bzw. 
Drehspannung von 50 Perioden pro Sekunde vorgenommen werden. 
Die Prüfsepannung soll den Wert von 2X E + 1000 V haben, wo 
bei E die Betriebsspannung ist. Für die Schaltung und Bear- 
spruchungsdauer der verschiedenen Kabelarten gilt Tafel 4. 


Tafel4 Schaltung und Beanspruchungs- 


dauer für die Prüfung von Mehrleiterkabeln. 
Kabelart | Kavelbild Ä Schaltung ne 
Zweileiter- u ' a) 1 gegen 2 15 
kabel | b) 1+2 gegen Erde 5 
zus. 30 
a) 1 +2 gegen 3 + Erde 10 
b) 1 +3 gegen 2 +- Erde. 10 
o. Erde c) 2 -4+3 gegen 1 4- Erdej 10 
Dr oe | oder zus. %0 
e | 08) d) 1+2+3gegenErde 15 
| | e) 1 gegen 2 gegen ı 15 
(Drehstrom) zus. 30 
a a) 1+3 gegen 24 4 15 
.Vierleiter- Q b) 1+2 gegen 34+ 4 15 
kabel | 938 c)1+2+3+4 gegen) 10 
| | Erde | zus. 40 


Zur Gewinnung eines Anhaltspunktes für den elektrischen 
Sicherheitegrad der Kabel kann ein beliebiges, dem Kabel ent- 
nommenes Stück von höchstens 5 m Länge in einer der in der 
Tafel 4 angegebenen Schaltungen mit der 5-fachen Betriebs- 
spannung geprüft werden. Bei schnellem Steigern und Erhalten 
der Spannung auf dem genannten Wert soll das Stück 5 Minuten 
lang dieser Probe standhalten können. 


Zur Prüfung der mechanischen Widerstandsfähigkeit der 
Isolation kann folgender Versuch gefordert werden: 

Ein beliebiges, von der Bewehrung befreites Stück von 5 m 
Länge ist bei etwa Raumtemperatur (nicht unter 10°C) um einen 
Kern vom 15-fachen Kabeldurchmesser, über Bleimantel gemessen 
aufzuwickeln, wieder abzuwickeln und gerade zu richten, darauf 
in entgegengesetzter Richtung aufzuwickeln, wieder abzuwickeln 
und gerade zu richten. Nach dreimaliger Ausführung dieser 
Biegeprobe soll das Stück die normale Fabrikationsprüfung aus- 
halten können, ohne durchzuschlagen. 

Bei Kabeln für Betriebsspannungen von 15 000 V an aufwärts 
kann verlangt werden, daß die dielektrischen Verluste bei dem 
1,5-fachen der Betriebsspannung und einer Temperatur von etwa 
20°C in der Fabrik festgesteilt wurden!°). Die hierbei ermittel- 
ten Verluste sollen nicht mehr betragen als 2 v, H. der von dem 
Kabel scheinbar aufgenommenen Leistung"). 

Zur Prüfung fertig verlegter Kabelstrecken kann entweder 
Wechsel- bzw. Drehspannung oder Gleichspannung”?) verwendet 
werden. Die Werhsel- bzw. Nrehspannung soll bei dieser Prüfung 
gleich dem 1,5-fachen der Betriebsspannung, die Gleichspannung”) 
gleich dem Dreifachen der Betriebsspannung sein. Für die Schal- 
tung gilt Tafel 4, jedoch sind die Zeiten zu verdoppeln. 

Zur Prüfung der Widerstandsfühigkeit des verlegten Kabels 
kann verlangt werden, daß bei der Prüfung mit Gleichspannung 
kurzzeitig die Prüfspannung auf das 42-fache der Betriebe- 
spannung erhöht wird. Zur Feststellung dieses Grenzwerte: 
dient eine Funkenstrecke, die sn eingestellt ist,. daß bei der 
4,2-fachen Betriebsspannung der Überschlag erfolgt’). 


1 Diere Bestimmungen treten vorläufig nicht in Kraft. Gültigkeitstermin 
wird später festgelegt werden. . i 
11) Die Bestimmung über die Verwendung von Gleichspannung tritt vor 


läufig nicht in Kraft. Giültigkeitstermin wird später festgelegt werden. 


lese 


d 


7. Dezember 1922. 


Bleikabel, welche den Normen für isolierte Leitungen in 
Starkstromanlagen entsprechen, müssen zwischen Bleimantel und 
Bewehrung einen längslaufenden verzinkten Eisendraht von min- 
destens 0,5 mm Durchmesser besitzen. Außerdem muß durch 
besondere Kennzeichnung ersichtlich gemacht werden, von 
welchem Werk die Kabel hergestellt sind. 


C. Belastungstafein für isolierte Leitungen. 
I. Kupferleitungen. 


L Belastungetafel für gummiisolierte 
Leitungen. 


Höchste dauernd Höchste dauernd 


Querschnitt zulässige Strom- Querschnitt zulässige Strom- 
stärke!) für jeden stärke‘) für jeden 
in mm! Leiter in A in mm? Leiter in A 

0,5 75 . 70 200 
0,75 9 95 240 
l 11 120 280 
1,5 14 150 325 
2,5 20 185 380 
4 ' > . 240 450 
6 31 300 525 
10 43 400 640 
16 75 500 760 
25 100 625 880 
35 125 800 1050 
50 160 1000 1250 


Bei aussetzendem Betriebe ist die zeitweilige Erhöhung der ` 


Belastung über die obigen Werte zulässig, sofern dadurch keine 
größere Erwärmung als bei der der Tafel entsprechenden Dauer- 
belastung entsteht??). 


Bei Verlegung von Kabeln in. Luft oder bei Anordnung in 
Kanälen und dergleichen, Anhäufung von Kabeln im Erdboden 
oder ähnlichen ungünstigen Verhältniesen empfiehlt ee sich, die 
an auf % der in der Tafel angegebenen Werte zu er- 
mäßigen!®). 


Der Tafel ist eine Übertemperatur von 25° C bei Dauer- 
belastung und die übliche Verlegungstiefe von etwa 70 cm zu- 
grunde gelegt. 


Sie gilt, solange nicht mehr als zwei Kabel im gleichen 
Graben nebeneinander liegen. Gesondert verlegte Mittelleiter 
bleiben hierbei unberückeichtigt. 


Bei aussetzenden Betrieben ist die zeitweilige Erhöhung der 
Belastung über die obigen Werte zulässig, sofern dadurch keine 
größere Erwärmung als bei der der Belastungstafel entsprechen- 
den Dauerbelastung entsteht. 


: m Bei Auswahl der Sicherung ist § 20! der „Errichtungsvorschriften“ zu 
eachten. 
8) Vgl. „ETZ“ 1921. 8. 1081. 


1) In Rergwerken unter Tage sind Kabel, die in der Sohle verlegt sind, zu 


behandeln wie im Erdboden verlegte Kabel. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 49. 


1467 


2. Belastungstafel für Bleikabel°®). 


Höchste dauernd zulässige Stromstärke in A 
bei Verlegung im Erdboden 


Quer- Fi 
ponat er Verseilte Verseilte Dreileiterkabe Verseilte 
kabel Zweileiter- bis s Vierleiter- 
bis kabel bis kabel bis 
mm? 750 V | 3000 V | 10000 V | 3000 V 10000 V | 15000 V | 25000 V | 3000 Y | 10000 Y 


=: ee ee] ag 
-|2| -!| -| - |I% 
ee en en e 
zz ee ee], 
ze ar eh ee g 
6 | 66| 6 | —} - | 57 
ol 8| sæ) -| -| % 
25 110 | 1065 | 100 | — | 100 
35 135 | 125 | 120 | 110 | 120 
50 166 | 155 | 145 | 135 | 150 
70 200 | 190 | 180 | 165 | 186 
95 385 | 275 | 255 | 2410 | 225 | 215 | 200 | 22 | 205 
12) 450 | 316 | 290 | 20 | 260 | 250 | 235 | 250 | 240 
150 519 | 360 | 335 | 315 | 300 | 285 | 265 | 290 | 276 
185 575 | 406 | 380 | 360 | 340 | 325 | 300 | 330 | 310 
240 670 | 470 | — |42 | — | — | — | 385 | — 
300 760 | 580 | — |45| — | - | -|430| — 
400 910 -685-4 =: 1820, let el a 
600° Tio =: erh 7 el en 
625. „1.1190: =? eh el ee ee a 
800: asol ei) se) a ee ee ee 
1006: 15855, ar: ae ei ae a 


IH. Aluminiumleitungen. 


4: Belastungstafel für im Erdboden verlegte 


Einleiterkabelmit Aluminiumleiter für Gleich- 
etrom bie 750 V'!$). 


Höchste Höchste 
Querschnitt dauernd zulässige Querschnitt dauernd zulässige 
Stromstärke Stromstärke 

mm? in A mm? in A. 

4 42 150 390 

6 55 185 440 

10 75 240 515 

16 100 300 580 

25 130 400 695 

35 160 500 795 

50 200 625 910 

70 245 800 1055 

95 295 1000 1250 
120 345 | 


5) Die Relastungswerte für Spannungen über 10000 V stellen Richtlinien dar. 
€) Für Mehrleiter-Aluminiumkabel beträgt die höchste dauernd zulässige 
Belastung 75°% der entsprechenden Werte der Tafel C. 1.2. 


SITZUNGSKALENDER. 


Württembergischer Elektrotechnischer Verein. 13. XH. 1922, 
abds. 71/5 Uhr, Großer Hörsaal des Klektrotechnischen Instituts der 
Technischen Hochschule, Militärstr. 3: Vortrag Dr. Gerhardt „Neu- 
zeitliche Beleuchtungseinrichtungen unter Berücksichtigung der Kohlen- 
und Stromersparnisse (mit Vorführungen und Lichtbildern). 

Elektrotechnische Gesellschatt zu Köln. 20. XIL, abds. 8 Uhr, 
Vortragssaal der Bürgergesellschaft: Vortrag H. Charlet „Eine neue 
Gleichstrommaschine für konstante Spannung, insbesondere für Zug- und 
Autobeleuchtung“. 

Elektrotechnische Gesellschaft zu Magdeburg. 12. XIL, abds. 
8l/, Uhr, Elektrotechnischer Hörsaal der Vereinigten Maschinenbau- 
schulen: Vortrag Ing. Bruncken „Wirkungsweise und Konstruktion 
des neuen, mit Last anlaufenden Drehstrom-Doppelkurzschlußanker- 
Motors der Kölner Elektromotoren-Fabrik“. 


RECHTSPFLEGE. 


Inwiefern sind Entscheidungen der Schlichtungsausschüsse aus 
$ 87 des Betriebsrätegesetzes durch die ordentlichen Gerichte nach- 
prüfbar? — Gemäß $ 87 Abs. 1 BRG. entscheidet der Schlichtungs- 
ausschuß über Einsprachen gegen eine erfolgte Kündigung „end- 
gültig“. Ein weiteres Rechtsmittel gibt es dagegen nicht. Un- 
mittelbare Vollstreckbarkeit erlangen die Entscheidungen jedoch 
nicht, Weigert sich der Arbeitgeber, dem Schiedsspruche nachzu- 
leben, so bleibt dem Arbeitnehmer nichts anderes übrig, als auf dem 
üblichen Wege Rechtens den durch den Schlichtungsausschuß fest- 
gestellten Anspruch einzuklagen. 

Da erhebt sich die außerordentlich wichtige Frage, ob und in- 
wiefern der angerufene ordentliche Richter zur inhaltlichen Über- 


prüfung des Schiedsspruches befugt ist. Hierüber herrscht noch 
heute vielfach Streit. Während die einen (z. B, v. Ende, „Zur 
Frage der Zuständigkeit der Schlichtungsausschüsse für Schaden- 
ersatzansprüche”, Mitteilungen der Schlichtungsausschüsse in Würt- 
temberg Bd. 2, S. 48) den Schiedsspruch des Schlichtungsausschusses 
einem gerichtlichen Urteile, das eine Überprüfung durch ein anderes 
Gericht nicht duldet, gleichstellten, sprachen sich andere im Gegen- 
satz hierzu dahin aus, daß für einen ordentlichen Richter eine Bin- 
dung an den Schiedsspruch überhaupt nicht erwachse, und daß die 
„Endgültigkeit" des Spruches sich bloß darin äußere, daß über 
den vom Schlichtungsausschuß entschiedenen 
AnspruchnichtvonneuemeinSchlichtungsver- 
fahrenanhängiggemachtwerdenkönne (Scheuer, 
„Die Rechtshängigkeit der Sache und die Rechtskraft im Schlich- 
tungsverfahren“. Mitteilungsblätter des Schlichtungsausschusses 
Groß-Berlin Bd. 2, S. 177.) Eine vermittelnde Stellenahm Erdelein. 
Nach ihm könne das Recht des ordentlichen Richters, die Entschei- 
dungen des Schlichtungsausschusses auf ihre Ordnungsmäßigkeit 
zu prüfen, grundsätzlich nicht verneint werden, auch dann nicht, 
wenn, wie das BRG. in $ 87, das Gesetz den Schiedsspruch als 
endgültig bezeichnet. Das Nachprüfungsrecht beschränkt sich je- 
doch darauf, ob nicht wesentliche Verfahrensvor- 
schriften, allgemein gültige Rechtsnormen oder 
besondere zwingende Gesetzesbestimmungen 
verletzt worden sind. „Ist das nicht der Fall, so ist der Inhalt der 
vom Schlichtungsausschuß erlassenen Entscheidung der Nachprü- 
fung durch das Gericht entzogen.” (Nachprüfung der Schlichtungs- 
sprüche durch die Gerichte, Das Schlichtungswesen 1922 S. 70.) 
Dem Auseinandergehen der Meinungen im Schrifttum entsprach die 
Zerklüftung in der Rechtsprechung. 

In der letzten Zeit veröffentlichte Urteile lassen indessen er- 
kennen, daß die Rechtsprechung sich zu einer gewissen Klärung 
durchzuringen beginnt. Umrisse von übereinstimmenden Grund- 


1488 


sätzen fangen an, sich abzuzeichnen, die festgehalten zu werden ver- 
dienen, Danach ist die Rechtslage folgende: 


1. In ftormeller Hinsicht erachten sich die Gerichte 


für befugt und verpflichtet, nachzuprüfen: 


a) ob die gesetzlichen Voraussetzungen des 


Schlichtungsverfahrens gegeben sind. Voraus- 
setzung des Schlichtungsverfahrens ist nach $ 86 BRG. gegeben, 
wenn der Betriebsrat die gegen seine Entlassung eingelegte Ein- 
sprache des Arbeitnehmers für begründet erklärt hat. Wo dies nicht 
der Fall, ist für ein Schiedsverfahren kein Raum. So hat das Land- 
gericht I Berlin (s. „Reichs-Arbeitsblatt“ 1922, S. 555) entschieden: 
„wie der Kläger selbst nicht leugnet, hat sich der Arbeiterrat von 
vornherein nicht auf seine Seite gestellt. Aus $ 86 Abs. 1 Satz 2 
und 3 BRG. geht klar hervor, daß nur in denjenigen Fällen eine 
Anrufung des Schlichtungsausschusses möglich ist, in denen der 
Arbeiterrat die bei ihın auf Grund des $ 84 a.a. O. erfolgte Anru- 
fung seitens des betreffenden Arbeitnehmers für begründet er- 
achtet und die daraufhin von ihm mit dem Arbeitgeber eingeleitete 
Verständigung nicht gelungen ist. Andernfalls ist eben der Ein- 
spruch mit der erfolglosen Anrufung des Arbeiterrats erledigt. Die 
Ansicht des Klägers, daß bei dieser Auslegung der in Rede stehen- 
den gesetzlichen Vorschriften die Arbeitnehmer in Fällen der vor- 
liegenden Art einfach rechtlos gestellt wären, ist verfehlt. Denn 
dem Gekündigten ist es ja unbenommen, seine vermeintlichen Rechte 
aus dem Dienstvertrage im ordentlichen Gerichtsverfahren geltend 
zu machen. 

Da es sonach vorliegend an den Voraussetzungen für das ge- 
setzliche Schlichtungsverfahren — § 87 a.a. O. — fehlte, ist der in 
Rede stehende Schiedsspruch weder für die Parteien noch für die 
ordentlichen Gerichte bindend, er ist vielmehr nichtig und hat 
demgemäß zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kein Recht ge- 
schaffen. Die auf den Schiedsspruch gestützte Klage entbehrt mit- 
hin der rechtlichen Grundlage.” 


b) ob wesentliche Verfahrensvorschriften 
verletztwordensind. Das Landgericht Leipzig hat daher 
einen Entscheid des Schlichtungsausschusses aufgehoben, weil ent- 
gegen dem § 87 Abs. 1 BRG. die nichtständigen Beisitzer nicht der 
Betriebsgruppe des Unternehmers angehört hatten. Die Yorschriften 
über Besetzung einer behürde seien "zwingenden Rechts. Das Ge- 
setz wolle, daß die Fachkenntnisse der Beisitzer verwertet werden. 
Dies sei wesentlich für das Verfahren. Ein Urteil, das unter Ver- 
letzung dieses Willens des Gesetzes zustande gekommen sei, könne 
nicht Recht zwischen den Parteien schaffen. „Es bleibt nunmehr 
die Frage zu prüfen, ob das Gericht, bei dem auf. Grund der Ent- 
scheidung des Schlichtungsausschusses Klage erhoben wird, berufen 
sei, die ordnungsmäßige Besetzung des Schlichtungsausschusses 
nachzuprüfen. Diese Frage muß bejaht werden. Das Gericht ist 
zwar einerseits nicht befugt, die Entscheidung des Schlichtungs- 
ausschusses sachlich nachzuprüfen, andererseits fehlt eine 
ausdrückliche Bestimmung, nach der das Gericht die fehlerhafte 
Besetzung des Schlichtungsausschusses zu berücksichtigen hat. 
Daß jedoch eine solche Nachprüfung grundsätzlich nicht 
ausgeschlossen sein kann, ergibt die Analogie mit anderen Ge- 
setzesstellen ($ 56 GGG. läßt diese Nachprüfung für einen be- 
stimmten Fall ausdrücklich zu). Wollte man aber im vorliegen- 
den Falle dem Gerichte diese Nachprüfung versagen, so würde 
damit eine der wenigen Sicherungen entfallen, die das Ver- 
fahren vor dem Schlichtungsausschuß gegen Fehlsprüche bietet. 
Gerade in der Notwendigkeit, auf Seiten der Arbeitgeber und 
der Arbeitnehmer je einen Vertreter der betreffenden Berufs- 
gruppe im Schlichtungsausschuß zu haben, liegt eine solche 
Sicherung. Jede Gewähr dafür, daß die Besetzung des Schlich- 
tungsausschusses den gesetzlichen Vorschriften entspricht, entfällt, 
wenn man dem Gerichte die Befugnis versagen wollte, die Be- 
setzung des Schlichtungsausschusses nachzuprüfen. Das Gericht, 
bei dem auf Grund einer Entscheidung des Schlichtungsausschusses 
Klage erhoben wird, muß also die Nachprüfung vornehmen können.“ 


2. Ininhaltlicher Hinsicht hingegen sind die 
Gerichte an die Entscheidungen des Schlich- 
tungsausschussesauchdanngebunden,wenndie 
dem Klägerzugewährende Entschädigung unter 
Verletzung zwingendergesetzlicher Vorschrif- 
tenzustandegekommenist, Das Kammergericht (a.a.O. 
S. 555) führt hierzu aus: „Die Entscheidung des Schlichtungsaus- 
. schusses ist nach der ausdrücklichen und eindeutigen Vorschrift des 
Gesetzes „endgültig“ (§ 87 Abs. 1 des Betriebsrätegesetzes), das 
heißt, der Nachprüfung durch eine weitere Instanz entzogen und 
„schafft Recht“ zwischen den Parteien (§ 87 Abs. 2 Satz 4), das heißt 
dasjenige, was die Entscheidung als Rechtens feststellt, ist fortan 
Recht, mag die Entscheidung selbst tatsächlich oder rechtlich richtig 
oder falsch gewesen sein. Allerdings kann ihr diese Wirkung nur 
zukommen, wenn sie in gesetzlicher Weise zustande gekommen ist. 
Demgemäß hat das Gericht, das in einer vom Schlichtungsausschuß 
entschiedenen Rechtsstreitickeit angegangen wird, zwar nachzu- 
prüfen, ob die Voraussetzungen für dieÄnrufung des Schlich- 
tungsausschusses gegeben waren, insbesondere, ob der Schlichtungs- 
ausschuß zur Entscheidung zuständig war und ob die 
Entscheidung unter Beobachtung der wesent- 
lichen Verfahrensvorschriften erlassen worden ist, 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 49. 


7. Dezember 1922. 


denn nur wenn dies der Fall ist, liegt eine wirksame Entscheidunz 
des Schlichtungsausschusses vor. Ist dies aber festge- 
stellt, dann ist jede weitere sachliche Prüfunz 
dahin,ob die Entscheidung ihrem Inhalte nach 
den tatsächlichen Verhältnissen oder den ge- 
setzlichen Vorschriften entspricht oder auf 
no: Verletzung solcher Vorschriften beruht, 
ausgeschlossen. Dies ist freilich in Wissenschaft und 
Rechtsprechung nicht unbestritten. Ein anderes Verfahren würde 
nicht nur dem klaren Wortlaute, sondern auch dem offenbaren 
Zwecke des Gesetzes widersprechen. Wenn das Gesetz hier für be- 
stimmte Streitigkeiten den Schlichtungsausschuß bestellt und aus- 
drücklich bestimmt, daß er endgültig und Recht schaffend ent- 
scheiden soll, dann will es dadurch die Entscheidung dieser 
Streitigkeiten dem ordentlichen Gerichte entziehen. Dieser Zweck 
des Gesetzes aber würde vereitelt und darüber hinaus der Schlich- 
tungsausschuß zu einer überflüssigen und das Verfahren lediglich 
verzögernden Zwischeninstanz werden, wenn die von ihm inner- 
halb seiner Zuständigkeit erlassenen Entscheidungen einer sach- 
lichen Nachprüfung unterworfen würden. Nicht der Schlichtungs- 
ausschuß würde dann, wie es das Gesetz ausdrücklich bestimmt, 
sondern erst das angerufene Gericht „endgültig“ entscheiden. 


Zur Entscheidung der vorliegenden Arbeitsstreitigkeit war der 
Schlichtungsauss chuß, worüber auch unter den Parteien kein Streit 
herrscht, berufen und zuständig. Damit ist seine Entscheidung fur 
das Gericht ebenso schlechthin bindend. Die Ausführung des le- 
klazten, der Schlichtungsausschuß habe die dem Kläger zu gewin- 
rende Entschädigung unter Verletzung zwingender gesetzlicher 
Vorschriften zu hoch berechnet, greift nicht die Zuständigkeit zur 
Entscheidung des Streits, sondern nur deren Richtigkeit an und ist 
aus den dargetanen grundsätzlichen Erwägungen heraus daher un- 
beachtlich, Dies muß namentlich auch dann gelten, wenn der 
Schlichtungsausschuß bei Bemessung der von dem Beklagten naci 
§ 87 des Betriebsrätegesetzes zu zahlenden Entschädigung über die 
dort vorgeschriebene Höchstgrenze hinausgegangen sein sollte. 
Auch wenn dies geschehen ist, liegt lediglich eine sachliche Unrich- 
tigkeit des Spruchs, nicht etwa eine Überschreitung der dem Schlich- 
tunzsausschuß gezogenen Zuständigkeitsgrenze vor. Der gegen- 
teiligen vielfach vertretenen Ansicht (vgl. z. B. Erdel, „Nach- 
prüfung der Schiedssprüche durch die Gerichte“, Neue Zeitschrift 
für Arbeitsrecht 1921, S. 321, 327) kann nicht beigetreten werden.” 
Dies scheint zu weit zu gehen. Ein unter Verletzung klaren 
Rechts zustande gekommenes Urteil kann ebensowenig Recht 
schaffen, als ein auf Verletzung wesentlicher Verfahrensvorschrif- 
ten beruhendes. Gegen ein solches Urteil sollte es Abhilfe geben. 
Nach dem Aufbau des Schlichtungsverfahreus kommt aber nur die 
Überprüfung durch die ordentlichen Gerichte in Frage. 


Sind die Schlichtungsausschüsse selbst an ihre Entscheidungen 
gebunden? Man sollte dies eigentlich für selbstverständlich halten. 
Denn das ist das entscheidende Merkmal des Rechts, daß es seinen 
Schöpfer und denjenigen, der es ausspricht, bindet. Wo die Bir 
dung aufhört, fängt die Willkür an. Nichtsdestoweniger brachte es 
ein Schlichtungsausschuß fertig, seine eigene, alsendgültigar 
gesehene Entscheidung selbst aufzuheben. Der Ausschuß fibr 
aus: „Es war zunächst zu prüfen, ob die Ausführungen der Bı- 
klagten zutreffen und der Schlichtungsausschuß somit überhaupt 
nicht berechtigt ist, einmal auf Grund des $ 87 getroffene Entsch- 
dungen abzuändern. Es ist zweifellos richtig ausgeführt, daß solcne 
Entscheidungen endgültig sind, d. h. Recht schaffen zwischen d'z 
Parteien. Die Mehrheit ist jedoch der Auffassung, daß damit ledig- 
lich gesagt sein soll, daßes gegen diese Entscheidun? 
eine Berufung beianderer Stelle nicht gibt, :ie 
istin materieller Hinsichtnichtanfechtbar und 
soweitauch fürdasGerichtverbindlich, beiden 
gegebenenfalls die Entscheidung eingeklart 
wird. Nur soweit erhebliche formale Verstöße des Schlichtune:- 
ausschusses vorliegen, Kann das Gericht die Klage abweisen. Die 
Auffassung hat sich der Schliehtungsausschuß auch stets zu eigen 
gemacht und niemals Zweifel darüber gelassen, daß seine Entsch‘i- 
dungen als rechtsverbindlich angesehen werden. Damit ist aber nach 
der Auffassung der Mehrheit nicht zum Ausdruck gebracht, daß er 
nicht selbst auf falsche Voraussetzungen aufgebaute Entscheidun- 
gen, falls sich nachträglich erhebliche sachliche Irrtümer heraus- 
stellen, abzuändern berechtigt ist. Die Minderheit hält 
dies... für ausgeschlossen und behauptet, daß die Endgültigkeit der 
Entscheidung jede Nachprüfung, auch durch den Schlichtungsaus- 
schuß selbst, aufhebe. Die Mehrheit vermag sich dieser Auffassun? 
nicht anzuschließen, ist vielmehr grundsätzlich der Ansicht, dab 
unter den besonderen angeführten Bedingungen die Aufhebunz 
dureh den Schlichtungsausschuß möglich ist.“ („Das Schlichtungs- 
wesen” Bd. 4 S. 109). Diese Entscheidung wird wohl keine Schul® 
an denn das hieße der Unsicherheit, der Willkür Tür und 

or öffnen. 


Rechtsanwalt Dr. Ringwald, Badisch Rheinfelden. 


Schutz deutscher Warenbezeichnungen in Kanada, — Pr 
Reichsnminister der Justiz hat. unter dem 15. November bekanniz« 
geben,daßin Kanada deutsche Warenbezeichnungen in gleichem 
Umfang wie inländische Warenbezeichnungen zum gesetzlichen 
Schutz zugelassen werden. 


Tas he Et. _ 


wi ii Be er u 7 


7. Dezember 1922. 


— 


* Erhöhung der patentamtlichen Gebühren. — Die in den 
Artikeln II bis V des Gesetzes zur Erhöhung der patentamtlichen 
Gebühren von 27. VI. vorgesehenen Sätze sind für alle nach dem 
j. XII. fällig werdenden Gebühren auf das Fünffache er- 
höht worden. Ist eine Gebühr bis zu einem Zeitpunkt zu zahlen, 
ler innerhalb eines Monats nach dem 1. XII, liegt, so kann, sofern 
die Gebühr in dem erhöhten Betrage dieser Verordnung zu ent- 
richten ist, der Unterschied zwischen der bisherigen und der er- 
höhten Gebühr bis zum Ablauf eines Monats seit dem 1. XII. nach- 
gezahlt werden. Die Nachzahlung wirkt auf den Zeitpunkt zurück, 
in welchem der dem bisherigen Gebührensatz entsprechende Be- 
trag gezahlt ist. 


PERSÖNLICHES. 


P. Berthold t. 


Am 14. November 1922 starb nach kurzem Krankenlager Paul 
Berthold, Vorstandsmitglied der Bergmann-Elektricitäts-Werke, 
A.-G., Berlin. Am 25. XI. 1865 geboren, bestand der Verstorbene 
nach Absolvierung der Schule seine kaufmännische Lehre in einer 
:ächsischen Maschinenfabrik und betätigte sich dann auf den ver- 
schiedensten kaufmännischen Gebieten. Am 1. IV. 1899 trat er 
bi den Bergmann-Elektricitäts-Werken ein, wurde dort zum Proku- 
risten bestellt und im Jahre 1903 zum Vorstandsmitglied ernannt. 
Seine seltene kaufmännische Begabung sowie seine große Schaf- 
fensfreudigkeit 'befähigten ihn zur kaufmännischen Führung der 
Beremann-Elektricitäts-Werke während ihrer Entwicklung zum 
Großunternehmen. Gleichzeitig mit der Erweiterung der Firma 
wuchs der Wirkungskreis Bertholds in außergewöhnlichem Maße. 
Insbesondere vertrat er in verschiedenen Syndikaten und Kar- 
tellen, deren Vorstand er angehörte, die Interessen seiner Firma. 
Trotz der großen Arbeitslast, die auf ihm ruhte, fand er auch noch 
Zeit, sich öffentlichen Aufgaben zu widmen. Der Verstorbene er- 
freute sich allgemein großen Ansehens. Seine persönlichen Eigen- 
schaften haben ihm nur Freunde erworben, die an seinem allzu- 
frühen Heimgang aufrichtig Anteil nehmen. 


Auszeichnungen. — Die Technische Hochschule zu Braun- 
schweig verlieh dem Leiter der Abteilung Hochspannung der 
Siemens Schuckertwerke G.m.b.H., Berlin, Oberingenieur Franz 
Schrottke, in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste 
um die Entwicklung der Hochspannungselektrotechnik die Würde 
cines Dr.-Ing. e. h. 


| 
| 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftieitung 
und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Elektrodynamische Leistungswage., 


Die auf S. 1041 gemachten Mitteilungen über eine elektrodyna- 
mische Leistungswage könnten den Anschein erwecken, als handle 
es sich um eine ganz neue Sache. In Wirklichkeit ist die elektro- 


TEA VIOI POETAN 7° aane e -- -p ema ES > 2o 


Abb 1. Elektrodynamische Leistungswage für einen Bremsstand.“ 


dynamische Leistungswage schon längst bekannt und ausgeführt; 
sie wurde schon im Jahre 1890 patentiert. Weitere Ausführungen 
und Angaben über verschiedene Konstruktionen finden sich auch in 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


1922, Heft 49. 1469 


der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure 1914, S. 41. Wie 
wohl die meisten Firmen, so haben auch wir solche Leistungswagen 
(Pendeldynamo) schon wiederholt geliefert, so u. a. 1913 für die 
Technische Hochschule Stuttgart und 1914 für die Technische Hoch- 
schule München, nach der Abb. 1. 


Cannstadt, 16, VIII 192. 


Maschinenfabrik Esslingen. Elektrotechnische Abteilung. 
Cannstatt. 
® 


Bezugnehmend auf die auf S. 1041, Heft 32, August 1922, Ihrer 
Zeitschrift erschienene Beschreibung einer elektrodynamischen 
Leistungswage der Firma Dr. Max Levy gestatten wir uns, Sie dar- 
auf aufmerksam zu machen, daß wir solche Maschinen in ähnlicher 


Abb. 2. Elektrodynamische Leistungswage der M-F. Oerlikon. 


Ausführung und für den gleichen Zweck schon seit längerer Zeit 
bauen. Die erste Ausführung wurde 1909 für die Ecole des Mines du 
Hainaut, Mons (Belgien), geliefert, und es sind seither von uns für 
verschiedene Leistungen solche Bremsdynamos zur Ablieferung ge- 
bracht worden. Abb. 2 zeigt eine dieser Ausführungen. 


Oerlikon, 25. IX. 1922. Maschinenfabrik Oerlikon. 


Erwiderung. 

Der fragliche Aufsatz in der „ETZ“ ist ein Auszug aus einem 
kürzlich von mir herausgegebenen Prospekt über elektrodyna- 
mische Leistungswagen. Weder in dem Prospekt selbst noch in 
dem Aufsatz ist behauptet worden, daß diese Maschinenart bei 
meiner Firma erfunden oder zuerst von ihr hergestellt worden ist. 
Die Erfindung ist sogar noch wesentlich älter als aus der obigen 
Zuschriften hervorgeht, sie stammt nämlich von Marcel Deprez, 
der sie bereits im Jahre 1881 bekanntgegeben hat! Von meiner 
Firma wird die laufende Herstellung 
dieser Leistungswagen seit Jahren 
als Spezialität betrieben; es eind 
ferner bei mir mehrere z. T. pa- 
tentierte Konstruktionseinzelheiten 
entwickelt worden, durch die das 
Anwendungsgebiet der elektrischen 
Leistungswage erweitert und die 
Meßgenauigkeit vergrößert wird. 
Dies ist in dem erwähnten Pro- 
spekt zum Ausdruck gebracht 
worden. 


Berlin, 21. X. 1922. 


Fabrik elektrischer Maschinen 
und Apparate 


Dr. Max Levy. 


LITERATUR. 
Eingänge. 


(Ausführliche Besprechung einzelner 
Werke vorbehalten.) 


Bücher. 


Tafeln und Tabellen zum schnellen 
Bestimmen von Querschnitt, Span- 
nungs-resp. Leistungsverlust, Gewicht, 
Abmessungen, Widerstand und zuläs- 
siger Belastung elektrischer Leitun- 

gen. Von Theodor Vaillant. „Bibliothek der gesamten Technik‘. Bd. 166. 

Ausgabe A. Für 110 Volt-Anlagen ohne weiteres verwendbar. 3. verm. 

Aufl. IV. u. 48 S. in kl. 8°. Vorlag von Dr. Max Jänecke, Leipzig 1922, 


1470 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49. 


7. Dezember 1922. 


Das neue deutsche Wirtschaftsrecht. Eine systematische Übersicht 
über die Entwicklung des Privatrechts und der benachbarten Rechts- 
gebiete seit Ausbruch des Weltkrieges. Von Prof. Dr. Arthur Nußbaum. 
2. umgearb. Aufl. VI u. 132 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 
1922. Grundzahl 3. 

Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in 
Einzeldarstellungen mit besonderer Berücksichtigung der 
Anwendungsgebiete. Gemeinsam mit W. Blaschke, M. Born, 
C. Runge herausgegeben von R. Courant. Bd. III. Vorlesungen 
über allgemeine Funktionentheorie und elliptische Funktio- 
nen. Von Prof. Adolf Hurwitz. Herausgegeben und ergänzt durch 
einen Abschnitt über Geometrische Funktionentheorie. Von Prof. 
R. Courant. Mit 122 Textabb. XI u. 399 S. in 8°. Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1922. Grundzahl13; gebunden Grundzahl 16. 


Wilhelm von Siemens. Ein Lebensbild. Gedenkblätter zum 75jährigen 
Bestehen des Hauses Siemens & Halske. Von August Rotth. 224 S. in 8°. 
Vereinigung wissenschaftlicher Verleger, Walter de Gruyter & Co., Berlin 
u. Leipzig 1922. 

Hütte. ilfstafeln zur I. Verwandlung von eohten Brüchen 
in Dezimalbrüche, II. Zerlegung der Zahlen bis 10 000 in 
Primfaktoren. Ein Hilfsbuch zur Ermittelung geeigneter Zähnezahlen 
für Räderübersetzungen. Herausgegeben vom Akademischen Verein 
Hütte E. V. 3. neu bearb. Aufl. 83 S. in kl. 8%. Verlag von Wilh. 
‘Ernst & Sohn, Berlin 1922. 

Die Elektronenröhren und ihre technischen Anwendungen. Von 
Dr. Hans Georg Möller. Sammlung Vieweg, Hoft 49. 2. Aufl. Mit 
208 Abb. u. 1 Tafel. XV u. 200 S. in 8%. Verlag von Friedr. Vieweg 
& Sohn A. G., Braunschweig 1922. 

Erddruck-Tabellen mit Erläuterungen über Erddruck und 
Verankerungen. Von Dr.-Ing. e.h. Max Möller. Lieferung I. 2. verb. 
Aufl. Mit 64 Abb. u. 13 Tabellen. VIII u. 149 S. in 80, Lieferung II. 
Erweiterte Zusammenstellung von Erddruck-Grundwerten 
mit neueren Erddruck-Untersuchungen. Mit 38 Abb. u. 27 
Tabellen. VIII u. 86 S. in 8°. Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1922. 


Starkstromtechnik. Taschenbuch für Elektrotechniker. Von E. v.Rzi- 
ha u. J. Seidener. 6. verb. Aufl. Mit 1794 Textabb. Bd. 1. 
954 8.in’8°. Bd.2. XVI u. 915 S. in 8°. Verlag von Wilh. Ernst & Sohn, 
Berlin 1922. 

Elektrische Öfen. Von Prof. Dr.-Ing. Oswald Meyer. „Sammlung 
Göschen‘“‘. Mit 83 Abb. u. 133 S. in 16°. Verlag Vereinigung wissen- 
schaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co. Berlin u. Leipzig 1922. 


Elektrotechnik. Einführung in die Starkstromtechnik. Von Prof. 
J. Herrmann. II. Die Gleichstromtechnik. Kurze Beschreibung der 
Gleichstromerzeuger, der Gleichstrommotoren und der Akkumulatoren. 
„Sammlung Göschen‘‘. 4. Aufl. Mit 121 Textfig., 16 Tafeln mit 59 Abb. 
127 S. in 16°. Verlag wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter 
& Co., Berlin u. Leipzig 1922. 

Die Verordnung über die schiedsgerichtliche Erhöhung von 
Preisen bei der Lieferung von elektrischer Arbeit, Gas- und 
Leitungswasser vom 1. Febr. 1919—9. Juni 1922 nebst den zugehöri- 
gen weiteren Bestimmungen. Erläutert von Geh. Bergrat Paul Zie- 
kursch u. Rechtsanwalt Dr. R. Kauffmann. 2. umgearb. Aufl. IV. 
u. 153 8. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Grundzahl 
4; gebunden Grundzahl 5. 

Handausgabe der Vermögenssteuergesetze 1922. 1. Vermögens- 
steuergesctz. 2. Vermögenszuwachssteuergesetz vom 8. April 1922. Von 
Geh. Ober-Reg.-Rat Dr. jur. Georg Strutz. XII u. 363 S. in kl. 8°. 
Verlag von Otto Liebmann, Berlin 1922. 

Handausgabe des Einkommensteuergesetzes vom 29. März 
1920, in der Fassung vom 24. März 1921 u. 11. Juli 1921. 3. verm. 
Aufl. 2. Nachtrag: Gesetz vom 20. Juli 1922 zur Änderung des Ein- 
kommensteuergesetzes nebst den Änderungen der Durchführungsbestim- 
mungen vom 21. Juli 1922. Von Geh. Öber-Reg.-Rat Dr. jur. Georg 
Strutz. Mit 29 S. in kl. 8°. Verlag von Otto Liebmann, Berlin 1922. 

Graphische Thermodynamik und Berechnen der Verbrennungs- 
Maschinen und Turbinen. VonM. Seiliger, Ing.-Technolog. Mit 71 
Abb., 2 Tafeln u. 14 Tabellen im Text. VIII u. 250 S. in 8°. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1922. Grundzahl 6,4; gebunden Grundzahl 8. 

Fehlbetrag und wirtschaftlicher Verlust bei der Reichsbahn. 
Wirtschaftskritisches Gutachten. Von Emil Schiff. Mit 32 S. in 8°. 
Verlag des Vereins deutscher Ingenieure, Berlin 1922. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Indexziffern. — Der Kaufkraftindex der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ 
betrug in der Woche vom 18. bis 24. XL. 1365,39 (1376,10 i. Vw.), ist also um 
(1,505 zurückgegangen, so daß die zugrunde gelegten 44 Waren damit das 
1365-fache ihres Vorkriegspreisstandes (Ende 1913 = 1) aufwiesen. Der 
Dollarmittelkurs in Berlin stellte sich im Durchschnitt der Berichtswoche auf 
6660, s0 daß sich gegenüber dem der Vorwoche (7506,67) eine Verringerung 
um 11,3%, ergab. Die Meßziffer der Warengruppe Kohle, Eisen, Metalle, 
Baustoffe, Ole (1500,89 i. Vw.) ist auf 1699,53, d. h. um 11,3%, gewachsen. 
Die für die Berichtswoche geltenden Kohlenpreise lagen um durchschnitt- 
lich 40%, über denen der Vorwoche und hatten im Mittel das 1222-fache ihres 
Vorkriegsstandes erreicht. Roheiscn war um 22,50, höher, Schrott um 1,2%. 
Demgegenüber sind die börsenmäßig notierten Metallpreise um durchschnitt- 


lich 15,2%, zurückgegangen. Baustoffe stiegen um 55,8%, Öle um 22%. 


XV u. 


Gütertarife. — Die Reichsbahn hat die Güter- und Tiertarife sb 
1. XII. neuerdings um 150% erhöht. 

Casa Ibero-Americana., — Unter diesem Namen ist in Berlin eine 
deutsch-ibero-amerikanische Wirtschaftsvereinigung gegründe: 
worden, die die Förderung und Belebung der geistigen und wirtschaft- 
lichen Beziehungen zwischen der iberischen Halbinsel sowie Latein 
Amerika und Deutschland bezweckt. Die Einrichtung eines Auskunft:;- 
bureaus für Handelssachen wird geplant. 


Außenhandel. 


Deutschland. —Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik 
hat für November ein weiteres Merkblatt herausgegeben, in dem sicl 


dem en y 


"O O% m e A e a r e a 


auch die Angaben über ihre neuen Gebühren finden. — Die Preise für Re- ` 
klameapparate sind teilweise geändert worden. — Nach einem Druck. 


blatt der Außenhandelsstelle vom 16. XI. sind in allen Fällen, in denen naci: 
niedervalutarischen Ländern in Reichsmark verkauft wird, entweder 
gleitende Preise zu stellen, oder es mußin einer Hochvaluta fakturer: 
werden. Als niedervalutarisch gelten z. B. die Nachfolgestaaten von Öster- 
reich-Ungarn und von Rußland mit Ausnahme der Tschechoslowakei uni 
Finnland, desgleichen Griechenland. — Die Nachrichtenstelle de: 
Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industric 
gibt die unseren Lesern bekannte Kurventabelle „Valutenbewegunc 
gegen den Dollar‘) nunmehr im Fachadreßbuchverlag Schulze & Co.. 
Leipzig 13, heraus. Die Oktoberausgabe ist vor kurzem erschienen. — Di: 
Handelskammer zu Berlin hat die Vorschriften über die Ausfertigung de! 
Zollrechnungen nach den englischen Dominien und Kolonien sowie die 
Antidumpingbestimmungen Australiens, Kanadas und Südafrikas in 
Heften zusammenstellen lassen, die von ihrem Vorkehrsbureau (Berlin C ?. 
Klosterstr. 41) gegen 50 M je Heft und 3 M Porto bezogen werden können. 


— Für die Einlösung aller ab 15. XII. bei der Friedensvertrag-Abrechnun::- ° 


stelle eingehenden Sanktionsgutscheine wird, wenn in fremder Währung 
fakturiert war, statt des bisher vom englischen Zollbeamten handschriftli i 
eingesetzten Datums dasjenige des jüngsten Stempels zugrunde gelegt 
Gutscheine unter und bis zu 50 £ Abgabobetrag werden zum Kurs des ?! 
Kalendertages, solche von 50 £ aufwärts zum Kurs des 15. Kalendertas« 
nach diesen Inkassodaten eingelöst. Für die Exportverkäufe in Reichs- 
währung bleibt es bei dem bisherigen Verfahren. — Der Deutsche Industrie- 
und Handelstag (Berlin C 2, Neue Friedrichstr. 53/56) gibt eine von ihm zu 
beziehende vergleichende Übersicht über die Zollsysteme der wichtigerer 


Handelsstaaten heraus. Der Preis beträgt 660 M. — Das Goldzollauf- . 


geld beträgt vom 6. bis 12. XII. 177 900%. 


England. — Von den Bestimmungen des German Reparation (Re- 
covery) Act 1921 sollen weiter 2) Waren ausgenommen sein, hinsichtlich ` 
deren der Zollbehörde genügend bewiesen wird, daß sie „bona fide‘“‘-Handels- : 
muster oder Proben ohne Handelswert sind und keine Zahlung für sie g- . 


leistet worden ist, bzw. daß sie in nicht größeren Mengen als je ein Stück von 
jeder Sorte eingeführt werden. 


Holland. — Wiederholt vorgekommene Verhängung von Zollstrafen 
gibt Veranlassung, genaueste Beachtung der niederländischer 
Zollbestimmungen zu empfehlen. In Zweifelsfällen erteilt das Zoi- 
bureau des Reichswirtechaftsministeriums, Berlin, Kurfürstendamm 193,1%. 
Auskunft. 


v 

Aus der Geschäftswelt. — Inland. Nach’ Mitteilung der Elektro- 
Großhändler-Einkaufsgesellschaft m. b. H. (,Eltkauf‘‘), Leipzig, 
waren die in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 1921/22 erzielten Resu- 
tate außerordentlich befriedigend. Einige der bedeutendsten Elektrogro >- 
handelsfirmen haben sich außerdem kürzlich als Gesellschafter in die ..Et- 
kauf‘‘ aufnehmen lassen. Die Aussichten für die zweite Hälfte des Geschäfts 
jahres sind bisher trotz der unsicheren Lage am Elektromarkt ausgezeichnet 
die für die Gesellschaft vermittelten Umsätze steigen, auch qualitativ, sehr 
stark. Der weitere Ausbau des Unternehmens ist vom Aufsichterat genel- 
migt worden und wird nunmehr in schnellerem Tempo erfolgen. 
herige lose Verbindung der „Eltkauf‘‘ mit einem größeren Industrieverban.: 
soll nach zuverlässigen Mitteilungen nunmchr fest geknüpft worden sein. — 
Ausland. Wie „Electrical Review‘‘ berichtet, ist in Buenos Aires d: 
Brown Boveri Compañia Sudamericana de Electricidad m: 
0,5 Mill. $ m/n gegründet worden, um in Südamerika, besonders in Arger- 
tinien, Uruguay, Paraguay und Peru, die Fabrikationsverfahren und Patent 
des schweizerischen Stammhauses zu verwerten. 


Neue Gesellschaften. — Glühlampenfabrik ‚„‚Bimusch'‘ G. 
m. b. H., Berlin. Gegenstand: Errichtung und Betrieb einer Fabrik zur Her- 
stellung von Schwachstromglühlampen, insbesondere Autolampen, Taschrr- 
lampen, Dekorationslampen. Stammkapital: 0,2 Mill. M. — Marku: 
Wagner & Söhne, München. Offene Handelsgesellschaft. Gegenstax. 
Herstellung und Vertrieb elektrischer Heizapparate. — Schütke-Deutse! 
Berliner Radio-G. m. b. H., Berlin. Gegenstand : Herstellung komplett: 
drahtloser Telephonapparate und Lautfernhörer für Radiostationen. Stanır. 
kapital:(),2 Mill. M. — Gallus G. m. b. H., Maschinen und elektrotech- 
nische Fabrikate, Frankfurt a. M. Gegenstand: wie in der Firma ansi- 
goben. Stammkapital: 1 Mill. M.— Elektrotechnische Fabrik Königs- 
zelt, G. m. b. H., Königszelt (Schl.). Gegenstand: Herstellung und Vertri:: 
elektrotechnischer Artikel, Prüfung und Instandsetzung von Elektrizitä:s- 
zählern usw. Stammkapital: 1,05 Mill. M. 


1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 252. 
2) Vol. „ETZ“ 1922, 8. 1422. 


Die be- 


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7. Dezember 1922. 


U 

Kapitalserhöhungen bei Aktiengesellschaften der Elektro- 
industrie. — Der ‚„Reichsanzeiger‘‘ hat im November folgende Kapi- 
Halserhöhungen mitgeteilt: A.G. für Licht- und Kraftversorgung, 
+ München: um 7,5 auf 22,5 Mill. M. — „Aegir‘‘ Elektrizitäts-A. G., 
Chemnitz: um 2 auf 4 Mill. M. — Voigt & Haeffner A. G., Frankfurt a. M.: 

į um l0auf 100 Mill. M. — Kommunales Elektrizitäts werk Mark A.G., 
Hagen: um 26 auf 52 Mill. M. — Lech-Elektrizitätswerke A. G., Augs- 
: um 52 auf 156 Mill. M. — Elektrizitäts-Werk Rauschermūhle 

A. G., Plaidt: um 20 auf 30 Mill. M. — Arterner Elektrizitätswerke 
A.G., Artern: um 0,6 auf 1 Mill. M. — Hansa Elektromotoren-Fabrik 
A. G., Hamburg : um 4 auf 10 Mill. M. — Stern werke A. G. Fabrik elek- 
trischer Apparate, Frankfurt a. M.: um 4 auf 6 Mill. M. — Elektrizi- 


täts-A. G. vorm. C. Buchner, Wiesbaden: um 0,26 auf 0,85 Mill. M. — . 


Hackethal-Draht- und Kabel-Werke A. G., Hannover: um 75 auf 
185 Mill. M. — Die Summe der Erhöhungen beträgt 201,4 Mill. M (315,7 i. V.) 
und fortlaufend für 1922 rd 4054 Mill. M. 


Betriebsergebnisse. — Deutsche Telephonwerke und Kabel- 
industrie A. G., Berlin. 1921/22. e eigener Werke, Dividenden, 
Zinsen usw.: 5529965 M; Handlungsunkosten: 2171893 M; Steuern, 
Anleihezinsen: 1 093 219 M; Überweisung an Tilgungs- und Erneuerungs- 
rücklage: 0,9 Mill. M; Reingewinn mit Vortrag (5 950 M): 1 334 333 M; Di- 
vidende: 12%, auf 10 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 45 444 M. — Amper- 
werke Elektricitäts-A. G., München. 1921/22. Anschlußwert : 56 882 kW 
(47684 i. V.); Lieferung: 24,855 Mill. kWh; Einnahmen: 47053365 M 
(11 430 604 i. V.); Zinsen : 258 799 M; Betriebsausgaben : 18 950 101 M; Ver- 
waltungsunkosten: 3 394 683 M; Steuern und Abgaben: 2 586 668 M; Ver- 
scherungen, Sollzinsen, Delkredere usw.: 1 541 522 M; Zuweisung zum Ab- 
schreibungs- und Erneuerungsfonds: 17 118 273 M (950 000 i. V.); Abschrei- 
bungen: 278551 M; Reingewinn mit Vortrag (17393 M): 3459 759 M 
(562 522 i. V.); Dividende: 15% auf 20 Mill. M Aktienkapital (8% i. V.); 
Vortrag: 13 196 M. — Neue Amperkraftwerke A. G., München. 1921/22. 
Bauperiode (Wasserkraftwerk Zolling-Haag a. d. Amper); Bauzinsen auf 
das eingezahlte Aktienkapital von 20 Mill. hr: 35 bzw. 30 M/Aktie. 


Ausschreibungen. — Australien. Das Postmaster-Goneral‘s De- 
pertmont, Perth (West-Australien), fordert Angebote für die Lieferung 
t von Telephon- und Telegraphenapparaten und -material ver- 
‘ schiedener Art bis 17. I. 1923 unter der Aufschrift. „Tender for Telephone 
‚ and Telegraph Apparatus, Testing Instruments and Protective Apparatus, 
! Schedule Nr. W. A. 751°‘. Für Beträge bis 500 £ sind 2%, und für darüber 


eg kmda 1%, mindestens aber 2 £ für jedes Angebot zu hinterlegen. . 
erierenden Firmen müssen eine Vertretung am Ort haben. — Süd- 


Die o 
| afrika. Für Malmesbury (Kapland) werden bis 26. I. 1923 Angebote auf 
| Lieferung und Errichtung einer Dampf- bzw. Dieselmotorenzentrale, 
| das Leitungsnetz, Straßenbeleuchtung, Hausanschlüsse usw. 
‚ verlangt. Sie sind unter der Aufschrift „Electric Lighting, Tender for 
! Contract Nr. (nicht angegeben) an das Bureau des Town Clerk, Malmesbury, 
‚ einzureichen. Auch hier wird eine örtliche Vertretung gefordert. Näheres 
an Ausschreibungen in „The Board of Trade Journal‘‘ vom 23. XI., 

`. 530/691. 


' Baumarkt. — Adonan (Rheinland). Der Kreistag hat nunmehr die 
Errichtung einer Überlandversorgung nach dem Projekt des Ingenieurs 
Dr. Kraetzer, Bingen, genehmigt. Den Strom liefert das Kraftwerk Zukunft 

‚ bei Weisweiler. — Beerfelden (Hessen). Die Gemeinde soll an die Über- 
landzentrale angeschlossen werden. — Elbing. Da das Kraftwerk wegen 
zu hoher Kosten vorläufig nicht gebaut wird, hat der Provinziallandtag eine 
Verbindung mit dem Ostpreußenwerk in Friedland beschlossen. — Lange- 

' nau (Schlesien). Die Gemeinde soll mit elektrischer Beleuchtung versehen 
werden. — Lauf (Bayern). Für die Errichtung eines eigenen Elektrizitäts- 
werkes sind 39 Mill. M bewilligt worden. — Mayen (Rheinland). Der Kreis- 
tag hat die Aufnahme einer Anleihe von 20 Mill. M für die Erweiterung des 
Hektrizitätswerkes beschlossen. — München. Nach Mitteilung des Mi- 
nisters des Innern im Landtag soll bei dem weiteren Ausbau der Wasser- 
kräfte auch die Privatwirtschaft herangezogen werden. Der obere Inn ist 
vergeben, über den unteren Inn schweben Verhandlungen. — Treis 
(Hessen). Das elektrische Ortsnetz soll mit einem Aufwand von über 1 Mill. M 
verstärkt werden. 


Von der Börse. — (22. XI. bis 28. XI. 1922.) Die Kabinettebildung 
<urch Geheimrat Cuno hat i. a. günstig gewirkt, wenn die Berliner Effekten- 
börse auch keineswegs die großen Schwierigkeiten verkannte, mit denen 
die neue Regierung sowohl angesichts der durch das Verhalten der Parteien 
immer aufs neue geförderten innerpolitischen Zerfahrenheit als auch be- 
sonders wegen der in letzter Zeit wieder stark hervortretenden Ansprüche 

eichs zu kämpfen haben wird. Bei zunächst schwächerer, dann aber- 


mals zunehmender Bewertung der fremdländischen Zahlungsmittel, er- 


heblicher, die Überfremdungsgefahr mehr und mehr steigernder Nachfrage 
des Auslandes und verhältnismäßig flüssigem Geldstand ergaben sich Kurs- 
erhöhungen, die am zweiten Börsentage der Berichtezeit infolge Anhäufung 
von Kaufaufträgen, zu denen der wachsende Mangel an Vertrauen in die 
Reichsmark veranlaßte, ungeachtet des bevorstehenden Ultimos und des 
erschreokenden Betrages der Reichsschuld von mehr als 1022 Milliarden M 
eine beträchtliche Höhe erreichten. An ihnen konnten auch die Elektro- 
aktien teilnehmen, von denen u. a. die Werke der Siemens-Rheinelbe- 
Schuckert-Union und die Accumulatoren-Fabrik je 1000%, C. Lorenz 
2700% und in Frankfurt a. M. Hartmann & Braun 1100% gewannen. — 
Der Aktienindex (Prozent des Kurswertes von 1913) der „Ind. u. Hand.- 
Ztg.‘‘ betrug am 24. XI. bei 140 Aktien durchschnittlich 2957,3% (am 
17. XI. 2594,8) und darunter bei 11 Elektrizitätsgesellschaften 2866,7% (am 
17. XI. 2423,2), die Verzinsung in Prozent des Kurswertes bei 134 Aktien 
durchschnittlich 0,55% (am 17. XI. 0,62) und darunter bei 11 Elektrizitäte- 
gesellschaften 0,47% (am 1. XI. 0,55). 


‚Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49. 


` Körtings Elektr.-W., Berlin 


1471 


Letzte 


Dividende 


Accumul.-Fabr. , Berlin 


.| 25 9000 ! 9000 | 10000 | 10000 

A. E. G., Berlin. 2 4. 2%: 25 4725 | 4725 | 5050 | 5050 
j „  Vorz.-A..... | 6 170 170 200 200 

x » Vorz.-B.... .| 10,63 440 440 460 460 
Bergmann, Berlin ....... 20 3500 | 3500 | 3700 | 3700 
Continent. Ges. Nürnberg .. .| 0 — — — — 
s is 5 Vorz.-A.| 8 1925 | 1925 | 2500 | 2500 
Drahtloser Übersee-Verkehr 12 1900 ! 1900 | 2200 | 2200 
s M „ neue A| — 1610 | 1610 | 2175 | 2175 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln . .| 5 3390 | 3390 | 3800 | 3800 
„» Niederl. , TEE VER 3300 | 3300 | 3575 | 3575 

„ Südam. , ra u; 2800 | 2800 | 3475 3475 

„ Kabelwerke, Berlin . . .| 20 1900 | 1900 | 2300 | 2300 
Elektra, Dresden . ...... 10 1175 | 1175 | 1275 | 1275 
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 3100 ! 3100 | 3600 | 3600 
>» » » » München 925 925 — 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . . 1650 | 2125 | 2125 
E. W. Liegnitz ........ 750 830 830 
E. W. Schlesien. ....... 1 240 | 1305 | 1.305 
Felten & Guilleaume Carlsw. 5000| 5300 | 5300 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . 3150 | 3250 | 3250 
Hackethal, Hannover ..... 1750 | 1975 | 1975 
Hamburgische E. W. ..... 186 786 = 


Kraftübertrag., Rheinfelden 7000 | 7000 = 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. . 1 460 | 2000 | 2000 
C. Lorenz, Berlin ....... 3000 | 5700 | 5700 
Dr. Paul Meyer, Berlin 1325 | 1510 | 1510 
Mix & Genest, Berlin . 2025 | 2450 | 2450 
Neckarwerke, Eßlingen .... 1150 | 1150 = 
Niederschles. Elektr. u. Straßenb = == = 
Oberbayer. Überlandz., München 1160 |! 1250 | 1250 
H. Pöge, Chemnitz ...... 1510 ! 1760 | 1760 
5 a Vorz.-A. 132 ' 150 150 
Rhein. El.-A. G., Mannheim 1300 | 1700 | 1700 
en a „ Vorz.-A. 114 | 115 11ö 
M. Schorch & Cie., Rheydt .. . . 2500 | 2800 | 2800 
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 2%00 | 3200 | 3200 
Schuckert & Co., Nürnberg .. . 6000 | 7000 | 7000 
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin 395 500 500 
Siemens & Halske, Berlin | 12000 |12 000 


Stettiner E. W... . aaa’ 


Voigt & Haeffner. . . 29 | 2550 | 2550 | 320 | 3250 
„»  Vorz.-A. 20 1850 | 1850 ı 2550 | 2550 

Hartmann & Braun . | Frank- | 25 3400 | 3400 | 4500 | 4500 

Emag. Elektr.-A. G. . furt 22 1680 | 1680 | 1800 | 1800 

Main Kraftw., Höchst a. M. 10 675 675 700 700 

Heddernh. Kupferw. u. 

Südd. Kabelwerke. . 20 2705 | 2705 | 3000 | 3000 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ändische Einheit) betrugen im Novembe r;Dezember: 


| æ | æ | 2 27. 25. 


1331,66! 1471,30! 1576,05| 1596,00! 1471,31! 1316,70 
191.02! 19351) 203,98) 216.95! 19950! 18453 
2927 66| 3067 30| 3336.63! 3451,35| 3152 J0| 2847.86 
366.58) 37156) 39151) 41645! 38403. 346.13 
1511.20! 1571,06| 1730,66| 1760,58) 162u,93| 1456,35 
33416253471300 381045039401 25 36009 75132418 75 


in 1. 


Christiania (Kr) . > 
Helsingfors (finn. M) 
Holland (Gld) ... 
Italien (L). .... 
Kopenhagen (Kr) . 
London (£) .... 


New York ($) . . . | 7630,87| 7630,87| 8354,06| 8753,06| 8004,93) 7206,93 
Österreich (K) ... 0,11 0,11 0,11 013: 0,11 0,10 
Paris (Fr)... .. 526,18! 543,68| 576,051 603,48! 563,581 518,70 
Prag (K). .... 244,88! 244,38| 250,37) 269,32] 250,37| 226,93 
Schweden (Kr). . . | 2014,95| 2079,78| 2274,30, 2329,16, 2149,61| 1930,16 
Schweiz (Fr). . . . | 141,36. 1446,37 a 1640,88. 1491,26; 1341,63 
Spanien (Pes) 1172,06. 1192,01| 1276,80; 1341,63: 1226,92| 1109,71 
WARENMARKT. 


Elektrotechnische Erzeugnisse. — Nach Mitteilung der Preis- 
stelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie sind 
die Multiplikatoren i. a. unverändert geblieben bis auf Meßinstrumente, die 
um 10%, und zwei Positionen aus dem Schwachstromgebiet, die um eben- 
soviel erhöht wurden. Der Mindestpreis von Transformatoren- usw. -Ol 
ist von 700 M auf 800 M/kg ohne Faß gestiegen. Die neue Multiplikatoren- 
jiste Nr. 76 gilt vom 1. bis 7. XII. 


Installationsmaterial. — Die „Eltfabriken‘‘ haben die Verkaufs- 
preise weiter um 30 bis 50% erhöht. 


ie) 


1472 


Glühlampen. — Die im Zentralverband der deutschen elektrotech- 
nischen Industrie zusammengeschlossenen Glühlampenfabriken haben den 
Teuerungszuschlag ab 1. XII. von 11009% auf 19009, gesteigert. 


Elektrische Heiz- und Kochapparate. — Die Vereinigung der 
Fabrikanten dieser Artikel in Charlottenburg hat den Teuerungszuschlag 
ab 27. XI. von 2600°, auf 2900°%% erhöht und wird künftig statt des Zu- 
schlages mit einem Multiplikator rechnen, der für die jetzt vorgenommene 
Erhöhung 30 wäre. 


Hochspannungsisolatoren. — Die Vereinigten Porzellan -Isola- 
toren-Werke, G. m. b. H., Berlin, haben den Teuerungszuschlag ab 1. XII. 
auf 6000% erhöht. Die nouen Verkaufspreise gelten für die erste Hälfte 
Dezember. 

Niederspannungsmaterial. Der Verband Deutscher Elektro- 
technischer Porzellanfabriken, Berlin, hat den Teuerungszuschlag für Nieder- 
spannungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab 1. XII. von 3800% auf 
6000% erhöht. 

Kohle. — Die Kohlenproduktion des Deutschen Reiches 
(ohne Saargebiet)im Oktober hat 10,753 Mill. t Steinkohlen (11,977i. V.), 
12,078 Mill. t Braunkohlen (10,567 i. V.), 2,576 Mill. t Koks (2,396 i. V.) und 
3,077 Mill. t Preßkohlen (3,001 i. V.)ergeben. — Die Lohn- und besonders 
die Holz- und Materialpreiserhöhungen haben zu einer weiteren Steigerung 
der Kohlenpreise veranlaßt, die ab 1. XII. für Rheinland-Westfalen 
(Fettförderkohle) 5737 M, für Sachsen (durchschnittlich) 8149 M, für Nieder- 
schlesien 7318 M, für rheinische Rohbraunkohle 919,30 M, für dsgl. Briketts 
3264 M und für mitteldeutsche Rohbraunkohle bzw. Briketts 1275,30 M 
bzw. 3558 M/t beträgt. — Die englische Kohlenförderung steigt seit 
mehreren Wochen fortgesetzt und hat in der ersten Novemberwoche 12,423 
Mill. tons betragen (4.182 in der gleichen Zeit d. V.). Die Ausfuhr von 
Steinkohle aus Großbritannien nach Deutschland ergab im Oktober 0,918 
Mill. tons im Werte von 0,966 Mill. £. 


Erze. — Der Siegerländer Eisensteinverein hat den Preis von Rohspat 
auf 14250 M und von Rostspat auf 20 975 M/t erhöht. 


Eisen. — Infolge Erhöhung des Mehrpreises für Lieferung in S.-M.- 
Qualität ab 29. XL. und entsprechend der Steigerung durch die Kohlen- 
klausel stellen sich die Richtpreise von Walzeisen in beiden Qualitäten mit 
den bekannten Frachtgrundlagen ab 1. XII. wie folgt: Rohblöcke 177 800 M 
(S.-M.- Qualität 198 000), Vorblöcke 196 800 M (219 600), Knüppel 208800 M 


(230 100), Platinen 214 200 M (239 200), Formeisen 240 800 M (255 300), , 


Stabeisen 243 300 M (268 300), Universaleisen 263 700 M (291 000), Band- 
eisen 289300 M (316 600), Walzdraht 260 400 M (287 100), Grobbleche 
274 400 M (303 400), Mittelbleche 309 000 M (338 700), Feinbleche 348 700 M 
(378 400) bzw. 373 600 M/t (400 600). 

Gußwaren. — Dor Verein deutscher Tempergicßereien hat die Mindest- 
preise für Temperguß auf 795,M/kg festgesetzt. — Der Verein deutscher 
Eisengießereien (Gießereiverband), Düsseldorf, hat ab 1. XII. die Preise für 
Bau- und Maschinenguß um 20%, außerdem um 50 M/kg, und für Han- 
delsguß um 40%, erhöht, Ä 

Schrott. — Am 29. XI. wurden für Kernschrott 120000 M, für 
Späne 95000 M/t, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 
130 000 M/t frei Berlin notiert. 

Edelmetalle. — Im Berliner Freiverkehr wurden am 29. XI. Gold 
(fein) mit 5400 bis 5500 M/g, Silber (fein) mit 160 000 bis 165 000 M/kg 
und Platin mit 18000 M/g notiert. 

Bleifabrikate. — Die Rheinisch-Westfälische Bleihändlervereinigung 
hat ihren Lagerpreis für gepreßte und gewalzte Bleifabrikate um 40 000 M 
auf 160 000 M/dz erhöht. 

Zement. — Die Höchstpreise für Lieferungen an private Abnehmer 
betragen ab 1. XII. im Gebiete des Norddeutschen Zementverbandes 
345 724 M, in dem des Rheinisch- Westfälischen Verbandes 328 724M 
und im Gebiete des Süddeutschen Zementverbandes 359 724 M/10 t. 


Dach- und Isolierpappe. — Der Verband deutscher Dachpappen- 
fabrikanten hat abermals neue Richtpreise bekanntgegeben. Sie betragen 
für Dachpappe mit 80er Rohpappeneinlage 670 M, mit 100er Einlage 540 M, 
mit 150er Einlage 370 M, mit 200er Einlage 300 M/m?; für Isolierpappe 
mit 80er Einlage 930 M, mit 100er Einlage 810 M und mit 150er Einlage 
670 M/m? bei waggonweisem Bezug, auf den Verladebahnhof des Verkäufers 
geliefert, netto gegen sofortige Barzahlung. 

Harz. — Französisches Harz, prompte Abladung, ist in Type FG 
zu 83 Fr, Type M zu 86 Fr, Type WG zu 89 Fr, Type WW zu 91 Fr und in 
Type 4A zu 119 Fr/l00 kg am Markt. 

Schellack. — T. N. Orange bedingt z. Z. einen Preis von etwa 
400 s/cwt. 

Baumwolle. — Die New Yorker Notiz war in letzter Zeit stetig; 
Locoware kosteto am 28. XI. 25,45 cts/lb; Bremen notierte good middling 
am gleichen Tage mit 5302 Mjkg. 

Seide. Dio Preise auf den Seidenmärkten haben in letzter Zeit 
stark geseltwankt; in französischer Währung betragen sie für Greges 
Italie extra 12/16 275 bis 250 Fr, für Organsin Italie extra 26,30 300 Fr/kg. 

Benzol. Der Benzolverband, Bochun, hat die Kleinverkaufspreise 
ab 1. AHL weiter wie folgt erhöht: Motorenbenzol 757 M, Lösungs- 
benzol IL 690 M, Tetralit benzol 653 M;kg ab Hauptverkaufsstelle. Die 
Herstellung des letzteren ist vorläufig eingestellt worden. 

Ole und Fette. — Steinkohlenteerheizöl, rein und dünn- 
flüssig, wird zu 135 bis 140 M/kg, Hallenser Paraffintreiböl (Zündül) 
zu 121,50 M/kg ab Werkstation in Kesselwagen angeboten. Braunkohlen- 
teeröl (Heizöl) kostete in letzter Woche 111,50 M;kg in Kesselwagen. — 
Leinöl offeriert man aus Holland mit 43 Gld/lVO kg; der Hamburger Wa- 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zebme in 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 49. 


7. Dezember 1922. 


_— 


` 
renmarkt verlangt 1600 M/kg. — Der Preis von Terpentinöl beträgt ı. 
Amerika unverändert 153 cts/Gallone; im deutschen Großhandel werden fü: 
amerikanische Ware 4900 M und für französische 4950 M/kg gefordert. Au 
Frankreich bietet man das Öl zu 780 Fr/kg fob Bordeaux an. — Ri zinusil 
1. Pressung bedingt einen Preis von 1800 M, Ware 2. Pressung kat: 
1750 M/kg. 

Altmetalle. — Am 29. XI. wurden am Berliner Markt folgende Pre»: 
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich 1950 bis 2000 M; unv. 
zinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 1900 bis 1950 M; Maschinenrotzus. 
handelsüblich und tiegelrecht, 1500 bis 1550 M; Messingzünder, pulver- un: 
eisenfrei, 1300 bis 1350 M; Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 1%» 
bis 1850 M; reine, weiche Messingblechabfälle 1650 bis 1700 M; Schwer- 
messing, handelsüblich, 1200 bis 1250 M; Messingschraubenspäne, handel: 
üblich, 1150 bis 1200 M; altes Weichblei 700 bis 750 M; Zinkzündterlig- 
rungen 1050 bis 1100 M; Altzink, handelsüblich, 980 bis 1000 M; Rein- 
aluminiumblechabfälle (98/99%) 2400 bis 2500 M/kg in geschlossenen 
Quantitäten und Wagenladungen. 

Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen- 
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte 
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg: 


Metall 


Elektrolytkupfer (wire bars), 
prompt, cif Hamburg, Bremen 


oder Rotterdam... .. .. 2365 3712 247 
Originalhüttenrohzink (Preis 
des Zinkhüttenverb.), nom. 1402,45 1215.67 


| 
| 1215.63 


Raffinadekupfer 99/99,3%, .| 2050—2100 | 2200 - 2300 | 2200- 23m 
Originalhüttenweichblei . 850 — 900 900 — 950 900- 5 
Originalhüttenrohzink, Preis im 


freien Verkehr .. . x. 2... 1450 —-1500 | 1500—1600 | 1575 — 10. 
Plattenzink (remelted) von han- ' 
delsüblicher Beschaffenheit . .| 1150—1200 : 1200—1300 : 1200—1:1 
Originalhüttenaluminium . l 
98/99% in Blöcken, Walz- oder l 
Drahtbarren . ....... 3061 3270 30H 
dgl. in Walz- oder Drahtbarren l 
E r RE ee 3085 3294 i ZOOS 
Zinn, Banka, Straits, Austral. in | 5 
Verkäuferswahl . . . .... 6150 - 6250 | 6590— 6600 | GHN- tun 
Hüttenzinn, mindestens 99°, . .| 6950 6100 | 6400— 6500 6350 - 6490 
Reinnickel 98/999% ..... 4200 -4300 ! 4300—4400 4600 -4n 0 
Antimon-Regulu ...... 825-875 850 - WO 850 - an 
Silber in Barren rd 900 fein für 
I kgstein.. au sa sen 160000 160000 180000 
bis 165000 | bis 165000 | bis lau 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal” at: 
24. XI. 1922 für l ton (1016 kg) notiert: 


£ s d £ a d 
*Kupfer: best selected...» 2.2... 6 0 Obs vw“ 
E iy electrolytic . 2... 2.2... 69 10 0 „ 70 0 » 
A wire bars . . 2 2 2 2 2 20. 0 0 O0, — 7 
o g standard, Kasse . . . .... 60l 2 6 „ 6l I5 » 
m » 3 Monate .... 6 R2 6 62 5 " 
Zinn: standard Kasse . . ......% 174 10 0°, 174 12 ¢ 
„ „ 3 Monate. . 2. ssas’ 175 12 6 „ 1751 * 
ss BITA e aoi e e a a i a 176 0 O0 „ I6 lọ " 
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 25 5 0 „ 35 3 u 
„» gew. engl. Blockblei ... .....» 27 10 0 ,„, — =- >- 
Zink: gew. Sorten . x... ee... 36 2 Ò „, UHU f» 
= remelted . 2. 2 2 sss ooe oo 34 00, 0 
š engl. Swansea ......0...37 O0 0 lieferbar Swarscı 
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . . 27£29 £lüs 
Aluminium: 98 bis 99% ....... 92 £ 10 s Inland, 95 £ Ausland 
Nickel: 98 bis 99% garantiert . . ... 135 £ (In- und Ausland). 
Wismut: je Ib. . 2.2.2. 2222000. 10 s. 
Platin: nominal je Unze... .....» 21£10 s. 


Quecksilber: nom. für die 75 Ibs.-Flasche 12 £ 5 8. 
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6d/l3 s. 


In New York notierten am 1. XII. 1922: Elektrolytkupfer loco 13,87 ha 
14,00; Eisen 27,00; Blei 7,22; Zink 7,10; Zinn 36,12 cts/lb. 


*) Netto. 
rn 
Bezugsquellenverzeichnis. 


(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nich 
berücksichtigt werden.) 


Frage 6l. Wer stellt Wolfram-Kontakte für Zündappara 


usw. her? 


Abschluß des Heftes: 2. Dezember 1922. 


mel gm une nn Alam a tt mh tee En a a 
Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


% 


i — 


ner run Eu ZEITSCHRIFT 


Inhalt: Bestellungen auf a Jahresinhalts- Wagen-Zug für 250 Fahrgäste. — Eine elektrische Hochschule. — Nachtrag zum Sitzungsbericht vom 
verzeichnis der „ETZ“ 1922. 1473 | Eisenbahn in Japan. 831. III. 1922, Diskussion zum Vortrag ‚Der heu- 
Komitee für Ra- Jahresversammlungen, Kon- tige Stand der Überspannungsfrage‘ von J. Bier- 
H. Thurn. 1473, gresse, Ausstellungen, 1486. manns, 
tromwandier. Von C. Verschiedenes. 1487. Gesetzliche Rege- VDE.. 1491. Bekanùtmachung. 
Schrader. 1478. lung des konzessionlerten Gewerbes der Herstel- Sitzungskalender, 1492, 
Die Ausnutzung der Wasserkräfte des Rheins | lung elektrischer Starkstromanlagen in Österreich. | Rechtspflege. 1492. 
oberhalb Straßburg. Von Kupferschmid. | — Gebührenzuschlag der P. T. R. für. optische Persönliches, 1493. C. Müller t. — W. Bonwitt. 
1483. Prüfungen. — Bekanntmachung zur Abänderung der — P. Porsch. 
Verbraucberstrom und Leltungsstrom in der Kesselanweisung vom 16. XII. 1909. — Ausschuß Literatur. Besprechungen 149. E. E. 
Berechnung von Wechselstromanlagen. 1484. für die Gebührenordnung der Architekten und In- | Seefehlner, Elektrische Zugförderung. — 
Rundschau. Leitungsbau. 1485. Leitungs- genleure. — Japanische Stiftung für die deutsche | E. W, Seyfert,- Der Arbeiterhnachwuchs in der 
befestigung in Schaltanlagen. Wissenschaft. — Jubiläen, deutschen Maschinenindustrie, 
Beleuchtung und Helzung. 14%. Vor- Industrie und Handel, 1453. Deutsch- Eingänge. 149%. 
Mufiger Bericht des Komitees der „‚Ill. Eng, Soc.” | land. — Japan. Geschäftliche Mitteilungen. 149. 
u die Beleuchtung von Motorfahrzeugen. EV. 1489.‘ Vortragsreihen des EV in Gemein- Warenmarkt., 1496, 
Verkehr und Transport. 1486, Zwei- ' schaft mit dem Außeninstitut der Technischen Berichtigung. 1496, 


HEFT 50 (1473— 1496) BERLIN, DEN 14. DEZEMBER 1922 43. JAHRG. 


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TELEPHON-FABRIK A.G, 


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eschlosse n werden. 


FERNSPRECH-APPARATE 

KALKULAGRAPHEN 
KABEL u. DRÄHTE 
ZEITSTEMPEL 


G.M.B.H. KOMMANDITGESEL_SCHAFT 


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und für Heft 52 am Freitag, den 22. d. Mts., vorm. 8 Uhr, 


Des Weihnachtsfestes wegen muß der Anzeigenteil für Heft 51 bereits am Sonnabend, den 16: d. Mts. 


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Wandarme 


mi und ohne Sicherungen 


Massive,dauerhafte Aus- 


führung in 3/4” Gasrohr a 
Roseffen für Mast, Wand à 
und Mauerecken S 

' Stotz G. m. b. H. 
| Abfeillung der Brown, Boveri & Cie. A-G. E 
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; MannheimNeckarau | 
Anfragen und Bestellungen durch die Büros der Brown, Boveri & Cie. A-G. erbeten u 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 
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Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. Berlin, 14. Dezember 1922. Heft 50. 


Bestellungen auf das Jahresinhaltsverzeichnis der „ETZ“ 1922. 


Erfahrungsgemäß lassen viele Abonnenten der „Elektrotechnischen Zeitschrift‘ schon seit Jahren den de 
schlossenen Jahrgang nicht mehr binden und legen daher auch keinen Wert darauf, das Jahresinhaltsverzeichnis zu 
erhalten. Bei dem erheblichen Umfang des Inhaltsverzeichnisses könnte der Verlag der „ETZ“ nicht unerhebliche Er- 
sparnisse erzielen, wenn er nur so viele Exemplare des Inhaltsverzeichnisses druckt, als dem tatsächlichen B2darf entsprechen. 


Diejenigen Abonnenten, die das Jahresinhaltsverzeichnis zu erhalten wünschen, werden daher 
gebeten, dies bis spätestens 31 .Dezember d .J. mitzuteilen an die 


Verlagsbuchhandlung Julius Springer, 
Berlin W. 9, Linkstraße 23/24. 


‚Das interalliierte technische Komitee für Radiotelegraphie''. 


Vorwort des Bearbeiters. 


Infolge eines Beschlusses der von den Interalliierten beschickten 
Vorkonferenz für Radiotelegraphie in Washington (1920) trat im 
Sommer 1921 das Technische Komitee in Paris zusammen, das die 
Aufgabe haben soll, alle Aufschlüsse über drahtlose Telegraphie 
und Telephonie zu geben und seine Beschlüsse in Fachblättern der 
Vertragsstaaten zu veröffentlichen. Es soll eine beratende Tätigkeit 
entfalten und bei technischen Meinungsverschiedenheiten die Rolle 
eines Schiedsrichters spielen. Die Zahl der Mitglieder dieses Ko- 
mitees soll aus höchstens neun bestehen, die den verschiedenen Ver- 
tragsstaaten angehören. Das Komitee soll alle sechs Monate zu- 
sammentreten. 

Der Artikel 284 des Versailler Friedensvertragzes bestimmt, 
Jaß, falls binnen 5 Jahren nach Inkrafttreten des Vertrages an 
Stelle des Internationalen Funkvertrages vom 5. Juli 1912 ein 
neues Übereinkommen zur Regelung der internationalen funk- 
telegraphischen Beziehungen geschlossen werden sollte, dieses 
neue Übereinkommen für Deutschland bindend sein soll, selbst 
wenn Deutschland sich geweigert haben sollte, bei dessen Aus- 
arbeitung mitzuwirken oder es zu unterzeichnen, Die Einladung 
Wilsons zu der obengenanten Vorkonferenz für "Radiotelegraphie 
ist nur an die 5 alliierten Mächte ergangen. Deutschland ist 
zu dieser Vorbesprechung nicht hinzugezogen worden. Infolge- 
dessen ist es auch nicht in dem Technischen Komitee vertreten. 
Auch in die im Juli 1919 gegründeten „Union Internationale 
de Radiotel&graphie Scientifique“ ist Deutschland bisher nicht 
aufgenommen worden. 

Die Beschlüsse des Pariser Komitees, die im nachfolgenden aus- 
zugsweise wiedergegeben sind, werden hiermit im allgemeinen ohne 
besondere Stellungnahme des Bearbeiters zur Diskussion gestellt. 
Im Hinblick auf den hohen Stand der deutschen Funktechnik und 
die hervorragenden Leistungen deutscher Wissenschaftler auf 
diesem Gebiete dürfen wir recht viele Gegenäußerungen und neue 
Vorschläge über die nachstehend erörterten Fragen um so mehr 
erwarten, als in Deutschland in der gleichen Richtung, wie von dem 
Komitee vorgeschlagen, schon dauernd weitergearbeitet wird. (Vgl. 
u. a. die Arbeiten der „Kommission für Bezeichnungen und Nor- 
mung in der Hochfrequenztechnik” sowie die z. T. sehon durch- 
geführten Versuche des Telegraphentechnisehen Reichsamts über 
den Ursprungsort der atmosphärischen Störungen usw.) 


Infolge einer auf der Konferenz von Washington 1920 gc- 
troffenen Entscheidung hat sich vom 21. VI. bis 2. VHI. 1921 ein 
aus Vertretern der Vereinigten Staaten, Frankreichs, Großbritan- 
niens, Italiens und Japans zusammengesetztes technisches Komitee 
in Paris zusammengefunden, um eine Reihe technischer Fragen zu 
prüfen, die in Washington formuliert werden und die man s. Z. 
nicht hatte beantworten können. Das Komitee beschloß, die fran- 
ösische Regierung zu bitten, allen Ländern, die zur nächsten inter- 
nationalen Konferenz eingeladen werden sollen, von dem Schrift- 
stück Kenntnis zu geben, in welchem es seine Beschlüsse nieder- 

) Malgorn. Le Comité technique interallie de Radiot@l“graphie, in Revue 

'ienerale de l’Pleetricite. Nr. 5 vom 4. Febr. 1022, 8. 151--155. 


gelegt hat. Weiterhin hat das Komitee den Wunsch ausgedrückt, 
daß die von ihm gefaßten technischen Beschlüsse durch die wissen- 
schaftliche Presse der Öffentlichkeit zugänglfch gemacht würden; 
teils um sie der Kritik der Spezialisten in jedem Lande zu unter- 
breiten, teils um ihre Mitarbeit bei dem Studium zahlreicher Pro- 
bleme zu sichern, die noch nicht gelöst sind. Im nachfolgenden 
werden in gedrängter Form einige der wichtigsten Fragen erörtert. 

Zunächst begann man damit, die neuen Pläne über eine inter- 
nationale Regelung zu studieren, über die auf den nächsten inter- 


nationalen Konferenzen für Telegraphie und Funktelegraphie ver- 


handelt werden ‘soll. Diese Sitzungen, die in Sorbonne von dem 
Unterstaatssekretär für Post und Telegraphie Laffont eröffnet. wur- 
den, standen unter dem Vorsitz des Generals Ferrie. 

Die Delegationen der fünf Mächte; die sich aus einem Präsiden- 
ten und mehreren Mitgliedern zusammensetzten, hatten folgende 
Führer: 

Amerika: Generalmajor Sauier, 
Frankreich: General Ferric, 
England: Kommandeur Blandy, 
Italien: Prof. Vallauri, 

Japan: Sannosuke Inada. 


Das Komitee stellte eine Liste radio-technischer 
Ausdrücke in französischer und englischer Sprache?) auf: 
1. An Stelle des Wortes drahtlose Telegraphie und der davon ab- 
geleiteten Ausdrücke schlägt das Komitee die Bezeichnung 
„Radio“ vor, also. Bezeichnungen wie Radio-Telegraphie, 
Radio-Telephonie, Radio-Verbindungen, Radio-Technik usw. 
An Stelle von „parasites“ im französischen, „statics“ oder 
„X's“ im englischen, sollen die Ausdrücke „perturbations 
atmosphériques“ oder abgekürzt „atmosphériques“ und „atmo- 
spheric disturbances“ oder „atmospherics“ — auf deutsch: 
„Luftstörungen“”, gebraucht werden. 
Als allgemeine Bezeichnung der Röhrenlampe mit beliebiger 
Anzahl E vlektroden und für jede Betriebsart wurde vorgeschla- 
gen: Tube electronique — Electron tube — Elektronen-Röhre. 
4. Als besondere Bezeichnung für die Röhre mit 3 Elektroden ist 
zu verwenden: Triode. 
Als Bezeichnung für eine für besondere Betriebsart gebrauchte 
Triode sind folgende Betriebsausdrücke zu verwenden: 
Triode detecteur, Rectifier triode, (Gleichrichter-Triode). 
Triode amplificateur, Amplifier triode, (Verstärker-Triode). 
Triode générateur, Generator triode, (Grenerator-Triode). 
6. Was die verschiedenen Kopplungsarten zwischen Sende- und 
Empfangseinrichtung anbetrifft, ist zu gebrauchen: 
Couplage par resistance .. Resistance coupling. (Widerstands- 


tv 


gS 


oI 


kopplung). 

Couplage par induction ou couplage inductif ... .. Inductive 
coupling .. (Induktive Kopplung). 

Couplage autoinductif....: Autoimluctive coupling .. (Selbst- 


induktions-Kopplung). ne 
Couplage par capacité .... Capacity coupling ou capacitive 
coupling .. (Kapazitive Kopplung). 


23) Die deutschen Bezeichnungeu sind Vorschläge des Bearbeiters. 


4 


1474 


7. Wenn man von den Apparaten zur Feststellung der Wellen- 
richtung spricht, soll man gebrauchen: 

Radiogoniomètre . . . . Direction finder oder Radiogonio- 
meter ... (Richtungssucher, Peiler). 

8. Eine „Antenne“ ist ein Leiter oder ein System von elektrischen 
Leitern, das zum Senden oder Empfangen elektromagnetischer 
Wellen dient. Dieser Ausdruck bezeichnet also nicht die 
mechanischen Stützen der Leiter. 

9, Wenn man von den mechanischen Stützen einer Antenne 
spricht, so hat man als Ausdruck für nicht durch Abspannseile 
gehaltene freistehende Stützen zu gebrauchen: 

Pylönes oder tours .... Towers.... (Türme); 
Für durch Seile gehaltene Stützen jedoch: 
Pylönes oder mäts.... Masts.... (Masten). 
10. Man soll ferner gebrauchen: 
Cadre .... Coil antenna oder kurz: coil... (Rahmen). 
11. Die Strahlungshöhe (hauteur de rayonnement) oder „radiation 
height“ einer Antenne ist zahlenmäßig gleich der halben Länge 
ihrer gleichwertigen Doublette zu bestimmen. (Da die Strah- 


lungshöhe nur aus der Strahlung, d. h. der Fernwirkung be-' 


stimmt werden kann, dürfte dieser Begriff anderweitig definiert 
werden müssen.) 

12. Das Produkt (hX J) der Strahlungshöhe einer Antenne und 
des Stromes am Fußpunkt dieser Antenne ist in Meterampere 
auszudrücken, und A.m und nicht mA zu schreiben. 

13. Wenn man die zahlenmäßigen Werte der Frequenzen in Zyklen 
pro Sekunde oder in Perioden pro Sekunde schreiben will, soll 
man sich folgender Abkürzungen bedienen: 


Für Zyklen i. d. Sekunde. . ...... s.a. CIB 
„ Kilozyklen i. d. Sekunde . .. . 2.2.2... ke:s 
„ Megazyklen i. d. Sekunde . . ....... Me:s 
„ Perioden i. d. Sekunde ....:....2... p:8 
„ Kiloperioden i. d. Sekunde. ........ kp:8 
„ Megaperioden i.-d. Sekunde . ....... Mp:8 


(In Deutschland ist nur der Ausdruck „Periode” gebräuchlich. 
Nach Wagner heißt die Einheit „1 Hertz“.) 


14. Bezüglich der Anwendung der Hochfrequenzerscheinungen in 
der Telegraphie und Telephonie mit Draht erklärten die Ver-. 


treter Frankreichs, Großbritanniens und Italiens, daß die Aus- 
drücke „Télégraphie à haute fréquence” oder „Téléphonie 
à haute fréquence” („Hochfrequenztelegraphie“) in ihren Län- 

dern schon amtlich eingeführt wären. Die japanischen Ver- 
treter gaben gleichfalls an, daß sie diesen Ausdrücken den Vor- 
zug gäben, obwohl in Japan andere Bezeichnungen gebräuchlich 
seien. Die amerikanische Delegation erklärte, daß sie den Aus- 
druck „line radio“ (Radiotel6egraphie sur ligne), (Radiotelegra- 
phie auf Leitungen), gebrauche. 


Es gibt noch wichtige Fragen, die von dem Komitee noch nicht 
gelöst sind. So bedienen sich zur Bezeichnung ungedämpfter Wellen 
die Engländer des Ausdruckes „continuous waves”, die Franzosen 
der Bezeichnung „ondes entretenues“, während die Italiener „onde 
persistenti” sagen. Es wurde als wünschenswert bezeichnet, wenn 
man sich bald über ein einziges Adjektiv einigte, das z. B. „con- 
tinues” heißen könnte. Ebenso müßte man zwischen „Tedresseur” 
und „détecteur“ wählen. Endlich wäre es gut, eine einheitliche Be- 
zeichnung für die Rahmenantenne festzulegen, die die Franzosen 
mit „cadre“, die Engländer mit „coil antenna” und die Italiener mit 
„antenna a telaio” bezeichnen. i 

Wie man sieht, ist auf dem Gebiete der Nomenklatur die Arbeit 
des Pariser Komitees nur eine Vorarbeit gewesen, die, wie sehr zu 
wünschen ist, in der allernächsten Zukunft wieder aufzunehmen und 
zu vervollständigen sein wird. 

Hinsichtlich der Frequenzen und Wellenlängen 
wurde es in vielen Fällen als vorteilhaft angesehen, den „Frequen- 
zen“ als Bezeichnung vor den „Wellenlängen“ den Vorzug zu geben. 
Das Komitee hat eine Übersicht herausgegeben, die das Verhältnis 
dieser beiden Größen zueinander darstellt. Jede Gruppe von zwei 
Zahlen, die sich auf dieser Tafel gegenüberstehen, gibt die Fre- 
quenz in Kiloperioden pro Sekunde (kp:s) als Funktion der 
Wellenlänge in Metern und umgekehrt an. (Z. B. sind 10 m gleich- 
bedeutend mit 30000 Kilozyklen in der Sekunde und ebenso sind 
10 Kilozyklen in der Sekunde gleichbedeutend mit 30 000 m.) 

Die Schwierigkeit der Einteilung der Wellen machte 
sich besonders bei der Verteilung der verschiedenen Frequenzen 
(Wellenlängen) und der verschiedenen Sendearten, bei den ver- 
schiedenen Dienstarten (bewegliche, feste, militärische, Spezial- 
stationen) bemerkbar. Die in dieser Hinsicht gemachten Versuche, 
eine Einheitsgruppierung zu schaffen, die der Natur der Wellen und 
ihrer Interferenzfähigkeit Rechnung trug, blieben ohne Erfolg; man 
kam daher überein, eine Doppelgruppierung aufzustellen, die diese 
beiden Arten getrennt berücksichtigte. 

Die Gruppierung nach der Natur der Wellen hat zur Festlegung 
zweier Typen A und B geführt, von denen die erste in drei weitere 
Unterarten A,, Az, As geteilt ist. Die vorgeschlagenen Begriffs- 
bestimmungen sind folgende: l 
Type A — Ondes entretenues. — Ungedämpfte Wellen, die im 

permanenten Sinne periodisch sind, d. h. solche, deren 
aufeinanderfolgende Schwingungen identisch sind. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


` l 


14. Dezember 1922. 


Type A, — Ondes ʻentretenues manipulées. — Getastete unge- 
dämpfte Wellen, deren Amplitude oder Frequenz sich 
unter der Einwirkung einer Morsetaste verändert. 

Type A, — Ondes entretenues modulées à fréquence audible. — 
Ungedämpfte Wellen, deren Amplitude oder Frequenz 
sich nach einem periodischen Gesetz der hörbaren Fre- 
quenz entsprechend ändern. 

Type A, — Ondes entretenues modul&es par la parole. — Durch das 
gesprochene Wort veränderte ungedämpfte Wellen, 
deren Frequenz oder Amplitude sich den charakteristi- 
schen Schwingungen des gesprochenen Wortes ent- 
sprechend ändern. 

Type B — Ondes amorties. — Gedämpfte Wellen, d. h. aus auf- 
einanderfolgenden Zügen zusammengesetzte Wellen, 
in denen die Amplitude der Schwingungen, nachdem sie 
ihren Höhepunkt erreicht hat, fortschreitend wieder 
abnimmt. 


Diese Erläuterungen beziehen sich nicht auf die Ausführungs- 
arten der Sendeapparate. 

Die vorgeschlagene Gruppierung soll nicht vollkommen oder 
endgültig sein; es dürfte auch wohl kaum möglich sein, in ihr alle 
Spezialtypen unterzubringen, z. B.-die doppelt modulierte Welle mit 
einer Modulation und einer über der Grenze der Hörbarkeit liegen- 
den Frequenz. Auf jeden Fall dürfte die vorgeschlagene Klassen- 
einteilung im großen und ganzen ein klares und einfaches Mitte! 
sein, um die Natur der Wellen zu benennen, den Charakter einer 
Sendeart zu bestimmen. 

Bei jeder Type sind die Wellen nach dem Grad der Störungen. 
die sie auf jede Entfernung erzeugen, eingeteilt. i 

Um diese 4 Klassen roh voneinander zu unterscheiden, setz! 
man zweckmäßig eine Größe, „äaquivalentes Dekremrnt“ 
bezeichnet, fest, die noch erläutert werden wird. i 


Klasse I : Äquivalentes Dekrement zwischen O und 0,005; 
Klasse II : Äquivalentes Dekrement zwischen 0,005 und 0,02; 
Klasse III: Aquivalentes Dekrement zwischen 0,02 und 0,08; 
Klasse IV: Äquivalentes Dekrement zwischen 0,08 und 0,16. 


Folgende Tafel gibt für jede Wellenart die Klassen an, die für 
die verschiedenen Frequenzskalen zugelassen sein sollen. 


Wellen 


Type A, Type As, | Type As | TypeB 


Frequenz | Längen 
in kp:8 in Meter 


co — 300 b — 1000| Klasse I Klasse II |Klasse III|Klasse I\ 
300 — 105 11000 — 2850| Klasse I Klasse II |Klasse IIl|Rlasse 1\ 
105,5 — 37,512850 — 8000| Klasse I für|Klasse Ill|jKlasse IV [Klasse I\ 

Telegraphie 

mitderlland 

Klasse 11 
für Schnell- 
telegraphie 
371,5 — 0 [8000 — oo |Klasse II — — — 

Über den Ausdruck „äquivalentes Dekrement” ist folgendes zu 
sagen: Man weiß, daß, wenn man auf einen Stromkreis, der von 
einem Schwingungsstrom durchlaufen ist, einen anderen, Resonanz- 
stromkreis, einwirken läßt (der eine Kapazität und eine Selbst- 
induktanz enthält und in dem die Energieverluste auf einen Minima: 
wert reduziert sind), und wenn man die Eigenfrequenz dieses letzte- 
ren verändert, man bei dieser Frequenz mit geeigneten Instrume::- 
ten eine Kurve des Quadrats der induzierten Ströme feststelien 
kann, die man „Resonanzkurve” nennt. Die Form dieser Kurt? 
hängt entweder von der Art und Weise, in der sich der Primär- 
strom ändert, oder von dem Gesamtwiderstand des Resonanz- oue? 
Sekundärstromes ab (oder von der Summe der Energieverluste, d.: 
der Strom beim Durchlaufen des Sekundärkreises erleidet). Im 
allgemeinen ist es möglich, den Einfluß des Resonanzstromkreise: 
auf die Form der Resonanzkurven zu beseitigen, d. h. entweder die 
Verluste im Sekundärstromkreis außer acht zu lassen oder di: 
Resonanzkurve so zu verbessern, daß die Wirkung dieser Verlu:tv 
außer acht gelassen werden kann. Das Komitee stellte außerder; 
fest, daß man beim wirklichen Senden eine mittlere Resonanzkurye 
erhalten- kann, deren Form von verschiedenen der Ursachen be- 
einflußt ist, durch die eine normale mit einer gewissen Wellenlänge 
(oder einer gewissen Frequenz) bewerkstelligte Sendehandlun- 
bestrebt ist, das Senden mit ähnlichen Wellenlängen zu behinder:. 


. Man behandelt also vielmehr eine ganze Reihe oder Gruppe vo! 


Wellenlängen als eine einzige. Unter den Ursachen, welche di: 
mittlere Resonanzkurve beeinflussen, genügt es, die lfolgende zu 
erwähnen: Die Geschwindigkeit und das System des Telegraphi- 
rens, die Frequenzänderungen des Generators während eine- 
Striches, die Amplitude und die Modulationsfrequenz, das Vor- 
handensein einer Verstimmungswelle usw. 

Um von der Resonanzkurve auf das äquivalente Dekrement 
übergehen zu können, hat man „durch Übereinkommen“ beschlosee::. 
sich folgender Formel zu bedienen: 


hf % PL 


a F e IE 


14. Dezember 1922. 


— o 


Wie man weiß, ist diese Formel nur annähernd richtig, selbst 
indem theoretischen Fall der rein exponentiellen Dämpfungsregeln. 
Sie entspricht einer symmetrischen Resonanzkurve mit Bezug auf 
eine Ordinate, die durch die Abszisse /rrgekennzeichnet wird, der 
wiederum die Maximal-Ordinate Jr? entspricht, während f und $: 
eine Gruppe irgendwelcher symmetrischer Abszissen zu f- (f 
fa =2 fr darstellen, für welche die Ordinate Ja die gleiche ist. Mi 
Form der Resonanzkurven, die der für einige Werte für 5 fest- 
gesetzten Gleichung entsprechen, ist in Abb. 1 gegeben. 


TEETAN 
REZEEZERZERSBZREENE 
BEBRNREZE INN REENER 


ge 
aH A =-H- 
J T rE 
A a IN =“ ar 4: 1 7 W ge 
Abb. 1. 


Wenn die (mittlere und von den Verlusteffekten im Meßstrom- 
kreis) unbeeinflußte Resonanzkurve einer Sendehandlung der an- 
genommenen Gleichung entsprechen würde, d. h. einen konstanten 
Wert für ô ergäbe, so könnte man das als äquivalentes Dekrement 
bezeichnen. Im allgemeinen jedoch trifft das beim gewöhnlichen 
Senden nicht zu. Man hat also zu dem Mittel gegriffen, als äquiva- 
lentes Dekrement den Höchstwert zu benutzen, den man aus obiger 
Formel erzielt, wenn man sie auf die Resonanzkurve innerhalb eines 
genau bestimmten Abschnitts bezieht. Die Grenzen eines Ab- 
schnitts sind dadurch festgesetzt, daß man angibt, Jaß der Wert J? 


2 
nicht größer als = sein darf, und daß die Frequenzen nicht inner- 


halb des Intervalls von 09 fr — 1,1 fr liegen dürfen. Um die An- 
wendung dieser Regel genau festzulegen, hat man vereinbart zu 

eagen, daß man für J? die Höchstordinate der Resonanzkurve 
nehmen wird, was jedoch fr anbetrifft, ist hier nicht festgelegt, ob 
man nicht die einer Höchstordinate entsprechende Abszisse nehmen 


darf oder (was vielleicht vorzuziehen ist) den Wert -2 en . Auf 


jeden Fall können die bei dieser Wahl in Betracht kommenden 
Unterschiede nur sehr klein sein. 

Nach Vallauri ist es wünschenswert, die Erläuterung des „äqui- 
valenten Dekrements“ insofern abzuändern, daß man einen Wert 
annimmt, der im allgemeinen ein wenig höher ist als der oben an- 
‚ gegebene, nämlich das Dekrement, das der niedrigsten durch Über- 

einkunft festgelegten Resonanzkurve entspricht, das jedoch niemals 
‚ unter den angegebenen Kurven liegen darf, u. zw. für den ganzen 
: Abschnitt durch aa Ungleichheiten begrenzt wird: 


RL It; fhi- hs y fitra. 


Diese neue Definition ist in Abb. 2 dargestellt. Die Kurven 1 
und 2 stellen zwei mittlere und von den Effekten des Resonanz- 
stromkreises befreite Resonanzkurven dar. Die Kurve 1 ist so be- 
schaffen, daß der Höchstwert von ô (gleich 0,0185) sich für J? = 


Jr? ergibt, wenn man darauf achtet, wie die Kurve 1 eich für 


L 
b — e c 


J: < 5 Jr?, also immer über der dem Werte ô = 0,0185 entsprechen- 


den konventionellen Resonanzkurve hält. 
Im Gegensatz dazu gestattet die Kurve 2, indem sie in J? = 


9 Jr: einen Wert für ô ergibt, der immer unter dem der Kurve 1 


liegt, auf seinen niedrigsten Ordinaten bedeutend höhere Werte für 
ò zu berechnen. Wenn man die Zeichnung prüft, so sieht man, daß 
nur die konventionelle Resonanzkurve, die einem Werte von ô = 
0,0205 entspricht (die Tangente zur Kurve 2 in dem Punkte A und 


B) nicht über die Kurve 2 für J< Se steigt Tafolgedessen 


würde das äquivalente Dekrement der ersten Sendehandlung 0,0185 
und das der zweiten 0,0205 sein, obwohl nach dem Vorschlage des 
Pariser Komitees das Dekrement der zweiten ein klein wenig nie- 
driger sein soll. Die Kongruenz zwischen dem nach der in Paris 
vorgeschlagenen Definition erhaltenen Werte und dem Werte, der 
durch oben erwähnte Abweichung vermindert ist, würde also nur 
indem Fall eintreten, wo beide Tangentenpunkte A und Bder Abb. 2 
zwei gleichen Ordinatenwerten entsprechen. Die Annahme des nach 
der angegebenen Weise eingeführten und definierten „äquivalenten 
Dekrements” gestattet, wie man sicht, in gewissem Maße die „Inter- 
ferenzkraft“ einer Sendehandlung zu bemessen. Unter diesen Inter- 
ferenzursachen sind die wichtigsten: 


1. die langsame Frequenzveränderung (oder Veränderungen der 
Wellenlänge), die z. B. aus einer unvollkommenen Regelung 
der Geschwindigkeit der elektromagnetischen Generatoren 
herrührt, 

2 das übermäßige Ausstrahlen von Energie in Frequenzen, die 
von der der effektiven Sendeart verschieden sind (Ober- 
wellen usw.). 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 30. | 1475 


In dieser Angelegenheit konnte das Komitee aus Mangel an 
genügenden Unterlagen noch keine genauen Vorschriften festlegen. 
Es hat sich daher darauf beschränkt, den Verwaltungen zu empfeh- 
len, selbst Höchstgrenzen der Toleranz festzusetzen, u. zw. ent- 
weder für Schwingungen geringer Frequenz oder für die Intensität 
des elektromagnetischen Feldes, das in einer gewissen Entfernung 

on der Sendeantenne entsteht, und das auf höheren Frequenzen 
in dem Intervall (0,9 f" bis 1,1 fr) gemessen und unter Bezugnahme 
auf die vorstehend gegebene Erläuterung des äquivalenten Dekre- 
ments betrachtet ist. Man wird sich auch dafür entscheiden müssen, 
ob diese Grenzen, die von Sekundärausstrahlungen verursacht 
werden, in ihrem absoluten Wert oder besser in ihrem relativen 
Wert, mit Bezug auf das Feld, das durch die Primärausstrahlung 
verursacht ist, festzusetzen sind. Außerdem muß man eine. Ent- 
scheidung darüber treffen, ob die Entfernung, die dabei zu messen 
ist, in Kilometern oder in Wellenlängen auszudrücken ist. Mit 
anderen Worten, man muß sich entschließen, ob die Toleranz 
gegenüber den Sekundärausstrahlungen von der Bedeutung der 
Station abhängig sein soll. Der zweite Vorschlag dürfte mehr für 
sich haben, da es bei Gleichheit der Entfernungen möglich scheint, 
eine stärkere Interferenz von seiten einer großen Station als von 
einer kleinen zuzulassen. 


ATTENT 
EPZENHEN 


4 


Y 


EE 
TAONE 
BD ak aE 


Das Komitee empfiehlt die Messungen zur Bestimmung der 
mittleren Resonanzkurve sowie die zur Abschătzung des durch die 
Sekundärausstrahlungen erzeugten magnetischen Feldes soweit als 
möglich in einem gewissen Abstand von der Antenne, z. B. inner- 
halb einer Wellenlänge, vorzunehmen. Es empfiehlt dies, um in 
den Ergebnissen die Auswirkungen der etwaigen Beeinflussungen 
und der lokalen Störungen zu vermindern. Alles das erfordert die 
Weiterentwicklung einer Meßtechnik. Auch hat das Komitee den 
Wunsch ausgesprochen, daß man in den verschiedenen Ländern 
zahlreiche Erfahrungen sammelt, um eine zukünftige internatio- 
nale Konferenz in der Festsetzung der anzunehmenden Grenzen zu 
unterstützen. 

Die Notwendigkeit eines „Eichmaßes der Wellenlänge“, d. h. 

einer Methode zum Eichen der Wellenmesser, wurde allgemein an- 
erkannt. Zur Verminderung der Interferenzen auf ein Minimum 
und zur Erzielung einer völligen Anwendbarkeit der verfügbaren 
Wellenlänge- (oder Frequenz-) Skalen ist es von Wichtigkeit, daß 
die Messung der Wellenlänge mit möglichst großer Genauigkeit 
vorgenommen wird, und daß man eine ganz andere Vervollkomm- 
nung der Technik "herbeiführen muß, um die Toleranzen auf ein 
Mindestmaß zu verringern. Als Ausgangspunkt zum Eichen der 
Wellenmesser braucht man natürlich eine absolute Meßmethode für 
die Frequenzen. Das Komitee schlug hierfür z. B. die Methode des 
Multivibrators Abraham und Bloch vor. 
* Es genügt jedoch nicht, den Fall einer auf einer bestimmten 
Wellenlänge beruhenden Sendehandlung zu betrachten, für die man 
zu dem Zustand zu gelangen bemüht sein muß, wo die mittlere 
Wellenlänge der Resonanzkurve mit genügender Genauigkeit dem 
angegebenen Wert entspricht. Man muß vielmehr den Fall in Be- 
tracht ziehen, wo in einem gegebenen Lande bei einem bestehenden 
Radiodienst oder bei einer gegebenen Funkstelle nicht nur eine 
einzige Wellenlänge, sondern eine ganze Skala oder eine Gruppe 
von Wellenlängen zugelassen sind. In diesem Fall müssen sich die 
Sendehandlungen auf mittleren Wellenlängen abspielen, die von 
den Grenzen der Skala genügend entfernt sind, damit sie nicht ln- 
terferenzen auf Kosten der Radiodienste hervorrufen, die mit ähn- 
lichen Skalen arbeiten. Das Komitee glaubt jedoch, nicht genügend 
Unterlagen zu besitzen, um genaue Werte festzulegen. 

Was die Antennen anbetrifft, so hat das Komitee, um den kürz- 
lich erzielten Fortschritten in der Strahlungsmeßtechnik Rechnung 
zu tragen, und um ihre heutige Entwicklung gebührend zu berück- 
sichtigen, sich entschlossen, daß man bei einer neuen Festlegung 
der Benennung der festen Landstationen Angaben macht, die sich 
auf die Antennentype, auf die elektrostatische Kapazität, auf die 
natürliche Wellenlänge, auf die Größe der Strahlung, auf die Typen 
d s Stromerzeugers und auf die normale Intensität des Stromes in 
der Antenne beziehen. 


1476 


ma —— - 


Es bleibt also noch die Definition der Reichweite einer 
Sendeart. Ein solcher Begriff läßt sich nicht absolut bestimmen, 
da er selbst von verschiedenen Grundbedingungen abhängt, die un- 
abhängig von der Sendeapparatur auftreten, nämlich: 

1. der physischen Bedingungen, die sich ständig im Ausbreitungs- 
raum verändern, 

2. der Charakteristik der Antenne und der anderen zum Empfang 
gebrauchten Apparate. 

Da es tatsächlich möglich ist, die von einer Antenne ausge- 
strahlte Leistung in genügender Weise schätzungsweise zu be- 
rechnen, so sind zur Definition der festgesetzten Reichweiten nötig: 


1. die Annahme einer Formel für die Ausbreitung, 

2. die Festsetzung eines Grenzwertes für die Intensität des elek- 
tromagnetischen Feldes, das gebraucht wird, um den Empfang 
zu ermöglichen. 


Für die Ausbreitungsformel hat man tatsächlich nur empirische 
Verhältniswerte zur Verfügung, unter denen, wenigstens provi- 
sorisch und für die kleinen und mittleren Entfernungen, der von 
Austin-Cohen als aunehmbarster erscheint, dem man folgende Form 
geben kann: 


10-6 _ 000048 d 
= YA 
hJ = 377 E Ade 
Eine andere gleichwertige Formel ist: 
ed ‚dyYt.w— 
re p 979 Yf.1 
1257 f* 


In diesen Formeln ist À die Wellenlänge und d die Entfernung 
in Metern, 


. f die Frequenz in Kiioneriddeii pro Sekunde, \ 

h die Ausstrahlungshöhe der Antenne in Metern, 

J die Intensität am Grunde đer Antenne in Ampere, 

e die elektromotorische Kraft, die pro Meter Höhe in der Emp- 

pfangsantenne induziert wird, in Mikrovolt. 

Was die Auswahl der zum Empfang benötigten Feldintensität 
anbetrifft, so hat sich das Komitee darauf beschränkt, nur den Fall 
der beweglichen und der kleinen Küstenstationen in Erwägung zu 
ziehen; für die ersteren ist die Definition der Reichweiten wegen 
der Rettungsvorschriften besonders wichtig. Für die Funkstellen, 
die immer noch normal mit gedämpften Wellen arbeiten, hat es das 
Komitee für richtig befunden, für die Berechnung der Reichweiten 
den Wert e = 19%) uV :m (d. h. e = 150 Mikrovolt pro Meter) zu- 
grunde zu legen. Wie man an der Formel sieht, erfordert die Be- 
rechnung der Reichweiten auch die Kenntnis der Ausstrahlungs- 
höhe h, die selbst wiederum das Messen der elektrischen Kraft pro 
Meter e nötig macht. Diese Messung kann nur bei einer Entfernung 
vorgenommen weraen, die größer als eine Wellenlänge und wenu 
möglich kleiner als 10 Wellenlängen ist. 

Als Beispiel für die Anwendung der oben angegebenen Formel 
ist nachstehende Tabelle berechnet wonden, bei der für e der Wert 
von 150 Mikrovolt pro Meter angegeben ist. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


14. Dezember 1922. 


außerordentlich ungünstigen) rechnen kann. Bei dem Senden mi! 
ungedämpften, getasteten ungedämpften oder modulierten Wellen 
(Type Aı und A»), würde man die normale Reichweite mit e - 
10uV: m berechnen können; die sichere Reichweite mit «& — 
0uV: D Beim radiotelephonischen Senden und bei gedämpften 
Wellen (Type A, und B) muß man entsprechend 50 und 230 uV :m 
verwenden. 

Die angegebenen Größen und die Tabellenform,die ii 
der Benennung der festen Landstationen en 
halten sein müssen, sind also: 


Name der Station, 
Anrufzeichen, 
Verwaltung, der die Station unterstellt ist, 
Verwaltung der Gesellschaft, die den Betrieb der Se wahr- 
nimmt, 
Geographische Lage, 
‚ Type, 
Elektrostatische Kapazität in Mikrofarad, 


w UO DD 


| Antenne Wellenlänge in Metern, 
Strahlungshöhe in Metern, 

Type der Sendeapparatur, | 
Type, A 
Klasse, 


Welle Frequenz in Kiloperioden pro Sekunde, 


Wellenlänge in Metern, 
15. Normale Intensität des Stromes in der Antenne in Ampere, 


td pad pad ba (und 
ee 
3 U 


16. j Art, 

17. Dienst { Dienststunden, 

2 \ Reichweite : Z 50 n i z für die Typen B und A; 
90, | (Fakultativ) | , Z 10uV:m für die Typen A, und A, 


21. Normale Gegenstation (Anrufzeichen) und geographische Laso, 


Hinsichtlich der Reichweite der Peilsender (Ra- 
diophare) ist folgendes zu bemerken: 


a) Die normale Reichweite eines beweglichen Peilsenders sol! 
10 Scemeilen (18,5 km) nicht überschreiten, 
b) die normale Reichweite eines festen Peilsenders für kurze Ent- 
fernungen darf nicht größer sein als 30 Seemeilen (55,5 km), 
c) die normale Reichweite eines festen Peilsenders für weite Em- 
` fernungen darf 200 Seemeilen (370 km) nicht überschreiten. 


Es dürfen ausschließlich Wellen von der Type A, verwende! 
werden. Die Reichweiten der Peilsender werden nach denselb«.: 
Grundsätzen festgesetzt, wie sie für die Reichweiten der anderen 
Küsten- und Schiffsstationen gelten. 

Als erste ungefähre Festsetzung vorbehaltlich neuer Erfahrur- 
zen, die sehr erwünscht sind, hat man die entsprechenden Höch-!- 
werte des Produktes h.J (Strahlungshöhe der Antenne mult- 
pliziert mit der Intensität an der Basis) in der nachstehend aufz-- 
führten Tabelle berechnet. Hierbei hat man für das elektrische Fel! 
an der Grenze der Reichweite folgende Werte eingesetzt: 


a) 100 Mikrovolt pro Meter für Wellen der Type A.» und B; 
b) 25 Mikrovolt pro Meter für Wellen der Type A.. 


Wellen d = 1%) km d = 150 km d = %0 km = 250) km d = 300 km 
2 f À hJ h . Jmax h J h.Jmax h.J h Jmax heJ h.Jmax_ hJ- h.Jmas 
kp:s m ni. A m.A m.A m. A m.A m.A m.A ın.A mA, md 
| 
667 .« 450 22 | 40 38 69 56 102 87 158 105 | 191 
500 600 29 53 47 86 70 127 100 | 182 130 3% 
375 800 48 59 51 111 89 162 220 157 | 285 


Der Ausdruck h.J gibt das Produkt der Strahlungshöhe und 
der Intensität des Stromes am Fuße der Antenne an, ein Produkt, 
das, um 150 Mikrovolt pro Meter an der Empfangsantenne zu er- 
halten, aus der der Tabelle entsprechenden Entfernung bec- 
rechnet ist. 

Bei Schiffen und an Stellen, wo die Strahlungzshöhe nicht expe- 
rimenteHl festgelegt ist, bedient man sich der Rubrik h.Jmax, 
welche das Produkt der Intensität am Fuße mit der Gesamthöhe 
der Antenne vom Meeresspiegel bis zum höchsten Punkt der An- 
tenne angibt. Bei der Aufstellung der Tabelle hat man angenon- 
men, daß das Verhältnis zwischen der effektiven und Gesamthöhe 
= (),55 ist. 

Im übrigen hat das Komitee nicht geglaubt, dieser Berechnungs- 
art. der beweglichen und Küstenstationen den Vorzug geben zu kön- 
nen, und hat den verschiedenen Verwaltungen volle Freiheit ge- 
lassen, entweder ein solches Berechnungssystem anzunehmen oder 
die Reichweite der Stationen mittels der praktischen Versuche im 
täglichen Verkehr zu bestimmen. 

Das Komitee hat sich bei der Angabe der Reichweiten großer 
Stationen noch vorsichtiger gezeigt. Diese Angaben sind nicht nur 
als fakultativ anzeschen worden, man hat sie sogar für jede Sende- 
handlung in zwei voneinander v erschiedene Angaben geteilt. 

Von diesen beiden Angaben entspricht die eine der gewöhn- 
lichen Reichweite, die andere einer gewissen Reichweite, auf die 
man selbst unter ungünstigen Bedingungen (jedoch nicht unter 


Meter-Ampere-Tabelle für die festgesetzt 
Reichweiten und elektrische Felder. 


Elektrisches Type Reichweiten 
Feld der ver- l 
; wendeten 10 Seemeilen 3) Seemeilen 200 Seemeilen 
Intensität e Wellen ı85 km 555 km 970 km 
Mikrovolt 
je m 
uV :m _ Meter-Ampere , Meter-Ampere | Meter-Amper 
m.A m.A m. 
100 A, oder B 5 16 N 
25 Ay — 4 43 


Es wird jeder Verwaltung empfohlen, die technischen For: 
schritte zu benutzen, die man beim Bau von Empfangsappara! 
erreicht hat, um die Sendeintensität des Peildienstes möglichst 7- 
vermindern. 

Radiogoninmetrie. — Das Komitee hat sich vorgenvi- 
men, die Frage der Wellenlängen zù prüfen, bevor sie von Ra’! 
zonioinetern in Anspruch genommen werden, und im besonderen ? 
untersuchen, welche nachstehend aufgeführten Wellen die az 


14. Dezember 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 50. 1477 
besten geeignete ist: 450, 600 oder 800 m. Es hat sich ebenso mit Anzahl Fan 
der Frage beschäftigen wollen, ob alle radiogoniometrischen Sta- a der ad Ar 
ıionen imstande wären, Peilungen auf 450 und 800 m vorzunehmen. Stationen Stationen 
Die vorläufigen Beschlüsse, zu denen es gekommen ist, sind: 

1. Die radiogoniometrischen Küstenstationen können den beweg- Irland ....... en es BT ie A | I l 
lichen Stationen Peilungen auf den Frequenzen 375 kp:s hatn) Fi, A ee 1 
(800 m), 500 kp : s (600 m) und 667 kp: s (450 m) erteilen. Im Großbritannien... . 5 Esila 1a BEE 
normalen Dienst müssen die radiogoniometrischen Küsten- Frankreich. .... 5 Pol Dee 9 
stationen ebenso Peilungen auf einer der Frequenzengruppen, Italien . ...... 5 Te ne i i: ake PE 9 
die nachstehend aufgeführt sind, gestatten:  AZOTEN. s.’ 1 ne DmaBeln.a 7 1 

375 kp:s (800 m) Spanien ...... l 5 Konstantinopel DR | 1 
500 kp:s (600 m) Portugal ...... Bulgarien. ..... 1 
500 kp:s (600 m) und 667 kp:s (450 m) Deutschland .... |] Mensen 1 
375 kp:s (00 m) „ 667 kp:s (450 m). a ER A TER f 6 Nordafrika ..... 5 
Die Auswahl hierbei bleibt den verschiedenen Verwaltun- S reiz BES LIE a 1 Tripolis... .... | 1 
gen, denen die Stationen unterstellt sind, überlassen. Norweg AN 3 Ägypten ...... | 5 
3, Um den in Not oder Gefahr befindlichen Schiffen Hilfe zu brin- Schweden. ... . à 2 


gen, müssen alle radiogoniometrischen Küstenstationen, die 
nicht normal die Frequenz von 500 kp :s (600 m) benutzen, mit 
einer Ausrüstung versehen sein, um ausnahmsweise Peilungen 
auf dieser Frequenz vornehmen zu können. 

3. Die Anrufe der Peilungen und die Mitteilungen über den radio- 
goniometrischen Vorgang müssen erfolgen entweder: 


a) mit der von der radiogoniometrischen Station gebrauchten 
Frequenz oder 

b) mit der Frequenz 500 kp : s (600 m) nach den Anweisungen 
der betreffenden Radioverwaltung. 


4. Die von jeder Verwaltung aufgestellten Vorschriften werden- 


vom Zentralbureau veröffentlicht. 


Wetterdienst. — Es hat sich ein Unterkomitee gebildet, 


um die Organisation der radiotelegraphischen Übermittlung der 
meteorologischen Mitteilungen zu besprechen. Nach Diskussion hat 
dieses Komitee beschlossen, folgendes zu empfehlen: 


a) Die Sendezeiten müßten so gewählt werden, daß die Länder, 
deren Beobachtungen von größter Wichtigkeit sind, die Priori- 
tät haben. 


b) Die radiotelegraphischen Stationen, die zum Senden für das 
Inland bestimmt sind, müßten eine Reichweite von 1500 km, 
jedoch nicht unbedingt mehr haben. 


c) Man dürfte nicht mehr als zwei gleichzeitige Sendehandlungen 
für meteorologische Nachrichten gleichen Inhalts von euro- 
päischen Funkstellen haben. 


d) Bis die Schweiz dazu gelangt ist, einen Funkdienst zu organi- 
sieren, der ihr gestattet, Beobachtungen 30 Minuten nach der 
Beobachtung selbst drahtlos zu verbreiten, werden die Beob- 
achtungen auf Draht nach Frankreich übermittelt, damit sie 
vom Eiffelturm gleichzeitig mit den in Frankreich und Belgien 
angestellten drahtlos verbreitet werden können. 


e) Holland!) müßte wenn möglich seine Wetterberichte durch 
drahtlose Telegraphie 50 Minuten nach der Beobachtung selbst 
verbreiten können. 


f) Die von Schiffen im Atlantischen Ozean herstammenden Be- 
richte müßten augenblicklich als Teil der Inlandmitteilungen 
des Landes gelten, das sie empfängt. 


g) Unter Anlehnung an die oben angeführten Grundsätze und 
unter Berücksichtigung der Sendezeiten und Wellenlängen, die 
augenblicklich im Gebrauch sind, hat das Unterkomitee eine 
Übersicht aufgestellt, welche die Sendezeiten für die verschie- 
denen Länder enthält. 


Das Senden der Berichte aus Nordafrika (Algier, Tunis, 
Marokko) kann entweder mit dem der Berichte aus Polen und 
Estland oder nach dem der Berichte aus Spanien erfolgen. 


h) Eine Kollektivmitteilung, welche die Summe der europäischen 
Beobachtungen angibt, müßte drei Stunden nach jeder Beob- 
achtung verbreitet werden. Diese Botschaft müßte (durch 
Funken) vom Eiffelturm ausgesandt werden. Die Kollektiv- 
mitteilung, welche die in Europa angestellten Beobachtungen 
zusammenfaßt, müßte aus einer Anzahl von Stationen für jedes 
Land bestehen, wie dies in der nachstehenden Tabelle ange- 
geben ist. Der Wetterdienst eines jeden Landes müßte den 
Präsidenten der Kommission so bald wie möglich über die 
Namen der Stationen informieren, die an den europäischen Kol- 
lektivmitteilungen teilnehmen sollen. 


Zu diesen Stationen kämen noch höchstens 30 Gruppen aus den 
Vereinigten Staaten und 20 Gruppen aus Kanada und Grönland. 
Diese Gruppen würden alle Beobachtungen der im westatlantischen 
Ozean befindlichen Schiffe umfassen, die von den Sende-Großstatio- 
nen der Vereinigten Staaten und Kanadas ausgesandt werden. 


© Holland sendet inzwischen 30 Min. nach Beobachtung. (Anm. d. Bearb.) 


k) Das Senden auf einer Landlinie ist zwischen Frankreich und 
der Schweiz erforderlich, aber diese Mitteilungsmethode wird 
normal zwischen benachbarten Ländern gebraucht werden, um 
Ergänzungsbeobachtungen zu erhalten, die außer den drahtlos 
übersandten noch nötig sein könnten, 


Das Komite hat eine Tabelle über die Verteilung der 
Frequenzen und Wellenlängen auf die ver- 
schiedenen Funkdienste aufgestellt. Ein näheres Ein- 
gehen auf diesen Text, der dem Anhang 2 des Entwurfs zum Inter- 
nationalen Funkvertrag von Washington beigefügt werden soll, 
ist hier nicht möglich. : 


Schluß. 


Wie man aus dieser kurzen Zusammenstellung erkennt, hat 
das interalliierte Komitee nur die Hauptfragen anschvreiden und 
die Arbeit für zukünftige internationale Konferenzen vorbe- 
reiten können. Es bleibt noch viel zu tun, und es ist sehr 
zu wünschen, daß die Gelehrten in den verschiedenen Ländern zu 
einem Einvernehmen hinsichtlich der Aufstellung eines vorläufigen 
Untersuchungsprogramms kommen, deren Ergebnisse ohne Zweifel 
Unterlagen von größtem Nutzen für zukünftige Studien liefern kön- 
ten. Unter den radiotelegraphischen Fragen, die von Interesse für 
die Wissenschaft sind und ihrer Natur nach einen wahrhaft inter- 
nationalen Charakter haben, seien genannt: Das Studium der 
Gesetze, welche die Energieübermittlung beim radiotelegraphischen 


. Verkehr bestimmen, die atmosphärischen Störungen, die von den 


verschiedenen Sendearten und Handlungen erzeugte Interferenz 
und die Mittel, sie zu beseitigen, die Hochfrequenzmessungen, die 
Elektronenröhren usw. 


Bei der Sitzung in Paris beschloß das Komitee, für den Augen- 
blick die internationalen Übereinkommen auf das Studium der bei- 
den ersten Fragen zu beschränken. Das Gesetz von der Ausbreitung 
der Energie beruht noch nicht, wie wir schon bei Gelegenheit der 
durch Übereinkunft festgelegten Reichweiten gesagt haben, auf 
völlig und ausschließlich wissenschaftlichen Grundlagen; man 
müßte also zunächst von einer gewissen Anzahl von Sendestationen 
zu einer vereinbarten Zeit einige voneinander verschiedene Sende- 
handlungen vornehmen, bei denen man sorgfältig die Wellenlänge 
(oder Frequenz) und die Intensität des Stromes in der Antenne zu 
messen hätte. Eine bestimmte Anzahl von Beobachtern, die auf die 
Empfangsstationen der verschiedenen Länder verteilt sind, müßten 
die Intensität dieser Zeichen oder besser die des entsprechenden 
elektromagnetischen Feldes und wenn möglich die Ausbreitungs- 
richtung genau aufzeichnen. 


Was das Studium der atmosphärischen Störungen anbetrifft, 
so stellt dieses heute vielleicht das wichtigste Problem der Radio- 
telegraphie dar. Es handelt sich in der Tat darum, ihren Ursprung 
und ihre Natur sowie die Hauptgrundsätze zu bestimmen, auf die 
man die Methoden zur Beseitigung dieser schlimmsten Feinde der 
Radiotelegraphie aufbauen könnte. Das ist ein Arbeitsfeld, auf 
dem nur eine großzügige Organisation von experimentellen Unter- 
suchungen, die gleichzeitig von einer großen Anzahl von Beobach- 
tern unternommen werden, zu festen Ergebnissen führen kann. Die 
wichtigsten zu prüfenden Punkte dürften folgende sein: 


1. Die Hauptrichtung, aus der die atmosphärischen Störungen auf 
jeder Station herkommen, 5 

2. die Intensität der atmosphärischen Störungen, 

3. die Gleichzeitirkeit und die Intensitätsunterschiede der glei- 
chen atmosphärischen Störungen, die in verschiedenen Statio- 
nen beobachtet werden, 


4 die Einteilung der Störungen unter Berücksichtigung der vor- 


stehend aufgeführten charakteristischen Erscheinungen. 


Wir wollen wünschen, daß die ersten Arbeiten hierzu so bald 
wie möglich unternommen werden, zum größten Wohl der radio- 
telegraphischen Verkehrstechnik. Th urn. 


1478 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 50. 


14. Dezember 192%. 


Kurzschlußsichere Stromwandler. 
Von Oberingenieur C. Schrader, Halensee. 


Übersicht. In folgendem werden die zu Meß- und Relaiszwecken 
bestimmten kurzschlußsicheren Ein- und Mehrleiter-Stromwandler be- 
schrieben. Die Beschreibung umfaßt ihre geschichtliche Entstehung, 
ihre auf Verwendung eines geraden Leiters nebst Kondensatordurch- 
führung beruhende Konstruktion, ihr physikalisches Verhalten bei Über- 
strom, ferner ihre betriebs- und meßtechnischen Eigenschaften sowie 
ihre verschiedenen Ausführungsarten. Meßresultate, die unter Berück- 
sichtigung der neuen Meßwandlerklassifizierung durch mehrere Kurven- 
tafeln dargestellt sind, ergänzen den Inhalt. 


Die von den Siemens-Schuckertwerken G. m. b. H, seit mehr als 
zehn Jahren mit Erfolg hergestellte, von Rudolf Nagel an- 
gegebene Kondensatordurchführung!) für Hochspannung war der 
Ausgangspunkt zur Konstruktion von kurzschlußsicheren Strom- 
wandlern der Siemens & Halske A.-G., Wernerwerk. Anlaß, Ziel 
und Zweck, sowie die geschichtliche Entstehung und schließliche 
konstruktive Durchbildung dieser Wandler, die sich im Laufe der 
mehrjährigen Erfahrungen in der Praxis bewährt haben, ist 
Gegenstand nachstehender Ausführungen. 


A. Kurzschlußsichere Einleiterstromwandler. 


Der Ausbau von Großkraftwerken für Elektrizitätsversorgung 
nach dem Gesichtspunkt der größtmöglichen Kurzschlußsicherheit 
ist sowohl für einen geregelten Betrieb als auch für den Bestand 
der wichtigsten Anlageteile von allergrößter Bedeutung. Die 
hohen Leistungen solcher Werke haben im Falle eines Kurz- 


schlusses überaus hohe Überströme mit Spitzenwerten von mehre- 


Abb. 1. Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler für 200/5 A,50 kV. 


ren 100000 A zur Folge. Insbesondere ist die der Kraftquelle am 
nächsten gelegene Hauptschaltanlage bei benachbartem Kurzschluß 
gefährdet, weil hier die Kurzschlußströme wegen des geringen .da- 
zwischen liegenden Dämpfungswiderstandes ihren Höchstwert er- 
reichen. Solche hohen Kurzschlußströme bedingen neben ihrer 
hohen thermischen Wirkung, mit all den gefährlichen Folgeerschei-: 
nungen, gleichzeitig sehr hohe dynamoelektrische Kräfte, die die 
Stromleiter sowie die Apparatewicklungen mechanisch sehr hoch 
beanspruchen. Diese Kräfte können mitunter eine solche Höhe 
erreichen, daß gekrümmte Leiter geradegestreckt, enggeführte Hin- 
und Rückleitungen gewaltsam voneinander abgestoßen und unge- 
nügend gesicherte Stromschleifen zerrissen werden. 


Durch Kurzschlußströme ganz besonders gefährdet ist der zu 
Meß- und Relaiszwecken gebräuchliche Stromwandler. Ohne auf 
seine allbekannte Spulenbauart und seine vielen Abarten einzu- 
gehen, sei nur erwähnt, daß er solchen Kurzschlußbeanspruchungen 
in seiner gewöhnlichen Ausführung nicht standhält und so geeignet 
ist, örtlich weitere Kurzschlüsse selbst herbeizuführen, wie dies 
manche Betriebe zu ihrem Leidwesen erfahren mußten. 


Es ist daher durchaus angezeigt, daß in Schaltanlagen großer 
Kraftwerke sowohl für den Überstromschutz als auch zu Meß- 
zwecken nur solche Stromwandler verwendet werden, die volle 
Kurzschlußsicherheit gewährleisten. 


Die Eigenschaft der absoluten Kurzschlußsicherheit ist bei 
Stromwandlern aber nur dadurch erzielbar, daß die primäre Wick- 
lung nicht aus einer Spulenwicklung, sondern nur aus einem ein- 
zelnen geraden Leiter und einem darüber geschobenen Eisenkern 
mit symmetrisch verteilter Sekundärwicklung besteht. Der kon- 
zentrische Aufbau eines solchen Wandlers verhält sich vollständig 
indifferent zu den vom geraden Leiter radial ausgehenden Kräften. 
Der Wert der Kurzschlußsicherheit wurde zuerst an den Schienen- 
stromwandlern für Hochstrom zu einem Zeitpunkt erkannt, als 
größere Ein- und Mehrphasenanlagen mit sehr bedeutenden Leistun- 
gen errichtet wurden, wo Kurzschlüse auftraten, die von sehr 
ernsten Folgen begleitet waren. Anläßlich der Ausarbeitung der 
Projekte im Jahre 1912 für die großen Kraftwerke Melbourne und 
Buenos-Aires wurde daher, zwecks Erzielung größtmöglicher Be- 


ı) D. R. P. Nr. 177667. 


triebssicherheit, die Forderung gestellt, nur Schienen-Stromwand- 
ler zu verwenden, Diese Forderung gab den Anstoß zur Konstruk- 
tion des nachbeschriebenen kurzschlußsicheren StromWandlers. 
Der neuzuschaffende Stromwandler sollte außer Kurzschluß- 
sicherheit noch andere betriebs- und meßtechnische Eigenschaften 
aufweisen, die nach dem damaligen Stande der Technik recht 
schwierig zu erfüllen waren. So sollte der primäre Leiter für 20 kV 
Betriebsspannung unter Ausschluß von Isoliermasse und Öl bruch- 
sicher isoliert sein. Primäßrseitig standen für den die primäre 
Wicklung bildenden Leiter (Nennstrom 200 A) nur 200 Ampere- 
windungen gegen etwa 1000 AW bei gebräuchlichen Stromwandlern 
zur Verfügung. Sekundär sollte ein Relais von etwa 150 VA Eigen- 
verbrauch, außerdem ein Zähler sowie Meßgeräte unter Einhaltung 
einer für industıi- 
elle Zwecke aus- 
reichenden Über- 
setzungsgenauig- 
keit angeschlos- 
sen werden. 
Erfüllung der 
ersteren Forde- 
rung bot die Kon- 
densatordurchfüh- 
rung aus Repe- 
lit der SSW, da 
neben Trocken- 
isolation ihr sehr 


3 


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Abb.2. Vergleichsmessung. Einleiterstromwandler und 
Spulenstromwandler Mtr. 2. 200/5 A, Freq. = 50, 10 VA. 


geringer Außendurchmesser für einen ringförmigen Eisenkern mit 
kurzer magnetischer Kraftlinienlänge wegen der zur Verfügung 
stehenden geringen AW-Zahl sehr zustatten kam. Die weitere For- 
derung fand ihre Lösung, indem für die ungewöhnlich hohe Nenn- 
bürde?) für das Überstromrelais einerseits, für Zähler und Meß- 
geräte andererseits zwei getrennte Ringkerne mit gesonderten 
Wicklungen vorgesehen wurden. Das Charakteristische an diesem 
Einleiterstromwandler war hauptsächlich der zu Meßzwecken 
bestimmte axial sehr lang bemessene Ringkern, der die meßtech- 
nisch gestellten Forderungen im ersten Fall ermöglichte. 


Abb. 3. Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler Mtr. 171 
für kleinere Stromstärken. 


Abb. 1 zeigt die ursprüngliche Ausführung des kurzschlu£- 
sicheren Stromwandlers der S. & H. A. G. für 200 A Nennstrom und 
für eine Prüfspannung von 50 kV, Abb. 2 die Übersetzungs- und 
Fehlwinkelkurven dieses Wandlers im Vergleich zum normalen 
Spulenstromwandler Mtr. 2 (1000 AW). 


23) Siehe „Entwurf zu Regeln für die Bewertung und Prüfung von Mef- 
wandlern“, „ETZ“ 191, S. 209. 


14. Dezember 1922. 


Aufbau. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


Inzwischen wurde dieser Stromwandlertyp sowohl konstruktiv 


als auch meßtechnisch nicht unwesentlich vervollkommnet. 
Bauart 


veranschaulicht die einfache 


eines 


Abb. 3 


kurzschlußsicheren 


Stromwandlers Mtr. 171 von gestreckter Form mit langem Ring- 
kern, für geringe primäre Stromstärken (von 50 bis 500 A). 


REN 


Abb. 4 


1479 


bandage aufnehmenden Teil des Rohres sind ein oder zwei, die 
Niederspannungswicklung (3) tragende Ringkerne (4) aus ge- 
blättertem Eisen befestigt. Ein plombierbarer fester Mantel (5) 
deckt die Niederspannungswicklungen zum Schutze gegen äußere 
Beschädigungen ab. Zur Erzielung eines besseren Gleichgewichtes 
werden die langen Kerne (Abb. 1 bis 3) an zwei in der Schwerpunkts- 
zone beider Kerne gelegenen Be- 
festigungsbügeln (6) gelagert, die 
mit den Kernen sowie mit den seit- 
lich angebrachten gleichzeitig zum 
Halten des Repelitisolators dienen- 
den Schellen (7) ‘gemeinsam ver- 
bolzt sind. Auf der einen Schellen- 
hälfte sind die für den Zähler- 
anschluß vorgesehenen Niederspan- 
nungsanschlüsse (8) durch eine 
abnehmbare, plombierte Metallkappe 
(9) übe ‚rdeckt. Seitlich an gleicher 
Stalle ist an einem unlösbaren 
Eisenwinkel (10) das von außen 
nicht abnehmbare Systemschild (11) 
befestigt. Auf jeder Schellenhälfte 
ist eine Erdungsschraube (13) vor- 
gesehen. 


Für Abb. 5 und 6 gilt das Ge- 
sagte mit der Abänderung, daß an 
Stelle der Befestigungsbügel (6) 
eine als Schelle ausgebildete, seit- 
lich angeordnete Befestigungsplatte 
(14) angebracht ist, 


Abb. 4. Prinzipieller Aufbau des kurzschlußsicheren Einleiterstromwandlere nach Abb. 3. 


zeigt den Aufbau des Stromwandlers in prinzipieller Darstellung. 
Abb. 5 und 6 zeigen einen Stromwandler mit kurzem Ringkern für 


höhere primäre Stromstärken (2000 A). 


Abb. 5. Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler Mtr. 172 
für höhere Stromstärken. 


Abb. 6. Privzipieller Aufbau des kurzschlußsicheren Einleiterstromwandlers nach Abb. 5. 


Beiden Stromwandlerarten gemeinsam ist der stabförmige, die 
Hochspannung führende Kupferleiter (1) von beliebiger 
schnittsform, den ein nach dem Kondensatorprinzip hergestelltes 
Über dem mittleren, die Draht- 


Repelitrohr als Isolator (2) umgibt. 


Quer- 


Betriebs- und meßtechnische Eigenschaften. 


Neben seiner Haupteigenschaft, der absoluten Kurzschluß- 
sicherheit, weist der Einleiter-Stromwandler noch andere betriebs- 
technisch wertvolle Eigenschaften auf. So ist seine verhältnis- 
mäßig schmale, auf Verwendung von Repelitdurchführungen und 
axial langer Ringkerne beruhende Bauart insbesondere dazu ge- 


IAbb. 7. Kurzschlußsicherer Einleiterstremwandler Mtr. 171 für X00 A. 


eignet, ihn einerseits im Zuge der Leitungsführung zu verlegen und 
ihn andererseits gleichzeitig als rauchdichte Decken- oder Wand- 
durchführung unter Ersparnis nicht unwesentlicher Material- und 
Montagekosten bequem zu benutzen. Seine hochwertige, glimm- 
freie, bruchsichere und praktisch nicht brennbare Trockenisolation, 
die ausschließlich durch die nach dem Kondensatorprinzip, im Span- 
nungsgefälle gleichmäßig abgestufte Repelitdurchführung erzielt 
wird, gewährleistet auch beim Auftreten von hohen Beanspruchun- 
gen jeder Art vollkommen sicheren Betrieb. Bemerkenswert eind 
auch seine Anschlüsse, die durch starke Quetschung der primären 
Leiterenden von rundem Querschnitt her- 
gestellt sind, eine Maßnahme, durch welche 
wegen Fortfalls der gewöhnlich benutzten 
Kabelschuhe als Zwischenstücke jegliche 
zusätzliche Erhitzung vermieden wird. 
Abb. 7 zeigt die neuere Ausführung für 
2000 A mit flachgequetschten Anschlüssen. 
Des weiteren bietet die Verwendung 
gesonderter Ringkerne zu Meß- bzw. Re- 
laiszwecken wegen der unterschiedlichen 
Betriebsbedingungen die volle Gewähr 
für einwandfreies und voneinander unab- 
hängiges Funktionieren beider Teile, in- 
dem einerseits beim Meßkern durch die 
Wahl sehr geringer magnetischer Sätti- 
gung große Konstanz des Übersetzungs- 
verhältnisses über den ganzen Meßbereich 
und andererseits beim Relaiskern durch 
die Wahl hoher Sättigung bei großen Überströmen sehr bald die 
Sättigungsgrenze erreicht wird, was zur Folge hat, daß der Strem 
auf der Sekundärseite nicht mehr nennenswert anwachsen kann. 
Schädliche Überlastung der Wicklung sowie der Relaiskontakte ist 


1480 


dadurch ausgeschlossen. Auch die anderen Auslöseorgane des 
Überstromschutzes werden infolgedessen mit Sicherheit betätigt. 
Der Wandler wirkt hierbei wie ein elastisches, Stromstöße stark 
dämpfendes Zwischenglied zwischen dem primären Leiter und Re- 
lais. Dies wurde durch Versuche anläßlich der Prüfung des 60 000 


kV A-Generators der Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. an einem 
kurzschlußsicheren Einleiterstromwandler für 300/55 A (Abb. 8) 
bestätigt?). 


Abb. 8. Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler Mtr. 171 für 300 A, 
geprüft mit 114000 A Überstrom. 


Es ergab sich bei einem primären Kurzschlußstrom, dessen 
Spitzenwert der ersten Halbwelle 99 000 A betrug, auf der Sekundär- 
seite im Relaiskreis ein solcher von 168 A gegenüber dem aus der 
Übersetzung des Wandlers zu folgendem Sollwert von 1650 A. Bei 


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Abb. 9. Kurzschlußsicherer Einleiterstrromwandler Mtr. 171 c HII, 
Klasse E, 60075 A, f= 50. 


den weiteren Kurzschlußversuchen, wo über 114000 A erreicht 
wurden, bewährte sich der Wandler unter einwandfreier Betätigung 
des Relais bestens. Irgendwelche Störungen mechanischer oder 
thermischer Natur konnten weder an ihm noch an den von ihm be- 
triebenen Relais festgestellt werden. 


3 Vgl. „ETZ“ 1919, S. 628. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


14. Dezember 1922. 


Zur Erreichung so vorzüglicher Eigenschaften muß man aller- 
dings einige Unbequemlicheiten in der Herstellung des kurzschlul- 
sicheren Stromwandlers in Kauf nehmen. Je nach der Höhe des 
Nennstromes, der Betriebsspannung, dem Genauigkeitsgrad der 
Übersetzung, der Höhe der Nennbürde sowie der Frequenz ändern 
sich sowohl die radialen als auch die axialen Abmessungen des 
Wandlers in ziemlich weiten Grenzen. Die Erklärung hierfür er- 
hellt aus folgender Überlegung. ei 

Die wirksame primäre Amperewindungszahl des kurzschluß- 
sicheren Stromwandlers ist im Gegensatz zu gewöhnlichen Strom- 
wandlern nicht konstant, sondern ändert sich entsprechend dem je- 
weiligen Nennstrom, dem sie der Größe nach gleich ist. Dies hat 
zur Folge, daß zur Einhaltung konstanter Übersetzung bei gegebener 
Bürde der prozentuale Anteil der Leerlaufamperewindungen in be- 
zug auf den jeweiligen Nennstrom, unter Berücksichtigung eines 
konstanten Kraftflusses, ebenfalls konstant sein muß, Im Fall 
geringer Nennströme müssen demnach auch die Leerlaufampere- 
windungen sehr gering sein. Diese bedingen aber ihrerseits eine 
sehr geringe magnetische Sättigung oder gleichbedeutend einen 
sehr großen Eisenquerschnitt des Ringkernes, der bei feststehenden 
radialen Abmessungen daher axial sehr lang werden muß. Zu- 
sammenfassend ergibt sich, daß zur Erzielung derselben Über- 
setzungsgenauigkeit bei gleichbleibender Nennbürde die Ringkerne 
dieser Stromwandler für verschiedene Nennströme und Betriebs- 
spannungen verschieden große Abmessungen aufweisen müssen. 
Die axiale Länge der Ringkerne ist hierbei eine Funktion vorge- 
nannter Größen, und zwar nimmt die Länge mit abnehmender Nenn- 
stromstärke und wachsender Betriebsspannung zu. Da durch die 
praktische Ausführung die Abmessungen des Ringkernes radial 
nach innen und axial in der Länge begrenzt sind, dürfen die Nenn- 
ströme ein bestimmtes Mindestmaß, sofern der Stromwandler de 
Genauigkeitsvorschriften noch genügen soll, nicht. unterschreiten. 
Höhere Übersetzungsgenauigkeit, höhere Bürden, höhere Betriebs- 
spannungen und geringere Frequenz bedingen daher Heraufsetzung 


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Abb. 10. Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler Mtr. 171 c HI 
` Klasse F, 690,5 A, 7=50 


der unteren Nennstromgrenze. So liegt beispielsweise für Relais- 
oder Strommesseranschluß die untere Nennstromgrenze bei 50, für 
einzelne wattmetrische Meßgeräte bei 200, für gewöhnlichen Zähler- 
anschluß bei 300 und für beglaubigungsfähigen Zählerschluß bei 
500 A. Genaue Abgleichung des Übersetzungsverhältnisses, wie 
dies die Beglaubigungsbestimmungen vorschreiben, ist bei Einleiter- 
Stromwandlern für Nennströme unter 1000 A durch die übliche Ver- 


a Google 


14. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


1481 


ringerung der sekundären Windungszahl um eine oder mehrere Win- 
dungseinheiten nicht ohne weiteres erreichbar, weil die Sollwert- 
grenzen des Übersetzungsverhältnisses wegen des prozentisch 
hohen Betrages einer Windung entweder unter- oder überschritten 
werden. Um die Abgleichung des Übersetzungsverhältnisses den- 
noch mit dem gewünschten Genauigkeitsgrad herbeiführen zu kön- 
nen, wird ein geschütztes Verfahren verwendet, darauf beruhend, 
daß die letzte Sekundärwindung nur einen Teil des Gesamtkraft- 
flusses umfaßt. Zu dem Zweck wird der an der richtigen Über- 
setzung prozentisch fehlende Teil an der Kernlänge als 100 ge- 
rechnet, abgeteilt, und das Drahtende der letzten Windung durch 
eine Öffnung (12) quer zur Kernschichtung hindurchgeführt, wie 
dies aus Abb. 4 ersichtlich ist. 


Ausführung. 


- Die Ausführung der kurzschlußsicheren Stromwandler erfolgt 
normal sowohl mit einem als auch mit zwei Ringkernen. Der 
axial längere Kern ist, wie gesagt, zu Meßzwecken, der kürzere 
dagegen zu Relaiszwecken bestimmt. 


Als Nennströme gelten normal primär: 50, 70, 100, 150, 200, 
300, EN. 500, 600, 800, 1000, 1500, 2000 und 3000 A, sekundär 
stets T 
Als Prüfspannungen, die nach den Normalien des VDE abge- 
stuft sind, gelten entsprechend den Serien II bis IX unter Berück- 
sichtigung eines geringen. Spannungsaufschlages: 20, 30, 66, 88, 
110, 144, 176, 220 und 300 kV. 

Die Isolation der sekundären Wicklung gegen den Körper ist 
für eine Prüfspannung von 2000 V bemessen. Die primären Kupfer- 
leiter von rohrförmigem Querschnitt sind aus Rücksicht auf hohe 
Stromüberlastung reichlich gewählt. Die spezifische Querschnitts- 
belastung der Leiter erreicht nur in einem Fall bei 400 A den maxi- 
malen Wert von 1,57 A/mm?, während für alle anderen Stromstärken 
die Belastung weit darunter liegt. Die Ausführung für 200 A ist 
einheitlich für alle darunter liegenden Nennströme, wodurch die 
Gewähr gegeben ist, daß im Fall sehr hoher Überströme eher die 
Zuleitung als der primäre Leiter des Wandlers abschmilzt, 


Die Erdung des äußersten metallischen Belags der Kondensator- 
durchführung ist wegen richtiger Potentialverteilung unbedingt 
erforderlich. Sie wird durch die auf der Durchführung angebrach- 
ten Drahtbandage herbeigeführt, indem diese einerseits mit dem 
äußersten Belag der Durchführung und andererseits mit der erd- 
baren Befestirungsplatte im Kontakt steht. Der Erdungsanschluß 
der sekundären Wicklung ist samt den sekundären Anschlüssen 
plombierbar ausgeführt. Die primären Anschlüsse der Stromwand- 
ler für sehr hohe Betriebsspannungen erhalten Zentralklemmen, 
solche für Betriebsspannungen von 110 kV aufwärts außerdem 
Schutz gegen Strahlung. 

Die kurzschlußsicheren Einleiterstromwandler werden bezüg- 
lich ihrer Übersetzungsgenauigkeit nach den aufgestellten Regeln” 
in E-, F- und G-Klassen eingeteilt. Die der E-Klasse zugeordneten 
sind beglaubigungsfähig. Sie haben die höchste Übersetzungsge- 
nauigkeit bei geringstem Fehlwinkel; sie eignen sich daher für sehr 
` genaue Zähler- und Kontrollmessungen. Ihre Beglaubigung ist von 

der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in der „ETZ“, Heft 9, 
vom 2. III. d. J. veröffentlicht worden. 


' Die der F-Klasse zugeordneten Stromwandler haben wi ge- 
ringere Genauigkeit; sie eignen sich zum gewöhnlichen Zähler- 
anschluß sowie zum Anschluß aller wattmetrischen Schalttafel- 
meßgeräte und Strommesser. 

Die der G-Klasse zugeordneten Meßwandler eignen sich haupt- 
sächlich zum Anschluß von Relais und Strommessern, wo die Phasen- 
Renung zwischen primärem und sekundärem Strom keine Rolle 
spielt, 

Eine weitere Einteilung dieser Stromwandler erfolgt nach den 
sekundär zulässigen Nennbürden 0,3, 0,6, 1,2, 1,8 und 2,4 Q, ent- 
sprechend Leistungen von 7,5, 15, 30, 45 und 60 VA. Die Relais- 
kerne werden für Nennströme über 75 A normal für eine Nennbürde 
von 1,2 Q (30 VA) bemessen. Sie können jedoch bei höheren Nenn- 
strömen auch für wesentlich höhere Nennbürden ausgeführt werden; 
für den geringsten Nennstrom von 50 A ist deren zulässige Nenn- 
bürde sehr begrenzt, im ungzünstigsten Fall 03 Q (75 VA). 


Abb. 9 bis 12 geben die an verschiedenen kurzschlußsicheren 
Stromwandlern nach der Methode von Prof. Schering ermittel- 
ten Stromfehler und Fehlwinkel, Die gestrichelten Linienzüge im 
Diagramm begrenzen die vorschriftsmäßig zulässigen Abweichun- 
gen für die einzelnen Meßbereiche der verschiedenen Klassen. 
Abb, -9 zeigt den kurzschlußsicheren Einleiterstromwandler 
Mtr. 171c III der Klasse E für 600/5 A, 0,6 Q Bürde; Abb. 10 den- 
selben Stromwandler, jedoch für Klasse F benutzt. Die Stromfehler 
und Fehlwinkel sind hierbei als Funktion der Nennbürden von 
0 bis 1,8 Q, getrennt nach !/ı, !/2, t/s und t/ıo des Meßbereiches auf- 
getragen; Abb. 11 desgleichen Mtr. 171 c III der Klasse F für 300/5 A 
und Nennbürden von 0,3 und 0,6 Q; Abb. 12 desgleichen der Klasse G 
für Relaisanschluß bestimmt. Zur Veranschaulichung des sekun- 


dären Stromabfalles ist das Verhältnis von . . U als Funktion des 
1 


aa $ En a nn Regeln für die Bewertung und Prüfung von Meß- 


primären n-fachen Überstromes aufgetragen, wo U den Sollwert 
der Übersetzung bedeutet. 


Einbau. 


Der Einbau, des kurzschlußsicheren Einleiterstromwandlers 
geschieht, um seitliche Zugbeanspruchungen zu vermeiden, zweck- 
mäßig im Zug der Leitungsführung. 


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Abb. 11. 


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Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler Mtr. 171 c III, 
Klasse F, 300/5 A. 


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Abb. 12. Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler Mtr. 171c V, 
für Relaisanschluß, 50/5 A. 


Die Befestigungsschienen sind so anzuordnen, daß keine 
zwischen Hin- und Rückleitung, also in eine Stromschleife, zu liegen 
kommt, anderenfalls diese Eisenschiene bei Wechselströmen von 
etwa 300 A aufwärts sich stark erhitzt. Erreichbar ist dieses, in- 
dem die Hin- und Rückleitung oder alle drei Leitungen bei Drei- 
phasenstrom von den Befestigungsschienen umrahmt werden. 


abe Google 


1482 


Zum Einbau des Wandlers nach Abb. 3 und 4 sind Bolzen und 
Abstandsmuffen aus Messing erforderlich, um eine Meßfehler ver- 
ursachende, magnetische Überbrückung zu vermeiden. 


B. Kurzschlußsichere Mehrleiterstromwandler. 


Für geringere Ströme als 300 A ist der Einleiterstromwandler 
zu wattmetrischen Messungen nicht genau genug. Deshalb wurde 
nach dem Vorgange des DRP Nr. 229 920 im Jahre 1909 eine Wick- 
lung aus mehreren Windungen in Schleifenform durch zwei parallel 
angeordnete Durchführungen gezogen. Man erreichte dadurch die 
Möglichkeit, die primäre AW-Zahl und mit ihr die Übersetzungs- 
genauigkeit beliebig hoch zu wählen. Auch war man dadurch in 
der Lage, eine bessere Überdeckung des Meßbereiches vom Ein- 
leiterstromwandler herbeizuführen, Die Mehrleiterstromwandler 


werden für die E- und F-Klassen für primäre Nennströme von 
10 bis 800 A und Serien II bis IX ausgeführt. 


Abb. 13.. Kurzschlußsicherer Mehrleiterstromwandler, 10 bis 8992A, bis2150”kV.*® 


Wie aus Abb. 13 und aus dem Prinzipbild Abb. 14 ersichtlich, 
geben die hälftlich geteilte Befestigungsplatte e sowie zwei guß- 
eiserne Schellen, die am anderen Ende der Drahtbandage der Re- 
pelitdurchführungen b aufgeklemmt sind, dem ganzen Wandler 
samt den auf der einen Durchführung angebrachten Ringkernen 
Cı Cz mit ihren Windungen d, d; festen Halt. Die Wicklungsköpfe 
der Wicklung a sowie des zusätzlichen Leiters m sind metallisch 
verschalt. Aus ihnen ragen die primären Anschlüsse oben L,, La 
und unten La, Ls heraus, deren Schaltung so getroffen werden kann, 
daß der Anschluß sowohl oben oder unten als auch oben und 
unten erfolgen kann. An gleicher Stelle befindet sich die Schutz- 
Funkenstrecke, die zur Überleitung von Wanderwellen dient. Sie 
ist für beliebigen Anschluß des Wandlers umiegbar eingerichtet, da- 
mit die Wicklung stets geschützt bleibt. 


(IB IDG BGG BB BED EG CB GB BB BGG DE GB BG EGO BGB BI BED GD BGG BB GG GCI GB BOB BE IST GB BB BB BD BB 


III CT II GCT SI IT TI GB GBI CGGGIEI IDG BG IE I GIG IB SEIT II ISSIBG BGB BEB BB I GIB TREE a 
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a 
IS GB ABGB AGAHR GIS CEDB GB BG CB BGG BB GO BG BB BGB BB BB GB G BI GIG GH TOGOG O BB BGG IE BG BB BGB BB BAD: L 


Abb. 14. Prinzipieller Aufbau d«s Mehrleiteretromwandlers nach Abb. 13. 


In Abb. 15 sind die Ergebnisse einer Messung veranschaulicht, 
die an einem kurzschlußsicheren Mehrleiter-Stromwandler Mtr. 326 
VI der Klasse E für 600/5 A bei einer Nennbürde von 1,2 Q ausge- 
führt wurde. 

Die Berechtigung, auch diese Mehrleiter-Stromwandler als kurz- 
schlußsicher zu bezeichnen, leitet sich aus folgender Berechnung 


her. Die in einer Stromschleife wirksame Kraft ist: 
_2.%2.1.10-7 
2 a.981 kg. 


Es bedeutet hierbei: 


i maximal mögliche AW-Zahl, 
l Länge der parallelen Leiterbündel in cm, 
a achsialer Abstand der Leiterbündel in cm. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


14. Dezember 1922, 


-a 


Es sei z. B. ein Mehrleiter-Stromwandler für 300/5 A der Serie 
VIa in einer Anlage für 100 000 kVA Leistung und 60 kV Betriebs- 
spannung eingebaut. Seine primäre Wickelung hat 3 Windungen. 


Zunächst ergibt sich der maximale Nennstrom 


100000. V2 


Sy oa 


sowie unter Berücksichtigung des zwischenliegenden Leistungs» 
transformators der Spitzenwert der ersten Halbwelle des Stoß-Kurz- 


schlußstromes 
1360.12 — 16 300 A 
und schließlich die maximal auftretende AW-Zahl im Leiterbündel 
— 16 300 -3 — 48 900 A. 


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Abb. 15. Kurzschlußsicherer Mehrleiterstromwandler Mtr. 326, Klasse E, 
150/5 A, f = 50. 


Ferner ist den konstruktiven Abmessungen des Wandlers ent- 


sprechend 
l — 160 cm 
a = 30cm 
gesetzt. 
Diese Werte in obige, bekannte Formel eingesetzt, ergeben die 


a 2.488.10°.16.102.10-7 
~ 99,981 — = 261 kg. 


Solchem Druck halten aber die starken gußeisernen Befestigungs- 
schellen mit ihren Verbolzungen, in Richtung der Schleifebene, 
ohne weiteres stand. 

Auch mehrjährige durchweg gute Erfahrungen in der Praxis 
geben die Berechtigung, diese Mehrleiter-Stromwandler als kurz- 
schlußsicher gelten zu lassen. 


P= 


14, Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 50. 


1483 


Die Ausnutzung der Wasserkräfte des Rheins oberhalb Straßburg. 


Von Oberbaurat Dr.-Ing. Kupferschmid, Karlsruhe. 


Übersicht. Der Oberrhein bis zum Bodensee im Versailler Ver- 
trag. Stellung der Schweiz im und zum Vertrag. Ausnutzung der 
Kheinwasserkräfte zwischen Straßburg und Basel und Haltung Deutsch- 
lands in der Zentralkommission für die Rheinschiffahrt. Forderungen 
der badischen Regierung hinsichtlich des Ausbaues der Rheinkräfte 
oberhalb Basel. Aussichtslosigkeit dieser Forderungen. 


Nach Artikel 358, Abs. 1 und 2, des Versailler Vertrags kann 
Frankreich zwischen der schweizerisch-französischen Grenze 
bei Basel und der deutsch-französischen Grenze bei Lauterburg 
nicht nur die gesamten Wasserkräfte des Rheins für sich bean- 
spruchen, wenn es für die Hälfte derselben eine Geldentschädigung 
an Deutschland bezahlt, die unter Berücksichtigung der Kosten der 
für die Kraftgewinnung notwendigen Arbeiten bestimmt wird, son- 
dern auch für beliebige Zwecke — Schiffahrt, Kraftgewinnung, 
Wiesenwässerung, Speisung des Rhein-Rhone-Kanals u. a. — aus 
dem Rhein Wasser entnehmen und seitlich ableiten, sofern nur 
hierdurch im Rhein oder in den an seine Stelle tretenden Äbleitun- 
gen — Seitenkanälen — die Schiffbarkeit nicht beeinträchtigt oder 
die Schiffahrt nicht erschwert wird. 

Weiter ist in Abs. 2, Ziff. 2, des Artikels 358 festgesetzt, daß die 
Schweiz berechtigt sein soll, in gleicher Weise und unter den 
gleichen Bedingungen die gesamten Rheinwasserkräfte oberhalb 
Basel bis zum Bodensee für sich zu beanspruchen, sofern die Zen- 
tralkommission für die Rheinschiffahrt einem dahingehenden, von 
der Schweiz gestellten Antrag ihre Zustimmung gibt. 

Im Zusammenhang mit der letzteren Festsetzung endlich be- 
stimmt Artikel 362, Ziff. 2, daß Deutschland sich von vornherein 
zu verpflichten habe, keinen Widerspruch gegen irgendwelche Vor- 
schläge der Zentralkommission für die Kheinschiffahrt zu erheben, 
die die Ausdehnung ihrer Zuständigkeit oberhalb Basel bis in den 
Bodensee bezwecken, vorbehaltlich der Zustimmung der Schweiz. 


Hiernach könnte es scheinen, als ob Deutschland infolge des 
Vertrags die gesamten Rheinwasserkräfte zwischen Straßburg und 
dem Bodensee als für sich verloren anzusehen habe, Bei näherem 
Zusehen zeigt sich indes, daß eine solche pessimistische Auffassung 
nicht berechtigt ist. 

Was zunächst die Stromstrecke oberhalb Basel betrifft, 
so darf aus der durchaus korrekten Haltung, welche die amtliche 
Schweiz während des Krieges Deutschland gegenüber eingenommen 
hat, wohl geschlossen werden, daß die die Rheinwasserkräfte be- 
treffende Bestimmung in den Vertrag nicht auf ihre Veranlassung 
oder mit ihrem Zutun aufgenommen worden ist. Auch der Gedanke, 
daß die Schweiz etwa beabsichtigen könnte, für die ihr aus der 
Wahrung der Neutralität erwachsenen Opfer sich aus dem deutschen 
Anteil an den Rheinwasserkräften echadlos zu halten, würde zu 
dieser Haltung der Schweiz nicht stimmen und wird in deren führen- 
den Kreisen als „unanständig” zurückgewiesen. Im Hinblick end- 
lich auf das Größenverhältnis der beiden Länder, ihre wirtschaft- 
liche Abhängigkeit voneinander und die immer weiter sich aus- 
breitende Erkenntnis, daß der Versailler Vertrag nicht die endgül- 
tige Abrechnung des Weltkrieges darstellen kann, wäre es auch 
nicht klug gehandelt, wenn die Schweiz die augenblickliche wehr- 
lose Lage Deutschlands zur Mitwirkung bei seiner Ausplünderung 
benutzen wollte. Hierzu hätte sie um so weniger Anlaß, als die 
Rheinwerke vorwiegend Sommerenergie liefern, mit der sie selbst 
bereits übersättigt ist, ein nennenswerter wirtschaftlicher Gewinn 
aus der Wegnahme der Rheinwasserkräfte für sie somit nicht zu 
erwarten wäre. So wohlmeinend also in bezug auf die Schweiz die 
Entente bei der Abfassung der Artikel 358 und 362 auch gewesen 
sein mag, so wird es doch zu einem auf die Wegnahbme der Rhein- 
wasserkräfte abhebenden Antrag der Schweiz nicht kommen. 


Aber auch unterhalb Basel war die durch den Vertrag 
entstandene Lage von vornherein nicht ganz aussichtslos. Durch 
eingehende Untersuchungen ist der Nachweis erbracht, daß bei 
einer Kanalisierung des Stromes selbst etwa 800 Mill. kWh mehr als 
im französischen Kanal, dessen Jahresleistung zu 3,74 Milliarden 
kWh berechnet ist, gewonnen werden können. Bei diesem großen 
Unterschied hätte es sich unter allen Umständen, selbst in dem Fall, 
daß nur die im Vertrag vorgesehene Geldentschädigung in Frage 
kam, verlohnt, in der Zentralkommission für die Rheinschiffahrt 
für die Stromkanalisierung einzutreten und zu versuchen, ob das 
Mehr an Kraftausbeute sich nicht für Deutschland retten ließe, um 
so mehr, als auch die im kanalisierten Strom liegende Wasserstraße 
einer solchen im französischen Kanal in jeder Hinsicht vorzuziehen 
wäre. Nach dem, was bisher bekannt geworden ist, sind aber 
Schritte nach dieser Richtung deutscherseits nicht geschehen, und 
nunmehr hat Frankreich das der obersten Gefällstufe (Kembs) ent- 
sprechende Kanalstück glücklich unter Dach gebracht. Die Fort- 
führung des Kanals bis Straßburg ist nur noch eine Frage der Zeit 
und der Geldbeschaffung, und sie wird sicher kommen, es sei denn, 
daß bei einer Revision des Vertrages von Versailles der Artikel 358 
herausfällt, was aber wenig wahrscheinlich ıst, oder bei der Aus- 
führung des Kembser Kanalstücks die dem Projekt überhaupt an- 
haftenden Unzulänglichkeiten und Absurditäten so kraß in die Er- 


scheinung treten, daß Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Weiter- 
führung entstehen müssen. Aber auch im letzteren Fall sind große 
Hoffnungen nicht berechtigt, da ja die an Deutschland zu zahlende 
Entschädigung von der Höhe der Baukosten abhängt, die über das 
Vernünftige hinausgehenden Baukosten also Deutschland aufge- 
bürdet werden können, 

Merkwürdigerweise hat sich Deutschland in der Zentralkom- 
mission für die Rheinschiffahrt auch noch dazu verstanden, der 
von der Schweiz an Stelle des linksrheinischen Kanals erstrebten 
Regulierung der Strecke Straßburg—Basel nach der zwischen Son- 
dernheim und Straßburg angewandten Girardon’schen Methode zu- 
zustimmen, wiewohl eine solche Regulierung mit der Kraftgewin- 
nung unvereinbar ist, also dem Vertrag nicht entspricht, und daher 
lediglich als ein Provisorium gelten kann, das mit der Weiterfüh- 
rung des Kanals außer Funktion treten muß, und wiewohl diese 
Methode unter den hier vorliegenden Stromverhältnissen keine Ge- 
währ dafür bietet, daß eine leistungsfähige Großwasserstraße er- 
halten und die Stromverhältnisse nicht zum Schaden der Anlieger 
verändert werden. Welches die Beweggründe für diese Haltung der 
deutschen Regierung waren, entzieht sich der Öffentlichkeit; sie 
dürften aber wohl in der Befürchtung einer Anwendung des Ar- 
tikels 358, Abs. 2, Ziffer 2, durch die Schweiz zu suchen sein. 


Bei dieser Sachlage sollte man nun meinen, daß Baden — das 
Reich hat auf die ihm nach der Verfassung zustehenden Ansprüche 
an die RheinwasserkräftezwischenBaselunddemBoden- 
see verzichtet — den Ausbau dieser Kräfte mit allen nur denk- 
baren Mitteln betreiben werde. War doch schon während des Krieges 
und noch mehr nach Beendigung desselben die Kohlen- und Strom- 
not bis ins Unerträgliche gestiegen, und handelt es sich doch in 
dieser Stromstrecke, abgesehen von den bereits bestehenden und den 
auf die Schweiz allein eutfallenden Werken um insgesamt 376 000 
mittlere Jahres-PS, von denen auf Baden etwa dıe Hälfte mit 
jährlich rund 1 Milliarde kWh entfällt, die sich auf 7 Werke ver- 
teilt. Da war es aber zunächst der auf sozialdemokratische Ziele - 
gerichtete Sozialisierungsgedanke, der einer raschen Lösung der 
Aufgabe im Wege stand. Die auf seiner Grundlage gemachten Ver- 
suche mußten scheitern, weil der Staat glaubte, wenig geben, da- 
gegen alles verlangen, d. h. das Kapital ohne irgendwelche Gegen- 
gabe ausnutzen zu dürfen. Im weiteren Verlauf der staatlichen Be- 
mühungen um das Zustandekommen der Werke gewann es zwar 
den Anschein, als ob dieser Sozialisierungsgedanke fallen gelassen 
sei und auf einer anderen Grundlage verhandelt werde, und von 
Zeit zu Zeit konnte man in Auslassungen des amtlichen badischen 
Pressebureaus von Konferenzen lesen, auf denen volle Überein- 
stimmung mit der Schweiz und den Beteiligten, d. h. den Kon- 
zessionsbewerbern, sich ergeben habe, so daß der Ausführung der 


zur Konzessionierung eingereichten Projekte — es sollen dies 
Birsfelden, Rheinfelden (Umbau), Niederschwör- 
stadt, Dogern und Reckingen sein — nichts mehr im 


Wege stehe. Jetzt hört man aber von anderer Seite, daß die Badische 
Regierung neben einem alljährlich zu entrichtenden Entgelt für die 
ausgebaute Roh-PS eine Beteiligung des Staates mit 26 % an der 
Finanzierung, die Übernahme der Schiffbarmachungskosten — 
Schleusen und Werkkanäle und vermutlich auch die Austiefungen 
an den oberen Enden der Haltungen — auf die Kraftwerke und die 
Überlassung der Kraftausbeute ganz oder zum Teil, je nach Bedarf, 
an die staatliche Landeselektrizitätsversorgung verlange. 


Diese Forderungen gehen erheblich über das hinaus, was vor 
dem Krieg, also unter Verhältnissen von den Konzessionsbewer- 
bern für die Rheinkraftwerke verlangt wurde, die für die Finan- 
zierung weit günstiger lagen als heute. Abgesehen aber davon, 
daß sie in einer Zeit gestellt werden, in welcher der Kredit und die 
eigene Leistungsfähigkeit des Staates im Wirtschaftsleben nahezu 
auf Null gesunken sind und die Erhaltung und Weiterentwicklung 
des Vorhandenen ausschließlich von der Bereitwilligkeit des Ka- 
pitals abhängt, sich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, so 
sind sie auch deshalb befremdlich, weil sie sich teilweise wider- 
sprechen und die zu erwartende Belastung der Werke nicht klar 
erkennen lassen, jedenfalls aber die Finanzierung der Werke und 
ihre gesunde Weiterentwicklung erschweren, wenn nicht unmög- 
lich machen müssen. 

So liegt ein Widerspruch darin, wenn einerseits ein Entgelt 
und die Übernahme der Schiffbarmachungskosten auf die Werke 
verlangt werden, die doch eine Erhöhung des Strompreises zur 
Folge haben müssen, während anderseits der erzeugte Strom ganz 
oder z. T. für die staatliche Landeselcktrizitätsversorgung be- 
ansprucht wird, die auf billigen Strom abheben muß. 


Jeder Berechnung entzieht sich die finanzielle Wirkung der Be- 
lastung der Werke mit den Kosten der Schiffbarmachung. Wann es 
zu dieser kommen wird, weiß heute niemand; mindestens werden 
aber einixe Jahrzehnte darüber vergehen. Ein Urteil über die Ver- 
hältnisse auf dem Arbeits- und Materialmarkt und damit über die 
Höhe der Baukosten nach dieser Zeit ist also heute unmöglich, wozu 
noch die weitere Unklarheit darüber kommt, wie sich die Kosten der 
Schiffbarmachung auf die an ihr beteiligten Länder, also Baden, 


1484 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 14. Dezember 1922. 


die Schweiz, Württemberg, Bayern und Österreich, verteilen wer- 


den. Wenn überhaupt, so könnte doch höchstens eine Belastung - 


der Kraftwerke mit den auf Baden und die Schweiz entfallenden 
Kostenanteilen in Betracht kommen. 

Nicht übersehbar sind auch die Wirkungen, welche die Forde- 
rung der staatlichen Landeselektrizitätsversorgung in der Fassung, 
in der sie gestellt ist, auslösen müßte. Daß diese Forderung eich 
innerhalb erträglicher Grenzen halten wird, ist nicht wahrschein- 
lich, da bereits ein erheblicher Teil des Strombedarfs Dampfwerken 
entnommen wird, der als Ersatz dafür in Aussicht genommene Aus- 
bau größerer Wasserkraftwerke im Schwarzwald — Ausbau des 
Murgwerks, Schluchseewerk — aber infolge der Geldentwertung 
zurückgestellt oder doch auf einen geringeren Umfang beschränkt 
werden muß. Wären aber größere Strommengen abzugeben, so 
wären die Werke fraglos nicht mehr frei in der Verfügung über 
die erzeugte Energie, und dies müßte sich namentlich bei der Ge- 
winnung industrieller Großbetriebe als Abnehmer, ohne die eine 
Rentabilität nicht zu erhoffen ist, in lästiger Weise fühlbar machen. 

Einer Beteiligung des Staates mit einem Prozentsatz des An- 
lagekapitals stehen zwar grundsätzliche Bedenken nicht entgegen, 
wiewohl es im Hinblick auf die Gefahr, daß eines Tages die En- 
tente ihre Hand auf den staatlichen Anteil an den Werken legen 
könnte, wohl beser wäre, wenn nicht der Staat, sondern die Kreise, 
Gemeinden und die industriellen und landwirtschaftlichen Ver- 
bände als Teilhaber eintreten würden. Daß sie aber gerade auf 


26 % festgesetzt ist, läßt vermuten, daß die Regierung mit der 
Schweiz zu einer Verständigung dahin zu kommen hofft, daß auch 
diese die gleiche Beteiligung fordert, wodurch der staatliche An- 
teil auf 2 X 26 = 52 %, also auf die Aktienmehıheit käme. Bei 
der gleichartigen Neigung der politischen Majorität in Baden und 
in dem hauptsächlich in Betracht kommenden schweizerischen 
Kanton — dem Aargau — wäre der Weg zu der durch alle bis- 
en Erfahrungen in Mißkredit geratenen Sozialisierung ge- 
ebnet. 

Daß das Kapital unter solchen Bedingungen zu dem Ausbau 
der Kraftwerke sich verstehen könnte, darf nicht erwartet werden. 
Beharrt also die Regierung weiter auf ihren Forderungen, so wird 
der Ausbau aller Voraussicht nach unterbleiben. Es wäre sehr zu 
bedauern, wenn es zu einer so schweren Schädigung des Landes 
lediglich durch ein starres Festhalten an Theorien und Maximen 
kommen sollte, das heute um so weniger am Platz ist, als Handeln 
dringend nottut, solches aber auf einem anderen \Vege als mit Hilfe 
des Kapitals nicht möglich ist. So wie die Verhältnisse liegen, 
dürfte die Regierung ihrer Pflicht gegen das Land genügen, wenn 
sie sich eine Überwachung des Betriebes sichert und verhindert, 
daß die Ausnutzung der Naturkräfte des Rheins unter UÜbervor- 
teilung der Energieabnehmer erfolgt. Beides läßt sich aber ohne 
drückende Vorschriften erreichen, da die Finanzgebarung der 
Kraftwerke klarer zutage liegt als diejenige irgendeiner anderen 
Industrieart. 


Verbraucherstrom und Leitungsstrom in der Berechnung 
von Wechselstromanlagen!). 


In seiner Doktorschrift macht es sich Karl Möhrle zur Auf- 
gabe, hauptsächlich die Bedeutung des Verbraucherstromes und des 
Leitungsstromes in der Berechnung von Wechselstromleitungen 
gegeneinander abzuwägen, Unter Verbraucherströmen mögen die 
in den Verbrauchern und unter Leitungsströmen die in den Leitun- 
gen gemessenen Stromstärken verstanden werden. Beide Größen 
sind entsprechend der Schaltung der Verbraucher im Leitungs- 
systeme voneinander abhängig. Anregung zu der Untersuchung ga- 
ben die Arbeiten Teichmüllers über die Grundgrößen der 
Leitungsberechnung?). In ihnen wird durch eigenartige Aufrollung 
des Problems der Leitungsberechnung,. welche ausgeht von dem 
Einfluß der Verbraucher auf die Spannung an ihren Klemmen, den 
Verbraucherströmen allein ausschlaggebende Bedeutung zugemes- 
sen. Im Gegensatz hierzu war es bisher allgemein üblich, der Lei- 
tungsberechnung die Leitungsströme zugrunde zu legen. Es lag 
nun nahe, parallel zu den von Teichmüller auf Grund der Verbrau- 
cherströme durchgeführten Untersuchungen und Ableitungen solche 
von den Leitungsströmen ausgehend anzustellen. Bei Ausführung 
dieser Aufgabe wurde einerseits in den von Teichmüller zur Auf- 
stellung seiner Formeln gemachten Ableitungen zur deutlichen Her- 
vorhebung des Unterschiedes noch straffer auf die Verbraucher- 
ströme bezogen, andererseits entsprechende Ausdrücke unter allei- 
niger Zugrundelegung der Leitungsströme als deren Funktionen ab- 
geleitet. Die Untersuchungen erstrecken sich über die Berechnung 
von Einphasenwechselstrom-Zweileiter-, Einphasenwechselstrom- 
Dreileiter-, Drehstromdreieck- und Drehstromstern-Leitungen. Voll- 
ständig unabhängig voneinander abgeleitet führen sie zu dem ent- 
sprechend gleichen Ergebnis. Es kann mithin bei der Leitungsbe- 
rechnung eine Verbraucherstrommethode und eine Leitungsstrom- 
methode unterschieden werden. Hierbei werden die Widerstände 
und die Induktivitäten, diemit dem Verbraucherstrom zusammen die 
gesuchte Formelgröße ergeben, Verbrauchergrößen genannt und ent- 
sprechend diejenigen, die auf den Leitungsstrom bezogen sind, Lei- 
tungsgrößen. 

Ein Vergleichen der beiden Methoden, bzw. der Ableitungen, 
durch welche man zu ihnen gelangt, führt zu folgender Beurteilung: 
In allen den Leitungssystemen, in denen die Leitungsströme gleich 
den Verbraucherströmen sind, ergeben sich nach beiden Methoden 
selbstverständlich vollständig gleiche Beziehungen für die Span- 
nungsabfälle an den Klemmen der Verbraucher, nur daß im einen 
Falle der Leitungsstrom, im anderen der Verbraucherstrom vor- 
kommt. Das ist der Fall bei der Einphasenwechselstrom-Zweileiter- 
leitung, der Einphasenwechselstrom-Dreileiterleitung und bei der 
Drehstromsternleitung. In diesen Fällen soll durch die getrennte 
Ableitung natürlich nur die methodische Verschiedenheit gezeigt 
werden. Die Ableitungen der Leitungsstrommethode sind durch- 
weg umständlicher als die der Verbraucherstrommethode, so daß ver- 
nünftigerweise die einfachere Verbraucherstrommethode vorzu- 
ziehen ist, solange es auf die Untersuchung der Spannung an den 
Klemmen der Verbraucher ankommt. Sollen indessen die Anteile 


1) Dr.-Diss. von Dipl.-Ing. Karl Möhrle, Karlsruhe. 

2) Vier (irundgrößen der Leitungsberechnung. „ETZ* 1916, S. 397 u. 411. 
Die Spannungsschwankungen im BEinphasen- Wechseistrom-Dreileiternetz. „ETZ“ 
1917. 8.533, 544 u. 555. Die vierGrund«rößen der Leitungsberechnung für Drehstrom- 
leitungen bei Dreieckschaltung der Verbraucher. „ETZ 191%, S. 45,00 u.69. Die vier 
Grundsrößen der Leitungsberechnung für Drehstromleitungen boi Sternschaltung 
der Verbraucher. „ETZ 1919, 8. 580 u, 630. (Die 5. und 6. Arbeit desselben Ver- 
fussers. die die vorangehenden vier abschlieben. waren zur Zeit der Abfassung 
der vorliegenden Dissertation noch nicht erschienen. Die 6 Aufsätze sind, in 
einem Bund zusammengefaßt, im Selbstverlag des Verfassers erschienen.) 


bestimmt werden, die die einzelnen Leiter einer unsymmetrisch an- 
geordneten Mehrleiter-Leitung am gesamten Spannungsabfall bis 
zu den Klemmen der Verbraucher haben, so kann dies in einfacher 
Weise nur mit Hilfe der Leitungsstrommethode geschehen. Hierin 
liegt die Bedeutung der Leitungsstrommethode. Ebenso wie sich 
Vektordiagramme konstruieren lassen für den Spannungsabfall an 
den Klemmen eines Verbrauchers unter der Annahme veränderlicher 
Verbraucherströme, können auch solche unter der Annahme ver- 
änderlicher Leitungsströme entsprechend gebildet werden. Für die 
einzelnen Leiter lassen sich indessen keine Ortsflächen für die Vek- 
torendpunkte des in ihnen auftretenden Spannungsabfalles von der 
allgemeinen Bedeutung aufzeichnen wie fürdiejenigender Vektorend- 
punkte der Spannungsabfälle an den Klemmen eines Verbrauchers; 
vielmehr ergibt sich in der den resultierenden Vektor des Spannungs- 
abfalles bei gleichen Höchststromstärken in allen Leitern darstellen- 
den Strecke nur der geometrische Ort für den Spannungsabfall bei 
zwar veränderlichen aber unter sich stets gleichen Leitungsstrom- 
stärken. Für beliebig veränderliche unter sich verschieden große Lei- 
tungsströme ergeben sich für den Spannungsabfall eines einzelnen 
Leiters keine eindeutigen Diagrammwerte. Das ist erklärlich, wenn 
man berücksichtigt, daß streng physikalisch ein einzelner gerader 
Stromleiter undenkbar ist, und die Ableitung des Blindspannungs- 
abfalles eines einzelnen geraden Stromleiters mit Hilfe der Teil- 
induktivitäten ausgeführt werden muß. Diese Teilinduktivitäten, 
bei deren Bildung von dem Biot-Savart’schen Gesetz ausgegangen 
wird, sind lediglich Rechnungsgrößen, die absolut richtige, eindeu- 
tige Werte nur für ein vollständiges Stromleitersystem ergeben, 
d.h. für ein System, in dem die Summe aller Ströme gleich Null ist. 

In einem experimentellen Teil werden an einer Versuchsanord- 
nung, die eine Drehstromdreieckleitung mit veränderlichem Wirk- 
widerstand und Induktivität widergibt, Diagrammwerte für den 
Spannungsabfall an den Klemmen eines Verbrauchers sowohl in Ab- 
hängigkeit von den Verbraucherströmen als auch in Abhängigkeit 
von den Leitungsströmen aufgenommen. Die experimentelle Auf- 
nahme zeigt deutlich, wie z. B. gerade bei der dem Versuch zu- 
grunde gelegten Drehstromdreieckleitung ein Diagramm für den 
Spannungsabfall an den Klemmen eines Verbrauchers in Abhängig- 
keit von den beliebig sich ändernden Leitungsströmen widersinni£ 
ist, da sich doch normalerweise in einer solchen Leitung die drei 
Leitungsströme gar nicht beliebig unabhängig voneinander ändern 
lassen, ohne daß das System zerstört wird. l 

Als Ergebnis der verschiedenen Ableitungen sind schließlich 
die Wirkwiderstände und die Induktivitäten als Verbrauchergrößen 
und als Leitungsgrößen für alle betrachteten Wechselstromleitungen 
zusammengestellt. Diese ergeben in einfacher Weise durch ent- 
sprechende Zusammenfassung zum Scheinwiderstand gemeinsam mit 
dem Verbraucherstrom bzw. Leitungsstrom den gesuchten Span- 
nungsabfall an den Klemmen der Verbraucher oder denjenigen ın 
einem Leiter. 

Auf Grund der vorausgegangenen Untersuchung wird zum 
Schlusse die Fachliteratur daraufhin durchgesehen, inwieweit bis 
her die Leitungsströme oder die Verbraucherströme der Leitung®- 
berechnung zugrunde gelegt worden sind. Hierbei ergibt sich, dab 
bisher alle Autoren ihren Ableitungen allein die Leitungsström® 
zugrunde legten und zwar gleichgültig, ob sie den Gesamtspannunz= 
abfallan den Klemmen der Verbraucher oder den Spannungsabfall 
in einem einzelnen Leiter bestimmen wollten. Demgegenüber mub 
aber betont werden, daß die Verbraucherströme doch diejenige 
Größen sind, die willkürlich geändert werden und als deren Funk- 
tionen die Spannungsänderungen zu beobachten sind. 


x - om um o eas awam M 


14. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 50. 


RUNDSCHAU. 


Leitungsbau. 


Leitungsbefestigung in Schaltanlagen. — Die in Hochspan- 
nungs-Schaltanlagen aufgetretenen Zerstörungen von Isolatoren 
waren vielfach auf die Verwendung von Kitt für die Verbin- 
dung von Porzellan- und Metallteilen zurückzuführen. Man hat 
dann besondere Anweisungen für die Zusammensetzung dieser Kitte 
ausgearbeitet. Trotzdem hört man noch häufig von Isolatorenbe- 
schädigungen, wofür der Kitt verantwortlich zu machen ist. Es ist 
daher verständlich, daß man danach strebt, ein derartig unsicheres 
Konstruktionselement aus dem Bereich der Hochspannungstechnik 
auszuschalten. Die Bernischen Kraftwerke A.-G. haben Konstruk- 
tionen für geklemmte Armaturen und die hierzu erforderlichen 
Stütz- und Durchführungsisolatoren entworfen und ausgeführt, wo- 
bei Kitt vollständig entbehrlich ist. Leiter oder Apparateteil wer- 
den durch Klemmstücke befestigt, die gleichzeitig einerseits am 
Leiter oder Apparateteil und anderseits am Isolator angreifen und 
mittels einer Schraube gegen Leiter oder Apparateteil und Isolator 
gepreßt werden. Bei dem in Abb. 1 dargestellten Stützisolator be- 


Abb. ı. 


Stützisolator, Abb, 2. Durch- 


führungsisolator. 


steht die Kopfarmatur aus 2 Kappenhälften, die einen nach innen 
vorstehenden Wulstrand besitzen, der in eine Nute des Isolatoren- 

eingreift. Außerdem ist in der Kappe ein Ausschnitt ent- 
sprechend der Form des zu haltenden Leiters angebracht. Durch 
eine gesicherte Preßschraube werden die Kappenhäliten zusammen- 


. gehalten. Zur Befestigung des Isolators dient ein an der Basis be- 


findlicher Wulst, über den ein gußeiserner Preßring gelegt und 
durch 2 Schrauben auf der Unterlage befestigt wird. Soll der Iso- 
lator auf Winkeleisen gesetzt werden, geschieht die Befestigung 
vermittels zweier Hakenschrauben (Abb. 4). Die Durchfübrungen 
(Abb, 2) erhalten die gleiche Kopfarmatur wie die Stützisolatoren. 
Der Leiter wird durch die Porzellandurchführung durchgestoßen 
und vermittels der Kappenhälften und einer in der Mitte ausge- 
bogenen Schraube festgeklemmt. An Stelle der Leiter können auch 
Apparateteile an den Isolatoren befestigt werden, wobei die Kappen 
Ausschnitte erhalten, die der Form des zu haltenden Apparateteils 
entsprechen. (Abb. 3) zeigt einen Trennschalter, wo an Stelle der 
Preßringe eine Grundplatte verwendet ist, in welcher die beiden 
Stützisolatoren mittels Laschen festgeklemmt sind. Aus der Zwei- 
teilung der Kopfarmatur ergibt sich eine einfache Montage. Ein de- 
fekter Stützisolator kann ausgewechselt werden, ohne daß man die 
Leitung wegzunehmen braucht. Beim Durchführungsisolator wer- 
den die in anderen Konstruktionen festsitzenden Leitungsbolzen 
nebst Anschlußklemmen entbehrlich. Die den Bernischen Kraft- 
werken A.-G. patentierte Neuerung, welche dort seit mehreren 
Jahren mit Erfolg verwendet wird, verdient auf jeden Fall Be- 
achtung. (Bulletin des S.E. V. 1922, S. 414.) Ka. 


Beleuchtung und Heizung. 


Vorläufiger Bericht des Komitees der „Illuminating En- 
gineering Society“ für die Beleuchtung von Motorfahrzeugen. — 
Die erste Vorschrift über Kopflaternen von Motorfahr- 
zeugen wunde 1918 aufgestellt. Sie erhielt ihre endgültige 
Fassung im Mai 1920, in welcher sie von nahezu allen Staa- 
ten angenommen wurde. Eine vom Staat Massachusetts später ein- 
geführte Verschärfung regte eine Revision der Vorschriften an, 
welche in folgendem Entwurf niedergelegt wurde. Im Gegensatz 


Abb. 8 Trennschalter. 


zu den ersten Vorschriften enthält der neue Entwurf Bedingungen, 
welche nur im Laboratorium mit genauen Instrumenten geprüft wer- 
den können. Die neuen Vorschriften sollen nach einer be- 
stimmten Karenzzeit in Kraft treten. Sie enthalten folgende wich- 
tigsten Punkte: Unter Vorderbeleuchtung wird entweder die voll- 
ständige Kopflaterne verstanden oder die Vorrichtung, welche den 
Lichtstrahlen der Lampe die gewünschte Richtung gibt. — Keine 
Vorderbeleuchtung darf in Gebrauch genommen werden, bevor durch 
einen staatlich beglaubigten Laboratoriumsprüfschein ihre Zweck- 
mäßigkeit festgelegt ist. Ferner muß sie den sogenannten „Zu- 
satzbedingungen” entsprechen. — Bei den Prüfungen wird unter- 
schieden, ob es sich um Lampenpaare oder um Einzellampen han- 
delt. — Für Lampenpaare gelten folgende Vorschriften: Die ein- 
gereichten Musterlampen müssen genau den geplanten Einrich- 
tungen entsprechen. Alle notwendigen Zubehörteile ausschließlich 
der Batterien müssen miteingeschickt werden, dgl. eine gedruckte 
Gebrauchsanweisung. — Die Durchmesser der vorderen Glasschei- 
ben sollen nach Möglichkeit 207, 216, 228 oder 241 mm betragen. — 
Die Parabolreflektoren sollen hochpoliert sein, möglichst genaue 
Paraboloidform aufweisen und eine Brennweite von 31,8 mm haben, 
wie es das National Bureau of Standards vorschreibt. — Die Glüh- 
lampen sollen von normalen Typen sein, gemäß den Normen des 
National Bureau of Standards, Für gewisse Einrichtungen sind 
Speziallampen zulässig. — Jede Einrichtung muß eine einwandfreie 


Abb. 4. Teile des Stützisolatores. 


unauslöschbare Fabrikmarke tragen einschließlich evtl. benutzter 
Speziallampen. — Die Einstellung der Lampen im Prüfungslabora- 
torium hat genau nach der den Mustern beigefügten Justiervorschrift 
zu erfolgen. — Für die Justierung der Glühlampe in bezug auf den 
Brennpunkt des Reflektors sind drei Stellungen zulässig: Im 
Brennpunkt: Hier ist bei nacktem Reflektor und ebenem Front- 
glas das austretende Strahlenbüschel nahezu parallel und von 
kleinstmöglichem Durchmesser. — Hinter dem Brennpunkt 
so, daß bei nacktem Reflektor und ebenem Frontglas das Strahlen- 
bündel so weit wie möglich divergiert, ohne einen dunklen Mittel- 
punkt zu haben. — VordemBrennpunkt so,daß bei nacktem 
Reflektor und ebenem Frontglas das Strahlenbündel zunächst kon- 
vergiert, sich nahe der Lampe kreuzt und dann so weit wie möglich 
divergiert, ohne einen dunklen Mittelpunkt zu haben. — Eine von 
diesen Stellungen abweichende spezielle Justierung ist nur dann 
erlaubt, wenn sie eindeutig erläutert und beschrieben werden kann. 
Zum Zwecke der Photometrierung wird ein Paar der Laternen 
in einer Entfernung von 18,3 bis 30,5 m vor einem weißen Schirm auf- 
gestellt. Die Entfernung Tichtet sich nach dem Abstand der La- 
ternen gegeneinander. Zu der Entfernung von 30,5 m gehört ein 
Abstand der Laternen von 71,2 cm, gemessen von Mitte zu Mitte. 
Wird eine kleinere Entfernung gewählt, die aber 18,3 m nicht unter- 
schreiten darf, so ist der Abstand der Laternen entsprechend zu 
verringern. Die Achsen der Laternen müssen horizontal und ein- 
ander parallel sein. Die bei der Messung in den Laternen zur Ver- 
wendung kommenden Lampen sollen Gasfüllungslampen von 6 bis 
8 V und 23 FKo sein; eie sollen bei normaler Wattbelastung brennen. 
Es werden folgende Messungen (Abb. 5) ausgeführt, wobei die 
zulässigen Lichtstärketoleranzen hinzugefügt sind: 
A. In der Mitte der Vertikalebene parallel zur Laternenachse in 
gleicher Höhe mit den Laternen. 
A nicht weniger als 2000 FK und nicht mehr als 


B. In der Mitte der Vertikalebene 1° unter dem Niveau der La- 
ternenachsen. 
Lichtstärke nicht weniger als 8000 FR. 

C. In der Mitte der Vertikalebene 1° über dem Niveau der La- 
ternenachsen. 


1486 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 50. 


14. Dezember 1922. 


Lichtstärke nicht weniger als 8% IK und nicht mehr als 
2660 HK 


D. 4° nach links von der Mitte und 1° über dem Niveau der Later- 
nenachsen. 
Lichtstärke nicht mehr als 890 FR. 

E. 1%° unter dem Niveau der Lampenachsen und 3° nach links und 
rechts von der Mitte. 
Lichtstärke nicht weniger als 5550 FR. ' 

F. 3° unter dem Niveau der Lampenachsen und 6° links und rechts 
von der Mitte. 
Lichtstärke nicht weniger als 2220 FR. 


Abb. 6. 


Laternen mit Reflektoren anderer Brennweite als 31,8 mm müs- 
sen ebenfalls diesen Lichtstärketoleranzen genügen. Azetylenlam- 
pen von der jetzt üblichen Konstruktion geben keine Lichtvertei- 
lung, die vorstehenden Anforderungen entsprechen könnte Ein 
Paar der eingereichten Musterlaternen wird für evtl. Nachprüfun- 
gen im Prüfungslaboratorium zurückbehalten. Für Einzellaternen, 
welche an Motorrädern Verwendung finden, gelten ähnliche Vor- 
schriften. Ihre Reflektoren dürfen kleiner sein und können eine 
kürzere Brennweite haben. Sie müssen in der Lichtstärke aber fol- 
genden Bedingungen genügen: 


Punkt A. Nicht weniger als 2000 FXK. 
4000 


"n B. n r 7 [Zi 
ww ©. „ mehr „ 2660 , 
"n D. [7] rI n 890 n 
a EB: „ weniger „ 2770 , 

F. 1100 , 


n tI " 


Die Berichte über die Prüfungsergebnisse sind von zwei Prü- 
fungsbeamten unterzeichnet, in doppelter Ausfertigung der staat- 
lichen Behörde einzureichen. 

Die „ Zusatzbedingungen” enthalten noch folgende we- 
sentlichen Punkte: 


Keine Beleuchtungseinrichtung, die nicht durch das Prüfungs- 


laboratorium gegangen ist, darf vom Staate genehmigt werden. — 
Die staatliche Behörde kann für Beleuchtungseinrichtungen die Ge- 
nehmigung verweigern, wenn sie sich als schlecht herausstellten. 
Hier kommen hauptsächlich unnötiger Lichtverlust infolge Ab- 
sorption oder Diffusion, übermäßig verwickelte Bauart, schlechte 
Konstruktion, zu starke Lichtkontraste im beleuchteten Feld, un- 
regelmäßig oder schlecht umrissene Lichtkegel und dgl. in Frage. 
— Charakteristische Änderungen der Beleuchtungseinrichtungen 
sind gleichbedeutend mit Neukonstruktionen und erfordern eine 
neue Genehmigung. Kleine Verbesserungen, welche der staat- 
lichen Behörde mitgeteilt wenden, dürfen dagegen nachträglich in 
den Prüfschein eingesetzt werden. 

Die Behörde behält sich das Recht vor, genehmigte Beleuch- 
tungseinrichtungen von Zeit zu Zeit nachzuprüfen und, im Falle, 
daß sich wesentliche Abweichungen von der ursprünglichen Prü- 
fung zeigen, ihre Genehmigung zu entziehen. (C. H. Sharp, Trans. 
Illum. Eng. Soc. Bd. 17, 1922, S. 103.) Re. 


Verkehr und Transport. 


Zwei-Wagen-Zug für 250 Fahrgäste. — In St. Paul, Minn., sind 
zur Verstärkung des Verkehrs ohne Vermehrung der Straßenbahn- 
züge, zunächst probeweise, aus zwei Wagen bestehende Züge ge- 
baut und in Dienst gestellt worden, die 105 Sitzplätze aufweisen 
und im ganzen 2% Fahrgäste aufnehmen können. Die beiden Wagen, 
die zusammen 28,7 m lang sind, wiegen zusammen 23.4 t, was auf 
den Sitzplatz ein Gewicht von nur 223 kg ergibt. Man hofft, beim 
Bau weiterer derartiger Wagen das Gewicht noch um etwa 2 t her- 
abdrücken zu können, so daß man auf ein Gewicht von rd. 200 kg auf 
den Sitzplatz kommt. Der Fußboden der neuen Wagen liegt 81 cm 
hoch. Die Türen sind breit und die Stufen niedrig, so daß das Aus- 
und Einsteigen schnell vonstatten geht. Die hohlen Achsen der 
Drehgestelle haben Innenlager; auf ihnen sitzt eine Bremsscheibe, 
wofür sich bei Verwendung kleiner Motoren Platz fand. Die An- 
wendung einer Bandbremse, die auf diese Scheibe wirkt, hat gegen- 
über den üblichen, sich an die Räder anlegenden Bremsschuhen den 
Vorteil der geräuschlosen Bremsung und der geringen Abnutzung. 
Die beiden Motoren haben je 25 PS. Die Wagen sind mit Wider- 
standsheizung ausgestattet. Nach amerikanischem Brauch sind die 
Türen während der Fahrt geschlossen. Beim Halten werden die 
Hintertüren beider Wagen vom Wagenführer mittels einer Aus- 
lösung, die er mit dem Knie bedient, geöffnet. Ein Spiegel ermög- 
licht ihm den hierzu nötigen Ausblick. Die vorderen Türen dienen 


zum Aus-, die hinteren zum Einsteigen. Bezahlt wird beim Ein- 
steigen. Zum Anfahren fordern die beiden Schaffner den Wagen- 
führer mit zwei Summern verschiedener Tonhöhe auf. Beide Wagen 
sind Triebwagen. Außer dem Schalter sind auf der Vorderplatt- 
form des ersten Wagens die Luftpumpe, der Luftbehälter, der Sand- 


Zeichenerklärung: 


a = Schalter. hk = Steuerung für die Luftpumpe. 
b = Verriegelung der Hintertür. i = Widers'andsheizkörper. 

e = A „ Vordertür. k = Heizkörper, 

d = Sandkasten. = Verriegelung der Vordertiär des 
e = Heizkörper. h nteren Wagens. 

f = Schalterschrank. m = Türantrieb, 

g = Luftbebälter. 


Abb. 6 Zwei-Wagen:Zug für 250 Fahrgäste. 


streuer usw., untergebracht. Zwei zusammengehörige Wagen 
bilden eine Einheit, die im gewöhnlichen Betriebe nicht getrennt 
wird. Sie sind durch eine Röhrenkuppelung verbunden, durch 
deren Inneres die Kabel für Motoren und Klingel und der Luft- 
schlauch geführt sind. Die Wagen haben sich wegen der Ge 
räumigkeit des Innenraums, in dem die Sitze noch viel freien Raum 
lassen, namentlich bei starkem Verkehr, gut bewährt. (,„El. Rail- 
way Journ.”, Bd. 60, 1922, S. 317.) We. 


Eine elektrische Eisenbahn in Japan. — Als eine der ersten 

Eisenbahnen Japans wird die etwa 56 km lange Chichibu-Eisenbahn, 
eine Seitenstrecke der von Tokio nach Norden landeinwärts führen- 
den Staatsbahnstrecke, für elektrischen Betrieb ausgebaut, Ihr 
Hauptverkehr rührt von dem etwa 1400 m hohen Berg Buko her. 
von dessen Kalkstein allein täglich etwa 300 t nach einer Zement- 
fabrik bei Tokio zu befördern sind (Abb. 7.) Zu gewissen Jahres- 
zeiten herrscht auf der Strecke auch starker Ausflug- und Sommer- 
frischenverkehr. Die Züge, 
täglich fünf, bestehen aus 14 
Güterwagen zu 12t und 4 Per- 
sonenwagen zu 9t Das zu 
überwindende Gefälle beträgt 
etwa 300 m und liegt in der 
Richtung des beladenen Ver- 
kehrs. Die Durchschniittsstei- 
gung ist 1:200; es kommen aber 
auch Steigungen bis 1:50 und 
auf kurze Strecken 1:40 vor. 
Eine Verlängerung zum An- 
schluß an die Staatsbahn jen- 
seits des Gebirges ist in Aus- 
sicht genommen; auf dieser, 
die bereits elektrisch betrie- 
ben wird, kommen Steigungen 
bis 1:16 vor, die mit 4251 
schweren elektrischen Zahnradlokomotiven deutschen Ursprungs 
befahren werden. 
. „Der Strom für die Chichibu-Eisenbahn wird aus einem benach- 
barten Kraftwerk bezogen; in zwei Unterwerken wird dieser Dreh- 
stromin Gleichstrom von 12000 V umgewandelt. Die Westing- 
house-Gesellschaft hat für die Chichibu-Eisenbahn und ihre Neben- 
strecken die elektrische Ausrüstung für drei Personenwagen mit 
je 90 Sitz- und Stehplätzen für Zugsteuerung und fünf Lokomo- 
tiven geliefert, Bei elektrischem Betrieb soll der Verkehr gemisch- 
ter Züge eingestellt werden. Der Personenverkehr soll mit Trieb 
wagen, der Güterverkehr mit Lokomotivzügen bedient werden. 
Erstere sind mit je 4 Motoren zu 60 PS ausgestattet, die Lokomotiven 
können 520 PS bei 32 km eine Stunde lang und dauernd 408 PS bei 
36 km Stundengeschwindigkeit leisten. Die Bauart der Loko- 
motiven bietet nichts Besonderes; es war nur nötig, alle Abmessur 
gen in der Breite und Höhe sehr klein zu halten, weil es sich um eine 
Bahn mit Kapspur (1,067 m) handelt. (El. Railway Journ.”, Bd. U 
1922, S. 290.) We. 


Abb. 7. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Leipziger Mustermessen. — Die Stadtgemeinde Leipzig ist als 
Gesellschafterin mit 3 Mill. M in die „Technische Abtei- 
lung des Meßamts für die MustermesseninLleip- 
zig G. m. b. H.“ eingetreten; das Gesellschaftskapital der Tech- 
nischen Abteilung hat sich dadurch von 5 auf 8 Mill. M erhöht. 

Vom 1. Januar 1923 an wird die Verkehrsabteilung des Leir 
ziger Meßamts mit dem Verkehrsverein Leipzig zu einer gemein- 
nützigen Gesellschaft unter der Bezeichnung „Internatio- 
nales ReisebureauG. m. b. H.” vereinigt werden. Gegen- 
stand des neuen Unternehmens ist die Auswertung der beim Meb- 
amt und beim Verkehrsverein vorhandenen Reise- und Verkehrs- 


14. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 1487 


einrichtungen und die Beschaffung neuer derartiger Einrichtungen 
für die Besucher der Stadt Leipzig und der Leipziger Mustermessen. 


Dritte Norwegische Warenmesse in Kristiania 1922. — Die vom 
Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie angekün- 
digten Fachberichte über die wichtigsten Branchengruppen 
der dritten Norwegischen Warenmesse (namentlich Eisen, Stahl, 
Metalle, Aluminium sowie Erzeugnisse daraus, Maschinen, Appa- 
rate und Geräte, Elektrotechnik, Porzellan, Holzwaren) 
sind nunmehr eingegangen und können an der Geschäftsstelle des 
Amtes eingesehen werden. 


Eine neue ständige Musterausstellung in Riga? — Über die 
Pläne einer Rigaer Bank, in ihren Räumen eine ständige 
Musterausstellung einzurichten, und über die Zweck- 
mäßigkeit einer deutschen Beteiligung, für die bereits geworben 
wird, liegen dem Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen In- 
dustrie nähere Informationen vor, die dessen Geschäftsstelle Inter- 
essenten gern zu vertraulicher Kenntnisnahme zuleitet. 


Radio-Ausstellung in Chicago 1922. — Wie das „Board of 
Trade Journal” mitteilt, waren auf der vom 14. bis 22. Oktober ab- 
gehaltenen Ausstellung Empfangsapparate, auch in Verbindung mit 
Phonographen, Zubehörteile und neue Entwürfe für den Rund- 
spruchdienst zu sehen. Von nicht amerikanischen Teilnehmern 
hatten Japan, Belgien, Deutschland und England je einen 
Apparatesatz, Frankreich deren zwei vorgeführt. Wegen des 
wachsenden Interesses, das dem Funkwesen in der Union entgegen- 
gebracht wird, solldas Unternehmen jährlich wiederholt werden. 
Näherer Bericht beim Ausstellungs- und Messe-Amt. 


Verschiedenes. 


Gesetzliche Regelung des konzessionierten Gewerbes der Her- 
stellung elektrischer Starkstromanlagen in Österreich. — Die Be- 
stimmungen für das konzessionierte Gewerbe der Installa- 
teure stammen noch aus dem Jahre 1883 und sind erklärlicher- 
weise durchaus veraltet. Trotz wiederholt bekanntgegebener 
Wünsche der Interessenten war es im alten Österreich nicht mög- 
lich, Wandel zu schaffen, alle Bemühungen scheiterten an den aus- 
einandergehenden Interessen politisch einflußreicher Kreise. Nun- 
mehr hat das Bundesministerium für Handel und Gewerbe, Indu- 
strie und Bauten im Einvernehmen mit dem für Inneres und Unter- 
richt eine Verordnung erlassen (verlautbart im 66. Stück vom 
27. V. 1922 unter Nr. 289), welche die Hauptwünsche der Elektriker 
berücksichtigt, und von der eine kurze Inhaltsangabe hier folgt: 

Die gewerbsmäßige Herstellung elektrischer Starkstrom- 
anlagen, als welche die elektrischen Einrichtungen von Kraft- 
werken und allen der Stromverwertung dienenden Leitungen gel- 
ten, ist an eine Konzession gebunden, die von der politischen 
Landesbehörde verliehen wird, der auch die Genehmigung des Stell- 
vertreters und Pächters vorbehalten ist. Es werden drei Berech- 
tigungsstufen eingeführt: Oberstufe (Hochspannungskonzession), 
unbeschränkt für Hoch- und Niederspannung; Mittelstufe (Nieder- 
spannungskonzession), unbeschränkt für Niederspannung;’ Unter- 
stufe (eingeschränkte Niederspannungskonzession), eingeschränkt 
auf die Herstellung von Niederspannungsanlagen im Anschluß an 
die bestehenden Kraftwerke. Die Grenze zwischen Hoch- und 
Niederspannung beträgt momentan nach den Sicherheitsvorschriften 
des Elektrotechnischen Vereins Wien, die anerkennenswerterweise 
durch die neue Verordnung eine autoritative Stellung erhalten, 
300 V Wechselstrom und 600 V Gleichstrom bzw. bei Drehstrom- 
anlagen 380 V verketteter Spannung. Die Erlangung der Kon- 
zession ist an einen Befähigungsnachweis (schulmäßige Ausbil- 
dung und praktische Verwendung) geknüpft; letztere muß außer 
bei berechtigten Gewerbeinhabern der entsprechenden Stufe bei 
einem Zivilingenieur für Elektrotechnik bzw. bei einer laut Ver- 
ordnung berechtigten Lehranstalt oder einer Verkehrsanstalt statt- 
gefunden und nachweisbar überwiegend in manueller Mitarbeit be- 
standen haben. Für die Oberstufe wird verlangt: Absolvierung der 
höheren Fachschule für Maschinen oder Elektrotechnik am Wiener 
Technologischen Gewerbemuseum oder einer höheren Gewerbe- 
schule, u. zw. für Maschinenbauer 6, für Elektrotechniker 5 Jahre 
Schule und Praxis oder das Absolutorium und die gute Ablegung 
von Prüfungen aus den vorgeschriebenen Fächern für Besucher 
einer inländischen technischen oder montanistischen Hochschule 
(4 bzw. 3 Jahre) oder schließlich der Besuch der Fachschule für 
Elektrotechnik an einer inländischen technischen Hochschule, wenn 
die zweite Staatsprüfung mit Erfolg abgelegt ist (2 Jahre). 

Für die Mittelstufe wird schulmäßige Ausbildung und prak- 
tische Verwendung in folgendem Ausmaße verlangt: 12 Jahre für 
die Besucher der Abendkurse an inländischen Bundes- bzw. Landes- 
zewerbeschulen, 10 Jahre für die Frequentanten der sogenannten 
Elektromonteurkurse an diesen Schulen, 7 Jahre für Bewerber, 
welche Abgangszeugnisse einer Werkmeister- oder dreijährigen 
Fachschule oder der ehemaligen „Maschinen- und Elektrojungen- 
schule” bei der Kriegsmarine in Pola besitzen, 3 Jahre für Absol- 
venten der höheren Fachschule für Maschinen und Elektrotechnik 
am Technologischen Gewerbemuseum older einer höheren Gewerbe- 
schule mit vierjährigem Besuch für Maschinentechniker und drei- 
jährigem Besuch für Elektrotechniker, zwei Jahre für Bewerber mit 
einem Absolutorium der oben genannten Hochschulen; den Be- 


werbern mit Mittelschulbildung wird die ordnungsgemäß beendete 
Lehrzeit mit 2 Jahren in die vorgeschriebene Dauer der praktischen 
Verwendung eingerechnet. Die letztere genügt auch ohne Nach- 
weis schulmäßiger Ausbildung für Bewerber um die Konzession 
der Unterstufe, doch müssen sie mindestens 7 Jahre praktische Ver- 
wendung, davon wenigstens die Hälfte als selbständige Monteure, 
nachweisen können. Für Besucher der oben erwähnten Lehranstal- 
ten verringert sich diese Zeit stufenweise bis auf 1 Jahr. Aus- 
ländische oder öffentliche Lehrans’alten können den in der Ver- 
ordnung angeführten gleichgestellt werden; doch wird dies fall- 
weise vom Handelsministerium, unter Umständen im Einvernehmen 
mit dem Unterrichtsminister bestimmt. Für Zweigniederlassungen, 
die wegen zu großer Entfernung vom Betriebsführer der Haupt- 
niederlassung nicht genügend überwacht werden können, kann von 
der Landesbehörde die Anstellung eigener Betriebsleiter mit dem 
entsprechenden Befähigungsnachweis verlangt werden. Der Um- 
fang der Gewerbeberechtigung ist in der Betriebsstätte an geeig- 
neter Stelle durch Anschlag zur Information von Kunden und 
Arbeitsuchenden ersichtlich zu machen. Für die Zeit bis Ende 
1930 sind bezüglich des Befähigungsnachweises Übergangsbestim- 
mungen getroffen worden. Die Verordnung gilt nicht für das Burgen- 
land. Die interessierten Kreise sind mit den neuen Bestimmungen 
zufrieden, insbesondere damit, daß die bisherigen Abstufungen 
nach Leistung in Pferdestärken abgeschafft worden ist; allerdings 
hätten sie die Einführung einer Prüfung vorgezogen, die wirklich 
einen Befähigungsnachweis darstellen würde, während jetzt eigent- 
lich nur ein Studien- und Verwendungsnachweis a 
gn 


Gebührenzuschlag der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt 
für optische Prüfungen. — Der Teuerungszuschlag, welcher auf 
die Gebühren für optische Prüfungen der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt nach der Gebührenordnung vom 1. Juli 1918 erhoben 
wird (vgl. Teil I, Abschnitt Optisches Laboratorium, Nr. 21, 22, 
251)) beträgt vom 1. Dezember 1922 ab 7900 9. 

Die iibrigen Bestimmungen der Bekanntmachung vom 17. Aleusi 
1922?) (Kosten für verbrauchte elektrische Energie, Auslands- 
prüfungen) bleiben ungeändert. 


Charlottenburg, 29 XI. 1922. 


Der Präsident 
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
Nernst. 


Bekanntmachung zur Abänderung der Kesselanweisung vom 
16. XII. 1909 (HMBI. S. 555). — Der zweite Satz des $ 10 Ziffer VII 
erhält folgende Fassung: 
„Die Blattzröße der Zeichnungen muß, entsprechend dem vom 
Normenausschuß der Deutschen Industrie herausgegebenen 
Normblatte 476, Papierformate, das Ein- und Mehrfache der Ab- 
Ds ungen des Viertelbogens der Reihe A 210 x 297 mm be- 
ragen 
Diese Änderung tritt sofort nach ihrer Bekanntmachung in Kraft. 
(Ministerialblatt der Handels- und Gewerbeverwaltung.) 


Ausschuß für die Gebührenordnung der Architekten und 
Ingenieure’). — Ab 1. Dezember d. J. treten folgende weitere, 


durch die fortschreitende Verteuerung der Lebenshaltung gerecht- 


fertigte Erhöhungen ein: 
1. Stundensatz für nach Zeit zu berechnende Leistungen 1100 M 
2. Reiseaufwand für.den Tag ohne Übernachten . . 2500 M 
3. Reiseaufwand für den Tag mit Übernachten . . . 5000M 
Der Vorstand des AGO 


Japanische Stiftung für die deutsche Wissenschaft. — Der japa- 
nische Großindustrielle Hajimi Hoshi, der bereits vor 2 Jahren 
für die großen wissenschaftlichen Institute in Berlin-Dahlem, be- 
sonders für das Chemische Institut (Geh. Rat Haber und Prof. Neu- 
bert) eine Stiftung von 100000 Yen für Förderung der deutschen 
Chemie machte, hat neuerdings für die deutschen, wissenschaft- 
lichen, Chemischen Institute für 3 Jahre monatlich 2000 Yen 
(8 Mill. Papiermark/Monat oder rd. 300 Mill. Papm im ganzen) zur 
Verfügung gestellt. Weiter stellte er für allgemeine Zwecke der 
deutschen Wissenschaft 40 Mill. M zur Verfügung. Der Spender 
ist ein Chemiker und Leiter eines von ihm gegründeten pharmazeu- 
tischen Weltunternehmens größten Stils in Japan. Er ist neben- 
her ein großer Menschenfreund, der nicht nur sein Unternehmen 
nach reformsozialistischen Grundsätzen leitet, sondern auch in 
einer kleinen Schrift „Güte zu höchst” seine Grundsätze, welche 
die kapitalistischen Unternehmungen mit sozialem Geiste erfüllen 
sollen, dargelegt hat. Ptz. 


Jubiläum. — Ende des Jahres feiert die 1822 gegründete und 
seit 1840 im Besitz der Familie Heubach befindliche Porzellan- 
manufaktur Gebr. Heubach A.G., Lichte i. Th. und Rudol- 
stadt, ihr 100-jähriges Bestehen. Sie hat sich zuerst mit der Her- 
stellung von Gebrauchsporzellan befalt, ging später auch zur 
Fabrikation von Kunstgegenständen über und erweiterte 1903 als 
Aktiengesellschaft ihren Betrieb durch Aufnahme der Erzeugung 
von Nieder- und Hochspannungsporzellan. Seit 1908 fertigt die 


) Vel. „ETZ* 1918, S. 211. 
» YE! „ETZ* 1922, 8. 1122. 
gl. ETZ" 1922, 8. 1410. 


1488 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


14. Dezember 1922. 


Firma Hochspannungsisolatoren für alle vorkommenden Betriebs- 
spannungen; sie besitzt ein eigenes Hochspannungsprüffeld. Eine 
geschmackvolle Porzellanplakette ist der Erinnerung an das 
Jubiläum gewidmet. 


Industrie und Handel. 


Deutschland. — Obgleich die Reparationskommission die Sta- 
bilisierungsvorschläge. der inzwischen zurückgetretenen Reichs- 
regierung \Yirth!) als ernstlicher Beachtung wert angesehen 
und das neue Kabinett C un o sie sich sofort zu eigen gemacht hat, 
lauten die seitdem über die Grenze gelangten Nachrichten vorläufig 
wenig aussichtsreich. Man scheint auf seiten der Entente noch vor 
der Londoner Vorkonferenz der verbündeten Minister weitere 
Anregungen von Deutschland erwartet zu haben, während 
Poincaré in der für sein ganzes verderbliches Wirken charak- 
teristischen Weise mehr und mehr danach trachtet, dem Reich 
Verfehlungen bei der Erfüllung des Versailler Vertrages nach- 
weisen zu lassen und seine unlauteren Absichten auf das Saar- 
gebiet, die Rheinlande und das Ruhrrevier unter der Maske un- 
vermeidlicher Zahlungssicherungen durchzusetzen. Dabei spielen 
u.a. auch wissentlich falsche Behauptungen über die „skandalöse“ 
Prosperität der deutschen Großindustrie eine 
Rolle, die er ebenso wie „ungeheure“ Käufe in den V. S. Amerika 
und das Fehlen jeder Arbeitslosigkeit dem „scheinbaren“ Ruin 
des deutschen Staates gegenüberstellt.e Wie die „Ind.- u. Hand.- 
Ztg."?) schreibt, kann eine solche Behauptung nur auf der nomi- 
nellen Höhe der deutschen Aktienkurse und Dividenden beruhen, 
nicht aber aufgestellt werden nach Reduktion der Aktien und 
Dividenden auf ihren eigentlichen Wert, der 20 bis 100 Gldm 
ausmache oder eine Kapitalverzinsung von höchstens t/s» bis 
120 % bedeute. Der Behauptung widerspreche auch die deutsche 
Handelsbewegung, vor allem die stark geminderte Ausfuhr (im 
Oktober um 0,5 Mill. dz), daneben die bedeutsame Verschiebung 
innerhalb der Einfuhr, die nebenbei auch die „ungeheuren”, 
nach der Statistik ständig zurückgegangenen Käufe in den 
V. S. Amerika besonders kennzeichne, gerade als Beweis für die 
enorm verschlechterte Lage der deutschen Volkswirtschaft; denn 
diese Käufe erstreckten sich im wesentlichen auf Rohstoffe und vor 
allem auf Lebensmittel, die Deutschland in den durch den Ver- 
sailler Vertrag verloren gegangenen Gebieten früher z. T. selbst 
hervorgebracht hatte. Mit Recht fragt das genannte Blatt, warum 
der Ministerpräsident das gefährliche Sinken der Kaufkraft der ge- 
zahlten Löhne und Gehälter, die wirkliche Lage unserer Ein- 
kommenbezieher und die Tatsache verheimliche, daß die Realein- 
kommen in Deutschland unter das Existenzminimum und auf knapp 
die Hälfte des Vorkriegseinkommens gesunken sind, der Mittelstand 
verelendet und abstirbt. Ähnlich verhält es sich mit dem Vorwurf 
des französischen Ministers Le Trocquer, daß Deutschland 
Milliardenbeträge in Goldmark für den Bau von Binnen- 
wasserstraßen ausgebe; denn der größte Teil dieser Wasser- 
straßen ist nach einer offiziösen deutschen Erwiderung gar nicht 
in Angriff genommen worden, wird möglicherweise auch niemals 
gebaut werden, Von den in der französischen Kammer vorgetrage- 
nen Projekten bleiben schließlich nur drei übrig, der Mittelland- 
kanal, die Kanalisierung des Neckars und die Verbindung Rhein— 
Donau, ein ausgesprochenes Produktionsprogramm, dessen Reali- 
lierung gerade dazu dienen soll, wertvolle Wasserkräfte nutzbar zu 
machen, um die hohen Reparationslasten tragen zu können. Wie sehr 
Deutschland bemüht ist, unter letzteren besonders den Wiederauf- 
bau der zerstörten französischen Gebiete zu bewältigen, hat u. a. das 
Stinnes-de Lubersac-Abkommen gezeigt, über dessen 
Einzelheiten der Leiter der Organisation zu seiner Durchführung, 
Direktor Fehrmann, kürzlich bemerkenswerte Mitteilungen ge- 
macht hat?). Als für die gleichmäßige Verteilung der Aufträge ge- 
eignete Zentralen kommen danach die fachlichen Verbände, Landes- 
auftragstellen, die Fabrikantenvereine, Handelskammern usw. in 
Frage, u. zw. besonders die fachlichen Organisationen, wobei den 
Wünschen solcher Erzeugerfirmen, die mit letzteren nicht zusam- 
menarbeiten wollen, möglichst Rechnung getragen werden soll. Die 
zentrale Regelung werde sich allerdings bei gewissen Lieferungen, 
wie von Installationsmaterial usw., schwieriger gestalten, weil hier 
mehr und mehr kleinere Betriebe in Betracht kommen. Als Grund- 
lage für die Preispolitik sehe man den französischen Inlandpreis an. 
Dem Wunsch der französischen Vertragspartei, tunlichst in fran- 
z„ösischen Papierfranks, frei deutsch-französischer Grenze einschl. 
der Ausfuhrabgabe und Verpackung, anzubieten, könne, solange der 
Franken einigermaßen stabil bleibt, ohne Bedenken Rechnung ge- 
tragen werden, andernfalls liege es im beiderseitigen Interesse, 
eine feste Währung zu vereinbaren. Die Zahlungsbedinzungen 
regeln sich nach den Bestimmungen des Bemelmans-Abkommens, 
können aber, da es sich um privatwirtschaftliche Verträge handelt, 
den jeweiligen Verhältnissen angepaßt werden. 

Die wirtschaftliche Lage Deutschlands hat sich 
in letzter Zeit, wie einsichtize Angehörige der Entente auch durch- 
aus zugeben, unter den von letzterer teils beabsichtigten, teils aber 


hy Vgl. ETZ 1927, S. 1422. 
nn 19%, Nr. 269. 
3) „Ind.- u. Hand.-Ztg“ 1922, Nr. 263. 


gar nicht vorausgesehenen Wirkungen des Versailler Diktats und 
der durch dieses verursachten Geldentwertung weiter erheblich ver- 
schlechtert. Ein aus den Gebietsabtretungen, den Sachlieferunge! 
und dem Rückgang der Bergarbeiterleistung resultierender Ausfall 
von 70 Mill. t Steinkohle im Jahr zwingt die Verbraucher immer noch 
zu großen Einfuhren ausländischer Kohle; -unsere Kohlen- 
bilanz,dienach Brandi!) 1915 einen Aktivsaldo von 432,6 Mill. 
Gldm aufwies, zeigt heute einen Passivsaldo von rd 525 Mill. Gldn. 
Die Differenz bedeutet z. Z. fast 2000 Milliarden Pprm oder dasSech:=- 
fache des ordentlichen Reichshaushaltsetats. Der Mittelkurs des Dol- 
lars in Berlin ist von 3180,96 M im Oktober auf 7183,10 im November, 
d. h. um rd 126 % gestiegen, die Reichsmark mithin auf tru 
ihres Goldwertes der Dollarparität gefallen. Am 8. XI. betrug der 
Tiefstand !/zıso des Friedenswertes bei einem Dollarkurse von 9150 M. 
Diese außerordentliche Entwertung unseres Zahlungsmittels hat die 
Preise lebens- und betriebsnotwendiger Stoffe denn auch gewaltig 
in die Höhe getrieben: Der Verkaufspreis von Fettförderkohle des 
Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats betrug einschl. Steuern am 
1. XII. 22 763 M/t gegen 12 M in 1913, der Preis von Gießereiroh- 
eisen I, der 1913 77,50 M/t ausmachte, stellte sich auf 156 665 M und 
der von Elektrolytkupfer, für das 1913 146,2 M/100 kg gezahlt wur- 
den, auf 236500 M. Die schon vordem für viele unerschwinglichen 
Lebenshaltungskosteneinschl. Bekleidung sind im Durch- 
schnitt des November um über 102 % gestiegen, und jede Woche 
fast bringt auch seitens der elektrotechnischen Fabrikationsver- 
bände neue beträchtliche Erhöhungen der Teuerungszuschläge. 
Zahlreiche Waren haben bereits die Weltmarktpreise überschritten, 
der Inlandabsatz gestaltet sich immer schwieriger, Geld- 
knappheitundKapitalmangelzwingen auch große Unter- 
nehmungen, zu hohen Beträgen Leihkapital aufzunehmen. Gedenkt 
man weiter der körperlichen Zermürbung weiter Volkskreise, des 
Versinkens der Mittelschicht, der noch viel zu wenig beachteten 
Überfremdungsgefahr, der Not zahlreicher, wichtiger Betriebe, 
wissenschaftlicher Anstalten, des Nachrichtenwesens usw., anderer- 
seit$ aber der so oft geschilderten Bedeutung Deutschlands für den 
europäischen Kontinent, so erweist sich die Behauptung Poincares 
von dem nur „scheinbaren“ Ruin des Reiches ebenso als Lüge wie 
das Wort des amerikanischen Botschafters Harvey in-London, 
daß Europa nicht noch ein weiteres Jahr unter der Drohung des Zu- 
sammenbruches leben könne, als ernsteste Wahrheit. 


Japan. — Die hier kürzlich nach „Mining Journal” wiederge- 
gebene Übersicht über die Lage der japanischen Kupferindustrie?) 
stammt aus einem das Fiskaljahr 1921/22 betreffenden Bericht des 
englischen Handelsattaches in Tokio, der, wie wir „Electrical Re 
view“°) entnehmen, auch bezüglich anderer Industriezweige und be 
sonders der Elektroindustrie bemerkenswerte Angaben enthält. Im 
allgemeinen hat danach die Wettbewerbsfähigkeit Japans, das heute 
keineswegs mehr das billig fabrizierende Land genannt werden 
kann, auf den Weltmärkten gelitten, und sein Außenhandel ver- 
mochte sich hauptsächlich nur wegen der Überlegenheit in der 
Seidenlieferung auf der bisherigen Höhe zu halten, wenn auch die 
Kaufkraft bisher nur wenig zurückgegangen ist. Die Aussich- 
tenfürdie Elektroindustrie beurteilt der Berichterstat- 
ter günstig, sowohl was den Absatz größerer und komplizierterer 
Maschinen und Apparate betrifft, soweit sie im Lande selbst noch 
nicht hergestellt werden, als auch in Hinsicht auf die Organisation 
von Fabriken einfacherer Erzeugnisse. Schon der Umstand, daß der 
English Electric Co. von der kaiserl. Eisenbahnverwaltung 34 elek- 
trische Lokomotiven in Auftrag gegeben wurden, wird als eine be 
deutende Anregung für die englische Elektroindustrie angesehen, 
und von dem umfassenden Programm für eine Elektrisierung der 
Staatsbahnen sowie von den Projekten hydroelektrischer Konzerne 
erwartet England anscheinend beträchtliche Aufträge. Man will in 
Japan Stauanlagen schaffen, und die bezüglichen Werke sollen mit 
einem System normaler Wasserkraftzentralen zusammenarbeiten, 
um während der wasserarmen Monate die Leistungsfähigkeit zu er- 
höhen. Die Eisenbahnverwaltung hat einen auf 10 Jahre sich er- 
streckenden Verbesserungs- und Erweiterungsplan angenommen, 


in Verfolg dessen sie im laufenden Jahr über 500 km Eisenbahn zu 


bauen beabsichtigte. Eines der bemerkenswertesten Unternehmen 
dieser Art ist die Untertunnelung der Meerenge bei Shimonoseki 
zwischen den Inseln Kiushiu und Hondo, die bei einem Kostenauf- 
wand von etwa 18 Mill. Yen voraussichtlich 1928 vollendet werden 
soll. Auch die Elektrisierung der Bahnlinien Tokio—Yokosuks- 
Odawara gehört hierher; man erwartet die Fertigstellung zum Ende 
des nächsten Fiskaliahres und rechnet für diese Anlage mit Aus- 
gaben von rd 192 Mill. Yen. Was die Tätigkeit auf dem Gebiet der 
Wasserkraftausnutzung betrifft, so teilt „Electrician“ mit, daß die 
Leistung der 1921/22 bestellten Wasserturbinen etwa 0,4 Mill. PS 
betragen habe, von denen Aufträge für 0,3 Mill. PS an das Ausland 
gegangen seien, u. zw. ?/s nach Amerika, °/s nach Europa. Für die 
große hydrocelektrische Anlagen auf Formosa wurden 5 Einheiten 
von je 33000 PS vergeben. „Electrical Review” schließt an ihr? 
Mitteilungen über den Bericht des englischen Handelsattaches Mit- 
teilungen aus den „Commerce Reports“, denen zufolge die japanische 
Drahtindustrie große Fortschritte gemacht hat und z. Z. sowohl 


ı) „Ind.- u. Hand.-Ztg“ 1922, Nr. 202. 
3 Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1441. 
») Bd. 91, 1922, S. 035. 


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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


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Drahtseile wie Flachdraht, Drahtnägel usw. guter Qualität liefert, 
ohne indessen den Bedarf des Landes damit decken zu können. 
Dieser ist, u. zw. auch für isolierte Drähte und Kabel, recht beträcht- 
lich; das Inselreich hat dementsprechend in den letzten 5 Monaten 
des abgeschlossenen Fiskaljahres neben großen Mengen von Dräh- 
ten, Nägeln usw. auch 148 tons isolierte Drähte und Kabel von den 
V.S. Amerika bezogen. Erheblich war ferner die Einfuhr von Kessel- 
blechen für Lokomotiven, Kriegs- und Dampfschiffe. Auch in der 
Elektroindustrie werden nennenswerte .Fortschritte ver- 
zeichnet, so bezüglich der Herstellung kleiner Motoren und Ventila- 
toren, ja auch in der Fabrikation großer Maschinen und Transfor- 
matoren. Drei bedeutende Elektrizitätslieferungsgesellschaften 
haben sich vereinigt, und wenn die schwebenden Projekte ausge- 
führt sein werden, dürfte Tokio, Kyoto, Osaka und Kobe ausreichend 
mit Licht und Kraft versorgt sein. Diese Entwicklung hat den Be- 
darf an Leitungsträgern für Kraftübertragung, Kabeln, Bindedraht 
und elektrotechnischen Blechen gesteigert. Leitungstürme sind, zu- 
sammengelegt, aus den V.S. Amerika geliefert worden, ebenso Stahl- 
und Aluminiumkabel. Den normalen Verbrauch an Blechen für 
Dynamomaschinen, Transformatoren und Motoren schätzt man auf 
jährlich etwa 10 000 tons, die von 20 oder mehr Fabriken beansprucht 
werden; 80 % dieser Bleche hat Japan in den letzten Jahren aus 
Amerika eingeführt, weil dessen Erzeugnis in Qualität und Stärke 
gleichmäßiger sein soll. 


Überden Außenhandel Japans i.J.1920 macht die genannte 
englische Zeitschrift die in folgender Übersicht zusammengestellten 
Wertangaben. Sie zeigen, daß die Einfuhr mit Ausnahme von 
Maschinen, Motoren, Transformatoren, Schwachstrominstrumenten 
und Unterseekabeln sich wertlich gegen 1919 verringert hat. Dy- 
namomaschinen, Motoren und Transformatoren lieferte hauptsäch- 
lich die amerikanische Union, u. zw. im Wert von 0,722 Mill. Yen 
mehr als im Vorjahr. Bei Akkumulatoren wird Schweden, das 1919 
am Import nicht beteiligt war, mit 5000 Yen genannt; die Einfuhr 
Amerikas ist aber zurückgegangen, dagegen erheblich (+ 0,288 
Mill. Yen) bei Schwachstrominstrumenten gestiegen. Hier ist der 
Import Frankreichs um 5000 Yen geringer gewesen als 1919. Von 
den unter Nr. 4 genannten Meßinstrumenten lieferte Frankreich 
für 93000 Yen (+ 72000 g. V.), die Schweiz dagegen nichts (0,198 
Mill. Yen i. V.) und die V. S. Amerika nur für 0,173 Mill. Yen. Auch 
der Import von Glühlampen und von Leuchtfäden für solche aus der 
amerikanischenUnion hat abgenommen. An Kohlen für elektro- 
technische Zwecke konnten die V. S. Amerika trotz einer Verringe- 
rung um 93000 Yen immer noch für 0,534 Mill. Yen nach Japan 
schicken. Der Wert der importierten Unterseekabel entfällt voll- 
ständig auf England. Bemerkenswert ist der Rückgang bei der Ein- 
fuhr isolierter, metallarmierter Drähte um 70000 Yen, ein Verlust, 
der im wesentlichen England betroffen hat, während die isolierten 


AußenhandelJapansmitelektrotechnischen 
Erzeugnissen 1920 in 1000 Yen. 


Ände- 
1920 1919 rung 
Erzeugnisse g. y. 
Einfuhr 
1. Dynamomaschinen, Motoren, Transforma- 
toren usw. nn... o o | 6080 | 5245 | + 835 
la. Dynamos in Verhindung mit Betriebs- 
maschinen . i TE 684 ! 736 | — 52 
2. Akkumulatoren PER Er De, 82 | 1091| — 18 
3. Telegraphen- und Fernsprechinstrumente 
nebst Teilen solcher er 586 | 265 | + 321 
4. Watt-, Ampere- und Voltmeter . 615 772 | — 157 
5. Glühlampen . . . 2. a 2 2 2. 29 721 — 483 
6. Leuchtfäden für solche. . . . .. 112 119 | — 7 
7. Kohlen für elektrotechnische Zwecke 583 | 682 | — 99 
8. Untersee - Telegraphen- und Ferasprech- i 
kabel er ee a . . . | 1613 — + 1613 
9. Isolierte Drähte ee er 146 | 216 | — 70 
10. Masten und Leitungsmaterial . . . .. 84 151 | — 67 
Erzeugnisse | Ausfuhr 


1. Elektrische Maschinen und Teile solcher | 5211 | 4443 | + 768 
2. Fernsprechapparate und Teile solcher . 641 630 | + 1 
3. Elektrische Lampen . 2145 | 1677 | + 468 
4. Isolierte Drähte 8043 | 8411 | — 368 


Drähte anderer Art fast nur aus den V.S. Amerika bezogen wurden, 
die auch ausschließlich Lieferanten der Masten und des Leitungs- 
materials waren. Die A us fu h r Japans an elektrischen Maschinen 
und Teilen davon ging, wenn auch zu verringertem Wert, vorwie- 
gend in die Provinz Kwantung (1,468 Mill. Yen) und nach China 
(1,326 Mill. Yen). Als Abnehmer folgen dann Australien, England, 
Holländisch- und Britisch-Indien sowie Neuseeland. Fernsprecher 
und Teile davon hat Japan u. a. auch für 0,247 Mill. Yen in das 
asiatische Rußland gesandt. Seine Glühlampen erhielten im Wert 
von 0,951 Mill. Yen die V.S. Amerika, ferner China (0,293 Mill. Yen), 
Kanada, die Provinz Kwantung, Italien, im ganzen 23 Länder. Auch 
der Absatz von isolierten Drähten war sehr verteilt; für 3,863 Mill. 
Yen hat China, für0,926Mill. Yen Holländisch-Indien bezogen, und wei- 
tere Lieferungen waren nach Kwantung, in das asiatische Rußland, 
nach Britisch-Indien, Chile, Hongkong, Argentinien usw. gerichtet. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Fernspr. Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Vortragsreihen 


des Elektrotechnischen Vereins in Gemeinschaft mit dem 
Außeninstitut der Technischen Hochschule. 


„Geschichte, Theorie, Bauart und Verwendung 
des Akkumulators“. 


Vortragender: Herr Dr. H. Beckmann. 
(10 Doppelstunden.) 


Übersicht: 1. Geschichte und Theorie des Bleiakkumulators. 
2. Bauart des Bleiakkumulators für verschiedene Anwendungs- 
zwecke, a) ortsfeste Akkumulatoren, b) bewegliche Akkumulatoren 
für den Betrieb von Fahrzeugen, c) tragbare Akkumulatoren. 
3. Die Herstellung des Bleiakkumulators. 4. Betrieb und Behand- 
lung des Bleiakkumulators. 5. Die Anwendung und Wirtschaft- 
lichkeit von Bleiakkumulatoren, a) als Energiespeicher und Puffer 
in elektrischen Licht- und Kraftanlagen, b) als Stromquelle für 
Schienenfahrzeuge, bei Automobilen, Lastkarren, Booten und für 
Zugbeleuchtung. 6. Die Anwendung tragbarer Bleiakkumulatoren 
für Handlampen, Schaltanlagen, Automobil-Anwurf-Apparate, Sig- 
naleinrichtungen usw. 7, Bestrebungen zur Schaffung von Leicht- 
akkumulatoren; der Eisennickel-Akkumulator. 8. Filmvorführung 
über die Anwendung des Akkumulators. 

Zeit: Montag abends 6% bis 8 Uhr, u. zw.: den 8. 15., 22., 29. I., 
den 5., 12., 19., 26. II., den 5., 12. III, 1923. 

‚Ort: Hörsaal Nr. 141 in der Technischen Hochschule, Char- 
lottenburg. 

. Teilnehmerkarten: Für deutsche Studenten 100 M, für Mit- 
glieder des El. Vereins 200 M, für Nichtmitglieder 400 M, für Aus- 
länder, mit Ausnahme der Deutsch-Österreicher 1500 M. 

Verkaufsstellen: Im Elektrotechnischen Verein, Berlin W. 57, 
Potsdamerstraße 68, III, in der Technischen Hochschule, Charlotten- 


burg, Elektrotechnisches Laboratorium bei Herrn Ehlke und im 
Technisch-Wissenschaftlichen Vortragswesen, Ingenieurhaus, Som- 
merstraße 4a. 
Der Elektrotechnische Verein. 
Der Generalsekretär: 
Risse, 


Nachtrag zum Sitzungsbericht vom 21. März 1922.) 


Diskussion zum Vortrag 


„Der heutige Stand der Überspannungsfrage“?) 
des Herrn Chefelektriker J. Biermann. 


Herr Friedr, Kade: Herr Biermanns will die Prüfspan- 
nungen der Isolationsprobe, die in den jetzt der Jahresversamm- 
lung vorliegenden Entwürfen der REM und RET vorgesehen eind, 
zunächst beibehalten, aber mit der von vornherein gehegten Ab- 
sicht, sie allmählich auf die Überschlagsspannung der Innenisola- 
toren zu erhöhen. Er glaubt, hiermit den besten Schutz gegen 
Überspannungsschäden zu erreichen. Er ist der Ansicht, daß diese 
Maßnahme wirtschaftlich durchführbar sei. 

Mir würde es richtiger erscheinen, die Entscheidung über die 
Frage, ob man die Betriebssicherheit noch weiterhin erhöhen soll, 
erst dann zu treffen, wenn man weiß, wie die nach den neuen 
Regeln gebauten Transformatoren sich bewähren. 

Die Begründung für diesen Standpunkt ist diese: 

Die Kosten der von Herrn Biermanns vorgeschlagenen Maß- 
nahme sind höher, als er voraussetzt. Bei unserer jetzigen wirt- 
schaftlichen Lage sind Mehrkosten nur dann berechtigt, wenn sie 
sachlich notwendig sind. Ich halte es für unwahrscheinlich, daß 
eine solche Notwendigkeit sich ergeben wird. Im einzelnen ist 
hierzu folgendes zu bemerken: 

Die Kosten eines Transformators bestehen außer dem von 
Herrn Biermanns berücksichtigten Anschaffungspreis noch aus 
dauernden Betriebsausgaben, die durch die Verluste bedingt sind. 
Wenn wir voraussetzen, daß die deutsche Industrie richtig aus- 


1) Vgl. „ETZ“ 1922. 8. 675. 


3 Vortrag Biermanns siehe „ETZ“ 1922 S. 305 u. 344; Gegenreferat 
Schrottke 1922, S. 1425. 


1490 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


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genutzte Transformatoren baut, — und die Richtigkeit dieser Vor- 
aussetzung wird wohl niemand bestreiten —, so ist klar, daß diese 
Steigerung der Sicherheit eine Vermehrung auch der Verluste, und 
damit der laufenden Ausgaben, erfordert. Wir wissen nun, welch 
großen Wert die Blektrizitätswerke auf Niedrighaltung dieser 
Kosten legen. Daher scheint mir ihre Erhöhung nur im Falle 
der Notwendigkeit zulässig. Ob diese Notwendigkeit besteht, muß 
uns die Erfahrung lehren. Heute können wir hierüber nur Ver- 
mutungen aussprechen. — Der Unterausschuß, der die RET beriet, 
hat die bei den Firmen vorhandenen Erfahrungen über die Unfall- 
ursachen der Transformatoren zu Rate gezogen. Es zeigte sich 
danach, daß die meisten Defekte durch kurzgeschlossene Windun- 
gen entstanden waren, und nur wenige durch Überschlag von 
Hochvolt zu Niedervolt oder Kern. Von diesen wenigen Unfällen 
kommen für uns weiter alle die Fälle nicht in Betracht, in denen 
der Überschlag durch Schlecht- oder Feuchtwerden des Öles ent- 
standen war; denn in diesem Falle besteht die richtige Abhilfe nicht 
in einer Verstärkung der Isolation, sondern in Verhütung der Ver- 
schlechterung bzw. des Feuchtwerdens des Öles. Trotzdem hat 
man im Entwurf der RET die Prüfspannungen wenigstens für die 
große Masse der Transformatoren wesentlich erhöht, und zwar 
für einen 10 kVA Transformator von 20 auf 325 kV, für einen 
15 kV Transformator von 30 auf 41 kV. Wir haben also zwei Tat- 
sachen festgestellt: 


1. Schon bei den nach den alten Normalien gebauten Trans- 
formatoren ist nur selten die Isolation durchgeschlagen, die 
wir mit der Isolationsprobe kontrollieren. 

2. Der Entwurf der RET erhöht trotzdem die Prüfspannung 
für die häufigsten Spannungen recht wesentlich. Falls die 
Jahresversammlung diesen Entwurf gutheißit, so ist es m. E. 
sehr wahrscheinlich, daß die hiernach isolierten Transfor- 
matoren ausreichend betriebssicher sein werden, falls die 
Gefährlichkeit der Netze für die Transformatoren dieselbe 
bleibt, wie heute. 


Herr Biermanns rechnet nun damit, daß man in Auswahl und 
Anordnung der Isoliermaterialien noch Fortschritte machen wird, 
und scheint daraus zu schließen, daß infolgedessen die von ihm 
befürwortcte Sicherheitssteigerung uns weniger kosten wird. Dem 
kann ich nicht zustimmen; denn gesetzt, wir machen diesen Fort- 
schritt, so können wir ihn entweder zur Erhöhung der Sicherheit 
ausnutzen, oder zur Verminderung der Verluste. Tun wir ersteres, 
so verlieren wir die im 2. Falle entstehende Ersparnis, und müssen 
daher m. E. unsere Maßnahme mit diesem Gewinnertrag belasten. 

Aus all diesen Erwägungen scheint es mir empfehlenswert, die 
Entscheidung über die von Herrn Biermanns aufgerollte Frage zu 
verschieben. Wir müssen dann auch vor allem die Ansicht der Elek- 
trizitätswerke beachten; denn sie sind auf alle Fälle die Leidtra- 
genden; sei es, daß der Sicherungsgrad der Netze zu niedrig ist, 
sei es. daß durch eine überflüssige Vergrößerung der Sicherheit 
die Betriebskosten unnötig hoch werden. 


Herr Biermanns will in einer elektrischen Anlage die Sicher- 
heitsgrade aller Bestandteile gegen einander abstimmen. Dieser 
Gedanke ist unbestreitbar richtig, Wenn wir nun zu der Ansicht 
gelangen, daß eine weitere Erhöhung der Prüfspannung nicht not- 
wendig sei, würde diese Einheitlichkeit leiden. Meines Erachtens 
sollten wir heute hinter der Wirtschaftlichkeit — im weitesten 
Sinne verstanden — alle anderen Erwägungen zurückstellen. — Es 
ist aber noch eine Frage aufzuwerfen: Sind denn die Sicherheits- 
grade richtig abgestimmt, wenn die Prüfspannung der Transforma- 
toren gleich der Überschlagsspannung der Innenisolatoren ist? 
Meines Erachtens sollte man sich über diese Frage klar sein, ehe 
man die Prüfwerte endgültig bestimmt. 

Die Art, wie man im vorliegenden Falle der Einheitlichkeit 
zustrebte, scheint mir nicht ganz die richtige zu sein. Man hat 
die Überschlagspannung der Innenisolatoren festgesetzt, zweifellos 
unter Beachtung aller hierbei in Frage kommenden Gesichtspunkte. 
Nun will man diesen Wert auch für Maschinen un. Transformatoren 
zum mafigebenden machen, hat aber noch nicht überlegt, welche 
wirtschaftlichen Folgen das hat. Da ein Sicherheitsgrad keine 
physikalisch bestimmte Zahl ist, scheint mir die Forderung be- 
rechtist, daß man bei Festsetzung der 1. Zahl eines solchen ab- 
gestimmten Systems, die ja das Niveau des ganzen Systemes fest- 
legt, schon erwägt, welche Konsequenzen dirse Bestimmung für 
alle hiervon betroffenen Apparate, Maschinen, Transformatoren etc. 
hat. Man darf hierbei natürlich den Sicherheitsgrad nicht als eine 
völlig unabhängige Größe ansehen, muß sich vielmehr darüber klar 
sein, daß es sich darum handelt, den günstigsten Punkt zu finden, 
unter Beachtung einerseits der Betriebssicherheit und andererseits 
der Betriebswirtschaftlichkeit. Í 


Herr Rüdenberg: Ich möchte nur zu einigen Punkten des Vor- 
trages das Wort ergreifen, bei denen meine Ansicht von der des 
Herrn Vortragenden wesentlich abweicht. 

Herr Biermanns vertritt den Standpunkt, daß es richtig 
sei, die Transformator- und Generatorwicklun- 
gen mit einer derart starkenlsolierung auszu- 
führen, daß sie die gleiche Durchschlags- oder Überschlags- 
festigkeit besitzen wie Leitungsisolatoren, Durchführurrzen, Schal- 
ter usw. für gleiche Spannung. Ich halte diese Forderung für 
übertrieben und bin der Ansicht, daß die erhebliche Vergrößerung 
der Spannungssicherheit, die durch die neuen Verbands- 


normalien vorgeschrieben wird, allen berechtigten Anforde- 
rungen Genüge leistet. Die Verbesserung gegenüber den alten 
Vorschriften besteht nicht nur in einer wesentlichen Erhöhung der 
Prüfspannungen, sondern auch in einer scharfen Prüfung der Win- 
dungsisolation und vor allem in der zum erstenmal eingeführten 
scharfen Sprungwellenprobe aller Hochspannungswicklungen. Eine 
Maschine oder ein Transformator, der diesen Proben standhält, 
die schärfer sind als nach den jetzigen Vorschriften aller anderen 
Länder, wird den im praktischen Betriebe auftretenden Über- 
spannungen sicher gewachsen sein. Dabei setze ich „die sorg- 
fältixe Auswahl des Materials” und „die zielbewnßte Anwendung 
der Gesetze des elektrischen und magnetischen Feldes” als selbst- 
verständlich voraus, da sie bei unseren guten heutigen Konstruk- 
tionen bereits weitgehend durchgeführt ist. 


Alle Teile einer elektrischen Anlage auf gleiche Spannungs- 
sicherheit zu bauen oder mit gleicher Spannung zu prüfen, halte 
ich nicht für richtig und zwar aus folgenden Gründen: 


1. Die wirtschaftlichen Wirkungen einer hohen Prüfspannung 
hinsichtlich Preis und Wirkungsgrad sind sehr verschieden. 
Bei Maschinen und Transformatoren sind sie groß, bei Lei- 
tungen geringer. 

2. Diejenigen Orte, an denen die Überspannungen am häufig- 
sten entstehen, müsen besonders stark geschützt werden, da- 
ne gesamte Anzahl der Störungsfälle herabgedrückt 
wird. 

3. Sprungwellen, die in die Wicklungen von Maschinen und 
Transformatoren einfallen, haben meistens bereits längere 
Leitungsstrecken durchlaufen und dadurch an Spannungs- 
höhe erheblich verloren. 

4. Bei vielen Teilen der Anlage, vor allem bei Durchführungen 
und ähnlichen Isolatoren ist die Prüfspannung nicht so sehr 
ein Maß für die elektrische Festigkeit als ein Maß für den 
räumlichen Abstand, durch den verhindert werden soll, dab 
durch Vögel, Ratten, Zweige etc. Überschläge eingeleitet 
werden. f 

5. Wenn man die Durchschlagssicherheit von Ölschaltern zum 
Vergleich heranzieht. so darf man sie meines Erachtens 
nicht auf den stromlosen Zustand beziehen, sondern man 
müßte die Durchschlagsspannung prüfen, während der 
Schalter einen schweren Kurzschluß abschaltet. Wegen der 
Jonisierung durch den Kurzschlußlichtbogen wird die Span- 
nungssicherheit gegen Erde wohl geringer sein, als man 
meistens glaubt. 


Wenn trotz alledem Vorschläge gemacht werden, die Span- 
nungssicherheit von Maschinen und Transformatoren noch weiter 
heraufzusetzen, so müßten jedenfalls gut begründete Unterlagen ge- 
bracht werden über die zahlenmäßige Höhe der wirk- 
lichen im praktischen Betriebe auftretenden 
Überspannungen. Derartige durchschlagenden Messungen 
hoben wir dem Biermannsschen Vortrage leider nicht entnehme': 

Öönnen. 

Die Angaben, die Herr Biermanns über die Größe von 
Schutzdrosselspulen macht, halte ich für individuell. Er 
hat allem Anschein nach gar nicht die Sprungwellenspan- 
nung in einer oder wenigen Windungen oder in einer Lage der 
Wicklung gemessen, sondern die Spannung. die durch perio- 
dische Wellenzüge in einer oder mehreren Spulen hervor- 
gerufen wird. Der gleiche Versuch mit anderen Fernleitungslängen 


-als 15 km und anderer Bauart der Transformatorenspulen ergibt 


bei periodischen Wellenzügen auch gänzlich andere Werte für dir 
notwendige Größe der Selbstinduktion der Drosselspulen. Die gr- 
wonnenen Zahlen sind daher nicht allgemein verwendbar. Auf die 
günstige Wirkung gegenüber Sprungwellen, die große Windunz:- 
kapazität von Transformatorwicklungen besitzt, habe ich übrigen: 
schon in meinen Vorträgen vor dem ETV im Jahre 1914 und in de: 
„Elektrotechn. u. Maschinenb.“ 1914, Heft 36, hingewiesen. 


SynehronisierschaltervonGeneratoren soll 
durch ihren Schutzwiderstand entgegen den Ausführungen von 
Herrn Biermanns nicht die Überströme abdämpfen, sie sollen virel- 
mehr dazu dienen, beim falschen oder schlechten Synehronisiere" 
von Generatoren die Spannungssprünge zu verhindern, die al: 
Sprungzwellen die Wieklungen beanspruchen. Der Kostenaufwani 
im Verhältnis zur geschützten Maschine ist so winzig, daß sich ihre 
Anwendung lohnt. ; 

OÖberschwingungen und verzerrte Kurven- 
formen der Spannung, die man bei hochgesättigten Transforma- 
toren beobachtet hat, rühren viel mehr vom Transformator selbst 
her als von seiner Rückwirkung auf die Maschine. Insbesondere 
halten Turbinengeneratorenguterbauart ihre Span- 
nungskurve auch bei verzerrter Stromkurve aufrecht. Selbst. ein- 
phasige Kurzschlüsse können die Kurvenform gut gebauter Geur- 
ratoren, wie zahlreiche Oszillogramme zeigen, nicht wesentlich be- 
einflussen. Der Übertritt der dreifachen Oberschwin- 
gungen von gesättirten Transformatoren in die Erde kann brı 
Höchstspannungsanlagen mit geerdetem Nullpunkt durch relativ ein- 
fache Mittel verhindert werden, so daß man den isolationsterch- 
nischen Vorteil der Nullpunktserdung ohne Erzeugung der gefürch- 
teten Telephonstörungen wohl ausnutzen kann. Wendet man zur 
Kurvenverbesserung gesättigter Transformatoren Dreieckschaltun? 
oder Tertiärwickluagen an, so kann es enum passieren, daß dadurc. 


1" 


14. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


1491 


zwar die dreifache Oberwelle verringert, die fünffache und andere 
Oberwellen jedoch verstärkt werden. Über diese Erscheinungen ist 
meines Erachtens das letzte Wort noch nicht gesprochen. 

Die Erdschlußspule oder Löschspule ist zweifel- 
los eine sehr geistreiche und praktisch wichtige Erfindung. Ich 
halte es aber für eine Übertreibung, wenn Herr Biermanns damit 
„die Erdsehlußfrage als restlos gelöst” betrachtet. Es sind noch 
nicht entfernt alle Erscheinungen, die bei Anwesenheit von Lösch- 
spulen auftreten können, derart durchgearbeitet und veröffentlicht 
worden, daß sich die gesamte Praxis darauf stützen kann. Es ist 
richtig, daß man durch die Anwendung magnetischer Eisensättigung 
dio Szylla der gewöhnlichen Resonanzerscheinungen vermeiden 
kann. Man gerät dann aber leicht in die Charybdis von starken 
Spannungssteigerungen durch Sättigungseffekt, wenn die 
Löschspule wesentlich kleiner ist, als es zur 
Aufnahme der vollen Kapazitätsströme erfor- 
derlich wäre. Durch zufälliges Abschalten etlicher Spulen 
eines großen Netzes kann eine solche Störungsmöglichkeit wohl ge- 
geben sein. Die ungünstige Wirkung, die alle Unsymmetrien und 
alle Oberwellen sowohl in den Leitungen wie in den Transforma- 
toren und Maschinen auf die Spannungsverlagerung des Netznull- 
punktes durch Löschspulen ausüben, möchte ich nicht so hoch ein- 
schätzen wie die Gefährdung, die durch einen Leitungs- 
bruch nahe der St romquelle, der keinen erheblichen 
Erdschluß hervorruft, verursacht wird. Denn dann wirkt ein er- 
heblicher Teil der Netzspannung direkt auf den resonanzhaften 
Schwingungskreis der Löschspule ein. Daß sich bei kleinen Anlagen 
hohe Sättigungsspannungen der Löschspulen weniger leicht aus- 
bilden können als bei einer größeren Anlage, dürfte daran liegen, 
daß hier die Unterabstimmung der Spulen seltener ist, und daß der 
Leitungswiderstand relativ größer ist und die Erscheinungen daher 
stark dämpft. 

Ich glaube, daß auf dem wichtigen Gebiete der Überspannungen, 
das seit Jahrzehnten im Brennpunkt des Interesses des Hochspan- 
nungsingenieurs Steht, noch sehr viel Forschungs- 
arbeit, vorallemvonexperimenteller Art, mög- 
lichstim praktischen Betriebe geleistet werden muß, 
wenn wir dahin kommen wollen, den Überspannungsschutz für 
unsere Anlagen von dem persönlichen Gefühl des Projekteurs loszu- 
lösen und voll und ganz auf die Basis sachlich einwandfreier Kennt- 
nisse zu stützen. Es würde in dieser Richtung sehr nützlich sein, 
wenn sich nicht nur die Laboratorien der wissenschaftlichen Insti- 
tute und der Fabriken weiter dieser Frage annähmen, sondern wenn 
Mittel und Wege gefunden würden, um die in den praktischen Netz- 
betrieben wirklich auftretenden Überspannungen durch Stichproben 
oder fortlaufend messend zu verfolgen. 


Herr Noether: Obwohl mein Vorredner, Herr Prof. Rüden- 
berg, schon ausführlich auf die Frage der Erdschlußspulen einge- 
gangen ist, möchte ich noch einige Bemerkungen prinzipieller Natur 
hierzu äußern, um als Theoretiker zu den Punkten des Vortrags 
Stellung zu nehmen, wo von prinzipiellen Fragen die Rede ist. Deu 
theoretischen Untersuchungen des Herrn Biermanns!) stimme 
ich im allgemeinen zu, nicht aber einem Punkt, der im Vortrag vor- 
kommt und auch schon an anderer Stelle erwähnt ist. Herr Bier- 
manns sagt nach Besprechung der Petersenspule in ihrer ur- 
sprünglichen Gestalt?): 

„Auf die verschiedenen Spielarten der Erdschlußspule, wie 
Löschtransformator, Dissonanzspule, brauche ich wohl nicht mehr 
besonders einzugehen, da sie keinerlei von ihrem Vorbild ab- 
weichende prinzipielle Eigenschaften besitzen.” | 

Diese Behauptung ist nicht richtig. Zwischen der Nullpunkts- 
erdungsspule und dem Löschtransformator bestehen prinzipielle 
Unterschiede, die sich auch in der praktischen Wirksamkeit äußern 
müssen. Die geäußerte Ansicht ist wohl darauf zurückzuführen, 
daß im Falle vernachlässigbarer Eisensättigung auch beim Lösch- 
transformator nur der zur Erde fließende Gesamtstrom für seine 
Wirkungsweise eine Rolle spielt; es kommt nicht darauf an, welche 
Ströme außerdem durch die einzelnenSpulen des Transformators von 
Leitung zu Leitung fließen, und dann sind in der Tat beide Typen 
prinzipiell gleichwertig. Herr Biermanns hat aber erwähnt, daß man, 
um die Gefahr der Resonanzerscheinungen abzuschwächen, gezwun- 
gen ist, die Eisensättigung der Spulen auszunützen, und dann be- 
steht ein prinzipieller Unterschied: Bei der Petersenspule ist natür- 
lich nur der gesamte Strom für den Grad der Eisensättigung maß- 
gebend, beim Löschstromtransformator aber die in den einzelnen 
Spulen fließenden Ströme, und die Eisensättigung kann daher in 
den einzelnen Schenkeln eine verschiedene sein. Eine Konsequenz 
dieses Unterschieds ist die folgende Erscheinung, die ich näher 
untersucht?) habe: Bei der Petersenspule können, wie Herr Prof. 
Rüdenberg soeben erwähnt hat, hohe Überspannungen auftreten, 
gerade auch wegen der Eisensättirung, besonders dann, wenn der 
aufgenommene Strom im Erdschlußfall kleiner ist, als der genauen 
Abstimmung auf die Netzkapazität entspräche. Zunächst kann im 
normalen Betrieb eine größere Spannungsverlagerung eintreten, als 
sie im Erdschlußfall dem Netz aufgezwungen wird. Dieser Zustand 


1) Z. R. Archiv für Elektrotechnik, Bd. X, Heft 12, 1921, S. 30—40. 
D) „ETZ“ 1922, 8 345. 
» „ETZ* 1921, S. 1478 u. 1922, S. 98. J 


ist ein stabiler, es wird daher durch ungünstige Umstände ge- 
schehen, daß er sich wirklich auf längere Zeit erhält. Beim Lösch- 
transformator dagegen ist wohl denkbar, daß der entsprechende 
Umstand hergestellt werden könnte, aber er ist ein labiler und 
braucht daher praktisch nicht in Betracht gezogen zu werden. Der 
wesentliche Umstand, der das bewirkt, ist der, daß hier immer jeder 
Kapazität eine Induktivität unmittelbar parallel geschaltet ist, 
aa diese Parallelschaltung einen übergroßen Strom nicht hindurch- 

-Es würde mich zu weit führen, hier eingehender diese Verhält- 
nisse zu erläutern. Daher will ich einen anderen Fall besprechen, 
wo der Unterschied unmittelbar in die Augen springt; das ist der, 
wenn durch einen Leitungsbruch eine besonders starke Unsymme- 
trie der Kapazitäten im Netz hervorgerufen wird, wie es in den 
beiden folgenden Abbildungen dargestellt ist. Dabei ist der un- 
günstigste Fall vorausgesetzt, daß der Bruch nahe an der Zentrale 
eintritt, und der abgeschnittene Teil des beschädigten Leiters nun 
infolge der: immer noch vorhandenen Verbindungen annähernd die 
Spannung des gesunden Leiters (der Einfachheit halber ist ein Ein- 
phasennetz vorausgesetzt) annimmt. Wenn das Netz durch eine Pe- 
tersenspule geschützt ist (vgl. Abb. 1), so entsteht ein einfacher Re- 
sonanzkreis, in dem die elektromotorische Kraft V, die Kapazität 
C, +C, und die Induktivität L in Serie liegen. 


G G a GA 


Abb. 1. 


Abb. 2. 


Es ist bekannt, welche Gefährdungen in diesem Falle durch die 
Resonanz der Kapazität mit der Induktivität der Spule, wie sie durch 
die Erdschlußabstimmung gefordert wird, entstehen können. 

Anders aber liegen die Verhältnisse beim Löschtransformator, 
für den sich in diesem Fall das Schema der Abb. 2 ergibt: 

Hier liegt eine Induktivität L, parallel zu der Kapazität C, + 
C> und in Serie zu dieser Anordnung die Induktivität L, und die elek- 
tromotorische Kraft 2 V. Dabei ist L, auf C, und L, auf C, abge- 
stimmt. Ohnè Sättigung hätten wir wieder einen Resonanzkreis, da 
die Parallelschaltung von L} mit C, keinen Strom hindurchläßt, also 
einfach L, zu C, in Serie liegt. Anders aber mit Sättigung: Denn wür- 
den bei kleinen Spannungen die Verhältnisse noch ebenso liegen, es 
würde also ein Strom in dem ganzen Kreis fließen. Wenn aber die 
Spannungen anwachsen, so nimmt der Strom in der Induktivität La 
wegen der Eisensättigung stärker zu als in der Kapazität C, + Ca, 
und es muß eine Grenze kommen, wo beide, die ja entgegengesetzte 
Phase haben, sich gegenseitig aufheben. Dann kann im Ganzen 
durch den Kreis kein Strom mehr fließen. Der gesamte Strom des 
Kreises, der auch durch L, fließt, ist also begrenzt und ebenso ist es 
dann der Spannungsabfall in dieser Induktivität. Damit wird es 
ausgeschlossen, daß hohe Spannungen zwischen Leitung und Erde 
bei dieser Schaltung überhaupt auftreten können. 

Diese kurzen Ausführungen mögen genügen, um die Behaup- 
tung von der prinzipiellen Gleichwertigkeit zwischen Pe- 
tersenspule und Löschtransformator zu widerlegen. 

(Fortsetzung folgt.) 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftsstelle: Berlin W, 57. Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr, 9320 u. 90306. 


Bekanntmachung. 
Elektrotechnischer Verein Düsseldorf, E. V. 
Die Aufnahme in den Verband ist durch Vorstandsbeschluß er- 
folgt. Den ersten Vorstand bilden: 
1. Vorsitzender: Generaldirektor Lenze-Düsseldorf, Direktor 
der Städt. Gas-, Wasser- und EI.-W., Luisenstraße 105. 
1. Schriftführer: Direktor Rösing-Düsseldorf, Direktor der 
Städt. Gas-, Wasser- und El.-W., Luisenstraße 105. 
Kassenwart: Obering. Jaedicke, Vorstand der AEG, Büro 
Düsseldorf. 


Elektrotechnische Gesellschaft zu Köln. 
i Vorstandsneuwahl. 
1. Vorsitzender: IIerr Postrat K. Frei, Köln, Lindenstr. 69. 
Schatzmeister: Herr Obering. Paul Capeller, Köln-Lindenthal, 
Josef Stelzmannstraße 16. ’ 
1. Schriftführer: Herr Dr. L. Gräfenberg, 
Wüllnerstraße 110. 


Beitrittserklärungen sind an die Schriftführer zu richten. 


Köln-Lindenthal,. 


1492 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechnischer Verein in Hamburg. 15. XII., abds. 7% 
Uhr, gr. Hörsaal der Techn. Staatslehranstalten, Lübecker Tor: Vortrag 
Dr. Gerth (C. Lorenz A. G.) „Die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete 
der drahtlosen Telegraphie und Telephonie“. (Mit Vorführungen). 

Elektrotechnischer Verein hassel. 14. XIIL, abends 8%, Uhr, 
Sitzung im Hackerbräu. Tagesordnung: Genehmigung der Satzung. Bericht 
des Generalsekretärs Schirp über den Stand der VDE-Arbeiten. 

Elektroteechnische Wesell»chaft zu Nürnberg. 15. = 
abends 8 Uhr, Physikal. Hörsaal d. Höher. techn. Staatslehranstalt Nürn- 
berg, Kesslerstr. 40. Vortrag J. Bruncken „Wirkungsweise und Kon- 
struktion des Drehstrom-Doppelanker-Induktionsmotors der Cölner Elek- 
tromotorenfabrik Joh. Bruncken.“ 

Elektrotechnischer Vervein Mannheim-Ludwigshafen e. V., 
15. XII., abends 8 Uhr, Mannheim, Friedrichsring 4. Vortrag Dr. Ing. 
eg „Die Elektrizitäts-Großversorgung Schwedens‘‘ (mit Licht- 

ildern). : 


RECHTSPFLEGE. 


Deutschlands Beitritt zum Madrider Abkommen'). — Nach 
einer Bekanntmachung des Reichsministers der Justiz ist der Bei- 
tritt Deutschlands zum Madrider Abkommen über internationale 
Registrierung von Fabrik- oder Handelsmarken der schweizerischen 
Regierung am 19. X. angezeigt worden; seine Wirksamkeit hat am 
1. XII. begonnen. Gleichzeitig ist eine Verordnung des Reichs- 


ministers der Justiz erlassen worden, die eine Reihe von Aus- 


führungsbestimmungen enthält. Danach sind i. a. für 
die internationale Markenregistrierung die Vorschriften des deut- 
schen Gesetzes sinngemäß anzuwenden. Im Patentamt wird für 
die Behandlung dieser Anträge eine besondere „Markenstelle” er- 
richtet, gegen deren Bescheide Rechtsmittel nicht zulässıg sind. 
Für Beschwerden ist der Präsident des Patentamts zuständig. 
Beim Antrag auf internationale Registrierung beim Patentamt muß 
glaubhaft gemacht werden, daß die Zahlung der internationalen Ab- 
gabe an das Berner Bureau erfolgt ist. Dagegen ist eine Zahlung 
an die Kasse des Patentamtes nicht zulässig. Die Gebühr für das 
Reich ist mit dem Antrage beim deutschen Patentamt zu zahlen, 
bei einem noch nicht eingetragenen deutschen Zeichen wird die Ge- 
bühr jedoch erst bei der Eintragung fällig. Entsprechend sind bei Er- 
neuerung der Registrierung die Reichsgebühr und die internationale 
Abgabe erneut zu zahlen. Die internationale Registrierung einer 
deutschen Marke hat die gleiche Wirkung, als wenn die Marke für 
die angegebenen Waren zur Eintragung in die deutsche Zeichen- 
rolle angemeldet und eingetragen worden ist. Für die vor dem 
1. XII. 1922 international registrierten Marken, die dem Patentamt 
vom Berner Amt mit einer Sammelanzeige zugesandt werden, tritt 
diese Wirkung erst mit dem Tage der Sammelanzeige, frühestens 
aber mit dem 1, XII. 1922 u für die später registrierten 
Marken mit dem Tage der Registrierung. Ein in Bern bisher schon 
seit Jahren eingetragenes Zeichen erhält also keine frühere Priori- 


tät und Schutzwirkung als den 1. XII. 1922, so daß nunmehr eine. 


wesentliche Unsicherheit über die Bedeutung des Abkommens für 
Deutschland beseitigt worden ist. Ferner sieht die Ausführungs- 
verordnung vor, daß die Schutzwirkung entfällt und als niemals 
eingetreten gilt, wenn und soweit der Marke der Warenzeichen- 
schutz versagt wird. Damit wird klar der Grundsatz aufgestellt, 
daß die mit der Sammelanzeige prüfungslos übernommenen inter- 
nationalen Marken nur vorbehaltlich ihrer Prüfung im Prozeß- 
verfahren übernommen sind. Wird durch Löschungsklage das 
Zeichen gelöscht, so wirkt diese Löschung nicht nur vom Löschungs- 
tage ab, sondern auch, als ob das Zeichen nie zu Recht bestanden 
hätte. Die ausländischen Marken werden in die deutsche Zeichen- 
rolle nicht eingetragen, dagegen wird in der Rolle Tag und Nummer 
der internationalen Registrierung bei deutschen Zeichen vermerkt. 
Der Vermerk wird jedoch nicht veröffentlicht. 

Der durch Vermittlung des Berner Amtes erworbene Waren- 
zeichenschutz kann weiterhin nur durch einen im Inland bestellten 
Vertreter geltend gemacht werden. Die Gewährung des Schutzes 
soll nicht beanstandet werden, wenn die Bezeichnung des Geschäfts- 
betriebes fehlt, weil manche der ausländischen Gesetze eine ent- 
sprechende Forderung nicht aufstellen. Die vorgeschriebene Mit- 
teilung der deutschen Behörde an das internationale Bureau über 
Nichtigkeitserklärungen, Löschungen, Verzichtleistungen, Über- 
tragung und sonstige Veränderungen soll nur erfolgen, soweit die 
Marke von dem deutschen Inhaber beim Reichspatentamt angemel- 
det und eingetragen worden ist. 


Die weitere Erhöhung der patentamtlichen Gebühren. — Die 
Verordnung vom 25. XI. wurde hier schon mitgeteilt?). Sie ist sehr 
bedauerlich, weil erstens die patentamtlichen Gebühren erst Ende 
Juni wesentlich erhöht worden sind?), und weil zweitens diese Stei- 


1) Vgl. „ETZ“ 1922. 8. 1100. 1147, 1396. 

Die praktischen Gesichtspunkte, die für die Beteiligten hauptsächlich 
in Betracht kommen, wenn sie ihre Zeichen international registrieren lassen 
wollen, «ind in einem Merkblatt zusammengestellt, das vom kKeichspatentamt 
für das Inland. Danzig und Oesterreich zum Preise von 15 M, für das übrige 
Ausland von 150 M;Stück käuflich bezogen werden kann. 

23) Vgl. ETZ- 1922, 8. 1409. 

3) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 9%. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


14. Dezember 1922. 


gerung unterschiedslos gleichmäßig erfolgt ist, wäh- 
rend eş zweifellos sehr angebracht gewesen wäre, nur bestimmte 
Gebühren zu erhöhen und andere entweder unverändert zu lassen 
oder doch mindestens in geringem Maße hinaufzusetzen. Als Bei- 
spiel sei auf die Gebühr von 300 M (jetzt 1500 M) für den Antraz 
auf Ausfertigung des Prioritätsbeleges verwiesen, Diese Gebühr 
ist schon an sich unberechtigt, weil das Patentamt sich die mit der 
Ausfertigung und Beglaubigung von Prioritätsbelegen verbundene 
Arbeit ohnedies besonders bezahlen läßt, aber auch volkswirtschaft- 
lich schädlich, weil sie die ohnehin sehr hohen Kosten für Ausland- 
patente unnötig verteuert. Ein Zwang zur gleichmäßigen Erhöhung 
liegt nicht vor, da Artikel 7 des Gesetzes vom 27. VI. die Reichs- 
regierung ermächtigt, im Falle einer wesentlichen Änderung der 

wirtschaftlichen Verhältnisse eine entsprechende Erhöhung oder 
Ermäßigung der Gebühren anzuordnen. Diese Bestimmung soll die 
Möglichkeit geben, sich dem Wechsel der wirtschaft- 
lichen Verhältnisse anzupassen und die Gebühren ent- 

sprechend zu ändern. Daraus ergibt sich m. E. das Recht, bei 
der Erhöhung der Gebühren zu differenzieren, da man sonst sehr 
schnell auf Sinnwidrigkeiten kommt. Die neue Erhöhung ist her- 
vorgerufen durch das enorm gestiegene Defizit des Patentamtes. 
Es muß nun dringend gefordert werden, daß der Etat des Patent- 
amtes sich den veränderten Verhältnissen anpaßt und mit äußerster 
Sparsamkeit aufgestellt wird. Nach dieser Richtung bleibt noch 
viel zu tun übrig. 


Warenzeichen in Griechenland. — Durch kgl. Dekret vom 22. X. 
ist in Griechenland eine Frist bis zum 31. III. 1923 für die 
deutschen, österreichischen und ungarischen Staatsangehörigen ge- 
setzt, um bis dahin alle Vorschriften zu erfüllen, die durch den 
Krieg nicht erfüllt werden konnten, um Handels- oder Fabrikmarken 
zu hinterlegen oder hinterlegte zu erneuern. Bisher war es seit 
dem Kriege nicht mehr möglich, in Griechenland Warenzeichen für 
Deutsche anzumelden oder zu erneuern. Nach langen Verhandlun- 
gen ist nun jetzt endlich der reguläre Zustand wieder hergestellt. 


Gewerblicher Rechtsschutz in Rußland. — In Rußland wird 
seit längerer Zeit an Gesetzen über gewerblichen Rechtsschutz ge- 
arbeitet. Die Nachrichten, die darüber erhältlich sind, wider- 
sprechen sich zum Teil. Es scheint festzustehen, daß in das dortige 
Strafgesetzbuch zwei Artikel aufgenommen worden sind, die die 
bisherige Grundlage des gewerblichen Rechtsschutzes wesentlich 
ändern. Artikel 198 stellt die eigenmächtige Ausnutzung einer 
fremden eingetragenen Erfindung oder eines Privilegiums zu 
eigennützigen Zwecken unter Geld- oder Gefängnisstrafe. Dem- 
nach scheint ein Eigentum an der Erfindung anerkannt und unter 
Schutz gestellt zu sein. Von sachkundiger russischer Seite wird 
nun daraus geschlossen, daß man Patente zwecks Sicherung 
ihrer Priorität heute schon voranmelden kann, so daß dann später 
bei Einführung eines Patentgesetzes die Umwandlung in ein Patent 
an der Hand der jetzigen Priorität möglich ist. Unter den nach 
Artikel 198 geschützten Privilegien scheinen die unter der alten 
Regierung erteilten Patente, deren Dauer noch nicht abgelaufen 
ist, verstanden zu werden. Ferner soll angeblich beabsichtigt sein, 
die alten Patente um eine angemessene Zeit zu verlängern und die 
Behandlung der früher eingereichten und noch nicht erledigten 
Patentanmeldungen wieder aufzunehmen. Der Artikel 19% des 
Strafgesetzbuches verbietet die eigenmächtige Benutzung eine: 
eingetragenen Warenzeichens, Fabrik- oder Werbezeichens, einer 
fremden Firma oder fremden Benennung zum unlauteren Wett- 
bewerbe und bedroht solche ebenfalls mit Geld- oder Gefängnis- 
strafe. Ferner liegt ein Entwurf des Warenzeichen- 
gesetzes vor,dessen Veröffentlichung demnächst erwartet wird. 
Nach Artikel 23 dieses Entwurfes soll es möglich sein, die Rechte 
ausländischer Warenzeicheninhaber durch besondere Konventionen 
zwischen den betreffenden Staaten zu regeln. Nähere Einzelheiten 
über das Gesetz zu geben, dürfte zwecklos sein, da bisher schon 
mehrfach Entwürfe ausgearbeitet waren, die nachher einschneideni 
abzeändert worden sind. Auch ein Pa ten tgesetz soll in Be- 
arbeitung sein, von dem man annimmt, daß es vom Rechte des Er- 
finders an der Erfindung ausgeht, aber auch Übertragung des Rechts 
an Dritte zuläßt. Ebenso soll auch in der Ukraine ein selb 
ständiges Warenzeichengesetz herausgekommen Sein. Alle dies“ 
Nachrichten sind vorläufig noch mit großer Vorsicht zu behandeln. 

Die deutsche Industrie und der deutsche Handel haben ein 
Interesse daran, ihre Erfindungen in Rußland schützen zu können, 
weniger deshalb, weil eine Nachahmung durch russische Verle'ze: 
zu befürchten wäre, als um gegen russische Patente anderer Indu- 
strieländer geschützt zu sein, wenn diese ein Patentabkommen mit 
Rußiand treffen würden, Ferner besteht ein deutsches Interess’ 
an einem wirksamen Schutz der Warenzeichen, da bereits wieder- 
holte Nachahmungen angesehener deutscher Marken vorgekommen 
sind. Aber ein solcher Schutz liegt mindestens ebensosehr im 
Interesse des russischen Volkes, weil dieses bei Straflosigkeit der 
Nachahmungen minde: wertige Waren statt der durch das Original- 
zeichen garantierten guten Waren erhält. ` 

Die in beiden Ländern bestehenden Bestrebungen nach eine! 
Regelung des gewerblichen Rechtsschutzes könnten in Auswirkun? 
des Rapallo-Vertrages so durchgeführt werden, daß Deutschland 
mit Rußland ein dem Pariser Unionsvertrage entsprechendes Ab 
kommen trifft, das allerdings für Deutschland nur dann Interes-® 
haben könnte, wenn entsprechende Gegenvorteile auf der anderen 


14. Dezember 1922. | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


Seite gewährt werden. Dazu gehören in erster Linie der Wegfall 
jedes Ausübungszwanzes und die Gewährung zenügender Rechts- 
garantien für die Schutzrechte Deutscher in Rußland. Da die dor- 
tigen Volkszerichte keine Richter von genügzender technischer und 
patentamtlicher Schulung aufweisen (die Erörterung politischer Ge- 
sichtspunkte schalte ich dabei völlig aus), würde es zweckmäßig 
und vorbildlich zugleich sein, wenn alle patentrechtlichen Streit- 
fragen, wie Nichtigkeit, Verletzung usw. von einer Spezial- 
kammer von technischen Sachverständigen und die Waren- 
zeichensachen von einer Kammer von Handelssachverständigen, 
gegebenenfalls unter Hinzuziehunz eines rechtsgelehrten Mit- 
gliedes, behandelt würden. Zu solchen Gerichten würde man im 
Auslande Vertrauen haben, und das hat die Sowjetrepublik noch 
nötig. Denn die anfängliche Begeisterung über die zu erwartenden 
Milliardengeschäfte ist in Deutschland und anderswo einem merk- 
lichen Skeptizismus zewichen, insbesondere werden die Riesen- 
projekte, mit denen sich die Auslandvertreter der russischen Re- 
gierung tragen, recht kühl bewertet. Auch die Möglichkeit, durch 
Unternehmer aus anderen Ländern verdrängt zu werden, wird 
ernste Geschäftsleute nicht zu Abschlüssen drängen, wenn sie für 
ihre nach Rußland zu liefernden Werte nicht Rechtsgarantien er- 
halten. Die Grundlage hierfür könnten Verträge auf der skizzieı- 
ten Basis abgeben. 


Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, 
Warenzeichen. — Als Druckkostenbeiträge für 


die Veröffentlichung von Warenzeichen erhebt 
das ’Reichspatentamt seit dem 4. XII. bis auf weiteres folgende 


Berlin. 


Summen: 
In Stufe 1... .. . 1600M In Stufe5......12200 M 
" 7) De ir 3200 >, " " E E TER 16 500 ,, 
noen 3... .` . 4800, . mo Aa ae . 20700, 
ji m A ls wer i 

LITERATUR. 

Besprechungen. 
Elektrische Zugförderung. Handbuch für Theorie 


und Anwendung der elektrischen Zugkraft auf Eisenbahnen. 
Unter Mitwirkung von Ing. H. H. Peter für „Zahnbahnen und 
Drahtseilbahnen“. Von Dr.-Ing. E. E. Seefehlner. Mit 
652 Abb. im Text u. auf I Tafel. XII u. 587 S.in 4°. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1922. Gebunden Grundzahl 25. 


Ein auf dem Gebiet der elektrischen Zugförderung allgemein 
bekannter und geachteter Fachmann hat neben seinen, dieser Tech- 
nik gewidmeten Berufsarbeiten innerhalb eines großen Elektri- 
zitätskonzerns die seltene Energie gefunden, seine-Kenntnisse, 
Erfahrunzen und Sammlungen systematisch zu ordnen und den ge- 
waltigen Stoff in der Form eines „Hanmdlbuches” zusammenzufassen. 
Das sichert dem Buche von vornherein den Erfolz. Wenn auf 
irgendeinem Fachgebiet der Elektrotechnik, so entsprach hier ein 
die Bahnen in ihrer Ganzheit erschöpfendes Werk einem allseitix 
umd unmittelbar geäußerten Verlangen, 
iers Buch restlos befriedigt worden ist. 

Die Gliederung, welche Verfasser in das dem Bau, dem Betrieb 
und der Wirtschaftlichkeit der elektrischen Bahnen dienende 
Material gebracht hat, ist wohlgeordnet und klar. Nach einer allge- 


meinen Kennzeichnung der verschiedenen Bahnarten werden die 


Stromerzeugung, die Übertragung der elektrischen 
Arbeit und das Fahr Z eug als Hauptabschnitte in dieser durch 
den Betrieb gegebenen Reihenfolge behandelt. 

Die Stromerzeugung an sich konnte in verhältnismäßig knapp 
gehaltener Form erledigt werden, weil der Bau der Kraftwerke 
eine Technik für sich bedeutet. Der Verfasser hebt deshalb aus 
diesem Grebiet lediglich die für den rationellen und wirtschaftlichen 
Betrieb der elektrischen Bahnen in Frage kommenden Punkte 
unter Anführung von Erfahrungswerten, Energiediagrammen, 
Schaltungsplänen usw. hervor. Den Bestrebungen zum Strom- 
bezug aus bahnfremden Kraftwerken wird eine Berechtigung mit 
Bezug auf die Sonderstellung der Bahnen hinsichtlich des grund- 
sätzlich verschiedenen Charakters der Stromerzeugung und der Be- 
lastung für Licht — Kraft und Bahnen nicht zuerkannt. 

In dem nun folgenden Abschnitt „Leitungsanlagen“ kommt die 
Sonderstellung der elektrischen Bahnen zur vollen Auswirkung. 
Hin- und Rückleitung sind von verschiedener Beschaffenheit. In 
der Bestimmung der, der Berechnung zugrumdlelierenden, Strom- 
verteilung zieht Verfasser der rechnerischen Ermittlung das zeich- 
nerische Verfahren vor und gibt dafür einige Beispiele Die Be- 
deutung einer guten Leitungsverlezung erforderte eine sorg- 
fältige Erörterung aller hierfür maßgebenden Einzelheiten, des 
Durchhangs, des Lageplans, des Spannwerks und der Stützpunkte, 
woran sich dann die Banausführung der selbsttragenden und 
Kettenfahrleitungen, der Stromschienen und Rückleitungen an- 
schließt. 

Hierauf geht Verfasser zum dritten Hauptabschnitt, den „Fahr- 
zeugen”, über, die den Kern- und Ausgangspunkt aller elektrischen 
Bahnen bedeuten und deshalb auch hier, wie in anderen balhntech- 
nischen Werken, einen breiten Raum einnehmen. Die Darlegun: 
der Bewegungsgesetze und Fahrwiderstände der Züge leitet 


das nun durch Seefehl- 


1493 


diesen Abschnitt ein, Die hier gegebenen Formeln lassen die Be- 
deutung der Gliedermaschinen im Bau elektrischer Lokomotiven 
erkennen. Sehr lehrreich sind die daran anschließenden Ausführun- 
gen über Gewichtsbestimmung und die Gewichte ausgeführter 
Lokomotiven sowie die Fahrlinien. 

Für die verschiedenen Bahnsysteme ist der die Motoren be- 
handelnde Teil dieses Abschnitts von ausschlagzzebender Bedeu- 
tung. Verfasser geht die Gleichstrom-, Drehstrom- und Einphasen- 
motoren der Reihe nach durch, wobei bei letzteren mit Recht. be- 
merkt wird, daß zur Zeit die Motoren nach dem Imduktionsprinzip 
mit oder ohne Ankererrerung mit festen oder verschiebbaren 
Bürstensätzen, soweit Einzelleistungen von mehr als etwa 50 PS 
in Betracht kommen, der Geschichte angehören. Auch über die 
Nutzbremsung der Motoren in Gefällen werden die erforderlichen 
Angaben und Schaltungen mitgeteilt. Bei der Bestimmung der 
Motorleistung befaßt sich das Buch recht eingehend mit den Ge- 
setzen und der Berechnung der Erwärmung und Abkühlung. Die 
von Seefehlner hier entwickelten thermisch-elektromechanischen 
Kennlinien der verschiedenen Motorarten lassen dureh einfaches 
Herüberloten im Diagramm den Zusammenhang zwischen Tempe- 
raturgrenze und Belastung eines Motors klar erkennen. Der Be- 
rechnung der Motoren folgt die Darstellung ihrer Bauformen, die 
durch Schaubilder und Schnittzeichnungen in reichhaltizgem Maße 
vor Augen geführt werden. Mit den Motoren in engstem Zusammen- 
hange stehend, kommen hierauf die Triebwerke zur Behandlung, 
und es leuchtet ein, daß hier die bei Parallelkurbelzetrieben auf- 
tretenden Schüttelerscheinungen und ihre Abwehrmittel ein be- 
sonderes Eingehen verlangten. 

Der Unterabschnitt über die Regelung der Motoren, die Strom- 
abnehmer und die Nebeneinrichtungen schließt: die elektrische Aus- 
rüstunz der Fahrzeuge ab und gewährt einen vollständigen Bin- 
blick in die den einzelnen Baufirmen eizentümlichen Bauarten. 

Von ebenbürtiger Gründlichkeit ist die Darstellung des mecha- 


nischen Teils der Fahrzeuge, Triebwagen und Lokomotiven. Sie 
läßt die außerordentliche Manniegialtiekeit und in dieser doch 


wieder nur auf wenige Richtlinien zurückzuführendeEinfachheit des 
Aufbaus elektrischer Lokomotiven erkennen. Nicht eine der wich- 
tigen Bauformen der elektrischen Bahnen der ganzen Welt wird 
hier übergangen, und diese Übersicht findet noch ihre Bekrönung 
in einer mehrseitigen Lokomotivtabelle, wie sie in dieser Voll- 
ständigkeit wohl noch nirgends geboten worden ist. 

Alle besonderen Bahngattungen sind in einen 5. Abschnitt 
„Spezialbahnen“ verwiesen; für die Bearbeitung der Zahn- und 
Seilbahnen ist H. H. Peter, Zürich, vom Verfasser gewonnen 
worden. Sein Beitrag steht auf gleicher Höhe mit dem ganzen 
Werke und läßt keine Einzelheit dieses wichtigen Sondergebietes 
unbeachtet. Unter den Seilbahnen hat auch das inzwischen durch 
reinen Adhäsionsbetrieb ersetzte eigenartige System der Bahn 
Rocca—Monreale (Palermo) mit an deu Endpunkien versenkten 
Seilwagen nochmals Aufnahme gefunden. Auch die Grundzüge der 
Schwebeseilbahnen sind mit in den Kreis der Erörterung gezogen 
worden. An weiteren Sonderbahnen sind von Seefehlner noch die 
zleislosen Bahnen, die kalorischen Fahrzeuge mit elektrischer 
Kraftübertragung, die Speicherfahrzeure und die Umformerfahr- 
zeuge (Spaltphasenlokomotiven) bearbeitet worden. 

Über die „Wirtschaftlichen Fragen“ der elektrischen Bahnen 
ließ sich z. Z. noch nieht viel sagen. Dieser Teil, der den 6. Haupt- 
abschnitt des Buches bildet, ist daher verhältnismäßig kurz. Immer- 
hin geben die Angaben des Verfassers über die Lebensdauer der 
einzelnen Bestandteile einer Bahnanlare recht wertvolle Winke 
für den Entwurf von Bahnelcktrisierunzen. 

Der Verfasser hat in seinem schönen Werke das nomo- 
graphische Verfahren vielfach angewandt. Als überzeurter An- 
hänger desselben, der schon oft in besonderen Arbeiten auf die Be- 
deutung der Nomographie hinwies!), hat er seinem Buche zur Ein- 
führung in dies Gebiet einen vortrefflichen „Kurzen Abriß der an- 
geewandten Nomozgrapbie in zeometrischer Behandlung“ angefügt. 

Sehr verdienstlich ist auch die allen Abschnitten des Werkes 
vorangesetzte Bekanntgabe der einschlägigen Literatur des In- 
und Auslandes. 


Das Buch ist mit 634 Abbildungen in schaubildlicher und 
Linienform ausgestattet, die in ihrer, der erstklassigen Druck- 


lezung des ganzen Buches anzepaßten Sauberkeit das Verständnis 
ungemein erleichtern und eine unermebßliche Fülle brauchbarer 
praktischer Unterlagen darstellen. 
Das Buch Seefehlners ist als bestes zur Zeit bestehendes Werk 
über das Gesamtzrebiet der elektrischen Bahnen zu bezeichnen. 
Zehme. 


Der Arbeiternachwuchs in der deutschen Ma- 
schinenindustrie. Von Dipl.-Ing. Dr. rer. pol. E.W.Sev- 
fert. V und 103 8. in 8°. Verlag Julius Springer, Berlin 1920. 
Grundzahl 3,8. 

Das vorliegende Buch, das in nationalökonomischen Fachzeit- 
schriften mit Recht anerkennend besprochen ist. kann auch den in 
der Elektrotechnik tätigen Arbeitgebern und Ingenieuren warm 
empfohlen werden. Denn, während früher die meisten industriellen 
Facharbeiter aus dem Handwerk hervoreingen, nahm schon im 
letzten Jahrzehnt vor dem Kriege die Zahl der Fabrik- gegenüber 


1) Vergl. z. B. „ETZ“ 1921. S. 193. 


1494 


den Handwerkslehrlingen ständig zu, und 1917 stellte das Preu- 
Rische Landesgewerbeamt fest, daß die Zahl der ersteren etwa das 
doppelte der letzteren betrage. So muß denn die Fürsorge für den 
Arbeiternachwuchs geradezu als ein Teil der Berufstätigkeit der 
eroßindustriellen Unternehmungen, die wissenschaftliche Be- 
trachtung dessen, was in dieser Hinsicht geschieht und geschehen 
sollte, als Teil sowohl der Privat- wie der Volkswirtschaftslehre 
betrachtet werden. Die Wichtigkeit der hier behandelten Ange- 
legenheit erhellt auch daraus, daß sich mit ihr der Deutsche Aus- 
schuß für Technisches Schulwesen und die Gesellschaft für soziale 
Reform eingehend beschäftigt haben. Neben den Veröffentlichun- 
een beider und dem sonstigen Schrifttum, das besonders in Mittei- 
lungen über die Lehrlingsschulen einzelner Unternehmungen be- 
steht, hat Seyfert, der speziell den Arbeiternachwuchs in der 
Maschinenindustrie behandelt, auch ungedrucktes Material be- 
nutzt, das ihm von vier hervorragenden Maschinenfabriken zur 
Verfügung gestellt wurde. 

Die Schrift beschäftigt sich überwiegend mit der Fürsorge 
für den Nachwuchs an Facharbeitern, den eigentlichen „Lehr- 
lingen“. Ihre Einstellung (nämlich Bedarf, Auswahl und Lehr- 
verhältnis) sowie ihre praktische und theoretische Ausbildung 
werden eingehend besprochen; auch über die Erziehungsmittel 
(Löhne, Prämien und Strafen), die Jugendpflege und die den Ab- 
schluß der Ausbildung der zukünftigen Facharbeiter bildenden 
Prüfungen erhalten wir dankenswerte eingehende Erörterungen. 
Kürzer werden dann Beschaffung und Unterricht der angelernten 
Arbeiter sowie Auswahl und Ausbildung der Vorarbeiter und Mei- 
ster besprochen. Endlich gibt Seyfert noch unter dem Titel 
„Entwieklungsmöglichkeiten” und in einem zusammenfassenden 
Schlußkapitel eine Reihe allgemeiner Ratschläge. So fordert der 
Verfasser für die Fabrik- und die Fortbildungsschulen neben der 
beruflichen Ausbildung, „die natürlich den Mittelpunkt des gesam- 
ten Unterrichts bilden muß”, auch Förderung „des Lehrlings als 
Menschen“. Bei der beruflichen Ausbildung aber hält er — als be- 
geisterter Anhänger des Taylorsystems für die Masseder Arbeiter 
— strengste Spezialisierung für den Interessen der Industrie am 
meisten entsprechend; doch hat sie auch dafür zu sorgen, daß es 
nieht an „Facharbeitern mit mehrjähriger Ausbildung” fehlt. Diese 
müssen auch imstande sein, „die verwickelten Werkzeugmaschinen 
zu verstehen und sich in technische Probleme leicht hineinzufin- 
den”. (S.%.) Für die Ausbildung dieser Gruppe, „die auch mehr 
als bisher Gelegenheit finden muß, eine überwachende und an- 
ordnende Tätigkeit auszuüben und in die Stellen des Aufsichts- 
personals aufzurücken”, müsse man „die Besten auswählen und 
den Tüchtigen vorwärts helfen”. „Andrerseits“ müsse „der heute 
vielfach vorhandene Mißstand abgeschafft“ werden, „daß zum 
Nachteil derer, die etwas leisten, die Untüchtizen nicht ausge- 
-chieden werden”. „Ein Erfolg für Leistungen“ sei „eben nur 
möglich in Verbindung mit einem Mißerfolg für solche, die nichts 
können”. Carl Koehne. 


GESCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Beschäftigung im November 19221). — Aus den Berichten der 
preußischen Handelskammern für November geht herver, 
daß dieser Monat im Zeichen der mit der Kabinettsbildung zusammen- 
hängenden innerpolitischen Krise, der Unsicherheit und der abwartenden 
Haltung der ausländischen Wirtechaftskreise stand. Der Dollar, der am 1. XI. 
mit 4550 gehandelt wurde, erreichte im Laufe des Monats seinen höchsten 
Kurs von 9150, um dann langsam unter Schwankungen auf etwa 8000 zu- 
rückzugehen. Infolgedessen war der Geschäftsgang z. T. sehr 
schleppend; die Käufer, deren Kaufkraft hinter der Teuerungswelle zu ürk- 
bleibt, konnten nur den dringendsten Bedarf decken; teilweise waren Bo- 
triebseinschränkungen notwendig. Bei vielen Handelrgegenständen sind die 
Weltmarktpreise überschritten worden. Auch die Geschäftslago 
am Markt der elektrotechnischen Erzeugnisse war’ weiterhin schlecht. 
Die Bestellung von Maschinen, Schaltapparaten und Zählern hat 
nachgelassen; cino Besserung ist wegen der Unsicherheit über die zukünftig ` 
Preisgestaltung vorläufig nicht zu erwarten. Nur für Kleinmaterial 
und Kabel lag das Geschäft etwas günstiger, jedoch haben sich die Auf- 
träge auf Leitungen, Glühlampen und Meßinstrumonte weiter 
verringert. 


Der Arbeitsmarkt im Oktober 1922’. — Nach der Gesamt- 
übersicht des „BReichs-Arbeitsblatts‘‘ hat die Abschwächung des Be- 
schäftigungsgrades dio auf eine ungünstige Entwicklung eingestellten 
Erwarturgen nicht übertroffen, da in einzelnen Industriezweigen eino 
Besserung der geschäftlichen Tätigkeit eingetreten ist und diese sich in 
anderen auf der bisherigen Höhe halten konnte. — Bei 5257 Kranken- 
kassen ist die Mitrliedezrahl von 12.297 auf 12,202 Millionen, mithin 
um 0,5% gefallen (0,995 i. Vm.) Die Arbeitslosigkeit und die Zahl 
der Kurzarbeiter ist weiter gestiegen: von C,455 Mill. Mitgliedern der Fach- 
verbände waren am Stichtage 89 309 oder 1,4% arbeitslos (0,5%, i. Vm.). 
Nach der Erwerbslosenstatistik hat sich die Zunahme der unterstützten 
Erwerbslosen mit etwa dorselben Stärke wie im Vormonat fortgesetzt, 
u. zw. wurden am 1. XI. 23 922 Personen unterstützt (16 306 i. Vm.). Bei 
den Arbeitsnachweisen ist dio Zahl der Arbeitsgesuche gewachsen, 
die der Stellenangebote weiter kleiner geworden; es wurden 0,76 Mill. 


Gesuche (0,741 i. Vm.), 0,571 Mill. Angebote (0,608 i. Vm.) und 0,417 Mill. 


„ETZ* 1922, 8. 1397. 
„EIZ 1922, S. 1374. 


N) Vel. 
>) VgL 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


. werden soll, wie das bereits bei der Ausfuhr geschicht. 


14. Dezember 1922. 


Vermittelungen (0,422 i. Vm.) gemeldet, so daß auf je 100 offene Stellen 
138 Gesuche (122 i. Vm.) und auf je 100 der letzteren nur 53 Vermitte- 
lungen (57 i. Vm.) entfielen. 15 berichtende Betriebskrankenkassen der 
Elektroindustrie hatten am 1. XI., abzüglich der arbeitsunfähig:n 
Kranken und Erwerbslosen, 74099 männliche und 34 211 weitliche Pflicht- 
mitglieder, deren Zahl somit um 3,4% bzw. 1,1°%%, gegen den Vormonat 
abgenommen hat. 

Indexziffern. — Der Großhandelsindex der ‚„Ind.- u. Hand.- 
Ztg.‘‘ betrug in der Woche vom 25. XI. bis 1. XII. 1595,59 (1365,39 i. Vm.), 
d. h. die Inlandkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen. 
hatte nur !/isa ihres Vorkriegswertes. Am Dollarmittelkurs in Berlin (7951) 
gemessen, besaß die Mark nur noch den 1894. Teil ihres Außenwertes der 
Vorkriegszeit.. Der Dollarmittelkurs der Vorwoche (6660) hat sich um 
19,4%, erhöht, während das Großhandelspreisniveau, an obigem Index 
gemessen, um 16,9% gestiegen ist. Die Mebßziffer der Warengruppe Kohle. 
Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle ist von 1699,53 i. Vw. auf 1847,30 gewachsen. 
also um 8,726. — Nach den Feststellungen des Statistischen Reichs- 
amts hat sich die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskosten 
(Ernährung, Heizung, Beleuchtung, Wohnung und Bekleidung) von 22 166 
im Oktober auf 44610 im Durchschnitt des Monate November, mithin 
um 102,2°%, erhöht. Wenn man von der Bekleiduıg abeieht, betrug sie 
40 047 (19507 i. Vm.), was eine Zunahme um 105,3% ergibt. 

Die deutsche Ausfuhrstatistik und das Garantiekomitee. 
— Wir haben in einem Referat der „ETZ“ 1922, S. 1275, bisher geheim 
gehaltene Abmachungen erwähnt, die in einem Schriftwechsel zwischen 
der deutschen Kriegslastenkommission und dem Garantiekomitee ent- 
halten sein sollten und von der „Bergisch-Mürkischen Ztg.‘‘ veröffentlicht 
worden sind. Es wurde bemerkt, daß eine bezügliche Anfrage im Reidhstag 
bisher noch keine Beantwortung gefunden habe. Letztere ist nunmehr. 
wie die „D. A. K.“ schreibt, seitens des Reichsfinanzministers und des 
Reichswirtschaftsministers erfolgt. Es wird darin betont, daß es sich ledig- 
lich um die Nachprüfung der Ausfuhrstatistik, nicht um eine Ein- 
wirkung auf die Handhabung der Außenhandelskontrolle handle. Deutscher- 
seits ist zugestanden worden, daß sich das Garantiekomitee durch einige 
mit der stichprobeweisen Nachprüfung der Wertangabe auf den sta- 
tistischen Anmeldescheinen beauftragte interalliierte Inspektoren von 
der Zuverlässigkeit der Zahlen der deutschen Ausfuhrstatistik überzeugen 
kann. Ausdrücklich wurde aber vorbehalten, daß diese Inspektoren stets 
von besonders dazu bestimmten deutschen Beamten begleitet sein müssen. 
Hinsichtlich der Bucheinsicht bei Privatpersonen hat die deutsche 
Regierung den Standpunkt vertreten, daß nach den maßgebenden gesetz- 
lichen Bestimmungen die Teilnahme eines ausländischen Beamten nicht 
erzwungen werden könne. Das Garantiekomitee ist daraufhin auf dies 
Frage vorläufig nicht zurückgekommen. Ein Recht auf Einsichtnahme 
in den Betrieb der Außenhandelsstellen oder auf Erhalt unmittel- 
barer Auskünfte von diesen hat die Reichsregierung den Beamten des Garantie- 
komitees nicht zugestanden. Nur auf besonderen Antrag des letzteren 
kann durch Vermittlung des Präsidenten des Statistischen Reichsamts 
vom Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung eine Nachprüfung 
der Richtigkeit der Ausfuhrstatistik erfolgen und darüber berichtet werden. 
Es ist aber niemals in Frage gekommen, dem Garanti: komitee auf diesem 
Wege Unterlagen zu beschaffen, die einen Einblick in die geschäftlichen 
Zusammenhängo einzelner Ausfuhrfälle ermöglichen würden. 

Grundsätzliche Anderung der Außenhandelsstatistik. — 
Nach der „D. A. K.“ sind in Besprechungen über eine grundsätzliche 
Reform der Außenhandelsstatistik Vorschläge gemacht worden. 
denen zufolge bei der Einfuhr der Empfänger zur Wertangabe verpflichtet 
sein und die Deklaration in der jeweils vereinbarten Währung abgegelen 
Vom Schätzuns:- 
verfahren will man grundsätzlich absehen. Für die Übermittlung der er- 
forderlichen Angaben an das Statistische Reichsamt sehen die Vorschläge 
ein neucs Verfahren vor, dessen Schwierigkeit indessen darin liegt, daù 
monatlich etwa 1 Mill. Einfuhrsendungen zu behandeln sind. Die Neu- 
regelung soll so beschleunigt werden, daß sie möglichst am 1. IT. 1923 in 
Kraft treten kann. In der Zwischenzeit sind gewisse auf eine Berichtigung 
der Wertzahlen hinauslaufende Überrangsmaßnahmen erforderlich, m 
welchem Zweck man das seit dem 1. IX. angewandte System, der Statistik 
die Goldmark zugrunde zu legen, verbessern will. Die Ausfuhrstatistik 
erfordert nur geringe Änderungen; wo der Export in Papiermark abge 
schlossen ist, soll jedoch der Tag des Vertragsabschlusses Berücksichtipur; 
finden. Die Reformvorschläge werden nunmehr zunächgt von den Spitzen- 
organisationen des Handels und der Industrie durchberaten. 

Zum neuen amerikanischen Zollgesetz. — Der Bericht üh: 
das neue amerikanische Zollgesetz in der „ETZ“ 1922, S. 1346, enthält 
im letzten Absatz eine unrichtige Angabe. Die Sektion 304 bestimnit nicht. 
daß Einfuhrwaren die Zeit ihrer Herstellung tragen müssen, sondern ver- 
langt, daß jeder in die V. S. Amerika eingeführte Artikel, den man, ohne 
ihn zu schädigen, zur Zeit seiner Herstellung markieren, stempeln. 
mit Brandmarke verehen oder etikettieren kann, auf diese Weise in leser- 
lichen englischen Worten an einer aufiallenden Stelle, die durch eine nach- 
trägliche Änderung nicht verdeckt bzw. unsichtbar gemacht werden dari, 
mit der Bezeichnung des Ursprunzslandes versehen werden sell. 


A ußenhandel. 


Deutschland. Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik teilt 
mit, daB für Kessel- und Handstaubsaugapparate ab 15. XI. neu 
Mindestpreise festgesetzt sind: näheres darüber ist von ihr zu erfahren. — 
Der Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewill'gung hat die Aussen- 
bandelsstellen ersucht, hinsichtlich der Fakturierung in Ausland» 


Tw e ye a o y a z 


14. Dezember 1922. 


währung bei Ausfuhrgeschäften künftig nach den Richtlinien zu 
verfahren, die der Außenhandelskontrollausschuß des Vorläufigen Reichs- 
wirtschaftsrats vor kurzem angenommen hat und deren wesentlicher In- 
halt in der „ETZ‘‘ 1922, S. 1446, mitgeteilt worden ist. Der Exporteur 
wird damit in die Lage versetzt, außer derjenigen Valuta, in der der Preis 
seitens der Außenhandelsstelle bestimmt ist, auch eine andere Hochvaluta 
zu wählen. Als tiefvalutarische Länder kommen heute im wesent- 
lichen nur die des europäischen Ostens und Südostens in Betracht. Durch 
Verluste, die bei der Ausfuhr nach diesen Ländern eingetreten sind, aus- 
gelöste Wünsche, auch dorthin allgemein in Hochvaluta zu fakturieren, 
scheinen der „D. A. K.“ bei dem starken Sinken und Schwanken der 
Mark berechtigt. — Das Goldzollaufgeld beträgt vom 13. bis 19. XII. 
178 900%. 


England. — Das Unterhaus hat einen Antrag auf Aufhebung 
der Industrieschutzakte abgelehnt. Bei den Verhandlungen ist 
die bedeutende Entwicklung englischer Industriezweige unter dem Gesetz 
hervorgehoben worden, das indessen nach der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘ von 
dem Parlamentsmitglied Asquith eine Narrheit genannt wurde, die das 
Geschäftsleben hindere. Das Gesetz werde von der gesamten Bank- und 
Handelswelt verurteilt. — Nach Feststellung durch die deutsche amtliche 
Vertretung in London, fallen Konsignationsläger in England in eine eventuelle 
Konkursmasse, wenn sie nach außenhin als das Eigentum englischer Agenten 
gelten und diese darauf Kredite erhalten. 


Spanien. — Eine spanische Verordnung vom 4. X. hatte eine aber- 
malige unverlängerbare Frist bis zum 15. X. d. J. zur Geltendmachung 
von Rückforderungsanträgen bezüglich bereits bezahlter Valutazuschläge 
gesetzt. Die Anträge waren bei den betreffenden spanischen Zollämtern 
unter gleichzeitiger Vorlegung der erforderlichen konsularischen Beschei- 
nigungen zu stellen. Nach einer Verordnung vom 25. XI. werden die Zoll- 
ämter alle jene Anträge doch als fristgerecht gestellt betrachten, welche 
die Interessenten £. Z. nicht formgerecht stellen konnten, weil ihnen die 
entsprechenden konsularischen Bescheinigungen noch nicht zuge- 
gangen waren. Die Verordnung vom 4. X. setzte auch eine Frist bis 8. X. 
fest zur Boantragung solcher Bescheinigungen behufs Befreiung vom Va- 
lutazuschlag. (Gemäß der neuen Verordnung vom 25. XI. betrachten die 
spanischen Konsulate alle jene Anträge auf Ausstellung derartiger konsu- 
larischer Bescheinigungen als nn gestellt, welche bei ihnen an- 
hängig gemacht werden, bevor das betreffende Konsulat von der Aufhebung 
seiner Ermächtigung zur Ausstellung derartiger Bescheinigungen Kenntnis 
erhalten hatte; ebenso betrachten sie alle die Anträge auf Ausstellung 
konsularischer Bescheinigungen als fristgerecht gestellt, welche sich aut 
Teilsendungen beziehen in Ausführung vor dem 29. V. geschlossener Ver- 
träge, auf Grund deren schon andere Sendungen mit entsprechender kon- 
sularischer Bescheinigung stattgefunden haben. Auch sind die spanischen 
Zollimter nunmehr erm..chtigt, die Frist zur nachträglichen Beibringung 
der konsularischen Bescheinigung bei Anträgen auf Valutabefreiung zu 
verlängern, u. zw. bis zur Dauer eines Monats von dem Datum an gerechnet, 
unter welchem das betreffende Konsulat die Ausfertigung derartiger Be- 
scheinigungen eingestellt hat. 


Neue Gesellschaften. — Deutsche elektrophysikalirche 
Gesellschaft m. b. H., München. Gegenstand: Verwertung von Erfin- 
dungen auf dem elektrophysikalischen Gebiet, Herstellung und Vertrieb 
von Gegenständen auf diesem usw. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — „Con- 
dor-Elektrik‘‘ Bau- und Vertriebsgesellschaft m. b. H., Berlin. 
Gegenstand: Bau elektrischer und mechanischer Maschinen und Apparate 
sowie deren Verwertung und Vertrieb usw. Stammkapital: 50 000 M. — 
Bochum-Ehrenfelder Elektricitätsgesellschaft m. b. H., Bochum. 


Gegenstand: Fabrikation und Großvertrieb von Elektromaterial und In- 


dustriebedarfsartikeln, Reparatur elektrischer Apparate und Maschinen 
Stammk>pital: 0,3 Mill. M. — Westdeutsches Elektrowerk G. m. b. 
H., Eickel. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrotechnischer 
Artikel. Stammkapital: 0,6 Mill. M. — „Elmwerk‘ Linus Mahn, 
Elektromotoren- und Anlasserfabrik, Leipzig. 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im Dezember: | 


in 


Christiania (Kr). . | 1431.41. 1511,21! 1561.08, 1556,10 1501,23! 1506,22 
Helsingfors (finn. M) | 199,50" 201.49 20847, 205,48 206,48 207.48 
Holland (Gld) 3117.18 3211,95 3341,62 3336,63 3316,68) 3231,90 
Italien (L) . . | 39,51 401,99 413,96. 416,45, 406,98 399,00 
Kopenhagen (Kr) . | 157605 1635,90! 1720,68 1695,70! 1655.85! 1633,40 


London (£). .. . 


5011,00 36300,00 38154,37 37905,00 37057, 10 3697,00 
New York ($) 


7880,25 8079,75| 8391,46. 8354,06 8329,12! 8229,37 


Österreich (K) ol Ol 082 012% 0,12; 012 
Paris (Fr) 559,59 568,571 581.04 573,56: . 583,53] 581,04 
Prag (Ko). . >». . | 250,37. 252,36" 264383! 262,34 262.54 260,84 
Schweden (Kr) 269.81. 2144,62 226432 2254,35 2189,50, 2164,57 
Schweiz (Fr) 1496.25 1506,22 1571,06. 1561,08 1571,06 1546,12 


Spanien (Pes) . . | 1221,93, 1241,58. 1256,77, 1271,81; 1274,30 1266,82 

Von der Börse. — (29. XI. bis 5. XII. 1922.) In den ersten Tagen 
veranlaßten die widerspruchsvollen Nachrichten über die Absichten der 
Entente und Gerüchte über einen eventuellen Rücktritt Poincares am De- 
visenmarkt Abgaben ‘seitens der Spekulation, die zu einer Abschwächung 
führten. Dagegen konnte am Effektenmarkt cine allgemeine Befestigung 
Platz greifen, u. a. weil verlautete, daß das Moratorium um zwei Monate 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 50. 


z O pp A e a A Ba 


1496 


verlängert werden solle. Schon am 4. XII. ging diese Besserung in eine 
kräftige Haussebewegung über, die wesentlich durch umfangreiche Kauf- 
aufträge aus Wien und Prag wie auch für englische und französische Rech- 
nung gefördert wurde. Auch die Werte der elektrotechnischen In- 
dustrie erfuhren z. T. bedeutende Kurssteigerungen, so gewannen die Accu- 
mulatorenfabrik 12 000 %; Schuckert & Co. 7800%; Siemens & Halske 
6500%; Felten & Guilleaume Carlsw. 5350%, die A.E.G. 1450%: — Der 
Aktienindex (Prozent des Kurswertes von 1913) der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘ 
betrug bei 140 Aktien durchschnittlich am 1. XII. 3874,6% (am 24. XI. 
2957,3) und darunter bei 11 Elektrizitätsgesellschaften 4181,5% (am 24. XI. 
2866,7), die Verzinsung in Prozent des Kurswertes bei 134 Aktien durch- 
schnittlich 0,42%, (am 24. XI. 0,55) und darunter bei 11 Elektrizitätegesell- 
schaften 0,32%, (am 24. XI. 0,47). 


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Gesellschaften 33 i, xı | Niedrig-|p5.hster 4. XIL. 
S E ster 
z| 
| 
Accumul.-Fabr., Berlin . . ... 25 13 000! 13.000 | 25 000 |25 000 
A. E. Q., Berlin . .. . . . .. 2% | 5150| 5150| 660 | 6600 
: „ Vorz.-A 6 | 300 300] 470 | 450 
3 „ Vorz.-B. 10,63) 49 492 925 925 
Bergmann, Berlin ....... 20 3800, 3800 | 6500 | 650V 
Continent. Ges. Nürnberg... .| 0 — -- — — 
5 Mr R Vorz.-A.I| 8 | 3450 2500 | 3500 | 3500 
Drahtloser Übersee-Verkehr 12, 3050 3050| 3925 | 3725 
R 3 „neue AI — | 2900' 2900) 3500 | 3100 
Dtech.-Atlant. Telegr., Köln. ..| 5 4125 4125| 570) | 5700 
„ Niederl. „ a ana a — ; 3900 3900| 5000 | 5400 
„  Südam. , EN f 5 :3800 3800| 5100 | 5100 
„» Kabelwerke, Berlin . . . | 20 2600| 2600 | 3800 | 3800 
Elektra, Dresden . . ..... 10 — 1480 | 1600 | 1600 
El. Licht u. Kraft. Berlin. ...| 15 39751 3975 | 6000 | 6000 
» » » » München ..| 15 : 1550| 1500| 1975 | 1975 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 2600| 2600 | 3700 | 3700 
E. W. Liegnitz ........ 10 900; 900) 1500 | 1500 
E. W. Schlesien . ....... 12 i 1400| 1400| 2100 | 2 100 
Felten & Guilleaume Carlsw. . . | 25 5650! 5650 | 11000 | 11000 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . . | 20 3 200 3200| 6150 | 6150 
Hackethal, Hannover . ... . 20 22001 2200 | 3560 | 3500 
Hamburgisehe E. W. .....| 12 | 1120) 1120| 1400| — 
Körtings Elektr.-W., Berlin. ..| 50 | v00! 5000 | 6%0 | 6900 
Kraftübertrag., Rheinfelden. ..| 0 | — | 12000 | 12000 | 12.000 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. . | 12 ' 2300| 2200 | 3200 | 3200 
C. Lorenz, Berlin ....... 35 | 4500) 4450 | 5900 | 5900 
Dr. Paul Meyer, Berlin... . . 15 2 600 2375 | 2600 | 2450 
Mix & Genest, Berlin ..... 16 | 2600| 2600 | 5000 | 5000 
Neckarwerke, Eßlingen . . . . . | 10 1295| 1295| 145 — 
Niederschles. Elektr. u. Straßenb. | 12 — — — — 
Oberbayer. Überlandz., München | 9 1425| 1425 | 2400 | 2400 
H. Pöge, Chemnitz... . . . „| 20 
PR »  Vorz.-A. ... 7 | = 
Rhein. El.-A. G., Mannheim . . . | 15 3 000 
„ „ „ Vorz.-A Fr mer 
M. Schorch & Cie., Rheydt 10 4.000 
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 20 | ; 4 600 
Schuckert & Co., Nürnberg . . . | 16,7 15 000 
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin . . . 0 1400 
Siemens & Halske, Berlin. . . . | 20 19 500 
Stettiner E. W. . . 2.2...» 16 4 100 
Teleph.-F. Berliner Hannover. . | 20 4875 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin | 35 4 050 
Voigt & Haeffner .. . | 4125 
an Vorz.-A 3 000 
Hartmann & Braun . . | Frank- 6 300 
Emag. Elektr.-A.G. . . ọ furt 2 700 
Main Kraftw, Höchst | a.M. 
Heddernh. Kupferw. u. | 1220 
Südd.Kabelwerke . . . 4 150 


WARENMARKT. 


Elektrotechnische Erzeugnisse. — Laut Mitteilung der Preis * 
stelledesZentralverbandes der deutschen elektro- 
technischen Industrie sind mit Gültigkeit vom 8. bis 14. XII. 
die Preise von Maschinen, Transformatoren, Meßwandlern und Bogen- 
lampen um 25 °/., von Schaltapparaten und Installationsmaterial (durch- 
schnittlich) um 30 %/9. von Meßinstrumenten um 200.., von Vorrichtungen 
für Telegraphie und Fernsprechwesen um 7 bis 500%/, von gummifreien 
Isolierstoffen um 40% erhöht worden. Der Nettomindestpreis von 
Transformatoren- usw. Oel beträgt 900 Mjkg ohne Faß. 


Isolierte Leitungsdrähte, — Die Verkaufsstelle vereinigter 
Fabrikanten isolierter Leitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat ab 5. XII, 
die Teuerungszuschläge auf Preisliste Nr. 13 für NGA, NGAB, NGAF., 


GNAT, NGAZ von 1 bis 2,5 mm? und für NFA schwarz imprägniert vuf 


1496 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 


14. Dezember 1922. 


100%, für die zuerst genannten 5 Typen von 4 bis 10 mm? auf 70% und 


für dieselben Typen von 16 mm? und mehr auf 40°, ferner für NPL, NPLR, 
NPLS, NSA und NFA mit Glanzgarnbeflechtung und für alle übrigen Typen 
auf 130°, erhöht. 

Isolierrohre. — Die Voerkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fabri- 
kanten G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 2. XII. die zu den Preisen 
der Liste vom 8. IX. hinzuzurechnenden Aufschläge wie folgt festgesetzt: 
Bleirohr und lackierte, farbige Galvano- und Gelblackrohre mit 
Zubehör 23 000°%,: Messingrohr und Zubehör 33 000%; Stahlpanzer- 
rohr und Zubehör 40 000%; schwarzes Papierrohr 26 000%. Fracht- 
freie Lieferung ab Werk erfolgt bei mindestens 0,3 Mill. M Fakturenwert. 


Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin, 
hat die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 für die Zeit 
vom 8. bis 15. XIL für Dieselmotoren (ortsfeste und Schiffs- 
masebinen) auf 1000009. für alle übrigen Verbrennungskraftmaschinen 
und ihre Anwendungen auf 10 900 ;, hinaufgesetzt. 


Kohle. — Laut Bekanntmachung des Reichskohlenverbandes im 
„Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 271, 272, 273 gelten ab 1. XII. folgende neuen 
Brennstoffverkaufspreise einschl. Kohlen- und Umsatzsteuer: beim 
Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat unter Fettkohlen 
Förderkohlen 22 763M, bestmelierte Kohlen 25 613 M, Stückkohlen 30 104M, 
gew. Nußkohlen I bis III 30 789 M; unter Gas- und Gasflammkohlen 
Flammförderkohlen 22 763 M, Gasflammförderkohlen 23 910 M, Gasförder- 
kohlen 25 935 M; unter Eßkohlen Förderkohlen (25°5) 22537 M, Stück- 
kohlen 30 166 M; unter Koks (iroßkoks I 33272 M, digl. 11 33 048 M, 
GieBereikoks 34 630 M, Brechkoks 1 und II 39 806 M; unter Steinkohlen- 
briketts I. Klasse 42391 M; beim Aachener Steinkohlensyndikat 
(Eschweiler Bergwerksverein) Anthrazit I (Stücke) 30 434 M: beim 
Mitteldeutschen Braunkohlensyndikat Briketts im größeren 
Industrieformat 16 963 M (Kasseler Revier 21185 M), Naßpreßsteine 
14 773 M; unter Rohkohlen des mitteldeutschen Gebietes Förderkohlen 
D938 M, Siebkohlen 7423 M, Stückkohlen 8313 M; beim Ostelbischen 
Braunkohlensyndikat (Niede’lausitzer Gruppe) Briketts im kleineren 
Industrieformat 18029 M, Förderkohlen 5435 M, Siebkohlen 6986 M, 
Stückkohlen 7559 M; beim Rheinischen PBraunkohlensyndikat 
(Kölner Gruben) Briketts 13 320 M/t. — Die preußische Bergwerksdirek- 
tion Hindenburg hat u.a. folgende ab 1. XII. geltenden Tagespreise, 
einschl. der Steuern, der Königin Luise-Grube bekanntgegeben: Flamm- 
stückkohlen 26 630 M, Gasstückkohlen 26 640 M, gewaschene Flammnuß- 
kohlen la 27 030 M, Gasnußkohlen 26 640 M/t. — Im rheinischen Braun- 
kohlenbergbau sind während des Oktober 3,320 Mill. t Rohkohlen ge- 
fördert (3,059 i. V.) und 0,660 Mill. t Briketts hergestellt worden (0,668 i.V.). 
— Englische Kohle wird frei Hamburg wie folgt ange boten :} Beste North- 
u mberland steam smalls (Kleinkohle) 18s 6d, Northumberland uns: reened 
(F 'rderkohle) 27s 3d und Durham Fettförderkohle 27s 9 d/ton. 

Erze. — Aus England wird folgender Preis gemeldet: 
und spanische Erze 22s 6d/ton. 

isen. — Für das 2. Dezemberviertel sind die Preise von Roheisen 
au’ Grund der Kursklausel ab 8. XII. wie folgt erhöht worden: Hämatit 
179780 M, kupferarmes Stahleisen 179112 M, Siegerländer Stahleisen 
178112 M. GießBereiroheisen 1159390 M, dsgl. III 159320 M, dsgl. luxemburger 
Qualität 152 263 M, Spiegeleisen (8 bis 10%, Mn) 181 075 M, Temperroheisen 
176 398 M, Ferrosilizium (10%)215 912 M, Ferromangan (80°) 320 406M, 
dsgl. (5024) 290 548 M/t. Die Preise verstehen sich zu den bekannten Fracht- 
grundlagen. Die Richtpreise des Stahlbundes für Walzeisen stellen 
sich ab 6. XII. mit bekannter Frachtgrundlage in Thomas-Handelsgüte 
wie folgt: Rohblöcke 214 300 M, Vorblöcke 237 200 M, Knüppel 251 600 M, 
Platinen 258 200 M, Formeisen 290 200 M, Stabeisen 243 200, Universal- 
eisen 317 500 M, Bandeisen 348 700 M, Walzdraht 313 500 M, Grobbleche 
(5 mm und darüber) 330 700 M, Mittelbleche (3 bis unter 5 mm) 372 400 M, 
Feinbleche (1 bis unter 3 mm) 420 300 M, dsgl. (unter 1 mm) 450 300 Mt. 
Die seit dem 29. XI. geltenden Mehrpreise für S.-M.- Qualität wurden nicht 
geändert. Der Zuschlag auf die seit dem 1. VIII. geltenden Überpreise 
für Halbzeug, Formeisen, Stabeisen, Universaleisen, Bandeisen und Fein- 
bleche beträgt nunmehr 90025. 

G“ußwaren. — Der Preis für Temperguß wurde auf 1050 M/kg für 
Blöcke von 100 kg erhöht. 

Schrott. — Am 6. XII. wurden für Kernschrott 130 000 M, für 
Späne 111000 M/t, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 
140 000 M,t frei Berlin notiert. 

Zink. — Von der Rheinisch-Westfälischen Zinkblechhändler- 
vereinigung. sind die Lagerpreise auf 208 100 bis 208 300 M/100 kg 
hinaufgesetzt worden. 

Edelmetalle. — Im Berliner Freiverkehr wurden am 6. XIT. Gold 
(fein) mit 5400 bis 5500 M/g, Silber (fein) mit 170 000 bis 175 000 M/kg 
und Platin mit 22000 M/g notiert. 

Baumwolle. — Am 8. NIL notierten New York loco 21,95 ets Ib 
und Bremen 4578 Mike. 

Schwefelsäure. Für 100 kg Schwefelsäure 60° Be ist der Er- 
zeugerpreis ab 1. XH. auf 4745 M und der Verbraucherpreis auf 
D245 M erhöht worden. 

Ole und Fette. — Die Preise für Schmieröle sind unverändert. 
Rein mineralisches Gasöl für Dieselmotoren spez. Gew. 0,860, Heizwert 
etwa 10 900 Kal., wird mit 13 000 M/100 kg ab Tank unverzollt angeboten. 
— Petroleum notierte in New York in Cases 17 cts, in Tanks 7,50 ets 
und Standard white 13,75 ets/Gallone. — Terpentinöl ist in Amerika 
im Preise zurückgegangen; New York notierte am 6. XII. 138 cts/(zallone. 
Am Hamburger Markt wurden für amerikanische Ware 4500 M und für 


Inland- 


französische 4550 M/kg verlangt. — Leinöl wird aus Holland zu 42Gl4 ; 
100 kg angeboten; im deutschen Großverkehr werden 1475 M/kg gefordert. 
— Rizinusöl 1. Pressung kostet 1880 M und Ware 2. Preesung 1725 M kz. 


Altmetalle. — Am 6. XII. wurden am Berliner Markt folgende Preis 
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 2100 bis 2150 M; un- 
verzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 2050 bis 2150 M; Maschinenrotguli. 
handelsüblich und tiegelrecht, 1600 bis 1650 M; Messingzünder, pulver- 
und eisenfrei, 1350 bis 1400 M; Messingkartuschen, pulver- und eisenfr::. 
1800 bis 1900 M; reine, weiche Messingblechabfälle 1700 bis 1750 M; Schwer- 
messing, handelsüblich, 1250 bis 1300 M; Messingschraubenspäne, handel 
üblich, 1250 bis 1300 M; altes Weichblei 750 bis 800 M; Zinkzünderlegi. 
rungen 1250 bis 1300 M; Altzink, handelsüblich, 975 bis 1025 M; Reinalı 
miniumblechabfälle (35/99%5) 2500 bis 2600 M/kg in geschlossenen Quant- 
täten und Wagenladungen. 


Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche 
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörscn- 
vorstandcs (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte 
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg: 


Metall [ sxn. | Xu. 


Elektrolytkupfer (wire bars) | 
prompt, cif Hamburg, Bremen 


| 4 XIL 


oder Rotterdam . . ..... 2339 2639 34 
Originalhüttenrohzink 
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom. 1457,77 1493,13 | 144455 


1 


Raffinadekupfer 99/99,3°%, 2100—2150 | 2200—2300 , 2200-2. 


Originalhütten weichblei 875—925 925—975 WO - U 
Originalhüttenrohzink, Preis im 

freien Verkehr . . 2. .... 1400 — 1450 | 1425—1475 | 1400 - 1510 
Plattenzink (remelted) von 

handelsüblicher Beschaffenheit] 1175 — 1225 | 1200—1250 | 1200—12% 
Originalhüttenaluminium,„. . 

989/9925 in Blöcken, Walz- oder 

Drahtbarren . . . 2 2 2 2.02. 3158 3297 3313 
del. in Walz- oder Drahtbarren 

ee ee Zr a S 3182 3321 3357 
Zinn, Banka, Straits, Austral. in 

Verkäuferswahl . ...... 6600—6700 | 6800—6900 | 6600 - 670V 
Hütten zinn, mindostens 99°, . .| 6500—6600 | 6700—6800 | 65U0—- huün 
Reinnickel 98/9999 2.2... 4450—4550 | 4700-—1&00 | 4500 - im 
Antimon - Regulus ...... 825—875 875—925 850 —'HW 
Silber in Barren rd 900 fein für 

Lckg- fein: 32 aem ne S 155000 bis | 170000 bis | 170000 bis 

160000 175000 175 000 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal” an 
1. XII. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert : 


£ s d £ g ìl 
*Kupfer:best selected . . . 2 2 2 2.2. 65 10 Obis 67 10 v 
j x electrolytic „2.2.2220. 69 15 0 > 7% 55 0 
5 wire bars .. 2 2 2 2 2 2 0. 710 5 O, - -- 
ni): standard Kasse .....,n. 62 50,2 7 t 
+ i g 3 Monate . .... 3 2 6 }, 063 I5 v 
Zinn, standard: Kasse... 2.2.2202. 1735 00,15 2% 
j i 3 Monate ....... 176 0O 6 a 176 2% 
39 BEAS eeo ga a a E a A 176 10 0 „ 16 17 » 
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 25 17 6 a 25 0 » 
„» gew. engl. Blockblei . . ..... 27 5 O0, -—-- 
Zink: gew. Sorten .. saaana aea‘ 37 15 0 p 35 2 » 
s remelted 3 28:8 zu a ea 35 10 0. — - - 
„ engl. Swansea .. 222200. 38 £/38 £ 5 s heferbar 
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . . 27 £/29 £ 10s. 
Aluminium: 98 bis 99%. 2 2.2. . 7. . 92£10s (In- und Ausland) 
Nickel: 95 bis 99°, garantiert . 2... 135 £ (In- und Ausland). 
Wismut: Je lb. . 2 2. 2 2 2 2 2 20. 10 s. 
Platin: nominal je Unze. . .. hah’. 21 £ 10s. 
Quecksilber : nom. für die 75 Ibs.-Flasche 12 £ 5 s. 


Wolfram: 69°, je Einheit nominal . . . 12 s 6 d/13 a. 


In New York notierten am 8. XII. 1922: Elektrolytkupfer loco 141%: 
Eisen 27,10; Blei 7,22; Zink 7,27; Zinn 37,62 cts/lb. 


® Netto. 


Berichtigung. 

In Heft 30, S. 983, rechte Spalte der Arbeit Heß „Verwendunz 
elektrischer Energie zu chemischen Zwecken“ ist folgendes zu 
berichtigen: . 

Die Zahl der Mitte 1922 aufgestellten bzw. im Bau befir- 
lichen Elektrostahlöfen, System Dr. ing. H. Nathusius, beträgt nich: 
wie angegeben 6 Öfen für 42 t Fassung, sondern laut Referenzli-t- 
der Westdeutschen Thomasphosphatwerke 17 Stück für inszesam! 
121 t Fassung, außerdem 2 Stück 5—6 t-Elektrostahlöfen, die in 
früheren Deutsch-Oberschlesien aufgestellt sind. 


Abschluß des Heftes: 9. Dezeniher 1922. 


Für die Schriflleitung verantwortlich: E. C. Zelime in Berlin. — Verlag von Julius Springer In Berlin. 


Inhalt: Die Rückstellungen und Abschrel- österreichischen Bundesbahnen. — Fahrpreise für | Stand der Überspannungsfrage‘ von J. Bier- 
zungen ir gg der Markentwertung. Von R. Ausländer, 
aas. 1497, 


manns. 
Verschiedenes. 1509 Haus der Elektro- VDE. 1817. Betrifft: Vorschriften für Kreuzun- 
Uber die Erwärmung von versellten Mehrieiter- technik, Leipzig. — Installations-Technischer Ver- gen von Reichs-Telegraphen- und Fernsprech- 
kabein mit FEUER HEIETINN Adern. Von C. Feld- band, Berlin. . 
mann. 16 


leitungen mit Starkstromleitungen und elektri- 
Physik und theoretische Elek- re annen pia m Mellüag, nötreitend nn a 
trotechnik. 1510. Gleichrichtung von earbeitung des Bandes „Elektrotechn ‚der 
I ERDE ERNEST a oe Wechselstrom für Röhrensender. RnB LIE ER De ale u en ie 
Honigmann. 150%. Jahresversammlungen, Kon- en ee En esiinungen == W. BODIN. 
Lichtreklame. 1508. gresse, Ausstellungen. 1511, Literatur. DOSDTEchüUngsn 1617. Im 
Rundschau. Beleuchung und Heizung. Industrie und Handel. 1611. Die Bannkreis von Nauen. A. Fürst. i 
1509. Kochband „Eldorado“, Außenhandelskontrole, — Goldmarkbilanz. Neue Zeitschriften. 1517. 
Apparatebau. 1509. Die zweckmäßigste Vereinsnachrlichten. Eingänge. 1517. 
Anordnungsstelle der Dämpfungswiderstände von EV. 1513. Vortragsreihe für Elektro-Installa- Geschäftliche Mittellungen. 1578. 
Hörnerfunkenableitern teure, — Nachtrag zum Sitzungsbericht vom Warenmarkt. 1519. 
erkehr und Transport. 1509. Ver- | 21. III. 1922. 
suchsfahrten mit Speichertriebwagenzügen auf den 


HEFT 51 (1497— 1520) 


Diskussion zum Vortrag 


Bezugsquellenverzeichnis, 1520. 
„Der heutige 


BERLIN, DEN 21. DEZEMBER 1922 


Berichtigung. 1520, 


IN 
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Elektrotechnische Zeitsch rift 


1497 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) . 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit "1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: 


EEE 


E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


43. Jahrgang. 


Berlin, 21. Dezember 1922. 


Heft 51. 


Die Rückstellungen und «Abschreibungen zur Zeit der Markentwertung. 
Von Dr. Robert Haas, Rheinfelden (Baden). 


1, Vorwort. 


Das im Jahre 1916 erschienene Buch des Verfassers über die 
- Rückstellungen bei Elektrizitftswerken und Straßenbahnen!) hat 
in vielen Fällen als Grundlage für die Bemessung der Rückstellun- 
gen sowohl bei der Wirtschaft der Unternehmungen als bei Streit- 
fällen und Gerichtsurleilen gedient. Wenn nun auch die darin 
aufgestellten Grundsätze trotz der Markentwertung noch zuzutref- 
fen scheinen, so sind die Regeln für die zahlenmäßig zu bemessenden 
Rückstellungen unter den gänzlich geänderten Wertverhälınissen 
heute nicht mehr richtig. Aus diesem Grunde und wegen der an ihn 
gerichteten diesbezüglichen Wünsche hält sich der Verfas:cr für 
berechtigt und verpflichtet, die Frage der Abschreibungen und Rück- 
stellungen unter der Fle:rschaft der Markentwertunzg erneut zu 
untersuchen. 


2. Die heutigen Verhältnisse. 


Auch in der Zeit der ständig fortschreitenden Markentwertung 
darf man sagen, daß die Werke und einige Straßenbahnen solche 
Einnahmen erreicht haben, daß sie ihre Betriebskosten einschließ- 
lich der laufenden Unterhaltung ihrer Anlagen decken und dabei 
nach gewissen Abschreibungen und Rückstellungen noch Dividenden 
verteilen konnten. Dies ist jedoch in fast allen Fällen nur eine 
Scheinblüte, es muß vielmehr dazu bemerkt werden, daß die bisher 
in der Zeit der Markentwertung bei den Elektrizitätswerken und 
Straßenbahnen vorgenommenen Abschreibungen und Rückstellun- 
gen fast immer ungenügend waren oder durch das Fortschrei- 
ten der Geldentwertung ungenügend geworden sind; es ist so- 
gar anzunehmen, daß bei den augenblicklich herrschenden Geldver- 
hältnissen die meisten Unternehmen am Rande des Abgründes 
stehen. Einige Beispiele mögen dies beweisen: 


Wir nehmen an, eine 20 000 kW-Dampfturbine, noch aus der 


Vorkriegszeit stammend, erleide einen größeren Unfall, der z. B. 
ein Viertel des Wertes der Maschine erneuerungsbedürftig mache. 


Vorkriegsswertt . - . 2 2.2. 1,6 Mill. M 
Heutiger Wert . . . 2 2..2...18300 a 

Davon 4 : 330 

Aktienkapital des Unternehmens: 12 Mill. M (noch Glim) 
Vorhandener Erneuerungsfonds: 15 Mill. M. - 


Aus welchen Mitteln soll diese Erneuerung von 330 Mill. M ge- 
macht werden? Der Erneuerungsfonds enthält buchmäßig 15 Mill. 
Mark, was schon viel zu sein scheint, weil er das Aktienkapital 
übersteigt. Diese 15 Mill. M sind aber gar nicht greifbar, sie sind 
in richtiger und üblicher Weise im Unternehmen, z. B. für laufende 
Erweiterungen, angelegt worden, auch schon um die Verwässerung 
des Aktienkapitals durch Aufnahme neuer Papiermark zu vermei- 
den. Aber selbst wenn sie greifbar wären, kommen sie gegenüber 
dem Geldbedarf von 330 Mill. M für die Instandsetzung der Dampf- 
turbine nicht in Betracht. Keine Bank wird für diesen Zweck 
330 Mill. M vorschießen, selbst wenn sie es vermöchte. Die Aktio- 
näre werden sich weigern, ihr goldwertes Kapital von 12 Mill. M 
auf 342 Mill. M zu verwässern, auch hätten sie gar nicht die Mittel, 
dies zu tun. Die Maschine kann also nicht erneuert werden, das 
Werk geht in seiner Leistung um 20000 kW zurück, es erzeugt 
vielleicht 60 Mill. kWh weniger, entsprechend einem Ausfall an 
Überschüssen von vielleicht 0,5 Milliarde M. Damit ist das Werk 
dem technischen und wirtschaftlichen Verfall überliefert, 

Ein weiteres Beispiel: 

Ein größeres Überlandwerk mit 1000 km Leitungen auf Holz- 


masten sei seit 1905 in Betrieb und habe bis 1915 seine Leitungen - 


allmählich ausgebaut. Die Lebensdauer der Holzmasten ist etwa 
16 Jahre. Es kommt jetzt die Zeit, in der die 30 000 Holzmasten all- 
mählich auszuwechseln sind; es werden alljährlich rd 3000 Stück 
sein. Nach 10 Jahren muß der letzte Mast ersetzt sein, der dann eine 
Lebensdauer von 1932 — 1915 = 17 Jahre haben wird. Früher 
kostete die Auswechselung eines Holzmastes 20 Gldm; heute 20 000 
Pprm. Die Auswechselung von 3000 Masten im Jahre verlangte 


) Dr. Robert Haas, ‚„Die Rückstellungon bei Elektrizitätewerken. und 
Seraßonbaineneı Berlin 1916, Verlag von Julius Springer. 


fahr ist gezeigt; 


früher 60000 M und erfordert heute 60 Mill. M, die ganze Aus- 
wechselung der 30000 Masten demnach 600 Mill. 'M. Das Aktien- 
kapital des Werkes sei 15 Mill. M, der Erneuerungsfonds ebenso- 
groß. Also nur für die laufende Erneuerung der Leitungen ist der 
jährliche Betrag viermal so groß als die ganze vorhandene Rück- 
lage. Woher soll das Werk die Mittel nehmen, wenn es nicht all- 
en allein für die Masten 60 Mill. M in den Erneuerungsfonds 
egt 

Für die Transformatoren, deren Ölersatz, die Schaltanlagen, 
die Zähler und andere Teile sind ähnliche Summen nötig, zusammen 
vielleicht mehr als 200 Mill, M jährliche Einlage in den Erneuerungs- 
fonds. Greschieht dies nicht, so kann man ausrechnen, daß das Werk 
lee und wirtschaftlich nach einer gewissen Zeit zugrunde 
geht. 

Und ein letztes Beispiel: 

Der Sturzboden eines Flußwehres für ein. Wasserkraftwerk 
wird durch den W.assersturz und das Geschiebe angegriffen und muß 
erfahrungsgemäß alle 15 Jahre erneuert werden, um die Standsicher- 
heit des Wehres nicht zu schwächen. Für diese mit Taucherglocken 
auszuführenden Arbeiten waren in der Vorkriegszeit etwa 450 000M, 
also etwa 30 000 M im Jahre aufzuwenden. Die letzte Instandsetzung 
fand 1910 statt, die nächste wird etwa 1925 fällig sein. Ordnungs- 
gemäß sind bis 19% alle Jahre 30 000 M , d. s. 300 000 M, und für die 
Jahre 1%1 und 1922 — schon in Würdigung der ansteigenden 
Teuerung — 1 Mill. M und 2 Mill. M zurückgestellt worden. Das 


‚Unternehmen verfügt also jetzt im ganzen über 3,3 Mill. M für die- 


sen Zweck. Bei den heutigen Baupreisen wird die Arbeit aber 
200 Mill. M kosten. Wenn also das Wehr nicht gefährdet und dadurch 
das Werk zugrunde gerichtet werden soll, muß :die Gesellschaft in 
wenigen Jahren noch etwa 200 Mill. M nur für diesen Zweck auf- 


‚bringen, 


Die Beispiele lassen sich beliebig vermehren, sie lehren uns, 
in welch furchtbarer und drohender Gefahr sich die Elektrizitäts- 


werke befinden. 


In noch viel schlimmerer Lage sind die Straßenbahnen. 
Bei ihnen lassen sich in den meisten Fällen die Überschüsse nicht be- 
liebig vermehren, um die nötigen Rücklagen zu bilden. Werden die 
Fahrpeise gesteigert, so vermindert sich die Zahl der: Fahrgäste. 
Bei den meisten Straßenbahnen wird der kritische Punkt, bei dem 
trotz erhöhter Fahrpeise die Überschüsse nicht mehr steigen, bald 
erreicht sein; bei den kleineren Bahnen ist dies bereits der Fall. 

Die Erneuerung eines Gleises kostet heute etwa das 800- bis 
1000-fache wie früher. Bald werden einzelne Strecken nicht mehr 


‘erneuert und dänn auch nicht mehr befahren werden können; damit 


gehen diese für die Bevölkerung so wichtigen Betriebe ihrer Still- 


legung entgegen. 


Die Lage bei den Elektrizitätswerken ist nicht so trostlos wie 
bei den meisten Straßenbahnen; bei jenen lassen sich die Strom- 


preise noch steigern, ohne daß der Verbrauch der Elektrizität sich 
‚bedenklich vermindert. Es heißt also — sei es durch Übereinkunft, 


sei es durch Schiedssprüche auf Grund der Verordnung vom 1. II. 


1919 — das Stromgeld so zu vermehren, daß Überschüsse entstehen, 


die die erforderlichen Rückstellungen möglich machen. Hier zau- 
dern, heißt den Tod rufen. Steuerliche Hindernisse müssen besei- 
tigt werden. Ebensowenig wie man von einem Ertrinkenden die 


‚Lösung einer Badekarte oder die Entrichtung der Lustbarkeits- 


steuer verlangen wird — es sei denn, man sei von Sinnen —, darf 
man von dem mit dem Tode ringenden Unternehmen eine die Rück- 
lagen aufzehrende Steuer erheben. Wer nicht genug zurücklegt, geht 
unter der Herrschaft der Währungszerrüttung zugrunde. Die Ge- 

in den folgenden Abschnitten soll die Höhe der 
Rückstellungen in der Zeit der Dale en an- 


mahernd TOETER TRN werden, | EB 


'3. Die esse he SE 
Die zu dada Verwendung. BoA Meinen der 


Bilanz, wie z. B. die.Kraftwerke, die Leituugs- und .‚Transforma- 
torenanlagen, wollen wir im Gegensat2 zu den vergänglichen Ak- 


tiven, wie z. B. Vorräten, Automobilen, Werkzeugen, Einrichtungs- 
gegenständen sowie Bankguthaben und Kasse, als Anlage- 


1498 


werte bezeichnen. Diese Anlagewerte sind entsprechend den ge- 
setzlichen Bestimmungen i Bi j 
und Straßenbahnen nach den tatsächlichen Herstellungskosten in 
Reichsmark bewertet. Daher bilden die Werte der Anlagen, die 
nicht nur aus der Vorkriegszeit stammen, sondern z. T. in den 
Jahren von 1915 bis heute hergestellt wurden, ein buntes Gemisch 
zwischen vollwertiger Goldmark der Vorkriegszeit und den jeder- 
zeit verschiedenen, aber ständig der Null zustrebenden Papiermark- 
werten. 
Rechnet man solche Anlagewerte auf Goldmark um, indem man 
an Stelle der Papiermark, welche jeweilig bei der Herstellung auf- 


(vielleicht unter Benutzung des jeweiligen Dollar- oder Schweizer 
Anlagegoldweri, der meist 
niedrigere Werte ergibt, als man für gleiche Einrichtungen in der 
Vorkriegszeit hätte bezahlen j 
Mark in Deutschland fiel wohl immer langsamer, als ihr Wert im 
Auslande sank. ind di 
Zur Ermittelung richtiger Rückstellungen müssen die Anlage- 
werte bei den wechselnden Markwerten der Nachkriegszeit 'auf 


Be 


Davon bezahlt 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51. 


ispiel für eine Ermittlung der Rückstellungen zum 


Damaliger 


21. Dezember 19232. 
Be ne 


6. Erneueruangsfonde. 


In den Ausführungen über die Anlagewerte ist eigentlich schon 
alles gesagt, was für die Einlagen in den E d 
Die im Erneuerungsfonds zurückzustellenden 
sollen dazu dienen, Anlageteile, welche auch bei sorgfältiger Unter- 
haltung nicht mehr betriebsfähig bleiben oder welche 80 veraltet 
sind, daß sie nicht mehr mit Vorteil verwendet werden können, zu 
den Grundsätzen, die unter dem 
Abschnitt „Anlagewerte” ausgeführt Find, zu ermitteln, d. h. man 
rechnet die Kosten der Herstellung auf Grund der damals herr- 
schenden Geldentwertung unter Benutzung der untenstehenden 
Tabelle in Goldmark um und bestimmt daraus die jeweilige Rück- 
stellung nach den üblichen Regeln, 2. B. nach den im genannten 
Buch empfohlenen Sätzen. In der Bilanz, welche nur in dem gerade 
herrschenden Mark wert aufgestellt werden kann, müssen diese 
Goldmarkrückstellungen in Papiermark umgerechnet werden. Wie 
diese Rückstellungen zweckmäßig anzulegen sind, wird in einem 
hesonderen@Abschnitt ausgeführt werden 

Im folgenden Beispiel wird der Rechnungsgang für die Rück- 
stellung zum Erneuerungsfonds gezeigt. 


Erneuerungsfonde (in Papiermark). 


fi, 7 8 ee Pe 10 11 


Gesamtwert | Rückstellung Rückstellung Umrechnun 


Anteil i j : 
vor 1915 | „ Ante Wert von un er der Anlagen zum Er- in den Er- ni 
Anlage beschafft an 100 Pprm 2 in Goldmark neuerung®- | neuerungs- | am Bilanz- 
beschafft ın in (Spalte 4) Se fonds ; : t 
nn Papiermark Papiermark en = in Goldmark (Spalte 2 in %, der fonds im 1 Gidm 
Goldmark Goldmark und 7) Anlage Goldmark = 70 Pprm 
Kesselanlage . 960400 | 2831 870 38450 | 5.11. 17 67 3 379 000 4 15 160 10 600-090 
151 236 14. VI. 19 32 48 500 
920800 | 4. XIL2A | 22 20 400 
1721384 | 10.V.2 | 14 24 100 
2 831870 | 118 600 
| 
Dampfturbinen . |1 521 000 | 9134236 3 000 000 |  6.III.20 5,8 174 000 2 142 000 4 85 680 60 000 000 
2000000 | 10.X.90| 22 °| 2120 
3134 236 | 4.IV.21 7,4 231 000 
9 134 136 | 621 000 


irgendeinen, jederzeit verständlichen und zu ermittelnden festen 
Wert der jeweiligen 
Papiermark in Goldmark ausgedrückt wohl am zweckmäßigsten, 
weil damit auch zugleich die in der Vorkriegezeit gebauten gold- 
werten Anlagen erfaßt sind. Nun muß aber für einen Zeitraum, in 
welchem die Werke noch bestehen, damit gerechnet werden, da 
wieder eine feste Währung in Deutschland, die auf Gold gegründet 
In dieser kommenden Zeit, werden 
wohl Anlagen erneuert werden, und dies wird sich unter der herr- 
schenden Goldwährung abspielen. Für diese Fälle muß man sich 
heute vorsehen. Dabei ist anzunehmen, daß dann die Herstellung 
neuer oder die Erneuerung alter Anlagen teurer werden wird (in 
künftiger Goldmark ausgedrückt), als die Herstellung in Papier- 
mark war, wenn iese dem Kurse entsprechend in alte Goldmark 
umgerechnet würden. 

Diese Betrachtung ist nötig, um nachzuweisen, daß sicher keine 
zu hohe Bewertung der in Papiermark hergestellten Anlagen Yor- 
liegt, wenn man jene zum jeweiligen Goldwerte zur Zeit ihrer Her- 
stellung umrechnet. 


4 Vergängliche Werte. 


Die vergänglichen Werte einer Anlage, wie Automobile, Werk- 
zeuge, Einrichtungsgegenstände U. dgl., die zur dauernden Be- 
nutzung ungeeignet eind, soll man zum mindesten so bald als irgend 
möglich auf Null abschreiben. Diese Abschreibung genügt aber 
eigentlich gar nicht, denn die Neubeschaffung kostet bei dem sin- 
kenden Mark werte ein Vielfaches des ursprünglichen Anschaffungs- 
wertes. Wenn man hierfür keine Rückstellungen machen kann oder 
will, so muß man die Neubeschaffung über Betriebsrechnung 
nehmen oder wie einen neuen Anlagewert verbuchen 


schleunigt abschreiben. 


5. Verlorene Zuschüsse. 


Weil der Unternehmer weder die Mittel beschaffen noch sie ver- 
zinsen kann, ist es heute üblich geworden, bei Erweiterungsbauten 
oder Neuanschlüssen von beteiligten Seiten verpflichtungsfreie 
Beiträge in der Form von Überteuerungsbeihilfen zu verlangen. 
Für diese verlorenen Zuschüsse brauchen im Anlagetilgungsfonds 
keine Rücklagen gemacht zu werden; denn diese Zuschüsse sind 
Kapital der Aktionäre oder Gesellschafter, sie brau- 
chen bei der Liquidation nicht zurückgezahlt werden. Dagegen muß 

in den Erneuerungsfonds dafür gesorgt wer- 
den, daß rechtzeitig die nötigen Mittel zur Erneuerung der mit ver- 
lorenen Zuschüssen gebauten Anlagen vorhanden sind, Dabei ist 
natürlich der gesamte Herstellungswert der Anlagen zugrunde zu 
legen, also einschließlich der ale Beisteuer geleisteten Beträge; denn 
In hi der Anlage, nicht der Buchwert, ist für die Erneuerung 
maßgebend. 


N 


Wert von 100 Pprm in Goldmark. 
(Ermittelt aus den Durchechnittsnotierungen der deutschen De- 
visen an den schweizerischen Börsen. Der jeweilige Frankenkurs 
ist mit 0,81 vervielfacht und auf zwei Stellen abgerundet.) 


_— 
1917 | 1918 | 1919 | 1920 | 1921 | 1922 
67 q 


Monat 


Januar. .. > 90 78 6 48 7,5 80 | 22 
Februar 91 75 67 68 41 50 81 | 20 
März... 90 75 65 6 38 5,8 79 | 15 
April = 87 76 63 66 33 6| 74 |14 
Mai . 87 78 62 63 32 | 10 74 |14 
Juni. . :- - 87 77 53 59 32 |11 69 |14 
Jui... 87 17 53 54 30 | 12 64 | 08 
August . . - 88 76 51 54 24 |10 57 | 04 
September . - 88 74 53 54 18 86 | 46 0,29 
Oktober . - > 88 73 52 60 16 15 31 | 0,15 
November . - 86 70 52 11 69 | 17 | - 
Dezember . - 81 66 65 48 9 12 22 | — 


Der Rechnungsgang für die Ermittelung der erforderlichen 
Rückstellungen in Papiermark könnte 2. B. nach dem obigen Schema 
durchgeführt werden. Die Papiermarkziffern sind in Kursivschrift 
gedruckt. In Spalte 2 und 3 sind die Anlagewerte nach der Zeit 


Zeit der Markentwertung. Diese Papiermark sind 
palte 4 und 5 nach den Zeitpunkten ihrer Entrichtung an die 
Lieferanten getrennt, Spalte 6 zeigt den jeweiligen Wert von 10 


lentafel. Die Umrechnung der Papiermark (Spalte 4) in Goldmark 
hat in Spalte 7 stattgefunden. Spalte 8 zeigt die Summe d 
markwerte vor 1915 und der soeben aus den verschiedenen Papier- 
markwerten errechneten Goldmark, also den Gesamtwert der AD- 
lage in Goldmark, Spalte 9 bringt den Prozentsatz vom Goldmark: 


zum Tageskurse der Bilanztage wieder in Papiermark um, weil die 
Bilanz in der gerade herrschenden Mark aufgestellt wird. Der 
Papierwert der Goldmark ergibt sich, wenn man den Kurs des 
a, Frankens an der Berliner Börse mit 1,23 verviel- 
tigt. 
Die Rückstellungen erscheinen im ersten Augenblick er" 
schreckend hoch; sie sind es aber nicht, wenn man sie in das YET 


21. Dezember 19822. 


hältnis zu den Einnahmen setzt. In der Vorkriegszeit waren — wie 
eine kurze mathematische Überlegung?) oder die Statistik er- 
geben — die Einlagen in den Erneuerungsfonds etwa ?/ıs der Strom- 
einnahmen. Im obigen Beispiel ist an ein Kraftwerk gedacht mit 
etwa 30000 kW eingebauter Leistung; man darf die Höchstleistung 
daher zu etwa 20000 kW und bei einer Benutzungsdauer derselben 
von 3500 h die Stromerzeugung zu 70 Mill. kWh annehmen, Das 
ergäbe einen Verkauf von vielleicht 60 Mill. kWh; bei einem Strom- 
preis von etwa 50 M/kWh wäre dies eine Einnahme von 3000 Mill.M. 
Wenn man diese Einnahmen um ein Zehntel erhöhte, so hätte man 
die erforderliche Einlage von etwa 300 Mill. M in den Erneuerungs- 
fonda, Das bliebe ganz im Verhältnis zur Vorkriegszeit. 


7. Der Anlagetilgungsfonde. 


Im Anlagetilgungsfonds sollen solche Mittel angesammelt wer- 
den, daß der Gesellschaft beim Heimfall des ganzen Unternehmens 
oder von Teilen desselben an den Berechtigten kein Verlust ent- 
steht. Auch beim vertraglich möglichen vorzeitigen Auskauf des 
Werkes durch den dazu Berechtigten muß ein Verlust vermieden 
werden. Die anderen möglichen Umstände beim Erlöschen der Ge- 
nehmigung sind auf S., 52 des genannten Buches behandelt; sie sind 
nicht so häufig, daß hier auf sie eingegangen werden müßte; auch 
finden die folgenden Aus ngen auf sie sinngemäß Anwendung. 

a) Heimfall. Wenn der Wortlaut des Genehmigungsver- 
trages nicht seinem Geiste nach, sondern wörtlich ausgelegt wird, 
so gehen das Werk oder Teile desselben unentgeltlich an die andere 
Vertragspartei am Heimfalltage über. Das scheint ein wohlerwor- 
benes Recht; aber der Vertrag wurde abgeschlossen unter no 
wirtschaftlichen Verhältnissen und unter der Herrschaft der Gold- 
währung,. Dabei war man beiderseits überzeugt, daß die für diesen 
Heimfall notwendige allmähliche Tilgung des Anlagekapitals für 
den Unternehmer keine unerschwingliche Last bedeute, und daß 
es ihm möglich sein werde, den vollen Wert der heimfallenden An- 
lage im Verlauf der Genehmigungsdauer zurückzustellen. Wenn 
man nun heute mit der rechnungsmäßigen Tilgung auf Grund des 
buchungsmäßigen Herstellungswertes fortführe, so wäre am Tage 
des Heimfalles buchmälig das Anlagekapital getilgt, und buchmäßig 
entstünde kein Verlust. Somit wäre alles recht und schön, wenn 
nicht der Unternehmer — wie Hans im Glücke — statt eines Unter- 
nehmens im Werte von x Goldmark ein durch den Anlagetilgungs- 
fonds geschaffenes Guthaben auf der Bank von x Papiermark hätte, 
für das er vielleicht nur ein Tausendstel des Sachwertes seines ent- 
schwundenen Werkes kaufen könnte. 

Der Sinn des Anlagetilgungsfonds war aber der volle Ersatz 
des Wertes des heimgefallenen Werkes. Der Besitzer wäre um 
seinen Lohn geprellt, seine vielleicht 50 jährigen Mühen wären ver- 
gebens gewesen. Das war auch nicht der Sinn des Genehmigungs- 
vertrages. Es gibt nun mehrere Wege, um aus dieser Gefahr zu 
entkommen, 

Der erste wäre: Man legte unter Berücksichtigung des Gold- 
wertes des heimfallenden Werkes soviel Papiermark in den Anlage- 
tilgungsfonds als der jährlichen notwendigen Goldmarksumme zum 
Tageskurse entspricht. Diese Summen sind sehr hoch, sie können 
bei weiterer Markentwertung außerdem dahinschwinden und jedes 
neue Jahr — bis zur Währungsordnung — immer wieder erneut 
steigende Beträge verlangen. Das bedeutet eine weitere hohe Be- 
lastung des Unternehmens vor allem aber der Stromkundschaft, und 
drückte auf Gewerbe und Lebenshaltung der Bevölkerung. 

Wäre es nicht viel richtiger, wenn der Heimfalltermin um eo 
viel Jahre hinausgeschoben würde, wie die Währungszerrüttung 
dauert? Das wäre gerecht und volkswirtschaftlich richtig. Die 
Unternehmer täten gut, heute schon mit dem Heimfallberechtigten 
im Sinne einer Konzessionsverlängerung zu verhandeln; denn auch 
dem Verleiher der Genehmigung ist daran gelegen, daß die Bevöl- 
kerung nieht zu hohe Strompreise zahlen muß. Wo dies nicht zum 
Ziele führte, sollte eine Klage auf Aufhebung und Änderung des 
Vertrages vereucht werden. Die Rechtsprechung der höchsten Ge- 
richte ist dafür mehr ale günstig. Das Beharren auf dem Buchstaben 
des Vertrages wäre der Mißbrauch eines Rechtes und hätte nach 
Treu und Glauben keinen Anspruch auf Rechtsschutz. Solange 
über die Regelung der Heimfallrechte keine gesetzliche oder höchste 


> Bereichnen: K das Geramtkapital (Aktien, Obligationen und Schulden), 
Z dessen mittlere Verzinsung (= 8% RK), 
Fg den Erneuerungsfonds, F'4 den Anlagetilgungsfonds, 


Fy verschiedene kleinere Abschreibungen u. Rückstellungen, 
E die Betriebseinnabmen und A die Betriebsausgaben, 
ko gilt allgemein, daß der Betriebsüberschu E— A den Kapitaldienst zu 


decken habe: 
E-A=Z+Fg+F4t+tFVv........ . a 


In der Vorkriegszeit war etwa als Durchschnitt üblich: 
Z=008 K, Fg =00% K, F4=0015K, Fy = 0,05 K. 
Außerdem waren die Betriebsausgaben etwa 50% der Betriebseinnahmen. 
Gleichung (1) wird daher zu 
E-05E=008 K +0035 K+0015 K+0005 K 


oder 058E =015 K ...... E E V- 
Da wir aber Fp = 0,0% K angenommen haben, können wir K ersetzen durch: 
FE 
e - K= — 7,205: . wa we 
| 0,025 a = 
und in (2) eingesetzt: 05 E=5 Fp, 


woraus folgt: Fẹ = 0,10 Æ oder der Erneuerungsfonds war in der Vorkriegszeit 
rd. t/o der Einnahmen. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 51. 


en : 


. 1499 


richterliche, oberschiedsgerichtliche Entscheidung oder Einigung 
vorliegt, müssen die Unternehmer wohl oder übel daran denken, 
ihren Anlagetilgungsfonds der Markentwertung anzupassen, Es 
wird dies für das Werk und seine Kunden eine schwere Last werden. 

- b) Auskauf. Wie von Dr. jur. Ringwald in der „ETZ“ 
1922, S. 273, 1021, mitgeteilt, ist die Rechtsprechung für den Fall 
des vorzeitigen Auskaufes insofern günstig, als den Unternehmern 
nicht zugemutet werden kann, seine goldwerten Anlagen gegen den 
vertragsgemäßen Preis in Papiermark herzugeben. Den er- 
nahmepreis wird das Gericht oder ein Schiedsgericht festzustellen 
haben. Auch hier werden bei fortschreitender Geldentwertung und 
der Unsicherheit der Wertschätzungen Enttäuschungen nicht aus- 
geschlossen sein. Der Unternehmer tut gut daran, eich einiger- 
maßen mit Rückstellungen vorzusehen. Die Rücklagen kann er im 
Unternehmen selbst anlegen, sie werden ihm beim Auskauf in der 
Regel vergütet werden. Die Gefahr eines vorzeitigen Auskaufes 
ist indessen im Augenblicke gering. Städte und Staaten haben z. Z. 
nicht die Mittel mehr, um zu einem vielhundertfachen Betrage (in 
Papiermark) das Unternehmen zu kaufen. 


8 Die Anlage der Rückstellungen. 


Im erwähnten Buche ist begründet und empfohlen worden, die 
Rückstellungen im Unternehmen, z. B. für Erweiterungen, selbst 
anzulegen, und fast alle Unternehmungen haben dies von jeher zur 
Vermeidung der Aufnahme neuer zinsbelasteter Gelder auch getan. 
Das solite im Zeichen der Markentwertung grundsätzlich nicht 
mehr geschehen; allerdings wird der Mangel an flüssigen Betriebs- 
geldern und die Unmöglichkeit, Mittel zu unabweisbaren Erweite- 
rungen sich auf anderem Wege zu beschaffen, oft dazu zwingen. 

Wenn die Rückstellungsgelder für Erweiterungen verbaut wor- 
den sind, dann fehlen sie in dem Augenblicke, wo man zu den not- 
wendigen Erneuerungen schreiten muß, und da es sich um sehr be- 
deutemde Beträge handelt, wird man sie weder auf dem Kreditwege 
noch sonst beschaffen können. Also heißt es, die Mittel 
bereithalten, 

Dem stehen aber noch zwei Bedenken im Wege. Einmal die 
Steuerbehörde, welche mangels wirtschaftlicher Einsicht auf Grund 
bestehender Gesetze solche gewaltigen verfügbaren Mittel mit 
Steuer wird belegen wollen. Hiergegen muß die Gesamtindustrie 
Stellung nehmen, denn hier handelt es sich um Leben und Sterben. 
Über diese Frage will demnächst Dr. jur. W. Ringwald an 
gleicher Stelle sich äußern, so daß hier auf ein weiteres Eingehen 
verzichtet werden kann. 

Das andere Bedenken ist noch schwerwiegender. Die zurück- 
gestellten, als Bankguthaben oder in sicheren zinstragenden Wert- 
papieren angelegten Rücklagengelder unterliegen der wahrschein- 
lich weiter fortschreitenden Markentwertung. Konnte man z. B. 
mit zurückgelegten 10 Mill. M heute etwa 500 Holzmaste auswech- 
seln, so ist diese Summe vielleicht in 6 Monaten nicht mehr aus- 
reichend, um 200 Holzmaste zu erneuern, und das kann — wie in 
Österreich — bie zum Schlimmsten fortschreiten. Es ist, als ob 
man Wein in ein rinnendes Faß gösse; sobald man nach ein paar 
unten nachschaut, ist nurnoch ein Teil vorhanden. Was soll man 

un 

Es gibt zwei Wege. Das einfachste wäre, wenn man die Rück- 
stellungen in fremden goldwerten Valuten anlegte, dann könnte man 
unabhängig vom Stand der deutechen Währung ungefähr immer 
die gleichen Sachwerte kaufen. Dagegen sprechen allgemeine vater- 
Jländische Bedenken und auch die neueren Bestimmungen über den 
Ankauf der Devisen; denn eine solche Maßnahme würde auf den 
Stand der deutschen Währung drücken. Dieser Weg ist daher kaum 
zu beschreiten. Der Ankauf von Gold, der ungefähr dasselbe be- 
deutete, ist nicht so einfach und bringt Zinsverluste. Ee bleibt da- 
her kaum etwas anderes übrig, alsdieRückstellungenin 
Sachwerten anzulegen. Weiß eine Verwaltung, daß sie 
bald zur Auswechslung von Schienen, Masten, Transformatoren, 
Kettenrosten, Ankern,. Spulen, Turbinenschaufeln usw. schreiten 
muß, so kaufe sie solche Sachen und lege sie bereit. Das ist zwar 
auch eine zinslose Anlage, aber sie hat große Vorteile gegenüber 
der Einrichtung von Bankguthaben. Denn diese stehen in Gefahr, 
im Abgrund der Währungsverschlechterung zu versinken; wenn 
man die Gelder braucht, ist deren Kaufkraft z. T. geschwunden. 
Die Rücklage in Sachwerten bat aber einen großen Vorteil, der den 
Zinsenverlust vielleicht aufwiegt, Bei der heutigen Lage der In- 
dustrie werden zu reparierende oder zu erneuernde Sachen nur mit 
ganz langen, oft tatsächlich mehr als ein Jahr dauernden Liefer- 
fristen geliefert. Während dieser Zeit, in welcher die schadhaften 
Teile nur beschränkt oder gar nicht mehr zu verwenden sind, ist 
mit Betriebseinschränkungen oder weiteren Schäden durch Über- 
lastung und oft mit Ausfall an Einnahmen zu rechnen. Diese mittel- 
baren Schäden sind meist größer und verhängnisvoller als die ver- 
lorenen Zinsen. Darum sei — solange bis unsere Währungszustände 
geordnet eind — die Anlage der Rückstellungsgelder in verwend- 
baren Sachen auf das eindringlichste empfohlen. Außerordentliche 
Zeiten verlangen außerordentliche Mittel; man breche also mit den 
alten, früher zweckmäßigen, aber heute bedenklichen Maßnahmen 
der Anlage der Rücklagen im Unternehmen oder in Form von Bank- 
guthaben., l ; 

9. Katastrophen. 

Es ist im erwähnten Buche ausgeführt worden, daß der Er- 

neuerungefonds nicht für den Ersatz der durch Katastrophen 


1500 . ” 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51. 


21. Dezember 1928. 


(Feuersbrunst, Explosionen, unvorhersehbare Hochwasser u. dgl.): 
zerstörten Anlagen zu dienen brauche, da eine solche Vorsorge 
über die Sorgfalt des „ordentlichen Geschäftsmannes“ gehe. 

Unter den heutigen Teuerungsverhältnissen kann an Einlagen 
für solche Unglücksfälle überhaupt nicht mehr gedacht werden; die 
Summen wären nicht mehr erschwinglich. Wird aber durch eine 
Katastrophe ein wichtiger Anlagenteil zerstört, so. fehlen in den 
meisten Fällen die Mittel zum Ersatz. Eine infolge Durchgehens 
zerstörte Dampfturbine von 10000 bis 15 000 kW zu ersetzen, wird 
ungefähr 1 Milliarde M kosten, und es wird nicht möglich sein, das 
Geld dafür aufzutreiben. Es bleibt daher nichts übrig, als dieses 


Risiko mit anderen zu teilen, d. h. man muß diejenigen Anlageteile,, 


die möglicherweise durch Katastrophen zerstört werden könnten, 
gegen solche Fälle versichern. Die Versicherungen gegen Ma- 
schinenschaden sind zwar kostspielig; man wird aber in den sauren 
Apfel beißen müssen, wenn man nicht eines schönen Tages dem 
Nichts gegenüberstehen will. Dabei muß man bei der sinkenden 
Kaufkraft des Geldes darauf bedacht sein, stets zum vollen Wert 
versichert zu bleiben. Vielleicht können die Verbände eine solche 
Versicherung ins Leben rufen. | 

Es wird als selbstverständlich betrachtet, daß bei der Versiche- 
rung gegen Feuersgefahr sorgfältig darauf geachtet wird, 


daß die Versicherungssumme dem jeweiligen Werte der der Zer- 
störung durch Feuer ausgesetzten Teile entspricht. Dabei kanı 
es leicht vorkommen, daß der Wiederaufbau verbrannter Anlagen 
inzwischen ein Mehrfaches der zur Zeit des Brandes richtig be- 
messenen und dann auch ausgezahlten Versicherungssumme kostet. 
Einen Schutz gegen diese neue wirtschaftliche Gefahr böte nur di- 
Versicherung in goldwerter fremder Währung. 


10. Schlußwort. 


Es kam darauf an, zu zeigen, in welch drohender Gefahr sich 
die Elektrizitätswerke bei unzenügenden Rückstellungen zum Er- 
neuerungsfonds befinden, und daß diese auf einer neuen Grundlage 
zu berechnen sind. Die Regeln der Vorkriegszeit für die Bemessung 
der Rücklagen sind bei den heutigen Verhältnissen nicht mehr zu- 
treffend. Auch bei den Rückstellungen zum Anlagentilgungsfond: 
sind andere Gesichtspunkte wie bisher maßgebend. Ferner kann die 
Anlage der Rückstellungen nicht mehr wie bisher auf dem üblichen 
Wege der Verwendung im eigenen Unternehmen oder als Bankgut- 
haben stattfinden. Die Versicherung der Anlagen gegen Kata- 
strophen erhält eine erhöhte Bedeutung. Ohne Berücksichtigung 
dieser neuen Gesichtspunkte droht den Werken der technische und 
wirtschaftliche Untergang. 


Über. die Erwärmung von verseilten Mehrleiterkabeln mit metallisierten Adern. 
Von C. Feldmann, Delft. 


Übersicht. Es wird ein einfaches Näherungsverfahren entwickelt, 
um den Wärmewiderstand eines metallisierten Kabels in Abhängigkeit 
von Dicke und Art der Metallisierung zu berechnen. Daraus werden 
Schlüsse gezogen auf die größere zulässige Belastung solcher Kabel. 
Zum Schluß wird ein rein graphisches Verfahren aufgezeigt, um die 
Wärmeströmung und die thermischen Niveaulinien eines Drehstrom- 
kabels zu zeichnen. 

1.Einleitung. 


Amerikanische Berichte ergaben die experimentell erwiesene 
Tatsache, daß mehradrige Kabel, deren Adern mit einer dünnen Lage 
Kupferband von etwa 0,1 mm Dicke nach Höchstädter um- 
wickelt waren, außer einer Verminderung der dielektrischen Bean- 
spruchung auch geringere Erwärmung aufwiesen oder bei der glei- 
chen Erwärmung stärkere Strombelastung zuließen als genau ent- 
sprechende Kabel ohne Metallisierung der Adern. Dies erschien so 
auffallend, daß ich mir die Aufgabe stellte, zu untersuchen, ob diese 
Erscheinung auch auf wissenschaftlicher Grundlage erklärt werden 
könne. Da diese Kabel auch in Europa verwendet werden, wobei 
jedoch das Kupferband durch einen etwa 0,03 mm dicken Zink- oder 
Aluminiumbelag ersetzt wird, schien es wünschenswert auch fest- 
zustellen, welchen Einfluß die Dicke und das Material der Metallisie- 
rung auf die Kabelerwärmung ausübt. Hierbei ergaben sich jedoch 
größere Schwierigkeiten als anfänglich vermutet wurde. Doch schei- 
nen die Ergebnisse des hier angegebenen Näherungsverfahrens ge- 
eignet zu praktischer Verwendung von seiten der Kabelfabrikanten. 

Der Gang der Überlegungen ist einfach. Im stationären Zustand 
muß die zugeführte Wärme gleich der abgeführten sein. Dabei gilt 
ein dem Ohmschen Gesetz ähnliches Ausgleichgesetz: Die gesamte 
Wärmeströmung W aus den Adern eines verseilten Kabels durch die 
Isolation, den Blei- und Eisenmantel und den Erdboden ist gleich 
dem Verhältnis der Temperaturerhöhung t zur Summe der Wärme- 
widerstände Sk des Kabels und Sı des Erdbodens: 


W = Watt/cm, cm?. . . .... (l 


a Yen 
Sk + Si 
Da man die Erwärmung beim Entwurf annehmen, bei der. Aus- 
führung messen kann und da die Wärmezufuhr bei einem Kabel mit 
v Adern vom „Querschnitt-QW = vor W/cm, cm? ist, findet man 
die schon im Jahre 1900 von Herzog und Feldmann!) gegebene Be- 
ziehung, daß für dieses Kabel die für gleiche Erwärmung zulässige 


Stromstärke angenähert J: = .- zen! 
y 

nis 1/Vv kleiner sein muß als die zulässige Stromstärke des Einlei- 
terkabels im gleichen Querschnitt, weil die v im Kabel vereinigten 
Leiter als gleichzeitig wirkende Wärmequellen aufgefaßt werden 
müssen. l 

Die erste genaue Theorie wurde von G. M i e?) geliefert. Er faßt. 
die v-Adern als Quellpunkte auf und sucht die Gleichung der Iso- 
thermen und der senkrecht dazu stehenden Wärmestromlinien. Die 
äußerste Isotherme ist offenbar der zylindrische Bleimantel aus gut 
leitendem Material, die innerste zerfällt bei Hochspannungskabeln 
in y getrennte, die Quellpunkte umschließende Teilkurven, die nähe- 
rungsweise den die Leiter begrenzeuden Kreisen (oder Sektorfor- 


also angenähert imVerhält- 


) J.HerzogundC. Feldmann, „ETZ“ 10w. S. 783. /Auch Leitungsnetze 
Í., 8. 379. 1921. = 
aA G. Mie, „ETZ“ 195, S. 137. ; ; Ze: 2 


men) gleichgesetzt werden können. Der Wärmewiderstand eines ver- 
seilten Kabels ist dann nach Mie: | 

o D 

k ln- & 0 9 
pP D; in 0C/Watt, ...... C 


worin Da' = h Da der reduzierte Außendurchmesser und 


n— Pis: Ds 2 > Dı / 
zu Ds D, v Di ; de i 
der Reduktionsfaktor des v-fach verseilten Kabels nach Teich- 
müller?) ist. Der reduzierte Kabeldurchmesser Da’ kann dann aus 
den Kabelabmessungen berechnet werden. Drist der Durchmesser 
der runden Kabeladern, Dh der Durchmesser des diese Adern umhül- 


Sk = 


lenden Kreises; die Weiser is, 2, 3, 4 beziehen sich auf den Durch- 


messer der Isolation, des Bleimantels, der Jute, des Eisens, wie di? 
Abb. 1 und 2 andeuten. 

ee den Widerstand des Erdbodens gilt bei der Verlegungs- 
tiefe ł: 


Sı=oı In e inPC/Watt. 
a 


Die spezifischen Widerstände o, und o, können, da es sich hier um 
Vergleichsrechnungen handelt, o, = 550 W/cm, °C und 0, = 50 Wien, 
°C genommen werden, was guten Mittelwerten entspricht. 

Es handelt sich also in der Hauptsache darum, den Wärmewider- 
stand des verseilten Kabels mit und ohne Metallisierung zu bereci- 
nen. Daraus kann dann für das in Wasser (Sl = 0) oder Erdboden 
verlegte Kabel der zulässige Strom Jr berechnet werden. 

Drückt man Q in mm?, den spezifischen elektrischen Widerstand 
des kupfernen Leiters bei der Temperatur r, also or, in Ohm aus, bè- 
zogen auf 1 m Länge und 1 mm? Querschnitt, so wird: 


10 ~ Qr 
J= —— So AMD +. 2-2. Bee if 
Ver Sk + Sı i 
__ 2,3206 . 550 hDa _ ħ Da 
und Sk = —— an log Z HE 202 log Ds 
2,3026 . 50 4l _ 4 
= — 5. 1 D: pnd 18,36 log D 


Man kann hieraus leicht für gegebene Verhältnisse die Wärmewider- 
stände und den zulässigen Strom berechnen. Für gleiche Erwärmung 
und gleichen Querschnitt steigt der zulässige Strom mit abnehmen- 
den Wärmewiderständen. Und zwar verhalten sich unter sonst glei- 
chen Verhältnissen zwei Ströme Jı = (1 + p) Ja und Js umgekehrt! 


wie die Wurzel aus den zugehörigen Wärmewiderständen S, ~ 


(1 — q) S und S>. j 
Jı:J=V S3: Si ao oe a ar e aad 


1+P= ity e o> > è> > o É Í (DA 


» J. Teichmüller, Die Erwärmung der elektrischen Leitungen. „ETZ 
1905, S. 199. 


oder 


i. 


21. Dezember 1922. 


Ist die Summe der Wärmewiderstände also q% kleiner, dann kann 
der zulässige Strom p % erhöht werden. Man findet leicht für: 


qa=% 20 30 40 50 60 70 
= 115 194 29 44 58 825 


Diese Überlegung spricht zugunsten der Kabel mit metallisiertem 
Papier. Denn diese werden häufig so ausgeführt, daß, an Stelle einer 
Isolation von § mm um jede Ader und nochmals ò mm für den die drei 
Adern umgebenden Gürtel, nur eine Aderisolierung von 1,5 ò ver- 
wendet wird. Ein solches Kabel muß also, auch ohne Metallisierung, 
kleineren Wärmewiderstand Sk besitzen als ein Kabel mit Gürtel- 
isolierung. 

Für die Vergleichsrechnungen sind drei Querschnitte von drei- 
adrigen Kabeln verwendet worden mit einer Isolationsstärke von 


Abb. 1. Kabel mit Gürtelisolierung. 


3 = 6 mm über den Leitern und 6 mm im Gürtel (Abb. 1), bzw. ò = 
9mm ohne Gürtel (Abb. 2). Die Daten der 6 Kabel sind in der Zahlen- 
tafel 1 zusammengestellt. 


Zahlentafell. 


30 >50 mm? 30 x 70 mm? 3><95 mm? 
8=2x—68=-985-2>x<6 d5=9I 5=2x<6 5=-9mm 

Ader Dı 92 9, 10,9 10,9 12,7 127 „ 
Isolation D, 212 27,2 22,9 28,9 24,7 30,7 „ 
über Leiter Ds 33,5 40,5 37,2 44,2 41,0 480 „ 
außen a 773 78,3 81,4 82,4 85,6 866 „ 
Red. Faktor h 1,04 1,09 1, 1,08 1,02 1,07 „ 
Wärmewdstd. Sx 76,8 65,4 12 61,4 65 ‘57 


Da der Durchmesser Dr des über die Leiter geschlagenen Krei- 
ses: i 


u 1 | _ 
Dr = (+i) (Di +28) —28 =2153 Di + 2,3068 


bei den Kabeln mit 9 mm Isolation um 2,306 è = 7 mm größer ist als 
bei den Kabeln mit Gürtelisolierung, sind ihre Wärmewiderstände 
um q = 14,8; 14,7; 143 % kleiner. 


2 Wärmeleitung ee mit Metallumwick- 
ung. 

Für die Kabel mit metallisiertem Papier muß man eine andere 
Betrachtung verwenden. Die Annahme, die sich als erste ergibt, ist, 
daß die metallisierte Papierumwicklung unendliche un 
keit hätte. Wenn man dann den Wärmewiderstand der Isolation 
zwischen Leiter und metallisierter Papierumwicklung als vernach- 
lässigbar ansieht, wäre der Durchmesser der drei Kabeladern jetzt 

ı =D, (Abb. 2) und der Durchmesser des umschriebenen Kreises 
Dg = Dis = dem Innendurchmesser des Bleimantels. In diesem 
Falle wäre dann der Reduktionsfaktor des verseilten Kabels: 


rd un 
. —_ yDr+t@w—-DDı _ 1/2153 D,+2D, _ 
his = 7, = y 3 D. = 1,115 


TO  ehörte Isolationswiderstand der dreieckigen Stücke A 
. 3): 


ok = hDis _ a 

pri n-p ~ 202lgh=96, 

Hierzu käme dann noch in Reihe der Wärmewiderstand zwischen 
Bleimantel und Außendurchmesser: 


Sis = 


6% h, Da 
Pen. 
£ TA Dis . D; 
worin hb = D; D, 


ist, Man fände dann für die drei Kabel: 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51. 


Abb. 2. Metallisiertes Kabel mit Gürtelisolierung. 


1501 
3x<50mm Sis + SB = 9,6 + 11,1 = 207 (20,6) k = 1,115 . 0,847 —=0,945 
3x70 ,„ 9,6 + 10,7 = 203 (20,2) 1,115 . 0 853 = 0,953 
3x95 „ 9,6 -+ 10,3 = 19,9 (20,0) 1,115 . 0,855 = 0, 
während die direkte Rechnung mit: 

Ee Ok h Da ; — h}. 
Sk == Br In “Dy `’ i= his hb 


die in Klammern gesetzten, völlig übereinstimmenden Werte ergeben 
hätte. Diese Werte sind natürlich zu klein. 

Man könnte auch die ziemlich willkürliche Annahme machen, 
daß der Reduktionsfaktor der äußeren Lagen hò = 1 sei und fände 
dann für den Wärmewiderstand die vermutlich zu großen Werte: 


æ 
EERE 
EE 

v 
Ga 
— 
— 


o : 
Se = In Pie Da — 202 1g 1115 Da 
des 3><50 mm?-Kabels Sg = 35,0 
” 8 >< 10 ” 99 34,3 
99 3 >< 95 9 „ 33,2 


Beide Annahmen sind unbefriedigend. Es ist deshalb nach einem völ- 
liganderen Wege gesucht. Man kann das metallisierte dreiadrige Ka- 
bel nicht nur in bezug auf die Verteilung der elektrischen Feldstärke, 
sondern auch in bezug auf die Wärmeströmung auffassen als drei 
Einleiterkabel innerhalb desselben Bleimantels. Dieser muß natür- 
lich eine Isotherme sein. Man kann dann für jedes der Einleiterkabel 
die Wärmeströmung nach einem zeichnerisch-rechnerischen Verfah- 
ren ermitteln. Der Wärmestrom wird vom Kern aus radial nach dem 
Metallband verlaufen, von da aus z. T. quer durch das dünne Band 
und die Bogendreiecke zum Bleimantel, z. T. längs des dünnen Ban- 
des und von da aus in Teilströmen zum Bleimantel. 

Hierbei ergibt sich eine Schwierigkeit: Die Hälfte des Wärme- 
stromes muß erst aus dem dreieckigen Zwickel zwischen den drei 
Adern durch das Stück da (Abb. 3) des Metallbandes herausgebracht 
werde, so daß nur °/s der halben Bandlänge den halben Wärmestrom 
weiterführen bis b. Der halbe Umfang ist nun für das 50 mm?-Ka- 
bel in zehnfachem Maßstab aufgezeichnet und in 18 Teile zwischen a 
und b (Abb. 4) verteilt worden. Man kann nun annehmen, daß das 
Temperaturgefälle sich gleichförmig von a nach b verteilt, wo beim 
Teilpunkt 0 auch der Nullpunkt der Erwärmung sich vorfindet. Der 
halbe Wärmestrom sei 6 J. Dann ist das gesamte Temperaturgefälle, 
da bei a der Strom J ankommt und bei jeder Teilstrecke der Teil- 


strom i = : J, während gleichzeitig der Strom r„A, quer durch die 
Isolation zum Bleimantel weiterfließt (Abb. 4): 


T= (+: reds) r+(7+2i- ts ħs— tnd)” 


+ (+48: Y i)e. +(7+ wi Dra,)r. 
16 | A 


Hierin ist r der Wärmewiderstand der Metallisierung in Längs- 
richtung einer Teilstrecke genommen, t, ist die Erwärmung, A, die 
Wärmeleitfähigkeit jeder Teilstrecke, quer durch die Isolation. 
Nimmt man eine mittlere Erwärmung tg zwischen a und b an, 
dann geht diese Beziehung über in: 


ge [pest $- +2 +34... +184 | r=6J4, 


worin: 


ex Z “o 
A = (8+79 0,171 ay )r EUER 


1502 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51. 21. Dezember 1922. 


Nun ist aber auch: 
J+5J= tig hs + tràn t.. Ea ma Wa Ea aii a i 


6J=tg Xatun = Naty) 


il die Summe der ankommenden Wärmeströme gleich der Summe 
der werfließenden sein muß. Beim letzten Teilstück läuft dann 
noch der letzte Teilstrom i durch das Band mit der Leitfähigkeit 
= 4 š 

Hieraus kann man einen Wärmewiderstand C, berechnen: 


oder: 


woraus dann der Wärmewiderstand: 
Ar = (10,9 — 0171 Or. .» eeo‘ (8 


wird. Diese Näherungsrechnung entspricht dem Wärmeleiter mit 
gleichmäßiger Wärmezufuhr von innen und Wärmeabgabe nach 


außen. 


e- 797 mn =- -——m 


Abb. 4. 


m— 36 Pre 


rar To 


| ; |. all Das Metallband oder metallisierte Pa- 
í ji |i {abi pier besitzt nun noch auf der Strecke a 
d J bis d den Widerstand A.', der sich ergibt 
a aus (Abb. 4a): 
Abb. 4a. u 


6JAy=ri+2i7i+30)+361.06r 
Ay = Ir =, r=08%öor.. 0... (9 


Als Gesamtwiderstand A’ muß nun, da 6 Hälften in bezug auf 
die drei Adern parallel geschaltet sind, genommen werden: 


A' = (AH AN). rer... (10 


Beim Höchstädterkabel stehen nun zwei Wege offen für den 
Wärmestrom bis zur Isolierung außerhalb des Bleimantels, mit den 
Widerständen K + A’ und K + A, die parallel geschaltet sind zum 
resultierenden Widerstand: 


ma „own 
—(K+A)+(K+A) 
Hierin ist: 
_1 6 OK Dı 
Res ye m jeooo oos 2 
‚_1 OK „D-3 
K=- ox ln Di =£ saud ai Saa ee Boa (12a 
_ 3K 
A=- g ee sss B 
> 
1 
s= [119-408]... 2.000 
Ztg% 


Damit wäre die Aufgabe gelöst, wenn man die zwei Summen der 
18 18 
Wärmeleitfähigkeiten I und I à ermitteln könnte. Dies ist nun 


1 1 
recht einfach. Man zeichnet die Wärmestromlinien nach dem Gefühl 
auf. Die Verteilung mit der größten Leitfähigkeit ist die wahr- 
scheinlichste. Ich habe auch noch die genauen Stromlinien und Iso- 
thermen zeichnen lassen und werde das dabei gebrauchte Verfahren 
im Anhang beschreiben. Dies ist jedoch unnötig; wenn man die Strö- 


18 
= 
mung parallel einem Radius zeichnet, erhält man Dr = 88, aus dem 


18 1 


genauen Bilde aber > TÀ = 94. Es genügtalso, nachdem Gefühl zwei 


1 
Bilder zu entwerfen und jeweils den Querschnitt durch die Länge zu 
teilen. Dann erhält man als größten der Werte Ir Die andere 


Summe ergibt sich sinngemäß, indem man die Summe: 


mt 2Rat3H+....+18%e 


bildet. 
3.AnwendungaufdieBeispiele. 


Die verschiedenen Fabriken verwenden Schichten aus verschie 
denem Metall und von verschiedener Dicke. Hier sollen zunächst 
eine Schicht aus Kupfer von 0,1 mm Dicke und aus Zink von 0,03 mm 
Dicke verglichen werden. Der Wärmewiderstand r in Längsrich- 
tung ist für Kupfer, dessen spezifischer Wärmewiderstand 0,28 ist, 
beim 50 mm?-Kabel: 


E T b L ioga 
"u= yg e rl 18 . 19 - g1 08=46 
V=45=0218 


Für den Zinkbelag ist er 13-mal so groß, da oz, =0,9 und die Dicke 
nur 0,08 mm: 


Tzn = k ny 5 4 Teu = 13 rou = 60; à' = 0,017- 
a Man findet dann für die 6 Kabel die in Zahlentafel 2 angegebenen 
erte: 
Zahlentafel2. 
 Kupferband Zinklage 
3x50 3x70 3><95 3><50 3><70 3><90 cm 
r= 46 4,87 5,2 60 63,2 67,8 
C, = 10,2 10, 10,4 13,2 13,3 13,4 
A, = 42,1 44,6 47,5 520 549 
Ay = 1,73 1,83 1,96 22,5 23,8 25,5 
A= 730 7,14 8,24 90,4 95,5 101,2 
K' = 31,70 28,50 25,80 31,7 28,50 31,7 
A" = 2,90 21,30 20,0 38, 36,6 34,9 
SH = 34,0 31, 29,8 49,4 47,2 44,7 


Der Gesamtwiderstand gegen Wärme wird jetzt Sg = A” + B, 
während er für dasselbe Kabel ohne Metallband oder metallisiertes 
Papier war: Sk= K + A+ B. ' 

K = 382 34,2 30,9 

4=173 17,3 17, 

B=111 10,6 9,8 
Sg = 66,6 62,1 58,0, bzw. nach Teichmüller und Mie 
Sr = 65,4 61,4 57,0. 


Der Widerstand ist kleiner im Verhältnis: 
SK — ÑH 
q= DK 


DH _ yo. f 0 i 
SK = 49; 48; 480% bei 0,1 mm Cu 


bzw. 26; 24; B3, „, 08. Zn 


und der zulässige Strom des in strömendes Wasser (Sı = 0) verleg 
ten Kabels wird also bei Kupfer rd 38 %, bei Zink rd 15 % höher 
als bei demselben Kabel mit 9 mm Isolation, aber ohne Metallisie- 
rung. Damit erscheint die experimentelle Erfahrung der Amerike 
ner also auch theoretisch erweisbar. 


4. EinflußderArtundDicke des Metallbelages. 


DaX = = ‚ist der Ausdruck (10) für A’ hauptsächlich vom Wider- 
stand der Metallbelegung abhängig. Man kann nun leicht für ver- 
schiedene Metalle und verschiedene Dicke A der Belegungen Kurven 
zeichnen, die A’= f (A) darstellen. Dies ist für das 3 X 50 mm?-Ea- 
bel in Abb. 5 durchgeführt, wobei als spezifische Wärmewiderständ® 


für Kupfer. . . . 2 0010283 
n Aluminium ... GAl — 0,49 
„ Zinok. ... . . OZn=0,90 
n Blei. . 2 2.2. ‘ph = 2,90 


gewählt wurde. 

Für die besser die Wärme leitenden Metalle zeigen die Kurve 
der Abb. 5 den raschen Abfall des Widerstandes A’ für gering® 
Dicken A < 0,1 mm, die aus anderen Gründen erwünscht sind. Die 
Kurve für Blei ist nur des Vergleiches halber gezeichnet. Hier wå- 
ren erst größere Dicken imstande A’ genügend zu verkleinern. Wenn 
A’ bekannt ist, kann man auch den gesamten Kabelwiderstand Sg be- 


rechnen, der für das 50 mm?-Kabel bei A = 0 den Wert Sg = 66,6 und 


Me er me EEE: EE gg rss Teer EEE ggg ger ng gerufen eg Ton nen 


-— = + 


21. Dezember 1922. 


bei A = oo den Wert Sg = 31,3 erreicht. Für A = œ wird nämlich 


1. E(E4 4) 

CSERFA MO 

nt pr AS EEE HE BE EB ER 
=02 MINIT 


S2,=4', + B=313 


Dieses Optimum wird 
also beim Kupferbelag 
von 0,1 mm Dicke schon 
annäbernd erreicht, wie 
der Verlauf der Kurven 
der Ab. 6 erkennen läßt. 
Für das 3>< 50 mm?-Ka- 
bel laufen alle Kurven 
im Punkte O bei 66,6 
zusammen, der dem Ka- 
bel mit 9 mm Isolation 
ohne Metallbelag ent- 
spricht, für den also 
A=0, fallen dannsteilab 
und nähern sich asymp- 
totisch dem Grenzwert 
31,3 für A = co. Ähnlich 
kann der Einfluß der 
Art und Dicke des Me- 


tallbelages für jeden 
Sonderfall untersucht 
werden. 


Für die Durchfüh- 
rung der Rechnungen 
war mir mein Assistent, 
Ing. J. Aberson. in ho- 
hem Maße behilflich. Ich 
bin ihm hierfür und für 
allerlei Anregungen zu 
besonderem Dank ver- 
pflichtet. | 


Abb. 6. 


Anhang. 


5.ZeichnerischeErmittlungderStromlinienund 
Isothermeneinesdreiadrigen Kabele. 


Wenn man die Wärmeströmung vom Mittelpunkt M eines Lei- 
ters aus in einer dünnen, überall gleich starken ebenen Platte unter- 
sucht, findet man, daß für den stationären Zustand durch jeden 
Kreissektor dieselbe Wärmemenge hindurchgehen muß. Da die Fem- 
peratur umgekehrt proportional dem Radius der um den Mittelpunkt 
M beschriebenen Potentialkreise (Isothermen) für das Einpunkt- 
problem ist, müssen aufeinander folgende Isothermen, die gleichen 
Temperaturunterschieden entsprechen, eine geometrische Reihe bil- 
den, während aufeinander folgende Sektoren einer arithmetischen 
Reihe entsprechen. Man erhält also für die Wärmeströmung aus 
nn Punkt in einer Ebene die Gleichung einer logarithmischen 

inie: 
y =a — c log natr, 


worin a und c Konstanten und r der Radius des Potentialkreises ist. 
Die Ebene wird durch das Strahlenbüschel und die konzentrische 
Kreisschar in Zellen oder „Quadrate“ eingeteilt, die alle denselben 
Wärmestrom führen. Die Temperatur ist umgekehrt proportional 
den Dimensionen der Zellen. Man hat hier also mit einer Art über- 
tragenen Potentialbegriffes zu tun für eine hypothetische Wärme- 


Will man die Wärmeströmung aus zwei Punkten M,, Main einer 
dünnen ebenen Platte untersuchen, dann legt man durch M, ein 
Strahlenbüschel, das lauter kongruente Sektoren ergibt, durch Ma ein 
kongruentes Büschel. Die eine Gruppe von Diagonalkurven des so 
entstehenden Netzes von Vierecken ergibt ein Büschel gleichseitiger 
Hyperbeln, das den Strömungslinien entspricht. 

Jetzt lege man um M, eine Schar konzentrischer Kreise, die ähn- 
liche „Quadrate“ ergibt, weil die Radien nach einer logarithmischen 
Kurve abnehmen, und um Ms lege man eine kongruente Schar von 
Kreisen. In dem so entstehenden Maschennetz zeichne man wieder 
die Diagonalkurven. Es sind dies konfokale Lemniskaten 2. Ord- 
nung, die den Isothermen des Zweipunkteproblems entsprechen. Das 
Zweipunkteproblem hat nun aber auch physikalischen Sinn: Abb. 7 
zeigt die Isothermen und Wärmestromlinien des dreiadrigen Kabels 
für den Fall, daß nur zwei Adern von Strom durchflossen werden. 
Herzog und Feldmann haben schon 1900 darauf hingewiesen, daß in 
diesem Falle auch der dritte Leiter erwärmt wird. Die Abbildung 
zeigt deutlich, weshalb dies so sein muß. 

Will man nun das Dreipunkteproblem konstruieren, dann zeich- 
net man zuerst die soeben beschriebenen Linien des Zweipunkte pro- 
blems und dann für den dritten Punkt wieder ein Strahlenbüschel 
und eine Kreisschar, vollkommen kongruent denen der zwei anderen 
Punkte. Diese Strahlen schneiden nun die gleichseitigen Hyperbeln 


der zwei anderen Punkte und bilden mit ihnen neue „Quadrate“ odar 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51. 


1503 


„Vierecke“. Zeichnet man hiervon die Diagonalen,eo erhält man die 
Stromlinien des Dreipunkteproblems. Ebenso verfährt man mit den 
konzentrischen Kreisen um den dritten Punkt; diese schneiden die 
Lemniskaten der zwei anderen Punkte und bilden neue „Vierecke „ 
aus denen man durch Zeichnen der Diagonalen die Isothermen des 
Dreipunkteproblems erhält. Diese entsprechen dann auch den Iso- 


Abb. 7. Zwei Adern stromdurchfiossen, die unterste ist stromlos. 


thermen des mit Drehstrom gespeisten dreiadrigen Kabels, solange 
man voraussetzen darf, daß die Wärmeentwicklung im Mittelpunkt 
der Kabelader stattfindet. Auch Mie macht diese Voraussetzung, 
dıe natürlich nicht genau zutreffend ist. 


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Abb. 8& Alle drei Adern führen Gleichstrom. 


Die Konstruktion ist der Ingenieur-Mathematik von Gustav 
Holzmüller entlehnt und in zehnfacher Größe für das 3 X 50 mm?- 
Kabel gezeichnet worden. Für die mir dabei geleistete Unterstützung 
bin ich meinem Assistenten, Ing. A. J. Ehnle, zu besonderem Dank 
verpflichtet. Abb. 8 zeigt deutlich, daß jedem Quellenpunkt ein Be- 
reich der Ebene zukommt und daß die inneren Isothermen nicht mit 
an kreisrunden Leitern zusammenfallen, sondern nach innen über- 

ängen. 


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1504 


Die österreichische Elektroindustrie auf der Ill. Wiener Internationalen Messe. 
Von E. Honigmann, Wien. 


Die diesjährige Wiener Herbstmesse stand unter einem beson- 
ders ungünstigen Stern. Ganz Österreich seufzte unter dem Druck 
seiner verzweifelten politischen und wirtschaftlichen Lage, ein 
neuer Kursfall der Krone hatte eine noch nie dagewesene Teuerung 
herbeigeführt, Staatsverwaltung, Handel und Industrie sahen sich 
außerstande, den drängenden Lohn- und Grehaltsforderungen der 
Arbeiter, Angestellten und Beamten nachzugeben, ohne die eigene 
Existenz aufs Spiel zu setzen, eine würgende Geldknappheit bei 
wachsender Inflation hatte in den meisten Geschäftszweigen eine 
krisenhafte Absatzstockung hervorgerufen, und die Hoffnung auf 
Hilfe von außen ist so oft enttäuscht worden, daß sie fast niemand 
mehr aufrechterhalten kann. Dazu kam, daß durch den eine Woche 
vor Eröffnung der Messe begonnenen Buchdruckerstreik, der sich 
bis zu ihrem Schluß hinzog, das Erscheinen sämtlicher Zeitungen 
eingestellt war, und daß der Messeleitung somit jede Möglichkeit 
fehlte, mit dem Publikum durch Plakate und andere Drucksachen 

den Kontakt MIEreONN zu erhalten, ja nicht einmal der Messekatalog 
i konnte ausgegeben werden. Die 
Geschäfte selbst wurden durch 
die Unsicherheit der Devisenkurse, 
aber auch durch die Bestimmun- 
gen der neuen Devisenordnung 


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Abb. 1. Motorsessel. 


schließlich herrschte noch fast während det ganzen Dauer der 
Messe außerordentlich schlechtes Wetter, das den Besuch be- 
sonders der außerhalb der Stadt gelegenen Rotunde stark beein- 
trächtigte. 

Trotz alledem war aber das Bild, das die Veranstaltung bot, 
kein übles, und wenn man all die großen Schwierigkeiten ins Auge 
faßt, wird man dem österreichischen Gewerbe und Handel unbe- 
dingtes Lob zollen müssen. Was speziell die Elektrotechnik 


anlangt, so waren es weniger hervorragende Neuheiten, die ihrer 


Gruppe das Gepräge gaben, als vielmehr die Leistungen im ganzen 
genommen, welche den Ausländern die Überzeugung von der Be- 
deutung unserer Elektroindustrie beibringen mußten. Den Mittel- 
punkt bildete, wie bei den bisherigen Messen, die großangelegte 
Ausstellung der Österr. Siemens-Schuckert Werke 
und der FirmaSiemens&HalskeA.G. Ein großer Teil davon 
war schon von der Frühjahrsmesse her bekannt, insbesondere die 
Zusammenstellung der bekannten Maschinentypen, die Elektro- 
motoren für landwirtschaftliche Zwecke, die Kleinmotoren für Näh- 
maschinen und für Hilfsmaschinen der Feinmechaniker, Uhrmacher 
usw., elektrische Punkt- und Nahtschweißmaschinen, elektrische 
Zugzbeleuchtung System Dick, Ausrüstungen von Kraftfahrzeugen 
und Booten, ferner Installationsmaterial, Kabelarmaturen, Wärme- 
speicheröfen u. dgl. mehr. Von Neuheiten wären zu erwähnen: Ein 
fahrbaren Kompressor zum Wegblasen von Staub und sonstigen Ver- 
unreinigungen an schlecht zugänglichen Stellen in den Maschinen 
mittels verdichteter Luft, eine große Sch raubenwasserpumpe, welche 
einen 130 mm starken Wasserstrahl aus einem Behälter ansaugte und 
durch einen Rohransatz wieder zurückleitete, ferner ein Schmiede- 
feuergebläse in Verbindung mit einer Rohrleitung, die vier Düsen- 
ansätze hatte; man kann also mit einem einzigen Gebläse durch 
eine gemeinsame Rohrleitung mehreren Feuern Wind zuführen. 
Interesse erregte ein fahrbares Schweiß-Umformeraggregat zum 
Ausbessern großer, irgendwie unbrauchbar gewordener Gußstücke, 
z. B. an Bruchstellen. Die A.E.G. Union, die Österr. Brown Boveri- 
Werke und die „Elin“ Aktiengesellschaft für elektrische Industrie 
waren diesmal nicht vertreten. Hingegen waren ihre Maschinen bei 
einer größeren Anzahl von Händlern zu sehen. Von älteren Fabriken 
hatte die Firma F. Machek & Ges. in Wien Maschinen ver- 
schiedener Stromart, Spannung und Größe sowie je einen Dreh- 
stromtransformator für natürliche Luftkühlung und Öl ausgestellt, 
die aber in ihrer Bauart nichts Neues boten. Erwähnenswert wäre 
dann eine größere Dynamomaschine mit Schleifringen und Span- 
nungsteiler System Dolivo-Dobrowolski. Die Österr.Dynamo- 
werke, Wien, eine jüngere Firma, haben sich nicht darauf be- 
schränkt, durch eine Anzahl ausgestellter Motoren das äußere Bild 
ihrer Fabrikate zu bieten, sondern sie gewährten auch einen genaue- 
ren Einblick in Bauart und Ausführung durch Vorführung eines 
zerlegten Drehstrommotors, so daß man sich von der exakten und 


Elektrotechnische Zeitschrift. | 1922. Heit 51. 


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Abb. 2. Spezialhandstück mit Momentkupplung zum Bignierappnnge 


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präzisen Ausführung aller Teile und der Güte des zur Ver veni 
kommenden Materials überzeugen konnte. Die Lang pein- 
Pfanhauser-Werke, Wien-Leipzig, zeigten ihre a ich in 
Deutschland bekannten Maschinen und Apparate für Gals ua e 
rungszwecke. Beachtung fand der Stand der Oberös 
Elektrobau-Gesellschaft, Linz, einer Tochte 
schaft der Tramway- und Elektrizitätsgesellschaft ee 
welche auch die großen hydroelektrischen Zentralen in Obe röster 
reich baut und vor kurzem die serienweise Fabrikation von an 
zwei- und dreiphasigen Elektromotoren in zwei-, vier- und £ chs- 
poliger Ausführung für normale Spannungen bis zu. V | 
genommen hat, Sie baut 1 PS-Motoren mit Kurzschlußläufer, 2 PS M 
mit Kurzschluß- und Schleifringläufer, alle übrigen 
Schleifringläufer. Die Maschinen entsprechen in allen Punk 
den Normalien des VDE. Gehäuse und rg pie gestatten 
durch einfaches Verdrehen der letzteren um % oder 180°, 4 ji » Ma- 
schienen unmittelbar an der Wand oder an der Decke zu be: 
Die Bauart, welche an die der Elin stark erinnert, mathi = 
durchaus soliden Eindruck, und auch die Anlasser, deren Kont 
platten aus Naturmarmor, Kontaktknöpfe aus Messing, Bürsten aus 
Kupfer, Bewicklung aus Nickelin bestehen, erwecken den Eindrue J 
gediegener Ausführung. Nicht unerwähnt dürfen die Motoren und 


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außerordentlich erschwert, und Transformatoren der Budapester Firma. Ganz- ee a mt ıbiu 
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Sellschrzuben 


bleiben, die im Gelände der Rotunde ihren Stand baten ane E 
größere Serie Maschinen ihrer bekannten Bauart vo 
Von den kleineren Fabriken sei die „Kab& A.G. Elek ktr 
motoren- und Ventilatoren-Fabrik vorm. Kle 
& Blaustein, Wien, erwähnt, welche außer den von. 
Jahren erzeugten Ventilatoren zum ersten Male Transformator 
zeigte, die sie als Öltransformatoren bis 15 000 V und als T Teer 
transformatoren bis 6000 V, beide bis 50 kVA, serienmäßig e 
Einige bemerkenswerte Konstruktionsdetails verdienen Erwäl h- 
nung: Die Schenkel der Eisenkerne von rechteckigem Querschnitt 
liegen in einer horizontalen Ebene und tragen meist Scheibenwick- 
lung mit Distanzen zwischen den Spulen, um die Heizung derS 
durch tieferliegende zu verhindern. Jede Spule liegt in der tie 
Zone von Luft oder Öl, welche die Spulendistanz vertikal und u 
behindert wirksam durchstreichen. Die Blechschichten en er 
sind aus je zwei, aus einem Rechteck gestanzten Teilen zusämme 
gesetzt, die in den einzelnen Lagen gegeneinander verse 
ordnet sind, wodurch sich eine Verminderung der F 
daraus eine Verbesserung des Kerns in magnetischer u 
nischer Beziehung ergibt. Neben fabrikatorischen Vorteile 1 (e 
cher Stanzschnitt für Einphasen-, Drehstromkerne und für 
den große Typen, vereinfachte Lagerhaltung) erspart diese A 
nung auch Arbeit beim Zusammenbau, Die Trockontiantaaa "ma ai 
wenden in rollbare Gestelle, die Öltransformatoren in ga \ 
kasten eingebaut, bei welch letzteren der Kern durch H 
sammengehalten wird, welche auch in einfacher Weise z 
gung der Enden von Anzapfungen dienen. Auch einen, I xl 
transformator hat die Firma ausgestellt, bei dem sehr g re 
wicht und kleiner Raumbedarf bemerkenswert sind. - nS 
Eine Neuerung auf dem Gebiete der Elektromotor 3T non 
bildet der Motorsessel von Richard Cronauer, Frankfurt a. M 
welcher von seinem Wiener Vertreter F. Proksch vor get |l 
wurde. Im Motorsessel ruht der Motor auf einer Doppelfeder E 
und kann durch Umlegen eines Gegengewichtes momentan € | 
ausgeschaltet werden (Abb. 1). Seine Verwendung macht Si 
schienen, Leerlaufscheiben, Spannrollen und Ausrücker überf 
J. von Petravic & Co., Wien, stellten Elektro-Kleinw ırkas Ls 
maschinen aus, an denen ein Spezialhandstück mit Moment! cup 
(Abb. 2) aufficl; letzteres ermöglicht es, das eingespannte W 
durch eine leichte Fingerbewegung mit der ständig laufende 
zu kuppeln und zu entkuppeln oder so festzuhalten, daß ein r 
Wechseln, wie es bei der Benutzung in der Zahntechnik, E : 
fabrikation, Gold- und Silberwarenerzeugung, Kunstgewer 
von großer W ichtigkeit ist, ohne Stromausschaltung erfo 
Das Handstück selbst kann leicht auf das entsprechend auss 5g 
Ende der biegsamen Welle aufgesteckt werden, die Verkupp 
erfolgt dabei automatisch im Augenblick des Einschnapp 
Schnappkralle. 


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21. Dezember 1922. 


Die Firma Bettelheim & Fränkel, Wien, stellte einen 
Nähmaschinenmotor aus Aluminiumguß, Marke „Be fr a“, aus, der 
mittels Schnur und Stecker von jedem Laien an Nähmaschinen jeder 
Bauart leicht angeschlossen werden kann und für Gleich-, Wechsel- 
und Drehstrom geeignet ist. Der Stromverbrauch beträgt 40 bis 
50 W,der Antrieb erfolgt mittels Friktion mit dem Handrad, ist also 
unabhängig von jenem mit Fußtrittplatte. Der ebenfalle aus Alu- 
miniumguß bestehende Fußtrittregulator hat 6 Schnappkontakte, 


Abb. 3. Kinotransformator. 


durch die ein fixes Einstellen des Motors auf 6 Geschwindigkeiten 
ohne ständiges Halten des Fußes am Regulator möglich ist. Einen 
ähnlichen Nähmaschinenmotor, der ebenfalls mittels Schnur und 
Stecker leicht an die Lichtleitungen anzuschließen ist, und der, 
wenn nicht im Gange, unter den Kopf der Nähmaschine zurückge- 
klappt werden kann, haben die Österreichischen Siemens-Schuckert- 
werke ausgestellt. Der Motor ist mit einer Wippe auf einem Böck- 
chen montiert und kann leicht abgenommen und für andere Klein- 
kraftzwecke verwendet werden. Einen ebenfalls gefälligen Uni- 
versalmotor für Nähmaschinen, aber mit Riemenantrieb, stellte eine 
junge Firma „R emag” Elektromotoren und Apparatebau-Gee. m. 
b. H., Wien, neben einer größeren Serie Kleinmotoren, Tisch- und 
Rahmenventilatoren aus. 


Johann Kremenezky, Wien, zeigt u. a. Spannungstrans- 
formatoren für Meßgeräte, deren Fabrikation er neuerdings aufge- 
nommen hat; sie befinden sich in einem glatten Ölgehäuse und haben 
auf dem Deckel Rillenisolatoren, Anschlußring und bequeme Klem- 
men, Die normalen Typen gehen bis zu einer Primärspannung von 
10 000 und einer Sekundärspannung von 110 V. Die Bauart der 
Stromwandler bis zu 6000 V Betriebsspannung und von 20 bis 500 A 
entspricht der der Spannungswandler. Als Neuheit ist ein stufen- 
und verlustloser, regulierbarer Kinotransformator (Abb. 3) der 
gleichen Firma anzusprechen, der den teuren rotierenden Umformer 
ersetzen soll. Dieser Regelungstransformator, der mit einer schwe- 

n und einer festen Spule ausgestattet ist, die gegeneinander 
verschoben werden können, ist kurzschlußsicher gebaut. Nach rich- 
tiger Wahl der Kohlensorten und der Stromstärke kann die Maxi- 
malstromstärke durch Austarieren der Gewichte so eingestellt wer- 
den, daß beim Kurzschließen der Kohlen die Spule durch elektro- 
dynamische Einwirkung hochgetrieben wird. Stromstöße werden 
vermieden, Spannungsschwankungen ausgeglichen. Da erfahrungs- 
gemäß ein vollkommen ruhiges, weißes Licht bei 80 bis 100 A und 
20 V erzielt wird, beträgt der Verbrauch des Apparates 1,6bis2kVA, 
also wesentlich weniger als der rotierende Umformer, dessen In- 
standhaltung und Bedienungskosten ebenfalls fortfallen. Auch der 
geringere Raumbedarf bedeutet einen erheblichen Vorteil. Dieselbe 
Firma hat auch einen Blinklichtapparat (Abb.4) ausgestellt. Bekannt- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 51. 


1506 


lich verwendet man bei Eisenbahnsignalen für das weiße Signallicht, 
bei dem leicht Täuschungen vorkommen können, gern intermittie- 
rendes Licht. Um eine 70-malige Unterbrechung der Lichtemiseion 
herbeizuführen, hat man Schalter gebaut, an die sehr hohe Anfor- 
derungen gestellt werden müssen, da bei 12s5tündigem Betriebe der 
Stromunterbrecher täglich 50 000 mal zu arbeiten hat. Gewöhnliche 
Schalter mit Metallkontakten halten das auf die Dauer nicht aus. 
Kremenetzky verwendet deswegen einen Queeksilberunterbrecher, 
der auf dem Prinzip des Neefschen Hammers beruht. Ein Bisenkern 
wird durch ein Solenoid bei Stromschluß gehoben, bewirkt Strom- 
unterbrechung, der Ei- 
senkern sinkt wieder 
herab ein neuer Strom- 
schluß erfolgt, und das 
Spiel beginnt wiederum. 
Die Bewegung wird 
durch ein Luftkissen 
mit Katarakt und Ven- 
til geregelt. Das Queck- 
silber befindet sich in 
einem eisernen Gefäß 
und kann durch Lüften 
von Schrauben in ein 
Rohr abgelassen wer- 
t} den. Eine ein kleines 
. Glasgefäß tragendeKon- 

taktvorrichtung taucht 

hinein und betätigt in 

der vorhin angegebenen 

Weise das Solenoid, des- 

sen Kern einerseits mit 

ihr, andererseits mit 

einerbiegsamenLeitung 

verbunden ist. Bei der 

Aufwärtsbewegung des 

Kerns strömt bei einem 

GummiventilLuft in das 


diese durch eine sehr 
enge Öffnung mit regu- 
lierbarem Querschnitt 
aufgeblasen; in erste- 
rem Falle gelangt der 
Rand desGläschens über 
den Quecksilberspiegel, 
und der Strom wird un- 
terbrochen. Funkenbil- 
dung wird durch Ver- 
‚wendung eines Stromes 
von sehr niedrigerSpan- 
nung, rd 6 V, und Über- 
brückung der Unterbre- 
chungsstelle vermieden; 
letztere wird bei Wech- 
selstrom durch einen entsprechend großen Widerstand, bei Gleich- 
strom durch einen Kondensator bewirkt. 

Die Beleuchtungstechnik war ferner durch eine selbsttätige 
Quecksilberdampflampe der Fabrik elektrischer Appa- 
rate Dr. Joseph C. Pole, Wien, vertreten, die für photo- 
graphische, insbesondere Filmaufnahmeateliers bestimmt ist. 6 bis 
8 Quecksilberdampfröhren von etwa 125 cm Länge mit weiß 
emaillierten Reflektoren sind nebeneinander befestigt und mit 
diesen in einem Rahmen allseitig beweglich gelagert. Der Wider- 
stand ist in Querlage am Fuße angebracht. Der Rahmen ruht in 
zwei Lagern, die mittels Stahlseil und selbstsperrendem Kurbeltrieb 
längs zweier, die Seitenstützen bildenden Stahlrohre sich auf und 
ab bewegen lassen. Der Rahmen läßt sich aus der Vertikalen bis 
45° neigen und festklemmen. Jede Röhre kann besonders ausge- 
schaltet werden, der ganze Ständer hat ferner einen Hauptschalter 
nebst Steckkontakt. Die Firma baut zwei Typen, eine fahrbare Stän- 
derlampe und eine verschiebbare Hängetype. Da die Quecksilber- 
lampen nur an Gleichstrom angeschlossen werden können, in der 
Rotunde jedoch nur Wechselstrom zur Verfügung stand, erfolgte 
der Anschluß mittels eines Quecksilberdampf-Gleichrichters der 
Berliner Firma GleichrichterG.m.b.H. 


Eine Projektionsebogenlampe für Kinozwecke zum Anschluß an 
Drehstrom (Patent CGzikowsky, Abb. 5) wurde von den Österr. 
Siemens-Schuckertwerken vorgeführt. Da in der öster- 
reichischen Provinz fast durchwegs die Netze Drehstrom führen, 
ist eine solche Lampe, welche die Aufstellung eines Umformers er- 
spart, von großer Bedeutung. Nicht nur fällt die für Kinobesitzer 
schwierige Bedienungsarbeit fort, sondern die Anschaffungs- und 
Betriebskosten werden außerordentlich verbilligt. Da die Lampe 
für eine Klemmenspannung von nur 45 V gebaut ist, wird sie an 
einen in die vorhandene Netzspannung vorgeschalteten Kleintrane- 
formator angeschlossen. Die Stromstärke kann bis auf 60 A ein- 
gestellt werden und reicht dann für 4X 5 m große Bilder und Ent- 
fernungen bis zu 35 m aus; die Reglung erfolgt nicht wie bisher 
durch stufenweises Abschalten eines Widerstandes, sondern durch 
3 dreipolige Schalter, Durch Schließen eines derselben wird die 
Oberspannung der Transformatoren eingeschaltet und der Lampe 


Abb. 4. Blinklichtapparat. 


Gefäß, beim Senken wird . 


1506 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 51. 


21. Dezember 1922. 


gleichzeitig ein Teilstrom zugeführt, während eime Erhöhung der 
Stromstärke mittels der zwei anderen Schalter durch Parallelschal- 
ten der Widerstände bewirkt wird. Während die Belichtung mittels 
Gleichstrom einen gelblichen Ton hat, leuchtet die Bildfläche bei 
Drehstrom blendend weiß und ohne Flimmern. 

Sodann wäre ein von Karl Jahoda, Wien,,in Betrieb 
vorgeführter automatischer Lichtpausapparat zu erwähnen; er 
besteht aus einem Krystallglashalbzylinder und einem reflek- 
tierenden Metallhalbzylinder, die zusammen einen vertikalen Zy- 
linder von 36 cm Durchmesser bilden, in welchem eine Bogenlampe 
mit stark aktinischen Strahlen kontinuierlich auf und ab geht. Eine 
endlose Decke wird durch zwei seitliche Walzen an den Glashalb- 
zylinder angepreßt und durch zwei rückwärtige Walzen regulierbar 
in Spannung gehalten. Lampe, Walzen und Decke werden durch 
einen kleinen Elektromotor, der am Fuße des Ständers angeordnet 
ist, n Bewegung gesetzt und bewirken, daß ein zwischen Decke und 
Glas eingeschobenes Lichtpauspapier nebet Matrize automatisch 


rückwärte, bei einer zu schnellen vorwärts zu bewegen. Man braucht 
also die Bremswirkung des Stahlmagneten nur so lange zu änderi, 
bis die Punkte der Scheibe scheinbar stehen. Dies wird durch Ver- 
drehung einer Regülierschraube leicht und sicher auf das genaueste 
bewirkt, eine Arbeit, die auch von einem Unkundigen leicht geleistet 
werden kann. 

Franz Jungreithmayr stellte Kathreinsche 
Glockenblitzableiter für Niederspannungsanlagen aus, bei denen, 
um dem Maschinenstrom beim Ansprechen der Apparate den Weg 
zur Erde zu versperren, hinter die kleingehaltene Funkenstrecke 
ein der Netzspannung angepaßter, genau abgestimmter induktions 
freier Ohmscher Widerstand geschaltet ist, der nur ganz geringe 
Mengen des Netzstromes zur Erde fließen läßt; die Löschung des 
entstehenden, kaum merklichen Lichtbogens vollzieht sich sofort. 
Bei der neuen Blitzschutzpatrone (Abb. 7) der gleichen Firma sind 
Funkenstrecke und Widerstandskörper in eine luft- und wasserdicht 
abgeschlossene Isolierhülle eingebaut, wodurch dem Apparat die 
ihm charakteristisch e bequeme Form gegeben wird, welche seine 
Einhängung in den Freileitungsdraht ohne Zuhilfenahme von 
Zwischengliedern ermöglicht. 


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Abb. 5. Projektionsbogenlampe. 


um das Glas herumgeführt und von der auf- und niedergehenden 
Lampe an allen Teilen gleichmäßig belichtet werden. Die auf der 
rechten Seite eingeführte Pause kommt auf der linken Seite fertig 
exponiert heraus; sofort nach Verschwinden der ersten Kopie in der 
Einführungsspalte kann sofort eine zweite eingeführt werden, 80 
daß z. B. zwei Quadratmeter nur die eineinhalbfache Zeit wie ein 
Quadratmeter erfordern. Übrigens ist die Schnelligkeit des Ganges 
und die Länge des Lichtbogens regulierbar. ° Vorderhand: wird diese 
Einrichtung noch nicht fabriksmäßig hergestellt. — Von den in das 
Gebiet der Lichttechnik fallenden Öbiekten möge noch schließlich 
eine große Wandtafel erwähnt werden, die, mit 72 Glimmlampen 
ausgestattet, das Warenzeichen der Österreichischen Siemens- 
Schuckertwerke aufleuchten ließ; durch Vorschaltung von Meß- 
instrumenten wurde der außerordentlich geringe Stromverbrauch 
vor Augen geführt. 


Von elektrischen Apparaten war nicht viel Neues zu sehen. 
Unseres Wissens zum erstenmal wurde die interessante, Bláthy 
patentierte Zählereichung nach dem Stroboskopverfahren von der 
Ganz’schen Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, 
Budapest, gezeigt. Diese stroboskopische Bichmethode ermöglicht 
die Einstellung der Zähler in einigen Sekunden und mit absoluter 
Genauigkeit. Sie beruht auf der Erfahrung, daß, wenn eine perio- 
disch sich wiederholende Erscheinung immer im Momente der Wie- 
derholung sichtbar gemacht wird, der sichtbar gemachte Teil bei 
genügend großer Wechselzahl zu ruhen scheint. Der Ganzsche Eich- 
zähler (Abb. 6), ein normaler, präzise eingestellter Zähler, hat nahe 
am Umfang auch in der Bremsscheibe 60 im Kreise angeordnete 
Löcher eingestanzt, der normale Zähler hat auf seiner Scheibe an 
gleicher Stelle die gleiche Anzahl schwarzer Punkte. Zum Eichen 
wird nun der letztere unter den ersteren in der Weise angebracht, 
daß durch die Löcher der Eichzählerscheibe ein Lichtstrahl auf die 
Punkte der anderen Scheibe fällt. Beim synchrotren Rotieren beider 
Scheiben erscheinen die Punkte der unteren Scheibe ruhend, bei 
einer langsameren Drehung des unteren Zählers scheinen sie sich 


Installationsmaterialien wurden in reicher Aus- 
wahl besonders von den Händlerfirmen ausgestellt, deren Muster 
teils in Kojen, teils an Wänden ringfürmig um den in einem Kreise 
angeordneten Pavillon der Österreichischen Siemens-Schuckert- 
werke untergebracht waren. Hier konnte man beobachten, daß in 
Österreich eine ganze Anzahl neuer Erzeugungswerkstätten ent- 
standen sind, welche Fassungen, Schalter, Sicherungen, Steckkon- 
takte, Isolierrohre, Rohrzubehör u. dgl. meist in bewährten Formen 
herstellen. Von Neuerungen sei eine Patent-Deckenlampe der 
Nürnberg-Kufstein Gesellschaft m. b. H. in Kufstein, Tirol, 
erwähnt, welche, wie aus Abb. 8 ersichtlich, Lusterklemme und 
Eiernippel erspart und das Einziehen des Drahtes sowie die vor- 
herige Montage unnötig macht. Dieselbe Firma stellte eine kom- 
binierte Unter- und Überputzdose aus, die eine besondere Unterlag- 
scheibe nebst Holzklotz entbehrlich macht, und _Ausschalter oder 
Steckdose vor Bruch schützt. Von den älteren Fabriken kann die 
Firma Ing. Ludwig Neumann, G. m. b. H., Wien, nicht un- 
erwähnt bleiben, da ihre Ausstellungsgegenstände die erheblichen 
Fortschritte der von ihr ins Leben gerufenen Ersten österr. 
Porzellanfabrikin Frauenthal-Gams erkennen ließen. Auch 
die Erzeugnisse der neuen Oberösterr. Porzellan-In- 
dustriein Wels waren an verschiedenen Stellen zu sehen. 


Dem Charakter einer Messe entsprechend waren auf zahl- 
reichen Ständen Koch- und Heizapparate sowie elektromedizinische 
Geräte zu sehen. Eine ganze Anzahl österreichischer Firmen hatt” 
elektrische Haushaltungsgeräte vorgeführt, von denen jedoch meist 
nur die äußere Form beobachtet werden konnte; einzelne Fabriken 
ließen allerdings auch die Apparate in demontiertem Zustande sehen, 
so daß man sich überzeugen konnte, ob die Ausführung präzise, das 
verwendete Material einwandfrei waren. Besondere Konstruktions- 
neuheiten sind hierbei nicht aufgefallen. Erwähnenswert wären nur 
die von der Gesellschaft für Elektro-Heizungs- 
technik, Wien, gezeigten, betriebsfertigen Elektro-Kleindamp!- 
kessel, die schon vielfach Anwendung gefunden haben. Die Firms 


21. Dezember 1922. 


zeigte auch ihre Universalheizrohre, die sie bei den verschiedensten 
Apparaten in mehrfachen Kombinationen in Anwendung bringt, 
u. a. auch bei Metall- und Kachelöfen, Zentralheizanlagen, Trock- 
nungsanlagen u. dgl. Nach ihrer Angabe rüstet sie derzeit die größte 
bisher gebaute elektrische Trocknungsanlage mit Heizrohren von 
zusammen 1000 kW aus. Als Neuheit war auch ein Muffelofen 
kleinster Ausführung mit 40 mm I. W. und 200 mm Länge im Be- 
triebe gezeigt. Als Exportartikel empfehlen sich runde, mit Cha- 
motte ausgerüstete Kochplatten, die nach einer der Firma ge- 
schützten Konstruktion mit einem Griff zerlegbar und auch von 
Laien wieder zusammensetzbar sind. Der getrennte Versand von 
Heizkörper und Armatur ermöglicht Zollersparnisse. 


Abb. 6. Eichzähler. 


Von Apparaten, welche auch für den Hauswirtschaftsbetrieb 
dienen, sei eine von den Österreichischen Siemens- 
Schuckertwerken ausgestellte fahrbare Entstäubungspumpe 
erwähnt, mittels derer der große Teppich ihres Messestandes all- 
abendlich gereinigt wurde. Auch ein österreichischer Staubsauger 
„Blektor”“ wurde in mehreren Ausführungen gezeigt, von denen 
besonders eine ganz klein gehaltene, aber in allen Einzelteilen solid 
durchgearbeitete Ausführung, der Elektor-,„Piccolo“, welcher 
nur 8 kg wiegt, auch für bescheidenere Wohnungen geeignet ist. 

Ehe wir uns von den Starkstromobjekten abwenden, sei noch 

. der Elektro-Zugwagen „Elephant“ der Allgemeinen 
Automobil A.G., Wien, erwähnt. Der walzeiserne Rahmen 
sitzt gefedert auf den Achsen aus Chromnickelstahl; Vorder- 
und Hinterräder sind aus Schalenstahlguß gefertigt und laufen 
auf doppelten Kugellagern. An den Hinterrädern sind große Brems- 
trommeln für je zwei Paar Backen — Innenbackenbremsen — ange- 
bracht, auf denen die Antriebkettenräder sitzen; zwei federnde 
Schubstangen stützen die Hinterachse gegen den Rahmen ab, um 
einerseits den Wagenschub aufzunehmen, andererseits als Ketten- 
spanner zu dienen. Der Motor sitzt nicht an der Hinterachse, son- 
dern ist, allen Einwirkungen einer schlechten Fahrbahn entzogen, 
gestützt und gefedert, hoch im Rahmen aufgehängt; zwei getrennt 
arbeitende, miteinander verschraubte Hauptstrommotoren von je 
7 PS bei 150 V und 125 Umdr/min, die eine Überlastbarkeit bis auf 
das Dreifache für kurze Zeit besitzen sollen, sind mittels der Ge- 
häuse miteinander verschraubt und gewährleisten die Unabhängig- 
keit der beiden Treibräder voneinander. Sie lassen sich leicht aus dem 
Rahmen herausnehmen; der Kollektor kann infolge eines Deckels be- 
quem beobachtet und untersucht werden. Auch die Schaltwalze kann 
durch Aufheben der Schutzhaube mit allen Anschlüssen, Sicherungs- 
brett, Notschalter usw. leicht freigelegt werden; ihre Finger sind 
ohne Werkzeug mit der Hand bequem herauszunehmen und wieder 
einzusetzen. Ein mit einem Rollengesperre versehener Notschalter, 

r unbedingt getätigt werden muß, um die Gangschaltung der 
Schaltwalze freizugeben, unterbricht zwangläufig den Strom vor 
jeder Stellungsänderung und verhindert so Verbrennungen an den 
Kontaktflächen. Die Schaltung besitzt drei Gänge nach vorwärts, 
eine Leerlaufstellung und zwei Bremsstufen und wird mittels eines 
selbstsperrenden Hebels besorgt; ein zweiter Handhebel bedient 
eines der Bremsbackenpaare; das eine Pedal wirkt auf die mecha- 
nische Hinterradbremse, das zweite betätigt den Notausschalter. 
Eine unbefugte Ingangsetzung des Wagens wird durch Anwendung 
eines abnehmbaren Drehschlüssels verhindert. Die Akkumulatoren- 
batterie von 96 Zellen bei 250 Ah Kapazität ist der leichteren Be- 

lenung halber auf mehrere Tröge verteilt; für beste Isolierung und 
Verhinderung des Herausspritzens von Säure aus den Elementen 
sowie einen Batterieschutz, eine Haube aus starkem Eisenblech, ist 
gesorgt. Der Wagen besitzt auf normalen harten Straßen mit 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 51. 


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voller Schlepplast einen Aktioneradius von 60 km, der eich jedoch 
erhöhen läßt, wenn man eine Batterie für 300 oder 350 A bei 195 V 
Spannung verwendet, was ohne Änderung der Wagenkonstruktion 
möglich ist. Diese Elektro-Zugwagen werden im Wiener Post- 
paketverkehr, aber auch zum Transport von Massengütern (Kohle, 
Baumaterial, Textilwaren u. dgl.) verwendet und nehmen Lasten 
bis zu 1500 kg auf. Nach Angabe der Fabrik sind die Betriebskosten 
wesentlich günstiger als die des Benzinfuhrwerks, das den Post- 
dienst versieht; sie verhalten sich zu ihm im Dauerverkehr wie 5:7, 
sind also rd 28 % billiger, wobei unberücksichtigt ist, daß die Ben- 
zinwagen nur am Tage laufen, die elektrischen aber Tag und Nacht. 
Letztere sind bei der Post bereits volle zehn Jahre im Betrieb, mehr 
als 150Personen-Elektromobile 
zwischen zehn und fünfzehn 
Jahre, so daß man mit einer 
8 higen Amortisationsquote 
gegen eine 12 ige bei Benzin- 
wagen rechnen kann. Fürein 
Land wie Österreich, das über 
keine Erdölquellen verfügt, 
hingegen über reiche Wasser- 


Abb. 7. Blitzschutzpatrone. 


kräfte, ist eine Überlegenheit elektrisch betriebener Kraftwagen 
sicherlich von unschätzbarem Werte, 

Wenden wir uns nun derSchwachstromfabrikatien 
zu, 80 ist zu berichten, daß die großen österreichischen Firmen, wie 
Vereinigte Telephon- und Telegraphenfabrik, A. G. Czeija, 
Niasas] & Co., „Ericsson, Österr. Elektrizitäts A. G., vorm. 
Deckert & Homolka“, ferner H. W. Adler & Cie, Leo- 
polder &Sohn, Telephon- und Telegraphenfabrik Greiner, 

i Telephon- und Telegraphenfabrik 
A.G Kapsch & S 
durchweg sehr sehenswerte Zu- 
sammenstellungen ihrer Erzeug- 
nisse, wie Telegraphenapparate für 
Post- und Eisenbahnzwecke, Fern- 
sprech- und Rohrpostanlagen, Li- 
nienwähler und Haustelephonan- 
lagen, Indikateure, Elemente und 
Kleinbeleuchtungsartikel in reicher 
Auswahl ausstellten, welche die 
Leistungsfähigkeit der österrei- 
chischen Industrie vor Augen 
führten. Die Objekte der Sie- 
mene & Halske A. G. waren 
in dem bereits erwähnten Pa- 
villon im Mittelpunkt der Rotunde 
untergebracht und in der Weise 
angeordnet, daß Interessenten die Apparate nicht nur sehen,'sondern 
auch ihr Anwendungsgebiet erkennen konnten. So war z. B. die 
„Wärmewirtschaft“ als Ganzes gefaßt und die Wichtigkeit 
von Temperaturmeßgeräten, wie Fernthermometern, Pyrometern, 
Temperatur-Registrierapparaten, für die Ökonomie von Fabriks- 
anlagen dargestellt. Dann waren optische Pyrometer (Ardometer) 
zu sehen, bei denen die Gesamtstrahlung glühender Körper gemessen 
wird und ihre Temperatur bis 2400° C und mehr sich bestimmen 
läßt. Ferner ein elektrischer Rauchgasprüfer, welcher den Prozent- 
gehalt an Kohlensäure in den Abgasen feststellt, sodann auch 
Wächter-Kontrollmelder mit Selbstregistrierung, registrierende 
Feuermelder, eine komplette Feuermeldeanlage für 2 Schleifen- 
leitungen nach dem Zeigersystem usw. Auch eine automatische 
Linienwähleranlage in Verbindung mit einer Nebenstellen-Zentrale, 
Zentralumschalter nach dem Drehschaltersystem für O. B. und Z. B.- 
Betrieb samt den zugehörigen Stationsapparaten wurde im Gange 
vorgeführt; ferner waren zu sehen: gas- und wasserdichte Ausfüh- 
rungen der verschiedensten Fernsprech- und Signalapparate für 
Hütten- und Grubenbetriebe, eine elektrische Uhrenanlage, Wecker, 
Hupen u. dgl. Daß die Ausführung durchwegs den höchsten An- 
sprüchen entsprach, braucht bei einer Firma wie Siemens & Halske 
nicht erst versichert zu werden. 


öhne usw. 


Abb. 8 Patent-Deckenlampe. 


1508 


Kassensicherungen wurden von zahlreichen Firmen 
ausgestellt; sie beruhen durchweg auf der Einschaltung von Kon- 
takten in einen Ruhe- oder Arbeitsstromkreis oder eine Kombination 
von beiden in der Nähe des zu sichernden Gegenstandes zwecks Be- 
tätigung einer Alarmvorrichtung. Der Unterschied beruht meistens 
in der Form der Kontakte, zuweilen der Bauart des Fallklappen- 
apparates. 

Unter den Kleinbeleuchtungsgegenständen fiel eine lagerfähige 
regenerierbare Batterie, Marke „Eternum“ der „Sindag” 
Schwachstrom-Industrie-A. G. in Wien auf, die mit Patronen ver- 
sehen ist und vor Gebrauch mit Wasser gefüllt wird, um betriebs- 
fähig zu werden. Nach Angabe der Firma sinkt die Spannung nach 
5stündiger Beanspruchung erst um 1 V und hat bei normaler Bean- 
spruchung eine Lebensdauer von rd 30 h. Nach Verbrauch eines 
Elementes kann die Batterie mit Ersatzpatronen versehen werden. 
Die Firma Brüder Scharf & Co. zeigte eine Taschenlampe 
aus Holz, in der zwei zylindrische Zellen, welche ebenfalls aus- 
wechselbar sind, einmontiert werden. Die Lampe ist sehr leicht 
und zeichnet sich durch besonders billigen Preis aus. 

Der Bericht würde unvollständig sein, wenn nicht die zahl- 


Lichtreklame. 


Für eine Lichtreklame gelten vier Hauptpunkte. 


pa Modell, welches entweder ein Bild oder eine Schrift dar- 
stelit, 


die Helligkeit, welche von der Größe der benutzten Lampen 
und ihrem Abstand abhängt, 


1. 
2. 
3. die Farbe, welche durch farbige Glasglocken oder gefärbte 
Glühlampen erreicht wird, 

4. 


Bewegungserscheinungen, die durch ganzes oder teilweises 
Auslöschen der Lampen erhalten werden. 


Bei der Ausführung des Modells ist dem Bild stets der Vorzug 
vor der Schrift zu geben, weil sich das Bild dem Gedächtnis des 
Straßengängers viel stärker einprägt. Eine Einrahmung des Bildes 
erhöht stets die Wirkung. Am besten ist die Anlage, wenn sie eine 
leicht herstellbare Änderung ermöglicht. Die Bevölkerung, die 
wochen- und monatelang denselben Weg geht, muß häufig eine Ab- 
wechslung der Reklame sehen, weil sie sonst dafür abstumpft. Die 
Bilder müssen möglichst einfache Konturen haben. Zu viele Ein- 
zelheiten rufen den Eindruck eines mehr oder weniger gleichmäßi- 
gen Lichtfleckes hervor. Einige wenige Linien müssen das ganze 
Bild darstellen. Die dabei fehlenden Einzelheiten bilden sich von 
selbst in der Phantasie des Beschauers. Hierbei ist besonders auch 
die Höhe zu berücksichtigen, in der das Bild angebracht ist. 


Eine leuchtende Linie erscheint dem Auge stets breiter als sie 
in Wirklichkeit ist. Dieser Eifekt, welchem Rechnung getragen 
werden muß, läßt sich durch die Gleichung ausdrücken: 


D 
S= -IB F 0008 D T 00085 D. 

Hierin ist S der in Zoll gemessene scheinbare Durchmesser der 
leuchtenden Linie und D der in Fuß gemessene Abstand des Be- 
schauers. A und B sind Konstanten, welche von der Lampengröße 
und der Helligkeit des Hintergrundes abhängen. 


S ist ferner von der Kerzenstärke der Lampen abhängig. Der 
scheinbare Durchmesser des Lichtfleckes einer Einzellampe wächst 
bei kleinen Kerzenstärken bis etwa 25 Kerzen stark mit zunehmen- 
der Kerzenstärke; bei größeren Kerzenstärken wird der Anstieg 
immer geringer. 

Wachsende Helligkeit des Hintergrundes läßt den Durchmesser 
des Lichtflecks zunächst sehr stark abnehmen, um aber sehr schnell 
nahezu wirkungslos zu werden. 


Die Werte für A liegen zwischen den Grenzen 34 bei Verwen- 
dung von 10-Kerzenlampen und 12 bei Verwendung von 75-Kerzen- 
lampen. Die Werte für B sind ungleich schwerer festzustellen. Sio 
un zwischen 3 bei sehr dunkler Umgebung und 35 bei sehr 

eller. 


Für die Schrift kommen meistens gotische Buchstaben zur 
Verwendung. Für den im Englischen häufigsten Buchstaben E gilt 
die Gleichung: 


H=3 W+ IBF 008D 


aD 


+0,01 D. 


Hierin ist H die Höhe des Buchstabens, W der Abstand zweier Lam- 
pen und D die größte Entfernung, in der der Buchstabe noch deut- 
lich gelesen werden kann. A und B sind die oben erwähnten Kon- 
stanten. 


; Pie relative Lesbarkeit der gotischen Buchstaben zeigt Zahlen- 
taiel 1. 


Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 51. 


21. Dezember 1922. 


reichen Ausstellungen von Beleuchtungsgegenständen Erwähnung 
finden würden. Schon von jeher hat sich die Wiener Beleuchtungs- 
körperindustrie durch besonders geschmackvolle Formengebung 
und gediegene Ausführung ausgezeichnet; allerdings pflegte sie 
früher fast ausschließlich das schwere Genre, insbesondere Kron- 
leuchter, Luster und künstlerisch ausgeführte Lampen, meistens in 
Guß, keine Stanzware. In den letzten Jahren hat sie sich aber auch 
auf die Herstellung von Kommerzartikeln geworfen und dabei 
schöne Erfolge, insbesondere in Export erzielt. Auch hierbei kam 
ihr der anerkannte Geschmack beim Entwerfen und die Übung der 
Arbeiter sehr zustatten. Die verschiedenen Formen von Steh- und 
Kipplampen, Wandarmen, Ampeln und anderen Massenartikeln fan- 
den allgemeinen Anklang. Auch der kommerzielle Erfolg dieser 
Aussteller scheint recht gut gewesen zu sein, während er sonst viel- 


‚fach in keinem richtigen Verhältnis zu Kosten und Qualität des Ge 


botenen stand. Es ist dies zweifellos nur der bereits geschilderten 
diesmaligen besonderen Ungunst der Umstände zuzuschreiben, und 
wenn sich die allgemeinen Verhältnisse bessern sollten, darf man 
der künftigen Frühjahrsmesse auch einen zufriedenstellenden mate- 
riellen Erfolg prophezeien. 


| Zahlentafel 1. 


A 1,30 G 0,92 L 119 Q 1,06 V 108 
B 0.85 H 0,92 M 113 R 0,97 W 113 
C 107 I 14 N 100 S 0,95 X 108 
D 103 J 121 O 1,06 T 11 Y 1% 
E 1,0 K 1,06 P 1,04 U 107 Z 10 
F Lo 


Der Mindestabstand zweier Lampen beträgt normalerweise 7,5- 
bis 9 cm. Der höchstzulässige Abstand ist 40 cm bei einer Entfer- 
nung des Beschauers von 300 m unter Benutzung von 75-Kerzen- 
lampen. Ist der Beschauer näher als 90 m an der Reklame, so tritt 
A DauN kein einheitlicher Eindruck der leuchtenden Linie mehr 
auf. 

Die benutzte Lampentype hängt von der Helligkeit der Um- 
gebung ab. Es kommen an Vakuumlampen 5- bis 50 HK-Lampen, 
an Gasfüllungslampen 50- und 75 W-Lampen zur Verwendung. Gas- 
füllungslampen müssen stets einen Regenschutz haben. 

Die Wirkung farbiger Lichtreklamen ist wesentlich größer als 
die von ungefärbten, so daß den farbigen jetzt allgemein der Vor- 
zug gegeben wird. 

Bei der Bewegung unterscheidet man zwei Hauptarten, einmal 
diejenige, welche der Art des Bildes entspricht, z. B. die Drehung der 
Räder eines Kraftwagens oder das Flattern eines Wimpels im Winde, 
zweitens eine Bewegung um ihrer selbst willen, weil diese das Auge- 
viel stärker anlockt alsein ruhiges Bild. Die Bewegung erster Art ist 
sehr wirksam, aber stets schwer herzustellen. Meistens wird der 
Fehler begangen, daß die einzelnen Stufen der Bewegung nicht eng 
genug gewählt werden. Bei einer Bewegung zweiter Art, dem ein- 
fachen Aufleuchten und Erlöschen der Lampen, tut man gut, dies. 
nicht plötzlich, sondern langsam vor sich gehen zu lassen, weil sich 
dann der scheinbare Durchmesser der Lichtflecke der Einzellampe 
ändert und es für Beschauer in verschiedenen Entfernungen gemäß 
der oben angegebenen Gleichung einen Moment gibt, in welchem ein 
Maximum in der deutlichen: Erkennbarkeit des Bildes eintritt. 

Da Reklameschilder mit nackten Lampen, wie erwähnt, unter 
90 m Entfernung keinen einheitlichen Eindruck mehr gewähren, ist 
man bei kurzen Entfernungen auf Bilder aus durchscheinendem 
Glas angewiesen. Die Helligkeit solcher Bilder ist natürlich ge- 
ringer. Bei Verwendung von ÖOpalglas und einer Entfernung der 
Lampen von 10 bis 12,5 cm von diesem darf der Lampenabstand 
nicht größer als 15 cm sein. Beträgt die Höhe der Buchstaben auf 
dem Glase 15 cm oder mehr, so verwendet man am besten für jeden 
Buchstaben eine Lampe. Allgemein gilt die Regel: Dividiert man 
die von den Buchstaben ausgefüllten Quadratzoll : (einschl. der 
Zwischenräume zwischen den Strichen des einzelnen Buchstabens) 
durch 40, so hat man die Zahl der notwendigen Lampen. Rechnet 
man mit Quadratzentimetern, so hat man durch 260 zu dividieren. 
Je nach der Helligkeit der Straße sind 25-, 50- oder 75 HK-Lampen 
die üblichen. Die Rückwand hinter den Lampen muß weiß sein, 
was sonderbarerweise sehr häufig nicht beachtet wird, so daß viel 
Licht verloren geht. Zur Vermeidung von Lichtverlusten sind alle 
Lichtreklamen so zu konstruieren, daß sie bequem gereinigt werden 
können. 

Eine große Schwierigkeit liegt in dem Aussehen der Reklame 
bei Tage. Wenn z. B. zwei Schriftanlagen so angebracht sind, daf 
sie nach zwei entgegengesetzten Seiten strahlen, so sieht man am 
Tage nicht nur die eine Schrift von vorn, sondern auch die andere 
von hinten, wodurch ein durchaus verworrenes Bild entsteht. Die 
meisten Architekten verwerfen daher auch die Lichtreklame, weil 
sie bei Tage das Gebäude verunziert. Es ist jedoch bereits gezeigt 
worden, daß diese Schwierigkeit zu umgehen ist, und daß die Licht- 
reklame dem Stil des Ganzen angepaßt werden kann. (C. A. A ther- 
ton, „Transact. Ill. Eng. Soc.“, Bd. 17, 1922, S. 211.) Re. 


21. Dezember 19822. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51. 1509 


RUNDSCHAU. 


Beleuchtung und Heizung. 


Kochband „Eldorado“. — Es wird vielfach als ein Mangel der 
elektrischen Kochapparate empfunden, daß das Heizelement fest in 
den Topf eingebaut ist. Beim Tauchsieder ist daher eine Trennung 
von Heizkörper und Topf durchgeführt. Eine andere Lösung, bei 
der man ebenfalls nicht an einen Kochtopf gebunden ist, bringt 
das den Eldoradowerken-Apparatebauanstaltm.b. 
H, Tübingen, patentierte Kochband!). Der bandförmig aus- 
gebildete Heizkörper aus Chromnickelband ist außen zum Zweck 
der Wärmeisolierung mit einer Asbestschicht umgeben, während 
innen Glimmerisolation gewählt ist. Die Hülle besteht entweder 
ganz aus Nickelstahlblech oder aus Nickelstahlblech außen und 
Kupferblech innen. Das Band wird um einen Topf aus beliebigem 
Material mit passendem Durchmesser gelegt und durch eine aus 
Abb. 1 ersichtliche Spiralfeder angepreßt, so daß die im Heizkörper 


=— 
| 


Im zu 


lila 
Ih | 


"iH 


Abb. 1. 


entwickelte Wärme über die innere Bekleidung des Bandes an die 
Topfwandung abgegeben wird. Der Topf kann nach Abnehmen des 
Bandes beliebig auf dem Herd oder Gas weiter verwendet werden. 
Das Band ist 45 mm hoch und wird in 8 verschiedenen Größen für 
Topfdurchmesser von 100 bis 240 mm ausgeführt. Nicht ganz einfach 
gestaltet sich zwar die Auswechslung des Heizkörpers, doch soll bei 
halbwegs richtiger Behandlung die Lebensfähigkeit des Bandes eine 
sehr lange sein. Die Zuleitung zum Steckerstift ist verstärkt und 
nach einem besonderen Verfahren ausgeführt, so daß ein Durch- 
brennen des Anschlusses nicht zu befürchten ist. Der Energie- 
verbrauch der kleinen Bänder wird zu 500 bis 700 W angegeben, 
wobei 1 1 Wasser in etwa 8 min zum Kochen kommt; die großen 
Bänder nehmen etwa 1100 W auf. Ka. 


Apparatebau. 


Die zweckmäßigste Anordnungsstelle der Dämpfungswider- 
stände von Hörnerfunkenableitern. — Über die zweckmäßigste An- 
ordnungsstelle der Dämpfungswiderstände von Hörnerfunkenablei- 
tern besteht bis heute keine ganz einheitliche Meinung; manche 
empfehlen dieselben zwischen Horn und Erde einzuschalten, 
wogegen wieder von anderer Seite der Einfügung zwischen zu 
schützende Leitung und Horn der Vorzug gegeben wird. Rebora 
hat schon darauf hingewiesen (L’Elettroteenica Bd. VIII, S. 21), 
daß das Verhalten der Widerstände ein verschiedenes ist, je 
nachdem: sie vor oder hinter dem Horn selbst liegen; bei der 
Anordnung zwischen Horn und Erde konnte er eine ungleiche 
Erwärmung der einzelnen hintereinander geschalteten Elemente 
beobachten, aus welcher auf eine ungleiche Stromaufnahme ge- 
schlossen werden müßte Eine Erklärung hierfür sucht er 
darin zu finden, daß die zwischen den Hörnern und Erde 
liegenden Widerstände bei Ansprechen der Hörner, namentlich, 
wenn die Verhältnisse, unter denen die Entladung sich abspielt, 
Rückzündungen begünstigen, von oscillatorischen Entladungen 
durch£flossen werden, durch welche das Auftreten von Ladeströmen, 
die von den einzelnen Elementen vermöge deren Kapazität auf- 
genommen werden und von diesen unmittelbar zur Erde abfließen, 
bedingt ist. Diese oscillatorischen Entladungen haben eine hohe 
Frequenzzahl und dementsprechend erreichen auch die Lade- 
ströme beträchtliche Werte. Sie nehmen der Natur der Erschei- 
nung entsprechend immer mehr ab, je näher das einzelne Element 
zur Erde liegt, da einerseits die Spannung gegen Erde abnimmt, 
andererseits auch ein jedes Element nur vom eigenen Ladestrom 
und jenem der hinter demselben Elemente liegenden Widerstände 
durchflossen wird, abgesehen selbstverständlich vom eigentlichen 
Entladestrom der ganzen Schutzanordnung, der für alle Elemente 


ı) Vgl. Anzeigenteil. 


gleieh bleibt. Die im Widerstand entwickelte Wärme ist jedoch 
proportional dem Quadrat der Stromstärke, wodurch eine starke 
Ungleichmäßigkeit in der Erwärmung bedingt wird. Zur Nach- 
prüfung der Richtigkeit dieser Erklärung hat Prof. L. Lombardi 
Versuche durchgeführt?), bei welchen zwei Wasserwiderstände von 
je 135 Q verwendet wurden; durch geeignete Wahl der Induktivi- 
tät und der Kapazität des Entladungsstromkreises wurde die 
Dämpfung auf ein solches Maß gebracht, daß die Entladungen 
oscillatorischen Charakter annahmen. Bei 1,7 A Stromstärke, 
welche eine halbe Stunde lang aufrecht erhalten wurde, konnte 
im Widerstand hinter der Funkenstrecke eine Temperatur von 
28,5°C festgestellt werden gegenüber einer solchen von nur 22 

in dem zwischen dieser und Erde eingeschalteten Widerstand, was 
einer 14-prozentigen Verschiedenheit in der Stromstärke entsprechen 
würde. Die Anwendung dieser Überlegungen erscheint jedoch nur 
auf Widerstände zulässig, die-aus mehreren in Reihe geschalteten 
Elementen bestehen. Bp. 


Verkehr und Transport. 


‚ ‚Versuchsfahrten mit Speichertriebwagenzügen auf den öster- 
reichischen Bundesbahnen. — Auf den österreichischen Bundes- 
bahnen bei Salzburg mit langen Steigungen bis 1 :100 und vielen 
scharfen Krümmungen sind Versuchsfahrten mit Speichertrieb- 
wagenzügen angestellt worden. Jeder der zwei Versuchszüge be- 
stand aus fünf vorhandenen zweiachsigen Wagen, und zwar einem 
offenen, als Speichertender eingerichteten Güterwagen mitten 
zwischen je 2 Personenwagen, von denen die beiden Endwagen mit 
je 2 Triebmaschinen und Führerständen mit Steuerung ausgerüstet 
sind. Gewicht eines vollbesetzten Zuges 104,25 t, 176 Sitzplätze, 
138 Stehplätze. 

Man ermittelte zunächst die Anfahrbeschleunigung durrh Auf- 
nahme der Zeitweglinien auf den Versuchsfahrten, — Angaben des 
Motorstromes fehlen —, dann die des Arbeitsverbrauchs währen«e 
ganzer Fahrten mit Hilfe der Angaben eines Spannungsmessers und 
aufschreibenden Strommessers. Die hierüber gemachten Angaben 
zeigen schwer erklärliche Unterschiede. Die Zahl der Halte 
während jedor Fahrt, die von sehr großem Einfluß auf den spezi- 
fischen Aıheitsverbrauch ist, fehlt leider. Weiter nahm man Aus- 
laufversuche auf der Wagerechten und Ablaufversuche auf der 
Neigung vor und leitete den Fahrwiderstand des stromlosen Zuges 
als Funktion der Fahrgeschwindigkeit aus diesen Versuchen ab. 
Bei dieser Ableitung ist auch die Massenwirkung der umlaufenden 
Teile berücksichtigt, aber zu hoch, denn in ihr Schwungmoment ist 
fälschlich der Gesamtdurchmesser der Räder statt ihres Trägheits- 
durchmessers eingesetzt. Die Widerstandsforme!l ist, gegeben in 
der alten französischen dreigliedrigen Form: 


w=a+tb.v+c.v, 


die bekanntlich den großen Nachteil hat, ohne physikalische Grund- 
lage der einzelnen Glieder zu sein, daher nur für den Versuchs- 
bereich selbst zu gelten. Diesem Fahrwiderstand wird in der 
gleichen Form gegenübergestellt der aus den Aufschreibungen der 
Stromstärke und Spannung im Beharrungszustande unter Strom 
ermittelte. Beim Vergleich beider ist zu berücksichtigen, daß im 
letzteren, abweichend vom ersteren, die elektrischen Motorverluste 
stecken. Unter der Annahme eines bestimmten Verhältnisses von 
Stromzeit zu Gesamtfahrzeit wird dann ein mittlerer Fahrwıder- 
stand und unter Zufügung des errechneten Anfahrbeschleunigungs- 
arbeitsverbrauchs der Streckenarbeitsverbrauch, d. h. der gesamte 
Verbrauch zwischen 2 Halten, ermittelt. Allgemeinere über den 
Versuchsbereich hinaus reichende Bedeutung dürfte diese Art der 
Berechnung nicht haben, einmal wegen der Mängel der angewandten 
Widerstandsformel, dann weil das Verhältnis von Stromzeit zu 
Gesamtfahrzeit stark veränderlich ist, abhängig von der Strecken- 
länge, den Streckenverhältnissen und der Anfahrbeschleunigung, 
schließlich wegen des erheblichen Einflusses der Art des Anfahrens 
auf den Arbeitsverbrauch. (R. Meixner, „Elektrotechn. u. Ma- 
schinenb.” 1922, S. 373.) Hm. 


Fahrpreise für Ausländer. — Wie die Verkehrstechnik 1922, 
S. 576, mitteilt, erhebt die Koblenzer Straßenbahn von Ausländern 
die doppelten Beförderungspreise, wenn sie sich nicht als Mitglieder 
der Besatzungstruppen oder der Ilohen Interalliierten Rheinland- 
kommission und deren Familien ausweisen können. y. 


Verschiedenes. 


Haus der Elektrotechnik, Leipzig. 


Im Anschluß an die Beschreibung des neuen Messehauses der 
Elektrotechnik in Leipzig auf S. 1201 der „ETZ” 1922, geben wir 
nachstehend in Abb. 2 einen Plan des Messegeländes in der Nähe 
des Völkerschlachtdenkmals, das bisher eigentlich nur durch die 


1) „L’Elettrotecnica“, Bd. 1X, Nr. 8, 8. 171. 


— L U O2 n 


1510 


Reitzenhainer Straße zugänglich war. Da das Haus der Elektro- 
technik auf diesem Wege recht umständlich zu erreichen sein 
würde, hat der Rat der Stadt Leipzig sich entschlossen, die Straße 
vom 18. Oktober auszubauen, so daß von dort aus, vgl. Pfeilrichtung 
in Abb. 2, das Haus der Elektrotechnik unmittelbar zu errefchen 
ist. Das Meßamt der Stadt Leipzig hat den beiden Hauptzugangs- 
straßen zum Hause der Elektrotechnik die Namen jener zwei Männer 
beigelegt, die als Bahnbrecher in der deutschen elektrotechnischen 
Industrie und Wirtschaft für alle Zeiten unvergeßlich bleiben 
werden. So ist die eine Zugangsstraße Emil-Rathenau-Straße, die 
andere Werner-Siemens-Straße benannt worden. Über den Plan 
(Abb. 2) ergibt die bildliche Darstellung alles Nähere. 


BEE Haus serElektrotechnik 
NSS desgl.späterer Ausbau. 
anderer Ausstellungstweige 
ETA ae 
20x08 Gärtnerische Anlagen. 


I PSE FENERE 


NAKS 79 A 3 


WIIRBEES 


9000060 006000 6600000000000 000 
0000000 0000000 06000000 000000 


Ur uch! 


Strasse des 18. Oktober 


Brücke 


| | 
|| 


B a 

Der Verein „Haus der Elektrotechnik E. V.“ beabsichtigt, den 
Interessenten von Zeit zu Zeit an dieser Stelle Mitteilungen über 
den Fortgang der Bauarbeiten und der inneren Einteilung und Aus- 
stattung seines Hauses und der Organisation zu geben. Die, jetzt 
in Ausführung begriffenen Bauteile (6000 m?) sind vollkommen 
vergeben. Für Firmen, die bisher noch keinen Platz belegt haben, 
aber doch noch belegen möchten, kann der Ausbau von Flügeln in 
Aussicht genommen werden, die bisher zurückgestellt worden sind. 
Es ist aber nun allerhöchste Zeit, zum Entschluß zu kommen, denn 
die Großzügigkeit der Organisation und die propagandistischen 
Maßnahmen sind derartige, daß Firmen, die sich wie früher in 
innerstadtlichen Meßpalästen oder in Nebenhallen auf dem Aus- 
stellungsgelände selbst niederzulassen beabsichtigen, seitens der 
Messebesucher und besonders seitens der ausländischen Einkäufer 
sich kaum irgendeiner Beachtung und damit auch keines Erfolges 
der aufgewendeten Kosten erfreuen dürften. Um nach dem s. Z. 


COLLELL 
K 


A 


Flugzeug- 


ZI 


0000000000 


Sporfplatz 
(6) 50 4100 
Baumesse 


poQo0o0oo0oo0o00o000 


bo8 


Bisheriger Zugang v.d. Reitzenheiner str 


Abb. 2. Grundrißplan des Meßgeländes in Leipzig. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 51. 


[7] 
m 
tA cC 
A 
c 


; g 
Zwischenlandungs-Platz und 


21. Dezember 1922. 


# 


festgesetzten letzten Anmeldetermin erfolgende Anmeldungen noch 
berücksichtigen zu können, zieht man in Erwägung, die Vorder- 
flügel des Hauses etwas weiter als zunächst geplant, schon jetzt 
auszubauen. Der freie Raum zu beiden Seiten des Messegebäudes, 
soweit er von dem ersten Ausbau der Seitenhallen nicht be- 
ansprucht wird, wird vorläufig dazu benutzt werden, Ausstellungs- 
stände im Freien aufzubauen zur Vorführung von Elektrokarren 
und anderen Fahrzeugen, Motordreschmaschinen, Motorkarren und 
anderen elektrischen Ausrüstungsgegenständen für die Landwirt- 
schaft usw. Es ergeht daher nochmals an alle, die 
bisher nicht berücksichtigt werden konnten, 
die Aufforderung, sich schnellstens bei der 
Geschäftsstelle des ge- 
nannten Vereins, Leip- 
zig, Grimmaische Straße 21 oder 

rlin NW 40, Friedrich-Karl- 
Ufer 2/4, zu melden. 

In dem „Haus der Elektro- 
technik“, Leipzig, soll die ge- 
samte Elektrotechnik zusammen- 
gefaßt werden. An Stelle der 
früheren Zersplitterung tritt 
völlige Konzentration mit stren- 
ger Gruppeneinteilung, die so 
getroffen ist, daß die Stände 
von Konkurrenzfabrikanten nach 
Möglichkeit nicht gegenüber, 
sondern nebeneinander und durch 
Kojenwände getrennt liegen. 

Zusammen mit dem Verein 
Deutscher Werkzeugmaschinen- 
Fabriken hat sich der Verein 
„Haus der Elektrotechnik E. V.“ 
entschlossen, z. Z. der Frühjahrs- 
bzw. Herbstmessen die Aus- 
stellungen der Elektrotechnik 
14 Tage, d. h. 4 Tage länger als 
die eigentliche Messe dauert, 
offen zu halten und an diesen 
letzten Tagen den Lehrkörpern 
von Technischen Hochschulen, 
Gewerbeschulen und anderen 
Fachschulen sowie auch deren 
Schülern Gelegenheit zur Be- 
sichtigung der Ausstellung zu 
geben. Es sollen damit auch 
Vorträge und Vorführungen ver- 
bunden sein, wofür Spezialisten 
zur Verfügung stehen werden. 
Unserem Nachwuchs soll es so 
möglich gemacht werden, sich 
über den Stand und die Fortent- 
wicklung der deutschen Industrie 
ein Bild zu verschaffen. 


Zeichenerklärung: 
AN.-Arbeitsnachweis 
G = Gastwirtschaft 
HG =Hauptgastwirtschaft 
 P=Postu.Verwaltung 
SP - Spedition 
Halle IV» fung Badeöten 
HalleXl> Präfmaschinenbau 


[sA 


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wa R" 
= S ey 
srp artn 


x 


OUBOLLDRABESEGERASSINNS 


R-SIEM 


NE 


Installations-Technischer Ver- 
band, Berlin. — Der Installations- 
Technische Verband (E. V.) Ber- 
lin ist durch Beschluß der Haupt- 
versammlung vom 20. XI. d. J. 
im Vereinshaus deutscher Inge- 
nieure aufgelöst worden. Ferner 
wurde beschlossen, den Rest des 
Vereinsvermögens dem Fachaus- 
schuß für Installations-Technik 
des Elektrotechnischen Vereins, 
Berlin, nach erfolgter Abrech- 
nung darüber zu überweisen. 


Neuer 
Zugang 
LILIEITEITITTTT) 


arm BERRRERERERIERLU IND 


dmmınammmag 


200 Auch die Installationstechnischen 


Gesellschaften im I. T. V. sind 
damit aufgelöst worden. Der 
Auflösungsbeschluß erfolgte au! 
Vorschlag des geschäftsführen- 
den Vorsitzenden, Patentanwalt 
Dr. Oskar Arendt, Berlin, 
nach Schilderung der sich aus der Teuerung, den Verkehrs- 
schwierigkeiten und der beabsichtigten Einstellung des Verbands- 
organes „Elektrowelt” für das Weiterbestehen des Verbandes 
ergebenden Schwierigkeiten. Den Mitgliedern, die bisher die Ziele 
des Verbandes zum Teil mit großem Eifer gefördert haben, sei an 
dieser Stelle der besondere Dank des Vorstandes ausgesprochen. 
Die Verbandszeitschrift „Elektrowelt“ stellt mit Ende dieses Jahres 
das Erscheinen ein. Der bisherige Herausgeber, Dr. Oskar Arendt, 
ist von der Schriftleitung dieser Zeitschrift zurückgetreten. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Gleichrichtung von Wechselstrom für Röhrensender. — Die 
vollständige Theorie der Gleichrichtung von Wechselstrom, wie sie 
für Röhrensender benötigt wird, führt zu umständlichen Gleichun- 


S | 


g 


ws, pe agy m M 
7 ZZ | Ai nl 


= u d 
ab aA 


Jj 


31. Dezember 1922. 


gen R Duncan behandelt daher das Problem vom rein prak- 
tischen Standpunkt), d. h. teilweise unter Einführung empirischer 
Beziehungen. Abb. 3 zeigt die Gleichrichtung eines Wechsels (das 
Analoge gilt für die Gleichrichtung beider Wechsel). Die Belastung 
durch die Senderöhre ist hier ersetzt durch einen Widerstand r mit pa- 
rallel geschaltetem AUS-  Lilcceeeeen 
gleichskondensator C. Eo | nanaii 


ist die Wechselspan - 
nung, Vo die Span- 
nung am Gleichrich - 
terrohr selbst. Dann er- 
gibt sich entsprechend . 
der Abbildung: 


Ve = (Eo — Vo) K, 


wo 
t— tı 


K=e rc Abb. 8. í 


h — t, die Zeit des Stromfließens durch den Gleichrichter, wurde 
ee durch oszillographische Aufnahmen und ergibt sich bei 
er: 
einfache Gleichrichtung zu 1/87", 
doppelte Gleichrichtung Zu Yo 


die Änderung der mittleren Spannung am Kondensator in Y%, also 
die gewissermaßen die Modulation des Senders ist, a 


Die Größen m werden für verschiedene Ausgleichskondensatoren C 
bei variablem Widerstand r in Kurvenform dargestellt. 

Der Zusammenhang der Wechselspannung mit der Kondensator- 
spaan a also der Gleichstromspannung, ist gegeben durch die Be- 
ziehung: 


-A y 2 >V 
7} Eea. =7 Kr V 0 
Br eff i+K do + y2 
Der Faktor V2 _ wird, wi ben, K sch t 
IF Ée ird, wie oben, urvenscharen en nommen 


(konstantes C, r variiert). Vo die Verlustspannung an der 
Gleichrichterröhr®, wurde bestimmt aus der Gleichstromcharakte- 
ristik der Röhre unter der Zugrundelegung eines Stromes, der gleich 
ist dem Strom durch den Belastungswiderstand r. Zur Bestimmung 
der effektiven Transformatorspannung wird angenommen, da 

der Transformatorstrom J bei einfacher Gleichrichtung = 2Ja 
(Strom durch den Belastungswiderstand), bei doppelter Gleich- 
er — 0,93 Jo und anderseits, daß der Wirkungsgrad 60 bzw. 

ist. Ä 


Abb. 4. 


Oszillographische Aufnahmen des gleichgerichteten Stromes ` 


(z. B. Abb. 4 L=3:3 H. e= uF, doppelte Gleichrichtung) ergaben 
Fehler bis 3 %, bei einfacher Gleichrichtung bis 14 %. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Weltkraft-Konferenz in London. — Auf den Plan der British 
Electrical & Allied Manufacturers’ Association, gelegentlich der 
Britischen Reichsausstellung 1924, die auch eine großzügig projek- 
Ausstellung umfassen soll, eine 
Weltkraf t-Konferenz (World Power Conference) abzu- 
halten, ist hier schon hingewiesen worden?). Nach „Electrieian” 
findet er auch im Ausland lebhafte Beachtung, so in den V.S. Ame- 
rika bei dem American Institute of Electrical Engineers, dem Elec- 
trical Manufacturers’ Council, der National Electric Light Asso- 
ciation usw. In Norwegen interessiert gich dafür der Wasserkraft- 
und Elektrizitätsrat, in Schweden die Technologische Gesellschaft, 
die kgl. Akademie der technischen. Wissenschaft, die Vereinigung 
der schwedischen Industrien, die Wasserkraft-Vereinigung und der 
kgl. Wasserrat. Ähnliches wird aus Frankreich, Italien, Dänemark, 
Holland usw. berichtet. 


Vorsicht bei der Förderung von und Selbsthilfe gegenüber über- 
flüssigen Ausstellungen und Messen. — Um die Förderung 
iberflüssiger usstellungen und Messen ZU 
verhindern, bittet das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deut- 
schen Industrie alle auf hervorragendem Posten stehenden Per- 
sönlichkeiten des Wirtschaftslebens, sich in der Unterstützung von 
ee ars 


1) „Rad. Rev.*, Bd. 3, 8. 95 u. 114. 
3 Vgl. „ETZ“ 192, S. 1095. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Hett 51. | 1511 


—— 


Ausstellungen und Messen, deren Zweckmäßigkeit und Ernsthaftig- 
keit nicht von vornherein über jeden Zweifel erhaben ist,größte 
Zurückhaltung aufzuerlegen und vor entscheidenden Schrit- 
ten jeweils bei seiner Geschäftsstelle zunächst Rückfrage zu halten. 
— Ferner erinnert das Amt an seine Anregung, gegenüber der immer 


und Messen Schu tzgemein schaften zu bilden, und wieder- 
holt seine Bereitschaft, bei der Herstellung solcher Abwehrkartelle 
mitzuwirken. 


Wiener Internationale Messe. — Die Frühjahrsmess® 


- findet vom 18. bis 24. März statt. 


Finnische Messe in Helsingfors 1923. — Die nächste fin- 
nisch e Messe, die vom 1. bis 6. Juli 1923 in Helsingfors stattfinden 
soll, wird voraussichtlich vollkommen in ternationalen ha- 
rakter tragen, jedoch, wie das Ausstellungs- und Messe-Amt der 
Deutschen Industrie mitteilt, mit der Einschränkung, daß nur aus 
ländische Pro duzenten und ihre festen Vertretungen ZuT Be- 
teiligung zugelassen werden, dagegen nicht zufällige ausländisch® 
Vertreter oder Firmen, die als Zwischenhändler zu betrachten sind. 


Plan einer internationalen Industrieausstellung, Philadelphia 
1923. — Deutschen Firmen, die zur Beteiligung an einer internatio- 
nalen Industrieausstellung in Philade Iphia 1923 geworben 
werden, wird empfohlen, sich vor Abschluß irgendwelcher Verträge 
mit der Geschäftsstelle des Ausstellungs- und Messe-Amts der 
Deutschen Industrie zwecks näherer Informationen in Verbindung 


. zu setzen. 


Industrie und Handel. 


Die Außenhandelskontrolle*). — Die Verfügungen und Aus- 
führungsbestimmungen, welche über die Außenhan delskon- 
trolle erlassen worden sind, sind in dem unter vorstehendem 
Titel soeben erschienenen Werk von drei Juristen übersichtlich 


bisher bekannt gewordenen Entscheidungen der Gerichte hinge- 
wiesen. Das Werk dürfte in erster Linie für den Juristen bestimmt 
sein, jedoch auch für diejenigen, welche sich über die Rechts- 
fragen der Außenhandelskontrolle unterrichten wollen. Da die 
Bestimmungen dauerndem Wechsel und Ergänzungen unterworfen 
sind und es schon aus drucktechnischen Gründen nicht möglich ist, 
ein solches Werk in kurzer Zeit herauszugeben, haftet ihm natur- 
gemäß der Mangel an, daß die neuesten Bestimmungen noch nicht 
berücksichtigt sind. Es schließt mit April 1922 ab. 


Sehr wertvoll ist, daß im zweiten Teil neben der Ausfuhr- 
abgabe auch der Zollsatz angegeben ist. Der Zolltarif ist seit langer 
Zeit vergriffen. Es besteht daher ein Mangel an Angaben über die 


vorgenommen worden ist. Die Sätze für die Ausfuhrabgabe sin 

nicht mehr zutreffend, weil im September 1922 eine weitere Er- 
höhung eingetreten ist. Es ist dies der Mangel derartiger Werke 
und der Fehler unserer jetzigen Zeit, daß die Bestimmungen und 
Vorschriften sich überstürzen und mithin eine Zusammenstellung, 
wenn sie erscheint, in gewissen Punkten schon wieder veraltet ist. 
Die gesetzlichen erordnungen umfassen 80 Druckseiten des 
Buches. Hierüber müßte man eigentlich bedenklich werden. Früher 
vollzog sich der Außenhandel, ohne daß gesetzliche Vorschriiten 
notwendig waren. Wenn nun auch die Verhältnisse in Deutsch- 
land seit 1918 so gelegen haben, daß ohne eine gewisse Kontrolle 
nicht ausgekommen werden konnte, SO fragt es sich doch, ob es 
jetzt noch gerechtfertigt ist, einen SO umfangreichen Apparat auf- 
rechtzuerhalten; denn die Verfügungen, Vorschriften und Erlasse 
haben sich gerade in der letzten Zeit außerordentlich vermehrt. Es 


die Veranlagung und Einziehung des Beitrages für die notleidende® 
Presse, d. h. also eine Sonderbesteuerung eines Teiles des Aus- 
fuhrhandels (denn nur ein Teil wird getroffen) zugunsten einer 
privatwirtschaftlichen Organisation. Wenn man an und für sich 
dieser Form der Besteuerung enklich gegenüberstehen kann, so 
muß dies noch mehr der Fall sein, wenn man berücksichtigt, daß 
hier die Steuersumme in der denkbar ungünstigsten Form in klei- 
nen Beträgen veranlagt, berechnet, gezahlt und eingezogen wird, 
daß mithin die Kosten der Steuererhebung in keinem Verhältnis 
zum erreichten Ergebnis stehen. 

In den ersten Jahren der Außenhandelskontrolle, von 1919 bis 
1920, wurde diese nach wirtschaftlichen Grundsätzen gehandhabt. 
In der Zwischenzeit jedoch ist man mehr und mehr dazu überge- 
gangen, die Verwaltungsgrundsätze anzuwenden. Die Vorschrif- 


) Die Außenhandels-Kontrolle. Kommentar zu den Ein- u. Aus- 
fuhrbertimmungen nebst statistischem Warenverzeichnis. Von Julius Bokie8, 
Kurt Friedrich u. Dr. Kurt Rosenberg. Bd. J. Die Ein- u. Ausfuhrver- 
ordnungen nebst Kommentar. VII u. 314 8. in 8°. Bd Il. Statistisches Waren- 
verzeichnis mit Angabe der Bekanntmachungen über die Ausfuhrverbote und 

er Ein- und Ausfuhibewillhigung zu: 
ständigen Stelten, der Ausfuhrabgaben und der Zollsätze. Abgeschl. am, 8. April 
1922. I u. 228 S. in 8°. Industrieverlag Spaeth & Linde, Berlin 1922. Preis für 
beide Bünde 230 M, geb. 2% M 


1612 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51. 


21. Dezember 1923. 


ten des Reichskommissars haben mithin das Verfahren mehr und 
mehr bureaukratisiert, hierdurch schwerfälliger und für die An- 
tragsteller störender gemacht. Am meisten Bedenken erregen die 
Auslegungen des Zolltarifs. Der Zolltarif ist vor einem halben 
Jahrhundert, nach ganz anderen Gesichtspunkten, vor allen Dingen 
auf die Einfuhr zugeschnitten, zusammengestellt worden. Jetzt 
wird nun die Eingruppierung eines Erzeugnisses nach den Grund- 
 sätzen und Auffassungen der Zollverwaltung vorgenommen, die 
oft von der wirtschaftlichen Notwendigkeit und von dem technischen 
Tatbestand sehr erheblich abweichen. Dies ließe sich noch er- 
tragen, denn bei den vielen Zollstellen und vielen Zollbeamten muß 
eine einheitliche Grundlage für diese vorhanden sein. Aber es wird 
nun auch die Zuteilung der betreffenden Erzeugnisse zu einer 
Außenhandelsstelle willkürlich und ohne Anhören der betreffen- 
den Kreise nach dem Zolltarif geregelt, wodurch Verwirrungen und 
Schädigungen für die betreffenden Industrien entstehen. 


Wenn man mithin ein Buch, welches eine Zusammenstellung 
der Vorschriften und gesetzlichen Grundlagen der Außenhandels- 
kontrolle enthält, in die Hand nimmt, so muß man eigentlich be- 
dauern, daß ein so umfangreiches Werk hierfür notwendig ist, und 
es bleibt sehr zu überlegen, ob nicht der Zeitpunkt sehr nahe ist, an 
einen Abbau zu denken, nicht aber an einen Weiterbau und eine 
immer weitere Ausdehnung der Außenhandelsstellen. Leider ist 
aber dies in besonderem Maße der Fall, da ihnen auch zu gutem Teil 
die Kontrolle des Eingangs der Devisen übertragen ist und neuer- 
dings in der Presse sogar davon die Rede war, daß die Notverord- 
nung über den Devisenhandel ebenfalls Anlaß geben sollte, um die 
Außenhandelsstellen zur Mithilfe heranzuziehen. 

Das Buch als solches kann durchaus empfohlen werden. Wün- 
schenswert wäre, daß es durch Nachträge dauernd auf dem Laufen- 
den gehalten wird. Wie es bei derartigen Werken, die mit den 
dauernd veränderlichen Unterlagen nicht mitgehen können, natur- 
gemäß eintritt, sind auch die Angaben in einer Reihe von Einzel- 
heiten nicht mehr ganz zutreffend, z. B. wird mehrfach erwähnt, 
daß die Reichsgebühr von 50 Pf vom Tausend, die ursprünglich zur 
Unterhaltung der Stelle des Reichskommissars dienen sollte, im 
Falle der Nichtausnutzung zurückgezahlt wird. Dies trifft nur in 
sehr beschränktem Umfange zu. Auch sonst ist die Angabe über 
die Gebührensätze usw. nicht mehr in allen Punkten zutreffend. 
Der Wert des Buches als solches dürfte hierdurch jedoch nicht be- 
einträchtigt werden, da jedem, der mit der Materie zu tun hat, 
bekannt ist, daß die Außenhandelsbestimmungsen dauerndem Wech- 
sel und Ergänzungen unterworfen sind. A. A. Brandt. 


Goldmarkbilanz. — Die Gewerbetreibenden haben längst ein- 
geschen, daß die zunehmende Geldentwertung ihre kaufmännische 
Erfolgsrechnung in Verwirrung bringt, und jeder sucht nach 
allerlei Mitteln, um die Ausschüttung von Teilen seines Kapitals 
zu verhindern, die Scheingewinne zu verstecken und nur die wirk- 
lichen Gewinne auszuweisen. Aber diese Mittel tragen, wie 
Schmalenbach!) sagt, ein durchaus grundsatzloses Gepräge; 
die eine Unternehmung berücksichtigt die Geldentwertung viel zu 
wenig, die andere aber tut des Guten zu viel. Um einen allge- 
meinen ordnungsmäßigen einheitlichen Ausgleich für den Ein- 
fluß der Geldentwertung auf die kaufmännische Erfolgsrechnung 
zu schaffen, hat Schmalenbach jetzt einen Gesetzentwurf ausge- 
arbeitet, der z. Z. dem Reichswirtschaftsrat vorliegt. 

Schmalenbach plant, den Gewerbetreibenden zu gestatten, daß 
sie ihre Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen in Goldmark 
aufstellen. Zu diesem Zwecke sollen bei der Aufstellung der 
Anfangsbilanz des Jahres, das zum ersten Male in Goldmark 
abgerechnet wird, die geringen vor 1918 eingetretenen Geldwert- 
änderungen unberücksichtigt bleiben, im übrigen aber alle Aktiva 
und Passiva auf einen gemeinsamen Nenner, die Goldmark, ge- 
bracht werden. Als rechnerische Unterlage hierfür dient ein vom 
Statistischen Reichsamt regelmäßig zu veröffentlichender Groß- 
handelsindex. Die goldmarkwerten Übertragswerte, d.h. 
vor allem die Werte des Anlagevermögens, die aus den Vorjahrs- 
bilanzen übernommen werden, sollen unverändert bleiben. Nur solche 
Übertragswerte, die, wie z. B. Wohnhäuser, seit 1914 stark ent- 
wertet sind, deren Entwertung aber in den bisherigen Papiermark- 
bilanzen nicht sichtbar wurde, sind entsprechend abzuschreiben. 
Etwa schon früher geschaffene „stille“ Rücklagen zur Deckung der 
Geldentwertung sind mit Rücksicht auf die Bilanzklarheit heraus- 
zuholen. Die Zu- und Abgänge der Übertragswerte sind auf 
die einzelnen Kalenderjahre 1918 ff. aufzuteilen und durch die für 
‚die einzelnen Jahre geltenden Durchschnittsindexzahlen zu divi- 
dieren. Für die Jahresschlußbilanzen sind sie zum 
Jahresdurchschnittsindex oder zum Monatsindex des Anschaffungs- 
oder Abgangsmonats umzurechnen. Neuwerte (die im letzten 
Jahre erworben oder neu bewertet wurden) haben nur Papiermark- 
wert, ebenso Kassenbestände, Forderungen und Schulden; sie sind 
also für Anfangs- wie Schlußbilanz mit dem Bilanzstichtagsindex 


 soldmarkbilanz. Von Prof. Dr. E. Schmalenbach. Heft 1 
der „Betriebswirtschuftlichen Zeitfragen“. Herausgegeben von der Gesellschaft 
ir ar iliu Ausbildung E. V., Frankfurt a. M. Verlag von Julius Springer, 

orlin 1922. 


oder dem Index des Anschaffungsmonats umzurechnen. Einen 
Fehlbetrag, der sich nach Umrechnung der Anfangsbilanz bei 
den Aktiven ergibt, können Einzelkaufleute und Gewerkschaften auf 
Kapitalkonto verbuchen. Dasselbe können Personalgesellschaften 
und stille Gesellschaften tun; stimmen jedoch nicht alle Gesell- 
schafter zu, so gelten hier die gleichen Vorschriften wie für Nominal- 
kapitalgesellschaften; diese sollen nämlich das Kapitalkonto 
unverändert lassen und zur Deckung der (Greldentwertung nach 
Inanspruchnahme der Rücklagen ein aktives Geldentwer- 
tungskonto bilden. Der Jahresgewinn ist mit mindestens 
!/ao zur Deckung des etwa verbleibenden Geldentwertungskontos 
zu verwenden. Besondere Bestimmungen gelten für die Be- 
rechnung der Dividenden, Tantiemen, Grewinnanteile, sowie für 
Unterbilanz und Überschuldung der in Goldmark bilanzierenden 
Unternehmungen; ihre Aktien und Schuldverschreibungen dürfen 
von den Zulassungsstellen bevorrechtet werden; ferner dürfen 
solche Unternehmungen Goldmarkaktien ausgeben, sobald 
sie kein aktives Geldentwertungskonto mehr besitzen. Mit dem 
e31. XII. 1926 soll die freiwillige Goldmarkbilanzierung in eine 
pflichtmäßige verwandelt werden. 


Schmalenbach gliedert seinem Gesetzentwurf praktische Bei- 
spiele und eine eingehende Begründung an, deren Hauptpunkte in 
der obigen Darstellung bereits gestreift wurden. In einem beson- 
dern Abschnitte behandelt er die Frage, ob die Goldmarkbilan- 
zierung eine Umwandlung des Steuerrechts notwendig machen 
kann, ohne indes zu untersuchen, wie weit die Goldmarkbilanz 
eine Änderung der verschiedenen Steuertarife erfordert, um 
das gleiche Steueraufkommen zu sichern. Sein Vorschlag hat 
bisher keine besonders günstige Aufnahme erfahren; es ist be- 
zeichnend, daß dabei der Widerstand von Arbeitnehmerseite ge- 
ringer ist als von Arbeitgeberseite. Die Gegner der Goldmark- 
bilanz aus gewerblichen Kreisen begnügen sich gewöhnlich mit dem 
Einwand, man sei ja auch bisher ohne Goldmarkbilanzierung aus- 
gekommen, und streng genommen seien ja auch die Bilanzen schon 
vor dem Kriege alle falsch gewesen. Darum sollen zur Ausschal- 
tung der Scheingewinne die Mittel genügen, die man auch schon 
bisher mit mehr oder weniger großem Erfolge anwandte. Ob das 
noch ordnunesmäßige Buchführung genannt werden kann, ist aller- 
dings eine andere Frage. Auch die weiteren Einwände, der Kredit 
der Unternehmungen werde gefährdet, die KMnkurse würden zu- 
nehmen, der vorgeschlagene Index könne nicht allseitig befrie- 
digen, die Löhne und Gehälter auf der einen, die Dividenden auf 
der andern Seite würden nun in Goldmark berechnet werden, 
erweisen sich bei genauerer Prüfung als nicht stichhaltig. 


Eine volkswirtschaftliche Kritik des Vorschlags muß beim 
Kapitalkonto der Goldmarkbilanz einsetzen. Hat es Gold- 
mark- oder Papiermarkeigenschaft? Muß es unverändert bleiben 
oder verkürzt werden? Die Frage blieb bisher fast unbeachtet, ist 
aber von großer praktischer Bedeutung; denn je nachdem, ob man 
sich für die eine oder andre Möglichkeit entscheidet, ergibt sich, 
daß der durch die Goldmarkbilanzierung zu ermittelnde Schein- 
gewinn groß oder gering ist. Dies gilt für alle Unternehmungen; 
besonders auffallend tritt die Schwierigkeit aber bei den Nominal- 
kapitalgesellschaften hervor. Ihr Grundkapital bedeutet nicht 
etwa irgend einen obligatorischen Anspruch gegen die Gesellschaft, 
sondern es ist, wie S ta u b sagt, juristisch und wirtschaftlich nichts 
weiter als eine historische Reminiszenz. Wenn nun Schmalenbach 
das Kapitalkonto wie einen goldwerten Posten behandelt, so war 
hier der Wunsch der Vater des Gedankens. Der Wert des Stamm- 


‚kapitals ist, in Goldmark gemessen, nicht gleich geblieben; aber der 


Unternehmer wünscht, daß er gleich bleiben soll, und daß alle aus 
Umsatz und Wertzuwachs fließenden Gewinne nicht Gewinne 
heißen sollen, solange die Goldmarkeigenschaft des Kapitalkontos 
nicht gesichert ist. Das ist natürlich nicht ohne Einfluß auf die 
Selbstkostenrechnung und Preisbemessung: je höher das Stamm- 
kapital bewertet wird, um so geringer wird unter sonst gleichen 
Umständen der ausgewiesene Gewinn, um so stärker wird also das 
Bestreben, die Preise zu erhöhen, um wieder zu nennenswerten 
Dividenden zu kommen. Es ist widerspruchsvoll und einseitig, die 
eigenen Mittel wie Goldmarkwerte zu behandeln, die fremden 
dagegen wie Papiermarkwerte, und den gewerblichen Unter- 
nehmungen auf Kosten der Verbraucher die Wiederherstellung der 
Goldmarkeigenschaft ihres Grundkapitals zu gewährleisten. Die 
Behandlung des Grundkapitals als goldwerten Postens widerspricht 
auch der in den letzten Jahren zur Gewohnheit gewordenen Aus- 
gabe neuer Aktien zu einem weit unter dem Kurse stehenden 
Preise und in einer Menge, die merkwürdig absticht von der 
geringen tatsächlichen Zunahme des Unternehmungsvermögen:. 
Schmalenbachs Verfahren schießt also m. A. über das Ziel hinaus. 
Anstatt mit Hilfe der Goldmarkbilanz festzustellen, wie stark die 
Geldentwertung auf die kaufmännische Erfolgsrechnung einge- 
wirkt hat, und dann diese Feststellung in Buchführung und Bilanz 
zum Ausdruck zu bringen, die Geldentwertungszewinne von den 
wirklichen Gewinnen zu trennen, macht er die Goldmarkbilanz zu 
einem Mittel, um den Einfluß der Geldentwertung auf die gewerb- 
liche Einzelwirtschaft völlig auszuschalten, die Einzelwirtschaft 
von den Folgen der Geldentwertung zu befreien. C. Haase. 


21. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 51. 


1513 


VEREINSNACHRICHTEN. 


EV 


Elektrotechnischer Verein. 
(Bingetragener Verein.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, 
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Fernspr. Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Vortragsreihe für Elektro-Installateure. 


Veranstaltet von dem Elektrotechnischen Verein 
(Fachgruppe für Installationstechnik) gemeinsam mit der Deut- 
schen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft 


vom 10. Januar bis 14 Februar 1923 


jeweils abends 8 Uhr im Hörsaal des Postgebäudes, Berlin N., 
Artilleriestraße 10. 
Vortragsfolge: 

I. Liehtanlagen. 1. Vortrag, 10. Januar: „Elektri- 
sche Liehtquellen und Lichtträger” von Dr.-Ing. 
L. Bloch. 2. Vortrag, 17. Januar: „Projektierung und 
Ausführung der Beleuchtung” von Dr. H. Lux. 

II. Kraftanlagen. Von Öber-Ingenieur H. Müller. 3. Vor- 
trag, 24. Januar: „Bauartder Elektromotoren“. 4. Vor- 
trag, 31. Januar: „Anschluß der Elektromotoren”. 

‘WI. Meßkunde. Von Öber-Ingenieur A. Königswerther. 
5. Vortrag, 5. Februar: „Meßgeräte“”. 6. Vortrag, 14. Februar: 
„Meßverfahren“. 


Die Vortragsreihe behandelt einige ausgewählte Kapitel der 
Installationstechnik. Die Elektro-Installateure, die während der 
Kriegsjahre ünd der Nachkriegszeit keine passende Gelegenheit 
hatten, sich über die neueren Fortschritte auf dem Laufenden zu 
erhalten, sollen durch die hier gebotenen Vorträge einen Über- 
blick über den heutigen Stand der Technik in den besprochenen 
Fachgebieten erhalten. 
Die Teilnehmergebühr für die Vortragsreihe beträgt 250 M 
und wird für Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins und der 
Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft auf 150 M er- 
mäßigt. Die Teilnehmerkarten werden vom 2. Januar ab an fol- 
genden Stellen ausgegeben: zZ 
1. Geschäftsstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin 
W. 57, Potsdamer Straße 68, III. (Postscheckkonto Berlin 
Nr. 13302). 

2. Geschäftsstelle. des Verbandes Deutscher Elektro-Instal- 
lationsfirmen (Firma H. Unbehauen), Berlin NO. 18, 
Weberstraße 5. 


Elektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär. 
Risse. 


Nachtrag zum Sitzungsbericht vom 21. März 1922.1) 


| Diskussion zum Vortrag 
„Der heutige Stand der Überspannungsfrage“?) 
des Herrn Chefelektriker J. Biermanns. 


(Fortsetzung von S. 1491.) 


. . Herr Georg Meyer: In dem Vortrage des Herrn Biermanns 
ist eine Schutzvorrichtung etwas stiefmütterlich behandelt, welche 
meiner Ansicht nach eine Zukunft besitzt, nämlich der sogenannte 
‚Sprühschutz”. Die Bemerkungen des Herrn Biermanns beziehen 
sich augenscheinlich auf diejenigen Anordnungen, bei welchen an 
den Leitungen scharfe Kanten oder Spitzen angebracht sind, und 
deren Strahlung gegen die andere Phase oder Erde eine Dämpfung 
hervorrufen soll. Die Aufgabe ist in dieser Weise zum ersten Male 
von dem Schweden Centerwall im Jahre 1911 aufgegriffen worden. 
Im Jahre 1916 hat Nagel eine Abart dieses Systems zum Patent an- 
gemeldet, in dem er eine Art Stacheldraht für einen Teil der Lei- 
tung verwendete oder parallel zu derselben legte, 
Der Grundgedanke ist an sich gut, aber er leidet an dem 
grundsätzlichen Fehler, daß die Entfernung der erwähnten scharfen 
anten und Spitzen von den Körpern erheblich abweichenden Po- 
tentials oder von der Erde sehr groß ist, so daß die Wirkung recht 
gering wird. Die praktischen Versuche haben deshalb auch kein 
brauchbares Ergebnis gezeigt, und die kritische Bemerkung des 
errn Biermanns erscheint mir durchaus berechtigt. 


Ich habe nun das Vergnügen, Ihnen im Lichtbild eine neue 
Schutzvorrichtung vorzuführen, welche meine Firma, die Dr. Paul 
eyer A. G., im Jahre 1914 angemeldet und in der Zwischenzeit 
durchgebildet hat. Der Grundgedanke ist, daß die Elektroden 
räumlich sehr nahe aneinander gebracht und durch einen 


1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 675. 
# Vortrag Biermanns siehe „ETZ* 1922, S. 805 u. 94; Gegenreferat 
Schrottke 192%, S. 1425. 


Körper hoher Dielektrizitätskonstante und hoher Durchschlags- 
festigkeit getrennt sind. Auf diese Weise wird ein verhältnismäßig 
großer Kondensator erzielt, der natürlich eine wesentlich andere 
Wirkung hervorrufen kann, als eine Spitzenbildung an den Lei- 
tungen. i 


N 
JS SA G 


Abb. 3. Schema des 
Glimmschutzes. 


OIO OAOSEBEIOLOL MELOO, 
kam 


Abb. 3 zeigt Ihnen das Schema einer derartigen dreipoligen 
Schutzvorrichtung in Sternschaltung. Links sehen Sie die Sammel- 
schienen der betreffenden Schaltstation, welche zu den Erzeugern 
führen. Rechts geht die Freileitung oder das Kabel heraus. Zwi- 
schen beiden befindet sich ein Satz Drosselspulen, und auf der Seite 
der abgehenden Freileitung, d. h. auf der Seite, wo die Wellen er- 
zeugt werden, unmittelbar vor den Drosselspulen, zweigt die Lei- 
tung zu unserer Schutzvorrichtung ab. Wenn an Stelle der Sammel- 
schienen ein Transformator oder eine Maschine tritt, deren Ein- 
gangswindungen kräftig isoliert sind, so kann die Selbstindüktion 
dieses Apparates die gezeichneten, besonderen Drosselspulen er- 
setzen. 

Der Apparat besteht aus zwei einander gegenüberstehenden, mit 
scharfen Kanten versehenen Blek- 
troden, welche durch eine durch- 
und überschlagfeste Schicht aus 

. einem guten Dielektrikum getrennt 
sind und erhebliche Luftzwischen- 
räume besitzen. Die Elektroden 
sind Rechen aus scharfkantigen 
Blechen, welche zwecks Erhöhung 
der Wirkung um 90° gegeneinander 
versetzt sind. Das Dielektrikum 
ist eine Glocke aus besonders aus- 
gesuchtem Spezialglas von hoher 
Dielektrizitätskonstante. 

Abb. 4 zeigt einen dreipoligen 
Glimmschutz in Sternanordnung, 
wobei die drei Pole in der Grund- 
fläche ein gleichseitiges Dreieck 
bilden, die folgende eine gleiche 
Anordnung, wobei die Pole in einer 
Reihe stehen und eine Glasglocke 
pro Pol vorhanden ist. 

Der G-Schutz ist an Ort und Stelle so einzustellen, daß er bei 
normalen Verhältnissen noch keine Glimmerscheinung zeigt, jedoch 
bei einer Überschreitung der normalen Betriebsspannung um einen 
von den jeweiligen Verhältnissen abhängigen Prozentsatz die ersten 
Strahlungen auftreten. Eine Tabelle für die Einstellung wird jedem 
Apparat mitgegeben. 


Abb. 4. Dreipoliger Glimmschutz 
in Sternanordnung. 


Abb. 5. Dreipoliger Glimmschutz in Reihenanordnung. 


Zwischen den beiden Elektroden befindet sich — wie erwähnt — 
ein Körper hoher Dielektrizitätskonstante und ferner eine größere 
Menge von Luft, also ein in elektrischer Beziehung nicht sehr fester 
Körper geringer Dielektrizitätskonstante. Durch die Verschieden- 
heit der Dielektrizitätskonstanten und durch die eigenartige Form 
und Versetzung der Elektroden wird das Feld ziemlich stark ver- 
zerrt, so daß zahlreiche Punkte erhöhter Felddichte entstehen. Wenn 


21. Dezember 1922, 


1514 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51. 


dichte strahlen in diesem Falle einigermaßen zleichmädig; die 
Lichterscheinung ist schwach. Bei weiterer Steigerung der Span- 
nung erhält man Entladungen wie Sie in Abb. 8 sehen. 

Es ist ein direktes Prasselfeuer, welches auf die Glasglocke 
niedergeht und dieselbe nicht nur auf der Stirnseite, sondern auch 
am Rande überzieht.e. Wird die Spannung weiter gesteigert, so 
breitet sich die Erscheinung weiter aus, wie die folgende Abb. 9 
zeigt. Dabei ist aber die Bemessung der Glasglocke so getroffen, 


nun die Spannung die oben erwähnte Grenze überschreitet, so wird 
die Luft an diesen Stellen zum Glimmen gebracht, also leitend. Da- 
durch verändert sich zunächst die ganze Feldverteilung, und es ver- 
ringert sich ferner der elektrisch wirksame Abstand der beiden Be- 
legungen, welche mit dem dazwischen befindlichen kombinierten 
Dielektrikum einen Kondensator bilden. Je mehr die Luft leitend 
wird, um so geringer wird die wirksame Pot eming zwischen den 
Elektroden und um so höher die durchschnittliche Dielektrizitäts- 


konstante der Zwischenschicht. 
Bei steigender Spannung wird 
allmählich der ganze Luftzwischen- 
raum leitend, was durch Leuchten 
kenntlich gemacht wird; dann ist 
als Dielektrikum des Kondensators 
nur noch die verhältnismäßig dünne 
Glasschicht vorhanden. Steigt die 
Spannung noch weiter, so breitet 
sich die Glimmschicht nach den 
Seiten aus und überzieht die Glas- 
glocken mehr oder weniger, bei ver- 
hältnismäßig hohen Spannungen bis 
zum Rande. ; 
Diese Erscheinungen treten bei 
allmählicher Steigerung der Span- 
nung ein. Wenn jedoch bei normaler 
Betriebsspannung einzelne Span- 
nungsspitzen durch Wellen auftre- 
ten, so findet die seitliche Ausbrei- 
tung des Glimmfeldes nicht statt. 
An einzelnen Stellen besonders ho- 
her Felddichte wird die Luft lei- 
tend, und die Entladung geht als 
Verschiebungsstrom mit hörbar 
knackendem Geräusch durch die 
Glasglocke, ohne irgendwelche Spu- 
ren zu hinterlassen. Jede Über- 
spannungsspitze, welche einer Wel- 
lenerscheinung entspricht, läuft sich 


einer einzigen Welle. 


durch einen derartigen, violetten Funken aus, der von einer Elek- 
trode durch den zunächst dunklen Luftzwischenraum und das Glas 


zur anderen Elektrode geht. 


Einer derartigen Entladung durch Verschiebungsstrom folgt im 


Gegensatz zu den Hörner-Funkenableitern kein Maschinenstrom, 
so daß irgendwelche Schwierigkeiten im Netz (Kurzschlüsse, Licht- 
bögen usw.) bei G-Schützen nicht vorhanden sind. 


u Du En 
| P | 
< \ ; 
| b 
— oo Ger A alt te PE ESNA 
oo y E 
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Abb. 6. Oszillographische Aufnahme des Auftreffens von Wellen 
in der Erdleitung eines G-Schutzes. 


In Abb. 6 sind einige Oszillogramme dargestellt, welche in der 
Erdleitung eines Glimmschutzes beim Auftreffen von Wellen auf- 
genommen sind: 


a ist die Stromstärke, welche den Glimmschutz durchsetzt, 

b die Spannung. 

Der eine Rechen der Glimmschütze ist fest, der andere durch 
eine Feineinstellvorrichtung mit mehreren Schrauben sowie durch 
eine Grobverstellvorrichtung für den ganzen Oberbau in weiten 
Grenzen einstellbar. 

Es wird empfohlen, den Glimmschutz so nahe wie möglich an 
die zu schützende Leitung zu setzen und Trennschalter für den Fall 
einer Revision oder Reinigung des G-Schutzes davor zu setzen. Die 
Leitungen zum G-Schutz sollen vom Netz möglichst gradlinig her- 
übergezogen werden; soweit Biegungen nicht zu vermeiden sind, 
eind sie in großem Bogen zu ziehen. 

Ich führe in den folgenden Bildern für einen G-Schutz für 
50000 V das Verhalten der Entladungen bei verschieden hoher Span- 
nung vor. 

Abb. 7 zeigt die erste Entladung, d. h. die Erscheinung, die beim 
Auftreten einer einzigen Welle vorhanden ist. Sie sehen, daß von 
dem oberen Rechen ein Funkenstrahl zum Glas geht und dort schein- 
bar endigt. Er geht als Verschiebungsstrom weiter durch das Glas, 
ohne dasselbe zu verletzen und mündet an der unteren Elektrode. 


Bei niedrigeren Spannungen und kleineren G-Schützen ist die 
Luftentfernung der Elektroden wesentlich geringer, und es kommt 
nicht zu so scharf ausgeprägten Strahlen, vielmehr zu cinem allmäh- 
lichen Glimmlicht. Die netzartig angeordneten Punkt« hoher Feld- 


Abb. 7. Entladung beim Auftreffen 


daß ein Überschlag außen herum nicht eintritt. Man kann vielmehr 


Abb. 9. Ausdebnung des Prasselfeuers 
bei weiter erhöhter Spannung. 


Abb. 8 Prasselfeuer bei hohen 
Spannungen. 


durch weitere Steigerung der Spannung die Entladung noch weiter 
erhöhen, bis schließlich nicht an der Glocke, sondern unten am Iso- 
lator der Überschlag erfolgt. 

Wir haben ein Prasselfeuer, wie es in der letzten Abbildung ge- 
zeigt ist, minutenlang auf die Glasglocke niedergehen lassen und 
dann unmittelbar nach der Abschaltung die Übertemperatur durch 
Anfühlen beobachtet. Man merkte kaum eine geringe Erwärmung 
der Glasglocke. Sie ist bei weitem noch nicht handwarm, selbst 
wenn die Entladung lange andauernd stattgefunden hat. 

Wir haben die Glocken derartigen Beanspruchungen sehr lange 
ausgesetzt, minutenlange Versuche damit gemacht. Wir haben eine 
Reihe von solchen Schützen in große Betriebe lange Zeit eingebaut 
und Erfahrungen in den größten Netzen Deutschlands von mehr als 
5j Jahren gesammelt, wobei nachweislich die Schütze sehr häufig 
angesprochen haben, ohne daß bisher eine einzige Glasglocke Scha- 
den gelitten hätte. Allerdings ist die Voraussetzung hierfür die Ver- 
wındung eines besonders hochwertigen Glases, welches sowohl die 
nötigen thermischen Eigenschaften, d. h. Unempfindlichkeit gegen 
Temperaturschwankungen, sowie die elektrischen Eigenschaften 
(hohe Dielektrizitätskonstante und hohe Durchschlagsfestigkeit) 
haben muß. Sehr wesentlich ist dafür ferner, daß das Glas absolut 
blasenfrei ist. Die einzigen Durchschläge, welohe uns im Versuchs- 
raum vorgekommen sind, wurden an Stellen beobachtet, wo in dem 
Glase erhebliche Blasen eingeschlossen waren, u. zw. insbesondere 
dann, wenn die Blasen auf der Stirnseite oder nahe derselben am 
Mantel des Glases vorhanden waren. 

Aus den Resultaten der praktischen Erfahrungen sei eine Äuße- 
rung eines großen Werkes hervorgehoben, welches solche Schutz- 
apparate länger als ein Jahr in Betrieb hatte: 

„Wie Ihnen hinreichend bekannt ist, haben wir vor dem 
Einbau Ihres G-Schutzes in unseren Unterstationen A und B 
Überschläge gehabt, die nach dem Einbau Ihres G-Schutzes nicht 
wieder aufgetreten sind. Schädliche Nebenerscheinungen, die bei 
fast allen anderen, bei uns in Betrieb befindlich gewesenen Über- 
epannungsschutzapparaten aufgetreten sind, wurden an Ihrem 
Glimm-Schutzapparat bisher nicht beobachtet.” 


Es ist natürlich schwer möglich, die Schutzwirkung eines sol- 
chen Apparates auf andere Weise festzustellen, ale durch einen Ver- 
gleich des Betriebes vor und nach dem Einbau, denn eine Aufzeich- 
nung der Überspannungen läßt sich bei ihrer außerordentlichen 
Flüchtigkeit und Unregelmäßigkeit sehr schwer erzielen. Auch sind 
die durch den Glimmschutz abfließenden Erdströme so schwach, daß 
eine Registrierung sich dadurch kaum betätigen läßt, zum mindesten 
nicht eine solche, die im praktischen Betriebe verwendet werden 
kann und dementsprechend robust gebaut ist. 

Außer der Schutzwirkung besitzt der G-Schutz noch eine andere, 
sehr wesentliche Eigenschaft; er ist nämlich ein gutes Über- 
wachungsmittel für den Betrieb, weil er die vorhandenen Über- 
spannungen wenigstens in dem Umfange anzeigt, in welchem sie in 
seiner Umgebung sich ausbreiten. Wenn man einen Glimmschutz 
in einem etwas unruhigen Betriebe beobachtet, so sieht man im Dun- 
keln sehr häufig andauernde Funkenübergänge, deren kleine Ge 
räusche sich zu einem summenden Ton vereinigen. Letzterer ist ab 


= 


21. Dezember 1922. 


hängig von der Frequenz des Drehstroms, so daß man schon an dem 
Ton einigermaßen die Drehzahl und Gleichförmigkeit des Ganges 
der Maschinen abhören kann. 


In einer Station wurden während eines Hagelwetters, bei dem 
der Wind die Schlossen an der Leitung entlang fegte, lebhafte Fun- 
ken an dem betreffenden Glimmschute beobachtet. Der Wärter gab 
auf Befragen an, daß bei derartigen Witterungsverhältnissen vor 
dem Einbau des Glimmschutzes häufig allerlei Defekte — sei es an 
Isolatoren oder an Wicklungen — vorgekommen wären, seit dem 
Einbau aber nicht. Das durch dieses Wetter die Wellen stark erregt 
worden sind, sah man jedenfalls an dem G-Schutz. 


Zwei charakteristische Fälle aus einem sehr großen Betriebe 
sollen besonders erwähnt werden: In dem einen ist eine Station, 
welche in dem betreffenden Kabelnetz als Knotenpunkt aller Über- 
spannungserscheinungen berüchtigt war, und an welcher nach Aus- 
sagen des Betriebsleiters vor dem Einbau unseres Schutzes durch- 
schnittlich alle 6 bis 8 Wochen ein Defekt vorkam (Windungsüber- 
schlag von Transformatoren, Überschläge nach Erde usw.) mit dem 
G-Schutz ausgerüstet worden. Seit dem Einbau desselben ist kein 
Defekt mehr vorgekommen, obgleich über 10 Monate verstrichen 
sind. Dagegen arbeitet der G-Schutz in dieser Station recht häufig 
und zeigt jede im Netz vorkommende Überspannung an. Manchmal 
wird das Personal durch das Ansprechen auf eine Überspannung 
aufmerksam gemacht. 

So berichtet der Wärter, daß er eines Tages, morgens gegen 
11 Uhr, in seinem Zimmer saß, welches mit Holz verkleidet ist, und 
von der eine Wendeltreppe mit hölzerner Fallklappe zum oberen 
Schaltraum führt. Die Fallklappe war geschlossen. Von ihr bis zum 
G-Schutz dürfte die Entfernung noch mindestens 12 m betragen. Der 
Wärter wurde aufmerksam auf ein starkes Ansprechen des 
G-Schutzes durch zischende Stöße. Das muß also ziemlich lebhaft 
gewesen sein, wenn der Wärter trotz der großen Entfernung und 
trotzdem er doch zunächst nicht darauf achtete, die Entladung ge- 
hört hat. Er stellte fest, daß der G-Schutz lebhaft arbeitete und 
meldete dies der Zentrale. Man wußte zunächst nicht, was vorlag, 
bis nach einer Viertelstunde der Ölschalter einer Kabelstrecke 
herausfiel. Beim Nachsehen derselben stellte sich heraus, dAß eine 
Kabelmuffe durehgeschlagen war, u. zw. durch einen Montagefehler. 
Anscheinend ist die Vergußmasse überhitzt und verdorben worden. 
Der Durchschlag bereitete sich vor, und, sobald der Stromdurchgang 
eine gewisse Größe erreichte, fing der G-Schutz an, auf die ent- 
stehenden Überspannungswellen zu reagieren. Dabei war der 
Fehlerstrom in der Kabelmuffe immer noch so gering, daß der Öl- 
schalter nicht herausfiel, und erst innerhalb einer Viertelstunde 
brannte sich der Fehler dureh. 

Durch das Abschalten des Kabels geriet das Werk etwas in Ver- 
legenheit, weil die Verbindung für die Speisung des Netzes fehlte. 
Man half sich dadurch, daß man die Wasserkraftanlage einer be- 
nachbarten Fabrik parallel schaltete und von ihr Strom entnahm. 
Wieder fing der G-Schutz an, lebhaft zu arbeiten. Der Wärter tele- 
phonierte zur Zentrale, welcher gleichzeitig aus einer ziemlich weit 
entfernten Stadt gemeldet wurde, daß das Licht dort stark zucke. 
Man vermutete einen Fehler im Netz und schaltete die Leitungen 
eine nach der anderen ab, wobei das Arbeiten des G-Schutzes als 
Kennzeichen dafür benutzt wurde, daß die fehlerhafte Stelle noch 
angeschlossen war. Erst als die erwähnte Wasserkraftzentrale her- 
ausgenommen wurde, trat Ruhe ein. Es zeigte sich, daß zwischen 
der Wasserkraftanlage und dem Netz Energiependelungen stattge- 
funden hatten, welche nicht nur das Schwanken des Lichtes in der 
betreffenden Stadt, sondern auch Überspannungswellen hervorge- 
rufen hatten. 


Abb. 10. Schematische Darstellung aus einer 
ausgeführten Anlage mit G-Schutz. 


- 


A (Im — 


Nobel 25 KV C ØRN 


(2 


Abb. 10 zeigt einen anderen Fall. Von der Station A geht ein 
Kabel zur Transformatorenstation B, von dort ein weiteres Kabel 
mit 25 kV zur Übergangsstation C, von der hinter einer Drossel- 
spule die Freileitung mit 25 kV abgeht. Der G-Schutz liegt zwischen 
Kabel und Drosselspule. Eines Tages sprach der G-Schutz lebhaft 
an, so daß man eine Unregelmäßigkeit im Netz vermutete. Es wurde 
nun gesucht und durch Abschalten der einzelnen Leitungen festge- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51. 


1515 


stellt, daß die Störung in der Freileitung vorhanden war. Nach ge- 
nauerem Untersuchen fand man in 10 km Entfernung von dieser 
Station einen Drahtbruch, wobei der eine Draht zur Erde herabhing 
und dort lose Berührung machte. Die Fehlerströme waren so klein, 
daß der Ölschalter nicht ausschalten konnte, die Überspannungen 
dagegen recht erheblich. Bei allen diesen Fällen hat keinerlei Be- 
schädigung der benachbarten Transformatoren stattgefunden. Der 
G-Schutz hat anscheinend die Energiespitzen hinreichend abgesaugt, 
um die Wirkung eines vollständigen Schutzes neben der Anzeige- 
wirkung zu erzielen. 


Nach den bisher vorliegenden Erfahrungen dürfte die Reich- 


‘weite des G-Schutzes wahrscheinlich mehr als 10 km betragen. 


Zum Schluß dürfte ich wohl kurz meine Anschauung über die 
Art der Wirkung des G-Schutzes als Schutzmittel erläutern. Das, 
was an den Überspannungen gefährlich ist, dürfte meiner Ansicht 
nach nur eine verhältnismäßig kurze Spannungsspitze von geringer 
Stromstärke, aber hohem Spannungswert sein, nämlich die erste 
steile Spitze der an einer Selbstinduktion reflektierten Welle. Diese 
Spitze ist es, welche eine Isolation durchlöchert und dadurch das 
Nachfolgen des Maschinenstromes mit seiner verheerenden Wirkung 
ermöglicht. Der G-Schutz saugt nun meiner Ansicht nach diese hohe 
Spannungsspitze von kurzer Zeit und geringer Stromstärke soweit 
ab, daß die Durchlöcherung der Isolation vermieden wird. Damit 
fällt die Möglichkeit eines nachfolgenden Maschinenstromes und 
einer Einwirkung der Riesen-Energiemengen moderner Netze fort. 
Abgesehen von dem Kondensator, welcher sich als Überspannungs- 
schutzmittel bewährt hat, ist unser G-Schutz meines Wissens der 
einzige, welcher die Eigenschaft hat, keinen nachfolgenden Ma- 
schinenstrom zuzulassen, und darin dürfte ein ganz wesentlicher 


- Vorteil zu erblicken sein. 


Herr Bauch: Die Petersenspule ist ein Erdschlußstrom-Löscher 
und zur Beurteilung ihrer Wirkungsweise ist für den, der sie an- 
echaffen will, oder der sich sonst irgendwie für sie interessiert, die 
Kenntnis des eigentlichen Löschvorganges in erster Linie erforder- 
lich. Leider habe ich in der Literatur nichts darüber finden können. 
Ich möchte daher anregen, daß hierfür einiges Material bekannt 
wird. Wichtig ist die Spannung eines gesunden Pols gegen die Erde, 
die Spannung des kranken Pols, der Strom im Defekt selber, der 
Strom in der Spule, u. zw. vor, während und nach dem Erdschluß. 
Besonders wichtig zur Beurteilung der Frage sind die Spannung im 
kranken Pol am Erdschluß selber, der Strom im Erdschluß und der 
Strom in der Spule. Der Strom in der Spule deshalb, weil man dann 
sehen kann, ob nicht durch übermäßig starken Ruhstrom im Moment 
des Einsetzens der Magnetisierung eine Überhitzung der Fußpunkte 
des eigentlichen Erdschluß-Lichtbogens eintritt. Ich habe in meiner 
Arbeit über Löschtransformatoren sämtliche wichtigen ÖOszillo- 
gramme veröffentlicht, darunter die besonders wichtigen mehrfach. 
Leider ist dies von der Petersenspule nicht der Fall. Ich glaube, es 
wird die Beurteilung rein wissenschaftlich erweitern, wenn auch 
diese Lücke ausgefüllt wird. 


Herr Biermanns hat nicht verstanden, was ich meinte. Ich 
muß deshalb es noch einmal etwas präziser wiederholen. Während 
ich über den Löschtransformator eine ganze Reihe von Oszillogram- ` 
men veröffentlicht habe, die das Löschen des Lichtbogens selber 
erläutern, fehlt in den Veröffentlichungen Petersens respektive der 
AEG hierüber jedes Material. Das heißt es fehlt ein Oszillogramm 
der Lichtbogenspannung vom Moment der Zündung bis zum Er- 
löschen, es fehlt ein Oszillogramm des Lichtbogenstromes in der 
gleichen Zeit und es fehlt ein Oszillogramm über den von der Peter- 
senspule nach Erde gesandten Strom während dieser Zeit. Ebenso 
fehlen Oszillogramme für den unter normalen Verhältnissen von der 
Petersenspule nach Erde gesandten Strom. Veröffentlicht sind über 
die Petersenspule nur Oszillogramme, die das Einschwingen der 
Netzspannungen von der Aufhebung des Erdschlusses in den nor- 
malen Zustand zeigen („Überspannungsschutz durch Erdäschluß- 
spulen”, 4. Auflage, Abb. 8, 9, 11). Zwar heißt es in dem Text „In 
Abb. 8 unterbricht der Erdschlußstrom in Punkt L. Die Phasen- 
spannung (Nullpunktspannung) geht nach der Löschung des Erd- 
schlußlichtbogens ......... “. so daß man glauben kann, in be- 
sagter Abbildung sei die gerade Linie vor dem Buchstaben L die 
Spannung des Erdschlußlichtbogens. Diese Auffassung wäre aber 
ein Irrtum seitens des Lesers, denn die Spannung eines Erdschluß- 
lichtbogens sieht ganz anders aus. Es bleibt nur die Erklärung 
übrig, daß hier der Erdschluß nicht durch einen Lichtbogen, sondern 
unmittelbar metallisch durch einen Schalter erzeugt und im Zeit- 
punkt L unterbrochen worden ist, d. h. also, daß die Figur kein 
Oszillogramm „der Löschung des Erdschlußlichtbogens” wiedergibt. 


Herr Ph. Kessler: Nach den Ausführungen des Herrn Kade 
darf ich mich kurz fassen: 


Die eingesetzte Kommission, bestehend aus Sachverständigen 
der Verbraucher- und der Lieferantenkreise hat nach eingehender 
Bearbeitung dem Verband Deutscher Elektrotechniker eine be- 
trächtliche Erhöhung der Prüfspannung für Transformatoren vorge- 
schlagen, welche hoffentlich demnächst gelegentlich der Münchener 
Tagung angenommen wird. Daher möchte ich empfehlen, von solch 
offizieller Stelle aus keine unbegründeten Beunruhigungen in die 
Verbraucherkreise zu tragen, wonach diese bedeutende Erhöhung 
der Prüfspannung noch nicht dem notwendigen Sicherheitsgrad ent- 
sprechen soll. 


chriit. 1922. Heft 51. 21. Dezember 1922. 


1516 Elektrotechnische Zeits 


Zu dem Punkte, welcher eine wesentliche Verstärkung der in- zuzüglichen Überspannungsschutzes nicht unberücksichtigt gelassen 


neren Isolation der Transformatoren gegenüber den Isolatoren ver- werden. l 

langt, möchte ich bemerken, daß bei bestimmter einminutlicher Betrachten wir zuerst die Hängeisolatoren. 

Prüfspannung ölisolierte Wicklungen hinsichtlich Stoßspannungen Hier unterscheiden wir in der Hauptsache 3 Grundtypen: 
wesentlich mehr auszuhalten imstande sind als Porzellan. Das 1. den Kappenisolator von hoher Eigenkap „zität, mittlerer Dürek: 


kommt auch bei den neuen Vorschriften für Bewertung und Prüfung Ä j k a 
von Transformatoren zum Ausdruck, indem von den Isolatoren eine 9, achiogste IET ae mitteima bizen Cl  Tasfestigkeit 


A höhere Prüfspannung als von der Wicklung ver- geringer Kapazität und mit sehr hohen Glimmverlusten. 

angt wira. A | i 3, den in der Praxis hauptsächlich für Hochfrequenzanlagen, we- 
ch Zu der Abb, 1 des Tee die 1 eK man 1 el. an Bere nr © niger für Hochspannungsanlagen gebräuchlichen Doppelkappen- 
ich es für bedenklich halte, PT urve als Beleg für die Berecin isolator (Knüppelisolator) von höchster Durchschlagsfestigkeit, 


gung der Forderung nach weiterer Erhöhung der Prüfspannung ZU er en ano 

geben ohne dabei zu erwähnen, daß Wirkungsgrad, Verluste und Een Kamazitit mnd dast ATS, P Zug eansprücht i diesem 

Spannungsabfälle dabei in einer Weise erhöht werden, wie sie durch- " 

au i sa or VL sten: Elektrizitätewer iej n 
i i j olkswirtschaft li . Man komm ie- : . MES 

auch nicht im Sinne cer Bw ENT jegen. Man ko t schlie Es wäre interessant und lehrreich, wenn die Elektrizitätswerko 


lich an eine Grenze, WO man die Forderungen nach Erhöhung der ; ns: 
Fe ang aie green a a ei dr dm re Erfahrungen Dee ungen bei ob ein Unterschien fer 
h j j a r j j e ® 
ehlen, erst einmal die rfahrungen abzuwarten die mit der qem 1 an 2 aufgeführten Art von Isolatoren 1n der Praxis festgestellt 
Abb. 8 ist meines Erachtens unrichtig. Ich möchte dazu bemer- en Me; 19%, . 
R k eines Erachtens ist der Hewlett-Isolator nur anwendungs- und 
a Z Ra N ea De dir elcher bei, 50 009 Y lebensfähig, weil er in sich selbst den besten Ableiter bzw. Ver- 
. . e . Q . j Ti R = ` ` > 
Den Ra BIN nem MONTHS derer, minit En Sprm echochlagsesunkeit, Er wird und Kan ae 
lung der Abb. 8 ein Versehen vorgekommen Des weiteren stehe pur mit bedeutend geringerer Spannung als andere Isolat oren ge- 
ich auf dem Standpunkt daß es heute uf dem Markt wohl gute prült werden. Die höchste Prüfspannung ist nach den Richtlinien 
; r . ; F 
Transformatoren gibt, welche eine zielbewußte Anwendung der des VDE auf er eschränkt, Trotzd aa tens s0 N re 
elektrischen und magnetischen Feldgesetze in sich tragen und bei trisch bedeutend überlegenen Kappenisolatoren bewährt. Das früher 
denen eine sorgfältige Auswahl des Materials schon gewährleistet Mi Eia . d f H 
ist. Ich muß es als unbegründeten Optimismus bezeichnen daß wir gehabte ißtrauen ist, Im Gegenteil mehr und mehr geschwunden. 
, Man muß daher die Frage stellen: wodurch wird die Bewährung 


in absehbarer Zeit die in den Kurven 8 festgelegten Werte erreichen. eines elektrisch so wenig durchschlagsfesten Isolators in der Praxis 


Herr W. Estorff: Die praktische Ausführung der Messung von bedingt? Diese Bewährung liegt meines Dafürhaltens darin, dab 
Überspannungen in Hochspannungsleitungsnetzen bereitet ziem- eine Hewlettkette einen natürlichen Sprüh- und Glimmschuiz 
liche Schwierigkeiten, denn sie muß mittelst Funkenstrecken unter besitzt. Ein einzelnes Glied beginnt etwa von 90 kV an zu glimmen. 
Vorschaltung geeigneter Dämpfungswiderstände vorgenommen Selbst bei Verwendung von 7Gliedern in einer Kette für eine 110kV- 
werden. Will man die Betriebssicherheit der Anlage durch solche Leitung wird also der erste an der Leitung liegende Isolator bei der 
Versuche nicht gefährden, so müssen Dämpfungswiderstände von normalen Betriebsspannung nahezu bis zur Glimmlichtbildung 
recht beträchtlichen Abmessungen verwendet werden. Ich bin durch beansprucht werden. Bei jeder Überspannungswelle, besonders aber 
einen Zufallin die Lage versetzt, Ihnen mitteilen zu können, welche bei Sprungwellen, werden gleichzeitig mehrere Isolatoren in einer 
Höhe die Überspannungen in einem 110 kV-Leitungsnetz erreichen Kette in starkes Glimmen und Sprühen geraten. Hierdurch wird der 
können. Der Fall lag folgendermaßen: Nahe am Kraftwerk der An- Sprungwelle von Kette zu Kette Energie entzogen, die Welle wird 


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! 
lage waren drei Hörnerableiter mit einem Pol an die abgehenden Lei- abgeflacht und mehr und mehr unschädlich gemacht, 80 daß sie keine 
tungen, mit dem anderen über einen Schutzwiderstand an Erde gc- zerstörende Wirkung mehr auf Maschinen, Transformatoren und ; 
legt. In die Erdleitungen der drei Widerstände war je ein Strom- Apparate ausüben kann. In einer längeren mit Hewlett-Isolatoren E 
wandler geschaltet, der ein registrierendes Meßinstrument speiste. ausgerüsteten Leitung können daher erhebliche Wattmengen Ver- Ä 
Auf diese Weise konnte das Ansprechen des Hörnerschutzes über- nichtet werden. Je höher die Überspannungswelle® ist, um 80 mehr . 
wacht werden. Um den Entladeverzug der Hörnerfunkenstrecke zU Glieder geraten ins Glimmen und beteiligen sich an der Vernichtung $ 
verkleinern, hatten wir die Elektroden so ausgebildet, daß ihr Feld und Abflachung von Stoß-, Sprung- und Überspannungswellen. 
tunlichst homogen Wär. Die Homogenisierung des Feldes hätte Ferner beteiligen sich die ersten Glieder um SO viel mehr an der 
natürlich eine beträchtliche Verringerung der Schlagweite gegen- Energievernichtung der Welle, je höher sie ist, da diese Glieder dann B 
über den nackten Hörnern erfordert, was aber durch einen Irrtum durch Gleitfunkenentladung beansprucht werden. Diese Eigensch u 
des Monteurs übersehen wurde. Infolgedessen lag die Überschlags- ist uns an den Rollenschutzvorrichtungen zur Genüge bekannt ge 
spannung des Ableiters nicht 50 % über der Betriebsspannung, SON- worden. Der Unterschied ist aber sehr erheblich: 1. können Rollen- k 
dern wesentlich höher. Es ist durch die Aufzeichnungen der Meß- blockableiter wegen ihrer Kleinheit nicht erhebliche Wattmengen | 
instrumente einwandfrei festgestellt, daß der Schutz trotzdem ver- vernichten, 2. kann man nicht so viele Ableiter wie Kettenglieder 
schiedentlich angesprochen hat. Ich habe aus Elektrodenform und einbauen. In der Hewlett-Kette hat man dagegen einen vollständig = 
Schlagweite ermittelt, daß Überspannungen registriert wurden, dıe kostenlosen, selbsttätig wirkenden Überspannungsschuiz von prak- 
eine Höhe von 970 kV erreichten, während die betriebsmäßige Span- tisch großer Vollkommenheit. Es liegt mir fern, anzunehmen, 
nung gegen Erde nur 63 kV beträgt. Die Spannung gegen Erde hat dadurch ein besonderer Schutz überflüssig wird. Der Gedanke ist fo 
also den 4,3-fachen Wert der normalen erreicht. Nimmt man an. daß nicht von der Hand zu weisen, daß eine solche Freileitungsanlage I 
der Überschlag am Hörnerableiter bei Erdung einer anderen Phase erheblich zur Vernichtung der Überschlagswellen beiträgt. Jeden- 
des Netzes auftrat, SO wäre die ermittelte Spannung ungefähr das falls ist dieser Schutz größer und wirkungsvoller als ein einzelner, 
2,5-fache der normalen. Diese Beobachtung ist insofern interessant, in einer Zentrale oder Unterstation eingebauter Glimmschutzwider- < 


Höhe der Überspannun gen in Freileitungsnetzen bestätigt. Man tungen fehlt vor allen Dingen die selbsttätige Einschaltung weiterer 
kann vielleicht den Einwand erheben, daß Funkenstrecken mit ho- Glieder mit steigender Überspannunß. , 
mogenem Felde leicht durch Staubteilchen beeinflußt werden, es Bei Verwendung von Stützisolatoren ist der Anteilan der Ver- 
können also die angegebenen Werte unter Umständen etwas tiefer nichtung der Überspanungswellen durch die Glimmentladungen !! 
liegen. Der Elektrodenabstand des Ableiters wurde danach auf das der Hülse und an den Mänteln zwar auch vorhanden. Es fehlt aber 
richtige Maß verkleinert, SO daß er jetzt seine Funktion als Über- das selbsttätige Einschalten neuer lieder. Zum Teil wird dies 
spannungsschutzapparat erfüllen kann. dadurch ersetzt, daß nahe der Betriebsspannung der innere Teil der 
Zu der Wahl des dielektrischen Sicherheitsgrades bei Trans- Hülse zu glimmen anfängt. Mit steigender Spannung beteiligen rlC 
formatoren gegenüber Stützisolatore und Wanddurchführungen die Zwischenmäntel und Schirme an der limm- und Sprühwirkuns. 
möchte ich darauf hinweisen, daß bei den ersteren feste und flüssige Auch hier gibt es Unterschiede in der Konstruktion, diese sind: 
Isolierstoffe verwendet werden, während bei Stützern und Wand- 1. Anordnung des Stützenloches bis in den Kopf in der Höhe der 
durchführungen die atmosphärische Luft das Hauptisoliermittel Bundrille, 
bildet. Die Durchbruchsenergie der Luft ist aber wesentlich kleiner 92. Anordnung des Stützenloches mehr oder weniger unterhalb des 
an n und m 2 Bei der sehr a ee Kopfbundes. 
erhöhten Beanspruchung urc erspannungen sin ie festen 150- ; : : ai ig 
liermittel und die Öle weit weniger gefährdet als die Luft. Die Wahl Beide Anordnungen sind alt und seit langer Zeit in der 
eines höheren Sicherheitsgrades bei Stützern und Wanddurch- eingeführt. Die zweite Anordnung hat den Vorteil der BU r 
führungen gegenüber Transformatoren erscheint hiernach onl Durchschlagsfestigkeit. Die Isolatoren können 50 gebaut werden. 
chti rti E i daß vor dem Knallfunkenüberschlag fast kein Glimmen auftritt 
gerechtiertig". Es entsteht nun die sehr wichtige Frage, ob man beim Entwurf von 
Herr Fr. Fellenberg (m. Brf.v.21. III. 1922) : Die bisherige Aus- Stütz- und Hängeisolatoren auf den natürlichen Schutz gegen Ver 
sprache hat den natürlichen, vollständig kostenlosen Überspan- nichtung und Abflachung der Sprungwellen durch Glimmentladun? 
nungsschutz, der in den Isolatoren jeder Freileitungsanlag® liegt, im Interesse der Sicherheit der Gesamtanlage verzichten soll. je 
unerwähnt gelassen. Dieser in den Formen und der Bauart der Iso- Stütz- und Hängeisolatoren sind die einzigen Apparate, die un 
latoren liegende und ganz verschieden wirkende Schutz ist meines schadet ihrer isolierenden Eigenschaft und Verwendung als [soliet 
Erachtens wichtig und sollte beim Entwurf und der Bemessung dcs körper praktisch längere Zeit durch Glimm- und Gleitfunkenet 


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21. Dezember 1923. 


ladungen belastet werden können. Meines Erachtens ist die Iso- 
latorenfrage von diesem Standpunkt aus noch nicht behandelt wor- 
den. Es wäre sehr wünschenswert, wenn hierüber etwas größere 
Klarheit geschaffen würde, zumal die Richtung vieler Konstrukteure 
von Hochspannungsisolatoren dahin geht, Isolatoren zu schaffen, 
bei denen auf die Glimmentladungen sofort der Knallfunkenüber- 
schlag folgt. | | (Schluß folgt.) 


VDE 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 
Geschäftsstelle: Berliin W. 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr, 9320 u. 9306. 

Betrifft: Vorschriften für Kreuzungen von Reichs-Tele- 
graphen- und Fernsprechleitungen mit Starkstromleitungen 
und elektrischen Bahnen. 

Das Reichspostministerium hat in Zusammenarbeit mit dem 
Verbande Deutscher Elektrotechniker neue Vorschriften heraus- 
gegeben, die mit dem Monat November 1922 in Kraft getreten sind. 
Diese Bestimmungen sind vom Reichspostministerium erhältlich 
und werden dem demnächst erscheinenden Normenbuch des Ver- 
bandes im Anhang beigefügt. u 


Mitteilung, betreffend die Neubearbeitung des Bandes 
„Elektrotechnik“ der „Illustrierten Wörterbücher in sechs 
Sprachen“. 


Die Schriftleitung der „Illustrierten Technischen 
Wörterbücher“ (ITW), München, Leopoldstraße 106, hat eine 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 51. 1617 


vollständige Neubearbeitung des Bandes „Elektrotechnik“ in An- 
griff genommen. Die neue Auflage wird nicht nur Richtigstellun- 
gen, sondern auch eine erhebliche Vermehrung des Wortschatzes in 
Anpassung an den Stand neuzeitlicher Technik enthalten. Damit 
wird dem Wunsch nach einer verbesserten Neuausgabe dieses für 
die Elektrotechniker aller Kultursprachen wichtigen Werkes ent- 
sprochen werden. 


Der Verband Deutscher Elektrotechniker hat in enger Fühlung- 
nahme mit dem Deutschen Verband Technisch-Wissenschaftlicher 
Vereine der Schriftleitung der ITW seine Förderung zugesagt. Er 
wird Gelegenheit haben, seinen Einfluß auf die Neugestaltung des 
Werkes auszuüben. 


Wir bitten die Elektrotechniker Deutschlands wie auch des 
Auslandes, baldmöglichst Wünsche hinsichtlich Abänderung des In- 
haltes, Fehler und etwaige Anregungen dem Verband oder der 
Schriftleitung der ITW unmittelbar zugehen zu lassen. Die Schrift- 
leitung der ITW ist auf Mitteilung gern bereit, Vordrucke (Merk- 
blätter) für vorzuschlagende Änderungen usw. zuzusenden; im 
allgemeinen werden jedoch Mitteilungen und Anregungen unter An- 
gabe der Seitenzahl und der Wortstelle genügen. 


Der Verband bittet ferner alle elektrotechnischen Industrie- 
unternehmungen, soweit dieses nicht schon erfolgt, der Schrift- 
leitung der ITW laufend Druckschriften, Kataloge; Preislisten usw. 
zuzustellen, da derartige Werbeschriften von ganz besonderem 
Wert für die Neubearbeitung sind. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


C. Müller 1._Am 22. November 1922 starb in Lengerich i. W. 
Direktor Carl Müller, Vorstandsmitglied des Elektrieitäts- 
werks Westfalen A.G., dem der Verstorbene seit dem 1. April 1907 
mit kurzer Unterbrechung bis zum 1. April 1922 angehört hatte; 
infolge schwerer Erkrankung mußte damals seine Pensionierung 
erfolgen. Das Elektricitätswerk Westfalen hat in ihm einen 
Mann verloren, der an der Entwicklung der Gesellschaft in hervor- 
ragendem Maße teilgenommen und ihr zuletzt als Vorstand ihrer 
Bstriebsverwaltung Münster ausgezeichnete Dienste geleistet hat. 


i 
z! -o > nn 4 ‘ 
€o P|., a: i : t; 


W. Bonwitt. Der Inhaber der Firma Dr. Paul Holitscher & Co., 
Wien, Wilhelm Bonwitt, ist zum Kommerzialrat ernannt 
worden. Herr Bonwitt ist auch in weiten deutschen Kreisen durch 
seine Mitarbeit, einen umfangreichen Warenaustausch zwischen 
beiden Ländern herbeizuführen, bekannt. Im übrigen teilt uns 
auch die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik mit, daß sie von 
an Bonwitt dauernd sehr wertvolle Nachrichten und Unterlagen 
erhält. 


P. Porsch. Am 8. Dezember beging der Betriebsleiter des 
Elektrizitätswerks Coswig G.m.b.H. in Coswig Anhalt, Paul 
Porsch, sein 25-jähriges Dienstjubiläum bei genanntem Werk. 


Auszeichnungen. Dr. Alexander Meißner, Öberingenieur 
der Telefunken A.-G. wurde wegen seiner Verdienste um die „Ent- 
wicklung der Sende- und Empfangs-Methoden der drahtlosen Tele- 
graphie” anläßlich der akademischen Jahresfeier der Technischen 
Hochschule in München am 7. XII. 1922 von dieser zum Dr. ing. e. h. 
ernannt. ; 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


Im Bannkreis von Nauen. Die Eroberung der Erde durch 
die drahtlose Telegraphie. Von Artur Fürst. Mit 216 Abb. 
VII u. 326 S. in 8°. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u. 
Berlin 1922. 

Der Verfasser, der schon oft seine Meisterschaft bewiesen hat, 
die sprödesten wissenschaftlichen oder technischen Probleme in 
allgemeinverständlicher Form interessant darzustellen, so daß auch 
die fachwissenschaftlichen Abschnitte fir den Laien klar und ge- 
winnreich zu lesen sind, hat sich hier der dankbaren Aufgabe unter- 
zogen, eine für weite Volkskreise bestimmte Darstellung der Er- 
oberung der Erde durch die drahtlose Telegraphie zu geben. Vor- 
weg darf gesagt werden, daß Fürst die Durchführung dieser dankens- 
werten Aufgabe vollkommen gelungen ist. 

In anschaulicher Weise gibt Verfasser zunächst einen Einblick 
in das Wesen der drahtlosen Kunst; im Plaudertone behandelt er die 
elektrischen Wellen, die tönenden Löschfunken, Detektoren, An- 
tennen, die ungedämpften Wellen, die verschiedenen ungedämpften 
Systeme (Lichtbogensender, Hochfrequenzmaschinensender, Röhren- 


nische Physik 1921 in Jena gehaltenen Vorträge dar. 
ist im einzelnen von uns schon bei Gelegenheit des genannten Jahrestages 
berichtet worden.!)] 


sender), ferner die zu einem ausgedehnten Funkbetrieb erforder- 
lichen Schnellsender. Dann gibt uns Verfasser ein anschauliches 
Bild vom Werdegang von Nauen/Geltow und Eilvese/Hagen und 
schildert uns den heutigen Funkbetrieb mit Amerika und den euro- 
päischen Großfunkstellen. Auch das von der Reichstelegraphen- 
verwaltung betriebene Reichsfunknetz und die Hauptfunkstelle 
Königswusterhausen werden dem Leser vorgeführt. ' 

Wenngleich es heute der drahtlosen Telegraphie und Tele- 
phonie nicht mehr möglich sein wird, eine so tiefgreifende Wand- 
lung des Kulturstandes der Menschheit hervorzurufen, wie es z. B. 
die Eisenbahn getan hat, so bringt sie doch auf vielen Gebieten 
nicht nur Verbesserungen, sondern ist auf manchen Verkehrs- 
gebieten, z. B. Schiffahrt, Luftfahrt, von unschätzbarem Wert und 
als Verkehrsmittel unentbehrlich. Wie Verfasser die Indienst- 
stellung dieses modernen Nachrichtenmiittels für die verschiedenen 
Dienstzweige schildert, ist einzig schön. Das Buch, das sich wie 
ein Roman liest, bringt dem Leser in diesen bösen Zeiten, die den 
deutschen Namen so viel Unglimpf gebracht haben, mit Genugtuung 
die Überzeugung bei, daß ein sehr starker Anteil an der Aufrich- 
ne pe Gebäudes der drahtlosen Telegraphie Deutschland zu- 

ommt. 

Wir können unsern Lesern das vom Verlage mustergültig mit 

216 Abbildungen ausgestattete Werk warm empfehlen. 


H. Thurn. 


Neue Zeitschriften. 


Der Verband deutscher Elektro-Installations-Firmen 
E. V., Frankfurt a. M., wird vom 1. I. 1923 an eine eigene „V.E.J. Zeit- 
schrift des Verbandes deutscher Elektro-Installationsfirmen” her- 
ausgeben, die die wirtschaftlichen und rechtlichen Interessen der 
Elektrizitätswirtschaft in gleichem Maße behandeln soll wie die 
technischen, das Elektroinstallationsgewerbe interessierenden 
Fragen. Sie erscheint wöchentlich, und die Hauptstelle des Ver- 
bandes (Frankfurt a. M., Scheffelstraße 1) nimmt Abonnements, 
auch von Nichtmitgliedern, zum Preise von 400 M vierteljährlich 
freibleibend entgegen. 


. Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.) 


Bücher. 

Fortschritte der Technischen Physik. Vorträge von der 2. Jahres- 
tagung der Deutschen Gesellschaft für technische Physik in Jena vom 
19. bis 25. IX. 1921. Von der Deutschen Gesellschaft für tech- 
nische Physik E. V. genehmigter Sammelabdruck der 3 Jena-Sonder- 
nummern der Zeitschrift für T-chnische Physik. 111 S. in 80 Verlag 
von Joh. Ambrosius Barth, Leipzig 1922. 

[Das Buch stellt eine Zusammenfassung der auf dem Jahrestage der 

Naturforscher und Ärzte innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Tech- 

Über die Vorträge 


) Vgl. „ETZ“ 1921, 8. 1249. 


— -a 


a et 


1618 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 51. 21. Dezember 10322. 


Die teohnische Mechanik des Maschineningenieufs mit beson- Rußland. — Nach der „Frankf. Ztg.‘“‘ hat der Oberste Volkswirt- 
planten Nouregelulg bzw. 


derer Berücksichtigung der Anwendungen. Von Reg. Baumstr. Prof. schaftsrat es im Zusammenhang mit der ge 
Dipl.-Ing. P. Stephan. Bd. 4. Die Elastizität gerader Stäbe. Dezentralisation des russischen Außenhandels, die es selb- 
em Auslands- 


Mit 255 Textfig. IV u. 249 S. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. ständige Betätigung bestimmter Wirtschaftsorgane auf d 
Gebunden GZ. 7. markt zuläßt, für notwendig befunden, verschiedenen solchen Organen, 


darunter auch der Hauptverwaltung der russischen elektrischen Industrie 
„Glawelektro”, eine selbständige Vertretung im Ausland zu 


A a | gewähren. Die genannte Hauptverwaltung wird infolgedessen eino solche = 
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. in Berlin einrichten, um die Ausführung der Aufträge zu überwachen, die | > 


Vertagung der Reparations-Vorkonferenz, — Die Vorkon. der deutschen Elektroindustrie für die Elektrisierung Rußlands übertrager |. 
ferenz der alliierten Premierminister ist in London bis zum 2. I. 1923 wurden, die Abnahnfe der Lieferungen vorzunehmen und als vermittelndes nn 
vertagt worden, weil, wie es in einem bezüglichen Kommuniqu6 heißt, Informationsorgan für die russische und die deutsche Elektroindustrie 2! 
die Teilnehmer in der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu end- ZU dienen. — Nach derselben Quelle bedürfen sämtliche Au Benhandels- 
gültigen Beschlüssen gelangen konnten. Ein vom Reichskanzler Cuno operationen VON Genossenschaften, Privaten und, soweit 68 sich nicht |- 
in Form eines Briefes an den britischen Ministerpräsidenten doch noch MM die Durchführung des staatlichen Außenhandelsplanes handelt, auch Į: 
vorgelegter Plan für eine Interimsvereinbarung, auf dessen Inhalt von allen staatlichen Wirtschaftsorganen besonderer Lizenzen des caf 
wir noch zurückkommen, wurde zwar erwogen, aber einstimmig für un- Außenhandelskommissariate ; für die Erteilung solcher an Privat- I: 
befriedigend erachtet. Die Brüsseler Vollkonferenz soll nunmehr un- personen werden 2% vom Wert der Waren erhoben. vI 


e i 


mittelbar nach der in Paris stattfindenden neuen Vorkonferenz zusammen- Südafrika. — Der Generalzolltarif der Union belegt Apparate- i 
treten, damit 810 noch vor dem 15. I. 1923 endgültige Entscheidungen sätze für drahtlosen Rundspruch (Trf.-Nr. 193) mit einem Zoll von E 
über alle in London erörterten_Fragen_zU treffen vermag. 20% des Wertes, worauf englischen Lieferanten 3%, Rabatt gewährt werden. |: 
Reparation. — Der Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilli y. S$. Amerika. — Die vom Deutsch-Amerikanischen Wirt- i 

neuen Zoll- : 


ung hat den Außenhandelsstellen eine Liste derjenigen Erzeugnisse schaftsverband vorgenommen® Übersetzung des 
zugestellt, die bei Wiederaufbaulieferungen nach dem Bemel- tarifgesetzes der V. S. Amerika ist erschienen. Das Werk umfaßt 
mans-Abkommen wegen der in ihnen verarbeiteten ausländischen Roh- nicht nur die gesamten Tarifpositionen, sondern auch sämtliche besonderen \ 
stoffe (Liste B) von dem alliierten Käufer zu gewissen Prozentsätzen und administrativen Bestimmungen des neuen Gesetzes. Als Anlage sind oT 
in bar an den deutschen Verkäufer bezahlt werden müssen. Die die Ausführungsbestimmungen des Präsidenten Harding zu den Sek- f 
Außenhandelsstellen sind bereit, über diese Liste, die allerdings noch nicbt tionen 315 bis 317 beigefügt, die sich auf das Verfahren vor der Tarifkom- |: 
abgeschlossen ist, sich voraussichtlich aber nicht mehr wesentlich ändern mission der y, S. Amerika beziehen. 
dürfte, nähere Auskunft zu erteilen. Die Währung, in der derin bar zu zah- merksam, daß nur eine beschränkte Auflage hergestellt w 
lende Teil des Verkaufspreises zu begleichen ist, richtet sich nach den Vor- es sich für die beteiligten Firmen empfiehlt, Bestellunge 
schriften der Außenhandelsstellen. — Die englische Regierung beab- graphisch an seine Geschäftsstelle (Berlin NW 7, Neue Wilhelmstr. 12/14; 
sichtigt, die in den englischen Zolldepots aus der Zeit vor dem 1. I. ruhen- Telegrammadresse: Deutamerik, Berlin) zu richten. Der Bezugspreis 
den deutschen Sendungen, auf welche die Reparationsabgabe beträgt bei portofreier Zustellung 2750 M für ein Exemplar. 

bisher nicht bezahlt worden ist, zu versteigern. Denjenigen | 
deutschen Exporteuren, die ihre Sendungen nach Deutschland zurück- 7 
zuholen beabeichtigen, wird von der „Ind.- u. Hand. Ztg.“ dringend ge Aus der Geschäftswelt. — In der Generslversammlung der Pöge |. 
raten, alsbald die erforderlichen Schritte zu unternehmen. Die englischen Elektrieitäts-A. G., Chemnitz, wurde bemerkt, daß es der Gesellschaft 
Zollbehörden sind bereit, Anträgen auf Rücksendung stattzugeben, trotz großer Schwierigkeiten gegenüber der Konkurrenz gelungen sei, 
wenn ihnen die genügende Sicherheit dafür gegeben wird, daß die Waren einen Auftrag für elektrische Zugförderung auf einer Berliner Vorort 


tatsächlich nach Deutschland zurückgehen und nicht etwa in ein ande- zu erhalten. Ein Probeauftrag in elektrischen Vollbahnlokomotiven sei i 
res Land gesandt werden mit der Absicht, sie von dort aus abgabefrei ihr seitens der Reichsbahn bestimmt in Aussicht gestellt. — Der Elektro- | 
wieder nach England einzuführen. Die Anträge auf Rücksondung von ver band Pommern teilt mit, daß die ihm angeschlossenen Überland- |. 
Waren sind bei der englischen Zollverwaltung zu stellen, u. ZW. nicht zentralen Stralsund, Stettin, Belgard, Stolp und das Provinzialkraft werk er 
vom Exporteur selbst, sondern durch Vermittlung einer Speditionsfirma Massow die zur Beschaffung von Batriebsmitteln erforderliche Ausgabe |. 
in England, die auch die Rücksendung besorgt. von Schuldverschreibungen beschlossen und in irre von 80 bis 10} 
Indexziffern. — Der Großhandelsindex der „Ind.- u. Hand.- Mill. M z. T. auch bereits aufgelegt haben. — Die etallwarenfabrik 
Ztg.“ betrug in der Woche vom 2, bis 8. XII. 1784,60 (1595,59 i. Yw.), Paul Hoffmann, Nürnberg, ist In ene Aktiongesellschaft umgewandelt 
d. h. die Inlandkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen, worden. — Die Brandenbur gischen Kreis-Elektrizitätewerke G. m. 
hatte nur noch 1/17% ihres Vorkriegswertes. Am Dollarmittelkurs in Berlin b. H., Spandau, haben das Elektrizitätswerk der Stadt Wittenberge pacht- 
(8231,25) gemessen, besaß die Mark nur noch den 1961. Teil ihres Außen- weise übernommen. —In der Generalversammlung der Elektrotechnischen h 
wertee der Vorkriegszeit. Gegenüber einer Steigerung des Dollarmittel- Fabrik Rheydt Max Schorch & Cie. A G., Rheydt, wurden der f 
kurses (7950 i. Vw.) um 3,5% hat sich das Großhandelspreisniveau, &m Aufsichteratsvorsitzende sowie zwei Vorstandsmitglieder der Phönix AG. |— 
Großhandelsindex gemessen, um 11,8% erhöht. Die Meßziffer der Waren- für Bergbau und Hüttonbetrieb, Hörde, gleichzeitig mit dem Generaldirek 
gruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle ist von 1847,30 i. Vw. auf tr der Deutschen Continental Gas-A. G., Dessau, neu In den Aufsichters! | 
9204,79, d.h. um 20,5% gestiegen. Die für die Berichtswoche geltenden gewählt. Von den neuen Aktien (30,5 Mill. M) will die Verwaltung 11 Mil. M fe 
Steinkohlenpreise lagen um durchschnittlich 45% über denen der Vor- bei verschiedenen Projekten bezüglich einer Einflußnahme bei a a 
woche. — Die Großhandelsindexziffer des Statistischen Reichs- Unternehmungen verwenden. — Die Firma Sornek & Scholz, Elek- | 
amts ist von dem 566-fachen im Durchschnitt des Oktober auf das 1151- troteohnisches Büro, Liegnitz, teilt mit, daß sie trotz Ausscheiden | -7 
fache im November oder um 103,4% gestiegen. Für Metalle ist sie au eines Inhabers bestehen bleibe. — Die Westdeutsche Kabel-Industr* H 
das 1706-fache, für Kohle und Eisen auf das 971-fache und für Industrie- : A b. S ra ones Be la mbE 
toff 69-f f f od o í egt. — Die ellschaft für Elektro e .bH. F 
stoffe zusammen Vom g69-fsehon m das 1371-fache oder um 141% 8° Frankfurt a. M., hat ihre Firma in Schüler & Co. Q. m. b. H. geändert. |" 


Mey 


wachsen. S M, ir : E A 
— Die Rheinische Elektrizitäts-Versorgung Burger & Co., Mannheim. j=: 

| heißt jetzt Burger & Co. — Die Elektrizitätsgesellschaft Triberg |* 

Außenhandel. G.m. b. H. ist nach der „Frankf. Ztg.“ in ein gemischt-wirtschaftliche Gi 


, i ; oE , Unternehmen um ewandelt worden. — Der A.G. „B adenwerk“,Kark = 
Deutschland. — Die Ausfuhrmindestpreise für galvanische Ele- ruhe, ist die Genehmigung zur Ausgabe weiterer 5% iger Schuldvorschre- |: 
mente und Taschenlampen batberion sind ab 1. bzw. 11. XII. für - bungen bis zum Betrage von 400 Mill. M erteilt worden. — Die Großkreft: 
Länder mit unterwertiger Valuta in Dollar und Schilling festgesetzt werk Franken A. G., Nürnberg hat beschlossen, mit der Rhein-Main | 1 
worden. Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik gibt die neuen Listen Donau A. G. eine Betriebsgemeinschaft G. m. b. H. mit dem Sitz in Nim 1: 
Ei a ar einer ara der Bi ee o aee berg zu gründen. Diese soll das Dampfkraftwerk Stein bei Nürnberg wi f 
-f die Verfügung des Reic mmissars für Aus- und Ei ewilli i j i | ua 
vom 30. IX., betreffend Ermäßigung bzw. Rückzahlung der Kaas das Wassorkraftwork Kachlot bei Passau gemeine er 
fuhrabgabe bei starken Kursschwankungen?), im besetzten Neue Gesellschaften. — Elektro-Heizapparate A.G., Berls 
Gebiet nicht angewandt werden ; das bedeutet für die dort arbeitenden Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrisch beheizter Apparate. Grund I: 
Firmen eine neue schwere Schädigung. — Das Goldzollaufgeld beträgt kapital: 1 Mill. M. — Elektro-Bauunion A.G., Durlach. Gegenstand: Er ir 
vom 20. bis 26. XII. 189 900%. En, Verka = Vermietung elektrischer Be Anlagen: f= 
Frankreich. — Laut Mitteilung des „Board of Trade Journal‘ ist erstellung un erkauf der damit zusamn® ängenden Appar be m 
der Zollvermehrungskoeffizient für montierte Kohlefadenlampen von ee 6 Mill. M. — Elta, Vertriebsgesellschaft en 
53 auf 3 herabgesetzt wor den. echnischer Artikel m. b. H., Essen. Gegenstand: wie in der Fu® Sg: 
i genannt. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Mäander- Gesellschaft für 


Polen. — Bei Zahlung der Zölle in Papier unterliegen Glasbirnen, elektrotechnische Artikel m. b. H., München. Ge y e 


Eyni 
=A d. 


Röhren und Stäbe für die Fabrikation elektrischer Lampen, elektrische stellung und Vertrieb elektrischer Artikel. Stammkapitel: Tan EE 
Lokomotiven, Maschinen, Motoren von mehr als 1500 kg, Akkumulatoren Flektro-Präzisions- Gesellschaft m.b. H., Nürnberg. Gegenstand: D 
und Teile elektrischer Maschinen z. Z. einem Zuschlag von 400%, Kupfer- Herstellung und Vertrieb elektrotechnischer rtikel. Stan I. 


Far 
7 


draht, nicht armierte Kabel und nicht mit Blei überzogene isolierte Drähte kapital: 50 000 M. — „Delmag‘ Deutsche Elektromaschinen- e 
sowie Elektromotoren von 300 bis 1500 kg einem Zuschlag von 14 900%. Motoren-Bau A. G., EBlingen a. N. Gegenstand: Herstellung von W f 
a ee Handel mit Maschinen, Maschinenbestandteilen, Motoren usw. Gr fr 

iE 


1) Vgl. „ETZ* 1922, 8. 1302. kapital: 3 Mill. M. — Baumann & Hocker, G. m. b. H., elektrotel fiz 


EE N 


21. Dezember 1923. 


ische Erzeugnisse, Mannheim. Gegenstand: Vertrieb elektrotech- 
ischer Erzeugnisse und Maschinen. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Über -. 
landnetz Cottbus-Ost, G. m. b. H., Cottbus. Gegenstand: Elektrizi- 
tätsversorgung des Bezirks der Hochspannungsgenossenschaft Cottbus-Ost. 
Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Gustav Wolff Söhne A. G., Berlin. Gegen- 
stand: Erwerb und Fortfü des von der offenen Handelsgesellschaft 
gleichen Namens in Berlin betriebenen Fabrikations- und o8-Geschäf- 
tes in elektrotechnischen Artikeln usw. Grundkapital: 3 Mill. M. — Re- 
F paraturwerk Eggenfelden, G. m. b. H., Eggenfelden (Niederbayern). 
Gegenstand: Wiederinstandsetzung von Maschinen, Transformatoren, 
Zählern und Apparaten aller Art, Eichung elektrischer Meßgeräte usw. 
-$ Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Technische Handelsgesellschaft „Te 
'$ hage‘“ G. m. b. H., Berlin. Gegenstand: Vertrieb von Bedarfsartikeln 
‘I der Elektrotechnik und Fabrikation solcher. Stammkapital: 50 000 M. — 
Hiltrafo, G. m. b. H., Hildesheimer Transformatoren-Gesell- 
schaft, Hildesheim. Gegenstand: Reparatur von Transformatoren, Ver- 
trieb solcher und von Hochspannungsmaterial für die Elektrotechnik. 
| Stammkapital: 0,45 Mill. M. y 


Betriebsergebnisse. — Reiniger, Gebbert & Schall A.G., 
: Erlangen. 1921/22. Bruttogewinn: 31 629414 M (5125889 i. V.); Abschrei- 
t bungen: 892 237 M (398 251 i. V.); Reingewinn mit Vortrag (400 750 M): 
: 31137928 M (4 754 278 i. V.); Dividende: 40% auf 48 Mill. M Stamm- 
‘ aktien (15% auf 19 Mill. M i. V.), 7% auf die Vorzugsaktien (wie i. V.); 
' Vortrag: 1124 964 M. 


Ausschreibungen. — Chile. Nach dem „Board of Trade Journal‘' 
fordert der Direktor General der Chilenischen Staatsbahnen bis 15. II. 1923 
Angebote auf Material und Installation des Signalsystems in 
der ersten Zone der Staatsbahnen. Sie sind an seine Adresse in Mapocho 
Station, Santiago, Chile, zu richten. | 


Baumarkt. — Berlin. Im Haushaltsausschuß des Reichstags ist 
` regierungsseitig erklärt worden, daß von den Projekten der Neckarkanali- 
sierung und der Wasserstraße Rhein-Main-Donau z. Z. nur einige Stau- 
stufen ausgeführt werden könnten, die sich selbst durch die Einnahmen 
aus der gewonnenen elektrischen Arbeit rentieren würden. — Breslau. 
Der Schlesische ProvinzialausschußB hat der geplanten Erweiterung der 
finanziellen Basis des Kommunalen Kraftwerks Oppeln zugestimmt. 
Dieses soll unter Hinzutritt der Elektrowerke und des preußischen Staates 
in ein neues Unternehmen übergehen, um dann den größten Teil Ober- 
schlesiens und einige angrenzende mittelschlesische Kreise mit elektrischer 
Arbeit zu versorgen. — Düsseldorf. Die Handelskammer ist erneut für 
den Bau der Städtebahn Dortmund-Duisburg-Düsseldorf-Köln eingetreten; 
sio erwartet von einer auf die Strecke Dortmund-Duisburg beschränkten 
Schnellbahn schwerste wirtschaftliche Schädigungen für die natürliche 
Entwicklung des Industriegebietes. — Frankenroda (Thüringen). Hier 
wird seitens des Stadtkreises Eisonach und der Industrie der Bau eines 
Großkraftwerkes für eine Stromabgabe von etwa 17 Mill. kWh jährlich 
geplant. — Neumünster. Die Stadt beabsichtigt, das Kraftwerk Innien 
zu pachten. — Sonneberg (Thüringen). Vom Gemeinderat sind für das 
Elektrizitätswerk 13 Mill. M bewilligt worden. 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
lindische Einheit) betrugen im Dezember: 


in 15. | 14. 13 | 12 11. 9. 
Christiania (Kr) 1406,47 1466,32 1541,13| 1586,02) 1610,96! 1596,00 
Helsingfors (finn. M) | 184.53) 189,52: 201,49! 208,47) 212,96) 209,79 
Holland (Gld) 2967,56! 3117,18: 3231,90) 3371,55! 3391,50] 3331,65 
Italien (L). . . . . 369,07| 38403| 401,49! 421,44! 426.43] 419,44 
Kopenhagen (Kr) . | 1533,64] 1620,93) 1683,23! 1745,62} 1748,11] 1735,65 
London (£) . 184513,50:36159,37'37406,25|38802,75.33902,50 38154,37 
New York ($) . . . | 7406,43| 7655,81| 8067,28| 8418,90| 8448,82; 8329,12 
Österreich (K) . . . 011 011 012 0123 012 012 
Paris (Fr)... . . . ı 538,65, 543,63) 569,57| 596,00 594,511 591,01 
Prag (Kt)... ... 222,94 235,90) 245,88, 261,34 266.33! 262,84 
Schweden (Kr). . . | 1990,00' 2082,28] 2174,55] 2269,31 2269,31] 2264,35 
Schweiz (Fr). . . . | 1396,51] 1441,38| 1526,17! 1583,53. 1605,97| 1581,03 
Spanien (Pes) 1152,11| 1189,51) 1256,85| 13u6,72| 1311,71] 1291,76 


Von der Börse. — (6. XII. bis 12. XII. 192.) An der Berliner Effek- 
tenbörse begann die Berichtszeit mit Realisationen und entsprechenden 
Kursabschwächungen. Abgesehen von dor dauernden Unsicherheit der Wirt- 
schaftelage wurde die Stimmung u.a. durch die Beratungen über den 
neuen Steuer- und Zwangsanleiheplan, durch das Anwachsen des Noten- 
umlaufs um über 110 Milliarden M und die Erwartung einer Geldverteue- 
rung beeinflußt. Zur Zurückhaltung gaben besonders auch die Verhand- 
lungen der Londoner Vorkonferenz Veranlassung, während die eingehende, 
aber im wesentlichen nicht viel Neucs enthaltende Rede des Reichsfinanz- 
ministers im Haushaltsausschuß des Reichstags nur verhältnismäßig wenig 
Einfluß ausübte. Im weiteren Verlauf des Geschäfts befestigten sich die 
Kurse wieder, konnten z. T. sogar, vor allem bei Papieren, die im 
Mittelpunkt von Interessenkämpfen stehen, merklich anziehen, trotzdem 
die alliierten Ministerpräsidenten ergänzende. Reparationsvorschläge des 
Reichskanzlers vorläufig abgelehnt haben und unbefriedigende Nach- 
richten aus den Industriebezirken vorlagen. Auch ein Teil der in unserer 

rsicht genannten Elektroaktien weist nicht unerhebliche Kurs- 
besserungen auf, so die Accumul.-Fabr. um 600%, die Dtsch.-Südamer. 
Telegr.-Ges. um 4100%, die Dtsch.-Atlant. Telegr.-Ges. um 3800%, die 
Elektr. Liefer.-Ges. um 13009, Felten & Guilleaume Carlew. und Siemens 
& Halske je um mehr als 1000°,, während sich für die A.E.G. eine Kurs- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51. 


1619 


minderung um letzteren Betrag ergab. —Der Aktienindex (Prozent des 
Kurswertes von 1913) der „Ind.- u. Hana SE botrug bei 140 Aktien 
durchschnittlich am 8. XII. 4828,2°%, (am 1. . 3874,6) und darunter 
bei 11 Elektrizitätsgesellschaften 5033,9% (am 1. XII. 4181,5), die Ver- 
zinsung in Prozent des Kurswertes bei 134 Aktien durchschnittlich 0,30% 
(am 1. QTI. 0,42) und darunter bei 11 Elektrizitätegesellschaften 0,27% 
(am 1. XJI. 0,32). 


Höch- 


Gesellschaften 11. XII. 


Letzte 
Dividende 


Accumul.-Fabr., Berlin . . . .| 25 20 000 | 19250 | 26 000 |26 000 
A. E. G., Berlin. ....... 25 7600 | 6600 | 7600 | 6600 
u »  Vorz.-A.....[ 6 490 490 500 498 
ji »  Vorz.-B.. . . .| 10,63 | 1105 990 | 1105 | 1025 
Bergmann, Berlin ....... 20 6000 | 5900 | 6000 | 6000 
Continent. Ges. Nürnberg . 0 — — — = 
i = » Vorz.-A.| 8 2900 | 2900 | 5000 | 5000 
Drahtloser Übersee-Verkehr . .| 12 3790 | 3510 | 3800 | 3800 
n 5 „ neue A| — 3400 | 3400 | 3790 | 37% 
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln 5 8700 | 7525 | 12500 | 12500 
„ Niederl. „ a — 4200 | 420 | 6000 | 6000 
„ Südam. , „d 5 7400 | 6800 | 11500 | 11600 
»  Kabelwerke, Berlin . . .| 20 3750 | 3400 | 3750 | 3650 
Elektra, Dresden . ...... 10 2600 | 2600 | 2800 | 2800 
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 5650 | 4900 | 6200 | 6200 
» » » p» München .|15 2490 | 2490 | 3000 | 3000 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 4075 | 3750 | 5375 | 5375 
E. W. Liegnitz . . .. 2... 10 | 2500 | 2200 | 2500 | 2200 
E. W. Schleien. ....... 12 4000 | 2650 | 4000 | 3025 
Felten & Guilleaumo Carlsw. . .| 25 8500 | 8500 | 10000 | 10000 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 4500 | 4500 | 6400 | 6400 
Hackethal, Hannover . . .. . 20 4600 | 4010 | 4600 A 
Hamburgische E. W. ..... 12 — | 2700 | 2800 | 2700 
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 6990 | 6900 | 6990 | 6900 
Kraftübertrag., Rheinfelden . .| 0 15 000 | 15 000 | 15 000 — 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 4100 | 3700 | 4100 | 4100 
C. Lorenz, Berlin ....... 35 5800 | 5800 | 6500 | 6425 
Dr. Paul Meyer, Berlin ... .| 15 3000 | 2300 | 3000 | 2750 
Mix & Genest, Berlin ....| 16 5000 | 4400 | 5000 | 4600 
Neckarwerke, Eßlingen . . . .| 10 2000 | 2000 | 2000 = 
Niederschles. Elektr. u. Straßenb.| 12 = — — — 
Oberbayer. Überlandz., München| 9 2400 | 2400 | 3500 | 3100 
H. Pöge, Chemnitz ...... 20 5200 | 3500 | 5200 | 4550 
= X Vorz.-A. | 7 — 350 500 500 
Rhein. El.-A. G., Mannheim. . .| 15 5000 | 3325 | 5000 | 4025 
„ ği » Vorz.-Al — 200 200 400 400 
M. Schorch & Cie., Rheydt . . .| 25 4600 | 4000 | 4600 | 4500 
Sachsenwerk, Dresden . .... 20 5000 | 4100 | 5000 | 4600 
Schuckert & Co., Nürnberg . .| 16,7 |10200 |10100 | 10925 |10 925 
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin .| 0 1840 | 1600 | 1840 | 1600 
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 18 500 | 17 700 | 19700 | 19 700 
Stettiner E. W.. ....... 15 4100 | 2650 | 4100 | 4000 
Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 4200 | 4100 | 4600 | 4600 
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin] 35 4980 | 4500 | 4990 | 4990 
Voigt & Haeffner. . . 20 4350 | 4350 | 4550 | 4550 
A orz.-A. 20 2750 | 2750 | 3200 | 3200 
Hartmann & Braun . | Frank- | 25 — 5 800 | 5800 — 
Emag. Elektr.-A.G. . furt 22 3199 | 3100 | 3199 | 3100 
Main Kraftw., Höchst a. M. 10 1200 | 1200 | 1500 | 1500 
Heddernh. Kupferw. u. 
Südd. Kabelwerke. . 20 6000 | 5525 | 6000 | 5900 
WARENMARKT. 


Elektrotechnische Erzeugnisse. — Laut Mitteilung der Preis- 
stelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen 
Industrie sind die Preise mit Gültigkeit vom 15. bis 21. XII. durchschnitt - 
lich um 5 bis 10% erhöht worden. Glühlampen blieben unverändert. 
Für Transformatoren- usw. Öl beträgt der Nettomindestpreis 1000 M/kg 
ohne Faß. 


Elektrische Heiz- und Kochapparate. — Die Vereinigung 
der Fabrikanten dieser Artikel in Charlottenburg hat ab 12. XII. den Multi- 
plikator für Bügeleisen und Zuleitungen von 30 auf 38, für die übrigen 
Apparate von 30 auf 34 erhöht. Die geänderten Grundpreise für Zulei- 
tungen sind bei ihr zu erfragen, 


Isolierrohre. — Die Verkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fabri- 
kanten G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 12. XII. zur Preisliste 
vom 8. IX. den Grundpreis von Bleirohr (11 mm) auf 180 M/100 m fest- 
gesetzt und an Stelle der bisherigen Aufschläge Multiplikatoren ein- 
geführt, die für Bleirohr, lackierte, farbige Galvano- und Gelblack- 
rohre nebst Zubehör 250, für Messingrohr mit Zubehör 350, für Stahl- 
panzerrohr und Zubehör 480 und für schwarzes Papierrohr 300 be- 
tragen. 


1520 


Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin, 
hat die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 ab 16. XII. für 
Dieselmotoren (ortsfeste und Schiffsmaschinen) auf 11 500%, für alle 
übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 12 200% 
hinaufgeset.zt. 

Kohle. — Deutsch-Oberschlesien hat im November 0,775 
Mill. t Steinkohle an 24 Arbeitstagen gefördert (0,813 an 26 Arbeitstagen 
i. Vm.); die arbeitstägliche Förderung betrug 32 307 t (31 257 i. Vm.). — 
In den letzten fünf Monaten hat Deutschland nach den bisher vorliegen- 
den Angaben insgesamt 10,369 Mill. t Kohle im Wert von 237,414 Mill. 
Gldm eingeführt, u. zw. im Juli 2,395 Mill. t (51,008 Mill. Gldm), August 
2,386 Mill. t (48,772 Mill. Gldm), September 2,385 Mill. t (50,728 Mill. Gldm), 
Oktober 2,232 Mill. t (61,374 Mill Gldm) und November (unvollständig) 
0,971 Mill. t (25,562 Mill. Gldm). Die Ausfuhr Deutschlands betrug im 
Oktober, abgesehen von der Beparationslieferung (1,5 Mill. t) nur 0,204 
Mill. t. — Gute englische FRettförderkohle kostet etwa 24s/ton frei Ham- 
burg. 

Erze. — Aus Frankreich werden folgende Preise gemeldet: Eison- 
erz von Briey 15 Fr ab Mine; Hämatiteisonstein aus den Ostpyrenäen 
32 Fr/t ab Abgangsstation. 

Eisen. — Für das 3. Monatsdrittel des Dezember stellen sich die Preise 
für Roheisen auf Grund der Kursklausel wie folgt: Hämatit 182 343 M, 
(ießeroiroheisen I 160 328 M, dsgl. III 160 258 M, dsgl. luxemburger Qualität 
153 201 M, kupferarmes Stahleisen 181 575 M, dsgl. siegerländer Qualität 
180 575 M, Spiegeleisen (8 bis 10%, Mn) 189535 M, Temperroheisen 178 861 
M, Ferrosilizium (10°45) 218375 M/t bei den bekannten Frachtgrundlagen. 
— Die Richtpreise des Stahlbundes vom 6. XII. für Walzeisen wur- 
den nicht geändert. — Der Westdeutsche Eisenhändlerverband 
hat seine Lagerpreise in beiden Qualitäten ab 6. XII. wie folgt festgesetzt: 
Stabeisen 38000 M (S.-M.-Qualität 41 200), Universaleisen 41100 M 
(44 500), Bandeisen 45000 M (48400), Grobbleche 42 700 M (46 300), 
Mittelbleche 44 SUO M (48 600), Formeisen 37 700 M/100 kg (40 700). 

Schrott. — Am 12. XII. wurden für Kernschrott 145 000 M, für 
Späne 115000 M/t, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 
155 000 M/t frei Berlin notiert. 


Kupfer. — Kupferblech kostet in London rd 96 £/ton und Kupfer- 
draht 10,25 d/lb. — Im September haben die V. S. Amerika folgende 
Mengen exportiert: nach Deutschland 6700 t, Frankreich 4900 t, Eng- 
land 3900 t, Belgien und Italien je 2100 t, China 800 t, Schweden 606 t. 
Holland 567 t, Spanien 211t, Japan 200 t und nach anderen Ländern 618 t. 
Die „Frankf. Ztg.‘‘ verzeichnet das Gerücht, daß die Annaconda Co. die 
Chile Kupfer Co. (Guggenheim-Gruppe) gekauft oder deren Kontrolle 
übernommen habe. 

Edelmetalle. — Im Berliner Freiverkehr wurden am 12. XII. Gold 
(fein) mit 5500 bis 5550 M/g, Silber (fein) mit 165 000 bis 170 000 M/kg 
und Platin mit 24000 M/g notiert. 


Dach- und Isolierpappe. — Seit dem 1. XII. betragen dıe Preise 
des Verbandes Deutscher Dachpappenfabrikanten für Dachpappe mit 
80 er Rohpappeneinlage 890 M, mit 100 er Einlage 730 M, mit 150 er Ein- 
lage 490 M, mit 200 er Einlage 400 M/m? und für Isolierpappe mit 80 er 
Einlage 1290 M, mit 100er Einlage 1090 M, mit 125er Einlage 890 M/m? 
bei waggonweisem Bezug, auf den Verladebahnhof des Verkäufers geliefert, 
netto gegen sofortige Barzahlung. 


Schellack. — T. N. Orange wird mit 13500 M/kg angeboten. 


Paraffin. — Weißes amerikanisches Tafelparaffin wurde am Ham- 
burger Paraffin- und Wachsmarkt in den letzten Tagen mit rd 650 M/kg 
unverzollt gehandelt. 

Teer und Teererzeugnisse. — Destillierter Steinkohlenteer 
wird mit rd 18 000 M/100 kg netto angeboten. Steinkohlenteerhart- 
pech, springhart und hochglänzend, bewegt sich in einer Preislage von 
19000 bis 20 000 M/100 kg netto, Braunkohlenteerhartpech kostet 
etwa 12000 M/100 kg netto. 


Benzin. — Leichtbenzin bedingt einen Preis von rd 950 M, Mittel- 
benzin einen solchen von rd 900 M und Schwerbenzin etwa 835 M/kg ver- 
zollt ab Lager. 


Sauerstoff und Wasserstoff. — Die Werke fordern ab 1. XII. 
bei Lieferung unter Abschluß in Eigenflaschen 630 M in Leihflaschen 
670 M, außer Abschluß entsprechend 635 M bzw. 675 M/m? frei Bahnstation 
der Erzeugeorstelle. 

Azetylen. — Der Preis für gelöstes Azetylen beträgt seit dem 6. XII. 
in Leihflaschen 3350 M und in Eigenflaschen 3040 M/m’ frei Erzeugerstelle. 


Öle und Fette. — Die Dollarpreise für Schmieröle haben sich in 
den letzten Tagen nicht geändert. Der Zoll für Mineralölo beträgt bis 
19. XII. 214,18 M/kg. Rein mineralisches Gasöl wird zu 150 M/kg ver- 
zollt angeboten. Yaraffintreiböl kostet in Kesselwagen 175 bis 180 
M/kg ab Versandstation und Braunkohlenteeröl für Dieselmotoren 
172 M/kg unter gleichen Bedingungen. Steinkohlenteeröl wird zu 
190M/kg netto verkauft.— Aus Holland meldet man Leinöl zu 41,121, Gld je 
100 kg; am Hamburger Warenmarkt werden etwa 1515 M/kg verlangt. 
— Rizinusöl 1. Pressung stellt sich auf etwa 1825 M und Ware 2. Pressung 
auf 1795 M/kg. — In New York notierte Terpentinöl am 12. XII. 
140 cts/Gallone; am deutschen Großmarkt werden für amerikanische 
Ware etwa 4900 M und für französische etwa 4800 M/kg gezahlt. 

Altmetalle. — Am 12. XII. wurden am Berliner Markt folgende 
Preise gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handolsüblich, 2100 bis 2150 M; 
unverzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 2025 bis 2075 M; Maschinenrot- 
guß, handelsüblich und tiegelrecht, 1600 bis 1650 M; Messingzünder, pulver- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 51. 


. 1900 bis 1950 M; reine, weiche‘ Messingblechabfälle 1800 bis 1850 M. 


. Elektrolytkupfernotiz bzw. die Kommission des Berliner Metallbörsen. 
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg: 


21. Dezember 19%8, 


und eisenfrei, 1350 bis 1400 M; Messingkartuschen, pulver- und eisenir... 


Schwermessing, handelsüblich, 1250 bis 1300 M; Messingschraubenspin 
handelsüblich, 1325 bis 1375 M; altes Weichblei 725 bis 750 M; Zinkzünder. 
legierungen 1075 bis 1125 M; Altzink, handelsüblich, 925 bis 975 M; Rein. 
aluminiumblechabfälle (98/99%) 2600 bis 2700 M/kg in geschlossen«, 
Quantitäten und Wagenladungen. 

Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsch- 


vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für promp- 


Metall | 14. XH. | 13. XII. 11. XIL 
Elektrolytkupfer (wire bars), 
prompt, cif Hamburg, Bremen 
oder Rotterdam . . . . 2... 2434 2574 2717 
Originalhüttenrohzink {Preis 
des Zinkhüttenverb.), nom. . .| 1463,75 1533,28 1512,58 
Raffinadekupfer 99/99,3% .| 2125—2200 | 2150-2250 | 2300-240) 
Originalhüttenweichblei . 875—925 900 — 950 950—1000 
Originalhüttenrohzink, Preis im 
freien Verkehr... .... 1350 - 1425 | 1450—1500 | 1475—1523; 
Plattenzink (remelted) von han- 
delsüblicher Beschaffenheit . .| 1100—1200 | 1150—1250 | 1200-13 
OriginalhüttenaJuminium 
98/99% in Blöcken, Walz- oder 
Drabtbarren ... 2.2.0. 3040 3219 | 8H 
dgl. in Walz- oder Drahtbarren 
ER E E E T 3064 3243 3333 
Zinn, Banka, Straits, Austral. in 
Verkäuferswahl .... . . „| 6300 - 6400 | 6550— 6650 !' 7000-71 
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 6250—6350 | 6475—6575 | 690-700 
Reinnickel 98/99% .. . . .| 4450—4500 | 4650—4700 | 4700-480 
Antimon- Regulus ...... 825—875 850 — 900 900— %50 
Silber in Barren rd 900 fein für 
lkgfen...... a 145000 157500 170000 
bis 150000 | bis 162500 | bis 1750% 


An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am 
8. XII. 1922 für 1 ton (1016) kg notiert: 


| £ 8s d £ s dì 
*Kupfer: best selected. ...... ; 65 10 O0 bis 67 V '! 
0 electrolytic . . 2. 2.22 .. 69 10 0O „ 00% 
PR wire bars . 2 2 2 2 2 2 2 0. 000. -=--- 
Bo standard Kasse. . . .... 62 10 0, 8 2. 
“ch u 3 Monate ..... 68 2 6 „ 63 5 
Zinn: standard, Kasse .. . .. 2 2... 180 15 O0 „ 181 0 
” N 3 Monate. . . . 2.2... 181 15 0 „12 u" 
a Strati ai nn a er e o a . 182 5 O0 „ 122" 
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 26 00, 2% ģ ti 
» gew. engl. Blockblei ....... I 5 0 „n — -- 
Zink: gew. Sorten . . 2.222.200. 350,955, 
» remelted s aor near re 35 10 0 en 
j engl. Swansea . 2... 2.2 02.. 39 10 0 lieferbar Swansa ı 
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . . 27 £:'29 f 108. BE 
Aluminium: 98 bis 99% .. sses. N £10s (In- und Ausland! 
Nickel: 98 bis 99% garantiert... . . 130 £ (In- und Ausland). | 
Wismut: je lbe .. 2.222220. .. 108. 
Platin: nominal je Unze . . .. 2...» 22 £. 


Quecksilber: nom. für die 75 Ibs.-Flasche 12 £5 ». 
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 8 6d/13 s. 


In New York notierten am 14. XII. 1922: Elektrolytkupfer loco 14.0. 
bis 14,25; Eisen 27,10; Blei 7,12; Zink 7,20; Zinn 37,62 cts/lb. 


*) Netto. 


Bezugsquellenverzeichnis, 
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nich: 
berücksichtigt werden.) 


Frage 62. Welche Firma befaßt sich mit der Wiederber , 
stellung unbrauchbar gewordener Glühlampen? 


Berichtigung. 


Im VII. Abschnitt der Arbeit von Emde über den mittlere: 
Drehschub (Heft 48, S. 1434) sind beim Druck in zwei Gleichungt: 


in sinnstörender Weise vier Unterklammerungen weggeblieben. 1: 
beiden Gleichungen vor und hinter Gl. (®) sollen heißen: 


v.i=-VvV.ıi=-1t 
(J. Pe tnin iti iE nrt ii | 


Abschluß des Heftes: 16. Dezember 1922. 


| 
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer ir Berlin. 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


Inhalt: An unsere Mitglieder! 1521. 1531. [Strom- und Spannungsdiagramme von Syn- trage“ von J. Biermanns (Schluß). 

Über die Organisation des Zählerwesens bel chronmotoren für asynchronen Anlauf. kanntgabe, Pr e- 
großen Elektrizitätswerken. Von M. Kutzner. Beleuchtung und Heizung. 1531. Persönliches. 1538. W. Strelow, — A. Aichele t. 
1521. i Lichttechnische Gesellschaft (Südwestgruppe der — A. Utzinger t. 

Die Wheatstone - Kirchhoffsche Brücke Im | De ano gehe htungstechnischen Gesellschaft) Briefe an die Schriftleltung. 1539. Das Wech- 
Ortsgruppe Karlsruhe. selfeld von Fahrleitungen. Von A. Wiedemann 

Unterricht dea Starkstrom-Elektroingenleurs. Von | gen. As V € 

J Teichmüller. 1626 grense, Ansstollüngen. 382 Kon u. Halbertsma. — Die Versicherung gegen 

; ; A ‚ e 032. Masc ‘ange ae. ; M r T F 

Jahresversammlung der schwedischen und der | Verschiedenes. 1532 Jubiläum Preise ar N nlsnnde a ra, eu ` ye Re 
norwegischen Vereinigung der Elektrizitätswerke der Patentschriften. u.E.Nesper. — Zur Theorie der Stromwendung. 
1922. 1528, Energliewir tschaft. 153. Zur Elek- Von W. Weiler 

zun Raumbehelzung. trizitätsversorgung Dänemarks. — Aus der schwe- 3 z 
ao NEOS NOATE ala PARSO | ahoa  Eiektrizitätswirtachaft, — Die Kirner u. Sora _ RED DOC HEHE R N. ala. a 
od. | rE š l 3arbotz, Betriebskosten und Orgaņisation im 
; Steinkohle als Wärmekraftquelle für die Elektri i atir ` - 
Statistik der Vereinigung der Elektrizitäts- zitätsversorgung der südlichen Rheinprovinz Baumaschinenwesen, — Eingänge, 1541 
werke für die Betriebsjahre 1918 und 1920. Von | Verelnsnachrichten. E.V. 1533. Nachtrag zum Geschäftliche Mitteilungen, 1542. 
L. Rosenbaum. 1530. Sitzungsbericht vom 21. III. 1822, Diskussion zum Warenmarkt. 1543. 
Rundschau. Elektromaschinenbau. Vortrag ‚Der heutige Stand der Überspannungs- Bezugsquellenverzeichnis. 1544. 


HEFT 52 (1521—1544) BERLIN, DEN 28 DEZEMBER 1922 43. JAHRG. 


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mE Des Neujahrsfestes wegen muß der Anzeigenteil für Heft 1 am Sonnabend, den 30. d.' Mts., vorm. 8 Uhr, geschlossen werden. 


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ui Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52 28. Dezember 1922. 


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Bestellungen auf das Jahresinhaltsverzeichnis der „ETZ“ 1922 


Erfahrungsgemäß lassen viele Abonnenten der „Elektroteohnischen Zeitschrift“ schon seit Jahren den 
abgeschlossenen Jahrgang nicht mehr binden und legen daher auch keinen Wert darauf, das 


JAHRESINHALTSVERZEICHNIS 


zu erhalten. Bei dem erheblichen Umfang des Inhaltsverzeichnisses könnte der Verlag der 
„ETZ“ nicht unerhebliche Ersparnisse erzielen, wenn er nur so viele Exemplare des Inhalts- 
verzeichnisses druckt, als dem tatsächlichen Bedarf entsprechen. 


Diejenigen Abonnenten, die das Jahresinhaltsverzeichnis zu erhalten 


wünschen, werden daher gebeten, dies sofort mitzuteilen an die 


Verlagsbuchhandlung Julius Springer, Berlin W 9, Linkstr. 28724 


f m o a + - 


en d 


1521 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) | o 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894. 


Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24. 


Berlin, 28. Dezember 1922. 


43. Jahrgang. ‘ Heft 52. 


An unsere Mitglieder! 


. Die direkt an den Verband zu leistende Nachzahlung für persönliche Mitglieder für 1922 beträgt 300 M, für 
korporative Mitglieder das Dreifache der ersten Nachzahlung. Der an die Vereine zu zahlende Mitgliedsbeitrag für die 
beiden erstenVierteljahre 1923 für persönliche Mitglieder beträgt zusammen 1000 M, für korporative Mitglieder nach 
besonderer Staffelung entsprechend der Arbeiter- und Angestelltenzahl, worüber die einzelnen Vereine Auskunft er- 
teilen. Einsendung der Beiträge ist umgehend erforderlich, da sonst die Lieferung der „ETZ“ ab I. Januar 1923 ein- 


gestellt wird. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


Über die Organisation des Zählerwesens bei großen Elektrizitätswerken. 
| Von M. Kutzner, Neusalza-Spremberg. Í 


Übersicht. Es wird eine Organisation zur Überwachung von 
30000 Zählern beschrieben und gezeigt, daß selbst die Überwachung 
der Zähler bei größten Elektrizitätswerken genau so sicher geschehen 
kann, wie bei kleineren Werken und keine Schwierigkeiten bereitet, 
wenn das ganze Zählerwesen des Unternehmens von einer Stelle aus 
geleitet und zweckmäßig organisiert wird. 


‚ Jeder Zählerfachmann, welcher Gelegenheit hat, einen Einblick 
in die Organisation der Zählerverwaltung und Überwachung bei 
verschiedenen Elektrizitätswerken zu erhalten, weiß, daß auf diesem 
Gebiete noch viel zu wünschen übrig bleibt. Dies gilt nicht nur 
für kleine Werke, sondern auch für große. Während bei kleinen 
Werken und mittleren städtischen Elektrizitätswerken die Über- 
wachung und Verwaltung der Zähler in organisatorischer Hinsicht 
keine größeren Schwierigkeiten bietet, gestalten sich dieselben bei 
ausgedehnten Überlandzentralen oft sehr unübersichtlich. 

Es soll nun im folgenden eine Organisation beschrieben werden, 
welche vom Verfasser in mehr als zehnjähriger Arbeit bei einem 
Überlandwerk entwickelt wurde, welche etwa 30000 Apparate zu 
unterhalten hat. Diese Organisation ist nicht als etwas Fertiges 
zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach eingeführt worden, sondern 
wurde seit dem Jahre 1908 von Jahr zu Jahr weiter entwickelt und 
ausgebaut. Erst die letzten 3 Jahre brachten einen gewissen Still- 
stand im Ausbau der Organisation, so daß ihre Entwickelung nun 
als im großen ganzen abgeschlossen gelten kann. 

Zur Bearbeitung aller Angelegenheiten, welche Zähler und 
ähnliche Apparate betreffen, wurde eine besondere „Zählerabtei- 
lung” gegründet. Diese hat die erforderlichen Zähler zu be- 
schaffen, zu verteilen, zu verwalten und zu überwachen. Der Leiter 
der Zählerabteilung ist der Direktion für den Betrieb seiner Abtei- 
lung, insbesondere für den Zustand der Zähler voll verantwortlich. 
Zu seiner Unterstützung in technischen Arbeiten hat er einen 
Zählerrevisor für Verwaltungsarbeiten und Führung der Kartothek 
sowie des Zählerlagers einen Bureaugehilfen zur Verfügung. 
Ferner sind 6 Eicher, 1 Mechaniker, 2 Lehrlinge und 1 Arbeiter vor- 
handen. Es werden sämtliche Reparaturen in der eigenen Werk- 
statt ausgeführt und in derselben billiger und vor allen Dingen viel 
schneller erledigt, als wenn die Reparaturen der Fabrik überwiesen 
werden, wie dies in den ersten Jahren geschah. 

Die technischen Einrichtungen dieser Zählerabteilung sollen 
hier nicht beschrieben werden; dies sei einem späteren Aufsatz 
vorbehalten, Hier soll nur die Organisation beschrieben werden, 
welche zur Instandhaltung und ständigen Überwachung der 30 000 
Apparate dient. 

Die Grundlage für die ganze Organisation der Zählerabteilung 
bildet die Kartothek. Diese besteht aus 3 Schränken mit zusammen 
74 Kartenkästen. Eine leere Karte der Kartothek für Zähler zeigt 
Abb. 1. Mit Hilfe der Kartothek gestaltet sich die Zählerüber- 
wachung folgendermaßen: Werden neue Zähler bestellt, so werden 
sofort bei Abgang der Bestellung soviel leere Karten abgezählt, als 
Zähler bestellt sind. Diese Karten werden mit Angabe der Zähler- 


type, Spannung, Stromstärke, Datum der Bestellung und überhaupt 
mit allen Angaben versehen, welch6 schon bei der Bestellung ge- 
macht werden können. Da die Zähler der gebräuchlichsten Typen 
immer in größerer Anzahl bestellt werden, so erfolgt das Ausfüllen 
der Karten meist durch Stempel. Die so vorbereiteten Karten wer- 
den nun in den ersten Kasten der Kartothek eingestellt. Dieser 
trägt die Aufschrift „Bestellt“. In diesem Kasten sind die Karten 
der einzelnen Bestellungen nach dem Datum der Bestellung geord- 
net. Die zu jeder Bestellung gehörenden Karten eind von den an- 
deren Bestellungen durch zwischengelegte kleine Holzplatten gut 
siehtbar getrennt. Der Kasten gewährt also in jedem Augenblick 
eine leichte und vollständige Übersicht über die von der Fabrik noch 


zu liefernden Zähler. 


Werden von der Fabrik Zähler geliefert, so wird die Sendung 
zunächst genau mit dem Packzettel verglichen und auf dem Pack- 
zettel die Richtigkeit der Lieferung, sowie der Tag des Einganges 
der Sendung vermerkt, Es werden dann aus dem Kasten „Bestellt“ 
soviel Karten von der in Frage kommenden Bestellung fort- 
genommen, als Zähler geliefert sind. Diese Karten werden nun — 
meist durch Stempel — mit dem Datum der Anlieferung und den 
Zählernummern versehen und kommen dann in den nächsten Kasten, 
welcher die. Aufschrift „noch nicht berechnet” trägt. In diesem 
Kasten bleiben die Karten durch zwischengelegte Holzplättchen 
nach den einzelnen Lieferungen getrennt stehen bis die Rechnung 
eintrifft. Die eingehenden Rechnungen werden zunächst auf die 
Richtigkeit der Preise und wenn nichts zu beanstanden ist, mit 
Hilfe der zu der betreffenden Sendung gehörenden Karten aus dem 
Kasten für noch nicht berechnete Zähler auf Richtigkeit der Liefe- 
rung geprüft. Darnach werden die Karten mit den Daten.der Be- 
rechnung und Verbuchung und den Angaben über Preis des Zählers, 
sowie den Kosten für Fracht und Verpackung versehen, Die Rech- 
nungen werden nun als richtig bescheinigt und an die kaufmännische 
Abteilung weitergegeben. Sollten die Rechnungen aber beanstandet 
worden sein, so bleiben die Karten solange in dem Kasten für noch 
nicht berechnete Zähler, bis die Rechnung von der Fabrik richtig- 
gestellt ist. u ' i Ä 

Alle Karten werden außer mit der Fabriknummer noch mit einer 
besonderen „Eigentumsnummer”“ versehen. Diese Eigentums- 
nummern, welche fortlaufend geführt werden, ermöglichen bei der 
Inventur eine Kontrolle darüber, ob keine Kartader Zählerkartothek 
verlorengegangen ist. Wäre letzteres der Fall, so würde bei Ord- 
nung der Karten nach Eigentumsnummern eine Nummer in der fort- 
laufenden Reihe fehlen. Weiter sind diese Eigentumsnummern des- 
wegen nötig, weil bei Bezug von Zählern von mehreren Fabriken 
leicht eine Fabriknummer doppelt vorhanden sein könnte. Jeder 
Zähler erhält auf einem Schild die gleiche Eigentumsnummer, 
welche auf seiner Karte steht. 

Wird bei der Inventur das Fehlen einer Karte bemerkt, muß 
man die fehlende Karte genau feststellen und ersetzen können. Zu 
diesem Zwecke wird jeder Zähler außer in die Kartothek noch in 
einem besonderen Zählerkataster eingetragen, Mit Hilfe dieses 

x ° 


- 


-mr r =æ ʻ.» č 


1522 


Vorderseite. 


Eigentums-Nr. Fabrik-Nr. 


Angeliefert den berechnet den 


Bestellt am -> Bestell-Nr. 


Aufgestellt am Name des Abnehmers | 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 


Type 


_ verbucht den 


28. Dezember 192%. 


Amp Volt 


Wert des Zählers M 
Fracht u. Verpackung „ 


Sa. M 


Entfernt: 
am: weil: 


Wohnung 


| Zähler kam zur Reparatur 


_ Zähler ging an die Fabrik zurück 


Eichungsbericht umstehend. 


Rückseite. | 
Das Eichungs - Bericht. 
Alte Eichung Neue Eichung 
T I O E EE, E E EE Bemerkungen Geprüft durch 
5 | W% 50% | 1 
Abb. 1. 


Katasters ist es leicht möglich, für jede Eigentumsnummer die zu- 
gehörige Fabriknummer zu finden und umgekehrt. Auch kann nach 
den Angaben des Katasters eine verlorengegangene Karte leicht 
wieder ersetzt werden. 

Die fertig ausgefüllten Karten gelangen nun in den nächsten 
Kasten mit der Aufschrift „Hauptlager”. In diesem sind die Karten 
nach Zählertype, Stromstärke und Spannung geordnet. Die ein- 
zelnen Typen sind durch Leitkarten voneinander getrennt. Man 
kann mithin jederzeit den Bestand des Hauptlagers leicht übersehen. 

Die von den Unterbureaus (Bezirksmonteuren) benötigten 
Zähler werden diesen auf Bestellung per Bahn zugestellt, jeder Sen- 
dung wird ein Packzettel beigefügt, dessen Kopie in dem Ausgangs- 
buch verbleibt. Am Anfang einer jeden Woche werden die in der 
vorhergehenden Woche eingetragenen Zählerausgänge in der Weise 
bearbeitet, daß an Hand der Packzettelkopien im Ausgangsbuch die 
zu den einzelnen Sendungen gehörenden Karten aus dem Kasten 
„Hauptlager” herausgenommen und in die Kästen für die „Unter- 
lager“ eingestellt werden. Die einzelnen Posten im Ausgangsbuch 
werden sodann durch Stempelaufdruck als erledigt bezeichnet. Die 
Karten für die einzelnen Unterlager sind in diesen Kästen durch 
Holzplättchen und Leitkarten übersichtlich getrennt. Die Karten 
jeden Unterlagers sind unter sich nur in zwei Gruppen: „Zähler“ und 
„Strombegrenzer“ durch Leitkarten geordnet. Jede Gruppe ist dann 
nochmals nach Eigentumsnummern geordnet. Eine Ordnung nach 
Zählertypen ist nicht erforderlich, weil dio Unterlager nur geringe 
Mengen Zähler auf Lager haben und diese daher leicht zu über- 
sehen sind. 

Die Herausgabe der Zähler und Strombegrenzer für die Ab- 
nehmer erfolgt ausschließlich durch die Bezirksmonteure. Der 
Nachweis über den Verbleib der Apparate, welche bei Abnehmern 
angebracht wurden oder über die Herkunft der Apparate, welche von 
den Abnehmern zurückgekommen sind, erfolgt durch Formulare 
nach Abb. 2. Die Formulare sind für jede In- und Außerbetrieb- 
setzung einzureichen, u. zw. auch dann, wenn nicht die ganze An- 
lage, sondern nur Teile davon außer Betrieb gesetzt werden und 
ebenso bei Erweiterung bestehender Anlagen. Auch wenn in der 
Person oder Firma des Abnehmers Änderungen eintreten, ist dieses 
Formular von dem Bezirksmonteur einzureichen. Die Einsendung 
der Formulare erfolgt am Schlusse jeder Woche an die Zähler- 


abteilung. Hier werden die Berichte bearbeitet und daraufhin kon- | 


trolliert, ob in der Reihenfolge der mit fortlaufenden Nummern ver- 
sehenen Berichte keine Nummer fehlt. Dadurch wird erreicht, daß 
nicht etwa eine Anlage in Betrieb gesetzt wird, von welcher die 
Zähler- oder Stromberechnungsabteilung nichts erfährt, weil der 
Bericht vielleicht. verlorengegangen ist. 

Die Bearbeitung dieser In- und Anußerbetriebsetzungsberichte 
erfolgt in der Art, daß zunächst die Berichte bearbeitet werden, 
welche Außer betriebsetzungen anzeigen. Die zu den außer Be- 
trieb gesetzten Zählern gehörigen Karten werden aus den ent- 
eprechenden Kästen der Kartothek herausgenommen, mit dem 
Datum und Grund der Demontage versehen und sodann in die 
Karten des Unterlagers eingeordnet, welches die Berichte einge- 


reicht hat. Sodann werden die Berichte bearbeitet, welche die In- 
betriebsetzung von Zählern melden. Die zu diesen Zählern 
gehörigen Karten werden aus den Karten des betreffenden Unter- 
lagers herausgenommen und mit dem Datum der Montage, sowie 
Name, W ohnort und Wohnung des Abnehmers versehen. Für jede 
dieser Karten wird dann ein sogenannter „Prüfbericht” (Abb. 3) 
ausgeschrieben. Die Karten werden sodann in einen Kasten mit der 
Aufschrift „Kontrolle“ nach Ortschaften und Eigentumsnummern 
geordnet eingestellt. Sodann werden die Berichte bearbeitet, welche 
die Übernahme von Anlagen durch andere Abnehmer melden. Diese 
Bearbeitung geschieht dadurch, daß auf der zu dem Zähler gehören- 
den Karte der neue Abnehmer und das Datum der Umschreibung 
eingetragen wird. Zum Schluß werden die Berichte bearbeitet, 
welche nur eine Erweiterung oder Verringerung bereits bestehender 
Anlagen melden, ohne daß Zähler in oder außer Betrieb gekommen 
sind. Diese Berichte werden nur mit der Kartothek verglichen, ob 
die in den Berichten genannten Zähler wirklich für die betreffenden 
Abnehmer eingetragen sind und ob die Zähler dem Umfang der 
Anlage noch entsprechen. Ist dies nicht der Fall, so wird die Diffe- 
renz aufgeklärt und die Karten gegebenenfalls berichtigt, bzw. die 
Zähler ausgewechselt. 

Die Zählerabteilung gibt die bearbeiteten und kontrollierten 
Berichte an die Stromberechnungs-Abteilung, diese an die technische 
Abteilung weiter, wobei jede Abteilung ihren Erledigungsvermerk 
mit dem zugehörigen Datum einträgt. Erst dann gelangen die Be- 
richte in die für die einzelnen Abnehmer bestehenden Aktenstücke. 

Um nun den Bestand der Unterlager nachprüfen zu können, 
haben die Bezirksmonteure gleichzeitig mit den Inbetriebsetzung-- 
berichten der letzten Woche im Monat einen „Zählerbericht“ 
(Abb. 4) einzusenden. Auf diesem sind sämtliche auf Unterlagern 
befindlichen Zähler undStrombegrenzer nach Nummern einzutrageo 
Diese Liste wird in der Zählerabteilung mit den Karten des be- 
treffenden Unterlagers verglichen. Hierbei sich etwa ergebende 
Differenzen müssen durch die Bezirksmonteure sofort aufgeklärt 
werden. Die Zählerberichte dienen, wie aus dem Vordrück ersicht- 
lich, außerdem noch anderen Zwecken, so z. B. der Bestellung von 
Zählern, Angabe der reparaturbedürftigen Apparate, welche siel 
auf Lager befinden usw. 

Die neu angebrachten Zähler oder Strombegrenzer werden nu! 
von den Eichern daraufhin geprüft, ob sie ordnungsmäßig montiert 
und richtig geschaltet sind, sowie ob sie richtig gehen. Die Strom- 
begrenzer werden gemäls dem Verbrauch der von den Abnehmen 
angemeldeten Anschlußwerte mit Hilfe der angeschlossenen Lampe! 
und eines zum Zählerprüfgerät gehörenden Widerstandes ein- 
gestellt. Sind die Apparate in Ordnung, so werden die Schutzkappen 
der Anschlußklemmen plombiert und die Ergebnisse der Prüfun: 
in die schon erwähnten Prüfberichte eingetragen. Diese Pruf- 
berichte werden den Eichern jeden Monat in den ersten Tagen {ur 
alle in ihren Bezirken neu angeschlossenen Apparate zugestellt ur? 
müssen von denselben in der ihnen vorgeschriebenen Reihenfois- 
in den einzelnen Ortschaften ihrer Bezirke erledigt werden. Di: 
erledigten Prüfberichte sind ausgefüllt am Schlusse jeder Woche 


28. Dezember 1928. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 1588 
Vorderseite, | Neuanlage — 
la- e 5 Erweiterung 
ier-Betriebsetzungsbericht Nr. 1099 = ee 
Zähler- Auswechslung 
Bisheriger Tarif: Nachfolger: < 
Name: o e a ea tens E eae: 
B Bisheriger Abnehmer: a . ney 
IAD OTa E EPERE AEE E PE EEE EEEE TAE S E A EEE EN s Hausanschluß: vorbanden 
cz Be Alte Anlage: —TQuerschnitt.......................... qmm 
Ort ESTILI ae Sicherungß....... . .................. Amp 
Pauschalbetrag für: 
Straße: NDS) en Lampen, davon ......... Lampen gleichzeitig brennend. 
Angeschlossen sind: 
Apparate Motore zusammen 
Watt e Anzahl | PS | für Antrieb von Lampeh' Appa- anotore | Watt 


Eingebauter Zähler: 


Beuemuueunueneen ren. 


für >... Amp... x E Volt ffür....<...... 
Anfangsstand: Anfangestand: 


BENERE 


Ausgebauter Zähler: 
Endstand: 


0 
i ` 
br ei, | 


Ausgebauter Zähler: 
E E 
Endstand: 


Rückseite. 


Eingebauter Zähler: 


II II | 


i tea Niani 
.......><....... Volt f Ausgebauter Strombegrenzer: 
Anfangsstand: e SA 


emesen 


Anlage geprüft 


am ........ PANS E T 
QUECh aeaa ER 
Ausgebauter Zähler : In l 
NE oauan . Außer Betrieb gesetzt 
Endstand; BI ee ae 
AUECh ee 
Betriebsburean: 


Zur Eintragung an: 


® 


Zähler- 
Abteilung 


Anschluß- 


Zeichnungs- [ 
Buch Nachweis 


Strom- Zähler-Buch i 


Abteilung Zu den Akten 


Ce e e e a a 
“oH OA a EE 


Bemerkungen: 


ea a en mn a 


Te TE ET TE Ten nn ne rer en nn nen 


“rn tumen nee menu n en nme ne m ET TE En a a Ta ne mn mn nenn nme nenne 


nn [in nn ne En TE men en nen nn ea a er meer nee nn nnmnen 


Abb. 2. 


an die Zählerabteilung einzusenden. Der Inhalt der Prüfberichte 
wird nun in die aus dem Kasten „Kontrolle“ entnommenen Karten 
eingetragen. Nun erst gelangen die Karten in die Kästen, welche 
die Karten für die bei den Abnehmern angebrachten Apparate ent- 
halten. Melden die Eicher, daß sie sämtliche Prüfberichte erledigt 
hätten, so darf auch in dem Kasten „Kontrolle“ keine Karte mehr 
enthalten sein. Ist dies doch der Fall, so haben die Eicher Zähler 
ausgelassen und müssen die noch nicht geprüften Apparate nach- 
träglich untersuchen. Sie könnten auch einzelne Zettel verloren 
und aus diesem Grunde die Prüfung unterlassen haben. Dann wer- 
den ihnen einfach an Hand der Karten neue Prüfberichte ausge- 
schrieben. Über solche Apparate, welche nicht in Ordnung befun- 
den wurden, werden trotzdem die Prüfberichte ausgefüllt und mit 
entsprechenden Vermerken versehen. Dem zuständigen Bezirks- 
monteur wird dann die sofortige Beseitigung gefundener Mängel 
resp. Auswechselung der beanstandeten Apparate aufgegeben und 
für die betreffenden Karten, nachdem sie aus dem Kasten „Kon- 
trolle” herausgenommen sind, neue Prüfberichte zur Erledigung im 
nächsten Monat ausgeschrieben. Die Prüfberichte werden in der 
Reihenfolge, in welcher ihr Inhalt in die Kartothek eingetragen 
wurde, mit fortlaufenden Nummern versehen. Die gleiche Nummer 
erhält auch die Karte an der hierfür bestimmten Stelle. Nach Er- 
ledigung der Prüfberichte durch die Zählerabteilung werden die- 
selben der Stromberechnungs-Abteilung zur Nachprüfung bzw. zum 


Vergleich der Abnehmerlisten und Ablesebücher tiberwiesen. Er- 
geben sich hierbei Differenzen irgendeiner Art, so müssen dieselben 
sofort aufgeklärt und etwa vorhandene Fehler berichtigt werden. 
Nach Prüfung durch die Stromberechnungsabteilung kommen die 
man in die für die einzelnen Abnehmer angelegten Akten- 
stücke. 

Damit nun der Kasten „Kontrolle“ auch wirklich leer werden 
kann, dürfen Karten, welche erst nach Aushändigung der Prüf- 
zettel für den betreffenden Monat an die Eicher eingestellt werden 
sollen, nicht in den gleichen Kasten kommen. Es sind deshalb zwei 
Kästen „Kontrolle“ im Gebrauch, u. zw. einer für die graden und 
einer für dieungraden Monate. Auf diese Weise wird es mit Sicher- 
heit vermieden, daß etwa ein neu montierter, aber defekter Apparat 
längere Zeit im Betriebe bleibt, oder Schaltungs- und Montagefehler 
der Zähler unentdeckt bleiben und das Elektrizitätswerk ge- 
schädigt wird. 

In den Kästen, welche die Zähler der im Betriebe befindlichen 
Zähler enthalten, sind die Karten nach Ortschaften geordnet. Die 
einzelnen Ortschaften folgen in alphabetischer Reihenfolge auf- 
einander und sind durch Leitkarten bezeichnet. Innerhalb jeder 
Ortschaft sind die Karten in zwei Gruppen (Zähler und Strom- 
begrenzer) eingeteilt und die Karten jeder Gruppe nach Eigentums? 
nummern geordnet. (Die früher angewandte Methode der Ordnung 
nach Zählertypen oder Namen der Abnehmer hat sich nicht bewährt.) 


-m a en 


Elektroteghnische Zeitschriit. 1922. Heft 52. 28. Dezember 1922. 
Vorderseite. Prüfberichte. Die Prü rund der Kartothek 
nz ein ne statt shon kenn, WARE die 
.. | etz ng eines jeden hlers stattgelunden uf die 
Prüfbericht Nr. BIER rini Karten der Zähler, welche zur Nachprüfung kommen gollen und | 
für welche den Eichern Prüfberichte zugestellt worden sind, wer- 
en ee RT sat Nr; -.. wisse = den sogenannte „Reiter“ aus Metall aufgesteckt. Geben nun die 
Name: ' E Eicher die ausgefüllten Prüfberichte zurück, £0 werden die Bich- i 
ame: .... Amer e S resultate in die Karten eingetragen und die Reiter von diesen Karten 
Type: Ltt en Ampere: ...... en Volt: entfernt. Die Karten werden darnach wieder an ihren Ort gestellt. 
Eigent. Nr. ` Fabrik Nr Die weitere Behandlung der Prüfberichte ist dieselbe, wie bei der 
igent. Ar... N Kontrolle neu angeschlossener Apparate. — Meldet der Eicher, daß 
Montage: ..:: ers Me Schaltung: -. - nn ra mit der Nachprüfung Ar ane ue Strombegrenzen pr e a 
| : 9 ertig sei, so dari au einer Karte für den treffenden Ort menr 
Ist Warnungsschild zörhanden? meer T - ein „Reiter“ stecken. Ist dies doch der Fall, so hat der Eicher einen 
Ist Ablesekarte rannte T a ausgelassen Und Tor E a ne en) Erst AS 
te : f ies geschehen ist, er ält der Eicher ie Prüfzettel für den nächsten 
Ist Ablesekarte richtig geführt: ---------7717 T et Ort. Auf diese Weise ist es ausgeschlossen, daß ein Zähler oder 
Zählwerkestand vor der Prüfung ...... o > Stdn. Strombegrenzer bei der regelmäßigen Nachprüfung übergangen 
w Zeit- wird. Solche Apparate, welche nicht in Ordnung sind und an Ort è 
Zähler ging nach Normalzähler On zu ie und Stelle nicht sofort in Ordnung gebracht werden können, werden 
g o Wattmeter = š Ban den Bezirksmonteuren zur Auswechselung aufgegeben. | 
Ei tzte E izteile: S27 Außer den vorgenannten Prüfungen haben die Eicher jeden 
ingesetzte Ersatzteile: --------= 1- — = Ma TE ¿weiten Monat noch die Kontaktuhren der Doppeltarifzähler und die 


neoon a u Hochspannur sorah h zu Ne er die Kontakt a oD 
j ee a E E " araufhin, ob. die r richtig geht evtl. Nachregulieren) U o 
Ausgeführte Arbeiten: 0 m T der Tarif bei jeder Uhr richtig eingestellt ist. Die HochspannungS- 


ee ...-- zähler werden insbesonder® daraufhin kontrolliert, ob die drei 


a. 


Zähler gehtınach Instandsetzung -.-. zes ) 
Anlauf bei“ Watt. Leerlauf: besonders im Sommer nach Blitzschlägen vorkommt. Damit die 
nlaut bei -----+---- au = en Kw.- EEE Eicher auch bei diesen Prüfungen keinen Zähler übergehen, ist für 
Zählwerkestand nach der Prüfung .... un T Zeit- Stdn. dieselben je eine „Prüfkarte” (Abb. 5 und 6) eingeführt, welche 
Geht Heizstrom durch den Lichtzähler? .. . nn Vorderseite, 
: 1... Kw.- Prüf-Karte Nr... ... für Doppeltarifzähler 
Der Zähler für Heizung ist ein „7. Stundenzäbler | 
Zeit- DS HERE 0 Nr.. 


ee : ra Kw.- ; 
Für jede vom Heizzähler angezeigte Je Sunis and aut don: Amen. Bes ne ee 


Lichtverbrauch = Wattstunden zu vergüten. Zähler NT..------------------ Type: ...... een 
Rückseite. i Tag Ging Minuten Nachregul. plomb Kontrolliert durch 

, l vor | nach madreng. | von 
Der Strombegrenzer schaltet aus bei ........ Watt. ee 
Der Strombegrenzer ist gesichert mit .....---.----- Amp. | | | | | 
An den Strombegrenzer sind angeschlossen: i | 

Be ya Lampen à 25 Kerzen Rückseite. : 

—,— Meldungen: 
” ” 32 n aaa ee ME RR BR: . 3 BR RR rt Liasa sera 
Fa Hals A „50 | | Abb. 5. 

Außerdem eine Umschaltlampe von -------:--7 Kerzen in der Größe den Prüfberichten gleicht. Aus dem Vordruck ist 


ersichtlich, daß die Karte für die Kontaktuhren sehr wertvoll für 
die Regulierung der Uhren ist, weil der Eicher sieht, wann, wievie 
en E und in welchem Sinne der Gang der Uhren zuletzt geändert wurde. 
u a Daraus läßt sich dann leicht berechnen, um wieviel neuerdings nach- 


ul ee ERSMRERRFTE reguliert werden muß. Die Karte für die Hochspannungszähler 
a | bietet wichtige Anhaltspunkte, wenn in der Zähleranlage einmal 
P a a en Ben Störungen auftreten sollten (Zählerstand, Belastung usw.). jese 
Tag: ..--2---------- neuen 192..... Eicher: ...... g eien De nn die nz allmonatlion eeina m = 
:: | 31m} . rüfzetteln über neu angeschlossene pparate. rst wenn letztere 
Geprüft Zählerabteiluhg AM ..... ont | durch: ...... 000 erledigt sind, darf der Eicher mit der Nachprüfung der bereits 
Bemerkungen: DENE TEE a längere Zeit im Betriebe befindlichen Zähler beginnen. 
Um möglichst wenig Zeit und Kosten für Reisen der Zähler: 
RE RENIEE Beer... ... -  eicher aufzuwenden, ist das ganze Versorgungsgebiet in fünf Prüf- 
Geprüft Stromberechnungs-Abt am... -= durch: ......... bezirke eingeteilt und ungefähr im Mittelpunkt eines jeden Prill- 
e RE a bezirkes ein Eicher stationiert. Als Stationsort wird stets ein Ort 
| g gewählt, an welchem sich auch ein Betriebsbureau (Bezirksmonteur) 
ar E E, befindet, um den Eicher im Bedarfsfalle mit Hilfe des Betriebs- oder 


Bemerkungen: ------- ee ee ee RN, 


BRASS 2. 0 0 


Geprüft PAuschalberechnungsstelle am o- Bere 
Bemerkungen: In dem Betriebsbureau hat der Eicher jeden Morgen zu melden, 
Be u Ban a 2 Sa in welchen Anlagen er am Tage Zähler oder Strombegrenzer prült! 
eea ee ie ee wird. Diese Anordnung hat den Zweck, den Eicher auf pünktlich‘ 
ner Abb. 3 Innehaltung der vorgeschriebenen Arbeitszeit kontrollieren undi 
a ° bei besonderen Vorkommnissen schnell erreichen zu können. 


Bisher wurde di Kontrol lieferter und in Betrieb 2 : dag: 

gesetzter r maiae aie oen Die Taai Angers Zeit im Be- Dieselben kassieren bei jeder Ablesung den Verbrauch des a, 
gesetzten ATRio Apparato werden in reädlmählenn, Zwischen: nirenen Mena Bu ir is watert ar die Rodange de 
räumen einer Nachprüfung unterzogen Die Länge dieser Zwischen- finergieverbrauch "1 Februar. CE it nun nicht etwa die Kassen- 


richtet sich nach der Art der Zähler. Sie beträgt: boten im Einverständnis mit den Abnehmern Unredlichkeiten bt- 

bei Zählern von Großabnehmern 1 Jahr, gehen können, indem sie den Verbrauch niedriger angeben, als er 

bei Gleichstromzählern mit Kollektor 2 Jahre, tatsächlich ist, werden die Ablesungen der Kassenboten in folgen- 

bei Gleichstromzählern ohne Kollektor 3 Jahre, der Weise nachgeprüft. 

bei allen übrigen Wechsel- und Drehstromzählern sowie Strom- Wie schon weiter oben erwähnt, werden alle von den Eicher 
begrenzern 5 Jahre. abgegebenen Prüfberichte nach Bearbeitung in der Zählerabter 


Damit nun auch die Zähler und Strombegrenzer in der richtigen lung an die Stromberechnungsabteilung we 1 
Reihenfolge und in den vorgeschriebenen Zeiträumen geprüft wer- Prüfberichte enthalten auch Angaben über den Zühlerstend 
j ` kein Apparat von den Eichern ausgelassen wird, Letzterer wird nun mit dem entsprechenden Ablesebuch verglichen. 


ie für die neu angeschlossenen Apparate Er muß ungeführ dem Stande bei der letzten Ablesung durch de 


I 


28. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 


1525 


Vorderseite. 


Zählerbericht des Betriebsbureu 


Von den auf Lager befindlichen Apparaten sind reparaturbedürftig: 


u 


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| | 


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Außer den auf Lager vorhandenen Zählern werden noch gebraucht 


—.. Ps 


Volt ; 


stück | 


Ampere k Stück! 


Haus- 
Nr. 


. Zāhler- Nr 
Strombegr.- ` 


Plomben entfərnt weil 


Rückseite. 


LEHA H tH hei 


Der Lagerverwalter: De 


Abb. 4. 


Kassenboten entsprechen, wenn man den inzwischen eingetretenen 
Verbrauch nach Maßgabe des Durchschnittsverbrauchs der Vor- 
monate in Abzug bringt. Da nun jeder Zähler kurz nach der Mon- 
tage, sodann aber noch bei jeder Veränderung der Anlage und auch 
bei jedem Wechsel in der Person des Besitzers schließlich aber 
spätestens kontrolliert wird, wenn er 5 Jahre im Betriebe war, so 


pug 


Der Bezirksmonteu :: 


Apparaten bemerkten Mängel einträgt. Ebenso trägt er in das 
Buch Wünsche oder Beschwerden der Abnehmer ein und läßt diese 
Eintragungen von dem Abnehmer unterschreiben. Dies ist z. B. bei 
Bestellungen wichtig. Wenn der Kassenbote in einer Ortschaft 
fertig ist, nimmt er die beschriebenen Blätter aus dem Buch heraus 
und schickt sie zusammen mit den Ablesebüchern an das Haupt- 


Vorderseite. Kontroll-Karte Nr. _ für Zähler bei Groß-Abnehmern 
0) 5 2 EEE e a aaa a a ee a | „2 A Nino esa a a A ed E 
Zähler Nr.: Type ........... für 3>- . ......... Ampere und 3 =x EEEREN ... Volt 
Ablesekonstante ai EAR . Umdr. Konst. pr. kWh................... Max. Konst. 10 = _... ..... . Watt 
en . Stromw. ibere von BUT ooi Ampere. Spannungsw. übersetzt von .............. BUT EEE Volt 
Zähler in Betrieb gesetzt am _ mit Stromw. Nr. _ an _ und Spannungsw. Nr. a & 
Anfangsstand d. Zählwerks:....... . kWh. Anfenesständ: d. Maximalzeigers:. . ............00..0 on Grad 
Der Verbrauch soll auf Tarif II registriert erden in der Zeit von o a aa EPEE bis 
al Leser R -Wandler wurden ausgewechselt am .. .. . weil ........ 
Neue Stromwandler Nr. f ae A l Neuer TE Nr. 
Zäbler wurde außer Betrieb gereizt A a a aae aaa WEIL aea a r a 
Endstand d. Zählwerks: . kWh. Endstand d. Maximalzeigers: a ee Grad 
Bemerkungen: ......... 2. ER EEEREN, De ae N een NE ee ee. 2 le 
Rückseite. 
Prüfungs-Bericht. 
e | Swe ne en y Me ge Belsmung H Kontrolliert durch 
| Plombe transform.. | ZAhler-kW | Ampere Volt Zählwerkes Max -Zeigers | 
| Ä 
| | | | | 
Abb. 6. 


müssen Unrcdlichkeiten nach einiger Zeit doch entdeckt werden. 
Da den Kassenboten bekannt ist, daß die Zählerstände nachgeprüft 
werden, sie aber nie wissen können, welche Zähler zur ] Nachprüfung 
kommen, können sie es nicht wagen, falsche Ablesungen ein- 
zureichen. 

Jeder Kassenbote führt ein Buch mit perforierten Blättern bei 
sich (Öktavformat), in welches er alle an deu Zählern oder andern 


bureau ein. Von hier aus wird dann die Erledigung der Meldungen 
veranlaßt, z. B. Bestellungen auf Nachinstallation der Installations- 
abteilung überwiesen, Beschwerden geprüft usw. 

Durch diese Meldungen der Kassenboten bleibt die Betriebs- 
direktion ständig in Fühlung mit den Abnehmern, erhält von 
manchen Mängeln im Betriebe Kenntnis und kann für Abhilfe 
sorgen, che Abnehmer durch dieselben verärgert werden. 


1528 


Elektrotschnische Zeitschrift. 1922. Heit 52. 


28. Dezember 19822. 


Die Wheatstone-Kirchhoffsche Brücke im Unterricht des Starkstrom-Elektroingenieurs. 
Von J. Teichmüller, Karlsruhe. 


Übersicht. Die Gleichung der Wheatstoneschen Brücke wird in 
den Lehrbüchern immer noch mit den Kirchhoffschen Sätzen bewiesen, 
obwohl wir nach starkstromlicher Denkweise einen viel einfacheren 
Beweis zur Verfügung haben. Der wird in zweierlei Gestalt mitge- 
teilt. — Eine geschichtliche Betrachtung veranlaßt den Verfasser für 
die Brücke den in der Überschrift des Aufsatzes gewählten Namen zu 
empfehlen. 


Nicht nur Gesetz und Rechte im bürgerlichen Leben, auch Be- 
weise und Erklärungen in den Naturwissenschaften können sich 
wie eine ewige Krankheit forterben, — bis Vernunft Unsinn, Wohl- 
tat Plage wird. 

Im vergangenen Studienjahre habe ich über 250 Studierende 
des Maschinenbaus in „Grundzügen der Elektrotechnik” geprüft 
und in der Prüfung nicht selten nach der Wheatstoneschen Brücke 
gefragt. Ich stelle diese Frage gern, nicht nur — und nicht einmal 
in erster Linie —, um ihre Bedeutung für die Widerstandsmessun- 
gen zu betonen, sondern mehr noch, weil aus den Antworten recht 
deutlich erkannt werden kann, ob der Kandidat eine klare Vor- 
stellung von einfachen Stromverzweigungen und der Bedeutung 
erzwungener Verhältnisse in solchen hat. Von den vielleicht 70 Ge- 
fragten haben alle bis auf wenige mit dem schriftlichen Ansatz der 
beiden Kirchhoffschen Sätze (oder dem Versuche dazu) ge- 
antwortet; — und das, obwohl ich in meinem Vortrage die Brücke 
nie behandle ohne diese Art der Beweisführung für unzweckmäßig 
und unanschaulisch zu erklären und vor ihrer Anwendung in diesem 
Falle etwa mit der Bemerkung zu warnen, daß kein Kind mehr am 
Gängelbande gehen werde, das schon selbständig bewußte Schritte 
zu tun gelernt habe. Daß die Antworten trotzdem — schon seit 
Jahren — immer und immer wieder dieser Warnung entgegen aus- 
fallen, glaube ich als Beweis dafür nehmen zu müssen, daß man 
weder in den Schulen (wo die Brücke eigentlich schon behandelt 
werden sollte) noch in den in die Elektrotechnik einführenden 
Lehrbüchern sich von der orthodoxen, elektro-physikalischen Er- 
klärungsweise hat freimachen können und noch nicht zu einer der 
sonstigen Lehre vom Starkstrom gemäßeren Beweisführung über- 
gegangen ist. Der Fall ist typisch für viele. Ich glaube deshalb 
ein gutes, oder wenigstens kein schlechtes Werk zu tun, wenn ich 
die so gekennzeichnete Beweisführung — ls ob man noch im 
Jahre 1922 etwas Neues über die Wheatstonesche Brücke sagen 
könnte! — veröffentliche, etwa so, wie ich sie in meinen Vorlesun- 
gen vorzutragen pflege. 

Wenn man einen Überblick über die ganze Elektrotechnik 
geben und auch ihre physikalischen Grundlagen mit einbeziehen 
will, so wird man als einen der Grundsteine natürlich das Ohmsche 
Gesetz in seinen logisch verschiedenen 3 Aussagen: 


I=ZE/R, R=zEIL, E=1.R 


behandeln. Wir benutzen die dritte und die erste Aussage, diese 
aber in einer anderen Gestalt, nämlich: 


E=1.R und I= E.G, 


wo G = 1/R der Leitwert ist. Ich lege Wert darauf, diese zwei 
Beziehungen sofort nebeneinander zu stellen und alles Weitere auf 
diesen hierdurch betretenen, nebeneinander herlaufenden beiden 
Wegen zu entwickeln, — lege Wert darauf aus didaktischen Grün- 
den, indem ich hierbei die reziproken Beziehungen zwischen 
Leitwert und Widerstand 
Stromstärke und Spannung 
Parallelschaltung und Reihenschaltung 


betone. Das habe ich zum ersten Male in meinem Lehrbuche der 
elektrischen Leitungen 1899 getan. Daß der Leitwertbegriff trotz 
dieser didaktisch und praktisch außerordentlich wertvollen Be- 
ziehungen heute noch so wenig im Schwange ist, gehört für mich 
zu den Unbegreiflichkeiten, die wohl jedem begegnen und die man 
hinnehmen muß und höchstens mit den diesen Aufsatz einleitenden 
Worten erklären kann. 

Der Beschreibung und Erklärung der Brücke pflegt nun eine 
Zeichnung gemäß Abb. 1 beigefügt zu werden, die man dem Ver- 
ständnis des Schülers oder Lesers durch den Hinweis auf das Vier- 
eck aus 4 Widerständen mit zwei Diagonalen, von denen die eine 
die Elektrizitätsquelle, die andere ein Galvanometer enthalte, 
näher bringen zu müssen und zu können glaubt. Dieser physika- 
lischen oder allenfalls schwachstromtechnischen Darstellung stelle 
ich in Abb. 2 eine starkstromtechnische — wie ich sie wohl nennen 
darf — gegenüber. In ihr ist die Möglichkeit ausgenutzt, mit der 
schematischen Darstellung eine graphische in dem Sinne zu ver- 
binden, daß mit den Höhen die Spannungen gemessen werden. Dann 
muß zum Punkte Pı, 1n dem die beiden Widerstände R, und R; des 
linken Zweiges zusammenstoßen, der Punkt gleichen Potentials 
Pr auf dem rechten Zweige in derselben Höhe liegen; dieser Punkt 
kann durch einen Spannungsmesser leicht ermittelt werden. Er 
teilt die Gesamtspannung E in zwei Teile Eo und Eu; die Höhe 
dieser Teilspannungen sowie derGesamtspannung ist aber für unsere 


Betrachtungen gleichgültig, nur die Gleichheit der Potentiale inke 
und rechte ist wichtig. Wichtig ist außerdem, daß durch die beiden 
Teile 1 und 2 des linken Zweiges derselbe Strom fließt und eben“ 
durch die beiden Teile z und v des rechten Zweiges. Um das schon 
in der Skizze auszudrücken, würde man an Stelle des Spannungs 
messers besser wohl einen Strommesser einzeichnen; wir werden 
sehen, daß wir zu unsern Erklärungen auf dem einen der beiden 
schon oben in Aussicht genommenen Wege besser einen Strom- 
messer, auf dem andern besser einen Spannungsmesser annehmen. — 
Eine Elektrizitätsquelle wird nicht gezeichnet. Das ist heute, im 
Zeitalter der Starkstromtechnik, auch für Anfänger nicht mehr 
nötig; die zwei Schienen mit den Zeichen + und — genügen. Mit 
dieser Weglassung ist eine Fehlerquelle beseitigt, die dem alten 
Schema (Abb. 1) anhaftet: oft genug fangen die Erklärungsversuche 
an diesem damit an, daß der erste Kirchhoffsche Satz auf die 
Punkte angewendet wird, in denen die Elektrizitätsquelle an da: 
Widerstandsviereck angeschlossen ist. Eine zweite Fehlerquelle 
liegt in den Vorzeichenschwierigkeiten bei Anwendung des zweites 
Kirchhoffschen Satzes auf die beiden durch runde Pfeile gekenn- 
zeichneten Leitungskreise; Vorzeichenschwierigkeiten sind im 
2. Schema (Abb. 2) gar nicht denkbar. 


li 


Abb. 1. Abh. 2. 


An Hand dieses Schemas fahren wir mit den Erklärungen nun 
auf den beiden oben gezeigten nebeneinanderherlaufenden 
Wegen fort. 

Auf dem ersten Wege arbeiten wir mit Reihenschaltung, Wider- 
ständen und Spannungen und mit einem Strome, nämlich dem 
Strome in dem sogenannten Brückenzweige. Dieser ist gleich Null, 
also haben wir links sowohl wie rechts jedesmal zwei vom selben 
Strome durchflossene Widerstände Für solche gilt aber das (im 
Vortrage oder Buche vorher aus dem Ohmschen Gesetze unmittel- 
bar abgeleitete) Gesetz, daß sich die Widerstände wie die Spen- 
nungen an ihren Klemmen verhalten, nämlich: 


R: R= 5: E und Rz: Ry = Erz: Ey, 


woraus sich, weil E, = Ez und E, = E,, unmittelbar die Gleichung 
der Brücke: 


ergibt, 

Auf dem zweiten Wege arbeiten wir mit Parallelschaltung. 
Leitwerten und Strömen und mit einer Spannung, nämlich der 
Spannung im Brückenzweige. Diese ist gleich Null, also haben wir 
oben sowohl wie unten jedesmal zwei zwischen Punkten gleichen 
Potentials liegende Leitwerte. Für solche gilt aber das (vorher 
allgemein aus dem Ohmschen Gesetze abgeleitete) Gesetz, daß sich 
die Leitwerte wie die sie durchfließenden Ströme verhalten, 


nämlich: 
G,:G02=1.:1: und G3: Gy = I: Ih, 


woraus sich, weil I, = I und Iz = Iv., die Gleichung der Brücke in 
der ungewöhnlichen Form: R 
r) 


a 


ergibt, einer Form, die sich aber ohne weiteres in die bekannte, au! 
dem ersten Wege gewonnene Form übertragen läßt. 

Selbstverständlich ist es nicht nötig, beide Wege zu gehen. 
Hier ist’ es geschehen, um die oben behaupteten reziproken Be- 
ziehungen recht deutlich hervortreten zu lassen. Deshalb ist auch 
der Wortlaut in beiden Erklärungen, bis auf die reziprok zu ver- 
tauschenden Worte, genau dasselbe. 

Auch abee ekea davon ist es natürlich nicht nötig, zur Er- 
klärung der Brücke nach der starkstromtechnischen Denkweise & 
viele Worte zu machen, wie es hier in dieser kontradiktatorischen 
Betrachtung geschehen ist. — Manchem werden meine Ausführun- 
gen in der „ETZ“ des Jahres 1922 nicht am Platze zu sein scheinen: 
wer aber wie ich alle Semester wieder erleben muß, daß sich junge 
Leute bei der Erklärung der Wheatstoneschen Brücke in den 
Maschen der Kirchhoffschen Sätze verstricken und erdrosseln, wir 
mich verstehen. Um mir Vorwürfe aus Mißverstand zu ersparen. 
verwahre ich mich ausdrücklich dagegen, etwas gegen diese Sätze 
gesagt zu haben; ich habe nur vor ihrer Anwendung zur Erklärung 


Gy 


28. Dezember 1922. 


der Wheatstoneschen Brücke gewarnt. Da ist sie nicht nötig und, 
weil man die Erklärung einfacher geben kann, schädlich. . Viel mehr 
würde der Anfänger davon haben, wenn ihm an der echon (in der 
hier beschriebenen Weise) erklärten Brücke die Anwendbarkeit 
der Kirchhoffschen Sätze zur Erläuterung dieser Sätze selbst als an 
einem Beispiel gezeigt würde. 


Geschichtliches. 


Die Brücke ist als eine Einrichtung zur Messung von Wider- 
ständen von Wheatstone im Jahre 1843 in einer größeren Arbeit!) 


angegeben, in der der Verfasser in umfassender Weise „einige neue 


Meßgeräte und Verfahren zur Bestimmung der Konstanten eines 
Voltaschen Stromkreises‘” beschreibt, die er erdacht hat. Er glaubt, 
daß die Meßgeräte und Meßverfahren nützlich befunden werden 
würden zur Aufklärung über die Gesetze der elektrischen Ströme 
und über die mannigfaltigen, täglich wachsenden praktischen An- 
wendungen „dieses wundervollen Agens”. Und er hält solche. .Untı t- 
suchungen für nötig, damit man beurteilen lerne, ob „die hohen E-- 
wartungen, die man in betreff mancher dieser praktischen Anwen- 
dungen gehegt habe, auf vernünftigen oder trügerischen Voraus- 
setzungen beruhen“. — Die Arbeit steht auf dem sicheren und brei- 
ten Fundament der „von Ohm in seiner Theorie des Voltaschen 
Stromkreises aufgestellten Prinzipien“ und beschäftigt sich ein- 
leitend auch mit dieser Theorie, „da diese schöne und umfassende 
Theorie sogar von den mit Originaluntersuchungen beschäftigten 
Personen noch nicht allgemein verstanden und anerkannt sei”. Er 
dagegen, Wheatstone, erklärt: „Man wird bald einsehen, wie die 
klaren Ideen von elektromotorischen Kräften und Widerständen an 
die Stelle der so lange herrschenden vagen Begriffe von Intensität 
und Quantität gesetzt, uns befähigen, höchst wichtige Erscheinun- 
gen, deren Gesetze bisher in Dunkelheit und Zweifel gehüllt waren, 
auf befriedigende Weise zu erklären.“ Under fügt hinzu: „Wenn 
wir die Gesetze des elektrischen Stromes von dem Standpunkt aus 
betrachten, auf den Ohms Arbeiten uns gestellt haben, so gibt es 
kaum einen andern Zweig der experimentellen Wissenschaft, in dem 
so viele und so mannigfaltige Erscheinungen durch Formeln von 
solcher Einfachheit und Allgemeinheit ausgedrückt werden.” In 
der Wissenschaft von der Elektrizität hätten sich die Ergebnisse 
der Beobachtungen in überschwenglicher Fülle angehäuft, ohne daß 
irgendein erfolgreicher Versuch gemacht worden sei, sie auf einen 
mathematischen Ausdruck zurückzuführen. Durch die Ohmschen 
Arbeiten sei dies nun glücklicherweise geschehen. 


Es schien mir am Platze, diese Ansichten Wheatstones aus- 
führlicher wiederzugeben, Sie sind geeignet, uns in den Stand der 
Wissenschaft und der Hoffnungen auf die Entwicklung derselben 
und ihrer praktischen Anwendungen zu der Zeit einzuführen, als die 
Brücke gefunden wurde. 

Die Ausführungen Wheatstones in dem 19 Paragraphen langen 
Aufsatze sind im allgemeinen sehr klar und die Beweisführung 
exakt und erschöpfend?), Im Gegensatze hierzu behandelt er, in 
§ 16, die Brücke in dieser Hinsicht recht oberflächlich. Er nennt sie 
— der Ausdruck „Brücke“ kommt überhaupt nicht vor — einen 
Differential-Widerstandsmesser (The Differential Resistance Mea- 
surer) und stellt sie in Gegensatz zu dem von Becquerel vorgeschla- 
genen Differentialgalvanometer, das zwar in der Theorie vollkom- 
men, praktisch aber nicht brauchbar sei; denn es sei so gut wie un- 
möglich, die beiden Spulen so anzuordnen, daß zwei Ströme gleicher 
Stärke gleiche Ablenkungen in entgegengesetzten Richtungen her- 
vorrufen würden (eine Aufgabe, die bekanntlich später von Kohl- 
rauch in sehr vollkommener Weise gelöst ist). Der Verfasser be- 
schreibt seine Brücke nun an Hand einer Zeichnung, die genau in 
Abb. 3, in etwas durchsichtigerer Darstellung und durch Batterie 


(„Rheomotor“), Galvanometer und Pfeile ergänzt in Abb. 4 wieder- 
gegeben ist. Er lenkt den Blick auf die beiden Stromtreise ZabC 
und Z b a C, in denen Ströme von entgegengesetzter Richtung durch 


D) Charles Wheatstone, „An account. of several new Instruments and 
. Processes for determining the Consıants of a Voltaic Circuit“, „Philos. Transact.“ 
1813, S. s03. In wortgetreuer Übersetzung in „Poggendorffs Ann.“, Bd. 62, 1344 
8.499. Wo ich zitiere, tue ich es meist nach der deutschen Übersetzung und 
heschränke mich im allgemeinen darauf, die dort gebrauchten altertümlichen 
uecrücke (wie „Voltasche Kette“ für „Voltaic circuit“) durch moderne zu 
rsetzen. 

») Aus dem sehr interessanten Inhalte des Aufsatzes, von dem allerdings 
schon damals manches bekannt und von deutschen Physikern vorausge- 
nommen war, möchte ich die in § 15 gebrachıe Strommessung durch 
. Teilung erwähnen Der Verfasser beschreibt darin genau, wie man ein und 
dasselbe empfindliche (Galvanometer zur Messung von Strömen jeder Stärke 
dadurch benutzen könne, daß man eine A LEn CRIISDUn TEAUCIIE wire, nicht 
etwa shunt genannt — neben das Meligerät lege, deren Widerstand zu dem des 
‚ Meßgeräts in einem bestimmten Verhältnis stehen müsse. In meinem Lehr- 

buche der elektrischen Leitungen hatte ich dieses Verfahren irrtüml:cıer Weise 
viel später genetzt; es stammt also, wenn es nicht schon früher gefunden sein 
sollte, von Wheatstone aus dem Jahre 1843. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 52. 


1527 


das Galvanometer zu fließen strebten. Sind die vier Kupferdrähte 
Za, Zb, Ca,Cb von gleicher Länge, Dicke und gleichem Material, 
so herrscht vollkommenes Gleichgewicht, und kein Rheomotor, 80 
kräftig er auch sei, kann irgendeinen, wenn auch noch so kleinen 
Ausschlag, hervorrufen. Zwischen die Klemmen c und d einerseits 
und e und f andrerseits sollen nun der zu messende und der Vergleich- 
widerstand eingeschaltet werden; sind beide gleich, so kann 
Gleichgewicht durch etwaige Schwankungen in der Energie der 
Batterie’) in keiner Weise gestört werden. In diesen Erklärungen 
liegt der ganze Beweis. Die zwei Gleichungen, die dazu gegeben 
werden, sind unerheblich und beweisen nichts. Durch diese Dürftig- 
keit der Beweisführung sticht dieser Paragraph sehr auffällig gegen 
den übrigen Inhait des Aufsatzes ab. — In einem zweiten Bilde 
kommt der Verfasser dem bis heute üb- 
lich gebliebenen Schaltbilde der Brücke, 
wie wir e8 in Abb. 1 wiedergegeben haben, 
schon sehr nahe; auffälligerweise zeich- 
net er auch in diesem Batterie und Gal- 
vanometer nicht mit. 


E 


—————— 


Abb. 5, 


Im nächsten Bande der Annalen veröffentlicht Kirchhoff 
die Brücke ebenfalls), Der Umstand, daß Kirchhoff die Brücke 
offenbar unabhängig von Wheatstone und ohne Kenntnis von dessen 
Veröffentlichung selbständig gefunden hat, vor allem aber die Tat- 
sache, daß erst er einen exakten Beweis für die Brückengleichung 
eibt, sichert der Kirchhoffschen Arbeit einen besonderen Platz in 
der Geschichte der Brücke oder allgemeiner: der Elektrophyeik. 
Der gebührt ihr auch deshalb, weil der Verfasser gleichzeitig seine 
berühmten beiden Sätze zur Bestimmung der Stromverteilung in 
einem System beliebig miteinander verbundener Drähte bekannt- 
gibt’). Der bescheidene junge Mann — Kirchhoff war damals 
21 Jahre alt — scheint seine beiden Entdeckungen, die der Brücke 
und die der beiden Sätze, einer besonderen Veröffentlichung nicht 
für wert zu halten; er bringt sie als Anhang zu einer andern (in 
unserer Fußnote überschriftlich angeführten) Untersuchung und 
sagt darin, daß er die „folgende Vorrichtung“ — der Ausdruck 
Brücke ist nicht gebraucht — getroffen habe, um „die kleinen Ver- 
änderungen des Widerstandes” (die in dem vorangegangenen Auf- 
satze eine Rolle spielen), nämlich des Widerstandes einer strem- 
durchflossenen Ebene, beobachten zu können. Die auf die beiden 
Sätze gestützte Beweisführung ist die bis heute orthodoxe, von der 
im Eingange unseres Aufsatzes die Rede war. Die zu dem Beweise 
Bensrige Darstellung der Stromverzweigung ist in Abb. 5 wieder- 
gegeben. 


Ich habe geglaubt, die Verdienste Kirchhoffs um die Brücke in 
meiner kleinen geschichtlichen Betrachtung kräftig hervorheben 
zu sollen, um so mehr, als ich in der späteren Literatur nichts der- 
gleichen gefunden habe. Auch in den beiden mir zugänglichen Le- 
bensbeschreibungen Kirchhoffs von Ludwig Boltzmann®) und 
von Friedrich Pockels’) steht nichts davon. Für Pockels trifft 
diese Behauptung nicht ganz zu; aber die Form, in der er die Brücke 
erwähnt, macht seine Stellung zu der Sache noch auffälliger, als 
wenn er gar nicht davon spräche. Er spricht nämlich nur von „einer 
sinnreichen Beobachtungsmethode”, mit der Kirchhoff die Richtig- 
keit seiner mathematischen Lösung (des Problems, wie der elek- 
trische Strom durch eine Ebene hindurchgehe,) experimentell be- 
wiesen habe. Mehr sagt er nicht. Und als er gleich darauf die 
„Rirchhoffschen Regeln“ als Teil der ersten Arbeit Kirchhoffs er- 
wähnt, eagt er nicht, daß Kirchhoff die nur bringt, um seine „Beob- 
achtungsmethode” damit zu beweisen. Beides ist sehr auffällig. 


Der Beweis streng mit den Kirchhoffschen Sätzen ist dann fast 
wie ein heiliges Vermächtnis beibehalten. Nur selten macht sich 
ein Verfasser davon frei. Alseinenerwähneichv. Krukowski, 
der eine in meinem Sinne moderne Beweisführung wählt®), 


Wem muß man nun nach diesen geschichtlichen Feststellungen 
das größere Verdienst an der Findung der Brückenmethode zur 


3 Poggendorff schreibt hier fehlerhaft „Schwankungen in der Strom- 
stärke des Calvanometers", offenbar weil er das von Wheatstone gebrauchte 
Wort Rheomotor mit Rheometer verwechselt, das Wheatstone als allgemeine 
Bezeichnung für einen Strommesser vorschlägt. Von den gleichzeitig empfoh- 
lenen Worıen Rheotom, Rheoskop usw. hat sich nur Rheostat bis heute erhalten. 
, © „ ber den Durchgang eines elektrischen Stromes durch eine Ebene, 
insbesondere durch eine kreisförmige; vom Studiosus Kirchhoff. Mitglied des 
physikalischen Seminars zu Königsberg.“ „Pogg. Ann.“, Bd. 64, 1845, 8. 497. 

°) ber Streit, welcher der beiden Sitze der erste, welcher der zweite sei, 
erfährt eine eigenartige Beleuchtung durch die Tatsache, daß Kirchhoff in dieser 
ersten Veröffentlichung den Satz ZIR = XE als den ersten, den Satz 2/=0als den 
zweiten bezeichnet, daß er aher im Jahre 1847 in einer den Sätzen besonders 
gewidmeten Arbeit („Pogg. Ann.“, Bd. 72, 1847, S. 497) die Reihenfolge umkehrt. 

9 „Gustav Robert Kirchhoff“, Festrede zur Fe er des 391. Gründungstages 
der Ka: l-Franzens-Universität zu Graz, gehalten am 15. XI. 187. Leipzig 188. 

i .»Heidelberger Professoren aus dem 19. Jahrhundert“ Festschrift der 
ne itii zur Zentenarfeier ihrer Erneuerung durch Karl Friedrich. Heidel- 
rg 190; e 

» W.v.Krukowski, „Meßeinrichtung zur fabrikationsmäßigen Prüf 

von Leitungs- und Widerstandsmaterial“. „Helios“, Bd 24, 19:8, S. 257. EEUNNDE 


1528 


Messung von Widerständen zuerkennen: Wheatstone, der das Yer- 
fahren zwar zuerst angegeben, aber die inneren Beziehungen eigent- 
lich nur gefühlt, jedenfalls nicht bewiesen hat, oder Kirchhoff, der 
sie zwar später, aber unabhängig gefunden, dabei aber die Gesetz- 
mäßigkeiten mit aller Schärfe erkannt und bekannt gemacht hat? 
Ich will diese Frage nicht beantworten, glaube aber den großen Ver- 


Jahresversammlung der schwedischen und der norwegischen 
Vereinigung der Elektrizitätswerke 1922. 


Die schwedische und die norwegische Vereint- 
sung der BKlektrizitätswerke, beide schon seit 1915 in 
regem Verkehr miteinander stehend, haben Ende Mai zum dritten 
Male ihre Jahresversammlung z. T. gemeinsam unter dem Vorsitz 
der Direktoren Dahlander (Stockholm) und Traaholdt 
(Skien), u. zw. in Gothenburg abgehalten. Dabei sprach zunächst 
OberingenieurG.H.Grauers (Gothenburg) überdieEntwick- 
lung des Elektrizitätswerkesder Stadt Gothen- 
burg, das ursprünglich nur für die Versorgung der Straßenbahn 
errichtet worden war, als die Stadt dann auch die Stromabgabe für 
Licht und Kraft übernommen hatte, aber eutsprechend erweitert 
worden ist. Anfangs betrieb man es mit Dampf, hat indessen schon 
kurz nach der Gründung einen Lieferungsvertrag mit dem staat- 
lichen Wasserkraftwerk Trollhättan geschlossen. Seitdem dient die 
Dampfanlage hauptsächlich der Reserve und Spitzenleistung. Das 
Werk verteilt nunmehr teils Gleichstrom von 2 x 120 V für Licht 
und Kleinmotoren und von 600 V für die Straßenbahn, teils Dreh- 
strom von etwa 6000 V, 25 Per für die Industrie. — Die Elektri- 
sierung der Straßbenbeleuchtung Gothenburgs 
wurde von Ingenieur E. Sch üler (Gothenburg) erörtert. 

Betriebsleiter T. Gies tland (Rjukanfos) referierte so- 
dann über Aluminium als Leitungsmaterial. Die 
hauptsächlichen Nachteile dieses Metalls seien die geringe Bruch- 
festigkeit und der große Ausdehnungskoeffizient. Nach Erfahrun- 
gen des Vortragenden erhalten die gewöhnlichen Würgverbindun- 
gen mit der Zeit erhöhten elektrischen Widerstand; in einem Fall 
hat sich dieser nach elfiährigem Betrieb auf das Dreifache gce- 
steigert. Die Montage biete wegen des geringeren Gewichtes eher 
weniger Schwierigkeiten als bei Kupferleitungen. Giestland wies 
weiter auf die Vorteile der neuerdings viel verwendeten Stahl- 
Aluminiumleitungen besonders — wegen der geringeren Korona- 
verluste — bei höheren Spannungen hin. In wirtschaftlicher Be- 
ziehung kam er zu dem Schluß, daß die Aluminiumleitungen von 
größeren Querschnitten als entsprechend 25 mm? Kupfer in Be- 
tracht kommen können, u. zw. für kürzere Spannweiten Rein- 
aluminium, für längere Stahl-Aluminiumleitungen. Schließlich 
wurde der Gedanke angeregt, seitens beider Vereinigungen eine 
Normalisierung der Aluminium- und Stahl-Aluminiumleitungen zu 
schaffen. — Im Anschluß daran behandelte Oberingenieur J. C. 
Holst (Kristiania) in einem Vortrag über denselben Gegenstand 
hauptsächlich die metallographischen Verhältnisse und ihren Einfluß 
guf die Materialkonstanten. Er besprach die gefährlichsten Verunrei- 
nigeungen des Aluminiums und die Mittel zu ihrer Beseitigung; in 
Amerika z. B. werde das Metall mit einem Reinheitserad von 99,4 
bis 99,5 % benutzt. Ein Nachteil bei Aluminiumkabeln sei beson- 
ders die Schwierigkeit der Bestimmung des von der Temperatur 
abhängigen Blastizitätsmoduls. 

Über Kraftübertragung mit hochgespanntem 
Gleichstrom trug der Generalsekretär der schwedischen Ver- 
einigung C. A.Rossander (Stockholm) vor. Er beschrieb anf 
Grund einer Besichtigung die von der Compagnie de YIndustrie 
Electrique et Mécanique in Genf (nunmehr Société anonyme des 
Ateliers de Secheron) ausgeführte Kraftübertragung Moutiers— 
Lyon mit ihren Erweiterungen, die mit 150 A und einer Spannung 
von etwa 100 kV arbeitet. Die Gesellschaft sei imstande, Gleich- 
stromanlagen’nach dem Thurysystem bis zu 300 A und 2 x 150 kV 
zu bauen. Die Spannung je Kommutator könne dabei bis 7,5 kV 
betragen, also 15 kV je Doppelgenerator. Ferner wurde versucht, 
für einen ganz bestimmten Fall, nämlich die Übertragung von 
90000 kW auf 300 bis 400 km, einen Vergleich zwischen hoch- 
gespanntem Gleichstrom und Drehstrom zu ziehen, wobei sich her- 
ausstellte, daß die Kosten einer Gleichstromübertragung unter Um- 
ständen etwa 12 % niedriger als die der Drehstromübertragung aus- 
fallen würden, doch wäre der Wirkungsgrad der Gleichstromanlage 
etwas niedriger. 

Ein Referat des Ingenieurs F. Claudi (Solbergsfossen) be- 
faßte sich mit Fernleitungsmasten. Die Benutzung von 
Holzmasten für llochspannungsleitunzen geht in Norwegen neuer- 
dings zurück, was der Vortragende für nicht sehr glücklich hält. 
Nach Erfahrungen des Telerraphenamtes könne die Lebensdauer 
imprägnierter Holzmasten 30 bis 35 Jahre betragen. Claudi kam 
weiter auf die rationelle Konstruktion von Eisenmasten und ins- 
besondere die amerikanische Praxis zu sprechen. Letztere ver- 
wendet fast immer die doppelte Vergitterung sowie Spezialprofile 
von Winkeleisen mit breiten und verhältnismäßig dünnen Flan- 
schen. Der Vergleich eines hiernach ausgeführten Mastes und 
eines solchen mit einfacher Verzitterunes und normalen Winkel- 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 


£8. Dezember. 1922. 


diensten Wheatstones nicht zu nahe zu treten, wenn ich behaupte 
es liegt kein Anläß vor, die Brücke nur nach seinem Namen z. 
nennen’). 


9 Fr. Kohlrausch bezeichnet in seinem Lehrbuche der praktisch- 
Physik die Rheochurdbrücke als Wheatstone-Kirchhoffsche Brücke. 


! 


eisen ergab für ersteren eine Gewichtsersparnis von 30 %. Claui 
empfahl für die Zusammensetzung der Masten die Schraubenverbin- 
dung und ferner Wärmegalvanisierung. In der Diskussion wurde 
von anderen Rednern allerdings hervorgehoben, daß. die Verwe:- 
zung galvanisierter dünner und breiter Winkeleisen auch gewis 
Nachteile mit sich bringe. 


C. A.Rossander sprach dann weiter über den Doppel- 
tarif vom prinzipiellen und praktischen Gesichtspunkt aus. E: 
teilte die Konsumenten eines Elektrizitätswerkes in bezug auf dr: 
zeitlichen Verlauf des Verbrauchs in solehe mit unbeweglichen 
(z. B. Beleuchtuug), mit begrenzt beweglichem (z. B. Motoren i:: 
llandwerk und Kleinindustrie, gewöhnliche Kochapparate u. del 
und in Abnehmer mit unbegrenzt beweglichem Konsum (z. B. Koch- 
und Heizapparate mit Akkumulierung, Ladung von Batterien 
und dgl.). Der Zweck des Doppeltarifs wäre nun, die Abnehmer dr: 
zweiten Klasse dazu zu bewegen, ihren Verbrauch möglichst so zu 
verlegen, daß er nicht mit dem Konsum der ersten Klasse zusam- 
menfällt, und ebenso diejenigen der dritten Klasse zu ver- 
anlassen, Strom außerhalb der Konsumzeit der ersten und zweite: 
Klasse zu benutzen. Für die Verbraucher der ersten Klasse se 
also in der Regel der Doppeltarif nicht zu verwenden, sondern nur 
für die der zweiten und dritten Klasse. Für letztere könnte aui 
ein Dreifachtarif in Frage kommen. 

Diesen Ausführungen folgten Referate des Generalsekretär- 
der norwegischen Vereinigung J. Sandberg (Kristiania) um! 
des Bureaudirektors K. E. Ny lander (Stockholm) über Außen- 
transformatorstationen. Als Vorteile dieser bezeich- 
nete ersterer die Übersichtlichkeit infolge Aufstellung aller Ma- 
schinen und Apparate auf einer Horizontalen, die Leichtigkeit, 
grobe Entfernungen zwischen den Leitungen bzw. diesen und Erd- 
zu erhalten, geringere Brandgefahr, leichtere spätere Vergrößeruns:. 
kürzere Bauzeit und für gewisse Fälle größere Billigkeit. Ihnen 
stehen als Nachteile unter gewissen Verhältnissen schwieriger: 
Reparaturen und Bedienung, besonders in einem strengen Klima. 
ferner die größere Verletzbarkeit der Apparate gegenüber. — Ny- 
lander stellte auf Grund von Untersuchungen fest, daß die Außen- 
stationen in vielen Fällen technische Vorzüge besäßen und bi 
Spannungen über 100 kV in der Regel ökonomisch vorteilhafter al- 
Innenstationen seien; der Preisunterschied zwischen Außen- uni 
Innenstationen wäre doch verhältnismäßig klein. Bei der Wal. 
zwischen beiden dürften weder die ästhetischen Forderungen no 
die Rücksicht auf den Schutz gegen persönliche Gefahr außer Avin 
gelassen werden. Die Außenstationen hält der Referent besonder- 
da für angebracht, wo es sich um einfache Ausrüstung handelt. 


Weiter sprach Ingenieur Häßler (Stockholm) übereiniz: 
Gesichtspunkte der Tarifierung bei Überfüh- 
rung elektrischer Energie. Bei der relativ großen Au-- 
dehnung der llochspannungsnetze in Schweden kommt es nicht eelte 
vor, daß eine Kraftstation das Leitungsnetz einer anderen benutz', 
um ihren Abnehmern elektrische Arbeit zu liefern, und der Vor- 
tragende erörterte die Gesichtspunkte, die in Betracht gezogen 
wenden müssen bei Bestimmung der Kosten, welche der über- 
tragende Energielieferant an den Eigentümer des Netzes zu er 
statten hat. Wenn man zunächst von der Änderung der Energi- 
verluste im Leitunzsnetz absieht, würde das Prinzip bestehen, dab 
die in das Netz. gelieferte Leistung — sowohl in Kilowatt wie :ı 
Kilovoltampere — in jedem Augenblick der gleichzeitig an einer 
anderen Punkt entnommenen Leistung entsprechen müßte. Ind 
Praxis kann man jedoch hiernach nicht verfahren, teils weil di 
Zulieferung niemals der Entnahme so vollständig folgen kan'. 
vielmehr stets eine gewisse Differenz zwischen beiden vorhand«: 
ist (Häßler nennt sie „Marginalkraft”), teils weil eine Kor 
trolle bzw. 
nommene bzw. eingelieferte Leistung bezieht, allzu umstämlli:: 
wird. Das einfachste wäre, die Marginalkraft nur durch Kilowatt: 
stundenzähler zu messen, was aber nicht ohne weiteres angänz.: 
ist, weil dadurch für den Inhaber des Leitungsnetzes das Risik: 


entsteht, daß der Lieferer seine Kinlieferung nicht nach der Ext 


nahme richtet, sondern seine speziellen Interessen verfolgt. Nach 
Vorschlag des Vortragenden würde man daher zweckmäßig den Ta: 
«lerart in gewisse Perioden teilen, daß die Kilowattstunde währe“ 
ieder solchen Periode für den Inhaber des Leitungsnetzes ungefät' 
den gleichen Wert besitzt und die Marginalkraft für jede solch” 
Periode mit Hilfe eines Kilowattstundenzählers kontrolliert win 
— Z/mletzt hielt Ingenieur H. Klingberg (Stockholm) ein" 
Vortrag über 
lationsvorschriften 
lagen. 

In der schwedischen Vereinigung referierten außerdem nı" 
Direktor Molin (Malmö) überdie neue Erweiterungder 


für Niederspannungsan- 


Abrechnung, die sich auf die in jedem Augenblick ent- 


die Bedeutung einheitlicher Instal- 


Ei m A ee FETTE 


28. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 52. 


1529 


Reservedampfkraftanlage des Malmöer Elek- 
trizitätswerkes und Ingenieur V. Blomquist (Stock- 
holm) über einen von ihm erfundenen Hochdruckkessel. 
Dieser besteht aus einer Anzahl Röhren, die durch einen Elektro- 
motor mit etwa 300 Umdr/min in Rotation gehalten werden. Da- 
mit wird einerseits erzielt, daß die ganze Oberfläche des Rohres 
als Hleizfläche in Betracht kommt, andererseits das Wasser gegen 
die Rohrwand geschleudert und so ein sehr inniger Kontakt zwi- 
schen beiden unter Vermeidung von Dampfblasen erreicht. Diese 
Maßnahmen erhöhen die Verdampfungsfähigkeit des Kessels außer- 
ordentlich (bis etwa 700 kg/m?), letzterer wiederum erhält sehr 
kleine Dimensionen, und man kann sehr hohe Drucke ohne größere 
Schwierigkeit anwenden. Die Stopfbüchsen an den Enden der 
Röhren haben nach Blomquist zu irgendwelchen Schwierigkeiten 
keinen Anlaß gegeben. Die Zufuhr des Speisewassers erfolgt voll- 
ständig automatisch. Rsr. 


Elektrische Linearheizung als Raumbeheizung. 


Ein neues System der direkten elektrischen Raumbeheizung ist 
die von Zweifel-Zwiceky und der Maschinenfabrik Oerlikon 
ausgebildete „Linearheizung“. Sie besteht darin, daß in den zu 
beheizenden Räumen lineare Heizkörper aufgehängt oder an den 
Wänden entlanggeführt werden. Bei den ersten Versuchsanlagen, 
z. B. zur Beheizung von Textilfabriken, benutzte man nackte 
Eisenbänder, die dort von den Umschnürungen der Baumwoll- 
ballen zur Verfügung standen. Diese Bänder wurden in 25 m 
über Fußboden an den Wänden an Porzellanrollen aufgehängt. 
Sie konnten mit 100 bis 120 A belastet werden, ohne daß die 
Gefahr einer Entzündung der Ablagerung von Baumwollfasern 
oder Papierabfällen bestand. In einem großen Bureau wurden 
derartige Heizbänder durch alle Räume geführt und in den 
Zwischenwänden durch Porzellandurchführungen abgestützt. Sie 
konnten, um die Wärme zu regeln, bei kalter Witterung ın 
Dreieck, bei milderem Wetter in Stern geschaltet werden. Der 
Vorzug dieser Heizungsart liegt in der gleichmäßigen Verteilung 
der Wärmeerzeugung über den ganzen Raum unter Vermeidung 
einer bei Verwendung einzelner großer Heizkörper starken ört- 
lichen Erwärmung. Da bei der Linearheizungz der Heizkörper 
durch den ganzen Raum verläuft und sein Anfangs- und Endpunkt 
daher nahe beieinander liegen können, so ist die Leitungs- 
zuführung, viel einfacher als bei Verwendung mehrerer Einzel- 
heizkörper. Bei 20-stündiger Einschaltdauer f. d. Tag, also Dauer- 
beheizunz unter Ausschluß der Lichtzeit, genüzten für Hoch- 
bauten 11 —- 15 W/m? zur Aufrechterhaltung einer Temperatur- 
differenz von 35° C gegenüber der Außenkälte, bei großen Shed- 
bauten mit einfachen Glasdächern 25 --35 W/m? zur Erzielung 
von 30° Differenz. Die in den Räumen auftretenden Temperatur- 
differenzen betrugen nur 2— 3° C. 


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A. 


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Abb. 1. Vertikales Register einer Linearheizung in einem Fabrikrauın. 


Um die stromführenden Heizbänder der Berührung zu entziehen 
und höheren Ansprüchen bezüglich Feuersicherheit und Aussehen 
. Zu genügen, hat die Maschinenfabrik Oerlikon die Heizbänder in 
Gasrohre, Stahlpanzerrohre oder Metallschläuche isoliert oder 
auch in Glasröhren unisoliert eingebaut. Die Isolation muß hitzebe- 
ständig sein (z. B. Porzellan), da die Temperatur im Innern der 
Rohre ziemlich hoch ansteigt, wenn auch die Rohre an ihrer Außen- 
wand nur Temperaturen von 80, 120 oder 150° C aufweisen. Bei Ver- 
wendung von 14-zölligen (32 mm) Gasrohren werden diese durch 


alle Räume geführt und durch Winkelstücke und Muffen so verbun- 
den, daß alle elektrischen Verbindungen dem Auge entzogen sind. 
Abb. 1 zeigt die Zusammenstellung derartiger Röhren zu einem 
vertikalen Heizregister an der Eisenkonstruktionssäule eines Fa- 
brikraumes. Die Zuleitung erfolgt hier von dem gleichfalls 


Abb. 3. Metallschlauch-Linearheizung für einen Wohnraum. 

eıkennbaren Schaltkasten aus nur an beiden Enden des Rohr- 
systems. Abb. 2 zeigt die Aufhängung der Röhren unterhalb des 
Sheddaches einer Spinnerei. Die gleichfalls ausgeführten Metall- 
schlauchheizleiter, bestehend aus einem biegsamen Metallschlauch 
mit isoliert eingebetteten hochwertigen Heizdrähten, können auch 


Abb. 2. Linearheizungsröhren in einer Baumwollenspinnerei. 


zwischen Maschinenteilen durchgeführt werden. Abb. 3 zeigt die 
Anwendung einer Metallschlauchheizung mit 4 Stufen (1500 W, 
220 V) für Wohnräume In einem großen schwerheizbaren 
Zimmer mit zwei Außenwänden nach Norden und Osten und einer 
kalten Treppenhauswand konnte mit dieser Heizung bei 25 W/m? 
und insgesamt 1770 W die Temperatur dauernd auf 15° C über 
Außentemperatur gehalten werden. Während der vierstündigen 
Lichtzeit, wo die Heizung ausgeschaltet wurde, ging die Zimmer- 
temperatur nur um 2° C herab. 


1530 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 


28. Dezember 1922. 


Bei manchen industriellen Anlagen, z. B. in Spinnereien, ist 
es möglich, mit dieser Heizart und unter Benutzung von Nacht- 
kraft eine genügende Erwärmung der Räume zu erzielen, wenn 
auch einzelne Räume in Rücksicht auf das verarbeitete Material 
nebenher Tagesheizung benötigen. Ebenso kann man leicht ge- 
baute Magazine, in denen kälteempfindliche Waren lagern, mit 
Nachtstrom dauernd auf einer unschädlichen Temperatur halten. 


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28. 29. 30. 31. 7 . 4, 
Januar PERE” a 
A 5190 kWh in 8724 h 
R Í Raumtemperatur (i. Mittel + 058° C) 
t —.—.— Temperatur der Motoren. 
C Einsatz der Anschlußleitung (5) kW) 
D f Aubentemperatur 
t —.—.— mittere AuLentemperatur (-- 207 C) 


Abb. 4. Verlauf von Innen- und Außentemperatur bei Heizung eines 
Bretterschuppen». 


Ein Bretterschuppen von 4680 m? Rauminhalt zur Lagerung von Mo- 
toren wurde mit 50 kW Nachtstrom auf dauernd 92° C über 
Außentemperatur gehalten trotz Unterbrechung der Heizung wäh- 
rend der Arbeitszeit. In Abb. 4 sind der Verlauf der Innen- und 
Außentemperatur während eines achttägigen Dauerversuches (28. I. 
bis 4 II. 1919), die Anschlußleistung (50 kW), die Heizperioden 
und der gesamte Stromverbrauch für i 8 24h (5100 kWh) darge- 
stellt. („Bulletin Oerlikon”, 1922, Nr. 7, 8. 35.) Piz. 


Statistik der Vereinigung der Elektrizitätswerke für die 
Betriebsjahre 1919 (1919/20) und 1920 (1920/21). 


Die im Sommer 1921 und 1922 erschienenen Neuausgaben der von 
der Vereinigung der El.-Werke herausgegebenen Betriebsstatistik 
geben ein anschauliches Bild der Entwicklung der vorwiegend 
reichsdeutschen Werke seit Kriegsschluß wieder!). Der Inhalt der 
Statistik selbst zeigt zunächst im Vergleiche mit den früheren Aus- 
gaben einige wesentliche Veränderungen, vor allem durch den Fort- 
fall der rein wirtschaftlichen Angaben über Anlagekosten, Betriebs- 
einnahmen und -ausgaben der Werke. Wiewohl es angesichts der 
fortschreitenden Markentwertung begreiflich erscheint, daß mangels 
einer „festen Grundlage” die Angaben über die wirtschaftliche Ge- 
barung weggelassen wurden, ist es dennoch bedaucrlich, daß diese 
Angaben nicht mehr gebracht werden. Der Umfang der Statistik 
hat sich trotzdem nur unwesentlich verringert, da die Zahl der an- 
geführten Werke von 488 (bzw. 500) im Vorjahre auf 573 ange- 
wachsen ist, von denen 62 (i. V. 42) auf das zumeist neutrale Aus- 
land entfallen. Auch ist die Zusammenstellung der Zahlenangaben 
in den einzelnen Haupttafeln in diesem Jahre gedrängter und über- 
sichtlioher gestaltet worden. Bemerkenswert erscheint auch in 
diesem Jahre die große Zunahme der im Besitze von öffentlichen 
Körperschaften und Gemeinden befindlichen Werke, deren Zahl von 
241 im Vorj. auf 304 anstieg, sowie jene der gemischtwirtschaftlichen 
Anlagen, die von 34 auf 56 zuuahm, während die Zahl der gesell- 
schaftlichen und privaten Werke von 225 auf 213 zurückging, eine 
durch die wirtschaftlichen Verhältnisse leicht erklärliche Er- 
scheinung. 


Die nutzbare Stromabgabe der in der Statistik ent- 
haltenen Werke hat im letzten Betriebsiahre eine nicht unbeträcht- 
liche Zunahme erfahren (nahezu 30 %), namentlich zufolge der 
Aufhebung der Lichtsparmaßnahmen: während noch im Vorjahre 
nach Einstellung der Kriegsbetriebe ein Rückgang von nahezu 15 % 
zu verzeichnen war. Immerhin hat sich die Stromabgabe der aus- 
schließlich reichsdeutschen Werke von rd 7 Milliarden kWh 
im Jahre 1918 im letzten Betriebsjahr (1920) auf ungefähr gleicher 
Höhe behauptet; doch weisen namentlich die großen Werke mit 


) Vgl auch „Mitt. d. 


en d. El.-W.* Nr. 288, 
sowie „ETZ“ 1922, 8. 093 und 55 


. 112. und Nr. 307, S. 1 


einer Stromabgabe von mehr als 100 Mill. kWh jährlich eine nahezi 
20 ige Steigerung des Stromkonsums gegen das Vorjahr auf. Der 
Ausnutzungsfaktor aller Werke (bezogen auf die instal- 
lierte Leistung in kW X 8760) hat jedoch nur eine unwesentlich- 
Veränderung erfahren (27 gegen 6 % i. V.). Es sind bei geeigneten 
Tarifmaßnahmen und Einrichtungen zwecks Ausgleichs der Be- 
lastungsspitzen zweifelsohne noch bedeutende Verbesserungen er- 
zielbar. Eine weitere Unterteilung der Werke nach der Be- 
triebskraft zeigt, daß der Anteil der Wasserkraftanlagen (mii 
6 % der gesamten Stromabgabe) wohl z. Z. noch ein ziemlich gerin- 
ger ist, nach Inbetriebsetzung der im Ausbau befindlichen Werke, 
namentlich in Bayern und Süddeutschland, jedoch eine beträchtlich: 
Zunahme erfahren dürfte. Bei weiterem Ausbau der noch verfüg- 
baren Wasserkräfte, von denen z. Z. kaum 25% im Betriebe 
stehen, kann ein großer Teil der Elektrizitätswerke und privaten 
Kraftanlagen durch Energie aus Wasserkraftanlagen gedeckt we.- 
den. Die Stromerzeugung in kalorischen Wärmekraftwerken ver- 
teilt sich z. Z. fast gleichmäßig auf die mit Stein- und Braunkohl::. 
geheizten Anlagen, in Übereinstimmung mit dem Rückgang dt: 
Steinkohlenproduktion und Steigerung der Braunkohlenförderun: 
seit Kriegsschluß. Der Anteil der mit Torf und Gaskraft betrieb»- 
nen Werke ist noch ein relativ recht geringer (2 % der Stromerzeu- 
gung). Dementsprechend hat sich auch die Zahl der Steinkohle 
verfeuernden Werke seit 1918 um fast 25 % verringert, wogegen jene 
der Braunkohlenwerke entsprechend zugenommen hat; es sei hier- 
zu bemerkt, daß sich der thermische Wirkungsgrad be: 
Stein- und Braunkohlenfeuerung, namentlich in großen Werken. 
kaum wesentlich unterscheidet und im Mittel 10 % nicht übersteigt. 
in kleinen Anlagen sogar bis auf 4 % herabgeht?); auch hier sind 
durch Verbesserung der Feuerungsanlagen und Dampfökonomi:, 
namentlich der Abdampfverwertung, sicherlich noch bedeutende Er- 
sparnisse erzielbar. Eine bezügliche Untersuchung über Kessel- 
undRostsysteme an Hand der Statistik, auf welche an dieser 
Stelle nur kurz hingewiesen sei, hat gezeigt, daß eine noch verhält- 
nismäßig geringe Anzahl von Kesseln mit Überhitzern und Vor- 
wärmung versehen sind, und auch die Verwendung bewegliche: 
Roste und künstlicher Luftzufuhr noch stark im Rückstande iat: 
mit Druckwindfeuerung oder Saugzug sind z. Z. kaum 15 % all: 
Kesselanlagen versehen. 


In Hinsicht auf die Stromabgabe der Werke ist noch hervorzu- 
heben, daß nahezu die Hälfte der Werke, namentlich die kleinerer 
Anlagen, Aushilfsstrom von auswärts beziehen, so daß der Strom- 
bezug von fremden Werken bei den Kleinanlagen (unter 2 Mill. kW; 
jährlich) überwiegt und im letzten Berichtsjahre eine Zunahme vo: 
rd 50% erfahren hat. Der gesamte Strombezug von auswärts er- 
reichte im letzten Berichtsjahre rd 2,2 Millarden kWh. Die in der 
letzten Ausgaben der Statistik zweckmäßig ausgestalteten Angaber. 
über Stromsystem und Betriebsspannungen der 
Werke lassen erkennen, daß das Drehstromsystem nunmehr auch be: 
Kleinanlagen vorzugsweise zur Verwendung gelangt, die zum Teil 
noch im Umbau begriffen sind oder Strom lediglich von auswärts be- 
ziehen. Hinsichtlich der Gebrauchsspannungen sei an dieser Steli- 
nur bemerkt, daß zwar ein großer Mangel an Einheitlichkeit noch 
fortbesteht, die Anlagen mit Dreieck-Sternschaltung, namentlit!ı 
mit 220/380 V Spannung, in den letzten Jahren jedoch große Fort- 
schritte aufweisen. Die Zahl der Hochspannungsanlagen mit 100 kV- 
Freileitungsspannung ist noch eine recht geringe, ein Beweis der 
nur allmählichen Entwicklung eines Reichskraftnetzes in Deutsch- 
land. Immerhin erreicht die Gesamtleistung der an diese Leitungen 
angeschlossenen Werke bereits nahezu fast 1 Million kW, d. i. 5 
der Gesamtleistung aller deutschen El.-Werke. 


Von Interesse sind auch zum Schlusse noch einige nähere An- 
gaben über die Stromabgabe der Werke, hinsichtlich des Ver- 
wendungszweckes derselben. Wie bereits eingangs hervorgehok«: 
wurde, hat im letzten Berichtsjahre die Lichtstromabgabe ein: 
wesentliche, fast 50 %ige Zunahme erfahren, wogegen die Krafı- 
stromabgabe relativ, mit nur 10 %iger Steigerung, zurückgebliek«t 
ist. Auch die Licht- und Kraftstromabgabe nach gleiches 
Tarif hat eine wesentliche Steigerung aufzuweisen und steht. 
namentlich bei den Großikraftwerken, an erster Stelle hinsichtli«: 
des Anteils an der Gesamtabgabe; ein gleiches gilt hinsichtlich der 
Sondertarife, deren Kilowattstundenanteil sich um 60 % e:- 
höht hat. Dagegen zeigt die Bahnstromabgabe eine relativ gering: 
Zunahme (5 %) gegen das Vorjahr; der Eigenverbrauch der Werk- 
schwankt zwischen 2,5 und 4,5 % (gegen 5,5 % i. V.) der gesamt: 
Stromabgabe und nimmt mit der Werksleistung zu; auch hier i~ 
eine Tendenz zur Besserung bemerkbar. 


Zusammenfassend ist das Bild der Entwicklung der reich-- 


deutschen Werke im letzten Betriebsjahre ein nicht ungünstige: 
obwohl weitgehende Schlußfolgerungen hieraus nach der geger- 
wärtigen Wirtschaftslage kaum berechtigt sind. Immerhin kan: 
bei entsprechenden Maßnahmen, namentlich in der Verwendun? 
billiger Betriebskräfte und von sparsamen Verfahren zur Aus- 
nutzung derselben, eine weitergehende Besserung der Wirtschaft- 
lage erwartet werden. Leop. Rosenbaum. 


9% Vergl. Mitteilnug Nr. 288, S. $3; 


"as m m" 


—— 


28. Dezember 1922. 


Elektromaschinenbau. 

Strom- und Spannungsdiagramme von Synchronmotoren für 
asynchronen Anlauf. — Die verschiedenen Ausführungsmöglich- 
keiten dieser Maschinen wurden bereits öfters besprochen. Es soll 
hier nur auf Eigentümlichkeiten ihrer Strom- und Spannungsdia- 
gramme hingewiesen werden. 


1. Volltrommelsyncehronmaschinen für asynchro- 
nen Vollastanlauf bei unverminderter Klemmspannung. Zwecks 
Einhaltung einer höchstzulässigen Blindleistung beim Anlauf wer- 
den an die Synchronmaschine auch jene Anforderungen gestellt, 
die für den Asynchronmotor gelten. Würde man den bei Synchron- 
maschinen üblichen großen Luftspalt beibehalten, wäre das Netz 
während des Anlaufes einer erheblichen Belastung durch wattlosen 
Strom ausgesetzt (vgl. Abb. 3, gestricheltes Stromdreieck Omn). Es 
wird ein kleiner Luftspalt notwendig und eine Verzerrung des Span- 
nungsvieleckes nebst geringer Überlastbarkeit (EmO0:EK) bei 
Synchronmotorenbetrieb und Phasengleichheit zwischen Netzspan- 
nung und Motorstrom unvermeidlich. (Im vereinfachten Diagramm 
der Abb. 1 ist das auf den Ständer bezogene Stromdreieck ONM und 
das Spannungsdreieck OKE der Synchronmaschine für einen Pha- 
senverschiebungswinkel ọ gezeichnet, desgleichen das Stromdreieck 
OPP. für Asynchronmotorbetrieb bei gleicher Wirkleistung. Es 
kann der senkrechte „Abstand des Endpunktes der gesamten Anker- 
feldspannung KE von der Y-Achse als Maß für die Leistung ange- 
sehen werden, und weil sich E bei unveränderlicher Erregung auf 
einem Kreise um O bewegt, ist die Überlastbarkeit des Synchron- 
motors bei einem Phasenverschiebungswinkel @ durch das Verhält- 

nie FmO : EL näherungsweise gekennzeichnet.) 


2 Einzelpolsynchronmaschinen für asynehronen 
Anlauf unter Last bei unverminderter Spannung. Auch diese Aus- 
führungsform wird durch den erforderlichen kleinen Luftspalt und 
ungewöhnlich große Ankerfeldspannungen gekennzeichnet. Die 
Überlastbarkeit bei Synchronmotorbetrieb ist hier noch geringer wie 
bei Volltrommelmaschinen, wenn auch nur unerheblich, zufolge des 
großen Polbogens und des dadurch bedingten kleinen Unterschiedes 
zwischen den Höchstwerten der Ankerquer- und Gegenfeldspannun- 
gen. (ImSpannungsdiagramm nach Pichelmayer für Einzelpolmaschi- 
nen (Abb.2) gelten nunmehr die senkrechten Abstände der Punkte Q 
von der Y-Achse als Maß für die Leistung bei unveränderlicher Er- 
regung. OK = Klemmenspannung, KS = Ankerstreufeldspannung, 
SQ = Höchstwert der Ankerquerfeldspannung, SG = Höchstwert 
der Ankergegenfeldspannung, Sa = Ankerquerfeldspannung und qg 
= Ankergegenfeldspannung, entsprechend dem jeweiligen inneren 
Phaaenverschiebungswinkel.) Zu diesen Mängeln gesellt sich hier 


Elelstrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 1531 


RUNDSCHAU. 


noch die Möglichkeit von Schwierigkeiten beim Anlauf und Intritt- 
werfen unter Last. 

Sieht man bei der Ausführung als Einzelpolmaschine von 
hochbelastetem Anlauf unter voller Spannung ab und begnügt man 
sich mit Teillastanlauf unter verminderter Spannung, wird man bei 
wesentlich günstigeren Eigenschaften der Maschine als Synchron- 
motor in den meisten Fällen auch ein brauchbares Asynchronmotor- 
arbeitsdiagramm erzielen (Abb. 3). | 

Bei der gegenwärtigen Lage der Elektrizitätswirtschaft ist die 
Verbesserung des Netzleistungsfaktors durch vielseitige Verwen- 
dung von Synchronmotoren äußerst erwünscht, trotzdem wird man 
bei Aufstellung von Synchronmotoren mit asynchronem Anlauf die 
geschilderten Eigentümlichkeiten berücksichtigen müssen. K. H. 


Beleuchtung und Heizung. 


Lichttechnische Gesellschaft (Südwestgruppe der Deutschen 
Beleuchtungstechnischen Gesellschaft) Ortsgruppe Karlsruhe — 
Am 24. Oktober 1922 sprach in der Technischen Hochschule 
Herr Gewerberat Emele über: „Fabrikbeleuchtung und Gesetz- 
gebung”. Er gab einen Überblick über den augenblicklichen Stand 
der internationalen Fabrikbeleuchtungsgesetzgebung und zog 
einen Vergleich mit der deutschen, wobei er darauf hinwies, daß 
letztere wohl formell sehr knapp wäre, jedoch wirke sie sich durch 
die Tätigkeit der Gewerbeaufsichtsbehörde und durch das Ver- 
ständnis der Betriebsingenieure und Architekten ziemlich gut aus. 
Dem sich geltend machenden Drängen nach einer Verbesserung 
der deutschen Gesetzgebung müsse man verschiedene Überlegun- 
gen in der Richtung entgegenstellen, ob der Zeitpunkt für eine Ver- 
besserung der Gesetzgebung jetzt schon gegeben sei. Politisch ist 
diese Frage wohl zu bejahen, aber die Fülle der neuesten Gesetz- 
gebung bringe es mit sich, daß sie auf Kosten der Qualität gehe, 
Vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus ist der Zeitpunkt nicht 
günstig. Gerade auf dem Gebiet der Hygiene wird es sehr schwer 
sein, die Gesetzgebung, selbst wenn sie noch so gut wäre, auch 
richtig durchzuführen. Außerdem sind die hohen Strom- und 
Kohlenkosten ebenso wie die Beleuchtungskörperkosten augen- 
blicklich für Goedankengänge der Verbesserung der Beleuch- 
tung nicht günstig. Bei der Durchführung einer derartigen Ge- 
setzgebung ist diese in einem nicht geringen Grade abhängig von 
dem Verständnis der in Betracht kommenden Kreise der Arbeit- 
geber und Arbeitnehmer. Das zugängliche Belehrungsmaterial 
sowohl wissenschaftlicher wie populärer Art steckt auf dem Ge- 
biet der Fabrikbeleuchtung noch in den ersten Anfängen. Während 
es z. B. dem einfachsten Schalttafelwärter möglich ist, in das 
innere Leben seines Schaltbrettes und der Maschinenanlage durch 
ausgezeichnet ausgebaute Meßapparate einen Einblick zu gewin- 
nen, sind wir heute in der Beleuchtungstechnik noch nicht einmal 
so weit, daß ein Nichtfachmann einwandfreie Lichtmessungen vor- 
nehmen kann. Das rührt wohl daher, daß sich die wissenschaft- 
liche Entwicklung der Beleuchtungstechnik durch die Grenze des 
bisher technisch Möglichen in anderen Bahnen bewegt hat als in 
denen, die man für eine Gesetzgebung der Beleuchtungshygiene 
braucht. Der Redner geht hierbei auf Beispiele aus dem Gebiet 
der Glühlampenbeleuchtung, wie auch auf Tagbeleuchtung ein 
und sucht klarzulegen: Würde man jetzt schon die Ausarbeitung 
eines Gesetzes in Angriff nehmen, so gäbe das sicherlich nur ein 
Wortgesetz, dessen praktische Durchführung auf Schwierigkeiten 
stoßen würde. 

Überhaupt müsse man sich die Frage vorlegen, ob es richtig 
sei, die formelle Gesetzgebung anzuspannen, oder ob es nicht zweck- 
mäßiger wäre, sich mit Grundsätzen oder Leitsätzen zu begnügen, 
ähnlich wie die Sicherheitsvorschriften des Verbands deutscher 
Elektrotechniker. Sicherlich sind die letzteren ausgezeichnet und 
haben in der Elektrotechnik ohne wesentliche Reibungen eine 
ınustergültige Ordnung geschaffen. Voraussetzung hierzu ist 
allerdings, daß der innere Aufbau dieser Leitsätze hochwertig ist, 
und daß die Vereinigung, die sie geschaffen hat, das nötige An- 
sehen besitzt, um die Leitsätze durchzusetzen. Dieser Weg scheint 
der bessere zu sein. Daher wäre es aber umso wichtiger, ein- 
gehend die Qualität derartiger Leitsätze zu prüfen. 


Aufgabe der Zukunft wird folgendes sein: 


1. Die Wissenschaft muß uns ein handliches Photometer geben, 
mit dem auch der Nichtfachmann rasch zuverlässige Licht- 
messungen sowohl für natürliche als auch für künstliche Be- 
leuchtung ausführen kann. RR 

2. Die fachtechnischen Institute müssen uns wissenschaftliches 
und populäres Material auf dem Gebiet der Beleuchtungstech- 
nik geben, das zur Belehrung der Öffentlichkeit verwendet 
werden kann. 

3.. Das Reichsarbeitsministerium wäre zu ersuchen, die Gewerbe- 
aufsichtsbeamten und die technischen Aufsichtsbeamten der Be- 
rufsgenossenschaften unter Zugrundelegung eines von der deut- 
schen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft ausgearbeiteten 
Fragebogens zu Erhebungen über den derzeitigen Stand der 
natürlichen und künstlichen Beleuchtung zu veranlassen. Die 


1532 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 52. 


28. Dezember 1922. 


Gewerbeaufsichtsbeamten könnten diese Erhebungen auch auf 
den Familienkreis soweit ausdehnen, als z. B. Heimarbeiter 
oder Schlafstellen von Lehrlingen in Betracht kämen. 

4. Die Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft muß durch 
populäre Belehrungen die Öffentlichkeit über vernünftige 
Grundsätze der Heim- und Fabrikbeleuchtung orientieren, etwa 
ähnlich wie die Lichttechnische Ausstellung in Karlsruhe im 
März 1922, die in diesem Sinne ausgezeichnet veranstaltet war 

-und gewirkt hat. 

A. Eine Kommission zur Bearbeitung von Leitsätzen sollte ein- 
gesetzt werden, die insbesondere befruchtend auf wissenschaft- 
liche und technische Kreise wirken kann. Im Laufe der näch- 
sten Jahre ließen sich dann sicherlich Leitsätze herausbilden, 
die sich über Gemeinplätze herausheben. 

6. Sobald diese Leitsätze wirklich Bedeutung und Wert zewon- 
nen haben, wäre an die Regierungen des Reichs und der Länder 
heranzutreten mit der Bitte, sie bei ihren Dienststellen durch- 
zuführen und die Gewerbeaufsichtsbeamten zu veranlassen, 
daß ihre Durchführung bei der Bearbeitung von Baugesuchen 
berücksichtigt wird. 

Die Aussprache, an der sich die Herren Professor Dr. Bunte, 
Dr. Teichmüller, Dr. Eitner und Dr. med. Spuler beteiligten, ließ 
eine erfreuliche allseitige Übereinstimmung mit den Ansichten des 
Redners erkennen. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Die Betriebstechnische Ausstellung in Frankfurt a. M. — Die 
Wanderausstellung des VDI (Arbeitsgemeinschaft deutscher Be- 
triebsingenieure), die bekanntlich seinerzeit ins Leben gerufen 
wurde, um moderne Arbeitsmethoden, Fabrikationseinrichtungen, 
einige leicht verständliche Anwendungen physotechnischer Eig- 
nungsprüfung, neuzeitliche Meßinstrumente usw, für die Zwecke 
der metallverarbeitenden Industrie weiteren Kreisen an Hand von 
praktischen Beispielen zugänglich zu machen, war zuletzt von Köln 
nach Mainz gekommen. Der „Verwaltungsausschuß technischer 
Arbeitsgemeinschaften” in Frankfurt a. M. hat diese günstige Ge- 
legenheit benutzt, die Ausstellung auch nach Frankfurt zu ziehen. 
Die Ausstellerfirmen haben dort sehr wertvolle Teile ihrer zum Teil 
erst in allerletzter Zeit ausprobierten Fabrikationseinrichtungen 
im Interesse der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Neben einer 
großen Zahl der verschiedensten Werkzeuge, Einrichtungen und 
Fabrikationsgänge werden anschaulich wirkende Zerreiß- und 
Biegeproben vorgeführt. Auch manches Interessante aus dem Auto- 
und Fahrradbau ist zu sehen. Von den Meßgeräten sind die optischen 
Meßmaschinen beachtenswert, welche schnell und genau bis zu 
einigen Zehntausendstel Millimetern zu messen gestatten. Parallel- 
endmaße z. B. werden mittels des Interferenz-Komparators frei 
von jedem Meßdruck durch Lichtwellen bis zu 0,00002 mm geprüft. 
Aus der elektrotechnischen Industrie ist die Firma Hartmann 
& Braun vertreten mit Werkzeugen zur Herstellung der für ihre 
Instrumente benötigten Spritzgußteile sowie mit interessanten 
Stanzwerkzeugen und Schnitten, Prägewerkzeugen, kompletten 
Spritzeinrichtungen und Formen. Die Voigt & Haeffner A. G. bringt 
die gesamteFabrikation einesDrehschalters für 4A, mit allenLehren, 
Kontrollwerkzeugen und Prüfeinrichtungen, so daß der Werdegang 
des Schalters von der Prüfung der augelieferten Porzellanteile bis 
zum fertigen Schalter vollständig verfolgt werden kann. Im Be- 
trieb wird von dieser Firma die automatische Prüfung der Schalter 
nach den Vorschriften des VDE, eine Silberfadenschneidemaschine 
(aus der Fabrikation der Sicherungspatronen), Vorrichtungen zum 
abfallosen Ausstanzen von Sechskantmuttern, automatisches Ge- 
windeschneiden derselben und anderes gezeist, Einen Einblick in 
den Bau von Kleinelektromotoren gibt die Firma Bünte & Reınmler. 
Die Ausstellung, wirkungsvoll ergänzt durch eine Reihe inter- 
essanter Vorträge, ist als ein neuer Beweis deutschen Könnens und 
deutscher Geistesarbeit anzusehen, und sie dürfte ihren Zweck er- 
reicht haben: den Nachwuchs in den Betrieben, die Stammbelegschaft 
vom Lehrling bis zum Betriebsbeamten, durch den bewirkten Aus- 
tausch der gewonnenen Erfahrungen zu erfolgreicher Weiterarbeit 
zu befähigen im Interesse des Wiederaufbaus unserer Wirt- 
schaft. Ka. 


Hauptversammlung des Deutschen Schutzverbandes der freien 
technischen Berufe. — Am 30. IX. 1922 fand in Düsseldorf unter 
Vorsitz von Dipl.-Ing. ,Lunow, Essen, die Hauptversammlung 
des Deutschen Schutzverbandes der freien technischen Berufe stati, 
dieses Verbandes, der seit Jahren die Interessen der Angehörigen 
der freien technischen Berufe (Ingenieure, Landmesser, Archi- 
tekten, Chemiker, nebenher in neuerer Zeit auch die der Bücher- 
revisoren und anderer Sachverständiger, die den Gerichten und 
sonstigen Behörden Dienste leisten) zu vertreten, unzulässize Kon- 
kurrenz auszuschalten und der Wirtschaftslage angepaßte Gebühren 
durchzusetzen, sich bemüht. Inseinem Geschäftsbericht führte Baurat 
Schubert, Düsseldorf, aus, daß z. Z. die Mehrzahl der Bundes- 
gruppen des Bundes Deutscher Architekten (BDA) dem DSV an- 
gehören, Der korporative Beitritt: des BDA dürfte demnächst 
erfolgen. Z. Z. gehören 950 BDA-Architekten dem DSV an. 
Auch der Verband Deutscher Gutachterkammern (VDG) ist auf 
Grund der in Dortmund im Juni 1922 gefaßten Beschlüsse mit 
seinen rd 400 Mitgliedern korporativ beigetreten. 


Der DSV hatte sich mit einer Eingabe vom 10. VI. 1922 an den 
Reichsschatzminister gewendet, um gegen die vom Reichsverkehr:- 
minister seinen Beamten freigegebene nebenamtliche Beschäf- 
tigung, welche die Angehörigen der freien, technischen Berufe 
gerade in heutiger Zeit in ihrem Erwerbsleben empfindlich schä- 
digt, Protest zu erheben. Leider stellte es sich dabei heraus, dab 
der Standpunkt des Reichsverkehrsministers vom gesamten Staat- 
ministerium geteilt wurde. 


Inzwischen hat eine Sitzung des Gesamtministeriums statt- 
gefunden, in welcher die Anerkennung der Gebührenordnung der 
A.u.l. erfreulicherweise prinzipiell beschlossen wurde. Es müssen 
jedenfalls alle interessierten Kräfte zusammengefaßt, und es mul 
jede Eigenbrödelei vermieden werden, wenn weitere Erfolge 
erzielt werden sollen. Alle Organisationen der freien technische: 
Berufe wurden für die Frage interessiert und haben sich auf den 
Abwehrstandpunkt des DSV gestellt. Auch die für die Interessen 
der freien technischen Berufe gewonnenen Reichstagsabgeordneten 
sind tätig gewesen, und wegden diese Frage im Reichstag ver- 
treten. Es muß verhindert werden, daß etwa die Parteipolitik in 
dieser Frage mitspricht. 

Weiter hat sich der DSV an dem Entwurf zur Errichtung 
einer Reichskammer der freien technischeu 
Berufe beteiligt, über den allerdings noch keine Entscheidung 
getroffen wurde. Mitgewirkt wurde auch an der Bearbeitung dr- 
Reichsarbeitsgesetzes, an dem seit dem 1. X. 192 
geltenden Reichsarbeitsnachweisgesetz'!), welche. 
Besserungen der Verhältnisse erzielen soll, ohne unerträglich» 
Härten zu bedingen, 


Die Einführung der Geb.-O. der A.u.l., der Gerichte und ander: - 
Behörden bisher häufig ablehnend gegenüberstanden, ist jetzt z. T. 
durch die Haltung einiger Handelskammern, welche 
diese Sätze als „üblichen Preis“ anerkennen, eingeführt bzw. 
anerkannt worden. Ebenso die Geb.-O. der vereidigten Landmesser, 
der Chemiker, der Nahrungsmittelchemiker und die der Bücher- 
revisoren. Bei diesen Bestrebungen hat die seit 1918 bestehende 
Verbandszeitschrift des DSV „Die freie Technik“, welche 
sich als Sprachorgan der freien technischen Berufe ausgebildet 
hat, mitzeholfen. Ihre Aufrechterhaltung fordert bei den heutigen 
hohen Papier- und Druckpreisen hohe pekuniäre Opfer seitens der 
Mitglieder, die aber unbedingt gebracht werden müssen, wenn Er- 
folge erzielt werden sollen. Die Zeitschrift erscheint bei der Ver- 
kehrsverlag G. m. b. H., Düsseldorf, Collenbachstr. 19, in einer 
Auflage von z. Z., rd 3000 Stück. 


Die Rechtsschutzabteilung und diejenige für Ver- 
sicherungen des DSV haben relativ günstige Erfolge erzielt. 
Die erste Abteilung hat in 112 Prozessen unbefugte Konkurrenzen 
bekämpft. 

Der von Baurat Schubert erstattete Bericht über die Fi- 
nanzen des DSV ergab für 1921 an Einnahmen 168,946 M, an 
Ausgaben 167,558 M, also eine kleine Unterbilanz, die sich aber 
für die Zukunft durch erhöhte Erträgnisse der Zeitschrift zum Ver- 
schwinden bringen lassen wird. Zu diesem Zweck muß der Inse- 
ratenwerbung seitens aller Mitglieder erhöhte Aufmerksamkeit ge- 
widmet werden. Bei Aufstellung des Haushaltungsplanes 
mußte darauf Rücksicht genommen werden, daß die bisherige Arı 
der Bureauhaltung aus verschiedenen Gründen nicht fortgesetzt 
werden kann. Es sind neue Räume mit Einrichtungen und Per- 
sonal beschafft worden, was natürlich den Haushaltungsplan erhel- 
lich belastet. Auch die Frage des Fortbestandes der Verbands- 
zeitschrift beeinflußt den Haushaltungsplan, ohne daß sich die 
Verhältnisse für die nächste Zukunft genau voraussehen lassen. 
Da aber mit dem Fortbestande der Zeitschrift die Arbeitsmöglicl:- 
keit des Verbandes steht und fällt, so beschloß die Versammlung 
nach längerer Debatte, dem Verlag der Zeitschrift gegenüber dir 
Verpflichtung zur Übernahme jeglicher Kosten zu übernehmen 
Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit, daß durch den korporativen 
Beitritt mehrerer Verbände diese ihre eigenen Vereinszeitschriften 
eingehen lassen können, und jetzt das Verbandsorgan für Vei- 
öffentlichungen benutzen. Vor der Hauptversammlung tagten Ver- 
treter der angeschlossenen Vereine, die in Gebührenfragen beson- 
ders bewandert sind, und stellten eine Gebührenordnun;: 
für Abschätzung von Grundstücken, Gebäuden. 
Fabrikeinrichtungen usw. auf, die gemeinsam mit dem AGO über- 
arbeitet als einheitliche Norm festgelegt und gerichtlich einer- 
tragen werden soll. Kurt Perlewlit.«. 


Verschiedenes. 


Jubiläum. — Am 7. XII. beging die Fabrik isolierter 
Drähte zu elektrischen Zwecken (vormals C. J. 
Vogel Telegraphendraht-Fabrik) A. G., Berlin, ihr 
25 jähriges Jubiläum als Aktiengesellschait. Sie hat sich aus der 
1858 gegründeten Firma C. J. Vogel Telegraphendraht-Fabrik im 
Laufe der Jahre durch rastlose Arbeit unter der Führung einer 
weitblickenden Verwaltung zu der ihr heute eigenen Bedeutung auf 
elektrotechnischem Gebiet entwickelt und verfügt z. Z. in Adlers- 
hof sowie bei Cöpenick über ausgedehnte \Werkanlagen, in ihrem 


3) Vgl. „Reichs-Arbeitsblatt“ v. 31. VII. 1922. 


å 
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I 
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1 
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“ trischer Arbeit in ihrem Absatzbereich zu decken. 
Werk hat man durch Zusammenfassen verschiedener Strom- 


28. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 52. 


1533 


ganzen Konzern über 2000 Beschäftigte und ein Aktienkapital von 
104 Mill. M. 1905 erwarb die Gesellschaft die Firma W. & A. 
Naumann und 1911 die insbesondere wegen ihrer internationalen 
Beziehungen wichtige, von Geheimrat M. Aron 1899 errichtete, 1918 
in eine Aktiengesellschaft umgewandelte „Ariadne“ Fabrik isolier- 
ter Drähte, Berlin. Eine wegen Druckerstreiks im Erscheinen ver- 
.ögerte Denkschrift, auf die einzugelren wir wohl noch Gelegenheit 
haben, schildert , wie wir hören, den stetigen Aufstieg der auch im 
Ausland wohlbekanuten Jubilarin. 


Preise der Patentschriften. — Vom 14. XII. ab beträgt der Preis 
einer Patentschrift für das Inland, Danzig und Österreich 
2X0 M, für das übrige Ausland 2000 M. 


Energiewirtschaft. 


Zur Elektrizitätsversorgung Dänemarks. — Infolge eines Ab- 
kommens arbeiten jetztaufSeeland das Hochspannungswerk der 
Elektrizitäts- und Straßenbahn-A.G. von Nordseeland, das genossen- 
schaftliche Hochspannungselektrizitätswerk von Nordwestseeland 
und das der Elektrizitäts-A. G. von Südostseeland zusammen. Das 
Werk in Nordseeland besitzt bei Kamstru p inder Nähe von Ros- 
kilde eine Verzweigungs- und Transformatorenstation von 50 KV, 
durch die eine direkte Verbindung mit Helsingör und mit der Trans- 
formatorenstation bei Lyngby nahe Kopenhagen geschaffen wor- 
den ist. Das Hochspannuugswerk von Nordwestseeland hat dorthin 
von seiner Zentrale inŚS vinin g e eine 50 kV-Leitung legen lassen 
und damit eine Verbindung mit der früher von ihm zwischen Svin- 
inge und Kalundborg (an der Westküste Seeland$) gebauten 
W kV-Linie hergestellt. Von Kalundborg aus kann ferner auch elek- 
trische Arbeit unter 50 kV verteilt werden, und die Transformator- 
anlage in Kamstrup gestattet, dem westlichen Teil des Versorgungs- 
kreises von Nordseeland Elektrizität unter einer Spannung von 
10 kY zuzuführen, ebenso dem nördlichsten Teil des Gebietes von 
Südostseeland. Die bezügliche Leitung ist indessen größtenteils 
schon jetzt für 50 kV gebaut. Infolge dieser Verkupplungen besteht 
die Möglichkeit, den Betrieb sehr wirtsehaftlich zu gestalten. Das 
Elektrizitätswerk von Nordseeland kann überdies den beiden 
anderen schwedische Elektrizität zu Zeiten liefern, wo deren Be- 
lastung verhältnismäßig groß ist. Da es schon seit mehreren Jahren 
Verbindung mit den Zentralen in Kopenhagen und Fredriksberg hat, 
sind somit die fünf größten Elektrizitätswerke Seelands in der Lage, 
zusammenzuwirken. Ws. 


Aus der schwedischen Elektrizitätswirtschaft. — Zu den ver- 
schiedenen Kraftwerken der Sydsvenska Kraft A. B.!) am 
Laga wird sich in Kürze die neue an demselben Fluß gelegene Zen- 
trale bei Skogaby gesellen. Mit ihr, die 15000 PS liefern kann, 
bringt das genannte Unternehmen seine Leistungsfähigkeit auf 
47000 PS, und diese dürften vorläufig genügen, um den besonders 
bei der ländlichen Bevölkerung sehr erheblichen Bedarf an elek- 
Bei dem neuen 


schnellen ein Gefälle von 14 m erzielt. Der Anlage lassen sich 
maximal 100 m?/s zuführen, doch wird diese Wassermenge nur in 
Ausnahmefällen verbraucht. Das 250 m lange Wehr ist in Granit 


1) Vgl. „ETZ* 192', 8. 10. 


und Beton hergestellt, der Zulaufkanal hat eine Länge von 500 m, 
ist 7,2 m breit, stellenweise 14 m tief und teilweise im Felsgestein 
ausgesprengt. Die von einer schwedischen Firma gelieferten drei 
Zwillingsturbinen mit horizontaler Achse ergeben bei voller Be- 
lastung je etwa 5000 PS. Die im Freien errichtete Schalt- und Ver- 
teilungsstation liegt an dem 1200 m langen Ablaufkanal, dessen 
Herstellung sehr erhebliche Arbeit verursacht hat; die von ihr aus- 
gehenden Leitungen stehen mit dem übrigen Netz der Sydsvenska 
Kraft A. B. in Verbindung. — Am 1. IX. konnte das Elektri- 
zitätswerk Stockholm die Feier seines 30-jährigen Be- 
stehens begehen. Ende 1921 speiste es 1,291 Mill. Glühlampen und 
davon 1,244 Mill. Metalldrahtlampen, die Zahl der angeschlossenen 
Zähler betrug rd 0,104 Millionen. Abgesehen von einem Teil der 
0,1 Millionen in der schwedischen Hauptstadt vorhandenen Wohnun- 
gen, der für eine Versorgung mit elektrischer Arbeit nicht in Be- 
tracht kommt, sind nahezu alle mit elektrischem Licht versehen. 
1918 erhielt Stockholm ein eigenes Wasserkraftwerk, die Stadt ver- 
fügt aber außerdem noch über weitere Gefälle, die sich nach Be- 
darf ausbauen lassen. Als das Elektrizitätswerk seine Tätigkeit 
aufnahm, kostete der Strom 80 Öre/k\Vh, ein Preis, der bis kurz vor 
dem Kriege allmählich auf 30 Öre gesunken war, z. Z. aber wieder 
50 Öre ausmacht,. doch hofft das Werk, ihn demnächst auf 40 Öre 
herabsetzen zu können. Man erwartet viel von dem Verbrauch 
elektrischer Arbeit in Küchen und Bäckereien; das Werk hat selbst 
einen elektrischen Herd konstruiert, der aussichtsreich 
erscheint und ihm bei allgemeiner Einführung einen vermehrten 
Absatz von etwa 200 Mill. kWh bringen könnte. Ws. 


Die Kirner Steinkohle als Wärmekraftquelle für die Elektrizi- 
tätsversorgung der südlichen Rheinprovinz. — Ing. Dr. Kraetzer 
entwickelt ausführlich das Projekt eines mit dem genannten Heiz- 
stoffe betriebenen Kraftwerks. Die den Kirner Steinkohlenberg- 
werken H. W. Rothe gehörigen Grubenfelder erstrecken sich über 
insgesamt 6,6 Mill. m? und zerfallen in zwei Flöze, wovon das Haupt- 
flöz in einer Mächtigkeit von 0,6 bis 1 m einen Kohlengehalt von 
3,27 Mill. m? besitzt, die bei einem durchschnittlichen spezifischen 
Gewicht von 1,5 4,875 Mill. t Kohle enthalten, während das Nebenflöz 
18 bis 42 em mächtig ist und 1,47 Mill. m? von 1,2, d. h. 2,088 Mill. t 
aufweist, so daß sich ein Gesamtvorrat von 7 Mill, t zugrunde legen 
läßt. Der Aschengehalt dieser Kohle beträgt bis 47 %, der Heizwert 
etwa 4000 W. E.; durch Handseparation kann die Asche auf 0% 
herabgedrückt werden, was den Heizwert auf über 5000 W.E. zu 
steigern vermag. Bei der Vergasung im Drehrostgenerator ließ sich 
eine Gasausbeute von 3,5 m? je 1 kg Kohle gewinnen. Nach den 
weiteren Berechnungen des Verfassers ist sowohl bei der direkten 
Verheizung als auch bei der Vergasung zur Erzeugung von 1 kWh 
ein Verbrauch von 3 kg dieser Kohle erforderlich. Die weiter in Aus- 
sicht genommene Versorgung des Gebietes von Trier bis Bingen 
macht eine Jahresproduktion von 24 Mill. kWh notwendig, also einen 
Kohlenaufwand von 72000 t im Jahre. Danach würde der vorhan- 
dene Vorrat von 7 Mill. t zur Kraftlieferung für 100 Jahre aus- 
reichen, wobei eine mittlere Tagesförderung von 200 t und eine 
mittlere tägliche Energieerzeugung von 65 800 kWh angenommen 
wird. Die Kosten für die Anlage des Kraftwerks mit Vergasung>- 
einrichtung werden mit 80 Mill, M berechnet, woraus sich je 1 kWh 
ein Preis von 169,7 Pf ergibt. Nach der Angabe des Verfassers kann 
diese an sich geringwertige Kohle dabei noch bequem mit der Braun- 
kohle konkurrieren. E. Börnstein 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein.) 


Saschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, 
Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68, Fernspr. Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. 


Nachtrag zum Sitzungsbericht vom 21. März 1922.) 


Diskussion zum Vortrag 
„Der heutige Stand der Überspannungsfrage“?) 


des Herrn Chefelektriker J. Biermanns. 


(Schluß von S. 1517.) 


Schlußwort von Herrn J. Biermanns: Die auf meinen Vortrag 
hin gebrachten Erwiderungen sind so reichhaltig, daß ich nur auf 
die wesentlichsten Punkte eingehen kann. 

Wenn Herr Schrottke die Beurteilung des Wertes von Über- 
spannungsschutzapparaten auf Grund der Ergebnisse theoretischer 
Betrachtungen bemängelt und sich in der Hauptsache auf die prak- 


tischen Erfahrungen stützen will, so möchte ich hier doch vor‘ 


% 


1) Vgl. „ETZ“ 1922. S. 675. | 
») Vortrag Biermanns siehe „ETZ“ 1922 


S. 305 u. 344 (legenreferat 
Schrottke 1922, 8. 142. 


einer allzu einseitigen Bevorzugung des Wertes praktischer Er- 
fahrungen warnen. Denn diese stehen uns selten in so abgerundeter 
Form zur Verfügung, daß sie eine absolut eindeutige Beurteilung 
gestatten. Meistens wirken in der Praxis eine ganze Reihe von ver- 
schiedenen Umständen zusammen, deren Einfluß nur schwer von 
einander zu trennen ist und daher kommt es auch, daß die Beurtei- 
lung ein und desselben Schutzapparates in verschiedenen Anlagen 
eine oft gerade gegenteilige ist. Ferner ist man fast nie in der 
Lage, nach angeblich guter Bewährung eines Schutzapparates den 
Gegenversuch anzustellen, da die Betriebsleiter aus begreiflichen 
Gründen sich weigern, ihre Anlagen zu Experimenten zur Ver- 
fügung zu stellen. So kommt es dann auch, daß Schutzapparate sich 
durch Jahrzehnte hindurch halten konnten, die später einer ernsten, 
wissenschaftlichen Prüfung nicht standhalten konnten und, sobald 
durch Bekanntgabe der Ergebnisse derselben der Bann gebrochen 
war, auch ziemlich bald von der Bildfläche verschwanden. Ich 
möchte hier nur an die zahllosen Überspannungsschutzeinrich- 
tungen erinnern, die vor etwa 10 Jahren noch allgemein in Gebrauch 
waren und heute fast vollständig verschwunden sind. 

‚Der von Herrn Schrottke erwähnte Fall der durch 8 Hörner- 
ableitersätze geschützten 80000 V-Station widerspricht nicht im 
geringsten meinen auf Grund von theoretischen Betrachtungen ge- 
machten Ausführungen. Da jeder Dämpfungswiderstaxd pro Phase 
8000 Q betrug, ergibt sich ein resultierender Dämpfungswiderstand 
von 1000 Q pro Phase, der in der Größenordnung des Wellenwider- 
standes der im vorliegenden Falle mit 3m Phasenabstand gebauten 
Freileitung liegt. Das war aber gerade die Bedingung, die ich in 
meinen Ausführungen als für eine ausreichende Schutzwirkung 


~ U 
= 


r- 


= nea n a 


N 


1534 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 28. Dezember 1922. 


Der neue _Überspannungsschutzapparat der SSW, bei dem im 
ersten Moment ein niedriger Dämpfungswiderstand eingeschaltet 
wird, der sich nach kurzer Zeit wieder unter Öl abschaltet, besitzt. 
da er ebenfalls Hörner verwendet, den dem bisherigen Hörner- 
ableiter gemeinsamen Nachteil des großen Platzbedarfs. Ein stich- 
haltiger Grund für die Verwendung zweier verschiedener Wider- 
standsstufen ist allerdings nicht einzusehen; denn wenn die eins 
Stufe ausreichend ist, ist die andere zum mindesten überflüssig. Ich 
möchte hier nur an die früher vielfach verwandte und jetzt voll- 
ständig in Vergessenheit geratene Unterteilung des Hörnerschutze= 
in Grob- und Feinschutz erinnern. Die an Hand der gezeigten O=- 
zıllogramme angestellten Vergleiche mit dem Bendmann-Apparat., 
die beweisen sollen, daß der Bendmann-Apparat Überspannungen 
erzeugt, kann ich nicht gelten lassen, Man kann zu solchen Ver- 
suchsergebnissen nicht Stellung nehmen, wenn nicht die näherer 
Umstände und Daten des ganzen Versuchs bekannt sind und Ja dies» 
mir bis jetzt von Herrn Schrottke nicht zur Verfügung gestellt wor- 
den sind, muß ich die Schlußfolgzerung des Herrn Schrottke zurück- 
weisen. Wir wissen ja alle, daß man gerade auf dem Gebiet de- 


erforderlich bezeichnet hatte. Nun ist jedoch gerade der vorliegende 
Fall ein Schulbeispiel dafür, daß das Heil in der Überspannungs- 
frage nicht in einer Häufung von Schutzapparaten zu suchen ist, 
die, wenn man nur genügend Geld aufwendet, schließlich doch einmal 
zu einer Schutzwirkung führen müssen, sondern daß es zweck- 
mäßiger, weil meistens viel billiger, ist, die Anlage von vornherein 
so zu projektieren bzw. zu bauen, daß Überspannungen möglichst 
gar nicht erst entstehen können. Die Berührung der Drähte der 
80 kV- mit denen der 100 kV-Anlage war nämlich dadurch zustande 
gekommen, daß beide Leitungen auf ein und demselben Mast ver- 
legt waren, wobei die ältere 80 kV-Leitung in Kupfer, dagegen die 
100 kV-Leitung in Reinaluminium verlegt war. Bei einer Fluß- 
kreuzung kamen nun die Drähte beider Leitungen unter dem Ein- 
fluß starker Winde infolge ihrer verschiedenen Schwingungsdauer 
zum Zusammenschlagen und führten zu der von Herrn Schrottke 
erwähnten Überspannung von 190 kV gegen Erde. Nachdem das den 
Fluß kreuzende Stück der zweiten Leitung vor 4 Jahren ebenfalls 
in Kupfer verlegt wurde, sind die Störungen in der Zentrale voll- 
ständig verschwunden. Sie wurden also durch eine Maßnahme be- 


seitigt, deren Kosten verschwindend sind im Vergleich zu den An- 
lagekosten der 80000 V-Hörnerableitersätze. 


Vor der Unterschätzung der schädlichen Wirkung von kurz an- 
dauernden, aber hohen Spannungsstößen möchte ich aufs dringendste 
warnen. Einmal ist zu beachten, daß jede Überbeanspruchung eines 
festen Isoliermaterials ihre dauernden Spuren hinterläßt und daß 
die Einzelwirkungen sich mit der Zeit summieren, so dab doch nach 
genügender Zahl von Wiederholungen ein Durchschlag zustande 
kommen wird. So möchte ich nur daran erinnern, dab in einem 
Pariser Museum ein Glaswürfel aufbewahrt wird, der in Luft durch 
eine große Reihe von Spannungsstößen durchschlagen wurde. Fer- 
ner sind feste Isoliermaterialien gar nicht so unempfindlich gezen 
kurzzeitige Spannungsbeanspruchungen, als man im allgemeinen 
annimmt und Versuche haben eine ganz auffallend schädliche Wir- 
kung von kurzzeitigen Spannungsstößen ergeben, die bei der Dauer- 
beanspruchung mit technischem Wechselstrom bei weitem nicht 
erreicht wird. Wenn also der „moderne“ Überspannungsschutz nicht 
bei jedem kurz dauernden Überspannungsstoß wirken soll, so tut 
man gut, die zu schützenden Maschinen von vornherein so zu iso- 
lieren, als wenn dieser Überspannungsschutz nicht vorhanden wäre. 
Aus den erwähnten Gründen ist es auch unzulässig, sich darauf zu 
verlassen, daß bei mehrfachem Vorübergang einer Wanderwelle 
an einem Hörnerableiter diese allmählich auf zulässige Werte her- 
abgedrückt wird. Wenn bei höheren Betriebsspannungen die Über- 
spannungen bei Gewittervorgängen eine im Bereiche der jetzt ange- 
wandten höchsten Betriebsspannung liegende Grenze haben, so 
heißt das doch, falls man sonstige Überspannungen durch richtige 
Projektierung der Anlage vermeidet, daß die Vermeidung des Hör- 
nersechutzes bei diesen höheren Spannungen durchaus gerecht- 
fertigt ist. 


Es ist richtig, daß der Dämpfungswiderstand der Hörnerableiter 
einen gewissen Wellenwiderstand besitzt und daß man streng gce- 
nommen bei der Betrachtung der Schutzwirkung nicht nur an die 
Wirkung des Ohmschen Widerstandes allein, sondern auch an den 
Einfluß des Wellenwiderstandes zu denken hat. Nun kommt es aber 
nicht auf den allerersten Verlauf der abgeleiteten Überspannungs- 
wellen, sondern darauf an, wie sich der Ausgleichsvorgaug im ganzen 
abspielt und dafür ist nicht so sehr der Wellenabstand maßgebend, 
als die Gesamterdkapazität des Dämpfungswiderstandes, und diese 
ist doch so geringfügig gegenüber den Kapazitäten, die man bei 
Schutzkondensatoren vorschreibt, daß eine nennenswerte Schutz- 
wirkung der Bannzität des Dämpfungswiderstandes nicht anerkannt 
werden kann. 

Die von Herrn Sehzoilke erwähnte Zahl von 200 000 bisher ge- 
lieferter Hörnerableiter beweist freilich für heutige Verhältnisse 
nicht allzuviel. Es ist bekannt, daß man früher mangels genügen- 
der Erfahrungen die Anlagen mit wesentlich geringerer Sicherheit 
als heute gebaut hat und daß man die zahllos aufgetretenen Störun- 
gen, da dies für die Erbauer die bequemste Entschuldigung war, 
auf Überspannungen zurückführte, denen man eine geradezu phan- 
tastische Höhe nachsagte. Es ist dies.eine Methode, die übrigens 
auch heute noch vielfach angewandt wird und wenn ein Transfor- 
mator nicht gerade vom Wagen gefallen ist, sind viele geneigt, in 
allen anderen Fällen vorgekommene Defekte auf Überspannungen 
zurückzuführen, während meist die Ursache ganz wo anders zu 
suchen ist. Nachdem man im Laufe der Jahre die elektrische Sicher- 
heit der Anlagen ständig erhöht hat, sind die „Überspannungs- 
schäden“ ganz auffallend zurückgegangen und ebenso sinkt auch 
ständig die Zahl der verwendeten Überspannungsschutzapparate. 


Daß die von Herrn Schrottke angegebenen Zahlen für den Preis- 
vergleich des Hörnerschutzes mit den Anschaffungskostem eines 
Transfo:mators etwas niedriger als die von mir angegebenen Werte 
liegen, hat seinen Grund darin, daß Herr Schrottke vermutlich die 
Gebäudemehrkosten nicht berücksichtigt. Der Schutz mit Emaille- 
widerständen, der wegen des hohen Dämpfungswiderstandes mehr 
unter die Kategorie der „Überspannungsanzeiger” fällt, darf hier 
wohl übergangen werden. 

Zur Vermeidung von Irrtümern möchte ich jedoch nochmals 
betonen, daß ich den Hörnerableiter nur dann ablehne, wenn er 
durch bessere Schutzvorkehrungen, beispielsweise Erdschlußspulen, 
ersetzt wird. 


Überspannungsschutzes durch Experimente das beweisen kann, wa: 
man will, wenn man nur die Versuchsanordnungen geschickt genuz 
wählt; einen Beweis für diese Behauptung, der freilich die Petersen- 
spule betrifft, hat uns Herr Schrottke selbst erbracht. 


Schutzdrosselspulen ergeben, wie vonder AEG ausgeführte Ver- 
suche bewiesen haben, Resonanzerscheinungen an den Eingangs- 
spulen der Transformatoren, wenn nicht durch eine Widerstands- 
überbrückung (Camposspulen) Abhilfe geschaffen wird. Die er- 
wähnten Versuche erstreckten sich auf Spulen der verschiedensteu 
Bauart. Es wurden sowohl Spulen aus Runddraht, als solche au- 
25 mm breitem Flachband verwendet und die Versuche hatten gan; 
eindeutig in allen Fällen dasselbe Ergebnis. Auch eine Verringe- 
rung der Isolation der Flachbandspulen, um die Windungskapazitat 
weiterhin zu vergrößern, hatte keinen Erfolg, sondern die Resonanz- 
erscheinungen waren nur durch Überbrückung der Spulenmit einem 
passenden Ohmschen Widerstand zu unterdrücken. Als sehr günstig 
erwies sich dabei, daß Widerstände mit verhältnismäßig hohem 
Ohmwert, die keine wesentliche Beeinträchtigung der abflachenden 
Wirkung der Drosselspulen gegenüber Sprungwellen ergaben, voll- 
ständig genügten. Der Einfluß der Windungskapazität dürfte eich 
wahrscheinlich erst bei Flachbandspulen bemerkbar machen, deren 
Breite in der Größenordnung des Durchmessers der Spule liegt. 

Es ist richtig, daß man bei passender Wahl der Induktivität der 
Schutzdrosselspule auch bei fehlender Widerstandsüberbrückuns 
Resonanzüberspannungen vermeiden kann, u. zw. ist dies im allge- 
meinen erst der Fall bei Drosselspulen mit einer Induktivität in der 
Größenordnung von 5 M-H. Es ist jedoch unzulässig, eich auf eine 
ganz bestimmte Abstimmung der Spule auf die zu schützende Wick- 
lung zu verlassen; denn im praktischen Betriebe wird man sich nie 
mit Sicherheit darauf verlassen können, daß diese Abstimmung, die 
ziemlich empfindlich ist, auch immer eingehalten wird. 

Wenn Herr Schrottke die Tatsache, daß wir aus dem Ergebni: 
der von uns angestellten Untersuchungen lediglich die Konsequenzen 
gezogen haben, als schwankende Meinung hinstellt, die nicht auf die 
starke Stütze praktischer Erfahrungen deute, so setzt er sich damit 
in Gegensatz zu unserer Auffassung. Wir sind jedenfalls stets be- 
reit, aus den Ergebnissen unserer Versuche, die in diesem Falle völ- 
lig eindeutig waren, die praktischen Folgerungen zu ziehen und die 
von uns beratene Kundschaft darüber aufzuklären, wobei das finan- 
zielle Interesse unbedingt hinter dem technischen Interesse zurück- 
zustehen hat. Der von Herrn Schrottke angegebene prozentuale 
Preis der Schutzdrosselspule von 8% stimmt mit den von mir ange 
gebenen Werten überein. Bei niedrigeren Stromstärken verwendet 
Herr Schrottke geringere Induktivitäten und kommt infolgedessen 
natürlich auch zu wesentlich niedrigeren Preisen. 

Wenn Herr Schrottke erwähnt, daß Blitzseile auf Holzmaster 
für die Anlagen eher schädlich algnützlich sind, so gebe ich ihm voll- 
ständig recht. Es ist bekannt, daß viele Anlagen Holzmasten ver- 
wenden, wobei die Traversen nicht geerdet sind, so daß Erdschlüs: 
so gut wie unbekannt sind, da der Erdschlußstrom keine Rückleitunz 
zu Erde vorfindet. Zu einer anderen Auffassung der Schutzwirkung 
des Blitzseiles kommt man jedoch, wenn man nicht nur an den Schut 
der Anlage selbst, sondern auch an den der Bewohnerschaft des vor 
derselben umfaßten Gebietes denkt. Mir stehen Erfahrungen einer 
ausgedehnten Überlandzentrale zur Verfügung, in deren Bereich it 
einem Jahre 27 Todesfälle durch den Defekt von Isolatoren verur- 
sacht wurden, Infolge fehlender Erdung der Traversen führten. 
insbesondere die bei Wegkreuzungen vorgeschriebenen eiserne! 
Maste bei Erdschlüssen den ganzen Erdschlußstrom zur Erde ab 
Die sich daraus ergebende Schrittspannung in der Umgebung de 
Mastes war, wie Nachmessungen ergaben, so groß, daß die erwähr- 
ten Todesfälle ohne weiteres zu erklären sind. An die Stelle der 
Eisenmaste können natürlich auch durch anhaltendes Regenwetter 
feucht gewordene hölzerne Maste treten. Wir haben es hier also mi! 
einem Überspannungsschutz zu tun, der auf Kosten von Leben und 
Gesundheit der Anwohnerschaft geht und damit denn doch zu teue: 
erkauft ist. Von großer Bedeutung ist ferner das Erdseil auch fü 
die Erdung von Eisenmasten in durchweg mit solchen ausgerüst 
ten Anlagen. Es wird vielleicht nicht so sehr als Überspannunr- 
schutzmitiel betrachtet, denn als Mittel zur Erzielung einer eit 

wandfreien Erdung der Eisenmaste. Dabei ziehe ich vor, das Eri- 
seil auf der Spitze der Maste zu verlegen. Denn man wird in viele 


28. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 52. 1536 


Fällen eine Blitzableiterwirkung erhalten, selbst wenn sich der 
Hauptblitz, wie Herr Schrottke aus den von ihm gezeigten Photo- 
graphien folgert, verzweigen sollte, da die Gefährdung der Leitung 
durch Zweigentladungen des Blitzes immer noch geringer ist als die 
durch den Hauptblitz. Bei der theoretischen Berechnung der Schutz- 
wirkung von Blitzseilen kommt es übrigens auf die Bestimmung 
der mittleren Wirkung an, da die kleinen, durch die Maste hervor- 
gerufenen Unstetigkeiten bei der großen Fortpflanzungsgeschwin- 
digkeit elektrischer Störungen keine Rolle spielen. 

Meiner Meinung nach ist die Erdschlußfrage durch die Erd- 
schlußspule in Verbindung mit der Erdschlußauslösung als restlos 
gelöst zu betrachten, soweit man von einer restlosen Lösung in der 
Technik überhaupt sprechen kann. Die Erdschlußspule beseitigt 
vorübergehende Erdschlüsse und beschränkt die Stromwirkungen 
bei Dauererdschlüssen oder intermittierenden Erdschlüssen so weit, 
daß die Erdschlußauslösung den fehlerhaften Leitungsteil abschal- 
ten kann, bevor schädliche Nebenwirkungen aufgetreten sind. So 
sehr man auf anderer Seite bemüht ist, Petersens Verdienste zu 
schmälern, so möchte ich doch einmal ausgesprochen haben, daß Pe- 
tersens Verdienst darin besteht, daß er auf die Möglichkeit der Kom- 
pensierung des kapazitiven Erdschlußstroms durch Drosselspulen 
hingewiesen hat. Es handelt sich bei ihm also um eine Erfindung 
von grundlegender Bedeutung und das, was Herr Schrottke ledig- 
lich als eleganten Beitrag zur Lösung der Erdschlußfrage zewertet 
wissen will, ist die besonders einfache A Jung der für die Ver- 
wirklichung der Petersenschen Idee in Anwendung gebrachten 
Hilfsmittel. Es ist doch merkwürdig, wie schwer es den Deutschen 
immer noch fällt, die Verdienste ihrer Landsleute anzuerkennen 
und als höchst bedauerlich muß ich es bezeichnen, daß Herr Schrottke 
in diesem Zusammenhange auf amerikanische Meinungsäußerungen 
zurückgreift, die als alles andere als objektiv zu bezeichnen sind. 

Die Versuche von Cornvell und Evans, veröffentlicht im J. A. 
E. E. vom Februar 1922, sind ein Schulbeispiel für die bei früherer 
Gelegenheit von mir aufgestellte Behauptung, daß man durch Ver- 
suche alles das beweisen kann, was man nur will. Zunächst ist zu 
bemerken, daß die Autoren das ganze Problem von einem falschen 
Standpunkt aus betrachten, indem sie ihre ganzen Untersuchungen 
von vornherein auf den Vergleich zwischen direkter Erdung des 
Nullpunktes und Erdung desselben über eine Petersen-Spule ein- 
stellen. Esist natürlich klar, daß die Petersen-Spule das Auftreten 
der verketteten Spannung an den ungeerdeten Phasen nicht vermei- 
den kann. Andererseits verhindert sie aber die bei geerdetem Null- 
punkt stets mit einem Erdschluß verbundenen Kurzschlüsse. So- 
lange in Deutschland die Erdung des Nullpunktes nicht zugelassen 
wird, wird dieser Vergleich für uns auch vollständig gegenstands- 
los. Die Versuche wurden mit völlig unzulänglichen Mitteln aus- 
geführt. Da keine passende Erdschlußspule vorhanden war, wurde 
eine eisenlose Drosselspule zu Hilfe genommen, für die die Span- 
nung erst zweimal transformiert werden mußte. Die hierfür be- 
nutzten Transformatoren, die je die dreifache Leistung der Erd- 


schlußspule hatten, waren um ca. 15 % übersättigt. Die Folge da-: 


von war natürlich eine ziemlich spitze Kurvenform des Stromes in 
den Oszillogrammen, über die die Verfasser sich noch obendrein 
wundern. Ferner bedingte die Anordnung große Zusatzverluste, 
so daß selbst bei trockenem Wetter der Erdschlußstrom eine Watt- 
komponente von etwa 20% enthielt. Trotzdem erfolgte bei Ver- 
stimmung von +7% und —44% noch funkenlose Löschung des 
Erdschlusses. Daß beim Zünden des Lichtbogens bei derartig hoch 
gesättigten Transformatoren hohe Stromstöße auftraten, kann na- 
türlich nicht wundernehmen. Zu Abb. 8 wäre zu bemerken, daß 
diese stark übertriebene Verhältnisse darstellt, da mit einer Ver- 
stimmung im Verhältnis von 1 : 2,25 gearbeitet wurde. Die Über- 
spannungen, die bei ungeschütztem und ungeerdetem Netz im Licht- 
bogenerdschluß auftreten, werden vollständig übersehen. Natür- 
lich greifen die Verfasser das von hier aus in die Welt gesetzte Mär- 
chen von der Resonanzgefahr der Erdschlußspule auf, ohne jedoch 
diese Behauptung irgendwie ernstlich zu begründen. 

Die Vorfälle im Kraftwerk Zschornewitz sprechen meines Er- 
achtens nicht im geringsten gegen die Bewährung der Petersen- 
Spule. Eingehende Versuche, die in der allerletzten Zeit noch ver- 
vollständigt wurden und über die Petersen in Kürze berichten wird, 
ergeben eine einwandfreie Erklärung für die aufgetretenen Schä- 
den, und das gleichzeitige Verschwinden der Störungen mit dem Ab- 
Schalten der Petersen-Spule ist darauf zurückzuführen, daß die auf 
Grund der ersten Versuche erkannten Überspannungserreger zur 
gleichen Zeit aus der Anlage entfernt wurden. Daß an den Peter- 
sen-Spulen keine gefährlichen Resonanzüberspannungen aufgetre- 
ten sein können, folgt schon daraus, daß an ihren Durchführungs- 
isolatoren, die für 60 kV Betriebsspannung und etwa 150 kV Über- 
schlagsspannung bemessen sind, niemals Überschläge aufgetreten 
sind. Daß sich bei einer so großen Anlage, die gerade auf der Zen- 
tralenseite besonders gefährdet ist, im Anfang einige Kinderkrank- 
heiten bemerkbar machen, ist wirklich nicht weiter verwunderlich. 

Die Frage, worin sich die PetersenSpule und die Resonanz- 
spule von Herrn Jonas praktisch unterscheiden, kann ich Herrn 
Schrottke mit bestem Willen nicht beantworten. 

Es ist natürlich klar, daß man die Petersen-Spule möglichst mit 
vollendeter Abgleichung betreiben wird. Da dies jedoch nicht im- 
mer im Betriebe möglich ist, ist es wichtig, die Grenzen der zulässi- 
gen Verstimmungen zu kennen und hierauf bezog sich meine Be- 
merkung, daß Versuche bei 30% Verstimmung noch eine gute 


Löschwirkung ergaben. Dabei ist für die Löschung nicht nur die 
Stärke des Reststromes maßgebend, sondern Herr Schrottke über- 
sieht offenbar, daß die Löschwirkung der Errdschlußspule nicht nur 
in der Verringerung der Stromstärke, sondern noch darin besteht, 
daß nach der Löschung des Erdschlußlichtbogens die Spannung der 
erdgeschlossenen Phase nur ganz langsam ansteigt; dieses lang- 
same Ansteigen ist aber wesentlich für die Löschwirkung; denn da- 
durch haben die Fußpunkte des Lichtbogens Zeit zur Abkühlung 
und die lonisierung ist aufgehoben, wenn die Spannung der vorher 
erdgeschlossenen Phase nennenswerte Beträge erreicht hat. 

Es ist nicht möglich, Erdungsdrosselspulen in dem von Herrn 
Schrottke angegebenen Sinne schwingungsfrei zu machen, da die 
Eisensättigung jede Berechnung über den Haufen wirft. Das einzig 
mögliche Schutzmittel ist nur die richtige Wahl der Eisensättigung. 

Das über die Entlüftung der Ölschalterzellen Gesagte bezog 
sich nur auf normale Serienschalter, die sich bei ihrer jetzigen Aus- 
führungsform nicht abdichten lassen. Daß man Hochleistungs- 
schalter gasdicht ausführt und eine solche Führung der Rauchgase 
anstrebt, daß sie nicht mit spannungsführenden Teilen in Berüh- 
rung kommen können, betrachten wir als selbstverständlich. 

Zu den Ausführungen des Herrn K ad e möchte ich bemerken, 
daß man meiner Ansicht nach zunächst abwarten soll, wie sich die 
neu vorgeschlagenen Prüfspannungen bewähren. Ich bin überzeugt, 
daß eine wesentliche Verminderung der Zahl von Defekten eintreten 
wird und man wird sich nach einer gewissen Zeit an Hand der ge- 
sammelten Erfahrungen schlüssig werden müssen, ob eine weitere 
Erhöhung der Prüfspannung nötig ist. Ich wollte mit meinen Aus- 
führungen ein Ideal zeigen, das wir anzustreben haben, wobei die 
Frage, ob wir bis an die angegebene Grenze zu gehen haben, nur 
durch die Praxis entschieden werden kann. Immerhin kann heute 
schon gesagt werden, daß, falls die zum Schutze unserer Transfor- 
matoren aufzuwendenden Ausgaben für Schutzeinrichtungen auch 
nur annähernd so hoch ausfallen, wie eine ausreichende Erhöhung 
des Sicherheitsgrades es bedingt, man auf alle Fälle den letzteren 
Weg gehen sollte. Es wird wohl niemand bestreiten wollen, daß 
Isolationsdefekte an einem Apparat so gut wie ausgeschlossen sind, 
dessen innere Sicherheit größer ist als jene der in der Schaltanlage 
verwendeten Isolatoren, wobei wir ferner die Erfahrungstatsache 
benutzen können, daß sich die Überschlagsspannung unserer Innen- 
isolatoren in langjährigem Betriebe als völlig ausreichend erwiesen 
hat. Sollten sich im Gegenteil die für unsere Isolatoren gewählten 
Überschlagsspannungen als unnötig hoch herausstellen, so können 
wir natürlich nach einer anderen Norm suchen, der wir die Isolation 
unserer Transformatoren anzupassen haben und die sich praktisch 
etwa durch eine an die einmündenden Leitungen angeschlossene 
Funkenstrecke verwirklichen ließe. 

Reichlich bemessene Transformatoren bedingen natürlich er- 
höhte Verluste, doch darf man bei Vergleichen nicht außer Acht 
lassen, daß auch in den verschiedenen Schutzapparaten dauernde 
Verluste stecken, seien es nun Stromwärmeverluste in im Zuge der 
Leitungen liegenden Wicklungen, oder solche in quer zu diesen 
liegenden Dämpfungswiderständen. Vergessen wir ferner nicht, 
daß auch die häufigen Reparaturen, die jetzt zu leisten sind und die 
Ausfälle der Stromlieferung als laufende Ausgaben zu betrachten 
sind. Ich möchte nur nebenbei bemerken, daß bei reichlicherer Be- 
messung der Transformatoren die Verluste ungefähr in demselben 
Maße ansteigen werden, wie es die von mir gezeigten Preiskurven 
angeben, da diese maßgebend für das Ansteigen des Materialgewich- 
tes des Transformators sind. 

Bezüglich der über die Unfallursache der Transformatoren ge- 
sammelten Erfahrungen möchte ich bemerken, daß es nachträglich 
außerordentlich schwer ist, bei einem Defekt einwandfrei anzu- 
geben, ob er durch Isolationsdurchschlag oder durch kurzgeschlos- 
sene Windungen verursacht wurde, da fast stets die eine Erschei- 
nung die andere als unmittelbare Wirkung im Gefolge hat. 

Herr Rüdenberg hat recht, daß bei vielen Teilen einer An- 
lage die Prüfspannung nicht so sehr ein Maß für die elektrische 
Festigkeit, als ein Maß für den räumlichen Abstand zwischen span- 
nungsführenden Teilen sein soll, durch den das Einleiten eines 
Lichtbogens durch Fremdkörper verhindert werden soll. Das gilt 
jedoch weniger für die ganz hohen Spannungen, bei welchen man 
schon heute bei den in den Schaltanlagen eingehaltenen Abständen 
recht nahe an den durch den elektrischen Sicherheitsgrad geforder- 
ten Abstand herankommt. Von den Freileitungen können wir hier 
absehen, da wir ihren Sicherheitsgrad nicht als maßgebend heran- 
gezogen haben. Die Prüfung eines Schalters auf Isolation in dem 
Moment, wo er einen schweren Kurzschluß abschaltet, läßt sich 
natürlich schwerlich durchführen. Man sollte jedoch beim Entwurf 
darauf achten, daß die Begleiterscheihungen des Kurzschlußlicht- 
bogens keine allzu große Verschlechterung der Isolation herbeifüh- 
ren, was man bei geeigneten Konstruktionen durchaus in der Hand 
hat. Ich möchte hier nur an die von der AEG für große Leistungen 
ausnahmslos verwendeten Löschkammerschalter erinnern. Bei den 
normalen Serienschaltern hat man sich bisher durch die Vorschrift 
einer möglichst hohen Serie, die man in Zusammenhang mit dem 
Kurzschlußstrom brachte, geholfen; in einem solchen Falle, wo also 
etwa in einer 6000-V-Anlage Apparate der Serie IV verwendet wer- 
den, hätte es natürlich keinen Sinn, die Isolation von Transforma- 
toren und Maschinen ebenfalls dieser Serie anzupassen. 

Die Begründung für die von mir gebrachten Vorschläge bezüg- 
lich einer Erhöhung der Spannungssicherheit von Maschinen und 


m ron 


en 


1536 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 52. 28. Dezember 19832. 


Transformatoren ist einerseits durch die verhältnismäßig große Zahl 
der jetzt immer noch auftretenden Defekte gegeben, anderseits 
durch die Tatsache, daß sich die in den Anlagen verwendeten Innen- 
isolatoren im Laufe längerer Jahre als genügend reichlich erwiesen 
haben. Die praktische Erfahrun gkann hier die von Herrn Rüden- 
berg geforderten durehschlagenden Messungen meines Erachtens 
völlig ersetzen. 

Ich weiß nicht, was Herrn Rüdenberg zu der Annalıme berech- 
tigt, daß ich bisher noch keine Sprungwellenspannungen an einer 
oder wenigen Windungen oder an einer Lage der Wicklung gemes- 
sen hätte. Wenn derartige Versuche mit solchem Aufwand an Zeit 
und Mitteln durchgeführt wurden, wie dies bei der AEG geschehen 
ist, dürfte es wohl selbstverständlich sein, daß man sie auf alle zu 
erwartenden Erscheinungen ausdehnt. So haben wir uns auch nicht, 
wie Herr Rüdenberg meint, auf ungedämpfte Wellenzüge be- 
schränkt, sondern gerade unser Hauptaugenmerk auf die Erfor- 
schung des Einflusses von Sprungwellen gerichtet. Soweit wir all- 
gemeine Schlüsse gezogen haben, beziehen sie sich auch nicht nur 
auf Fernleitungsstrecken einer ganz bestimmten Länge, sondern 
es wurden verschiedene Längen und verschiedene Transformato- 
renleistungen in den Kreis der Untersuchung einbezogen. 


Die zwischen Jen einzelnen Windungen auftretenden Spannun- 
gen waren so niedrig, daß ihre Höhe schwer auch nur einigermaßen 
genau zu bestimmen war. Dies zeigt, daß es weniger die Isolation 
zwischen den einzelnen Windungen, sondern hauptsächlich die zwi- 
schen den Lagen und insbesondere die zwischen den einzelnen Teil- 
spulen ist, die besonders gefährdet erscheint. Insbesondere die von 
mir erwähnten Resonanzüberspannungen zeigten sich am auffal- 
lendsten, wenn die Spannung an mehreren Teilspulen bestimmt 
wurde. 

Die von mir erwähnten Untersuchungen über Ausgleich=vor- 
eänge beim Parallelschalten von Synchronmaschinen!) hatten nicht 
nur die Untersuchung des Verlaufs der UÜberströme zum Ziel, son- 
dern erstreckten sich insbesondere auch auf die Möglichkeit der 
Verminderung der Spannungssprünge bei Verwendung von Vor- 
stufenschaltern. Das Ergebnis ist jedoch für beide Fälle gleich un- 
günstig, da sich selbst bei der Verwendung außerordentlich umfang- 
reicher und kostspieliger Schutzwiderstände eine Verringerung der 
Spannungssprünge um nur wenige Prozent erreichen läßt. Die Un- 
tersuchungen erstreckten sich nicht nur auf Schalten in Phasen- 
opposition, vielmehr wurde ein ganz belicbiger Schaltwinkel ange- 
nommen, unter den auch der von Herrn Rüdenberg bereits mehrfach 
erwähnte Schaltwinkel von 60° fällt. 


Die Oberschwingungen, die in der Spannungskurve auftreten, 
wenn infolge irgendwelcher Schaltvorgänge Maschinen auf hochge- 
sättigte Transformatoren arbeiten, werden zwar durch den Trans- 
formator hervorgerufen, treten aber an dessen Klemmen und an den 
Klemmen der Maschine in fast gleicher Stärke auf. Es ist dies auch 
ohne weiteres einleuchtend, da es sich um eine Rückwirkung des 
stark verzerrten Magnetisierungsstromes des Transformators auf 
den Generator handelt; entsprechende Versuche wurden sowohl an 
einem großen, durchaus modern gebauten Langsamläufer, als auch 
an einem großen Turbogenerator angestellt. Die Oberschwingungsen 
beim einphasigen Kurzschluß moderner Generatoren sind zwar, so 
lange diese unbelastet sind, fast verschwindend und im ÖOszillo- 
gramm nur daran zu erkennen, daß die Spannungskurve der dritten 
offenen Phase eine etwas spitze Kurvenform annimmt. Wenn da- 
gegen der Generator auf ein Kabelnetz arbeitet, dessen Ladestrom 
genügend groß, u. zw. von der Größenordnung seines Vollaststromes 
ist, so können die dritte unter Umständen auch die fünfte Har- 
monische so stark herausgearbeitet werden, daß Überspannungen 
entstehen, die nicht überschen werden dürfen. 


Auch ich bin mit Herrn Rüdenberg der Ansicht, daß bei direkter 
Erdung des Nullpunktes von Hochspannungstransformatoren prak- 
tisch anwendbare Mittel bestehen, um den Übertritt der dreifachen 
OÖberschwingung in die Erde zu verhindern und daß es an der Zeit 
wäre, die Frage der direkten Erdung des Nullpunktes unserer 
Höchstspannungsanlagen einmal ernstlich zu diskutieren. Durch 
Aufbringen einer in Dreieck geschalteten Wicklung verhindert man 
mit Sicherheit das Auftreten der dreifachen Oberwellen, die bezüg- 
lich ihrer störenden Wirkungen und der möglichen Überspannungs- 
erscheinungen wesentlich unangenehmer als etwa die fünffachen 
Oberschwingungen sind. Eine geringe Verstärkung derselben ist 
also, wenn man die dreifachen Oberschwingungen dadurch verhin- 
dern kann, nicht so tragisch zu nehmen. 

Es ist auffallend und im höchsten Maße bedauerlich, daß von 
allen Seiten das Märchen von der Resonanzeefahr der Erdschluß- 
spule aufgegriffen wird, ohne daß dabei die Beibringung von zahlen- 
mäßigen Unterlagen auch nur versucht würde. Dadurch wird eine 
sachliche Diskussion außerordentlich erschwert und eine Verwir- 
rung in den Kreisen der Verbraucher angerichtet, die im Interesse 
des störungsfreien Betriebes unserer Elektrizitätswerke aufs tief- 
ste bedauert werden muß. Herr Rüdenberg geht sogar so weit, von 
einer Charybdis von starken Spannungssteigerungen zu sprechen, 
die die gesättigte Erdschlußspule unter Umständen im Gefolge ha- 
ben soll. Einmal ist das angeführte Beispiel des Leitungsbruches 
nahe der Stromquello schlecht gewählt; denn in diesem Falle tritt 
eine Verlagerung des Spannungsnullpunktes ein, die proportional 


D „Archiv für Elektrotechnik“ Bd. X. S. IS. 


der Entfernung der Fehlerstelle von der Zentrale ist und im un gün- 
stigsten Falle, wo die sämtlichen Leitungen einer Phase vom Netz 
abgetrennt sind, wird die Nullpunktsspannung gleich der normaler: 
Phasenspannung und es wird ein Erdschluß in der abgetrenntet: 
Phase vorgcetäuscht. Selbst wenn wir jedoch von diesem Falle ab- 
sehen und annehmen, daß durch irgendwelche anderen Voränze, 
etwa durch \indungsschluß eines Transformators, tatsächlich die 
angeführten Resonanzerscheinungen zur Auswirkung kommen, EZo 
zeigt Abb. 11 wie groß die bei sehr weitgehenden Verstimmun gern 
der Erdschlußspule auftreten- 
- den Überspannungen werden 
können. Die Abbildung gibt 
als Absziesse das Verhältnis 
der kapazitiven Reaktanz 
des geschützten Netzes zur 
induktiven Reaktanz der Erd- 
schlußspule und als Ordinate 
die im ungünstigsten Falle 
an den beiden gesunden Pha- 
sen auftretende Spannung ge- 
gen Erde im Verhältnis zur 
normalen verketteten Span- 
nung; die gezeichnete Kurve 
Abb. 11. Resonanzüberspannungen bei läßt sich ohne weiteres ausden 
stark verstimmter Erdschlußspule Abb.8 und 9 meiner Arbeit „Die 
aia ; Theorie des Schwingungskrei- 
sesmiteisenhaltiger Indukti vi- 
tät“Jableitenund berücksichtigt die durchAbb.6gegebeneAbflachu n s 
der Spannungskurve. Wie man sicht, sind die auftretenden „Reso- 
nanzüberspannungen” recht harmloser Natur und es beträgt die an 
den gesunden Phasen auftretende Überspannung, wenn die Erd- 
schlußspuleninduktivität nur den dritten Teil des Sollwertes aus- 
macht, nicht einmal 25%, wobei ich noch betonen möchte, daß der 
eisenhaltige Schwingungskreis bei solchen Ver-tinnmungen sich 
nicht ohne äußere Eingriffe erregen kann. Bedenkt man noch, da G 
bei elektrischen Netzen ohne Erdschlußspule die Überspannungen 
des intermittierenden Erdschlusses volle 200% erreichen, 80 er- 
kennt man am deutlichsten die Haltlosigkeit der von verschiedenen 
Seiten gegen die Petersen-Spule betriebenen Propaganda. Da die 
gezeigte Kurve sämtliche Leitungswiderstände völlig vernachläs- 
sigt, gilt diese natürlich auch für Netze höchster Spannung. 


Mit den Ausführungen des Herrn Prof. Noether bin ich im 
allgemeinen einverstanden. Das erwähnte etwas abweichende Ver- 
halten des Löschtransformators kann natürlich erst dann in Kraft 
treten, wenn die Spannung des Netznullpunktes etwas höher ange- 
stiegen ist, als auf den normalen Wert der Phasenspannung. Viel 
höhere Spannungswerte erreicht indes, wie wir gesehen haben, der 
Nullpunkt bei Anschluß einer Erdschlußspule ebenfalls nicht und 
man erreicht somit, daß der von Herrn Noether dargelegten Erschei- 
nung keine allzugroße praktische Bedeutung beizumessen ist. Dies 
umsomenr, als einmal, wie Herr Noether in seinen von ihm erwähn- 
ten Aufsätzen selbst betont, die Spannungsverwerfung bei der 
Löschdrossel nicht in allen Eällen labil ist und dann, da der Mehr- 
aufwand an Material bei der Löschdrossel in gar keinem Verhält- 
nis zu der Bedeutung des unterschiedlichen Verhaltens der Lösch- 
drossel in dem erwähnten Falle steht. 


Herr Dr. Meyer sprach in längeren Ausführungen über den 
von seiner Firma hergestellten Sprühschutz und über die angeb- 
lich hervorragenden Schutzwirkungen desselben. Man kann sich 
fiber diese Schutzwirkungen so lange kein Bild machen, als man 
nicht weiß, welche Energien beim Ansprechen des Apparates einer 
auftreffenden Überspannungswelle entzogen werden. Ich schätze 
die Wattkomponente des nach Erde abgeleiteten Stromes auf ge- 
ringe Bruchteile eines Ampere und ich kann daher, da die Arbeits- 
weise des Schutzes ähnlich der eines Hörnerableiters sein wird. 
bezüglich seines Schutzwertes auf das bei diesem Gesagte ver- 
weisen. 

Auf die von Herrn Bauch geäußerten Wünsche kann ich er- 
widern, daß bisher diejenigen Oszillogramme, welche die prinzi- 
pielle Arbeitsweise des Löschvorgzanges bei der Erdschlußspule dar- 
tun, veröffentlicht worden sind, wobei sich eine völlige Übereinstim- 
mung zwischen Experiment und Theorie ergab. Verglichen mit der 
theoretischen und praktischen Erkenntnis, die in diesen Oszillo- 
grammen steckt, sind die anderen von Herrn Bauch erwähnten 
Oszillogramme von untergeordneter Bedeutung. 


Die Frage des Einschaltstromstoßes, der Herr Bauch sehr große 
Bedeutung beizulegen scheint, ist gleichfalls nebensächlich; denn 
mit verschwindenden Ausnahmen erfolgt der natürliche Erdschluß 
im Scheitelwert der Spannung, also zu einem Zeitpunkt, in welchem 
kein Einschaltstromstoß auftritt. Wenn man allerdings mit Ölschal- 
tern Erdschlüsse einleitet, dann erhält man selbstredend Einschalt- 
stromstöße, da die Einschaltung in beliebigen Punkten der Span- 
nungswelle erfolgen kann. Übrigens ist der erwähnte Einschal:- 
stromstoß doch eine Erscheinung, die nur durch die Anwesenheit 
des Eisens bedingt wird und deren Heftigkeit in erster Linie vom 
Gewicht der verwendeten Eisenmenge abhängt. Da nun das Eisen- 
eewicht einer Löschdrossel bekanntlich ein Vielfaches desjenigen 
einer gleichwertigen Erdschlußspule ist, kann ich wirklich nicht 


I, _Archiv für Elektrotechnik” Rd. X, 8. 3n. 


28. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 1537 


„usehen, inwiefern der Einschaltstromstoß gerade bei der Peter- 
senSpule eine besondere Rolle spielen soll. Abgesehen hiervon: 
die Frage, ob der Einschaltstromstoß die Fußpunkte des Lichtbogens 
so stark erhitzt, daß die Löschung des Lichtbogens erschwert wird, 
läßt sich weder an Hand von Oszillogrammen, noch an Hand theore- 
tischer Überlegungen beantworten. Diese Frage entscheidet die 
Praxis und da sprechen die Erfahrungen aus über hundert Anlagen 
eine so deutliche Sprache, daß jede Diskussion hierüber wirklich 
überflüssig erscheint. 

Die Ausführungen des Herrn Keßler sind im großen ganzen 
durch das, was ich Herrn Kade erwidert hatte, ebenfalls beantwor- 
tet. Wenn Herr Keßler die Abb. 8 anzweifelt, so möchte ich darauf 
hinweisen, daß es bei der AEG zum Beispiel gelungen ist, die Prüf- 
spannungen der 100 kV-Transformatoren auf 250000 V heraufzu- 
setzen, ohne daß damit ein nennenswertes Anwachsen der Mehr- 
kosten verbunden war. Dieser Fortschritt zeigt, daß man immerhin 
durch entsprechende Ausführung der Transformatoren bei Berück- 
sichtigung der Gesetze des magnetischen und elektrischen Feldes 
noch Verbesserungen erzielen kann, die ins Gewicht fallen, und die 
man wohl zu einer Heraufsetzung der Prüfspannungen ausnutzen 
kann. Übrigens könneu Preiskurven, wie sie von mir gezeigt wur- 
den, natürlich nur für ganz spezielle Fabrikate Gültigkeit haben 
und brauchen, wenn sie für AEG-Transformatoren gelten, noclı 
lange nicht für die Erzeugnisse anderer Firmen maßgebend zu sein. 

Herr Fellenberg will die an Isolatoren auftretenden 
Glimmerscheinungen für Zwecke des Überspannungsschutzes nutz- 
bar machen. Genaue Messungen über die an Isolatoren auftreten- 
den Glimmrverluste sind zwar nicht bekannt, doch kann man schät- 
zungsweise sagen, daß der Energieverlust ein viel zu geringer ist, 
als daß er die Höhe gefährlicher Überspannungswellen genügend 
herabsetzen könnte. 


Herr Schrottke (mit Brief v. 26. X. 1922): Herr Bier- 
manns hat meine Mitteilung über das Verhalten des Emag-Ableiters 
BMO in Zweitel gezogen. lch gebe daher in Abb. 12 wunschgemäß 


Es | 6 l 
| 
G = 50 kVA Generator, 50 Per. 


W =- Dämpfungswiderstand 637 2. 
1100 


E O = Oszillograph (1 Meßschleife). 
T SEN ANENDIOTALOR, Toon N BMO = Emag-Ableiter. 
C 


Kondensator von 64009 em, 
Abb. 12. Prüfschaltung des BMO-Ableitern. 


die Versuchsanordnung, die ich übrigens schon am 3. VI. 1922 dem 
Nächstbeteiligten, Herrn P. Bendmann, mit den nachstehenden 
Erklärungen übersandt habe. Die bei den Versuchen aufgenom- 

menen Stromkurven (Abb. 13 und 14)!) beweisen, daß die Unter- 


: , l ' i ` i j 4 \ i fi \ J | 
kn ' V v l Y . N v X \; j V, V B V - X - -a 
Abb. 13 und 14. Stromkurven des BMO-Ableiters. 


brechung nicht bei dem natürlichen Durchzange des Stromes 
durch Null erfolgt, so daß der Emag-Ableiter wegen der mit dieser 
Unregelmäßigkeit verbundenen Überspannungen von neuem zündet. 
Um aber jedem Zweifel an der Objektivität der Versuche zu be- 
zegnen, habe ich den in „ITZ“ 1922, S. 1427 dargestellten Hörner- 
ableiter mit selbsttätiger Widerstandzuschaltung nach der Emag- 
Anordnung (Ölschalter parallel zur Funkenstrecke) umschalten 
lassen und in der gleichen Versuchsanordnung geprüft, in der mit 
der ersteren Einrichtung das Oszillogramm „ETZ” 1922, S. 1427 
Abb. 5, erhalten wurde. Die Prüfung geschah in der Anordnung 
nach Abb. 15, die sich von der nach Abb. 12 nur in der Größe des 
Generators und des Transformators unterscheidet. Diese Ände- 
rung war wegen der vorübergehend größeren Stromaufnahme der 
neuen SSW-Schutzeinrichtung nötig. An dem nach der Emag- 


t) Die Zeit wundert von links nach recht». 


Anordnung umgeschalteten Apparat wurde das Strom- und Span- 
nungsoszillogramm (Abb. 16) erhalten, wodurch das früher mit- 
geteilte Ergebnis bestätigt wird. Bei „a” erfolgt Überschlag der 
"unkenstrecke, bei’ „b” schließt der Ölschalter diese kurz, bei „c“ 
öffnet er. Wieder verläuft der Unterbrechungsvorgang unregel- 
mäßig, in der Spannungskurve erscheint bei „d“ eine sehr spitz 
verlaufende Überspannung, die erneuten Überschlag der Funken- 
strecke zur Folge hatte. Das Spiel wiederholt sich, beim Öffnen 
des Schalters tritt erneut Überspannung, bei „e“ auf, die jedoch 
nicht ausreicht, um die Funkenstrecke zu zünden. Damit ist aber 
bewiesen, daß der Emag-Ableiter bei Öffnen seines Schalters Anlaß 
zu Überspannungen gibt. Der Hörnerschalter mit selbsttätiger 
Widerstandzuschaltung tut das nicht, weil parallel zum Schalter 
ein induktionsfreier Widerstand liegt und weil der Strom durch den 
an den Hörnern aufsteigenden Lichtbogen allmählich abklingend 
unterbrochen wird. Das ist der von Herrn Biermanns vermißte 
stichhaltige Grund für Wahl zweier verschiedener Widerstand- 
stufen. Schon vor 12 Jahren habe ich durch Oszillogramme?) nach- 
gewiesen, daß der Hörnerableiter seinen Strom ohne Erregung. von 
Überspannungen unterbricht. Gegenüber den von Zeit zu Zeit 
auftauchenden gesenteiligen Behauptungen, für die jedoch niemals 
ein Beweis erbracht worden ist, erscheint es nötig, auf diese Tat- 
sache erneut hinzuweisen. 


G = 68) kV A Generator. 59 Per. a) Hörnerableiter mit selbst- 


T = ıw kVA Transformator an vV. tätiger Widerstandzuschal- 
1690) = tung 175 und 1215 2. 
Kondensator von 7WOW em. SSW = b) als Emag-Ableiter umge- 


0 = Oscihllograph {2 Meßschleifen). schaltet mit im Mittel 


1300 2. 


Abb. 15. Prüfsehaltung des Hörnerableiters mit selbsttätiger 
Wide:standzuschaltung. 


EEEE L aa i 
a DR A . 
ale Mi 
MPARAAANARA AA TLLTER AARM 


raaf 


E N 
RER EE KN in 


Abb. 16. Oben Stromkurve, unten Spannungskurve des als Emag-Ableiter 
umgeschalteten Schutzapparates (Abb. 4). 


Hinsichtlich der übrigen Ausführungen im Schlußwort des 
Herrn Biermanus muß ich mich auf kurze tatsächliche Feststellung 
beschränken, da zwischen den beiderseitigen Auffassungen leider 
noch Unterschiede bestehen, die sich wohl nur auf dem Wege künf-. 
tiger Erfahrungen ausgleichen werden. Bei aller Wertschätzung 
theoretischer Deduktion kann ich ihr doch nicht die Beweiskraft 
zumessen, die genügend lange praktische Erfahrung gewährt. 

Wenn man, wie Herr Biermanıs es tut, im Falle der von mir 
erwähnten 80 kV-Station aus den 8 Sätzen Hörnerschutz den 
resultierenden Dämpfungswiderstand mit 1000 Q bewerten will, so 
muß man folgerichtig auch das Vorhandensein von 4 Freileitungen 
in gleicher Weise berücksichtigen. Beides ist jedoch nicht aus- 
reichend, denn, wie Abb. 1?) zeigt, werden die einzelnen Teile der 
Anlage durch kräftige Drosselspulen gegeneinander abgesperrt, 
so daß man nicht mehr mit einfacher Parallelschaltung der W ider- 
stände rechnen darf. 

Wenn ein Isolierstoff bei wen Spannungstößen in der 
Größenordnung der doppelten Nennspannung dauernd Schaden 
leidet, dann ist er oder die Form seiner Anwendung für Hoch- 
spannung ungeeignet. Von jedem Stück einer Hochspannungs- 
anlage, das mit doppelter Nennspannung geprüft wird, muß ver- 
langt werden, daß es gegen Spannungstößse von mindestens gleicher 
Größenordnung unempfindlich ist. 

Nach einem Blick in die SSW-Standliste 1921, Elektrisches 
Schaltzeug, wo sich auf Seite 79 die folgende Zahlentafel befindet: 


Einpolige Email-Dämpfungswiderstände. 


Höchstzulässige Betriebsspannung Widerstand 
Volt Ohm 
3 400 180 
6 900 . 638 
13 00 1275 
17 000 1920 
27 000 250 


3) Vel. „ETZ“ 


1910, R iin 
3) Vgl. SETZ" 1922, 8. 


58 


== æ ~- 


m ann Pier —_ | a 


1538 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 52. 


28. Dezember 1922, 


wird Herr Biermanns den Schutz mit Email-Widerständen nicht 
mehr als „Überspannunganzeiger” amsprechen können. Vielleicht 
hat Herr Biermanns diesen Schutz mit den Email-Widerständen zur 
Abfuhr statischer Ladungen verwechselt, die sehr viel höhere 
Ohmbeträge haben. 

Die meinen Preisvergleichen zugrunde gelegten Schutzdrossel- 
spulen hatten folgende -Induktivitäten: 


Dauerstrom Induktivität in Millihenry bei Höchstspannung 
A 69 kV 138 kV | 17kV 27 kV | 40kV 
2 16 16 | 16 | 3 Be 
6 16 16 — l6 ;: © ' 3 
10 7 7 l4 `° 4 | 4) 
15 4 | 8 | 8 4, ) 
25 2 a r a y | 9 


Herrn Biermanns’ Annahme, daß die SSW für niedrigere Strom- 
stärken auch niedrigere Induktivitäten verwenden, trifft also nicht 
zu, sie liegen auch in den von Herrn Biermanns geforderten 
Grenzen. Ä 

Ich möchte es Herrn Bauch überlassen, sich mit Herrn Bier- 
manns auseinanderzusetzen, ob die Versuchsanordnung von Corn- 
well und Evans wirklich so verwerflich war. Mir will sie jeden- 
falls als nicht ungeschickte Nachahmung der maßgebenden Verhält- 
nisse bei der Petersenspule scheinen, ich kann auch den Einwand 
der hohen Wattkomponente des Erdschlußstromes nicht gut dagegen 
gelten lassen, denn ohne sie wären die von Cornwell und Evans 
nachgewiesenen erheblichen Spannungsteigerungen doch wohl 
noch wesentlich größer gewesen. 


Herr Biermanns (Vortragender) m. Brf. v. 16. XI, 1922: Meine 
Vermutung, daß die von Herrn Schrottke festgestellten, durch 
den BMO-Ableiter hervorgerufenen Überspannungen in der be- 
nutzten Versuchsanordnung begründet sind, wird durch die vor- 
stehenden Mitteilungen des HerrnSchrottke bestätigt. Der ver- 
wendete Generator mit seinem Transformator hatte eine verhältnis- 


a a > . . o-—. rt = 14 N we aT ccecce n a ; 
a ar anr NAAPA AS A,S nr u SE DAS £ SIS N 4 i. N. i A 2 à A fi N 
3 í : As w vun „wu UN wow V FARAZAVAV Y vu KR RT, WA ara g ' ERE E > nl 
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i Ö ` ` z , Mn aa Bela -E ddd’ i. dr 


Ahb. 17, Ansprechen eines normalen Hörnerblitzableitere. 


mäßig sehr kleine Leistung. Das Ansprechen des Ableiters ruft 
damit ein erhebliches Absinken der Spannung des Generators her- 
vor, die jedoch nach der Unterbrechung wieder momentan erscheint. 
Infolge der parallel zur Hochspannungswicklung des Transfor- 
mators geschalteten Kapazität C schießt jedoch die Spannung über 
ihren ursprünglichen Wert hinaus, wodurch der Überschlag an dem 
wahrscheinlich ziemlich eng eingestellten BMO-Ableiter neuerdings 
hervorgerufen wird. Es ist dies eine ganz ähnliche Erscheinung, 
wie sie Petersen kürzlich in der „ETZ“ zur Erklärung der in Golpa 
aufgetretenen Überspannungserscheinungen beschricben hat. Es 
ist klar, daß die erwähnte Spannungserhöhung in Wirklichkeit, wo 
die Maschinenleistung im Vergleich zum Verbrauch des Ableiters 
sehr groß ist, nicht auftreten kann. 


Ich gelangte übrigens nachträglich in den Besitz von zwei Os- 
zillogrammen, die Herr Bendmann in einem 20 000 Volt-Freilei- 
tungsnetz aufgenommen hat. Das Oszilloeramm Abb. 17 zeigt den 
Vorgang beim Ansprechen eines normalen Hörnerableiters, und zwar 
gibt die obere Kurve den Verlauf der Spannung, die untere den des 
Stromes wieder. Bei a erfolgt die Zündung des Lichtbogens, bei c 
und b erlischt der Lichtbogen das erstemal, wird jedoch sofort. wieder 
neu entzündet und dieser Vorgang wiederholt sich etwa zwanzigmal, 
bis endlich bei e das endgültige Erlöschen des Lichtbogens erfolgt. 
Diese Rückzündungserscheinungen, die zu erheblichen Unstetigkei- 
ten im Verlauf der Spannungskurve führen, sind übrigens bei Hör- 
nerableitern bekannt und eine Folge der durch die Anwesenheit des 


4) Größere Type. 


PERSÖNLICHES. 


W. Strelow, Direktor der Dr. Paul Meyer A. G. in Berlin, 
welcher vor fünf Jahren die Elektrizitätszählerabteilung dieser 
Gesellschaft gegründet und seit dieser Zeit geleitet hat, scheidet 
am 31. XII. 1922 aus dem Vorstand der Dr. Paul Meyer A.G. aus, 
um eine neue Akt.-Ges. unter seinem Namen in Berlin zu errichten. 


A. Aichele #. In der Schweiz starb am 17. XI. d. J. der Ober- 
ingenieur Albert Aichele im Alter von 58 Jahren. Der Ver- 


Lichtbogens bedingte Ionisierung der Hörnerfunkenstrecke. Abb. 18 
zeigt denselben Vorgang bei einem BMO-Ableiter, der, wie man 
sieht, ohne jeden Rückzündungsverlauf zu keinerlei Unregelmäßig- 
keiten im Verlauf der Spannungskurve führt. Der von Herra 
Schrottke erwähnte Versuch hat also die tatsächlichen Verhältnisse 
geradezu auf den Kopf gestellt und man sieht schon, wie vorsichtig 
man bei der Wahl der Versuchsbedingungen sein muß, wenn man 
auch nur ein annähernd richtiges Bild vom Verlauf einer Überspan- 
nungserscheinung oder von der Schutzwirkung eines Apparates er- 
halten will. Es ist übrigens auch nicht einzusehen, weshalb gerade 
der BMO-Ableiter beim Erlöschen des Lichtbogens zu Überspan- 
nungserscheinungen führen soll, da doch gerade der Ölschalter den 
Ruf des überspannungsfreien Abschaltens genießt und da es sich 
letzten Endes auch beim BMO-Ableiter um nichts weiter als einen 
Ölschalter handelt, in dessen Unterbrechungskreis sogar noch ein 
verhältnismäßig hoher Ohmscher Widerstand liegt. 

Wenn man bei der erwähnten 80 kV-Station den Einfluß der 
vier parallel geschalteten Freileitungen mit berücksichtigt, zo 
kommt man zu dem Ergebnis, daß sie, da sie einen Teil der Wander- 
wellenenergie, die eine dieser Leitungen nach der Station hinführt, 
wieder abfließen lassen, die Wirkung der 8 Hörnerableitersätz+ 
unterstützen, Die Induktivität der Schutzdrosselspule ist viel zu 
gering, als daß sie die einzelnen Teile der Anlage wirksam elektrisch 
gegeneinander absperren würde. 

Daß ein Isolierstoff Spannungsstöße in der Größenordnung der 
doppelten Nennspannung vertragen muß, ist selbstverständlich und 
braucht nicht besonders betont zu werden. Herr Schrottke sprach 
jedoch davon, daß Spannungsstöße von bedeutend größerer Höhe 
eben ihrer kurzen Dauer wegen von festen Isoliermaterialien ver- 
tragen würden; dies trifft aber nach den von Herrn Dr.Grünwald 
angestellten Versuchen nicht zu, die sich gerade auf hochwertigstes 
Isoliermaterial, wie beispielsweise reinen Glimmer, bezogen, Ich 
wollte mit meinen Bemerkungen nur sagen, daß man sich vor einer 
Unterschätzung der durck kurzzeitige Spannungsstöße gegebenen 
Gefahr hüten soll. Die Schutzdrosselspule der AEG besitzt für 
Stromstärken bis 200 A herauf eine Irduktivität von mindestens 
5 Millihenry. Nachdem Herrn Schrottkes Tabelle bereits bei 25 A 


t 
Ues a 


Abb. 18. Ansprechen eines BMO-Ableiter. 


eine Induktivität von 2 Millihenry zeigt, ist meines Erachtens das 
abweichende Ergebnis seines Preie”.,.xgieichs erklärt. 

Wenn Herr Schrottke die von Cornwell und Evans ver- 
wendete Versuchsanordnung, bei der statt einer Spule mit Eisen- 
rückschluß eine reine Luftdrosselspule benutzt wurde, als nicht 
ungeschickte Nachahmung der maßgebenden Verhältnisse de! 
Petersenspule bezeichnet, so erscheint auch mir eine weitere Dis- 
kussion über diesen Punkt völlig zwecklos zu sein. 


Wir schließen hiermit diese Diskussion. 


Bekanntgabe. 


Infolge der schnellen Entwertung der Mark ist es erforderlich 
geworden, den Preis der Teilnehmerkarten für die Vortrags- 
reihe über 


Akkumulatoren von Herrn Dr. Beckmann 

nachträglich zu erhöhen, und zwar 

für Mitglieder des E. V. von 200 M auf 500 M, 

für Nichtmitglieder von 400 M auf 1000 M, 

für Ausländer (mit Ausnahme der Deutschösterreicher‘ 

von 1500 M auf 4000 M. 
Elektrotechnischer Verein E. V. 
Der Generalsekretär 
Risse. 


storbene studierte in Zürich und München und arbeitete darauf 
zuerst in der M.-F. Oerlikon und dann bei Brown, Boveri & Cie. 
wo er die Leitung des Versuchsraumes inne hatte und darauf 
elektrotechnischer Direktor der Firma wurde: Aichele hat sich in 
der Konstruktion elektrischer Maschinen und im Automobilbau 
einen Namen gemacht. Verschiedene ausgezeichnete Konstruk- 
tionen wurden von ihm angegeben. Sein frühes Hinscheiden wird 
allseitig lebhaft bedauert. l 


28. Dezember 1922. 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 


1539 


A. Utzinger t. 


In Stuttgart verschied am 25. X. d. J. an den Folgen einer 
Rippenfellentzündung August Utzinger im Alter von 60 Jahren. 
Mit ihm ist ein Ingenieur der alten Schule mit vielseitigem Wissen 
hingegangen. Der Verstorbene, Schweizer von Geburt, erhielt in 
der Schweiz seine technische Ausbildung, die ihm eine gediegene 
Grundlage für die späteren Arbeiten gab. 1882 trat er in Nürnberg 
bei der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert & Co. ein. 
Im Laboratorium von Uppenborn und später von Hummel, in dem 
Berechnung, Durcharbeitung und Prüfung von Maschinen, Meß- 
geräten, Bogenlampen und Apparaten vereint war, hatte er Gelegen- 
heit, sich in vielerlei Gebiete der Starkstromtechnik einzuarbeiten. 
Schuckert erkannte die in dem jungen Ingenieur steckende Schaf- 
fenskraft und gab ihm bald einen selbständigen Wirkungskreis, in 
dem es der Verstorbene verstand, tüchtigen Nachwuchs heran- 
zuziehen. Schöpferisch war Utzinger in seinem Laboratorium in der 
Ausbildung verschiedener Wechselstromrelais, Schiffstelegraphen, 
Kommando-Apparate für die Marine, Bogenlampen, Projektions- 
apparaten einschließlich Optik und dergl. tätig. Er legte dort auch 
den Grund für die Herstellung lichttechnischer Meßeinrichtungen. 
Die Elektrotechnik dankt ihm die Erfindung der Wechselstrom- 
motorlampe (DRP 78728), die bis in die neueste Zeit ausgeführt 
wurde. Nebenbei ließ er sich die Ausbildung der Lehrlinge ange- 
legen sein. 


1904 übernahm Utzinger nach der Gründung der Siemens- 
Schuckert-Werke in Charlottenburg die Abteilung für wissenschaft- 
lich technische Behandlung der Beleuchtungsfragen aller Art und 
photometrische Arbeiten. Auf dem Gebiete der Theaterbeleuchtung 
ergab die Einführung der Kuppelhorizonte vielerlei Aufgaben, die 
er in gewohnter gründlicher Weise löste, indem er naturwahre 
Bühnenwirkungen erzielte. Er schuf dekorativ wirkende Sonnen- 
auf- und Untergänge, Dämmerungen, Nebel, Gewitter und dergl., 
photographisch richtige Wolkenbilder, Mondlandschaften usw. Die 
von ihm geschaffenen Sternenhimmel auf größeren Bühnen zeigten 
die Sterne naturwahr, wobei seine weit über das Dilettantenhafte 
hinausgehenden Kenntnisse in der Astronomie wertvoll waren. Er 
löste alle die schwierigen Sonderaufgaben auf beleuchtungstechni- 
schem Gebiete, die sich aus den Bedürfnissen der Praxis ergaben. 
Er war tätiges Mitglied der Lichtnormalienkommission. In der Aus- 
bildung photometrischer Einrichtungen war er zum Teil bahnbre- 
chend, er galt hierfür als anerkannter Fachmann. 

„Auch außerhalb der eigentlichen Dienstzeit nie rastend, hat er 
eich eifrigst mit an physikalisch-technischen Aufgaben beschäftigt. 
. Er war reges Mitglied der Beleuchtungstechnischen Gesellschaft, 

betrieb eifrigst unter Verwendung zum Teil selbstgeschaffener 
Geräte eingehend astronomische Studien, war tätig in wissenschaft- 
licher Photographie, er machte z. B. Aufnahmen von Sonne und 
Mond bei deren Verfinsterung unter genauester Zeitfeststellung 
usw. Er war auch Fachmann auf uhrentechnischem Gebiete. Leider 


wurden infolge seiner lichttechnischen Arbeiten seine Augen stark > 


angegriffen, so daß er in den letzten Jahren auf Arbeiten, die auf 
die Augen schlecht einwirkten, verzichten mußte. 

Mit Herrn Dr. Bosch in Stuttgart aus der gemeinsamen 
Arbeitszeit bei Schuckert persönlich befreundet, nahm er 1913 nach 
‚ 3ljähriger Tätigkeit bei den Schuckert- und Siemens-Schuckert- 
Werken eine leitende Stellung bei den Robert Bosch-Werken an, 
um seiner Neigung zur Lehrtätigkeit nachgehen zu können. Er 
übernahm die Ausbildung der Lehrlinge und schuf mustergültige 


Einrichtungen, so daß die Lehrlinge mit größter Zuneigung an ihm 


hingen. 

Vorbildlich war die Gründlichkeit, mit der Utzinger alle Ar- 
beiten anfaßte und zu Ende führte. Durch seine eingehende Kennt- 
nis der Fachliteratur wurde ihm die zweckmäßige Lösung der ge- 
stellten Aufgaben erleichtert. Zum Teil baute er sich eigenartige 
einfache handliche. Untersuchungsgeräte, mit denen er sich über 
bedeutsame physikalische oder technische Vorgänge jederzeit schnell 
unterrichten konnte. Die allgemeinen Naturwissenschaften ver- 
lieren an ihm einen warmherzigen Freund und Förderer, die Elektro- 
technik einen rührigen, erfolgreichen Forscher. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung 
und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Das Wechselfeld von Fahrleitungen. 


Zu der Mitteilung auf S. 1319 möchte ich mitteilen, daß ich die 
gleiche Erscheinung. Ende Dezember 1916 auf dem Bahnhof Frei- 
lassing beobachtete, u. zw. an der 15000 V-Fahrleitung der elek- 
trischen Bahn Salzburg—Bad Reichenhall. Einer unter dem Fahr- 
draht stehenden Güterzuglokomotive entquoll dichter schwarzer 
Rauch, der sich bereits beim Verlassen des Schornsteins in deutlich 
abgegrenzte Querschichten lagerte, wobei durchsichtige mit ganz 
schwarzen Schichten abwechselten, welche langsam nach oben 
wanderten, den Fahrdraht durchsetzten und erst einige Meter über 
demselben verschwanden. Sobald dem Rauch strömender Dampf 
beigemischt wurde, verschwand die Erscheinung sofort. Das 
Rauch-Dampfgemisch fahrender Lokomotiven zeigte diese Schich- 
tung ebenfalls nicht, Die Frequenz dieser Fahrdrahtleitung ist 
16?/s; es war klares Frostwetter mit trockener Luft. 

Es wäre interessant, wenn ähnliche Beobachtungen von anderer 
Seite bekanntgegeben würden. 


Eichstädt/Mittelfranken, 30. X. 1922. 
A. Wiedemann, Dipl.-Ing. 


Unter Bezugnahme auf die Notiz: „Wechselfeld von Fahr- 
leitungen“” auf S. 1319 teile ich Ihnen mit, daß ich dieselbe Erschei- 
nung im Mai 1920 auf dem Bahnhof Davos-Platz beobachtete. Die 
Strecke war damals elektrifiziert (Rhätische Bahn), aber wegen 
Tunnelarbeiten wurde der Verkehr nach Norden mit Dampflokomo- 
tiven ausgeführt. Daher Lokomotivwechsel in Davos, bei welcher 
Gelegenheit ich, ca. 20 m seitlich stehend, in dem Rauch einer 
unter der Fahrleitung fahrenden Lokomotive, eine sehr auffallende 
Streifenbildung beobachtete, Das Wetter war nicht feucht. 


Eindhoven (Holland), 5. XI. 1922. Halbertsma. 


Die Versicherung gegen Maschinenschaden, 


Im Heft 45 dieser Zeitschrift ist auf Seite 1364 ein Aufsatz: 
„Die Ersatzpflicht für durch elektrischen Strom verursachte Be- 
triebs- und Feuerschäden” im Auszug wiedergegeben, in dem der 
sehr beherzigenewerte Rat erteilt wird, elektrische Anlagen und 
Betriebseinrichtungen nicht nur gegen Feuerschäden, sondern zu- 
gleich auch gegen Betriebsschäden zu versichern. Wenn indes im 
Zusammenhang damit ausgeführt wird, daß eine solche Versiche- 
rung zuweilen unwirksam erklärt werden kann, nämlich dann, wenn 
der Schaden auf Böswilligkeit oder auf unsachgemäße Behandlung 
des versicherten Gegenstandes zurückzuführen ist, -so ist diese 
Auffassung in dieser allgemeinen Form irrig und geeignet, unrich- 
tige Vorstellungen über die Tragweite und den Umfang einer Ver- 
sicherung gegen Beschädigung von Maschinen und maschinellen 
Vorrichtungen zu verbreiten. Auf Grund einer solchen Versiche- 
rung werden seitens des Versicherers nämlich nicht nur diejenigen 
Schäden ersetzt, die durch einen unvorhergesehenen und plötzlich 
eintretenden Betriebsunfall, durch Sturm, Eisgang und Frost, in- 
folge von Kurzschluß, von Guß-, Material- und Konstruktions- 
fehlern entstehen, sondern die Versicherung umfaßt auch die Er- 
satzpflicht für solche Schäden, die durch Ungeschicklichkeit, Fahr- 
lässigkeit oder Böswilligkeit einzelner Arbeiter oder im Betrieb 
nicht beschäftigter Personen herbeigeführt werden. Nur wenn ein 
Schaden vom Versicherungsnehmer selbst vorsätzlich oder grob- 
fahrlässig verursacht wird, ist die Ersatzpflicht aufgehoben. Nicht 
ersatzpflichtig sind auch solche Schäden, die auf natürlichen Ver- 
schleiß, auf dauernde Einflüsse des Betriebes, also auf Abnutzung 
zurückzuführen sind, wobei als Abnutzung auch der Ansatz von 
Rost und Kesselstein nebst allen seinen Folgen ohne Rücksicht auf 
die Entstehungsursache gilt. Wegen der Versicherung gegen Ex- 
plosions- und Blitzschäden bedarf es der Aufnahme einer besonde- 
ren Klausel in den Versicherungsvertrag, und auch der Einschluß 
von Betriebsverlust in die Versicherung hat die Aufnahme beson- 
derer Zusatzbedingungen zur Voraussetzung. Als Betriebsverluste 
gelten dabei die Vermögensnachteile, die durch Verminderung der 
Produktion infolge Stillstands der beschädigten Maschine, durch 
Beschädigung oder Entwertung der von der betroffenen Maechine 
zu verarbeitenden Rohstoffe oder Halbfabrikate, durch Lohn- 
zahlung an die durch die Stillegung der Maschine unbeschäftigten 
Arbeiter erwachsen. Übrigens ist die Abgrenzung von Brand- und 


1540 


—— 


Betriebsschäden nur ausnahmsweise SO einfach, wie dies in dem 
eingang3 erwähnten Aufsatz dargestellt ist. Daß der Trennung 
strich zwischen beiden Arten von Schäden zwischen dem beschädig- 
ten Objekt und seiner Umgebung liegt, widerspricht nieht nur den 
Vereinbarungen zwischen den beteiligten Interessenteiigrupped, 
sondern beseitigt auch in vielen Fällen den Zweifel deshalb nicht, 

i häufig in direkter Ver- 
So würde z. D. die Frage auftreten, 
Erregermaschine, oder ob 
ein Motorgenerator als Maschineneinbeit zu betrachten ist, oder 
an welcher Stelle ein Generatorbrand, der sich durch den Kabel- 
graben auf die S anfängt, ein Brand- 
schaden zu. sein, wenn erT durch Kurzschluß herbeigeführt wurde. 
Mit Recht sind daher andere Kriterien als diese rein äußerlichen 
als maßgebend für die Trennung beider Arten von Schäden verein- 
bart und praktisch im Gebrauch. 


Berlin, 10. XI. 1922. Dr. Müllendorff. 


Erwiderung. 


Auf obiges erwidern, 
Aufsatz in der "Feuervorsicherungs-Zeitschrift” 
techniker bestimmt war und 
Überblick über die bezüglichen Verhältnisse geben, nicht aber diese 
selbst erschöpfend behandeln sollte. hierbei auch be- 
züglich der Tragweite einer Betriebsschadenversicherung, auf deren 
Formulierung im einzelnen ich daher auch nicht bin. 
Auf die Möglichkeit eines Versagens einer solehen Versicherungs 
im Einzelfalle, Z. B. bei völliger Außerachtlassung des notwendig- 
sten Schutzes gegen böswillige Beschädigung USW. glaube ich aber 
doch wohl nicht mit. Unrecht hingewiesen zu haben, da sonst doch 
starker Mißbrauch mit einer solched Versicherung getrieben wer- 
den könnte, oder aber die Versicherungskosten sehr hohe werden 
müßten. Das schließt allerdings nicht aus, dab auch Versicherungs- 
verträge von der Tragweite wie sie Herr Dr. MÜLLENDORF be- 
zeichnet, geschlossen werden können. 

Die Abgrenzung von Betriebsschäden und Feuerschäden ist 
von mir ebenfalls nur am Beispiel eines einfachen Falles ange- 
geben worden, im übrigen ist. aber nicht verhehlt worden, daß hier 
die Grenze zwischen Betriebs- aden oft versteckt 
liegen würde, weshalb ja auch aus diesem Grunde die doppelte Vert- 


daß der befragte 
für Nicht- 
skizzenhaften 


sicherung noch einmal besonders anempfohlen wurde. Durch 
nähere Angabe der 2. Z. hierbei üblichen Kriterien hätte sich Herr 


Dr. MÜLLENDORF den Dank der interessierten 
Von mir aus halte ich die Angelegenheit hiermit für erled 


Breslau, 1. XII. 1922. A. Herzog, Betriebsdirektor. 


— 


Tönender Film. 


Auf 8.1305 berichtet Herr Dr. NESPER in einem Artikel „könen- 
ler Film“ über den bisherigen Stand der Arbeiten auf dem Gebiete 
der Tonfilmtechnik. Der Inhalt dieses Artikels zwingt mich zur 
Steuer der Wahrheit und im Interesse der Erfinderehre der Herren 
Vogt, Masso lle und dieser Form Aufklärung 
von Herrn Dr. Nesper zu verlangen. Dr. NESPER erwähnt in 
dem Artikel Veröffentlichungen von Gaum j und R u h- 
mer. Ferner erwähnt er Arbeiten von 
muir. Endlich behandelt er ausführlich Lösungen, die nach 
seiner Behauptung Herr G. Seibt angegeben hat. 
erwähnt ermitkeinem WortdieTatsac 
17. IX. 1922 einc Uraufführung sprechender Filme 
funden hat, dieaufden Arbeitender Her- 
ren ‚Massoll r. Englberuht. Diese Auf- 
führung ist Herrn Dr. NESPER nicht unbekannt geblieben, denn er 
ist selbst anwesend gewesen. Er hat also durch eigenen Augen- 
schein feststellen müssen, daß hiermit zum ersten Male im Gegen- 
satz zu der vielfältigen Literatur über die tönenden Filme, die er 
erwähnt, der tönende Film in die Wirklichkeit übergeführt und eine 
technische Lösung gegeben worden ist. auch nicht die 
Namen der Erfinder, obwohl ihm ein Programm 
aus dem er i 

blems dieser Erfinder in großen Zügen entnehmen konnte. Er über- 
geht die zahlreichen Veröffentlichungen, die vor Erscheinen seines 
Berichtes in fast allen deutschen Zeitungen und Fachzeitschriften 
über die V orführung erschienen sind. Er übergcht endlich die 
vielen bisher veröffentlichten Patente der Herren V 
und Dr. Engl, die ihm als Patentfachmann sicherlich nicht unbe- 
kannt geblieben sind und aus denen er ohne weiteres entnehmen 
konnte, worin die von den genannten drei Erfindern gegebene Pro- 
blemlösung besteht. 

Alles das ist erstaunlich, noch erstaunlicher aber ist die Tat- 
sache, daß er eine ichtiger, ei Er- 
findern herrührender Gedankenals geistige Er- 
zneugnisse des Seibt wie i 
Feststellung des Tatbestandes richte ich daher folgende Fragen an 
Herrn Dr. NESPER: 

1. Dr. NESPER behauptet: „Die erste bekannt gewordene Lö- 
sung rührt von Georg Seibt (1918) her.“ Hat er oder ein 
anderer bis heute eine von Seibt stammende Lösung ge- 
echen und gehört 9 Woist sie „bekannt geworden“? 


he,daßam 


Elektrotechnische Zeitschrift. 


die näheren Angaben über die Art der Lösung des Pro- 


1922. Heit 52. 28. Dezember 1922. 


t9 


Auf welche T 
hauptung, daß Seibt die dünndrähtige 
Fixierung der Schallfrequenzen zuerst angegeben hat? 
3. Wann und wo hat Dr. Seibt die 
röhre für Toufilme vorgeschlagen? 
Wann und wo hat Dr. Seib 
pillarförmige Glimmlichtröhre 
geschlagen oder benutzt? 
Wann und wo hat Dr. 
den sprechenden Film 
Wann hat Dr. S 
‘elephon für Zwecke des 
gebracht? Wann und wo 
ersten Mal aus- oder vorgeführt? 


atsachen 


für den gleichen 


vorgeschlagen oder benutzt? 


sprechenden 


-1 


von allen Erzeugern 
er fußenden, von Dr. Sei 


tung, daß „im Prinzip 
= z. A. die auf Ruhm 
/ für die Technik 

geführt werden"? 


Seibtdie photoelektrische Zelle für 


Auf welche Fertstellungen stützt Dr. NESPER seine Behaujsr 
tönender Filme 
bt erst 
angegebenen Fundamentalanordnungen aur- 


8. Warum erwähnt Dr. NESPER nicht in seinem Bericht, daß 

auch er Tonfilme gesehen und gehört hat, die von den drei 
Erfindern stammen? 

9, Warum fehlt in dem Bericht Dr. NESPERS jeder Hinweis 


darauf, daß die erste praktische Lösung von den drei 


findern vor gut 
Berlin-Tempelho C.R.Forth. 


+ 
Erwiderung. 


IHierr FORTH „verlangt” die 
Die ersten 7 Fragen finden ihre 
Aufsatz selber. | 
apparate, mit deren 
lichen in der von dem genannten 
ordnung erzielt wurde, sind seit 1918, einige 
der Firma Dr. G. SEIBT in 
standen und wurde mir de selbst gezeigt. Auf 
die SEIBTschen Erfindungen 
weiter verfolgt. 


Die Fragen 8 und 9 beziehen sich auf die Leistungen_bZw. 
Vorführungen des Laboratoriums VOGT, MASSOLLE, Dr. ENGL. 
Die von Herrn FOBTH behauptete Tatsache, daß eine tönende Film- 
den Genannten in der Alhambra am 17. IX. 1922 
hat, ist zutreffend. Desgleichen auch, daß ich dieser 
Vorführung beigewohnt habe. Hingegen ist es aus dem über- 
reichten Programm wirklich nicht zu ersehen, 


f, den 10. XI. 1922. 


Beantwortung von 


Hauptstraße 9, ent- 
diese Weise habe ich 
kennen gelernt und mit Interess: 


mit welchen Mitteln 
Wer 3 Genannten erzielt wird. Das Programm 
allgemein feuilletonistisch gehaltenen Stil pur 
benutzten Mittel. Dagegen keine für den Fach- 
mann allein in Betracht kommende exakte Darstellung. 
vermieden, in meiner Arbeit in der „ , man- 
gels jeglicher wirklicher Unterlagen auf die Arbeiten der 3 Herren 
technisch einzugehen. Ich hätte lediglich den ästhetischen Eindruck 
der Vorführung schildern können, wof Spalten der „BIZ 
bisher nicht standen. Ich stehe durchaus nicht an, 79 
erklären, daß das Mikrophon-Telepbon, wenn es einmal geluner? 
sein sollte, es technisch so zu daß es einwandfrei arbeitet, 
einen tatsächlichen Fortschritt darstellt. Zurzeit dies bilii- 
gerweise bezweifeln, da es selbst in der ‘Alhambra-V orführung nich 
gelungen war, einen einwandfreien 


Die menschliche Sprache war meist gan: j 


Dies alles bedeutet selbstverständlich verhältnismäßig weni, | 


da ja durch die Vorführung nur ein Anfang gemacht werden sollte. | 
Es ist durchaus ZU erwarten, daß auch die 3 Herren mit der 2! | 
bessere Resultate erreichen werden. Allerdings bezweifle ich, da? 
unsere Kinoräume, welche nur nach optischen Gesichtspunkt" 
gebaut sind, sich überhaupt für derartige Vorführungn besonde!: 
eignen. Vielleicht ist es aber möglich, Z. Ð. durch Benutzung de’ 
Johnsen-Rahbeck-Anordnung der Huth-Gesellschaft, welche ein“ 
höheren Grad der Vervollkommnung erreicht zu haben schei!’ 
wesentlich bessere Resultate für den Kinoraum zu erzielen. 

= Es erscheint mir als wenig glücklicher Gedanke von Her: 
C. R. FORTH, auf die Patentanmeldungen in seinem obigen Ar 
griff besonders hinzuweisen. Das Programm stellt allerdings mi 
Stolz fest, daß etwa 160 deutsche und 300 Auslandspatente erfordert 
lich waren, um den gewerblichen Rechtschutz zu erlangen. WO 
ınan sich die Patente jedoch vornimmt, 80 erkennt man das Über 
wiegen der Quantität gegenüber der Qualität und man erstau® 
eigentlich nur über die außerordentliche Schreibarbeit, die bier £“ 
leistet wurde. Ich kann 2. B. beim besten Willen eine große È 
findung nicht darin erblicken, wenn im Jahre 1920 die Benutzuf 
eines Schwungrades zum 


Patent angemeldet wird, um den (m 


neun Fragen. 
Beantwortung bereits in meine!» 
angegebenen Einzel- 
Hilfe die Lösung des tönenden Films im wesent- 
Laboratorium bewirkten An- 
auch etwas später in 


Er- 
4% Jahren begonnen und in einem viel- 
seitigen Programm öffentlich erstmalig vorgeführt wurde?” 


` 
1 


i 
i 


4 
4 
1 


stützt Dr. NESPER seine Be- 
Glüblampe zur 


Gehrekesche Ghimnlicht- 


t eine stiekstoffgefüllte ka- 
Zweck Vor- 


eibt das an sich bekannte elektrostatise he 
Films in Vorschlag 
hat Seibt diese Anordnung zum 


` 
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t 


Ich habe ; 


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# 
j 

1 


{ 
i 


28. Dezember 1922. 


eines Mechanismus gleichförmiger zu gestalten. Dies ist nur ein 
beispiel unter vielen. 

Ich hätte es für richtiger gefunden, statt die Arbeiten anderer 
anzuzreifen, den tönenden Film so-auszubilden, daß er für die prak- 


tische Ausführung wirklich in Betracht kommen kann. 
Berlin, 5. XII. 1922, Dr. Eugen Nesper. 


` 


Zur Theorie der Stromwendung. 


Zu dem Aufsatz in Heft 44, S. 1333 bemerke ich, daß auch ich 
in einem in „Elektrotechnik und Maschinenbau“, Jahrgang 1922, 
Heft 16, erschieneren Artikel darauf hingewiesen habe, daß die 
ablaufenden Bürstenkanten zweckmäßig keine Zylindererzeugende 
sein sollen. Die Ungenauigkeit der Werkstatt sorgt jedoch in der 
Regel schon dafür, daß hierzu keine besonderen Maßnahmen er- 
forderlich sind. Ein im Prüffeld der A. E.G. im Jahre 1907 vor- 
senommener Versuch mit Bürsten mit schwach gekrümmter Ab- 
laufkante ergab keinen merkbaren Vorteil gegenüber der gewöhn- 
lichen Ausführung. 


Berlin-Niederschönhausen, 
Platanenstraße 10, 9. XI. 1922. 


Wilh. Weiler. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Betriebskosten und Organisation im Bauma- 
schinenwesen. Ein Beitrag zur Erleichterung der Kosten- 
anschläge für Bauingenieure mit zahlreichen Tabellen der Haupt- 
abmessungen der gangbarsten Großgeräte. Von Dipl.-Ing. Dr. 
Georg Garbotz. Mit 23 Textabb. 128 S. in 8°. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1922. Grundzahl 3,6. 


Rationalisierung der Betriebe, so lautet heute die Forderung 
des Tages. Mehr denn je gilt es, mit geringstem Aufwand größt- 
mögliche Leistungen zu erzielen, was im Hinblick auf den Wieder- 
aufbau ganz besonders für das Baumaschinenwesen zutrifft. Das 
vorliegende Büchlein stellt sich die Aufgabe, hier richtunggebend 
7u wirken, und beantwortet eine Reihe von Fragen, welche vom 
Bauingenieur bei der Ausarbeitung der Kostenanschläge stets von 
neuem gestellt werden: Welche Abmessungen und Leistungen 
müssen die Geräte haben, was kostet der Maschinenbetrieb, wie 
lassen sich die Kosten auf ein Mindestmaß zurückführen usw.? 
In den einzelnen, durch wertvolle Tabellen ergänzten Kapiteln 
macht der Verfasser Angaben über die Betriebskosten der Kessel, 
Iokomobilen, Diesel- und Benzolmotoren, der Elektromotoren und 
Generatoren, Betonmischmaschinen, Steinbrecher, Dampf- und 
Kreiselpumpen, Kompressoren, Bagger, Rammen, Krane, Lokomo- 
tiven, Kraftwagen, Dampfer, Straßenwalzen usw., wobei alle Zif- 
fern auf Friedensverhältnisse bezogen werden. Doch dürften sich 
daraus, unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Zusammen- 
hänge und unter Zugrundelegung von Preissteizerungsfaktoren, 


auch die gegenwärtigen Kosten ermitteln lassen, die allerdings bei ` 


der von Tag zu Tag sich ändernden Marktlage nur als Momentan- 
werte aufzufassen sind. Eine Anzahl weiterer Kapitel ist der 
Organisation sowie der Betriebskontrolle und ihrem Einfluß auf 
die Kosten des Betriebes gewidmet. Um ein Bild von den Erfolgen 
einer solchen Kontrolle zu geben, führt der Verfasser die folgen- 
den von einem Bauingenieur festgestellten Ölverbrauchszahlen 
einer Tunnelbauzentrale an, in der eine 170- und zwei 100-pferdige 
L.okomobilen standen. Vor Einführung der Kontrolle betrug der 
Verbrauch je Betriebsstunde 1375 g Zylinderöl und 1371 g Ma- 
schinenöl, nach ihrer Durchführung und sorgsamster Ölbewirt- 
schaftung 161 g Zylinderöl und 330 g Maschinenöl; somit wurden 
ın den 4000 Betriebsstunden bis zur organisatorischen Neuordnung 
4860 kg Zylinderöl und 4160 kg Maschinenöl vergeudet! Besonders 
hervorgehoben sei der Hinweis des Verfassers auf die großen Vor- 
züze des elektrischen Antriebes im Baumaschinenwesen. 
Elektromotor sollte in noch ganz anderem Maße sich auf den Bau- 
stellen Eingang verschaffen wie bisher, zumal hier durch Be- 
nutzung von Zählern und registrierenden Meßinstrumenten die 
Möglichkeiten einer eingehenden Betriebskontrolle geradezu ideal 
sind. Das Garbotzsche Büchlein stellt sicherlich einen wert- 
vollen Beitrag zur Erleichterung der Kostenanschläge des Bau- 
ingenieurs dar, und wenn der Verfasser im Vorwort die Absicht 
außert, die vorliegende Arbeit im Bedarfsfalle zu einem Handbuch 
über sämtliche Baumaschinen zu erweitern, so dürfte die baldige 


Ausführung seines Planes nur zu wünschen sein. Ruegg. 
| Eingänge. 
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbebalten.) 
Bücher. 


Handbuch der Deutschen-Aktien-Gesellschaften. Ein Hand- und 
Nachschlagebuch für Bankiers, Industrielle, Kapitalisten, Behörden usw. 
Nebst einem Anhang, enthaltend: Deutsche und ausländische Staats- 
papiere, Provinzial-, Stadt- und Prämien-Anleihen, Pfand- und Renten- 
briefe, ausländische Banken, Eisenbahn- und Industrie-Gesellschaften. 


Elektroteehnische Zeitschrift, 1922. Heft 52. 


Der 


1541 


Jahrbuch der deutschen Börsen. Begründet von Robert Thieme. 27. um- 
gearb. u. verm. Aufl. Ausg. 1922/1923. Bd. 1. CLXVII u. 1087 S. in 
80. Mit einem Anhang mit 700 S. Verlag für Börsen- und Finanz- 
literatur A. G., Berlin u. Leipzig 1923. 


Taten der Technik. Ein Buch unserer Zeit. Von Hanns Günther. Mit 
Beiträgen von Arthur Fürst, Dipl.-Ing. E. Laßwitz, Dr. L. Richtera, Dipl.- 
Ing. E. Stern, Dr.-Ing. P. Schuster u. a. In 20 Lieferungen mit 20farbigen 
Tafeln, 40 Porträts und über 500 Bildern im Text. Verlag von 
Rascher & Co. A. G., Leipzig 1922. Erschienen: Lioferung 1 bis 3. 


[Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, die technischen Glanz- 
leistungen der Neuzeit in Wort und Bild allgemein verständlich zu schildern. 
In den vorliegenden ersten 3 Lieferungen wird der Werdegang der Lötsch- 
bergbahn mit den vorangehenden politisch-wirtschaftlichen Kämpfen, ein 
modernes Eisenwalzwerk, die Technik im Dienste der Astronomie und die 
Tauchtechnik von ihren Anfängen bis zum heutigen Entwicklungsstande 
behandelt. Das allgemein verständlich abgefaßte und mitreichem und präch- 
tigem Bildschmuck versehene Werk wird sich viele Freunde erwerben.) 


Zur revolutionären Gewerkschaftsbewegung in Amerika, 
Deutschland und England. Eine vergleichende Betrachtung. Von 
Dr. sc. pol. Hans Bötcher. „Probleme der Weltwirtschaft‘‘. Schriften 

. des Instituts für Weltwirtschaft u. Seeverkehr an der Universität Kiel. 
Herausgegeb. von Prof. Dr. Bernhard Harms. Bd. 37 XIV u. 236 S. in 
80. Verlag von Gustav Fischer, Jena 1922. 


Die Reparaturen an elektrischen Maschinen, insbesondere die Her- 
stellung der Ankerwicklungen an Gleich- und Drehstrommotoren, Kol- 
lektorbau; Fehlerbestimmung und Prüfung elektrischer Maschinen, 
Revision olektrischer Kraftanlagen. Von Ing. Fritz Raskop. 3. Aufl. 
Mit 123 Textfig. IV u. 233 8. in 80. Verlag von Hermann Meusser, 


Berlin 1922. 
Werkstattaussiedlung. Untersuchungen über den Lebensraum des 
Industriearbeiters. Von Dr. jur. Eugen Rosenstock in Verbindung 


mit Eugen May u. Dr. jur. Martin Grünberg. (Bildet Bd. 2 der So- 
zialpsychologischen Forschungen des Instituts für Sozialpsychologie an 
der Techn. Hochschule Karlsrue. Herausgegeb. von Prof. Dr. phil. et 
med. Willy Hellpach.) —292 S. in 80. Verlag von Julius Springer, 
Berin 1922. Grundzahl 6. 


Entscheidungen des Reichsgerichts. Herausgegeb. von den Mit- 
gliedern des Gerichtshofes und der Reichsanwaltschaft. Bd. 104. Ent- 
scheidungen in Zivilsachen. Mit Anhang: Entscheidung des Staats- 
erichtshofs. XVI u. 463 S. in 8%. Verlag Vereinigung wissenschaftlicher 

erleger, Walter de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1922. 


La radiotel&phonie. Von Carlo Toch&. Mit 44 Abb, VI u. 95 S. in 8°. 
Verlag von Gauthier-Villars et Cie., Paris 1922. 

La force motrice électrique dans l'industrie. Von Eugene Marec. 
Mit einem Vorwort von Paul Janet. Mit 541 Abb. VIII u. 514 S. in 8°. 
Verlag von Gauthier-Villars et Cie., Paris 1922. 

Electriciteitsvoorziening. Ein Hochspannungs-Freileitungsnetz für 
Niederland zur Speisung der interkommunalen 10 000 Volt -Verteilungs- 
netze und zur Verbindung der stromliefernden Zentralen. 7. Teil. Von der 
Veröinigung der Direktoren der Elektrizitätebetriebe in Niederland, 
Mit 43 Abb. u. 18 Taf. 130 S. in gr. 8°. Verlag von P. N. van Kampen 
& Zoon, Amsterdam 1922. 

Maschinenbau und graphische Darstellung. Einführung in die 
Graphostatik und Diagrammentwicklung. Von Dipl.-Ing. W. Leuckert 
u. Dipl.-Ing. H. W. Hiller. 2. verb. u. verm. Aufl. Mit 72 Textabb. u. 
2 Tafeln. VI u. 90 S. in kl. 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. 
Grundzahl 1,8. 

„Beiblätter zu den Annalen der Physik‘. Herausgegeb. von E. 
Wiedemann bis 1900, Walter König bis 1907, Friedrich Pockels 

- bis 1913 u. F. Harms bis 1919. Register zu Band 31—43 (1907—1919). 
Von Ing. W. Strobel. IV u. 652 S in 80. Verlag von Johann Ambrosius 
Barth, Leipzig 1922. 

Lehrbuch der Physik. Von Prof. O. D. Chwolson. 2. verb. Aufl. 
Bd. 3, 1. Abt. Die Lehre von der Wärme. Herausgegeb. von Prof. 
Gerhard Schmidt. Mit 105 Abb. VIII u. 450'S. in 80°. Verlag von 
Friedr. Vieweg & Sohn A. G., Braunschweig 1922. 


Statistik der elektrischen Bahnen und Drahtseilbahnen in 
Sachsen 1921. Aufgestellt von der Direktion der staatlichen Elektri- 
zitätswerke, Dresden 1922. 

Technische Schwingungslehre. Ein Handbuch für Ingenieure, Phy- 
siker u. Mathematiker bei der Untersuchung der in der Technik ange- 
wandten periodischen Vorgänge. Von Dipl.-Ing. Dr. Wilh. Hort. 2. völlig 
umgearb. Aufl. Mit 423 Textabb. VIII u. 828 S. in 80. Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1922. Gebunden Grundzahl 20. 


Dio Organisation der öffentlichen Feuerversicherung in 
Deutschland. Von Dr. jur. Wessels. 55 S. in 80. Verlag: Verband 
öffentlicher Feuerversicherungsanstalten in Deutschland, Berlin 1922. 


Das moderne Siemens-Martinstahlwerk, seine Lage, sein Bau und 
sein Betrieb. Eine Darstellung der metallurgischen u. mechanischen 
Hilfsmittel des Herdstahlwerks für praktische Hüttenleute, Konstruk- 
teure und Studierende. Von Ing. Hubert Hermanns. Mit 276 Textabb., 
1 Tafel u. 27 Zahlentafeln. VIII u. 289 S. in 80. Verlag von Wilhelm 
Knapp, Halle a. 8. 1922. 

Elektrisches Kochen und Heizen. Von Dipl.-Ing. Prof. M. Anthcs. 
Mit 31 Abb. u. 81 S. in 8°. Verlag von Dr. Max Jänecke, Leipzig 1922. 


Die physikalisch-technische Untersuchung keramischer Kao- 
line. Von Prof. Dr. Johannes Stark. Mit 40 Textabb. VI u. 145 S. in 8°. 
Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1922. 


„e mh Tr a at 5 Tamms 


1542 


Hammerschläge. Von Heinrich Ehrhardt. 70 Jahre deutscher Arbeiter 
und Erfinder. 120 S. in 8°. Verlag von K. F. Koehler, Leipzig 1922. 


Elektrotechnik. Einführung in die Starkstromtechnik. III. Die Wech- 
selstromtechnik. Von Prof. J. Herrmann. „Sammlung Göschen‘“. 
Mit 153 Abb. u. 16 Tafeln. 148 S. in 16°. Verlag Vereinigung wissenschaft- 
licher Verleger Walter de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1922. 


Dio Interpretation Schweizerischer Erfindungspatente durch 
das Schweizerische Bundesgericht. Erläuterungen zu den Schweizerischen 
Bundesgesetzen betreffend das geistige Eigentum. Von Ing. W. Derichs- 
weiler. IV u. 20 S. in 8°. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1922. 

Die Werkstoffe für den Dampfkesselbau. Eigenschaften und Ver- 
halten bei der Herstellung, Weiterverarbeitung und im Betriebe. Von 
Dr.-Ing. K. Meerbach. Mit 53 Textabb. VII u. 198 S. in 8°. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1922. Grundzahl 6; geb. Grundzahl 8,3. 

Die gegenwärtige Krisis in der deutschen Physik. Von Prof. Dr. 
Johannes Stark. Mit 32 S. in 8°. Verlag von Johann Ambrosius Barth, 
Leipzig 1922. 

Hochfrequenzmeßtechnik. Ihre wissenschaftlichen und praktischen 
Grundlagen. Von Dr.-Ing. August Hund. Mit 150 Textabb. XIV u. 326 S. 
in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Gebunden Grundzahl 8,4. 


GESCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Giitertarife. — Die Reichsbahn erhöht die Gütertarife ab 
l. I. 1923 um 70%). Andererseits wird der Stückguttarif um rd. 17 % 
ermäßigt und u. a. durch Einführung einer Wagenladungs-Nebenklasse 
En 10 eine Verbilligung für Gewichte unter 15 t erzielt. 


Anderung des Gesetzes über die Gesellschaften m. b. H. — 
Nach einem Beschluß des Reichsrats soll das Mindoststammkapital 
einer G. m. b. H. 0,5 Mill. M, die Mindeststammeinlage 10 000 M und 
die Mindesteinzahlung als Voraussetzung für die Eintragung 5000 M be- 
tragen. 


Zeltweilige Befreiung von der Verpflichtung zur Konkurs- 
anmeldung. — Der Reichsrat hat eino Verordnung angenommen, die 
eine zeitweilige Befreiung der Aktiengesellschaften, Gesell- 
schaften m. b. H. usw. von der Verpflichtung zur Konkursanmoel- 
dung auch dann zuläßt, wenn die Schuld 3.Z. in Goldzahlung eingegangen 
wurde und eine ausländische Währungsschuld oder eine Zahlung in Gold 
später in eine Markschuld ohne Goldklausel umgewandelt oder durch eine 
solche abgelöst worden ist. 


Reparation. — Wio das Reichsministerium für Wiederaufbau dem 
Reichsverband der deutschen Industrie mitgeteilt hat, findet die im Ar- 
tikel VII Absatz 2 des Wiesbadener Memorandums vom 6. X. 1921 vor- 
gesehene vertragsmäßige Festsetzung, nach welcher die Warenlager der 
Organisation A des Wiesbadener Protokolls nicht beschlagnahmt 
werden können, auch in gleicher Weise auf die Warenlager Anwondung, 
die von deutschen Firmen für künftige Lieferungen im freien 
a E in den befreiten Gobieten errichtet wer- 

en. 


Erstattung der Sanktionsschäden. — Die Interalliierte Rhein- 
landkommission hat die Durchführung der Verfügung des Reichsfinanz- 
ministers!) über die Erstattung der Sanktionsschäden im besetzten 
Gebiet bis auf weiteres untersagt. 


Umsatzsteuer. — Der Hansa-Bund hat gegon den Plan der Er- 
höhung der Umsatzsteuer auf 2,5% und gegen den Antrag des Deutschen 
Städtetages, sogar 3°, zu fordern, Einspruch erhoben. 


Indexziffern. — Der Großhandelsindex der ‚„Ind.- u. Hand.- 
Ztg.‘“ betrug in der Woche vom 9. bis 15. XII. 1792,92 (1784,60 i.Vw.)» 
d.h. die Inlandkaufkraft der Mark hatte nur noch }/\-n3 ihres Vorkriegs- 
wertes. Am Dollarmittelkurs in Berlin (8074,58) gemessen, besaß die 
Mark nur noch den 1923. Teil ihres Außenwertes der Vorkriegszeit. Der 
Dollarmittelkurs in Berlin ist gegen die Vorwoche (8231,25) um 1,9% ge- 
sunken, während sich das Großhandoelspreisniveau, am Index der „Ind.- 
u. Hand.-Ztg.‘“ gemessen, um nicht ganz 0,5°%% erhöht hat. Die Moßziffer 
der Warengruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle ist von 2204,79 
i. Vw. auf 2202,38 gefallen. — Die auf den 15. XII. borechnete Großhan- 
delsindexziffer des Statistischen Reichsamts ist von dem 1495- 
fachen am 5. XII. auf das 1486-fache oder um 1,8% zurückgegangen. 
Für Metalle hat sie sich vom 1921-fachen auf das 17W-fache verringert, für 
Kohle und Eisen dagegen vom 1866-fachen auf das 1878-fache erhöht; für 
Industriestoffe zusammen ist sie vom 2]22-fachen auf das 2081 -fache, mithin 
um 1,9%, gewichen. 

Multiplikatoren der Prei«stelle des Zentralverbandes der 
deutschen elektrotechnischen Industrie. — Immer noch eingehende 
Anfragen veranlassen uns, auf die Mitteilung in der ETZ 1922, S. 1422 hin- 
zuweisen, daß wir die Festsetzungen der Preisstelle über Multiplikatoren 
nicht mohr veröffentlichen und dor Verlag von Julius Springer daher 
auch keine Sonderabdrücke dieser Listen mehr liefert. 


Außenhandel. 


Deutschland. — Der Ausschuß der Außenhandelsstelle der Elektro- 
technik hat beschlossen, dio Lieferwerksbescheinigung für isolierte 
Leitungen und Drähte ab 15. XII. fallen zu lassen. — Für Wecker- 


1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1446. 


Elektrotechnísche Zeitschrift. 1922. Heit 52. 


vom 


28. Dezember 1932. 


und Tableaumaterial, Klingeltransformatoren, Roklameapns. 
rate und Kondensatoren sind neue Preisberechnungen vorgesehen, ü'-: 
die die Außenhandelsstelle Näheres mitteilt. — Nach einem Rundschreilx- 
des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung vom 5. XU. ai: 
Ausfuhranträge für Reparationslieferungen aus dem besetztır 
Gobiet nach Frankreich, Belgien und Portugal stets bei den Außenhanc: i- 
stellen des unbesetzten Gebietes einzureichen. Die zuständige Außenhandel: 
stelle, bei der die Bewilligung verbleibt, teilt dem Antragsteller mit, ob und: 
welchem Umfang der Antrag genehmigt worden und was von seiner Seite we: 


ter zu veranlassen ist. Für einen solchen Bescheid dürfen die Außenband.:: È. 


stollen die Ausfuhrgebühren berechnen. 
Grund der vom Emser Aus- und Einfuhramt erteilten Bewilligung erhot«- 
worden, die, entgegen dem Bemelmans-Abkommen, nach einer Entschließu:: 
der Intoralliierten Rheinlandkommission noch neben der Ausfuhrgene* 
migung der zuständigen Außenhandoelsstelle verlangt wird. — Ein weiter. 
Rundschreiben des Reichskommissars vom 8. XII. ermächtigt die Ans 
fuhrbewilligungen erteilenden Stellen die Ausfuhrabgabe zu erlasser.. 
u. a. wenn die auszuführenden Waren unentgeltlich und ohne gewerblich: 
Zwecken zu dienen, exportiert werden, sofern der Betrag der Ausfu'r 
abgabe 1000 M nicht übersteigt, der Erlaß letzterer beantragt ist und it 
der Person der Vertragsparteien Umstände vorliegen, die einen Ers. 
rechtfertigen; ferner wenn die auszuführenden Waren von deutsct.r. 
Behörden oder wissenschaftlichen Instituten versandt werden und ass- 
schließlich der Förderung der Wissenschaft und des Unterrichts dienen: 
sodann wenn es sich um den unentgeltlichen nachgelieferten Ersatz für ar! 
dom Transport beschädigte oder dabei in Verlust geratene Waren han- 
delt, soweit eine volle Schadloshaltung durch Versicherung oder den Waren- 
führer nicht zu erreichen war. 


England. — Im Novombor sind elektrische Waren und Apps 
rate im Wert von 177643 £ eingeführt worden. also um 44 807 £ mehr 
als im gleichen Monat des Vorjahres (132 836 £). Die Ausfuhr hatte einer 
Wert von 647 653 £ und war damit um 143 242 £ geringer als im Novemb«: 
1921 (790 895 £). 


Polen. — Die „D. A. K.“ macht darauf aufmerksam, daB Antrag- 
auf Erstattung der für nach Polnisch-Oberschlesien bestimmte, ir 
folge der amtlichen Bahn- und Postsporre nicht mehr rechtzeitig bis zu: 
19. VI. über die neue Grenze gebrachte odor zur Beförderung aufgegeben- 
Waren erhobenen Ausfuhrabgabe bis 31. XII. eingereicht sein müssın 
— Der polnische Zentralverband für Handel, Industrie und Hütten- 
wesen hat das Finanzministerium um baldigste Zollermäßigungen für 
im Lande nicht hergestellte Maschinen und Apparate gebeten. 


Spanien. — Wio wir bereits berichtet haben!), gilt die zur Befreinn: 
Valutaaufschlag notwendige konsularischo Bescheinigung al: 
fristgerecht verlangt, wenn sie bei dem zuständigen Konsulat beanutra:z: 
wurde, bevor dieses von der Aufhebung seiner Ermächtigung zur Aw- 
stellung derartiger Bescheinigungen Kenntnis erhalten hatte. Nach Mi: 
teilung des spanischen Konsulats in Berlin an die hiesige Handelskammer 
ist ihm die betreffende amtliche Benachrichtigung am 9. X. zugegangen. 


Die Ausfuhrabgabe kann nur ac: f, 


ee ee 


Südslawien. — Die Handelskammer zu Berlin macht darauf auf: 


merksam, daB jeder Sendung nach Südslawien eine von der Handelskamm:: 
beglaubigto Rechnung zwecks Erhalt der Einfuhrbewilligung uni 


“ein von der zuständigen Handelskammer ausgestelltes Ursprungszeugni: 


zwecks Verzollung der Ware nach dem Mindesttarif beizufügen ist. 


V. S. Amerika. — Im Soptember botrug die Ausfuhr elek: 
trischer Maschinen und Apparate dem Wert nach 4,438 Mill. $ 
d.s. 0,302 Mill. $ weniger als im entsprechenden Monat des Vorjahr: 
(4,740 Mill. $). Der Export von Glühlampen stellte sich auf 469 202 Stür! 
gegen 237470 i. V. Demgegenüber hat dio Union im Berichtsmon:: 


562 258 Koblefadenlampen (1,067 Mill. i. V.) und 977 602 Metalldrahtlamp:. 


(413 394 i.V.) eingeführt. 


Aus der Geschäftswelt. — Das badische Staatsministerium i- 
ermächtigt worden, für ein von der Badischen Landeseloktrizitäts 
versorgung A.G. (Badenwerk), Karlsruhe, aufzunehmendes Darlehen t- 
zum Betrage des Geldwertes von 1,1 Mill.t westfälischer Fettflammnüu: 
kohle IV, gesiebt und gewaschen, ab Zeche, oder einer gleichwertigen Kets 
nebst Zinsen die selbstschuldnerischo Bürgschaft des Staates zu übernehm::: 
Da die Schuldverschreibungen auf eine einer bestimmten Kohlenmen: 
äquivalente Geldsumme lauten, haben die Erwerber solcher Obligation.: 
soviel Papiermark zu zahlen, als dem Wert der auf ihnen genannten Kohir:. 
menge im Zeitpunkt der Zahlung entspricht. Die jährliche Verzinsu:: 
erfolgt mit einem Geldbetrage, der dem Jahresdurchschnittspreis von ^`’ 
der in der Schuldverschreibung angegebenen Kohlenmengo gleichkomm'. 
ebenso richtet sich die Rückzahlung verloster Schuldverschreibungen na : 
dieser Berechnungsweise. — Das Mecklenburg-Schwerinsche Am! 
Rostock hat eine 5%, ige Elektrizitäts-Anleihe zum Zweck der Beschaffur: 
von Mitteln für den Bau und den Betrieb der Anlagen aufgenommen. €. 
für die Versorgung der dem Amt anges£hlossenen Gemeinden mit Fls 
trizität erforderlich sind, insbesondere für den Bau eines Hochspannurc: 
netzes von vorläufig etwa 190 km Länge. — Die Firma Neolitwerk Heitzer 
roether & Kehse, Dessau, ist in eine Aktiengesellschaft unter dem Nane: 
Neolitwerk A.G. umgewandelt worden. 


Elmeda. Elektro-medizinisır 
Gegenstand: Herstellung und Vertr: 


Neue Gesellschaften. 
Apparate G. m. b. H., Berlin. 


) Vgl. „ETZ* 1922, S. 1495. 


28. Dezember 1922. 


elektromedizinischer Apparate und Lehrmittel. Stamıikapital: 60 000 M. 
— Lichtbogen-Regulatoren-Gesellschaft m. b. H., Kiel. Gegen- 
stand: Verwertung des von dem Gaəsellschafter Tranzschel erfundenen 
Lichtbogenregulators. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Motall- und 
Elektrizitätsgesellschaft m.b. H., Berlin. Gegenstand: Handel mit 
olektrötechnischen Bedarfsartikeln und Metallen. Stammkapital: 1 Mill. M. 
— V.L.G.-Leitungsdraht G.m.b.H., Berlin. Gegenstand: Ein- 
und Verkauf von Leitungsdrähten usw. Stammkapital: 3 Mill. M. — 
Kramer & Co. G.m.b.H., Cannstatt. Gegenstand: Instandhaltung 
von Elektromotoren und Ausführung elektrischer Licht- und Kraftanlagen 
sowie Handel mit elektrischen Maschinen und Bedarfsartikeln. Stamm- 
kapital: 0,25 Mill. M. — Hanseatische Elektromotorenwerko 
G. m. b. H., Uetersen. Gegenstand: Herstellung sowie An- und Verkauf 
und Reparatur von Maschinen, Motoren, Apparaten nebst Zubehörteilen 
der elektrotechnischen Branche usw. Stammkapital: 7,5 Mill.M. — Elek- 
tro-Industrie Clevia G.m.b.H., Kleve. Gegenstand: Fabrikation 
und Vertrieb elektrischer Artikel. Stammkapital: 40000 M. — Elek- 
trische Apparatebau-A.G. (Ateliers d’Appareilages Electriques 
S. A.), Fraulautern. Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb elektrischer 
Einrichtungen, Apparate und Anlagen usw. Grundkapital: 30 Mill. M. 
— W. & R. Goebel A. G., Leipzig. Gegenstand: Großhandel in Installa- 
tionsgegenständen aller Art des Wasser-, Gas- und Eloktrizitätsfaches. 
Grundkapital: 4 Mill. M. — Denk & Schneider G. m. b. H., München. 
Gegenstand: Ausführung aller in die Elektrobranche einschlägigen Ar- 
beiten. Stammkapital: 1 Mill. M. 


Betriebsergebnisse. — Telepbon-Fabrik A. G. vormals J. Ber- 
liner, Hannover. 1921/1922. Gewinn: 16038614 M (4431 102 i. V.); 
Abschreibungen: 197104 M (275849 i. V.); Reingewinn mit Vortrag 
(350 537 M): 16 192 046 M (4 331 737 i. V.); Dividende: 35%, auf 40 Mill. M 
Aktienkapital (20% i. V.); Vortrag: 814268 M. — Überlandzentrale 
Stettin A. G., Stettin. 1921/22. Lieferung: 22,12 Mill. kWh (15,64 i. V.); 
Gesohäftseinnahmen: 46261 258 M (16275881 i. V.); Stromausgaben: 
25096407 M (9187539 i. V.); Verwaltungs- und Betriebseunkosten: 

13 227 953 M (2 399396 i. V.); Anleihezinsen und vertragliche Abgaben: 
141 586 M (94576 i. V.); Abschreibungen: 4 028 540 M (2 600119 ìi. V.); 
Reingewinn mit Vortrag (43 790 M): 2 368 224 M (1 090 972 i. V.); Divi- 
dende: 8% auf 40 Mill. M Aktienkapital (8% auf 10 Mill. i. V.). — Elek- 
trizitätswerk Rheinhossen A. G., Worms. 1921/22. Anschlußwert 
ohne Straßenbahn: 29 978 kW (24 275 i. V.); Lieferung: 15,707 Mill. kWh 
(11,541 i. V.); Einnahmen: 5 172 634 M (3163 251 i. V.); Pachtabgaben: 
525 979 M (415 355 i. V.); Sollzinsen: 640220 M (956 675 i. V.); Ab- 
schreibungen: 1797730 M (1188294 i. V.); Reingewinn mit Vortrag 
(65528 M): 2 274 233 M (663028 i. V.); Dividende: 15% auf 13 Mill. M 
Aktienkapital (10% bei 8 Mill. M i. V.); Vortrag: 204 233 M. 


Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus- 
ländische Einheit) betrugen im Dezember: 


in =: |, 2 2 | e 


Christiania (Kr). . 
Helsingfors (finn. M 
Holland (Gld) 

Italien (L) .... 
Kopenhagen (Kr) . 
London (£). ... 
New York ($) 


| 1271.81] 1266,82" 1386,52" 1162,08! 1206,97 
167,08, 165,58 182,54 153,11| 159,60 
2568.31| 2648,36 2922,67; 2443.86 2538.63 
341,64 339,15 374,06, 209.22 32269 
1376,55! 134662 1521,18 1271,81] 1326 67 
31022.25 30423.75 33915,00 2842875 29426,25 
| 6783,12 6670,78, 7294,21] 6044,75! 6334.12 


Kurse im nächsten Heft. 


Österreich (K) . . I 010 010 011 00) 049 
Paris (Fr) . \ 501,24 498,75! 53865 466.33" 496,2 
Prag (Kö)... . . | 199,50 201,49, 208,47) 172,56 189.52 
Schweden (Kr) . . | 1805,47, 1770.56 1955,10, 1635.90" 1710,71 
Schweiz (Fr) : 1271,81, 1269.31) 1394.00, 1157,10, 1216,95 
Spanien (Pes) | 1057,35! 1047,37| 1157,10. 962,58! 1009.47 


Von der Börse. — (13. XII. bis 16. XII. 1922.) Das Geschäft an den 
beiden Börsentagen, auf diesich der Bericht wegon dos früheren Heftschlusses 
nur erstrecken kann, stand wosontlich unter dem Eindruck der Londoner 
Vorkonferenz und der durch sie in den an der Reparationsfrage vorwiegend 
beteiligten Ländern veranlaßten Diskussionen. Zunächst herrschte teilweise 
Neigung zu Realisationen und Zurückhaltung, doch wirkten auch verschie- 
dene Umstände anregend, wie die Nähe einer Entscheidung über das deutsche 
Eigentum in den V. S. Amerika und die Aussicht auf einen befriedigenden 
Abschluß der Verhandlungen mit Rumänien, so daß die Tendenz i. a. nicht 
als schwach bezeichnet werden konnte; Spezialwerte erzielten nennenswerte 
Kursgewinne. Am zweiten Börsentag überwogen dann bei nicht unerheb- 
: licher Besserung der Markbewertung die Angebote und Lustlosigkeit, trotz- 

dem man an der Börse dio Erklärungon Dr. Sorges im Reichswirtschaftsrat 
über die Stellung der Industrie zu dem Vorgehen der Reichsregierung, die 
Möglichkeit einer Verständigung mit Frankreich sowio Meldungen über eine 
aktivero Politik des amerikanischen Großkapitals der europäischen Notlage 
gegenüber günstig bourteilte. Am Markt der Elektroaktien waren Kurs- 
rückgänge zu verzeichnen, so u. a. bei der Accumulatoren-Fabrik (—1500%,), 
Schuckert & Co. (—1450%) und Dtsch. Atlant. Telegr.-Ges. (—1000%), 
dagegen erfuhren die Aktien der Kraftübertrag. Rheinfeldon oine Steigerung 
um 10 000%. — Der Aktienindox (Prozent des Kurswertes von 1913) der 
„Ind.- u. Hand.-Ztg.‘“ betrug am 15. XII. bei 140 Aktien durchschnittlich 
51099% (am 8. XII. 4828,2) und darunter boi 11 Elektrizitätsgesellschaften 
5584,60% (am 8. XII. 5033,9), die Verzinsung in Prozent des Kurswertes 
bei 134 Aktien durchschnittlich 0,27%, (am 8.XI. 0,30) und darunter bei 
11 Elektrizitätsgesellschaften 0,20%, (am 8. XII. 0,27). 


X 


Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 


1543 
2È | 
a8 . | 
Gesellschaften S. \13.x1r.| Niedrig- Höchster! 15, x1. 
3 > ster l 
A 
Accumul.-Fabr., Berlin. ... . 25 | 3l 000) 29500 | 31000 | 29 500 
A. E. G., Berlin :........ 25 — | 500) | 5000 | 5000 
> » Vorz.-A ur! 6 525 825 025 625 
i »  Vorz.-B.. . . .] 1063| 1100 1015 | 1100 | 1ulō 
Bergmann, Berlin ....... 20 58001 ö125 | 5800 | 5125 
Continent. Ges. Nürnberg ... 0 |} =, — = = 
m 5 „ Vorz.-A..| 8 ' 4700 4150 | 4700 ! 4150 
Drahtloser Übersee-Verkehr . .| 12 | 3945: 3600 | 3915 | 3600 
A m „ neue À. — 350), 3200 | 3500 | 3200 
Dtsch.- Atlant. Telegr., Köln. .| 5 12000 11000 | 1200) | 11 000 
» Niederl. „ ET 7500, 6700 | 7500 , 6700 
ve Südam. ,„ Year „DO 10700| 10000 | 10 700 | 10 000 
5 Kabelwerke, Berlin. . .| 20 38001 3100 | 3800 | 3100 
en Telephonw. u. Kabelind., 
Born; 2 2 2.2.0 8% 8 12 2965; 2909 | 2965 | 2900 
Elektra, Dresden . . 2... . 10 | 2690| 2400 | 2690 | 240 
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 | 7600| 7600 | 7900 | 7900 
er » » München . .| 15 : 2950| 2100.|° 2950 | 2100 
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 ; 4950 4650 | 4950 | 4650 
E. W. Liegnitz . 2 22.2... 10 | 1700| 1700 | 190 | 1900 
E. W. Schlesien . ...... 12 ;: 2990| 2300 | 2990 | 2300 
Felten & Guilleaume, Carlsw. .| 25 , 9600| 8750 | 9600 | 8 750 
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 ; 5500| 550) | 5800 | 5500 
Hackethal, Hannover ..... 20 : 3100| 2510 | 3100 | 2510 
Hamburgische E. W. ..... 12 1 2550| 2550 | 2650 | 2650 
Körtings Elektr.-W., Borlin . .| 50 ; 6500) 6500 | 6950| 6950 
Kraftübertrag., Rheinfelden . .| 0 125000! 25 000 | 35 000 | 35 000 
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M..| 12 4150! +100 | 4150 | 4100 
C. Lorenz, Berlin ....... 35 6500) 650: 6510 | 65lu 
Dr. Paul Meyer, Berlin 15 2810| 2525 | 2810 | 2525 
Mix & Genest, Berlin ..... 16 5000; 4600 | 5000 | 4600 
Neckarwerke, Eßlingen ... .| 10 ; 3100} 3100 | 3400 | 3400 
Niederschles. Elektr. u. Straßenb.| 12- : — — — — 
- Obərbayer. Überlandz., München] 9 3375 3375 | 3375 | 3375 
H. Pöge, Chemnitz ...... 20 ! 3825) 3600 | 3825 | 3600 
m „  Vorz.-A. ...| 7 700 625 | 700 625 
Rhein. W.-A. G., Mannheim . .| 15 4025| 4025 4050 | 4050 
5 = „»  Vorz.-A. — 600 595 609 595 
M. Schorch & Cie., Rheydt . . 5 5020; 5000 | 5025 | 5.025 
Sıchsenwerk, Dresden . . . . . 20 | 4525| 4525 | 4000 | 4000 
Szhuckert & Co., Nürnberg 16,7 , 10600) 10600 , 9150 | 9150 
„Siemens“ El. Batr., Bərlin ..| 9 1640| 1496 | 1640 | 14% 
Siemens & Halske, Barlin . . .| 2) 17 700! 16 950 | 17 700 | 16 950 
Stettiner E. W. ......... 15 | 4600| 3600 | 4600 | 3600 
Teleph.-F. Barliner Hannover .| 29 78% 7600 | 7800 | 7600 
Fabr. isol. Drähte (Vozel), Barlin| 35 4400| 440) | 5 1u0 | 5 100 
Voigt & Haeffner . . . 20 | 4550, 4550 | 4575 | 45% 
a »  Vorz.-A. 20 3 200 3200 | 3270 | 3270 
Hartmann & Braun . „| Frank-| 25 5100° 5100 | 5100| — 
Emag. Elektr.-A.G. . . ọ furt | 22 ! 3250 3175 | 3250 | 3175 
MainKraftwerke, Höchst a.M. | 10 : 2050. 2050 | 2050 | 2050 
Heddernh. Kupferw. u. | | 
Südd. Kabelwerke. . . 20 5800| 5600 | 5800 | 5600 
WARENMARKT. 


Elektrotechnische Erzeugnisse. — Die Praise des Zentralver- 
bandes der deutschen elektrotechnischen Industrie bleiben bis 
23. XII. unvorändert. 

Hochspannungsisolatoren. — De Voreinigten Porzellan -Isolatoron - 
Werke, G. m. b. H., Barlin, lassen für die zweite Hälfte Dezember die ab 
1. XII. gültigen Verkaufspreise unverändert bestehen. 

Niederspannungsmaterial. — Dər Verband Dautscher Elektro- 
technischer Porzellanfabriken, Barlin, hat baschlossen, oine Preiserhöhung 
für Niederspannungsmatcrial aus Porzellan und Steatit für die 2. De- 
zemberhälfte nicht vorzunehmen. Dar Teuerungszuschlag von 6000% bleibt 
bis zum 31. XII. in Kraft. 

Beleuchtungskörper. — Die Konvention der deutschen Erzeuger 
von Baleuchtungskörpsrn hat die Teuerungszuschläge für Ausführung in 
Msssing-, Eisen- und Bleiguß auf 950% erhöht. 

Kohle. — Die arbeitstägliche Förderung im Ruhrgebiet hat in 
letzter Zeit Fortschritte gemacht. — Die Steinkohlenförderung Polnisch- 
Oberschlosiens erreichte im November bei 25 Arbeitstagen (26 i. Vm.) 
1,976 Mill. t (1,986 i. Vm{); die arbeitstägliche Förderung betrug 79 030 t 
(77 018i. Vm.). Der Export nach Dautschland ist stark zurückgegangen und 
belief sich auf 0,618 Mill. t (0,777 i. Vm.). 

Eisen. — Die Richtpreise des Stahlbundes für Walzeisen sind ab 
20. XII. für Lieferung in Thomas-Handelsgüte mit bekannten Frachtgrund- 
lagen wie folgt ermäßigt worden: Rohblöcke 197300 M, Vorblöcke 
218 400 M, Knüppel 231 700 M, Platinen 237 800 M, Formeisen 267 200 M, 
Stabeisen 270 000 M, Universaleisen 292 700 M, Bandeisen 321 100 M, Walz- 
draht 289 000 M, Grobbleche (5 mm und darüber) 304 500 M, Mittelbleche 


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1544 _ -  Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heit 52. 28. Dezember 1922. 


(3 bis unter 5 mm) 342 900 M, Feinbleche (1 bis unter 3 mm) 387 100 M, dagl. Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsch 
(unter 1 mm) 414 700 M/t. Die soit dem 29. XI. geltenden Mehrpreise für Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen 
S.-M.- Qualität wurden nicht rei vorstandes (letztere verstehen sioh ab Lager in Deutschland für promp‘ 
Gußwaren. — Der Verein Deutscher Eisengießereien (Gießereiverband), Lieferung und Bezahlung) lauten in M /kg: | 

Düsseldorf, hat die Preise ab 16. XII. um 8% gesteigert. GrauguBß kostet ———— 
durchschnittlich 730 M/kg für Blöcke von 100 kg. — Der Verein Deutecher .Meotall 20. XII. 18. XII. | 15. XIL 
Tempergießereien, Hagen i. W., hat den Preis für Temperguß in nicht be- 
arbeiteter Ausführung ab 16. XII. um mindestens 115 M/kg erhöht. Die RE 
Preise bearbeiteter Artikel erfahren eine entsprechende Steigerung. Elektr olytkupfer (wire bars), 

Schrott. — Am 18. XII. wurden tür Kernschrott 135 000 M, für prompt, cif Hamburg, Bremen 3 
Späne 115000 Mit, beides frei Essen, und für Masthinengußbruch oder Rotterdam . «e e oioi 2253 1963 | 2376 
150.000 M/t frei Berlin notiert. | Originalhüttenrohzink (Preis 

Zink. — Der Zinkwalzwerksverband hat seine Preise ab 19. XII. des Zinkhüttenverb.), nom. . - 1278,19 1101,62 | 1396,97 5 

| 


s 000 a 155 000 OS De, ion —— 

etallhalbfabriK ate. — ranzösischen rkt notierte man N o 

Ku pferdraht mit 593 Fr, Kupferblech mit 691 Fr und Messingdraht Be hei 7 KAS 

mit 661 Fr/100 kg. l j : Origi alhūttenrohzink, Preis im 
Elektron. — Stangen, Profile und Streifen kosten seit dem freien Verkehr 

13. xII. 2775 M, Bleche 3400 M/100 kg ab Werk. Plattenzink (remelted) " Son 
Edelmetalle. — Im Berliner Freiverkehr wurden am 18. XII. Gold handelsüblicher Beschaffenheit 

(fein) mit 4100 MR und Silber (fein) mit 120 000 bis 125 000 M/kg notiert. inalhüttenaluminium 
Gummi. — ach der „Frankf. Ztg.‘‘ haben sowohl die Malayenstasten o% 199% in Blöcken, Walz- oder 

und die Straits Settlements wie auch Ceylon die Bestimmungen des von der Dr ahtbarren s 9677 2440 2946 

englischen Regierung gutgeheißenen, von der niederländischen ae dgl. in Walz- dar Drahtbarren ` 

Stevenson-Planes (gleitende Ausfuhrabgaben im miere von Produk- ` o% 

tionseinschr änkungen) angenommen, so daß diese aßnahmen am 0 Gt U RER . 

i. XI. wirksam geworden sind. Die niederländiseh-indischen Gesellschaften Zinn, Banka, SS Aut. 5600—5700 5150—5250 | 600 - 6109 

reduzieren ihre Erzeugung freiwillig, während die niederländischen Unter- Hättenzinn, mi ndestens 99% ‘| 5550—5600 2016—5175 | 5950— 60501 


1950—2000 1800—1850 2050 —21 
775—825 700—750 325 — 875 


1995—1275 | 1100—1150 1325 — 132 
1000-1050 | 900-950 | 1050—1124 


2701 2464 2970 


nehmen überwiegend gegen die Produktionsverkürzung sind. Man rechnet SUR o 00—395 .n_ Be 
damit, daß die Weltproduktionim laufenden Jahr um 40 000 bis 50 000 t en : en SEE a n E a 
kleiner sein wird, als erwartet wurde, und schätzt den Höchstverbrauch Silber in Ben rd 900 fein für 

in 1923 auf 0,37 Mill. t, dio Erzeugung abor nur auf 0,3 Mill. t; der Ausfall ee 197.500 bis | 117 500 bis | 137 500 bi 


wäre aus den Weltvorräten zu decken. 


Schellack. — T.N. Orange bedingt einen Preis von rd 10500 M/kg. 130 000 122 500 140 000 


Baumwolle. — Die diesjährige Ernte wird auf 16,750 Mill. Ballen An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal‘ : 
veranschlagt, wovon 10,135 Mill. Ballen auf die V. S. Amerika entfallen 15. XII. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: 
sollen. Den Konsum schätzt man bis Ende Juli 1923 auf 20,047 Mill. £ e d e ä 
Ballen. Der Produktionsausfall beträgt also rd 3 Mill. Ballen, der *Kupfer: best dalt e nen ae nee 6 O Obis 68 0 
Weltvorrat stellte sich am 1. VIII. auf 9,536 Mill. Ballen. — Am 18. XII. et electrolytic . 5 69 10 0 ə 69 15 
notierten New York loco 26,10 cts/lb, Bremen 4256 M/kg. i K wiro bars a oc e a a oin aani 69 15 0 «a Z Z 
Seide. — Der Mailänder Seidenmarkt war in letzter Zeit ruhiger. Man u. standard, Kasse. .. + 63 10 Om 63 12 
zahlte für Grège exquis 13/22 350 Lire und für Grege extra 13/22 to, " 3 Monate . ..- - » 4 5 On 64 7 
320 Lire/kg. | + Zinn: standard, Kasse... 0 176 15 O0 „ 176 V 
Teer und Teererzeugnisse. — In den letzten Tagen wurden für i o3 Mopate. oco 177 17 6 a 1738 0 
Steinkoblenteerhartpech, springhart und hochglänzend, 22 000 M, P straits. ee ee schblei on. 178 5 0 a 173 12 
Steinkohlenteerheizöl 19 000 bis‘ 000 M, PAPER 100 Steinkohlen- Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 50 0 a 235 5 
teer 20 000 M und für Braunkohlenteer rd M/100 kg gezahlt. „ gew. engl. Blockblei . -o gI 5 0a 7 Z 
Öle und Fette. — In letzter Zeit zahlte man ab Hamburg für Heiß- Zink: gew. en ee ee 37 5 0 ə 4 2 
dampfzylinderöl, Flp. 280/310°, 5 bis 7 $; Sattdampfzylinderöl, o emelted ent! 35 10 O0» — 
Flp. 230 /270°, 3,50 bis 5 $; Maschinenölraffinate, Visk. 3 bis 10 bei 50°, „ engl. RE WE ER: 39 0 0 lieferbar Swan 
Flp. über 200°, 5 bis 9,50 $; Maschinenöldostillate, Visk. 4 bis 8, 4 bis Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . . 27 £/29 £ 108. 
. 6; Spindelölraffinate, Visk. 2 bis 7 bei 20°, 2 bis 4 $/100 kg ot - Aluminium: 98 bis gI u En zu 92 £ (In- und Ausland). 
wicht, lose und unverzollt. Rein mineralisches Gasöl wird mit 15,50 $/t Nickel: 98 bis 99% garantiert „0° 130 £ (In- und Ausland). 
unverzollt ab polnische Grenze angeboten. — Paraffinölfür Dieselmotoren Wismut: je lb. . -.- > Dee E E 10 8. 
kostet bei Kosselwagenbezug etwa 175 Mab Workstation und Steinkohlen- Platin: nominal je Unze 2 anae X f. 


teertreibölrd 200 M/kg. — Leinöl ist in Holland wieder gestiegen ; prompt Quecksilber: nom. für die 75 lbs.-Flasche 12 £5®. 

gelieferte Ware wird mit 44,87 Gld/100 kg angeboten, für deutsche Ware Wolfram: 65% je Einheit nominal . - - 12 s 6 4/13 =. 

verlangt man 1220 M/kg. — Ter pentinöl notierte am 18. XII. in New York 

1,38 $/Gallone; am Hamburger Markt wurden für amerikanische Wero40WM In New York notierten a 20. XIL 1922: Elektrolytkupfer loco 14.68 

und für französische 4015 M/kg bezahlt. — Rizinusöl 1. Pressung kostet Eisen 27,10; Blei 7,30; Zink 7,10; Zinn 37,25 cts/Ib. 

etwa 1475 M, und Ware 2. Pressung 1450 Mi/kg. 
Altmetalle. — Am 18. XII. wurden am Berliner Markt folgende Preise © Netto. 

gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 1550 bis 1600 M; unver- 

zinntes Schwerkupfer, nekel a Doa a M; Maschinonrotgn i Ban: 

delsüblich und tio elrecht, 1200 bis 1 ‚ Messingzünder, puiver- un - : 

eisenfrei, 950 bis 1 M; Mossingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 1550 bis 2 Bezugsquellenverzeichnis. l 

1600 M; reine, weiche Messingblechabfälle 1450 bis 1500 M; Schwermessing, ( Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nma 


handelsüblich, 850 bis 900 M; Mossingschrauberap ner handelsüblich, 2 J berücksichtigt wer 
bis ‚ altes Weichblei 475 bis 525 M; Zinkzünderlegierungen is - : f i 
i+ M; Altzink, handelsüblich, 700 bis 750 M: Reinaluminiumblechabfälle _- Frage 63. Wer stellt das Isoliermaterial Ohmite her? 


8 
(98/99%) 1800 bis 1900 M/kg in geschlossenen Quantitäten und Wagen- 
ladungen. | Abschluß des Heftes: 23. Dezember 1922. 


Bestellungen auf das J ahresinhaltsverzeichnis der „ETZ“ 1922. 


Erfahrungsgemäß lassen viele Abonnenten der „Elektrotechnischen Zeitschrift‘ schon seit Jahren den abg 
schlossenen Jahrgang nicht mehr binden und legen daher auch keinen Wert darauf, das Jahresinhaltsverzeichnis Ä 
erhalten. Bei dem erheblichen Umfang des Inhaltsverzeichnisses könnte der Verlag der „ETZ“ nicht unerhebliche 
sparnisse erzielen, wenn er nur SO viele Exemplare des Inhaltsverzeichnisses druckt, als dem tatsächlichen Bedarf entspreche 

Diejenigen Abonnenten, die das Jahresinhaltsverzeichnis zu erhalten wünschen, werden dal 
gebeten, dies bis spätestens 3]. Dezember d. J. mitzuteilen an die 


Verl agsbuchhandlung Julius Springer, 
Berlin W. 9, Linkstraße 23/24. 


Für die Schriftleitung verantwertlich: B.O. Zohme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin. 


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