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Iahnalt:
schaft, 901.
Mitteilungen aus d. elektr. Fernzugbetrieb d.
Deutschen Reichsbahn. Von W. Wechmann.
(Schluß.)
Außenhardel u, Außenhandelskontrolle, Von G.
Respondek., 99.
Das Kraftwerk Seira u. d, 120 kV-Kraftüber-
tragung nach Barcelona. 9i3,
Bau v. Hoohspannungsleitungen In Frankreich.
Die Süddeutsche Elextrizitätswirt-
913.
Elektrostatische Hochspannungsanzeiger v. Hart-
mann & Braun. Von A. Palm. 916.
Mitteilungen d. PTR, Bekanntmachung Nr. 150
über Prüfungen u. Beglaubigungen durch d. elektr,
Präfämter. 917,
Werkstatistransport, Von H.
Rundschau. Leitungsbaun. 919. NeuerHoch
spannungsisolator. — Zerstörungen an Bleikabeln
durch Termiten.
Elektrizitätswerke und Kraft-
übertiragung, 920. Preisfestsetzung bei Liefe-
rang v.- Elektrizität, Gas u. Wasser, — Flugkoks u,
Plugsschen bei Umstellung a. minderwertige Brenn-
stoffe
Fürstenau.
Elektromaschinenbau. 920. Verwen-
dung v. Drehstrommotoren m. Kruzschlußankern 1.
Anschluß a. d, deutschen Elektrizitätswerke.
Apparatebau. 921. Argonal-Gleichrichter.,
MeßgeräteundMeßBvertfahren. 2h,
Elektrodynamische Leistungswage,
Beleuchtung und Heizung 92. 8
cherheitsbeleuchtungskörper für Pulverfabriken. —
Das Ende der Lichtnot,
Verkehrund Transport. 92. 9. In-
ternationaler Eisenbahnkongreß Rom.
Fernmeldetechnik,;938. Sprachübertra-
gung durch Unterseekabel. — Internationaler Tele-
graphistenwettstreit, Direkt anzeigender Rich-
tungsfinder.,
PhysikundthbheoretischeFElektro-
technik. 924, Skineffekt in dicken, unterteilten
Leitern bei niedrigen -Frequerzen. — Angenäherte
Bestimmung d. Kapazität aus d: Kraftliinienbild
eines parallelen elektrostatischen Feldes. — Theo-
rie d. wirklichen Feldes eines Magneten.
Werkstattund Baustoffe, 9%. Neue
Aluminiumlegierung,
Jahreseversammlungen, Köngre»s-
se, Ausstellungen. 94. Verband Deutscher
Architekten- und Ingenieur-Vereine, — Jahresver-
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
sammlung d. Institute. of Transport, London.
Energiewirtschazf.t.:926, Elektrizitäts-
versorgung-d. Wösergebietes.
Industrie und Handel. 226. Deutsch-
land. — ıWie man im Auslande:- über unsere Ver-
kaufspolitik denkt. 927. Vom Rohgummi-Weltmarkt.
a Einfuhrzahlen f. elektrotechn. Material in Siam.
Sitzungskalender. 928,
Persönliches. 928. W. Rathenau +. — OL Arendt.
— M. Kreyssig. — Auszeichnungen. — Hoch-
schulnachrichten., É
Briefe an die Schriftieitung. 928. Über die Ab-
stimmung von Löschdrösseln. Von R. Wilhelm
u. F. Noether. — Normmg der Stromstufen in
der BElektrötechnik. Von Keinath u. Lux.
Literatur. Besprechung en. ®80.K.Hay-
âa ghi, Fünfstellige Tafeln der Kreis- und Hyper:
belfunktionen e* und e X mit. den natürlichen
Zahlen als Argument.
Eingänge. 930.
Gesohäftliche Mittellungen. 930.
Warenmarkt. 932.
Bezugsquellenverzelchnis. 932.
Berichtigung. 932. ,
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801
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
43. Jahrgang.
Berlin, 17. Juli 1922.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24
Heft 27.
Die Süddeutsche Elektrizitätswirtschaft.
Von H. Pütz, Stuttgart.
Die künftige Gestaltung der deutschen Wirtschaft wird —
das läßt sich mit aller Bestimmtheit voraussagen — unter dem
ehernen Zwang höchster Kraftentfaltung stehen. Gilt es doch,
alles das, was ein vierjähriges Völkerringen an Werten vernichtet
hat, wieder aufzubauen und Bedingungen zu erfüllen, wie sie
schwerer noch nie einem Volk aufgebürdet wurden. Solche
Höchstforderungen, wie sie von allen Seiten und auf den ver-
schiedensten Gebieten unseres Wirtschaftslebens an uns heran-
treten, können aber nur bewältigt werden, wenn es gelingt, die
Entwicklung unserer Energiewirtschaft der raschen Steigerung
eines vielseitigen Kraftbedarfs anzupassen.
Die vorjährige Tagung des VDE in Essen führte uns das
Bild rastlosen Eifers vor Augen: die zusammengeballte Wirt-
schaft und Industrie des Landes der roten Erde. Hier werden die
Koblenschätze durch Menschenarbeit von der Tiefe zum Licht ge-
fördert und nach nur leider unvollkommener Verbrennung Tausen- .
den von Betrieben als Kraft zugeführt.
Wie anders ist das Bild, das sich uns in den himmelanstre-
benden Bergen des bayerischen Oberlandes zeigt. Auch hier
waltet der” pulsierende Geist des Schaffens; Berge werden ange-
schlagen, Täler gesperrt, Flußläufe in andere Bahnen gezwungen,
um dann im Gegensatz zu der immerwährend zu fördernden
Kohle, ohne der menechlichen Arbeit weiter zu bedürfen, ge-
waltige Kräfte aus dem Wechselgang von Verdunstung und
Niederschlag zu entwickeln.
Die Wasserkraftgebiete.
Die Elektrizitätswirtschaft der südwestdeutschen Länder,
Bayern, Württemberg und Baden, hatte bisher ihre Grundlage,
aoweit die Versorgung größerer Städte und Industriebezirke in
Betracht kam, trotz des üppigen Wasserkraftreichtums, vornehm-
lich auf Dampfkraftwerke aufgebaut. Die Geschehnisse des
Krieges, die für Süddeutschland eine verhängnisvolle Abhängig-
keit von den Kohlengebieten zeitigte, förderten die Verwirk-
lichung einer Reihe im Frieden bereits weitgehendst bearbeiteter
Pläne für den Ausbau großzügiger Wasserkraftanlagen. Süd-
deutechland steht gegenwärtig im Zeichen der Errichtung solcher
Anlagen.
Drei wichtige Stützpunkte sind es, auf denen sich die künf-
tige süddeutsche Energieversorgung aufbauen wird, die südlichen
großen Zentren der Wasserkraft, die mitteldeutschen Braun-
koblengebiete und an verkehrstechnisch besonders günstigen
Plätzen Großkraftzentralen, die ihre Energien aus der Steinkohle
gewinnen. Der Schwerpunkt der heutigen Entwicklung liegt aber
zweifellos auf dem Gebiet der Wasserkraft. Hier sind cs
vor allem die gewaltigen Höhenzüge des Jura, die bayerischen
Alpen, die schwäbische Alb und der badisch-württembergische
Schwarzwald sowie das Alpenmassiv des Rheingebietes in der
Schweiz mit ihren beträchtlichen Niederschlagsmengen, welche
den Ursprung all der zahlreichen Gewässer bilden, die in brau-
senden Strömen und sich ewig erneuernd hinab ins Flachland
eilen.e Mächtige Energien werden hier aus Gefäll und Wasser-
mengen geboren und allerorts müht man sich jetzt, sie unserer
Wirtschaft dienstbar zu machen.
Die Flußläufe Bayerns, in denen z. Zt. nach staatlichen
Ermittlungen 65 neue Kraftanlagen im Bau sind, stehen, wie aus
nachfolgender Aufstellung ersichtlich, mit einer mittleren Energie-
darbietung von rd 1,4 Mill. kW an erster Stelle:
Bayerns Wasserkräfte: Mittlere Jahresleistung
rd
Dech 200000
Isar o 300000
Ian e a 200000 ,„
Nebenflüsse . 145000 ,„
Donau 320 000 „
Flüsse d. Pfalz, Main 120000 ,„_
im ganzen rd 1385000 kW
Auch Baden verfügt über reiche Wasserkraftschätze, deren
Gesamtbetrag ohne die Rheinstrecke Basel—Straßburg nach fol-
gender Aufstellung im Jahresmittel etwa 520000 kW be-
tragen wird:
i Badens Wasserkräfte:
Oberrhein von Basel
bis Konstanz
Binnengewässer
(hauptsächl. Murg-
u. Schluchseegebiet
im südl. Schwarz-
Mittlere Jahresleistung
rd 5
210000 kW (Bad. Anteil)
wald) . . . 285000 „
Anteil am Neckar. . 25 000 _,
im ganzen rd 520 000 kW
Weniger günstig liegen dagegen die Verhältnisse in Würt-
temberg, denn auf größeren Gefällsstrecken fehlt es an
Wasser, während reichliche Wassermengen erst im Flachland und
dann meistens kurz vor den Landesgrenzen zur Verfügung stehen.
Immerhin werden sich auch hier, mäßig gerechnet, rd 115 000 kW
aus Wasserkräften gewinnen lassen. Ihre Verteilung auf die ein-
zelnen Flußläufe zeigt folgende Übersicht:
Württembergs Wasserkräfte: Mittlere Jahresleistung
r
Hauptfluß . 40 000 kW
| Neckar | Nebenflüsse . 25000 „
Iller . ©.. . . . 20000 „
Donau . 12000 „
Sonstige . 18 000 _,
im ganzen rd 115000 kW.
Süddeutschland, das in hydrographischer Beziehung den beiden
großen Stromgebieten des Rheins und der Donau angehört, ver-
nn. also aus seinen Wasserkräften folgende Leistungen aufzıu-
ringen:
Mittlere Jahresleistung Im Ausbau bzw. Kerhaliuie
a
a ei a
Bayern . . ar 1 400 000 kW 1% 000 kW 12
Baden . . ... 520000 , - 70000 „ 4,5
Württemberg 115.000 35000 „ 1
im ganzen rd 2 035 000 kW,
was einem jährlichen Bruttoarbeitsvermögen von 12 bis 15 Milli-
arden kWh oder etwas weniger als der Hälfte der Gesamterzen-
gung Deutschlands, unter Einschluß der Selbstversorger, Bisen-
bahnen usw., im Jahre 1919!) entspricht.
Das Problem des Kraftausgleichs.
Alle diese’ Gewässer zeigen nun einen ganz verschieden-
.artigen Charakter, der von der Größe und Art ihres Einzugs-
gebiets und dessen Niederschlagsmenge bedingt wird. Der Inn
als Gletscherfluß, der auch im trockensten Sommer reichliche
Wassermengen aufweist, überragt selbst die übrigen südbayerischen
Flußläufe. Aber auch diese bringen aus den Schneelagern der Alpen
im Sommer erhebliche Wassermassen zu Tal, während sie im Win-
ter, also in den Zeiten des größten Kraftbedarfs, Niederwasser zei-
gen. Im Gegensatz hierzu und energiewirtschaftlich günstiger ver-
halten sich die Mittelgebirgsflüsse wie M a i n und Neckar,die im
Spätherbst und Frühjahr beträchtliche Wassermengen führen, wäh-
rend es dagegen im Sommer erheblich an Wasser mangelt. Der
Rhein hat in bezug auf seine Wasserführung ebenfalls den Cha-
rakter eines alpinen Flusses, doch ist die Wasserführung infolge des
in gewissem Sinne als Vorbecken wirkenden Bodensees mehr aus-
geglichen als bei den rein alpinen Flüssen.
ı Vgl. „Technische Blätter“ Nr. 39.
802
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heft 27.
17. Juli 1922.
Der Gedanke liegt nahe, hier die Natur durch künstliche An-
lagen zu zwingen, die einzelnen Wasserhaushalte gleichmäßig zu
gestalten. Einige Seen der Voralpen ermöglichen einen solchen
Ausgleich zwischen Sommer und Winter in besonders günstiger
Weise; aber die heutige Technik begnügt sich nicht damit, nur
im jeweiligen Flußsystem regulierend einzugreifen, sondern sie
sucht sogar durch Verbindung ungleichartiger Niederschlagsgebiete
mittels künstlicher Zubringer die gegenseitige Phasenverschie-
bung in der jährlichen Wasserführung nutzbar®u machen. Diese
Anpassung der Energiedarbietung einer Wasserkraft an den je-
weiligen Kraftbedarf ist für die Wirtschaftlichkeit von ganz be-
sonderer Bedeutung. Eine interessante Anlage dieser Art ist im
Rahmen des Main-Donaukanals geplant durch Anzapfung des
Lech kurz vor der Mündung und Überführung einer bestimmten
Wassermenge über einen Zubringer in den Main-Donau-
kanal. Ein ähnlicher Zubringer ist von der Iller bei Kempten
im bayr. Allgäu zum Rhein-Neckar-Donaukanal geplant. Überhaupt
geben die Kanalprojekte des Main-Donaukanals und des Rhein-
Neckar-Donaukanals dem Ausbau großer Wasserkraftanlagen im
Zuge dieser Kanalstrecken einen mächtigen Anstoß.
Aber nicht nur durch einen hydraulischen Ausgleich gilt es
energiewirtschaftliche Vorteile zu erreichen, sondern auch durch
engere Beziehungen und gegenseitige Stromaushilfe zwischen
Wärme- und Wasserkraftanlagen. Die Speichermöglich-
keit der Wasserkräfte ist im Vergleich mit ihrer Gesamtleistung
verhältnismäßig gering, so daß zwischen Energiedarbietung und
tatsächlichem Energieverlangen meist ganz beträchtliche Unter-
schiede bestehen. Demgegenüber zeigen die Wärmekraftanlagen
den außerordentlichen Vorteil, die Kraftdarbietung innerhalb der
installierten Maschinenleistung auf den jeweiligen Kraftbedarf
einstellen zu können, ein Umstand, der geradezu dazu drängt, ander-
wärts entstehende Fehlmengen zu decken. Die Wasserkräfte
aus den Gebirgsflüssen werden dafür in der Lage sein, aus ihren
beträchtlichen Sommerüberschüssen teils zur Ersparnis von
Brennstoffen in den Wärmekraftzentralen, teils zur Verbesserung
der Energiedarbietung der Mittelgebirgsflüsse Energien abzu-
geben. Diese wechselseitigen Beziehungen, die ja wohl bereits
innerhalb einzelner Versorgungsgebiete bestehen, dürfen aber an
den Landesgrenzen nicht Halt machen, denn es wäre mit
den wirtschaftlichen Grundsätzen unserer Zeit, die in allem
höchste Steigerung des Nutzeffekts und Ausnutzung aller tech-
nischen Möglichkeiten verlangt, unvereinbar, hier Energien unaus-
genützt zu lassen, während sie anderwärts mangeln.
Dieser Stromaustausch wird allen Ländern des südwestdeut-
schen Kraftgebiets, mit Einschluß der östlichen Braunkohlen-
e des Landes Sachsen, zustatten kommen. Wie aus obiger
ufstellung ersichtlich, verhält sich die Wasserkraftdarbietung
bei Vollausbau zwischen Bayern, Baden und Württemberg wie
12:4,5:1. Das bedeutet, daß letzteres in weitem Umfang für
Strom aus den Nachbarländern aufnahmefähig sein wird. Es trifft
eich hierbei besonders günstig, daß ein Bruchteil der Sommer-
überschüsse aus den alpinen Flüssen die Fehlmengen der Würt-
tembergischen Gewässer zu decken vermag. Allerdings werden
diese Überschußenergien zum großen Teil auch nachts zur Ver-
fügung stehen, so daß sie in hydraulischen Speicherwerken
für Tagesausgleich, für welche die schwäbische Alb in nächster
Nähe des Industriegebiets geeignete Möglichkeiten bietet, zuerst
veredelt, d. h. in hochwertigen Spitzenstrom verwandelt werden
müssen. Weitere bedeutungsvolle Wechselbeziehungen, die sich
energiewirtschaftlich überaus fruchtbar gestalten werden, werden
sich zwischen Bayern, Thüringen und Sachsen ergeben. Beson-
ders die Braunkohlengebiete des letzteren Staates werden zu den
bayerischen Wasserkraftanlagen in ein engeres Verhältnis rücken.
Die Verwendung bzw. die Veredlung überschüssiger Wasser-
kräfte, insbesondere der Niederdruckkräfte, wird für die Elek-
trizitätswirtschaft ein besonderes Problem darstellen.
Die großzügigen, in der Schweiz geplanten hydraulischen
Akkumulierungsanlagen, deren Ausgleichbecken z. T. in den
Gletschergebieten der Alpen vorgesehen sind, geben einen Hinweis
auf die Problemstellung für den Kraftausgleich. Dort sind Werke
geplant, die nur während weniger Monate im Winter die Spitzen-
kraft herzugeben haben. Die Füllung des Staubeckens erfolgt
im Sommer nicht nur aus den Zuflüssen des Niederschlagsgebiets
des gesperrten Tales, sondern es soll
Speichers mittels überschüssiger Sommerkraft aus anderen Wer-
ken von Zuflüssen unterhalb des Beckens Wasser in dieses ge-
pumpt werden. Im Murgwerk wird eine ähnliche Einrichtung
für die künstliche Speicherung durch Aufstellung von Pumpen
zur Förderung von Wasser mittels Überschußkräften aus dem
Neckargebiet eingerichtet; das zukünftige Schluchseewerk
wird ebenfalls als eine hydraulische Speicheranlage größten Maß-
stabs ausgebaut.
Es erhebt sich nun die Frage, wie sich das süddeutsche
Energieverlangen in bezug auf die überaus reiche künitige
Wasserkraftausbeute gestalten wird.
Wenn man in folgender Zusammenstellung den Energiever-
brauch in den einzelnen Ländern betrachtet, so wird man sagen
können, daß er trotz des weitverzweigten Versorgungsnetzes
außerordentlich gering ist, zumal wenn man Parallelen mit dem
schweizerischen Konsum zieht.
zur Vergrößerung des,
‚lassen.
Energieverbrauch.
Baden 400 kWh f. 1 Jahr und Kopf der Bevölkerung
Bayern 150 „ 177 ir n "t u" n"
Württemberg 110 „ vH j 7 " „
Zum Vergleich: -
Schweiz 550 kWh f. 1 Jahr und Kopf der Bevölkerung.
Allein Baden ragt infolge seiner großen elektrochemischen
Werke mit ihrer Dauerbelastung allerdings ganz beträchtlich
über den Durchschnitt heraus, Tatsächlich sind natürlich die
Verhältnisse so, daß infolge der Kohlenrationierung der gewaltige
Energiehunger in den letzten Jahren nicht befriedigt werden
konnte. Wenn man bedenkt, daß die Bereitstellung von Energie
für die Elektrisierung der Bahnen in Württemberg und Baden
rd 0,5 Mill. PS, in Bayern 0,4 Mill. PS erfordern wird, und daß
Süddeutschland nicht zuletzt infolge des Ausbaues seiner Wasser-
straßen vor einer bedeutenden industriellen Entwicklung steht,
so wird man keinen Augenblick im Zweifel darüber sein, daß,
trotz aller Beschleunigung im Ausbau der Wasserkräfte, diese
auf lange Jahre hinaus nur einen Bruchteil des Gesamtenergie-
verlangens zu decken vermögen.
„Ein Blick auf die Übersichtskarte (Abb.1) läßt die Be
ziehungen der Kraftgebiete zueinander deutlich erkennen. Die
Kette der Werke beginnt im Südwestwinkel, dort wo der Rhein
seinen Lauf gegen Norden wendet, im südlichen Teil des Landes
Baden, Sie zieht sich sodann in breiter Gliederung längs des
Rheins in der Richtung zum Bodensee in das Stromgebiet der
Donau über die Flußgebiete Iller, Lech, Isar und Inn mit deren
zahlreichen Nebenflüssen. In diesem Zuge heben sich die als
Spitzenwerke besonders in Betracht kommendeu Anlagen des
Wealchensees, des Murgwerks und des zum Ausbau vorgesehenen
Schluchseewerks mit Leistungen von mehr als 100000 kW hervor.
Als wichtige Stützpunkte der Wosserkraftwirtschaft sind ferner
diejenigen Dampfkraftwerke anzusehen, die vermöge ihrer dau-
ernden Betriebsbereitschaft zu Ausgleichlieferungen bei Wasser-
klemme und in Störungsfällen herangezogen werden können. Natur-
gemäß kann diese Aufgabe nur den Dampfkraftwerken mit Lei-
stungen von wesentlich mehr als 25 000 kW zufallen. Werke dieser
Art sind: Großkraftwerk Franken bei Nürnberg, die der Württ.
Landes-Elektrizitätsgesellschaft m. b. H., Stuttgart (W. L.G.) an-
geschlossene Kraftwerksgruppe der Stadt Stuttgart und der Neckar-
ir A. G., Esslingen, und das im Bau befindliche Großkraftwerk
annheim.,
Die 110 EV Beitungsarlagen.
In unabhängiger Entwicklung voneinander sind in den Län-
dern Baden, Württemberg und Bayern Höchstspannungsanlagen
entstanden, die durch den Ausbau bereits geplanter Verbindu ıgs-
leitungen zu einer für Südwestdeutschland wichtigen einheit-
lichen Netzanlage ausgebildet werden können. Durch diese An-
lagen, deren Bau und Betrieb von dem Badenwerk A.G., der
Württ. Landes-Elektrizitätsgesellschaft m. b. H. (W.L.G.) und
dem Bayernwerk A.G. erfolgt, wird die Lieferung und der Bezug
von Kraft sowie deren Austausch und gegenseitige Reserve-
stellung in großem Maßstab ermöglicht. Die ausgedehnteste Lei-
tungsanlage stellt mit etwa 1000 km Leitungslänge das Netz des
Bayernwerks dar, während die 110 kV-Leitungen des Badenwerks,
der W.L.G. und der Pfalzwerke zusammen nach ihrem vollen
Ausbau eine Ausdehnung von etwa 700 km haben werden.
Obwohl die Leitungsanlagen der einzelnen Länder ausnahm>-
los ihren Bedürfnissen entsprechend gebaut werden, besteht doch
in bezug auf die Wahl der Spannung und der äußeren Gestaltung
der Anlagen eine Übereinstimmung, die das Netzgebilde in seiner
Gesamtheit als ein einheitliches erscheinen lassen kann.
Der Zusammenschluß der 110 kV-Anlagen der oben genannten
Gesellschaftep ist bisher noch nicht erfolgt; hierzu bedarf es
noch des Ausbaues von Anschlußleitungen zu der sich zwischen
den Leitungsanlagen von Bayern und Baden organisch einfügen-
den Leitung der W.L.G. von Meitingen nach Niederstotzingen
bzw. von Stuttgart nach Mannheim und zum Murgkraftwerk. Die
Erstellung dieser Leitungsteile wird jedoch nur eine Frage der
Zeit sein, weil der Zusammenschluß der Kraftgebiete mit dem
wachsenden Ausbau der Wasserkraftanlagen zweifellos eine wirt-
schaftliche Notwendigkeit wird.
Der Zusammenschluß der großen Netzanlagen erfordert zur
Gewährleistung eines sicheren Betriebes besondere Maßnahmen,
deren wichtigste die Unterteilung des Erdschlußstromes, die
Spannungsregulierung, die Phasenkompensation und die Kom-
mandoführung sind. Die magnetische Trennung der Netze durch
Transformatoren mit dem Übersetzungsverhältnis 1:1 wird sich
an einigen Hauptpunkten des Zusammenschlusses nicht umgehen
Im übrigen dürfte durch Einbau von Erdschlußdrossel-
spulen das Gebiet der Erdschlußstronifrage zu beherrschen sein.
Die Spannungsregulierung und Phasenkompensation wird weit-
gehende und kostspielize Einrichtungen erfordern. Die Lei-
tungen werden infolgedessen behufs Herabminderung dieser
störenden Einflüsse elastisch für geringen elektrischen Span-
nunesabfall gebaut werden müssen, soweit dies die Wirtschaft-
lichkeit noch eben zuläßt. Bei Bezug und Rücklieferung spielt
|
17. Juli 1922.
das Übersetzungsverhältnis der Transformatoren für den Über-
gang von Höchstspannungen auf Mittelspannungen eine große
Rolle. Die Spannungsabfälle in den 110 kV-Transformatoren
nehmen bei phasenverschobenem Strom infolge der diesen Trans-
formatoren eigenen hohen Kurzschlußspannung hohe Werte an.
Für die Bekämpfung dieser mit der Phasenverschiebung ver-
bundenen Übel kommt mit in erster Linie die ausreichende Be-
messung der Generatoren und deren Erregung in Betracht.
Schweinfurt
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. ! 903
gerichteten Telephonie der Vorzug zu geben ist, ist noch nicht
entschieden. Die leitungsgerichtete Telephonie arbeitet mit er-
heblich geringeren Energiemengen als die Raumtelephonie, dabei
ist sie von den drahtlosen Einrichtungen der Reichspost in bezug
auf Wellenzuteilung unabhängiger. Nachdem in letzter Zeit die
Apparate für leitungsgerichtete Telephonie erheblich verbessert
worden sind und die Überbrückung betriebsmäßig unterbrochener
Teile von Leitungsanlagen gelungen ist, wird dieses System ın
a Eine weitere Sicherheit des Betriebs wird in der Aufteilung Zukunft wohl vorzugsweise Anwendung finden.
Ai der Netzanlagen zu suchen sein. Auch wird angestrebt werden Im späteren Zusammenschlußbetrieb werden an verschiedenen
f müssen, den Überstromschutz in einigen Punkten kräftig wirkend Hauptbetriebspunkten Kommandostellen für die Betriebsführung,
eÍ einzurichten, im übrigen aber von zu starker Unterteilung zur für die Lastverteilung sowie zur Bestimmung der Verwendung
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i Abb. 1. Übersicht der Elektrizitätsrersorgung Siiddeutschlands.
‚, Vermeidung der Anwendung komplizierter Einrichtungen abzu-
sehen. Die Überspannungsfrage wird durch den Zusammen-
schluß der weitverzweigten Höchstvoltnetze mit den bisherigen
Mitteln: „reichlichen Abstand und genügende Isolation“, be-
herrscht werden können. :
Das Nachrichtenwesen wird besonders sorgfältig auszuge-
ttalten sein, ihm kommt bereits bei den Netzanlagen der Länder
erhöhte Bedeutung zu; vielmehr ist dies aber der Fall bei An-
lagen, die im Zusammenschluß über große Gebiete arbeiten. Die
Nachrichten- und Befehlsvermittlung muß von mechanischen und
atmosphärischen Einflüssen in weitgehendstem Maße unabhängig
‚san, Drahbttelephonanlagen kommen nur noch in Betracht, wenn
Sie auf besonders sicheren Gestängen mit wenig Unterbrechunzs-
len geführt werden. Die Betriebssicherheit der Drahttelephon-
tungen ist in Gegenden, wo starke Stürme auftreten, und in
Ranhreifgebieten sehr gefährdet. Die Überbrückung großer Ge-
‚biete, z. B. München, Augsburg, Nürnberg, Stuttgart, Karlsruhe,
Mannheim, später Frankfurt, Dresden usw. wird in erster Linie
Mittels drahtloser Telephonie (u. U. auch Telegraphie) erfolgen
züssen. Die Frage, ob dem System der raum- oder leitungs-
von verfügbarem Überschußstrom eingerichtet werden müssen.
Daß diese Stellen mit einheitlich durchgebildeten Verständigungs-
mitteln verbunden sein müssen, erscheint selbstverständlich.
Es würde über den Rahmen des gestellten Themas, allgemein
über die südwestdeutsche Elektrizitätswirtschaft zu berichten,
hinausgehen, in weitere Einzelheiten der für den Zusammen-
schluß noch zu treffenden Vorkehrungen, insbesondere über die
Ausgestaltung der Schalt-Transformatorenwerke — Unterwerke
enannt —, der Meßeinrichtungen und anderes mehr, einzugehen.
ierzu ist nur zu sagen, daß für den Ausbau der Unterwerke
von den drei genannten Unternehmungen der Grundsatz anerkannt
wird, die Werke möglichst einfach, betrieblich jedoch hochwertig
auszugestalten.
Zum Schluß darf darauf hingewiesen werden, daß hier auf
dem Wege der freien Verständigung Zusammenschlüsse von Ge-
bietseinheiten im Gange sind, die ohne den Zwang behördlicher
Regelung die erstrebte Vereinheitlichung der Elektrizitätsversor-
gung fördern. In der Literatur wurde häufig von einer süd-
deutschen Sammelschiene gesprochen, die im engeren Sinn selbst
nach Ausbau der Verbindungsleitungen wohl nicht bestehen wırd.
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3
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in
904
Es ergehen sich vielmehr aus der Aneinanderreihung der ın
Bayern, Württemberg und Baden sowie nach Sachsen hin ge-
planten 110 kV-Leitungsanlagen zwangsläufig Netzgebilde, die
nur "bedingt als Sammelschienen anzusehen sind. Man kann
infolgedessen nur auf die Möglichkeit der Verwendung dieser
Leitungsanlagen als Sammelischienen zur wirtschaftlichen Ver-
wertung, zum Ausgleich und Austausch der in den zukünftigen
großen Woasserkraftanlagen in Süddeutschland zu gewinnenden
Kräfte hinweisen. |
Schließlich wird den Techniker interessieren, zu erfahren, ob
die Netzanlagen für die Großkraftversorgung den wirklichen Be-
dürfnissen gerecht werden, ob die gewählte Spannung ausreicht,
die gewaltigen Leistungen zu übertragen und welche Forderun-
gen in Zukunft für den Bau von Übertragungsleitungen maß-
gebend sein werden. Es entspricht der deutschen Gründlichkeit,
daß über Anlagen des Umfangs, wie sie hier besprochen werden,
vor deren Ausbau über die Wirtschaftlichkeit und Ausgestaltung
heftige Kämpfe geführt wurden. Die Bedürfnisfrage wurde bei
den Erörterungen, die in allen Ländern für und gegen den Ausbau
großzügiger Kraftanlagen einsetzten, z. T. in besonders gründlicher
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27.
17. Juli 1922.
Weise behandelt. Die Vertreter optimistischer Anschauungen haben
— das kann jetzt, nachdem eine gewisse Auswirkung der Unter-
nehmungen eingetreten ist, wohl gesagt werden — in allen Teilen
recht behalten. Sowohl die Kraftleistung wie auch die zur Ver-
teilung erforderlichen Einrichtungen entsprechen durchaus den
Bedürfnissen der nächsten Wirtschaftsperiode. Es zeigt eich, daß
mit dem Ausbau der geplanten Anlagen keineswegs die Ent-
wicklung abgeschlossen ist. Die Ansichten derjenigen Beurteiler,
die in der Spannungsfrage weitergehende Vorschläge machten, als
sich z. Zt. mit erprobten technischen Mitteln erreichen ließ, haben
sich bestätigt. Die Weiterentwicklung von Anlagen mit Spannun-
gen von weit über 100 kV tritt infolge der durchaus exzentrischen
Lage von Spitzenwerken mit Kraftleistungen von über 100 000 kW
gebieterisch auf. Erst durch Leitungsanlagen solcher Art wird auch
ein Energieaustausch zwischen den reichen Wasserkraftgebieten
des Südens und den auf Stein- und Braunkohle angewiesenen Wär-
megroßkraitwerken: in Nord- und Mitteldeutschland im Sinne der
nn besprochenen Pläne eines Reichsversorgungsnetzes mög-
ich werden.
Mitteilungen aus dem elektrischen Fernzugbetrieb der Deutschen Reichsbahn’).
Von W. Wechmann, Oberregierungsbaurat im Reichsverkehrsministerium.
(Schluß von S. 840.)
TriebwerkundGesamtaufbau.
Das Triebwerk ist der Mechanismus, der die mechanische Ar-
beit von dem Anker des Motors auf die Triebachsen überträgt.
Die Entwicklung der Fernbahnlokomotiven aus dem Triebwagen
der Stadt- und Vorortbahnen brachte es mit sich, daß die
erste elektrische Wechselstromlokomotive in Deutschland den-
selben Antrieb benutzte, der in den Triebwagen mit einem
Erfolg ohnegleichen zur Anwendung gelangt war. Das We-
sen des Antriebs besteht darin, daß! die Triebachse durch
den Motor mittele Zahnradübertragung
angetrieben wird, wobei sich der Motor
mittels zweier Tatzenlager mit einem
Teil seines Gewichts ungefedert auf die
Achse stützt. Die mit diesem Triebwerk
im Jahre 1907 von der AEG erbaute
Wechselstromiokomotive Gattung AA
+ AA (Abb. 21) hat sich aufs beste be-
währt und verrichtet noch heute ihren
Dienst auf der Hafenbahn Altona, die
rl in einer Steigung von 28°%/o0
iegt.
Die guten Erfahrungen mit dieser
Lokomotive veranlaßten vor dem Krie-
ge die Eisenbahnverwaltung, noch 12
weitere Lokomotiven mit dem gleichen
Triebwerk zu bestellen, deren Bau je-
doch durch eine Kette von unglück-
lichen Zufällen erheblich aufgehalten
worden ist, so daß sie bis heut noch
nicht angeliefert werden konnten.
Mit zunehmender Geschwindigkeit
und Motorleistung nehmen die Stöße,
die der Motor verursacht und ihre zer-
störende Einwirkung auf das Gleis er-
heblich zu. Deshalb hat sich die Reichs-
bahn entschlossen, bei ihrer Regelloko-
motive diesen Antrieb für Geschwin-
digkeiten über 50 km/h nicht mehr zu
verwenden und durchweg die Motoren
auf das Rahmengestell zu setzen, wo sie
gegen die Achsen vollkommen abgefe-
dert sind.
Die Anordnung, die gewissermaßen das Gegenteil des be-
schriebenen Zahnradantriebs darstellt, besteht darin, daß die ge-
samte Motorleistung der Lokomotive in einem einzigen Motoı
vereinigt und dieser auf den Rahmen gesetzt wird, von wo aus
er lediglich mittels eines Stangengetriebes die Achsen antreibt
(Abb. 22); so entstand der reine Stangenantrieb, den eine größere
Zahl von Lokomotiven der Reichsbahn aufweist. Am verbrei-
tetsten ist er bei den von den Maffei-Schwartzkopffwerken und
den Bergmann-Elektrizitätswerken für die Eisenbahndirektions-
bezirke Halle und Breslau gelieferten Schnell- und Personenzug-
lokomotiven (Abb. 23 und 24). Der große Vorzug dieser Bau-
art besteht darin, daß der Motor von allen Seiten zugänglich ist
und er sowie das Triebwerk eine Mindestzahl von Lagern besitzen,
die überdies gut zu beobachten sind. Selbst die große Berg-
mann-Lokomotive Bauart 2 D 1, die mit zwei Blindwellen ver-
sehen ist, enthält, abgesehen von den Achslagern, nur zwei Motor-
und vier Blindwellenlager, zusammen also sechs Lager. Auf der
anderen Seite kann nicht in Abrede gestellt werden, daß die Be-
ı) Vortrag, gehalten auf der 28. Jahresversammlung des VDE in München.
Abb. 21.
handlung derartiger Riesenmotoren, die bei dieser Bauart erfor-
derlich sind, in der Werkstatt wesentlich umständlicher ist als
die der kleineren Zahnradmotoren.
Wegen der großen Vorzüge des reinen Stangenantriebs hat
sich die Reichsbahn entschlossen, ihn weiter bei ihren Flachland-
Schnellzuglokomotiven zu verwenden, die ähnlich wie die von den
Maffei-Schwarzkopffwerken bisher erbauten ausfallen werden und
in der Abb. 25 dargestellt sind. Der wichtigste Unterschied
gegenüber der früheren Bauart besteht darin, daß die Motor-
Güterzuglokomotive, Gattung AA + AA, der Hafenbahn Altona.
leistung vergrößert ist, wodurch die Zahl der Laufachsen ver-
mehrt werden mußte, was die Gattung 2 C 2 ergibt.
Das Gewicht dieser Lokomotiven beträgt:
auf den Triebachsen 3.184 = 55,2 t
auf den Laufachsen 4.14,2= 56,8 t
Gesamtgewicht: 112,0 t.
Die Dauerleistung des Motors beträgt 1200 kW, die Dauer-:
leistung des Transformators 1650 kVA.
Diese Lokomotiven sowie auch die im folgenden erwähnten,
mit Stangenantrieb versehenen, erhalten im Anker eine Federung i
mit Dämpfung. Durch diese Maßnahme lassen sich nach den
neueren theoretischen Untersuchungen, namentlich von Wichert,
und den praktischen Erfahrungen die sonst auftretenden Schüttel-
schwingungen völlig unschädlich machen.
Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß die Eisenbahn-Bau- und
Betriebsordnung sowie die Technischen Vereinbarungen des Ver-
eins Deutscher Eisenbahnverwaltungen für stillstehende Lokomo-
tiven einen Achsdruck von 16 t zulassen, der aber durch die
Fliehkraftwirkung der nicht ausgeglichenen Massen um 15% bei
ur MU ET EEE an A U AT IT
1922.
r größten zulässigen Geschwindigkeit überschritten werden
E Da bei elektrischen Lokomotiven infolge des vollkommenen
nausgleichs freie Fliehkräfte nicht erzeugt werden, ist der
ł: fiol von vornherein auf 16. 1,15 = 18,4 t festgesetzt worden.
m. freie Fliehkräfte nicht auftreten, läßt sich für diese Bau-
> Umlaufzahl soweit steigern, wie die Rücksicht auf die
heit der Schmierung und auf die Erwärmung der Lager es
rfahrungsgemäß liegt die Grenze etwa bei 400 Umdr. in
Minute Anderseits muß der Motor, damit er für die Lei-
sabgabe vollständig ausgenutzt wird, eine Ankerumfangs-
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IF
IE BA 1150
Abb. 22.
adigekeit von 45 bis 55 m/s besitzen. Eine einfache Rech-
g ergibt dann, daß bei Fahrgeschwindigkeiten: von 110 bis
zu etwa 75 km/h der Ankerdurchmesser 1,8 bis 2,5-mal so
ausfällt wie der Triebraddurchmesser. Hieraus erklären sich
Fr ichen Dimensionen des Motors. Bei etwa 75 km/h
3 Geschwindigkeitsgrenze zu liegen, bis zu der noch
striebe mit Rücksicht auf die Wirtschaftlichkeit des
| den üblichen Leistungen angewendet werden können.
t weiter, daß für Lokomotiven, deren normale Geschwin-
r 75 km/h liegt, der Motor eine größere Umdrehungszahl
achsen erhalten muß, daß also in den Antrieb ein Zahn-
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u,” TBeikt Bir
y y. >
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ge Paz eochaltot werden muß. Hierin liegt kein Nachteil,
hinentechnik heute Präzisionszahnräder von außer-
l ' Vollkommenheit herstellt, die mit genau geschliffenen
I ‚mer ausgestattet, hohen Wirkungsgrad und lange Lebens-
mit einander vereinigen.
Zahl der hier möglichen und ausgeführten Antriebe ist
3ewährt hat sich der einfache Stangenantrieb der Trieb-
v on einem Kurbelzapfen des großen Zahnrades aus, wobei
in gleicher Höhe wie die Achsen gelagert sein müßte. Doch
e. feine mathematische Ungenauigkeit, die durch Höher-
s- | großen Zahnrades bis um 150 mm herbeigeführt wird,
Hofu auf die Wirkungsweise des Getriebes und die Be-
hung der Stangen. Sie gestattet anderseits die Verwen-
ne Zahnradübersetzung als bei gleicher Zahn-
d Teiebradhöhe möglich wäre.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 27.
Abb. 23. Flachland-Schnellzuglokomotive, Gattung 1 C 1.
905
Mit einem solchen Triebwerk sind die beiden Güterzugloko-
motiv-Gattungen versehen, wobei die Triebstange nicht an dem Kur-
belzapfen angreift, sondern ein wenig höher angelenkt ist.
Der Übersichtlichkeit wegen sind in den Skizzen die Kurbeln
Re a und ‘die Stangen an die zugehörigen Mittelpunkte
gelegt.
Die Flachland-Güterzuglokomotive (Abb. 26) besteht aus zwei
Triebgestellen mit je einem Motor, auf die eine Brücke aufgebaut
ist, welche den Transformator, die Steuerung, die Schalter und die
Luftpumpe trägt.
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Sl in IOE NEO
PEN DO ne WE nn A
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1367 —H
Ganze Large 12930
Lokomotive mit reinem Stangenantrieb.
Sie weist folgende Gewichte auf:
Triebgewicht
Laufgewicht
4. 18,4 = 73,6 t
; 2.22 = 4At
Gesamtgewicht: | 98,0 Br
Dia Dauerleistung der beiden Motoren zusammen beträgt
1160 kW, die des Transformators 1500 kVA.
Werden die beiden Laufachsen der Flachland-Güterzugloko-
motive durch Triebachsen ersetzt und wird die Motorleistung
entsprechend erhöht, so entsteht die Gebirgs-Güterzuglokomotive
(Abb. 27). Ihre Motorleistung ist vierfach unterteilt, indem auf
jedes große Zahnrad je zwei
kleine Zahnräder wirken, die
an den Wellen eines Doppel-
motors sitzen. Das Gesamtge-
wicht dieser Lokomotive ist
gleich dem Triebgewicht und
beträgt 6. 18,4 = 110,4 t.
Die Gesamtdauerleistung
der Motoren beträgt 1440 kW,
die des Transformators 1800
kVA.
Im übrigen ist der Ge-
samtaufbau der Lokomotive
der gleiche wie der Flachland-
lokomotive. Insbesondere wei-
sen viele Einzelteile beider
Gattungen gleiche Abmessun-
gen auf, so daß sie wechselsei-
tig austauschbar sind.
Für die Personenzuglo-
komotiven (Abb. 28), deren
Höchstzeschwindigkeit 90 km/h
beträgt, ist ebenfalls ein Zahn-
radantrieb gewählt worden;
jedoch sind hier die Doppelmo-
toren möglichst hoch gestellt
worden, damit der Schwer-
punkt der Lokomotiven hoch
liegt, wodurch ein ruhiger Lauf gewährleistet wird.
Die Gewichte der Personenzuglokomotive sind:
4.184 = 73,6 t
3.14 = 42,0 a
Gesamtgewicht: ` 115,6 u
Triebgewicht
Laufgewicht
Jeder Motor besitzt 360 kW Dauerleistung.
Eine der Personenzuglokomotive ähnliche Anordnung weist
die Flachland- und Vorortzuglokomotive auf (Abb. 29). Das Trieb-
werk ist hierin gleicher Weise ausgebildet; doch genügt ein Doppel-
nor sv daß die ganze Lokomotive einteilig ausgeführt werden
cann. 2
-s2 M.
906 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922.
Triebgewicht 3.18A= 552 t
Laufgewicht 2. 13,0 = 26,0 t_
Gesamtgewicht: 81,2 t
Wie man aus den Abbildungen erkennt, wirkt hier das große
Zahnrad mittels einer Triebstange zunächst auf eine Blindwelle
in Höhe der Triebachsen, von der diese angetrieben werden.
Heft 27. 17. Juli 1922.
—
Schnellzuglokomotive gewählt. Es ist dies der auf der Gotthard-
bahn anderen Schweizer Bahnen mit Erfolg bereits ein-
geführte Buchli-Antrieb. Jede Triebachse besitzt dabei ihren
eigenen Motor, der über ihr im Rahmen gelagert is. Das Dreh-
moment wird zunächst durch eine einfache Zahnradübersetzung
auf ein großes Zahnrad übertragen, das außerhalb des Triebrades
liegt und ebenfalls im Rahmen fest gelagert ist. Zwischen diesem
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Abb.24. Gebirgs-Personenzuglokomotive, Gattungä2 D 1.
Die beiden Motoren, die auf die gemeinsame Vorgelegewelle
arbeiten, sind in Reihe gelegt, was den Vorteil mit sich bringt,
daß verhältnismäßig kleine Stromstärken geschaltet werden
können. Auch wird ein Fahrtwender für je zwei Motoren erspart.
Die Motoren der schweren Güterzuglokomotive, der Personen-
zuglokomotive und der Vorortlokomotive sind von genau gleicher
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15 7 m
Abb 25. Entwurfskizze der Flachland-Schnellzuglokomotive.
Dauerleistung 1200 kW.
Leistung (360 kW dauernd), könnten also völlig übereinstimmend
ausgeführt werden. Bei der jetzt zur Vergebung gelangenden Lie-
ferung wird diese Vereinheitlichung jedoch noch nicht völlig durch-
geführt. Es erhalten indessen voraussichtlich bereits die schweren
Güterzuglokomotiven und die Personenzuglokomotiven den gleichen
Motor, während die Motoren der Vorortlokomotive eine etwas andere
Bauart aufweisen.
Ein Triebwerk, das von den bisher beschriebenen in seiner
Bauart vollständig abweicht, hat die Reichsbahn für die schwere
ê
Zahnrad und der Triebachse ist eine allseits bewegliche Kupplung
eingeschaltet, welche die durch das Federspiel bedingten gegen-
seitigen Bewegungen zwischen Rahmen und Achsen in sich auf-
nimmt. Sie ermöglicht ferner, die Achse des großen Zahnrades
höher zu lagern als die Triebachse, wodurch ein größeres Über-
setzungsverhältnis zwischen Motor und Triebrad erzielt werden
245 —-le SET TE 3.0
e— $ 5m fet:
Abb. 26. Entwurfskizze der Flachland-Güterzuglokomotive.
Dauerleistung 1160 kW.
159
kann. Die Wirkungsweise der Kupplung dürfte aus der Dar-
stellung in Abb. 30 hervorgehen.
Die ganze Lokomotive ist in Abb. 31 dargestellt. Es beträgt:
das Triebgewicht 4.184 = 73,6 t
das Laufgewicht 2.13,0 = 26,0 t
Gesamtgewicht: 9,6 t
Jeder Motor leistet 360 kW dauernd, also ebensoviel wie die
Motoren der schweren Güterzug-, der Personenzug- und der Vorort-
17. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27.
907
lokomotive, und könnte in elektrischer Beziehung mit den Motoren
jener Lokomotiven übereinstimmen. Lauf- und Triebachse® werden
zu gewöhnlichen (nicht Kraußschen) Drehgestellen verbunden.
Die Frage der Leistungsteilung ist in dem Vorstehenden
bereits im wesentlichen behandelt, Gegen die Aufteilung der Lei-
atung in mehrere Motoren könnte eingewendet werden, daß da-
durch eine Gewichtsvermehrung und demzufolge auch eine Preis-
erhöhung- eintreten. Ausgeführte Motoren beweisen jedoch, daß
das Gesamtgewicht der Lokomotive mit mehreren Einzelmotoren
keinesfalls größer, unter Umständen sogar kleiner ausfällt, ala
wenn die ganze Leistung in einem Motor vereinigt wird.
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LENZ
TER Se ESP
TEN 000 7 7907}
N 2ER 5 ARA T
åbb. 277. Entwurfskizze der Gebirgs-Güterzuglokomotive. Dauerleistung 1440 kW
Auch auf den Gesamtaufbau der Lokomotive ist in den vor-
geführten Bildern bereits hingewiesen worden. Das Laufwerk
unterscheidet sich nicht wesentlich von dem der Dampflokomo-
tiren. Alle Bauarten, die hier für den Rahmen, das Gestänge, die
Achsen und ihre Zusammenfassung in Drehgestellen vorkommen,
lassen sich auch für die elektrische Lokomotive wiederholen. Der
Konstrukteur der elektrischen Lokomotive kann jedoch von dem
groen Vorzug der Leistungsteilung Gebrauch machen, der darin
besteht, daß auch die Triebachsen leicht in einzelnen Rahmen-
Höchste Lage des Fahrdrahtes
f
2Z650-—>he— 7850 a 2650
76 200-——
Abb. ©. Entwurfskizze der Personenzug-Lokomotive. DANCHEIStUNg 1440 kW.
gestellen untergebracht werden können, wenn es die Länge der
Lokomotive und die Gleiskrümmungen erfordern. Bei der Dampf-
lokomotive verbietet der lange Kessel eine Unterteilung des
Laufwerks, es sei denn, daß sehr umständliche Konstruktionen
gewählt werden, die aber kaum eine dauernde Betriebstüchtigkeit
gewährleisten. Die Unterteilung der elektrischen Lokomotive
kann sogar auf zwei Arten bewirkt werden; einmal lassen sich
Doppel-, unter Umständen auch Dreifach-Lokomotiven bauen, in
denen gewissermaßen zwei oder drei Einzellokomotiven mitein-
ander kurzgekuppelt werden. Diese Bauart ist mehrfach ver-
sucht, jetzt aber von der
Reichsbahn verlassen
worden, weil die gesam-
ta elektrische Ausrü-
stung, also auch Trans-
formator, Ölschalter
und Steuerung unter-
teilt werden müssen,
was Gewicht und Preis
erheblich erhöht. Dem-
gegenüber hat es die :
Reichsbahn vorgezogen,
bei ihren schweren Lo-
komotiven lediglich die
ufgestelle zu unter-
ten (vgl. z. B. Abb. 27),
dagegen den Transformator, die Steuerung, den Ölschalter usw. auf
die erwähnte Brücke zu setzen, die sich auf die Laufgestelle stützt.
Für die Durchbildung aller Teile der elektrischen Lokomotive
gilt als Haupterfordernis größte Einfachheit und Haltbarkeit.
er Konstrukteur muß sich stets vor Augen halten, daß der
bahnbetrieb ein ganz außergewöhnlich rauher ist und daß
si der Strecke nicht nur an die Motoren sondern an alle Teile
der Lokomotive weit schwerere Anforderungen gestellt werden
in jedem anderen Betrieb oder gar auf dem Versuchsstand.
Abb.%. Entwurfskizze der Vorortzuglokomotive.
Dauerleistung 720 kW.
Die Belastung der Motoren und des Transformators ist nicht nur
in elektrischer Beziehung sehr ungleichmäßig und plötzlich
wechselnd, sondern es treten auch Stöße hinzu, die die Uneben-
heiten des Gleises und das Aneinanderfahren von Fahrzeugen
verursachen. Hierzu kommen die Verunreinigungen aller Teile
durch den aufwirbelnden Staub. Ferner muß bedacht werden, daß
die Lokomotive von grober Hand bedient wird, weshalb alle Ap-
parate, die im Betrieb gehandhabt werden, außerordentlich wider-
standsfähig sein müssen. Jede Beschädigung bedingt ein Zurück-
ziehen der Lokomotive aus dem Betrieb und damit eine Vergeudung
von Kapital.
Abb. 30. Buchli-Antrieb.
Eine zweckmäßig durchgebildete und sorgfältig hergestellte
elektrische Lokomotive ist nun, wie die Erfahrungen der letzten
Jahre lehren, mindestens ebenso betriebssicher wie eine Dampf-
lokomotive. So hatten einzelne Lokomotiven auf den schlesischen
Gebirgsbahnen mehr als 60000 km zurückgelegt, als eie in die
Werkstatt gelangten.
Tane en.
= 000.
ft 78t m t
Entwurfskizze der Gebirgs-Sc hnellzuglokomotive.
Dauerleistung 1440 kW.
Abb. 31.
Im übrigen sind jedoch grundlegende Unterschiede in dem
Verhalten von Dampf- und elektrischen Lokomotiven vorhanden,
auf die ich kurz eingehen möchte®).
Vergleich der Leistungen von Dampf- und
elektrischen Lokomotiven.
Die Leistung einer Dampflokomotive ist durch die Dampf-
abgabe des Kessels begrenzt. Wenn dieser nicht überanstrengt
werden soll, darf auf dem Rost nur eine gewisse Kohlenmenge
in der Zeiteinheit verbrannt werden. Eine höhere als die normal
vorgesehene Dampfentnahme ist nur für einige Minuten möglich.
Infolgedessen ist die Dampflokomotive im wesentlichen eine
Kraftmaschine von unveränderlicher Leistung für den gesamten
Geschwindigkeitsbereich. Hieraus folgt, daß, wenn große Zug-
kräfte benötigt werden, also auf Steigungen, die Geschwindig-
keit entsprechend sinken muß. Als Beispiel ist das Leistungs-
schaubild einer Dampflokomotive (Personenzuglokomotive P 8) in
Abb. 32 gegeben. Da die Zugkraft nur bis zur Grenze der Rei-
bung zwischen Rad und Schiene gesteigert werden kann, ist diese
bei kleinen Geschwindigkeiten gleich dem entsprechenden Höchst-
©) Eine aurführliche Darstellung ger Loisungroigonediaften der elektri-
schen Lokomotiven im Vergleich mit denen der Dampflokomotiven wird in
einigen Wochen A. Wichert in der „Zeitschrift des
ereins deutscher Inge-
nieure* veröffentlichen.
ER 5
908
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 27.
17. Juli 1922.
wert, weshalb die Leistung in diesem Geschwindigkeitsbereich von
Null an bis zu dem Nortmalwert anwächst. Auf Grund eines
solchen Leistungsschaubildes kann für den Dampfzug von be-
stimmtem Gewicht ein bestimmter Fahrplan aufgestellt werden,
der so beschaffen ist, daß die Leistung der Dampflokomotive stets
nach Möglichkeit voll ausgenutzt wird.
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kg
22000
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7000 172177
o Z 1)
C]
Abb. 32. Leistungsschaubild der Dampflokomotive P 8.
Es wäre nun verfehlt, die Aufgabe zu stellen, eine elektrische
Lokomotive zu bauen, die nach dem gleichen Fahrplan die gleichen
Leistungen ausführt wie eine Dampflokomotive bestimmter Gat-
tung. Eine solche elektrische Lokomotive gibt es nicht und kann
es auch nicht geben, weil die Art der Erzeugung der mecha-
nischen Arbeit auf der elektrischen Lokomotive grundverschieden
von der auf der Dampflokomotive ist. Denn der elektrischen Lo-
komotive steht die ganze durch die Leitung übertragbare Lei-
stung des Kraftwerks zur Verfügung, die offenbar um ein Viel-
faches größer ist, als für die Beförderung des Zuges überhaupt
in Frage kommt. Einen beliebigen Teil dieser Leistung kann
nun der Lokomotivführer durch Betätigung der Steuerung auf die
Lokomotivmotoren übertragen. Der Transformator soll außer
acht bleiben, da er stets so reichlich bemessen werden kann, daß
er die Leistungsaufnahme nicht begrenzt. Dagegen bestimmt der
Motor die Grenzen der Leistung wie folgt:
In dem unteren Geschwindigkeitsbereich von Null bis zu
etwa 60 % der Höchstgeschwindigkeit begrenzt die durch die
Stromstärke verursachte Erwärmung die Leistung (Abb. 33). Da
die Stromstärke dem Drehmomeit
des Motors, also der Zugkraft der
Lokomotive verhältnisgleich ist,
so ist diese bei den geringeren
Geschwindigkeiten bestimmend
für die zulässige Belastung, und
die Leistung wächst etwa im sel-
ben Verhältnis wie die Drehzahl.
Selbstverständlich muß die Zug-
kraft unterhalb der durch die Rei-
bung zwischen Rad und Schiene
bedingten Grenze liegen.
Die aufsteigende Leistungs-
schaulinie wird bei etwa 60 % der
Höchstgeschwindigkeit nach der
Wagerechten zu abgelenkt, weil
von hier ab die durch die Anker-
eisenverluste sowie durch die
Bürstenreibung bedingte Tempe-
raturerhöhung ausschlaggebend
ist. Bei den höchsten zulässigen
Geschwindigkeiten bewirkt die
Bürstenreibung sogar einen Rück-
gang der Leistung.
Schon aus diesen Betrachtun-
gen geht hervor, daß sich die Lei-
stung einer elektrischen Lokomo-
tive nie mit der einer Dampfloko-
motive decken kann.
Wenn nun eine neu zu ent- -
werfende elektrische Lokomotive
gleiche oder ähnliche Verkehrs-
leistungen bewältigen soll wie
eine vorhandene Dampflokomotive, etwa der Gattung P 10, deren
Leistungslinie in Abb. 33 gegeben ist, so wäre man zunächst
wohl geneigt, die Linie, die die Dauerleistung der elektrischen
Lokomotive darstellt, in ihrem aufsteigenden .Ast mit der Lei-
stungslinie der Dampflokomotive zur Deckung zu bringen. Da
nun aber die Leistungslinie der elektrischen Lokomotive bei
wesentlich höherer Geschwindigkeit als die der Dampflokomotive
umbiegt, würde die Höchstleistung der elektrischen Lokomotive
ganz bedeutend die der Dampflokomotive übertreffen, was zu
Abb. 33. Leistungsschaubild der
Dampflokomotive P10 und einer
elektrischen Lokomotive.
unverhältnismäßig großen Motoren führen würde, deren Leistung
nur teilweise ausgenutzt werden könnte. Eine solche Leistungs-
bemessung wäre verfehlt. Denn auch für den ansteigenden Ast
wird die Leistung niemals dauernd benötigt, sondern stets nur
für eine gewisse Zeit. Der Motorberechner wird daher von der
wertvollen Eigenschaft der Überlastbarkeit des Motors Gebrauch
machen und mit der Dauerleistung mehr oder weniger unterhalb
der Dampflokomotivleistungslinie sich bewegen können. Auch in
diesem Fall ergeben sich immer noch Höchstleistungen, die denen
der Dampflokomotiven bedeutend überlegen sind. So beträgt in
dem Schaubild Abb. 33 die Dauerleistung der elektrischen Loko-
motive im ansteigenden Ast nur 80% der Leistung der Dampf-
lokomotive, während die Höchstleistung der elektrischen Loko-
motive die der Dampflokomotive um 40 % übertrifft.
Zunächst sei auf eine Folge dieser verschiedenen Leistungs-
fähigkeit hingewiesen: Da die Zugkraft der elektrischen Loko-
motive bis zu wesentlich höheren Geschwindigkeiten ihren Au-
fangswert beibehält, als es bei der Dampflokomotive der Fall ist,
und da sie bei den höheren Geschwindigkeiten im allgemeinen
auch noch größer ist als die Zugkraft der Dampflokomotive, so
kann an den Stellen, wo eine hohe Zugkraft gebraucht wird, also
auf Steigungen, die elektrische Lokomotive dem Zuge eine wesent-
lich größere Geschwindigkeit erteilen als die Dampflokomotive.
Von dieser Eigenschaft muß natürlich bei Aufstellung der Fahr-
pläne für elektrisch betriebene Züge weitestgehend Gebrauch
gemacht werden. So kann jetzt auf der Strecke Königszelt—
Lauban, die vor kurzem ganz dem elektrischen Betrieb übergeben
wurde, die Fahrzeit des D-Zugpaares Berlin—Görlitz— Breslau
unter Beibehaltung der früheren Aufenthaltszeiten und Höchst-
geschwindigkeiten um 30 min gekürzt werden. Entsprechende
Kürzungen der Fahrzeit werden auch für die Personen- uud
Güterzüge vorgenommen, womit eine Erhöhung der Leistungs-
fähigkeit der Strecke verbunden ist.
Es erhebt sich nun aber die Frage, wie hoch soll die Dauer-
leistung der Motoren bemessen werden: Maßgebend ist natürlich
das Erfordernis, daß die höchste Temperatur, die die einzelnen
Teile des Motors bei der Fahrt annehmen, unter dem zulässigen
Höchstwert- bleibt. Die Temperatur steigt ja bei einer Fahrt
keineswegs dauernd an, sondern es findet je nach den verschie-
denen Graden der aufeinanderfolgenden Steigungen und Gefälle,
sowie je nach der Zeitdauer, mit denen diese einzelnen Strecken-
teile durchlaufen werden, und nach der Länge der Aufenthalts-
zeiten, ein fortwährendes Zu- und Abnehmen der Temperatur
statt. An Hand eines Jlöhen- und Krümmungsplanes sowie eines
Fahrplanes muß daher nach irgendeiner Methode eine Tempe-
raturkurve über Weg oder Zeit ermittelt werden, u. zw. für alle
in Betracht kommenden Strecken, die von der Lokomotive be-
fahren werden sollen. Selbstverständlich ist der Reichsbahn nicht
mit einer Lokomotive gedient, die nur auf einer bestimmten
Strecke ausgenützt werden kann, auf anderen Strecken sich aber als °
zu schwach oder unwirtschaftlich erweist; jedoch auch hier lehrt
die Erfahrung, daß die einzelnen Strecken gewisse Ähnlichkeiten
aufweisen. Sollte einmal der Fall eintreten, daß für einen be-
stimmten Streckenteil ganz ausnahmsweise bei dem normalen
Fahrplan die Höchsttemperatur überschritten würde, so würde
durch Einlegen einer kurzen Kühlpause leicht für Abhilfe gesorgt
werden können. Derartige, lediglich durch die Eigenart des Ma-
schinenbetriebs bedingte Pausen sind ja im Dampfbetrieb an der
Tagesordnung, wo die Lokomotive von Zeit zu Zeit Wasser
nehmen muß. Nur hat — um bei diesem Beispiel zu bleiben —
der Dampflokomotivführer die Möglichkeit, leicht festzustellen,
ob sein Wasservorrat zu Ende geht, Leider fehlt bis heut auf der
elektrischen Lokomotive ein einfaches für den Betrieb geeignetes
Meßgerät, das jeweils die Motortemperatur anzeigt.
In den vorstehenden Betrachtungen habe ich mich bemüht,
meinen Zuhörern einen Ausschnitt aus der elektrischen Zugförde-
rung der Reichsbahn vor Augen zu führen und zu zeigen, daß
trotz vieler ungünstiger Bedingungen die elektrische Zugförde-
rung bereits jetzt in wichtigen Punkten der Dampfzugförde-
rung überlegen ist, und daß diese Vorzüge um so mehr hervor-
treten, je weiter sich der elektrische Zugbetrieb ausdehnt und je
besser dadurch die elektrischen Anlagen und Fahrzeuge ausge-
nutzt werden können. Ich habe ferner gezeigt, daß die Reichsbahn
zu einheitlichen Bauweisen der Leitungsanlagen und der Lokomo-
tiven gelangt ist. Hiermit wird nicht etwa die Form erstarren und
ein Stillstand in der Entwicklung eintreten. Im Gegenteil, viele
wichtige Fragen sind noch zu klären, viele Verbesserungen zu
treffen. Denn mit bloßen Schlagworten kann man nicht zur Ein-
führung der elektrischen Zugförderung beitragen. Ebensowenig
aber läßt sie sich dadurch aus dem Felde schlagen, daß sie von einem
bekannten Hochschullehrer mit einem Götzenbild verglichen wird,
das naheliegende Verbesserungen der Wärmewirtschaft des Dampf-
lokomotivbetriebs aufhält”). Es können vielmehr nur eingehende
theoretische und zahlenmäßig durchgeführte Untersuchungen sowie
ai ne der Erfahrungen im praktischen Betrieb entschei-
end sein. ,
7) A. Riedler, Fortschritte und erfahrene Technik. „Zeitschr. d. V.-D. L~
1922, S. 344.
17. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922,
Heft 27.
Außenhandel und Außenhandelskontrolle.
Von Dr. Georg Respondek.
Übersicht. Die Ausführungen geben einige Hinweise, die darlegen
sollen, in welcher Richtung die Verhältnisse für den deutschen Außen-
handel sich entwickeln. Die Außenhandelsüberwachung im Inlande hat
sich im allgemeinen als vorteilhaft erwiesen, da sie vor allem zu einer
strafen Organisation geführt hat. Der Geschäftsgang der Außenhandels-
«telle für Elektrotechnik wird beschrieben. Für die Ausfuhrpreispolitik
werden die Faktoren der Preisbildung dargelegt. Die Frage der Fak-
torierang in Auslandswährung und die der Stabilisierung der Währung
wird kurz behandelt.
Die Außenhandelskontrolle durch die Entente, welche der deutschen
Wirtschaft mit der Annahme des Friedensdiktates von Versailles auf-
erlegt wurde, und die nunmehr durch die verschiedenen Ausführungs-
bestimmungen umgrenzt werden soll, wird in einigen-ihrer Ziele behandelt.
Die Außenhandelskontrolle verfolgt zwei Ziele. Sie will der
inländischen Industrie die notwendigen Rohstoffe, Halbfabrikate
und Betriebsmittel und dem Inlandbedarf die notwendigen Er-
:ugnisse erhalten. Außerdem will sie deu Preis der Erzeugnisse
vor den Schwankungen der verschiedenen Landeswährungen
chützen. Dies geschieht mit Hilfe der Außenhandelsstel-
len, die auf dem Grundgedanken der wirtschaftlichen Selbst-
verwaltung der einzelnen Industriegruppen beruhen. Den Außen-
handelsstellen ist ein Außenhandelsausschuß beigegeben, der Ver-
veter der Erzeuger, des Handels, der Verbraucher und Arbeit-
n“hmer in sich vereinigt. In diesen Ausschüssen werden die
Richtlinien für die Ausfuhr aufgestellt, die sich auf Preisprüfung,*
Lieferwerksbescheinigung, Fakturierungsbedingungen und Zu-
ständigkeitsabgrenzung beziehen. Die Außenhandelsstellen unter-
stehen der Beaufsichtigung des Reichskommissars für Aus- und
Einfuhrbewilligung. Die Überwachung der von diesem und den
en erlassenen Vorschriften erfolgt durch die Zoll-
enorde.
Eine gewisse regionale Dezentralisation der Außenhandels-
kontrolle ist insoweit durchgeführt, daß der Reichskommissar De-
*zierte mit selbständiger Bewilligungsbefugnis in München, Stutt-
ssrt, Karlsruhe, Saarbrücken, Köln, Flensburg, Danzig und Kö-
ugsberg hat, die nach den Richtlinien der fachlichen Außen-
handelsstellen handeln.
Der Aufbau in der Außenhandelsstelle für Elek-
trotechnik und der Geschäftsgang sind aus dem nachstehen-
den Schema ersichtlich. Die eingelaufenen Anträge werden:
I. Vom Expeditionseingang an die verschiedenen
Referenten überwiesen und von diesen überprüft. Die Erledigung
der Anträge nimmt im allgemeinen drei Tage in Anspruch. Wird
das Ausfuhrgesuch genehmigt, so erfolgt gleichzeitig die Ver-
anlagung zur Ausfuhrabgabe. In zweifelhaften Fällen wird durch
Briefwechsel Auskunft bei den Firmen eingeholt. Die genehmigten
Anträge der Firmen werden:
II. Io der Rechnungsabteilung unabhängig von den
keferenten nach Sammelkonto, das monatlich aufgestellt wird, und
nach Einzelkonto der Firmen geordnet. In der Rechnungsabtei-
lung werden auch die Reichsabgabe und die Gebühren der Außen-
handelsstelle selbst berechnet. An die Abteilung Rechnung gehen
auch nach Prüfung durch den Referenten die Verlängerungen, Ab-
änderungen und Beanstandungen. Ebenso werden in dieser Ab-
twilung die Anträge auf Rückzahlung der Reichsabgabe, der
Briefwechsel mit den Zoll- und Finanzämtern usw. erledigt. Die
Anweisungen auf Rückzahlung der Reichsabgabe gehen unmittel-
bar über den Reichsbevollmächtigten der Außenhandelsstelle und
ebenso werden wichtige Briefe nur von diesem unterschrieben.
IT. Durch den Expeditionsausgang gehen:
a) die Bewilligungen gleichzeitig mit der Rechnung der
Außenhandelsstelle an den Antragsteller zurück und
b) die Rechnungsabdrücke an die Abteilung Rechnung. Dort
verden sie nach Nummern gebunden, aufbewahrt und dienen auch
alz: Nachweis für die Reichsabgabe.
Die Vordrucke selbst gehen durch die Buchhaltung und Statistik
an die Registratur zur Ablage.
Aus dem kurzen Überblick ist zu ersehen, daß die Außen-
sandelsstelle für Elektrotechnik nach streng kaufmännischen
Gesichtspunkten gegliedert ist und auch geleitet wird. So hat die
Buchhaltung trotz der umfangreichen Arbeit nur 7 Köpfe, und es.
“ndet außerdem eine dauernde Überwachung durch Bücher-
revisoren statt. An der Außenhandelsstelle für Elektrotechnik
st kein Wirtschaftsverband beteiligt. Infolgedessen kommt keine
im Industrieverbänden angegliederte Preisprüfungsstelle in Frage;
-enso sind auch keine maßgebenden Persönlichkeiten irgendeines
Itdustrieverbandes zugleich Preisprüfer, noch irgendein Preis-
prüfer gleichzeitig Geschäftsführer eines Industrieverbandes.
Die deutsche amtliche Ausfuhrpolitik wirkt in der Rich-
tung, die deutsche Ausfuhr zu solchen Preisen zu veranlassen,
Ja sie den ausländischen Marktverhältnissen entsprechen und der
susländischen Industrie keinen Anlaß zur Klage über deutsches
Dumping geben. Bei der Preisprüfung, die einen wesent-
lichen Bestandteil des Ausfuhrverfahrens bildet, wird die Aus-
fuhrbewilligung von bestimmten den Weltmarktverhältnissen an-
gepaßten Mindestpreisen abhängig gemacht. Für die Preisfest-
setzung, für die nicht der Tag der Ausfuhrbewilligung, sondern
der Tag des Geschäftsabschlusses maßgebend ist, sind die prak-
tischen Schwierigkeiten um so größer, je spezialisierter die
Fertigerzeugnisse sind. Die Elektroindustrie stellt aus den Me-
tallen und Isolierstoffen Fertigfabrikate in verschiedenen Typen
und Qualitäten her. Hierzu kommt, daß zahlreiche Ausfuhrwaren
unter Verwendung ausländischer Rohstoffe, für die der Welt-
marktpreis gilt, hergestellt sind, so daß sie in ihrem Inlandpreis
unmittelbar auch vom Valutastand abhängen. Die untere Preig-
grenze ist durch die Herstellungskosten gegeben. Wenn diese
den Weltmarktpreis, der für eine bestimmte Ware auf dem Welt-
markt stets vorhanden ist, übersteigen, ist der Verkauf ins Aus-
land nicht mehr möglich. Der Weltmarktpreis ist aus dem Frie-
denspreis zu berechnen, wenn sein Multiplikationsfaktor für das
betreffende Land bekannt ist. Als Grundlage ist der: dreifache
Friedenspreis festgelegt. Hierfür werden laufende Listen ange-
fertigt, die für jedes Land und jede Gruppe von Erzeugnissen
diesen Multiplikationsfaktor enthalten. Mit diesem ist der Listen-
preis zu multiplizieren, um den Auslandlistenpreis ab Werk aus-
schließlich Verpackung zu erhalten. Der so erhaltene Endpreis
bildet für die betreffende Ware die obere Grenze, über die der
deutsche Preis im allgemeinen nicht hinausgehen kann. Eine stär-
kere Verschiebung des Verhältnisses der fremden Valuten zuein-
ander macht eine Korrektur der Tabellen notwendig.
In der Praxis fordert das Ausland bei langfristigen Ge-
schäften von den Werken im allgemeinen Angebote mit Fest-
preisen, wobei ein Sicherheitszuschlag während der Lieferzeit
in den abgeschlossenen Verkaufspreis nach einem bestimmten
Schlüssel für eintretende Rohstoff- und Lohnsteigerungen mitunter
gestattet wird. Bei ihren Angeboten müssen die Werke vor allem
die zur Herstellung des Erzeugnisses erforderliche Zeit möglichst
genau veranschlagen, da überschrittene Liefertermine fast durchweg
höhere als kalkulierte Selbstkosten zur Folge haben, die gegen-
über dem Auslande nicht zu Mehrpreisforderungen herangezogen
werden können, weil sonst Ausfuhrstockungen eintreten. Dieser
Schlüssel, den auch der Käufer für seine Berechnung erhält, steht
im allgemeinen auf der Grundlage einer gewöhnlichen Proportio-
nalitätsbetrachtung: u % Preissteigerung des verarbeiteten Ma-
terials erhöht den Endpreis um z% und v% Lohnsteigerung um
y %. Treten beide Steigerungen gleichzeitig ein, so beträgt die
Erhöhung z=r-+%» usw. Der Käufer hat also mittels dieses
Schlüssels die Möglichkeit, sich von der Berechtigung der ge-
stellten Nachforderungen zu überzeugen, er kennt aber bei Ab-
schluß des Kaufes den wirklichen Preis nicht. Für diesen Preis
ist noch das Kursrisiko zu berücksichtigen. Unter der Voraus-
setzung einer Lieferzeit von einigen Monaten möge sich dieser
Festpreis unter Hinzurechnung von Fracht, Zoll und deutscher
Ausfuhrabgabe auf z M stellen. Die Zahlungsbedingungen seien
etwa z M sofort bei Auftragserteilung und z — z M in a Monaten
in der betreffenden Landeswährung oder umgekehrt: Auslands-
währung sofort, den Rest in Mark. Der Verkäufer muß für die
gelieferte Ware bei Berücksichtigung des Kursrisikos in beiden
Fällen den Wert erhalten, der am Tage der Auszahlung dieselbe
Kaufkraft besitzt wie am Tage des Abschlusses. Vor einer Min-
derbewertung der Mark im Auslande bei Bezahlung der zweiten
Rate muß er sich schützen. Die Höhe des mitzukalkulierenden
Valutazuschlages wird der Verkäufer mit großer Vorsicht vor-
zunehmen haben, da Gesetzmäßigkeiten in der Kursentwicklung,
die als Erleichterung für die Veranschlagung dienen könnten, nicht
bestehen. Die untere Grenze wird aber der niedrigst erreichte Kurs
im Stande der Mark sein, der der Berechnung des Zuschlages zu-
grunde zu legen ist. Damit ist die Höhe des Exportpreises an-
nähernd festgelegt. Bei den Valutazuschlägen zum Ausgleich
zwischen Weltmarktpreis und Inlandpreis muß vor allem beachtet
werden, daß ein solcher Zuschlag bei zu hohen inländischen Selbst-
kosten unmöglich ist. Bin Valutazuschlag wird sich außerdem
in engen Grenzen halten müssen, wenn das deutsche Angebot
keine Ablehnung erfahren soll. Praktisch ist also für jedes Land
und jede Ware der angemessene Auslandpreis festzustellen. Die
deutsche Industrie muß demgemäß durch ihre auswärtigen Ver-
treter dauernd über die Preisgestaltung im Ausland genaue
Kenntnis erhalten. Um diese Auslandpreise zu erfahren, hat
auch eine Reihe von Außenhandelsstellen mit dem Auslande
unmittelbar Fühlung genommen. Die Bearbeitung der Anträge
und Anfragen ist so beschleunigt, daß Bescheid innerhalb weniger
Tage erteilt werden kann, so daß die praktischen Erfordernisse
des Geschäftslebens durch diese Kontrolle keine Fesseln erhalten.
Die Richtung dieser Preisbewegung tritt auch in den internatio-
nalen Großhandelsziffern hervor, also denjenigen Ziffern, welche
die durchschnittlichen Preise der wichtigsten Bedürfnisse in dem
betreffenden Lande, bezogen auf das Jahre 1913, angeben.
910
Die Indexziffern der Großhandelspreise der verschie-
denen Länder, verglichen mit dem Jahre 1913, sind aus der folgen-
den Übersicht zu ersehen:
Deutsch- | Holland |, lo Nor- o Däne-
l land (Central- ‚Schweden wegen mark -
(irobhandelspreise Frankit rl (Hundels- | tÖkon. (Finanz-
Zur.) Statistik) tidning) Revue) tidende)
Diri TB 100 100 ioo | 100 100
un t 31919 — 299 330 322 318
Seam 1920 1545 282 347 400 383
Höchststand 1920 1714 296 366 425 403
Tiefstand 1921 1357 165 174 276 178
Höchststand 1921 3197 214 267 344 290
Januar. 1922 3596 160 170 260 177
Februar . 1922 4309 162 166 253 182
März ... 1922 4888 — 164 240 | 178
Schweiz a an | IN | Japan
ae í (Neue [Ra N Italien Amerika, (Bank
aa Zürich. Econo- ma Bacehi,; Brad- von
AT nl) rule, street) | Japan;
| | '
Durch 1913 100 100 100 : 100 100 100
purche <99 | — | 2337 | 38 | 356 | 294 | 240
ie 1920 | — 283 512 635 198 259
Höchststand 1920 343 310 591 670 227 321
Tiefstand 1921 116 162 i 324 510 115 190
Höchststand 1921 23883 , 209 4u9 643 135 219
Januar. . . 1922 17 159 314 : 577 124 206
Februar... 1922 | 171 158 306 | 563 126 | 204
März .. 1922 171 — 307 — — —
Ein Sinken des Geldstaudes bedingt eine Erhöhung der Index-
ziffern. Deshalb weisen diejenigen Länder, deren Kurs nach dem
deutschen am ıneisten gesunken ist, die höchsten Indexzifferu
auf. Nach der Übersicht ist in allen Läudern ein ÄAnsteigen bis
1920 zu bemerken und sudaun, mit Ausnahme von Deutschland, ein
starkes Zurückgelien. In Deutschland ist die Steigerung aller
Preise und der Produktionskosten nicht nur relativ als Folge
der Verschlechterung des Geldes, sondern sie ist absolut und be-
wirkt, daß je Einheit des Fabrikates der Aufwand für die Her-
stellungskosten prozentual grölser geworden ist In England,
Frankreich und den neutralen Nationalwirtschaften sind die Grob-
handelspreise bei steigender Valuta durchweg gefallen, was mit
einer sinkenden Bewertung der Waren gleichbedeutend ist. Aber
„auch in Amerika ist eine Geldentwertung vor sich gegangen, und
die Kosten der Lebenshaltung sind gestiegen. Für die Grenz-
setzung der Verkaufspreise kann daraus folgender Schluß ge-
zogen werden: wenn die Teuerung in einem Lande x % beträgt
und die Entwertung der Mark in diesem Lande z. B. bis zu 1
gesunken ist, so heißt dies, daß theoretisch x.y = z des Friedens-
preises erreicht werden könnte.
Nach Thery zeigen für den Käufer, der mit Dollar bezahlt,
die Weltinarktpreise wieder folgende Veränderungen: Die Index-
ziffern der sechs wichtigsten Volkswirtschaften sind durch die
IEntwertungsfaktoren der betreffenden Landeswährungen gegen-
iiber dem amerikanischen Dollar dividiert und damit das Preis-
niveau einheitlich auf den amerikanischen Dollar umgerechnet:
a Japan E a Italien nn h
Juli. ... 1914 100 100 100 |! 100 100 100
Januar . . 1920 24% 313 226 322 205 1
Juli... . 1920 262 240 247 216 195 122
Januar . . 1921 177 217 152 138 128 102
März. ... 1021 162 205 172 133 129 96
Die Berechnung zeigt, daß der deutsche Preisspiegel sich unter
den Weltmarktpreisen bewegte und Anfang 1921 noch in einem be-
trächtlichen Abstand von diesen entfernt hielt.
Der Ausgleich zwischen den Auslands- und deutschen Preisen
tritt bei einem bestimniten Kurse der betreffenden Landeswähruug
ein, der als kritischer Kurs zu betrachten ist. Bei diesem Kurse
steht der Wettbewerb der deutschen Industrie in gleicher Linie
mit dem des Auslandes, und die Frage ist nur die, ob die Valuta-
spannung für die deutsche Gesamtwirtschaft vorteilhaft ist. Hier-
bei ist zu beachten, daß die Reichsfinanzverwaltung die Aufgabe
hat, jährlich etwa 720 Mill. Gldm in Gold und 1450 Mill. M. in Sach-
leistungen an die Entente abzuführen, die z. B. für jeden Dollar-
stand also je nach dem Entwertungsfaktor — Dollar : Mark —
eine entsprechende Zahl von Milliarden Papierinark bedeuten.
Steigt die Mark, so bringt die Verringerung der Spannung
zwischen Inland- und Außenwert der Mark den Reichsfinanzen
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 27. 17. Jwi 1922.
eine entsprechende Entlastung, während dieExportindustri«
sich durch die Valutaklausel im Preisschlüssel schützen könnte. Dir
Sachleistungen hingegen belasten die Reichsfinanzen nach dem
Stande des ınländischen Preisniveaus und nicht nach dem
Stande der Auslandsvaluten, schwächen aber die Exportindustrie
auf jeden Fall. Für die Importindustrie wieder wird die
Marktlage der Rohstoffe auf dem Weltmarkt maßgebend sein, nicht
nar infolge der internationalen Wechselkurse, sondern noch mehr
als unmittelbare Folge des Preisabbaues und der bestehenden Ver-
hältnisse in den Produktionsgebieten. Dann kann eintreten, dat
bei einer Zerrüttung der Markwährung die deutsche Wirtschaft
gehindert ist, an dem auf den Kohstoffmärkten eingetretenen
Preisabbau angemessenen Anteil zu erhalten. Die obige Frage
kann also nicht apodiktisch entschieden werden.
Die Wirtschaftspolitik der Entente zielt aber folgerichtig dar-
auf hin, die deutschen Inlandpreise den Weltmarktpreisen anzu-
gleichen, was sie bereits durch eine geschickte Politik mittr!-
ihrer eigenen Rohstoffe und der Kohlen- und Eisenpreise Deutsch-
lands erreichen kann. Hierzu kommt, daß die Herabsetzung der
Löhne, der Frachten und der Kohlenpreise in England, Frank-
reich, Belgien die Selbstkosten und insbesondere die Lohnkosten
dieser Läuder so heruntergedrückt hat, daß bereits bei Still-
stand der deutschen Valuta die erzielbaren Auslamlpreise dicii
an die deutschen sSelbstkosten kommen. Demgegenüber ist in
Deutschland, teilweise auf Wunsch der Entente, eine Erhöhung
der Frachten, der Ein- und Ausfuhrzölle, der Gebühren für Eisen-
bahn, Post- und Nachrichtendienst, der Steuerlast und der Kohir
eingetreten. Tritt eine Besserung der Valuta hinzu, so ist nidhi
notwendig mit dieser ein entsprechender Rückgang der Selb-t-
kosten verbunden, da die von der Valuta unmittelbar abhängigen
Rohstoffe, wie Erze usw. nicht sofort mit den Verbilligungsfäak-
toren eingesetzt werden könen. Ihre Abhängigkeit von den Zahl-
terminen, die mit den ausländischen Lieferanten vereinbart siud,
können auch einen Abschluß bei niedriger Valuta bedeutung-lo-
machen, ganz abgesehen von der Bewegung der Auslaudpreise fui
Rohstoffe und Fabrikate. welche gleichfalls der Preisstaffelung zu-
grunde zu legen sind. .
Für die Preistendenz der Elektrofabrikate ist die Entwick-
lung der Kohlen- und der Eisenpreise maßgebend. Jede Herut-
setzung der Kohlen- und Eisenpreise muß auf die Wettbewerb--
fähigkeit dem Auslande gegenüber ihre Wirkung ausüben. Mit
jeder Preiserhöhung im Inlande und der Steigerung der Mark im
Auslande rückt allgemein die Gefahr der Ausschaltung Deutscn-
lands vom Weltmarkte näher, und sie wird stärker, wenn nic!
zum Mittel des Lohnabbaus und der Mehrleistung gegriffen wiri,
und wenn nicht die Mark von neuem einen Druck erhält, der sie
wieder tiefer nach unten treibt. Für die deutsche Industrie i=!
dann der Weltmarktpreis der, den sie jeweilig im Wettbewer)
mit dem Auslande noch wird erreichen können. Besonders der
letztere kann die Industrie veranlassen, die Inlandpreise bis zu
einem Grade herabzusetzen, der scharf an die Grenze der Selbst-
kosten heranreicht. Je schärfer dann der ausländische Wett-
bewerb einsetzt, um so wichtiger wird es sein, Richtlinien für dir
Auslandangebote zu geben, die bei knapper Berechnung auch
ein einheitliches Bild der deutschen Angebote ergeben.
Von weiterer Bedeutung für den deutschen Außenhandel i:t
die Frage der Fakturierung. Zwei Gründe sprechen für die Fak-
turierung in ausländischer „Währung: Die Industrie muß sich
ihren Devisenbedarf sichern, wenn sie Rohstoffe aus dem Aus-
land beschaffen will, besonders in Zeiten, wo die Aussichten für
ılen Export sich günstig gestalten. Das Reich wieder hat die
Pflicht, sich ausländische Zahlungsmittel für die Reparation 7u
schaffen. Für den Wechselkurs der Reichsmark wäre es objektis
gleichgültig, in welcher Währung fakturiert wird. Wird in Mark
fakturiert, so wird der Markt in Reichsmark im Ausland gestützt.
Wird in Auslandswährung fakturiert, so wird die Mark in Deutsch-
land gestützt.
Praktisch könnte auch in irgendeiner Währung fakturivr!
werden, und der Abnehmer in jeder beliebigen Währung zahlen,
wenn nur das Zahlungsmittel in der richtigen Höhe hineinkonmit
Der Kern des Problems selbst besteht aber darin, ob für die ln-
dustrie ein Zwang vorliegt, in ausländischer Währung zu fak-
turieren, und ob es zweckmäßlig ist. Dem Ausland gegenüber ı-t
dieser Zwang, ohne den Umfang der Ausfuhr zu gefährden, brı
allen Waren möglich, die nur Deutschland liefern kann oder wo au!
Grund von Fabrikationszeheimnissen oder durch Patente geschaffe-
nen Monopolen kein Weltmarktpreis besteht. Sonst wird das Aus-
land jede dahingehende Vorschrift ablehnen, zumal wenn es auf dem
Wege des Geschäftsabschlusses die von ihm erworbenen Markb»-
stände wieder verwerten will, die ja auch ein Anreiz zu Geschäft=-
abschlüssen mit Deutschland sind. Diese Geschäfte und der Valuta-
stand sind gefährdet, wenn die deutsche Industrie durch Ablehnung
der Ausfuhrgenehmigung gezwungen wird, die Mark als Zahlunx--
mittel für deutsche Waren abzulehnen und der ausländische Be-
sitzer der Markbeträge genötigt wird, dieselben auf den Markt zu
werfen.
Weiterhin hängt die Fakturierung auch von den Maßnahmen
der Außenhandelsämter der anderen Staaten ab. Diese können
die deutschen Exporteure zwingen, möglichst nur in deutsche!
Mark zu fakturieren, um auf diese Weise die im Lande vorhandeue
Er
17. Juli 1922.
wininerung ist aber durch die Pflicht, ausländische Zahluugs-
wittel für die Reparation zu schaffen, in eine gewisse zwang-
wulıge Bewegung geraten. 'In der Note vom 17. Al. 1921 hat das
uaraniekomstee die Forderungen auigestellt, daß die Ablieie-
amg von bxportdevisen auf eiue besondere gesetzliche Grundlage
g:stellt werue, und dal durch ein besonderes Gesetz die unmittel-
‚stebrhebung der 26-prozeutigen Abgabe zur Durchführung kommt,
N nils das varantiekomnitee ein entsprechendes V erlangen stellen soll-
L i, Pie Kegierung hat „kriülluug” zugesagt und kann dieses Ver-
k angen nur eriüllen, wenn der Zwang zur Fakturierung in Aus-
h. wiswährung einheitlich durchgeführt wird und die Aubenhan-
velsstellen die Ausfuhrbewilligung von der Fiakturierung in aus-
sidischer Währung abhängig machen. Diesem Zweck dienen
ut beiden Gesetzentwürie „uber die Ablieferung von Auslands-
Jevin” und „Uber die unmittelbare kEriassung von Ausiulir-
avisen für Keparationsleistungen“.
ba der Reichskommisar für Aus- und Einfuhrbewilligung
durch das Gesetz ermächtigt wird, Ausnahmen zuzulassen unu die
„twenligen Ausführungsbestimmungen zu «erlassen, so wird
jas Gesetz an dem gegenwärtigen iu Übung befindlichen Ver-
uhren grundsätzlich nichts ändern.
3 Der zweite Gesetzentwurf bestimmt, daß bei der Ausfuhr
yý uch Läuderu mit höherer Währung zə % des Wertes der Ausluhr
„vu Austübrenden erhoben werden, einerlei, ob dus Geschäft in
‚.g „ak oder Ausiandswährung abgeschlossen ist. Der Gegenwert
; | *- din Keichswährung erstattet. Das Lesetz wird nach Annahıne
«ist auf ausdrückliche3 Verlangen der Entente wirksam Werden.
(wi uem Greldbedarf und aus auderen Gründen wird die Entente
„cherlich in kürzester Frist die ÄAblielerung von 25 % des Aus-
(hzwertes in ausländischer Währung in Kraft treten lassen.
Der Übergang zur Auslandswährung hat für den Außenhandel
:ıtürlich Schwierigkeiten, auch wenn er uuter dem Gesichts-
‚uust der wirtschaitlichen Selbsthilfe betrachtet wird.
Die gesumte Wirtschaft kann zur Auslandsfakturierung nicht
„ergehen. Ihre Möglichkeit muß vielmehr neben eigenem De-
enbedarf, nach Ländern, Marktlage und Risikoverhältnissen
prüft werden, mit dem Ziel, den Export zu heben. Die Gefahr der
:igroßen Abhängigkeit von einem Staat und seiner Währungspoli-
-x ist durch die Verschiedenheit der im Iuland benutzten fremdlän-
{schen Zahlungsmittel auf ein Minimum beschränkt. Außerdem ist
ch durch den ınnerdeutschen Bedarf für die Auslandsdevisen eine
vvere Grenze vorhanden.
Zur Vermittlung der erforderlichen Devisengeschäfte sind
auber der Keichsbank und den Staatsbanken nur solche Banken
aud Baukiers zugelassen, denen nach dem kapitalfluchtgeseiz das
senannte Depositenannahmerecht zusteht. Fur alle anderen
j -„visenkäufer bedarf es der besonderen Bestätigung durch die
nandelskammer darüber, daß ihr Gewerbebetrieb Geschäfte mit
‘isländischen Zahlungsmitteln regelmäßig mit sich bringt. Alle
»stimmungen, die mıt diesen Geschäften zusammenhängen, sind
n den „Erläuterungen zum Merkblatt der Keichsbank über den
ALxauf usw. von Wechseln, Schecks und Auszahlungen in aus-
“ulischer Währung“ näher ausgeführt. Hier sei nur darauf hin-
erwiesen, daß im Falle der Ablieferung der Devisen an eine
'rıvatbank dieser ausdrücklich die Weitergabe an die Reichsbank
zur Pflicht zu machen ist. Es ist auch zu beachten, da der Be-
“shrichtigungszwang nur für die Fälle gilt, in denen die Bank
imn Kunden ausländische Zahlungsmittel verkauft. Für diesen
tall muß er die vorgeschriebene krklärung in.doppelter Ausfer-
«ung bei der Bank einreichen, die ein Exemplar weitergibt. Ver-
auuft er dagegen der Bauk Devisen, so erhält das Keich von
ne-m Geschäft keine Mitteilung.
. Gleichzeitig mit dem Zwang der Fakturierung in fremder
Nahrung muß auch die Möglichkeit der glatten und raschen i\uıs-
`-herung bestehen. Dies gilt besonders für langfristige Liefe-
gen, im allgemeinen werden bei umfangreichem Export die
‘visn sofort nach Buchung des Auftrages auf Termin unter
-uittlung des besten Kurses verkauft. Unbekannte Größen, wie
'rsusportschwierigkeiten, Zollschwierigkeiten usw., lassen die
~ beruug nicht vollständig durchführen. Die Frage der Zeit-
°-:häfte in ausländischen Zahlungsmitteln unter Ausschaltung
:-<ulativer Momente ist auch für die Industrien, welche auslän-
‘be Rohstoffe, wie Erze, Metalle, Kautschuk usw. kaufen, eine
‘swendigkeit. Sie sind sonst alle in Gefahr, daß bei Ablauf der
-ıhlungsfrist die geschuldete Summe möglicherweise um das
rfache gestiegen ist. |
Für die Beurteilung der weiteren Entwicklung des Außen-
ıdels ist die Valuta maßgebend. Bringt die Preiserhöhung
‘ Inlandpreise hart an die Weltmarktpreise heran, so ist das
“fuhrgeschäft um so mehr den Schwankungen der Valuta unter-
‘fen. Die Valutafrage ist volkswirtschaftlich die entscheidende
"age der Wert- und Preisberechnung. Die Weltwirtschaft besab
-ıı Abwicklung ihres Warenaustausches die Goldwährung, und
“r Ausgleich der Schwankungen der Wechselkurse der einzelnen
“zaten untereinander konnte durch die Abgabe von Gold oder
:llwerten schnell durchgeführt werden. Seit Friedensschluß
“4 die nationalen Währungen Europas immer stärker von der
s:iwährung abgedrängt und in nationale Papierwährungen um-
ieia e
Er ana fk
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utsche Valuta wieder abzustoßen. Die Frage der Ausland-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. | ll
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gewandelt worden. Dies trifft besonders für die mittel- und ost-
europäischen Staaten zu, mit deren Währungen seit dem Vertrag
von Versailles die unerhörtesten Verwüstungen angerichtet sina.
Bei den immer enger werdenden weltwirtschaftlichen Beziehun-
gen zwischen Deutschland und den übrigen Nationalwirtschaften
und bei der immer stärkeren Durchdriugung des Reparations-
problems mit der Welt- und Valutawirtschaft wird die Entwick-
lung dieser Währungen von immer größerer Bedeutung. Die Be-
wertung einer Landeswährung im Auslande hängt in der Haupt-
sache von dem Grad der Inflation, dem Stand der Zahlungsbilanz
und der Auffassung des Auslandes von der Wirtschaft des be-
treffenden Landes ab. Für Deutschland ist das letztere gleich-
bedeutend mit der vernünftigen Regelung der Reparationszahlun:z.
Die etwa 75 Milliarden Markbeträge im Auslande machen
auch jede Stabilisierung der deutschen Valuta vorläufig unmög-
lich, da das Ausland an jedem Tage durch Hereinunahme oder
Angebot von beliebigen Maurkbeträgen die deutsche Valuta nacin
Belieben aufwärts oder abwärts treiben kann. Die deutsche Mark
kann in Zukunft in Abhängigkeit von ausländischen Börsen-
manövern geraten. Diese Wertschwankungen können dem deutschen
Volke jährlich Milliarden von Goldmark kosten. Eine Stabilisierung
auf dem Wege der Diskontopolitik ist auch international nicht mög-
lich, da die Diskontopolitik die Preisentwicklung nur festigen kann,
wenn der Wert der Yaluten einer Anzahl Länder und das für eine
ungehinderte internationale Kreditgewährung ‘erforderliche Ver-
trauen gefestigt sind. Über die Devisenbewegung der deutschen und
der ausländischen Valuten gegen den Dollar usw. geben die Schau-
bilder in „Wirtschaft und Statistik” eine Gesamtübersicht. Aus den
vergleichenden Kursen geht die Annäherung der europäischen „Edel-:
valuten” an ihre Goldparität hervor, während aus Reparationsgrün-
den für Mittel- und Osteuropa die Valutaentwicklung ungünstig ist.
Auch die Stabilität des Dollars gegen die anderen Währungen ist
danach geschwächt, so daß der Dollarkurs als „Standardwährung“
allein der Markbewegung nicht ohne weiteres zugruude gelegt
werden kann. Die Mark hat in zwei Zeitpunkten auf dem inter-
nationalen Geldmarkt bei gleichem Dollarkurs einen geringeren
Wert, wenn die anderen Valuten gestiegen sind bzw. die Entwer-
tungsfaktoren der Mark veränderlich sind, was gleichfalls bei der
Ausfuhrpreispolitik zu berücksichtigen ist.
Sonst wirkt die Entwertung der fremden Währung in Jer
gleichen Richtung wie hohe Zollsätze. Die Industrie eines Landes,
das vom Außenhandel lebt, vermag nach außen mit der Industrie an-
derer Länder, die eine niedrige Valuta besitzen, nicht in Wettbewerb
zu treten. Weiterhin wird aber dasselbe Land nach innen mit fremden
Waren überschwemmt, die zu einem viel niedrigeren Preise als die
einheimischen verkauft werden können, so daß die eigene Landes-
industrie um den Warenabsatz im eigenen Lande kämpfen muß.
Die Wiederherstellung der Währungsordnung ist eine der wirt-
schaftlichen Aufgaben der Gegenwart, ohne die weder Inflation noch
Preissteigerung zu bekämpfen sind. England-Amerika wollten die
Währungen der europäischen Staaten wieder auf Gold begründen.
Die Goldwährung hat ja auch ihren Ausgang von England genommen,
das die Goldminendistrikte besitzt, und sich von hier über die übri-
gen Staaten der Welt verbreitet. Wird das Gold entwertet, so versagt
damit eine Quelle des englischen Reichtums, und es bleibt für Eng-
land als Einnahımequelle nur der internationale Handel bestehen, in
dessen Mittelpunkt es steht. Die Goldvorräte der Welt sind nun zum
größten Teil nach New York gewandert. Amerika-England sind also
an der Wiederaufrichtung der Goldbasis oder an ihrer Statt an der
Aufstellung eines Planes für die Stabilisierung der Goldwährung in
völliger Übereinstimmung. Es liegt aber auf der Hand, daß die Lö-
sung dieses Problems mit den Reparationszahlungen, mit der inneren
und äußeren Schuld und auch mit der Politik der einzelnen Staa-
ten, insoweit sie Höhe und Verwendung ihrer Ausgaben bestimmt,
verbunden ist. Die Vereinigten Staaten würden vor alleın bei
Wiedereinführung der Goldwährung eine „Wiederverteilung der
Goldbestäude” und eine „Rückkehr“ des Goldes aus den Vereinigten
Staaten zu „anderweitiger Verwendung” erreichen. Sie würden bei
der Flucht vor dem Golde für das Gold Waren und Vorteile eintau-
schen wollen, die wichtiger als das Gold sind. Diese Stellungnahme
verlangt, daß die Goldpolitik der Vereinigten Staaten und Englands
mit Aufmerksamkeit und Vorsicht verfolgt wird.
Wenn auch Amerika-England der Welt ihren festen Wert-
messer geben würden, so würden als Ergebnis dieser Währung
Joch wieder die entwerteten Valuten der anderen Länder gegen-
überstehen. Würden die Vereinigten Staaten den valutaschwachen
Ländern auf dem Wege eines Abkommens ihr Gold zur Ver-
fügung stellen, so flüsse es doch wieder auf dem Handelswege
nach Amerika-England zurück. Ein umfassendes Abkommen über
die Wiedererrichtung der Goldwährung dürfte auch unmöglich
sein, da kein europäisches Land dazu bereit sein wird und auch
kein Land aus eigener Kraft das Wertverhältnis zwischen seiner
Valuta und etwa dem Golddollar festigen könnte Für so tief
verschuldete Länder wie Deutschland würde die Rückkehr der
Welt zur Goldwährung die Unmöglichkeit bedeuten, jemals wieder
zu geordneten Geldverhältnissen zu kommen, da die Preissteigerung
überallden Bedarf an Zahlungsmitteln ins Ungeheure gesteigert hat.
Schon deswegen würde auch die nötige Golddeekung nicht zu be-
schaffen sein. Es wäre äußerst bedenklich, die Inflation und Gold-
entwertung durch Geldmangel ersetzen zu wollen, zumal es auch
912
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 27.
17. Juli 1822.
ohne das Gold geht und für die entgoldeten Staaten nur die Befesti-
gung der internationalen Wechselkurse umd für die Entente das Auf-
hören der Inflation ein erstrebenswertes Ziel ist. Würden die Valu-
ten der verschiedenen Länder gesetzlich durch feste Realisationen
miteinander verbunden, so ist das Gold nicht notwendig. Ein festes
Verhältnis der Währungen ist aber in der-Praxis nicht aufrechtzu-
erhalten, da es sich sofort bei jeder Veränderung des gegenseitigen
Verhältnisses der Zahlungsbilanz ändern muß. Das Zeitalter der
Goldwährung dürfte dann aufhören, sobald die Vorarbeiten zu einer
Währung, deren Grundlage die Indexziffern der Großhandelspreise
oder der Wert eines Welthandelsartikels sein würde, durchgeführt
sind. Das Interesse Amerika-Englands, sich ihrer Goldbestände zu
entledigen, darf die Währungspolitik der valutaschwachen Länder
einschließlich ihrer Aus- und Einfuhrpolitik nicht beeinflussen.
Je mehr die Verbindungen zwischen Deutschland und dem Welt-
markt ausgebaut werden, desto stärker müssen auch die Rückwir-
kungen wirtschaftspolitischer Maßnahmen der Entente auf den
Außenhandel sein. Die Entente hat das Ziel, Goldwerte und Waren
aus Deutschland herauszuholen, und gleichzeitig will sie von dem
Drucke des deutschen Wettbewerbes auf dem Weltmarkt befreit
sein. Deutschland hat exportiert, das Ausland will jetzt exportieren
und den Nutzen von dem Export Deutschlands haben. Für dieses
Ziel wird nun Stein an Stein zu dem neuen Weltwirtschaftsgebäude
aneinander gefügt.
Die Maßnahmen des Auslandes und die erzwungene Politik
der deutschen Regierung rücken dem Zeitpunkt immer näher, wo
die „Anpassung“ der deutschen Inlandpreise an die Weltmarkt-
preise erreicht sein wird. Diese Anpassung hat die Entente zu
einer der Hauptbedingungen bei den Verhandlungen über Er-
leichterungen in der Reparationsfrage gemacht. Wird außerdem
die Stabilisierung der Valuten nach englisch-amerikanischen Plä-
nen in der einen oder anderen Form durchgeführt, so muß die
deutsche Industrie auf diese Entwicklung vorbereitet sein, wenn
sie sich vor Überraschungen bewahren will. Hierzu gehört vor allem,
daß sie die erforderlichen Abschreibungen und Rückstellungen vor-
nimmt.
Als die deutsche Regierung die im Londoner Ultimatum vom
12. V. 1921 aufgezwungenen Zahlungsbedingungen angenommen
hatte, war die Folge dieser Annahme die Vorlage des großen
Steuerprogramms und die Umgestaltung der Bestimmungen über
den Außenhandel. Der wachsende Geldbedarf des Reiches führte
zunächst zu der Änderung des Ausfuhrabgabentarifs vom 27. X.
1921 mit Wirkung vom 1. XI. 1921. Das Hauptmerkmal des jetzt
gültigen Tarifs ist die durchgängige Erhöhung der Abgabensätze
um fast 4 vH gegenüber denen des früheren Tarifs, der von
ziemlicher Starrheit war. Da die Ausfuhrabgabe in den Preis
einkalkuliert ist, zahlt das Ausiand diese Abgabe. Der neue Ge-
setzentwurf ist überwiegend ein reines Rahmengesetz und macht
alle Einzelheiten von dem Erlaß von Ausführungsbestimmungen
abhängig. Er sieht gleichzeitig eine Trennung der Verwaltung
der Ausfuhrabgabe von der eigentlichen Außenhandelskontrolle
vor. Die Außenhandelskontrolle wird auf ihrem eigentlichen Ge-
biete der Preis-, Mengen- und Ein- und Ausfuhrüberwachung ar-
beiten. Die Veranlagung und Erhebung soll auf die Zollstellen
übergehen und wird unabhängig von der Außenhandelskontrolle
durchgeführt. Der Entwurf ist ein deutsches Ausfuhrgesetz, das
den gesamten Warenexport beim Übergang über die Zollgrenze
einer Abgabe unterwirft. Die Erhebung der Abgabe wird Schwie-
rigkeiten haben. Damit die Tarifsätze vor allem den Änderungen
der Valuta schnell zu folgen vermögen, müßten sie je nach der
Valutaschwankung beweglich gestaltet und außerdem der wirt-
schaftlichen Lage der einzelnen Industriezweige, der Änderung
der Produktionskosten, der Lage der Auslandsmärkte sowie dem
Anteil an ausländischen Rohstoffen, der in jeder Ware enthalten
ist, möglichst angepaßt werden. Die Kernfrage ist dann die, bel
welchem Valutastand die Abgabe einsetzen soll, und in welchem
Verhältnis die Multiplikationskoeffizienten unter Berücksichti-
gung der genannten Faktoren zu bestimmen sind. Bei schnell ver-
änderlichen Tarifsätzen wird für langfristige Lieferungen, wo
zwischen Angebot, Bestellung, Lieferung und Bezahlung eine Zeit-
spanne von Monaten liegt, eine geordnete Grundlage zur Preisanstel-
lung möglich sein, wenn der Tarif vom Tage des Verkaufsabschlusses
wirksam wird.
Die Einfuhrverbote sollen durch ein Einfuhrzollsystem er-
setzt werden. Deutschland wird also ein Einfuhrzollsystem, das
auf den spezifischen Zöllen nach Gewicht, Maß und Stückzahl
aufgebaut ist und ein Ausfuhrzollsystem besitzen, für das der
Warenwert zugrunde liegt, ein System, wie es z. B. die Ver-
einigten Staaten, Belgien und Holland eingeführt haben. Bei einem
solchen System ist aber erforderlich, daß die ausführenden Verwal-
tungsstellen die erforderliche Sachkunde und Erfahrung besitzen, die
bei Deutschland in den Außenhandelsstellen vorhanden ist.
Die praktische Handhabung des neuen Gesetzentwurfs wird
in dem Augenblick auf Schwierigkeiten stoßen, wo die Preisent-
wicklung im Auslande und die Annäherung der deutschen Preise
an die Weltmarktpreise die Ausfuhr schwieriger gestalten wird.
Dann wird die deutsche Industrie gegenüber der ausländischen,
die völlig behördenfrei arbeiten kann, vor der Aufgabe stehen,
den Absatzmarkt zu behaupten. Die Beibehaltung oder Beseiti-
` geleitet, damit nicht durch Zölle, Ein- und Ausfuhrverbote u. dgl. der
gung der Ausfuhrabgabe dürfte dann nicht nach finanzpolitischen
Rücksichten, sondern vor allem nach den Außenhandelsbeziehun-
gen zu entscheiden sein, von denen die Finanzlage des Staates
allein abhängig ist.
Für Deutschland besteht weiter auf Grund der Sanktionen
eine ausländische Einfuhrabgabe von 25 vH, und die allge-
meine deutsche Ausfuhrabgabe von 26 vH für Reparations-
zwecke, zu deren Entrichtung sich die deutsche Regierung durch
das Londoner Ultimatum verpflichtet hat. Der Bruttoausfuhr-
index des Londoner Ultimatums macht es also notwendig, für die
innere Finanzierung der Reparationslast die deutsche Ausfuhr mit
dieser Ausfuhrabgabe zu belasten. Diese Abgabe findet nur An-
wendung auf die Ausfuhr nach solchen Ländern, welche nicht
ihrerseits von der deutschen Ausfuhr die Einfuhrabgabe von
25 % oder darüber erheben. Die Reparationsabgabe wird tatsächlich
nur von Großbritannien vom deutschen Export erhoben, soweit
er nach Großbritannien geht. Das Gesetz ist noch in Frankreich,
Belgien und Rumänien angenommen, aber die Ausführungsbestim-
mungen dazu sind noch nicht erlassen. In Kanada und Australien
liegt die Entscheidung bei den Parlamenten. Auf Grund des
Ultimatums wäre die deutsche Regierung für alle solche Abgaben
ersatzpflichtig.
Wie die Verhältnisse für den deutschen Ausfuhrhandel auf
den Weltmärkten sich gestalten, zeigen weiter die Abschluß-
bestrebungen des Auslandes. In den meisten Staaten ist eine
starke Tendenz in der Richtung zum Protektionismus zu
beobachten, mit dem Ziel, die Differenz, die zwischen deutschen
Ausfuhrpreisen und Weltmarktpreisen bzw. zwischen Papierınark
und Goldmark besteht, zugunsten der eigenen Landesfinanzen
auszunutzen. Der Notstandstarif der Vereinigten Staaten vom
27. V. 1921 richtet sich auch gegen deutsche Erzeugnisse. Für die
Zollberechnung ist der Preis maßgebeud, der für die eingeführten
Erzeugnisse an den ausläudischen Fabrikanten gezahlt wird. In
den südamerikanischen Staaten müssen die Zollgebühren in hoch-
wertiger Valuta entrichtet werden. England hat für den deutschen
Warenimport die Reparationsabgabe von 26%. In Australien sind
noch immer Einfuhrverbote gegen Deutschland in Kraft. Frank-
reich, Belgien, Spanien und Italien sind zu weitgehenden Speziali-
sierungen ihres Tarifschemas übergegangen. Das japanische Ge-
setz sieht Zuschläge zu den Zollsätzen vor, die sich nach dem
Unterschied zwischen dem Einfuhrpreis und dem allgemeinen
Marktwert der Ware in Japan richten sollen. Um den Schwierig-
keiten in den verschiedenen Staaten zu begegnen, müssen also die
Preisanstellungen den Marktverhältnissen des entsprechenden
Landes angepaßt werden. Nach dieser Richtung sind die wirt-
schaftspolitischen Tendenzen des Auslandes scharf zu verfolgen,
um dessen Maßnahmen gegen die deutsche Ausfuhr entsprechend
abzuschwächen. Sicherlich werden die mit den Schutzzöllen ver-
bundenen Einnahmen so lange gering bleiben, als der Schutz
prohibitiv wirkt. Sie können aber stärker fließen, wenn der
durch die Reparationen erzwungene deutsche Export trotz des
Zolles in den betreffenden Staaten oder an anderen Absatzmärkten
in Wettbewerb treten kann. Diese Summen werden dann der
deutschen Wirtschaft durch eine sinnreiche Verbindung von
Reparationsdruck und Schutzgesetz entzogen, ohne daß sie auf
die deutschen Leistungspflichten zur Anrechnung kommen. Dieze
Werte bedeuten eine zweite Reparation, die unter dem |
Druck der zahlenmäßig festgesetzten eigentlichen Reparation sich ,
vollzieht.
Eine richtige deutsche Ausfuhrpolitik sollte auf Ausfuhren
nach Ländern, in denen der Importzoll einen gewissen Mindest-:
satz überschreitet, verzichten. Deutschland ist aber bei der auf-!
erlegten Reparationslast nicht in der Lage, seine Ausfuhr oder]
Einfuhr stärker zu hemmen, um mit diesem Mittel begründete,
wirtschaftliche Ziele zu erreichen. Außerdem legen die Artikel 264;
bis 267 des Versailler Vertrages Deutschland die Pflicht auf, keinen
Unterschied in der Behandlung des „verbündeten“ Handels gegen-
über den mit anderen Staaten zu machen. Hieraus wird sogar das.
Recht der Aufsicht über den deutschen Ein- und Ausfuhrhandel her
Handel der Verbündeten beeinträchtigt würde.
Durch das Wiesbadener und die neuen Sachlieferungs-
Abkommen können Waren von Angehörigen der Ententestaaten
welche dem Abkommen beigetreten sind, für jeden Zweck bezoge
werden, wenn ein von der Reparationskommission genehmigter Li
ferungsvertrag abgeschlossen ist. Da die Wiederausfuhr nach de
Dominien, Kolonien und Protektoraten gestattet ist, so fällt jed
Kontrolle über die schließliche Verwendung der deutschen Lieferun-
gen weg. Damit ist ein Teil des freien deutschen Exports festgeleg
und der freien Gestaltung der deutschen Außenhandelskontrolle der
artige Grenzen gezogen, daß die Gefahr einer schärferen Unterbinn
dung der Ausfuhr Deutschlands durch übertriebene Anforderungr
de Entente bis zu einer Beunruhigung des inländischen Marktes mög
lich ist. Deutsche Waren gehen bereits jetzt durch den ausländische
Zwischenhandel über Amerika, England und Frankreich, auch übe
Skandinavien, Holland, Italien und die Schweiz, teilweise sogar i
Transit nach Australien, Afrika, Sibirien und Rußland und tragen s
zum Gewinn des Auslandes bei.
Für Deutschland ist nun die Frage die, wie weit bereits di
Anordnungarechte der Entente zu einer Zentralisierung der deu
wg mm } * baong AFN “ru. re
ie unter ihrer Aufsicht gehen. Für die gesamte Ein-
aus dem und in das besetzte Gebiet ist nur die Be-
des Ausfuhramtes Ems zulässig. Das besetzte Gebiet
ei vollständige dem Bereich -der deutschen Außenhandels-
Benpzogon. Die Bewilligungen, die von den interalliierten
egie der Ausfuhrstelle Ems erteilt werden, zeigen bereits
e Richtung, in der sich die Kontrolle von seiten des Aus-
es be wegt. Deutsche Ware strömt ohne Valutazuschlag ins
and ab. Ausländische -Ware strömt in jeder Einfuhrmenge
4 ‚jedem noch so hohen Preise ins deutsche Land hinein. Der
für die Bewilligungen ist hierbei der folgende:
Anträge sind in Ems einzureichen und werden dort
und dann zur Abstempelung nach Koblenz gesandt, um
iließlich dem Antragsteller wieder zugestellt zu werden. Eine
lehnung von Ausfuhranträgen wegen zu geringer Preise kann
n, wenn die Auslandindustrie gegen den deutschen Wettbe-
sschützt werden soll.
> Maßnahmen sind einer Antidumpinggesetzgebung auf
a Boden gleichzusetzen, deren Handhabung völlig in dem
Beer Ententekommission liegt. Wohl hatte die inter-
e Rheinlandkommission sich bereit erklärt, die deutschen
ündlagen für die Erteilung von Ausfuhrbewilligungen ebenfalls
Ems anzuwenden. Das Amt Koblenz läßt aber differenzierte
e den verschiedenen Ländern nicht zu und verbietet
ferdem seinen Beamten die Rückfragen nach dem Friedens-
y Da der Friedenspreis die einzige Grundlage bildet, um den
a Verkaufspreis zu bestimmen, so ist damit die Preis-
g und die einheitliche Durchführung der deutschen Außen-
Bregelung praktisch für dieses Gebiet aufgehoben. Durch
zen aber erhalten die dort tätigen Beamten der Entente
ı Einblick in alle Einzelheiten der Preisprüfung, so daß
ısländische Wettbewerb über die Preiskalkulation der
- Ausfuhr fortlaufend vorzüglich unterrichtet ist und
jach Belieben unterbieten kann. Die Preisprüfung, die vor-
hrie Fakturierung in Auslandswährung und die zahl-
E bureaukratischen Erschwerungen führen zu großen Ver-
ngen und Erschwernissen bei der Ausfuhr. So haben die
2 deutschen Zollstellen Weisung. auch wenn die Ausfuhr
s besetzte Gebiet hinausgeht, keine Bewilligungen der
schen Außenhandelsstelle anzuerkennen, sondern die Ein-
ler Bewilligung von der Emser Stelle zu fordern. Deutsch-
nd e ænnt demgegenüber die Ausfuhrbewilligungen der Stelle
Em: = für die Ausfuhr von Waren aus dem besetzten Gebiet
H das unbesetzte nach dem Ausland nicht als gültig an. Da
ger auch nicht als Transitverkehr betrachtet werden
d muß für die Ausfuhr aus dem besetzten durch das un-
> Gebiet nach dem Ausland eine Bewilligung der Stelle
Fund auch eine deutsche Ausfuhrbewilligunz bei der zustän-
we ißenhandelsstelle eingeholt werden. Dieses Verfahren
tzten at zur Folge, daß Teile des Ausfuhrverkehrs aus dem
Gebiet nach dem Ausland von den deutschen Häfen
sn belgischen oder holländischen Häfen abgelenkt werden,
$
nun“ a.
‚ustTur
iana
ten‘
4 in 3 E s =
n s tinap
» ~ -
is Kraftwerk Seira und die 120 kV-Kraftübertragung
3 = nach Barcelona!).
mde 1918 in Betrieb gesetzte Kraftwerk Seira der Catalana
eidad A.G. versorgt im Wettbewerb mit noch zwei an-
llschaften?) die Stadt Barce-
A: Koron industriereicher Um-
2 wie große Teile der Provinz
or Im Kraftwerk wird das
Eara, eines am Südabhange
näer BP ingenden Flusses,
ganze zur Verfügung
ie Sol welches in mehreren
al enutzt werden kann, beträgt
lie è gesamte erzielbare Leistung
Obiges Kraftwerk ist das
für den Ausbau bestimmten
m. und arbeitet mit 146 m Nutz-
bei einer Höchstwassermenge
m?/s Die- Wasserfassung befin-
ih E05 m Seehöhe und besteht
m Grundwehr mit 3 Öffnungen
| 16: esamtbreite mit seitlich an-
ten Schützen. Der Anfang des
zen Oberwasserkanals liegt
708 agen 8274 m als Freispiegel-
geführt sind, dessen Sohlen-
1 : 1000 gewählt wurde. Der
indet in das offene Wasser-
50 2000 m? Inhalt, von wo die
e Druckrohrleitung in das
El 7 tec
~ina
pag
<v. s
Générale de l'Electricité“,
“1917, 8. 62 und}78; 1918, S. 87,
vw Nat
hen, DR, .
Elektrotechnische Zeitschrift,
FILTER
‚ER D 1 ha- % Rr APL de a. pen i 7 a
©, -
1922. Heit 27. 913
weil bei diesem Wege die deutsche Ausfuhrbewilligung nicht eT-
forderlich ist. Frankreich, das durch Elsaß-Lothringen für mehrere
Jahre die Einfuhrfreiheit seiner Produkte nach Deutschland hat, ver-
sucht, sich darüber hinaus neue Einfalltore zu verschaffen. Bei der
Aufhebung der Sanktionen hatder Oberste Rat die Aufhebung dieser
Kontrolle davon abhängig gemacht, daß ein neues Abkommen zur
Überwachung des deutschen Außenhandels eingesetzt würde.
Der deutschen Regierung steht zur Abwehr der wirtschaftlichen
Maßnahmen der Entente nach außen der Abbau der Außenhandels-
kontrolle in Form einer jeweiligen und zweckmäßigen Erweiterung
der Ausfuhrfreiliste, des Wegfalls der Preis- und der Mengenkon-
trolle zur Verfügung und auf dem Gebiete der Einfuhr, um die ent-
sprechenden Lücken auszufüllen, eine entsprechende Zollpolitik.
Die Nachteile, welche ein derartiger Abbau mit sich bringen wird,
sind abzuwägen gegen die Schäden, welche mit der Überwachung
des Außenhandels durch das Ausland verbunden sind. Deutschland
kann weiterhin gegen das Ausland nur durch Handelsabkommen
vorgehen, die auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruhen. Deutsch-
land ist im Versailler Frieden eine einseitige Meistbegünstigung
auferlegt worden, d. h. es muß den Siederstaaten die Meistbegünsti-
gung, ohne selbst Anspruch auf Gewährung derselben zu haben, ge-
währen. Auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit sind Abkommen be-
reits mit Rußland, Lettland, Litauen, Jugoslawien, Italien und Spa-
nien abgeschlossen oder in Vorbereitung. Diese Handelsabkommen
werden gewisse Zugeständnisse für die Einfuhr von Waren verlan-
gen, die sonst gegen das Ziel einer aktiven Handelsbilanz verstoßen.
Sicherlich ist der notwendige erste Schritt zur Überwindung der
wirtschaftlichen Folgen des Weltkrieges für Europa die gegen-
seitige Einräumung des Meistbegünstigungsrechts. Zurzeit muß
Deutschland die Außenhandelskontrolle aber noch als Mittel ge-
brauchen, um die Warenverschleuderung ins Ausland zu verhindern.
Dies wird überflüssig, sobald Deutschland mit seinen Preisaufschlä-
gen besonders für Kohlen und Eisen an den Weltmarktpreis heran-
gekommen ist, Auch das System der Einfuhrverbote wird dann aus
politischen Gründen fallen, und an ihre Stelle werden wohl Zoll-
erhöhungen treten müssen.
Die Zeit wird kommen, wo diese Erörterungen notwendig wer-
den. Aussichten auf Besserung sind aber nur vorhanden, sobald
Deutschland, Rußland und die anderen zentraleuropäischen Mächte
sich erholt haben. Dies ist für Deutschland nicht möglich, solange
es mit außerpolitischen Zahlungen überlastet ist. Die wirtschaft-
liche Lage dieser Länder, die Regulierung der Milliarden interna-
tionaler Schulden, die Stabilisierung der internationalen Währungs-
verhältnisse sind die drei Pfeiler, die für den Aufbau der Weltwirt-
schaft von grundlegender Bedeutung sind. Um bei diesem Neubau zu
vermeiden, daß die deutsche Wirtschaft ihre nationale Selbständig-
keit verliert, muß jede zielbewußte innere Wirtschaftspolitik in der
Richtung gehen, eine möglichst weitgehende Übertragung der Wirt-
schaftsfunktionen auf die beteiligten Wirtschaftskreise vorzu-
nehmen, um Gleichmäßigkeit und Klarheit in den zu befolgenden
wirtschaftlichen Richtlinien und Sicherung für ihre Durchführung
zu besitzen.
Kraftwerk führt (Abb. 1). Der obere Teil der Druckleitung,
welche nur eine mäßige Neigung aufweist, ist als blecharmier-
tes Eisenbetonrohr von 25 m Durchmesser ausgeführt, welches
einem Wasserdruck bis zu 50 m Wassersäule zu wider-
stehen vermag; der untere, steilabfallende Teil besteht aus ge-
ON
DERLI
Abb. 1. Druckrohrleitung.
914
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 27.
-
17. Juli 1922.
nieteten Blechrohren von 2 m innerem Durchmesser. Es sollen
bei vollem Ausbau 2 Eisenbetonrohre und 3 Blechrohre verlegt
werden; zunächst wurden jedoch nur 1 bzw. 2 Rohre verlegt. Die
tohrleitung ist beim Wasserschloß mit selbsttätigen Dros="l-
klappen ausgerüstet, die bei Überschreiten der normalen Ge-
schwindigkeit die Leitung absperren. Das für die Aufnahme von
insgesamt 4 Einheiten vorgese-
hene Maschinenhaus enthält z. Zt.
terie liefert Strom für die Notbeleuchtung und die verschiedenen Sig j
nale. Die Transformatoranlage besteht z. Zt. aus drei (im vollen Aus-
bau vier) Drehstromeinheiten von je 9000 kVA, 6000/95 000/110 00
125 000 V mit unterspannungsseitig angeordneten Anzapfungen; il
Wirkungsgrad stellt sich bei Vollast und cos p = 1 auf 98,8 %; die
Eisenverluste betragen 45 kW, die Kupferverluste 57,5 kW, beide
3 Franeis-Doppel-Spiralturbinen
mit wagerechter Welle, deren jede
bei 500 Umdr/min eine Höchstlei-
X
a a
De
Po >
-
stung von 12500 PS hat (Abb. 2).
Die mit deu Turbinen gekuppel-
ten, von der Maschinenfabrik
Oerlikon gelieferten Drehstrom-
generatoren sind für 6000 bis 6500
V,50 Per und 10000 kVA Höchst-
leistung gebaut. Das in den um-
laufenden Teilen der Generatoren
ıntergebrachte Schwungmoment
beträgt 120 m?t, ein verhältnis-
mäßig sehr hoher Wert bei dieser
Drehzahl, welcher jedoch durch
die lange Rohrleitung bedingt er-
scheint. Bemerkenswert ist, daß
der Ladestrom der mit 125 kV be-
triebenen Kraftübertragungslei-
tung nach Barcelona, bezogen auf
die Generatorspannung, 920 A be-
trägt, sonach im großen und gan-
zen mit der Stromstärke bei Voll-
last übereinstimmt. Die Strom-
erzeuzer haben einen Spannungs-
abfall von Leerlauf bis Vollast in
der Höhe von 6,5 % bei cos p = 1
bzw. 18,5 % bei cos p = 0,8; ihre
Eigenreaktanz beträgt 10 %. Zur
Erzielung einer wirksamen Dämp-
fungder Kurzschlußströme wurde
diese durch eigene Reaktanzspu-
len für ebenfalls 10 % auf zusam-
men 20% erhöht. Die Konstruk-
tion der Stromerzeuger weist
einige durch die bei ihrer Lei-
stung bereits hoch zu nennende
Drehzahl bedingie erwähnenswerte
Einzelheiten auf. Zunächst mußte
in Hinblick auf die schwierigen
Zufuhrverhältnisse das Gewicht
des schwersten Stückes auf 12 t
begrenzi werden, da von der Eisen-
bahnstation aus noch ein 76 km
langer Wer mit Fuhrwerk zurück-
zulegen war. Aus diesem Grunde
wurde das inszesamt 41 t wie-
gende Gehäuse vierteiliz herge-
stellt, der Rotor im Gesamtge-
wicht von 19 t (ohne die 172 t
wiezenden 12 Pole) zweiteilie.
Die Welle besteht aus zeschmie-
detem Siemens-MartinStahlzuß;
auf das Armkreuz sind 8 aus ge-
schmiedeten Stahlplatten hergece-
stellte Ringe warm aufgezogen,
welche die mittels Keilen be-
festigten Pole selbst tragen. Die
Bohrung des Stators beträgt 2,5
m, die Eisenlänze 12 m. Die
Wicklung ist in 120 offenen Nu-
ten eingebettet, deren jede 20,5
mm breit und 70 mm hoch ist: in
ieder Nut sitzen 2 Stäbe. Die
Stromerzeuger besitzen vollkom-
men geschlossene Bauartund wer-
den durch zwei auf die Welle
aufgesetzte Ventilatoren, die die
Kiihlluft von außen ansaugen
und wieder ins Freie drücken, be-
Abb. 2
lüftet. Die Erregerwicklung be-
steht aus hochkantzewickeltem
Flachkupferband von 45 X Amm:
die Erregerspannung beträgt 115
Volt. Das Gesamtgewicht eines
Stromerzeugers stellt sich auf 102t. Der Erregerstrom wird von zwei
Abh. 3
Doppelspiralturbinen fih_12560 PS gekuppelt_mıt Drehstromgeneratoren für 10000 kVA.
RT II SINE |
` RES
z
oN
pae j
k
ER
am:
Klektrolyt-Blitzableiter an der Austrittsstelle der Freileitungen aus dem Kraftwerk. =:
bezogen auf 110 kV Öberspannung, der Spannungsabfall bei:
besonderen Erregermaschinen geliefert, die von eigenen Freistrahl- cos =0,8 6,1%, die Kurzschlußspannung 9,5 % (bezogen auf
turbinen angetrieben werden; jede Erregermaschine leistet 225 kW 110 kV). Das Öl wird in außenliegenden besonderen Kühlern
bei 600 Umdr/min. Dieselben Turbinen liefern auch die Triebkraft
für 2 Drehstromgeneratoren von je 125 kVA Leistung, 50 Per, 230 V,
600 Umdr/min. welche die verschiedenen Hlilfsbetriebe bedienen.
Beide Stromerzeuger sitzen auf einer Seite der Antriebsturbine; alle
drei Maschinen sind starr miteinander gekuppelt. Eine Sammlerbat-
in bekannter Art rückgekühlt. Die Prüfung der Transformatoren er-
folgte mit 250 kV zwischen Hochvolt- und Niedervoltwicklung
bzw. Hochvoltwieklung und Erde, wobei der Sternpunkt der Hoch-
voltwieklung an Erde gelegt war: die Unterspannungswicklung
wurde mit 16 kV gegen Eisen geprüft. Das Gesamtgewicht eines
Le
"mspanners stellt sich auf 49 t, wovon auf den Kern 26 t, den
Kasten 5,5 t und das öl 15 t entfallen. Die Sternpunkte aller
irei Umspanner sind an eine Sammelschiene angeschlossen, von ,
welcher eine Frdstromlöschspule die Verbindung zur Erde ver-
nittelt. Nach der Beschreibung soll diese Spule unter Phasen-
spannung einen nacheilenden Blindstram von mit dem Erdschluß-
dem Petersenschen Löschprinzip bemessen.
Die Schaltanlage weist unterspannungsseitig Hilfsschienen,
oberspannungsseitig Ringsammelschienen auf, wobei jedoch, obwohl
hetriebemäßig je ein Siromerzeuger und ein Transformator eime
Gruppe bilden, die Stromerzeuger auch wahlweise mittels Ölschalter
an die Hilfsschienen angeschlossen werden können; auch in die N
ind auf sechsgliedrigen Isolatorketten aufgehängt, die je nach Be-
“| drf starr oder beweglich ausgebildet wurden. Die 125 kV-Öl-
wurden mit 300 kV Spannung geprüft und mit Vorschaltdrossel-
spulen und zylindrischen Kontakten ausgerüstet; die Schalt-
ceschwindigkeit beträgt 1 m/s; das Gewicht cines dreipoligen
Schalters stellt sich einschließlich Öl auf 22 t.
Die Kraftübertragun gsleitung nàch Barcelona be-
angeordneten Leitungen
von je 250 km Länge je Phase wurde ein Kupferseil von 85 mm’
Querschnitt verwendet; über die Mastspitzen ist ein Schutzseil
303 &) mm? Eisen verlegt, welches auf jedem vierten Mast geerdet
wande. Die drei Leitungen eines Stromkreises sind in den Ecken
eines liegenden gleichschenkligen Dreiecks von 5,5 m Schenkellänge
angeordnet: der senkrechte Abstand der beiden auf der einen Mast-
zaite äbereinanderliegenden. Leitungen beträgt 3,6 m; das Schutzseil
Hegt 33 m über dem obersten Leitungsseil. Die Isolatorenketten
i bestehen aus 9 bis 10 Einheiten bei den in größerer Seehöhe ge-
Jegenen Strecken, wogegen bei jenen Strecken, welche sich in gerin-
Seehöhe befinden, 8 bis 9 Einheiten für genügend befunden werden.
Die größte im Zuge der Leitung vorkommende Spannweite stellt
sich auf 400 m. i
An Überspannungsschutzvorrichtungen (Abb.
3) sind außer der bereits erwähnten Erdstromlöschspule noch kräf-
tize Drosselspulen, Wasserstrahlerder und Elektrolytableiter vor-
handen. An die Kraftübertragungsleitung sind z. Zt. drei Unter-
werke angeschlossen, deren größtes, jenes von San Adrian bei
Barcelona, für eine Leistung von 36.000 kVA ausgebaut ist. Br.
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Bau von Hochspannungsleitungen in Frankreich.')
Fin schwacher Punkt einer Kraftübertragungsanlare ist haupt-
säehlich der Isolator. Es muß also das Bestreben sein, ihre Anzahl
mäglichst zu verringern. Dies erreicht man am besten durch
die-gebräuchlichsten Mastentfernungen 200 bis 300 m. In beson-
Amen Fällen geht man bis zu 500 m und noch darüber. ‚Um die
ate niedrig zu halten, wird man gezwungen, Material von
chst hoher Bruchfestigkeit zu verwenden, um die Durch-
blage mörlichst klein zu halten. Dies führt dazu, daß man Alu-
misinm bzw. Kupfer mit einer Stahlseele aus Stahl mit einer
Bischfestigkeit von 190 kg/mm? verwendet. In Frankreich be-
wbeichtigt man, für diese besonderen Fälle Stahl von einer Bruch-
Zistirkeit von 170 kg/mm? zu verwenden. Ein weiterer Vorteil
Ber dadurch bedingten Vergrößerung des Leitungsquerschnittes
der Koronaverluste. Versuche, denselben
‚die Verringerung
durch Einfügung einer Hanfseele zu erreichen, haben zu
sem Erfolg geführt. da der Hanf zu wenig wetterbeständig ist.
Für einmetallige Leiter werden in Frankreich die amerika-
. Wie: Würgeverbinder (Abb. 1) benutzt. Diese bestehen ‚aus
Ber ovalen Öse, aus Kupfer oder Aluminium, in die die beiden
S rorbindenden Seilenden hineingeschoben und dann verwürgt
Ben Der Nachteil dieses: Verbinders liegt darin, daß das
E gedreht werden muß, womit große U
ken sind.
$ Man ist daher zur Konstruktion des Wellenverbinders über-
-JAaangen Mit Hilfe der in Abb. 2 dargestellten Zange wird eine
ale Hülse wellenförmig gebogen. Die Länge des Verbinders
sad die Zahl der Wellen richtet sich nach dem Durchmesser des
-m verbindenden Seiles. Die abgebildete Zange erlaubt die Her-
Fellnng von Wellen von 3 bis R mm Täänge. Man hat Zerreiß-
gersuche an einem Würge- und einem Wellenverbinder aus
Kupfer, die je 2 Stahldrähte von A mm Durchmesser verbanden,
Yergenommen. Der Bruch des Wellenverbinders erfolgte þei
35 kr gegen AN kg beim Würgeverbinder. Fs ergzah sich dem-
sch eine PBruchfestigkeit von AR kg/mm? für den Wellenver-
kinder. Die Verwendung der zweimetalligen Leiter bedingte nun
nn Nach „Revue Gén. de Electricité, Bd. 10, S. R1, 9.729.
zthho Mastabstände. Für Höchstspannungsleitungen sind Jetzt .
17. Juli 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 27. | 915
eine besondere Konstruktion der Verbinder, da die eben be-
schriebenen Arten den Anforderungen nicht genügten.
Von dem jetztteilweise aufgegebenen Ben
Grundsatz ausgehend, die Stahlseele als g:
allein tragend anzunehmen, war das
Bestreben der Konstrukteure dahin ge-
richtet, nur eine feste mechanische
ud ZT Po
Abb. 1. Würgverbinder.
Abb. 4 Würgverbindung für bimetallische
Seile. Abb. ?. Wellenverbinder.
Verbindung der Stahlseile zu erreichen, die Ummantelung aber
nur als leitende Verbindung auszubilden. In Amerika verbindet
man die Stahlseele, nachdem man die Ummantelung je nach dem
Querschnitt des Seiles auf 90 bis 30 cm entfernt hat, durch einen
Würgeverbinder aus Stahl von einer Bruchfestigkeit von
60 kg/mm?. Darüber schiebt man eine zweiteilige Muffe von einer
Länge von 50 bis 80 mm aus Aluminiumguß (Abb. 3). Die Enden
Abb. 3 Amerikanische Klemmenverbirdung für bimetalliche Seile.
der Muffe werden mittels einer tragbaren hydraulischen Presse
ınit einem Druck von 100 t fest auf das Seil aufgepreßt. Dies.
erfordert aber einen komplizierten Apparat, der immer auf der
Strecke mitgenommen werden muß. Man ist daher dazu über-
gegangen, die Gußmuffen durch einen zweiten Würgeverbinder
zu ersetzen. Nachdem man die Stahlseele durch den Würgever-
binder verbunden, schiebt man darüber eine zweite Hülse aus
Kupfer oder Aluminium und legt, um eine Querschnittsverminde-
rung zu vermeiden, ein Seilstück, das rd 2 cm an jeder Seite des
Verbinders herausragt, bei und verwürgt dann die Enden. Hier-
bei hat man aber dieselben Nachteile wie bei dem Würgever-
binder für einmetallige Seile. M. P. Pairard hat nun einen
besonderen Verbinder, den sogenannten Konus-Verbinder, ent-
worfen (Abb. 5). Dieser ermöglicht vor allem eine schnelle Mon-
tage; eine innere Muffe aus Spezialstahl dient zur mechanischen
Verbindung der Stahlseele, der Mantel zur mechanischen und
elektrischen Verbindung der Aluminium- oder Kupferummante-
lung. Das Prinzip ist dasselbe wie bei dem Zweimuffensystem.
Konische Einlagen pressen die Drähte gegen eine konische Muffe,
die sich in den Hauptteil des Verbinders einschraubt. Die auf
haben als das gedrückte Material selbst, während die auf Zuz
arbeitenden Teile aus möglichst. elastischem Material (Kupfer —
Aluminium) hergestellt sein miissen. Um die Montage zu erleich-
tern, sind von den äußeren Muttern die eine mit Rechts-, die
andere mit Linksgewinde zu versehen, so daß sich die Verbinder
mit Hilfe von zwei Sehraubenschlüsseln durch einfache Drehung
des Hauptkörpers in kurzer Zeit montieren lassen.
Dieser Verbinder ist in verschiedenen 120- und 60 kV-Leitun-
gen des französischen Staates, der 120 kV-Leitung der Energie
électrique de la Basse-Isere u. a. m. seit längerer Zeit eingebaut
und ohne Anstände in Betrieb. Zerreißversuche in einer Zer-
reißmaschine an einem Verbinder von 2 Seilen von 188 mm?, be-
stehend aus 30 Aluminiumdrähten und 7 Stahldrähten führten
zum Bruch des Seiles, 45 cm vom Verbinder entfernt. Die Drähte
gelitten im Verbinder 1 mm bei 2000 kg, 2 mm bei 2500 kg, 3 mm
bei 3000 kg, 4 mm bei 3500 kg, wo der Bruch erfolgte. Die wei-
teren Versuche ergaben für den Verbinder den gleichen elek-
trischen Widerstand als den einer entsprechenden Seillänge.
Nach einer Belastung mit 200 A Wechselstrom während einer
Stunde erwärmte sich der Verbinder auf 32° C und das Seil auf
340 C bei einer umgebenden Luft von 23°C. Der Verbinder kann
auch durch eine leichte Änderung an Seilen, bei der die Stahl-
scele aus einem Draht besteht, verwendet werden. Für ein-
metallige Seile ist der Verbinder nur einseitig mit einer Schraube
mit Rechtsgewinde versehen.
Wenn auch die Hauptleitungen in letzter Zeit zum größten
Teil aus Aluminium gebaut werden, so wird es doch sehr oft er-
forderlich sein, diese Leitungen mit Kupfer- oder Eisenleitungen
zu verbinden. Diese Spezialklemmen müssen neben hohem mecha-
nischen Widerstand vor allem elektrolytische Vorgänge zwischen
den beiden Metallen verhindern. Dies ist bei den in Abh. 6 ge-
zeigten Klemmen durch eine eingelegte Isolierscheibe erreicht.
916 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27.
Neben der Verbindung der Seile unter eich ist auch auf eine
gute Befestigung derselben an den Isolatoren zu achten. Da in
der Regel verhältnismäßig große Querschnitte in Frage kommen,
wird es nieht immer möglich sein, die Seile derart zu biegen, daß
sie wenigstens zum Teil den Isolatorenkopf umfassen. Man be-
nutzt daher besondere Konstruktionen, bei
denen das Seil geradlinig belassen werden
kann. Für Kupfer und Eisenleiter benutzt
man Seilenden, die mit einem Ende fest um
das Leitungsseil geschlungen werden, während
in das andere Ende eine Schraubenmutter
6 bh 7a) oder ein Bügel mit 2 Muttern
Abb. 7b) eingeschweißt sind, die in das Seil
eingepreßt werden.
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Abb. 6. Spezialklemmen zur Verbindung von
Leitungen verschiedenen Materials.
1. Aluminiummufle.
2. Kleine Stahbleinlage.
3. Konische Schrauben-
muffe (Stahl),
Stahlmu ffe.
dpan
.
5. Große Stahleinlage.
o. Konische Schrauben-
muffe (Aluminium). A b
Abb. 5. Abb. 7a u. b. Endmuttern der Befestigungsteile.
Wegen der geringen Festigkeit des Aluminiums ist diese Art
der Befestigung nicht zu empfehlen. Man benutzt hier besser
eine zweiteilige Aluminiumhülse, die durch zwei Muttern zu-
sammengepreßt wird (Abb. 8). Zur Befestigung am Isolator wird
ein Stahlband durch die Ansätze gezogen. Zur Einregelung dient
eine Mutterschraube. Das eine Ende kann gleichzeitig als Horn
ausgebildet werden, das dazu dienen soll, bei Überschlägen den
Isolator und das Seil vor Zerstörung zu schützen. Bei Spannun-.
gen über 75 kV verwendet man Ketten aus Hängeisolatoren.
Abb. 8. Befestigung von Aluminiumseilen auf Isolatoren.
Die Befestigung der Isolatoren auf den Stützen ist ebenfalls
Gegenstand genauer Untersuchungen geworden. Die Nachteile
des festen Einkittens der Stützen in den Isolator haben wegen
der verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten des Eisens und
Porzellans zur Konstruktion, die ein leichtes Auswechseln der
Stützen ermöglichen, geführt. Das amerikanische Verfahren, ein
Rohrende mit Gewinde an den Isolator einzukitten und dann auf
die Stützen aufzuschrauben, erforderte immerhin die Einkittung
T
17. Juli 1922.
größerer Metallmassen sowie die innige Verbindung mit der
Stütze, so daß die oben angedeuteten Nachteile nicht behoben
wurden. Man ist daher in Frankreich dazu übergegangen, eine
einfache konische Metallhülse in den Isolator einzukitten. Zum
Ausgleich der verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten legt man
zwischen Muffe und Stütze eine Lage imprägnierten Papiers.
Eine einfache Vorrichtung ermöglicht es, die Hülse während des
Kittens gut zentrisch und fest einzulegen. Nach dem Festwerden
des Kitts wird die Vorrichtung wieder herausgezogen. Ein
anderer Apparat ermöglicht es, Stützen mit Gewinde an Ort und
Stelle für Aufnahme dieser vorbereiteten Isolatoren umzuändern.
(„Rev. gen. de l’Electr.”, Bd. 10, 1921, S. 729.) Har.
Elektrostatische Hochspannungsanzeiger
von Hartmann & Braun.
Der nachstehend beschriebene Apparat verdankt seine Ent-
stehung einer starken Nachfrage nach einem möglichst einfachen,
dabei auch möglichst sicheren Hochspannungsanzeiger.
Zur Veranschaulichung des Prinzips diene die schematische
Abb. 1. In der Mitte eines Isolierrohres R ist eine schwingende
metallische Nadel’N be-
festigt, deren Drehachse
senkrecht steht zur geo-
metrischen Achse des
Rohres R. Die Achse
der Nadel trägt eine
Spiralfeder, welche die
Nadel in der links bei a
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Abb. 1. i Abb. 2.
gezeichneten Ruhelage festzuhalten eucht. Verbindet man das
untere Ende des Rohres R mit Erde, das obere Ende mit einer
Spannung von beispielsweise 50 kV gegen Erde, so herrscht
zwischen den Rohrenden eine Potentialdifferenz von 50 kV. Das
Isolierrohr R sei 50 cm lang. Die in der Mitte eingeschriebenen
Zahlen bedeuten dann sowohl die Rohrlänge in cm als auch die
Potentialdifferenz in kV gegen das untere Rohrende. Längs des
Rohres R besteht also ein Potentialgefälle von 1 kV/cm. Das Po-
tentialgefälle sei hier der Einfachheit halber konstant ange-
nommen; über den tatsächlichen Verlauf findet man in der aus-
führlichen Arbeit von Schwaiger!) Näheres. Die Nadelachse
ee a bennie der Hochspannuogsisolatoren, „Elektrotechn. u. Maschinenb."
|: (Abb. 2a).
17. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27.
917
befindet sich bei Zentimeter 25, und damit nimmt die Nadel auf
ihrer ganzeu Länge auch das Potential 25 kV an. Die Nadelenden
befinden sich aber in der Nachbarschaft 20 bzw. 30 kV des Rohres.
F: besteht aiso zwischen den Nadelenden und der benachbarten
Rohroberfläche eine Potentialdifferenz von je 5 kV. Letztere
hat elektrostatische Kräfte in Richtung der angegebenen Pfeile
zur Folge, welche die Nadel in die bei b gezeichnete Stellung zu
drehen suchen, unter Überwindung der mechanischen Gegenkraft
Jer Spiralfeder auf der Nadelachse.
Dieser Grundgedanke führte zu einer recht einfachen Kon-
sruktion von hoher Empfindlichkeit und großer Spannungs-
sicherheit. Abb. 2 zeigt den Apparat bei a in ausgeschaltetem,
bei b in eingeschaltetem Zustand. R ist ein schwarzes Pertinax-
mhr, in dessen Enden kurze Metallstücke zum Anschluß der
‚ Leiter eingesetzt sind. In der Mitte des Rohres ist mit einem
_ metallischen Halter A die Nadel N so befestigt, daß sie nahe am
' Rohr R in einer zu letzterem parallelen Ebene frei schwingen
kann. Die Nadel hat eine längliche, rechteckige Form und besteht
aus weißgebeiztem Aluminium. Längs des schwarzen Isolierrohres
Ristein weißer Streifen von derselben Breite wie die der Nadel auf-
gemalt. Es entstehen hierdurch folgende, nicht mißzuverstehende
© Schaubilder: Leitung unter Spannung: durchgehende weiße Linie
(Abb. 2b), Leitung spannungslos: unterbrochene weiße Linie
Der Apparat ahmt also die Schalterstellung nach.
Zum Schutz der sehr leichten Nadel N ist ein Glasrohr G als
Gehäuse zwischen zwei Isolierscheiben mit Metallschellen auf dem
Rohr R befestigt. Auf dem Halter A ist noch ein feststehender
Zeiger Z angebracht, welcher sich in der Stellung Abb. 2a mit
| einer auf die Nadel gemalten Nullmarke deckt. Mit Hilfe dieser
Einrichtung lassen sich auch Spannungen erkennen, bei welchen
die Nadel noch nicht voll anspricht. Der Apparat kann entweder
nit einem Haken an seinem oberen Ende auf die Hochspannungs-
jeitung aufgehängt (Abb. 2a) oder mit einem Fuß auf einer ge-
eigneten Unterlage befestigt werden (Abb. 2b). Man wird meist
da: obere Ende mit der Hochspannungsleitung, das untere mit.
der Erde verbinden. Man kann den Anzeiger auch anders schal-
| ten: es müssen nur stets an beiden Enden bestimmte Potentiale
angelegt werden, damit längs des Rohres R ein bestimmtes Po-
tentialgefälle herrecht. Legt man den Apparat nur einpolig an
Hochspannung, so ist. das Potential des freien Endes unbestimmt,
d. h. ganz von den örtlichen Verhältnissen abhängig, und damit
ist auch das Potentialgefälle längs des Rohres unbestimmt. Den-
« noch spricht die Nadel in sehr vielen Fällen auch bei einpoligem
Anschluß sicher an. . |
Zur Anpassung der Apparate an die verschiedenen Netz-
spannunzen wird nur die Länge des Isolierrohres R (Abb. 2) ge-
| ändert. Je höher die Spannung, desto länger das Rohr. Nadel
nnd Gehäuse behalten ihre Abmessungen für alle Spannungen.
In der Zahlentafel 1 sind einige Anzaben zusammengestellt. Da-
bei bedeutet
L länge des Isolierrohres in mm;
V, Spannung, bei welcher die Nadel erkennbar anspricht:
Va Spannung, bei welcher die Nadel voll anspricht (Abb. 2b);
V, Prüfspannung;
V, Betriebsspannung;
S Serie nach den Richtlinien des VDE.
Zahlentafel 1.
Die Bereiche der Betriebsspannung V, sind eo gewählt, daß
ie sich gegenseitig übergreifen. Für 10 kV Betriebsspannung
| 2 B. kann man entweder den Apparat mit 272 mm Rohrlänge
| (& Zeile der Zahlentafel) oder den mit 312 mm Rohrlänge
(3. Zeile) wählen, je nachdem größerer Wert auf Empfindlichkeit
| "der auf Spannungssicherheit gelegt wird.
Bei dem Apparat für die kleinsten Spannungen (1. Zeile der
Zahlentafel) sind von beiden Enden des Isolierrohres auf dessen
Innenseite Metallbeläge von den metallischen Abschlußstücken bis
b mter die Nadel geführt. Der Apparat wird so gewissermaßen
‚ektrisch“ verkürzt und erhält die angegebene hohe Spannungs-
empfindlichkeit.
Nach starker Überlastung geht die Nadel nach dem Aus-
halten nicht sofort zurück, sondern erst allmählich nach 5 bis
N Minuten. Diese Erscheinung rührt von Restladungen her, die
tar langsam von dem Isolierrohr abfließen. Der Anzeiger täuscht
, wenn nach einer Spannungsüberlastung von der Größe der
: Prüfspannung (V, der Tabelle) sofort ausgeschaltet wird, unter
nden noch für einige Minuten den Zustand „eingeschaltet“
ror, ein Umstand, der wohl kaum zu Unfällen führen kann.
‚Bei langen Fernleitungen und ganz besonders bei Kabeln
‚Beiben bekanntlich, wenn sie unter Spannung an beiden Enden
abgeschaltet werden, Restladungen zurück, welche die Leitungen
noch für längere Zeit unter Spannung halten. Auch diese meist
recht gefährlichen Spannungen zeigt der elektrostatische Hoch-
spannungsanzeiger sicher an.
Für transportable Verwendung wird der Apparat auf einen
Isoliergriff geschraubt und dort in üblicher Weise geerdet. Er
hat dann große Ähnlichkeit mit einer Schaltstange und wird auch
in ähnlicher Weise gehandhabt. Zur raschen Beruhigung der
Nadelschwingungen, hervorgerufen durch die- Bewegungen des
Apparates, wird bei der transportablen Ausführung die Nadel mit
einer kräftigen magnetischen Dämpfung versehen.
A.Palm.
Mitteilungen der Physikalisch-Technischen Reichsanstait.
Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen
durch die elektrischen Prüfämter.!)
'Nr. 150.
Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom 1. VI. 1898, betreffend
die elektrischen Maßeinheiten, wird folgende Form von Elektri-
en dem unten stehenden, beglaubigungsfähigen System
eingereiht.
Dritter Zusatz zu System 73], Elektrolytzähler für Gleich-
strom, Form UN3,
hergestellt von dem Glaswerk Schott & Gen. in Jena.
Charlottenburg, den 3. Mai 1922.
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
gez.: Nernst.
Cd
Beschreibung.
Dritter Zusatz zu System 3).
Elektrolytzähler für Gleichstrom, -Form UN3, hergestellt von
dem Glaswerk Schott & Gen. in Jena.
Die Zähler der Form U N3 unterscheiden sich von den durch
Bekanntmachung Nr. 77 vom 8. II. 1913 zugelassenen Zählern der
Form UN2 im messenden Teile durch einen höheren Wert des
Nebenwiderstandes und dadurch bedingten höheren Spannungs-
abfall, sowie durch einen größeren Vorwiderstand im Zellen-
Abb. 2.
Abb. 1.
stromkreis, im übrigen nur durch den äußeren Aufbau (Abb. 1
und 2). Die Zähler werden für die Nennstromstärke von 10 A
bei Nennspannungen von 100 bis 500 V gemäß nachstehender
Zahlentafel hergestellt:
t) „Zentralblatt für das Deutsche Reich” 1922. S. 271.
918
Meßfhe- | Zellenstrom bei
Nennstromstärke
reich
10 A 1100 bis 250 V| etwa 0,75 — 10 V 1125 kWh] etwa 0,02 A
250 0015 A
440 „ 500 V „ 083 — 10 V1250 „ 002A
Die Prüfklemmen PK liegen zwischen den Anschlußklemmen
AK. Das Meßrohr ist 3 cm länger als bei den Zählern der Form
UN2. Das Schildchen auf dem hinteren Teil des Gehäuses trägt
die folgenden Angaben: S = Widerstand des Nebenwiderstandes
in Ohm (bei Belastung mit der Nennstromstärke) und W = Wider-
stand des Zellenstromkreises in Ohm (bei Belastung mit dem der
Nennstromstärke entsprechenden Zellenstrom). Die bisher noch
vermerkte Angabe g = Gramm Quecksilber für einen Teilstrich ist
fortgefallen.
Werkstattstransport.
In Ermangelung geeigneter Transportwagen müssen die Erzeug-
nisse der Industrien auf ihrem Fertigungswege durch die Werkstät-
ten doppelt so oft umgeladen werden, als das Erzeugnis die Arbeits-
plätze wechselt. Da beispielsweise nicht selten 20 Arbeitsgänge zu
machen sind, so muß nicht allein jedes einzelne Teil zwanzigmal aus
den Händen des produktiven Arbeiters gelegt werden, sondern jedes
Teil muß noch zwanzigmal vom Transportarbeiter auf den Trans-
portwagen aufgeladen und zwanzigimal wieder abgeladen werden.
Hierdurch entstehen hohe
Hlilfslöhne. Ein weiterer
Nachteil ist das Versnerren
der Gleise für die Dauer des
Auf- und Abladens, ferner
verderben Teile durch das
häufige Umladen durch Un-
gelernte.
Wenn schon ferner große
Mengen mittele Laufkarte
nach den verschiedenen Ar-
beitsplätzen geleitet wer- `“
den, so ist dennoch der
Nachweis der Stückzahlen
schwer, weil Teile beim
Umladen durch den Trans-
portarbeiter teils verloren
gehen, teils die zu den ver-
schiedenen Laufkarten ge-
hörenden Teile durcheinan-
der geraten, teils die Ar-
beiter sich gegenseitig die
Teile, wenn die Haufen auf
dem Boden oder in Regalen
nebeneinander liegen, weg-
nehmen können. Es entste-
hen Streitigkeiten über die
abgelieferten Stückzahlen
voder, wenn es sich um Aus-
schuß handelt, bei der Fest- |
stellung des Ausschusses in der Revision, Um diesen aus dem Were
zu gehen, werden mit oft sehr erheblichen Kosten an Zeit und Werk-
zeugen (Stempeln) die Teile bei jedem Arbeitsgang von dem pro-
duktiven Arbeiter mit einem Zeichen versehen.
Die vorgenannten Nachteile lassen sich durch cine richtige
Anwendung von Transportwagen beseitigen. Verfasser entschloß
sich, bei der Reorganisation eines Werkes von dem llubtransport-
wagen „Schildkröte“ (Abb. 1) Gebrauch zu machen; es ergab
sich damit eine Steigerung der Produktion auf das Doppelte bis
Dreifache.
Dieser llubtransportwagen wird unter das mit Füßen ver-
sehene Gestell gefahren, darauf wird die Plattform des Wagens
durch Ausschwenken der Deichsel um 5 cm stoßfrei gehoben und
arretiert. Der Wagen hat eine große Beweglichkeit, er dreht sich
um seine eigene Achse, so daß man nur schmale Transportwege
braucht.
Außer den llubtransportwagen wurden noch 1500 Gestelle
vom kleinen bis zu einer Größe von 14 m Länge, 2 m Höhe und
6) em Tiefe beschafft. Zwecks möglichster Verkürzung der Trans-
portwege wurden fast alle Werkstätten entsprechend verlegt und
umgeordnet, große Flächen mit Steinholzfußboden belegt und Wände
entfernt.
Das Betriebsbureau hat die Transportgestelle und -kästen,
desgleichen die Stückzahlen der stark verschiedenen Erzeugnisse,
die in den verschiedenen Normen von Kästen Aufnahme finden
können, normalisiert und diese tabellarisch festgelegt. Auf Grund
dieser Tabellen ist nun das Betriebsbureau imstande, im voraus für
‚len ganzen Auftrag alle Laufkarten (Abb. 2), mit der Stückzahl der
Abb. 1. Mubtransportwagen „Schildkröte“.
Elektrotechnische Zeitschrift.
Nenn- Q
É Spannungsabfall am
RE Nennspannung | Nebenwulerständ
17. Juli 1922.
——
1922. Heit 27.
Laufkarte.
Auftrag | Stückzahl | Benennung Datum IGestell
Nr. PR Nr.
Gestelles |
j
|
Arb.-! Ẹ z Ar Ango- |a |
Gangi Š 383 Datum | Name (beiter Seneh.| Hr Datum Name
Nee BEE ir ee a
Teile und der Größe der Transportkästen bezeichnet fix und ferliz
auszuschreiben und gibt sie mit Werkauftragzetteln, Akkord- und
Werkstoffzetteln zu den Meistern. Will ein Meister einen Auftrag
beginnen, so schickt er eine oder mehrere Laufkarten ins Lager oder
in die Zurichterei, je nachdem er ein oder mehrere Gestelle voll Ma-
terial haben will. Dort wird jede Laufkarte mit dem Werkstoffzettel
verglichen und das auf ihm angeführte Material in das angegebene
Gestell gelegt, das der Größe und Anzahl der Teile entspricht. Nach-
dem noch die Nummer des Gestelles auf die Laufkarte geschrieben
ist, ferner die Stückzahl auf dem Werkstoffzettel als Teillieferunz
abgeschrieben ist, wird die Laufkarte in die seitlich am Gestell be-
findliche hölzerne Tasche gesteckt und nun wandert das Gestell von
Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz bis zur Expedition oder zum Versand-
lager, worauf das leere Gestell vom Materiallager in Verwahrung ge-
nommen und die Laufkarte mit einem Erledigungsvermerk zum Be-
triebsbureau zurückgeschickt wird. Auf dem Wege von Arbeitsplat/
zu Arbeitsplatz zählt der jeweilige Vorarbeiter die Teile, vergleicht
die von ihm gezählte Stückzahl mit der von der vorhergehenden Mei-
stereials Ausgang bezeichneten Stückzahl und bucht diese, wenn
sie stimmt, in der nächsten Zeile wieder als Eingang seiner Mei-
sterei vor. Hierauf schreibt er dieselbe Stückzahl auf den Akkord-
zettel und die Kontrollnummer des Arbeiters auf die Laufkarte und
steckt beides in die hölzerne Tasche, worauf der Transportarbeiter
das Gestell an den bestimmten Platz führt.
Notizbuch des Transportarbeiters,
Eineang . Ausgang
Auftrag desiati. Arb. ne: | Aus-
Nr. Nr | Cang gut Datum od. Aus- gut | sehug | Pruch | Datum
I cnu bp-iNr.
Damit der Meister und der Betriebsleiter über den Stand der
Arbeit fortlaufend unterrichtet sind, trägt jeder Transportarbeiter
den Ein- und Ausgang in.das Ein- und Auszangsbuch in Taschen-
format (Abb. 3) ein, dessen Inhalt im Laufe des Tages in den Werk-
auftragzeitel des Meisters eingetragen wird. Von diesen Ein- uni
Ausgangsbüchern hat jeder Transportarbeiter zwei, jedes wandert
täglich abwechselnd bei Schichtschluß ins Betriebsbureau, damit
dessen Inhalt am nächsten Tage auch in den Werkauftragzettel de-
Betriebsleiters eingetragen wird.
Wie aus Vorstehendem ersichtlich, bleiben die Teile auf dem
Wege durch die Werkstätten in ein und demselben Gestell und
vermindern sich bloß um den Ausschuß.
Die Hubtransportwazen „Schildkröte” eignen sich in Verbin-
dung mit dem vorgeschilderten Verfahren für Massen- und Serienfa-
hbrikation der verschiedensten Branchen; sie werden von der Firma
örnst Wagner, Apparatebau, Reutlingen in Württemberg, herze-
stellt. Fürstenau.
Dämpfungen zweier kapazitiv gekoppelter Schwingungskreise
hei vorherrschender Kopplung. — In ganz analoger Weise, wie
vor kurzem Rogowski die Dämpfungen und Koppelfreauenzen
zweier induktiv gekoppelter Schwingungskreise behandelte, unter-
sucht Grösser die Schwingungen zweier kapazitiv gekoppelter
Kreise. Die Formeln für die Koppeldämpfungen gleichen in ihrem
Aufbau denen bei induktiver Kopplung; doch ergeben sich bei
näherer Diskussion bedeutende Unterschiede zwischen beide
Kopplungsarten, besonders was die Dämpfung der raschen Koppel-
schwingung anbetrifft. Die Resultate der Rechnung sind in Ril-
dern aufgetragen und z. T. denen für induktive Kopplung im
Bilde gzegenübergestellt. Ein Vergleich mit den von M. Wien
aufgestellten Formeln für vorherrschende Kopplung zeigt Über-
einstimmung in den Gliedern erster Ordnung. („Archiv für Blek-
trotechnik”, Bd. 10, 1921, S. 257.) Alb.
w=
‚ "Paunung wie folgt ermittelt:
17. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 27.
RUNDSCHAU.
Leitungsbau.
Neuer Hochspannungsisolator. L. Perrin und E. Pier-
net beschreiben einen neuen Hochspannungsisolator, bei dessen
Entwurf sie sich auf Versuche von Ch. Dachary und P. de la
Gorce!) stützten. Die erwähnten Versuche hatten ergeben, daß
bei Kettenisolatoren, deren Glieder als in Reihe geschaltete Kon-
densaloren, jeder bestehend aus einem Metallteil und einem Por-
Abb. I. Spannungsverteilung an einem
7-gliedrigen Kettenisolator.
zellanteil, anzusehen sind, sich die Potentialdifferenz zwischen
leiter und Erde ganz ungleichmäßig verteilt, indem auf die ersten
und letzten Glieder ein weit größerer Anteil entfällt als auf die
übrigen. Das Porzellan der Endglieder ist daher elektrisch stärker
»eansprucht. An einem 7-gliedrigen Kettenisolator wurde der auf
VLLT LELEILZELEN
p
Abb. 4. Elpery-Durch-
führungsisolator.
Abb 3 Eipery-Stütz- und Hängeisolatoren.
is einzelnen Glieder entfallende prozentuale Anteil an der Gesamt-
(Glied Nr. oa der Gesamtspannung
1 (Leitung) 43
2 19
3 6
4 6
5 = 4
6 4
7 (Erde) 14
. 2?__VeL „Revue Gén. de l’Electricit6“ Bd. 8, 1920. S. 666 und „Bulletin de la
Sec. Française des Electriciens” Bd. 10, Nov. 1920, S. 345.
Abb. 2. Element der Elpery-Isolatoren
nach Abb. 3.
Es ist also das Glied 1, welches der Leitung zunächst liegt, am
stärksten beansprucht und hat mehr als die 10-fache Spannung der
Glieder 5 und 6 nahe der Aufhängestelle auszuhalten (Abb. 1). Die
Unregelmäßigkeit der Potentialverteilung ist um so größer, je klei-
ner die Eigenkapazität jedes Elementes ist im Verhältnis zu der
seiner Metallteile, die es mit dem benachbarten Element verbinden.
% der Gesamtspannung
7 2 3 4
* Abb. 5 Vergleich der Spannungsverteilung bei
4-gliedrigen Kettenisolatoren (A) und bei Elpery-
Isolatoren (B).
Um diese Unregelmäßigkeit auszugleichen, gibt es zwei Mittel: ent-
weder man stuft die Kapazität der einzelnen Elemente entsprechend
ihrer Stellung in der Kette ab, oder man vermindert die Kapazität
der metallischen Verbindungsstücke gegen Erde. Dachary und de la
Gorce haben den ersten Weg beschritten, indem sie die Kapazität
einzelner Elemente durch Metallisierung eines größeren oder klei-
neren Teiles ihrer oberen Porzellanoberfläche nach dem Schoopschen
Verfahren vergrößerten. Perrin und Piernet erwählten den zweiten
Weg, indem sie die metallischen Verbindungsstücke durch solche aus
Isoliermaterial ersetzten; ihre Isolatoren sind also Ketten, deren
Glieder ausschließlich aus Isoliermaterialien bestehen. Die Regel-
mäßigkeit in der Potentialverteihing über einen Kettenisolator soll
übrigens auch Alterungserscheinungen, welche in der Bildung von
Rissen bestehen, verhüten. In Abb. 2 ist ein Element derartiger „El-
pery”-Isolatoren dargestellt. Diese aus Porzellan hergestellten Ele-
mente können in passender Zahl zu Stütz- oder Hängeisolatoren zu-
sammengebaut werden (Abb. 3); erstere werden vermittelst mit Le-
der abgedichteter Verbindungsstücke J fest verschraubt. Letztere
können z. B. aus getrocknetem und in Öl gekochtem Hartholz be-
stehen. Eine leichte Zementverbindung Z verbessert die Wasserdich-
tigkeit und hindert gleichzeitig die Lockerung der Schraubverbin-
dung. Bei den Hängeisolatoren nach Abb. 3 werden die Verbindungs-
stiicke J nicht aus Holz sondern aus einem erprobten künstlichen
Isoliermaterial „Isoloid” hergestellt, welches genügende Festigkeit
besitzen soll. Durcehführungsisolatoren werden nach Abb. 4 gleich-
falls aus Elementen zusammengebaut. P ist ein durchgehendes Por-
zellanrohr, Z wiederum eine Zementverkittung, R ein Isolierrohr.
Das Ergebnis vergleichender Versuche der Potentialverteilung bei
viergliedrizen Kettenisolatoren mit Metallteilen und Elpery-Isolu- .
toren zeigt Abh. 5. Bei den ersteren schwankt der prozentuale Anteil
der einzelnen Glieder an der Gesamtspannung zwischen etwa 7 und
50%, bei den letzteren dagegen nur zwischen 24 und 28%. („Revue
Gen. de !’Electricite”, Bd. 11, 1922, S. 716.) Piz.
Zerstörungen an Bleikabeln dureh Termiten, — Beträchtlichen
Schaden verursachten Termiten an Bleikabeln in der Kanalzone
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~ EA N. CESARI SAR T a O r 4
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920 i
(Panama), indem sie durch den Bleimantel zur Isolierung dringen
und sich dort einnisten. Eine genaue Untersuchung hat gezeigt,
daß beim Berühren ihrer Krallen mit Gegenständen eine weiße,
milchige Flüssigkeit zum Vorschein kommt, die das Blei zer-
setzen soll. Abb. 6 zeigt ein durch Termiten zerstörtes Kabelstück
(„Electrical World“, Bd. 79, 1921, S. 134.) Gg.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Die Preisfestsetzung bei Lieferung von Elektrizität, Gas und
Wasser. — Das vom Reichstag am 26. Mai angenommene Gesetz über
die zweite Änderung der Verordnung über dieschiedsgericht-
liche Erhöhung von Preisen bei der Lieferung
vonelektrischerArbeit,GasundLeitungswasser
vom 1. II. 1919!) war in erster Linie dazu bestimmt, einen wesent-
lichen Mangel der ursprünglichen Verordnung abzustellen, die den
Schiedsspruch zu einer endgültigen Entscheidung gemacht hatte.
Die ungeheure Umwandlung unseres Wirtschaftslebens, die völlige
Verschiebung der Wertbegriffe, besonders aber auch die enormen
Kostensteigerungen von Kohle und Arbeit, haben die Entscheidun-
gen der Schiedsgerichte für Gas, Wasser und elektrische Arbeit. zu
go bedeutenden Eingriffen in bestehende Verträge gemacht, daß den
Abnehmern von Gas, Wasser und Elektrizität die Möglichkeit ge-
geben werden mußte, gegen die Entscheidungen der Schiedsgerichte
Berufung einzulegen. Um in möglichst praktischer Weise den Wirt-
schaftsverhältnissen Rechnung zu tragen, ist die Berufungs-
instanz dem Reichswirtschaftsgericht übertragen
worden, das hierzu einen besonderen Senat bilden wird, der aus
einem Berufsrichter als Vorsitzenden und vier sachverständigen
Beisitzern, von denen je einer von jeder Partei benannt werden kann,
zusammengesetzt sein wird. Auch sonst sind eine Reihe von Ver-
besserungen, die auf den Erfahrungen der letzten drei Jahre mit
diesen Schiedsgerichten beruhen, zu verzeichnen. Um die schwie-
rige Materie 'nach den mehrfachen Wandlungen, die die ursprüng-
liche Verordnung und dazugehörigen Bekanntmachungen erfahren
haben, möglichst klarzulegen, hat der Reichswirtschaftsminister von
der ihm erteilten Ermächtigung Gebrauch gemacht und im Anschluß
an die Veröffentlichung des Abänderungsgesetzes?) gleichzeitig die
ganze Verordnung mit allen inzwischen vorgenommenen Abänderun-
gen veröffentlicht. —.2.
Flugkoks und Fiugasche bei der Umstellung auf minderwertige
Brennstoffe. — Flugasche lagert sich beim Eintritt der Heizgase in
den Heizraum des Kessels auf den Kesselheizflächen und in den
Heizzügen ab. Auf den Kesselheizflächen bildet sich eine wärme-
isolierende Schicht, die etwa in gleicher Weise außen wirkt, wie der
Kesselstein an der Innenseite des Kesselbleches. Bei längeren Ab-
lagerungszeiten und zeitweiligem Schwadenabzug backt sich diese
auf den Heizröhren oder im Flammrohr abgesetzie Flugasche zu
festen krustenartigen Gebilden zusammen, die sich fast ebenso
schwer entfernen lassen, wie der Kesselstein. Durch die Anfüllung
der Heizkanäle wird der für die Abförderung der Verbrennungsgase
nutzbare Querschnitt verkleinert und dadurch die Zugwirkung und
Wärmetbertragung beeinträchtigt. Die Verlegung der Heizzüre mit
Flugasche geht bei Verfeuerung von Rohbraunkohlen teilweise so
rasch vor sich, daß schon nach etwa acht- bis zehntägigem Betrieb
es nicht. mehr möglich ist, die normale Dampfleistung des Kessels
zu erreichen. Auch vom hygienischen und volkswirtschaftlichen
Standpunkte aus ist es geboten, die Flugasche zu bekämpfen und
ihren Übertritt aus den Essen mit den Rauchgasen zu verhüten, weil '
dadurch bald die ganze Umgebung mit einem gelblichgrauen Über-
zug bezogen wird, der dem Pflanzenwuchs z. T. nicht zuträglich ist.
Die vor dem Kriege bestehenden Polizeivorschriften konnten wäh-
rend und nach dem Kriege nicht mehr völlig eingehalten werden, da
nn passende Brennstoff und zweckenteprechende Feuerungsanlagen
ehlten. x
Der Anfall an Flugasche und ihr Gehalt an Brennbarem, d. i.
Flugkoks, hat bis zu 20% zugenommen, seitdem die Flugasche
bildenden Brennstoffe in erhöhtem Maße als Ersatz für die knapp
gewordene Steinkohle in den früher für Steinkohlen eingerichteten
Feuerungsanlagen verheizt werden, und man gezwungen ist, zur
{!berwindung des höheren Rostwiderstandes jener dicht lagernden
Brennstoffe dabei mit Unterwind zu arbeiten. Zur wirksamen
Bekämpfung der Flugkoks- und auch der Flugaschehildung ist.
eine gute Einregelung der Gasgeschwindigkeit im Feuerraum
geboten. Diese kann selbstverständlich nur auf mechanischem
Wege erfolgen, entsprechend den sich ändernden Druckunter-
schieden über und unter Rost durch gleichzeitige Einregelung des
Unterwindes und des Schornsteinzuges. Bisher sind entsprechende,
auch den Schornsteinzug mit einbeziehende Reglereinrichtungen
noch nicht auf den Markt. gekommen. Es dürfte jedoch nicht schwer
fallen, Regler zu konstruieren, die auf eine der Körnung und Zünd-
geschwindigkeit des jeweiligen Brennstoffes entsprechende Gaser-
schwindigkeit einzustellen wären. Man hat sich bisher darauf be-
schränkt, der Bildung von Flugkoke vorzubeugen, bzw. gebildeten
1) Vgl.„ETZ* 1919, 8. 82. 112. , ,
R 2, Vgl. „Reichsgesetzblatt‘“ 1922, I, 8. 509, 510, 511, 516, Reichsanzeiger 1922,
Nr. 117/148,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27.
17. Juli 1922.
zu vernichten oder zu verbrennen, sowie die abgelagerte Flugasche
samt den Flugkoks aus den Zügen zu entfernen, um die Heizflächen
und Züge wirksam zu erhaltev, und schließlich die Flugasche abzu-
fangen und zu sammeln, damit sie nicht mit den Rauchgasen aus den
Essen ausgestoßen werden.
Die vorbeugenden Maßnahmen bestehen in geeigneter Aus-
bildung des Rostes, damit die Windstrahlen die Brennstoffschicht
nicht senkrecht durchstoßen, sondern sich unter Verlängerung des
Windweges in der Schicht ausbreiten. Man will damit erreichen,
daß der Druck des Unterwindes in der Brennstoffschicht fast
völlig aufgezehrt und durch die Ausbreitung des Windes in der
Brennstoffschicht die Windzuführung vergleichmäßigt und Auf-
wirbelung verhütet wird. Die typischen Roste für jene geringen
Brennstoffe, die Treppenroste, verwirklichen das Prinzip der
Wegverlängerung des Windes in der Brennstoffschicht durch
dessen Einführung unter einem Winkel zwischen 30 bis 50°. Die
bekanntesten Ausführungen sind der Wandertreppenrost, Bauart
Volland, der Plutorost, der Bamag-Düsenrost und der Crux-Rost.
Ein weiterer Weg, die Flugkoksverluste zu vermindern, be-
steht darin, daß man die aufgewirbelten brennbaren Bestand-
teilchen zur Nachverbrennung zwingt. Hierzu liegen schon eine
Anzahl von Vorschlägen vor. Der deutschen Evaporator-A.-G.,
Berlin, ist es gelungen in dem Evaporator-Feuerstau eine Einrich-
tung zu schaffen, die geeignet ist, die Verluste an Flugkoks erheb-
lich herabzumindern. Die Entfernung und Unschädlichmachung der
von den Verbrennungsgasen in die Heizzüge und den Schornstein
mitgerissenen Flugasche und Flugkoks- und Rußteilchen erfolgt
durch Reinigung der Heizflächen und Heizkanäle davon und der
Ausscheidung jener Bestandteile aus dem Gasstrom. Das letztere
erfolgt hinter den Kesselzügen mittels Flugaschenfänger. Zum Rei-
nigen der Züge und Heizflächen haben sich in den letzten Jahrzehn-
ten immeı mehr die sogenannten Flugasche- oder Rußbläser einge-
bürgert, die mit Dampf, Heißluft oder unter Druck gesetzten Rauch-
gasen arbeiten.
In Deutschland werden für die meisten Kesselarten Hand-
hläser, werkzeugartig ausgebildete Blasvorrichtungen, bevorzugt,
die von Hand an den Blasstellen des Kessels eingeführt werden.
Lediglich für Flammrohrkessel mit ihren weiten, langen und
daher schwer zugänglichen Heizzügen benutzt man besser fest.
eingebaute Blasvorrichtungen. Von Handbläsern ist in Deutsch-
land der Fraissinet-Ruß- und Flugaschenbläser am meisten ein-
geführt. Er arbeitet mit heißen Rauchgasen, die der Reinigungs-
stelle entnommen werden, mithin nicht abkühlend wirken und
durch Dampf unter Druck gesetzt werden. Von den Mlugasche-Aus-
blasevorrichtungen für Flammrohre ist die Ausführung von Topf &
Söhne, Erfurt, am bekanntesten. Hier reicht tägliches Ausblasen
von etwa 5min hin, um die Kesselheizflächen stets flugaschefrei und
wirksam zu erhalten. Die Reinigung kann ohne jede Betriebsunter-
brechung vorgenommen werden. Es ist möglich, die Vorrichtung
automatisch wirkend auszugestalten und von Uhrwerken geschal-
tete Schnellschlußventile zu benutzen. (Pradel, „Mitt. d. Vereinig.
d. El.-W.”, 1922, Nr. 304, S. 1.) Schgr.
Elektromaschinenbau.
Die Verwendung von Drehstrommotoren mit Kurzschluß-
ankern im Anschluß an die deutschen Elektrizitätswerke. — Über
das Ergebnis einer Rundfrage bei den deutschen Elektrizitäts-
werken, durch die festgestellt werden sollte, welches die gegen-
wärtigen Anschlußbedingungen für Kurzschlußankermotoren sind,
welche Ausnahmen von diesen Vorschriften zugelassen werden,
und wieviel Kurzschlußankermotoren, unterteilt nach Leistungen,
an die Leitungsnetze angeschlossen sind, berichtet H.Schonger.
Es gingen insgesamt 147 verwertbare Antworten ein.
GegenwärtigeAnschlußbedingungen. Fast sämt-
liche Werke legen eine bestimmte Motoren-Nennleistung als obere
Grenze für den Anschluß von Kurzschlußankermotoren fest. 41 Wer-
ke verlangen für den Anlauf größerer Motoren (meist von 1 PS auf-
wärts) Stern-Dreieck-Schaltung, 17 Werke Anlauf mit Leerscheibe,
während die übrigen über ihre Anlaufvorschriften keine Angaben
- machen, Von 7 Werken wird außerdem der cos ọ vorgeschrieben. In-
teressant ist. die folgende Zusammenstellung, die erkennen läßt, dab
im allgemeinen Kurzschlußankermotoren in Deutschland nur bi:
3 PS zugelassen werden. Es lassen Kurzschlußankermotoren zu:
A Werke bis höchstens 0,5 PS
21 r ” r 1 n
7 re n n 1,5 "
2 r „ n 1,75 n
39 r r” n" 2,0 r
1 [2 rr n 2,5 „
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2 [2 [2 ldd 8,0 n
2 „ „ AA 10,0 "
1 ri TAA „ 15,0 re
1 i > über 150 »„
Ausnahmengegenüberden normalen Vorschrif
ten. 77 Werke lassen von ihren bestehenden Vorschriften keine Aus-
”
6:
WOU G OA m
ad Fo
17. Juli 1922.
nahmen zu. Die übrigen Werke zeigten meist während des Krieges
größeres Entgegenkommen, machten jedoch dabei teilweise schlechte
Erfahrungen.
Zahlderangeschlossenen Kurzschlußanker-
motoren. Die nachstehende Aufstellung zeigt, bis zu welchen Grö-
ßen und in welcher Anzahl Kurzschlußankermotoren in Deutschland
angeschlossen sind, wobei allerdings bemerkt sei, daß die Aufstel-
lung auf Vollständigkeit keinen Anspruch erheben kann.
Stückzahl PS %, aller Motoren
3843 . . . . unter % 5,5
10887 .... bs ZX 15,6
300 .... a | 4,4
14487 ... n 1 20,6
5974 . „ 1% 9,5
13 460 . ji 2 19,2
14 714 m 3 21,3
1061 „ 4 1,5
1671 . w Ð 2,4
151 . ni 6 Zu
80 r za 0,75
50 . i 8 —
100 u 9 =
2 über 9, —
Aus den eingegangenen Antworten ist zu entnehmen, daß sehr
viele Werke in ihren Anschlußvorschriften vielleicht etwas zu
vorsichtig sind; es wäre daher sehr zu begrüßen, wenn sie den
Anschluß der Kurzschlußankermotoren etwas erleichterten. („Mit-
teilg. d. Vereinig.d. El. W.”, 1921, Bd. 20, S. 526.) Schgr.
Apparatebau.
Der Argonal-Gleichrichter. — Der von der Paul Hardegen &
Co. G. m. b. H., Berlin SO 33, auf den Markt gebrachte Argonal-
(leiehrichter entspricht im wesentlichen dem bekannten Quecksil-
berdampf-Gleichrichter nach Cooper-Hewitt und unterscheidet sich
von diesem durch eine vereinfachte Zündung und eine kleinere
monimale Belastungegrenze beim Arbeiten auf Widerstandsbela-
: 3 Schiebewderstond
+
) Usenwidersiand
1
`
N.
4
DR e
/
s *-* Ausführung ohne Schiebe wider stand
"= Ausführung ohne Eisenwiderstand
” -77 Au ührung mit Vollmeter bezw Wechseisirom -
ohne Amperemeter Anschluß
Abb. 7. Schaltung des Argonul-Gleichrichters.
stung. Das wird erreicht durch die Füllung des Kolbens mit Argon
und durch die Verwendung eines Quecksilberamalgams als Katho-
denmaterial,. Der Spannungsabfall im Lichtbogen beträgt wie beim
Quecksilberdampf-Gleichrichter rd 15 V. Die Zündung erfolgt ohne
ein Kippen des Glasgefäßes sofort durch vorübergehendes Anlegen
einer Hilfswechselspannung von rd 500 V an eine Hilfsanode, welche
in gleicher Art angeordnet ist wie die Hauptanoden. Nach erfolgter
Zündung wird der Zündkreis an einem vom Gleichstrom erregten
Relais unterbrochen (Abb. 7). Der Gleichrichter wird also auch
automatisch gezündet, wenn nach dem Ausbleiben der Netzspannung
diese wieder einsetzt. Es ist damit ein sicheres Laden von Batterien
über Nacht gewährleistet. Der kleinste Belastungsstrom beträgt nur
03--05 A.
EL. , O _
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27.
92 i
Die konstruktive Ausführung umfaßt mehrere Typenreihen von
0,3 — 100 A. Durch Parallelschaltung mehrerer Kolben kann eine
noch höhere Stromstärke erreicht werden. Für ortsbewegliche An-
lagen und Stromstärken bis 6 A ist die Type WB bestimmt. In Abb. 8
ist diese in ihrer äußeren Ansicht, in Abb. 9 mit abgenommener Vor-
` ” E 2 `
rn PESA Da `
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E
NA
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Abb, 8.
Argonal-Gleichrichter. Í
derwand dargestellt. Diese Vorderwand ist durch Bajonettverschluß
mit dem Gehäuse verbunden und gestattet nach ihrer Entfernung
eine leichte Zugänglichkeit aller Teile. In dem gelüfteten Blechge-
häuse (230 X 250 X570 mm) befinden sich Transformator, Gleich-
stromdrossel, Glaskörper, Silitwiderstandsstäbe, Relais, Volt- und
Amperemeter und Regulierwiderstand. Bei einzelnen Typen der Aus-
führung WB mit besonders großem Regulierbereich ist der Trans-
formator an drei Stufen angezapft. Dadurch läßt sich die Gleichspan-
nung in einem größeren Bereich bei gutem Wirkungsgrad regulieren.
Durch die Verwendung einer reichlich bemessenen Gleichstrom-
drossel ist der Gleichstrom gut ausgeglichen.
Die kleineren Leistungen werden für Einphasenstrom, die
größeren für Drehstromanschluß ausgeführt. Für ortsfeste An-
lagen sind die größeren Typen WM und WR bestimmt. Sonder-
typen werden hergestellt zum Betrieb von künstlichen Höhen-
sonnen, Projektionslampen für Kinos usw. Bei größeren Gleich-
richtern für Netzbetrieb ist eine weitgehende Spannungsregelung
um + 20% vorgesehen, bei Batterieladung ist die Spannung in der
üblichen Weise zwischen 2 und 2,75 V f. d. Zelle einstellbar. Jeder
Gleichrichter wird einer 50-stündigen Dauerprüfung unterzogen, als
Lebensdauer der Glaskörper werden 5000 bis 10000 h ass
tz.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Fragen der Überspannungsschutzapparate.. —E.E.F.Creigh-
ton!) behandelt in einem der Winterversammlung des American
Institute of Electrical Engineers vorgelegten Berichte. Die Frage
der Überschutzapparate und geht anschließend an die im Vorjahre
im Auftrage des Fachausschusses für Überstrom- und Überspan-
nungsschutz von F. L. H u n t veröffentlichten Ergebnisse einer über
die gebräuchlichsten Anordnungen veranstalteten Rundfrage?) vor
allem zunächst auf die nur ausnahmsweise verwendeten Apparate-
anordnungen ein. Die auf diese Rundfrage eingelaufenen Antworten
zeigten klar, daß die amerikanische Praxis die ventilartig wirkenden
Überspannungsschutzapparate (Aluminiumzellen, Bleisuperoxyd-
Ableiter) ganz allgemein bevorzugt, und daß der Hörnerfunken-
ableiter nur noch ganz vereinzelte Anhänger hat, wie auch die
Meinung, daß auf solche Einrichtungen überhaupt verzichtet
werden kann, nur in wenigen Fällen vertreten wird. Creighton
sucht die allgemeine Abneigung gegen die Hörnerfunkenableiter
zu rechtfertigen und behandelt der Reihe nach die drei möglichen
Fälle, daß solche in Reihenschaltung mit hohen Dämpfungswider-
ständen, mit mittelgroßen Widerständen oder überhaupt ohne jeden
Dämpfungswiderstand verwendet werden. Durch den hohen
Dämpfungswiderstand wird der dem Entladungsfunken folgende
Strom auf einen niedrigen Wert begrenzt, doch zeigt eine einfache
Überlegung, daß, wenn der Wert des zur Erde abfließenden
Stromes unter 10 A liegt, durch diese Schutzanordnung keine
nennenswerte Senkung der Überspannung mehr erzielt werden
kann. Um dies nachzuweisen, wird die Stromstärke einer Wander-
welle ganz überschlägig zu 2 Amp. je 1 kV berechnet, welcher
a a E
” Journal of the A. I, E. E.* 1922, Heft 2, 8. 9 ff.
Vegl. „ETZ* 1922. 8. 52.
— n Ta >
922
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27.
17. Juli 1822.
Wert sich aus der Überlegung ergibt, dab die ciue Hälfte der
einer \wauderwelle innewolhnenden Luergie elektromagnelische,
die andere Hällte elektrostatische Knergie ist, welche mit Lille
der Selbstinduktion und Kapazilät der Leitung in Abhängigkeit
von der Spannung uud Stromstärke ausgedrückt werdeu Können.
Erstere beiden Größen sind von dem Querschnitt und der Anord-
nung der Leitung nur iun geringem Male abhäugig, so daß ohne
weiteres mit Durchschnittswerten gerechnet werden kann, mit
welchen man zu dem vorstehend angegebenen Wert der Strom-
stärke der Wanderwellen kommt. bine \Waänderwelle von bei-
spielsweise 200 kV Potential führt sonach einen Strom von der
Größenordnung 400 Amp. Es ist klar, dal, wenn der Funken-
ableiter nur 10 A der Wellen entziehen kann, hierdurch die
Höhe des Potentiales und die Gefährdung der gauzeu Anlage nu:
ganz unwesentlich beeinflußt wird. (Diese Zusammenhänge sind
auch bei uns schon wiederholt erörtert worden; Creighton über-
sieht jedoch, daß durch die Parallelschaltung von mehreren Hör-
nern eine bedeutende Erhöhung des Schutzwertes vermöge des
auf diese Weise herabgesetzten Gesamtwiderstandes gegen Brde
erzielt wird, was allerdings auch eine erhöhte Strombeanspruchung
der Kraftwerke durch den dem k’uukenüberschlag nachtolgeuden
Betriebsstrom mit sich bringt.) Durch Verringerung des
Dämpfungswiderstandes können schon bessere Ergebnisse erzielt
werden, doch wird in diesem Falle der dem kuukenüberschlag
nacheilende Betriebsstrom größer, und werden die Maschinen unteı
Umständen kurzschlußartig beansprucht; überdies sind auch die
Kosten von \Widerständeu mit größerer 'Stromkapazität erheb-
liche. Gegen das Fortlassen der Dämpfungswiderstände sprechen
ebenfalls gewichtige Gründe, vor allem, dab dann die Lichtbögen
über die Hörner große Ausdehnung erreichen und leicht zu Kurz-
schlüssen führen können, die Maschinen bei jeder Entladung einer
starken Strombeanspruchung unterworfen sind und bei getrenuter
Anordnung der Erdleitungen für die Hörner in jeder Phase eine
Gelährdung von in der Nähe sich aufihaltenden Personen zur Zeit
der Entladung besteht. Daß trotz dieser Verhältnisse in einzel-
nen Anlagen mit Hörnerfunkenableitern in Verbindung mit großen
Dämpfungswiderständen keine Mißerfolge erzielt wurden, führt
Creighton darauf zurück, daß in solchen Anlagen die Freileitungs-
isolatoren eine verhältnismäßig niedrige Uberschlagsspannung
hatten. Nimmt man diese mit dem zweifachen Wert der Betriebs-
s}; annung an, so führt eine Wanderwelle, deren Potential den
doppelten Wert der Betriebsspannung erreicht, bereits einen
Uberschlag an irgendeinem lsolator herbei. An der Überschlags-
stelle teilt sie sich dann in zwei Wellen, deren jede die halbe
Energie der Ursprungswelle mit sich führt und nach beiden Seiten
längs der Leitung weiterläuft; das Potential der Welle senkt sich
demzufolge unter den Wert der Überschlagsspannung der Iso-
latoren und erreicht zwar unter Umständen die Transformatoren
und Apparate, kann aber auch an diesen keinen Schaden mehr an-
richten, da auch diese üblicherweise mindestens mit doppelter
Sicherheit isoliert sind!). Bei allen diesen Vorgängen spielen die
Hörnerfunkenableiter gar keine Rolle. Immerhin darf hieraus
nicht etwa geschlossen werden, daß ein ausreichender Schutz
durch Erniedrigung der Isolationsstärke der Leitung erzielt wer-
den kann, da eine solche Maßnahme eine große Anzahl von lso-
latorenüberschlägen und ständige Betriebsstörungen zur Folge
hätte.
Es bleibt noch die Frage offen, ob es nicht am besten ist,
auf jedweden Überspannungsschutz zu verzichten und dafür die
so ersparten Summen auf eine bessere Isolation der übrigen Au-
lageteile und Bereitstellung von Reservetransformatoren zu ver-
wenden. Auch dieser Standpunkt kann nicht als gerechtfertigt
angesehen werden, da auch die beste Isolation durch wiederholte
Überspannungen leidet und mit der Zeit geschwächt wird, daher
auf die Dauer keine vollkommene Sicherheit bietet; die Anschaf-
fung von Keservetransformatoren ist sehr kostspielig und leistet
überdies keine sichere Gewähr für die dauernde Aufrechterhal-
tungsmöglichkeit des Betriebes, da die Inbetriebnahme derselben
immerhin einige Zeit erfordert, namentlich wenn sie nicht ständig
an die Sammelschienen über besondere Schalter angeschlossen
sind und daher erst an die Stelle der beschädigten Einheit gerückt
werden müssen; denn in wichtigen Kraftwerken und Umspannwer-
ken sind solche Unterbrechungen nicht zulässig. Der Verzicht auf
die Schutzapparate könnte höchstens in Umspannwerken von ganz
untergeordneter Bedeutung, wo eine auch etwas länger dauernde
Unterbrechung des Betriebes keine große Rolle spielt, als zulässig
angesehen werden.
Den raschen Eingang, welchen die verschiedenen Elektrolyt-
ableiter in die Praxis gefunden haben, verdanken sie ihrer Ventil-
wirkung, dank welcher sie unter der Betriebsspannung nur eine
ganz geringe Stromstärke durchlassen, in dem Moment jedoch,
wo eine höhere Spannung an der Belegung auftritt, ihre Strom-
durchlässigkeit sich auf ein Vielfaches erhöht und auf diese
Weise den Ladungen einen fast widerstandslosen Weg zur Erde
öffnen. Die Aluminiumzellen haben jedoch den Nachteil, daß sie
täglich neu formiert werden müssen und überdies ihre Lebens-
dauer sich als eine begrenzte erwiesen hat, wobei es bisher außer-
ı) Diese Ansicht ist nicht zutreffend, da Jeder Refiexionspunkt z. B.
Stromwandier, Transformatorwicklung) eine Ver op lung der Amplitude der
Spannungswelle herbeiführt. Vgl. Biermanns, „ETZ“ 19%, 8. 307.
ordentlich schwer gewesen ist, den Zeitpunkt, zu welchem sie
gründlich instandgesetzt werden müssen, verläßlich zu bestimmen:
demzufolge werden sie in neuerer Zeit iınmer mehr und mehr
von den Bleisuperoxyd-Ableitern, welche angeblich diese Nach-
teile nicht haben, verdrängt. Die General Electric Co. hat sich in
den letzten Jahren mit dieser Frage eingehend beschäftigt und
einen Weg ausfindig gemacht, welcher die jederzeitige leichte
Überprüfung der Aluminiumzellen auf ihre Lebensfähigkeit ge-
stattet. Diese Prüfung besteht in der Messung des Leistungs-
faktors der Zelle, welcher, wenn sich die Zelle in gutem Zustande
befindet, ungefähr 0,14 zu betragen hat. Mit der zunehmenden
Verschlechterung der Zellen nimmt der Leistungsfaktor immer
größere Werte an und steigt auf 0,5 unter Umständen auch noch
höher. Eine solche Zunahme des Leistungsfaktors ist ein sicheres
Zeichen dafür, daß die Zelle instandsetzungsbedürftig ist. Die Mes-
sung kann leicht an Ort und Stelle mit ganz einfachen Hilfsmitteln
durchgeführt werden. Es wird nun beabsichtigt, einen eigenen Über-
wachungsdienst für alleim Betriebe stehenden Aluminiumzellen ein-
zurichten und die Instandsetzung derselben an Ort und Stelle zu
ermöglichen. Man hofft auf diese Weise den ständigen guten Zustand
dieser Schutzapparate sichern, die Instandhaltungs- und Reparatur-
kosten erniedrigen und die gegen dieselben z. Zt. bestehenden Vor-
urteile wirksam bekämpfen zu können. Bp.
Beleuchtung und Heizung.
Sicherheitsbeleuchtungskörper für Pulverfabriken. — In Pul-
verfabriken, Munitionslagern u. dergleichen explosionsgefährlichen
Stätten werden die Leitungen nicht im Iunern der Räume sondern an
deren Außenwänden verlegt, wo sie leicht besichtigt werden können.
Die Lampen müssen gegen die Räume völlig abgeschlossen sein. In
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Abb. 12.
Abb. 12 sind zwei für derartige Räume sehr geeignete Beleuchtungs-
körper der Westinghouse Lamp Co., Bloomfield, dargestellt. Die An-
ordnung A ist ein mit Asbest ausgelegter Eisenkasten, enthaltend
die Lampe, den Reflektor und die Fassung. Der Kasten wird
unter einem gewissen Winkel in die Wand eingebaut, der von der
Art der Stellung der zu beleuchtenden Maschine abhängt. In
Mehl- und Pulvermühlen oder da, wo Säuredämpfe od. dgl. auf-
treten, wird die Bauart B angewendet und in einen Verschlag
in die Wand eingesetzt. Der vordere Glasabschluß des Beleuch-
tungskörpers schützt die Lampe und kann zwecks Auswechse-
lung der Lampe abgenommen werden. Die Luftzirkulation er-
folgt durch das Stahlrohr, welches die Zuleitungen einführt.
(„Electrical World“, Bd. 77, 1921, S. 268.) Piz.
Das Ende der Lichtnot. — Die Bundesratsverordnung vom
11. XII. 1916 über die ErsparnisvonBrennstoffenunid
Beleuchtungsmitteln wird, wie amtlich mitgeteilt wird, in
Kürze aufgehoben werden. Damit treten die reichsrechtlichen Be-
Stimmungen über die Lichtreklame außer Kraft, und die Zuständig-
keit der einzelnen Bundesstaaten auf diesem Gebiete wird wieder-
hergestellt. Die Länder werden ihrerseits Anordnungen erlassen,
um Auswüchsen in der Lichtreklame und im sonstigen Beleuch-
tungswesen entzegenzufreten. Den beteiligten Kreisen wird emp-
fohlen, aus diesem Grunde kostspielige Neuanlagen zu vermeiden,
da deren Ausnutzung etwaigen späteren Verboten der Länder zu-
widerlaufen oder solche nach sieh ziehen könnte. —z.
Verkehr und Transport.
9. Internationaler Eisenbahnkongreß in Rom. — In unserem nach
„Engineering“ erstatieten Bericht über den 9. Internationalen Eisen-
bahnkongreß in Rom’) befinden sich einige Zahlen über die Bahn-
elektrisierungen in der Schweiz, die in dem Originalbericht, der ung
ı) Vgl. „ETZ“ 192, S. 79.
`: 17. Juli 1922. °
nunmehr vorliegt, anders augegeben sind. Hiernach hatten anfangs
92l nicht 1940 kim, sondern nur etwa 103 km elektrischen Betrieb,
1123 (nicht 1120) km davon sind Kleinbahnen, von dem Rest werden
rl 33 km mit Gleichstrom und 132 (nicht 130) km mit Drehstrom, die
übrigen mit Einphasen-Wechselstrom betrieben. Unter den Dreh-
stromstrecken sind 54 km, die diese Stromart nur provisorisch be-
nutzen, um das Kraftwerk der Simplonstrecke gut auszunutzen; spä-
ter soll hier zum Einphasenstrom übergegangen werden. Das Ein-
hasensystem ist durch eine 1901 (nicht 1912) eingesetzte Studien-
kommission als Einheitssystem mit 10 000 —- 15 000 V und 13% bis
(nicht bzw.) 16% Per empfohlen und angenommen worden. Ände-
rungen an den Schwachstromleitungen der Bahn würden, wie der
Bericht sagt, bei dem System notwendig werden; die Verkabeluırg
wird durchgeführt. Die Frage der Energie-Rückgewinnung ist nach
dem Originalbericht als gelöst anzusehen. In der Geschichte des
Wechselstromsystems in der Schweiz spielte der im Kriege notwen-
dig gewordene Übergang von der Kohle zur Wasserkraft eine große
Rolle; er beschleunigt die Entschlüsse. Der Stromverbrauch wurde
auf der Lötschberg- (nicht Simplon-) Strecke im Mittel zu 51 Wh f. 1
tkm, auf den Rhätischen Bahnen zu 50,7 Wh/tkm festgestellt. Der
Stromverbrauch auf der Lötschberg- (nicht Simplon-) Strecke war
im Winter 10 % höher als im Sommer; bei den Rhätischen Bahnen
war der Unterschied größer, was sich zum Teil durch die elektrische
Heizung erklärt. Auf der Lötschberg- (nicht Simplon-)Strecke stel-
leu sich die Unterhaltungskosten der Lokomotiven (nicht Strecken-
unterhaltung) bei elektrischem Betrieb um rd 17 % billiger (nicht
eurer) als bei Betrieb mit Dampflokomotiven der halben Leistung.
Ubrigens kommen wir auf die Verhandlungen über elektrischen
Bahnbetrieb während des Eisenbahukongresses in Rom noch in
sinem besonderen, nach den Originalreferaten ausgearbeiteten Be-
richt hier zurück.
Fernmeldetechnik.
Sprachübertragung durch Unterseekabel. — Bei Beurteilung
ler Güte der Übertragung einer Fernsprechleitung kommen drei
Faktoren in Betracht:
1. Die Dämpfung der Lautstärke,
(zenau nur für sehr lange Leitungen)
ziehung:
welehe näherungsweise
gegeben ist durch die Be-
VEnde = Vant ePtie,
worin B und a durch die Formeln:
Zu. ai Ze ya u a en m
ARo C),
j j X aaa a Den
ee
B= | 5 Vi? +a? C (R + w L?) H-
a=) 3 VEF ERFA — yA R= oL O)
stimmt sind, in denen R, L, A und C die Werte von Widerstand,
laduktivität, Ableitung und Kapazität für die Längeneinheit der
leitung bezeichnen. |
2. Die Verzerrung infolge der verschiedenen Dämpfung der
verschiedenen Sprachfrequenzen; um den hierdurch veranlaßten
Jumpfen Klang der Sprache zu vermeiden, muß 8 möglichst unab-
rangig von der Frequenz gemacht werden’).
‚ 3 Die Phasenverschiebung der verschiedenen Obertüne gegen
wn Grundton, die aber von geringerer Bedeutung ist.
. Was die Dämpfung ß anbetrifft, so läßt sich aus obiger
Formel ableiten, daß ihr Wert auf dreierlei Weise herabgesetzt
werden kann: durch Verminderung von R oder C oder durch Er-
wihung von L. Früher wurden nur die beiden ersten schon aus
ler Telegraphie bekannten Methoden angewandt. Doch eine
rniedrigung von R auf dem Wege der Querschnittsvergrößerung
laaft auf eine Zunahme an Umfang, Gewicht und Kosten des
kabels hinaus. Denselben Nachteil bringt eine Verminderung der
Kapazität C=--7- (e = Dielektrizitätskonstante, D bzw. d
urchmesser über Dielektrikum bzw. Leiter), falls man D zu ver-
rößern strebt; C läßt sich aber auch verkleinern, indem man ein
nelektrikum kleinerer Dielektrizitätskonstante wählt, welcher
(«danke zur Herstellung von Papier-, Papierluftraumkabeln usw.
ʻihrte. Erst 1887 machte Heaviside darauf aufmerksam, daß die
“i3 dahin als Widerstandszuwachs so gefürchtete Vermehrung der
“lbstinduktivität zur Neutralisierung der Leitungskapazität und
Verringerung der Dämpfung sehr nützlich sein könnte; ferner
zeigte er, daß für eine verzerrungsfreie Leitung B von œ unab-
ängig sein müßte und diese Bedingung für LT c erfüllt wäre.
R
A x
Va für ein gewöhnliches Guttaperchakabel -c co 120, T co5000 zu
setzen ist, so wird durch Steigerung der Selbstinduktivität zugleich
tie Verzerrung vermindert.
3. j
) Dem Verfasser gilı als Maß der Verzerrung die alte Formel -€ "° Pop
-otn während in Deutschland dafür jetzt einfucher und theoretisch richtiger
die Differenz B lno — B law angegeben werden soll.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27.
923
Die Erhöhung der Selbstinduktivität der Kabel geschicht:
l. nach dem von Krarup angegebenen Verfahren, nach welchem
1 bis 3 Lagen dünnen Bisendrahtes (0,2--03 mm Dicke)
spiralförmig um Jen ganzen Leiter gewunden werden, welche:ı
gewöhnlich aus einem festen Kupferkern und herumgelegten
flachen Litzenbändern besteht; der so besponnene Leiter wird
dann wie ein gewöhnliches Kabel mit Guttaperchaisolierung
und Bleimantel versehen.
2, nach der Pupinschen Methode der Einschaltung von In-
duktionsspulen, nach welcher mindestens œ Spulen auf die
Wellenlänge der höchsten und danach etwa 9 Spulen auf die
der mittleren Sprachfrequenz zu setzen sind.
Für Landlinien ist gewiß das zweite Verfahren vorteilhafter.
Joch für Unterseekabel, die in weit größerem Maße der Erhöhung
der Induktivität bedürftig sind, ist die Spulenbelastung kein
einfaches Problem, so daß für diese zunächst nur die Umspinnung
in Betracht kam. Erst 1906 wurde das erste Pupin-Unterseekabel
im Bodensee verlegt, dem dann in den nächsten Jahren eine Reihe
weiterer Pupinkabel der Firma Siemens folgten. (In neueren
Kabeln dieser Art sind im Abstande von je 1 Seemeile Spulen von
80 mil eingeschaltet.)
Bei Berechnung der Dämpfung eines Kabels mit erhöhter
Selbstinduktivität ist zu beachten, daß diese neben Erhöhung des
Ohmschen Widerstandes auch Wirbelstrom- und Hysteresisverluste
mit sich bringt, welche für das Krarupkabel besonders grof sind:
auch besitzt es größere Kapazität, und seine Induktivität kann
nicht in gleichem Maße gesteigert werden wie beim Pupinkabel.
Bei einem Vergleich beider Methoden kommt Hill („El Review“
Band 71, 1912) zu dem Schluß, daß bei gegebenem ß das mit
Spulen belastete Kabel billiger herzustellen sei. Für eine Spulen-
leitung ist R << vo L, nach welcher Voraussetzung
. A
E e
NXg ae zz 2
eilt. Hiernach wäre 8 unabhängig von œw und die Leitung ver-
Vi und awwuyYL“Ü
zerrungsfrei, wenn sich nicht R und r mit der Frequenz
änderten. Nach dieser Formel läßt sich die Dämpfung des Pupin-
r . A .
kabels auch durch Verkleinerung des Ausdrucks ri erreichen,
und der Firma Siemens ist es gelungen, für ein besonderes Gutta-
perchakabel diesen Wert für œ = 5000 von 120 auf 20 herabzu-
mindern.
Es ist nicht etwa angängig, die Lautstärke am Ende dadurch
auf genügende Höhe zu bringen, da man den Sendestrom ver-
stärkt; denn dadurch würde nicht nur die Verzerrung, sondern
vor allem auch das Nebensprechen vergrößert. Da sich Untersee-
kabel schlechter -ausgleichen lassen als lLaandkabel, so ist es von
Wichtigkeit, daß Krarupkabel dem Nebensprechen weniger aus-
gesetzt sind als Pupinkabel; nach Ansicht des Verfassers ist
daher unter See der Viererbetrieb nur für erstere ratsam, obgleich
er zuerst 1911 auf dem englisch-belgischen Pupinkabel einge-
richtet wurde. (Für Telegraphenleitungen hatte sich Jakob schon
1882 die Methode patentieren lassen, zwei parallel geschaltete
Drähte mit der Erde als Rückleitung als neuen Stromkreis zu ver-
wenden.) Die im Fernsprechbetriebe gebrauchten Verstärker,
welche die Reichweite der Leitung vergrößern sollen, müssen
kräftig und doch empfindlich gebaut sein, auf Frequenzen von
mindestens 2000 Per/s ansprechen und Töne aller Frequenzen in
gleichem Maße verstärken. Der moderne Glühkathodenverstärker
wird all diesen Anforderungen auf fast ideale Weise gerecht. Im
Verstärkerbetriebe ist es nun von großer Bedeutung, daß die
Leitungsimpedanzen zu beiden Seiten des Verstärkers überein-
stımmen, was mit Hilfe künstlicher Leitungsnachbildungen
erreicht wird; da nun die Regelmäßigkeit im Aufbau eines
Krarupkabels die eines Pupinkabels bei weitem übertrifft und
jede Unsymmetrie starke Schwankungen der Leitungsimpedanz
mit der Frequenz hervorruft, welche dann durch die Nachbildung
nicht mehr auszugleichen sind, so folgt daraus, daß im Verstärker-
betriebe die Krarupkabel den mit Spulen belasteten überlegen
sind. Wägt man, zusammenfassend, die Jlauptvorzüge beider
Kabelarten gegeneinander ab, so sprechen
a) zugunsten des Pupinkabels:
1. Geringere IIerstellungskosten bei gleichen Dämpfungs-
konstanten (wegen geringeren Kupfer- und Gutta-
perchaverbrauchs),
2, die Möglichkeit beliebiger Steigerung der Induktivität
(was aber seit Einführung der Verstärker weniger wich-
tig ist);
b) zugunsten des Krarupkabels:
1. Einfachere Herstellung, Auslegung und Instandsetzung,
2, geringere Instandhaltungskosten (weniger Verbindungs-
stellen und Unabhängigkeit von Spulenfehlern),
ecringeres Mitsprechen,
4. hessere Brauchbarkeit im Verstärkerbetrieb.
Verfasser gibt neben einer Übersicht über die von 1902 bis
1920 verlegten Unterseekabel auch eine Zusammenstellung ver-
9
[2]
924
schiedener Kabeltypen, welche den Einfluß der verschiedenen
Leitungskonstanten veranschaulichen soll’). Er glaubt, daß man
unter See in Zukunft nur noch Krarupkabel verwenden wird.
(A. Rosen, Journ. Inst. El. Eng. London, Bd. 60, 1922, S. 73.)
Whg.
Internationaler Telegraphistenwettstreit. — Die großen Ver-
bände der deutschen Post- und Telegraphenbeamten veranstalten
in der Zeit vom 18, bis 21. VIII. 1922 in Berlin einen internationalen
Telegraphistenwettstreit, an dem Angehörige der meisten staat-
lichen und privaten Telegraphenverwaltungen Europas teilnehmen
werden. Da ein solcher Wettstreit für die Telegraphisten ein kräf-
tiger Ansporn sein dürfte, ihre Fertigkeit zu erhöhen und zu ver-
vollkommnen, was der Abwicklung des in- und ausländischen Tels-
grammverkehrs zugute kommen wird, so wird der Staatssekretär
Dr. Bredow die Beamtenschaft bei Ausführung des Unternehmens,
das sich äuf Arbeiten am Klopf- (Morse-), Hughes-, Baudot-, Sie-
mens- und Wheatstone-Stanzapparat sowie am.Summer (zur Auf-
nahme von Funktelegrammen) erstrecken wird, weitgehend unter-
stützen. Es wird aber angeregt, daß auch Presse, Handel und In-
dustrie sich durch Stiftungen an dem Unternehmen beteiligen, da-
mit es an Bedeutung gewinne. Der Staatssekretär hat daher dem
teichsverband der deutschen Industrie und dem Zentralverband der
deutschen elektrotechnischen Industrie die Stiftung eines „Gro-
sen Preises der deutschen Industrie” bzw. eines
„EhrenpreisesderelektrotechnischenlIndustrie”
vorgeschlagen. Auch Geldzuwendungen von Einzelfirmen werden
dankbar angenommen. Ebenso ist die Überweisung von Gegen-
ständen (z. B. Kunstgegenständen) für Jie Preisverteilung er-
wünscht. Nähere Auskunft erteilt der zuständige Referent im Post-
ministerium, Postrat Giesecke. —z.
Direkt anzeigender Richtungsfinder, — Bei dem von A. Artom
angegebenen Richtungsfinder gibt ein Zeiger auf eine Skala auto-
matisch die Richtung der ankommen- i
den Wellen an. Artom benutzt die
bekannte Radio-Goniometer-Anten-
nenanordnung mit zwei aufeinander
senkrechten Empfangsrahmen, nur
gibt er jetzt jedem Rahmen für sich
einen Detektor bzw. Audion 1, 2
(Abb. 10). Der Detektorstrom geht
durch die beiden aufeinander senk-
rechten Spulen AB und CD, das be-
wegliche System eines Galvanome-
ters. Die permanenten Magnete des-
selben sind N und S. Der Ablenkungs-
winkel des Zeigers ergibt sich aus
dem Verhältnis der Ströme in den
beiden Empfangsrahmen. Je nach der
Wahl des Detektors ist eine andere
Eichung erforderlich. („Radio Re-
view”, Bd. 3, 1922, S. 14.) A. M.
Abb. 10.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Skineffekt in dieken, unterteilten Leitern bei niedrigen Fre-
quenzen. — Für die Abhängigkeit des Widerstandes von der Fre-
quenz bei Wechselstrom sind von verschiedenen Seiten Formeln
aufgestellt worden, so unter anderem von Thomson, Gray
und Rushmore. Nach Middleton und Davis ist die ein-
fachste dieser Formeln die von Gray. Sie gibt die wirksame
Öberflächenschicht an, d. h. wie tief der Wechselstrom von der
Oberfläche des Leiters nach dem Innern bei verschiedenen Fre-
quenzen eindringt. Die Dicke dieser Oberflächenschicht beträgt
nach der Formel für massive Kupferleiter z. B. bei einem
Wechselstrom von 25 Per 129 cm und bei einem Wechselstrom
von 60 Per 0,835 cm. Die Verfasser haben den wirksamen Wider-
stand dicker, unterteilter Leiter bei den genannten Wechselstrom-
frequenzen gemessen und daraus berechnet, wieweit und mit
welchen Abänderungen sich die Formel von Gray auch auf unter-
teilte Leiter übertragen läßt. Sie finden, daß die wirksame Ein-
dringtiefe des Stromes für unterteilte Leiter die gleiche ist wie
für massive Leiter. Für unterteilte Leiter berechnet man die
Tiefe mit Hilfe des mittleren Windungsdurchmessers der äußersten
Lage. Der Skineffekt ist unabhängig von der Stromstärke Die
Eindringtiefe ändert sich umgekehrt proportional mit der Quadrat-
wurzel aus der Stromfrequenz. Außer konzentrischen, unterteilten
ITeitern haben die Verfasser auch verseilte, unterteilte Leiter
untersucht und finden ebenfalls dieselbe Eindringtiefe wie bei
massiven Leitern. („Journal of A.I. E. E.“, Bd. 40, 1921, S. 749.)
Alb.
Angwmäherte Bestimmung der Kapazität aus dem Kraftlinien-
bild eines parallelen elektrostatischen Feldes. — Bei der. Lösung
verschiedener Hochspannungsaufgaben hat man zuweilen die Ka-
ı) Die Dämpfungswerte sind auf das übliche Standardkabel des britischen
Postministeriums bezogen. welches pro Meile eine Dām tung von ß = 0.106
(pro km Ø = 0.16%) anfweist. Als Höchatwerte der Gesamtdämpfung sind fest-
re-etzt für eine Fernleituneg St=35m.s.c.(Bl=3,7), für eine Ortsleitung
pi=25m.e.c.(31 =2.65) und hiernach die Reichweiten angegeben.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 27. Ä °
17. Juli 1922.
pazität eines Feldes zu bestimmen, das zwischen zwei Potential-
flächen eingeschlossen ist. Haben diese Flächen keine ganz ein-
lache geometrische Form, so bietet die Berechnung der Kapazität
große mathematische Schwierigkeiten. Spielrein gibt ein
Verfahren an, um aus dem Kraftlinienbild eines ebenen elek-
trostatischen Feldes die Kapazität des Feldes zu berechnen.
(„Archiv für Elektrotechnik, Bd. 10, 1922, S. 373.) Alb.
Theorie des wirklichen Feldes eines Magneten. — Ashworth
behandelt die Theorie des „wirklichen“. Feldes eines Magneten und
die Beziehung seiner magnetischen Eigenschaften zu seinen charak-
teristischen elektrischen und kalorischen Eigenschaften. Die Unste-
tigkeit der ferromagnetischen Gleichung, welche in der kinetischen
Theorie des Magnetismus begründet ist, verschwindet, wenn man
das wirkliche Feld als Kombination zweier Felder, eines moleku-
laren und eines wahren Magnetfeldes, behandelt. Diese Annahme
eines zweifachen Feldes gibt Aufklärung, warum die kritische Tem-
peratur durch ein Wechselstromfeld herabgesetzt wird, wogegen die
Teemperaturgrenze für die Änderung der spezifischen Wärme nur
unbedeutend geändert wird. Man erhält daraus auch Aufschluß über
die Beziehungen der mechanischen und magnetischen Kräfte und
darüber, warum elastische und magnetische Eigenschaften bei der
gleichen hohen Temperatur zu verschwinden streben. Die neue The-
orie beseitigt einen schwerwiegenden Fehler in der früheren Lehre
von der kinetischen Theorie des Magnetismus und gestattet, nunmehr
feste Werte aus der ferromagnetischen Gleichung zu berechnen. Der
abnormale Anstieg der spezifischen Wärme und der abnormal hohe
Temperaturkoeffizient des Widerstandes, der in diesen Metallen ge-
funden wird, Jäßt sich gleichfalls durch die neue Theorie der zwei
Felder erklären („Electrical World“ Bd. 79, 1922, S. 844, nach „Phil.
Magazine London“, März 1922.) Piz.
Werkstatt und Baustoffe.
"Silumin, eine neue Aluminiumlegierung. — In dem Metallabo-
ratorium der Metallbank in Frankfurt a. M. ist eine neue Alumi-
nium-Silizium-Legierung. hergestellt worden, die die bisher in
der Aluminiumindustrie benutzten Gußlegierungen hinsichtlich
ihrer technischen Eigenschaften recht erheblich übertrifft. Al-i-
Legierungen sind auch früher vielfach ` hergestellt worden, zeig-
ten jedoch im Guß so schlechte technische Eigenschaften, daß sie
kaum zur Verwendung gelangten. Es wurde jetzt gefunden, dab
bei dieser Art von Legierungen gewisse Zuschläge eine sehr
wesentliche Verbesserung der technischen Eigenschaften hervor-
rufen. Der Siliziumgehalt beträgt 11 bis 14%, das spezif. Gewicht
ist 2,5--2,65. Die Festigkeit beträgt 20 kg/mm?, die Dehnung
5—10 %. Versuche ergaben die Überlegenheit des Silumins nicht
nur gegenüber der alten AlSi-Legierung derselben Zusammen-
setzung, sondern auch gegenüber den technischen, unter den Namen
„deutsche“ und „amerikanische” Legierung bekannten Metallen.
Die physikalische Ursache dieser technischen Überlegenheit den
früher bekannten Al-Si-Legierungen gegenüber scheint. bei gleicher
Zusammensetzung in erster Linie in dem sehr erheblich feineren
Kristallkorn des Silumins zu liegen. Der Fortschritt wurde dadurch
möglich, daß es gelungen ist, ein Verfahren zu finden, welches gv-
stattet, den Dispersitätsgrad der Legierung stark zu erhöhen. Div
Ursache liegt offenbar in einer eigenartigen Beeinflussung des Kri-
stallisationsprozesses,
Auch hinsichtlich zahlreicher anderer Eigenschaften, wie Wär-
mefestigkeit, Korrosionsbeständigkeit, besonders dem Dampf gegen-
über, Wärmeleitfähigkeit usw., zeigt sich das Silumin der deutschen
und amerikanischen Legierung z. T. wesentlich überlegen.
G. Masing.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Verband Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine. — Die
47. Abgeordneten-Versammlung des Verbandes Deutscher Arehitek-
ten- und Ingenieur-Vereine findet am 25. und 26. August d. J. in L il-
beck statt. Aus den Verhandlungsgegenständen sind, abgesehen
von inneren Angelegenheiten, unter denen die Finanzfrage, wi»
heute bei allen Verbänden eine wichtige Rolle spielt, Beratungen
über verschiedene Fragen der Neuorganisation in Staat und Gemein-
den, Stellungnahme zu der neuen Gesetzgebung auf dem Gebiete de:
Wohnungswesens und eine Aussprache über die Notwendigkeit des
Zusammenarbeitens von Architekt und Bauingenieur, auf der ja
auch die Existenzberechtigung des Verbandes in hohem Maße be-
ruht, hervorzuheben. ;
Jahresversammlung des Institute of Transport, London’). —
Auf der in der Zeit vom 12. bis 20. Mai unter dem Vorsitz von
H. P.May bury abgehaltenen 2. Jahresversammlung des Institute
of Transport wurden u. a. folgende Vorträge gehalten:
Professor M. J. Carlier, Lüttich, sprach über die Bahn-
praxisim Auslande. Er faßte seine Meinung dahin zu-
sammen, daß der elektrische Betrieb für Bahnen der wirtschaft-
lichste sei, wenn genügend Wasserkraft verfügbar ist; müs::
t) Nach „Engineering“ Bd. 113, 1922, 5. 615, 649, 665.
-y
17. Juli 1922.
aber der Strom aus Kohlen erzeugt werden, so würde die Ent-
wicklung der Dampflokomotiven in Richtung der Verbesserung
ihrer Ökonomie wahrscheinlich eine bessere Lösung des Bahn-
problems ergeben als die Elektrisierung, da letztere hohe Anlage-
kosten bedinge. Für Personenzüge betrug der Energieverbrauch
auf der Chikago - Milwaukee a. St. Paul Ry!) (Strecke Avery—
Harlowton) im Mittel 39,3 Wh/tkm, für Güterzüge 24,8 Wh/tkm.
Bei derselben Bahn betrug der Kohlenverbrauch für nutzbare
Leistung am Umfang der Triebradsätze 3,67 kg/PS, der Gesamt-
koblenverbrauch 4,62 kg/PS. Als gute Mittelzahl wurden bisher
sl kg angesehen, für modernste Lokomotiven dürften aber 4 kg
„urteichen. Würden die Dampflokomotiven durch elektrischen
Betrieb ersetzt und der Strom von Großkraftwerken geliefert, so
könnte man in England, Frankreich und Belgien 50 bis 6%
der für den Dampfbetrieb benötigten Kohlen sparen. Die Kosten
für die Umwandlung würden aber so hoch sein, daß die Bahn-
verwaltungen, jedenfalls diejenigen Belgiens, sie nicht aufbringen
könnten. Im Falle der Great Eastern Ry. Co. erforderte die in
betracht gezogene Blektrisierung einen Aufwand von 10 Mill. £
hei einem Gesellschaftskapital von 60 Mill. £. Man muß bezweifeln,
‘aß die von der Elektrisierung erwartete Steigerung des Verkehrs
und die Kohlenersparnis auf ein so hohes Zusatzkapital Gewinn
bringen könnte. Der Vortragende ging dann auf die Erfahrungen
cin, de man mit dampf-elektrischen Lokomotiven
(Heilmann, Reid-Ramsay, Cockerill), Lokomotiven mit Turbinen
'kamsay, Escher-Wyss, Lungstown, Ljungström) oder mit Verbren-
sungsmotoren (Diesel->Sulzer) gemacht hat. In Schweden erprobt
man jetzt eine turboelektrische Lokomotive von Ljungström?). Der-
artige Lokomotiven sollen gegen reine Dampflokomotiven 50%
Brennstoffersparnis ergeben haben. Die Anwendung des reinen Tur-
vinenantriebes für Lokomotiven biete gute Regulierungsmöglich-
keiten und sei sicher einfacher als das „Elektrizitätswerk auf Rä-
dern“, wıe die Lokomotivingenieure die turboelektrische Lokomo-
tive wegen ihrer Kompliziertheit genannt haben. Der Ersatz der Tur-
bino durch eine Explosionsmaschine würde sicher befriedigendere
kesultate ergeben, wie dies die Lokomotivbauarten ‚„Diesel-Sulzer“
schweiz), „Strang“ (Ver. Staaten) und „Pieper“ (Belgien) gezeigt
hätten. Für solche Betriebe sei es zweckmäßig, eine dritte Schiene
zu verwenden, um Energieüberschüsse einer Lokomotive für andere
:utzbar zu machen. Es wurden auch die benzin-elektrischen Fahr-
zeuge auf der Minneapolis, St. Paul, Rochester a. Dubuque Ry. für
115 Brems-PS erwähnt, die achtzylindrige Motoren haben, und die
in Deutschland erprobten, von Gebr. Sulzer gebauten Diesel-Loko-
motiven mit vierzylindrigem Motor von 1600 PS und 9 t Gewicht.
Das Gewicht für 1 PS berechnet sich zu 59,5 kg gegen 62 kg bei der
Pacific-Klasse auf den Belgischen Staatsbahnen.
R.T.Smith führte an, daß der Wirkungsgrad gewöhnlicher
Dampflokomotiven 6 % betrage, der von modernen Großkraftwerken
"twa 18%. Könnte man den Lokomotivwirkungsgrad auf 8% er-
öben, so ließen sich in England 3 Mill. £ an Kohlen sparen. Die
Elektrisierung der italienischen Staatsbahnen habe dem Lande im
Jahre 1920 50 Mill. Lire an Kohlen erspart bei einem Kohlenpreis
von 300 Lire/t. Auch da, wo Kohlen nur 50 Lire/t kosteten, würde
sich die Elektrisierung in Italien bezahlt machen. Die indirekten
tfsparnisse durch Elektrisierung in diesem Lande würden groß
<in. Eine elektrische Lokomotive könne täglich 23 h arbeiten, und
zwar wochenlang, sie ersetze also zwei Dampflokomotiven und
sunne dasselbe leisten. Da ihre Kosten geringer sind als die der bei-
irn Dampflokomotiven, so würde durch die Umwandlung Geld er-
spart. Wenn die einzigen Kosten der Elektrisierung die Kosten für
ten Bau des Kraftwerks wären, so ließen sich in gewissen Fällen
uch beim Mineraltransport hübsche Ersparnisse durch elektrischen
Betrieb erzielen. Eine Alternative sei die Verwendung von Akku-
wülatorenbatterien auf Lokomotiven. Jedenfalls könnten die Elek-
‚Tisierungen durch Verbesserungen der erwähnten unabhängigen
"srmen der Zugförderung ernstlich gehemmt werden.
In der Diskussion wurde vom Vorsitzenden angeführt, daß
‚hm ein amerikanischer Bahnstatistiker erklärt habe, man könne
bahnsysteme nur auf der Grundlage der Kosten für 1 t verbrannter
hohle vergleichen, und daß unter diesem Gesichtspunkt die Chikago
Milwaukee a. St. Paul Bahn!) wegen ihrer hohen Kapitallasten im
»triebe eine der kostspieligsten Bahnen Amerikas sei. Versuche mit
*ızinelektrischem Bahnbetrieb auf einer rd 480 km langen Strecke
iu Ungarn hätten großen Eindruck auf ihn gemacht, denn dadurch
`i dort statt des früheren Defizits ein Überschuß erzielt worden.
niese Lokomotiven seien von der Österr. Westinghouse-Gesellschaft
zeiiefert worden.
J.W. Pringle behandelte die Frage der Sicherheitin
Bahnbetrieben®). Die Statistik der Bahnunfälle zeige, daß
“wa 20% aller ernsten Unfälle auf Fehler der Ausrüstung, 80 %
ul Versagen von Menschenkraft zurückzuführen seien. Etwa 25 %
it menschlichen Irrtümer entfallen auf die Signalleute. Das einzige
rksame Mittel hiergegen sei die Anwendung von Gleisstromkrei-
"a m Verbindung mit den Signalen, was den Vorzug habe, daß es
+» normalem Arbeiten dem Signalmann kein Mittel zur Umgehung
r elektrischen Sperre biete, und daß das Zurückbleiben von Fahr-
zn SRSRERTEERE HRG
N Vgl „ETZ“ 192, 8. 725.
, “pL „ETZ“ 1922. S. 892.
„Engineering“ Bd. 113, 1922, S. 665.
. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27.
925
zeugen in der geschützten Zone, etwa infolge von Zugzerreißungen
oder, weil ein Zug nach dem Umleiten auf ein Nebengleis vergessen
würde, stets eutdeckt wird. Bei automatischer Zugkontrolle hätten
ns mindestens 33 % der berichteten 200 ernsten Unfälle vermeiden
assen.
J. Thornycroft sprach über die Zukunft der gleis-
losen Fahrzeuge für Personen- und Güterbeför-
derung. Er ist der Meinung, daß erst die Physiker und Chemiker
neue Energiequellen oder neue Mittel zu ihrer Aufspeicherung fin-
den müßten, ehe es gelingen könne, große Änderungen im Bau der
heutigen Fahrzeuge durchzuführen. Bis dahin müßten sich die Inge-
nieure damit begnügen, Einzelheiten zu verbessern, um eine bessere
Wirtschaftlichkeit durch bessere Brennstoffausnutzung zu erzielen
und die Unterhaltung zu vereinfachen. In der Diskussion wurde zum
Ausdruck gebracht, daß die Erhöhung der Zahl der Radsätze von 2
auf 3 oder mehr wahrscheinlich der nächste Schritt in der Weiter-
entwicklung sein würde, um, besonders bei schweren Wagen, den
Raddruck herabzusetzen.
Hinsichtlich der Betriebskosten für Motorfahrzeuge wurden
folgende Zahlen genannt: Moderne schwere Dampfkraftwagen
brauchen 2780 kcal/tkm, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren lei-
sten mit 11 Benzin rd 4,6 tkm oder erfordern 3860 kcal für 1 Roh-tkm
(10.bis 15 % besser als 1901). Sauggasmotoren-Fahrzeuge erfordern
1080 kcal/tkm. Der Brennstoffverbrauch für Benzin-Motoromnibussse
wurde von anderer Seite zu 5,5 bis 6,8 I für 1 tkm, die Kosten zu
0,31 d/tkm angegeben gegenüber 0,1 d/tkm bei Dampfwagen.
Was Akkumulatorenfahrzeuge anbelangt, so seien sie wegen‘
des hohen Batteriegewichtes für hohe Geschwindigkeiten unge-
eignet; für kurze Wege, wo ihre geringere Geschwindigkeit anderen
Fahrzeugen. gegenüber unbedenklich sei, hätten sie ihr Feld. Für
Verhältnisse wie beim Londoner Omnibusverkehr müßten sie aus-
scheiden, solange es keine Batterien gibt, die bei einer Ladezeit von
8 min dem Fahrzeug eine Weglänge von 48 bis 64 km zurückzulegen
gestatten. Was die gleislosen elektrischen Oberleitungsfahrzeuge
betrifft, so seien sie zu teuer und zu sehr an bestimmte Strecken ge-
bunden, um sie anders als in Ausnahmefällen anwenden zu können.
Als einziger zufriedenstellender Ersatz der jetzt benutzten Ge-
schäftswagen werden die benzin-elektrischen Fahrzeuge angesehen.
C. H. Bressey sprach über Bau und Unterhaltung
großer Verkehrsstraßen unter dem Gesichtspunkt der
starken Zunahme des Motorwagenverkehrs. Straßen, die für den
immer mehr schwindenden Pferdebetrieb geeignet waren, eignen
sich nicht mehr für moderne Fahrzeuge und verursachen daher hohe
Erneuerungskosten. Nach Feststellungen des Transportministeri-
ums sind in England 35 456 km Verkehrsstraßen erster und 23 070 km
zweiter Ordnung vorhanden, deren Fahrbahnerneuerung 133 Mill. £
bzw. 65 Mill. £, im ganzen also 198 Mill. £, kosten würde. Bei 5 %
Verzinsung dieses auf 7 Jahre zu entleihenden Kapitals würden sich
jährlich 34 Mill. £ Lasten ergeben, denen nur 10 Mill. £ Steuern für
motorisch bewegte Fahrzeuge gegenüberstehen. Dazu kommen aber
noch 205 163 km Straßen dritten Grades, deren Erneuerungskosten
in den obigen Zahlen noch nicht einmal enthalten sind. Diese Zahlen
zeigen die hohe Bedeutung der Wegeunterhaltung.
In einem weiteren Vortrag über Wegefinanzierunglegte
D. H. Davies dar, daß die Ausstattung Englands mit einem Netz
von Motorwagenstraßen heute einen Kapitalaufwand von 500 Mill. £
und einen jährlichen Aufwand von rd 65 Mill. £ erfordern würde, wo-
bei Verkehrssteuereinnahmen schon berücksichtigt sind. Um die
Stellung der Schienen- und schienenlosen Fahrzeuge auszugleichen
und obige Summen aufzubringen, müßte die Steuer für einen Motor-
lastwagen von 30 auf 360 s/Jahr erhöht werden. Eine Benzinsteuer
würde zwar für Fahrzeuge, die nicht dauernd laufen, gerechter sein,
und andere Fahrzeuge müßten dann gleichfalls nach dem Verhältnis
der obigen Besteuerung an der Wegeunterhaltung beteiligt werden.
F. V. Russel berichtete über die Handhabung des
schweren Vorort-Personenverkehrs auf einer
Dampfeisenbahn,hinsichtlich der Verkehrsdichte und der Er-
leichterungen auf den Endstationen. Durch geeignete Verbesserun-
gen der Betriebseinrichtungen sowie der Signale und der Fahrpläne
wäre es möglich, die Zugdichte für Zeiten der Verkehrsspitzen um
25--50% zu erhöhen. Bei der Great Eastern Ry. hätte man durch
Rechnen mit Sekunden diese Steigerung sogar auf 75 % gebracht.
C. Kirkpatrick schilderte die neueren Verbesserun-
genderTransporthilfsmittelim Londoner Hafen
und in seinen Docks; er ging auch auf die elektrischen Pumpenan-
lagen zur Aufrechterhaltung gleicher Wasserhöhe zwischen ver-
schiedenen Docks bei ungleichem Wasserstand und auf einen elek-
trischen Gezeiten-Fernanzeiger ein, durch den die Wasserstände
im Fluß und in den Docks gleichzeitig aufgezeichnet werden können.
Ebenso wurden Verbesserungen der Krananlagen und interessante
neue Formen von Kranen behandelt. So sind im King-Gcorge-Dock
Nr. V zwei neue Krane aufgestellt worden, die sich in der gewöhn-
lichen Art fortbewegen, aber mit einem T-förmigen Aufsatz ausge-
rüstet sind, welcher sich einmal um seine Achse drehen kann und
oben einen 3 t-Laufkran mit kleinem Bewegungsradius trägt.
M.RialSankey sprach über diedrahtlose Telegra-
phie und Telephonie als Hilfsmittelim Trans-
———e- er
926 | | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. .
17. Juli 1922.
portwesen und behandelte zunächst die Anwendungen der Funk-
telegraphie im Schiffsverkehr, ihren hohen Wert bei Unfällen auf
See, die Möglichkeit des Nachrichtenaustausches mit Schiffen auf
hoher See und ihre Anwendung zur Orientierung bei Nebel. Weiter
wurde die Anwendung dieses Verkehrsmittels auf Eisenbahnzügen,
sowohl zur Nachrichtenübermittlung ale auch zu Signalzwecken, be-
handelt, wie sie sich besonders in Amerika eingeführt hat.
Kurt Perlewitz.
Energiewirtschaft.
Die Elektrizitätsversorgung des Wesergebietes. — Der preu-
Bische Staatsrat hat, wie die „Frankf. Ztg.“ meldet, von dem ihm
verfassungsmäßig zustehenden Recht des Einspruchs gegen den Ge-
setzesbeschluß des Landtages über die Elektrizitätsversorgung der
Gebiete an der mittleren und unteren Weser Gebrauch gemacht.
Das Gesetz hatte in der Beratung des Landtages eine Reihe von
Änderungen erfahren. Ursprünglich sah es die Errichtung eines
großen staatlichen Kraftwerkes bei Hannover vor’);
ein gemeinsamer Antrag der Koalitionsparteien bei der zweiten
Lesung schlug dann vor, dem Staatsministerium nur eine allgemeine
Ermächtigung zu erteilen, 400 Mill. M zur Gründung einer Aktien-
gesellschaft zwecks Errichtung eines in einem möglichst wirtschaft-
lich gewählten Orte gelegenen Kraftwerkes, zur Beteiligung an
einem solchen oder zum Ausbau bestehender sonstiger Kraftquellen
auszugeben. Bei der Errichtung dieses Kraftwerkes sollten das
Reich, die Länder, die Kommunalverbände und andere Unterneh-
mungen beteiligt werden, jedoch sollte der überwiegende Einfluß
des Staates und des Reiches durch Aktienbesitz sichergestellt wer-
den. Der Staatsrat hatte schon früher, bevor das Gesetz vor den Land-
tag gekommen war, in seinem Gutachten sich dagegen ausgespro-
chen, weil er den Nachweis des Vorliegens eines Bedürfnisses und
der Rentabilität nicht für gegeben erachtete. Dieselben Bedenken
haben die Mehrheit des Staatsrates bestimmt, gegen den Beschluß
des Landtages Einspruch einzulegen.
Nach Artikel 42 der Verfassung muß nunmehr das Gesetz dem
Landtage zu neuer Beschlußfassung vorgelegt werden, und es ver-
bleibt nur dann bei diesem Beschluß, wenn er vom Landtag mit
Zweidrittelmehrheit erneuert wird. Wird diese Mehrheit
nicht erreicht, so tritt das Gesetz nicht in Kraft, falls es nicht durch
einen vom Landtag herbeigeführten Volksentscheid bestätigt wird.
Der staatlichen Elektrizitätsverwaltungin Han-
nover wird hierdurch auf Grund des Gesetzes vom 11. VI. 1874
das Recht verliehen, das zum Bau von Überlandleitungen in den
Stadt- und Landkreisen Hannover, Linden und Hildesheim und in
den Landkreisen Marienburg, Springe, Gronau, Alfeld und Neu-
stadt a. Rübenberge erforderliche Grundeigentum im Wege der Ent-
eignung zu erwerben oder, soweit dies ausreicht, miteiner dauernden
Beschränkung zu belasten.
Industrie und Handel.
Deutschland. — Wie das „Reichs-Arbeitsblatt” in seinem Mo-
natsbericht vom 11. VI. 1922 über Arbeitsmarktund Wirt-
schaftslage schreibt, war, wie in den Vormonaten, auch im
Mai die deutsche Industrie angespannt beschäftigt. Von Mitte April
bis gegen Ende Mai wurde der hohe Stand der Beschäftigung fast
ausschließlich durch ältere, noch nicht zur Ablieferung gelangte
Aufträge bestritten. Erst als der Verlauf der Konferenz von Genua?)
zeigte, daß eine scharfe Wendung in den unsicheren deutschen Valu-
taverhältnissen in Kürze nicht zu erwarten steht, gingen die Auf-
träge wieder zahlreicher ein. Bei dieser Hochkonjunktur handelt es
sich jedoch nur um eine Scheinblüte, u. zw. weil die Kreditnot der
Industrie von Monat zu Monat gewachsen und Deutschland dement-
sprechend kein Privatkapital zugeflossen ist. Statt dessen zeigt sich
auf dem Kapitalmarkt der Welt eine Zuwendung des mobilen Kapi-
tals zu den fest verzinslichen Werten. Da die Gewinne in Deutsch-
land zumeist spekulativer Natur sind, erfolgen auf Kosten der Na-
tionalwirtschaft bei dem ständigen Sinken des Auslandwertes der
Mark starke Einbußen. Diese Gewinne haben nicht einmal die star-
ken Einbußen beim Sinken der Valuta wettmachen können.
Der Wettbewerb der deutschen Industrie stößt auf immer grö-
Bere Schwierigkeiten. Das Ausland bemüht sich immer mehr um
deutsche Aufträge, und solche werden aus Süd- und Westdeutsch-®
land heute bereits gemeldet. Insbesondere sind Aufträge auf Kohle,
Eisen, Textil- und Glaswaren, die der deutschen Industrie abgenom-
men werden. Die frühere Spannung zwischen Auslands- und In-
landswert der Mark verminderte sich im April und Mai rasch. Nach
den Erhebungen des Statistischen Reichsamtes stieg die Teuerungs-
ziffer im Mai um weitere 9 %, und die ersten Folgen des Sinkens der
Kaufkraft zeigen sich im Arbeitseinkommen auf dem Arbeitsmarkt.
Insbesondere tritt ein Wachsen des Angebots von weiblichen Ar-
beitskräften, namentlich von Ehefrauen, hervor. Was den Beschäf-
tiguugsgrad der Industrie anbelangt, so sind nach 1708 Berichten im
Mai, die sich auf 1,47 Mill. Beschäftigte erstrecken, 57 % gegen 54 %
im Vormonat in Betrieben mit gutem Geschäftsgang tätig gewesen.
hy) Vgl. „ETZ“ 1921, S. 410.
2) Vgl. „ETZ“ 1922, 5. 894.
Wesentlicher erscheint die Verstärkung des Beschäftigungsgrades
gegen den Vormonat. Von 1633 berichtenden Betrieben hatten im
Mai 27 % gute Beschäftigung.
Die meisten Zweige der Elektroindustrie waren im
Mai, ebenso wie im April, rege beschäftigt, vor allem mit Bestellun-
gen aus dem Inlande. Die Nachfrage aus dem Auslande wird vom
Bericht der Handelskammer Berlin nur für Erzeugnisse der elek-
trischen Kohlenindustrie als stark bezeichnet; ähnlich gestaltete
sich auch die Lage für den Export von Glühlampen nach übersee-
ischen Ländern. Der Wettbewerb aufdem Weltmarkt ist gewachsen.
Welcher Maßstab bei der Beurteilung des nach dem Kriege als gut
bewerteten Beschäftigungsgrades angelegt wird, zeigt die Tatsache,
daß die Ausfuhr der elektrischen Industrie im gesamten Jahre 1921
nur 50 bis 60 % der Friedensmenge erreicht hat, wie gelegentlich der
Mitgliederversammlung des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie iu Würzburg festgestellt worden ist. Nach
69 Einzelberichten aus der elektrischen Industrie für 155 000 Be-
schäftigte am 15. Mai ist der Tätigkeitsgrad fast unverändert geblie-
ben. 52% des Personals gehörten im Berichtsmonat Betrieben mit
befriedigendem Geschäftsgang an. Die gut beschäftigten Werke nah-
men von 14% auf 15% zu, die schlecht beschäftigten von 34 auf
33% ab. Im Vorjahr trat der Anteil der gut (7%) und befriedigend
(45 %) beschäftigten Unternehmungen weniger stark hervor. Elek-
trische Anlagen wurden aus allen Teilen der inländischen Industrie
im Mai noch unverändert lebhaft bestellt. Eine gewisse Zurückhal-
tung der Elektrizitätswerke gegenüber dem Einkauf dürfte darauf zu-
rückzuführen sein, daß die bisherigen umfangreichen Eindeckune>-
käufe einen vorläufigen Abschluß gefunden haben. Einen gewissen
Einfluß auf die Zurückhaltung mit Bestellungen möggen auch die
Hoffnungen auf Besserung des Markkurses und auf Preisabbau in-
folge erwarteter günstiger Ergebnisse der Konferenz von Genua ge-
zeitigt haben. Trotzdem hat der Bestellungseingang, wie der Han-
delskammerbericht Berlin hervorhebt, noch immer die Lieferung=-
fähigkeit der Fabriken überstiegen. Die Motorbestellungen haben
eine Abschwächung erfahren; es wird aber gehofft, daß in den kom-
menden Monaten die Bedürfnisse der Landwirtschaft ein neuerliches
Ansteigen der Bestellungen herbeiführen werden. Dauernder Bedarf
besteht an Zählern undKleinmaterialaller Art Eisen-
bahnsicherungswesenundelektrische Bahnen lie
gen darnieder. Gut dagegen war die Nachfrage nach Leitungen und
Kabeln. Eine gewisse Zurückhaltung ließ sich jedoch im Mai auch
für die Bestellungen von Leitungen und Kabeln für Stark-
und Schwachstromzwecke beobachten. Die Schwachstrom-
Elektrotechnik hat dauernd stark zu tun; hier, ebenso für
elektromedizinische Apparate, sind aber Aufträge ausdem Auslande
zurückgegangen. Unter den Berichten der Landesarbeitsämter fällt
die Meldung auf, daß in Hessen ein elektrotechnisches Werk wegen
Unrentabilität Mitte Mai geschlossen worden ist, so daß etwa 300 Ar-
beiter arbeitslos wurden.
— DerAußenhandel (Spezialhandel) mitelektrotech-
nischen Erzeugnissen hat im April gegen den Vormonat!)
quantitativ eine Abnahme der Einfuhr, nach Menge und Wert eine
Erhöhung des Exportes gebracht. Die Einfuhr betrug 3221 dz im
Wert von 16,715 Mill. M. und war damit bei einem Mehrwert von 3270
Mill. M um 1139 dz höher als im März (2083 dz bzw. 13,445 Mill. M).
Verglichen mit dem gleichen Monat von 1914 (3355 dz) ergibt sich
ein Minderbetrag von 85 dz. Die ersten 4 Monate 1922 ergaben 56 515
dz gegen 18 127 dz im gleichen Zeitraum 1914 (Steigerung 38 388 dz).
Aus der folgenden Übersicht gehen die Einzelheiten hervor. Bertick-
sichtigt man die Rückware, so ist gegen den Vormonat die Einfuhr
nur bei Dynamomaschinen usw. (583 dz), Kabeln (479 dz), Telegra-
phenapparaten usw., Melgeräten (28 dz), elektromedizinischen Ap-
paraten (8 dz), Isolationsgegenständen usw. (142 dz), Elementen
(42 dz) gestiegen, dagegen im übrigen, u. zw. u. a. bei Heiz- und
Kochapparaten (43 dz), Glühlampen (38 dz), Starkstromvorrichtun-
gen (53 dz) gefallen. An der Einfuhr von Dynamomaschinen usw.
war u. a. das Saargebiet mit 629 dz beteiligt. Die diesmal höhere
Kabeleinfuhr stammte zu 387 dz aus Großbritannien, zu 105 dz aus
Holland. Von Metalldrahtlampen kamen 46481 dz aus Österreich,
58855 dz aus Ungarn, von Vorrichtungen für Funktelegraphie 4 dz
aus Holland. An Starkstromvorrichtungen hat die Schweiz 7 dz, das
Saargebiet 105 dz, Schweden 94 dz und Holland 40 dz geliefert, und
über das letztere bezog Deutschland auch alle fremdländischen Iso-
lationsgegenstände aus Asbest.
Die Ausfuhr stellte sich auf 66 943 dz im Wert von 768,309
Mill. M und hat damit den Märzexport (68 655 dz bzw. 634,613 Mill. M)
um 19712 dz unterschritten, während sie gegen April 1914 (111 4
dz) noch um rd 45 000 dz zurückgeblieben ist. Die ersten 4 Monate
1922 ergaben 2277 Mill. dz gegen 1762 Mill. dz im gleichen Zeitraunı
1914. Steigerungen gegenüber dem Vormonat entfallen auf Dynamo:
(10 467 dz), Akkumulatoren (3214 dz), Isolationsgegenstände (8 dz)
Abnahmen wiesen u. a. auf Kabel (20 976 dz), Glühlampen (rd A"
dz) Telegraphenapparate (2072 dz), Starkstromvorrichtungen (7910
dz), Heiz- und Kochapparate (525 dz). Von 11296 ausgeführten D'y-
namoıaschinen, Motoren usw. (19 641 i.V m.) ohne fertige Anker, Kol-
lektoren usw.. gingen 2336 nach Holland, 1025 nach der Schweiz, 827
nach Großbritannien, 704 nach der Tschechoslowakei, 470 nach Öster-
reich, 407 nach Belgien, 176 nach Spanien, 146 nach Schweden, 1?"
1) Vgl. „ETZ“ 192, S. 741.
17. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. _
927
Einfuhr Ausfuhr
Lrgeoeugnisse
dz 1000 M dz 1000 M
l. Dynamos, Motoren, Umformer, Trans- |
formatoren, Drosselspulen, Anker
und Kollektoren!). . . . .... 1741 7269 | 25 001 | 143 644
2. Akkumulatoren, Ersatzplatten . . 5 12 | 4889 | 22293
3 Kabeh) us Wu ee 504 1455 | 14293 | 67210
4. Bogenlampen, Quecksilberdampflam-
n. usw., Gehäuse mit Glasglocken,
inwerfer, Reflektoren ai rn 0,36: 7 60 1 328
5. Glühlampen . ..... e.. . |110 | 2678 995 | 32885
6. Telegraphena und Fernsprecher
(auch für Funkdienst), Sicherungs-
u. Signalapparate . . . 2... . 94 937 | 1339 | 77596
7. Starkstromvorrichtungen?) . . . . | 281 1837 | 13485 | 147596
8 Hektromedizinische Apparate . . | 18 369 893 | 28623
9. Meß-, Zähl- und Registriervorrich-
tungen . . >s 2 0200000. 100 1326 | 1856 | 79648
0, Elemente, Batterien . . .....| 43 126 | 1433 8 263
il. Heiz- und Kochapparate . . . . . 3 23 | 1060 | 17138
12. Montierungsteile ausPorzellan,Stein-
Glas ww)... 22202. «| 31 112 | in Gruppe 7 enthalten
13. Porzellanisolatoren aller Artö) . . | 77 84 |
14. Isolationagegenstände aus Asbest, 6 0967), 29213
Glimmer, Mikanit usw. . . . . . | 291 564 62 2 298
lő Isolierrohre aus Papier, Pappe . . | — — | 1551 5979
Ib. Unvollständig angemeldete Er-
zeugnise . . . . Pe AES — — 26 162
Insgesamt6) |3221 |16 715 | 66943 | 934 663
nach Italien, 106 ins Saargebiet, 91 nach Finnland und 25 nach Argen-
tinien. Von Akkumulatoren und Ersatzplatten haben u. a. Dänemark
1336 dz, Holland 856 dz, Schweden 1050 dz bezogen, von Kabeln und
‚:olierten Drähten Holland 6775 dz, Skandinavien zusammen 1262 dz.
An Metalldrahtlampen sind insgesamt rd 2,906 Mill. Stück exportiert
worden, u. zw. 0,472 Mill. nach den V. S. Amerika, 0,322 Mill. nach
Österreich, 0,190 Mill. nach Dänemark, 0,164 Mill. nach Schweden,
0.136 Mill. nach Italien, 0,118 Mill. nach Nordrußland, 0,093 Mill. nach
der Tschechoslowakei und 0,053 Mill. nach Norwegen. Kohlenfaden-
lampen wurden im ganzen 0,19% Mill. ausgeführt, davon 0,064 Mill.
nach Italien, 0,022 Mill. nach Belgien, 0,019 Mill. nach den V.S. Ame-
rika, 0,019 Mill. nach Österreich und 0,012 Mill. nach Holland. Unter
den hauptsächlichsten Bestimmungsländern für Schwachstromappa-
rate werden Holland mit 418 dz, Dänemark und Großbritannien mit
rd 110 dz, Österreich mit 73 dz aufgeführt, für Starkstromvorrich-
‘angen Holland mit 2322 dz, Norwegen mit 1211 dz, Österreich mit
$72 dz, Schweden mit 821 dz, Belgien mit 764 dz, Dänemark mit
w dz, Italien mit 516 dz. An elektromedizinischen Apparaten ging
ger Hauptteil (173 42) nach Schweden. Meßgeräte, Zähler usw. er-
telten vor allem Italien (327 dz) und Holland (201 dz) und die
Tschechoslowakei (191 dz); Japan ist mit 130 dz beteiligt, Österreich
und Schweden mit je 104 dz. An Heiz- und Kochapparaten gingen
1:9 dz nach Holland, 151 dz nach Norwegen, 100 dz nach den V. S.
Amerika, 86 dz nach Dänemark und 76 dz nach Schweden. Von Iso-
';errohren war diesmal das Saargebiet mit 271 dz Hauptabnehmer,
“ann Schweden mit 220 dz, Tschechoslowakei mit 106 dz und Öster-
reich mit 96 dz. Der Überschußder Ausfuhr über die Einfuhr
‘ar elektrotechnische Erzeugnisse betrug im April 1922 63 721 dz
xw, 617,9 Mill. M gegenüber einem Gesamtausfuhrüberschuß aller
-geführten Waren von 7,13 Mill. dz bzw. 5266,5 Mill. M. —z.
Wie man im Auslande über unsere Verkaufspolitik denkt. —
Wir hatten auf S. 895 der „ETZ“ 1922 eine Äußerung aus Schweden
-ver die deutsche Preis- und Lieferungspolitik gebracht und finden
nunmehr im „Berl. Tagbl.” Ausführungen des Vorsitzenden des Deut-
::hen Vereins Kapstadt, Prof. H. Bohle, die sich auf das gleiche
Thema beziehen und die Warnung enthalten, daß unsere Export-
rmen und unsere Außenhandelsstellen darauf achten sollen, daß
æi den scharfen Preis- und Valutaänderungen sich die deutschen
\usfuhrpreise den Möglichkeiten des Wettbewerbs auf den Aus-
ındemärkten möglichst schnell wieder anpassen. Prof. Bohle weist
"rauf hin, daß die im Auslande unverständliche Angebots- und Ver-
-ıufapolitik der deutschen Fabrikanten dazu geführt hat, daß sie
'-n im Jahre 1921 Erfolg versprechenden Markt wieder verloren
'zben, weil sie Preise fordern, welche es vorteilhafter erscheinen
-az3en, in England und Amerika zu kaufen; denn die Angebote von
brt seien nicht nur vorteilhafter, sondern auch billiger. Nebenbei
®:rd dort Kredit gewährt, wogegen die deutschen Fabrikanten Vor-
sabezahlung verlangen. Man scheine die Weltpreise vom Juni 1921
31: Basis angenommen und übersehen zu haben, daß die Preise in
England und Amerika infolge von Arbeitslosigkeit um 30 bis 50 %
Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile vollständiger Maschinen. — $) Die
A umfaßt auch isolierten Draht aus unedien Metallen. — ®)
berumformer und die Isolationsgegenstände der Grippe 12
ern-
gefallen sind. Als Beispiele werden u. a. angeführt: elektrotech-
nische Artikel, Porzellan- und Aluminiumwaren. Eine kleine elek-
trische Farmausrüstung mit Ölmotor, 2 kW-Dynamo und 16 Akku-
mulatorenzellen kostet, in Kapstadt abgeliefert, 140 £, dagegen ab
Hamburg fob 144 £. Eine Sendung Aluminiumwaren wird in Kap-
stadt mit 25 s verkauft, aus Deutschland eingeführt, kostet sie 30 s.
Auch über die Nichteinhaltung der Lieferfristen wird hier wieder
Beschwerde geführt. Der Besteller wird immer wieder vertröstet und
kommt dadurch in arge Verlegenheit. Schädigt das schon das An-
sehen Deutschlands, so verstärkt sich der Eindruck dadurch, daß es
oft den Anschein hat, als ob von einzelnen Fabrikanten die bereits
verkauften und bezahlten Gegenstände zurückgehalten und an an-
dere Interessenten verkauft werden. Es sind daher berechtigte
Zweifelander Ehrlichkeitderdeutschen Fabri-
kanten aufgetaucht. Zu diesen Unannehmlichkeiten kommt noch
das Vorgehen der Zollbehörde in Kapstadt, die zunächst mit Recht
bei den im Jahre 1921 zu Schleuderpreisen ankommenden Waren
den für die Zollberechnung maßgebenden Wert erhöhte. Man rech-
nete hierbei zuletzt mit 1 £ = 40 M und berechnete damit den Wert
der Ware. Wird der Preis der Ware in Mark angegeben, so dividiert
man mit 400, um £ zu erhalten, ist er in £ angegeben, so rechnet man
sie zum Tageskurse in M.um und dividiert durch 400, d. h. man be-
zahlt den dreifachen Zoll. Bei Preisen, welche für das Ausland be-
reits den Weltpreis überstiegen haben, ist das natürlich katastrophal
für jedes Geschäft.
Diese Ausführungen, die sich mit anderen Auslandsstimmen?)
decken, verdienen die größte Beachtung. Der deutsche Export scheint
von dem Fehler des Verschleuderns zu Markpreisen teilweise in den
entgegengesetzten Fehler der Erhebung schematischer, nur nach dem
Devisenstund sich richtender Ausfuhraufschläge gefallen zu sein.
Die Quelle des Übels ist in beiden Fällen wohl die ungenügende Un-
terrichtung und Berücksichtigung der Konkurrenzpreise auf dem
Weltmarkt. Der deutsche Exporteur, der seine Preise ungefähr nach
den ausländischen Konkurrenzpreisen richtet und in fremder Wäh-
rung verkauft, ist bei sinkendem Markkurs vor dem Verschleudern
ebenso geschützt wie vor Überforderungen. Er trägt natürlich ein
gewisses Risiko bei starken Produktionskostenerhöhungen im In-
lande; er wird sich daran gewöhnen müssen, daß es mindestens im
Auslandsgeschäft nicht angeht, das ganze Risiko auf die Abnehmer
abzuwälzen, wie es im Inland durch gleitende Preise versucht wird.
Daß Abschlüsse auch eingehalten werden müssen, wenn sie sich ein-
mal ungünstig in der Abwicklung gestalten, ist eigentlich eine
Selbstverständlichkeit, die nicht nur für das Auslandsgeschäft gelten
sollte. Allerdings muß unseren Freunden im Auslande auch nahe-
gelegt werden, nicht ungerecht zu verallgemeinern; denn nicht jede
Überschreitung einer Lieferfrist beruht auf bösem Willen, oft spie-
len vielmehr wirklich unüberwindbare Schwierigkeiten, z. B. Koh-
lenmangel, Streiks, Verkehrsstörungen usw., wie sie in der deut-
schen Wirtschaft nach dem Kriege leider häufig vorkommen, die ent-
scheidende Rolle. —z.
Vom Rohgummi-Weltmarkt. — Da, wie das „Berl. Tagebl.” be-
richtet, der Plan einer erneuten Einschränkung der Erzeugung bzw.
der Ausfuhr von Gummi in den ostasiatischen Anbaugebieten durch
gesetzliche Maßnahmen der beteiligten Regierungen nur sehr lang-
sam seiner Verwirklichung entgegengeht, will sich die Lage auf den
Rohgummi-Weltmärkten unter dem Druck der riesigen Vorräte und
des fortdauernden Produktionsüberschusses nicht bessern. Sie hat
sich im Gegenteil in letzter Zeit weiter verschärft, da die Ver-
braucher nach wie vor die Entwicklung der Dinge abwarten und nur
die unbedingt notwendige Rohware kaufen. Die Verhältnisse auf
dem Gummimarkt sind hauptsächlich infolge des Aufhörens der frei-
willigen Ausbeutungsbeschränkung so verfahren, daß nur Gewalt-
mittel Abhilfe schaffen können. Der Preis fürbeste Pflan-
zerware hatte im letzten Drittel Mai auf den bis dahin niedrig-
sten Stand von 7% d/lbnachgegeben und damit den Kurs von Anfang
d. J. um rd 4 d/lb unterschritten, ging er zunächst um % d/lb in die
Höhe, bröckelte dann aber wieder ab. Die Londoner Schluß-
kurse lauteten: standard crepe und ribbed smoked sheets greif-
bar 7%: d/lb, Juli 7%--7% d/lb, JuliSept. 7%--7% d/lb, Okt.-Dez.
8:84 d/lb, fine hard Para greifbar 10 d/lb, Para soft fine 10 d/lb,
Caucho balls 7% d/lb. Das sind jedenfalls erschreckend niedrige
Preise, selbst wenn man von dem Preisstand der früheren Blütezeit
des Gummianbaus absieht. Die Londoner Vorräte nahmen
weiter zu und erreichten mit 706 366 t am 3. VI. eine Höhe, welche
die ins laufende Jahr übernommenen Vorräte übersteigt; hierbei ist
in Betracht zu ziehen, daß sich die Vorräte in den ersten drei Mo-
naten d. J. auf 66 700 t verringert hatten. Imenglischen Roh-
gummihandel belief sich die Einfuhr im April 1922 auf 12,12
Millionen lbs gegen 23,16 Mill. im April 1921 und 12,09 Mill. im März
1922 gegenüber einer Ausfuhr von 6,85 Mill Ibs (7,59 Mill. bzw. 10,64
Mill.). Die Ausfuhr war also bedeutend niedriger als die Einfuhr und
nahm auch gegenüber der März-Ausfuhr wesentlich ab.
Es gingen u. a. nach den V. S. Amerika 2,26 Mill. (4,49 Mill.
bzw. 3,66 Mill.), Frankreich 1,85 Mill. (0,60 Mill. bzw. 3,01 Mill) und
Deutschland 1,45 Mill. (1,80 Mill. bzw. 2,32 Mill.). Eine beträchtliche
Verringerung wies auch die gesamte Rohgummieinfuhrder
V. S. Amerika im April im Vergleich zu .der vom März auf. Stellt
1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 895.
928
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27.
17. Juli 1922.
man allerdings die Einfuhr der V.S. Amerika während der Monate
Jan.-Apr. derjenigen der Vorjahrszeit gegenüber (93986 t gegen
94 503 t), z0 ergibt sich eine Zunahme von über 70 %, die ohne den
geringsten Einfluß auf den Weltmarkt war. So wird man auch kaum
eine Wirkung auf die Preisgestaltung von der, besonders in der
englischen Presse lebhaft betonten Besserung des Geschäftsganges
deramerikanischen Kraftwagen- und Reifenher-
stellung erwarten dürfen. Nach einer Schätzung der National
Chamber of Commerce betrug die Kraftwageuerzeugung
\merikasim April 1922 213 000 Wagen und überstieg damit die
Erzeugung des Vorınonats um 35 %, und die von März 1922 um etwa
24 %; die Kraftwagenausfuhr erhöhte sich von W %40 Wagen im Jan.
auf 218 460 Wagen im April. Daß die amerikanischen Reifenfabriken
dementsprechend stark beschäftigt sind, mag wahr sein, doch wäre
es, wie gesagt, falsch, bei der ausgesprochenen Zuvielerzeugung an
Rohgummi hieraus eine merkliche Besserung der Lage ableiten zu
wollen. Hinsichtlich der geplanten neuen Erzeugungsbeschränkung
ist zu berichten, daß gegenwärtig ein Bevollimächtigter des hollän-
dischen Kolonialamtes in London mit den maßgebenden englischen
Stellen über gemeinsame Schritte verhandelt, und daß weiterhin
endlich die Denkschriftdesenglischen Kautschuk-
komitees erschienen ist, die ebenfalls regierungsseitiges Ein-
greifen empfiehlt, d. h. eine zwangsweise Herabsetzung der Erzeu-
zung oder eine Verringerung der Ausfuhr durch Prohibitivzölle.
Nach Ansicht des Ausschusses ist das letztere Verfahren vorzu-
ziehen, daes sich leichter durchführen und kontrollieren läßt. In dem
Bericht wird hervorgehoben, daß eine Beteiligung Hollands unbe-
dingte Voraussetzung ist. —2z.
Einfuhrzahlen für elektrotechnisches Material in Siam. — Nach-
stehend sind die Einfuhrzahlen für elektrotechnisches Material von
Bangkok für das Berichtsjahr, endend März 1921, nach amtlichen
Statistiken zusammen- und den Werten für 1919/20 gegenüberge-
stellt. Bemerkenswert ist Japans gestiegener Anteil. Die Einfuhr
über Singapore und Hongkong rührt für die meisten Produkte aus
anderen Ländern her.
19192% 1920/21 Zu- oder
Glühlampen: 10) 1000 Abnahme
Ticals!) Ticals °,
Singapore und Hongkong 42 12 — 715
Großbritannien E a 40 53 a329
V. 5. Amerika . . 108 114 oIa
Japan . .. 2 2202.81 45 — 435
Deutschland Laos = 58 + —
Zusammen: 273 316 + 15,7
Elektrische Apparate:
Großbritannien nn. 24 293 + 11
Deutschland se 1 —
V. S5. Amerika . . 44 328 — 2%
Singapore Fr al a ae 26 — 21
Schweden en. 266 25 — 95
Italien . 2 2 2 ro 22. 4 20 +400
Holland 30 28 — 67,5
Frankreich — 16 —
Japan ei 251 269 4,0
Zusammen: 1374 1080 — 21,0
Kupferwaren:
Hongkong FE Ne ; 5 1 — 80
Großbritannien - . . . . 21 32 P020
Zusammen: 35 40 + 14,3
Wissenschaftliche Instrumente u. Apparate:
Großbritannien 97 148 + 525
Deutschland — 8 —
Frankreich 8 10 — 25
Japan . .. 52 31 — 385
V. 5. Amerika . Ù JR — 22,7
Zusammen: 274 290 58,5
Eisenbahnmaterial:
Großbritannien 562 318 — 93
V. S. Amerika . 201 1724 +760
Zusammen: 843 2193 -+160
Wagen und Drehgestelle für Eisen-und Stra-
Renbahnen:
Großbritannien . : 1574 1596 + 14
V. S. Amerika . . . . . 190 27 +10 _
Zusammen: 1607 1656 + 30
(Electrical Review, Bd. 90, 1922, S. 764.) Ptz.
„ 1 £ = rund 13 Ticals.
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechnischer Verein Mannheim-Ludwigshafen. 7.VII.
1922, abends 8 Uhr, Vereinswohnung Mannheim, Friedrichrring 4. Mitglie-
derversammlung. Vortrag Dipl.-Ing. Harteneck ‚„Sprungwellen und ihre
Gefahr für elektrische Anlagen“.
Verband Deutscher Architekten- und Ingenieur-VereineE:V.
25. und 26. VIII. 1922: 47. Abgeordnetenversammlung in Lübeck.
Physikalische Gesellschaft zu Berlin. 7. VII. 1922, abds. 7 Uhr:
Gr. Hörsaal des Physikal. Institute der Universität, Berlin, Reichstagsufer \.
a) Vortrag A. Rüttenauer ‚Quantitative Bestimmung der Druckdifie-
renzen in der positiven Säule der Edelgase Argon, Neon, Helium“.
b) Vortrag H. Mark, M. Polanyi, E. Schmid „Die Vorgänge bei der
Dehnung von Zinkkristallen (mit Vorführungen).
Lichttechnische Gesellschaft Karlsruhe, 12. VII. 192, 8 Uhr
abends Hörsaal 48, Hauptgebäude der Technischen Hochschule, 3. Stock:
1. Vortrag Prof. Dr. Teichmüller „ Die Grundlage des. Stereo-
photometers von Pulfrich“
. Vortrag Dipl.-Ing. L. Schneider, „Der Tripelspiegel und seine
Anwendung.
. Vortrag Dr. med. R. Spuler, „Die Flimmerphotometrie* |
. Fübruog durch das Lichttechnische Institut.
ww N
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
W. Rathenau F. Der Reichsminister des Äußeren, Dr. Walther
Rathenau, ist am 24. Juni vormittags einem Meuchelmorde zum
Opfer gefallen. Die großen Verdienste dieses, über das gewöhnliche
Maß menschlicher Fähigkeiten weit hinausragenden Mannes um
unser Vaterland und um die Entwicklung unseres engeren Arbeits-
gebietes, der Elektrotechnik, werden wir in einem besonderen Nach-
ruf würdigen.
O. Arendt. Dr. Oskar Arendt, Patentanwalt und Beratender In-
genieur, Berlin W50, Kurfürstendamm 227, ist als gerichtlicher Sach-
verständiger für gewerblichen Rechtsschutz (Patente, Waren-
zeichen, Gebrauchsmuster und Geschmacksmuster) sowie für Elek-
trotechnik für den Landgerichtsbezirk II, Berlin, vereidigt worden.
M. Kreyssig. Der bisherige Geschäftsführer der Vereinigung der
Elektrizitätswerke, Herr Direktor Max Kreyssig, schied am
1. Juli aus dieser Stellung aus, um vom 1. Juli ab die Leitung Jer
Wärmespeicher Dr. Ruths G. m. b. H. zu übernehmen. Herr Kreyssig
war früher bei der Elektrisierung der Mitteldeutschen Braunkohlen-
industrie beteiligt, ferner an der Gründung mehrerer Überlandzen-
tralen Während des Krieges leitete er das Elektrizitätswerk und die
Überlandanlage Reichenbach i. V., von wo erzum Verwaltungsdirek-
tor der Vereinigung der Elektrizitätswerke berufen wurde. Ei
Dun jetzt eine Stellung bei der Ruths-Wärmespeicher-Gesellschaft,
erlin.
Auszeichnungen. Die italienische Gesellschaft der Wissenschaäl-
ten in Rom hat Prof. Dr. Joh. Stark, dem Träger des Nobelpreise:
für Physik 1919, für seine Verdienste um die Physik die Golden
Matteucci-Medaille verliehen.
Hochschulnachrichten. Der Privatdozent für Experimental-
physik an der Universität Göttingen, Dr. W.Grotrian, ist zum
Observator am Astrophysikalischen Observatorium in Potsdam er-
nannt worden.
BRIEFEAN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleiturg
und ohne deren Verbindlichkeit.)
Über die Abstimmung von Löschdrosseln.
Die unter diesem Titel in der „ETZ“ 1921, S. 1478 und 192.
S. 385 gebrachten Darlegungen von F. NOETHER scheinen mir
bei genauerer Betrachtung nicht geeignet, das Vertrauen zur
Nullpunktserdung zu erschüttern, jenes zur Polerdung zu festi-
gen. Man wird bei der Bewertung der hierauf abzielenden Über-
legungen des Autors folgende Punkte zu beachten haben:
1. Der in Abb. 4 des Aufsatzes (I. Teil) wiedergegebene ver-
einfachte Ersatzstromkreis ist nicht korrekt. Er ist durch das neben-
stehende Schema (Abb. 1) zu ersetzen. Der infolge kapazitiver Un-
gleichheit zur Erde abfließende Unsymmetriestrom tu = J (aC.})
= Pa E w C wird durch die gesamte zwischen Erde und System vor-
handene Leitfähigkeit mittels der Nullpunktspannung P gemäß der
auf Seite 1479 der Arbeit aufgestellten Gleichung 10 zurückgesaur!.
Mit dieser Richtigstellung ändert sich die an Abb. 5 (S. 1481) gv-
knüpfte Betrachtung im Sinne der einfachen Konstruktion unserer
Abb. 1. Neben dieselbe tritt gleichberechtigt das von NOETHER in
Abb. 7 des II. Teiles gegebene Spannungsschema unserer Abb. 2,
dem die Auffassung zugrunde liegt, daß die Unsymmetriespan-
nung Po der unkompensierten Anlage als Erregerspannung Auf
die Serienschaltung von Kapazität und Induktivität wirkt.
|
tr in
»
17. Juli 1922.
9 Läßt man P) und ¿iu auf Null zurückgehen, so ergibt sich
anscheinend die Möglichkeit einer Spannungsverlagerung um die
volle Phasenspannung (Arbeitspunkt A). Dieser Zustand ist
aber offensichtlich ausgeschlossen, da die Wattverluste des dann
ständig vom vollen Erdschlußstrom durchflossenen Schwingungs-
kreises nicht gedeckt sind. Man kommt so auf die unzulässige
Vernachlässigung, die in der ganzen Betrachtung steckt. In dem
um Phasenspannung verlagerten Zustand A kommt noch ein
Wattstrom zustande, der die bei Erdschluß auftretende Wirk-
komponente des Reststromes mindestens erreicht und den natür-
lichen kapazitiven Unsymmetriestrom der Anlage stets übertrifft.
Die höchste gemessene Unsymmetriespannung (Laufenburg) be-
trägt 5 % der Phasenspannung, der Unsymmetriestrom daher
3 % des vollen Erdschlußstromes; die Wirkkomponente des Rest-
stromes beträgt 5—10 % (Laufenburg 11 %). Eine Vernach-
lässigung ist somit unzulässig. Die Berücksichtigung im Schau-
bild ist sehr einfach. Abb. 1 und 2 werden so umgezeichnet, daß
Abb. 1.
Abb. 2.
in der ersteren als Ordinate statt der Nullpunktsspannung P
der proportionale Wirkstrom won ‚in der
Abeszisse statt des Spulenstromes i der in einem fingierten Ohm-
schen Ersatzwiderstand stattfindende proportionale Abfall ¿i W3
aufgetragen wird. Dann ist für jeden Kurvenpunkt der Radius-
vektor, nicht aber die Abszisse oder Ordinate ein Maß für den
Unsymmetriestrom is bzw. die Unsymmetriespannung P, Mit
diesen gegebenen Größen sind daher Kreise um den Ursprung
zu beschreiben (strichliert eingetragen). Die Abbildungen passen
šich an praktische Verhältnisse an: Die Induktivität der un-
gesättigten Drosselspule übertrifft um rund 25 % jene im gesät-
tigten, der Phasenspannung entsprechenden Arbeitspunkt, die
Unsymmetriekomponente ist mit 5 %, die Wirkkomponente mit
8 % angenommen. Mit der Unsymmetrie verschwindet nun na-
turgemäß die Verlagerung, überdies wird Punkt III unter Um-
ständen gleichfalls stabil. Damit erklärt sich, daß in keinem
zweiten als
einzigen Falle die von NOETHER vorausgesagten Kipp- und Ver- .
lagerungserscheinungen beobachtet werden konnten.
. 3 Aus dem Gesagten geht auch im Gegensatz zu der von
NOETHER geäußerten Ansicht Folgendes hervor: Die Ein-
schaltung einer etwa im Drosselspulenzweig untergebrachten zu-
sätzlichen EMK, welche die Erregerspannung P, des Schwin-
zungskreises aufzuheben vermag, schiebt den Arbeitspunkt in
den Ursprung zurück, wird also die Verlagerung hintanhalten.
Es liegt ein Mißverständnis vor, wenn Herr NOETHER annimmt,
daß ich auf Grund meiner Untersuchungen!) über diese von
PETERSEN erstmals vorgeschlagene Schaltung ihre durchgehende
Anwendung empfehle Dort lag mir nur daran zu zeigen, daß
die Zusatzspannung zur exakten theoretischen Löschbedingung
dazugehört. Unter normalen Verhältnissen ist sie, wie die Praxis
nun zur Genüge erwiesen hat, sicher überflüssig. Wichtig wird
ihre Anwendung erst, wenn sich eine beträchtliche Fremdspan-
nung als Erregerspannung in den Schwingungskreis einschaltet,
beispielsweise bei Influenz durch Parallellauf mit einem betriebe-
mäßig erdgeschlossenen System (Fahrdraht). Keineswegs sollte
such der Beseitigung einer harmlosen Wattkomponente das Wort
zeredet werden, zumal deren natürlicher Betrag die Löschfähig-
keit des Reststromlichtbogens meist verbessern wird und so den
Bereich der zulässigen Verstimmungen erweitert, während nur
die künstliche Vergrößerung durch wattverbrauchende Lösch-
einrichtungen sich in einem allzu raschen Wiederanstieg der
Spannung an der kranken Phase unangenehm bemerkbar machen
ann.
9» E. u. M. 1921, 8. 137 u 151.
+
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 27.
—eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeaeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeÖeeeeäeeeeeneneneee@>@>@666@6ä6ä6ä@ä@ä@ee@
929
Nicht gut verständlich ist mir der Hinweis (S. 387), daß
die Energie der freien Schwingungen durch die Hilfsspannungen
gedeckt wird. Das Gegenteil ist der Fall, da der Schwingungs-
kreis über eine treibende EMK dann überhaupt nicht verfügt.
4. Herr NOETHER wählt ein bestimmtes Schema für Pol-
erdung und findet nur einen stabilen Arbeitspunkt. Ich kann
in diesem Resultat zunächst keinen Vorteil erblicken. Denn
während im Falle der Abb. 1 und 2 im Sinne seiner Konstruktio-
nen nach dem Verlassen des bei Erdschluß innegehabten Zu-
standes III das System in den stabilen Punkten II oder I’ auf
jeden Fall zur Ruhe gelangen müßte, liefert die in Abb. 9 des
zweiten Teiles gegebene Charakteristik auf einer Seite des labilen
‚ Zustandes I überhaupt keinen stabilen Arbeitspunkt mehr, so
daß, wie auch NOETHER andeutet, beträchtliche Erschütterungen
‚ (allenfalls vorübergehendes Aufgeben der starren Klemmen-
spannung) im Netze vorauszusehen sind. Auch hier führt jedoch
die Berücksichtigung des Umstandes, daß ein Wattstrom von der
Größenordnung des Summenstromes ic + ?2z auftritt, wie bei der
Nullpunktserdung und auf Grund gleichartiger Betrachtungen zu
dem beruhigenden Ergebnis, daß Punkt I zwar nur stabil sein kann,
den normalen Systembedingungen jedoch gar nicht zugeordnet ist.
5. Auf den Löschtransformator können die auf Polerdung
bezüglichen Betrachtungen Noetherss im Gegensatz zu seinen
Andeutungen wohl keine Anwendung finden. In seinem Ersatz-
‘ schema ist der Magnetisierungsstrom jeder Spule dauernd ange-
nähert gleich dem Ladestrom ihrer Phase. Beim Löschtransfor-
mator verschwindet der Magnetisierungsstrom iz durch die Ver-
kettung der Eisenkreise im normalen Betrieb nahezu völlig, die
Charakteristik Abb. 9 wird also unzutreffend. Tatsächlich ver-
hält sich die BAUCHsche Anordnung in dieser Beziehung ähn-
lich wie die Drosselerdung über einen künstlichen Nullpunkt und
nimmt an den Vorteilen dieser Schaltung teil. Eine Untersuchung
des Einflusses der Schenkelsättigung steht dabei noch aus.
Innsbruck, 27. II. 1922. R. Willheim.
Erwiderung.
Die voranstehenden Bemerkungen des Herrn R. WILLBHEIM,
die durch mein Zitat seiner Arbeit in „E und M.“ veranlaßt sind,
heben den Anteil der Wattverluste zur Erzielung günstiger Dros-
Soon Eu mL ung hervor. Demgegenüber ist zu betonen, daß Herr
R. WILLHEIM in seiner Arbeit wiederholt von der Kompensation
der Wattverluste durch Hilfsspannungen („negative Widerstände“)
spricht, die in der Tat eine notwendige Forderung zur Erzielung
„vollkommener Löschwirkung” ist. Von diesem Standpunkt geht
daher auch mein Zitat aus, wie wohl besonders deutlich aus der
Schlußbemerkung des betreffenden Absatzes meiner Arbeit hervor-
geht, den Herr W. allerdings mißverstanden zu haben scheint. Ge-
meint sind in dem Schlußsatz natürlich die Komponenten der Hilfs-
spannungen, die die Wattverluste ausgleichen sollen und dadurch
en Zustandekommen ungedämpfter freier Schwingungen ermög-
ichen.,
- Im übrigen sei bei dieser Gelegenheit nochmals der eigentliche
Zweck meiner Untersuchung bemerkt, nämlich der Nachweis, daß
Nullpunktserdung und Polerdung wohl als gleichwertig betrachtet
werden können, solange die Eisensättigung keinen maßgebenden
Einfluß hat; daß aber die Bisensättigung grundlegende Unter-
schiede zwischen beiden Systemen bedingt, die sich auch noch in
anderer als der besprochenen Hinsicht äußern können.
Breslau, 14. VI. 1922.
.— on 0.
F.Noether.
Normung der Stromstufen in der Elektrotechnik‘).
Bei der Normung der Stromstufen für Apparate mag es an-
gängig erscheinen, die theoretischen Reihen genau beizubehalten.
Für Zeigermeßgeräte ist es aber unumgänglich notwendig, solche
Endwerte zu wählen, daß das Skalenbild ein abgeschlossenes ist
und nicht einige Einheiten darüber hinausragen. Werte wie 8—
16 — 32 — 64 können also für Strommesser nicht übernommen
werden.
Bezüglich der Abstufung ist es außerordentlich schwierig,
geradezu unmöglich, Werte zu finden, die für alle Anwendungs-
gebiete der Strommesser passen, weil in jedem Fall eine mehr
oder minder große Überlastbarkeit vorgesehen und die Skalen-
werte um 10 bis 100% über den normalen Wert hinaus ablesbar
sein sollen. Da eine Einigung der Interessentenkreise in absehbarer
Zeit kaum zu erwarten war, hat die Siemens & Halske A.G. für
ihre Strommesser und Stromwandler nunmehr selbst eine Nor-
malreihe aufgestellt, die sich den Anforderungen am besten anzu-
passen scheint. Die Reihe ist folgende:
1—5—10
10—15—20—30—40—50—70—100
100—150—200—300—400—5 1000
1000—1200—1500—2000—3000—4000—5000—6000—8000—10000
Die Abstufung ist keine gleichmäßige. Auf die äußerst
selten verlangte Verdoppelung des Meßbereiches durch Umschal-
ten des Stromwandlers ist keine Rücksicht genommen, sie ist
» H. Passavant, „ETZ* 1921, 8. 1413, und G. Lux, „ETZ“ 1922, 8. 452.
a
930 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 27.
zwischen 10 und 100 A. für die Meßbereiche 20, 30, 70 A nicht
möglich. In diesen Fällen müßten anormale Meßbereiche ange-
fertigt werden. Von 10 bis 100 A sind sechs Stufen gewählt, von
100 bis 1000 acht Stufen, von 1000 bis 10000 neun Stufen. Es
schien überflüssig, zwischen 10 und 100 A noch mehr Stufen zu
wählen als 6, für 100 bis 1000 A ist eine feinere Abstufung mit
Rücksicht auf die Wicklungen der Stromwandler nötig. Die
neue Stromstufenreihe ist seit einiger Zeit für alle Starkstrom-
meßgeräte von Siemens & Halske in Anwendung, und es er-
scheint wünschenswert, daß sie auch von den anderen Her-
stellern elektrischer Meßßgeräte übernommen würde.
Charlottenburg, 11. IV. 192. Keinath.
Erwiderung.
Zu den Ausführungen des Herrn Dr. KEINATH möchte ich bemer-
ken, daß meiner Ansicht nach die Skala eines Zeigermeßgerätes
durchaus nicht mit dem Nennstrom identisch zu sein braucht. Ja,
man wird, wie das schon seit vielen Jahren in der Praxis geübt wird,
die Skalenteilung um einen gewissen Prozentsatz über den Nenn-
wert des Stromkreises hinaus verlängern. Und gerade auf diese
Weise wird das erreicht, was Herr Dr. KEINATH anstrebt, nämlich
abgerundete Endwerte. Für 8 A Nennstrom z. B. wäre 10 A als Ska-
lenbereich gut brauchbar, und was für kleine Stromstärken richtig
ist, kann für die großen nur gut sein. Die Meßgeräte-Hersteller
brauchen daher nur die Konzession machen, daß sie die Geräte mit
einem Nennwert aus der Normenreihe stempeln; über die Reichweite
ihrer Skalen wird ihnen keine Vorschrift gemacht. Bei einigem
guten Willen läßt sich auch auf dem Gebiet der Meßgeräte dem immer
stärker hervortretenden Drange nach einheitlichen Normen der
el für den gesamten Starkstrom-Apparatebau gerecht
werden.
Charlottenburg, 16. VI. 1922. G. Lux.
LITERATUR.
Besprechungen.
Fünfstellige Tafeln der Kreis- und Hyperbel-
funktionen ert und e-z mit den natürlichen
Zahlen als Argument. Von Dr.-Ing. Keiichi Haya-
shi. 182 S. in 8°. Vereinigung wissenschaftlicher Verleger
Walter de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1921. Preis 45 M.
Bei zahlreichen Problemen der angewandten Mathematik
treten neben den trigonometrischen Funktionen auch die Expo-
nentialfunktion und die sogenannten Hyperbelfunktionen auf. Der
Techniker, der seine Aufgaben nicht nur formelmäßig, sondern
auch numerisch durchführen muß, wird es mit Freude begrüßen,
in den neuen Tafeln ein vorzügliches Rechenhilfsmittel in die
Hand zu bekommen, zumal die bisherigen Tafeln dieser Funktio-
nen teils schwer zu beschaffen sind, teils nur einen geringen, für
die Praxis vielfach nicht ausreichenden Umfang aufweisen. Die
Haupttafel enthält die Werte der Funktionen cos z, sin x, tg £. ez
e-z, Coix, Sinx und Fax mit fünf Stellen; das Argument x da-
gegen umfaßt auf den Strecken von O bis 0,1 vier, von 0,1 bis 3
drei und endlich von 3 bis 10 zwei Dezimalen. Um den Über-
gang zur üblichen Darstellung der trigonometrischen Funktionen
zu erleichtern, ist in einer weiteren Schlußspalte x in. Gradmaß
ausgedrückt; außerdem ist eine vielstellige Umwandlungshilfs-
tafel als besondere Tafel beigefügt. Da die Exponentialfunktion
und die Hyperbelfunktionen im Gegensatz zu den Kreisfunktionen
keine reelle Periode besitzen, ist es nicht möglich, ihren voll-
ständigen Verlauf tabellarisch zu beschreiben, sondern man kann
die Tafel nur bis zu einem bestimmten. Grenzargumente (hier 10)
fortführen; indessen lassen sich aus der vorliegenden Tafel mit-
tels der Additionstheoreme ohne allzu große Umständlichkeit
auch noch solche Funktionswerte bestimmen, deren Argument ein
kleines Vielfaches von 10 nicht überschreitet. Zur Funktions-
berechnung für noch höhere Argumentwerte dient eine Neben-
tafel, die die Werte von = und « = für alle ganzzahligen z bis
100 mit neun geltenden Ziffern angibt. Eine zweckmäßige
Formelübersicht bildet den Schluß des Werks. Es dürfte inter-
essieren, daß die vorliegende Tafel ihre Entstehung einem tech-
nischen Problem, der Theorie des Trägers auf elastischer Unter-
lage, verdankt, und daß an ihrer Berechnung außer Hayashi und
seinen beiden japanischen Assistenten auch zwei deutsche Mit-
arbeiter beteiligt waren. Die Anschaffung des wohlfeilen Werkes,
das auf kräftigem Papier in klaren Ziffern gedruckt ist, kann
jedem Mathematiker und Techniker aufs wärmste empfohlen
werden. P. E. Böhmer, Dresden.
Telefunken-Zeitung. Herausgegeben von der Gesellschaft
für drahtlose Telegraphie m. b. H. „Telefunken“, Berlin.
Nachdem im Mai 1914 die letzte Nummer der „Telefunken-
Zeitung” erschienen war, brachte Telefunken im Mai 1919 die
Zeitschrift wieder als erste Kriegsnummer heraus. In drei Kriegs-
nummern wurde zunächst eine Übersicht über die Fortschritte,
Verwendungsarten und Erfahrungen mit Telefunkenstationen beim
17. Juli 1922.
nn rn nn
Landheer sowie bei den See- und Luftstreitkräften gegeben und
dann im Schlußheft ein abschließender Überblick über Kriegs-
erfahrungen mit besonderer Berücksichtigung der in der Telefun-
ken-Ausstellung gezeigten Neuerungen gebracht. Alsdann wurd«
die Telefunken-Zeitung dem erweiterten Verwendungsgebiet der
drahtlosen Telegraphie ale Verkehrsmittel entsprechend auf brei-
terer Grundlage aufgebaut und in erheblich erweiterter Foris
herausgebracht, die auf einen vielseitigen Interessentenkreis zu-
geschnitten worden ist.
Die uns vorliegende Doppelnummer (Nr. 25, Januar 1922,
5. Jahrg.) ist als eine Art Jubiläumsnummer anzusehen, da die
drahtlose Telegraphie in diesem Jahre auf ein 25-jähriges Be-
stehen zurückblicken kann. Nachdem am 10. Mai 1897 die erste
öffentliche Vorführung einer drahtlosen Verbindung zwischen
Lavernock-Point und der Insel Flatholm am Bristolkanal (5 km)
durch Marconi stattgefunden hatte, der auch Professor Slaby auf
Einladung des englischen Postministers beiwohnte, wurde Ende
Juni nach erfolgreichen Versuchen Slabys das System Slaby-Arco
gegründet, das im Oktober 1897 bereits eine Reichweite von 21 km
zwischen Rangsdorf und Schöneberg erzielte.
Nachdem zunächst der Schriftleiter Karl Solff der „Draht-
losen“ zum 25. Wiegenfeste ein poetisches Loblied gesungen,
geben uns mehrere Aufsätze von Nairz, Arco, Zenneck, Solff,
Rukop, Rendahl, Schloemilch, Meißner u. a. einen interessanten
Überblick über verschiedene Stadien der Entwicklung der draht-
losen Telegraphie und Telephonie. Auch die Tochtergesellschaf-
ten von Telefunken: „Transradio“ und „Debeg“ kommen in der
Zeitschrift mit wertvollen Darbietungen zu Wort. Da die Schrift
auch mit guten Abbildungen versehen und von den Herausgebern
hinsichtlich Druck und Papier mustergültig ausgestattet ist —
die vorliegende Doppelnummer enthält z. B. auf 143 Seiten 124 Alb-
bildungen —, so dürfte sie bald einen großen Freundeskreis ge-
wonnen haben. Die Zeitschrift erscheint etwa alle 2 Monate und
wird auf Wunsch Interessenten zum Preise von 15 M das Heft
durch die Geschäftsstelle (Literarisches Büro von Telefunken,
Berlin SW 11, Hallesches Ufer 12) zugesandt.
Thurn.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Zeitschriften.
„Zeitschrift für Elektrochemie.“ Generalregister zu Bd. 1 bis 10.
enthaltend Namen-, Sach- und Patentnummerverzeichnis der Jahrgänge
1895 bis 1904. Verlag „Chemie“, Leipzig, Nürnberger Str. 48. Preis
50 M, für Mitglieder der Deutschen Bunsen-Gesellschaft 30 M.
„Archiv für Elektrotechnik‘, Heft 12, Bd. 10, 1922, enthält folgende
Arbeiten: E. Marx, Bestimmung der Lage des Erdpotentials in Dreh-
stromanlagen. Messung der Isolationswiderstände von Hochspannung--
anlagen während des Betriebes. G. Glage u. H. Edler, Ziehen und
Oberwellen beim Zwischenkreisröhrensender. P. Hammerschmidt,
Über Ausgleichsvorgänge beim Abschalten von Induktivitäten (insbe-
sondere vermittels Ölschalter). Heft 1, Bd. 11, 1922: W. O. Schu-
mann, Überdie elektrische Festigkeit der Luft. P.v. Stritzl, Eine nomo-
graphische Methode zur Vorausberechnung von Gleichstrommaschinen.
A. Schwaiger, Beitrag zur elektrischen Festigkeitslehre.
Listen und Drucksachen.
Siemens-Schuckertwerke, Berlin-Siemensstadt. Preisblätter Nr.
1090/98 über Elmo-Handkreissägen, Handbohrmaschinen, Hochleistungs-
bohrmaschinen, Hand- und Hochleistungs-Bohrmaschinen für Holzb--
arbeitung, Elmo-Drehstühle, Hochleistungs-Aufreibemaschinen für große
Materialstärken, Hand- und Hochleistungs-Gewindeschneidemaschinen,
Hochleistungsmaschinen zum Rohraufwalzen und Stehbolzeneinzieh«n,
Tischbohrmaschinen. Druckschriften Nr. 1180: Das D-Stöpsel-Systeni
als Ausgang der Bestrebungen zur Vereinheitlichung der Installations-
sicherungen. Von W. Klement. 1220: Ausführung von Hochspan-
nungs-Prüfanlagen. Von H. Hertel. 1335: Der Ruths-Dampfspeicher.
Von F. Ohlmüller. 1348: Die Blindströme, die zu ihrer Berücksichti-
gung dienenden Zähler und deren Anwendung zur Verrechnung der
elektrischen Energie. Von Ad. v. Krukowski. Nr. 1100: Drehstrom-
Wattstundenzähler. 1139: Menotherm elektrisch beheizte Überzieh:-
apparate. 1241: Siemens-Schweißumformer. 1281: Stern-Dreieck-
N ARRUE: 1282: Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußge-
äuse,
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. — Diesem Heft liegt als zum Text gehörige
Beilage die ab 1. VII. bis auf weiteres und nur für das Inland geltende
neue Zuschlazsliste Nr. 57 (grün) bei. Mit Ausnahme von Zeile 2la,
Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge, bringt sie für alle Gruppen Preise -
erhöhungen, textlich den Hinweis, daßauch Tableaus, Läutewerke und
Kontakte (Zeile 69a 1 und 2) nicht nach der allgemeinen Formel berech-
net werden; es gelten vielmehr für die Berechnung die Bestimmungen der
betreffenden Verbände.
a >
17. Juli 1922.
Erhöhung des Zollaufgeldes. — Durch das Scheitern der An-
liheverhandlungen und die begleitenden wirtschaftlichen Umstände ist
der Markkurs weiter gesunken. Die Reichsregierung hat daher mit Wir-
kung vom 25. VI. eine 6öfache Erhöhung des Zollgoldaufschlages beschlossen.
Der Aufschlag ist damit von 5900 auf 6400% gestiegen. Er betrug Anfang
August 1919 240%, im Nov. 1919 775%, im März 1920 900%, im Okt.1921
1%0%, im Nov. 1921 300%, im März 1922 4400%, im Juni 1922 6400%.
—z.
l Jubiläen. — Die durch ihre elektrotechnischen Fabrikate rühmlich
ı bekannte Firma Dr. Max Le vy, Fabrik elektrischer Maschinen und Apparate,
| Berlin, feierte am 1. VII. ihr 25 jähriges Bestehen. Sie hat aus diesem Anlaß
eine kleine, sehr schön ausgestattete Denkschrift herausgegeben, in welcher
sie dem Leser ihre Fabrikationszweige vor Augen führt. Das Unternehmen
wirde von Herrn Dr. Max Levy, der sich durch mehrjährige Tätigkeit bei
der AEG reiche Erfahrungen und Kenntnisse erworben hatte, i. J. 1887 als
terste) Spezialfabrik für Röntgenapparate gegründet, die sich mit dem Bau
von Induktoren, Unterbrechern und Röntgenapparaten beschäftigte. Später
kamen elektromedizinische Apparate hinzu, bis Anfang dieses Jahrhunderts
das Unternehmen dem reinen Starkstromgebiet und der Massenfabrikation
verstärkte Betätigung zuwandte. Zunächst wurden elektrische Ventilatoren
aufgenommen, dann der Bau von Elektromotoren; seit mehr als 15 Jahren
liegt aber der Schwerpunkt der Firma in ihrer Maschinenabteilung. Auch die
für elektrische Maschinen nötigen Apparate, wie Anlasser, Regler und Kon-
troller, werden hergestellt. Die Zahl der Beamten und Arbeiter, welche im
| ee etwa 1000 betrug, stellt sich jetzt etwa auf 800. Dazu kommen noch
die Angestellten der Außenorganisationen, welche aus zwei Tochtergesell-
schaften in Danzig und Saarbrücken (Danziger Elektrowerke und Saar-
Elektrowerke), aus 34 Vertretungen innerhalb Deutschlands, 27 außerdeut-
schen Vertretungen und der Delco A.B.Z., G.m.b.H. (Verkauf von Beleuch-
tungs- und Anla n für Automobile) besteht. Wir wünschen der Firma
für die nächsten 25 Jahre eine weitere gedeihliche Fortentwicklung.
Außenhandel.
Deutsehland. — Der Aufschlag auf die Grundpreise der Liste E
über Taschenlampenhülsen ist seitens der Außenhandelsstelle der Elek-
trotechnik beim Verkauf nach Ländern mit Markwährung mit Wirkung vom
%.VL von 250 auf 525% erhöht worden. — V.$S. Amerika. Dem ameri-
kanischen Senat ist seitens des Senators Mo. Cumber ein neuer Zoll-
tarıfentwurf der V. S. Amerika vorgelegt worden, der zwar an dem
Prinzip der Berechnung der Wertzölle auf der Basis des ausländischen
Marktwertes eingeführter Waren festhält, dem Präsidenten aber Voll-
macht ’gibt, in gewissen Fällen die Zollberechnung auf der Grundlage
desamerikanischen Verkaufspreises eingeführter Waren vorzunehmen, Diese
und andere Bestimmungen des Entwurfes, die u.a. eine Verschärfung der
bisherigen Vorschriften über die Markierung der Waren mit dem Lande der
Herkunft enthalten, werden im Falle ihrer Annahme durch den amerikani-
schen Kongreß besonders die deutsche Ausfuhr nach den V. S. Amerika
empfindlich treffen, zumal ja durch das Senstsfinanzkomitee die in einem frü-
beren Entwurf von Fordney vorgeschlagenen Zollsätze teilweise um 100 % er-
höht worden sind. Die Geschäftsführung des Deutsch-Amerikanischen Wirt-
chaftsverbandes hat von den wichtigen administrativen Bestimmungen des
Me.Cumberschen Entwurfs eine deutsche Übersetzung angefertigt, welche
zusammen mit einem umfangreichen Auszug aus den Tarifpositionen selbst
in dem Mai/Juni-Heft der „Mitteilungen‘‘ des genannten Verbandes ver-
öffentlicht wurde und zum Preise von je 40 M von der Geschäftsstelle, Berlin
NW 7, Neue Wilhelmstr. 12/14, bezogen wefden kann.
Aus der Geschäftswelt. — Die Buchmann & Willner Ostdeutsche
Licht- und Kraftindustrie, Elektrotechnische Fabrik, G. m. b. H., Breslau,
bat ihre Firma in Buchmann-Willner-Werke G. m. b. H., Breslau, um-
Fisher en Herstellung von Erzeugnissen der Elektrotechnik,
ik und des Maschinenbaues, Reparaturen. Stammkapital: 75 000 M.
—Die „Elektrizitätsgesellschaft für Industrie und Landwirt-
schaft, G. m. b. HE, Call (Eifel)‘‘, hat ihren Sitz nach Bonn verlegt.
_ Betriebsergebnisse. — Felten & Guilleaume Carlswerk A. G.,
Köln-Mülheim. 1921. Reingewinn: 47,508 Mill. M; Abschreibungen:
0,625 Mill. M; Dividende: 25% auf 150 Mill. M Aktienkapital. — Elektra,
A. G., Dresden. 1921/1922. Reingewinn: 2,159 Mill. M; Abschreibungen:
0.367 Mill. M; Dividende: 6% auf 5 Mill. M Vorzugsaktien, 4% auf 10 Mill.
X Stammaktien, 4% auf 10 Mill. M Stammaktien für 4, Jahr. — AEG-
Schnellbahn A. G., Berlin. 1921. Verlust: 0,455 Mill. M werden vorge-
ragen. — Lloyd Dynamowerke A. G., Bremen. 1921. Reingewinn:
0,690 Mill. M; Abschreibungen : 0,361 Mill. M; Dividende : 10% auf 6 Mill. M
Aktienkapital. — Körting’s Electricitäts-Werke A. G., Berlin. 1921
bs 1922. Reingewinn: 2,412 Mill. M; Dividende: 15%, auf 4,5 Mill. M, außer-
dem 35%, Bonus. — Elektrizitäts-A. G. vorm. W. Lahmeyer & Co.,
Yrankfurt a. M. 1921/1922. Reingewinn: 6,626 Mill. M; Abschreibungen
æd allgemeine Unkosten: 3,292 Mill. M; Dividende: 12%, auf 40 Mill. M,
&, auf 20 Mill. M. Aktienkapital.
Von der Börse. — (21. VT. bis 26. VI. 1922.) Dem im letzten Börsen-
lerieht erwähnten Stillstand mit nachfolgender Abschwächung ist eine ge-
viae Erholung gefolgt. Die Stimmung wurde dann zuversichtlicher, jeden-
blieb die Grundstimmung behauptet. Es machte sich sogar am Ein-
i kt überwiegend eine Kursbesserung bemerkbar, doch war die Zahl
4er Käufer und Verkäufer ungewöhnlich gering. Die Katastrophe, welche
nd seines fähigsten Ministers beraubte, hat zwar zunächst die De-
noch weiter gesteigert, doch gelang es bereits, diese Steigung
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 27.
“wieder etwas herabzudrücken.
931
Die Börse schloß trotz des nicht unbefrie-
digenden Verlaufes des Einheitemarktes mit sehr schwacher Haltung. Der
Markt der Elektrowerte lag zunächst nicht ganz einheitlich, doch eher etwas
fester als vorher, und wurde auch durch die Nachrichten über Rathenaus
Ermordung kaum verändert. Rückgängig lagen einige Firmen mit 2 bis
35 0/, andere gewannen 2 bis 26 %,.
Niedrig-
ve Höchster: 26, VI.
Gesellschaften
Letzte
Dividende
|
Accumul.-Fabr., Berlin . . 25 970 970 | 1000 11000
A. G. f. El. Anlg. Berlin 8 — — — —
A.E.G. Berlin ........ 16 |! 626 626 639 | 639
4 „ Vorz.-A 3 1117 | 116. | 118,50] 116
4 ” e Vorz.-B. 725 | 141 | 130,50) 141 | 130,50
Bergmann, Berlin ....... 20 515 4 515 465
Continent. Ges. Nürnberg ... 0 _ —, — —
j B A E oza] 5 |385 | 36150] 385 | 361,50
Dtsch.- Atlant. Telegr., Köln .| 5 630 620,50 | 636 620,50
» Niederl. „ „ -| — | 480 480 520 520
„ Südam. , ee 6 625 595 625 595
„ Kabelwerke, Berlin... . | 20 475 475 484 481
Elektra, Dresden .. ..... 6 242 231 255 255
Ei. Licht u. Kraft, Berlin .. .| 15 379 375,25 | 394 394
Elektr. Liefer,-Ges., Berlin ... .| 16 410 410 425 420
E. W. Liegnitz . ....... 10 235 235 248 247
Felten & Guilleaume Carlsw. . . | 25 740 711 756 711
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . | 20 426 425,25 | 429 429
Hackethal, Hannover ..... 20 540 535 540 538
Hamburgische E. W. ..... 10 290 281 291 290
Körtings Elektr.-W., Berlin . .|15+35| 999,75) 968 |1000 968
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. | 10 ' 360 | 355,50) 360 | 358
A i neue | — | 342 339 342 342
C. Lorenz, Berlin ...... 35 710 710 160 135
Dr. Paul Meyer, Berlin 15 337 330 352,50 | 352,50
Mix & Genest, Berlin .... . 16 405 400 405 400
Neckarwerke, EBlingen .. . .| 10° | 304 260 304 260
Oberbayer. Überlandz., München | 8 330 325 330 325
H. Pöge, Chemnitz 2.2... 2 |355 | 355 | 380 | 360
a ® Vorz.-A. .. 7 113 95 113 95
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 375 375 405 405
99 99 .. 99 Vorz.-A. 112 110 112,75 112
M. Schorch & Cie., Rheydt. . . | 10 470 470 475 475
Sachsenwerk, Dresden ..... 20 1456 | 450 456 | 455
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 | 625 625 634 629
„Siemens“ El. Betr., Berlin 0 175,50; 171,50| 192 171,50
Siemens & Halske, Berlin 20 955 | 945 955 945
Stettiner EW......... 15 400 | 400 410 405
Teleph.-F. Beriiner, Hannover . | 20 451 | 451 464 460
Fabr. isol. Drähte (Vogel). Berlin | 25+10! 701 701 125 125
Voigt & Haeffner . . . 20 712 680 712 680
Re Vorz.-A. . | Frank- | 20 633 605 633 605
Emag. Elektr.-A. G.. . fur 425 412 425 425
Main Kraftwerke, Höchst t 10 310 301 330 330
Heddernh. Kupferw. u, | è M.
Südd. Kabelwerke.. . 20 515 502 615 506
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im Juni:
Christiania (Kr.) .. .
61,37| 59,08 | 56,53 | — 56,83 | 56,23
Helsingfors (finn. M.). 8,52 8211| 78%] — 7,80 7,
Holland (Gld) . . . . | 143,82 | 139,83 | 133,83 | — | 134,83 | 130,81
Italien (L). ..... 17,48| 1718 | 16,53 | — 15,98 | 16,03
Kopenhagen (Kr) 80,15 | 78,00 | 75,16 =i 14,41 12,1,
London (£) ..... 652,90 11610,45 154555! — |1588,05 | 1508,1
New York ($) . . . . | 374.03 | 374,03 |350,06 | — | 348,56 | 344,50
Österreich (K) . . ..| 0®! 002| 002| — 0,02 | 0,06
Paris (Fr) ..... 3121| 3091 | 2946 | — | 28,66! 29,12
Prag (K)...... 715| 703] 667| — 6.73 | 651
Schweden (Kr). . . . | 96,18| 93,88 | 89,89 | — | 89,09 | 87,24
Schweiz (Fr). .... 70,91 | 70,36 | 66,62 | — 65,17 | 65,1
Spanien (Pes) 53,03 | 57,33 | 5463| — | 5328| 5347
Neue Gesellschaften. — „Elektra“ G. m. b. H., Elektrotech-
nische Großhandlung, Lamspringe (Hann.). Gegenstand: Fabrikation
und Großhandel elektrotechnischer Bedarfsartikel. Stammkapital: 0,1 Mill. M.
— Elektro - Werkzeugbau-A. G., Berlin-Johannisthal. Gegenstand:
Herstellung elektr. betriebener Handbohrmaechinen, Schleifmaschinen in
jeder Größe und Spezialausführung. — „Nordbayerische Apparate-
baugesellschaft m. b. H.‘“, Marktredwitz. Gegenstand: Ankauf und
Verkauf von elektr. Maschinen, Fabrikation elektriecher Apparate. Stamm-
kapital: 45 000 M. — Fritz Kühnel A. G., Zeulenroda. Gegenstand: u. a.
Herstellung und Vertrieb von Elektrchängebahnen (nach F. Kühnel).
Grundkapital: 6,5 Mill. M. — „E. E. G.-Elbinger Elektro-Gesellschaft
sin nn A e a a a e
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932
m. b. H.“, Elbing. Gegenstand: Fabrikation elektr. Maschinen, Transfor-
matoren und Apparate, Ausführung elektr. Licht- und Kraftanlagen,
Stammkapital 0,115 Mill. M. — Elektro-Fabrik Rheinbach, G. m. b.
H., Rheinbach. Herstellung und Vertrieb elektrotechn. Bedarfsartikel.
Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Überlandwerk Coburg, G. m. b. H., Co-
burg. Gegenstand: Beteiligung an dem Betrieb des Uberlandwerks Coburg
und der Einrichtung eines Wasserkraftwerks in Hausen. Stammkapital:
5 000 M.
WARENMARKT.
Isolierrohre. — Die Verkaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten
Berlin, hat die zu den Preisen ihrer Liste vom 24. X. 1921 hinzuzu-
rechnenden Aufschläge für Lieferungen ab 1l. Juli für verbleite, lackierte,
farbige, Galvano- und Gelblackrohre nebst Zubehör auf 900%’ für Messing-
rohr und Zubehör auf 1400°/,, für Stahlpanzerrohr und Zubehör auf 1900 6/0
und für schwarzes Papierrohr auf 1.00°/, festgesetzt. Frachtfreie Werk-
lieferungen von 10000 M an, Verpac 25 Mf.d. Bund. Rabatte usw.
bleiben unverändert. — Isolierte Leitungsdrähte. Die Verkaufsstelle
vereinigter Fabrikanten isolierter Leitungsdrähte G.m.b.H. (V.L.G.), Berlin,
teilt mit, daß die Teuerungsaufschläge auf Preisliste Nr. 11 vom 1. IV. 1922 mit
Wirkung vom 26. VI. 1922 wie folgt erhöht wordensind: NGA, NGAB,NGAF,
NGAZ, NGAT, NFA schwarz imprägniert 5595; NPL, NPLR, NPLS, NSA,
NFA mit Glanzgarnbeflechtung 74/4; für alle übrigen Typen: Pos. 5a, 5b,
6 und 9 bis 20 der Preisliste 11 80°,. — Elektroporzellan. Der Verband
Deutscher Elektrotechnischer Porzellanfabriken hat beschlossen, die Ver-
kaufspreise für Niederspannungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab 1. VII.
dergestalt zu erhöhen, daß auf die Grundpreiae nicht wie bisher ein Teue-
rungszuschlag von 140%, sondern ein solcher von 165°, in Anrechnung ge-
bracht wird. — Erze. In Frankreich notierten in der 3. Juniwoche : Eisen-
erze Briey 15 Fr ab Mine, Eisenerze Longwy-Nancy 10 Fr/t ab Mine und
Hämatit-Eisenstein Ostpyrenäen 30 Fr/t Abgangstation. — Eisen. Im
Berliner Eisenhbandel gelten seit dem 21. VI. folgende Lagerpreise für Ma-
terial in Thomas-Handelsgüte: Stabeisen 1410 M, Universaleisen 1520 M,
Bandeisen 1580 M, T- und U-Eisen rd 1500 M, Bleche (5 mm und stärker)
1560 M, dgl. (unter 5 bis 3 mm) 1780 M, del. (unter 3 bis 1 mm) 1885 M,
dgl. (unter 1:mm) 1960 M/kg, frei Wagen Haus Berlin oder frei Bahnhof
Berlin. — Am englischen Roheisenmarkt sind die Preise in letzter Zeit fester
geworden, Aufträge vom Festland sind jedoch z. Zt. nur vereinzelt. Am
25. VI. wurden notiert: Nr. 1 Middlesborough-GieBereiroheisen 95 s, Nr. 3
dsgl. 90 s, Nr. 1 Hämatitroheisen 94/95 s, Nr. 1 bis 3 Hämatit gemischt
93/94 s/ton. — Schrott. Am Berliner Markt wurden am 28. VI. notiert:
für Kernschrott 5000 M, Späne 4600 M, beides frei Essen, und Maschinen-
gußbruch 5300 M/t frei Berlin. — Edelmetalle. Am Berliner Markt wur-
den am 29. VI. für Feingold 229 bis 230 M/g, für Platin 880 bis 890 M/g, und
für Silber rd 900 fein 7625/7650 M/kg gezahlt. — Sauer- und Wasser-
stoff. Seit dem 1. VII. gelten folgende Verbandspreise frei Bahnhof der
Erzeugungsstelle: für Sauerstoff bei Lieferung unter Abschluß in Eigen-
flaschen 20 M, in Leihflaschen 26 M, bei Lieferung außer Abschluß in
Eigenflaschen 21 M, in Leihflaschen 27 M/m}3, für Wasserstoff bei Lie-
ferung unter Abschluß in Eigenflaschen 20 M, in Leihflaschen 26 M,
bei Lieferung außer Abschluß in Eigenflaschen 21 M, in Leihflaschen
27 M. — Baumwolle. Die amerikanische Baumwollnotierung blieb
in letzter Zeit stetig. NewYork schloß am 28. VI. mit 22,10 cts/!b. —
Die Berliner Tagesnotierung lautete am gleichen Tage auf 189,90 M/kg. —
Seide. Am Mailänder Markt liegen die Seidenpreise noch immer sehr fest.
Am deutschen Markt wurden in den letzten Tagen folgende Grundpreise
genannt: ÖOrgansin 20/22 6850 M, Org. Grenadine 7180 M, Grege 5800 M,
Chappe 200/2fach 2800 M/kg. — Gummi. Am Londoner Gummimarkt
haben die Preise in letzter Zeit etwas angezogen. Am 28. VI. wurden notiert:
für Crepe und Sheets, Lokoware, 9d, für Juli/Sept.-Ware 93/, d, für Okt./
Dez.-Ware 10 d/lb. Die Londoner Vorräte belaufen sich auf 71350 t. —
Scheliack und Harz. T. N. Orange-Ware ist zu 640 M/kg angeboten.
Für amerikanisches Harz werden folgende Preise verlangt: Type B 2,821, $,
Type D 2,95 $, Type F 3,07%, $, Type G 3,10 $, Type J 3,12%, $, und Type K
3,25 $/50 kg cif Hamburg. — Ole und Fette. In derletzten Woche betru-
gen die Zufuhren von Schmi erölen nach Hamburg rd. 10000 kg. Die Preise
lauten für 100 kg Reingewicht, verzollt ab Lager Hamburg etwa wie folgt:
Pennsylvanisches Heißdampfzylinderöl, Visk. 5 bis 6 bei 100°, Flp.
310/320°. 3500 bis 3600 M; Sattdampfzylinderöl, Visk. 4 bis 5 bei 1009,
Flp. 270/280°, 2850 bis 2950 M; Maschinenöl-Raffinate, Visk. 8 bei 50°,
Fip. rd 200°, 3400 bis 3500 M; dgl. Visk. 6%, bis 7 bei 50°, Fip. rd 220°,
3650 bis 3750 M; del. Visk. 4 bis 5 bei 50°, Fip. rd 215°, 3300 bis 3400 M;
dgl. Visk. 6 bis 7 bei 50°, Flp. 180/190°, 3000 bis 3100 M; del. Visk. 4 bis 5
bei 50°, Flp. 180/190°, 2850 bis 2950 M; dgl.Visk. rd 2 bei 500, Flp. 170°,
2100 bis 2200 M; reines Maschinenöldestillat, Visk. rd 5 bis 6 bei 509,
Flp. 180/190°. 2400 bis 2450 M; konsistentes Maschinenfett, Tropfp.
80/909, 2600 bis 2700 M. Leinöl wird aus Holland zu 49,25 Gld/100 kg
angeboten. Am Hamburger Markt werden 70 M für 1 kg verlangt.
Die amerikanischen Terpentinölpreise sind weiter gestiegen. New-
York notierte am 28. VI. 128 cts/lb. Am Hamburger Markt kostete
in den letzten Tagen französische Ware 124 M/kg und amerikanische Ware
125 M/kg. — Metallhalbfabrikate. Nach Bericht der Rich. Herbig &
Co., G. m. b. H., Berlin, betrugen die Verbands-, Grund- und Richt preise je
100 kg am 28. VI. unverbindlich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen
15 300 M, Aluminiumrohr 25 500M, Kupferbleche 13 550 M, Kupierdrähte,
-stangen 13 200 M, Kupferrohre o. N. 15010 M, Kupferschalen 15 100 M,
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 27.
une
17. Juli 1922.
Messingbleche, -bänder, -drähte 12 000 M, Messingstangen 8800 M, Messing-
rohre o. N. 13000 M, Messing-Kronenrohr 15500 M, Tombak (mittelrot )
-bleche, -drähte, -stangen 14900 M, Neusilberbleche, -drähte, -stangen
25 500 M, Schlaglot 9500 M. — Altmetalle. Am 28. VI. wurden am Ber-
liner Markt folgende Preise gezahlt: für altes Elektrolytkupfer 9200 bis 9311
M, unverzinntes Schwerkupfer 9100 bis 9200 M, MaschinenrotgußB 6600
bis 6700 M, Rotgußsepäne rd 7550 M, Messingzünder, pulver- und eisen-
frei, 5300 bis 5400 M. Messinekartuschen. pulver- und eisenfrei, 7400 bis
7500 M, reine, weiche Messingblechabfälle 6700 bis 6800 M, Messing-
echraubenspäne 4500 bis 4600 M, altes Weichblei 3060 bis 3100 M, Zink-
zünderlegierungen 2950 bis 3050 M, Altzink 2850 bis 2950 M, Reinalumi-
nium-Blechabfälle (95/9904) 10700 bis 10 80 M/100 kgin geschlossenen
Quantitäten und Wagenladungen. — Metallpreise. Die Notierungen
der Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kom-
mission des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich ab
Lager in Deutschland) lauten in M/100 kg:
Metall %. VL | 28. VI. | 26. VI.
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . . . ....
11334 107C6 111C8
|
Raffinadekupfer 99,99,39% Tooni 9550—9600 , 9650—9750
Originalhüttenweichblei 4000— 4100 3750—3800 | 3750—3850
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr .. ..... 4500—4600 | 4275—4325 | 4300—4400
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.) 4472 4271 4178
Plattenzink (remelted) von |
handelsüblicher Brschaffenheit| 3750—3850 | 3550—3650 | 3500—3600
Originalhüttenaluminium
98/99°,, in Blöcken, Walz- oder
Drahtbarren ........ 14900 13950 13950
dgl. in Walz- od. Drahtbarren
e a Ber ee a 15150 14200 14200 |
Zinn, Banka, Straits, Austral. |
in Verkäuferswahl . .... . :25200— 25300 23700— 2390023700 — 239%
Hüttenzinn, mindestens 99% . .124800— 24900 23400— 23500 23300— 23500
Reinnickel 98/399%. ..... 22400— 22600 21200— 21500 21500— 22V
Antimon-Regulu ...... 3750— 3850) 3550— 3600| 3550— 3600
Silber in Barren rd 900 fein für | IOA
Ikgfein.. 2.222200. 8125— 8175, 7575— 7625 7625— 76010
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am
26. VI. 1922 für 1 ton (1916 kg) notiert:
£ s d {£ s d
*Kupfer: best selected . . . 2...» 6 10 0 bis 68 10 '
* o» electrolytic.. 2.2.0.0... 69 090, 7010 r
B wire bars. .. 22 22000. 70 10 O0 p», = —
X standard Kasse . ...... 61 10 O0 „ 6l R2 6
E 2 3 Monate. ..... 2 00, 82 2 Þ
Zinn: standard, Kasse . . 2. 22.2... 152 15 0 „ 152 17 6
" . 3 Monate . . . 2. 2... 153 15 0 „ 153 17 %
ao “BURUS s e a e a a e aa A 157 10 0,158 0 0
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei... 24 10 0 „ 23 10 v
„ gew. engl. Blockblei ... . ..... 2 u. O y e
Zink: gew. Sorten . .. 2222200. 297 10 O „ XR 10 "
„ remelted .. 2.2 222022020. 27 0 Op „p ~-
„ engl. Swansea . . 2.222200. 3» 10 0 lieferbar Swanses
Antimon: engl. Regulus ........ 32 £ 108/35 £ net. je nach Sorte.
Aluminium: 98 bis 9%, . 2.2.2... 105 £ Inland, 110 £ Ausland.
Nickel: 98 bis 99% garantiert ..... 160 £ (In- und Ausland).
Wismut: f. 1 Ib. ...2 222 2 20% 98.
Platin: f. 1 Unze nom. . . 2... 2 .. 9f
Quecksilber: nom. für die 75 lbs. Flasche 11 £ 10 s/11 £ 15 s.
Wolfram: 65% f. d. Einbeit. ..... 12 8/12 s 6d.
In New York notierten am 29. VI. 1922: Elektrolytkupfer loko 13,75/%:
Eisen 24,50; Blei 5,80; Zink 5,32; Zinn 30,75 cts/lb.
+ Netto.
O S S E E au an
Bezugsquellenverzeichnis.
(Aufrayen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nich!
berücksichtigt werden.)
Frage 39: Wer liefert, Proben von Aluminiumfolien vo”
3/1000 mm Nicke oder dünner? Kosten werden gern erstattet.
O
Berichtigung. l
In dem auf S. 381 der „ETZ“ 1%2 veröffentlichten Aufsatz von
F. Blanc „Zur Normalisierung der Rotorspannung und Anlasse!
von Drehstrommotoren“ bedeutet die Formel Z = N —.a? die Leiter-
b
zahl tota lund nicht die Leiterzahl f. d. Nut.
Á
14. Juli 1922.
Abschluß des Heftes:
Für die Schriftleltung verantwortlich: €. C. Zeb m e in Berlin. — Verlag von Jullus 8pringer in Berlin.
17. Jali 1922.
€
|
|
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Table
takte (69a 1 und 2), Fernsprechschnüre (70 bis 72), Gummifreie Iso- 5.
u lierstoffe (80 bis 84), wird für Aufträge,
kr.
TF
r
sen
a
|
angenommen sind, der Teuerungszuschlag nach folgender Formel be-
rechnet:
1 Wird innerhalb zweier Monate nach
so gilt als Preisstichtag der Bestell
2. Wird später als zwei Monate nach
troteehnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis-
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise.
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso- 4.
so wird die Summe der Teuerungszuschläze, die vom Bestell-
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, dureh
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 27.
Bei den in der
aus, Läutewerke und Kon- zurechnen.
die nach dem 12. XI. 1921
dem Bestelltage geliefert, treffenden Verbände.
932 a
a EB ra en
Zuschlagsliste Nr. 57 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie
für Juli 1922 bis auf weiteres. (Gültig ab 1. VII. 1922 und nur für das Inland.)
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten
' werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.)
Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- 3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit
geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver-
zögerung durchgeführt werden kann.
Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich-
Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 15 Monate
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be-
Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund-
tag. preise abzurechunen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ)
dem Bestelltage geliefert,
5) Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach Ax-
Teuerungs-
zuschlag
%,
2800
32600
200)
2700
23959
ri)
229
2600
Ian)
In)
G25
DAN)
IHN
3200
3200
JH)
D2)
3200
VHW
SAK
27O)
AH)
3200
II)
IS)
SM
3200
3200
3200
i die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage | geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben
j und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabèi mit. wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100.
Teuerungs-
| Gegenstand Pi lg Gegenstand
lo
/ Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 17e. Hilfsmotoren . 2 . cc rc 2 2 2 a AOS.
} transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr.
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
über 0,2bis20kW bzw. über 0,?bis20kVA derausführunzen von Schaltapparaten und Installations-
1. bei Generatoren . . 2 2 2 2 2 2 00. Ba 2600 materialien für Bahnfahrzeuge .. 2 2 2 2 2 2 20.
2. über ?0bis100kW bzw. über 20bis100kVA £ 1000 18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände .
bei Generatoren... 2 2 2000. N aU d 2900 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
3 über 100 kW bzw. über 100 kVA bei Gene- mon triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
TBLOTEN. 2. 20-0: ee er ee doo 3200 hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
ë 5 vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
Sonderausführungen. tiven für Bergbau und Industrie. . » 2 2 2 2 2 202.
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . ...... 23 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn-
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . . . . . 2300 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 2700 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge . . .....
T. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . 2. 2 2 22 .. 2000
& Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen,
Motortragen, Motorwagen . . . 2 2 2 2 22000. 2600 Transformatoren!) und Gleichrichter.
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- 2, Öl d Trocken-T f toren bis 100 kVA
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren Er TUNU -A TORE ISDN NEN Bs 100 kVA
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, 32 Gi ich icht ” it ci kö To a Zubehö
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 23, Ersat TGI a boann a ee
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 5 a GI ee we At E ne dineh Zubek o T
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, 24. a ION SIEDLER DEN DT eg #
bezogen auf 1000 Umdr. . ..... RE a TE 2800
Dampfturbinen. Schaltapparate und Material für Schaltanlagen.
lù. Turbosätze, bestehend aus 25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger»
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne Instrumenten- und Kurbel-Unischalter, soweit nicht in
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 2400 GüBrehhuse: Su. sa u a wen Meere
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nieht
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- in Eisen- oder Gußgchäuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter
anlagen. „u... vu... wi we i 2200 27. Niedersp.nnungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für
11. Turbogeneratoren allein. . . 2. 2 2222200. 2500 Schalttafelbau D ee re er S Be ne
12. Dempfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . .
und Turbogebläse allein . . . . 2 2 2 2.2.0. Bi 2000 28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate - Streckenschalter, soweit nicht für Öl . . 2. 2 2.2..
Blleın u. ee es E are er dan 2600 29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar-
Zobehö M hi mierte Wanddurchführungen en ya ai
ehor zu Maschinen: 29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen ...
li. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen 30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . 2 2 2 2 2 2 0 2 0.
für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck- 31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . .. .
schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl.Selbstanlasser 32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . . ....
N $.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 2600 33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und
‘is Schützensteuerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier- Erdungsdrosselspulen) . . . 2... a a ee
apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- 34. Schutzdrosselspulen . . 2 2 2 2 2 2 2.0. ra Kelch
.. steuerung, Bremsmagnete .. ..... TERRE 2900 35. Erdungsdrosselspulen . 2. 2 2 2 2 2 2 2 22. nn
in Gleitschienen, Verankerungen . . . 2 222.0. ires 2690 36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern
"& Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 2300 37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen
Bah ial Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma-
aAnmateria terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
l. Bahnmotoren u. f bis 150 kW Stundenleistung . . 2750 Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und
.. elektr. Bremsen \ über 150 kW j boa 3100 l Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu
.:3. Bahntransformatoren ...... ER A a 28300 Tagespreisen mit Kupferklausel) . . 2. 2 2 2 2 22.
..d&. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige 38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte .. . ...
Aggregate) 2. een e a 2700 39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . .
as
932 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 27. 17. Juli 1922.
Teuerungs- Teuerungs-
Gegenstand ae Gegenstand zuschlag
Meßapparate und Zubehör.
4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Soekeldurch messer
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. ne Ixo-
lations- und Leitungsprüfer . . 00
41b. Sonstige zigende und schreibrnde Meßinstramente, ein-
schlie3lich Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel-
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe-
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . 2 2. 2 22... 2200
Alc. Präzisions- und Laboratoriums-Meßzeräte . 2. sse’ 2200
42. Zähler... Se eis ee ANA ab 28...
43. Meßwandler und Zubehör . . 222... EN 2700
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . 3900
dda. Zweiteilige Sieherungsstöpsel (Patronen, Stöp«elköpfe,
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe 1, IL u. IH ae in-,
Normal- u. GroßB-Edison-Gew.). . Keu SETE 1800
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI... zg ys 2711)
4b. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 1800
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solehe mit
Umhüllungen aus Porzellan u. del. .. 2 2 2202. 2400
47. Sicherungselemente (Einz‘lsicherungen) zum a
“ bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . .... 20
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Sieme ns). 1300
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens) . ; 1800
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß-
gehäuse E
51. Freileitungs- und Hausanschluß- Sicherungen, Freilei-
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gu Bzchäuse 2
52. Zählertafeln, armicrt . . 2200
63. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und
-Klemmen u. dgl...
54. Installationsmaterial in Gußgchäuse und "gußeisernes
Installationsmaterial ... 2300
55a. Metallfassungen. . . 2... 2500
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder
| u. dergl. 2500
56. Glühliehtermötiren. Handlampen, Fassungen aus Por-
zellan und Isolierstoff . ee a a ra a A
60. Installationsmatcrial für Se hitfe (ausschl. der o.
teiligen Stöpsel aus Zeile 4ba und 45b). . . . ...
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör.
Glühlampen.
Gra. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz-
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . 900
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nuıngsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Komiission der Prei=stelle festgesetzt und in besonderen Listen
r
65b. Glühlampen jeder Art für Nun) (unter 20V)
sowie Telephonlampen . . . 2222220200. u 900
Telegraphie und Fernsprech wesen.
69a. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke
(Wecker)sowie Aus- u. Umschalter für Haussignalanlagen 1350
2. Kontakt-Vorrichtuneen für Haussignalanlagen . .. 1350
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
fache Induktor-Apparate . 2 2 2 2 2 2 2 2 m nen 2200
69c. Fernsprech-Apparate zun. Anschluß an Zentralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . 2.2.2... 2300
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . ..... 240
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 23007
69f. Apparate für Telegraphie . 2 22 2 2 2 220. 2300
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . / ohne Paraband 610
\ mit ss de)
71. Stöpselsehnüre (Privattvpen) . . 2 2 2 2 2 2 2 2 0. 1550
12. Apparatschnüre (Privattspen) . 2» 2 2 2 2 e ee’ TO
Bogenlampen und Zubehör.
13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch-
tungszwecke . . a ee a a 2100
74. Bogenlampen für technische Zwecke . 2 2... 2100
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
und Handelsschiffe) . © 2 2 2 2 a e 2300
16. Widerstände En ee Be ee A 24)
T7. Aufhängevorric htungen D a ae e en 2100
18. Leitungskupplungen . 2 2 2 2 2 e e e e o 2100
19. Transformatoren und Drosselspule RR PER 2600
Gummifreie Isolierstoffe.
80. Normalplatten TESTER AO 1800
81. Zählertafeln, unarmiert a Sera a 2100
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung a 24
82b. Isoliergriffe in niehtverbandsmäßiger Ausführung . . 2000
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
mierte Anschlußklemmen usw.) . 2. 2 2 2 2 2 2 2 u. 2500
84. Sonstige PreBteile ohne Mitlie ‚ferung von Metall
a) mit einem Stückgewicht bis 5U gg . 2... ..)| 2700
b) „ » D über 50 8... 22.020 2300
Verschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis
für Lieferungen ab 1. VII. 1922 mindestens 3700 M für 100 kg
ohne Faß. i
Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preis-
stelle (2. Fassung).
bekanntgegeben werden. Ab 26. V. 1922 gelten die An-
gaben der Ausgabe 18a. Diese Tabellen, die wir wegen
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandel:-
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel wie vorstehrn:
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
Druck von H. 8. Hermann & Co., Berlin SW 19, Beutbstr. 8.
Physik u. theoretische Elektro- VDE, 951. Anfragen, Anträge u. Einsprüche zu
technik. M6. Magnetisierung durch Rotation, — Kommissionsarbeiten,
Neuer Effekt bei der Wechselstrommagnetisierung. ‘
Werkstāattu. Baustoffe. 946. Norma- Sitzungskalender. 951.
lisierung von Baustoffen -für Elektrizitätszähler- — Persönliches, 951. O. Bühring. — F. Dessauer,
Maenetomechanische Analyse von Manganstählen. — A. E. Kennelly. — C. v. Linde. — G. Marconi.
Jahresversammlungen, Kon- | — H. Passavant. — R. Sanzin. — Hochschuinach-
gresse, Ausstellungen. 947, 62. Haupt- richten. — Akademie der Wissenschaften. — Aus-
versammlung des V. d. I. y. 1922, Dortmund. — zeichnungen
Internationaler Kongreß über die Anwendung der .
Elektrizität, Marseille. Briefe an die Schriftieitung. 951. Transforma-
toren- u. Schalteröle. Von W, Hüter, — Festig-
Versehiedenes. M7. Ergebnis der Preis- t G
aufgabe über d. Durchbrechen v: Wänden u. Dek- er he yo Ye Von H,Mautner
ken b. Gas-, Wasser- u. Elektroinstallationen. —
Errichtung einer Fachschule für feinmechanische | Literatur. Besprechungen. %2, R. Rich-
Technik. ter, -Ankerwicklungen für Gleich- u. Wechskel-
Industrie und Handel. 99. Inflation | strom. — Eingänge. — Neue Zeitschriften,
re u he Elektrotechnische Gründung in Geschäftliche Mitteilungen 953.
Warenmarkt 955.
Vereinsnachrichten. EV, 950. Vorführungen von
Mastlochsprengungen der Dresdener Dynamitfabrik. Bezugsquellenverzeichnis. 956.
Inhalt: Dr.Walther Rathenau +. Von Dr.-Ing.
e.1.G.Klingenberg. 933.
Hauptversammlung der Vereinigung der Elek-
frizitätswerke, Wiesbaden 1922, Von K, Perle-
witz, 84.
Über Akkumulatorenbetrieb bei Eilektrizitäts-
werken. Von Rühle. 938.
Wagen für den Eisenbahntransport eines fer-
tigen Großtransformators. Von E. Klein. 939.
Die Abnutzung der Wasserturbinen, Ihre Folgen
und ihre Bekämpfung. 9
Mitteilungen der PTR. Bekanntmachung Nr. 151
über Prüfungen und Beglaubigungen durch die
Blektrischen Prüfämter, 944.
Rundschau,
Verkehrswesen. 95. Gleichstrom-Hoch-
“pannungsbahn Wohlen—Meisterschwanden.
Elektromaschinenbau. 945. Statische
Entladungserscheinungen a. einer Drehstromdynamo.
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Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
!' Organ des Elektrotechnischen Vereins seıt 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schrilleitung: E C. Zehme, Dr F. Meißner, K. Perlewitz — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 28/24.
43. Jahrgang. Berlin, 22 Juli 1922. Heft 28.
Dr. WALTHER RATHENAU +
In der Frühe des Johannistages starb Walther Rathenau von Mörderhand. Der Schrei der
Empörung, der ob dieser Bluttat die Welt durchgellte, sagt deutlicher als tausend Worte, was mit
ihm verloren ging.
Ein tiefer Denker,
vor dem die Probleme
derWeltwirtschaftaus-
gebreitet lagen wie
ein offenes Buch, ein
Kulturmensch in des
Wortes voller Bedeu-
tung, ein Organisator,
der in Frieden und
Krieg Großes schuf,
wohl geeignet, viele
der Schmerzen zu lin-
dern, die die Mensch-
heit heute zur Selbst-
vernichtung treiben,
stellte er das Gemein-
wohl stets über eigene
Interessen. So war er
Idealist und doch ein
Praktiker, ein Indu-
strieler und könig-
licher Kauf mann, wie
es wenige gab, dank
seinem Wissen und
seiner Erfahrung auf
fast allen Gebieten.
Sein Abschiedsgruß |
an seine Mitarbeiter
in der AEG, als er
im Mai 1921 das Wie-
deraufbau-Ministerium
übernahm, war:
„vor die Eutschei-
dung gestellt, in un-
serem gemeinsamen
Arbeitskreise weiter zu
wirken oder in schwe-
rer Zeit des Landes
mich als dienendes
Glied dem Staats-
ganzen anzuschließen,
habe ich mich zum
Zweiten entschlossen
Jedem von Ihnen
danke ich von Herzen
für treue Gemein-
schaftsarbeit und Ver-
trauen. Jedem von
Ihnen einen herzlichen
Gruß und Händedruck
‘zum Abschied.“
Meister in Rede und
Schrift, womit er stän-
dig für das Gute warb,
begabt mit wunder-
barer Tatkraft und un-
ermüdlichem Arbeits-
willen, glühender Patriot, dem Deutschlands Leid über eigenes war, der als Staatsmann Deutschland
die erste Strecke zum Wiedereintritt in den Kreis der Nationen ebnete, ein treuer Freund in guten
und in bösen Tagen, das ist der Mann, den uns die Mörderkugel entrissen hat.
Dr.-Ing. e.h. G. Klingenberg.
934
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922.
Heft 28. 22. Juli_1922.
>
Hauptversammlung der Vereinigung der Elektrizitätswerke, Wiesbaden 1922.
Von Kurt Perlewitz, Berlin-Friedenau.
In der Zeit vom 21. bis 23. Juni wurde die 30. Hauptversamm-
lung der Vereinigung der Eiektrizitätswerke in Wiesbaden abgehal-
ten, zugleich mit einerSondertagung „Dieklektrizität
als WärmequelleinHaushalt,Gewerbeundlndu-
strie, ander nahezu 600 Mitglieder teilnahmen. Die Tatsache, daß
diese Stadt zum besetzten Gebiet gehört und mit zahlreichen fran-
zösischen Truppen, auch Marokkanern, besetzt ist, machte sich nicht
besonders unangenehm bemerkbar, denn Frankreich hat wohl wegen
der vielen ausländischen Kurgäste nur ausgesuchtes Truppenmate-
rial, hauptsächlich Marokkaner, dorthin entsandt, das den Bewoh-
nern der Stadt natürlich dennoch lästig fällt.
In der Sondertagung, unter dem Vorsitz von Herrn Stadtrat, Dipl.-
Ing. X. Mayer, Stettin, hielt zunächst Herr Dr. H.Passavant,
Berlin, seinen Vortrag „Die ElektrobeheizunginlIndu-
strieund Gewerbe”. Er führte aus, daß bei uns in Deutsch-
land sowohl die Elektrizitätswerksleiter, als auch projektierende In-
genieure, Industrielle und Gewerbetreibende der elektrischen Hei-
zung noch nicht das notwendige Interesse entgegenbrächten, obwohl
diese Wärmequelle mannigfache Vorteile der verschiedendsten Art
besitze und bei richtiger Würdigung der Verluste bei anderen Wär-
mequellen auch wirtschaftlich konkurrieren könne. Er kennzeich-
nete die Vorteile der elektrischen Beheizung und führte zahlreiche
Beispiele aus der Industrie an, wo sie am Platze sei. Es folgte eine
lebhafte Erörterung, an der sich die Herren Markau (Elektrobe-
heizung G. m. b. H., Bingwerk, Nürnberg), Dr. Jordan (Prometheus,
Frankfurt a. M.), Dipl.-Ing. Koths (Siemens-Elektrowärme-Ges,,
Nürnberg), zur Nedden (Reichskohlenrat), Bungerts (Sen-
kingwerk, Hildesheim), OberingenieurSchneider (Wärmag, Ber-
lin), Öberingenieur Schröder (Gesellsch. f.El. Industrie, Berlin)
und der Beratende Ingenieur VBI, F. H o pp e, Berlin, beteiligten.
Über Vortrag und Erörterung wird, um die Übersichtlichkeit dieses
Berichtes nicht zu beeinträchtigen, an anderer Stelle der „ETZ“ aus-
führlich berichtet werden.
Herr Direktor Coulon, Blankenese b. Hamburg, berichtete
sodann über vorschriftsmäßige und mangelhafte,
elektrisch beheizte Haushaltsapparate unter Be-
rücksichtigung der neuen Vorschriften des VDE, und zwar hin-
sichtlieh der Anschlußorgane, der inneren Verbindungsleitungen, der
Heizelemente und des Aufbaus der Apparate. Der Vortragende wies
auf die Tatsache hin, daß allein während des Krieges etwa 300 Fir-
men die Herstellung von elektrischen Heiz- und Kochapparaten auf-
genommen haben, und daß einige dieser Fabrikate nicht einmal den
ältesten Vorschriften des VDE entsprechen. „Billig und blank“ statt
„technisch richtig und preiswert” war die Losung mancher Firmen.
So ist es z. B. dazu gekomen, daß die Feuerversicherungsgesellschaf-
ten ein Preisausschreiben für ein feuersicheres Bügeleisen und einen
Bettwärmer erlassen habent). Der VDE und die Vereinigung d. El.
W. haben Normen nebst Erläuterungen ausgearbeitet?), auf deren
Einhaltung die Elektrizitätswerke mehr als bisher dringen müßten.
Der Schund müsse verschwinden. Der Vortragende behandelte dann
die oben erwähnten Einzelheiten und die hierbei bisher beobachteten
Fehler und Gefahrenquellen, vor allem die an den Steckkontakten, an
den inneren Verbindungsleitungen und Kontakten und an den Heiz-
körpern selbst. Näheres hierüber ist in der Festschrift der Vereini-
gung (S. 55 ff.) enthalten, die übrigens neben den hier erwähnten, eine
ganze Reihe interessanter Aufsätze über moderne Heiz- und Koch-
apparate für den Handel sowie für Industrie und Gewerbe enthält?).
Den nächsten Vortrag hielt Dr. R. A pt, Berlin; er betraf „Be-
weglicheLeitungen“ und behandelte in erster Linie die An-
forderungen, welche an die AnschlußBleitungen elektrischer Heiz- und
Kochapparate gestellt werden müssen. Auch hier wurde wiederum
darauf hingewiesen, daß die Eltwerke es in der Hand haben und
daran mitarbeiten müssen, daß schlechtes Leitungsmaterial nicht
verwendet wird. Der Vortragende legte u. a. dar, daß die nur zum
Anschluß von Beleuchtungskörpern zulässigen Fassungsadern für
Heiz- und Kochapparate unbrauchbar sind; am Platze seien nur die
Werkstattsschnüre, die Hochspannungsschnüre, die Panzerleitungen
und die neuerdings eingeführten Gummischlauchleitungen, deren
Anwendung Störungen, Unfälle und Feuersgefahr ausschließt und
das Vertrauen zu den Heiz- und Kochapparaten erhöht.
Dann wurde die geschmackvoll und reichaltig arrangierte A u 8-
stellunggewerblicher,landwirtschaftlicher und
1t) Val. „ETZ“ 1922, S. 78.
» Vgl. „ETZ* 1921. S. 440; 1922. S. 406. _
» Der Ruths-Wärmespeicher in Elektrizitätswerken. Von F.Münzin;er
Bewegliche Leitungen. Von R. Apt. Über die Elektrobeheizung in Indus:rie
und Gewerbe. VonH.Passavant. Vorschriftsınäßige und mangelhafte elektr.:ch
beheizte Hausstandsgeräte_ unter Berücksichtigung der neuen Verbandsvcr-
schriften. Von Coulon. Die Vorteile der elektrischen Wärmespeicherung tür
die Werke und die Abnehmer. Vergleichende Untersuchungen an häuslichen
Heiz- und Kooheinrichtungen. Untersuchungen über die elektrische Beheizurg
in Molkereien. Elektrische Koch- und Heizgeräte für den bürgerl. Haushalt.
Von Schneider, Berlin. Die praktische Verwendung der Elektrizität in der
Wiärmeindustrie,, Von Gautschi, Oerlikon. Elektrischer Muffelofen für hohe
Temperaturen mit Silitbeheizung. Elektrische Fam zung durch „Radiophor“
in Verbindung mit stromsparendor oe Regelung der Raumtemperatur
durch „Thermosens“ Elektrische Küche in Industrie und Landwirt-
(Siemens).
schaft (Prometheus).
im Haushalt benutzter Heiz- und Kochapparate
eröffnet, auf welcher eine große Zahl von Apparaten und Maschinen
im Betriebe vorgeführt wurden. Über die Einzelheiten dieser Aus-
stellung soll an dieser Stelle später berichtet werden. Zu gleicher
Zeit fand in Ludwigshafen a. Rh. die Südwestdeutsche
Wärmewirtschafts- und Wärmeindustrie-Aus-
stellung statt, die gleichfalls von einigen Teilnehmern besich-
tigt wurde. Nachmittags folgten Berichte der ausstellenden Firmen
und Aussprache, abends eine Begrüßung der Teilnehmer der Tagung.
Am folgenden Tage morgens fand die Hauptversamum-
lung unter Leitung des ersten Vorsitzenden, Stadtrat, Dipl.-Ing
X. Mayer, Stettin, statt. Er begrüßte zunächst die Ehrengäste,
u.a. den Bürgermeister von Wiesbaden, den Regierungspräsidenten,
die Präsidenten der Handelskammer ynd der Handwerkskammer, deu
Polizeipräsidenten, den Laudeshauptmann von Hessen-Nassau, die
Vertreter der Oberpostdirektion, des Reichskohlenkommissars und
des Reichskohlenrates, ferner die Vertreter der Elektrizitätswerke
aus Deutsch-Österreich, Südtirol, Ungarn, der Schweiz, Holland,
Skandinavien, Finnland und Vertreter befreundeter Verbände und
der Presse. Er begrüßte dann die Mitglieder und wies auf die Vor-
züge, welche Wiesbaden als schönster und größter aller Kurorte
den Verhandlungen und das der Ausstellung zur Verfügung gestellte
prächtige Kurhaus biete, hin, und eröffnete sodann die Tagung.
Als Vertreter des VDE und des „Zentralverbandes der deutschen
elektrotechnischen Industrie“ sprach Direktor Dr. W er ner (SS\W-
Berlin); er betonte hinsichtlich des Zentralverbandes und der Verei-
nigung der Eltwerke, daß diese beiden die ersten gewesen seien, wel-
che einen vollständigen Interessenausgleich zwischen Erzeugern uni
Verbrauchern elektrotechnischen Materials angestrebt und gute Er-
folge erzielt hätten. Sie hätten auch gemeinsame Lieferungsbedin-
gungen geschaffen, nach denen man bereits 1% Jahre lang gut zu-
sammengearbeitet habe, und die auch von dem gesamten Maschinen-
bau mit 137 angeschlossenen Fachgruppen, ferner auch vom Verband
Deutscher Braunkohlenindustrieller angenommen worden seien.
Zwischen den beiden großen Verbänden, der Vereinigung der Elt-
werke und dem Zentralverband, bestehe nach Abschleifung früherer
Gegensätze ein Vertauensverhältnis und ein erfreulicher Wirt-
schaftsfrieden. In der eingesetzten paritätischen Kommission wer-
den etwa auftretende Gegensätze ausgeglichen, und das Verständnis
für den Grundsatz: „leben und leben lassen“ sei bei den leitenden
` Herren so fortgeschritten, daß hoffentlich der Weg der diktatori-
schen Einführung von Neuerungen niemals mehr beschritten zu wer-
den brauche.
Der Vorsitzende erstattete sodann den Tätigkeitsbericht
der Vereinigung und erwähnte, daß zu den bisher bestehenden tech-
nischen Abteilungen noch zwei neue (Elektrotechnik sowie Dampf-
und Kohletechnik) hinzugekommen seien, so daß jetzt 6 Abteilun-
gen kaufmännische Anfragen schnell beantworten könnten. Die
wichtigsten Arbeiten im abgelaufenen Geschäftsjahr betrafen die
reichsgesetzliche Regelung der Elektrizitäts-
wirtschaft,für die ein endgültiger Entwurf noch nicht vorliegt.
und die Änderung der Verordnung vom 1. II. 1922 betr.Zwangs-
wirtschaftfür KohleundStrom, die durch die Verord-
nung vom 27. V. 1922%) hinsichtlich ihrer einschränkenden Maßnah-
men abgeändert wurde. Das Reichsschiedsgerichtist al:
Berufungsinstanz eingesetzt worden. Der Reichskohlenkommissar
kann nach dem Gutachten der Kohlenwirtschaftsstefle von der Ver-
einigung zu benennende Vertrauensmänner mit den Funktionen der
letzteren Stelle beauftragen. Auch auf die Verordnung vom 26. V.
1922 betreffend die ErhöhungderPreisefürLieferung
vonElektrizität,Gas und Wasser wurde hingewiesen.
Ihr neuer § 53 bestimmt, daß der Reichswirtschaftsminister nach
Anhören des Reichskohlenkommissars die Erhebung von Aufgeldern
zubilligen könne. Hierdurch sei die lästige Rationierung gemilder!
bzw. aufgehoben worden. Die Zahl der Mitglieder, welche noch Auf-
gelder erheben, ist von 100 auf 37, d. h. auf 4 % der Mitglieder, heral-
gegangen. Es ist indessen auch bei diesen nicht am Platze. Endlich
ist auch die Bundesratsverordnung vom 11. XII. 1918 über Erspa-
rungvonBrennstoffenundBeleuchtungsmitteln
mit Geltung vom 31. V. 1922 aufgehoben worden. So stehen wir vor
dem Abbau der Zwangswirtschaft und vor dem Übergang zur freien
Wirtschaft, und es muß jeder versuchen, mit den ihm zustehenden
Kohlen auszukommen.
Der bisherige geschäftsführende Direktor der Vereinigung.
Herr M. Kreyssig, Berlin, ergänzte den Geschäftsbericht und
stellte fest, daß im Jahre 1921 der Anschlußwert der der Vereinigung
angehörenden deutschen Werke 3,725 Mill. kW betrug; ihre jährlicne
Stromabgabe betrug 3,6 Milliarden kWh, wovon auf außerdeutsch"
Mitglieder 1 Mill. kW bzw. 2,5 Milliarden kWh entfallen. Die Mit-
gliederzahl in Deutschland beträgt jetzt 612, darunter 82 auslän-
dische.
Die Vereinigung hat sich in letzter Zeit sehr eingehend mit
statistischen Arbeiten befaßt, welche einen tieferen Ein-
blick in die Verhältnisse der Elektrizitätswerke ermöglichen sollen. .
:
% Vgl. „ETZ“ 1922 S. 920.
: meh o l
22. Juli 1922.
Die Karte der Blektrizitätsversorgung Deutschlands wurde durch
weitere Bearbeitung auf dem Laufenden erhalten. Es wurde auch
versucht, den Fluß der elektrischen Energie durch Deutschland und
die Stromdichte für die Flächeneinheit kartographisch darzustellen.
Aus letzterer Karte ersieht man, daß gewisse Verbrauchszentren,
2. B. Rheinland, Westfalen, Oberschlesien und Mitteldeutschland,
sehr hohen spezifischen Stromverbrauch für die Flächeneinheit ha-
ben. Wenn man auch über den Wert derartiger, versuchsweise in An-
zriff genommener statistischer Darstellungen, auf die noch an ande-
rer Stelle näher eingegangen wurde, zunächst noch verschiedener
Ansicht sein kann, so sollten doch alle Mitglieder ohne Sche: bei
diesem Werk mithelfen; denn nur dadurch könne es gelingen.
Es wurden ferner monatlich 4 statistische Aufstellungen für die
Strompreise gemacht, und die Teuerungs- und Kohlenklauseln wur-
ien gesammelt, um den Mitgliedern vertraulich zur Verfügung ge-
stellt zu werden.
Es folgten dann die auch gedruckt vorliegenden Berichte
derverschiedenen Ausschüsse, zunächst der des elek-
troteehnischen Ausschusses über Erdungen, Bahnkreuzungen,
Transformatoren- und Schalteröle, Kurzschlußmotoren, Vereinheit-
lichung von Installationsvorschriften, Zählertafeln und Kabel-Haus-
„nschlüssen, Überwachung elektrischer Anlagen, Beschädigung an
Flußkabeln, Kurzschlußversuche an Ölschaltern, Versuche mit Aus-
läuferschaltern, Kabelausgußmassen, Verwendung von Aluminium,
Verhalten bei Bränden, Betriebsfernsprecher, leitungsgerichtete Te-
lephonie für Betriebsfernsprecher, Isolatorenversuche und Lei-
tungsfaktor. Weiter berichteten der statistische Ausschuß, der
Werbeausschuß (Filmausschuß) und der Maschinenausschuß, letz-
terer über die Verschlechterung der Brennstoffe, Kupplung von
Kraft- und Wärmewirtschaft, feuerfeste Steine für Kesselmauerun-
zen, Transport und Aufbewahrung von Asche, Kohlenstaubfeuerun-
zen, Herausschlagen von Flammen bei Braunkohlenfeuerungen, wei-
ter über die „Vereinigung der Großkesselbesitzer”, die „Studien-
zesellschaft für Turbinenschäden” und über Speisewassermesser. Es
faolzten die Berichte des Gesetzausschusses, des Kohlenausschusses
'Resteuerung ausländischer Kohle), des Versicherungsausschusses
'Haftpflicht-, Unfall-, Maschinenschaden-, Maschinenleben-Versiche-
rng, Selbstversicherung, Kurzschlußklausel)®) und Frachtenstun-
inre. Der landwirtschaftliche Ausschuß berichtete über die zweck-
näßigste Betriebskraft, die Fühlungsnahme mit anderen Organisa-
tionen und die Normung landwirtschaftlicher Maschinen. Endlich
berichteten noch der Wasserkraftausschuß, der Installationsaus-
«hug, der Schriftleitungsausschuß für die „Mitteilungen“ und die
Kommission für Isolierstoffe. Der Treibölausschuß wurde aufge-
hoben, da jetzt wieder Öl zu haben ist und daher keine Fragen mehr
zur Erörterung stehen.
Herr Direktor Coninx, Nürnberg. berichtete über die kürz-
‘irh erfolgte Gründung sowie über Ziele und Zwecke der „Stu-
Nienzesellschaft für Höchstspannungsanlaren”
(Geschäftsstelle: Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 85)*®). Fabri-
kanten und Werksbesitzer müßten zusammenarbeiten, um ihre Er-
fahrıngen auf dem Gebiete der Höchstspannungsanlagen auszntau-
schen, An die Spritze dee Unternehmens mußte ein Mann gesetzt
werden, der genügend Erfahrungen auf diesem Gebiete besitzt. und
für den diese Tätigkeit das Hauptamt ist. Seit 1. April ist Herr
Tipl.-Ing, A. Matthias”) Vorstand der Gesellschaft. Als wei-
tara Organe fungieren ein Verwaltungsrat und die Mitgliederver-
sammlung, Zur Durchführung von Einzelaufgaben kann der Ver-
waltungarat Ansachüsse einsetzen. Der Vorstand soll alles in Frage
“mmende Material zusammentragen, bearbeiten und den Mitglie-
tam zugänglich machen. Jedes Mitglied hat die Pflicht, alle hemer-
kenswerten Vorkommnisse in seinem Betriebe dem Vorstand mitzu-
teilen, der sie strenre vertraulich behandelt nnd nur den Miteliedern
mr Kenntnis gibt. Ea handelt sich um die Erforschung technischer
nad wirtschaftlicher Fragen in Höchstspannungsanlagen, die Samm-
img von Rau- und Betriebserfahrungen rowie die Aufklärung von
trnisehen Störnngserscheinungen. Der Vorstand hat zn versehen,
darartige Vorgänge zu klären, er schafft auf schriftlichem Wege
Material herbei und veranlaßt gegebenenfalls eine Besichtigung und
Versuche an Ort und Stelle. Anf dem Programm der Gesellschaft ata-
kon zunächst die Frage der Unterdrickung von Erdschlüssen, die
"rforechung der Kurzschlüsse und Überspannungen, die Überstrom-
(rare sowie der Leitungsban.
Weiter folgten Anträge tiber Satzıınzsänderunzen (Regelung der
?zehörigkeit der österreichischen Werke), der Haushaltsplan und
lie Reitragsfrage. |
Die Nanwahlen machten zum stellvertretenden Vorsitzenden
Meren Direktor Overman n - Hagen i. W., und zum Vorstandemit-
"iad Heren Direktor Sch oit es- Nürnberg. In den Vorstand wur-
len gewählt die Herren Direktoren Bergemann -G]ļeiwitz, El-
rare- Kiel, Dnis-Gotha. nnd Z e11-Miinchen. Rei dieser Gele-
„heit cej noch erwähnt. daß an Stella des bisherigen Gesch#fte-
ħrara der Vereinigung (Direktor M.Krevseir) Herr Direktor
wH Paseevant am 1. Tuli 1992 die Geschäftsführung über-
"ammen hat Herr Direktor Krevssig iihernimmt eine Stellung bei
i ir Ruths-Wärmespeicher-Gesellschaft, Berlin®).
i a Vel. ETZ" 1916, S. 14 1991. S, 94. 609, 784, 046. F6. IQ. TOM. 113R. 1198: 1979. S. 475.
br m Tel .ETZ* 192, S. 657 und 735. Genaueres vgl. „Festschrift der Vereinigung
Aew." 19, 8, RM,
N Vel. „ET7Z* 1922, S. 563.
® Vgl „ETZ“ 1922, S. 928.
Elektrotechnische Zeltschriit.
1922. Heit 28. 935
Es folgte nunmehr ein äußerst interessanter Vortrag von Prof.
Tiessen, Berlin-Charlottenburg, „Grundlagen zur Bil-
Sans von Wirtschafts- und Blektrizitätszonen”.
Der Vortragende, welcher sich in seiner Bescheidenheit den ver-
sammelten Mitgliedern gegenüber ale Laie auf elektrotechnischem
Gebiete bezeichnete, wurde von den Zuhörern schnell als ein her-
vorragend bewanderter Wirtschaftsgeograph erkannt, und man kam
sich selbst als Laie vor gegenüber den packenden Darstellungen sei-
ner, nach eigenem, kartographischen Verfahren hergestellten stati-
stischen Karten, die auf einen Blick eine genaue Übersicht über dio
verschiedensten Statistiken ermöglichen, wie man sie durch tabella-
rische Statistiken auch nicht annähernd gewinnen könnte. Die
Grundlagen seiner statistischen Karten bilden Punktkarten, Linien-
karten und Flächenkarten. Die statistisch zu behandelnden Größen
werden in einem Falle an den betreffenden Stellen durch Punkte,
deren Durchmesser dem darzustellenden Wert, z. B. der Leistung
eines Elektrizitätswerks, entspricht, eingezeichnet. Im zweiten und
dritten Falle sind es Linien bzw. Flächen, die durch ihre Stärke
oder Größe den statistisch festzustellenden Wert kennzeichnen.
Auch dieser Vortrag muß im Interesse der Übersichtlichkeit des Be-
richts in seinen Einzelheiten an anderer Stelle der „ETZ“ wiederge-
geben werden. An den Vortrag schloß sich keine Diskussion an, da
die Anwesenden dem vom Vortragenden Gebotenen nur achtungsvoll
gegenüberstanden und ihm Ratschläge nicht erteilen konnten.
Am Abend des 22. Juni fand ein gemeimsames Abend-
essen in dem festlich geschmückten, herrlichen, großen Saal des
Kurhauses statt, welches den Höhepunkt des Tages bildete. Sehr
originell war die Tafelausschmückung, welche darin bestand, daß in
der Mittellinie jeder der 7 langen Tafeln auf kleinen Holzmasten an
Stütz- und Hängeisolatoren verlegte „Hochspannungsleitungen” als
symbolische „Europäische Sammelschiene” kleine 14 V-
Lämpchen speisten, während außerdem in bestimmten Abständen an
diese Leitungen zahlreiche elektrische Zigarrenanzünder der „Wär-
mag” für 220 V angeschlossen waren.
In launiger Rede, die den Damen geweiht war, wies Generaldi-
rektor Krone-Bochum zunächst auf die Bedenken hin, gerade bei
der herrschenden Hitze eine elektrische Wärmeausstellung zu in-
szenieren. Die Frage der Anwendung der elektrischen Heiz- und
Kochapparate im Haushalt fordere es, die Frauen als Bundesge-
nossen zu gewinnen, um die Belastungsverhältnisse der Elektrizi-
tätswerke durch Anwendung elektrischer Koch- und Heizapparate
zu verbessern. Anläßlich der elektrischen Woche in Essen 1921 sei
deshalb dort ein „Elektrischer Wärme-Frauen-Verein“ gegründet
worden, der werbend tätig sein sollte, und bereits nach kurzem Be-
stehen Erfolge erzielte, die Männer nie erzielt hätten, denn seitdem
werde in diesem Bezirk vom Greise bis zum Baby alles elektrisch be-
handelt, wofür scherzhafte Beispiele angeführt wurden. Der Redner
zitierte auch den poetischen Erguß einer jungvermählten Hausfrau,
der wiedergegeben sei: Ä
Oh wie herrlich kocht’s sich heut’
In dem Topf mit Strippen!
Man braucht nur 'ne Kleinigkeit
Auf den Knopf zu tippen.
Dann besorgt der Strom allein
Das beste Mittagessen.
Ich hab’ den ganzen Sonntag fein
Bei meinem Fritz gesessen.
Der hat ja 'ne verwöhnte Schnut’
Und hält auf Qualität,
Jetzt aber schmeckt ihm nichts so gut
Als meine Elektrizität.
Er hat mich nie so sehr geliebt, eo heiß gektißt,
Jetzt weiß ich erst, was wahre „Wärmewirtschaft” ist.
Der Redner endete mit dem Hinweis darauf, daß unsere Frauen die
geborenen Wärmewirtschafterinnen seien und ja bekanntlich über-
haupt von der „Wirtschaft“ mehr verständen, als die Männer; er ließ
sie deshalb hochleben.
Nach dem Essen begaben sich die Teilnehmer auf die Terrassen
vor dem Kurhaus, um in der herrlichen Juninacht der Kurkapelle zu
lauschen. Inzwischen wurden die Tafeln abgeräumt, und nach eini-
gen Stunden fanden sich dort die seßhaften Teilnehmer, darunter
auch viele Damen, wieder zusammen, um bei Kaffee, Wein und Tanz
den Rest des Abends zu verbringen. Wann die letzten Teilnehmer
den Ort verließen, weiß der Berichterstatter nicht zu sagen; man be-
hauptet, daß der neue Tag bereits dämmerte.
Am nächsten Tage wurde die Hauptversammlung fortgesetzt,
und es hielt zunächst Herr Dr.-Ing. Fr. Münzinger seinen Vor-
trag ‚DerRuths-WärmespeicherfürBlektrizitäts-
werke“. Da wir über dies Thema an anderer Stelle berichten wer-
den, eo sei auf technische Einzelheiten hier nicht näher eingegangen.
Der Vortragende behandelte den Einfluß der Belastungskurve auf
die Wirtschaftlichkeit von Elektrizitätswerken (gute Ausnutzung
des Anlagekapitale der Bedienungsmannschaften und der Brennstoff-
wärme), ferner die Wärmeansnutzung von Kesseln und Dampftur-
binen bei Belastunzsschwankungen und bei Teillast (bei Kesseln
und Feuerungen: Einfluß der Bauart des Rostes und der Kessel s0-
wie des Brennstoffes: bei Dampfturbinen: Einfluß von Bauart und
Regelung). Er ging dann auf den Zweck und die Arbeitsweise der
Ruths’schen Wärmespeicher ein (thermische Grundlagen, Aufbau,
&
8386
Schaltung, Wirkungsweise und Bemessung) ferner auf den Einbau
dieser Wärmespeicher in Abhängigkeit von der Natur der Bela-
stungskurve (Minuten-, Stunden- und Tagesschwankungen, Größe,
Lage und Häufigkeit von Belastungsepitzen- und -tälern, Analyse
der Vorgänge beim Einsetzen und Aufhören der Speicherung, Hoch-
druck und Niederdruckspeicher, Gruppierung der Elektrizitätswerke
in Spitzenwerke und Grundlastwerke.) Der Vortragende wandte sich
dann den Sonderaufgaben der Ruhtsschen Wärmespeicher zu (Mo-
mentreserve, Speicherung elektrischer Energie in Form von Nacht-
strom bei Wasserkraftwerken, Speicherung der Wärme brennbarer
Gase). Weiter wurden die Anpassung der Dampfturbinen an die be-
sonderen Aufgaben der Wärmespeicherung, durch ihren Aufbau und
ihre Bemessung und ihre Regelungsverfahren, besonders das thermi-
sche und betriebstechnische Verhalten der verschiedenen Bauarten
und ihrer Regelung, behandelt. Zum Schluß behandelte der Vortra-
gende die Aussichten dieser Wärmespeicher und ihre Wirtschaft-
lichkeit bei Anwendung in Elektrizitätswerken. Es wurden die ver-
schiedenen Belastungskurven analysiert; der Wärmespeicher ermög-
licht die vollkommene oder teilweise Ausgleichung von Belastungs-
schwankungen. Weiter wurde seine Wirtschaftlichkeit beiGroßstadt-
Elektrizitätswerken, deren Strom ausschließlich im Weichbilde der
Stadt erzeugt wird, deren Grundlaststrom dagegen’ von Fernkraft-
werken bezogen wird, erörtert. Auch die Wirtechaftlichkeit bei Wer-
ken mit starkem, industriellen Stromverbrauch wurde gezeigt.
An den Vortrag schloß sich ein sehr interessanter Vortrag
des derzeitigen Vorstandes der Studien-Gesellschaft für Höchstspan-
nungsanlagen, Direktors A. Matthias, „Derjetzige Stand
derHochspannungetechnik“. Es wurden die wichtigsten
Teile der elektrischen Anlagen der Reihe nach durchgegangen, um
an ihnen die vorliegenden Probleme und, soweit dies gelungen ist,
deren Lösungen zu behandeln. So wurde zuerst auf die großen Gene-
ratoren für Dampf- und Wasserturbinenantrieb und deren Baugrö-
ßengrenzen eingegangen, es folgten dann Transformatoren und Hoch-
spannungsschalter unter den gleichen Gesichtspunkten, wobei auch
Vergleiche mit der ausländischen, besonders der amerikanischen
Praxis, angestellt wurden. Weiter wurden die Höchstspannungs-
Schaltanlagen , die Höchstspannungsleitungen und die damit zusam-
menhängenden Fragen behandelt. Über diesen äußerst reichhaltigen
und interessanten, die wichtigsten Fragen der Höchstspannungstech-
nik zusammenstellenden Vortrag, wird gleichfalls aus dem eingangs
angeführten Grunde an anderer Stelle in der „ETZ“” ausführlich be-
richtet werden.
Zwischendurch wurden Filmvorführungen veranstaltet,
welche wirtschaftliche Heiz-, Wärme- und Kochgeräte, sowie elek-
trische Antriebe in der Landwirtschaft und im Gewerbe darstellten.
Derartige Vorführungen sollen in Abnehmerkreisen aufklärend und
werbend wirken.
Auch für die zahlreich vertretenen Damen war gesorgt; abge-
sehen von den mit den Herren gemeinsamen Veranstaltungen, wur-
den ihnen die Stadt und ihre Kuranlagen gezeigt, und sie machten
eine gemeinsame Autofahrt nach den Bädern Langenschwalbach und
Schlangenbad, von wo sie sehr befriedigt zurückkehrten.
Am Abend dieses Tages folgte, von der Witterung leider wenig
begünstigt, ein wunderbares Feuerwerk im Kurpark, welches von
der Stadt Wiesbaden als Teil eines Gartenfestes gegeben wurde.
Auch an diesem Tage blieben die Teilnehmer der Tagung noch lange
beisammen. i
Der folgende Tag war ausschließlich der Erholung gewid-
met. Auf dem Programm stand eine Rheinfahrtnach Bop-
pard, der sich fast alle Teilnehmer anschlossen. Unter ihnen be-
merkte man auch die markante Gestalt von Exzellenz Oscarvon
Miller. Durch Straßenbahn-Sonderwagen wurden die Teilnehmer
morgens nach Biebrich gebracht, wo der große, schöne Rheindampfer
„Cecilie“ zur Abfahrt bereit lag. Es ging zunächst rheinabwärts über
Schierstein, Eltville, Geisenheim, unter der den Franzosen lästigen
Hindenburg-Brücke hindurch, weiter nach Rüdesheim, Bingen (Mäu-
seturm), Aßmannshausen, vorbei an den zahlreichen Schlössern
(Rheinstein, Sonneck) über Lorch, Bacharach, weiter über Caub,
wo an jenem Abend (24. Juni) auf den Bergen die Sonnwendfeuer
aufleuchten sollten. — Keiner ahnte, daß in diesen Stunden der unse-
rer Elektrotechnik nahestehende, geniale Außenminister, Dr. W. R a-
thenau, unter den Mörderhänden fanatischer und verwirrter Ele-
mente fiel. — Der Eindruck, den diese Nachricht am folgenden Tage
auf die Teilnehmer ausübte, war derartig, daß die frohe Stimmung,
welche auf dem Ausfluge herrschte, vollständig umgeschlagen wäre,
wenn die Teilnehmer während desselben Kenntnis von dem schreck-
lichen Ereignis erhalten hätten. Weiter ging es über Oberwesel an
Burgen und Ruinen (Gutenfels, Schönburg, Rheinfels, Katz) sowie
am Lorelei-Felsen vorbei über St. Goar, St. Goarshausen, Lieben-
stein, Kamp, bis nach Boppard. Während der Fahrt. wo Speise und
Trank in vorzüglichster Qualität inmitten der herrlichsten Natur
und unter strahlendem Himmel geboten wurden, ruhten die Fachze-
spräche, und man beschäftigte sich vielfach mit leichteren Proble-
men. So wurden z. B. die Gründe erforscht, weshalb gerade im rechts-
rheinischen Weinparadies Weine, wie die von Aßmannshausen, Rü-
desheim, Geisenheim, Johannisberg usw. so vorzüglicher Qualität
seien, und es wurde berechnet, um wieviel länger die Weinberge
in dieser Gegend dadurch bestrahlt werden, daß der Rhein die von
Süden und Westen kommenden Sonnenstrahlen auch durch Reflexion
auf die Weinberge hinlenkt und eie daher doppelt zur Wirkung
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 28.
22. Juli 1922.
bringt. Daß auch der Untergrund mit seinem wärmespeichernden
Schiefergestein günstig wirkt, gehörte natürlich schon aus anderen
Gründen gleichfalls zum Thema.
. In Boppard wurde Kehrt gemacht, und die Fahrt ging nunmehr
wieder rheinaufwärts nach Aßmannshausen, wo Rast gemacht wur-
de, um sich erneut von der guten Qualität der dort angebauten Weine
zu überzeugen. Die meisten Teilnehmer blieben dort im „Rheinhotel“
und im Gasthof „Zur Krone“ mit dem schönen Sinnspruch:
Heiße Liebe sucht der Knabe
Und der Mann die kühle Labe;
Heiße Liebe, kühle Labe,
Wunder, daß ich beides habe!
Dieser Gasthof enthält ein mit Erinnerungen an den verstorbenen
Rheindichter, Ferd. Freiligrath, angefülltes kleines Muse-
um, dem auch viele andere Dichter, die diesen Weinort besangen,
wie Scheffel, Roquette, Bodenstedt und Rittersheim, Erinnerunes-
stücke gestiftet haben. Andere Teilnehmer besichtigten die gegen-
überliegende Burg „Rheinstein“, das „Schweizerhäuschen“”, oder
unter Benutzung der Zahnradbahn das Niederwalddenkmal. Eine
Gruppe jener Teilnehmer, welche, geschlossen marschierend, unser
altes, liebes „Deutschland über alles“ sang, verfiel beinahe der har-
ten Hand der Obrigkeit, die dort bekanntlich z. Zt. die französischen
Besatzungstruppen sind. Hoffentlich haben die hieran Beteiligter,
deren Gesang einzig und allein ihrer frohen Stimmung, ohne politi-
schen Hintergrund, entsprang, nicht noch Strafmandate zu erwarten.
Der frohen, durch die Schönheit des Rheines und seiner Weine be-
geisterten Stimmung entsprach auch eine kernige, hochpolitische Re-
de des Direktors Dr. Werner (SSW, Berlin) auf die deutsche Frau,
in der der Redner darauf hinwies, in welchem Geiste unsere Frauen
ihre Kinder zu guten Deutschen erziehen müssen. Das Damenhoch
und die Rede fanden begeisterte Zustimmung.
Um 8 Uhr abends ging es dann wieder mit dem Dampfer zurück
nach Biebrich, wobei sich unterwegs zahlreiche Wettstreite im An-
setzen von Bowlen abspielten. Sonderwagen der Straßenbahnen
brachten dann die Teilnehmer nach dem Kurhaus Wiesbaden, und,
war der Tag auch reichlich mit Genüssen aller Art ausgefüllt gewe-
sen, so war das Vergnügungsbedürfnis doch noch lange nicht befrie-
digt. Der Rest des „angebrochenen Nachmittags” wurde vielmehr an
den verschiedensten Stellen in Wiesbaden feucht-fröhlich verbracht.
Die Tagung hatte hiermit ihr Ende erreicht, und der folgende
Sonntag bot zunächst Gelegenheit, sich von den Strapazen dieser
Tage zu erholen. Einige Teilnehmer fuhren nach Darmstadt um an
der anläßlich der Feier des 70. Geburtstages des Herrn Geheimrat:
Dr. E. Kittler teilzunehmen?). Für den Montag stand dann noch
auf dem Programm für diejenigen, welche Zeit und Interesse dafür
hatten, eine Besichtigung der Werke der Brown Boveri & Cie. A.G,
und ihres Zweigunternehmens, der Stotz G. m. b. H. in Mannheim.
Erwähnt sei bei dieserGelegenheit. daß auch die Voigt & Haeffner
A.G., die Emag Elektrizitäts A. G., Frankfurt a. M. und die Tonwerk
Biebrich A. G., Wiesbaden, die Teilnehmer eingeladen hatten, ihre
Werke zu besichtigen. Da man indessen nicht an allen Besichtigun-
gen teilnehmen konnte, so kann der Berichterstatter leider nur über
das, was er gesehen hat, berichten.
Für die Besichtigung der BBC-Werke in Mann-
heim-Käfertha]l waren große Autos zur Verfügung gestellt,
welche die Teilnehmer vom Kurhaus in Wiesbaden abholten und si’
in über dreistündiger Fahrt nach Mannheim brachten. Die Fahrt zinz
rheinaufwärts über Mainz, durch den Rheingau über Laubenheim,
Oppenheim, Güntersblum, Alsheim, Dürkheim, Worms, Franken-
thal, Oppau, Gersheim, Friesenheim und Ludwigshafen. Man hatte
Gelegenheit, die Wein-, Obst- und Tabakkulturen an den Ufern
des Rheines in Augenschein zu nehmen und zu beobachten, wie die
Weine nach Süden hin immer schwerer werden. Auch auf dieser
Fahrt fehlte es nicht an allen möglichen harmlosen Scherzen, Reden
und Problemen. Es wurde z. B. die Frage aufgeworfen, warum immer
bloß die Rede sei von „Zisternen” und nicht auch von „Transternen”,
was einizes Kopfzerbrechen verursachte. Auch die Notwendigkeit
der Normung der Denkmäler, die man als zeitgemäß ansehen müsse,
wurde erörtert. Während einige vorschlugen, nur die Grundplatten
mit ihren Befestigungslöchern zu normen, um je nach der volitischen
Richtung Fürsten oder Vertreter der jetzt herrschenden Klassen auf
dienun einmal vorhandenen Sockel aufbauen zu können, setzten sich
andere dafür ein, die Denkmäler selbst derart zu normalisieren, daß
nur der Kopf der Figur auswechselbar zu sein brauche. Die Fahrt
bot wunderbare Landschaftsbilder; so sah man z. B. die Ausläufer
des Odenwaldes zur Linken liegen. Auch an einigen bedeutenden in-
dustriellen Werken, die imposant aus dem Landschaftsbilde herans-
ragten, kam man vorbei, so z. B. bei Griesheim-Blektron, dem Ver-
bandselektrizitätswerk Rheinhessen und der Anilinfabrik Oppau un!
Ludwigshafen.
Auf dem Fabrikzrundstück des imposanten Werkes der BBC in
Mannheim-Käferthal (Abb. 1) angekommen. wurden, nach einer kur-
zen Berriüßung durch Herrn Direktor Dr -Inz. h. c Gaa, die Damen
von den Herren getrennt, da man ersteren die Strapazen einer Werks-
besichtieune nieht zumuten wollte. Sie wurden mit Autos durch die
Stadt geführt und besichtieten u. a. auch das dortige Trachtenm'-
coum Die Herren aber wurden durch die wichtigsten Abteilungen
des Werkes geleitet. Gezeigt wurden die Dampfturbinenkonstruk-
tinmen der Firma sowohl für den Antrieb von Generatoren als auch
9 Vgl. „ETZ* 1922, 8. 868.
E 05 __ u
22. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 28.
937
für Schiffsantrieb. Ferner die bei letzterem verwendeten Winkel-
zahnradgetriebe, deren Herstellung an Material und Bearbeitung
höchste Anforderungen stellt. Derartige Getriebe werden für Über-
tragung von Leistungen bis zu 12 000 PS und darüber und für Dreh-
zahlen bis zu 8000 Umdr/min, welche bis auf 270 Umdr erniedrigt
werden, hergestellt. Sie laufen unter Druckölschmierung fast voll-
u) 00C Buy
ung dir ® >
Abb. 1.
:tändig geräuschlos und erschütterungsfrei. Bei derartig großen Lei-
stungen wird, um das Klingen der Zahnradkörper zu vermeiden, das
große Zahnrad in seiner Längsrichtung einmal unterteilt. Auch die
Turbokompressoren erregten großes Interesse.
Weiter wurde das Materialprüffeld besichtigt und hierbei ein
kurzer Vortrag über die benutztenMethodenderMetallprü-
fung, die bei der hohen Beanspruchung des Materials in schnellau-
fenden Teilen von Generatoren nötig sind, gehalten. Durch die mikro-
skopische Untersuchung von Dünnschliffen lassen sich aus Resten
beschädigter Maschinenteile Aufklärungen gewinnen über die Ur-
sachen solcher Brüche, und man ist allmählich durch derartige Unter-
suchungen soweit gekommen, daß man die ganze Vorgeschichte des
Materials irgendeines Maschinenteiles bis zurück auf seinen Guß-
oder Walzprozeß verfolgen kann. In neuerer Zeit sind zu diesen
' Untersuchungsmethoden auch noch die Untersuchungen mit Rönt-
genstrahlen gekommen, welche bisweilen noch weitergehende Auf-
schlüsse ergeben. Weiter wurde das Wesen der Resonanz- und Über-
spannungserscheinungen an sehr lehrreichen, oszillographischen
Bildern demonstriert.
PER:
Was die von der Firma ausgeführten Dampfturbodynamos be-
trifft, so waren in Arbeit zu sehen einige Dampfturbinen- und Gene-
ratorenteile von 13000 kW bei 3000 Umdr/min; die ausgeführte
Nöchstleistung beträgt für 1500 Umdr/min 25 000 kW. Hier werden
auch die größten Wasserkraftgeneratoren des Kontinents gebaut,
u.zw. sind dies die Einphasengeneratoren für die Mittlere Isar A. G.
mit einer Leistung von 12 000 kVA, 6000/6900 V, bei 167 Umdr/min
und 16% Per, welche eine vertikale Achse besitzen!®). Über die von
BBC gebauten größten Einheiten für Wasserkraftantrieb in Gestalt
von horizontal gelagerten Einfach- und sogenannten Doppelgenera-
toren wird an anderer Stelle berichtet werden!!). Sehr interessant
waren weiter im Ankerbau die Maschinen zum Einpressen der iso-
herten Stäbe in die Nuten der Rotoren, um den die Nute verschlie-
benden Keil einbringen zu können; ebenso ist bemerkenswert die
Unterteilung des Kupfers bei derartigen Wickelungen, um das Ent-
stehen von Wirbelströmen zu verhindern. Diese Stäbe, nach ihrem
Erfinder, Oberingenieur der BBC, Ludw. Roebel, allgemein als
„Roebelstäbe”“ bekannt, bestehen aus Parallelleitern, die ge-
xeneinander um 360 ° verdrillt und so verbunden sind, daß jeder Teil-
leiterauf der gleichen Streckenlänge genau der gleichen Induktions-
wirkung ausgesetzt wird.
as
Weiter wurde die Generatoren- und Transformatorenwickelei
besichtigt, und eg wurde dabei auch ein gerade fertiggestellter großer
Urehstromtransformator für 10000 kVA und 100/50 kV, 50 Per, mit
Sjslenabfederung gezeigt. Ein Bild derartiger Großtransformatoren
wird übrigens gleichfalls an der oben erwähnten Stelle?!) gegeben
werden. Endlich wurde noch die Lokomotivabteilung besichtigt, 'n
der gerade drei Lokomotiven, zwei für die Schlesischen Gebirgs-
en und eine für die Wiesentalbahn, standen, wovon sich die
teiden ersteren mit je 2 Doppelmotoren für je 700 PS im Bau befan-
—
—
Ygl. Festschrift”der „ETZ“; München 19:2, S. 18.
», Bericht über Vortrag Matthias in einem späteren Heft der „ETZ“.
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den. Auch die letzte Dampflokomotive aus dem nach dem Kriege auf-
genommenen, jetzt aber wieder aufgegebenen Fabrikationszweige
stand abnahmebereit da.
Hinsichtlich der Arten der Erzeugnisse der BBC sei noch be-
merkt, daß alle elektrischen Einrichtungen, welche Starkstrom er-
zeugen, übertragen oder verbrauchen, hergestellt werden. In dieses
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Die BBC-Werke in Mannheim-Xäfertal aus“der Vogelperspektive.
Gebiet fallen in der Hauptsache Gleich- und Wechselstromgenerato-
ren für Dampf- und Wasserkraftantrieb bis zu den größten Leistun-
. gen, Glas- und Metallgleichrichter, Transformatoren und Freileitun-
gen bis zu den höchsten Spannungen, Ortsnetze, Schaltapparate und
Schaltanlagen, Zähler, Regler, Kabel und Motoren aller Arten. Fer-
ner fällt inden Arbeitsbereich der Firma die Fabrikation von Dampf-
turbinen für Land- und Schiffsanlagen, von Turbogebläsen und Tur-
bokompressoren, von elektrischen Heizeinrichtungen für Dampfkes-
sel und nicht zuletzt von elektrischen Bahnen. Die Firma hat außer
dem Werk in Mannheim-Käferthal eine Abteilung in Saarbrücken
(Serienmotoren), eine Draht- und Kabelfabrik in Köln, eine Gleich-
richterfabrik in Lambertsheim und stellt durch die angeschlossene
StotzG.m.b. H., Mannheim-Neckarau, auch Installationsmaterial
her. Das Stammhaus befindet sich bekanntlich in Baden (Schweiz),
Nach der Besichtigung wurden die Teilnehnier mit ihren inzwi-
schen wieder eingetroffenen Damen im „Rosengarten“ festlich und
reichlich bewirtet und durch geschmackvolle Spenden erfreut. Der
Tag aber hatte damit noch nicht sein Ende erreicht, denn die frei-
gebige Firma wollte ihren Besuchern, die sich zahlreicher, als sie
erwartet hatte, eingefunden hatten, auch noch einige Schönheiten
des benachbarten lleidelberg zeigen. Sie wurden also in Autos über
Feudenheim, Seckenheim, Friedrichsfeld, Neckarshausen und Edin-
gen dorthin geführt, und die Gäste versammelten sich endlich unter
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Abb. 2. Ansicht der Werke der Stotz G. m.b. H, Mannheim-Neckarau.
Führung des Herrn Direktors St o t z, des Gründers der zum BBC-
Konzern gehörenden Stotz G. m. b. H., in dem Restaurant ‚„Molken-
kur“, wo sich die Teilnehmer wiederum mit Speise und Trank erlab-
ten und sich endlich, erst als der Tag schon graute, den interimisti-
schen heimatlichen Penaten zuwandten, schmerzlich bewegt, daß die
schönen Fage nunmehr endgültig ihr Ende erreicht hatten.
Der Berichterstatter nahm am folgenden Tage die Gelegenheit
wahr, auch noch die Werke der S t o t z G. m. b. H., Mannheim-Neckar-
938
au zu besuchen, und kann denen, die es noch nicht wissen, mitteilen,
daß es sich hier um eine geradezu vorzüglich organisierte und betrie-
bene Fabrikationsstätte handelt, in welcher alle modernen Methoden
der Erzielung fehlerfreier und hochwertiger Materialien Anwendung
finden. Das Werk, welches aus kleinen Anfängen hervorgegangen
ist und sich unter der Leitung seines Gründers zu dem heutigen Un-
ternehmen ausgewachsen hat, fabriziert Installationsmaterialien
aller Art unter Betonung der Zweckmäßigkeit für alle Verwen-
dungsgebiete, über welche an anderer Stelle noch besonders berichtet
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 28.
22. Juli 1922.
werden wird. Abb. 2 gibt die Gesamiansicht des Werkes, für dessen
Erweiterung genügend Raum vorgesehen ist.
Dem BBC-Konzern sei auch an dieser Stelle noch einmal der
Dank aller Teilnehmer für das, was ihnen gezeigt und geboten wurde,
zum Ausdruck gebracht. Die Teilnehmer, soweit sie die Werke noch
nicht gesehen hatten, sind sehr befriedigt von dannen gezogen und
wissen, wenn sie dieser Firma Aufträge erteilen, daß sie gut bedient
sein werden.
Über Akkumulatorenbetrieb bei Elektrizitätswerken.
Von Rühle, Berlin-Friedenau.
Übersicht. Es wird darauf hingewiesen, daß in gewissen Fällen z. B.
in Geschäftszentren großer Städte und dort wiederum besonders dann,
wenn aus wirtschaftlichen Gründen ein Zusammenarbeiten mehrerer
Kraftwerke (Fernstrombezug) geboten ist, eine Momentreserve gefordert
werden muß. Nur der Akkumulator erfüllt diese Bedingung.
In der jetzigen Zeit, in der alle Möglichkeiten erwogen werden,
durch welche die Betriebsunkosten eines Elektrizitätswerks her-
abgesetzt werden können, taucht immer wieder die Frage nach der
Berechtigung des Akkumulatorenbetriebs auf: Die Unterhaltungs-
kosten steigen mit den Bleipreisen und Löhnen, und es wird
zweifellos Betriebe geben, wo man sich ohne weiteres auf Grund
der Betriebsverhältnisse zur Aufgabe des Akkumulators ent-
schließen wird. Aber ebensogut wird oft genug die Notwendig-
keit desselben unbestritten sein, vor allen Dingen, wenn durch
ihn besonders billige Stromquellen möglichst ausgenutzt werden
sollen, wo Kraft nutzlos verloren geht (Wasserkräfte), oder wo
durch die größere Benutzungsdauer der Preis wesentlich herab-
gesetzt wird (Strombezug mit Rabatt).
Der Fall, daß man in der Zeit der geringen Stromlieferung
durch Einsatz von Akkumulatoren Personal sparen kann, gewinnt
bei den heutigen Lohnverhältnissen auch immer mehr an prak-
tischer Bedeutung. In allen diesen Fällen ist es möglich, an der
Hand von einfachen Rechnungen nachzuweisen, ob der Akku-
mulator wirtschaftlich ist oder nicht.
Schwieriger liegen die Verhältnisse, wenn die Akkumulatoren
mehr als Sicherheitsfaktor einer Anlage dienen sollen. Da sind
es vor allem die großen Städte mit ihren Waren- und Geschäfts-
häusern, Industriepalästen, Öffentlichen Gebäuden, Theatern,
Straßenbeleuchtungen und Straßenbahnen, welche einen solchen
Sicherheitsfaktor fordern. Zum mindesten für die Geschäfts-
zentren muß auf eine ununterbrochene Stromlieferung gedrungen
werden, wenn man auch für Stadtgegenden, welche nicht so aus-
geprägten Geschäftscharakter haben, so scharfe Bedingungen
nicht zu stellen braucht.
Man stelle sich vor, der Strom setzt z. B. in einem Warenhaus
plötzlich aus; die Folgen sind nicht abzusehen. Wenn auch Not-
beleuchtung vorhanden ist, das Publikum wird beunruhigt, Men-
schenleben gefährdet, dem Diebstahl der weitgehendste Vorschub
geleistet, kurz die schwersten Verluste sind die Folge. Und gar die
Wirkung auf belebten Straßen: alles ist dunkel, die Straßenbahn
steht still.
Hier muß also die Anlage so sicher sein, daß ein Versagen
ausgeschlossen ist. Diese Aufgabe der unbedingten Betriebs-
sicherheit mittels eines hochgespannten Drehstromes zu lösen,
gelang nicht, da bei den Hochspannungskraftwerken mit zu-
nehmender Größe sich der Kurzschluß und. seine Wirkungen
immer unangenehmer fühlbar machen, bei dem zunehmenden
Kraftbedarf nur Maschinen für hochzespannten Drehstrom in
Frage kommen, die Kraftwerke selbst aber Abmessungen erhiel-
ten, welche die Verlegung derselben weit außerhalb des Absatz-
gebietes wegen der Kohlen- und Wasserversorgung nötig machten.
So entstanden die groen Hochspannungsnetze.
Nun suchte man die Rückwirkungen der Netzkurzschlüsse ein-
zuschränken, indem man die Netze in Strahlen unterteilte, u. zw.
mit gutem Erfolge. Aber gegen die Störungen in dem Kraftwerk
selbst war dies kein Mittel, und wenn auch solche Störungen sel-
ten vorkommen, sind sie bei der besten Betriebsführung nicht zu
vermeiden. In dem Falle dauert aber die Beseitigung derselben
längere Zeit.
Hat die Entwicklung der Stromversorgung zur Umformung in
Gleichstrom geführt, so machen sich die Netzkurzschlüsse unter
Umständen bei den Umformern, besonders denen älterer Konstruk-
tion, dadurch unangenehm bemerkbar, daß sie leichter außer Tritt
fallen, oder Rundfeuer am Kollektor die Maschinen abschaltet.
Ehe aber die Reserveumformer in Betrieb gesetzt sind, vergeht
immer eine gewisse Zeit.
Die Verhältnisse werden noch schwieriger dort, wo man aus
wirtschaftlichen Gründen gezwungen ist, mehrere Kraftwerke auf
ein gemeinsames Netz arbeiten zu lassen, z. B. bei der Fernstromver-
sorgung.
Durch das Zusammenschalten großer Anlagen wird die
Störungsmöglichkeit erhöht. Es soll damit nicht gesagt sein,
daß die Fernstrombelieferung unsicherer wäre als die lokale.
Aber wenn man zwei sonst getrennte Anlagen kuppelt, wird eben
die Störung der einen auf die andere übertragen. In beiden macht
sie sich bemerkbar, wo früher die Störungen im Netz A das Netz
B unbehelligt ließen und umgekehrt.
Die gute Ausnutzung des kernstromes fordert in der Regel, dah
derselbe die Grundbelastung übernimmt, während die lokalen Kraft-
werke als Spitzendecker dienen. Die Wirtschaftlichkeit bedingt
also ein Zusammenarbeiten.
Nun stelle man sich den schlimmsten Fall vor, der glück-
licherweise selten eihtritt: der Fernstrom falle aus. Sein Anteil
an der Belastung betrage nur 30%. Welches Werk ist imstande,
sofort # % mehr Strom abzugeben? KEingehend ist die Frage der
Reserve für diesen Fall behandelt worden. Meist scheitern die
Vorschläge, wie z. B. die notwendigen Kessel unter. Feuer zu
halten, die in Betrieb befindlichen Kessel so schwach zu be-
lasten, daß sie im gegebenen Falle leicht auf die erforderliche
Leistung gebracht werden können, Hilfsfeuerungen mit Öl vorzu-
sehen, Dieselmotoren aufzustellen, schon an der Unwirtschatftlich-
keit, aber vor allen Dingen hilft keines über die zeitliche Ver-
zögerung der Wiederaufnahme der Stromversorgung hinweg.
Und die wird um so länger, je größer der Anteil des Fern-
stromes ist.
i Nun braucht man nicht gleich den schwersten Fall ins Feld
ühren.
Um die Fernstromanlage möglichst gut auszunutzen, wird
der Abnehmer gezwungen, die Blindleistung seines Netzes selbst
zu liefern, was er leicht durch Übererregen der im Betrieb be-
findlichen Dampfturbinen erreicht. Die Folgen sind, daß die
Wirkungen eines Kurzschlusses sich durch diese starre Kupplung
weit bemerkbar machen, so daß Umformer außer Tritt fallen, was
dann an solchen Stellen eine Stromunterbrechung zur Folge hat.
Stellt man überhaupt die Bedingung, daß gewisse Teile einer
Stadt ununterbrochen mit Strom versorgt werden müssen, so mub
man für eine Reserve sorgen, die im Augenblick der Störung so-
fort einspringt. Und diese Reserve bietet einzig und allein der
Akkumulator. Diese Erkenntnis ist eine uralte und ist während
der ganzen Entwicklung der Stromversorgung immer wieder be-
stätigt worden.
her finden wir nicht nur in den großen Städten Deutsch-
lands, wie Berlin, Hamburg, Bremen, Breslau, Leipzig, München,
Stuttgart, große Akkumulatorenbatterien aufgestellt, auch im
Auslande — es ist zu nennen Wien, Stockholm, Kopenhagen, vor
allen Dingen aber in England und Amerika — hat man die Strom-
versorgung, Z. B. in New York, Buenos Aires, London, Manchester
und andere mehr, gesichert durch mächtige Batterien, die immer
noch weiter ausgebaut werden.
Wie notwendig eine solche Augenblicksreserve ist, hat sich
in einer großen Stadt Deutschlands gezeigt, wo man diese lästige
Ausgabe sich ersparen wollte und den Akkumulator beseitigte.
Und der Erfolg? Eine einzige Störung im Hochspannungsnetz
machte sich so unangenehm bemerkbar und hatte für das Werk
selbst so schwere Folgen, dab man schleunigst wieder grobe
Batterien aufstellte. Gerade dieses Beispiel sollte jedem Gegner
des Akkumulators zur Warnung dienen. Ferner, welcher Be-
triebleiter hat nicht schon die Batterien zur Entlastung seines
Werkes herangezogen, wenn er wegen schlechter Kohle vor dem
Zusammenbruch stand, ein Fall, der heutzutage leider oft genug
vorkommt?
Es gibt eben Verhältnisse, wo der Akkumulator nicht zu ver-
meiden ist, und dort sollte er auch niemals fehlen.
Natürlich läßt sich darüber streiten, in welcher Größenordnung
eine solche Reserve an Leistung und Zeit zu bemessen ist, auch ob
man das ganze Netz oder nur einzelne Bezirke desselben mit einer
solchen Reserve ausstattet. Das ergibt sich an der Hand von Rech-
nungen. Aber ist einmal eine Batterie vorhanden, soll man nicht
bloß von dem Gesichtspunkt aus ihren Wert und ihre Daseinsbe-
T bemessen, ob die Unterhaltung derselben zu kostspic-
ig ist.
Wie hoch belaufen sich dann überhaupt diese Kosten, an
denen man sich immer stößt?
In einem großen Betriebe ergaben sich für das Betriebsjahr
1913/14 folgende Zahlen: Für die Unterhaltung der Akkumu-
latoren wurden 23 % des gesamten Betrages aller Reparatur- und
Unterhaltungskosten aufgewendet — ein ausnahmsweise hoher
- O u —— ||, ..
EEE De 26. a
22. Juli 1922.
Prozentsatz, da derselbe durchschnittlich nur 12 bis 15 % beträgt.
Rechnet man nun die Auslagen für Reparaturen und Unterhaltung
auf die verkauften kWh um, so entfallen auf dieselben 0,52 Pf
für alle Reparaturen und 0,12 Pf für die Akkumulatorenunter-
haltung, das sind 0,3 % des Verkaufspreises. Für 1920/21 wurden
17% der gesamten Reparatur und Unterhaltungskosten für die
Akkumulatoren aufgewendet, was bei 6,28 Pf der allgemeinen
Unterhaltungskosten auf die verkauften kWh für die Akkumu-
. Elektrotechnische Zeitschrift.
1922, Heft 28. 2 939: i
latoren 1,7 Pf ausmacht bzw. 0,47 % des Verkaufspreises. Diese
Zahlen zeigen zur Genüge, wie wenig es berechtigt ist, so ohne
weiteres gegen die Akkumulatoren Sturm zu laufen.
Die Kosten allein, die letzten Endes noch gar nicht so groß
sird, entscheiden nicht immer. Da sprechen noch die lokalen
Verhältnisse mit. Wenn dann eine Augenblicksreserve verlangt
werden muß, ist der Akkumulator das einzig passende Betriebs-
mittel und für solche Fälle unersetzlich.
Wagen für den Eisenbahntransport eines fertigen Großtransformators.
Von Erich Klein, AEG, Transformatorenfabrik Berlin-Oberschöneweide.
Übersicht. Es wird eine Anordnung beschrieben, die den Ver-
sand betriebsfertiger Großtransformatoren, sowie deren bequemes Ver-
laden ohne Zuhilfenahme besonderer Hebezeuge ermöglicht.
Die bis heute verwendeten Tiefladewagen nach Abb. 1 ge-
statten nicht, größere Transformatoren als mit Leistungen von
rd 20000 kVA bei 50 Per und 100 kV Oberspannung, vollständig
montiert zum Versand zu bringen. Das Bild zeigt den Kern eines
#000 kVA-Aluminium-Transfcrmators, dessen oberes Jochstück
während des Transportes durch ein provisorisches ersetzt werden
mußte, Man hat diese Transformatoren mit elliptischen Spulen aus-
geführt, um geringe Abmessungen zu erhalten; denn die elliptische
Spulenform ergibt ein Minimum an Materialaufwand. Der Kropf-
träger zeigt deutlich eine starke Durchbiegung. Die Nachteile, die
durch den getrennten Versand von Ölkasten und Kern entstehen, sind
bekannt. Wenn man den Transformatorenkasten als Träger aus-
bildet, um ihn dann mit Hilfe von Verlängerungsstücken direkt
auf den Drehgestellen aufzulagern, kann man Transformatoren
mit wesentlich höheren Leistungen komplett versenden. Das
neue System soll an Hand eines Beispieles besprochen werden.
Die Daten für den Transformator seien folgende:
Leistung: 80 000 kVA bei Drehstrom 50 Per,
Oberspannung 110 kV, Ölumlaufkühlung.
Der hohen Spannung und Leistung wegen soll der Transfor-
mator mit kreisrunden Spulen ausgeführt werden. ‚Der aktive
P
e—a
En
zute
l
Eo
Abb: 1. Aluminiumtransformator für 62909. KVA, 110 kV auf einem/;tltereu Transportwagen
Schenkelquerschnitt betrage 3000 cm?. Der Schenkelkreisdurch-
messer ergibt sich bei einem Eisenfüllfaktor von 0,6 zu 800 mm.
Die Fensterbreite sei 1300 mm, was auf eine mittlere Windungs-
länge von (80+ ran = 455 m führt. Die Windungs-
spannung beträgt bei 14000 Gauß 4,44 X 50 X 14000 X 3000 X
1} = 93 V. Das Kupfergew::ht für Ober- und Unterspannungs-
ar Elb sich bei einer Stromdichte von 4,1 A/mm? zu
x<
A589 _ 17000 kg, wobei 89 das spezifische
93 x4,
Gewicht von Kupfer bedeutet. Bei 2400 mm Schenkellänge
errechnet sich der Kupferfüllfaktor zu 0,09, was erkennen läßt,
daß bei der angegebenen Schenkellänge reichlich Raum für Iso-
lations- und Kühlkanäle vorgesehen wurde. Verstärkt man den
Jochquerschnitt gegenüber dem Schenkelquerschnitt um 15 %, so
hält man 3450 cm? aktiven Jochquerschnitt, der bei Ausbildung
= 1i anstormatons als Manteltype eine Jochhöhe von 375 mm
ding
ER
er E - geben sich für den betriebs-
Ei
i j
Die Gestellabmessungen ergeben sich somit:
Kernmittenabstand 2100 mm
Jochläng® . -. . 2.22 .%. 7050 mm
Schenkellänge . 2400 mm.
Es beträgt: |
das Schenkelgewicht 16 t
das Jochgewicht 24 t
das aktive Eisengewicht . 40 t
Als lichte Ölgefäßhöhe erhält man:
2400 mm für die Schenkel
750 mm für oberes und unteres Joch |
600 mm für die Preßstücke i
50 mm Spielraum l
3800 mm,
Dieses Maß wurde der Abb. 2 zugrundegelegt, wobei vorausgesetzt
wird, daß die an den Schrägseiten des Deckels angeordneten Iso-
latoren während des Transportes abgenommen werden.
Das Gesamtgewicht ergibt sich demnach zu 1:20 t, davon:
40 t aktives Eisen
17 t aktives Kupfer
40 t Öl
23 t Kasten und Abstützteile
Für oben geschilderte Verhältnisse wurde die Eisenbahn- -
transportvorrichtung entwor-
fen. Der Vollständigkeit hal-
ber seien noch die übrigen Da-
ten des Transformators er-
wähnt. ,
Die Wicklungsverluste er-
warmen Zustand 4,1? X 2,4 X
17=700 kW. Im Wickelkupfer
sind keine größeren Wirbel-
stromzusatzverluste zu erwar-
ten, da bei dem geringen Kup-
ferfüllfaktor die Drahtquer-
schnitte derart unterteilt wer-
den können, daß die Drahtdicke
in Richtung senkrecht zur
Hauptrichtung der Streulinien
nur ganz geringe Abmessun-
gen zu erhalten braucht. Die
Isolationsabstände werden so
reichlich vorgesehen, daß
sich bereits bei Verwendung
(in den Endspulen) von 10 mm
Runddraht, der mit einer 5 mm
starken Isolationsschicht ver-
sehen ist, beim Anlegen einer
Prüfspannung von 250 kV eine
Feldstärke von 170 kV/cm am
Draht unter der Papierisolation und 90 kV/cm im Öl an der Papier-
isolation errechnen läßt, so daß bei guter Beschaffenheit dieser Ma-
terialien eine längere Zeit anhaltende Probe ohne Schaden für die
Wicklung ausgehalten werden kann. Bei obigen Werten ist noch
kein Glimmen zu erwarten, es fehlt somit die Ursache zur Ent-
stehung des gefürchteten „Kriechweges”. Im normalen Betriebe.
mit 110 kV ermäßigt sich dann die Beanspruchung auf den 4. Teil
gegenüber der Prüfspannung mit 250 kV. |
Die Eisenverluste betragen bei Verwendung legierter Bleche
130 kW, bei Verwendung nicht legierter Bleche 220 kW. Die Kurz-
schlußspannung läßt sich bei geeigneter Wicklungsunterteilung zu
8 % vorausberechnen.
Der soeben beschriebene Transformator läßt sich nicht auf
einem Tiefladewagen transportieren, da das vorgeschriebene Lade-
maß unter keinen Umständen eingehalten werden kann. Ebenso
müßte der Kropfträger nach Abb. 1 bei der üblichen Trägerhöhe
von etwa 700 mm beinahe massiv ausgeführt werden, damit er die
Last von 120 t tragen könnte. Sein Eigengewicht würde ange-
940
nähert dem der halben Nutzlast gleichkommen. Es läßt sich somit
auf diesem Wege keine praktische Ausführungsmöglichkeit
erreichen. Vergrößert man dagegen die Trägerhöhe, wie in dem
Beispiele nach Abb. 2 angegeben, auf 2800 mm, so kann man, wie
der hierzu entworfene, schematische Kräfteplan für eine Träger-
hälfte (Abb. 3) zeigt, mit ganz geringen Querschnitten aus-
reichen. :
Der Transformatorenkessel wird im allgemeinen Versteifun-
gen seiner ebenen Wände zu dem Zwecke erhalten, damit er die
genügende Festigkeit
gegenüber der während
des Evakuierens auftre-
tenden Beanspruchung
besitzt. Das Evakuieren
des Kessels soll ein gu-
tes Austrocknen der
Wicklung und des Öles
vor der Inbetriebsetzung
des Transformators er-
möglichen.
Bildet man die er-
wähnten Versteifungen
zu einem normalen Git-
terträger aus, so kann
man den Transformator
mit Hilfe von lösbaren
Verlängerungsstücken
direkt zwischen den
Drehgestellen auflagern.
Die Rechnung zeigt, daß
z. B. im vorliegenden
Falle als Ober- und Un-
tergurt Doppel-T-Grey-
träger Profil Nr. 20 ge-
nügen. Die Druck- bzw.
Zugbeanspruchung be-
trägt dann bei den Trä-
gern 1 und 2...56 t, wie
der Kräfteplan in Abb. 3
zeigt. Das bedeutet eine
spezifische Beanspru-
chung von 800 kg/cm’.
Dabei ist an einen rei-
uen Fachwerkträger ge-
dacht, ohne die Festig-
keit der Kesselwand zu
berücksichtigen. Die Kes-
salwand muß 10 mm stark
ausgeführt werden. Bei
3000 mm Blechhöhe wür-
de allein die Wand, ohne
Rücksicht auf sonstige
Versteifungen, bei einer
Beanspruchung von 1180
kg/cm? ein Biegungsmoment von 17,7 X 10° kgi/em, daß dem maxi-
malen Biegungsmoment entspricht, wie Abb. 4 zeigt, aushalten.
Obige Betrachtungen gestatten den Schluß zu ziehen, daß die
vorgeschlagene Konstruktion leicht durchführbar ist. Beim
Bremsen und Abfahren des Zuges können im Maximum Stußkräfte
in der Größenordnung von rd 20 t auftreten. Bei größeren Stößen
ist Bruch der Kupplungen und
Puffer zu befürchten. In der
beschriebenen Anordnung wür-
den sich diese 20 t auf 4 Trä-
ger verteilen, sodaß rd 5 t zu-
sätzliche Beanspruchung pro
Träger auftreten kann. Dies
bedeutet. eine Erhöhung der
Beanspruthung der Hauptträ-
ger um 10%, also um einen
ganz unwesentlichen Betrag.
Um ein bequemes Verla-
den zu ermöglichen, werden
die Enden der Verlängerungs-
stücke zweckmäßig mit einer
Windenkonstruktion versehen
(Abb. 2). Bei Verwendung von
4”-Schrauben für die Winden
ergibt sich im Ruliezustande
eine Zugbeanspruchung des
Schraubenkernes von 465 kg/
em?. Damit die Schrauben wäh-
-© rend des Fahrens keine Bean-
spruchung auf Biegung erlei-
den, werden die Schub- bzw. Druckkräfte dureh Winkeleisen abge-
fangen, die eine Schlittenführung zu beiden Seiten des Drehgestell-
uuerträgers bilden.
Man kann die Hebevorrichtunz natürlich auch auf andere
Weise ausbilden, die Hauptsache jedoch bleibt, daß sie zur Er-
sparung besonderer Fundamente, auf den Drehgestellen ange-
ordnet wird. Sie wurde z. B. nach einem Vorschlage der Linke-
aan
| ge ra
Abb 5. Transportwagen
Elektrotechnische Zeitschrift.. 1922, Heft 28.
22. Juli 1922.
Hoffmann-Werke, Breslau, dahin verbessert, daß an Stelle der
Windenkonstruktion ein Preßzylinder, der auf dem Kugeldreh-
zapfen des Drehgestelles angeordnet ist, tritt. Das nötige Druck-
wasser wird mit Hilfe einer Motorpumpe erzeugt. Abb. 5 zeigt
einen solchen Transformator für 30000 kVA!).
Die in Abb. 2 dargestellten Drehgestelle dürften ein Eigen-
gewicht von 30 t besitzen. Es könnten demnach, um .die volle
von der Bahnverwaltung zugelassene Achsbelastung von 16 t aus-
zunutzen, noch 130 t Nutzgewicht transportiert werden. Da aber
langermaßsias Iemm » S0cm
Ardtemalistod Term ° MIRAJ
Polabsiand «Vor
Momentet iache km «5 V’igern
Abb. 2 bis 4 Neuer Transportwagen für Transformatoren mit 28 m Trägerböhe nebrt Kräfteplan und Momentenfläche.
bei den angegebenen reichlichen Abmessungen ohne Mühe 10 t
aktives Eisen mehr in den Transformator eingebaut werden
könnten, ließe sich die Leistung des beschriebenen Modelles au:
100 000 kVA vergrößern. Bei Verwendung noch größerer Drei
gestelle, es sind 12-achsige Tiefladewagen bekannt, könnte man
noch höhere Leistungen entwickeln. Es sei noch hervorgehoben,
20944 -
für einen Transformator von 30000 KVA der Linke-Hotfmann-Werke.
daß die Breite des Bahnprofiles in dem besprochenen Beispiele
nicht voll ausgenutzt wurde. Die erwähnte Fachwerkkonstruktion
läßt sich natürlich auch vorteilhaft für den Transport andere!
sperrizer Ladegüter verwenden, indem man sie als eine zerles-
bare Brückenkonstruktion ausbildet.
D Die Zeichnung wurde entzegenkommenderweise von den Linke-Hof-
mann-Werken zur Verfügung gestelli.
22. Juli 1922.
Das Aufladen geschieht nun in der Weise, daß der auf einem
ungefederten Rollenuntergestell üblicher Bauart ruhende Trans-
formator auf einem Quergleise bis Schienenmitte gefahren wird.
Hierauf werden die Drehgestelle von beiden Seiten herangefahren
urd die Verlängerungsstücke mit dem Trägerwerk des Transfor-
matorenkessels gekuppelt. Der Transformator wird mit Hilfe der
Hebevorrichtung etwas vom Untergestell abgehoben, die Verbin-
dungen mit diesem werden gelöst und das Untergestell wird beı-
Die Abnutzung der Wasserturbinen, ihre Folgen und ihre
Bekämpfung.
In seinem Aufsatz über den Einfluß des Turbinenwirkungsgra-
des auf den Ertrag von Wasserkraftanlagen?), hat Dr.-Ing. Leiner
auf die große Wichtigkeit der Wirkungsgradkontrolle und die Not-
wendigkeit, unvorteilhaft arbeitende Turbinen durch bessere zu er-
setzen, hingewiesen. Dr. Leiner sagt unter anderem, daß die Verrin-
serung des Wirkungsgrades im Betriebe durch Ausschleifungen
einerseits und Rost oder Bekrustungen andererseits, unter gleichen
Verhältnissen, die einzelnen Systeme nicht gleichmäßig trifft, daß
sie aber bei Vergleichen, durch Schätzungen, wirtschaftlich genau
genug berücksichtigt werden kann.
Über diese, für Wasserkraftwerke an geschiebeführenden
Flüssen überaus wichtige Frage der Turbinenabnutzungen, sind in
den letzten Jahren in den schweizerischen Fachschriften?) sehr in-
teressante und wertvolle Arbeiten veröffentlicht worden, über wel-
che hier etwas ausführlich berichtet werden soll.
Die hauptsächlich von den Gebirgsflüssen mitgeführten Ge-
schiebe: Kies, Sand und Schlamm treten bei der Schnee- und
(rletscherschmelze, sowie bei Regenwetter in sehr großen Mengen
auf und können, auch bei den besten Wasserfassungen, nur zum
Teil vom Kraftwerkkanal ferngehalten werden. Ein Bild über die
in Betracht kommenden Mengen erhält man leicht, wenn man be-
denkt, daß ein Geschiebegehalt von 0,001. beispielsweise 1 cm?
Sand auf 1 1 Wasser, auf 1 m?/s, in einer Stunde 3,6 m?, in einem
Tage 86,4 m? ergibt, ferner das Geschiebegehalte von mehreren
cmi] mit Größtwerten von 5 bis 20 cm?/l an verschiedenen Flüssen
schon festgestellt wurden?). Die Geschiebemenge, welche täglich
durch die Turbinen von an solchen Flüssen gelegenen Kraftwer-
ken geht, kann somit mehrere tausend m? betragen.
.Die Zusammensetzung dieser Geschiebe in bezug auf die
Eigenschaften, welche für die Abnutzung der Turbinen eine we-
sentliche Rolle spielen: die Korngröße und die Materialhärte, ist
sehr verschieden. Je nach der ausgenutzten Wassermenge und ie
nach der Zweckmäßigkeit der Wasserfassungen findet man in
dem PBetriebswasser von Wasserkraftanlagen, vom feinsten
Schlamm bis aufwärts zum gröbsten Sand und sogar ganz unver-
mutet Kieselsteine mit mehreren Zentimetern Durchmesser. Über
die Härte sei nur gesagt, daß sie von der genlogischen Natur des
Geschiebes abhängt und daß in vielen Flüssen Quarzkörner,
welche ohne besondere Vorhereitungen und unter dem einfachen
Fingerdruck imstande sind, das Glas zu schneiden, in großen Men-
gen vorhanden sein können.
Bedenkt man, daß solche große Geschiebemengen aus hartem
Material, mit dem Wasser unter hohem Druck, mit großer Ge-
hwindigkeit an den Wandungen der Turbinen, monate- oder
jahrelang. wenn auch mit sehr veränderlicher Intensität, vorbei-
fließen oder aber zwischen zwei Turbinenorgane mit verschiede-
nen Geschwindigkeiten gelangen, so wird verständlich, daß eine
rasche Schleifwirkung dieser Organe eintreten muß. Bei den
Franeisturbinen werden in der Hauptsache die mit dem
sandhaltigen Wasser in Bertihrung kommenden Flächen der Leit-
apparate und Laufräder defarmiert. so daß dann das Wasser das
l.anfrad weder richtig erreicht noch verläßt Die in den Spalt gr-
Ianzenden Körner werden vom Wasserdruck gegen das Sauerohr
zetrieben und vom Lanfrad mitgenommen: in kurzer Zeit ver-
erößern sie den Zwischenraum (= Spalteröße) und verursachen
ühartriebene Wasserverluste. Bei den Peltonturbinen mit
Nadeldiisen. wie sie heute vornehmlich angewendet werden, findet
durch die Abnutzung eine Veränderung der vom Konstrukteur mit
sräßter Sorgfalt hergestellten Querschnitten und Formen der den
Strahl] bildenden Organe statt; bei den Lanfradschnufeln wird die
mittlere Schneidkante stark ahgestumnft. die Schaufelarbeits-
flächen abzenutzt, deformiert und schließlich durchzelocht.
Alle diese Abnutzungserscheinungen hahen mehr nder weniger
dia Folge, daß sie zuerst eine Verminderung der Turbinenwir-
kineserade hervorrufen. hia sie im weiter vorgerückten Zustande
lie Betriehesicherheit der Maschine gefährden und zu deren nn-
vermeidlichen Beschädigung führen. Die Lebensdauer der ange-
riffenen Teile ist naturgemäß eine sehr verschirdene: ninen Rekord
der kurzen Lebensdauer scheinen die Turbinen einer Wasserkraft-
D) ETZ." 1921. S. 1089. : :
N „Bulletin Technique de la Snisse Romande“. Bd. 46, 1919, Bd. 47 (9. 1X.1920,
Rd. iR. 199, S. 16. „Schwaiz. Rauzeitung". Bd. 78. a2.
‚#8 „Annalen der Schweiz. Tandeshrdrographie*, Pd. 7. der
Bauverw.“ vom 35. XI. u. 2. XII. 1916)
„Zentralbl.
Elektrotechnische Zeitschrift.
941
1922. Heit 28.
seite gezogen. Der Transformator wird nun in seine Endlage her-
abgelassen und ist transportbereit.
Das Abladen geschieht in umgekehrter Reihenfolge. Der
Transformator wird angehoben, das Rollenuntergestell unterge-
schoben, der Transformator herabgelassen und die Verlängerungs-
stücke werden abgekuppelt. Der Transformator kann dann auf
dem Quergleise ins Transformatorenhaus hineingefahren werden.
Die Gleisführung muß natürlich dem System angepaßt werden.
anlage in Savoyen zu bilden, bei welchen die Leitapparate nach
18 bis 21 Tagen, die Laufräder nach einer Sommerperiode ausge-
wechselt werden müssen’).
An Bemühungen um die Erstellung von wirksamen Entsan-
dungsanlagen, welche das Übel an der Wurzel fassen, hat es, wie aus
den durch zahlreiche Veröffentlichungen bekannt gewordenen ver-
schiedensten Anlagen nicht gefehlt. Der Erfolg ist aber nicht nach
Wunsch eingetreten, weil bei den meisten dieser Einrichtungen die
großen Mengen der in kurzer Zeit abgelagerten Geschiebe .nicht
rasch und leicht genug aus den Klärräumen weggeschafft werden
konnten. In den Zeiten starker Geschiebeführung tritt eine
rasche Versandung und ein rascher Rückgang der Wirksamkeit
ein, bis der Schutz der Turbinen illusorisch wird.
Es ist das Verdienst des schweizerischen Ingenieurs H. Du-
four, auf die schwerwiegenden Folgen der Turbinenabnutzun-
gen auf ihre Wirkungsgrade, an Hand von genauen Versuchs-
ergebnissen hingewiesen und gleichzeitig durch sorgfältige
Studien und ausgedehnte Versuche eine allen Anforderungen ent-
sprechende Lösung der Entsandungsfrage gefunden zu haben.
Wie leicht verständlich, lassen sich die Wirkungsgradver-
minderungen der sehr verschieden gebauten und unter den ver-
schiedensten Verhältnissen arbeitenden Wasserturbinen weder
verallgemeinern noch rechnerisch bestimmen. Unsere Leser
glauben wir deshalb am besten über dieselben unterrichten zu
können, wenn wir in nachfolgender Zahlentafel 1 die aus den
Veröffentlichungen von Ingenieur H. Dufour entnommenen Ver-
suchswerte zusammenstellen. Wir- bemerken dabei, daß bei
diesen Versuchen nach allen Regeln der Kunst, wie sie für die
Abnahme von Wasserturbinen auch in Deutschland gelten, vor-
gegangen worden ist.
In Anschluß an diese Zahlentafel, die hier wohlkeiner weiteren
Erörterung bedarf, seien noch einige Angaben über die Ab-
nutzungsfolgen bei Turbinenanlagen mit größeren Wassermenegen
unter mittleren und niedrigen Gefällen gemacht. Bei zwei der-
selben mit Gefällen zwischen 50 und 100 m konnten. mit Hilfe
der vorhandenen Betriebseinrichtungen, die jährlichen Vermin-
derungen der verfügbaren Energie annähernd ermittelt werden:
sie betragen bei der Anlage A: 83838000 kWh, bei Anlage B:
21450000 kWh oder in beiden Fällen rd 10% der mit neuen
Turbinen verfügbaren Energie. Bedeutende Abnutzungserschei-
nungen sind auch in zwei Großkraftwerken mit einem Wasser-
verbrauch von je 200 bis 300 m?/s und äußersten Nutzgefällen von
5 bis 14 m gefunden worden. Bei dem Werk C ergaben möglichst
genaue Messungen fir die an einem Herbsttag des .Tahres 1919
in Betrieb befindlichen hesten Turbinen, wovon das Viertel
aus bereits neu ersetzten Turbinen hestand, einen mittleren Wir-
kungesgrad von 53 %, während derselbe für die gleichen Turbinen
im penen Zustande 16 bis 20 Jahre vorher 70% betragen hatte.
Die Verminderung der verfügbaren Energie dieses Kraftwerkes
stellt sich auf nahezu 21 W0 MO kWh im Jahr oder 24,5% der
Energie mit neuen Turbinen. Beim Werk D mußten einzelne, den
Angriffen des Geschiebes besonders ausgesetzte Turbinen in
weniger als 24 Jahren dreimal ganz nuszewechselt werden. Nach
Angabe der Betriebsleitung büften diese Maschinen, infolge des
raschen Verschleißes der Spaltringe, im ersten Betriebsjahr schon
etwa 10% ihres Wirkungsgrades ein, und es sind nach 10 bis
13 Jahren die Teitradwände derart durchgefressen, daß, infolge
der enormen Wasserverluste nach dem Saugrohr, die maximale
Turbinenleisinng von 1200 anf 800 kW gesunken ist, wobei der
Wirkungsgrad weniger als 50% betragen mul.
Wie aus diesen zahlreichen praktischen
Beispielenhervorgeht.könnendieangeschiebe-
führenden Flüssen gelegenen Turbinen selbst
in Niederdruckwerken sehr stark unter der
Abnutzung leiden Für diese Werke wie für
Hochdrucekwerkesinddie Unterhaltungskostenw.
zu denen die noch bedeutenderen, wenn auch oft
vernachlässieten Ausfälle in der Energie-
erzeugung kommen, schwere Nachteile, welche
ihre Erträge ganz bedeutend beeinträchtigen.
Durch Errichtung von wirksamen Fatkiesungs- und Ent-
sandnnesanlagen können diese Nachteile bei vielen bestehenden
und bei allen neu zu erstellenden Kraftwerken, wenn nicht ganz
vermieden. so doch in hohem Maße vermindert werden. Da aber
die Geschiebeführung der Flüsse nicht rleichmäfie ist, sondern
in Form von nur wenigen mächtigen Wellen, welche die Tur-
% Veröffentlichungen des „Congrès de la Houille Blanche“, 1902, Bd. 2, 8.305,
942
un Else en dal ah mn we ana een ren Ener u
Zahlentafel i1.
Allgemeine Angaben über die Kraftwerke Betriebs-
A dauer der
Ausrüstung an Turbinen
Nutz-
Name und Land gefälle Anzahl Nennleist. Type
Ackersand. . .. » 700 4 6000 Pelton 5
Schweiz
Klösterli.. ... - 218 7 500 Girard 5
Schweiz
Klösterli. . . .. » 218 1 3500 Pelton 48
Schweiz
Florida-Alta. .. . %2| 2 4000 Francis 16
Chile (Doppel)
Florida-Alta. ... %2| 3 4000 Francie 16
Chile (Doppel)
Molinar ...... 66 7200 Francie 21
Spanien _ 4 (Zwilling)
Molinar ...... 66 7200 Francis 21
Spanien (Zwiling)
Massaboden . .. . 45 3 3500 Francis 63
Schweiz (Brutto) (Doppel)
binenabnützungen in wenigen Tagen hervorrufen können, auf-
tritt, muß eine Entsandungsanlage solcher Wellen mit unver-
- änderter Wirksamkeit gewachsen sein, wenn sie ihren Zweck er-
füllen soll. Eine wirklich zufriedenstellende Lösung kann deshalb
nur durch eine kontinuierlich wirkende Entsandung mit selbsttä-
tiger und sehr leistungsfähiger Geschiebeabführung gegeben sein.
Da die hierzu erforderlichen Bauten und Einrichtungen zum
wasserbaulichen Teil eines Kraftwerkes gehören, sei hier das
von Ingenieur Dufour ersonnene, durch Patente geschützte und
in mehreren Anlagen mit vollem Erfolg angewandte Entsandungs-
system mit selbsttätiger Geschiebeabführung nur in seinen Grund-
zügen erläutert. Es ist bekannt, daß alle im Wasser enthaltenen
mineralischen Bestandteile mit einer, je nach ihrem Gewicht und
ihren Formen, bestimmten Fallgeschwindigkeit herabsinken und
schließlich, besonders wenn das Wasser langsam und wirbelfrei
fließt, auf die Sohle fallen. Statt wie bei den bisher bekannten
Entsandungsanlagen die Geschiebe auf die Sohle von Klärräumen
ablagern zu lassen, um sie erst nach Entleerung der Räume aus-
zuwaschen, bewirkt die Dufoursche Anlage eine selbsttätige und
kontinuierliche Abführung aller niedergehenden Geschiebe, welche
ganz selbsttätig dem Flusse wieder zugeführt werden. Diese auto-
matische Geschiebeabführung wird dadurch erzielt, daß der Klär-
raumboden mit trichterförmigem Querschnitt ausgeführt und der
tiefste Teil des so gebildeten Gerinnes mit ununterbrochen aneinan-
der gereihten, eigentliche Leitkanäle bildenden Öffnungen versehen
ist. Diese Öffnungen münden in einen unter ihnen gelegenen gemein-
schaftlichen Spülkanal, der die niedergegangenen Geschiebe emp-
fängt und durch ein an seinem Ende angebrachtes regulierbares Aus-
laßorgan abgibt. Wesentlich ist, daß dieser Spülkanal durch das Aus-
laßorgan unter Druck gesetzt und die Geschwindigkeit des Spülstro-
mes in ihm und in den Leitkanälen, entsprechend den größten abzu-
führenden Geschiebemengen, so eingestellt wird, daß alle niederge-
gangenen Materialien mit einem in engen Grenzen gehaltenen Spül-
wasserverbrauch abgeführt werden. Auf die Leistungsfähigkeit des
Kraftwerks hat der Spülwasserverbrauch, welcher gewöhnlich mit
einem Wasserüberschuß zeitlich zusammenfällt, nur in seltenen
(übrigens noch nicht eingetretenen) Fällen einen Einfluß.
Das Niederfallen der Geschiebekörner hat als weitere natür-
liche Folge, daß in einen Zuleitungskanal alle für die Turbinen
schädlichen Elemente in den untersten Wasserschichten konzen-
triert sind. Werden diese unteren Schichten in eine neben dem
Zuleitungskanal errichtete Kläranlage mit selbsttätiger Ge-
schiebeführung durch eine einfache Einrichtung abgelenkt und
entsandet, während die oberen Schichten ungestört weiterfließen,
so lassen sich auch große Wassermengen bis zu einem für den
Schutz von Mittel- und Niedriggefälleturbinen genügenden Grad
mit verhältnismäßig wenig geräumigen und billigen Entsandungs-
anlagen ebenfalls ganz automatisch entsanden.
Kraftwerke mit sehr großen Wassermengen von 100 m?/s
und darüber befinden sich gewöhnlich am Ende eines Kanals oder
sie bilden einen Teil des Stauwehres, welches einen Rückstau des
lusses hervorruft, so daß ihnen die für ihre Turbinen schäd-
lichsten Geschiebe auf die Obergrabensohle geschleppt oder in
ganz geringer Höhe schwimmend zugetragen werden. Diese Tat-
sache wurde durch direkte Sondierungen festgestellt und durch die
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 28.
22. Juli 1922.
(An Wasserturbinen erhaltene Versuchswerte.)
Wirkungsgradverminderungen durch
Abnützungen in /% der Wirkungsgrade der
Turbinen im neuen Zustande.
Bemerkungen:
Beaufschlagungen: l
ur 2, 3, tha
— 26,5 18,0 14,5 Nach Ersatz zweier Nadeln
und einer Düsenspitze.
— 23,3 23,3 24,3 | Verminderung rührt haupt-
sächlich von der Abnützung
der [] Düsen her.
— 5,5 6,4 6,5 Verminderung rührt nur von
der Laufradabnützung her.
89 39,8 24,1 14,7 Die Turbine war noch gut
betriebsfähig.
> 100 70,7 44,4 32,6 Die Turbine war an der Grenze
ihrer Betriebsfähigkeit.
— 9,8 7,6 6,6 Die Turbine war noċh gut
betriebsfähig.
— 11,7 9,4 7,5 Die Turbine war noch gut
betriebsfähig.
100 32,5 20,3 13,2 Turbine noch gut betriebs-
fähig. Verminderung bezieht
sich auf Wirkungsgrade von
Rohrleitung, Turbine und
Generator.
Beobachtung, daß bei solchen Anlagen nur die untersten Tur-
binenteile abgenutzt werden, bestätigt. Es darf also ange-
nommen werden, daß, wenn der Übergang des Wassers vom Ober-
graben in die Turbinenkammern ohne Richtungsänderungen,
welche wesentliche Wirbel in den unteren Schichten hervor-
rufen, stattfindet, die Entsandung sich auf die Abführung der auf
die Sohle oder in ihre Nähe kommenden Materialien beschränken
kann. Versuche und Studien in dieser Richtung haben in der Tat
ergeben, daß durch Anwendung des Dufourschen Systemes auch
bei Niedriggefällanlagen Sinkstoffe und Gerölle bis auf etwa 1 mm
Korngröße herab mit vernachlässigbar kleinem Spülwasser-
verbrauch kontinuierlich entfernt und damit in wirksamer Weise
die Abnutzung, wie sie in folgenschwerer Weise auch bei Turbinen
solcher Anlagen (vorerwähnter Kraftwerke C und D) beobachtet
wurde, hintangehalten werden kann.
° An Hand von praktischen Beispielen sollen nun die Betriebs-
verhältnisse einiger Kraftwerke an geschiebeführenden Flüssen
vor un nach dem Einbau des Dufourschen Entsanders beschrieben
werden.
a) Trotz sorgfältig angelegter Wasserfassung erhielten die
Zuleitungsstollen und das Wasserschloß des Kraftwerkes Monthey
an der Vieze (Wallis) der Gesellschaft für Chemische Industrie
in Basel (Q = 10 m?/s, He = 257 m und Ne = 10400 PS)?®) in Zei-
ten von hohen Woasserständen und besonders bei Hochwasser
große Mengen von Kies, Sand und Schlamm mit größten Korn-
abmessungen von 40 bis mm, welche zu Betriebsstörungen und
vorzeitigen Turbinenabnützungen Anlaß gaben. Seit der In-
betriebsetzung des Kies- und Sandfanges im Frühjahr 1921 wird
das Betriebswasser auch während der Hochwässer vor dem
Stolleneingang automatisch so gut entsandet, daß die entnomme-
nen Schlammproben nur weniger als 1% Volumteile an schwer ab-
zusetzenden schieferartigen Blättchen über 0,8 mm enthielten.
Bei einer Reinwassermenge von 3 bis 4 m?/s betrug die größte bisher
beobachtete abgeführte Geschiebemenge annähernd 50 m’?/h. |
b) Die zu Anfang des Jahres 1910 in Betrieb gesetzte
Wasserkraftanlage Florida-Alta, Q=% m?/s, bei Santiago de
Chilet), der Deutsch-Überseeischen ElektrizitätsGesellschaft in
Berlin, hatte in den ersten zwei Betriebsjahren außerordentlich
mit der zerstörenden Wirkung zu kämpfen, welche der hohe Ge-
halt an feinem, scharfem Sand des Betriebswassers mit sich
brachte. Trotz des Vorhandenseins zweier großen Klärbecken
trat die Abnutzung an den 4 Turbinen gleichmäßig in so starkem
Maße auf, daß an ihre radikale Revision oder gänzliche Umarbei-
tung gedacht werden mußte. Über die durch Umbau der bestehen-
den Klärbecken erzielte bedeutende Verbesserung der Betriebs-
verhältnisse dieser Anlage ist aus einem Bericht vom 19. X. 1
der Direktion in Santiago de Chile unter andern folgendes zu
entnehmen:
„Die Direktion hat sich 1912 entschlossen, auf Grund der von
Herrn Dufour vorgenommenen Versuche und dessen konstruktiven
Vorschlägen, den Umbau vorerst an einem Klärbassin vor-
zunehmen; nachdem das erzielte Resultat äußerst befriedigend
war, wurde die Abänderung des zweiten Bassins sofort in Angri
genommen. Als schlagender Beweis für das erzielte Endergebnis
D „Schweiz. Bauztg.“ Bd. 67, 1916, 5.7291 u. 303.
10) ‚Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen“ 1916, HeftYısYu. 19.
a —_—_n
22. Juli 1922.
kann angeführt werden, daß, nachdem früher die Turbinen nach
einer Betriebsdauer von nur etwa 2000 h einer vollständigen Um-
arbeitung (Ersatz von Leitschaufeln, Laufrädern, Bolzen, Seiten-
deckel usw.) unterworfen werden mußten und eine längere
Lebensdauer der Turbinen überhaupt in Frage gestellt war, nun-
mehr dieselben erst nach etwa 7 bis h ohne Generalreparatur
und ohne die vorher auftretenden plötzlichen schweren Betriebs-
störungen in Revision genommen werden müssen. Trotzdem die
Umbaukosten der Kläranlage erheblich waren, mit Rücksicht dar-
auf, daß eine vorhandene und im Betrieb befindliche Anlage
umgeändert werden mußte, so haben die erzielten Ersparnisse an
Ersatzmaterial und an Ausgaben für Löhne und Gehälter durch
die Vereinfachung und Sicherstellung des Betriebes bewiesen, daß
die Ausgaben an Baukosten in diesem Falle vollauf gerechtfertigt
waren. Die Kläranlagen arbeiten bis heute völlig zufrieden-
stellend und erfordern geringe Bedienung und Unterhaltung. —“
Zu diesen Ausführungen wäre zu bemerken, daß die Turbinen
nach 7 bis 8000 Betriebsstunden jetzt immer noch gut betriebs-
fähig sind; die Revision, verbunden mit eventuellen kleineren Re-
paraturen, wird hauptsächlich mit Rücksicht auf die Erhaltung
von guten Wirkungsgraden angeordnet.
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Tagi Geschebefuhrung n m?
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. Das Hochdruck-Kraftwerk „Ackersand“ Q = 3,4 m?/s, des Elek-
trizitätswerkes Lonza A. G. in Basel, an der Saaser-Visp, Wallis* )
besaß seit seiner Inbetriebsetzung eine Entsandungsanlage, be-
stehend aus zwei Klärkanälen mit je 26,2 m Länge, 2 m Breite
und 2,75 m mittlerer Tiefe. Trotz aufmerksamer Wartung und
nühsamer Bedienung war es nicht zu verhindern, daß an den
heißen Sommertagen (Gletscherschmelze) beträchtliche Sand-
mengen mit maximalen Korngrößen von 10 bis 12 mm durch die
z T. versandeten Klärkanäle zu den Turbinen gelangten. Der im
Winter 1918/19 erfolgte Einbau der automatischen Geschiebe-
abführung nach den Plänen von Ing. Dufour brachte bei einer
Klärraumvergrößerung von nur 11% eine außerordentlich erfreu-
‚liche Verbesserung der Betriebsverhältnisse mit sich. Die umge-
baute Entsandungsanlage war während der ganzen Sinkstoff-
Periode des Jahres 1919 in störungsfreiem Betrieb; sie entfernte
die Sinkstoffe bis zur kleinsten Korngröße, gelegentlich auch
Kieselsteine bis 40 mm, ohne irgendwelche Nachhilfe, ohne Bildung
r geringsten Ablagerungen und ohne irgendwelche Verstopfun-
gen der Spülöffnungen ganz automatisch und, was besonders
ervorzuheben ist, mit unverändert gleicher Wirksamkeit. Die
kleine Menge des im Reinwasser = Turbinenwasser noch ent-
haltenen Schlammes enthielt nur 1,55% Volumteile an schwer
äbzusetzenden Glimmerblättchen über 0,4 mm. Das Volumen der
vom 1. VI. bis einschließlich 1. X. ausgeschiedenen Sinkstoffe
êrreichte ungefähr 4303 m? (= rd 8020 t) mit Tagesleistungen von
52, in einem Fall sogar 370m? (470 bzw. 688 t). Die vom 1. IV.
bis1. X:1919 wegen Revisionen, Reparaturen und Auswechslungen
von abgenützten Turbinenteilen
1 erlittene Verminderung der
ergieerzeugung der Kraftzentrale betrug nur 5% derjenigen
u) „Schweiz. Bauztg.“f6 u. 13. XI. 1909.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 28.
$ ô
Lerstung des Werkes mu m Zustand 100%
t w s i
E B R, CA a L G E G TRA S G G E G, G 7,
7 ; UA, UA DR G A 7% KT: DE TFA LE BGA 7?
/ - 8 PR A KGG H HL A V E, TA DGE; GAAR G K WERTE:
A A PLA 4 DK, DET, FL H A 7 4 A WITH P7 / DH, D A G
RER WR \ E UH GE PA G AA H
G
GN, ZN:
G A
September
Abb. 1. Zusammenhang zwischen Sinkstoff-Führung und verfügbarer’Leistungfim*Kraftwerk Klösterli.
943
des Jahres 1918. Die mittlere Abnahme der Laufradschaufel-
stärken (aus Stahlguß), welche im Jahre 1918 6 bis 7 mm erreicht
hatte, betrug im Jahre 1919 nur 1,3 mm. Der Verbrauch an Ersatz-
teilen fiel von 6600 kg auf 13 kg zurück und es kann heute
angenommen werden, daß in Zukunft, unter den gleichen Betriebs-
verhältnissen die Lebensdauer der Laufradschaufeln um mehrere
Jahre verlängert werden wird und die Unterhaltungskosten der
Turbinen um rd 70--80% gegenüber denjenigen des Jahres 1918
zurückgehen werden. Im Jahre 1918 wurden die abgenützten Tur-
binen vom Oktober an so rasch, als dies mit Rücksicht auf den
Betrieb möglich war, repariert (Ersatz der Leitapparate und der
Laufradschaufeln). In den ersten vier Monaten des Winters
1918/19 betrug aber der Ausfall in der Energieerzeugung wegen
der niedrigen Turbinenwirkungsgrade noch 12% der vom Werk
erzeugten Energie in Nach der Sommerperiode des
Jahres 1919 mit den verbesserten Entsandungseinrichtungen
konnten die abgenützten kleinen Leitapparateteile aller Turbinen
in wenigen Stunden ausgewechselt werden, wodurch die Turbinen
von Anfang Oktober ab ihren ursprünglichen Wirkungsgrad
wieder erzielten. Im Winter 1919/20 ist also eine Verminderung
der Energieerzeugung infolge Abnutzung nicht eingetreten.
Über das wirtschaftliche Ergeb-
nis der Verbesserung der Entsan-
dungsanlage Ackersand sei noch mit-
geteilt, daß die Ersparnisse an Tur-
binenersatzteilen im Jahre 1919 ge-
genüber 1918 die Kosten der Verbes-
serung überschreiten. Durch den im
Jahre 1919 gegenüber 1918 erzielten
Energiegewinn allein sind diese Ko-
sten auch schon reichlich ausgegli-
chen.
Zum Schluß seien noch die im
Kraftwerk Klösterli der A.G. Lonza
gemachten Erhebungen, welche ei-
nen sehr interessanten Beitrag zur
Erforschung der Beziehungen zwi-
schen Geschiebemengen und Turbi-
nenabnützungen liefern, erwähnt.
Dar Wasserverbrauch dieser mit Tur-
binen verschiedener Systeme ausge-
rüsteten Anlage wird durch den Zu-
leitungsstollen auf 3000 1/s begrenzt,
ihre Leistung und damit auch deren
durch Turbinenabnutzung verur-
sachte Verminderungen durch ein re-
gistrierendes Wattmeter ermittelt.
Die im Jahre 1917 erhaltene Lei-
stungskurve der Abb. 1 veranlaßte
für 1918 auch eine Bestimmung der
durchgehenden Si ,wel-
che dann in Abb. 1 eingetragen wur-
den. Wie man sieht, war im Juni 1918
die Werksleistung nur 92,5 % derie-
nigen im neuen Zustande, um wäh-
rend der ersten, 10 Tage dauernden
Sinkstoffwelle, auf 86%, während
der zweiten, 22 Tage dauernden
Welle, von 85,5 % auf 21% zu
sinken. Diese 2 Sinkstoffwellen von zusammen 32 Tagen, d. h. nur
34 % der Beobachtungsperiode, haben allein 95 % der festgestellten
Leistungsverminderung verursacht. Zusammen haben die 2 Wellen
2203 më, d. h. 70,5 % des ganzen Geschiebetransportes gebracht. Die
Turbinenreparaturen im Oktober 1918 vermochten die Werkslei-
stung bis auf 89,5 %, diejenige sehr weitgehende des Winters 1918/19
bis auf 99 % derjenigen mit Turbinen im neuen Zustande zu erhöhen
und haben bewiesen, daß die seit vielen Jahren unbefriedigende
Werksleistung nur von dem schlechten Zustande seiner Turbinen
herrührte. Die projektierte automatische Entsandungsanlage kam
bisher, der Zeitverhältnisse wegen, noch nicht zur A
Leistungsabnahme in% l
Gesamtmenge der Geschiebefuhrung in m”
i
1) Entnommen aus „Schweizer"Bauztg.*“ 31.9XTII. 1921.
Elektroplattieren mit Kadmium. — Die amerikanischen Pa-
tente Nr. 1 383 174 bis 76 betreffen ein Verfahren, nach welchem man
unter Benutzung einiger anderer Patente Metalle elektrolytisch
mit Kadmium überziehen kann. Nach der elektrolytischen Be-
handlung werden die Gegenstände in einem Ofen mehrere Stun-
den lang bei 150 — 200° C behandelt, wobei das Grundmetall sich
mit dem Kadmiumüberzug legiert. Das Verfahren dient zur Herstel-
lung von rostsicheren Eisenwaren, Küchen- und Eismaschinengarni-
turen sowie Automobilteilen. Ende 1921 arbeiteten in Amerika 18
Werke mit diesem Verfahren, und 9 weitere Werke waren mit der
Einführung beschäftigt. (Chem. a. Metallurg. Engineering, Pd. 26,
1922, S. 884.) Piz.
944
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28.
22. Juli 1922.
Mitteilungen der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen
durch die elektrischen Prüfämter!).
Nr. 151.
Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom 1. VI. 1898, betreffend
die elektrischen Maßeinheiten, erhalten die Bestimmungen für die
Beglaubigung von Meßwandlern (Zusatz zu $ 15 der von der
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt herausgegebenen Prüf-
ordnung für elektrische Meßgeräte, Bekanntmachung über Prüfun-
gen und Beglaubigungen durch die elektrischen Prüfämter Nr. 98?)
vom 31. V. 1915) die nachstehende Fassung. Die Änderungen be-
treffen lediglich die Bezeichnungen; diese sind entsprechend den
Festsetzungen geändert, die in den „Regeln für die Bewertung
und Prüfung von Meßwandlern“?) vom Verbande Deutscher Elek-
trotechniker in Übereinstimmung mit der Physikalisch-Tech-
nischen Reichsanstalt getroffen sind.
Charlottenburg, den 12. Mai 1922.
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
gez. Nernst.
Zusatz zu $ 15 der Prüfordnung für elektrische Meßgeräte.
Bestimmungen
für die Bezlaubigung von Meßwandlern.
Ein Meßwandler wird beglaubigt, wenn sein System von der
Reichsanstalt zugelassen ist und er den folgenden Bedingungen
genügt:
A. Allgemeine Bestimmungen.
Auf einem von außen nicht abnehmbaren Schilde des Meß-
wandlers miissen folgende Angaben enthalten sein:
1. Firma oder Fabrikzeichen, Fabrikationsnummer, Formbezeich-
=
nung und das Systemzeichen ‚in welches die Nummer
eingeschrieben ist, unter der das Wandlersystem
glaubigungsfähig erklärt ist.
2. Der primäre und sekundäre Nennwert der in dem Apparat
umzuwandelnden Stromstärke oder Spannung.
3. Der Frequenzbereich, für den der Apparat als beglaubigungs-
fähig erklärt ist.
4. Bei Stromwandlern die Nennbürde, bei SpannungswandlIrrn
die Nennleistung.
Die Nennbürde eines Stromwandlers ist der in Ohm anzu-
rebende Scheinwiderstand, der an die Sekundärseite gemäß der
Zulassung zur Beglaubigung angeschlossen werden darf, ohne
daß die unter B I 3a) u. b) angeführten Fehlergrenzen über-
schritten werden.
Die Nennleistung eines Spannungswandlers ist die in VA an-
zugebende Scheinleistung, die der Wandler gemäß der Zulassung
zur Beglaubigung abgeben kann, ohne daß die unter B. TI.2 ange-
führten Fehlergrenzen überschritten werden. l
Die Klemmen der Primär- und der Sekundärwicklung müssen
mit einander entsprechenden Bezeichnungen versehen sein.
Die Meßwandler müssen mit Einrichtungen zur Anbringung
der Amtssiegel versehen sein, sodaß ohne Zerstörung der Siegel
Änderungen an den wesentlichen Teilen der Wandler nieht möz-
lich sind.
als be-
B. Besondere Bestimmungen.
I. Stromwandler.
1. Außer den unter A genannten Angaben muß bei Stromwanlil-
lern auf einem nicht abnehmbaren Schild die Betriebsspan-
nung, bis zu welcher der Wandler verwandt werden soll, oder
eine Bezeichnung angegeben sein, welche die Prüfsnannung
nach den fir Hochspannungsapparate geltenden Richtlinien
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker festlegt.
2. Die Nennbürde eines Stromwandlers muß mindestens 0,6 Q
bei der sekundären Nennstromstärke 5 A sein.
3a) Für Stronstärken vom Nennwert bis zum fünften Teil des-
selben darf der Stromfehler + 0,5 %, der Fehlwinkel + 40 min
nicht überschreiten.
3b) Für Stromstärken unter t/s, bis 1/1 des Nennwertes darf der
Stromfehler + 1%, der Fehlwinkel + 60 min nicht iber-
schreiten.
Der Stromfehler eines Stromwandlers bei einer
gegebenen primären Stromstärke ist die prozentische Abweichung
') „Zentralblatt für das Deutsche Reich” 19:2, S. 982. _
2) „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ 1915, S. 174 bis 176. „ETZ“ 1915
` a) „ETZ“ 1921, S. 209 und 8%.
der sekundären Stromstärke von ihrem Sollwert, der sich aus der
primären Stromstärke durch Division mit dem Nennwert des
Übersetzungsverhältnisses ergibt.
Der Fehler wird positiv gerechnet, wenn der tatsächliche
Wert der sekundären Größe den Sollwert übersteigt.
‚Der Fehlwinkel bei einem Stromwandler ist die Phasenver-
schiebung des Sekundärstromes gegen den Primärstrom, er ist
positiv bei Voreilung des Sekundärstromes.
Die unter a) und b) angegebenen Fehlergrenzen gelten für
den durch A3 festgelegten Frequenzbereich und für alle sekun-
dären Bürden mit Leistungsfaktoren zwischen 0,5 und 1 bis zu
der durch A4 festgesetzten Nennbürde Diese Fehlergrenzen
müssen bei einer Raumtemperatur von 15 bis 20° C und unab-
hängig von der Lage der Anschlußleitungen und von der Ein-
schaltdauer eingehalten werden. Das Eisen darf keinen nennens-
werten remanenten Magnetismus besitzen.
4. Die Isolierung zwischen primärer und sekundärer Wicklung
muß eine Spannungsprüfung von 1 min Dauer aushalten. Ist
nur die Betriebsspannung angegeben, so beträgt die Prüf-
spannung das 2% fache der gemäß 1 auf dem Wandler ver-
merkten Betriebsspannung, wenn diese kleiner als 5000 V ist.
Für Betriebsspannungen von 5000 bis 7500 V wird mit einer
Überspannung von 7500 V geprüft, für Spannungen über
7500 V mit der doppelten Spannung. Ist die Serienbezeich-
nung für Hochspannungsapparate auf dem Wandler vermerkt,
so ergibt sich die Prüfspannung aus den Richtlinien des Ver-
bandes Deutscher Elektrotechniker für Hochspannunz:-
apparate.
II. Einphasige Spannungzswandler.
1. Die Nennleistung des Sekundärkreises eines Spannungs-
wandlers darf nicht weniger als 30 VA betragen.
Für Spannungen von 08 bis 1,2 des Nennwertes
Spannungsfehler + 0,5%, der Fehlwinkel
überschreiten.
Der Spannungsfehler eines Spannungswand-
lers bei einer gegebenen primären Spannung ist die prozen-
tische Abweichung der sekundären Spannung von ihrem Sollwert,
der sich aus der primären Spannung durch Division mit dem
Nennwert des Übersetzungsverhältnisses ergibt.
Der Fehler wird positiv gerechnet, wenn der tatsächliche Wert
der sekundären Größe den Sollwert übersteigt.
Der Fehlwinkel bei einem Spannungswandler ist die Phasan-
verschiebunz der Sekundärspanrung gegen die Primärspannung,
er ist positiv bei Voreilung der Sekundärspannung.
Diese Fehlergrenzen gelten für den durch A3 festgelegten
Frequenzbereich und für alle sekundären Leistungen mit Lei-
stungsfaktoren zwischen 0,5 und I bis zu der durch A 4 festze-
setzten Nennleistung, bezogen auf die Nennenannnng. Sie müssen
hri einer Raumtemperatur von 15 bis 20° C unabhängig von der
Einschaltdauer innegehalten werden.
3. Die Isolierung zwischen primärer und sekundärer Wicklung
muß eine Spannungsprobe von 1 min Dauer aushalten. Die
Prüfspannung beträgt das 2% fache der nach A? anf dem
Wandler vermerkten primären Nennspannung, wenn letztere
kleiner als 5000 V ist. Für Nennspannungen von 5000 bis
7500 V wird mit einer Überspannune von 7500 V geprüft,
für Nennspannungen von mehr als 7500 V mit der doppelten
Spannung.
X
darf der
+ 20 min nicht
II. Mehrphasige Spannungswandler.
1. Ist bei dreiphasigen Spannungswandlern der Sternpunkt auf
der Sekundärseite herausgeführt, so muß er auch auf der
primärseite an einer Klemme herausgeführt sein, die für die
volle primäre Sternspannung gegen das Gehäuse isoliert ist.
3. Die Nennleistung darf nicht weniger als 30 VA für jede
Phase betragen.
3. Bei gleichzeitiger Erregung aller Phasen anf der Primär-
seite müssen die unter II2 aufgeführten Bedingungen für
iede der drei verketteten Spannungen erfüllt sein. Bei drei-
phasizen Wandlern mit heransgeführten Sternpunkten müssen
die Bedingungen sowohl für die verketteten Spannungen, wie
fiir die Sternspannungen erfüllt. sein.
4. Die Isolierung muß die unter II 3 vorgeschriebene Spannungs-
probe aushalten.
C. Kennzeichnung der erfolgten Beglaubigung.
Zum Zeichen der Beglaubigung wird der Meßwandler mit
einem Metallschild versehen, auf welchem das Zeichen PTR bzw.
das Zeichen des Prüfamts, ein Reichsadler sowie die Beglau-
bigungsnummer und Jahreszahl angebracht sind.
22. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28.
945
RUNDSCHAU.
Verkehr und Transport.
Gleichstrom-Hochspannungsbahn Wohlen—Meisterschwanden.
— Die Anwendung von hochgespanntem Gleichstrom für den Be-
trieb elektrischer Überlandbahnen hat in den -letzten Jahren wei-
tere Fortschritte gemacht. Auch die von der AEG elektrisch aus-
zerüstete, im schweizerischen Aargau gelegene Bahn Wohlen—
Meistershwanden benutzt hochgespannten Gleichstrom. Die nor-
malspurige Bahn mit 8,23 km Streckenlänge hat zwischen ihren
beiden Endpunkten einen Höhenunterschied von 125 m zu über-
winden. Die größte Steigung beträgt etwa 42 °/oo.'
Der Bahnstrom wird von einer Umformeranlage geliefert, die
den vom Aargauischen Elektrizitätswerk erzeugten Drehstrom
von 800 V und 50 Per in Gleichstrom von 1000 V umwandelt.
Wie aus Abb. 1 ersichtlich, wird der Drehstrom unter Zwischen-
-
8860 mi 50 Per. Drehstrom
N D
GO Eee
Pile-rotere #85 Er menta
PAPP- ---- "r
R nr
S A
Lu |
J |
Abb.ı. Schaltplan des Umformerwerkes.
schaltung von Transformatoren mit einer Übersetzung von
%000/500V zwei Motorgeneratoren von je 80 kW Dauerleistung zu-
geführt, von denen in der Regel nur einer in Betrieb ist, während
' der andere als Reserve dient. Jede Einheit besteht aus einem
a:ynchronen Drehstrommotor und einer Gleichstromdynamo_von
ar = P
-
`
Dr;
Abb 2. Personentriebwagen.
W00 V. Parallel zu den Gleichstromsammelschienen liegt eine
fülferbatterie, aus 485 Elementen mit 115 Ah Kapazität bei ein-
Plndiger Entladung, zwecks Aufnahme der Belastungsspitzen bei
Markem Verkehr bzw. als Reserve für den Fall des Ausbleibens
g% Drehstromes. Zur Batterieaufladung dient eine mit jedem
Balormer gekuppelte Zusatzlademaschine.
‚Die Fahrleitung, Profilkupferdraht von 80 mm? ist auf
freier Strecke an Holzmasten mit eisernen Auslegern und auf den
Haltestellen an Eisenmasten, teils mit Queraufhängung, teils mit
Auslegern in Abständen von etwa 35 m aufgehängt (Abb. 2). Die
Höhe der Aufhängepunkte der Fahrleitung über Schienenober-
fläche beträgt 5,7 m, auf den Bahnhöfen 6,2 m. Die Fahrdraht-
isolation bilden einerseits die mit Eisengummi umpreßten Isolier-
holzen im Fahrdrahthalter, andererseits die zu beiden Seiten im
Querdraht eingebauten Porzellanisolatoren. An geeigneten Stel-
len sind Streckenunterbrecher, Blitzableiter und Nachspannvor-
richtungen in die Fahrleitung eingebaut.
An elektrischen Betriebsmitteln besitzt die Bahn je einen
vier- bzw. zweiachsigen Personentriebwagen II/III. Klasse mit
47 Sitzplätzen und eine vierachsige Lokomotive. Die vierachsigen
Triebfahrzeuge sind mit je vier luftgekühlten Motoren für 43 kW,
550 V, 600 Umdr ausgerüstet, von denen je zwei dauernd in Reihe
eeschaltet und für die Betriebsspannung von 1000 V isoliert sind.
Das Übersetzungsverhältnis der Zahnradgetriebe beträgt 1 : 5,68.
Die Fahrschalter sind für Vor- und Rückwärtsfahrt, für Reihen-,
Parallel- sowie für elektrische Bremsschaltung in Verbindung mit
Anfahrwiderständen eingerichtet, die beim Triebwagen unter dem
Wagenboden, hei der Lokomotive im vor- und rückseitigen An-
bau tiber dem Drehgestell untergebracht sind. Das Dienstgewicht
des vierachsigen Triebwagens stellt sich auf etwa 30 t, das der
Lokomotive auf etwa 26 t. Das Gewicht der viermotorigen Aus-
rüstung stellt sich auf etwa 7,2 t. Die zweiachsigen Triebwagen
hahen nur zwei Motoren. Der vierachsige Triebwagen mit zwei
vollbesetzten Anhängewagen entwickelt eine Stundengeschwindig-
keit von M km, die Lokomotive mit 40 t Anhängelast und der
zweiarhsige Triebwagen mit einem Anhängewagen 16,5 km.
(„ABG-Mitteilungen” 1922, Heft 1.) ZIm.
Elektromaschinenbau.
Statische Entladungserscheinunren an einer Drehstromdynamo.
— Ein eigentümlicher, ständiger Entladungsvorgang wurde an
einem Drehstromgenerator für 50 Per und 2 X 220 V eines klei-
neren FElektrizitätswerkes beobachtet. Die Dynamo ist mit-
tels Riemenscheibe von einer 100 PS-Gleichstrom-Dampfmaschine
angetrieben. Bald nach TInbetriebsetzung traten am laufenden
Riemen bis auf etwa 0.5 m Entfernung. im Dunkeln deutlich wahr-
nehmbare Glimmentladungen auf, welche bei Annäherung der Fin-
eer oder ableitender Gegenstände in hellvioletten Büscheln zur
Entladung gelangten: in die Nähe des Riemens gebrachte Geißler-
röhren leuchteten im Dunkelraume hell auf. Am Riemen selbst
wurde bisweilen ein helleuchtender Streifen beobachtet, dessen
Größe sich mit den Tagesstunden und der Witterung stets änderte,
Der Weg der Glimmentladuneen von der Riemenscheibe R zum
Generator D bzw. Fundament F ist aus Abb. 3 zu ersehen.
Es wurde im Beisein des Berichters folgender Versuch durch-
geführt (Abb. 3): Auf einem isolierten Holzgestell H wurde
ein mit Wasser gefüllter Trog T aufgestellt und in diesen ein
Ende eines Kabels K eingetaucht, dessen anderes Ende durch die
Öse O des Schutzgeländers hindurchgeführt und dem Riemen mit-
tels eines isolierten Handgriffes (Holzzange) genähert wurde.
Es traten alsdann zwischen den Punkten A und B des Kabels
und Geländers heftige Funkenentladungen auf, welche ein Durch-
schlagen der Kabelisolation zur Folge hatten. An der auf der
gleichen Welle befestigten, ebenfalls mittels Riemenscheibe ange-
triebenen Gleichstromdynamo (G&D) konnten die beschriebenen °
Entladungsvorgänge nicht beobachtet werden.
Inwieweit die beschriebene Erscheinung lediglich auf die Rei-
bungselektrizität des rd 60 cm breiten Riemens zurückzuführen
ist oder durch das Mitschwingen (Resonanz) des Maschinenstromes
hervorgerufen wurde, konnte auf Grund der vorbeschriebenen Ver-
suche nicht festgestellt werden. Es liegt die Vermutung nahe, daß
946
diese Resonanzströme durch Ableitung (Isolationsfehler) des Ma-
schinenstromes hervorgerufen werden.
Leop. Rosenbaum.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Magnetisierung durch Rotation. — In den „Annalen der
Physik“ hat sich eine Diskussion zwischen R. Gans und K. F.
Herzfeld über die Deutung der Barnettschen Versuche ent-
sponnen. Barnett hatte einen Eisenzylinder dadurch magneti-
sieren können, daß er ihn in rasche Rotation um seine Achse ver-
setzte, und hatte aus der Größe der Magnetisierung das Verhältnis
von Ladung und Masse der Elektronen in Übereinstimmung mit
dem nach anderen Methoden erhaltenen Wert gefunden. Er hatte
daher in seinen Versuchen eine Bestätigung der Theorie der
Molekularströme erblickt, wonach die Magnetisierung hervor-
gerufen wird durch elektrische Kreisströme von molekularen Di-
mensionen, und zwar müssen nach dem Ergebnis der Versuche
diese Kreisströme durch rotierende Elektronen verursacht werden.
Der Gedankengang seiner Theorie ist kurz der folgende: Wenn
ein Elektron von der Ladung e und der Masse m mit der Winkel-
geschwindigkeit ® und dem Radius r rotiert, so ist sein Dreh-
impuls
Jzmr®
und sein magnetisches Moment
M = 5 er?®
Also besteht zwischen dem mechanischen Drehimpuls und dem
magnetischen Moment die Beziehung
Je 2m M
e
Durch Summation über sämtliche Elektronen des Körpers sieht
man sofort, daß diese Beziehung auch für das gesamte magne-
tische Moment und den gesamten Drehimpuls des Körpers ihre
Gültigkeit behält. Rotiert die Stanze mit der Winkelgeschwindig-
keit a, so wird auf jedes einzelne Elektron die vom Kreisel be-
kannte Wirkung ausgeübt; die Rotationsachse jedes Elektrons be-
wegt sich senkrecht zur Richtung der Bewegung, sucht sich also
parallel zur Rotationsachse der Stange zu stellen, und daraus
resultiert eine Magnetisierung der Stange in Richtung der Ro-
tationsachse. Das Drehmoment jener als „Coriolis-Kraft” bekannten
Kraft hat die Größe [J, a] oder, wenn man J = Zm M einsetzt:
2m _ 2m
[Foma] [m ro]
Andererseits ruft eine magnetische Feldstärke ® ein Drehmoment
von der Größe [®, ©] hervor. Also ist die Feldstärke
9 .
D= g
e
in ihrer Wirkung der Rotation a äquivalent, ruft. also die gleiche
Magnetisierung hervor. Barnett erzeugte nun durch Spulen ein
Magnetfeld 9, welches dieselbe Magnetisierung wie die Rotation
: e i
hervorrief, und berechnete aus der oben angegebenen Gleichung.
Hier setzt die Kritik von R. Gans ein. Nach der Weißschen
Theorie des Magnetismus kommt nämlich zu der äußeren Feld-
stärke 9 noch die Feldstärke des molekularen Feldes hinzu,
welche der Magnetisierung proportional, also gleich N.W ange-
Bar 2m
nommen werden kann. Daher ist nach Gans nicht 9= = f,
sondern |
2m
DHN. M=- A
und daraus berechnen sich Werte für — die 10 000 mal kleiner als
1
die sonst erhaltenen Werte sind. Nach K. F. Herzfeld ist aber
auch die Coriolis-Kraft als äußere Kraft aufzufassen, zu der noch
das Richtfeld der umgebenden Magnetonen hinzukommt, wie be-
sonders folgende Überlegung zeigt. Denkt man sich die Stange
langsam in Rotation versetzt, alle Teilchen in ihrer Orientierung
festgehalten und gleichzeitig eine Magnetkraft eingeschaltet,
2m
welche den Wert —
e
Drehung auf jedes Teilchen die Corioliskraft und die ihr zleiche
und entgegengesetzt gerichtete magnetische, also im ganzen die
Kraft 0. Geben wir jetzt die Teilchen frei, so wird sich an ihrer
Orientierung also nichts’ändern; die Wirkung der Drehung ist durch
die magnetische Feldstärke 9 = — a aufgehoben. Die Bar-
nettsche Deutung seiner Versuche bleibt also erhalten. Ann.
d. Phys.”, Bd. 65, 1921, S. 124 und S. 735.) Br. t
g hat, so wirken im Zustande stationärer
Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heft 28.
22. Juli 1922.
Neuer Effekt bei der Wechselstrommagnetisierung. — In einer
kürzlich abgehaltenen Tagung der Royal Society, London, be-
richtete W. M. Mordey über sehr eigenartige, noch nicht ganz
aufgeklärte Erscheinungen bei Wechselstrommagnetisierung. Para-
magnetische Körper in Pulverform ordnen eich bekanntlich quer zu
dem Polzwischenraum eines Gleichstrommagneten nach gewissen
Kurven, die magnetischen Körper dagegen äquatorial an. Mordey
erregte Elektromagnete mit lamelliertem Eisenkern durch Wechsel-
strom und fand bei Verwendung von specular hematite, daß die
Teilchen sich in die in Abb. 4 dargestellte äquatoriale Lage ein-
stellten, obwohl es sich um ein sehr schwach paramagnetisches
Material handelte. Bei Anwendung eines 12 poligen Elektromagne-
ten, dessen Pole in einer Reihe lagen, wie bei dem in Abb. 5 dar-
gestellten 4 poligen Elektromagneten (ein- oder zweiphasig ge-
wickelt), und über dessen Polo eine flache Glas- oder Kartonschale
mit fein oder grob gepulvertem magnetischen Material angeordnet
war, so daß sie über die Pole herausragte, zeigte sich folgendes: Bei
Speisung mit Einphasenstrom ordneten eich Eisenfeilspäne oder fein
verteiltes Nickel oder Kobalt axial, etwa wie im Gleichstromfelde.
Wurde der Magnet zweiphasig erregt, so bewegten sich die Teil-
chen in 3 Richtungen, aufwärts, in der Achsenrichtung und seit-
wärts, wie in Abb. 5 angedeutet. Die Vorführung des Versuches
aber soll geradezu fesselnd sein. Die Teilchen gruppieren sich den
Kraftflächen entlang in Form paralleler „Flossen“ von etwa
95 mm Höhe. Diese Flossen stoßen auf ihrer rechten Seite Teilchen
ab, die sich mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 75 mm/s bewegen:
auf ihrer linken Seite werden sie dagegen wieder aufgefüllt durch
angesaugte Teilchen. Diese wandernden Teilchen umgeben die Pole
und sammeln sich wieder am anderen Ende der Schale, wo neue
Flossen gebildet werden. Wird die Schale entlang der Achse des
Magnets bewegt, so biegen sich die Flossen bei der Bewegung über;
wird die Schale vorsichtig angehoben, wobei eine Schwächung des
Magnetfeldes eintritt, so fallen sie zusammen, aber die Wanderung
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un
Abb. 4.
findet weiter statt. Gepulvertes, hoch siliziumhaltiges Eisen ver-
hält sich wie Eisen, ist aber träger. Aluminiumfeilspäne verhalten
sich indifferent. Brachte man eine um eine vertikale Achse drehbar
gelagerte Kupferscheibe so über den Pol, daß ihre eine Hälfte über
eine Polhälfte lag, so drehte sie sich schnell, und zwar in entgegen-
gesetztem Sinn, wie vorher die Wanderung der Teilchen erfolgte,
so daß Wirbelströme erschienen. Verwendet man einen dreipoligen
Magneten und specular hematite in einer Schale, die die drei Pole be-
deckt, deren mittelster nicht erregt ist so markierte das Pulver die
quadratische Form der beiden anderen Polflächen und ordnete sich
in zwei sich schneidenden Ringen um die Pole. Erregte man nun-
mehr auch den dritten Pol, so stellte sich das meiste Material in die
äquatoriale Lage nach Abb. 4 ein. Es liegt hier also nur ein Sonder-
fall der Anordnung mit eng benachbarten Polen vor. Mischt man bei
diesen Versuchen das gepulverte Material mit feinem Sand, so wer-
den die magnetischen Teilchen aus dem Sand herausgetrieben, auf-
wärts und vorwärts. Bei Mischungen von Wolfram- und Zinnstein-
pulver findet eine „Konzentration“ der Wolframteilchen statt, indem
die Zinnsteinteilchen hinter den schneller wandernden Wolfram-
teilehen zurückbleiben. Aueh unter Wasser findet diese Konzen-
tration statt, dessen Auftrieb das Wandern erleichtert, während
die Oberflächenspannung es hindert. Auf diese Weise wäre es
möglich, nassen Erzschlamm anzureichern, obwohl die Anwendung
etarker Wechselstromfelder kaum praktisch sein-wird. Der Grad
der Pollamellierung scheint keinen erheblichen Einfluß zu haben.
Die Versuche wurden mit Wechselstrom von 85 Per/s ausgeführt.
Bei höheren Frequenzen (150 und 350) stellen sich die Teilchen
zwar bürstenartig auf, aber die Wanderbewegung wird bei schwach
magnetischen Körpern schwach. Ptz.
Werkstatt und Baustoffe.
Normalisierung von Baustoffen für Elektrizitätszähler. —
Während die Normung der Elcktrizitätszähler bereits soweit ge-
diehen ist, daß Aussicht besteht, in einigen Jahren die aller-
größten Verschiedenheiten der einzelnen Fabrikate beseitigt zu
u t un
ui
22. Juli 1922.
schen, sind die zur Herstellung der Einzelteile benötigten Mate-
rialien noch sehr verschieden. Von der Kriegszeit her liegen
noch sehr viele Zähler bei den Werken auf Lager, deren Ver-
wendung bei den heutigen Anschaffungspreisen zu entschuldigen
ist, obwohl sie zum größten Teil aus Ersatzmaterialien herge-
stellt sind. Derartige Ersatzmaterialien verursachen zahlreiche
Schäden, und es dürfte sich daher empfehlen, die Normalisierung
nicht nur auf die Abmessungen der Einzelteile zu erstrecken, son-
dern auch geeignete Werte für die Zulässigkeit der Materialien,
aus welchen die Einzelteile hergestellt sind, aufzustellen. Obwohl
Porzellan hinsichtlich seiner Isolationsfähigkeit und Unveränder-
lichkeit im Betriebe an erster Stelle steht, haben sich Porzellan-
körper wegen ihrer großen Sprödigkeit nicht immer gut bewährt,
bei steifen Verbindungsdrähten und Kabeln brechen Klemmen in
der Mitte ab, beim Transport werden die Ecken und Plombier-
vorrichtungen abgestoßen. Temperatureinflüsse verursachen bei
Porzellanklemmen häufig Risse, welche Auswechselungen er-
forderlich machen. Unsachgemäße Behandlung, besonders zu
starkes Anziehen der Schrauben bei gerollten oder aus Blech ge-
bagenen Metallteilen treibt diese auseinander und sprengt da-
durch den Porzellankörper. Es sollten daher nur aus kräftigem
Vollmaterial hergestellte Klemmen verwendet werden, welche
staub- und wasserdicht befestigt werden müssen. Die Abdich-
tung der Klemmen bereitet stets Schwierigkeiten, weil die Por-
zellanmasse beim Brennen stark schwindet, so daß die Öffnungen
sehr verschieden ausfallen. Bituminöse Dichtungsmassen, mit
denen die Klemmen im Porzellan befestigt werden, laufen bei der
geringsten Erwärmung aus, verschlechtern die Kontaktstellen und
lassen große Öffnungen zurück, durch welche Staub und Feuchtig-
keit ungehindert eindringen können. Mit anderen Materialien, die
geringe Sprödigkeit besitzen und gute Abdichtung der Metall-
sticke gewährleisten, wurden teilweise sehr schlechte Erfahrun-
zen gemacht, wie durch einige, hier nicht wiedergegebene Ab-
bildurgen von Zählerklemmen gezeigt wird. Teils sind diese
Massen zwar von geringer Sprödigkeit, haben dafür aber andere
nnangenehme Eigenschaften, z. B. Hygroskopizität und geringe
Wärmebeständigkeit, wodurch das Material nicht mehr gentigende
Tsolationsfähigkeit besitzt und bei Erhitzung der Kontaktstelle
daz Material erweicht wird; hierdurch werden möglicherweise die
Anschlußdrähte zur Seite gezogen und miteinander in Kontakt
zebracht, so daß Kurzschluß entsteht. Es dürfte sich empfehlen,
wenn die Normalienkommission Mindestgrenzen festlegte, bei
welchen noch keine Erweichung des Klemmenmaterials eintreten
darf. Ferner sollte eine Höchstgrenze für den Entflammungs-
punkt festgelegt werden. Zinkklemmen verlieren durch un-
:icheren Kontakt bei Temperaturerhöhung ihre Form, und es
kcmmen sogar Lichtbogenbildungen vor; Klemmen mit Zink-
tailen sind daher unbedingt zu verwerfen. Weiterhin ist wichtig,
laß Material, das zur Rostbildung neigt, nicht verwendet werden
darf, es ist hier unbedingt Messing zu fordern.
Verschiedentlich werden auch Einzelteile durch das soge-
nannte Spritzgußverfahren hergestellt, das sich für ganze Zähl-
werksgestelle und auf Zug und Druck beanspruchte Konstruktions-
taile, Magnetgestelle, Achsen für Zähleranker nicht eignet, da 75%
schon durch Bruch bei dem Transport seine Unbrauchbarkeit er-
wiesen haben. Für das Spritzenßmaterial bietet sich der Nor-
malisierung noch ein dankbares Feld, die verwandten Legierun-
een sind außerordentlich verschieden zusammengesetzt und hin-
sichtlich der Bruchfestigkeit, Elastizität und Härte dieses Ma-
terials bestehen keine sicheren Unterlagen. Die allzu weit-
schnde Anwendung des Spritzgusses sollte durch Vor-
hriften begrenzt werden. (P. May, „Mittlg. d. Vereinig. d.
EL-W.*, 1921, Nr. 303, S. 525.) Schor.
Masnetomechanische Analvse von Manganstählen. — Nach
einem Vortrage in der amerikanischen physikalischen Gresell-
haft, den der bekannte englische Stahlfachmann Sir Robert
Hadfield,fernerS.R. Williams und J S. Bowen gehalten
haben, kann durch geeignete Wärmebehandlung der sogenannte
nımagnetische Manganstahl magnetisch gemacht werden. Von
demselben Block wurden sechs Manganrundstähle gewalzt, drei
von diesen wurden der Wärmebehandlung unterzogen und ie einer
“m jeder Gruppe untereucht. Die Stäbe wurdon einer Serie von
Vergleichsversuchen unterworfen zur Feststellung der Beziehun-
xn zwischen den magnetischen und mechanischen Eigenschaften,
"ia nnter dem Jouleschen Effekt (Längenänderung im magneti-
hen Felde) und dem Villari-Effekt. (Anderung der magnetischen
Firenschaften in Abhängigkeit von T,ängsstreekung) bekannt. sind.
Mer behandelte Stab zeigte eine Längzenänderung für alle an-
»wendeten Feldstärken und eine Steigerung der magnetischen
Inansität bei derselben Feldstärke, sobald er gestreckt wurde.
\urh die nicht behandelten, sogenannten unmagnetiechen Stäbe
meten ein gewisses Maß von magnetischer Tntensität, sobald [cie
t daz magnetische Feld gebracht wurden. Es läßt eich aus den
Versnehen ein ungefährer zahlenmäßizer Zusammenhang zwischen
ien Werten des behandelten und unbehandelten Stabes nachweisen.
Darans schließen die Verfasser. daß durch die Wärmebehandlung
“ne Vermehrung einer noch unbekannten Größe verursacht wird,
tie achon im unmagmetischen Stabe in kleineren Quantitäten vor-
ħanden ist. Die Verfasser betonen die Wichtigkeit der magneto-
Zerhaniechen Analyse nicht nur vom Standpunkt der angewandten
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 28.
947
Wissenschaft aus, sondern auch zum Aufbau einer umfassenden
magnetischen und Atomtheorie. (Auszüge der Physikalischen
Review, Februar 1921.) L.M.C.
Zeitgemäße gewerbehygienische Einrichtungen für Fabrikan-
lagen. — Seitdem man erkannt bat, daß eine gute Entlüftung der
Arbeitsräume in Fabriken sowohl zur Erhaltung der Gesundheit
der Arbeiter wie auch zur Steigerung der Leistungsfähigkeit
notwendig ist, hat man sich eifrig bemüht, die durch die Arbeits-
prozesse entstehenden Staubmengen und Gase durch Absaugung
unmittelbar am Entstehungsort unschädlich zu machen. Es
zeigte sich bald, daß in vielen Fällen die Staubabsaugung auch
wirtschaftliche Vorteile haben kann, wie z. B. in Farbenfabriken,
in Zementfabriken, durch Gewinnung von Kali, an Gewebescher-
maschinen, wo durch Absaugung der Haare nicht nur verhindert
wird, daß die Arbeiter in Versuchung geraten, mit den Fingern
in die Nähe der Messer zu kommen, sondern auch die Messer er-
heblich seltener geschliffen werden müssen usw. Gleiche wirt-
schaftliche Bedeutung hat die Staubabsaugung, verbunden mit dem
Staubtransport, z. B. an Holzbearbeitungsmaschinen, in Ent-
aschungsanlagen usw. À
Oberingenieur O. Brand!) beschreibt in großen Zügen
Lüftungs-, Entnebelungs- und Entstaubungsanlagen für ver-
schiedene Betriebsarten und zeigt im Mikrophotogramm einige
Staubarten aus industriellen Betrieben. Zu fordern ist bei einer
Absaugungsanlage, 1. mit kleinsten Luftmengen den Zweek voll-
kommen zu erreichen, 2. Feststellung der unbedingt notwendigen
Luftmenge und danach Bemessung der Heizung, 3. Vermeidung
von Heizkörpern mit besonderen Öffnungen zum selbsttätigen
Nachsaugen der Ersatzluft wegen Zugerscheinungen. Absauge-
leitungen sind spitzwinklig zusammenzuführen, um Wirbel im
Luftstrom zu vermeiden. Die Trennung von Spånen und Staub
von der Luft macht keine Schwierigkeit. Zur Entnebelung z. B.
von Färbereiräumen wird Warmluft eingeführt. Zur Vermeidung
von Tropfwasser am Dache wird dieses doppelwandig ausge-
führt und in den Zwischenraum Warmluft eingeführt. In Fa-
briken, in denen hygroskopische Stoffe verarbeitet werden, z. B.
in Tabak-, Textil- und Sackfabriken, müssen Luftbefeuchtungs-
anlagen eingebaut werden. Soll der fortzeführte Staub wieder-
gewonnen werden, so muß die abgesaugte Luft trocken oder
naß gefiltert werden. Vielfach wird die gefilterte warme
Luft den Räumen zur Ersparung von Heizmaterial wieder zuge-
führt. Die Absaugung von Säuredämpfen beim Metallbeizen und
-brennen ist wegen des Auftretens der sehr giftigen Gase be-
sonders notwendig. Wegen der Schwere der Gase muß dio Ab-
saugung am Rande der Gefäße stattfinden, und Dunsthauben mit
Abzugschlot dienen zur Aufnahme der restlichen Gase.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
62. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure
vom 17. bis 19. Juni 1922 in Dortmund.
Am 17. VI. 1922 eröffnete der Vorsitzende des Vereins, Geh. Rat
Dr. G. Klingenberg die diesjährige, von etwa 2000 Personen
besuchte Hauptversammlung in Düsseldorf mit der Verlesung des
(Geschäftsberichtes und geschäftlicher Mitteilungen. Zum ersten
Male waren auch die Vertreter des österreichischen Verbandes als
ein Teil des VdI erschienen. Auch Oberschlesien hatte besondere
Vertreter entsandt. Argentinien, China, Holland, Schweden und die
American Society of Mechanical Engineers waren ebenfalls vertre-
ten. Nachdem Satzungsänderuneen und überholte Bestimmungen bc-
seitigt worden waren, sprach Klingenberg über
Die ZukunftderEnergiewirtschaft
Deutschlands.
Der Vortragende stellte zunächst fest, daß unsere nachgewiesenen
Steinkohlenvorräte noch für etwa 1000 Jahre ausreichen werden,
und daß eine Verzeudung derselben, selbst einige Jahre hindurch,
nicht von ausschlaggebender Bedeutung sein würde. Wesentlich
dürfte aber folgenden sein. Die Anlagen mit kleinen Kraftmaschinen
haben ein geringes Güteverhältnis, sie benötigen auf die PS-Stunde
also weit mehr Kohlen ale eine Maschine mit hohem Crüteverhältnis.
Man solle daher diese unwirtschaftlich arheitenden Maschinen mög-
lichst schnell abschreiben und dann zum Umbau der Anlage schrei-
ten, um sie wirtschaftlich arbeitend zu gestalten, nicht dagegen,
wenn sie noch nicht völlig abgeschrieben seien. Die Zinsen für das
so hineingehaute Kanital betriigen dann vielleicht mehr als die er-
eparten Kohlen. Tn 20 bis 50 Tahren dürften sich die Wärmeerzeu-
eungsverfahren doch wesentlich verbessert haben, und es könnten
dann vielleicht noch mehr Kohlen gespart werden.
Über die gemachten Vorschläge zur Ausnutzung von Ebbe und
Flut. zur Ausnutzung der Ahwärme. der Windkräfte, Ersatz der
Kohle durch minderwertize Brennstoffe ließ sich Redner dahin ans,
daß hierbei oftmals der Wert der Energieträger überschätzt würde.
Von der Ausnutzung der Windkraft sagte der Vortrazende, daß be-
deutende Schwierigkeiten zu üherwinden seien und die Windkräfte
nur an den Küsten mit einigem Erfoler susgenntzt werden könnten.
Günstiger lägen die Verhältnisse bei Ebbe und Flut, wo man durch
1) „Der Betrieb“ 1920/21. S. 728.
948
große, in ständiger Senkrechtbewegung versetzte Schwimmkörper
(Aquapulsor) Pumpen antreiben könne, die eine Triebflüssigkeit
a er Verwendung unter Druck aufspeicherten (Spitzenwir-
ung).
Die Torfkraftwerke nähmen eine Sonderstellung ein, da der
Torf nur an etwa 100 Tagen im Jahre gewonnen werden könne, also
der im Jahre benötigte gesamte Brennstoff in dieser Zeit gewonnen,
getrocknet und aufgestapelt werden müsse. Es dürfte daher wärme-
wirtschaftlich besser sein, den Torf mit der Eisenbahn oder auf dem
Wasserwege zu versenden, als ihn im Großbetriebe an der Erzeu-
gungsstätte zu verbrauchen.
Der Nebenproduktengewinnung verspricht Klingenberg einen
besonderen Aufschwung, sobald die Frage der Gasturbine gelöst sei,
da dann die Erzeugung von Gas die notwendige Voraussetzung für
den Betrieb sei. Hierbei entfielen auch die Anlagekosten für die
Kesselhäuser.
Als Gesamtergebnis stellt der Vortragende fest, daß der Wert
anderer wirtschaftlicher Vorteile denen der Wärme- und Kohlen-
ersparnis annähernd gleichkomme, so daß in Zukunft die Anstren-
gungen ebenso wie auf jene gerichtet werden müßten. Das sei in
neuerer Zeit über das Schlagwort: „Kohlenersparnis“” z. T. in Ver-
gessenheit geraten.
Unmittelbar an diesen Vortrag schloß sich derjenige von Dr.-
Ing. Ruths, Stockholm, über: Dampfspeicherung und
Fabrikation an. Der Ruthsche Wärmespeicher, dessen Wir-
kungsweise darin besteht. daß Abdampf unter hohem Druck in Was-
ser in den Speicher eingeleitet wird. Er besteht aus einem zylindri-
schen Kessel mit kugelförmigen Endstücken und ist wärmetechnisch
isoliert. Im Gebrauchsfalle wird Dampf von niedrigerer Spannung
dem Speicher entnommen. Es wird also dem Abdampf diejenige Wär-
memenge entnommen, die seinem Druck entspricht und um sie zur
Dampfwiederzewinnung zu benutzen. Der Vortragende gibt einen
Gesamtüberblick über die erzielten Betriebsergebnisse und über die
Vorteile der eigenartigen Dampfspeicherung. Er sprach über den
Einfluß des Verfahrens auf die Warenherstellung, d. h. über die Bin-
wirkung der durch den Wärmespeicher gewonnenen Unabhängig-
keit des Umfanges der Fabrikation von der Dampferzeugung im
Kesselhaus, und über die Möglichkeit, in größeren Betrieben chemi-
scher und technologischer Art günstig auf die Güte der herzustel-
lenden Ware einzuwirken. Schließlich wird der Einfluß auf den
Kesselhausbetrieb erörtert. der durch den Dampfspeicher auch ver-
bessert worden ist, wodurch es dem Heizer ermöglicht ist, besser auf
die Feueruneen im Kesselhaus zu achten und auch wieder Kohlen
gespart werden können.
In der sich an den Vortrag anschließenden Diskussion wider-
sprach Prof. Dr. Schreber, Aachen, lebhaft den Ausführungen
des Vortragenden. |
Am Nachmittag fand dann noch der Vortrag von Dr.-Ing.
Wendt von der Firma Friedr. Krupp in Essen über Konstruk-
tionsforderungen und Eigenschaften von Stahl
statt Die Industrie muß sich über die Eigenschaften der Werk-
stoffe heute mehr als früher gut unterrichten, weil auf die Her-
stellunz möglichst hochwertiger Waren dem Auslande insbesondere
gegenüber gesehen werden muß. An einer Reihe schöner Lichthilder
werden die mechanischen, chemischen und physikalischen Eiren-
schaften besprochen. Auch die Nichtmagznretisierbarkeit des Stahles,
der für Wieklungskapnen und Periskoprohre gebraucht wird, wurde
hehandelt Heute werde in erster T.inie vom Stahle eine hohe Säure-
heständiekeit verlangt, es soll der Stahl richt allein gegen Salz- und
Schwefelsäure fest. sondern er muf auch geren Salretersäure un-
empfindlich sein. Dies sei bisher eine urerfiillbare Forderung der
Tndustrie gewesen, die aber nunmehr glatt gelöst. ist. Durch Hinzu-
legierung von Aluminium erreiche man eine bestimmte Nichtaxv-
dierharkeit, indem sich auf der Oberfläche eine leichte Oxvaschicht
bildet, unter der keinerlei Oxydation mehr stattfindet. Der Stahl
nehme ie nach der ihm zuteil gewordenen Vorbehandlung vonein-
ander abweichende Eigenschaften an. Tm dem Stahl die verschiede-
nen Firenschaften zu verleiher, werden ihm in der Hauptsache
Nickel. Chrom und Mangan zuleeiert. Von besonderer Redeutung eri
der nieht rostende und salpetersäurebeständigze Stahl V2a. In der
iüngsten Zeit ist vom Krınpschen T aboratorium ein Verfahren aus-
zearheitet worden. das eine Oberflächenhärtunz durch Aufnahme
von Stickstoff herbeiführt. Dies Verfahren gestatte bei dunkelster
Rotrlut eine Märtıng vorzunehmen. wohei rin Verriehen des Gegen-
stardes nicht eintrete Zum SchluR wnrde die Herstellung eines
eroßen Tiegzeleußstahlblockes im Tichthilde eezeiet, im Anschluß
daran das Gießen eines großen Wartinstahlblockes. Der Vortrazerde
echloRß mit der Bemerkung. daR erst dann die volle Ausnutzung der
Eigenschaften eines Werkstoffes gewährleistet sei, wenn Konstruk-
teur und Stahlfachmann eng zusammenarbeiten.
In den Ausschüssen wurden dann noch die Vorträge: Der
Einfluß der AustauschbarkeitaufMeß- und Be-
arbeitungsmethoden von Direktor Reindl, Perlin, und
über sparwirtschaftliche Maßnahmen bei der
Arbeitsveorbereitung, der Fertieverfeoleungund
dAerAbrechnunezireinem(Großhetriehmitremisch-
terFertieungvon Banrat Maier Magdeburg, und iber die
Ernährung DentschlandsauseizenerScholle von
Prof. Dr. Joh. Müller gehalten.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28,
u
22. Juli 1922.
Eine stattliche Anzahl der Teilnehmer der Versammlung wid-
mete sich den für die nach der Tagung angesetzten Besichtigungen
von Fabriken des rheinisch-westfälischen Industriegebietes. Die
großen Hüttenwerke in Dortmund und Umgebung, verschiedene
Kohlenbergwerke. Elektrizitätswerke, Maschinenfabriken, die Ak-
kumulatorenfabrik in Hagen i. Westf. stellten sich bereitwilligst
zur Besichtigung zur Verfügung.
Besunders zu erwähnen ist noch die Verleihung der Grashof-
denkmünze, der höchsten Auszeichnung. die der Verein deutscher
Ingenieure zu vergeben hat, an Herrn Oberbaurat Dr.-Ing. May-
bach, Stuttgart-Cannstatt, in dankbarer Erinnerung seiner großen
Verdienste, die er sich als bahnbrechender Konstrukteur des neu-
zeitlichen Kraftfahrzeuges und um die Entwicklung der raschlau-
fenden Verbrennungsmaschine erworben hat.
Ebenso ist Geh. Hofrat Prof. Dr.Ing.e.h.R.Schöttler zum
Ehrenmitgliede des Vereins deutscher Ingenieure ernannt worden,
u. zw. wegen seiner hervorragenden Verdienste als Lehrer des Ma-
schinenbaues, der seit vielen Jahren sein reiches Wissen und Kön-
nen in den Dienst des Vereins gestellt hat.
Es wurde ferner beschlossen, daß die Hauptversammlung im
nächsten Jahre in Mannheim stattfinden soll.
Die in Verbindung mit der Hauptversammlung stattgehabte
Betriebstechnische Wanderausstellung der Ar-
beitsgemeinschaftdeutscherBetriebsingenieure
fand anch reichen Zuspruch. Die für uns zur Herstellung hochwer-
tiger Waren notwendig gewordene Einführung einheitlicher Bau-
formen und normalisierter Werkstoffe macht die Verwendung ee-
rigneter Werkzeuge und besonderer Feinmeßgeräte erforderlich.
Die Instrumente waren nicht bloß im Glaskasten ausgestellt, eon-
dern sie wurden in praktischer Benutzung vorgeführt. So wurden
t/o und */ıono mm gemessen. Mit Hilfe eines neuen optischen
Wärmemeßgerätes konnte man Temperaturen bis zu 2000 ° C messen.
Während diese Ausstellung dem Fachmann eine Fülle von An-
regung und Belehrung bietet. zeigt die Ausstellung ‚Schönheit
der Industriebauten“ eine Reihe interessanter Bilder von
industriellen und gewerblichen Anlagen aus alter und neuer Zeit.
Die grarhische Ausstellung: „Die Industrie in der
Kunst” im Dortmunder Kunst- und Gewerbemuseum zeigte Werke
von Hanns Anker, Professor Boerner, Borutta, Eckener, Geßnrr,
Isselmann, Jansen, Köttenkamp, Scheuritzel, Turner u. a. Rhbk.
Internationaler Kongreß über die Anwendung der Elektrizität,
Marseille. — In der Zeit vom 17. bis 20. Juni fand in Marseille an-
läßlich der dortigen Kolonialausstellung dieser Kongreß statt, der
in sechs Sektionen geteilt war:
1. Erzielung und Zuleitung elektrischer Energie,
2. Elektrische Bahnbetriebe,
3. Elektrizität im Haushalt,
4. Mechanische Anwendung der Elektrizität,
5. Drahtlose und andere Verkehrsmittel,
6. Elektrochemie und Elektrometallurgie.
Nähere Auskunft. erteilt der Direktor des Blektrotechnischen In-
stituts in Grenoble. Wir werden auf die Ergebnisse des Kongresses
noch zurückkommen. (Electrical Review, Bd. 90, 1922, S. 811.) —::
Verschiedenes.
Ergebnis der Preisaufgabe über das Durchbrechen von Wänden
und Decken bei Gas-, Wasser- und Elektroinstallationen. — Das For-
sehungsinstitut für rationelle Betriebsführung im Handwerk e. V.
(Karlsruhe, Karl-Friedrich-Str. 19) hatte diese Preisaufgabe zu dem
Zwecke gestellt, die bisherigen Erfahrungen der Praxis für das
Legen derartiger Leitungen zu sammeln, um sie als Unterlagen für
eine spätere Arbeit über die rationellen Arbeitsverfahren, Werk-
zeuge wie sonstige Hilfsmittel verwenden zu können. Es gingen
15. Bewerbungen ein. Wenn auch der Fleiß und die sachlich wie fach-
lich klar gehaltenen Ausführungen einiger Arbeiten anzuerkenne"
ist, so ist die Aufgabe doch von keinem der Bewerber endgültig und
einwandfrei gelöst worden, und das Preiszericht hat aus diesem
Grunde keinen ersten Preis, dafür aber zwei zweite Preise zu j°
500 M und einen dritten Preis zu 300 M zu vergeben.
Wir lassen hier das Ergebnis des Wettbewerbs folgen: Dir
Preisträger sind: W. Schwammekrug, Aue i. Erzgeb., Betriebsinge-
nieur F. W. Pulst, Karlsruhe i. RP., und A. Schulze, Bauschloseer,
Karlsruhe. Angekauft zu je 200 M wurden weitere 5 Arbeiten. —:.
Errichtung einer Fachschule für feinmechanische Technik. —
Am 28. VII. d. Js. wurde im Hause des VDI im Beisein einer großen
Anzahl von Vertretern feinmechanischer Firmen sowie von Ver-
tretern des Handelsministeriums, des Reichspostministeriums, des
Fisenbahnzentralamtes und des Magistrats Berlin ein Verein
„Fachschule für feinmechanische Technik“ E. V.
gegründet. Wie in der Versammlung erneut zum Ausdruck kam,
herrscht z. Zt. in der gesamten feinmechanischen Industrie ein emm
findlicher Mangel an gut vorgebildeten technischen Angestellten,
dem auch in Zukunft durch die bestehenden Schulen nicht abgeholfen
werden kann, da diese in der Hauptsache auf den Maschınen-
22. Juli 1922.
bau eingestellt sind und daher den Bedürfnissen der feinmechani- 2.
schen Technik nicht entsprechen. Der Verein soll nunmehr einen
Zusammenschluß sämtlicher Firmen herbeiführen, die sich mit dem
Bau von mechanischen, elektrischen, optischen und akustischen Ap-
paraten, Instrumenten und Geräten aller Art beschäftigen und in
erster Linie die finanziellen Mittel zusammenbringen, die zur Er-
richtung und Unterhaltung einer eigenen Industriefachschule von
genügender Leistungsfähigkeit erforderlich eind. Erfreulicherweise
wurden bereits in dieser Gründungsversammlung Beiträge in sol-
cher Höhe gezeichnet, daß die Schule im Herbst d. Js. eröffnet wer-
den kann. Die Stadt Berlin wird hierfür geeignete Schulräume ein-
schließlich der vorhandenen Sammlungen und Laboratorien zur Ver-
fügung stellen: Die in demselben Gebäude betriebene städtische
Abendschule wird Mechanikern Gelegenheit bieten, sich für den Be-
such der neuen Fachschule vorzubilden. ~-
Da es sich hier um ein ganz neues Gebiet des technischen Unter-
richtswesens handelt, für das die Lehrmittel und Unterrichtsmetho-
den zum großen Teil noch fehlen, wurden gleichzeitig verschiedene
Fachausschüsse zur Ausarbeitung geeigneter
interrichtsvorlagen gebildet, denen die hervorragendsten,
in der Praxis stehenden F'achleute auf den betreffenden Sonderge-
bieten der Technik angehören.
In den Vorstand des Vereins wurden folgende Herren gewählt:
Dr.-Ing. e. h. Rob. Bosch, Stuttgart, Direktor Elfes, AEG, Di-
rektor Jack Hissink, Bergmann-E.W., Direktor Dr. Joachim,
Deutsche Kinotechn. Ges., Generaldirektor Kubierschky, Mix
à Genest, Direktor martin, Emil Busch A. G., Fabrikbesitzer Dr.
Mez, Mercedes” Büro-Maschinen-Werke, Baurat Dr. PaulMeyer,
br. Paul Meyer A. G., Direktor Neuhold, Deutsche 'lelephon-
werke, Direktor Opitz, H. Aron G. m. b. H., Direktor Stuhl-
macher, Wandererwerke, Direktor Dr. Weidert, C. P. Goerz,
upt. Anst. Zum 1. Vorsitzenden wurde Herr Direktor Dr. Dr.-Ing.
eh. Franke, Vorsitzender des Direktoriums der Siemens & Halske
A.G. gewählt. . l
De Namen dieser Herren und der hinter ihnen stehenden Firmen
bürgen wohl für ein gutes Gelingen des Unternehmens. Es ist dies
um so mehr von Bedeutung, als die feinmechanische Industrie, der
Eigenart ihrer Erzeugnisse wegen, in besonderem Maße beruien ist,
zum Wiederaufbau der Wirtschaft unseres Vaterlandes beizutragen..
Industrie und Handel.
Inflation oder Deflation? — In einer ihrer letzten die Entwick-
lung der Großhandelspreise behandelnden Übersichten äußert sich
die vom Statistischen Reichsamt herausgegebene Zeitschrift „Wirt-
schaft und Statistik” +) auch zu der Frage „InflationoderDe-
flation?“. „Die Inflation Deutschlands”, so schreibt sie, „ist die
Folge der Bilanzzerrüttung in der Volkswirtschaft durch einseitige
Belastung der Schulden-(Soll-)Seite. Sie wird in ihrer äußeren Er-
scheinungsform eingeleitet durch den Sturz der Mark im Auslande,
der die fortdauernde Steigerung der Devisenkurse und Preise im In-
lande nach sich zieht und zu einer nach dem absinkenden Geldwerte
gleitenden Vermehrung der nominellen Zahlungsmittel zwingt. De-
flation ist nach ihrer äußeren Erscheinungsform insofern eine Um-
kehrung dieser Bewegung, als sich der Geldumlauf den mit steigen-
dem Geldwerte sinkenden Devisenkursen und Preisen anpaßt. Der
okonomische Kern der Deflation dagegen ist umstritten. Man kann
als ökonomische Ursache der Deflation das Zusammenschrumpfen
der weltwirtschaftlichen Nachfrage nach Waren und Devisen (ge-
genwärtig infolge der Unterkonsumtion Mittel- und Osteuropas) be-
zeichnen. Von anderer Seite wird als Ursache der Deflation die mit
den Mitteln der Kreditbeschränkung auf den Abbau des aufgeblähten
veldvorrats gerichtete Politik angesehen. Tatsächlich dürfte die De-
flation die Folge beider Faktoren unter Vorwiegen der eigentlichen
vkonomischen Ursache sein.
Die Zukunft der deutschen Geldwirtschaft ist ungewiß. Die
künftige Entwicklung muß mit den extremen Möglichkeiten einer
uch weiterfortschreitendeniInflation oder einer das
Wirtschaftsleben gegebenenfalls ebenso tief ergreifenden Deflation
technen. Was im erstgenannten Falle von der Zukunft zu erwarten
ist, wird durch die Bewegung der fiktiven Indexziffern der Großhan-
Jelspreise, der Ernährungskosten und des Lohnes angedeutet, die
nach der tatsächlichen Entwicklung dieser ökonomischen und so-
zialen Faktoren in ihrer jeweiligen Relation zum Dollarkurse seit
September 1921 errechnet wurden. Nimmt man an, daß die Bewegung
in den gleichen Schwankungen verlaufen wird wie in den verflos-
«nen 8 Monaten, dann würde der Dollarkurs im Dezember 1922 das
-33-fache der Friedensparität erreichen, also im Monatsdurchschnitt
I M notieren. Gleichzeitig würden die Großhandelspreise auf dem
-A-fachen, die Ernährungskosten auf dem 150-fachen, der Lohn des
verheirateten Metallarbeiters aber nur auf dem 70-fachen ihrer Frie-
tenswerte stehen. Es braucht nicht betont zu werden, daß diese Ent-
wicklung geradeswegs zur tiefsten Verarmung der deutschen Volks-
wirtschaft und zur Vernichtung ihrer Käuferstellung auf dem Welt-
zarkte führen würde. Dabei handelt es sich keineswegs um über-
'riebene Ziffern; denn in Österreich gehört auch diese Entwicklung
längst der Vergangenheit an; u. zw. stand der Dollarkurs in Wien
bereits im Oktober 1920 auf dem 67-fachen der Friedensparität, das
in Berlin im März 1922 erreicht wurde; und der für Dezember 1922
» Bdı 29 2, 8. 333.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28.
949
errechnete fiktive Kurs des 239-fachen der Friedensparität war in
Wien schon im September vorigen Jahres mit dem 335-fachen weit
überholt.
Für die LösunginentgegengesetzterRichtung,
nämlich bei plötzlicher, anhaltender und ausgiebiger Hebung des
Markkurses liegen zahlenmäßige Vorgänge in Deutschland, wenn
man von der Stagnation in der Zeit vom Frühjahr 1920 bis Sommer
1921 absieht, nicht vor. Wohin aber diese Bewegung führen würde,
wird durch die tatsächliche Entwicklung dieser Zahlenreihen in den
Vereinigten Staaten von Amerika in den Monaten der Jahre 1918 bis
1922 angedeutet, u. zw. liegen die Kurven der Löhne, der Ernährungs-
kosten und der Großhandelspreise (Lebensmittel) in der Periode
- steigender Preise zunächst in der gleichen Reihenfolge übereinan-
der, wie gegenwärtig in Deutschland, d. h., die Bewegung wird ge-
führt durch die Großhandelspreise; es folgen die Kleinverkaufs-
preise und an letzter Stelle das Arbeitseinkommen. Aber noch wäh-
rend der allgemeinen Aufwärtsbewegung Ende 1919 beginnt die
Reihenfolge sich zu verschieben. Die Löhne stiegen schneller als die
Ermährungskosten und verharreg noch in der Aufwärtsbewegung,
als die Kleinverkaufspreise der Lebensmittel im August 1920 anfan-
gen abzubröckeln. Das Signal zur Umkehr wird aber wiederum von
den Großhandelspreisen gegeben, bei denen die Abwärtsbewegung
bereits im Januar 1920 einsetzte. Im Mai 1920 standen die Großhan-
delspreise für Lebensmittel auf dem 2,86-fachen der Friedenszeit und
sind in rascher, nur Mitte 1921 vorübergehend unterbrochener Sen-
kung im März 1922 bis auf das 1,3-fache zurückgegangen. Die ge-
kennzeichnete Bewegung ist die bekannte Auswirkung der „Deflu-
tion“, die nach Ansicht der Deflationspolitiker als Erfolg der auf
Einschränkung des Kredits gerichteten Maßnahmen zur Gesundung,
tatsächlich aber als Folge der Unterkonsumtion Mittel- und Osteuro-
pas zu einer gewaltigen Produktions-Einschränkung führte und
zwangläufig eine dem Umfange nach bis dahin nicht gekannte Ar-
beitslosigkeit nach sich zog.
In Deutschland haben die Großhandelspreise eine Höhe erreicht,
die, nach dem Agio des Dollars am 15. Mai reduziert (96), nur noch
“um 4% von der Weltmarktgoldbasis (100) entfernt ist. Das Welt-
marktpreisniveau ist eine Funktion der jeweiligen Markbewertuug
im Auslande. Eine geringe Hebung des Markkurses und damit eine
Senkung der Devisenkurse würde genügen, um das inländische Roh-
stoffpreisniveau valutarisch über die Weltmarktpreise hinauszuhe-
ben und die deutsche Industriewirtschaft — wiederum nach den jüng-
sten Vorgängen in Österreich — in eine Absatzkrisis zu ver-
setzen. Die Folgen einer solchen Wendung würden dadurch ver-
schärft, daß das Preisniveau der verbrauchsfertigen Waren und nach
ihm das Niveau des Arbeitseinkommens in der Zeit einer ersten Um-
kehr der Bewegung noch völlig unter der Auswirkung der Iuflation
stehen, also noch steigen und daher hart mit der von der Seite der
Devisenkurse und des Rohstoffstadiums her hereinbrechenden Preis-
senkung zusammenprallen würde.
Die deutsche Volkswirtschaft steht vor der Scylla der fort-
schreitenden Verarmung durch weiteres Absinken ihrer
Währung und vor der Charybdis einer schweren ökonomi-
schenundsozialenKrisis infolge einer anhaltenden Preis-
revolution nach unten. Beide Gefahren müssen im Interesse des Wie-
deraufbaues der Weltwirtschaft vermieden werden. Zwischen ihnen
liegt der Weg einer planmäßigen, gegebenenfalls auch vor tiefgehen-
den Eingriffen nicht zurückscheuenden Heilung der gegenwärtigen
Währungsnot zur Stetigung der deutschen Geldwirtschaft, die aber
wiederum eine Mäßigung und Stetigung der Repara-
tionspolitikder Entente zur Voraussetzung hat.“
Elektrotechnische Gründung in Japan. — Da der Bedarf an elek-
trotechnischen Erzeugnissen in Japan dauernd wächst und ander-
seits die japanische Industrie, wenn sie auch in der Herstellung von
Installationsmaterial, vor allen Dingen in normalisiertem, dem Be-
darf gewachsen ist, doch der Mitarbeit der deutschen Technik nicht
entbehren kann, um immer Besseres zu leisten, so ist unter Betei-
ligung der Siemens-Schuckertwerke, der Siemens & Halske A.G. und
des Furokawa-Konzerns in Japan eine Gesellschaft mit 10 Mill. Yen
errichtet worden, welche sich mit der Herstellung elektrotechnischen
- Materials unter Verwertung deutscher Patente und Erfahrungen be-
fassen will. Nicht einbegriffen in das neue Unternehmen sind die
der Furokawa Electric Co. gehörigen elektrotechnischen Unterneh-
mungen, Telephonfabriken.und Kabelwerke, die schon seit längerer
Zeit mit Erfolg betrieben werden. Die deutschen Gesellschaften
werden neben ihren Patenten mit Erfahrungen und Waren auch tech-
nisch vorgebildete Kräfte, Ingenieure und Meister in das Unterneh-
men einbringen. Bemerkenswert ist, daß schon vor längerer Zeit
ebenfalls in Verbindung mit der Siemens & Halske A. G. in Suchow,
Prov. Kiangsu (China) die Electrical Appliance Mfg. Co. errichtet
wurde, die ebenfalls deutsche Patente verwertet und deutsche Tech-
niker beschäftigt. —z.
Rußland. — Nach Berichten des Chefs der Elektrischen Abtei-
lung der russischen Regierung haben die an der russischen elektro-
technischen Industrie beteiligten Konzerne ihre Produktion wäh-
rend der letzten Monate im Vergleich zu Anfang des Jahres erheblich
vergrößert. So haben die Volta- und Barantche-Werke Werte wie
folgt produziert: Im Januar betrug der Wert 7,4 Mill. Rbl (Gold),
im Februar 11,5 Mill. und im März 10,6 Mill. Rbl (Gold). Dies war
möglich ohne erhebliche Erhöhungen des Personalstandes, welcher
950
auf 400 nur 18 betrug, wogegen 22 nicht mit der Hand arbeitende
Angestellte entlassen werden konnten. Die Produktion der Maschi-
nenfabriken zeigte eine Zunahme von 108 % im März gegenüber Fe-
bruar, während die Alexejeff-Kabel-Works im März mehr als das
Doppelte der J anuarproduktion erzeugten. Die Erzeugung von
Glühlam pen, die im Dezember 1921 wieder aufgenommen wur-
de, hat sich in den Moskauer Fabriken ständig gesteigert. Im De-
zember betrug sie 128 000, im Januar 144 000, im Februar 163 000 und
im März 177 000 Stück. Nicht so günstig liegen die Verhältnisse in
der Glühlampenfabrik Svyetlana in Petrograd. Dort ist eine auf Ma-
terialmangel zurückzuführende Abnahme der Erzeugung festzustel-
len. Auch die Petrograd Telegraf and Telefon-Gesellschaft ist mit
der Erzeugung von Morseapparaten heruntergegangen, und die Fa-
brik Geisler zeigt im März gegen Februar einen Rückgang.
Die Akkumulatorenerzeugung in Petrograd hat mit
großen Schwierigkeiten wegen Beschaffung von Material, anderer-
seits auch hineichtlich der Berechnungsart mit ihren Abnehmern zu
kämpfen. Die Rohmaterialien wurden vor dem Kriege fast nur vom
Auslande her eingeführt, so z. B. Blei, welches jetzt in Rußland nicht
3) 1 Pud = 16,38 kg.
Elektrotechnische Zeitschrift,
1922. Heit 28. 22. Juli 1922.
zu erhalten ist. Wie weit die Vorräte an Blei zurückgegangen sind,
ergibt sich daraus, daß während der letzten vier Jahre die frühere
Tudor-Fabrik nur 15 000 Pud?), die Reks-Werke 3000 Pud und die
Tem-Werke 6000 Pud Blei erhielten, wogegen der monatliche Nor-
malverbrauch der Tudorwerke allein eich im Frieden auf 6 bis 8000
Pud stellte. Die Bleireserven sind völlig aufgezehrt, und die Be-
triebe halten sich nur durch Ausschlachtung alter Batterien über
Wasser, obwohl das durch Einschmelzen erhaltene Material nicht
ganz geeignet ist. Auch der Bedarf an Chlorkalzium und Pottasche-
salzen läßt sich nicht decken. Es wurden von diesen Salzen im Aus-
land 25 000 Pud aufgekauft, die jetzt in Reval lagern. Hineichtlich
des Bleies beabsichtigt man, Altblei, was man in Fabriken vorfindet,
auszunutzen oder im Kleinen selbst Blei zu erzeugen. Im Austausch
erhält der Konzern von der Jäger-Vereinigung Pelze mit langfristi-
gen Zahlungsverpflichtungen, die er im Ausland gegen Blei austau-
schen will. Alle derartige Verhandlungen erfordern natürlich viei
Zeit, und deshalb eben kommt die Fabrikation nur sehr langsam wi:-
der in Gang. Was Brennmaterial anbetrifft, so ist der Konzern für
eine beträchtliche Zeit damit versorgt. („Electrical Review, Bd. W,
1922, S. 807.) —2.
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Eilektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle,
Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68, Fernspr, Amt Kürfürst Nr. 9320, zu richten
Vorführungen von Mastlochsprengungen der Dresdener
Dynamitfabrik.
Am 15. VI. 1922 fand auf Veranlassung des Ausschusses für Be-
sichtigungen eine praktische Vorführung des bei den heutigen hohen
Arbeitslöhnen äußerst zeitgemäßen patentierten Mastloch-Spreng-
verfahrens der Dresdener Dynamitfabrik A. G., Dresden, statt. Der
Einladung des Elektrotechnischen Vereins waren etwa 200 Per-
KUITIN
esnea Emane N KON Ze
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Abb. 1.
sonen gefolgt, welche sich aus Vertretern des Telegraphentechni-
schen Reichsamtes, der hiesigen Großfirmen, des Verbandes Deut-
scher Installationsfirmen und anderen Interessenten zusammensetz-
ten. Die Siemens-Schuckertwerke hatten bereitwilligst die Hilfe-
leistungen bei den Vorführungen übernommen und eine kinomato-
graphische Aufnahme der Vorführungen veranlaßt.
Es wurde gezeigt:
1. Die Herstellung von zylinderförmigen etwa 2 m tiefen Mast-
löchern in gewachsenem, festen Sandboden, worin jeder Mast, sei
es Holzmast oder Betonmast, nach der Sprengung vollkommen
feststeht, ohne daß eine weitere Versteifung mit Holz oder Aus-
mauerung zu erfolgen braucht.
2. Das Einsprengen eines Mastes in sumpfigem Gelände, wie die
beigelügten beiden Abbildungen darstellen. Der Mast war auf
2 m Tiefe markiert. Nach der Sprengung saß der Mast genau 2m
‘tief fest an Ort, dies Verfahren ist besonders wichtig für Bau-
strecken bei hohem Grundwasserstand, Schlick- und Moorboden
usw.
3. Das Herstellen einer Fundamentgrube 3X 3X 2,50 m tief für
große Gittermaste, A-Maste usw. Auch diese Sprengung er-
leichtert und verbilligt die Bauarbeiten sowohl im Stechboden
und festem Hackboden, als auch im Fels, ohne Flurschaden zu
machen.
4. Die Sprengung eines Findlings. Die Sprengpatronen werden auf
den Stein gelegt und mit einem Spaten voll leichten Tones zu-
44 |
m
Abb. ?
gedeckt. Durch die Sprengung wird die Beseitigung der Hindernisse
erleichtert.
Die Ausführung dieser Sprengarbeiten ist einfach und gefahrlos.
Die Handhabung ist den Lesern bereits durch den Hinweis in der
„ETZ“ 1921, Heft 2, S. 37 bekannt. Es handelt sich nur darum, daß
der Führer und die Baukolonnen richtig ausgebildet sind, sich den
jeweiligen Bodenverhältnissen anpassen und dementsprechend die
Ladungen in den dosierbaren Laderöhren verschieden stark dosieren.
Gelegenheit zu gründlicher Ausbildung der Baukolonnen gibt die
22. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift., 1922, Heit 28.
951
Dresdner Dynamitfabrik A. G., Dresden, durch Entsendung ihrer
Spezial-Sprengtechniker.
Die Vorführungen gelangen vorzüglich, und sie wurden von den
Anwesenden mit großem Interesse verfolgt.
Der Generalsekretär:
Risse.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Zur besonderen Beachtung.
Betr. Anfragen, Anträge und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten.
Bei der Geschäftsstelle gehen Schriftstücke, die Anfragen,
Anträge und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten enthal-
ten, in großer Anzahl, jedoch nur in einfacher Ausfertigung ein.
Hierdurch entstehen der Geschäftsstelle umfangreiche Schreibarbei-
ten, die bei einer Einsendung der vorgenannten Schriftstücke in
mehrfacher Ausfertigung vermieden werden können. Die Geschäfts-
stelle bittet daher, ihr von allen Schreiben, die Anträge oder Ein-
sprüche enthalten und an die Kommissionsvorsitzenden weiter-
geleitet werden müssen, neben dem ÖOriginalschreiben wenigstens
einen Durchschlag mitsenden zu wollen.
Alle Zuschriften sind stets an den Verband und nicht an ein-
zelne Personen der Geschäftsstelle zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär,
P. Schirp.
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechnischer Verein am Niederrhein. 27. VII.1922.
Besichtigung d. Elektrotechn. Fabr. Rheydt, Max Schorch & Co. Daran
anschließend Sommerfest im Volksgartenrestaurant zu M.-Gladbacb. Nähere
Auskunft erteilt: Herr Obering. Köllmayr, M.-Gladbach, Dahlener-
strabe 9.
Verband deutscher Licht- und Wasserfachbeamten. 29. und
30. VIL 1922. Haupttagung, verbunden mit einer Ausstellung, in
Hamburg. Es werden u. a. folgende Vortäge gehalten:
l. Obering. Reichelt „Die Elektrizitätsversorgung Hamburgs“.
. Dipl.-Ing. Jürgensen „Die Schnelltilteranlage Altonas“.
. Vbering. Franke „Kontinuierlich geschweißte Rohrleitungen“.
. Ingenieur Wilhelm „Freileitungen für Schwach- und Stark-
stromanlage*.
5. Herr Christel „Die Geschäftsführung der Gas-, Wasser- und
Elektrizitätswerke*“. i
ù. Inspektor Köllner „Die Betriebsbeamten
Wasserwerke“.
T. Besichtigung des Hamburger Gaswerkes
Altonaer Wasserwerke.
de u IS
der Licht- und
Grasbrook und der
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
0. Bühring, Direktor der Rheinischen Elektrizitäts-A. G., Mann-
heim, wurde in Anerkennung seiner Verdienste um die Entwicklung
und den Ausbau der Überlandversorgung mit Elektrizität von der
naulchen Hochschule Darmstadt der Doktor-Ingenieur e. h. ver-
tehen.
: Dr. F. Dessauer, ord. Honorarprofessor an der Universität Frank-
urta. M., ist für den dort neu errichteten Lehrstuhl für physikalische
ırundlagen der Medizin ausersehen ‚worden.
Dr. A. E, Kennelly, Professor für Elektrotechnik an der Har-
ward-Universität und dem Technologischen Instituts Massachusetts
wurde in Anerkennung seiner Verdienste als Austauschprofessor
das Kreuz der Ehrenlegion seitens Frankreichs verliehen.
= C. v. Linde, der, wie wir auf S. 866 berichteten, kürzlich seinen
Ni. Geburtstag feierte, ist „als dem Schöpfer des ersten Laborato-
nums für theoretische Maschinenlehre und technische Physik, dem
Begründer und Altmeister der Kältetechnik, dessen wissenschaft-
cher Scharfblick und technischer Erfindungsgeist das Gebiet der
tiefsten Temperaturen für die Physik, Chemie und Technik er-
schlossen und der Forschung und Praxis die Bestandteile der atmo-
spiärischen Luft im großen Maßstab zur Verfügung gestellt hat“,
von der Technischen Hochschule München die Würde eines Doktor-
Ingenieurs e. h. verliehen worden.
G. Marconi wurde anläßlich seines Besuches in den V. S. Ameri-
ka in Anerkennung seiner Verdienste um die Funkentelegraphie
surch Verleihung der John-Fritz-Medaille ausgezeichnet.
. Dr. H. Passavant, der früher Direktor der Städt. Berliner Elek-
tnzitätswerke und dann vorübergehend Leiter der Normenstelle des
Lentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie war
irut, hat am 1. Juli an Stelle des Herrn Direktors M. Kreyssig!) die
„«schäftsführung der Vereinigung der Elektrizitätswerke über-
ommen.
. R. Sanzin. In Triest starb auf einer Urlaubsreise Dr. Sa nzin,
Ministerialrat und Departementsvorstand im österreichischen Mi-
ısterium für Verkehrswesen und Professor für Lokomotiven an der
Technischen Hochschule Wien, einer der bedeutendsten Fachgelehr-
ten Österreichs auf diesem Gebiete. Der Verstorbene war als Abtei-
», Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 928.
lungsvorstand im Elektrifizierungsamt der österreichischen Bundes-
bahnen; der Entwurf und die Beschaffung der elektrischen Lokomo-
tiven waren seiner Leitung anvertraut.
Hochschulnachrichten. Der o. Prof. für Experimentalphysik an
der Universität Göttingen, Dr. R. Pohl, wurde in gleicher Eigen-
schaft an die Universität Würzburg als Nachfolger des vom Lehramt
zurückgetretenen Prof. Dr. J. Stark berufen. — Der Privatdozent
für Mathematik und Elektrotechnik an der Technischen Hochschule
Berlin, Dr.M.Pirani, ist zum nichtbeamteten a. o. Professor der
Chemie an die Universität St. Andrews berufen worden. — Prof. Dr.
H. Jahn erhielt einen Lehrauftrag für Physik an der Universität
Kiel.
Akademie der Wissenschaften. Die Preußische Akademie der
Wissenschaften hat die Professoren der Physik, Dr. H.K.Onnes,
an der Universität Leiden, Dr.H. Zeemann,ander Universität
Amsterdam,undDr.N.Bohr,ander UniversitätKopenha-
gen, zu korrespondierenden Mitgliedern ihrer physikalisch-mathe-
matischen Klasse gewählt.
Auszeichnungen. Dem ord. Professor der Physik, Dr. F.H ein-
stedt, wurde von der Technischen Hochschule Karlsruhe und dem
Prof. Dr. phil. et med. e. h. P. Lenard, Heidelberg, von der Tecn-
nischen Hochschule Dresden die Würde einer Doktor-Ingenieurs e. h.
verliehen.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG,
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung
und obne deren Verbindlichkeit.) l
Transformatoren- und Schalteröle.
Die Bemerkungen von Herrn Dr. Georg STERN über diesen
Gegenstand in „ETZ“ 1922, S. 140, sind sehr zu begrüßen, weil sie
die Schwierigkeiten aufdecken, zu denen man jetzt häufig gelangt,
wenn man sich nach den vorläufigen Lieferungsbedingungen der
Vereinigung der Elektrizitätswerke richtet, und weil sie seit langem
wieder einmal öffentlich die Erörterung über die Isolieröle aufneh-
men. In anderen Ländern ist man in dieser Hinsicht mitteilsamer,
besonders in Amerika, aber, wie wohl die große Mehrzahl der in die-
ser Sache Interessierten erst durch Herrn Dr. STERN erfahren hat,
auch vor kurzem wiederin England und Japan. In Deutschland sind
dagegen Untersuchungen, die sich auf Transformatoren- und
Schalteröle beziehen, entweder schı schwer zugänglich oder ihre
Kenntnis bleibt auf verschiedene, häufig anscheinend ohne rechte
Fühlung arbeitende Ausschüsse beschränkt. Diese geben nun
auf Grund des nur ihnen bekannten Materials die für weite
Kreise maßgebenden Bestimmungen heraus oder sie vertrösten
auf die Zukunft. Auf sie zu warten, läßt die Forderung des
Tages leider nicht zu, so daß man an jene Bedingungen sich
halten und etwa noch die Ausländer zum Vergleich zu Rate
ziehen muß, für die aber die Verhältnisse nicht genau so liegen
wie bei uns.
Von den Beobachtungen, die mir im Laboratorium der
Voigt&Illaeffner A.G. in der letzten Zeit im Hinblick auf
die vorläufigen Bedingungen bei einer nicht geringen Zahl von
Ölproben verschiedener Lieferanten auffielen, möchte ich hier
einige herausgreifen; dabei werde ich in erster Linie die Ver-
wendung der Öle für Schalter im Auge haben.
Der Flammpunkt, der jetzt in $ 4 mit mindestens 160° fest-
gesetzt wird, entsprach auch bei den uns übergebenen Ölproben
häufig nicht den neuen Anforderungen; mit einiger Mühe war es
allerdings wohl möglich, Öle zu bekommen, bei denen der Flanım-
punkt (im offenen Tiegel nach Marcusson bestimmt) bel
oder nicht viel über 160° lag und die gleichzeitig in der Kälte
das in § 5 vorgeschriebene Verhalten zeigten. Beides hängt in
der Regel zusammen, wie aus der Herstellungsweise der Mine-
ralöüle durch fraktionierte Destillation verständlich. Von den
952
jetzt am Markt befindlichen Olen haben diejenigen mit huuem
tiamu- und brennpunkt leider aner ofters einen nicht tief genug
liegenden kaältepunkt. Daher mussen sie, wie wir meinen, aus-
scheiden, da wir die ungehermmte Bewegung des Olschalters fur
wichtiger halten, als einen höochiiegendaen Flammpunkt vou bei-
spieleweise mehr als 170". \Wenngieich der von Herrn Dr. SIERN
begründete \Vorschiag wünschenswert erscheinen mag, den Flamm-
punkt wegen der beim Schalteu nun doch eiumal auftretenden viel
Loueren Warmegrade mit Rucksicht auf die Lage des Ulmarkies von
16 ° auf 145° herabzusetzen, 50 solite man doch in der Herabsetzung
des Flamm- und Brenupuuktes ohne driugeudstes Bedürfuis> nicht zu
weit geben. Bei Schaltern, die häufig kräftige Kurz=chlusse unter-
brechen, kann manchmal im wieder eingeschäitelen Zustand durch
angeschmorte Koutakte eine schon grfahrliche L bertemperatur her-
vorgerufen werden. Natürlich sollte die Öltemperatur solcher Schal-
ter beobachtet und ihre Kontakte häufiger nachgesehen werden;
unsere Montagepraxis lehrt aber, dab dies öfters geschieht. Bei
rascher auftretenden und nicht schnell genug bemerkten Tempera-
turerhöbungen der Öle im Schalter ist ein nicht gar zu niedriger
}iamımpuukt immer noch eine gewisse Sicherheit.
Zu dem 8 5 wäre zu überiegen, ob nicht die Unterteilung in
Transfurmatorenöle mit — 5° Kaltepuukt uud in Schalteröle it
einem sulchen von — 15° fallen gelassen werden kann, U. ZW. aus
dem analogen Grunde, mit dem Herr Dr. STERN sich gegen eie
Zulassung von an sich für Schalter brauchbaren Destillaten
wendet; die Möglichkeit, dab die Destillate im Betrieb versehent-
lich in die Transformatoren gefüllt werden. Was den TTransior-
watoren recht ist, sollte den au sich ja rubusteren Olschaltern
wenigstens einigerimnaben billig sein. Wenn man öfters bei Öl-
proben gesehen hat, wie diese Trausformatorenöle bei — 1° bis
— 2° schon sehr zähflüssig werden, bei — 5°? aber echon voil-
kommen steif siud, dann wird man schon die Möglichkeit der ver-
kehrten Einfüllung solcher duch zulässigen Transformatorenöle
in Schalter von vornherein gern ausschlieben. Mag immerhin bei
uns vorläufig keitie starke Neigung zum Bau von Freiluftstationeu
bestehen, eo bieten doch auch unsere Trausfurmatureuhäuser be-
sonders an weiter drauben gelegenen Verteilungspunkten keinen
so groben Kälteschutz, dab nicht das einwandfreie Arbeiten be-
sonders bei kleineren OÖlschaltern dort durch solche uugeeigneten
Öle in Frage gestellt werden könnte. Wenn man in Betracht
zieht, daß man schon den Kältepunkt für Schalterüle von — 20°
der Vorkriegszeit auf — 15° heraufgesetzt hat, so würde durch
die hier vorgeschlagene Mabnahme, die Teilung in Schalter- und
Transfuormatorenöle wegfallen zu lassen und für alle elektrischen
Isolieröle einen Kältepunkt von — 15° anzusetzen, die Menge der
zur Verfügung stehenden Öle sicher nicht so wesentlich zinge-
schränkt werden, vor allem wenn man noch gleichzeitig einen
Flammpunkt von möglichst 155°’ zulaht.
Bedeutend mehr Schwierigkeiten hatten wir mit § 10, der
Festsetzung der Mindestdurchschlagsspaunuug von 40 KV zwischen
Kugeln von 12,5 mm Durchmesser bei 5 mw lichtem Abstand; sie
wirkte in ganz anderer Weise als die Herauflegung des Flaim-
punktes katastrophal. Von einer groben Zahl von Ölproben hatten
gerade zwei diese Bedingung im Lieferungszustand erfüllt,
aber auch dann nur für die einzelne Füllung des Ölprüfers bei den
ersten Durchschlägen; diese zeigten übrigens untereinander, ob-
gleich demselben Gefäß entnommen, noch Abweichungen (z. B.
DW) KV, 40 kV, 51 kV; die weiteren Durchschläge bei jeder Füllung
lagen tiefer, bei rd 35 KY). Im allgemeinen aber fand ich mit der
durch § 10 uorinalisierten Kugelfunkeustrecke, bei deren Abmessun-
gen leider nicht das metrische Maßsystem zugrunde gelegt ist, bei
Proben von Raffinaten im Zustand der Lieferung Durchschlags-
spannungen zwischen 24 und 32 kV effektiv). Da wir das grübte
Interesse au der Lieferung guter Öle haben, so wäre es daher sehr
wünschenswert, wenn die Vereinigung der Elektrizitätswerke sich
zu $ 10 äußern und die eingehenden Versuche mitteilen würde, auf
die Herr Direktor Schendell in den „Mittlg. d. Ver. d. El.-W.”
1921, S. 383, bei Bekanntgabe und Begründung der „vorläufigen Be-
dingungen” vom August 1921 hinweist, und die besonders von Herrn
Prof. Zipp (Cöthen) angestellt wurden. i
Frankfurt a. M., 9. HI. 1922. Dr. W. Hüter.
Festigkeit hölzerner Leitungsmaste.
Zur Erwiderung des Herrn Dr. MOLL auf meine Zuschrift
zu seinem obigen Aufsatz möchte ich vor allem bemerken, daß
mir die von ihm erwähnten amerikanischen Berechnungen nicht
bekannt sind, da imir damals dieses Gebiet noch ferner lag als
heute. Vorweg sei erwähnt, dab die Differentialreehnung nur
bei der Ableitung der Formeln zur Anwendung kommt, die Be-
nutzung dieser selbst ist höchst einfach, Ja sie ist sogar bei den
zugrunde gelegten Werten für den mittleren Zuwachs ohne
weiteres im Kopfe möglich. In ihrem alzebraischen Aufbau sind
die Formeln für die kritische Länge sogar einfacher als die für
den Durchmesser, Jer zu irgendeiner Länge gehört. Ich glaube
aber, daß die Kechenoperationen, die zur Aufstellung der Zahlen-
tafeln nötig sind, überhaupt ganz auller Betracht bleiben können,
denn die Zahlentafeln, die Herr Dr. MOLL veröffentlichte, hatten,
wenn ich seine Absicht recht verstand, den Zweck, nach An-
erkennung als Norm, für die Bestimmung von hölzernen Lei-
tungsinasten zu dienen, so, wie etwa die Zahlentafeln für die
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28.
=
22. Juli 1822.
Wuerschuitte und zugehörige Stromstärken in Jen Normen des
LE. \ohl nur in den Seiteusten Fallen wird dann jemand ın
die Lage kummen, eine beiondere Rechnung durchzuführen, well
ja die zu Jeder Zopistäarke und „Länge uber kLrde” gehörige
Spitzenzugkraft aus der Zahblentätel hervorgent. deh halte es
fur vortenhafter, die „Länge über Erde” und die auf die Mast-
spitze bezogene Zugkraft in die Zahlentateln einzuführen, da
diese Werte ein Schuelleres Arbeiten auf dem Kechenschieber
gestalleu, indem jegliches Subtrahbieren entfällt. (Bei meiner
Zuschrift mubte ıch naturlich der Vergleichsmöglichkeit wegen
Läuge und Angrifispunkt wie Herr Dr. MOLL annehmen).
Nichtsdestoweniger sei jedoch ausdrücklich erwähnt, dab
sich die von mir gegebenen Formeln für den am stärksten bve-
anspruchten Querschnitt auch ganz allgemein, für einen beliebigru
Zuwachs und beliebigen Augriffispunkt der Kesultierenden aller
auf den Mast wirkenden Kräfte geben lassen und damit ohne
weiteres durch eine gauz einfache Kechnung die Feststellung
des gefährlichen Querzchnittes ermöglicht ist. Die Bestimmung
der zugehörigen Zugkraft erfolgt dann nach den allgemeinen
Formein der t estigkeitslehre, also auf einem ganz einfachen und
gebräuchlichen Wege.
\Wırd nun an der theoretischen Kegelform der Masten fest-
schalten, so ergibt sich von einer bestimmten, für Jede opi-
starke charakteristischen Länge über Lride an eine mit steigau-
der Länge konstant bleibende Zugkraft, die gleichfalls für die
betreffende Zoupistärke charakteristisch ist. tür alle längeren
Maste gilt also diese letztere Zahl, eine Rechnung ist, wenn die
kritische Länge über Erde überschritten wind, micht mehr nölıg.
Fur alle kürzeren Maste sind die Zugkräfte natürlich auch aus
der Tabelle zu entnehmen, können aber nach der eıntachen For-
wel für runden Querschnitt auch nachgerechuet werden, wenn die
Notwendigkeit vorliegt.
Was die Form der Holzmasten anbetrifft, so erscheint vs
natürlich willkommen, dab dieselbe im allgemeinen wohl günstı-
ger als die rein kegelförmwige ausfällt. Doch scheint es bei aller
Notwendigkeit, auch die Holzmasten soweit als möglich auszu-
nützen, nicht recht ratsam, von der Annahme der kegelförmizgen
Form abzugehen, weil es sich um ein Naturprodukt handelt, bei
dem die Kegelmäbigkeit einer günstigeren Form nicht gesichert
erscheint. Die grübere Häufigkeit der Brüche an der Erdobe:-
fläche dürfte zum Teil darauf zurückzuführen sein, dab die
Maste (auch die imprägnierten, wie die besonderen Schutzübe:ı-
züge an dieser Stelle z. B. der Firma J. Himmelsbach beweisen)
dort, wo sie aus der Erde kommen, bekanntlich am schnellsten
zerstört werden. Gerade dieser Umstand läßt es empfehlenswert
erscheinen, eine geringere Beanspruchung der, je längeren, Je-
teureren Maste im Einspannquerschnitt vorzusehen, was sich
ganz von selbst aus der Zugrundelegung der reinen Kegelform
ergibt. Die von Herrn Dr. MOLL selbst angeführte Unreg-l-
mäbigkeit der Mastform ist also eher ein Anlat zur vorsichtigen
Rechnung, d. h. also, unter Voraussetzung der Kegelform.
Da Herr Dr. MULL in den auf die kinsatztiefe bezüglichen
Sätzen den 7-m-Mast erwähnt und ich in meiner Zuschrift auf
einen vermutlichen Druckfehler bei dem 21-cm-Mast von gleich-
falls 7 m Länge hingewiesen habe, so möchte ich, um Mib-
verständnisse zu vermeiden, bemerken, daß ich die Angabe des
Herrn Dr. MOLL in seinem Originalartikel — Einspannlänge
! 6—!jz natürlich dahin verstanden habe, daß ’/e (mindestens) fi
die kürzeren und */ für die längeren Maste in Frage kommt.
Der von mir angegebene Wert 282 für den 21-m-Mast von « m
Länge ist selbstverständlich aus den Werten für die benach-
barten Zopfstärken bei gleichfalls 7 m Läuge, ermittelt, so dab
der Einfluß der Einsatztiefe hier ganz außer Betracht fällt.
Madrid, 26. IV. 1922.
Heinrich Mautner.
Erwiderung.
Ich stimme im allgemeinen den Ausführungen von Herrn MAUT-
NER zu. Es kommt ja nicht so sehr darauf an, auf welchem Wege
man zu Zahlen kommt, sondern daß die gewonnenen Zahlen prak-
tisch brauchbar sind. Die Berechnungsmethode von Herrn MAUT-
NER ist zweifellos hierfür geeignet. Ob die von mir oder von Herrn
MAUTNER angegebene vorzuziehen ist,‘ dürfte dagegen eine Sache
der persönlichen Ubung sein.
Berlin-Südende, 13. VI. 192. Dr. Moll.
LITERATUR.
Besprechungen.
Ankerwicklungen fürGleich-und Wechselstrom.
Von Prof. R. Richter. Mit 377 Textabbildungen. XI und 423 S. in
8° Verlag von Julius Springer, Berlin 1920. Preis geb. 78 M.
Das Buch gibt eine eingehende Darstellung der Ankerwicklun-
gen in Theorie und Praxis. Nach einer Beschreibung der wichtig-
sten Gleichstromwicklungen — man kann auch sagen Kommutator-
wicklungen —, bei der mit Recht nur die einfachen Formeln für den
(resamtschnitt der Wickluug gebracht werden, wird ein Spannungs-
vieleck, d. h. eine graphische Darstellung der in der Wicklung aul-
22. Juli 1922.
tretenden Spannungen nach Größe und Phase gegeben und auf die
Ausgleichverbindungen, die dann behandelt werden, angewendet. Es
folgen Betrachtungen über die Ausführbarkeit der Kommutator-
wicklungen mit umfangreichen Tafeln, weiter Betrachtungen über
Wellenwicklungen mit künstlichem Schluß sowie mit blinden Spulen,
üher die Wendezone, die Wahl der Ankerwicklung, die Unter-
jrückung der Funken an den Bürsten und ausführliche Angaben über
lie praktische Ausführung der Wicklungen.
Der Verfasser wendet eich im zweiten Teil den Wechselstrom-
wicklungen zu. Er untersucht zunächst die Stromverteilung in Kom-
mutatorwicklungen, und das dadurch hervorgerufene magnetische
Feld — die „Felderregerkurve” — bei verschiedenen Zahlen und
Stellungen der Bürsten, sodann die angezapften und aufgeschnitte-
nen Gleichstromwicklungen, weiter die gebräuchlichen Wicklungen
für Ein- und Mehrphasenstrom, bei denen die Anzahl der Nuten je
Pol und Zweig eine ganze Zahl ist, endlich die Bruch- oder Teilloch-
wicklungen, bei denen die Zahl der Nuten je Pol und Zweig eine ge-
brochene Zahl ist. Die letzteren Wicklungen, die bis jetzt nur selten
gewandt werden, für die Unterdrückung der Oberschwingungen
in dem Verlauf der elektromotorischen Kraft aber besonders vorteil-
haft sind, werden auf Grund früherer Arbeiten des Verfassers sowie
seiner Vorgänger Punga und Seidner besonders eingehend be-
handelt. Es werden dann die Maßnahmen zur Verhütung der Strom-
verdrängung in den Leitern und die Streuinduktivität der Stirnver-
bindungen besprochen. Eine ausführliche Betrachtung wird danach
den für verschiedene Polzahlen umschaltbaren Ankerwicklungen ge-
widmet. Angaben über die praktische Ausführung der Wechselstrom-
wicklungen beschließen diesen Teil.
Der dritte Teil besteht in einer theoretischen Untersuchung der
induzierten elektromotorischen Kraft und der Felderregerkurve, d.h.
der Verteilung des durch die Ankerwicklung erregten magnetischen
Feldes. Der Verfasser geht von einer Spule aus, behandelt dann einen
Wicklungszweig, von ihm „Wicklungsstrang” genannt, indem er mit
Recht das Wort „Phase“ vermeidet, und endlich die ganze Wicklung.
Bei der Untersuchung bedient sich der Verfasser einerseits der Rech-
nung (FourierscherReihen), andererseits des Spannungssternes, wie
inden vohergehenden Teilen, und des Diagrammes der Feldstärke.
Fr geht dabei besonders auf die Wicklungsfaktoren einer Spule und
eines Wicklungsstranges ein (hier sollten lieber statt des einen
Zeichens E, zwei verschiedene Buchstaben benutzt werden), d. h.
ier Faktoren, mit denen man die Amplituden der einzelnen Schwin-
ningen der elektromotorischen Kraft einer Einzelspule aus der räum-
lichen Verteilung der magnetischen Induktion längs des Ankerum-.
fanges sowie die elektromotorische Kraft einer Oberschwingung
eines ganzen Wicklungsstranges aus dem Effektivwert der Ober-
schwingung der elektromotorischen Kraft in einer der Spulenseiten,
ausdenen sich der Strang zusammensetzt, berechnen kann. Es folgt
“me Untersuchung über den Einfluß der Nutung auf den Verlauf
‘er elektromotorischen Kraft und die Mittel, diese Einflüsse zu be-
sritigen oder zu verringern. Hierzu werden zahlreiche Oszillo-
ramme mitgeteilt. Den Schluß bildet eine Untersuchung über die
Felderregerkurve, der das Gesetz: „Die Verteilungskurve des
Strombelags ist die Differentialkurve der Felderregerkurve” zu-
srunde gelegt wird.
Ein ausführliches Literaturverzeichnis bildet eine wertvolle
Zugabe des Buches. l
Auf einen Druckfehler möge noch aufmerksam gemacht werden.
S. 387 unten muß es 10— heißen. l
Das vorzüglich ausgestattete Buch ist offenbar aus dem Wun-
che hervorgegangen, die eigenen Arbeiten des Verfassers in Buch-
form niederzulegen und sie außer den Studierenden, denen diese
Fülle des Stoffes nicht in der Vorlesung gebracht werden kann, auch
weiteren Kreisen bequem zugänglich zu machen. Es bietet auch
dem Fachmann viel Neues und Anregendes und kann allen, die sich
rirzehender über die Ankerwicklungen unterrichten wollen oder be-
rıfzmäßig mit ihnen zu tun haben, auf das Wärmste empfohlen
werden. H.Görges, Dresden.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Die Blektrizität in Metallen. Von Karl Siebel. Heft 62 der Samm-
lung Vieweg, Tagesfragen aus den Gebieten der Naturwissenschaften
und der Technik. IV u. 97 S. in 8°. Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn
A. G., Braunschweig 1922. Preis 12 M.
Ntfizielles Adreßbuch der Sächsischen Industrie. Vom Verband
Sächsischer Industrieller. XLVIII u. 759 S. in 8°. Verlag von Schulze
& Co., Leipzig 1922. Preis 130 M.
[Das mit Hilfe von Nachträgen auf den Stand vom 1. I. 1922 geführte
Werk gibt zunächst eine Übersicht über die Organisation des als Bearbeiter
“nd Herausgeber genannten Verbandes. Ihr folgen ein alphabetisches
\rzeichnis der Mitgliedsfirmen, ein Ortsregister der Hauptgeschäfte und
Fıljalen und ein Branchenverzeichnis, das u. a. bei elektrischen Maschinen,
ipparaten und Anlagen 122 Firmen nennt. Druck und Ausstattung sind gut.]
Nota over normalisatie van electrische spanningen in Neder-
landsch-Indis. Von Dienst voor Waterkracht en Electriciteit in Neder-
landsch-Indiö. 35 S. in 8%. Verlag Landsdrukkerij, Weltevreden 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 28.
953
Die Blechabwicklungen. Eine Sammlung praktischer Verfahren. Von
Ing. Joh. Jaschke. 5. verm. u. verb. Aufl. Mit 295 Textabb. 86 S.
in 80, Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 36 M.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Ein neuer Stundungsantrag der Reichsregierung. — Ange-
sichts der außerordentlich verschlechterten Währungslage sieht sich die
Reichsregierung außerstande, die weitere Leistung von Barzahlungen auf
Grund der Entscheidung der Reparationskommission vom 21. III. in Aus-
sicht zu stellen; sie hat daher bei letzterer beantragt, ihr die während des
Jahres 1922 noch fällig werdenden Barzahlungen zu stunden.
Sie hat weiter empfohlen, ihr den am 15. VII. noch fälligen Restbetrag von
etwa 33 Mill. Gldm (nach Anrechnung von mindestens 17 Mill. Gldm auf
frühere Leistungen) zu belassen. Da zur Wiederherstellung des Markkurses
alsbaldige Maßnahmen erforderlich seien, die über das Jahr 1922 hinaus-
greifen, hält sie es ferner für unerläßlich, daß Deutschland auch für 1923 und
1924 von Barzahlungen aus dem Zahlungsplan vom 5. V. 1921 be-
freit werde. Eine vorläufige Antwortnote der Reparationskommission be-
steht auf der am 15. VII. fälligen Zahlung, die inzwischen auch geleistet
worden ist, und weist darauf hin, daß hinsichtlich eines Gcsamtmorato-
riums eine Entscheidung erst nach Eingang des Berichtes des Garantic-
komitees getroffen werden könne.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. — Diesem Heft liegt als zum Text gehörige
Beilage die ab 14. VII. bis auf weiteres und nur für das Inland geltende
neue Zuschlagsliste Nr. 58 (grün) bei. Die Teuerungszuschläge
sind durchweg weiter erhöht worden. Textlich findet sich nur die
Änderung, daß vom 14. VII. an für die Umrecehnungsmultiplikatoren
die Angaben der Listenausgabe 19a gelten.
Allgemeine Verbindlichkeit ven Tarifverträgen. — Die nach
der Verordnung über Tarifverträge usw. vom 23. XII. 1918 hinsichtlich der
allgemeinen Verbindlichkeit von Tarifverträgen dem Reichsarbeitsmi-
nisterium obliegenden Aufgaben sind ab 15. VI. dem Reichsamt für
Arbeitsvermittlung (Berlin NW 6, Luisenstr. 32/34) übertragen worden,
das nunmehr auch das Tarifregister führt.
Gütertarife. — Am 1. VII. sind die Güter-, Tier- und ExpreBßgut-
tarife wiederum um 25% erhöht worden.
Indexziffern. — Die im Statistischen Reichsamt bearbeitete Groß-
handelsindexziffer ist von 6458 im Mai auf 7090 im Durchschnitt des
Juni, also um 8,9%, gestiegen, u. zw. für Lebensmittel von 5847 auf 6405,
für Metalle von 6489 auf 7029, für Kohle und Eisen von 7061 auf 7469 und
für Industriestoffe zusammen von 7602 auf 8197. Die Indexziffer der
Lebenshaltungskosten zeigt eine Erhöhung von 3462 im Mai auf 3779
im Juni, d. h. um 9,2%, worin der außerordentliche Sturz des Markwertes
‘noch nicht zum Ausdruck kommt. Die Ernährungskosten allein sind von
4680 auf 5119, mithin um 9,49%, gewachsen. |
Jubiläen. — Am 1. VII hat die Rheinische Elektrizitäts-A.G.
(Rheinelektra), Mannheim, ihr 25 jähriges Jubiläum gefeiert und bei dieser
Gelegenheit eine Denkschrift herausgegeben, auf die wir noch eingehen
werden. Das Unternehmen ist aus einer 1888 von Schuckert & Co. in Mann-
heim errichteten Gencralvertretung hervorgegangen und verfügt heute über
ein Aktienkapital von 8l Mill. M. Aus Anlaß des Jubiläums sind Stiftungen
für Wohlfahrts- und wissenschaftliche Einrichtungen im Gesamtbetrage von
8 Mill. M beschlossen worden.
Kapitalserhöhungen bei Aktiengesellschaften der Eiektro-
industrie. — D:r „Reichsanzeiger‘‘ hat im Juni folgende Kapitalser-
höhungen mitgeteilt: Sachsenwerk, Licht- und Kraft-A. G., Dresden: um
3,6 auf 78,6 Mill. M. — Elcktricitäts-Lieferungs-Gesellschaft, Berlin: um 25
auf 55 Mill. M. — Isaria-Zählerwerke A. G., München: um 5,5 auf 22 Mill. M.
— Hartmann & Braun A.G., Frankfurt a. M.: um 5,6 auf 10 Mill. M. —
Elektrizitäts.A.G. Hydrawerk, Berlin: um 0,5 auf 3 Mill, M. — W. A. Birg-
feld Telephon- und Telegraphenbau-A.G., Berlin: um 1 auf 2 Mill. M. —
Körting & Mathiesen, A. G., Leipzig: um 3 auf 6 Mill. M. — Koch & Sterzel
A. G.. Dresden: um 7,5 auf 14 Mill. M. — Land- und Seekabelwerke A.G.,
Köln: um 4 auf 16 Mill. M. — Norddeutsche Seekabelwerke, A. G., Norden-
ham: um 18 auf 24 Mill. M. — Vereinigte Isolatorenwerke A. G., Berlin-
Pankow: um 4 auf 7 Mill. M. — Elektrodentalwerk A. G., Frankfurt a. M.:
um 1,5 auf 3,5 Mill. M. — Bergmann-Elektricitäts-Werke, A. G., Berlin: um
65 auf 165 Mill. M. — Elektrische Licht- und Kraftanlagen A. G., Berlin:
um 40 auf 115 Mill. M. — Elektrodraht A. G., Kalkberge: um 0,3 anf 0,5
Mill. M. — Nceckarwerke A. G., EBlingen: um 16 auf 51 Mill. M. — Reiniger,
Gebbert & Schall, A. G., Erlangen: um 30 auf 50 Mill. M. Die Summe der
Erhöhungen beträgt 230,5 Mill. M (54,05 i. V.) und fortlaufend für 1922
rd 1763 Mill. M.
Von der Börse. — (28. VI. bis 18. VII.) Unter dem Druck wachsen-
der Geldknappheit herrschte in der wegen des Druckerstreiks auf drei
Wochen sich erstreckenden Berichtszeit an der Berliner Effektenbörse zu-
nächst eine allgemeine Geschäftsunlust bei heftiger Aufwärtsbewegung
der Devisen. Die Ablehnung eines neuen Überschichtenabkommens, un-
günstiger Reichsbankausweis, die Verschlechterung der innerpolitischen
Lage sowie auch der die Allgemeinheit außerordentlich schädigende Aus-
fall der Tagespresse beunruhigten. Dann verursachten die mehr und mehr
Teleph.-F. Berliner, Hannover . . | 20 453
954 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28.
in Erscheinung tretende innerpolitische Zerrissenheit und die immer ernster
sich gestaltende Finanzlage des Reichs zugleich mit weiteren wilden Kurs-
steigerungen am Devisenmarkt, die den Wert des Dollars vorübergehend
auf 536 trieben, eine zeitweise fieberhafte, wahllose Flucht in die Sach werte.
Zahlreiche, infolge der Nachrichtenunterbindung unkontrollierbare Ge-
rüchte, Befürchtungen hinsichtlich einer möglicherweise notwendigen
Reichstagsauflösung und wegen im Ruhrrevier drohender Arbeitseinstellung
schufen eine Nervosität, die nur langsam, u. a. in der Hoffnung auf ein
Entgegenkommen der Reparationskommission bezüglich der monatlichen
Ratenzahlungen, wich. Die Ermäßigung des am 15. VII. fälligen Zahlungs-
betrages um rd 18 Mill. Gldm und bessere Berichte aus dem Ruhrrevier
hoben zwar im weiteren Verlauf die Stimmung, doch wirkten demnächst
die Aussicht auf eine geplante Finanzkontrolle, die wechselnden Ergebnisse
der Verhandlungen über die Zwangsanleihe, eine erhebliche Vermehrung
des Notenumlaufs und die zunehmende Geldknappheit lähmend, so daß
schließlich starke Zurückhaltung und unverkennbare Mutlosigkeit zu beob-
achten waren.
28. VE |Xiedrie- Höchster, 18. VII
Gesellschaften
Letzte
Dividende
Accumul.-Fabr., Berlin
l |
f , 975 | 975 1260 1100"
A. G. f. El. Anlg., Berlin .... — | 7 700 =
A E.G. Berlin ....... : 650 | 624 | 880 |720
Vorz. A j 116 ! 110 11650! 116"
9 „
130 | 130 į 138 | 136,50
464 | 458
364 | 360 | 493 | 425
601 | 600,50! 810 | 620
550 | 532 | 700 | 620
560 | 551 730 | 560
45 | 445
251 | 235 | 294 | 264
392501 360 | 510 | 365
410 | 410 | 650 | 440
25
8
16
aan 3
RR ». Vorz.B. ....1I 725
Bergmann, Berlin... ....] 20
Continent. Ges. Nümnterg ...| 0
„ ” „ Vorz.-A. 5
Dtsch.-Atlant. Telegr., Kölp. 5
„ Niederl. „, a APNE oz
” Südam. ”„ ’ 6
„ Kabelwerke, Be lin .. .| 20
Elektra, Dreeden . . .... .[ 10
El. Licht u. Kraft, Berlin 15
Elektr. Liefer.- Ges., Ber!in 16
E. W. Liegnitz ... l... 10
Felten & Guilleaume Carlsw. . . | 25 682 678 980 810
Ges f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 425 425 600 470
Hackethal, Hannover .. ...[| 20 530 529 780 640
Hamburgische E. W. .....[ 10 286 281 401 339
Körtings Elektr.-W., Berlin. . . | 15+35 | 968 968 1200 976
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M. „| 12 368 354 520 | 394
" neue — |350 342 350 i —
C. Lorenz, Berlin .......135 710 710 900 730
Dr. Paul Meyer, Berlin. ....1[ 15 330 330 . 450 365
Mix & Genest, Berlin .....! 16- | 382 382 D85 475
Neckarwerke, EBlingen ....I 10 2854 260 395 305
Oberbayer. Überlandz., München | 8
H. Pöge, Chemnitz . ..... ‚12 350 350 510 405
= M Vorz.-A 7 102 9625| 110 107
Rhein. El. A, G., Mannheim 15 376 376 460 410
® S A Vorz.-A. — | 110,50| :105850| 110,50| 108
M. Schorch & Cie., Rheydt . .| 10 470 460 590 630
Sachsenwerk, Dresden . ... . 20 451 451 625 510
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 | 645 635 806 716
„Siemens‘“‘ El. Betr., Berlin 0 180 175 200 179,87
Siemens & Halske, Berlin „ . „| 20 935 | 925,50 | 1210 11040
Stettiner E. W. . . 22 2 202. 15 385 | 370 450 400
451 | 588 | 496
| 708 ' 790
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin | 25+1
Voigt & Haeffner. ... 20 680 675 840 700
» Vorz.-A. . . | Frank- | 20 575 575 7145 600
Emag. Elektr.-A.G. . . furt 22 400 390 600 447
Main Kraftwerke,Höchst f “Y 10 |310 | 250 | 399 | 301
Heddernh. Kupferw. u. | a M.
Südd. Kabelwerke . . 20 506 506 £50 660
Devisenkurse. — Die Beriiner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im Juli:
+
22. Juli 1922.
Außenhandel.
Deutschland. — Der Ausfuhrmindestpreis für Taschenlampen
nach Finnland ist geändert worden. Näheres durch die Außenhandels-
stelle der Elektrotechnik, die auch die mit Wirkung vom 15. VII. erschienene
neue Liste mit Ausfuhrmindestpreisen für galvanische Elemente und
die Juliausgabe der Berechnung der Ausfuhrmindestpreise für Installa-
tionsmaterial verabfolgt. — Nach den vorläufigen Ergebnissen des'
deutschen Außenhandels im Mai sind an elektrotechnischen Erzeug-
nissen 3345 dz im Wert von 24,125 Mill. M ein- und 68 566 dz im Wert
von 772,950 Mill. M ausgeführt worden. — Der Goldzollaufschlag
wird auf Verlangen des Garantickomitces der Entente künftig wöchent-
lich nach der Höhe des Dollarkurses festgesetzt werden. Für die Zeit bis
1. VIII. beträgt er 10400%. — Die Friedensvertrag-Abrechnungsstelle
G. m. b. H., Charlottenburg 2, Berliner Str. 16/17, fordert die Inhaber noch
nicht „eingelöster in Großbritannien ausgestellter Sanktionsgut-
scheine aus dem Jahre 1921 zur Einreichung dieser bis spätestens
31. VII. auf. Sollten die Bons bis dahin nicht eingesandt sein, so wird an-
genommen, daß auf die Rückerstattung des Sanktionsabgabebetrages ver-
zichtet wird. — Da es der Abrechnungsstelle infolge der z. T. unleserlichen
und ungenauen Adressenangaben auf den von den britischen Zollämtern
ausgestellten Sanktionsgutscheinen nicht immer möglich ist, Namen und
Wohnort der deutschen Exporteure ausfindig zu machen, sollten diese,
wenn sie drei Tage nach Empfang des ihnen von ihrem englischen Kunden
zugehenden Originals des Sanktionsgutscheines noch nicht in den Besitz
der Aufforderung zu dessen Einsendung gelangt sind, die Avisbriefe nicht
abwarten, sondern die Originalbons einsenden und den Zahlungsweg vor-
schreiben, damit die Einlösung auf Grund der Identifizierung beider Gut-
scheine erfolgen kann. — Zur Rückerstattung der englischen Sank-
tionsabgabe hat die Abrechnungsstelle ein neues Merkblatt heraus-
gegeben, das eine genaue Darstellung des Verfahrens für seit dem 1. VI.
geleistete Sanktionsabgabe enthält und für alle Exporteure nach England
von Wichtigkeit ist. Sein Inhalt ist in Nr. 44 der Deutschen Außenhandela-
Korrespondenz (Geschäftsstelle: Berlin W 30, Landshuter Str. 17) zum
Abdruck gelangt. Von allen nach dem 1. VI. datierten Gutscheinen erhebt
die Abrechnungsstelle bei Einlösung eine Inkassoprovision von 10/9 (min-
destens 2 M). — Der Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung
weist darauf hin, daB die scheinbar verbreitete Ansicht, seitens der Regie-
rung sei eine allgemeine Revision des Ausfuhrabgabentarifs eingeleitet
worden, nicht zutrifft und ungenügend begründete Anträge auf Er-
mäßigung der Ausfuhrabgabensätze zur Weitergabe an die be-
teiligten Ministerien ungeeignet und zwecklos sind. Die Außenhandels-
stellen haben Anweisung erhalten, nur solche Anträge weiterzureichen, die
nach genauer Überprüfung ernstlich als begründet erachtet und befördert
werden können. — Bei Nachberechnung der Ausfuhrabgaben ist
nach einer Verfügung des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilli-
gung zu unterscheiden, ob solche wegen eines Verstoßes. der Firma gegen
$ T der Verordnung über die Außenhandelskontrolle vom 20. XII. 1919
vorgenommen werden muß, oder ob der Grund in einem der bewilligenden
Stellen unterlaufenen Berechnungsfehler liegt. Im ersteren Fall muß der
nachzuerhebende Betrag immer vom Wert der ausgeführten Mehrmenge
bzw. vom erzielten Mchrpreis berechnet werden, und neben der Abgabe-
berechnung hat immer auch eine solche der Reichs- und Außenhandels-
stellengebühren zu erfolgen. Bei vorsätzlicher Ausfuhrabgabenhinterziehung
macht sich die Firma außerdem strafbar. Handelt es sich’ dagegen um einen
Berechnungsfehler der bewilligenden Stelle, so muß die Nachveranlagung
bzw. Anweisung zur Nacherhebung der Ausfuhrabgabe über den Diffe-
renzbetrag zwischen der bereits erhobenen und der eigentlich zu erheben-
den Abgabe lauten. — Oberschlesien. Nach Errichtung der neuen
Grenze am 19, VI. sind Anweisungen des Reichskommissarse für Aus- und
Einfuhrbewilligung in Kraft getreten, die sich auf die Ein- und Ausfuhr
zwischen Deutsch- und Polnisch-Oberschlesien beziehen. Letz-
teres ist nunmehr politisch, wirtschaftspolitisch und zolltechnisch Ausland
geworden. Dementsprechend gelten ihm gegenüber die deutschen Ein- und
Ausfuhrverbote, u. zw. (I.)fürden Warenverkehr über die neue Zoll-
grenze im allgemeinen die gleichen Bestimmungen der Außenhandelskon-
trolle wie im Warenverkehr mit jedem anderen Ausland. (II.) Waren, die
aus dem Ausland, aber weder aus Deutschiand noch aus Polen kommen
und schon bei der Aufgabe zum Transport für das Abstimmungsgebiet, also
sowohl für den deutschen als auch für den polnisch gewordenen Teil Ober-
schlesiens bestimmt waren und die Einfuhrzölle an der deutschen oder pol-
nischen Grenze vor dem 1. XI. 1921 bezahlt haben, können 6 Monate lang
+
Christiania (Kr.) . . . | 79,90| 75,01 7321| 77,39 70,16 £ 73,91 19,40 san ne] 89,39 76.91) 7066| — | 1291 66,17
Helsingfors (finn. M.) . 984| 946i 952) 9,59] 859! 997! 10,89! 1140! 11361 11,89' 991) 946! — 9,44! 8,79
Holland (Gld) . . . . | 186,27 | 175,03 | 171,29| 181,77 | 165,29, 171,79 | 188,76 | 204,74 | 205,74] 268,74 176,28) 166,79| — | 167,29| 163,31
Italien (L). ..... 21,97| 20,62, 19,93| 20,67! 1985| 20,27| 21,97; 23,27| 23,02|` 22,97, 2022|: 19,70] — 19,78; 18,98
Kopenhagen (Kr) . . | 102,87| 96,78| 94,68| 99,97| 93,13 95,63 104,87 | 114,61 | 113,36 | 116,60 98,88 |- 9238| — 93,38 | 85,39
London £...... 2134,80 [2009,95 1955,05 12052,40 1935,05 '1977,50 2157,30 2347,05 2327,05 2397, — 2037,45 |1892,60) — [1922,55 1767,75
New York ($)... . | 480,89] 453,93 | 438,45 | 456,92 | 439,45 | 446,94 | 480,39 527,83 | 522,34 | 526,84 454,43 | 425,96] — | 419,47! 401,49
Österreich (K) ... 0,01, 001, 002| 002| 002, 0,02; 0,02, 002: 002| 002, 002| 002! — | 002: 002
Paris (Fr)... ... 39,95 37,90; 36,40 | 3755| 36,15! 36,40! 38,85) 4115| 4115| 41,70, 36,65] 3543| — ! 34,46 83,96
Prag (Kö). ..... -| .10,77° 10,07; 997| 1059| 869) 1024| 11,89| 1154| 1139| 10,85, 874| 833| — , 829 7,64
Schweden (Kr). . . . | 124,59. 116,90 113,96 | 120,85 | 111,86 | 114,86 | 125,34 | 136,63 | 135,33 | 136,83 | 118,35 | 110,66 | — : 112,16 :{102,97
Schweiz (Fr)... . . 91,98 8794| 84,24 »8,14| 84,39; 85,59, 91,89 | 100,87 | 99,13 | 101,12! 86,89! 8290) — | 80,10! 77,40
Spanien (Pes) . . . . En, en 6831 7141| 68,26) 6921 74,36! 82,00] 80,30 Baao 70,91 gaet _ | 65,17 63,42
| | | |
‘sollen, können 15 Jahre lang nach
22. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 28. 955
nach dem Übergang der Staatshoheit zollfrei die Grenze überschreiten. Ist
ihre Einfuhr in Deutschland verboten, so muß eine Importbewilligung beim
Delegierten des Reichskommissars für Oberschlesien in Oppeln eingeholt
werden. Ist ihre Ausfuhr aus Deutschland verboten, so hat man die Export-
bewilligung bei der zuständigen Außenhandels- oder sonstigen Bewilligungs-
stelle zu beantragen. Die Ausfuhrpreise müssen hierbei die Einfuhrpreise
mindestens erreichen. Pre’sfakturierung hat in der Währung zu erfolgen,
die für die nach Deutschland eingeführte Ware gezahlt war. Ausfuhrabga be
und sonstige Gebühren sind zu bezahlen. (IIl.) Rohstoffe und Halb-
fabrikate (nach V. i. a. nur solche Erzeugnisse industrieller Betriebe, die
der Empfänger einer weiteren Verarbeitung oder Umformung unterwirft,
um sie zu einem anderen selbständigen, weiterverarbeitungsfähigen oder ge-
brauchsfertigen Erzeugnis umzufertigen) der industriellen Betriebe (auch
der gewerblichen und Handwerks-Betriebe) der einen der beiden Zonen des
Abstimmungsgebietes, die in den industriellen Betrieben der anderen Zone
rerkraucht oder verarbeitet werden sollen, können 6 Monate lang nach dem
Übergang der Staatshoheit zollfrei über die Grenze gehen. Unterliegen sie
deutschen Ein- oder Ausfuhrverboten, so ist eine Bewilligung beim Dele-
zierten in Oppeln zu beantragen. Ausfuhrabgaben werden nicht erhoben.
(IV.) Rohstoffe und Halbfabrikate, die ihren Ursprung und ihre Herkunft
aus denindustriellen Betrieben der einen der beiden Zonen des Abstimmungs-
:bietes haben und in den Betrieben der anderen Zone verarbeitet werden
Übergang der Staatshoheit zollfrei über
die Grenze gehen, wenn sie wieder in ihr Ursprungsland eingeführt werden
müssen. Auch in diesem Fall sind etwaige Ein- oder Ausfuhrbewilligungen
kim Delegierten in Oppeln zu beantragen, der ebenfalls die Ausfuhrbewilli-
zung für die im deutschen Teil Oberschlesiens veredelten Waren zur Rück-
ændung in den polnischen Teil gibt. Unterliegen die in letzterem veredelten
Waren im deutschen Teileinem Einfuhrverbot, so muß die Importbewilligung
wim Delegierten in Oppeln eingeholt werden. Die Bestimmungen über den
Veredelungsverkehr behalten auch hinsichtlich der Ausfuhrabgabe ihre Gül-
tigkeit. (VI.)Die Ausfuhr deutscher Rohprodukte, Halbfabrikate
und Fertigerzeugnisse, die für die Industrie des polnischen Teiles des,
Abstimmungsgebietes unmittelbar unentbehrlich sind. (d. h. die angeforderte
Ware muß in Deutschland in einer für den Bedarf der deutschen Industrie
ausreichenden Menge vorhanden sein, und Polen darf diese Erzeugnisse nicht
aus seinem Gebiet ausführen, wobei der Export Polens nach Deutschland
und nach einem dritten Lande nicht als Ausfuhr im obigen Sinne gilt, sofern
er 5% der in Polen verfügbaren Menge unter Ausschluß der aus dritten Län-
dern eingeführten Menge nicht übersteigt), ausgenommen Lebensmittel,
wird 15 Jahre lang nach Übergang der Staatshoheit deutscherseits zugelassen.
Unterliegen die Waren deutschen Ausfuhrverboten, so sind die Exportbe-
wılligungen bei der zuständigen Außenhandels- oder sonstigen Bewilligungs-
stelle za beantragen. Daß es sich um deutsche Waren handelt, muß durch
Unterlagen nachgewiesen werden. Liegt der Ausfuhr einer Ware aus Deutsch-
land nach Polnisch-Oberschlesien ein vor dem 1. XI. 1921 abgeschlossenes
' Geschäft zugrunde, und ist der Ausfuhrantrag innerhalb von 1%, Jahren
nach ang der Staatshoheit bei der zuständigen deutschen Stelle ein-
rereicht, so wird die Ausfuhrbewilligung auch erteilt, wenn die vereinbarten
Preise den z. Zt. des Geschäftsabschlusses geltenden Exportmindestpreisen
nicht entsprechen. (VII.) Für die Industrie in Oberschlesien ist eine Be-
darfsliste aufgestellt worden, die bestimmte Kontingente enthält. Für.
dese werden Ausfuhrbewilligungen erteilt. sofern die Waren ausschließlich
für die in Polnisch-Oberschlesien bestehende Industrie zur Verwendung
«ommen. Sind die Ausfuhrkontingente erschöpft, so werden weitere Ex-
prrtanträge wie solche nach einem anderen Auslande behandelt. Zu beachten
t weiter nach X., daß die für die Ausfuhr deutscher Rohprodukte, Halb-
abrikate und Fertigerzeugnisse zu erteilenden Ausfuhrbewilligungen nur
gegeben werden. wenn die in Frage kommende Ware unmittelbar für einen in
Polnisch-Oberschlesien gelegenen industriellen Betrieb für seinen unmittel-
baren Bedarf bestimmt ist und direkt an ihn exportiert wird; Handels- und
Speditionsfirmen erhalten keine Ausfuhrbewilligung. Anträgen auf Ausfuhr
von kontingentierten Waren müssen Beglaubigungen (Verwendungsbe-
«heinigungen) der Abteilung für Industrie und Handel der Woiwod-
schaft Schlesien und Kattowitz beigefügt sein, die den Empfänger
nnd den Verwendungszweck nennen. Als Ausfuhrmindestpreise gelten die
fâr valntaschwache Länder. — Rußland. Der deutsche Reichstag hat den
(setzentwurf über den Vertrag von Rapallo in dritterLesung ange-
nommen. — Spanien. Für vor dem 29. V. verkaufte deutsche Waren muß
meh Meitteilung der „Frankf. Ztg.“ der Antrag auf Befreiung von dem
Vslatazuschlag durch Vermittlung des für Abfertigung der Waren zu-
ändigen Zollverwalters oder, wenn diese noch nicht abgesandt sind, des
'naprechenden spanischen Konsulats dem Finanzminister eingereicht wer-
tn und von einer Bescheinigung des für den Ursprungsort zuständigen
‘Ssunischen Berufskonsuls begleitet sein, aus der auf Grund der getroffenen
Feststellungen hervorgeht, daß der Kaufvertrag vor dem 29. V. geschlossen
trden ist, Die vor Erlaß dieser Anweisung gestellten Befreiungsanträge
"rden, auch wenn sie ihr nicht entsprechen, zur Erledigung gelangen.
WARENMARKT.
Akkumulatoren. — Die Accumulatoren-Fabrik A. G., Berlin, hat
am 13, VII. die Teuerungszuschläge, gerechnet nach den vierfachen Listen-
mæn, für Zellen in Glasgefäßen auf 40%, für solche in Holzkästen auf
K für Holzgestelle auf 140% und, gerechnet nach den einfachen Listen-
reisen, für Verpackung auf 800%, für Montage, Füllung und Inbetriebsetzung
innerhalb Deutschlands ohne das besondere Montagezuschläge bedingende
Saargebiet unter Vorbehalt jederzeitiger Änderungen auf 525% erhöht. —
Installationsmaterial. Wegen des weiteren außerordentlichen und
sprunghaften Steigens aller Rohstoffpreise und Unkosten haben die „Elt-
Iabriken‘“ ihre Preise mit sofortiger Wirkung abermals um durchweg 25%,
erhöht. — Elektrische Heiz- und Kochapparate. Die Vereinigung
der Fabrikanten elektrischer Heiz- und Kochapparate, Charlottenburg,
setzte den Teuerungszuschlag für sämtliche Artikel ab 10. VII. von 50% auf
150% hinauf. — Isolierte Leitungsdrähte. Die Teuerungszuschläge auf
Preisliste 11 vom 1. IV. der Verkaufsstelle vereinigter Fabrikanten isolierter
Leitungsdrähte G. m. b. H. sind mit sofortiger Wirkung für NGA, NGAB,
NGAF, NGAZ, NGAT, NFA schwarz imprägniert auf 100%, für NPL,
NPLR, NPLS, NSA, NFA mit Glanzgarnbeflechtung auf 120° und für alle
übrigen Typen (Pos. 5a und b, 6 und 9 bis 20 der genannten Liste) auf 140°,
erhöht worden. Frachtfreie Lieferung ab Werk seit 1. VI. nur bei Aufträgen
von mindestens 5000 M Nettofakturenwert im Einzelfall. — Glühlampen.
Die Osram G. m. b. H. Kommanditgesellschaft, Berlin, hat die Teuerungs-
zuschläge auf die Listenpreise ab 29. VI. für Metalldrahtlanıpen von 20 bis
260 V und für Kohlefadenlampen auf 900%, für Metalldrahtlampen bis 19 V,
Glimm-, Taschen- und Telephonlampen auf 900%, für Heizlampen auf
2100% erhöht und den Grundpreis für Glimmlampen gleichzeitig auf 7 M
ausschl. Steuer hinaufgesetzt. Auch für Soffittenlampen gelten neue Grund-
preise. Bis zum 28. VI. angenommene Aufträge werden, soweit die Liefe-
rung noch im Juni oder Juli möglich ist, mit den bisherigen Teuerungszu-
schlägen bzw. Grundpreisen berechnet. — Isolierrohre. Die Verkaufs-
stelle vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten hat für Lieferungen ab 17. VII.
die zu den Preisen ihrer Liste vom 24. X. 1921 hinzuzurechnenden Aufschläge
für Bleirohr, lackierte, farbige Galvano- und Gelblackrohre nebst Zubehör
auf 1100%, für Messingrohr mit Zubehör auf 1600%, für Stahlpanzerrohr
nebst Zubehör auf 2000% und für schwarzes Papierrohr auf 1300% erhöht. —
Kohle. Die Kohlenpreise sind mit Wirkung vom 1. VII. weiter hinauf-
gesetzt worden ;die Steigerung beträgt fürrheinische Fettförderkohle 300 M/t,
womit diese Sorte den 100 fachen Vorkriegspreis erreicht hat. Im einzelnen
gelten jetzt ab Grube, einschl. aller Steuern, je 1 t folgende Sätze:im Gebiet
des Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats bei Fettkohlen
für Fettförderkohle 1208M, bestmelierte Kohle 1357 M, Stückkohle 1592 M,
Nußkohle I und II 1628 M; bei Gas- und Gasflammkohlen für Gasför-
derkohle 1374 M, Gasflanmförderkohle 1267 M, Flammförderkohle 1208 M,
Stückkohle 1592 M; bei Koks für Hochofenkoks 1784 M, für Gießereikoks
1851 M. Briketts Klasse I kosten jetzt 1837 M, Klasse II 1836 M. Die
Preise im Gebiet des Ostelbischen Braunkohlensyndikats (Nieder-
lausitzer Gruppe) stellen sich für Briketts im größeren Industrieformat auf
954 M, im dsgl. kleineren auf 1004 M und bei Rohkohlen für Förderkohle
auf 272 M, Siebkohle auf 321 M, Stückkohle auf 372 M. Im mitteldeutschen
G.biet gelten die gleichen Preise. — Die Delegiertenkonferenz der Bergarbei-
ter im Ruhrbezirk hat das Überschichtenabkommen trotz der Versiche-
rung, daß damit kein Angriff auf die Siebenstundenschicht erfolge, und trotz
dringlicher Empfehlung zur Annahme seitens der Verbandsführer mit erheb-
licher Stimmenmehrheit abgelehnt. — Im Gebiet der preußischen Bergwerks-
direktion Hindenburg (Oberschlesien) kosten seit 1. VII. Stückkohlen
1370 M und Staubkohlen 1109,60 M/t, einschl. Kohlen- und Umsatzsteuer. —
Die Förderung des Ruhrgebiets ist im Juni weiter zurückgegangen;
sie betrug arbeitstäglich 295 000 t gegen 310 844 i. Vm. Das Ergebnis ist
namentlich durch den 24stündigen Demonstrationsstreik ungünstig beein-
flußt worden ; der infolgedessen entstandene Ausfall stellt sich auf rd 275 000 t
im Werte von rd 275 Mill. M. Wegen der Verminderung der Ruhrkohlenför-
derung und der Abtrennung Polnisch-Oberschlesiens wird den Steinkohlen-
verbrauchern dringend geraten, sich, soweit nicht durch andere heimische
Brennstoffe Ersatz geschaffen werden kann, möglichst mit ausländischen
Kohlen einzudecken, die deshalb bis Ende März 1923 von der Kohlensteuer
befreit bleiben. — Erze. Der Preis Siegerländer Eisenerze stellt sich im Juli
für Rohspat auf 1394,50 M, für Rostspat auf 1949,50 M/t, Frachtgrundlage
Siegen. — Eisen. Infolge der Kohlenpreiserhöhung sind die Preise für
Roheisen und Walzfabrikate automatisch hinaufgesetzt worden. Sie lauten
jetzt für Hämatit auf 8265 M, GieBereiroheisen I 7915 M, dsgl. III 7845 M,
Luxemburger Gie Bereiroheisen III 7073M, kupferarmes und SiegerländerStahl-
eisen 7845 M, Temperroheisen 8209 M und Ferromangan (80%), hier mit be-
kannter Kursklausel, auf 17855 M/t. — Die englische Roheisenerzeugung
erreichte im Mai den höchsten Stand seit Beendigung der Bergarbeiterstreiks;
sie betrug 407 900 tons, immerhin noch nicht die Hälfte der monatlichen
Vorkriegsproduktion. Die Preise für Middlesborougher Roheisen liegen ziem-
lich unverändert, die schottischen sind etwas gestiegen. Z. Zt. notieren
Nr. 1 M’bro Gießereiroheisen 95 s, Nr. 3 dsgl. 90 s, Nr. 1 Mbro Hämatit-
roheisen 94 bis 95 s und 2, 3 dsgl. 93 bis 94 s/ton. — Für Walzfabrikate
stellen sich die neuen Preise wic folgt: Rohblöcke 8520 M, Vorblöcke 9315 M,
Platinen 9910 M, Knüppel 9660 M, Formeisen 11 290 M, Stabeisen 11 470 M,
Universaleisen 12470 M, Bandeisen 13 030 M, Walzdraht 12340 M, Grob-
bleche 12 860 M, Mittelbleche 14 610 M und Feinbleche 15 060 bis 16 490 M/t.
` Der Aufschlag für Siemens-Martin- Qualität beträgt 900 M/t. — Von einer
Neuregelung der Eisenpreise noch für Juli hat der Stahlbund abgesehen;
obwohl von verschiedenen Werken sehr weitgehende Anträge auf Erhöhung
gestellt worden sind. Die Preise sollen erst nach der zum 1. VIII. zu erwar-
tenden weiteren Kohlenpreissteigerung neu festgesetzt werden. Für aus-
ländisches und (in Klammer) schlesisches Material gelten z. Zt. folgende Ber-
liner Lagerpreise: Stabeisen und Universaleisen 2300 M (2100), Bandeisen
2985 M (1960), schlesisches T- und U-Eisen, 80 mm und höher, durchschnitt-
lich 1850 M/100 kg. — Schrott. In der letzten Zeit sind die Schrottpreise
im Zusammenhang mit der erneut eingetretenen starken Wertverminderung
der Mark erheblich gestiegen. Z. Zt. werden für Kernschrott 6400 M, für
Späne 6000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 7300 M/t frei
Berlin gezahlt. — Edelmetalle. Für Gold ist der Ankaufspreis des Reichs
>
eig
966
neuerdings auf 1700 M/Zwanzigmarkstück erhöht worden. Am Berliner
Markt wurden am 20. VII. 330 M/g, für Platin sohon 1230 M/g und für
Silber 11000 M/kg gezahlt. — Blei. Die rheinisch -westfälische Bleihändler-
vereinigung, Düsseldorf, hat die Lagerpreise für gewalzte und gepreßte Blci-
fabrikate um 716 M auf 7600 M hinaufgesetzt. — Zement. Einschließlich
Umsatzsteuer beträgt der Höchstpreis für Lieferungen an private Abnehmer
seit dem 3. VII. im Gebiet des Norddeutschen Zement-Verbandes 21 059 M,
in dem des Rheinisch-Westfälischen Verbandes 20 049 M und im Gebiet des
Süddeutschen Verbandes 21 6828 M/10t.— Baumwolle. In Amerika sind die
Preise in der letzten Zeit wieder zurückgegangen ; die höchste Notierung war
Ende Juni mit 23,75 cts/lb; am 19. VII. stellte sich Locoware in New York
auf 22,50 cts bei weiter fallender Tendenz. Auch am Liverpooler Markt sind
die Preise weiter gefallen. In Bremen stieg Baumwolle infolge der Markent-
wertung auf 280 M/kg. — Seide. Auf den italienischen Kokonmärkten
sind die Preise weiter erheblich gestiegen; freilich ist der Spekulation ein
großer Teil der Ursache dieser Preissteigerung zuzumessen. Es wurden für
frische Ware 31 bis 33 Lire/kg bezahlt. Auch Rohseide hat wieder erheblich
angezogen, prompte Ware ist überhaupt nicht zu haben. Die Spinnereien
sind für die nächsten 2 Monate völlig ausverkauft.
werden z. Zt. etwa folgende Preise für September-Lieferungen bezahlt:
Organsin 20/22 8000 M, Org. Grenadine 8300 M, Grege 11/13 7000 M, Chappe
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28.
Am deutschen Markt -
22. Juli 1922.
sche Ware 230 M und für französische 225 M/kg. — Metallhalbfabrikate.
Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., G. m. b. H., Berlin, betrugen die
Verbands-, Grund- und Richtpreise je 100 kg am 19. VII. unverbindlich für
Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 23 600 M, Aluminiumrohr 31 500 M,
Kupferbleche 18 440 M, Kupferdrähte, -stangen 17 600 M, Kupferrohre o.N.
19 970 M, Kupferschalen 20 300 M, Messingbleche, -bänder, -drähte 18 500 M,
Messingstangen 12 500 M, Messingrohre o. N. 19 000 M, Messing-Kronenrohr
23 000 M, Tombak, (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen 20 500 M, Neusilber-
bleche, -drähte, -stangen 37 000 M, Schlaglot 14 000 M. — Altmetalle. Am
20. VII. wurden am Berliner Markt folgende Preise gezahlt: für altes Elektro-
lytkupfer 13 350 bis 13 450 M, unverzinntes Schwerkupfer 12 900 bis 13 000
M, Maschinenrotguß 9500 bis 9600 M, Rotgußspäne rd 8500 bis 9000 M, Mes-
singzünder, pulver- und eisenfrei, 7400 bis 7500 M, Messingkartuschen, pulver-
und eisenfrei 9700 bis 9800 M, reine, weiche Messingblechabfälle 9600 bis
9700 M, Messingschraubenspäne 6700 bis 6800 M, altes Weichblei 4300 bis
4400 M, Zinkzünderlegierungen 4200 bis 4300 M, Altzink 4100 bis 4200 M,
Reinaluminium-Blechabfälle (98/99%,) 14700 bis 14 800 M/100 kg in ge-
schlossenen Quantitäten und Wagenladungen. — Metallpreise. Die No-
tierungen der Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der
Kommission des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich
ab Lager in Deutschland) lauten in M/kg:
Ld
Metall 21. VIL 19. VI. | 17. VI 14. VIL | 12. VIL | 10. VIL | ve | svm | vu.
Elektrolytkupfer (wire bars), ' |
prompt, cif Hamburg, Bremen |
oder Rotterda isn 153,97 151,00 141,65 148,71 148,95 173.68 157,84 13463 | 12901
Raffinadekupfer, 99/99,3% 135—136 132—133 |127.5—128.5] 130—131 123—125 146—148 145—1483 115—116 117—118
Originalhütten weich blei 54.5—55 52,5 —53,0 50—50,5 59—51 50—51 583 — 6N) 60—62 46—47 475—455
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr .......| 60-62 58,5—61 56,5 —57,5 58—59 55—57 67—68 66—69 53—54 54—35
„ (Preis d. Zinkhūttenverband.) 66,07 62,37 506,5 54,95 61,13 65,64 57,22 53,51 49,64
Plattenzink (remelted) von
handelsüblicher Beschaffenheit) 49—50 43—49 46—47 46—47 43—45 , 54—55 53—55 42—43 4—#
Originalhüttenaluminium
89/999% in Blöcken, Walz- oder
Drahtbarren . . 2.2.2... 194 199 182 187 183 214 214 170 173
del. in Walz- od. Drahtbarren !
EEE a A A 196,5 201,5 134,5 1895 | 185,5 216,5 216,5 172,5 175,5
Zinn, Banka, Straits, Austral.
in Verkäuferswahl . . . .. . 342 —343 346 —349 312—314 | 319—321 314—317 365—370 360—370 205—297 , 295-2
Hüttenzinn, mindestens 99°% . 338—339 | 340—843 306—308 314—315 310—311 355 — 360 353 — 558 292 — 293 20— 2
Reinnickel, 98/99% ..... 295 — 305 300—305 2830—2853 | 275—285 280—290 330—340 325—339 270—275 270—275
Antimon -Regulus ...... 49—50 49—50 46—47 | 46—47 4—46 54—55 52—54 42—43 44—45
Silber in Barren rd 900 fein für | |
l kg fein. sur ns 10700 - 10300 10800 -10900 10275 -10325 10400 —10500, 9800 — 10000 11890- 12300/11800 -12000; 9450—9550 | 9700—9800 '
200/2 fach 3200 M, Kunstseide 120/Handlsp. 1800 M/kg. — Benzol. Der
Benzol-Verband, Bochum, hat folgende Preise festgesetzt: Tetralitbenzol
(sehr knapp) 32,25 M, ger. Lösungsbenzol I 36,75 M, dgl. II 33,25 M, ger.
Toluol 43,25 M, Benzol- Vorlauf 33,75 M und unger. Schwerbenzol 28 M/kg. —
Schwefelsäure. Der Erzeugerpreis für 100 kg Schwefelsäure 600 Be ist ab
1. VII. auf 245 M, der Verbraucherpreis auf 270 M festgesetzt worden. —
Paraffin und Wachs. Die Preise für Paraffin und Wachs sind am Ham-
burger Markt infolge großer Angstkäufe sehr stark gestiegen. Weißes Tafel-
paraffin wurde mit 36 bis 37 M/kg unverzollt gehandelt, Zeresin, naturgelbe
Ware, mit 50 bis 52 M, weiße Ware mit 52 bis 54 M/kg. Montanwachs für den
Inlandsverbrauch kostete 18,50 M, bei geschlossenen Wagenladungen 18 M/kg.
— Öle und Fette. Der Markt für Mineralschmieröl ist schr fest. In-
folge der ständigen Schwankungen der Devisenkurse wird z. Zt. nur noch in
Dollars angeboten. Die Zufuhren nach Hamburg waren in der letzten Woche
sehr gering. Im einzelnen wurden etwa folgende Preise verlangt: Pennsylv.
Heißdampfzylinderöl, Visk. 5 bis 6 bei 100° Flp. 310/3200, 8 $; dsgl. Satt-
dampfzylinderöl, Visk. 4 bis 5 bei 100°, Flp. 270/280°, 6 $; dsgl. hochflammige
Maschinenöl-Raffinate, Visk. 6,5 bis 7 bei 50°, Flp. etwa 2200, 8,30 $ und dsgl.
Visk. 4,5 bis 5 bei 50°, Flp. etwa 215°, 7,20 $; gute amerikan. Maschinenöl-
Raffinate, Visk. 8 bis 9 bei 509, Flp. etwa 190°, 7,65 $; dsgl., Visk. 6 bis 7 bei
50°, Fip. etwa 180/185, 7,30 $; dsgl., Visk. 4 bis 5, 5,80 $; dsgl. Visk. 2 bis 3
bei 50°, Flp. etwa 170°, 4,25 $; amerikan. Spindelölraffinat, Visk. 4 bis 6 bei
20°, Fip. 150/160°, 4,30 $; dsgl. Maschinenöl-Destillat, Visk. 5 bis 6 bei 50°,
Flp. 170/180°, 4,50 $; hellgelbes Maschinenfett, unbeschwertes Material,
Tropfp.80/90°, 6,50 $/100kg. Zu diesen Preisen kommt der jeweils gültige Zoll
(z. Zt. für Mineralöl 1140 M/100 kg Reingewicht) sowie bei Kauf cinschlie Blich
HolzfaBein Zuschlag von 300 M/100 kg Reingewicht. — Die Nachfrage nach
Transformatorenöl war in den letzten Wochen sehr rege. Der Ver-
braucherpreis stieg im Laufe derersten Hälfte des Monats Juli auf 3440 M/100
kg Reingewicht ausschl. Leiheisenfaß ab Raffinerie. — Bei Dieselmotoren-
treibölen notieren z. Zt. Hallenser Paraffintreiböl bei Bezug in miet-
freien Kesselwagen ab mitteldeutscher Versandstation 910 M, dsgl. in Käufers
frachtfrei einzusendenden Eisenfässern ab Lager Berlin 1020 M, dsgl. in
Leiheisenfässern ab Lager Berlin 1025 M, Steinkohlenteertreiböl 700 bis
720 M und drgl. Heizöl 680 bis 700 M/100 kg netto ohne Faß ab mitteldeut-
scher Station. — Die holländischen Leinölpreise haben in letzter Zeit wieder
stark angezogen ; z. Zt. werden für prompte Ware 51,50 Gld/100 kg verlangt.
Am deutschen Markte war rohes Leinöl zu 95 M/kg angeboten. Rizinusöl
l. Pressung kostet 112 M, und Ware 2. Pressung 108 M/kg. Die Preise für
Terpentinöl sind in Amerika stark gestiegen. In NewYork wurden am
19. VII. 123 cts/Gallone bezahlt; der deutsche Markt fordert für amerikani-
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. O. Zeh m o in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am
14. VII. 1922 für 1 ton (1916 kg) notiert:
£ s d £ s d
*Kupier: best selected ... 2.2... 6 0 0O bis 66 0 0
* „ electrolytic. ..... a.’ 50, 71 15 0
* „ wire bars © è o è ù ù > o o è o% 71 15 0 „ en, az. Ken
Eo standard Kasse . ...... 6 0 0», 63 2 6
x ” „ 3 Monate. ..... 63 8 9 ” 63 10 0
Zinn: standard, Kasse . . .. sanae’ 153 5 0 „ 153 7 6
„ „ 3 Monate... . 2... 153 17 6 „ 154 0 v
ao SUAI e a a a a a a a 154 5 0 „p 154 12%
Blei: span, oder nicht engl. Weichblei... 24 12 6 „ 312%
„ gew.engl. Blockblei . . ...... 5 76. -
Zink: gew. Sorten . . 22 222220. 28B 15 0, 2 2 6
yo emelted -i ai re re e 27 15 0 2-7;
„ engl. Swansea . . 222 2020. 29) 5 0 lieferbar Swansea
Antimon: engl. Regulus ........ 32 £ 108/35 £ net. Je nach Menge.
Aluminium: 98 bis 99% ... 220. 105 £ Inland, 110 £ Ausland.
‚ Nickel: 98 bis 99% garantiert ..... 160 £ (In- und Ausland).
Wismut: je Ib... 22 2 2 2 2 2 2 0. 98
Platin: je Unze. . . 2 2 2 2 2 2 m 2. 19 £ 10s.
Quecksilber: nom. für die 75 lbs. Flasche 11 £ 10s.
Wolfram: 65% je Einheit nominal. .. 128 6d.
In New York notierten am 20. V1I. 1922: Elektrolytkupfer lcoo 14,00
Eisen 24,50; Blei 5,72; Zink 5,80; Zinn 31,75 cts/lb.
® Netto. .
Bezugsquellenverzeichnis.
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nicht
berücksichtigt werden.)
Frage 29. Wer fabriziert Kleinapparate für den Empfang von
drahtloser Telephonie und Telegraphie für privaten Verkehr?
Frage 30. Wer liefert Proben von Aluminiumfolien von */iooo
Millimeter Dicke oder dünner? Kosten werden gern erstattet.
Frage 40. Wer liefert Zementfiber für Schalttafeln:
22. Juli 1922.
Abschluß des Heftes:
22. Juli 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 28. 966 a
`-
Zuschlagsliste Nr. 58 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie
für Juli 1922 bis auf weiteres. (Gültig ab 14. VII. 1922 und nur für das Inland.)
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen gie gehören.)
Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek-
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis-
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. Bei den in der
liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso-
liercohr, Glühlampen (68a und b), Tableaus, Läutewerke und Kon-
takte (69a, 1 und 2), Fernsprechschnüre (70 bis 72), Gummifreie
Isolierstoffe (80 bis 84), wird für Aufträge, die nach dem 12. XI. 1921
angenommen sind, der Teuerungszuschlag nach folgender Formel
berechnet:
1. Wird innerhalb zweier Monate nach dem Bestelltage geliefert,
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag. i
2 Wird später als zwei Monate nach dem Bestelltage geliefert,
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell-
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit.
3.- Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit
geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver-
zögerung durchgeführt werden kann.
4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich-
zurechnen.
5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als 15 Monate
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be-
treffenden Verbände.
Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund-
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ)
wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1929
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An-
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegebeu
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100.
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
JA
lieneratoren, Motoren, Umformer und Dreh-
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus-
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
1. über 0,2bis20kW bzw. über 0,2bis?20kVA
bei Generatoren . . 2 2» 2 220000 kroi 3400
2. über 20bis100kW bzw. über 20bis100k VA auf 1000 `
bei Generatoren . . 2. 2 2 2 02. . D Undr 3800
3. über 100 kW bzw. über 100 kVA bei Gene- `
TAO. u: 56: 0 e a o ae an a A : 4200
Sonderausführungen.
d. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . . 2... 3700
n Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen .. ... . . 3000
b. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs-
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 3500
i. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . 2.2... i 2600
R Vollständig ausgerüstete Motorkarıen, Motorschleifen,
Motortragen, Motorwagen . . 2. 2 2 2220000. 3400
Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene-
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen,
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator-
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW,
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW,
bezogen auf 1000 Umdr. ..... ee j 3700
Dampfturbinen.
10. Turbosätze, bestehend aus
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 3200
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn-
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations-
anlagen . . 22220. ee Ea ae SaS pos 2900
Il. Turbogeneratoren allein... 2 2 22200 .. Bu 3300
B. mpfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressore
und Turbogebläse allein... . o. snoa 2600
13 Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate
allein ....... E a ee nee. a m ER 3100
Zubehör zu Maschinen:
H, Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
für Einpbasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck-
schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl. Selbstanlasser
15 f. Druokkn. - u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 3400
- Schützensteuerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier-
apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel- |
16. steuerung, Bremsmagnete . o ọ oo o e è è 8 ò> òo òo 9 3800
i Gleitschienen, Verankerungen. . .. . i 3400
- Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . i 3700
Bahnmateria], |
N. Bahnmotoren u. 4 bis 150 kW Stundenleistung . . 3600
1 ĉektr. Bremsen \ über 150 kW j re 4100
N Bahntransformatoren . 22 22 een 3700
hM kompressoren und Motorventilatoren (vollständige
ee), memea a ae nee: B00
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
%
17e. Hilfsmotoren 4. .0..0 0. 43 2.2 aaa 3700
18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr.
Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
materialien für Bahnfahrzeuge . . . . 2.2 22.0. 3400
18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 3400
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
tiven für Bergbau und Industrie. . . . 2. 2 .2.2.. . 3500
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn-
Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 3900
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 3500
2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge ....... 2700
Transformatoren!) und Gleichrichter.
22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA . ; 3400
228. u» 5 » `» über 100 kVA .. 3700
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . .. 3690
23a. Ersatz-Glaskörper . ... 2 2 2 mr or rn ren 800
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . . .. 4200
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen.
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger»
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in
Gußgehause » se. 0 en a wre ee de 4000
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht
in Eisen- oder Gußgehäuse;; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 4200)
27. Niederspi.nnungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für
Schalttafelbau . . 2.2 22 0 vorn. š 4200
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 3200
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
Streckenschalter, soweit nicht für Öl ........ 4200
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar-
mierte Wanddurchführungen . . . 2. 2 22... Eat 4200
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 3200
30. Freileitungs-Hömerschalter. .. .. . re 4200
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) .. .. . 3600
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . . . .. . 4200
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und
Erdungsdrosselspulen) . . . 2.2... a u E EA 4200
34. Schutzdrosselspulen . . .... E DENE der N I a 3300
35. Erdungsdrosselspulen . . . 2. 2 2 2 2 2 2 2 20. ; 3700
36. Motorschalttafeln, auch mit selbettätigen Schaltern . . 4200)
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma-
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . 2.22... Sá 4200
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte .... . : 4200
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 4200
N Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
956 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 28. 22. Juli 1922.
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
Oo
MeBapparate und Zubehör
ala: Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulme Bwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lations- und Leitungsprüfer . . . . 2. 2 222 20. 3000
41b. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein-
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel-
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe-
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . .... .» ; 3000
41c. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte .. ... - 3000
42. Zähler s a. a Sea Dee TETES 2600
43. Meßwandler und Zubehör . .. 2. : 202er... 3500
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . 3300
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselkopfe,
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. HI (Klein-,
Normal- u. Groß-Edison-Gew.) . RE er 2400
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI ae an 2 3500
4b. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 2400
4ba. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit
Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. . . . l...a.. 3200
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring-
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . . 2 2 2 2.0. 3300
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens). 2400
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens) . 2400
60. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß-
BENBUBE u. 2 ee a ee o a 3500
51. Pe De und Hausanschluß- Sicherungen, Freilei-
-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in aursebäun 3500
52. Zar ertafeln, armiertt .. .... 2900
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und
-Klemmen u. dgl. . 3400
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und "gußeisernes
Installationsmateril . 2... 2 200er 3700
55a. Metallfassungen . . Bar are ker ee a ee He 3300
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder
u. dergl. . . 2... A š Be re 3300
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por-
zellan und Isolierstoff . . . 22 e 220000. . 3300
60. Installationsmaterial für Schitfe ` (ausschl. der zwei-
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . . sses. 3400
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör.
Glühlampen. 2
68a. Glühlam mpen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz-
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . | Auf Anfrage!
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
Druck von H. 8. Hermann & Co., Berlin SW 19, Beuthstr. 8.
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . er Paraband
Gegenstand
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V)
sowie Telephonlampen
Telegraphie und Fernsprech wesen.
69a. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke 7
(Wecker)sowie Aus- u. Umschalter für Haussignalanlagen 1500 f
2. Kontakt-Vorrichtungen für Haussignalanlagen . . . 1500
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und cin- -3
fache Induktor-Apparate . . . 2 2 2 220er e 2900
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum- J
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . ...... 3000 :
69d. Zentralumschalter und Amtseeinrichtungen . . . . . » 3200 i
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . .. 3000
69f. Apparate für Telegraphie . .. 2.2: 2 22220. 3000
i mit » \
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . s. 2 2 2 22 2 00. |
12. Apparatschnüre (Privattypen) . . . 22 2 202200
Auf Anfrage |
Bogenlampen und Zubehör. ;
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch- i
tungszwecke „2 22 m ern 2800
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . .. 2... 2300)
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
und Handelsschiffe) . . . 2 2 2 2.2. EEE 3000
76. Widerstände . . . 2.2... Er Ar eg 3200
77. Aufhängevorrichtungen . . . 2 2 2 22 2 ee’ nr 2300
78. Leitungskupplungen . . . 2 2: 2 2 2 2 2 2 re na. 2300
79. Transformatoren und Drosselspulen . .. . 222 .. 3400
Gummifreie Isolierstoffe.
80. Normalplatten . . osasse een en 2200
81. Zählertafeln, unarmiert . . oo... 20. 2600
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . . . . . 2800
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . 2600
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
mierte Anschlußklemmen usw.) . . noa aeaa : 3000
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall
a) mit einem Stückgewicht bis 50 8... 2... 3200
b) » ©; n über 50 8g....... 2300
Verschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis
für Lieferungen ab 14. VIIL. 1922 mindestens 4300M für 100 kg
ohne Faß.
Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preis-
stelle (2. Fassung).
bekanntgegeben werden. Ab 14. VII. 1922 gelten die An-
gaben der Ausgabe 19a. Diese Tabellen, die wir wegen
Raummangels nicht abdrucken können, sind beı der Außenhandels-
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel wie vorstehend
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
E T 2
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
I E”
Energie zu |
Inhalt: Verwendung elektr. Verkehr und Transport. 970. die Behandlung elektrischer Anlagen in der
thmischen Zwecken. Von J. Hess. 957. | Vermeidung v. Pya iia Na ana i elani ar | Landwirtschaft.
Verwendung von Asynchrongeneratoren in elektr. Bahnen. — ektr.. Zugförderung auf | Persönl s. 978. i N à
Windkraftanlagen. Von K. Herzog. 961. Strecken mit schwerem Verkehr. | ger. ai En per: E et = W. Base
i e u na vr On | vorrichtungen . für Stahlwerks-Hilfsmaschinen. — | Hochschulnachrichten.
Bestimmung dei Graphitgehaltes in graphi- Geküblte Elektrodeneinführung f. Elektrostahl- Literatur. Besprechungen 978.
llerten Elektroden. Von K. Arndt, 966. | öten. G. Eichhorn, Drahtloser Überseeverkehr, —
A Neuer Entwurf f. ein österreichisches Elektri- Fernmeldetechnik. . 972. Aussichten aah Aaen. R Gh Electrical Engineering. —
Mtätsgesetz. Von Beck. 967, | der drahtlosen Telephonie. für Zentralbetriėb., G. Schlesinger — M. Kurrein, Unter-
a Rundschau. Verschiedenes. 94. Stiftungen für suchung seiner Wagerecht-Stoßmaschine mit elek-
> Elektr i zitätswerke und Kraft- | die deutsche Wissenschaft. — Neue Teuerungs- trischem Einzelantrieb und BRiemenzwischen-
i Übertragung: 969. Die Elektrizitätswerke zuschläge zur Gebührenordnung der Architekten gliedern, — Fr. Koppe, Der Lohnabzug vom
in Rußland. u. Ingenieure, — Gebührenordnung der Ingenleure 1. I. 1922 ab. — H. Paetel, Der Abzug vom
Apparatebau. 969. Neue Form von für Taxen industrieller Betriebseinrichtungen. Arbeitslohn. — Eingänge. 979. — Neue Zeit-
Sicherungen. Industrie und Handel, 974. Ruß enge
H MOSR e Ah > A d AAD veriahren. land Geschäftliche Mittellungen, 97%
k i t Ps x
B u e Tcht FR x nd Heizung. 970. Vereinsnachrichten. A Warenmarkt. 900.
Moderne Bühħnenbeleuċhtung. — Neue Blink- VDE. 976. Anfragen; Anträge und Ein- | Bezugsquellenverzeiohnis. 980.
lampe. sprüche zu Kommissionsarbeiten. — Merkblatt für | Berichtigung. 980.
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Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W 9, Linkstraße 23/24
43. Jahrgang.
Berlin, 28. Juli 1922.
Heft 29.
Verwendung elektrischer Energie zu chemischen Zwecken”).
Direktor Johannes Hess, München.
Übersicht. Die Entwicklung der technischen Elektrochemie vor dem
Kriege, ihre Wechselbeziehungen zur Elektrotechnik und ihre Aufgaben
während des Krieges. Es wird gezeigt, daß eine Ammoniaksynthese ledig-
lch auf Wasser, Luft und elektr. Energie aufgebaut werden könnte. Die
Frage des größten Stickstoffbedarfes Deutschlands wird gestreift und ein
in absehbarer Zeit erscheinender Mehrbedarf von 100 000 t Stickstoff in
grbundener Form zugrunde gelegt, dessen elektrochemische Erzeugung
1,5<-2 Milliarden kWh erfordern würde. Die Grundlagen für die Her-
stellung von Aluminium und seines wesentlichen Rohstoffes, der Tonerde,
werden skizziert, ebenso die steigende Anwendung des Reinaluminiums.
für Karbid und für Erzeugnisse, die sich auf Azetylen aufbauen, wie Essig-
«äure, Alkohol, Essigäther, Azeton, Monochloressigsäure, Trichloräthylen
w-rden Energiebedarf und Herstellungsart genannt, ebenso für eine Reihe
anderer elektrothermisch und elektrolytisch herzustellender Produkte und
fur die elektrische Gasreinigung und Elektrooamose.
Mit Bewunderung betrachten wir die vielgestaltigen und weit-
länfigen Arbeiten bei den im Bau befindlichen Groß-Wasserkraft-
anlagen am Walchensee, an der Mittleren Isar, am Mittel-Inn, an
ier Alz. © Eimer- und Löffelbagger, elektrisch oder mit Dampf
ınsgerüstet, graben den Weg für die Führung großer Wasser-
mengen; Betonplatten in bisher nicht gesehener Flächenaus-
d-hnung bedecken Sohle und Böschungen der Kanäle, um die
Wasserführung mit geringstem Gefällverluste zu ermöglichen und
um Sohle und Dämnie zu dichten; Felsen und Moränenschutt wer-
len, z. T. nach neuen Arbeitsmethoden, durchbohrt, um eine kühne
.berleitung in ein benachbartes Flußgebiet zu bewerkstelligen.
Solche gewaltsamen Eingriffe des Menschen in die Flußläufe
bleiben nicht ohne Gegenwirkungen. Das Geschiebe der Flüsse
erscheint an unerwünschter Stelle in den Kanälen, vor den Stau-
werken und nagt während der wasserreichen Zeit hörbar an den
Fundamenten der Wehranlagen. Trotz aller Schwierigkeiten
werden große Bauten gewagt, ihre Beherrschung wird erlernt und
in einigen Jahren, nach Überwindung der Zementnot und von
allerlei Arbeiterschwierigkeiten, stehen allein in Bayern weitere
##)000 kW Sommerleistung für Überlandversorgung und für
chemische Zwecke bereit; weitere große Ausbauten sind in Vor-
hereitung. Dabei sind 250 000 kW Sommerleistung (= 172 000 kW
mittlere Jahresleistung) bereits ausgebaut und rd 1 Million kW
wittlerer Leistung sind noch zu erschließen!).
Ängstliche Gemüter erwarten nun große, zunächst nicht ver-
wertbare Energiemengen. Das Beispiel der weit kleineren
Schweiz, die sich wegen der großen Entfernung von Kohlegebieten
in Ähnlicher Lage befindet wie Südbayern und die südlichen Teile
voun Baden und Württemberg, möge solche Bedenken zerstreuen.
In der Schweiz wurden in der Zeit vom 1. I. 1914 bis 31. XI.
15230 200 000 kW auegebaut?), die zuzüglich bereits vorhandener
30000 kW den Bedarf bisher nicht decken konnten. Erstmalig
far diesen Sommer ist ein verhältnismäßig kleiner Überschuß
-rschienen, der für die Fortleitung nach dem Auslande bereit ge-
“talit wird’). Weitere 200 000 kW stehen z. Zt. in Fertigstellung
‘ud im Bau, hauptsächlich für Kraftversorgung und Bahnbetrieb
»atimmt. Auch in Norwegen ist trotz der geringen Bevölkerungs-
-ıhl ein früher ungeahnter Bedarf an elektrischer Energie für
te Versorgung des Landes mit Licht und Kraft erschienen.
\ilein im südöstlichen Norwegen beträgt heute der Kraftbezug für
© Vortrag.gehalten aufder W. Jahresversammlung des VDE in München 1922.
t Die Wasserkraftwirtschaft in Bayern. Herausgegeben vom Stuats-
-irasterium des Innern. Verlag Jos. Alb. Mahr, München.
? Mit Kosten von 6000+900 Fr. f. 1 ausgebauten kW
t Die Jahreserzeugung betrug 192v für Lieht-, Kraft- und
Wärmezwecke. » 2 2 2 2.2 0 er nen 1844 Mill. kWh
für Bahnbetrieb (16) km Normal- und Schmalspur
= Po der Gesamtlänge). . » 2 20m € %
für Elektrochemie . - . > 2 2 2 2 m 2 nn nn. 80
für Export 2 3.2 2 uva 0 378
3132 Mill. kWh
n f. 1 Einwohner rd. 80 kWh. Außerdem wurden 2 Mill. kWh durch Dampf
-erzeugt Die Lichtpreise schwanken zwischen 50 und % Cts., die Kraftpreise
„ruchen 5 und, % Cts, die WArmestrompreise zwischen 3 und 15 Cte., die
Fxpuripreise zwischen I und 5 Cts.
Licht, Heizung, Kleingewerbe, also ohne Großindustrie und ohne
Elektrochemie bei 1,04 Mill. Einwohnern einschließlich Kristia-
nia, 142000 kW.
Wenn in Süddeutschland, das für den Ausbau von Wasser-
kräften besonders in Betracht kommt, neben der allgemeinen
Landesversorgung der mögliche und stark entwicklungsfähige
Bedarf der chemischen Industrie rechtzeitig berücksichtigt wird,
ist meines Erachtens kein Energieüberschuß zu erwarten; der
weitere Ausbau von Woasserkraftanlagen wird trotz aller Ver-
teuerungen eher zu einer gebietenden Notwendigkeit.
Die technische Elektrochemie stand immer in lebhafter
Wechselbeziehung zur Elektrotechnik, die nach Entdeckung des
dynamoelektrischen Prinzips durch W. Siemens i. J. 1866 eine
Entwicklung der Elektrochemie im technischen Sinne erst möglich
machte. Th. Gramme baute 1872 seine erste brauchbare Dynamo-
maschine für galvanische Zwecke für Christofle & Cie. in Paris
und 1875 eine große Dynamo für die Norddeutsche Affinerie in
Hamburg zur Goldsilberscheidung und für Kupferraffination.
Auch die ersten 1874 gebauten Schuckert-Maschinen dienten nicht
der Beleuchtung, sondern der galvanischen Vergoldung und Ver-
silberung. Mit der Inbetriebsetzung der Kupferraffinationsanlage
in Hamburg kann das Jahr 1876 als das Geburtsjahr der deutschen
elektrochemischen Industrie bezeichnet werden!). Die wichtigsten
Verfahren der technischen Elektrochemie erstanden in den Jahren
1886 bis 1894: 1886 versuchten Hall in Amerika, H£roult in Frank-
reich die industrielle elektrolytische Herstellung von Aluminium,
worauf Hall 1887, Heroult mit dem Würzburger Kiliani — beide
wurden durch Emil Rathenau zusammengeführt — 18% fabri-
zierten. 1890 führte Castner seine Natriumdarstellung in England
ein; 1891 wurde nach günstigen Ergebnissen einer 1889 errichteten
Versuchsanlage die Chloratfabrik in Vallorbes von Gall & Mont-
laur in Betrieb gebracht. 1890 wurde die erste Alkalichlorid-
elektrolyse mit 200 PS in Griesheim erstellt, 1892 bis 1894 wurde
von Moissan-Bullier in Paris, 1893 von Wilson in Nordamerika
erstmals Karbid elektrothermisch hergestellt. |
Oskar von Miller brachte 1882 die erste elektrische Kraft-
übertragung, indem er Deprez veranlaßte, seine Ideen durch eine
Kraftübertragung von Miesbach nach München zu verwirklichen,
1891 wurde die erste Drehstrom-Kraftübertragung Lauffen—
Frankfurt wiederum unter der Führung von O. v. Miller ver-
wirklicht,
Die Fortleitung und Verteilung elektrischer Energie ent-
wickelte sich zunächst langsamer?) als die Elektrochemie. Diese
war es, die zunächst den Bau großer Wasserkraftwerke ermög-
lichte und begünstigte. So waren mehr als die Hälfte der 20
840 PS-Turbinen der in den Jahren 1895 bis 1899 erbauten „Kraft-
übertragangswerke Rheinfelden“, einer der ersten Großwasser-
kraftanlagen, für die Herstellung von Aluminium, Alkali, Chlor und
Natrium bestimmt. Auch die 1898 bis 1902 erbauten Lech-Elektrizi-
tätswerke bei Augsburg hatten den größten Teil der elektrischen
Leistung für elektrochemische Zwecke vorgesehen®).
Im mitteldeutschen Braunkohlengebiet hatte die Chemische
Fabrik Elektron 1894 als erste in Bitterfeld Fuß gefaßt und mit
der Herstellung von Ätzkali und Chlorkalk begonnen, nachdem
sie 1890 mit 200 PS in Griesheim eine erste Anlage erstellt hatte.
Durch rasch folgende Verdoppelung der Leistung wurde bald
für Bitterfeld und Griesheim eine Gesamtleistung von 4500 PS
erzielt. Westeregeln folgte mit 1600 PS, die Deutschen Solvay-
werke, Bernburg, mit 1500 PS und die Elektrochemischen Werke,
Bitterfeld, 1894 mit 3000 PS, Salzbergwerk Neustaßfurt sowie
Chemische Fabrik Buckau schlossen sich an. Das Westdeutsche
Braunkohlengebiet wurde der Elektrochemie erst 1906 erschlossen.
% In England wurde die erste industrielle Kupferraffination_ 1869 von
James Elkington eingeführt, in Nordamerika 1882 von Balbach & Thums in
N k N. J.
ewa Siehe hierüber A. Riedler, „Emil Rathenau und das Werden der Urob-
wirtschaft“, 1916, S. 76 u. f. _ N ,
: 6) 8 Gleichstrommaschinen von je 1000 kW,
je 1000 kW.
2 Drehstrommaschinen von
958
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heit 29. 28. Juli 1922.
Mit der EntwicklungdesElektromaschinenbaueswar
auch die Größe der Einheiten gewachsen. Heute sind Gleichstrom-
maschinen von 3 bis 4000 kW bei 8000 A in Anwendung, von
6400 kW bei 16000 A im Bau, Einankerumformer sind bis zu
5000 kW ausgeführt worden. Drehstromleitungen von 10000 bis
20000 kVA bilden bei Wasserkraftanlagen die Regel. Einheiten
von 30000 kVA bei 300 Umdr/min gelangen in Norwegen zur
Aufstellung*). Die Forderung, der 1,8-fachen Drehzahl standzuhal-
ten, ist bei großen Aggregaten nicht immer leicht zu erfüllen.
Die Schaltapparate für hohe Gleichstromstärken bis
30000 A bei 250 V liegen heute in einwandfreier Konstruktion als
Luftschalter vor. Wechselstromschalter werden ausschließlich als
Ölschalter ausgeführt und große Abschaltleistungen bis zu
250 000 kVA zugelassen*).
AlsArbeitsspannunghaben sich bei elektrolytischen An-
lagen Spannungen zwischen 220 bis 500 V, bei elektrothermischen
Anlagen von 100 bis 160 V eingebürgert.
So hatte sich in Deutschland bis zum Kriege ein Gesamtbedarf
von rd 100 000 kW für elektrochemische Zwecke entwickelt. Der
Krieg veränderte mit einem Schlage die Grundlage unserer Wirt-
schaft; der Überfluß an Rohstoffen, den uns der Verkehr aus
Übersee und aus dem Osten nach Belieben verschafft hatte, war
verschwunden, die Rohstoffsorge hatte sich erhoben. Man
erwartete von der Chemie, die schon einmal für pflanzliche Stoffe,
wie Indigo und Alizarin vollwertigen, ja besseren Ersatz gebracht
hatte, daß sie nun auch Ersatz schaffe, damit die formgebende
Technik Material, die Landwirtschaft zur Ertragsteigerung des
Bodens Dünger, die Sprengstoffindustrie Salpetersäure, die Explo-
sionsmotoren Trieb- und Schmierstoffe erhielten. Vorbereitungen
waren, das ist eindeutig erwiesen, nicht getroffen, nur durch Um-
stellung und Neuschöpfungen konnte das Ziel erreicht werden.
Die elektrochemische Industrie übernahm die Herstellung von
Aluminium als Ersatz für amerikanisches Kupfer und als Bau-
stoff für Flugschiffe und Flugzeuge, von Magnesium für Leucht-
zeichen und, mit 5% Zn legiert für Elektronmetall, von Calcium,
Baryum für Lagermetalle, von Kalkstickstoff für die Versorgung
der Landwirtschaft, von Salpetersäure für die Sprengstoff-
industrie, von Ferrolegierungen, wie Ferrowolfram, Ferromolyb-
dän, Ferrochrom, für die Herstellung von Werkzeugstählen, von
Chloraten zur Herstellung von Sprengstoffen für Steinbrüche und
Bergwerke. Die Chlorerzeugungsanlagen mußten im Laufe des
Krieges erweitert werden; mit den hierzu erforderlichen, früher
aus Amerika bezogenen Graphitelektroden versorgte sich die
elektrochemische Industrie selbst durch elektrothermische Her-
stellung. Kautschuk wurde aus Azeton, dessen Herstellung aus
Karbid möglich war, synthetisch gewonnen, als ein zur Weiter-
verarbeitung auf Hartgummi vollwertiger, zur Weiterverarbeitung
auf Weichgummi teilweise brauchbarer Ersatz. — Der Begriff
„Ersatz“ hatte während der Kriegszeit einen üblen Beigeschmack
erhalten, der Zwang hatte die natürliche Entwicklung überstürzt.
Der Energiebedarf der elektrochemischen Industrie steigerte sich
während des Krieges auf etwa 350000 kW, vorübergehend auch
auf über 400000 kW. Die Notwendigkeit einer Neuinstallation
von über 300000 kW ist wohl ein eindeutiger Beweis für die
fehlende Kriegsvorbereitung.
Der Krieg ist vorüber, die früheren wirtschaftlichen Ver-
hältnisse sind nicht zurückgekehrt; selbst optimistisch veranlagte
Menschen künden eine lange Periode des Mangels an. Das Zurück-
ziehen des Papiergeldes, dessen absolute Menge im Vergleich zu
der überdies noch gesunkenen Gütererzeugung bestimmenden Ein-
fluß auf die Valuta hat, dauert zweifellos länger und ist mühsamer,
als das bequeme Verausgaben. Die Geldentwertung wird daher
als teilweise Absperrung gegen das Ausland wirken, die durch den
Krieg geschaffenen Verhältnisse werden in gewissem Sinne weiter
bestehen. Aus diesem Grunde sei es gestattet gewesen, auf die
Wirtschaft während des Krieges hinzuweisen.
Auch die Verwendung elektrischer Energie zu chemischen
Zwecken wird sich den Bedürfnissen der neuen Wirtschaft.
anpassen müssen. Drei große Probleme stellen sich in den Vorder-
grund: Stickstoff, Aluminium, Karbid und dessen Veredelung.
Das Stickstoffproblem ist heute weniger technischer
als wirtschaftlicher Art. Der Vorkriegsbedarf der Landwirtschaft,
die den weitaus größten Teil des Stickstoffes bezog, betrug
202 000 t Stickstoff’).
In verschiedenen Jahren betrug die Belieferung der deutschen
Landwirtschaft:
N P: O; Kı 0
1913. . 2. . . . t 210000 630 000 557 000
lia s k a O‘ 92 000 325 000 779 000
1918. . . . . . „ 115500. 231 000 670 000
1919. . . . . . „ 159200 ` 147 000 196 000
1920... n» 212000 268 000 578 000
D) Es wurden gedeckt:
93009 t Stickstoff als C'hilesalpeter,
OOW „als Norgesalpeter,
95000 „ als Ammonsulfat,
8000 „ als Kalkstickstoff,
292 009 t
*) Das sind heute bei Wärmekraftwerken nicht mehr die Brenn Einheiten,
sondern 69000 kVA (Goldenbergwerk). Abschaltleistungen sind bis 05 Mill. kVA
gebaut worden. D. 5.
Die Stickstoffbelieferung i. J. 1920 hatte die Vorkriegsziffer wieder
erreicht, im laufenden Jahr wird sie wesentlich überschritten
werden, was um so wünschenswerter ist, als die Ernteerträgnisse
der letzten Jahre wesentlich (40 bis 5DU %4) unter dem Ertrag von
1913 geblieben waren’). Nun ist allein die Stalldüngermenge 1919
gegen 1913 um 260 000 t Stickstoff zurückgegangen’).
Bei der aus Valutagründen beschränkten Einfuhrmöglichkeit
von Futtermitteln — 1912 wurden 14 Mill. t im Werte von
350 Mill. Goldmark eingeführt — wird ein Mehrbedarf von 100 bis
200 000 t Stickstoff zur Deckung des Ausfalles an Stalldünger
erforderlich bleiben. Zuzüglich der erwähnten 202 000 t Stickstoff
wäre also z. Zt. ein Gesamtbedarf der deutschen Landwirtschaft
an künstlichen Stickstoffdüngemitteln von 300 bis 400000 t
gegeben, lediglich zur Aufrechterhaltung der Erntemenge 1913.
Die Stalldüngermenge wird sich durch den immer besser werden-
den Viehstand allmählich wieder erhöhen und zu einer Ernte-
steigerung beitragen.
Damit wäre das Maximum der Aufnahmefähigkeit des Bodens
noch nicht erreicht. Deutschland stand zwar an spezifischer
Düngemittelzufuhr an vorderer Stelle und wurde nur von den drei
kleinen Nachbarländern Belgien, Luxemburg und Holland über-
troffen?®).
Innerhalb Deutschlands sind die spezifischen Stickstoif-
gaben, die im Mittel 6 bis 7 kg/ha betragen haben, noch sehr ver-
schieden. An erster Stelle steht 1920 die Rheinprovinz mit 14,8 kg
Stickstoff je ha landwirtschaftlich genutzter Fläche, dann folgen
Provinz Sachsen und Westfalen mit 11 bzw. 10 kg N f. 1 ha, an
letzter Stelle steht Ostpreußen mit 12 kg und an vorletzter
Bayern mit 2,15 kg/ha. Die niedrigen Ziffern stammen aus Gegen-
den mit stärkerer Viehwirtschaft.
Es ist schwierig, den größten Stiekstoffbedarf
Deutschlands zutreffend vorauszubestimmen. Alle landwirt-
schaftlichen Versuchsstationen betreiben gerade in letzter Zeit
eifrig die sogenannten „Überdüngungsversuche“. Ein abschließen-
des Urteil liegt noch nicht vor. Versuche zeigten, daß auf einem stick-
stoffarmen Versuchsfeld bei vierfacher Stickstoffabgabe — 124 ke
f. 1 ha — gegenüber Normaldüngung noch annähernd proportionale
Mehrerträge erzielt werden. Im allgemeinen kann gesagt werden,
daß mit zunehmender Stärke der Düngung das Mehrerträgnis absolut,
aber nicht im Verhältnis zunimmt!!). Die Möglichkeit einer Verdop-
pelung der Ernte von 1913 in vielleicht 20 Jahren erscheint durchan-
nicht als Utopie.
Eine Grenze der Stickstofflüngung ist auch durch die Be-
schaffungsmöglichkeit der gleichzeitig notwendigen Phosphor-
säuremenge gegeben, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Ernte
dem Boden auf 3 kg N etwa 1 kg Phosphorsäure entzieht.
Eine Bedarfsmenge von mindestens 500 000 t Stickstoff wird
in absehbarer Zeit auch unter Berücksichtigung der schwie-
rigeren Phosphorsäurebeschaffung als notwendig erscheinen”),
wenn kein Raubbau mit der „alten Kraft” des Bodens getrieben
werden soll. Die Menge von 500000 t würde einer mittleren Zu-
gabe von 17 kg/ha entsprechen, die gegenüber erfolgreichen Ver-
suchsdüngungen mit 60 bis 100 kg/ha und gegenüber einem tat-
sächlichen Entzuge von 50 bis 80 kg/ha in Jahren geringer Ernte
als denkbar, keinesfalls übertrieben scheint. Hierbei soll ein durch-
schlagender Erfolg biochemischer Forschung, der die Wirksamkeit
bakterieller Umwandlung von Luftstickstoff erhöht, außer Ansatz
bleiben und nur der Hoffnung von F. Haber!) Raum gegeben
werden, daß die Wissenschaft künftig auch von hier aus neue Wege
finden wird. l
Die Leistungsfähigkeit der bestehenden Anlagen zur Erzeugung
von Stickstoffverbindungen ist nun wie folgt anzunehmen:
Haber-Bosch-Verfahren 300 000 t
Kalkstickstoffwerke pa 70000 t
Kokereien und Gasanstalten ‘Oo 000 t
Insgesamt 440 000 t
Die tatsächliche Erzeugung kann so erwartet werden, daß nach
Abzug des Bedarfes für die chemische Industrie etwa 350 000 bi:
400 000 t der Landwirtschaft verbleiben werden.
Für den Augenblick wären die in Aussicht genommenen
400 000 t ausreichend; bis zum Zeitpunkt, da neue Anlagen, ins-
besondere neue Großwasserkraftanlagen, errichtet sein werden, also
nach einer Reihe von Jahren, wird die deutsche Landwirtschaft für
8, Ernteerträgnisse Mill. t: _
Wei
oggen zen Hafer Gerste Kartoffeln Heu
1913 12.1 4.4 95 3,7 529 —
1917 6,9 22 3.0 — 3.4 =
1918 8,0 2,4 4,7 = 294 214
Mill. ha 1918 5,7 1,3 Ja 1,3 27 0.
dz/ha 1918 13,9 17,1 14.3 15.1 10,8 35
9 Denkschrift des preuß. Landwırtschaftsministeriums zur Frage der Volk>-
EeNNDTUnG 1920.6:
1913: Stalldünger 450 000 t N, 510000 t. PsO; 1919: Stalldünger 1% 000 t N, 200 000 t P:0-
1) Kunstdünger 1 ha: „Belgien 274 kg, Luxemburg 201 kg, NiederlanĖd
196 kg, Deutschland 168 kg, Österreich 2 kg. Rußland 6kg, Argentinien 0.3 kg
..% Bei normaler Stickstoffdüngung kann angenommen werden, daß 1 hg
Stickstoff 20_kg Körnerfrucht, 100 kg Kartoffeln Mehrertrag lieferte Nach
P. Wagner: Mehrertrag von 1 kg Stickstoff als Salpeter: 35 kg Winterweizen.
14 kg Sommerweizen, 214 kg AYU ETEO READ: 25 kg Hafer, 21,4 kg Gerste, 140 kg
Kartoffeln. 214 kg Zuckerrüben, 450 kg Futterrüben. .
Gerlach u. Hiltner, 6 Sitzungsbericht d. Bayer. Landwirtschafts-
rates v. 22. XIT. 1920. l
3, „Zeitschrift f. angew. Chemie“, 1922, 39.
28. Juli 1922.
veitere 100 000 t, wahrscheinlich für mehr, aufnahmefähig sein. Wel-
che Energiemenge würde eine elektrochemische Erzeugung dieser
Stickstoffmenge beanspruchen?
Die Verbrennung von Luft im elektrischen Lichtbogen
scheidet für deutsche Verhältnisse aus, da mit derselben Energie-
menge nach den anderen Verfahren das 3- bis 4-fache an Stickstoff-
verbindungen hergestellt werden kann.
Für eine Jahreserzeugung von 100 000 t Stickstoff, als verpackte
Waregewogen, wären nach dem Lichtbogenverfahren erforderlich:
‘2 Milliarden kWh = 840 000 kW mittlerer Leistung; die Erzeug-
nisse wären Kalksalpeter, Salpetersäure und Ammoniumnitrat neben
etwas Natriumnitrit (8 % der Stickstoffmenge als Nitrit).
|
Das Kalkstickstoffverfahren erfordert ‘15 bis 17
kWhikg Stickstoff!*). Für eine Jahreserzeugung von 100 000 t Stick-
stoff wären also notwendig:
16 Milliarden kWh = 1% 000 kW mittl. Leistung und 380 000 t
Koks und 700 000 t Kalkstein.
In geölter Form hat Kalkstickstoff unter den deutschen Land-
wirten viele Liebhaber gefunden, die Stickstoffnet war sein bestes
Proragandamittel. g
Kalkatickstoff verwendet Calciumkarbid als Zwischenprodukt,
lasen Erzeugung in weitgehendem Maße der Jahresinkonstanz der
Wasserkräfte angepaßt werden kann. Das hauptsächlich während
der Sommermonate hergestellte Karbid kann teilweise gestapelt
ı nd einem gleichmäßig geführten Azotierungsbetrieb zugebracht
vorden. Im Interesse der Wirtschaftlichkeit müßte auch in den Win--
termonaten Energie zur Verfügung stehen, wenigstens % der Som-
nerleistung.
Das Haber-Baschsche Verfahren der Ammoni-
aksynthese aus den Elementen Stickstoff und Wasserstoff hat
‘ich zum größten synthetischen Stickstoffbindungsverfahren ent-
wirkelt. Die Anlagen Oppau und Merseburg der Badischen Anilin-
md Sodafabrik (BAS) stellen gigantische Leistungen chemischer
Technik dart’).
Das Hauptprodukt ist Ammoniakwasser, aus dem flüssiges,
wasserfreies Ammoniak, oder durch Umsetzung des kohlensauren
Ammoniaks mit Gips oder durch Neutralisation mit. Schwefelsäure
\mmonsulfat gewonnen wird; durch Verbrennen des Ammoniaks
erhält man nitrose Gase, daraus Salpetersäure, die mit Ammoniak
verbunden, Ammonnitrat bildet. Durch Umsetzen von Ammonium-
xarbonat mit Steinsalz kann Soda und Ammoniumchlorid erhalten
werden. Aus Ammoniumkarbonat wird im Autoklaven der hoch-
wertige Harnstoff gewonnen. So sind zahlreiche Möglichkeiten
ier Anwendung des Ammoniaks gegeben.
Stickstoff und Wasserstoff werden von der BAS mittels Kohle
und Koks erzeugt. Durch Verbrennen mit Luft wird aus Kohle Ge-
neratorgas mit. 30 % CO und 67 % N, erzeugt (1 kg Braunkohlenbri-
xotts liefert 2,8 m? Gas). Aus Koks wird Wassergas mit 50 % H, und
N% CO erhalten (1,4 m? Gas aus 1 kg Koks). Generatorgas und
Wassergas werden nun im Verhältnis von 1:2 gemischt: durch Er-
hitzen mit Wasserdampf in Gegenwart eines aus FeO und Cr,O, he-
-tehenden Katalysators wird das CO + H,O in H, und CO, über-
Fiıhrt. Das so erhaltene, aus Ns, Ha und CO, bestehende Gasgemenge
wird auf 20 bis 27 at komprimiert. und durch Auswaschen mit H,O
wird die CO, abgeschieden. Die CO-Reste werden unter 200 at durch
Kıpfersalzlösungen ausgewaschen, so wird schließlich das Gemenge
\2.3 H, erhalten, das, in Katalysatoröfen bei 200 at und 500° erhitzt,
in Ammoniak umgewandelt wird. dessen Auswaschung bei 200 at
vin Ammoniakwasser mit 25 % NH, liefert. Es wird in Kesselwagen
“arsandt. soweit es nicht im eigenen Betriebe die vorstehend skiz-
serten Umarbeitungen erfährt.
_ Die für das Haber-Boschsche Verfahren verbrauchten Koks- und
Ku'hlenmengen werden sehr verschieden angegeben. Zuverlässige
Angaben sind nicht erhältlich, sie schwanken zwischen 6 und
12kg Kohle und Koks f. 1 ke Stickstoff. DererheblicheKoh-
‚enstoffaufwanddes Verfahrens derBASläßtsichietzt
vollständig durchelektrische Energieersetzen.
Die Ammoniaksynthese ist in ihrer technologischen Bedeutung
“aniger ein Stickstoff- als ein Wasserstoffproblem, seine Erzeu-
<ungakosten sind wesentlich für den Preis des Ammoniaks. Nun läßt
-ich Wasserstoff elektrolvtisch aus Wasser mit einem FEinergirauf-
wand von 5% bis 6 kWh Gleichstrom f. 1 m? gewinnen, Stickstoff mit
“nem Energieaufwand von 0,4 bis 0,5 kWh im Dauerbetriebe nach
Linde. Rechnen wir mit 3m? H, und 1 m? N, auf 1 kg Stickstoff, so .
reiht sich als Energiebedarf für 1 kz Ammoniakstickstoff cin-
-hließlich des Radarfes für Kompression und allzemeine Fabrik-
"werke 20 bis 9 kWh Steht Drehstrom an Stelle von Gleichstrom
zur Verfügung, so erhöht cich der Kraftbedarf um den Umformungs-
‘Inst, also um etwa 2 kWh.
Für eine Jahreserzeugung von 100000 t Stickstoff in Form
“m Ammoniakwasser oder in Form von flüssirgem, wasserfreien
3 wären somit nach diesen „Wasserkraftverfahren der Ammo-
— a
F LLLE „Zeitschr. d. Vereins zur Beförderung des (iewerbefleißes“, Bd.
a” C.Bosch. Der Stickstoff in Wirtschaft und Technik.
n Verh. der Ges,
)sutsch. Natnrforscher u. Ärzte 19%.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29.
859
niaksynthese“ 2 Milliarden kWh bei 240 000 kW mittlerer Leistung
und keine Kohle erforderlich.
Die hohen Anlagekosten, insbesondere der Elektrolyse, bedingen
für diese Verwertung elektrischer Energie möglichst konstante Jalı-
resleistung. Dagegen wäre Anpassung an inkonstante Tagesleistung
möglich. Anlagen für eine Jahresleistung von zusammen 100 000 t
Stickstoff würden etwa 200 000 kW für die Elektrolyse benötigen
und damit stündlich 36 000 m? Wasserstoff entwickeln. Durch Auf-
stellung von Gasometern für insgesamt 150 000 m? könnten 800 000
kWh elektrischer Spitzenarbeit während 4 h oder, in Drehstromlei-
stung gemessen, 900 000 kWh freigegeben werden. Die Freigabe die-
ser elektrischen Arbeit könnte auch auf mehr als 4 h, z. B. während
der Tagesstunden, erfolgen. Die elektrolytische Einrichtung müßte
bei dem gewählten Beispiel 20 % größer gewählt werden. Eine Elek-
trolyseuranlage läßt sich im allgemeinen um 50 bis 100 % überlasten,
hei gleichzeitiger Erhöhung des Energiebedarfes je m? Wasserstoff,
und zwar bei:
-Belastung . . . . . um 52 kWh ie m®’A,
Normalbelastung . . . „ 55, ny v
20% Überlastung . . . „5335 „p nn
50 PP Hs e e. œ " 6,3 n” „ -
100 re „ X n 1,3 n n AA
Von Wasserelektrolyseuren liegen Ausführungen von Schuckert vor,
die vor 25 Jahren von mir unter Vermeidung eines Diaphragmas kon-
struiert, in den letzten Jahren vervollkommnet wurden; Schuckert
hat laut Patentschriften auch die Anwendung von Asbestdiaphrag-
men aufgenommen, Pechkranz in Genf verwendet ein galvanisch her-
zestelltes Nickeldiaphragma. Auch die Apparate von Garuti und
einige amerikanische Konstruktionen haben Anwendung gefunden.
Die Amerikaner?®) und Engländer!) lehnten sich in der Ammo-
niaksynthese ganz an das Haber-Boschsche Verfahren an, G. Claude
in Frankreich und Casale in Italien gingen kühne Wege.
Haber?®) hatte sich die Anwendung „sehr hoher Drucke von etwa
100 at, zweckmäßig aber von 150 bis 250 at und mehr” schützen las-
sen, G. Claude fand, daß die Anwendung von Drucken von 1000 at'®)
besondere Vorteile bringt: Die Kompressionsarbeit ist bei 1000 at
gegenüber 200 at nur 30 % größer; bei 1000 at erhält man eine NH,-
Konzentration von 25 % gegenüber 6% bei 200 at, man kann also
durch Hintereinanderschalten von 5 Katalysatoröfen das gesamte
Gasgemenge umwandeln, wobei das gebildete NH, zwischen den ein-
zelnen Öfen in einfacher Weise durch Abkühlen auf gewöhnliche
Temperatur unter dem hohen Druck flüssig und weitgehend abgezo-
gen werden kann.
In der Tat zeichnet sich die Versuchsanlage von Claude in
Montereau, die bereits Elemente für eine Anlage für 5 t Tages-
leistung aufweist, durch eine bemerkenswerte Einfachheit aus.
. Fingerdicke Rohre verbinden den Ofen mit den Abscheidern von
flüssigem Ammoniak. Der Hyperkompressor verdichtet mit ge-
ringen Gasverlusten von 100 auf 900 bis 1000 at.
Casale arbeitet in einer Versuchsanlage in Terni bei Rom mit.
elektrolytischem Wasserstoff bei 500 at; bei diesem Druck will Ca-
sale einen Katalysator von besonders langer Lebensdauer gefunden
haben.
Die Katalysatorofeneinheit der BAS erzeugt 20 t Ammoniak im
Tag, ist zu einer wirtschaftlich arbeitenden Größe entwickelt und
wird wohl ihren Vorsprung einhalten.
Die gemachten Ausführungen zeigen, daß die deutsche Stick-
stoffindustrie für einen zu erwartenden Mehrbedarf von 100 000 t
Stickstoff 1,6 bis 2 Milliarden kWh aufnehmen könnte, wobei
ein Weasserkraftverfahren der Ammoniaksynthese besonderen
Wert auf möglichst konstante Energielieferung legen muß, aber Ta-
gesschwankungen aufnehmen könnte, während die Kalkstickstoff-
industrie sich der Jahresinkonstanz weitgehender anpassen läßt.
Diese Anpassungsfähigkeit beider Industrien müßte bei der Strom-
preisfrage verwertet werden, damit Stromkosten erzielt werden,
die die Lieferung billigen Stickstoffes für die deutsche Landwirt-
schaft ermöglichen.
Die Herstellung der für unsere Ernährung so wichtigen Stick-
stoffverbindung Ammoniak als Ausgangsprodukt verschieden-
artiger Düngemittel, lediglich aus Luft, Wasser und
elektrischerEnergie, stellt ein hohes technisches Ziel dar,
dessen Verwirklichung als Ergänzung der auf Kohle basierenden
Stickstoffwerke begrüßt werden müßte.
16) Atmospheric Nitrogen Corp.. von der General Chemical Co. und der
Solvay Process (o. gegründet, nach dem de Jahn-Verfahren, soll mit 100 at statt
2X at bei der BAS gearbeitet werden. U. S. Nitrate Plant Nr.1 in Sheffield Al.
ist nicht über daz Verruchsstadinm gekommen,
13) Synthetic Ammonia & Nitrates Ltd.. Billingham on Tees, gegründet von
Brunner. Mond & Co.. will 100t Ammoniak am Tar herstellen.
® DRP 23845) v. 14. IX. 199 v. F. Haber. „Verfahren zur Darstellung von
Ammoniak aus den Elementen durch Katalyse unter Druck bei erhöhter Tempe-
ratur. dadurch gekennzeichnet. daß die Vereinigung unter sehr hohen Drucken
von etwa Id at. zwackmälßig aber von 150 bis %0 at und mehr. vorgenommen wird “
9% Franz. Pat. 50281 v. 31. III. 1917. „Verfahren zur synth. Herstellung von
Ammoniak aus seinen Elementen. dadurch gekennzeichnet, daß die Reaktion
unter einem Druck von 400 bis 200 at stattfindet. bei 500-=—70P. wobei die Gase
sukzessive durch mehrere Katalysatoren geführt werden unter Verwendung von
Wärmeaustauschern und mit Verflüssigung des Ammoniak smittels kalten Wassers
„wischen den einzelnen Katalysatoren.”
980
-
28. Juli 1922
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29.
Zur Deckung des gesamten deutschen Stickstoffbedarfes
bleiben mit Kohle arbeitende Stickstoffwerke unentbehrlich, um
so mehr, als für eine elektrochemische Ammoniakerzeugung die
erforderlichen Wasserkräfte nur sukzessive und unter Beachtung
aller durch eine schwankende Valuta gegebenen Risiken zur
Verfügung gestellt werden können.
Eine interessante Verbindung der Stickstoffindustrie mit der
Aluminiumindustrie hat der Österreicher Serpek angestrebt, indem
er Tonerde und: Kohle im Schachtofen oder im Drehofen auf 1600 °
erhitzte und Stickstoff darüber leitete; das gebildete A lu minium-
nitrit lieferte, mit kochendem Wasser bei 2 bis 4 at behandelt,
Ammoniak und Tonerde. Auf 1 kg Ammoniakstickstoff wurden 4 kg
T'onerde gewonnen und 18 kWh verbraucht. Das Verfahren wurde
in Frankreich mit enormer geldiicher und technischer Unterstützung
ausgearbeitet, hatte aber keinen industriellen Erfolg.
Die deutsche Aluminiumindustrie hat sich erst
während des Krieges entwickelt. Vor dem Kriege wurde nur in
Rheinfelden in einem Werke der Aluminium-Industrie A.G. Neu-
hausen, mit etwa 3000 kW 800 t jährlich produziert. Während
des Krieges wurde Al zunächst in Rummelsburg bei Berlin, in
Horrem bei Köln und in Bitterfeld (15000 kW) erzeugt, dann
wurden die Vereinigten Aluminiumwerke in Lauta (Niederlau-
sitz) mit 56000 kW und das Erftwerk am Niederrhein mit
60000 kW Grleichstromleistung erstellt, die Drehstromleistunr
wurde dem Erftwerk unter 100 000 V vom Rheinisch-West fälischen
Elektrizitätswerk geliefert. Das Lautawerk verfügt über eine
eigene Kraftanlage. Ein Wasserkraftwerk, die Innwerk, Baye-
rische Aluminium A.G. ist noch im Bau und wird rd 36 000 kW
Gleichstromleistung entwickeln.
Das Herstellungsverfahren für Aluminium ist
immer noch dasselbe, wie es von Heroult, Kiliani und Hall ausgear-
beitet wurde. In Europa haben sich die runden, mit Kohle ausge-
fütterten Bäder mit 10 bis 12 kubischen Elektroden, mit 8000 A bei
‘ V arbeitend, eingebürgert, während in Amerika die viereckigen
Behälter mit länglichen, zylindrischen Elektroden üblich sind.
In den Bädern wird Kryolith elektrisch eingeschmolzen, in
den Schmelzfluß bei 800 bis 900° reine Tonerde eingetragen, die
sich auflöst und durch Elektrolyse in Al und Sauerstoff, der
sich mit der Anodenkohle zu Kohlenoxyd verbindet, zerlegt wird.
Das gebildete, am Boden sich sammelnde Al wird ausgeschöpft.
Auf 1 kg Al sind erforderlich:
2 kg reine Tonerde,
0,8 bis 1 kg aschearmer Elektrodenkoble,
0,1 bis 0,3 kg Kryolith und Fluorid,
30 kWh,
0,3 Arbeiterstunden.
Die reine Tonerde wird am vorteilhaftesten aus dem roten.
Bauxit gewonnen, einem mit Fisenoxyd gemengten Tonerde-
hydrat. Fein gemahlener, caleinierter Bauxit wird mit Natron-
lauge unter 10 at aufgeschlossen, die erhaltene Aluminatlauge
wird verdünnt, vom Rotschlamm, der Eisen und Kieselsäure
quantitativ zurückhält, filtriert und in Rührgefäßen tagelang
ausgerührt. Durch das Ausrühren fällt Tonerdehydrat aus; das
Verhältnis Al,O, :Na,O sinkt dadurch in der Lauge var ı:?2
auf 1:6. Die ausgerührte Lauge wird eingedampiw und zum
Wiederaufschließen verwendet. Das bienaenu weiß erhaltene
Tonerdehydrat wird im Drehofen zu wasserfreier Tonerde ge-
elüht. ! kg wasserfreie Tonerde erfordert:
2 kg Bauxit,
0,1 kg Ätznatronersatz,
2 kg Kohle.
Es ist verständlich, daß sich die Tonerdeindustrie wegen Kohle
und Fracht am Rhein und an der Oder angesiedelt hat?®). Die deut-
sche Tonerdeindustrie hat sich zu einem mächtigen Zweig der Roh-
stoffveredelung entwickelt; sie versorgt nicht nur den deutschen Be-
darf, sondern auch in großem Umfange den Export, besonders nach
der Schweiz und Norwegen.
Leider ist das deutsche Bauxitvorkonmen am Vogelsberg in
Hessen unzureichend. Der beste Bauxit, d. i. Tonerdegehalt etwa
60% und Kieselsäure weniger als 3%, stammt aus der Gegend
von Beaux in Südfrankreich und kommt von dort über Marseille.
Gutes Vorkommen finden sich in Nordamerika, Istrien, Dalmatien,
Ungarn (Bihargebirge). Kieselsäurereicher sind Vorkommen in
Südsteiermark, Krain und Irland.
Deutscher Ton läßt sich ebenfalls auf reine Tonerde um-
arbeiten; das Verfahren ist technisch reif, das Bauxitverfahren
wird aber im allgemeinen vorgezogen. An Rohstoffen würde es für
nn das das verbreitetste Metall Ser Erdrinde ist, nicht
ehlen
5%, (Gsoldschmieden bei Breslau. Martinswerk EL heim-Erft bei Köln. Gebr.
A e -Ludwigshafen a. . Chem. Fabrik Hönningen a. Rh.
aautawerke
. Die Aluminiumproduktion iet in den Kriegsjahren
in den Vereinigten Staaten, in Deutschland und in Norwegen
stark gesteigert worden, so daß die Weltproduktion
1914 83 500 t,
1920 160 800 t
betrug, sich also verdoppelt hatte. 1908 betrug die Weltproduktion
18 600 t?').
Die Auwenduugdes Reinaluminiums steigert sich
von Jahr zu Jahr; das geringe spezifische Gewicht bei verhältnis-
mäßig hoher Festigkeit hat zu einer ausgedehnten Anwendung al~
Konstruktionsmaterial geführt, bei Bau von Luftfahrzeugen, Stra-
Benbahn- und Eisenbahnwagen, Motorrädern, Automobilen, Instru-
menten und Apparaten??). Holz, Messing, Kupfer und Ziuk können
mit technischen und wirtschaftlichen Vorteilen ersetzt werden. Aus-
gewalztes Al wird als Blattaluminium für Stanniolersatz, als dünnes
Blech für Flaschenkapseln und für Tuben verwendet. Aus stärkerem
Blech werden 50 Pf-Stücke gemünzt, wozu etwa 1000 t Aluminium
Verwendung fanden.
Seine chemische Widerstandsfähigkeit hat einen noch immer
steigenden Absatz von Haushaltungsgezenständen ermöglicht; etwa
6500 t werden in Deutschland diesem Zwecke zugeführt In der che-
mischen Industrie wird Al als Gefüßmaterial bei der Herstellung ven
Salpetersäure, von Fettsäuren, von Essigsäure, in Brauereien al-
Laagerbehälter angewendet; in großen chemischen Werken ist der
Al-Schweißer heute ebenso unentbehrlich wie früher der Bleilöier.
Die große Affinität zu Sauerstoff verwertet die Eisen- un!
Stahlindustrie durch Zusatz von Al oder Al-Legierungen in den
Metallbädern, die Sprengstoffindustrie durch Zusatz zu Ammon-
nitrat, die Aluminothermie zur Gewinnung kohlefreier Metalle.
Es würde zu weit führen, an dieser Stelle die vielseitigen Anwendun-
gen inder Elektrotechnik aufführen zu wollen, die heute allein etwa
+500 t für eLitungszwecke verbraucht.
Als Freileitungsmaterial bewährt sich Reinaluminium überall
da, wo man sich seiner Eizenart etwas angepaßt hat. Für Hochstr orm-
leitungen werden Al-Schienen und Al-Rohre von 60/40 mm in immer
ausgedehnterem Maße verwendet. Die Anwendung von Al-Kabeln
ist wegen des bei gleicher Strombelastung größeren Verbrauches an
l=olier- und Mantelmaterial zurückgegangen.
Von Al-Legierungen haben sich „Duralumin” (0,5% Mn,
3,5 bis 5,5 % Cu, 0,5 bis 0,8% Mn), das eine Festigkeit von 41 kg iv
mm? bei 20 % Dehnung aufweist und ein vorzügliches Konstruktions-
material darstellt, und „Silumin“ ®) (mit Siliziumzusatz), letztere-
besonders für Gußzwecke, bewährt.
Die weitere Ausdehnung der Al-Verwendung ist abhänziz
von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, von den Ergebnissen
der Forschungsarbeiten und vom Preise,
Der Al-Preis soll in Deutschland auf das 1,3-fache des Kupfer-
preises eingestellt werden, Die Erforschung neuer Anwendungen
wird von der amerikanischen Al-Industrie in großzügiger Weise, in
vorzüglich ausgestatteten Untersuchungslaboratorien betrieben.
J. W. Richards, der aufmerksame Beobachter der Entwicklung
der amerikanischen elektrochemischen Industrie, erwartet in deu
nächsten 50 Jahren einen Al-Verbrauch von 1 Mill. t.
Die künftige Aufnahmefähigkeit der
wurde von Tröger, wie folgt, geschätzt?®?):
deutschen Industrie
16 000 t für bisherige Verwendungszwecke,
4000 t für neue Verwendungszwecke, und
12000 t für elektrotechnische Zwecke.
32.000 t.
Der effektive deutsche Bedarf betrug vor dem Kriege etwa
13 000 t?°). Zurzeit wird die dem Bedarfe entsprechende deutsche
Produktion mit etwa 15 bis 18000 t angesetzt werden können,
bei einer Leistungsfähirkeit der Werke von 28000 t. Auf dir
Dauer wird eine Al-Erzeugung mit Braunkohlestrom kaum wiıt-
schaftlich sein; die Errichtung der Innwerke mit einer voraus-
sichtlichen Jahresproduktion von A000 t Al dürfte diesem Gesichts-
punkte Rechnung tragen. Weitere Al-Anlaren werden der Konkur-
renz der ausländischen, größtenteils abgeschriebenen Fabriken nur
dann gewachsen sein, wenn ihnen besonders günstige Stromliefe-
rungsbediugungen angeboten werden können.
Schluß folgt.)
24) pie Weltproduktion von Kupfer betrug: 1018 757000 t, 1914 9704o t
192) 94 500 t. .
2) Vgl. „Zeitschr. f. Metallkunde“. Bd. 1, 1922, „Die Verwendungsgebiete
des Aluminiums,”
3, Vgl. „ETZ“ 1922. S. 324.
2) Ro Trö er, „Die deutschen Aluminiumwerke und die staatl. Elektri-
zitätlsversorgung.
5) M. v. Porten, „Metall und Erz“, 120, S. 1063.
961
28. Juli 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 29.
Über die Verwendung von Asynchrongeneratoren in Windkraftanlagen.
Von Ingenieur Kurt Herzog.
Übersicht. Es wird auf die Vor- und Nachteile der Drehstromer-
seugung durch Windkraftanlagen im Gebirge hingewiesen. Bei Besprechung
der Verwendbarkeit von Asynchrongeneratoren für solche Zwecke werden
dann Mittel und Wege angeführt, wie bei Veränderung der Windradleistung
gute Übereinstimmung zwischen den Generator-Läuferdrehzahlen und den
(in kW, bei Berücksichtigung der geschätzten Asg.-Reibung:=-
verluste und einem Windraddurchmesser von Ø m).
Die vom Asg. bei derselben Läuferdrehzahl n, aufgenommene
mechanische Leistung W,m erhält man in bekannter Weise aus
dem Kreisdiagramm von Ô ssanna (Abb. 1). Den Betrachtungen
günstigsten Windraddrehzahlen zu erzielen wäre. Es folgen ferner An-
zaben über die erforderlichen Leistungsverhältnisse zwischen Windkraft-
generator, Taktgeber und Netz und schließlich noch Vorschläge für Vor-
kehrungen zur elektrischen Pufferung von Windstößen.
Das Für und Wider der Gleichstromerzeugung mittels Wind-
kraft wurde bereits öfters erörtert. Die . grundlegenden Ver-
zuche zur Gewinnung elektrischer Energie aus der des Windes
wurden von Prof. Paul la Cour in Dänemark angestellt, einschnei-
dende Verbesserungen stammen von Dr.-Ing. Liebe und von einigen
unserer Großfirmen!).
Die: Vor- und Nachteile der Drehstromerzeugung in Wind-
kraftanlagen bei Verwendung von Asynehrongeneratoren sollen
nachfolgend besprochen werden. Die bekannten Merkmale beider
Stromsysteme sind auch hier zu ‚beachten, nämlich die Möglich-
keit der Anwendung hochgespannten Drehstromes, daher seine
billige Fernübertragung, anderseits die Speicherbarkeit der
Gleichstromenergie im Bleisammler. Zum Nachteil der Gleich-
zeiigkeit von Drehstromerzeugung und seines Verbrauches im
Netz gesellt sich noch das Erfordernis eines taktgebenden Syn-
chrongenerators. Der durch Windkraft in Asynehrongeneratoreu
»rzeugle Drehstrom kann also nur zur Unterstützung eines be-
ieita vorhandenen Netzes verwendet werden.
Für die Wahl der Größe einer solchen Anlage kommen zu-
wächst dieselben Gesichtspunkte wie bei der Gleichstromerzeu-
sung in Frage. Auch hier scheiden Windkraftanlagen für größere
Leistungen wegen ihrer hohen Anlagekosten und der Notwendig-
keit ständiger Wartung aus. Anders aber bei kleineren Anlagen.
trleichstromwindkraftwerke können nur in unmittelbarer Nähe
des Verbrauchers erbaut werden; aus diesem Grunde haben sich
:oiche Anlagen bisher nur an der Meeresküste oder im flachen
Lande eingebürgert, in Gegenden also mit einer durchschnitt-
lichen Windgeschwindigkeit von 4 bis 5m/s. Auf allseits freien
Bergrücken, im Riesengebirge z. B., wurden aber mittlere Wind-
Zeschwindigkeiten von 10 bis 11 m/s festgestellt. Mit einem Rade
von 1,0 m Durchmesser kann man bei einer Windgeschwindigkeit
von 5 m;s rd 1,7 kW erzeugen; da die Leistung des Windrades
wit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit steigt, könnte
man mit demselben Rade bei 11 m/s mittlerer Windgeschwindig-
keit am Riesengebirgskamm 18 kW erzeugen und deu Drehstrom
mittels Fernleitung zu Tale führen. Es wäre nur eine wider-
standsfähigere Bauart des Rades nötig. Zum Vergleich der mitt-
leren Windgeschwindigkeiten seien die Monatsmittel aus den in
Potsdam und auf der Schneekoppe festgestellten Tagesmitteln in
der Fußnote angeführt?).
Die Verwendbarkeit des Asyncehrongenerators (Asg.) in
Windkraftanlagen erhellt aus seiner Arbeitsweise und der Mög-
lichkeit, bei verschiedener Windradleistung gute Übereinstim-
mung seiner Läuferdrehzahlen mit den günstigsten Windraddreh-
zahlen erreichen zu können. Um diese Verhältnisse einiger-
maßen zu überblicken, werde an la Cours Angaben festgehalten,
daß die Windradleistung Nw in PS:
POT A
”— 1250
ist (F = Windradfläche in m?, v = Windgeschwindigkeit in
t.s), und daß das Rad dann mit dem besten Wirkungsgrade
ırbeitet, wenn seine Umfangsgeschwindigkeit Ca =: 2,5 v beträgt.
L’amit die Anlage wenig Beaufsichtigung verlange, möge Riemen-
'rieb tunlichst vermieden werden und die Übertragung des Dreh-
momentes von der Windradwelle auf die des Asg.-Läufers nur
mittels Zahnrädern erfolgen. Dadurch ist die Größe des Über-
setzungsverhältnisses u begrenzt. Unter diesen Voraussetzungen
ergibt sich nachfolgende Beziehung zwischen Windradleistung
aud Läuferdrehzahl n3:
1 nn Ø 1
U= ee a =
25 30 2`u
_ F /1 ma giy’
w = 320 (25 30 2 x) . 0,736 . 0,98
1 Kinveilagike Veröffentlichungen sind u. a.: „Die Windkraft“, Prof.
Panl ia Cour., ipzig 1905, M. Heinsius Nacht. ; -Die elektrischen Wind-
kraftwerke in Dänemark“ von Nils Anker. Frankfurt a. M., „ETZ* 1997, S. 901:
Windhraft-Elektrizitätswerke* von J. Bohm, „ETZ“ 19%. S. 1250; „Die Mög-
'rkkeiten der Windausnützung und ihre Bedeutung für die Energiewirtschaft“
«03 Dr. Ing. G. Liebe, Dresden, -ETZ* 1920, S. 501.
N
2 Schneekoppe Potsdam - Schneekoppe Potsdam
Januar — m/s 52 m's Juli 195 m/s 435 m.s
Februar — . 53. August 106. 3.8
März - , A September 151 . >46 n
pn 95 „ DI Oktober WE. 0.5 5
j 332 „ 43 „ November — . Du.
Juni 1067 » 4,35 „ Dezember — „ Dr.
Alb. 1.
Kreisdiugramm des Asynchrongenerators.
wurde ein Asg. von 15,5 kW Primärleistung, 2000 V verketteter
Spannung und einer synchronen Drehzahl rs = 500 zugrunde ge-
legt. In Abb. 2 ist der Verlauf der Windradleistung Aw, bei
EEE] EDER BE I BF u A
BEP
» =
=
7.1700
Abb, 2. Windradleistungen bei va = 25 v und Asg.-Leistungen in Abhängigkeit
von den Läuferdrehzuhlen bei verschiedenen Übersetzungsverhältnissen und
Läuferwiderständen.
günstigster Ausnutzung und die vom Asg. aufgenommenen (Wam)
bzw. abgegebenen Leistungen (W,) in Abhängigkeit von den
Läuferdrehzahlen ersichtlich gemacht. Bei einem Übersetzungs-
verhältnisse u=% und kurzgeschlossenem Läuferstromkreise
zeigte sich keine brauchbare Übereinstimmung von Nw;und Wam.
Vergrößert man aber den Läuferwiderstand derart, daß der Kurz-
schlußpunkt Pk nach Pı7 fällt, desgleichen auch das Über-
setzungsverhältnis auf u = 7,4, so erzielt man bereits auf einem
größeren Dreh2ahlbereich befriedigende Übereinstimmung von
w;; und Wmr.. Das Windrad würde unter 4 mit einer
größeren, von A bis B etwa mit gleicher, Über B wieder mit einer
größeren, als der wirtschaftlichsten Drehzahl laufen, so dal
jederzeit die \Windradleistung gleich der vom Asg.-Läufer auf-
genommenen Leistung wäre Noch günstiger werden die Ver-
hältnisse bei Verlegung von Pk nach Pky Man hat also in der
passenden Wahl des Übersetzungsverhältnisses und des Läufer-
widerstandes ein Mittel in der Hand, innerhalb weiter Grenzen
der Windgeschwindigkeit bzw. der Läuferdrehzahlen gute Uber-
einstimmung zwischen Nw und Wom zu erreichen.
Die passendste Läuferdrehzahl m bei normaler Windrad-
leistung Nn und Windgeschwindigkeit vn erhält man etwa bei
Erfüllung der Bedingungen, daß bei Nn = Wm, auch nip der
wirtschaftlichsten Windraddrehzahl entspricht und daß die Tan-
gente an die Nw-Kurve in 2 Nn parallel ist zur Geraden durch
Ten rn fell in e o io a n
962
Wm=0 und Wm, = Nn (Abb. 3). Diese bei den obwalten-
den Verhältnissen zulässigen Annahmen zeitigen das Ergebnis,
daß der Läufer die normale, mechanische Leistung Wim, eret bei
einer Schlüpfung s = — 26,7 %, also n = 1,267 Ns es
darf, wenn N» und Wm in einem großen Bereich gleichen
Verlauf aufweisen sollen®). Für diesen allgemein verwendbaren
Wert der Schlüpfung findet man im Kreisdiagramm den zuge-
hörigen Kurzschlußpunkt Px m und den Läuferwiderstand 7, HI,
das Übersetzungsverhältnis aber aus der Gleichung
somit wird für n, = 633, Ø = 75 m und v = 11 m/s, u = 9.
Wir sind hiermit in der Lage, Schlüsse für die günstigste
Wahl des Windrades und des Asg. zu ziehen. Wegen 8=
—%,7% ~ konstant für verschiedene, synchrone Läuferdreh-
zahlen wird sich die verhältnismäßige Zunahme der Läufer-
kupferverluste nur wenig ändern. Das anfänglich Gesagte über
die Vorteile einer Aufstellung an Orten großer Windgeschwindig-
keiten kann also voll berücksichtigt werden. Eine hohe Windrad-
drehzahl ist um so mehr erwünscht, als das Übersetzungsver-
hältnis der Zahnräder nicht zu groß gewählt werden darf, ander-
seits aber die elektrischen Eigenschaften des Asg. eine hohe
Läuferdrehzahl verlangen. Hier sei darauf hingewiesen, daß der
Asg. für Windkraftwerke niemals bei gutem Leistungsfaktor
stark überlastbar sein wird, da das nach oben begrenzte Uber-
setzungsverhältnis und die immerhin kleinen Windraddrehzahlen
keine hohen Läuferdrehzahlen ermöglichen. Die kleinen Poltei-
lungen bedingen aber große Streukoeffizienten, also ein ungün-
stiges Diagramm.
T aF
FARRE
A
ABERE
—TTTPe
NERES
RE ER
Abb, 3. Erreic :hbare Übereinstimmung der Windrad- und A add
bei va = 25 v durch passende Wahl des Übersetzungsverhältnisses und
des Läuferwiderstandes.
Welche Größenverhältnisse zwischen Windkraftgenerator,
Taktgeber und Netzbelastung sind nun erforderlich, wenn eine
möglichst hohe Wirtschaftlichkeit der Anlage erreicht werden
soll? Die Rechnung?) ergibt für alle vorkommenden Fälle Auf-
schluß, doch die vektorielle Darstellungsweise läßt besondere
Figentümlichkeiten von Asg.-Windkraftanlagen augenscheinlicher
erkennen.
Mehr noch, wie bei der Verwendung des Asynchrongenerators zur
Ausnützung von Abfallenergiequellen halbwegs unveränderlicher
Leistung, ist bei Windkraftanlagen auf passende Größenverhält-
nisse zwischen Asg.-Leistung A, Netzleistung N und Leistung des
s Wird unter Beibehaltung der anfungs erwähnten Beziehungen aus a
Gleichnngen erhalten:
_ Fv
N 1250 '
Ny
aN L— n für N=2Nqy,
dv vv,
dabei entspricht die Windgeschwindigkeit v„ der Läuferdrehzahl N: bei
Normallast und v, der synehronen Läuferdrehzahl
dN _ F.30 __ Nn
non’
3 l
12%
v= y- 2 Nn
daher wird aus
3.
Vi _ oO
tn = Un m vs
die Schlüpfung
=- "s = nn = ——' = - HT
d ee ei
V
4 Iing. 0.Spitzer Wien, .„E. u. M.“ 1919, Heft 33.
S=V NEFA IAN cos (a44)
«und @ sind die Phasenverschiebungswinkel des Asg. und des Netzes.
a-
- Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29.
28. Juli 1822.
Synehrongenerators S (durchwegs Scheinleistungen in kVA) zu
achten. Nochmals sei auf die Unmöglichkeit einer wirtschaft-
lichen Energiespeicherung hingewiesen. Daraus ergibt sieh zunächst
bei aussetzenden Winde die Forderung nach dauernder Belastungs-
fähigkeit des Taktgebers mit der Netzleistung. Anderseits wird der
Asg. bei großen Windstärken erhöhte Primärleistungen abgeben.
Damit keine völlige Entlastung des Taktgebers oder gar Motorbr-
trieb eintrete, müßte die Wirkleistung des Netzes gleich oder größer
als die höchste Asg.-Wirkleietung sein. Das Vektordiagramm (Abb.
4) zeigt für diesen Fall die, den einzelnen Strömen entsprechenden,
Abb 4. Anz.-, Netz- und Tuktgeberleistung einer unwirtschaftlichen Anlage.
Scheinleistungen. Es ist. daraus ersichtlich, daß man nur bei hohen
Netzleistungsfaktoren und dann auch nur auf einem kleinen Kreis-
bogen (P, bis P,) ohne Vergrößerung der Synchrongeneratorlei-
stung S auskommen würde. Dem Vorteile einer zeitweiligen Kraft-
ersparnis an der Antriebsmaschine des Taktgebers ständen die un-
verhältnismäßig hohen Anschaffungs-, Tilgungs- und Instandhal-
tungskosten der Windkraftanlage, des Asg. und des größeren Syn-
chrongenerators gegenüber. In dem angeführten Beispiele müßte
bei Verwendung einer Windkraftanlage von angegebener Größe ein
um rd 60 % größerer Synchrongenerator vorgesehen werden, wie bei
Nichtvorhandensein des Asg. Solche Windkraftanlagen dürfen also
niemals ein Netz speisen, dessen Wirkleistung ungefähr der höchsten
Asg.-Wirkleistung gleich ist. Die Verhältnisse für starke Verklei-
nerung von A : N zeigt Abb. 5, u. zw. für jene Netzleistung, hinsicht-
0
Abb. 5. Asg.-, Netz- uud Taktgeberleistung einer wirtschaftlichen Anlage.
lich welcher unser Asg. bei größter Wirkleistung noch keine Über
lastung des taktgebenden Ey nchrongeneratori hervorrufen würde
Für cos ọ = 0,9 tritt dieser Fall bei Amaz: : 8, bzw. bei W, max
Neospgs 1:4 auf. Eine Asg. -Windkraftanlage wird sich in jen
Fällen zur Speisung eines vorhandenen Netzes eignen, in denen A
Verhältnis der Scheinleistungen bei Normallast des Asg. 1:8 nich
überschreitet. Eine Vergrößerung der Phasenverschiebungswinkel
und a gestaltet die Verhältnisse rasch ungünstiger. In unserem Fall
würde bei cos œ = 0,8 bereits eine um 7% größere Taktgebe
leistung S erforderlich.” Am vorteilhaftesten wären mehrer
Windkraftanlagen mit kleinem Verhältnisse A : N, die in einige
Entfernung und räumlicher Verteilung aufgestellt, auf ein g
meinsames Netz arbeiten würden. Dadurch wäre bereits ei
grober Ausgleich störender Windstöße erzielt, da diese niema
gan allen Windrädern gleichzeitig auftreten würden.
Die Pufferung von Windstößen, welche ein Windrad treffe
kann auf mechanischem und elektrischem Wege erfolgen. A
mechanische Pufferung hat sich bisher die Verstellung des Wi
rades durch eine seitliche Windfahne am besten bewährt, B
den bisherigen Betrachtungen wurde die mechanische Regelun
stets außer acht gelassen, zweckentsprechendes Arbeiten derselbe
vorausgesetzt, ließe daher durchwegs günstigere, als die geschi
derten Verhältnisse erwarten. Die elektrische Pufferung au
238. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 29.
863
tretender Windstöße könnte grundsätzlich durch Veränderung des
läuferwiderstandes erfolgen. Dadurch bliebe die Primärleistung
des Asg. ungefähr gleich, während die überschüssige Energie in
Abh.6. Flektrische Pufferung auftretender Windstöße durch selbsttätige
Veränderung des Läuferwiderstandes.
Stremwärmeverluste im L.äuferwiderstande umgewandelt würde.
Dessen Veränderung kann durch einen Fliehkraftregler erfolgen,
der bei Überschreiten der höchsten zulässigen Primärleistung von
PC (Abb. 6) in P’C” den Läuferwiderstand solchermaßen yer-
größern müßte, daß die gesamte Windradleistung P’A’ auch bei
einem Ständerstrom OP aufgenommen würde Durch Verwen-
dung eines Fliehkraftreglers wird aber die Anlage verwickelt und
der Wartung bedürftig. Zweckentsprechender wären aus diesem
Grunde ständig eingebaute Eisenwiderstände Sie müßten so
bemessen sein, daß bei wachsendem Läuferstrome rasche Erwär-
mung und bedeutende Widerstandszunahme einträte, wodurch
zwar keine vollständige Pufferung, wohl aber starke Ab-
schwächung der Primärleistungsschwankungen erzielt würde.
Bei Verwendung von eingebauten Eisenwiderständen könnten
Schleifringe wegbleiben.
Die konstruktive Durchbildung einer Asg.-Windkraftanlage
im Gebirge muß nach dem Grundsatze größtmöglicher Einfachheit
zwecks Ausschaltung ständiger Wartung erfolgen. Der Asg.
kann dauernd an das Netz gelegt sein und bei Windstille als
Motor leer mitlaufen; bei Überschreiten synchroner Drehzahl
durch die Windradwelle wird eine selbsttätige Kupplung einge-
rückt (Schwunggewichte), bei Unterschreiten wieder ausgerückt.
Der Generator kann aber auch fest mit der Windradwelle ge-
kuppelt sein. Ein Fliehkraftschalter besorgt dann beim Erreichen
synchroner Drehzahl das Zu- und Abschalten. Dauernde Ver-
schlechterung des Netzleistungsfaktors haftet der ersten, Stron-
stöße beim unzeitgemäßen Zuschalten hingegen der zweiten Aus-
führung als Fehler an. Der geringe Platzbedarf des Generators
und das Fehlen jeglicher Apparate würde bei Wegfall ständiger
Wartung nur einen kleinen Verschlag unterm Gerüste des Wind-
radturmes erforderlich machen. Gelänge es also, den Windrad-
betrieb auch im winterlichen Gebirge, trotz Schnee und Ver-
eisung, aufrecht zu erhalten, dann könnten Asg.-Windkraft-
anlagen Vorteile gegenüber Gleichstromanlagen gewähren. Solche
Versuche fehlen aber noch.
Die Elektroindustrie in der Tschechoslowakei’).
Die jüngste Entwicklung der Elektroindustrie in der Tschecho-
slowakei ist durch eine vollständige Stagnation gekennzeichnet
und bietet den Machthabern in Prag die heilsame Lehre, daß
die bis dahin befolgte Orientierung der Politik nach dem Westen,
d. h. nach Frankreich, dem Land zum Verderben gereichen muß.
Die Tschechoslowakei ist, wie schon die geographischen Verhält-
nisse erkennen lassen, auf die regsten Handelsbeziehungen mit
den Nachbarstaaten, insbesondere mit Deutschland angewiesen.
Es bestätigt dies auch die Statistik des auswärtigen Han-
dels. Danach betrug die Einfuhr im Januar 1922 insgesamt
2989 468 dz, woran Deutschland den größten Anteil (1 747140 dz)
hatte. Auch bei der Ausfuhr stand es mit 2295 683 dz in vorderster
Reibe und wurde hier nur durch Deutschösterreich (2 605 742 dz)
übertroffen.
Hauptaufgabe einer jeden vernünftigen Handelspolitik müßte
e3 also sein, diese engen Handelsbeziehungen mit Deutschland
nach Kräften zu fördern. Bis jetzt ist aber gerade der entgegen-
gesetzte Weg eingeschlagen worden. So sind z. B. die Zollsätze
für elektrotechnische Erzeugnisse ab 1. I. 1922 in folgender Weise
erhöht worden: |
Alter Zollsatz ‚Neuer Zollsatz,
Gegenstand je 10 Ra in je en
Elektromaschinen, Dynamos, Transfor-
matoren, Motoren . ... 2»: 2 22.0. 312 bis 650 | 720 bis 1500
Elektrische Bedarfsartikel,
Apparate,
Meßinstrumente und dgl. .. . . . < . |144 bis 1450 | 480 bie 2900
Es ist klar, daß bei derartigen Zollerhöhungen, die das 2- bis
3-fache des früheren Zollsatzes bedeuten, ein Export elektrotech-
nischer Erzeugnisse aus Deutschland nach der Tschechoslowakei
nicht mehr stattfinden kann, so sehr dies auch für gewisse hier
im Lande nicht erhältliche Maschinen und Apparate wünschens-
wert wäre. Unter diesen Umständen ist es daher nicht zu ver-
wundern, daß immer mehr ausländische Unternehmen zur Er-
richtung von Filialfabriken in der Tschechoslowakei schreiten.
So 2. B. hat die Hochspannungsapparatebau-Gesellschaft (HBG.),
Dresden, in letzter Zeit eine Filialfabrik in Tetschen a. Elbe er-
richtet?), während die Firma Scheiber & Kwaysser, Wien, (Appa-
ratebau) mit der Elektroapparate-Fabrik A. G. vorm. Festa,
Warnsdorf i. B. eine technische Gemeinschaft vereinbart hat’).
Die Firma Elektromaterial G. m. b. H., Brünn-Kumrowitz hat
ferner die Vertretung der AEG, Berlin, für die Tschechoslowakei
erhalten’).
d3 Vgl. auch Z“ 1921, S. 315.
” TRUA" REL 8. 10.
5 desgl. „a 8.129
9) desgi. „
3.10.
Die Grenzabsperrung durch übertrieben hohe Zollsätze zeigt
also von wenig wirtschaftlichem Verständnis und hat, wie nicht
anders zu erwarten, bereits zu einer schweren Schädigung der
einheimischen Handelsinteressen geführt. Ebenso verfehlt ist die
seitens der Regierung eingeschlagene Steuerpolitik. Die
Kohlenabgabe hat beispielsweise dazu geführt, daß heute die
tschechoslowakische Maschinenindustrie auf dem Weltmarkt mit
den reichsdeutschen Fabriken nicht mehr erfolgreich in Wettbe-
werb treten kann und sogar durch die Industrie des kohlenarmen
Deutschösterreichs unterboten wird. Dazu trägt allerdings nicht
wesentlich die große Wertsteigerung der tschechoslowakischen
Krone bei, mit der aber eine entsprechende Verbilligung der Löhne
und Lebenshaltung nicht parallel gegangen ist. So kommt es
auch, daß der Hauptabnehmer der böhmischen Braunkohle, Deutsch-
land, heute gegen früher nur noch unbeträchtliche Mengen be-
zieht, ja daß die Gefahr vorliegt, diesen besten Kunden der böhmi-
schen Braunkohle ganz zu verlieren.
Die Wirkungen dieser verkehrten Wirtschaftspolitik machen
sich bereits seit längerer Zeit in einem vollständigen Danieder-
liegen der einst so blühenden Kohlenindustrie der Sudetenländer
und in einer drückenden Arbeitslosigkeitaufallen Gebieten
der Industrie bemerkbar. Insbesondere haben die ehedem blühende
Textilindustrie und die Glasindustrie unter diesen Verhältnissen
schwer zu leiden. Die Zahl der Arbeitslosen in der Republik
wird gegenwärtig zu etwa 350000 geschätzt. Was die hohen
Steuern und Abgaben erbringen, wird sonach wieder durch die
Auszahlungen der Unterhaltsbeiträge an dieses Heer der Arbeits-
losen verschlungen. 3
Noch intensiver dürften sich aber die nachteiligen Folgen die-
ser verfehlten Regierungspolitik beider Wasserkraftsteuer
bemerkbar machen, die am 1. VI. 1922 in Kraft getreten ist?°).
Auf die Nachteile dieser den wünschenswerten Ausbau der
Wasserkräfte direkt unterbindenden Steuer hat bereits Prof. Dr.
F. Niethammer hingewiesen®). Diese Steuer ist außer in der
Tschechoslowakei nur noch in der Schweiz zur Einführung ge-
langt, erreicht aber dort noch lange nicht jene Härten wie hier.
Um ein Beispiel herauszunehmen, ist nunmehr die Konkurrenz
der einheimischen hochentwickelten Papierindustrie mit dem Aus-
land, insbesondere mit Schweden, Norwegen und Finnland,
zu einer Unmöglichkeit geworden. Die Woasserkraftsteuer be-
lastet nämlich die Erzeugungskosten der Papierindustrie um volle
6%. Noch viel einschneidender werden sich natürlich die Wir-
kungen dieser Steuer bei der Elektrizitätslieferungsindustrie be-
merkbar machen, da sie zu einer wesentlichen Verteuerung der
elektrischen Arbeit führen muß. Ungemein störend werden auch
die Kontrollmaßnahmen zur Verhütung der Umgehung der Steuer
im Betriebe empfunden werden. Dies dürfte wohl auch der Grund
5 „TRUA“, Bd. 2, S. 72, 104, 126, 145, 205 und Bd. 3, S. 158. ee
©) Die Rlektrizitätswirtschaft in der Tschechoslowakei, „Trua“ Bd. 2. S. 377
u. „ETZ* 1921, S. 1239
984
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 29. 28. Juli 1922.
sein, daß man bei kleineren Anlagen nunmehr zu einer Pauscha-
lierung der Steuer übergehen will.
Wie überall, so macht sich auch in der Tschechoslowakei ein
gesteigerter Energiebedarf bemerkbar. Von neueren
Erweiterungsbauten und geplanten Projekten elektrischer An-
lagen seien daher hier die wichtigsten angeführt: Die Nord-
böhmischen Elektrizitätswerke (NBW), die das
ganze nördliche Böhmen mit dem Elbtal und einen wesentlichen
Teil des Teplitzer Kohlenreviers mit Strom versorgen, errichten
entlang dem Elbtal eine 35 kV-Fernleitung, die die Elbe bei Pöm-
merle kreuzt und eine bei Tetschen a: Elbe gelegene Transforma-
torenstation speisen soll. Im Elektrizitätswerk Türmitz dieser
Anlage ist gegenwärtig ein weiterer Turbogenerator der öster-
reichischen SSW für 15000 kVA zur Aufstellung gelangt. Die
Dampfturbine dazu wurde von den Skodawerken in Pilsen ge-
liefert. Eine hydroelektrische kleinere Anlage wird in der säch-
sisch-böhmischen Schweiz, u. zw. im Soorgrund, gebaut; sie dient
zur Stromversorgung einer Reihe von Gemeinden, unter anderen
von Hernskretschen und Hohenleipa. Da die Herstellung des
hydraulischen Teiles noch einige Zeit erfordern dürfte, soll vor-
läufig das Verteilungsnetz Strom von den Nordböhmischen Elek-
trizitätswerken erhalten. Sobald die hydroelektrische Anlage
fertig ist, will man sie mit dem Netz der NBW parallel schalten,
um dadurch eine möglichst restlose Ausnutzung der jeweils vor-
handenen Wasserkraft erzielen zu können.
Ferner plant die Nestomitzer Zuckerraffinerie,
eines der größten Unternehmen seiner Art auf dem europäischen
Kontinent, eine Modernisierung ihrer elektrischen Anlage, derart,
daß an Stelle des bisher verwendeten Gleichstroms Drehstrom von
500 V tritt. Dies macht die Aufstellung zweier Turbogeneratoren
"von je 2600 kVA mit zugehöriger Schaltanlage erforderlich.
Gleichzeitig soll eine Transformatorenstation errichtet werden,
durch welche die Anlage auch von der vorerwähnten Elbtal-
leitung mit Strom versorgt werden kaun, so daß das eigene Kraft-
werk nur während der Kampagne im vollen Betrieb zu sein
braucht. In diesem Fall kann auch Abfallenergie an die Hoch-
spannungsleitung der NBW abgegeben werden. Die neue An-
lage soll, wenn möglich, bereits bis zur nächsten Kampagne im
Herbst fertiggestellt sein.
Das Elektrizitätswerk Ostböhmen, das mit dem
Elektrizitätswerk Oslawan (Mähren) gekuppelt werden soll, erfuhr
imn verflossenen Jahr eine wesentliche Erhöhung seiner Leistungs-
fähigkeit durch einen 9700 k\V-Turbogenerator in der Zentrale
Parschnitz. Hand in Hand ging damit eine Erweiterung des
Kesselhauses (Neuaufstellung von 4 Hochleistungskesseln der
I. Brünner Maschinenfabrik A.G.) und die WEB ENNE der
Hochspannungsschaltanlage”?).
Die Arbeiten am Woasserkraftwerk der Stadt Ri aaden, das
nach dem Ausbau mit 6000 kW-Leistung eines der größten hydrau-
lischen Elektrizitätswerke in der Tschechoslowakei sein wird, sind >
in letzter Zeit rüstig fortgeschritten. Die Stromversorgung von
Prag ist heute gegenüber dem gesteigerten Energiebedarf voll-
ständig unzureichend, wozu noch kommt, daß die vorhandenen
Anlagen durchaus veraltet sind. Man plant daher die Errichtung
eines Wärmekraftwerkes auf dem staatlichen Kohlenbergwerk
Hedwig bei Erwenitz in der Nähe von Komotau mit einer Lei-
stung von 45 000 kW. Die Energie soll mittels einer 100 kV-Lei-
tung -nach Prag (Entfernung 130 km) übertragen werden. Außer
in Prag ist ein Umspannwerk noch in Kladno vorgesehen. In
demselben soll die Spannung auf 22 kV für die Verteilungsnetze
herabtransformiert werden. Die Kosten dieser Anlage werden zu
300 Mill. Kč geschätzt. Zur Durchführung dieser Projekte und
zur Modernisierung der Stromversorgung von Prag ist es nun-
mehr der Stadtgemeinde gelungen, bei dem Bankhause Helbert,
Wagg & Co., London, das mit dem Bankhaus Kuhn, Loeb & Co.
in New York verbündet ist, eine Anleihe zum Abschluß zu brin-
gen. Es handelt sich um 2,58 Mill. £ (== rd 593 Mill. Kč). Davon
sollen für die Erweiterung des Prager Straßenbahnnetzes, für
Ankauf von 120 Motor- und 120 Anhängewagen, für Errichtung
neuer Remisen und für den Bau neuer Zentralwerkstätten zu-
sammen etwa 235 Mill. K& Verwendung finden. Für die Kraft-
und Umformerwerke der Bahnen und die Netzerweiterung wird
ein Betrag von 178 Mill. Kč ausgeworfen. Für die Errichtung des
vorerwähnten Wärmekraftwerks bei Komotau käme ein weiterer
Betrag von 344 Mill. K& in Frage. Die 7,5 %ige Anleihe wird
zum Kurs von 86% aufgelegt und ist im Laufe von 30 Jahren
rickzahlbar. Von Interesse dürfte hier die Klausel im Vertrag
sein, wonach nur im Fall, daß im Inland das gebrauchte Material
nicht erhältlich wäre, die Prager Gemeinde unter gleichen Bedin-
gungen den englischen Offerten den Vorzug zu geben hat. Pläne
für die Erweiterung und die Neubauten sind fertig und die Offer-
ten bereits ausgeschrieben. Es dürfte mit dem Bau der neuen
Strecken also im Laufe des nächsten Jahres zu rechnen sein.
Erwähnt seien hier noch die folgenden projektierten staat-
lichen Elektrizitätswerke: Der Bau einer Talsperre bei Ste&-
chowitz, wobei man ein nutzbares Gefälle von 0 m erzielen
will. Es soll in einem Kraftwerk von 75000 kW zur Ausnutzung
gelangen. Man schätzt, auf diese Weise 350 Mill. KWh im Jahr
a „Irua”, Bd. 2,8. 357.
erhalten zu können, die mittels 50 km langem Kabel gleichfall:
nach Prag übertragen werden sollen. Die veranschlagten Kosten
dieses Projektes betragen 450 Mill. Kč. Ein weiteres Projekt
befaßt sich mit der Errichtung eines Niederdruck-Wasserkraft-
werkes bei Wrana mit einem nutzbaren Gefälle von 10 m. Die
Leistung dieses Werkes beträgt 10 000 kW, entsprechend einer
Jahresarbeit von 41 Mill. kWh. Die Kosten erreichen, einschließ-
lich einer Verbindung mit der erwähnten Anlage bei Stechowitz,
80 Mill. K&. Als Bauzeiten sind vorgesehen: für das Wärme-
kraftwerk Erwenitz 2 Jahre, für das Wasserkraftwerk Stecho-
witz 5 Jahre. Die Fertigstellung des Werkes Wrana ist für da-
Jahr 1927 vorgesehen.
Bezüglich der Ausnutzung der Wasserkraft des Thaya-
Flusses in Mähren ist die Errichtung einer Talsperre an der
Grenze gegen Deutschösterreich geplant. Die mit letzterem Staat
wegen Landabtretung für die Korrektion des Flußbettes geführ-
ten Verhandlungen haben zu einem günstigen Ergebnis geführt.
Die Tschechoslowakei übernimmt danach die Verpflichtung, einen
Teil der gewonnenen elektrischen Energie nach Deutschösterreic)ı
auszuführen, und hat innerhalb 5 Jahren nach Vertragsabschlui
mit dem Bau der Anlage zu beginnen. — Die Mittelmährisclhıe
Elektrizitätsgesellschaft hat ihr Kapital von 2 auf 3 Mill. Kč ver-
größert. Der Sitz dieser Gesellschaft ist in Prerau. Geplant ist
die Errichtung einer Hydrozentrale in Kromeritz. Zwecks
Elektrisierung der Westslowakei wurde ferner die Gründung
einer Gesellschaft mit einem Kapital von 8 Mill. Kö beschlossen,
das nach 3 Jahren verdoppelt werden soll. Zunächst ist die Strom-
versorgung des Preßburger Komitats in Aussicht genommen.
Der Plan der Elektrisierung der Tschechoslowakei enthält
auch die Errichtung eines Wasserkraftwerkes an der Elbe bei
Nimburg. Dafür ist die Verwendung von Kaplanturbinen in
Aussicht genommen. Um über deren praktische Eignung ein
klares Bild zu erhalten, wurde auf Veranlassung des Ministerium:
für öffentliche Arbeiten im staatlichen Elbstauwerk Poděbrad eine
Kaplanturbine (lLaufraddurchmesser 1800 mm, Leistung ca. 300 PS)
versuchsweise eingebaut. Die unter staatlicher Kontrolle vorge-
nommenen Bremsversuche haben ein für die Kaplanturbine gün-
stiges Ergebnis geliefert®?). Eine Hochdruckanlage mit 220 m Ge-
fälle und einer Höchstleistung von 350 PS will ferner die Ge-
meinde Spindelmühle im Riesengebirge errichten. Bei den
gegenwärtigen Kohlenpreisen käme hier ein Betrag von 4 Mill. Ki
für das ersparte jährliche Kohlenäquivalent in Frage.
Die Beschaffung des gewaltigen Kapitals für die vorerwähn-
ten zahlreichen Projekte?) dürfte aber in der gegenwärtigen Zeit
der Geldknappheit wohl auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen
und eine Änderung erst dann eintreten, wenn sich der Staat end-
lich zur Einlösung der Kriegsanleihe entschließen würde. In
diesem Falle würden auch die Sparkassen das in Kriegsanleile
investierte Kapital freimachen können. Es hätte dies sofort auch
einen belebenden Einfluß auf das Baugewerbe (und damit auch
auf das Elektroinstallationsgewerbe) zur Folge, welche heute noch,
4 Jahre nach dem Kriege (trotzdem sich auch hier die Wohnungsnot
drückend bemerkbar macht), vollständig daniederliegen.
Erwähnt sei des Interesses halber der Plan des Landeskultur-
rates Meißner in Prag, der zur wirtschaftlichen Ausnutzung
von Wasserkräften Kraftwasserturmanlagen vorschlägt:
Patente darauf sind ihm auch erteilt worden. Nach Meißner soll
dieser Wasserkraftturm durch die Druckwasserleitung gespeist
werden und mit mächtigen massiven oder gefäßförmigen Schwimm-
körpern ausgestattet sein. Durch das Druckwasser wird derselbe
in die Höhe gehoben. Die Wasserdruckhöhe wird dann durch dir
Turbine ausgenutzt. Die praktische Ausführbarkeit dieser An-
ordnung scheint allerdings auf erhebliche Schwierigkeiten zu
stoßen: sollen nämlich diese Turmanlagen genügende Speicher-
fähigkeit besitzen, so dürften für sie wohl ziemlich große Ab-
messungen erforderlich sein. Die Errichtung solcher Wasserkraft-
türme wird daher große Kosten verursachen und damit deren
Wirtschaftlichkeit in Frage stellen. Immerhin wird es Fälle
geben, in denen ihre Anlage auch wirtschaftliche Vorteile bieten
dürfte, insbesondere dort, wo sie gleichzeitig der Trinkwasserver-
sorgung und der Bewässerung für landwirtschaftliiche Zwecke
dienen können.
Von den in letzter Zeit auf dem Gebiet der Maschinen- und
Elektroindustrie vorgenommenen Transaktionen und Fu-
sionierungen seien hier nur die folgenden genannt: Diere
Erste Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik in Prag hat sich mit
der Elektrizitäts-A.G. vorm. Kolben & Co. in Prag-Vysodan ver-
einigt. — Die Mährisch-schlesischen Elektrizitätswerke A.G.,
Mähr. Ostrau, haben auf der letzten Generalversammlung die Er-
höhung des Aktienkapitals von 15 auf 30 Mill. Kč beschlossen. —
Die Zuckerfabrik in Prossenitz in Mähren will’®) ihre technischen
Einrichtungen derart vergrößern, daß täglich 7000 dz Rüben ver-
arbeitet werden können. Die Rekonstruktion, welche die Böhmisch-
mährische Maschinenfabrik, Skoda, und die Vereinigten Maschinen-
$ Trua“, Bd. 3, S. 36 und 136.
” Im Organ des Tschechoslowakischen Elektrotechnischen Verhanden. den
„Blektrotechnieky Obzor” :zu Deutsch. „Elektrotechnische Rundschau“ sind
übrigens eine Reihe trefflicher Arbeiten auf Grund amtlicher Unterlagen von
Dr.-Ing. Kneidl, List Vanoudek. u. A. über die beabsichtigte Ele\trisierung
dieser Re ublik veröffentlicht worden.
1) „Trua“ Bd. 8. X. 159,
28. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heit 29. 965
fahriken durchführen, wird einen Kapitalaufwand von 17 bis
a Mill. Kč erfordern. — Infolge der schwierigen Zeitverhältnisse _
sah sich die Elektrizitäts- & Maschinenbau A.G. in Müglitz ge-
sätigt, an die Sanierung ihres Unternehmens zu schreiten. Den
Aktiven im Werte von 55 Mill. K& (davon allein das Warenlager
mit 32 Mill. Kč) stehen Passiven von 62 Mill. Kč gegenüber. Vor-
z»<chlagen wurde ein außerordentlicher Ausgleich von 70%.
Bezüglich der Elektrisieruüng der Vollbahnen
sei bemerkt, daß in der Tschechoslowakei für diese hauptsächlich
nır Wärmekraftwerke als Energielieferer in Frage kommen. Die
dafür evtl. heranzuziehenden Wasserkräfte leiden im Gegensatz
zu denen der Alpen an dem Nachteil eines zweimaligen Wasser-
minimums (Hochsommer und Winter). Das erfordert also die
Schaffung kostspieliger kalorischer Kraftreserven. Trotz dieser
ımzünetigen Verhältnisse verspricht man sich aber auch hier von
der Einführung des elektrischen Vollbahnbetriebes erhebliche
wirtschaftliche Vorteile, weil man dann in der Lage wäre, in den
an Schächten gelegenen elektrischen Kraftwerken den sonst wert-
iesen Kohlenstaub zu verfeuern. Zunächst soll der elektrische
Bahnbetrieb Prag und Umgebung zugute kommen; die in diese
Stadt einmündenden Strecken bis zu einem Umkreis, der ungefähr
dem Halbmesser Prag—Kolin entspricht, sollen elektrisiert wer-
den. Eine besondere Kommission im Ministerium für öffentliche
Arbeiten beschäftigt sich mit den bezüglichen Vorarbeiten, ins-
besondere mit dem Studium und der Wahl der günstigsten Strom-
art. Es hat den Anschein, als ob dafür der hochgespannte Gleich-
strom auf Grund der günstigen Erfahrungen in Amerika und
Frankreich gute Aussichten hätte; allerdings dürfte noch eine Reihe
von Jahren vergehen, bis diese Projekte spruchreif werden, und die
Frage eines Zentralbahnhofes für Prag muß wohl vorher eine be-
(rwdizende Lösung finden. Hinderlich für die Einführung des elek-
trischen Betriebes ist auch die ungünstige finanzielle Lage der
'schechoslowakischen Staatsbahnen. So hat z. B. der Januar des lau-
fenden Jahres nach „Nar. Pol.” mit einem Defizit von 60 Mill. Kč ge-
~ hlossen. Dieser Fehlbetrag ist nicht auf ein Sinken des Verkehrs,
-ndern vorwiegend auf die enormen Personalauslagen zurückzu-
ihren. Unter den obwaltenden Verhältnissen kann es daher nicht
!bsrraschen, wenn der Gedanke jetzt aufgetaucht ist, die Bahnen in
Frivatbetrieb zu überführen, wobei sie im Staatsbesitz blei-
en könnten.
Zum Schlusse seien noch einige Worte über die vom tschecho- °
„„wakischen elektrotechnischen Verband (E.S.C.) ausgearbeiteten
Sicherheitsvorschriften und Normen gesagt''). Sie
Inuen sich im wesentlichen auf den bestehenden und auf der ganzen
Welt als mustergültig anerkannten Vorschriften und Normen des
VDE auf: es ergeben sich jedoch auch zahlreiche Abweichungen, und
zerade diese müssen als besonders nachteilig für die Interessen der
enheimischen Industrie angesehen werden. Man übersieht vollstän-
iig, daß durch die Auflösung der ehemaligen österreichisch-ungarı-
a _Trua“ Bd. 3, S. 147 u. 155.
`
schen Monarchie die Hauptabsatzgebiete der tschechoslowakischen
Maschinen- und Elektroindustrie zum Ausland geworden sind. Die
hiesige Industrie wird also notwendigerweise sich in Zukunft auf
den Export einstellen müssen. Im Ausland, insbesondere aber in den
übrigen Nachfolgestaaten der alten Monarchie, sind wohl nur die
Vorschriften und Normen des VDE bzw. die des Elektrotechnischen
Vereins in Wien (die mit ersteren im wesentlichen übereinstimmen)
näher bekannt und maßgebend, während man dort die Vorschriften
des E.S.C. kaum kennen dürfte. Es handelt sich somit bei diesen um
ein sehr zweischneidiges Mittel, wenn sie dazu dienen sollten, für
das Inland den ausländischen Wettbewerb fernzuhalten, weildas nur
auf Kosten einer Verminderung der Wettbewerbsfähigkeit der tsche-
choslowakischen Industrieerzeugnisse im Ausland gehen kann.
Zu bedauern ist auch, daß an der Ausarbeitung dieser tschecho-
slowakischen Sicherheitsvorschriften und Normen nur die Mitglie-
der des E.S.C. beteiligt'?), die deutschen Fachkollegen dabei aber
gana ausgeschaltet waren. Letzteres geht daraus hervor, daß die
bezüglichen Entwürfe zur Begutachtung nur im tschechischen elek-
trotechnischen Fachblatt, dem „Elektrotechnicky Obzor” veröffent-
licht wurden. Auf diese Weise konnten sich dazu nur jene Fachkreise
äußern, die der tschechischen Sprache in ausreichendem Grade mäch-
tig waren. Dazu kommt noch, daß, trotzdem diese Vorschriften und
Normen durch das Ministerium der öffentlichen Arbeiten gesetzlich
schon seit längerer Zeit anerkannt waren, es bis heute an einerau-
torisiertendeutschen Übersetzung gefehlt hat!?), was sich sehr
zum Nachteil der überwiegend deutschen Elektroindustrie in diesem
Staate bemerkbar gemacht hat. Diese ohne oder höchstens nur durch
vereinzelte Mitarbeit der deutschen Fachkollegen'?!) zustande ge-
kommenen Vorschriften und Normen stellen sonach nur ein einsei-
tiges Stückwerk dar (wenn sie auch ein Zeugnis des fleißigen Ar-
beitens der bezüglichen Kommissionen im E.S.C. ablegen), er-
scheinen also noch in hohem Grade verbesserungsfähig. Dies wird
schon dadurch bewiesen, daß beispielsweise vielfach statt der bishe-
rigen und durch internationale Vereinbarungen festgelegten Sym-
bole und Normen neue Bezeichnungen eingeführt wurden. Es ist
klar, daß durch ein derartiges Verfahren eine heillose Verwirrung
geschaffen wird, wenn der Fachmann bei seinem Studium sich nicht
nur auf die spärliche tschechische Fachliteratur beschränken, son-
dern auch auf die meistens in einer der Weltsprachen erschienenen
SI a zurückgreifen und sich darauf stützen
will. —y—.
1) Bemerkt sei, daß neuerdings anch einheitliche Bedingungen für die
Zulassung von Elektroinstallateuren mit Regelung des bezüglichen Konz essions-
verfahrens aufgestellt werden sollen. _
, ® Sie ist nunmehr endlich erschienen, d. h. fast 1'3 Jahre nach der amt-
lichen Anerkennung.
1) Es ist dies wesentlich darauf zurückzuführen, daß es bis heute leider
an einer geschlarsenen und umfassenden Organisation aller dentschen Elektro-
techniker in der Tschechoslowakischen Republik fehlte Die bereits bestehenden
Vereine (Deutsche Vereinigung der Flektrizitätswerke und Genossenschaften,
Fachvereinigung der Elektriker. Verband Deutscher Elektroinstallateure) konn-
en ac naturgemäß nur auf die Wahrnehmung engerer Berufsinteressen be-
schränken.
Der elektromagnetische Hammer.
Von L. Schüler, Berlin.
Übersicht. Es wird über einen in Amerika ausgeführten Schmiede-
ımmer mit direktem elektromagnetischen Antrieb nach einem Aufeatz
n Trombetta im Journal des AIEE berichtet. Im Anschluß daran
"rd gezeigt, daB es unmöglich ist, einen derartigen Hammer für Drehstrom
von 50 Per/s mit günstigem Wirkungsgrad auszuführen.
Das Problem des elektrischen Hammers ist fast so ait wie
lie Elektrotechnik selbst. Es liegt ja auch sehr nahe, die gerad-
lnig wirkende Anziehungskraft des Elektromagneten unmittelbar
rur Beschleunigung von Schlagkörpern zu benutzen, und zahllose
Erfinder haben sich auf diesem Gebiet betätigt. Wie so häufig
‘t aber das erzielte praktische Ergebnis umgekehrt proportional
»r Zahl der Patente!
Man muß zwischen 3 verschiedenen Aufgaben unterscheiden:
Ir erste besteht in der Schaffung eines elektrischen Handham-
ver, zum Meißeln, Nieten und dergl. als Ersatz des bekannten
Preßluft-Handhammers; die zweite Aufgabe ist die Herstellung
“ktromagnetischer Gesteinbohrmaschinen für Bergwerke; die
vite endlich ist der direkte elektromagnetische Betrieb orts-
"ter großer Schmiedehämmer an Stelle der gebräuchlichen mecha-
‘ben Hämmer mit Transmissions- oder Motorantrieb.
‚ Die erste Aufgabe ist die schwierigste, weil besonders hier die
‘rderung des geringen Gewichtes auftritt. Ein Preßluft-Meißel-
'aumer mit einer Schlagleistung von etwa 100 bis 150 W wiegt
| upp 5 kg. Die Preßluft ist hier gegenüber der Elektrizität des-
‘sbin großem Vorteil, weil sie die Energie bereits in mechanischer
"im enthält, so daß eine Umformung im Gerät nicht mehr notwen-
s zıst. Dagegen muß der elektrische Hammer die ihm zugeführte
‚itrische Energie in mechanische Energie umformen; bei dieser
aformung entstehen Verluste, also Wärme, und es ist äußefst
schwierig, bei geringem Gewicht des Geräts die Umformung genü-
gender Energiemengen mit so hohem Wirkungsgrad vorzunehmen,
daß die zulässige Erwärmung nicht überschritten wird.
Verfasser hat vor mehreren Jahren eine Lösung der Aufgabe
angegeben!) und seines Wissens das bisher beste praktische Er-
gebnis erzielt. Ein Meißelhammer dieser Bauart wiegt etwa 6 kg
und besitzt eine Schlagleistung von etwa 75 W. Die Leistung für
1 kg ist also nur etwa halb so groß als beim Preßlufthammer,
was nach dem Gesagten keineswegs überraschen kann. Immerhin
ist der Hammer praktisch brauchbar und von Nutzen, wenn Preß-
luft nicht zur Verfügung steht?).
Elektromagnetische Gesteinsbohrmaschiren wurden besonders
zahlreich erfunden und zum Teil auch praktisch verwendet; be-
sonders ist die Bauart nach Depoele bekannt geworden. Aber
auch diese Maschinen mußten das Feld wieder räumen, weil sie
bei gegebenem Gewicht weniger leisten als Preßluftmaschinen.
In Bergwerken ist aber stets Preßluft vorhanden.
Am wenigsten haben sich die Erfinder bisher mit der drit-
ten Aufgabe beschäftigt, nämlich dem direkten Antrieb schwerer
Schmiedehämmer. Dieses Problem behandelt eine ausführliche
Arbeit von P. Trombetta im Journal of the A.TEE., Bd. 41,
1922, S. 289. Das von Trombetta benutzte Prinzip ist keineswegs
neu; es besteht in der geradlinigen Abwicklung des Drelstrom-
Asynchronmotors.
Eine belgische Firma hat schon vor Jahren versucht, nach
diesem System eine Bahn zu betreiben?). Zwischen den Schienen
» „ETZ“ 1914, S. 563. , l .
N Der Hammer wird von der Firma Dr. Max Levy, Berlin, hergestellt.
3) „ETZ“ 1903, S. 849.
966
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29.
. 28. Juli 1922.
wurden Blechpakete eingebaut, die eine Mehrphasen-Ständerwick-
lung trugen; der dazugehörige Läufer war unten am Eisenbahnwa-
gen angebracht, so daß er über den Ständerblechen schwebte. Wenn
der Ständerwicklung Drehstrom zugeführt wurde, so entstand im
Ständer ein „Wanderfeld“, das den "Läufer und damit den Wagen
mitnahm. Es erscheint heute fast unbegreiflich, daß man noch im
Jahre 1903 an dem Erfolg einer solchen Einrichtung glauben konnte;
trotzdem wurde damals mit großem Kostenaufwand eine Versuchs-
strecke gebaut.
Auch zur Erzielung hin- und hergehender Bewegung wurde
dasselbe System schon mehrfach vorgeschlagen, doch ist dem
Verfasser über frühere praktische Ausführungen nichts bekannt.
Erst Trombetta war als Ingenieur der amerikanischen General
Electrice Co. in der Lage, einen Versuch in größerem Maßstabe
durchzuführen.
Er zog zuerst die geradlinige Abwicklung des Gleichstrom-
motors in Erwägung; hiermit hätte er die Aufgabe natürlich eben-
falls lösen können, theoretisch sogar noch vollkommener, da der
Gleichstrom-Hauptstrommotor ein günstigeres Verhältnis von An-
laufmoment zu Anlaufaufnahme besitzt, als der Drehstrommotor.
Er hätte dann aber auf dem beweglichen Teil eine isolierte Wick-
lung anbringen müssen urd nahm mit Recht an, daß diese den
auftretenden Stößen nicht standhalten würde.
Nach einigen Vorversuchen schritt Trombetta zum Bau eines
gut durchkonstruierten Schmiedehammers, der dieselbe Leistungs-
fähigkeit besitzen sollte, wie ein gewöhnlicher Fallhammer mit
90 kg Bärgewicht. Als Ständer” dienten 2 Blechpakete von je
1m Tänge und 64 mm Breite, zwischen denen sich der Läufer
bewegte, der aus einem ‚Blechpaket von 1,5 m Länge und ebenfalls
64 mm Breite und Dicke bestand. Der Läufer besaß offene
Nuten, in die eine Kurzschlußwicklung aus Messingstäben einge-
legt war. Über die Nutung und Wicklung des Ständers finden sich
in der Aufsatz keine Angaben: interessant wäre vor allem die
Kenntnis der Polteilung, aus der sich die Geschwindigkeit des
Wanderfeldes ergeben würde. Auch über den Luftabstand wird
nichts gesagt. Dargestellt sind die aufgenommenen Kurven über
die Abhängigkeit der Zugkraft von der Strom- und Leistungsauf-
nahme: danach werden z. B. bei 172 kg Zugkraft 17 kW und
23,3 kVA gebraucht. Beide Kurven laufen völlig geradlinig nach
dem Nullpunkt. Der Gesamthub war 37 em; das Gesamtgewicht von
Läufer mit Hammerbär betrug 125 kg. Am Läufer waren Mit-
nehmer befestigt, die unter Vermittlung vor Schubstangen
Schnappschalter (Kontaktoren) betätigten, durch die die Strom-
zufuhr bei Beendigung des Hubes unterbrochen und nach dem Fall
des Hammers wieder eingeschaltet wurde. Selbstverständlich war
die Einrichtung so getroffen, daß die Ausschaltung bereits vor
Ende des Hubes erfolgte, so daß der Hammer freien Auslauf
nach oben hatte. Die Schalter waren als Umschalter ausgebildet,
so daß, falls erwünscht, der Strom auch während des Fallens des
Hammers eingeschaltet werden konnte, u. zw. je nach der ge-
wünschten Schlagstärke während eines kürzeren oder längeren
Zeitraums. Um ganz schwache Schläge zu erzielen, wird während
der Abwärtsbewegung des Hammers ein aufwärts laufendes Wan-
derfeld erzeugt.
Um die Geschwindigkeit des Hammers genau messen zu kön-
nen, wurde eine Kontaktvorrichtung in Verbindung mit einem
Oszillographen benutzt: es werden folgende Verauchsergebnisse
mitgeteilt: \Venn die Abwärtsbewegung nur durch Schwerkraft,
also ohne Strom erfolgte, so betrug die Dauer eines vollstän-
digen Spiels 0,65 S, entsprechend etwa 90 Schlägen in der Minute.
Der Strom war bei jedem Hub 0,21 s lang eingeschaltet, und es
wurden für jeden Hub 5800 Wattsekunden verbraucht. Dies würde
also einer un 27 kW entsprechen oder einer mittleren
Vol __ 17
057 88 kW.
sich aus dem Gewicht des Hammerbärs und dem Hub zu 125 X 0,37
— 46,2 kgm oder 455 Wattsekunden. Der Wirkungsgrad beträgt
455
demnach: 5800 7 78%
Aufnahme von Die Schlagleistung berechnet
Dieser Wert erscheint nun nicht gerade hervorragend gin-
etig: Trombetta tröstet sich aber damit, daß die jetzt üblichen
mechanischen Schmiedehämmer mit noch wesentlich schlechterem
Wirkungsgrad arbeiten, ganz zu schweigen von den Dampf- und
Die Bestimmung des Graphitgehaltes in graphitierten
| Elektroden.
Von K. Arndt, Berlin.
Übersicht. D:r (Graphitgehalt einer Kohlenelektrode, welche im
elektrischen Widerstandsofen graphitiert worden ist, kann durch chemische
Analyse nicht ermittelt werden, wohl aber durch Messen des elektrischen
Widerstandes unter bestimmten Bedingungen. Um störende Einflüsse
auszuschalten, muß die Kohle zuerst gepulvert, eine bestimmte Korn-
größe ausgesiebt und der Widerstand unter bestimmtem, hohem Drucke
gemessen werden.
Eine Mischung von Kokspnulver mit Teer ergibt im Gasofen,
langsam auf etwa 1000° erhitzt, eine harte, klingende Kohle,
Drucklufthämmern. Beispielsweise hat er bei einem Reibung:»-
hammer einen Wirkungsgrad von nur 4% gemessen. Dazu kommt
noch, daß bei den mechanischen Hämmern die dauernd umlaufen- >
den Teile auch dann Energie verbrauchen, wenn der Hammer
nicht benutzt wird. Die Anwendung des elektrischen Hammers
scheint also trotz seines niedrigen Wirkungsgrades vorteilhaft
zu sein.
Verfasser möchte Trombettas Bericht noch durch die Über-
legung ergänzen: Wie müßte ein Hammer der beschriebenen Art
gebaut sein, um einen besseren Wirkungsgrad zu erzielen? Sehen
wir zunächst vom Eisen- und Kupferverlust im Ständer sowie
vom Reibungsverlust ab, so bewegt eich der Wirkungsgrad des
Asynchronmotors zwischen Stillstand und synchronem Lauf in den
Grenzen von 0 bis 100%, er ist also während des Anlaufs bei
gleichförmiger Beschleunigung des Läufers im Mittel höchstens
gleich 50%. Beim Trobettaschen Hammer war die Dauer eines
Spiels gleich 0,65 s; die Fallzeit für 37 cm heträgt 0,27 s, dem-
nach dauert der Hub 0,38 s, entsprechend einer mittleren Ge-
schwindigkeit von rd 1 m/s und einer Höchstgeschwindigkeit von
2 m/s. Wenn also die Geschwindigkeit des Wanderfeldes nicht
größer wäre, als 2 m/s, so würde der theoretisch mögliche Höchst-
wert des Wirkungsgrades 50% betragen, denn dann würde der
Läufer bei jedem Hub gerade den Synchronismus erreichen. Trom-
betta arbeitete mit Drehstrom von 40 Per/s. Hierbei würde eine
Geschwindigkeit des Wanderfeldes von 2 m/s einen Polabstanıd
von 2,5 cm ergeben, entsprechend 40 Polen auf dem 1 m langen
Stänzer. So kleine Polteilungen lassen sich aber praktisch nicht
ausführen; sie verbieten sich einerseits aus mechanischen Grün-
den, besonders aber auch wegen des Magnetisierungsstroms, der
bekanntlich der Polzahl proportional ist. Es wird kaum mög-
lich sein, die Polteilung kleiner als etwa 8 cm auszuführen, un
so mehr, als doch der Luftabstand jedenfalls größer gemacht wer-
den muß, als bei umlaufenden Motoren. Hierbei würde bei 40 Per'x
der theoretisch mögliche Höchstwirkungsgrad 15 % betragen, so
daß der gemessene Wert von 7,8 % unter Berücksichtigung der Kup-
fer-, Eisen- und Reibungsverluste erklärlich ist. Eine erhebliche
Verbesserung des Wirkungsgrades erscheint hiernach ziemlich
aussichtslos. Etwas günstigere Verhältnisse würden sich bei
Verwendung eines leichteren Hammers mit größerem Hub er-
geben, ferner natürlich bei Anwendung niedriger Frequenz, etwa
15 Per/s. Auch die von Trombetta bereits vorgesehene Energie-
zufuhr bei fallendem Hammer zwecks Verstärkung des Schlage:
muß den Wirkungsgrad etwas verbessern, denn die Arbeits-
übertragung vom Wanderfeld auf den schnell fallenden Läufer ist
günstiger als die auf den langsam steigenden.
Der schlechte Wirkungsgrad wäre nun in den Kauf zu nehmen,
wenn wirklich kein anderer Hammer mit besserem Wirkune--
grad hergestellt werden könnte. Dies möchte ich aber bezwei-
feln; der von Trombetta zum Vergleich herangezogene Reibungs-
hammer arbeitet bekanntlich in der Weise, daß ein am Hammer-
bär befestigter Riemen gegen eine umlaufende Scheibe gepreßt
und von dieser durch Reibung mitgenommen wird. Es treten hier
also während der Beschleunigungeperioden Verluste auf, deren
Größe dem Schlüpfungsverlust des Induktionsmotors entspricht.
Während aber bei diesem aus den oben erklärten Gründen bei der
üblichen Frequenz die Geschwindigkeit des Wanderfeldes weit
größer ist als die höchste beim Hub des Hammers erreichte Ge-
schwindigkeit, kann beim Reibungshammer die Umfangsgeschwin-
digkeit der Reibscheibe ohne weiteres der Hubgeschwindigkeit
angepaßt werden. Theoretisch muß also beim Reibungshammer
unbedingt ein besserer Wirkungsgrad erreichbar sein, als beim
Induktionshammer mit etwa M Per/s. Der von Trombetta gemes-
sene niedrige Wert von 4% ist deshalb nur durch außergewöhn-
lich ungünstige Verhältnisse des Sonderfalls erklärlich. "Auch
die bei uns gebräuchlichen Kurbelhämmer mit schwingender Luft-
säule besitzen zweifellos einen verhältnismäßig hohen Wirkunz:®-
grad: Zahlenwerte kann ich allerdings nicht angeben, doch ist
mir bekannt, daß leistungsfähige Schmiedehämmer dieser Art eine
Antriebskraft von nur 2 bis 3 kW benötigen. Da auch die An-
schaffungskosten des Induktionshammers vermutlich höher sein
werden als die eines mechanischen Hammers mit normalem Mo-
_ tor, so glaube ich, daß die Aussichten des Induktionshammer:
nicht besonders günstig zu beurteilen sind.
welche seit langem in zalvanischen Elementen und seit dem Ew-
porblühen der elektrochemischen Industrie zu Elektroden in den
Karbidöfen, den Elektrostahlöfen, der Aluminiumfabrikation usw.
in gewaltigen Mengen verwendet wird. Wenn man diese ver-
edelte Kohle, welche auf 1 mm? Querschnitt und 1 m Länge durch-
schnittlich einen Widerstand von rd 100 Q besitzt, in einem elek-
trischen Widerstandsofen bei noch viel höherer Temperatur, etwa
2000 °, glüht, so verwandelt sie sich in Graphit, wodurch ihr elek-
trischer Widerstand bis auf etwa den 10ten Teil herabgesetzt wird.
Diese graphitierten Elektroden lassen sich leicht bearbeiten, mit
Gewinde versehen usw., und gewähren vor allem den großen Vor-
teil, daß sie weit höher mit Strom belastet werden können, ohne
sich übermäßig zu erhitzen. Diese Umwandlung in Graphit, wie
sie z. B. an den Kohlen in jeder Bogenlampe zu beobachten ist,
a n O a
%8. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 29. 967
hat zuerst der Amerikaner Achesonanden Niagarafällen
fabrikmäßig durchgeführt und bis zum Kriege hat die Acheson Co.
die ganze Welt mit „Acheson“4raphit“ versorgt. Als während
des Krieges in Deutschland ein großer Bedarf in graphi-
tieren Elektroden für die Alkalichlorid-Elektrolyse gedeckt wer-
den mußte, entstanden große Graphitieranlagen inOberbayern,
ımRbein, in Oberschlesien und eine der bedeutendsten
nGroß-Berlin (Gebr Siemens & Co. in Lichten-
berg). Auch für die gewaltigen Scheinwerfer des Heeres und
der Marine wurden graphitierte Kohlen mit Vorteil verwendet.
\euerdings hat man nach dem Vorbilde der Amerikaner große
eraphitierte Elektroden für Elektrostahlöfen herzustellen be-
gonnen.
Um die Umwandlung der Kohle in Graphit zu verfolgen, wäre
es von großem Werte, in der fertigen graphitierten Elektrode den
Prozentgehalt an Graphit festzustellen. Leider bietet die che-
mische Analyse bisher hierzu keine Möglichkeit, weil alle Chemi-
kalien, welche gewöhnliche „amorphe“ Kohle auflösen, auch den
Graphit stark angreifen. Ich suchte deshalb auf einem physika-
lichen Wege diese wissenschaftlich interessante und technisch
sehr wichtige Aufgabe zu lösen.
Einen Weg schien mir hierzu def große Unterschied der elek-
tischen Leitfähigkeit zu bieten. Nun hängt aber die elek-
trische Leitfähigkeit nicht nur von dem Graphitgehalt,
sondern in hohem Grade auch von der sonstigen Beschaffenheit
der Elektroden ab. Deshalb schwankt sie auch für nicht graphi-
tierte Elektroden etwa in den Grenzen von 70 --120 Q und mehr.
I'm dieser Verwicklung zu entgehen, besıhloß ich, den Vergleich
an Pulvern durchzuführen, aber von annähernd glei-
cher Korngröße; denn je feiner das Pulver ist, um so mehr
Übergangswiderstände hat der Strom zu überwinden, um 80
kleiner erscheint die elektrische Leitfähigkeit. Aus meinen
früheren Untersuchungen tiber Graphitpulver!) war mir bekannt,
daß man zu konstanten Messungsergebnissen nur bei Anwendung
hohen Druckes oberhalb 100 at kommt. Ich hatte deshalb eine
Anordnung beschrieben, bei welcher das Graphitpulver in einem
diekwandigen engen Porzellanrohr zwischen zylindrischen Metall-
elektroden durch eine Hebelpresse einem genau meßbaren Drucke
ausgesetzt wird.
Jene Leitfähigkeitsmessungen an natürlichen und künstlichen
Graphiten habe ich neuerdings mit Herrn Dr. Friedrich Körner
weitergeführt. Diese ergaben z. B. für einen Naturgraphit, der
beim Verbrennen im Sauerstoffstrom 5,2% Asche hinterließ, einen
-pezifischen Widerstand von 154 Q (auf 1 mm? und 1 m be-
zogen) unter 175 at Druck; seine mittlere Teilchengröße war
(inter dem Mikroskop mit dem Okularmikrometer gemessen)
^6 mm. Für einen großblättrigen, besonders schönen Natur-
sraphit, der nur 0,5% Asche enthielt und aus Blättchen von
durchschnittlich 1 mm Größe bestand, war der Widerstand unter
den gleichen Bedingungen nur 169 Q. Um nun aus der leit-
fahigkeit den Graphitgehalt eines Elektrographites zu ermitteln,
nahm ich als Ausgangsmaterial einerseits eine sehr reine Elek-
trodenkohle von geringem Aschengehalte und andererseits eine
ausgezeichnet graphitierte Elektrode von- besonders hoher Leit-
fähigkeit und großer Weichheit.
Zunächst verglich ich diese erstklassige graphitierte Kohle
mit dem obenerwähnten großblättrigen Naturgraphit. Mit Hilfe
«weier Siebe sonderte ich aus den gepulverten Massen eine Korn-
eröße von etwa 0,1 mm aus und maß an diesen so definierten
Pulvern den elektrischen Widerstand. Er ergab sich für diesen
Naturgraphit zu-52 Q und für jenen Kunstgraphit zu 50 Q. Der
Blektrographit leitete also noch ein wenig besser als der beste, aus
schönen kristallinischen Blättchen bestehende Naturgraphit, war
wohl darauf beruhen kann, daß der Elektrograrhit nur 0,24%
Asche gegen 0,47 des Naturgraphites enthielt. Ich folgerte aus
irsem Vergleich, daß dieser Kunstgraphit vollkommen durch-
£raphitiert ist.
Nunmehr stellten wir aus diesem Kunstgraphit und der vor-
tin erwähnten noch nicht graphitierten sehr guten Elektroden-
kahle Gemische her (immer von 0,1 mm Korngröße) und maßen
hren elektrischen Widerstand in der Presse (#fmmer unter 175 at
Truck). Indem wir die Ergebnisse zeichnerisch darstellten, er-
teilten wir eine Kurve, welche den Zusammenhapg zwischen dem
‘raphitgehalt des Pulvers und seiner Leitfähigkeit gibt. Sie be-
zinnt bei 50 Q für reinen Graphit und endet bei 23 Q für die
richt graphitierte Elektrodenkohle. Sie hat eine parabelähnliche
Form, fügt sich aber nicht einer einfachen Gleichung.
An Hand dieser Kurve wurde nun für mehrere Proben nicht
vollständig durchgraphitierte Elektroden der Graphitgehalt be-
stimmt, nachdem sie auf die beöreffende Korngröße gebracht wor-
cen waren. Er ergab sich für die eine Probe zu 70% Graphit,
“ır eine andere Probe zu nur 44 %.
Mit diesem Befunde stimmten auch die übrigen Eigenschaften
{er untersuchten Proben, nämlich die an den Stücken selbst ge-
messene Leitfähigkeit, die Festigkeit, die Härte usw., gut über-
ein. Auch der Aschengehalt, welcher um so geringer zu sein
pflegt, je besser eine Kohle durchgraphitiert ist, entsprach jenem
ıq«s der Leitfähigkeit abgeleiteten Graphitgehalte.
n „Zeitschrift für Elektrochemie“ Bd. 23, 1917, S. 167.
Es lohnt sich des weiteren, die Leitfähigkeit der ganzen
Stücke mit der Leitfähigkeit in Pulverform zu vergleichen. In
der folgenden kleinen Zahlentafel ist W, der Widerstand des
Stückes, Wp der Widerstand des’Pulvers, Q das Verhältnis W,/W a
und G der Graphitgehalt.
Wae Wp Q G g
100 263 26 09,
285 111 3,9 44 9/0
13,5 13,9 4,9 70 0/9
84 | 516 | 61 | 100%
Aus dieser Tafel ersieht man, wie mit steigendem Graphit-
gehalt der Quotient der beiden Widerstände stetig größer wird.
Das ist der Ausdruck der bekannten Tatsache, daß mit fort-
schreitender Graphitierung die Kohle dichter wird. Man könnte
meinen, daß man vielleicht aus dieser zunehmenden Dichte in
sehr einfacher Weise den Graphitgehalt quantitativ ermitteln
könnte. Das ist tatsächlich — jedoch mit erheblicher Einschrän-
kung — zulässig. Als wir an kleinen Teilchen des Pulvers nach
der Schwebemethode die Dichte jenes 100 %igen Elektrographites
und der nicht graphitierten Elektrodenkohle bestimmten, fanden
wir für jenen die Dichte 2,10, für diese 1,96. Unter der Annahme,
daß die Dichte geradlinig mit steigendem Graphitgehalt zunimmt,
würde sich für 70% Graphit die Dichte 2,06 ergeben. Tatsächlich
wurde sie für jene Probe, für welche wir aus der Widerstands-
messung einen Graphitgehalt von 70% gefolgert halten, zu 2,06
gefunden. Im Gegensatz hierzu hatte die obenerwähnte 44% ige
Probe eine Dichte 2,12, die also größer war als die des zum Ver-
gleich herangezogenen 100 %igen Elektrodengraphits. Davon mag
ihr viel höherer Aschengehalt (0,7%) die Ursache sein. Ver-
mutlich wird man nur dann die Dichte zur Graphitbestimmung
heranziehen dürfen, wenn man die Dichte des Ausgangsmaterials
und einer aus demselben Material hergestellter, vollständig
graphitierten Elektrode kennt. |
Man könnte schließlich daran denken, aus dem Zusammen-
hange, der zwischen dem Graphitgehalt und der Leitfähigkeit der
unzerkleinerten Elektrode besteht, den Graphitgehalt abzuleiten,
wozu die obige kleine Tafel einen ersten Anhalt bietet. Dabei ist
aber zu bedenken, daß auch andere Umstände die Leitfähigkeit der
...— beeinflussen, nicht zum wenigsten der Grad ihrer Poros
sität,
Der neue Entwurf für ein österreichisches
Eiektrizitätsgesetz!).
Nur selten ist der gesetzlichen Regelung irgend einer Frage ein
so abwechslungsreiches Schicksal beschieden gewesen als jener der
öffentlichen Elektrizitätswirtschaft in Österreich. Wiewohl die Not-
wendigkeit hierfür schon verhältnismäßig frühzeitig erkannt wurde
— gehen doch die ersten Anregungen schon auf das Jahr 1894 zurück
—, so blieb es bis jetzt trotzdem stets nur bei der wiederholten Ein-
bringung entsprechender Gesetzesvorlagen, ohne daß eine parlamen-
tarieche Verabschiedung möglich gewesen wäre. Der hauptsächliche
Grund hierfür liegt darin, daß der Zeitpunkt verpaßt worden ist, wo
wegen der noch wenig vorgeschrittenen Entwicklung eine einfache
Regelung durch ein Elektrizitätswegegesetz, ähnlich wie dies in Ita-
lien und der Schweiz bereits vor vielen Jahren erfolgte, möglich ze-
wesen wäre; seitdem jedoch mit der rasch fortschreitenden Elektrisie-
rung größerer Gebiete, welche durch die Anwendung immer höherer
Übertragungsspannungen möglich wurde, die ganzen wirtschafilichen
Verhältnisse komplizierter geworden eind und immer weitere Kreise
an dieser Frage Interesse gewonnen haben, konnte ein gerechter Aus-
gleich der von seiten der Betroffenen erhobenen, z. T. einander wi-
derstrebenden Wünsche nicht gefunden werden. Nicht zuletzt wirkte
auch der Umstand hindernd, daß der Staat seit jeher bestrebt.war,
einen weitgehenden Einfluß für sich selbst zu sichern, welche Ab-
eicht durch das während und nach dem Kriege starke Hervortreten
des gemeinwirtschaftlichen (redankens nur gestärkt worden ist. Da
aber andererseits im alten Österreich auf dem Gebiete der Elektri-
zitätsversorgung vorwiegend die Privatwirtschaft sich betätigt hat,
ist es begreiflich, daß diese nach Kräften bemüht. war, gegen solche
Tendenzen anzukämpfen. Derart erfuhr schon der erste, im Jahre
1908 eingebrachte Entwurf, welcher dem Staate einen weitgehenden
Einfluß eichern sollte, eine einmütige Ablehnung seitens der betei-
ligten Kreise. und dasselbe Schicksal erlitt auch der zweite Entwurf,
der 1914 in Behandlung stand?), zu dessen parlamentarischer Bera-
tung es im übrigen zufolge des Kriegsausbruches gar nicht kam. Die
Notwendigkeit für einen planmäßigzen Ausbau der Elcktrizitätsver-
sorgung und Ausnützung aller Kraftquellen im ganzen Staate haben
die im Kriege gesammelten Erfahrungen auf das eindringlichste ge-
1) Die Veröffentlichung dieses Aufsatzes hat der Druckerstreik leider
verzögert. Der Entwurf ist inzwischen von der Nationalversammlung und dem
Bundesrat angenommen worden und am 23. VII. 1922 als Gesetz in Kraft getreten
Vgl. „ETZ“ 1914, S. 921.
N
868
Elektrotechnische Zeitschrift.
i
1922. Heit 29. 28. Juli 1922.
zeigt, und so erklärt es sich, daß noch während des Krieges ein neuer
Gesetzentwurf im Parlament eingebracht wurde, dessen Tendenz
schon durch die Betitelung als „Elektrizitätswirtschaftsgesetz” ge-
kennzeichnet war. Durch diesen Entwurf wurde nicht mehr und nicht
weniger bezweckt, als die gesamte Elektrizitätewirtschaft früher
oder später unter die staatliche Oberhoheit zu bringen und jedwede
private Betätigung auf diesem Gebiete mit der Zeit vollständig zu
unterbinden. In diesem Sinne war einerseits der weitestgehende Ein-
fluß des Staates auf die Entstehung, Entwicklung und Führung aller
Elektrizitätsversorgungsunternehmungen vorgesehen, andererseits
ein Ablösungs- und Heimfallrecht dem Staate zugesichert, welches’
die Erwerbung sämtlicher Anlagen in absehbarer Zeit ermöglicht
hätte. Immerhin hat dieser Entwurf auch einige nicht zu unter-
schätzende Vorteile in Aussicht genommen, vor allem die finanzielle
Unterstützung des Staates für neue Unternehmungen, gewisse Steu-
erbegünstigungen u. dgl. m., welche gegenüber allerdings eine Ge-
winnbeteiligung des Staates und die staatliche Tarifhoheit standen.
Auch war die Einräumung des Enteignungsrechtes für das Kraft-
werk und das Leitungsnetz in diesem Entwurf erstmalig vorgesehen,
wogegen die früheren Entwürfe sich mit den sogenannten Zwangs-
benützungsrechten begnügten, die, für das Kraftwerk selbst gar
nicht anwendbar, auch für den gesicherten Fortbestand der Leitun-
gen keine unter allen Umständen genügende Gewähr geboten hätten.
Der Gedanke einer planmäßigen Elektrizitätsversorgung des ganzen
Staatsgebietes erscheint hier zum ersten Male in voller Schärfe aus-
gesprochen. Die parlamentarische Erledigung wurde durch das
Kriegsende und den darauf folgenden Umsturz vereitelt.
Daß die Sozialisierungsbestrebungen, von welchen in der unmit-
telbaren Nachkriegszeit viele einen kräftigen Anstoß zur Gesundung
der Staatsfinanzen erwartet haben, auch an der Frage der Elektrizi-
tätsversorgung nicht stillschweigend vorübergegangen sind, ist mehr
oder weniger selbstverständlich, und so kam es, daß, als auch die Be-
deutung einer großzügigen Kraftversorgung und raschesten Aus-
baues der Wasserkräfte des von der Kohle ganz entblößten Öster-
reich voll erkannt wurde, die Regierung bereits im Jahre 1919 mit
neuen, die endliche Regelung der Elektrizitätswirtschaft bezwecken-
den Vorschlägen vor die Nationalversammlung getreten ist. Diesmal
geschah dies in Form von zwei Gesetzentwürfen, deren einer, als
„gesetz, betreffend elektrische Anlagen“ betitelt,
im wesentlichen die Regelung aller rechtlichen Belange der neu ent-
stehenden und schon vorhandenen elektrischen Anlagen zum Ziele
hatte und dem Inhalte nach als ein Elektrizitätswegegesetz anzu-
sehen war, wogegen der zweite, der den Namen „Gesetz über
dieElektrizitätswirtschaft”trug, eigentlich nichts we-
niger als die allmähliche Sozialisierung der ganzen Elektrizitäts-
wirtschaft gestattet hätte. Es ist daher vollkommen begreiflich, daß
der letztere Entwurf, namentlich seitens der Privatwirtschaft, aber
auch seitens der Gemeinden und Länder fast einmütig abgelehnt
wurde, welch letztere nicht gewillt waren, ihre bisherige Selbstän-
digkeit auf diesem Gebiete dem Staate zu opfern, zumal mangels
einer endgültigen Verfassung die rechtlichen Beziehungen zwischen
Staat und Ländern noch der Regelung harrten. Ein näheres Eingehen
auf diese Entwürfe erübrigt sich, da sie schon an früherer Stelle
(„ETZ” 1920, S. 154) sehr eingehend besprochen worden sind. Zu-
folge Übereinkunft der politischen Parteien wurde dann auch die
Behandlung dieser Entwürfe bis zur Regelung der Verfassungsfra-
gen zurückgestellt. Die sich immer mehr zuspitzenden Gegensätze
zwischen dem Gesamtstaate und den einzelnen Ländern haben letz-
tere zur Stärkung ihrer selbständigen Stellung mit allen Mitteln be-
wogen und veranlaßt, die natürlichen Kraftauellen ihres Gebietes in
ihre Verfügungszewalt zu bringen. Ale solche kamen insbesondere
die Wasserkräfte in Betracht, und so entstanden schon bald die Was-
serrechtsnovellen in Form von Landesgesetzen, durch welche der
staatliche Einfluß auf die Wasserkraftbewirtschaftung vollständig
ausgeschaltet wurde?). Hand in Hand hiermit ging auch die Ent-
stehung von Landes-Elektrizitätsversorgungs-Unternehmungen, wel-
che unter ausschließlicher oder zumindest vorwiegender Beteiligung
der Länder die Regelung deren Elektrizitätswirtschaft in die Wege
geleitet haben. Derart ist die Privatwirtschaft schon kraft der Ver-
hältnisse immer mehr in den Hintergrund geraten, welche Entwick-
lung auch noch durch den Umstand gefördert wurde, daß die im frühe-
ren Österreich tätigen privaten Elektrizitätsunternehmungen ihre
Betriebe hauptsächlich in den nunmehr den neuen Nationalstaaten
zugefallenen Gebieten hatten, wogegen im heutigen Österreich die
kommunalen Betriebe schon vor dem Umsturze vorherrschend gewe-
sen sind. Es hat sich durch die natürliche Entwicklung eine fast über-
allangewandte Form von gemischtwirtschaftlichen Unternehmungen
für die Elektrizitätsversorgung ausgebildet, welche, zwar in Form
von Aktiengesellschaften, doch vorwiegend zemeinwirtschaftlichen
Charakter haben. Beschlossen wurde diese Entwicklung durch die
neue Bundesverfassung, zufolge deren bisher allerdings noch nicht
in Kraft getretenen Bestimmungen die Regelung der Elektrizitäts-
wirtschaft in Anlehnung an die von der Bundesversammlung zu be-
schließenden Rahmengesetze durch die Gesetzgebung der einzelnen
Länder selbst zu erfolgen hat. Auf diese Weise wurde der oben er-
wähnte zweite Gesetzentwurf gegenstandslos, da der Bund einer-
seits gar nicht mehr befugt erscheint, Fragen der Elektrizitätswirt-
schaft im Wege der Gesetzgebung zu regeln, andererseits die Länder
3 Vgl
,
ETZ" 1922.5 35.
den angestrebten Einfluß schon durch die Entwicklung selbst erlangt
haben und ihre Machtbefugnisse heute unbestritten sind.
Dieser Entwicklung ist es zu verdanken, daß der nunmehr dem
Nationalrate vorgelegte Entwurf für ein Gesetz, betreffend elektrı-
sche Anlagen, eine verhältnismäßig einfache und auch alle Inter-
essen im allgemeinen befriedigende Form erhalten konnte, da er im
WesennuralseinElektrizitätswegegesetz anzusprechen
ist. Daß er entgegen den Verfassungsbestimmungen doch von der
Bundesversammlung behandelt werden soll, erscheint dadurch be-
gründet, daß die vorerwähnten Verfassungsbestiinmungen noch nicht
in Kraft getreten sind, andererseits aber alle maßzebenden Stellen
darin übereinstimmen, daß ein weiteres Hinausschieben der gesetz-
lichen Regelung der Frage des Wegerechtes außerordentlich hem-
mend auf den im Zuge befindlichen Ausbau der Wasserkräfte und die
Hand in Hand damit gehende planmäßige Elcktrisierung des Staates
einwirken würde; naclı dem Inkrafttreten dieser Bestimmungen der
Verfassung soll dann das Gesetz einer nochmaligen Überprüfung
unterzogen und mit diesen in Übereinstimmung gebracht werden.
Der Gesetzentwurf lehnt sich im wesentlichen an die im Jalıre
1919 eingebrachte Vorlage für ein Gesetz, betreffend elektrische An-
lagen, an, wobei jedoch alle Hinweise auf das damals geplante Elek-
trizitätswirtschaftsgesetz ausgeschieden wurden und auch in eini-
gen anderen Punkten der seitherigen Entwicklung Rechnung getra-
gen erscheint. Auf Grund dieses Gesetzes sollen die Stromlieferungs-
unternehmungen mit Einschluß der Eigenanlagen berechtigt sein,
Leitungs- und Enteignungsrechte in Anspruch zu nehmen, letztere
jedoch nur dann, wenn sie im Besitze einer öffentlich-rechtlichen
Körperschaft (Bund, Land, gemeinwirtschaftliche Anstalt) sind oder,
wenn auch im Privatbesitz, seitens der Behörde als gemeinnütziz
anerkannt werden. Für Unternehmungen, welche derartige Rechte
in Anspruch nehmen, setzt das Gesetz als Gegenleistung eine Liefr-
rungspflicht an alle Abnehmer ihres Stromversorgungsgebietes hei
vollkommen gleichmäßiger Behandlung derselben in Hinblick auf die
Preisstellung fest, wobei jedoch den geänderten wirtschaftlichen
Verhältnissen insofern Rechnung getragen erscheint, daß, falls zur
Erfüllung dieser Pflicht eine Erweiterung der bestehenden Strom-
verteilungsanlagen notwendig werden sollte, der Anschlußwerher
zur Leistung eines angemessenen Kostenbeitrages verhalten werden
kann. Auch ein gewisses Maß der Tarifhoheit soll durch das Gesetz
festgesetzt werden, indem die Stromlieferungsbedingnisse und
Höchsttarife der Genehmigung des zuständigen Landeshauptmanns
als der obersten Verwaltungsbehörde unterliegen, wobei jedoch aus-
drücklich festgesetzt wird, daß bei Aufstellung der Tarife auf eine
angemessene Abschreibung und Verzinsung Rücksicht zu nehmen
ist. Wichtig ist, daß Eigenanlagen, welche überschüssigen Strom au
Dritte gegen Entgelt abgeben, nicht als Stromlieferungsunterneh-
mungen anzusehen sind, sofern der Anschlußwert solcher Art belie-
ferter Abnehmer nicht mehr als 10 % der Gesamtleistung der Maschi-
nenanlagen des liefernden Werkes beträgt. Im übrigen werden Ei-
genanlagen, die Leitungs- oder Enteigenungsrechte in Anspruch neh-
men, öffentliche Pflichten nur insoweit auferlegt, als sie in Not-
fällen (z. B. bei Gefährdung der öffentlichen Stromversorgung durch
Elementarereienisse) zur Unterstützung der öffentlichen Stromver-
sorgung herangezogen werden können, wobei ihnen jedoch volle Ent-
schädirung zu leisten ist. Das Leitungsrecht ermöglicht die Inan-
spruchnahme von öffentlichem und privatem Eigentum zur Führung
der Leitung im Luftraume oder unter der Erde, Anbringung der
Stützpunkte und der als Zubehörteile der Leitung anerkannten
Schalt- und Umformeranlagen, ferner zur Vornahme der erforder-
lichen Ausästungen, alles jedoch nur im Umfange, daß durch diese
Benützung der bestimmungsgemäße Gebrauch der Liegenschaften
nicht beeinträchtigt werden darf. Die Leitungsrechte bilden nicht
Gegenstand der grundbuchlichen Sicherstellung und sollen den Be-
sitzer der Liegenschaft in seinem freien Verfügungsrechte nicht be-
hindern; der Besitzer der Leitungsanlage wird verpflichtet, die Lei-
tungen abzuändern oder ganz zu entfernen, wenn dies eine solche
Verfügung notwendig machen sollte. Andererseits sind die Leitungs-
rechte an den Bestand der Leitung gebunden und gehen im Falle
eines Besitzwechsels auf den neuen Besitzer der Leitung über. Für
den Fall, daß die Errichtung und dauernde Erhaltung der Stromer-
zeugungsanlage, dep» Leitungen, Schalt- und Umformeranlazen aus
zwingenden technischen Gründen an einen bestimmten Ort gebunden
ist, steht das weit wirksamere Enteignungsrecht zur Verfügung, wel-
ches grundbuchlich sichergestellt werden und bei dessen Inanspruch-
nahme der Besitzer eine Verlegung oder Entfernung unter keinen
Umständen verlangen kann. Auf die Einschränkung, nach der das
Enteignungsrecht nur Unternehmungen bestimmter Art zuerkannt
wird, wurde bereits weiter oben hingewiesen. Bei der heutigen Sach-
lage dürfte es fast allen schon bestehenden und neu zu schaffenden
Unternehmungen zugute kommen. Daß dem Besitzer in allen Fällen
für die erlittenen Nachteile volle Entschädigung gebührt, ist eine
selbstverständliche Bestimmung des Gesetzes. Eine Lücke der bishe-
rigen Gesetzzebung wird durch die Festsetzung ausgefüllt, daß die
Starkstromleitungen, einschließlich der Schalt- und Transformato-
renanlagen, als Zubehör der Stromerzeugungsanlage anzusehen sind,
von welcher sie regelmäßig Strom empfangen, sonach, wenn auch auf
fremdem Grund und Boden errichtet, nicht als zu diesen gehörig gel-
ten, Über die Zuerkennung von Leitungs- und Enteignungsrechten
entscheidet die für die zeplante Anlage maßzebende Genehmigunırs-
behörde, welche auch die Höhe der zu leistenden Entschädigungen
28. Juli 1922.
aut Grund von sachverständiger Schätzung festsetzt. Eine Überprü-
tung dieser Festsetzung kann der Betroffene im Wege der ordent-
lichen Gerichte zwar verlangen, doch wird hierdurch der Vollzug des
Enteienungserkenntnisses nicht behindert, sofern die Unternehmung
den Entschädigungsbetrag bei Gericht erlegt. Diese Bestimmung cer-
scheint besonders wichtig, weil sie einer willkürlichen Verzögerung
des Baues wirksam vorbeugt.
Neben diesen wichtigsten Bestimmungen des Entwurfes sind
noch folgende erwähnenswert: Das Gesetz sieht eine seitens des
Bundesstaates auszuübende Aufsicht in sicherheitlicher Beziehung
für alle Starkstromanlagen vor, welche jedoch im großen und ganzen
nur darin besteht, daB die Unternehmungen zur Einhaltung der Si-
cherheitsvorschriften, zur Beistellung von sachkundigem Betriebs-
personal u. dgl. m. verhalten werden können, wogegen tiefergehende
Eingriffe in die Betriebs- und Geschäftsführung, wie dies bei den
friheren Entwürfen geplant war, ganz in Wegfall gekommen sind.
Wiewohl das Gesetz im allgemeinen eine Genehmigungspflicht für
alle elektrischen Anlagen vorsieht, werden von dieser, einer schon
seit langem erhobenen Forderung Rechnung tragend, die Hausan-
schlüsse mit der üblichen Gebrauchsspannung von vornherein ausge-
nommen. Die Schaffung einer ähnlichen Erleichterung für Anlagen
im Innern vonGebäuden, innerhalb von eingefriedeten Grundstücken
sowie Erweiterungen und Änderungen unwesentlicher Natur durch
Verordnung des Ministeriums kann kraft des Gesetzes später erfol-
zen. Die aufdie Regelung des behördlichen Verfahrens Bezug haben-
den Bestimmungen lassen ebenfalls das Bestreben erkennen, eine
möglichst weitgehende Vereinfachung und Beschleunigung herbei-
zuführen, was ganz besonders begrüßt werden muß. Den besonderen
österreichischen Verhältnissen Rechnung tragend, wo auch die staat-
lichen Fernsprech- und Fernschreibeanlagen keine besondere Be-
vorzugung bis jetzt genossen haben, vielmehr auch dem guten Willen
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Die Elektrizitätswerke in Rußland. — Nach Feststellungen des
russischen Elektrifizierungsausschuses bestanden am 1. I. 1922 in
Sewjet-Rußland 99 Elektrizitätswerke mit einer Maschinenleistun;
von 210 Mill. kW . Davon waren 621 städtische, 332 Land- und 2 Be-
zirkselektrizitätswerke, 724 \Werke befinden sich in Gebieten der
RS.FS.R., der Rest. entfällt auf die übrigen autonomen Republiken
und Randgebiete. Auf die Ukraine entfallen 16 % der Leistung aller
Werke und 10% ihrer Zahl. In der Zeit von 1917 bis 1921 wurden
#5 Werke mit 23 000 kW errichtet, darunter 217 auf dem Lande und
167 in Städten sowie ein großes Überlandwerk (Schaturskaja). Die
Leistung für 1 km? betrug ohne Ukraine und Kaukasus 51 W, in der
Ukraine und in der Krim 139,6.W. Die Elektrisierung ist also am
wenigsten in Sibirien und am meisten in Hinterkaukasien durchge-
hihrt. („Süddeutscher Anzeiger”, 1922, Nr. 23.) —:.
Apparatebau.
Neue Form von Sicherungen. — Die Westinghouse Electric
s.Mfg. Co., East Pittsburgh, Pa., bringt eine „Shurvent“- Sicherungs-
matrone auf den Markt, welche in Abb. 1 dargestellt ist. Ihre Kon-
— - — -
ki Fi
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pona” pt ©
t Ae z nr -
F =
Ta r 2
= Pr
A s: = 2
—
Abb. 1.
-truktion ist derart, daß der Austritt der Schmelzgase verzögert
wird, wenn die Sicherung durchgeht, um genügend Druck in der
Patrone zur Ausblasung des Lichtbogens aufrechtzuerhalten und
une Abkühlung der Gase zu ermöglichen. Es können also keine
»-häden in der Nachbarschaft der Sicherung auftreten. Dies wird
-freicht durch eine Gruppe von 3 Unterlagsscheiben U an jedem En-
e der Patrone. Diese Scheiben sind mit Kanälen versehen, die mit
'+qm Innenraum, untereinander und mit der Außenluft durch zick-
zı.kartig angeordnete Öffnungen in Verbindung stehen. („Electrical
Review”, Bd. 90, 1922, S. 791.) Piz.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Prüfeinrichtung für 400 kV!). — Für die Prüfung von 110 kV-
\rparaten mußte die Prüfanlage der Voigt & Haeffner A. G., Frank-
‚Shurvent“ Sicherung.
Elektrotechnische Zeitschrift.
mischen Kraftquellen eröffnen.
. T mae Ta nn un s Ta Ty
1922. Heft 29.
der Grund- und Hausbesitzer ausgeliefert sind, regelt ein besonderer
Abschnitt des Entwurfes die rechtlichen Venhältnisse derselben in
dem Sinne, daß auch fitr solche Leitungs- und Enteignungsrechte im
für die Errichtung und Erhaltung notwendigen Ausmaße zugestan-
den werden sollen. Auf die besonderen Bedürfnisse der großen Strom-
versorgungsnetze erscheint durch eine Bestimmung Rücksicht ge-
nommen, nach der Betriebszwecken einer Starkstromanlage dienende
Fernsprechleitungen keine besondere Konzession seitens der Staats-
telegraphenverwaltung benötigen, sondern gleichzeitig mit der Stark-
stromleitung selbst seitens der für, letztere maßgebenden Genehnii-
sungsbehörde genehmigt werden können. Die Übergangsbestimmun-
gen regeln endlich die Verhältnisse der schon bestehenden Unter-
nehmungen, welche im allgemeinen nur der staatlichen Aufsicht ùn-
terworfen werden sollen; nur wenn sie nach Wirksamkeitsbeginn des >
Gesetzes ihr Stromli&ferungsgebiet ausdehnen und hierfür Leitungs-
oder Enteignungsrechte (letztere nur, wenn die gesetzlichen Voraus-
setzungen hierfür zutreffen) in Anspruch nehmen, unterliegen sie
den einschlägigen übrigen Bestimmungen des Gesetzes, jedoch nur
hinsichtlich der neu zu versorgenden Gemeinden.
Diese kurze Wiedergabe des wesentlichen Inhaltes des neuen
Gesetzentwurfes zeigt, daß er im großen und ganzen allen berechtig-
ten Wünschen Rechnung trägt und die baldige Verabschiedung von
allen Beteiligten auf das lebhafteste gewünscht werden kann, zumal
zu hoffen ist, daß es im Laufe der parlamentarischen Behandlung
noch möglich sein wird, einige Härten, auf welche hier nicht näher
eingegangen wurde, auszumerzen. Erst durch die Schaffung des Elek-
trizitätswegegesetzes wird die in den letzten Jahren im Interesse der
869
: Woasserkraftausnützung in hervorragender Weise tätige österreichi-
sche Gesetzgebung ihren Arbeiten die Krone aufsetzen und die freie
Bahn der ungehemmten Erschließung und auch SR ANELE hei-
eck.
RUNDSCHAU.
furt a. M., erweitert werden. Vorhanden war ein Prüftransfor-
mator für 200 kV, der für die bisherigen Prüfungen der Schal-
$ ter bis 65 kV vollständig
7 fi N `
G a ausgereicht hatte. Die
AV
Re Er Venen Beschaffung eines neu-
I = £ en, großen Prüftransfor-
=- mators für 400 oder 500
| CE I kV wäre außerordent-
bermi lich teuer gewesen. Man
| Spuiemsoronon Machte daher von einer
fur wOkV von Prof. Dessauer,
Frankfurt a. M., angegr-
| e benen Schaltung?) Ge-
| i brauch, Diese Schal-
er => für 200k V tung beruht darauf, daß
| 7 gegen troe ‚soserr man mehrere Transfor-
a matoren hintereinander
N | schaltet und so eine Sum-
E= menspannung erhält. Mit.
l der einfachen Hinterein-
| Slerrssiohiön anderschaltung ist es
fur IOOKV freilich nicht getan, da
die Transformatoren die
k d i Gesamtspannung gegen
S ihr Gestell aushalten
Š fo -- U cre müssen. Es ist also nö-
S tig, jeden zuzuschalten-
p keat den Transformator von
Eur = = vornherein auf eine ent-
‚aS$ D sprechend höhere Poten-
EE F tialstufe zu bringen. Das
geschieht in einfacher
Weise zunächst dadurch,
daß man die hinterein-
Di ander zu schaltenden
2200 Transformatoren für die
Abb. 2. Schaltung von Prüftransformatoren durch die Hintereinan-
nach Dessauer. derschaltung entstehen-
den Spannungen stufen-
weise gegen Erde isoliert. Außerdem muß auch die Erregerspannung
der zuzuschaltenden Transformatoren auf die betreffende Potential-
stufe hinaufgebracht werden. Dies geschieht mit Hilfe von Ver-
schiebetransformatoren. Das sind Transformatoren mit
Niederspannungswicklung und Übersetzungsverhältnis 1:1, wobei
aber die Sekundärwicklung des Verschiebetransformators für die zu
erzielende, nächst höhere Potentialstufe gegen das Gestell isoliert
wird. Das Nähere ergibt sich aus dem Schaltplan, Abb. 2. Die hinter-
einander zu schaltenden Transformatoren sind mit a, b, c bezeichnet.
1) Nach M. Vogelsang, „Elektrotechn. u. Maschinenbau“. Bd. 40, 1922
S. 257.
m) Vgl. „Elektrotechn. u. Maschinenbau“. Bd. 36 1918, S. 169, Walter
„ETZ“ 1918, 8. 373. Das Wesentliche der Schaltung ist übrigens schon durch ein
französisches Zusatzpatent Nr. 8461 zum Fr. Patent Nr. 359186 vom 28. I. 1908
bekannt geworden.
liefert also die sekundäre
970 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 29.
Dabei ist a der im vorliegenden Falle vorhandene Transformator für
200 kV, dessen Gestell und dessen Hochspannungswicklung einseitig
Zen
_ “
a = Vorhanden gewesener Prüftransformator 20 kV.
b und e = Reihenschlußtransformatoren für je Iw kV.
d und e = Verschiebetransformatoren für 20:20 V.
Abb. 8 Anordnung der Prüftransformatoren.
geerdet sind, und der mit Wechselstrom von 220 V erregt wird. Mit
diesem Transformator sind zwei andere, b und c, für je 100 kV, hinter-
einander geschaltet. Der erste Verschiebetransformator d steht auf
der Erde, seine Primärspan-
nung ist die Netzspannung
(220 V). Die Sekundärwick-
lung von d (auch nur 220 V),
hat eine Spulenisolation für
200 kV und ist einseitig an das
200 kV-Ende des Transforma-
tors a angeschlossen. Dadurch
Wicklung von d 220 V aber
auf einem Potential 200 KV.
Mit dieser Spannung wer-
den der zweite Reihenschluß-
transformator b und der zwei-
te Verschiebetransformator e
erregt. Das Gestell des Trans-
formators b ist ebenfalls ein-
seitig mit dem 200 kV-Pol ver-
bunden, befindet sich also
auch auf dem Potential 200 kV
und ist durch entsprechende
Isolatoren von Erde isoliert.
In gleicher Weise isoliert und
mit dem 200 kV-Pol verbunden
ist das Gestell des zweiten
Verschiebetransformators e.
Es ist ebenfalls ein Transfor-
mator von 220 V mit Über-
setzungsverhältnis 1 : 1; seine
Sekundärwicklung ist gegen
sein Gestell wieder für 100 kV
isoliert. Seine Sekundärwick-
lung ist wieder einseitig an.
die Spannung der Transforma- l
toren a + b angeschlossen, befindet sich also auf der Potentialstufe
300 kV. Mit dieser Wicklung wird endlich der dritte Reihenschluß-
Abb. 4 Überschlag eines’Durchführungs-
isolators bei 330 kV.
28. Juli 1922.
transformator c erregt, der primär für 220 V, sekundär für 100 kV
gewickelt ist. Sein Gestell ist ebenfalls an die Potentialstufe 300 kV
angeschlossen, und er ist durch eine zweite Isolatorenstufe für in:
ganzen 300 kV gegen Erde isoliert. Das Ende der Hochepannungs-
wicklung dieses letzten Transformators hat gegen Erde 400 kV Span-
nung. Man erkennt ohne weiteres, daß durch Hinzufügung weiterer
Verschiebetransformatoren und Reihenschlußtransformatoren belie-
bige weitere Spannungssteigerungen erzielt werden können.
Aus Abb. 3 ist der Aufbau der Einrichtung erkennbar. Der
schon früher vorhanden gewesene 200 kV-Transformator a stehi
hinten direkt auf der Erde, und von ihm aus führt ein Leitungsrohr
zu dem Verschiebetransformator d, der ebenfalls mit seinem Gestell
auf der Erde steht. Er muß natürlich genügend groß sein, um die Lei-
stung fürdie Reihenschlußtransformatoren b und c aufzubringen. Die
Transformatoren b und c stehen zusammen auf einem Gestell, das
für 200 kV gegen Erde isoliert ist. Ebenfalls auf diesem Gestell steht
mit einer zusätzlichen Isolation für 100 kV der dritte Reihenschluß-
transformator c. Zum Verständnis von Abb. 3 sei noch bemerkt, daß
die Verbindungsrohre je nach Bedarf mehrere Leitungen enthalten.
Das vorn sichtbare Gestell mit den zwei Kugeln ist eine Spannungs-
meßeinrichtung nach Peek: an den Kugeln findet der Überschlazg
statt. Abb. 4 zeigt einen Durchführungsisolator eines 110 kV-Öl-
schalters bei der Überschlagprobe mit 350 kV. Ptz.
Ld
Beleuchtung und Heizung.
Moderne Bühnenbeleuchtung. — Unter obigem Titel hat die
auf diesem Gebiet führende Firma Schwabe & Co., Berlin, ein
kleines Buch herausgegeben, das mehr ist als eine Propaganda-
schrift für ein bestimmtes Fabrikat. Es gibt eine recht anschau-
liche Darstellung der Umwälzung der Bühnenbeleuchtung im
letzten Jahrzehnt, bedingt durch den Kuppel- oder Rundhorizont
und die Einführung der Gasfüllungslampe an Stelle der Bogen-
lampe für die Beleuchtungseffekte. Das Fortuny-Beleuchtungs-
system litt noch unter der Schwerfälligkeit der Bogenlampe und
unter der schwierigen Regelung ihres Lichtstromes. Demgegen-
über kann man mit der Gasfüllungslampe an jeder Stelle der
Bihne die feinsten Abstufungen des Lichtes und damit bisher
ungeahnte Beleuchtungseffekte erzielen. Noch aus einem anderen
Gesichtspunkte möchten wir das kleine Werk hier verzeichnen.
Es liefert einen interessanten Beitrag zur Psychologie der
Sprache. Ein großes Bedürfnis, die Lichterscheinungen zu ver-
körperlichen, führt im Anschluß an den Begriff des ‚Strahles”
allzu folgerichtig zu einer Reihe von Bildern, die der wegung
von Flüssigkeiten entnommen sind. Brandende Wogen, flutende
Helligkeiten, Duschen, Lichtspritzen, sanfter Regen und ähnliche
Bilder ziehen vorüber! Für technisch ernst zu nehmende Lite-
ratur sollte indessen eine etwas „trocknere“ Darstellung vorge-
zogen werden. Ha.
Eine neue Blinklampe. — S.O. PearsonundH.St.G. Anson
führten in der englischen Physical Society kürzlich eine mit Neon
gefüllte neue Glühlampe vor, welche durch einfache Schaltung als
Blinklampe verwendet werden kann. Man fand nämlich, daß, wenn
man eine solche Neonlampe mit einem Kondensator parallel und mit
einem Widerstand in Reihe schaltet, daß das Licht der Lampe mit
konstanter Frequenz blinkt. Man kann die Frequenz des Blinken®
durch Änderung der Kapazität und des Widerstandes zwischen 10
i. d. min und 15 000 i. d. sek verändern. Bei der Vorführung wurden
diese Unterbrechungen des Stromes durch ein lautsprechendes Tele-
phon demonstriert. Zunächst kamen die Töne in Zwischenräumen
von einigen Sekunden, bei Steigerung der Frequenz bis zu dem höch-
sten Werte aber wurden diese Töne schließlich vollkommen unhör-
bar. Die Frequenz wurde hierbei nach der bei der drahtlosen Tele-
graphie üblichen heterodynamischen Methode gemessen. Man kann
sie auch mathematisch berechnen. Diese Erscheinung läßt sich für
wissenschaftliche kommerzielle Zwecke gut ausnutzen. Es wird dann
auch noch über ein anderes Phänomen mit der Neonlampe berichtet.
Befindet sich eine solche Lampe in einem Stromkreis mit zwei Schal-
tern, der mit Wechselstrom von 50 Per und 350 V gespeist wird, so
glüht die Lampe, wenn man einen Schalter einschaltet, in gewöhn-
licher Weise auf: schaltet man sie aber aus, ro erlischt sie nieht
ganz, sondern glüht ganz schwach weiter. Anscheinend ist es die Ka- ;
pazität der zwischen den beiden Schaltern verlaufenden und auf etwa
3 m dicht aneinanderliegenden Drähte, welche ausreichend ist, um
die Ausbildung eines schwachen Stromes in diesem Kreis herbeizu-
führen. Schließt man die Schalterkontakte mit einem Finger und dem
Daumen kurz. so leuchtet die Lampe noch einmal voll auf, ohne daf
man an den Fingern lästige Wirkungen verspürt. („Eleetrical Re-
view”, Bd. 90, 1922, S. 811.) Ptz.
Verkehr und Transport.
Vermeidung von Schlagstellen an Fahrdrähten elektrischer
Bahnen. — An den Aufhängepunkten der Fahrleitungen elektrischer
Bahnen entstehen, besonders bei Rollenstromabnehmern, Schlagstel-
len, welche harte Stellen und starke Abnutzung verursachen, so daf
die Lebensdauer der Fahrleitung erheblich vermindert wird. Früher
begegnete man dem Übel durch straffe Drahtspannung und lockere
Queraufhängung der Haltepunkte. Bei Kettenaufhängung wird der
Haltepunkt leicht und elastisch angehoben, jedoch an Armauslegern,
28. Juli 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 29.
971
Unterführungen und Queraufhängungen sind die Schläge der vor-
ibergleitenden Stromabnehmer von heftiger Wirkung. Die Ohio
Brass Co., baut eine Doppelfederöse (Abb. 5), welche einen federn-
den Stahlstreifen trägt, an dessen Enden je eine kurze Drahtklemme
befestigt ist. Die kurzen Klemmen sind je 12 cm lang, ihr Mittenab-
tand beträgt 25 cm. Diese Anordnung wirkt wie eine 37 em lange
Klemme mit eimem elastischen Teil in der Mitte anstatt an den En-
len. Neuerdings bringt die Drew Electric & Mfg. Co., eine Federösc
ı Abb. 6) mit einer Öse heraus, welche den Fahrdraht umfaßt. Sie hat
Abb. 5. Doppelfedersse der Ohio Brass Co.
Abb. 6. Federöse der Drew Electrie & Mfg. Co.
zwei Ansätze, zwischen denen eine Stahlfeder sitzt, die in der Mitte
durch den Isolator gehalten wird. An dieser Öse ist, ebenso wie bei
der oben beschriebenen, die Stahlfeder an einem Befestigungspunkt
mit einem Schlitz versehen, um eine gewisse Beweglichkeit zu er-
zielen. Die letztgenannte Gesellschaft fertigt auch eine als „Kissen-
üe” bezeichnete Federöse, welche in der Mitte auf 12 cm Länge eine
in der Mitte um 3 mm mehr als an den Enden vertiefte Rille für die
Anfuahme des Fahrdrahtes aufweist. An der Vertiefungsstelle liegt
der Draht oben nicht fest gegen die Öse an und kann daher beim Vor-
ibergleiten des Stromabnehmers nachgeben. Schnitte durch solche,
lange im Gebrauch gewesene Ösen zeigten an diesen Stellen fast
keine Abnutzung des Drahtes, weil er eben in den oberen Teil der
nneinsedene kann, sobald der Stromabnehmer darüber hinweg-
äuft,
aia
Poad
ale
Abb 7a. Balanzieröse der AEG für Bügelbetrieb.
N
Abb, 7b. Balanzieröse der AEG für Rollenretrieb.
In Deutschland hat z. B. die AEG diese Frage in viel eleganterer
Form in Gestalt ihrer frei beweglichen „Balanzieröse“ (Abb. 7a und
h) gelöst, welche, besonders bei Profildrähten, allgemeine Anwen-
ung gefunden hat. (G. H. Mde Kelway „El. Railway Journ.“, Bd.
9, 1922, S. 823.) Kdl.
Elektrische Zugförderung auf Strecken mit schwerem Ver-
.— Dem 9. Internationalen Eisenbahnkongreß in Rom!) wurde
van G. Gibbs, Beratendem Ingenieur der Pennsylvania-Bahn, einc
Arbeit vorgelegt, dieden gegenwärtigen Stand und die zu erwartende
Entwicklung der elektrischen Zugförderung für Strecken mit star-
kem Verkehr behandelt, wobei allerdings ausschließlich auf die Ver-
hältniese der Ver. Staaten Rücksicht genommen wurde. Gibbs führte
folgendes aus: Die Kriegszeit hat auf die Entwicklung hemmend ge-
wirkt, wenngleich die Ausdehnung des elektrischen Bahnbetriebes,
ıbsolut genommen, große Fortschritte gemacht hat. So haben in der
Zeit von 1910 bis 1920 zugenommen: die elektrisch betriebenen
Streckenkilometer von 660 auf 2460, die Gleiskilometer von 1400 auf
49: die Zahl der elektrischen Lokomotiven von 136 auf 371 und die
Zahl der Motorwagen von 613 auf 1508. Als Stromzuführung für
hweren Betrieb wird die dritte Schiene in Amerika als veraltet
inzesehen, da die Oberleitung sich billiger und betriebssicherer er-
sirsen hat. Insbesondere sind Störungen infolge Schneeverwehun-
zn bei Anlagen mit dritter Schiene nicht zu vermeiden. Bezüglich
ler Stromart vertritt Gibbs die Ansicht, daß Finwellenstrom von
11000 V nach dem heutigen Stand der Dinge die meiste Aussicht auf
künftige Anwendung hat, und er spricht sich gegen den hochgespann-
ten Gleichstrom aus, der im Betrieb doch noch manche Schwierig-
keiten verursache.
nn Ygl den Kongreßbericht”in der „ETZ* 1922, 8.79 u. 92.
Daß man noch keine einheitliche Bauart für die elektrischen
Lokomotiven habe, sei nicht verwunderlich, da die Entwicklung
noch zu jung sei, um Regeln für eine Normung aufstellen zu
können. Diese Auffassung steht in Widerspruch mit den Nor-
mungsbestrebungen in den europäischen Ländern, besonders in
Deutschland. Allgemein ist Gibbs nicht der Ansicht, daß man
mit dem zulässigen Achsdruck möglichst hoch gehen solle, da die
Kosten des Oberbaus sowie dessen Unterhaltungskosten zu groß
werden. Er befürwortet vielmehr den Bau leichterer Loko-
motiveinheiten, die- bei Vielfachsteuerung von einem Mann ge-
führt werden sollten. Dies führt allerdings zu teueren Kon-
struktionen, die sich wohl aus diesem Grunde nicht einführen.
Über die wichtigsten Antriebsarten bei neueren Entwürfen
von Lokomotiven werden folgende Angaben gemacht: Die neue-
sten Personenzugslokomotiven der New York-New Haven und
Hachford Ry haben eine Radanordnung 1C1-+1C1 mit sechs
Doppelmotoren, die mittels Zahnradübersetzung und Hohlwelle
je eine der Triebachsen antreiben. Die Laufachsen sind radial
einstellbar. Ein gemeinsamer Kasten ruht in Pfannen auf den
beiden Laufgestellen und ist durch seitliche Gleitbacken geführt.
Die Norfolk & Western Ry hat eine Lokomotive entworfen, aber
noch nicht ausgeführt (Bauart 1D1-+1D]W1, bei der der feste
Radstand 5,02 m beträgt: die TLaufachsen sind radial beweglich,
der Lokomotivkasten ist durchgehend, die Induktionsmotoren
liegen zwischen den Lauf- und Triebachsen. Je 2 Motoren trei-
ben über Zahnräder und Blindwelle die beiden benachbarten
Treibachsen an. Die Pennsylvania-Bahn hat eine schwere Güter-
zugzlokomotive für ihre Strecke über die Allegheny Mountains
(Bauart 1C+C1) gebaut. Der Kasten ruht zwischen der ersten
und zweiten Triebachse und hat Dreipunktaufhängung. Die
Motoren liegen auch hier zwichen Lauf- und Triebachse, haben
Zahnradübersetzung und treiben je zwei in jedem Laufgestell
mittels Blindwelle sowie Treib- und Kuprpelstangen.
Im Vorortverkehr auf elektrischen Hauptstrecken werden
mit Vorteil Triebwagenzüge verwendet, deren sämtliche Wagen
zweckmäßig mit je 2 Drehgestellen ausgerüstet werden, von
denen nur eines mit 2 Motoren. Eine Stahlwagenbauart von
91 m Länge und 50 t Gewicht (ausschließlich der elektrischen
Ausrüstung, aber einschließlich Fahrgästen) wird als wirtschaft-
lichste Form der Einheit bezeichnet, in die sich Motoren ftir
500 PS einbauen lassen. Bezüglich der Wirtschaftlichkeit des
elektrischen Betriebes ist Gibbs der Ansicht, daß sie bei einer
neu zu erbauenden Strecke leichter zu erreichen ist, als bei einer
bestehenden beim Übergang vom Dampfbetrieb zum elektrischen.
was allerdings meist die zu lösende Aufgabe ist, und die wohl
bei manchen Strecken, keineswegs aber in allen Fällen, zu einem
günstigen Ergebnis führen kann. (,„Blectric. Railway Journal”,
Bd. 59, 1922, S. 151.)
-—— e- u
Bergbau und Hütte.
Anlaßvorricehtungzen für Stahlwerks-Hilfsmaschinen!). — Für
Arbeitsmaschinen, bei denen, wie bei Rollgangantrieben, stark
benutzten Hebemaschinen und derel.. die Kürze der Anlaufzeit.
von besonderer Wichtigkeit ist, erscheint eine Anlaßvorrichtung
bemerkenswert. die von der General Electric Co. herrührt. Die
gerinzste Anfahrzeit läßt sich dann erzielen, wenn der Motor bis
zur Erreichung voller Geschwindigkeit mit der höchstzulässigen
Stromstärke arbeitet, der Anlaßwiderstand also dementsprechend
schnell ausgeschaltet wird. Rei den gewöhnlichen, von Hand
bedienten Anlassern wird die Einhaltung der zulässigen Anker-
stromstärke von dem bedienenden Maschinisten abhängig gemacht,
der die Möglichkeit dazu aber auch nur dann hat, wenn in
unmittelbarer Nähe des Anlasserhebels oder Handrades ein Strom-
zeiger zum Anzeigen des Motorstromes angebracht ist, was sehr
häufig nicht zutrifft. Andererseits handelt es sich aber auch
immer um sehr kräftig gebaute Motoren, bei denen die Einhaltung
einer bestimmten Anfahrstromstärke nicht so ängstlich gefordert
zu werden braucht. Wenn deshalb auch der nachstehend be-
schriebenen Anlaßvorrichtunz nicht unbedingt das Wort ge-
snrochen werden soll, da die Kosten, besonders bei mehrstufizen
Anlassern, recht hoch werden dürften, so ist es für Ingenieure,
die mit derartigen Anlagen arbeiten, doch vielleicht von Inter-
esse, die einer solchen selbsttätigen Anlaßvorrichtung zweckmäßig
zugrunde zu legenden Gesichtspunkte kennen zu lernen.
Bei der vorliegenden Konstruktion wird die Anlafßgeschwin-
digkeit von der Ankerstromstärke abhängig gemacht, u. zw. mit
Hilfe besondrrer Stromrelais, die in Abhängigkeit von der Anker-
stromstärke das allmähliche Ausschalten des Anlaßwiderstandes
bewirken. Sie liegen an den Klemmen des Anlaßwiderstandes, sn
daß ibre Wirkung durch den der Stromstärke entsprechenden
Spannungsabfall im Anlaßwiderstand bestimmt ist. Das zu
diesem Zweck von der GEC verwendete Relais hat zwei von-
einander unabhängige Magnete, einen oberen mit einstellbarem
Anker und einen unteren, dessen Anker auf unveränderlichen
Luftzwischenraum eingestellt ist; eine Feder hält die Relais-
kontakte normalerweise geschlossen. Werden die Spulen von
Strom durchflossen, so ziehen sie die Ankerscheiben an, wodurch
1) Nach „General Eleotric Review“, Bd. 24, 1921, S. 986.
972 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29. 28. Juli 1922.
die Relaiskontakte geöffnet werden. Gleichzeitig wird die untere
Spule kurzgeschlossen, so daß die Spannung, bei der der Anker
losgelassen wird und die Kontakte an der Feder geschlossen
werden, durch Einstellung des Luftspaltes an der oberen Anker-
scheibe geändert werden kann.
Abb, 8 zeigt ein typisches Schema für den einfachsten Fall,
einen nicht umkehrbaren Gleichstrommotor mit einstufigem An-
lasser. Nach Einlegen des Hauptschalterse werden die zunächst
in Reihe liegenden bei-
den Relaisspulen von
Strom durchflossen und
ihre Anker angezogen:
dadurch wird der Kon-
takt A unterbrochen und
B geschlossen. Sobald
der Anlaßschalter ein-
gelegt wird, fließt Strom
von L, durch den Ab-
stellschalter, durch den
Anlaßschalter, durchden
Kontakt B und dann
durch die Wicklung des
Schalters e zu dem an-
NEL aone y
werden Schalter c un es ER
Hilfskontakt f geschlos- Abb. 8. Schaltplan der Anlaßvorrichtung
sen. Die untere Relais-
spule wird ebenfalls kurzgeschlossen, während die obere parallel
zum Anlaßwiderstand gelegt ist, so daß ihre Klemmenspannung
dem Spannungsabfall im Anlaßwiderstand entspricht, Solange
der Motor noch stillsteht,
herrscht an den Wider-
standsklemmen praktisch
die volle Netzspannung. Sie
geht jedoch in dem Maße
zurück, in dem sich der Mo-
tor beschleunigt, bei einer
bestimmten vorher festge-
legten Drehzahl wird der
Relaisanker freigegeben so-
wie der Kontakt A wieder
geschlossen, nachdem die
Stromstärke in der oberen
Relaisspule entsprechend
herabgegangen ist. Der An-
laßwiderstand wird dadurch Si. Mm E
kurzgeschlossen. =
. Das beschriebene Re-
lais hat den Vorteil, daß es
für alle vorkommenden
Stromstärken leicht einge-
stellt werden kann, so daß
auf dem ganzen Werk, auf
dem derartige Anlaßein-
richtungen für Motoren der
fir Walzwerkhilfsmaschi-
nen in Frage kommenden
Leistung benutzt werden,
die gleiche Relaistype für
alle Motoren verwendbar
ist. Sobald mehrstufige An-
lasser genommen werden
sollen, sind mehrere Relais
hintereinander zu schalten,
die in Abb. 8 dargestellte
Einführungsstelle der Elektroden die in Abb. 9 dargestellte Anord-
nung, welche dazu dient, an dieser heiklen Stelle die Ofenwandung
zu kühlen und auch die Elektroden selbst vor den Wirkungen
austretender Ofengase und Flammen zu schützen. Es ist zu
diesem Zweck ein ringförmiges Bronzegußstück B um die Elek-
trodenöffnung auf das ÖOfendach aufgesetzt, welches in seinem
unteren Teil eine von Wasser durchflossene Kühlkammer K be-
sitzt, die bei W an eine Wasserleitung angeschlossen wird. In
dem oberen, becherförmig ausgebildeten Teil des Gußstückes sind
vier gußeiserne Abschlußringe R angeordnet, die aus drei hohlen
Segmenten bestehen und so gestaltet sind, daß sie sich gegen-
einander bewegen können und so die Elektrode abdichten, ohne
sie in ihrer Beweglichkeit zu hindern. („Electrical Review“ Bd. %,
1922, 8. 639.) Ptz.
Fernmeldetechnik.
Die Aussichten der drahtlosen Telephonie für Zentralbetrieb').
— Die drahtlose Telephonie hat in Nordamerika nach C. Martin,
man kann fast sagen in den letzten Monaten, eine ganz ungeahnle
Verbreitung gefunden in der Form von Zentral-Sendeanlagen (broad-
casting-Stationen genannt) und einer großen Zahl von mithörenden
Empfangsanlagen in Entfernungen bis 300 und 500 km. Hierauf sind
auch die massenhaften Anfragen an Deutschland nach der Lieferung
einfacher Empfangsaparate zurückzuführen. Die Zentralen senden
zu bestimmten Tageszeiten Tages-, Börsen- und Reklamenachrich-
ten, Musik- und Gesangsvorführungen, an Sonntagen Predigten.
Welchen Umfang diese Anlagen schon angenommen haben, ersieht
man am besten aus der Karte Abb. 10°). Sie zeigt die Lage und den
Wirkungsbereich der bedeutendsten Zentralen, die jetzt schon in
Betrieb sind bzw. in kürzester Zeit in Betrieb genommen werden.
fn "i =; m I E
KUN k— Grand Rapi Whe B ~ =— ul
ema Vom
— r.
N
K
Schaltung ist also sinnge- @ 22km Halbmesser 320 km Halbmesser
mäß zu ändern. Der Maschi- MD 100 »
nist hat bei derartigen An-
laßvorrichtungen nur nötig,
den Ausschalter oder Um-
schalter zu betätigen, alles
übrige besorgen in Abhängigkeit von der Anfahrstromstärke die
Relais. Pi.
f Gekühlte Elektrodeneinführung für Elektrostahlöfen. — Die
Electro-Metals Ltd. benutzt bei ihren Elektrostahlöfen an der
Abb. 9 Elektrodeneinführung für Elektrostahlöfen
ii $ 800 » 7)
Abb. 10. Karte mit den wichtigsten drahtlosen Zentral-Sendeanlagen Amerikas. (Die Kreise deuten die Reichweiten an.)
Durch die Wahl der Wellen ist dafür gesorgt, daß dort, wo die Sende-
anlagen in ihrem Bereiche sich überdecken, die gleichzeitig geben-
den Sender auseinander gehalten und nach Wahl empfangen werden
können. Die verwendeten Wellenlängen liegen im allgemeinen zwi-
schen 260 und 450 m. Der Energieaufwand ist % bis 1 kW. Um mög-
lichst die Störungen des normalen Telegraphierverkehrs zu vermin-
dern, ist vorgeschrieben, daß jeder Sender von einem Operator
2. Klasse bedient werden muß. Diese Sendeanlagen sollen jetzt
schon von über 700 000 Empfängern mitgehört werden. Der Empfän-
ger ist für den Bereich bis 40 km meist ein einfacher Primärempfän-
ger mit Detektor an einem Antennendraht von vielleicht 15 m Länge
und 7 bis 8 m Höhe. Der Preis der einfachsten Apparate beträgt
etwa 25 Dollar. Bessere Apparate für größere Entfernungen sind
entsprechend teurer, da hier ein Audion mit ein- oder zweifacher
Niederfrequenzverstärkung erforderlich ist.
Störend für diese Anlagen wirkt zeitweise die große Zahl der
Amateur-Sendeanlagen. Sie arbeiten zwar theoretisch nur mit Wel-
ı) Vgl. auch „ETZ“ 1222, 8: 741.
3 Entnommen,aus „Scientific American”, März 1922. S. 167.
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ir
28. Juli 1922.
nn En nn m m u u nn
len unter 200 m, da sie aber meistens keinen Wellenmesser haben,
wird dieser Weellenbereich nicht eingehalten. Durch scharfe staat-
liche Kontrolle sollen diese Übelstände jetzt beseitigt werden. („Elec-
trical World”, Bd. 79, 1922, S. 673.) A. M.
Das neue Fernsprechamt Dönhoff. — Nach Überwindung sehr
erneblicher technischer Schwierigkeiten ist das neue Amt „Dönhofi“
am 16. Juli in Betrieb genommen worden. Dies neue Fernsprech-
amt sollte bereits seit geraumer Zeit zur Entlastung der Fernsprech-
amier „Moritzplatz“ und „Zentrum“ seine Tätigkeit aufnehmen, doch
erwieses sich als notwendig, die aus den Kriegsbeständen stammen-
den Leitungen durch neue Kabel zu ersetzen. Auch Streiks der mit
dem Umbau betrauten Mechaniker der Siemens & Halske A.G. ver-
zögerten den Umbau.
Euglisch-holländisches Fernsprechkabel. — Die im Jahre 1914
ınterbrochenen Arbeiten für die Herstellung einer direkten hollän-
diseh-englischen Fernsprechv erbindung sind im Hinblick auf die
Haager Konferenz vor einigen Wochen wieder aufgenommen wor-
den. Das etwa 50 km lange Fernsprechkabel ist vor zwei Tagen auf
der niederländischen Insel Seeland gelandet und der Sprechverkehr
eröffnet worden. Nach Mitteilungen der holländischen Postverwal-
tung sollen demnächst zwölf neue Fernsprechlinien nach Deutsch-
land eingerichtet werden.
Werkstatt und Baustoffe.
Kupfer-Kadmium-Legierungen. — Über die elektrischen und
Festigkeitseigenschaften von Kupfer-Kadnium-Legierungen be-
richtet W. C. Smith!) auf Grund von Versuchen, welche an aus
solchen Legierungen hergestellten Drähten von 2 mm Durch-
messer ausgeführt worden sind. Diese Legierung zeichnet sich
turch eine besonders große Festigkeit aus, wobei aber die Leit-
fähigkeit gegenüber reinem Kupfer nur verhältnismäßig wenig
abnimmt. Es wurden Legierungen mit verschiedenen Prozent-
sätzen von Kadmium untersucht, wobei folgende Werte der Leit-
fähigkeit und der Zugfestigkeit festgestellt wurden:
> . i on b ugfestigkeit
t Kadmium Leitfähigkeit in Ze bezogen Zugfentigk
0,2 9 % 45
0,3 B % 46
0,5 9 h% 47
0,7 945% 51
1,0 2% 63
Wie diese Ziffern zeigen, genügt zur Paien einer bedeutenden
Erhöhung der Festigkeit echon ein geringer Zusatz von Kadmium.
bie Härteprobe ergab bei einer Legierung mit 1,1% Kadmium
Inhalt um 20 bis 22 Brinellgrade mehr als bei reinem Kupfer.
bas Material ist bis zu einem Kadmiumzusatz von 1,2% auch
noch gut walzbar. Gewisse Schwierigkeiten haben sich anfänglich
bei der Erzielung einer ganz gleichmäßigen Legierung zufolge
des Umstandes ergeben, daß der Schmelzpunkt des Kupfers bei
180° C liegt, wogegen Kadmium schon bei 780° verdampft. Die-
selben wurden auf die Weise überwunden, daß das Kadmium dem
geschmolzenen Kupfer in Form einer mit Kadmium stark ange-
Teicherten Legierung, welche in der Regel 50% Kadmium enthält,
zugefügt wird; eine solche Legierung kann aus geschmolzenem
Kupfer und festem Kadmium mit ganz geringem Verlust an letzte-
rem Metall erzeugt. werden, wenn die Temperatur sorgfältig ge-
regelt wird. Die Erzeugung der Kupfer-Kadmium-Legierungen
tst in den Vereinigten Staaten durch Patente aus dem Jahre 1919
geschützt. Bp.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Verein Deutscher Gießerei-Fachleute. — Der Verein hielt seine
diesjährige 12, Tagung i inder Zeit vom 9. bis 12. Juni unter sehr star-
ker Beteiligung in Kassel ab. Von den Vorträgen seien folgende ge-
ant: H. Hermanns, „Die Anwendung der Kleinbessemerei (Du-
plex-Anordnungen), L. Zerzog „Verwendung von Flußspat im
ts,eßereibetriebe”, E. H. Schulz über „Organisation und Auf-
Ts der V ersuchsanstalten in Gießereien und llüttenwerken”“,
x.Stotz über „Stand der Normung von Grau- und Temperguß” und
A.Hörnig über „W irkungsweise umd Wärmeausnutzung bei Ku-
jlöfen mit Winderhitzern“. —z.
Firmen-Schutzgemeinschaften gegenüber überflüssigen Aus-
stellungen und Messen, Warnung vor letzteren, Scheitern der Messe-
Verständigung. — Wenn sich, so schreibt das Ausstellungs- und
Meese-Amt der Deutschen Industrie, immer noch zahlreiche Firmen
anus Industrie und Großhandel an überflüssigen Ausstellungen und
Messen, namentlich solchen, die von privaten Unternehmern zu rein
privatgeschäftlichen Zwecken veranstaltet werden, beteiligen, so
geschieht das nicht in einer freiwilligen Ausstellungsbereitschaft
u „Electrical World“, Bd. 79, 1922, S. 223.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29.
- 973
und in der Überzeugung der geschäftlichen Nützlichkeit ihrer Teil- `
nahme, sondern lediglich, weil sie aus Konkurrenzrücksichten sich
einer Beschickung nicht glauben entziehen zu können. Das ergibt
den Wunsch nach einem SelbstschutzderFirmen und die
Notwendigkeit, von Fall zu Fall zwischen den hauptsächlich kon-
kurrierenden "Firmen Abwehrkartelle gegenüber solchen
überflüssigen Ausstellungen und Messen herbeizuführen. Die Ge-
schäftsstelle des genannten Amtes erklärt sich pflichtgemäß gern
bereit, auf Ersuchen der bedrohten Firmen, auch wenn sie nicht
Mitglieder dieser Körperschaft sind, derartige Schutzgemeinschaf-
ten ins Leben zu rufen, wobei in folgender Weise vorzugehen wäre:
„Der Geschäftsstelle des Ausstellungs- und Messe-Amts werden die-
jenigen Firmen namentlich aufgeführt, von denen feststeht oder
mit Sicherheit vermutet wird, daß sie gleichfalls zur Beteiligung an
der betreffenden Ausstellung oder Messe aufgefordert worden sind.
Das Ausstellungs- und Messe-Amt versucht alsdann, zwischen allen
ihm genannten Firmen eine allseitig verpflichtende
Vereinbarung darüber herbeizuführen, daß keine Firma —
unter der Voraussetzung des Fernbleibens aller übrigen des Ringes
— sich an der in Rede stehenden Ausstellung beteiligt. Unter Um-
ständen könnten derartige Schutzgemeinschaften noch
durch Einführung von Konventionalstrafen od. dgl. zu strafferer
Organisation gebracht werden. Namentlich, wenn sich die mittleren
und großen Firmen auf diese Weise zu Abwehrkartellen zusammen-
schließen, darf mit Bestimmtheit erwartet werden, daß den über-
eifrigen Ausstellungsunternehmern allmählich das Wasser ihrer of-
fenbar recht einträglichen Betätigung abgegraben wird. Das Aus-
stellungs- und Messe-Amt würde sich freuen, wenn von seinen Vor-
schlägen in recht großem Umfange Gebrauch gemacht werden würde,
und sieht den Anregungen der mit Ausstellungen und Messen aller
Art überschwemmten Firmen mit Interesse entgegen.”
lm Anschluß hieran sei nachstehende Warnung des Aus-
stellungs- und Messe-Amts wiedergegeben: „Nach dem Kriege neh-
ınen im In- und Ausland wiederum Ausstellungen und Messen über-
hand, die — im Gegensatz zu den wirtschaftlich nützlichen Veran-
staltungen dieser Art — einem Bedürfnis der betreffenden Gewerbe-
kreise nur selten entsprechen, kaum deren Förderung und Belehrung
bezwecken, auch finanziell gesunder Grundlage entbehren und in
der Durchführung nicht immer einwandfrei sind, sich vielmehr als
ausschließlich auf Erwerb gerichtete privatgeschäftliche
Unternehmungen darstellen. Im Hinblick auf diese Mißstände
wird namentlich den Stadtverwaltungen und gemeinnützigen Kör-
perschaften, die zur Hergabe ihres Namens als Firmenschild oder
zur Stiftung von Preisen u. dgl. herangezogen werden, ebenso Per-
sonen des Öffentlichen Lebens, die zum Eintritt in die sogenannten
„Ehren-Komitees“, zur Vornahme des Eröffnungsaktes u. dgl. auf-
gefordert werden, auf das dringendste anempfohlen, mit Rücksicht
auf die damit verbundene moralische und sonstige Verantwortung
eine Zusage erst dann zu geben, wenn über den Charakter der be-
treffenden Veranstaltung bzw. über deren Unternehmer an den zu-
ständigen Stellen genaue Informationen eingeholt sind. Die Ge-
schäftsstelle des Ausstellungs- und Messe-Amts der Deutschen In-
dustrie, Berlin NW 40, Hindersinstr. 2, steht in allen derartigen Fäl-
len mit Auskunftserteilung gern zur Verfügung.“
Die vom Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie
vorbereitete unverbindliche Aussprache über die Gründung eines ge-
meinsamen Messefachausschusses und die Grundzüge sei-
nes Arbeitsprogramms ist nach Mitteilung des Amtes vorläufig dar-
an gescheitert, daß das Läipziger Meßamt in Übereinstimmung mit
der Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Mustermessen
einen derartigen Messefachausschuß für eine Überorganisation und
daher für überflüssig erklärt hat.
Elektrowirtschaftliche Ausstellang Freiburg i. Br. 1922. — Wir
haben kürzlich bereits auf diese vom 20. September bis 15. Oktober
stattfindende Sonderausstellung hingewiesen und können
nunmehr weiter mitteilen, daß für sie die städtische Festhalle in
Aussicht genommen ist, in der rd 1000 ın? belegbare Fläche an gün-
stigen Plätzen zur Verfitgung stehen. Die Platzmiete beträgt
300 M/m? Boden- oder Wandfläche. Für besonders bevorzugte Plätze
wird ein Zuschlag erhoben. Die Ausstellungsgegenstände müssen
spätestens bis 17. September eingeliefert und aufgestellt sein; sie
sind als „Ausstellungsgut” zu bezeichnen und an das Speditionsge-
schäft Gebr. Mengler, Freiburg i. Br., zu adressieren, sollen aber nicht
vor dem 12. September in Freiburg eintreffen. Für Betriebe stehen
Gleichstrom von 440/220 V und Drehstrom von 380/220 Y, 50 Per zur
Verfügung. Das Zustandekommen der Ausstellung ist durch die
Teilnahme hervorragender Firmen auf wasserbautechnischem, elek-
trotechnischem und elektrochemischem Gebiet gesichert. Weiter
haben das Badenwerk und verschiedene andere Gesellschaften zuge-
sagt, ihre zum Ausbau vorgesehenen Wasserkraftprojekte vorzufülı-
ren; insbesondere werden die preisgekrönten Entwürfe des Schluch-
seewettbewerbes sowie die für den Ausbau des Oberrheins vertreten
sein. Alle Briefe sind an die Leitung der Elektrowirtschaftlichen
Ausstellung, zu Händen des Herrn Stadtbaurats K. Schieble, Frei-
burg i. Br., Urachstr. 3, zu richten.
3. Niederrheinische Messe in Wesel 1922. — Die Messe findet in
der Zeit vom 17. bis 21. August statt; außer den bisherigen hat die
Messeleitung neue Ausstellungsräume geschaffen.
aa
r e en de =
u u ee e =
974 Elektrotechnische Zeitschrit. 1922. Heit 29. 28. Juli 1922.
OE a Eee
Verschiedenes.
Stiftungen für die deutsche Wissenschaft. — Die Nulgeme i n-
schaft der deutschen Industrie für die deutsche
Wissenscha ft!) hat der Münchener Universität zu ihrem 450.
Stiftungsfest für besondere Forschungen den Betrag von 1 Mill. M ge-
stiftet und weitere erhebliche Beträge in Aussicht gestellt. — Die
Karl-Zeiß- Stiftungin Jena hat zur Förderung der matbe-
matischen und physikalischen \\issenschaften und deren Anwen-
dungegebieten einenErnst- Abbe-Preis gestiftet, der alle drei
Jahre zusammen mit einer Ernst-Abbe-Gedächtnisme
daille verteilt werden soll und aus den Zinsen eines Kapitals von
100 000 M dotiert wird. —2.
Neue Teuerungszuschläge zur Gebührenordnung der Architek-
ten und Ingenieure‘). — Der „Ausschuß für Gebührenordnung der
Architekten und Ingenieure” (AGO) hat die Stundensätze und die
Sätze für Reiseentschädigungen, den wirtschaftlichen Verhältnissen
entsprechend, mit Geltung vom 1. Juli ab erhöht. Es handelt sich da-
bei um die $3 42 und 43 der GO für Architekten, die gleichen Para-
graphen der GO der Gartenarchitekten und die 85 36 und 39 der GO
für Ingenieure.
Die Gebühren für nach Zeit zu berechnende Leistungen sowie
für den Aufwand bei Reisen der GO vom 1. x, 1921?) waren mit Gel-
tung vom 1. LI. 1922 auf 60 M/h bzw. 100 M für den Reisetag ohne und
150 M für den Reisetag mit Übernachtung erhöht worden. Da diese
Sätze den heutigen "Peuerungsverhältnissen schon seit längerer Zeit
nicht mehr entsprechen, und insbesondere die Preise für Übernachten
in ungewöhnlicher Weise gestiegen sind, so wird mit Geltung vom
1. Vli. 1922 ab der Stundensatz auf 100 M, der Reiseauf-
wand auf 200 M für den Tag ohne Übernachten und auf 350 M für
den Tag mit Übernachten erhöht. Der in der GO vom 1. X. 1921 fest-
gesetzte, besondere "euerungszuschlag für die besetzten (Gebiete in
löhe von 25 % für den Stundensatz und für den Reiseaufwand bleibt
bestehen. Weitere Erhöhungen sind für den 1. X. 1922 zu erwarten.
Die Teuerungszuschläge sind als Drucksache beim Verlag Julius
Springer, Berlin, zum Preise von 1,50 M zu haben.
wer, Berlin zum Pp gezudenProzenteä tzena ni in
bührentafeln der Gebührenordnungen der Architekten und In-
genieure vom 1. X. 1921?) sind mit Geltung vom 1. VIIL. 1922 ab wie
folgt festgesetzt worden:
%
1. Gebührentaiel für Ingenieure (829) . _
2. i für Leistungen der Bauingenieure . + >’ 25
d Maschineningeni@ure®
Lii
n n
3 n
und Elektrotechniker .
4. der Architekten (§ 28) en
5. ji für Siedlungspläne 33). er 100
6 fürStadt- undOrtserweiterungspläne ($37) 0
q. " für städtebauliche Einzelarbeiten (5 40) . 50
Diese Zuschläge sind trotz des starken Anwachsens der Bau-
kostenusummen nötig geworden, da mit steigender Baukostensumme
bekanntlich der Prozentsatz der Gebühren rasch abfällt. Die Steige-
rung der Gebühren hält daher nicht entfernt Schritt mit der Steige-
rung der Kosten der Lebenshaltung und der sonstigen Unkosten der
Architekten und Ingenieure, namentlich auch unter Berücksichti-
gung der hohen Lohntarife ihrer Angestellten.
Eine diesbezügliche Drucksache wird im Verlage von n
; ; iz
És o
Gebührenordnung der Ingenieure für Taxen industrieller Be-
triebseinrichtungen. — Für die Aufstellung-von Taxen industrieller
Betriebseinrichtungen bestanden bisher keine festen, allgemein an-
erkannten Honorarsätze. Da das Bedürfnis nach einem Maßstab bei
den vielfachen Erweiterungen, Umgestaltungen, eräußerungen in-
dustrieller Betriebseinrichtungen heute besonders groß ist, hat sich
der „Ausschuß für die Gebührenordnung der Architekten und Inge-
nieure“ (AGO) veranlaßt gesehen, einen solchen Maßstab zu suchen
und hat eine „Gebührenordnung für Taxen industrieller Betriebsein-
richtungen“ aufgestellt, die im Verlag von Julius Springer, Berlin,
erschienen ist (Preis 1,50 M) und Honorarsätze in Promillen des Tax-
wertes festsetzt. Es werden dabei 2 Stufen unterschieden, je nach
der Schwierigkeit der örtlichen Aufnahme und der Wertermittlung,
sowie nach der Art der abzuschätzenden Betriebseinrichtungen hin-
sichtlich Größe und Vielheit gleicher Maschinen- und Apparateein-
heiten, denn es ist klar, daß diese Umstände die vom Taxator zu lei-
stende Arbeit im hohen Maße beeinflussen. Im übrigen gilt die Ge-
bührenordnung nuT für spezifizierte Taxen unter örtlicher Neuauf-
nahme und Einzelbewertung aller Maschinen, Apparate usw. Für
Neubearbeitung früherer Taxen durch denselben Sachverständigen
sind entsprechende Ermäßigungen vorgesehen. Hilfskräfte bei der
Aufnahme hat der Auftraggeber zu stellen, neu hergestellte Zeich-
nungen sind, ebenso wie Reisen, besonders zu vergüten.
Der neuen Gebührenordnung ist eine Gebührentabelle beigege-
ben, die, mit 10 000 M anfangend und mit 10 Mill. M endend, in den
beiden Stufen die.Gebühren in Promillen und, als Summe ausgerech-
net, angibt. Die Gebühr beträgt 2. B. für den untersten Wert von
10 000 M in der unteren Stufe für je 1000 M 50 M, insgesamt also 500 M,
y Vgl. „ETZ“ 1921, 8. 322, 1016: 1922, S. 283.
23) Verlag Julius Springer, Berlin, Preis der GO der Ingenieure und
der Architekten je 6 M, der GO der Gartenarehitekten 4 M.
+
in der höheren Stufe 70 bzw. 700 M. Für ein Objekt von 9 Mill. M ist
ader Promillesatz auf 1,7 °/oo bzw. 2,3 M für je 1000 M gesunken, SO dali
die Gesamigebühr hier 15 300 M bzw. 20 700 M beträgt. Für Objekte
von 10 Mill. M und darüber beträgt der Promillesatz 1,6 °/oo bzw. 22M
für je 1000 M.
Die Gebührenordnung soll, da es sich um einen ersten Versuch
handelt, zunächst nur für die Dauer eines Jahres gelten und dann
auf Grund der inzwischen gemachten Erfahrungen einer Durchsicht
unterzogen werden. —2.
Industrie und Handel.
Rußland. — Der diesjährigen (24.) ordentlichen Mitgliederver-
sammlung des Deutsch-Russischen Vereins in Berlin’)
ist eine Reihe äußerst beachtenswerter Referate über die in Sowjet-
Rußland z. Zt. bestehenden Wirtschafts- und Rechteverhältnisse vor-
getragen worden, die jeder am Wiederaufbau des unglücklichen Lan-
des und an der Anknüpfung neuer Handelsbeziehungen zu ihm inter-
essierte Deutsche eingehend studieren sollte. Leider können wir mit
Rücksicht auf den verfügbaren Raum hier nur auf zwei dieser Be-
richte etwas näher eingehen.
Staatssekretär a. D. Dr.-Ing. e. h. A, Müller sprach übeı
„G rundtatsachen des augenblicklich en Wirt- |
schaftszustande? in Rußland auf Grund e igener
Wahrnehmunge n“. Müller?) macht bei seinen Ausführungen
eine Trennung zwischen dem p O litischen und dem ökonomischen d
Bolschewismuüus und charakterisiert ersteren als eine Fort-
setzung der früheren Despotie in überaus verschlechterter Auflage,
weil er sich genau der gleichen Regierungsmethoden und -mittel be-
dient, die im alten Rußland üblich gewesen sind, und diese noch weil
unbedenklicher und mit einer noch viel größeren Ablehnung der Be-
griffe von Individualrechten der Staatsbürger, der in W esteurop3
selbstverständlichen Freiheitsrechte anwendet. Anders als diese Ä
Seite des bolschewistischen Systems, die nach Müllers Auffassung .
eine Angelegenheit der inneren politischen Entwicklung ist, welche á
jedes Volk nach seinem Ermessen vorzunehnen hat, liegt die wirt- ;
schaftliche. llier beginnen, wie er sagt, gewisse Beziehungen
eine Rolle zu spielen, die es uns nicht ohne weiteres ermöglichen, dem
russischen Kommunismus gegenüber den Standpunkt der Uninteres-
siertheit einzunehmen; denn mehr noch als für jedes andere Volk ist
es für Deutschland wichtig, laßRußland mit seinen reichen Hilfs- |
quellen und Rohstoffen wieder einaktiver Faktorder Welt-
wirtschaft werde. In der Bereitschaft, die unserer Volkswirt-
schaft aus dieser Notwendigkeit erwachsenden Verpflichtungen zU |
übernehmen, erblickt der Staatssekretär den tieferenSınn des
Rapallovertrages 3), der die ungeschriebene, jedoch selbst- '
verständliche Verpflichtung für beide Teile enthält, alles zu tun, um j
die allgemeine Weltwirtschaft und die europäischen Volkswirtechaf- =
ten dadurch zu beleben, daß Fie ihre Wirtschaft so aktiv,lei- ä
stungsfähig und ertragre ich wie möglich machen. Denn
hier handelt es sich um eine Sache, die nach dem Stande der gê-
genwärtigen Weltwirtschaft, nach den vom Krieg hervorgerufenen
Verwüstungen nicht mehr jedes Land seinem Belieben gemäß rege!n
kann, und wenn die Weltkrise geheilt werden soll, muß überall ver 5
sucht werden, die Produktion zu stärken, die Leistungsfähigkeit zu
steigern. Verlangen die Russen die Mithilfe Deutschlands und der
Welt, so müssen sie ihr ökonomisches System den hierzu nötigen An
forderungen anpassen und auch die juristische Ergänzung dieser Re-
formen vornehmen, d.h.dieRechtsgaf antien schaffen, die er-
forderlich sind, damit nach westeuropäischen Anschauungen und Ge-
pflogenheiten in Rußland Aufbauarbeit geleistet werden kann.
Die jetzige russische Volkswirtschaft zeichnet sich nach Müllers
Schuld daran ab, verweisen auf den Weltkrieg, die Revolution un
die Bürgerkriege, ja auf planmäßige Sabotierung des Wirtschafts:
lebens durch die russische Intelligenz. Dazu bemerkt Müller, dal
1919, als der Kommunismus schon ein gutes Jahr herrschte, die Anbau-
fläche von Getreide um 16,5 %, der Bestand an Pferden um 87%, a
Rindvieh um 12,7 % zurückgegangen waT. Heute rechne man, daß nur
noch 38 % der Ackerfläche bestellt seien, und der Pferdebestand habe
sich von 36 Millionen auf 5 bis 7 Millionen verringert; für das un-
gergebiet lauten die Angaben noch wesentlich ungünstiger. Das no-
tige zu der Erklärung, daß es dochwohlim Wesen de!
kommunistischen Wirtschaftsweise liegen müs
se,daßJ4ie Produktivität zurückgebe. Ein offiziöses
kommunistisches Dokument über den Leistungsgrad der russischen
1) Nach dem Bericht seines Syndikus Busemann ist er am 1. IV. mit
einem seitdem schan wieder gewachsenen Mitgliederbestand von 118, einge”
tragenen Firmen, 5] Handelskammern und 53 freien Verbänden in das neue Verein
jahr eingetreten, ,
» Der frühere Stautsaekretär ist nach Rußland gereist, um verabredung®"
gemäß die Ermittelungen einer gleichzeitig dorthin entsandten Gruppe von
Sachverständigen zu einem (Gesamtbild zu vereinigen. AUS besonderen ründen
hat er aber SC ließlich die Fahrt mit einem Kollegen allein unternommen;
5 Dr.v. Ungern ‚Sternberg hat kürzlich in, den „Volkwirtech.
Blättern der AEG“ die Bedeutung dieses Vertrages an sic betont, weil er UN
hoffentlich allmählich die Möglichkeit gibt, mit der Entente, insbesondere Fre k
reich als leiehberechtigte Macht zu verhandeln, um 80 mehr als wir wE
en”
über die Stellung der Russen dureh Abschluß des Vertrages sehr gestär i
on
Zerstörung aus. Das ganze Land ist ruiniert und, da auch seine :
Landwirtschaft sich in einem früher niemals für möglich gehaltenen i
Rückgang der Leistungsfähigkeit befindet, ein Kostgänger der 2
Weltwirtschä ft geworden. Die Bolschewisten lehnen die u
N
De
28. Juli 1922.
Volkswirtschaft auf industriellem Gebiet kommt zu dem
Ergebnis, daß im Vergleich von 1920 zu 1913 die Gewinnung von Eı-
senerz nur 2,25, von Kupfererz 0,6, von Manganeız 2,6, von Kohlen 20,
von Koheisen 2,1, Eisenhalbfabrikaten 2,3 % betrug; die’darin für
Maschinen genannte Ziffer von 25 % glaubt Müller mangels näherer
Angaben bezweifeln zu müssen. Bei landwirtschaftlichen Maschinen
wird je nach deren Art eine Erzeugung von 1,5 bis 13,1 % angenom-
men, die der Staatssekretär mit Kücksicht auf das Bestehen einer
xroßen und, weil einem Amerikaner gehörig*), nie nationalisierten
rabrik solcher Maschinen in der Nähe von moskau für möglich hält.
Der durch diese und andere Zahlen dargestellte Stand der russischen
Volkswirtschaft ist 1921 i. a. noch schlechter geworden, und der
Ausfuhrwertvon 1520 Mill. Goldrbl in 1913 hat sich auf 20 Mill.
Goldrbl, der 1913 rd 839 Mill. Goldrbl ausmachende Export von Le-
bensmitteln (etwa 60 %) allein auf-1,7 Mill. Goldrbl verringert. Einer
Einfuhr von 1375 Mill. Goldrbl im Jahre 1913 standen 1921 nur
248 Mill. Goldrbl gegenüber, von denen 44% auf Lebensmittel entfie-
leu. Die Handelsbilanz ist also stark passiv, und das Land
der größten Nahrungsmittelausfuhr in kuropa zu einem solchen ge-
worden, daß seine Bevölkerung durch Lebensmittelimport ernähren
muß. 'i'rotzdem verhungern die Bauern und die Bewohner der frucht-
barsten Gebiete Kußlands, nach Ansicht Müllers das Uharakteristi-
kum der russischen Volkswirtschaft, demgegenüber der Zusammen-
bruch des Transport wesens, der Zerfall der großen Städte, der Rück-
gang der industriellen Erzeugung usw. leicht wiegen. Mitteilungen
der „Iswestija” zufolge umfialte das Hungergebiet 1921 von
D2 Mill. bestellter Desjatinen"”) 10,2, aber in den 24 betroffenen Gou-
vernements wohnten 34 Mill. Menschen, und das nur ein Fünftel der
Ackerfläche darstellende Gebiet lieferte 1913 von insgesamt -4500
Mill. Pud Getreide der Ernte im europäischen Rußland 2343 Mill.
Pud, also die Hälfte; 1921 vermochte es nur 435 Mill. Pud zu ernten.
Der Berichterstatter ist der Meinung, daß sich das doch nur teil-
weise zusammengebrochene Transportwesen in demselben Zeit-
raum und in denselben Verhältnissen wie die übrige Volkswirtschaft
wieder aufbauen lasse, hält es aber für falsch, mit großen Investitio-
nen in Transportmitteln anzufangen. „Ein Glanz- und Paradestück
des russischen Kommunismus ist“, wie wir Müllers Referat weiter
entnehmen, „dieElektrofikation Rußlands. Es gibt ganze Bücher
darüber. Sie wird vor allen Dingen beschrieben von einem Herrn
Krischanowsky,dem Vorsitzenden der Plänekommission. Die-
ser Herr Krischanowsky ist ein guter Freund von Herrn Lenin. Und
er hat vor zwei Jahren Herrn Lenin vermocht, eine große Rede
über die Elektrofikation Rußlands zu halten. Es war eine sehr große
Karte von Rußland vorhanden, und Lenin stand mit einem großen
Stock dabei und erzählte den Leuten, wo überall Kraftstationen ge-
macht werden sollten, und was von diesen Kraftstationen an Licht
und Kraftanlagen und Belebung des Wirtschaftslebens in Rußland
ausgehen sollte. Jedesmal, wenn eine solche Kraftstation aufgebaut
und ihre Wirkung dargelegt war, dann flammte ein rotes Lämpchen
auf, und man sah schließlich die ganze Karte besät von roten Lämp-
chen. Dann ist diese Karte lange Zeit auf dem Theaterplatz aufge-
stellt gewesen, und jeden Abend sahen die Moskowiter die roten
Lämpcechen flimmern und freuten sich über die schöpferische Kraft
des russischen Kommunismus. Das Auditorium, vor dem Lenin seinen
Vortrag hielt, war skeptischer. Es sind eine ganze Anzahl Leute aus
der alten Bourgoisie, aus der Intelligenz dabei gewesen, Ingenieure,
und sie nannten die Sache gleich nicht Elektrofikation, sondern
Elektrofiktion, Wie recht sie hatten, das will ich Ihnen an
der offiziellen Statistik über die Elektrofikation Rußlands zeigen, die
vor kurzem veröffentlicht worden ist. Von 1917 bis 1921 sind in Ruß-
land neu geschaffen 385 Stationen. Das hört sich sehr groß an, aber
sie hatten insgesamt 23000 kW Leistungsfähigkeit, oder 65 im
Durchschnitt auf eine Station! 217 der Stationen waren Dorfstatio-
nen, 168 sogenannte Stadtanlagen. Eine Bezirksanlage war vom Za-
rismus in der Vorkriegszeit angefangen und nahezu vollendet gewe-
sen, als der Krieg begann. Die schmückt nun heute, weil sie endlich `
mit Ach und Krach fertiggestellt worden ist, die Statistik der Elek-
trofikation. Sonst aber hat man aus irgendeiner Fabrik einen Elek-
tromotor herausgenommen und hat ihn irgendwo in ein Dorf hinein-
gesetzt, hat 50 oder 80 Glühlampen angehängt, und dann war das eine
neue Station. Sie gehen also, wie berechtigt die Charakteristik dieses
Unternehmens als „Elektrofiktion” ist.“ Solches Plänemachen, ohne
an die praktische Ausführung zu denken, hat Lenin nach einer Ro-
manfigur als „Oblomowismus“ bezeichnet, der überwunden werden
müsse. Durch den Kommunismus ist die Arbeitsneigung und die Ar-
beitsmöglichkeit aber so gründlich ertötet worden, daß dieses in
Rußland ja an und für sich nicht gerade sehr reich entwickelte Be-
dürfnis überhaupt nicht wieder hergestellt werden kann, wenn nicht
eine grundsätzliche Abwendung vom Kommunismus vorgenommen
wird. Deshalb hält es der Berichterstatter für die vornehmste Pflicht
der russischen Aufbauarbeit an der Weltwirtschaft, mindestens das
vor dem Kriege vorhanden gewesene Maßvon Arbeitsfreudig-
keit und Arbeitswillen wieder herbeizuführen; die neue
ökonomische Politik scheint ihm dafür Aussichten zu gewähren.
Nach Müllers Schätzung sind von der Industrie 25 bis 30 % in Klein-
betrieben der Privatinitiative überliefert, während noch 70% in
Form von Trusts als staatsbureaukratische Betriebe durchgeführt
.
sellschaft nicht vom Staat übernommen worden sein.
» Desjatine = 1,9 ha.
*% Aus demselben Grunde sollen auch die Anlagen der Westinghouse-Üe-
'Elektrotechnische Zeitschrät. 1922. Heit 29.
975
werden, doch sieht er hier unverkeunbare Züge eines weiteren Uber-
ganges Zum Kapitalisınus. Während aber in Westeuropa grundsätz-
lich Privateigentum an Produktionsmittein herrscht und der kapita-
listische Unternehmer Gang und Richtung der Erzeugung bestimmt,
gilt in Rußland auf den weitesten Gebieten noch der auch gesetzlich
tixierte Grundsatz: Aufhebung des Privateigentums, Wirtschaft für
die Gemeinschaft durch diese selbst, Unterdrückung des Gewinnstre-
bens und des Privatkapitalismus. Alle Versuche, letzteren im Lande
wieder heimisch werden zu lassen, werden nur zögernd und in, vom
westeuropäischem Standpunkt aus betrachtet, manche Bedenken
auslösenden Formen gemacht. Der Staatssekretär kommt in diesem
Zusammenhang aufdieKonzessionen,die ja hauptsächlich auf
im innern Rußland betriebene Unternehmungen anzuwenden sind.
Durch sie bekommt der Konzessionär das Recht, irgendetwas herzu-
stellen, einen Rohstoff zu erzeugen, das Land zu bearbeiten, und er
liefert dafür der Regierung jährlich einen gewissen Prozentsatz der
Gesamtproduktion, der immer von Fall zu Fall festgesetzt werden
muß. Er ist auch berechtigt, mit ausländischen Kreditinstituten Ope-
rationen zu vollziehen, muß jedoch die Überweisung von Gold und
ausländischer Valuta durch die Staatsbank vornehmen, was unteı
Umständen erhebliche Einbußen zur Folge haben kann. Entschei-
dende Bedeutung mißt Müller dem Umstand zu, daß sich in der Er-
tragskalkulation eines Konzessionärs eine sehr gewichtige Unbe-
kannte befindet, nämlich der Betrag, den er als direkte Steu-
ern zu bezahlen hat, denn diese werden jetzt erst ausgebaut und
anscheinend den Gouvernements und Gemeinden überlassen. Das be-
deutet bei deren großer Selbständigkeit ein außerordentliches Risi-
ko, so daß der Berichterstatter deutsches Kapital und deutsche Ar-
beit in Rußland nicht investiert sehen will, bevor die Steuerfragen
gelöst sind. Er faßt den wirtschaftlichen Teil seiner Beobach-
tungen dahin zusammen, daß, solange Kommunismusin
der heutigen Form herrscht, kaum anzunehmen
sei, daß in Rußland das Maß von Produktivität,
von Wirkungsgrad derArbeitentsteht,das not-
wendigist,wenndie RussenindenStand gesetzt
werden sollen, die Dienste und Leitungen auch
wiederzubezahlen,diesievonderübrigen Welt
erwarten. Daher erscheint es ihm durchaus notwendig, auf eine
Beseitigung dieses Zustandes hinzuwirken, eine Aufgabe, die tak-
tisch sehr vorsichtig behandelt werden müsse, weil es sich dabei um
das umstrittenste und für die politische Herrschaft des Kommunis-
mus wichtigste innerpolitische Problem handelt.
Der zweite Teil des Referats ist der Rechtsgestaltung
gewidmet, Forderungen, die der Kapitalismus stellen muß, wenn er
wirklich arbeiten soll, die aber in Kußland noch sehr wenig erfüllt
sind. Neuerdings hat das Exekutivkomitee der Allrussischen Arbei-
ter- und Bauernräte eine Anzahl von Justizgesetzen beschlossen,
unter denen sich auch ein Obligationenrecht befindet, das
u.a. besagt, daß der Staat, und nur er ist vorläufig Vertragspachtner,
einen Vertrag als nichtig erklären kann, einmal wenn ein solcher
infolge einer unvorhergesehenen und tiefgreifenden wesentlichen
Veränderung in den Umständen für ihn offenbar nachteilig wirkt,
und sodann, wenn das eine zusammen mit anderen Vermögen kraft
des Dekrets über Abschaffung der Vererbung auf ihn übergegangene
Verpflichtung tut. Annulliert der Staat einen Vertrag auf Grund
dieses Gesetzes, so erstattet er von dem; was er erhalten hat, das
zurück, wofür er dem .Kontrahenten noch nicht die dem Vertrage
entsprechende Entschädigung geleistet hat. Fand sich diese Bestim-
mung nun auch schon im alten zaristischen Recht, so wurde doch da-
mals nie davon Gebrauch gemacht, weil man privatrechtliche Dinge
mit dem Individuum regeln konnte, was heute noch ganz unmöglich
ist. Müller erklärt am Schlusse seiner Ausführungen, daß trotz aller
von ihm in der Sowjet-Republik gesammelten Erfahrungen nichts
notwendiger und wichtiger sei, als das Zusammenarbeiten
zwischen Deutschland und Rußland und man keines-
wegs warten solle, bis der Bolschewismus abgewirtschaftet habe. Um
diesen aber zu einer Änderung seiner Methoden und zur Annäherung
an westeuropäische Gepflogenheiten zu veranlassen, müsse man auf
-ihn schießen: mitBrot!
An die juristischen Darlegungen des früheren Staatssekretärs —
seine wirtschaftlichen hatte Generaldirektor Th.Schott noch we-
sentlich ergänzt — schloß Konsul a. D. Bergrat Bartels einen
Vortrag über „Die gegenwärtige RechtslageinRuß-
land und die Notwendigkeit der Schaffung von
GarantienfürPersonenund Eigentum“. Das gleiche
Chaos wie im Wirtschaftsleben findet sich auf dem Gebiet der
Rechtspflege Sowjet-Rußlands, wo vier umfangreiche Bände die wi-
derspruchsvollen, teilweise wieder aufgehobenen oder gar nicht in
Kraft gesetzten Dekrete bergen, durch die die Bolschewisten die gar
nicht schlechten Gesetze der zaristischen Zeit ersetzt haben. Das
„revolutionäre Recht“, war ein völliger Mißerfolg und bildet in sei-
ner gegenwärtigen Gestalt mehr oder weniger einen Hlemmschuh für
die Beteiligung des ausländischen Handels und der Industrie in Sow-
jet-Rußland. Die verworrenen und unsicheren Rechtsverhältnisse
. zwingen den deutschen Kaufmann vorläufig, sich allergrößte
.ZJurückhaltung aufzuerlegen, was die Sowjetregierung übri-
gens ebenso einsieht wie die Notwendigkeit, sich durch entsprechen-
de Gesetze das Vertrauen ausländischer Handels- und Unternehmer-
kreise zu erwerben. Sie stelıt heute gewissermaßen am Scheideweg
zwischen kommunistischen Utopien und modern rechtlichen und öko-
-v
-
976
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Helt 29.
28. Juli 1922.
nomischen Begriffen, eine Zwangslage, aus der nur das Entgegen-
kommen herausführt. Einstweilen sucht sie indessen noch immer,
einer klaren Antwort auf die Frage der Rechtsgarantien ausländi-
scher Unternehmer und Kaufleute ängstlich aus dem Wege zu gehen.
ImmerbinsindbemerkenswerteVersuche, solche zu schaf-
fen, gemacht worden. Prinzipiell das nationalisierte Eigentum in
vollem Umfange wieder zurückzugeben, liegt allerdings zunäfhst
nicht in der Absicht der Räteregierung; auch die Nationalisierung
des Grund und Bodens wie der Großindustrie soll aufrecht er-
halten bleiben, aber das Eigentumsrechtan Gebäuden von ge-
wissem Umfang (aber ohne Grund und Boden), an Mobilien, die in
Industrie- und Handelsbetrieben, in Produktionsmitteln, Waren, Er-
zeugnissen der Landwirtschaft zutage treten, an Gold- und Silber-
sachen, Edelsteinen usw. wird anerkannt. Verkauf,Verpfän-
dung,Beleihung sind unbegrenzt zulässig, Requirierun-
gen dürfen nur auf Beschluß der Zentralregierung und nicht ohne
Entschädigung durchgeführt werden; das in Konzessionen inve-
stierte Vermögen ist während der Dauer des Vertrages überhaupt
dagegen geschützt. Die Kreditgewährung durch die Staats-
bank hat kläglich Schiffbruch erlitten. Da Gebäude, Grund und Bo-
den dem freien Verkehr entzogen sind, läßt sich in der nationalisier-
ten Industrie ein Kredit durch Ausgabe von Obligationen nicht erlan-
gen. Man beabsichtigt daher als Sicherheit das persönliche Eigentum
des Kreditnehmers sowie den Reinertrag des Grund und Bodens und
bei industriellen Werken die Produktion zu nehmen, wobei die Höhe
des Kredits dureh Kapitalisierung des Reinertrages ermittelt werden
soll. Daß bei nationalisierten Unternehmungen die Staatsbank oder
das Staatsvermögen der Sowjetregierung als Sicherheit dienen könn-
te, erscheint Bartels völlig indiskutabel; er steht einer zufriedenstel-
lenden Lösung der brennenden Kreditfrage sehr skeptisch gegen-
iiber. In bezug auf die Sicherheit des Vertrages ist die
Sowjetregierung dem ausländischen Kapital bereits ziemlich entge-
sengekommen. Ein besonderes Dekret des Allrussischen Exekutiv-
Komitees garantiert die Unverletzlichkeit der Verträge mit Privat-
unternehmern, sie können nur durch Gerichtsurteil aufgehoben wer-
den, doch wird hier vom Referenten auf die schon erwähnte Bestim-
mung des Obligationenrechts hingewiesen, die das größte Mißtrauen
beim Abschließen von Verträgen in Rußland seitens ausländischer
Unternehmer rechtfertigt. Mit einer Vorlage für die Schaffung be-
sonderer, dem Volksgericht unterstellter Handelsgerichte
nach deutschem Muster ist eine Spezialkommission von Juristen be-
schäftigt, Auch hinsichtlich der Sieherheitder Person läßt
sich eine Annäherung an die in westlichen Ländern übliche Rechts-
auffassung vermerken, wenn die Räteregierung auch die gericht-
liche Exterritorialität der Ausländer energisch zurück weist und die
bei den bisher von ihr abgeschlossenen Handelsverträgen vorgesehr-
nen Schiedsgerichte durch eine allgemeine Regelung des Gerichts-
standes in gleicher Weise für Ausländer wie für alle Bürger der
Sowjetrepublik ersetzt werden sollen. Der Willkür der „Besonderen
Kommission“ will man mittels eines Strafrechts einen Riegel vor-
schieben; die Einführung einer Stra£fprozeßordnung nach westlichen
Rechtsauffassungen hinsichtlich der Sicherheit der Person ist ge-
plant, ebenso ein Dekret zur Wahrung des Briefgeheimnisses, Ent-
würfe, die auf der Tagung des Allrus#sischen Exekutiv-Komitees in
Moskau Erledigung finden sollen. Dabei ist aber zu berücksichtigen,
daß z. Zt. neben den sogenannten Volksgerichten die außerordent-
lichen Revolutionstribunale noch unverändert weiterbestehen. Das
Dekret über den Arbeitszwang, die Verordnungen, daß Arbeiter und
Angestellte die sie beschäftigenden staatlichen Betriebe und Insti-
tutionen nicht verlassen dürfen, hat man aufgehoben und die Frei-
zügiekeit sowie die Freiheit der Berufswahl und der Tätigkeit
wieder hergestellt. Die Frage ist, wie weit es der Räteregierung
möglich sein wird, all das in die Praxis umzusetzen. Nach Barteis
herrscht übrigens in den nördlichen Gouvernements größere Rechts-
sicherheit wie in der Ukraine, im Süden und in Sibirien. Man sieht,
daß die Sowjetregierung unter dem Druck einer verzweifelten öko-
nomischen Lage bestrebt ist, russischen und ausländischen Bürgern
die erforderlichen Rechtsgarantien zu schaffen und dem Privatkapi-
tal weitgehende Konzessionen zu machen, doch müssen die Entschei-
dungen des Allrussischen Exekutiv-Komitees zunächst abgewartet
und vor allzu großem Optimismus gewarnt werden; denn man darf,
wie Konsul Bartels hervorhebt, nicht vergessen, daß es einen unab-
hängigen Richterstand in Sowjetrußland nicht mehr gibt, und „so-
lange eine bestimmte Partei durch Diktatur am Ruder ist und nicht
davor zurückschreckt, selbst das Recht und Gesetz parteipolitisch
zu beeinflussen, wird man den neuen Gesetzen mil einem gewisseu
Mißtrauen zu begegnen haben.“
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr, 9320 u. 9308.
Zur besonderen Beachtung.
Betr. Anfragen, Anträge und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten.
Bei der Geschäftsstelle gehen Schriftstücke, die Anfragen,
Anträge und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten enthal-
ten, in großer Anzahl, jedoch nur in einfacher Ausfertigung ein.
Hierdurch entstehen der Geschäftsstelle umfangreiche Schreibarbei-
ten, die bei einer Einsendung der vorgenannten Schriftstücke in
mehrfacher Ausfertigung, vermieden werden können. Die Geschäfts-
stelle bittet daher, ihr von allen Schreiben, die Anträge oder Ein-
sprüche enthalten und an die Kommissionsvorsitzenden weiter-
geleitet werden müssen, neben dem Originalschreiben wenigstens
einen Durchschlag mitsenden zu wollen.
Alle Zuschriften sind stets an den Verband und nicht an ein-
zelne Personen der Geschäftsstelle zu riehten.
Kommission für Errichtungs- und Betriebsvorschriften.
Die Kommission hat in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen
Staatsministerium des Innern, der Braudenburgischen Landwirt-
schaftlichen Berufsgenossenschaft, der Berufsgenossenschaft für
Feinmechanik und Elektrotechnik, der Deutschen Landwirtschafts-
Gesellschaft, der Deutschen Feuerversicherungs-Vereinigung, dem
Preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe, dem Reichs-
arbeitsministerium, dem Reichsversicherungsamt, dem Sächsischen
Staatsministerium des Inneren, dem Verbande der Baugewerks-Be-
rufsgenossenscehaften, dem Verbande der Berufsgenossenschaften,
dem Verbande öffentlicher Feuerversicherungsanstulten in Deutsch-
land, dem Vereine der Gewerbeaufsichtsbeamten, der Vereinigung
der Elektrizitätswerke und dem Württembergischen Staatsministe-
rium des Inneren die nachstehend veröffentlichten Merkblätter für
elektrische Anlagen in der Landwirtschaft aufgestellt. Laut B=-
schluß der Jahresversammlung München 1922 sind diese Merkblätter
bereits als endgültig abgeschlossene Arbeiten des VDE zu betrach-
ten. Sie treten daher mit dem Tage ihrer Veröffentlichung in Gül-
tigkeit.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
Merkblatt für die Behandlung elektrischer Anlagen in der
- Landwirtschaft.
Landwirte! Beachtet den Zustand Eurer elektrischen An-
lagen und sorgt für ihre Instandhaltung? Ordnungsmäßig unter-
haltene elektrische Anlagen sind unbedingt betriebs- und feuer-
sicher, Vernachlässigte Anlagen führen zu Störungen und Unfällen.
Insbesondere ist zu beachten:
1. Haltet die Anlage in allen ihren Teilen reinundingutem
Zustande.
3: Haltet die Schalter, Sicherungen und Motoren zugänglieh.
Verstellt den Zugang nicht durch Maschinen, Geräte oder son-
stige Gegenstände.
3. Vermeidet jede Berührung ungeschützter Teile von Lei-
tungen, Maschinen, Schaltern, Sicherungen und Lampen.
4. Benutzt nicht die Schutzschränke und Schutzkästen zum Aul-
bewahren von Gegenständen.
Benutzt nicht die Schaltergriffe, Isolatorenträger und Lei-
tungen zum Anhängen von Kleidungsstücken oder Geräten wir
Peitschen, Ketten, Stricken od. del.
5. Verwendet nur dievorgeschriebenenSicherungen
haltet stets für alle Sicherungen einige Ersatzstücke von der
richtigen Sorte vorrätig.
laßt Euch durch einen Fachmann angeben, welche Siche-
rungen Ihr braucht.
Niemals darf eine Sicherung dureh Draht
oderMetallteileüberbrückt werden. Dies bedeu-
tet eine hohe Gefahr für die Anlage und ist strafbar.
(ieflickte Sicherungen sind unwirksam und schützen nicht
vor Feuersgefahr. :
Beim mehrmaligen Durchbrennen der Sicherungen dessel-
ben Stronkreises muß dieser durch Fachleute nachgeprüft
werden.
6. Sorgt dafür, daß alle Schutzkappen für Schalter, Siche-
rungen, Steckkontakte usw, stets in Ordnung und richtig be-
festiet sind.
Ersetzt beschädigte oder fehlende Teile sofort.
Lat den Motor öfters reinigen, entfernt von ihm vor der
Iubetriebsetzung Stroh, Heu, Häcksel usw.
‘. Prüft die Anschlußkabel für bewegliche Anlagen vor
jeder Benutzung daraufhin, ob Schutzhülle und Stecker noch
in Ordnung sind. Bedeckt die Anschlußkabel nicht mit Strot
od, dgl. Schützt sie vor dem Uberfahren und Betreten.
LaßtbeschädigtekKabelunverzüglich aus“
bessernoderersetzen, j
e.
28. Juli 1922.
8
©
10,
11.
Übertragt die Bedienung Eurer gesamten elektrischen Anlagen
einer bestimmten Person. Laßt diesen Bedienungsmann durch
Vermittelung des stromlieferuden Elcktrizitätswerkes genau
unterweisen; haltetihuan,diegegebenen Bedie-
nungsvorschriften genau zu befolgen; dies gilt
vor allem für dieienigen Leute, die bewegliche Anlagen zum
Anschluß an Hochspannungsleitungen bedienen, und be-
sonders für das Anbringen der Erdungsleitungen und ähnlicher
Schutzvorkehrungen.
. Laßt Arbeiten an und auf Gebäuden nur nach Abschaltung der
Leitungen in der Nähe der Arbeitsstelle ausführen. Entfernt
die Sicherungen des betreffenden Stromkreises und haltet sie
unter Verschluß, damit kein Unberufener sie während der Ar-
beiten einsetzen kann. Füretwaige Unfälle, die durch
Nichtabschaltung von Leitungen entstehen,
seid Ihr haftbar.
Laßt neue Anlagen, Erweiterungen und Reparaturen nur von
Installateuren ausführen, die vom Elektrizitätswerk zugelassen
sind.
Laßt Eure Anlagen in regelmäßigen Zeiträumen durch Saeh-
verständige prüfen, die vom Elcktrizitätswerk anerkannt
sind.
. Bei Nichtbeachtung der vorstehenden Vorschriften und dadurch
hervorgerufenen Unglücksfällen oder Brandschäden kann der
Besitzer dureh die Berufsgenossenschaft bestraft oder von
der Feuerversicherung seiner Entschädigung verlustig er-
klärt, auch kann er nach den Gesetzen bestraft und für weitere
Schäden haftbar gemacht werden.
Berlin, Juli 1922.
Betriebsanweisung für die Bedienung elektrischer Starkstrom-
anlagen für Hochspannung in der Landwirtschaft.
I. Allgemeines.
Die Bedienung betriebsmäßiz hochspannungführender Teile,
wie Masttransformatoren, Anschluß von beweglichen Transforma-
toren oder Anschluß von Hochspannungsmotoren, darf nur von be-
sonders ausgebildeten Personen vorgenommen werden, die sich im
Pesitze emmes schriftlichen,
vom Elektrizitätswerk anerkannten
Ausweises befinden.
des
An Transformator- und Motorwagen müssen die Vorschriften
Verbandes Deutscher Elektrotechniker über „Erste Hilfelei-
-tunz bei Unglücksfällen” angeschlagen scin.
19
I
u
II. Inbetriebsetzung eines fahrbaren
Transformators.
. Stelle den Transformatorwagen nach dem Anfahren so auf, dafs
die einzuhängenden Anschlußleitungen zum Mastschalter mög-
lichst straff sind und keinesfalls aufdem Wagendach aufliegen.
Bringe die Erdungen sehr gut an. Lege Wert auf guten Zustand
der Klemmverbindungen.
Hänge bei offenem Mastschalter die Anschlußleitungen mit
tels Schaltstauge ein. |
Schließe das Kabel zum Motorwazgen im Transformatorwagen
an.
Führe das Kabel über kleine Molzgabeln. Lasse es nicht auf
der Erde liegen.
. Friedige den Transforınatorwagen ein und hänge die Warnunuges-
schilder an.
< Stelle den Isolierschemel neben den Schaltermast und schließe
vom Schemel aus deu Mastschalter mittels Schaltstange oder
Winde. Einschalten olıne Benutzung des Schemels ist unter allen
Umständen verboten.
Lasee nach der Schließung durch eine Winde die Kurbel in der
Winde stecken.
III. Außerbetriebsetzungeines fahrbaren
Transformators.
. Setze den Motor außer Betrieb.
. Öffne den Mastschalter unter Benutzung des Tsolierschemels
mittels der Winde oder der Schaltstange.
. Hänge die Schaltstange aus dem Mastschalterhiebel aus.
Hänge die Hochspannungsanschlußleitung vom Mastschalter nur
mittels Schaltstange ab. Dann erst nimm den weiteren Abbau
vor.
- Rolle das Kabel auf und überzeuge dich, daß Türen und Steck-
dosen am Transformator- oder Motorwagen gut verschlossen
sind.
Berlin, Juli 1922.
Merkblatt für die Errichtung elektrischer Starkstromanlagen
in der Landwirtschaft’).
Allgemeines.
Die Ausführung elektrischer Anlagen ist nur zuverlässigen
Unternehmern zu übertragen. Nur gewissenhafte Arbeit
ae m m e ee aa
t) Freileitungsnetze fallen nicht unter diese Bestimmungen.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 29.
977
unter Verwendung besten Materials ergibt störungsfreien
Betrieb und Sicherheit gegen Brandgefahr und Unfälle.
Gut gebaute Anlagen ersparen häufige Reparatı-
ren, sie sind daher auch die billigsten im Betriebe, auch wenn sie
. q. . Pr ”
bei der ersten Einrichtung höhere Kosten erfordern.
des
Die Anlagen müssen den Vorschriftenund Normen”)
VDE entsprechen.
Vor Inbetriebnahme ist ihre orduungsmäßize Beschaffenheit
durch den Stromlieferer festzustellen.
3.
Im Einzelnen sind folgende Punkte besonders zu beachten:
Hauptleitungen sind tunlichst im Freien zu verlegen.
Ihre Führung ist so einfach wie möglich zu gestalten,
Über Fahrwegen und Wirtschaftshöfen sind die Leitun-
gen in solcher Höhe zu verlegen, daß beim Verkehr beladener
a die darauf befindlichen Personen nicht zefährdet wer-
den.
DieEinführungsstellender Leitungen in die Gebäude
mittels Dachständer oder Mauerdurchfiihrungen sind so zu wäh-
len, daß die Leitung zwischen der Einführung und der Hausan-
schlußsicherung mögliehst kurz wird. |
Die Dachständer müssen kräftig ausgeführt, zuver-
lässie mittels Rohrschellen und Mutter- oder Schlüsselschr.in-
ben befestigt und nötigenfalls durch Ankerseile gesichert sein.
Die Dachdurebführung muß sorgfältig abgedichtet, die Kinfülı-
rungsrohre müssen so gebaut und verlegt sein, daß kein Wasser
eindringen und das Schwitzwasser ablaufen kann.
-Mauerdurcehführungen Sind so herzustellen, daß
Wasser von außen nicht eindringen und das Schwitzwasser ab-
laufen kann. Wo die Leitungen nicht frei dureh Luken einge-
führt werden, sind vollständig abgedichtete Durchführungen zu
verwenden.
Jede elektrische Anlage muß durch Hauptschalter
ganzen oder in ihren Teilen allpolig abschaltbar sein.
Hauptschalter, ZählerundSicherungen müssen
leicht zugänglich angebracht und vor Beschädigungen gc-
schützt sein. Räume mit häufig wechselnder Temperatur sind
ungeeignet. :
Als Leitungsmaterial ist ausschließlich Kupfer oder
Aluminium zu verwenden. Für Hausanschlüsse ist auch ver-
zinktes Eisenseil zulässig.
Die Verlegung kann offen auf Porzellanglocken oder
-rollen oder in Rohr oder als Rohrdraht erfolgen. -
a) Inständigtrockenen Räumen ist die Verlegung
in Rohr oder Rohrdraht die Regel.
b) Sind die Räume zeitweilig feucht, so müssen die
Rohre einen Schutzanstrich erhalten und in einem
Abstand von mindestens 5 mm von der Wand verlegt werden
(Abstand*chellen). O
In Ställen, Molkereien, Futterküchen und
sonstigenfeuchten Räumen empfiehlt es sich, die
Leitungen an der Außenseite der Gebäude zu verlegen vnd
nur kurze Ableitungen zu den einzelnen Verbrauchsstellen
einzuführen.
In feuchten Räumen ist entweder außerhalb des Hand-
bereichs offene Verlegung auf Porzellanglocken oder
Mantelrollen von mindestens 6% cm Höhe oder Verlegung in
gut abgedichteten Stahlpanzerrohren anzuwenden. Leitun-
gen und Rohre müssen einen dauerhaften Schutzan-
strich erhalten, der in angemessenen Zeiträumen zu er-
neuern ist.
Derkendurchführungen aus diesen Räumen sollen nicht
nach Heu- oder Strohböden geführt werden. +
Innerhalb von Scheunen, Heu- und Strohböden
sollen Leitungen nur in denienigen Räumen verlegt werden,
in denen sie unmittelbar gebraucht werden. Das Durceh-
führen nach anderen Räumen ist verboten.
Die Leitungen sind so anzuordnen, daß sie möglichst kurz
sind und überwacht werden können. Wo Beschädigungen
zu befürchten sind, sind die Leitungen in Stahlpanzerrohr zu
verlegen.
Die Einführung von Leitungen nach obigen Räumen
durch Dachständer ist verboten.
Bieesame Leitungen fir bewegliche Stromverbrau-
eher müssen, soweit sie nicht in Wohnräumen Verwendung
finden, besonders kräftige und danerhafte Schutzhülle be-
sitzen, die nicht aus Metall bestehen darf (z. B. Gummi-
schlauchleitungen).
Das Anbringen von Sicherungen in Stallunzen,
Scheunen, Heu-undStrohböden und ähnlichen Räu-
men ist verboten.
Schalter sollen tnnlichst außerhalb der Stallunzen nnd
feuchten Ränmen angebracht werden. Andernfalls sind
Stangenschalter oder ähnliche Konstruktionen aus Tsoliermafe-
rial zu verwenden. In unmittelbarer Verbindung mit Stahlpan-
zerrohr sind auch eisengekapselte Schalter zulässig.
im
d)
e)
3 Es empfiehlt sieh. darauf zu dringen. daß nur Installationsimaterial
verwendet wird, das mit dem Prüfzeichen des VDE versehen ist.
978
8. Abzweigdosen oder Steckdosen- Anschlüsse inner-
halb der Scheunen, Heu- und Strohböden sind nur ausnahnıs-
weise undnurinfeuersicher gekapselter, nötigenfalls ver-
DIES lbarer Ausführung in Verbindung mit Stahlpanzerrohr zu-
ässig.
9, Ortsfeste Motoren sollen in der Regel außerhalb der
Scheunen, Heu-undStrohböden aufgestellt werden.
Ist dieses nicht möglich, so müssen sie einschließlich Zubehör,
wie Anlasser, Schalter usw., gekapselte Ausführung besitzen
oder in feuersicheren Kammern untergebracht sein.
10. ,ampenfassungen sollen so gebaut oder mit so hohen
Fassungsringen versehen sein, daß ein Berühren spannungfüh-
render Teile ausgeschlossen ist.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 29.
28. Juli 1922.
In feuchten Räumen, wie Molkereien, Futterküchen u. dgl.,
sowie in Ställen, Scheunen, Heu- und Strohböden dürfen sie nur
aus Isoliersto ff bestehen. Sie müssen mit Schutzglä-
sern, nötigenfalls auch mit Schutzkörben ausgerüstet sein.
In Ställen und feuchten Räumen müssen die Schutzglä-r:
unten Öffnungen zum Ablauf des Schwitzwassers haben.
Handlampen müssen aus Isoliermaterial bestehen. Be-
züglich der Leitungen siehe 5 ee.
11. Bezüglich der Erdung von metallenen Bestandteilen der Ge-
bäude und metallischen Schutzhüllen der elektrischen Einrich-
tungen sind die Vorschriften des stromliefernden Elektrizitäts-
werkes zu beachten.
Berlin, Juli 1922.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
H. Rubens f. Der hervorragende Physiker der Berliner Univer-
sität, Prof. Dr. H. Rubens, ist am 18. Juli im 58. Lebensjahr an
Leukämie gestorben. Rubens hatte als Lehrer einen bedeutenden
Ruf; um die Entwicklung der modernen Physik hat er sich durch
zahlreiche experimentelle und theoretische Untersuchungen ver-
dient gemacht, unter deren Ergebnissen auf seine Entdeckung der
nach ihm benannten „Reststrahlen” hingewiesen sei.
A. Burger. Der frühere Oberingenieur der Rheinischen Elek-
trizitäts-A. G. Mannheim, Amanz Burger, wurde von der General-
direktion der Schweizerischen Bundesbahnen zum Betriebschef der
Kraftwerksgruppe am Gotthard, mit Sitz in Amsteg, ernannt.
E. Eichel, bisher Schriftleiter der Zeitschrift „Elektrische Kraft-
betriebe und Balınen”, hat diese Stellung aufgegeben, um sich in grö-
Berem Umfange wie bisher als Beratender Ingenieur zu betätigen.
Die Schriftleitung der genannten Zeitschrift ist, wie uns der Verlag
R. Oldenbourg, München, mitteilt, an Herrn Prof. Dr.-Ing. G. Dett-
mar, Hannover, Heinrich-Heine-Platz 1, übergegangen.
. H. Landis von Richterswil %. Am 16. Januar starb im Alter
von 42 Jahren der Ingenieur und Vizepräsident des Verwaltungs-
rates der Landis & Gyr A. G., Zug, H. Landis, der nach seinem
Studium Teilhaber der Elektrizitätszählerfabrik Theiler & Cie., Zug,
und später deren Besitzer wurde. Er wandelte dieses Unternehmen
1905 mit Dr. G yrzusammen in die jetzige Firma um, die er im Laufe
der Jahre zu hoher Blüte brachte.
W. Reichel. Der Direktor der Siemens-Schuckertwerke und Do-
zent an der Technischen Hochschule, Berlin, Geh. Regierungsrat
Prof. Dr.-Ing. e. h., Dr.-Ing. W.Reichel, wurde von der genannten
Hochschule zum Ehrenbürger ernannt. ü E
Sattler. Der bisherige zweite Direktor der Rheinischen Bahn-
Gesellschaft, Düsseldorf, Sattler, ist zum Direktor der Barmer Berg-
und Straßenbahn gewählt worden.
R. Werner, Dipl.-Ing. und Direktor der Siemens-Schuckert-
werke, Berlin, ist wegen seiner Verdienste um die Landes-Elektrizi-
tätsversorgung seitens der Technischen Hochschule Darmstadt durch
Verleihung der Würde eines Doktor-Ingenieurs e. h. ausgezeichnet
worden.
O. Willenberg. Die Leitung der Wiesbadener Straßenbahn ist
dem Dipl.-Ing. O. Willenberg als Betriebsdirektor übertragen
worden.
Hochschulnachrichten. Für die durch den Rücktritt von Prof.
Dr. Pringsheim erledigte ordentliche Professur für Mathematik an
der UniversitätMünchen ist der o. Professor der Universität Hei-
-delberg, Dr. O. Perron, in Aussicht genommen worden.
LITERATUR.
Besprechungen.
Von Dr. Gustav Eich-
Verlag von Tschopp & Cie.,
Drahtloser Überseeverkehr.
horn. 1. Aufl. 69 u. XIX S. in 8°.
Zürich 1921. Preis 7 Fr.
Der insbesondere als früherer Herausgeber des heute weltbe-
kannten „Jahrbuchs der drahtlosen Telegraphie“ in weiten Kreisen
bekannt gewordene Verfasser gibt in dem vorliegenden Werkchen
ein Bild von dem drahtlosen Überseeverkehr durch Großfunk-
stellen unter besonderer Berücksichtigung von Nauen. Der Be-
schluß des schweizerischen Bundesrates zur Erteilung einer Kon-
zession für die Errichtung und den Betrieb einer Funkstelle in
Münchenbuchsee bei Bern für den Europaverkehr hat in der
Schweiz das Interesso weitester Kreise für das neue Nachrichten-
mittel erregt und das Bedürfnis entstehen lassen, sich über den
Betrieb und die Einrichtung von Großfunkstellen zu unterrichten,
welches durch das vorliegende, ansprechend geschriebene und gut
illustrierte Büchlein zweifellos befriedigt werden wird.
Nachdem zunächst ein allgemeiner Überblick über Hochfre-
quenzmaschinen gegeben worden ist, wird der Leser in interes-
santer Weise in die Geheimnisse von Nauen und der Empfangs-
anlage von Geltow eingeweiht und einiges über „Röhrentechnik”
und „Drahtloses Fernsprechen“ mitgeteilt. Allerdings ist heute
schon manches anders als bei Herausgabe des Buches, Mai 1921.
Auf dem Gebiete der Funktelegraphie gibt es keinen Stillstand.
Trotzdem dürfte das Büchlein seinem Zweck, das Interesse für Funk-
telegraphie in der Schweiz zu wecken, voll gerecht werden, wenn-
gleich es zweifelhaft erscheint, ob trotz der internationalen un!
weltwirtschaftlichen Bedeutung der Schweiz sich je eine eigene
Großfunkstelle für den transatlantischen Verkehr in der Schweiz
lohnen wird. Thurn.
Electrical Engineering. Von T. F. Wall. 4918 in
S°. Verlag von Methuen & Co., Ltd., Landon 1921. Preis 21 sh.
Das Buch stellt einen Versuch dar, die physikalischen und
mathematischen Grundlagen der Elektrotechnik vom Standpunkte
des Technikers wiederzugeben. Die Darstellung beschränkt sich
durchweg auf den rein wissenschaftlichen Teil und ist bemer-
kenswert durch Vollständigkeit und Berücksichtigung des Stoffe:
bis auf die letzten Forschungen. Es verdient Beachtung, daß ein
solches Buch doch wieder von der statischen Elektrizität ausgeht,
deren Bedeutung allerdings durch die iingste Entwicklung der
Hochspannungstechnik im Steigen begriffen ist. Der Aufbau de-
Buches gründet sich in durchsichtiger Weise auf sechs durcli
Versuchstatsachen gegebene Gesetze: 1. Das. Coulombsche Gesetz
für elektrische und magnetische Massen, 2. das Faradayschr
Gesetz der elektromagnetischen Induktion, 3. das Ohmsche
Gesetz, 4. das Faradaysche Gesetz für Elektrolyse, 5. das Am-
peresche Gesetz der Vertauschbarkeit elektrischer und magne-
tischer Flächen, 5. das Joulesche Gesetz.
Es ist ein ernsthaftes und brauchbares Buch, welches dem
Praktiker sowohl, wie dem Lernenden hinreichenden Überblick
über die Grundlagen gewährt. Max Breslauer.
Untersuchung einer Wagerecht-Stoßmaschin«e
mit elektrischem Einzelantrieb und Riemen-
zwischengliedern. Von Prof. Dr.-Ing G. Schle:-
singer u. Dr. techn. M. Kurrein. Heft V der Berichte de:
Versuchsfeldes für Werkzeugzmaschinen an der Techn. Hoch-
schule Berlin. Mit 108 Textfig. u. 15 Zahlentafeln. 34 S. in 4°.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1921. Preis 16 M.
Die Entwicklung der modernen Werkzeugmaschine ging im
vorigen Jahrhundert dort vor sich, wo Wirtschaft und Gewerb?
sie am stärksten forderten, und wo der Unternehmungsgeist eines
reichen und freien Bürgertums ihr die Wege bahnte: in England.
Später übernahm Amerika die Führung, während Deutschland
beiden zunächst nur langsam folgte. Überall waren es praktischer
Sinn, Werkstatterfahrunz und konstruktive Befähigung, die die
Grundformen schufen. Den verhältnismäßig kleinen Kräften,
deren Größe und Richtung man nicht genau kannte, begegnete
man durch reichliche Querschnitte, um die Massenwirkung un
Stöße brauchte man sich bei den kleinen Geschwindigkeiten nich!
zu kümmern, und die Genauirkeiten, die man verlangte und er-
reichte, waren nach heutigem Maß gering. Allmählich wurde das
anders. Kräfte und Geschwindizkeiten wuchsen und daneben dir
Anforderungen an Genauigkeit, bequeme Handhabung und Wirt-
schaftlichkeit der Maschine; lange aber noch blieben für di®
Weiterentwicklung die vorher angeführten Faktoren maßgeben!.
Sie spielen auch heute noch eine große Rolle, eine viel größere,
als z. B. bei der Konstruktion der Kraft- und elektrischen Ma-
schinen. Aber immer mehr hat sich in den letzten zwei Jahr-
zehnten die wissenschaftliche Durcharbeitung Bahn gebrochen
und wird immer unentbehrlicher. Hierin nun marschiert Deutsch
land an der Spitze, dank nicht zuletzt dem Wirken von Prof.
Schlesinger. Sein Versuchsfeld für Werkzeugmaschinen an der
Technischen Hochschule Berlin, wohl das bedeutendste des Fest-
landes, ist der Rückhalt seiner Forschertätirkeit.
Der vorliegende Bericht aus diesem Versuchsfeld, die Fruch!
vieliähriger Arbeit, behandelt die Zahnstanzen-Shapingmaschin®
und durchleuchtet diese kinematisch, dynamisch und energetisch
sehr interessante und schwierige Maschine mustergültig; er ze!£
dabei der Praxis, ohne den Boden strengster Wissenschaftlichke!!
28. Juli 1922.
zu verlassen, auf welchem Wege ein weiteres Fortschreiten der
konstruktiven Entwicklung zu suchen ist. Diese ganze Unter-
-uchung ist um so wichtiger, als die Zahnstangen-Shapingmaschine
vinen ganz Ähnlichen Antrieb hat wie die Jlobelmaschinen
Für denjenigen Elektrotechniker, in dessen Blickfeld Werk-
z.ugmaschinen zar nicht erscheinen, mag wenigstens folgender
Satz aus dem Vorwort von Interesse sein: „Der Elektromotor
allein läßt sich als roher Meßapparat für Bruttoleistungen wohl
verwenden, für eine Beurteilung der Werkzeugmaschine in ihren
Aufbauelementen kommt er, entgegen der herrschenden Ansicht,
uberhaupt nicht in. Frage.” Eugen Simon.
Der Lohnabzug vom 1. Januar 1922 ab. Auf Grund der
Einkommensteuernovelle vom 20. XII. 1921 und der Durch-
führungsbestimmungen von 3./22. XII. 1921. Texte mit ein-
gehenden Erläuterungen, Beisp. u. Einführung. Von Rechts-
anwalt Dr. Fr. Koppe. 140 S in 8° Industrieverlag Spaeth
& Linde, Berlin 1922. Preis 17,60 M.
Der Abzug vom Arbeitslohn auf Grund des Gesetzes
vom 11. VII. 1921 in der Fassung vom 20. XII. 1921 und der
Durchführungsbestimmungen zum Gesetz über die
Einkommensteuer vom Arbeitslohn vom 3./22. XII. 1921. Für
den praktischen Gebrauch ausführlich erläutert von Dr. jur.
Hanswerner Paetel. 160 S. in 8°. Carl Heymanns Verlag,
Berlin 1922. Preis 36 M.
Koppe und Paetel haben ihre beiden Handbücher unge-
fähr gleich angelegt. Nach einer kurzen Einführung in die Ent-
wicklung des Steuerabzugsverfahrens vom Arbeitslohn bringen
beide als ersten Teil die Durchführungsbestimmungen zum Gesetz
über die Einkommensteuer vom Arbeitslohn vom 11. VII. 1921,
als zweiten Teil die Bestimmungen des Eink.St.G. über den Lohn-
abzug in der Fassung des Gesetzes vom 20. XII. 1921 und als
dritten Teil bzw. Anhang die weiteren zu diesem Steuergebiet
ergangenen ministeriellen Erlasse und Bekanntmachungen. Die
in den Teilen 1 und 2 enthaltenen gesetzlichen Bestimmungen sind
mit Erläuterungen versehen, die in dem Paetelschen Werke be-
sonders umfangreich und eingehend sind. Den Kommentar von
Koppe zeichnet hinwiederum besondere Übersichtlichkeit in der
Anordnung des Drucks der Anmerkungen aus. Eine Anzahl von
Beispielen, die entweder als Anhang gegeben oder in den Text
der Erläuterungen mit aufgenommen sind, erleichtert das Ver-
ständnis der neuen Gesetze und erhöht den Wert der Bücher, die
jedem, der mit dem Steuerabzug vom Arbeitslohn zu tun hat, als
geeignete Hilfsmittel nur zu empfehlen sind.
Regierungsrat Oswald.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Lehrbuch der Physik. Von Prof. O. D. Chwolson. Bd. 2, Abt. 2
2. verb. u. verm. Aufl. Die Lehre von der strahlenden Energie. Von
Prof. Gerhard Schmidt. Mit 498 Abb. XV u. 894 S. in 8°. Verlag
von Friedr. Vieweg & Sohn A. G., Braunschweig 1922. Preis 80 M, geb.
100 M.
Die drahtlose Telegraphie und Telephonie. Von Dr. P. Lertes.
Bd. 4 der „Wissenschaftlichen Forschungsberichte, Naturwissenschaft-
liche Reihe‘. Mit 45 Textabb. XI u. 152 S. in 8°. Verlag von Theodor
Steinkopff, Dresden u. Leipzig 1922. Preis 32 M.
Einführung in die Maxwellsche Theorie der Elektrizität und
des Magnetismus. Von Prof. Fr. Clemens Schaefer. Bd. 3 der
„Sammlung mathematisch-physikalischer Lehrbücher“. 2. verm. u.
verb. Aufl. Mit 33 Textfig. VI u. 174 S. in 8°. Verlag von B. G. Teubner,
Leipzig u. Berlin 1922. Preis 60 M.
Einführung in die Theorie der Elektrizität und des Magnetis-
mus. Zum Gebrauch bei Vorträgen, sowie zum Selbstunterricht. Von
Prof. Dr. Max Planck. Mit 12 Abb. IV u. 205 S. in 80. Verlag von S.
Hirzel, Leipeig 1922. Preis 42 M, geb. 66 M.
Sonderabdrucke.
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
Die Tätigkeit
„Zeitschrift für Instrumentenkunde‘“‘. Bd. 41, 1921,
im Jahre 1920.
S. 97/107.
Saugzug und Unterwind in Verbindung mit wirtschaftlicher
äbwärmesausnutzung. Von Obering. Otto Brandt. „Die Wärme‘,
1922, Nr. 14. ` i
Der Gehalt des Lichts an Ultraviolett. II. Von Fritz Sohanz.
„Albrecht von Graefe’s Archiv für Ophthalmologie‘‘, Bd. 107. Nr. 2/3.
Der Gehalt des Lichtes an Ultraviolett und seine Bedeutung
für lichtbiologische Vorgänge. Von Dr. Fritz Schanz. „Zeit-
schrift für Beleuchtungswesen‘“. Bd. 28, 1922.
Listen und Drucksachen.
Elektrioitäts-Lieferungs-Gesellschaft, Berlin. Ein Rückblick auf
25 Jahre ihrer Entwicklung. Von Dr.-Ing. G. Siegel.
Kingsbury Machine Works, Philadelphia. Liste O: Kingsbury thrust
bearings.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 29.
979
Osram G. m. b. H., Kommanditges., Berlin. Liste 1 bis 13 über die ver-
schiedenen Glühlampenarten.
Dr. Max Levy, Berlin. Liste B: Selbsttätige Anlaßgeräte. VIIIb: Elek-
trodynamische Leistungswage.
Neue Zeitschriften.
„Der Bund‘, Zeitschrift für Werden und Wachsen von Handel, Wirt-
schaft und Verkehr. Unter diesem Titel wird von der Hamburg-Amerika,
Linie und dem Meßamt Frankfurt a. M. eine Zeitschrift herausgegeben-
welche monatlich zweimal erscheint und jährlich 200 M (Ausland 750 M)
kostet. Das erste Heft enthält folgende Aufsätze: E. Gothein, Messe
und Schiffahrt, Kuno, Augenblickliche Lage und Aussichten der deutschen
Handelsflotte, E. Lasswitz, Das Haus der Technik, A. Susemann-
Ludwig, Von der Hamburger Überseewoche, F. Hefele, Entwickelung
der Ölfeuerung in der Schiffahrt, Wolf v. Dewal, Deutschland und
China, J. Modlinger, Donaufahrt, Th. Heuss, Die Freude an der Ar-
beit, A, Lauinger, Zur wirtschaftlichen Lage.
„Mitteilungen der Porzellanfabriken Hermsdorf 8./A. und
Freiberg/Sa.‘“ Unter diesem Titel geben die genannten Firmen eine
Werkszeitschrift heraus, deren Nummern 1 bis 4 uns vorliegen. Sie
enthalten u. a. Aufsätze über Neuerungen an Isolatoren, über Gesichts-
punkte für die Wahl der Größen von Freileitungsisolatoren und über
neue Gesichtspunkte zur Bearbeitung von Hängeisolatoren. Letztere
Arbeit ist aus der „ETZ“ 1921, Heft 51/52 entnommen worden.
„Siemens-Bau-Union‘. Unter diesem Titel gibt die aus der Elektrischen
Bahnabteilung der Siemens & Halske A. G. hervorgegangene Siemens-
Bau-Union G. m. b. H., Kommandit-Gesellschaft, Borlin, Schöneberger
Straße 3/4, eine kleine Zeitschrift heraus, welche sich mit den die Firma
betreffenden Gebieten befaßt.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN!).
Kontrollmaßnahmen des Garantiekomitees. — Das Garantie-
-komitee hat dem Reichskanzler unter dem 18. VII. ein Memorandum
zugehen lassen, in dem das Ergebnis der zwischen ihm und der Reichs-
regierung gepflogenen Beratungen über die von der Reparationskommission
gewünschte Nachprüfung der Einnahmen und Ausgaben sowie der schweben-
den Schuld, die Unterdrückung der Kapitalflucht und die Fragen der Statistik
dargelegt wird. Seitens der Regierung ist trotz der schweren Belastung, die
die Deutschland damit aufgenötigte Rinenzkontrolle bedeutet, der Ent-
schluß gefaßt worden, die vorgesehenen Maßnahmen für die Dauer des
Moratoriums auszuführen, u. a. in der Erwägung, daß damit für die
Reparationskommission die Grundlage einer Entschließung geschaffen wird,
die der gefährlichen wirtschaftlichen und finanziellen Lage Deutschlands
Rechnung trägt. ` .
Sachlieferungen im freien Verkehr mit Frankreich. — Der
Reichsminister für Wiederaufbau hat nunmehr im „Reichsanzeiger‘‘ 1922,
Nr. 158, Ausführungsbestimmungen zu dem durch Verträge mit
Frankreich vom 15. III, bzw. 3. VI. und das Bemelmans-Abkommen vom
2. VI. festgelegten Verfahren veröffentlicht, nach dem die von Deutschland
zur Erfüllung des Versailler Vertrages zu leistenden Sachlieferungen im
Wege freier Verträge zwischen deutschen und französischen Staatsangehöri-
gen erfolgen können. Das Lieferungsverfahren ist am 20. VII. zur Wirkung
gekommen.
Deutsch-Holländische Schiedsgerichte. — Wie der ‚‚Frankf.
Ztg.‘‘ geschrieben wird, haben wachsende Schwierigkeiten der internationalen
Rechtsverfolgung hervorragende Großkaufleute und Industrielle in Holland
veranlaßt, zwecks Erleichterung des geschäftlichen Verkehrs zwischen den
Niederlanden und dem Deutschen Reich die Initiative zur Schaffung einer Aıt
eigener Gerichtsbarkeit zu ergreifen, u. zw. nach dem Grundsatz der Selbst
hilfe und des Selbstschutzes. Durch die Gründung von Handelskam-
mern mit ständigem Sekretariat in beiden Ländern seien bereits bedeutsame
wirtschaftliche Erfolge erzielt worden. Die Sekretariate fungieren zunächst
als Einigungsstellen, während in Fällen von Nichtverständigung auf Ver-
langen der Parteien internationale, aus Sachverständigen beider Na-
tionen gebildete Schiedsgerichte zur Entscheidung berufen werden.
Außenhandel.
Deutschland. — Die Ausfuhrmindestpreise von Heiz- und
Kochappsaraten für diejenigen Länder, nach denen in deutscher Währung
verkauft werden darf, sind mit sofortiger Wirkung um etwa 50% erhöht
worden. Näheres bei der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. — Dem
Reichstag ist nunmehr ein Gesetzentwurf zugegangen, der die Reichs-
regierung ermächtigen soll, im Falle eines dringenden wirtschaftlichen
Bedürfnisses nach Anhören des Reichswirtschaftsrats und mit Genehmi-
gung des Reichsrats die Eingangszölle für die zollpflichtigen Waren
zu erhöhen und zollfreie Waren mit solchen zu belegen bzw. die erhöhten
oder neu festgesetzten Zölle wieder zu verringern oder aufzuheben. Die
bezüglichen Anordnungen müssen dem Reichstag vorgelegt werden und sind
auf dessen Verlangen außer Kraftzusetzen. Das Gesetz soll, wie die „Frankf.
Ztg‘*‘. berichtet, bis Ende 1923 in Kraft bleiben. — Der ReichstagsausschuB
für Volkswirtschaft hat die Behandlung des Entwurfes eines Ausfuhrab-
1) Wegen der durch den Druckerstreik verursachten Störungen konnte in
dieses Heft nur ein Teil der Mitteilungen und des Warenmarktes Aufnahme
tinden. Das Ausgefallene werden wir in Heft ww nachtragen. D. S
980
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922, Heft 29. 28. Juli 1922.
«abengesetzes bis zum Herbst zurückgestellt. Es bezweckt, der Regierung
die Möglichkeit zu geben, die Außenhandelskontrolle überall da abzubauen.
wo dies nötig erscheint, und sie durch eine bewegliche Ausfuhrabgabe zu
ersetzen. -- Für den von dem Reichsverband der deutschen Industrie be-
schlossenen parttätischen Ausschuß zur Klärung der Ansichten zwischen ln-
dustrie und Handel über die Außenhandelskontrolle und zur Beratung
der Grundlagen für eine Revision letzterer ist Minister a. D. v. Raumer für
die elektrotechnische Industrie benannt worden. — Nach Ansicht des
Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung sollen die Außenhandels-
stellen von dem Recht, die Vorlage von Öriginalbestellungen zu
fordern, nur in den Fällen Gebrauch machen, in denen ein begründeter Ver-
dacht vorliegt. — Um die Schwierigkeiten zu beseitigen, die den deutschen
Werken im abgetretenen Oberschlesien vorläufig dadurch erwachsen,
daß die Fragen der Verzollung und der Einfuhrbewilligung noch
nicht. geregelt sind, empfiehlt sich nach der D.A.K. folgendes Verfahren:
Das deutsche Werk zahlt den Zoll, beantragt aber gleichzeitig Rückerstattung
auf Grund des Artikels 268 des Friedensvertrages bzw. 234 des Genfer Ab-
kummens. Diesen Rückerstattungsanträgen sind Ursprungszeugnisse darübtr
beizufügen. daß die betreffenden Waren aus dem abgetrennten Oberschlesien
stammen. Bis zur endgültigen Regelung sind die Einfuhranträge bei den
zuständigen Außenhandelsstellen einzureichen, die sie wohlwollend behandeln
werden. Belgien. Das Gesetz, durch das die belgische Regierung er-
mächtigt worden ist, zu den bestehenden Zöllen Zuschläge zu erheben,
um die Schwankungen auf dem Geldmarkt bei den Wertzöllen aufzuheben,
wurde bis 30. VI. 1923 verlängert. — Eupen-Malmedy, Memelgebiet.
Nach Übergangabe stimmungen des Reichskommissars für Aus- und Einfuhr-
bew o genießen Ausfuhranträge nach Eupen-Malmedy, die vor dem
2. (Aufhören der Ausfuhrabgabenfreiheit) von den Antragstellern über-
a worden sind, noch Ausfuhrabgabenfreiheit. Was das Memel-
ve biet betrifft, das seit dem 15. VI. als Ausland behandelt wird, so sind nach
einer Überrangsbestimmung derselben Stelle bis zum 31. V. ausgestellte
Ausfuhrbewilligungen für die Dauer ihrer Laufzeit, also bis spätestens
31. VIIL, ausfuhrabgabenfrei. — Die interalliierteRheinlandkommiission hat
mit Rücksicht auf die Aufhebung der Ausfuhrabgabenfreiheit für Eupen-
Malmedy das Bewilligungsverfahren für diese Bezirke auf das Emser
Aus- und Einfuhramt übertragen; die Commission des Licences in Malmedy
dient nur noch als Sammelstelle der Anträge. — Danzig. Außenhandels-
stellen usw. können Anträge auf Ausfuhr reparierter Waren nach
Danzig, die von dort zwecks Reparatur nach Deutschland eingeführt waren,
von sich aus auch außerhalb der Kontingente bewilligen. — England. Der
Import elektrotechnischer Waren und Apparatehatteim Mai einen
Wert von 108 164 £,d. s. 42 857 £ weniger als im gleichen Monat des Vorjahres
(15L021£). DieAusfuhr zeigt bei 552 730 £ einen wertlichenRückgang gegen
Mai 1921 (1.784 Mill. £) um 1, 231 Mill. £. — Frankreich. Wie die „Rev,
(sen. de l’Electrieite‘* berichtet, betrug die Einfuhr elektrotechnischer
Erzeugnisse im Januar 6,603 dz (11,448 i. V.)im Wert von 7,207 Mill. Fr
(17 604 1.V.), die Ausfuhr 7697 dz (13 075 i. V.)im Wert von 11,216 Mill. Fr
(19,219 i. V.) — Spanien. Nach einer spanischen Verordnung
bleiben Warensendungen aus Ländern, die dem Valutazuschlag unter-
worfen sind, davon befreit, wenn den Zollämtern bei der Verzollung nach-
gewiesen wird, daß ihr Erwerb auf Grund eines vor dem 29. V. geschlossenen
Vertrages stattgefunden hat. Die bezügliche Bescheinigung darf nur der
für den betreffenden fremden Absendeort zuständige spanische Berufskonsul
an Hand vorgelegter Handelsurkunden ausstellen. Unmittelbarelmporteure
können Rückvergütung schon gezahlter Zollzuschläge verlangen, wenn sie
ihrem dahingehenden Antrag, der innerhalb eines Monats nach Veröffent-
lichung der Verordnung (13. VH.) gestellt werden muß, eine wie oben be-
zeichnete Bescheinigung beifügen. — V. S. Amerika. Der Wert der im
April ausgeführten elektrischen Maschinen und Apparate betrug
nur 3,859 Mill. $ gegen 4,241 i. Vm. und 8,468 im April 1921. Gegenüber
letzterem ist die Zahl der exportie rten Ventilatoren von 10 089 auf 6751, der
Glühlampen von 1,401 auf rd 0,3 Millionen zurückgegangen, während die
Union im Aprilrd 0,24 Mill. Kohlefadenlampen (83 462 Stück im April 1921)
und 0,845 Mill. Metalldrahtlampen (0,170) einführte.
Aus der Geschäftswelt. — Inland. Die Allgemeine Elektriei-
täts-Gesellschaft hat sich entschlossen, den Aktionären der AEG-
Schellbaln A. G. den Umtausch ihrer Aktien durch Junge AEG-Aktien zu
ermöglichen. — Die Generalversammlung der Magdeburger Straßen-
Eisenbahn-Gesellschaft hat die Dividende entgegen dem ursprünglichen
Vorschlag ( „ETZ“ 1922, S. 803) auf 6°, festgesetzt. — Die Prometheus
A. G. für elektrische Heizeinrichtungen, Frankfurt a. M., hat die
Firma „Prometheus‘‘,Fabrik elektrischer Koch- und Heizapparate G. m. b. H.
mit allen Aktiven und Passiven übernommen und wird sie unter derselben
Leitung unverändert weiterführen. — Die Maschinen-, Motoren- und Arma-
turen-Industrie Coorssen & Mattfeldt wird künftig von W. Coorssen unter
der Firma Metallwerk Wilhelm Coorssen, Bremen-Burg, fortgeführt.
— Der Gegenstand der Elektrischen Fabrik A.G., Vacha a. d. Werra,
ist nunmehr Herstellung und Vertrieb isolierter Leitungsdrähte und Kabel
elektrotechnischer Gebrauchsgegenstände usw. — Die Gas- und Elektrizi-
täts-A. G. Brema, Bremen, hat ihre Firma in Industrie-A. G. Brema ge-
ändert. — Die Kenia Müller & Co., Nürnberg, Elektrizitäts-Unternehmungen,
ist unter dem Namen Müller & Co. A. G für E lektrizitätsunterneh-
mungen ineine Aktiengesellschaft mit 6 Mill. M Grundkapital umge wandelt.
worden. — Ausland. Eine in Glarus (Schweiz) gegründete Gesellschaft
für Elektrizitätswerte bezweckt die Beteiligung an industriellen. insg-
besondere elektrischen Unternehmungen aller Art im In- und Auslande. Dem
Verwaltungsrat gehören auch zwei Direktorender Elektrische Lieht- und Kraft-
anlagen A. G., Berlin, an. — In England ist nach dem „„Electrician** unter
der Firma British Power and Transport Finance Co. ein Unter-
nehmen ins Le bëri gerufen worden, das besondere Ansprüche an Geldmitte!
und Zeit der Vollendung stellende Ingenieurwerke aller Art im Ausland pro-
jektieren und ausführen will. Zu den Leitern der neuen Gesellschaft zählen
auch zwei Direktoren der English Electrie Co.
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im Juli:
in 25. 24. 22. a | æ |
Chriatiania (Kr.) ... 8414| 85,14 | 85,64 | 80,40 82,90 al,
Helsingfors we M). 10,30 | 10,34 | 10,64 | 10,07 10,79 10.49
Holland (Gld) . 195,26 | 196,25 | 197,25 | 183,77 | 196,75 | 192,76
Italien (L). 2322| 23,37 | 23,57 | 22,67 | 22,87 17
Kopenhagen (Kr) | 107,62 | 108,61 | 109,11 | 103,87 | 107,87 106,52
London £ .... 2232,20 2237,20 2262,15 2152,30 | 2237,20 | 2197,25
New York ( $). 499,37 | 502,37 | 507,86 | 434,39 | 498,37 | 4589.35
Österreich K) ool 002| 001 0,01 0,02 0,01
Paris (Fr) . 42,22] 42,25 | 42,55 | 41,70 | 41,95 41,50
Prag (K)... 11,38| 10,87 | 10,89 | 10,27 | 1134| 11.16
Schweden (Kr) ..'. . 130,09 | 130,09 | 131,84 | 124,64 | 129,54 | 128.
Schweiz (Fr). ... 95,28 | 94,83 | 96,98 | 94838 | 96,13 93,85
Spanien (Pes) 1185| 77,70 | 78,90 | 77,20 | 77,40 15,66
WARENMARKT.
Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin, hat
die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 für August bei orts-
festen Dieselmotoren auf 450°, bei Schiffsölmaschinen auf 400°, und bei
sonstigen Verbrennungskraftmaschinen und ihren Anwendungen auf 600",
erhöht. — Kohle. Die Reparationskommission verlangt nach ihrem neuen
Lieferungsprogramm von Deutschland für August bis Oktober monatlich
1,725 Mill. t Kohle, darunter 0,72 Mill. t Koks. Falls sich in den drei Monaten
die deutsche Förde rung auf mehr als 8,3 Mill. t stellt, sollen von dem Über-
schuß außerdem noch 20%, abgegeben werden. Auf Oberschlesien entfallen
0,125 Mill. t und von der genannten Koksmenge 0,62 Mill. t auf Koks aus-
„schließlich Koksfeinkohle, sodaß von letzterer 0,1 Mill. t zur Verfügung zu
stellen sind. Die von Deutschland nac hgesuchte Lieferung von Braunkohlen-
briketts wurde nicht genehmigt. Die Forderungen sind für das Ruhrrevier
unerträglich und bedeuten, da sie sich auf beste Kohlensorten beziehen, eine
außerordentlich schwere Gefahr für unsere an sich schon so sehr bedränutr
Kohlenwirtschaft.
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am
21. VII. 1922 für 1 ton (1916 kg) notiert:
s d £ a d
Kupfer: best selected .. . ... 6 0 Obis 6B 0 0
„ eleotrolytic. .. . W 10 0p 72 0 0
“N Wire bemire seaca eare a On
X standard, Kasse ....... 68 5 0.» 63 7 0
. 3 Monate. ..... 826,81 0
Zinn: standard, Kasse ..2.2..:.....:.175 0,157 7 U
» » 3 Monate. ..... .. 157 10 0 p 157 12 6
» Btraits. .. salhe’ ... 58 0 0 „p 158 7 t
Blei: span. oder nicht engl. Weich blei, .. D5 R 6p „p H 2 6
» gew. engl. Blockblei ........ 7 0 0 „770
Zink: gew. Sorten ........... Y R2 6, 2B 5V
„ remelted ...... ee 2R 0 O e
„ engl. Swansea . BO 0 O lieferbar Swanser
Antimon: engl. Regulus
Aluminium: 98 bis 99% ..
Nickel: 98 bis 99% garantiert
32 £ 103/35 £ net. jo nach Menge.
105 £ Inland, 110 £ Ausland.
160 £ (In- und Ausland).
Wismut: je lb. ..... 9 s.
Platin: je Unze... 19 £ 10s
Quecksilber: nom. für die 75 Ibs. Flasche 11 £ 108.
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 a 6d/13 s.
In New York notierten am 26. VII. 1922: Elektrolytkupfer looo 14,00;
Eisen 27,00; Blei 5,75; Zink 6,0); Zinn 32,50 cts/lb.
s “Netto.
Bezugsquellenverzeichnis.
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nicht
berücksichtigt werden.)
Frage 41. Wer liefert Chromnickeldraht 0,4 bis I mm Durch-
messer, spezif. Widerstand 1,1?
Berichtigung.
In der Übersichtskarte der Elektrizitätsversorgung
Siddeutschlands (Abb. 1) auf S. 903 der „ETZ* ist durch un-
zenaue Angaben der Vorlage bei dem Murgwerk das Zeichen für
ein Dampfkraft->Spitzenwerk statt desjenigeen für ein Wasser-
kraft-Spitzenwerk angebracht worden, was hiermit berich-
tiet sei.
Abschluß des Heftes: 27. Juli 1922.
Für die Schriftleiltung verantwortlich: E. C. Zeb me in Berlin. — Verlag von Jullus8pringer in Berlin.
der techn. Elektronik nach den, Anforderungen des
Maschinenbaues. Von F.W.Meyer. 981.
Verwendung elektrischer Energie zu chemischen
Zwecken. Von J. Hess. 892, [Schluß.]
Statistische Erfassung der schweizerischen Was-
serkraftwirtschaft. Von O.Streck. 985. `
Das Lichttechnische Institut der Technischen
Hochschule in Karlsruhe. Von J.Teichmüller.
a56
Funkenstrecken mit der Zeitlupe. Rechtspfiege. 996.
Verkehtund Transport. 992. Statistik Persönliches. 997.
über Stromverbrauch usw, elektrischer Bahnen. — richten.
Über elektr. Reflektorhelzöfen. Von Schnei-
der. %8.
Selbstanzeigende Wellenmesser für große An-
Jahresversammlungen, Kongres- | den. — J. Salpeter.
tungen. land. — Der deutsche Außenhandel mit elektrotech-
Beleuchtung und Heizung. 992. Neu- nischen Erzeugnissen im Mai 1922.
er Beleuchtungskörper für Straßenbeleuchtung. Vereinsnachrichten. VDE. 995. Anfragen, Anträge
Physikundtheoretische Elektro- und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten.
technik, 992. Untersuchungen an Wechselstrom- Sitzungskalender. 996.
R. Wilke. — Hochschulnach-
Die Lage der Straßenbahnen in Amerika. — Ver- Literatur. Besprechungen. 997. P.
wendung elektrischer Automobile im Dienste der Münch. Die Einrichtung von Reichs-Funkanlagen.
englischen Behörden. — E:Czuber. Die statistischen Forschungsmetho-
Einführnug in die höhere
Inhalt: Die Steigerung der Empfindlichkeit In masten: — Belastungstabelle für elektrische Lei- | Industrie und Handel. 99. Deutsch- `’
|
h Mathematik für Naturforscher und Ärzte. — Neue
ELITE TEN VonE. Kohlhauer. 98. se, Ausstellungen. 99. Zeitschriften: „‚L’Onde Electrique." —Eingänge. 998.
| undschau. Verschiedenes. 993. Reichskuratorium Geschäftliche Mittellungen. 998.
| Leitungs bau. 99. 110 kV-Linie auf Holz- für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk. Warenmarkt. 1000.
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Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik) |
Organ des Elektrotechnischen Vereins seıt 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E C. Zehme, Dr F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W 9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 3. August 1922.
Heft 30.
Die Steigerung der Empfindlichkeit in der technischen Elektronik nach den Anforderungen des Maschinenbaues.
Von Dr.-Ing. F. W. Meyer, Milwaukee, Wisc., und Braunschweig.
Übersicht. Einleitend wird an Hand von einigen Leitsätzen be-
sprochen, was verlangt werden mußte und früh geschehen konnte, um
die technische Elektronik etwas allgemeiner an die Anforderungen des
Maschinenbetriebes anzupassen, und wohin die weiteren Entwicklungen
m solchem Zwecke gehen, wobei es sich immer um Empfindlichkeits- und
Leistungerhöhungen, die Zusammenfassung und Vereinheitlichung der
Apparate für alle Regel-, Steuer- und Umformungsfunktionen, die Kon-
stanthaltung der inneren Arbeitsbedingungen derselben sowie deren
Sicherung innerhalb weiter Arbeitsgrenzen und Spannungsbereiche bei
praktisch oder ganz verschwindenden Regel- und Steuerströmen handelt.
In Vorliegendem wird sodann die Steigerung der Empfindlichkeit, an-
knüpfend an früh vorhandene Möglichkeiten in dem genannten Zusammen-
Er ae behandelt, und es wird gezeigt, wie schon innere einfache
(dierungsmöglichkeiten, wenn an der Forderung einer einfachen
und einzigen Kathode festgrhalten wird, zwar weitgehendsten Forderungen
zu entsprechen be jedoch zu einer genauen Beachtung jener Gren-
zen und mancherlei Vorsichtsmaßregeln zwingen. Bei den zugehörigen
Rechnungsbeziehungen und deren Vergleich mit dem praktisch erhaltenen
Kurvencharakter ist Gegenstand der Haupterörterung, inwieweit ein-
fache Proportionalitätsbeziehungen mit ausreichender Genauigkeit in
die oe für die Maschinenbetriebe eingehen können, so daß
re o die höchsten Empfindlichkeitsstufen einfache Endbeziehungen
n.
‚Nachdem beleuchtet wurde, wie für die Apparate mit kleineren
Leistungen um so eher Verwendungsfähigkeit besteht, je höher die Empfind-
lichkeit gesteigert ist, im übrigen aber auch die Steigerung der Apparat-
zeugen an sich für die gesamten Regulierempfindlichkeiten zu weiterer
Problem der Empfindlichkeitesteigerung beim Bau der Großleistungsappa-
rate spielt. |
Über die Vorteile der Einführung der durch die technische
Elektronik gebotenen Grundsysteme in das Maschinenwesen in
ihrem vollen Umfang an sich braucht, was die bislang besproche-
nen Hauptrichtungen anbetrifft, nicht mehr viel gesagt zu wer-
en. Es brauchen zu einer solchen Beurteilung im besonderen
auch Erweiterungsbetrachtungen, die über einen vorjährigen Be-
ticht’) und einige Ergänzungsbetrachtungen über die seit einer
Reihe von Jahren aufgenommenen praktischen Arbeiten?) hinaus-
gehen würden, einstweilen nicht gegeben zu werden. Die Er-
zielung von Regelbetrieben ohne Trägheit mechanischer Systeme
und ohne die Selbstinduktion elektrischer Strombahnen, also auch
ohne Pendelgefahren aus dem System selbst und zudem ohne
mechanische Reibungseinflüsse spricht für sich selbst; und es
mag daher die beschriebene Erreichung schneller und scharfer Steue-
rungen und Energieumformungen in elektrischen Stromkreisen bei
Verlegung aller Kontakte aus Arbeitskreisen in praktisch stromlose
Kreise oder die Vermeidung von solchen Kontakten überhaupt bei
en entsprechenden Anwendungen im Betriebe von elektrischen Ma-
en, Dampf-, Gas- und anderen Maschinen und ganzen Zentralen
zunächst das Bild genügend vervollständigen.
‚ Aber es wurde auch kein Zweifel darüber gelassen, daß die
sigentlich erst in Entwicklung befindliche technische Elektronik
trotz aller auf den verschiedensten Gebieten erzielten - Erfolge
‚trotz aller praktischen Erfolge auch auf dem Maschinen-
betriebsgebiete selbst an den Forschungs- und Entwicklungsinge-
meur noch gewaltige Anforderungen stellt, und natürlich wird
ein Erfahrungsaustausch unmittelbar nach abgeschlossenen Spe-
siäluntersuchungen auch unter den auf mehr oder weniger ver-
edenen Sondergebieten der neuen Technik Arbeitenden alles
erheblich fördern, wobei nicht verkannt werden soll, daß die ver-
schiedenen wirtschaftlichen Interessen sehr berechtigter Art dies
Dicht immer oder nicht immer unmittelbar erlauben konnten und
erlauben, wenngleich die Arbeiten bei deutschen Firmen sich nach
N Vgl. Ber. a. d. 77. Jahresvers. d. V E E, „ETZ“ 1921, S. 689.
" Vgl den gleichzeitig erscheinenden Aufsatz des Verfassers, über
guergiowandlungen und -Steuerungen durch die Verfahren der technischen
„ektronik in ihrer Bedeutung für die motorischen Betriebe, die elektrische
poat g und die Gas-, Dampf- und sonstigen Zentralen“ in „Zeitschr. f.
ektrotechn. u. Maschinenb.“, Heft 28, 8. 825.
tung gelangt, ‚wird dann noch kurz besprochen, welche Rolle das '
m
stattgefundenen Sondererwägungen nunmehr auch nach gewissen
Verständigungen auf eine breitere Erfahrungsgrundlage nach ver
schiedenen anlern Richtungen stützen.
Schrittwei se aber wird jedenfalls stets einiges besprochen wer-
den können, und selbst über die ganzen Richtungen, in denen gear-
beitet wird, wird man wohl meist einiges sagen können, sowie auch
über die Art, wie gearbeitet wird, denn häufig ist schon eine richtige
Problemstellung entscheidend für weiteren Fortschritt gewesen.
Wird auch hierdurch bisweilen eine nicht immer ganz einwand-
Ilreie Art von Wissendrang entfesselt, dem man sich tunlichst
nicht aussetzen wird, so ist doch ein andererseits aus Anregun-
gen heraus und-aus Grenzen achtender Fragestellung und sach-
licher Kritik nicht selten neues und ergänzendes Forschertum zur
schöpferischen Kraftentfaltung gelangt.
Auf vorliegendem Gebiet war nun schon darauf aufmerksam
gemacht, daß von Beginn der Entwicklungen an eine Reihe von
Leitsätzn beobachtet wurden, die erst nach und nach eine wirk-
liche Einführung der Elektronik in den Maschinenbau gestatteten,
wenn man von den verschiedenen einfachen Gleichrichtersyste-
men einstweilen absieht, um sogleich das gesamte Regel- und
Steuerwesen mit allen Umformungen und Maschinenvervollkoınm-
nungen und -vereinfachungen ins Auge zu fassen, u. zw. kamen
nach und nach die genannten Vorteile immer mehr dadurch zur
Geltung, daß indirekt arbeitende Systeme, namentlich Verbund-
und Kaskadensysteme in mehr direkt arbeitende umgewandelt
wurden, bei andauernder Vervollkommnung und besserer Anpas-
sung der Apparate selbst im Hinblick auf die Maschinenverwen-
dung und die organische Einfügung in die Maschinenkonstruktion.
Dieser Prozeß wird auch in naher Zukunft so leicht überhaupt
nicht abgeschlossen sein, was auch keinesfalls schadet, da die
Zwischenstufen desselben fast samt und sonders schon technisch
brauchbare Resultate liefern, wie es denn auch eine Reihe von
Antriebsproblemen gibt, bei denen nur die Elektronik eine Lösung
geben konnte, obwohl zur Zeit der ersten Verwendung nur die
weniger entwickelten Apparate zur Verfügung standen.
Es ist nun aber charakteristisch für die Entwicklung, daß die
genannten Leitsätze selbst zunächst fast durchweg, entsprechend
den geforderten weitgehenden und vielseitigen Aufgaben, einen
verwickelteren Aufbau der Apparate und Systeme ergaben,
der dann häufig auf dem Wege der die Vervollkommnungen bewah-
renden Umbildung sogleich schon wieder vereinfacht wurde, wäh-
rend daneben eineetwas langsamere, stetigere Vervollkomm-
nung einsetzte, die keine Veränderung der äußeren Formen und Kon-
struktionen ergab, sondern auf einer besseren Erkennung der
physikalischen Grundgesetze und deren Anwendung beruhte, und
es unterstützen sich die beiden Tendenzen auch noch andauernd,
namentlich auf dem Wiedervereinfachungswege.
Dies geschieht also auf dem Wege einer fortschreitenden Er-
füllung sämtlicher Leitsätze oder Forderungen, aber meist auch
schon dann, wenn jeweils nur die weitergehende Erfüllung ciner
der zahlreichen Grundforderungen angestrebt wurde. So ist es
der Fall bei der Forderung auf Steigerung der Leistung. sowie
der Reihe nach denjenigen auf Steigerung der Empfindlichkeit der
Regelungen, der Steuerschnelligkeit und Präzision sowie der
strengen Bewahrung innerer Arbeitsbedingungen der Apparate
auch bei weitgehendsten und vielseitigsten Ansprüchen. Bei der
Erhöhung der Leistungen, die allerdings über ein gewisses Maß
hinaus nur für die Hauptarbeitskreise der Maschinen Bedeutung
hat, sind Kaskaden aus technisch gut durchgebildeten Lichtbogen-
apparaten und ebensolchen Elektronenemissions- und lonisa-
tions-Relais, welche Zündung, Löschung und sonstige Hilisvor-
gänge kontrollieren, erfahrungsgemäß recht wertvoll und auch in
dieser Form weiter ausbildungsfähig, aber daneben ergibt sich die
erfolgreiche Tendenz, gewisse Grundbedingungen für die Relais-
wirkungen, die sich in den Bogen selbst bieten, dort auch un-
mittelbar zu benutzen, so daß nur eine kleine Ergänzung daselbst
nötig ist, und ferner die Tatsache, daß bei den Kelaisapparaten
hoher Leistung mit katalytisch arbeitenden Hochemissionskatho-
den sich an diesen Kathoden Vorgänge abspielen, die bis zu einem
982
gewissen Grade hinsichtlich der inneren und Oberflächen-Atomi-
stik und der Elektronendynamik, namentlich bei der Lösung von
sogenannten Bindungsvalenzen im eigentlichen Elektronenemis-
‚sionsvorgang, an gewisse Vorgänge bei der Lichtbogenkathode
erinnern, wenngleich es im Wesen der Katalyse liegt, daß Ver-
dampfungen dabei nicht vorkommen. Treten letztere und ent-
sprechende positive Ionisationen wenigstens infolge eines unab-
hängigen geregelten Sekundärvorgangs hinzu, so geht die Ana
logie natürlich weiter und die vereinigende Linie eines Ver-
edelungsprozesses ist schärfer gekennzeichnet.
Die Erfüllung und Forderung größter Steuerschnelligkeit und
Präzision sowie diejenige der Forderung größter Konstanz deı
Arbeitsbedingungen der Apparate selbst scheint mit der Verein-
fachung der Apparate besonders bei reiner Elektronenemission
ohne weiteres Schritt zu halten, aber dennoch ist solches nicht
unbedingt der Fall. Schon die Erhaltung höchsten Vakuums ist
bei den Apparaten hoher Leistungen schr schwer, und geringe
Spuren von Gasen’ oder Dämpfen vermögen die Konstanz prak-
tisch aufzuheben, da die jeweils freie Menge dann sehr variabel
sein kann. Doch vermag man aus iuneren Relaiswirkungen selbst
heraus die Bindungen zu kontrollieren, und besonderer Zusatz-
apparate bedarf man dazu nicht, wie denn auch das gleiche gilt
für eine keineswegs selbstverständliche Konstanthaltung der kata-
lytischen Wirkungen.
So bliebe denn noch besonders ins Auge zu fase sn die Steige-
rung der Empfindlichkeit, obwohl gerade in dieser 3eziehung die
Kaskadenbildung dank der Bedürfnisse der Nachrichtentechnik
schon in den Uranfängen der technischen Blektronik geschätzt
wurde.
Eine Kaskadenbildung aus einer Anzahl von Apparaten aber-
ist für die Bedürfnisse der Maschinentechnik zu verwickelt, un-
übersichtlich und unbequem, und ein neuer Leitsatz mußte unbe-
dingt einen einheitlichen Apparat mit beliebiger Empfindlichkeit
verlangen. Die Durchbildung eines solchen kommt auch an sich
bei den größeren Leistungen, selbst wenn es sich nur um Feld-
regelkreise handelt, weit eher in Betracht, als auf anderen Ge-
bieten, und man wird die einheitlichen Apparate dort stets mit zu
verwenden suchen, wo nur die bessere Übersichtlichkeit als Vor-
teil erscheint, z. B. in den Zünd- und sonstigen Hilfskreisen bei
- Lichtbogenkaskaden, vorausgesetzt, daß dort nicht noch weitere
Vereinigungen vorgenommen werden.
Man hat nun zwar bei Beschränkung auf zwei selbständige
einfache Relaisapparate Kombinationen hergestellt, die unter ge-
eigneten Rückwirkungen von der Hauptstromseite her auf den
Fühlkreis erhöhte Empfindlichkeiten ergeben. Aber selbst das
ist noch nicht das Rechte, besonders auch, weil es zu manchen Er-
weiterungen namentlich da zwingt, wo der Hauptstrom an sich
konstant bleiben soll oder bleibt, und es sich dann nur darum
handelt, das Gesamtspannungsgefälle im Apparate oder den Appa-
raten zu verändern. Damit ist das Prinzip der Rückwirkung aber
keineswegs unbrauchbar geworden, und die Arbeiten in bezug auf
Durchbildung von Rückwirkungsapparaten beziehen sich nicht nur
auch bier auf Schaffung eines einheitlichen Apparates, sondern
die Rückwirkung selbst wird ebenfalls zu einer inneren Funktion
der Apparate, also nicht mehr durch äußere Verkettungen er-
zielt. Jedenfalls aber darf man bei allen Formen von Hochemp-
findlichkeitsapparaten für die hier ins Auge gefalitten Zwecke
nicht etwa ohne weiteres an sich naheliegenden Arten von Son-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 30.
. ganz zweckmäßiges Konstruktionselement, wo
3. August 1922.
)
derelektroden und dergleichen anordnen, namentlich nicht solche,
die auch erhöhte Apparatspannungen gewissermaßen ganz von
selbst ergeben?); vielmehr ist meist äußerste Anpassungsfähig-
keit auch an beliebig niedere Spannungen der Hauptkreise weite-
rer wichtiger Leitsatz; und demzufolge wird man auch geneigt
sein, namentlich Gitter, ein für den Maschinenbetrieb nicht immer
irgend möglich
überhaupt zu vermeiden und die Hauptanoden nahe der Kathode
anzuordnen, und zwar um so näher, je mehr eine solche den
Charakter einer mit niederen Temperaturen arbeitenden Hoch-
emissionskathode annimmt und die Annäherung also gestattet,
und je mehr bei geringer Höhe der Spannung ein Verlangen nach
guten Wirkungsgraden für gewisse Betriebszustände in den
Hauptkreisen besteht.
War auch hierüber schon einiges gesagt’), so kann doch das
Nähere über alle diese Dinge nur jeweils gesondert gegeben wer-
den), und es soll an dieser Stelle hauptsächlich eingehender be-
handelt werden, wie frühe in den Entwicklungen für vorliegendes
Gebiet eine einfachste stufenweise Steigerung der Empfindlich-
keit bei einer einheitlichen Apparatanordnung erreicht und be-
nutzt wurde, und man somit auch scharfen Anforderungen des
Maschinenbetriebes nach dieser Richtung hin mehr gerecht wurde.
Besonders aber sollen dabei die Grenzen der Arbeitsbereiche fest-
gestellt werden, deren Nichtbeachtung namentlich zu Anfang zu
gewissen Störungen führte, obwohl die Grenzen eigentlich schon
weit verschiebbar sind, ohne daß weiterer organischer Fortschritt
in bezug auf Herstellung völliger Umwandlungen nach genannten
Richtungen diskutiert zu werden braucht. Ferner aber inter-
essieren dann noch die erzielbaren Genauigkeiten der Rechnung
im Vergleich mit den Aufnahmedaten®).
3) Die früh zu Anfang der in Rede stehenden Entwicklungen gebauten
Apparate waren vielfach eine Art von Universnlapparaten. die die auf recht
verschiedene Arbeitsweise „uch hinsichtlich der Hilfselektroden geschaltet
werden konnten, und u. a. waren auch die besonders in der deutschen Praxis
für andere Zwecke inzwischen vielfach benutzten Wirkungen von Mehrgitter-
systemen zwischen Kathode nnd Anode anwendbar, wenngleich sie aus besagten
Gründen mehr zusätzlich für die später zu besprechenden Verschärfungskreise
in Betracht kommen konnten, wenigstens da, wo nicht Spannungstransformationen
von vornherein mit in Betracht gezogen wurden.
4) Vgl. „ETZ“ l. © 1922, 8. 689. ;
s) Vgl. auch die genannten Ausführungen in der „Zeitschr. f. Elektro-
techn. u. Maschinenb.“ Heft 28, S. 325.. f 8
6) Bei den angezog-nen Entwicklungen bandelt es sicb, soweit nicbt
anders bekannt geworden oder besonders erwähnt, um solche aus der dem
Berichtenden geförderten Pr: xis bekannter deutacher und amerikanischer Firmen,
von denen z. Teil frühe Anregungen in eu auf allgemeine Er Oiterung pir
sikalisch-technischer Grundlaeen fjir den Maschinenbetrieb ausgingen und die
ürer die üblichen Rechte und Rechtsan-prüche verfügen. Auf die Zv eck mäßig-
keit einer noch aurgedehnteren Verständigung und eines Frfahrungsaustausches
auch unter den auf verwandten Gebieten der technischen Elektronik arbeitenden
verschiedenen Industrien wurde vom Berichtenden angesıchıs des überall vorhan-
denen reichen Materials und dessen hohen Wertes für allgemeinere technische
‘ Fortentwicklungen oben wie auch an »ndrren »Mtellen schon besonders hin-
ee: Zur Zeit bestehen in Deutschland erste Verstäöndieungen zwischen
en verbundenen Thyssen & Co. A.G. und Chr. Weuste & Overbeck G. m. b.
einerseits und den Sıemens-Schuckertwerken anderseits.
Kın werentlic’er Teil der prakıischen Sıudienspparate entstammte der
besonderen glastechnischen und mechanischen, Werkstätte der Cutier Hammer
Mfg. Co. Bei_einer Reihe von Apparatsıhwierigkeiien erwiesen sich die Maß-
nahmen der Herren Dr. E. R. Stoekle und F. L. Re Qua als förderı.d, die
auch laboratoriumsmäßig und probıerstandstechnisch nach eigs nen Gesichts-
unkten allgemeiner vorgingen. In akademischer Kooperation und bei gewissen
Intersuchungen se'nes Privatlaborator ums, besonders aier hinsichtlich des
Verwendungsbetriebes hei primären Kraftmaschinen dankt der Berichtende
besonders Herrn W. E. Hennig.
Verwendung elektrischer Energie zu chemischen Zwecken.”)
Von Johannes Hess, München.
(Schluß von 8. 960.)
Für die Herstellung von Kalziumkarbid wurden bisher
rund 600000 kW in der Welt installiert; die Leistungsfähiskeit
säintlicher etwa 100 Karbidwerke würde einer Jahresproduktion
von 1,1 Mill. t Karbid entsprechen. Diese Ziffern erweisen die
Bedeutung des Karbids, dessen Weltverbrauch 1907 noch 165 000 t
betrug, um 1911 auf 250000 t anzusteigen. Heute beträgt allein
die deutsche Produktion etwa 300009 t Karbid, wozu 1,2 Milliar-
den kWh aufgewendet werden, davon 350 Millionen kWh durch
Wasserkraft, der Rest im wesentlichen mit Braunkohle.
Drehstromöfen mit einer Leistungsaufnahme von 6000 bis
9000 kW bei 120 bis 150 V bilden die Regel; dieser Leistung ent-
sprechen auch die Transformatoren, die als Drehstromtransforma-
toren schr niedrige, unter 1% % liegende Verlustziffern aufweisen
und gestatten, von 50000 V direkt auf die Ofenspannung zu
transformieren. In vielen Fällen verwendet man, um die lloch-
spannungsfreileitungen nicht zu nahe an die Fabrikrebäude füh-
ren zu müssen, eine Zwischentransformation auf 6 oder 10000 YV.
An Stelle von Drehstrontransformntoren sind Einphasentrans-
formatoren in Dreieck- oder V-Schaltung trotz größerer Verluste
aufgestellt. Das von vielen Betriebsleitern bevorzugte Zwei-
phasensystem, das eine gleichmäßige Belastung der vier Elek-
VDE jin
*) Vortrag, gehalten auf der 28. Jahresversammlung des
München 1922.
troden ermöglicht, im Gegensatze zum Drehstromofen mit einer
„toten“ und zwei „arbeitenden“ Phasen, hat sich nicht eingebürgert.
Für die Verbindungsleitungen zwischen Transformator und Ofen
werden verschachtelte Kupferschienenpakete oder nebeneinander ge-
legte, von Wasser durchströmte Rohrreihen aus Cu- oder Al-Roh-
ren angewendet. Letztere Anordnung ist kurzschlußsicherer aus-
zuführen und sichert kühlbleibende Kontakte, erstere Anordnung
ist elektrisch günstiger. Als Elektroden werden große Dimen-
sionen bevorzugt; Querschnitte von 1,5 m Breite, % m Stärke bei
2 m Länge sind nicht mehr ungewöhnlich. Neuerdings wird die
kontinuierliche, runde Elektrode des NorwegersSöderberg pro
pagiert, die aus einem mit Eisenblech gemantelten Kohlezylinder
von nahezu 1 m Durchmesser besteht, der dadurch gebildet wird,
daß in einem oberhalb des Ofens abgetrennten, durch Ventilation
kühl gehaltenen Raum Elcktrodenmasse in den Blechmantel ein-
gestampft und dieser durch Aufschweißen eines Verlängerungs-
stückes verlängert wird. Die Elektrodenmasse brennt sich durch
die Stromwärme und durch die vom Ofen abgeleitete Wärme.
Der Eisenblechmantel schmilzt naturgemäß über der Material-
schicht des Ofens ab. Die Vorteile sind: kein Elektrodenwechsel
— die Söderberg-Elektrode wird durch Lüften des Stromzufüh-
runzsringes dem Abbrande entsprechend nachselassen —, billi-
geres Elektrodenmaterial, kurze bewegliche Zuleitung, daher gün-
zum h
3. August 1922.
ail paaa
Eiektrotechnische Zeitschrift. i922. Heft 30.
983
stige elektrische Verhältnisse. Es bleibt abzuwarten, wie sich
diese Neuerung in der Karbidindustrie bewähren wird.
Das Abdecken des Karbidofens zum Zwecke der Gewinnung
von CO, wobei bei vollständiger Abdeckung ein Gemenge von
etwa 65% CO und 30% H, bei 2 bis 3% Methan erwartet wer-
den kann,. ist aus dem Versuchsstadium noch nicht heraus-
gekommen.
E Karbid erfordert 1 kg Kalk, 0,7 kg Kohle und 3,5 bis
Für die süddeutschen Wasserkraftwerke bringen die enormen
Frachten erhebliche Benachteiligungen und stellen eine indirekte
Besteuerung dar. Um 1 kg Karbid nach dem mitteldeutschen
Verbrauchsgebiet zu bringen, ist heute 1,50 M Frachtauslage er-
forderlich, das bedeutet, daß ein in Mitteldeutschland gelegenes
Braunkohlen-Karbidwerk rd 40 Pf je kWh höhere Stromkosten
haben kann, um konkurrenzfähig zu sein. Wegen der Fracht-
beträge für Koks und für Kohle zum Kalkbrennen ist dieser
Betrag tatsächlich eher noch höher. Neue Stromverbraucher wer-
den auf diese Frachtverhältnisse mehr denn je Rücksicht nehmen
müssen.
Die ungünstige Frachtlage veranlaßt zu einer Weiterverar-
bitung, Veredelung des Karbids, an Ort und Stelle.
Die umfangreichste Weiterverarbeitung ist die Azotierung zu
Kalkstickstoff. Andere Verarbeitungen gehen vom Azetylen aus,
bei dessen Erzeugung der zur Karbidherstellung benötigte Kalk
wiedergewonnen wird und in stichfester Form mit 35 bis. 40
Ca(OH), der Rest ist Wasser, als Baukalk Verwendung findet. Das
Azetylen ist ein wichtiger Ausgangsstoff für eine Reihe hoch-
wertiger Produkte. Durch Anlagerung eines Wassermoleküls an
ein Azetylenmolekül unter Zuhilfenahme von schwefelsaurem
Quecksilber als Katalysator erhält man Azetaldehyd, der
durch Oxydation mit Sauerstoff Essigsäure, durch Reduktion
mit Wasserstoff Alkohol, durch Umstellen der Atomgruppen
mittels Einwirkung von Aluminiumalkoholat als Katalysator
Essigäther liefert. Werden zwei Moleküle Essigsäure bei
400° unter Anwendung von Katalysatoren erhitzt, so bildet sich
ein Azetonmolekül unter Abspaltung eines Wasser- und eines
Kohlensäuremoliküls. Aus Azeton wurde durch Behandeln mit
Aluminium Pinakon und daraus schließlich künstlicher Kaut-
schuk gewonnen.
Wird die Essigsäure chloriert, so erhält man Monochloressig-
säure, die mit Na und Ammoniak neben Anilin die Aufbaustoffe
des künstlichen Indigos sind.
Das elektrochemisch erzeugte Chlor kann direkt mit Azetylen
zu Azetylentetrachlorid verbunden werden, aus dem durch Ab-
spalten eines Chlors das wichtige Trichloräthylen erhalten
wird, das in der Extraktionsindustrie und zu Entfettungszwecken
an Stelle von Benzin wegen seiner hohen Löösefähigkeit und sei-
ner Unbrennbarkeit gern verwendet wird.
So lassen eich aus Azetylen wichtige Genußmittel, wie Essig-
säure, synthetisch aufbauen, die heute schon in großen Mengen |
chemisch rein aus Karbid hergestellt werden. Auch Alkohol wird
seit März dieses Jahres in Burghausen aus Koks über Karbid
hergestellt. Zur Herstellung der genannten Erzeugnisse werden
als Rohstoff und für Energie verbraucht:
1 kg Essigsäure: 1,4 kg Koks und 9 kWh,
1 1 Alkohol: 1,4 kg Koks und 12 kWh,
1 kg Azeton: 35 kg Koks und 21 kWh,
1 kg an 0,6 kg Koks, 1,5 kg Steinsalz und
1 kg Indigo: Anilin, 1 kg Koks, 1,4 kg Steinsalz und
25 kWh.
Von den vorstehend genannten Produkten würde lediglich für
eine Mehrerzeugung an Alkohol Absatz gefunden werden, für die
übrigen Erzeugnisse ist die Leistungsfähigkeit der vorhandenen
Werke größer als ihre dauernde Absatzmöglichkeit.
Die synthetische Herstellung von Alkohol ist dem Reichs-
monopolamt vorbehalten. Eine angenommene jährliche Mehr-
erzeugung von 50000 hl würde innerhalb der durch das Brannt-
weingesetz auferlegten Beschränkung bleiben und der landwirt-
schaftlichen Erzeugung, die vor dem Kriege 3 Mill. hl betrug, kei-
nen Abbruch tun. Die genannte Menge würde 60 Mill. kWh und
7000 t Koks erfordern, an Stelle von 410000 dz Kartoffeln und
7500 dz Malzgetreide, die in einer landwirtschaftlichen Brennerei
erforderlich wären. Ä
Wenn auch die Verarbeitung von Azeton, CH3, nicht den
gewaltigen Umfang wie die Verarbeitung von Benzol, C,H,, durch
die Anilinindustrie, annehmen wird, so sind weitere Synthesen
doch noch zu erwarten.
Der Karbidindustrie verwandt ist die Industrie der Ferro-
legierungen. Das 10%ige Ferrosilicium wurde im Hochofen
erschmolzen, die Herstellung von von 45%igem, 75- und 90%igem
Ferrosilizium ist dem elektrischen Ofen vorbehalten. Der
Ofen ist identisch mit einem Karbidofen bis auf die Abstichpfanne,
die bei Karbid aus Eisen bestehen kann, bei Ferrosilizium aus
Kohle besteht. FeSi wird durch Erschmelzen und Reduzieren
von Quarz, Eisenspänen und Koks erhalten. Bei W%igem FeSi
erfolgt kein Eisenzuschlag, an Stelle von Koks wird teilweise.
Holzkohle verwendet.
Der deutsche, stark schwankende Bedarf von rd 20000 t
Ferrosilizium — der Weltbedarf vor dem Kriege betrug etwa
t — wird zum Teil im Inlande hergestellt, zum Teil aus
Österreich, Jugoslavien und der Schweiz eingeführt.
1 kg FeSi 45% erfordert 6 kWh,
l, n" 75% M) 11 ü
1 „ "n 90 % „ 15 Pr
Das 45%ige Produkt wird wegen der hohen Verbrennungswärme
von 7880 kgcal f. 1 kg Si als Desoxydationsmittel in Siemens-
Martinöfen und in brikettierter Form als silizierender Zuschlag
beim Kupolofenguß verwendet, das hochprozentige Produkt ins-
besonders bei der Herstellung der „legierten Bleche”, deren Hyste-
reseverluste durch 3,5 % Si auf die Hälfte gegenüber unlegiertem
Blech gebracht werden. In analoger Weise werden im elektrischen
Ofen folgende Legierungen hergestellt:
FeCr für Werkzeugstahl, Messerstahl, Tyres,. nichtrosten-
` den Stahl, Panzerplatten,
FeCrNi für Brückenbaustahl, Werkzeugstahl,
FeW für Schnelldrehstahl,
FeMo zur Erhöhung von Dehnung und Elastizitätsgrenze,
dem Nickel weit überlegen, für Geschütze, Drähte, Kessel-
bleche, Achsen und Wellen,
FeV liefert hervorragendes Automaterial: 146 kg/mm? Zug-
festigkeit, 132 kg/mm? Elastizitätsgrenze bei 65 % Deh-
nung,
CaSi, FeAl, AlFeSi, FeMnSi als desoxydierende und de-
sulfurierende Mittel,
FeU und FeTi, FeZr, FeB, FeP sind ohne überragende Er-
folge geblieben.
Der Energiebedarf ist je nach der Qualität der Produkte sehr
verschieden, so beträgt er bei FeCr mit niedrigem C-Gehalt 20 kWh
f. 1 kg und mehr, bei Fe W 6 bis 8 kWh/kg.
Aus den Öfen zur Herstellung von Ferrolegierungen ent-
wickelten sich die elektrischen Roheisenöfen und der
Elektrostahlofen. Im Hochofen benötigt 1 kg Roheisen
l kg Koks; im elektrischen Ofen werden bei der Reduktion von
Eisenerzen 0,4 kg Koks und Holzkohle und 2,25 bis 3 kWh be-
nötigt?*). Ein elektrischer Hochofen für eine übliche Tages-
leistung von 200 t Eisen würde also rd 20 bis 25000 kWh erfor-
dern, und um 0,6 kg Koks zu sparen, müssen 3 kWh aufgebracht
werden.
Es ist daher verständlich, daß die elektrothermische Verarbei-
tung von Fe-Erzen eich nicht allgemeiner einführte, daß dagegen
der Elektrostahlofen zur Geltung kam, der aus flüssigem Einsatz
mit einem Energieaufwand von 0,1 bis 0,4 kWh/kg, oder aus kaltem
Schrott mit 0,8 bis 1,0 kWh ein qualitativ hochwertiges Erzeugnis
liefert. In Deutschland sind aufgestellt?) :
25 Heroult-Ööfen . . . . . für insgesamt 1% t Fassung
21 Röchling-Rodenhauser-Öfen , ie 147 , n
6 Nathusius-Öfen . a i 42? , m
4 Girod-Öfen . . . . .2 20 „0o 32 , `
2 Frick-Öfen . ..... p i 0 ,„ F
7 BonnÖfen . . . 2.2 20 > 32, A
tKjellinOfen . . . . 2 p M 15; 5
1 Gesta-Ofen . . . . 2 20 j 4 „ i
1 Rennerfeldt-Ofen_. . . . , F 0,3 y
68 Elektrostahlöfen . für insgesamt 440 t Fassung.
Hierbei sind Öfen bis zu 30 t Fassung ausgeführt. Sämtliche
68 Öfen werden rd 50000 kWh aufnehmen. Mit wenigen Aus-
nahmen stehen die Elektrostahlöfen im Eisenhüttengebiet, sie
haben bisher also in Deutschland nicht Orte billiger Kraft auf-
gesucht.
Billige elektrische Energie ist Bedingung für die elektrother-
mische Herstellung von Schleifmitteln, wie geschmolzenem
Korund (durch Einschmelzen von kalziniertem Bauxit im Licht-
bogenofen) und Siliziumkarbid (durch Erhitzen von Quarz, Säge-
spänen und Petrolkoks im Widerstandsofen), oder bei Graphit
(im SC-Ofen). 1 kg kristall. SiC benötigt 11 kWh, 1 kg ge-
schmolzener Korund 7 kWh.
Anlagen zur Herstellung von Schleifmitteln und von Graphit
befinden sich in Deutschland in Rheinfelden, in Bitterfeld, in
Zschornewitz, in Kolbermoor und in Meitingen. Die amerikanische
Produktion an Karborund betrug 1916 11000 t, von künstlichem
Graphit 20000 t, von geschmolzener Tonerde 70000 t. Die
deutsche Erzeugung dürfte kaum den zwanzigsten Teil erreichen.
Der Weltbedarf von etwa 3000 t Phosphor wird heute
durch Destillation aus elektrischen Öfen, in denen hochwertige
Phosphate mit Kohle erhitzt werden, gewonnen.
Wir wollen nun zu den Leichtmetallen zurückkehren.
Magnesium wird durch Elektrolyse von bei 500° ge-
schmolzenem, mit etwas Flußspat versetztem Karnallit dargestellt,
wobei bei etwa 6 V Badspannung 20 kWh/kg aufzuwenden
sind. Mg hat ein spez. Gewicht von 1,75, die elektrische Leit-
s) Stahl und Eisen“ 1922, S. 465.
P Privatmitteilung v. Prof. Dr. V. Engelhardt.
en,
984
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Hett 30.
3. August 1982.
r
fähigkeit ist 38% der Leitfähigkeit von Cu. Angezündet, brennt
.es an der Luft weiter, was seine Bearbeitung wegen der Ent-
zündlichkeit der Späne gefährlich macht und seine günstige Leit-
fähigkeit für Schaltanlagen nicht verwerten läßt. Elektronmetall,
eine Legierung von Mg mit 5% Zn, ist leicht walzbar.
Durch Elektrolyse von bei 330° geschmolzenem Ätznatron
wird Natrium erhalten, wobei bei 5 V Badspannung annähernd
15 kWh aufzuwenden sind. Die Elektrolyseurkonstruktion ist
die von Castner (DRP. 58121) angegebene. Die Versuche,
aus geschmolzener Chloridmischung Na darzustellen, haben zu
keinem Erfolge geführt; es hat sich als vorteilhafter erwiesen,
aus Steinsalz durch wäßrige Elektrolyse Cl und NaOH zu ge-
winnen und aus schmelzflüssigem. NaOH das Na darzustellen.
Der Energieaufwand ist trotz dieses Umweges, auf 1 kg Na be-
zogen, geringer wegen der hohen Spannung, die bei der Chlorid-
elektrolyse im Schmelzflusse notwendig wird.
Na hat ein spez. Gewicht von 0,975, seine elektrische Leitfähig-
keit ist 35 % der Leitfähigkeit von Cu. Die Weltproduktion an
Na wurde vor dem Kriege auf 5000 t geschätzt, wovon über 1000 t
auf Deutschland entfielen.
Die Hauptanwendung findet Na heute bei der Herstellung
von Natriumsuperoxyd und von Persalzen für bleichende Wasch-
mittel, bei der Cyanid- und bei der Indigoherstellung. Der Ver-
brauch ist sehr schwankend.
Durch Elektrolyse eines Gemisches von Chlorcalcium und
Flußspat kann Kalzium mit einem Energieaufwand von 36 kWh
je kg erhalten werden, bei einer Badspannung von 20 V. Die
Anwendung dieses Metalles ist eine beschränkte geblieben, auch
die Gewinnung von Kalziumhydrid, CaH, das, in Wasser
eingeworfen, 1 m?/kg Wasserstoff entwickeln würde, hat sich bisher
industriell nicht verwirklichen lassen. Eine Legierung von 15% C
einigen Gewichtsteilen Sn, Cu, Na, Cd, Rest Blei, wurde währen
des Krieges als Lagermetall verwendet (Prof. Mathesius). Das
„Lurgi-Metall” der Metallbank bestand aus 3 % Ba, Rest Zink, und
bewährte sich als Lagermetall.
Die Elektrolyse der Ceritsalze im Schmelzfluß (Cerit-
chloride mit KNa-Chloridzusatz) ist trotz vieler Schwierigkeiten
zur industriellen Ausführung gelangt”). Das erhaltene Cerit-
metall wird mit Eisen legiert und bildet das bekannte pyrophore
Cereisen, das für Zündzwecke Verwendung findet. Die Ursache
der Pyrophorität liegt in der niedrigen (150—160° in O,) Ent-
zündungstemperatur des Cer. Der Weltkonsum betrug vor dem
Kriege etwa 30 t Cereisen.
Im Vergleiche zur elektrothermischen Anwendung der elek-
trischen Energie im Schmelzfluß ist die Elektrolyse wäßriger
Lösungen hinsichtlich der beanspruchten elektrischen Leistungen
zurückgeblieben.
Die Elektrolyse von Schwermetallsalzlösungen hat sich nur
bei dr Kupferraffination erhalten, wobei außer rein-
stem Kathodenkupfer im Anodenschlamm Silber, Gold und Zinn
anfallen, und bei der Silber- und Goldscheidung. Die Elektro-
lysen von Zinkchlorid und von Zinksulfat, von
Nickelchlorid und ven Nickelsulfat, von kieselfluor-
wasserstoffsaurem Blei, von aus Erzen gewonnenen Cu-Salzen,
haben sich, von einigen Spezialfällen abgesehen, nicht als wirt-
schaftlich erwiesen; wegen ihrer großen Durchsetzfähigkeit sind
die hüttenmännischen Verfahren der komplizierteren, auf reinste
Lösungen angewiesenen Elektrolyse überlegen. Auch die elektro-
lytische Entzinnung von Weißblechabfällen hat der
Chlorierung weichen müssen,
99,9%iges Reinzink wurde durch elektrothermische Destil-
lation von Rohzink, Rohzink wurde in Norwegen und Schweden
in bescheidenem Umfange aus Erzen elektrothermisch gewonnen;
Reinzink wurde aus Zündermetallabfällen in Deutschland im
elektrischen Vakuumofen hergestellt.
Für Deutschland hat sich besonders in der Nachkriegszeit die
Alkalichlorelektrolyse als von großer wirtschaftlicher
Bedeutung erwiesen, da sich dringender Bedarf an Ätznatron
und Ätzkalk und auch für Chlor ergab. Im Oktober war die
deutsche Chlorerzeugung auf 7500 t monatlich eingestellt?”), absor-
bierte also etwa 35000 kW.
In Deutschland hat sich neben dem mit Quecksilberkathoden
arbeitenden Verfahren von Castner-Kellner und von Wilder-
mann, dem Aussiger Glockenverfahren und dem Griesheimer Ze-
mentdiaphragma die Siemens-Billiter-Zelle mit horizontalem As-
bestdiaphragma durchgesetzt. Sie arbeitet je nach Belastung mit
3,8 bis 5,0 V bei 2000 bzw. 4000 A. Die Stromausbeute beträgt
93 bis %4 %. Das Ätznatron wird in einer Konzentration von
130 g/l erhalten, das Chlor %8%ig, der gleichzeitig anfallende
Wasserstoff ist II %ig.
Statt gasförmiges Chlor herzustellen und dieses dann auf
Ätznatron oder auf Kalkmilch einwirken zu lassen, wurden Elek-
trolyseure zur direkten Herstellung von Natriymhypochlo-
ritlösungen als Bleichlaugen für Zellulose- und Textilindu-
strie gebaut”). In der Zelluloseindustrie sollen Apparate für
insgesamt 3200 kW, in der Textilindustrie für 1500 kW in Anwen-
æ) IL Kellermann, „Die Ceritmetalle*, Halle 1912.
2) H, Goldschmidt, „Zeitschr. d. V. d. 1L“ 1919, 5. 922. ,
3) W. Ebert u. J. Nußbaum, „Hypochlorite und elektr. Bleiche“,
Halle a.8; V. Engelhardt, „Hypochlorite und elektr. Bleiche“, Halle a. S.
dung stehen. Auf 1 kg aktives Chlor in der Bleichlösung werden
etwa 6 kWh zur Herstellung genötigt. :
, Die elektrolytische Wasserstoffgewinnung hat sich
eingeführt, um Wasserstoff in komprimiertem Zustande oder für
Luftschiffzwecke herzustellen, dann vor allem zum Zwecke der Ö l-
härtung, wobei flüssige Öle durch Anlagerung von Wasserstoff
mittels Ni- oder anderen metallischen Katalysatoren in desodori-
sierte, für Margarineherstellung geeignete Produkte übergehen.
1 t Öl benötigt je nach seiner Natur 13 bis 130 m? (letztere Zahl für
Fischöle), im allgemeinen etwa 90 bis 100 m? H,.
Wie früher erwähnt, benötigt 1 m? Wasserstoff 5—5% kWh
Gleichstrom. Der gleichzeitig anfallende Sauerstoff muß in sehr
vielen Fällen verloren gegeben werden, soweit er nicht komprimiert
abgesetzt werden kann.
Auch die Herstellung von Wasserstoffsuperoxyd
hat zu einer wichtigen, noch entwicklungsfähigen Industrie ge-
führt, Durch Elektrolyse von Schwefelsäure oder von Sulfaten
werden Überschwefelsäure oder überschwefelsaure Salze gebildet,
aus denen durch Destillation Wasserstoffsuperoxyd in 30%iger
Lösung erhalten wird.
Die Elektrolyse von Chlorkalium ohne Diaphragmen mit Platin
oder Eisenoxydelektroden führt zu Kaliumchlorat, das in der
Zündholzindustrie und als Sprengmittel Verwendung findet. Die
Welterzeugung an Kaliumchlorat und Kaliumperchlorat betrug 1913
26 000 t, wovon einige tausend Tonnen auf rein chemische Erzeugung
entfielen. Der elektrochemischen Erzeugung waren etwa 20 000 kW
dienstbar. Bei 52% V Badspannung sind für 1 kg Kaliumchlorat
8 kWh erforderlich.
Zahlreiche andere Oxydationen werden elektrolytisch be-
werkstelligt, so die Oxydation von Chromsulfat zu Chrom-
säure, die dann als Oxydationsmittel bei der Umwandlung von
Anthracen in Anthrachinon dient, die Oxydation zu Kaliun-
permanganat.,
Die Hoffnung, auch Ozon elektrolytisch in technischem Mah-
stabe gewinnen zu können, hat sich nicht verwirklicht. Ozon wird
nach wie vor mittels stiller elektrischer Entladungen gewonnen,
wobei 18 bis 36 g Os f. 1 kWh erhalten werden. Die Anwendung
in der Technik und bei Wassersterilisation hat zu keiner großen
Ausdehnung geführt, dagegen macht die Verwendung von Chlor-
gas bei der Wasserreinigung mehr und mehr Fortschritte”).
Eine Nutzbarmachung des Koronaeffektes durch Verwendung
spannbarer, mit negativer Elektrizität gespeister Drähte, denen
positiv geladene Platten, Gitter, Wellbleche gegenüberstehen, er-
folgt durch das Cottrellsche Verfahren der elektrischen
Gasreinigung°”). Die der Kathode aufgeladenen Staubteilchen
nehmen ihren Weg zu den Niederschlagselektroden, von denen sie
abgeklopft werden können. Für eine minutliche Gasmenge von
1000 m? werden etwa 20 kW benötigt. Der aus Wechselstrom
durch Unterbrechungen erhaltene intermittierende Gleichstrom
wird bei 20 000 bis 150 000 V angewendet. Aus Abgasen von Zement-
öfen, Karbidöfen, metallurgischen Öfen wird je nach Wert des anfal-
lenden Staubes dieser zu 70 bis 99 % ausgeschieden.
Die durch ein elektrisches Potentialgefälle hervorgerufenen
Bewegungserscheinungen in Flüssigkeiten ist Elektro-
osmose?°!): Unter dem Einfluß des elektrischen Stromes wird
schwach alkalisches Wasser nach der Kathode getrieben, suspen-
dierte Tonteilchen wandern nach der Anode Aus Torf konnte
der Wassergehalt von % bis 95 % elektroosmotisch erheblich re-
duziert werden, mit einem Energieaufwand von 15 kWh f. 1m? aus-
gepreßten Wassers. Die erforderliche Nachtrocknung und die hohen
Kosten führten zu keinem praktischen Erfolge. Günstiger liegen die
Verhältnisse bei der Trocknung von Kaolin- oder Tonschlämmen.
Auf einer rotierenden Walze als Anode schlägt sich aus einer unfil-
trierbaren Suspension Ton nieder. An Stelle der Walze wird neuer-
dings die elektroosmotische Filterpresse bevorzugt und in der Ka-
olinaufbereitung der Porzellanindustrie sowie bei der Ab-
scheidung der feinsten Graphitaufschlämmung in der
Bleistiftindustrie verwendet. Der gesamte Energieaufwand beträgt
z. Zt. erst einige 100 kW. Auf 1000 kg Trockensubstanz rechnet man
bei Kaolin etwa 20 bis 30 kWh. Das entwässerte Gut hat etwa 12 bis
20% Feuchtigkeit. Die elektroosmotische Gerbung kürzt den
Gerbprozeß wesentlich ab. Für jede Haut sind etwa 5 kWh erfor-
derlich.
Mit der Elektrosomose verwandt ist das neue, interessante
Verfahren der SSW zur elektrischen Konservierung
von Grünfutter?). Frischgeschnittenes Futter wird in den
Sterilisator gepackt und unter Spannung gesetzt, wobei die Stron-
stärke und die Temperatur allmählich ansteigen (z. B. 126 VX4A
bei 24°, nach 50 h 26 A bei 58° C). Es kann Gleichstrom oder
Wechselstrom verwendet werden.
Die Herstellung von Elektrozement hat der Schwede
Wennerström bei der Stora Kopparbergslags A. B. in der Weise
vorgenommen, daß er heiße Hochofenschlacke in einem elektrischen
Ofen mit Kalk verschmilzt und abzapft. 1 kg Klinker mit sehr gün-
stigen Druckfestigkeitsziffern benötigt bei heißer Hüttenschlacke
r
æ J. Tillmann, „Der (jesundheitsingenieur” 1922, S. 255.
») Metall und Erz“ 1921, 8.539. Vgl. auch ETZ 1920, S. 941, 1921, S. 111]
und ETZ 1914, S. 800. _ i l
3) P., H. Prausnitz. „Zeitschr. f. Elektrochemie“ 1922. S. 27.
u Vgl. auch „ETZ“ 1922, S. 740.
3, August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 30.
985
0,4 bis 0,7 kWh. Würde man wie bei der gewöhnlichen Zementher-
stellung von Kalkstein und Ton ausgehen, so wären rechnungsmäßig
2,1 kWh für 1 kg Klinker erforderlich, womit nur 0,24 kg Kohle ein-
gespart würden. Ähnlich ungünstig liegen die Verhältnisse beim
elektrischen Kalkbrennen.
In chemischen Fabriken spielt Heiz- und Kochdampf eine
große Rolle. Die elektrische Dampferzeugung hat ın
der Schweiz, in Schweden und Öberitalien Eingang gefunden, 83
liegen einwandfreie Konstruktionen für elektrische Dampfkessel
vor®). In Deutschland ist aus Kohle erzeugter Dampf billiger als
elektrisch erzeugter. Der durch 1 kg Kohle in 8 kg Dampf er-
haltene Wärmewert muß durch etwa 6 kWh aufgebracht werden).
Aussichtsreicher ist die Anwendung elektrischer Energie zum
Antriebe von Wärmepuppen,die Abdampf von Kochapparaten
(Brüden) durch Kompression wieder in Heizdampf verwandeln.
Neben Stickstoff ist die Phosphorsäure von großer Be-
deutung als Nährstoff der Pflanzen. Um die Aufnahme durch die
Pflanzenwurzel zu ermöglichen, werden die natürlichen Phos-
phate mit Schwefelsäure aufgeschlossen und die Phosphorsäure
wird gewissermaßen freigelegt. Die Herstellung der Superphosphate
ist durch den Mangel inländischen Schwefels erschwert und ver-
teuert. Als Ersatz für Schwefelsäure hatte Palmaer elektro-
Iytisch hergestellte Überchlorsäure vorgeschlagen. Nach amerika-
nischen Nachrichten von Carothers soll der Aufschluß der
Kalziumphosphate und Aluminiumphosphate mit Kieselsäure im
elektrischen Ofen unter Abdestillation der gebildeten Phosphor-
säure versucht worden sein, wobei für 1 kg P30, 10,6 kWh erforder-
lich wären.
Durch Behandeln mit Schwefelsäure oder Kohlensäure wird
aus Kalkstickstoff Harnstoff erzeugt, der sodann mit Superphosphat
vermischt wird und nach dem Trocknen ein streufähiges Pulver
liefert). Das Produkt, in der Schweiz „Phosphazote” ge-
nannt, stellt einen nn Mischdünger dar und hat beson-
ders in den romanischen Ländern Aufsehen erregt.
In einfacherer Weise hat man die Verarbeitung der Phos-
phate durch Erhitzen mit Dolomit, Natriumsulfat und Natrium-
karbonat bei 700° zu dem in Italien sehr stark verwendeten
Tetraphosphat vorgenommen. In noch einfacherer Weise
hat man sich mit feinster Vermahlung begnügt, wobei es sich
zeigte, daß mit Zusatz von etwa 1% aufgeschlossenem Phosphat
zu % fein gemahlenem derselbe Effekt erreicht werden konnte.
Plauson hat für solche Zwecke seine Kolloidmühle emp-
B Ey Vgl. „ETZ“ 1919, 8. 288; 1920, 8. 100, 336, 735; 1921, 8. 41; 1922, 8. 759, 784,
` W) Zeitschrift d. Bayr. Revisions-Vereins“ 1922, 8.8; „ETZ“ 1922, S. 759.
=) A. G. für Stickstoffdünger, Kna sack, DRP. 303852, 3,3853, 303855;56 vom
A N Nov. 1916. Soc. d'Etudes Chim. Genf, Engl. Pat. 151596 v. 2 IX. 20, Prior
foblen%). Es ist jedenfalls von großer Bedeutung, daß durch
Aufwendung mechanischer Kraft ähnliche Wirkungen wie durch
chemische Bearbeitung erzielt werden können.?”)
So zeigen sich mannigfaltige Anwendungsmöglichkeiten elek-
trischer Energie in der chemischen Industrie. Die elektroche-
mische Industrie hat große elektrische Leistungen — etwa 1,6 Mill.
kW in der Welt — aufgenommen; sie ist in Deutschland wegen
mangelnden Ausbaus von Woasserkräften im wesentlichen auf
Braunkohle eingestellt worden. Bei der Konkurrenzfähigkeit der
gewaltigen Werke in Nordamerika, Frankreich, der Schweiz und
Norwegen ist zu beachten, daß diese größtenteils abgeschrieben sind.
und daß die süddeutschen Werke mit erheblichen Vorfrachten für
Export belastet sind. Elektrochemische Industrie ist daher in
Süddeutschland nur denkbar, wenn ihr günstiger Strombezug ver-
mittelt werden kann. Dabei kann reine Abfallkraft keine Grund-
lage bilden; mit Nachtstrom oder mit Spitzenstrom läßt sich auf
die Dauer keine Industrie lebensfähig erhalten. Die auf schmelz-
flüssiger Elektrolyse aufgebauten Verfahren bedingen während
des ganzen Jahres und alle 24 Stunden des Tages annähernd kon-
stante elektrische Leistung; die auf wässeriger Elektrolyse auf-
gebauten Verfahren benötigten jahreskonstante elektrische Lei-
stung, können aber, wie bei Wasserstoff größere, bei Chloralkali
etwas kleinere Tagesschwankungen zulassen. Die elektrothermi-
schen Verfahren passen sich der Jahresinkonstanz der Wasser-
kräfte am besten an. In vielen Fällen ist in der elektrochemi-
schen Industrie eine Benutzungsdauer von 8600 h durchführbar
und in den meisten elektrochemischen Betrieben erreicht.
Über den materiellen Problemen bei der Ausnützung der
Wasserkräfte wollen wir Erfordernisse in sozialer Richtung nicht
vernachlässigen: die Zufriedenheit und das Wohlergehen dar
Arbeiter und Angestellten. Die industrielle Verwertung von
Großwasserkräften zu chemischen Zwecken steht im Anfangs-
stadium, die Schaffung neuer Arbeitsgelegenheiten sollte alls
Rücksichten auf das moderne Problem der Arbeiterfrage nehmen.
Bei der dezentralisierten und meist ländlichen Lage einer auf
Weasserkraftausnüutzung beruhenden Industrie ist eine befriedi-
gende Lösung vielleicht leichter möglich. Diese kulturelle Auf-
gabe wollen wir neben die technische Forderung einer höchst-
wertigen Ausnützung der uns anvertrauten Wasserkräfte setzen,
und erst wenn alle diese Probleme gelöst sein werden, können wir
von einer restlosen Erfüllung unserer Aufgaben sprechen.
®, „Chemiker-Zeitung“, 1920.
1) Diese behaupteten Wirkungen werden bestritten. Hier muß auf wich.
tige neue Erkenntnisse in der osphorsäurewirtschaft verwiesen werden.
. V. Tran elr Gesetzmäßigkeiten bei der Phosphorsäureernährung der
Pflanze“, ‚Berlin 1922; F. Aereboe, „Neue Düngerwirtschaft ohne
Ausiasdohocphatek‘ P. Parey. Berlin 1922, P. Krische, „Die Phosphatfrage in
der gegenwärtigen "Weltwirtschaft", „Zeitschrift f. angew. Chemie”, 1922, 8. 39.
Die statistische Erfassung der ‚schweizerischen Wasserkraftwirtschaft.
Während die meisten Zweige des deutschen Wirtschaftslebens
heute bereits sorgsame, zusammengefaßte statistische Pflege zei-
gen, ist das auf dem Gebiete der Wasserwirtschaft noch nicht
überall der Fall. Dies gilt insbesondere von der Wasserkraft-
wirtschaft, obwohl gerade der Ausbau unserer Weasserkräfte
im Rahmen unserer heutigen Energiewirtschaft einen so hervor-
ragenden Platz einnimmt. Dieser Mangel, den die Statistik der
Vereinigung der Elektrizitätswerke zwar etwas zu mildern, aber
nicht zu beseitigen vermag, kommt so recht zum Bewußtsein,
wenn man den zweibändigen „FührerdurchdieSchweize-
rische Wasserwirtschaft” liest, welchen der Schweize-
rische Wasserwirtschaftsverband als Nr. 10 seiner Verbandsschrif-
ten im Eigenverlag!) herausgegeben hat.
Der vorgenannte Führer verdankt sein Zustandekommen dem
Bestreben, den Mangel an einer zusammenfassenden
Darstellung der schweizerischen Wasser- und Elektrizitäte-
wirtschaftsverhältnisse sowohl nach der rechtlichen, als auch
nach der wirtschaftlichen und technischen Seite hin zu beheben.
Durch sicherlich sehr mühevolle und gründlich systematische Ar-
beit ist dabei — wie gleich vorweggenommen werden soll — ein
vorbildliches statistisches Werk entstanden, das über alle
Fragen der schweizerischen Wasserkraftwirtschaft und Elek-
trizitätsversorgung erschöpfend Auskunft gibt. Daneben er-
fahren allerdings die übrigen wasserwirtschaftlichen Belange,
insbesondere die schweizerischen Schiffahrtsverhältnisse
im Hinblick auf den gewählten Titel eine zu stiefmütterliche Be-
E E was bei einer Neuauflage wohl leicht zu beheben sein
ürite
Im Band I, welcher den Untertitel „Allgemeines und Tech-
nik” führt, werden neben den Niederschlagsverhältnissen der
Sch weiz und der Wasserführung seiner Gewässer seine wasser-
wirtschaftlichen und energiewirtschaftlichen Verhältnisse kurz
umrissen. Danach betrug die Gesamtzahl der schweizerischen
n Zürich, St. et. 10. Preis für Mitglieder 27 Fr, für Nichtmitglieder
% Fr. gebunden 850 Fr. mehr.
Wasserkraftwerke Ende 1920 rd. 6870 mit einer Leistungsfähig-
keit von 408000 PS im Minimum und 1362000 PS Ausbau. Die
Jahresenergieproduktion sämtlicher Werke beläuft sich für 1920
auf 3,13 Milliarden kWh, d. s. etwa 800 kWh Erzeugung£.d.
Kopf ‘der Bevölkerung.
Die 3,13 Milliarden kWh verteilen sich auf die einzelnen Ver-
brauchergruppen wie folgt:
Licht-, Kraft- und Wärmezwecke . . 1846 Mill. kWh
Bahnbetrieb (1 (1620 km Normal- und Schmalspur-
Elektrochemie. und. -metallurgie , .. B50 „ m
Export (Italien, Frankreich, Deutschland) 3738 „ "
Diesem hydroelektrischen Energieverbrauch steht ein Ver-
brauch an eingeführten Brennstoffen gegenüber von 3,89 Mill. t
im Jahre 1913 im Werte von rd. 107 Mill. Fr und von 2,59 Mill. t
im Jahre 1920 im Werte von rd. 467 Mill. Fr. Die in letzterem
Jahre effektiv verbrauchte Kohlenmenge von 221 Mill. t
zeigt folgende Verteilung:
Bahn- und SeA ERERIBD : 600 000 t
Gaswerke A . u ee. A Si . 8325000 „
Industrie: Kraft ee ee ee a 90000,
Wärme een er... 650000 ,,
Hausbrand ar 550 000 ,„
Durch weitere Elektrisierung hofft man, diesen Gesamtkoblen-
verbrauch um etwa 1 Mill. t zu vermindern. Die Einsparung voll-
zöge eich auf den Gebieten des Bahn- und Schiffsbetriebes, der
Gaswerke und der Industrie; bei letzterer, soweit sie die Kohle
zur lediglichen Krafterzeugung heranzieht. Der hydroelektrische
Gesamtbedarf der Schweiz über den gedeckten Bedarf hinaus wird
von Dipl. -Ing. A. Härry auf 4,6 Milliarden kWh geschätzt, die
sich wie folgt ergeben: Bahnbetrieb 1,3 Milliarden kWh (für einen
viermal größeren Verkehr als 1913 auf etwa 5077 km Gesamtbahn-
länge), Kochen 1,5, Beleuchtung 03, Landwirtschaft und Gewerbe
1,5 Milliarden k Es ist nicht uninteressant, darauf hinzu-
ur I
986
nme nn Te a a r_
weisen, daß neben den früher genannten 3,13 Milliarden kWh vor-
handener Jahresproduktion heute bereits rd. 11 Milliarden kWh
Jahreserzeugung zur Konzession angemeldet oder schon konzediert
sind. Für den Fall des Ausbaues letzterer Anlagen wird die
Schweiz also über einen gewaltigen Energieüberschuß
verfügen.
Von den Daten allgemeiner Art über die schweizerische
Wasserkraftwirtschaft sollen hier noch jene über die Kapitals-
verhältnisse der schweizerischen Elektrizitätswerke Erwähnung
finden. Nach den Schätzungen des schweizerischen Wasserwirt-
schaftsverbandes belief sich das in den dortigen Elektrizitäts-
werken investierte Kapital Ende 1%0 auf rd. 1100 Mill. Fr.
Davon entfallen 880 Mill. Fr auf Zentralen, der Rest auf Vertei-
lungsanlagen. Dazu käme noch der Erstellungswert der Wasser-
kraftwerke ohne Erzeugung elektrischer Energie im Betrage
von 100 Mill. Fr. Bezüglich der wirtschaftlichen Ver-
hältnisse der schweizerischen Elektrizitätswerke mit Energieab-
gabe an Dritte seien die zusammengefaßten Zahlen von
60 untersuchten Werken angeführt, von denen 33 Aktiengesell-
schaften, 26 kommunale und kantonale Unternehmungen und eines
ein genossenschaftliches Unternehmen darstellen. Die durchschnitt-
liche Verzinsung des dividendenberechtigten Kapitals von rd.
223 Mill. Fr beträgt 5,2% (Schwankung zwischen 2,5 und 12%).
Bei den 34 privatwirtschaftlichen Unternehmungen (Aktiengesell-
schaften und Genossenschaften) sind rd. 216 Mill. Fr in Obliga-
tionen, Hypotheken und sonstigen Anleihen investiert. Dabei er-
reicht die durchschnittliche Verzinsung für ein Obligationskapital
von 164 Mill. Fr (16 Gesellschaften) 413 %. Für die Anlagekapi-
talien von 25 kommunalen und kantonalen Werken in Höhe von
rd. 210 Mill. Fr beziffert sich der durchschnittliche Zinsfuß auf
4,11% (Schwankungen zwischen 2,9 und 6%).
In einem weiteren Abschnitt findet die Entwicklung der Aus-
nützung der schweizerischen Wasserkräfte von 1886 bis zur Ge-
genwart (Ende 1920) für Werke mit einem gegenwärtigen Aus-
bau von mehr als 500 PS tabellarische Darstellung. Faßt man
diese Daten für je 10 Jahre zusammen, beginnend mit 1891, so er-
hält man folgendes Entwicklungsbild:
Zeitabschnitt Neuerstellung Erweiterung Insgesamt
PS PS PS
1886 bis 1890 12 070 1140 13 210
1891 „ 1900 100 882 24 634 125 516
1901 „ 1910 286 206 103 2% 389 496
1911 „ 1920 418 970 242 375 661 345
Der Rest des I. Bandes dient der technisch-wirtschaftlichen
Beschreibung der schweizerischen Wasserkraftwerke mit 1000 und
mehr Pferdestärken installierter Nettoleistung. Auf 266 Seiten findet
hier der Interessent für die hier in Betracht kommenden Wasser-
kraftwerke in gedrängter Darstellung, durch vorzügliche, vielfach
noch unveröffentlichte Abbildungen ergänzt, das Wesentliche über
Gefälle, Wassermenge, Ausbaujahr, Lieferanten und Unternehmer,
Baukosten, bauliche Anlagen, Wasserrechtliches und einschlägige
Literatur. Den Abschluß des I. Bandes bildet eine Tabellenüber-
sicht über erstellte und im Bau befindliche Wasserkraftwerke mit
einem Ausbau von 500 PS und mehr, u. zw. mit Angabe des Na-
mens des Werks, des mittleren Nettogefälles, der Akkumulierung,
der min. Nettoleistung und des max. Nettoausbaues in Pferde-
stärken sowie der Energieerzeugung in Kilowattstunden für 1918,
im Zusammenhang mit einer kartographischen Darstellung der
Verbindungsleitungen der schweizerischen Blektrizitätswerke
. (Angabe der Zentralen, der Transformatorenstationen, der fer-
tigen und der im Bau begriffenen Leitungen).
Der II. Band, welcher den Untertitel „Wirtschaftliches, Recht-
liches und Organisation” führt, dient in seinem umfangreichsten
Abschnitt der wirtschaftlichen Beschreibung der schwei-
zerischen Unternehmungen mit Bigenerzeugung elek-
trischer Energie mit einer jährlichen Energieabgabe von 2 Mil-
lionen und mehr kWh. Für 63 Unternehmungen wurde hier die
gedrängte und übersichtliche Zusammenstellung über Gründung,
Sitz und Zweck des Unternehmens, über Kapital und Geschäfts-
jahr, Verteilung des Reingewinnes, Kraftwerke, Leitungen, Ver-
waltungsrat erstellt. Tabellen über die konzessionierten und die
zur Konzession angemeldeten Wasserkraftprojekte der Schweiz
mit einem Ausbau von 1000 PS und mehr, über die Energieausfuhr
Ende 1920 sowie eine Zusammenstellung der Gesetze, Vorschriften
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30.
3. August 1922.
und dgl., welche seitens der Bundesregierung und der Kantone
auf dem Gebiete des Wasserrechtes und des Konzessionsverfahrens
ergingen, vervollständigen das Bild über den Stand der schwei-
zerischen Wasserkraftwirtschaft. Den II. Band beschließt eine
Übersichtskarte der erstellten, konzessionierten und zur Konzes-
sion angemeldeten Werke nach dem Stand vom Sommer 1921.
Beim Studium dieser Karte fällt sofort auf, daß sich die
schwebenden Projekte in ihrer überwiegenden Zahl auf das
Alpengebiet der Süd- und Ostschweiz konzentrieren. Es lag daher
der Gedanke nahe, aus dem im vorliegenden „Führer“ gegebenen
statistischen Material das Verhältnis der Leistungen der Hoch-
druckanlagen, welche ja den schweizerischen Werken das charak-
teristische Gepräge geben, zu den mit relativ niederem Druck
arbeitenden Anlagen zu ermitteln. In den nachfolgenden Über-
sichten ist das versucht.
Bestehende oder im Bau befindliche Anlagen
mit 500 PS und mehr.
Grenzwerte der
Zusammenge-
a Gesamt Gesamte
aa sn ausgenutzten | ausgenutzten j!eistung der ın| akkumnu-
Anlagen mit einem Betracht kom- |.
Nettogefälle von W adermengen Nettogefälle| menden Anla- |lierte Was-
in m®s | in m gen in 1000 PS] sermenge
ö FRE Mill. m°
min. | max | min. ua
i |
50 m und weniger | 0,05 | 600,0 1,6 | 48,3] 200 | 558 18
50m bis 100m.. | 03 60,0 | 54,0 | 9,0] 43 | 170 3
100 m und mehr... | 0,027 | 30,0 | 100,0 11650,0| 196 | 936 380
Konzessionierte oder zur Konzession angemel-
dete WasserkraftprojektemiteinemAusbauvon
1000 PS netto und mehr.
Zusammenge-
faite Nettoleist-
ung der in Be-
tracht kommen-
den Projekte in
1000 PS
Grenzwerte der
Gesanite
akku-
mulierte
Wasser-
—_—_._ | menge
Mill. m’
ausgenutzten | ausgenutzten
Anlagen mit einem Wassermengen Bruttogefälle
Bruttogefälle von
50 mund weniger! 1,88 1000,0) 4,
8| 48,0] 359 354
50 m bis 100 m ...| 0,16 500| 5801| 95,0 42 | 124 294
100 m und mehr ..| 0,035 | 100,0 | 107,0 |1757,0| 863 |! 2920 | 1253
Insbesondere aus der letzteren Übersicht spricht das starke Über-
wiegen von Hochdruck-Wasserkraftanlagen, gleich-
zeitig aber auch das Streben, durch Speicherung die stark schwan-
kenden Wassermengen einigermaßen auszugleichen. Letztere Maß-
nahme muß zu jenen gezählt werden, welche die neuere, schweize-
rische Wasserkraftwirtschaftspolitik zu einer mehrintensiven
stempeln, indem sie den vorhandenen Gegensatz zwischen Verbrauch
und Erzeugung, der durch das Regime der Gewässer und die wesent-
lich höheren Energiebedürfnisse im Winter bedingt ist, auszuglei-
chen sucht.
Das hier -kurz skizzierte statistische Material, welches der
Schweizerische Wasserwirtschaftsverband in den beiden Bänden
seines „Führers“ zusammengetragen hat, zeigt uns in überzeu-
gender Weise, welchen hohen Stand die Wasserkraftwirtschaft und
Elektrizitätseversorgung dieses Landes erreicht hat. Es zeigt uns
aber auch, daß dies nur möglich war, weil sich alle Kräfte des
Landes — Private, Gemeinden und Kantone — frei entfalten
konnten, nicht beengt „durch Programme und staatliche Eingriffe“,
wie Dipl.-Ing. A. Härry auf S. 8 des I. Bandes ausführt,
Leider werden sich die meisten deutschen Interessenten den
Luxus der Anschaffung dieser nach Inhalt und Aufmachung aus-
gezeichneten Neuerscheinung beim derzeitigen Stand unserer Va-
luta nicht leisten können. Dagegen dürfen wir unsere Besprechung
nicht schließen, ohne dem Wunsche Ausdruck zu verleihen, daß
auch für die deutsche Wasserwirtschaft oder doch we-
nigstens für die Wasserkraftwirtschaft ein ähnlich um-
fassendes statistisches Sammelwerk geschaffen werden möchte.
Dipl.-Ing. O. Streck, München.
Das Lichttechnische Institut der Badischen Technischen Hochschule in Karlsruhe.
Von J. Teichmüller, Karlsruhe.
Die erste Anregung zur Gründung eines Lichttechnischen In-
etituts gab eine vom Verfasser im April 1919 an das Badische Unter-
richtsministerium gerichtete Denkschrift, in der unter Hinweis auf
einem 3 Monate vorher veröffentlichten Aufsatz „Die Lichttechnik
als Unterrichtsgebiet“!) die Geschichte der Lichttechnik kurz dar-
1) „Zeitachrift für Beleuchtungswesen“, Bd. 25, 1919, 8.4 -
gestellt und daraus die Folgerung gezogen war, daß die Lichttechnik
als einheitliches Lehrgebiet an den Technischen Hochschulen ge-
pflegt werden müsse. Für das einem lichttechnischen Lehrstuhle an-
zugliedernde Institut wurden ausführliche Vorschläge gemacht un
dabei betont, daß ein solches Institut der Forschung, der Lehre und
der Industrie als Prüfanstalt werde zu dienen haben. — Die Denk-
schrift hatte einen schnellen Erfolg: am 1. August 1919 wurde vom
3 August 1922.
Ministerium ein Lehrstuhl für Lichttechnik errichtet und die Grün-
dung eines Instituts zugesagt, wenn es gelänge, einen beträchtlichen
Teil der hierfür nötigen Mittel durch Werbung in der Industrie auf-
zubringen.
Abb. 1. Hauptgebäude-der Technischen Hochschule Karlsruhe mit dem
Lichttechnischen Institut im 1. Obergeschoß des linken (westlichen) Flügels.
Das gelang. Im Sommer 1921 konnte mit der Errichtung des In-
stituts begonnen werden. Raum war in dem Hauptgebäude der Tech-
nischen Hochschule — siehe Abb. 1 — durch Verlegung der Forst-
abteilung an die Universität Freiburg und den Auszug der Bauin-
genieure in einen Neubau frei geworden, u. zw. in einem Umfange,
der aus den Grundrissen Abb. 2 und 3 hervorgeht. An Hand dieser
Grundrisse soll das Institut beschrieben werden.
Al
j EDER
000 000
000 000
12 34 5 om
1 2 3 4 5m
Abb. 3. Grundriß der Räume des Lichttechnischen Instituts im Erdgeschoß.
Raum 1 bis 3 sind Dienst- und Verwaltungsräume, nämlich, der
Elektrotechnische Zeitschrift.
Reihe nach, das Zimmer des Institutsdirektors, das der Sekretärin
und das Assistentenzimmer. Raum 4, der mit Schränken vollgestellte
Sammlungsraum, von dessen Decke herab zahlreiche Lampen und
Leuchten hängen, muß auch noch Platz für einen Assistenten bieten.
Die Räume 5 bis 8sind schwarze Laboratorien. Im ersten istan
3 Wänden je eine Photometerbank von 3 m, 4 m und 4,8 m Länge
1922. Heft 30. 987
und an der vierten, der Fensterwand, eine Ulbrichtsche Kugel auf-
gestellt. Von den Bänken können im allgemeinen wenigstens zwei
für Doktorarbeiten oder andere Forschungsarbeiten zur Verfügung
gehalten werden, also für Arbeiten, die eine umfangreichere Ver-
suchsanordnung und eine längere Zeit erfordern. Die Arbeiten
brauchen — ohne daß die Versuchsanordnung abgebrochen werden
müßte — nur unterbrochen zu werden, wenn der Raum für das regel-
mäßige Praktikum der Studierenden in Anspruch genommen wird.
In Raum 5 steht außerdem eine Ulbrichtsche Kugel von 15 m
Durchmesser, .
In Raum 6 ist eine winklige Photometerbank von 3m und 6 m
Schenkellänge aufgestellt. Der kürzere Schenkel steht an der Fen-
sterseite. An dieser Seite, und zwar hart an den Fenstern, sind die
Türen angeordnet, durch die die Räume 6, 7, 8 und 9 miteinander in
Verbindung stehen. Durch diese Türen zieht sich auf dem Fußboden
unmittelbar an der Wand entlang eine kleine eiserne Schiene. Auf
ihr können sich die Räder eines fahrbaren, ein Stück Photometer-
bank tragenden Tisches bewegen, der von einem schwarzen, licht-
dichten Zelt umhüllt ist. Durch diesen Tisch in Verbindung mit
einem ganz am Ostende von Raum 9 aufgestellten, ebenfalls
schwarz überhangenen Stativ für eine Vergleichslampe oder einen
Prüfgegenstand kann der kurze Schenkel der winkligen Photo-
meterbank auf 18 m verlängert werden. Zur Abblendung von Seiten-
licht sind hier wie über allen Photometerbänken eiserne Stangen
zum Aufbängen von Blenden befestigt. — Raum 6 enthält noch eine
kleine Ulbrichtsche Kugel von 0,5 m Durchmesser und ein einfaches
Rousseausches Photometer mit zwei um eine horizontale Achse
drehbaren Schenkeln zur Aufnahme von Lichtausstrahlungskurven
in Meridianebenen. l
In Raum 7 ist eine Einrichtung zur Messung des Wirkungs-
grades von Beleuchtungsanlagen aufgestellt. Sie besteht nach
Abb. 4 aus einem leichten Holzkasten von 0,8 X 0,8 m Grund-
Abb. 4. Apparatur zur Messung des Wirkungsgrades der Beleuchtung von
Innnenräumen als Modell.
fläche und einer von 0,3 bis 1,6 m in 6 Stufen veränderlichen Höhe.
Dieser Kasten stellt den zu untersuchenden Innenraum im Modell
dar. Die Beleuchtungsstärke ist also auf seiner Bodenfläche oder
maßstäblich in 1 m Höhe darüber zu messen. Nun ist, damit dies um
8o leichter geschehen könne, die Einrichtung so getroffen, daß das
Photometer während der Messung fest stehen bleibt und der Raum,
also der Kasten, über dem Photometer verschoben wird. Zu dem
Zwecke ist der Modellraum unten seitlich mit Rädern versehen, 80
daß er auf kleinen Schienen in einer Richtung verschoben werden
kann; diese Schienen aber bilden selbst einen Wagen, der auf senk-
recht zu ihnen liegenden Schienen bewegt werden kann. Sie sind
auf der Platte eines 1,27 m hohen Tisches aufgeschraubt, in deren
Mittelpunkte ein Loch ausgeschnitten ist, durch das das Endrohr
eines Tubusphotometers von Schmidt & Haensch, Berlin, hindurch-
ragt. Welche Einrichtungen getroffen sind, damit der unter dem
Tische sitzende Beobachter den Modellraum in den beiden Koordi-
natenrichtungen bequem verschieben und das Maß der Verschiebung
beobachten kann, und wie sonst der Apparat ausgestattet ist, wird
mitgeteilt werden, wenn über die ersten Messungen berichtet werden
wird. — Dem Fenster gegenüber ist an der Schmalseite von Raum 7
ein Betriebsphotometer der Deutschen Gasglühlicht-A. G., Berlin,
988
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30.
3. August 19822.
aufgestellt. — Zwischen Raum 7 und dem Flur liegt eine photogra-
phische Dunkelkammer, Raum 10.
Der nächste Raum, Nr. 8, enthält einen großen, von der Julius
Pintsch A. G., Berlin, gebauten Drehspiegel und wird von demselben
fast ganz eingenommen; nur noch ein Stativ für das Photometer und
Tisch und Stuhl haben Platz.
Die schwarzen Laboratorien müssen, wenn Lampen mit flüssi-
gem oder gasförmigem Brennstoff untersucht werden oder mit der
Hefnerlampe gearbeitet werden soll, gut entlüftet werden. Zu dem
Zwecke sind bei den Räumen 6 und 8 in den Wänden zum Flur und
in der Wand zwischen Raum 5 und 4 über den Türen elektrische
Ventilatoren eingebaut.
Ein 61 m? großer Raum, Nr. 9, ist als weißes Laboratorium ein-
gerichtet. An der Decke sind in Abständen von 1 m, vom Mittelpunke
ausgegangen, 9X 7 Haken zum Aufhängen von Lampen einge-
schraubt, genau darunter Marken in den Fußboden eingelassen und
an den Seitenwänden diese Markierung durch Zahlen und Buch-
staben genau gekennzeichnet. Durch zahlreiche Anschlußdosen
und Gasauslässe an der Decke ist dafür gesorgt, daß den Lampeu
Energie bequem zugeführt werden kann. — Um den Raum auch
noch zu anderen Zwecken, z. B. für kleinere Vorträge und Übungen
im Entwerfen benutzen zu können, sind auf einfache Holzböcke
auflegbare Tischplatten beschafft worden, die bei Bedarf leicht von
dem 3,5 m breiten Flur vor dem Raume hereingeholt werden und
dort wieder abgestellt werden können.
Der hinter dem Glasabschluß (eiehe Abb. 2) liegende Teil
des breiten Flurs hat, als Raum 11, für das Laboratorium in man-
nigfaltiger Weise ausgenutzt werden können: Der Fensterwand
gegenüber sind 4 durch lichtdichte Vorhänge abgeschlossene Zellen
oder Kabinen von je 1,73 m? Grundfläche und 3,5 m Höhe unter-
gebracht, die zu Lichtsinnprüfungen, zu Beobachtungen der Adap-
tation des Auges, über den Eindruck des diffusen im Vergleich
zum direkten Lichte, über den Einfluß der Lichtfarbe auf die Seh-
schärfe und die Erkennbarkeit der Farbenpigmente und zur Behand-
lung ähnlicher Aufgaben benutzt werden sollen. Dementsprechend
haben sie verschiedenen Anstrich und sind mit Einrichtungen zur
Aufhängung verschiedenartiger Lampen und teilweise mit Ober-
lichtern ausgestattet, durch die sie mit verschiedenen Farben und
in verschiedener. Weise beleuchtet werden können.
Über den Zellen finden Glühlampen Platz, die der Dauerprü-
fung unterzogen werden sollen; Leitungsanschluß und sonstige
elektrische Einrichtungen dazu sind vorhanden.
An einer anderen Stelle desselben Raumes, an der Fensterseite,
ist eine kleine Ladestation für tragbare Akkumulatoren eingerich-
tet; und schließlich sind an freien Wänden zwei größere Schalttafeln
aufgestellt, nämlich ein Linienwähler, an dessen wagerechten Schie-
nen die Elektrizitätsquellen liegen, während die Vertikalschienen
zu der anderen Schalttafel, einer Verteilertafel, führen, von der aus
die elektrische Energie zu den Arbeitsplätzen geleitet wird. Abb. 5
zeigt das Schema der Verteilung. Außer dieser ist noch eine
zweite elektrische Anlage vorhanden, nämlich ein kleines Leitungs-
netz, das von einem Transformator mit 27 V Niederspannung ge-
speist wird, und das die Energie für die kleinen Lämpchen zur Be-
obachtung der Instrumente liefert. Lampen für 110 V hätte man
nicht in einer für diesen Zweck genügend kleinen Leuchtkraft
haben können. |
Über elektrische Reflektorheizöfen.
Elektrische Öfen mit glühenden Heizkörpern sind seit Jahren
bekannt und besonders im Auslande sehr viel im Gebrauch. In
Deutschland haben bis vor kurzem nur kleine Typen mit dunkelrot
A
SEHON!
Abb. 1.
Abb. 2
leuchtenden Heizlampen und die Bastian-Quarzalitöfen, deren Heiz-
körper aus einer durch ein Quarzrohr gezogenen glühenden Spirale
besteht, größere Verbreitung gefunden. Die Hauptwirkung dieser
Apparate beruht auf der direkten Wärmestrahlung, die sich ziemlich
allseitig i mRaume verbreitet. Daran ändert auch das nur zum Teil
als Reflektor ausgebildete Ofengehäuse wenig (Abb. 1).
Selbstverständlich wird auch Leuchtgas allen Arbeitsplätzen
der Laboratorien zugeführt,
Elektrizitätsquellen sind die Umformer des Instituts, das Hoch-
schulkraftwerk (Gleichstrom 110 V), das städtische Netz (Dreh-
strom 120 V) und zwei Akkumulatorenbatterien von 38 Ah und
je 120 V; die eine kann mit Hilfe der Verteilertafel in 6 gleiche Teile
geteilt werden, so daß also etwa 20 V in jedem Teile zur Verfügung
stehen. Alle dem Institut gehörigen Elektrizitätsquellen und ein
noch zu beschaffender Kompressor zur Erhöhung des Gasdrucks
sind im Erdgeschoß des Instituts (siehe Abb. 3) untergebracht.
Dort ist Nr. 12 der Maschinenraum, Nr. 13 der Akkumulatorenraum
und Nr. 14 ein Raum, der gleichzeitig als Werkstatt und als Pack-
raum dienen muß; eine Werkbank, einige Werkzeugmaschinen, vor
allem eine Drehbank, sind vorhanden. Die unteren Räume sind mit
den oberen durch eine Fernsprechleitung verbunden.
mn” Batterie I derferfelz|
AA ume la teren
Unlenwahler
14
Haupt-
Linienwähler
Abb. 5. Schema für die Verteilung der elektrischen Energie im Lichttechnischen
Laboratorium.
Als sehr willkommene Ergänzung der Räume und Einrichtun-
gen konnte dem Institut ein für geodätische Messungen gebauter
Turm zur Benutzung freigegeben werden. Der Turm ist von 1 m
Höhe über dem Fußboden ab ganz in Eisen und Glas ausgeführt,
und die Glasfenster der Wände und des Daches können an genügend
vielen Stellen geöffnet werden, so daß der ganze Himmel anvisiert
werden kann. Der Turm wird zu photometrischen Messungen des
bewölkten und unbewölkten Himmels, der Sterne, zur Bestimmung
der Absorption der Luft, zur Photometrierung der Scheinwerfer und
zu mancherlei anderen Untersuchungen benutzt werden.
Das Institut, dessen Fertigstellung durch Lieferungsschwierig-
‚keiten leider stark verzögert wurde, hat seine Arbeiten Mitte Mai
aufgenommen; die auf den 1. VI. 1922 festgesetzte Eröffnungsfeier
mußte im letzten Augenblick aufgegeben werden. Den Firmen u
Körperschaften, die durch Stiftungen die Errichtung des Instituts
ermöglicht haben, möchte ich an dieser Stelle auch öffentlich danken.
Von der Erkenntnis ausgehend, daß die sparsamste Heizwir-
kung dann eintritt, wenn die Wärmestrahlung zusammengefaßt
und in einer Richtung nur auf das zu wärmende Objekt gerichtet
73
Abb. 8.
Abb. 4.
Abb. 5.
wird, hat man bereits früher im Auslande Öfen mit ausgesproche-
ner Reflektorwirkung hergestellt. Das Prinzip eines englischen
Ofens und die Anordnung des Heizelementes ist in Abb. 2 ver-
anschaulicht, welche zeigt, daß die Wärmestrahlen gesammelt, 8e
richtet und nach auswärts geworfen werden. Dies trifft aber
wohl nur für die in der Abbildung gezeichneten Strahlen zu, alle
3. August 1922.
unter anderem Winkel austretenden Strahlen werden entweder
zerstreut oder in einem Brennpunkt vereinigt, so daß gefährliche
Brennwirkungen eintreten können. Da in neuerer Zeit auch in
Deutschland zahlreiche Ofenkonstruktionen aufgetaucht sind, die
dieselben Übelstände aufweisen, so soll im folgenden kurz unter-
a. werden, welche Ofenkonstruktion als die richtige anzu-
sehen ist.
Betrachtet man zunächst den Kugelreflektor (Abb. 3), so
wird ein vom Brennpunkt a geleiteter Strahl parallel zur Achse
gerichtet, infolge der sphärischen Aberration jedoch nur im mitt-
leren Teil. Beim Paraboloidreflektor (Abb. 4) hingegen werden
sämtliche Strahlen, die von einer im Brennpunkt a angeordneten
Erd
Abb 6. Abb. 7. Abb. €.
Wärmequelle ausgehen, in paralleler Richtung reflektiert. Dieser
Reflektor ist also vollkommener als der kugelförmige, da er im
Gegensatz zu diesem auch die von der Hauptachse weiter ent-
fernten Strahlen, soweit sie die Reflektorwandung treffen, par-
allel richtet. Dies geschieht mit allen Strahlen innerhalb des
Nutzwinkels a. Alle tibrigen innerhalb des Winkels 8 ausgehen-
den Strahlen treffen die Reflektorwand nicht und werden zer-
streut. Daraus ist ersichtlich, daß der Streuwinkel B möglichst
klein gewählt werden muß. Dies ist in gewissen Grenzen durch
einen tiefen Reflektor erreichbar. Um auch die Streustrahlen
auszunutzen, hat man diese durch einen kleinen Hilfsreflektor
zurückzuwerfen versucht, doch muß man bei solchen Konstruk-
tionen sehr vorsichtig sein, da sonst die zurückgeworfenen
Strahlen den Heizkörper selbst treffen und ihn überhitzen kön-
nen. Da jeder Heizkörper eine gewisse räumliche Ausdehnung
hat, lassen sich auch bei dem Paraboloidreflektor nicht . alle
Strahlen parallel richten. Die Abweichungen sind deshalb um
so größer, je weiter die strahlenden Teile vom. Brennpunkt ent-
fernt sind. Jedenfalls ist es zur Erreichung einer großen Fern-
wirkung "erforderlich, die Wärmequelle
möglichst genau im Brennpunkte des
Reflektors anzubringen, damit keine
gefährlich ee Brennwirkung eintreten
kann. Diese Übelstände kann man durch
Abb. 9.
Abb. 11.
geeignete Konstruktionen zum großen Teil verbessern, so.z. B.
dadurch, daß man bei einem Paraboloid die Parabel so kon-
struiert, daß ihre Achse nicht mit der geometrischen Achse des
Heizkörpers zusammenfällt, sondern um die wärmeabgebende
Fläche der Heizspirale kreist. Nach den vorstehenden Erläute-
rungen kann der Wert der einzelnen Konstruktionen leicht be-
urteilt werden. Typische Beispiele zeigen die in Abb. 5 bis 11
dargestellten Heizkörper- und Reflektorformen. Gleichzeitig ist
aus dieser Zusammenstellung die systematische Entwicklung
dieser Öfen ersichtlich. Abb. 5 weist einen platten- oder pilz-
förmigen Heizkörper auf, keine Reflektorwirkung oder gefähr:
liche Brennwirkung sehr geringe Reichweite. In Abb. 6 ist ein
Kugelreflektor mit zylindrischem Heizkörper in Queranordnung’
angewendet; großer Streuwinkel, geringe Richt- und Fernwir-
kung. Abb. 7 zeigt einen Kugel- oder unkorrigierten Paraboloid-
reflektor; großer Streuwinkel mit gefährlichem Brennpunkt. In
Abb. 8 ist ein Kegelheizkörper mit Spitze nach außen ‘enthalten;
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30.
989
großer Streuwinkel, Reflektor muß korrigiert sein, um Brenn-
punkt zu vermeiden. Abb. 9 hat einen Kegelheizkörper mit Spitze
nach innen; Streuwinkel geringer, bei unrichtiger Reflektorkon-
struktion bildet sich ebenfalls Brennpunkt. Abb. 10 ist ein kor-
rigierter großer, tiefer und teurer Paraboloidreflektor mit klei-
nem Streuwinkel; bei richtiger Ausführung keine Brennpunkt-
wirkung. Abb. 11 zeigt ein kleines, flaches Paraboloid mit ver-
deckter, im Brennkreis angeord-
neter Heizwicklung; kein Streu-
winkel und kein gefährlicher
Brennpunkt, große Reichweite.
Abb. 12 und 13 zeigen die in
Abb. 11 schematisch dargestellte
Abb. 12. Abb. 13.
Bauart in ihrer praktischen Ausführungsform, wie sie von der
„Wärmag“, Wärme-Akkumulatoren Ges. m. b. H., Berlin W 9, auf
Grund vorstehender Überlegungen und Untersuchungen ausgebildet
wurden. Der Reflektor ist bei gleicher Wirkung bedeutend kleiner
und billiger und erzeugt keine gefährliche Brennwirkung. Er besitzt
wegen der eigenartigen Heizkörperkonstruktion keinen Streuwinkel.
Diese Öfen sind nicht in Blech, sondern in fein ziseliertem und gal-
vanisiertem Guß verschiedener Färbung ausgeführt.
2 OberingenieurSchneider.
Seibstanzeigende Wellenmesser für große Antennenstrom-
stärken.
Ebenso wie auf dem Gebiet der Starkstromtechnik besteht
auch auf dem der drahtlosen Telegraphie das Bedürfnis, über die
Vorgänge des Betriebes mit Hilfe von Meßinstrumenten unter-
richtet zu sein. Zu den Strom- und Spannungsmessern tritt der
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Abb. 1.
Selbstanzeigender Wellenmesser nach Scheller.
Wellenmesser, um den Sender auf eine zwischen Sende- und
Empfangsstation vereinbarte Wellenlänge abstimmen zu können.
Am meisten verbreitet ist wohl die Wellenmesserart, welche auf
der Verwendung eines geeichten Schwingungskreises beruht, bei
denen ein von Hand einstellbares Glied bewegt und dann aku-
stisch oder optisch durch Leuchtröhren oder besondere Meßinstru-
mente die Einstellung durch Ablesen oder Abhören des maximalen
Effektes geschätzt werden muß. Diese Meßmethode war äußerst
schwierig, ihre Genauigkeit sowie die Bedienung ließen viel zu
990
wünschen übrig. Bei dem großen Ausbau der drahtlosen Verbin-
dungen ist aber die genaue Innehaltung der für den jeweiligen
Verkehr vorgesehenen Sendewelle von größter Wichtigkeit. Man
ist deshalb mit Erfolg bestrebt gewesen, die Nachteile der bis-
herigen Wellenmesserarten zu beseitigen und baut neuerdings in
Deutschland Wellenmesser, bei denen die Bedienung vollständig
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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 30.
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3. August 1922.
Während man bisher solche Wellenmesser nur: für An-
tennenstromstärken bis 100 A baute und das Instrument direkt
in den Antennenkreis schaltete, ist es neuerdings gelungen,
selbstanzeigende Wellenmesser für Antennenstromstärken bis zu
beliebiger Größe auszuführen. Das ganze System wird jetzt in-
duktiv mit dem Sender gekoppelt, u. zw. durch eine besondere
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Abb. 2. Kopplungsspule.
fortfällt und eine sofortige Ablesung der Sendewelle ohne Ein-
schaltung irgendwelcher Zwischenapparate möglich ist.
f Bei diesen „selbstanzeigenden Wellenmessern” nach Scheller
wird die Wellenlänge, wie Abb. 1 zeigt, vermittels eines über eine
Skala gleitenden Zeigers in ebenso einfacher Weise abgelesen, wie
Abb 4 Kurzschlußsystem.
beispielsweise Spannung und Stromstärke bei den üblichen Volt- und
Amperemetern. Da der Zeiger sich immer auf einen einzigen,
ganz bestimmten Wert einstellt, so fällt eine Schätzung überhaupt
ganz fort. Um die Genauigkeit der Ablesung zu vergrößern, ist
die Skala mehrfach unterteilt. Die Einstellung der Teilskalen
erfolgt beispielsweise durch einen unter dem Skalenkasten liegen-
den Umschalter, der in Beschriftung und Farbe mit den einzelnen
Skalen übereinstimmt.
Kopplungsspule, wie sie in Abb. 2 dargestellt ist. Die Anwendung
dieser Kopplungsspulen kommt bei Antennenstromstärken von
200 A an aufwärts in Frage. Der Wellenmesser selbst wird in-
folge dieser Kopplung nur von einem Strom von 10 A durch-
flossen. Dieser reicht zur sicheren Einwirkung auf das Zeiger-
system vollkommen aus. Die Wirkungsweise des gelbstanzeigen-
den Wellenmessers möge an Hand der Abb. 3 erklärt werden:
Zwei auf verschiedene Frequenzen abgestimmte Systeme A
und B, bestehend aus einer Selbstinduktion S und einer Kapazität
C sind in Reihe geschaltet und werden nacheinander von den ver-
schiedensten Frequenzen durchflossen. Kommt jetzt z. B. das
System A in Resonanz mit einer dieser durchfließenden Frequen-
zen, so wird eine an den Punkten a und b des Systems ange-
schlossene Spannung gleich Null. Dasselbe gilt für das System
B und eine an die Punkte b und c gelegte Spannung. Zweigt man
Abb. 5 Kurzschlußsysten: mit Anzeigevorrichtung.
von dem System A, und zwar an den Punkten a und b, d. h. also
parallel zum System, eine Spule SA ab, so wird diese stromlos,
sobald die Spannung im System gleich Null ist. Dasselbe gilt
.für eine zum System B parallel geschaltete Spule S B. Ordnet
man die beiden Spulen S A und SB senkrecht zu einander an, 50
führt beim Durchlaufen von Strom einmal die Spule SA und ein-
mal die Spule SB keinen Strom. Ihr Feld wird in diesem alle
jedesmal gleich Null. Bringt man in ein äußeres Feld ein dreh-
3. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. 991
bares Kurzschlußsystem, so stellt sich dieses immer so ein, daß
es sich nach Möglichkeit mit seinen Kurzschlußwindungen aus
der Feldrichtung herausdreht. Dieses Kurzschlußsystem besteht
bei dem selbstanzeigenden Wellenmesser aus mehreren Kurz-
schlußringen (Abb. 4). Die jeweilige Stellung des Systems
wird durch den schon eingangs erwähnten Zeiger auf der Skala
an der Vorderseite des Instruments sichtbar gemacht. Ist die
Spule S A stromlos, so stellt sich das System senkrecht zur Spule
SB und umgekehrt. Das System dreht sich also zwischen den
beiden Resonanzfrequenzen um 90°, beim Durchlaufen aller Fre-
quenzen sogar um 180°. Für jede Frequenz ergibt sich somit
eine bestimmte Einstellung des Systems und damit des die je-
weilige Wellenlänge angebenden Zeigers. Das ganze Kurzschluß-
system mit Anzeigevorrichtung ist in dem auf Abb. 5 dargestell-
ten oberen Gehäuse untergebracht, dem die Gestalt eines flachen
Zylinders mit senkrecht stehender Achse gegeben ist. Die für die
Abstimmung auf die verschiedenen Wellenlängen erforderlichen
Spulen und Kondensatoren sind in dem viereckigen Kasten unter-
halb dieses Gehäuses eingebaut.
Während der bisherige Wellenmesser für 100 A-Antennen-
stromstärke einen Wellenbereich von 1 bis 8 bzw. 4 bis 20 km,
verteilt auf 4 Stufen, umfaßte, sind die neuen Wellenmesser für
200 A für einen Wellenbereich von 1,5 bis 12 km und die Wellen-
messer für 700 A für 4 bis 30 km eingerichtet. Der in Abb. 1
dargestellte Wellenmesser ist ein solcher für 700 A. Auch bei
ihm ist eine Unterteilung der Wellen in 4 Stufen erfolgt.
. Das Anwendungsgebiet des selbstanzeigenden Wellenmessers
ist außerordentlich vielseitig. Da die Abstimmung der Systeme
sehr nahe aneinander gelegt werden und man zwischen den bei-
den Abstimmwerten immer einen Zeigerausschlag von mindestens
90° erhalten kann, so kann die Genauigkeit des Instrumentes be-
liebig gewählt werden. Man könnte z. B. das eine System auf
990 m, das andere auf’1000 m Wellenlänge abstimmen und hätte
dann ein außerordentlich empfindliches Instrument zum Messen
von Wellenlängen innerhalb eines Bereiches von 10 m. Andererseits
kann man auch die Abstimmung der beiden Systeme etwa auf 1 bis
10 km Wellenlänge legen. In diesem Fall durchläuft der Zeiger
90° zwischen der Wellenlänge von 1 und 10 km. Man hat dann einen
außerordentlich großen Meßbereich, bei dem das ganz genaue Ab-
lesen der Wellenlängen natürlich etwas in den Hintergrund gestellt
wird. Die ganze Anordnung verbraucht im wesentlichen Energie
nur so lange, bis sich der Zeiger eingestellt hat. Kurzschlußströme
bei eingestelltem Instrument werden vermieden, da das Drehsystem
sich aus dem Feld herausdreht. Es bleiben somit also nur noch die
unvermeidbaren Verluste, welche durch den Ohmschen Widerstand
der Spulen und sonstigen Abstimmittel bestimmt sind, die aber prak-
tisch sehr klein gehalten werden können.
Die selbstanzeigenden Wellenmesser für 200 und 700 A wer-
den, so wie die bisherigen, von der C. Lorenz A. G., Berlin-Tempel-
hof, gebaut und sind bereits auf verschiedenen Großstationen in
Benutzung.
Erich Kohlhauer.
RUNDSCHAU.
Leitungsbau.
110 kV-Linie mit Holzmasten. — J. L. Moore beschreibt
eine 110-kV-Leitung im San-Joaquin-Tal, einer sehr dicht be-
völkerten Gegend in Kalifornien. Infolge Enteignungsschwierig-
keiten und, um an Geld für Landentschädigungen zu sparen, sah
sich die San Joaquin Light and Power Corporation gezwungen,
anstelle der in Amerika üblichen, weitgespreizten Eisenmaste
schwere Holzmaste zu verwenden und die Leitungen an öffent-
lichen Landstraßen entlang zu führen. Die Gesellschaft besitzt
ein langgestrecktes Ringsystem von 60 kV-Leitungen, das eich
über eine Länge von 230 km und eine Breite von etwa 80 km er-
streckt. Eine größere Anzahl Unterstationen, die in dem Ring
liegen, besorgen die Weiterverteilung der Energie. Eine 110 kV-
Linie durchquert den Ring der Länge nach und ist mit ihm über
60/110 kV-Stationen gekuppelt. Diese Linie verläuft in Meeres-
höhe, nur ein kurzes Stück erhebt sie sich auf 360 m Höhe. Die Be-
dingungen für das Nichtauftreten von Strahlungsverlusten sind
denkbar günstige. Der Querschnitt wurda so gewählt, daß er
sowohl in bezug auf Strahlungsverluste als auch für eine wirt-
schaftliche Übertragungsmöglichkeit ausreicht. Die Anlage wurde
für 110 kV zur Übertragung von 30000 kW mit 70 % Belastungs-
faktor auf 217 km mit Aluminiumleitern von 135 mm? auf
18 m-Eisenmasten in 180 m Abstand entworfen. Der Winddruck
wurde zu 0,6 kg/cm? angenommen. Unter gleichen Bedingungen
wurde ermittelt, daß ein Holzmast von 18 m Länge, 23 cm Zopf-
und 38 cm Fußstärke einen Sicherheitsfaktor gegen horizontale
Belastung von 3,1 und 10fache Sicherheit gegen Knicken hat.
Innerhalb 30 Jahren ist ein höchster Winddruck von 0,3 kg/cm?
beobachtet worden, so daß der Sicherheitsfaktor auf 6 heraufgeht.
Tatsächlich sind die Maste am Fuße fast 50 cm stark. Auf ge-
rader Strecke sind die Maste 2,4 m tief gesetzt, an Abspannstellen
und Winkeln 2,7 m. Jeder erhält, 3 m vom Fußende entfernt, eine
Marke, woran man die Eingrabetiefe erkennen kann.
Der Vergleich zwischen Holz- und Eisenmasten weist fol-
sende Zahlen auf. Stahlmaste einschl. Betonfuß kosteten im Juli
1920 1486 Doll., ein kreosotgetränkter Holzmast 69,5 Doll., so
daß 79,1 Doll. f. d. Mast gespart wurden. Diese Ersparnis würde
nach 20 Jahren mit Zinseszinsen auf 306,12 Doll. anwachsen. Nach
Beobachtungen der betr. Gesellschaft erreichen getränkte Maste
ein Durchschnittsalter von über 20 Jahren. Die Zinsen allein
würden also 227,02 Doll, d. h. den 3,26fachen Anschaffungspreis
des Holzmastes betragen und selbst wenn sich in der Zeit der
Preis verdreifachen würde, könnte man den Mast von den Zinsen
erneuern. Zur Zeit der Erbauung der Anlage war der Unter-
schied zwischen Holz- und Eisenmasten noch größer, da Holz
damals 50 % des heutigen Preises kostete. Wenn man Eisen- und
Holzmaste vergleichen will, müssen erstere mit geringerer Sicher-
heit berechnet werden, da der Abnutzungsfaktor bei Holz größer
ist als bei Eisen. Vom Betriebsstandpunkt ist ein Eisenmast
äicherlich besser als Holz, da seine Lebensdauer länger ist, bei dop-
pelter Lebensdauer ist die Zeit für Unterbrechungen bei Auswechse-
lungen halb so groß als beim Holz, doch werden diese Nachteile bei
Vorhandensein einer zweiten Leitung vermieden.
Bei der Aufstellung von Projekten für Kraftübertragungen
wird gewöhnlich nur der Preis des Leiters variiert, richtig ist
es, auch die Preise der Träger zu verändern. Die beschriebene
110 kV-Anlage zeigt den kleinsten Sicherheitsfaktor gegen hori-
zontale Belastungen, und bei wachsenden Leiterabmessungen und
gleichbleibender Spannweite würde die Leitung gegen Horizontal-
zug zu schwach werden. Die Mastabstände müßten verringert,
oder eine andere Masttype müßte benutzt werden, andernfalls die
Isolatorenkosten und die Leitungskosten insgesamt schneller an-
wachsen würden als die Leiterkosten allein.
Der Aufstellung des Projekts wurden als jährliche Unkosten
für 1 Leitungskm auf der Basis von 9% Zinsen, 4% Entwertung
und 2% Unterhaltung zugrunde gelegt und gegen die Kosten des
jährlichen Energieverlustes f. d. Leitungskm (1,57 Pf je kWh) gra-
phisch aufgetragen. Die Leitung, die gleiche Kosten für beide Teile
zeigt, ist nach Kelvins Gesetz die wirtschaftlichste. Im vorliegen-
den Fall sei bemerkt, daß die wirtschaftliche Belastung 20 bis 21 000
kW bei 100% Belastungsfaktor und 85 % Leistungsfaktor nach-
eilend ist, was ungefähr dasselbe ist wie 30 000 kW bei 70% Be-
lastungsfaktor.
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Abb. 1. Kosten für 110 km Leitung ohne den üblichen Zuschlag von 15%,
Abb. 1 zeigt die getrennt aufgeführten Kosten für 116 km
Leitung ohne den üblichen 15prozentigen Zuschlag. Die Spann-
weiten betragen normalerweise 180 m, in Einzelfällen 213 m.
Jeder vierte Mast ist ein Abspannmast. Längere Spannweiten werden
mit A-Masten ausgeführt. Eisenbahnkreuzungen werden mit 60 m
Spannweite ausgeführt. Die Maste werden mit einem Hebebockwagen
gerichtet, die Isolatoren, wenn möglich, vorher angehängt. Die Ko-
sten für 1 km Leitung betragen einschl. Grunderwerb und aller Ar-
beiten 2180 Doll.
Diese Zahl zeigt überdies, daß die Amerikaner nicht so billig
bauen wie die Deutschen, da um die angegebene Zeit 110 kV-
Doppelleitungen auf Gittermasten sich bei 40 % höherer Leistungs-
‚fähigkeit nur etwa ebenso teuer stellten wie die beschriebenen.
(„Electrical World“, Bd. 78, 1921, S. 612.) W.K
992
Belastungstabelle für elektrische Leitungen. — Die Deutsche Ka-
belwerke A. G., Berlin O 112, hat die sich in Fachkreisen der Wert-
schätzung erfreuende Belastungs-, Widerstandse- und Gewichtsta-
belle für Aluminium-, Kupfer-, Eisen- und Zinkleitungen für Quer-
schnitte von 1 bis 1000 mm? neu bearbeitet und in handlicher Form
herausgegeben. Interessenten steht diese Tabelle auf Wunsch ko-
stenlos zur Verfügung. —2.
Beleuchtung und Heizung.
Neuer Beleuchtungskörper für Straßenbeleuchtung. — Der mo-
derne Nachtverkehr von Automobilen auf öffentlichen Straßen hat
die Unfälle erschreckend vermehrt und ließ daher eine zweckdien-
liche, verbesserte Straßenbeleuchtung erforderlich erscheinen. Eine
zweckmäßige Straßenbeleuchtung erfordert die Konzentrierung des
Lichtes auf dem Pflaster, anstatt es nach oben und über die benach-
Abb. 2. Beleuchtungskörper für wirksame Straßenbeleuchtung.
barten Felder hinweg streuen zu lassen. Seine Anpassungsfähigkeit
muß es ermöglichen, das Licht unter allen Bedingungen parallel
zum Pflaster auszustrahlen, wodurch es möglich wird, die Beleuch-
“tungskörper an Masten nahe am Fahrdamm oder in gewissem Ab-
stande von ihm anzubringen, um Kurven und Steigungen zu be-
leuchten. Es muß also der Beleuchtungskörper an einem in ver-
tikaler und horizontaler Richtung verstellbaren Arm angebracht
werden. Die Kosten der Installation, des Betriebes und der Unter-
haltung dürfen nicht zu hohe sein. Gewöhnliche Straßenlamven,
wie sie in Städten oder Vorortstraßen üblich sind, deren Zweck es
ist, das Licht über eine weite seitliche gelegene Fläche und in gewis-
sen Fällen auch über die Häuserfronten zu verbreiten, kommen hier
nicht in Frage. Die General Electric Co. hat hierfür den in Abb. 1dar-
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Abb. 3 Lichtverteilung mit dem Beleuchtungskörper nach Abb. 2.
gestellten Beleuchtungskörper entworfen und erprobt. Die beiden
Reflektoren sind dreiteilig mit konzentrisch angeordneten Teilen,
deren jeder auf jeder Seite der Lampe eine Öffnung besitzt. Hier-
durch soll der größere Teil des Lichtes, der sonst durch Reflexion
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30.
3. August 1922,
nach oben und nach der Seite verloren gehen würde, gesammelt und
in beiden Richtungen auf die Straßenoberfläche geworfen werden.
Die Lichtstrahlen, welche entweichen würden, falls nur ein Be-
flektor benutzt werden würde, werden durch die inneren Reflck-
toren aufgenommen und unter einem Winkel von 10° unterhalb der
Horizontale gegen die Straßenoberfläche gerichtet (Abb. 2). Zwei
einzelne parabolische Reflektoren, welche die gleiche Wirkung
haben sollten, müßten ungefähr 4,5 m Durchmesser haben. Der
Arm, welcher die Reflektoren trägt, kann in horizontaler und ver-
tikaler Richtung verstellt werden. Die weißen reflektierenden Flä-
chen der Reflektoren lassen keine Blendung auftreten. Diese Be-
leuchtungakörper werden in Abständen von 76 m auf Betonmasten in
einer Höhe von 10,5 m über der Straßenoberfläche angebracht. Die
benutzten Glühlampen haben 250 HK. („Electrical World”, Bd. 79,
1922, S. 731.) Piz.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Untersuchungen an Wechselstromfunkenstrecken mit der Zeit-
lupe. — A. Bültemann berichtete im Dresdener Elektrotech-
nischen Verein über die Ernemannsche Zeitlupe, einen Apparat,
mit welchem sich bis zu 600 Aufnahmen in der Sekunde herstellen
lassen. Um zu erfahren, in welcher Weise die elektrische Festig-
keit der Luft durch hochgespannten, sinusförmigen Wechselstrom
von 50 Per/s vernichtet wird, wurden im Laboratorium der Por-
zellanfabrik H. Schomburg & Söhne, A. G.. Margarethenhütte, Fun-
kenstrecken zwischen Zinkkugeln als Elektroden mit der Zeit-
lupe beobachtet. Die Strom- und Spannungskurven wurden nach
Siemens-Blondel aufgezeichnet. Die Helligkeit der Funkenbilder
richtet sich nach der Größe der Spannungsamplitude, bei
100 Stromwechseln und 500 Aufnahmen i.d.s wird die Periode in
5 Teile zerlegt. Das Bild des Funkens verschwindet ganz, wenn
die Spannungskurve durch den Nullpunkt geht. Für rund 200 mm
Abstand der Zinkkugeln von 250 mm Durchmesser bei 18° C und
63 % Luftfeuchtigkeit schlägt der Funke bei ungefähr 250 kV über.
Die Leistung des Transformators betrug 200 kW. Charakteristisch
ist vor allem der erste Überschlag eines Funkens. Vergrößert man
die Filmbildchen und betrachtet die Diapositive durch den Projek-
tionsapparat, so erkennt man eine intensive, helle Leuchtschlange.
Diese wird umgeben von einer scharf abgegrenzten Zone, welche
weniger hell ist, einer zweiten Zone, die noch weniger Helligkeit
aufweist; dann läßt sich, ebenfalls parallel zur Leuchtschlange, noch
eine dritte Zone nachweisen, welche bereits viel dunkler ist. Die Be-
grenzungen der Zonen heben sich hervor; sie bilden mehrere. dicht
nebeneinander verlaufende Linien. Auf dieses Bild der ersten Entla-
dung folgen dann reine Linienbilder. welche keine Nebenbeleuchtun-
gen erkennen lassen, und deren Helligkeit ab- und zunimmt. Reißt
der Funke ab, sind die letzten Erscheinungen ähnlich wie beim
ersten Überschlag. Schlägt nach einiger Zeit wieder ein Funke
über und führt zur Bildung eines Lichtbogens, so treten dieselben
Vorgänge wie vorher auf. Die Versuche wurden mit verschiedenen
Elektrodendurchmessern, Kugelabständen, bei künstlichem Regen,
bei Regen und bei Wind vorgenommen. In den letzten Fällen sinkt
die Überschlagspannung bis auf 130 bis 160 kV und der Lichtbogen
reißt leichter ab, so daß die charakteristischen Leuchterschei-
nungen beim ersten Funkentbergang öfter erhalten werden.
Es wurden Funkenüberschläge an Hängeketten von Kugel-
kopfisolatoren und Hewlett-Isolatoren, trocken und naß mit der
Zeitlupe beobachtet. Die Periode wird wie vorher aufgelöst in
dunkle und helle Leuchterscheinungen, Beginn und Ende des
Flammbogens zeigen wieder die eigenartigen Zonen.
Als eine Erklärung für die Zonen kann man das Nachströmen
der Elektrizität ansehen, außerdem sind Schwingungserscheinun-
gen wahrscheinlich, wenn sie auch möglicherweise nur in ge
ringem Maße beteiligt. sind. Die Vorgänge erscheinen höchst ver-
wickelt; man hat die Wirkungsweise des Transformators, die Tem-
peraturen der glühenden Gase und Metalle bzw. deren Wider-
stände einzusetzen. Annehmen läßt sich, daß der Initialfunke,
welchem das dauernde Nachströmen der Elektrizität folgt. mit
einer Stromstärke von 1000 bis 1500 A übergeht. Die Zeitdauer
dieses Funkens von 200 mm Länge beträgt höchstens 10 —® a. Von
praktischem Wert dürfte es sein, mit der Zeitlupe die Entladungen
beim Momentschalten und die Entwickelung sowie die Ausbreitung
des Lichtbogens in Ölschaltern festzustellen. Blm.
Verkehr und Transport.
Statistik über Stromverbrauch usw. elektrischer Bahnen. — Wie
die „Verkehrstechnik“ mitteilt, beabsichtigt der Reichskommissar
für die Kohlenverteilung, künftig den Stromverbrauch der
elektrischen Bahnen, den seine Abteilung Elektrizität bis-
her im Einvernehmen mit den Kleinbahn-Aufsichtsbehörden und der
Kohlenwirtschaftsstelle festsetzte, nicht mehr selbst zu bestimmen,
sondern diese Regelung durch letztere bzw. den Vertrauensmann vor-
nehmen zu lassen. Er verzichtet daher auch seit 1. Juli auf die ihm
monatlich einzureichenden Berichte über die elektrischen Bahnen.
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3. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 30. |
993
Die Lage der Straßenbahnen in Amerika. — In einem Vor-
trag vor der Merchants Association, Rotary Club behandelte
W. H. Burke die Steigerungen der Großhandels-Warenpreise,
die Lohnsteigerungen und die Steigerungen der Fahrpreise im
Straßenbahnbetrieb in Amerika für die Jahre 1914 bis 1921 und
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Plan einer internationalen ständigen Musterausstellung in San
Francisco. — Unter Führung der Handelskammer von Sàn Fran-
cisco wird dort z. Zt. der Plan betrieben, die von verschiedenen
Staaten bereits eingerichteten und weiter noch ins Leben zu rufen-
den Ausstellungsräume anderer Länder in einem großen Gebäude zu
vereinigen, um dem Publikum und den Einkäufern die
Orientierung zu erleichtern und den beteiligten Aus-
stellern die verstärkte Anziehungskraft zugute kom-
men zu lassen. Das bisherige Ergebnis der von der
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Kammer bei den auswärtigen Konsulaten veranstalte-
ten Umfrage soll sehr günstig sein, insofern etwa 30
Konsulatsvertretungen den Vorschlag beifällig aufge-
nommen haben. Auch deutscherseits erwartet die Han-
delskammer eine geschlossene Beteiligung. Die von der
Gesamtheit der ausstellenden Firmen aufzubringenden
Kosten werden zunächst auf 100 bis 150 $ f. d. Monat
veranschlagt, wofür eine würdige Ausstellungsfläche
zur Verfügung gestellt werden soll. Da eine geschlos-
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Okt. Jan. Juli Jan. Juli Jan. Juli i Jan. Juli Jan.
194 1915 1916 1917 2 1919
Jndexzahl des statistischen Arbertsarmles (1973 = 700)
A = Großhandels-Warenpreise, B = Stundenlöhne, C = Straßenbahn-Fahrpreise.
Abb. 4. Steigerungen der Großhandelswarenpreise, der Löhne und Fahrpreise
in Amerika 1914/21.
ihr gegenseitiges Verhältnis. Wie Abb. 1 zeigt, standen die Mate-
rialpreiserhöhungen und die Lohnsteigerungen bis zum Jahre 1920
in keinem Verhältnis zu den geringen Fahrpreiserhöhungen; da-
her rührt die schwierige Lage der elektrischen Bahnen. Die Ka-
pitalerhöhungen in der Industrie betrugen vor dem Kriege rd 250
Mill. $ im Jahre, ungerechnet den Bedarf zur Deckung fällig wer-
dender Obligationen. Bei um 50 % erhöhten Baukosten, mit denen
man in der Zukunft zu rechnen haben wird, und bei der großen
Menge Bauten, welche die Bahngesellschaften in den letzten 6 Jahren
wegen der Unmöglichkeit ihrer Finanzierung hatten zurückstellen
müssen, würde der jetzt jährlich benötigte Kapitalbedarf möglicher-
weise das Doppelte obigen Wertes, also 500 Mill. $, betragen. Man
sollte im Interesse aller einen beträchtlichen Teil dieses Kapitals
lieber durch Verkauf von gewöhnlichen Aktien (common shares)
als durch Verkauf von Wertpapieren (preferred shares) beschaffen:
(„Electr. Railway Journ.“ Bd. 59, 1922, 835.) Piz.
Verwendung elektrischer Automobile im Dienste der englischen
Behörden. — Wie „Electrical Review” berichtet, benutzen in Groß-
britannien gegenwärtig etwa 100 Behörden elektrische Fahrzeuge,
und zwar speziell für Müllabfuhr und Straßenreinigung. Beteiligt
sind hieran die Firmen in folgendem Verhältnis: Edison 234, Orwell
120, General Vehicle 60, Sarrett 33, Electromobile 27, Newton 10 und
Cedes 17. Im allgemeinen bedingt die Betriebsart derartiger Fahr-
zeuge zahllose Aufenthalte und oftes Wiederanfahren auf relativ
kurzen Strecken, und für diese Zwecke besitzen keine anderen Fahr-
zeuge bessere Eigenschaften als die elektrischen. Ihre leichte Kon-
trolle, das stoßfreie Anfahren oder Halten und das Fehlen eines Ver-
brauches während des Haltens machen die elektrischen Fahrzeuge
nn won. Zwecke sehr geeignet. („Electrical Review“, Bd. 90,
22,8. .) —2.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Mustermessen in Leipzig. — Das Geschäftskapital der Techni-
echen Abteilung des Meßamts für die Mustermessen in Leipzig G. m.
b. H. ist von 0,15 auf 5 Mill. M erhöht worden; außerdem wird die
Ausgabe von Obligationen im Betrage von 40 Mill. M beabsichtigt,
u. zw. vor allem für den AusbauderTechnischenMesse.
Ausstellung für Konstruktionstechnik, Barcelona 1922. — Auf
dem für die internationale Elektrizitätsausstellung vorgesehenen
Gelände soll im Anschluß an einen im Dezember zu Barcelona ge-
planten Kongreß fürKonstruktionstechnik auch eine
internationale Fachausstellung veranstaltet werden und unter ande-
ren Gruppen eine für Gas-, Wasser-, Elektrizitäts-, Lüftungs-
und Heizungsanlagen enthalten. Eine besondere Abteilung ist den
allgemeinen Problemen der Konstruktionstechnik gewidmet. Anmel-
dungen sind an die Oficina de la Exposición, Barcelona, Calle de Lê-
rida 2, zu richten.
8. Niederländisch-Indische Jahresmesse in Bandoeng. — Die in
Bandoeng (Java) in der zweiten Septemberhälfte bevorstehende
3. Jahresmesse wird nach Ansicht des Ausstellungs- und Messe-Amts
namentlich solchen Firmen, die z. Zt. noch keine oder nur lose Be-
ziehungen zu Niederländisch-Indien unterhalten, ausgezeichnete Ge-
legenheit bieten, ihre Erzeugnisse einem umfangreichen Interessen-
tenkreis vorzuführen, ,
Betracht kommen kann, wenn sie in jeder Beziehung
eine gute Repräsentation der deutschen Industrie dar-
stellen würde, ist es notwendig, einen Überblick über
das dem Unternehmen in deutschen Kreisen entgegen-
gebrachte Interesse zu gewinnen, weshalb das Aus-
stellungs- und Messeamt der Deutschen Industrie alle
interessierten Firmen bittet, seiner Geschäftstelle zu-
nächst unverbindlich entsprechende Erklärungen zu-
gehen zu lassen.
7. Internationale Mustermesse Utrecht 1922. — Die
7. Utrechter Herbstmesse wir entsprechend den Wün-
schen der Teilnehmer nur vom 4. bis 9. September dauern und völlig
international sein. Der Mietspreis der Mustermesse ist wegen der
Vorl araung der Messedauer um rd 20% ermäßigt
worden.
1920
Verschiedenes.
Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Hand-
werk. — Am 10. Juni fand unter reger Beteiligung von Vertretern
der Behörden, der verschiedensten Industriezweige und der Presse
in Berlin die halbjährige Vollsitzung des Reichskuratoriums für
Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk statt. Direktor Dr.
Köttgen gab zunächst einen kurzen Überblick über das Zusam-
menarbeitgn des Reichskuratoriums mit den verschiedenen Körper-
schaften. l |
Direktor Kreyssig sprach über „DieEnergiequellen
Deutschlands und der Stand der Ausnutzung” un
erläuterte an Hand von reichem Zahlenmaterial und Lichtbildern
dies Thema. Die Steinkohle bildet den weitaus größten Teil des für
die Energiewirtschaft zur Verfügung stehenden Materials. Der Vor-
rat an Steinkohle bis zu 2000 m Tiefe wird für Deutschland auf rund
500 Milliarden t geschätzt, während an Braunkohle und Torf nur
14 bzw. 0,8 Milliarden t vorhanden sind. Die Ausnutzung der Wasser-.
kräfte spielt gleichfalls eine bedeutende Rolle bei der Energiewirt-
schaft, obwohl die verfügbaren Wasserkräfte nur einen geringen
Bruchteil der für unsere Energiewirtschaft notwendigen Energie
darstellen. z
Direktor Thiele ging in seinem Vortrag „Rück-undAus-
blick derindustriellen Wärmewirtschaft” auf die-
Einflüsse ein, die die heute gegenüber früher sehr minderwertigen
Brennstoffe auf die Wirtschaftlichkeit der Feuerungen ausüben; er
behandelte dann Maßnahmen, die zur Verringerung des Brennstoff-
bedarfes dienen. Als solche kommen in Frage die Verwertung von
Wärme- und Abfallkraft, Anpassung der Feuerungsanlagen an die
Brennstoffe, Betriebskontrolle, Verwertung von Rückständen und
Gewinnung von Koks. Es folgten dann Vorträge über Energielei-
tung, d.h. Kraftübertragung von der erzeugenden Kraftmaschine zur
verbrauchenden Arbeitsmaschine. Die Kraft kann sowohl auf mecha-
nischem wie elektrischem Wege übertragen werden. Über „m e ch a-
nische Energieleitung“ sprach Dipl.-Ing. Krabbe und
wies darauf hin, wie durch schlechte, ältere Maschinen eine Un-
summe von Energie verloren gehe, und wie daher auch ein solcher
Betrieb unwirtschaftlich arbeiten müsse. Er gab dann auch an, in
welcher Weise den Mängeln abgeholfen werden könnte. Oberinge-
nieur Meller sprach über die „elektrische Energielei-
tung“ und zeigte an Hand von Lichtbildern, welchen Einfluß die
Phasenverschiebung auf Strom und Spannung hat. Hiervon wieder-
um ist die Ausnutzung der Elektrizitätswerke abhängig. Am Schlusse
seines Vortrages erläuterte er die Bedeutung des Einzel-
und Gruppenantriebes von Arbeitsmaschinen.
Durch richtige Auswahl könne auch hier eine Unsumme von Kraft
und Geld gespart werden. —z.
Industrie und Handel.
Deutschland. — Durch den Tod W. Rathenaus und seine
innerpolitischen Folgen war die Erörterung der wirtschaftlichen
Vorgänge und Notwendigkeiten zeitweise in den Hintergrund ge-
994
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30.
3. August 1922.
rückt worden; der Berliner Druckerstreik hatte siedann zum großen
Schaden der Allgemeinheit über eine Woche lang stark unterbunden.
Um wieder die Übersicht zu gewinnen, muß man sich an die Ent-
scheidung des nach Paris einberufenen Finanzausschusses
erinnern, daß er s. Zt. nicht in der Lage gewesen sei, seine Arbeiten
nutzbringend fortzusetzen, weil der Hauptgläubiger Deutschlands
(Frankreich) einen Vorschlag nicht wünsche, der eine Neubegren-
zung der deutschen Schuldverpflichtungen enthalte. Es bestehe aber
die Möglichkeit, sehr beträchtliche Anleihen auf allen Märkten
der Welt zugunsten Deutschlands aufzunehmen, wenn die zur Wie-
derherstellung seines Kredites erforderlichen Vorbedingungen er-
füllt seien. Falls sich aus dem Hinausschieben der beabsichtigten
Lösung und aus der damit verbundenen Verzögerung des Zustande-
kommens einer größeren Anleihe ernste Komplikationen für Deutsch-
land ergeben sollten, wären die Schwierigkeiten für die Unterbrin-
gung einer provisorischen Anleihe nicht unüberwindlich und der
Ausschuß gegebenenfalls bereit, das Aufnehmen einer solchen zu
unterstützen. Die Verhandlungen waren also vorläufig wieder ein-
mal an dem auch durch den rapide fortschreitenden Verfall der euro-
päischen Wirtschaft noch nicht gebrochenen Starrsinn der franzö-
sischen Machthaber und ihrer Hintermänner gescheitert. Die Re-
parationskommissionhat dann in einer ihre Rückäußerung
vom 31 V. ergänzenden Note die Erwartung ausgesprochen, daß
durch die zugesagte Zwangsanleihe bis 1923 mindestens 40 Milliar-
den Pprm an Einnahmen erzielt würden, neue bestimmte Vorschläge
für die Deckung der außerordentlichen Ausgaben der öffentlichen
Betriebe verlangt und hinsichtlich der Autonomie der Reichsbank
weitere Forderungen erhoben, unter denen sie die Wiederherstellung
einer vernünftigen Limitierung des Emmissionsrechtes als beson-
ders wichtig bezeichnete. Über die Kontrolle der Einnahmen- und
Ausgaben des Reiche, die mißbräuchliche Kapitalausfuhr und die
Fragen der Statistik sollte zunächst das Garantiekomitee
berichten, dessen Vereinbarungen mit der Reichsregierung kürzlich
in einem Memorandum vom 18. VII. bekanntgegeben worden sind.
Das war Mitte Juni, etwa zu derselben Zeit, als im Haag eine
Konferenz wirtschaftlicher Delegierter zusam-
- mentrat, um die in Genua nicht gelösten Probleme der Wiederaufrich-
tung Rußlands erneut, aber, wie sich gezeigt hat, nur mit dem Re-
sultat einer immerhin für später nützlichen Orientierung über die
von der Sowjetregierung geschaffenen Zustände und geplanten Re-
formen zu behandeln; zu derselben Zeit, als bei uns die Getreide-
umlage und das nunmehr vom Reichstag in der Erwartung von 70
Milliarden Pprm angenommene Zwangsanleihegesetz hef-
tige Debatten auslösten, Deutschland gezwungen war, sich mit Schmerz
von der wider alles Recht polnisch gewordenen Bevölkerung Ober-
schlesiens zu trennen. Auch die parlamentarische Verabschie-
dung der Sachlieferungsverträge fällt nahezu in jene
Tage. Sie sind unter dem 29. VI. gesetzlich festgelegt worden und um-
fassen (vgl. RGBl. 1922 II, S. 625) das bekannte Wiesbadener
Protokollvom6.X. 1921 mit dem das vereinbarte Verfahren be-
stimmenden Memorandum, sodann das sogenannte Bemelmans-
Abkommen vom 2. VI. und die deutsch-französische Überein-
kunft (Ruppel-Gillet-Abkommen) vom 15. III. nebst
Zusatz vom 3, VI., von denen das erste und dritte nur gegenüber
Frankreich, das zweite, mit der Reparationskommission abgeschlos-
sene, gegenüber den alliierten Ländern gilt, die ihm beitreten wol-
len. Sie alle bezwecken die Einführung eines Verfahrens, nach dem
die im Friedensvertrag übernommenen Sachleistungen erfolgen sol-
len, das aber lediglich zur Ausführung der Lieferungen dient, zu
denen Deutschland auf Grund der Bestimmungen in den Anlagen II
und IV zu Teil VIII (Wiedergutmachungen) des Versailler Vertra-
ges verpflichtet ist. Das sind Lieferungen gleichartiger Gegenstände
an Stelle derjenigen, die von Deutschland beschlagnahmt, verbraucht
. oder zerstört worden sind, u. zw. soweit sie auf deutschem Gebiet
bei Inkrafttreten des Versailler Vertrages vorhanden waren und zur
Befriedigung unmittelbarer und dringender Bedürfnisse verlangt
werden; dazu kommt die Erzeugung von Wiederaufbaustoffen usw.
und ihre Lieferung für die Wiederherstellung der mit Krieg über-
zogenen Grebietsteile. Im Memorandum zum WiesbadenerPro-
tokollist eine deutsche privatrechtliche Organisation in Aussicht
genommen, die Einrichtungs- und Betriebsgegenstände sowie Bau-
stoffe zu liefern hat, welche von den französischen Geschädigten be-
stellt werden. Eine Bekanntmachung des Reichsministers für Wie-
deraufbau hat die Durchführung der Aufgaben dieser Organisation
dem Reichskommissar für Ausführung von Aufbauarbeiten in den
zerstörten Gebieten übertragen. Das im Memorandum vorgesehene
Verfahren gilt nur für den Bezug der in einer dem Bemelmans-Ab-
kommen beigefügten Liste genannten, für den Export entweder ganz
verbotenen oder kontingentierten, also dem freien Sachlieferungs-
verkehr entzogenen Waren durch französische Kriegsgeschädigte.
Das eogenannte Bemelmans-Abkommen zwischen der deut-
schen Regierung und der Reparationskommission führt ein auf dem
Grundsatz freien Verkehrs zwischen alliierten Bestellern und
deutschen Lieferanten beruhendes Verfahren ein, gilt aber nicht für
Frankreich. Die Verträge vom 15. III. bzw. 3. VI. besagen
nun, daß die im Rahmen des Wiesbadener Abkommens zu lei-
stenden Sachlieferungen hinsichtlich der Vergebung und Ausfüh-
rung der Bestellungen sowie der Preisfestsetzung gemäß der Bemel-
mans-Vereinbarung erfolgen, solange diese im Verhältnis zu Frank-
reich nicht gekündigt ist. Die Bestimmungen des Wiesbadener Ver-
trages werden im übrigen aufrechterhalten, und nach dem in letzte-
rem festgelegten Verfahren kommen die Lieferungen zur Erledi-
gung, auf die die Vorschriften des Bemelmans-Abkommens keine An-
wendung finden. Über die Ausführung von Reparationslieferungen
im freien Verkehr an Frankreich ist, wie schon im vorigen Heft kurz
mitgeteilt wurde, vom Reichsminister für Wiederaufbau unter dem
9. VII. eine Bekanntmachung erlassen worden, die das durch den mit
Frankreich geschlossenen Vertrag vom 3. VI. (Zusatz zum Abkom-
men vom 15. III.) in Verbindung mit der Bemelmans-Übereinkunft
fixierte, seit dem 20. VII. wirksame Verfahren behandelt. Hinsicht-
lich der Einzelheiten müssen wir auf den „Reichsanzeiger“ 1922, Nr.
158, verweisen, in dem der Minister eingangs bemerkt, daß nur fran-
zösische Kriegsgeschädigte zur Teilnahme berechtigt sind und in
dem Verfahren lediglich Gegenstände zur Verwendung für den Wie-
deraufbau von Immobilien und Mobilien in allen zerstörten Teilen
des europäischen Staatsgebiets Frankreichs bezogen werden können.
Wie letzteres aus den Verpflichtungen Deutschlands Nutzen zu
ziehen gedenkt, zeigt ein gleich nach seinem Bekanntwerden leb-
haft und insbesondere vom Aktionskomitee der befreiten Gebiete
umstrittener Plan des französischen Ministers LeTrocquer,der
darauf abzielt, mit deutschen Arbeitern und Materialien große öf-
fentliche Werke, u. a. Kraftstationen an der Rhöne, ausführen zu
lassen, ein Projekt, das nach Genehmigung durch den Ministerrat
„ jetzt der Reparationskommission vorliegt.
Inzwischen hat sich die Wirtschaftslage Deutschlands unter dem
Einfluß einer neuen außerordentlichen Markentwertung (Dollarkurs
vorübergehend über 560 M) derart verschlechtert, daß die Reichs-
regierung genötigt war, der Reparationskommission ein hier bereits
kurz erwähntes abermaliges Stundungsgesuch überreichen
zu lassen. Sie weist in ihm darauf hin, daß zur Erfüllung der von der
Kommission im März auf 720 Mill. Gldm ermäßigten Barleistungen,
die damals schon einen Betrag von 51,4 Milliarden Pprm erfordert
hätte, nunmehr 80 Milliarden Pprm notwendig seien und zu dieser
Summe noch die übrigen Devisenverpflichtungen des Reichs aus der
Erfüllung des Versailler Vertrages mit insgesamt jährlich rd 600
Mill. Gldm oder 66 Milliarden Pprm hinzutreten. Falls sie gezwungen
sei, unter diesen Umständen ausländische Zahlungsmittel für die
Verbindlichkeiten aus dem Vertrage weiterhin in einem dem bishe-
rigen sich nähernden Umfange zu beschaffen, würde die Verminde-
rung des deutschen Markwertes unaufhaltsam fortschreiten und zu
einer vollkommenen Zerrüttung des finanziellen,
wirtschaftlichen und sozialen Lebens Deutschlands
führen. Sie wünscht in der erbetenen Entscheidung auch die außer-
halb der eigentlichen Reparationsverpflichtungen liegenden Lasten
aus dem Versailler Vertrage, soweit sie in fremden Zahlungsmitteln
fällig werden, angemessen berücksichtigt zu sehen und hält eine als-
baldige vorläufige Regelung der Barzahlungen für notwendig, weil
die Entlastung durch eine äußere Anleihe nicht eingetreten sei. Wie
hier gleichfalls schon berichtet wurde, hat die Reparationskommis-
sion die Entscheidung über das verlangte Moratorium nach Eingang
des Berichtes des Garantiekomitees in Aussicht gestellt, zunächst
aber die Zahlung des am 15. VII. fälligen Betrages von (nach An-
rechnung gewisser Kredite) rd 32,1 Mill. Gldm gefordert, die auch
rechtzeitig abgeführt worden sind. Wenn die Kommission bei diesem
Anlaß die Überzeugung ausspricht, daß die Reparationszahlungen
nicht die wichtigste Ursache der Markentwertung seien und eine be-
ständige Lage sich nur durch die sofortige Inkraftsetzung der von
ihr seit langem geforderten Finanzreformen wieder herstellen
lasse, so trägt sie damit den wirtschaftlichen Verhältnissen und Zu-
sammenhängen keine Rechnung. Der finanzpolitische Ausschuß des
Reichswirtschaftsrats hat soeben in einer Entschließung sehr klar
zum Ausdruck gebracht, daß sich die Aufgabe, die schwebende Schuld
und den Banknotenumlauf zu verringern, z. Zt. nicht erfüllen lasse,
weil das immer schnellere Sinken des Markkurses automatisch den
Fehlbetrag in den Haushalten des Reiches, der Länder und Gemein-
den erhöhe und damit die eine Ursache der Inflation in ihrer Wir-
kung verstärke. Ebenso steigere es in stetiger Wechselwirkung die
Passivität der deutschen Handelsbilanz und noch erheblicher die
der Zahlungsbilanz. Unter diesen Umständen bedeute der monatlich
sich erneuernde Zwang zur Beibringung ausländischer Devisen für
Reparationszwecke eine immer rascher fortschreitende Zerrüttung
der deutschen Währung, so daß heute schon die Mark zeitweilig vom
Ausland nur noch zu sturzweise erniedrigten Kursen aufgenommen
werde und schon ein ganz geringes Angebot eine außerordentliche
Entwertung unserer Valuta bewirke. So werde jede Sanierungsarbeit
vereitelt. Solle die Entwicklung nicht hoffnungslos abwärts gehen,
so bedürfe es eines entscheidenden Ereignisses, das Be-
ruhigung und Wiederkehr des Vertrauens bringe und damit auch die
Voraussetzung für eine internationale Anleihe schaffe. Den einzigen
Stützpunkt solchen Vertrauens biete nach Ansicht des Ausschusses
diewesentlicheEinschränkungundHinausschie-
bungdermitausländischen Wertenzudeckenden
Leistungen. Nur durch ein Moratorium sei der deutsche Kredit
wieder herzustellen und eine ausländische Anleihe möglich, die
Deutschland die Überwindung der Passivität seiner Zahlungsbilanz,
die Herstellung des Gleichgewichts im Haushalt und die Stabilisie-
rung seiner Währung erreichen läßt. Dann könne es auch aufein
erträglichesMafßherabgesetzteReparationsver-
pflichtungenerfüllen, ohne dadurch sein eigenes Wirtschafts-
leben wie den Weltmarkt immer weiter zu zerrütten.
3. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. 996
Angesichts der Tatsache ‚daß die Preise des letzteren mehr und
mehr von denen des Inlandes erreicht und überholt werden, steht die
deutsche Industrie vor schnell wachsenden Schwierigkeiten. Wäh-
rend sie sich, wie die „Ind. u. Handels-Ztg.” kürzlich in einem Auf-
satz „Lohnbewegung und Wirtschaftslage“ dargelegt hat, zur Auf-
rechterhaltung ihrer Produktion ausländischer Kohle be-
dienen muß, deren Konkurrenz zunimmt — im Juni kamen aus Eng
land 12 Mill. t —, sinken die Förderzahlen Deutschlands (im Juni an
der Ruhr arbeitstäglich um fast 13000 t) und die Haldenbestände
gehen zurück. Dazu kommen der Ausfall Oberschlesiens mit etwa
11% seiner früheren Beisteuer wie auch erhebliche Nachforderungen
der Entente, die nach einer Denkschrift der Reichsregierung für Juni
etwa 60 000 t ausmachen, so daß die Industrie, wenn die Kohlenge-
winnung nicht bedeutend steigt, mit völlig ungenügender Beliefe-
rung rechnen muß. Ergibt sich schon daraus mit dem Unvermögen,
die Leistungsmöglichkeit ausnutzen zu können, letzten Endes eine
Verringerung ihrer \Wettbewerbsfähigkeit, so wird diese auch da-
durch beeinträchtigt, daß der Lohnabbauim Ausland fort-
schreitet und die Verbilligung der fremdländischen Erzeugung ein
weiteres Nachlassen der Weltmarktpreise zur Folge haben kann.
Die Abnahme der deutschen Ausfuhrmengen, in der die Erhöhung
der Gestehungskosten zum Ausdruck kommt, weist darauf hin. Bei
dieser Entwicklung muß natürlich dem Lohnproblem besondere Auf-
merksamkeit geschenkt werden, u. zw. auch von den Industriegrup-
pen, die noch über Aufträge verfügen und bei denen sich das Aus-
bleiben ausländischer Bestellungen wegen ihrer überwiegenden Ein-
stellung auf Inlandabsatz im Beschäftigungsgrad vorläufig nicht
auswirkt. Abgesehen von der außerordentlichen Verteuerung der
Kohle (anfangs 1914 kostete westfälische Fettförderkohle 11,25 M/4,
heute stellt sich ihr Preis einschl. Steuer auf 1513 M, und mit aber-
maligen Steigerungen ist weiter- wohl zu rechnen), sind die wieder-
holten Frachterhöhungen nicht nur dem Export, sondern
auch dem Absatz im Inlande ungemein schädlich. Sie führen zu einer
Verwirrung und Verschiebung im inländischen Absatz und vielfach
zum Verlust der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber einer durch den
Frachtvorsprung begünstigten Konkurrenz. Zu diesen für tunlichste
Minderung der Gestehungskosten sprechenden Faktoren gesellt sich
die zunehmende Geld- und Kreditknappheit, die um so
fühlbarer werden wird, wenn jetzt die Zahlungen für die Zwangs-
anleihe geleistet werden müssen.
Ein Ende dieser durchaus nicht nur für Deutschland ruinösen
Gestaltung der Dinge läßt sich nur erhoffen, wenn die Entente, wie
esin England der Fall zu sein scheint, endlich (8 Jahre nach Kriegs-
beginn) die von Sachverständigen bis zum Überdruß gerügten, heute
kaum noch wiedergutzumachenden Fehler ihrer sogenannten Repa-
rationspolitik erkennt und sich im eigensten Interesse dazu enl-
schließt, dem wirtschaftlich erlahmenden Gegner auf dem Wege
eines Abbaues der interalliierten Verschuldung zunächst durch ver-
ständige Ermäßigung seiner Zahlungsverpflichtungen und ein nicht
zu kurz bemessenes Moratorium die Fähigkeit zur finanziellen Sa-
nierung zu geben, der eine ausgiebige, aber auch tragbare Anleihe
sowie die Stabilisierung der Valuta folgen können. Geschieht das, wie
absolut erforderlich, schnell, so mag Deutschland schließlich für die
Dauer des Zahlungsaufschubes auch noch die kostspielige Last der
soeben mit dem Garantiekomitee vereinbarten Finanzkon-
trolle, deren Einzelheiten der Reichsanzeiger 1922, Nr. 160, be-
kanntgegeben hat, auf sich nehmen, wenn sie, was allerdings nach
allen bisherigen Erfahrungen keineswegs verbürgt ist, in einsichts-
und taktvoller Weise durchgeführt wird. Der bevorstehende Bericht
des Garantiekomitees an die Reparationskommission und deren Ent-
scheidung über das Stundungsgesuch sowie die geplante Zusammen-
kunft des französischen und englischen Ministerpräsidenten in Lon-
don werden zeigen, ob es der deutschen Reichsleitung nunmehr ge-
lungen ist, durch ihre Erfüllungspolitik der Vernunft Geltung zu
verschaffen.
‚ „Der deutsche Außenhandel mit elektrotechnischen Erzeugnissen
im Mai 1922. — Der Außenhandel (Spezialhandel) mitelek-
trotechnischenErzeugnissenistimMai gegen den Vor-
monat!) nach Menge und Wert gewachsen. Die Einfuhr hat, wie
aus der auch die für Mai 1921 festgestellten Mengen berücksichtigen-
den Übersicht zu ersehen, 3345 dz bzw. 24,125 Mill. M gebracht, war
Vgl. „ETZ“ 1922, S. 926.
Ausfuhr
1921
Einfuhr
Erzeugnisse
1. Dynamos, Motoren, Umformer,
Transformatoren, Drosselspulen,
Anker und Kollektoren!). . . [1765 |10034! 319118544 187050, 13509
2. Akkumulatoren, Ersatzplatten.. 8| 5634| 21901) 5062
3. Kabel?) . . . 2.2.2 2 20 00 7%117093| 99194115058
4. Bogen-, Quecksilberdampf- usw. | |
Lampen, Gehäuse mit Glas-
glocken, Scheinwerfer, Reflek- |
TOTEN ee ee 82| 1778| 28
5. Glühlampen . . ...... i 51| 1602| 50000| 866
6. Telegraphenwerke und Fern-
sprecher (auch für Funkdienst),
Sicherungs- u. Signalapparate . 15| 1884| 79896| 1624
7. Starkstromvorrichtungen?) . . 125]16439|198703| 10656
8. Elektromedizinische Apparate . 1151| 30766| 372
9. Meß-, Zähl- und Registriervor-
richtungen . . » 2 2 2 2 0. 23] 2206| 62685| 1986
10. Elemente, Batterien . .... 8 1251| 7700'
ll. Heiz- und Kochapparate . . .
12. Montierungsteile aus Porzellan,
Steingut, Glas usw.!). .. . .
13. Isolationsgegenstände aus As-
6| 1395| 25093| 626
best, Glimmer, Mikanit usw. . a 1298 33
14. Isolierrohre aus Papier, Pappe . —| 1236' 6820' 1191
15. Unvollständig angemeldete Er-
Zeugnisse s.. s 2 er ran 8° 63 19
Insgesamt |3345 |24125'1379'68566|772950 51030
damit also um 123 dz größer als im April (3222 dz bzw. 16,715 Mill.
Mark). Verglichen mit dem gleichen Monat von 1921 (1379 dz), er-
gibt sich eine Steigerung um 1966 dz, aber gegen Mai 1914 (4737 dz)
ein Minus von 1392 dz. Der Import zeigt im Vergleich mit April
höhere Gewichtsmengen bei Dynamos, Motoren usw., Akkumula-
toren, Glühlampen, Starkstromvorrichtungen (+ 661 dz), Heiz- und
Kochapparaten, Montierungsteilen aus Porzellan, Steingut usw., da-
gegen eine quantitative Verringerung bei Kabeln (— 494 dz), Bo-
genlampen usw., Schwachstromvorrichtungen, elektromedizinischen
-Apparaten, Meß- und Zählvorrichtungen, Elementen und Batterien
sowie bei Isolationsgegenständen aus Asbest, Glimmer usw. An Ma-
schinen (ohne fertige Anker usw.) sind insgesamt 893 Stück einge-
führt worden (850 i. Vm.), an Metalldrahtlampen 191 687 (174309 i.
Vm.); andere Glühlampen hat Deutschland im Mai aus dem Ausland
nicht bezogen. Die Einfuhr von in der Übersicht nicht genannten
Porzellanisolatoren für Telegraphen- oder Fernsprechleitungen be-
trug 9 dz (77 i. Vm.). Die Ausfuhr stellte sich auf 68 566 dz im
Wert von 772,950 Mill. M, d. i. gegen den Vormonat (66 943 dz bzw.
634,613 Mill. M) eine um 1623 dz größere Menge. Mit Mai 1921 ver-
glichen (51 030 dz), errechnet sich eine Steigerung um 17536 dz,
während der Export hinter dem des gleichen Monats von 1914
(136 852 dz) noch um 68 286 dz zurückgeblieben ist. Zugenommen
hat er bei allen Positionen mit Ausnahme von Dynamos usw.
(— 6457 dz), Elementen und Batterien, Isolationsgegenständen aus
Asbest, Isolierrohren, unvollständig angemeldeten Erzeugnissen,
u. zw. insbesondere bei Kabeln um 2800 dz, Glühlampen um 607 dz und
bei Starkstromvorrichtungen um 2954 dz. Die Ausfuhr von Dynamos,
Motoren usw. (ohne fertige Anker usw.) umfaßte 13166 Stück
(11 296 i. Vm.). An Bogen-, Quecksilberdampf-, Quarz- und ähnlichen
Lampen hat Deutschland 2036 (1223 i. Vm.), an Metalldrahtlampen
‘rd 3,735 Mill. Stück (2,906 i. Vm.), an Kohlefaden usw.-Lampen
0,174 Mill. Stück (0,192 i. Vm.) exportiert. Von Isolatoren aller Art
(auch Glocken) aus Steingut oder Porzellan sind 5506 dz ins Aus-
land gegangen (6096 i. Vm.). Der Überschuß der Ausfuhr über
die Einfuhr beziffert sich im Mai auf 65 221 dz bzw. 748,825 Mill. M.
ı) Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile vollständiger Maschinen —?) Die
Ausfuhr umfaßt auch isolierten Draht aus unedien Metallen. — ®) Die Ausfuhr
umfaßt auch Quecksilberumformer und die Inolationegsgenatands der Gruppe 12
(außer Glocken). — *) Außer Porzellanisolatoren für Telegraphen- und Fern-
sprechleitungen. — 5) Davon 20 dz Rückware.
nn BA 3 3 ON Bremse DL Sn am /n EN. 9 un Seh Lane = De een nn Ban ee S E nn De Pan ne SS Ba Au ern Su Ben Bu an en ee nn
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Zur besonderen Beachtung.
Anfragen, Anträge und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten.
Bei der Geschäftsstelle gehen Schriftstücke, die Anfragen,
Anträge und Einsprüche zu Kommissionsarbeiten enthal-
ten, in großer Anzahl, jedoch nur in einfacher Ausfertigung ein.
Hierdurch entstehen der Geschäftsstelle umfangreiche Schreibarbei-
ten, die bei einer Einsendung der vorgenannten Schriftstücke in
mehrfacher Ausfertigung vermieden werden können. Die Geschäfts-
stelle bittet daher, ihr von allen Schreiben, die Anträge oder Ein-
sprüche enthalten und an die Kommissionsvorsitzenden weiter-
geleitet werden müssen, neben dem Originalschreiben wenigstens
.einen Durchschlag mitsenden zu wollen.
Alle Zuschriften sind stets an den Verband und nicht an ein-
zelne Personen der Geschäftsstelle zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
P.Schirp.
996
RECHTSPFLEGE.
Erhöhung der patentamtlichen Gebühren +). — Am 1. Juli ist ein
Gesetz zur Erhöhung der patentamtlichen Gebühren in Kraft ge-
treten, dessen wichtigste Bestimmungen die folgenden sind: Die
Gebühren für die Anmeldung eines Patentes werden auf 300 M
erhöht. Die Jahresgebühren für ein Patent betragen für die
beiden ersten Jahre je 300 M, wachsen dann für das 3. und 4. Jahr
um je 100 M, für das 5., 6. und 7. Jahr um je 200 M, so daß sie für letz-
teres 1100 M betragen; für das 8. Jahr stellen sie sich auf 1500 M,
für das 9. auf 2000 M und steigen weiter für das 10. und 11. Jahr
je um 1000 M, erreichen für das 12. Jahr 6000 M, das 13. Jahr weiter
10000, für das 14. Jahr 15000 M und schließlich für das 15. Jahr
20000 M. Die Zuschlaggebühr für verspätete Zahlung ist
“auf 100 M erhöht worden, die Gebühr für die Beschwerde nach
§ 26 auf 200 M. FürdieNichtigkeitsklage beträgt sie jetzt
in erster Instanz 600 M, und bei Anmeldung der Berufung ist
eine Gebühr von 1000 M zu zahlen. Im Nichtigkeitsverfah-
ren vor dem Reichsgericht werden dann Gebühren und Auslagen
nach den für das Verfahren in der Revisionsinstanz geltenden Sät-
zen berechnet.
Die Anmeldegebühr für ein Gebrauchsmuster hat man
auf 200 M, die Erneuerungsgebühr nach 3 Jahren auf 1000 M gestei-
gert. Es war ursprünglich geplant gewesen, die Dauer des Patents
um 3 Jahre, die des Gebrauchsmusters um 2 Jahre zu verlängern und
diese Zusatzjahre mit besonders hohen Gebühren zu belasten. Diese
Absicht, die einen langjährigen Wunsch eines großen Teils der Inter-
essenten erfüllt hätte, ist infolge des Widerspruchs einzelner Indu-
striekreise aufgegeben worden.
Die einschneidendsten Änderungen und Erhöhungen finden sich
im Warenzeichengesetz. Hier sind zunächst eine Anmelde-
gebühr von 200 M und außerdem für jede Klasse oder Unterklasse
des bisherigen Warenklassenverzeichnisses des Patentamts je 100 M
zu zahlen. Dieses Verzeichnis enthält insgesamt 58 Klassen und
Unterklassen. Allerdings ist über die Zahl von 20 Klassen oder
Unterklassen hinaus keine Gebühr zu zahlen, so daß die Höchst-
kosten für die Anmeldung eines Warenzeichens 200 M + 20 X 100 M
= 2200 M betragen. Führt die Anmeldung aus einem Grunde, der
für alle angemeldeten Waren ohne Unterschied der beanspruchten
Unterklassen oder Klassen zutrifft, nicht zur Eintragung, also z. B.
weil das Zeichen eine Beschaffenheitsangabe enthält, so wird die
für mehr als eine Klasse oder Unterklasse gezahlte Gebühr erstattet.
Diese Vorschrift findet jedoch keine Anwendung, wenn die Anmel-
dung wegen Übereinstimmung des angemeldeten Zeichens mit einem
für gleichartige Waren früher angemeldeten Zeichen zurückge-
wiesen wird.
Für jedes Zeichen ist ferner vor der Eintragung eine Eintra-
gungsgebühr von 200 M und zur Deckung der durch die Veröffent-
lichungen im Reichsanzeiger und Warenzeichenblatt entstehenden
Kosten ein Druckkostenbeitrag zu entrichten. Man hofft, hierdurch
auch die überlangen Warenverzeichnisse einzuschränken.
Auch die Erneuerung von Warenzeichen ist erheb-
lich verteuert worden; sie kostet in Zukunft 300 M Grundgebühr `
und außerdem für jede Klasse oder Unterklasse, für die die Erneue-
rung nachgesucht wird, eine Erneuerungsgebühr von 100 M. Demge-
mäß werden die im Laufe der nächsten zehn Jahre in ihrer Schutz-
dauer ablaufenden Warenzeichen vom Patentamt daraufhin geprüft
werden, in welche Klasse bzw. Unterklasse die geschützten Waren
fallen, um danach die Erneuerungsgebühren zu berechnen. Die neue
Besteuerung der Klassen und Unterklassen ist an und für sich für
Firmen, die eine umfangreiche Warenliste haben, recht unerfreu-
lich, da bisher die Kosten für die Anmeldung und Erneuerung völ-
lig unabhängig von der Zahl der Waren waren. Man hofft, daß durch
die neue Besteuerung der Klassen bei der Anmeldung oder Verlänge-
rung auf überflüssige Waren verzichtet wird, die bisher mit aufge-
nommen wurden, weil sie eben nicht mehr kosteten, obgleich nach
der Art des Unternehmens von vornherein derartige Waren gar
nicht in Frage kamen. Dadurch würden die Warenverzeichnisse
kürzer und dem Patentamte .die Prüfung neuer Anmeldungen er-
leichtert werden.
Die Löschungsklage gegen Warenzeichen vor
dem Patentamt nach F Ziffer 2, die früher kostenlos war, ist jetzt
mit 200 M gebührenpflichtig, die Zuschlagstaxe bei verspäteter Zah-
lung auf 100 M erhöht worden.
Für Verbandszeichen ist eine Anmeldegebühr von 1000
Mark und eine Klassengebühr von je 500 M festgesetzt. Die Erneue-
rungsgebühr beträgt hier 2000 M, wozu noch eine Klassengebühr
von 500 M tritt. Bei Verbandszeichen beträgt die Eintragungsgebühr
1000 M.
Die vielen kleinen Gebühren, die durch die Gesetze vom
4. VI. 1920 und 6. VII. 1921 eingeführt waren, z. B. für Ausfertigung
von Urkunden, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, Umschrei-
bungen in der Rolle, Erteilung von Rollenauszügen usw., sind in
Wegfall gekommen, weil ihre geringe Höhe in keinem Verhältnis
zu den Kosten der Buchung und Quittung stand. Ebenso hat man
1) Vgl. auch „ETZ“ 1920, 3. 1020.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heft 30.
3. August 1929.
die Einspruchs- und die Widerspruchsgebühr beseitigt, von denen
namentlich die letzte zu den schärfsten Bedenken Anlaß gab; denn
sie bedeutete eine große Belästigung und Ausgabe für den Inhaber
eines wertvollen, viel kopierten Zeichens, der in kurzen Zeiträumen
bei jeder angemeldeten Nachahmung Widerspruch erheben mußte.
Lediglich eine dieser Sondergebühren ist aufrecht erhalten und
sogar verteuert worden, u. zw. die für den Antrag auf Ausfer-
tigungeinesPrioritätsbelegs, die jetzt 300 M beträgt.
Diese Bestimmung ist außerordentlich zu bedauern. Die Kosten der
Auslandsanmeldungen sind durch den unglücklichen Stand der Mark
derart in die Höhe gegangen, daß man den Deutschen, der Auslands-
patente anmeldet, nicht noch unnötig belasten sollte, um so mehr als
das Patentamt ohnedies die Ausfertigung der Prioritätsbelege und
deren Beglaubigung noch nach Zeitaufwand berechnet. Das Aus-
landspatent ist heute einer der wenigen Möglichkeiten, die deutsche
Zahlungsbilanz durch reine Geistesarbeit ohne Materialaufwand zu
bessern. Es ist dringend zu wünschen, daß diese Gebühr bei der
nächsten Gelegenheit verschwindet.
Auch die Übergangsbestimmungen sind zum Teil
wenig erfreulich. Das neue Gesetz sieht vor, daß die neuen Gebüh-
rensätze für alle Gebühren maßgebend sind, die nach seinem In-
krafttreten fällig werden. Schon bei den früheren Gebührenände-
rungen ist von der Patentanwaltschaft wiederholt gefordert worden,
daß die bereits eingezahlten Gebühren mit der Zahlung als abgegol-
ten angesehen werden sollen. Diese Regelung würde dem Patent-
amte, den Patentanwälten und den Besitzern von Schutzrechten Jie
z. T. recht beträchtliche Mühe sparen, sämtliche schwebenden Sachen
daraufhin durchsehen zu müssen, ob eine Nachzahlung erforderlich
ist oder nicht. Eine bekannte Firma hat aus Anlaß der letzten Ge-
bührenerhöhung in 1800 Fällen Nachprüfung halten müssen. Die
Arbeit, die mit dieser Revision der Akten, der Kartotheken oder
Überwachungsbücher verbunden ist, ist volkswirtschaftlich vergeu-
det. Der Zeitaufwand hierfür und für die infolge des Versehens
nötig werdenden Hunderte von Wiedereinsetzungsanträgen ist so
groß, daß er durch die vorübergehend dadurch gesteigerten Einnah-
men des Patentamts nur zum kleinen Bruchteil eingebracht wird.
Die Behörde sollte sich endlich angewöhnen, in solchen Fällen
nicht fiskalisch, sondern volkswirtschaftlich zu
denken und nicht das Interesse der Behörde, sondern
dasderGesamtheit entscheiden zu lassen.
Ist eine Gebühr an einem Tage im Juli 1922 zu zahlen, so kann
der Unterschied zwischen der bisherigen und der erhöhten Gebühr
bis zum letzten Tage des Juli nachgezahlt werden. Das gleiche gilt
auch für die Zahlung einer durch das Gesetz neu eingeführten Ge-
bühr.
Bezüglich des Patentverlängerungsgesetzes ist
bestimmt, daß für die seinerzeit unwirksam erklärten Fälligkeitster-
mine (Artikel 1 $ 6 Satz 1) die entsprechenden Kalendertage der
auf den 31. VII. 1919 folgenden 5 Jahre treten. Eine Gebühr, die
für ein in der Zeit vom 1. VIII. 1914 bis 31. VII. 1919 begonnenes
Patentjahr gezahlt worden ist, muß durch Nachzahlung auf den für
den neuen Fälligkeitstermin vorgeschriebenen Betrag ergänzt wer-
den. Das Gesetz enthält ferner die sehr wichtige Bestimmung, dab
innerhalb von 5 Jahren die Reichsregierung bei wesentlicher Ande-
rung der wirtschaftlichen Verhältnisse mit Zustimmung des Reichs-
rats — also ohne den Reichstag zu befragen — eine entsprechende
Erhöhung oder Ermäßigung der Gebühren anordnen kann. Diese
Anordnung ist außer Kraft zu setzen, wenn es der Reichstag ver-
langt.
Die neue Erhöhung der Gebühren ist leider eine dringende Not-
wendigkeit. Das Defizit des Patentamts, das im Frieden ständig mit
Überschüssen von bis zu 5 Mill. M gearbeitet hat, beträgt jetzt dem
Vernehmen nach etwa 75 Mill. M. Das Reich darf aber verlangen,
daß das Patentamt sich selbst ohne Zuschuß erhält. Die Erhöhung
hat diesmal besonders schwer die Warenzeichen betroffen, sie ist
aber trotzdem nicht ungerechtfertigt. Denn Warenzeichen werden
im allgemeinen nur von wirtschaftlich kräftigeren Unternehmen
nachgesucht, für die das Warenzeichen ein wertvolles Hilfsmittel
fürden Absatz ist. Auch ist die Prüfung der Warenzeichen, nament-
lich der mit umfangreichen Warenverzeichnissen, eine Hauptursache
für die große Belastung des Patentamts. Deshalb haben die zur Be-
ratung herangezogenen Vertreter des Handels und der Industrie ihre
Zustimmung zu den neuen Forderungen nicht versagen können.
Man hofft, durch das neue Gesetz die bisherigen Einnahmen von
etwa 38 Mill. M auf die künftige Höhe von 95 Mill. M zu bringen.
Angesichts der erhöhten Lasten, die das neue Gesetz bringt,
müssen aber auch einige Forderungen gestellt werden, u. zw. sowohl
hinsichtlich der Qualität der Arbeit des Patentamtes wie deren Ver-
teilung. Rein bureaumäßige Versehen sollten, wie früher, wieder
zu den großen Seltenheiten gehören. Zur qualitativen Hebung der
Arbeit des Patentamtes ist allerdings erforderlich, daß das vor kur-
zem erfolgte Herabdrücken des Amtes zur mittleren Behörde — an-
scheinend nur aus fiskalischen Gründen — wieder rückgängig 8°
macht wird, denn sonst wird es unmöglich werden, vorwärtsstre-
bende fähige Beamte für eine solche Behörde zu gewinnen, an der
eie keine Entwicklungsmöglichkeiten sehen. Es ist ein offenes Ge-
heimnis, daß das Patentamt in der letzten Zeit nach zehn technischen
Hilfsarbeitern auf ganz normalen technischen Gebieten gesucht hat,
FA a a
3. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30.
997
aber nicht einen einzigen finden konnte. Die Lage des Patentamts
kann sehr schwierig werden, wenn etwa die Zwangspensionierung
jer die Altersgrenze überschreitenden Beamten durchgeführt wer-
den sollte, ohne daß tüchtiger und geschulter Ersatz für sie gesichert
ist. Der schwere Zusammenbruch des amerikanischen Patentamts
unter ähnlichen Verhältnissen sollte schrecken. Besonders ist es
notwendig, die Bezahlung der Patentamtsbeamten so zu regeln, daß
man erfahrene, praktisch geschulte Männer gewinnt, die durch die
Qualität und Intensität ihrer Arbeit die höhere Bezahlung wett ma-
chen und sie in Wirklichkeit zur billigeren und wertvolleren ge-
stalten.
Inkraftsetzung österreichischer bzw. ungarischer Patent- und
Warenzeichenrechte in der Tschechoslowakei und Südslawien. —
Gesuche um Inkraftsetzen österreichischer bzw. ungarischer Pa-
tent-und Warenzeichenrechte, die vor dem 11. VI. 1919 in Wien bzw.
Budapest angemeldet oder erteilt wurden, können voraussichtlich in
der Tschechoslowakei nur noch bis zum 31. X. eingereicht werden.
In Südslawien können Gesuche um Inkraftsetzung österreichi-
scher bzw. ungarischer Patente und Warenzeichen, die vor dem
2%. X. 1918 angemeldet oder erteilt wurden, nur noch bis zum 31. VII.
eingereicht werden.
Eine Verlängerung dieser Patente um die Kriegsdauer ist nicht
vorgesehen, so daß in beiden Ländern in Kraft gesetzte österreichi-
sche bzw. ungarische Patente spätestens nach Ablauf der ursprüng-
lich vorgesehenen fünfzehnjährigen Schutzfrist erlöschen, unabhän-
gig davon, ob die entsprechenden österreichischen oder ungarischen
Patente in den Stammländern verlängert worden sind oder nicht.
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
R. Wilke, Vorstandsmitglied der „Dux“ A. G., Metallwarenfabrik
Deutscher Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, Frankfurt a. M., ist
an Stelle des Magistratsbaurats Pietsch, der sich in den Ruhestand
begibt, zum Direktor der Städtischen Gas-, Wasser- und Elektrizi-
a o Memel gewählt worden. Der Eintritt wird am 1. IX. 1922
erfolgen.
Hochschulnachrichten. — Für den in der wirtschafts- und sozial-
wissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln neugegründeten
Lehrstuhl für Statistik ist der dortige Privatdozent Dr. J.Breuer
in Aussicht genommen.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Einrichtung von Reichs-Funkanlagen. Von
Postrat Paul Münch. Bd. 54 von „Post und Telegraphie in
Wissenschaft und Praxis“. Von Dr. Andersch u. Dr. H.
Heidecker. Mit 6 Taf. 72 S. in 8%. Verlag für Politik
und Wirtschaft G. m. b. H., Berlin 1922. Preis 12 M.
Das vorstehende Büchlein ist als eines der ersten (Bd. 54)
in der neuen von Andersch und Heidecker herausgegebenen Samm-
lung „Post und Telegraphie in Wissenschaft und Praxis“ er-
schienen. Die interessant geschriebene Arbeit bietet in der
Hauptsache den Reichstelegraphenbeamten eine Handhabe für die
Einrichtung von Anlagen des Reichsfunknetzes und gibt einen
eingehenden Überblick über die Anordnung der Apparate sowie
die Raum- und Unterbringungsfrage. Die Darstellung der Bau-
susführung einschließlich der Herstellung der Antennenanlagen
sowie der technischen Inneneinrichtung ist leicht verständlich und
wird durch zahlreiche Schaltschemen und Skizzen auf besonderen
Tafeln erläutert.
Von besonderem Interesse sind die einleitenden Kapitel, in
denen der Verfasser unter besonderer Berücksichtigung der Be-
dürfnisse des Betriebes zunächst die Betriebsweise der im Reichs-
funknetz verwendeten Röhrensender und Überlagerungsempfänger
ausführlich darstellt und die Anforderungen, die an die Kraft-
anlage für die Sender gestellt werden, schildert. Das Büchlein
dürfte auch weite Kreise — besonders der Fachindustrie —
interessieren. H. Thurn.
Diestatistischen Forschungsmethoden. Von Prof.
Dr. Emanuel Czuber. Mit 35 Abb. X u. 238 S. in 8°. Ver-
lag von L. W. Seidel & Sohn, Wien 1921. Preis 60 M, geb. 72 M.
Das neue Buch des bekannten und wissenschaftlich sehr ge-
schätzten Verfassers der „Wahrscheinlichkeitsrechnung” ist in
erster Linie den Bedürfnissen der Praxis angepaßt. Es enthält
auf etwas über 200 Seiten eine leicht verständliche Darstellung
der verschiedenen Zweige des behandelten Gebiets. (Abhängig-
keit der festen Merkmale, veränderliche Merkmale, Mittelwerte,
Streuung, Korrelation usw. — Beziehung zur Wahrscheinlich-
keitsrechnung.) Die logische Seite der Probleme wird besprochen,
der praktisch empfehlenswerteste Weg der Behandlung ohne An-
wendung umfangreicher mathematischer Mittel dargelegt und an
zahlreichen — hauptsächlich der Biologie entnommenen — Bei-
spielen erläutert. Dabei bleiben die verschiedenen Abschnitte
soweit einzeln verständlich, daß man sich über ein speziell inter-
essierendes Problem leicht Rat und Auskunft holen kann, ohne
größere Teile des Buches durchzuarbeiten. Von besonderem, all-
gemeinen Interesse ist die im letzten Teil des Buches enthaltene
Erörterung über den Gültigkeitsbereich des Gaußschen Fehler-
gesetzes und die Warnung vor kritikloser Übertragung von Er-
gebnissen der Fehlertheorie auf das Gebiet der Kollektivlehre.
Das Buch kann jedem, der seine Kenntnisse auf diesem Gebiet
auszubauen wünscht, warm empfohlen werden. Plaut.
Einführung in die höhere Mathematik für Na-
turforscher und Ärzte. Von Dr. J. Salpeter. 2.
verb. u. verm. Auflage. Mit 153 Textabb., XII u. 385 S. in 8°.
SR von Gustav Fischer, Jena, 1921. Preis geh. 70 M, geb.
Die Aufgabe, Naturforscher und Ärzte in die höhere Mathe-
matik einzuführen, verlangt vom Lehrer außer der sachlichen Be-
herrschung des Gebietes noch eine Reihe besonderer Fähigkeiten,
die nur selten vereint sein werden: erheischt sie doch eine Ein-
fühlung in die Denkweise und den Vorstellungskreis der Leser,
die sich in Jer Auswahl und der Behandlung der Beispiele, noch
mehr aber in der Art der Erklärung abstrakter Begriffe zeigt,
und überdies einen pädagogischen Takt, verbunden mit einem
lebendigen Stile, der auch spröde Stoffe interessant zu gestalten
und den Leser dauernd zu fesseln vermag. Endlich muß man von
einer Einführung, die nicht schon vor der Drucklegung veraltet
sein soll, verlangen, daß sie auch den modernen Ideenbildungen
und Methoden der lebendigen Wissenschaft Rechnung trägt.
Das vorliegende Buch kann unter den gekennzeichneten Ge-
sichtspunkten als eine befriedigende Lösung der im Titel ge-
stellten Aufgabe bezeichnet werden. Es behandelt die üblichen
Gegenstände der Grenzwertrechnung mit zahlreichen eingestreuten
Anwendungen auf geometrische, phyeikalische und biologische
Aufgaben in drei Hauptteilen und einem Anhange unter den
Überschriften Differentialrechnung, Integralrechnung, unendliche
Reihen, stetige und unstetige Funktionen. Im Fortgange der
Darlegungen wird der ausgiebige Gebrauch der geometrischen
Anschauung, die in den ersten Kapiteln noch als Beweismittel
herangezogen ist, allmählich durch strengere Schlußweisen ab-
gelöst; die im Leser hierdurch absichtlich wachgerufene Kritik
an der naiven Anschauung wird schließlich im Anhange durch
eine ausführlichere Behandlung des abstrakten Stetigkeitsbegriffes
geklärt. So erscheint das Buch geeignet, nicht nur technisches
Können zu vermitteln, sondern auch beim Leser Interesse für
tiefere Fragen der Mathematik und der Physik zu erwecken.
P. E. Böhmer, Dresden.
L’Onde Electrique. Revue mensuelle publiée par les amis
de la T.S.F. Herausgeber Etienne Chiron, Paris, 40 Rue de
Seine. Abonnementspreis. Ausland 35 Fr.
Die Société des Amis de la T.S.F. ist nach dem Kriege von
Freunden der Funktelegraphie (Amateuren, Technikern, Indu-
striellen und Wissenschaftlern) gegründet worden, um die Funk-
telegraphie in Frankreich wissenschaftlich und technisch auf der
Höhe zu halten. Namen wie Prof. H. Abraham, A. Blondel, Direk-
tor P. Brenot, General Ferrié u. a. finden sich unter den Grün-
dern der Vereinigung. Um die Mitglieder steta auf dem Gebiete
der drahtlosen Telegraphie auf dem laufenden zu halten und ihnen
ein Sprachorgan zu geben, wurde „L’Onde Electrique” geschaffen,
von der uns die erste Nummer (Januar 1922)vorliegt. Jedes Heft
soll enthalten technische Aufsätze, in denen Fachleute, Industrielle
oder Wissenschaftler über Neuerungen berichten, Mitteilungen
und Referate aus französischen und ausländischen Fachzeitschrif-
ten und ferner Ausführungen für die Mitglieder, die es ihnen er-
möglichen sollen, ihre Kenntnisse auf dem Gebiete der Funktele-
graphie zu vermehren. Aber nicht nur den Mitgliedern, sondern
auch allen andern Vereinigungen für Radiotelegraphie sollen die
Spalten der neuen Zeitschrift geöffnet sein.
Das vorliegende Heft bringt u. a. Arbeiten von Dr. Léon
Brillouin über „Hochfrequenzverstärker”, von Prof. Abraham und
Rene Planiol über „Die Anwendung von Verstärkerlampen im Zeit-
signaldienst”, ferner einen sehr interessanten Aufsatz von Brenot
über die französischen Gesellschaften für Radiotechnik. In dem
letzgenannten Aufsatz wird ausgeführt, daß schon seit vielen Jahren
leistungsfähige Gesellschaften für Funktelegraphie in fast allen
Großstaaten sich befunden hätten, nur in Frankreich nicht. So
befände sich z. B. in England die mächtige Marconigesellschaft,
die in vielen Ländern Tochtergesellschaften gegründet hätte; fer-
ner in Deutschland Telefunken-Transradio, die, unterstützt von
der ‘deutschen Regierung, heute einen mächtigen Einfluß im Aus-
lande habe; in den Vereinigten Staaten sehen wir die tatkräftige
Radio Corporation of America eine große Zentralfunkanlage zum
1) „Proc. of he Royal Dublin Soc.“ Bd. 15 1916, Nr. 4.
er rn
998
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30.
3. August 192%.
gleichzeitigen Verkehr mit mehreren ausländischen Großfunk-
stellen bauen. In Frankreich zunächst nichts Ähnliches, nur
einige kleine Gesellschaften fristen ihr Leben, erst allmählich
dämmert die Bedeutung der Wichtigkeit funktelegraphischer
Überseeverbindungen. Heute besitzt Frankreich folgende F. T.-
Gesellschaften: die Compagnie Générale de Telegraphie sans fil
(50 Mill. Fr), die Société Francaise Radio-BElectrique (7 Mill. Fr.),
die Compagnie Radio-Maritime (5 Mill. Fr.) und die Compagnie
Radio-France (60 Mill Fr.), die den Betrieb der in- und auslän-
dischen französischen Großstationen übernehmen wird. Tochter-
gesellschaften wurden gegründet in Polen (Radiopol), in Rumä-
nien‘(Radioelectrica), in der Tschechoslowakei (Radioslavia) und
in Argentinien (Société Franco-Argentine). Von Interesse ist in
diesem Aufsatz dann noch die Schilderung der großen Funkzen-
trale in Sainte-Assise, deren Empfangsstellen sich in Villecresnes
(24 km von Paris) befinden. Betätigt werden diese Anlagen von
dem Bureau Central Radioelectrique in Paris aus.
Wir werden die weitere Entwickelung dieser Zeitschrift mit
Interesse verfolgen. H. Thurn.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Handelsberichterstattung über das Ausland. Vorschläge zur
Um- und Ausgestaltung. Von Prof. Dr. Otto Goebel. 24 S. in 8°. Ver-
lag des Reichsverbandes der Deutschen Volkswirte, Berlin 1922.
Die elektrolytischen Metallniederschläge. Lehrbuch der Galvano-
technik mit Berücksichtigung der Behandlung der Metalle vor und nach
dem Elektroplattieren. Von Dr. W. Pfanhauser jr. 6. wesent. erw.
u. neu bearb. Aufl. Mit 335 Textabb. XVI u. 830 8. in 8°, Verlag von
Julius Springer, Berlin 1922. Preis geb. 630 M.
Lehrbuch der darstellenden Geometrie. Von Prof. Dr. W. Lud-
wig. Teil 2: Das rechtwinklige Zweitafelsystem. Kegelschnitte, Durch-
dringungskurven, Schraubenlinie. Mit 50 Textfig. VI u. 134 S. in 8°,
Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 54 M.
Dampf- und Gasturbinen. Mit einem Anhang über die Aussichten der
Wärmekraftmaschinen. Von Prof. Dr. A. Stodola. 5. umgearb. u. erw.
Aufl. Mit 1104 Textabb. u. 12 Taf. XII u. 1111 S. in 40, Verlag von
Julius Springer, Berlin 1922. Preis 750 M.
Elektrische Zugförderung. Handbuch für Theorie und Anwendung
der elektrischen Zugkraft auf Eisenbahnen. Unter Mitwirkung von Ings
H. H. Peter für „Zahnbahnen und Drahtseilbahnen”. Von Dr.-Ing.
E. E. Seefehlner. Mit 652 Textabb. XII u. 587 S.in 4°, Verlag von Juli a
Springer, Berlin 1922. Preis 410 M.
Schaltungen von Gleich- und Wechselstromanlagen. Ein Lehr-
und Hilfsbuch. Von Dipl.-Ing. Emil Kosack. Mit 226 Textabb. VIII
u. 155 S. in 8°, Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 82,50 M,
112,50 M geb.
Die Werkzeugstähle und ihre Wärmebehandlung. Von Harry
Brearley u. Dr.-Ing. Rudolf Schäfer. 3. verb. Aufl. mit 226 Textabb.
IX u. 324 S. in 8°, Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 210 M
geb.
Die Statik des Kranbaues. Von W. Ludwig Andree. 3. Aufl. Mit
554 Abb. und 1 Tafel, VIII u. 370 S. in 80, Verlag von R. Oldenbourg,
München und Berlin 1922. Preis 130 M geb.
Neue Zeitschriften.
„Wirtschaftspolitische Rundschau der Preußischen Jahr-
bücher‘‘. Herausgegeben von Dr. W. Schotte. Jahrgang 1, 1922. Verlag
von Georg Stilke, Berlin. Bezugspreis (3 Hefte im Monat): vierteljährlich
120 M. Einzelhefte 15 M.
[Die Zeitschrift, ein Tochterunternehmen der angesehenen politischen
Monatsschrift, der „Preußischen Jahrbücher‘‘ will auf die durch die Politik
verwirrten Zusammenhänge hinweisen und sie ordnen helfen. An Hand ihrer
Veröffentlichungen soll man in der Lage sein, die Weltwirtschaftskrise zu
studieren. Sie will die verfehlten wirtschaftlichen und politischen Hand-
lungen der verschiedenen Regierungen zur Anschauung bringen und Wege
zeigen, diese Fehler auszugleichen und das Hauptziel zu erreichen, die Wurzel
alles Übels, den Vertrag von Versailles, zu ändern. Denker und Politiker
des In- und Auslandes, die erkannt haben, daß die Arbeit der ganzen Welt
nicht gesunden kann, solange Deutschland die Freiheit zu wirtschaftlichem
Handeln entzogen wird, sollen sich in ihr begegnen.
Neben einem kritischen Teil, in dem alle wichtigen Fragen der Welt-
wirtschaft und Politik zur Erörterung gestellt werden, wird sich die Zeit-
schrift in einem speziellen Teil mit konkreten Fragen der Rohstoffwirt-
schaft, der Lebensmittelerzeugung und der Finanzierung be-
fassen. Sie wird wichtige Dokumente, wie politische und wirtschaftliche
Verträge, Vertragsentwürfe, Noten usw. der ganzen Welt veröffentlichen und
sammeln. Auch eine Börsenrundschau, die sich über den Standpunkt
der Effekten und Devisenspekulanten erhebt und in der jene Veränderungen
der internationalen Börsen registriert, die schöpferisch oder vernichtend,
kräftebildend und verschiebend wirken, sowie Produktion und Markt be-
stimmen. Als Mitarbeiter sind eine Reihe von Persönlichkeiten gewonnen
worden, deren Namen in Deutschland und der ganzen Welt bekannt sind,
und die Gewähr für den Erfolg der Bestrebungen bieten.) 1.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Der Arbeitsmarkt im Mai 1922!). — Wie das ‚Reichs-Arbeits-
blatt‘‘ berichtet, war die Beschäftigungslage i. a. überwiegend günstig.
Bei 5181 Krankenkassen ist die Mitgliederzahl von 12,144 auf 12,417
Millionen, d. h. um 2,3% gestiegen (2,2% i. Vm.). Von 6,123 Mill. Mit-
gliedern. der Arbeiterfachverbände waren am 1. VI. nur 39964 Personen
oder 0,7%, arbeitslos (0,9i. Vm.). Die Zahl der aus Mitteln der öffentlichen
Erwerbslosenfürsorge Unterstützten ist weiter stark zurückgegangen; am
1. VI. wurden 30 480 Vollerwerbslose und 38 316 Zuschlagsempfänger
gezählt. Die Vermittlungstätigkeit der Arbeitsnach weise hat sich gegen
den Vormonat gehoben; es werden 0,819 Mill. Gesuche, 0,765 Mill. Ange bote
und 0,516 Mill. gelungene Vermittlungen gemeldet. Auf je 100 Angebote
entfielen 107 Gesuche und 69 Vermittlungen. 15 berichtende Betriebs-
krankenkassen der Elektroindustrie hatten am 1. VI., abzüglich der
‚Kranken und Erwerbslosen, 68 065 männliche und 33 997 weibliche Pflicht-
mitglieder, deren Zahl also gegen April um 1,8% ab- bzw. um 0,9°, zu-
genommen hat.
Wirtschaftslage?). — Nach dem Monatsbericht des ‚‚Reichs-Arbeits-
blatts‘‘ vom 14. VII. arbeitete die deutsche Industrie im Juni ebenso rast-
los wie in den Vormonaten, trotz wachsender Brennstoffnot, häufigen
Stocken der Rohstoffzufuhr, Kreditnot und Steigerung der Gestehunss-
kosten, die so hohe Preise bedingt, daß immer weitere Schichten der be.
völkerung im Verbrauch eingeschränkt werden und die Wettbe werbsfähigkeit
im Ausland schwindet. Vielfach wird Mangel an tüchtigen Facharbrı-
tern gemeldet, und doch besteht gleichzeitig damit gegen die Friedenszeit
eine gewisse Übersetzung mit Arbeitskräften. Allem Streben nach Ver-
besserung der Maschinenausrüstung zum Trotz können die Industrien nicht
die volle Ausnutzung der Leistungsmöglichkeit wie vor dem Kriege erreichen.
Unter den jetzigen Bedingungen ist Stärke der Beschäftigung nicht mehr
gleichbedeutend mit günstiger Lage der Industrie. Daß es sich bei deren
angespannter Arbeit nicht um Hochkonjunktur und nicht, wie es nach den
buchmäßigen Gewinnen den Anschein haben könnte, um tatsächlich hole
Rentabilität handelt, zeigt allein schon die Tatsache, daß von dem vielfach
um Anlagemöglichkeit verlegenen Weltmarktkapital keine nennenswerten
Beträge der deutschen Industrie zuflie Ben; obwohl man diese als reich ver
dienend hinstellt, weil sie mit billigen Löhnen und Exportpränien arbeite,
hält man sich zurück, an diesen Scheinge winnen teilzunehmen.
Die Elektroindustrie ist bisher noch befriedigend beschäftigt, doch
machen sich Anzeichen von Absatzstockungen bemerkbar. Einzelne Be-
triebe hatten unter Roh- und Hilfsstoffmangel zu. leiden. Unter 171 000
Beschäftigten waren 92% in Betrieben mit gutem Geschäftsgang tätig
(83% i. V.). Besonders deutlich hat sich das Nachlassen der Bestellungen
für die Motorenindustrie gezeigt. Geringfügig ist die Änderung des Ab
satzes von Zählern; auch Kleinmaterialien (Schalter u. dgl.) haben eine
Einbuße nicht erfahren; der Berliner Handelskammerbericht stellt hier noch
reichliche Nachfrage fest, weist aber ebenso wie der der Nürnberger Kamnır
auf Abnahme der Bestellungen von elektrotechnischen Apparaten
hin. Die Glühlampenindustrie hat teilweise im Ausland noch weiter
steigenden Absatz gefunden, während dieser im Inland, der Jahreszeit ent-
sprechend, etwas nachläßt. Bei der Schwachstromtechnik scheint eine
wesentliche Veränderung nicht eingetreten zu sein. Die Aufträge auf Lei-
tungen, sowohl der Selbstverbraucher wie der Händler, gehen zurück.
Das Geschäft der Kabelindustrie war ruhiger als im Vormonat; einzelne
Kabelfabriken verweisen auf Mangel an brauchbaren Facharbeitern. Auch
von Telephonwerken wird Knappheit an tüchtigen Formenbauern, Me-
tallschleifern und geschulten Spulenwicklerinnen gemeldet. Für Juli sind
neue Lohnforderungen erhoben worden. Nach dem ‚‚Arbeitsmarkt-
Anzeiger‘‘ verursachte im Juni ein Streik der Belegschaft des Saale-Elek-
trizitätswerkes in Saalfeld infolge von Lohndifferenzen Stockungen be!
zahlreichen Industriebetrieben der Kreise Saalfeld und Rudolstadt.
Außenhandel.
Deutschland. — Das Aus- und Einfuhramt Ems hat die Mindest-
gebühren für Aus- und Einfuhranträge. ab 15. VII. von 5auf10 M erhöht. —
Um bei der Verfolgung von Überschreitungen der Frist von Ausfuhr-
bewilligungen unbillige Härten zu vermeiden, sind die Zollbehörden an:
gewiesen worden, die Ausfuhr einer Ware auch dann als fristgerecht anzu-
sehen, wenn nur die zollamtliche Vorabfertigung innerhalb der Bewilligunes-
frist erfolgt und die Aufgabe der Ware zur Beförderung innerhalb einer ven
dem Zollamt festgesetzten Nachfrist nachgeholt wird. Erfolgt keine Vor-
abfertigung. so gilt das Gleiche, wenn die Ware laut Frachtbrief wenigstens
innerhalb der Bewilligungsfrist zur Beförderung aufgegeben worden ist. Dem
Exporteur werden also, wie die D.A.K. schreibt, Verkehrsverzögerungen auf
dem Transport bis zur Grenze i. a. nicht als Überschreitung der Bewilligung®-
frist angerechnet werden können.
Neue Gesellschaften. — Joh. Kremenezky, Fabrik für elek-
trische Glühlampen, Wien, Exportvertretung Hamburg m.b.H..
Hamburg. Gegenstand: wie in der Firma angegeben. Stammkapital:
0,1 Mill. M. — Deutsche Elektrowerkzeug-G. m. b. H., Bremen. Gegen-
stand: Fabrikation elektrisch geheizter Apparate und Werkzeuge us®.
Stammkapital: 20 000 M. — Theilbar & Co. G. m. b. H., Dresden. Gegen:
stand : Verkauf und Fabrikation elektrischer Maschinen und Apparate.Stamn'-
kapital: 0,1 Mill. M. — Gladiator Gesellschaft, Fabrik für elektr“
technische und medizinische Apparate m. b. H., Berlin. Gegenstand:
1) Vgl. „ETZ“ 192 8. 89).
2) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 926.
wie in der Firma genannt. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Elektra G. m.
b. H., Lamspringe. Gegenstand: Fabrikation und Großhandel elektrotech-
nischer Bedarfsartikel. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Elektron-Übersee-
Esport-A. G., Hamburg. Gegenstand: Vertrieb von elektrotechnischen
Materialien jeder Art.. Grundkapital: 1 Mill. M. Unter den Gründern figu-
rieren die Hackethal-Draht- und Kabelwerke A. G., Hannover und die
Lioyd-Dynamo-Werke A. G., Bremen. — Berliner Untergrundbahn A.G.,
Berlin. Gegenstand: Fertigstellung des Baues der Berliner Nordsüd-Unter-
bahn einschl. der Anschlußstrecken und Betrieb dieser Bahn. Grund-
kapital: 1 Mill. M. Unter den Gründern steht die Gemeinde Berlin an erster
Stelle.
Baumarkt. — Baden-Baden. Für eine Erweiterung des Elektrizi-
tätawerkes sind 6,3 Mill. M bewilligt worden. — Berlin. r preußische
Landtag hat durch Gesetz das Staatsministerium ermächtigt, sich durch
Übernahme von Aktien im Höchstbetrage von 50 Mill. Man der Ostpreußen-
werk A. G. zu beteiligen, sofern das Reich und Ostpreußen (bzw. die Über-
landzentrale Ostpreußen) je den gleichen Betrag übernehmen. Ferner erhält
das Ministerium die Ermächtigung, der genannten Gesellschaft für elektrizi-
tätswirtschaftliche Anlagen ein unkündbares und unverzinsliches Darlehn
von 25 Mill. M zu gewähren, sofern das Reich 50 Mill. M zur Verfügung stellt,
und mit dem Reich und Ostpreußen die Bürgschaft für Teilschuldverschrei-
bungen des Ostpreußenwerkes bis zu 600 Mill. M zu übernehmen. — B itburg
(Rheinland). Der Kreistag hat sich mit dem Ausbau des Kraftwerkes Weiler-
bach einverständen erklärt. — Blankenburg (Harz). Der Kreistag hat für
das Elektrizitätsunternehmen 3 Mill. M bewilligt. — Borken (Hessen-N.).
Der Gewerkschaft Großkraftwerk Main-Weser ist das Enteignungsrecht zur
Errichtung einer Zentrale in Borken und für den Bau einer 60 000 V-Leitung
mm Umspannwerk Felsberg bei Gelsungen in den Kreisen Humberg, Fritzlar
und Melsungen verliehen worden. — Bremen. Das Stromversorgungsnetz
im Gebiet des Hafens I soll an das städtische Elektrizitätswerk angeschlossen
and verstärkt werden. — Darmstadt. Die Stadtverordneten haben für
cine neue automatische Fernsprechanlage mit Zentrale im Stadthaus und
etwa 45 Nebenstellen 3,9 Mill. M bewilligt. — Dessau. Wie es heißt, beab-
sichtigt die Reichsbahn, hier eine große Reparaturwerkstätte für elektrische
Maschinen zu errichten. — Frankenberg (Sachsen). Für die Erweiterung
des Elektrizitätswerkes haben die Stadtverordneten die Aufnahme einer
Anleihe von 6 Mill. M beschlossen. — Genthin. Der Kreis wird für die
Elektrisierung eine weitere Anleihe bis zu 20 Mill. M aufnehmen. = Gollnow
(Pommern). Eine Anleihe von 7,5 Mill. Msollhauptaächlich der Erweiterung
des Hektrizitätswerkes dienen. — Gräfenroda (Thüringen). Hier steht
das Projekt einer elektrischen Anlage in Verbindung mit dem Plan, das Gas-
werk anzukaufen, zur Verhandlung. — Hagen. Wie berichtet wird, soll die
Anlage einer dritten Kraftzentrale geplant sein. — Hannover. Der preu-
Bische Staatsrat hatte gegen das vom Landtag kürzlich angenommene Gesetz
über die weitere Versorgung des Gebietes an der unteren und mittleren Weser
nit elektrischer Arbeit. (Errichtung eines Großkraftwerkes bei Hannover.
„ETZ“ 1922, S. 803) auf Grund eines Antrages seines Hauptausschusses Ein-
spruch erhoben, der erneut den Bedürfnisnach weis der Regierung bemängelte,
die Erteilung einer Blankovollmacht über 400 Mill. Man letztere beanstandete,
zumal diese Summe heute keineswegs ausreiche, und die Ansicht vertrat, daß
bereite bestehende Werke durch entsprechenden Ausbau in den Stand gesetzt
werden könnten, die erforderliche Energie zu liefern. Vom Landtag ist die
ısfolge des Einspruches nochmals an ihn zurückgelangte Vorlage nunmehr
trutz dessen nach längerer Debatte genehmigt worden. — Kaldenkirchen
(Rheinland). Für die Elektrizitätsversorgung wird mit einer Anleihe von
rd 7 Mill. M gerechnet. — Karlsruhe. Verhandlungen der badisch-sch wei-
v-rischen Kommission für den Ausbau des Oberrheins zwischen Basel und dem
Bodensee haben die Grundlagen für die Finanzierung der Rheinkraftwerke
wi Niederschwörstadt, Dogern und Rekingen und für die Bearbeitung der
einzelnen Entwürfe geschaffen. — Köln. Wie der ‚„Helios‘‘ nach dem
„Duisburger Gen.-Anz.‘‘ mitteilt, soll die Hauptstrecke der Schnellbahn
Köäln— Dortmund über Düsseldorf—Duisburg—Mülheim a. d. Ruhr— Essen
führt werden. Es ist beabsichtigt, von Duisburg eine Zweiglinie nach
Hamborn—Obcrhausen— Essen und von Hamborn eine solche nach Walsum
—Dinslaken— Wesel anzulegen. — Kranz (Ostpreußen). Das Elektrizitäts-
serk soll erweitert werden. — Krefeld. Der Kreis wird sich an dem Rhei-
usch- Westfälischen Elektrizitätswerk beteiligen. — Landsberg (Schlesien).
Die Stadtverordneten haben die Einführung elektrischer Beleuchtung ge-
whmigt. — Lübeck. Für die Erweiterung der Verteilungsstelle Schlutup
ind rd 0,7 Mill. M bewilligt worden. — Mainz, Für den Bau elektrischer
Bahnen nach Bretzenheim, Hechtsheim und zum städtischen Krankenhaus
sınd 15,2 Mill. M bewilligt worden. — Mannheim. Die Kosten für die Her-
stellung des Großkraftwerkes Mannheim werden nach der „Frankf. Ztg.“
stuerdings auf etwa 400 Mill. M veranschlagt. Daher soll das Aktienkapital
}:3 Unternehmens auf 120 Mill. M erhöht und die restlichen 160 Mill. M durch
Ausgabe von Obligationen beschafft werden, die die Gründer (Stadt Mann-
wım, Badenwerke, Pfalzwerke, Neckar A. G.) mit Beteiligung des Reiches
wwie der Länder Baden und Württemberg sicherstellen. — Säckingen
'Bsden). Die Errichtung eines Kraftwerkes beim Heidenwuhr ist projek-
“rt. — Stiege (Harz). Die Gemeinde soll ebenso wie Alrode und Hassel-
^lde an die Überlandzentrale angeschlossen werden. — Würzburg. Vom
A fsichtsrat der Kreiselektrizitätsversorgung Unterfranken A. G. ist der so-
iortige Ausbau der Hoch- und Niederdruckwerke bei Gemünden und der
Kraftzentrale bei Michlau beschlossen worden. — Zeitz. Eine Anleihe von
i2 Mill. M soll der Erweiterung des Elektrizitätswerkes dienen. — Zirndorf
'Eayern). Das Leitungsnetz soll mit einem Kostenaufwand von etwa 2,2
Mil. M umgebaut werden.
Von der Börse. — (19. VII. bis 25. VII. 1922.) Hatte die Berliner
iffektenbörse zu Anfang der Berichtszeit in der Hoffnung auf Wieder-
"ınführung des Bankgeheimnisses und Aufhebung des Depotzwanges sowie
unter der beruhigenden Wirkung, die die Vertagung des Reichstages aus-
.Mix & Genest, Berlin . ....
3. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 30. i 999
übte, bei fester Tendenz des Devisenmarktes etwas freundlichere Stimmung
gezeigt, so traten doch im weiteren Verlauf wieder Uneinheitlichkeit und
wachsende Zurückhaltung an deren Stelle; sowohl die Zwangsanleihe und
‘die bevorstehenden Kontrollmaßnahmen des Garantiekomitees, die erheb-
liche Steigerung des Notenumlaufes und der auch dem Ausland gegenüber
zu beklagende staaterechtliche Konflikt mit Bayern beeinträchtigten die
Geschäftslust wie Besorgnisse, die die Aussicht auf eine abermalige Erhöhung
der Kohlen- und Eisenpreise hinsichtlich der Konkurrenzfähigkeit unserer
Industrie und auf unvermeidliche Opfer des Reichs zugunsten der immer mehr
notleidenden Städte erregte. Die Kursgestaltung am Markt der Elektro-
werte entsprach größtenteils dieser allgemeinen Charakteristik.
Gesellschaften Höchster! 25. vn.
Letzte
Dividende
Accumul.-Fabr., Berlin ... ] 11 1140 1330 |1830
A. G. f. El. Anlg., Berlin À, — Er = -=
A.E.G. Berlin ........ 732 732 759 750
» — » Vorz-A. 115 | 115 | 116,50} 115,50
3 Pr Vorz.-B. er 132 128 132 130
Bergmann, Berlin ....... 568 568 600 580
Continent. Ges. Nürnberg ... = us = a
i j » Vorz.-A. 444 405 444 407,50
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . . 630 529 650 635
„ Niederl. „, De an — 610 650 630
„ Südam. ,, ae 2a 550 550 599 596
„ Kabelwerke, Berlin 481 4831 519 435
Elektra, Dresden .. ... Za d 260 235 261 261
362 360 377 360
455 455 480 472
268 265 279 265
815 815 840 821 -
480 430 500 485
25
8
16
3
7,25
20
0
5
5
6
20
10
El. Licht u. Kraft, Berlin ...| 15
16
10
25
20
20 620 585 650 B85
10
50
12
35
15
16
10
8
12
7
15
10
20
16,7
0
20
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin
E. W. Liegnitz . .. 22 2..
Felten & Guilleaume Carlsw. . .
Ges f. elektr. Untern., Berlin
Hackethal, Hannover . ....
Hamburgische E. W. .....
Körtings Elektr.-W., Berlin. . .
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.
343: | 325 | 343 |332
976 |1050 11050
400 | 385,25] 403 | 385,25
Ne)
I
Qə
C. Lorenz, Berlin .... 2... 750 739 770 745
Dr. Paul Meyer, Berlin. .... 370 370 383 370
475 452 475 465
290 290 337 337
Neckarwerke, EBlingen
330 330 335 325
Oberbayer. Überlandz., München
H. Pöge, Chemnitz ...... 45 | 415 | 450 | 430
33 PR Vorz.-A, 108 103 110 108
Rhein. El. A. G., Mannheim... . 420 385 420 | 400
hr F $ Vorz.-A. 108 105 108 105
M. Schorch & Cie., Rheydt . 520 520 533 533
Sachsenwerk, Dresden ..... 510 498 520 498
708 700 800 800
179,12| 175 179,25 | 175
1040 | 1040 1150 |1150
15 410 410 445 440
Teleph.-F. Berliner, Hannover . . | 20 491 4% 498 491
Fabr. 'sol. Drähte (Vogel), Berlin | 25+10 | 7% 175 810 775 __
Voigt & Haeffner. . . .' 20 660 660 0855 —
„ Vorz.-À. . . I Frank- | 20 560 560 680 —
Emag. Elektr.-A. G. .. furt 22 450 425 465 425
Main Kraftwerke, Höchst [ *YF 10 |315 301 319 | 319
Heddernh. Kupferw. u. | &-M.
Südd. Kabelwerke . . 20 670 660 700 660
Schuckert & Co., Nürnberg
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin
Siemens & Halske, Berlin
Stettiner E. W. ........
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je avs-
ländische Einheit) betrugen im Juli:
in
Christiania (Kr) . . . | — |10487| 9278| 8739| 86,79
nn : jag | Z [aa slide amd] 1990
ET gE | — | 2772| 2527| 2882| 23,52
Kopenhagen (Kr) .. | 5® — | 130,34| 117,65 | 111,51| 110,76
London (£) ..... B.S _ 9701,60 2444,40 2307,10 9292,10
New York (8)... . a | — | 605.24| 550,31 | 519,84 | 513,35
Österreich (K) . . . . È — 0,01 0,01 0,01 0,01
Paris (Fr)... .... ve — 50,14! 45,69! 43,15: 42,70
Prag (KE)...... o£ | = 14.93! 1243| 11,71] 11,94
Schweden (Kr)... . | Ag — | 15830| 142,72] 134,68, 133,83
Schweiz (Fr). .... si — 116,10, 104.87; 9888 97.43
Spanien (Pes) .. .. | _ 94,63) 85,39 | 80,95 | 79,50
Betriebsergebnisse. — F. W. Busch A. G., Lüdenscheid. 1921/22.
Fabrikaticnsgewinn (einschl. Zinsen und Kursgewinn): 6 148 318 M; Hand-
Jungsunkorten und Steuern: 3 164 726 M; Abschreibungen: 145 040 M; Rein-
gewinn mit Vortrag (133481 M): 2 972 033 M: Dividende: 45% auf 4,8
Mill. M. Stammaktienkapital; Vortrag: 148 103 M. — Bayerische Elek-
trieitäts-Werke, München. 1921. Roherträgnis: 6608019 M; Zinsen:
351 053 M; Unkosten (einschl. vertragsmäßiger Gewinnanteile): 1 983 507 M;
Steuern, ges. Versicherungsbeiträge: 1364 277 M; Rückstellung auf eigene
Unternehmungen: 1 445 780 M; degl. für zweifelhafte Forderungen :34 595 M;
1000
s
Elektrotechnische Zeitschrüt. 1922. Heft 30.
3. August 19RR.
Abschreibung (Gebäude, Maschinen): 90 895 M; Reingewinn mit Vortrag
(81 863 M): 2121793 M; Dividende: 15% auf 12 Mill. M Aktienkapital;
Vortrag: 27014 M. — Elektricitätswerke-Betriebs-A. G., Riesa.
1921. Betriebeeinnahmen: 4738 233 M; Betriebsunkosten: 4135827 M;
Sollzinsen: 107 647 M; Zuweisung zu Abschreibungen: 423 076 M; Rein-
gewinn mit Vortrag (915 M): 72599 M; Dividende: 8% auf 0,8 Mill. M
Aktienkapital; Vortrag: 5816 M. — Crefelder Straßenbahn A. G. 1921.
Leistung : 3,591 Mill. Rechnungskm im Personen- und Güterverkehr (3,062
i. V.); Betriebseinnahmen: 21 385 044 M; Betriebsausgaben: 19 297 544 M;
Rohbetriebsüberschuß: 2087 501 M; Einnahmen aus Zinsen und Mieten:
158 517 M; Ausgaben für Zinsen, Tilgung und Zuweisung für Erneuerungs-
rücklage für städt. Linien: 798 395 M; Erneuerungsrücklage: 1 850 000 M;
der Verlust von 402 377 M wird mit 202 862 M aus der ges. Rücklage gedeckt.
und nebst 997 140 M Verlust aus 1920 als Gesamtverlust von 1 196 656 M
vorgetragen; Gesellschaftskapital: 2,5 Mill.M.
WARENMARKT.
Akkumulatoren. — Die Accumulatoren-Fabrik, Berlin, hat für
Neuabschlüsse ab 20. VII. gültige allgemeine Verrechnungsbedingungen
festgesetzt, die hinsichtlich der Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen
der von der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotech-
nischen Industrie am Kopf ihrer Zuschlagslisten (2) angegebenen Berech-
n weise entsprechen. Für Aufträge, für die eine längere Lieferzeit als
3 Monate vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
Die Preise gelten nur für Lieferung und Verwendung der Gegenstände inner-
halb Deutschlands. Bei Lieferungen nach dem Ausland kommen höhere
Preise zur Berechnung, und die Differenz ist der Firma nachzuzahlen. —
Kohle. Die Kohlenproduktion des Deutschen Reichs (ohne Saar-
gnien hat im Juni 9,038 Mill. t Steinkohlen (10,295 i. V.), 10,487 Mill. t
raunkohlen (10,058 i. V.), 2,378 Mill. t Koks (2,223 i. V.) und 2,784 Mill. t
Preßkohlen (2,936 i. V.) ergeben. Im ersten Halbjahr 1922 stellt sich
damit die Gewinnung auf 69,488 Mill. t Steinkohlen (66,452 i. V.), 65,954
Mill. t Braunkohlen (59,877 i. V.), 14,606 Mill. t Koks (13,992 i. V.) und
16,827 Mill. t Preßkohlen (16,425 i. V.). Wegen weiterer Lohnforderungen
der Bergarbeiter im Ruhrbezirk ist eine neue erhebliche Steigerung der
Kohlenpreise eingetreten. — Erze. Minette wurde in der Berichtswoche zu 10
und 15 Fr/t je nach Gehalt gekauft. Französische Eisenerze von Briey
notieren etwa 15 Fr und solche von Longwy-Nancy 10 Fr/t ab Mine. —
Eisen. Der Roheisenausschuß des Eisenwirtschaftsbundes hat die Höchst- -
preise für Roheisen.mit Wirkung vom 1. VIII. wie folgt erhöht: Hämatit
10760 M, kupferarmes Stahleisen 10092 M, Gießereiroheisen I 9868 M,
dsgl. III 9798 M, Siegerländer Stahleisen 10 092 M, Spiegeleisen (8 bis 10%
Mn) 11 176 M, Gießereiroheisen luxemburger Qualität 9000 M, Temperroh-
eisen 10 704 M, Ferromangan (80%) 18580 M, dsgl. (50%) 17380 M (die
letzten beiden mit der bekannten Kursklausel). Der für Juli gewährte Rabatt
bleibt auch im August in bisheriger Form bestehen. — Für letztgenannten
Monat ist mit einer Steigerung der Walzeisenpreise (Stabeisen um etwa
3000 M/t) zu rechnen. — Gußwaren. Der Metallgießerei-Verband hat mit
Wirkung ab 15. VII. den Preis für Messingguß auf 154 M, für Rotguß und
Neusilber auf 178 M/kgerhöht. Das Umgie Ben wird mit 68 M/kg berechnet. —
Schrott. Der Berliner Markt notierte am 25. VII. für Kernschrott 6800 M,
für Späne 6400 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 7300 M/t
frei Berlin. Nach der „Ind. u. Hand,-Ztg.“ ist eine Verordnung des Reichs-
wirtschaftsministers zu erwarten, die die Versorgung der Großindustrie mit
Schrott sicherstellen soll. — Blei. Die Rheinisch-Westfälische Bleihändler-
vereinigung hat die Preise für gepreßte und gewalzte Bleifabrikate um
900 M auf 8500 M 100/kg erhöht. — Edelmetalle. Am 25. VII. wurden für
Gold 327 M/g, für Platin 1330 M/g und für Silber 11100 M/kg gezahlt. —
Dach- und Isolierpappe. Für Dachpappe mit 80er, 100er, 150er und
200er Rohpappeneinlage gelten die Richtpreise 37, 31, 22, 18 M/m?, bei
waggonweisem Bezuge auf den Verladebahnhof des Verkäufers geliefert,
gegen Barzahlung ohne Abzug. Für Isolierpappe hat der Fabrikantenverband
bei 80er, 100er und 125er Einlage als Richtpreise 45,50, 41,50, 37,50 M/m?
festgesetzt. — Baumwolle. In New York notierte Baumwolle am 25. VII.
21,65 cts/lb. Die Bremer Notierung vom gleichen Tage lautete auf 270 M/kg.
— Seide. Am niederrheinischen Seidenmarkt zahlte man etwa für Organsin
9700 M, Org. Grenadine 10000 M Grege 11/13 8500 M und für Chappe
200/2fach 4300 M/kg. — Gummi. Am 23. VII. notierte der Londoner
Markt für Crepe und Scheets loco 7%, d/lb und für August /September-Ware
75/.d/l!b. — Oleund Fette. Der Hamburger Markt fürMineralschmieröle
ist sehr fest ; z. Zt. werden folgende Preise gefordert: Heißdampfzylinder-
öl, Visk. 5 bis 6 bei 100°, Flp. 310/3200, 8 $; Sattdampfzylinderöl,
Visk. 4 bis 5 bei 100°, Fip. 270/2800, 6 $;hochflammige Maschinenöl-
Raffinate, Visk. 6,5 bis.7 bei 500, Flp. 220°, 8,30 $; dsel., Visk. 4,5 bis 5
bei 50°, Fip. 215°, 7,20 $: Maschinenöl-Raffinate, Visk. 8 bis 9 bei 500,
Fip. 190°, 7,65 $, dsgl., Visk. 4 bis 5 bei 50°, Flp. 180/185°, 5,80 $; Spindel-
öl-Raffinate, Visk. 4 bis 6 bei 20°, Flp. 150/160°, 4,308; Maschinenöl-
Destillat, Visk. 5 bis 6 bei 50°, Flp. 170/1800, 4,50 $/100 ke. Hierzu kommt,
wie schon im letzten Heft bemerkt, der jeweils gültige Zoll und bei Kauf
einschl. HolzfaB ein Zuschlag von 300 M/100 kg. — Paraffinöl für Diesel-
motoren kostet bei Kesselwagenbezug 910 M/100 kg ab Werk. Steinkohlen-
teertreiböl notiert z. Zt. etwa 750 M/100 kg ab mitteldeutschem Werk. —
Leinöl wird aus Holland zu 55.25 Gld/100 kg angeboten; am deutschen
Markt verkauft man es zu 105 M/kg. Rizinusöl l. Pressung kostet 112 M
und Ware 2. Pressung 106 M/kg. Terpentinöl notierte in New York am
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Jullus Springer in Berlin.
26. VII. 121 ots/Gallone. In Hamburg wurden kürzlich für amerikanische
Ware 230 M und für französische 235 M/kg verlangt. — Metallhalbfabri-
kate. Naeh Bericht der Rich. Herbig & Co., G. m. b. H., Berlin, betrugen
die Verbands-, Grund- und Richtpreise je 100 kg am 26. VII. unverbindlich
für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 24 400 M, Aluminiumrohr 32 000 M,
Kupferbleohe 19 100 M, Kupferdrähte, -stangen 18 800 M, Kupferrohre o. N.
21 680 M, Kupferschalen 21 000 M, Messingbleche, -bänder, -drähte 16 500 M.
Messingstangen 12 500 M, Messingrohre o. N. 20 000 M, Messing-Kronenrohr
24 000 M, Tombak (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen 20 500 M, Neu-
silberbleche, -drähte, -stangen 37 000 M, Schlaglot 14 000 M. — Altmetalle.
Am 26. VII. wurden am Berliner Markt folgende Preise gezahlt: für altes
ra 13900 bis 14000 M, unverzinntes Schwerkupfer 13600 bie
13 700 M, Maschinenrotguß 9600 bis 9700 M, Rotgußspäne rd 9500 bis 9600 M,
Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 7500 bis 7600 M, Messingkartuschen,
pulver- und eisenfrei, 10 000 bis 10 100 M, reine weiche Messingblechabfälle
9600 bis 9700 M, Messingschraubenspäne 7000 bis 7600 M, altes Weichblei
4450 bis 4500 M, Zinkzünderlegierungen 4300 bis 4400 M, Altzink 4200 bis
4300 M, Reiraluminium-Blechabfälle (98/99%,) 15400 bis 15500 M/100 kg
in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen. — Metalipreise. Die
Notierungen der Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw.
der Kommission des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen
sich ab Lager in Deutschland) lauten in M/kg: |
Metall 28. VI. | 26 VII. 24. VIL
Elektrolytkupfer (wire bars), |
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam... .... 170,87 162,65 l 155,21
Raffinadekupfer, 99/99,3% .| 150—152 ; 142—142,5 | 140,5—141,5
Originalhüttenweichblei . . .| 60-61 ; 55,5—56,5 55—66
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr ....... 70—71 : 63,5—65,5 62—64
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.) 69 | 66,34 6709
Plattenzink (remelted) von |
handelsüblicher Beschaffenheit] 57,5—58,5 | 50—52 ' 50—5l
Originalhüttenaluminium, |
98/99%% in Blöcken, Walz- oder | |
Drahtbarren ........ 219 i 206 | 202
dagl. in Walz- od. Drahtbarren i
9I a a ee N ; 221,5 208,5 | 204,5
Zinn, Banka, Straits, Austral. l |
in Verkäuferswahl . . . . . .| 397—399 | 364—366 | 355—357
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 393—398 ' 360—362 ; 350—352
Reinnickel, 98/99% .....» 340—350 ' 310—315 | 305—310
Antimon-Regulus ...... 55—56 : 51-52 ; 50-51
Silber in Barren rd 900 fein für |
l kg iein. . 222222. 11600—11625'11100— 11150|11000—11100
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal’ am
28. VII. 1922 für 1 ton (1916 kg) notiert:
£ s d £ s d
*Kupfer: best selected ........ . 6 0 Obis 8 0 0
* „ electrolytic ... 22 22.0. 0100, 71 10 90
* „ wire bars . 2 2.222 2 2 20. 71 19.70, et.
* „standard, Kasse ....... 63 176, 6& 0 0
” 5 3 Monate. ..... 4 2 6, 6&4 5 0
Zinn: standard, Kasse... ...... 161 10 0 „ 161 15 0
S m 3 Monate . ...... 161 10 0 „ 161 15 ©
» Braten 162 0 0 „ 162 10 ©
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei. . 25 5 0. 4 12 6
= gew. engl. Blockblei . . ..... -— - —- „ -70{-
Zink: gew. Sorten . . ». 222 2220. 0 7 6, 1 œ
i remelted . 2 2 2 2 2 2 2 2 2. 28 10 0, —- — 7
» engl. Swansea . . . 222220. 30 10 © lieferbar Swansea
Antimon: engl. Regulus ........ 32 £ 10 8/35 £ net. je nach Menge-
Aluminium: 98 bis 99% ....... 105 £ Inland, 110 £ Ausland.
Nickel: 98 bis 99% garantiert ..... 160 £ (In- und Ausland).
Wismut: je lb. . 2.22 2 2 2 2 nn ea 9 s.
Platin: je Unze nom. ... 2.2... 19 £. 10 s.
Quecksilber: nom. für die 75 lbs.-Flasche 11 £ 10 s.
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6 d/13 ».
In New York notierten am 29. VII. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00;
Eisen 27,00; Blei 5,75; Zink 6,12; Zinn 32,50 cts/lb.
EEE a a E E S a E a aa
Berichtigung.
In dem Bericht über die Hauptversammlung der Vereinigung der
Elektrizitätswerke in Wiesbaden ist über die BrownBover
Cie. A. G., Mannheim, am Schluß auf S. 937, Spalte 2, Absatz 2, letzte
Zeile, gesagt: „Das Stammhaus befindet sich bekanntlich in B%
(Schweiz) ”, dies ist ein Irrtum des Verfassers gewesen. Es sei daher
festgestellt, daß die BBC, Mannheim, vollkommen sel batir
dig ist und mit der Schweizer Firma nichts als den Namen und
Patente gemeinsam hat. K.Porlewitz
Abschluß des Heftes: I. August 1922.
or rn a nn 0.
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Inhalt: Die Versorgung Berlins mit Fern-
strom, Von R. Wichmann. 1001,
Die Steigerung der Empfindlichkeit In der techn.
Elektronik nach den Anforderungen des Maschi-
nenbaues. Von F.W.Meyer (Forts.). 1004,
Ein kleiner Akkumulatorenwagen mit Spil. 1009.
Mittellungen d. P. T. R. Bekanntmachung Nr. 155
über Prüfungen und Beglaubigungen durch die
elektrischen Prüfämter. 1011,
Rundschau. Elektromaschinenbau.
1011. Neues Verfahren zur Erzeugung hochgespann-
ten Gleichstroms für Kraftübertragungszwecke.
MeßgeräteundMeßverfahren. 1011.
Neue Form von Schmelzsicherungen. — Messung
großer Wassermengen. ,
Apparatebau. 1012. Selbsttätige elektr.
Abstell- und Bremsvorrichtung für Drahtverseil-
maschinen.
HEFT 31 (1001—1024)
LTE
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Cn VENTILATOREN 7?
Reichhaltıges-Lager
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Verkehr und Transport. 1013. Neue
Bahnelektrisierungen in’ Frankreich. — kıne ameri-
kanische Kommission zum Studium des Berliner
Verkehrs.
Landwirtschaft, 1013. Dampt- oder Elek-
trizität als Antriebskraft für Dreschsätze. — Vor-
züge des elektr. Betriebes in. Molkereien.
Fernmeldetechnik. 1013 Das Ziehen des
Zwischenkreisröhrensenders bei kapazitiver Kopp-
lung.
Allgemeiner Maschinenbau. 1013.
Verbesserte Regelung einer Doppelturbine bei Aus-
rüstung mit zwei Regulatoren,
Jahresversammlungen,Kongres-
se, Ausstellungen. 1014,
Verschiedenes, 1014 Gebührenzuschlag
Nr,2 der, P. T. R.. Abt. IL — Eine Techn, Zentral-
bibliothek für Frankfurt. — Psychotechu. Lehrgang
der Techn. Hochschule Berlin. — Jubiläum der Rhein-
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BERLIN, DEN 7. AUGUST 1922
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
elektra. — Geselschaft von Freunden der Leobener
Hochschule. — Jubiläen.
Energliewirtschaft, 1015. Preisfestset-
zung für Lieferung von Elektrizität, Gas und Wasser.
— Die Elektrizität im deutsch-polnischen Abkommen
über Oberschlesien. — Zum Österr. Elektrizitäts-
wegegesetz. — Kraftversorgung der Insel Formosa.
— Kolilenverkokung bei niederer Temperatur.
IJIudustrie und Handel, 1017. Chiles
wirtschaftliche Lage.
Vereinsnachrichten. VDE, 1017. Kreuzung von
Starkstromfreileitungen mit Reichs-Telegraphen- und
Fernsprechleitungen.
Rechtspflege. 1021.
Literatur. Bespre chungen, 102. G. 8ie-
gel, Elektricitäts-Lieferungs-Gesellschaft,
Eingänge. 1023.
Geschäftliche Mitteilungen, 1023,
Warenmarkt. 10.
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” METALLGEHAUSE
FUR DOST- U, HAUSVERKEHR
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II Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31. 7.August 1922.
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Technische Herbst-
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[12] BERLIN 503
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Elektrotechnische Zeitschrift
1001
(Zentralblatt für Elektrotechnik) |
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriflleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W 9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 7. August 1922.
Heft 3.
Die Versorgung Berlins mit Fernstrom.
Von Rudolf Wiehmann, Bad Salzbrunn.
Übersicht. Nach ciner kurzen Besprechung der zur Stromver-
sorgung Berlins zur Verfügung stehenden Linien .und ihrer Leistungs-
fähigkeit wird die Möglichkeit der Steigerung der Stromversorgung durch
. Verbesserung des Leistungsfaktors, Hinzuführung neuer Linien und Er-
höhung der Übertragungsspannung untersucht und werden diese ver-
schiedenen Möglichkeiten in Hinsieht auf ihre Zweckmäßigkeit gegen-
einander abgewogen. Zum Schluß werden einige technische Angaben
über die Linie Trattendorf-Berlin gemacht.
Als seinerzeit die Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft
Deutschlands beschlossen und sofort in Angriff genommen wurde,
war es naheliegend, in erster Linie die Stadt Berlin hierfür mit
auszuersehen. Es bestand bereits ein mit aus der Grube Golpa
gewonnener Kohle betriebenes Kraftwerk in Zschornewitz,
welches die Berliner städtischen Elektrizitätswerke mit elek-
trischem Strom von 100 kV Spannung durch eine 132 km lange
Fernleitung versorgte. Dieses Werk lieferte monatlich etwa
12 Mill. kWh bei einer Grundbelastung von rd 3000 kW nach
Berlin. Die Stromabnahme erfolgt in Rummelsburg bei .Berlin in
einem dort in der Nähe des städtischen Kraftwerks errichteten
Transformatorenunterwerk. Die gesamten Kraftwerks- und Lei-
tungsanlagen gingen in den Besitz des Reiches über, und man
entschloß eich, da die Grenze der Leistungsfähigkeit dieser Fern-
übertragung, die aus einer Doppelleitung mit einem Gesamtquer-
schnitt von 2X 3 X 120 mm? Aluminium besteht, nahezu erreicht
war, eine zweite Fernstrecke mit der gleichen Übertragungs-
epannung auszuführen, für welche ein besonderes Werk den
Strom liefern sollte. Dieses zweite Werk wurde im Lausitzer
Braunkohlenrevier, u. zw. in Trattendorf, in der Nähe von Sprem-
berg, errichtet (s. Abb. 1).
Die Länge dieser zweiten Leitung ist die gleiche wie die von
Zschornewitz nach Rummelsburg. Während aber die zuletzt er-
wähnte in Rummelsburg in einem Transformatorenhause endigt
und von dort das Netz der städtischen Elektrizitätswerke speist,
wurde die Leitung von Trattendorf bis nach Friedrichsfelde ge-
führt und hier ein Schalthaus errichtet, an welches sich eine
von der Stadt Berlin erbaute Fernleitung von 16 km Länge an-
schließt und den Strom unter der gleichen Spannung bis zum
städtischen Kraftwerk in Moabit weiterleitet, woselbst die nötigen
Transformatoren zur Umformung der Spannung aufgestellt sind.
Außerdem ist eine Verbindungsleitung von Rummelsburg
nach Friedrichsfelde ausgeführt, so daß man also von Trattendorf
aus auch nach Rummelsburg speisen kann, ebenso wie von
Zschornewitz nach Moabit. Zu dieser zweiten Strecke, welche
ebenfalls als Doppelleitung ausgeführt ist, ist Stahlaluminiumseil
verwendet. Sie besteht aus Seilen von insgesamt 2 X 3 X 150 mm?
Aluminium mit je einer Stahlseele von 50 mm?, welche mittels
Hängeisolatoren an EBisengittermasten aufgehängt sind, deren
raversen in Tannenbaumform angeordnet sind.
Seit Ende des Jahres 1921 ist diese zweite Fernübertragung
im Betrieb, allerdings unter Umgehung der Schaltstation in
F'riedrichsfelde und des Kraftwerkes in Trattendorf, welche beide
noch nicht fertiggestellt sind. Der elektrische Strom wird viel-
mehr einem bestehenden Werke in Lauta entnommen und durch
eine Fernleitung von Lauta nach Trattendorf geführt, welche dort
an die Fernleitung nach Berlin angeschlossen ist.
Da man eich entschlossen hatte, in Friedrichsfelde eine
Schaltstation zu errichten, um von dort aus sowohl nach Moabit
als auch nach Rummelsburg speisen zu können, so wurde in Rum-
melsburg die Anlage einer zweiten Schaltstation notwendig, denn
die dortige Transformatorenstation, in welche die von Zschor-
newitz kommende Leitung endigt, ist voll besetzt und bot keine
Möglichkeit, die für den Anschluß der Verbindungsleitung von
Friedrichfelde nach Rummelsburg nötigen Apparate aufzunehmen.
Die Anordnung der beiden von Zschornewitz und von
Trattendorf nach Berlin führenden Doppelleitungen, daß jede von
ihnen sowohl nach Rummelsburg als auch nach Moabit speisen.
kann, hat die Anlage zweier Schaltstationen und einer 100 kV-
Werbindungsleitung von etwa 7 km Länge erforderlich gemacht.
Ob die Kosten, die diese Hilfsanlage bedingt hat, dem von ihr er-
hofften Vorteil entsprechen, dürfte wohl zweifelhaft sein. Außer-
dem vergrößert jede Schaltstelle die Gefahr von Betriebs-
störungen. l
Die durch die beiden Linien Zschornewitz—Berlin und Trat-
tendorf—Berlin geschaffene Übertragungsmöglichkeit ist folgende:
Mit der Doppelleitung von Zschornewitz nach Berlin lassen
sich unter Voraussetzung eines Spannungsabfalls von rd 9%
und bei dem mit der Stadt Berlin vertraglich festgelegten Lei-
stungsfaktor von cos @ = 0,9 rd 40000 kVA übertragen. Diese
Leistung kann durch Phasenschieben bis auf rd 57000 kVA bei
cos g@=1 erhöht werden. Ist eine der beiden Leitungshälften
außer Betrieb, so kann durch die andere unter Zuhilfenahme der
maschinellen Einrichtungen der Städtischen Elektrizitäts-Werke
in Benin als Phasenschieber noch rd 28500 kVA übertragen
werden.
PR
zZ
babit |
N Schaltwerk
MN | reanchsfeioe
Trattendor,
Abb. 1. Elektrische Fernversorgung Berlins von Zschornewitz
und Trattendorf aus.
Mit der zweiten Doppelleitung von Trattendorf nach Moabit
ist man imstande, bei cos ọ = 0,9 und dem gleichen Spannungs-
verlust wie in der Linie von Zschornewitz nach Rummelsburg
rd 44000 kVA und höchstenfalls bei cos ọ = 1 rd 70000 kVA zu
übertragen. Mit beiden Linien zusammen’ lassen sich also bei
cos @=0,9 rd 84000 und höchstenfalls bei cos g=1 rd 127000
kVA nach Berlin einführen. Zahlentafel 1 zeigt die durch jede
der beiden Doppelleitungen und durch beide zusammen bei einem
Spannungsverlust von 9% und bei verschiedenen Leistungs-
faktoren übertragbare Leistung, den Gewinn, welcher durch
Phasenschieber erzielt werden kann, die Größe der zugehörigen
Phasenschieberleistung sowie die unter diesen Verhältnissen er-
zielbaren Werte für jede einzelne der beiden Doppelleitungen und
damit also den Ausfall bei Außerbetriebsetzung einer Leitungs-
hälfte einer der beiden Doppelleitungen. Außerdem läßt sich
an Hand der Tabelle ohne weiteres feststellen, um wieviel die
nach Berlin übertragbare Leistung durch Hinzufügung einer
unter denselben Verhältnissen arbeitenden dritten Doppelleitung
.noch gesteigert werden könnte. `
1002
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 31.
7. August 1922.
Zahlentafel 1.
Leistungsfähigkeit der Leitungen Zschornewitz—Berlin und
Trattendorf—Berlin bei 9% Spannungsabfall.
Lei Zschornewitz— | Trattendorf— meide
| A ST Berlin Berlin zu-
Linie SARESTI , sammen
faktor |Einfach-| Doppel-|Einfachb-; Doppel-| 4 Lei-
leitung | leitung4 leitung | leitung | tungen
cos P kVA kVA kVA kVA
1 28 500 | 57.000 | 35 000 | 70 000 | 127 000
Übertragbare 0,985 | 24 000 | 48 000 | 28 000 | 56 000 | 104 000
Leistung bei 0,95 | 21 250 | 42 500 | 24 700 | 49 400 | 91900
09 20 000 | 40 000 | 22 000 | 44 000 | 84.000
Gewinn in kVA bei 1 8 500 | 17 000 | 13 000 | 26 000 | 43 000
Erhöhung des cos ¢ k 0,985 f 4000 | 8000 | 6000 | 12000 | 20000
von 0,9 auf 0,95 1250 | 2500| 2700 | 5400 | 7900
Benötigte Phasen-
Schieben von cos @ || 095 | 3250| 6500| 3200 | 6400| 13.00
= 0,9 auf
Danach läßt sich die Menge an Brennmaterial bzw. der hierzu
verwendeten Güterwagen feststellen, deren Zu- und Abfuhr nach
Berlin durch die Anlieferung elektrischer Energie erspart werden
kann. Rechnet man für die Höchstleistung von 127000 kW als
Grundbelastung mit einer jährlichen Betriebsstundenzahl von
5000 und einem Kohlenverbrauch von 1,1 kg/kWh, so ergeben sich
127 000 X 5000 X 1,1= rd 698 500 t oder rd 70000 Eisenbahnwagen
zu je 10 t, deren Fahrten von der Kohlengrube und wieder zurück
dadurch vermieden werden (bzw. die entsprechende Menge Kähne
bei Transport auf dem Wasserwege), außer der für die Loko-
motiven und gegebenenfalls für die Fortbewegung der Kähne
nötigen Kohle. Es ist also eine ganz beträchtliche Entlastung
der Eisenbahn bzw. des Schiffsverkehrs, welche hiermit sich er-
reichen läßt.
Es liegt nun die Frage nahe, ob es vorteilhafter ist, im Falle
daß die Nachfrage nach elektrischem Fernstrom in Berlin noch
steigt, wie schon angedeutet, eine dritte Doppelleitung mit der-
selben Spannung (100 kV) nach Berlin zu verlegen. oder die vor-
handenen Doppelleitungen oder nur eine dieser auf eine höhere
Spannung (150 kV) umzubauen. Bei der Linie von Zschornewitz
nach Berlin-Rummelsburg dürfte diese Spannungserhöhung auf
beträchtliche Schwierigkeiten stoßen; bei dem Bau der Linie
Trattendorf nach Berlin-Friedrichsfelde hat man aber bereits eine
möglicherweise später. notwendig werdende Spannungserhöhung
erwogen. Sie dürfte hier daher leichter ausführbar sein.
Zahlentafel 2 zeigt, welche Leistungen sich durch 3 Doppel-
leitungen für 100 kV und welche sich durch eine Doppelleitung
für 100 kV und eine auf 150 kV umgebaute Doppelleitung über-
tragen lassen.
Zahlentafel 2.
Leistungsfähigkeit dreier Doppelleitungen für 100 kV gegenüber
zweier Doppelleitungen, deren eine für 100
150 kV gebaut ist.
kV, die andere für
Zschorne-
witz— Zschorne-
. | „Berlin, diaa
Lei- Tratten- | Zschorne-| Tratten- Berlin
Linie stungs- | dorf— witz— dorf-- Un ratten;
faktor | ‚Berlin | Berlin | Berlin | Berlin
ns-
Doppel- gesamt
Übertragene 100 u.
Spannung 100 kV | 100 kV | 150 kV 150 kV
kVA kVA kVA
197 000 | 57000 150 000
Übertragbare 160000 | 48000 | 120.000
Leistung bei 141 300 | 42 500 104 000
128 000 | 40 000 96 000
Gewinn in kVA bei 69 000 | 17000 54 000
Erhöhung des cos @ 32 000 8 000 24 000
von 0,9 auf 13 300 2 500 8 000
Benötigte Phasen-
schieberleistung zum pe 2 F en ur oe
Schieben von cos @ 19 200 6500 14 000
= 0,9 auf
Wie aus Tabelle II ersichtlich, ist die übertragbare Leistung
in beiden Fällen ungefähr gleich. Die Sicherheit ist aber bei drei
Doppelleitungen natürlich wesentlich größer. Auch wenn eine
der Doppelleitungen außer Betrieb gesetzt ist, ist der Ausfall bei
drei Doppelleitungen wesentlich geringer. Dieser beträgt nach
Zahlentafel 3 höchstens: ;
Zahlentafel 3.
Leistungsausfall bei Versagen einer Doppelleitung.
Betriebsart 3 Toppe opon | Donpelleitung u ai
COS Ọ kVA i kVA
1 70 000 150 000
0,95 49 400 104 000
Die Überlegenheit der Anlage mit einer dritten Doppelleitung
gegenüber der, bei welcher die Spannung in einer der vorhandenen
Leitungen erhöht ist, fällt klar ins Auge, und sie müßte schon
durch wesentlich geringere Anlage- bzw. Betriebskosten wett ge-
macht werden, wenn man sich zu der letzteren Lösung ent-
schließen sollte. Dieses trifft aber auch nicht zu, denn der in
beiden Fällen gleich große Leistungszuwachs verlangt beider-
seitig die Hinzufügung gleich großer maschineller Anlagen und
Apparate, welche bei 150 kV ‚wesentlich teurer sind. Hierzu
kommen außerdem noch die Kosten für die Transformatoren zur
Umwandlung der Spannung von 150 auf 100 kV in Berlin, falls
man nicht auf die durch die Verbindungsleitung von Rüinmels-
burg nach Friedrichsfelde geschaffenen Schaltmöglichkeiten ver-
zichten will. Bei den Betriebskosten sind die Kosten für Unter-
haltung und Erneuerung für die hinzukommende dritte Fern-
leitung wesentlich niedriger als für die bei der 150 kV-Leitung
hinzukommenden Transformatoren und Apparate. Diese Kosten
werden die Mehrkosten der Anlage einer neuen Doppelleitung
für 100 kV annähernd ausgleichen.
Allerdings werden, um die Fernleitungen voll ausnutzen zu
können, sehr große Phasenschieberscheinleistungen erforderlich.
Die Neuanschaffung solcher Phasenschieberanlagen würde sehr
große Kosten verursachen. Sie könnten außerdem, um die Lei-
tungen von dem Phasenschieberstrom zu entlasten, nur in Berlin
aufgestellt werden. Hier aber sind bereits in den Städtischen
Elektrizitäts-Werken eine ganze Anzahl Maschinen vorhanden,
welche zur Phasenschiebung herangezogen werden können, und,
da diese Maschinen zum weitaus größten Teil jedenfalls aus der
Vorkriegszeit stammen, so ist ihr Anschaffungswert ein wesent-
lich niedrigerer, als wenn sie neu beschafft werden müßten. In-
folge dieser günstigen Umstände können tatsächlich auch große,
sonst nicht mehr rentable Phasenschieberanlagen noch mit Vor-
teil verwendet werden, so daß sich auch die Leitungen weit mehr
ausnutzen lassen, als sonst möglich wäre.
Was nun die Frage betrifft, die Spannung in einer der
Doppelleitungen auf 150 kV zu erhöhen, um mit der so erhöhten
Spannung weitere Stromgebiete, die über Berlin hinausliegen, zu
versorgen, also z. B. Pommern, Stettin und andere, so könnte dies
nur dann in Frage kommen, wenn in Berlin selbst nicht der
nötige Absatz an Strom für die mit 150 kV Spannung betriebene
Leitung vorhanden wäre.
Dies ist aber voraussichtlich nicht der Fall, denn außer für
die dortigen Elektrizitätswerke und sonstigen Großabnehmer
würde für die Versorgung der Stadt-, Ring- und Vorortbahnen
Berlins eine so große zusätzliche Energiemenge erforderlich sein,
daß sie sich durch die von Trattendorf nach. Berlin verlegte
Doppelleitung nicht mit bewältigen lassen würde.
Im übrigen muß, je weiter eine Verbrauchsstelle von der
Erzeugungsstelle entfernt liegt, desto höher bei gleicher Über-
tragungsspannung die spezifische Belastung der Leitung bezogen
auf die Streckeneinheit (k\V/km) sein, um die Energie bei sonst
gleichen Umständen zum gleichen Preise für die übertragene
Einheit (kWh) abgeben zu können. Wollte man die Fernleitung
bis nach Stettin führen, d. h. auf eine Entfernung von Trattendorf
von rd 238 km, und würde man dort mit einer Grundbelastun?
von rd 10000 kW rechnen, so ergäbe dies 10000 : 338 = rd
42 kW/km. Eine Übertragung nach Berlin, d. h. auf 132 km,
würde aber bei dem dort zu erwartenden viel größeren Verbrauch
wesentlich günstigere Ergebnisse haben. Rechnen wir nur mit
einem Verbrauch von 86000 kW (96000 kVA X cos ọ = 09,
Z,ahlentafel 2), so ergäbe sich eine spezifische Belastung von
86 000 : 132 = 651 kW/km. Die reinen Übertragungskosten durch
die Leitung wären also nach Stettin rd das 15fache der Fort-
leitungskosten nach Berlin, bezogen auf die kWh.
Es dürfte unter diesen Umständen fraglich sein, ob man sich
dazu entschließen würde, die Leitung auszuführen, und nicht
besser vorher andere, in geringerer Entfernung vom Kohlen-
revier liegende Versorgungsgebiete mit größerer Absatzmöglich-
keit vorzieht.
Ob man bei späterem Ausbau der Fernversorgung Berlins
eine weitere Doppelleitung mit 100 kV ausführen soll, oder ob
7. August 1922.
man die Leistungsfähigkeit der vorhandenen Leitungen durch
Anwendung von Phasenschiebern steigern oder die Spannung der
vorhandenen Doppelleitung auf 150 kV erhöhen und hier .ge-
gebenenfalls wieder eine Leistungssteigerung durch Phasen-
schieber vornehmen soll, ist letzten Endes eine Kostenfrage, und
zwar handelt es sich nicht nur um die absolute Höhe der Anlage-
kosten, sondern es sind vor allem die Betriebskosten einschließ-
lich Verzinsung, Amortisation und Erneuerung ausschlaggebend.
Diejenige Lösung ist vorzuziehen, bei welcher die Kosten für die
übertragene kWh am geringsten werden. Nimmt man die Anzahl
der jährlichen Betriebsstunden in allen Fällen gleich an (Grund-
belastung), so können die Betriebskosten auch auf ein über-
tragenes kW und Jahr bezogen werden.
Doppelleitung 100 kV \vierfachleitung 100k \Doppellertung 150 kV
ohne | mit ohne mi h
”
ohne mi
y 00 Phasenschieber Phasenschieber Phasen ao-
BA Een SEE OEE) EEN ESSER EE
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z EDE
EL
k T
a = Anlagekosten der Transformatoren- u. Schaltanlage im Kraftwerk.
= - . a Fernleitung.
e= “ „ Schalt-bzw. Transformatorenanlagei. Berlin-Friedrichsfelde.
d= & „ Phasenschieberanlage in Berlin.
e= á insgesamt.
Abb. 2. Fernleitungs-Anlagekosten der Strecke Trattendorf-Berlin für ein
übertragenes kW bei verschiedenen Ausführungsarten.
In Abb. 2 sind die Anlagekosten für diese Übertragung, d. h.
die reinen Fernleitungskosten einschließlich derjenigen für die
Schaltanlagen und die Transformatoren-Unterwerksanlagen, be-
zogen auf ein kW, sowie der Anteil der Einzelkosten in Prozenten
der Gesamtkosten für die verschiedenen möglichen Fälle zu-
sammengestellt.
Infolge der gewählten Größe der Maschinen bzw. Transfor-
matoren und Phasenschieber stimmt die Höchstleistung des Kraft-
werks nicht in allen Fällen mit den höchsten durch die Fern-
leitungen übertragbaren Leistungen überein. Daraus ergibt sich,
daß die Fernleitungsanlagekosten für ein kW bei 100 kV-Doppel-
und -Vierfachleitung nicht gleich sind.
Als üibertragbare Leistung ist angenommen im Falle:
I. Doppelleitung für 100 kV ohne Phasenschieber: 49000 kW
IL n „ 10 „ mit P : 76000 „
HL u „ 100 „ ohne 7 90000 ,
IV. i „ 10 „ mit = 152000 „
V. a „ 150 „ ohne j 90000 „
VL 150 „ mit n 160000 ,,
n” 19
Dabei ist die Leitung ausgenützt im Falle:
I I II IV V VI
mit 100 100 8 100 86 970%.
Bei Anlage ohne Phasenschieber ist angenommen, daß ein
cos ¢= 0,9 mit den vorhandenen Mitteln erreicht wird; bei
solchen mit Phasenschiebern ist eine Steigerung bis auf cos ọ= 1
angenommen. Die Kosten der Phasenschieber sind bei Neu-
beschaffung derselben geschätzt.
Den Anlagekosten ist die Preislage vom Anfang des Jahres
1920 zugrunde gelegt. Diese Kosten sind infolge der inzwischen
weiter vorgeschrittenen Preissteigerung wesentlich höher ge-
worden. Da es sich hier aber nur um einen Vergleich der ver-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31.
1003
schiedenen Systeme untereinander handelt, so ist dies für den
Zweck dieser Arbeit ohne Belang.
Es ergibt sich aus Abb. 2, daß die Fernleitungsanlagekosten
für 1 kW bei einer Doppelleitung für 150 kV mit Phasenschieber
am billigsten werden, ferner, daß die Anlagekosten einer Doppel-
leitung mit 100 kV und Phasenschieber die gleiche Höhe haben
wie die einer Vierfachleitung mit 100 kV ohne Phasenschieber;
auch die Anlage eines Phasenschiebers bringt bei der Vierfach-
leitung keine Verringerung der Kosten.
Bei den 150 kV-Leitungen ist vorausgesetzt, daß diese von
vornherein einschließlich der Transformatoren und Apparate für
150 kV gebaut sind. Würden die Anlagen erst nachträglich von
100 auf 150 kV umgebaut, so würde die Lage wesentlich un-
günstiger werden.
In Abb. 3 sind die Betriebskosten in Kurvenform angegeben,
u. zw. auch hier die reinen Fernübertragungskosten, welche diese
=
SELBER EEE
I U ER U DD DD EEE EEE ER ER Tawera
0. 20 w_0 80 WO NO WO %0 9180 200
Jährlich abgegebene Leistung in DOOKW
l Kurve a = Stromkosten bei Doppelleitung f. 110 kV obne Phasenschieber.
n = = » Vierfach „ „10 u s» z
n c= u „n Doppel „ „10, mit =
n = n n ” r ” 150 n ohne ”
n e= 2 „ Vierfach „ „10 „ mit n
$ = a „ Doppel „ „liO mn a n
aw g= ` n Vierfach „ „150 ,„ n n
Abb. 3. Fernleitungs-Betriebskosten der Strecke Trattendorf-Berlin für ein
übertragenes kW und Jahr bei verschiedenen Ausführungsarten der Anlage.
verschiedenen Anlagearten verursachen würden, und außerdem ist
eine Kurve der Betriebskosten für eine Anlage mit einer Vier-
fachleitung von 150 kV mit Phasenschiebern aufgenommen.
Es geht aus diesen Kurven über die Betriebskosten für 1 kW
und Jahr hervor, daß, um zu einem annehmbaren Preise zu ge-
langen, in allen Fällen ungefähr die volle Leistung übertragen
werden muß, für welche die Leitungen bemessen sind. Bei
fallender Übertragungsleistung steigen die Kosten rasch an.
Die Kurve a entspricht der vorhandenen neuen Fernüber-
tragungsanlage (Trattendorf—Berlin), Doppelleitung, 100 kV,
ohne Phasenschieber. Die Linie Zschornewitz—Berlin ist wegen
der wesentlich geringeren Anlage- und Betriebskosten, die diese
Linie infolge ihrer früheren Fertigstellung verursacht hat, außer
Betracht gelassen.
Kurve b zeigt den wesentlichen Vorteil, den die Anlage einer
weiteren Fernleitung von 100 kV ohne Phasenschieber durch Ver-
ringerung des Strompreises verursachen würde.
Würde an Stelle einer weiteren Doppelleitung die Aufstellung
von eigenen Phasenschiebern, zur Erhöhung des Leistungsfaktors
von 0,9 auf 1, gewählt, Kurve c, so würde trotz größeren Strom-
absatzes sich der Preis für 1 kW u. Jahr gegenüber Kurve a
nicht ermäßigen; eine Folge der Verluste in den Phasenschiebern
und den zugehörigen Transformatoren sowie der höheren Unter-
haltungs- und Erneuerungskosten dieser Anlageteile gegenüber
denen der Leitungen.
Auch bei Vierfachleitung 100 kV mit Phasenschieber,
Kurve e, würde der Preis höher sein als bei Anlage ohne eigene
Phasenschieber, Kurve b.
Die Kurven für 150 kV, d, f und g, zeigen deutlich, daß diese
Spannung für die zu übertragende Leistung bei der gegebenen
Übertragungslänge zu hoch ist. Die Stromkosten würden zu
groß werden. Sie würden erst bei einer weit größeren zu über-
tragenden Leistung als in absehbarer Zeit in Berlin zu erwarten
ist, auf einen annehmbaren Preis sinken.
Am günstigsten sind die Kosten für Vierfachleitung mit
100 kV ohne eigene Phasenschieber (Kurve b). Hiermit lassen
sich rd 90000 kW übertragen. Hierzu kommen noch ungefähr
36000 kW, welche durch die Leitung von Zschornewitz nach
Berlin übertragen werden können. Durch Erhöhung des Lei-
stungsfaktors bis auf 1 läßt sich die übertragbare Gesamtleistung
bei diesen drei Doppelleitungen auf rd 195 000 kW steigern.
Es liegt also vorläufig kein Grund vor, eine Spannungs-
erhöhung auf 150 kV für Berlin in Betracht zu ziehen.
1004
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31.
7. August 1922.
Zum Schluß seien noch einige technische Daten der Fern-
leitung Trattendorf—Berlin gegeben:
Streckenlänge»: e rl e mour u 2 a u re
Übertragungsspannung am Streckenanfang . . . . . .
Leitungsmaterial: Aluminium mit Stahlseele.
Anzahl und Querschnitt der Leitungen . . . . 2 <3 >x< 150 mm? Al
+2x3.>< 50mm? Fe
Leitungsmaterial: . Aluminiumseil mit Stahlseele.
Leitungsdurchmesser . . . 2: 2. m rn re. 1,84 cm
Leitungsgewicht p. m Draht . . .... 2 2 2 2 20. 0,836 kg
senkrechter Leitungsabstand . . . . .. 2 2 2 2 2a. 35m
Mastabstand im Mittel . 2. 2: 2 or oo re. ca 240 m
Höhe der Masten über dem Erdboden. ........ 25m
Beanspruchung des Aluminiumseils: das Aluminiumseil trägt
nicht mit.
Höchstbeanspruchung des Stahlseils. . . : . . . .. . 30 kg/mm?
Festigkeit des Stahlseils . . . .. .. 2.2.2.2... .:110kg/mm?
Blitzseil-Material: Stahl.
Blitzseil-Quverschnitt ae ee ee ee aeg 50 mm?
Blitzseil-Höchstbeanspruchung . . ..... 22.0. 18 kg/mm?
Blitzseil-Festigkeit . . . 2: 2 2 En En ne. 110 kg/mm?
Blitzseil-Dutchmesser . ... . . le ar ee fan 9
mm
Blitzseil-Anbringung 2 m über Mastspitze
Isolatoreniype: Kappenhänge und Kappenabspannisolatoren.
Anzahl pro Aufhängepunkt . >.. : 2 2 2 2 2 2 2 0 6 Stück
Maste je Kilometer:
Tragmaste . 2... : Coon 3,32 Stück
Abspann-Eck-Kreuzungs- und Verdrillungs-
mastè u e ai isn 076 u
Insgesamt 4,08 Stück
Mastgewicht je Kilometer:
Tragmaste . . . 2. 102 t
Abspann-Eck-Kreuzunge- und Verdrillunge-
MABLO. Aa ee Se ee a a e 4,
Insgesamt 15,6 t
Die folgenden Zahlentafeln geben eine Übersicht darüber, in
welchem Verhältnisse die Anlagekosten der .einzelnen Erforder-
nisse der Leitungsanlage zu ihren Gesamtkosten stehen und
zeigen außerdem den Einfluß der Verwendung von Stahlaluminium-
seil an Stelle von reinem Aluminiumseil auf diese Kosten.
Anlagekosten der Leitungseinzelteile
in Ch der Gesamtleitungskosten
bei Verwendung von
reinem Stahl-
Aluminiumseil Aluminiumseil
0 j0
Material .. a aaa 60 66,5
Einlagerung . ...2.220. 1,3 1,1
Anstrich 29 2,5
Fracht .. sasana eaaa’. -1,5 1,2
An- und Abfuhr ........ 3,2 2,8
Verfahren auf der Strecke . . . 2,3 20
Montage . . .. 22 2 2 2 20. 17,8 15,0
Mastentrossen . . . 2 2 22... 01 01
Erdanschluß-Verzinnen . .:. . . 0,2 01
Vorarbeiten. . . .. 2 22... 0,1 0,1
Tracierung : . . : aaa’ 2,1 1,5
Bauleitung . -. .. ahaaa’ 5,5 d 4,4
Entschädigungen . ...... 3,0 2,7
Maste: O/o o
Eisen . . 2.22 2 2 20. 22 20
Farbe . ...... 3 2,6
Zement .. ....n 5 4,3
Erdarbeiten . ....22.. 5 4,0
Schwellen . . . ..2.22.. 05 0,4
lsolatoren . . . . 2.2 20. 17 14,7
525% 46°
Leitung:
Aluminiumseil . ....... 28 36,3
Blitzseil . . . . 2:2 2.0. 4 3,0
Erdplatten. .. . 2.222... 03 . 0,3
32,3 0/0 39,6 y
Bauausführung:
Bauarbeiten . ........ 15,0 14,3
Werkzeuge . .... 22... 0,2 01
15,2 0/9 14,4 Ma
Insgesamt 100 o 100 "o
Anlagekosten mit reinem Aluminium ........ 100 9%,
PA - „ Stahblaluminium. . . . 2.22 2.0. 114 9%,
Die Steigerung der Empfindlichkeit in der technischen Elektronik nach den Anforderungen des Maschinenbaues.
Von Dr.-Ing. F. W. Meyer, Milwaukee, Wisc. und Braunschweig.
(Fortsetzung von S. 982.)
Die Anordnung von Verschärfungssystemen in Elektronen-
emissions- und Ionisationsrelais mit einfacher Glühkathode.
Der empfindlichste Teil der Glühkathodenrelais oder sonsti-
gen Entladungstromleitapparate mit Relaisfunktionen im wel-
teren Sinne, von denen die sogenannten Verstärkungsfunktionen .
nur ein Teil sind, ist zweifellos die Glühkathode selbst, wenn-
gleich eine Reihe von sachlich nicht begründeten oder falsch be-
gründeten Bedenken in den Kreisen der an die Probleme neu
herantretenden Starkstromtechniker besteht. So befürchtet man
oder scheint man vielfach zu befürchten, daß Veränderungen an
der Kathode durch Zerstäubung usw. die Genauigkeit der Wir-
kungen beeinträchtigen könne’), was ja nicht der Fall ist, so-
lange die Kathode überhaupt noch genug Elektronen zur Ver-
fügung stellt, wie ein Dampfkessel den Dampf, ohne daß dies
etwas mit dem genauen Arbeiten einer Dampfmaschine zu tun hat.
Aber selbst bei sogenannten Großoberflächenkathoden mit Er-
hitzung durch Elektronenstoß®) oder Sekundärelektronenemis-
sion?) ohne eigentliche Erhitzung bleibt noch Grund genug zur
Vorsicht, und diese ist eher noch zu erhöhen als zu vermindern,
wenn es sich dabei mit um katalytische Emissionseffekte handelt,
die, wo dies in Betracht kommt, die Temperatur stark herabzu-
setzen erlauben. Dazu kommt die meist noch bestehende Not-
wendigrkeit einer Energiezufuhr zur Kathodenerhitzung oder son-
stigen Genügeleistung der Bedingungen für die Elektronen-
emission.
Demnach muß unbedingt Leitsatz für die Verschärfung der
Empfindlichkeit sein, daß in jedem Fall nur eine einzige Kathode
N) Diskussionseinwendungen sind bisweilen recht unklar, falls überhaupt
etwas einer Regründung Nahekommendes gegeben wird, und sefühlsmäßige
ußerungen haben gerade auf vorliegendam Gebiet keinen rechten Wert, da
eben auch das Gefühl erst entwickelt werden muß. , ,
8) Kathodenerhitzung durch Elektronenstnß wird nach dem Verfahren von
AM. Mc. L. Nicolson von der Western El. Co. bei vielen Apparaten benutzt.
Ein Verfahren von E. R. Stoekle der Cutler Hammer Mfg. Co. benutzt zur
Brbitzung Lichtbogen lleentia Jung: .
9) Von dieser wird s. B. auch Gebrauch gemacht von A. W. Hull in den
Dnateon-Belnienchaltungen der Gen EI. Co. für besondere Relais- und negative
iderstandswirkungen. Vgl. u. a. Inst. Radio Eng. Proc. 1918, Bd. 6, 8.5 und
„Jahrb. d. drahtl. Telegr.* Bd. 14, 1919, 8. 47
zulässig sein darf, die Elektronen emittiert. Damit sind aber Ver-
schärfungs- und Kaskadierungskreise für erhöhte oder potenzierle
Empfindlichkeit einer Sonderbedingung unterworfen, der nicht
ohne weiteres immer genügt werden kann, und dazu kommt dann
noch häufig oder meist die Bedingung der tunlichsten Vermeidung
von Sonderorganen wenigstens im eigentlichen oder Haupt-Ent-
ladungsweg.
Läßt man wenigstens das normale Gitter!) dort zu, so er-
gibt sich eine Möglichkeit der Erfüllung dieser Bedingungen bei-
spielsmäßig nach der Anordnung in Abb. 1, wo K die Kathode
mit einem einfachen Erhitzungskreis, A die normale Anode und
G das normale Gitter ist.
Das verschärfende oder potenzierende innere Kaskadensystem
ist nun gegeben durch die Hilfsanode B und das gleichfalls zu-
gelassene Hilfsgitter F. Von der Hilfsanode B her haben wir
einen Übertragungskreis zum Hauptgitter G gehend. Die Strom-
quelle des Hauptkreises ist durch die Batterie E, angedeutet. und
diejenige des Übertragungkreises durch die Batterie E, und die
zugehörigen Spannungen seien ebenmäßig genannt. Der zunächst
angenommene Nutz- oder Arbeitswiderstand des Hauptkreises Stl
R,, der Strom im Hauptkreis sei I, und der des Übertragung®-
kreises I}. Soll der letztere Strom das Hauptgitterpotential be-
stimmen können, das mit e, bezeichnet sein möge, so erkennen Wir,
daß dies bei einem sogenannten Ionisationsrelais, d.h. einem solchen.
das mit einer gewissen geringen Dampf- oder Gaspressung AT-
beitet, unter gewissen Umständen ohne weiteres möglich ist, nicht
aber bei einem reinen Elektronenemissionsrelais mit höchstem
Vakuum, da der von der Kathode nach B gehende Elektronen-
strom auf dem Übertragungskreise nur Elektronen nach G beför-
dern kann, die dort eine Aufladung bewirken, so daß das der
Batterie E, entsprechende Potential dort rasch hergestellt sein
wird, ohne daß eine weitere Regelung möglich wäre. Indessen
10) Mehrgittersysteme, wie von der deutschen Praxis in andern a
wendungen vielfach bevorzugt, sind. wie schon gestreift wurde, hier eher tür
ie Verschärfungskreise ins Auge zu fassen und können dort ganz wertvoll del
ber solche Syrteme an sich vergleiche u. a. H. Barkhausen, J 919.
a Telegr.” Bd.}14.:1919, B. 43 u. W. Schottky.," „Archiv £. EL“, Bd. 8, 171°.
7. August 1922.
kann ein beliebiger Strom durch einen Widerstand R,, der zwi-
schen Hauptgitter und Kathode liegt, leicht hergestellt werden,
und dann kann vermittelst des zweiten oder Hochempfindlichkeits-
kreises mit Gitter F dieser Strom und damit das Hauptgitter-
potential kontrolliert werden, indem wir einfach eine Verstär-
kungswirkung im ersten Empfindlichkeitskreis bekommen und da-
mit eben die geforderte Verschärfung der Gesamtempfindlichkeit.
Ist unter solchen Umständen das Hauptgitterpotential gegenüber
der Kathode negativ, so kann man aber doch, wenn man wünscht,
auch ein positives Potential leicht dadurch erreichen, daß man
eine zusätzliche Spannung Æa wie in der Abbildung in den Über-
gangskreis einfügt und.solches wird dann durch das Verschär-
fungssystem eben beliebig vermindert. Hingegen könnte man im
Übertragungskreis den Strom nur umkehren, wenn man gleichzeitig
mit der Batterieumkehr bei B einen Glühkörper anordnete, um aus
der Hilfsanode eine Hilfskathode zu machen, und eine solche wider-
streitet im allgemeinen unseren Leitsätzen, ebenso wie man für ge-
wöhnlich nicht etwa ein glühendes Hauptgitter @ anordnet, um dort
eine Elektronenemission zur Vermeidung des Widerstandes R zu er-
zielen. Übrigens muß im Falle der Hilfskathode das Gitter F
auch mit dieser Kathode zusammen arbeiten, was an sich natürlich
recht gut möglich ist und in den sehr ausgedehnten vielseitigen prak-
tischen Proben auch mit studiert wurde. Abgesehen von den Relais
mit der geschilderten verschärften Relaiswirkung wurden nämlich
auch eigens hergestellte soge-
nannte’ Universalapparate!!)'ver-
wendet, die unter anderm weit-
gehende Variationen der Studien
auch nach dengenanntenRichtun-
gen von vornherein gestatteten.
Abb. 1.
schärfter Empfindlichkeit.
Relais mit einfach ver-
Abb. 2. Relais -Hauptstrom.
Es fragt sich nun, wie sich die Einwirkungen in solchen Re-
ais mit verschärfter Empfindlichkeit oder einfachen Verschär-
fungsverstärkern rechnerisch gestalten, und ob und inwieweit da-
bei etwa einfache resultierende Spannungsrelaisverhältnisse oder
entsprechende einfache Empfindlichkeitszahlen zu erreichen sind,
die dann namentlich das Rechnen in bezug auf die Maschinenkreise
erleichtern würden; vor allem fragt es sich, ob und wann eine ein-
fache Multiplikation der Einzelrelaisverhältnisse in Betracht kommt.
Einfachste Beziehungen für das Haupt- und Verschärfungs- sowie
das kombinierte System.
Nehmen wir jeweils als einfachste Einzelbeziehung etwa die-
jenige von Langmuir, obwohl sie nur innerhalb gewisser Ver- .
wendungsbereiche verwendbar ist und besonders die Einwirkung
gewisser Spannungsprodukte vernachlässigti2), so können wir für
den Hauptstrom I, des Übertragungskreises die Gleichung:
I, =a(E,+k, e)! © o o è o è o œ (i
xoa eine Konstante und k, das Spannungsrelais- oder Wirkverhält-
ns oder auch Empfindlichkeitsverhältnis ist. Ebenso folgt für den
Strom I, des Übertragungskreises die Gleichung
h=b(E 4 kze) ...2..:.22..0
vo b eine zweite Konstante und'k, das zur Spannung e, des Hoch-
mpfindlichkeitskreises gehörige Relais- oder Empfindlichkeitsver-
hältnis ist. Dabei ist zunächst vorausgesetzt, daß die Spannungsab-
fällein den Widerständen A, und R, gegenüber den Gesamtspannun-
nungen in den betreffenden Kreisen keine Rolle spielen und ferner
die Rückwirkung des Hauptgitters auf den Hochempfindlichkeits-
kreis angesichts der ganzen geometrischen und Stromverhältnisse
u) Deren Arbeitsfähigkeit auch für gewöhnliche Mehrgitterschaltungen
wurde schon erwähnt. Ka
auart, Höha des Vakuums und andere Dinge spielen bei der Frage
der Zu šssigkeit eine Rolle. manchmal ist die zus C hlpesigling von vornherein
vr unzulässig. Überetwas genauere Betrachtungen vgl. z. R. H.I. van der
Da „Phys. Rerv.“, Bd. 12, 191%, 8. 171.
sberechnungen z. B. nach J. C. Maxwell reat 1. 8. 208,
Abra am. „Arch. f. El“, Bd. 8, 1919, 8. 42 und M. A. Sehirrmann ‚„Arch.
El.” Bd. 8, 1920, B. 44 erfassen, bei all ihrem Wert, das hier vorliegende Pro-
blem noeh ziemlich einseitig.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 31.
Mathematiach weitgehende sogenannte
1006
vernachlässigt werden kann, wie es praktisch meist der Fall ist,
ohne weitgehende Maßregeln zu erfordern. Insofern aber der Wider-
stand R, stets das Potential des ersten Hauptgitters bestimmt, kommt
er natürlich stets in Betracht, und wir haben demzufolge, wenn wir
eine Zusatzspannung Za nicht annehmen, noch
GR a 2 ie
Zur weiteren Vereinfachung könnte man daran denken, obwohl
die Spannungen E, und E, tatsächlich immer nötig sind, in den Strom-
gleichungen wenigstens rechnungsgemäß diese Werte außer acht zu
lassen. Dann ergibt sich für die am ehesten in Betracht kommenden
Bereiche der entsprechenden Kurven der Abb. 2 und 3 bei A und B
aus der Kombination der entsprechend vereinfachten Gleichungen
die neue für den Hauptstrom I, in Abhängigkeit von der Spannung
des Hochempfindlichkeitskreises in der Form:
l M=abRk) ko... (a
Dabei müßte aber‘ schon hier zum mindesten vorausgesetzt
werden, daß wir keine Hilfsanode,. sondern eine glühende Hilfs-
kathode haben, weil ja sonst eine den Hauptstrom hauptsächlich
bestimmende positive Hauptgitterspannung gar nicht denkbar ist.
In diesem Falle brauchten wir dann auch einen wesentlich
bestimmenden Parallelwiderstand R, nicht unbedingt, und wir
könnten, wenn er fehlt, für den dann möglichen Elektronenstrom
von der Kathode zum Hauptgitter etwa ansetzen nach der unter
solchen Umständen allerdings auch nur in einem gewissen Be-
reiche näherungsweise geltenden Childschen Beziehung mit neuer
Konstante c: '
h=zcea® .. 2222 222.06
.-—- — u
Abb. 4. Stromkurvenersatz
nach dem Tangentialver-
fahren.
u
Abb. 3. Strom des Empfindlichkeits-
kreises.
und wir würden bei neuer Kombination mit (1) und (2) dann
haben die Gleichung: 8 PR
I. = — (KK, 6). . > % è e 0% (6
Wir sehen, daß wir jetzt das Produkt der Empfindlichkeits-
verhältnisse aber mit dem einfachen Exponenten 1,5 haben,
wähend vorher k, wie e, mit dem Multiplikationsexponenten 2,25
erschienen. Somit ist ein entsprechender Unterschied auch für die
wirkliche Voraussetzung einer Hilfsanode statt Hilfskathode zu
erwarten, falls wir dabei etwa ein Glühgitter voraussetzen an
Stelle der Glühhilfskathode bei wiederum fehlendem Widerstand
R3; und bei Gas- oder Dampfgegenwart fragt es sich ganz genau,
wie die lonisationsverhältnissse sind, die _einen lonenstrom
zwischen einem kalten Hauptgitter und der Kathode erlauben.
Eine gewisse Annäherung an Sättigungsströme daselbst steigert,
wie man leicht sieht, dann die Empfindlichkeit des Gesamt-
apparates, und nicht etwa umgekehrt.
Indessen sind für die wirklich ins Auge zu fassenden Ver-
hältnisse bei negativem Gitterpotential, das auch für den Hoch-
empfindlichkeitskreis vorzugsweise benutzt wird, die Beziehungen
doch weit verwickelter; immerhin aber durch Grenzbetrachtungen
leichter zu übersehen. Zu solchem Zwecke wollen wir ohne Ver-
nachlässigung der dann wesentlich überall mit entscheidenden
Hauptspannungen zunächst einmal voraussetzen, statt des Ex-
ponenten 1,5 der Langmuirschen Gleichungen sei einfach der
Exponent 1 zulässig, und bekanntlich tritt dergleichen namentlich
bei gewissen Kathodenformen leicht ein, wenn man sich nicht an
allen Stellen der Kathode infolge von Feldunterschieden gleich-
mäßig der Sättigung nähert, so daß wir etwa die Wendetangente
nach Abb. 4 unsern Betrachtungen zugrunde legen können,
während sich andererseits leicht auch eine gewisse Steigerung
des Exponenten ergibt. Dies ist, obwohl dann in bestimmten
Bereichen leicht auch eine Verminderung des Exponenten statt-
findet, bisweilen der Fall bei Gasionisation, so daß wir etwa
mehr beispielmäßig einen andern Grenzexponenten 2 vergleichen
können. Allerdings ist dann in der Rechnung vieles praktisch
nicht deutfähig, da der in gewissen Quadraten der Rechnung ver-
schwindende Einfluß von Richtungs- oder Vorzeichenwerten hier
nicht zu verwirklichende Rechnungsresultate erscheinen läßt,
1006
Für den ersten Fall setzen wir also an für den Hauptstrom
bei zunächst wieder außer Betracht bleibenden R;:
h =a (Eike) "2 222.2..0
und für den Strom des Übertragungskreises:
L=b(E—e&tkye) ....... (8
ferner für die Hauptgitterspannung wie früher:
e adina a aa e a a a a a D
wobei der Einfluß von R, in keiner Weise vernachlässigt ist, um
den Grenzen Rechnung zu tragen. Es wird dann der Hauptstrom
des Übertragungskreises: p
B I, = b 2 +kie . e o . . . à . 19
i+5R
und derjenige des Hauptkreises:
za Rn SER Ar 0
wobei aber der Wert R = œ keinen Sinn mehr ergibt, insofern
als praktisch das negative Potential des Hauptgitters eben nicht
größer werden kann als E,, und ein variabler Einfluß auf R,
unter solchen Umständen nicht mehr besteht, da e3 nur die Feld- bzw.
die Ionisationsverhältnisse in der Hilfsentladungsstrecke, damit
den Strom und erst dadurch den Spannunssabfall in Ra beeinflußt,
solange eben ein wirklicher Strom bestsht. Um also gerade bei
sehr hohem Vakuum Abweichungen und Unsicherheiten zu ver-
meiden, muß man genügend weit von einem solchem Wert entfernt
bleiben, wenngleich man bei genügend konstanten Widerständen
nicht so sehr gezwungen ist, Vorsicht walten zu lassen und man
also dann den Grenzwert
I =za(E,—k,E,Fkıkge) a ee ei (11
eher ins Auge fassen kann, vorausgesetzt, daß man hauptsächlich
mit negativem Potential am Hochempfindlichkeitsgitter arbeitet,
wobei es eher möglich ist, auch bei der Bewegung von nur einer
geringen Menge von Elektronen den Spannungsabfall e, im Re-
lais selbst weitgehend zu beeinflussen. Hierbei spielt natürlich
die Art der Konstruktion des Relais und seine innere Feld-
verteilung besonders mit.
Richtet man es dabei so ein, daß
hS kidy w e u Bo ar ar ar MAR
also der Einfluß der Hauptspannung durch denjenigen der ersten
Gitterspannung in der Grenze gerade aufgehoben wird, so ist mit
Ih == kı kə eg (13
der Wert der negativen Spannung am Hochempfindlichkeitsgitter
für den Hauptstrom ausschließlich entscheidend.
Natürlich aber kann man eine solche Bedingung auch für eiren
beliebigen Wert von R, vorschreiben. Dann folgt aus Gl. (lV)
die Bedingung
‚__kıbRek,
E = 1+0 È Be e a A
oder
E, F
h= pk B E) (9
und also l
N=ay K} es; e o >è» òo è ù è ù (16
und wenn wir nun etwa für den Fall des verschwindenden Haupt-
stroms, wie oft zweckmäßig und jedenfalls stets sicher, die Span-
nung zu gleichen Teilen auf den Widerstand R> und die Hilfs-
entladungsstrecke von K bis B verteilen, also
1
R, — b . ° . . . . ë . . (17
setzen, für die zugehörige Spannung des Übertragungskreises
_2E,
und somit also für den Hauptstrom:
I, zo nn €e) (19
wofür man auch setzen kann: 2
I, Zda K €y : i r . . ` . . . è (20
wo die Konstante K also den Wert
NK (21
hat, und, wenngleich die Werte von e, positiv einzusetzen sind,
die Spannung am Hochempfindlichkeitsgitter selbst mit negativem
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 31. 7. August 1982.
Potential einzustellen ist. Der Wert von I, kann jetzt selbst-
verständlich nicht höher werden, als er bei Spannung Null am
ersten Gitter sein würde, wenn man solche durch Verbinden des
ersten Gitters mit der Kathode unmittelbar herstellt, weil der
Hochempfindlichkeitskreis ja nur die Wirkung der negativen
Spannung des ersten Gitters aufzuheben vermag. Dies ist in
Abb. 5 für den allgemeineren Fall und in Abb. 6 für den Fall, daß
das Hochempfindlichkeitsgitter den Strom von Null bis zum
Maximalwert unmittelbar bestimmen soll, noch angedeutet, wobei
jedesmal die Werte von I, in Abhängigkeit von e, und e, auf-
getragen sind.
Abb. 5.
b. Vereinfachte Darstellung
der Empfindlichkeit und :-Hochen:-
"pfindlichkeit.
Abb. 6. Ausschließlich negatives Kon-
trollipotential im Hochempfindlichkeits-
krein.
Führen wir nun den andern Grenzexponenten 2 in die Rech-
nung ein, so haben wir zu setzen für den Hauptstrom:
heals keh . 2.2 .22020..0
für den Übertragungsstrom I;:
l= b (E= et kse" . 2 2200.18
und für den Spannungsabfall in R, wie vorher:
ei — I, Rs . . . D . . . . D . (3
mit entsprechend geändertem Wert der Konstauten. Es folgt
dann für I, aus (23) und (3) bei Benutzung des oberen Vor-
zeichens im es4liede: -
_ 1, B$®y,Rk® I, Æ |, ka" :
h=57 mt Re T Rè t(s Rato Rpt o Ra) 3
und daraus bei Einsetzung in (22):
k i
I, — a| £; — 5b kT kı E, — kı ka C3
k? , kem | kek a or
Fà Ret DR TUK ? =
Verlangen wir auch jetzt, daß I,=0 für &=0 wird, so
“entsteht aus (25) für e&=0 die Bedingung:
(26
und es folgt dann aus (25) die Gleichung:
_„I_E_KWEE_,. . E? _ kik? | ki Ez
n=4 2 TA, neet E a TIER
.3 72 m,
+ (fi ky E4 © r —2 k? E,) e| p (2
Setzen wir dabei auch hier a
Y a GA
Mel, see n ye
so folgt im besonderen aus (26) die Bedingung:
R, = i re o © . è œ (28
und dazu gehört, wenn wir, um einen elwas einfacheren Sonder-
fall zu betrachten, i
k= k =k : (29
setzen, die Gleichung:
hza[l -15 E — k-e t (2,25 EHk Eee)... (80
und es ist in Abb. 7 die zugehörige Kurve beispielsmäßig auf-
getragen.
7. August 1922.
Die Abbildung gilt für
E,=10; E: =%
kzk=10; a=10 °-
und wir haben dabei für e,=0, wenn wir das positive Wurzel-
zeichen nehmen, den Wert:
I, =10-5 (- 150 +150)? = 0
für e, = — 0,5 den Wert:
I, = 10 ~5 (— 100 + 132)? = 0,102 . 10- 1,
für e= — 1 den Wert: |
1=10 5 (— 50 + 112)? = 0,372.10!
für = — 2 den Wert:
I,=105 (50 + 50)? = 10-1.
Rein mathematisch betrachtet geht die Kurve beiderseits weiter,
u. zw. biegt sie am Nullpunkt um; indessen widerstreitet das
den wirklichen Arbeitsmöglichkeiten des Apparates, da alle durch
Quadrierung negativer Werte erhaltenen Ströme hier nicht prak-
tisch deutfähig eind, und auch die erwähnte Ausgestaltung der
Hilfselektroden noch nicht genügt, sie deutfähig zu machen. Aus
gleichen Gründen sind auch die zu den zweiten Wurzelwerten
gehörigen Größen nicht zu gebrauchen; und Ähnliches gilt bei
den zugehörigen Übertragungsströmen, obwohl hier die beiden
Wurzelwerte für I sogleich Positives in Erscheinung treten
lassen, Ä s a pi
Wir erhalten nämlich nach (24) für e,=0 nur mit dem
negativen Vorzeichen der Wurzel den brauchbaren Wert:
I = (250 — 150) b = 100 b
und ebenso für e, = — 0,5 den Wert:
I = (200 — 132) b = 68 b
für e, = — 1 den Wert:
I = (150 — 112)b = 38 b
und für e, = — 2 den Wert: |
1l, = (50 —-50)b=0
700 b
A
Abb. 7. Rechnungsbeispiel Abb.. 8. Strom des Über-
für Hochempfindlichkeit bei tragungskreises im Rech-
h5herem Kırvenex ponenten. nungsbeispiel. ,
Die zugehörige Kurve in Abb. 8 wird vielleicht noch besser
erkannt, wenn wir die angenommenen Sonderbedingungen noclı
in Gl. (24) einsetzen. Wir erhalten dann:
E? Ei, E3 ZA
n=[|25 a +E e (20 i H e) |p. . @ı
Der Charakter der Kurve zeigt, daß man auch hier meist in
senügender Näherung mit Geraden rechnen kann, indem man mit
einer mittleren Tangente oder der Sekante durch die Punkte für
€, = 0 und e, = — 2 arbeitet, und die Gleichungen für solche Vor-
aussetzung, wie ín (11) bis (21) gegeben, benutzt.
Auch bei andern Bedingungen gilt dies meist genügend genau,
und höhere Empfindlichkeiten ändern an sich nichts daran, indem
sie nur einen andern Arbeitsbereich ergeben. Es bleibt z. B. für
E, = 1000; E = 20
ki = k; = k = 100; a=10 -7
der Kurvencharakter genau derselbe, und nur der zugehörige
Arbeitebereich wird ein andrer, indem er von &=(0 bis
ë, = — 0,2 geht.
Man muß also im Betriebe nur genügend von e, =Q weg-
bleiben, und dies gilt besonders von dem Fall größeren Wertes
von R,, denn in der Grenze würde für R = oo aus (25) folgen für
den Hauptstrom:
I,=za(E, —kı Ey — k ka e) . (32
und somit für E, = k, E, die für negativ eingestellte e, zu gebrau-
chende Beziehung:
I, =a (k; k, ez)” e e e e e o o o 2 (33
die eben ausgesprochenen quadratischen Charakter hat und noch
in Abb. 7 eingetragen ist.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 31.
a i a a a 70
1007
Für den Fall, daß man etwa mit zwei verschiedenen Empfind-
lichkeiten zu arbeiten wünscht, ist wohl zu beachten, daß für den
Grenzfall mit R = œ es völlig gleichgültig sein würde, ob man
etwa E, in der Übertragungsleitung zu solchem Zwecke verändert,
diese also selbst als Empfindlichkeitskreis benutzt oder ob man
den positiven Pol unmittelbar an K legt, also E, mit e, gleich
setzt... Im ersteren Falle kann man gegebenenfalls auch mit
gleichzeitig stattfindenden Doppeleinflüssen arbeiten, falls man
die Grenze selbst meidet.
Für R = œ folgt nämlich für den Fall, daß man mit Pro-
portionalitäten arbeitet, aus (10):
I =a(E— k, E) . (34
und für den Fall angenommener quadratischer Einflüsse aus
h=a(E—kB). (35
Für den Fall gleichmäßig verteilter Spaunung folgt dagegen
im Proportionalitätsfall aus (10):
(36
und im Fall quadratischer Einflüsse aus (27):
= vrgr E ` E 2 A 1, 9 Z
h=a| 5 ke (Hae k) | 2.
Demnach erhalten wir noch die Kurven in Abb. 9, indem wir
solche entweder gleich einzeichnen können oder in dem letzten
Falle aus einigen Punkten bestimmen. Wir haben nämlich dann
für E, = — 10: f
I, = 10- 5(— 50 +-112)? = 0,38. 10—!
und für E, = — 5:
-= 10-5 (0 + 75)? = 0,56.10-1!
und zum Vergleich sind noch die Kurven für die Hochempfind-
lichkeit für variables e, mit eingezeichnet.
Es fragt sich nun aber, wie die experimentellen Aufnahmen
dies bestätigen, und wann der eine oder andere Fall sich bewahr-
Abb. 9. Gesamtbild der Empfiud- Abb. 10. Vergleich des Kur-
lichkeit. 3 vencharakters für den Haupt-
strom nach Rechnungen und
Aufnahme.
heitet. Ee läßt sich nun aus den Aufnahmen ganz allgemein
sagen, daß in den meisten Fällen die Proportionalitätsrechnung
mit ihren Geraden genügend genau ist, und sich auch bei Gas-
ionisation, wo übrigens auch sehr niedrige Exponenten vor-
kommen können, bis zu beträchtlichen Spannungen als die besten
Näherungskurven die Geraden erwiesen.
Für den Fall mit R, sich annähernd &, wo nach dem Gesagten
sich am ehesten eine Abweichung ergeben sollte, gilt dies auch
noch für den weit größeren Teil der früh hergestellten Apparate,
und meist wurde nicht einmal die 1,5-Potenz erreicht, obwohl es
nahegelegen hätte, dann statt Gl. (35) einfach zu setzen:
I, za (Eı— kı Es) 1,5 . (38
und statt (32) mit eingesetzten beiden Vorzeichen von e3:
lL =a (E — k Et kikelő. (39
Im Falle das Vakuum nicht so hoch war, als daß der Wider-
stand R, unvermeidlich gewesen wäre, wurde dieser meist fort-
gelassen, Es handelt sich um Apparate, die beim Zuschmelzen
einen Druck von 10-7 mm lig aufwiesen, der sich infolge ver-
schiedener Umstände beim Betriebe, namentlich von Gasentladun-
gen an Anoden noch erhöhte, besonders wenn eine Selbstregelung
nicht vorgesehen war, sowie um andere (refäfie, die eine künst-
liche Argongaspressung von 10-? mm und mehr erhalten hatten.
Aber auch hier zeigte sich, abgesehen von einer scharfen Um-
biegung der Kurven, an der Abszissenachse nichts Abweichendes
und es bleibt ja auch dabei dann zu berücksichtigen, daß dann ein
konstanter Wert von R, nicht mehr vorhanden ist, und sich wie
bei Ableitung der Näherungsgleichung (6) selbst ein höherer
Exponent wieder etwas vermindert, falls auch in der Strecke KG
der Strom mehr als proportional der Spannung daselbst steigen
will, wenngleich andrerseits bei Bereichen, die durchaus oder bis
1008
zu einem gewissen Grade als Sättigungsbereiche anzusprechen
wären, sich dies bei weitem ändern möchte, wovon gelegentlich
zur Herstellung besonderer scharfer Wirkungen Gebrauch ge-
macht werden kann.
Jedenfalls ist in Abb. 10 und 11 ein Vergleich einer Mittel-
kurve aus Aufnahmen bei meist nicht vorhandener äußerer Wider-
standsverbindung für die erstgenannten Vakuumverhältnisse mit
den theoretischen Kurven durchgeführt, u. zw. ist in den ent-
sprechenden praktischen Fällen, entweder wie eben bemerkt, keine
Widerstandsverbindung AR, zu verzeichnen, oder es handelt sich da-
selbst, um die Wirkung sicherzustellen, um einen außerordentlich
on Widerstand, also um eine Art von wirklichem Grenzwider-
stand,
30
e 80V
Abb. 12. Sonderaufnahme.
E o
Abb. 11. Vergleich des (C'harak-
ters der Hochempfindlichkeits-
kurven. s
Wir haben in den Abbildungen neben der Geraden und der
Kurve für die gleiche Spannungsübertragung im Übertragungs-
kreis jeweils auch noch die Kurve der 1,5ten Potenz sowie die
quadratische Kurve für den nicht streng verifizierbaren Fall für
R = œo, und die experimentelle Mittelkurve liegt noch etwas über
der Kurve für den Rechnungsfall mit gleich verteilten Spannun-
gen im Übertragungskreis, wenn sie auch nicht der Geraden am
nächsten liegt. Es handelt sich dabei um Apparate bzw. Normal-
ströme von 1 bis 100 MA, meist im unteren Bereich, bei Normal-
epannungen von 1 bis 1000 V, mit sehr verschiedenen Empfind-
lichkeiten, und es sind einfach die Hauptströme in Prozent der
Normalströme angegeben, und ähnlich ist bei den Gitterspannun-
gen verfahren, jedoch so, daß diejenigen Spannungen als normal
gelten, die den Hauptstrom auf Null reduzieren bzw. ihn wieder
voll herstellen. Unter normalen Arbeitsbedingungen sind dabei
solche verstanden, die Bereiche von Sättigungen und starker
Unempfindlichkeit in den Kurven vermeiden lassen, so daß diese
also wirklich einfachen Charakter annehmen. Es muß demnach
die maximale Elektronenemission der Kathode hoch genug liegen
und die Spannungsanpassung muß so erfolgen, daß auch ein mehr
hyperbolischer Verlauf der Kurven im unteren Bereich vermieden
wird, so daß sich eine Arbeitstangente wirklich genügend weit
annehmen läßt. Das ist nicht immer ganz einfach, und namentlich
ergibt sich gerade bei den Hochempfindlichkeitskurven im unteren
Anfangsbereich leicht eine Strecke völliger Unempfindlichkeit, die
man aus den Kurven Nicht einfach abschneiden kann, wenn man
sie auch bei den Arbeitsvorgängen selbst nicht beschreitet. Wie
schon gestreift wurde, hängt das mit der wirklichen Gestaltung
der Spannungskurve und des Spannungs-Relaisverhältnisses für
die Entladungsstrecke des Übertragungskreises zusammen?) und
der Bereich selbst wird leicht mit höherem Vakuum größer, bei
sich noch vergrößernder Steilheit der Hochempfindlichkeitskurve,
solange sich eben eine solche noch einstellt.
Eine Restgasionisation vermag dies völlig wieder zu ändern,
u. zw. namentlich im oberen Spannungbereich bei 100 V und
höher, wo allerdings auch noch der Charakter der Einwirkung
sehr verschieden sein kann, da er nicht nur von den Spannungen,
sondern auch den Strömen abhängt, wie ein Blick auf Abb. 12
lehrt. Bei Einschaltung eines Widerstandes R> erhöht sich näm-
lich dort die Steilheit beider Kurven, wobei immer noch eine
wirkliche Sättigung erreicht wird. Aber der Exponent der Kurven
ist im Mittel eher noch kleiner geworden, und er wird praktisch
vielfach sogar kleiner als 1, statt wie in Bereichen starker Ioni-
sation um ein Beträchtliches größer. Besonders gilt dies, wenn
man mit einem zusätzlichen Druck von Argongas arbeitet, wo man
namentlich solche Bereiche vermeiden muß, in denen sich leicht
Kurvenverschiebungen und Hysteresisschleifen, sowie von der
Zeit abhängige lonisierträgheitswirkungen ergeben. Zum Teil
werden solche übrigens von Veränderungen des Gasdrucks her-
vorgerufen und sie verschwinden dann schon mit der erwähnten
strengen Gasdruckselbstregelung.
Eine ähnliche Veränderung der Steilheit und des ganzen
Kurvencharakters kann aus mehr als einem Grunde auch bei
höchstem Vakuum festgestellt werden, wenn der Widerstand nach
Einheiten des Grenzwiderstandes selbst verändert wird, und man
vermag dabei einen günstigsten Wert des Widerstandes für
höchste Empfindlichkeit festzustellen, wie Abb. 13 dartut. Doch
sind solche hohen Widerstände oft selbst unsicher und wie der
entsprechende innere Widerstand schwer einwandfrei zu messen
ga us vel im Zusammenhang hiermit auch H. Rukop, Jahrb. f. d. Tel. 1919,
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 31. 7. August 1922.
oder auch nur zu definieren, wie es z. B. bei den Ioni ;
ande u N ist!?). en
es dies haben die Näherungsgleichun z
schränkten Gültigkeitsg- en a ERRER
bereich natürlich nicht R;
berücksichtigt, und jes
bleibt praktisch oft
nichts anderes übrig als
die Kurven stets genau
aufzunehmen und zu
sichern.
Weitere Hochempfindlichkeits-
stufen.
Abb. 13. Einflußwechsel bei
hohem Parallelwiderstand.
Größere Vorsicht hat natürlich zu walten, wenn mehr
Empfindlichkeitsstufen, wie im Schema nach Abb. 14 dargestellt, zur
Verwendung kommen. Eine nähere Erklärung ist im übrigen wohl
dabei nicht nötig, da einfach weitere kaskadierende Entladungs-
strecken mit den Anoden D und H zur weiteren Verschärfung zur
Anwendung kommen. Das gesamte Spannungswirk- oder Relaisver-
hältnis wird für den Fall gleichmäßiger Spannungsverteilung im
ONCE SBUNESEIENE für den Hauptstrom Null genügend genau dann
einfac
Abb. 14.
2 N e e . e 40
wo ki, ka, ks und ka usw. die Einzelrelaisverhältnisse sind, und im
Grenzfall haben wir
Kzkıkykk, . .. (41
Abb. 16. Hochempfindlichkeitsan-
ordnung für Gleichstrom-Wechsel-
stromrelais.
Abb. 15. Hochempfindlichkeitsan-
ordnung für Wechselstrom-; und
Wechselstrom - Gleichstromrelais.
Die Frage des Grenzwiderstandes verliert übrigens oft die
ganze Bedeutung, wenn mit Wechsel- oder Drehstrom an den
Apparaten selbst gearbeitet wird, wie in der Maschinentechnik in
der Tat, schon wegen der vielfachen Spannungstransformierungs-
möglichkeiten oft erwünscht ist. Dann hat man eben einen, unter
unseren Verhältnissen im übrigen an sich meist zu vernach-
lässigenden Ladungsstrom an dem Gitter, der eine wirkliche Re-
laiswirkung ohne weiteres erlaubt, wenngleich auch dort unzuläs-
sige Spannungsverschiebungen vermieden werden müssen, die sogar
bei Pendelungen in Gleichstrom-Kraftkreisen eine Rolle spielen
können. Angesichts der unidirektionalen Leitfähigkeiten in den Ap-
paraten hat man es jedenfalls dabei in der Regel aber auch in der
Hand, in den Empfindlichkeitskreisen selbst mit Gleichstrom zu
arbeiten, wie ein Blick auf die Anordnung in Abb. 15 lehrt, wo ein
1) Die Herstellung von hohen Widerständen durch Kathodenzerstäubung
nach dem Verfahren von F. Krüger därfte in dieser Beziehung vielleicht
künftig beachtenswert sein.
7. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922.
Heft 31. 1009
Wechselstromrelais vom Transformator T her mit Strom gespeist
wird, und der Empfindlichkeitskreis eine Gleichstromeinwirkung e,
erfährt, während der Übertragungskreis mit der Gleichstromspan-
nung E, die beiden Hauptgitter G und G kontrolliert.
Die Arbeitsspannung ist unter solchen Umständen bei P zu
denken, obwohl man von der einseitigen Stromwirkung auch eine
Nutzanwendung für Arbeitszwecke selbst machen kann, indem
man z. B. für Feldregelzwecke Gleichstrom bei Q entnimmt. und
somit einen Relaisgleichrichter hat.
Willman die umgekehrte Wirkung haben, also mit der Relais-
wirkung Gleichstromwechselstromumwandlung vornehmen, z. B.
um dann den Wechselstrom leicht auf hohe Spannungen bringen
zu können‘®), wie es im Rahmen dieser Entwicklungen schon
ziemlich zu Anfang u. a. für Zündkreise von Gasmotoren benutzt
wurde, obwohl auch einfachere Gleichstromtransformationen durch
die Mittel der Elektronik möglich sind, so benutzt man die An-
ordnung nach Abb. 16, wo der Gleichstrom von E bei T in voll-
"5) Bei solchen höheren Spannungen sind Mehrgittersysteme zwischen
Anode und Kathode an sich von größerem Wert für vorliegende Zwecke als bei
den geringeren und den zugehörigen einfachen Relais. Sie lassen sich in den
Rechnungen ebenfalls genügend genau, durch einfache Proportionalitäten und
multiplizierte RelaisverbAltnisse Mereka huiken, ergeben hei den Umsteuerungen
auch keine besondere Umhequemlichkeiten. Uber die Umformungen und Um-
steuerungen selbst vergl. die genannte Sonderarbeit des Verfassers in „Z. f.
El. und Maschinenbau.“ , :
Ein kleiner Akkumulatorenwagen mit Spill.
Die Anlagekosten für ein Akkumulatorenfahrzeug normaler
Bauart sind für viele Betriebe zu hoch und deren Leistung zu groß;
andererseits konnten die kleinsten, bisher konstruierten Akku-
mulatorenwagen, die sogenannten Plattformwagen, bei denen die
Motoren wie die Batterie unter der Plattform angebracht sind, kaum
welligen Wechselstrom umgewandelt wird, nachdem er ver-
mittelst der beiden Gitter G und G in gewünschter Weise indirekt
umgesteuert wurde, mit Steuerspannungen in den Hochempfind-
lichkeitskreis, die durch eine kleine Wechselstromquelle S ge-
liefert werden. Eine Kathodenverbindung der steuernden
Wechselstromquelle ist dabei nicht erforderlich, solange die
negativen Potentiale an den Hilfsgittern F das Entscheidende
sind, da sich jeweils das ein positives Potential führende mit der
Kathode von selbst kuppelt, weil der innere Widerstand des
kleinen Stromes I, namentlich bei hohem Vakuum ja zu vernach-
lässigen ist.
Hingegen muß man hier doch etwas vorsichtiger sein, um son-
stige innere Wirkungen, falls es sich um ungünstige Rückwirkungen
handelt, zu vermeiden, und deshalb empfiehlt sich auch für den Fall
der Gleichstromwechselstromumwandlung, das bei der Gleichrich-
tung bewährte Schema der in einer Achse liegenden Hauptanoden A
und A nicht so sehr, da ja die beiden Gitter verschiedenes Poten-
tial führen und beide auf die Feld- und Raumladungsverhältnisse
an der Kathode einwirken. Aus solchen Gründen empfiehlt sich
auch wohl, bei der Kathode, wie in Abb. 14 und 16 gekennzeichnet,
eine besondere Form derselben.
Für die Rechnung haben alle diese Dinge, von dem Einfluß
auf die Konstanten abgesehen, meist wenig zu Sagen,
(Schluß folgt.)
durch ein aufgebautes Spill, das seinerseits auf zwei in der Längs-
richtung angebrachten Rundstangen verschiebbar gleitet. Das
Spill wird durch einen eigenen Motor angetrieben und ermöglicht
die Drehung des Rangierfahrzeuges auf der Drehscheibe durch
motorische Kraft. Durch ein um das Spill geschlungenes Seil,
dessen eines Ende ein Mann festhält, kann eine Zugkraft in jeder
beliebigen Richtung auf das System „Fahrzeug und Drehscheibe”
> - N
>a ~ > - > =
pi u.
va
i +
re „2
“7.
Abb. 1. Akkumulatorenfahrzeug und Güterwagen.
allen Anforderungen genügen. Diesen Mangel an kleinen, prakti-
schen Akkumulatorenwagen für mittlere Betriebe beseitigt die
rown, Boveri & Cie. A. G. durch eine neuartige Bauart von Wagen,
welcher die Zu- und Abfuhr beladener Eisenbahnwagen, sei es in
der nächstliegenden Station bewerkstelligt. Beim Entwurf des
neuen Fahrzeuges wurde deshalb besonders darauf Bedacht ge-
üommen, die zur Betätigung der Drehscheiben und für andere
Rangiervorgänge erforderliche Arbeit zu mechanisieren, so daß
möglichst alle vorkommenden Arbeiten von nur einem Mann
ausgeführt werden können. Das Fahrzeug kennzeichnet sich
ausgeübt werden. Die Zugmaschine ist in allen drei Dimen-
sionen von sehr geringer Ausdehnung. Sie kann unter das Ge-
stell des Güterwagens geschoben werden, mit dem sie zu einem
starren Ganzen vereinigt werden soll, und so ermöglicht sich
denn auch die gemeinsame Drehung von Güterwagen, Rangier-
fahrzeug und Drehscheibe durch motorischen Antrieb (Abb. 1u.2).
Der mechanische Teil (Abb. 3) baut sich auf einem Rahmen auf,
der aus U- und L-Eisen gefügt ist und vier Tragzapfen trägt, auf
denen sich vier Räder voneinander unabhängig drehen. Die
Zapfen der Räder aind nnter dem Rahmen nicht durchgeführt,
1010
=———-—ov— — go
$ 3
Ds ai - N. u os nn me en u u a I a FE En ir
Abb. 2. Ansicht des Akkumulatoren wagens BD
6 Schneckengetriebe.
7 Kontrollerantrieb.
8 Fußbremse.
9 Verschiebbares Spillgestell.
10 Kupplungselemente u. Puffer.
1 Fahrmotoren.
2 Akkumulatorenbatterie.
8 Spillmotor.
4 Treibrolle.
5 Führungsrolle.
Abb. 3. Schematische Darstellung des Wagens.
um für die zwischen Längsblechen federnd aufgehängten Batterie-
kasten Raum zu schaffen. Auf jeder Seite der Hauptrahmen-
bleche ist in der Mitte ein Gleichstrommotor angebracht, der die
beiden benachbarten Räder einer Längsseite des Fahrzeuges über
je ein Schnecken-Reduktionsgetriebe antreibt. Das Schneckenrad-
getriebe ist nicht selbsthemmend, so daß beim Abschalten des
Motorstroms Gleiten der Räder nicht eintritt. Bei der geringen
Fahrgeschwindigkeit, welche 8 km/h nicht überschreitet, ist eine
Abfederung des Fahrzeuges selbst auf den Schienen nicht vorge-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 31.
ı Akkumulatorenbatterie
2 Fahrmotoren.
3 Kontroller.
4 Anlaufwiderstände
5 Strecker zurAufnahme des Ladekabels. 11 Dosenschalter.
6 Batteriesicherungen.
7. August 1922.
sehen. Auf allen vier Seiten des Fahrzeuges
sind Trittbretter angebracht, als Standort für
mitfahrendes Personal. Über dem Rahmen und
der Batterie gleitet auf zwei starken Tragstan-
gen ein verschiebbares Rahmengestell, welches
auf vier kleinen Laufrollen ruht. Dieses Gestell
trägt die Spillrolle sowie den dazugehörigen
kleinen Spillmotor samt Getriebekasten. Das
Spill wird durch den erwähnten Motor über ein
eingängiges Schneckengetriebe angetrieben, au-
ßerdem trägt das Spillgestell den Kupplungs-
mechanismus, durch welchen das Rangierfahr-
zeug mit dem zu verschiebenden Wagen starr
gekuppelt werden kann. Die Kupplung ist als
Zug- und Stoßvorrichtung ausgebildet; die Stöße
beim Anfahren und beim Kuppeln werden durch
Federn abgefangen. Das Fahrzeug ist mit zwei
voneinander unabhängigen Bremsen, jedezuzwei
Bremsschuhen, ausgerüstet. Die Bremsen wer-
den durch Pedale auf jeder der Stirnseiten des
Fahrzeuges betätigt.
Die elektrische Ausrüstung besteht aus zwei
75 V. Die Übersetzung durch das Reduktionsge-
triebe auf die Laufräder erfolgt im Verhältnis
1:16; die Schnecke ist dreigängig mit starker
| Steigung, um die Selbsthemmung mit Sicherheit
ai zu vermeiden. Die Zugkraft, am Radumfang ge-
messen, beträgt bei der normalen Stundenlei-
stung der beiden Motoren zusammen rd 230 kg
bei der Geschwindig-
keit 5 km/h. Diese
Zugkraft genügt, um
samtgewicht von 35
das Rangierfahrzeug
wiegt selbst 5 t, somit
30 t beladenen Güter-
wagen oder drei leere
Wagen verschieben.
Der _Betriebsstrom
wird von einer Akku-
mulatorenbatterie zu
40 Zellen geliefert,
bei einer Kapazität
nen
ee
@ 344s
7 Amperemeter.
8 Voltmeter.
9 Spillmotor mit Kompoundwieklung.
10 LeitungskuppelungfürdenSpillmotor. -
12 Spillmotor-Sicherungen.
Abb. 4. Schaltbild der Motoren.
kann es einen bis zu
Hauptschlußmotoren von je 3,2 PS Stundenlei- |
stung bei der Drehzahl 700 und der Spannung
— -
einen Zug vom Ge-
bis 40 t zu schleppen;
7. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrit.
1922. Heft 31. 1011
von 156 Ah für dreistündige Entladung. Der normale Ladestrom
beträgt 60 A. Die Motoren nehmen bei der Normalleistung je rd 43 A
auf: demnach genügt eine einzige Ladung zum Zurücklegen einer
Strecke von rd 7 km Länge. Das Anfahren geschieht durch einen
Kontroller unter Vorschaltung von Widerständen. Der Antrieb des
Kontrollers kann von den beiden Stirnseiten aus mit umsteckbarem
Handrad erfolgen. Der Kontroller hat für jede Fahrtrichtung vier
Stufen, zwei für den Betrieb der Motoren in Reihe und zwei für Pa-
rallelschaltung. Der Spillmotor ist ein Kompoundmotor und hat eine
Stundenleistung von 1,85 PS bei der Drehzahl 1500 und der Spannung
35 V. Am Spillumfang wird eine Zugkraft von 2% kg bei der
Seilgeschwindigkeit von 1 km/h entwickelt. Das Übersetzungs-
verhältnis zwischen Motor und Spill beträgt 1:41.” Der Spill-
motor ist zu den Fahrzeugmotoren parallel geschaltet, u. zw.
liegt er direkt an den Batterieklemmen (Abb. 4).
geschieht durch direktes Einschalten ohne Widerstände Die
Nebenschlußwicklung des Spillmotors verhindert dessen Durch-
gehen bei Leerlauf, während die Kompoundwicklung .das An-
ee an verstärkt. („BBC-Mitt.“, Mannheim, Bd. 8, 1921,
. 182. g.
Mitteilungen der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen durch die
Elektrischen Prüfämter!).
Nr. 155.
Betr.: Änderung der Gebührenordnung der Elektrischen Prüfämter.
I. Auf Grund des § 10 des Gesetzes betr. die Elektrischen Maß-
einheiten vom 1. VI. 1898 werden die Gebühren, die für die Prüfung
1) Vgl. auch „ETZ“ 1922 8. 800, 695, 826
Das Anlassen
und Beglaubigung von elektrischen Meßgeräten durch die Elektri-
schen Prüfämter zu erheben sind, wie folgt neu geregelt.
Sämtliche in der Gebührenordnung für die Elektrischen Prüf-
ämter vom 12. XII. 1919 (Bekanntmachung Nr. 129) angegebenen Ge-
bührensätze werden vom 1. VIII. 1922 ab auf das Dreifache erhöht.
Zu den so erhöhten Sätzen tritt ein Zuschlag, dessen Höhe von Zeit
zu Zeit von der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt festgesetzt
wird. Für Elektrizitätszähler bis 2kW wird ein Nachlaß von 50 %,
bis 25 kW ein Nachlaß von 25 % gewährt.
In der Gebührenberechnung wird derjenige Zuschlag zugrunde
gelegt, welcher an dem Tage galt, an welchem sämtliche Unterlagen
des Prüfungsantrages, der zu prüfende Gegenstand und gegebenen-
falls der Kostenvorschuß eingegangen waren.
Wird die Erledigung der Prüfung durch Mängel des zu prüfen-
den Gegenstandes auf länger als zwei Monate hinausgezögert, so
wird das Mittel der am Eingangs- und der am Abfertigungstage gel-
tenden Gebühr angesetzt.
II. Der gemäß vorstehender Bestimmungen zu erhebende Ge-
bührenzuschlag beträgt vom 1. VIII. 1922 ab 1000 %.
Charlottenburg, den 21. Juli 1922.
Der Präsident der
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt,
gez: Nernst.
RUNDSCHAU.
Elektromaschinenbau.
Nenes Verfahren zur Erzeugung hochgespannten Gleichstroms
für Kraftübertragungszwecke. — In einem Vortrag vor dem In-
stitute of Transport?) berichtete R. T. Smith u. a. auch über ein
neues Verfahren zur Erzeugung hochgespannten Gleichstroms für
Kraftübertragungszwecke, welches nicht mit den Nachteilen des
bekannten Thurysystems (hohe Leitungsverluste wegen der kon-
stanten Stromstärke und Beschränkung der Leistung) behaftet
sein soll. Das von W. E. Highfield und J. E. Calverley
in Verbindung mit der English Electric Co. ausgearbeitete Ver-
fahren benutzt eine als Stromwender (transverter) bezeichnete Ma-
schine die aus einem an ein Wechselstromnetz angeschlossenen sta-
tischen Transformator und einem oder mehreren feststehenden Kom-
mutatoren mit umlaufenden Bürsten besteht. Letztere werden durch
einen kleinen mit dem speisenden Wechselstromnetz synchron lau-
fenden Motor angetrieben. Die Sekundärwicklung des Transforma-
tors ist an die Kommutatoren angeschlossen, in 'welchem die Um-
wandlung des Wechselstromes in Gleichstrom erfolgt. Es können
mehrere Gruppen von Sekundärspulen auf dem Transformator vor-
gesehen und durch ihren Anschluß an eine entsprechende Zahl von
in Reihe geschalteten Kommutatoren Gleichströme von hoher Span-
nung erzeugt werden. Bei der zuerst gebauten Maschine für 400 kW
arbeitete jeder der 8 Kommutatoren mit 12500 V, so daß sich im gan-
zen 100 kV ergaben. Der Wirkungsgrad einer 2000 kW-Maschine
wird zu 95 % angegeben. Eine derartige Maschine ist bereits 15 Mo-
nate lang im Betriebe gewesen und hat zufriedenstellend gearbeitet.
Smith meint, daß die Übertragung von 25 000 kW Gleichstrom
von 100 kV für Bahnzwecke bei einer Entfernung von 80 km und
nnter Anwendung doppelter unterirdischer Speisekabel mit Um-
formeretationen eine Ersparnis von 50% gegenüber Drehstrom-
übertragung mit Kabeln bei 66 000 V und Umformerstation erzielt
werden könne. Als Anlagekosten werden für diese beiden Mög-
lichkeiten 0,355 bzw. 0,730 Mill. £ angegeben. Piz.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Neue Form von Schmelzsichermgen. — Von der Artic Fuse
& Electr. Mfg. Co. Ltd., Liverpool, werden die in Abb. 1 und 2
dargestellten beiden neuen Formen von Schmelzsicherungen auf den
Markt gebracht. Sie sollen die durch Nachlassen der Federung de:
Kontakte zwischen Element und Einsatz, das selbst bei kleinen
Stromstärken bedenklich ist, bedingten Nachteile vermeiden, weil
dies nicht nur Spannungsabfall und Flackern des Lichtes bedingt,
sondern auch Erhitzungen hervorrufen kann, und dadurch die Le-
bensdauer der Sicherung verkürzt. Die Bauart weicht von der bis-
herigen Praxis ab, indem an Stelle der gewöhnlich verwendeten fe-
dernden Kontaktbigel eine Anordnung gesetzt sei, die einerseits
große Kontaktflächen und anderseits einen starken Auflagedruck
zwischen diesen unter allen Umständen sichert. Es wurden daher
starre Endbügel und frei bewegliche Kontaktplatten an den Schmelz-
einsätzen angewendet, die durch starke Federn nach außen gedrückt
werden. Diese Platten richten sich selbsttätig nach allen Richtungen
aus, so daß man den Schmelzeinsatz nach jeder Richtung wegdrücken
) „Engineering“ Bd. 118, 1922, 8. 592.
kann, ohne daß dadurch die Gtite des Kontaktes beeinflußt wird. Für
. jede Platte ist eine besondere, aus verkupfertem Stahl hergestellte
Feder vorhanden, welche in einer Aussparung des Porzellankörpers
liegt (Abb. 1). Wird der Schmelzeinsatz aus dem Kontaktbügel ent-
DA
7
2
Y
7
A
Abb. 1. Neue Form von Schmelzsicherungen für 100 A.
fernt, so werden die Platten in ihrer Lage durch kleine, mit einer
Führungsrinne versehene Plättchen festgehalten. Die Teile sind so
konstruiert, daß sie sich leicht zusammenbauen lassen, ohne daß sie
sich lösen können, obwohl z. B. bei der Sicherung für 100 A neben
Schrauben und Unterlagscheiben 12 Metallteile vorhanden sind, von
denen nicht einer am Porzellan befestigt wird. Bei den größeren
Sicherungen nach Abb. 1 ist der Schmelzdrahtkanal gerade durchge-
führt und hat reichlich Raum für den Austritt der Abschmelzgase:
und Luftzirkulation.
N
N
NET
N
ANONN I TAIL
N N INS
NY
SSS
NSN
SI
IN
Neue Form von Schmelzsicherungen für 5-> 25 A.
Abb. 2.
Bei kleineren Sicherungen für 5 bis 25 A, die nach Abb. 2 gebaut
zind, werden die Kontakillächen etwas anders, aber doch nach dem-
selben Prinzip angeordnet und können nur mittels eines Spezial-
werkzeugs herausgenommen werden. Der letztere Sicherungstyp ist
x
' 1012
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 31.
7. August 1922.
mit einem Zickzackkanal für den Schmelzdraht ausgerüstet, der
einer Spirale mit zwei Windungen ähnelt, so daß der Strom auf den
Mittelpunkt des Schmelzdrahtes eine magnetische Blaswirkung aus-
übt, während die Öffnung, durch die die Sicherung ausbläst, zu den
metallischen, unter Spannung stehenden Teilen senkrecht steht, wo-
durch die Lichtbogengase von den Kontakten fortgeblasen werden.
Die letztere Type der neuen Sicherung ist sehr gedrängt gebaut, ob-
wohl ihre Unterbrechurfgslänge rd 90 mm beträgt und einen Raum von
33 mm im Quadrat einnimmt. Sie ist auf einen Porzellansockel mon-
tiert, welcher auf Rundeisen aufgeschraubt werden kann. Die Sockel
sind für den Leitungsanschluß leicht zugänglich. Bei beiden Typen
ist die Hand des Bedienenden gegen elektrische Schläge oder Ver-
nn sicher geschützt. . („Electrical Review”, Bd. 70, 1922,
. 718. tz.
Messung großer Wassermengen. — Heute, wo die Verwendung
von Wasserkräften um so größere Bedeutung gewinnt, als die Kraft-
quelle Kohle spärlicher fließt; ist es sehr wichtig, Wassermengen-
und damit Wasserkraftarbeit messen zu können. Die Siemens &
Halske A. G. hat eine Druckschrift herausgebracht, welche sich mit
der Messung großer Wassermengen befaßt, und es wird in dieser
Schriftnachgewiesen,daßderVenturischeWassermesser
die Frage löst. Über einige bemerkenswerte Anlagen zur Feststel-
lung großer Wassermengen (bis 1,5 Mill. m? täglich) wird berichtet;
gleichzeitig wird ein Überblick gegeben über das Gebiet der Wasser-
messer, auf dem die genannte Firma eine 70-jährige Erfahrung be-
sitzt. —2.
Apparatebau.
Selbsttätige elektrische Abstell- und Bremsvorrichtung für
Drahtverseilmaschinen. — Die selbsttätige und schnelle Abstellung
schnellaufender Drahtverseil- und Litzenmaschinen bei Drahtbruch
und Leerlauf der Spulen bot bisher große Schwierigkeiten, weil bei
den hohen Umdrehungszahlen mechanische Vorrichtungen nicht zu-
verlässig funktionieren und nach kurzer Zeit zerschlagen werden.
Der H. E. Sistig Eisengießerei G. m. b. H., Düsseldorf-Rath, ist es
gelungen, eine zuverlässig wirkende, elektromagnetisch betätigte
Kupferring uni Klappe schließt den Stromkreis eines Elektro-
magneten, der einen Gewichtshebel bewegt und dadurch eine Bremse
auslöst und die Maschine schnell zum Stillstand bringt. Diese
Anordnung ist sorgfältig durchkonstruiert und wirkt sehr zu-
verlässig nicht nur bei Drahtbruch, sondern, wie schon ange-
deutet, auch dann, wenn durch Unachtsamkeit irgendeine der Vor-
SFegrolle_mıl Gummikrenz_zur Schnellverseilmasehine
nail Cen’reseamierung,
RS
E
Abb. 4.
ratstrommeln nicht genügend abgebremst ist und der von ihr ab-
laufende Draht daher nicht die gleiche Spannung aufweist wie
die übrigen. Die Einrichtung erzielt also nicht nur eine Zeit-
ersparnis bei Drahtbrüchen, da ein längeres Weiterlaufen der
Maschine und ein nachträgliches langwieriges Zurückdrehen
Abb. 3. Schnellaufende Drahtverseilmaschine mit selbsttätiger elektromagnetischer Abstellung und Bremsung.
Abstellvorrichtung für derartige Maschinen zu konstruieren. Wie
Abb. 3 zeigt, sind an dem äußeren Umfange des im Vordergrunde
erkennbaren Verseilkorbes ein isolierter Kupferring und unter den
einzelnen Drähten bewegliche Klappen angebracht, die unter der
Wirkung der Fliehkraft sich an die normalerweise festgespannten
Drähte anlegen und so mit dem Kupferring nicht in Berührung kom-
men können. Reißt einer der Drähte, oder läßt seine Spannung nach,
so bietet er der nach außen strebenden Klappe keinen genügenden
Widerstand mehr, und sie kann sich daher an den Kupferring
anlegen und an diesem herumlaufen. Diese Berührung zwischen
selbsttätig vermieden wird, sondern sie überwacht auch die gleich-
mäßige Spannung aller Drähte und damit die Güte des Fabrikats.
Eine derartige Maschine mit einer Leistung von 13000 m Eisen-,
Kupfer- oder Aluminiumlitze in 8 Stunden bei Einstellung einer
mittleren Schlaglänge wurde auf der diesjährigen Frühjahrsmesse
in Leipzig im Betriebe vorgeführt.
Eine Neuerung an diesen Maschinen besteht noch darin, daß
die eigenartige Ausbildung ihrer Laufräder (Abb. 4), gekenn-
zeichnet durch den Einbau eines lederharten Gummireifens auf
deren äußerem Umfange, den bei älteren Konstruktionen unlieb-
!
«
+
a
A Enn AR U un ad a 9
7. August 1922.
sam bekannten ohrenbetäubenden Lärm vermeidet. Weitere Vor-
züge der Maschine sind die Verwendung einer elastischen Kupp-
lung, welche die Lagerung des Verseilkörpers von den sonstigen
Lagerungen der Maschine unabhängig macht, die ohne Demontage
der Maschine heraushebbare Anordnung der Drahttrommelbügel
und der Platz ersparende Aufbau des Antriebsmotors oberhalb der
Riemenscheibe auf einer Plattform, die durch Schraubenbolzen ge-
hoben und gesenkt werden kann, um eine schnelle und bequeme
Nachspannung des Riemens herbeizufüliıren. Ptz.
Verkehr und Transport.
Neue Bahnelektrisierung in Frankreich. — Die Paris—Orle-
ans-Bahn, eines der sechs großen Bahnsysteme I’rankreichs, welches
mit 8000 km Strecke arbeitet, hat einen Vertrag abgeschlossen, durch
den 8 Mill. $ für Erweiterungen aufgewendet werden. Es handelt sich
u.a. um die Bestellungen von acht Güterzuglokumotiven und 80
schweren Personenmotorwagen, welche bei 1500 V Gleichstrom mit
hoher Geschwindigkeit betrieben werden sollen. Die Ausrüstung
wird eine Gruppe französischer Fabriken unter Führung der Cie.
Francaise Thomson-Houston liefern. Der größere Teil des Auftra-
ges wird in Frankreich vergeben, doch wird ein weiterer beträcht-
licher Anteil Amerika zufallen. Die Fahrzeuge werden auf einer
Erweiterung der ursprünglich vorhandenen, elektrisch ausgerüste-
ten Strecken betrieben werden, die vor etwa 25 Jahren durch die
französische Thomson - Houston - Gesellschaft mit GEC - Apparaten
ausgerüstet wurde. Der erste Teil der neuen Gleichstromstrecken
umfaßt 200 km der sehr verkehrsdichten Strecke zwischen Paris
und Vierzon. Die Motorwagen werden den gegenwärtigen zwischen-
städtischen Dampfbetrieb außerhalb Paris ersetzen und erweitern.
Der Schnellbetrieb und der Personen-Durchgangsverkehr Paris—
Vierzon auf dem Wege durch das südliche Frankreich wird durch
sektrische Lokomotiven mit 112,5 t Gewicht und Geschwindigkei-
ten zwischen % und 104 km/h bewerkstelligt werden. Diese Maschi-
nen sind indessen in dem obigen Kontrakt noch nicht enthalten.
(„Electrical World”, Bd. 79, 1922, S. 1086.) Piz.
Eine amerikanische Kommission zum Studium des Berliner Ver-
kehrs. — Am 23. Juli ist, wie der „Berl. T.ok.-Anz.“ meldet, in Berlin
eine aus 13 Mitgliedern des Chicagoer Magistrats bestehende ameri-
kanische Kommission eingetroffen, um hier die Verkehrseinrich-
tungen kennen zu lernen. Die Amerikaner wurden am 24. Juli
im Verwaltungsgebäude der Straßenbahn von Stadtbaurat Dr.
Adler empfangen, der ihnen die Organisation und den Aufbau
des gesamten Berliner Verkehrs erklärte und Fragen beantwortete.
Im Anschluß daran fand eine Führung durch die Fahrer- und Hand-
werkerschulen der Straßenbahn statt, ebenso wurden die Anlagen
der Materialverwaltung besichtigt. Abends veranstaltete die ameri-
kunische Kommission in den Räumen der amerikanisehen Botschaft
einen Empfang, an dem die Leiter der hiesigen Verkehrsinstitute
'iInahmen. Am 25. Juli wurden die Einrichtungen der Hoch- und
Untererundbahn sowie der Omnibusgesellschaft besichtigt. Die
amerikanischen Besucher werden sich von Berlin aus nach Prag und
Wien begeben und dann über Paris und London nach den Ver-
einigten Staaten zurückkehren.
Landwirtschaft. í
Dampf oder Elektrizität als Antriebskraft für Dreschsätze —
Tigen, Stettin, berichtet in der „Landimaschine” über Ergebnisse
cines Wettdrusches zwischen einem mittelst einer Dampflokomobile
nnd einem elektrisch angetriebenen Dreschsatz. Es wurden eine alte
Tampflokomobile von 22 PS Normal- und 36 PS Höchstleistung bzw.
cin Elektromotor von 40,8 PS verwendet, obwohl in letzterem Falle
in 35-pferdiger Motor ausgereicht hätte. Bei 9% h täglicher Arbeit
ergab der elektrische Betrieb täglich 350 Ztr. Korn bei 0,452 kWh]
Ztr.. der Dampfbetrieb 389 Ztr. bei einem Verbrauch von 1,08 kg
Kohle £. d. Ztr. Korn, was selbst bei den unter günstigen Verhält-.
nissen stark schwankenden Dreschergebnissen kein erheblicher Un-
tzrschied ist. Legt man einen Strompreis von 2,77 M/kWh und einen
Kohlenpreis von 0,50 M/kg zugrunde, so betragen die Kosten ein-
schließlich Öl für den Elektromotor 1,28 M/Ztr., für die Lokomobile
2 M/Ztr. Nicht berücksichtigt sind dabei die beim Dreschen neben
“en reinen Betriebsstoffkosten entstehenden Nebenkosten (Anfuhr
von Kohle und Speisewasser). Man muß hierfür die Inanspruch-
‚ıhme eines Gespannes mit 2 Pferden unıl eines Knechtes rechnen,
die ja vielleicht unter ganz besonders günstigen Verhältnissen noch
nebenbei anders beschäftigt werden können. Jedenfalls muß man für
Is Gespann f. d. Tag heute etwa 200—250 M rechnen, so daß bereits
»istdurch der Mehraufwand an Betriebsitoffkosten beim elektri-
schen Dreschen, der hier 0,66 M/Ztr. betrug, ausgeglichen sind. Beim
"sktrischen Dreschen kann außerdem der Bedienungsmann für die
Antijebsmaschine fehlen, da der Elektromotor keiner Bedienung be-
darf. Weitere Vorteile sind die leichte Beweglichkeit des auf einen
Wagen zu stellenden Motors, die jederzeitige Betriebsbereitschaft,
tie beaonders im Falle der Unterbrechung von Feldarbeit durch
»lötzliche Regengüsse Ersparnisse bringt. (Ind. u. Handelsztg.“ v.
18. VI. 1922.) —z.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 31.
1013
. Vorzüge des elektrischen Betriebes in Molkereien. — Es wird
über Vergleichsversuche zwischen Dampf- und elektrischem Betrieb
in der modern eingerichteten und normal geleiteten Molkerei Schwes-
ein bei Stettin berichtet, welche die Überlegenheit des elektrischen
Betriebes erwiesen haben. Die Molkerei hat einen Einflammrohr-
Dampfkessel von 14 m? Heizfläche, eine Dampfmaschine von 10-16
PS und einen statt der Dampfmaschine benutzbaren Drehstrommotor
von 10 PS. Die Molkerei, welche täglich 45000 I Milch verarbeiten
kann, wurde an zwei Versuchsiagen elektrisch und an zwei weiteren
Tagen mit Dampf betrieben, wobei im Durchschnitt 2800 1 Milch ver-
arbeitet und 75 kg Butter erzeugt wurden. Beim Dampfbetrieb ist es
nicht möglich, den Abdampf im vollen Umfange für Wärmezwecke
auszunutzen. Der Grund liegt in der kurzen Betriebszeit (rd 2 h für
den Tag) des Kessels; es muß daher für Wärmezwecke Frischdampf
verwendet werden. Aus den von der „Arbeitsgemeinschaft Technik
in der Landwirtschaft”, Ortsgruppe Stetlin, vorgenommenen Ver-
suchen und dem darüber ausgefertigten Protokoll geht hervor, daß
der elektrische Antrieb von Molkereimaschinen gegenüber Dampf-
betrieb den Vorteil schnellster Betriebsbereitschaft, der Kraftauf-
wendung nur während der Betriebszeit und die Entlastung des Be-
dienungspersonals mit sich bringt. Die Entlastung ist dadurch be- -
dingt, daß der Dampfkessel bedeutend kleiner sein kann, weil er nur
Dampf für Wärmezwecke erzeugt, und weil ein solcher Kessel nicht
so sorgfältig befeuert zu werden braucht, wie einer für Dampfma-
schinenbetrieb. Um den Kohlenverbrauch möglichst herabzusetzen,
muß der Heizkessel so klein wie möglich sein.
Zur Verarbeitung von 6--7000 1 Milch wurden bei Dampf-
betrieb täglich 5--6 Ztr. guter Kohle verbraucht, bei elektrischem
Betrieb erfordert der Heizkessel 1,5--2 Ztr. und der Stromver-
brauch betrug 16 kWh. Von großem Vorteil ist die ständige, sofor-
tige Betriebsbereitschaft bei elektrischem Betrieb, sa kann z. B.
auch an heißen Tagen noch des Abends die Eismaschine und die Was-
serpumpe zum-Kihlen von Sahne und Milch angestellt werden. Stö-
rungen durch Unterbrechung der Stromlieferung kommen bei gut
geleiteten Elektrizitätswerken heute nur selten vor und sind dann
. kaum von längerer Dauer. („Mitteilungen der Vereinig. d. El.-We.”
1922, Nr. 312, S. 227.) Rhbk.
Fernmeldetechnik.
Das Ziehen des Zwischenkreisröhrensenders bei kapazitiver
Kopplung. — Pür induktiv gekoppelte Schwingungskreise ist die
Theorie des Zichens kürzlich von Rogowski in einer möglichst
einfachen und leicht zu durehschauenden Form dargestellt worden.
In ganz analoger Weise behandelt W. Grösser das Problem
bei kapazitiver Kopplung zwischen Primär- und Sekundärkreis.
Dabei werden die Frgebnisse einer früheren Arbeit über die
Dämpfungen der Koppelschwingungen zweier kapazitiv ge-
koppelter Schwingungskreise verwertet. Es zeigt sich, daß auch
bei kapazitiver Kopplung Zieherscheinungen auftreten. Die
Stellen, an denen Frequenzsprünge stattfinden bzw. diejenigen,
an denen ein Aussetzen der Schwingungen erfolgt, lassen sich
aus den Formeln berechnen. Wenn sich auch in allgemeinen die
Erscheinungen bei kapazitiver und induktiver Kopplung als ziem-
lich analog erweisen, so treten doch einige nicht unbeträchtliche
Unterschiede zutage.
Die rasche Koppelschwingung kann man im allgemeinen
leicht erzeugen, nur nicht in dem Falle, daß die Kopplung sehr
lose ist und außerdem der Primärkreis eine kleinere ungekoppelte
Eizenfrequenz besitzt als der Sekundärkreis. Dieses Verhalten
der raschen Koppelwelle bei kapazitiver Kopplung entspricht ganz
dem Verhalten der raschen Koppelwelle bei induktiver Kopplung.
Die langsame Koppelschwingung kann man im allgemeinen
nicht so leicht erregen. Man kann sie erregen in dem Falle, daß
bei sehr loser Kopplung die ungekoppelte Eigenfreauenz des
Primärkreises kleiner ist als die des Sekundärkreises. Bei induk-
tiver Kopplung ist das Verhalten der langsamen Koppelschwin-
gung etwas anders. Dort ist es auch im Falle fester Kopplung
leicht möglich, sie durch genügend feste Gitterkopplung zu
erregen. („Archiv für Elektrotechnik”, Bd. 10, 1921, S. 317.) Alb.
Allgemeiner Maschinenbau.
Verbesserte Regelung einer Doppelturbine bei Ausrüstung
mit zwei Regulatoren. — Eine bemerkenswerte Anordnung zur
Erzielung einer vorzüglichen Regelung und eines in weitem Be-
reiche fast gleichbleibenden guten Wirkungserades wurde im
Newhaleim-Creek-Kraftwerk, welches als Bauhilfsanlage für eine
am Skagit-Fluß in Errichtung begriffene Großwasserkraftanlage
dient, getroffen. Im Kraftwerke wurde ein Drehstromgenerator
von 3000 PS Kraftaufnahms aufgestellt, welcher von einer
Pelton-Doppelturbine von 450 Umdr/min, welche mit 155 m Ge-
fälle arbeitet, angetrieben wird: die beiden Laufräder sitzen an
den Enden der beiderseits verlängerten Generaforwelle; die
ganze Maschinenzruppe ist nur zweimal gelagert. Die Verhält-
nisse haben die Wahl zwischen einer Freistrahlturbine und einer
Reaktionsturbine gestattet; mit Rücksicht auf die Möglichkeit,
die Einheit in zwei Hälften zu teilen und auf diese Weise eine
erhöhte Betriebssicherheit zu erzielen, sowie auch gegen durch
1014
die Regelungsvorgänge verursachte Druckstöße in einfacher
Weise sich zu schützen, hat man sich für die erstere Ausführung
entschieden. Die Gruppe ist mit zwei voneinander vollkommen
unabhängigen Reglern ausgerüstet, deren einer die Regelung bei
kleinen Belastungsschwankungen, der andere bei großen Last-
änderungen zu übernehmen hat. Die Unterteilung der Leistung
auf zwei in getrenntem Gehäuse eingebauten Laufräder gestattet,
jede Hälfte für sich abzustellen und so sowohl bei kleinen Be-
lastungen, als auch bei Niederwasser nur mit einer Einheit bei
zünstigem Wirkungsgrad zu arbeiten. Die ungleiche Einstellung
der Empfindlichkeit beider Regler ermöglicht eine weitaus feinere
Regelung und verringert die Gefahr des Durchbrennens, welche
nur bei einem gemeinsamen, empfindlich eingestellten Regler vor-
handen wäre. Die Regelung erfolgt einerseits durch Einwirkung
auf die Düsennadel, anderseits bei plötzlicher Entlastung im Wege
der Strahlablenkung; letztere schließt das Auftreten von größeren
Druckstößen vollständig aus. Da eine Belastung einer Hälfte
unter 50% überhaupt nicht vorkommt, genügt es, nur eine der
beiden Düsen jedes Laufrades mit zusätzlicher Handregelung
auszustatten. („Electrical World” Bd. 79, 1922, S. 138.) . Bp.
Jahresversammlur gen, Kongresse, Ausstellungen.
Die Elektrotechnik auf der Leipziger Technischen Messe. — Die
Literarische Abteilung des Meßamts für die Mustermessen in
Leipzig schreibt uns, daß die kommende Herbstmesse (27. August
bis 2. September) in der großen Kuppelhalle (Halle 12) und in
Hallo 5 (früher VII und VIII) eine glänzende Musterschau der
neuesten Leistungen auf elektrotechnischem Gebiet brin-
ven dürfte In reicher Auswahl werden die größten deutschen
Elektrizitätsfirmen ausschließlich Vorzugswaren (ausgenomiucn
sind nur große Generatoren, Motoren und Transformatoren) ın
bester Aus[ührung anbieten, sodaß dıe ausländischen Käufer enea
überzengenden Eindruck von der gewaltigen Leistungsfähigkeit
dieses Industriezweiges zu gewinnen vermögen. Dabei muß auch
besonders dessen Streben ins Auge fallen, sich den Bedürfnissen
der Abnehmer aus den verschiedenen Gebieten des Wirtschafts-
ıebcns anzupassen und im Bereich des Installationsgewerbes eine
Vereinfachung der Montage zu erreicuen. Im Interesse der Aus-
steller wie der Einkäufer ist es zu begrüßen, daß die Vorbereitungs-
arbeiten für das geplante Hausder Elektrotechnik rüstig
vorwärtsschreiten, sodaß mit seiner Inbetriebnahme zum Frühjahr
1928 gerechnet werden kann. Es sei noch bemerkt, daß die Tech-
nisihe Messe diesmal nicht über die Alıgemeine Mustermesse hinaus
verlängert wird.
Plan einer Internationalen Elektrizitäts-Ausstellung Barcelona
1925. — Nach Mitteilung des Ausstellungs- und Messe-Amts der
Deutschen Industrie steht der seit nicht weniger als 10 Jahren be-
triebene Plan für diese Ausstellung vor allem noch hinsicht-
lich der Finanzierung den größten Schwierig-
keiten gegenüber. Und wenn auch die Verhandlungen wegen
der Geldbeschaffung allmählich greifbarere Gestalt annehmen, so
werden in der Presse doch schon Stimmen laut, die bei der allgemei-
nen wirtschaftlichen Lage Europas die Befürchtung aussprechen,
daß das Unternehmen auch im Jahre 1925 kaum auf eine größere Be-
sucherzahl aus dem europäischen Auslande werde rechnen können.
Die endgültige Gestaltung des Planes läßt sich angesichts der wider-
streitenden Meinungen der maßgebenden Kreise jetzt noch nicht
überblicken.
Ausstellung für Wasserstraßen und Energiewirtschaft Nürn-
berg 1922. — Im Luitpoldhain zu Nürnberg findet In der Zeit vom
15. August bis 1. Oktober eine Ausstellung für Wasserstraßen
undEnergiewirtschaft statt. Das Bayerische Staatsmiri-
sterium des Innern wird in einer besonderen Abteilung auf rund
1200 m? behängter Wandfläche und an der Hand zahlreicher Modelle
die Erschließung und Verwertung der gerade für Bayern so wichti-
zen Wasserkräfte zur Darstellung bringen. Dabei soll großer Wert
darauf gelegt werden, die Darbietungen der vorjährigen Münchner
Ausstellung weiter auszubauen und zu vertiefen. Die mit dcr
Durchführung beauftragte Abteilung für Wasserkraft-
ausnützungundBlektrizitätsversorgungder Ober-
sten Baubehörde beabsichtigt, insbesondere den Laien in das Wesen
der Wasserkraftansnützung an der Hand von leicht verständlichen,
bildhaften Darstellungen einzuführen und ihn über den Wert der
Wasserkräfte aufzuklären; sie ist aber auch bemüht, hierbei auf
den Fachmann und alle die Interessenten aus lIandels-, Finanz-,
Industrie- und Gewerbekreisen anregend und befruchtend zu wir-
ken. Die Abteilung über Wasserkräfte verspricht daher, ein ab-
rerundetes Bild der Wasserkraftausnützung in Bayern und ihrer
Fortschritte zu bieten, dessen Studium sich im eigenen Interesse
niemand entgehen lassen sollte, der am Wirtschaftsleben Deutsch-
lands in dieser Zeit Anteil nimmt.
5. Deutsche Ostmesse, Königsberg Pr. — Das Meßamt Königs-
berg Pr. gibt bekannt, daß an der 5. Deutschen Ostmesse, die vom
13. bis 18. August stattfindet, der Allrussische Verband
der Genossenschaftsverbände in Moskau (Zentroso-
ius) mit Mustern verschiedener Exportwaren teilnehmen und über
die Vorräte an solchen durch eine Reihe von Diagrammen und
Kartogrammen Aufschluß geben wird. Er entsendet zur Ausstel-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31.
7. August 1922.
lung fünf zum Einkauf deutscher Erzeugnisse bevollmächtigte Ver-
treter. Ferner hat sich neben der Genossenschaft Sewero-Kustarj
die Moskauer Verwaltung der russischen Haus-
industrie angemeldet, die nicht nur Muster, sondern auch Waren
zunı Verkauf nach Königsberg bringen will. Weiter erscheint di:
Handelskammer des Nordwestgebiets in Petersburg
mit Exporterzeugnissen verschiedenster Art. Sie hat ein Komitee
A mean nen einer russischen Abteilung auf der Ostmessı:
gebildet.
Der Ausschuß für Moorkultur, Tor£f-undKalkver-
wertung Ostpreußens veranstaltet auf Anregung des Mef-
amis im Tragheimer Gemeindehaus eine aus 6 Abteilungen be-
stehende Sonderausstellung, die ein Bild von den Mooren Ost
preußens und ihrer Erschließung, der Torfgewinnung und -trock-
nung, der Brenntorfwerke, der Torfverwertung, seiner Ver- und
Einigasung sowie Verarbeitung geben soll.
2. Nordische Messe in Kiel 1922. — Die Messe findet mit Unter-
stützung der Handelskammer Kiel und des dortigen städtischen
Handels- und Industrieamtes vom 13. bis 17. September statt uni
wird in 36 Gruppen auf einem Gelände von über 40 000 m? Er-
zeugnisse der führenden deutschen Industrien
vereinigen.
Pariser Messe 1922. — Nach einem kurzen Bericht des Aus-
stellungs- und Messeamts der Deutschen Industrie hat die dies-
jährige Pariser Frühjahrsmesse ein besseres Ergebnis
gezeitigt als die vorjährige. Am reichhaltigsten waren auch diesmal
die verschiedensten Zweige des Maschinenbaues und der ver-
wandten Industrien vertreten. Eine in der Geschäftsstelle des
Amtes (Berlin NW 40, Hindersinstr. 2) ausliegende Sondernummer
der Zeitschrift „L’Usine“ vom 10. Mai gibt darüber Auskunft. Auch
die großen Syndikate, darunter die UniondesSyndicatsde
l’ Electricité, hatten ihre Mitglieder zu Sammelgruppen ver-
einigt und sgo einen guten Überblick über das Gebotene ermöglicht.
Landwirtschaftliche und Industrie-Ausstellung Johannesburg
1922. — Das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie
macht darauf aufmerksam, daß unter den landwirtschaftlichen Aus-
stellungen Britisch-Südafrikas die JohannesburgerJahres
ausstellungenbesondere Bedeutung haben und deut-
sche Industrielle, die in Südafrika ins Geschäft kommen wollen, gut
tun würden, ihnen viel stärkere Beachtung als bisher zu schenken.
Hauptsächlich kommen Motorpflüge, Traktoren und Bedarfsartikel
für die Milchwirtschaft in Betracht. Die vom 12. bis 17. April abge-
haltene Veranstaltung umfaßteu.a.auch Telephonapparate,
elektrische Uhren, Haus- und Küchengeräte usw. Das ge-
nannte Amt erwähnt noch, daß das Land einen guten Absatz für
kleine stationäre Motoren für Petroleum- oder Rohölbetriebe, na-
mentlich von 3 und 5 PS, bieten dürfte, die einfach konstruiert sein
müssen, wenig Anspruch auf Wartung erheben und zum Betrieb von
Dynamomaschinen für kleinere Beleuchtungsanlagen usw. dieren.
Verschiedenes.
Gebührenzuschlag Nr. 2°)
. der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, Abt. II.
Vom 1. VIII. 1922 ab beträgt der Zuschlag:
1. für das Inland zu den ab 1. VI. 1922 auf das Dreifache erhöhten
Sätzen der Gebührenordnung vom 1. VII. 1918 Teil II (Elektri-
zität und Magnetismus) 2000 %,
2, für das Ausland zu den nicht erhöhten Sätzen der genannten Ge-
bührenordnung, welche in die Währung des betreffenden Lan-
des nach dem Stande vom 31. VII. 1914 umgerechnet werden,
50%. Ergibt sich nach 1. ein höherer Betrag, so wird dieser
berechnet.
Charlottenburg, den 18. Juli 1922,
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt,
gez. Nernst.
E
Eine Technische Zentralbibliothek für Frankfurt. — Im An- ;
schluß an die Kunstgewerbe-Bibliothek in Frankfurt a. M. wird dort
eine Technische Zentral-Bibliothek eingerichtet, zu welcher die An- :
regung vom Reichsbund deutscher Technik ausging. Auch der Tech-
nische Verein, der Frankfurter Ingenieur- und Architekten-Verein,
der Verein deutscher Ingenieure, die Elektrotechnische Gesell-
schaft und der Verein deutscher Chemiker haben ihre wertvollen
Bücherbestände, die bisher nur deren Mitgliedern zugänglich waren,
für diesen Zweck zur Verfügung gestellt, so daß ein Grundstock ge-
schaffen wurde, auf dem man eine alle Gebiete der Technik umfas-
sende Bibliothek aufbauen konnte. Die TZB zählte bei der Eröff-
nung bereits über 20 000 Bände, und es werden 60 Fachzeitschriften
im Lesesaal laufend aufliegen. Die Neuanschaffungen werden künt-
tig von den beteiligten Vereinen bestritten werden. Daneben wird
die „Vereinigung Technische Zentralbibliothek“ mit den von ihr 1n
Kreisen des Handels und der Industrie gesammelten Mitteln neues
Literaturmaterial beschaffen. Später soll auch die in der Roth-
schildschen Bibliothek verwaltete Patentschriftensammlung In
TZB überführt werden. („Frankfurter Zeitung“ 29. VIL 1
Nr. 459.) —z.
ı) Vgl. auch „ETZ" 1922, S. 300, 69% 826.
- i — - s-
a aaa — N o un su Tr en mr EEE Te ae
Or (er iR Sr EEEE eR EA x m
7. August 1922.
Psychotechnischer Lehrgang der Technischen Hochschule Ber-
lin. — In der Zeit vom 1. bis 10. X. 1922 wird im Psychotechnischen
Laboratorium des Versuchsfeldes für Werkzeugmaschinen und Be-
triebslehre der Technischen Hochschule zu Berlin ein Psychotech-
nischer Lehrgang zur Einführung in die theoretischen und prak-
tischen Grundlagen dieses Gebietes abgehalten werden. Neben den
Vorlesungen finden Übungen statt, um die Teilnehmer auch in die
Technik der Bedienung der Prüfgeräte und die Berechnung der
Werte einzuführen.
` Jubiläum der Rheinelektra. — Die Rheinische Elektrizitäts-
A.G., Mannheim, feierte ihr 25jähriges Bestehen und hat aus diesem
Anlaß eine sehr geschmackvoll ausgestattete und mit Illustrationen
versehene Denkschrift herausgegeben, in der die Gründung und
Entwicklung dieses Unternehmens geschildert wird. Es werden
auch Ansichten ihres Verwaltungsgebäudes sowie des Kraftwerks
Ellwangen und des im Bau befindlichen Großkraftwerks Mannheim
gegeben. Die Vorgängerin der heutigen Firma war die i. J. 1897
aus einer Zweigniederlassung der Elektrizitäts-A.G. vorm. Schuk-
kert & Co. entstandene Rheinische Schuckert-Gesellschaft für Elek-
»
“
ATTI
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31.
a i Ty. Mn a Sa z ad
' .
1015
Gesellschaft von Freunden der Leobener Hochschule. — Um die
wissenschaftlichen Einrichtungen der Leobener Hochschule,. die
durch die Ungunst der Verhältnisse der letzten Jahre sehr gelitten
haben, wieder der Neuzeit entsprechend instandzusetzen und zu er-
gänzen, hat sich eine „Gesellschaft von Freunden der Leobener
Hochschule“ gebildet. Das Professorenkollegium richtet mit eini-
gen Männern der Praxis und Industrie an alle Gönner sowie ehemali-
gen Hörer der Praxis der Leobener Hochschule die Bitte, für diesen
Zweck Geldbeträge zu stiften. Der Aufruf ist mit einer ganzen
Reihe ehemaliger Schüler der Leobener Hochschule, die sich in an-
zesehenen Stellungen der Praxis und Verwaltung befinden, unter-
zeichnet und wird nicht verfehlen, die Stellen, an die er sich richtet,
zu einer tatkräftigen Hilfe zu veranlassen.
Jubiläen. — 1. Klein, Schanzlin & Becker A.G. Die durch
ihre Fabrikate auf dem Gebiete der Pumpen und Armaturen rühm-
lichst bekannte Firma, welche sich aus ganz kleinen Anfängen mit
12 Arbeitern und 6 Werkzeugmaschinen im Laufe der Jahre zu einem
ausgesprochenen Großbetrieb mit 1700 Angestellten und 1500 Werk-
zeugmaschinen auf einer Fabrikgrundstücksfläche von 20 ha und mit
einem Betriebskapital von 21 Mill. M ausgewachsen hat, feierte, wie
wir leider verspätet erfahren, im Dezember
1921 ihr Sjähriges Bestehen, und hat aus
diesem Anlaß eine geschmackvoll ausge-
stattete Denkschrift herausgegeben, in
welcher die Entwicklung des Unterneh-
mens geschildert wird und neben Darstel-
lungen ihrer wichtigsten Erzeugnisse auch
Ansichten der Fabrik und deren Werkstät-
ten in früheren Jahren und in der Jetztzeit
sowie Porträts des Gründers Joh. Klein
und seines später eingetretenen Bruders
Dr. Jakob Klein gegeben sind. —z.
2.W.Kücke&Co.,Elberfeld.Die
Werkzeug-, Segeltuch- und Lederwaren-
fabriken W. Kücke & Co. in Elberfeld,
a N r e aa m
all I 5 [IHM Ki ad u SE oa _ welche bekanntlich seit vielen Jahren die
N | | INTERNEN WERE nT a een in der Elektroindustrie benutzten Spezial-
Be. | WETE . werkzeuge herstellen, feierten am 9. Juli
Aalalll IN IN II I A 110 Di ihr 60 jähriges Bestehen. Die in beschei-
a A i | denem Umfang gegründete Firma hat sich
ge EEE EEE EEE Zu. Ahr bis heute zu einem großzügigen Unterneh-
- O A Er Zu a Eier A G P men ausgewachsen und besitzt eine Fabrik,
Abb. 5. Großkraftwerk Mannheim
=
trische Industrie (RSG) in Mannheim, welche Ende der 90er Jahre
mit dem Bau kleiner Drehstrnm-Überlandwerke begann und das
Dampfkraftwerk Edenkoben uud das Wasserkraftwerk Bammental
erbaute. Als sich i. J. 1903 die Schuckert-Gesellschaft und die Sie-
mens & Halske A.G. zu der Siemens Schuckertwerke G. m. b. H. zu-
sammenschlossen, wurde seitens der RSG und der SSW die Rhei-
nische Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. mit 1 Mill. M Aktien-
kapital ins Leben gerufen. Das Handels-, Bau- und Installations-
geschäft ging an die neue Firma tiber, und der RSG verblieben nur
die Elektrizitätswerke Edenkoben, Bammental und Achern; die
Blockstationen in Mannheim und Metz sowie die Pachtung des
El.-W. Saarbrücken. Vom Jahre 1904 ab legte die RSG den Schwer-
punkt ihrer Tätigkeit auf Gründung, Finanzierung, Bau und Betrieb
von öffentlichen Elektrizitätswerken (Schifferstadt, Ladenburg,
Osthofen, Sinsheim, Neustadt i. Bayern, Bergzabern, Wachenheim,
Landstubl. Rodalben, Oberstein-Idar, Ingweiler, Willstätt). Im
Jahre 1909 fand der Übergang zum Großunternehmen statt, und es
wurden die Überlandwerke inz und die Pfalzwerke errichtet,
Worms wurde ausgebaut und in Osthofen ein neues Drehstromwerk
errichtet. Später wurde aus bestehenden Anfängen eine eigene Bau-
organisation geschaffen, und damit nahm die Entwicklung des Ur-
ternehmens einen raschen Aufstieg. Im Jahre 1917 schied die RSG
aus der Beteiligung an den Rheinischen Siemens-Schuckertwerken
aua und änderte ihren Namen in Rheinische Elektrizi-
tāts A. G., Mannheim (Rheinelektra). Im Dezember 1921 wurde das
1000ste Ortsverteilungsnetz und der 6000ste km Hochspannungslei-
tung fertiggestellt. Es folgten die Gründungen der deutschen Con-
!inental-Gas-Ges., Dessau, der Elektro-Baugesellschaft, Dessau, der
raftversorgung der südlichen Rheinprovinz G. m. b. H. sowie der
Rheinischen Hoch- und Tiefbau-A. G., Mannheim.
Das Kapital der eigenen und der nahestehenden Unternehmun-
zen beträgt z. Zt. rd 129,34 Mill. M, die Obligationen und Darlehen
1813 Mill. M. Das Aktienkapital der Rheinelektra ist von 3 Mill. M
i Jahre 1898 bis heute auf 81 Mill. M, die Obligationen sind von
= Mill. M im Jahre 1909 bis heute auf 80,18 Mill. M angewachsen.
Die bisher gezahlten Dividenden schwankten zwischen 5 und 15 %.
Gegenwärtig wächst ein neues von der Rheinelektra gebautes Werk,
das Großkraftwerk Mannheim, aus dem Boden (Abb. 5), welches
eine Vereinigung aller an der Stromversorgung der Industriebe-
zirke Nordbadens und der Pfalz beteiligten Elektrizitätsunterneh-
mungen darstellt. Teilhaber sind das staatliche Badenwerk, die
Stadt Mannheim, die Pfalzwerke und die Neckar A.-G. Piz,
deren Grundfläche über 1,6 ha beträgt.
Das. Werk ist mit modernsten Maschinen
ausgerüstet und besitzt auch ein Fall-
hammerwerk sowie eine zeitgemäße Gal-
vanisierungsanstalt. Neben ihren Bezie-
hungen zur Industrie zählen auch Post-, Telegraphen-, Eisenbahn-
und sonstige Behörden zu ihren Kunden. Nach dem Tode des Grün-
ders der Firma im Jahre 1898 und seines Sohnes im Jahre 1913 ist
jetzt die Frau des letzteren, Frau Anna Kücke, Inhaberin der Firma.
—2.
Energiewirtschaft.
Die Preistestsetzung für Lieferung von Elektrizität, Gas und
Wasser. — Wie das Reichswirtschaftsministerium mitteilt, sind,
naehdem die Verordnung vom 1. II. 1919 über die schiedsge-
richtliche Erhöhung von Preisen bei der Liefe-
rungvonelektrischer Arbeit, Gas und Leitungswasser
durch Gesetz vom 9. VI. 1922 abgeändert und die Bekanntmachung
über das Verfahren vor den Schiedsgerichten vom 5. III. 1919 durch
eine neue Verordnung vom 16. VI. 1922!) ersetzt worden ist, Zweifel
aufgetaucht, ob die auf Grund der Bekanntmachung vom 5. III. 1919
seitens des Reichskommissars für die Kohlenverteilung endgültig
mitgeteilten Schiedsrichterlisten noch Gültigkeit haben.
Diese Zweifel sind unbegründet; der Ersatz der Bekanntmachung
vom 5. III. 1919 durch die in den wesentlichen Punkten wörtlich
gleichlautende Verordnung vom 16. VI. 1922 ändert an der Rechts-
gültigkeit der genannten Schiedsrichterlisten nichts. Auch eine Er-
gänzung oder Abänderung der Listen ist vorläufig nicht zu er-
warten.
Die Elektrizität im deutsch-polnischen Abkommen über Ober-
schlesien. — Nach Art. 370 § 1 des unter dem 11. VI. durch Reichs-
gesetz?) fixierten, am 15. V. geschlossenen deutsch-polnischen Ab-
kommens über Oberschlesien gewährleisten die vertragschlie-
Renden Teile derSchlesischenElektricitäts-undGas-
A.G. Breslau, (OEW) während der ersten drei Jahre nach dem Über-
gang der Staatshoheit die uneingeschränkte Fortführung ihres Be-
triebes, insbesondere der Kraftwerke Chorzow und Zaborze
und der dazu gehörigen Anlagen und Leitungen sowie die Wahrung
ihrer gegenwärtigen Rechtsform und Eigentumsverhältnisse. Art.370
§ 2 des Vertrages spezifiziert die zu diesem Zweck beiderseits über-
nommenen Verpflichtungen. Die für die Fortführung des Betriebes
in Polnisch-Oberschlesien notwendigen Mengen und Arten von Be-
triebs-, Erneuerungs- und Instandhaltungsmaterial, Kesseln, Maschi-
nen usw. können frei von Ein- und Ausfuhrzöllen und von jeglichen
1) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 920.
3 RGBI. IL 1922, 8. 237 ff.
1016
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31.
7. August 1922.
Ein- und Ausfuhrabgaben nach Polnisch-Oberschlesien gebracht
werden. Während der eingangs bezeichneten Frist darf Polen ge-
mäß Art. 371 das Kraftwerk Chorzow nebst sämtlichen in Polnisch-
Oberschlesien befindlichen Anlagen und Leitungen freihändig er-
werben; es erklärt sich bereit, alsbald nach dem Übergange der
Staatshoheit darüber mit den OEW in Unterhandlungen zu treten.
Unbeschadet dieser Bestimmung kann das Kraftwerk Chorzow nebst.
Anlagen und Leitungen aber im Wege freier Vereinbarung mit Zu-
stimmung Polens in ein selbständiges Unternehmen umgewandelt
oder von einem anderen Unternehmen erworben werden. Hierauf
abzielenden Verhandlungen wird Polen jedmögliche Unterstützung
angedeihen lassen. Die Bestimmungen des Art. 370 treten mit dem
Tage der Übernahme des Betriebes des Kraftwerkes Chorzow durch
den polnischen Staat oder durch ein anderes Unternehmen bzw. der
Umwandlung in ein selbständiges Unternehmen außer Kraft. Ist, so
heißt es in Art. 372, die Angelegenheit innerhalb von drei Jahren
nach Übergang der Staatshoheit nicht auf einem der drei bezeich-
neten Wege geregelt worden, so entscheidet die Gemischte Kommis-
sion über Frist, Bedingungen und Preis für die Berechtigung Polens
zum Ankauf von Chorzow. Sollten die OEW nach dem Übergang
der Staatshoheit im Interesse der Elektrizitätsversorgung Polnisch-
Oberschlesiens Neuarbeiten an ihren Anlagen in letzterem auszu-
führen beabsichtigen, so erklärt sich Polen bereit, mit den OEW
über die Aufbringzung der hierzu erforderlichen Mittel und über die
Höhe der der Gesellschaft bei der vorgesehenen Übernahme der An-
lagen durch Polen zu zahlenden Entschädigung in Verhandlungen zu
treten. Zu den Neuarbeiten gehören auch die durch die Abtren-
nung des Chorzower Kraftwerkes erforderlich werdenden Verände-
rungen der Leitungs- und Verteilungsanlagen, soweit sie der Elek-
trizitätsversorzeung in Polnisch-Oberschlesien dienen. Führen die
Verhandlungen zu keinem Ergebnis, so sind die OEW für eine Be-
einträchtirung der Elektrizitätsversorgung Polnisch-Oberschlesiens
insoweit nicht verantwortlich, als diese auf die Niehtausführunz der
beabsichtieten Arbeiten zurückzuführen ist. Bis zur Übernahme
des Betriebes von Chorzow durch Polen oder durch ein Unternehmen
bzw. bis zur Umwandlung in ein solches, längstens jedoch für die
Dauer von drei Jahren nach Übergang der Staatshoheit haben die
OEW nach Art. 373 in beiden Teilen des Abstimmungseebietes Elek-
trizität zu gleichen Bedingungen zu liefern. Für den gleichen Zeit-
raum sollen in Polnisch-Oberschlesien die dort gültigen Preise auch
für die von Zaborze versorgten Abnehmer gelten und umgekehrt
bezüglich der Zentrale Chorzow. Falls deren Betrieb vor Ablauf
«er in Art. 370 genannten dreijährigen Frist durch Polen oder ein
Unternehmen übernommen bzw. das Kraftwerk in ein selbständiges
Unternehmen umgewandelt wird, verpflichtet sich Polen in Art. 374,
die Belieferung des deutsehen Teiles des Abstimmungsgebietes im
bisherigen Umfang anf ein Jahr nach Betriebsübernahme, minde-
stens aber für drei Jahre nach Übergang der Staatshoheit, sicherzu-
stellen. Bis zum Ablauf eines Jahres nach Übernahme des Betrie-
bes von Chorzow durch Polen oder ein Unternehmen bzw. nach Um-
wandlung des Werkes, längstens iedoch für vier Jahre nach dem
Übergang der Staatshoheit, können Zaborze und Chorzow dem Art.
375 zufolee Elektrizität iiber das andere Teilgebiet leiten, ohne daß
hierbei Ein- und Ausfuhrzölle bzw. „nbraben erhoben werden.
Deutschland verpflichtet sich. auch nach Ablauf vorgenannter Frist
für längstens zwei weitere Jahre die Zuführung von Elektrizität
von Zaborze nach Knurow (Übernahmestelle) ohne Erhebung von
Z,öllen, Fin- oder Ausfuhrabgaben im bisherigen Umfang zu gestat-
ten, sofern dadurch die Belieferung des deutschen Gebietes mit Elek-
trizität nicht beeinträchtigt oder verteuert wird. Für diesen weite-
ren Zeitraum findet die Bestimmung des Art. 373 über die Liefer-
bedingungen und Preise keine Anwendung.
Hinsichtlich dranderenElektrizitätswerkedes Ab-
stimmungesgebietes sagt das Abkommen (Art. 378), daß die vertrag-
schließenden Teile sich verpflichten, 15 Jahre nach Übergang der
Staatshoheit die Zuführung von Elektrizität dureh solche von einem
Teilgebiet. in das andere in demselben Umfange frei von Zällen,
Ein- oder Ausfuhrabgaben zu gestatten, in dem die Lieferung z. Zi.
des Überganges der Staatshoheit erfolgt, die Ausführung bestehen-
der Lieferungsverträze nicht zu hindern und die gerichtliche Gel-
tendmachung der sich aus letzteren erzebenden Ansprüche in dem-
selben Maße zu gewährleisten wie für Ansprüche der eigenen Staats-
anzehörizen. Die hier in Betracht kommenden Werke dürfen zur
Beseitigung plötzlich eingetretener Kabel-, Leitungs- und Trans-
formatorenstöruneen und ähnlicher Betriebsschäden die dazu erfor-
derlichen Materialien, Werkzeuge und Geräte von ihren Lagern
ohne Zölle und Binfuhr- bzw. Ausfuhrabzaben in das andere Teilge-
biet bringen.
Wir haben schon berichtet, daß inzwischen unter erheblicher
Beteiligung der Schlesischen Elektrieitäts- und Gas- A. G. für die
Übernahme der Zentrale Chorzow und des zugehörigen Leitungs-
netzes die Oberschlesisches Kraftwerk A. G, Katto-
witz, mit 50 Mill. M gegründet worden ist und dieses Kapital bereits
auf 300 Mill. M erhöht hat.
Zum österreichischen Elektrizitätswegegesetz. — Dr. Beck
hat in der ETZ 1922, S. 967, den Entwurf des neuen Gesetzes be-
sprochen. Wir möchten seine Ausführungen heute durch folzende
Mitteilung ergänzen, die uns nach der parlamentarischen Verao-
schiedung zugegangen ist:
Das Gesetz zerfällt in fünf Hauptstücke: Allgemeine Bestim-
mungen, Starkstromwegerecht, Genehmigung der Starkstromanla-
gen, Telegraphenwegerecht, Schluß- und Übergangsbestimmungen.
Es unterscheidet unter „Stromlieferungsunternehmun-
gen”, das sind solche, welche elektrische Energie gewerbsmäßig
an andere abgeben, „bigenanlagen”, das sind solche, die den
Bedarf des Inhabers decken und überschüssigen Strom mit einem
Anschlußwerte von nicht mehr als 20 kW, bzw. 10% der Gesamt-
maschinenleistung zewerbsmäßig abgeben (Lieferung an eigene
Angestellte und Arbeiter oder an das Netz «einer Eisenbahn oder
eines Stromlieferungsunternehmens werden nicht eingerechnet).
Unter „Telegraphenanlagen“ versteht das neue Gesetz
sämtliche elektrische Anlagen zur Nachrichtenvermittlung. Elek-
trische Energie wird unter dieselbe Strafsanktion wie jede andere
„Sache“ oder jedes andere „Gut” gestellt. Alle Stromlieferungs-
unternehmungen, welche Vergünstigungen nach diesem Gesetz ın
Anspruch nehmen, haben an jedermann unter gleichen Verhält-
nissen zu gleichen Bedingungen und Preisen Energie abzugeben,
nur öffentliche Körperschaften können eine vorzugsweise Behand-
lung genießen. Der Betrieb darf nicht willkürlich unterbrochen
oder eingestellt werden, Installations- und Lieferungsmonopole sind
untersagt. Die Bestimmungen über die behördliche Tarif-
hoheit und die Inanspruchnahme von Einzelanlagen für öffent-
liche Zwecke sowie über die Leitungsrechte sind hier schon
erwähnt worden. Für Ausästungen und Durchschläge bestehen be-
sondere Bestimmungen, auch über die Ausübung der Leitungsrechie,
welche mit möglichster Schonung der Rechte Dritter ausgeübt wer-
den müssen. Das Gleiche gilt für Schadenersatzansprüche sowie
für Denkmals- und Heimatschutz. Die Anspruchnahme des Wege-
rechtes läuft 60 Jahre. Für das Zusammentreffen mehrerer elek-
trischer Leitungen werden zur Wahrung der Sicherheit und des un-
gestörten Betriebes die jeweils technisch zweckmäßigsten Maß-
nahmen vorgeschrieben. Ihre Kosten trägt der Unternehmer der
Neuanlage. Auch Eisenbahngrund kann für Leitungsführung ir.
Anspruch genommen werden, wobei über Zulässigkeit und Bedin-
gungen die beteiligten Bundesministerien zu entscheiden haben.
Hinsichtlich des Enteignungsrechtesseiaufden Beckschen
Aufsatz verwiesen, ebenso bezüglich der Haftpflicht, der die Unter-
nehmer von Starkstromanlagen unterliegen, und der Bundes-
aufsicht über letztere. Die Befugnis zur gewerbsmäßigen Her-
stellung und Instandhaltung von Starkstromanlagen wird durch die
gewerblichen Vorschriften bestimmt. Alle Anlagen, auch Abände-
rungen, bedürfen behördlicher Genehmigung; die Genehmigungs-
behörde kann die Durchführung der kommissionellen Verhandlun-
gen Unterbehörden übertragen und diese ermächtigen, sofort die
Genehmigung zu erteilen. Die formellen Bestimmungen über An-
suchen um Genehmigung, Verfahren, Entscheidung, Baubeginn,
Prüfung und Betriebsbewilligung bedürfen hier keiner Wieder-
gabe, sie zeigen aber das Bestreben, das bisher in Geltung stehende
umständliche Verfahren möglichst zu vereinfachen. Gemeinnützige
Unternehmungen genießen hierbei besondere Begünstigunzen. Die
euf Wunsch erteilten Bewilligungen zur Vornahme von Vorar-
beiten berechtigen zum Betreten fremder Grundstücke, zu Unter-
suchungen und sonstigen technischen Arbeiten gegen Schadenersatz.
Wenn die Frist zur Bauvollendung nicht innegehalten oder der Be-
trieb durch mehr als 3 Jahre unterbrochen wird, erlischt die Ge-
nehmigung der Anlage samt Leitungsrechten. Das vierte Haupt-
stück regelt das Telegraphenwegerecht, u. zw. Leitungs-
rechte, Enteigenımg, ordentliches und abgekürztes Verfahren, Zu-
ständiekeit, die Rechte der Privattelegraphen-Anlagen, die Um-
wandlung früherer Benutzungsrechte und den Schadenersatz. Aus
dem fünften Hauptstück sei hervorgehoben, daß sowohl die Strom-
lieferungsunternehmungen als die Inhaber elektrischer Eigenanla-
een der Bundesverwaltung die für eine Blektrizitätssta-
tistik erforderlichen Angaben kostenlos zu liefern haben und bei
ieder Landesregierung ein jedermann offenes Elektrizitäts-
buch errichtet werden soll. Die vor Wirksamkeit dieses Gesetzes
erworbenen Rechte von Stromlieferungesnunternehmungen oder drit-
ten Personen bleiben unberührt; sie unterliegen jedoch den Bestim-
mungen des dritten Hauptstückes und bedürfen für Änderungen und
Erweiterungen der Genehmigung nach diesem Gesetz, das schließ-
lich noch Strafbestimmungen festsetzt. Hon.
Kraftversorgung der Insel Formosa. — Ein englischer Staats-
mann sagte kürzlich, jedem amerikanischen Arbeiter ständen im
Durchschnitt zweimal soviel Pferdestärken nutzbar gemachter
Naturkraft zur Seite wie dem englischen, und dies sei der Grund,
weshalb die amerikanische Industrie — ohne ihre Wettbewerbs-
ähigkeit auf dem Weltmarkt zu gefährden — ihren Arbeitern las
Doppelte des Lohnes zahlen könne, den der englische Arbeiter er-
hält. Später wurde von anderer Seite darauf hingewiesen, daß hin-
ter dem japanischen Arbeiter etwa ein Viertel der Pferdestärken
stehen, über die der amerikanische Arbeiter verfügt, und daß sein
Lohn auch nur ungefähr ein Viertel des amerikanischen Lohnes be-
trägt. Weiter ausspinnen läßt sich der Vergleich im Hinblick auf
die noch viel niedrigeren Arbeitslöhne in China und das fast voll-
ständige Fehlen von Kraftmaschinen daselbst. Gesteigerte Aus-
nützung der Naturkräfte erhöht nicht nur die Menge und den Weit
der von den einzelnen Arbeitern erzeugbaren Güter, sondern ver-
mehrt auch die Arbeitsgelegenheit für die Bevölkerung. Die Leb-
haftigkeit der Gütererzeugung ist ein Maßstab für das Gedeihcen
7. August 1922.
eines Landes. In Erkenntnis dieser Zusammenhänge haben Jie
Japaner seit Jahren die Nutzbarmachung der ihnen zur Veı-
fügung stehenden Naturkräfte mit einer beinahe fieberhaften
Schnelligkeit betrieben. An einigen Stellen der japanischen Inseiu
und der Mandschurei findet sich zwar Kohle, aber ihr Preis ist hoch
und ihr Wärmewert gering; in erster Linie kommt daher die Aus-
nutzung der Wasserkräfte in Betracht, um so mehr als Japan an
solchen außerordentlich reich ist!). Der Gesamtbetrag der dort
verwertbaren Wasserkräfte wird auf ungefähr 8 Mill. PS geschätzt,
von denen z. Zt. etwa 1 Mill. PS ausgebaut ist, während man die
Dienstbarmachung einer weiteren Viertelmillion bereits eingeleitet
hat.
Die große Insel Formosa (Tai Wan) wurde 1895 durch den
Frieden von Shimonoseki an Japan abgetreten und zeigt seitdem
eine bemerkenswerte Entwicklung. Die Japaner haben 1000 Meilen
einer 42 Zoll-spurigen (1067 mm) Eisenbahn verlegt (Japans Nor-
malspur) und Taihoku zu einer neuzeitlichen Stadt gemacht. Das
größte Unternehmen, das jemals für die Insel in Angriff genommen
wurde, ist jedoch der Ausbau der Wasserkraft des im Mittelpunkt
des Landes liegenden Sees Jitsugetsutan mit etwa 20 km?
Fläche. Da dieser nur einen geringfügigen Zufluß hat, wird ium
Wasser vom Dakusuikei-Fluß durch einen Stollen von 16 km Länge
zugeführt. Das Wasser des Sees wird um ungefähr 26 m aufgestaut
und durch einen 5 km langen Druckstollen zu einem kleineren
Becken geleitet, um von dort aus über den steilen Abhang hinab
zum Krafthaus am Ufer des Suirikei-Flusses geführt zu werden;
durch diesen gelangt es schließlich in den Unterlauf des Daku-
suikei zurück. Im EBlektrizitätswerk gelangen Maschinen einer Uc-
samtleistungsfähigkeit von 165 000 PS zur Aufstellung. Die Fern-
leitung aus Kupfer wird die ganze etwa 380 km lange Insel von
Taihoku im Norden, bis zu der im Südwesten liegenden Stadt Takao
durchziehen und etwa 40 % des erzeugten Stromes nach Norden,
69 % nach Süden leiten. Der jetzige Kraftbedarf der Insel erreicht
noch nicht 10000 kW. Das neue Werk wird durch die japanische
Regierung finauziert und soll allgemeinen gewerblichen Zwecken
und voraussichtlich auch der Elektrisierung einzelner Eisenbahn-
linien dienen. Der Bau einer Anlage, deren Leistungsfähigkeit z0-
weit über den gegenwärtigen Bedarf hinausgeht, muß als eine weit-
ausschauende Maßnahme für die Entwicklung des Landes betrachtet
werden. Unsere Quelle, die amerikanische Zeitschrift „Power”?),
fügt hinzu, daß die Bestellungen für die Maschinen während der
Tagung der Konferenz von Washington vergeben wurden, was zur
Genüge erkennen lasse, daß das Werk nicht in erster Linie Kriegs-
zwecken zu dienen habe. Der Auftrag für seine elektrische Aus-
rüstung fiel einer amerikanischen Firma zu, die Lieferung für die
\Yasserturbinen dagegen erhielt J. M. Voith in Heidenheim a. B.
Es handelt sich um 5 Maschineneinheiten von je 33000 PS bei einem
Gefälle von durchschnittlich 320 m. Die Drehzahl beträgt 300/min.
Die Turbinen werden als teilbeaufschlagte Freistrahlturbinen (Pel-
tonräder) gebaut und sind bis auf weiteres die stärksten Turbinen
dieser Gattung in der Welt.
Kohlenverkokung bei niederer Temperatur. — Kürzlich wurde
auf dem Kongreß des South-Wales Institute of Engineers die Frage
der Kohlenverkokung bei niederer Temperatur behandelt. Es ist
schwierig, eine genaue Definition für diesen Vorgang zu geben. Die
Verkokung bei hoher Temperatur findet statt durch Erhitzung der
Rohkohle in geschlossenen Retorten oder Öfen, bei etwa 870--
11° C. Den Gasanstalten kommt es in erster Linie darauf an,
möglichst viel Gas zu erzeugen und in den Koksöfen eine harte
metallurgische Kohle zu erhalten. Beide Prozesse führen zu einer
Zersetzung eines großen Teiles der flüchtigen Bestandteile der
Kohle in das. Zweck der Verkokung bei niederer Temperatur ist,
die höchstmögliche Ausbeute der wertvollen flüssigen Nebenpro-
dukte aus den flüchtigen Bestandteilen zu erhalten, die Gasausbeute
auf ein Minimum zu beschränken und einen Rückstand zu erhalten,
der rauchlos verbrennt wie Koks, sich aber leicht entzünden läßt
und daher im Haushalt verwendet werden kann. Die Frage, ob es
möglich sein wird, eine neue Industrie diesem Zwecke dienstbar zu
machen für eine Umwandlung von etwa 10 Mill. t Kohle im Jahr,
muß unter dem Gesichtspunkt betrachtet werden, daß die Möglich-
keitdurchaus besteht. Wird das Problem gelöst, so bedeutet das eine
ganz erhebliche Umstellung der Industrie. Großbritannien fördert
jährlich 250 Mill. t Kohle und verbraucht in Haushalten 187,5 Mill. t,
1) Ygl. auch „ETZ“ 1921, S. 572.
2) . 55, 1922, 8. 426.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31.
1017
von denen 20 Mill. t für Koksöfen und 18 Mill. t für Gaswerke Be-
nutzung finden. Unterzieht man die übrigbleibenden 149,5 Mill. t
der Verkokung bei niederer Temperatur, eo ständen 2270 Mill. |
Rohbenzin, d. h. mehr als zweimal eo viel wie jetzt der Verbrauch
an Benzin beträgt, zur Verfügung, ferner 75 Mill. Faß Öl (zu je
163,5 1) und 1,35 Mill. t Ammoniumsulfat. Die gesamten Erspar-
nisse der Nation würden also 250 Mill. £ im Jahre betragen, ganz
abgesehen von der vollständigen Beseitigung des schwarzen Rauchs
und der dadurch erzielten Unabhängigkeit von der übrigen Welt
hinsichtlich flüssiger Brennstoffe und festen Stickstoffs. („Electri-
oal Review“, Bd. 90, 1922, S. 812.) Piz.
Industrie und Handel.
Chiles wirtschaftliche Lage. — Wiein manchen anderen Ländern
Südamerikas ist auch in Chile die finanzielle Lage seit Jahren
wenig befriedigend gewesen. Das Land ist stark verschuldet, und
als größten Gläubiger hat es Nordamerika. Im vorigen Jahre nahm
Chile in den Ver. Staaten nicht weniger als drei Anleihen auf, die
alle mit 8 % zu verzinsen sind. Die geliehenen Summen sollten zur
Verbesserung der Eisenbahnen dienen. Die gesamte Staatsschuld
Chiles beträgt gegenwärtig 211,6 Mill. $, wovon rd 185 Mill. im Aus-
lande und rd 26 Mill. im Inland untergebracht sind.
Im Handel Chiles mit dem Auslande hatte die Ausfuhr im Jahre
1920 einen Wert von rd 284 Mill. $ und die Einfuhr einen solchen von
rd 166 Mill. $. Das letzte Friedensjahr, 1913, wies eine Ausfuhr-
ziffer vou 144,5 Mill. $ und eine Einfuhrziffer von 120 Mill. $ auf.
Wichtigste Ausfuhrartikel sind Salpeter, Kupfer, Borax, Jod, Ge-
treide, Wolle, Häute und Gefrierfleisch. Der Ausfuhrzoll auf Salpeter
bildet mehr als die Hälfte in den Staatseinnahmen des Landes. Im
gegenwärtigen Jahr rechnet man chilenischerseits auf keine sonder-
lich große Salpeterausfuhr, weil sich der Wettbewerb des deutschen
Luftstickstoffs bereits sehr fühlbar macht. Jedenfalls setzt man in
Chile keine unbedingte Hoffnung mehr darauf, daß die Einnahme
aus dem Salpeterzoll den größten Teil der Staatseinnahmen bilden
werde. Aus diesem Grunde gehen dann auch die Bestrebungen da-
hin, in den anderen Erzeugnissen des Landes die Ausfuhr zu erhöhen.
DieKupfergewinnung liegt noch wesentlich in den Hän-
den der Nordamerikaner. Was Borax und Jod betrifft, so kann die
Gewinnung mit der Zeit in beliebiger Weise vermehrt werden. Der
gegenwärtige Betrieb richtet sich nach der Nachfrage. Wolle, Fleisch
und Häute kommen aus Punta Arenas, der im südlichsten Landesteil
liegenden Provinz, die eine gute Entwicklung nimmt.
EisenundSteinkohlen gelten als vielversprechende Ein-
nahmequellen. Die Eisenerzgewinnung ist jedoch erst in den Anfän-
gen begriffen, und die im letzten Jahr geförderte Menge beträgt 0,286
Mill.t. Ein günstiger Umstand für die Bergwerke ist die Nähe am
Meer, aber die noch unentwickelten Verhältnisse Chiles machen es
wahrscheinlich, daß ein nennenswerter Grubenbetrieb einer kom-
menden Zeit vorbehalten bleibt. Bei Kohlen ist der Zugang besser
als bei Eisen, auch erwiesen sich die bisher angetroffenen Funde von
guter Beschaffenheit. Aber obgleich sie leicht zu erreichen sind und
noch unbegrenzter Bedarf herrscht, sind seit 1909 doch jährlich nur
1,25 Mill. t gebrochen worden. Im Jahre 1918 waren 24480 t ausge-
führt, indessen gleichzeitig 320219 t Kohlen, 65 793 t Koks und
48 286 t Briketts eingeführt worden. Auch Rohpetroleum in einer
Menge von 0,78 Mill. t wurde importiert. Im Hinblick auf den Um-
stand, daß die Kohlengebiete Chiles auf 2000 Mill. t geschätzt wer-
den, sind die oben angeführten Ziffern eigentümlich, da ein solcher
Mineralreichtum zu einer ergiebigeren Ausnutzung der Hilfsquellen
Anlaß geben müßte. Die Bergwerke befinden sich in Händen einiger
reichen Familien. Was die Eisengruben betrifft, so sind die in der
Provinz Coquimbo liegenden Gruben El Pleito und Zapallo unlängst
vom chilenischen Eisensyndikat erworben worden. Deutsche Kapi-
talistengruppen hatten s. Zt. versucht, die Gruben anzukaufen; sie
liegen unweit der Küste, und in der Nähe befinden sich die El Tofo-
gruben, die den Bethlehem Steel Works gehören. In diesen beiden
Grubenfeldern sind nach Angabe von Sachverständigen gegen 200
Mill. t Hämatit mit einem durchschnittlichen Eisengehalt von 65 bis
68 % enthalten. Chile hat nach der Volkszählung von 1920 3,75 Mill.
Einwohner, wovon 1,75 Mill. in den Städten und 2,0 Mill. auf dem
Lande wohnen. Die Hauptstadt Santiago zählt 0,547 Mill. Einwohner,
während Chiles wichtigste Hafenstadt, Valparaiso, 0,266 Millionen
hat. We.
VEREINSNACHRICHTEN.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Betrifft: Kreuzung von Starkstromfreileitungen mit Reichs-
Telegraphen- und Fernsprechleitungen.
Das Reichspostministerium hat zu den „Bestimmungen für die
bruchei e Führung von Hochspannungs-Freileitungen über Reichs-
Telegraphen- und -Fernsprechleitungen“ (herausgegeben im Mai
1920)!) und zu den „Bedingungen für die Zulassung von Holzmasten
als Stützpunkte von Hochspannungs-Freileitungen usw.” (herausge-
geben im Juli 1920) im Juni 1922 Änderungen erlassen, die nach-
stehend bekanntgegeben werden.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
ı) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 476
1018
1. Bestimmungen für die bruchsichere Führung von Hochspannungs-
Freileitungen über Reichs-, Telegraphen- und -Fernsprechleitungen.
a) II. 2.MechanischeSicherheitderLeitungen.
An Stelle des 1. Satzes iın 2. Absatz (fünffache Bruchsicherheit)
treten folgende Bestimmungen:
„Der Leitungsdurchhang ist so zu bemessen, daß die Seilspan-
nung sowohl bei einer Temperatur von — 20 o C ohne zusätzliche Be-
lastung als auch bei einer Temperatur von — 5° C mit einer zusätz-
lichen Belastung durch Wind oder Eis die Hälfte der unter Ic der
Normen für Starkstrom-Freileitungen angegebenen Höchstspannun-
gen nicht übersteigt. Innerhalb dieser Grenzen sind Seilquerschnitt
und Seilspannung i im Kreuzungsfeld unter Berücksichtigung der Ver-
hältnisse in den Nachbarfeldern so zu bemessen, daß die Beanspru-
Tafel für Regel — A-Maste.?)
nee bis zur Unterkante der Fundamentplatten t, = 2,00 m;
„ „ Oberkante , ji =18 m;
„_ „ Mittellinie „ Zangen u =1,T1m;
Zangenbohlen: Höhe g =0,26 m; Breite? = 0,16 m;
Fundamantplatien: Breitea = 0, 26 m; Höhe f= 0,16 m.
Abstand der Stangenmittiellinien an der Mastspitze e = AoT kE
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31.
7. August 1922.
chung da Kreuzungsmaste möglichst gering wird und der Seildurch-
hang im Kreuzungsfelde möglichst klein bleibt.
Bei Verwendung von senkrecht hängenden Isolatorketten wird
eine höhere Seilspannung zugelassen, wenn im Kreuzungsfeld ein
größerer normaler Leitungsquerschnitt verwendet wird als in den
Nachbarfeldern.”
b) 11. 3. MindestquerschnittderLeitungen.
Bei Spannweiten bis 50 m sind künftig Kupfer-, Eisen- und
Stahlseile von 16 mm? zulässig. Im übrigen beträgt der Mindestquer-
schnitt für Kupfer-, Eisen- und Stahlseile 25 mm?, für Aluminiun-
seile 50 mm?.
(Forts. s. S. 1021 unter c) II. 6.)
KT TFT EEE
Abstand der Mittellinie des Dübels von der Mastepitze P=05 m.
‚ des Stangenendes von der Unterkante der Zange P, = 0,20 m;
I. Maste mit gleicher PER
Spreizung der Stangen .an der Zange = 1,90 m;
Entfernung von Plattenmitte zu Plattenmitte «= = 244m: >
Zangenbohlenlänge b,=2,70m.
Mastlänge Starke’ dor Stangen -| Fundamentplatten | Zwischen- Hartholzdübel Zu kseiger| Zulpeeiger
Lfd. im Lass _ am Zopf | _& d. Erdoberfläche 7 an schen d.Zan- | rrey Breit 1a a. d. Mast- | druck a. d.
Nr. ganzen rde |Durchm. | Umfang | Durchm. | Umfang , nge | genbohlen e reite ngo spitze [Leitungen
l h ò U ôe U, Zahl b k m n 0 Z We
hm | m | cm | cm I om | _ m |__|) m cm cm em | cm ' kg kg
a e er e E Se a a ee øu |
1 1.9 13 40,9 19,3 60,6 2 90 14 20 7 13 270 145
2 HO Ir 14 4 20,3 63,7 2 90 15 20 7 14 355 150
3 2 = 15 47,1 21,8 66,9 2 90 15 20 7 15 465 215
4 = = 16 50,3 22,3 70 2 90 16 20 8 16 595 255
5 = "> 17 53,4 23,3 73,2 2 90 16 20 8 17 750 300
6 = | _ 18 56,5 24,3 76,3 2 90 17 20 8 18 930 350
7 ~ | = 19 59,7 25,3 79,4 2 100 17 20 8 19 1080 410
8 za 20 62,8 26,3 82,5 2 130 18 22 8 20 1370 465
9 = 0 21 66 27,3 85,7 4 90 18 24 8 | 21 1635 530
10 — i — 22 69 28,3 88,9 4 135 19 27 8 22 1945 605
| = 1 - 23 | 722 | 23 | 92 4 136 19 28 8 | 23 | 2120 | 68
12 12 10 l4 H al 66 2 90 15 20 7T > H 250 160
13 — — 15 47,1 22 69 2 90 16 20 7 | 15 340 195
14 - 1 16 50,3 23 72,2 2 90 16 20 8 ' l6 440 235
15 — — 17 53,4 24 75,4 2 90 17 20 8 17 ‚560 275
16 — — 18 56,5 25 78,5 2 90 17 20 3 18 700 325
17 - 0.200. 19 59,7 26 81,6 2 90 18 20 8 19 865 375
81 - o o - 29 62,8 27 84,8 2 100 18 20 8 20 1045 430
19 u u 21 66 28 88 2 135 19 21 8 á ' 2l 1250 495
20 - i > 22 69 29 91 4 90 19 23. 8 22 1485 560
21 Er Wr 23 72,2 30 94,2 4 135 20 26 8 2 1750 630
22 13 11 15 47,1 22,7 71,3 2 90 16 20 7T ! I 250 180
23 — o o c 16 50,3 |; 28,7 74,5 2 90 16 20 8 1716 330 215
24 — o c 17 63,4 24,7 77,5 2 90 17 X 8 I 17 420 255
25 — = 18 66,5 25,7 80,7 2 90 17 20 8 18 530 300
26 ee ne 19 - 59,7 26,7 83,8 2 90 18 20 8 | 19 660 350
27 a 20 62,8 27,7 87 2 90 18 20 8 20 800 400
28 — i = 2l 66 28,7 90 2 110 19 20 8 | 2l 965 460
29 a 2 69 29,7 93,3 2 135 19 21 8 29 1150 520
30 — i — 23 72,2 30,7 96,4 4 90 20 30:08 23 1360 5
31 4 > m 16 50,3 | 24,4 76,6 2 j 90 17 2 | 8 | 16 240 200
32 tn 17 53,4 25,4 79,8 2 90) 17 20 8. 17 315 240
33 = _. 18; 565 | 26,4 83 2 Yo 18 20 8 | IB 400 280
34 - > 19, 597 0 274 86 2 90 18 20 8 :.139 505 325
35 don X) 628 | 28,4 89,2 2 90 19 ` 20 8 20 620 675
36 n 21 66 ' %9,4 92,3 2 j 90 19 20 | 8 21 760 430
37 — — 22 69 30,4 95,5 2 110 20 2 er VB : 2 905 485
38 — = 23 72,2 81,4 98,6 4 90 20 20 8 23 1080 550
39 15 13 17: 534 26,1 82 2 90 18 20 8 17 225 220
40 — -- 18 56,5 27,1 85,1 2 90 18 20 8 >: IB - 305 260
a| — : 19 59,7 28,1 88,2 2 | 9 19 20 8 19 390 305
42 - = Val 91,5 2 90 19 2 8 20 485 350
43 _ - 21 66 ` BOL 94,5 2 | 9 20 29 8 21 590 406
44 — 3 22 69 :!: 311 97,6 2 100 20 20 8 22 715 460
45 = = 23 722 ; 8321 101 2 120 21 20 8 23 360 420
46 -- ~- 24 75,4 ` 33,1 104 4 90 21 20 8 24 1015 580
47 16 14 18 56,5 27,8 87,4 2 90 18 20 8 > IBB 225 245
48 = = 19 69,7 28,8 90,4 2 90 19 20 8 19 295 280
49 -- 20 02,8 29,8 93,6 2 y0 19 20 8 20 375 330
50 - = 21:66 308 | 96,8 2 90 2) XW — 8 21 470 330
61 _ . 22 69 31,8 100 2 90 20 W ` g 22 570 435
52 i = 30: 722 32,8 103 2 110 21 20 B 23 685 430
53 — , — RT j 754 33,8 106 2 130 21 22W ıı 8B 24 815 555
2) (Gehört nach S. 1021 zu 2m.
7. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrit.
1922. Heft 31. 1018
I. Maste mit verschiedener Spreizung.
Stärke der Stan
Zangen- am Zopf | "Sberinche
bohlen |Durch-! Um- | Durch- Um-
messer| fang ı messer! fang
ô | U ô, Ui
cm cm cm cm
H| 1 9 2,1 2,69 2,95 12 87,7 | 18,3 | 57,4
|l- | — — — — 13 | 40,9 | 19,3 | 60,6
li — — — — — 14 | 44 20,3 | 63,7
5] — — — — — 15 | 47,1 | 21,3 | 66,9
Bl — — — — — 16 | 50,3 | 22,3 | 70
9 — — — — — 17 | 583,4 | 23,3 | 78,2
WI — — — — — 18 56,5 | 24,3 | 76,3
til — = — — — 19 59,7 | 25,3 | 79,4
RI — — — — — 20 | 62,8 | 26,3 82,5
BI- — — — — 21 66 27,3 | 85,7
“i — — — — — 22 |69 28,3 88,9
6j — — — — — 23 72,2 | 29,3 | 92
66| 12 10 2,3 2,89 3,15 13 40,9 | 20 62,8
6| — — — — — 14 4- | 21 66
Bl — — — — — 15 47,1 | 2 69
I — = — — — 16 | 50,3 | 23 72,2
W0] — — = — — 17 53,4 | 24 75,4
1) — — — — — 18 56,5 | 25 78,5
2| — pan — — — 19 59,7 | 26 81,6
13 — _ _ — — 20 | 62,8 | 27 84,8
4] — —_ — — — 21 66 28 88
ib — = — —. — 22 169 29 91
6 — — — — — 23 72,2 | 30 94,2
113 ll 2,5 3,09 3,35 13 40,9 |-20,7 | 65
18 — = — — — l4 | 44 21,7 | 682
9| — — — — — 15 47,1 | 22,7 | 71,3
Il — = _ — — 16 | 50,3 | 23,7 | 74,5
I — = == — — 17 53,4 | 24,7 | 77,6
82| — = —_ — — 18 | 56,5 | 25,7 | 80,7
8j — — — — -- 19 59,7 | 26,7 | 83,8
si — = = — — 20 | 62,8 | 27,7 | 87
SI — = u — — 21 66 28,7 | 90
6 — — — — — 22 |69 29,7 | 93,3
871 13 11 2,5 3,09 3,35 23 72,2 | 30,7 | 96,4
8| 14 12 2,7 3,29 3,55 14 | 44 22,4 | 70,4
Bj — Ee — — — 15 | 47,1 | 23,4 | 74,5
W% — — — — — 16 | 50,8 | 24,4 | 76,6
j — = — — — 17 53,4 | 25,4 | 79,8
%2 — — — — — 18 56,5 | 26,4 | 83
Bj — — —— — — 19 59,7 | 27,4 | 86
4j — — — — — 20 | 62,8 | 28,4 | 89,2
%ı — — — — — 21 66 29,4 | 92,3
% | -- —- -— — —- 22 |69 30,4 | 95,5
| — | — — — — 23 | 722 | 31,4 | 98,6
8%] 15 13 2,9 3,49 3,75 14 | 4 23,1 | 72,6
9 — — — — — 15 (47,1 | 24,1 | 75,7
WI — — — — — 16 | 50,3 | 25,1 | 78,9
u — — — — — 17 53,4 | 26,1 | 82
102 | — — — — — 18 56,5 | 27,1 | 85,1
B| — — — — ~— 19 59,7 | 28,1 | 88,2
8] — — ~- — — 20 | 62,8 | 29,1 | 91,3
105 f — — — — — 21 |66 30,1 | 94,5
106] — — — --— — 22 69 31,1 | 97,6
107 | — — — u — 23 72,2 | 32,1 |101
108] — — — — — 24 75,4 | 33,1 |104
109} 16 14 3,1 3,69 3,95 15 47,1 | 24,8 | 77,9
10 — — — — — 16 50,3 | 25,8 | 81,1
HI| — — — — — 17 53,4 | 26,8 | 84,2
12] — — — — — 18 56,5 | 27,8 | 87,3
u3 — — — — — 19 59,7 | 28,8 | 90,5
u4] — — — — — 20 62,8 | 29,8 | 93,6
uj — — — — — 21 66 30,8 | 96,8
16) — — — — — 22 69 31,8 1100
UI — | — — — — 23 | 72,2 | 32,8 |103
18] — Eur = 2 zx 106
24 | 75,4 | 33,8
Baubeschreibung und Berechnung für die bruchsichere Führun
von Aoeliepennungs Freileiten en über Reichs-Telegraphen- un
Fernsprechleitungen unter Verwendung von Regel-A-Masten.
Hochspannungsanlagee. . . . 222 ER
Unternehmer . .. 2 oo
l. Allgemeines.
a) Betriebsspannung : ; b) Stromart:
c) Tränkungsverfahren der Stangen:
d) Es werden Maste nach lfd. Nr. . . . der Normentafel für
Regel-A-Maste der Reichs-Telegr.-Verwaltung verwendet.
e) Angaben über die bruchsichere Aufhängung.
; Art der Isolatoren :
bei Doppelaufhängung | Länge der Hilfeeile:
an Stützenisolstoren | Art der Seilverbinder:
en
Fundament- ZU en Hartholzdübel | Zulässiger | Zulässiger
IOICLOFSI CT CEST OH OTOTCIGHCHCH GEEEELCECHCHCICHCHCHCHTG
platten zwischen BEZZUR Win i
Zahl | Linge o Zangen: Höhe | Breite | Länge wu
m n o Z We
cm cm cm cm cm ka k
90 14 2 7 12 215 115
90 14 20 7 13 310 145
90 15 20 7 14 405 180
90 15 20 T 15 525 215
90 16 20 8 16 670 255
90 16 20 8- 17 845 300
90 17 20 8 18 1045 350
100 17 20 8 19 1270 410
135 18 22 8 20 1525 465
90 18 25 8 21 1830 535
135 19 27 8 22 2165 605
135 19 30 9 23 2490 685
90 15 20 T 13 245 130
90 15 20 71 14 330 160
90 16 20 8 15 440) 195
90 16 20 8 16 665 235
90 17 20 8 17 710 275
90 17 20 8 18 880 325
90 18 20 8 19 1075 375
110 18 20 8 1% 1300 430
90 19 2 8 ı 21 1585 495
90 19 24 8 22 1835 560
135 20 27 8 23 2155 630
90 15 20 71 13 200 115
90 15 20 7 14 280 150
90 16 20 8 15 370 180
90 16 20 8 16 480 215
90 17 209 8 17 600 255
90 17 20 8 18 750 300
90 18 20 8 19 920 350
90 18 20 8 20 1110 400
110 19 20 8 21 1325 460
90 19 21 8 22 1570 520
135 20 23 8 ! 23 1845 590
90 16 20 8 |4 230 135
90 16 20 8 15 315 165
90 17 20 8 16 410 200
90 17 20 8 17 520 240
90 18 20 8 | IB 645 280
90 18 20 8 ' 19 805 325
90 19 20 8 | x 965 375
100 19 20 8 | 2l 1155 430
120 20 20 8:2 1375 485
90 20 2: | 8 | 283 1630 550
90 16 20 8 | 14 1% 125
90 17 20 8. 1 255 150
90 17 20 8 16 345 185
90 18 20: 8 17 440 220
90 18 20 8 18 560 260
90 19 20 8 19 695 305
90 19 20 8 20 845 350
90 20 20 8 21 1010 405
110 20 20 8 22 1200 460
135 21 20 8 23 1430 520
90 21 20 8 24 1665 580
90 17 20 8 15 220 140
90 17 20) 8 16 295 170
90 18 20 8 17 390 205
90 | 18 20 8 18 490 245
90 19 2) 8 19 610 280
90 19 20 8 20 745 330
90 20 20 8 21 905 380
100 20 20 8 232 1075 435
110 21 20 8 23 1270 480
I 90 21 20 8 24 1485 555
Art der Kettenglieder :
bei Doppel - Abspann- jJ Zahl der Glieder jeder Kette:
ketten Art der Gliedverbindungen :
» „» Abspannklemmen :
Art der Blitzseilklemmen :
Bemerkungen:
1.
Vereinfachte Prüfunpgsunterlagen nach diesem Muster
sind nur zulässig bei Verwendung von Stützenisolatoren
oder von Doppel-Abspannketten mit nicht mehr als
3 Gliedern in jeder Kette.
Für jede Kreuzung ist eine einfache Querschnitts- und
Grundrißzeichnung mit Maßangabe — möglichst in Akten-
größe — und eine Mastkopfskizze beizufügen.
7. August 1922,
Hett 31.
1922.
Elektrotechnische Zeitsehrift.
1020
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7. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31.
1021
^ Isolatorsetützen.
Der größte auf eine Stütze wirkende Leitungszug beträgt
RE kg. ?) Verwendet werden genormte Stützen („ETZ*
1922 Seite 29) Nr..... für einen zulässigen Zug von ..... kg. 3)
6 Querträger. | ;
Der größte auf den Querträger wirkende Leitungszug beträgt
He... kg. $ Verwendet wird der von der Reichs-
Telegraphenverwaltung für Stützenisolatoren empfohlene
Träger 5) mit [[_ NP...... EEE cm, %=..... CM;
l ENRE EET cm.
r Als größter Leitungszug gilt der einseitige Leitungszug im Kreuzungs-
feld, wenn die Leitungen des Kreuzungs- und Nachbarfeldes an besonderen
Isclatoren abgespannt werden. Bei Abspannung an gemeinsamen Isolatoren
ist der Differenz- oder resultierende Zug, mindestens der einseitige Zug im
kreuzungsfeld der größte Leitungazug.
„a Kommen nicht genormte Rtützen zur Verwendung, so sind sie unter
Beifügang einer maßstäblichen Skizze vorzurechnen.
Als größter Leitungrzug ist der Differenz- oder resultierende Zug, min-
destens der einseitige Zug des Kreuzungsfeldes einzusetzen.
t) Querträger für Stützenisolatoren. die nicht der von der Reichs-Tele-
grapbenrerwaltnng empfohlenen Ausführung entaprechen, sind unter Beifügung
mabstäblicher Skizzen nach den Beispielen unter C3 und 4 der „Bestimmungen
fir die bruchsichere Führung von Hochspannungs-Fernleitungen usw“ vom
Mai 192% vorzurechnen. Auch bei Verwendung von Abspannketten sind für die
Querträger besondere Berechnungen und maßstäbliche Ekizzen erforderlich.
ce) 11L.6.Durchhang.
Der 1. Absatz unter 6 wird durch die neue Bestimmung unter a)
Abs. 1 gegenstandslos.
d) Il.7. Prelldraht.
Die Bestimmungen über die Anbringung eines Prelldrahtes wer-
ENO DEN, Der Prelldraht wird im allgemeinen nicht mehr ge-
ordert.
e) II.8. AbstandderHochspannungsleitungenvon-
einander und von anderen Leitungen am Hoch-
spannungsgestänge.
Für den gegenseitigen Abstand der Leitungen der Hochspan-
nungsliuie im Kreuzungsfelde gelten die Vorschriften unter II E 2
der Normen für Starkstrom-Freileitungen. Er darf nicht kleiner wer-
den als 1 cm für je 1000 V der Betriebsspannung, wenn bei Stützen-
isolatoren das Hauptseil einer Hochspannungsleitung am Isolator
schadhaft wird oder wenn bei senkrecht hängenden Ketten ein Seil
im Nachbarfelde reißt; mindestens muß er in diesen Fällen noch
% em betragen.
DI.9.AbstandderHochspannungsanlagevonden
Schwachstromleitungen.
An Stelle des ersten Absatzes unter II. 9. treten folzende Bestim-
mungen:
‚ Der senkrechte Abstand der bruchsicher geführten Starkstrom-
leitungen (einschl. der unter den Hochspannungsleitungen ange-
brachten Betriebs-Fernsprech- und Niederspannungsleitungen) von
den Schwachstromleitungen muß sowohl bei + 40° C als auch bei
—5°C und Zusatzlast mindestens 2 m betragen.
Außerdem ist ein Mindestabstand von 1,5 m bei — 5° C und Zu-
satzlast nachzuweisen
a)beiiAbspannketten, wenn bei — 5° C und Zusatzlast
eine Kette einer Doppelkette schadhaft wird. Auf diesen Nachweis
wird verzichtet, wenn der Abstand bei unbeschädigten Ketten und
wi — 5° C und Zusatzlast mindestens 2,50 m beträgt.
b)BeisenkrechthängendenKetten, wenn eine Hoch-
-pannungsleitung im Nachbarfelde reißt und die Doppelkette des
Neuzungsmastes infolgedessen nach dem Kreuzungsfelde hinüber-
"hwingt.
g)III..3.BerechnungderMaste.
Der 3. Absatz unter „a) Spitzenzug“ wird dahin geändert, daß
hei Verwendung von senkrecht hängenden Ketten als größter Zug
9% des Höchstzuges in den Seilen des Kreuzungsfeldes gelten, so-
farn nieht durch Rechnung nachgewiesen wird, daß der Zug nach dem
ruch sämtlicher Leitungen im Nachbarfelde geringer ist.
h) III. 4.BeanspruchungderBauteile.
Für die Beanspruchung der Maste, Stützen und Querträgzer aus
Flußeisen gelten künftig die Bestimmungen unter II D 1 der Normen
“ur Starkstrom-Freileitungen.
Der Ausdruck mo ergibt........... |
3
2. Bedingungen für die Zulassung von Holzmasten als Stützpunkte
von Hochspannungs-Freileitungen usw.
i) ZuPunkti: A-Maste dürfen auch in Winkelpunkten bis zu
10° Abweichung von der geraden Leitungsführung verwendet wer-
den, wobei beide Stangen in der Richtung des Kreuzungsßeldes
stehen müssen. Der Richtungswinkel braucht bei der Berechnung
der A-Maste nicht berücksichtigt zu werden.
k) Zu Punkt 4: Für die Beanspruchung des Holzes sind die
Bestimmungen unter IID2, Abs. 1 Satz 1 und Absatz 5—7 der Nor-
men für Starkstrom-Freileitungen maßgebend.
1) ZuPunktö: Die Erdung der Querträger und Stützen wird
nicht mehr verlangt.
m) Regel-A-Maste.
Die Abmessungen der A-Maste, deren Bauart im übrigen den
Abbildungen 1 bis 4inden Bedingungen für die Zulassung von Holz-
masten vom Juli 1920: entsprechen muß, können aus der von der
Reichs-Telegraphen-Verwaltung aufgestellten Normentafel für Re-
gel-A-Maste!) entnommen werden. Bei Verwendung solcher Regel-
A-Maste wird eine Mastberechnung nicht gefordert. Es genügt in die-
sen Fällen eine vereinfachte Baubeschreibung und Berechnung nach
einem von der Reichs-Telegraphen-Verwaltung angegebenen Muster.
Diese vereinfachte Prüfungsunterlage ist in zweifacher Ausferti-
gung dem zuständigen Telegraphenbauamt (in Bayern der zuständi-
gen (Ober-Postdirektion) einzureichen.
n) QuerträgerfürA-Maste.
Für die Querträger der A-Maste bei Verwendung von Stützen-
isolatoren wird die von der Reichs-Telegraphen-Verwaltung angege-
bene Ausführung!) empfohlen.
Schnitt bb.
Stuck herzustellen
Maßstab 1:2.
Der Querträger ist herzustellen aus E = Eisen
N P 6,5, wenn der Ausdruck Hhh < 18009,
. 2
NP & p y » "> 18000 aber < 32000,
NP 10, „ ” ” a > 32000 aber < 490,0 ist.
Darin bedeutet H den auf den Querträger wirkenden größten Leitungxzug ;
l l2 und ez ergeben sıch aus der Abbildung.
. Abb. I. Querträger für hölzerne A-Maste.
D Die Normentafel ist für Regel-A-Maste, ferner gebrauchsfertige Vor-
drucke für die vereinfachte „Baubeschreibung und Berechnung für die bruch-
sichere Führung von Hochspannungs-Freileitungen über Rei ke Telen rapi n
und Fernsprechleitungen unter Verwendung von Regel-A-Masten, sowie Zeich-
nungen der P T AH für hölzerne Regel-A-Maste“ können gegen Kostener-
stattung von der Geheimen Kanzlei des Reichspostministeriums, Berlin, bezogen
werden.
e
aen E E EE a AA A EE EEE EA EE E E ann E VEEE S E E E E E E E
RECHTSPFLEGE
Zur Frage des Einflusses dor Geldentwertung auf bestehende
Reehtsverhältnisse. — Unsere Leser werden sich noch meines Auf-
satzes „Ankaufsrecht und Geldentwertung“ („ETZ“ 1922, 5. 273)
erinnern. In diesem Aufsatz hatte ich angeregt, alle Streitigkeiten,
ie sich aus der Geldentwertung in bezug auf das Ankaufsrecht er-
geben, durch Schiedsgerichte entscheiden zu lassen. Mit Genugtuung
darf festgestellt werden, daß das RG.!) auf einem anderen Gebiete
diesen Weg beschreitet. Hoffentlich macht die Entscheidung Schule.
Es lag folgender Tatbestand vor:
A. hatte im Jahre 1904 von B. ein Rittergut gepachtet und für
das Inventar 130 000 M bezahlt. Im Juli 1922 soll die Pacht aufge-
geben werden. Der Pächter verlangt nun für das Inventar einen
1) „Jur. Wochenschrift“ 1922, 8.910.
1022
Kaufpreis von 4 Mill. M und will durch Klage festgestellt wissen, daß
er hierzu berechtigt ist. Die Vorinstanzen sprechen die Klage zu.
Das RG. ist grundsätzlich damit einverstanden, daß den veränderten
Umständen gemäß ein höherer Kaufpreis für das streitige Inventar
zu zahlen sci. Hingegen kann es nicht zugeben, daß ohne Rücksicht
auf die Interessen des Verpächters der gesamte Vorteil aus den ge-
änderten Verhältnissen dem Pächter in Form des erhöhten Kauf-
preises zufallen soll. Es müsse eine Mittellinie gezogen werden, die
den Interessen beider Teile gerecht wird. Diese Mittellinie kann man
nur mit Hilfe von Sachverständigen finden. Das RG. schlägt daher
den Parteien vor, diese Mittellinie durch einSachverständi-
genkollegium unter Leitung eines Mitgliedes des betreffenden
Senats (es ist der III. Zivilsenat) finden zu lassen. Ein kühner Ver-
such. Ebenso kühn ist die Begründung. Die Entscheidung ruht auf
zwei Eckpfeilern. Einmal auf der Erkenntnis der überwiegend wirt-
schaftlichen Natur allen Rechts. Hierzu sagt das RG. folgendes: „Das
Recht ist nicht Selbstzweck, sondern lediglich Schutz und Sicherung
der Interessen der Bürger des Staates, u. zw. einmal der persönlichen,
sodann aber vor allem der wirtschaftlichen Interessen. Diese Inter-
essen stehen daher beherrschend hinter den Rechtssätzen und Rechts-
regeln, die zu ihrem Schutze dienen. Das tritt auch in zahlreichen Be-
stimmungen des BGB hervor. Wenn beim Kauf, beim Werkvertrag,
bei der Miete und Pacht von Mängeln die Rede ist, die zur Wandelung,
zum Schadenersatz oder zum Rücktritt berechtigen, so sind es Män-
gel wirtschaftlicher Natur. Dieser innere wirtschaftliche Körper, der
vom Recht wie von einer Schale umkleidet wird, kann bisweilen aus
besonderen Ursachen einen solchen inneren Auftrieb gewinnen, dad
er gleichsam die Schale sprengt und im besonderen Maße gebieterisch
seine Berücksichtigung erheischt. Dieser Fall ist hier gegeben. Hier
handelt es sich weniger um einen Rechtsstreit, als vielmehr um einen
Interessenstreit.” Der zweite Eckpfeiler dieser Entscheidung ist. die
Stabilisierung des richterlichen Gewissens als Rechtsquelle, die sich
gleichberechtigt neben die anderen Quellen stellen darf. „Es gibt
drei Quellen, aus denen das subiektive Recht geschaffen wird, einmal
das Parteirecht, der übereinstimmende Wille der Parteien, dann der
Weg der Gesetzgebung und drittens das richterliche Recht. Dieses
steht den beiden anderen Rechtsquellen vollkommen ebenbürtig zur
Seite. Wenn gegenüber dem Parteirecht oft gesagt wird, daß es sich
bei der richterlichen Tätigkeit nur um Auslegung handele, so ist
diese Auffassung nicht durchweg zutreffend. Ist wirklich ein beider-
seitiger Parteiwille vorhanden gewesen, der nur keine ausdrückliche
Aussprache gefunden hat, sondern nur aus den Umständen zu folgern
ist, so bleibt insofern der Wille der Parteien maßgebend, ist aber der
Wille der Parteien überhaupt nicht vorhanden gewesen, weil sie an
die jetzt eingetretene Gestaltung der Dinge nicht gedacht haben, so
kann von einer Wirksamkeit des Parteienrechts nicht mehr die Rede
sein, denn auch auf diesem Gebiete gilt der Grundsatz, daß aus nichts
nichts werden kann. Wenn überhaupt kein Wille der
Parteien vorhanden war, tritt der Richter ein,
die Machtvollkommenheit des Richters. Wenn das
Gesetz versagt, tritt der Richter an die Stelle des Gesetzgebers für
den einzelnen Fall. Hier ist häufig von einer Lücke der (iesetzge-
bung die Rede, aber das ist nicht zutreffend. Dem liegt die Anschau-
ung zugrunde, als ob die ganze Fülle und der ganze Reichtum des
Lebens in eine kodifizierte Gesetzgebung eingeschlossen wäre. Das
ist unmöglich. Jeder Tag zeigt neue Gestaltungen des Rechts. Die
schöpferische Kraft des Lebens ist unendlich. und in allen solehen
Fällen hat der Richter das Recht zu finden. Alle (Gesetzgebung, auch
das Bürgerliche Gesetzbuch, ist in Wirklichkeit Stückwerk. Betrach-
tet man von diesem Gesichtspunkte aus den vorliegenden Fall, so ıst
der Senat der Überzeugung, daß das Vertragsrecht und in gewissem
Grade auch das gesetzliche Recht hier versagen. Die Bestimmungen
des Vertrages vom Jahre 1904 ruhen auf den damaligen Verhältnis-
sen und Anschauungen. Kein Mensch, wenn er nicht ein Hellseher
war, hätte die Ereignisse voraussehen Können, die später eingetreten
sind. Es mag damit gerechnet worden sein, daß vielleicht einmal zu
einer bestimmten Zeit ein Krieg mit Deutschland ausbrechen werde,
aber von dem Weltkrieg, wie er sich entwickelt hat, und von seinen
Folgen konnte niemand eine Ahnung haben. Deshalb können auch
«die Parteien über die jetzt eingetretenen Verhältnisse und darüber,
wie der Konjunkturzewinn zu behandeln sein würde, nichts geahnt
haben, Deshalb muß dem Parteienrecht gegenüber das Richterrecht
in Wirksamkeit treten. Dasselbe gilt vom Gesetzesrecht. Die gesetz-
eebenden Faktoren des Bürgerlichen Gesetzbuchs haben keine
Ahnung von der Entwieklung der ietziren Verhältnisse gehabt. Die
Rechtsgrundlagen, die sie geschaffen haben, ruhen auf den dama-
ligen Anschauungen. Vor allem aber ist zu bemerken: Alle Schick-
sale der früheren Zeiten waren dem Bewußtsein und dem Gedächtnis
der Menschen, auch dem des damaligen Gesetzgebers entfallen. Sie
haben nicht damit gerechnet, und deshalb muß das Parteirecht, da
es hier versagt, zurücktreten und das Richterrecht in Kraft treten.“
Hieraus zieht nun das RG. den Schluß, daß das Begehren beider
Parteien zurückgewiesen und die Entscheidung in der Mitte durch
einen Ausgleich der beiderseitigen Interessen gesucht werden müsse.
Dies sei jedoch mit Schwierigkeiten verbunden. Das Reichsgericht
ist Rechtsgericht. Die zu entscheidende Frage ist jedoch eine Tat-
frage. Die Sache müßte daher an die Vorinstanz zurückgewiesen
werden. Dies liegt aber nicht im Interesse der Parteien, die auf eine
schnelle Entscheidung angewiesen sind. „Der Senat ist deshalb zu
folgendem Vorschlag gekommen, der vielleicht geeignet wäre, den
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 31.
7. August 1922,
Wünschen der Parteien und der sonstigen Beteiligten zu dienen. Sie
wissen }etzt, daß die extremen Standpunkte der beiden Parteien nicht
gebilligt werden, das Reichsgericht vielmehr der Meinung ist, dab
cin beide Teile befriedigender Ausgleich der Interessen geschaffen
werden muß. Es wäre deshalb erwünscht, wenn die Parteien zusam-
menträten und die Frage prüften, ob es nicht möglich ist, daß durch
ein Sachverständigenkollegium unternommen würde, die gesuchie
Mittellinie zu treffen. Damit aber der Zusammenhang mit dem Senat
bewahrt bleibt und insbesondere auch die rechtlichen Gesichtspunkte
Beachtung finden, wird es vom Senat für wünschenswert erachtet,
daß, wenn die Parteien auf den gemachten Vorschlag eingehen, ein
Mitglied des Senats diesen Verhandlungen beiwohne ..... Selbstver-
ständlich geht der Senat davon aus, daß eine Abschätzung stattzu-
finden hat. Der Kernpunkt der ganzen Sache ist nun der, welche
Grundsätze für die Abschätzung maßgebend sein sollen, und diese
Grundsätze können im wesentlichen nur wirtschaftlicher Natur sein.
Wirtschaftliche Grundsätze aufzustellen, ist aber nicht Aufgabe des
Reichsgerichts. Daher ist der vorliegende neue Weg beschritten wor-
den, dereinen Versuch darstellt, aus den Schwierigkeiten rechtlicher
und wirtschaftlicher Art, die in dieser Sache vorhanden sind, heraus-
zufinden, und der durch die Zivilprozeßordnung nicht verboten ist.
Wenn beide Parteien sich einigen, kann der Spruch des Reichsge-
richts wegfallen, wenn aber von den Parteien der Erlaß eines Spru-
ches gewünscht wird, eo kann vielleicht dem auch entsprochen wer-
den. Jedenfalls wird es möglich, daß auch für gleichliegende Fälir
dieser Art’eine für sie maßgebende Grundlage geschaffen würde.“
Dieser Entscheid ist aufs lebhafteste zu begrüßen. Er stellt
einen energischen Schritt nach vorwärts auf dem Wege der Befreiung
des Richters von den Fesseln des juristischen Formalismus dar. Vor
allem wird man aber die Erkenntnis begrüßen, daß alles Recht Ver-
Forperung wirtschaftlicher Interessen darstellt und diesen zu dienen
at. Rechtsanwalt Dr. Rin g wald, Rheinfelden.
LITERATUR.
Besprechungen.
Elektricitäts- Lieferungs-Gesellschaft, Berlin.
Ein Rückblick auf 35 Jahre ihrer Entwicklung. Von Dr.-Ing.
G. Siegel. 192.
Anläßlich ihres 25 jährigen Bestehens hat die Elektrici-
täts-Lieferungs-Gesellschaft, Berlin, eine von ihrem
Direktor, Dr.-Ing. G. Siegel, verfaßte Festschrift erscheinen
lassen, die sich vor anderen bei solchen Anlässen veröffentlichten
Schriften dadurch auszeichnet, daß sie nicht nur den Werdeganz
des Unternehmens, sondern gleichzeitig auch die Entwicklung
der Elektrizitätswirtschaft Deutschlands in großen Zügen dar-
stellt. Zunächst wird die geschichtliche Entwicklung der Gesell-
schaft, ihre Gründung und das erste Jahrzehnt ihrer Tätigkeit,
umfassend die Zeit der Ortszentralen, dann die Zeit der Überland-
werke, sodann die mit dem Jahre 1914 beginnende Zeit der Kriegs-
folgen geschildert. Der zweite Teil des Werkes ist der Darlegung
des inneren Aufbaues und der Verwaltungsgerundsätze gewidmet.
Es folgen Mitteilungen über die Mitglieder der Verwaltung,
statistische Angaben und schließlich eine- Beschreibung der ein-
zelnen Unternehmungen der Gesellschaft nach dem Stande am
Ende des Jahres 1921. Schrift und Abbildungen sind gefällig und
ungewöhnlich klar. Da nun noch das Werk in vornehmer Weise
ausgestattet ist, stellt es eine Meisterleistung der deutschen Buch-
druckkunst dar.
Neben diesem äußerlichen Wert fesselt aber vor allem der
Gehalt der Arbeit die Leser. In knapper und klarer Weise wird
gezeigt, wie das private Unternehmen unter großen Schwierig-
keiten und Wagnissen gegen zahlreiche Widerstände die Elek-
trizitätsversorgung zuerst von Gemeinden und später von größeren
Gebieten durchgeführt hat, wie dann allmählich viele öffentliche
Körperschaften die Hand auf die Elektrizitätsversorgung ihrer
Gebiete legen wollen, und wie schließlich unter den Einflüssen
der politischen Staatsumwälzung der Ruf nach Sozialisierung der
Elektrizitätswirtschaft immer lauter wird. Damit droht eme
schwere Beeinträchtigung der Elektrizitätswirtschaft, die sich
schon in ihren Anfängen bemerkbar machen will, bis sich in einem
Zusammengehen privaten Unternehmungsgeistes und öffentlicher
Beteiligung ein Weg zu öffnen scheint, der die Elektrizitätswirt-
schaft zu neuen Erfolgen führen könnte. Wer die Kämpfe
zwischen den Wegeberechtigten und dem Unternehmertum mit
erlebt hat, wird beim Lesen der Ausführungen empfinden, daß der
Verfasser sozusagen von einer höheren Warte aus sich bemüht
hat, das Trennende, Unerfreuliche nach Möglichkeit nur anzu-
deuten, den widerstrebenden Kräften aber gerecht zu werden.
Man muß zwischen den Zeilen lesen, um die Mühe und Arbeit
nachfühlen zu können, die notwendig waren, um die Elektrizitäts-
versorgung des Landes zu dessen Heil und zu der Höhe der Ent-
wicklung zu bringen, zu der sie schließlich gelangt ist. Die
Kriegsfolgen haben sehr eigenartig auf die Werke eingewirkt.
Nach einem vorübergehenden Rückschlag setzt ein alle Voraus-
7. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 31.
1023
sicht überschreitender gewaltiger Bedarf nach Stromversorgung
ein, die vielfach wegen der Sperrung und Knappheit der Bau-
stoffe mit ungenügenden Betriebsmitteln vorgenommen werden
mußte, so daß nach dem Kriege sich die Werke in einem nicht
allen Anforderungen entsprechenden technischen und wirtschaft-
lichen Zustand befanden. Bei der einsetzenden Teuerung der
Nachkriegszeit werden ungeheure Anforderungen an die Unter-
nehmungen gestellt, um ihre Anlagen in Ordnung zu halten und
sie dem stets voranschreitenden Bedürfnis der Scheinhochkon-
junktur gerecht.werden zu lassen. Den drohenden Zusammenbruch
der Werke verhinderte die Verordnung vom 1. II. 1919, die die
technische und wirtschaftliche Lebensfähigkeit der Werke wieder
herstellen half. Man darf hoffen, daß die Elektrizitätswerke, die
das Herz unserer Groß- und Kleinindustrie darstellen, wieder so
weit gekräftigt sind, daß sie durch genügende Rücklagen ihre
technische Leistungsfähigkeit aufrechterhalten und wenigstens
einen solchen Unternehmergewinn verteilen können, daß ihre
kreditwürdigkeit gesichert bleibt.
Der innere Aufbau der ELG ist’ vorbildlich für die Gestal-
tung anderer Muttergesellschaften (Unternehmergesellschaften)
in der Elektrizitätswirtschaft geworden. Die Gesellschaft be-
gznügte sich nieht damit, die Aktien ihrer Tochtergesellschaften
als Bankier zu verwalten, sondern sie führte eine geistige, tech-
nische und finanzielle Mitarbeit und Überwachung durch, die es
ermöglichten, an einer Stelle gewonnene Erfahrungen an anderer
zu verwerten, bewährte Mitarbeiter an die richtige Stelle zu
bringen und das Ganze von großen, einheitlichen Gesichtspunkten
aus zu leiten. Bei den Werken in eigenem Besitz der Gesellschaft
konnten die gleichen Grundsätze angewendet werden. Die Schil-
derung zeigt dann, wie die Organisation sich den tatsächlichen Be-
Jürfnissen mehr und mehr anpaßt und wie sich durch einfache Ge-
staltung der Hauptverwaltung die gesteckten Ziele erreichen
lassen. Es ist wertvoll, dabei zu sehen, wie aus dem reinen
Unternehmer sich allmählich der Volkswirt herausschält. Ein
Satz aus dem Buche mag dies beleuchten. So heißt es:
„Das Ziel jeder Privatunternehmung ist der Ertrag; es wird
um so vollständiger erreicht, je mehr es gelingt, nicht nur ein-
seitig dem Vorteil des Unternehmers zu dienen, sondern auch
die Interessen aller an der Unternehmung Beteiligten zu wahren.”
Von diesem Gesichtspunkte aus erklärt sich auch die Ein-
führung gemischtwirtschaftlicher Betriebe, sobald die Anschauung
der beteiligten Kreise’ hierfür reif geworden, bei welcher unter
Verzicht auf einen Teil des Gewinnes die ELG sich bereit findet,
remeinsam mit den öffentlichen Körperschaften — oft unter nicht
unerheblichen Opfern — die Versorgung der Bevölkerung mit
elektrischer Arbeit nun auf diesem neuen Wege zu ermöglichen.
Von den Persönlichkeiten, denen das Hauptverdienst an dieser
für Deutschland so nützlichen Arbeit zufällt, seien vor allem der
Begründer der Gesellschaft, der verstorbene Geheimrat Dr. E. Ra-
thenau, genannt, dann Kommerzienrat Dr.-Ing. h.c.Mamroth,
der seit Gründung der Gesellschaft Vorsitzender des Direktoriums
ist, und seine Mitarbeiter im Vorstand, K. Loebinger, Dr. E.
v.Rieben, F.Strandt und Dr.-Ing. G. Siegel. Große Ver-
dienste um die Gesellschaft haben sich die nicht mehr lebenden ehe-
maligen Vorstandsmitglieder C. Zander und A. H em pel erwor-
bn. Den Vorsitz im Aufsichtsrat führte nach dem Tode seines
Vaters Dr. W. Rathenau bis zu seinem Übertritt in den Reichs-
dienst; an seiner Stelle hat nunmehr Geheimrat Dr.-Ing. h. c. F
Deutsch dieses Amt übernommen.
Die Gesellschaft hat bis Ende des Jahres 1921 für eigene
Rechnung 36 deutsche und 3 ausländische Elektrizitätswerke er-
richtet und 22 Werke gepachtet bzw. den Betrieb für fremde Rech-
nung geführt. Außerdem war sie an 21 selbständigen Unter-
nehmungen führend und bei 8 Gesellschaften, deren Führung in
anderen Händen lag, beteiligt. Im Jahre 1897 betrugen die An-
lagewerte aller ELG-Unternehmungen 6,1 Mill. M, 1921 aber
241,3 Mill. M. Das Aktienkapital stieg von 1897 von 5 auf
30 Mill. M im Jahre 1921. Daneben bestanden 26 Mill. M Schuld-
verschreibungen und etwa 20 Mill. M offene Reserven. Bei Be-
ginn des Unternehmens wurde eine Dividende von 5% % ver-
teilt, die dann eine immer steigende Entwicklung erkennen läßt.
im Jahre 1921 wurden 16 % Dividende ausgeschüttet.
Die Denkschrift gibt in knappster und übersichtlicher Form
ein Bild der zielbewußten und tatkräftigen Arbeit, die zu lei-
sten war, um aus kleinen Anfängen ein großes nützliches Werk
zu schaffen, das erhebliche Teile Deutschlands mit elektrischer
Arbeit versorgt und ihnen so die Möglichkeit zu wirtschaftlicher
Entwicklung bietet. Wagemut, gepaart mit kühler Prüfung,
rasches und sicheres Zugreifen im geeigneten Augenblick, die
Kraft, sich Geschäfte zu versagen, wenn der Zeitpunkt oder die
Verhältnisse nicht geeignet sind, die Möglichkeit, sich veränder-
ten Anschauungen und Verhältnissen anzupassen, kurzum alle
die Eigenschaften, welche den wahren Wirtschafter ausmachen,
haben hier gewirkt; so konnte der Erfolg nicht ausbleiben. Die
benkschrift, die mit Vergnügen gelesen werden wird, beschreibt
eine Tat, die ein Ruhmesblatt deutscher Arbeit genannt wer-
den darf. Dr. R. Haas, Badisch-Rheinfelden.
Eingänge. \
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Zur Entwicklung der englischen Freihandelstheorie. Von Dr.
sc, pol. Hermann Becker. Probleme der Weltwirtschaft. Schriften d.
Instituts für Weltwirtschaft u. Seeverkehr an der Universität Kiel. Her-
ausgeg. von Prof, Dr. Bernhard Harms. Mit VIII u. 136 Sin 8°, Verlag
von Gustav Fischer, Jena 1922.
Maschinenbau im Zusammenhang mit den Problemen der
Zeit. Rede gehalten bei der feierlichen Übernahme des Rektorats der
Technischen Hochschule Stuttgart am 3. V. 1922 von Prof. Wilhelm
Maier. Mit 13 S. in 80. Verlag von Konrad Wittwer, Stuttgart 1922.
Preis 4,50 M. i
Elektrotechnik. Einführung in die Starkstromtechnik. Von
Prof. J. Herrmann. I. Die physikalischen Grundlagen. Sammlung
Göschen. 4. Aufl. mit 87 Figuren u. 16 Tafeln, 122 S. in t.®, Verlag Ver-
einigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co.. Berlin
und Leipzig 1922. Preis 12 M sb
Technik und wirtschaftliche Verantwortlichkeit in der Reichs-
bahn. Von Dr.-Ing. Regierungsbaurat Frölich. 24 S. in 8°, Volks-
vereins-Verlag G. m. b. H., M.-Gladbach 1922. Preis 12 M.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. — Als zum Text gehörige Beilage liegt diesem
Heft die ab I. VIII. bis auf weiteres und nur für das Inland geltende neue
Zuschlagsliste Nr. 59 (grün) bei. Sie bringt für alle Gegenstände weitere
Erhöhungen der Zuschläge und textliche Änderungen im Kopf sowie bei
den Zeilen 5 (neue Zeile 5a), 68b, 69 (Zusatz bei 69a 2, neue Zeilen 69a 3
und 69g). Für die Umrechnungsmultiplikatoren gelten ab 1. VIII. die An-
gaben der Tabellenausgabe 19b. Die Preisstelle macht ferner darauf auf-
merksam, daß ab 1. VIII. neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifring-
anker-Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdr. und für Drehstrom-Kurzschluß-
anker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdr. gelten. Die Preite der 1500 tourigen
Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage zur Bestimmung
der Preise für die anderen Drehzahlen gewählt.
Kündigungsbeschränkung zugunsten Schwerbeschädigter.
— Durch Reichsgesetz vom 19. VII. ist die Frist, innerhalb deıen eine
Kündigung einem Schwerbeschädigten gegenüber erst wirksam wird, wenn
die Hauptfürsorgestelle zugestimmt hat, weiter bis 1. I. 1923 verlängert
worden.
Außenhandel.
Deutschland. — Die Ausfuhrmindestpreise von Taschenlampen-
birnen und anderen Schwachstromerzeugnissen sind für Länder, nach
denen in Mark verkauft werden darf, geändert, für Taschenlampenbatte.-
rien ab 28. VII. allgemein um 35% erhöht worden; ebenso wurden die
Aufschläge auf die Markpreise der ListeF über Taschenlampenhülsen
gesteigert. Näheres durch die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. —
Nach den vorläufigen Ergebnissen des deutschen AuBenuandels im Juni
sind an elektrotechnischen Erzeugnissen 3294 dz (3345 i.Vm.) im
Wert von 26,680 Mill. M eingeführt und 78 203 dz (68 566 i.Vm.) im Wert
von 897,670 Mill. M ausgeführt worden. Für das erste Halbjahr ergibt sich
eine Einfuhrmenge von 18 213 dz im Wert von 107,320 Mill. M und eine
Ausfuhrmenge von 418 177 dz im Wert von 3947,213 Mill. M. — Das
Goldzollaufgeld beträgt bis 8. VIII. 11:400%.— Der Mindestsatz für d:e
soziale Ausfuhrabgabe ist ab 1. VIII. von 10 auf 30 M erhöht worden;
die Abgabe wird also nicht erhoben, wenn ihr Betrag 30 M nicht übersteigt.
— Das Reichsgesetz über vorübergehende Herabsetzung oder Auf-
hebung von Zöllen vom 21. VI. 1921 ist bis 30. VI. 1923 verlängert
worden. — Nach einer Mitteilung des R.ichswirtschaftsministers an die
Außenhandelsstellen können z. Zt. Anträge auf Herabsetzung der Aus-
fuhrabgaben nur für solche Waren Berücksichtigung finden, die entweder
einen besonderen Anteil an ausländischen Rohstoffen enthalten, der ihre
Gestehungskosten vom Stande der Mark im wesentlichen unabhängig cr-
scheinen läßt, oder bei deren Einstufung in den Tarif offensichtlich Verschen
. unterlaufen sind. — Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß die recht-
zeitige Durchführung des seit dem 1. VI. eingerichteten Verfahıens für die
Einlösung englischer Reparationsgutscheine und diese selbst nur
möglich ist, wenn die Exporteure den Sendungen nach England eine vierte
Fakturendurchschrift beigeben und ihre englischen Geschäftsfreunde
ausdrücklich darauf hinweisen, daß drei an das. Zollamt weitergegeben
werden müssen. — Ab 1. VIII. erheben alle ausfuhrbewilligenden Stellen für
die ihrer Zuständigkeit unterliegenden Waren nach der D.A.K. 1,5 9/0 zu-
gunsten der Rückvergütungskasse für die deutsche Presse. — Nor
wegen. Auf Vorschlag des Zollkomitees sind nach der „Ind.- u. Hand.-
Ztg.‘‘ die Zölle auf Kabel und elektrisches Leitungsmaterial im
Interesse der heimischen Industrie (Norsk Kabelfabrik in Drammen) wie
folgt festgesetzt worden: für isolierte Kabel und Iv itungen mit oder ohne
Umflechtung, Umspinnung usw. mindestens 0,50 Kr, höchstens 2 Kr/kg;
für andere, darunter mit Blei umpreßte Kabel mit oder ohne Armierung
höchgtens 50% vom Wert (1 kg ist frei). Das Zolldepartement kann für
b
!
1024
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 31.
73 August 1922.
Kabel und Leitungen, die nicht Gegentand inländischer Herstellung sind,
Zollfreiheit bewilligen. Für Isolatoren aller Art, außer solchen aus Por-
zellan, beträgt der Zollsatz mindestens 0,06 Kr und höchstens 0,24 Kr/kg.
— Polen. Nach einer Mitteilung des Reichskommissars für Aus- und Ein-
fuhrbewilligung sind die von der Reichsregierung gegenüber Polen getroffe-
nen Anordnungen über die verschärfte Anwendung der Ausfuhrver-
bote und die einschränkenden Sonderbestimmungen über die Erforderlich-
keit der Verbleibsgewähr beim Export nach Danzig und Polnisch-Ober-
schlesien aufgehoben worden. — Spanien. Durch das Inkrafttreten des
neuen Handelsvertrages zwischen Frankreich und Spanien ist für eine ganze
Reihe von Waren der zweite Tarifsatz des spanischen Zolltarifs
ermäßigt worden. Auf diese Vergünstigung hat auch Deutschland kraft
der Meistbegünstigung Anspruch.
Aus der Geschäftswelt. — Die Peutermann & Co. Elek-
trizitäts-Gesellschaft m. b. H., Kassel, hat ihren Sitz nach Rostock ver-
legt. — Die Firma der Veifa-Werke, Frankfurt a. M.-Aschaffenburg, ist in
Vereinigte Elektrotechnische Institute Frankfurt Aschaffen-
burg m. b. H. geändert worden. — Die Firma Elkoveg Elektrotechnische
Konstruktions- und Betriebsgesellschaft m. b. H. in Peine lautet jetzt Wo-
tan-Werke, Brüggemann & Menz G.m.b.H. — Die Firma Max
Schubert & Co. G. m. b. H., Chemnitz, ist in „Amos“ Gesellschaft m. b.
H. geändert worden. Sie fabriziert in vergrößertem Fabrikrahmen u. a. elek-
trische Heiz- und Kochapparate und Elektromotoren. — Die A.G. für Elek-
tricitäts-Anlagen, Berlin, erhöht ihr Kapital von 10 auf 65 Mill. M, um die
Fabriken und Geschäfte der Deutschen Telephonwerke G. m. b. H., Berlin,
sowie der Deutschen Kabelindustrie G. m. b. H., Berlin, zu übernehmen, und
ändert ihre Firma in Deutsche Telephonwerke und Kabelindustrie
A.G. — Die Firma Prometheus, Fabrik elektrischer Koch- und Heizappa-
rate G. m. b. H., Frankfurt a. M., ist in „Starkstrom‘“' Gesellschaft für
elektrische Apparate m. b. H. geändert worden. — Die Starkstrom
A.G. für elektrische Apparate, Frankfurt a. M., hat ihre Firma in „Prome-
theus“‘ A.G. für elektrischeHeizeinrichtungen geändert. — Die
Elektrizitätswerk Lippoldsberg G. m. b. H. ist aufgelöst worden.
Neue Gesellschaften. — Hanseatische Hackethal-G. m. b.H.,
Hamburg. Gegenstand: Verkauf der Erzeugnisse der Hackethal-Draht- und
Kabel-Werke A.G., Hannover, usw. Stammkapital: 0,5 Mill. M. — „Del-
ma‘‘'-Werk, Fabrik elektrischer Maschinen, G. m. b. H., Rheinbreit-
bach. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrischer Maschinen und
einschlägiger Artikel. Grundkapital: 0,1 Mill.M. — Fritz Böger & Co.
G. m. b. H., Potsdam. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb der elektri-
schen Universallampe D.R.G.M. Nr. 806 503 und einschlägiger Artikel.
Stammkapital: 60 000 M. — Polarlampen G. m.b. H., Bad Homburg
v.d. H. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb der zum Patent angemelde-
ten Polarlampe (elektromagnetische Lampe) und einschlägiger Artikel.
Stammkapital: 90 000 M. — Wind-Elektrisierungs-Gesellschaft m.
b. H. & Co. Kommanditgesellschaft, Königsberg Pr. — Kommunale
Elektricitäts-Lieferungs-Gesellschaft A.G., Sagan. Gegenstand:
Versorgung der Bevölkerung mit Elektrizität und demgemäßB Errichtung,
Erwerb, Veräußerung, Verwertung und Betrieb gewerblicher, diesem
Zweck dienender Einrichtungen und Anlagen. Grundkapital: 25 Mill. M.
Unter den Gründern werden die Kreise Sagan, Sprottau, Freystadt und die
A.G. Elektricitäts-Lieferungs-Gesellschaft, Berlin, genannt, die auch im
Aufsichtsrat vertreten ist.
Betriebsergebnisse.—Signalapparatefabrik JuliusKräcker
A.G., Berlin. 1921. Geschäftsgewinn abzüglich Unkosten: 1464 940 M;
Steuern, Versicherungen: 120 743 M; Abschreibungen: 223 096 M; Rück-
stellung : 750 000 M; Reingewinn: 371 101 M; Dividende : 12% auf 2 Mill. M
Aktienkapital; Vortrag: 11991 M.
WARENMARKT.
Glühlampen. Wie die Osram G. m. b. H. Kommanditgesell:chaft,
Berlin, mitteilt, berechnen die im Zentralverband der deutschen elektro-
technischen Industrie vertretenen Glühlampenfabriken nunmehr ihre
Erzeugnisse zu den am Tage der Lieferung geltenden Preisen, Rabatten,
Teuerungszuschlägen und Bedingungen. Die genannte Firma hat anstelle
der bisherigen Listenpreise und hohen Teuerungszuschläge für normale
Metalldrahtlampen (5 bis 50 HK, 20 bis 260 V, Birne hell) einen ein-
heitlichen Listenpreis von 40 M (ausschl. Steuer) festgesetzt. Die ent-
sprechenden Preise für alle übrigen Typen ihrer normalen luftleeren und
gasgefüllten Metalldrahtlampen, Speziallampen, Kohlefadenlampen und
Glimmlampen sind besonderen Blättern zu entnehmen Frachtfreie Zu-
sendung einschl. Verpackung erfolgt seit dem 31. VII. erst bei Bestellungen
im Bruttowert von 2000 M, für Zwerglampen im Nettowert von 1200 M.
Alle bis zum 31. VII. angenommenen Aufträge berechnet die Osram-
gesellschaft, soweit die Lieferung bis 31. VILI. erfolgen kann, noch
auf Grund der bisher geltenden Berechnungsformel zu den bisherigen
Preisen, Teuerungszuschlägen und Bedingungen. — Elektrische Heiz-
und Kochapparate. Die Vereinigung der Fabrikanten dieser Er-
zeugnisse hat den Teuerungszuschlag ab 1. VIII. auf 200 9, erhöht. —
Akkumulatoren. Die Accumulatoren-Fabrik A.G., Berlin, hat
ihre Teuerungszuschläge am 26. VI., gerechnet nach den vierfachen Listen-
. Steigerung um etwa des 19V fache des Friedenspreises ergibt.
preisen, für Zellen in Glasgefäßen auf 50%, für solche in Holzkästen auf 55°,
für Holzgestelle, Laufböden, Laufbühnen auf 160% und, gerechnet nach den
einfachen Listenpreisen, für Verpackung auf 900%, erhöht. — Installa-
tionsmaterial. Die „Eltfabriken‘‘ haben die Verkaufspreise ihrer Erzeug-
nisse um weitere 30%, gesteigert. — Isolierte Leitungsdrähte. Die Ver-
kuufsstelle vereinigter Fabrikanten isolierter Leitungsdrähte, Berlin, erhebt
für alle ab 3. VIII. bei ihr eingehenden Aufträge nunmehr an Teuerungszu-
schlägen für NGA, NGAB, NGAF, NGAZ, NGAT, NFA schwarz impräg-
niert 160%, für NPL, NPLR, NPLS, NSA, NFA mit Glanzgarnbeflechtung
180% und für alle übrigen Typen 200%. — Isolierrohre. Von der Ver-
kaufsstelle Vereinigter lsolierrohr-Fabrikanten, Berlin, sind für Lieferungen
ab 1. VIII. die zu den Preisen ihrer Liste vom 24. X. 1921 hinzuzurechnen-
den Aufschläge für Bleirohr, lackierte, farbige Galvano- und Gelblackrohre
nebst Zubehör weiter auf 1250%,, für Messingrohr und Zubehör auf 1700°,,
für Stahlpanzerrohr nebst Zubehör auf 2300% und für schwarzes Papier-
rohr auf 1400% erhöht worden. , Der Listengrundpreis für Stahlpanzerrohr
(29 mm) beträgt jetzt 1000 M/100 m. Lieferungen ab Werk in Fakturen-
werten von 20 U00 Man frachtfrei deutscher Bahnstation. Bundverpackung
25 M/Bund. Die von der Verkaufsstelle verkauften Waren dürfen nur in
Deutschland verwendet werden. — Hochspannungsisolatoren. Die
Vereinigten Porzellan-Isolatoren-Werke G. m. b. H., Berlin, haben ab 1. VIM.
den Teuerungszuschlag von 165 auf 280%, gesteigert. Die neuen Verkaufs-
preise gelten für August als Festpreise. — Elektroporzellan. Vom Ver-
band Deutscher Elektrotechnischer Porzellanfabriken, Berlin, sind die Ver- |
kaufspreise für Niederspannungsmaterial aus Porzellan und Steatit
ab 1. VIII. derart erhöht worden, daß auf die Grundpreise nunmehr ciu
Teuerungszuschlag von 300%, angerechnet wird. — Kohle. Der Reichs-
kohlenverband hat im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 166, die ab 1. VIII. gel-
tenden neuen Brennstoffverkaufspreise je lt einschl Kohlen- und
Umsatzsteuer bekanntgegeben. Danach kosten im Gebiet des Rheinisch-
Westfälischen Kohlensyndikats bei Fettkohlen Förderkohlen 1513
M, bestmelierte Kohlen 1700 M, Stückkohlen 1996 M, Nußkohlen I bis Ill
2041 M, Kokskohlen 1569 M; bei Gas- und Gasflammkohlen Fianm-
förderkohlen 1513M, Gasflammförderkohlen 1588M, Stückkohlen 1996 M ; bei
Koks Großkoks I 2230 M, Gießereikoks 2315 M. Briketts kosten je nach
Klasse 2298 bis 2295M. Im Gebiet des Auchener Steinkohlensyndikats
(Eschweiler Bergwerksverein) beträgt der Preis für Anthrazit 1 (Stücke) 222u
M. Das OÖstelbische Braunkohlensyndikat (Niederlausitzer Gruppe)
verlangt für Briketts im größeren Industrieformat 1211 M, im kleineren 1276M.
für Förderkohlen 343 M, Siebkohlen 424 M, Stückkohlen 488 M. Im Gebict
des Mitteldeutschen Braunkohlensyndikats kosten diese drei Sor-
ten Rohkohle (mitteldeutsches Gebiet) 367 M, 403 M und 440 M. — In
Deutsch-Oberschlesien hat die Kohlenförderung im Juni 610 591 t er-
geben, die Koksproduktion betrug 106 230 t, die Brikettherstellung 9137 t
— Eisen. Die Höchstpreise für Roheisen sind vom Eisenwirtschaftebund
den neuen Kohlenpreisen entsprechend, weiter wie folgt erhöht worden:
Hämatit 11317 M, kupferarmes Stahleisen 10 649 M, Gießereiroheisen l
10 481 M, dsgl. II 10 411 M, Siegerländer Stableisen 10 649 M, Spiegeleisen
(8 bis 10% Mn) 11 823 M, Gießereiroheisen luxemburger Qualität 9602 M
Temperroheisen 11284 M, Ferromangan (80%) 19787 M, dsgl. (50°,
18 718 M, Ferrosilizium (10%) 13 623 M/t. — Der Stahlbund hat die Preise
für Walzwerkserzeugnisse ab l. VIII. in außerordentlichem Maße (z. T.
um mehr als 8000 M) weiter erhöht, sodaß sich z. B. für Stabeisen eine
Die neuen
Sütze lauten wie folgt: Rohblöcke 14480 M, Vorblöcke 15840 M Knüppel
16420 M Platinen 16850 M. Formeisen 19190 M, Fiußstabeisen 19470 M,
Universaleisen 21200 M, Bandeisen 22150 M, Walzdraht 20980 M, Grob-
blcche (5 mm und mehr) 21860 M, Mittelbleche (3 bis 5 mm) 24840 M,
Feinbleche (unter 3 mm) 26710 M, dsgl. (unter 1 mm) 28030 M/t. Die
Preise verstehen sich wieder für Thomashandelsgüte, der Mehrpreis für
8.-M.-Qualität beträgt vorläufig noch 9V0 M,t, soll aber ebenso wie die
Grundprcise noch neu geregelt werden. Auch die Listenüberpreise sind
geändert worden. — Gußwaren. Der Verein Deutscher GieBereien
und der Giebßereiverband haben die Gußwarenpreise für August um
50% erhöht. — Blei. Die Rheinisch - Westfälische Bleihändler-Ver-
einigung setzte den Preis der Bleifabrikate um 700 M auf 9200 M.dz
hinauf. — Gold. Der Ankaufspreis für das Reich beträgt nunmehr
2000 M/Zwanzigmarkstück. — Zement. Am 1. VIllsind die Höchst-
preise für Lieferungen an private Abnehmer im Gebiet des Nord-
deutschen Zementverbandes auf 26 559 M, in dem des Rheinisch-West-
fälischen Verbandes auf 25 549 M und im Gebiet des Süddeutschen Zement-
verbandes auf 27128 M/1l0 t erhöht worden. — Baumwolle. Amerika-
nische Baumwolle fully middling good colour and staple loco notierte in ,
Bremen am 1. VIII. 468 M/kg. — Metallhalblabrikate. Nach Bericht
der Rich. Herbig & Co., G.m.b. H., Berlin, betrugen die Verbands-, .
Grund- und Richtpreise je 100 kg am 1. VIII. unverbindlich für Aluminium-
bleche, -drähte, -stangen 29 400 M, Aluminiumrohr 37 500 M, Kupferblech“
25 500 M, Kupferdrähte, -stangen 23 500 M, Kupferrohre o. N. 26442 M,
Kupferschalen 27 500 M, Messingbleche, -bänder, -drähte 18 000 M, Messing-
stangen 14 000 M, Messingrohre o. N. 25 000 M, Messing-Kronenrohr 30 009
` M, Tombak, (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen 22400 M, Neusilberblech:,
-drähte, -stangen 39 000 M, Schluglot 17000 M. — Metallpreise. Pie
deutsche Elektrolytkupfernotiz lautete am 1. VIII. 199,41 M/kg:
b:züglich der Berliner und Londoner Mctallpreise verweisen wir auf Heft 32
In New York notierten am 2. VIll. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00;
Eisen 28,00; Blei 5,77; Zink 6,30; Zinn 32,30 cts/lb.
| nd
Abschluß des Heftes: 2. August 1922.
Pre EEE IE i 755- SEE EIG RGERES SEES HERRIERSE EIER BEER BEE ERBE EEEBEERESSEREEER GEBET ER EEESTIESECERE. ER BERKER ZEFDEESESEEE EEE E3 GERBEREERE EEE REEREREE SEE ENSEREEBEHBER EP EEGEERE RACE BEEREERERERDEE RER on em
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin,
7. August 1822. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 31. 1024 a
Zuschlagsliste Nr. 59 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie
für August 1922 bis auf weiteres. (Gültig ab 1. VIIL 1922 und nur für das Inland.)
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.)
Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek-
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis-
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. Bei den in der
Liste aufgeführten an mit Ausnahme der Gruppen Iso-
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech-
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird
für Aufträge, die nach dem 1. VIII. 1922 angenommen sind, der Teue-
rungszuschlag nach folgender Formel berechnet:
1. Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert,
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag.
2. Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert,
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell-
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit.
3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit
geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver-
zögerung durchgeführt werden kann.
4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich-
zurechnen.
5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be-
treffenden Verbände.
Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund-
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ)
ar folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am
I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner
ïz + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920
verdoppelt "wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An-
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100.
nn seat
Teuerungs- , Teuerungs-
‚Gegenstand ne Gegenstand ns
0 0
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh-
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus-
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
1. über 0,2bis20kW bzw. über 0,2bis20k VA
bei Generatoren E ar Br a 4500
2. über 20bis100kW bzw. über 20bis100k VA ker 000:
bei Generatoren . . . . 2. 2 2 2.2. Umdr 5000
3 über 100 kW bzw. über 100 kVA bei Geno- °
ratoren ..... EE e ee een u 5500
Sonderausführungen. I
4. Wand-, Tisch- und Deokenventilatoren . . . . . 4800
5. Elektrisoh betriebene Werkzeugmaschinen . . . 3800
5a. Widerstends-Punktschweißmaschinen mit einer Dauer-
i -= Me r iA 3000 -
. triebene Hauswasserpumpen, Emtstäu ungs-
pumpen, Kompressoren und er nen > 4500
7. bohrmaschinen und -gerăte . . ... s.e. 3400
8. reisen, susgerüstete Motorkarren, Motorschleifen,
Motortragen, Motorwagen . . . . sse s esses 4500
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene-
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen,
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator-
Motoren für Ein- und Me rd bis 20 kW,
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW,
bezogen auf 1000 Umdr. a E a re 4800
Dampfturbinen. |
10. Turbosätze, bestehend aus
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 4100
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn-
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations-
ae: et ee ee era 8850
1 Erhebung Ass RR N EEA REEE 4300
an urbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren
bogeblilse allein a ea a Se a a a 3400
13. Kondea ionmniagen und Wärmeaustauschapparate
allein e e e “ e ® e e e e ® e 2 e [1 e e ® ® 4500
Zubehör zu Maschinen:
14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck-
schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(ausschl. Selbstanlasser
f. Druckkn.- u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) | 4500
16. Schützensteuerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier-
apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
steuerung, Bremsmagnete . . .. 222.000. . 5000
16. Gleitschienen, Verankerungen . . . . .» 2 2 2... è 4500
16a, Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 4800
Bahn material
11. Bahnmotoren u. ne kW Stundenleistung . . 4700
elektr. Bremsen si kW er us 5300
lla. Bahntransformatoren . . . . . . Bi Mar a ei ASeeah ia Ai 4800
17b. ‘Motorkompressoren und Motorventilatoren ee
Aggregste) . 20er nn a u 4500
17c. Hilismotoren . . . 2.2 2 2 2er nerne ne enn 4800
18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr.
Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
materialien für Bahnfahrzeuge . . . . .. 22020. . 4500 -
18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 4500
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
vollstän: elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokamo-
a En für ban und Industrie. ..... SEE, 4800
. Vollständige elektrische rn von Vo .
Lokomotiven u. Vollbahn-Trieb ‚einschl. Montage 5100
21. Elektrische Lokomotiven für Berg ä ' und Industrie . 4600
21a. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge ... .. . . 3500
Transformatoren!) und Gleichrichter.
22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA ,. 4500
228. über 100 kVA .. 4800
23. Gleichriehter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . . . | 4750
23a. Ersatz-Glaskörper. . . . 2.2 2202000. ee 1000
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör... . 6500
Schaltepparate und Material für Schaltanlagen.
25., Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger,
°” Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in
Gnußgehkuse 1.2.5.0: zer air ee 5200
26. Selbsttätige Schalter, soweit nioht für Ölfüllung und nicht
in Eisen- oder Gußgehäuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 5500
27. Niederspennungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für
as a ea : 6500
27a. Schmelzeinsätze für Niederspann Sicherungen . . 4200
28. Hoochspannungs-Trennschalter, Masttrennschaler
Streckenschalter, soweit nicht für Öl . . . . . . . 5500
29. Hoochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar-
mierte Wanddurchführungen . . . .. 2... re 6500
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs- -Sicherungen „. . 4200
. Freileitungs-Hörnerschalter te ee ie >o o o 5500
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . ... . 4700
32. Ölschälter (ohne Öl)einschl. Hilfssapparate . . 5500
33. rspannungs-Sohutzvorrichtungen (außer Schutz- und
ee nee RET A E O ea 5500
34. Sohutadrosse a I E EN A a a a ar 5000
35. Erdungsdrosse ien EEE K T a e e l 4800
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 5500
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit hörigen |
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma-
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
Zusammenpassen beim Lieferer. ( mmelschienen und
Leitungen für Auftr ab 13. XI. 1921 netto zu
T isen mit Kupferklausel) . . . . 2 2 2.2. 1 5500
= Schal Schaltschränke, Schaltpulte a ae E 5500
Schaltepparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . | 5500
) Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumfermer und Üpannungsteiler, jo nach innerer Leistung.
1024 b u B Elektrötechnische Zeitschrilt, 1922, Heft 31.
7. August 1922.
i E A e 2 l e a a
Gegenstand i BE | O oeeenseana
8
Meßapparate und Zubehör.
41a. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulme Bwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lations- und Leitungsprüfer . . . . ..2 2220200. 3900
- 41b. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein-
schließlich Wandarme-und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel-
skala. Montage- und Blitzableiter-Me Bbrūcken. Tempe-
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . ..... 3900
4ic. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . .... 3990
42, ZAME. a a a e a a E ee a 35 0
43. Meßwandler und Zubehör .. . 222200. 00.0 4600
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . . . .. . : 5060
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe,
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-,
Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . 2 2 2 2 2 2 20. 3200
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI....... : 4100
db. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . "3200
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit
Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. ... 4200
47. Sicherungselemiente (Einzelsicherungen) zum Ring-
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . . 2 2 2 .2.. 4500
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens). 3200
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens) . 3200
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß-
BOHAUBB: zi 3:00" ara re ee e ce ee Sara ne 4400
51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei-
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 4400
62. Zählertafeln, armiett . . 2. 2 2 2 2 er rn 3600
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und
‚Klemmen: Agl y aee a. BOn we er 4300
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes
Installationsmaterial . ...... EEE: 4500
55a. Metallfassungen. . . 22.22 2 0er 4300
65b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder l
wdi ne ee E een 4300
"56. Giuhlichlermäturen, Handlampen, Fassungen aus Por-
zellan und Isolierstoff .. . . 2 2 22... 4300
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei-
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b)... ..... 4300
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör.
Glühlampen.
683. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Beiz- || Neue
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . IjListenpreise
Teuerunge-
"| oeseareana . a
; $ 8
68b. Alanen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V)
sowie Telephonlampen (Berechnungsformel geändert) .
Telegraphie und Fernsprech wesen.
69a. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke
(Wecker )Jsowie Aus-u. Umschalter f. Haussignalanlagen
2. Kontakt-Vorrichtungen für ee mit
Ausnahme von Tür- und Fensterkontakten . .. .
3. Tür- und Fensterkontakte. . . . . 2 2 222 00
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batteriesnruf und ein-
fache Induktor-Apparate . . . . 2. 2 2 22 2000
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze ...... .
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . . . .
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . .
6%. Apparate für Telegraphie . . . . 2 22220.
69g. Kondensatoren für Feinsprechzwecke. . . .....
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . , . ohne Paraband
mit „
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . erh
12. Apparatschnüre (Privattypen) . ee
Bogenlampen und Zubehör.
13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch-
tungszwecke „22200 0er
14. Bogenlampen für technische Zwecke . . ......
15. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
und’ Handelsschiffe) . .. . . de et
76. Widerstände ..... er
77. Aufhängevorrichtungen . . ....
18. Leitubgskupplungen
79. Transformatoren und Drosselspulen .
Gummifreie Isolierstoffe.
80. Normalplatten . . ;
81. Zählertafeln, unarmiert . . . . . . .. TES
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführ T
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausfü ung E
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
mierte Anschlußklemmen usw.) . . . . 22 22.0.
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall
D mit einem Stückgewicht bis een
)
en ei ji über 50 g .......
Verschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Netto
für ungen ab 1. VIII. 1922 mindestens 5500 M für oe
ohne Fa
Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preis-
stelle (3. Fassung).
Neue
Listenpreise
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
bekanntgegeben werden. Ab 1. VIII. 1922 gelten die An-
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan- | gaben der Ausgabe 19b. Diese Tabellen, die wir wegen
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrecfh-
Raummangelgs nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels-
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwenduyg der
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta- | Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel wie vorstehend
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen | für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker-
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 8000, 1
1000, 750 Umdrehungen gelten.
Die Preise der 1500- -tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für
die anderen Drehzahlen gewählt,
Druck vos H.8. Hermann & Oo.. Berlin 8W 19, Beuthatr. 8.
Inhalt: Fernübertragungsmögliohkelten großer MeBgeräte und Meßverfahren. | Sitzungskalender. 1047.
Energlemengen. Von J. Ossanna. 1025. ' 1041. Elektrodynamische Leistungswage. Rechtspflege. 1047.
Der Lypro-Kabelschutz: Von W. Estorff. 1029, | Ver k eh r u nd Trans port, 1042, Japa- | Briefe an die Sohriftieltung. 1048. Betriebs-
Beitrag zur graphischen BESHUNE von Er. | nische Lokomotivbestellung in England. — Elektri- mäßige Erwärmung vôn großen D-Sicherungsstöp-
wärmungsvorgängen. Von U. Knorr, 1032. sierung weiterer Pacificbahnen. - Der kommende seln. Von F. Kraus u. Schoof. —. Zahnrad-
‚Elektronik nach den Anforderungen des Maschinen- | _ Verschiedenes. 1022. Preisausschreiben A.E.G. u. A, Wichert }
baues. Von F.W. Meyer. (Schluß.) 1034, | über Rohbraunkohlen\ ergasung. — Zur Frage der Literatur. Besprechungen. 109. P. Rei-
~- Wasserrohrkessel für Verteue- Nomogtapnle: < > aa chenheim, Die wirtschaftliche Bedeutung der
rung von Braunkohle. 1638. „‚Energiewirtschaft. 1043. Deutschlands flüssigen Treibstoffe. — „Annali.Ministero dei La-
Rundschau. Apparatebau. 1039. Neue | Kohlenwirtschaft. vori Publici.‘
Form von Ölschaltern für 110 kV. | Vereinsnachrichten. VDE. 1043. Bericht über die | Eingänge. 1050.
Beleuchtungund Heizung. 1040. Be- | XXVIII. Jahresversammlung München. — Prüf- | Geschäftilche Mitteilungen: 1050.
leuchtungstechn. Lieferungsbediugungen für große stelle des VDE. 1046. Firmenkennfäden für | Warenmarkt. 1052.
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1025
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt tür Elektrotechnik)
Organ des. Elektrotechnischen Vereins seıt 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E C. Zehme, Dr. F Meißner, K. Perlewitz — Verlag von Julius Springer, — Berlin W 9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 11. August 1922.
Heft 32.
Bekanntmachung betr. nachträglichen Mitgliederbeitrag des Verbandes Deutscher Elektrotechniker
für das Il. Halbjahr 1922.
Unter Hinweis auf unsere Bekanntmachung in der „ETZ“ vom
15., 22. und 29. Juli fordern wir wiederholt und dringend alle per-
sönlichen und korporativen Verbandsmitglieder auf, den Betrag von
100 M für persönliche Verbandsmitglieder, den Betrag von 150 % auf
den Jahresbeitrag für korporative Verbandsmitglieder umgehend
an die bisher für den Empfang zuständige Stelle zu überweisen.
Durch prompte Überweisung wird den einzelnen Vereinen viel
unnütze und kostspielige Arbeit erspart.
l Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
Fernübertragungsmöglichkeiten großer Energiemengen.*)
Von J. Ossanna,
Übersicht. Der durch die Induktivität der Leitungen bedingte Span-
m ie die mit diesem verbundene Verkleinerung der übertragbaren
Wirkleistung, die von den Ladeströmen herrührenden Stromwärmever-
luste, die großen, auftretenden, voreilenden Blindleistungen und die Span-
nungserhöhung am Leitungsende lassen sich durch eine beschränkte An-
zahl von passend verteilten Drosseln und durch Wahl der Blindleistung
in so vollkommen befriedigender Weise beseitigen, daß kleinere Perioden-
zahlen, ja selbst Gleichstrom gleicher Spannung keine nennenswerten Vor-
teile gegenüber Wechselstrom von 50 Perioden bieten. Die Übertragung
mit 50 Perioden verdient vielmehr den Vorzug, weil sie die in Anschaffung
und Betrieb gleich teuere Periodenumformung vermeidet und die Erzeugung
und Umformung von hochgespanntem Gleichstrom entbehrlich macht.
Dabei ist die Anordnung von möglichst großen Querschnitten, d. h.
von einer möglichst kleinen Anzahl von Leitungen sehr wichtig, weil diese
Maßnahme die Ladeerscheinungen verkleinert und die Wahl einer weit
größeren Übertragungsspannung ermöglicht.
Der Gleichstrom ist dem Wechselstrom nur hinsichtlich der Korona-
verluste überlegen. Dieser Vorteil ist aber z. Zt. und voraussichtlich auch in
absehberer Zeit nicht genügend groß, um den Gleichstrom durchzusetzen,
weil ja die Nachteile, die mit der Erzeugung und mit der Umformung von
kochgespanntem Gleichstrom verbunden sind, die Vorteile mehr als aufwiegen.
Im Rahmen eines kurzen Vortrages über Fernübertragunzs-
möglichkeiten großer Energiemengen zu sprechen, ist in gewissem
Sinne ein Wagnis, denn es stellen sich dem Vortragenden gleich
zu Beginn zwei schwer umschiffbare Klippen in den Weg. Soll
man den gewaltigen Stoff mit seinen nahezu alle Gebiete der
Elektrotechnik umfassenden Problemen im Fluge behandeln, oder
soll man nicht lieber auf die Vollständigkeit verzichten und nur
einige grundlegende Fragen einigermaßen erschöpfend durchzu-
nehmen versuchen? Beide Wege haben Vor- und Nachteile
Beim Streben nach Vollständigkeit läuft der Vortragende Gefahr,
nur Selbstverständliches, jedermann Geläufiges zu bringen; bei
der Auswahl besonderer Fragen, selbst solcher grundsätzlicher
Bedeutung, kann gar zu leicht der Eindruck- der Einseitigkeit
erweckt werden. Trotz dieser Bedenken glaube ich bei meinen
heutigen Ausführungen den zuletzt erwähnten Weg gehen zu
sollen, also lieber auf die Vollständigkeit zu verzichten, als banal
zu werden.
Diese Wahl wird mir heute dadurch etwas erleichtert, als die
öffentliche Meinung durch Veröffentlichungen sowohl in deut-
schen als auch in amerikanischen Zeitschriften meiner Ansicht
nach insofern irregeleitet wurde, als man darin die Grenzen der
Energieübertragung durch Wechselstrom als nahe bevorstehend
geschildert hat. Die Induktivität der Leitungen, der durch diese
bedingte Spannungsverlust, die von der Kapazität herrührenden
Ladeerscheinungen und die Koronaverluste würden bei der Über-
tragung auf sehr große Entfernungen so in die Wagschale fallen,
daß eine Wirtschaftlichkeit der Übertragung mit Wechselstrom
nicht in Frage kommen kann.
.. Sind nun diese Nachteile der Wechselstromübertragung wirk-
lich vorhanden? Wenn ja, sind sie derart schwerwiegend, daß
man mit einem baldigen oder auch nur entfernteren Verlassen
dieser Übertragungsart bei größeren Entfernungen rechnen muß?
Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir uns zunächst
etwas eingehender mit den Erscheinungen befassen, die beı
Wechselstromübertragung auftreten.
» Vortrag, gehalten auf der 28. Jahresversammlung des VDE in München 1922.
Speist man eine an ihrem Ende offene Frei- oder Kabelleitung
mit Wechselstrom, so wird man an der Primärstelle eine mehr
oder weniger große Scheinleistungsaufnahme feststellen, die bei
Leitungen bis etwa 1200 km Länge und 50 Per im wesentlichen von
Strömen herrührt, die der Spannung um nahezu 90° vorauseilen. Am
anderen, offenen Leitungsende wird man eine Spannung beob-
achten, die groß, ja selbst viel größer als die Primärspannung ist.
Diese Erscheinung möge durch folgende Zahlen (Zahlen-
tafel 1), die für eine Stahlaluminium-Doppelleitung!) mit einem
äquivalenten Kupferquerschnitt mit 240 mm? gelten, näher
erläutert werden.
Zahlentafel 1.
Über- 50 ~ Ben 16273 ~ T
t = 1
Er eA Niy | Nix E» | En| Ne | Ne Ex | En
kiii kW kVA kv E| iwl wa lw i
200 183 — 58100 225,51,025 — | = | — | —
333,3 889 — 99900! 235,51,07 55,7 — 32350 223,1 |1,010
500 3420 — 159000) 257,51,17 235 — 46800 227,5 '1,016
1000 75 400; — 492 000) 471,02,140 2618 — 99800 235,5 11,070
1500 1 458 000 + 556 200/1 312,0:5, 10050 |— 158100 256,5 1,166
2000 1682014 30800] 356,5,1,620129300 |— 229 000, 293,2 11,325
Die Primärspannung ist in allen Fällen gleich 220 kV an-
genommen, ohne Rücksicht darauf, daß die Glimmverluste bei
den langen Leitungen zu weit größeren Verlusten und zu be-
deutend kleineren Spannungserhöhungen als ausgerechnet führen
würden. Es ist dies mit Absicht geschehen, um den reinen Ein-
fluß der Ladeströme auf die Stromwärmeverluste und auf die
Blindstromentnahme zu zeigen. In der Zahlentafel sind für ver-
schiedene Übertragungsentfernungen enthalten die Werte der auf-
genommenen Wirkleistung Niy, der Blindleistung N12?) der sekun-
dären Leerlaufspannung Eu und des Verhältnisses T Um den
1
Einfluß der Periodenzahl zu ersehen, sind die Rechnungen für
50 und 16% Per durchgeführt.
Bedenkt man, daß durch die angenommene Doppelleitung
eine Leistung von 150000 kW und darüber auf 1000 km Entfer-
nung übertragen werden kann, so ergibt sich, daß die aufge-
nommenen Blind- und Wirkleistungen bei den größeren Ent-
fernungen ganz unleidlich werden. Sie werden selbst größer als.
die übertragene Leistung und verursachen bedeutende Strom-
wärmeverluste. Durch die auftretende Spannungserhöhung wird
überdies die Leistungsfähigkeit der Linie ganz beträchtlich her-
abgesetzt, weil wir gezwungen sind, die Primärspannung ent-
sprechend herabzusetzen, damit die Sekundärspannung im Leer-
lauf nicht unmögliche Werte annimmt.
Die Zahlen zeigen ferner, daß bis etwa 200 km bei 50 Per
und bis etwa 500 km bei 16% Per die Wirkung der Ladeströme
auf die Stromwärmeverluste so klein ist, daß sie in Kauf ge-
nommen werden kann. Auch die auftretenden kleinen Spannungs-
©) Es ist hier der Fall einer besonders starken oder besser der stärksten
Leitung, die heute von den Seilfirmen normal fabriziert wird, aus ganz he-
stimmten Gründen. von welchen Br die Rede sein wird, angenommen.
Die Blindleistung ist bei Voreilung negativ bezeichnet.
1026
erböhungen können nur erwünscht sein, um dem Spannungs-
abfall bei Belastung entgegenzutreten.
Es liegt demnach der Gedanke nahe, bei langen Leitungen
durch Anordnung von Drosseln in passenden Entfernungen die
Linien von der Leitung der Blindströme zu entlasten und so auch
bei langen Leitungen ungefähr die gleichen Verhältnisse wie bei
kurzen zu erreichen. Die Drosseln nehmen nämlich einen der
Spannung um nahezu 90° nacheilenden Strom Ja auf (Abb. 1),
während die Leitung zu ihrer Ladung einen der Spannung um
90 ° voreilenden Strom Jo verbraucht. Macht man durch passende
Wahl des Blindwiderstandes der Drosseln die Blindkomponente Ja»
der Drosselspulen gleich dem Kapazitätsstrom Je, dann haben die
Generatoren im Werk nur mehr den kleinen Wirkstrom Jd zu
liefern.
Wie sich bei einer solchen Maßnahme die Verhältnisse im
Leerlauf bessern, zeigen die Zahlen der nachfolgenden Zahlen-
tafel 2. Sie gelten für eine 1000 km lange Leitung, aleo für eine
Leitung, die in der Lage wäre, Energie von der äußersten Süd-
grenze Deutschlands nach der äußersten Nordgrenze zu über-
tragen. Dabei sind, um den Vergleich zu ermöglichen, die folgen-
den sechs Fälle berücksichtigt:
Fall 1. Leitung ohne Drosseln.
Fall 2. Leitung mit 2 Drosseln (am Anfang und am Ende
der Linie). l
Fall 3. Leitung mit 3 Drosseln in der Entfernung von 500 km,
also mit einem Zwischendrosselwerk.
Fall 4. Leitung mit 4 Drosseln in der Entfernung von
333,3 km, also mit zwei Zwischendrosselwerken.
Fall 5. Leitung mit sehr (unendlich) vielen, längs der Linie
verteilten Drosseln (Idealfall).
Fall 6. Leitung ohne Kapazität und Verluste durch Ab-
leitung (Idealfall).
In den Fällen 2 bis 5 ist angenommen, daß die Drosseln 1%
Verluste aufweisen, was mit Rücksicht auf die Größe der hier
in Betracht kommenden Drosseln annähernd zutreffen - dürfte.
Die Fälle 5 und 6 eind trotz ihrer Unrealisierbarkeit aufge-
nommen worden, um zu zeigen, wie sich die Verhältnisse ge-
stalten, wenn die Zahl der Drosseln sehr groß wäre bzw. wenn
die Linie keine Kapazität hätte In allen Fällen ist ange-
nommen worden, daß der Drosselstrom um 3 bis 5% kleiner als
der Ladestrom sei, weil ein kleines Überwiegen der Kapazität nur
erwünscht sein kann.
Zahlentafel 2.
m
S| w = 16 23 »
En gen a en
—loz| 225 |
fa CE D.En Ey #20
N| Ezg | | F
£ pin 2 ) kY
1l o | — [75200 — 492 000| 471,0| 2,140 2630| — 99 970 | 235,4| 1,070
2| 2 | 1000| 10030— 6220| 222,0' 1,008 1584| — 2530 | 220,2] 1,001
8| 3 | 500| 4530!— 15 100| 226,1 1,027] 1076| — 4560 | 220,7! 1,008
4| 4 | 3333| 3570 — 14750! 226,31, — = E
Bl oo| 0 | 2760— 12300) 25,4 1, 746 — 3960 | 220,7| 1,003
Sy a 0 0 220,0 1, 0l 0 220,0! 1,000
Die Zahlentafel zeigt, daß bei 50 Per bereits zwei Zwischen-
drosselwerke (ja selbst eines) genügen (Fall 3 und 4), um die
Linie bereits sehr bedeutend zu verbessern. Die Wirkleistungs-
aufnahme im Fall 4 beträgt nämlich 8570 kW oder 2,38% der
übertragenen Leistung an Stelle von 2760 kW
ve bzw. 1,84%/, beim Idealfall 5. Bei der Über-
tragung mit 16?/; Per kann man dagegen
auf die Anlegung von Zwischendrossel-
x werken vollkommen verzichten.
N er
rs
7
4 SL
`
X 2
Abb. 1. Abb. 2.
Für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit genügt es in-
dessen nicht, die Verhältnisse im Leerlauf zu untersuchen; es
muß vielmehr nachgewiesen werden, daß durch eine derartige
Leitung eine genügend große Leistung mit entsprechendem Wir-
kKungsgrad übertragen werden kann.
Beim Studium dieser Frage haben mir neue Diagramme von
großer Einfachheit und Vielseitigkeit große Dienste geleistet, in-
dem sie die Wirkung der Blindleistung auf die übertragbare
Wirkleistung und auf die Spannungsänderung unmittelbar und
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32.
11. August 1922.
auf den Wirkungsgrad mittelbar zu ermitteln gestatten. Bei
diesen Diagrammen wird also der sonst übliche Weg über den
Strom vermieden. Dies ist in allen jenen Fällen besonders wich-
tig, in welchen der Strom nicht als gegeben angesehen werden
kann, weil dieser von der dazugehörigen Spannung, die eben er-
mittelt werden soll, abhängig ist. Von den verschiedenen Dia-
grammkonstruktionen, die die Aufgabe von allen Seiten beleuch-
ten, sei mir die Erwähnung eines einzigen gestattet, weil wir
daran wichtige Schlußfolgerungen anknüpfen wollen.
Bei jeder wie immer gearteten Übertragungsleitung (mit oder
ohne Kapazität, mit oder ohne Kompensationsdrosseln) besteht
zwischen Spannung Ezo an der Sekundärstelle im Leerlauf (also
nicht der Primärspannung E,, die von Eo wesentlich verschieden
sein kann), der Spannung E, bei Belastung und dem entnommenen
Strom J, die durch das Vektordiagramm der Abb. 2 gegebene
Beziehung. Dabei ist 0A=E, AB=r,J, und phasengleich
mit Ja BP = k,J, und senkrecht zu Ja und OP = Ey, wenn
unter r und k, Wirk- bzw. Blindwiderstände verstanden werden,
die sich dem Ohmschen bzw. dem induktiven Widerstand der Lei-
tung nähern, mit diesem aber nicht identisch sind. Diese zwei
Widerstände r} und k, bestimmen nun neben der Übertragungs-
spannung E bzw. E,?) die übertragbare Leistung. j
Das Diagramm, welches die rasche und übersichtliche Durch-
führung der Untersuchung ermöglicht, erfährt eine wesentliche
Vereinfachung, wenn man den Begriff der charakteristischen
Leistung N. und an Stelle der Spannungen E, und E, und der
Schein-, Wirk- und Blindleistungen N2, N5u» und Nz das Span-
P Es und die Leistungsverhältnisse N? N und
j;
Å
í
; N. in die Rechnung einsetzt. Die die Übertragungsleitung
charakterisierende Leistung Ne ist durch die Gleichung:
_—_ Ew č _ En?
er
bestimmt, wenn g, der in Rechnung zu setzende Scheinwiderstand
der Linien ist.
Das Diagramm wurde dazu benutzt, um die Blindleistung zu
bestimmen, die jeweils zum besten Wirkungsgrad der Linie bzw.
zu einer möglichst großen (übertragbaren) Wirkleistung führt.
Es ist also angenommen, daß man über die zur Übertragung ge-
langende Blindleistung frei verfügen kann, was durch Aufstellung
von passenden Blindleistungsmaschinen oder auch in anderer ge-
eigneter Weise geschehen kann. Diese Maßnahme drängt sich
nämlich, wie die Rechnungen zeigen, bei langen Übertragungs-
leitungen, bei welchen ja die Leitungskosten die Hauptrolle
spielen, geradezu auf. Durch.die freie Wahl der Blindleistung
kann nämlich nicht nur der Wirkungsgrad erhöht, sondern auch,
was noch viel wichtiger ist, die Leistungsfähigkeit der Linie sehr
bedeutend gesteigert werden.
Abb. &’ Blindleistung in Abhängigkeit der Wirk-
leistung beim Spannungsverhältnis 1,10.
Um diese Aufgabe zu lösen, ist zunächst die Blindleistung
oder besser das Blindleistungsverhältnis (G) zu bestimmen,
N?
welches bei einem frei gewählten Wirkleistungsverhältnis (x)
2) E, und En sind einander proponional ‚Der Proportionalitätsfaktor
hängt von den Eigenschaften der Übertragungsleitung ab.
m. Te è ~ m
-å ë- ë
11. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32. 1027
zu einem bestimmten Spannungsverhältnis (2?) führt. Zu Zum Wirkleistungsverhältnis „=0B= 1% (Abb. 3) gc-
H g c
diesem Zwecke machen wir in Abb. 3 zunächst O M = I kört das negative Blindleistungsverhältnis = BP", soll
20 kJ x .. e € .
beschreiben dann um M einen Kreis Ka mit dem Halbmesser Zu Mas SPAnnunzsyerlialinis den durch ne es
Ey
und machen schließlich O zum Ursprung eines rechtwinkligen
Koordinatensystems, dessen Y-Achse mit der Verlängerung der
PEE EEEE ©) VENEN) AATE
Abb. 4. Blindleistung in Abhängigkeit der Wirkleistung
beim Spannungsverhältnis 1.00.
MO einen Winkel Ws einschließt, dessen Tangente durch die
Gleichung:
k,
EUS
gegeben ist. Trägt man dann die Wirkleistungsverhältnisse als
Ordinaten und die Blindleistungsverhältnisse als Abszissen auf
und nimmt man an, daß die Leistungsverhältnisse positiv seien,
wenn die Wirkleistung abgenommen wird und die Blindleistung
£110
1405
100
Abb, ó. Spannungsverhältnis in Abhängigkeit von Wirk- und Blindleistung beifeiner Übertragsleitung mit großem Winkel y
Endpunkte P
Kreises
von nacheilenden Strömen herrührt, so liegen die
er Scheinleistungsverhältnisse auf der Peripherie des
kr) der Abb. 3.
nn
© Es dürfte von Interesse sein, daß auch die Richtung des S annungs-
'-ktors & gefunden werden kann. ir brauchen bloß auf der Verlängerung
Halb-
Messer E, zu schlagen und durch P eine Parallele zur OA bis zum Schnittpunkt
Q mit dem Kreis X, zu ziehen. Dann stellt die Strecke AQ der Größe und
Richtung nach den Spannungsvektor Æ, dar, wenn AO den Leerlaufvektor Ew
vorstellt. Für Punkte der Grenzparabel (über die (irenzparabel ist weiter unten
Leit ahere gesagt) liegen die Endpunkte Q der Spannungsvektoren auf der
eitlinie LL.
der MO die Strecke OA = 1 abzutragen, um A einen Kreis K, mit dem
Rune ; stungsverhältnisse OPm
halten. Die erforderliche vor-
eilende Blindleistung nimmt
also mit steigender Wirkleis-
tung zunächst langsam und
dann, d. h. bei größeren Leis-
tungen, rasch zu. Auch bei
negativen Wirkleistungen,
d. h. wenn die Leistung der
Linie zugeführt wird, ist die
Linie mit vore'lenden Blind-
leistungen zu belasten, so
daß die Generatoren der Zen-
trale induktiv belastet er-
scheinen.
Die voreilenden Blind-
leistungen fallen selbstver-
Abb. 5. Blindleistung in Abhängigkeit
der Wirkleistung beim Spannungs- ständlich viel kleiner aus,
verhältnis 0,85. wenn keine Spannungs-
erhöhung angestrebt oder
ein Spannungsabfall zugelassen wird. Es zeigen dies die Abb. 4
und 5. In Abb. 4 ist nn = 1,0 und in Abb. 5 a = 0,85, während
Ex Ey
E: š
in Abb. 3 o = 1,10 war. Iħ letzteren Falle fällt die Blind-
N
leistung bei kleineren Wirkleistungen positiv aus; die Linie kann
also induktiv belastet werden.
Nicht alle Kreispunkte führen indessen zu möglichen Schein-
leistungsverhältnissen (OP), also zu übertragbaren Schein-
leistungen. Es läßtg sich vielmehr nachweisen, daß das Lei-
stungsverhältnis einen bestimmten, vom Spannungsverhältnis ab-
hängigen Höchstwert besitzt. Um diesen Höchst- oder Grenz-
wert zu finden, brauchen wir bloß in den Abb. 3, 4u. 5 MC=5
zu machen und in C eine Senk-
rechte zur OM zu errichten.
Es geben uns dann die Schnitt-
.
125 punkte Pm und Pm’ dieser
Geraden mit dem Kreise die
j höchst möglichen Scheinlei-
bzw.
OPm', die beim betreffenden
Spannungsverhältnis zu noch
übertragbaren Scheinleistun -
gen führen.
Die Höchstwerte der Schein-
leistungsverhältnisse und mit
diesen jene der übertragbaren
Scheinleistungen sind dabei
proportional dem Quadrate
der Spannungsverhältnisse ; es
ist nämlich:
No E N?
( N. Di = (z )
I
> > Es 2
N > max — N c (7; )
W
Durch dise Beziehung gewinnt
die charakteristische Leistung
Ne physikalische Bedeutung,
also
denn Ne ist jene maximale
Scheinleistung, die beim Span-
nungsverhältnis 1, also ohne
Spannungsänderung übertra-
ven werden kann.
Praktisch kann die Grenz-
leistung nicht zur Übertra-
gung gelangen, denn die
Übertragung wiʻd gegen Be-
lastungsänderungen außeror-
dentlich spannungsempfind-
lich, während der Wirkungs-
grad im allgemeinen unwirtschaftliche Werte annimmt. Trotz-
dem ist die Kenntnis dieser Grenzleistung sehr wichtig, weil sie
uns zeigt, wie weit man mit der Belastung im besten Falle gehen
kann. Y
Die Endpunkte Pm der maximalen Scheinleistungsverhälnisse
liegen auf einer Parabel, die wir als Grenzparabel bezeichnen
wollen. Das Parameter der Parabel ist gleich %; ihr Brennpunkt
liegt in O, während ihre Leitlinie LL (vgl. Abb. 3) durch die Senk-
rechte zur O A durch den Halbierungspunkt H der O A gegeben ist.
In den Abb. 6 und 7 ist die Grenzparabel mit einer größeren
Anzahl von Äs-Kreisen (Scheinleistungskreisen), u. zw. für die
Spannungsverhältnisse 1,25, 1,20, 1,15, 1,10, 1,05, 1,00, 0,%, 0,85,
1028
0,80, 0,75 und 0,70 gezeichnet. Die Kreise selbst, die dazu-
gehörigen Mittelpunkte und die Punkte auf der Grenzparabel sind
mit den Werten der prozentualen Spannungsverhältnisse be-
zeichnet.
Die Abbildungen zeigen, daß die Grenzscheinleistung um su
erößer ausfällt, je größer die zur
Übertragung zelangende, vorei-
lende Blindleistung ist, und daß
auch die Höchstwerte der über-
tragbaren Wirkleistung bis zu %23
einer gewissen Grenze mit jenen yit
der Schein- und Blindleistung zu- 4
nehmen. Diese Grenze wird aller-
dings um so eher erreicht, je klei-
ner der Winkel y» ist, den die Y-
Achse mit der OA einschließt.
Nur wenn Ws groß ist, kann man
durch voreilende Blindleistungen
die übertragbare Wirkleistung,
also die Leistungsfähigkeit der
Linie, wesentlich steigern. Auch
in allen jenen Fällen, in welchen
man durch Blindleistungen die
Spannung regeln will, ist ein
möglichst großer Winkel Y, gün-
stig; bei kleineren Winkeln Wr
—_
läßt sich dagegen, wie die Abb. 7
zeigt, die sekundäre Spannung
durch Blindleistung kaum regeln.
>ei Hochspannungsübertra-
gung durch Freileitungen besteht
indessen keine Gefahr, daß y, zu
klein werden könnte, denn die
Koronaverluste, die Kapazität
der Leitung und bis zu einer ge-
Wirt-
wissen Grenze auch die
schaftlichkeit der Übertragung
zwingen uns, die Leitung so zu
bauen, daß w, groß wird.
Die Kapazität der Leitung
und die mit dieser verbundenen 02°
l,adungserscheinungen nehmen
nämlich mit der Zahl der Leitun-
gen annähernd proportional zu.
Es ist also zweckmäßig, die Zahl
der Leitungen möglichst einzu-
schränken, also den Querschnitt
Auch die Koronaverluste werden um so kleiner, je größer der
Durchmesser der Leitungen ist, ja bei stärkeren Leitungen kön-
Abb. 7
möglichst groß zu wählen.
100 200 300 400 500
D In cm
Abb. 8. Kritische Spannung in Abhängigkeit der Leiterentfernung für Kupfer-
und Stahlaluminiumleitungen mit verschiedenen Querschnitten.
600
nen, bestimmte Glimmverluste vorausgesetzt, bedeutend größere
Spannungen gewählt werden und demnach auch wesentlich
größere Leistungen übertragen werden als bei mehreren
schwächeren Leitungen mit gleichem Gesamtquerschnitt.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 32.
11. August 1922.
Nach Messungen von Peek ist die Spannung, bei welcher dıe
Glimmverluste beginnen, durch die Gleichung
03755b d
%) D
Une 2 —
ar 2773+% 2 In;
1440
1405
+100
| 02 Y
or a
0
Spannungsverhältnis in Abhängigkeit von Wirk- und Blindleistung bei
kleinem Winkel Y's.
gegeben. In dieser sind: æ ein Koeffizient, der bei Seilen zwischen
0,83 und 0,87 schwankt, b der Barometerstand in mm Quecksilber-
säule, ® die Lufttemperatur in °C, d der Seildurchmesser in em
und D die Entfernung zwischen zwei Leitungen, ebenfalls in cm.
U, ist dabei die Spannung gegen Erde; es ist also, wenn man mit
Eo die kritische Übertragungsspannung zwischen zwei Leitungen
bezeichnet Uo = bei Ein-
phasenübertragung.
Die mit Hilfe dieser Gleichung errechneten Werte der kri-
tischen Spannung E, für Kupfer- und Stahlaluminiumleitungen
mit 50 bis 240 mm? Querschnitt sind in Abb. 8 in Abhängigkeit
von D aufgetragen. Bei den Stahlaluminiumleitungen ist der
äquivalente Kupferquerschnitt eingetragen, so daß ein unmittel-
barer Vergleich zwischen den zwei Leitungen ınöglich ist.
Die Abbildung zeigt, daß der Einfluß der Leiterentfernung
auf E, verhältnismäßig klein ist, klein wenigstens gegenüber dem
Einfluß des Querschnittes. Die kritische Spannung wird um so
höher, je größer der Querschnitt ist. Die Stahlaluminiumleitun-
gen sind ihres größeren Querschnittes wezen den Kupferleitungen
überlegen.
Der günstige Einfluß großer Querschnitte auf den zulässigen
Höchstwert der Betriebsspannung zeigt sich besonders deutlich,
wenn wir diese (die Betriebsspannung) für verschiedene Werte
der auf 1 km entfallenden Glimmverluste (V in kW/km) aus-
rechnen.. Die Ergebnisse der Rechnung sind in Zahlentafel 3 für
Leitungen mit einem Gesamtquerschnitt von 240 mm? je Phase
eingetragen. Es sind dabei angenommen 6 Kupferleitungen
mit je 120 mm?, 3 Kupferleitungen mit je 240 mm?, 6 Stahlalu-
miniumleitungen Nr. 120 und 3. Stahlaluminiumleitungen Nr. 240.
Die Entfernungen zwischen zwei Leitungen sind in allen Fällen,
um den Vergleich zu ermöglichen, gleich groß vorausgesetzt.
Berücksichtigen wir, daß die übertragbare Leistung mit dem
Quadrat der Spannung zu- und abnimmt, so ergibt sich die
Überlegenheit großer Querschnitte sehr deutlich. Setzt man will-
kürlich gleich 1 die übertragbare Leistung mit 6 Kupferseilen
zu je 120 mm’, so zeigen die Zahlen der Zahlentafel 4, daß man
mit 6 Stahlaluminiumleitungen. mit dem gleichen äquivalenten
Querschnitt und bei gleichen Glimmverlusten 68 bis 89% mehr
übertragen kann. Mit 3 Kupferleitungen zu 240 mm? kann man
um 75% und mit 3 Stahlaluminiumleitungen mit dem gleichen
äquivalenten Querschnitt 195 bis 233 % mehr übertragen .als mil
6 Kupferleitungen von 120 mm? Querschnitt.
bei Dreiphasen- und ern
p
-
EU N ei Hm_ > A D mais
u En De Bit
11. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 32.
1028
Zahlentafel 3.
Betriebsspannung E in kV
V=0 | V=2 | V=4 | V=6 | V=8 | V=10
Cu-6x120 | 1339 | 1456 | 150,7 | 1545 | 157,7 | 160,5
\M-6%120 | 1812 | 1948 | 1994 | 2029 | 205,8 | 208.4
Cu-3x240 | 1775 | 1930 | 1993 | 2043 | 2085 | 2121
13x20 | 2445 | 2585 | 2614 | 2688 | 2726 | 275,9
Möglichst starke Leitungen verdienen also bei der Über-
tragung großer Leistungen aus große Entfernungen den Vorzug.
Zahlentafel 4.
Verhältnisse zwischen den übertragbaren Leistungen :
bei gleichen Verlusten
V=0 | V=2 | V=-4|V=6 | V=8 |V =10
Cu — 6 œx 120 1 1 1 1 1 1
Al — 6 œx 120 1,89 1,78 1,75 1,72 1,70 1,68
Cu — 3 x 240 1,76 1,75 1,75 1,75 1,75 1,75
Al— 3 >x< 240 3,33 3,14 3,07 1,03 2,99 2,95
(Schluß folgt.)
Der Lypro-Kabelschutz.
Von Dr.-Ing. Walther Estorff.
Übersicht. Es wird ein neues Kabelschutzsystem mit selektiver
Wirkung beschrieben, welches also die Aufgabe erfüllt, die Kabelstrecke, in
der ein Durchschlag aufgetreten ist, so schnell als möglich vom übrigen ge-
sunden Netz abzutrennen. Der Lyproschutz eignet sich für vermaschte
Netze, Ringnetze und Parallelkabel und spricht auf Überströme nicht an.
Für den Schutz ist ein Spezialkabel mit einem zentral gelegenen gegen die
umgebenden Hauptleiterdrähte isolierten Nebenleiter erforderlich. Haupt-
und Nebenleiter werden am Anfang und Ende des Kabels über Differential-
wandler mit solchen Windungszahlen geführt, daß die von beiden Leiter-
strömen erzeugten Kraftflüsse sich bei gesundem Kabel gegenseitig auf-
heben. In einer dritten, auf dem Differentialwandler ruhenden Wicklung,
die zu einem die Kabelschalter steuernden Relais führt, wird daher nor-
malerweise keine Spannung erzeugt. Dugeh die Differentialwandler wird
das Gleichgewicht der Ströme in Haupt- und Nebenleiter überwacht. Bei
Durchschlag der Isolation zwischen den Hauptleitern zweier Phasen des
Kabels wird dieses Gleichgewicht der Ströme gestört und das Kabel beider-
seitig vom gesunden Netz abgetrennt. Neben die Überwachung des Strom-
el:ichgewichtes tritt die Überwachung des Isolationswiderstandes zwischen
Haupt- und Nebenwicklung durch Einfügen von „Verspannungstransforma-
toren“ in die Leitung am Anfang und Ende des Kabels. Hierdurch wird
zwischen Haupt- und Nebenleiter des Kabels eine auf der gesamten Länge
der Kabelstrecke gleichbleibende Spannung von etwa 150 Volt erzeugt, die
in dem seltenen Fall einer Verletzung der Isolierung zwischen Haupt- und
Nebenleiter einen das Gleichgewicht der Differentialwandler störenden
Strom durch den Haupt- und Nebenleiter treibt und damit die sofortige
Abtrennung der Kabelstrecke herbeiführt. Es wird der Zusammenbau der
Lyproapparate und ihr Einbau in die Schaltanlage beschrieben. Für das
Lyprokabel werden die normalen Kabelmuffen und Endverschlüsse ver-
wendet. Letztere erhalten statt des einfachen Durchführungsbolzens einen
eulchen mit Haupt- und isoliertem Nebenleiter. Die Einfachheit des Sy-
stems und sein geringer Raumbedarf ermöglichen den nachträglichen Ein-
bau des Lyproschutzes in vorhandene Schaltanlagen, sobald die Kabel be-
reits als Lyprokabel ausgeführt sind. Die Kabel erheischen keine besondere
Sorgfalt bei der Verlegung, da die zentrale Lage des Nebenleiters eine Ge-
fährdung seiner Isolierung mit Sicherheit ausschl’eßt.
Die Verteilung der elektrischen Energie vom Kraftwerk zu
den Unterwerken geschieht in Großstädten und Industriezentren
überwiegend durch Hochspannungskabel. Um Unterbrechungen in
der Stromlieferung bei Schadhaftwerden eines Kabelstranges tun-
lichst zu vermeiden, werden die Kabel zu Ringnetzen zusammen-
geschaltet. Der Ring kann Diagonalverbindungen erhalten, um
das Netz gegen Überlastung einzelner Kabelstränge elastischer zu
gestalten. Auch kann von der Parallelschaltung zweier oder
mehrerer Kabel Gebrauch gemacht werden, um bei Störung eines
Kabels den Betrieb in gewissem Umfange mit den anderen auf-
rechtzuerhalten. Bei Ringnetzen, die vermascht sind und Parallel-
kabel enthalten, muß auf den Schutz des Netzes gegen Fehler-
strom besonderer Wert gelegt werden. Neben den gewöhnlichen
Überstromschutz muß hier der Selektivschutz treten, der
möglichst ohne Verzug die Abschaltung der gestörten Kabelstrecke
von dem gesunden Netz herbeiführt.
Die Versuche, ein selektiv wirkendes Kabelschutzsystem zu
schaffen, sind mannigfaltiger Art gewesen. Eine in jeder Hin-
sicht befriedigende Lösung liegt jetzt in dem von Martin
Höchstädter angegebenen Lyproschutz!) für ein- und
mehrphasige Wechselstromleitungen vor. Vor dem Eingehen auf
die technischen Einzelheiten dieses Schutzsystems empfiehlt es
šich, an Hand eines kurzen Beispiels auf die Beweggründe hinzu-
weisen, die zu gesonderter Behandlung des Selektivschutzes An-
laß gaben. |
In Abb. 1 stellt K das Kraftwerk dar, von dem fünf Unter-
werke A bis E mit hochgespanntem Drehstrom über Kabel gespeist
werden. Die Schaltung dieses Netzes ist einphasig gezeichnet.
Die Kabel I, II usw. bis VI. sind zu einem Ringe verbunden, das
Kabel VII stellt eine Diagonalverbindung zwischen K und C dar.
Kraftwerk K ist mit den Unterstationen A und E durch Parallel-
5) Vgl „ETZ“ 131, S. 1154.
kabel verbunden. Von den Unterwerken wird den Verbrauchern
die Energie als niedrig gespannter Drehstrom oder in Form von
Gleichstrom zugeführt. Hier sollen nur die Vorgänge bei Störun-
gen im Hochspannungsnetze näher betrachtet werden. In den
von dem Kraftwerk K ausgehenden Leitungen liegt je ein Öl-
schalter Ü mit Überstromauslösung, ebenso vor dem Transfor-
mator T jeder Unterstation. Die Staffelung der Auslösezeiten
dieser Ölschalter ist so bemessen, daß die Schalter in den Unter-
stationen früher als die Ölschalter im Kraftwerk ausschalten. Bei
Überströmen im Niederspannungsnetz wird deshalb stets der
Schalter der Unterstation früher als die Schalter im Kraftwerk
auslösen. Das Ringnetz mit seiner Diagonalverbindung kann als
verlängerte Sammelschiene des Kraftwerks aufgefaßt werden.
Tritt nun im Hochspannungskabelnetz, z. B. an der durch Pfeil ge-
kennzeichneten Stelle des Kabels II, aus irgendwelchen Gründen
Kurzschluß ein, so wird die Fehlerstelle über das Kabel I ge-
speist werden, bis die Auslösezeit des in diese Leitung eingefüg-
ten Überstromschalters erreicht und der Kabelstrang vom Kraft-
werk abgetrennt wird. Die Speisung des Kurzschlusses erfolgt
nun weiter über die Diagonalverbindung VII und das Kabel III,
sowie über die rechte Netzhälfte VI bis III, bis die vor den Lei-
tungen VII und VI liegenden Überstromschalter im Kraftwerk
fallen. Der Kurzschluß hat also die Abschaltung des ganzen
Netzes zur Folge, wenn das Netz nur mit Überstromschutz aus-
gerüstet ist.
K = Kraftwerk, A bis E = Unterwerke, Ibis VII = Kabelstrecken,
T = Transformator, Ü = Überstromschalter, S = Ölschalter.
Abb. 1. Ringnetz mit Parallelkabel und Diagonalverbindung.
Es ist nun die Aufgabe des Selektivschutzes, das Abschalten
des gesamten Netzes bei Kurzschluß in einem Kabel zu verhindern,
indem nur die gestörte Strecke „ausgewählt“ und ohne Verzug bei-
derseitig von dem gesunden Netz abgetrennt wird. Zu diesem Zweck
müssen Anfang und Ende jedes Kabelstranges, in Abb. 1 die Kabel
I bis VII, mit je einem Ölschalter S ausgerüstet werden, dessen Aus-
lösung nur von dem Selektivschutz abhängig gemacht ist, vom Über-
strom im Netz jedoch unbeeinflußt bleibt. Dies gilt auch für jedes der
beiden Parallelkabel I und VI. In dem betrachteten Falle eines
Kurzschlusses auf dem Kabel II müßten also die beiden Schalter
S, die in das Kabel in den Unterstationen A und B eingefügt sind,
so schnell ausgelöst werden, daß der Überstromschutz im Kraft-
werk nicht in Tätigkeit tritt.
Die Aufgabe, eine durch Kurzschluß, Erdschluß oder Leitungs-
bruch gestörte Kabelstrecke unverzüglich von dem gesunden Netz
beiderseitig abzutrennen, ist in dem Lyproschutz auf ein-
fachste Art gelöst worden. Der neue eigenartige Gedanke, der
dem Lyproschutz zugrunde liegt, beruht in der Verbin-
1030
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32.
11. August 1922.
dungderÜüberwachungdergleichmäßigenStrom-.,
verteilung des in jeder Phase aus einem Haupt-
und einem Nebenleiter bestehenden Kabels mit
der Überwachung des Isolationszustandes die-
ser beiden gegeneinander.
Für den Lyproschuitz ist zwar ein Spezialkabel erforderlich;
es unterscheidet sich jedoch von einem gewöhnlichen Kabel nur
dadurch, daß in jedem Lieiterstrang des Kabels der innerste Draht,
der hier als Nebenleiter bezeichnet werden soll, gegen die ihn
umgebenden Drähte, den Hauptleiter, isoliert ist. In Abb. 2 ist
der Querschnitt durch Haupt- und. Nebenleiter eines Lyproleiters
schematisch dargestellt. Abb. 3 zeigt Ansicht und Querschnitt
eines Dreileiter-Lyprokabels. Der Strom verteilt sich auf Haupt-
und Nebenleiter ungefähr entsprechend deren Querschnitt, in den
meisten Fällen etwa wie 35:1. Um die Wirkungsweise des Lypro-
schutzes kurz zu erläutern, soll die Ausübung der Überwachung
des Stromgleichgewichtes
zwischen Haupt- und Ne- Lande T
benleiter von der des Iso-
lationswiderstandes zwi-
schen beiden im folgenden
zunächst getrennt be-
handelt werden.
Abb. 3. Ansicht und Sehnitt eines
Dreileiter-Lyprokabels.
Abb. 2. Schnitt durch einen Lypro-
leiter.
Die Überwachung des Gleichgewichtes der Ströme in den
‘Leitern am Anfang und Ende der Kabelstrecke durch Differential-
wandler ist an sich bekannt, z. B. DRP. Nr. 166 224 (Merz-Price)
und DRP. Nr. 268186 (Merz-Hunter). Beim Lyprokabel würde
‘sich die Differentialschaltung nach Abb. 4 ergeben. Kabelanfang
und -ende sind über je einen Trennschalter und einen Ölschalter
mit dem übrigen Leitungsnetz verbunden. Hinter den Ölschaltern
gabelt sich die Leitung und führt über eine Haupt- und eine
Doppelooliger Trennschalfer Doopejpoliger Trernschalter -
ee [m—— Mabelstrecke Bee
Diferenhalwandter |: A
Diferentalwandier
Abb.24. Schaltung der Differentialwandler nebst Relais und Auslösern für die Ölschalter
(teinpolige Darstellung).
Nebenwicklung, die beide auf ein Magnetsystem mit reinem Eisen-
schluß aufgebracht sind, in den Haupt- und Nebenleiter des Lypro-
kabels. Wicklungssinn und Windungszahl dieser Haupt- und
Nebenwicklung sind so gewählt, daß die von Haupt- und Neben-
leiterstrom erzeugten Magnetfelder sich gegenseitig aufheben, so
daß in der dritten, auf dem Magnetsystem angeordneten Wick-
lung keine Spannung induziert wird. Beide Spulen haben also
die gleiche Amperewindungszahl, sind aber in ihrer Wirkung ent-
gegengesetzt. Tritt aus irgendwelchen Umständen ein Durch-
schlag zwischen zwei Ilauptleitern oder zum geerdeten Bleimantel
auf, so wird das Gleichgewicht der Ströme und Magnetfelder ge-
stört, indem sich in einem Wandler der Fehlerstrom zu dem Be-
triebsstrom addiert, in dem anderen dagegen subtrahiert, während
der unverletzte isolierte Nebenleiter gleichmäßig Strom führt. In
den Differentialwandiern am Anfang und Ende des Kabels heben
sich die Amperewindungen beider Wicklungen nicht mehr auf,
und es werden in den dritten Wicklungen der Magnetsysteme
Spannungen induziert, die je ein Relais ansprechen lassen. Hier-
durch werden die Stromkreise der Spannungsauslöser der beiden
Ölschalter geschlossen, und das Kabel wird beiderseitig von dem
gesunden Netz abgetrennt.
Man könnte mit dieser einfachen Anordnung den gewünschten
Selektivschutz erreichen, aber jede leitende Verbindung zwischen
Haupt- und Nebenleiter an irgendeiner Stelle des Kabels würde
dazu führen, daß bei Kurzschluß oder Erdschluß sich die Fehler-
ströme auf die Haupt- und Nebenwicklungen in gleicher Weise
verteilen. Das Gleichgewicht der Ströme bliebe somit aufrecht-
erhalten, und das Kabel würde daher nicht vom Netz abgetrennt.
Der Lyproschutz ist deshalb so ausgestaltet, daß er nicht nur
das Gleichgewicht der Ströme im Haupt- und Nebenleiter, sondern
auch den Isolationszustand zwischen diesen beiden überwacht.
Die vorzugsweise angewendete zentrale Lage -des Nebenleiters
bietet jeden nur denkbaren Schutz gegen Verletzung der Isolierung
.bei Herstellen und Verlegen, was z. B. bei peripherer Lage der
Nebenleiterdrähte schwerlich der Fall ist. Leitende Verbindung
zwischen Haupt- und Nebenleiter, die nur durch ein außergewöhn-
liches Ereignis eintreten kann, soll Ansprechen des Schutzes und
beiderseitiges Abtrennen des Kabels zur Folge haben. Dies wird
durch Erzeugung einer Spannung zwischen Haupt- und Neben-
leiter erreicht. N
Zu diesem Zwecke wird nach Abb. 5 in den Stromkreis des
Haupt- und Nebenleiters am Anfang und Ende des Kabels je ein
ne — Nabelstreche ——
| Verspanmungs -
| fransformator
|
j
1
1
1
t
|
N
ı 8
1
l
l}
1
|
- e u nn u nn
Abb. 5. Schaltung der Verspannungstransformatoren (einpolige Darstellung).
Magnetsystem mit derart geschalteten Wicklungen eingefügt, daß
z. B. das Potential des Nebenleiters am Anfang des Kabels um
150 V gesenkt und am Kabelende wieder um den gleichen Betrag
gehoben wird. Es wird also eine elektrische Verspannung
zwischen Haupt- und Nebenleiser des Kabels hervorgerufen. In
Abb. 6 ist nur die Wirkungsweise der die Verspannung herbei-
führenden Transformatoren wiedergegeben. Der Verspannung=-
transformator am Kabelanfang hat zwei Wicklungen. Die die Haupt-
stromwicklung und Nebenwicklung durchfließenden Ströme erzeu-
gen in dem geschlossenen Eisenkreise ein Magnetfeld, welches in
der Nebenwicklung eine Spannung von etwa 150 V gegen den Haupt-
leiter hervorruft. Am Ende des Kabels befindet sich ein zweiter Ver-
spannungstransformator, dessen Nebenwicklung mit umgekehrten
Wicklungssinn wie am Anfang des Kabels angeschlossen ist. Da
beide in den Nebenwicklungen gegenüber dem Hauptleiter induzier-
ten Spannungen sich am Anfang und am Ende des Kabels gegenseitig
aufheben, so wird an der gewollten Verteilung der Ströme auf Haupt-
und Nebenleiter nichts geändert. Durch starke Übersät-
tigung des Eisens der Verspannungstransformatoren Ist
dafür gesorgt, daß schon von etwa 10 % des Nennstromes
des Kabels ab die Verspannung in der genannten Höhe
eintritt und sich auch bei hohen Überströmen nur unwe-
sentlich ändert. Auf diese Weise herrscht auf der ganzen
Länge des Kabels zwischen Haupt- und Nebenleiter eine
gleichbleibende Spannung; denn infolge spezifisch glei-
cher Belastung der Querschnitte der beiden Leiter ist der
auf ihnen durch den Belastungstrom hervorgerufene Span-
nungsabfall stets der gleiche (siehe Abb. 6).
Die beiden in Abb. 4 und in Abb. 5 wiedergegebenen
spannungstransformatoren enthalten, geben vereinigt die
Schaltung des Lyproschutzes (Abb. 7). Tritt auf der
Strecke ein Durchschlag zwischen zwei Hauptleitern auf,
so wird das Gleichgewicht der Ströme im Haupt- und Ne-
benleiter gestört, da die Störungsstelle von zwei Seiten
über die Hauptleiter gespeist wird. Die Magnetfelder in den Diffe-
rentialwandlern heben sich gegenseitig nicht mehr auf, die dritte
Wieklung wird erregt und veranlaßt das Auslösen der zugehörigen
Hauptleiter
Abb. 6. Spannungsverlauf im Haupt- und Nebenleiter einer Phase
des Lyprokabels.
Ölschalter. Tritt durch außergewöhnliche Umstände Kurzschluß
zwischen Haupt- und Nebenleiter auf, so wird das Gleichgewicht der
Ströme in den Differentialwandlern ebenfalls gestört, indem die
Schaltungen, welche die Differentialwandler und Ver-
;
`
|
|
|
l
t
t
ll. August 1922.
durch die Verspannungstransformatoren hervorgerufenen Spannun-
gen über die Fehlerstelle ebenfalls kurzgeschlossen werden. Es über-
lagert sich dann dem Betriebsstrom ein zusätzlicher Strom, der die
Wicklungen der Differentialwandler in entgegengesetzter Richtung
durchfließt, so daß sich die Wirkungen der Haupt- und Nebenwick-
lungen nicht mehr aufheben und infolgedessen die Ölschalter aus-
gelöst werden. Der Kurzschluß zwischen Haupt- und Nebenleiter
wirkt auf die Wandlerpaaream Anfang wie am Ende gleichartig ver-
stimmend und ruft daher das Abschalten der Kabelstrecke auf bei-
den Seiten des Kabels hervor, Die Anordnung ist in Abb. 7 wie bei
den beiden vorgenannten Schaltungen einpolig gezeichnet.
Diferental- \
wandier F
e Te se]
S
X
u u
Wird in der dritten Wicklung des Differentialwandlers
infolge Störung des Gleichgewichtes der Ströme im Haupt- und
Nebenleiter eine Spannung induziert, so wird der Anker des Relais
angezogen und löst dadurch eine Verklinkung (Abb. 8). Eine
Isolierstange, die am unteren
Ende die Kontakte zum
Schließen des Stromkreises
für den Auslöser des Öl-
schalters betätigt, wird durch
Federkraft nach unten ge-
zogen, worauf Auslösen des
Ölschalters erfolgt. Um den
Schutz wieder wirksam zu
machen, muß der Schalt-
Tafelwärter die an den
Lyproelementen jeder Phase
nn 4
97 3
Ji
pi
~
a
N
a
“
~
“A
u
n
ad
dv
Verspannungs-
transformator
Abb. 8. Seitenansicht eines Abb. 9. Lyprvelement. °
Lyproelementes.
angebrachten Handhebel niederdrücken, wodurch die Verklinkung
wieder eingeschaltet und der Stromkreis des Auslösers am Öl-
schalter unterbrochen wird. Ohne diese vorbereitende Wieder-
einklinkung von Hand läßt sich der Schalter nicht wieder auf
das Kabel schalten. Damit ist ein weiterer wertvoller Schutz des
Kabels gegen ungewolltes Schalten auf die Fehlerstelle gegeben.
Denn ein Fehler läßt sich mit um so geringeren Kosten beheben,
je kleiner seine Ausdehnung ist.
Das von der dritten Wicklung des Differentialwandlers ge-
speiste Relais betätigt außer dem Auslösekontakt des Ölschalters
einen weiteren Kontakt, der Haupt- und Nebenleiter miteinander
kurzschließt. Dieses Kurzschließen stellt eine Sicherheitsmaß-
nahme für den Ausnahmefall dar, wo der Fehler nahe am Ende
einer längeren Kabelstrecke auftritt, denn es wird hierdurch die
Störung des Stromgleichgewichtes am Kabelanfang erzwungen
und die Gewißheit gegeben, daß auch der Schalter am Anfang des
Kabels fällt. ~ :
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 32.
Abb. 7 Schematische einpolige Darstellung”des Lyproschutzes für Kabel.
1031
Die Wicklungen der. Verspannungstransformatoren und Diffe-
rentialwandler werden gegen Wanderwellen wie gewöhnliche
Stromtransformatoren durch parallelgeschaltete Widerstände ge-
schützt. Statt der Widerstände können auch Kondensatoren ver-
wendet werden. Die Wanderwelle, die in den Wicklungen der
Wandler auf hohe Impedanzen stößt, fließt über die Über-
brückungswiderstände oder Kondensatoren, ohne die Schutz-
apparate zu beschädigen.
Es wurde oben bereits erwähnt, daß der Lyproschutz schon
bei einem zum Nachbarleiter oder zur Erde fließenden Fehler-
strom in Größenordnung von etwa 10% des Nennstromes die
Abschaltung des beschä-
digten Kabels herbeiführt.
Meist wird eine geringere
Empfindlichkeit, z. B. 30 %,
erwünscht sein, um unnö-
tige Beunruhigung des Be-
triebes zu vermeiden. Die
Einstellung der Empfind-
lichkeit des Ansprechens
kann durch Verstellen der
an dem Drehanker des. Re-
lais angebrachten Rückzug-
feder erfolgen. Je kräfti- |
ger diese angespannt wird,
um so höher muß die Span-
nung der dritten Wieklung
des Differentialwandlers
anwachsen, ehe der Anker
des Relais angezogen wird
a.
Y M, Dr DU,
RN
Bars
und damit die Abschaltung erfolgt.
Abb. 8 und 9 zeigen den Zusammenbau des Verspannungs-
transformators mit Differentialwandler und dem Relais, welches
an die dritte Wicklung des letzteren angeschlossen ist. Sämtliche
drei Apparate sind wie Niederspannungsapparate ausgebildet und
auf einen gemeinschaftlichen Eisenrahmen montiert, der ent-
sprechend der Betriebsspannung des Kabels isoliert ist. Durch
die Anordnung der Apparate übereinander war es möglich, den
ganzen Aufbau so schmal zu halten, daß drei Lyproelemente
nebeneinander über dem Endverschluß eines Kabels angeordnet
werden können, ohne daß der Phasenabstand vergrößert zu
werden braucht. Die Ausbildung des Verspannungstransformators
und Differentialwandlers wie des Relais nach Art reiner Nieder-
spannungsapparate war dadurch möglich, daß zwischen Haupt-
und Nebenleiter nur Spannungen von etwa 150 V auftreten können.
Dies ermöglichte andererseits, auf in der Praxis wohlbewährte
Apparate zurückzugreifen und Hochspannungsisolierung, beson-
ders von Wicklungen, durchweg zu vermeiden. Diese Ausführung
Abb. 10. Leitungsführung in der Unterstation eines mit Lyp os :hutz
versehenen Kabelnetzes.
gewährleistet die große Einfachheit und Betriebssicherheit, die der
Lyproschutz anderen Anordnungen voraus hat. Die Zuleitung
zum Haupt- und Nebenleiter geschieht über die mit zwei gegen-
einander isolierten Leitern versehene Durchführung, auf deren
horizontalem Trageisen auch der Auslösekontakt für den Öl-
schalter angebracht ist. Dieser Kontakt wird von dem Relais
mittels einer für die Betriebsspannung isolierten Auslösestange
betätigt, sobald die dritte Wicklung des Differentialwandlers
erregt wird. An die untere Durchführung des Lyproelementes
wird das Kabel mit seinem Haupt- und Nebenleiter über einen
Trennschalter, der in jeder Phase doppelpolig ausgeführt ist, ange-
schlossen. Der Trennschalter ist so ausgebildet, daß stets der
Hauptleiter zuerst und dann der Nebenleiter unter Spannung
gesetzt wird, da bei gegenteiliger Einschaltung die Isolierung des
Nebenleiters beschädigt werden könnte.
Abb. 10 zeigt den Verlauf der Leitungsführung in der Unter-
station eines mit dem Lyproschutz versehenen Kabelnetzes. Von
1032
dem Kabelendverschluß führen Haupt- und Nebenleiter getrennt
über den in jedem Leiter doppelpolig ausgeführten Trennschalter
und von diesem über das Lyproelement mit Differentialwandler
+
-d L.
bu ee
Abb.11. Verbindung von Haupt- und Nebenleiter
zweier Kabelenden.
und Verspannungstransformator. Oberhalb des Lyproelementes
vereinen sich Haupt- und Nebenleiter zueinem Leiter, der über
einen Stromwandler für Meßzwecke zum Ölschalter und von
diesem über einen Trennschalter zur Sammel-
schiene führt. Zwischen Lyproelement und
Ölschalter ist ein Spannungswandler, eben-
falls für Meßzwecke, angeschlossen. Aus der
Abb. 10 geht der geringe Raumbedarf der
neuen Schutzeinrichtung hervor. Die Schalt-
anlage ist u. übersichtlich, da außer
den von dem Kontaktgeber zum Ölschalterre-
lais führenden Leitungen keine Hilfsleitun-
gen erforderlich sind. |
Für das Lyprokabel werden gewöhnliche
Kabelmuffen verwendet. An der Verbin-
dungsstelle werden zunächst die Nebenleiter
miteinander verbunden und durch Umwickeln
mit Band isoliert. Dann wird die Verbindung
der beiden Hauptleiterenden durch eine zwei-
teilige verschraubbare Klemmschelle vorge-
nommen, wie dies aus Abb. 11 ersichtlich ist.
Nach der üblichen Isolierung der Verbin-
dungsstellen, die in Abb. 12 am mittleren Lei-
ter des Dreileiterkabels bereits erfolgt ist,
wird die Muffe durch Aufsetzen: des Deckels
geschlossen und mit Kabelmasse vergossen.
Die Kabelendverschlüsse haben normale
Porzellandurchführungen, die mit gegenein-
ander isolierten konzentrischen Haupt- und
Nebendurchführungsbolzen versehen sind.
Abb. 13 zeigt einen bereits vergossenen Kabelendverschluß auf
dessen rückwärtiger, der Wand zugekehrter Seite hinter den
Abb. 13. Kabelendver-
schluß mit besonderen
Ausführungen der
Nebenleiter.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 32.
11. August 1922.
Hauptanschlüssen diejenigen der »Nebenleiter isoliert herausge-
führt eind.
Die Verwendung nahezu normaler Einzelteile für die Kabel-
muffen hat den Vorteil, daß eine besondere Schulung des Mon-
tagepersonals nicht erforderlich ist, ebensowenig brauchen Spe-
zialwerkzeuge für die Verlegung angeschafft zu werden. Die
Abb. 12. Gewöhnliche Kabelmuffe mit Lyprokabel.
Wartung der Lyproschutzapparate selbst kann dem vorhandenen
Personal ohne Bedenken anvertraut werden, da alle Einzelteile
wohlbekannte Apparate sind, deren Bedienung keinem Monteur
Schwierigkeiten macht. Die Einfachheit, die den ganzen Aufbau
des Lyproschutzsystems kennzeichnet, stellt somit die beste Ge-
währ für dauernde Betriebsbereitschaft dar, die man vom Selektiv-
schutz verlangen muß.
Der geringe Mehrpreis, den die Isolierung des innersten
Leiterdrahtes mit sich bringt, läßt es ratsam erscheinen, neue
Kabelstrecken stets als Lyprokabel zu verlegen, auch wenn zu-
nächst an die Einführung des Selektivschutzes noch nicht gedacht
wird. Bei dem dauernden Wachstum der Kabelnetze wie der
Kraftwerksleistungen ist früher oder später doch die Verlegung
eines Parallelkabels oder das Schließen des Netzes zum Ring
erforderlich. Ist das Kabel bereits mit isoliertem Nebenleiter
ausgerüstet, so bietet der nachträgliche Einbau des Lyproschutzes
in die Schaltanlage bei seiner kompendiösen Bauart keine Schwie-
rigkeiten. Ein zuverlässig wirkender Selektivschutz schützt aber
nicht nur das Kabel vor größeren Schäden, sondern er vermindert
insbesondere die Unterbrechungen in der Energielieferung, die
Abnehmer und Lieferer der elektrischen Energie gleich unliebsam
empfinden. Um diese Aufgabe voll erfüllen zu können, muß der
Selektivschutz die fehlerhafte Leitungsstrecke ohne Verzug
vom Netz abtrennen. Dieser Umstand ist von Bedeutung
für die angeschlossenen Einankerumformer und Synchronmotoren,
die bei Kurzschlüssen im Drehstromnetz, welche nur wenige Se-
kunden andauern, leicht außer Tritt fallen. Aus diesem Grunde
müssen die gestaffelten Auslösezeiten des Überstromschutzes vom
Kraftwerk bis zu den Abnehmern tunlichst klein gewählt werden
können. Diesen Forderungen wird durch den Lyproschutz vollauf
Genüge geleistet.
Beitrag zur graphischen Behandlung von Erwärmungsvorgängen.
Von Regierungsbaurat U. Knorr, München.
Übersicht. Mit dem nachstehenden Verfahren kann man den Tem-
peraturverlauf beliebig schwankend belasteter elektrischer Maschinen usw.
in Abhängigkeit von der Zeit aufzeichnen, wobei man von der tatsächlichen
Gestalt der aus Versuchen für konstante Belastungen ermittelten Erwär-
mungslinien ausgehen kann, während man sich bei Anwendung des üblichen
Subtangentenverfahrens auf den selten zutreffenden Sonderfall beschränken
muß, daß diese Erwärmungslinien nach reinen Exponentiallinien verlaufen.
Das neue Verfahren ist daher von Haus aus genauer. Es bietet auch sonst
noch Vorteile. Besonders bemerkenswert ist, daß dieses Verfahren auch die
mühelose und wesentlich raschere mechanische Behandlung der Erwärmungs-
aufgaben ermöglicht.
Bezeichnungen:
Q [kg] das Gewicht des auf Erwärmung zu untersuchenden
= Körpers,
o [eu Cels. dessen spezifische: Wärme,
W, [5] die ihm sekundlich zugeführte Wärmemenge,
Wa [55] die von ihm sekundlich an das Kühlmittel abge-
gebene Wärmemenge,
` t [0 Cels.] die augenblickliche Übertemperatur über die Temperatur
des Kühlmittels,
Te [0 Cels.] die nach unendlich langer Zeit sich einstellende End-
übertemperatur,
t [sec] die Zeit,
T [sec] die Zeitkonstante,
J [Amp] der für die Erwärmung in Betracht kommende Strom,
r [Q] der für die Erwärmung in Betracht kommende elektrische
Widerstand,
u die Maßstabsfaktoren.!)
Für den Erwärmungs- (bzw. Abkühlungs-) Vorgang des unter
beliebig schwankender Belastung stehenden Körpers vom Ge-
wicht Q gilt dann allgemein die physikalische Beziehung :®
Qo.dt=(W, — W)dt,:e ... 2... (1
die aussagt, daß die im Körper verbleibende Wärmemenge
(W, — W, dt seine Temperatur um dr °Cels. ändert.
Für den Fortschreitungswinkel «a der Erwärmungs- (bzw.
Abkühlungs-) Linie t/t folgt aus der vorstehenden Beziehung (1):
er e, ; sl
dt
dt
Hierbei kann die Wärmekapazität Qo innerhalb des praktisch
zulässigen Temperaturbereiches als unveränderlich angenommen
werden. Die zugeführte Wärme W, hängt nur von der Belastung,
also von der Zeit t ab; sie kann als W,/t-Linie dargestellt
werden. Die abgeführte Wärme W, hängt von der Übertempe-
tg a =
1) Die Maßstabsfaktoren u sind rechnerisch wie andere Größen zu behan-
deln. Ihre Dimension ist: mm dividiert durch die Dimension der zugehörenden
Größe, so daß z. B. das Produkt
das [ces +5] zielen]
tatsächlich eine Strecke, gemessen in mm, vorstellt.
11. August 1922.
raturt und der Ventilation v (Drehzahl usw.) ab, kann also durch
FT- Linien für verschiedene Werte von v dargestellt werden.
Bei den Erwärmungsaufgaben der Elektrotechnik arbeitet
man nun gewöhnlich nicht unmittelbar mit der zugeführten
Wärme W,, sondern mit dem für die Erwärmung in Betracht
kommenden Belastungsstrom J. In erster Annäherung kann man
F, = 4189 rJ? setzen?).
Auch die abgeführte Wärme W, läßt sich durch einen,
allerdings nur gedachten Strom 2 ausdrücken, nämlich: W, =
4189 ri?. Die Abhängigkeit dieses Stromes i bzw. seines Qua-
drates 2? von der Übertemperatur t und der Ventilation v muß
durch Erwärmungsversuche (siehe die Erläuterung zu Abb.2) fest-
gelegt werden. Bei den folgenden Untersuchungen sei eine
bestimmte Ventilation v zugrunde gelegt und die 2?/x - Linie hier-
für als bekannt angenommen.
Die Beziehung (2) geht dann nach Einführung der Ströme J
und į über in:
_dtr_J—iR
BIT da = E i S af ta (3
4189 r
Die Integration dieser Differentialgleichung, d. h. die Er-
mittelung der Beziehung zwischen t und £ kann leicht auf graphi-
shem Wege ausgeführt werden. Die Beziehung (3) ist hierzu
durch Einführung von Maßstabsfaktoren p! in eine Strecken-
beziehung umzuwandeln, d. h. in eine Beziehung, in der nicht
mehr die physikalischen Größen selbst, sondern nę deren
Streckenwerte vorkommen. Bezeichnet man den Fortschreitungs-
winkel der t/t- Linie in der Zeichnung mit «,, so erhält man die
Streckenbeziehung:
En (J? — ìi?) Ya
Üa o...’ (4
Die Bestimmungsgleichung für die Maßstäbe lautet hierbei
unter Verwendung von (3):
el, - ah we pa O
N; B,
Von diesen vier Maßstabsfaktoren können drei frei gewählt
werden, der vierte läßt sich dann aus (5) berechnen.
Setzt man die Strecke er u, =p (Polentfernung) und
bezeichnet die Streckenwerte der veränderlichen Größen durch
Hıfsdugramm
Abb. I. Ermittelung des Temperaturverlaufes für eine beliebig schwankende
Belastung unter Zugrundelegung einer bestimnten (lesetzmäßigkeit für die
Erwärmung.
Erläuterung. (zu Abb. 1)
Gegeben sind die J?/t- (Wärmezufuhr-)Linie, die 22/7 - (Wärmeabfuhr-)
SE ; — SOpup
Linie und die Polentfernung p = 4189r
Gesucht wird die Erwärmungslinie t/t, wobei die Beziehung gelten soll:
dı_PR—2
ww. = = = “8
dt p
Verfahren: Die t/£- Linie sei bis zum Punkt 3 entwickelt. Wähle Zeit-
abschnitt 3— 4, bestimme hierfür aus der J?/t -Linie das mitt-
lere (J?) 34, schätze den Punkt 4 der t/t- Linie, bestimme im
Hilfsdiagramm aus der i2/t - Linie für den Übertemperaturabschnitt
3—4 das mittlere (@)34, trage die Differenz (J?) 34 — (È) 3.4
im Poldiagramm von P aus ab, ziehe den Polstrahl: i Op — 3,4
und unter dem gleichen Winkel & die Sehne qtg4. Punkt t;
ist dann ein weiterer Punkt der gesuchten t/t- Linie.
oder —_- W.E.
ael 2
N 1 Wattsek. = 381 mkg = 18
1
981 . 427
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922.
Heft 32. 1033
Übersetzen eines Striches über ihre Buchstaben (also z. B.
dt=dr.p,), so erhält man schließlich für die graphische Dar-
stellung von Erwärmungslinien die Streckenbeziehung :
t ne ER : 6
ar p )
Das Verfahren möge nun an Abb. 1 kurz erläutert werden:
In dem eigentlichen Erwärmungsdiagramm ist die gegebene
2t-Linie und im Hilfsdiagramm die aus Versuchen für eine
mittlere Ventilation v bestimmte wen eingetragen. Dem
o.p
Poldiagramm ist die Polentfernung p = Aa zugrundegelegt.
Die gesuchte q/t- Linie sei nun beispielsweise bis zum
Punkt 3 ermittelt und soll nun weitergezeichnet werden. Man
wähle hierzu im Erwärmungsdiagramm den Zeitabechnitt 3—4 be-
` liebig, bestimme für ihn aus der J?/t -Linie das mittlere (J?) ga,
schätze auf der t/t -Linie den Punkt t, bestimme für den Über-
temperaturabschnitt 17-1, aus der ??/t-Linie im Hilfs-
diagramm das mittlere (??),, und trage die Differenz
OF — (GPR im Poldiagramm auf. der P- P' -Achse von P
aus in bekannter Weise ab. Strahll+0,—34 des Pol-
diagramms liefert dann gemäß Beziehung (6) den augenblicklichen
Steigungswinkel a 34, der t/t- Linie. Durch Übertragen dieses
Winkels an den Punkt3 der vt- Linie erhält man in bekannter
Weise die Lage ihres Punktes 4. Man wählt nun den Ab-
schnitt 4—5 und verfährt sinngemäß weiter. Auf diese Weise
ergibt sich Schritt für Schritt die gesuchte 1/t- Linie.
Das geschilderte Verfahren hat vor dem üblichen Sub-
tangentenverfahren verschiedene Vorteile:
Während das Subtangentenverfahren den Idealfall zur Vor-
aussetzung hat, daß die Temperaturlinie für konstante Belastung
(J? = konst.) nach einer reinen Exponentiallinie verläuft, kann
man sich mit dem neuen Verfahren jedem beliebigen tatsächlichen
Verlauf der Erwärmungslinien anpassen. An Abb. 2 sei dies
näher erläutert: Für die dieser Abbildung zugrundegelegte Be-
lastung J? = konst. sind zwei Erwärmungslinien gezeichnet, die
die gleiche Endübertemperatur t, ergeben. Die 1»/t-Linie stelle
den wirklichen Temperaturverlauf dar. Die Texp/t- Linie ist als
reine Exponentialliniie mit der gleichen Anfangstangente (im
Punkt t=0) gezeichnet. Im Fall des Temperaturverlaufes nach
der reinen Exponentiallinie gilt allgemein:
Da J? und p einerseits und t, und T'u, andererseits konstant
sind, eo folgt, daß i? proportionalt und mithin die 2?/r- Linie
ein Strahl aus dem Ursprung O des Hilfsdiagrammes ist. Ein
a -P —-
f} EPER EE SER EENE E E EEE. i
a- ae ER IS ME
Br e = — 7
Ag IISTE FE L |
10 fr © SAT M iia
ler i NS IH 4 A
n apir DOE N;
p” UE 2 i
f AUE 2
pa ALEF., |
RAFA
[1 RA |
5 NG
au Ol 0 —)
m Hufsduagramm Erwirmungsdiagramm
-~ 4 2
für Toy S Tnp ;
Abb. 2. Einfluß der Gestalt der Erwärmungslinien auf die Gestalt der Linien
im Hilfsdiagramm._
Erläuterung.
Gegeben: Die Erwärmungslinie t,,/t (wirklicher Verlauf) für J? = konst.
und die Polentfernung. p.
Gesucht: Die w/t - Linie.
‘ Verfahren: Man bestimmt für einige Punkte der t,,/t - Linie die Tan-
genten und zieht diesen parallel im Poldiagramm die Polstrablen.
Diese schneiden von P aus gemessen auf der P — P'-Achse die
Strecken J?— w ab. Mit Hilfe des gegebenen J? = konst
läßt sieh das jeweilige 22% ermitteln, das zu dem zugehörenden
x ım Hilfsdiagramm aufgetragen wird. Durch Verbindung der
so gewonnenen Endpunkte erhält man die gesuchte ??w/t- Linie.
Zum Vergleich ist mit der gleichen Polentfernung und für die
gleiche Endübertemperatur T, die reine Exponentiallinie Toxp.it einge-
tragen, der im Hilfsdiagramm der Strahl ??exp’/t entspricht.
Jeder Gesetzmäßigkeit der t/t- Linie kann man sich durch ent-
sprechende Gestaltung der ??/t - Linie anpassen:
10384
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 32.
u —— |
11. August 1922.
weiterer Punkt zur Bestimmung der Lage dieses Strahles ergibt
sich aus der Überlegung, daß für 1=r, auch T = J? sein muß.
Ermittelt man andererseits nach dem oben geschilderten Ver-
fahren für die wirkliche Erwärmungslinie t,/t rückwärts die zu
gehörende 2 ,2/t-Linie, so hat diese die im Hilfsdiagramm der
‚Abb. 2 eingetragene Gestalt, die von der geraden Linie nicht
unerheblich abweicht. Bei dem neuen Verfahren kann man diese
dem genauen Erwärmungevorgang entsprechende ?,,?/r - Linie
ohne Schwierigkeiten zugrunde ‘legen. Das neue Verfahren ist
demnach von Haus aus genauer als das Subtangentenverfahren.
(Abb. 2 zeigt auch den Zusammenhang zwischen der Polentfer-
nung p und dem Streckenwert der Zeitkonstante T. Beachtens-
wert ist nebenbei der Maßstabssonderfall p=Ty,, für den
J? = 1, wird). ;
Ein weiterer Vorteil des neuen Verfahrens besteht in der
Freiheit der Wahl der Maßstäbe. Gemäß Beziehung (5) können
die Maßstabsfaktoren für die einzelnen Linien vollständig unab-
- hängig voneinander gewählt werden, das heißt, jede Linie kann
in dem für sie günstigsten Maßstabe dargestellt werden.
Damit im Zusammenhang steht der Vorzug, daß man bei
dem neuen Verfahren statt von der t,/t-Linie unmittelbar von
der J?/t-Linie ausgehen kann.
Schließlich läßt sich das neue Verfahren auch bei der Unter-
suchung von schwankenden Belastungen leichter handhaben, als
das Subtangentenverfahren.
Zum Schlusse sei erwähnt, daß man die gesuchten
t/t -Linien auch für beliebig unregelmäßig schwankende .Be-
lastungen nach dem gleichen Verfahren aber wesentlich rascher
auf mechanischem Wege mittels des Universal-Integraphen (Fahr-
diagraphen)3) aufzeichnen kann. Die Tätigkeit bei der Aufnahme
besteht hierbei im wesentlichen darin, daß man den gegebenen
J?/t- und 22/t- Linien mit Fahrstiften nachfährt. Das Gerät be-
sorgt selbsttätig die Subtraktion J? — 22 und die Integration der
Differentialgleichung (6).
3) Mit diesem patentierten Gerät, das bereits mehrfach nach den Angaben
des Verfassers von der Firma Gebr. Stärzl in München, Kapuzinerstr. 18, aus-
xeführt wurde, können Differentialgleichungen erster und zweiter Ordnung
ziemlich allgemeiner Form und bei weiterem Ausbau auch Differential-
gleichungen beliebig höherer Ordnung auf mechanischem Wege integriert werden.
Die Steigerung der Empfindlichkeit in der technischen Elektronik nach den Anforderungen des Maschinenbaues.
Von Dr.-Ing. F. W. Meyer, Milwaukee, Wisc., und Braunschweig.
(Schluß von S. 1009.)
Die Anforderungen des Maschinenbaus und die Anpassung der
Apparate an diese,
; Die Anforderungen des allgemeinen und elektrischen Ma-
schinenbetriebes sind in vielen, wenn nicht den meisten Fällen
nur dem Anscheine nach so vielseitig als man meinen könnte, da
es im Grunde meist auf die Anwendung einer beschränkten An-
zahl von Prinzipien der technischen Elektronik hinausläuft, die
allen Rechnung trägt. Dabei sind aber stets die früher behan-
delten Leitsätze wichtig, wenn auch deren wahre Bedeutung nur
an wirklich auftretenden Fällen erkannt werden kann, so daß
schärfere Fassung möglich ist. In bezug auf die hier behandelte
Frage der Empfindlichkeitssteigerungen ist es vor allem wesent-
lich, daß man sich klar macht, warum die Empfindlichkeitssteige-
rungen um so wichtiger werden, je kleiner die Leistung der Ap-
parate, die zur Verfügung stehen, selbst ist. In Berücksichtigung
dieser Tatsache war namentlich bei Anfang der Entwicklungen man-
ches sehr erschwert, da eben die Leistungen nicht ohne weiteres ge-
steigert werden konnten, vielmehr zunächst mit solchen Leistungen
zu rechnen war, wie sie für andere Zweige der Technik bereits auf-
gebracht wurden. Im Grunde hängt der Zustand natürlich damit zu-
sammen, daß man beim Mangel geeigneter größerer Entladungsap-
parate zunächst andern Apparaten und Sonderanordnungen an den
Maschinen selbst alle nur irgendwie durch solche zu lösende Aufga-
ben zuzuweisen geneigt war, und nur den schärfsten Anforderungen
durch die mechanisch-trägheitslos und elektrisch-selbstinduktions-
los arbeitende technische Elektronik gerecht zu werden suchte, wenn
man sich auch darüber klar war, daß eine verwickelte Kaska-
‘denbildung aus allen solchen Elementen nicht das rechte treffen
könne.
Um solches mehr beispielsmäßig zu verfolgen, betrachten wir
etwa einen Elektromotor, der, um mit geringeren Apparatleistungen
zu rechnen, im Felde geregelt werden soll. Vor allen Dingen müssen
wir dann im Hauptkreise des Relais mit dem schon früher
erwähnten wesentlichen Nutzwiderstand R, rechnen,” und unter
solchen Umständen ergibt sich zunächst für das Relais selbst eine
Rechnungserweiterung, indem die Stromhauptgleichung bei den in
der Regel als statthaft erkannten einfachsten Voraussetzungen
jetzt wie folgt lautet:
l =a (ER —e-—ke) -» » :» 2.2.0. (42
wo e der Spannungsabfall im Nutzwiderstand R, ist, so daß also
eZ I, R; e >» è è e œ Be Wr (43
und daher
a
I, — i +a R, (E RZ k, e,) . . . D . . (44
wird. Die Leistung in R, wird demnach
a 2 5
teln (E —kep R, ..... (4%
und man findet für variables R, aus Differentiation die Bedingung
für das Maximum mit
1
RS g rennen. (6
so daß diese Leistung selbst dann
a?
L == 4 (E == k e)? R, e o o o a œ 47
und der zugehörige Strom
A
2
wird. Man erkennt dann leicht weiter, daß jetzt für das dureh
einen einfachen Hochempfindlichkeitskreis erweiterte Relais,
unter den Voraussetzungen des rechnungsmäßig versohwindenden
Einflusses aller Größen außer der Spannung im Hochempfindlich-
keitskreis für den theoretischen Grenzfall höchster Empfindlichkeit
folgende Gleichung gilt:
EE A
a u
I, = -5 Ki Ka e . . . . . . . . . (49
und für die Annahme, daß auch im Übertragungskreis des Hoclı-
empfindlichkeitsrelais die besprochene Teilung der Spannung auf
Entladungsseite und Seite des Widerstandes R, in Frage kommt,
obwohl man hier weniger Grund aus früheren Gesichtspunkten
betreffs des inneren Arbeitens des Relais hat, so weit zu gehen:
a
h= 4
K Ke . . . . . . . . œ (i)
wofür wir der Einfachheit halber setzen können:
a
2
Wir betrachten nunmehr den Nebenschlußmotor M nach
Abb. 17, der ein Nebenschlußfeld N und ein schwächendes Haupt-
I zak = Ken... ee E
Abb. 17. Nebenschlußmotor mit Hochemptfindlichkeits-Feldregelrelais.
stromfeld H haben möge. Letzteres ist nicht wesentlich und dient
dazu, hauptsächlich rechnungsmäßig einiges klar zu machen. Es
möge angenommen werden, daß man soweit irgend möglich, obne
sich der Gefahr von Pendelungen allzu sehr auszusetzen, einen
solchen schwächenden Einfluß zur Herabminderung des Touren-
abfalls der Maschine zunächst zulassen will, und wir denken uns
einfach mit genügendem Grade der Genauigkeit den Wert des
Widerstandes R des Ankerstromkreises entsprechend reduziert. In-
wieweit hierdurch wie auch durch einen etwa noch vorgesehenen
Zitterregler die Anforderungen an die Regelung durch die Hilfs-
mittel der Elektronik verändert und ‚vermindert werden, bleib!
11. August 1922.
einstweilen eine offene Frage. Wir nehmen einstweilen nur an,
es sei Doch eine geschwindigkeitshaltende Tachometermaschine
T vorhanden, die mit der Spannung Et in Gegenschaltung zu einer
Normalbatterie mit der Spannung Zr auf den Hochempfindlichkeits-
kreis eines Hochempfindlichkeitsrelais Z einwirkt, derart daß sich
ein starker Ausgleichstrom im Felde F der Maschine, das eben den
\utzwiderstand R, hat, bemerkbar macht.
Die Gegen-EMK des Motors wird dann bei entsprechender Feld-
sältigung:
E=zFn— ami zFn. (52
wo z die Zahl der hintereinandergeschalteten Ankerleiter,
F die magnetische Normalfeldstärke der Maschine,
n die Drehzahl, l |
i die Stromstärke des Nebenschlußfeldes mit der Windungs-
zahl w bedeuten, |
während der vom Relais gelieferte Strom I, auf w, Windungen
im Felde einwirkt.
Unter Berücksichtigung von (51) können wir dafür setzen:
Perris MeS PlgFn. (53
und wenn wir berücksichtigen, daß bei der im Maximum gleichen
spefizischen Kupferbelastung und der Linien- und Feldspannung Eo
E
emar _ 2 _ Ei
Wi ;
— — . ee n (54
w Eo Ev 2 Ev i
ist, weiter bei Einführung von K statt Kn
, > aKE ,
E=zFn—, E, ezFn (55
oler
E=zFn-— Ir K“:zFn (56
Ly 1
wo Lr die maximale wirkliche Regulierleistung:
Lr = 1 E? (57
und Ly die für das normale Feld aufzuwendeude Leistung:
Liy = N Fo
ist. Hält die Tachometermaschine bei der normalen Tourenzall
der EMK En der Normalbatterie im Hochempfindlichkeitskreis
das Gleichgewicht, so ist :
ec VI En (58
, Io
und somit folgt: ,
Keak ORON Fin zFn .. (59
Ly no =i
Nimmt man Bezug auf die wirkliche Maximalleistung des
ganzen Regelkreises Lw mit dem Werte
Lw= o Eè PR HERREN: (60
ev folgt noch:
E=zFn— ok e L a (61
und wenn man gar Bezug nimmt auf die ideelle Maximalleistung
Li vom Werte
Lizak. (62
so wird m i
-ER — ti MN Dn 5
E=zFn a1, & = E, zFn (63
Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, daß die ideelle Gesamt-
leistung als Kurzschlußleistung niemals wirklich auftritt, und
demnach braucht die Kathodenleistung auch nur dem maximalen
wirklichen Emissionsstrom
a
J max — 2 Ei
zu entsprechen.
Bei Einsetzung des Wertes von K folgt nach (21):
Li k ky En m—
A Lpf l 2 E,
und bei Erweiterungen der Empfindlichkeit, also bei Einführung
der Empfindlichkeitsverhältnisse k, ką usw.:
Li pa k ky
4L '2 2 2'E
E=zFn— ý zFn (64
E=zFn— En mern . (65
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32.
ee nn ine un un
Geht man mit dem Werte von R, höher bis zum Maximum
der praktisch zu erzielenden Empfindlichkeit, so wird der nicht
zu erreichende Grenzwert:
un u a k En ny—n
E=zzFn 4Ly ee, zFn (66
und in jedem Fall setzen wir:
E=zzEFn—S HZR,PFn, . (67
Nd
wo also das maximale Regulierverhältnis S durch den Grenzwert
Va Li En
z SAL, a z (68
gegeben ist, und praktisch mit Sicherheit also wenigstens
S= Li En, Ko ks ky (69
zu setzen ist, bei entsprechender Einstellung von R= + usw.
Ohne auf die nähere Rechnung im einzelnen einzugehen, wird
hinzugefügt, daß für denallgemeinen Fall mit 2 Stufen
g= bi 4aRı bR, En, ,
4L d+aR IFR AM '?'
gesetz werden muß, wobei nur vorausgesetzt bleibt, daß der Strom I,
für e&=0 verschwindet, eine Annahme, die erst bei der Be-
trachtung der freien Schwingungen nicht mehr ganz das Ein-
fachste darstellt. Man sieht, daß man zwar durch Vergrößern von
R, den Wert S bis zu dem in Wirklichkeit nicht zu erreichenden
Grenzwert erhöhen könnte, aber bei R, entsprechendes nicht gilt,
da in dem entsprechenden Faktor für die Leistungen eben das
scharf bestimmte Leistungsmaximum in Betracht kommt. Auch
die Erweiterung des letzten Ausdrucks für beliebig viele Empfind-
lichkeitsstufen ist einfach und braucht wohl nicht gegeben
zu werden.
Wohl zu beachten ist, daß man durch Vergrößerung von En
das wirkliche Regulierrelaisverhältnis ebenfalls noch stark ver-
größern kann, und man kann gerade bei Hochempfindlichkeits-
relais sehr weit damit gehen, weil die auf den Hochempfindlich-
keitskreis entfallende Spannungsdifferenz selbst stets sehr klein
wird. Man kann sogar mit Wechselstrom arbeiten, und die Span-
nung im Fühlkreis transformieren, scheinbar also beliebig fort-
schreiten, indem man im Grunde von der Tatsache Gebrauch
macht, daß das Leistungs-Relaisverhältnis bei negativem Gitter-
potential unendlich ist. Indessen ist man natürlich durch den
Transformatorverbrauch selbst und die Streuinduktion gehindert,
gewisse Grenzen zu überschreiten.
Andrerseits kann man, wie dies namentlich für den ersten
Anfang der Entwicklung beinahe die Regel war, das wirkliche
Regulierrelaisverhältnis schon durch Vergrößern von Li mit Ver-
zrößerung der Zahl der parallel geschalteten Relais beliebig ver-
srößern. Bei der Gestalt der Spannungs-Stromcharakteristik
macht dies nicht die geringsten Schwierigkeiten und vergrößert
so gleichzeitig auch die wirkliche Regulierleistung Lr und deren
Wirkbereich, was eher zur Vermeidung sonstiger weniger
empfindlicher Regulierapparate für die geringere Stufo der Ge-
nauigkeit führt.
Untersuchen wir nun den Einfluß auf die Belastung des ge-
nannten Motors, indem wir zunächst annehmen, Belastungsschwan-
kungen an sich spielten keine Rolle. Es sei dabei
die Last und genau genug deren überwindende Kraft,
derart, daß ;
(70
Pv= h ES h Fo (1
ist, wo
v die Lastgeschwindigkeit,
E, die Klemmspannung und
Io der der Belastung entsprechende Strom ist.
Es ist dann, wenn noch R der Ankerwiderstand ist,
M—-E=-hR= ZUR. e. s è >» è œ (72
0
und nach (69): _ =
War ‚mon _ Pr a
Ec—zFn4 S z zFn = F, R. 113
Daraus folgt dann genau genug
ng — n = Een 7 (74
Erde
und das heißt, im nicht zu erreichenden Grenzfall wird der
Tourenabfall vermindert zu
en Pv 4E ELR
Ey Erl F Ly E, kik, kz...
Nun kann aber statt 14+ S natürlich bei Hochempfindlich-
keitsrelais genügender Leistung ohne weiteres S gesetzt werden,
(75
1036
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32.
1l. August 1922,
denn dies entspricht dem eigentlichen Zweck der Anordnung in
der ersten zunächst ins. Auge gefaßten Beziehung. Dann wird
Pv 4l; E; Rma
ee zo oae a a O
n— n = ha Li En Kıkaks.. (
oder auch Ta DaF i
a me: A BEL,
ho A Lk Li En k, K. K .. i q
wo Lm die Leistung des Motors, l
Le die ideelle Kurzschlußleistung desselben
ist, und wir können schließlich noch setzen:
_ 4QIPm
ngo— n = Kr ke, ka a E er (7 ©
wo 2.
_ Um
= Lp Be ee or (9
ferner 5
q ea I . . . . . e . . . è (80
und
— $i er EEE EEE (2° |
un
ist. Ist dabei etwa
kick kyak so 2 o % (82
so wird noch
—4QIP™ L
wo v die Zahl der Empfindlichkeitsstufen ist.
Die Tourenhaltung ist eine durchaus zwingende, da die klei-
nen Differenzen der Touren selbst die starken Ausgleichströme
ergeben, während eine Differentialwicklung zur Verminderung
des Wertes von R im Grenzfall für Lk = oo zunächst doch Unter-
schiede, aus der Gestalt der Leerlaufcharakteristik herrührend,
geben wird. Namentlich bei Stößen aber versteht sich der durchaus
gleichmäßige Gang keineswegs von selbst, und zur Berücksichtigung
von durch irgendwelche Zufälle eingeleiteten Schwankungen müssen
wir die Differentialgleichung des Betriebes ansetzen, wie solche
schon für den einfachen Fall früher!®) gegeben war. Es fragt sich
nun, wie die Bedingungen des Hochempfindlichkeitsrelais in diese
Gleichung eingehen, und was dann besonders daraus folgt, wie auch,
was wir tun können, um wirklich die entsprechenden Betriebs-
bedingungen in die Praxis umzusetzen.
Angesichts der Tatsache, daß wir unter früheren Voraus-
setzungen der Relaisschaltung selbst auch jetzt genügend genau
mit einem konstanten Regulierrelaisverhältnis S rechnen können,
gestaltet sich die Untersuchung äußerst einfach. Berücksichtigen
wir nur den Schwankungsstrom, indem wir also jetzt von einem
superponierten konstanten Belastungsstrom abschen, so ist, um
der Vollständigkeit halber auch hier kurz alles anzusetzen, zu-
nächst
S ii n) en. (84
wo I der variable Sem selbst und L die gesamte „reduzierte“, d. h.
alle Rückwirkungen berücksichtigende Selbstinduktivität der
Strombahn ist. Differentiieren wir diese Gleichung und verbin-
den sie mit der Beschleunigungsgleichung
Lög+RI= z F (m—
dv
: LE N dt “ZEL. seai gar a {85
dt
wo m die bewegte Masse, v deren Geschwindigkeit und r deren redu-
zierter Trägheitsradius ist, so folgt genau genug die erwähnte Dif-
ferentialgleichung für den Strom mit
LI AI _
de +R dt 7
und bei genügend kleinem Wert von R, der hier keineswegs durch
Reduktion durch die Differentialwicklung erhalten zu werden
braucht, sowie einer passenden durch die Nichtumkehrbarkeit des
Regelstromes bedingten Tachometerfeldeinstellung, ist unter vorlie-
genden Umständen eine deutungsfähige Lösung nur gegeben durch
die Schwingungsgleichung
Fog 2 FS
2L cos uhr
4 mr:L
wo Ic der Ausgangs- oder Stofßstrom und e die Basis der natür-
lichen Taogarithmen ist, und es wird die 'zugchörige Drehzahl-
differenz:
-t
a 2 cos
"mr
a a
16) Vgl. „ETZ*, Bd. 42, 1921, S. 727.
z? F?S
T nt r?
(86
Tl: e ig )”
4r (87
(; nmrlL 41
z? PS yie]. í
n(, meL 17)
2S R )"
a LS
oder auch bei Einführung 2 Phasenverschiebungswinkels ọ:
nn- bel ( 2? FS R \" |
: u Snrmh gha" sin | Axm ar) t9
(89
= R2 2L
mr |
ey = z2FSL-kKenmr 0. m
ist, so daß also, falls R durch die Differentialwicklung auf Null redu-
ziert würde, sich Dauerschwingung mit
z mS
I= Ie cos ER en ee a (91
um L'al F S'
____#Rle _ OZENA
A ea 27x rm N'h nr m'h L'h (92
bei einer vollständigen Schwingungsdauer von
a, M'a L'R
pa aa a a
z FN'h
ergeben würde, und bei geringem Überwiegen der Wirkung der
Differentialwicklung Schwellung der Schwingungen bis zur Un-
zulässigkeit folgen würde. Da wir aber bei unserem System zu
einer solchen Verminderung von R gar keinen Anlaß haben und
jedenfalls genügend Dämpfung bewahren, so erhalten wir also eine
maximale Tourendifferenz von
L'S. (=2— (94
‚2urm's ki ka kg... J 00.
und eine kleinste totale E EE. von
a EL 4qgp \' P
7, n. ı1 D . . D (%
kı ka kz.. )
oder bei gleichen m,
Mn =—
T=
T =. ——— a he ae Bl
Es ist wohl zu beachten, daß hier, im Gegensatz zum Be-
lastungsfall, nur die Wurzel aus dem gesamten Regulier-Relais-
verhältnis eine Rolle spielt. Es besagt aber natürlich die Tat-
sache, daß der Dämpfungsfaktor ə L nicht durch unsere Regulier-
methode beeinflußt wird, nicht, daß auch die sonstigen Dämpfung:-
kriterien die gleichen bleiben wfe im Falle ohne Reguliereinfluß.
Vielmehr ergibt sich schwingungsfreie Einstellung jetzt erst bei
R= am a a N
nrm’
und es wird dann der Strom: =
_ t
Ike SaS ga okue e a
während er für noch größeren Widerstand nach
> 2 3 1
ate (a2: in pa
I= lee (9
verläuft mit einer Drehzahleinstellung nach
an n= —o..—-- _ le =
Ma R (RR __=2FS \
2L +(gr —Antmr?Ll
_R, (RR __2MS K
z F 2L Ga damr?L l
ə n, 9 8 (100
41? m?
Im allgemeinen herrscht also die Einstellung mit kurzen
Schwingungen unter voller Dämpfung um so mehr vor, je höher
die gesamte Regulier-Relaisempfindlichkeit ist. Sind die Schwin-
gungen praktisch ohne jede Bedeutung, da, wo es auf tacho-
metrische Geschwindigrkeitshaltung ankommt, so muß andererseits
entsprechende Vorsicht walten für Systeme, die mit Hochfrequenz-
maschinensystemen verknüpft sind, wie denn auch der Fall der
unzedämpften Schwingung nicht ohne Bedeutung ist für die Er-
zeugung von Hochfrequenzschwingungen aus beliebigen Ma-
schinen.
Was nun die gemachten Vernachlässigungen und Verein-
fachungen angeht, so ist zunächst die angenommene reduzierte
Gesamtinduktivität L noch mehr als der einfach angenommene
Widerstand R ein Begriff, über den sich viel sagen und streiten
läßt, und es ist ohne weiteres klar, daß er nur aus den Schwin-
gungen von manchmal langer Dauer heraus selbst bestimmt wer-
den kann und nur so lange Sinn hat, als man mit den gegebenen
Endgleichsformen an sich operieren kann. Andernfalls ergeben sich,
11. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32.
1037
bei ebenfalls unzulässigen einfachen Widerstand R nicht nur ge-
änderte Zeitkonstanten!”), sondern auch weitgehende Veränderun-
gen der Funktionen selbst, wie denn besonders in dem beispiels-
mäßig angenommenen Fall der Feldeinwirkung eben auch wenig-
stens die dortige Selbstinduktion nicht aus der Welt geschafft wer-
den kann. Auf die entsprechende verwickelte Rechnung, in der
unter anderm Produkte der Selbstinduktivitäten auftreten, soll
hier nicht eingegangen werden, und es möge genügen, qualitativ
gezeigt zu haben, wie bei dem an und für sich aus wechselnder
elektromagnetischer und kinetisch differentieller Energieaufspei-
cherung zu erklärenden Pendelvorgang eine beliebige Beeinflus-
sung durch die Hochempfindlichkeitsrelaiswicklung möglich ist.
Es ist zusätzlich leicht zu fassen, daß man auch mit einer weiteren
Erhöhung des Spannungs-Relaisverhältnisses sowie der Leistung
selbst bei einem relativ kleineren Wert der Spannung am Nutz-
widerstand des Regelfeldes, als früher für die höchste Gesamt-
empfindlichkeit angenommen wurde, den Einfluß der Selbstinduk-
tivität am Regelfelde beliebig zurückdrängen kann, wie man dafür
etwa auch noch eine Empfindlichkeitsstufe vorsehen könnte.
Wie die verschiedenen Rückwirkungen und Nebenwirkungen
im Maschinensystem, so müssen auch unter Umständen noch
solche im Relaissystem selbst berücksichtigt werden. Dazu ge-
hören die schon erwähnten Rückwirkungen der Gitter auf die nicht
unmittelbar zugehörigen Entladungskreise, die besonders weit-
gehend studiert wurden, und alles zwingt zù weiterer Aufmerk-
samkeit, wenn, um vollständiger zu sein, besonders auch alle Strom-
umkehrungen zu untersuchen, alle Elektroden in Glühelektroden
verwandelt werden können, wie gleichfalls praktisch des weiteren
verfolgt wurde. Aber Anordnunge- und sonstige konstruktive Maß-
nahmen und Erhöhung von Empfindlichkeiten und Leistungen
schaffen bei ungünstigen Ergebnissen stets einen Ausweg, ganz ab-
gesehen davon, daß man eben praktisch auf eine einfache und einzige
Glühelektrode meist wird entscheidenden Wert legen müssen. Kurz
bemerkt sei nur noch, daß die inneren Rückwirkungen nicht notwen-
dig ungünstig zu sein brauchen. Im Gegenteil ergaben sich aus gün-
stigen inneren Rückwirkungen die ersten Möglichkeiten zu den Hoch-
empfindlichkeits-Rückwirkungsrelais einfacher Bauart, die auch ge-
station, Gitter ganz zu vermeiden, was gesondert behandelt werden
wird. $
Die Leistungserhöhungen der Apparate, die, wie man sieht,
in und mit dem gesamten Regulier-Relaisverhältnis und dessen
Steigerung immer wieder entscheidende Bedeutung haben, lassen
sich nun zum Teil schon bei gleichbleibenden Prinzipien dadurch
fördern, daß man namentlich Spannungsanpassungen vornimmt, da
` gerade bei beschränkter Kathodenwirkung Spannungserhöhungen
am Apparat selbst von Bedeutung sind. Kann man hierzu Gleich-
stromspannungen nicht bequem aufbringen, oder will man sich we-
nigstens unmittelbar die Rücktransformierung der Spannungen
sichern, so kann man in Anlehnung an das früher Gesagte über
die Ausbildung der Wechselstromrelais wohl eine Anordnung be-
nutzen, wie sie in Abb. 18 im Gesamtsystem gegeben ist.
wii
= C
1
Ki
Abb. 18. Erhöhung der Regelleistung durch Anordnung eines transformierenden
Hochempfindlichkeitsrelais.
Die Tachometermaschine des Nebenschlußmotors M, die wie-
der mit T bezeichnet ist, ist dabei als Wechselstromgenerator für
die gesamte Regulierleistung vorgesehen, obwohl ein derartiges
Verfahren Grenzen hat. Sie liefert also Strom für die Anoden A
und Ades Wechselstrom-Hochempfindlichkeitsrelais Z mit den Hilfs-
anoden B und B, und gleichzeitig Differenzspannungen für die Hoch-
empfindlichkeitskreise an den Gittern F und F, indem am Transfor-
mator P entsprechende Einstellungen vorgenommen werden, die ge-
ändert werden können, wenn im Felde der Tachometer und Regulier-
maschine andere Touren eingestellt werden sollen, obwohl das auch
ab ı Neben den „ETZ“, Bd. 4251921, S. 726. erwähnten besonderen Arbeiten
er das Verhalten der Maschinenian sich ist noch zu erwähnen W. Otto,
® ch. f. EL“, Bd. 10, 1921 d S. 142.
am Empfindlichkeitsanschluß des Transformators P geschehen kann.
Die Schwankung der Spannung an den Hauptanoden A‘und A hat
nichts zu besagen, und ein kleiner Spannungsabfall im Hilfs-
maschinensystem selbst kann durch eine kleine, vom Kathoden-
entladungstrom durchflossene Hilfswicklung O ausgeglichen wer-
den. Der Relais-Hauptstrom wird dann vermittels eines passen-
den Gleichrichters und Transformators oder Reduktors U auf
passende Spannung für den Feildanschluß gebracht. In der Ab-
bildung ist zu diesem Zwecke ein technischer Argongasgleich-
richter Y angenommen, der. einen Gasdruck von etwa 50 mm Hg be-
sitzt, mit fester Wolframkathode, neben einer besonderen Zündelek-
trode, wie sie übrigens auch schon für andere, namentlich Kontroll-
zwecke, schon vorgesehen wurde. Diese Zündelektrode ist dabei
nämlich, obwohl dies ebenfalls auch hier möglich wäre, keine selb-
ständige Elektrode, sondern nur ein Glühelektrodenansatz, der mit
kleiner Spannung die Entladung einleitet und später abgeschaltet
werden kann, oder dies je nach der Anordnung sogar erfordert.
Die Wechselstromschwankungen im Gleichrichter an sich haben
meist ebenfalls nichts zu besagen und können nötigenfalls noch durch
Drehstromanordnung ausgeglichen werden.
Abb. 20. Stromkontrollkurven der
Hauptstufe von Hochleistungs-
systemen.
Abb. 19. Charakter der Maschinen-
regelkurven und der Relaisein-
wirkung.
Es unterliegt unter solchen Umständen von vornherein keinem
Zweifel, daß in der Charakteristik der Motoren für den Bereich der
wirklich vorgesehenen oder geforderten Regulierdrehzahlen nr im:
oberen Teile der totalen Touren n nach Kurve A in Abb, 19 Ab-
weichungen von der steten Linie tachometrisch überhaupt nicht
erkannt werden können; und das geschieht auch dann nicht, wenn
noch schnelle Schwingungen vorhanden sind und diese gar bei Diffe-
rentialfeldwicklung oder entsprechender Wirkung von den Wende-
polen her, also bei verminderter Dämpfung verstärkt wurden, u. zw.
zeigt sich fast eine gerade Linie, da die gesamten Abweichungsten-
denzen nach beiden Richtungen gehen. Bei verhältnismäßig gerin-
gem Regulier-Relaisverhältnis ergibt sich dann nach Kurve B eine
allmähliche Umbiegung, aber ebenfalls keine Schwankung, während
in der zugehörigen Kurve C für den Fall ohne Selbstreglung eher
solche zu verzeichnen sind. Es wurde gelegentlich noch der Abfall
der natürlichen Charakteristik durch zusätzlichen Widerstand im
Anker nach Kurve E verstärkt, und die zugehörige Kurve D für den
Fall der Selbstreglung mit geringem Regulierrelaisverhältnis folgt
dann einigermaßen im Charakter der Kurve E, vorausgesetzt im-
mer, daß die Regulierleistung ausreicht. Ist dies nicht der Fall,
und erschöpft sie sich vor der Kurvenwendung, so vermag sie
ohne zusätzliche rohere Regelung von für den Ausgleich genügen-
der Schifelligkeit eine solche Wendung selbst nicht abzuwenden.
Weiteresüber die Leistungs- undStromerhöhun-
gen im Zusammenhang mit den Empfindlich-
keitsverstärkungen.
Wir haben gesehen, daß auch die Leistungseröhung der Appa-
rate selbst immer indirekt von Bedeutung ist für die gesamte
Regelempfindlichkeit der Systeme, aber es läßt sich natürlich nicht
allgemein sagen, welchen Einfluß eine Anordnung für höhere
Leistung bei einem Apparate selbst auf dessen Bigenempfindlich-
keit hat, besonders wenn dabei wesentlich höhere Ströme gefor-
dert werden. In vielen Fällen ist das Verlangen auf Strom- oder
Leistungserhöhung in der Ausgangsstufe so gebieterisch, daß man
sich eine verringerte Empfindlichkeit oder gar beträchtliche Un-
empfindlichkeit dort gefallen lassen wird, wenn diese nur in den
Hochempfindlichkeitsstufen mit ausgeglichen werden kann, und
glücklicherweise kommt gerade auf dem Gebiet der in Entwicklung
befindlichen Apparate mit innerer Rückwirkungsrelaisfunktion ein
solcher Gegensatz eigentlich gar nicht erst auf. Große Stromleit-
fähigkeit ist z. B. schon an sich ein wichtiger Fall bei Ankerkon-
trollen von Maschinen, worüber gleichfalls schon einiges gesagt
war!?). Wenngleich für die gewöhnlichen Relaisanordnungen mit
oder ohne Hochempfindlichkeit grundsätzlich klar ist, daß nach
Gl. (1) von vornherein sogar strengere Proportionalitäten in die Be-
trachtung neu eingehen, soweit es die Einstellung verschiedener Ge-
schwindigkeiten bei etwa gleichbleibender Last angeht, falls man
nur allzustarke Feldanspannungen in den Apparaten selbst mit den
hyperbolischen Umbiegungstendenzen in den Betriebekurven ver-
meidet, und wenn auch im Selbstregelbetrieb aus den veränderlichen
Hauptströmen sich nichts wesentlich Neues ergibt, so zwingt doch
18) Vgl, „ETZ“; Bd. 42.1921, 8._726.
1038
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 32.
11. August 1922.
gerade die Praxis in solchen Fällen meist ohne weiteres zum Ver- l
lassen der gewohnten Relaisanordnungen selbst. $
Dabei soll hier der Fall ganz außer Betracht bleiben, daß Licht-
bogenzünd- und Löschkaskaden verwendet werden!?), wobei ohnehin
nur Mittelwertsbetrachtungen möglich sind, und es soll nur noch ein
Wort über möglichst einfache Entladungsstrecken, wie vorliegend
stets vorausgesetzt,auch bei angenommenen höheren Leistungen ge-
sagt werden, obwohl die Leistungserhöhungen an sich nicht mehr
zu vorliegendem Thema gehören. In der Tat taucht ja auch schon bei
Feldregelungen nicht nur das Verlangen nach erhöhter Leistung an
sich auf, wenn mechanische Zusatzapparate ganz vermieden werden
sollen, sondern es lassen sich dabei schließlich auch erhöhte Ströme
nicht mehr umgehen, und das Problem ist analog oder nahezu das
gleiche bei magnetischen Ventilfeldern von Dampf- und Gasmaschi-
nen, u. zw. vornehmlich, wenn eigentliche Hub- und nicht nur Haft-
felder mit den bei letzteren in Frage kommenden Periodenwirkungen
verwendet werden, während bei elektrischen Haftfeldern sowie für
gewisse Zwecke in den Zündstromkreisen der Gasmotoren die be-
sprochenen Relais mit entsprechender gesteigerter Empfindlichkeit
eigentlich schon einigermaßen genügen”).
Das Verlangen nach möglichst gesteigerter Maximalleitfähig-
keit der ersten Entladungsstufe brachte nun die gleichfalls schon
erwähnten Apparate mit unmittelbar gegenüberstehenden Platten-
und Zylinderelektroden in die Entwicklung?!), wobei die glühende
Kathodenanordnung sich zwischen Anode und Steuerelektrode be-
_ findet, und die Annäherung der Elektroden um so mehr erfolgen
kann, je mehr die Kathode katalytisch mit geringerer Temperatur
arbeitet. Es war aber die Frage, ob sich mit solcher Anordnung
die gewünschten Proportionalitäten und eine vollkommene Strom-
beherrschung erreichen lassen, und noch mehr gilt dies, wenn Son-
derbedingungen über die Art der Anordnung der Steuerelektrode
hinzutreten. Eine Mittelkurve aus einer Reihe von Aufnahmen
zu geben, hat hier mehr Bedenken, aber aus den Kurven A, B und
C in Abb. 20 sieht man, daß in der Tat die volle Strombeherr-
schung erreicht wurde, u. zw. auch bei fast geradliniger Strom-
Spannungscharakteristik, da in der Abszisse die negativen Kon-
trollspannungen aufgetragen sind, mit denen man dann allein arbei-
ten kann und muß und in der Ordinate die Hauptströme. Der Wert
- 100% in der Abszisse besagt, daß an jenem Punkte die Kontro.l-
spannung, die an Stelle der ersten Gitterspannung tritt, gleich
der Hauptspannung ist, und man erkennt, daß in der Hauptent-
ladungsstrecke auch noch ein nicht ungünstiges Spannungsrelais-
verhältnis erzielt werden kann, so daß sich die Anforderungen an
die anderen Stufen vermindern.
Dies gilt auch, wenn, nach Abb. 21, die Kontrollelektrode auf
die Anodenseite gelegt wird, wobei für genaunten Zweck nur eine
Verteilung, nicht eine Gitterbildung zulässig ist.
Es führt das auch zu einer Verteilung der Anode „deren Teile
sämtlich mit A bezeichnet sind, während die Teile der ersten
Steuer- oder Kontrollelektrode, die übrigens einer Kühlung natür-
lich kaum bedürfen, mit B bezeichnet. sind.
e2 PER, LENEE
S
8
lal | H
NUM m; R
il —— 2
Abb, 21. Hochleistungs-Hauptstufe mit indirekter Kathodenerhitzung.
Diese Art der Anordnung tritt z. B. überall in Frage, wo mit
Großoberflächenkathoden gearbeitet wird, wobei die schon er-
wähnte indirekte Erhitzung durch ElektronenstoßR vorgesehen wer-
den kann, namentlich wenn man große Gleichmäßigkeit wünscht.
Diese Gleichmäßigkeit aber ist namentlich für die Katalytik der
Emission von besonderem Wert, weil letztere sonst erheblich ge-
stört und aufgehoben werden kann. Hierzu sei an dieser Stelle nur
- bemerkt, daß das schwingende Katalysatorsystem die Elektronen
aus dem Innern des mehr passiven Materials von größerer Tempe-
raturfestigkeit herausholt und sie schließlich abschleudert, nach-
dem sie im Katalysatorsystem die Rolle von relativ sehr bewes-
lichen und besonders schwingungsfähigen, bindungsfrei gewordenen
Valenzelektronen gespielt haben. Dazu gehört aber ein oft scharfes
'Temperaturoptimum, und es besteht andernfalls die Möglichkeit, daß
das aktive Material des Katalysators in einer Art von kurzem Licht-
bogenstoß einfach verdampft, indem auch die positiven Restionen in
schwellendem Schwingungszustand schließlich abgeschleudert wer-
den, oder daß sich andererseits unzulässige Bindungen der ursprüng-
lich freien Valenzelektronen ergeben, die deren Abschleuderung
erschweren, wie denn die Bewahrung des Zustandes der höchsten
Katalysierungsempfindlichkeit eines der wichtigsten Sonderpro-
bleme auf unserem Gebiet ist. In der Abb. 21 ist nun unten noch ein
nicht selten hierzu passendes Elektronenstoßerhitzungssystem mit
en naar Reiräch F
'gl auch dien). Betrachtung „Flektr. u. Maschinenb.”, Heft 28, 8. 325.
a) Vglfauch "ETZ", Bd. 42, 1921, S. 728.
der Sonderkathode C dargestellt, und wie aus der Seitenansicht zu
ersehen ist, handelt es sich dabei für C einfach um ein verteilte;
Glühdrahtsystem, obwohl der Hauptfaktor für die Erhitzung die
Spannung der zugehörigen Entladungsstrecke ist. Natürlich ge-
winnt man dabei auch für gröbere Regulierungen die Möglichkeit
einer zusätzlichen einfachen Temperaturkontrolle, denn außer
einer Einwirkung bei Q auf den Thermokreis der Hilfskathode (!
können wir in bequemer Relaiswirkung die Spannung der Hilfs-
entladung bei P beeinflussen und innere Empfindlichkeitskreise
dafür anordnen.
„Die Einflußkurven für die Kontrollspannungen, im Falle e-
sich um wenig verteilte Steuerlektroden auf der Anodenseite han-
delt, sind auch noch aus der Abb. 20 zu ersehen, wo eine Anzahl
von entsprechenden Aufnahmelinien D, E, F und G für etwas ver-
schiedenartige Anordnungen ebenfalls eingetragen sind. Jeden-
falls sieht man, daß auch jetzt mit gewissen Beschränkungen mit
Proportionalitäten gerechnet werden kann, und es ergeben sich
dabei gewisse Probleme geometrisch günstigster Gestaltungen.
Dabei darf nicht übersehen werden, daß auch hier namentlich bei
nicht zu vernachlässigenden Gasdrucken Kurven von wesentlich
geändertem Charakter entstehen können, und wie die Kurve H für
den erst genannten Fall es kennzeichnet, kommen dabei wieder
leicht Exponenten vor, die für den Hauptbereich sogar kleiner als 1
sind. Die Möglichkeit der Benutzung einer mittleren Tangente
bleibt dabei aber erhalten, und dergleichen wird erst schwer, wenn
wieder stärkere Anspannungen der inneren Felder in Frage kommen.”
Dies kann sich allerdings bei einer weitgehenden Ankerkon-
trolle von Maschinen und auch bei der Selbstreglung daselbst leicht
ereignen, und man muß, wenn es sich nicht um ein Zusatzsystem
zu einem mechanisch-elektrischen handelt, und man an dem Grund-
satz eines einzigen Apparates für alle Grund- und Verschärfungs-
funktionen festhält, noch ein anpassungsfähiges Mehranoden-
system einführen, das variable Grundstufen der maximalen Leit-
fähigkeit liefert, wenn man nicht etwa zu Energietransformationen
der Elektronik schreiten will. Die Rechnungen sind im übrigen
den früheren auch für die letzten Fälle ziemlich analog, und Ab-
weichungen von der Proportionalität ergeben sich hier u. a. aus
dem Umstande, daß bei Lastveränderungen die Spannungsverände-
rungen am Apparat selbst für den Hauptstrom eben meist etwas
geringer als proportional sind”).
Überhaupt ergibt sich in allen Anwendungen des elektrischen
und allgemeinen Maschinenbetriebes fast stets eine solche Ana-
logie, wobei noch zu beachten ist, daß häufig in den Maschinen-
systemen auch die mechanische Elastizität?) zu einer besonderen
Geltung kommt, was Schwingungs- und Resonanztendenzen an-
betrifft, während dies seltener von der elektrischen Kapazität gilt,
wenngleich auch diese eich namentlich in den Hochempfindlich-
keitskreisen stark bemerkbar machen kann??!), so daß davon sogar
besondere Nutzanwendung gemacht werden können.
2) Verwickelter werden die Verhältnisse allerdings schon, wenn man die
schon erwähnte sekundäre Elektronenemission benutzt, wobei diese durch Elek-
tronenstoß von einer Erregerkathode her hervorgerufen wird. es sich also nicht
um Ernitzungen von ganzen Katlodentlächen handelt, und die Erregerkathode
gleichfalls auf der normulen Seite der Arbeiskathode liegt.
2), Hierbei ist zu beachten, daß wie gleichfalls gesondert behandelt werden
wird, und schon in einer Vorlage an das Phoenix Phys. Res. Laboratory der
Col Univ. untersucht wurde, Systeme mit Elastizuät und Kapazität unter den
vorliegenden Arbeitabedingungen der Maschinen ebenso an sich schwingungs-
fähig sind wie di«jenigen mit Selbstinduktion und trüger Masse, während dies
von solchen mit Elastizität und Selbstinduktion und solchen mit Kapazität und
träger Masse, wie nur aus Rn Einzelvergleichen in Ansehung der
schwingenden Systeme aus Selbstindaktion und Kapazität oder Elastizität und
mechanischer Trägheit gefolgert werden könnte, nicht gilt.
%) Natürlich spielt aber auch die Kapazität der Linie in den entstehenden
Differentialgleichungen höherer Ordnung für die sich vielfach beeinflussenden
und gekoppelten Schwingungssysteme schließlich mit, zumal trotz aller heute schon
z. T. recht naiv wirkenden Bedenken physikalisch-wirtschaftliche Spannungs-
renzen eben nicht vorhanden sind — vgl. auch F, W. Meyer, „ETZ“ 1911, Bd. 32
g! 233, — und auch nie vorhanden sein werden.
Wasserrohrkessel für Verfeuerung von Braunkohle.
Bei Versuchen mit stark wasserhaltigen Braunkohlen (austra-
lischen «Morwell-Kohlen mit 40 bis 50 % Feuchtigkeit) ergab
sich die Möglichkeit einer Veredelung durch Erhitzen auf etwa
300° C; hierbei entweicht außer dem Wasser ein Gas, das zu 85 7
auf CO, bestehen soll. Die Kohlenwasserstoffe werden angeblich
erst über 400° C frei. So behandelte Kohle eignet sich für Wan-
derrost. Ausführung: Schrägrohrkessel 225 m? mit Unterwind:
wanderrost 7,95 m?. Die Rolhkohle gelangt durch einen absperr-
baren Fülltrichter in einen Schacht von 4,5 m Länge, 0,3 X 2,1 m
Querschnitt und rd 2 t Inhalt. Quer durch den Schacht werden
die Rauchgase nach Verlassen des letzten Kesselzuges durch
geciguete Öffnungen geführt, u. zw. in 2 Zügen nacheinander.
Sie trocknen die Rohkohle im Gleichstrom, um Entzündung oder
Verluste durch Entgasung zu vermeiden. Durchrangsdauer durch
den Schacht rd 45 min; aus diesem fällt die heiße Kohle auf den
Rost. Erzielte Feuertemperaturen: bei 170 kg/m?/h Rostbelaetung
930° C, bei 457 ke’m?/h 1150° C. Höchste erreichte Heizflächen-
belastunz 42,4 kg'm?'h. Die Versuche werden fortgesetzt; u. à.
soll Trocknung im Geeenstrom versucht werden, da die Abgas-
temperatur genügend tief sein soll. („Engineering“, Bd. 113, 192%,
S. 257 u. 267.) Dy.
11. August 1922. .
Apparatebau.
Neue Form von Ölschaltern für 110 kV. — Für die 110 kV-
Ölschalter des Goldenberg-Werkes!) war eine Überschlagsvannung
| bersi
Abb. 2. Einzelheiten einer Phase des Ölschaltere
für 110 kV und 150 A.
von 300 kV verlangt worden. Da seine Normalstärke etwa 150 A be-
trägt, so muß der Schalter ganz gewaltige Energiemengen ohne Scha-
n Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 455.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heit 32.
RUNDSCHAU.
Abb. 4. Ölschalter für 110 kV, 50 A
1038
den abschalten können. (Die Leistung des Goldenberg-Werkes be-
trägt z. Zt. etwa 150 000 kV A.) Die Konstruktion des von der Voigt &
Haeffner A. G., Frankfurt a. M., gelieferten Schalters ist so gewählt,
daß er evtl. auch für Freiluftstationen Verwendang finden kann, ob-
wohl der Schalter hier am Verwendungsort in einem Schalthaus un-
tergebracht ist. Der Drehstromschalter besteht aus 3 einphasigen
Schaltern mit eigenen Ölkesseln (Abb. 1). Die größte Schwierigkeit
bot die Herstellung der Durchführungen für eine Überschlagspan-
nung von über 300 kV. Nach eingehenden Versuchen wurde die aus
Abb. 2 erkennbare Form der Isolatoren als geeignet befunden. Ihr
oberer Teil besteht aus 5 zusammengesetzten Porzellanteilen, der
untere, in das Öl hineinragende Teil ist ein in den gußeisernen
Flansch eingekittetes Porzellanstück. Die Isolatoren sind mit Massr
ausgegossen, um die Durchführungen sind an dem Flansch Durch-
führungsstromwandler gelegt, lamellierte, mit einer Wicklung ver-
sehene Eisenringe. Letztere ist die Sekundärwicklung, die Pri-
märwicklung bildet der in der Durchführung befindliche Leiter.
Auch die Herstellung der Durchführungsstromwandler bot zuerst
erhebliche Schwierigkeiten, denn die Primärstromstärke ist im Ver-
hältnis nicht hoch, die Leistung des Stromwandlers bei nur einer Pri-
märwindung also entsprechend gering. Immerhin reicht sie aus
zur Speisung von 2 Strommessern und von einem Niederspannungs-
Maximalrelais für die Auslösung. Für die Auslösung ist außerdem
ein im Hochspannungsstromkreis vor dem ersten, rechtsseitigen Kon-
takt unter Öl liegender Magnet vorgesehen, dessen Ankerbewegunz
durch eine Isolierstange nach dem Schalterdeckel zu übertragen wird.
Beide von einander unbahängige Auslöseeinrichtungen, die mittels
Durchführungsstromwandler und die mittels Hochspannungsmagnet,
bewirken die Auslösung unter Vermittlung besonderer, unabhängi-
ger Zeitrelais.
Der Schalter ist mit Schutzwiderständen versehen und hat sechs-
fache Unterbrechung für jede Phase. Der Stromverlauf und die sehr
günstige Anordnung des Schutzwiderstandes ist aus Abb. 3 erkenn-
bar. Der bewegte Schalterteil jeder Phase ist an einem starken Per-
tinax-Rohr aufgehängt und legt bei der Ausschaltung einen Weg von
40 cm zurück. Jeder der 3 Schalter ruht auf einem Fahrgestell für
Normalspur. Die Übertragung der Schaltbewegung auf die einzelnen
Phasen erfolgt durch scheibenförmige Klauenkupplungen. Die drei
Wellen sind an der Wand durch eine Schwinge gekuppelt, und die
mittlere Scheibe wird durch eine automatische Antriebsvorrichtung
betätigt, die in Abb. 1 dargestellt ist. Der Fernantrieb geschieht
durch Gleichstrom von 220 V; zur Betätigung gebraucht der Schalter
nur 40 A. Dieses außerordentlich günstige Resultat wurde erreicht
einmal durch die zweckmäßige Anwendung von Kugellagern an den
richtigen Stellen des Getriebes und durch die Anordnung der beiden
Zugmagnete des Antriebes, welche die Antriebswelle von zwei Sei-
ten antreiben, wodurch hier wesentlich geringere Reibungsverluste
entstehen. Die in Abb. 1 erkennbaren langen
der Schalter im Notfall auch von Hand be-
trieben werden; es sind hierzu 2 Mann nötig.
Das Schalten erfolgt in zwei Stunden. Bei
der ersten Stufe wird der bewegte Schalter-
teil bis auf 10 cm Abstand von den Kontakten
aufgehoben, bei der zweiten Stufe wird er
eingeschaltet. Die Hubbewegung ist ähnlich
wie bei einer Feuerspritze.!
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A A g t A Aboa b
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Abb. 3. Schaltbild einer Phase des Ölschalters
für 110 kV. i
Abb. 4 zeigt einen Ölschalter für 110 kV und 3850 A (Überschlag-
spannung 330 kV) der gleichen Firma. (M. Vogelsang, „Plek-
trotechnik u. Maschinenbau”, Bd. 40, 1922, S. 258.) Ptz.
Hebel sind aufsteckbar, und mit ihnen kann .
‘
= .
— nr a JE
—— n n er
1040
Beleuchtung und Heizung.
Beleuchtungstechnische Lieferungsbedingungen für große
Glühlampen. — Vom Bureau of Standards, Washington, sind unter
Mitwirkung der Glühlampenfabrikanten und der elektrischen Prüf-
stellen neue Bestimmungen für den Verkehr und die Messung
großer Glühlampen ausgearbeitet worden. Unter „großen“ Glüh-
lampen werden hier solche verstanden, die einen größeren als einen
Liliput- oder Zwergsockel aufweisen. Von den früheren Bestim-
mungen weichen die neuen hauptsächlich dadurch ab, daß für
Metalldraht- (bzw. Metallfaden-) Lampen der Begriff der Nutz-
brenndauer fallen gelassen wurde. Es hatte einen Sinn, für die
Nutzbrenndauer als Grenze die Abnahme der Lichtstärke auf 80 %
der Anfangslichtstärke zu setzen, solange allein Kohlenfaden-
lampen in Betracht kamen, weil diese Lampen häufig noch im
Betrieb behalten wurden, selbst wenn die Birne bereits vollständig
geschwärzt war. Da es aberebei Metalldrahtlampen gelungen ist,
die Schwärzung der Ballons ganz erheblich herabzusetzen, so
brennen sie meist früher durch, ehe eine 20-proz. Lichtabnahme
erfolgt ist. Die hier hauptsächlich interessierenden Prüf- und
Verkehrsbestimmungen für Metalldrahtlampen erstrecken sich auf
die Aufstellung 1. allgemeiner Vorschriften, 2. einer Prüford-
nung, 3. der zulässigen Abweichungen, 4. eines Normalschemas
für gängige Typen.
Aus den allgemeinen Vorschriften ist hervorzu-
heben, daß es sich bei den nach diesen Verkehrsbestimmungen ge-
lieferten Lampen immer um neue Lampen mit Klarglasbirnen
handelt. Als Einheit der Lichtstärke gilt die internationale Kerze,
wie sie im Bureau of Standards aufrecht erhalten wird Als
Grundlage der photometrischen Messung gilt der Lichtstrom in
Lumen, oder auf Wunsch die mittlere sphärische Lichtstärke. Bei
Vakuumlampen mit normaler Wickelung kann die letztere aus
der horizontalen Lichtstärke mittelst festgelegter Reduktionsfak-
toren berechnet werden. Kommen abweichende Wickelungen in
Betracht, so kann der neue Reduktionsfaktor vom B. of St. er-
mittelt werden. Die Größe der Lampen wird in Watt oder Lumen
angegeben. Als „vorgeschriebene“ Spannung oder Stromstärke
gelten die aufgedruckten Volt, bzw. Amp. Lampen, die nicht ge-
braucht wurden und unter Bezugnahme auf diese Verkehrsbestim-
mungen zurückgewiesen wurden, sollen dem Fabrikanten auf
dessen Kosten zurückgesandt werden. Für diese Lampen wird
keine Zahlung geleistet. Alle Lampen, die in Gebrauch genommen
wurden, gelten als angenommen. Auf Grund dieser Verkehrs-
bestimmungen kann vom Vertrage zurückgetreten werden, wenn
von der Gesamtzahl der der Liebensdauerprüfung unterworfenen
Lampen 25 % den speziellen Prüfbedinzungen nicht genügen. Für
die Berechnung dieser 25 % gelten besondere Vorschriften (vgl.
Prüfvorschriften 3a).
Aus den sehr detaillierten Prüfvorschriften seien die
folgenden herausgehoben:
1. Die mechanische und physikalische Pri-
fung der Lampen, für die hinsichtlich Zahl und Art der
Auswahl aus einer Sendung besondere Bestimmungen gelten, er-
streckt sich auf die Birnen hinsichtlich Gleichmäßigkeit und
Fehlerlosigkeit; auf die Sockelisolation und Sockelkittung; auf die
Fäden, die gleichmäßig, frei von Flecken und frei von Anlauf-
farben sein müssen; auf die Verbindung der Fäden mit den Ein-
führungsdrähten; auf die Gleichmäßirkeit der Fadenanordnung;
auf die Auszeichnung am Sockel oder Ballon und auf die Zulässig-
u der Zurückweisung wegen mechanischer oder physikalischer
ehler.
2. Die Anfangsprüfung, für die gleichfalls die Zahl
und Art der Auswahl aus einer Sendung genau vorgeschrieben
sind, erstreckt sich auf die Bestimmung von Spannung, Strom-
stärke und Lichtstrom. Die Bedingungen für Zurückweisung der
Sendung sind gleichfalls genau vorgeschrieben. Bezüglich des
Wirkungesgrades (I.m./W) sind Abweichungen bis zu 4% vom
Zahlenwerte des Normalschemas zulässig, wenn der Fabrikant
ausdrücklich darauf hinweist.
3. Für die Lebensdauerprüfung sind besonders ge-
naue und detallierte Vorschriften erlassen. Die wichtigsten seien
hier anzegeben:
a)Zahlund Auswahlder Lampen. Zum Zweck der
Auswahl von Lampen für die Lebensdauerprüfung können Packun-
een, die weniger als je 100 Lampen einer Type, Größe und Span-
nung enthalten, zu Gruppen vereinigt werden, die nicht mehr als
250 Lampen umfassen. Aus solchen Gruppen und aus Packungen
von mehr als 100 Stück einer Sorte soll wenigstens ein Exemplar
aus dem T.os, das für die Anfangsprüfung bereitgestellt wurde,
auszewählt werden, und zwar ein solches, das am besten dem
Durchschnitte dieser Prüfmenze entspricht. Diese Lampe wird
als „Tebensdauer-Prüflampe” bezeichnet. Eine zweite gleichartige
Lampe wird als Reserve für den Fall entnommen, daß die eigent-
liche „TLebensdaner-Prüflampe”“ durch einen äußeren Zufall zer-
stört wird. Bei allen Prüfungen auf Lebensdauer soll iede Packung
oder jede Gruppe von Packungen, die durch die Prüfergebnisse
beeinflußt wird, durch wenigstens eine Lampe vertreten sein.
b) DieSpannung bei der Lebensdauerprüfung am Brenn-
rahmen soll entweder so einrezuliert werden,
daß die Anfangs-Lumen/Watt nach dem Normalschema oder
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32.
11. August 1922.
daß die Anfangs-Lumen/Watt nach der Tabelle der zulässigen
Abweichungen
erreicht werden.
Geringe Abweichungen von dieser Spannung sind zulässig,
die ermittelte Lebensdauer muß dann aber unter Berücksichtigung
dieser u u korrigiert werden.
e) Kriterium für die Lebensdauer. Das entschei-
dende Merkmal für den inneren Wert einer Lampengruppe ist die
nach diesen Vorschriften bestimmte Lebensdauer bis zum Durch-
brennen bei einer festgesetzten mittleren Leistung in Lumen/Watt
während dieser Lebensdauer. Kriterien für die gebräuchlichen
Lampensorten werden in der Tabelle für die zulässigen Abwei-
chungen gegeben.
Die Übereinstimmung einer Lampengruppe mit dem Lebens-
dauerkriterium wird dadurch bestimmt, daß die mittlere Lebens-
dauer einer Gruppe nach dem mittleren Wirkungsgrade, mit dem
die Lampen während der Lebensdauerprüfung arbeiten, im Ver-
hältnis zu dem mittleren Wirkungsgrade, auf den das Lebens-
dauerkriterium basiert ist, korrigiert wird,
Die Lebensdauerkriterien werden lediglich zu dem Zwecke
angegeben, um jederzeit eine bequeme und direkte Vergleichsmör-
lichkeit über den inneren Wert der Lampen zu haben.
h) Bereehnungsmethode. Die Einzellampen_ sollen
bei Spannungen (oder Stromstärken) geprüft werden, die gleichen
Anfangewirkungsgraden und der für die ganze Lampengruppe be-
stimmten mittleren Lebensdauer entsprechen. Der mittlere Wir-
kungsgrad einer Gruppe während der Lebensdauer wird als Ver-
hältnis der gesamten Lumenstunden zu den gesamten Woattstunden
berechnet. Die durch die Prüfung ermittelte Lebensdauer eoll von
dem: berechneten mittleren Wirkungsgrade während der ganzen
Lebensdauer auf die Lumen/Watt korrigiert werden, wie sie in
dem Normalschema aufgeführt sind.
Der nach dem vorigen Absatze als Quotient erhaltene mittlere
Wirkungsgrad ist identisch mit seiner Bestimmung als Mittel aus
den durchschnittlichen Wirkungsgraden der BEinzellampen während
ihrer Lebensdauer, wenn diesen ein der bzgl. Lebensdauer propor-
tionales Gewicht zuerteilt wird.
i) Beanstandung wegen unzureichender Le-
bensdauer. Jede Lampengruppe kann zurückgewiesen werden,
wenn die auf die mittleren Lumen/Watt während der Lebensdauer
nach dem Normalschema korrigierte Lebensdauer der Gruppe von
der garantierten Lebensdauer stärker abweicht, als den zulässigen
Abweichungen für die Durchschnittslampenzahlen nach folgender
Tabelle entspricht.
Zulässige Abweichungen von der Lebensdauer.
Durchschnittliche se ne Durchschnittliche an ns 5
Lamponzaht | "Teronndauer | umrenz | E lagane
[250 u. mehr 5 24 bis’ 20 12
249 bis 100 6 19 „18 13
9, 55 T 17 „+16 14
54 np 45 8 15 „-14 15
44 „ 3 9 13 „%12 16
34 „p 30 10 11 17
29 „ 2 11 10 18
i Messung der Lumen. Bei den Lampen, die auf ihre
Iebensdaucr geprüft werden, sollen Lichtstrom und Stromstärke
(Spannung) bei den aufgedruckten Spannungen (Stromstärken) in
entsprechenden Zwischenräumen während der Prüfdauer gemessen
werden. i
l) Garantie für Lichtstromkonstanz. Die garan
tierte Konstanz des Lichtstromes wird ausgedrückt durch den
Mittelwert des Lichtstromes in % des mittleren Anfangslicht-
stromes, wie er in dem Normalschema niedergelegt ist. (Aus-
nahmen vgl. $ m.)
= m) Beanstandungen, wenn die garantierte
Lichtstromkonstanz nicht erreicht wird. Wenn
nach den voraufgegangenen Bestimmungen geprüft wurde, kann
jede durch mindestens 5 Lampen repräsentierte Lampengruppr
zurückgewiesen werden, sofern der Mittelwert des Lichtstromr:
in % des Anfangslichtstromes, wie vorher abgeleitet, unter den
in dem Normalschema fixierten Prozentsatz um mehr herunter-
geht, als den zulässigen Abweichungen entspricht, wie sie nach-
stehend für die Prüflampen spezifiziert sind.
Zulfissiege Abweichungen der
mittleren Lumen in %, der
Anfangs-Lumen
Á i m e
Zahl der geprüften Lampen
100 und mehr 1
99 bis 25 2
25 „ 10 3
Jora > 4
E HER E
11. August 1922.
Tabelle der zulässigen Abweichungen und Kriterien für die
Lebensdauer.
(Nur die Haupttypen sind hier aufgeführt.)
Zulässige Ahweichungen
Lampen bei der festgesetzten (Normale) Lebensdauer
Spannung. (Bei Beginn) Vor- Kriterien
nern ea hal I ao are, _ | geschriebenej _ __O ~ —
| Lm/W G wW Anrunee: Mitti ' Std. hei
Watt ! Ballon m esam m/ Itti i d mitti.
Ä %,, A für die Präfg.| „mw | L mW
Vakuum-Wolframlampen für 110, 115 und 120 V
Parallelschaltung
10 gestreckt 8 10 | 88 | 83 500
50; dagl. 6. | 8 11,3 | 9,8 500
Gasfüllungslampen für 110, 115 und 120 V-
Parallelschaltung
100 | Birne 12 18 14,4 121 500
200 . degl. 12 15 17,7 14.8 500
1000 : dagl. 12 12 22,4 18,7 500
Vakuum-Wolframlampen für 220, 230 und 250 V
Parallelschaltung
25 | gestreckt 9 12 8,6 81 500
| degl. 9 12 9,9 92 500
100 , dsgl. 9 12 10,9 ; 500
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 32.
“
1041
dampfmaschinen, dient und ebenso als Meßmotor zur Feststellung
des Leistungsbedarfes von Arbeitsmaschinen, Getrieben u.
benutzt werden kann. Sie wird im ersteren Falle als Dynamo, im
dgl.
—— nu... 0
Tepe an mu msn mn nn AO
Abb. 5. Elektrodynamische Leistungswage im Schnitt.
Normalschema für gängige Typen Wolframlampen für 110, 115 und 120 Volt für Parallelschaltung
Vakuumlampen.
Festgesetzte | Mittlere Lm Lebens- Sphär. Größte | Abstand des
Anfani R aS, oor anor Reduktions- Ballon!) Sockel Länge Lichtmittel- | Stellung beim Brennen
. faktor Zoll punktes
10 Ba | 90 | 7,8 74 1000 0,77 gestreckt | Mittel | 477; = jede
25 232 | 86 ` 93 84 1000 0,78 desgl. desgl. | 47% — jede
50 495 83 | 9,9 8,6 1000 0,78 desg!. desgl. 5 3/g — jede
Gasfüllungslampen
100 862 8 11,5 | 100 | 1000 en Birne | Mittel | 61% 45/6 jede
200 3100 82 15,5 13,0 1000 — desgl. desgl. 8 3/g 6 desgl.
1000 19600 82 19,6 16,4 1000 — desgl. Goliath | 13 3/5 9m Spitze nach unten.
Wolfram -Vakuumlampen für 220, 230, 240 und 250 Volt für Parallelschaltung
25 190 | 92 7,5 7,2 | 1000 0,79 | gestreckt | Mittel | 5%, = desgl.
50 445 88 89 8,3 1000 0,79 desgl. desgl. 5 3/g — desgl.
100 990 | 86 99 84 | 1000 0,79 desgl. desgl. Tg — desgl.
‚In ähnlicher Weise, wenn auch nicht ganz so eingehend, sind
auch Vorschriften für Kohlenfadenlampen ausgearbeitet worden.
air of the Bureau of Standards, Nr. 13, 19. Ausgabe, 30. Juli
X. '
Bär
Meßgeräte und Meßverfahren.
Elektrodynamische Leistungswage. — Die von der Firma
Dr. Max Levy, Berlin, gebaute elektrodynamische Leistungswage
pore
t
.
tt
NETTE
„ ee
——— e
ist eine elektrische Maschine, die sowohl als Bremsdynamo zur
einfachen, schnellen und genauen Bestimmung der Arbeitsleistung
von Kraftmaschinen aller Art, z. B. Explosionsmotoren und Klein-
*) Auch die Ballonlänge ist vorgeschrieben.
dd an He mem un m an ED np Auen nn GES Grin En een Gun ED En ung Gy Denn an En m un un ee y
Abb. 6. Elektrodynamische Leistungswage. Seitenansicht.
zweiten als Motor betrieben. Die Maschine ist, wie Abb. 5 und 6
zeigen, eine Gleichstrom- oder Drehstromdynamo, bei der das
Gehäuse gleichfalls in Kugellagern drehbar angeordnet ist, so
daß es zwischen zwei einstellbaren Anschlägen frei schwingen
kann. Wird ihr Anker durch eine Kraftmaschine angetrieben und
ihm Strom entnommen, so sucht das Feldgehäuse an der Drehung
teilzunehmen, wird aber durch den Anschlag daran verhindert.
Durch Belastung eines der auf beiden Seiten des Gehäuses an ent-
sprechend bemessenen Hebelarmen angebrachten Gewichtsschalen
bzw. durch Verschiebung eines Lauf-
gewichts auf dem mit Skalaeinteilung
versehenen Wagebalken, wird ein dem
Drehsinn des Gehäuses entgegengerich-
tetes Drehmoment hervorgebracht und
derart abgeglichen, daß das Gehäuse
von dem Anschlag abgehoben, frei wie
eine Wage schwingt. Aus der Gewichts-
belastung und der Länge des Hebel-
armes ergibt sich die Größe des Dreh-
momentes und daraus das auf den An-
ker ausgeübte Drehmoment. Bei Durch-
führung der Messung belastet man die
der Drehrichtung entsprechende Schale
mit den für die in Frage kommenden
Leistung nötigen Gewichten und stellt
dann die Regulierwiderstände der Dy-
namo so ein, daß der Wagebalken frei
einspielt. Die Leistung ist damit fest-
gelegt und kann beliebig lange aufrecht
erhalten werden. Da irgendwelche Um-
rechnungen nicht erforderlich sind, so
kann die Prüfanlage von einfachen Ar-
beitern bedient werden. Aus Drehmo-
ment und Drehzahl ermittelt sich die mechanische l.eistung in PS
nach der Formel:
Gewicht (kg) > Hebelarm > Drehzahl
Leistung = 716
1042
oder bei Bemessung des Hebelarmes zu 0,716 m zu
ee Gewicht x Drehzahl
= 1000 `
“Soll die Leistung in kW ermittelt werden, so gilt die gleiche
Formel, wenn der Hebelarm 0,975 m lang gemacht wird. Durch
Anordnung der Wagebalken derart, daß ihre Verlängerung die
Schwerpunktachse des Gehäuses schneidet, oder etwas höher liegt
als diese, wird eine hohe Empfindlichkeit und eine größere Ge-
nauigkeit erzielt, als sie bei technischen Messungen mit guten
elektrischen Meßinstrumenten erreichbar ist. Die von der Brems-
dynamo aufgenommene mechanische Energie wird zum größten
Teil in elektrische Energie verwandelt und kann in dieser Form
nutzbar verwendet, z. B. an das Fabriknetz zurückgegeben wer-
den, was bei Dauerprüfungen sehr ins Gewicht fällt. Die Brems-
dynamo kann als Gleichstrom- oder Drehstromdynamo ausgebildet
sein, je nachdem im Fabriknetz die eine oder die andere Stromart
zur Verfügung steht. Bei Drehstrom können die Leistungswagen
für die zur Energierückgewinnung notwendige Drehzahlregelung
geliefert werden. Da die Leistungswage je nach Wahl als Dy-
namo oder Motor betrieben werden kann, so besteht bei Prüfung
von Benzinmotoren u. dgl. die Möglichkeit, den zu prüfenden Motor
F
Abb. 7. Leistungswage mit Widerstand und Schalttafel.
ohne Zufuhr von Brennstoff sich einlaufen zu lassen und seinen Rei-
bungsverlust bei Leerlauf mit großer Genauigkeit zu messen.
Fabrikations- und Montagefehler können so schnell festgestellt
werden, ehe es zum Festlaufen kommt. Auch das Anwerfen von
en ermöglicht die Leistungswage in einfachster
eise. =
Die Leistungswagen werden für Leistungen von 2 bis 300 PS
und Drehzahlen von 500 bis 3500 i. d. min, auf Bestellung auch für
andere Verhältnisse ausgeführt.
rungen) werden auf einer Schalttafel vereinigt.
Zur Bestimmung des Wirkungsgrades von Getrieben aller
Art sind zwei Leistungswagen erforderlich, von denen die eine
als Motor zum Antrieb und zur Messung des Arbeitsverbrauches
dient, während die zweite als Dynamo arbeitet und das Getriebe
belastet. Gegenüber mechanischen Bremsen, wie z. B. dem Prony-
schen Zaum, hat die Leistungswage den Vorzug der größten
Sauberkeit, weil Kühlwasseranwendung nicht in Frage kommt;
ebenso bietet die letztere Anordnung die Möglichkeit, Dauer-
prüfungen unter Rückgewinnung der Energie in sehr einfacher
und genauer Weise auszuführen. Schließlich ist die Bedienung die-
ser Bremsen völlig gefahrlos, was bei den mechanischen Bremsen
nicht immer zutrifft. Ptz.
Verkehr und Transport.
Japanische Lokomotivbestellung in England. — Die Kaiser-
liche Regierung in Japan hat jetzt bei den Dick-Kerr-Werken in
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 32.
_- me nn [nn
Die erforderlichen elektrischen
Nebenapparate (Regulierwiderstände, Schalter, Meßgeräte, Siche-
—
11. August 1922.
Preston (England) 34 elektrische Gleichstrom-Vollbahnlokomotiven
im Gesamtwert von % Mill. £ in Bestellung gegeben; die genannte
Firma hat auf dem hier in Betracht kommenden Gebiete bisher
mehrere Ausführungen für andere Bahnen geliefert. Diese Be-
stellung deckt den ganzen Bedarf der von Japan zunächst in Aus-
sicht genommenen Elektrisierung von Hauptbahnen. Von diesen
Lokomotiven sind 8 für schwere Personenzugförderung bestimmt,
d. h. für Züge von 376,5 t (metr.) Gewicht und 96,5 km/h Fahr-
geschwindigkeit. Ihre Bauart ist 2C+C2, das Gewicht beträgt
87 t (metr.). Jede Lokomotive erhält 6 Motoren zu je 306 PS, dir
zu je 3 ständig in Reihe (3 X 500 V = 1500 V) geschaltet sind. Die
Regelung erfolgt durch mechanisch mittels Daumenwelle betätigte
Vielfach-Zugsteuerung. Weiter sind 9 Lokomotiven für leighte Per-
sonenzugförderung und 17 für schwere Güterzugförderung be-
stimmt; ihre Bauart ist B+ B im Gewicht von je 51 t (metr.), und
sie sind ausgerüstet mit je 4 Motoren, die mit je 750 V zu zweien
ständig in Reihe liegen. Die Zuglast beträgt bei ihnen 28,5 t (metr.)
für Personenzüge und 54,5 t (metr.) für Güterzüge bei 88,5 bzw.
64,5 km/h Fahrgeschwindigkeit.
Elektrisierung weiterer Pacificbahnen. — Wie nicht anders zu
erwarten war, beginnt die Überlegenheit der in den letzten 5 Jahren
mit elektrischer Zugförderung betriebenen Pacific-
bahn Chikago—Milwaukee—St. Paul tiber die anderen
noch mit Dampf betriebenen Pacificlinien gleicher
Richtung sich fühlbar zu machen. Aus diesen Erwägun-
gen heraus hat sich jetzt die Great Northern-Bahn ent-
schlossen, in den von den Rocky Mountains durchzoge-
nen Staaten ihre Linien zu elektrisieren. Zunächst soll
das Gebiet bei Spokane in Angriff genommen werden.
Man hofft, den elektrischen Betrieb im Jahre 1924 auf-
nehmen zu können. Über die gewählte Stromart i~t
noch nichts bekannt geworden.
Der kommende elektrische Eisenbahnbetrieb in Nor-
wegen. — Mit größtem Interesse sieht man in allen
Kreisen Norwegens der Eröffnung des elektrischen Be-
triebes der Bahn Kristiania— Drammen ent-
gegen, nicht bloß, weil diese Bahn einen lebhaften Ver-
kehr aufweist und große Bedeutung für Nah- und Fern-
verkehr hat, sondern auch im Hinblick auf den Um-
stand, daß die Erfahrungen, die man mit der elektri-
schen Drammenbahn machen wird, von ausschlaggeben-
dem Einfluß auf die Umwandlung weiterer Staats-
bahnen in elektrischen Betrieb sein werden. Die Trans-
formatoren, Leitungen und die elektrischen Lokomoti-
ven sind fertig. Ebenso ist das staatliche Kraftwerk
Hakavik, westlich von Kristiania, das für Bahnzweckr
errichtet wurde, betriebsfertig. Es erübrigen bloß noclı
die Probefahrten, und nach gewissem Probebetrieb
übernimmt der Staat die ganze Anlage. Es wird damit
gerechnet, daß der Nahverkehr schon zeitig im Sommer
beginnt, während der Fernverkehr erst gegen Ende d. J.
eröffnet werden dürfte.
Auch die Elektrisierung der Ofotenbahn geht
ihrer Vollendung entgegen und wird schon in diesem
Jahr den Versuchsbetrieb beginnen. Die Ofotenbahn
ist bekanntlich die Fortsetzung der schwedischen
Reichsgrenzbahn, die im Anschluß an dieStrecke Luleå |
—Grellivare gebaut wurde, um das in dem Bisenerzbe-
zirk Kirunava (rd 100 km nordwestlich von Cellivare)
gebrochene Eisenerz nach dem norwegischen Verschif-
fungshafen Narvik zu befördern, was dadurch ermög-
licht wird, daß der norwegische Staat die Ofotenbahn baut, die von
der schwedischen Grenze bis Narvik gegen 40 km lang ist. Mit der
Elektrisierung der Ofotenbahn wurde 1920 begonnen. Der Strom
wird von dem Porjuskraftwerk geliefert. Die norwegischen Staats-
bahnen bauen die Kontaktleitungsanlage selbst. Die Fernleitun?
Riksgränsen—Narvik wird an die Fernleitung der schwedischen,
von Porjus ausgehenden Fernleitung gekoppelt und führt die Ener-
gie unter einer Spannung von 80 000 V nach den beiden Transforma-
torwerken. Ws.
Verschiedenes.
Preisausschreiben über Rohbraunkohlenvergasung. — Die
Brennkrafttechnisehe Gesellschaft E. V. schreibt zur Erlangung vn
Unterlagen für Einrichtungen zur wirtschaftlichen Vergasung von
Förderbraunkohle einen Wettbewerb aus, an dem sich jeder Sach-
kundige beteiligen kann. Für die besten Lösungen sind insgesamt
100 000 M ausgesetzt. Das Preisgericht bildet der Studienausschuf
für Rohbraunkohlenvergasung der Gesellschaft. Die Bewerbungen
sind bis zum 31. XII 1922 einzureichen. Die Bedingungen für das
Preisausschreiben erhalten die Bewerber von der Geschäftsstelle
der Brennkrafttechnischen Gesellschaft Ð. V., Berlin W 9, Pots-
damer Straße 21a.
Zur Frage der Nomographie!). — Der Ausschuß für wirtschaft-
liche Fertigung (Berlin NW 7, Friedrichstraße 94) hat sich seit län-
t) Vgl. auch „ETZ“ 1922 8. 777, 781, 800.
11. August 1922.
verer Zeit mit den Fragen der Nomographie befaßt und hat Rechen-
tafeln herausgegeben, welche in der Industrie Anklang gefunden
haben. Um dieses Hilfsmittel weiter auszubauen und auf bisher nicht
bearbeitete Grebiete auszudehnen, ist ein „Arbeitsausschuß für gra-
phische Rechenmethoden” gegründet worden, der von Dipl.-Ing.
Winkel, Berlin, geleitet wird. Die Frage soll von einzelnen Mit-
arbeitern in Berichten behamdelt und dann in Aussprachen geklärt
werden. Auch soll über die sehr verstreute Literatur Bericht erstat-
tet werden. —2. j
Energiewirtschaft.
Deutschlands Kohlenwirtschaft. — Die mehr als kriti-
sche Lage unserer Kohlenwirtschaft ist bekannt!). Gleichwohl
seien hier einige für ihre Beurteilung wichtige Sätze aus dem letzten
Bericht des Berghauptmanns Bennhold an den Reichs-
kohlenratmitgeteilt. Infolge des RückgangesderStein-
kohlenförderung in den letzten Monaten, den Bennhold im
wesentlichen nicht auf die seit März beobachtete Abwanderung der
Arbeiter aus dem Ruhrrevier, sondern auf die durch anhaltende
Lohn- und Überarbeitsverhandlungen und schließlich auch durch die
Entwicklung der politischen Verhältnisse verursachte, die Arbeits-
intensität schädigende Unruhe in den Belegschaiten zurückführt,
wird die deutsche Steinkohlengewinnung auch in diesem Jahr nicht
hennenswert zur Ansammlung von Brennstoffvorräten beizutragen
vermögen. Ebenso kann von der Braunkohlenseite her, auf
der trotz günstigerer Einzelergebnisse der Monatsdurchschnitt der
Erzeugung in den verflossenen 5 Monaten sich in Rohkohle und
Briketts ungefähr auf der Höhe desjenigen von 1921 hält, eine
einigermaßen merkbare Entspannung der Situation nicht erwartet
werden. Der Verlust eines Teiles von Oberschlesien entzieht
der deutschen Kohlenwirtschaft künftig rd 20 % unserer bisherigen
Gesamtsteinkohlenförderung, und die in Zukunft aus dem abgetre-
tenen Gebiet importierte Menge (in der zweiten Junihälfte etwa
156000 t) wird fremde Kohle sein, deren Erlös der deutschen Wirt-
schaft edtgeht. Die schon durch den Verlust der lothringischen
Zechen und die Überlassung der Saargruben stark geschwächte
kKohlenbilanz erleidet mit dem oberschlesischen Aderlaß eine
bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Einbuße, so daß der Reichskoh-
Ienverband unter Berücksichtigung der Reparationslieferungen und
der 1921 nötig gewordenen Ausfuhr in die Tschechoslowakei bei Zu-
grundelegung des deutschen Verbrauchs von 1913 einen Fehlbe-
trag von insgesamt rd 39 Mill. t Steinkohle jährlich errechnet, der
durch Einfuhr gedeckt werden muß, wenn unsere Wirtschaft aus-
reichend mit Kohle versorgt sein soll. Das bedeutet gegenüber einem
Ausfuhrüberschuß von rd 34 Mill. t in 1913 eine Verschlechte-
rung der Kohlenhandelsbilanz um rd 73 Mill. t Stein-
kohle und für dte Zahlungsbilanz bei einem Preis von rd 1200 Pprm/t
(im Juli) eine Verschlechterung um jährlich rd 78 Milliarden Pprm.
Die Folge ist eine überall herrschende Not an deutscher
Kohle und Koks. Die westliche Hüttenindustrie kann z. Zt. nur
ie Hälfte ihres Bedarfs beziehen, eine große Anzahl Hochöfen ist
zum Stillstand verurteilt zu einer Zeit, in der der eigene Bedarf des
Inlandes an Eisen schon seit Monaten nur mit Hilfe der durch die
leutschen Brennstofflieferungen sichtlich in Aufschwung gebrachten
französischen, luxemburgischen und belgischen
Industrie befriedigt werden kann. In nicht weniger bedrängter Lage
befinden sich die öffentlichen Unternehmungen, insbesondere die
Keichseisenbahn, die bisher nur einen Bestand für ca. 12 Tage anzu-
sammeln vermochte. Die Aussichten für die Elektrizitäts-
w erk eund Gasanstalten gestalten sich in hohem Maße ernst. Wäh-
rend das vom Reichskohlenkommissar für letztere festgesetzte Kon-
tingent eine Deckung mit etwa zwei Drittel des Bedarfs ermöglichen
würde, haben die bisherigen Lieferungen darauf in den ersten 6 Mo-
naten von 1922 z. T. noch nicht einmal die Hälfte davon erreicht, und
H. Vgl. „ETZ“ 1922, S. 515. 99.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 32.
1043
die Verhältnisse bei den Elektrizitätswerken liegen ähnlich. Dazu
kommt ein durch stark übertriebene Anforderungen in Repara-
tionskohle hervorgerufener ständiger Wechsel der Kohlensorten.
Angesichts solcher Lage der Dinge versteht man, daß die Einfuhr
fremder Kohle einen über alle Erwartungen großen Umfang
angenommen hat; im Juni wurden rd 13 Mill. t im Wert von etwa
35 Mill. Gldm allein aus England bezogen. Der Import dieses
Landes ist also gegenüber 9 Mill. tin 1913 um rd 62 % gewachsen und
belastet dabei heute ein gegen damals wesentlich verkleinertes Ge-
biet. Gleichwohl muß die Einfuhr angesichts des fressenden Kohlen-
hungers sogar bis zu einem gewissen Grade begünstigt werden, weil
nach Bennhold auf das wirksamste Mittel zur alsbaldigen Milderung
unserer Brennstoffbedrängnis, d. h. eine nennenswerte Steigerung
der Steinkohlenförderung durch planmäßige Überarbeit,
in absehbarer Zeit leider kaum gerechnet werden kann.
Bei dieser nachgerade krisenhaft gewordenen Kohlennot spielen
dieReparationslieferungenan die Entente eine verhäng-
nisvolle Rolle. Das bis Ende Juli hierfür geltende Programm sah
monatlich 1,916 Mill. t vor, darunter 0,638 Mill. t Koks, eine Summe,
die bedeutete, daß an jedem Arbeitstage alle 10 min ein Transport
von 500 t über die Grenze rollen mußte, Anforderungen, die unsere
ee a im Jahre 1921 von monatlich rd 1,5 Mill. t
Kohle etwa 27 % überstiegen. Die Folge dieser Überspannung
waren Rückstände, u. zw. im Juni von rd 0,281 Mill. t, und der bisher
noch nicht beantwortete Vorschlag der Reichsregierung, die nicht
verfügbare Koksfeinkohle durch für teure Devisen zu beschaffende
englische Kokskohle zu ersetzen. Man bemerke, daß die Reparations-
kommission infolge gänzlich unrichtiger Aufteilung des Programms
reichlich ein Drittel unserer gesamten Kokskohlenförderung in An-
spruch nimmt, und daß gleichzeitig in England, Frankreich, Belgien
und der Tschechoslowakei fühlbarer Absatzmangel in Kohle herrscht.
Die bei in Paris gepflogenen Verhandlungen noch vorbehaltene, nun-
mehr bekanntgewordene und von uns schon mitgeteilteneue Ent-
scheidung der Reparationskommissionin bezug auf
die Kohlenlieferungen übertrifft dieschlimmsten Erwartungen, trägt
auch dem durch die Abtrennung Polnisch-Oberschlesiens geschafie-
nen Zustand in keiner Weise Rechnung. Sie läßt, wie es in einer
Entschließung des Reichskohlenrats heißt, jedes Verständnis
für die inzwischen eingetretene schwere Beeinträchtigung der bis-
herigen deutschen Kohlengrundlage vermissen. Die mengenmäßige
Erleichterung um gerade 10 % entspricht keineswegs den Rücksich-
ten, die auf die gewerblichen Bedürfnisse, die sozialen und wirt-
schaftlichen Verhältnisse Deutschlands hätten genommen werden
müssen; die im wesentlichen beibehaltene Anforderung an Koks und
Kokskohle bedroht inBesargnis erregender Weise
die Aufrechterhaltung desgewerblichen Lebens
Deutschlands und beschwört die Gefahr schwe-
rerinnerer Erschütterung herauf. Der Reichskohlen-
rat und der Reichskohlenverband halten als die berufenen Vertreter
der deutschen Kohlenwirtschaft das für August bis Oktober neu fest-
gesetzte Lieferungsprogramm (insgesamt 1,725 Mill. t monatlich) für .
unvereinbar mit der deutschen Kohlenlage, die sich in den letzten
Monaten gegenüber dem ersten Vierteljahr 1922 um mindestens 25 %
verschlechtert hat. Das Programm trägt den notwendigsten inneren
Bedürfnissen Deutschlands keine Rechnung, deren Berücksichtigung
der Friedensvertrag ausdrücklich zusichert. Es belastet angesichts
der geschmälerten deutschen Kohlengrundlage die deutsche Wirt-
schaft noch stärker als schon das bisherige, dessen Undurchführbar-
keit die Erfahrung bereits gelehrt hat. Während in Deutschland bit-
terste Kohlennot herrscht, besteht in den beiden Empfangsländern
Frankreich und Belgien wie auch in England Kohlenüberfluß, der
sich in einer starken Anhäufung von Lagervorräten, in Feierschich-
ten und selbst Grubenstillegungen äußert. Außerdem führt die Aus-
führung des Programms zu unwirtschaftlichen und geradezu wider-
sinnigen Gegentransporten. Aus allen diesen Gründen erwarten
beide genannten Gremien die Ablehnung des Programms
durch die Reichsregierung.
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)”
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68.
Ferouspr.: Amt Kurfürst Nr, 9320 u. 9306.
Bericht
über die XXVIII. Jahresversammlung in München
am 29. und 30. V. 1922.
1.Verbandsversammlung
am Montag, den 29. V. 1922, vorm. 9 Uhr, im Festsaal des alten
Rathauses am Marienplatz.
Den Vorsitz führt Herr Direktor R. Werner.
Vorsitzender: M. H.! Als wir vor Jahresfrist nach Essen rei-
sten, um in seinen gastlichen Mauern unsere 27. Verbandsversamm-
Deu
lung abzuhalten, lagen Tage schwerer Besorgnis hinter uns: Wie
schon so manches Mal drohte damals die Feindbesetzung des Ruhr-
reviers, die uns die Tagung in Essen unmöglich gemacht haben
würde. Gern und freudig wurde damals in Essen einer Einladung
des E. V. München Folge gegeben und beschlossen, unsere 28. Jahres-
versammlung in Bayerns schöner Hauptstadt tagen zu lassen, wo
keine Besatzungssorgen auftauchen würden. Aber eine andere
Schwierigkeit, die Unterkunftsfrage, trat hier auf. Sind doch Mün-
chens Hotels und sonstige verfügbare Zimmer außer dem normalen
starken Fremdenverkehr dieses Jahr durch die zahlreichen Be-
sucher der Deutschen Gewerbeschau und viele Tauseude von Aus-
ländern, die zu den Oberammergauer Festspielen reisen, besonders
stark begehrt. Der rührigen, tatkräftigen und erfolgreichen Vor-
bereitungstätigkeit des Festausschusses des Münchener E.V. ist es
aber doch gelungen, die aus nah und fern herbeigeeilten Fachge-
nossen unterzubringen, so daß ich wohl feststellen darf, daß trotz
aller Hindernisse jeder von uns sein Schlafplätzchen gefunden und
mit einem gewissen Gefühl anheimelnder Gemütlichkeit an die Er-
1044
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heit 32.
11. August 1922.
ledigung unseres diesjährigen Programms herangehen kann. — Und
wenn bier in München, m. H., neben dem Ernste unserer Arbeit am
und im Verbande und am Weiterbau der deutschen Elektrotechnik
die Lebensfreude etwas mehr betont wird als in den letzten trau-
rigen Jahren, so ist das nur natürlich, denn wir sind in München,
der Stadt „voll Gemütlichkeit und Humor”. Und wenn die Sonne
der Lebensfreudigkeit hier in München stärker als sonst über unserer
Tagung leuchtet, so verdanken wir das den rastlosen Vorbereitun-
gen der Münchener Fachgenossen, insbesondere unserem allverehr-
ten unermüdlichen Herrn Baurat HÖCHTL, und mit einleitendem
herzlichen Dank an die Münchener Herren des Festausschusses, habe
ich die Ehre, nunmehr die
28. Jahresversammlungdes VDE
zu eröffnen, indem ich Sie alle, meine Herren, namens unseres Ver-
bandes herzlich willkommen heiße. Insbesondere begrüße ich die
Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, an ihrer Spitze den baye-
rischen Ministerpräsidenten Herrn Grafen LERCHENFELD, den
Herrn Bürgermeister der gastlichen Stadt München, sowie die Abge-
ordneten unserer befreundeten Verbände und Vereine.
Ich hoffe, Sie werden aus der Tagung unseres Verbandes sehen,
wie kräftig die deutsche Elektrotechnik weiterarbeitet, trotz der
unseligen und unerträglichen Belastungen, die der Versailler Un-
friedensvertrag aus unserem zusammengebrochenen Vaterlande her-
auszupressen versucht, treu dem Geleitwort, das der verdienstvolle
letzte Vorsitzende, mein verehrter Vorgänger, Herr Dr. VOIGT unse-
rem Verbande letztes Jahr in Essen auf den Weg gab: Trotz alle-
dem; durch! Und wenn ich an dieser Stelle in Ihrer aller Namen
und im Namen des Verbandes Herrn Dr. VOIGT nochmals unsern
wärmsten, herzlichsten Dank sage für die verdienstvolle erfolgreiche
Leitung unseres Verbandes während seiner 2jährigen Tätigkeit als
Vorsitzender, so bin ich hierbei Ihrer Zustimmung sicher.
Es liegt mir ferner die Ehrenpflicht ob, unserer im Laufe des
Berichtsjahres verstorbenen Mitglieder zu gedenken. Wir betrauern
zwei volle Dutzend heimgegangener Fachgenossen, unter denen ich
namentlich folgende Herren erwähnen darf:
- Den Generaldirektor der Schles. El. u. Gas-A. G., Gleiwitz, Herr
Carl AGTHE, der frühzeitig die Wichtigkeit langer Ausnutzung der
elektrischen Anlagen erkannte und erstmalig eine einschneidende
Tarifverbilligung bei großer Benutzungsdauer einführte;
sodann unser Ehrenmitglied, Herrn Prof. Dr. Emil BUDDE ehe-
maligen Direktor der S. & H., A. G., der sich durch Pionierarbeit auf
dem Gebiete der Drehstromfernübertragung, der Metalldrahtlampe
und anderen im allgemeinen und durch seine Tätigkeit im Vorsitz
und Vorstand unseres Verbandes — ich erinnere nur an unsere
Sicherheitsvorschriften für die Errichtung elektrischer Anlagen,
deren Einführung sein Werk ist — im besonderen unvaergeßliche
Verdienste erworben hat, und den der Verband deshalb zu seinem
Ehrenmitglied ernannte;
ferner Herrn Oberingenieur Richard JAEGER, Hindenburg O. S., >
den Mitbegründer des Oberschl. E.V., der leider ein Opfer der ober-
schlesischen Unruhen geworden ist;
weiter Herrn Geheimen Kommerzienrat von WACKER, früheren
Generaldirektor der Firma Schuckert, zuletzt Vorsitzender des Auf-
sichtsrates dieser Gesellschaft. Er war ein weitausschauender Un-
ternehmer auf dem Gebiete der elektrischen Stromversorgung und
in späteren Jahren dem der Elektrochemie und hat große und größte
elektrochemische Anlagen geschaffen.
Von ausländischen Toten erwähne ich:
Herrn Ing. J. FISCHER-HINNEN, Zürich, den Verfasser des be-
kannten Buches über Gleichstrom und Bahnen,
Herrn Dr. Edward HOPKINSON, England, den bekannten Pionier
auf dem Gebiete elektrischer Traction,
den Pariser Fabrikanten von Meßgeräten H. Jules CARPENTIER
sowie den Gründer der Curtis & Crocker Electric Motor Co. und
der Crocker Wheeler Co., Herrn Prof. T. B.CROCKER, New York, den
Vater der amerikanischen elektrotechnischen Normen.
M. H.! Wir bringen diesen toten Freunden unseren Abschieds-
gruß heute dar, indem wir ihr Andenken durch Erheben von den
Sitzen ehren.
Ich darf Ihnen nun, meine Herren, einen kurzen Überblick über
die Leistungen und Fortschritte der deutschen Elektrotechnik im
Berichtsjahr Mai 1921 bis Mai 1922 geben. Zunächst einige Worte
über die fabrikatorischen Leistungen der deutschen Elektrotechnik.
Diese Leistungen hängen in hohem Maße ab von der Arbeitsfreudig-
keit und Tagesleistung der Arbeiter und Angestellten. Beide haben
seit den trüben Tagen der Revolutions- und Streikjahre 1918/19 zwar
zugenommen, aber leider noch immer nicht die Vorkriegsleistung
erreicht. Der erste schwere Streik in der fabrizierenden Elektro-
industrie seit 2 Jahren ist diesmal leider in Süddeutschland in Ge-
stalt des 15wöchigen Metallarbeiterstreiks zu verzeichnen, der um
die Mehrleistung von nur 1% Arbeitsstunden wöchentlich ging.
Nachdem auch in Arbeiterkreisen selbst vielfach die 8stündige Ar-
beit in Anbetracht unserer Notlage als zu kurz und Überstunden als
möglich erkannt werden, verlangte man auf Seiten der Arbeitgeber
statt der 46% Wochenarbeitsstunden volle 48, und ale Ausgleich für
die kürzere Sonnabendschicht etwas längere Arbeitszeit an den übri-
gen Wochentagen. Nur aufpeitschende Hetzerei hat es hier wie-
———
der vermocht, den sonst gesunden Sinn des süddeutschen Arbeiters
zu solch unverständlichem Widerstand gegen ein Gebot der Not-
wendigkeit anzutreiben. Mehr aber als dieser lokale süddeutsche
Streik hat eine 3wöchige Eisenbahn-Verkehrssperre vor Weihnach-
ten und der Stägige Eisenbahner-Generalstreik im April das Her-
ausbringen elektrischen Materials aus den stark besetzten Fabriken
verzögert. Einzelteile zu fast fertigen Maschinen und Apparaten,
die zu Beginn der Eisenbahnruhe unterwegs waren, kamen erst nach
Wochen nach Entwirrung verrammelter Güterbahnhöfe in die Fa-
brik. So lange stand die fast fertige Maschine im Werk, versperrte
den Arbeitsplatz der dringend benötigten anderen Maschinen, die
auf jener Stelle bearbeitet werden sollten; der Fabrikant seufzt; der
Abnehmer jammert, dessen Maschine ausbleibt und dem deutschen
Wirtschaftsleben fehlt, und will nicht begreifen, daß dieser dtägigr
Eisenbahnstreik unglücklicherweise gerade in seinem Falle eine
mehrwöchige Verzögerung in der Ablieferung zur Folge hatte. Dic
frühere Ansicht, ein Streik verzögere die Herstellung von Fabrika-
ten um seine eigene Dauer, die sich auch entsprechend in Liefer-
bedingungen fand, ist dann auch in letzter Zeit fallen gelassen wor-
den und mußte der in den leider zahlreichen Streiks der letzten Jahre
gemachten Erfahrung weichen, daß jeder Streik oder eine Verkehrs-
sperre die Ablieferung in Arbeit befindlicher Fabrikate im allge-
meinen um mindestens die doppelte Dauer des Streiks verzögert.
In diesem Lichte betrachtet muß jeder Streik als ein doppelt schwe-
an an der deutschen Volkswirtschaft erscheinen, (Sehr
richtig!
Dankbar haben wir an dieser Stelle der Technischen Nothilfe
zu gedenken, deren schwerer opfermutiger Arbeit wir bei dem Eisen-
bahnerstreik sowohl wie in anderen Streiks die Aufrechterhaltunz
lebenswichtiger Betriebe verdanken. Tatkräftige materielle und
persönliche Unterstützung der T.N. sei der Ausdruck unseres Dankes.
Eine weitere große Erschwernis in der Berichtszeit war unsere
schwankende Valuta. Infolge der Auswirkung der Feindbunder-
pressungen fiel die Mark vom Juni bis Oktober 1921 von 1$ = WM
bis auf 1 $ = 160 M, um dann plötzlich Mitte November katastrophai
auf 1 $ = 295 M zu rutschen. Im Dezember und Januar pendelt der
Wert des Dollars um 200 M herum und steigt dann ziemlich stetig
bis Ende März 1922 auf 320 M, dann im Zickzack wieder fallend bis
Ende April auf 253 M, um jetzt, 4 Wochen später, wieder um 300
zu notieren. Da mit der Valuta proportional die Einkaufspreise
wichtigster Rohmaterialien für unsere Fabrikation, wie Kupfer und
verwandte Metalle, Gummi, Seide, Baumwolle, Glimmer, Öl und Iso-
lierstoffe überhaupt auf- und abtanzen, so war das Berichtsjahr das
in der Preisfrage bisher unstetigste. Die Preispolitik war ungemein
erschwert, das Vertrauen der kaufenden Kundschaft schwankte —
und der Erfolg, wenigstens der vorübergehende einstweilige Erfolg
mancher Betriebe, hängt mehr von einer geschickten Devisenpolitik
als von guter solider Fabrikation ab. Dabei erfordert — immer wie-
der muß nachdrücklich darauf hingewiesen werden — die Behand-
lung der Arbeiter- und Angestelltenfragen, die Durchführung der
neuen Steuer- und Versicherungsgesetze nicht nur außerordentlich
viel mehr Personal und verschlingt Unsummen an Unkosten, son-
dern beansprucht auch die Köpfe der obersten und oberen Beamten
in unzulässiger Weise, und Millionen wertvoller Arbeitsstunden
gehen in dieser deutschen inneren unproduktiven Arbeit verloren,
die zum Heile der Volkswirtschaft besser sachgemäßer Fabrikation
und der Fortentwicklung der Konstruktionen gewidmet werden
sollten. (Sehr richtig!)
Trotz aller dieser Erschwernisse, m. H., können wir aber doch
erfreuliche Fortschritte auf den meisten Gebieten der deutschen
Elektrotechnik feststellen, die ich, in Schwachstrom und Starkstron
gegliedert, jetzt kurz skizzieren werde.
Zuvor möchte ich noch von wichtigeren wissenschaftlich-tech-
nischen Forschungsergebnissen aus dem abgelaufenen Jahre fol-
gende erwähnen:
In der drahtlosen Telegraphie ist ein wesentlicher Fortschritt
erzielt worden durch die Präzisionsdrehzahlregelung mittels Fre-
quenzrelais unter Verwendung von Glühkathodenröhren.
Ferner ist ein Schnellsendeverfahren für drahtlose Telegraphie
ausgearbeitet und zur Ausführung gekommen. Auch die drabtlose
Telephonie ist auf eine gesicherte Basis gestellt worden. l
Auf dem Gebiet der Telephonie und Telegraphie ist die Theorie
der Kettenleiter, aufgebaut auf der Theorie schwingungsfähiger
Systeme mit Koppelung, als wichtig zu erwähnen.
Die Ausbildung der Glühkathodenröhre hat zu neuen Meßmetho-
den für hochfrequente Wechselströme geführt. l
i Die Ausbildung der Glimmlampe brachte eigenartige Lichtwir-
zungen.
Weiter sind zu erwähnen die Fortschritte in der Röntgenspek-
trographie und ihre Verwendung zur Materialuntersuchung.
Nicht zu vergessen ist die elektrische Haftwirkung (elektrische
Anziehung ohne Magnetismus und Eisen) nach Johnson und Rah-
beck. `
a) Schwachstrom.
Die großen Anforderungen des Wirtschaftslebens an die Fern-
sprech- und Telegrapheneinrichtungen machten großzügige Neu-
anlagen und Erweiterungen notwendig. Als markanter Eckpfeiler
dieser Entwicklung sei die Verlegung des Rheinland-Kabels er-
wähnt, das von Berlin bis Düsseldorf und Köln auf eine Strecke von
600 km in diesem Jahre fertig verlegt wurde mit einer Aderlänge von
11. August 1922.
insgesamt etwa 117 000 km und sich im Betriebe glänzend bewährt
hat. Die Absichten, die man mit der Verlegung des Rheinlandkabels
zu erreichen hoffte, Fernbleiben der Störungen im Frühjahr und
Herbst, wie sie in allen Freileitungen auftreten, sind in vollem Um-
fange erreicht worden. Das Kabel erwies sich aber bei der steigen-
den Inanspruchnahme als bereits zu schwach, trotz seiner 52 Doppel-
ılern.- Die Erweiterung ist bereits in Ausführung, die ersten 75 km
Länge von Berlin bis Brandenburg sind fertig verlegt, u. zw. in einem
Kabel, das in den äußeren Dimensionen ebenso stark ist wie das
kheinlandkabel, jedoch die dreifache Aderzahl enthält. Eine solche
starke Vergrößerung der Sprechmöglichkeiten auf große Entfernun-
gen bei gleichem äußeren Kabelquerschnitt konnten natürlich nur
erreicht werden durch die Reduktion des Flächenquerschnittes der
einzelnen Adern bis %4 des Querschnittes im ersten Kabel, und diese
Reduktion war möglich durch die Fortschritte, welche man mit Ver-
stärkern erreicht hat. Während das alte Kabel Querschnitte ent-
hielt, die ein Sprechen Berlin—Köln ohne Verstärker noch ermög-
lichen, braucht das neue Kabel alle 75 bis 150 km Verstärker. Diese
Verstärker, über deren Ausführung bereits vielfach gesprochen wor-
den ist, ermöglichen nunmehr jede beliebige Entfernung in Europa,
etwa die Entfernung von Kristiania bis Rom, Petersburg bis Madrid,
mit Kabeln zu überbrücken und damit alle Störungen, die dem Frei-
I«ıtungsnetz anhaften würden, zu vermeiden. An dieser Entwick-
iung des Rheinlandkabels ist einerseits die Zunahme der Beanspru-
chung durch das Wirtschafstleben, andererseits die Entwicklung der
Technik auf das glänzendste zu erkennen.
Der Siemens-Schnelltelegraph hat weitere Ausbreitung gefun-
den, er wird neu eingeführt in Brasilien, Chile und Italien. Der Ver-
kehr Genua— London ging während der Konferenz teilweise über
Berlin. Eine der wichtigsten Reden Lloyd Georges war nach 14 h
über Berlin in London eingetroffen, (hört! hört!). Der eilige Ver-
kehr von London nach Amsterdam geht über Berlin.
In Fernsprechanlagen erregen die großen wirtschaftlichen Vor-
teile des Wählerbetriebes in der ganzen Welt die allgergrößte Auf-
merksamkeit und veranlassen eine ah Verbreitung des Systems.
— New York und Berlin haben mit dem Wählerbetrieb begonnen. —
Auch das neue Fernamt in Berlin, das das größte der Welt werden
soll, soll mit Wählerbetrieb für Hilfseinrichtungen und Verstärker
ausgerüstet werden.
Die Hochfrequenzmehrfachtelegraphie ist weiter entwickelt
worden und findet auf vielen Gebieten zunehmende Verwendung.
Auf elektrochemischem und elektrolytischem Gebiet haben sich
zeue Aufgaben im Laufe des Jahres gezeigt, die zumal auf Aufarbei-
tung verschiedener in der Kriegszeit aufgehäufter Misch- und Ab-
fall-Metalle mit elektrolytischen Methoden hinausliefen.
b)Starkstrom.
Die Erzeugung elektrischer Energie ist in ständiger starker Ent-
wicklung begriffen, eine größere Zahl modernster Groß-Kraftwerke
ist im Bau, andere in bedeutender Erweiterung, um dem Bedarf ge-
nügen zu können.
In der Schwerindustrie und chemischen Industrie dürften Zen-
tralenleistungen eines einzelnen Unternehmens, gerechnet für.seine
sämtlichen Kraftanlagen, in der Größenordnung von 100 000 kW
nicht mehr selten sein. Im Großgasmaschinenbau wurden neue Fort-
schritte mit Hilfe eines Ausspülverfahrens erreicht, das pro Zylin-
der (1500 mm Hub 1500 Durchmesser) 3000 PS zu erzeugen gestattet.
In Doppeltandemanordnung leistet ein solcher Maschinensatz bei
H Umläufen 12 000 PS. Dementsprechend verlangten auch die zuge-
hörigen Generatoren einen weiteren Ausbau. Die Gasturbinen und
die Hochdruckdampfmaschinen sind in stiller Weiterentwicklung.
Im Turbogeneratorenbau sind zwei neue Einheiten von 60 000 kVA
mit 1000 Umläufen für das Goldenbergwerk neu bestellt, während
in Frankreich verschiedene Zoelly-Turbinen gleicher Größenord-
nung mit 1500 Umläufen bereits in Betrieb sind. Die Frage der be-
sten Ausnutzung der Wärme war für alle wärmeverbrauchenden In-
dnstrien auch im Berichtsjahr die brennendste Betriebsfrage. Der
Ruths-Speicher hat sich auch in Deutschland an einigen Punkten
Eingang verschafft, und die Abhitzeverwertung aus Großgasmaschi-
nen ermöglicht auf je 100 PS 17 PS durch Umsetzung der Abhitze in
Dampfturbinen wieder zu gewinnen. Die Dampfkesselspannungen
sind betriebsmäßig bis auf 25 at gesteigert, u. zw. bei Turbinen mit
Anzapfungen von koher Atmosphärenzahl.
In der Konzentrierung der Elektrizitätserzeugung in Großkraft-
werken sind weitere Fortschritte gemacht. Das Goldenbergwerk hat
eine Erweiterung auf 300 000 kW beschlossen. Das Golpa-Werk wird
ausgebaut auf 11 Maschinen mit 16 000 kW, d. h. 176000 kW. Das
neue Werk Trattendorf ist in Betrieb genommen, so daß 65 000 kW
Maschinenleistung jetzt zur Verfügung stehen. Das Kraftwerk For-
tuna II im Bezirk Köln nähert sich seiner Inbetriebnahme und wird
4 Maschinen mit 20 000, also 80000 kW aufweisen. Bei Farge ist ein
Kraftwerk Unterweser im Entstehen, dessen Ausbau auf 100 000 kW
seplant ist, bei Büddenstedt nahe Braunschweig ist ein Werk von
30000 kW geplant. Die bayerischen Wasserkraftwerke am Wal-
‘ıensee, am Inn, an der Isar und Alz, ander Donau und am Main wer-
ien, wie Ihnen in besonderen Vorträgen und den Aufsätzen der Fest-
schrift dargelegt werden wird, verschiedene Mal 100 000 kW abgeben
können. Und nicht zuletzt wird die großzügige Ausnutzung der
Seckar-Wasserkraft, die durch Gründung der Neckar-A.G. gesichert
ist, uns eine ansehnliche Maschinenleistung bringen.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32.
1045
Diese fortschreitende Konzentrierung der Energieerzeugung
und die damit gegebene Energieübertragung auf weite Entfernungen
hat natürlich die Form der Übertragung stark beeinflußt. Eine neue
gıoße Reihe von 100000 V-Leitungen sind neu in Betrieb genommen
worden bzw. noch im Bau, und zwar in Bayern, Baden und Würt-
temberg, in Sachsen, im Rheinland und in Mitteldeutschland. Als
neueste im abgelaufenen Berichtsjahr in Betrieb genommene 100 000
„Voltleitungen nenne ich die Strecken Lauta— Großenhain, Lauta—
Trattendorf—Berlin, Hirschfelde—Dresden, Zschornewitz—Magde- `
burg. Diese Leitungen haben insofern besonderes Interesse, als sie
mit Aluminiumseilen ausgerüstet sind, und zwar Hirschfelde-Dres-
den, Lauta—Großenhain, Zschornewitz— Magdeburg mit Reinalumi-
nium, Trattendorf—Berlin mit Stahlaluminium. Auf die möglichst
breite Verwendung von Aluminium an Stelle von Kupfer werden wir
in den nächsten Jahren den allergrößten Wert legen müssen, um
unsere Einfuhr an Kupfer aus Amerika möglichst zu verringern
(technisch hat die Verwendung von Aluminium im Freileitungsbau
heute keine Bedenken mehr), und auch die Schwierigkeiten bezüg-
lich des Preises können als überwunden gelten, nachdem es gelun-
gen ist, Altaluminium von 99% Reingehalt wie Altkupfer zu ver-
werten und mit etwa 70 % des Tagespreises zu vergüten.
Der Ausbau des Bayernwerkes, des größten in Deutschland be-
findlichen 100 000 V-Netzes, wird voraussichtlich im nächsten Som-
mer beendet sein.
Durch die Konzentrierung der Erzeugung werden die Energien
aber so groß, die Übertragungslängen so weit, daß allmählich 100 000
Volt als Spannung nicht mehr ausreichen und die Projekte für Aus-
führung von 220000 V-Leitungen festere Gestalt annehmen.. Ver-
schiedene Pläne sind bereits in intensiver Bearbeitung, und die Zeit
halte ich nicht mehr für fern, in der wir auch innerhalb der Grenzen
unserer Heimat 220 000 V-Übertragungen werden aufweisen können.
Diese Netze höchster Spannung haben uns mit ihren ange-
schlossenen Energiemengen vor ganz neue Aufgaben hinsichtlich der
Überstrom- und Überspannungsschutzfrage gestellt. In eingehenden
Beratungen ist von den vereinigten Baufirmen des Bayernwerkes
zusammen mit dem Bayernwerk und dessen Sachverständigen ein
neues Selektivschutzsystem ausgebildet worden, das jetzt in Aus-
führung begriffen ist. Es wird, wenn es seine Proben bestanden hat,
uns in der weiteren Entwicklung und der Verkoppelung der Hoch- '
spannungsnetze Deutschlands wertvolle Dienste erweisen.
Parallel zu der Freileitungstechnik macht auch die Kabeltechnik
Anstrengungen, um weiterzukommen. Die verseilten Dreileiterkabel
für 35 000 V haben sich bisher gut bewährt, gleiche Kabel für 50 000
und 60 000 V für einen Versuchsbetrieb sind im Bau, nachdem Labo-
ratoriumsversuche ein zufriedenstellendes Resultat erbracht haben.
Große Fortschritte hat in letzter Zeit der Umformerbau aufzu-
weisen. Die größten bis jetzt überhaupt gebauten Einanker-Um-
former bis 5000 kW haben eich im Betrieb gut bewährt. Quecksilber-
dampfgleichrichter sind bis 250 A mit einem Glasgefäß und bis 600 A
in Stahlzylindern fertiggestellt.
Der größte Verbraucher elektrischer Energie ist immer noch der
Elektromotor mit einem Verbrauch von etwa 60 % der gesamten er-
zeugten kW-Stunden, die im Berichtsjahr. auf wohl etwa 25 Milliar-
den insgesamt öffentlicher und privater Erzeugung in Deutschland
zu schätzen sind.
Auf dem Gebiete elektrischer Bahnen, die sich in anderen Län-
dern (Schweiz, Italien) stark entwickeln, ist in Deutschland nichts
Neues zu berichten.
Die Entwicklung von Straßenbahnen hat angesichts der un-
glücklichen deutschen Wirtschaftsverhältnisse ganz und gar aufge-
hört, nicht eine einzige neue Straßenbahn ist gebaut worden, und die
bestehenden Straßenbahnen haben Mühe, ihr Material in Ordnung
zu halten und ohne Verlust zu arbeiten. Als technische Neuerung
ist die Verwendung von Wälzlagern und die Belüftung der Straßen-
bahnmotoren anzusprechen.
Auf dem Gebiete der elektrischen Vollbahnen sind die Arbeiten
für die Errichtung neuer Linien wieder in Angriff genommen wor-
den, und die im Vorjahr aufgestellten technischen Entwürfe sollen
jetzt in größerem Umfange erprobt werden. Besonders in Bayern
werden eine Anzahl Linien für den elektrischen Betrieb eingerich-
tet, um die beim Ausbau der Wasserkräfte gewonnenen Energie-
mengen für den Bahnbetrieb nutzbringend zu verwerten und die
mangelnde Kohle zu ersetzen.
Im Maschinenbau hat die Tendenz zur Verwendung immer grö-
ßerer motorischer Einheiten nur im Gebiete der Schwerindustrie
weiteren Boden gewonnen. Dort sind Walzenzugsmaschinen größter
Einheiten (21 000 PS max. Leistung) mit Drehmomenten bis 300 mt
(mt = Metertonnen) zur Aufstellung gekommen. Die große Mehr-
heitder zum Antrieb der unendlich vielgestaltigen Arbeitsmaschinen
verwendeten Motoren verfolgt aber ausgesprochenermaßen die Ten-
denz zur immer weiteren Aufteilung in stets kleiner werdende Ein-
heiten. In dieser Richtung bewegt sich die Entwicklung des Ring-
spinnmaschinenantriebes mit Einheiten von etwa 10 kW zum Einzel-
spindelantrieb mit 30 bis 40 W Leistung; ebenso des Papiermaschi-
nenantriebes vom Einzelmotorantrieb zur Unterteilung auf 4 bis
6 Abteilungen, die Entwicklung des Mehrmotorenantriebes von ver-
schiedenen Werkzeugmaschinen, Fräswerken, Karusselbänken, Ra-
dialbohrmaschinen, Schleifmaschinen usw. Die Entwicklung des
Einzelantriebes wird nicht in kraftübertragungstechnischen Ge-
sichtspunkten gesucht, sondern hauptsächlich in einer quantitativen
1046;
uder qualitativen Mehrleistung der Arbeitsmaschinen durch homo-
genen organischen Einbau des Elektromotors in ihr Gefüge und An-
passen seiner elektrischen Größen an die jewejlig vorliegenden Be-
dürfnisse der Arbeitsmethode.
Auf landwirtschaftlichem Gebiet hat das Berichtsjahr die ersten
umfassenden Betriebsergebnisse für die Verwendung der elektri-
schen Energie zur Konservierung von Futtermitteln gebracht. Eine
. größere Reihe von Elektrofutteranlagen haben sich gut bewährt, sa
daß an den Ausbau solcher Anlagen auf breiterer Basis gedacht wer-
den kann. Mit dem fortschreitenden Bau von Elektrofutteranlagen
wird sich das Belastungsbild der Überlandzeutr&ien voraussichtlich
stark ändern, d. h. verbessern.
Damit habe ich der Gepflogenheit entsprechend die hauptsäch-
lichsten Entwicklungsgebiete gestreift, auf Einzelheiten einzugehen
würde mich in diesem Rahmen zu weit führen.
M. H.! Ich weise nun auf die Vorträge unserer heutigen und
morgigen Tagung hin. Den eben erwähnten Fortschritten entspre-
chend haben wir die Themata der Vorträge gewählt. Aus dem Ge-
biete des Starkstromes soll die Ausnutzung großer Kraftquellen mit
Hilfe des elektrischen Stromes beleuchtet werden. Herr Geheimrat
Prof. Dr. OSSANNA wird über, die Fernleitungsmöglichkeiten elek-
trischer Arbeitsmengen, Herr Dir. Dr. HESS über die Verwendung
elektrischer Energie zu chemischen Zwecken sprechen. Diese The-
mata sind hier in Bayern, wo es gilt, viele Tausende von Kilowatt zu
verwerten, die in den nächsten Jahren aus Wasserkräften gewonnen
werden, besonders aktuell. Mitteilungen aus dem elektrischen Fern-
zugbetrieb der Reichsbahn werden morgen durch Herrn Oberreg.-
Baurat WECHMANN vom Reichs-Verkehrsministerium gemacht wer-
den, und anschließend werden wir aus dem berufenen Munde des
Herrn Prof. Dr. ZENNECK auf dem Gebiete des Schwachstromes das
Thema „Elektrische Ströme in Gasen” behandelt sehen. Interessante
Besichtigungen der in Arbeit befindlichen Wasserbauten der Kraft-
werke des Walchenseewerkes, der Mittleren Isar, des Innwerkes, der
Ilsarwerke sowie des Südwerkes I und II der Stadt München und der
staatlichen automatischen Fernsprechämter werden unser 3tägiges
Programm ausfüllen.
Über die Tätigkeit unseres Verbandes selbst wird der General-
sekretär Herr SCHIRP auszugsweise berichten. Der Bericht de=sel-
ben liegt Ihnen in seinem ganzen Umfange gedruckt bereits vor. Ich
weise auf die vielen Beschlüsse hin, die unsere Jahresversammlunx
als Folge der im Jahre geleisteten Verbaudsarbeiten und der Kom-
missionsbeschlüsse zu fassen haben wird, und hoffe, daß die Be-
schlüsse, die wir fassen werden, dem Verband und der deutschen
Elektrotechnik überhaupt zum Segen und Fortschritt gereichen
“ mögen.
An dieser Stelle nehme ich gern Veranlassung, den Herren, die
in den im abgelaufenen Jahre besonders zahlreichen Kommissions-
sitzuugen aufopfernde Arbeit geleistet haben, hiermit im Namen des
Verbandes herzlichst zu danken und unsere Anerkennung für die
Schaffung der neuen Bestimmungen auszusprechen (Beifall).
Das Leben unseres Verbandes blüht, und wir freuen uns seines
Gedeihens und seiner Weiterentwicklung. Auch fruchtbar ist er
gewesen und hat Familienzuwachs bekommen. Neue Bezirksvereine
sind in Chemnitz, Halle, im Bergischen Lande, in unserer schönen
geliebten Rheinprovinz und Düsseldorf entstanden, und als Zeichen,
daß deutscher Geist und deutsche Technik fest und treu auch im
Osten unseres Vaterlandes die Wacht halten, ist in Königsberg in
Östpr. ein starker Bezirksverein gegründet worden. Mit herzlichem
Dank an die Männer, die die Gründung der B.V. durchführten, rufen
wir ihren Vertretern heute ein herzliches Willkommen zu, wünschen
ihnen Blühen und Gedeihen mit dem frohen Zuruf: Hie wie dort
gut deutsch allewege! (Bravo!)
M. H.! Ich bin am Ende meines kurzen Überblickes über die Ge-
schehnisse im letzten Geschäftsjahr angelangt und möchte unserem
Verbande noch ein Geleitwort fürs neue Jahr auf den Weg geben.
Dabei muß ich aber stark auf das politische Gebiet übergehen, das
ja heute mit dem täglichen Denken und Fühlen eines jeden Deut-
schen eng verbunden ist. Mancher von uns hatte vielleicht gehofft,
die Konferenz von Genua würde uns wesentliche wirtschaftliche Er-
leichterupgen bringen. Das ist nicht geschehen. Nur eine Tat ge-
schah, die wir freudig verzeichnen: Das war der Abschluß des
Deutsch-Russischen Vertrages von Rapallo. Zum ersten Male seit
dem Kriege saß die deutsche Delegation nicht auf der Anklagebank,
um nur das Diktat des Feindbundes entgegenzunehmen, sondern sie
beriet mit in der Rolle der Vertreter eines Staates und fand den Mut,
eine selbständige Handlung ohne vorheriges ängstliches Fragen bei
den anderen vorzunehmen und den Rapallovertrag abzuschließen.
Dafür wissen wir der Regierung Dank. Es ist nicht so sehr die wirt-
schaftliche Bedeutung des Vertrages, als die Tatsache seines Ab-
schlusses selbst, die ich als ein erfreuliches Symptom zurückkehren-
deu Mutes buche. Zwar wurde ob dieses Mutes unsere Regierung von
der anderen Seite sofort mit Schmutz beworfen, der Hinterhältigkeit
und Unaufrichtigkeit, ja sogar der Vertragsbrüchigkeit gegenüber
den „heiligen Satzungen“ des Versailler Vertrages bezichtigt. Wenn
auf solche verbogenen Ansichten, die sich namentlich aus dem Munde
des fanatischen französischen Ministerpräsidenten immer wieder
breit machen, dort in Genua aus taktischen Gründen nicht deutlich
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heft 32.
11. August 1922.
Kb m m nn nn
genug geantwortet werden konnte, und wenn auch leider, wie ich
einmal offen aussprechen muß, im deutschen Parlament solchen Ge-
danken meines Erachtens nicht scharf genug entgegengetreten wira
(bravo, sehr richtig!), so wollen und müssen wir immer mehr jede
Gelegenheit, auch die einer großen Jahresversammlung, wie unsere
heutige, benutzen, um rückhaltlos und furchtlos gegenüber den
furchtbaren französischen Entstellungen und Verhetzungen der Welt
die Wahrheit zu sagen (bravo!), und so stellen wir hier versammei-
ten 2400 deutschen Elektrotechniker der Öffentlichkeit gegenüber
hiermit fest:
1. Der Versailler Vertrag ist keine „heilige Satzung“, sondern
eine durch unerhörte militärische Druckmittel und Bedrohungen er-
reichte Eıpressung (stürmischer Beifall). Seine Voraussetzung, die
deutsche Schuld am Weltkriege, ist geschichtliche Fälschung. Das
deutsche Volk hat diesen Krieg nie gewollt; die angeführten Be-
weise sind Anspachsche Fälschungen, wie der Eisnerprozeß bewies
(stürmische Zustimmung).
2. Jedermann wußte und weiß es, und alle Welt außer Frank-
reich gibt es heute zu, daß die uns mit diesem Erpresservertrag auf-
` erlegten Bedingungen absolut unerfüllbar sind (sehr richtig!) ferner
daß die aus der Unmöglichkeit der Erfüllung notwendiger-
weise folgenden sogenannten Verfehlungen Deutschlands keine sv-
genannten Sanktionen seitens einer Macht rechtlich nach sich ziehen
dürfen, und daß diese mit dem teuflischen Wort „Sanktionen“ beleg-
ten Vorgänge nichts sind als Rechtsbrüche und Vergewaltiguugen
einer übermütig gewordenen Nation gegenüber dem ohnmächtig un.
wehrlos gemachten Deutschland (stürmischer Beifall).
4. Die immer wieder auftretenden Nachrichten von Kriegs- unl
Revanchevorbereitungen in Deutschland sind Lügen, sind Anspah-
sche Phantasien. Wir wollen Ruhe und Frieden haben (sehrrichtig!).
5. Das deutsche Volk lebt nicht, wie man drüben allgemein br-
hauptet, in Saus und Braus und kann deshalb jährlich Hunderte von
Milliarden Reparationszahlungen leisten. Im Gegenteil, es arbeitet
hart und lebt bescheiden.
M. H.: Der Verbrauch, für 1 Jahr und Kopf der deutschen Bevül-
kerung war
93 | 19%
an Fleisch . ..... a 52 kg | 20 kg
„ Mehl 22.5 Arena. 125 83 „
Also war 1920 der Fleischverbrauch nur 39 %, der Mehlverbrauc!:
nur 66 % vom Friedensverbrauch.
M. H.: Die Welt höre es — so praßt das deutsche Volk (stü!-
mische Zustimmung), und dieses darbende Volk kann, wenn es nich!
völlig zugrunde gehen soll, die wahnwitzigen Reparationsforderun-
gen nicht leisten. Richtet Ihr es aber völlig zugrunde, Ihr Männer
um Poincare, so grabt Ihr Euch Euer eigen Grab.
M. H.! Wie unsere Regierung den Mut fand, den Rapallovertra®
abzuschließen, so wollen wir Elektrotechniker den Mut finden, urbi
et orbi diese Wahrheiten zu sagen. Wir wollen, wenn auch noch
schlimmere Zeiten kommen, durchhalten und setzen dem französ:-
schen Veernichtungswillen die Arbeitskraft und den Schaffenswillen
des deutschen Ingenieurs, Elektrikers und Arbeiters entgegen;
tapfer, arbeitsentschlossen und mutig wollen wir ins neue Jahr hiu-
eingehen, eingedenk des alten lateinischen Geleitwortes: Fortes
fortuna adjuvat: Nur dem Mutigen hilft das Schicksal. (Lebhafter,
lang andauernder Beifall und Zustimmung.) |
(Schluß folgt.)
|
Prüfstelle des VDE.
Betr.: Firmenkennfäden für isolierte Leitungen.
Unter Bezugnahme auf die in der „ETZ” 1921, H. 52, S. 1523 ve!“
öffentlichte Liste derjenigen Hersteller isolierter Leitungen, denen
ein Firmenkennfaden von der Prüfstelle des VDE bisher zugewiesen
war, wird hierdurch bekanntgegeben, daß nachträglich den unten an-
geführten Firmen ein Firmenkennfaden zugewiesen wurde.
Prüfstelle des VDE.
Zimmermann.
Kabel- und Gummiwerk Coesfeld A. G. in Coesfeld in Westf, _
Faradit-Isolierrohrwerke Max Haas A. G., Chemnitz-Reichenhait:
Kabelwerk G. m. b. H. in Fröndenberg (Ruhr),
NMeirowsky & Co. A. G. in Porz (Rhein),
Elektrotechnische Fabrik A. G. in Vacha a.d. Werra,
Westdeutsche Draht- und Kabelwerke A. G. in Duisburg, _
Deutsche Kabelindustrie G. m. b. H., Berlin-Niederschöneweid®,
Kabelfabrik und Drahtindustrie A. G. in Wien,
Metall- und Kabelwerke A. G. Cossonay-Gare (Schweiz),
N. V. Hollandsche Draad- en Kabelfabriek Amsterdam.
11. August 1922.
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 17. VIII. 1922, abends
R Uhr, Vortrag des Herrn Obering. Siems, Berlin über „Moderne
Schaltanlagen“ im Saal 42 der Techn. Hochschule.
Dresdener Elektrotechnischer Verein. Im August und September
keine Sitzungen und keine Verbandsmitteilungen.
RECHTSPFLEGE.
Ist eine Mängelanzeige rechtzeitig, wenn sie infolge Arbeits-
überlastung, die durch die Zwischenkunft von Feiertagen veranlaßt
ist, an sich verspätet wäre? — Nach § 377 HGB. hat der Käufer die
Ware unverzüzlich nach der Ablieferung durch den Ver-
käufer, soweit dies nach ordnungsmäßigem Ge-
schäftisgange tunlichist, zu untersuchen und, wenn sich
ein Mangel zeigt, dem Verkäufer unverzüglich Anzeige zu
machen. Unter unverzüglich im Rechtssinne ist zu verstehen „ohne
schuldhaftes Zögern” (8 121 BGB.). Eine verzögerte Untersuchung
und Anzeige der Mängel schadet also an sich nicht. Erst das ver-
sehuldete Zögern läßt das Rügerecht des Käufers untergehen.
Wann ist jedoch eine Verzögerung der Untersuchung und Anzeige
schuldhaft? Daß auf die besondere Lage des Käufers Rücksicht ge-
nommen werden mußte, darüber war man sich klar. So galt es stets
als Entschuldigung für das Hinausschieben der Untersuchung, wenn
mehrere große Sendungen zu unerwarteter Zeiteintrafen. Ilingegen
war die Frage nicht geklärt, ob und inwieweit die durch Feiertage
im Betriebe einzetretene Überlastung das Hinausschieben der Unter-
suchung und der Mängelanzeize rechtfertigt. Während die unteren
Instanzen diesen Umstand als Entschuldigungsgrund nicht zuließen,
erklärte das RG., daß hierauf Rücksicht zu nehmen sei. Es handelte
sich um folgenden Streitfall: Bei einem Kaufmann, dessen Disponent
beurlaubt war, läuft Ware am 7. VI. 1919, dem Sonnabend vor Pfing-
~en, gegen Mittag ein. Infolge der durch das Pfingstfest veranlaß-
ten Betriebsunterbrechung konnte die Ware erst am darauffolgen-
den Mittwoch, den 11. VI., untersucht werden. Die hierbei sich erge-
binden Mängel wurden am 12. VI. angezeigt. Zwischen Einlieferung
Jder Ware und Mängelanzeize lagen demnach 5 Tage. Der Käufer
vutschuldigte die Verzögerung mit der Arbeitsüberlastung, die durch
lir Abwesenheit seines Disponenten, insbesondere aber durch die
Friertage verursacht war. Das RG. (Urteil des III. Zivilsenats vom
14. VI. 1921, „Jur. Wochenschrift” 1922 v. 1. VI. 1922, S. 802 f.) läßt
diese Entschuldigung zu und führt hierzu folgendes aus:
„Der Handelsverkehr erfordert freilich eine rasche Erledigung
der Geschäfte, und es muß deshalb auch mit der Unverzüglichkeit
ter Mängelanzeige streng genommen werden. Indessen kommt es
{och immer auf die tatsächliche Lage an. Wenn nun auch, wie das
BRG. hervorhebt, die Untersuchung etwas einfach war und wenig
Leit erforderte und die Beklagte nach der mehrtägizen Betriebs-
pause Anlaß zu beschleunigter Tätigkeit hatte, so bleibt doch die
Tatsache bestehen, daß eben infolge des vorübergehenden Ruhens
dra Betriebes unerledigte Sachen sich anhäufen mußten, die nur
nach und nach erledigt werden konnten. Die Beklagte hatte unter
Beweis gestellt, daß ihr Disponent vor den Pfingsttagen beurlaubt
worden und bei Wiederbeginn seiner Tätigkeit am 11. VI. 1919 mit
Arbeit überlastet gewesen sei. Diese Behauptung hat das B.G. mit
Unrecht für unerheblich erklärt. Wenn eine solche von der Be-
kiieten nicht verschuldete Überlastung, die allerdings nach Art und
Umfang noch näher darzulegen ist, wirklich bestand, so muß sie be-
rüeksichtigt werden, wenn es sich fragt, ob die Beklagte die Mängel-
anzeige unverzüglich, d. h. ohne schuldhaftes Zögern erstattet hat.
Es läßt sich auch nicht, wie das B.G. tut, ohne weiteres sagen, daß
die Anzeige als eine dringliche und schnell zu erledigende Arbeit
vorweggenommen werden mußte Zu einer solchen Bevorzugung
dieser Angelegenheit. vor anderen unerledigten Geschäften hätte es
eines besonderen Anlasses bedurft, der jedenfalls nur unter Berück-
sichtigung der übrigen damals vorliegenden Geschäfte nach Zahl
und Art festgestellt werden konnte.”
Auch auf die Organisation des Betriebes muß Rücksicht. genom-
ten werden. An einen Einzelkaufmann, der gewöhnlich die Ent-
scheidung, ob Mängel vorhanden und ob sie gerügt werden sollen,
selbst trifft, sind größere Ansprüche hinsichtlich der Unverzüglich-
keit der Mängelanzeige zu stellen als unter Umständen ap eine
\ktienzesellschaft, wo der untersuchende Beamte erst mit seinem
Vorgesetzten sich darüber aussprechen muß. Das RG. führt hierzu
aus:
„Was insbesondere die Möglichkeit einer schnellen Erledigung
betrifft, so ist auch zu berücksichtigen, daß es sich hier um den Be-
'rieh einer Aktiengesellschaft handelt und der Disponent der Be-
klagten sich naturgemäß nach dem Ergebnis der Untersuchung nicht
nur selbst über die Frage der Mängelanzeige schlüssig machen, son-
dern auch mit dem Direktor der Gesellschaft besprechen mußte, was
auch bei völlig ordnungsmäßigem Geschäftsgange eine gewisse Zeit
in Anepruch nahm. Es bedarf also einer genauen Feststellung der
damaligen Geschäftslage der Beklagten.”
Lchrreich ist auch, was das RG. hinsichtlich der Beförderungs-
art der Anzeige sagt:
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32.
1047
„Nach $ 377 Abs. 4 HGB. genügt zur Erhaltung der Rechte des
Käufers die rechtzeitige Absendung der Anzeige. Die Gefahr
der Beförderung trifft also den Verkäufer, und er muß die Anzeige
gelten lassen, auch wenn sie erheblich später bei ihm eintrifft, als
nach dem regelmäßigen Verlauf zu erwarten gewesen wäre An-
dererseits muß es aber auch genügen, wenn eine an sich verspätet
abgesandte Anzeige durch die Wahl einer besonders schnellen Be-
förderungsart, z. B. eines Telegramms anstatt eines Briefes, noch
rechtzeitig, d. h. so zeitig eintrifft, wie eine rechtzeitig, aber ohne
diese Beschleunigung abgesandte Nachricht eingetroffen wäre. Es
ist nicht ausgeschlossen, daß der am 12. VI. abgesandte Eilbrief noch
am gleichen Tage in die Hand des Klägers gekommen ist, und es ist
möglich, daß auch ein am 11. VI. alsbald nach der Untersuchung ab-
gesandter gewöhnlicher Brief erst im Laufe des 12. VI. bei dem Klä-
ger eingelaufen wäre. Die Anzeige durch den Eilbrief vom 12. VI.
müßte in jedem Falle als genügend angesehen werden. wenn sie so
zeitig einzetroffen ist, wie, was nach den damaligen Verkehrsver-
hältnissen zu beurteilen ist, ein am 11. VI. abgesandter einfacher
Brief voraussichtlich eingetroffen sein würde. Einer hiernach sich
ergebenden Gleichzeitierkeit müßte aber nach Treu und Glauben
auch der Fall gleichgestellt werden, wenn es sich um einen Unter-
schied von nur wenigen Stunden innerhalb des nämlichen Tages
handelt, es müßte deun sein, daß aus besonderen vom Verkäufer
darzulegenden Gründen das spätere Eintreffen der verspätet abge-
sandten Anzeige einen Nachteil für seine weiteren Verfügungen be-
deutete.” Alles in allem ein Urteil, das man sich merken muß. Unter
feiner Abwägung aller beachtenswerten Umstände kommt das RG.
zu einem Ergebnis, das die Billigung aller kaufmännisch orientierten
Juristen finden wird.
Rechtsanwalt Dr. W, Ringwald, Badisch Rheinfelden.
Teilprioritäten. — Von der Beschwerdeabteilung des Prager
Patentamts ist entschieden worden, daß für den Umfang einer tsche-
chischen Patentanmeldung nur eine Priorität gewährt werden
kann. Es ist somit nicht möglich, mehrere innerhalb des Unions-
Jahres in einem Unionsstaate erfolgte Anmeldungen zu einer An-
meldung in der Tschechoslowakei zusammenzufassen. Eine gleiche
Entscheidung ist vor kurzem vom Belzrader Patentamt in
erster Instanz getroffen worden. Diese Entwicklung ist unerfreu-
lich, da sie deutschen Staatsbürgern die Entahme von Auslands-
patenten in den betreffenden Ländern ungebührlich verteuert. Lei-
der ist der nahcliegende Weg, durch Gegenseitigkeit eine Vergel-
tung herbeizuführen, nicht gangbar, weil der Artikel 2 des Unions-
vertrages die Bürger der vertrazschließenden Staaten in bezug auf
die Vorteile des Abkommens gleichstellt und in Deutschland allen
nn. Staatsangehörizen von jeher Teilprioritäten gewährt
werden.
Patentverlängerung in Belgien. — In Belgien sind sämtliche
Patente, also auch die der deutschen Staatsangehörigen, automatisch
um die Kriegsdauer verlängert worden; es waren mithin weder be-
sondere Anträge zu stellen noch Gebühren zu zahlen, um die Ver-
längerung zu erlangen.
Nun haben viele, namentlich ausländische Patentinhaber ver-
säumt, die erste während des Kriegs fällig gewordene Jahresgebühr,
welche vor dem 30. IX. 1921 entrichtet werden mußte, zu bezahlen.
Das Brüsseler Patentamt hat aber beschlossen, die Wiederinkraft-
setzung der hierdurch verfallenen Patente auf Grund des Vertrages
von Trianon allen Patentinhabern der Unionsländer zu ermöglichen,
wenn die rückständige Gebühr ohne Zuschlag und die eventuell
inzwischen fällig gewordenen Jahresgebühren bis zum 26. VII.
dieses Jahres eingezahlt würden. Dieser Akt internationalen Ent-
gezgenkommens — auch Deutschland gegenüber — sei, da er heute
nur allzu selten ist, gern vermerkt.
Beschlagnahmte deutsche Warenzeichen in Amerika. — Be-
kanntlich hat der Alien Property Custodian außer etwa 4500 Paten-
ten auch viele Warenzeichen deutscher Gesellschaften in Bausch
und Bogen an die Chemical Foundation Ine. für 250 000 $ verkauft.
Für die Inhaber solcher Schutztitel dürfte eine Entscheidung des
United States Court of Appeal von Interesse sein. Die französische
Firma A. Bourjois & Co., die Java-Gesichtspuder herstellte, hatte
ihre amerikanische Geschäftsniederlassung verkauft. Der Erwerber
behauptet, mit dem Kauf auch die in den V. S. Amerika eingetra-
genen Marken „Java“ und „A. Bouriois & Co.” ausschließlich erwor-
ben zu haben. Die französische Firma hatte dann ihre Fabrikate
mit ihrer Marke „Java“ in den Vereinigten Staaten direkt verkauft.
Der Erwerber der Niederlassung klagte nun auf Schadenersatz we-
gen unberechtister Führung der Marke „Java“ und wurde abge-
wiesen mit folgender, auszugsweise wiedergegebenen Begründung:
„Trade marks are intended to show without any time limit the origin
of the goods they mark so that the owner and the publie may be
protected against the sale of one man’s goods as the goods of another
man. If the goods sold are the genuine goods covered by the trade
mark the rights of the owner of the trade marks are not infringed
by such sale.” .........
Namhafte amerikanische Rechtsgelehrte stehen auf dem Stand-
punkt, daß diese Entscheidung dem Rechtsempfinden und dem Stand-
punkt der amerikanischen Juristen durchaus entspreche, und sind
der Auffassung, daß deutsche Firmen, wenn sie ihre Waren mit ihrer
m. a
nn nn
1048
alten bekannten Marke einführen, ebenso freigesprochen werden
würden, falls sie etwa von der Chemical Foundation Inc. angegriffen
werden sollten.
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem der Schriftleitung
und obne deren Verbindlichkeit.)
Betriebsmäßige Erwärmung von großen D-Sicherungsstöpseln.
Es erscheint mir, daß den Leitungen wirtschaftlich eine bei
weitem größere Wichtigkeit zukommt, als den dieselbe schützen-
den Sicherungen. Nur dann, wenn es wirklich nicht möglich ist, In
der Konstruktion der Sicherungen die Anforderungen der Lei-
tungen zu erfüllen, sollte zu einem Konipromiß gegriffen werden,
als welches mir die Heraufsetzung des Grenzstromes von 1,6 auf
2,1 erscheint.
Vieles im Aufsatz von E. SCHOOF!) kann ich nur beslätigen:
Die Wärmeerzeugung der Sicherungen rührt fast nur von deın
Silberdrahte der Patrone her. Es ist auch wirklich nicht
möglich, dieselbe mit gewöhnlichen Mitteln herabzusetzen.
Weiterhin ist die Wärmeerzeugung bei einer Dauerbelastung nahe
dem Grenzstrome ganz außerordentlich groß und führt eine ge-
führliche „Vorwärmung“ — für den Fall eines nachfolgenden
Kurzschlusses — herbei.
Beim Vorschlage des Herrn SCHOOF entstehen folgende Fragen
Tritt mit der vorgeschlagenen Erhöhung des Grenzstromes
nicht eine Gefährdung der Leitungen auf? Oder besser umgekehrt,
wenn man für einen gegebenen Leitungsquerschnitt einen be-
stimmten Grenzstrom als gerade noch zulässig erachtet: Bedingt
die Heraufsetizung des Grenzstrom-/Nennstromverhältnisses nicht
eine Herabsetzung der Belastungsfähigrkeit der wirtschaftlich
wichtigeren Leitung zugunsten der wirtschaftlich minder wich-
tigen Sicherung? Und wenn auch der gefährliche Kurzschluß einer
stark vorgewärmten Patrone nicht wahrscheinlich ist, so ist er
doch möglich!
Es erscheint mir daher nicht überflüssig, vorerst doch noch
nachzusehen, ob bei den üblichen Konstruktionen der großen Pa-
tronensicherungen auch wirklich alles getan ist, um dem Übel-
staude der Erwärmung der Sicherungen abzuhelfen. Hier tritt mir
nur zu sehr die Wahrscheinlichkeit vor Augen, daß nicht nur
die Vorschriften die Wärmevorgänge in den Sicherungen nicht be-
achtet haben, sondern daß man sich auch bei der Konstruktion
der Sicherungen der Größe der Erwärmung nicht genügend bewußt
sein mußte. Der Verlust im Silberdrahte der Patrone beim Nenn-
strome und einem Grenzstromverhältnis 1,6 ist etwa rd. 0,1 V bei
allen Patronengrößen. Bei der Patrone von 25 A Nenustrom ist
also im Drahte eine Wärmeerzeugung von 2,5 W, bei 200 A eine
solche von etwa 20 W vorhanden.
Die Konstruktion der Sicherung muß trachten, diese Wärme
abzuführen. Vergleicht man die üblichen Abmessungen der Pa-
tronen und der Sicherungselemente, so findet man, daß mit stei-
gendem Nennstrome, die pro Watt zur Verfügung stehende
Kühlmöglichkeit immer kleiner wird. Die Patrone selbst ist viel
zu klein und von einem schwer lüftbaren Stück schlecht wärme-
leitenden Porzellans eingeschlossen. Die von der Luft frei um-
spülten Flächen sind vom Herde der Wärmeerzeugung durch mit
der Nennstromstärke immer größer werdende Massen von Por-
zellan und stagnierender Luft getrennt. Die Wärmezeitkonstante
wird daher immer größer, je größer die Nennstromstärke der
Sicherung. Die Konstruktion könnte, kraß ausgedrückt, eher den
Eindruck erwecken, daß hier wie in einem Kachelofen die Wärme
zurückgehalten werden soll.
Es ist also augenscheinlich nicht angängig, die Konstruktion,
die bei 25 A ganz einwandfrei ist, nur den mechanischen Anfor-
derungen genügend, typisch unverändert weiterzuleiten. Mit stei-
gendem Nennstrome muß eine Konstruktionsumformung, die für
die fehlende Kühlmöglichkeit Ersatz schafft, angestrebt werden.
Die Aufgabe ist: Wie läßt sich die Wärmeabgabe vom Silber-
drahte an das Luftreservoir besser vermitteln?
Hierzu vor aller Antwort: Wie verbreitet sich die im Silber-
drahte erzeugte Wärme von der Erzeugungsstelle?
Eine überschlägige Rechnung zeigt, daß dieselbe bei den
kurzen, dicken Patronen 1. zu einem geringen Teil durch die
Füllung der Patrone an die Mantelfläche derselben gelangt, 2. ein
überwiegend größerer Teil derselben wandert aber längs des gut
wärmeleitenden Silberdrahtes an die messingenen Endkontakte
und von diesen längs der Metallkonstruktion der Zu- und Ab-
leitung teils aufs Porzellan des Sicherungselementes, teils weiter
bis zu den Kontaktbolzen und Zuleitschienen oder sonstigen An-
schlußleitungen.
Die Konstruktion muß daher trachten, Teile, welche den Sitz
der Wärme auf ihrer Wanderung bilden, in ihrer Oberfläche schon
möglichst nahe dem Erzeugungsherde stark zu entwickeln, diese
Kühlflächen mit der Luft in freie Berührung bringen und für gute
Luftzirkulation nach Möglichkeit sorgen.
D „ETZ 192, S. 431.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 32.
> a E
[1
-
Fr
11. August 1922.
x Für die ‚quer durch die Patrone zur Mantelfläche derselben
strömende Wärme 1. könnten aufgekittete Mantelblechringe nach
Art eines Rippenrohres sorgen, für die längs der Zuleitungen
strömende Hauptmenge der Wärme müßten möglichst nahe an
den Sockelkontakten, an denen die Zu- und Ableitung des Strome:
zur Patrone resp. zum Stöpselkopf erfolgt, Blechplattenkühluneen
sorgen. Der Lüftung wegen könnte das Porzellan des Elementes
durch eine leichter lüftbare, wohl auch größere Gußeisenhülle
ersetzt werden. Um der Schwierigkeit des Gewindedurchmessers
zu entgegen, Könnte eventuell die für 1 sorgende Rippenbildung
entfallen und durch 2 mit ersetzt werden. Minder wirksam wäre
die Absaugung der bis zu den Kontaktbolzen gelangenden Wärme
durch mit denselben gut verschraubte Kühlblechplatten, da natur-
gemäß bis dorthin nur ein Teil der Wärme gelangen wird. (Da-
gegen wäre dies eine einfache Hilfe bei Sicherungen mit offenen
Schmelzstreifen, bei denen die gleichen Schwierigkeiten wie bei
na n allerdings erst bei höheren Nennströmen zutage
reten.
Bei gekapselten Sicherungen müßten offenbar die äußeren
Maße der Hülle noch größer gewählt werden.
Ziemlich ungeklärt bleibt die Frage der gefährlichen „Vor-
wärmung“ durch langandauernden Strom knapp unter dem Grenz-
strom. Offenbar muß sich hier das Silber in der Mitte der Pa-
trone nahe der Schmelztemperatur befinden, mag man die Sache
anstellen, wie man will. Bei besserer Kühlung wird aber die mit-
erhitzte Masse kleiner sein, die Zeitkonstante wird auch kleiner
werden, was alles nur günstig sein kann.
Zur Bekämpfung der „Vorwärmung” erscheint nur der von
den offenen Einsätzen her bekannte Weg etwas versprechend, d. i.
die Herstellung von zwei Gruppen innerhalb der Patrone, von
denen die eine als Taktgeber den Grenzstrom bestimmt, die zweite
hierbei kühler bleibende die Lichtbogenlöschung übernimmt. -
Wien, 3. April 1922. Franz Kraus.
Erwiderung.
Wie ich schon in meinem Aufsatz ausgeführt habe, wird der
Schutz der Leitungen und Maschinen durch das Hinaufsetzen der
Grenzstromstärke nach meiner Ansicht nicht nennenswert geschmä-
lert, was jahrelange Erfahrungen aus der Praxis bestätigen. Die
Möglichkeit, daß ein Kurzschluß eine stark vorgewärmte Patrone
trifft, ist bei knapp bemessenen Schmelzquerschnitten viel größer
als bei stärker bemessenen Patronen. Da die Patronen mit einer
Grenzstrombemessung von 1,6 schon bei gewöhnlicher Danerbe-
lastung überhitzt werden, so ist hier dieser Fall sogar recht wahr-
scheinlich, während er bei solchen Patronen, die im Betriebe sich
nicht. erhitzen, sehr selten vorkommen wird.
Herr KRAUS verfolgt einen zunächst recht einleuchtenden Ge-
dankengang, wenn er meint, daß die Konstrukteure danach trachten
sollen, die überflüssige Wärme abzuführen. Es ist aber ein Haken
darin, denn durch Kühlmittel irgendwelcher Art setzt man ja bei
gleichbleibendem Querschnitt die Grenzstromstärke und damit auch
die Nennstromstärke hinauf, und das Übel würde nicht behoben,
sondern verschlimmert werden. Ich habe schon vor Jahren in einem
Vortrag behauptet: „Je besser gekühlt eine Sicherungspatrone
ist, um so wärmer wird sie.“ Das klingt seltsam, ist aber docli
recht einfach, Die Grundgröße, von der wir bei einer Sicherung
stets auszugehen haben, ist bekanntlich die Grenzstromstärke. Die
Nennstromstärke ist hiervon erst abgeleitet. Stellen wir uns nu!
vor, wir wollten die Grenzstromstärke einer neu entworfenen Pa-
trone feststellen. Das machen wir so, daß wir die Belastung lang-
sam und stetig steigern. Wenn dieses Verfahren mit genüzender
Vorsicht ausgeübt wird, brennt die Patrone bei einer Stromstärke
durch, die nahe bei der Grenzstromstärke liegt, und die wir prak-
tisch damit gleichsetzen können.
Nehmen wir jetzt zwei Patronen von ungefähr gleicher Art
und mit gleichen Schmelzquerschnitten, aber mit dem Unterschi.d,
daß die eine weniger, die andere aber stark gekühlt wird. Die erste
Patrone möge bei 200 A durchschmelzen und daher für 100 A Nenn-
strom richtig sein, wenn das Verhältnis von Nennstrom zu Grenz-
strom wie 1 zu 2 angenommen worden ist. Die stark gekühlte Pa-
trone wird bei 200 A sehr heiß werden, aber noch nicht durchbren-
nen, da ja die Kühlwirkung der Temperatursteigerung entgegen-
wirkt. Erhöhen wir jetzt die Stromstärke, so wird die Patron‘
immer heißer werden. Wir werden dabei aber beobachten, daß sich
die Kühlwirkung jetzt steigert, und zwar ganz gleich, ob es sich
um Luftkühlung oder um Kontaktwirkung handelt. Im ersteren
Falle steigert sich die Luftströmung ganz erheblich mit zunehmen-
dem Wärmegrad, und im letzteren Falle wird das Wärmegefille
immer größer, so daß die abzeführte Wärmemenge ebenfalls stan-
dig steigt. Macht man die Unterschiede in der Kühlung recht krab
so kann man wohl erzielen, daß die stark gekühlte Patrone erst be
400 A durchbrennt. Das bedeutet, daß sie für einen Nennst’oM
von 200 A geeignet ist. Nun wird aber die gekühlte Patrone be!
200 A viel heißer als die erstere bei 100 A Nennstrom, womit der
obige Satz bewiesen ist, der natürlich nicht allgemein gilt, sondern
nur im Sinne des vorstehenden Beispiels. Anders ausgedrückt,
diegutgekühltePatronehatfürdiegleicheNen!"
stromstärkeeinenhöherenSpannungsabfalla::
dieunzekühlte Patrone, undderdadurchhervor
verufene Wärmeüberschuß übersteigt bei we!’
11. August 1922.
tomdieKühlwirkung. Wollte man also nach dem Vorschlag
des Herrn Kraus Rippenrohre oder sonstige Kühlmittel anwenden
so würde man gleichzeitig den Querschnitt vermindern müssen und
damit die Wärmeerzeugung in der Patrone steigern. Die geschlos-
senen Sicherungen werden nicht deswegen heiß, weil sie zu wenig
Kühlung haben, sondern eher deswegen, weil sie zu den gutgekühl-
ten Patronen gehören. Streifensicherungen sind viel weniger ge-
kühlt. Die Folge dacon ist, daß bei gleichen Größen- und Quer-
schuittverhältnissen die Streifensicherung viel eher abschmilzt als
die Patronensicherung.
Über diese und damit zusammenhängende Eigenschaften der
Sicherungen, wie Kurzschlußträgheit usw., habe ich eine Reihe von
Versuchen gemacht und zum Teil auch bei Vereinsvorträgen vorge-
führt, die geeignet sein dürften, zur Klärung dieser Fragen beizu-
tragen. Im Rahmen einer Erwiderung kann aber nicht gut darüber
berichtet werden, und ich werde deshalb in einem besonderen Auf-
satz darauf zurückkommen.
Erwähnen möchte ich jedoch vorweg, daß der Spannungsabfall
bei den Patronen verschiedener Stromstärken nicht gleich ist, son-
dern bei zunehmender Stromstärke fällt, wenn das Grenzstromver-
hältnis gleich bleibt. Auch von der Bauart und der Form der
Schmelzstreifen ist er abhängig. Auf den Wattverbrauch bei Siche-
rungen umd überhaupt bei Apparaten, für die es wichtig ist, wird
bei Voigt & Häffner schon seit langen Jahren geachtet; er ist in
jedem Prüfzettel angegeben, um dem Konstrukteur von vornherein
einen Anhalt für die Erwärmung zu geben.
Frankfurta. M., 29. VI. 1922. Schoof.
Zahnradlokomotiven für Anschluß- und Werkbahnen.
In der „ETZ“ 1922, S. 619, ist die Schaltung einer Zahnrad-
lokomotive beschrieben, bei der Achsen und Triebzahnrad durch
wei Hauptstrommotoren getrennt angetrieben werden. Bekannt-
ich besteht bei Zahnradlokomotiven dieser Bauart eine gewisse
Schwierigkeit, den Übergang von der Adhäsionsstrecke auf die
ZAahnradstrecke stoßfrei zu bewirken. Die Beschreibung ist mit
den Worten eingeleitet: „Das Anlassen des Zahnradmotors wurde
durch eine ebenso eigenartige wie einfache elektrische Schaltung
ersetzt.“ = -eg
Die gleiche Aufgabe wurde bereits vor 11 Jahren von der
Allgemeinen Blektrieitäts -Gesellschaft bei 12 Zahnradloko-
motiven von je 700 PS Einstundenleistung, die an die Japanischen
staatsbahnen geliefert wurden, durch eine einfache und neue
elektrische Schaltung gelöst, der die oben behandelte Schaltung
außerst ähnlich ist. Die Lösung der AEG besteht darin, daß
shon auf der Adhäsionsstrecke die Anker der beiden Motoren
varallel, die Felder in Reihe geschaltet werden, so daß praktische
Übereinstimmung der Umfangsgeschwindigkeit der Triebräder und
des Triebzahnrades und damit stoßfreie Einfahrt in die Zahn-
stange gesichert ist. Diese Schaltung ist der AEG durch DRP.
Nr. 241 741 geschützt; sie wurde von Herrn Dipl.-Ing. C. Kräh-
ling, jetzt Ingenieur bei den Niederländisch-Indischen Staats-
bahnen, angegeben. Nach der Patentbeschreibung kann die be-
treffende Schaltung auf der ganzen Adhäsionsstrecke oder erst
kurz vor der Einfahrt in die Zahnstrecke hergestellt werden.
Eine ausführliche Beschreibung der Zahnradbahn und der Zahn-
radlokomotiven ist in der „AEG-Zeitung“ 1914, Febr./März,
veröffentlicht. l
Berlin, 1. Juni 1922. l
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft.
Erwiderung.
~ Zwischen der von der AEG bei den Zahnradlokomotiven ler
Japanischen Staatsbahnen angemeldeten Schaltung und derjenigen
der Oker-Lokomotiven besteht ein wesentlicher Unterschied, auf
den ich ala Urheber der letzteren doch hinweisen möchte. Erstere
(Abb. 1) besitzt 2 unmittelbar parallel geschaltete Anker. Die
Schaltung kann deshalb auch, wie aus der Zuschrift der AEG hervor-
zugehen scheint, lediglich auf der Adhäsionsstrecke für die Einfahrt
benutzt werden; denn auf der Zahnstangenstrecke würde sich, wie
den Fachmann nicht weiter erklärt zu werden braucht, die Last-
verteilung zwischen Adhäsionsmotor A und Zahnradmotor Z sehr
schwierig gestalten. (Es ist sogar anzunehmen, daß auch nur für
die Einfahrt in die Zahnstangenstrecke zwischen den Ankern
Dämpfungswiderstände angebracht werden müssen, da sonst der
Fall möglich ist, daß einer der Motoren als Dynamo arbeitet, der
ändere also stark überlastet wird.) Die Umschaltung auf der Zahn-
Stangenstrecke in eine gewöhnliche Parallelschaltung oder Reihen-
Parallelschaltung der Motoren ist verhältnismäßig umständlich, auf
der Zahnstangenstrecke selbst verteilt sich die Last gleichmäßig
zwischen dem Adhäsionsmotor und Zahnradmotor.
Bei den Oker-Lokomotiven dagegen (Abb. 2) liegt sowohl für
die Einfahrt wie auch für die Fahrt auf der Zahnstangenstrecke der
Anker des Zahnstangenmotors Z parallel zum Anker mit Feld des
Adhäsionsmotors A und beide zusammen in Reihe mit der Feldwick-
lung des ersteren. Der Reihenschlußcharakter ist für die Lastrer-
teilung also völlig erhalten. Die Belastung auf der Zahnstangen-
strecke kann nach Belieben zwischen Adhäsionsmotor und Zahn-
:tangenmotor verteilt werden durch Änderung des Nebenschluß-
Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heft 32.
1049
widerstandes zum Felde des ersteren und die Schaltung ist, wie in
dem in der „ETZ“ Seite 619 angezogenen Aufsatz des näheren an-
gegeben, außerordentlich einfach. Man kann also in Fällen, wo dis
Anhängelast, wie bei Anschlußbahnen, veränderlich ist, die Zahn-
stange schonen, indem man so schaltet, daß der Adhäsionsmotor
ständig mit Vollast läuft.
Für den Leser dürfte es aber von Interesse sein, zu erfahren,
daß, wie sich gelegentlich des Versuches ein Schutzrecht auf obige
Schaltung zu erhalten herausstellte, die Maschinenfabrik Oerlikon
schon früher ein Schweizer Patent auf die gleiche Schaltung nach-
gesucht und erhalten hat, die dem Vernehmen nach bei den Loko-
motiven der Berner Oberlandbahnen Anwendung gefunden hat.
(Vergleiche auch den Hinweis des Unterzeichneten in dem Anfsatz
„Zahnradanschlußbahnen“ Bulletin des Schweizer elektrotschni-
schen Vereins, 1922, S. 103.)
Mannheim, den 27. VI. 192. A.Wichert.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die wirtschaftliche Bedeutung der flüssigen
Treibstoffe. Von Dr. PeterReichenheim. Mit 1 Kurve.
IV u. 85 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922.
Preis 30 M.
In gedrängter, aber klarer Darstellung (85 S.) ist mit Unter-
stützung eines reichen, zusammengetragenen statistischen Mate-
rials die Frage der flüssigen Brennstoffe behandelt. Alle tech-
nischen, wirtschaftlichen und politischen Gesichtspunkte sind
unter Beiücksichtigung der letzten Entwicklungsabschnitte ge-
würdigt oder wenigstens gestreift. Nach einem einleitenden Hin-
weis auf die Bedeutung der freizügigen Energiequellen (Kohle
und Öl) wird in dem 1. Abschnitt die Eigenart der flüssigen
Brennstoffe hinsichtlich des Raumbedarfes und Heizwertes, der
Beförderung und der Umsetzung in Kraft (Treiböle) und Wärme
(Heizöle) behandelt. Unter den Anwendungsgebieten für flüssige
Brennstoffe wird dasjenige für Verkehrsmittel als das bedeut-
samste erkannt und in seinen Teilen (für Land-, Wasser- und
Luftverkehr) am ausführlichsten behandelt. Die technischen
Schwierigkeiten, die noch bei der künftigen Entwicklung zu über-
winden sind (Ölmotorenantrieb für Großschiffe und Lokomotiven),
werden treffend gekennzeichnet. Für die Beurteilung der In-
anspruchnahme der Ölerzeugnisse ist die Zunahme der Automobil-
und Schiffsölmotoren dargestellt und darauf hingewiesen, wie die
Verpuffungs- und Verbrennungsmotoren sich allmählich zu größe-
rer Unabhängigkeit von der Brennstoffsorte entwickelt haben.
Im 2. Abschnitt sind die Vorkommen und Erzeugungsmengen für
Erdöl und Schieferöl in den verschiedenen Ländern der Welt
nachgewiesen. Wenn auch, wie der Verfasser durch Gegenüber-
stellung von statistischen Angaben aus verschiedenen Quellen
zeigt, die staatlichen Veröffentlichungen von Zahlen mit Vorsicht
zu verwerten eind, so geben Berechnungen doch eine Vorstellung
von der in Betracht kommenden Größenordnung. So ist von
größtem Interesse, daß bei Annahme eines weiteren Verbrauches
in der Höhe des Jahres 1920 die Erdölvorräte der Welt in sechzig
Jahren erschöpft sein werden. (Svante Arrhenius nannte in
einem kürzlich in Paris gehaltenen Vortrage eine wesentlich kür-
zere Frist.) So ist es erklärlich, daß auch in Erdölländern wie Ame-
rika die Aufmerksamkeit dem Ölschiefervorkommen zugewendet
wird und Vorbereitungen (durch Studien) für ihre technisch
und wirtschaftlich nicht ganz einfache Verarbeitung getroffen
werden. Die amerikanische Kriegsmarine soll sich, wie von anderer
Seite bekannt geworden ist, große Ölschiefervorkommen als Re-
serve gesichert haben. Der 3. Abschnitt, Verbrauch und Ver-
arbeitung des Erdöles und Verwendung seiner Erzeugnisse, ist
für die Verbraucher und insbesondere für Deutschland der wich-
tigste. Denn aus ihm und der in ihm dargestellten bisherigen
Entwicklung lassen sich Rückschlüsse auf die Zukunft machen.
Maßgebend sind hierfür vorläufig noch die Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Kennzeichnend ist die Tatsache, daß von 1899
1050
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 32.
11. August 1922.
bis 1919 hier die Ilerstellung von Leuchtöl sich verdoppelte, die-
Jenige von Schmieröl aber um das 6fache, von Heizöl um das
30 fache zunahm. Immer größere Mengen des Erdöles werden der
Verarbeitung zugeführt; diese Entwicklung ist noch nicht abge-
schlossen, die Veredelungsindustrie (Raffinerien) ist sogar vor-
ausgeeilt und in ihrer Leistungsfähigkeit noch nicht ausgenutzt.
Hand in Hand mit dieser Zunahme der Erzeugung ging aber auch
die Zunahme des Verbrauches der Erzeugnisse im eigenen Land;
die Mengen, die dem Weltmarkt zur Verfügung gestellt wurden,
sind verhältnismäßig immer geringer geworden.
. Für Deutschland, das sich Heizöl und vorläufig (bei dem noch
geringen Umfang der Ölmaschine)' auch Treiböl in ausreichen-
dem Maße selbst herstellen kann, und dessen Bedarf an Leuchtöl
infolge der zunehmenden Elektrisierung des Landes stetig ab-
nimmt, sind von den ausgeführten Erzeugnissen Benzin und
Schmieröl am bedeutungsvollsten. Aus den Zahlentafeln des
Buches kann man errechnen, daß im Jahre 1920 nur 1,35 Mill. t
Benzin und 1,15 Mill. t Schmieröl, das sind zusammen nur 1,7%
der erzeugten Benzin- und Schmierölmengen, ausgeführt wurden.
Von den ersteren hat Großbritannien allein über die Hälfte, von
dem zweiten über ein Drittel aufgenommen. Die Weltmarktlage
für diese beiden Stoffe wird zweifellos unter dem Einfluß der
Abnahme der Weltvorräte und besonders, wenn die Industrie
anderer Länder wieder stärker aufblüht, sehr gespannt werden.
Diese Zahlen und Überlegungen weisen in eindringlicher Weise
auf die Bedeutung der Gewinnung der flüssigen Brennstoffe im
eigenen Lande hin. Die Möglichkeiten hierfür, die Gewinnung
aus anderen Rohstoffen unmittelbar oder mittelbar, sind im 4. Ab-
schnitt kurz zusammengestellt. Für die Kohlenländer, insbeson-
dere England und Deutschland, kommt vor allem oder allein die
Verarbeitung von Kohle und Schiefer auf flüssige Brennstoffe in Be-
tracht. Hier ist die Entwicklung dieser Fragen auch am weitesten
gelichen. Für Deutschland, das ja bei der so dringenden Notwendig-
keit, die Einfuhr einzuschränken und durch die energetisch so
wesentlich sparsamere Verwendung von Treibölen statt Kohlen
diese dem Weltmarkt zur Verfügung zu stellen, eine einzigartige
Stellung hat, kann man sich des Eindruckes einer Zersplitterung
bei der Bearbeitung dieser Fragen nicht erwehren. Nicht immer
kann man sich dabei beruhigen, daß die freie Arbeit der Industrie
die Entwicklung in der gewünschten Weise und der gewünschten
Richtung fördern wird. Denn privat- und allgemein volkswirt-
schaftliche Interessen, besonders wenn letztere sich nicht sehr
rasch geldlich auswirken werden, decken sich nicht ohne weiteres.
Zweifellos wird an der Gewinnung von Öl aus Kohle und Ver-
arbeitung des Öles auf die in Deutschland notwendigsten Erzeug-
nisse an vielen Stellen rastlos gearbeitet. Aber hier handelt es
sich um Fragen, die die Finanz- und Außenpolitik des Reiches
beeinflussen; und es fragt sich, ob nicht von diesem Gesichts-
punkt aus — bei aller Zurückhaltung gegenüber einer staatlichen
Bevormundung — eine Zusammenfassung und aktive Förderung
durch das Reich mit ganz bestimmten Zielen am Platze wäre.
. Mit Recht sagt der Verfasser im Schlußwort, daß ‚der flüssige
konzentrierte Energiestoff dem Lande, das seine Produktion kon-
trolliert, eine besondere politische Position verleiht.“ Für
Deutschland kommt natürlich an Stelle der „Kontrolle der Pro-
duktion“ die „Unabhängigkeit von fremder Produktion” in Be-
tracht. Gerade in Deutschland wird eine zielbewußte Ölwirt-
schaft und ihre zwangläufige Verknüpfung mit der Energiewirt-
schaft geldlich und brennstoffwirtschaftlich den Wirkungsgrad
der gesamten Volkewirtschaft wesentlich erhöhen.
Aus dem Gesagten geht hervor, daß das Buch in vorzüg-
licher Weise die Unterlagen für die zurzeit und künftig wichtig-
sten Fragen unserer Kraft- und Brennstoffwirtschaft bietet und
als Führer durch dieses Gebiet für alle hierbei politisch, technisch
und wirtschaftlich Interessierten empfohlen werden kann.
Dr. Landsberg, Regierungsbaurat.
Consi-
„Annali. Ministero dei Lavori Publici”
er-
glioSuperiore delle Acque. Bd. 3, 1921, in 8°,
lag von Giovanni Bardi, Rom.
Das Jahrbuch bringt eine Übersicht über die neueste Ent-
wicklung der Wasserwirtschaft und Nutzbarmachung des Wassers
in Italien. Auf sechs Abhandlungen mit Beschreibungen von
Bauausführungen von Talsperren, theoretischen Abhandlungen,
die sich vornehmlich mit der Berechnung bogenförmiger Sperr-
mauern und aufgelösten Querschnitten beschäftigen und ein-
gehende statistische Aufzeichnungen über ausgeführte Stauwerke
bringen, folgt eine Übersicht der wasserrechtlichen und hydro-
elektrischen Gesetzgebung. Daran schließen sich Mitteilungen
über Genehmirungsgesuche und Genehmigungen für Anlagen zur
Nutzbarmachung des Wassers. Den Schluß bildet eine kurze
Bücherschau von Neuerscheinungen.
In der Übersendung des Buches durch einen der- Herren Ver-
fasser scheint sich die Neigung zu bekunden, der deutschen In-
genieurweit wiederum näher zu treten und Kenntnis zu geben von
Jen Fortschritten auf dem Gebiet der italienischen Wasserwirt-
schaft. Wir nehmen gerne Vermerk von dem Bestreben zur Wie-
deranknüpfung geistiger, jahrelang zerrissener Beziehungen und
erwilern den Wunsch trotz trüber Erfahrungen. Im Haß, in der
Untreue und Verblendung des Krieges hat man uns nach alter
Weise „Barbaren“ geheißen, aber es ist bezeichnend, daß in der cr-
wähnten Angabe außeritalienischer Literatur, fast die Hälfte deut-
sche Bücher, aufgefülrt sind. Technisch und zum Verfolg der Ge-
seizgebung, auch über elektrische Überlandverteilung, biete dis
Veröffentlichung für den, der auch dem Auslaude sein Augenmerk
zuwendet, manches Bemerkenswerte. Die Gewölbewirkung bogen-
förmiger Sperrmauern und die aufgelösten Querschnitte von Tal-
sperren sind auch bei uns Gegenstand eines fortgesetzten Stu-
diums, und die vielen im Buche bekanntgegebenen großen und
kleinen Wassernutzungsanlagen aller Art sollten auch in Deutsch-
land ein Ansporn sein zu kräftigen Bemühungen auf diesem
wichtigen Wirtschaftsgebiet. Mattern.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Die Entwicklung der Atomtheorie. Von Dr. Paul Kirschberger
Mit 26 Textabb. u. 9 Tafeln, X u. 260 S.in 8°. C. F. Müllersche Hof-
buchhandlung m. b. H., Karlsruhe (Baden) 1922.
Verborgene Gewalten im Weltgeschehen. Eine neue Raum-Kraft-
Lehre. Von Johannes Zacharias. Mit einem Vorwort von Max Valier
und zahlr. Abb. 91 S. in 8%. Verlag von Asokthebu Otto Wilh. Bartlı,
München 1922. Preis 20 M.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Beschäftigung im Juni und Juli 1922. — Die Berichte der prenu-
Bischen Handelskammern kennzeichnen die äußerst
schwierige Lage Deutschlands, die befürchten läßt, daß der nur
z. T. noch bestehenden Scheinkonjunktur bald sehr schwere Zeiten fol-
gen werden, in denen das Reich nur dann vor einem völligen wirtschaft-
lichen Zusammenbruch bewahrt werden kann, wenn sich die Ange-
hörigen aller an seinem Wirtschaftsleben beteiligten deutschen Kreise
zu höchster Arbeitsleistung und Selbstbeschrän-
kung entschließen und unsere ehemaligen Feinde endlich zur Ein-
sicht kommen, daß von ihrem eigenen wirtschaftspolitischen Inter-
essenstandpunkt ihre bisher befolgte Politik grundfalsch war.
Während bei der immer schwächer werdenden Kaufkraft des Inlandes
notwendig Zeiten starker Geschäftsstille folgen müssen, begünstigt div
Markentwertung die Ausfuhrmöglichkeit nicht mehr so wir
früher, weil sich jetzt die Inlandpreise immer schneller der sinkenden
Kaufkraft der Mark anpassen und alsbald wieder den Weltmarktpreis
erreichen oder gar überschreiten. Dazu kommen Brennstoffman-
gelundGeldknappheit sowie die dauernden Veränderungen der
Devisenkurse und Preise, die jede ordnungsmäßige Kalkulation ver-
hindern. <“
Dieelektrotechnischen Fabriken sind auf Grund des frii-
heren Auftragsbestandes reichlich mit Arbeit versehen. Infolge der
immer bedrohlicher werdenden Geldknappheit ist die Konjunktur aber
im allgemeinen rückläufig. Bei den Kraftzentralen im Auslande haben
die Bestellungen auf Erweiterungen und Ersatzbauten teilweise nach-
gelassen, doch regt sich in valutaschwachen Gebieten neuerdings mehr
das Verlangen nach Lieferungen zu gleichen Zwecken. Installations-
materialien sind begehrt. Das mit seinem Rohstoffbedarf fast aus-
schließlich auf das Ausland angewiesene Kabeligeschäft ist ganz vom
Stande der Valuta abhängig. Als unverändert gut wird in Berlin der
Absatz von Glühlampen und Kohlefabrikaten bezeichnet.
Indexziffern. — Die Reichsindexziffer für die Lebenshai-
tungskosten ist im Monatsdurchschnitt von 3779 im Juni auf
4990 im Juli,d.h. um 32 % gestiegen (9,2% i. Vm.). Für die Ernäh-
rungskosten hat sie sich auf 6836 (5119 i. Vm.) erhöht. Weit erheblicher
noch ist das Anwachsen der Großhandelsindexziffer des
Statistischen Reichsanıt, die von 7030 im Juni auf 9957 im Durch-
schnitt des Juli, also um 41,6 % hinaufgegangen ist. Für Metalle und
Petroleum betrug sie im abgelayfenen Monat 10 832 (7029 i. Vm.), für
Kohle und Eisen 9646 (7469 i. Vm.) und für Industriestoffe zusammen
11 211 (8197 i. Vm.).
Außenhandel.
Deutschland. — Nach einem Beschluß des Ausschusses der Außen:
handelsstelle der Elektrotechnik sind nunmehr all»
freiwerdenden Devisen, mindestens aber 20 %, abzuliefern. Für
einige Fachgruppen gelten Abweichungen von dieser Bestimmung. —
Das Goldzollaufgeld beträgt neuerdings 11900 %. — Vom be-
setzten Gebiet über das unbesetzte DeutschlandnachdemAuslan d
zurVersendunggelangende Waren sollen nach einer Mit-
teilung des Aus- und Einfuhramts Ems möglichst im besetzten Gebiet
zollamtlich abgefertigt und Ausfuhrbewilligungen, auf Grund
deren Teilsendungen zu verschiedenen Zeiten erfolgen, sollen möglichst
nur bei einer Zollstelle des besetzten Gebietes hinterlegt werden. —
Australien. — Der Handelsverkehr mit Deutschland ist
am 1. VIII. amtlich wieder aufgenommen worden, doch bleibt die Ver-
ordnung, die die Einfuhr aus ehemals feindlichen Ländern von emer
11. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 32.
1051
besonderen Erlaubnis des Ministers für Zölle abhängig macht, bis auf
weiteres in Kraft. — Zur Zollabfertigung in Australien muß
eine nach bestimmten Vorschriften ausgestellte Zollfaktura mit einer
dem Wortlaut nach ebenfalls vorgeschriebenen Erklärung des Absen-
ders vorgelegt werden. Nähere Auskunft hierüber erteilt das Verkehrs-
bureau der Handelskammer zu Berlin (C 2, Klosterstr. 41). — Britisch-
Indien. The Times Trade Supplement beklagt sich, wie die „Weltw.
Nachr.“ mitteilen, darüber, daß der Oberkommissar für Indien eine Be-
stellung auf Isolatoren deutscher Fabrikation gemacht
habe, die, wie es heißt, eine der bedeutendsten Fabriken in North Staf-
fordshire 6 Monate lang in vollem Betrieb halten würde. Es scheint
sich um einen im Juli 1921 erteilten Auftrag auf 0,255 Mill. Isolatoren
su handeln. Der Oberkommissar habe jetzt weiter Angebote auf Liefe-
rung von Isolatoren in Händen und finde, daß unter Berücksichtigung
aller Bedingungen die billigste annehmbare Offerte von einer Firma
in England für Isolatoren deutscher Herstellung stamme. Dement-
sprechend soll die Lieferung vergeben werden, tiber deren Umfang und
Preise indessen nichts bekannt ist. Das genannte Blatt glaubt gleich-
wohl in gutem Glauben behaupten zu können, daß die deutschen Fabri-
kanten nicht mit den englischen zu konkurrieren vermöchten, wenn die
deutsche Währung nicht in einem abnormen Zustand sich befände. Die
ischen Waren der besten Firmen seien sowohl in bezug auf Isolier-
fähigkeit als auch besonders hinsichtlich der Dauerhaftigkeit über-
legen. — Japan. Dem „Deutschen Wirtschaftsdienst‘“ zufolge hat der
japanische Industrieverband dem Reichstag Vorschläge für den n e u e n
Zolltarif t und u. a. für unterseeische Telegraphen-
und Telephonkabel Zölle verlangt, die den bisher für die benö-
tigten Rohmaterialien festgelegten entsprechen. Für Dynamos,
Elektromotoren, Transformatoren, Umformer,
Frequenzschalter und elektrische Armaturen werden 20 bis 62 Yen/100
Kin!), für os in Verbindung mit Dampfturbinen 52,5 bis 150 Yen,
für solche in Verbindung mit Dampfmaschinen 20,8 bis 80 Yen und für
os in Verbindung mit Gas- oder Petroleummaschinen 10,6 bis
60A Yen/100 Kin propeniert. — Kanada. Nach den „Weltw. Nachr.“
soll im Ontariobezirk elektrotechnisches Porzellan nur
in geringen Mengen vorhanden sein, so daß britische Firmen auf bedeu-
tende Geschäfte in diesem Artikel aufmerksam gemacht werden. Die
wichtigsten Konsumenten seien die Hydro-Electric Power Commission,
die Toronto Power Co. und die Dominion Power and Transmission Co.
in Hamilton. — Portugal. Nach der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ hat die por-
tugiesische Regierung das Handelsabkommenmit Deutsch-
land vom 6. XII. 1921 gektindigt. — Südafrikanische Union. Ab-
gesehen von der Dumping-Gesetzgebung und dem besonderen Valuta-
soll auf Waren aus mindervalutarischen Ländern, hat das Parlament
die Regierung ermächtigt, auf Importwaren, die unter dem Großhan-
delspreise des Herkunftslandes verkauft werden, einen Zoll in der
Höhe der Differenz zwischen dem letzteren Preis zuzüglich Fracht
und Versicherung und dem Verkaufspreis entsprechender Waren aus
dem gleichen Lande in Südafrika zu erheben. — Südslawien. Nach dem
Wiener „Handelsmuseum“ werden deutsche Waren bereits nach
denMinimalzollsätzen verzollt. — Tschechoslowakei. Die Ein-
fuhr elektrischer Zünder ist dem „Handelsmuseum“ zufolge
auch in 5 kg-Postpaketen seit dem 4. VII. an eine Bewilligung gebun-
den. — V. S. Amerika. Im M ai hatte derExportelektrischer
Maschinenund Apparate einen Wert von 4,529 Mill. $ (8,057
L V.). Es sind 6587 Ventilatoren (3712 i. V.), 22 522 Kohlefadenlampen
(47795 i. V.), 0,416 Mill. Metalldrahtlampen (1,185 i. V.) und 8343 Heiz-
und Kochapparate für Haushaltungen ausgeführt worden. Der Im-
port von Kohlefadenlampen betrug rd 581 200 (539600 i. V.), von
Metalldrahtlampen rd 780 200 Stück (327 200 i. V.).
Kapitalserhöhungen bei Aktiengesellschaften der Elektroindustrie.
— Der „Reichsanzeiger‘“ hat im Juli folgende Kapitalserhöhungen
mitgeteilt: Ostpreußenwerke A. G., Königsberg i. Pr.: um 50
auf 150 Mill. M. — Ostdeutsche Elektrizitäts-A. G., Bres-
lau: um 3,5 auf 6,5 Mill. M. — Hansa Elektromotoren-Fa-
brik A. G., Hamburg: um 2 auf 4 Mill. M. — Elektrizitäts-
werkeSachsen-Anhalt A.G., Halle a. S.: um 30 auf 50 Mill. M.
Hellux A. G., Hannover: um 0,4 auf 1 Mill. M. — Kabelwerk
Rheydt, A. G., Rheydt: um 35 auf 85 Mill. M. — Schtesische
Elektrizitäts-und Gas- A. G., Breslau: um 33,6 auf 67,2 Mill.
M—EheinischeElektrizitäts-A. G., Mannheim: um 21 auf
81 Mill. M. — Voigt & Häffner, A. G., Frankfurt a. M.: um 40
auf 90 Mill. M. — Main-Kraftwerke, A. G., Höchst a. Main:
um 38 auf 70 Mill. M. — Die Summe der Erhöhungen beträgt 253,5 Mill.
M (132,2 i. V.) und fortlaufend für 1922 rd 2017 Mill. M.
Aus der Geschäftswelt. — Die Firma der Thüringischen Elektri-
dtät--G. m. b. H., Jena, lautet jetzt Oderbrucher Elektri-
zitätswerke G. m. b. H. mit dem Sitz in Neu-Trebbin im Oder-
brach. — Die Firma „Felka“ Vertriebs-G. m. b. H., Berlin, ist in
Felka“ Fabrikationelektrischer Heiz-undKoch-
&pparateG. m. b. H. geändert worden.
Neue Gesellschaften. — Sternwerke A. G, Fabrik elek-
ttischer Apparate, Frankfurt a. M. Gegenstand: Herstellung
ünd Vertrieb elektrischer Apparate, insbesondere des unter der Marke
„Diskuseisen‘‘ geschützten elektrischen Bügeleisens. Stammkapital:
? Mill. M. — PfreimdtalwerkfürLichtu.Kraftversor-
gung G. m. b. H., Tanzmühle. Gegenstand: Erwerb des Pfreimdtal-
>
) 1 Kin = 0,601 kg.
werkes und dessen Weiterführung. Stammkapital: 0,195 Mill. M. —
Gebr. Brodsky G. m. b. H., Berlin. Gegenstand: Großhandel und
Export in elektrotechnischen Artikeln. Stammkapital: 0,1 Mill. M. —
Otto Ehlers G. m. b. H, Fabrikelektrischer Maschi-
nenund Apparate, Stettin. Gegenstand: Fabrikation und Ver-
trieb elektrischer Maschinen und Apparate. Stammkapital: 1 Mill. ML
— Starkstrom G. m. b. H., Duisburg. Gegenstand: Herstellung
und Verkauf elektrischer Maschinen usw. Stammkapital: 0,1 Mill. M. —
Brauer-Elektromotorenwerk-G.m.b. H., Berlin. Gegen-
stand: Fabrikation von Elektromotoren, elektrischen Maschinen und
Apparaten. Stammkapital: 1 Mill. M. — Deutsche Mikrophon
G. m. b. H., Hamburg. Herstellung und Vertrieb von Mikrophonen und
anderen elektrischen und elektromedizinischen Apparaten. Stamm-
kapital: 50 000 M. — „Fea“ FabrikelektrischerApparate
G. m. b. H., Hannover. Gegenstand: Fabrikation elektrischer Apparate,
insbesondere von Schaltapparaten, wie Anlasser, Rheostate, Kontroller
usw. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Meininger Licht- und
Kraftwerke G. m. b. H., Meiningen. Gegenstand: Erzeugung, Lie-
ferung, An- und Verkauf von elektrischer Energie usw., Errichtung
der hierzu erforderlichen Werke. Stammkapital: 0,5 Mill. M.— Deut-
scheDynamo-Werke A. G., Rottluff. Gegenstand: Erwerb aller
Patente und Schutzrechte, betreffend die von Ingenieur P. Claus, Chem-
nitz, erfundene Lichtmaschine, deren Fabrikation und Vertrieb. Grund-
kapital: 16 Mill. M.
Betriebsergebnisse. — Brown, Boveri & Cie. A. G., Mann-
heim. 1921. Einnahmen aus Fabrikation, Wertschriften und Beteili-
gung: 96374378 M; Generalunkosten: 66 231 260 M; Interessen:
T 295 349 M; Anlehen-Disagio: 1 Mill. M; Anlehenzinsen: 2 333 363 M;
Wohnhäuserzuschuß: 892 333 M; Abschreibungen: 2 556 784 M; Rein-
gewinn mit Vortrag (138 910 M): 16 204 198 M; Dividende: 15 % auf
80 Mill. M Stammaktien; Vortrag: 126 420M.— KraftwerkSach-
sen-Thüringen A. G., Auma i. Thür. 1921/22. Anschlußwert:
15 623 kW (14 017 i. V.); Lieferung: 6,422 Mill. kWh (4,174 i. V.); Ein-
nahmen aus Stromabgabe: 10 258 335 M; aus Sonstigem: 1 779 543 M;
Betriebskosten: 7 097 437 M, Verwaltungskosten, Zinsen, Steuern, Ver-
sicherung: 2 988 951 M; Überschuß mit Vortrag (6709 M): 1 958 199 M;
Abschreibung: 1090000 M; Dividende: 9% auf 8 Mill. M Aktien-
kapital; Vortrag: 18199M.— GroßkraftwerkFrankenA.G,
Nürnberg. 1921. Lieferung: 80,021 Mill. kWh (65,944 i. V.); Betriebs-
überschuß: 7025185 M; allgemeine Verwaltungskosten: 40324 M;
Schuldzinsen: 1245466 M; Steuern: 517099 M; Abschreibungen:
1 051 802 M; Zuweisungen zur Talonsteuer, zum Erneuerungs- und zum
Kapitaltilgungsfonds: 3 365 174 M; Überschuß mit Vortrag (12 084 M):
817 404 M; Dividende: 8% auf 6 Mill. M Aktienkapital; Vortrag:
120 885 M. — A.G.ElektricitätswerkEisenach. 1921. Lie-
ferung: 1,460 Mill. kWh (1,437 i. V.); Betriebsüberschuß: 1,209 904 M;
Handlungsunkosten: 247 088 M; Steuern und Zinsen: 205 175 M; Ab-
schreibungen: 59 039 M; Zuführung für Anlagetilgung und Abschrei-
bungen: 76924 M; dsgl. zum Erneuerungsfonds: 0,5 Mill. M; Rein-
gewinn mit Vortrag (4935 M): 126613 M; Dividende: 10% auf 0,5
Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 3763 M. — Niederrheinische
Licht- und Kraftwerke A. G., Rheydt. 1921/22. Anschluß-
wert: 31255 kW (29650 i. V.); Erzeugung: 30,123 Mill. kWh (26,697
i. V.); Betriebsüberschuß: 59 847 169 M. Betriebskosten: 37 657 462 M;
Verwaltungskosten: 12 257 510 M; Anleihezinsen und vertragliche Ab-
gaben: 1 845 224 M; Gewinn mit Vortrag (114 931 M): 8 201 904 M; Di-
vidende: 15 % auf 24 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 79398 M. —
Oberstein-Idarer Elektricitäts-A. G., Idar. 1921. Be-
triebseinnahmen, Installationsgewinn und Verschiedenes: 7 290 895 M;
Betriebsausgaben: 6 266 917 M; Sollzinsen: 164 017 M; Abschreibun-
gen: 324 958 M; Reingewinn mit Vortrag (29 091 M): 564 093 M; Divi-
dende: 10 % auf 5 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 28 993 M.— Elek-
trische Straßenbahn Barmen—-Elberfeld. 1921. Lei-
stung: 1,086 Mill. Rechnungskm (1,069 i. V.); Betriebseinnahmen:
7 149 533 M; Zinsen und verfallene Gewinnanteile: 32 025 M; Betriebs-
ausgaben: 6 513 436 M; Tilgung und Verzinsung von Schuldverschrei-
bungen 138 560 M; Allgemeine Verwaltung 22 007 M; Tilgungsfonds-
einlage: 182193 M; Gewinn mit Vortrag (322 M): 325684 M, der
dem Aktientilgungs- und dem Erneuerungsfonds zugeführt wird. —
CoblenzerStraßenbahn-Gesellschaft. 1921. Leistung:
2,576 Mill. Wagenkm (2,411 i. V.); Lieferung für Licht und Kraft (ohne
Bahnstrom): 10,797 Mill. kWh (9,882 i. V.); Einnahmen aus Beförde-
rung: 13 044 286 M; dsgl. aus Stromabgabe: 19 175 576 M; aus Verschie-
denem: 1408382 M; Betriebsunkosten: 4 840806 M; Stromkosten:
13 485-327 M; Unterhaltung: 3906 528 M; Verwaltungs- und Hand-
lungsunkosten: 1 567 912 M; Steuern und Abgaben: 1143 415 M; allge-
meine Unkosten, Versicherungen, Anleihezinsen usw.: 1138071 M;
Rücklagen: 6 248 096 M; Reingewinn mit Vortrag (36 053 M): 1 334 141
‘M; Dividende: 7 % auf 15 Mill. M Aktienkapital. Vortrag: 58126 M.
Von der Börse. — (26. VII. bis 1. VIII. 1922.) Die Zurückhaltung
der Berliner Effektenbörse war zunächst von Dauer und ist erst am
Monatsanfang etwas lebhafterem Geschäft gewichen. Die angesichts des
deutschen Stundungsgesuchs unsinnigen Forderungen Frankreichs be-
züglich der Ausgleichszahlungen mit der ultimativen Androhung neuer
Gewaltmaßnahmen, die schweren durch den Seemannsstreik verursach-
ten Verluste, das ungünstige Ergebnis des Außenhandels im Juni wie .
im ersten Halbjahr, die wenn auch für Montanwerte günstige, der Wirt-
schaft im allgemeinen aber äußerst nachteilige weitere Verteuerung
der Koble sowie das Hinaufsetzen des Reichsbankdiskonts auf 6% drück-
1052
ten auf die Stimmung. Bei steigenden Devisen (Dollar a. 1. VIII. bis 650)
fanden i. a. nur Valutapapiere, daneben, mit Rücksicht auf wachsende
Förderung, auch Braunkohlenwerte größeres Interesse. Die Elek-
troaktien wurden zum Schluß meist zu teilweise nicht unwesent-
lich erhöhten Kursen gehandelt.
Gesellschaften
Letzte
Dividende
l
1840
Accumul.-Fabr., Berlin <f 25 1280 |1340 11330
A. G. f. El. Anlg., Berlin ....| 8 ı — — — —
A. E. G., Berlin ..... saak 16 731 727 774 | 774
Pr » Vorz.-A......| 3 !15 113,25 | 116,50, 113,25
„ » vVorz.-B..... 725 | 128 121 128 121
Bergmann, Berlin ..... ee 20 551 545 578 578
Continent. Ges., Nürnberg ...| 0 : — E — er
Er s 2 Vorz.-A. . 5 407,50 400 500 500
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . .| 5 629 610 630 630
„» Niederl. i e a e — 610 610 700 700
„ Südam. j ee 6 575 570 ı 589 589
» Kabelwerke, Berlin .. . .| 20 | 480 463 481 463
Elektra, Dresden . ..... .1 10 241 235 245 235
El. Licht- u. Kraft., Berlin . . .| 15 319,76. 336 370 370
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 435 435 478 478
E. W. Liegnitz 2 mo... 0 |265 | 21 | 2&8 |252
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 810 810 856 | 856
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 465 460 495 495
Hackethal, Hannover . .... 20 1580 560 595 580
Hamburgische E. W. . . . . . 10 |325 | 325 | 334 | 331
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 11025 | 965 |1lo {965
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. .| 12 380 379 419 | 400
C. Lorenz, Berlin . . 2.2... 35 745 725 770 | T52
Dr. Paul Meyer, Berlin 15 355 350 365 363
Mix & Genest, Berlin... .. 16 |450 | 485 465 | 465
Neckarwerke, EßBlinren ....| 10 |321 320 321 | 320
Oberbayer. Überlandz., München .| 8 325 325 32) | 325
H. Pöge, Chemnitz . . .... 12 ' 425 410 8 14
55 » Vorz.-A 7 107 107 110,50 108
Rhein. El.-A. G., Mannheim | 15 390 337 409 387
„ „ » Vorz.-A. == 105 105 106,75 | 106,75
M. Schorch & Cie., Rheydt 10 520 52W 540 : 540
“ Sachsenwerk, Dresden ..... 20 498 45 | 515 509
Schuckert & Co., Nürnberg .| 16,7 | 765 | 750 197 797
„Siemens“ El. Betr., Berlin. . .| 0 179,12: 169 179,12 | 169
Siemens & Halske, Berlin 20 ‚1106 1100 1230 11230
Stettiner E. W. . . 2. 2 2 2... 15 430 415 430 430
Teleph.-F. Berliner, Hannover . | 20 472 470 515 5lö
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin |25+10, 780 772 800 | 800
Voigt & Haeffner .. . 20 475 475 520 520
» — Vorz.-A. . . | Frank | 20 440 440 455 455
Emag. Elektr.-A.G. .. f 22 440 425 448 425
Main Kraftwerke, Höchst urt 10 303 301 319 319
Heddernh. Kupferw. u. | 8- M.
Südd. Kabelwerke 20 651 651 685 680
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im Juli/August:
in 4. 3. 2. 1. 31.
Christiania (Kr)... . . 129,34 | 145,32 | 129,84 | 107,87 | 113,86
Helsingfors (finn. M) .. 15,98 | 18,03 16,58 | 13,28 13,68
Holland (Gld) . | 293,63 | 325,59 | 299,63 | 248,19 | 258,18
Italien (L) ...... . | 3456 | 3765 | 3516 | 2921 30,46
Kopenhagen (Kr) . . . . | 163,05 | 182,27 | 164,79 | 136,83 | 142,82
London (£). .... . . {3375,75 | 3755,30 | 3445,65 | 2856,40 | 2971,25
New York ($) .. .. . | 761,04 | 828,96 | 776,52 | 643,19 | 669,16
Österreich (K) .... . 0,01 0,01 0.01 0,01 0,01
Paris (Fr) .......1 6142| 6792| 6267 | 52,9 53,98
Prag (K) ....... 17,98 | 20,57 | 1873 | 15,78 15.96
Schweden (Kr) ..... 196,75 | 220,72 | 201,75 | 166.79 | 174.03
Schweiz (Fr) ...... 141,32 | 159,55 | 149,81 | 122,60 | 126,84
Spanien (Pes). ..... 114,61 | 128,84 | 122,10 į 99,88 | 103,27
WARENMARKT.
Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigter Fabrikan-
ten isolierter Leitungsdrähte, Berlin, berechnet ab 4. VIII. von ihr be-
stätigte Aufträge nur noch zu gleitenden Preisen. Stichtag für Preise
und Teuerungszuschläge ist der Liefertag. — Kohle. Diesächsische
Steinkohlenförderung war im Juni mit 314 161 t um 18 % geringer als
im gleichen Monat des Vorjahres (383 528 t); im rheinischen
Braunkohlenrevier sind im genannten Monat 2,830 Mill. t ge-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 32.
96, VIL en Höchster! ı. VIII.
. G. m. b. H. gegründet worden. — Baumwolle.
11. August 1922.
fördert worden (2,750i. V.), das bedeutet eine Steigerung um 2,9% gegen
Juni 1921. Die Produktion von Briketts war mit 0,580 Mill. t um 8,2 %
kleiner als im gleichen Monat des Vorjahres. — Inden V.S. Amerika
ist wegen des Bergarbeiterstreiks die Ausfuhr von Kohle bis auf wei-
teres verboten worden. — Erze. Am 1. VII. ist für Siegerländer Erze
ein Preisaufschlag eingetreten, u. zw für Rohspat von 333,50 M und für
Rostspat von 500 M/t. — Eisen. Wegen der außerordentlichen Ver-
schlechterung der deutschen Valuta stehen neue Preisbeschlüsse des
Roheisenverbandes und de Stahlbundes bevor. — Der
Westdeutsche Eisenhändler-Verband, Düsseldorf, hat seine Lagerpreise
ab 1. VIII. wie folgt erhöht: Stabeisen 2509 M, Bandeisen 2844 M, Uni-
versaleisen 2725 M, Formeisen 2474 M, Grobbleche 2808 bis 2896 M,
Mittelbleche 3100 M und Feinbleche 3440 bis 3950 M/100 kg. — Sehrott.
Am Berliner Markt kosteten am 4. VIIL Kernschrott 8500 M. Späne 7700
M, beides frei Essen, und Maschinengußbruch 9000 M/t frei Berlin. —
Edelmetalle. Am 4. VIII. wurden für Gold (fein) 490 bis 500 M/g, für
Silber (900 fein) 160 bis 162 M/g und für Platin 1900 M/g gezahlt. —
Wolfram. Nach Mitteilung der „Weltw. Nachr.“ aus englischer Quelle
steht China heute als Produzent an einer führenden Stelle. Seine Aus-
fuhr an Wolframerz soll sich von 120t in 1916 auf fast 11700t (f) in1918
erhöht haben. Während des Krieges war Canton der wichtigste Markt
für Wolframerz, dessen Gesamtvorkommen in China auf etwa 0,1 Mill. t
geschätzt wird. — Glimmer. Dem „Berl. Tgblt.“ zufolge haben Prti-
fungen des in Steiermark und Kärnten 1921 entdeckten Glimmers er-
geben, daß sich dieser für elektrotechnische Zwecke sehr gut eigne.
Zur Ausbeutung ist jetzt in Graz die Österreichische Glimmerwerke
Amerikanische Baum-
wolle fully middling good colour and staple loco notierte in Bremen am
4. VIII. 391,80 M/kg. — Benzol. Der Benzol-Verband, Bochum, hat fol-
gende Verkaufspreise vorgeschrieben: Tetralitbenzol 46 M, gereinigtes
Motorenbenzol 56,20 M, dsgl. Toluol 59,50 M, dsgl. Lösungsbenzol I
56,20 M, dsgl. II 45,50 M, Benzolvorlauf 51 M, ungereinigtes Schwer-
benzol 34,50 M/kg ab Lagerstelle. — Altmetalle.. Am 4. VIII. wurden
am Berliner Markt folgende Preise gezahlt: für altes Elektrolytkupfer
21 000 bis 21100 M, unverzinntes Schwerkupfer 20 600 bis 20 700 M,
Maschinenrotguß 13 000 bis 13 100 M, Rotgußspäne rd 12 900 bis 13 000
M, Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 11 300 bis 11 400 M, Messing-
kartuschen, pulver- und eisenfrei, 14 200 bis 14 300 M, reine, weiche
Mossingblechabfälle 13 300 bis 13 400 M, Messingschraubenspäne 10 200
bis 10 300 M, altes Weichblei 6500 bis 6600 M, Zinkzünderlegierungen
6400 bis 6500 M, Altzink 6300 bis 6400 M, Reinaluminium-Blechabfälle
(98/99 %) 24 100 bis 24 200 M/100 kg in geschlossenen Quantitäten und
Wagenladungen. — Metallpreise. Die Notierungen der Vereinigung für
die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Ber-
liner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in
Deutschland) lauten in M/kg:
mm ae
Metall 4. VIIL 2. VIIL 31. VIL
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . .. . . . | 239,29 251,81 207.42
Raffinadekupfer, 99/99,3% 215—217 | 203—210 186—189
Originalhüttenweichble .. . 87—88 87—89 77—79
Originalhüttenroh zin k, Preisim
freien Verkehr .. ..... . 105—108 102—104 87—89
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.) 119,18 89,21 81,99
Plattenzink(remelted) von han-
delsüblicher Beschaffenheit , 88—90 - 88—90 74—78
Originalhüttenaluminium,
98/99% in Blöcken, Walz- od.
Drahtbarren ........ 300 309 267
dsgl. in Walz- od. Drahtbarren } ».
DI og ae ca a Baer ee 302,5 311,5 269,5
Zinn, Banka, Straits, Ausral. in
Verkäuferswahl ...... 543—545 565—567 485-49%
Hüttenzinn, mindestens 999% 535 — 537 556 —558 478—430
Reinnickel, 98/99% . .... 470 —480 470—480 420 —430
Antimon-Regulu ...... 83-85 | 78—80 70-72
Silber in Barren rd 900 fein für | | .
T kg fein u... 2.88 0% 15900—16100 15500 —15700,13850 — 139%
In New York .notierten am 4. VIII. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00
bis 14,12; Eisen 28,00; Blei 5,77; Zink 6,30; Zinn 32,25 cts/lb.
ie
Berichtigung.
Das neue Fernsprechamt Dönhoff. — In der auf S. 913 ge-
brachten Notiz ist die ausführende Firma unrichtig angegeben
worden. Die Einrichtungen wurden von der Fernsprechämter-
Baugesellschaft geliefert. Die Verzögerung in der Fertigstellung
des Amtes war hauptsächlich auf Schwierigkeiten bei der Fabri-
on infolge der Kriegs- und Nachkriegsverhältniese zurückzu-;
ühren. '
Abschluß des Heftes: 7. August 1922.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
—
1]
:LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
Industrie und Handel, 1071. Deutsch-
land. — Der deutsche Außenhandel mit elektro-
techn. Erzeugnissen im Juni 1922. — Sachlieferun-
gen an Frankreich im freien Verkehr.
Verkehr und Transport, 1067. Gleit-
schuh-, Rollen-, Bügelstromabnehmer für Straßen-
bahnen. — Die Stromversorgung der elektr. Eisen-
bahnen in Norwegen.
Beleuchtung und Heizung. 1068,
~ _ Imhalt:Rußlands Wiederaufbau und die Elek-
trotechnik. Von M. Klein. 1053.
‚Internationale Konferenz in Paris über elektr.
` Kraftübertragungsnetze für sehr hohe Spannungen, j
1058. Vereinsnachrichten. VDE. 1072. Bericht über
| |
| |
_ Fernübertragungsmögiichkeliten großer Ener- | Kleine Turbodynamo für Lokomotivscheinwerfer, | :
glemengen. Von J. Ossanna. (Schluß.) 1061. | — Wieder Lichtreklame im großstädtischen Stra- | ‚die re STAU NL rare mehrer
Graphisches Verfahren zur Ermittlung des Feld- Benbild. | ik b g der Begriffe in der Hochfrequenztech-
schwächungsgrades bel Bahnmotoren. Von E. Th. | Bergbau und Hütte. 1068. Ein elektr. | ME-
Homolatsch. 1063. | E ATT TPEF tür Fin ren ER en. Persönliches. 1077. K. Schnetzler.
in der U ngspe der d h Wirt- Fernmeldetechnik. 1068. er Viel-
‚schaft. Yon re Tree Br | fach-Typendrucktelegraph der Western Union Tele-
= Mitteilungen der P. T. R. Bekanntma- | graph Company. |
~ ehung Nr. 162 über Prüfungen und | Verschiedenes. 1069. Elektr. Entstau- |
-~ Begiaubigungen durch die elektr, | bung mit Gasreinigung. |
Prütämter. 106%. Energiewirtschaft. 1070. Eine Denk- |
- Rundschau. Elektrizitätswerke und schrift über elektr. Wäasserkraftausnutzung. — Ge- |
Kraftübertragung. 1067. Gleichrichteran- | setzliche Regelung der allgemeinen Elektrizitäts- |
lage in Brüssel, | versorgung in Norwegen. |
NEFT 33 (1053—1080) BERLIN, BEN 17. AUGUST 1922 43. BAHRG.
DERMENE I
Literatur. 1077. Besprechungen. H.
Pohl, Der Betrieb elektrischer Licht- und Kraft-
anlagen. — F. Bub-Bodmaru,B. Tilger,
Die Konservierung des Holzes in Theorie und Pra-
xis. — H. Krause, Maschinenelemente.,
Eingänge. 1078.
` Geschäftilche Mitteilungen. 1078.
Warenmarkt. 1080.
INNE e O, O, U e LAA AMD
IN
f
” METALLGEHAUSE
FUR POST- U, HAUSVERKEHR
x VORM, J BERLINER era
HANNOVER r
EM. a 1111111111111] e
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Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
1063-
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W 9, Linkstraße 23/24
43. Jahrgang.
Berlin, 17. August 1922.
Heft 33.
. Bekanntmachung betr. nachträglichen Mitgliederbeitrag des Verbandes Deutscher Elektrotechniker
für das ll. Halbjahr 1922.
Unter Hinweis auf unsere Bekanntmachung in der „ETZ” vom
15., 22. und 29. Juli fordern wir wiederholt und dringend alle per-
sönlichen und korporativen Verbandsmitglieder auf, den Betrag von
100 M für persönliche Verbandsmitglieder, den Betrag von 150 % auf
den Jahresbeitrag für korporative Verbandsmitglieder umgehend
an die bisher für den Empfang zuständige Stelle zu überweisen.
Durch prompte Überweisung wird den einzelnen Vereinen viel
unnütze und kostspielige Arbeit erspart.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Rußlands Wiederaufbau und die Elektrotechnik.
Von Dr. M. Klein, Berlin-Friedrichshagen.
Übersicht. Der Aufsatz nimmt zu dem in der „ETZ“ 1921 be-
kannt gemachten Plan einer Elektrisierung Rußlands Stellung. In einem
wirtschaftsgeschichtlichen Rückblick wird zuerst gezeigt, daß Rußland
sich unter der Einwirkung gewisser natürlicher Übelstände zu einem
raubwirtschaftlichen Musterbetrieb entwickelt bat; hauptsächlich das
Mißverhältnis zwischen Naturreichtum und Armut an Menschen hat die
Bevölkerung zur Verschwendung und zum Müliggang verleitet, die
Lebensführung ist primitiv und die wirtschaftlichen Kräfte sind schwach
geblieben. Europäische Vorstellungen und Methoden lassen sich daher
nicht ohne weiteres auf Rußland anwenden. Der zweite Teil bringt die
Kritik des. Elektrisierungsplanes: Es ist z. Z. weder möglich noch
zweckmäßig, ihn auch nur teilweise in Angriff zu nehmen. Im dritten
Teil werden Vorschläge bezüglich der industriellen Organisation des
Urslgebietes gemacht. Durch intensiven und rationellen Ausbau einer
Holzindustrie lassen sich dessen Riesenwälder verwerten, womit zu-
gleich die Eisenindustrie einen großen Aufschwung nehmen kann.
Im vorigen Jahre erschien an dieser Stelle unter der vielver-
sprechenden Überschrift: „Die Elektrisierung Rußlands“ ein Auf-
satzvonP.Gurewitsch!). Wohl läßt der Aufsatz die physischen
Möglichkeiten einer industriellen Entwicklung Rußlands ahnen;
wenn man aber dieses imposante Zahlenmaterial als Grundlage einer
„Blektrisierung” ansehen soll, dann kann die von S. O. Lif-
schitz?) aufgeworfene Frage, ob nicht „das ganze Projekt über-
haupt als Phantasie zu bezeichnen ist”, nur mit einem deutlichen
und lauten „Ja!” beantwortet werden.
Ich möchte mir im folgenden erlauben, der Aufforderung Lif-
hitz’ folgend, zu dem erwähnten Aufsatz das Wort zu ergreifen.
Hierbei ist es notwendig, etwas über die allgemeinen wirt-
schaftlichen Verhältnisse Rußlands vorauszuschicken,
da man von diesen, meiner Ansicht nach, nicht die richtige Vorstel-
lung hat, wenn man eich lediglich sagt, Rußland sei wirtschaftlich
hinter den übrigen Staaten Europas zurückgeblieben. Die russische
Volkswirtechaft war keine zurückgebliebene, sondern eine kranke;
sie litt unter dem Druck ungünstiger Momente und war zu schwach,
um der zerrüttenden Wirkung von Krieg und Umsturz standhalten
zu können. Zuerst sollen diese allgemeinen Verhältnisse möglichst
kurz erörtert werden.
Man hört und liest täglich, daß Rußland ungeheuer groß und un-
:cheuer reich an Naturschätzen ist; aber nur selten wird man daran
erinnert, daß ihm gewisse natürliche Übelstände die Nutznießung
seiner Schätze außerordentlich erschweren. Diese Übelstände sind
seine geographische Lage, sein Klima und seine geringe Bevölke-
rungsdichte.
Überwiegend liegt Rußland nördlich; große Teile sind unfrucht-
har; andere Gebiete, vielfach mit bester schwarzer Ackererde, haben
čine nur schwach entwickelte Landwirtschaft, weil der nordische
Sommer zu kurz ist. Die kurze Arbeitsperiode erschwert die Ausfüh-
rung der Arbeiten, der lange und strenge Winter (mit langen Näch-
ten) gestattet produktive Beschäftigung von Mensch und Vieh nur
ın geringem Umfange.
Rußland hat ein ausgesprochen kontinentales, durch Trockenheit
kekennzeichnetes Klima. „Die Gestalt Rußlands, die Entfernung der
Meere und das Fehlen der Gebirge lassen es großentails der Feuch-
n „ETZ"1921. 8.71441.
2) „ETZ"_ 1922, 8._390.
tigkeit nicht teilhaft werden, die uns der Atlantische Ozean bringt
und die Alpen uns aufbewahren. Se ist es einer der größten Quellen
des Reichtums im westlichen Europa beraubt”?).
Rußland leidet an den großen Entfernungen. Die notwendigen
Straßen erfordern große Bau- und Unterhaltungskosten, verteuern
die überführten Produkte und entwerten andere gänzlich, welche
diese Verteuerung nicht mehr ertragen. Sümpfe, Steppen und andere
unbewohnte Gebiete, welche die Straßen durchkreuzen müssen, stei-
gern diese Nachteile. Die großartigen natürlichen Wasserwege lei-
den unter dem Klima: während des langen Winters sind sie zugefro-
ren, im Hochsommer haben sie zufolge der Trockenheit oft zu wenig
Wasser, um schiffbar zu sein.
Der schlimmste Übelstand ist die geringe Bevölkerungsdichte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrug die Kopfzahl der Bevölke-
rung je km? in Deutschland 104, in Italien 113, in England 215, in
Rußland etwa 6. Im Jahre 1912 stieg diese Zahl auf 7,7 gegen 124 ın
Deutschland.
Die reiche Fülle der Naturschätze in dem zu dünn bevölkerten
Lande brachte Unruhe in das Volk; neue Gebiete wurden besiedelt
und die Bevölkerungsdichte blieb klein. Die zerstreuten Bewohner
konnten ihre notwendigsten Lebensbedürfnisse mühelos selbst be-
friedigen; ein Anreiz zur Arbeitsteilung fehlte, damit unterblieb die
Städtebildung und die Lebensführung ist primitiv geblieben. Auf
allen Gebieten war Mangel an Arbeitshänden; es war weder möglich,
noch hielt man es für wünschenswert, die sich bietende große Menge
der Naturschätze wirtschaftlich zu bearbeiten. Sparsamkeit erschien
überflüssig, eine räuberische Verschwendüang als die natürliche rich
selbst einstellende Wirtschaftsform. So ist Rußland in-
folgeder Disharmonie zwischen Naturreichtum
und Armut an Menschen ein raubwirtschaft-
licher Musterbetrieb par excellence geworden.
Auf dieser kranken Grundlage entwickelte sich die russische
Volkswirtschaft. Die Leichtigkeit, mit welcher auf dem guten Acker-
boden (Steppen) die notwendigen Brotprodukte zu gewinnen waren,
ließ eine andere Bewirtschaftung als den Raubbau gar nicht zu; die
primitive Art des Ackerbaues ist ausländischen Reisenden schon im
18. Jahrhundert aufgefallen. So z. B. berichtet der Petersburger deut-
sche Naturforscher Peter Simon P alla s, der in den Jahren 1769/73
Ostrußland und Sibirien bereiste, aus der Gegend von Tscheljabinsk :
„Man säet den Buchweizen in großen Feldern aufeinefrischauf-
gerissene feite Steppe, welche in diesen Gegenden (55° nördl.
Breite) durchgängig ein treffliches, fettes Erdreich hat. Die Aus-
saat geschieht ziemlich dünn, dennoch ist damit der Acker auf 5 bis
8 Jahre bestellt und bringt diese Zeit über 15- bis 10-fältige Emte,
ohne daß man von neuem zu säen nötig hätte. Es fällt nämlich bei
der Ernte Samen genug aus; dieser verdirbt unter dem gleich darauf
fallenden Schnee nicht, und man hat im Frühling nichts weiter nötig,
als den Acker einmal umzueggen, so ist die Ernte auf den folgenden
Herbst verdient?).” Einer der besten Beobachter Rußlands, der Frei-
herr August v. Haxthausen, schrieb in seinen klassischen „Stu-
dien fiber die inneren Zustände Rußlands®)“: „Der russische Bauer
*) Anatol Leroy-Beaulieu, Das Rufland der Zaren und die Russen,
deutsch von L. Pezold. Berlin 1894. , A ,
4 P.S. Pallas, Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reiches,
Petersburg!1851 (deutsch).
& Hannover 1847.
1054
treibt Ackerbau, um das nötige Brotkorn und Viehfutter zu erlan-
gen, nicht aber um irgendeine Landrente zu gewinnen. Es ist kein
Verwenden der Arbeitskräfte von Menschen und Vieh, sondern ein
Ersparen derselben, was in seinen Interessen liegt.” Gedüngt wurde
2. war der Acker erschöpft, dann nahm man die Steppe daneben in
ngrift. |
Schlimm hat man mit den Wäldern gehaust. Holz war das fast
alleinige Baumaterial nicht nur für Häuser, sondern auch für Wege.
Ganze Heerstraßen wurden mit dicht aneinander gereihten Baum-
stämmen gepflastert; allein die jährliche Ausbesserung solcher Stra-
Ben kostete ganze Wälder. Andere Wälder wurden ruiniert, um aus
den Baumrinden Bastschuhe und Matten herzustellen. Aus den schön-
sten Stämmen machte man Brennholz und ließ Äste und Zweige auf
dem Waldboden faulen und Waldbränden Vorschub leisten. Es fehlte
jede geregelte Bewirtschaftung; dafür machte sich die Verschwen-
dung in der Nähe menschlicher Siedlungen mit der Zeit fühlbar.
„Das Holz — schreibt ein Franzose im Jahre 1839 — ist in Peters-
burg ebenso teuer, wie in Paris.... Angesichts der Ausrottung der
Wälder fragt man sich mit Besorgnis, wo die nächste Generation ihr
Brennholz finden wird®)“. Und Haxthausen: „Nicht selten sind Hüt-
tenwerke, Dörfer und Städtchen durch Rodungen, Waldbrand und
sorglose Wirtschaft dazu gekommen, daß sie sich ihren Holzbedarf
auf 5 bis 8 Mbilen weit holen müssen’).“ Man begreift aber die Sorg-
losigkeit, wenn man z. B. liest, daß ein Hüttenwerk im Ural im
Jahre 1754 für einen Waldbesitz von über 75 000 ha ganze 30 Rbl als
Kaufpreis zu zahlen hatte. Die Wälder waren wertlos, da nicht ein-
mal zu ihrer Bewachung, geschweige Bewirtschaftung genügend
Menschen vorhanden waren.
Eine Vertiefung und Ausbreitung hat die Raubwirtschaft durch
die Leibeigenschaft erfahren, indem sieauchinder Ausnützung
der menschlichen Arbeit Anwendung fand. Die Gutsbe-
sitzer hatten kein Interesse, mehr Arbeiter als für die Produktion
des Eigenbedarfs unbedingt notwendig bei der Landarbeit zu belas-
sen, und da sie bei einer dem Tiefstand ihrer eigenen Kultur ent-
sprechenden Bedürfnislosigkeit auch sonst nicht viel Rechtes mit
ihnen anzufangen wußten, ist es bei ihnen Mode geworden, eine mög-
lichst zahlreiche Dienerschaft im’ Hause zu halten, welche, größten-
teils unproduktiv, meistens auch ungenügend beschäftigt, von jeder
nützlichen Arbeit entwöhnt wurde. Ein deutscher Professor an der
Universität in Kasan schrieb vor 100 Jahren: „Beim Gutsbesitzer
gehört es zum Luxus, viel überflüssige Menschen im Hause zu haben.
Reiche nähren deren vielleicht hundert ... Wieviel könnte der Acker-
bau gewinnen, wenn alle unnützen Domestiquen dazu angehalten
würden®).” „Man sagte mir — erzählt Haxthausen —, daß es oft an
das Lächerliche gestreift habe, wie die Geschäfte unter ihnen ver-
teilt gewesen; der eine habe für sein ganzes Leben nichts zu tun ge-
habt, als eine Treppe abzukehren, ein anderer, um das Trinkwasser
der Herrschaft zu Mittag, ein dritter das zum Abend zu holen usw.”
Der Anblick des müßigen Hauspersonals ließ den Glauben entstehen,
in Rußland gäbe es zu viele Menschen; daher wurden Leibeigene zur
Besiedlung der asiatischen Besitzungen zwangsweise verschickt.
Ohne Angabe von Gründen durfte der Gutsherr solche Strafen ver-
hängen und damit die Familien zerreißen. Waren diese Maßnahmen
an und für sich töricht, so war ihre Ausführung geradezu verbreche-
risch. Haxthausen erzählt: „Wir hörten, in früheren Zeiten waren
jährlich gegen 60000 durch Kasan gekommen, jetzt vielleicht nicht
10 000. An den Ort ihrer Bestimmung kam davon früher kaum ein
Drittel an,-der Rest starb unterwegs. Später ging etwa die Hälfte .
verloren; jetzt soll der Verlust nie über 25, meistens nur 15 % betra-
gen.“ Nur 15%!
Nicht weniger verheerend als auf den Landgütern wirkte der
durch die Leibeigenschaft verschärfte Raubbau in den Bergwerken
und Fabriken. Die Besitzer der Unternehmungen, die Bergwerke, `
Wälder, Fabriken und Leibeigene geschenkt erhielten, konnten troiz
unwirtschaftlicher Produktion große Gewinne erzielen, die sie ın
einem luxuriösen Leben verzehrt haben, ohne an die Vervollkomm-
nung der Produktion zu denken. „Im Uralischen Erzgebirge —
schreibt ein Beobachter am Ende des 18. Jahrhunderts — kommt das
gewöhnliche Stabeisen bei den meisten Privathütten unter 40... und
nur bei den wenigsten über 50 Kopeken zu stehen. Ebenso vorteilhaft
sind auch die meisten Kupferhütten, und gemeines breites Stabeisen
und Garkupfer geben den größten Gewinn; daher sieht man auch nur
auf die Erzeugung dieser Metalle und vernachlässigt ihre Verede-
lung zu feineren Waren?).”
Die Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahre 1861 entsprach
mehr den Interessen des verschuldeten und vom Bankrott bedrohten
Adels als denen der Bauern und hat den auf der Produktionskraft der
Bevölkerung lastenden raubwirtschaftlichen Druck nicht vermin-
dert. Bezeichnend hierfür ist — unter anderem — die Lage der bäu-
erlichen Hausindustrie. Z. B. der Holzlöffel, dieses wichtigste Haus-
gerät des russischen Volkes, wurde zu Millionen in der Wolga- und
Kama-Gegend angefertigt und auf den Jahrmärkten zu Nishnij-Now-
gorod verkauft. Aber ..bis zu diesem Moment passieren diese Löffel
mindestens 10 Hände?®)”, welche alle reichlich verdienen, während
„La Russie en 1839*, Paris 1813.
a. a.
®% Dr. Johann Friedrich Erdmann, Beiträge zur Kenntnis des Inneren
von Rußland, Riga und Dornat 1822
einh Storch, Historisch-statistisches Gemälde des russischen Rei-
iga :
$) Kowalewski, Rußlands Industrie und’Handel, Leipzig 1%1
®© Marquis de Custine,
7) 0)
ches,
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 33.
17. August 1922.
die Hersteller für 1000 Stück 2 bis 3 Rbl erhalten, woraus sie auch
das verarbeitete Holz, die Farben, die Werkzeuge usw. bezahlen
müssen?!). Die Spitzenklöppelei beschäftigte in den nordischen Gou-
vernements Wologda, Wjatka und Perm etwa 10 000 Familien. Acht-
jährige Mädchen nahmen schon an der Arbeit teil, welche täglich bis
18 Stunden dauerte und den Arbeiterinnen 17 bis 25 Kop Taglohn ein-
brachte. Die Arbeiterinnen verkauften die Spitzen an bäuerliche
Aufkäufer oder Händler in den Provinzstädten, die die Ware z. T.
mit Garn bezahlten und dabei die im Rechnen unbeholfenen Frauen
regelmäßig übervorteilten. Auch die Spitzen gingen durch viele gut
verdienende Hände, bevor sie die hauptstädtischen Kaufläden er-
reichten. Wir sehen hier das Urbild des Kettenhandels als ständige
Einrichtung der kranken russischen Volkswirtschaft.
Dem Raubbau fielen schließlich auch der Staat und seine Organe
zum Opfer. Es ist kein Wunder, wenn die Beamtenschaft, welche in
Jahrhunderte langer Praxis Naturschätze und Menschen nach den
leichtsinnigen Methoden der Raubwirtschaft zu behandeln gewöhnt
war, diese Methoden auch in der Verwaltung der ihnen anvertrauten
ter angewendet hat. Als Beispiel dafür, in wie starkem Maße das
Denken der leitenden Personen, deren Ehrlichkeit nicht angezwei-
felt werden soll, durch die raubwirtschaftliche Übung beeinflußt
war, möchte ich einen allerdings schon 30 Jahre zurückliegenden Fall
anführen; der Fall dürfte um so interessanter sein, als es sich auch
da um einen Kommissionsbericht von „Ingenieuren und Gelehrten“
handelt. Zu Beginn der neunziger Jahre, als die Transsibirische
Bahn gebaut werden sollte, hat die Permer Abteilung der Kaiserlich-
Russischen Technischen Gesellschaft eine aus Ingenieuren und
hohen Beamten bestehende Kommission zur Prüfung der. Frage er-
nannt, ob und inwieweit die uralischen Eisenwerke bei dem Bahnbau
beschäftigt werden könnten. Der Kommissionsbericht ist in der amt-
lichen Zeitschrift „Permskij Kraj (Perm, 1892) abgedruckt; einige
Sätze daraus seien im folgenden angeführt. Für den Bau von Loko- .
motiven werden in dem Bericht die beiden Staatswerke Motowilicha
(die bekannte Kanonenfabrik bei Perm) und Wotkinsk (im Gouv.
Wjatka) besonders empfohlen, „von welchen das zweite sich mit de-
ren Herstellung tatsächlich schon beschäftigt hat.“ Für Motowilicha
wäre ein Lokomotivauftrag von großem Vorteil: „Ein solider Auf-
trag auf gleichartige Gegenstände würde es ermöglichen, die Pro-
duktion genauer zu regulieren und auf richtigere Grundlagen zu
stellen, als die gegenwärtigen es sind, bei welchen das Werk, weil es
nicht genügend beschäftigt ist, sich gezwungen sieht, allerlei ver-
schiedenartige private Aufträge anzunehmen.“ Auch das technisch
gut ausgestattete Werk Wotkinsk „kann seine Tätigkeit in Erman-
gelung richtiger, ernster und regelmäßiger Bestellungen nicht voll
entfalten“. Die Kommission empfiehlt also für die Lieferung von
Lokomotiven zwei Werke, von welchen das eine solche überhaupt
noch nie gebaut, das andere sich mit deren Bau schon „beschäftigt”
hat. Daß diese Beschäftigung dem Ruf des Werkes nicht sonderlich
bekömmlich war, verrät der Bericht selbst, indem darin zugegeben
wird, daß das Werk früher Mißerfolge zu verzeichnen hatte; jedoch
seien „diese nicht selten dadurch entstanden, daß die dem Werk ge-
gebenen Zeichnungen ungenau waren”.
Für die großzügige Art, in welcher man esin Wotkinsk verstan-
den hat, aus dem Vollen zu schöpfen, sind auch die folgenden Vor-
kommnisse bezeichnend'!?). Im Jahre 1904 brannte in Wotkinsk das
Walzwerk nieder. Die Kredite für den Neubau wurden sofort bewil-
ligt. Unter anderem mußte die Antriebsmaschine, eine Tandem-
Dampfmaschine, neu beschafft werden. Eine solche Maschine kostete
damals etwa 25000 Rbl; man hat sich aber entschlossen, die Ma-
schine nicht zu kaufen, sondern selbst herzustellen. Man baute da-
ran bis 1908, verausgabte 80000 Rbl, die Maschine ist nie fertig
geworden. Ein anderes Mal kam man auf die Idee, das verarbeitete
Roheisen selbst herzustellen, trotzdem man weder Erze noch Brenn-
stoff in der Nähe hatte. Alsbald begann man auch, den Hochofen und
die übrigen Baulichkeiten zu errichten, und dann erst merkte man,
daß der Bauplatz im Frühjahr regelmäßig von der Kama überflutet
wird. Daraufhin hat man den Bau, der über 0,3 Mill. Rbl verschlun-
gen hat, eingestellt und die Idee des eigenen Roheisens aufgegeben.
Ein Gegenstück des „Aus-dem-Vollen-Schöpfens“ ist das nicht
weniger raubwirtschaftliche „Aus-dem-Boden-stampfen“; so wurde
die südrussische Eisenindustrie emporgezüchtet. War sie in techni-
scher Hinsicht der Uralindustrie auch weit überlegen, so rechtfertigt
sie doch in keiner Weise die Verschwendung, die ihrethalber mit
öffentlichen Mitteln getrieben wurde. Aus militärischen Gründen
sowie zur Förderung des Getreideexportes sollten Eisenbahnen ge-
baut werden: um die Aufträge nicht nach dem Ausland vergeben zu
müssen, wollte man im Lande selbst eine moderne Schwerindustrie
ins Leben rufen. Das hierzu notwendige Geld war aber in Rußland
nicht zu finden; daher wandte man sich mit starken Lockmitteln an
ausländische Kapitalisten. Noch nicht gegründete Gesellschaften er-
hielten große Staatsaufträge zu übermäßig hohen Preisen zuge-
sichert, man gab ihnen große Vorschüsse usw. Den Lockungen war
schwer zu widerstehen: allein Belgien hat nach und nach den elften
Teil seines flüssigen Kapitals in Südrußland angelegt!?). So sehen
wir im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhundert das Schau-
spiel eines industriellen Aufschwungs, dem jedoch nicht steigende
1) Ponnmarow. Rußflande"Haurindustrie. Moskan 19%” (russisch). .
2) A.P.Mitinaki'j. Die Hiittenindustrie des Ural. Petersburg 1909 (russisch).
1) Marcel Lau’wi'iek. L’Industrie dans la Russie Meridionale, sa’situatioR.
son avenir, Brüssel’1%17.
17. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 33.
1056
Kapitalkraft des Landes, also steigende Bedürfnisse und steigender
Wohlstand der Bevölkerung, sondern die spekulative Idee der Regie-
rung, Bahnbau, Eisenindustrie und Getreideexport durch einen @in-
zigen Kunstgriff zu fördern, zur Grundlage diente. In den Jahren
1093 bis 1901 entstanden in Kußland Aktiengesellschaften mit rd 3%
Milliarden M Aktienkapital, davon 134 Milliarden M allein in der
Schwerindustrie; die meisten von ihnen rechneten nur auf die Ge-
winne der Gründung und der Errichtung sowie auf die fetten Staats-
aufträge, ohne welche sie keine Daseinsmöglichkeit gehabt hätten.
Das Fortschreiten des oberflächlich betriebenen, durch endlose
Unterschlagungen verteuerten Bahnbaues in Sibirien verursachte
wachsende Mindererträge. In den letzten 5 Jahren des vorigen Jahr-
hunderts ergaben noch die russischen Staatsbahnen einige Millionen
Überschuß; im Jahre 1900 erscheint ein Defizit von 1% Mill. Rbi,
steigtim nächsten Jahre auf 24, im Jahre 1902 auf 32 Mill. Rbl. Unter
dem Druck der wachsenden Last konnte die Regierung die Bahnbau-
ten nicht im begonnenen Tempo fortsetzen; die großen Aufträge lie-
ben nach, Öffentliche Kritik veranlalte die Senkung der Preise, und
es begann eine schlechte Zeit für die Werke, deren Besitzer sich be-
trogen fühlten. Es folgten Zahlungsschwierigkeiten, und man erhob
ein lautes Geschrei über die „Krisis in unserer Industrie”, während
zahlreiche Eisenwaren und Maschinen in stets wachsenden Mengen
eingetührt wurden, weil die künstlich ausgebrütete russische Eisen-
industrie mit der gesunden und kapitalkräftigen Industrie des Aus-
landes nicht konkurrieren konnte.
Wohl könnte man solchen Erscheinungen, die nur als Beispiele
aus einer übergroßen Fülle ähnlicher Tatsachen herausgegriffien
wurden, auch manche günstige Bilder entgegenstellen; sie sind aber
nur in einem kranken Organismus möglich und darin liegt ihre Be-
deutung. Je tiefer die Methoden des Kaubbaues in die Volkswirt-
schaft eingedrungen sind, um so mehr haben die Kreise, deren Aut-
gabe die wirtschaftliche Führung gewesen wäre, die Fähigkeit zum
wirtschaftlichen Denken verloren. Ein Bedürfnis, den Aufwand mit.
den Ergebnissen in Einklang zu bringen, scheint nirgends bestanden
zu haben. „Ich sage nicht” — schrieb Custine vonseiner Reise —,
„daß ihr politisches System nichts Gutes hervorbringt; ich sage nur,
daß, was es hervorbringt, zu teuer ist.“ Und im Jahre 1878 schreibt
der Finanzminister S. A. Greig: „Man muß zugeben, daß unsere
Staatsverwaltung und unsere Staatswirtschaft die teuersten der
Welt sind.“ Man hat im Hinblick auf die unermeßlichen Natur-
schätze höchst verschwenderisch darauf losgewirtschaltet, ohne
zu überlegen, daß diese Schätze erst durch intensive, schöpferische
Arbeit des Volkes zu eigentlichen Reichtümern verwandelt
werden müßten. Tatsächlichschöpfte man nicht aus den Natur-
schätzen, sondern erschöpfte durch Mißbrauch die Leistungs-
fähigkeit des Volkes, wie das Prof. Prokopowitsch, das nach-
herige Mitglied der „Provisorischen Regierung”, erst kurz vor dem
Kriege nachgewiesen hat!*). Er zeigte, daß das natıonale Einkom-
men Rußlands mit 63 Rbl je Kopf der Bevölkerung hinter demjenigen
aller übrigen Kulturstaaten weit zurückbleibt, während die Steuer-
last im Vergleich sowohl mit den übrigen Großmächten, als auch mit
den überseeischen Konkurrenten auf dem Getreide-Weltmarkt uner-
träglich groß ist. Ein noch schlimmeres Bild ergibt sich, wenn man
das landwirtschaftliche Einkommen der Bauern allein berücksich-
tigt; dieses beträgt nur 34 Rbl, welchem Betrag aber 44 Rbl an
Lasten gegenüber, stehen. Bis auf die (regenwart war also der
russische Bauer gezwungen, aus Hausindustrie, Jagd, Fischfang
usw. Nebenverdienst zu suchen, „Aber alle diese industrielle Ein-
nahmen — stellt Prokopowitsch fest — decken nur einen Teil des
Defizit. Um satt zu werden, fehlt dem russischen
BauernstandeinehalbeMilliardeRubelimJahr.“
Das waren die letzten Konsequenzen des zügellosen Raubba:ues
in einem Land, welches man als die Kornkammer Europas zu be-
zeichnen pflegte. Ohne eigene Lebenskraft wurde Rußlands Wirt-
schaft durch die Machtmittel des Staates im Gange erhalten, geführt,
von dem „bevormundenden Geist“, den Buck le für „das ernstlich-
ste Hindernis für die fortschreitende Zivilisation” gehalten hat. So
erscheint es ganz natürlich, daß auf den politischen Zusammenbruch
des Staates der wirtschaftliche Zusammenbruch gefolgt ist.
Ich glaube, im vorstehenden die Krankheitskeime der russischen
Volkswirtschaft nachgewiesen zu haben: das menschenarme Land,
durch Naturschätze zu Verschwendung und Müßiggang verleitet,
blieb wirtschaftlich schwach und konnte die Folgen der ungünstigen
geographischen und klimatischen Bedingungen nicht überwinden.
Diese Ursachen einer unglücklichen Entwicklung bestehen heute
In unverminderter Stärke weiter, und daß leider auch ihr Einfluß
auf die Denkweise der leitenden Personen noch nicht im geringsten
verschwunden ist, beweist der von Gurewitsch besprochene Kom-
missionsbericht. Oder ist es nicht die schlimmste Ausartung des
„bevormundenden Geistes”, wenn man großartige Elektrisierungs-
pläne ausarbeitet, während die Volkswirtschaft kaum noch schwache
Lebenszeichen von sich gibt, das Geld nach der offiziellen — immer
chönfärberischen — Notierung'?) nur noch den zweihundertfünf-
unddreißigtausendsten Teil seines Friedenswertes besitzt und in
ehemals fruchtbaren Gebieten die Sterblichkeit infolge des Hungers
148. Prokopowitschh, Über die Bedi industri ick-
lung Rußlanis Ahnen Ib: er die Bedingungen aa industriellen Entwick
») In der Moskauer Handels-Zeitung („Torgowaja Gazeta“) vom 4. IIL 1922.
2 bis 5 % im Monat beträgt? Tatsächlich ist es sehr schwer, in dem
En RloDeDemeht etwas anderes als ein Phantasieprodukt zu er-
DIICKEen.
Versteht man unter Wiederaufbau nicht nur die Ausbeutung der
russischen Naturschätze, sondern wörtlich die ‚Wiederbelebung der
produktiven Kräfte und Förderung deren Wirtschaftlichkeit, dann
darf er nicht auf einzelne Gebiete beschränkt bleiben, sondern muß
das ganze Land umfassen. Überall, wo eine seßhafte Bevölkerung
vorhanden ist, muß diese möglichst schnell in die Lage versetzt wer-
den, Wert hervorzubringen, u: zw. mehr, als sie selbst zur Erhaltung
ihres Daseins mindestens nötig hat. Angesichts der Menschenarmut
ist hierbei äußerst sparsame Verwendung der
menschlichenArbeit erstes Gebot; das Bestreben muß dahin
gerichtet sein, keine Arbeit, die sich auf maschinellem Wege ver-
richten läßt, durch Menschenhände ausführen zu lassen.
Eine weitgehende Mechanisierung ist demnach notwendig. In
dieser Hinsicht befand sich Rußland auch vor dem Kriege noch in
den Anfängen der Entwicklung!®). Schon aus diesem Grunde ist es
verfrüht, Projekte zur radikalen Elektrisierung des Landes zu ent-
werfen. Denn der Elektromotor kann nur einen anderen, weniger
zweckmäßigen oder teureren Motor an der vorhandenen Maschine er-
setzen, nicht aber den Menschen, der mit Handwerkzeug arbeitet.
Zweitens verhindert die mangelhafte Schulbildung. des Volkes
(81% Analphabeten) die Durchführung solcher Pläne. Von diesen
beiden allgemeinen Einwendungen abgesehen, kann man aber die
Unhaltbarkeit der ganzen Idee auch an der Prüfung der beiden gro-
Ben Projekte: Ausbau großer Wasserkraftwerke und Elektrisierung
der Bahnen, leicht nachweisen. - `
Wasserkraftwerke.
Für die Gesamtleistung der Wasserkräfte mit über 10000 PS
Einzelleistung wird die stattliche Ziffer von 20,2 Mill. PS angegeben,
wovon in erster Linie nur 23 Mill. PS ausgebaut werden sollen.
Wie diese Riesenleistung untergebracht werden kann, sagt der Be-
richt nicht. Im industriereichen Deutschland waren vor dem Krieg
an sämtliche Elektrizitätswerke nicht ganz 3% Mill. installierte
kW angeschlossen. Wie soll Rußland 2% oder gar 20 Mill. PS ab-
sorbieren? Anscheinend ist für die Kommission die Antwort auf
diese Frage sehr einfach, wie man das aus der Besprechung der Was-
serwerke im Kaukasus ersieht. Laut Zusammenstellung sind im
Kaukasus 2,7 Mill. PS vorhanden, wovon für den ersten Ausbau
655 000 PS in Frage kommen. „Da der Kaukasus” — schreibt Qure-
witsch — „an Kupfer, Blei, Mangan und Bauxit sehr reich ist, lassen
sich große Energiemengen sowohl für die Bergwerke selbst, als auch
für elektrometallurgische Zwecke verwenden. Andererseits könnte
im Kaukasus, wie s. Z. in der Lombardei, bei billiger Energie eine
prosperierende Textilindustrie entstehen. Besitzt doch das Gebiet
u. &. schon jetzt eine eigene Seidenraupenzucht.” Mit Industrien, die
entstehen könnten, ist es allerdings leicht, beliebig viele Millio-
nen PS zu absorbieren. Wasalles aber diesem „Könnten“ in Rußland
entgegensteht, das ersieht man aus dem folgenden Beispiel: Jeder-
mann wird zugeben, daß der Weg von der „schon jetzt vorhandenen“
Seidenraupenzucht bis zu einer prosperierenden Textilindustrie viel
länger und mühevoller ist als derjenige vom Getreidebau bis zur
Mehlproduktion; und doch war Rußland nicht imstande, sich e:ne
einigermaßen ansehnliche Mühlenindustrie zu schaffen. Rußland
hat im Jahre 1911 über die europäische Grenze für 300 Mill. Rbl Wei-
zen und Roggen ausgeführt (gleichzeitig für 9 Mill. Rbl eingeführt),
dagegen Weizen- und Roggen m e h l nur für 19 Mill. Rbl. In demsel-
ben Jahr hat Finnland von diesen beiden Mehlsorten für 71 Millionen
eingeführt. Finnland bezog also den größten Teil seines Mehlbedar-
fes nicht aus Rußland; aus Rußland kamen nur 30 000, aus Deutsch-
land 63 000 t17). Mangel an Kapital, an Energie und Organisations-
talent brachten es mit sich, daß Rußland diese naheliegende Werter-
höhung eines seiner wichtigsten Ausfuhrstoffe vernachlässigte und
sich sogar auf seinen eigenen Märkten von der ausländischen Kon-
kurrenz schlagen ließ.
In der Liste der Wasserkräfte steht an erster Stelle das Murman-
gebiet mit 967000 PS. Dieses nördlich vom Polarkreis gelegene,
von Petersburg 1200 km entfernte Küstengebiet ist schon aus geo-
graphischen und klimatischen Gründen gänzlich ungeeignet zur
Schaffung großer Wasserkraftwerke. Zudem ist diese Gegend bei-
nahe die am schwächsten bevölkerte im europäischen Rußland; ir-
gend eine, selbst nach russischen Begriffen nennenswerte Stadt hat
sie nicht aufzuweisen. Nicht weniger ungünstig liegen die Verhält-
nisse im Turkestan, wo die Baumwollkultur eine Zukunft haben
könnte, aber die Voraussetzungen einer industriellen Entwicklung
— trotz der angeblichen 3 Mill. PS — gänzlich fehlen. Das ganze
Russisch-Zentralasien ist siebenmal so groß wie Deutschland, hat
nicht ganz 10 Mill. Einwohner, wovon die meisten Kalmücken, Kirgi-
sen, Perser usw. und nur die wenigsten eingewanderte Russen sind.
Im Uralgebiet werden 5 Flüsse mit 217 000 PS angegeben. Man
bekommt einen Begriff von der Genauigkeit, mit welcher die 20 Mill.
16) Nach Prof. Ozeroff verbrauchte man in Rußland im Jahre 1%6 je
Kopf der Bevölkerung 179 kg Maschinenöl gegen 35% in den V. S. Amerika. (Iwan
Ozeroff, Problèmes économiques et financières de la Russie moderne, Paris 1916)
Von 1082 russischen Städten hatten vor dem Kriege nur 192 eine Wasserleitung
und nur 33 eine Kanalisation. f
1) Weitere interessante Zahlen über diese Frage enthält das Buch von
M. N. Selicho w „Die russische Mühlenindustrie im Kampfe mit der deutschen
Konkurrenz“, Petersburg 1912 (russisch).
Boa
1056 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 33. 17. August 1922.
PS ermittelt wurden, wenn man liest, daß hier — in diesem bedeuten-
den und ältesten Industriegebiet Rußlands — die Schätzungen zwi-
schen 0,5 und 2 Mill. PS schwanken! Zudem sind die Zahlen insofern
irreführend, als man die kleinen Wasserkraftanlagen, die in den
längs je eines Flußlaufes gelegenen Eisenwerken ausgebaut sınd '
oder ausgebaut werden könnten, summarisch anführt und so die
Möglichkeit der Errichtung einzelner großer Werke vortäuscht. Am
Flusse Isset sollen z. B. 20 000 PS zu gewinnen sein. Mir sind 3 an
diesem Flusse gelegenen Werke bekannt: das früher private Werk
Ober-Isset (Werch-Issetsk) neben Jekaterinburg, die ehemalige
Münze in Jekaterinburg und 12 Werst unterhalb dieser Stadt das
auch früher staatliche Werk Unter-Isset (Nishnje-Issetsk). Alle
drei Werke zusammen dürften an Turbinen und Wasserrädern insge-
samt kaum 800 PS besitzen. Die durchschnittliche Wassermenge des
Flusses beträgt 6 bis 8 m?; wie man da die 20 000 PS errechnet hat,
ist mir unverständlich. Die meisten Uralwerke stammen aus dem
18. Jahrhundert; die Staudämme wurden von Leibeigenen unentgelt-
lich erbaut, sie mußten nur beköstigt werden (Menu: Roggenbrot,
Buchweizengrütze und Salz). Daher ist es nicht verwunderlich, daß
man dort häufig großen Stauanlagen mit kleinen Leistungen begeg-
net. In einem mir bekannten Fall z. B. ist der Sperrdamm des 7 km
langen, spitzen-dreieckförmigen Staubeckens 1030 m lang, 17 m hoch,
oben 25,5, unten 32 m breit, das größte Gefälle beträgt aber nur
11,7 m bei einer mittleren Wassermenge von 4 m’. Derartige Minia-
turwerke heute mit großen Kosten zu erbauen, wäre nicht in höhe-
rem Maße sinnlos, als sie durch Flußregulierung stillzusetzen, wenn
sie einmal da sind; wie man aber auf einem anderen Wege zu Jen
großen Flußkraftwerken gelangen könnte, ist mir unerfindlich.
ElektrisierungderBahnen.
Die Daseinsbedingungen der Eisenbahnen sind in Rußland
grundverschieden von denjenigen im übrigen Europa. Rußland hatte
im Jahre 1913 bei vierzigmal größerer Oberfläche und nur 2%facher
Einwohnerzahl eine ähnliche Anzahl Kilometer Eisenbahnlinien wie
Deutschland. Während so schwacher Verkehr auf langen Strecken
deren Wirtschaftlichkeit in Frage stellt, bringt es die Natur der rus-
sischen Produktion mit sich, daß die Linien den Verkehr zeitweise
nicht bewältigen können. Das ist im Herbst der Fall, wenn das neue
Getreide nach den Seehäfen und inneren Märkten gebracht werden
soll. Große Mengen stauen sich auf den Bahnhöfen an, die Säcke ful-
len zuerst die stets unzureichenden gedeckten Räume, werden nach-
her unter freiem Himmel, oft ohne jeden Schutz neben den Schienen
zu ganzen Bergen aufgestapelt und warten monatelang auf den Wei-
tertransport, während sie durch Regen, Schnee, Mäusefraß großen
Schaden erleiden, manchmal im Frühjahr vom Hochwasser fortge-
spült werden usw.'%). Diese Übelstände sind, soweit sie von der
Mangelhaftigkeit der technischen Ausrüstung (eingleisiger Betrieb,
zu wenig rollendes Material) herrühren, unheilbar, da die Anpassung
der Betriebsmittel an die erhöhten Anforderungen im Herbst die au
und für sich schlechte Nutzleistung der Bahn in den übrigen Jalıres-
zeiten noch weiter herunterdrücken würde; die sonstigen Ursachen
sind Unpünktlichkeit und Sorglosigkeit der Betriebe, bureaukrati-
sche Schwerfälligkeit der Verwaltung, Kompliziertheit der Tarife,
Bestechlichkeit der Beamten, geringe Ärbeitsleistung des Personals
und schlechte Ausnutzung der Betriebsmittel, also lauter Faktoren,
die mit der Alternative Dampf oder Elektrizität nicht das geringste
zu tun haben. Wenn man bedenkt, mit welcher Vorsicht in anderen
Staaten die Verwaltungen verkehrsreicher, technisch sehr vollkom-
mener Eisenbahnen an die Frage der Elektrisierung herantreten,
und daß starker Verkehr eine der Hauptbedingungen der Wirtschaft-
lichkeit der elektrischen Zugbeförderung ist, dann ist es unver-
ständlich, mit welchen Gründen die Kommission die Ausgabe der
großen Summen, welche die Elektrisierung auch nur einiger Vorort-
linien erfordern würde, empfehlen will.
In der folgenden Übersicht habe ich die Eisenbahnverhältnisse
in Rußland denjenigen in Deutschland an Hand einiger charakteristi-
scher Zahlen gegenübergestellt; leider fand ich nicht alle Zahlen für
das gleiche Bezugsjahr. Trotzdem führt die Tabelle eine beredte
Sprache: .
Deutschland Rußland
Oberfläche in 1000 km?. . . . 541 22 256
Eisenbahnlinieninkm. . . . 61 148 (1910) 75 507 (1909)
Einwohnerzahl in Millionen. . 64,551 (1910) 166,108 (1910)
Beförderte Personen in Mill... 1,469,978 (1909) 142,706 (1907)
Einnahmen in Mill.M. . . . 2848397 (1909) 1,697,142 (1907)
Angestellte und Arbeiter. . . 700 371 (1910) 151 197 (1905)
Eisenbahnlinien in km:
je 10000 Einwohner. . . . 9,47 4,55
„ 100 km? ....2 0.20% 11,31 0,33
Güter je kw? int. ©... 973 7
Einnahmen je kminM. . . . 460582 22 471
Angestellte:
je 100000 Reisende . . . . 48 526
„ 100000 t . 2 2 2 20. 133 455
Während in Deutschland durchschnittlich jeder Einwohner 23-
mal im Jahr mit dem Zug fährt, reisen von 100 Russen nur 86, u. zw.
is) K.J. Gutzewitsch, im Bericht der auf allerhöchsten Befehl einge-
setzten Sonderkommission zur Prüfung der Nöte der Landwirtschaft, Peters-
burg 1904 (russisch). `
- Art Arbeit zu leisten, man dem russischen Volk Gelegenheit bietet,
je einmal im Jahr. Ähnlich sieht es mit dem Güterverkehr aus: auf
jedem Quadratkilometer befinden sich in Deutschland 973 t mit der
Eisenbahn überführter Güter, in Rußland nur 7 t. Dementsprechend
sind die Einnahmen je Kilometer in Deutschland mehr als doppelt
so hoch wie in Rußland. Aus den beiden letzten Zeilen der Tabelle
geht die geringe Beschäftigung der Eisenbahnangestellten in Rub-
land hervor, wodurch die mangelhafte Nutzleistung der Bahnen noch
weiter verschlechtert wird!®). Das sind keine Übelstände, die man
durch Elektrisierung beseitigen könnte.
Dann fällt in Rußland noch ein besonderer Umstand ins Ge-
wicht, das ist der ungeheure Waldreichtum. Man konnte früher in
den Kurierzügen tagelang reisen und kaum etwas anderes sehen als
Wälder, Wälder und immer nur Wälder. Der Brennstoff liegt über-
all in „greifbarer” Nähe; er liegt nicht nur, er wächst! Es dürfte
kaum möglich sein, den elektrischen Betrieb wirtschaftlicher zu ge-
stalten als denjenigen mit der Dampflokomotive, in welcher das eut-
lang der Bahn wachsende Holz verfeuert wird.
Schließlich muß man auch sagen, daß die russischen Transport-
verhältnisse zu verbessern wären, wenn man statt Elektrisierung
der Bahnen sich mit erheblich geringeren Kosten der Schiffahrts-
wege annehmen würde. Auf den Flüssen Rußlands wurden vor dem
Kriege mehr Güter befördert als auf seinen Bahnen; die folgende
Zusammenstellung gibt ein Bild von der Bedeutung der russischen
Flußflotte. Im Jahre 1917 verkehrten auf den Flüssen
Dampfer Barken
Wolga und Kama . .. .. IBH 3716
Oka ane Soa gene as 124 634
. Marien-KanalSystem. . . 628 6254
Don 5.2.3204 2 5 8 53 69 305
Nördliche Düna . . . . .. 408 1097
Ob, Jenissei und Amur . . . 624 954
Kuban und Kura. . . . . 35 186
Die gesamte Wasserverdrängung der russischen Flußflotte be-
trug über 800 Mill. Pud. Mit etwas Aufwand für die bisher sehr ver-
nachlässigte Regulierung der Flüsse würde man dem heute schwer
daniederliegenden Transport viel besseren Dienst leisten als durch
Elektrisierung einiger Vorortlinien.
Es kann natürlich nicht der Zweck dieser Zeilen sein, die zahl-
reichen Wiederaufbaupläne um einen zu vermehren; weil aber meine
bisherigen Ausführungen negativer Natur waren, möchte ich kurz
sagen, wie ich über den Wiederaufbau Rußlands vom Stand-
punkte des Elektrotechnikers denke.
Es wurde schon betout, daß die natürlichen Übelstände, welche
die Entwicklung der russischen Volkswirtschaft auf eine falsche
Bahn gedrängt haben, nach wie vor weiter wirken; daher besteht die
Gefahr, daß alte Fehler wiederholt werden. Ein solcher Fehler
wäre, den Wiederaufbau vorzugsweise auf die Produktion unverär-
beiteter Rohstoffe und deren Ausfuhr zu beschränken. Je höhere
desto höher steigt sein Einkommen und seine Aufnahmefähigkeit
für ausländische Industrieprodukte. Getreidebau kann für Rußland
keine lohuende Erwerbstätigkeit sein, solange 80 % seiner Bevölke-
rung sich damit beschäftigt; ebenso wenig kann die Ausfuhr anderer
primitiver Rohstoffe, wie Holz, Naphtha usw., allein Rußland in die
Lage versetzen, nennenswerte Mengen ausländischer Waren zu kau-
fen. Die ausländische Industrie, die für ihre Waren den russischen
Markt erschließen will, hat selbst das größte Interesse, Rußlands in-
dustrielle Entwicklung nach Möglichkeit zu beschleunigen.
Meiner Ansicht nach ist es nicht zweckmäßig, die Wiederauf-
richtung der Produktion in einem Lande von 22 Mill. km? Ausdeh-
nung von einer zentralen Stelle aus zu regeln. Es ist richtiger, ge-
wisse Gebiete, die sich selbst als geschlossene Einheiten darstellen,
auch als solche zu behandeln, als sie durch zentralisierende Zusam-
menfassung der verschiedenen Industriezweige auseinanderzurel-
ßen. Eine solche Einheit ist z. B. das Uralgeblet, auf welches
ich meine Betrachtungen beschränken will. Das „metallurgische
Ural“ befindet sich zum größten Teile im Permer Gouvernement,
dessen Reichtum an mineralischen Schätzen schon von altersher be-
kannt war. Auf seiner Reise fand Pallas zahlreiche Spuren metall-
urgischer Tätigkeit verschwundener Völker, von welchen in dieser
Gegend andere Spuren nicht zurückgeblieben sind. Im 18. Jahrhun-
dert war noch das Ural eine der wichtigsten Produktionsstätten des
Eisens für die ganze Welt; uralisches Eisen wurde auch nach Ame-
rika ausgeführt. Seine Bedeutung ist seither erheblich zurückge-
gangen; es wurde auch durch die südrussische Eisenindustrie über-
flügelt. Die Schuld hieran trägt außer dem Mangel an Kapitalkraft,
der z. T. veralteten Produktionsweise und der bureaukratischen
Rückständigkeit der Verwaltung”) insbesondere die gänzlich unra-
tionelle Holzwirtschaft und nicht zuletzt auch der rücksichtslo3®
Konkurrenzkampf des südrussischen Eisensyndikats „Prodamels -
Alle diese Nachteile sind aber nicht unvermeidlich; die Uralindu-
strie kann zur hohen Blüte gelangen, wenn ihre Produktion richtig
9) Auch die folgenden Zahlen dürften von Interesse sein: Im Jahre 1910
beförderte man in Deutschland 565, in Rulland 335 Mill. Telegramme; daruniet
waren in Deutschland 1.9, in Rußland 38 Mill. Diensttelegramme, d. h. in Deutst
land 33%% in Rußland 11.4% des gesamten Telegrammverkehrs. aa B
©, Direktoren staatlicher Werke mit Millionen Jahresumsatz solle .
nicht berechtigt gewesen sein, Reparaturarbeiten, die melır alr 500 Rbl. koste
ten, selbständig vornehmen zu lassen.
1
F
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1
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1
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17. August 1922.
organisiert wird. Im Mittelpunkte dieser Neuorganisation muß eine
zweckmäßige und intensive Bewirtschaftung des uralischen Wald-
reichtums stehen?!). Das Permer Gouvernement (330 000 km?) ist
zu % mit Wäldern bedeckt: etwa 4% dieser Wälder war früher Eigen-
tum der metallurgischen Werke. Die Wälder sind — neben den mine-
ralischen Schätzen — das wichtigste Produktionsmittel der urali-
schen Industrie. In der folgenden Übersicht sind einige Zahlen —
nach dem Stande des Jahres 1910 — über die uralischen Eisenwerke
zusammengestellt?) :
im übrigen
im Ural Rußland ohne
Finnland
Anzahl der Eisenwerke . 8 65
davon Hüttenwerke 48 47
Anzahl der Hochöfen . 77 88
Anzahl der Bergwerke f : 274 101
Geförderte Eisenerzmenge in 1000 t $ 1201 5 774
Verbrauch von Holz und Holzkohle in 1000 t 2735 725
„ Steinkohle und Reis) in 1000 t 113 4 300
Waldbesitz in 1000 ha . . . 5 950 615
Anzahl der Wasserräder 150 58
deren Leistung inPS. 7038 1340
Anzahl der Wasserturbinen 310 106
deren Leistung inPS. . 19 344 19 175
Anzahl der Wärmekraftmaschinen . 427 1403
deren Leistung in PS. 44 379 257 714
Anzahl der Arbeiter . 106 618 85 158
davon Hilfsarbeiter SR: 52 792 21 288
Roheisenproduktion in 1000 t. 640 3 050
Mechanische Arbeitskraft je Arbeiter in PS 0,66 3,27
Roheisenproduktion je Arbeiter int. . . 5,75 28,4
Hilfsarbeiter im an zur r Gesamtzahl
der Arbeiter in % 49,5 25,0
Durch rationelle Bearbeitung der Wälder wären ganz andere Er-
gebnisse zu erzielen. Laut Berechnung von Mitinskij sind zur
Produktion von 1 Mill. Pud (16 400 t) Eisenblech im Jahr an Holz der
jährliche Zuwachs von 120 000 Dessiatin (130 000 ha) Wald notwen-
dig, wenn sämtliche Prozesse vom Verhütten der Erze bis zum Aus-
walzen der Bleche mit Holzkohle bzw. Holz ausgeführt werden; hier-
bei ist der jährliche Zuwachs des nicht bewiirtschafteten Waldes vor-
sichtig mit nur % Kubikfaden (= 3,24 m?) angesetzt. Die Werke
würden so allein mit ihrem alten ungepflegzten Waldbesitz jährlich
40 bis 50 Mill. Pud (650 000 bis 800 000 t) Eisenblech produzieren??).
Nun könnte man die Eisenindustrie auf breitere und festere Grund-
lagen stellen. indem man einen größeren Waldbestand, als der alte
Besitz der Werke gewesen ist, einer Bewirtschaftung unterwirft,
um die hierbei erzielten Holzmengen in besonderen noch zu grin-
denden Industrien zu verwerten, so daß man dann die für die
Hitten notwendige Holzkohle ausschließlich aus den Abfällen ge-
winnen könnte.
So würde das Ural die Produktionsstätte einer Qualitätsware
ersten Ranges, des guten Holzkohleneisenblechs für die elektrotech-
nische Industrie werden, gleichzeitig eine umfangreiche Industrie,
die Holz verarbeitet, ins Leben rufen. Es wären also hierbei zwei
Probleme zu lösen:
1. die Verwertung des in den Wäldern jährlich zu fällenden
Holzes,
2. die Transportfrage.
Zur Verwertung des Holzes käme in Frage: 1. die Herstellung
vonEisenbahngüterwagen , vielleicht eine besondere klei-
ne und leichte, überwiegend aus Holz bestehende Konstruktion zur
Verwendung auf den Hütten und den dortigen Bahnlinien, 2. der Bau
vonFlußbarken.die in früheren Zeiten restlos aus Holz unter
Ausschluß jeglichen Eisens hergestellt wurden. 3. die Gewinnung
von Bau-und Brennholz für die Ortschaften im Ural, Gru-
benholz für die Berewerke, Schwellen für die Eisenbahnen,
4. die Gewinnung von Zellulose und evtl. Papierfabrike-
tion?®),5. die Herstellung einfacherlandwirtschaftlicher
Maschinen, von Fuhrwerken, Hausgeräten, 6. die
Zündholzfabrikation,”7.diechemische Verarbei-
tung (Gewinnung von Terpentin, Holzessig, Azeton, Pottasche
usw.) und 8. zahlreiche andere Verwendungen des Holzes. Was alles
auf diesem Gebiete zu erreichen wäre, zeigt ein Blick auf die Außen-
handelsstatistik Rußlands und Finnlands?°). Im Jahre 1911 hat Ruß-
2) Vor dem Kriege besaß Rußland über 500 Mill. ha Wälder, welche zum
erößten Teile nutzlon verfanlt oder galerentlich verhrannt sind. weil die Menschen
2u ihrer Bewirtschaftung fehlten. Zu Haste ne Zeiten waren von 70N staat-
lehen Förstereien dia meinten nnheaatzt; nach dem Frieden von Rrest-Litowak
verbliehen hei Rowjet-Rußland 880 Förstereien mit je fihar 1000M ha Wald. für
deren Bawachnne nicht mehr als 195 Personen zne Verfügung standen. (Nach
der Morkauer Zeitung „Swohoda Raasii“ vom 18. VI. 1918) Am Menschenmangel
scheitert jede Restrebung, allo Wäld-r richtig zu hawirterhaften.
=) Nach der „Statistik der metallurgiachen Industrie Rußlands im Jahre 1910“.
-Auf Grund amtlichen Materiala heraungarehan von der wissenschaftlichen
netallnrgischan Kammissinn“, Petarshire 1912 (rnerisch).
=) Im Jahre 1977 erzeugten die Uralwerke 24200 t = 65°, der gesamten
russinchen Eisenblacherzeugung.
erg 20) Vor dem Kriege dackte Rußland 5/, reinen Bedarfes im Ausland.
=) Finnlands Außenhandel nnd Rußlards Außenhandel über die euro Rische
ar Bollstedt und Trietsch in „Das Russische Reich in Europa und Asien,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33.
1067
land Holz- und Schreibwaren für 36,8 Mill. Rbl eingeführt; ausge-
führt hat es an Holz und Holzwaren:
Balken, Stangen, Bretter, Schwellen usw. mr 127,220 Mill. Rbl
Holz für Zündholzfabrikation . . . 5979 Wo S
Sonstiges Holz, Brennholz usw. 7481 „ a»
Zimmermann- und Tischlerarbeiten . 2,826 „u n»n
` In demselben Jahr hat Finnland Holz- und Papierwaren nur für
3,2 Mill. Rbl eingeführt, dagegen exportiert:
Balken, Bretter usw. für. 148,478 Mill. Rbl
Faßdauben und Faßböden . . . . 2... 3392 u; v
Halbveredelte RARATON TE . 3,239 p` p»
Brennholz . . w 2217 u u»
Garnrollen . 5786 „ n
Holzmasse p 15,19 „ »
Pappe, Papier, Tapeten usw. 40332 „ u
Die Transportfrage kann nur durch Schaffung eines ausgedehn-
ten Seilbahnnetzes gelöst werden; die Seilbahn ist der bil-
ligste und am leichtesten zu beschaffende, zu jeder Jahreszeit be-
triebsbereite Ersatz für den mühevollen, teueren und langsamen
Transport mit kleinen Bauernschlitten®). Sie läßt sich leicht und
schnell aufbauen; das wenige Eisen, das dabei nötig ist, kann ein-
schließlich der Drahtseile von den Uralwerken hergestellt werden.
Mit der allmählichen Entwicklung einer umfangreichen Holzio-
dustrie müßte die Verbesserung und Modernisierung der bisherigen
Produktion in den bestehenden Werken Hand in Hand gehen. Durch -
Ersatz der alten Wasserräder und Turbinen mit leistungsfähigeren
neueren Konstruktionen ließe sich die Nutzleistung der Anlagen
mindestens auf das Zwei-bis Dreifache steigern. Mit der so erzielten
Mehrleistung könnte man beispielweise in kleinen Schmelzöfen jähr-
lich 100 000 bis 150 000 t Elektrostahl erzeugen”). Man würde gleich-
zeitig auch bestrebt sein, andere leicht aufschließbare Energiequel-
len auszunützen, die Steinkohlenproduktion intensiver betreibon?®),
die häufig vorkommenden Torflager ausbeuten, um mit der Entwick-
lung der das Holz verarbeitenden Industrie immer mehr und mehr
Holz für diese zu erübrigen. Die von den Produktionsstätten sehr
weit liegenden Wälder würde man zunächst für eine beliebige Ab-
holzungsweise freigeben, gewissermaßen dort, wo die wirtschaft-
liche Bearbeitung nicht mehr möglich ist, die raubwirtschaftliche
Ausbeutung zulassen.
Es braucht nicht besonders gesagt zu werden, ein wie reiches
Arbeitsfeld sich bei einer solchen Entwicklung für die Elektro-
technik eröffnet; aber die Industrialisierung bzw. Mechanisie-
rung selbst mit einer großartigen Elektrisierung zu beginnen, wäre
grunsliverkehrt, da hierbei die Bevölkerung Rußlands nur im gering-
sten Maße Gelegenheit hätte, zu den großen Errichtungskosten durch
ihre Arbeit beizutragen. Wirksam und nutzbringend
kann die Elektrotechnik erst dann in Erschei-
nung treten,wennProduktion und Verkehr,deren
Hilfsmittelsieist,sich bereitsineinem gewis-
senStadium des Fortschritts befinden.
Für die Versorgung der Industriearbeiterschaft mit Lebensmit-
teln würde angesichts der günstigen Bodenverhältnisse die Arbeit
eines kleinen Bruchteils der Bevölkerung des Gouvernements (4
Mill. Einwohner) hinreichen. In dieser Hinsicht ist die ländliche
Verfassung der uralischen Industrie besonders günstig; die Fabri-
ken befinden sich in Dörfern, welche meistens im 18. Jahrhundert
— gewissermaßen als die Arbeiterkolonien der Werke, deren Namen
sie führen, entstanden sind“). Hier bietet sich die Möglichkeit einer
industriellen Entwicklung, der Entstehung eines neuen Typs der
Großindustrie, welche zu den westeuropäischen Industriegebieten in
einem ähnlichen Verhältnis stünde wie etwa die modernen Garten-
städte zu den alten enggebauten Großstädten.
In anderen ehemals produktiven Gebieten Rußlands sind ebenso
wie im Ural die besonderen örtlichen Bedingungen zu berücksichti-
gen. Eine vernünftige Dezentralisation der Verwaltung vorausze-
setzt, kann der Fortschritt überall gefördert werden, wenn man ein
für allemal darauf verzichtet, Europa schematisch nachzuahmen,
wie das der Elektrisierungsplan noch einmal vorsieht. So viel ist
iedenfalls sicher, daß die wirtschaftliche Erstarkung Rußlands ohne
industrielle Entwicklung nicht möglich ist; soll Rußland immer nur
Rohstoffe ausführen, so wird die große Masse seiner Bevölkerung
dauernd auf die Vorteile der Zivilisation verzichten müssen und
ständig nahe an der Grenze des Verhungerns bleiben. Alle Völker
Europas werden aber gewiß eine bessere Zukunft dem Lande wün-
schen, von welchem der Marquis de Custine, der dort das Ideal einer
Monarchie zu finden hoffte, schrieb: „Ich glaube, von allen Ländern
der Erde ist Rußland dasjenige, i in welchem die Menschen am wenig-
sten glücklich sind.”
=) Bis jetzt erfolgt die Holzzubereitung im Sommer, der Transport im
Winter
1) Während des Krieges waren einige Elaktroöfen in uralischen Werken
(meines Wissens mindestens in Motowilicha) in Betrie
2) Im Jahre nn teen: im Ural etwa 0,7 Mill. t Steinkohle gefördert. Zahl-
re iche, dortige Kohlenlagerungen sind noch garnicht erfarsc
y ero Komon Wort „Zawod" (deutsch: Fabrik, Werk) "bedeutet gleich-
zeitig er das Fabrikdorf
1058
‚Internationale Konferenz in Paris über elektrische
. Übersicht. Die Pariser Konferenz hatte rich die Aufgabe gestellt,
ein möglichst umfassendes Bild des jetzigen Standes der Technik der
Fernübertragung elektrischer Energie zu geben. Das Ziel wurde indes-
sen nicht erreicht, da einerseits eine Fülle inhaltloser Vorträge die Zeit
-für fruchtbringende Diskussionen nahm, anderseits den Hauptanteil
die Franzosen hatten, die zugegebenerweise selbst keine Höchstspan-
nungsleitungen im Betrieb haben, geschweige denn Erfahrungen mit-
teilen konnten. Das Programm der Konferenz ist auf 8. 440 ausführlich
mitgeteilt worden.
Wir haben auf S. 440 dieser Zeitschrift eine kurze Notiz tiber
obengenannte Konferenz gebracht und lassen nun an Hand der uns
zur Verfügung stehenden Originalvorträge einen Bericht folgen.
Wie bereits erwähnt, ist der größte Teil der Vorträge ganz allgemein
gehalten, es erscheint daher geboten, solche nur kurz zu streifen.
Der gesamte zum Vortrag angemeldete Stoff wurde nach
folgenden Gesichtspunkten in 3 Abteilungen behandelt:
1. Erzeugung undTransformierungdesStromes,
2. Konstruktion der Kraftübertragungsleitun-
gen,
3. Technischer Betrieb der Leitungsnetze.
Vorträge über gesetzgeberische Maßnahmen verschiedener
Länder wurden eingeschoben.
Als erster sprach Tubot Laspiäre über die
Gesetzgebung in Frankreich zur Regelung der Kraftübertragung
auf weite Entfernungen.
Das bezügliche Gesetz vom 15. IV. 1906 soll durch ein z. Z.
vorliegendes Gesetz ergänzt werden, das die Erleichterung und
gegebenenfalls Erzwingunz der Errichtung von Leitungen be-
weckt. Die Erzeuger und Verteiler in einer Gegend sollen sich
gegebenenfalls unter Beteiligung des Staates zu Bau- und Be-
triebsgesellschaften zusammenschließen. Die so gebildeten Or-
ganisationen werden die Stromverteilung im allgemeinen nicht
selbst vornehmen, doch soll dieses nicht grundsätzlich verboten
sein. Für bereits bestehende Netze sind besondere Bestimmungen
getroffen. In den ..befreiten Gebieten” ist eine Gesellschaft ge-
gründet, die vom Staat und den großen Industriegesellschaften
gebildet wird. Höchstpreise für Wegerecht sind festgelegt. Für
zwei großa FEisenbahngesellschaften ist die Errichtung von Hoch-
spannungsleitungen für Bahnkraftzwecke gestattet.
In Holland hat der Staat 1904 zuerst gesetzgeberirch einge-
eriffen und Enteignungsgesetze zur Erleichterung des Baues von
Hochspannungsleitungen geschaffen. Ein Versuch, dem Staate
die Organisation und Verteilung durch Gesetz in die Hand zu
reben, ist am Widerstande der Direktoren und Techniker privater
Unternehmungen, die ihren Fortbestand bedroht sahen, bisher
- vereitelt worden. i i |
Norwegen hat ebenfalls ein Enteignungsgesetz geschaffen,
das den König ermächtigt, bei vorliegenden Allgemeininteressen
die Genehmigung zur Errichtung von Hochspannungsanlagen zu
erteilen. Ist ein Jahr danach eine Einigung der Parteien über die
FEntschädigungsfragen nicht erfolgt, so gilt die Genehmigung als
hinfällig und muß von neuem nachegesucht werden. Des weiteren
sind Errichtungs- und Betriebsvorschriften erlassen, die der staat-
lichen Kontrolle unterliegen und für die zwangsweise Gebühren
zu entrichten sind.
Große Hochspannungsnetze in Frankreich
behandelten Le Verrier und Aubry. Es sind 5 große Netze
geplant:
1. Im Südosten mit 150 kV zur Ausnutzung der in den
Pyrenäen gelegenen Kraftwerke mit einem Versorgungsgebiet
Bordeaux, Toulouse, Beziers.
2. Im Zentrum ein 150 kV-Netz zur Versorgung des großen
Gebietes St. Etienne, Raonne, Lyon, Dijon, Bordeaux, Poitiers,
Nantes, Tours, Orleans, Paris.
3. Im Süden ein 120 oder 150 kV-Netz zur Versorgung der
Gebiete Toulon, Nizza, Marseille, Valence, Lvon, Le Creuzot,
Diion. Falls sich die in Amerika für 220 kV mit Nullpunkts-
erdung gebauten Anlagen bewähren, soll das Netz für diese Span-
nung eingerichtet werden.
Im Nordwesten ein 120 oder 150 kV-Netz für Rouen, le
Havre, Nantes. |
5. Im Nordosten ein Netz für die Verbindung der großen
Zentralen von Reims, der Ardennen, des Beckens von Briey,
Lothringens. Elsaß und des Rheins. Dieses Netz soll überdies
elektrische Energie aus der Schweiz nach Frankreich übertragen.
Zwei Linien werden, von diesem Netz ausgehend, die Rheinwasser-
kräfte für die Versorgung von Paris ausnützen.
Zur besseren Ausnutzung und Ausgleich der tiberschüssiren
Hochofenenergien in Lothringen sollen sämtliche Hütten mit
einem Netz verbunden werden. Guery führt aus. daß der Augen-
blick günstig sei, dieses Netz zu schaffen, „da Deutschland aus
seinen Reparationsverpflichtungen die Kosten aufzubringen hätte“,
Ein 65 kV-Ring soll die Hütten umfassen und eine Verbindung
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33.
Kraftübertragungsnetze für sehr hohe Spannungen.
mit dem staatlichen Netz erhalten. Die gesamte Zentralenleistunz
beträgt etwa 120000 kW. Die durch den Walzwerksbetrieb ins
Netz kommenden Belastunesstöße will man durch schnellregelnte
Dampfturbos von jeder Hütte selbst auffangen, .Tranformatoren
und Schaltapparate mit Rücksicht auf diese Stöße besonders kräf-
tig ausführen. °
In Norwegen sind die großen Wasserkraftanlagen zwecks bes-
17. August 1922.
serer Ausnutzung gekuppelt worden, da durch die Höhe der
Kohlenpreise in Norwegen das elektrische Kochen und Heizen eine _
gewaltige Steigerung des Strombedarfes nach sich zog und Nen-
anlagen von Kraftwerken, soweit als möglich, vermieden werden
sollten. Aanensen gibt an, daß 9000000 kW an Wasserkräften
vorhanden sind, ungerechnet diejenigen unter 2000 kW, wovon 1913
410 000 kW ausgenutzt waren. Ä
Großkraftübertragung in Schweden
behandelte Borgquist. Die Hauptwasserkräfte liegen in den
nördlichen Provinzen, während die südlichen am dichtesten bevöl-
kert sind und die Industrie haben. Die hier vorhandenen Wasseer-
kräfte werden in 15--20 Jahren ausgenutzt sein, so daß man bei-
zeiten daran denken muß, die nördlichen Kräfte heranzuziehen.
Z. Z. werden im südlichen Teil 65 000 kW aus Wasserkräften und
2000 kW aus Dampfkräften erzeugt. Mittel-Schweden wird von
der großen staatlichen Zentrale am Trollhättan-Fall mit 115 Wi
kW versorgt, die bei vollem Ausbau 300000 kW liefern könne:
eine zweite staatliche Zentrale ist am Dalälv 1915 errichtet, die
60000 kW verteilt: ferner nimmt der Staat jetzt ein Netz in Be-
trieb, das von der Zentrale Motaba mit 20 000 kW und von einer
Wasser- und Dampfzentrale 42000 kW erhält. Dieses Netz eall
mit einer 320 km langen eben fertiggestellten 132 kV-Leitung, dir
auf 220 kV ausgebaut werden kann, mit der Trollhättan-Zentralr
verbunden werden.
Neben den staatlichen bestehen noch private Anlagen m't
30000 kW Leistung: so wird Stockholm von einer 30000 kW-
Zentrale am Dalälv über eine 88 kV-Leitung von 120 km versortt.
In Norrland werden etwa 220000 kW in etwa .25 Werken er-
zeugt. Die staatliche Zentrale in Porjus liefert 60 000 kW teil:
ala Drehstrom, teils’ als Einphasenstrom, letzteren für die Riks-
geränsenbahn. Auszunutzen sind in Zukunft die Wasserfälle im
Süden von Norrland. Als Übertragungslänge kommen nach Mittel-
Schweden 400 km in Frage.
Bau moderner Generatoren
behandelte Newbury. Redner erblickte einen Vorteil der ameri-
kanischen Vorschriften darin, daß man auf Grund des Studium:
der Innentemperaturen zu einer höchstzulässigen Temperatur von
100° C gekommen ist, wodurch die amerikanischen Generator"
kleiner und billiger werden als gleichwertige europäische Di"
Prüfspannungen bei Generatoren betragen nach französischen Vor-
schriften 2X Maschinenspannung + 3000 V. Die Prüfzeit von
1 min sieht man als ausreichend an. Die Erkenntnis, daß die
Generatoren großer Leistungen sehr hohe momentane Kurzschlub-
ströme haben, die bis zum 50 fachen Wert des Normalstromes stei-
gen, hat auch in Frankreich zur Forderung einer hohen Kurz-
schlußspannung von 25:40 % für Schnell-Läufer auf Kosten det
Spannungsregelung geführt. Für Anlagen, die 2% 000 kW über-
schreiten, werden zur Begrenzung des Kurzschlußstromes Reak-
tanzen in den Leitungen vorgeschlagen. Kleinere Anlagen sini
durch die natürlichen Induktivitäten der Transformatoren un
Generatoren, 100 kV-Anlagen nach Ansicht des Berichterstatter‘
Wedmore durch die langen Leitungen geschützt. Er empfiehlt
Luftdrosselspulen vor Spulen mit Eisenkern, da letztere eine u-
erwünscht hohe Reaktanz beim Normalbetrieb haben, im Kurv-
schluß dagegen infolge der Sättigung nachlassen. Als Aufbau
empfiehlt er in Zement gebettete Spulen aus Kabeln. et
An diesen Vortrag schließt sich eine Erörterung über die für
den Betrieb äußerst wichtige Frage der
Spannungserhöhung der Generatoren
bei plötzlichem Abschalten der Last. Sarolea führt an dem
Beispiel einer Anlage von 9000 PS, 120 kV, sehr langer Leitung
und etwa ọ = 0,9 aus, daß bei Übergang von Vollast auf Leerlauf
eine Spannungserhöhung von 65:85 % eintritt. Er stellt sich
offenbar einen Kurzschluß vor, der eine Spannungssenkung un
ein Nachregeln zur Folge hat und weist darauf hin, daß die Zeit-
konstante der Erregerwickelung sehr viel größer ist als die der
Generatorwieklung, so daß im Moment des Abschaltens meisten?
noch nicht die volle Wirkung des Spannungsreglers und damit
die oben angeführte Spannungserhöhung in vollem Maße zur Gel-
tung kommt. Günstig wirke ferner die Entmagnetisierung dur‘
die Kurzschlußströme. Diese würden durch die Transformatoren
in ihrer Höhe begrenzt, so daß die von vielen Seiten geforder!®
hohe Kurzschlußspannung der Generatoren von 20% und mehr
etwas zu hoch gegriffen sei. ;
Beim Zusammenschluß moderner Hochspannungsnetze mit
alten Netzen, deren Zentralen nur geringe Kurzschlußleistung be-
saßen, seien diese Netze durch Reaktanzen zu schützen.
17. August 1922.
Del Buono berichtet, daß er in Italien auf ganz anderem
Wege zu guten Ergebnissen gekommen sei, nämlich durch die
schnelle Enterregung der Generatoren beim Kurzschluß (ein
Gedanke, der in Deutschland schon lange zur Ausführung gekom-
men ist,
Der Einfluß der Blindleistung auf die Anlagekosten und die
Mittel zur Kompensierung
wurde von Derrieu behandelt; doch erübrigt sich ein näheres
Eingehen, da das in Berlin auf dem cos -Tag im November v. J. ge-
brachte Material diese Fragen viel eingehender behandelt.
In der über diesen Bericht einsetzenden Diskussion spricht
Conge über den Parallelbetrieb mehrerer Werke.
Er sieht die Schwierigkeit weniger in technischen Gründen als
:n Egoismus der verschiedenen Zentralenbesitzer resp. -leiter,
die sich gegen die Verkuppelung ihrer Netze mit anderen sträu-
ben werden, wenn ihnen dadurch Einbuße an kWh entsteht, da-
durch, daß Werke mit ökonomischerer Erzeugung in das eigene
\etz speisen. Er betont, daß leider zu wenig Rücksicht auf das
Allzemeininteresse genommen wird. Die Vorteile des Parallel-
arbeitens liegen:
1. in der Ausnutzung von Überschußenergie aus Hoch- und
Koksöfen, Wasserkräften oder Gezeitenkraftwerken,
2. in größtmöglicher Ausnutzung der Brennstoffe, wenn Zen-
tralen in der Nähe von Kohlengruben die Grundlast über-
nehmen, wodurch gleichzeitig Eisenbahnen und Schiffahrt
entlastet würden. i
Der Standpunkt des Redners wird in unverständlicher Weise
vən dem Vorsitzenden angegriffen, der ʻals Folge des Parallel-
Wetriebes die Unterordnung der Zentralen unter die Anweisun-
zen eines Oberleiters eieht, was er als kaum zu ertragende Form
eines Absolutismus anspricht (!).
Die Konstruktion von Hochspannungstransformatoren
behandeln L6onhard und Roth. Ersterer gibt zu, daß in
Frankreich bisher noch keine Linie mit 120 kV betrieben wird,
kann daher über eigene Erfahrungen nicht berichten. Er hält
die Anordnung dreier Einphasentransformatoren und geerdeter
Sullpunkte wirtschaftlich für vorteilhaft, da geringe Reserve
und billigerer Herstellungspreis daraus resultiert. Roth fordert
anhe Kurzschlußspannung zur Begrenzung der Kurzschlußströme.
Als Schaltung soll man die AA der AA vorziehen, da letztere
darch die 3. Harmonische zu einer Hebung des Sternpunktes um
W% führen kann. Die A A-Schaltung hat seiner Ansicht nach
den weiteren Vorteil, daß der Transformator bei Defekt einer
Phase, allerdings mit verminderter Last, im Betrieb bleiben kann.
Eine Erdung des Nullpunktes hält Roth für durchaus zweck-
mäßig, da bei Nichterdung die Spannung der übrigen Phasen im Falle
tines Erdschlusses hoch geht und meist zum Überschlag führt. Selbst
bei genügender Isolation sei ein Betrieb nicht durchführbar, da die
l»deströme eine Dissymmetrie hineinbringen (entgegen andersge-
machten Erfahrungen in Deutschland, wo Höchstspannungsnetze
stundenlang im einphasigen Erdschluß gefahren sind.) Erdung durch
Widerstände ist wegen der Schwierigkeit der Konstruktion solcher
für hohe Spannung nicht zweckmäßig, über Erdungsdrosseln weiß R.
nichts Näheres zu berichten.
Die sehr wichtigen Fragen des Schutzes der Leitungsnetze
durch Relais werden durch kurze Aufzählung der Relaisarten und
verschiedener Schutzeysteme erledigt. In wenigen Worten wer-
den das Merz-PriceSystem und ganz allgemein die Differential-
systeme ohne Hilfsleitungen beschrieben.
Ölschalter für Höchstspannungen
behandelte Delay. An Stelle der Porzellandurchführungen
treten solche mit Öl- oder Massefüllung oder Kondensatordurch-
ubrungen, da Porzellan über 100 kV nicht günstig sei. Für die
Dimensionierung der Schalter ist zum Teil die Lichtbogenlänge
maßgebend, die sehr wenig von der Stromstärke abhängt, sofern
10 A überschritten werden; viel mehr ausschlaggebend ist die
Spannung, wobei 10 bis 15 mm je 100 V in Anschlag gebracht-
werden. Die Kontakte werden für mindestens 400 A bemessen
und sind imstande, einige Sekunden 15000 bis 20000 A und einen
Unterbrechungsstrom von 5000 bis 6000 A auszuhalten. Die
Unterbrechungszeit hängt von der Lichtbogenlänge ab und soll
einen Bruchteil der Fallzeit des Schalters betragen. Bei einem
: Versuch an einem Schalter mit zweifacher Unterbrechung wurde
I sonstigen Apparaten große-Sicherheit.
bei 132 kV und etwa 1000000 kVA Unterbrechungsleistung die
Zeit von 2,5 Per beobachtet. Schalter mit vielfacher Unter-
brechung sind bei gleicher Leistung kleiner, aber komplizierter
ım Aufbau und Betrieb. Der Luftraum ist mit Rücksicht auf die
Gasentwicklung zu bemessen, die nach Schweizer Beobachtungen
“ cm?/kWe beträgt. Über die
Schutzwiderstände für Leitungen und Transformatoren
2:hen die Ansichten auseinander. In Amerika verzichtet man
darauf selbst bei großen Leitungen von 400 km und 150 kV, die
täglich geschaltet werden, gibt lieber den Transformatoren und
Die Errichtung von
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 33.
1059
Freiluftstationen
propagiert Payan. In den Pyrenäen sind einige Stationen im
Betriebe, allerdings für Spannungen unter 50 kV. Die Vorteile
sieht Payan in geringeren Anlagekosten, guter Übersichtlichkeit,
geringerer Feuergefährlichkeit und leichter Ausdehnungsmöglich-
keit. Nachteile ergeben sich in gebirgigen Gegenden durch den
Zwang, in einer Etage bauen zu müssen, ferner in Betriebs-
schwierigkeiten bei Unwetter und die Unannehmlichkeiten für das
Überwachungspersonal in solchen Fällen.
Zu der äußerst wichtigen Frage der
Beeinflussung von Schwachstromleitungen durch Starkstrom-
anlagen ;
führt André aus, daß zur Stösung der Verständigung in Tele-
phonleitungen '/aoooo W genügt. Ursache dieser Störungserschei-
nungen sind die aus unausgeglichenen Strom- resp. Spannungs-
komponenten herrührenden induzierten resp. influenzierten Span-
nungen bei Lastungleichheit, ungleicher Leiterkapazität, Schalten
durch nichtgekuppelte Schalter, Nullpunktserdung und dadurch
bedingte Oberwellenströme. Erdschlüsse sind dabei äußerst gə-
fährlich und die Erdung des Nullpunktes von diesem: Gesichts- .
punkte aus sehr zu überlegen.
Die Oberwellen sind wegen der Hörbarkeit im Telephon sehr
viel störender als die Beeinflussung durch die Grundwelle. Trane-
formatoren hoher Sättigung sind vielfach die Ursache dieser
Oberwellen, und sollte man so weit wie möglich die Magneti-
sierungsströme verringern. Bei Sternschaltung und Nullpunkts-
erdung ist diese Forderung unerläßlich. In Gleichstromnetzen
rühren die Oberwellen vom Kommutator und den Zähnen her;
letztere sollen des Ausgleiches halber schräg gestellt werden.
Spannung, Leitungslänge und übertragene Arbeit.
Lavanchy bringt ein Diagramm, das für eine bestimmte
Leitung unter Annahme verschiedener zu übertragender Leistungen
und Spannungen entworfen ist. Die Ableitungs- und Leerlaufs-
verluste sind berücksichtigt, so daß der Wirkungsgrad bei Leer-
lauf gleich Null ist, bei kleinen Lasten sehr gering und mit zu-
nehmender Last rasch auf höhere Werte bis zu einem Maxi-
malwert ansteigt, um dann wieder zu fallen. Gleichzeitig wird
der Einfluß der Phasenverschiebung und die verbessernde Wir-
kung der Phasenschiebung gezeigt. Hierin soll man indessen nicht
zu weit gehen, da die Phasenschieberverluste und Anlagekosten
in der Nähe des cos pg=1 größer werden als der Gewinn.
In den angeführten Kurven Abb. 1 ist der Wirkungsgrad in Ab-
hängigkeit von ee aufgetragen. Um bei verschiedenen Leistun-
l l
gen ein Maximum des Wirkungsgrades zu erreichen, ist es nur
nötig, das Verhältnis A gleich dem im Scheitelpunkt der Wir-
kungsgradkurve herrschenden zu machen. Z. B. würden bei 150 kV
und 35000 kW derselbe Wirkungsgrad erreicht werden wie bei
220 kV und 76000 kW, vorausgesetzt, daß die Suszeptanz der
Leitung konstant bleibt.
Um eine unnötige Beanspruchung der Leitungen und Iso-
lationsmaterialien zu vermeiden, schlägt man vor, die Spannungen
der Last anzupassen, so daß immer der höchste Wirkungsgrad
erreicht wird. Außerdem könnte man nach Boucherot den, Wir-
kungsgrad durch Anordnung von Zusatztransformatoren auf der
Linie vergrößern, indem dadurch die Leitung verzerrungsfrei
gemacht wird (Heavisidesche Bedingung r.l = g.c). Weiter
zeigen Kurven in Abb. 1 die Abhängigkeit des Wirkungsgrades von
der Leitungslänge und Leistung bei einer bestimmten Spannung so-
wie die Abhängigkeit der Belastungsfähigkeit von der Leitungs-
länge bei verschiedenem Wirkungsgrade. Es zeigt sich für jeden
Wirkungsgrad ein Entfernungsmaximum bei einer ganz bestimm-
ten Last. Darauf spricht Lavanchy über die wirtschaftliche
Seite der Errichtung und des Betriebes von Hochspannungslei-
tungen. i
Nach dem Kelvinschen Gesetz ist der Querschnitt der wirt-
schaftlichste, für den die jährlichen Zins- und Amortisations-
kosten gleich den Kosten für Energieverluste sind. Diese Regel
gilt nur angenähert, weil sich die Unkosten wie folgt zusammen-
setzen:
1. Preis und Anfuhrkosten für Leitungsträger, Isolatoren usw.
sind dem Gewicht der Leiter proportional.
2. Die jährlichen Amortisations- und Unterhaltungskosten kön-
nen durch eine dem Anlagekapital angepaßte Quote dar-
gestellt werden.
3. DEREN aus Ladung und Ableitung sind vernachlässig-
bar.
Die Regel ist in der Praxis nicht richtig, da die Mastge-
wichte, die Gewichte ihrer Fundamente und die Unkosten für.
Anfuhr mit dem Leiterquerschnitt derartig wachsen, daß man
Interesse hätte, sich unterhalb der durch Kelvin gegebenen Quer-
schnitte zu halten. Die günstigste Spannung liegt praktisch .in-
folge des nicht linearen Anwachsens der Leitungskosten niedriger
als die aus der vorstehend angegebenen ermittelte. Der Preis
der erzeugten kWh hängt von den Benutzungsstunden und der
übertragenen Leistung ab.
m — n
nt 7 R un iaa
1060 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 33. 17. August 1922.
Die wirtschaftliche Übertragung liegt für 120 kV bei 30 000
kW und 300 km, darüber muß man die Leitung als Doppelleitung
ausführen, bei 60000 kW zwei Leitungssysteme bauen. Die
Grenze der Spannung ist nicht anzugeben, 220 kV lohnen nur
bei sehr großen Leistungen.
wie der von gleichwertigen Eisenmasten, doch sind die Unterhal
tungskosten sehr niedrige. In Norwegen hat man im Kriege au
Eisenmangel Eisenbetonmaste verwendet, die am Standort ge
formt sind. Jeder Mast wiegt 60 t und trägt 12 Kupferleiter vor
200 mm? Querschnitt. Die Erfahrungen eind sehr zufriedenstellend
Über Eisenmaste mit vier Füßen wird ausgeführt, daß dies
79 Mastart wirtschaftlich nur dort angewendet werden kann, wo deı
750 000 ko 500 — Tr m ed aE E >
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waw l | l | S i i 19 | i
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N 90 rn
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a D 8&0 60 20 |
- X mn
YAHNI, 0 DO |
D = 7) Ss Leistung beim Emofärnıger in Aw
LT m So ai 1. Linien gleicher Wirkungagrade für Über
2 X S ı. tragung verschiedener Leistungen tiber verschiedene
u $43 g0 , Entfernungen bei 120 kV Empfangsspannung (aus-
S 2 8 20 gezogene Linien).
20 0,2 N 2. Linien gleichen Verhältnisses von Anfangs- zu
DI
170 0,1 5 Empfangsspannung + in Abhängigkeit der übertra-
á N
15000 . 30000 «5000 genen Leistung (gestrichelte Linien).
0 . Leistung beim Erngfänger
O 0 02 03 04 05 06 07 08 09 10
Red. Leistung
Abb 1, Kurven der Wirkungsgrade. und Spannungsverhält-
nisse in Abhängigkeit der red. Leistung.
‚ Die französischen Vorschriften für Maste und Leitungen
en von Drouin behandelt. Der niedrigste Erdabstand be-
rägt:
6 m neben öffentlichen Wegen,
8 m bei Wegekreuzungen,
8 m oder 3 m über Wasserspiegel bei Kreuzungen von Wasser-
läufen, je nachdem, ob sie schiffbar sind oder nicht,
7 m über der Schiene oder 3 m über Ladeprofil bei Eisen-
bahnkreuzungen.
ö Die metallischen Stützen müssen eine gute Verbindung mit
Erde haben, eine Nummer und Gefahrenschild etwa 2 m. über
Erde und eine Einrichtung, die Berührung der Drähte zu ver-
hindern. '
Die Berechnung soll für 2 Annahmen angestellt werden:
a) für die mittlere Temperatur der Gegend, horizontalen Wind
mit 120 kg/m? auf die Projektion der Oberfläche oder 72 kg/m?
auf die zylindrische Fläche gerechnet,
b) für die niedrigste Temperatur der Gegend und horizontalen
Wind mit 30 kg/m? auf die Projektion der Oberfläche oder
18 kg/m? auf die zylindrische Fläche gerechnet.
Als Sicherheitskoeffizienten sind zu wählen:
3 für Führungen über öffentlichen Wegen und nicht schiff-
baren Wasserläufen,
5 für Wegekreuzungen, schiffbare Wasserläufe, Treidelwege und
Eisenbahnkreuzungen,
1 für Eisenbahnkreuzungen für den Fall des Bruches aller
Kabel ohne Berücksichtigung der Erdwiderlager.
An Masten gibt es Holzmaste für Niederspannungen, Beton-
maste für Spannungen bis 65 kV mit eisernen Traversen, die
Endverbindung durch einen eingegossenen Leiter haben. Eisen-
maste finden jedoch die meiste Verwendung (40 kg/m? Festigkeit
und 20 % Dehnung).
Auf die Anfrage eines Teilnehmers wegen der Winddruck-
belastung bei hohen Flußstürmen wird die Ansicht geäußert, daß
die in den Vorschriften angegebene Zahl von 120 kg/m? aus-
reichende Sicherheit gewährleistet. Im Kriege hat man z. B. an
Hochspannungsleitungen die Erfahrung gemacht, daß bei einsei-
tiger Zerstörung aller Leitungsseile die Maste dem Zug der
anderen Seite standhielten. — Die Errichtung von Eisenbeton-
masten durch Formgebung am Standort sei im Gegensatz zu den
fertiggefurmten Masten wegen des leichten Transportes der Auf-
baumaterialien denkbar günstig und sollte für Leitungen bis zu
den höchsten Spannungen durchgebildet werden. Die fertigen
Eisenbetonmaste brauchten zum Überstehen der Stöße auf dem
Transport viel mehr Eisen, als die reine Festigkeit am Standorte
erforderlich macht. In Schweden sind Eisenbetonmaste für Lei-
tungen, die für 200 kV bestimmt sind, ausgeführt worden. 2 Maste
von 19 m Höhe und je 3500 kg tragen ein Joch, an dem die Lei-
tungen hängen. Der Preis der fertigen Maste ist etwa derselbe
Abb. 2. Anfang sspannung und Wirkung»-
grad bei verschiedenen Übertragungsent- gungsentfernungen für verschiedene Leistungen im
fernungen in Abhängigkeit von der
Empfängerleistung. Abb. 8.
Für a =115 und 7=85%, liegen die Übertrs-
1
schraffierten Gebiet.
Boden nichts kostet, in dichtbevölkerten Gegenden ist der vier-
füßige Mast der richtige. Die Schwierigkeiten liegen bei den
Masten mit breiter Basis im Bodenwert, der Widerstand der
Grundbesitzer verzögert die Ausführung von Leitungen in der
Regel so lange, daß die Kraftwerke eher als die Leitungen be ;
triebsfähig sind.
Vierfüßige Maste sind in Amerika sehr oft ohne besondere
Fundamente ausgeführt worden, indem die Füße lediglich Sprei-
zen bekamen, die den Mast in der Erde veränkern. Eine Lei-
tung, die nach diesem Prinzip im Jura gebaut wird, läßt die Be
arbeitung des Bodens innerhalb des Mastes mit dem Pfluge zu,
die Bodenerwerbskosten sind daher sehr niedrige, 150 Schweizer
Franken je Mast. Im Elsaß ist eine 130 km lange Leitung für
70 kV mit Zementmasten von 18—22 m Höhe in Planung. Die
Spannweite soll 200—220 m betragen. Die Maste sind für 120 kV
ausreichend. Während 1920 der Preis 20% niedriger als für
Eisenmaste war, ist jetzt das Eisen vorteilhaft.
Über Versuche an Hängeketten berichtet Vedovelli. Die
Spannungsverteilung über die einzelnen Glieder ist von der an-
gelegten Spannung abhängig, u. zw. so, daß bei niedrigen Span-
nungen die untersten Glieder am meisten beansprucht sind, daß
aber mit zunehmender Spannung immer gleichmäßigere Verteilung
stattfindet, die beim Durchbruch in eine völlig gleiche über die
ganze Kette übergeht, und daß die Durchbruchsspannung der
Gliederzahl proportional ist. Interessant ist die von Prof. Ryan
i
Abb. 4. Einrichtung zur Messung der Potentialverteilung an Isolatoren.
angegebene Versuchseinrichtung. Abb. 4. Das wasserdurchflossen
Rohr hat völlig gleichmäßige Potentialverteilung. Man probier
nun die Potentiale der einzelnen Glieder an den Kontakten &u*,
bis die Funkenbildung verschwindet. Vortragender bringt eine
Tafel, die die Spannungsverteilung von Ketten verschiedener he-
derzahl zeigt, und weist darauf hin, daß die kurzen Ketten de
stigere Verhältnisse aufweisen als die längeren, daß man daher
möglichst wenig Glieder verwenden sollte, dafür aber ausgesuc"
tes Material und Formgebung; er hält-es für möglich, die diele
17. August 1922.
trische Eigenschaft und die Durchbruchsfestigkeit beträchtlich
zu erhöhen. Eine aus 6 Gliedern bestehende Kette ist so kon-
struiert worden, daß bei Regen die gleiche Überschlagsspannung
von 196 kV wie im Trocknen erreicht wurde. |
Basalt als Isolator konnte bisher wegen der Härte des Stoff
und der Schwierigkeit der Formgebung nichf verwendet werden.
Jetzt mahlt man ihn und bringt ihn durch besondere Behandlung
in eine Struktur!), die gute elektrische Eigenschaften besitzt.
Eine Platte von 16 X 16 cm und 1,8 cm Dicke wird unter Öl bei `
1 „ETZ“ 1922, 8. 62.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 33.
1061
59,3 kV durchschlagen, d. h., bei 3284 V/mm, eine 8 mm starke
Scheibe von 90 mm Durchmesser unter Öl erst bei 44200 V. Die
Vorzüge des Basaltes sind folgende:
1. Widerstandsfähigkeit gegen Temperaturschwankungen. Plat-
ten von 8 mm Stärke werden von kochendem Wasser in Eis-
wasser gesteckt, ohne geringste Risse zu bekommen. i
2. Man kann Eisenteile eingießen, ohne ein Zersprengen herbei-
zuführen.
3. Der Lichtbogen zerstört das Material nicht.
| (Schluß folgt).
`
Fernübertragungsmöglichkeiten großer Energiemengen*).
Von J. Ossanna, München. | |
(Schluß von S. 1029). je
Weiter oben ist angeführt worden, daß es bei Leitungen mit
großem Winkel w möglich sei, durch verhältnismäßig Kleine,
voreilende Blindleistungen die übertragbare Leistung ganz be-
deutend zu erhöhen. Diese Feststellung berechtigt uns zu der
Vermutung, daß auch durch Erniedrigung der Periodenzahl, d. h.
durch Verkleinerung des Blindwiderstandes k, nicht möglich se,
eine wesentlich andere Leistung als bei 50 Per zu übertragen und
dies trotz des Umstandes, daß eine Verkleinerung von k, eine
bedeutende Erhöhung der charakteristischen Leistung N. zur
Folge hat. Es ist ja |
Ex
Ne = — E arang
V rè + k?
Ja selbst bei Gleichstrom (k= 0) dürften keine wesentlich
besseren Verhältnisse zu erwarten sein wenigstens, wenn man
auch hier die gleiche effektive Spannung voraussetzt und die
unwirtschaftlichen Werte des Wirkungsgrades ausscheidet.
Daß die Sache sich wirklich so verhält, kann am besten an
der Hand eines Beispieles nachgewiesen werden. Wir wollen
annehmen, es seien etwa 150000 kW auf 1000 km Entfernung zu
übertragen. Hierzu sollen zwei Stahlaluminiumleitungen Nr. 240
dienen. Die Spannung soll 220 kV betragen, obschon bei den
angenommenen Leitungen eine Erhöhung auf 240 bis 250 unbe-
denklich wäre. Bei 220 kV sind nämlich selbst in den höheren
Lagen und an warmen Tagen nur ganz unbedeutende Korona-
verluste zu erwarten. Die Übertragung soll erfolgen:
a) mit Drehstrom von 50 Per,
b) mit Drehstrom von 16% Per und
c) mit Gleichstrom.
Bei der Übertragung mit Wechselstrom sind hinsichtlich der
Leitung die weiter oben genannten 6 Fälle berücksichtigt wor-
den, um den Einfluß der Kompensierung der Kapazität durch
Drosseln zu untersuchen. In allen Fällen ist die Primärspan-
nung so gewählt, daß sich an der Sekundärstelle eine Leerlauf-
spannung von 220 kV (Es = 220 V) ergibt. |
n%
ECU 3
Ze
Bee Eee
ws
I IX
az
HIER. A O TERBERREE
nee
140 180
Ma: 10° kw
Abb. 9. Höchstwerte des Wirkungsgrades in Abhängigkeit der Wirkleistung
bei 6 verschieden gestalteten Leitungen und 50 Perioden.
Die Ergebnisse der umfangreichen Untersuchungen sind in
den Abb. 9 u. 10 graphisch dargestellt. In Abb. 9 sind die höchst
erreichbaren Wirkungsgrade der Leitung in Abhängigkeit der
abgegebenen Wirkleistung N2ọ beim Betrieb mit 50 Per gra-
®© Vortrag, gehalten auf der 8. Jahresversammlung des VDE in München 1922.
phisch dargestellt. Entsprechend den oben angeführten Fällen
1 bis 6 sind 6 Wirkungsgradlinien vorhanden. Die jeweils
höchsten Werte des Wirkungsgrades sind durch entsprechende
Einstellung der Blindleistung erreicht. Die Verluste in den etwa
erforderlichen Blindstrommaschinen sind nicht berücksichtigt.
Die besten Ergebnisse liefert selbstverständlich der Idealfall 6
der Leitung ohne Kapazität, die ungünstigsten Werte dagegen
die Linie ohne Kompensation des Falles 1. Die Fälle 2 bis 5
stellen der Reihe nach kompensierte Linien mit 2, 3, 4 und
unendlich vielen Drosseln dar. Die Wirkungsgrade werden immer
besser, je größer die Zahl der Drosseln ist. Der Unterschied
im Wirkungsgrad zwischen dem Falle 4 mit 4 Drosseln (also mit
zwei Zwischendrosseln und zwei Enddrosseln) und dem Ideal-
fall 5 mit unendlich vielen Drosseln ist bereits so klein, daß
man höchstens zwei Zwischendrosseln anordnen wird. Bei nur
einer Zwischendrossel an Stelle von zwei würde man einen um
etwa 2% kleineren Wirkungsgrad erhalten. |
n%
100 140 . 180
N2 o` 10° kw.
Abb. 10. Höchstwerte des Wirkungsgrades in Abhängigkeit der. Wirkleistung
bei 5 verschieden gestalteten Leitungen und 16?/, Perioden.
ak
80 2
20 60 700 140 780 "OKW
Abb. 11. Höchstwerte des Wirkungsgrades in Abhängigheit der Wirkleistung
bei Gleichstrom- und Wechselstromübertragung mit 50 und 16%, Perioden.
Die Abb. 10 zeigt die gleichen Kurven wie die Abb. 9 für
den Fall, in welchem die Linie mit 16% Per betrieben wird. Wie
nicht anders zu erwarten war, liegen hier die Wirkungsgrad-
kurven wesentlich näher aneinander, was dem geringeren Ein-
fluß der Kapazität entspricht. Man kann hier, ohne den Wir-
kungsgrad nennenswert zu verschlechtern, mit zwei Enddrosseln
auskommen. |
1062 Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 33.
| Für den Fall, in welchem bei 50 Per zwei Zwischendrosseln
und bei 16% Per keine Zwischendrosseln angeordnet werden, sind
die höchst erreichbaren Wirkungsgrade als Funktion der Wirk-
leistung in Abb. 11 nochmals gezeichnet. Die dritte auf-
genommene Kurve gilt für den Betrieb mit Gleichstrom. Die
Kurven zeigen, daß bei kleineren Belastungen der Gleichstrom
überlegen ist, während bei größeren Leistungen der Unterschied
sehr klein wird, ja vollkommen verschwindet. Die besseren
` Nox
*10°KVA
-Nəx
Abb. 11a. Blindieistung, ausschließl. Drosselspulenleistung in Abhängigkeit der
Wirkleistung, die zu den höchstmöglichen Werten des Wirkungsgrades führt.
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Abb. 11b. Blindleistung, einschließl. Drosselspulenleistung in Abhängigkeit der
Wirkleistung, die zu den höchstmöglichen Werten des Wirkungsgrades führt.
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S a a
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60 100 140180 "10 k
Abb. 110. Sekundärspannung in Abhängigkeit der Wirkleistung
bei den höchstmöglichen Werten des Wirkungsgrades.
Wirkungsgrade bei Gleichstrom bei kleineren Belastungen be-
ruhen auf dem Fehlen der Drosselverluste.e Denkt man an die
Drosselverluste, so muß es überraschen, daß die Wirkungsgrade
bei 16% Per selbst größer als jene bei Gleichstrom werden.
Dieses Verhalten ist auf den weit kleineren Spannungsverlust
bei der Wechselstromübertragung zurückzuführen. Während
nämlich bei Gleichstrom der Spannungsabfall unvermeidlich ist,
wird dieser bei Wechselstrom durch die zur Übertragung gelan-
gandon; voreilenden Blindleistungen mehr oder weniger ver-
mieden.
17. August 1922.
Beachtenswert ist es ferner, daß man bei allen drei Strom-
arten annähernd die gleiche Wirkleistung übertragen kann, wenn
man nämlich die höheren Leistungen, die zu unwirtschaftlich
kleinen Wirkungsgraden führen, unberücksichtigt läßt.
ONA
1980 x10°KW
Abb. 12. Wirkungsgrad in Abhängigkeit der Wirkleistung bei Gleich-
und Wechselstromübertragung mit 50 und 16%, Perioden.
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Abb. 120. Sekundärspannung in Abhängigkeit der Wirkleistung,
die sich bei den Wirkungsgraden der Abb. 12 einstellt.
In Abb. ila sind die Blindleistungen, die zu den besten
Wirkungsgraden führen, in Abhängigkeit von der Wirkleistung
aufgetragen. Daraus ergibt sich die wichtige Erscheinung, daß
entgegen der geläufigen Anschauung der Wirkungsgrad einer
Übertragung nicht dann am größten wird, wenn der Leistungs-
faktor gleich 1 ist. Bei größeren Wirkleistungen sind also nicht
unbedeutend voreilende (negative) Blindleistungen erforderlich.
rme "E
17. August 1922.
Für diese Blindleistungen braucht man indessen nur z. T.
mit Blindstrommaschinen aufzukommen, denn man braucht die
Drosseln, die am Ende der Leitung zwecks Kompensierung der
Kapazität eingeschaltet sind, nur abzuschalten, um den ent-
sprechenden Teil an voreilender Blindleistung entbehrlich zu
machen. Berücksichtigt man diesen Umstand, so erhält man für
die resultierende Blindleistung an der Sekundärstelle die in
Abb. 11b eingetragenen Werte. Voreilende Blindleistungen sind
demnach nur bei höheren Leistungen erforderlich; sie sind dabei,
verglichen mit der übertragenen Wirkleistung, nicht groß. Bei
kleineren Leistungen sind dagegen nacheilende Blindleistungen
aufzubringen, was durch Drosseln geschehen kann.
In Abb. 11c ist die Sekundärspannung, die man erhält, wenn
man jeweils den besten Wirkungsgrad einstellt, als Funktion der
Wirkleistung aufgetragen. Die Kurve für 50 Per zeigt, daß man
zu einer nicht vernachlässigbaren Spannungserhöhung kommt, die
besser vermieden wird. Denn würde man sich entechließen, an einem
Leitungsende eine wesentlich höhere Spannung als 220 kV zu-
zulassen, dann wäre es weit günstiger, die Gesamtspannung der
Linie entsprechend zu erhöhen und ohne nennenswerte Span-
nungsänderung zu arbeiten. Eine Herabsetzung der Endspannung
bei der höchsten Belastung ist indessen durch Verkleinerung der
voreilenden Blindleistung ohne weiteres, d. h. ohne nennenswerte
Verschlechterung des Wirkungsgrades möglich, weil ja die Wir-
kungsgradkurve in Abhängigkeit der Blindleistung bei größeren
Leistungen sehr flach verläuft.
Bei den Kurven der Abb. 12 bis 12c ist eine entsprechende
Verringerung der Blindleistung vorgenommen, so daß bei der
höchsten Leistung die Spannungserhöhung 5 an Stelle von 15% %
beträgt. Ein Vergleich der Kurven der Abb. 11 und 12 zeigt, daß der
Wirkungsgrad nicht nennenswert anders geworden ist.
Aus den Kurven der Abb. 11 bis 11c bzw. 12 bis 12c können
die folgenden Schlußfolgerungen gezogen werden:
~ L Die Übertragung mit 12% Per ist etwas günstiger als
jene mit 50 Per, indem sowohl der Wirkungsgrad bei gegebener
Leistung als auch die übertragbare Leistung bei gegebenem Wir-
kungsgrad etwas höhere Werte annehmen. Auch die Leistung
der erforderlichen Blindstrommaschinen und der Drosseln ist bei
50 Per größer als bei 16%. Sehr zum Vorteil für die Übertragung
mit der kleineren Periodenzahl spricht der Umstand, daß bei
dieser keine Zwischendrosselwerke erforderlich sind. Trotzdem
ist die Übertragung mit 16°/ Per insgesamt nicht günstiger als
jene mit 50 Per ist, denn bei der ersteren muß der Strom an der
Sekundärstelle mittels Motorgeneratoren auf 50 Per umgeformt wer-
den. Auch sind die Kosten der Maschinen und der Transformatoren
bei der kleineren Periodenzahl wesentlich höher als bei der höheren.
2. Die Übertragung mit Gleichstrom führt dagegen bei
kleineren Belastungen zu besseren Wirkungsgraden der Linien,
während dieser Vorteil bei größeren Belastungen mehr oder
weniger verschwindet. Bedenkt man aber, daß die Erzeugung
des hochgespannten Gleichstromes an der Primärstelle und dessen
Umformung in Wechselstrom an der Sekundärstelle mit großen
Verlusten und Kosten verbunden ist, so ist es klar, daß Gleich-
strom mit Wechselstrom gleicher Spannung unter gar keinen
Umständen in Wettbewerb treten kann. Nur wenn es möglich ist,
die Übertragungsspannung bei Gleichstrom ganz wesentlich höher
als bei Wechselstrom zu wählen, kann die Frage der Verwendung
des Gleichstromes zu Übertragungszwecken in Frage kommen.
Die Wahl der Übertragungsspannung nach oben ist nur
durch die Glimmverluste begrenzt. Bei Gleichstrom wird man
demnach eine wesentlich höhere Spannung als bei Wechselstrom
zulassen können, ohne die wirtschaftliche Verlustgrenze zu über-
schreiten, Da aber z. Zt. Versuche über die Koronaverluste bei
Gleichstrom nicht vorliegen, so ist es auch nicht möglich, die
Höhe der zulässigen Gleichspannung anzugeben.
Nimmt man an, daß bei Gleichstrom etwa 300 kV an Stelle
von 220 kV bei Wechselstrom zulässig seien, dann würde die
übertragbare Leistung um volle 85% größer werden oder man
könnte mit vier Leitungen etwas mehr übertragen als bei
Graphisches Verfahren zur Ermittlung des Feldschwächungs-
grades bei Bahnmotoren.
Von Dipl.-Ing. E. Th. Homolatsch, Berlin-Wildau.
Übersicht. Zur Erzielung einer günstigen Stromwirtschaft bei
Gleichstrombahnen wird man insbesondere bei längeren Strecken mit
geschwächtem Felde fahren. Um dies auch in dem Entwurf der Fahr -
linien zu berücksichtigen, wird in folgendem ein einfaches Verfahren
beschrieben.
‚ Als Mittel zur Drehzahlerhöhung bei Gleichstrom-Bahnmotoren
dient die Schwächung des Hauptfeldes. Es soll nun im folgenden
ein Verfahren entwickelt werden, um den Schwächungsgrad in ein-
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heit 33.
106838
Wechselstrom mit sechs. Dieser Vorteil des Gleichstroms ist s0
groß, daß es sich lohnt, einige Betrachtungen über die Erzeugung
und die Umformung von hochgespanntem Gleichstrom anzustellen.
Zur Erzeugung hoher Gleichspannungen an der Primärstelle
und zu deren Umformung an der Sekundärstelle steht uns heute
nur ein Weg offen, nämlich der der Reihenschaltung von Gleich-
etrommaschinen. Nimmt man an, daß man in einer Maschine
noch 5000 V wirtschaftlich erzeugen kann, so wären nicht
weniger als 60 in Reihe geschaltete Generatoren an der Primär-
stelle und annähernd ebensoviele Motoren an der Sekundärstelle
nötig, um auf etwa 300 kV zu kommen. Dabei käme wohl nur
die Aufstellung von Motorgeneratoren in Frage, weil ja eine so
weitgehende Unterteilung der Leistung der Kraftmaschinen im
Primärwerk kaum möglich bzw. zweckmäßig sein dürfte. Die
Hochspannungs-Gleichstrommaschinen müßten durch Aufstellung
auf Porzellanblöcke vorzüglich voneinander isoliert und dureh
eine isolierende Kupplung angetrieben werden. Sollte die Kon-
struktion einer genügend isolierenden Kupplung nicht gelingen,
so müßte man die ganzen Maschinensätze isoliert aufstellen und
durch Isoliertransformatoren speisen. Kurz und gut, es ent-
stüaden außerordentlich hohe Anlagekosten. Gleichzeitig würde
der Wirkungsgrad eine sehr bedeutende Verschlechterung
erfahren, denn es erwüchsen durch die zweimalige Umformung
Verluste im Gesamtbetriebe von 16 bis 20%, wenn man die Ver-
luste in einem Motorgenerator mit 8 bis 10% ‘in Rechnung
setzt. Die gesamten Übertragungsverluste würden sich also mehr
als verdoppeln.
Zur Erzeugung hochgespannten Gleichstroms, nicht aber zu
seiner Umformung an der Sekundärstelle könnte man auch eine
entsprechende Anzahl von in Reihe geschalteten Quecksilber-
dampf-Gleichrichtern in Aussicht nehmen. Sie hätten den Vor-
teil, den Wirkungsgrad nicht unwesentlich zu verbessern.
In neuerer Zeit hat man auch vorgeschlagen, um jede
Reihenschaltung von Maschinen oder Gleichrichtern, die ja stets
:zu sehr hohen Anlagekosten und verwickelten Anlagen führt, zu
vermeiden, die Ventilwirkung von Glühkathodenröhren zu be-
nützen. In gewissen Kreisen?) in Amerika scheint man auf diese
Erzeugungsart große Hoffnungen zu setzen. Mir scheinen aber
die zu überwindenden Schwierigkeiten, sobald es sich um B
wältigung großer Leistungen handelt, sowohl in technischer als
auch in wirtschaftlicher Hinsicht so groß zu sein, daß größere
Hoffnungen auf diese Erzeugungsart kaum gerechtfertigt sein
dürften. Man muß sich nämlich vergegenwärtigen, um nur eine
von den vielen, fast zahllosen Schwierigkeiten zu erwähnen, daß
durch die Ventilwirkung höhere Strom- und Spannungsharmo-
nische entstehen, die von der Leitung auf das sorgfältigste fern-
gehalten werden müssen, sollen diese, begünstigt durch die
geringe Dämpfung der Leitung nicht äußerst gefährliche Über-
spannungen wachrufen.
Noch weit größere Schwierigkeiten als die Erzeugung ver-
ursacht die Rückumformung des hochgespannten Gleichstromes,
wenn man die Motorgeneratoren ausscheidet. Hull, der opti-
mistische Hauptverfechter der Glühkathodenröhre beschreibt zwar
in der Zeitschrift der amerikanischen Elektroingenieure eine Er-
scheinung, bei welcher eine in ein magnetisches Feld gebrachte Glüh-
kathodenröhre von einer gewissen Feldstärke an dem durchgehen-
den Strom einen unendlichen Widerstand bietet, so daß im Prinzip
die Möglichkeit besteht, einen Widerstand periodisch zu ändern
und demnach aus einer Gleichspannungsquelle einen Wechselstrom
zu entnehmen. Von der prinzipiellen Lösung einer derartigen
Aufgabe bis zur technisch wirtschaftlichen ist aber ein sehr weiter
Weg. Dies ist um so mehr der Fall, als hier nur eine sowohl tech-
nisch als auch wirtschaftlich vollkommene Lösung dieser Aufgabe
in Betracht kommen kann, soll sich der Gleichstrom mit seinen
verhältnismäßig kleinen Vorteilen wirklich durchsetzen. Die Aus-
sichten, daß dies gelingt, sind z. Zt. und auch in absehbarer Zeit wohl
gering.
6) Vgl. den Aufsatz von Hull über das Magnetron in dem „Journ. Am.
Inst. El. Eng.“. 1921, 8. 715.
fachster Weise in Abhängigkeit der gewünschten Drehzahlerhöhung
zu finden. Vorausgesetzt ist die Kenntnis der Abhängigkeit des
Flusses vom Strom. Das Drehmoment einer Reihenschlußmaschine
ist unter kleinen Vernachlässigungen direkt abhängig vom Produkt
aus Fluß und Ankerstrom. Punkte eines gleichen Drehmomentes
werden sich, in einem Koordinatensystem mit Strom und Flußanga-
ben, durch eine Hyperbel verbinden lasset. Der Schnittpunkt, mit
der im selben Koordinatensystem eingetragenen magnetischen Ge-
samtcharakteristik, ist eindeutig, für ein bestimmtes Drehmoment
und eine ganz bestimmte Drehzahl. Aus Versuchen ist die, einem
Strom entsprechende Drehzahl (n) bekannt, ebenso das hierbei ent-
wickelte Drehmoment (D).
Für ein beliebiges Drehmoment D konstruiert man in der Nähe
der magnetischen Charakteristik eine Hyperbel, die dem konstan-
ten Produkt D= J® entspricht. Die hierbei auftretende Drehzahl n
41
wird aus dem Versuch bekannt sein. Man lotet vom Punkte a auf die
Abszisse und trägt dort die Drehzahl (n) ein. Hierdurch ist die Ab-
szisse in Drehzahlen für dieses eine Drehmoment geeicht. Projiziert
man a auf die Ordinate, £0 erhält man dort den Wert ®, des Flusses,
dessen absoluter Betrag aber von keinem weiteren Interesse ist.
der Fluß dem reziproken Werte der Drehzahl proportional ist, kann
1 : , ,
man dort auch FA ausschreiben. Dieses A gilt für alle Drehmomente.
Soll nun eine Drehzahlerhöhung um P % ermöglicht werden, so ist
es nur nötig, durch einen Nebenschluß zur Hauptwicklung den Fluß
um
100 f
(1—0 p) h
zu vermindern. So erhält man ®, Da aber für das Drehmoment
D die Abszisse in Drehzahlen geeicht wurde, kann man auc
hier p % zugeben (na), auf die Hyperbel nach Punkt b loten und von
dort auf die Ordinate, wodurch man ebenfalls den Punkt $, = i;
erhalten muß, was ja auf die Eigenschaft der Hyperbel zurüekzu-
führen ist. Dem Fluß ®, entspricht, nach der magnetischen Charak-
teristik, ein kleinerer Strom im Feld, nämlich 8J,. Seinen Wert fin-
det man auf der Abszisse durch Herabloten des Schnittpunktes c.
Um dasselbe Drehmoment wie im ungeschwächten Zustand des Fel-
des zu erhalten, muß der Ankerstrom erhöht werden. Dem kleineren
Fluß @, entspricht ein größerer Ankerstrom J (Lot von b). Das
Verhältnis von 8J», dem Strom in der Feldwicklung zum Ankerstrom
J,, ist nun der gesuchte Schwächungsgrad 8.
Š $
rd 8-5;
Ö use
$, ae 0) A 6, 1122020 go n
un
nt -------
a
N
0 s, I, oöo 7m sI,
Abb. 1. Abb. 2.
Ist nach der größtmöglichen Drehzahlerhöhung bei einem er-
höhten Drehmoment gefragt, ohne daß hierbei ein gewisses Anker-
strommaximum überschritten werden darf, so verfährt man wie
folgt (Abb. 2): ®ı, Jı Di entsprächen dem ursprünglichen Zustande.
Das Drehmoment soll von D, auf D, erhöht werden. Könnte man
ohne Feldschwächung den Fluß ®, beibehalten, so müßte der Anker-
strom entsprechend, von J, auf J, erhöht werden (D, : Da = Jı : Ja
Man verlängere die Abszissenparallele ®,a um dieses Verhältnis bis
b, lege hierdurch eine Hyperbel, dem erhöhten Drehmoment D, ent-
sprechend und bringe sie in c zum Schnitt mit der magnetischen Cha-
rakteristik. Die Ordinate von c gibt den Fluß ®,, die Abszisse den
Strom J, für das neue Drehmoment. D3 bei ungeschwächtem Felde
an. Es sei Js das Ankerstrommaximum, das nicht überschritten Wer-
den soll. Eine Senkrechte auf J, schneidet D; in d, von hier eine Wag-
rechte schneidet den Fluß ®, auf der Ordinatenachse ab. Ein
von dem hierdurch gefundenen Sehnittpunkte e gibt 8Js den Strom
in der Feldwicklung an. Der Feldschwächungsgrad ist 8, nämlich
3
Na — lo
zahlerhöhung beim Drehmoment D; ist us %.Die gesamte Dreh-
$J , :
7. Die unter den aufgegebenen Bedingungen noch mögliche Dreh-
In der Übergangsperiode der deuts
eren ist seit einigen
Der Beschäftigungsgrad laßt
hsten Mo-
einige
ns ein
e Tat-
Die Stimmung in den Industrierevi
nicht mehr sonderlich zuversichtlich.
zwar noch immer wenig Zu wünschen übrig. Für
nate liegen Auftragbest
Werke mögen sogar über
Jahr noch Beschäftigung
sache nicht darüber hinwegtäuschen, daß
ände
1064- Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33.
Konjunktur bereits eingesetzt hat.
vieler Werke ist in ein b
da die Konsumfähigkeit no
sie sich vor Auftragsannullierungen, die als A
Lieferungsbedingungen
junktur früher in großer Zahl vorgenomme
nach Möglichkeit schützen. O j
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sich deutlich erkenn
des an sich schon hohen Prei
vorgenommen worden sind, wer
17. August 1922.
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in ausreichender Zahbl vor;
Ordres verfügen, die für wenigste
Dennoch kann dies
gstätigkeit
geraten, wahrschein-
chen Wirtschaft’).
Wochen
den größeren Teil der vor-
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Preiserhöhungen, die trotz
en. Die gewaltigen
gleichmütig hingenommen, sondern mit
men. Wie immer in Zeiten des Umschwungs zu gesc
Es wäre zu viel, wollte man
tion des Wirtschaftslebens sprechen.
Wochen von der Eisenindustrie
ohne Erfolg. Auch der inländisc
hafter aufzuflackern. Der Handel dagegen zei
he Bedarf für
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langt sind.
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Der Ernst dieser Entwick
Mit der Möglichkei
bald hereinströmen
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beschlossen worden,
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hehen pflegt,
verschärft ein Gefühl der Unsicherheit die ohnehin schwächer wer-
dende Kauflust und führt in einzelnen Gewerbezweigen sehr schnell
zu vollständigem Stillstand’).
ölligen Stagna-
hren sich die
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bedenklichem
us der westdeut-
B geit einigen
lebhaft umkämpft werden. Vielfach
he Wettbewerb beginnt wieder leb-
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Zurückhal-
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einzubekommen,
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rechnet werden. In einer der
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Berücksichtigt man,
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noch weiter heraufg
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1 1
d. p, _ı,-P®
100.- ae ON
Wenn eine magnetische Charakteristik ® = f(J) nicht vorliegt,
genügt für den kleinen ‚Bereich, in dem sich das graphische Ver- Kosten für die Lebenshaltung sind in
fahren bewegt, auch D =f(J) Drehmoment über Strom, aus der sich wieder außerordentlich nahe
p =f (J) immer ableiten läßt nach D = ẸJ. Es wird nur der Ver-
lauf der Kurve benötigt, keinesfalls absolute Beträge des Flusses.
Preissätze über die
ben. Was dann? Da sich
bei uns mit der des Au
geführte Deflationspolitik Erfolge zu zeitigen und
Preissenkungen herb
slandes kreuzt,
von den Vereinigten Staaten
1) Die Handschrift zu
diesem Aufsatz ist un
konnte aber aus verschiedenen Gründen erst
dessen hat die rapide Entwicklung der Dinge
fassers teilweise überholt.
2) Die neuerdings ©
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17. August 1922.
dieses Jahres nur noch wenig über ein Drittel mehr als in Friedens-
zeiten und haben seitdem eine weitere Ermäßigung erfahren. Das
gleiche gilt, wenn auch bei weitem nicht saallgemein wie in den Ver-
einigten Staaten, für Großbritannien. Die Verbilligung des
Lebensunterhalts in Frankreich, Belgien, Italien, der
Schweiz und den nordischen Ländern hat ebenfalls sehr
erhebliche Fortschritte gemacht, Dagegen haben die Le-
'benshaltungsindexziffern in Deutschland in
denersten vierMonatendiesesJahresdiegrößte
Steigerung seit 1914 erfahren’). Das gleiche gilt
fürdie Lohnentwicklung. |
Der ausländische Wettbewerb trifft unsere
Wirtschaft in besonders schwacher Abwehr-
stellung, weil die Regierungen vieler fremder Staaten ihren
Exportgewerben in Gestalt von Ausfuhrprämien, Frachtvergütun-
gen und -ermäßigungen weitgehendste Unterstützung leihen,
kampfmittel, gegen die wir, die durch den Versailler
Vertrag gebunden wurden, wehrlos sind.
Die Situation hat somit von Grund aus eine Wandlung erfahren.
Während das Ausland bisher Klage geführt hat, daß die Differenz
zwischen dem niedrigeren Auslandswert der Mark und der höheren
Kaufkraft unseres Geldes im Inland eine sehr starke Exportprämie
zugunsten der deutschen Industrie schafft und zu einem für den
Weltmarkt gefährlichen Valutadumping Anlaß gibt, beginnt
neuerdings das Ausland, gestützt aufeine rigo-
rose ZollpolitikundstaatlicheSubventionenin
BREI DON Umfange selbst Dumping zu trei-
en.
Die Möglichkeit, daß große Mengen ausländischer Waren her-
einströmen, wenn die Devisenkurse nur einigermaßen stabil bleiben,
sächstsich daherzueinerschweren Gefahr aus.
Der Handel übt übrigens nicht nur Zurückhaltung, weil er mit dem
Bezuge billiger Waren vom Auslande rechnet; er hofft vielmehr,
von den ausländischen Werken auchkürzereLieferfristen
zu erhalten.
Die Aussichten können somit keineswegs als rosig bezeichnet
werden. Hinter der Maske eines blühend aussehenden Wirtschafts-
körpers verbirgt sich eine schleichende Krankheit. Sollte die Ent-
wicklung sich wirklich vollziehen, wie wir angenommen haben,
dann wird das deutsche Arbeitstempo sehr bald langsamer werden,
zumal die außergewöhnlich starke Kauftätigkeit der letzten Monate
weniger durch Abrufe des Auslandes als der heimischen Verbrau-
cherschaft getragen wurde, diedie Angleichung an die ausländischen
Preise mit Notwendigkeit sich vollziehen sah und infolgedessen zu
roben Hamsterkäufen schritt.
Die Werke werden also, da der inländische Verbrauch zunächst
als gesättigt anzusehen ist, andererseits aber die großen Steuer-
lasten und die wachsenden Kosten der Lebenshaltung zu steigender
Inanspruchnahme der Bankkonten führen, in der nächsten Zeit, die
man freilich als Übergangsperiode bezeichnen kann, auf auslän-
dische Käufe mehr denn je angewiesen sein. Ob diese in einem so
groben Umfange erfolgen, daß eine rentable Betriebsführung mög-
uch ist, darf unter den obwaltenden Umständen füglich bezweifelt
werden. Industrien, deren Erzeugnisse in gewissem Maße Monopol-
‘barakter tragen, mögen noch immer gewinnbringend arbeiten, da
sie voraussichtlich ihre Verkaufsraten den steigenden Gestehungs-
kosten anzugleichen imstande sein werden. Trotzdem besteht auch
für diese Kategorie die Gefahr, daß Inland und Ausland zu einer
Einschränkung des Verbrauchs schreiten, wenn die Preise ein be-
summtes Maß überschritten haben.
Wesentlich schwerer dürfte die Situation für alle übrigen In-
dustriezweige sein, am schwierigsten aber für die auf den Bezug
ausländischer Rohstoffe angewiesenen Werke. .
Ob unsere Wirtschaft durch diese Fährnisse glücklich hindurch-
geleitet wird, hängt von der Geschicklichkeit ihrer Führer ab. Es
zehört nicht viel Scharfsinn zu der Erkenntnis, welche Entwicklung
lie Dinge nehmen müssen, falls die Unkosten sich weiter in auf-
steigender Richtung bewegen, während das ausländische Preisniveau
eine Senkung erfährt und die Devisenkurse bei kleineren Zuckun-
zen nach oben und unten sich auf der jetzigen Durchschnittshöhe
halten. Die Profitrate läßt sich bei versagender Kaufkraft nicht
mehr steigern. Gleichzeitig drängen aber die Unkosten scharf nach.
Die Entwicklung pflegt sich gewöhnlich in der Weise zu vollziehen,
dab zunächst das Preisniveau eine allgemeine
Aufblähung erfährt. Diese Avance schöpfen die Werke
mehr oder weniger vollständig aus. Langsam folgen die Löhne.
Welche Wirkung von ihnen auf die Gewinnquote ausgeübt wird,
hängt von dem Anteil ab, den sie an den Gesamtkosten des Fabrika-
'ıonsbetriebs nehmen. Dieser Anteil: ist je nach der Eigenart des
Gewerbes verschieden.
Allmählich wird die Entwicklung dann an einen Gefahren-
punkt herangeführt. Der Unternehmer legt sich die Frage vor,
ob e3 geraten sei, aus sozialen Gründen seine Betriebe mit einem ge-
nungen oder vielleicht auch mit gar keinem Gewinn fortzuführen;
eventuell wird er zu dem Entschluß gedrängt, daß Stillegung
der Werke ihm wenigstens Verluste zu ersparen geeignet ist.
Wir haben diese Entwicklung in England und den Vereinigten Staa-
ten erlebt und wissen, zuwieschwerensozialenErschüt-
») Die Ziffer ist seitdem von 3175 auf 49% im Juli gewachsen. D.S.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33.
"1—2 E FE OOU
g -
1085
terungen die wirtschaftliche Krise Anlaß gegeben hat. Vor ähn-
lichen Erscheinungen werden wir uns in Deutschland zu hüten
haben. An einen Abbau der Löhne dürfte, wie übrigens von der In-
dustrie ziemlich allgemein anerkannt wird, im Augenblick noch
nicht zu denken sein. Da die bisher überragende Position der Pro-
duzenten gegenüber dem Händler und Verbraucher bei niedergehen-
der Konjunktur indessen notwendig eine Schwächung erfahren muß,
tauchen bemerkenswerterweise schon jetzt Zweifel an der Richtig-
keit der von manchen Industriezweigen on Preispolitik auf.
Vielfach hat sich sogar ein Umschwung in der Auffassung vollzogen.
Man will die alten Wege nicht weiter beschreiten, da ein systema-
tischer Abbau der Preise in Zukunft sich ja doch einmal als not-
wendig erweisen wird. Es wird anerkannt, daß Maßnahmen getrof-
fen werden müssen, noch bevor der Druck des ab-
bröckelnden ausländischen Preisniveaus sich
geltend macht. Würde der Abbau der Preise allzu lange ver-
zögert, dann kann nicht ausbleiben,. daß der Bewegung
TempoundAusmaßvonfremdenkinflüssenzuge-
schrieben wird. In diesem Fall werden Stillegungen
und vielleicht auch Zahlungseinstellungen
nichtzuvermeidensein.
. Es ist recht bemerkenswert, daß gerade aus Kreisen der Schwer-
industrie in der letzten Zeit Klagen über die Entwicklung der
Preise laut werden. Wie bereits erwähnt, war kürzlich beschlossen
worden, die Richtpreise für Halbzeug und Walzeisen nicht weiter
zu erhöhen, obwohl eine Steigerung der Verkaufspreise im Zusam-
menhang mit den anziehenden Kohlenpreisen und Frachtraten wohl
berechtigt wäre®),
Sehr interessant ist auch die Tatsache, daß alle Fabriken der
Thüringer Christbaumschmuckindustrie vor einiger Zeit stillgelegt
worden sind, weil die Großhändler und Exporteure infolge des ver-'
langten Aufschlages von 100 % auf die bisherigen Preise sämtliche
Aufträge annulliert haben. In der Kaliindustrie wird ebenfalls die
Auffassung vertreten, daß eine weitere Steigerung der Preise an
sich keineswegs wünschenswert sei. Erfolgt sie dennoch’), so ge-
schieht es unter dem Zwange, einen Ausgleich für die steigenden
Frachtraten und Kohlenpreise zu schaffen.
Man wird von den Unternehmern freilich nicht verlangen kön-
nen, daß er seinen Gewinn freiwillig beschränkt, ohne gleichzeitig
die Gewähr zu erhalten, damit auch gleichzeitig auf den Weg der
Gesundung zu kommen. Selbstverständlich muß auch
die Arbeiterschaft das Ihrige tun. Sie kann es, wenn
sie auf genaue Einhaltung des achtstündigen Arbeitstages vorüber-
gchend verzichtet und sich bereit erklärt, durch Mehrarbeit
der Verbilligungsaktion Vorschub zu leisten.
Zweifellos hat der Nutzeffekt der Arbeit in den letzten Jahren
eine beträchtliche Steigerung erfahren. Wenn er dennoch den Wir-
kungsgrad der Vorkriegszeit noch nicht erreicht, so ist dies zum
großen Teil auf die konsequente Einhaltung der achtstündigen
Arbeitszeit zurückzuführen. Vollwertiger Ausgleich für die Ver-
kürzung der Arbeitszeit, die an sich als durchaus wünschenswert
bezeichnet werden kann, ist in der Einlegung neuer Schichten ja
keineswegs zu erblicken. Eine Verlängerung der Arbeitszeit wird
man auch nicht als Allheilmittel für alle Gewerbe ansprechen
dürfen. Unzweifelhaft aber müßte selbst eine geringe Verlängerung
der Arbeitszeit in der Urproduktion ganz außerordentlich günstige
Erfolge für die gesamte Volkswirtschaft haben. Wenn etwa die
Bergarbeiter sich bereit erklären wollten, eine Stunde länger je
Schicht zu arbeiten, so wäre nicht nur möglich, eine sehr bedeutsame
Steigerung der Förderung, sondern auch eine Verbilligung der Kohle
zu erzielen. Die gleiche Wirkung würde erreicht werden, wenn
auch die Arbeiter in den städtischen und staatlichen Betrieben, vor
allem aber die Angestellten der Eisenbahn, zu einer vorübergehen-
den Verlängerung der Arbeitszeit bereit sein würden.
Dieser Exkurs in das Gebiet praktischer Wirtschaftspolitik er-
bringt den Nachweis, daß ein Abbau der Preise, der von außen ent-
weder durch eine Besserung der Reichsmark oder eine weitere Sen-
kung der Weltmarktpreise verursacht werden könnte, katastrophale
Wirkungen zeitigen müßte. Deshalb sollte zeitig auf Mittel und Wege
gesonnen werden, dieser Not durch freiwillige Aktionen
zuvorzukommen, zumal die Industrie diesmal auch noch von Ge-
fahren anderer Art umstellt ist,
Die im Augenblick größte, durch die Geldnot verursachte
Sorge dürfte vielleicht nur vorübergehenden Charakter tragen.
Aber zunächst ist sie da und lähmt jegliche Unternehmungslust. Es
unterliegt keinem Zweifel, daß die Wirtschaft in eine neue Entwick-
lungsphase zu geraten im Begriffe steht. Die Verwaltungen haben
erkannt, daß Genua, obwohl die Konferenz kaum praktische Resul-
tate zeitigte, dem Geist des Friedens doch die Wege geebnet hat.
Mag zunächst das Projekt, einer Deutschland zu gewährenden An-
leihe noch nicht greifbarere Formen angenommen haben, mögen die
Reparationsbedingungen einstweilen keine Abänderungen erfahren,
weil der Widerstand Frankreichs im Augenblick noch unüberwind-
bare Hindernisse bietet”): an der Tendenz, von der die Ereig-
© Vgl. Fußnote 9.
3 Sie ist ab 9. VIII. beschlossen worden. D.S. _
® Die wirtschaftliche Lage Deutschlands hat sich inzwischen se ver-
schlechtert, daß eine schnelle Anderung der Reparationsbedingungen unabweis-
lich erscheint. S.
u.
1 × u u a
1066
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 33.
17. August 1922.
nisse in den nächsten Jahren beseelt und vorwärtsgetrieben werden,
vermag die Beobachtung immer neuer unvernünftiger politischer
Handlungen nichts mehr zu ändern.
Waren die vergangenen Jahre eine Ära fortschreitender Mark-
verschlechterung, unterbrochen durch kurze Intervalle der: Besse-
rung, so werden die nächsten Jahre eine Periode fortschreitender
Markbesserung, die ebenfalls wieder von heftigen Verschlechte-
rungsstößen unterbrochen sein mag, umfassen. Die Entwicklung
wird auch diesmal nicht geradlinig, sondern ziekzackförmig ver-
laufen. Vielleicht ist der Wendepunkt, an dem die Reichsmark eine
Entwicklung zum Besseren erfährt, noch nicht gekommen. Es mag
wohl sein, daß wir Devisenkurse erleben, die das erlebte Höchstmaß
weit überschreiten, wie es ja gegenwärtig der Fall ist. Wer könnte
sagen, wo der Höhepunkt liegt, wann die Entwicklung zum Besseren
abbiegt. Die Entscheidung darüber ist ganz in die Hand derjenigen
ausländischen Politiker gegeben, die heute Weltgeschichte machen.
Deutschland ist nur noch Objekt für sie. Aber es ist nicht mehr
zweifelhaft, daß die Stimmung der Welt für den Frioden, für die
Wiederaufrichtung der Weltwirtschaft ist.
Es hat den Anschein, als ob das ganze deutsche Wirtschafts-
leben sich diese Überlegungen zu eigen gemacht hat und bestrebt
ist, die langjährige Inflationsperiode durch Liquiditätsmaßnahmen,
Umstellungen und Vorbereitungen zu beenden. Vielleicht ist dies
die allgemeinste Erklärung für die jetzt zu beobachtende ungewöhn-
lich starke Geldknappheit, die um so bemerkenswerter ist,
als sie in eine Periode fortschreitender Inflation fällt. Überblickt
man die Entwicklung des Banknotenumlaufs während der letzten
Monate, so ergibt sich, daß Ende Dezember, wie dies stets zu sein
pflegt, ein Höhepunkt erreicht worden ist. In der ersten Januar-
woche ist dann ein starkes Absinken des Notenumlaufes zu beob-
achten. In Zickzacklinie erfährt der Umlauf nunmehr eine erheb-
‚liche Steigerung. Ende Februar ist der Höhestand vom 31. Dezember
überschritten, die Kurve beginnt seitdem ununterbrochen und steil
aufwärts zu steigen.
Man kann also nicht sagen, daß die Geldknappheit etwa dadurch
entstanden sei, daß die Reichsbank dem Verkehr zu wenig Noten
überantwortet habe. Die Entwicklung hat sich diesmal so vollzogen,
daß infolge der sinkenden Kaufkraft der Mark im Innern des Landes
die Preise schneller gestiegen sind als die Notenpresse nachfolgen
konnte. Wenn demnächst die Preisbewegung zum Stillstand kom-
men sollte, wird sehr bald wieder ein normales Verhältnis zur Quan-
tität der umlaufenden Geldzeichen erreicht sein, und es ist keines-
wegs ausgeschlossen, daß wenigstens eine kleine Erleichterung am
Geldmarkt sich dann einstellen wird. Ob wir bereits in der nächsten
Zeit günstigere Geldsätze bekommen werden, ist gleichwohl zwei-
felhaft. Dazu wäre erforderlich, daß die aufgestapelten
Warenmengen Absatz finden. Diese Entwicklung wird
sich vielleicht nicht ohne Reibungen vollziehen.
Die Erwartung möglicher Markbesserung hat zu einer Erschei-
nung geführt, die man als „öffentliche Geldhamsterei” bezeichnen
könnte. Allgemein läßt sich das Bestreben, möglichst liquide zu
werden, erkennen. Die Banken geben nur noch sehr
ungern neue Kredite. Erhöhungen schon bestehender Kre-
dite finden nicht mehr statt. Die großen Geldgeber der letzten Jahre
sind ernstlich bemüht, ihre Mittel zusammenzuhalten und, wo sie
größere Summen ausgeliehen haben, diese wenigstens teilweise wie-
der herein zu bringen. Das Bewußtsein, daß eine Million Pprm
nur etwa den Wert von 20000 Gldm hat, beginnt immer weitere
Kreise zu erfassen und ein wenig zur Sparsamkeit zu mahnen.
So löblich die Absicht auch sein mag, begegnet ihre Durchfüh-
rung doch großen Schwierigkeiten. Jetzt zeigt sich, wie schwere Ge-
fahren die bisher befolgte Methode, Papiermarkgewinne
inSachwerte umzuwandeln, heraufgeschworen hat. Mäch-
tige Organisationen und Konzerne sind in den letzten beiden Jahren,
vielfach ohne ausreichende technische Notwendigkeit, geschaffen
worden, nur um die in Papiermark erzielten Konjunkturgewinne in
Goldmarkanlagen zu verwandeln. Ob diese Gebilde, deren Verwal-
tungen mehr oder weniger bureaukratischen Charakter tragen, in
Zeiten der Deflation bestehen können, wird die Zukunft erweisen.
Von festem Willen zur Solidität waren und sind sie unzweifelhaft be-
seelt. Ihr Heil hat auch nicht in der Ausschüttung hoher Dividenden
gelegen. Der größere Teil aller Gewinne ist immer wieder, wie dies
auch kleinere Werke zu tun bemüht waren, in Neuanlagen gesteckt
worden. Wahrscheinlich bestand die Absicht, sie aus laufenden Be-
triebsmitteln fertig zu stellen. Solange die Hochkonjunktur anhielt,
war diese Möglichkeit auch gegeben. Als aber die Materialpreise
ununterbrochen Steigerungen erfuhren und die Betriebsmittel nicht
nur durch Steuern, sondern auch durch die sprunghaft anziehenden
Unkosten beansprucht wurden, mußten Kredite erbeten und teilweise
zur Fertigstellung der Bauten verwandt werden. Diese Kredite
wurden unbequem, als mit einer Geldbesserung gerechnet werden
konnte. Werden sie jetzt nicht abgelöst, dann muß Verzinsung und
Rückzahlung in besserem Gelde erfolgen, das heißt der Schuldner
geht ein unlimitiertes Risiko ein. Niemand weiß, wie groß der
Druck dieser Zinszahlungen einmal tatsächlich sein wird. Das
gleiche gilt selbstverständlich auch von den Steuern, die ja, wenn
ihre jetzige Höhe aufrecht erhalten bleibt, in Zeiten der Markbesse-
rung eine geradezu unerträgliche Last für die W irtschaft sein müs-
sen, Ob die Regierung aber in Zeiten der Deflation dem Beispiel
Englands, das letzthin eine wesentliche Herabsetzung der Steuer-
raten vorgenommen hat, folgen kann, muß angesichts des Druckes,
der von den Reparationsverpflichtungen ausgeht, für die nächsten
Jahre als nicht sehr wahrscheinlich bezweifelt,werden.
Sind diese Betrachtungen richtig, so gewinnt man den Eindruck,
daß die Industrie doch nicht in dem Umfange, wie dies wohl wün-
schenswert gewesen wäre, in den letzten Jahren Reservestellungen
in Form leicht liquidierbarer Werte vorgenommen
hat. Vielfach haben die Rückstellungen nur fiktiven Wert. Sie sind
immobilisiert worden, und nun, da sie vielleicht gebraucht werden,
nicht mehr realisierbar. Sonst wäre unverständlich, daß bei den
Emissionsbanken in verhältnismäßig kurzer Zeit wieder in sehr
erheblichem Umfange Kredite aufgelaufen sind, deren Ablösung
von den Kreditgebern dringend gewünscht wird, weil sie die Über-
zeugung gewonnen haben, daß es mit Rücksicht auf die zukünftigen
starken Kreditansprüche größter und bester Werke geraten sei, sich
bereits jetzt durch äußerste Liquidität zu schützen.
Selbst die vielen und großen Kapitalerhöhungen, die in den letz-
ten Jahren von fast allen Gesellschaften vorgenommen wurden, wa-
ren offenbar nicht ausreichend, um für die Preis- und Lohnsteige-
rungen im Jahre 1922 vollen Ausgleich zu bieten. Der Kapitalbedarf
der Industrie ist infolgedessen auch heute noch recht groß. Da die
schwierige, bereits geschilderte Situation des Geldmarktesdie Unter-
bringung neuer Aktien aber außerordentlich erschwert, taucht die
Frage auf, welche neuen Wege der Kapitalbeschaf-
fung nunmehr beschritten werden sollen. Wahr-
scheinlich wird es nötig sein, einen Typus zu schaffen, der dem Ef-
fekten kaufenden Publikum wesentlich größere Vorteile bietet, als
ihm bisher schon zugebilligt worden sind. Ob dies ohne Gefährdung
der Rentabilität überhaupt noch möglich ist, erscheint fraglich. _
War die schwächere Haltung der Börse in der letzten Zeit teil-
weise im Zusammenhang mit der Verknappung am Geldmarkt durch
die Notwendigkeit bedingt, Effekten älterer Emissionen zu verkau-
fen, um Mittel für den Bezug neuer Aktien frei zu machen, so er-
geben sich bei der jetzigen Börsenspekulation doppelt große Schwie-
rigkeiten für die Unterbringung der sich wieder als notwendig er-
weisenden jungen und jüngsten Emissionen. ‘In der letzten Zeit hat
sich übrigens die Gepflogenheit eingebürgert, einen Teil der Aktien
letzter Emission zur freien Verwertung an ein Bankkonsortium zu
begeben mit dem Auftrag, sie bestmöglichst für die Gesellschaft zu
verwerten. So lange Aussicht auf steigende Kurse vorhanden war,
hatte diese Methode der Ausnutzung des Agios zweifellos Vorteile.
Da die Märkte jetzt aber nicht mehr aufnahmefähig sind, ergibt sich
vielfach die Notwendigkeit, die mit den Banken abgeschlossenen
Konsortialverträge einer Änderung zu unterziehen. Also auch die
Erlöse aus diesen Verkäufen werden geringer.
Badermann.
Mittellungen der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen
durch die elektrischen Prüfämter‘).
Nr. 152.
Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom 1. VI. 1898, betreffend die
elektrischen Maßeinheiten wird folgende Form ‚von Elektrizitäts-
zählern dem unten stehenden, beglaubigungsfähigen System einge-
reiht.
Zusatz zu System #3], Form EFa, Induktionszähler für ein-
phasigen Wechselstrom, hergestellt von der H. Aron Elektrizitäte-
zählerfabrik G. m. b. H. in Charlottenburg.
Charlottenburg, den 8. VI. 1922.
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
gez.: Nernst.
Beschreibung.
Zusatz zu System 53 , ,
Form EFa, Induktionszähler für einphasigen Wechselstrom, berge-
stellt von der H. Aron Elektrizitätszählerfabrik G. m. b. H. in Char-
lottenburg.
ie Zähler der Form EFa sind eine abgeänderte Ausführungs
a durch Bekanntmachung Nr. 134 vom 30. XII. 1920 zugelas-
senen Ausführung der Zähler der Form EF. Sie unterscheiden 8lt
von diesen Zählern in folgenden Punkten: l |
1. Die Zähler werden für Nennstromstärken von 1,5 bis 30 A, für
Nennspannungen bis 220 V hergestellt. P
9, Das Triebeisen ist in Richtung der Spannungsspulenachs® hl
etwa 10 mm verbreitert, um die mit einer höheren Windungs28
als bisher gewickelte Spannungsspule aufnehmen zu können.
1) „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ 1922, S. 408.
17. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 1087
3. Die Amperewindungszahl des Stromspulenpaares beträgt 140
bis 150 statt 130. Die Polflächen der Stromkerne sind durch an-
gesetzte Eisenlaschen nach vorn zu verbreitert.
4. Der Durchmesser der Bremsscheibe ist von 95 auf 105 mm ver-
größert, |
5. Der Bremsmagnet besteht aus Wolframstahl statt aus Chrom-
stahl. Die Drehzahl ist auf die Hälfte ihres bisherigen Wertes
vermindert und beträgt etwa 27.
6. Die Regelung der 90° Verschiebung zwischen den wirksamen
Feldern bei induktionsloser Belastung kann statt in der bishe-
rigen Weise mittels eines verstellbaren Kupferbleches im mag-
netischen Nebenschluß des Spannungseisens auch durch eine um
die beiden Zinken des Hauptstromeisens geschlungene regulier-
bare Kurzschlußwindung erfolgen.
Das Oberlager kann federnd ausgebildet werden.
Die Schaltung der Zähler ist entsprechend den Normen des VDE
für Elektrizitätszähler geändert.
Die untersuchten Zähler hatten bei Nennstrom ein Drehmoment
von etwa 5,1 bis 5,8 cmg. Sie liefen bei induktionsloser Belastung
mit 03 bis 0,5 % des Nennstromes an. Bei der Frequenz 50 Per/s be-
En
trug der Eigenverbrauch in der Spannungsspuie etwa 0,22 bis 0,25 W,
in dem Stromspulenpaar etwa 0,94 W bei einem Zähler für 15 A und
etwa 2,30 W bei einem Zähler für 30 A Nennstromstärke.
RUNDSCHAU,
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Gleichrichteranlage in Brüssel. — Zur Speisung des Gleichstrom-
Kraft- und Lichtnetzes wurde kürzlich ein Auftrag zur Liefe-
rung der gesamten Ausrüstung eines Unterwerkes für das Netz
der Stadt Brüssel. vergeben. Es handelt sich um die Aufstellung
von Quecksilbergroßgleichrichtern, deren elektrische Daten fol-
gende sind: Spannung des Drehstromes 5000 V, Betrag der Span-
nungsschwankung + 5 %, nutzbare Leistung der Gleichstromseite
800 kW, Spannung des gleichgerichteten Stromes 230 V. Eine
der Bedingungen des Pflichtenheftes verlangt insbesondere, daß
die Gleichstromspannung an einem Verteilpunkt in der Ent-
fernung von 200 m vom Unterwerk auf dem konstanten Wert von
228 V gehalten werde, u. zw. unabhängig von der Belastung. Um
dieser Bedingung zu genügen, erwies es sich als notwendig, die
Spannungsschwankungen der Primärspannung und den Span-
nungsabfall innerhalb der Anlage sowie den ÖOhmschen Span-
nungsabfall im Speisekabel von den Gleichrichtern bis zum
genannten Verteilpunkt zu berücksichtigen. Dies geschah, indem
ein Drehstrom-Induktionsregler im Primärstromkreis des Trans-
formators vorgesehen wurde, der die Aufgabe übernimmt, die
Spannung innerhalb bestimmter Grenzen am Verteilpunkt der
Gleichstromseite konstant zu halten. Die verlangte Bedingung
wird in vollkammener Weise durch einen BBC-Schnellregler
erfüllt, u. zw. so, daß die Spannung der Gleichrichter Überkom-
pound-Charakter aufweist. Der Primärstrom mit der Spannung
5000 V wird dem Induktionsregler durch zwei Drehstromkabel
von je 30 mm? Querschnitt zugeführt, unter Einschaltung der
üblichen Hochspannungsschaltapparate. Die entsprechende Energio
wird im weitern durch Sammelschienen auf zwei Sechsphasen-
Öltransformatoren verteilt, von denen jeder für eine Leistung
von 680 kW gebaut ist. Sie erniedrigen die Spannung auf den
für die Gleichrichter notwendigen Wert. Die Transformatoren
sind besonders mit Hinblick auf ihre Anwendung für Gleich-
richter mit großer Streuung und großer Kurzschlußreaktanz kon-
struiert. Sie zeigen im übrigen sehr niedrige Leerlaufverluste,
welche bewirken, daß unter sonst gleichen Umständen der Wir-
kungsgrad der gesamten Einrichtung auch noch für Bruchteile
der normalen Belastung hoch bleibt. Die Gleichrichter, in der
Anzahl von vier Zylindern, sind sechsphasig ausgeführt, mit
einer Strombelastung von 900 A je Zylinder. Auf der Gleich-
stromseite sind sie parallel geschaltet. Die Verteilung der Be-
lastung auf die vier Zylinder wird durch Drosselspule mit Kom-
pensationswicklung erwirkt. Jede Drosselspule ist zwischen der
Sekundärwicklung des Speisetransformators und den Anoden des
Gkichrichters eingeschaltet.
Die Nullpunkte der Transformatoren, die an die Saugdrossel-
spülen gelegt sind, bilden den negativen Pol der Anlage. Der
positive Pol wird durch die Kathoden jedes Gleichrichters dar-
gestellt. Das Gleichstromnetz besteht aus fünf Speiseleitungen
gleicher Belastung und jede Leitung besteht aus drei Leitern.
Die Spannungsteilung erfolgt durch einen rotierenden Spannungs-
teiler, bestehend aus zwei Nebenschluß-Gleichstrommaschinen mit
direkter Kupplung. Die Spannungsteiler sind zwischen die
Gleichstromsammelschienen der Gleichrichter geschaltet. Die
Unsymmetrie der Belastung der einzelnen Leiter des Dreileiter-
systems kann bis zu 10% der gesamten Belastung anwachsen,
was einem Strome von 350 A im Nulleiter entspricht. Die Span-
tungsteilergruppe ist daher vorgesehen für eine Leistung von
2% kW. Die Gesamtheit der installierten Maschinen und Ap-
parate kann eine Überlastung von 25% während einer halben
Stunde von 40% während 3 min und von 70% momentan
aushalten. („BBC-Mitteilungen”, Baden, Bd. 9, 1922, S. 59.) Gg.
Verkehr und Transport.
Gleitschub-, Rollen-, Bügelstromabnehmer für Straßenbahnen. —
Dem Bericht „ETZ” 1922, S. 796, reihen sich weitere Mitteilungen
und Betrachtungen an: C. L. Greer teilt mit!), daß bei geringen
D) ‚Electr. Railway Journ.“ Bd. 59, 1922, S. 641.
Bahngeschwindigkeiten, also besonders im Stadtinnern, wo häufi-
ges Anhalten und Anfahren erforderlich ist, die Abnutzung des
Fahrdrahtes durch den Gleitschuh so groß wird, daß hier von
einer Verwendung abgesehen werden muß. Einen Beweis hierfür
sieht Greer in der Tatsache, daß die Abnutzung des Fahrdrahtes
| durch Rollenstromabneh-
mer an den gleichen Stel-
0,38
a len unerheblich ist. Fer-
0,36 ner hat er festgestellt,
daß die Unterseite des
034 | Fahrdrahtes an Stellen,
032 wo mit hoher Geschwin-
digkeit gefahren wird,
0,30 eine Politur annimmt,
hingegen an den lang-
0,28 sam befahrenen Stellen
0.26 sich eine matte Ober-
D fläche zeigt. Auch ist die
3 0,24 Abnutzung an den Auf-
È hängepunkten, beson-
g 022 ders an Weichen, Abtei-
& d2 lungs- und Verbindsösen
Sona u. Kreuzungen am stärk-
Son sten, Hier paßt sich die
R KontaktrolledenSchlag-
‚3 0,16 stellen besser an.
Roi C.O. Mailloux be-
Dar stätigt diese Erfahrun-
Son gen?) und bekräftigt sie
durch Beispiele aus der
Bahnpraxis, wo eben-
falls „ungeschmierte”
Reibung auftritt, u. zw.
zwischen Bremsklotz u.
Rad. Er bringt hierfür
eine alte Versuchskurve
von Galton u. Westing-
house, in der die Ab-
B szisse die Stundenge-
0 2 w 5 30 100 20 wo 10 schwindigkeit, und die
Geschwindigkeit km/h Ordinate den Reibungs-
Abb. 1 koeffizienten darstellt.
i Aus der unteren Kurve
, (Abb. 1) ersieht man,
daß die Reibung bei Geschwindigkeit 80 km nur halb so groß ist als
bei Geschwindigkeit 15 km. Sobald die Berührungsstellen geschmiert
werden, gestalten sich die Reibungen natürlich günstiger. Da der
BügelstromabnehmerdemGleitschuh bezüglich der Art der
Kontaktstellen sehr verwandt ist, entsteht unwillkürlich die Frage,
ob auch bei diesem — und insbesondere dem ungeschmierten?) Kohle-
bügel — bei geringer Geschwindigkeit, also in der Nähe der Halte-
punkte, auch diese lästigen Fahrdrahtabnutzungen auftreten. Kdl.
Die Stromversorgung der elektrischen Eisenbahnen in Norwe-
gen. — Betreffs der Kraftversorgung der weiterhin zu elektrisieren-
den Eisenbahnen hat eine Kommission für Prüfung der Grundsätze
über Eisenbahnbau in Norwegen vorgeschlagen, daß die Staatsbah-
nen nicht selbst Kraftwerke bauen, sondern vorwiegend elektrische
Energie von öffentlichen oder kommunalen Elektrizitätswerken mie-
ten sollten. Dies bedeutet, daß die ländlichen Bezirke gegen entspre-
chende Vergütung die neuen Eisenbahnen mit elektrischer Energie
versorgen müssen. Aber die Regierung hält dies für eine zu schwere
Belastung, da die Bezirke schon Beiträge zu den Bahnbauten leisten
müssen. Nach Aufschluß der kgl. Wasserfallverwaltung verfügt der
Staat bereits gegenwärtig über Wasserkräfte, die genügend Kraft
für die fertigen Bahnen und die im neuen Bauplan enthaltenen Bah-
nen licfern können. Da sich Kraftwerke, die eigens für Eisenbahn-
betrieb gebaut werden, unverhältnismäßig teuer stellen, kommen
nur Anlagen in Frage, die für Bahnbetrieb in Verbindung mit allge-
meiner Kraftversorgung berechnet sind. Dadurch werden bedeu-
tende Anlagekosten für Leitungsnetze gespart. Untersuchungen
2) „Electr. Railway Journ“ Rd. 59, 1922, 8. €81.
3) Z. B. Frankfurt a. M., Nürnberg, Krefeld.
~
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. | 17. August 1922.
haben ergeben, daß von den 12 Mill. PS, die in den Wasserläufen schließlich den elektrischen und wärmetechnischen Teil umfaßt, so
Norwegens enthalten sind, nur 2-3 % oder 240—360 000 PS zum wurde diese Ausführungsart bald wieder aufgegriffen und bat sich
elektrischen Betrieb des Stammbahnnetzes des ganzen Landes ge- bewährt. Damit die Auskleidung der ungeschützten Stirnwand
braucht werden. Nur ausnahmsweise dürften W asserfälle zum Be- nicht zu sehr der Abnutzung ausgesetzt ist, muß, was nur im Inter-
trieb von Eisenbahnen auszubauen sein. Aus diesem Standpunkt der esse des Schmelzgutes liegt, zur Vermeidung unnötiger Abbrandver-
norwegischen Regierung in der Elektrisierungsfrage geht hervor, luste, mit möglichst niedrigen Temperaturen gearbeitet werden.
daß in erster Linie die staatlichen Kraftwerke der ländlichen Be- Auch wird durch besondere Elektrodenstellung der Licehtbogen ın der
zirke für Eisenbahnzwecke® in Anspruch genommen werden sollen.
Dies bietet für die Bezirke gleichzeitig den Vorteil, daß sie der Ein-
wohnerschaft Elektrizität zu mäßigen Preisen liefern können. Ws.
Kleine Turbodynamo für Lokomotivscheinwerfer. = ‚Die 87%
ßen Eisenbahngesellschaften der Vereinigten Staaten verwenden
seit einigen Jahren für ihre Lokomotiven elektrische Scheinwerfer '
eine ihr entzegenwirkende Hauptstromspule, die sich bei Vollast
der Maschine gerade aufheben. Sinkt die Stromentnahme, 80 bremst
das entstehende Magnetfeld die Dynamogeschwindigkeit so weit
herunter, daß die Spannung trotz der veränderten Belastung kon-
stant bleibt. Auch die Wirkungen eines Kurzschlusses werden auf
diese Weise unschädlich gemacht. Der Dampfdruck beträgt 8 kg/cm?
bei den 175 W-Installationen und 15 kglem? beim 500 W-Modell und
die elektrische Spannung wird zu höchstens 35 V gewählt. Die Dreh-
zahl ist 3600 i. d. Min. Der Dampf wird' durch eine 12,5 mm weite
Leitung dem Dom entnommen, durchläuft den mit einer scharfen
Knickung versehenen Separator, um das etwa mitgerissen® Wasser
zurückzuhalten, und nachher das Regulierventil. Der Abdampf wird
behufs Erzeugung eines Vakuums durch eine Saugedüse geleitet
und wird so zur Hervorrufung einer Ventilation der Dynamoma-
- schine benützt. Das auf drei kräftigen Füßen ruhende Gehäuse ver-
einig in sich das Poleaden Tei Ehe dicKommenündi Bremse der Strand dagen nd dor seen Elektroden befinden,
Kugellagern und trägt den Anker und das Turbinenrad, an das der damit zwischen Lichtbogen und der gegenüberliegenden Stirnwa’
kupferne Zylinder angenietet ist, in welchem die bremsenden Wir- e pa Am und ae ar ausreichenden Tempe kennen
belströme entstehen. Von der Lichtstärke der Scheinwerfer wird läb entste ee ' un De Sek y ref sahen, Alb
verlangt, daß sie eine schwarz gekleidete Person auf 300 m noch gut äßt, eine verhältnisma ^g große Beschickungstüf, Y g9 ,
erkennen läßt. Mit Hilfe eines geeigneten Reflektors wird dieses or einem einzigen Stein aufgefüllt ist, der nach Verbrauch sofort
Zi it einer Lam ; j = 3 gegen einen neuen ausgewechselt werden kann. Die Auskleidung
a D vos 108 Ten e orrelan Türe a der Beschickungstür nimmt die Strahlungswärme des FACHES
Lichtstreuung zulassen zu können. Das Maschinenmodell von 175 y auf; kann ra mehr ee Sae yore bas p pien ng nr
rfers noch die Be- wechseln läßt. Die Betriebserfahrungen mit dem Russoien sin
günstige, daß sich der Ofen, trotz seiner hohen Anschaffungskosten
erlaubt neben der Speisung eines 108 W-Scheinwe!
infolge seines wesentlich niedrigeren Metallabbrandes schon in kur-
zer Zeit bezahlt macht. E.F R
Abb.2. Drehstrom-Liehtbogenofen mit auf einer Seite angeordneten drei
s E
lektroden.
leuchtung des Führerstandes mit 6 Lampen von Je 10 W, während
beim 500-wattigen Modell eine Scheinwerferlampe von 950 W Ver-
wendung findet und daneben noch 10 Lampen von 15-20 W gespeist
werden können. Bei kleineren Leistungen wird eine Spannung von l i
6 V gewählt. („L’Industrie électrique” 1921, S. 438.) D.J. Fernmeldetechnik.
Wieder Lichtreklame im großstädtischen Straßenbild. — Wäh- EF ;}
rend die Lichtreklame auf Grund der Bundesratsverordnung vom Der Vicltach-penruckteegran, dr Union Tel; Ca ine I
. graph j
ee nr Re len. nn er pos den Jahren vor dem Kriege von ihr gemeinsam mit der Western Elec-
fange zugelassen wurde, wird sie jetzt wieder wie in Friedenszeiten re ee Oeo are er in, Nordan Y an- T
im großstädtischen Straßenbild in Erscheinung treten können. Die außerordentlich wel? y g gounte Einzel to völlig R
erwähnte Bundesratsverordnung ist nämlich laut Verordnung des zügen Se er A A inzelapparate V
Reichsministers des Innern vom 16. VI. 1922 am 25. Juni außer Kraft verändert worden; in? GE hen aP: gme durch Wirkun
getreten und die Bekanntmachung vom 1. II. 1922 aufgehoben wor- 1. die Syo Dro ohierströ ohne Gleichlaufströme dure irkung
a ee dit een er 9, die Zeichengebung, die maschinell mittels Lochstreifen eT-
Benpolizeiverordnung entgegenstehen oder Verkehrsstörungen ZU 3 e
befürchten sind.
Trelegraphierströme,
fang in verwickelten Maschinen, welche die Zeichen
auf unmittelbar zur Bestellung geeigneten Papierblättern ab-
drucken. f
ic und Hütte. Die Verteiler enthalten 4 Paar Schleifringe (Empfang — Gleich-
Ein elektrischer Metallschmelzofen für den Anschluß an Dreh- lauf — Senden — Ortsvorgänge). -Die Verteilerbürsten werden
strom. — In dieser Zeitschrift!) erschien eine Arbeit über einen durch ein phonisches Rad mit Stimmgabelerregung MI!
elektrischen Schmelzofen, Bauart Russ, für Metalle, insbesondere Umdr/min angetrieben. Die Bürsten des korrigierten Verteilers | N
für Kupfer und Kupferlegierungen. Dieser Ofen wurde mit Rück- eilen denen des korrigierenden Verteilers um 1—7 | mdr/min vor k
sicht auf die deutschen Verhältnisse für den unmittelbaren Anschluß aus; die Berichtigun der Phase erfolgt durch die Wirkung der |
an Drehstrom durchgebildet. Der Verfasser ging in der Einleitung legraphierströme, SO ald der Unterschied einen gewissen A
auf die Entwicklung seines Ofens ein und gab auch über einen Dreh- übersteigt. Zur Auffindung_der richtigen Phase pleibt an beiden
stromofen, bei dem die drei Elektroden durch eine Stirnwand in den miteinander verkehrenden Verteilern nur Je eim Segment einge”
Herd geführt sind, Auskunft [siehe Abb. 91)]. Bei Durchführung schaltet; die übrigen Segmente werden abgetrennt, bis Überell
dieses Ofens kamen dem Unterzeichneten Bedenken auf, die er in stimmung erzielt ist. Der 1. und 3. Sender benutzen den positive
seiner Veröffentlichung zum Ausdruck brachte. Auf Grund seiner der 9. und 4. Sender den negativen Pol als Trennstrom; hierdurt
Erfahrungen mit Elektrostahlöfen, ist die den drei Elektroden ge- wird erreicht, daß auch bei ruhendem Verkehr die für die Eome
genüberliegende, freie Stirnwand den hohen Lichtbogentemperatu- des Gleichlaufs erforderlichen Stromw echsel in die Leitung Niere
ren ausgesetzt, SO daß das Zustellungsmaterial stark angegriffen Für den Empfang wird nur die mittlere Hälfte der Stromschritte
werden muß und einer frühzeitigen Zerstörung unterliegt. Da je- nutzt, An- und Abstieg der Kurven werden abgetrennt. AT a
doch diese Anordnung der drei Elektroden an einer Stirnwand den Zwei- Drei- und Vierfachsätz®, sämtlich für das Gegenspreth® A
Vorteil hat, daß die eine Seite des Ofens nur für den metallurgischen oder das Arbeiten mit Sende- und Empfangsleitung, nicht aber =
und gießtechnischen Teil frei ist, während die andere Seite aus- das beim Baudot-Apparat häufig angewan te abwechselnde al l
- und Herarbeiten eingerichtet, ZUT Verwendung. Die von D, ar |
1) Vgl. „ETZ* 1917, 8. 325, 353, 359, 393, 510, 519, 541; 1918, S. 458; 1919, S. 967, Tay angegebene Zusammenstellung des Fünferalphabets wird fas
618, 638. E Š u 2
2) „ETZ“ 1922, S. 497. 1» 0. Sattelberß „Telegr. u. Fernspr.-Techn. Bd. 11, 1922. Heft!
an
I en
%
17. August 1922.
unverändert benutzt. Der Locher hat die gebräuchliche Anordnung
des Tastenfeldes. Der Lochstreifen ist 17 mm breit und enthält
eine Reihe Führungslöcher, welche ur mit den Lochgrup-
pen eingestanzt werden. Das Einstanzen der Löcher und den Vor-
schub des Streifens bewirkt ein Elektromagnet; der übrige Aufbau
ist rein mechanisch. Der Sender enthält fünf den Lochreihen ent-
sprechende Abfühlnadeln, die während des Streifen-
vorschubes ausgehoben werden, nach dem Vorrücken
des Sendestreifens in die verschiedenen Stanz-
löcher eingreifen und ihre Stellung auf fünf Kon-
Gl/erchlauf $
A Ankerscheibe. l
BE CC’ Antriebselektromagnete. 5
G Stimmgabel. ; =
F Firregerelektromagnet. X
LM Sehwungmassen.
” K Dämpferfedern.
Abb. 3 Antrieb des Verteilers durch ein phonisches Rad.
taktzungen übertragen, von denen die Linienströme über die Seg-
mente des Verteilers hinweg ausgehen. Eine Hilfsvorrichtung ge-
stattet die Übermittlung von wahlweise 1--5 Glockenschlägen zur
Benachrichtigung des Gegenamtes. Während der hierzu erforder-
lichen Zeit wird die Sendung der Telegramme selbsttätig unterbro-
c Stanz- u. Vorschubelektromagnet.
g Stanzstempel.
m Schaltklinke.
x Lochstreifen.
Abb. 5. Locher.
a Tastenhebel mit Wähleran-
sätzen a’.
b1 --5 Wählerschienen.
d6 Stromschließerschiene.
x Lochstreifen.
mm’ Abfühlnadeln.
h Winkelhebel mit aufgesetzten
Kontaktzungen i.
ki Telegraphierbatterieschienen.
t Elektromagnet zum Ausheben
der Abfühlnadelin mm’ und
Fortbewegen des Lochstrei-
fens.
Abb. 6 Maschinensender.
chen und geht nach dem Abgang der Glockenzeichen ungestört wei-
ter. An Empfängern sind eine Anzahl Modelle in Benutzung, von
denen zwei den Typenhebel-Schreibmaschinen, die übrigen den Ty-
penrad-Schreibmaschinen nachgebaut sind. Die Umsetzung der
Fünferzeichen in Druckschrift geschieht auf mechanischem Wege,
äbnlich wie in der entsprechenden Einrichtung des Schnelldruckers
von Murray, der auch in Deutschland im Betriebe war.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 33.
RICIICIIICLCLI PET TESTS eher
Un -B A
Ringe 1--5 Empfang. i
2—6 Gleichlauf.
3—7 Benden.
4—8 Auslöseströme für Drucker und
1069
Verschiedenes.
Elektrische Entstaubung mit Gasreinigungt).— Die Abscheidung
von Staub aus industriellen Gasen und Dämpfen hat namentlich in
Amerika in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht? ). Es sind
hier Anlagen von teilweise ungewöhnlich großen Abmessungen ent-
-<OI II 1 70 070-0777 [ro i 2 |
Idee AAA SO
er E OO
ii
BALL INNE
LR Linienrelais (Vibrationschaltung).
LB Linienbatterie.
Ki Klopfer.
Dr R Druckrelais.
GR Gleichlaufrelais.
Sender.
KL Kontrollampe des Druokers.
Abb. 4. Gesamtbild eines korrjgierenden Verteilers.
standen, die sowohl in technischer wie auch in wirtschaftlicher Hin-
sicht befriedigende Ergebnisse gezeitigt haben. Namentlich ist in
Amerika das Verfahren von Cottrell zu großer Bedeutung gelangt.
Obschon die Metallbank in Frankfurt a. M. die Cottrellschen Patent-
rechte für Deutschland schon 1914 erworben hatte, verhinderte zu-
nächst der Weltkrieg hierzulande die Aus-
führung der elektrischen Staubabsaugung in
größerem Umfange. Erst in jüngster Zeit wur-
den auch in Deutschland Anlagen geschaffen,
deren Ergebnis als günstiges Vorzeichen für
die weitere Entwicklung angesehen werden
kann, Die Metallbank in Verbindung mit ihrer
Tochtergesellschaft Lurgi Apparatebau-G. m.
b. H. in Frankfurt a. M. benutzt das Cottrell-
sche Verfahren zusammen mit den Patenten
von Möller, Brackwede, der an Stelle der leicht
verschmutzenden Spitzen- und Flaumelektro-
den Spanndrähte als Ausstrahlungselektroden
verwendet. In Abb. 7 ist eine Versuchsein-
richtung zur elektrischen Staubabscheidung
mittels Spitzenelektroden dargestellt. Bei der
elektrischen Niederschlagung des Staubes
werden die zu reinigenden Gase durch ein
Feld hochgespannter Elektrizität geführt.
‚Wird Gleichstrom als Kraftquelle verwendet,
so werden die Staubteilchen zunächst elek-
trisch aufgeladen und wandern zu den Nieder-
schlagselektroden, von denen sie unter der
Einwirkung ihres Eigengewichtes abfallen
oder mechanisch entfernt werden. Durch den
sogenannten elektrischen Wind und die hier-
durch hervorgerufene lebhafte Luftströmung
wird der Niederschlag des Staubes noch begünstigt. Wechsel- und
Drehstromfelder sind weniger geeignet, sie können nur für Grob-
remigung mit Aussicht auf Erfolg verwendet werden.
Die erforderliche Leistung beträgt für 100 m? Gas/min mit 5 g/m?
Staubinhalt bei einem Reinheitsgrad von 98 % 4 kW einschließlich
1,5 kW Leerlauf und Umformung des Stromes. Für 1000 m? ergibt
sich der Leistungsbedarf unter den gleichen Voraussetzungen zu
20 kW. Die Anlagekosten entsprechen etwa denjenigen guter
Trocken- oder Naßreinigungsanlagen. Der Wirkungsgrad, d. h. das
Verhältnis des Staubgehaltes im rohen und gereinigten Gas richtet
sich nach den örtlichen Verhältnissen. Handelt es sich um wert-
vollen Staub, dessen Wiedergewinnung zu erstreben ist, wird man
einen höheren Reinheitsgrad zu erreichen suchen, in anderen Fällen
sich dagegen mit einem geringeren Reinheitsgrad begnügen. In
Abb. 7. Versuchseinrich-
tung mit Spitzenelektro-
den zurStaubabscheidung,
D) Nach einem Vortrage von L. Plass., gehalten auf der Hauptversammlun
der Gesellschaft deutscher Berg- und Hüttenleute ın Frankfurt a. M. "Metall
und Erz“ 1921, Heft 21.
» „ETZ“ 19%, S. 941, 1921, S 1111.
1070
(J
Zahlentafel 1 sind einige Betriebsergebnisse aus der Praxis zusam-
mengestellt..
. ZJahlentafell.
l Staubgehalt im Wirkungs-
Herkunft der Gase Rohgas ! Reingas grad
g:m3o0C | g/m?moC o9
Kupolöfen für Blei- und Kupfer- |
betrieb . . . . 2 2 2 2. 4—8 0,04 — 0,08 | 99
Schachtöfen für Blei-und Kupfer-
betrieb ee 2--4 0,12--024 ! 94
Soda-Kalzinierofen . . . .. 12 0,072 99
Braunkohlen-Feuerungsgaese.. . 3,6 Spuren 99,99
Schwefelkies-Röstofengase 41 0,182 98
Sulfat-Zelluloseöfen . ee 3,0 01 96,5
Reinigung der SO3-Gase von .
Schwefelsäurekonzentrationen 2—50 | 016—042 | 92
Tonerde-Kalzinierofen . . . . 59 ` 0,083 99,8
Karbidöfen . . . .. 2.0. 0,6 0,08 86
Zementöfen dee Do 5--7 025--0,35 | 95
darunter
rd 1 g Kali |
Die elektrische Staubabscheidung ist der mechanischen auch
hinsichtlich der Größe der Staubkammern überlegen. Während bei-
spielsweise für die Reinigung von 100 m?’/min Gas mit 5 g/m? Staub
eine Staubkammer von 10X4X9 m erforderlich ist, genügen für die
elektrische Kammer Abmessungen von 3X3 X 9 m. Die Staubkam-
Abb. 8. Entstaubungsanlage für die Abgase von Schwefelkiesröstöfen.
meranlage in einer norddeutschen chemischen Fabrik zur Entstau-
bung der Abgase aus Schwefelkiesröstöfen ist in der Seitenansicht
in Abb. 8 dargestellt. Nach Angabe des Vortragenden befinden sich
gegenwärtig in Deutschland mehr als 50 Anlagen zur elektrischen
Staubabscheidung im Betrieb und im Bau.
Hermanns.
Energiewirtschaft.
Eine Denkschrift über elektrische Wasserkraftausnutzung. —
Eine Ehrung ungewöhnlicher Art wurde dem Generaldirektor der
Kgl. schwedischen Wasserfallverwaltung, F. Wilh. Hansen, an-
läßtlich seines 60. Geburtstages dadurch zuteil, daß die Fachwissen-
schaft eine höchst stattliche Huldigungsschrift stiftete, in der eine
Menge hervorragender Vertreter des öffentlichen Lebens und der
Ingenieurwissenschaft auf dem Gebiete der Wasserkraftausnutzung
und Elektrizitätserzeugung mit wertvollen Abhandlungen vertreten
sind. Den Anfang machen die beiden Landeshauptleute Oskar von
SydowundG.Malmmit Beiträgen, aus denen die Bedeutung des
Generaldirektors Hansen als Bahnbrecher auf dem Gebiete des Was-
serlaufwesens, des Kanalbaues, der Wasserkraftpolitik, des Aus-
baues der Wasserfälle und der Elektrisierung des Landes hervor-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33.
s
17. August 1922.
geht. Die sichtbaren Zeichen dieser Wirksamkeit eind die unter
Leitung des Generaldirektors Hansen erstandenen mächtigen Kraft-
werke des schwedischen Staates, das umfangreiche Leitungsnetz und
die bereits sehr ausgedehnte Elektrisierung der ländlichen Gebiete,
in denen sich die Landwirtschaft schon in großer Ausdehnung die
Elektrizität für alle möglichen Zwecke zunutze macht. Professor
GunnarAnderssongibteinen Überblick über die Ausnutzung
des Bodens vom Gesichtspunkt der Wasserkraft aus. Er bemerkt
betreffs Norwegens, daß in bezug auf Wasserkraftverhältnisse die
westlichen Landesteile keineswegs ungünstiger wie die Alpen ge-
stelltsind. Vor diesen haben siesögar den bedeutenden Vorzug, daß
die Kraftwerke an einer das ganze Jahr hindurch eisfreien Küste mit
ausgezeichneten Häfen liegen. Aber dem Lande fehlt das volkreiche
Hinterland der Alpen, worin die elektrische Kraft eine vielfache
Anwendung findet, nicht bloß für chemische und andere Großindu-
strie, sondern auch für Verkehrsmittel, Kleinindustrie, Landwirt-
schaft, Handwerk und bürgerlichen Bedarf aller Art, was zusammen
eine Stütze für die Kraftindustrie bildet. In den vier westnorwegi-
schen Provinzen enthielt schon 1919 die ausgebaute Wasserkraft
545 000 PS auf einem Umkreis mit einer Bevölkerung von nur 570 000
Personen. Nach Ansicht des Prof. Andersson kann eine solche
Kraftmenge nicht in. einer zerstreut in den Gebirgstälern lebenden
Bevölkerung Absatz finden, es sei denn, daß eine bedeutende, für die
Ausfuhr arbeitende Großindustrie vorhanden wäre. Dies hat indes-
sen, wie die Erfahrungen zeigen, seine großen Schwierigkeiten,
denn manches deutet darauf hin, daß die Wasserkraftenergie auch
nach den Produktionsplätzen der wichtigen Roherzeugnisse geführt
werden muß, nicht umgekehrt. Der Professor an der Technischen
Hochschule in Dresden, Hubert Engels, steuerte eine Abhand-
lung bei: „Zeitfragen aus dem Arbeitsgebiet des Wasserkraft-Bau-
ingenieurs”. Zivilingenieur Sven Lübeck, einer der schwe-
dischen Fachleute, die sich mit besonderem Interesse der Wasser-
kraftfrage widmen, schildert die künftige Entwicklung der Wasser-
kreftanlagen. Er tritt in seiner Abhandlung mit Entschiedenheit
dafür ein, daß in Periodenzahl und Spannung Einheitlichkeit herbei-
geführt werden müsse. Gegenwärtig Yertreibtdieüberwiegende Mehr-
zahl der Kraftwerke 50-periodigen Strom, aber erhebliche Ausnah-
men gibt es im Trollhättanetz (der größte Teil 25 Per), in den Netzen
der Bergwerke Stora Kopparbergs Berglag und Grängersberg (60
Per), im Netz der Ludvikafabriken (40 Per) sowie bei der Elek-
trisierung der Reichsgrenzbahn von Porjus aus (Einphasenstrom
16% Per). Unter den sonstigen Abhandlungen, deren amtzahl
sich auf gegen 30 beläuft, seien als weitere erwähnt diejenige des
Direktors der Kraftverwaltung des Stora Kopparbergunternehmens,
Hauptmann M. Serrander, der eine Darstellung über die ver-
schiedenen Formen der hydroelektrischen Regelung von Wasser-
läufen gibt. Daß hier die gegenwärtig wichtigsten Aufgaben auf
dem Gebiete des Wasserkraftwesens zu suchen sein dürften, geht
auch aus der Abhandlung des Oberdirektors W.Borgquist über
„die Aufgabe der Wasserfallverwaltung als Reichsbank der Kraft-
haushaltung Schwedens“ hervor. Bureaudirektor Westerlund
berichtet über Erfahrungen mit Konstruktionen der Wasserkraft-
werke des schwedischen Staates. Dann folgen Beiträge über „Schnee
und Eis in Schweden“ von Bureaudirektor J. W. Sandström,
über die jährlichen Niederschläge in den schwedischen Gebirgsge-
genden von Öberdirektor A. Wallén, über Klima und Arbeits-
leistung von Oberingenieur A. Ekvall. Bureaudirektor F. Jon-
son behandelt Einrichtungen für Güterbahnhöfe, während Bau-
direktor A. K. Sundblad vom Kraftwerk Porjus Erfahrungen
über Wintertransporte in den Gebirgsgegenden Lapplands mitteilt.
Zivilingenieur Nils Ekvall behandelt die Frage über elektri-
sches Kochen und Kraftwerksdirektor O. Harder die ländliche
Elektrisierung durch die Wasserfallverwaltung. Der Direktor des
Brücken- und Wegewesens R. delaBrose in Paris schreibt über
die Frage, wie Nationen mit geringem Kohlenbesitz ihre Wasser-
kraft verwenden müssen, und Generaldirektor Sturvold-Haın-
sen in Kristiania ist mit einem Beitrag über Export von elektri-
scher Energie vertreten. Ingenieur Görnell teilt Untersuchun-
gen über den Zusammenhang zwischen Ebbe und Flut und Deltabil-
dung mit, und Kommerzienrat A. F. Enström liefert einen Bei-
trag zur Frage über die Verschiedenartigkeit der Sonnenstrahlung.
Bureauchef L. Lavski behandelt die Kanaltransportfrage, wäh-
rend die letzten technischen Beiträge „Untersuchungen über Tem-
peraturveränderungen in Beton“ von Prof. H.Kreüger und „Eis-
druck a Temperaturänderungen“ von BureauingenieurN.Royen
betreffen.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Wirkens des Generaldirek-
tors Hansen erhellt aus Angaben des Landeshauptmanns von Sy-
dow. Danach flossen den staatlichen Kraftwerken als Einnahmen
in den Jahren 1915-:-20 45 Mill. Kr zu, die von Kommunen, Eisenbah-
nen und privaten Industrieunternehmen stammen, die für ihren
Kraftverbrauch auf Kohlen angewiesen wären, wenn es nicht die
Kraftwerke gegeben hätte. Die Energiemenge, um die es sich hier
handelt, entspricht unter Zugrundelegung des damaligen Preises des
Feuerungsmaterials nicht weniger als 225 Mill.Kr. Außerdem wur-
= de in der gleichen Zeit von den staatlichen Kraftwerken eine un-
gcfähr ebenso große Energiemenge für elektrotechnische und damit
vergleichbare Industrie, für Herstellung von Gußeisen, Düngerstof-
fen usw. geliefert. Dabei belief sich das ganze bis Ende 1920 in den
staatlichen Kraftwerken niedergelegte Kapital auf nur 115 Mill. Kr.
922. Heft 33, 1071
Int zu werden verdient, daß sich die Schöpfungen des General- den, in fremden Deyisen fällig werdenden te rsailler
i Hansen in den Kriegsjahren als Hilfsmittel ersten Ranges Vertrageg bei dem Moratorium angemessen zu berdo eop ers und
Schweden erwiesen. Ws. | wonzufolge war on p pi den alliierten Regierungen beantragt
Gesetzliche l der er - - Worden, die Onatlichen Rat der Ausgleichs. hlungen
in Norwege #elung Reuerdings In Nor Et imen onat von nach dem Londoner Abko is dagt 2 Mill, £ bis P4? 1924
hie tretende Bestreben. die Wasgerk- aft des Lan es für Er- auf 0,5 Mill. £ zu ermäßigen und bis dahin auch die Barleistungen
ZeuUgUuNng von Elektrizität nu n „Wächen, hat jetzt die nor- auf chnitt 4 (Büter, Rechte Yrleressen in F „udesland) der
Wwegischen Regieru veranlaßt, einen Gesetzentwurf Auszuarbeiten, Wir "schaftlichen Bestimmungen des Versailler V : (Teil X)
der an Energievertejlune der ommunaleı K werke zu Suspendieren ins ere soweit sie die Entschädigu von
untero berle itung des S taaten regelt vor allem atsangehörigen der alliierten od ; Zlierten Mächte für auf
sind es die K ommune an Vinzialverwallungen d nunmehr deutschem Gebiet durch a erordentliche Kriegsmaßnahmen usw,
ia Norwegen Kraftw A er planen, ung die vorhand ene ZUgefügte Schäden betreffen ährend England daraufhin erklärte,
Asserkraft verteilt sich üb anze Land. ach den von ° in der Sutschen Note Aufgeworfene Fragen baldigst mit den
der nom gischen W assorfallverwaltinn ngestellten Ber. chnun- Anderen beteiligten Mächten erörtern zu wollen, und Belgien dem
zen umfaßt diese Wasserkraft, die früh auf etwa 15 Mill. PS Wunsch Ausdruck gab, sie zusammen mit dem oratoriumsgesuch
nor@msSchlagt worden onp 12 Mill. PS, vor denen 95 auf Süd? zu behandeln, hat die französische nung das Srlangen
norwegen 2 auf die Drontheimschen # und nur 05 Mill. PS auf ubschlands in Schroffer Form abgelehnt und für den Fall einer
die Amter Tr msö und Finmarken entfallen. Wie sich der nor- bk tzahlung der s usgleichsrat > Kün des beztiglichen
wegische Staat zu er ganzen Wasserkraftfrag, stellt, geht Aus’ A kommens om 26. VI, 1921, ferner ein Verbot an ie französischen
er Begri, dung z esetzentwurt hervor. asgleichsämter, deutsche Fo ugen anzuerkennen, und den An
Die winnung und V erteilung o ektrischer Kraft begann Spruch auf strikte Durchführung d Versailler Vertrages in Aus-
in Norwegen ebenso ie anderwärts urch Tivatunternehmune Sicht gestellt, Deutschla, t Müsse innerhalh von 10 Tagen erklären
Als älteste aftanlage ist diejenige in Skien u nennen, die “> Sein Aus Ichsamt ünftig die 2 Mill zahlen „erde, sonst
385 ents Schon: 1895 wurden dio ersten komme alen Elek- Würden vorläufig Dicht näher bezeichnete Maßnahmen in Kraft tre-
trizitätswerk gegründet (Hammerfest, die. Nördlichste Stadt - > ta elerum ohne Jede ücksicht aul sohase durch er-
Orke en ristiania) Bald folgten weiter Kommunen, neuten Mark Z weiter sehr verschlechterte wirtschaftliche e
sodaß die Vertei] ng von Elektrizität längst l3 eine gewöhnliche erlassene Ultima knüpfte eich dann eln lebhafter Notenwechsel,
ommunale 4 betrachte wird. Indess; baute man gleich- dem S * rankreichg rdas den guten Willen der deutschen Re.
zeitig auch etliche private Verteilungsanlagen von denen jedoch gierung trotz aller bisherigen Leistungen -n wohl überlegter Absicht
Später die srößeren bis auf eine in kommunalen Besitz übergingen Snzweife] "und ihr, wenn irgend Möglic i 2 Zweck Weiterer
Da die Ele trizität immer mehr Verwendu in der Industrie Aktionen p Srfehlungen echweisen gcnte, die ven “nächst
und später ın den Wohnungen fand, machte sich Bedarf nach A@UI das biet der Ausgleichszah] an beschränkten chritte
STößeren gen und Ausgedehnteren Verteilungsnetzer geltend. @iner „@ekündigten Reihe von „Rotor = 12 gefolgt Sind.
Es wurde Wirtschaftlich möglich, die Elektrizität ch nach den chtswidrige Vergelt „gen einem notleidenden Lande gegenüber,
ländlichen Ortschaften führen, So nahm man allmählich die am Dach einer die Ver hältni sehr ve ünftig eurteilenden Rede
nächsten liegenden kleinen Kraftquell n in nspruch, und die Ges englischen izkanzler Hor 7, Seit d Waffenstillstand
ulga wuchsen machte gich dicso Entwi cklung im Ohne die Privatschulden ereitsg einschließlich des Wertes der aus-
östlichen Orwegen geltend ier ersteht die erste größere gelieferten Schiffe, der „uralleistungen, d ogierungseigen.
tsanlage, da Kraftwerk re, nordwestlich von Kristiania (ums in an P olen, Danz und die d echoslowake abgetretenem
woran Seit 1917 gebaut wird. selben Jahr beschloß der Staat, Gebiet nd der Saar bergwerke 415 Mill. £ (nach heutigen Kurs fast
auch zus 2 Mit der Stadt istiania, den usbau der Wasser- 1500 Milliarden P prm) a ebracht hat. Horne Ist zwar der An.
fälle Mörkfos-S ergfos, südöstlich von Kristiania, vorzunehmen. Sicht, daß Deutschland ‚ne betr \chtliche Reparation zahlen
Den aSserlauf bei Taf; im Romsdalamt ollte der Staat eben- Xönne, hä] tz ch Zunächst ia oratorium für erforderlich, Unter
falla ausnutzen, da dies aber die betreffenden Bezirke lbst zu Seinem Vorsitz Sind jetzt wieder einmal Sachverstä dige an der
tan wünschten, urden die asserfälle an ein kommunales Unter- Arbeit, um die tO Dd on tagen e Konfer ‚des ominösen Ober-
nehmen verkauft Ferner si in letzter Zeit weitere staatliche Sten Rates zu Unterstützen, auf der der französische Ministerprägi.
Yasserfälle an kommunale ternehmungen überlassen worden. pnt wie es nt, für den all, da Parationsko ission ein
Nach der bisherigen Entwicklung ergibt sich, daß die allge- Moratorium in iligt, als „genleistu Modukti R,tänder
Meine Kraft erteilung an kleine und größere Verbraucher Wwesent- forderte, die in Dicht weniger als emner Kontrolle der Reichsbank,
lich eine Aufgabe für Staat und Kom unen ist, und die bis jetzt er Aus "genehmi ng u ST Einnahmen aus „werken und
` gemachten Erfahrungen lassen erkennen, daß die k Mmunalen äldern, in einer Überwachung des De ‘Senmark teg, nderbe-
Elektrizitäts rke ganzen ihre Aufgabe gut gelöst habe steue er R hle, s sows or stellung der Zollgrenze im
Die Verteil ng der Elektrizität ird ihrer Art nach eine Mono- sten des besetzten Gebietes Sowie in amer Bote ilig Pag der
polwirksamkeit. Die erteilungsunkosten bilden überall einen lliierten anderde in chen Indu Stri bestehen, aber
Hauptfaktor für den Kr ftpreis. W ten mehrere Kraftwerke den Beifall de igo Einigungs el bemühten Sachverstän-
elektrische rbeit in elben Bezir verkaufen, dann würde igen nur z, T gefunden haben solle - Nunmehr verlautet, daß
die Verteilungsnet e unnötig weitläufig werden, und die daraus letztere einen englischen Vorschlag ifen, der Deutschland. unter
folgende erteue er Kraft wirg weit schwerer wiegen als den bekannten Bedingu fen ein Moratorium pi Ende 1922 ewilligt,
die Vorteile, die der Wettp erb bringen könnte. In ieser Be- Ausführung der „achlieferungen verlangt 6% vom Wert des
ziehung ist es y n geringerer Bedeutung, op die Anlagen Private deutschen Ex wie die Zollerträgnisse der i Parationskom-
oder ko munale sind Kommunen handeln in ihren gegen mission zuwe t, die die Inkassierten Betr: während des Zah-
seitigen Geschäftsyerbing en wie privat Unterne . Daher \ungsaufschubs D „schland zur Verf ng stellen kann, Eine Ent-
passen auch bei öffentliche Betrieb die Geschäftsumkreige ab- Scheidung ist z, Zt noch nicht getroffen,
-STenzt wer en. ei Post und Tele raphie, wo sich ähnli he tsche i hnise
Verhältnisse geltend machen, hat dies fe E fü rung des Staats. im Ja ae A Bermändel mi er nei Erzeug B
betriebeg hrt. Ab r bei der p oktrizitäteversoreus d wird pia trotechnieun en Er PUgnissen im Juni hat die
“N solcheg erfahren Nicht als empfehlensw Tt erachtet, ahr- infuhr wie die Übersicht zeigt, 2% im Wert von 26,680
cheinlich rde die Kraftversorgung ehr verzögert werden, Mill. M betr; en, d. h. um öldz weniger a im Vo onat (3345 dz
at Sie vollständig vom Staat überno en würde, u. zw wegen bzw. 24,125 Mill. M). gen Juni 1921 (915 dz) ist eino Zunahme
n Pip ter finanzieller Fähigkeit, eil es ihm FM fallen um 2379 dz, gegen den gleichen Mo at von 1914 (4035 dz) ein Weni-
l ‚ ersorgu nac i 1 ier. i i
Sry Sätzen durchzuführen = weil der on erlich ve der Import ein. u kone ie Dy mo aih dz), Akp zeigt
Unesa PParat sehr weitläufig we en würd Aufgabe des Staat latoren (unter Berücksic tigung der Rückware) Glühlam n = 23
| Eden Aher hauptsäc lich sein, als "srwaltendes ‚und kontrollie dz), Harketromvorrichgun gu (— 565 dz), Elementen nd
Se Kommunan lichkeit ung 3 die Verka der Wink Eee genen ekoa 'Rten und bi Kae (uellen ans Por
i 80 i > A adeln (unter Tücksich-
den erforder : re or Staat 2 Bau nn Kraftstatio. tigung der Rückw 100 dz), >chwachstromyorriehg. gen, elek-
| up En n ü ernehmen ssen, erner tromedizinischen Apparaten, Meß- und zZ hlvorrichtungen sowie bei
erette i Berelnen Bezirken, wo die natürlichen Verhältnisse, die 1solationsgegenstine aus Ash usw, 229 dz). Dyna omaschi-
Ben neisng oder Alan au on alle oe fir Kon Aaah von letter, (one fe, p ES de) Dre in einer
Dem Regner ; $ na hinzutreten nzahl von 1 Stück einge nrt worden (893 1. vm. ); von Metall-
| gegen eTungsentwurf liegt der Plan Z de, der der 8. Zt. dr tlampen kamen rd 0,173 Millionen über die Grenze (0,192 i. V.),
en im Pr “lekteri terungskommission ausgearbeitet war; hierzu von Kohlefaden. ı W. pen ohne die Rückware 6662 Stück, ußer
| en Och einiges gesagt en. en in der Übersicht genannte Cugnissen hat Deutschland 1 dz
orzellani latoren für Telegraphen. und Kernsprechleitungen aus
Industrie und Handel. 2 Auslande bezogen (9 Zi. Vm.). Die Aus uhr ergab 78 203
Deutsch] i l Z im Wert von 897,670 Mill. M, das bedeutet gegen den Vormonat
dagagagy Kae Die Reichsregierung hatte Schon in ihrem Stun- (68 566 dz) eine Zunahme um 9637 dz, gegen Juni 1921 (67 256 dz)
die anlerhalp 12, VII. uf die Notwendigke t hin, wiesen, auch eine Steigerung um 10947 dz und gegen den gleichen onat von
der eigentlichen Ra ra 'onSverpflichtungen liegen- 1914 (140 1% dz) ein Minus von 61 987 dz. Der Export ist bei Dyna-
\
|
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33.
17. August 1922.
1072
E Einfuhr Ausfuhr
Erzeugnisse 1922 ' 1921 1922 | 1921
dz [100M dz | dz wo M' dz
eo a a a
l
1. Dynamos, Motoren, Umformer, |
Transformatoren,Drosselspulen,
Anker und Kollektoren!). . . |1456 11705! 235192333 184233 27773
2. Akkumulatoren, Ersatzplatten.. 94) 545, 18| 4949. 29366 6224
8: Kabel?) oso eres ea 473") 306 28922101 116205 16903
4. Bogen-, Quecksilberdampf- usw. |
“Lampen, Gehäuse mit Glas-
glockei, Scheinwerfer, Reflek- |
TOFO i a re ae — | 1l! — 571 1709, 18
5. Glühlampen . ... 2... 102 | 2597| 55| 1365| 53161: 742
' 6. Telegraphenwerke und Fern-
sprecher (auch für Funkdienst), | -
Sicherungs- u. Signalapparate . 107 | 2926! 67) 14791105116, 214
7. Starkstromvorrichtungen?) 377 | 3006. 9+!1188241246013: 8395
8. Elektromedizinische Apparate . 1l 432} 23| 1294 48476! 551
9. Meß-, Zähl- und Registriervor-
richtungen .. seas 2.2 .% 1 2314 79) 1572| 65454 1553
10. Elemente, Batterien . . .. . 10); 43 —| 1535| 11128 i. Gr. 6
enth.
ll. Heiz- und Kochapparate . . . 339.204 4 28189 617
12. Montierungsteile aus Porzellan
Steingut, Glas usw.4). . .. . 12
| 167| öllinGruppe?7 enthalten
13. Isolationsgegeustände aus As- |
|
| 1866, 2l
best, Glimmer, Mikanit usw. . | 479, 24224 —| 2:
14. Isolierrohre dus Papier, Pappe . — — —| 1258 6645 2305
15. Unvollständig angemeldete Er- | |
Zeugnisse . . 2.2 20 — u We 14 76 10
Insgesamt |3294 26630. 915/78203 897670 67256
momaschinen, Motoren usw. um 3789 dz, bei Kabeln um 5008 dz, bei
Starkstromvorrichtungen um 2385 dz, außerdem bei allen übrigen
Gruppen gewachsen mit Ausnahme von Akkumulatoren, Bogen-
usw. Lampen, Glühlampen (— 237 dz), Schwachstromvorrichtungen
und Meß- und Zählapparaten (— 634 dx). Die Ausfuhr von Dynamos
usw. (ohne fertige Anker usw.) umfaßte 18 111 Stück (13 166 i. Vm.).
An Bogen- usw. Lampen wurden im Juni nur 99 Stück exportiert
(2036 i. Vm.), an Metalldrahtlampen rd 3,566 Millionen (3,735 i. Vm.)
und an Kohlefaden- usw. Lampen rd 0,269 Millionen (0,174 i. Vm.).
Die Ausfuhr von lsolatoren aller Art aus Steingut oder Porzellan
ist von 5506 dz im Mai auf 4988 zurückgegangen. Der Über-
schußder Ausfuhr über die Eifuhr stellt sich im Juni auf 74 909 dz
bzw. 870,99 Mill. M.
Für das 1. Halbjahr 1922 ergibt sich eine Einfuhr von 18 213
dz bzw. 107,320 Mill. M; sie war damit gegen den gleichen Zeit-
abschnitt von 1914 (26 899 dz) — für 1921 fehlen die Angaben z. T.
noch — um 8686 dz geringer. Die Ausfuhr umfaßte 418 177 dz im
Wert von 3947,213 Mill. M und ist hinter dem Ergebnis des 1. Halb-
jahrs 1914 (664 742 dz) um 246 565 dz zurückgeblieben.
Sachlieferungen an Frankreich im freien Verkehr. — Da die
Sachlieferungen Deutschlands im Wege freier Vereinbarung
zwischen deutschen und französischen Staatsangehörigen?)
1) Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile vollständiger Maschinen. —?) Die
Ausfuhr umfaßt auch isolierten Draht aus unedien Metallen. — ®) Die Ausfuhr
umfaßt auch Queckeilberumformer und die Isolationsgegenstände der Gruppe 12
(außer Glocken). — *) Außer Porzallanisolatoren für Telegraphen- und Fern-
sprechleitungen. — ı Davon 54 dz Rückware. — £) Darunter 363 dz Rückware. —
1) Darunter 8 dz Rückware. —®) Davon 29 dz Rückware.
9) Vgl. „ETZ, 1922, 8. 979, 94.
den Vorschriften derAußenhandelskontrolle unterliegen,
ist nach der D.A.K zu beachten, daß nur die Außenhandels-
stellen des unbesetzten Deutschlands, nicht aber
das Ein- und Ausfuhramt in Bad Ems zuständig sind. Die in gleicher
Weise wie bei jedem anderen Exportgeschäft einzureichenden Aus-
fuhranträge müsseneinAntragsformular mehr aufweisen,
das an den Reichskommissar zur Ausführung von Aufbauarbeiten
in den zerstörten Gebieten weitergeleitet wird. Sie müssen ferner
mit dem Kennwort des Vertrages versehen sein. Da für
die Zustimmung der deutschen Regierung zu der Abwicklung des
Geschäftes als Reparationslieferung kurze Fristen festgesetzt sind,
ist erforderlich, daß der deutsche Lieferant, sobald er den Vertrag
mit dem französischen Besteller abgeschlossen hat, sofort den Aus-
fuhrantrag einreicht. Unterbleibt dieser, so ist die Versagung der
Genehmigung zu erwarten.
Die Außenhandellstellen teilen umgehend dem Reichskon-
missar zur Ausführung von Aufbauarbeiten mit,
daß sie ihrerseits die Ausfuhranträge als solche bewilligen, ablehnen
oder beanstanden. Letztere werden nach den allgemeinen Richt-
linien, insbesondere auch unter Berücksichtigung der Fakturie-
rungsvorschriften behandelt. Eine Ausnahme von den allgemeinen
Vorschriften gegenüber sonstigen Exportgeschäften kann nicht ge-
währt werden. Sind die Außenhandelsstellen der Ansicht, daß es
sich bei Einreichung der Ausfuhranträcee umScheingeschäfte
handelt, so sind die Bedenken ebenfalls dem Reichskommissar zur
Ausführung von Aufbauarbeiten mitzuteilen. Alle Einsprüche der
deutschen Regierung gegen die Genehmigung des Ausfuhrgeschäftes
können nur vom Reichskommissar zur Ausführung von Aufbauarbei-
ten ausgehen, weil dieser allein mit der Durchführung des eingangs
genannten Abkommens beauftragt ist. Er setzt die deutsche Ver-
tragspartei in Kenntnis, sobald er die Zustimmung zu dem Verträge
erteilt oder versagt hat bzw. sobald der Vertrag durch die Repara-
tionskommission genehmigt oder abgelehnt worden ist.
Der Kaufpreis wird durch die deutsche Regierung (Friedensrver-
trag-Abrechnungsstelle in Charlottenburg 2, Berliner Straße 17) be
zahlt. Der französische Besteller übermittelt dem deutschen Liefe-
ranten für die jeweils fälligen Zahlungen einen Scheck, der vom
Reichskommissar zur Ausführung von Aufbauarbeiten im Auftrage
der deutschen Regierung ausgestellt ist. Er wird in Papiermark un-
ter Umrechnung der im Vertrage festgesetzten Beträge über den
amerikanischen Dollar zu dem am Tage des Vertragsabschlusses
geltenden Kurse beglichen. — Das entsprechende Abkommen mit
Belgien ist noch nicht in Kraft getreten.
Bei dieser Gelegenheit sei als Ergänzung eines früheren Berich-
tes („ETZ“” 1922, S. 994) noch aus dem Bemelmans-Abkonm-
men angeführt, daß eine diesem beigegebene Liste B der Waren,
deren Gehalt an ausländischen Rohstoffen so erheblich ist, daß ihre
Lieferung nur gegen Barzahlung des Wertes der in ihnen enthalte-
nen ausländischen Rohstoffe erfolgen kann, auch elektrische
Kabel, isolierte Leitungen, Akkumulatoren (X
Prozent) und Dynamos, Elektromotoren, Umformer,
Transformatoren (35%) umfaßt, Der Durchschnittsanteil
der ausländischen Rohstoffe ist in Klammer beigefügt. Ferner tei-
len wir nach der „Ind.- u. Hand.-Ztg.” mit, daß die Reparationskom-
mission den Entwürfen der großen öffentlichenArbeiten,
die von Deutschland auf Reparationskonto ausgeführt werden sul-
len (Plan Le Trocquer), grundsätzlich zugestimmt hat. Sie be-
hält sich aber das Recht vor, ihre endgültige Genehmigung erst zu
erteilen, wenn ihr die Einzelheiten jedes Entwurfes, z. B. die Dauer
der Arbeiten, die Verteilung der Lieferung zwischen der französi-
schen und der deutschen Industrie, die Arbeits- und Lohnverhält-
nisse der Arbeitnehmer bei jedem Unternehmen, vorgelegt worden
sind.
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr, 9320 u. 9306.
Bericht
über die XXVIII. Jahresversammlung in München
am 29. und 30. V. 1922.
(Schluß von S. 1046).
Herr 1. Bürgermeister SCHMIDT entbietet in herzlicher
Weise dem Verbande den Willkommengruß der Stadt München, weist
auf die Entwicklung der Wasserkraftanlagen in München hin sowie
auf deren neuerdings beabsichtigten Ausbau und wünscht den Bera-
tungen als Erfolg die Gewinnungs- und Auswertungsmöglichkeiten
elektrischer Energie der höchsten Vollendung entgegenzuführen.
Ministerpräsident Graf LERCHENFELD betont, daß die
Bayerische Staatsregierung an der Tagung lebhaften Anteil nehme;
denn es sei der eigene Vorteil, der das Bayerische Land mit
dem großen Gebiete der angewandten Elektrizitätslehre aufs engste
verbindet. An Wasscrkräften reich, an Kohlenschätzen arm, sehen
wir im elektrischen Strom den mächtigen Helfer unserer Volkswirt-
schaft und das wirksamste Mittel, unsere Stellung im deutschen Wirt-
schaftsleben zu behaupten. In feinsinnigen Worten zog der Minister-
präsident dann einen Vergleich zwischen der Tätigkeit der Staats-
männer und der Elektrotechniker, die beide das Bewußtsein haben,
Verantwortung zu tragen für unseres deutschen Landes und Vol-
ne Arol, Darum reichen sie sich auch zu gemeinsamer Arbeit die
and.
Staatssekretär von FRANK überbringt die herzlichsten
Grüße des Reichsverkehrsministers mit freundlichen Wünschen für
die Tagung. i
Ministerialrat Dr.-Ing. STEIDLE übermittelt im Auf-
trag des Reichsstaatssekretärs STINGL die Wünsche der Reichspost-
und Telegraphenverwaltung für einen fachlich ersprießlichen Ver-
lauf der Tagung unter besonderer Hervorhebung der Entwicklunss-
arbeit, die im elektrischen Nachrichtenwesen geleistet werde. Der 1m
vollen Gange befindliche Ausbau des Fernkabelnetzes, das im kom-
menden Jahre auch nach dem Süden Deutschlands vordringen werde,
die Verkehrswege erweitere und den Störungen durch Wetter und
Sturm entziehe, die Technik des Fernsprech-Selbstanschluß-Betrie-
bes, die in der Großform der Münchener Einrichtung als der ersten
17. August 1922.
Europas nun den Lauf durch ganz Deutschland nehmen werde, die
drahtlose Telegraphie, die nach Wegnahme der transatlantischen
Kabel Deutschland vor der vollständigen Vereinsamung im Welt-
nachrichtenverkehr bewahrt habe, gäben von lebendiger Mitarbeit
der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltungen an den großen Pro-
blemen der Elektrotechnik ein beredtes Zeugnis. Dabei hätten sich
der Norden und Süden des deutschen Vaterlandes in der glücklich-
sten Weise ergänzt.
Rektor von DYCK begrüßte die Versammlung namens der
Technischen Hochschule München.
Der Vorsitzende kündet hierauf den Festvortrag an: „Die
Ausnutzung großer Kraftquellen mit Hilfe des elektrischen Stromes”
und erteilt Herrn Geh. Hofrat Prof. Dr.-Ing. e.h. G. OS
SANNA das Wort zu seinem Vortrag: „Fernleitungsmög-
lichkeitenelektrischer Arbeitsmengen”.
(Herr Ossanna hält seinen Vortrag, dieser istin der „ETZ“ 1922,
S. 1029 bzw. 1061 abgedruckt..
DerVorsitzende sagt Herrn Geh.-Rat OSSANNA namens des
Verbandes herzlichen Dank für den mit großem Beifall aufgenomme-
nen hochinteressanten Vortrag und erteilt das Wort Herrn Direktor
J. HESS zu seinem Vortrage: „Verwendung elektrischer
Energie zu chemischen Zwecken‘.
(Herr Heß hält seinen Vortrag. Dieser ist in der „ETZ” 1922,
S. 957 bzw. 982 abgedruckt.)
Auch diesem Vortragenden konnte der Yoran nach dem
reichen Beifall der Anwesenden den wärmsten Dank des Verbandes
für seine auch für den Elektrotechniker äußerst interessanten Aus-
führungen aussprechen.
Vorsitzender: Wir kommen zu Punkt 3 der Tagesordnung: Aus-
zug aus dem Bericht des Generalsekretärs über die Arbeiten seitens
der letzten Jahresversammlung. Ich erteile das Wort Herrn General-
sekretär Schirp. .
Herr Schirp: Meine Herren! Der volle Wortlaut meines Ge-
schäftsberichtes ist in der „ETZ“ 1922, S. 652, veröffentlicht und ich
darf mich wohl im Hinweis hierauf kurz fassen.
Seit der letzten J ahresversammlung in Essen ist die Tätigkeit
innerhalb des Verbandes, seiner Kommissionen und Ausschüsse eine
äußerst rege gewesen. Arbeiten von weittragender Bedeutung sind
zum Abschlusse gekommen; andere wichtige Arbeiten sind weiter
fortgeführt oder neu aufgenommen worden. Durch alle Arbeiten des
Verbandes zieht sich das Bestreben, entsprechend der Not unseres
Wirtschaftslebens, Vereinheitlichungen auf allen Gebieten der Elek-
trotechnik durchzuführen, um die Wirtschaftlichkeit in Industrie
und Gewerbe zu fördern, um jegliche Verschwendung von Werkstof-
fen und Arbeit zu vermeiden. Besonderer Dank gebührt den Mit-
gliedern aller Kommissionen und Ausschüsse, die trotz ihrer großen
beruflichen Inanspruchnahme in opferwilliger Weise in zahlreichen
Sitzungen und Bearbeitungen erhebliche Zeit aufgewendet und ihre
Fachkenntnisse der Allgemeinheit nutzbar gemacht haben. Wir hof-
fen, auch in der kommenden Zeit mit der dankenswerten Unter-
stützung aller Verbandsmitglieder rechnen zu können.
Außer den Sitzungen der Vorstandschaft, des Ausschusses, des
Technischen Hauptausschusses fanden 165 Sitzungen der Kommis-
sionen, Unterkommissionen und Ausschüsse statt. Zur Erreichung
einer möglichst gleichmäßigen Verteilung über einen größeren Zeit-
raum empfiehlt es sich, die "Arbeiten des Verbandes während des
Sommers möglichst. weiter zu führen.
Über die Tätigkeit des Technischen Hauptausschusses und
dessen Verhandlungen ist im Tätigkeitsbericht in der „ETZ“ 1922,
S. 652, Ausführliches enthalten.
Der Verband hat auch in der Berichtszeit durch Verhandlungen
mit Behörden einen günstigen Einfluß auf die Gestaltung von Vor-
schriften und Erlassen ausüben können.
Das seit langen Jahren bestehende enge freundschaftliche Ver-
hältnis zu anderen technischen und technisch-wissenschaftlichen Ver-
einen und Verbänden, namentlich dem VdI und dem Verein Deut-
echer Eisen- und Hüttenleute wurde besonders gefördert durch Be-
fatung gemeinsamer Berufsfragen innerhalb des seit Anfang 1921
neu organisierten Deutschen Verbandes technisch-wissenschaftlicher
'ereine.
Unsere Mitarbeit im Normenausschuß der Deutschen Industrie
hat sich infolge der Entwicklung seiner Arbeiten erheblich vergrö-
Bert. Ganz besonders interessiert ist unser Verband an der Gewinde-
normung, namentlich an der Einführung des metrischen Gewindes
für 1 bis 10 mm.
Der wiederauftauchenden Gefahr einer behördlichen Überwa-
chung elektrischer Anlagen, die während des Krieges und nach dem
Tiege mit unzureichendem Material und von Unberufenen nament-
lich im Anschluß an Überlandzentralen, also hauptsächlich in der
Landwirtschaft ausgeführt wurden, konnte der Verband dadurch be-
gegnen, daß nach langen Verhandlungen aller in dieser Frage Betei-
ligten dahin eine Verständigung zustande kam, daß seitens des Ar-
beitsausschusses der Kommission für Errichtungs- und Betriebsvor-
schriften neue Richtlinien vorbereitet werden.
Die beim Verbande bestehende Prüfstelle hat eine große Zahl
von Anträgen auf Prüfung von Installationsmaterial zu bearbeiten
a ond ist inder Lage gewesen, eine Reihe von Prüfzeichen zu
erleihen.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 33.
1073
Die in diesem Frühjahr beabsichtigte neue Ausgabe des VDE-
Normenbuches „Vorschriften und Normen des Verbandes Deutscher
Elektrotechniker“ wurde mit Rücksicht auf die diesjährige Jahres-
versammlung verschoben und wird möglichst bald nach der Jahres-
versammlung erfolgen.
Der Ausschuß für Einheiten und Formelzeichen hat eine Reihe
von neuen Arbeiten vorbereitet, veröffentlicht und angenommen. Er
hat ferner eine weitere Liste von rd 70 Formelzeichen aufgestellt,
die demnächst zur öffentlichen Besprechung gestellt werden.
Ich komme nunmehr zu den Arbeiten der einzelnen Kommissio-
nen und Ausschüsse, die der Beschlußfassung der Jahresversamm-
lung vorbehalten sind. Ich erlaube mir hier die Anträge Ihnen gleich
in der Fassung vorzulegen bzw. den Hinweis auf die Veröffent-
lichung in der „ETZ“ bekanntzugeben in der Fassung, wie sie das Er-
gebnis der gestrigen Verhandlungen im Vorstand und Ausschuß sind.
Vorsitzender: Die gestrigen Ausschußberatungen waren sehr
gründlich und haben lange Zeit in Anspruch genommen. Sie sind
aber, was ich hier in bezug auf die Beschlüsse der Kommissionen, wie
sie Ihnen jetzt vorgelegt werden, konstatieren kann, auf der ganzen
Linie einstimmig gefaßt worden. Ein Teil derKommissionsbeschlüsse
ist einstimmig ohne Änderung gutgeheißen worden. Bei einem ande-
ren Teil erfolgten gewisse Einwendungen und bezüglich dieser Ein-
wendungen haben wir beschlossen, diese an den Technischen Haupt-
ausschuß zu verweisen mit der Maßgabe, daß der Technische Haupt-
ausschuß nach Anhörung mit der Kommission unter eventueller Zu-
ziehung derjenigen Stellen, die Einwendungen haben, die Sache noch-
mal überprüft und dann die Sache endgültig ordnet. Der Ausschuß
schlägt Ihnen vor, daß die Jahresversammlung jetzt schon ihre Zu-
stimmung dazu gibt. Da hier keine Diskussion über die Einzelheiten
zulässig ist — der Ausschuß bereitet die Beschlüsse spruchreif vor;
die Jahresversammlung stimmt zu oder lehnt ab —. Ich bitte Sie des-
halb, dem einstimmigen Votum des Ausschusses zuzustimmen und
die Vorschläge, die jetzt hier unterbreitet werden, anzunehmen. Da
Widerspruch nicht erfolgt, nehme ich Ihre Zustimmung an.
Herr Schirp: Kommission für Errichtungs- und Betriebsvor-
schriften.
Die Kommission hat unter Mitwirkung der Bergbehörden die
Bergwerksvorschriften einer Neubearbeitung unterzogen, nachdem
sich die Notwendigkeit hierzu namentlich mit Rücksicht auf die in
den letzten Jahren immer weiter verbreitete Verwendung der Elek-
trizität im Braunkohlen- und Kalibergwerk gezeigt hatte. Desglei-
chen wurde ein Entwurf zu „Leitsätzen für Bagger und zugehörige
Bahnanlagen in Bergwerksbetrieben über Tage“ aufgestellt. Beide
Entwürfe wurden in der „ETZ“ veröffentlicht. Die darauf eingegan-
genen Abänderungsvorschläge wurden vom Bergwerkskomitee noch-
mals einer Beratung unterzogen, der daraufhin aufgestellte 2. Ent-
wurf nach Genehmigung der Gesamtkommission abermals veröffent-
licht. Die Entwürfe werden der Jahresversammlung zur Annahme
unterbreitet. Die Anträge sind seitens des Vorstandes und Ausschus-
ses einstimmig angenommen worden.
Vorsitzender: Da kein Widerspruch erfolgt, sind dieselben ein-
stimmig angenommen.
Herr Schirp: Kommission für Freileitungen.
Zu den von der Jahresversammlung 1921 angenommenen Nor-
men für Starkstromfreileitungen waren nachträglich einige Abände-
rungsvorschläge eingegangen, die von der Kommission durchberaten
wurden. Die Kommission hielt es für wünschenswert, einige Punkte
der Normen klarer zu fassen und hat,einen Entwurf der Abänderun-
gen in der „ETZ” veröffentlicht, der der ‚Jahresversammlung zur
Annahme unterbreitet wird.
Auch dieser Antrag wurde einstimmig: angenommen.
Vorsitzender: Auch hier stelle ich fest, daß kein Widerspruch
erfolgt ist.
Herr Schirp: Kommission für Erdung.
Da von den verschiedensten Seiten dem Verbande Anregungen
zuzgegangen sind, die Leitsätze für Schutzerdungen (veröffentlicht
„ETZ“ 1913, S. 691 und 807, 1914, S. 604) in verschiedenen Punkten
abzuändern, hat die Kommission für Erdung bereits 1920 entspre-
chende Arbeiten aufgenommen. Die sehr schwierigen Verhandlun-
gen, die durch Versuche im Bereiche des Märkischen Elektrizitäts-
werkes ergänzt wurden, sind inzwischen zum Abschluß gekommen.
Ein Entwurf zu neuen Leitsätzen für Schutzerdung ist in der „ETZ“
1922, S. 554, bekanntgegeben. Er wird der Jahresversammlung zur
Beschlußfassung vorgelegt werden.
Im Ausschusse sind Einwendungen erhoben worden und es
wurde beschlossen, daß der Technische Hauptausschuß nach Anhö-
ren der Kommission und derjenigen, die die Einwendungen machen,
entscheiden soll.
N DENE Also Verweisung an den Technischen Hauptaus-
schuß.
Herr Schirp: Kommission für Porzellanisolatoren.
Die Kommission beantragt die Annahme der „Richtlinien für die
Prüfung von Hängeisolatoren“”, „ETZ“ 1922, S. 26.
Auch hier wurden Bedenken erhoben, die seitens des Techni-
schen nn nach Prüfung der Einwendungen zu erledi-
gen sind.
1074 | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 17. August 192%.
Vorsitzender: Also auch hier Verweisung an den Technischen Da Einwendungen erfolgten, soll Verweisung an den Techni-
Hauptausschuß. schen Hauptausschuß eintreten.
Herr Schirp: Kommission für Drähte und Kabel. Vorsitzender: Verweisung an den Technischen Hauptausschuß
Von der Kommission sind die während des Krieges und der Über- einstimmig genehmigt. |
gangszeit erlassenen Ausnahme- und Übergangsbestimmunge mit - Herr Schirp: Die Kommission für Koch- und Heizgeräte bringt
dem 30. VI. 1922 insgesamt außer Kraft gesetzt worden. Die Haupt- jediglich zur Kenntnis, daß sie Erläuterungen zu den Vorschriften
arbeit der Kommission bestand in einer vollständigen Durcharbei- für Koch- und Heizgeräte herausgegeben und in der „ETZ“ 1922,
tung der Normen w ee Leitungen und are Le S. 407 veröffentlicht hat á
bei hauptsächlich ie Bestimmungen über "abel umfangreiche ET- - ` G a ag P ;
gänzungen und Umänderungen erfahren haben. Eine Veröffent- ger Die Kommission Kür Meat un en Annahme Meb
lichung des neuen Entwurfes ist in der „ETZ“ 1922, S. 295 und S. 701, erät ait fol aden A bär rungen:
bekanntgegeben, die der Jahresversammlung zur Beschlußfassung Be BemIen ER Aia : i
vorgelegt wird. er 1. An Stelle „Weicheiseninstrumente in 39 unter M 2 ist einzu-
, Der Zentralverband hat verschiedene Normblätter für Kabel- setzen „Dreheiseninstrumente (Weicheiseninstrumente) - l
gárniturteile vorbereitet, die von der Kommission genehmigt sind 2. In$9 ist unter S 4 „Druckwassersicher“ nach einhalbstündigem
und in nächster Zeit in der „ETZ“ veröffentlicht werden. Liegen in Süß- oder Seewasser (wie IN, den alten Marinevor-
Auch. hier sollen die erhobenen Einwände dem Technischen schriften) anstatt „einstündigem Liegen“ einzusetzen. _
3. An Stelle „Erdspannung USW. in $ 13 letzter Absatz ist zu
Hauptausschuß überwiesen werden. . N | L
Ber ; ara j 1 setzen „Höchstspannung gegen Gehäuse ist die höchste Span-
Vorsitzender: Sow eit Einspruch erfolgt ist, findet Überweisung nung, die zwischen Strom bzw. Spannungspfad und Gehäuse be-
an den Technischen Hauptausschuß statt. triebsmäßig zulässig ist“. b
Herr Schirp: Kommission für Maschinen und Transformatoren. Demgemäß ändert sich sinngemäß der Wortlaut der 55 29/30.
Die Kommission hat je eine Unterkommission für Maschinen un 4. In $ 34 ist in der letzten Spalte ZeigerfrequenzmesSet einzu-
für Transformatoren eingesetzt. Beide haben unter Zugrundelegung setzen und der nicht zu überschreitende Spannungseinfluß bei
des ersten Entwurfs für neue Regeln zur Bewertung und Prüfung diesen für die Klasse G und H auf 0,5 bzw. 1% (anstatt 0,3 bis
von Maschinen und unter Berücksichtigung der ausländischen Vor- 0,5) der Skalenmitte zu erhöhen.
schriften in einer großen Anzahl von Sitzungen einen neuen Entwurf Ferner beantragt die Kommission, ihr das Recht einzuräumen,
aufgestellt. Dieser ist von der Hauptkommission abgeändert worden. bei der Veröffentlichung der endgültigen Regeln einige redaktionelle
Die Veröffentlichung dieser ersten Entwürfe erfolgt in Heft 10 der Änderungen in dem Entwurf vorzunehmen.
Es wurde im Ausschuß lediglich auf einen Druckfehler, der in
Sitzung der Kommission wurden die Regeln den Veröffentlichungen der Kommission liegt, seitens des EV Essen
unter Beachtung der inzwischen eingegangenen Einwände noch ein- hingewiesen. Im übrigen wurde der Antrag der Kommission einstim-
mal. durchgearbeitet und entsprechend abgeändert, Die Veröffent- mig angenommen. Die Versammlung erklärt sich hiermit einverstan-
lichung dieser zweiten Entwürfe erfolgte ın der „ETZ“ 1922, S.657 den.
und wird der J ahresversammlung zur Beschlußfassung unterbreitet Vorsi 2 ” f ;
be: er : k orsitzender: Die Anträge auf Verweisung an den Technischen
werden; desgleichen Sie eo E otriz en en für den Anschluß auptausschuß brauchen Sie nicht zu verlesen. Ich bitte lediglich die
s Ta Anträge, bei denen Änderungen gestern nicht beschlossen wurden
Die Kommission hat außerdem gemeinsam mit einem Ausschuß Ber NT g i :
des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie und die einstimmig angenommen worden sind, vorzutragen-
einige Normblätter ausgearbeitet, die ebenfalls der J ahresversamm- Herr Schirp: Kommission für Lichttechnik.
Jung unterbreitet werden. | Dieselbe beantragt die Außerkraftsetzung verschiedener älterer
Von dieser Kommission sind außerordentlieh umfangreiche Ar- Arbeiten und die Annahme des in der „ETZ“ 1922, S. 405, veröffent-
beiten abgeschlossen worden. Auch hier erfolgten gestern verschie- lichten Entwurfes zu Licht, Lampen, Beleuchtung.
dene Einsprüche, die vom Technischen Hauptausschuß zu überprü- Kommission für Isolierstoffe. An den Prüfvorschriften für die
fen sind. Untersuchung elektrischer Isolierstoffe sind einige Änderungen Vor-
: . 0; : | enommen worden. Der Entwurf zu einer neuen Fassung ist in der
OL ne Wird an den Technischen Hauptausschuß ver- „ETZ“ 192, S. 446 bekanntgegeben und wird der Jahresversamm-
' lung zur Beschlußfassung vorgelegt.
ür Installationsmaterial. Kommission für Fernmeldeanlagen. Die Kommission beantragt
Zu Ende geführt wurden die Arbeiten betreffend Aufstellung die Annahme derin der „ETZ“ 1922, Heft 16, S. 561, und Heft 21, S. 744
von Richtlinien für die Konstruktion von Sicherungselementen (25 veröffentlichten „Regeln für die Errichtung elektrischer Fernmelde-
und 60 A) und Verteilungstafeln, die demnächst veröffentlicht wer- anlagen“ unter Zurückziehung des § 15, über welchen eine Verstän-
den. Beabsichtigt ist die Schaffung von Grundnormen auch für die digung zwischen der Kommission für Fernmeldeanlagen kn der
i ist. QGültigkelts-
größeren Sicherungselemente. Überhaupt haben sehr eingehende Be- Kommission für BergwerksvorSsc
Kommission beantragt ferner die An-
S. 487, veröffentlichten Ab-
für galvanisch®e
ratungen über die Sicherungsfrage stattgefunden, U. 2. über die Frage termin 1. Januar 1923. Die
der Erwärmung bei Sicherungen sowie Änderung der Prüfvorschrif- nahme der in der „ETZ“ 1922, Heft 14,
Anderung der Vorschriften für Installations- änderungsvorschläge zu § 14 und 15 der „Normen
materialien ist in der „ETZ“ 1922, S. 596, bekanntgegeben und wird Elemente . u
der Jahresversammlung zur Beschlußfassung unterbreitet. Kommission für Hochfrequenztechnik. Ein von der Kommission
Der Antrag der Kommission wurde im Ausschuß einstimmig an- eingesetzter Unterausschuß zur Aufstellung von SicherheitsVor-
schriften für Hochfrequenztelephoni® in Verbindung mit Hochspan-
Zu ir i
A. nn nn mi
aia n aT a aa En
ia E e aa S
ania -wm
genommen.
: . g; = ; nungsanlagen hatin mehreren Sitzungen einen Entwurf hierfür auf-
a erfolgt nicht. Der Antrag ist daher Sestellt, der nach Annahme durch die Hauptkommission In der „ETZ’
> i 1922, Heft 13, S. 445, veröffentlicht worden ist und der Jahresver-
Herr Schirp: Kommission für Anlasser und Steuergeräte. sammlung zur Beschlußfasung vorgelegt wird.
Die von dieser gebildete Unterkommission hat in einer großen Kommission für Praktikantenausbildung beantragt Annahme
n umfangreichen Entwurf zu neuen „Regeln desin „ETZ“ 1922, Heft 14, S. 487, abgedruckten abgeänderten $ 6des
nd Steuergeräte" durchgearbeitet, ge- Merkblattes für Praktikanten sowie des Merkblattes für Fabrikanten
naue Tabellen für die einzelnen Größen und Normen für die Wider- „Unterw eisung der Praktikanten in der Elektrotechnik” betreffend,
standsmaterialien aufgestellt. Dieser Entwurf ist von der Hauptkom- (jedoch mit der Abänderung des § 8 Absatz b), welcher folgenden
mission mit einigen Abänderungen angenommen und in der „ETZ" Wortlaut erhalten soll: |
1922, Heft 11, S. 360, ver öffentlicht worden, f , Für die Elektrotechnische Abteilung bei einer Ausbi
5 Ta Besuch ee der hierauf a Einsprüche von: 1 Jahr
at die Kommission dann in einer neuen Sitzung den ntwurf noch- Yyeträ ; ; ;
s 5 A : u eträgt die Praktikantenzeit:
mals durchgearbeitet und in seiner neuen Fassung in der „E Z in der Stanzerei, Anker- und Transformato-
Zahl von Sitzungen eine
und Normen für Anlasser u
„uno
1dungszeit
2 Jahren
a >
oue i min m
n ummm +
n ...
1922, Heft 18, S. 627, veröffentlicht. Dieser Entwurf wird der J ahres- ochen
versammlung zur Beschlußfassung vorgelegt. | ae Genaue u 'Spulenwickelei we. n
Im Ausschuß sind Einwendungen erhoben worden, 80 daß Über- ” ” Mas chin enmont ot 4-4 ” 8
weisung an den Technischen Hauptausschuß vorgeschlagen wird. BE; Apparat emontage en ' o 4 H 8 i
Vorsitzender: Ich stelle fest, daß die Überweisung an den Tech- im Schalttafelbau und Installation . - - 4 fi l0 v»
nischen Hauptausschuß genehmigt ist. „ Prüffeld. . -> : s 0 " 6 “
Herr Schirp: Kommission für Zähler. Ausschuß für Schaltbilder. Die Unterausschüsse für Schaltbil-
Die Kommission hat die in der Jahresversammlung 1920 ange- der haben in zahlreichen Sitzungen die ihnen Ü
nommenen Normen für Elektrizitätszähler auf Wunsch einiger Fa- abgeschlossen. Es liegen die Entwürfe zu Normblättern für Schal ;
brikanten einer Durchprüfung unterzogen, dieselben teilweise umge- zeichen und Schaltbilder sowie Erläuterungen vor. Der Ausschub
arbeitet und einige Schaltbilder hinzugefügt. Zusammenstellungen antragt bei der J ahresversammlung die Ermächtigung, die von DD
TZ“ 1922, Heft 15, 5. 519, veröffent- fertiggestellten Arbeiten nach ordnungsmäßiger Erledigung t a
dieser Änderungen sind in der „E =
licht und werden der Jahresversammlung zur Beschluffassung VOT- nn der Jahresversammlung als Arbeit des VDE herausg®
zu dürlen.
gelegt.
17. August 1922.
Gewinn- und Verlustkonto des VDE 1921.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33.
1075
Mark . Mark
Verlust.
Jahresversammlungskonto 5133,95 |
Gehaltkonto . . . . à 251 073,10
Unkostenkonto . ee we we o | 128 325,51
Archivkonto . En A ak ne, Mae A 3 938,53
383 471,09
Reinvermögenkonto.
Gewinn . u e y 352 945,40
| | | 786 416,49
Aktiva und Passiva des Verbandes Deutscher Elektrotechniker E. V. am 31. Dezember 1821.
Mark
Aktiva.
Effekten ee re 328 815,75
BSRR go de ee ee dan nie a 2 687,56
Kontokorrent. 674 408,44
|1005 911,75
Kontokorrent . . 2 2 2 2 ss 2 2 0.0
Reinvermögen
- Mark - Mark
Gewinn.. , Ri
Mitgliederbeitragskonto _. . . ~ . . . } 418182,65:
Versch. Einnahmen- und Ausgabenkonto | 318 233,84
| 736 416,49
%
Mark
Passiva.
364 130,97
641 780,78
E | [1.005 911,75
Vorstehende Bilanz nebst Gewinn- und Verlustkonto des Verbandes Deutscher Elektrotechniker E. V. zu Berlin haben wir auf
Grund der ordnungsmäßig geführten Geschäftsbücher desselben und der vorhandenen Belege geprüft und richtig befunden.
Berlin, den 16. Mai 1922. gez. L. Schröder.
‘Vorsitzender: Ich darf konstatieren, daß die Jahresversammlung
die Beschlüsse des Ausschusses gut heißt. Damit sind also Jie ver-
lesenen Kommissionsbeschlüse, die keine Änderung erfahren sollen,
einstimmig angenommen. Die anderen gehen an den Technischen
Hauptausschuß, der nach Anhörung der betreffenden Kommissionen
und der Stellen, die Einspruch erheben oder Abänderungsvorschläge
eingebracht haben, prüft, endgültig beschließt und zugleich den Ter-
min des Inkrafttretens bestimmt.
Ich darf also die einstimmige Zustimmung feststellen und danke |
Ihnen. |
Herr Schirp: Über die Mitgliederbewegung hat der Herr Vor-
sitzende schon kurz berichtet. Ich darf Ihnen noch zahlenmäßig das
Wachsen des Verbandes hier nachweisen. Seit der letzten Jahresver-
sammlung ist der Verband an Mitgliedern gewachsen um rd 1650 Per-
sonen. Hierin sind nicht eingerechnet die neuen Mitglieder des Elek-
trotechnischen Vereins Düsseldorf, der erst vor 14 Tagen die Neu-
gründung des Vereins uns angezeigt hat. l
Die Finanzlage des Verbandes hat sich im Berichtsjahr gegen-
über den beiden letzten Jahren, welche insgesamt über 153 000 M Ver-
lust brachten, lediglich durch den Gewinnanteil an der „ETZ” gebes-
sert, Trotz der durch die Verschlechterung der Wirtschaftslage ge-
waltig angestiegenen Kosten für Miete, Bureaubedarf und Gehälter,
Drucksachen und Reisen ergibt sich, wenn man die vorgenannten
Vermögensverluste der beiden letzten Jahre in Abzug bringt, ein Ge-
winn von 199.913,54 M. Die Kassenprüfung ist ordnungsgemäß erfolgt
durch einen Bticherrevisor und durch den von der Jahresversamm-
lung ernannten Revisor Direktor Schröder. Herr Dr. Levy war leider
verhindert. Wir haben daher mit Zustimmung des Vorstandes Herrn
Direktor Treier zugezogen. Der Jahresbericht mit den schriftlichen
Ausierligungen der Herren Revisoren ist hier zur Einsicht nieder-
gelegt.
Um bei dem infolge der Unübersehbarkeit der Papier- und
Druckkosten ungewissen Erträgnisse der „BETZ“ für dieses Jahr und
der trotz größtmöglicher Sparsamkeit zu erwartenden Steigerung
aller Ausgaben neue Vermögensverluste hintanzuhalten, ist gleich
dem Vorgehen anderer Verbände die Einforderung eines außerge-
wöhnlichen Beitrages für dieses Jahr dringend erforderlich. Eine
möglichste Anpassung an die Änderung der wirtschaftlichen Ver-
hältnisse läßt sich für das kommende Jahr nur dadurch erreichen,
daß die Höhe der Mitgliederbeiträge durch den durch die Jahresver-
sammlung zu bevollmächtigenden Vorstand rechtzeitig vor Halb-
Jahresbeginn unter Berücksichtigung der jeweiligen Wirtschaftslage
festgesetzt und den Vereinsmitgliedern mitgeteilt wird. Es wurde
gestern beschlossen, in diesem Jahre einen nachträglichen Beitrag
zu erheben, und zwar für persönliche Verbandsmitglieder der Ver-
eine von 100 M Mindestsatz. Hiervon sollen den Vereinen verbleiben
25%, also 25 M. Für die übrigen Mitglieder, namentlich für die korpo-
rativen Verbandsmitglieder, soll der bisherige Jahressatz um 150 %
erhöht werden. Dann wurde gestern noch beschlossen den Vorstand
zu ermächtigen, den Jahresbeitrag für 1923 selbständig festzusetzen,
nnd zwar im Oktober dieses Jahres für das 1. Halbjahr 1923 und im
Laufe des ersten Halbjahres 1923 für das 2. Halbjahr 1923. Hierüber
wäre abzustimmen.
. ‚Vorsitzender: Niemand von uns ist Prophet und konnte die Ent-
wicklung der deutschen Mark voraussehen., als wir bei der vorjähri-
gen Jahresversammlung den Beitrag von 70 M für das laufende Jahr
unverändert ließen. Es war ein Fehler, daß wir nicht damals schon
zur gleitenden Skala übergingen und den Vorstand bevollmächtig-
ten, wenn notwendig Nachtragszahlungen einzuheben. Sie wissen,
gez. Treier. gez. Paul Reiß, Bücherrevisor.
welche Geldentwertung seit dem Sommer vorigen Jahres zingetreten
ist. Das Erträgnis der „ETZ“, das allein es uns ermöglicht, ohne
einen hohen Verlust heute abzuschließen, ist für das laufende Kalen-
derjahr sehr fraglich infolge der enorm gestiegenen Druckkosten
und des starken Ansteigens der Auflage. Der Bezugspreis der „ET2“
für Nichtmitglieder beträgt ab 1. Juli 1922 320 M. Wir haben uns im
Ausschuß sehr lange über die Erhöhung der Beiträge unterhalten.
Der Vorstand wollte ursprünglich nur 70 M in die Höhe gehen, aus
dem Kreis der Ausschußmitglieder dagegen wurden 140 bis 150 M
beantragt und dann schließlich nach langer Diskussion einstimmig
beschlossen, bei der Hauptversammlung eine Nachforderung ven
100 M zu beantragen. Sie zahlen dann, wenn Sie diesen Vorschlag
gutheißen, für 1922 170 M Jahresbeitrag, während die Mitglieder an-
derer Vereine bis zu 300 M zahlen werden. Zugleich bitten wir Sie,
den Vorstand zu ermächtigen, den Beitrag für das erste Halbjahr
1923 im Herbst d. J. und den für das 2. Halbjahr 1923 im Frühjahr
1923 festsetzen zu dürfen. Der Ausschuß hat auch diesen Antrag ein-
stimmig angenommen. Ich bitte um Ihr Einverständnis.
Die Anträge werden einstimmig genehmigt.
Herr Schröder: Wir haben die Bücher und Kassen geprüft und
alle in Ordnung gefunden. Ich bitte daher, den Vorstand und die Ge-
schäftsführung zu entlasten. Es folgt Zustimmung. i
Vorsitzender: Ich danke den beiden Revisoren für ihre Mühe-
waltung. Wir haben ferner mit Rücksicht-auf den großen Umsatz beı
der „ETZ“ vorzuschlagen, daß nicht nur die Technischen Direktoren,
. unsere -Verbandsmitglieder Schröder und Dr. Levy die Revision vor-
nehmen, sondern ihnen auch zwei Buchsachverständige beigesellt
werden. Es wird deshalb vorgeschlagen, einen Finanzsachverstän-
digen der AEG, Herrn Prokurist THIERBACH, und einen Herren der
Finanzabteilung der Siemens-Schuckertwerke, Herrn Bevollmäch-
tigten HOOS als Revisor beizuziehen. Es erfolgt Zustimmung.
Herr Generalsekretär SCHIRP wird Ihnen dann noch über eine
Satzungsänderung vortragen.
Herr Schirp: Auf Veranlassung des für die Geschäftsstelle zu-
ständigen Amtsgerichtes ist eine Änderung des $ 4 Abs. 3 der Satzung
notwendig. Die Veröffentlichung hierüber ist in der „ETZ“ recht-
zeitig erfolgt. Die Fassung des $ 4 Abs. 3 lautet bisher:
„Behörden, Vereine, Gesellschaften und Handelsfirmen kön-
nen gleichfalls die Mitgliedschaft erwerben.”
Der Registerrichter hält diesen Wortlaut nicht für ausreichend, er
verlangt folgende Fassung:
„Behörden, Vereine, Gesellschaften und Handelsfirmen kön-
nen gleichfalls die Mitgliedschaft erwerben, wenn sie selbst
rechtsfähig sind. Sonst kann nur die Gesamtzahl der Mitglieder,
vertreten durch den Vorstand, die Mitgliedschaft erwerben, bei
Einzelfirmen nur der jeweilige Inhaber der Firma.”
Diese Satzungsänderung wird einstimmig genehmigt.
Vorsitzender: Wir kommen jetzt zu Punkt 3 c. Wahlen zum Vor-
stand und Ausschuß.
Vorsitzender: Es scheiden turnusmäßig aus dem Vorstand aus
die Herren MAYER (VdI), ROOS, SCHOLTESZund®WÖLCKE.
Eine Wiederwahl ist zulässig. Der Ausschuß schlägt ihnen diese
vor. Es erfolgt Zustimmung.
WahlenzumAusschuß.
Vorsitzender: Satzungsgemäß scheiden aus dem Ausschuß aus
die Herren PETERSEN, ZAPF und ZELL.
u AR iaie. i
: 1076 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33.
17. Avgust 1922.
Wiederwahl ist auch hier zulässig. Die Wiederwahl wird nach
Antrag des Ausschusses genehmigt.
Ortdernächsten Hauptversammlung.
Vorsitzender: Es liegt eine Einladung nach Dresden vor. Der
Ausschuß schlägt vor diese Einladung anzunehmen. Außerdem möch-
te ich noch bekanntgeben, daß wir die nächste Jahresversammlung
erst im September abhalten können, nachdem sich herausgestellt hat,
daß, wenn wir unsere Versammlung schon im Mai abhalten, die Zeit
nicht genügt, um die Einsprüche gegen die während der Wintermo-
nate von den Kommissionen geleistete Arbeit nach Veröffentlichung
im März oder April schon im Mai auszutragen. Wir müssen etwas
- mehr Zeit haben, damit nicht wieder ungeklärte Einsprüche erst im
Plenum oder unmittelbar vor der Versammlung erledigt werden. Ich
bitte also zuzustimmen, daß Dresden Sie im nächsten Jahr als seine ’
Gäste begrüßen darf, und zwar im September. Es erfolgt Zustim-
mung.
Damit ist unsere heutige Sitzung geschlossen
2. Verbandsversammlung
am Dienstag, den 30. Mai, vorm. 9 Uhr, im Hörsaal 532 der Techni-
schen Hochschule.
Vorsitzender:
Meine Herren!
-Ich eröffne den zweiten Tag unserer Jahresversammlunz.
Ich 'erteile das Wort Herrn Öberregierungsbaurat WECHMANN zu
seinem Vortrage: „Mitteilungenausdemel ektrischen
FernzugbetriebderdeutschenReichsbahn“.
(Herr Wechmann hält seinen Vortrag. Dieser ist in der „BTZ“
1922, Heft 24, 25, 27, S. 805, 837, 904, abgedruckt worden.)
Der Vorsitzende dankt mit beredten Worten dem Redner für sei-
nen lehrreichen, durch Lichtbilder und Film interessant gestalteten
Vortrag, während die Anwesenden durch starken Beifall ihre Befrie-
dizung bekundeten.
Im Anschluß an diesen Vortrag findet im physikalischen Hör-
caa] 149 der Technischen Hochschule der Vortrag des Herrn Prof.
Dr. ZENNECK statt über „Elektrische Strömein Gasen”
(Herr Zenneck hält seinen von zahlreichen Demonstrationen und
gelungenen Experimenten begleiteten Vortrag).
Nicht endenwollender Beifall lohnte den geist- und kimekvöllen
Lehrer für seine auch für den Nichtspezialisten verständlich und
interessant vorgetragenen Ausführungen, dem der Vorsitzende noch
besonders herzlichen Ausdruck verlieh, indem er die Studentenschaft
beglückwünschte, der es vergönnt sci, einen solchen Lehrer und Mei-
ster zu hören.
Indem der Vorsitzende auf den Schluß der Sitzungen der Jahres-
versammlung hinwies. dankte er nochmals herzlichst allen an den
Vorbereitungen sämtlicher Veranstaltungen Beteiligten, ganz be-
sonders dem Elektrotechnischen Verein München, dem ersten Vor-
sitzenden Oberbaurat ZELL und Herrn Baurat HÖCHTL für die außer-
ordentlichen Mühen und Arbeiten.
Kommission für” Hochfrequenz.
Die Kommission für Hochfrequenz veröffentlicht nachstehend
den ersten Abschnitt der Erklärungen der Begriffe in der Hochfre-
auenztechnik, weitere Begriffserklärungen werden folgen.
Einwände gegen die nachstehenden Erklärungen sind spätestens
bis zum 15. TX. d. Js. an die Geschäftsstelle des VDE, Berlin W 57,
Potsdamer Str. 68, zu richten.
An den Arbeiten der Kommission waren beteiliet die Herren:
aan (Vors.). Barkhansen, Bons, Busch, Callies. Giebe, Gersten-
berg, Grauert, Haagen, Kiebitz, Meißner, Meyer (Berlin), Molden-
puer REN RANT Schlemmer, Scheppmann, Seibt, Wagner, Wien,
ennec
Erklärung der Begriffe in der Hochfrequenztechnik.
I.
1. UngedämpfteSchwingunz.
Eine Schwingung, deren Amplitude unveränderlich bleibt.
2. Gedämpfte Schwingung.
Eine Schwingung, deren Amplitude beständig inne
3. Sinnsschwingunge.
Eine ungedämpfte Schwingung von sinusförmigem Verlauf.
4. Dauerschwingung (Kontinuierliche Schwin-
gung).
is Schwingung, deren Amplitude nicht auf Null herab-
sinkt.
5. Dämpfungsverhältnis
einer exponentiell gedämpften Schwingung das konstante Ver-
hältnis einer Amplitude zu der darauffolgenden gleichsinnigen.
6. L,ogarithmisches Dekrement
der natürliche Logarithmus des Dämpfungsverhältnisses.
7. Dämpfungsexponent.
Das Produkt des logarithmischen Dekrementes mit der
Frequenz.
8 FreieSchwingung (Eigenschwingung)
Eine Schwingung, bei der Frequenz und Dämpfung nur von
den Eigenschaften eines Leitergebildes bestimmt werden und
nicht von einer äußeren EMK.
9 ErzwungeneSchwingung.
Eine Schwingung, deren Frequenz nicht von den BEigenschaf-
ten eines Leitergebildes, sondern nur von einer äußeren EMK
bestimmt werden. R
10. Eigenfrequenz.
Frequenz der Eigenschwingung.-
11. Eigenwelle.
Wellenlänge der BEigenschwingung.
12. Grundschwingung.
Die sinusförmige Schwingung niedrigster Frequenz in einer
zusammengesetzten Schwingung.
13. Grund(eigen)schwingung.
u. Die Eigenschwingung niedrigster Frequenz eines Leiterge-
es.
14. Grundfrequenz.
Die Frequenz der Grundschwingung.
15. Oberschwingungen.
Alle Schwingungen in ciner aus mehreren Sinusschwingun-
gen bestehenden Schwingung mit Ausnahme der Grundschwin-
gung.
16. Harmonische Oberschwingungen.
Alle Schwingungen, deren Frequenz ganze Vielfache der
Grundfrequenz sind.
17. Ober (eigen) schwingungen
Alle Eigenschwingungen eines "Leitergebildes mit Aus-
nahme der Grundeigenschwingung.
18. Schwingungskreis.
Ein Leitergebilde mit einer Eigenschwingung, die im Be-
triebszustand zur Geltung kommt.
19. Geschlossener Schwingungskreis (Konden-
satorkreis).
Ein Schwingungskreis, dessen metallisch leitende Strom-
bahn nahezu vollständig (d. h. bis auf einen eingeschalteten
Kondensator) geschlossen ist.
20. OffenerSchwingungskreis.
Ein Schwingungskreis, dessen metallisch leitende Strom-
bahn nicht annähernd geschlossen ist.
21. AperiodischerKreis.
Ein Kreis, der keine Eigenschwingung hat, die im Betriebs-
zustand zur Geltung kommt. (Hierzu werden auch Schwingungs-
kreise gerechnet, deren Eigenfrequenz nicht von der Größenord-
nung der Betriebsfrequenz ist.)
22. Kopplung.
Eine Beziehung zwischen Kreisen, welche die Übertragung
‚von Schwingungsenergie aus einem Kreis in einen anderen be-
dingt.
23. Resonanz.
Das Mitschwingen der größtmöglichen elektromagnetische..
Energie in einem Schwingungskreis unter der Einwirkung
einer äußeren EMK.
24. Gleichstimmung (Resonanz).
Die Übereinstimmung der Eigenfrequenz eines Kreises mit
der eines anderen Kreises oder der Frequenz einer EMK.
25. Resonanzkurve.
Eine Kurve, die für einen Schwingungskreis die Abhängig-
keit der Stromstärke, der Srannung oder Leistung von der
Frequenz oder von einer die Freauenz bestimmenden Konstan-
ten des Kreises in der Nähe der Resonanz darstellt.
26. Abstimmung.
Das Einstellen eines Schwingungskreises auf eine bestimmte
Frequenz.
27. Schwebung.
Die periodischen Energie-, Strom- oder Spannungsschwan-
kungen, die infolge Übereinanderlagerung zweier Schwingun-
gen wenig verschiedener Frequenzen entstehen.
28 Schwebungsfrequenz,
Die Anzahl von Schwebungen in einer Sekunde.
29. QuasistationärerStrom.
Ein Wechselstrom, der in allen Querschnitten eines unver
z„weigten Leiters im gleichen Augenblick dieselbe Stärke hat.
30. Nichtquasistationärer Strom.
Ein Wechselstrom, der nicht in allen Querschnitten eine®
unverzweigten Leiters im gleichen Augenblick dieselbe Stärke
hat.
31. Spannungsknotenbzw.Spannungsbauch.
Der Ort der geringsten bzw. größten Spannungsamplitude
bei nicht quasistationären Strömen.
32. Stromknotenbzw.Strombauch.
Der Ort geringster bzw. größter Stromamplitude bei nicht
quasistationären Strömen.
33. Stromverdrängung.
Die ungleichmäßige Stromverteilung in einem Leiter durch
die Einwirkung eines magnetischen Feldes.
*
1077
Erregu ng. |
Jedes Verfahren zur Erzeugung von Schwingungen, be
dem ein Schwi ‚EUngskreis in ‚Seiner Nigenschwingune duret
i na elektromagnetischer Wellen, 40. we De Leit Pa äußere Br Si an wird.
- Stra uUngswj erstan ie durch einma ige TTegung eines Sc Wingungs “reises
a erjenige Widerstand, der multipliziert mit dem Quadrat entstandene Gruppe von Schwingungen.
der effektive An OStromstä keglei h ist der gesamten Vou 41 Atmo Sphärjige öru en
er Äntennea &estrahlte Istung. Di C tmosphärische Vorgänge beim Empfang hervor
37 m earen w idora nd. n 42 Eon pör
Tjenige Irkwiderstang, der multipliziert mit dem ua. ' iens , 2. _
drat der effektiven sa tennenstromsta ia. gleich ist der ge- TRE ya N p aältnis ci oraa gstong m F ernhörer zu dem
Sarmten von der Antenne verbrauchten Leistung. tenigen, der esen noc Prbare Zeic en hervorru t.
38. Lichtbu SOn-Charak teristik Verband Deutscher Elektrotechniker
ie Abhängigkeit Zwischen Spannung und Strom am Licht-
Der Generalsekretär. . |
bogen dargestellt in Kurvenform - P. Schi rp.
PE Sö NL Ic HE S ae Duch Zerfällt in 12 Haupfabschnitte Mit dem alten Kraft-
e sprue er Zimm ä i
, ermänner „Holz her!“ beginnend, Schärft die Ein-
Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten, ) š lung, Abschnitt I, mie Besnorauchern denn ünschätzbaren Na-
f . nt j turg S Gewissen it Bez auf die efahren, in die wir durch
K. Schnetzler Das bisherige Pizektionemitelieg der Aktien- leichtfertige Behandlun er Kar unsern Forsten 8®wonnenen Bau-
gesellschaft Brown, Boveri & © , Bade (Schweiz), err Karl utzhölzer geraten, und weist auf die dringend nötige Verlän
Schnetz ler, ist in den Vorstand der Brown, Boveri & Cie. A. G., Serung ihrer Gebrauchsdauer in. Wer das Holz konse leren wil]
Nannheim-Käfertar Angetreten. uß zunäch t seine natürliche Beschaffenhei d sein Feinde
ennen; deshalb h ftigen Sich di bschnitte II bis IX der Reihe
O nach mi der Che es; sein Anat le, seiner Zerstö-
rung durch Insekte Tiere, Pilze und kterien,
it der Chemie der Holzp lze, der natürlich des H lzes, mi
LIT ERA TUR seiner Fällzeit, mit seine tech en Eigensch en. Daran schließt
sich N Abse nitt X eine Bespre h va ro im Den Laub-
und adelhölze ‚SOWie ihrer Ttei im Deu Schen
"®Prechungen h, Worauf bschnit e wi htigsten für d ng mit
Der B etriəpþ elektr her Licht. aft. fäulnishinder den Stoffen in F ommenden Holzsort te, wie
anlap in H uch f ng ure, Elektromonteurn Bau lz, Eis h ‚ Tele hen- lepho tangen,
Installateu ; Betriebsfü , Schal tafel , Kess lwärter, Licht und Dgsmaste, G ubenho] ‚R fähle, Bo n-~, Hop-
aschinist ie die B er ele frischer A Vo fen-, aunstang , B enpfäh] einberg- od Reb-
“A ohlL 100 .. „Biblioth k gesamten Technik“. Pfähle, Weinstee en und hölzerne Pflasterk] tze samt den ei chlä-
5. Aufl. Mit 102 Textapp, II u. 133 S. in kl 89, Verlag gigen amtlichen Vorschriften und Handelsgebräuchen erörtert
von Dr. Max Jänecke, Leipzig 1922, Preis 24,80 M. Di Abschnitte I bis X umfassen zusamm t
ie a etw
5 ist erstaunlich, welche Fülle von Materie] der Verfasser des Buchs; sie bilden gewissermaßen di Vorstufen Zu dem Haupt-
auf 131 Seiten klein Oktay Zusammen edrängt hat i : ltt Ö ,
diesem kleinen Bändchen ist schlechterdiee. alle, behan elt, was der für Sich allein die übrigen drei Vierte] in Anspruch nimmt, Und
ür de i trischer An] in Frage kommt. Funda- das mit Recht. Das Werk soll allen, die mit der Solzkonseryjerune
mente, “pfkesse], oupfmaschinen, Lokomobilen, Heißdampf. zu tun haben, ein ZUVerlässiger Ratgeber sein. Diesem Zweck ent-
üäschinen, 12plosionsmotoren er Sserkraftmasehi asy der Indi- Spricht durchaus die gebotene lückenlose Darstellung der techni-
kator, Masc inenantriebe, Schmier. u Putzmateria], Instand- Schen Errungenschaft“ in ihrer überraschenden Reichhaltigkeit
i ’orschr a
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haltungsy Schriften f elektrise An , Dy Momaschinen Um Jedoch unt r Ausführlichk t Übers cht] hkeit ht lei-
Kumu] ,ı Transf oren, tru te, Scha] Pparate, den zu lassen, hab V asser q ewaltigen St vier Ab-
Schalt r Freile , Inst llatione A Kabel, Arbeiten an teilungeņ rleg en, das sla Höl r, die
unter Sp Z stehenden Teil ; hl » Bogen] Pen, Mo- äu re Mhüllung 4 ze d die nnerliche Ej verleibung der
toren, M hm eru V brauc elektrischer Konservier ngsmitte] ese letzt r Wieder in fol.
irbeit, Hilfe] istung þ Unglüc sfä] ‚ Maß el ränden gende Unterabschn; Anorganisch Verbind ‚ OT&anische und
j ick ei e: e ungen j
und Schließlich noch Formulare für die i Keriebsbuchführunn Der elek eastoffverbindus ren Trocknen und Tränken des olzes a
itel des Bändcheng. 8 Ha ch für enieure, Elektro- elektrischem Wege, Tränkung des Holzes zum Schutz gegen leichte
üteure, Installateure, Betriebsführer, „chalttafelwärter Kessel. Entflammung, Einfluß der Tränkung auf die Festigkeit, indringen
É, Maschinisten Sowie Besitzer elektrischer Anlagen“ ist der ränkungsflüssigkee in das Holz, Zus me r zum
N er gerechtfertigt wenn auch die naturgemäß kurze, nur das Konservierer des Holzes angewendeten Mittel
U Q $
“twendigste Streifende Behand] der ei luen Abschnitte die Der letzte Unterabschnit, enthält eine umfassende Patentschau
čerade eine &roßen Teil d PoR illk ia in dürfte dem aller Länd ‚ “Veichhaltige T. raturnach eise fi sich in
‘efer Eindri enden nicht Senügend biet n k Es is el- ußnote am Schluß d rA tte. E chwWörtery Zeichnis
Mehr f che berec net, die als Au teh enen schnellen sc ließt da k sstattung die erlagsbuch
aen nstehende ‚ sen dige Au :
Drerblick über die Erfordernisse in elektrischen Betrieben suchen handlung sich hat angelegen sein lassen und dessen Preis Rach dem
l8 Darst j i i
n vielen gut und übersichtlich heutigen Geldwert Immer noch Mäßig genannt Werden darf. Allen
geführten Abbildungen unterstützt, So daß gie denen, für die technischen und mi kswirtschafilich e Büchereien, besonders aber
läs üchlein bestimmt ; ‚ nUr empfoh erden kann. ruck en Tkehrsverw t f niora tätsunternekm cond Forst-
ud Ausst es Heftes sind tadellos und gereichen dem Ver. und Bergverwaltungen. lmprägnieransta pan Sowie der gesamten
ge Zur besonderen Empfehlung B.Sosch inski. Holz- und Maschinenindusten. Sei die Anschaffung empfohlen. .
i -Christi ani.
| g. Onse, Vierų & des Holzes in heorie und
| la xig, Ein Handbuch für alle, die mit der Lieferung, dem Ver- Masch inene] emente, Leitfaden zur Berechnung und Kon-
„uche, der Day Terhöhun und Tränku von Ho] u tun haba struktion ü technisch Mittelsch len, G Werbe. und Wer mei-
p ie für Mas h hemisch abriken, on Dr.-Ing. Sterschu] Owie Gebrauc e in der Praxis, Von Ing. Hugo
| on zub- Odmar und Rechnungsrat B.Tilge r. Mit 4 Tafeln Krause 4. verm. Aufl. Mit 392 Textfig. XI u. 324 S. in 8°
| 1 OXthildern, 1026 S. in go. Verlag von Paul Parey, Berlin. Verlag von J ulius Springer, Berlin 1999 Preis 87 j
f p, -Sis geh, 680 M, Die ch zwei J hren no ndige n u ge des Buches be
" IN Zeitga Bes We k, das g gnet ers int, bei lederauf- weist, daß das Buch 1 ein A klang gefund h er vor
tit volle D te zu leiste Unter ach Zebietender Flagge iegenden ind bisher n usgekommen Nor-
Minigt a fahrt n eimrat C ‚der Zuständige Ungsarbeiten ücksichtigt, und fern r ei r Abschnitt
rende G rat des Rejc S-Pog teriums gibt ih zur ührung über die Erstellung Z geschaltet D son-
lip a eleit it auf d der Beschrä ktheit des Stigen Änd nagen nur in se gering m U ange erfolgt Sind, sci
tiehterst espr Verf & stehend S muß der Be. auf die früheren Besprechungen verwiesen, Es sol] Jedoch nicht
Rhen: a Versagen, auf technische Einzelheiten einzu- unterlassen werden, Roch die Schöne buchmäßige Ausstattung her-
| Über
5 Weg seiner Befriedigung usdruck geben vorzuheben, die den Tühmlichst bekannten SPringerschen Ausgaben
| klare Ann aen] alt, der in a Serundeter und Ausgefejlter, durch der Vorkriegszejt gleicht.
| aine Gug ungen er &, einhe wie |
1078
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Die Konservierung des Holzes in Theorie und Praxis. Ein
Handbuch für alle, die mit der Lieferung, dem Verbrauche, der Dauer-
erhöhung und Tränkung von Holz zu tun haben, sowie für Maschinen-
und Chemische Fabriken. Von Dr.-Ing. F. Bub/Bodmar u. Rechnungs-
rat B. Tilger. Mit 4 Tafeln und 253 Textabb. XX u. 1806 S. in 8°.
Verlag von Paul Parey, Berlin 1922. Preis geb. 680 M.
La Telefonia a Grande Distanza ed I Ripetitori Telefonici.
Von Dott. Annibale Craveri u. Comm. Sisto Demalde. Mit 124 Abb.
VI u. 416 8S. in 80. Verlag von S. Lattes & C., Editori, Torino-Genova 1922.
Einkommen und Ertrag. Von Prof. F. Leitner. ,„Elsners Betriebs-
Bücherei“. Bd. 19. Herausgegeb. von Dr. jur. Tänzler, Dr. W.
v. Karger u. Prof. F. Leitner. 100 S. in 8°. Verlag von Otto Elsner,
Berlin 1922. Preis geb. 62 M.
'Desgl. Bd. 20. „Die Reichssteuern.“ Übersicht über die Steuergesetz-
gebung mit besonderen Hinweisen für kaufmännische Betriebe. Von
DrDr. E. H. Meyer. 252 S. in 8%. Verlag von Otto Elsner, Berlin
1922. Preis geb. 120 M.
„Mechanik.“ Von Dr.-Ing. Fritz Rabbow. „Handbibliothek für Bau-
ingenieure.‘‘ Herausgegeben von Robert Otzen. Bd. 2. Mit 237 Textabb.
VIII u. 203 S. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 75 M.
Die Ausbildung für den technischen Beruf in der mechanischen
Industrie. Ein Ratgeber für die Berufswahl. Herausgegeben vom
deutschen Ausschuß für technisches Schulwesen. 4. Aufl. Mit 28 8. in
16°. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig u. Berlin, 1922. Preis 7,20 M.
„Werkstattsbücher.‘‘ Herausgegeben von Eugen Simon. ' Heft 9.
„Rezepte für die Werkstatt.‘ Von Hugo Krause. Mit 64 8. in
80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 20 M.
Desgl. Heft 10. „Kupolofenbetrieb.‘‘ Von Carl Irresberger. Mit 63
Abb. u. 5 Zahlentafeln. 54 S. in 8%. Verlag von Julius Springer, Berlin
1922. Preis 20 M.
Listen und Drucksachen.
Jubiläumsschrift der Fabrik elektrischer Maschinen und Apparate Dr. Max
Levy, Berlin (1897—1922). (Vergl. ETZ, 1922, S. 000).
Neue Zeitschriften.
„France Belgique‘‘. Die unter obigem Titel seit Anfang dieses Jahres
herausgegebene Zeitschrift ist entstanden aus der „Revue de l'Ingénieur
et Index Technique‘‘ (gegründet 1903). Die Redaktion liegt in den Händen
des Herrn M. L. Dumont-Wilden. Verlag Paris und Brüssel. Bezugs-
preis (jährlich 12 Hefte) für Frankreich und Belgien 50 Fr., für die übrigen
Länder 60 Fr, einzelne Nummern 5 bzw. 6 Fr.
[Die vom Ing. A. L. Vermaudel gegründete Zeitschrift „Revue de
l’Ingenieur et Index Technique‘“‘ hat seit Januar 1922 den obigen neuen
Namen angenommen und steht unter dem Patronat des Comité France-
Belgique. Die frühere Zeitschrift war im Jahre 1919 Eigentum des Bureau
d’Organisation Economique, um sich in den Dienst der gemeinsamen
wirtschaftlichen und geistigen Interessen Frankreichs und Belgiens zu
stellen und die gegenseitigen Beziehungen auf allen Gebieten zu verbessern.
In der Zeitschrift wird man Artikel von M. Bied über Zement, über Kon-
struktionsmaterial, über Mat. refraktaire finden. Ebenso werden die wirt-
schaftlichen, sozialen und wissenschaftlichindustriellen Fragen durch M.
Moysset behandelt werden. Außerdem wird in jeder Nummer eine indu-
strielle, wirtschaftliche und bibliographische Rundschau sowie der tech-
nische Index gegeben.)
~
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Preisstelle dés Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. — Diesem Heft liegenals zum Text gehörende
Beilage zwei neue Zuschlagslisten Nr. 60 (grün) und Nr. 60A
(gelb) bei. Sie unterscheiden sich nur durch den Kopf, die Teuerungs-
zuschläge sind in beiden gleich. Liste Nr. 60 gilt für die Abrechnung
von Aufträgen bis 10. VIII. einschl., Liste Nr. 60A für Aufträge ab
11. VIII. bis auf weiteres und enthält eine neue Berechnungsformel.
Für die Umrechnungsmultiplikatoren gelten ab 11. VIH. die Angaben
der Tabellenausgabe 19c. Wie die Preisstelle mitteilt, werden künftig
je eine Liste mit der Berechnungsformel für zurückliegende und eine
für neue Aufträge nebeneinander erscheinen. Textliche Änderungen
sind bei den durchwegerhöhten Teuerungszuschlägen nicht
vorgenommen worden.
Der Arbeitsmarkt Im Juni 1922, — Die Lage kann nach wie vor
als im ganzen günstig bezeichnet werden, doch ließ das Maß, indem sich
die seit einem halben Jahre eingetretene Besserung auswirkte, nach dem
„Reichs-Arbeitsblatt‘‘ im Juni merklich nach. Für weibliche Arbeitskräfte
trat sogar schon ein geringfügiger Rückschlag ein, während an männlichen,
zumal gelernten Facharbeitern, fühlbare Knappheit herrschte. In verschie-
denen Gebieten war eine Abwanderung in andere Berufe wahrzunehmen.
Bei 5547 Krankenkassen ist die Mitgliederzahl von 12,876 auf 12,904
Millionen, also um 0,2% gewachsen (2,3% i. Vm.). Die Arbeitslosigkeit
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33.
17. August 1922
ist weiter zurückgegangen und hat den absolut tiefsten bisher festgestellten
Standerreicht. Von 6,239 Mill. Mitgliedern der Arbeitnehmer-Organisationen
waren am Stichtage nur 36 350 Personen oder 0,6% ohne Arbeit (0,7 i. Vwm.).
Bei den Arbeiterinnen ist die Beschäftigungslosigkeit gewachsen. In bezug
auf die unterstützten Erwerbelosen hat die Besserung angehalten; es wurden
am 1. VII. noch 19 864 Vollerwerbslose unterstützt. Die Arbeitsnach-
weise sind weniger in Anspruch genommen worden; cs wurden 0,726 Mill.
Angebote, 0,750 Mill. Gesuche und 0,489 Mill. I ULEEN gezählt. Auf
je 100 Angebote enttielen im ganzen 103,Gesuche (107 i. Vm.). 18 berich-
tende Betriebskrankenkassen der Elektroindustrie hatten am 1. VIJ.
abzüglich der Kranken und Erwerbslosen 77 187 männliche und 36 445 weib-
liche Pflichtmitglieder, deren Zahl somit gegen Mai um 0,7% bzw. um 1,8",
abgenommen hat.
Zusammenschluß des Elektro-Großhandels. — In einer am
5. VIII. in Weimar abgehaltenen Versammlung der Elektro-Großhändicr-
Vereinigung. Deutschlands e. V. und der Interessengemeinschaft deutscher
Elektro-Großhändler una -Exporteure e. V. wurde zum Zwecke eines festen
organisatorischen Zusammenschlusses des Elektro-Großhandels eine Fusion
der beiden Verbände beschlossen. Die neue Vereinigung, der die Mit-
gliedsfirmen der beiden früheren Verbände angehören, trägt den Namen
Elektro-Großhändler- und -Exporteur-Vereinigung Deutsch-
lands e. V. und hat ihre Geschäftsstelle in Berlin SW 68, Zimmerstr. 3;4.
~ Vereinfachtes Enteignungsverfahren in Preußen. — Das
Preußische Staatsministerium hat im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 173, «in
Gesetz über ein vereinfachtes Enteignungsverfahren vom 26. VIIL.
bekanntgegeben. Dieses kann durch einen Erlaß des Ministeriums für Unter-
nehmen angeordnet werden, bei denen das Enteignungsverfahren aus Grün-
den des öffentlichen Wohls, insbesondere zur Beseitigung oder Abwendung
größerer Arbeitslosigkeit oder eines sonstigen Notstandes, einer besonderen
Beschleunigung bedarf. An die Stelle des Bezirksausschusses tritt der Re-
gierungspräsident und die in $ 19 des Enteignungsgesetzes vorgesehene
Frist von zwei Wochen wird auf eine Woche verkürzt. Das Gesetz ist bereits
am l. VII. in Kraft getreten.
Ersatz industrieller Einrichtungen für Polen. — Nach einer
deutsch -polnischen Konvention über den Ersatz industrieller Einrich-
tungen wird Deutschland, wie wir der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘“ entnehmen,
an Polen 1400 t gebrauchte Maschinen in gutem Zustande, 600 t neue Ma-
schinen und 1045 t Kabel, davon die Hälfte gebraucht, abliefern, u. zw. die
Hälfte innerhalb einer Frist von 8 Monaten. -
Außenhandel.
Deutschland. — Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik
hat in der Liste der Ausfuhrmindestpreise für galvanische Elemente
vom 15. VHI. den Multiplikator für Verkäufe in Reichsmark ab 3. VIII. um
25% erhöht. — Das Goldzollaufgeld beträgt z. Zt. 14400 °»
— Der Ausfuhrabgabenausschuß des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats
hat sich einem Antrag der Regierung entsprechend grundsätzlich
für eine Anpassung der Ausfuhrabgabe an den Valutastand aus-
gesprochen. Die Arbeitgeber des Handels und der Industrie stimmten da-
gegen. Wie verlautet, war von ee eine Verdoppelung der Ab- .
gabe gefordert worden. Die D. A. K. sieht in diesem Vorhaben eine verhäng-
nisvolle Verkennung unserer Export möglichkeiten und weist auf die auber-
ordentliche Zunahme der industriellen Gestehungskosten in den letzten Mo-
naten, das Steigen der John- und Materialpreise sowie der Frachten und
Zölle großenteils auf, ja sogar über die Höhe der Weltmarktparität, auf die
Absperrung des Auslandes durch fortgesetzt. wachsende Zollschranken und
die infolge der gewaltigen Schwankungen der Devisenkurse immer mehr
erschwerte Kalkulation hin. Man unterbinde, so sagt sie, mit einer solchen
Reglementierung vom grünen Tisch die letzte uns noch gegebene Möglichkeit,
durch Ausfuhrüberschüsse die Reparationsverpflichtungen und die Ausfälle
der inneren Wirtschaft zu decken. Gegen eine schematische Verdopplung
der teilweise schon überholten Abgabensätze hat sich auch der Industrie-
und Handelstag energisch ausgesprochen. — Der von uns (ETZ 1922, 8. 123)
schon erwähnte Pressebeitrag wird von allen denjenigen Bewilligungen
erhoben, die als Tag der Bewilligung den 5. VIII. oder ein späteres Datum
nennen. Verlängerungen sind beitragsfrei, und für die Rückgabe ganz oder
teilweise nicht ausgenutzter Bewilligungen wird der Beitrag entsprechend
den Bestimmungen über die Ausfuhrabgabe zurückgezahlt. — Die vom
Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung gewährte Verlängerung
der Fristen für die Geltendmachung der niedrigen Ausfuhrabgabe
ist von der interalliierten Rheinlandkommission nunmehr auch im besetzten
Gebiet zugelassen worden. — Im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 174, hat der
Reichswirtschafteminister Änderungen der Bekanntmachung über Ausfuhr-
erleichterungen vom 5. IV. 1921 mitgeteilt, nach denen nunmehr ohne
Rücksicht auf bestehende Ausfuhrverbote keiner Ausfuhrbewilligung be-
dürfen, u. a. der Export von Katalogen, Schriften mit Anpreisungen ge-
schäftlichen Inhalts usw., die inländische Geschäftshäuser für ihre Werbe-
zwecke versenden, ferner von Geschäftsdrucksachen, die solche an ihre
Unternehmungen und Vertretungen im Ausland versenden, um deren
Kundenkreis über ihre geschäftlichen Verhältnisse zu unterrichten, weiter
von Waren, die unter der Bedingung der Wiederausfuhr zur Einfuhr zuge-
lassen worden sind, sofern die Identität feststeht. Ausgenommen sind Waren.
die im Inland eine Be- oder Verarbeitung erfahren haben, es sei denn, dal
erstere lediglich in einer Ausbesserung (Wiederinstandsetzung) gebrauchter
Gegenstände besteht. — Danzig. Die Ausfuhr nach Danzig darf, so-
weit die Preise unter den polnischen Ausfuhrpreisen liegen, nur dann geneli-
migt werden, wenn der vorgeschriebene Kontingentschein der AußenhandeIs-
stelle vorgelegt wird.
Du ni
17. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 33.
1079
Aus der deschäftswelt. — Inland. Die bisherige Müller & Schulze
G. m. b. H., Berlin, hat jetzt die Firma ATA Elektrizitätsgesellschaft
m. b H. angenommen und fabriziert die unter der Sohutzmarke „ATA“
geschützten galvanischen Elemente, Batterien und elektrotechnischen Appe-
rate. — Die Osteuropäische Tel hengesellschaft und die Deutsch-Süd-
amerikanische Tel phengesollschat A. G., Köln, haben nunmehr ihr Ver-
mögen nach Maßgabe der Verschme verträge an die Deutsch -Atlan-
tische Telegraphengesellschaft A. G., Köln, übertragen, deren Aktien-
kapital jetzt 40 Mill. M kn und deren Sitz nach Berlin verlegt ist. Die
beiden nannten Gesellschaften wurden aufgelöst. — Ausland. Wie
„Electrical World‘‘ berichtet, wird das Geschäft der Pitteburgh High Voltage
Insulator Co. künftig unter der Firma ee igh Voltage
Insulator Co. gefü Die Westinghouse Electric International
Co. hat ihre Tätigkeit in Mexiko erweitert und in Mexico City ein großes
Warenlager eingerichtet, auch ihr Geschäft in Argentinien vergrößert, wo
ihre Vertretung unter der Firma Cia. Westinghouse Electric Internacional,
Buenos Aires, arbeitet. |
Betrlebsergebnisse. — Fränkisches Überlandwerk A. G., Nürn-
. 1921. Anschlußwert: 74 277 kW (60 389i. V.); Erzeugung und Bezug
37,177 Mill. kWh (21,155 i. V.); Einnahmen aus Stromverkauf und In-
stallation: 36 863 248 M; Verwaltungs- und Betriebsunkosten : 27 743 913 M;
Darlehnszinsen: 866 722 M; Rücklagen für Amortisations-, Tilgungs-, Er-
neue fonds und für Talonsteuer: 7 579092 M; Gewinn mit Vortrag
10 246 M): 713 767 M; Dividende: 8% auf 4 Mill. M Aktienkapital; Vortrag:
36 099 M.
Ausschreibungen. — Die Munizipalität von Alexandrien hat die
Lieferung elektrischer Apparate und Zubehörteile ausgeschrieben.
Näheres darüber beim ‚Deutschen Wirtechaftadienst‘‘, Berlin, Bunsenstr. 2.
Die Bewerb n müssen spätestens am 29. VIII. dem Directeur Général
do la Municipalité d’Alexandrie vorliegen.
Baumarkt. — Apenrade. Zwecks Versorgung der Ämter Apenrade
und Sonderburg wird hier die Errichtung einer Überlandzentrale geplant. —
Aurich. Die städtischen Körperschaften haben beschlossen, der hier ge-
sründeten Elektrizitätsgenossenschaft unter gewissen Bedingungen die Ein-
fuhrung elektrischer Arbeit in das Stadtgebiet zu erlauben. — Da nnen bı rg
(Hannover). Der Kreistag hat für die Elektrisierung weiter 20 Mill. M. be-
sılligt;eine Interessengemeinschaft mit dem Kreise Lüchow wird geplant. —
Elbing. Die Interessenten des Landkreises Großer Werder planen eine
Blektrizitäteversorgung im Anschluß an die Zentrale Danzig. — Freiburg
i. Br. Inder Absicht, sich in bezug auf die Kraftversorgung unabhängig zu
machen, ist die Stadt z. Zt. mit der Frage beschäftigt, ob es für sie zweck-
mäßiger sei, ein Elzwerk zu bauen oder die Wasserkraft der Glotter zu ver-
werten. Entwürfe für beide Anlagen sollen auf der Elektrowirtschaftlichen
Austellung gezeigt werden. — Göppingen. Ein Darlehn von 10 Mill. M.
soll u. a für die Elektrisierung des Wasserwerkes dienen. — Hamburg.
Nach der „Voss. Ztg.‘“‘ hat die A. G. Kraftwerk Unterweser die SSW mit der
Ausarbeitung des Projektes und der Bauleitung der in Farge an der Weser
unterhalb Vegesack geplanten Großzentrale betraut. — Hani. Minden
Das Wasserwerk soll elektrisiert werden. — Hartschwand (Baden). Für
de Gemeinden Hartschwand, Rotzingen und Burg wird der Bau eines Elek-
trizsităteawerkes unter Heranziehung des Höllwassers projektiert. — Hirsch -
berg (Schlesien). Der Provinziallandtag hat eine Vorlage angenommen,
durch die für den Bau eines Elektrizitätswerkes bei Boberullersdorf 25 Mill. M
fordert werden. — Irrel (Rheinland). Ein Fabrikbesitzer in Trier hat be-
antragt, die Wasserkräfte der Prüm an den Wasserfällen zwischen Prüm-
zurlay und Irrel durch ein Stauwerk zusammenzufassen und in einem Kraft-
wrk auszunutzen. — Komprachtschütz (Schlesien). Die Elektrizitäts-
enossenschaft plant den Bau einer elektrischen Anlage. — Mallmitz
(Schlesien). Die Versorgung der Gemeinde mit elektrischer Arbeit wird er-
n. — Müncheberg (Brandenburg). Die Versorgung des Ortes mit
elektrischer Arbeit wird geplant. — Nieder-Salzbrunn (Schlesien). Die
Gemeinde erhält elektrische Straßenbeleuchtung. — Olsbrücken (bayer.
Pfalz). Die Gemeinde hat sich zum Anschluß an die Pfalzwerke bereit er-
klärt. — Overath (Rheinland). Zwecks Ausnutzung von Wasserkräften
ın der Gemeinde ist hier eine Wasserkraft, G. m. b. H. gegründet worden.
— Penzlin (Mecklenburg). Die Wasserkraft des Mühlenbaches soll für
Gewinnung elektrischer Arbeit verwertet werden. — Rockenhausen (bayer.
Pfalz). Für das Finkenbachtal und die Dörrmoscheler Höhe wird Elektrizi-
tdtsversorgung projektiert. — Salzuflen. Die Errichtung eines Elektrizi-
tätswerkes ist von den Stadtverordneten beschlossen worden. — Schöne-
beck (Pr. Sachsen). Die Stadtverordneten haben beschlossen, für die Elek-
trisierung der Wasser werke eine Anleihe von 1 Mill. M aufzunehmen. — Spalt
(Bayern). Die mittelfränkische Stadt wird an das Fränkische Überlandwerk
angeschlossen. — Sternberg (Mecklenburg). Die Stadtverordneten haben
tie Anlage des Ortsnetzes im Anschluß an das Landeselektrizitätswerk be-
wlligt. — Stettin. Der Provinziallandtag hat für den Ausbau der Über-
Iandzentrale 180 Mill. M. bewilligt. — Tennstadt (Pr. Sachsen). Die Stadt
errichtet ein Elektrizitätswerk. — Waging (Bayern). Die mit 20,2 Mill. M
ın München gegründete Kraftwerk Waginger See-A. G. bezweckt die Aus-
` nutzung der Wasserkräfte des Waginger, Tachinger und Abstorfer Sees nord-
stlich von Traunstein. — Wiesbaden. Der Nassauische Kommunalland-
tag tritt für eine schnelle Verwertung der Wasserkräfte der Lahn ein. —
Wunstorf (Hannover). Man beabsichtigt, die Wasserkraft der Aue bei der
mäns Blumenau für die Gewinnung elektrischer Arbeit auszunutzen.
Von der Börse. — (2. VIII. bis 8. VIII. 1922.) Während der Markt
. œr fremden Zahlungsmittel auf die unklugen Noten des französischen
Ministerpräsidenten und die von ihm angedrohten Retorsionen mit bedeu-
: enden Steigerungen der Devisenkurse reagierte (der Dollar stieg zeitweise
auf 895) und im weiteren Verlauf unter dem Eindruck der ersten, noch durch-
aus unklaren Nachrichten über die Londoner Konferenz starke Schwankun-
gen zeigte, verhielt sich die Berliner Effektenbörse der unsicheren politischen
und wirtschaftlichen Lage gegenüber zunächst sehr zurückhaltend; um so
mehr, als auch die Möglichkeit einer neuen Streikbewe in Deutschland
sowie einer Erhöhung der Ausfuhrabgaben, die ablehnende Stellung Amerikas
zu einem für das ganze Reparationsproblem bedeutungsvollen ' Schulden-
nachlaß und die immer noch anhaltende Geldknappheit die fast nur für
Valuta papiere günstige Stimmung beeinträchtigten. Eegi Ende der Berichte-
zeit trat dann ein Umschwung ein, und Ansätze einer Hausse wurden be-
merkbar. Gerüchte über Konzentrationspläne in der Groß-, besonders der
Schwerindustrie, die man u. a. auch mit Kohleninteressen begründete,
führten zu erheblichen Kursbesserungen auf dem Gebiet der Montanwerte,
und die Hoffnung auf eine Intervention Englands zu unseren Gunsten
animierte das Geschäft, von dessen Belebung, wie die Übersicht zeigt, auch
die Elektrizitätsaktien teilweise Nutzen ziehen konnten.
Gesellschaften
Letzte
Dividende
Accumul.-Fabr., Berlin . . . .| 25 1365 | 1530 |1530
A. G. f. El. Anlg., Berlin 8 — — — —
A. E. G., Berlin... 2.22 .. 16 778 735 778 | 735
ss „» Vorz.-A 3 114 113 115 115
RR „» Vorz.-B 7,25 | 123 123 | 127 | 126
Bergmann, Berlin ...,... 20 650 608 650 | 620
Continent. Ges. Nürnberg .. .| 0 — — — =
i si j5 Vor A. 5 480 470 500 | 500
Dtech.-Atlant. Telegr., Köln 5 645 645 715 | 710
„ Niederl. „. » — 705 645 705 | 645
„ Südam. , we wer 580 580 620 | 620
„ Kabelwerke, Berlin . . .| 20 — 415 438 | 425
Elektra, Dresden ....... 10 235 225 | 250 | 231
El. Licht u. Kraft, Berlin ”. .| 15 430 409 430 | 430
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 480 480 600 | 60V
E. W. Liegnitz . . .. 2... 10 265 246 265 | 246
Felten & Guilleaume Carlaw. . .| 25 899 899 950 | 950
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 525 505 530 | 530
Hackethal, Hannover ..... 20 600 585 605 | 585
Hamburgische E. W. ..... 10 340 340 355 | 350
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 1006 1006 | 1050 |1085
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 412 397 412 | 4ll
C. Lorenz, Berlin ....... 35 760 731 | 772 | 735
Dr. Paul Meyer, Berlin .. . .| 15 361 330 361 | 338
Mix & Genest, Berlin .. .. .| 16 458 415 458 415
Neckarwerke, EBlingen .. . .| 10 342 301 342 | 301
Oberbayer. Überlandz., München| 8 325 325 | 330 —
H. Pöge, Chemnitz ...... 12 442 415 | 450 | 450
en » Vorz.-A....| 7 107 104 107 104
Rhein. El. A. G., Mannheim . . .| 15 410 397 410 | 397
ma s Vorz.-A.| — 106,75! 105 | 109 | 105,50
M. Schorch & Cie., Rheydt . .| 10 545 530 | 545 | 535
Sachsenwerk, Dresden ..... 20 520 520 | 600 | 600
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 | 810 802 | 915 | 915
„Siemens‘“‘ El. Betr., Berlin 0 167 165 175 | 170,50
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 1240 1240 | 1425 | 1425
Stettiner E. W... . 2.2... 15 420 420 | 440 | 430
Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 545 520 | 585 | 585
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin] 25+10 | 805 760 805 | 800
Voigt & Haeffner . . . 20 520 :
m Vorz.-A.. .t Frank-| 20 460
Emag. Elektr.-A.G. . .| furt | 2 450 Wegen eines Drucker-
Main Kraftwerke, Höchst{ a. M. | 10 319 streiks nicht gemeldet.
Heddernh. Kupferw. u.
Südd. Kabelwerke. . 20 —
#
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im August:
in
Christiania (Kr) .. .
148,56 | 148,81 | 133,33 | 130,59 | 133,33 | 134,38
Helsingfors (finn. M) . | 18.18| 1803| 1708| 1610| 1625| 16.78
Holland (Gld) . . . | | 33458 | 334.58 | 302,62 | 295.63 | 302/62| 303.62
Italien (L). . . .. 3945| 3920| 3573| 3476| 3441| 3596
Kopenhagen (Kr) | | | 185.27| 186.02| 166,54| 163,30 166.04) 169,04
London (£) . . .. . [8875,15 3855,15 3465,65 3400,70 3415,70 3505,60
New York ($) . . . . | 868,91 | 866,41 | 779,02 | 762,04] 751,55 | 788,01
Österreich (K) . . . . 0022| 0882| 002|) 001) 002| 0,02
Paris (Fr)... ... 6991| 69,66 | 6352| 6182| 6117| 63,67
Prag (Kö)... ... | 2157| 21,67| 19,931 18,76| 18,73 | 19,08
Schweden (Kr) . . | . | 226,22| 235,72| 201,25 | 198,75 | 200,75 | 205,74
Schweiz (Fr). | | . | | 165,79| 167,79| 149,81! 144.32! 141,82: 147,72
Spanien (Pes) . , | . | 133,83 | 135,83 | 122,10 | 117,35 | 114,61 | 120,10
Neue Gesellschaften. — Electro-Präcision G. m. b. H., Berlin.
Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb elektrischer Kleinmotoren und Appa-
rate nebst Zubehör. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Kraftwerk Linzgau
5 a TE e e an
Ph Ea
1080
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 33.
17. August 19232.
A. G., Konstanz. Gegenstand: Bau und Betrieb von Elektrizitätewerken
im Kreise Konstanz, insbesondere unter Ausnutzung der Wasserkräfte der
Seefelder Aach. Grundkapital: 1 Mill. M. Unter den Gründern steht der Kreis
Konstanz an erster Stelle. — Union - Werke -A. G.-Rathenow, Rathenow.
Gegenstand: Herstellung und Vertrieb technischer, optischer und elektro-
technischer Artikel. Grundkapital: 1,1 Mill. M.— A. E. G. (Allerneueste
Elektrische Gebrauchsartikel) Gesellschaft für Elektrizitäts-
Verwertung m. b. H., Leipzig. Gegenstand : Herstellung und Vertrieb von
der Elektrizitäteverwertung dienenden Apparaten, vorwiegend der dem Ge-
sellschafter J. Sellin geschützten. Stammkapital: 85 000 M. — Metall. u.
Elektro-Handelsgesellschaft m. b. H., Hamburg. Gegenstand: Han-
delsgeschäfte in Altmetallen und elektrotechnischen Artikeln. Stamm-
kapital: 0,1 Mill. M.
WARENMARKT.
Isollerrohre. Die Verkaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-
Fabrikanten, Berlin, hat für Lieferungen ab 10. VIII. die zu den Preisen
ihrer Liste vom 24. X. 1921 hinzuzurechnenden Aufschläge weiter für Blei-
rohr, lackierte, farbige Galvano- und Gelblackrohre nebst Zubehör auf 1800 %,
für Messingrohr und Zubehör auf 2100%, für Stahlpanzerrohr mit Zubehör
auf 2800 % und für schwarzes Papierrohr auf 2100 % gesteigert. Die Bund-
verpackung wird jetzt mit 50 M/Bund berechnet. — Elektrische Heiz-
und Kochapparate. Die Vereinigung der Fabrikanten dieser Artikel hat
den Teuerungszuschlag ab 15. VIII. von 200 auf 300% erhöht. — Ver-
brennungskraftmaschinen. Der Motorenverband, Berlin, hat die Teue-
rungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 ab 15. V11I bei ortsfesten
Dieselmotoren auf 850%, bei Schiffsölmaschinen auf 650%, und bei
sontigen Verbrennungskraftmaschinen und ihren Anwendurgen auf 800%
gesteigert. — Kohle. Im Juli sind etwa 1,4 Mill. t englische und 0,04 Mill.t
holländische Kohle nach Deutschland eingeführt worden. Den Import
aus dem Saargebiet schätzt man auf ca. 0,06 Ml. t. — Wie berichtet wird,
haben die bergbaulichen Kreise desRuhrgebieteses inanbetracht der kritischen
Lage unserer Kohlenwirtechaft abgelehnt, sich durch ihre Sach verständigenan
der Aufstellung eines neuen Programms für die Zwangslieferungen im
Rahmen der von der Entente neuerdings geforderten Monatsmenge von
1,725 Mill. t zu beteiligen. — Eisen. Der Roheisenausschuß hat für
August neue Höchstpreise, u. zw. dekadenweise steigend, festgesetzt. Die
bisherige Koks- und Frachtklausel bleibt bestehen. In der dritten Dekade
ändert sich der Preis nach einer Kursklausel für Hämatit, kupferarmer
Stahleisen, Gießereiroheisen I und III und desgl. Luxemburger Qualität.
entsprechend der Beweg des Pfund- und Frankenkurses. Demgemäß
kosten ab 21. VIII. ohne Kurszusehläge Hämatit 16 767 M, Gießereiroh-
eisen I 13989 M, desgl. III 13919 M, desgl. Luxemburger Qualität
13 182 M, Siegerländer Stahleisen 14 295 M, Spiegeleisen (6 bis 8% Mn)
15239 M und kupferarmes Stahleisen 16090 M/t; das bedeutet etwa
eine durchschnittliche Verdopplung der Preise seit Anfang Juli. — Laut
Beschluß des Stahlbundes gelten zwecks weiterer teilweiser An-
gleichung der Richtpreise an die Geldentwertung ab 8. VIII. fol-
gende Werkgrundpreise in Thomas-Handelsgüte mit der bekannten
Frachtgrundlage: Rohblöcke 15670 M, Vorblöcke 17140 Mark, Knüp-
pel 17770 M, Platinen 18 230 M, Formeisen 20 770 M, Stabeisen 21 070 M,
Universaleisen 22940 M, Bandeisen 23970 M, Walzdraht 22700 M,
Grobbleche (5 mm und darüber) 23 660 M, Mittelbleche (3 mm bis unter 5 mm)
26 880 M, Feinbleche (1 mm bis unter 3 mm) 28 900 M, dsgl. (unter 1 mm)
30 330 M/t. Der Mehrpreis für S. M.- Qualität beträgt je nach Erzeugnis 970
bis 1425 M und der Händlerzuschlag für die ersten 11 genannten Produkte
25 %, für die.letzten beiden, wie bisher, 21%. — Der Eisenhändlerver-
band hat die Lagerpreise für Stabeisen auf 2709 M, Bandeisen auf 3071 M,
Formeisen auf 2671 M, Universaleisen auf 2943, für Grobbleche auf 3033 bis
3248 M, Mittelb!eche auf 3435 M und für Feinbleche auf 3688 bis 6681 M/100kg
in Thomasqualität erhöht. — Am 4. VIII. notierten in Glasgow Nr. 1
Middlesborough GieBerei-Roheisen 95 s, Nr. 3 dsgl. 87 s bis 87 8 6d, Nr. 1
M’bro Hämatit-Roheisen 92 s/ton fob Fabrikantenwerft Middlesborough -on-
Tees. — Schrott. Der Berliner Markt notierte am 10. VIII. für Kernschrott
9500 M, für Späne 8500 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch
10 000 M/t frei Berlin. — Die schon angekündigte Verordnung des Reichs-
wirtschaftsministers über die Regelung der Schrottwirtschaft vom
22. VII. ist nunmehr im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 175 publiziert worden.
Wie sie u. a. besagt, kann der Reichskommissar für die Eisenwirtschaft
Schrott, soweit es ihm zur Versorgung der Großindustrie erforderlich er-
scheint, beschlagnahmen. Enteignet oder beschlagnahmt sollen aber nur die
Mengen werden, die das Arbeitbedürfnis von Schrottaufbereitungsanstalten
oder schrottverbrauchenden Werken bzw. den Auftragsbestand von Händlern
für Lieferungen an letztere überschreiten und in einem nicht angemessenen
Verhältnis zu ihrer Leistungsfähigkeit stehen. — Blei. Die Lagerpreise
für Bleifabrikate sind um 3300 M auf 12500 M/dz erhöht worden. —
Edelmetalle. Der Ankaufspreis von Gold für das Reich beträgt z.
Zt. 2500 M/Zwanzigmarkstück. Am 10. VIII. wurden für das gelbe
Metall 550 bis 570 M/g, für Platin 2000 bis 2200 M/g und für Silber 17 200
bis 17 500 M/kg gezahlt. — Schellack. T. N. Orange kostete am 8. VIII.
vett
in Hamburg 1250 M, Lemon-Schellack 1400 M/cwt einschl. Originalkiste ab un =
tagr — Baumwolle. In Bremen notierte amerikanische Ware fully
middling good colour and staple loco am 10. VIII. 454 M/kg. — Schwefel- ;
säure. Für 100 kg Schwefelsäure 600 Bé ist der Erzeugerpreis ab 1. VIII. Abschluß des Heftes: 12. August 1922.
Für die Schriftieitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
auf 341 M und der Verbraucherpreis auf 391 M festgesetzt worden. Die
Kesselwagengebühr des Ausschusses für Schwefelsäure beträgt nunmehr
15 M/l00 kg verladenes Säuregewicht. — Öle und Fette. Am Ham-
burger Markt wurden am 8. VIII. für rohes, reines Leinöl 165 M, für Rizı-
nusöl l. Pressung 175 M, dsgl. 2. Pressung 165 M, für amerikanisches Ter-
pentinöl 320 M, für französisches 305 M/kg gefordert. — Metallhalb-
fabrikate. Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., G. m. b. H., Berlin,
betrugen die Verbands-, Grund- und Richtpreise je 100 kg am 9. VITI. un-
verbindlich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 34 800 M, Aluminium-
rohr 46 000 M, Kupferbleche 29300 M, Kupferdrähte, -stangen 28 300 M,
Kupferrohre o. N. 30 900 M, Kupferschalen 34 000 M, Messingbleche, -bänder.
-drähte 28 500 M, Messingstangen 23 500 M, Messingrohre o. N. 33 000 M,
Messing-Kronenrohr 43 000 M, Tombak (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen
35 000 M, Neusilberbleche, -drähte, -stangen 59000M, Schlaglot 21 000 M. —
Altmetalle. Am 10. VIII. wurden am Berliner Markt folgende Preise pge-
zahlt: für altes Elektrolytkupfer 22 000 bis 22 200, unverzinntes Sech wer-
kupfer 21 700 bis 21 900, Maschinenrotguß 15 800 bis 16 000, Rotgußspäne
rd 14 000 bis 15 000, Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 11 700 bis 11 900,
Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 16 800 bis 17 000, reine weiche
Messingblechabfälle 16 500 bis 16 700, Messingschraubenspäne 11 100 bia
11 300, altes Weichblei 7200 bis 7400, Zinkzünderlegier n 7100 bis 72w),
Altzink 7000 bis 7200 Reinaluminium-Blechabfälle (98/99%) 24 800 bıs
25000 M/l100 kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen. —
Metallpreise. Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche Elek-
trolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsenvor-
standes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in M/kg:
Metall 11. VII. | 9. VIII. 7. VIL.
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . ... à 270,17 247,47
Raffinadekupfer 99/99, 3% 240—242 214—216 215—217
Originalhütten weichblei . . . 96—97 90—92 89—91
Originalhüttenroh ziv k, Preis im
freien Verkehr... 2. ...]| 12—14 106—108 105—107
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.) 119,68 107,28 : 110,59
Plattenzink (remelted) von
handelsüblicher Beschaffenbeit 88—90 84—86 84—87
Originalhüttenaluminiu m |
98/99% in Blöcken, Walz- oder
Drahtbarren . . . sss.’ 346 306 306
dgl. in Walz- od. Drahtbarren
II Beate 348,5 308,5 308,5 i
Zinn, Banka, Straits, Austral
in Verkäuferswahl . . . . . | 62—632 566— 568 555—556
Hüttenzinn, mindestens 99% . | 618—622 558—558 544— 547
Reinnickel 98/99% ..... 535—6545 470—480 465—475
Antimon-Regulus ...... 89—91 19—81 78—80
Silber in Barren rd 90 Ofein für
1 kg fein 17400 — 17500 16200 — 16300! 16000— 16100
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am
4. VII. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert:
£ s8 d £ e&e d
*Kupfer: best selected. .... L... 67 0 Obis 89 0 0
TO electrolytic .. 22 2 2.02. 100, 20%
= g wire bars.. 2. 2 2 02 0000. 200 nn. =
T standard Kasse . .. x... 6 2 6 „ 6 5 9
ai" 3 3 Monate . 2... 5 26,65 5 0
Zinn: standard, Kasse - . . . 2.2 2.2. 160 17 6 „ bl O 0
ni "M 3 Monate . . 2.220. 160 17 6 „ 161 0 0
Ww AaS ana e a ee a 161 10 0 „ 102 0%
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei. . 25 7 6 „ 2 10 0
„ gew. engl. Blockblei . ...... 26 18.0 Sr Fer
Zink: gew. Sorten . 2 2 2 22200. 311 12 6 „ 31 09
a- Temelted.- 0 0 wre aoa 29 10 0 se
„ engl. Swansea .. 2.202000 32 0 O . lieferbar Swansen
Antimon: engl. Regulus .... a...’ 32 £ 108/35 £ net. je nach Menge
Aluminium: 98 bis 99%, ..... . . 105 £ Inland, 110 £ Ausland.
Nickel: 98 bis 99°, garantiert ..... 150 £ (In- und Ausland).
Wismut: je lb . 2.2. 2 2 2 202.0 u. DS
Platin: je Unze nom. . . . 2.2 220. 19 £ 10.
Quecksilber: nom. für die 75 Ibs.-Flasche 11 £ 10s.
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 128 6d/13 s.
In New York notierten am 12. VIIT. 1922: Elektrolytkupfer looo 14,00;
Eisen 30 00; Blei 5,77; Zink 627; Zinn 32,00 cts/lb.
17. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 1080 a
Zuschlagsliste Nr. 60 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie
für Abrechnung von Aufträgen bis 10. VIII. 1922 einschl. und nur für das Inland.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten
werden, bezüglich der Teuerungezuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen eie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 60. A.)
Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver-
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis- zögerung durchgeführt werden kann.
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. Bei den in der | 4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich-
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso- zurechnen.
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech- 5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet: Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für
Bee, - Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be-
1. Wird innerhalb eines Monats nach. dem Bestelltage geliefert, | treffenden Verbände.
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag. Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund-
2. Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert, | preise abzurechnen sind, ist der Teucrungszuschlag (weißer TZ)
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell- | wie folgt zu‘ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder | 1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch | TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage | verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An-
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit. geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben
3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit | wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100.
Zuschlagsliste Nr. 60 A (gelb) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie
gültig ab 11. VIII. 1922 bis auf weiteres und nur für das Inland.
Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom | sich ergibt aus der Summe der Teeuerungszuschläge — vom Tage
11. VIII. 1922 ab angenommenen Aufträge. der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate
A. Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Versand- | an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die Anzahl
bereitschaft geltende Teuerungszuschlag. dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung
Zahlung. Mindestens % des Bestellwertes am Bestelltage, und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge zählen
Rest bei Versandbereitschaft. mit.
i i i ii i Bestell-
B. Abweichendhiervon gelten für Maschinen über 100 kW Z ah lung. Mindestens 50 % des Bestellwertes am
bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr./min., und Zubehör, auch voll- | tage. Diese 50 % sind aufzufüllen nach Ablauf
ständige Anlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren über | von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 60%/,) des sich jeweils nach
100 kVA, Apparate für 50000 V und mehr, Dampfturbinen und „ hg u i fi n 100% g der Berechnung unter
Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, w Sla ii o» "` „ 750/,) B ergetendeu Preises.
Vollbahn-Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt- | C. Andere Berechnunzsformeln bzw. Zahlungsbedin-
anlagen folgende Bestimmungen: gungen haben: Isolierrohr, Glühlampen, Telegraphie und Fern-
Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der | sprechwesen, Gummifreie Isolierstoffe.
Teuerungs-
zuschlag
%
Teuerungs-
zuschlag ,
o
Gegenstand Gegenstand
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus-
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
1. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20kVA
14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck-
schalter, Kran- u. Aufzugsapparatc (ausschl.Selbstanlasser
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- Zubehör zu Maschinen.
bei Generatoren .. 2 2 2 2 2 2 2 20. BER 6600 f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u.Bremsmagnete) 6600
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100kVA auf 000 15. Schützensteuerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier-
bei Generatoren. . . 2. 2 2 20000. Under - 7000 , apparate, Selbetanlasser für Druckknopf- und Hebel-
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- ' steuerung, Bremsmagnete . . . 22 222200. ` 7000
FALOIEN:E 0 n a a a a E 7200 16. Gleitschienen, Verankerungen . . . 2. 222.20. s 6600
Sonderausführungen. | 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 6800
4. nn Tisch- und Deckenventilatoren „ . . e.> 6800 Bahnmaterial.
d Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . ..... - 5500 .
5a. Widerstands-Punktschweißmaschinen mit einer l'aucr- Er on Motoren -y Dig 190: k W- Standenleistung: zi An
: : r. Bremsen \ über 150 kW = ch
leistung von 4 kVA bis 35 kVA . . 2. 22.2.2200. Auf Anfrage || 17a. Bahntransform aan 7900
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- | 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständi e
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren.. . 6600 “A KEJ 8 6600
1. Gesteinsbohrmaschinen und geräte . ... 2.2... 4500 iTe Hilfen nr 5 ES Eee Fa A N S 6800
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 5 re en ae ee ee O
Motortragen, Motorwagen 6620 18. Stromabnehnicr, Fahrschalter, Pahrtwender, elektr.
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Genc- | un x En a es a en
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren une ll A 6100
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, 18a A es E E d Sientsilerstände-.. En
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- epa nacau zE; AB, P Unvwioerstän Sa
ae . 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, tricbwa Somit elektrischer Br h An
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, en
bezogen auf 1000 Umdr 6800 hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
euer, A vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
Dampfturbinen. | tiven für Bergbau und Industrie. . . ». 2 2 2 220. 6200
10. Turbosätze, bestehend aus | 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbalın-
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne Lokomotiven u. 'Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage on
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 6200 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 6200
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge . . . .... 4500
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations-
anlagen . 2 een Ea AL 6000 Transformatoren!) und Gleichrichter.
1l.. Turbogeneratoren allein... 2 2 2 2 2 202 6300 29. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 6600
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokonipiessoien 22a. u » an = S über 100 kVA .. 7000
und Turbogebläse allein . ...... EEE 5400 23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . .. 6800
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate 23a. Ersatz-Glaskörper . . .. 2 2 seee elnan‘ ; 1400
allein .. oa oo oem N ee a fa 6700 24. Gleichrichter mit Eiscnkörper, einschl. Zubehör 7200
Ð) Hiernach werden auch berechnet: Drosseispulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
1080 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 33. 17. August 1922.
"Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
O/o
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen.
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger,
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in
Gußgehäuse . . 2.2.2 22000. a ee S 6800
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht
in Eisen- oder Gußgehäuse;; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 7000
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für
Schalttafelbau = scs o s saoe 2. o we 7000
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 5900
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
Streckenschalter, soweit nicht für Öl. . .. s.. fẹ 7000
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Sıu.zen und ar-
mierte Wanddurchführungen . . 2 22 2 22000. 7000
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 590
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . 2 sasso eee 7007
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . ... . 6090
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate .. .... 7000
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und
Erdungsdrosselspulen) . . . 2 2 2 22 2 ren 7000
34. Schutzdrosselspulen . . . 2. 2 2 2 2 2 2 22000. 6300
35. Erdungsdrosselspulen . . 2. 22 2 22 22000. 700
36. Motorschalttafeln, auch mit sellssttätigen Schaltern . . 7000
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma-
terial aussohl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu
Tagespreisen mit Kupferklausel) ....... us 7000
38. Schaltkästen, Schaltechränke, Schaltpulte . . . .. » 7000
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 7000
Meßapparate und Zubehör.
41a. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lations- und Leitungsprüfer . . . 2 22 2 2 2 2 20. 5900
41b. Sonstige zeigende und schreibende MeBinstrumente, ein-
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spicgel-
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe-
raturme Bgeräte, Schiebewiderstände . . . 2 2.2... 5900
Alo, Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . . .. . 5900
AD. AaB Ee ae wis so ern a ee ad er are a 4500
43. Meßwandler und Zubehör . . . 2. 2 2 2 2 2 2 2 2. 6900
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . . . .. . p 6800
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe,
Paßri bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. II (Klein-,
Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . 2 2 2 2 2 2 22. 4400
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, Vund VI........ 6400 ,
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 4400
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit
Umhüllunsen aus Porzellan u. del. . 2.2 2 2 202. 5900
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring-
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . 2 2 2 2 2... 6000
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 4400
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens). . . . 4400
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in GußB-
HEDBUBe o a u nn el ae re 6000
61. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei-
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 6000
52. Zählertafeln, armiert
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
%
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und
-Klemmen u. del... 2 2 22 2 2 2 2 2 2 0 een 5800
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes
Installationsmaterial . . . 2. 2 2 2 een 6090
55a. Metallfassungen . . .. aona MEPER REE E 5800
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und - Verbinder
BGBl, een nu NEEE E ar , 58930
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por-
zellan und Isolierstoff . . 2... 2 2220000 5800
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei-
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). .. ... 5800
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. =
Glühlampen.
68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz-
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Neue
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) |{Listenpreise
sowie Telephonlampen. ... 2.2.2 22er ee. .
Telegraphie und Fernsprech wesen.
69a. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Trıtewerke
(Wecker) sowie Aus-u. Umschalter f.Haussi; ıalanlagen 2500
2. Kontakt-Vorrichtungen für Haussignalanlagen mit
Ausnahme von Tür- und Fensterkontakten . .. . 2500
3. Tür- und Fensterkontakte. . . 2.2... Ban 2700
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
fache Induktor-Apparate . . 2. 2. 2 2 2 220000 5090
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze .. . ... . 5100
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen .. . . . . 5500
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate ... . 5100
69%. Apparate für Telegraphie . . .. 2 2 2 2 2 220. 5100
69g. Kondensatoren für Fernsprochzwecke. . . ..... 750
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . ohne Pareband 1320
mit 5 1400
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . . 2.2.2... Cun 3680
72. Apparatschnüre (Privattypen) . .. 2.2 22 220% 1725
Bogenlampen und Zubehör.
13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch-
LUNESZWECKE> 3. 0. IE ae ee ee ern 5000
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . ...... 5000
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs- l
und Handelsschiffe) . . . 2 2 2 2 2 2 2 0 en ne. 5400
16». Widerstände „u. un 8 wos. 0a au 5700
17. Aufhängevorrichtungen . . 2 2 2 2 nn een. 5000
78. Leitungskupplungen . . . . 2.2 2 2 2.20% I ea v 5000
79. Transformatoren und Drosseispulen . . s 2 2 2.2. 6600
Gummifreie Isolierstoffe.
80. Normalplatten . . 2 2 2 2 2 a 2 er ea. FREE 3100
81. Zählertafeln, unarmiertt . . 2 2 2 m nn ren 4000
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . . . . . 4100
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 4100
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
mierte Anschlußklemmen usw.) . . 2 2 2 2 2 vr 2. 4600
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall
a) mit einem Stückgewicht bs DU g... Er 4800
Die a ui m über U 8 ...... i 4300
Verschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen
ab 11. VIII. 1922 mindestens 6200 M für 100 kg ohne Faß.
Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung).
bekanntgegeben werden. Abb. 11. VIII 1922 geltendieAn-
gaben der Ausgabe 1)c. Diese Tabellen, die wir wegen
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels-
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel wie vorstehend
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Gru ndpreise für Drehstrom-Schleifringanker-
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten.
Die Preise der 1500-tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für
Jie anderen Drehzahlen gewählt.
Druck von H S. Hermann & Co.. Berlin SW 19, Benthstr_ 8.
— a
a stoffen,
j P. halt: Zur Geschichte der Tantallampe. Von
L.Fischer. 1081.
Bödlenungsloses Kraftwerk mit Asynchronma-
nen, Von A.Palme. 1085.
- Festigkeltsuntersuchungen an elektr,
on A.Schob. 1086.
— Internationale Konferenz In Paris über elektr.
í ertragungsnetze für sehr hohe Spannungen.
(Schluß.) 1088.
- Mittellungen der P. T. R. Bekanntmachung Nr,
163 über Prüfungen und Beglaubigungen durch die
Elektr. Prüfämter. 1091. A
= Rundschau, Elektrizitätswerke und
Kraftübertragung. 1091. Mitteldeutsch-
lands 100 000 V-Netz.
Leitungsbau, 1092. Gründung von Masten
ip Betonsockein mit Erdausfüllung. — Berechnung
der Durchhänge von Stahl-Aluminium-Seilen. — Ge-
setz über die Grundbucheintragung elektr. Leitun-
gen in der Tschechoslowakei.
Isolier-
Apparatebau. 1092. Anzeigevorrichtung
für unzulässige Drehzahlen,
V”*erkehr undTransport. 109. Die An-
gebote auf elektr. Lokomotiven für die Pieterma-
rıtzburg—Glencoe-Eisenbahnlinie in der Südafrikani-
schen Union. — Dauerschmierung für Lager von
Straßenbahnınotoren,
Fernmeldetechnik. 109. Erweiterung
der Großfunkstelle Nauen 1922. — Bau einer Alex-
anderson-Hochfrequenzmaschine in Japan.
Werkstatt und Baustoffe. 1093,
Elektr, betriebene Schleif- und Poliermaschinen.
Allgemeiner Maschinenbau. 109.
Verschlechterung des Turbinenwirkungsgrades durch
Anfressungen,
Jane versa m mn 10 ge; Kon:
gvresse, Ansstellungen. 109.
Verschiedenes, 109. Tod durch 120 V
Wechselstrom in der Badewanne, — Jubiläum.
Energiewirtschaft. 109. Eine Welt-
kraft-Konferenz in London. — Norwegens Versor-
gung mit elektr. Arbeit, — Zur Statistik der Was-
serkräfte,
Industrieund Handel. 1096. Deutsch-
land. — England. — Handelsberichterstattung über
das Ausland,
Vereinsnachrichten EV. 1098. Nachtrag zum
Sitzungsbericht vom 27. XI. 1921.
Rechtspflege. 1100.
Persönliches. 1101. A. Benetsch +. — G. Kapp t.
— M. Viertel.
Briefe an die Schriftieitung. 1101. Der elektro-
magnetische Hammer. Von P.Trombetta und
L.Schüler,
Literatur, Besprechungen.
berg, Banko-Mark im Außenhandel?
Eingänge. 1102.
Geschäftiiehe Mitteilungen. 1102.
Warenmarkt., 1104.
1101. Dal-
HEFT 34 (1081—1104)
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BERLIN, BEN 24. AUGUST 1922 43. JAHRG.
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|
|
a
1081
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz — Verlag von Julius Springer. — Berlin W 9, Linkstraße 23/24,
ra
43. Jahrgang.
.
Berlin, 24. August 1922.
An unsere Postbezieher!
Wie die gesamte Tages- und Fachpresse, leidet auch die „Elektrotechnische Zeitschrift‘ unter der nicht vor-
her zu berechnenden Entwertung des Geldes und der dadurch bedingten ständigen Erhöhung der Herstellungskosten.
Der zuletzt im Mai festgesetzte Anzeigenpreis und der gleichzeitig für das 3. Vierteljahr 1922 bestimmte Bezugspreis
genügten schon seit langem nicht im entferntesten mehr, um einen Äusgleich für die inzwischen eingetretene weitere
Erhöhung der Unkosten zu finden. Der Verlag sah sich daher bereits Anfang August zu seinem Bedauern gezwungen,
Heft 34.
die Anzeigenpreise wesentlich zu erhöhen.
Er muß dieses Mal aber auch bereits im Laufe der Bezugszeit an seine
Abonnenten herantreten und von ihnen für das 3. Vierteljahr eine Nachzahlung von M. 30.— erbitten.
Da die Post aus technischen Gründen die Einziehung dieses Betrages nicht vornehmen kann, bittet der
Verlag die Vierteljahres-Post-Abonnenten,
den Betrag von M. 40.— unter Benutzung der beigefügten Zahlkarte
direkt seinem Konto Nr. 20 120 beim Postscheckamt Berlin NW. 7 (Julius Springer, Bezugeabteilung für Zeitschriften)
zu überweisen.
“Verlag der „Elektrotechnischen Zeitschrif“.
Bekanntmachung betr. nachträglichen Mitgliederbeitrag des Verbandes Deutscher Elektrotechniker
für das Il. Halbjahr 1922.
Unter Hinweis auf unsere Bekanntmachung in der „ETZ”vom
15., 22. und 29. Juli fordern wir wiederholt und dringend alle per-
sönlichen und korporativen Verbandsmitglieder auf, den Betrag von
100 M für persönliche Verbandsmitglieder, den Betrag von 150 % auf
den Jahresbeitrag für korporative Verbandsmitglieder umgehend
an die bisher für den Empfang zuständige Stelle zu überweisen.
Durch prompte Überweisung wird den einzelnen Vereinen viel
unnütze und kostspielige Arbeit erspart.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
Zur Geschichte der Tantallampe.
Von Ludwig Fischer.
Übersicht. Diese Arbeit will durch getreue Schilderung eines
Falles Unterlagen liefern zur Geschichte der Technik und zur Psycho-
logie und Technologie des Erfindens, zugleich einen Beitrag zur Frage,
wie bei Betriebserfindungen die Erfindungs- und Erfolgs-Anteile zu
scheiden und zu werten sind.
In einer Art, wie es selten vorkommt, drang ein Einzelner mit einem
Sprung weit vor in ein bis dahin unbekanntes Gebiet; zunächst rein
gedanklich, dann in überraschender experimenteller Betätigung. Von
diesem Ausgangspunkt führte ein äußerst mühevoller Weg zur eigent-
lichen Erfindung. — Es werden die treibenden Kräfte gezeigt, die auf
diesen Weg drängten; es wird geschildert, wie das organische Zusammmen-
wirken Vieler, sowie die Hilfsmittel und Erfahrungen eines Großbetrie-
bes den Fortgang der Arbeit und den technischen und wirtschaftlichen
Erfolg bedingten, und wie sich schließlich die fertige Erfindung zur
ursprünglichen Idee verhielt.
Die Tantallampe bietet ein besonders lehrreiches Beispiel für
die Art, wie Erfindungen in Betrieben entstehen!). Die Tantallampe
ist zudem ein Markstein in der Geschichte des Beleuchtungswesens;
sie ist das Urbild unserer heutigen elektrischen Glühlampe, der
Drahtlampe. Mit deren Herstellung beschäftigen sich z. Z. Hundert-
tausende Menschen; die Anzahl der bis jetzt hergestellten Lampen
dieser Art aber beträgt Milliarden. Eine genauere Schilderung der
Vorgänge, die zu dieser Erfindung führten, wird daher vielen will-
kommen sein. Von denen, die den Dingen besonders nahe standen,
sind einige nicht mehr da; bei anderen beginnen die Erinnerungen
sich bereits zu trüben. Die feineren Zusammenhänge aber sind so-
gar vielen Beteiligten nicht genügend bekannt geworden. Mir selbst
erschloß sich vieles, was anderen verborgen blieb, weilich Bolton
von Anbeginn der Entwicklung zur Seite stand und auch mit allen
~. © VgL mein Buch „Betriebserfindungen“ 1921, Carl Heymanns Verlag, so-
wie meinen Aufsatz „Zur Frage der Betriebserfindungen“ in „Der leitende An-
gestellte” 1922, Heft 5.
anderen Beteiligten dauernd in Fühlung blieb. Schon vor der Tantal-
zeit pflegte Bolton mit mir alle seine Gedanken zu besprechen, die
möglicherweise sich technisch gestalten ließen. Ich lernte sie meist
vom ersten Keim an kennen, und vieles rang sich ihm erst in diesen
Aussprachen zur Klarheit durch. Ich machte mir Aufzeichnungen,
um sofort eingreifen zu können, wenn etwas sich so weit entwickelt
hatte, daß man ein Schutzrecht dafür anmelden konnte. Ich habe
auch Boltons eigene Aufzeichnungen über seine Versuche wieder-
holt durchgesehen. Ich bin aleo besonders gut über alles unterrichtet.
Gleichwohl macht meine Schilderung nicht den Anspruch der Voll-
ständigkeit. Ich beschränke mich hauptsächlich auf das, was ich aus
eigener Erfahrung weiß.
Bolton hatte neben seinen laufenden Arbeiten im Laboratorium
des Glühlampenwerks von Siemens & Halske auf Anregung
von Wilhelm v. Siemens jahrelang Versuche gemacht, um einen
Glühkörper für elektrisches Licht zu gewinnen, der dem Kohlefaden
überlegen wäre. Siemens & Halske stellten ihm hierfür zur Ver-
fügung, was er brauchte, und ließen ihn ungestört arbeiten. Er ging
nicht nach einheitlichem Plan vor, sondern führte das aus, was ihn
im Augenblick fesselte. Meist ging er so vor, daß er Metalle oder
leitende Metallverbindungen oder Reaktiosngemische, die erst beim
Erhitzen den Leitkörper ergeben sollten, mit einem Bindemittel pla-
stisch machte, zu Fäden oder Stäbchen formte und dann erhitzte, um
daraus einen Glühkörper zu erhalten. Die Nernstlampe, an der bei
Siemens & Halske lange gearbeitet wurde, und dann die von Auer
auf den Markt gebrachte Osmiumlampe gaben neue Anregungen und
neuen Antrieb. Wilhelm v. Siemens und Budde erhofften wichtige
Ergebnisse von den Metallen der seltenen Erden (Thorium, Erbium,
Yttrium usw.) und deren Verbindungen. Das führte zu einer Erwei-
terung des Glühlampenlaboratoriums eigens zum Studium dieser
Fragen. Trotz vieler wertvoller Arbeiten aber ergab sich, so weit
es mir bekannt geworden ist, auch dabei nichts, das die Lampenfrage
1082
weitergebracht hätte. Auch die Arbeiten an der sogenannten „Elek-
trodonlampe“, deren Entwicklung Siemens & Halske übernommen
hatte und bei der hauptsächlich Zirkonverbindungen eine Rolle
spielten, brachten Leben in das Laboratorium, wenngleich diese von
anderer Seite herrührende Erfindung sich als ein vollkommener Miß-
erfolg erwies.
Bis in den März 1902 hinein schlugen aber alle Versuche Boltons
a Von seinen Glühkörpern brannte kaum einer länger als wenige
inuten.
Ohne Zweifel haben die Erfahrungen, die er bei seiner Arbeit
im Glühlampenwerk sammeln konnte, seinem Denken reiche Nah-
rung gegeben; sicherlich haben auch die Anregungen, die er im Ver-
kehr mit anderen im Betrieb bekam — mit Chemikern, Glühlampen-
technikern und mit Männern wie Wilhelm v. Siemens, der ihn oft in
seinem Laboratorium aufsuchte und seine Arbeiten förderte, seinen
Blick geschärft. Aber es ist unmöglich, auch nur annähernd richtig
zu werten, welche Bedeutung alle solche Einflüsse des Betriebes und
der Umwelt für das Zustandekommen des ersten Erfindungsgedan-
kens der Tantallampe gehabt haben. Sicher ist nur, daß durch die
Bolton zugefallene Aufgabe, durch die ihm gebotenen Arbeitsmög-
lichkeiten und die bei der Arbeit gewonnenen Anschauungen und
Anregungen sein ganzes Sinnen und Trachten auf die Herstellung
eines haltbaren Fadens aus einem Stoff mit möglichst hohem
Schmelzpunkt eingestellt und seinem Nachdenken darüber eine fe-
stere Richtung gegeben war?). So war in seinem Geiste der Boden
für die Entstehung eines neuen Gedankens wohl vorbereitet.
Gleichwohl trat die Idee, die ihn auf den rechten Weg brachte,
so unvermittelt hervor und verließ so sprunghaft das übliche Geleise,
daß wenigstens der erste Abschnitt des eigentlichen Werdeganges
der Erfindung als urwüchsig geniale Tat erscheinen muß.
Bolton verfiel auf das Tantal, ein Metall, mit dessen phyrika-
lischen Eigenschaften damals niemand vertraut war. Aus der Lite-
ratur kannte man als Tantal nur ein sehr unreines, schwarzes Pul-
ver, mit dem sich nichts anfangen ließ. Bolton behauptete nun, dieses
Metall müsse einen sehr hohen Schmelzpunkt haben und müsse sich
zu festen, zusammenhängenden Metallkörpern vereinigen lassen. Er
gab auch gleichzeitig ein elektrolytisches Verfahren an, das es er-
möglichen sollte, dieses Metall nicht nur in größter Reinheit, son-
dern auch gleich in Form zusammenhängender Körper zu gewinnen,
und zwar gegebenenfalls in der Gestalt von Glühfäden, sodaß die zu
erwartenden großen Schwierigkeiten der mechanischen Bearbeitung
ganz ausgeschaltet würden. So erfaßte er mit einem Schlag einen
verwickelten chemischen, physikalischen und technologischen Zu-
sammenhang, u. zw. ohne jede feste wissenschaftliche oder Erfah-
rungsgrundlage; ein ganzes System intuitiver Erkenntnis, wie es
sich nur einem besonders phantasievollen Kopf in solcher Bestimmt-
heit aufdrängen konnte.
Seine durch die Erfahrung so wenig gestützte Gedankenkette
sollte sich aber unmittelbar auf den ersten Anhieb in vollem Umfang
bewahrheiten.
Es war in den letzten Tagen des März 1%2 bei einem meiner,
regelmäßigen Besuche im Laboratorium. Ich fragte Bolton, was er
Neues im Sinne habe. Da sagte er mir etwa folgendes: „Ich habe
bisher viele Metalle ohne Erfolg durchprobiert. Jetzt habe ich einen
Gedanken, der zum Ziele führen muß. Ich bin überzeugt, daß vor
allen anderen die Metalle Vanadin, Niob und Tantal für Glühfäden
geeignet sind. Zwar hat noch niemand diese Metalle in reinem Zu-
stand gesehen, und niemand kennt ihre Eigenschaften; aber aus
ihrer Stellung im periodischen System schließe ich auf ihre ganz be-
sondere Eignung für Glühlampenfäden. Das Vanadin muß schon
einen hohen Schmelzpunkt haben, das Niob einen noch höheren und
das Tantal wiederum einen noch viel höheren. Das Vanalin bildet
ein farbiges Oxyd. Das muß nach meiner Überzeugung gut elek-
trisch leiten, es muß sich also elektrolysieren lassen, falls man
es im Vakuum durch Strom erhitzt. Ähnlich leitende
Oxyde müssen sich bei Niob und Tantal finden lassen. Ich willdarum
solehe leitenden Oxyde herzustellen suchen, ein Stäbchen daraus
formen und einen Strom hindurchschicken. Ich bekomme dann unter
dem Rezipienten der Luftpumpe einen zusammenhängenden Körper
aus reinem Metall, der ohne weiteres als Glühkörper dienen kann;
ich gehe unverzüglich an die Arbeit.“
Ich war erstaunt über die Kühnheit dieser Gedankenreihe, die
mir fast ganz in der Luft zu hängen schien, und über die Selbstsicher-
heit Boltons. Ich sagte: „Sie tragen mir da mit. Siegesgewißheit eine
Behauptung vor, die sich auf eine ganze Reihe von Vermutungen
stützt, die sich sämtlich erst bewahrheiten müßten: das Vorhanden-
sein leitender Oxyde bei all den genannten Metallen; die Möglich-
keit der Reduktion im Vakuum und vor allem die Höhe der Schmelz-
punkte jener bisher fast unbekannten Metalle. Selbstverständlich
bin ich der Meinung, daß Sie die Versuche unverzüglich. machen
müssen; aber es sollte mich doch wundern, wenn Sie in Anbetracht
der vielen Unbekannten, mit denen Sie da rechnen, zu genau dem
von Ihnen vorausgesagten Ergebnis und vor allem zu einer beson-
.. 8 Der Gedanke, anstelle des Kohlefadens einen Draht aus einem Metall
mit möglichst hohem Schmelzpunkt zu verwenden, ist an sich sehr alt. Auch
Werner Siemens hatte sich sehon frühzeitig damit befaßt. Er dachte in erster
Linie an Iridium, das unter den Metallen den höchsten damals bekannten
Schmelzpunkt hutte, u Werner Siemens, „Auswahl von Briefen“ 1916, 8. 714. —
Schon vorher hatte Edison Metalle wie Iridium und Osmium vorgeschlagen
7. B. DRP. 9165). Es ist aber bei all solchen Versuchen nie etwas Brauchbares
herausgekommen.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34.
een
24. August 1922.
a ac a nee aR
ders brauchbaren Glühlampe kämen. Zu einer solchen Glühlampe
müßte der Glühfaden noch so viele gute Eigenschaften haben, un.
so viele Kleinigkeiten können den ganzen Erfolg zunichte machen,
daß ich vorerst recht skeptisch bin, zumal angesichts des Mißerfolges
Ihrer zahllosen früheren Versuche.”
Bolton erwiderte: „Nun, Sie werden ja sehen, daß ich recht be-
halte; ich beginne noch heute mit Vanadin und lasse Niob und Tan-
tal sofort folgen, und der Erfolg wird da sein.“ |
Darauf ich: „Wann kann das sein?“ — Bolton: „Wenn Sienäch-
sten Dienstag oder Mittwoch wiederkommen, werden Sie sehen.“
Ich ging kopfschüttelnd davon und bat ihn, mir auf alle Fälle
Nachricht zu geben, sobald er irgendeinen Erfolg habe. Am nächsten
Dienstag (— es war der 1. April —) klingelt er mich an und fragt,
ob ich auch bestimmt am Mittwoch komme. Am anderen Tage führt
er mich sofort in sein Laboratorium, noch ehe wir.ein Wort über die
Sache selbst gesprochen hatten. Dort zeigt er mir eine Lampe, die
mit einem weißen Licht brennt, wie ich es bis dahin bei einer Glüh-
lampe noch nicht gesehen hatte: „Für was halten Sie das?“ Darauf
ich: „Dem Anschein nach ist es eine Glühlampe, die mit sehr gerin-
gem Wattverbrauch brennt; es könnte eine Kohlenfadenlampe sein,
die mit großer Überspannung brennt.“
Bolton erwidert, die Lampe habe in der Tat, so wie sie da brenne,
weniger als ein Watt pro Kerze, aber eine Kohlefadenlampe würde
bei solcher Belastung längst zugrunde gegangen sein. Diese Lampe
brenne bereits 183Stunden so, und es liege kein Grund vor, anzu-
nehmen, daß sie diese Leistung nicht noch wesentlich länger her-
gebe. Der Faden bestehe aus Tantalmetall und sei aus einem Oxyd-
stäbchen unmittelbar durch Elektrolyse gewonnen, genau, wie er es
vorausgesagt habe. Vanadin habe sich als viel weniger geeignet
erwiesen. Tantal ergab beim ersten rohen Versuch diesen Erfolg.
Die Lampe hatte einen ziemlich dicken Faden von einigen Zen-
timetern Länge. Er sah rauh und ungleichmäßig aus, soweit ich
mich erinnere. Ich war erstaunt, daß der Faden bei dieser Beschaf-
fenheit so lange halten konnte; das lasse doch auf tatsächlich sehr
gute Eigenschaften des Materials selbst schließen. Bolton erzählte,
der Faden sei ihm einmal während des Brennens zerbrochen, die
Bruchenden seien aber bei einer Erschütterung in Berührung ge-
kommen und haben sich dabei sofort wieder miteinander verschweißt.
Die Lampe habe also gewissermaßen die Fähigkeit, sich selbst zu
reparieren. Auch das sei etwas ganz Neues. Einmal habe er wegen
eines Schadens den Faden aus der Glocke herausgenommen und in
eine neue Glocke eingesetzt; danach habe er ohne weiteren Unfall ge-
und insgesamt bis jetzt schon eine Brenndauer von 18 h er-
reicht.
Ich stand noch lange dabei, und als ich sah, daß die Lampe unver-
ändert mit hoher Weißglut weiterbrannte, sprach ich: „Ich habe nun
jahrelang Ihre Versuche und auch die Versuche Anderer kennen ge-
lernt und habe bisher nichts gesehen, was auch nur annähernd an
das heranreichte, was Sie mir jetzt hier vorführen. Wenn das richtig
ist, was Sie mir sagten über die Zahl der Stunden, die der roh her-
gestellte Faden mit dieser Belastung schon ausgehalten hat, so ist
in allem Wesentlichen eingetroffen, was Sie voraussagten. Ich bin
nun überzeugt, daß die Lampe mit Tantalfaden einen Wendepunkt
in der Geschichte der Glühlampen bedeuten wird. Ich habe schon
viele Hoffnungen scheitern sehen und bin drum sehr vorsichtig,
aber hier glaube ich an einen Erfolg. Von diesem Laboratoriums-
versuch bis zur marktfähigen Lampe dürfte jedoch ein überaus
en und langwieriger Weg sein, der jahrelanges Mühen er-
ordert.‘
Bolton war zwar erstaunt, daß ich noch mit so langen Zeit-
räumen rechnete, stimmte aber zu, daß gewaltige Arbeit noch zu lei-
sten sei. Am wichtigsten sei ihm zunächst, festzustellen, ob das Tan-
talduktilist, so daß man es zu Drähten ziehen könne.
Ich ging nun unverzüglich an die patentrechtliche Sicherung des
bis dahin Erreichten. Die erste Anmeldung wurde am 7. April 1902
eingereicht. Von dem Ziehen des Tantals zu Drähten habe ich darin
zunächst noch nicht weiter gesprochen, weil mir damals die Duktili-
tät noch nicht festzustehen schien. Zwar soll sich nach einer Ver-
öffentlichung Boltons aus 1905 schon jener erste von ihm hergestellte
Glühkörper als biegsam, also duktil, erwiesen haben. Mir st das
nicht erinnerlich. Im Anspruch der Anmeldung nannte ich aber vor-
sichtigerweise auch „Drähte“ aus Tantal, im Unterschied von „Fä-
den” oder „Stäben“. Das Patent wurde unter Nr. 154527 erteilt mit
folgenden Ansprüchen:
1. Glühkörper für elektrische Glühlampen, dadurch gekennzeich-
net, daß derselbe im wesentlichen nur aus stofflich einheitlichen
Fäden, Stäben oder Drähten aus metallischem Vanadin, Tantal
oder Niob, oder Legierungen dieser Metalle miteinander oder mit
anderen Metallen besteht.
2. Verfahren zur Herstellung von Glühkörpern nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß ein stromleitendes Oxyd der
treffenden Metalle mit Hilfe eines Bindemittels zu Fäden u. dgl.
geformt und hiernach durch Hindurchleiten eines elektrischen
Stromes zersetzt wird.
3. Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch 2, dadurch ge-
kennzeichnet, daß als Ausgangsmaterial das schwerleitende
Pentoxyd oder Säurehydrat des Niob oder Tantal verwendet
wird, in der Weise, daß es mit Hilfe eines Bindemittels (Paraf-
fin, Kautschuk od. dgl.) zu Glühkörpern geformt wird und hier-
auf durch Erhitzen in Kohlepulver oder in einem indifferentel
24. August 1922.
oder reduzierenden Gas in ein besser leitendes Oxyd übergeführt
wird, worauf durch Hindurchleiten eines elektrischen Stromes
die Zersetzung herbeigeführt wird.
4 Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch 3, dadurch ge-
kennzeichnet, daß die Menge des verwendeten Bindemittels so
gewählt wird, daß in dem fertigen Glühkörper kein Kohlenstoff
mehr enthalten ist.
Die erste Versuchslampe soll übrigens nach einer Aufzeichnung,
die ich Mitte 1904 machte, noch mehrere 100 h gehalten haben. Ich
kann das heute nicht mehr nachprüfen.
Das war dererste Abschnitt im Werdegang der Erfindung. Trotz
aller vorausgegangenen Einflüsse — wie man sie auch werten mag —
laz hier eine eigene, schöpferische Tat Boltons vor; ein kühner
Griff eines phantasiebegabten Kopfes in das Reich des Unbekann-
ten: rasch erdacht und rasch vollendet.
So aussichtsvoll auch die Sache šich am ersten Tage darstellen
mochte, so war es doch zunächst ganz ungewiß, ob es gelingen würde,
zu einem durchschlagenden Erfolg zu kommen. Gelang es nicht, alle
die zahlreichen technischen Schwierigkeiten, die noch auf dem Wege
lazen, restlos zu überwinden, so war Boltons Gedanke und Tat tech-
nisch wertlos. Er hätte wohl der Wissenschaft einen guten Dienst
seleistet durch die Rein-Darstellung des Tantalmetalles in Form
eines zusammenhängenden Körpers und durch Feststellung verschie-
dener Eigenschaften dieses Metalles; für die Technik aber hätte es
nichts bedeutet, als einen unmittelbar vergeblichen, vielleicht sehr
eroßen Aufwand an Zeit und Arbeit.
Der zweite Abschnitt im Werdegang der Erfindung war ein
mühevolles Ringen um das, was eigentlich erst eine Erfindung aus-
macht: um die dem allgemeinen Gebrauch zugängliche, ihren Zweck
erfüllende, marktfähige Lampe; die Lampe für beliebige Spannun-
een, die in gesicherter Massenherstellung gewonnen werden kann.
E: bedurfte des Zusammenwirkens Vieler und eines Zeitraumes von
etwa 3 Jahren, um diesen schwierigsten und für den Erfolg aus-
schlaggebenden Teil der Aufgabe zu bewältigen.. Auch bei dieser
Entwicklungsarbeit stand Bolton mit in der ersten Linie. Es drehte
eich dabei vor allem darum, 1. ein für die Massenherstellung geeig-
netes Verfahren zur Tantalgewinnung zu finden, 2. das Tantal in
einen solchen Zustand zu bringen, daß es durch Walzen und Ziehen
weiter verarbeitet werden kann, 3. das Ziehverfahren so auszubilden,
daß laufend die erforderlichen feinen Drähte in genügender Länge
gewonnen werden können, 4. die Lampe selbst konstruktiv durchzu-
hilden, so daß sie allen berechtigten Anforderungen der Verbraucher
entspricht. Dazu kamen noch andere Schwierigkeiten, die zu über-
winden waren. Nach alledem erst konnten dann die Arbeiter ange-
iernt und die Massenherstellung endgültig eingerichtet werden.
Bolton behielt bei allen unter 1 bis 3 genannten Arbeiten die
Führung; dabei unterstützte ihn in wirksamster Weise Herr Simp-
son. Die konstruktive Durchführung (Nr. 4) nahm Herr Dr. Feuer-
lein in die Hand. Aber ohne die umfangreichen Hilfsmittel und Er-
faıhrungen einer großen Firma, wie Siemens & Halske, und ohne die
Mitwirkung vieler tüchtiger Mitarbeiter hätte das Werk nicht vol-
lendet werden können. Wenn man den Hauptwert auf die Ent-
wieklungs- Arbeit legt, die ja erst. die Erfindung vollendete und
deren Wert begründete; so muß man sie als eine Betriebslei-
stung ansprechen. Dies gilt um so mehr, wenn man bedenkt, daß
von der ersten genialen Idee Boltonsnichts in die endgül-
tige Lampe übergegangenist als die Erkenntnis, daß
Tantal einen hohen Schmelzpunkt hat und für Glühlampen ge-
eignet ist. Das Herstellungsverfahren für das Material, die Art der
(Gewinnung von Fäden, erwies sich als ganz unzulänglich für den
praktischen Gebrauch; ebenso die Beschaffenheit dieser Fäden und
die Bauart der ersten Lampe.
Es ist unmöglich, hier auch nur annähernd alles zu schildern,
was in den folgenden Jahren geleistet worden ist. Ich bin auch kei-
neswegs über alle Einzelheiten dieser langen Zeit auseigener
Anschauung eo vollkommen unterrichtet, daß ich ein abschlie-
fendes Bild dieser Entwicklung zu geben vermöchte. Ich kann nur
einige besonders wichtige oder interessante Punkte herausgreifen
und muß es anderen überlassen, dies Bild zu ergänzen.
Ich selbst hatte während der ganzen Zeit. der Entwicklung un-
ählige Besprechungen mit allen Beteiligten, vor allem aber mit
Bolton selbst. Dabei drehte es sich für mich in erster Linie um die
ragen: Was ist bis jetzt erreicht worden? — Ist das genügend ge-
chützt? Oder wie wäre es wirksam zu schützen? — Welche weite-
ren technischen Möglichkeiten lägen vor, für uns oder für andere?
— Welche Schutzrechte wären uns im Hinblick auf solche Möglich-
keiten erwünscht? — Was müßten wir wissen und können, um solche
Schutzrechte für uns zu beanspruchen? — So war ich immer bei der
S«che. Die dauernde Erörterung aller dieser Fragen hat aber auch
naturgemäß manches beigetragen, die Lage zu klären und die Dinge
u fördern. In erster Linie aber zielte ich darauf ab, einen patent-
rechtlichen Schutzwall zu errichten, der es der Firma Siemens &
Halske ermöglichte, ruhig fortzuarbeiten, ohne befürchten zu müs-
sen, daß im Falle eines Erfolges ein beliebiger anderer sich die Er-
gebnisse der Arbeit und der sehr bedeutenden Aufwendungen ohne
weiteres aneignet. —
. Wie schon oben gesagt, war es Boltons erste Sorge, dieDukti-
lität des Tantals zu bewahrheiten, um zu gezogenen Drähten zu
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34.
1083
gelangen. Die Gewinnung eines Tantalmetalls, das für alle weiteren
Arbeiten als Ausgangsmaterial diente, hat wohl am wenigsten
Schwierigkeiten gemacht. Das ursprüngliche, elektrolytische Ver-
fahren hattè man rasch verlassen. Man gewann ein ziemlich reines
Tantal in Pulverform durch Abänderung der früher bekannten Ver-
fahren. Schon wenige Tage nach jener ersten Laboratoriums-Lampe
erzählte Bolton mir, er habe solches Tantalpulver unter hohem Druck
zusammengepreßt. Aus der Art, wie es sich bei diesem Zusammen-
pressen verhalte, und auf Grund seiner besonderen Erfahrungen mit
den verschiedenen Metallen schließe er, daß das Tantal sehr
duktil sei. Am nächsten läge es nun, das Tantal zu schmelzen. Man
müßte dann zu einem duktilen Regulus kommen. Leider aber seien
die Bedingungen für die Gewinnung eines reinen Tantalrexzulus wc-
gen des sehr hohen Schmelzpunktes ünd der hohen Reaktionsfähig-
keit des Tantals praktisch nahezu unerfüllbar. Noch mancherlei
anderes ergab sich aus jener Besprechung.
Um nichts zu versäumen, arbeitete ich im Anschluß daran sechs
Patentanmeldungen aus, die alles zusammenfaßten, was sich Erfolg-
versprechendes ergeben hatte. Nach einer von diesen Anmeldungen
sollen geprefßte und gesinterte Körper durch Strom soweit erhitzt
werden, daß ein homogener Körper entsteht, der gezogen werden
kann. Dabei vermied ich es, ausdrücklich zu erwähnen, daß die Er-
hitzung bis zum Schmelzpunkt getrieben werden solle, da dies ja
keineswegs unerläßliche Bedingung der Duktilität ist.
Nach einer anderen jener Anmeldungen soll das Metallpulver
mittels Paraffin geformt und dann gesintert werden.
Die Ausarbeitungen legte ich Bolton noch im April 1902 vor und
reichte sie am 2. Mai 1902 ein. Die beiden oben erwähnten wichtig-
sten insbesondere führten zu den Patenten Nr. 159811 und Nr. 164357.
Der ursprüngliche Anspruch des ersteren Patentes lautete: i
„Verfahren zur Herstellung von homogenen Körpern aus Va-
nadin, Tantal oder Niob oder Legierungen derselben, gekennzeich-
net dadurch, daß amorphe Metallpulver der betreffenden Metalle
oder chemische Verbindungen derselben, welche durch den elektri-
schen Strom zu Metall reduziert werden, mit oder ohne ein geeig-
netes Bindemittel in die Form von Stäben, Fäden od. dgl. gebracht,
nötigenfalls zuerst im Ofen und hierauf durch Hindurchleiten eines
elektrischen Stromes stark erhitzt werden, bis ein zusammenhän-
gender Metallkörper entstanden ist, worauf der so erhaltene Me-
tallkörper durch Walzen, Ziehen, Pressen od. dgl. in die gc-
wünschte Form gebracht wird.”
Anfang Mai 1902, vielleicht auch etwas später, mag es dann ge-
wesen sein, daß Bolton zum ersten Male beim Durchschmelzen eines
dünnen Stäbchens im Vakuum einen Lichtbogen und kleine Tantal-
tröpfchen erhielt. |
Am 5. Mai besprach ich die ganze Lage mit Wilhelm v. Siemens.
Dabei betonte dieser die große Bedeutung, die es haben würde, wenn
es gelänge, das Tantal vollständig zu schmelzen und zu Drähten zu
ziehen. Er empfahl mir trotz der gegenwärtigen Unsicherheit des
Erfolges, auf alle Fälle einen Patentanspruch allgemein auf die Ver-
wendung eines gezogenen Drahtes aus Tantalmetall für Glüh-
fadenzwecke zu richten. Das sei die eigentliche Erfindung, um die
allein es sich für uns drehen könne. Nur wenn es gelänge,
Drähte zu ziehen, habe die Sache eine ernsthafte Bedeutung. Wenn
wir etwa mit gespritzten Fäden arbeiten müßten, würde das ganze
Gebiet praktisch so gut wie verloren sein.
Ich stellte daher zu der Anmeldung des Patentes Nr. 159811
neben dem oben bereits angeführten nachträglich noch folgenden An-
epruch auf:
„Glühkörper für elektrische Glühlampen nach Patent 154527,
dadurch gekennzeichnet, daß derselbe aus gezogenen oder gewalz-
ten Drähten oder Blechstreifen von Tantal, Niob oder Vanadin
oder schwer schmelzbaren Legierungen dieser Metalle besteht.” .
Wilhelm v. Siemens beschäftigte sich von Anfang an sehr mit
der ganzen Sache und hat die jeweilige Lage laufend mit Bolton und
anderen besprochen. Seinen Einfluß und seine Bedeutung für das
Zustandekommen der Erfindung richtig zu schätzen, vermag nur,
wer seine Eigenart kennt. Er wußte durch geschicktes Ausfragen
eine Gedankenreihe in Fluß zu halten und halb entwickelte Gedan-
ken ans Licht zu ziehen und zu klären. Halbheiten konnten vor ihm
nicht lange bestehen, und wer es versuchte, sich seinen eindring-
lichen Fragen durch Ausreden zu entziehen, der saß bald auf. Dazu
kam eine andere Eigenschaft. Er war ungemein zäh im Verfolgen
eines Zieles, das sich ihm als wichtig und erreichbar darstellte. Für
ihn war in unserem Fall das einzige, was praktisch in Betracht kom-
men sollte, die Lampe mit einem gezogenen Draht, der aus einem
Schmelzkörper gewonnen wurde. Bolton neigte viel eher dazu, auf
halbem Wege stehen zu bleiben und sich auch mit einem geringeren
Erfolg zu begnügen. Wilhelm v. Siemens schnitt ihm iede Aussicht.
auf Erfolg ab, wofern er sich nicht auf das gesteckte Ziel einstellte.
Mit fortschreitender Arbeit wurde dann die gestellte Forderung
immer mehr verschärft derart, daß eine Lampe zu schaffen sei, die
bei einem Verbrauch von höchstens 15 W pro Kerze mindestens
500 h Lebensdauer ergebe; daß die erforderlichen feinen Drähte in
vollkommen beherrschter und gesicherter Massenherstellung in be-
liebigen Längen ziehbar sein müßten; daß die Lampe für die ge-
bräuchlichsten Spannungen in Anlehnung an die Gröfßenverhältnisse
der Kohlefadenlampen zu bauen sei, und daß zunächst einmal in
mehrmonatlicher, ununterbrochener Probefabrikation mindestens
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Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 34.
24. August 1922.
1000 Stück pro Tag hergestellt worden sein müßten. Bevor dies alles
erreicht wäre, sollte unter keinen Umständen irgend etwas veröffent-
licht und keine Lampe in den Verkehr gebracht werden. Siemens
kümmerte sich um alle Einzelheiten und griff überall beratend und
helfend ein. Es ist nicht leicht zu sagen, wieviel bei der ganzen Sache
seinem Einfluß zu danken ist und was geworden wäre, wenn er nicht
mit Rat und Tat und als scharfer Richtungsweiser mitgeholfen hätte.
Ich glaube aber nicht irre zu gehen, wenn ich sage, ohne seine Mit-
wirkung wäre die Lampe erst sehr viel später oder vielleicht nie bis
zu der Vollkommenheit durchgebildet worden, mit der sie 1905 auf
den Markt kam. Ein zu frühes Herauskommen mit der Lampe würde
die Fortentwicklung sicher gehemmt und alle die Gegenkräfte vor-
zeitig ausgelöst haben, die dahin arbeiteten, der Lampe den Rang ab-
zulaufen. —
Auf dem Wege zur Duktilisierung lag zunächst die Aufgabe des
Schmelzens. Die Schwierigkeiten waren ungewöhnlich groß, und es
dauerte sehr lange, bis man wirklich brauchbare Schmelzkörper be-
kam. Moissan hatte schon früher das Schmelzen eines unreinen Tan-
talpulvers im elektrischen Ofen versucht. Er bekam auch im Licht-
Poeni, einen Regulus; dieser bestand aber fast vollständig aus
arbid.
Die Schwierigkeiten lagen einesteils in der Erzielung der erfor-
derlichen sehr hohen Temperaturen, andererseits in der großen Ver-
wandtschaft des Tantals zu fast allen bekannten Stoffen bei hohen
Temperaturen. Um auf die Schmelztemperatur zu kommen, konnte
man an Wärmezufuhr von außen denken, oder an elektrische Wider-
standserhitzung, bei der die Tantalmasse selbst als Widerstand
dient; oder aber an die Wirkung eines Lichtbogens, bei dem die zu
schmelzende Masse als eine Elektrode benutzt wird. Die Ausgangs-
masse selbst konnte entweder die Form zusammenhängender Körper
haben, wie sie nach dem ursprünglichen Boltonschen elektrolytischen
Verfahren gewonnen wurden, oder es konnten Massen verwendet
werden, die aus pulverförmigem Ausgangsmaterial gewonnen waren,
z. B. durch Zusammenpressen oder Zusammensintern. Um die Be-
rührung mit anderen Stoffen und die dadurch bedingte Verunreini-
gung zu verhüten, mußte man für geeignete Unterlagen, auf denen
die Schmelzmasse ruhen sollte, und für die Fernhaltung aller reak-
tionsfähigen Gase sorgen. Anfangs wurde versucht, die von einem
frei angeordneten Stäbchen im’ Lichtbogen abtropfenden Schmelz-
kugeln in einem daruntergestellten Schälchen aufzufangen. Die da-
bei erhaltenen Kugeln waren aber verunreinigt und spröde. Vieler-
lei anderes wurde durchprobiert mit ähnlichem Mißerfolg. Noch im
November 1902 kam daher der Gedanke von neuem auf, den Schmelz-
prozeß ganz zu umgehen, eine pulverige Metallmasse zunächst me-
chanisch zu verdichten, dann stark zu erhitzen, um sie zu sintern,
und dann weiter zu verarbeiten. Dies führte zu dem Patent 154998
vom 13. XI. 1902 mit folgenden Ansprüchen: j
1. „Verfahren zur Herstellung von homogenen Körpern schwer
schmelzbarer Metalle aus Metallpulvern, gekennzeichnet da-
durch, daß die Metallpulver unmittelbar durch Walzen zu Fä-
den oder Bändern vereinigt werden.
2. Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch 1, gekenn-
zeichnet dadurch, daß die Körper nach dem Walzen durch Hin-
durchleiten eines elektrischen Stromes bis nahe an den Schmalz-
punkt des Metalls erhitzt werden, zu dem Zwecke, den Kör-
pern höhere Festigkeit und Ziehbarkeit zu verleihen.”
"Erst Anfang des folgenden Jahres wurde das Schmelzverfahren
soweit ausgebildet, wie es erforderlich war, um duktile Körper zu
bekommen. Man schmolz in einer verhältnismäßig großen, an die
Luftpumpe angeschlossenen Glasglocke im Vakuum, u. zw. mittels
des Lichtbogens, der zwischen einer Tantalelektrode und dem zu
schmelzenden Tantalkörper gebildet wurde. Letzterer war aus Pul-
ver zusammengepreßt und ruhte auf einer Unterlage aus Tantal-
metall. Die Elektrode wurde durch eine eigenartige Dichtung in die
Glocke hineingeführt, so daß sie von außen frei nach allen Seiten be-
wegt werden konnte.
Das Verfahren ist niedergelegt in den beiden Patenten Nr.
152848 vom 20. I. 1903 und Nr. 153826 vom 29. III. 1903, deren Patent-
ansprüche lauten:
Nr. 152848 „Verfahren zur Herstellung homogener Körper aus Tan-
talmetall oder anderen schwer schmelzbaren Metallen, gekenn-
zeichnet dadurch, daß das auf beliebigem Wege hergestellte Me-
tallpulver zunächst durch Zusammenpressen oder Zusammensin-
tern zu einem hinreichend festen Körper vereinigt wird und hier-
auf durch Hindurchleiten eines elektrischen Stromes im Vakuum
oder indifferenter Umgebung bis zum Schmelzen erhitzt wird.”
Nr. 153826 „Verfahren zur Herstellung homogener Körper aus Tan-
talmetall oder anderen schwer schmelzbaren Metallen nach Pa-
tent 152848, gekennzeichnet dadurch, daß das Schmelzen des Me-
talles in einem Gleichstromlichtbogen erfolgt, für welchen der
zu schmelzende Körper als positive Elektrode dient.”
Die Schmelzkörper, die man auf solche Weise bekam, waren nun
aber noch keineswegs immer duktil. Es kamen große Ungleichmäßig-
keiten vor, die eine geregelte Fabrikation einfach unmöglich ge-
macht hätten. Es dauerte sehr lange, bis man die Ursachen erkannt
und die Mittel zu ihrer Abhilfe gefunden hatte. Es kam z. B. auf die
Verwendung möglichst reiner Ausgangsmaterialien, auf die Strom-
art und das Verhältnis der Stromstärke zum Gewicht der Schmelz-
masse, auf die Temperatur der Schmelzmasse und die Dauer des
Schmelzprozesses an; zum guten Teil auch auf die geschickte Füh-
rung der beweglichen Elektrode beim Schmelzen. Vor allem aber
zeigte sich, daß viele schädliche Verunreinigungen des Regulus ganz
ausgetrieben und Blasenbildung verhütet werden konnte, wenn das
Metall im Vakuum gründlich genug durchgeschmolzen wurde. Die
hierbei gemachten Erfahrungen fanden z. T. ihren Niederschlag in
dem Patent Nr. 155548 vom 15. X. 1903, dessen Anspruch folgender-
maßen lautet:
` „Verfahren zum Reinigen von Tantalmetall, dadurch gekenn-
zeichnet, daß im Vakuum oder in einer indifferenten Atmosphäre
zwischen dem zweckmäßig als Anode dienenden Rohmetall einer-
seits und einer Kathode aus reinem Tantal- oder einem anderen
Metall andererseits ein Lichtbogen gebildet wird zwecks Ausschei-
dung der fremden Beimengungen.” `
Große Schwierigkeiten machte dann aber noch das Ziehen des
so gewonnenen Materials selbst. Handelte es sich doch darum, Drähte
von größter Feinheit aus einem ungewöhnlich harten Material zu
gewinnen, dessen Härte sich beim Ziehen unter Umständen noch we-
sentlich steigerte. Im September 1903 gelang es zum erstenmal, auf
einen Drahtdurchmesser von 0,05 mm herunterzukommen. Später
kam man noch erheblich weiter. Freilich waren es bei der damals
noch nicht ganz überwundenen Unsicherheit der Tantalgewinnung
zuerst meist nur Drähte von unregelmäßigen Längen; oft nur kurze
Stückchen. Aber man lernte allmählich das Material immer besser
kennen und das Ziehverfahren immer mehr beherrschen. —
Sobald man erst einmal überhaupt gezogene Drähte hatte, konnte
man auch daran gehen, die Lampenkonstruktion selbst durchzubil-
den. Man mußte hierfür die bei Kohlefadenlampen und auch die bei
der Osmium-Lampe angewendeten Wege ganz verlassen. Um Lam-
pen üblicher Kerzenzahl und Spannungen zu gewinnen, mußte man
ungewöhnlich große Längen des Drahtes in der Lampenglocke unter-
bringen. Dies war um so schwieriger da man an der Grundforderung
festhielt, daß die Lampenglocke sich in den sonst bei Kohlefadenlam-
pen üblichen kleinen Abmessungen balten sollte. Dadurch war die
Gefahr von Kurzschlüssen zwischen einzelnen Teilen des langen Fa-
dens gegeben. Die Aufgabe wurde ferner dadurch erschwert, daß im
Gegensatz zu den Kohlefäden die Tantaldrähte bei den in Betracht
kommenden hohen Temperaturen weich sind und der eigenen
Schwere folgend ihre Form und Lage ändern. Hierdurch wurde die
Kurzschlußgefahr noch wesentlich erhöht. Man half sich dadurch,
daß man ein besonderes Traggestell mit zwei Kränzen von Haltern
verwendete und zwischen den beiden Halterkränzen den Tantaldraht
hin- und herführte. A
Ein Traggestell mit zwei Kränzen von Haltern hatte schon Bol-
ton einmal hergestellt, als er die ersten Proben gezogener Draht-
stückchen in Händen hielt. Aber damit allein war noch nichts ge-
wonnen. Bolton hat auch den Gedanken nicht weiterverfolgt und die
Lampe konstruktiv nicht durchgebildet. Der Weg wurde erst von
Dr.Feuerlein (wie ich glaube ganz unabhängig von Bolton) auf
Grund sehr mühevoller und langwieriger Versuche gebahnt.
Es bedurfte in der Tat sehr langer, mühevoller Arbeit und vieler
Erfahrungen, bis man die wirklich brauchbare Form gefunden hatte.
Zum Beispiel wirkte die thermische Längung der Drähte beim Warm-
werden sehr störend und gab zu zahlreichen Anordnungen Anlaß, die
den daraus entstehenden neuen Gefahren begegnen sollten. Anderer-
seits aber zeigte sich bald, daß nach längerer Brenndauer der Lam-
pen eine Kürzung der Fäden eintrat, die mit einer Strukturänderungz
des Fadens selbst und mit einem Sprödewerden verbunden war. Es
erforderte viel Erfahrungen und viele neue Gedanken, um diesen
einander in mancher Beziehung geradezu widersprechenden Anfor-
derungen gerecht zu werden. Durch geschickte Gesamtanordnung,
durch passende Wahl von Größe, Form und Material der Halter, durch
die Formung der Fäden selbst usw. gelang es im Laufe der Zeit,
aller dieser Schwierigkeiten Herr zu werden. Auch die geeigneten
- Verfahren zum Auspumpen der Lampen konnten erst nach unzähli-
gen Versuchen herausgefunden werden, und die Entwicklung der Re-
geln für die richtige Bemessung der Drähte für jede vorgeschriebene
Spannung, Lichtstärke und Wattzahl erforderte ein besonders ein-
dringendes Studium der Eigenschaften des Tantaldrahtes. Diese ge-
samte konstruktive Durchbildungsarbeit bis zur letzten Vollendung
war meines Wissens hauptsäcmhich das Verdienst des Herrn Dr.
Feuerlein. Er war es auch, der zuerst auf die große wirtschaft-
liche Bedeutung eines ausreichenden Patentschutzes gerade für diesr
Seite der ganzen Arbeit aufmerksam machte.
So mühevoll alle diese konstruktiven Arbeiten waren, und £0
weit sich auch die Lampen in ihrem ganzen Aufbau von allem ent-
fernten was früher auf dem Markt war, so schwierig war es doch, ge-
rade dafür einen sicheren Patentschutz zu erlangen, weil es prak-
tisch kaum möglich war, den Leser einer Patentanmeldung vollstän-
dig in den Geist einzuführen, aus dem heraus eine im ersten Moment
scheinbar geringfügige Maßnahme geboren war. Es bedurfte eines
ganzen Systems von Anmeldungen, um den Schutzbereich einiger-
maßen sicherzustellen. Die erste dieser Anmeldungen hatte folgen-
den Anspruch:
„Verfahren zur Herstellung von Glühlampen mit Metallglüh-
fäden, dadurch gekennzeichnet, daß ein Metalldraht von den der
erforderlichen Lichtstärke und Spannung entsprechenden Abmes-
sungen über mehrere in geeigneter Entfernung angeordnete Be-
kann a a e] MOPO EEEO O AE O o ge $
24. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 34:
1085
festigungshaken oder Nuten eines in der Birne zu befestigenden
Traggestelles geführt und derart ausgespannt wird, daß schädliche
Lagenveränderungen des Metallfadens vermieden werden.”
Sie wurde schon im Juni 1903 eingereicht (DRP. Nr. 153328).
Ihren Hauptwert erlangte sie außer durch die Festlegung der Urform
des Traggestelles vor allem dadurch, daß der Ausspannungsgrad
der Fäden richtig definiert wurde zu einer Zeit, da man noch sehr im `
Dunkeln tappte. _
Die Hauptanmeldung ergänzte ich bald durch eine ganze Reihe
von Zusatzanmeldungen, die nicht nur den Zweck hatten, Auswege
zu versperren, sondern auch vor allen Dingen dem Hauptpatent bei
späteren Kämpfen eine befriedigende Auslegung, einen ausreichen-
den Schutzumfang zu sichern.
Als die Anmeldungen in der Öffentlichkeit bekannt wurden,
ahnte man noch nicht, daß sich da ein großes Ereignis vorbereitete,
und spottete vielfach über die „wunderlichen” Anmeldungen. Als es
aber später Ernst wurde, rannte man in der ganzen Welt gegen die
Patente an und suchte sie zu vernichten oder wenigstens beschränkt
auszulegen. Es zeigte sich auch tatsächlich fast überall, daß man nur
schwer der wirklichen Bedeutung der darin niedergelegten Gedan-
ken gerecht werden konnte. Es war dem Fernerstehenden offenbar
nicht leicht, die fortschrittliche Bedeutung der Neuerungen richtig
zu Schätzen, die so geringfügig schienen und doch zumeist das Er-
gebnis großen Aufwands an Mühen und Scharfsinn waren. Es waren
Neuerungen, die hier zum erstenmal in Erscheinung traten und
trotzdem bald darauf von zahlreichen Nachahmern als zum unent-
behrlichen, vermeintlich jedermann zustehenden Bestand der Tech-
nik gehörig in Anspruch genommen wurden. Der Kampf um den Be-
stand der Halterungs-Patente und um die Feststellung ihres Um-
fangs, und dann die Geltendmachung der Patente gegen die zahllosen
Verletzer, das alles hat mehr als anderthalb Jahrzehnte gedauert. —
Die Lampe selbst und die gesamte Herstellung wurde im Laufe
des Jahres 1904 bis zur Vollendung durchgebildet. Man hatte das
Ziel von Anbeginn sehr hoch gesteckt, und erst, als alle Bedingungen
restlos erfüllt waren, wurde die Öffentlichkeit unterrichtet und die
Lampe dem Verkehr übergeben. Am 17. I. 1%5 berichteten Bolton
und Feuerlein über das Errungene im Elektrotechnischen Verein
(vgl. „ETZ” 1905, Heft 4). Über die wissenschaftliche Ausbeute sei-
ner Arbeit veröffentlichte Bolton das Wichtigste in der „Zeitschrift
für Elektrochemie” 1905, Nr. 3. Er nennt dort am Schluß auch eine
Reihe von Herren, denen er wesentliche Hilfe verdankte. Ich habe
diese nicht alle hier erwähnt; nicht, als ob ich deren Verdienste zu
gering schätzte, sondern weil ich hier in erster Linie nur das berich-
ten a was ‘in meiner eigenen Erfahrung im Vordergrunde
stand. —
Es ist im Einzelfall zumeist sehr schwierig, ja geradezu unmög-
lich, die Zusammenhänge vollständig klarzustellen, denen das Ent-
stehen einer Erfindung zu danken ist. In Betrieben, in denen tau-
sendfältige Erfahrungen zusammenströmen, immer neue Aufgaben
an den einzelnen herantreten, alle Hilfsmittel zur Verfügung gestellt
werden, um Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu leisten und neue
Erkenntnisse planmäßig zu erschließen, wird man für die überwie-
gende Mehrzahl der dort entstehenden Erfindungen annehmen dür-
fen, daß alle jene Betriebseinflüsse von erheblicher, ja ausschlagge-
bender Bedeutung für das Zustandekommen der Erfindungen sind.
Gleichwohl spielen in jedem Einzelfalle auch subjektive Momente
mit hinein; die besondere Erfahrung des einzelnen, seine Art, die
Dinge geistig zu erfassen und zu verarbeiten, zufällige Gedanken-
verbindungen und „Geistesblitze” werden eine Rolle spielen. Das
liegt ja im Wesen alles menschlichen Wollens und Tuns überhaupt.
Da gibt es keinen Zwanglauf, der sich auf eine einfache Formel brin-
gen ließe. \
Hier liegt nun ein Fall vor, in dem in einem Abschnitt der Ent-
wicklung der persönliche Anteil eines einzelnen gariz besonders
stark hervortritt. Die Erfindung der Tantallampe wurde eingeleitet
mit einer merkwürdigen Leistung Boltons, mit einem stark indivi-
duellen Geistesblitz, der im Rahmen des allgemeinen Strebens nach
einem neuen Glühlampenmaterial unvermittelt einen neuen Ausblick
eröffnete und ein fruchtbares Feld erschloß. Die eigentliche erfinde-,
rische Schöpfung aber, wie sie mehrere Jahre später in die Öffent-
lichkeit trat, war das Werk eines wohlorganisierten Betriebes. Auch
an diesem Betriebswerk hat zwar Bolton noch großen Anteil genom-
men, und seine Gesamtleistung ist auch von dem Betrieb, dem er
diente, hoch gewertet worden (Bolton hatte einen Anteil am Gewinn
aus dem Vertrieb der Tantallampe). Aber es haben auch viele An-
dere sowie die Gesamterfahrung und die Einrichtungen des Betriebs
entscheidend mitgewirkt. Die Bedeutung dessen, was hier geschaf-
fen worden ist, lag übrigens nicht sọ sehr in der Verwendung des
Tantalmetalles an und für sich, als vielmehr in den gewaltigen tech-
nischen Anregungen, die von der bis ins kleinste vorbildlich durch-
gearbeiteten neuen Lampe ausgingen. Sie wirkte auslösend für die
weiteren Fortschritte und vermittelte den Übergang zur Wolfram-
drahtlampe, die jetzt seit über einem Jahrzehnt die Alleinherschaft
behauptet. |
Die Wolframlampe in ihrer letzten Vollendung kam zwar aus
Amerika zu uns. Sie hat aber eine lange Vorgeschichte, die bis in die
Anfangsstufen der Entwicklung der Tantallanmıpe zurückreicht und
mit dieser Entwicklung eng verknüpft ist. Die Geschichte der Wolf-
ramlampe und der Wolframverwertung überhaupt bietet soviel des
Merkwürdigen, daß ich, der ich auch dieser Sache besonders nahe
stand, mich verpflichtet halte, zu geeigneter Zeit auch hierüber
einiges mitzuteilen.
Bedienungsloses Kraftwerk mit Asynchronmaschinen.
Von A. Palme, Pittsfield V.S. A.
Während des letzten Jahrzehntes ist in Amerika viel geleistet
worden, um menschliche Handarbeit so viel als möglich auszuschal-
ten. Maßgebend hierfür waren zwei Faktoren: erstens die stetig
steigenden Löhne, die für Handarbeit gefordert und bezahlt werden
mußten, und zweitens die höheren Ansprüche, die von Tag zu lag
auf häusliche Bequemlichkeit in selbst minder bemittelten Kreisen
gestellt werden.
Ohne mich in der Aufzählung der großen Menge derartiger,
Handarbeit sparender Maschinen verlieren zu wollen, möchte ich
nur einige markante Beispiele erwähnen. Hunderttausende von
elektrischen Staubsaugern und elektrischen Waschmaschinen sind
während der letzten paar Jahre an amerikanische Familien verkauft
worden. Ja, eine moderne Braut eines Mannes von sagen wir 2590 $
jährlichem Einkommen wird heutzutage ihre Stirn in Falten legen,
wenn sie ihre elektrisch gewaschene Wäsche mit einem gasgcheiz-
ten Bügeleisen, statt mit einem elektrischen, und ohne elektrisch
aügetriebene Mangel plätten muß. Ein Restaurant, das auf einen
regen Gästezuspruch im Hochsommer rechnen will, ist heute ze-
zwungen, ein Dutzend oder mehr Decken- und Wand-Ventilatoren
zu imstallieren, um den Aufenthalt in dem Lokale begehrlicher zu
zestalten. Die Verbindung der bestehenden Dampfheizung in seibst
kleinen Einfamilienhäusern mit 6 oder 7 Zimmern mit einem, die
Temperatur selbttätig regelnd®n Thermostaten ist gang und gäbe.
Aber nicht nur derartige häusliche Behelfe sind während der
letzten Jahre fast ein Bedürfnis geworden, auch die recht ver-
wickelte Bedienung von elektrischen Unterwerken mit synchronen
mformern sind derartig eingerichtet worden, daß deren Betrieb
ohne jede menschliche Hilfe verläßlich aufrecht erhalten werden
kann. Derartige Unterwerke sind bereits vielfach in tadelloscm
Betriebe und sind aus Berichten auch den Lesern der „ETZ“ zar
Genüge bekannt.
. Letzthin ist jedoch ein neuer Weg vorgeschlagen und tatsäch-
ich ausgeführt worden, der berufen ist, in Zukunft bei langen
Überlandleitungen durch an Wasserkräften reiche Gebiete, eine
wichtige und einträgliche Rolle zu spielen. Es ist dies die Einrich-
tung eines elektrischen Wasserkraftwerkes, in welchem statt der
Abb.ı. Asynchrones Kraftwerk in Lee. Äußere Ansicht der Hochdruckstation.
üblichen Synchrongeneratoren Asynchrongeneratoren oder Induk-
tionsmotoren verwendet werden.
nötigen Erreger-Wechselstrom von einer synchron arbeitenden Mut-
Jeder Induktionsmotor, der den
teranlage erhält, und der übersynchron angetrieben wird, gibt elek-
trische Leistung ab. Eine derartige Anlage kann
eine solche Asynchronanlage mitteilen, die im August
über eine Wasser-
000 V-Fernleitutg,
res dem Betriebe übergeben
Das Städtchen i
kraft von etwa 1000 PS verfügt, liegt an einer 11
die von der Stadt Pittsfield nach Great-Barrington, eine Entfernung
von 16 km, füh
rt. Unterwegs werden von dieser Fernleitung eine
Anzahl von industriellen Unternehmungen gespeist. Eine Finanz-
gruppe in Pittsfield beschloß, dieso Wasserkraft in
trom
beit der
wendung und geringste Bed
hierbei die wesentlichsten Faktoren,
schlaggebend waren, um dieses neu zu errich-
tende Werk als Asynchronwerk auszu-
führen, und den hierzu nötigen Erregerstrom
aus der Pittsfild-Leitung ZU beziehen.
bildung 1.)
Es war ein natürlicher See vorhanden, der
genügend Wasservorrat für 5 Be-
triebsreserve hat. Von di
Pond) wurde eine 2 km lange
tung nach dem aschinenhaus geführt, wo-
selbst ein Gefälle von etwa 130 m zur Ver-
i g steht. Die Rohrleitung wurde aus Ze-
. dernholzstäben zusammengebaut, mit Stahl-
draht umwunden und mit Pech getränkt. Ihr
lichter Durchmesser ist 700 mm am nfang
und 660 mm gegen das Ende hin. Wenige
Meter vom Wasserschlößchen ist ein Stand-
rohr von 800 mm Durchmesser vorgesehen,
das Wasseretöße aufzunehmen bestimmt ist.
Längs der Wand des Kraftwerke ist ein Ver-
teilungsrohr aus Stahlguß mit drei Abzweig-
rohren von 250 mm Durchmesser verlegt wor-
den, an welches die Düsen der drei Pelton-
räder angeschlossen sind. Jede dieser drei
Turbinen hat ein einziges Bech rrad, das von
zwei Düsen beaufschlagt wird. Die Leistung
der Turbinen ist je 350 PS. Unmittelbar ge-
it di Rädern ist je ein Drei-
phasen - nal - Electric - Industionsmotor
von 350 PS mit Kurzschlußanker, des-
sen synchrone Drehzahl bei 60 Per und
2300 V ist.
asynchronen Generators machen die
Durchgehen
gefährliches
iodes der drei
Zwecke ist J
begrenzer versehen, welcher derart arbeitet, daß, wenn die
schwindigkeit mehr als 50
zwischen die Düsen und das Becherrad
remd dieser Ablenker den Wasserstrahl teilweise od
die Düsen den Querschnitt verjingend
schoben, worauf der Ablenker wieder zurückgeschwenk
werden in
die bei dem relativ hohen Gefälle gefährlich
Antrieb j i
Riemen, was auf den ersten Blick gefährlich ersch
Riemen läuft jedoch eine kleine Spannrol
abgleiten
schalter,
meter, sowie einen Spannungsmesser. Zähler und Wattme
Festigkeitsunte
ßdarucke und Oberflächenbeschaffenheit bei
I. Einfluß verschiedener Pre
Von Ing. Alfred Schob, Ständ.
Übersicht.
Isolierstoffen aus Festigkeitsuntersuchungen,
ger- und Verbraucherkreisen erhöhtem Interesse begegnen,
inwieweit selbst die an geometrisch einfach
pern gefundenen Festigkeitswerte durch Abweichungen im Fabrikations-
Die nachstehenden Untersu
zu wissen,
gang beeinflußt werden.
us
1) Die ausführliche
‚Mitteilungen aus dem
Berlin.)
Die besonderen Eigenschaft
dung eines
Turbine entbehr-
Last entsprechend von
hen werden, um
Mutterwerk ein
verhindern. Zu
Peltonräder mit einem Geschwindigkeiis-
C-
Verwer
Drehzahlreglers für die antreibende
vorgese
dieses Geschwindigkeitsbegrenzers erfolgt
eint. Auf diesem
falls der Riemen
oder reißen sollte, herabfällt und die Turbine
Die einfache Schalttafel enthält für jeden G
einen Strommesser, einen Zähler, ein registrierendes Watt-
\ Arbeit mit Beschreibung der Ve
und Angabe aller einzelnen ‚Versuchsergebnieee erscheint
Staatlichen Materialprüfungsamt“.
Tee auszubauen
Abb. 2. Asynchrones Kraftwerk in Lee. Innenansicht der Hochdruckstatiön.
abstellt.
en eines
selbst-
diesem
rechts- und linksgängig an. Die Inbetriebsetzung der Anlage ist
i wo-
äußerst einfach. Man öffnet eine der zwei Turbinendüsen, .
durch der Satz auf e t w & synchrone Geschwindigkeit gebracht wì
Dies wird lediglich durch Hören beurteilt. Sodann wird Ölschal-
ter geschlossen, wodurch der Satz fast augenblicklich in Synchronis-
mus springt. Daraufhin wird die zweite Düse geöffnet, WAS den M
tor über Synchron eschwindigkeit bringt, und ihn sofort zu einem
Generator macht. j i
von Pittsfield ausbleiben, 80
suchen durchzugehen. Bei
ein, der ihre Drehzahl auf wenige Prozent unter der synchronen
schwindigkeit hält. Wenn nun der Erregerstrom zurückkehrt, sprin-
gen die Motoren sofort auf synchronen Gang. hinauf, der Begrenzer
läßt los, und die Maschinen erzeugen in die Fern-
edrückt wird. Alles dies geschieht natürlich völlig elektro-
mechanisch ohne jedes menschliche Zutun. Um sich von der richti- |
ige des Begrenzers ZU überzeugen, i j
nahmefall allwöchentlich einmal von Hand aus W illkürlic
herbeigeführt. Die Anlage läuft Tag und Nacht von Montag mr
en.
q
i
4
Abb. 2 veranschaulicht das Innere des Kraftwerkes.
Das Unterwasser dieser Anlage wird in einem kleinen Behälter
gesammelt und durch eine Druckrohrleitung von 1 mm Durch-
messer, ebenfalls aus Zedernholz, von 400 m Länge einem zweiten
Niederdruckwerk zugeführt, woselbst ein Gefälle von etwa 20m |
zwei weitere PS-Niederdruck-Turbinen betätigt, die mit je einem ;
300 PS-Drehstrommotor verbunden sind. Die allgemeine Einrichtung \
dieser Niederdruckanlage ist gleich jener des Hochdruckwerk:s. !
Beide Anlagen sind über selbstgekühlte Öltransformatoren von |,
9300 — 11000 V an die Pittsfielder Fernleitung angeschlossen UN
werden zusammen etwa 4 Mill. kWh/Jahr abgeben.
|
Diese kleine Kraftanlage ist die erste ihrer Art im Osten
ähn- |
Normalstäben’).
enerator: einen
Vereinigten Staaten und wird zweifellos als Vorbild für viele
ter zeigen liche Anlagen in der nächsten Zukunft dienen.
rsuchungen an elektrischen Isolierstoffen. |
t
demnächst in
Mitglied des Staatlichen Materialprüfungsamtes, Berlin-Dahlem.
reuchseinrichtungen
en
(Verlag J. Springer.
sich zunächst auf Normalstäbe mit und ohne Preßhaut sus Predm#-
terialien die mit verschiedenen Preßdrucken hergestellt sind. Vom
normalen nicht allzusehr abweichender Preßdruck hat im allgemeinen
keinen Einfluß auf die Festigkeitseigenschaften, dagegen ergeben Stäbe
mit Preßhaut im allgemeinen etwas höhere Werte als bearbeitete.
Die Wichtigkeit einer genauen Kenntnis der Eigenschaften von
namentlich der Preßmaterialien,
zu we
deren Beachtung U
beginnt in weiteren
en. Seitens des
Isolierstoffen,
Befol- |
Kreisen der Elektrotechnik erkannt
sind Prüfvorschriften herausgegeben,
24. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 34.
1087
gung in der Praxis nicht genug empfohlen werden kann. Man ist
sich aber klar darüber, daß die in diesen Vorschriften niedergelegten
Erkenntnisse und Erfahrungen noch nicht genügen. Weitere um-
fangreiche F orschungsarbeit ist zu leisten. Die vorliegende Arbeit
soll einen Schritt in dieser Richtung tun, weitere Arbeiten des
Staatl. Materialprüfungsamtes, die in engster Verbindung mit der
lsolierstoffkommission des VD
folgen. Das Amt hatte sich zunächst die Aufgabe gestellt, zu
ermitteln:
1. Welchen Einfluß verschieden hohe Preßdrucke,
2. welchen Einfluß das Vorhandensein oder Fehlen der Preßhaut
auf die Festigkeitsergebnisse ausübt.
3. Gegenüber den „Prüfvorschriften für die Untersuchung elektri-
scher Isolierstoffe”) des VDE erweiterte Wärmebeständig-
keitsversuche auszuführen, u. zw.
a) die Martensprobe außer mit der für alle: Materialien. glei-
chen Biegespannung von 50 kg/cm? auch mit einer Span-
` nung, die jeweils der halben Bruchbiegespannung des betref-
fenden Materials bei Zimmerwärme entspricht;
b) Warmbiegeversuche nach Art der Biegeversuche bei Zim-
merwärme (nachstehend Warmbiegeversuche B genannt)
mit den gleichen Spannungen wie unter a.
Auf den geplanten Vergleich der Kugeldruckprobe mit der Dr.
Meyerschen Stempeldruekprobe mußte verzichtet werden, da eich
herausstellte, daß die Normalstäbe für die Stempeldruckprobe im
„ETZ.“ 1922. 8. 446.
Zahlentafell.
Uebersicht über den Einflußdes Preßdruckes.
N Vgl.
Gesamtmittel aus den Werten für die Stäbe
Bedeutung Prel- mit und ohne Preßhaut
des eo für Material
| für all
Wertes 1 | 2 | 3 | Te: | 7 | Mate-
| rialien
Biegefestigkeit | — 300%] 449) 218| 165| 103| 255| 238| 238
0, ‚I normal | 448! 242| 172| 127| 294| 287| 253
kg/cm? +30%,| 461] 247| 170| 126| 294| 204| 250
— 300/1] 3,54] 2,10| 1,94 | 1,54| 2,68 | 2,16 | 2,83
Schlag- +a normal | 3,64| 2,18 | 2,00 | 1,49| 2,50 | 2,19 | 2,33
Sue C[+300,| 388| 223 1,70 | 1,55! 2,86 | 2,18 | 2,40
e i
ia .. | —30%%] 4,08! 238| 1,86 | 1,70| (8,72): 228 | 267
emkg/cm? bei normal | 4,22; 2,92| 1,74| 1,84| 3,26 | 2,36 | 2,72
— 200C | + 300%] 4,46) 3,33 | 1,72| 1,80 | (8,74) | 2,27 | 289
n E nach 10 sek | — 309/,| 2790| 2100 | 1820 | 1940 | 2650 | 2310 | 2250
= X Eindruck- | normal | 2790, 2430 | 1650 | 1980 | 2840 | 2420 | 2850
$g dauer + 30 %/,| 2580: 2420 | 1430 | 2260 | 2900 | 2200 | 2300
~ 2 nach 60 sek | — 300/,| 2640| 2000 | 1620 | 1860| 2440 | 2260 | 2140
~ 25% Eindruck- | normal | 2610| 2310 | 1460 | 1920 | 2740 | 2360 | 2230
& 9 dauer [-+30%9] 2400) 2300 | 1280 | 2170 | 2800 | 2140 | 2180
= Zus Be eE
3 _S nach 10 sek 2920| 2440 | 1560 | 2020 | 2820 | 2810 | 2430
zx% Eindruck- 3120, 2760 | 1680 | 2200 | 2850 | 3160 | 2630
Sg dauer 3000| 2680 | 1520 | 2340 | 3080 | 2670 | 2550
2 -= 2 nach 60 sek 2760| 2310 | 140) | 1940 | 2740 | 2710 | 2310
22% Eindruck- 2940| 2610 | 1510 | 2140 | 2750 | 3060 ; 2500
Z dauer. 2320| 2530 | 1360 | 2260 | 2980 | 2580 | 2420
Ty Konstante | | f
SE Biege- 8o! 70| 69| 153, 267| 204 | 141
=2% spannung 82 67| 65| 162| 258 | 232 | 14
F A= 80° 64' 64| 184| 248| 219 | 143
ERS 50 kg/cm? i
7 x Konstante í
38 Biege- 59, 66! 58| 139| 208 | 134 | 111
ag Spannung 60 66; 58] 126| 194| 154 | 110
Si Q% 56 i 66| 165| 196 | 139 | 114
> 0,5 Ob a OE NO
m Konstante N |
-9 Biege- 120| 80| 82| 171 |> 471 |> 418! > X4
S a spannung 146; 79| 82| 170 |> 478 |> 42 | > 230
N o= 120) 72| 80! 174 |> 486 |> 361 | > 216
F 50 kg/cm?
Sy Konstante
gE Biege- 88| 74| 64| 142) 257| 150| 129
rx spannung 2| 71) 6| 128] 250| 1961 132
» Q= 84| 62| 64| 136| 26| (203) 139
0,5 0, |
E unternommen werden, werden,
allgemeinen zu schmal sind und infolgedessen vielfach unter dem
verhältnismäßig hohen Stempeldruck platzen.
Die Stäbe jedes der 7 für die Versuche zur Verfügung gestellten
: Materialien wurden in 6 Zuständen geliefert, u. zw. je 32 Stäbe
I. mit Preßhaut
a) mit 30% unternormalem
b) mit normalem
c) mit 30 % übernormalem
II. ohne Preßhaut (bearbeitet durch Schleifen) mit denselben
Preßdruckstufen wie unter I.
Die Materialien 1—3 sind Warmpreßmaterialien, 4—7 Kaltpreß-
materialien, u. zw. 6 und 7 mit Kondensationsprodukten. Material 5
mußte aus Gründen, die in der ausführlichen Arbeit angegeben sind,
von den zusammenfassenden Betrachtungen ausgeschaltet werden.
Die Versuchsausführung lehnt sich an die „Prüfvorschriften”
an mit folgenden Abweichungen:
Bei den Biegeversuchen ist zwecks genader Bestimmung der
Bruchgrenze von der stufonweisen Steigerung der Belastung abge-
sehen und eine gleichmäßig fortlaufende Steigerung der Belastung
angewendet. Um den Einfluß verschiedener Belastungsgeschwindig-
keit auszuschalten, wurde dieselbe bei allen Proben gleichgehalten.
Die Kugeldruckhärteversuche wurden außer mit der vorgeschrie-
benen Kugeibelastung von 50 kg auch noch mit 25 kg Kugelbelastung
durchgeführt.
Die Versuche über Wärmebeständigkeit wurden, wie unter 3 an-
geführt, erweitert, u. zw. wurde bei der Warmbiegeprobe B in An-
lehnung an die Biegeversuche bei Zimmerwärme die größtzulässige
Zahlentafel2.
\ Druck gepreßt;
Übersicht über den Einfluß der Preßhaut.
Ober- Gesamtmittel aus den Werten für die mit 30%,
t al l 0
Bedeutung |nachen- | * eh re er
des ausland r Materia acai
Wertes der Stäbe 4 | 6 | 7 | Mate-
il: rialien
i EN |
B f
en unbearb. = pe 162| 126| 282 | 24 | 260
kg/cin? 'bearb. 176 HE 230 | 208 | 234
Schlag- bei junbearb.]|4,24 | 2,25 | 2,01 | 1,57 | 2,72 | 22% | 2.51
biege- +% bearb. [3,14 | 2,09 | 1,75 | 1,48 | 2,65 | 2,09 | 2,20
festigkeit
AB bei unbearb.| 4,68 | 324 | 1,77 | 1,87 | 3,19 | 2,47 | 2,87
omkg/cm? — 200C | bearb. > 2,51 | 1,77 | 1,69 | (3,95) | 2,13 | 265
an Š nach 10 sek = | | | K
a WZ Eindruck- unbearb.| 2760, 2430 | 1820 2070 ; 2660 | 2080 | 2300
Sn: dauer earb. i 2190 i oii 2860 | 2540 | 2300 ;
A NOL `
m g nach 60 sek|unbearb.| 2600 2320 | 1610 : 1990! 2560 | 2040 | 2190
< £% Eindruck- | bearb. |25 1800 | 1970 | 2760 | 2460 | 2180
2 dauer |
= 1
2. © EI ss a Ra er
2, g nach 10 sek
Š EE Eindruck- |unbearb.| 3140| 2690 | 1750 | 2200 | 2780 | 2570 | 2520
I > 5 dauer bearb. = 2570 | 1430 | 2170 | 3050 | 3190 | 2550
D ©
F y g "ach 60 sek|unbearb.| 2980! 2550 | 1550 | 2140 | 2700 | 2490 | 2400
nd E ee bearb. 2420 | 1290 | 2090 | 2960 | 3080 | 2420
+ Konstante E
E Biege-
5 spannung junbearb.| 90° 69 67 | 177 | 261 218 147
FR o, = bearb. 7u 65) 66, 156) 254 | 219 | 139
558 50 kg/cm? | |
= Qa K t |
h: ons ante i
ze . Biege- |
38 spannung |unbearb.| 62) 66| 6s! 158| 21| u5 mm
EE = | bearb. | 55 64} 67| 129] 198 | 169| 112
Z^ 0605 | |
Konstante ar l
ar Biege-
as spannung j|ünbearb.| 141] 76| 82| 182|> 478 |> 448 |> 235
EL g= bearb. | 117| 78| 81| 162|>478|> 381 |> 216
$a
Dig 50 kg/cm?
$o bo Konstante
Sg Biege- :
E spannung jünbearb.| 93| 74| 69| 155| 262 | (141) 2
ss o= | bearb. | 76| 63| 60) 116| 266| 204 | 13
0,5 Obs |
-
+
1088
Ipni
Durchbiegung zu 5 mm gewählt. Bei der Martensprobe beträgt die
Durchbiegung des Stabes beim Absinken des Hebels um 3 mm auf
120 mm Länge nur etwa 0,6 mm; bei Stäben, die nicht vorher zu
Bruch gehen, bei denen also die Größe der Durchbiegung maßgebend
für die Bestimmung des Wärmegrades Ag ist, müssen sich beim
Warmbiegeversuch B daher naturgemäß höhere Zahlen für Ag er-
geben als bei der Martensprobe. steht aber nichts im Wege,
beim Warmbiegeversuch B dieselben Durchbiegungen festzusetzen
wie bei der Martensprobe. Der Verfasser kann sich den mehrfach
geäußerten Wünschen um Ersatz der Martensschen Wärmebestän-
Jigkeitsprobe durch die Warmbiegeprobe B nicht anschließen, da die
Martensprobe nur eine außerordentlich einfache V
tung erfordert und zweifellos einen besseren Durchschnittswert bei
der gleichen Anzahl Parallelversuche ergibt als
probe B; denn bei der Martensprobe haben alle Querschnitte der
freien Länge des Stabes die gewollte Versuchsspannung, bei der
Warmbiegeprobe B dagegen nur der Querschnitt in der Mitte (Biege-
balken auf 2 Stützen mit Einzellast in der Mitte). j
Ferner sind noch Schlagtorsionsversuche ausgeführt, soweit das
Material für diese ursprünglich nicht mit vorgesehene Versuchsart
ausreichte Wegen der Ergebnisse dieser Schlagtorsionsversuche
muß auf die ausführliche Arbeit verwiesen werden.
Bei den 'Biege-, Schlagbiege- und Kugeldruckhärteversuchen
wurden meistens je 5 Parallelversuche ausgeführt, bei den Wärme-
beständigkeitsproben 3. Auch hinsichtlich dieser Einzel- und der
i Mittelwerte muß auf die ausführliche Arbeit ver-
für die Beantwortung der oben unter 1
wiesen werden. Es genügt |
Mittelwerte wieder zu entsprechenden
und 2 gestellten Fragen, diese
Gruppen zusammenzufassen.
Um den Einfluß verschiedener Preßdrucke zu
verfolgen, sind in Zahlentafel 1 für jedes Material und für jede der
3 Preßdruckstufen Gesamtmittelwerte gebildet worden aus den hier
nicht mitgeteilten Mittelwerten für die unbearbeiteten und
der letzten Spalte dieser Zahlentafel sind schließlich
den Mittelwerten aller 6 Materialien
nochmals Gesamtmittelwerte gebildet. Diese Gesamtmittelwerte las-
sen einen erheblichen und gesetzmäßigen Einfluß des Preßdruckes
nicht erkennen. die einzelnen Materialien für sich
betrachtet, findet man keine ausgesprochene Gesetzmäßigkeit. Ein
regelmäßiges Ansteigen der Werte für Oby B+% und A, _»
zunehmendem Preßdruck zeigt sich nur bei den. Materialien 1 und 2,
während die Härtezahlen und die Werte der Warmbiegeversuche
bearbeite-
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heit 34.
“und daher v
»
„mit
24. August 1922.
Für die übrigen Materialien sind
Unregelmäßigkeiten aufweisen. k.
Es dürfte
Gesetzmäßigkeiten erkennbar.
3 von den 3 Warmpre Bmateria-
der Abhängigkeit der Festig-
bemerkbar macht, da diese Ma-
Preßdruck fertiggestellt werden, W l
ien die Heizung außerhalb der Presse erfolgt
daß wenigstens bei
druckes erwartet werden kann,
betrag hat, der erforderlich ist,
des Materiales herbeizuführen. Häufig, jedoch nicht regelmäßig, Zel-
gen die Zahlen, daß mit 30 i
gere Werte erzielt werden, während der 30 % übernormale
meist keine Steigerung der Festigkeitseigenschaften herbeifübrt,
ein Zeichen dafür, daß di des als „normal“ bezeichneten
Preßdruckes seitens der Hersteller sorgfältig erprobt ist.
In entsprechender Weise wie in
tafel 2 Mittelwerte
gebildet zum
Gesamtmittelwerte für alle 6 Materialien liegen ü
und Schlagbiegefestigkeit j
bei denen ohne Preßhaut.
sind Keine nennenswerten Unterschiede festzustellen; bei der Mar-
tens-Warmbiegeprobe zeigt sich nur mit 0, = 50 kgl
Unterschied. Die Werte der Warmbiegeprobe B sind für das Gesamt-
mittel nicht verwendbar, weil bei 6 und 7 die Ver-
suche nicht vollständig sind.
Die Mittelwerte der einzelnen Materialien lie-
gen bei der überwiegenden Zahl der Wertepaare für die unbearbei-
teten Proben höher als für die barbeiteten; die vorhandenen Unter-
schiede sind allerdings teilweise sehr deutlichsten ma-
chen sie sich auch hier wieder bei den Warmpreßmaterialien, beson-
ders bei Material 1 bemerkbar. Man
daß die untersuchten Stäbe mit Preßhaut etwas höhere Festigkeits-
werte aufweisen als die entsprechenden Stäbe
Unterschiede sind nicht nur bei den einzelnen Materialien,
auch bei den einzelnen Versuchsarten verschieden.
Es dürfte sich empfehlen, die aus den vorliegenden Ergebnissen
gezogenen Schlüsse noch an einem größeren Versuchsmaterial nach-
zuprüfen, wobei eine Beschränkung auf Biege- und SchlagbiegeveorT-
suche ausreichend sei Versuchsarten Unter-
schiede in den Materialien Ausdruck kommeB.
A
n wird, da bei diesen
am schärfsten zum
nn
Internationale Konferenz in Paris über elektrische Kraftübertragungsnetze für sehr hohe Spannungen.
| (Schlup von S. 1061.)
i b
Leitungsmaterial.
`. Dusaugy spricht über elektrische Leiter aus
nium, Stahl-Kupfer und Stahl-Al. und gibt die
üblichen charakteristischen Zahlenwerte an.
Für Kupfer gelten:
Kupfer, Alumi-
in Frankreich
1. spez. Gewicht p a p k 8,95
9, Widerstand bei 20°C > >»: es e uQ/cm W.
3. Temp.-Koeffizient . » - e 3910-4
4. linearer Ausdehnungskoeffizient 16><10 °
5. Bruchlast kg/mm? . Be =
6. Elastizitätsgrenze . 23—25
7. Bruchdehnung a a
8. Elastizitätsmodul kg/mm? . 13
Im volkswirt
Aluminiums in Frank
ist. In den Jahren 1918/19 ist durch die
gung der Elektrizitätsgenossenschaften eine Normalisierung des
für die Verwendung zu Freileitungen bestimmten Aluminiums
vorgenommen worden. Die Zahlen sind vom Handelsminister an-
erkannt.
Es wird gefordert:
1. höchster Betrag der Unreinheit . -
3. mech. Widerstand in geglühtem Zustan
3%
8,5—9 kg/cm?
3. entspr. Dehnung (wenigstens) 2507n
4 el. Widerstand bei IC... 289 pQ/cm W
5. mechan. Widerstand nach Härtung 20—22 kg
6. Elastizitätsgrenze ji n en call kg
7. Dehnung A i po S 152%
8. Widerstand bei WC u E . 2,95 pQ/cm WwW
Die elektrische Leitfähigkeit ist 60% von der des Handels-
kupfers. |
- Die Abnahmerversuche haben sich zu erstrecken auf:
1. chem. Untersuchung auf Eisen und Silizium,
2. mech. Widerstand, Dehnung und Biegung.
Die Dehnung bei verseilten Leitern darf höher sein als bei
vollen. Ferner ist atf den Seilschlag und Drahtdurchmesser Zu
achten. Als charakteristische Zahl für Handelsaluminium haben
zu gelten:
1. spez. Gewicht (hart) . a
9. Widerstand in pQ bei 20°C . geglüht 235
3 Temp.-Koeffizient . „00 . 41,9><10
4. linear. Dehnungskoeffizient ai a 228x10 ä
5. Bruchlast kg/mm? . hart %0
6. Elastizitätsgrenze . nase
7. Bruchdehnung i ent 2
8. Elastizitätsmodul i 6,15
` ZusammengesetzteLeiter.
Als Seele ist Martinstahl zu verwenden mit:
1. Spez. Gewicht - - > “ct sönt 1,8
9, linearer Ausdehnungskoeffizient 11,5><10-®
3, Bruchlast kelmm? . 20.0. 120 kg
4. Elastizitätsgrenze . u 95,
5 Bruchdehnung . > y 5—70%a
6. Elastizitätsmod. kg/mm? 22 000
sind zum Schutz gegen elektrolytische Einflüsse
Der Stahlkern bildet die Seele des Seile:
Metalldrähte ineinander
Die Drähte
doppelt galvanisiert.
indessen Könnte man evtl. die Stahl- und
verseilen. A
Als Normaltypen werden angegeben:
a) 1 En gleichen Durchmesssers mit einer Stahlseele von
raht,
b) 37_Drähte gleichen Durchmessers um ein Stahlseil von
7 Drähten,
c) 61 Drähte gleichen Durchmessers um ein Stahlseil von
7 Drähten,
Für Stahl-Aluminiumseile sind die Volumen- und Gewichtsverhält-
nisse dabei folgende:
a -r
24. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34.
1089
b l c
a
1. Vol. Stahl 16,66 23,4 13
Al. 100 100 100
2. Gew. Stahl 48 67,5 37,5
Al. 100 100 100
Diese Zahlen entsprechen einem homogenen Leiter aus einem
fiktiven Material, das für ;
7 Drähte
| 37 Drähte
spez. Gewicht . 3,55 3,85
Leitfähigkeit . . 515 49
besitzt. Untersuchungen über die charakteristischen Eigenschaften’
des Stahl-Aluminiums haben folgende Zahlenwerte gezeitigt:
7 Drähte 37 Drähte
1. linearer Ausdehnungskoeffizient . . 182.10-6 17,25.10-8
2, Bruchlast kg/mm? ERBE NDR m 29 32
3. Elastizitätsgrenze 16 17—18
4. Elastizitätemodul . 8,68
t
7,85
Die elektrolytischen Einflüsse der Materialien aufeinander sind
bei Stahl-Aluminium, d. h. zwischen Aluminium und der Zink-
schicht dee Eisens nicht vorhanden, bei Kupfer und Stahl mit Zink-
schicht ist die Elektrolyse gefährlicher, man hat für die Stahl-
Jrähte eine Verkupferung vorgeschlagen, die jedoch zu teuer wird.
Der Sicherheitsgrad der Seile wird je nach den Verhältnissen
zu 3,5 bis 10 gewählt.
Die Verbindungen werden in Frankreich, wie Abb. 6 bis 9 zeigen,
als Würgeverbindungen hergestellt.
SB
Abb. 8.
Abb. 5 bis 8& Verschiedene französische Würgeverbinder.
Kennely sagt in der Diskussion aus, daß dreizehnjährige Er-
fahrung mitStahl-Aluminiumseil wegen der Montageschwierigkeiten
und Defekte durch Temperaturschwankungen nicht die günstigsten
Ergebnisse hatte.
Die Frage der Haltbarkeit des Aluminiums in der Nähe des
Meeres beantwortet Dusaugy dahin, daß die von Deutschen auf
der Insel Bergen errichtete Leitung aus Aluminium seit zehn Jahren
besteht und keinerlei Angriff durch Seewasser zeigt. Auch Kennely
weiß über den Einfluß von Meeresnähe nichts Nachteiliges zu sagen.
Buono berichtet über eine Aluminiumleitung, die, Chlördämp-
fen ausgesetzt, seit vielen Jahren ohne Nachteil funktioniert. Ken-
ely verliest darauf eine Veröffentlichung der Aluminiumgesell-
schaft in Amerika: 1921 ist die erste 220 kV-Leitung in Betrieb ge-
kommen. Die Errichtung solcher Leitungen gleicht dem Bau gro-
ber Brücken, der Ingenieur übernimmt hierbei die Verantwortung
für die unbedingte Sicherheit seines Bauwerkes, da ein Drahtbruch
einer Katastrophe gleicht. Für die Isolatoren kommt nur Porzellan
iu Frage. Die Stützpunkte sollen viel weiter als bisher üblich aus-
einanderliegen, die Gefahrenpunkte sind dadurch vermindert. Der
leiter muß aus diesem Grunde ein Maximum an mechanischer
Festigkeit und ein Minimum an Gewicht haben, gleichzeitig einen
Durchmesser, der Koronaverluste verhindert. Vom Gesichtspunkt
der mechanischen Festigkeit würde ein feuerverkupfertes Stahlseil
hei gleichem Gewicht jedem anderen Material gewachsen sein. Vom
Standpunkt der Leitfähigkeit ist Aluminium bei gleichem Gewicht
las bei weitem Vorteilhaftere. Eine Vereinigung beider Metalle
muß also logisch den besten Leiter geben. Bei Einschluß des Stah-
lea als Seele ist er durch die umgebenden Aluminiumdrähte hin-
feichend gegen Feuchtigkeit geschützt. Zudem überzieht sich das
Zanze Seil mit einer schützenden Oxydschicht.
Percochet spricht die Erfahrung aus, daß Aluminium in den
ersten Jahren des Betriebes keine Schneelast annimmt, da die Drähte
von der Fabrikation her sehr fetthaltig sind. Auch die Stahlseele ist
zegen das Aluminium durch eine Fetthaut geschützt, so daß es sehr
lange dauert, ehe die Feuchtigkeit eindringen kann.
Schließlich empfiehlt ein Teilnehmer die Verwendung von Bi-
metalldrähten aus Eisen mit einer Kupferhaut, wodurch man bei
hoher Festigkeit zu den Koronaverlusten vermeidenden Querschnit-
ten kommt.
Lavauchy bringt eine Anzahl allgemein bekannter Formeln
zur Berechnung des Widerstandes, der Induktivität, der Kapazität
und Strahlung von Leitungen und bespricht ganz kurz die Messung
dieser Koeffizienten. Er zeigt, wie man bei Doppelleitungen durch
Ineinanderschachteln der Leitungssysteme die Induktivität ernie-
drigen kann (ein Vorgehen, das in Deutschland aus betriebstech-
nischen Gründen bekanntlich längst verlassen ist).
Über ’
Höchstspannungskabel für Erdboden- und Unterwasserverlegung
sprechen Couffon, Geoffroy und Grosselin. In Frank-
' reich sind Mehrleiterkabel für Spannungen his 45 kV im Betrieb
und solche für 60 kV im Versuchsstadium. Einleiterkabel sind für
eine Gleichstromanlage von 100 kV seit 1908 im Betrieb, für 60 kV
Drehstrom verkettete Spannung in der Verlegung. Man hofft, dem-
nächst Kabel für 120 kV verkettete Spannung betriebsmäfiig ver-
legen zu können. Die 50 kV-Dreileiterkabel erhalten 3 X 100 bis
3 X 150 mm? Querschnitt, die für 120 kV sollen mit 150 bis 200 mm?
ausgeführt werden. Die Stromdichte hängt von der für das Dielek-
trikum zulässigen Höchsttemperatur von 50°C ab, so daß bei 20°C
Bodentemperatur 30° C Übertemperatur vorhanden sein dürfen. Ver-
suche mit 60 kV-Kabel von 150 mm? im Graben 70 cm unter Erd-
oberfläche ergeben bei 2 A/mm? eine Übertemperatur von 26° C.
Nach 5 h betrug die Übertemperatur erst 16° C; nach Ausschaltung
wurden nach 2 h nur noch 9° C festgestellt. Man kann mit der
Stromdichte bei derartigen Kabeln bis auf 2,5 A/mm? gehen, so daß
40 000 bis 50 000 kW bei 60 kV übertragbar sind. Die französischen
Fabrikanten geben eine 25 %ige Überlastbarkeit während 1 bis 2h
an. Die Untersuchung eines 150 mm?/60 kV-Kabels bei 50 ~ ergab
230 kVA/km Ladeleistung, die Erwärmung durch dielektrische Ver-
luste betrug bei Verlegung in Zementkanälen 1°C.
Die gesamten dielektrischen Verluste waren
bei 250 C 05 kW;km (Einfachkabel),
Mm 45° C 0,91 n" n 2
Über Unterseekabel für hohe Spannungen wird nur gesagt, daß sie
in Enden von 3 bis 5 km hergestellt werden können.
Brown, Boveri & Cie. haben zur Messung der dielektrischen
Verluste eine Methode ausgearbeitet, mit der selbst ein Monteur
Verlustmessungen an einzelnen Isolatoren machen kann. Delon
fordert für Verlustmessungen an Kabeln die Untersuchung ganz
kurzer Stücke, da größere Längen immer nur Durchschnittswerte
geben können.
Callender berichtet, daß in England Kabel bis 100 kV und
Dreileiterkabel bis 70 kV fabriziert werden können. Die Versuche
haben ein günstiges Ergebnis gehabt.
Boucherot macht auf die Gefahr aufmerksam, die ein ar-
miertes Kabel im Falle, daß die Stromsumme nicht Null ist, infolge
der Ausbildung eines starken Flusses in der Armierung und Er-
höhung der Selbstinduktion hat. Es können Resonanzerscheinun-
gen und damit Überspannungen auftreten.
Blondel berührt ganz kurz die für gewöhnlich angewandten
Methoden der günstigsten Übertragung durch Einstellung des glei-
chen Phasenwinkels am Anfang und Ende der Leitung, derart, daß
in der Zentrale voreilend, am Empfangsende nacheilend gefahren
wird. Er erwähnt, daß einige amerikanische Betriebe bei niedriger
Last von Sternschaltung auf Dreieck in der Hochspannungsseite
wechseln, was jedoch nur bei unverzweigten Linien praktisch
durchführbar ist, um die Ladeströme zu verkleinern.
Blondel und unabhängig von ihm Boucherot hat die verzer-
rungsfreie Leitung untersucht, die durch Zusatztransformatoren,
die auf der Strecke verteilt werden, möglich gemacht wird. Dieses
Mittel ist aber nur vorteilhaft, wenn es sich um eine Leitung gro-
fer Kapazität handelt, es ist ungenügend bei Leitungen, wo der
Einfluß der Selbstinduktion vorherrscht.
Es wird daher vorgeschlagen, Synchronmaschinensätze, beste-
hend aus Motor und Generator in die Leitung einzubauen in der
Art, daß der Motor Energie in Parallelschaltung zur Leitung ent-
nimmt und der Generator in Serienschaltung in die Leitung hinein-
gibt, selbstverständlich unter Zwischenschaltung von Transforma-
toren. Durch die Regulierungsmöglichkeit der Energie hat man esin
der Hand, jede beliebige Phasenverschiebung auf der Motor- und
Generatorseite einzustellen.
Die Regulierung könnte in folgender Weise geschehen:
a) Einstellung der Erregung des Generators mit seinem Transfor-
mator in Serie zur Leitung, so daß die Komponente des induk-
tiven Abfalls der Leitung und des Transformators aufgehoben
wird. Diese Regulierung könnte durch einen automatischen
Apparat erfolgen.
Regulierung der Phase des Zusatzdynamos in bezug auf die
Phase der EMK so, daß die Phase der EMK, die in die Leitung
gegeben wird, gerade entgegengesetzt ist dem Spannungsabfall
der Selbstinduktion. Diese Regulierung könnte durch Verdre-
hung des Stators des Motors im Polgehäuse geschehen.
b)
1090 . Elektrotechnische
E
In der anschließenden Diskussion, die zum großen Teil nichts
Bemerkenswertes zeigt, bezweifelt Legros die Möglichkeit einer
Versorgung von Paris aus Nordfrankreich und Belgien mit 120 kV.
Interessieren könnte die Mitteilung, daß im Saargebiet eine 100 000
kW-Anlage an der Saar gelegen projektiert ist. Es wird weiter in
der Hauptsache über die
Wahl der wirtschaftlichen Spannung un
des Querschnittes diskutiert, wobei
die Wichtigkeit der Berück-
sichtigung des Ladestromes und der Strahlung für die Verlustbe-
stimmung betont wird.
In einem Vortrag über
Eine neue Art der Energieübertragung mit Wechselstrom
führt Boucherot folgendes aus: Die Wirtschaftlichkeit einer
Energieübertragung hängt u. a. von der Art des Energiebedarfes
Man kann einen sehr gleichmäßigen Energiefluß haben oder
Ausgleichsenergien zwischen einzelnen Ver-
teilungsnetzen. Im ersten Falle ist die Übertragung mit konstanter
Spannung geboten, im zweiten ist eine Antwort nicht ohne weite-
res möglich. Die Verwendung von Höchstspannungen führt. zu dau-
ernd hohen Strahlungs- und Transformatorenverlusten,
den Gefahren, die solche Spannungen für
wäre evtl. die
. Bei niedrigen
hoch zu halten.
Die Stromwärmeverluste dann aber stets konstant und viel-
leicht ebenso hoch oder noch höher als vorher die Strahlungs- und
'ransformatorenverluste. i
Spannung als auch den Strom Zu variieren und den Quotienten T
konstant zu halten; der Wirkungsgrad bliebe dann immer gleich,
da die Eisenverluste vol Quadrat der Spannung, die Kupferver-
luste vom Quadrat des Stromes abhängen. Mit Rücksicht auf die
durch Selbstinduktion und Kapazität der Leitungen bedingten
Strom- und Spannungszustände längs der Leitung hat Blondel ge-
fordert, zur Erreichung des besten Wirkungsgrades den Wert T
gleich der sogenannten charakteristischen Impedanz zu machen.
Den höchsten Wirkungsgrad erreicht man, wenn Strom und Span-
“nung in jedem Punkte der Leitung in Phase sind, indem man dafür
sorgt, daß r.c = l.g wird, worin r der Widerstand, c die Kapa-
zität, I die Selbstinduktivn und g die Ableitung ist. Zur Erreichung
dieser Bedingungen empfiehlt Boucherot den Einbau von Zusatz-
transformatoren, di j auf der Strecke verteilt
sind — ein Vorschlag, der die praktischen Schwierigkeiten der An-
lagekosten, der Überwachung und T-
wägung zieht. — Zur Anpassung an
mit Abnahme phasenverschobener Last könnte man regelbare Trans-
formatoren oder auch Motorgeneratoren mit veränderlicher Er-
regung verwenden.
Über
Hängeisolatoren
Durch die neue Herstellungsweise gei das
sprach Pomerol.
zwar auf längere Zeit als früher hin-
Altern und Schadhaftwerden
ausgeschoben — langjährige Erfahrungen
aber der schließliche Ersatz und dessen Kosten sind vermieden. In
den die Eigenschaften eines guten Hängeisolators Zu-
Er soll hohe mechanische Festigkeit besitzen —
nicht porö, sein — gleichmäßige elektrische
j soll weder Risse noch Rauheiten
hoher Spannung SO groß
Temperaturschwankungen sollen
innerhalb der durch natürliche Vorkommnisse gegebenen Grenzen
in innerer Span-
nungen und gleicher Ausdehnungskoeffizienten für das Porzellan,
die Metallteile und den Kitt erreicht werden müssen — die Kittmasse
die Porzellanstärke zwischen den Metallteilen soll so en
ie
ganze Stärke gleichmäßig wird, der Überschlagsweg 80 bemessen
ist, daß der Überschlag vor dem Durchschlag on — die Bedin-
gung soll für plötzliche Spannungssprünge® und Überspannungen
normaler Frequenz gleichmäßig eingehalten werden — die Eigenka-
pazität gegenüber der Kapazität gegen das Tragwerk groß ist wegen
ler besseren pannungsverteilung an Ketten und der Preis niedrig
ist — der Überschlagpunkt bei Regen und im Trockenen soll in
allen Isolatorstellungen möglichst dieselbe Höhe haben — leichte
Verbindungsmöglichkeit der Glieder ist anzustreben — die dem
der Oberfläche sollen so gestaltet
sein, daß sie die Flammen gut vertragen —— Isolatorbruch darf das
Herabfallen des Leiters nicht zur Folge haben: — die Spannungs-
verteilung zwischen den einzelnen Gliedern soll möglichst gleich-
mäßig sein.
Bei den Versuchen könnten folgende Fehler zutagetreten: Po-
rösität oder Brennfehler, Zerbrechlichkeit, blättrige Struktur, Risse
durch Zusammenziehen d i Hohlräume,
rührend von Gasblasen oder schlechter Herstellung, leitende Wege,
von schlechtem Mahlen herrührende Glasurfehler,
Formfehler.
Lichtbogen ausgesetzten Teile
Zeitschriit. 1922. Heit 34.
“der Luftleere auszusetzen, in Wasser zu kochen,
liegen noch nicht vor —,
her-.
24. August 1922.
a
Zur Aufdeckung der ersten 4 Fehlerarten wendet man Span-
nungsproben, mechanische Proben, Versuche auf Porösität durch
Unterschiede im Gewicht, desgl. durch Farbflüssigkeiten, an- Bei
Porösität erhöht sich das Gewicht durch Aufnahme von Nasser, €S
vermindert sich bei Austrocknung. Der elektrische Widerstand ver-
hält sich umgekehrt.
' Eine andere Methode besteht darin, das Porzellan zu wiesen,
Wasser über das
Porzellan zu gießen, daß es untersinkt, das Porzellan eine Woche
im Wasser zu lassen, die Oberfläche sorgfältig und schnell abzu-
trocknen und zu wiegen. i
Fehler durch blättrige Struktur, Risse, leitende Wege, innere
lt werden: durch Spannungs proben,
wenn der Fehler im Bereich der elektrischen Feldlinien liegt —
durch einen mechanischen Versuch, wenn der Fehler senkrecht ZUf
Zugebene liegt, die Versuche sind in einer den praktischen Bedin-
gungen möglichst angepaß Art vorzunehmen. Beanspruchung
mit Hochfrequenz ist ebenfalls vorzunehmen.
Nach dem Durchbruch unter Spannung ist der Isolator zu zer-
brechen und festzustellen, m Zerbrechen oder vom
elektrischen Durchbruch herrühren und ob Spalten vorhanden sind,
die dem elektrischen Durchbruch standgehalten haben.
- Zur leichten Bestimmung soll das unglasierte Porzellan in Va-
kuum gebracht, in eine in Alkohol gelöste schwarze Anilinfarbe
getaucht, die
elektrisch unter Öl durchschlagen
gereinigt un getrocknet werden,
gelöste Anilinfarbe getaucht werden. Löcher
und durch Funken geöffnete Risse. Der Isolator wird gereinigt und
oder Öl kenntlich machen. Die übrigen Risse rühren vom Zerbrechen
i in die die Farbe nicht vordringen
konnte. Zuweilen wird das Porzellan vor dem Versuch Temperatur-
heißes Wasser und solches von
20° C unterworfen. l
Die dann noch folgenden Mitteilungen sind ganz allgemeinen
Inhaltes.
Über die | i
Entwicklung der Elektrizitätsv ersorgung Norwegens
berichtet Henriksen. Redner spricht insbesondere über das Zu-
sammenarbeiten von np die Versorgung VON
Licht- und Kraftnetzen und Industrieanlagen, von letzteren komme!
insbesondere elektrochemische in F die Überschußenergi®
ihrer Kraftwerke abgeben können. In der Regel unterscheidet sich
eine Kraftwerksanlage für diese Industriezweige in nichts von
einem Werk für die Versorgung großer Netze. Indessen ist der Be-
trieb ausgedehnter Netze von eben jenen
schwierig, weil die elektrochemischen Anlagen bei konstantem Ener-
giebedarf eine dauernd gleichmäßige Spannung erfordern, während
Verteilungsnetze mit wechselnder Belastung ohne Spannungsregu-
lierung im Kraftwerk nicht auskommen können. Des weiteren ist
die Ausnutzung solcher Anlagen nur dort möglich, wo die von der
des Lichtbedarfes nachläßt, für
Norwegen sind derartige V erbraucher in der Hauptsache Holzschlei-
fereijen, elektrische Dampfkessel, Stickstoffabriken mit Liehtbogen-
zeigt weiter, d ein Zusammenarbeiten von Indu-
Ennergieversorgung nicht vorteil-
haft ist, die Überschußenergien der Licht-
und Kraftnetze zur Verfügung stehen. Auch bei großem Bedarf der
allgemeinen Versorgungsnetz® ist ein Betrieb derselben aus Indu-
striezentralen nicht günstig,
nem Bedarf der ersteren. Im letzteren Falle ist es z. Z. der Ener-
giespitzen dann leicht möglich, den Industriebedarf etwas einzu-
schränken.
Überwachungsdienst. l
Grente berichtet am Beispiel einer 320 km langen 88 k V -Netz-
anlage über den Überwachungsdienst derselben. 11 Streckenwärter
sind an durchschnittlich 4 Tagen der Woche unterwegs. J ed
dung mit der Betriebsleitung her.
mittels Ohmmeter zur Kontrolle der Isolation und mittels er
mmen.
Erdschlußkontrolle mit sterngeschalteten Span-
Legros weist auf die Wichtigkeit dieser Messungen hin. In
den Fällen, wo eine Messung, auf der Unterspannungsseite möglich
ist, hat man den Vorteil der : illigkeit der Meßeinrichtung und Ver-
meidung der Störungsgefahr durch Höchstspannungsmeßwandler-
Setzt man die Anschaffungskosten der Meßeinrichtungen für die
Mittelspannungsanlagen und Höchstspannungsanlagen indessen IN3
Verhältnis zu den Anschaffungskosten der Anlagen selbst, 50 ergibt
sich die Tatsache, daß jene Kostenanteile prozentual die gleichen
sind. Legros will folgende Fragen untersucht sehen: 1. Meßmetho-
PEE E A
24. August 1922.
den und Apparate dazu für Höchstspannungen, 2. Meßfehler infolge
der Leitungskapazität, der Erdung des Nullpunktes, der Ungleich-
heit der Isolierung der Phasen, des Eigenverlustes der Phasen und
der Phasenverschiebung durch den Ladestrom insbesondere bei ge-
ringer Last — 3. Mittel der Ausführung der Meßeinrichtung —
4. Meßgenauigkeit und Aufstellung von Normen.
t
Es werden folgende Fehlergrenzen vorgeschlagen:
für Schalttafelstromzeiger 5%
„ Schalttafelspannungszeiger 1%
„ Leistungzeiger und Zähler . 4%
Spannungswandler sollen + 0,75 % Abweichung zwischen Leerlauf
und Vollast aufweisen, wobei die Oberspannung um + 20 % schwan-.
ken kann. Die Phasenverschiebung soll höchstens + 20’ betragen.
Stromwandler sollen zwischen 10 % und 125 % ihrer Normalstrom-
stärke und für 30° VA Sekundärbelastung höchstens 2,2% Fehler
und 90 Winkelabweichung aufweisen. u
Schutzeinrichtungen von Freileitungsnetzen.
Von den Woasserstrahlerdern, Widerständen und Selbstinduk-
tionsspulen hält Capart in seinem Vortrage letztere für die be-
triebssichersten für die Abführung der statischen Ladungen. Gegen
Blitzschläge sollen geerdete Schutzseile verwendet, die Transfor-
matoren durch Spulen gegen Wellen mit steiler Stirn geschützt
werden. Schaltmanöver, Kurzschlüsse, Lastschwankungen wirken
ähnlich wie atmosphärische Entladungen. Die größten Störungen
entstehen durch lokale Resonanzerscheinungen bei Erdschlüssen.
Durch die dabei auftretenden bedeutenden Überspannungen können
Überschläge auf große Entfernung auftreten. Schutzapparate sind
Hörnerableiter, Vielfachableiter, elektrolytische Ableiter, Bleioxyd-
ableiter, die sämtlich als veraltet anzusehen sind. Im Gebrauch sind
vielerorts Kondensatoren, die zwischen zwei im Zuge der Leitung
liegenden Selbstinduktionsspulen einerseits an die Leitung und an-
dererseits an Erde gelegt sind. Die Spule, die in der Ankunftsrich-
tung der Welle liegt, hat einen 300 -—- 500-ohmigen Widerstand in
Parallele. Die Wellenenergie wird hier z. T. vernichtet. Stromwand-
ler werden zum Schutz gegen Eindringen von Wellen mit einem hoch-
ohmigen Widerstand überbrückt. Capart erwähnt kurz, daß es zahl-
reiche Kombinationen von Kondensatoren mit Selbstinduktionen und
Widerständen gibt, daß Glas- und Papierkondensatoren für Höchst-
spannungen nicht verwendbar sind, wogegen sich Mikakondensato-
ren bewährt haben. Neuerdings verwendet man gar keine Schutz-
apparate, gibt lieber höhere Sicherheit in die Anlagen und vermei-
det dadurch alle die durch Schutzeinrichtungen bedingten Unsicher-
heiten und Störungen.
Johansen führt in kurzen Worten aus, daß man in Norwegen
durch Anschluß von |
Elektrischen Wärmespeichern
günstige Belastungsverhältnisse schafft und zur Verbesserung der
Lebensverhältnisse der wohlhabenden und Arbeiterbevölkerung bei-
trägt. Die Speicher arbeiten automatisch, sind also in jedem Haus-
halt verwendbar. W.K
’Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34.
1081
Mitteilungen -der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen
durch die Elektrischen Prüfämter?).
Nr. 153.
Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom 1. VI. 1898, betreffend die
elektrischen Maßeinheiten wird folgende Form von Eilektrizitäts-
an dem unten stehenden, beglaubigungsfähigen Systeme einge-
reiht.
Zusatz zu System = Í j» abgeänderte Farm F, Motorzähler für
m eichatrom; hergestellt von den Isaria-Zählerwerken A.G. in Mün-
chen. |
Charlottenburg, den 13. VI. 192.
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
gez.: Nernst.
Beschreibung.
Zusatz zu System &1»
abgeänderte Form F, Motorzähler für Gleichstrom, hergestellt von
den Isaria-Zählerwerken A. G. in München.
Die Zähler der Form F in neuerer Ausführung unterscheiden
sich von den durch die Bekanntmachungen Nr. 66 vom 7. XI. 1911 und
Nr. 111 vom 12. VIII. 1916 zugelassenen Zählern dieser Form in fol-
genden Punkten: Ä
1. Die Zähler werden für Stromstärken von 3 bis 200 A und für
Spannungen bis 600 V gebaut.
2. Die Amperewindungszahl -für das Hauptstromspulenpaar wurde
von 1500 auf etwa 900, für Zähler von 150 A und 200 A Nenn-
'stromstärke auf etwa 1200 vermindert. Das Drehmoment der
Zähler ist trotzdem ungeändert geblieben, da der Wirkungsfak-
tor infolge günstigerer Spulenform erhöht wurde.
3. Die Wicklungen der Hilfsspule und der Spule für die elektro-
magnetische Leerlaufhemmung sind etwas geändert, jedoch so,
daß der Nebenschlußstrom ungeändert geblieben ist.
4. Statt zweier Wolframstahlmagnete wird ein Chromstahlmagnet
verwendet. Durch gleichzeitige Erhöhung der Dicke der Brems-
scheibe von 1,5 mm auf 1,8 mm ist die Drehzahl annähernd unge-
ändert geblieben. Sie beträgt etwa 66.
5. Der Bürstendruck ist nicht mehr wie bisher regulierbar. Das
Zählwerk hat statt eines gegosssenen einen gestanzten Messing-
rahmen.
6. Die Schaltung der Zähler erfolgt gemäß den Normen des VDE
für Elektrizitätszähler.
1) „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ 1922, S. 379.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Mitteldeutschlands 100 000 V-Netz. — Am 7. August d. J. fand
bei der Elektrowerke A. G. in Berlin eine Aussprache der an das
mitteldeutsche 100 000 V-Netz angeschlossenen Stromerzeuger und
-verbraucher statt. Das Netz umfaßt z. Zt. bereits etwa 1500 km
Drehstromleitung, ist also etwa um die Hälfte größer als der ge-
plante Ausbau des 100 000 V-Netzes des Bayernwerkes. Die an das
Netz angeschlossene Dynamoleistung beläuft sich auf etwa 700 000
installierte kW. Weitere Ausbauten sowohl des Netzes als auch
der Maschinenanlagen stehen bevor. Durch diese Anlagen werden
wie Provinz Brandenburg einschließlich Berlin, die Provinz Sachsen
und die Freistaaten Sachsen und Anhalt im wesentlichen versorgt.
Besonders hervorzuheben ist, das tast die gesamte oben erwähnte
Netzlänge sich schon seit längerer Zcit im Parallelbetrieße befunden
hat. Die hierbei in technischer Beziehung gewonnenen Erfahrungen
dürften von größter Bedeutung für die weitere Entwicklung der
Elsktrizitätsversorgung sein. Es scien daher nachstehend einige der
wichtigsten Beschlüsse mitgereilt, die alle von sämtlichen anwesen-
aen 43 Ingenieuren einstimmig gefaßt wurden.
1. Die allgemeine Verwendung vou Vorkontaktschaltern wird
für zweckmäßig gehalten, aber ausdrücklich anerkannt, daß man
im Notfalle auch ohne Vorkontakt schalten kann und eoll.
2. Spannungsregulierung in 100 000 V-Netzen soll grundsätzlich
durch Phasenschiebung ‚erfolgen. Soweit die Leitungen noch nicht
ausgenutzt sind, bleibt die Entscheidung, ob Phasenschiebung nötig
RUNDSCHAU.
ist, der Wirtschaftlichkeitsfrage vorbehalten; die Spannungsregu-
lierung kann bei schlecht belasteten Leitungen evtl. vorübergehend
durch andere Mittel erfolgen. Die Regelung durch Zusatz-, Anzapf-,
Drehtransformatoren u. dgl. bleibt den Mittelspannungsnetzen vor-
nn Hand-in-Hand-Arbeiten der Betriebe ist natürlich Voraus-
setzung.
Daneben soll die Möglichkeit der Spannungsregulierung der
einzelnen Kraftwerke besonders studiert werden.
3. Als Überspannungsschutz genügt für 100 000 V-Leitungen, ab-
gesehen von Drosselspulen für Transformatoren, die Verwendung
von Erdseilen. Ob man 1 Seil oder 2 Seile verwenden soll, hängt
hauptsächlich von der Konstruktion der Maste ab sowie davon, ob
man im Betriebe ein auf der Mastspitze liegendes Seil auswechseln
kann, wenn bei Doppelleitungen ein Drehstromsystem in Betrieb
bleibt, oder ob das nicht möglich ist. In letzterem Falle sind 2 Seile
vorzuziehen. Die Erfahrungen hierüber sind noch nicht abgeschlos-
sen.
Eine zuverlässige Erdung aller Eisenmaste wird unter allen
Umständen als notwendig erachtet.
4. Die bisher vorliegenden Erfahrungen lassen den Anschluß be-
reits vorhandener Petersen-Spulen in 100 000 V-Netzen nicht gerecht-
fertigt erscheinen und sprechen nicht für die vorsorgliche Bereit-
stellung weiterer Petersen-Spulen in neu anzuschließenden Netz-
teilen. Es bleiben zunächst weitere Erfahrungen abzuwarten.
5. Die Anfangkurzschluß -Stromstärke im mitteldeutschen
100 000 V-Netz steigt rechnungsmäßig am gefährlichsten Punkte bis
1092
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft: 34.
24. August 1922.
auf 122000 A, die Dauerkurzschlußstärke bis auf 23600 A; beides
bei 6000 V. Die verfügbaren Schaltertypen liegen angeblich dicht
unterhalb dieser Leistungen, sind hierfür aber noch nicht versucht.
6. Am Relaie werden unabhängige Maximal-Zeitrelais, die in-
direkt wirken, empfohlen, und nur an Endstationen direkt wirkende.
Es ist dabei besonders auf beste mechanische Konstruktion der Re-
lais zu achten. f
Leitungsbau.
Gründung von Masten in Betonsockeln mit Erdausfüllung. — Wir
haben hier!) über die Gründung von Masten in Frankreich berichtet,
bei der die Fundamente nicht voll ausbetoniert sind, sondern in der
Mitte zwecks Zementersparnis mit Erde ausgefüllt wurden. Wie uns
die „Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft, Elektrotechnische Zen-
trale” in Dessau nun mitteilt, ist diese
Bauart von ihr bereits bei den in den
letzten Jahren errichteten Leitungen für
das Elektrizitätswerk Sachsen-Anhalt all-
gemein durchgeführt worden?). Diese Bau-
art wurde schon im Jahre 1919 von der ge-
nannten Gesellschaft entworfen (Abb. 1).
Die Ausführung weicht von der französi-
schen insofern etwas ab, als die letztere
den Erdkern offen läßt, während bei den
Leitungen der Deutschen Continental-Gas-
Gesellschaft das hohle Fundament, nach-
dem es mit Erde ausgefüllt ist, durch eine
Betonkappe abgeschlossen wurde. Eine
Ausführung in neuerer Zeit weicht von der älteren, bei der der Erd-
kern etwas über das umgebende Erdreich hinausragt, insofern ab,
als der Erdkern nur noch bis zur Höhe des umgebenden Erdreichs
ausgeführt wird.
Abb. 1. Mastfuß aus Beton
mit Erdausfüllung.
Berechnung der Durchhänge von Stahl-Aluminium-Seilen. — K.
Bittler nimmt für die Entwicklung eines, von ihm in den BBC-
Mitteilungen Bd. IX., S. 40, angegebenen Rechnungsganges an, daß
der Seilzug im Stahl-Aluminium-Seil sich auch bei Belastungs- und
Temperaturänderungen stets auf beide Baustoffe verteile, den Stahl
sowohl wie das Aluminium, entsprechend ihren Querschnitten, me-
chanischen Dehnungen und den durch Temperaturschwankungen be-
wirkten Längenänderungen. Zusatzspannungen, die im Seil senk-
recht zur Längsachse durch das Verdrillen der äußeren Drähte auf-
treten und sich durch Querschnittsänderungen der Drähte bei Tem-
peraturschwankungen ergeben, sind in der Rechnung nicht berück-
sichtigt. Von vielen Fachgenossen wird zudem befürchtet, daß die
außenliegenden Aluminiumdrähte bei Temperaturerhöhungen oder
bei hoher Belastung des Seiles sich recken und sich danach nicht
mehr an der Aufnahme des Seilzuges beteiligen werden. Ob es nun
angängig ist, dieerwähnten Zusatzspannungen in der Berechnung zu
vernachlässigen, und ob das Aluminium auch nach vorübergehender
hoher Belastung u. dgl. noch voll mittragen wird, läßt sich nur auf
Grund eingehender Versuche beurteilen. Die bisher von einzelnen
Kabelwerken ausgeführten Versuche haben kein einheitliches Bild
für die Beurteilung ergeben. Zurzeit sind aber anläßlich der Nor-
mung des Stahl-Aluminium-Seiles eingehende Versuche beim „Ver-
band Deutscher Elektrotechniker” in Vorbereitung. Mit ihrem Ab-
schluß und der Veröffentlichung der Versuchsergebnisse ist noch im
Laufe dieses Jahres zu rechnen. Auf Grund dieser Versuche wird
der VDE Richtlinien für die zulässigen Höchstspannungen und für
die Berechnung der Durchhänge des Stahl-Aluminium-Seiles fest-
setzen. Auch die Behörden können dann erst zur Frage des Stahl-
AluminiumSeiles Stellung nehmen.
Ein endgültiges Urteil über die Arbeit des Verfassers ist somit
heute noch nicht möglich. Dagegen muß gesagt werden, daß alle
Fachkreise den Aufsatz von K. Bittler besonders wegen ihres über-
sichtlichen Aufbaues dankbar anerkennen und daß die Arbeit einen
ed me zur Berechnung des Stahl-Aluminium-Seiles be-
eutet. .K.
Gesetz über die Grundbucheintragung elektrischer Leitungen in
der Tschechoslowakei. — In der Sitzung des Parlaments vom 10. VI.
1922 wurde ein Gesetz über die Grundbucheintragung elektrischer
Leitungen gemeinnütziger elektrischer Unternehmungen angenom-
men. Es bestimmt, daß der Eigentümer eines solchen Unternehmens
verlangen kann, daß seine elektrischen Leitungen in das Grundbuch-
blatt der Immobilie, auf der sie sich befinden, eingetragen werden.
Die elektrischen Leitungen nebst Zubehör bilden dann einen Be-
standteil des Grundbuchkörpers, und alle Eintragungen, die fakulta-
tiv und nicht obligatorisch sind, beziehen sich auf sie. —z.
Apparatebau.
Anzeigevorricehtung für unzulässige Drehzahlen. — Bei rasch
laufenden Maschinen kann die Überschreitung der höchstzulässigen
Drehzahl für den Betrieb gefährlich werden. Es ist daher eine Vor-
richtung für die Anzeige solcher Betriebszustände zweckmäßig. Der
1) „ETZ“ 1922, Ñ. 121.
2) Vergl auch Kapper, Freileitungsbau, 1920, 8. 109.
nachstehend beschriebene, von G. Rabinowitsch angegebene
Apparat wirkt in folgender Weise: Ein Hohlzylinder A (Abb. 2), der
aus festem Isolierstoff hergestellt ist, hat 2 Metalldeckel C und B. Im
Innern des Zylinders ist eine bestimmte Quecksilbermenge vorhan-
den, deren Oberfläche beim Rotieren des Zylinders die Form eines
Umdrehungparaboloids von der Gleichung x? = 7 (z-20), worin ®
die Winkelgeschwindigkeit bedeutet, annimmt. Durch das derart
emporsteigende Quecksilber wird ein Stromkreis, der in Reihe mit
einer Alarmvorrichtung geschaltet ist und etwa eine rote Signal-
lampe aufweist, geschlossen. Durch entsprechende Übersetzung
kann die rotierende Turbinenwelle den Quecksilberzylinder auf die
c KA
hd d
GIIALLLLRELLSL IOL GY WILLERIET III
AA
Abb. 2.
berechnete Drehzahl bringen. Die Quecksilbermenge sei hierbei so
berechnet, daß bei Drehung der Welle E mit der höchsten zulässigen
Drehzahl das Quecksilber gerade den Deckel B berührt und den
Stromkreis schließt. Es ist die Höhe h der Quecksilbersäule zu er-
mitteln aus:
= 4. (b—a),
~ Wmax
x Rah = n Ra +! n R}(b — a),
daher: 2h=za-tb.
_p_ Romas _ Rotna
also h=b— 17 =
Durch Abänderung der Quecksilbermenge kann derselbe Apparat für
verschiedene Drehzahlen eingerichtet werden.
- Durch den Schluß des Stromkreises kann auch ein elektrisch
wirkender Abschluß des Dampfventils der Turbine herbeigeführt
werden. G. R.
Verkehr und Transport.
Die Angebote auf elektrische Lokomotiven für die Pietermaritz-
burg—Glencoe-Eisenbahnlinie in der Südafrikanischen Union. —
Wie wir in den „Weltw. Nachr.” lesen, hat der Minister für Bisen-
bahnen und Häfen nach „The British and South African Export Ga-
zette“, London, im Parlament interessante Angaben über die Ange-
bote gemacht, die der Regierung für die von der Pietermaritz-
burg—Glencoe-Eisenbahnlinie!) benötigtenelektri-
schen Lokomotiven zugegangen sind. Der Auftrag ist der
Metropolitan Vickers Electrical Co., Ltd., Manchester, auf eine Of-
ferte von 10918 £ je Màschine zugefallen, nach der schweizerische
Maschinenteile (was hierunter zu verstehen ist, wird leider nicht
gesagt) verwendet werden, während ein anderes Angebot derselben
Firma, das nur britische Teile vorsah, 11 642 £ forderte. Von der
English Electrice Co., Ltd., London, waren 11554 £, von der AEG
und den SSW gleichlautend je 12 947 £, von der amerikanischen
International General Electric Co. 15105 £, von dem englischen
Hause W. G. Armstrong, Whitworth & Co., Ltd. 21037 £ und von
Brown, Boveri & Cie., Baden (Schweiz), 15200 £ für nur schwei-
zerisches Fabrikat und 11 650 £ für eine Lokomotive mit deutschen
elektrischen Maschinenteilen, u. zw. in beiden Fällen ohne Zusam-
menbau in Südafrika, verlangt worden. Wenn die Preise usw. rich-
tig wiedergegeben sind, so erscheint bemerkenswert, daß die Metro-
politan Vickers mit schweizerischen Maschinenteilen billiger lie-
fern kann als bei Verwendung von britischen und Brown, Bover!
wiederum günstiger zu offerieren vermochten, als sie elektrische
Teile deutschen Ursprungs an Stelle heimischer Erzeugnisse vor-
sahen.
ı) „ETZ“ 1920, S. 100 u. 817.
— ui
-o teten A A E O N
m mern O E a E -= oen e e ver -
-wgn or mm i.
A
24. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34.
1098
Dauerschmierung für Lager von Straßenbahnmotoren. — Bei den
amerikanischen Straßenbahnen werden, wie wohl auch bei uns in
Deutschland, die Reparaturkosten dadurch erheblich vermindert, daß -
alle Betriebsmittel in nicht zu großen Abständen regelmäßig durch‘
besonders geschultes Personal auf etwa entstehende Mängel hin un-
tersucht werden. Die Beseitigung erst im Entstehen begriffener Män-
gel ist erheblich billiger und nicht so zeitraubend, als wenn sie sich
erst durch dauernde Beanspruchung zu schweren Schäden entwickelt
haben. Diese Art der Überwachung bedingt natürlich erhebliche Aus-
gaben, und man verwendet daher Konstruktionen, die bei niedrige-
ren Löhnen nicht wirtschaftlich wären. Ein Beispiel hierfür ist z. B.
die in Abb. 3 dargestelite Schmiervorrichtung für Lager von Straßen-
5
‘
’
lA
Á m
-D oam EEE. o +
zu — —
Abb. 3. Schmiervorrichtung für Lager von Straßenbahnmotoren.
bahnmotoren. Die Vorrichtung paßt sich der bei Lagern von Straßen-
bahnmotoren sehr verbreiteten Dochtschmierung an. Das Docht-
knäuel liegt hier üder dem Zapfen. Die ganze Vorrichtung wird auf
den Lagerdeckel aufgesetzt und besteht aus einem kleinen, liegenden
Ölzylinder von 75 mm bzw. bei Motoren von über 60 PS von 90 mm
l. W. und 250 mm Länge. Ein Dochtfaden aus Wolle, der ständig ge-
ringe Mengen des Schmiermittels aus dem Dochtknäuel ansaugt,
taucht in diesen Ölbebälter und ist von dem Dochtknäuel durch einen
Pfropfen hindurch aufwärts in das Zuführungsrohr gezogen, das in
"inem zweiten zur Beobachtung des Ölstandes dienenden Rohr liegt.
Hierin ist der Saugfaden schleifenförmig wieder abwärts zum Öl-
raum geführt, und die Höhe der Fadenschleife kann zwecks Regec- -
lung der Saugwirkung des Fadens durch drei in dem Ölfadenrohr be-
festigte Ösen verändert werden. Die Vorrichtung wird durch einen
A\ugenbolzen an das Dochtgehäuse angeschraubt, wodurch das An-
passen der Vorrichtung an Lagergehäuse verschiedener Abmessun-
gen ermöglicht wird, da nur der in den Ölzylinder angeschweißte
dünne Deckel entsprechend zu bemessen ist. („Verkehrstechnik”
1922, S. 355.) —z.
Fernmeldetechnik.
Erweiterung der Großfunkstelle Nauen 1922!). — Um ihren
neuen Aufgaben gerecht werden zu können und insbesondere einen
betriebssicheren Verkehr zwischen Nauen und der im Bau befind-
liçœhen Großfunkstelle in Buenos Aires (12000 km) sicherzustellen,
muß Nauen erheblich erweitert werden. Mit den Bauarbeiten wurde
am 1. III. 1920 begonnen, nachdem inzwischen die für den geplanten
Ausbau erforderlich gewordene Kapitalserhöhung der A.G. Trans-
radio durch Verdoppelung des Grundkapitals von 25 Millionen auf
% Millionen M erfolgt war. Die Erweiterungsarbeiten müssen so
durchgeführt werden, daß der Sendebetrieb der Station nicht unter-
brochen wird. Die wesentlichsten Arbeiten sind folgende:
1. Aufbau von 7 neuen Masten von 210 m Höhe,
2. Abbruch von 4 alten Masten von je 120 m Höhe,
3. Umänderung der bis jetzt verwendeten Antennenformen in
verschiedene von einander unabhängige Antennengebilde mo-
dernster Ausführung, die in den mannigfaltigsten Kombinatio-
nen zusammengeschaltet, den wechselnden Verkehrsbedingun-
) Nach „Telefunkenzeitung“ 1922, Nr. 26/27.
r
gen hinsichtlich Wellenlängen und Sendeenergien für Nah- und
Fernverkehr nach Bedarf angepaßt werden können,
4. a une und Umbau der vorhandenen Sender von 400 bzw.
5. Endgültiger Ausbau zweier bis jetzt behelfsmäßig arbeitender
Sender von 400 und 130 kW,
6. Einbau mehrerer Anzapfsender für den Europaverkehr, deren:
Betriebsenergie als Nebenprodukt aus den Hochfrequenzmaschi-
nen der gewöhnlichen Sender gewonnen wird,
. Ausbau einer neuzeitlichen strahlenförmigen Erdungsanlage
als Verbesserung der bisherigen,
8. Verbesserung und Ausbau der durch den gesteigerten Verkehr
der Nauener Station bedingten Stromversorgung.
=]
Bau einer Alexanderson-Hochfrequenzmaschine in Japan. —
Ilikolo Maruyama beschreibt in der „Denki Gakkwai Lasshi“ (Jour-
nal des Vereins der Elektroingenieure von Japan) Sept. 1921 einen
von den japanischen „Shibauva Engineering Works” in Tokio ge-
bauten 400 kVA-Alexanderson-Hochfrequenzgenerator. Es ist inter-
essant, daß es der japanischen Industrie gelang, die nicht leicht aus-
zuführende Alexanderson-Hochfrequenzdynamo zu bauen, was uns
zu erkennen gibt, daß die japanische Elektroindustrie viel gelernt
hat. Überhaupt kann man erkennen, daß jedes Land, das industriell
entwickelt ist, seinen Nationalstolz darein setzt, seine Drahtlose
Großstation zu haben. Man betrachtet die Ausführung einer Groß-
station als eine Glanzleistung der Technik und will damit zeigen,
daß das betreffende Land den anderen nicht nachsteht. Der National-
stolz mancher Länder geht so weit, daß man sich sogar mit einer
schlechter arbeitenden Anlage zufrieden gibt, wenn sie nur im eige-
nen Lande gebaut ist.
Maruyama hebt besonders hervor, daß der Generator auf Grund
japanischer Patente gebaut wurde. Von der Art desselben ist nichts
gesagt, und aus der Beschreibung und Zeichnung findet man eine
nahezu vollkommene Übereinstimmung mit der amerikanischen
Alexanderson-Maschine. Es werden in diesem Aufsatz die bekann-
ten Gründe — Nutenraum und Wärmeableitung —weshalb man Nie-
derspannung für die Hochfrequenzmaschine anwendet, auseinander-
gesetzt, dann die Alexandersonsche Wicklungsausführung, die darin
besteht, daß die Nutzahl nur % der Polzahl beträgt, wobei aber auch
die Leistung der Maschine um 33,3 % herabgesetzt wird; darauf
werden Drehzahl und mechanische Festigkeit eingehend besprochen,
was bereits allgemein bekannt ist. Es werden dann die Konstruk-
tionsdaten der von den Shibauva-Werken gebauten 400 kV A-Ma-
schine angegeben, die hier kurz wie folgt angegeben werden mögen:
Polzahl 666, Spannung 500 V, Drehzahl 3600, Periodenzahl 20 000,
Sys lenlange 15 km, Rotordurchmesser 1549 mm, Rotorgewicht
29 kg.
Der Generator ist mit einem Drehstrommotor gekuppelt. Der
Rotor ist warm ohne Keil aufgezogen, um die durch einen Keil her-
vorgerufene Unbalanz zu vermeiden. Die Statorbleche sind japa-
nisches Fabrikat und besitzen eine Dicke von 0,076 mm. Die Isola-
tion der Kernbleche voneinander ist durch Isolierfirnis bewirkt, wo-
durch der Eisenfüllfaktor bis auf 75% stieg. Als Ankerleiter wer-
den auf die erforderliche Form gepreßte Litzendrähte verwendet.
Die Maschine hat die übliche Wasserkühlung und Preßölschmierung.
Eine Belastungsaufnahme konnte im Werk nicht vorgenommen wer-
den. Es wurden folgende Werte aufgenommen:
kW
Reibungsverluste 86
Eisenverluste 21 ji
Kupferverluste n 65 »
Erregerwicklung . . . . . . . . 045 „
Streuverluste (Wirbelstromverluste)__59 Je
Gesamtverluste . 172,95 kW
daraus n = ~ 70%.
Zuletzt werden noch Betrachtungen über die Grenze der Lei-
stung einer Alexanderson-Maschine angestellt. Diese ist durch die
Temperaturerhöhung des Rotors, mechanische Festigkeit derselben
und der dauerhaften Isolation des Stators begrenzt. Die Haupt-
schwierigkeit liegt in der Wärmeabführung des Rotors. Ka.
Werkstatt und Baustoffe.
Elektrisch betriebene Schleif- und Poliermaschinen. — Unter
den Maschinen, welche der Metallindustrie die Anwendung ratio-
neller Arbeitsmethoden ermöglichen, nehmen auch die Schleif-
maschinen mit direktem elektrischen Antrieb einen wichtigen
Platz ein. Sie haben das Arbeiten mit Feile und Handmeißel
unter weitgehender Verkürzung der Arbeitszeit mehr und mehr
ersetzt. Schleifmaschinen werden heute in großem Umfange so-
wohl bei Bearbeitung schwerster Gußstücke wie auch für feinste
Arbeiten, z. B. zum Polieren von Edelmetallen, verwendet. Diese
große Verbreitung der Schleifmaschinen brachte erst ihr elek-
trischer Antrieb zustande. Der sanfte Anlauf, die Kraftersparnis,
der Fortfall von Riemenübertragungen, die Einfachheit in War-
tung und Handhabung und die hiermit zusammenhängende Über-
sichtlichkeit in der Bedienung, alles das waren Faktoren, die
dem elektrischen Schleifmotor schnell zur Verbreitung halfen.
Durch die Anwendung der Schleifmaschinen mit direktem elek-
1094 | Elektrotechnische Zeitschrilt. 1922. Heft 34. 24. August 1922.
trischen Antrieb werden große Ersparnisse wegen des Fortfalls
von Transmissionen und Riemen neben Kraft- und Zeitersparnis
gemacht. Gleichzeitig ist die Handhabung der Maschinen eine
sehr einfache.
.: te nun AA
` «Abb. 6 Schleifmaschine für Werkzeugmacherei. Abb. 7. Moderne Schleiferei mit elektrisch betriebenen Schleifmaschinen ohne Transmissionen-
In Abb. 4 bis 6 sind einige Schleifmaschinentypen der Firma
aul Meyer, Neu-Isenburg, dargestellt. Abb. 4 stellt einen
Schleifmotor für Gold- und Silberfabriken zum Schleifen und
Polieren von Edelmetallen dar. Die Leitungsanschlüsse sind in dem
breit auslaufenden Fuß, verdeckt untergebracht, der Motor selbst
ist stabil gelagert. An der Maschine können gleichzeitig zwei
Leute arbeiten. Die zweiseitige Herausführung der den Motor-
anker tragenden Schleifwelle ermöglicht das Aufsetzen von
- Grob- und Feinschliffscheiben, so daß auf der einen Seite Grob-
und auf der anderen Fertigschliffarbeit geleistet werden kann.
Auch an der in Abb. 5 dargestellten Schleifmaschine, die für
schwere Arbeit bestimmt ist und das Schleifen von unbegrenzt
langen Stücken ermöglicht, können zwei Arbeiter beschäftigt
werden. Der Anlasser für den Motor ist in den Fuß der Ma-
schine eingebaut und daher sicher geschützt. Die Maschine er-
.heischt wegen ihrer fünffachen Kugellagerung nur geringe War-
tung, ihr Kraftbedarf ist sehr gering, ihr Lauf ruhig und schlagfrei.
Abb. 6 stellt eine Schleifmaschine dar, wie sie heute in jeder moder-
nen Werkzeugmacherei zum Schleifen gehärteter Werkzeuge Ver-
wendung findet; sie wird indessen auch für Naßschliff gebaut. Abb.
endlich zeigt einen Blick in eine moderne Schleiferei und läßt die
hier durch Fortfall aller Transmissionen erreichte große Übersicht-
lichkeit erkennen. Piz.
Allgemeiner Maschinenbau.
Verschlechterung des Turbinenwirkungsgrades durch Anfres-
sungen. — Anfressungen, welche bei sonst richtiger Konstruktion
der Turbinen durch mechanische Einflüsse, z. B. mitgeführten
Sand, Geschiebe usw. verursacht werden können, üben auch einen
nachteiligen Einfluß auf den Wirkungsgrad der Turbinen aus.
Sehr bemerkenswert sind in dieser Beziehung die Ergebnisse von
Versuchen, welche im Kraftwerk Massaboden der Schweize-
rischen Bundesbahnen ausgeführt wurden. Diese mit 45 m Brutto-
gefälle und 6 m?/s Wassermenge arbeitende Anlage liefert den
zum Betrieb des Simplontunnels samt Anschlußstrecke Sion—
Brig erforderlichen Drehstrom von 16?/, Per. Das Betriebswasser
durchströmt ein großes Klärbecken; zur Bestreitung der Spitzen
ist ein Wasserschloß von 8000 m? Inhalt angeordnet. Obwohl das
Klärbecken seit Inbetriebnahme der Anlage des öfteren entleert
and gereinigt wurde, waren schon nach Verlauf einiger Jahre
starke Anfressungen an den Francisturbinen, hauptsächlich im
Leitapparat und im Luftspalt, feststellbar. Demzufolge wurden
zunächst im März 1921 bei der einen Turbine sämtliche beschädig-
ten Teile durch neue ersetzt und sodann Leistungsversuche und
Wirkungsgradbestimmung sowohl an der wieder instandgesetz-
ten Turbine als auch an der noch nicht reparierten Turbine aus-
geführt. Das Ergebnis dieser Versuche ist nachstehend zusam-
mengestelit:
Beaufschlagung: . . ... 2... , Mu 9 vi
Wassermenge: . . ...: 2 2 .. md/s 1,76 352 528 7,04
Leistung der reparierten Turbinen-
einheit -- 2-2 2:0 4u..0. 5 oe kW 4C0 1200 1920 2500
Desgl. der beschädigten Turbinen-
einheit 2. :: 22222200. kW 0 810 1530 21%
Gesamtwirkungsgrad der reparier- f
ten Einheit .... anahaha’ O/o 51,4 774 823 3
Desgl. der beschädigten Einheit . 9%) 0 521 658 700
Leistungsverminderung der beschä-
digten Einheit in °% der Leistung
der reparierten Einheit bei glei-
cher Wassermenge: . . ..... 0% 10 325 203 13,2
Der Luftspalt der Turbinen, welcher ursprünglich 0,5 mm be
trug, hatte sich durch die Anfressungen bei Turbine 1 auf 11,5 m:
A E 7
Í- m mn BE ap
24. August 1922.
bei Turbine 2 auf 14,5 mm vergrößert. In den Turbinen und im
Saugrohr wurden große Mengen Sand und Schotter aufgefunden,
so daß kein Zweifel besteht, daß die aufgetretenen Anfressungen
auf mechanische Einflüsse zurückzuführen sind. Die Ziffern zei-
gen, daß die durch Anfressungen verursachte Verschlechterung
der Turbinen eine ganz einschneidende ist und daß man daher
bei stark Geschiebe führendem Wasser unbedingt Schutzvor-
kehrungen treffen muß. („L’Elettrotecnica” Bd. 8, 1921, S. 726.) Bp.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Leipziger Herbstmesse 1922. — Wie die „Techn. Messe” mitteilt,
beabsichtigt der Normenausschuß der Deutschen In-
dustrie,den Besuchern der Technischen Messe den Erfolg seiner
letzten Normalisierungsbestrebungen auf dem Gebiet des Maschinen-
baues und des Bauwesens zu zeigen, u. zw. erstere in der Halle 12 C,
letztere in der Halle 1. — In Halle 12 will Zivilingenieur Rei-
mann, Leipzig, eine Sammelausstellung unter dem Namen „Das
wirtsohaftlicheKesselha us” veranstalten, in der mecha-
nische Treppenrostfeuerungen, selbsttätige Rostbeschickungen,
Flugaschenausbläser, Dampfüberhitzer, Economiser, vollständige
Kesselspeiseanlagen mit Wasserreinigung und Abdampfverwertung
vorgeführt werden sollen.
Elektrizitätsausstellung in Kristiania 1922. — Die vom 22. April
bis 7. Mai in Kristiania abgehaltene Blektrizitätsausstel-
lung hatte sich, wie das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deut-
schen Industrie mitteilt, zum Ziele gesetzt, die Verwendung elek-
trischer Arbeit im Haushalt, in der Landwirtschaft und in der In-
dustrie zu veranschaulichen. Sie war in 23 Gruppen eingeteilt, die
fast sämtliche Gebiete der Elektrizitätswirtschaft umfaßten. Die
Besucherzahl der 14 tägigen Ausstellung betrug etwa 25000, wo-
bei zu bemerken ist, Jaß infolge des schlechten Wetters in den
ersten 8 Tagen viel auswärtige Besucher ausgeblieben sind. Das
Unternehmen hat gezeigt, wie mannigfaltig die Verwendung elek-
trischer Arbeit dank der Fülle der Wasserkräfte in Norwegen ist
und welche Möglichkeiten sich bieten, Menschenkraft durch elek-
trisch betriebene Hilfsmittel vorteilhaft zu ersetzen.
Technische Ausstellung Lüttich 1922. — Die Ausstellung ist
vom 18. Juni bis 31. Juli zur Feier des 75 jährigen Stiftungsfestes
der Vereinigung ehemaliger Schüler der Lütticher Ingenieurschule
veranstaltet worden. Im Vordergrunde standen, einem Bericht des
Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie zufolge,
durchaus belgische Teilnehmer, und von diesen wieder besonders
die um das Lütticher Zentrum gruppierten Industrien. Demgegen-
über traten die ausländischen Teilnehmer ganz zurück; am stärksten
waren noch die Franzosen vertreten. Das Gesamtbild wurde von der
Metall-, Maschinen- und elektrotechnischen Industrie be-
herrscht; doch waren auch die Abteilungen für Bergbau und che-
mische Industrie reich beschickt, in geringerem Maße optische und
feinmechanische, Glasindustrie und Keramik. Der allgemeine Ein-
druck, den die Ausstellung machte, war sehr günstig, allerdings
fehlte es durchaus an Übersichtlichkeit. Das Unternehmen diente
auch dazu, für die’belgische Kongokolonie eine äußerst geschickte
Propaganda. zu machen. In ausgiebiger Weise wurden die Reich-
tümer der Kolonie, der augenblickliche Stand der industriellen Ent-
wicklung und die Menge der bis heute aus der Kolonie bezogenen
Güter vor Augen geführt.
Plan einer hygienischen Ausstellung in Sofia. — In Sofia wird
der Plan betrieben, einehygienischeundzahnärztliche
Ausstellung für die Dauer eines Jahres zu arrangieren. Das
Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie ist in der
Lage, Interessenten hierüber nähere Auskunft zu erteilen.
Londog Fair and Market 1922. — Nach einem kurzen Bericht
des Ausstellungs- und Messe Amts der Deutschen Industrie über die.
vom 3. bis 14. Juli veranstaltete Messe, die zum erstenmal seit dem
Kriege deutsche Ilndustrieerzeugnisst auf einer Aus-
stellung in England öffentlich zur Schau stellte, wird das Gesamt-
ergebnis nicht als den Erwartungen entsprechend bezeichnet. Ins-
besondere sind die englischen Aussteller nicht befriedigt gewesen.
Dagegen wurden deutsche Artikel viel gekauft. Allgemein hat man
festgestellt, daß durch den persönlichen Verkauf in London für die
Waren bedeutend höhere Preise erzielt wurden als durch den Ver-
kauf an den englischen Einkäufer in Deutschland.
Internationaler Straßenbahn- und Kleinbahnkongreß 1923 Buda-
pest, — Der 2. Kongreß des Internationalen Straßenbahn- und Klein-
bahnvereins wird in der 1. Hälfte des Septembers 1923 in Budapest
stattfinden. Zur Behandlung sind vorläufig folgende Angelegenhei-
ten in Aussicht genommen: |
Ein Vortrag über ein Thema betr. Bahneinrichtungen in Ungarn.
Internationales Buchungsschema.
Einmannwagen.
Gleisbau und Gleiserhaltung einschließlich Normung.
Wälz- und Rollenlager, Schmierung der Lager und Zahnräder.
. Neukonstruktionen von Straßenbahnmotoren.
hnittliche jährliche Wagenkilometerleistungen des Fahr-
personals, Achtstundentag.
moon
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 34.
1095
8. Magnetschienenbremsen.
9. Tarife der Straßenbahnen.
Etwaige weitere Anregungen wollen an das Sekretariat: Wien,
IV/1, Favoritenstraße 9, gerichtet werden.
Verschiedenes:
Tod durch 120 V Wechselstrom in der Badewanne. — Durch
Verwendung einer unvorschriftsmäßigen selbstinstallierten Steh-
lampe mit Körperschluß wurde in Frankfurt a. M. ein Ehepaar ge-
tötet. Die Lampe mit ihrer langen Steckerleitung war neben der
Badewanne aufgestellt und konnte so vom Bade aus gefaßt werden.
Die Zinkbadewanne selbst hatte durch ein anliegendes Wasser-
leitungsbleirohr direkte Verbindung mit der Wasserleitung. Die
Ader mit Körperschluß war durch den Stecker an dem spannungs-
führenden Pol gelegt, so daß beim Umfassen des Lampenfußes die
badende Frau (Unterkörper im Wasser der geerdeten Wanne) so-
fort getötet wurde. Der Ehemann wurde bei der Hilfeleistung, da er
sich mit den Füßen schon im Wasser der Wanne befand, ebenfalls
getötet. Der Körper der Frau zeigte dort, wo er mit der Badewanne
in Berührung gestanden hatte, sowie in der Handfläche, die den Me-
tallfuß der Lampe umfaßt hatte, ebenso wie die Finger des Ehe-
mannes, starke Verbrennungen.
. Der Körperschluß in der Lampe wurde hervorgerufen durch
Einklemmen der Leitungsader zwischen Sockelfuß und Sockel-
umhüllung. Der bei der Berührung eingeleitete Lichtbogen er-
weiterte und verstärkte den Schluß. Wäre die verletzte Ader durch `
den Stecker nicht mit dem spannungführenden Pol, sondern mit dem
Nulleiter in Verbindung gebracht worden, so hätte der Fehler in der
Stehlampe ein Unglück nicht herbeiführen können. Rp.
Jubiläum. Das Rheinische Technikum Bingen begeht in der
Zeit vom 26. bis 28. August die Feier des 25 jährigen Bestehens.
Energiewirtschaft.
Eine Weltkraft-Konferenz in London. — Der organisierende
Leiter einer ersten für 1924 in der Britischen Reichsausstellung ge-
planten „World Power Conference”, D. N. Dunlop, hat
uns das vorläufige Programm zugehen lassen. Nach diesem soll die
Konferenz unter Mitwirkung technischer und wissenschaftlicher
Anstalten sowie industrieller Körperschaften in Großbritannien
und anderen Ländern durch die British Electrical & Allied Manu-
facturers’ Association veranstaltet werden und erwägen, wie sich
die industriellen und wissenschaftlichen Kraftquellen der Erde im
nationalen wieim internationalen Sinne am besten verwerten lassen.
Das soll geschehen -einmal durch Prüfung des Reichtums (potential
resources) eines jeden Landes an hydroelektrischer Energie, Heiz-
ölen und Mineralien, durch Vergleichung der in der wissenschaft-
lichen Entwicklung der Landwirtschaft, Bewässerung und des
Land-, Luft- und Wassertransportes gemachten Erfahrungen, so-
dann durch Beratungen von Ingenieuren, technischen Sachverstän-
digen und Autoritäten auf dem Gebiet wissenschaftlicher und indu-
strieller Forschung, durch Besprechungen mit Kraftverbrauchern und
Fabrikanten der Produktionsmittel, weiter durch Untersuchung der
gegenwärtigen Methoden des technischen Unterrichts in den ver-
schiedenen Ländern und Diskussion der eine Verbesserung der be-
stehenden Ausbildungsgelegenheiten ermöglichenden Mittel, dem-
nächst durch Behandlung der finanziellen und wirtschaftlichen Aus-
sichten der Industrie, wiederum vom nationalen und internationalen
Standpunkt aus, und schließlich durch Prüfung der Möglichkeit,
ein ständiges Weltbureau zu schaffen, um statistische Daten zu
sammeln, Inventarien der Weltkraftquellen anzufertigen und mit
Hilfe offizieller Vertreter in den einzelnen Ländern industrielle
und wissenschaftliche Informationen auszutauschen. Das Arbeits-
gebiet der Konferenz ist in 4 Hauptgebiete, nämlich Kraftquellen,
Kraftentwicklung, Anwendung der Kraft, Wirtschaft und Finan-
zierung eingeteilt, zu deren zweitem u.a. auch die Elektro-
technik gehören soll. Präsident der Konferenz wird der Vor-
sitzende der veranstaltenden Gesellschaft, der Earl of Derby,
sein, und in der Liste eines großen Rates finden sich die Namen
hervorragender Führer der englischen Elektroindustrie. Über die
Teilnahme Deutschlands an der Konferenz, deren Adresse
Bouson, W.C.2, Kingsway 36, lautet, schweben z. Zt. Verhand-
ungen.
Ostnorwegens Versorgung mit elektrischer Arbeit. — Der im
letztenHeft erwähnte Plan der Elektrizitätskommission?!) geht dahin,
das Land in möglichst rationeller Weise in Kraftversorgungsbezirke
zu teilen. Wo es sich ermöglichen ließ, hat man Zentralanlagen für
größere Bezirke in Aussicht genommen, aber an den meisten Stellen
legen die geographischen Verhältnisse und die zerstreute Ansässig-
keit der Einwohnerschaft einer rationellen Elektrisierung Schwie-
rigkeiten in den Weg; man hat daher eine ganze Menge Versorgungs-
bezirke schaffen müssen, u. zw. in den verschiedenen Ämtern (Pro-
vinzen) in folgender Zahl: Finmark (der nördlichste Landesteil)
10, Tromsö 6, Nordland 20, Nord-Tröndelag (das Drontheimer Ge-
biet) 4, Sör-Tröndelag 7, Möre 12, Sogn und Fjordane 10, Hordaland
19, Hedemark 7, Opland 8, Akershus 1, Östfold 1, Buskerud 2, West-
1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1071.
r
Í a e nn ne
1096
f :
fold 1, Telemark 6, Aust-Agder 2, West-Agder 2, Rogaland 5, zu-
sammen 123. Zunächst ist der Plan für die Elektrizitätsversorgung
des östlichen Norwegens (des Ostlandes) eingehender aus-
gearbeitet worden. Dieser Landesteil ist der wichtigste und umfaßt
diessüdöstlichen Gebiete bis zur Südküste hinab, so die Provinzen
Östfold, Westfold, Akershus, die Stadt Kristiania sowie das meiste.
von Ruskerud und Teile von Hedemark und Opland. Die Bevölke-
rung in diesem Ostland beträgt zwischen 1 bis 1% Mill. Menschen,
stellt also einen beträchtlichen Teil der Gresamteinwohnerschaft
Norwegens dar, die gegenwärtig etwa 3 Millionen betragen dürfte.
Fertige Kraftanlagen gibt es in diesem Umkreis bereits eine ganze
Anzahl, so die Kraftwerke Rjukan, Aarlifoß, Labro, Sagfoß, Wing-
foß, Hafslund und Börregaard, Vamma, Kykkelsrud, Raanaas, Höne-
foß, Hadeland, Mesna bei Lillehammer, Elverum, Osfall, Storfall,
Sarpsborg. Im Bau begriffen und projektiert sind die Werke Nore,
Hölera, Aavella, Dalsfoß, Tessa, Eidsfoß, Harsjö, Lutufall, Solberg-
foß-Mörkfoß und Brekke. Gegenwärtig kommen im Bereich Ost-
norwegens 142 000 kW zur Verwendung. Durch den weiteren Ausbau
werden 127 000 kW gewonnen, und die Elektrisierungskommission
rechnete mit einem Verbrauch von 250 W/Kopf. Die Regulierungs- _
anlagen erfordern 10,79 Mill. Kr, die Leitungsanlagen 17,3 Mill. Kr.
Für die im Bau befindlichen sieben Kraftanlagen im Ostlande sind
außer den bisherigen Kosten noch weitere 27,7 Mill. Kr aufzuwenden,
so daß die vorläufige Elektrisierung dieses Gebietes etwa 45 Mill.Kr
kosten wird. Ws.
Zur Statistik der Wasserkräfte. — Wir haben vor kurzem über
die neueren Ermittlungen des United States Geological Survey be-
richtet, der für die wahrscheinlich vorhandenen Wasserkräfte
der Erde den Normal-Niedrigwasserstand und für die ausgenutz-
ten den Stand der Verwertung von 1920 zugrunde legt!). Nach
„wirtschaft und Statistik"?), die diese Untersuchungen ebenfalls be-
handelt, stellt sieh das Verhältnis der ausgenutzten zu den wahr-
scheinlich vorhandenen Wasserkräften folgendermaßen:
Wahrscheinliche Aungenuteto Ausgenutzte
Wasserkräfte in 1000 ın o
Europa. 45 000 8 877 19,73
Amerika . . . 2 2 nt. 116 000 12 634 10,89
dav. Nord- und Mittelamerika 62 000 12210 19,69
Asien Te u i 71 000 1 160 1,63
‘ Australien (Ozeanien) 17 000 147 ‚0,86
Afrika . ER pe 190 000 11 0,01
Die Intensität der Verwertung war also 1920 in Europa und in Nord-
und Mittelamerika ungefähr gleich, während die anderen Erdteile, be-
sonders aber über 43,3 % aller vorhandenen Wasserkräfte verfügende
Afrika, weil zurückstehen. Das geht auch aus der der genannten
Zeitschrift des Statistischen Reichsamts entnommenen Abb. 1 her-
© De Große d "resschesben
o? gen wahr.
"ch vorhandenen Kasser-
vr
Amerika
DIE WASSERKRÄFE DER ERDE
Schwarzer Aresten =
WSIGERIZTE WISS
&- 50%
Abb. 1.
vor. Im einzelnen ersieht man die Verteilung der wahrscheinlich
vorhandenen und der ausgenutzten Wasserkräfte auf die wichtig-
sten Länder aus nachstehender Übersicht, die gleichzeitig dadurch,
daß sie die ausgenutzten Pferdestärken zur Fläche und Einwohner-
zahl der Staaten in Beziehung setzt, einen Vergleich der wirtschaft-
lichen Bedeutung der verwerteten Wasserkräfte für die verschiede-
nen Länder ermöglicht.
Was das Verhältnis der Pferdestärken zur Fläche betrifft, so
steht die Schweiz mit nahezu 21 PS/km? bei weitem an erster Stelle.
Ihr folgen Norwegen mit 4,36, Italien mit 3,7 und Japan mit 2,61 PS.
Im Verhältnis zur Bevölkerungsziffer ist die Ausnutzung der Was-
serkräfte in Norwegen am größten; sie überschreitet dort 51 PS/100
Einwohner, und erst in einem gewissen Abstand schließen sich ihm
Kanada mit etwas mehr als 31 PS, die Schweiz mit rd 22 PS und
Schweden mit wenig über 20 PSan. Am ungünstigsten stellt sich das
1) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 622.
3) Bd. 2, 1922, 8. 328.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 34.
24. August 1922.
Die Wasserkräfteder wichtigsten Länder.
Wasserkräfte
Land eye davon ausgenutzt PS (ausgenutzte) auf
10m PS | 1000 PS | % | 1km? 100 Einw.
In Europa
Frankreich 3,00
Norwegen. 51,29
Schweden. 20,33
Italien . 2,96
Schweiz?) . . 22,13
Deutschland?) 1,03
Spanien 2,85
England 0,45
Österreich 3,34
Finnland . 5,55
Südslawien 1,07
Rußland 012
In Amerika
V. S. Amerika . ; 8,75
Kanada. 7 : 31,2
Mexiko. 6 000 400 6,67 0,20 2,77
Südamerika . 54 000 424 0,79 0,02 i
In Asien |
Japan . 6000 , 1000 | 16,67 ` 2,61 1,7
Indien) 27000 | 150 0,56 | 0,03 0,05
Verhältnis sowohl zur Fläche wie zur Einwohnerzahl in Indien,
wenn man von Südamerika, für das die Beziehung zur Einwohner-
zahl nicht angegeben ist, absieht. Deutschland hat, wenn man
die vom Statistischen Reichsamt als mit der amerikanischen Berech-
nung nicht übereinstimmend bezeichnete sehr niedrige Zahl der Ta-
belle von 1,425 Mill. PS wahrscheinlich vorhandene Wasserkräfte
und 43,37 % Verwertung zugrunde legt, nur 1,31 PS je km? und 1,03
PS je 100 Einwohner ausgenutzt.
Industrie und Handel.
Deutschland. — Die Londoner Konferenz ist geschei-
tert. Der immer klarer hervortretende Vernichtungswille
des von nationalistischen Gruppen getriebenen französischen
Ministerpräsidentenhatabermalseine vernünftige Lösung
der Reparationsfrage trotz offensichtlicher Bemühungen der übri-
gen, insbesondere der englischen Delegierten wie der sachverstän-
digen Berater unmöglich gemacht. „Die französische Unversöhn-
lichkeit verhindert“, wie „Stockholms Dagblad“ („Voss. Ztg“)
schreibt, „die Wiederauferstehung Europas. Wir hätten Frieden
haben könen, der eine glücklichere Zukunft für unsern Weltteil mit
sich gebracht hätte, Frankreich wollte nicht, Aber trotzdem das
Friedenswerk in das schändliche Übereinkommen von
Versailles ausmündete, hätten wir jetzt auf dem Weg zur Ver-
tragsrevision sein können. Jedoch wiederum antwortete Frankreich
„nein“. Möge Poincaré allein den Weg der Gewalt beschreiten.
Europa weiß, daß dieser Weg nur ins Verderben führt.“ Die Repa-
rationskommission, die nunmehr über die nächsten deutschen Zah-
lungen befinden soll, hat die deutsche Regierung wissen lassen, daß
sie vor dem 15. VIII. ihre Entscheidung auf deren Memorandum vom
12. VII. nicht bekanntgeben könne, diese aber unverzüglich mit-
teilen und gleichzeitig Bestimmung über die Frage der Fälligkeit
vom 15. VIII. treffen werde, die bis dahin in der Schwebe bleiben
müsse. Von der Reichsregierung sind, ihrer Bereitschaftserklärung
entsprechend, 0,5 Mill. £ als unter den gegebenen Verhältnissen mög-
liche Ausgleichsrate unter Hinweis auf die inzwischen eingetretene
außerordentliche Valutaverschlechterung den beteiligten Regie-
rungen zur Verfügung gestellt worden, und zwei deugsche Noten
' protestieren energisch gegen die Rechtswidrigkeit der fr@mzösischen
Ausgleichsmaßnahmen und „Retorsionen”. Gleichwohl hat man
etwa 1500 Deutsche in brutaler Weise aus dem Elsaß vertrieben.
Welche politischen Folgen der Zusammenbruch der Konferenz haben
. wird, steht vorläufig dahin, die wirtschaftlichen sind für Deutsch-
land allein schon wegenderMarkentwertung ungemein ernst.
Der Dollar hat den Kurs von 1000 überschritten, die Mark entspricht
nur noch ?/s Gldpf. Das bedeutet ein gewaltiges Anwachsen der
Fehlbeträge in den Haushalten des Reichs, der Länder und Gemein-
den, eine starke Vergrößerung der Passivität unserer Handels- wie
Zahlungsbilanz und selbstverständlich das Hereinbrechen eine!
neuen Teuerungswelle,die bei der herrschenden Geldknapr-
heit und Kreditnot schwere wirtschaftliche und soziale Störungen
verursachen kann. Drei Fragen drängen sich angesichts dieser
Sachlage auf: Worauf warten die V. S. Amerika, um als ent-
scheidende Kriegsteilnehmer, die sie ja doch waren, solcher erzwun-
genen Verelendung cines befreundeten Landes Einhalt zu tun? —
Wann wird sich die Entente bequemen, endlich in einer gemeinsamen
®) Nach Berechnungen des eidgenössischen Amtes für Wasserwirtschaft
‚„. 4) „Von den Berechnungen des United States Geological Survey abweichende
Ziffer. Nach anderer deutscher Schätzung betragen die wahrscheinlichen Kräfte
etwa 6 Mill. PS und die ausgenutzten 1 bis 12 Mill. PS.
5) Stand am 1. I 1922.
®© Nach „Capital“, Calcutta vom 28. II. 1922 sind die auf 215 Millionen 8%
schätzten PS zu 11/,%. ausgenutzt.
pm
nn EE e e G o E a E E E E S A O A O E E EEE G EA = aaan aa n egperiße
24. August 1922.
Konferenz der besten Köpfe mit Amerika und Deutsch-
land die wahnsinnigen Bestimmungen des Versailler Diktats zu
revidieren? — Wie lange wird das vor dem Kriege kulturell so hoch
stehende deutsche Volk es noch ertragen, sich von fremden Gewalt-
habern auf das Niveau unzivilisierter Stämme herabdrücken zu
lassen, und seine Kraft über das Maß berechtigter Ansprüche frühe-
rer Gegner hinaus den Interessen als solche erwiesener Feinde
opfern? !
England. — Wir geben im folgenden wie bisher eine Übersicht
über den Außenhandel Englands mit elektrotech-
nischen Erzeugnissen im 1. Halbjahr 1922 und der ent-
sprechenden Werte von 1921, u. zw. die Ausfuhr fob, die Einfuhr
cif und brutto. Von dieser müssen die Wiederausfuhrzahlen abge-
zogen werden, um den handelsbilanzmäßigen Importwert zu erhal-
ten. Der Gesamtwert des Exportes war 6,153 Mill. £, d. s. 3,986 Mill.
£ weniger als 1921; die Einfuhr betrug (ohne Kürzung um die
Wiederausfuhr) 1,277 Mill. £, eine gegen das 1. Halbjahr 1921 um
0406 Mill. £ kleinere Summe. Für elektrotechnische Waren und
Apparate hat die Ausfuhr 3,707 Mill. £ ergeben; ihr Wert war
somit gegenüber dem des ersten Halbjahrs 1921 (7,671 Mill. £) um
3964 Mill. £ geringer. Eine Zunahme zeigt sich nur bei Schwach-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34
1097
der Wiederausfuhr sei auf die Übersicht verwiesen. Der
Überschuß.der Ausfuhr über die Einfuhr (abzüglich der Wie-
derausfuhr) beträgt für elektrotechnische Waren und Apparate 3,198
Mill. £ (6,577 i. V.), für Maschinen 6856 tons bzw. 1,804 Mill. £ (8085
tons bzw. 2,043 Mill. £ i. V.) und im ganzen 5,002 Mill. £ (8,621 i. V.).
Werden die genannten deklarierten Beträge auf die Durchschnitts-
werte von 1913 reduziert, so errechnet sich nach „The Board of
Trade Journal“ für elektrische Waren und Apparate ein Export-
wert von 1,367 Mill. £ (2,683 in 1913) und ein Einfuhrwert ohne
die Wiederausfuhr von 0,326 Mill. £ (0,638 in 1913). Hierbei wird
aber gleiche Durchschnittsqualität der Erzeugnisse für beide Jahre
vorausgesetzt, die tatsächlich wohl nicht bestand. .
Handelsberichterstattung über das Ausland. — Professor Dr.
O. Goebel, der selbst Handelssachverständiger des Deutschen
Reiches gewesen ist, schildert in Bd. V der Schriften des Reichsver-
bandes der Deutschen Volkswirte!) den Aufbau und die Entwick-
lung, welche die Handelsberichterstattung nach dem
Auswärtigen Amt bzw. durch das Auswärtige Amt vor dem Kriege
genommen hat. Er weist auf die Nachteile des alten Systems hin.
Hauptsächlich ist es die untergeordnete Stellung, welche dem Han-
delsattach&e gegenüber dem juristischen Konsulats- bzw. Gesandt-
Außenhandel Englands mit elektrotechnischen Erzeugnissen im ersten Halbjahr 1922.
, Ausfuhr Einfuhr Wiederausfuhr
Erzeugnisse a rer,
f 1922 | 1921 1922 1921 1922 | 1921
1. Telegraphen- und Fernsprechinstrumente sowie -apparatel) £ 1012710 905 200 54 342 195 316 17223 18 84 )
2 Isolierte Telegraphen- und Fernsprechdrähte sowie -kabel = 453 553?) | 2 396 580°) 16 089 51 652 1 236 893
3. Andere, aber gummiisolierte Drähte und Kabel . . . . j 294 682 846 447 13 689 794 | 2V0
4. Drähte und Kabel mit anderer Isolation . p nEn „ 550 479 1 182 032 397 1 685
5. Kohlen für elektrotechnische Zwecke a a 18 523 62 944 nn = =
o ae Stück | 2,710 Mill. | 8,456 Mill. | 2,693 Mill. 11,959 Mill.| 0,818 Mill. |0726 Mill.
Glühlampen > | > £ | 197496 | 274345 | 854831 | 166863 51576 | 32483
1. Bogenlampen und Scheinwerfer . Be de Aie g A en = s
8. Teile von solchen (außer Kohlenstäbe) . . . . 2... m 1 100 20
9. Elemente, Sammler und Teile davon . . . . . 2... ; 614 31
1u. Zähler und Meßinstrumente (ausschl.der unter 1. genannten) 4079 24 317
Il. Schalttafeln (nicht für Telegraphen oder Fernsprecher)
12. Sonstige elektrotechnische Waren und Apparate ,
Elektrotechnische Waren und Apparate insgesamt
13. Bahnmotoren .
l4. Stromerzeuger und andere Motoren
l5. Sonstige elektrische Maschinen .
tons
£
Elektrische Maschinen insgesamt . .
strominstrumenten und -apparaten, bei Teilen von Bogenlampen
und Scheinwerfern sowie bei der Gruppe Schalttafeln. Der Export
elektrischer Maschinen betrug 2,446 Mill. £, d. s. im Vergleich zu
dem gleichen Zeitraum von 1921 (2,468 Mill. £) 22065 £ weniger.
Faßt man die leider nur spärlich bekanntgegebenen Mengen ins
Auge, so hat England gegen das Vorjahr in der Berichtszeit 1,758
Mill. elektrotechnische Kohlen mehr ausgeführt, dagegen von Glüh-
lampen 0,746 Mill. Stück und von Bogenlampen 277 Stück weniger;
bei Bahnmotoren findet sich ein Minus von 110 tons, bei Strom-
rzeugern und anderen Motoren von 173 tons und bei sonstigen elek-
trischen Maschinen von 498 tons. Insgesamt sind 8954 tons elek-
trische Maschinen (9735 i. V.), also 781 tons weniger exportiert
xorden. Die Einfuhr weist für elektrotechnische Waren und
Apparate (ohne Berücksichtigung der Wiederausfuhr) 0,615 Mill. £
aus, d. i. ein um 0,624 Mill. £ kleinerer Betrag als im ersten Halb-
jahr 1921 (1,239 Mill. £). Gewachsen ist der Import nur bei der
Leitungsgruppe 3. Bringt man die Wiederausfuhr in Abzug (0,106
Mill. £), so geht der Importwert auf 0,509 Mill. £ (1,094 i. V.) und
die Abnahme gegen 1921 auf 0,585 Mill. £ zurück. Die Menge der
unportierten elektrischen Maschinen war 2137 tons (+ 456 tons)
gegen 1681 in 1921 und der Wert dieser Bezige 0,662 Mill. £ oder
um 0,218 Mill. £ größer als im Vorjahr (0,444 Mill. £). Die Einfuhr
«lektrotechnischer Kohlen ist um 1,801 Mill. Stück zurückgegangen,
dagegen hat England 0,734 Mill. Glühlampen mehr von außerhalb
erhalten als im 1. Halbjahr 1921. Der Import von Bogenlampen war
nm 393 Stück geringer. Um die Wiederausfuhr gekürzt, stellt sich
der Einfuhrwert elektrischer Maschinen auf 0,642 Mill. £, d. i. eine
Erhöhung gegen 1921 (0,424 Mill. £) um 0,218 Mill. £. Bezüglich
Bis 1922 einschl. drabtloser Ventile.
i Darunter Unterseekabel für 175857 £.
) Darunter Unterseekabel für 1545309 £.
31
19716
8 954 9785 2137 1681 839 31
2 445915 | 2467 980 662 200 444 158 20 027 19 716
schaftspersonal eingeräumt wurde, die verhindert hat, daß dieser
Besseres leisten konnte. Dann aber auch waren die Mittel, die zur
Verfügung gestellt wurden, zu beschränkt, um für diesen Posten
Personen u finden, die in langjähriger Geschäftstätigkeit im Aus-
lande sich für eine verständnisvolle Berichterstattung notwendige
Kenntnisse angeeignet hatten.
Goebel kommt zu dem Ergebnis, daß die Vormachtstellung dex
Juristen beseitigt werden müsse, und daß man im übrigen wieder
Handelssachverständige nach dem Auslande entsenden solle, die
aber dann auch die nötige Bewegungsfreiheit und den notwendigen
e I anbazat zur Seite haben müßten, um entsprechend zu
wirken.
In der Druckschrift wird darauf hingewiesen, daß durch die
Überseedienst-G. m. b. H. und die „Industrie- und Handels-Zeitung“
in vorbildlicher Weise und mit großen Mitteln die laufende Wirt-
schaftsberichterstattung orgarnisiert worden ist, und daß also nach
- dieser Richtung von den Handelssachverständigen nicht mehr so viel
verlangt wird. Den Hauptvorteil sieht er in der Weiterverarbeitung
der Auskünfte durch die Handelskammern und Fachverbände als
geeignete Vorbildungsstellen für den Beruf eines Handelssachver-
ständigen. Er meint allerdings die Handelskammern nicht in ihrer
heutigen Stellung, sondern nach ihrer systematischen Eingliederung
in den Dienst der Außenhandels-Berichterstattung. Daß diese Ein-
gliederung bisher unterlassen worden ist, wird für einen Haupt-
fehler der Handelsberichterstattung erklärt. Es handelt sich dabei
um 2 Aufgabenreihen:
1. Vorsichtung der Bedürfnisse nach Auskunfterteilung und
zweckdienliche Formulierung der Anfragen,
1) Handelsberichterstattung über das Ausland. Vorschläge zur Um- und
Ausgestaltung. Berlin-Wilmersdorf, 1922.
1098 |
2. fachmännische Verarbeitung der erhaltenen Auskünfte. Zu
der Frage selbst wäre mit Bezug auf die Druckschrift zu bemerken:
Ob das Deutsche Reich in absehbarer Zeit in der Lage sein wird,
Handelssachverständige auszusenden, erscheint bei der finanziellen
Notlage zweifelhaft, außerdem bei den augenblicklichen wirtschaft-
lichen Verhältnissen vielleicht auch nicht so dringend notwendig.
Wegen der Schwierigkeiten des Geldkurses und der sonstigen Er-
schwernisse kann eine Ausfuhr nur von denjenigen Firmen betrieben
werden, die wirklich Erfahrungen auf diesem Gebiet haben, und
diese sind auch meist in der Lage, sich die nötigen Informationen
aus dem Auslande zu beschaffen. Für die allgemeine Berichterstat-
tung sind außerdem außer der Überseedienst-G. m. b. H. die zahl-
reichen nach dem Kriege entstandenen Fachverbände tätig. Über-
haupt erscheint es, als wenn in dieser Richtung manchmal zu viel
getan wird. Es sind Hunderte von Fachverbänden entstanden, deron
Geschäftsführer ihren Stolz und ihre Aufgabe darin erblicken,
„Nachrichten“ herauszugeben, die über die Veränderungen des Wirt-
schaftslebens und Vorkommnisse im Ausland berichten. Der Ge-
schäftsmann, der auf mehreren Industriegebieten zu tun hat, erhält
dauernd eine Flut von Druckschriften zugesandt, die ihm alle mehr
oder weniger dasselbe mitteilen. In der Gründung von Zweck- und
zwecklosen Verbänden ist in den letzten Jahren mehr als genug ge-
tan. Die Kräfte der führenden Männer der Industrie werden zum
großen Teil durch die Sitzungen dieser Verbände und Verhandlun-
gen zersplittert. Infolgedessen muß auch die Einbeziehung der
Handelskammern in die Handelsberichterstattung zu Bedenken An-
laß geben. Auch die Handelskammern haben ihren Aufgabenkreis
erweitert, geben monatlich nicht nur Nachrichtenblätter, sondern
teilweise Bücher heraus, und den Leitern ist in den meisten Fällen
der Vorwurf zu machen, welchen Dr. Goebel den juristisch ge-
bildeten Konsulatsbeamten macht, nämlich, daß sie Juristen und
Theoretiker sind, aber in der Praxis und dem wirklichen Geschäfts-
leben keine Erfahrung haben. Die Handelsberichterstattung durch
Handelsattaches im Auslande wird immer an zwei Fehlern kranken:
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34.
En
24. August 1922.
1. Der Handelsattache ist ein Reichsbeamter, er muß in seinen
Auskünften außerordentlich vorsichtig sein; denn begeht er einen
Irrtum, so steht sofort in irgendeiner Zeitung ein Artikel gegen da:
Auswärtige Amt.
2. Aus demselben Grunde und aus Gründen, die jeder größeren
Beamtenorganisation anhängen, geschieht die Berichterstattung zö-
sernd und schleppend. Vor einer Reihe von Jahren stellte ich dem
Handelsattach& in Konstantinopel die Frage, ob für ein bestimmter
Gebiet eine Greschäftsniederlassung in der Türkei ratsam sei und
möglich erscheine. Eine Antwort kam nicht. Die Angelegenheit
wurde selbstverständlich nach kaufmännischen Gesichtspunkten
erledigt. Nach etwa dreiviertel Jahren wurde ich zum Vorstand
meines Polizeireviers gerufen, dort wurde ich einem Verhör unter-
worfen, aus welchen Gründen ich mich nach Konstantinopel gewandt
hätte, worauf ich dann streng vertraulich die Mitteilung erhielt, die
Verhältnisse in der Türkei seien unsicher. Es steht zu befürchten.
daß auch der moderne Handelsattache, wenn er Reichsbeamter ist,
nicht viel anders wird handeln können als der frühere.
Amerika und England haben eich umfangreiche Nachrichten-
stellen angegliedert. Die der USA umfaßt, wenn ich nicht irre, ein
Personal von etwa 1000 Köpfen und wird eine Summe kosten, die
man in Mark kaum umrechnen kann. In diesem Schrittmaß kann das
Deutsche Reich natürlich nicht mitgehen, und ob ein so umfang-
reicher Apparat, der unbedingt die vorstehend geschilderte Schwer-
fälligkeit ebenfalls besitzen muß, einen sehr großen Nutzen bringt,
erscheint fraglich.
Die Frage also, ob z. Zt. besondere Handelsattachés ausgesandt
werden sollen und welche Vorbildung diese zu erhalten haben, halte
ich nicht für so außerordentlich dringend. Dringender dürfte e-
sein, daß die außerordentlich vielen Verbände, Geschäftsstellen und
sonstigen wirtschaftlichen, volkswirtschaftlichen Vereine und Ein-
richtungen sich in Deutschland erst etwas zusammenschließen oder
zum guten Teil verschwinden. A.A.Brandt.
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer ` Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle,
Berlin W. 567, Potsdamer Str. 68, Fernspr, Amt Kürfürst Nr. 9320, zu richten
Nachtrag zum Sitzungsbericht von 27. XI. 1921.
Fortsetzung der Diskusston zu den Vorträgen der Herren Ober-
ing. Fr. K ad eż) und Ch. K r ä m e r über das Thema:
„DieUmformungvonDrehstrominGleichstrom”?).
Herr Heinrich Kaden (m. Brf. v. 31. III. 1922): Im folgenden er-
laube ich mir, darauf hinzuweisen, daß die theoretische, primäre
Stromkurve eines Sechsphasen-Gleichrichters nicht mit der von
Herrn Krämer in der „ETZ“ 1922, S. 402, Abb. 2 u. 3, angegebenen
übereinstimmt. Man muß hier unterscheiden zwischen der pri-
mären Kurve bei A- und A Schaltung und bei A-Schaltung
zwischen der Kurve in der Wicklung und den Zuleitungen
1. A-Schaltung. _
In der Wicklung haben wir infolge der um 180° versetzten
1/6-Periode dauernden Stromimpulse auf einem Schenkel eine
Stromkurve nach Abb. 1. Betrachtet man die Zuleitungen, so
kommt man auf eine Kurve nach Abb. 2. Hier treten die um
ije Per später erfolgenden Impulse der benachbarten Phase hinzu.
Phasen während !/s Per nach Abb. 2 in Heft 12 tritt nicht ein.
Außerdem bemerke ich, daß die Kurven nur gelten, wenn man
einen induktionsfreien Stromkreis
voraussetzt und von der geringen,
im Gefäß auftretenden Überlappung
der Ströme absieht.
lay Sja Slas
Abb. 8. | Abb. 4.
Fritz Kleeberg (m. Br. 11. IV. 1922): In seinen Erwide-
rungen (S. 401) schreibt Herr Krämer, daß er mit den Aus-
führungen des Herrn Kryger einverstanden ist. Da eich
nun die Krygerschen Ausführungen in den wesentlichen Punkten
mit den meinigen decken, eo bestätigt Herr Krämer indirekt die
Richtigkeit meiner über den Gleichrichter bezüglich des Leistungs-
faktors gezogenen Schlüsse. Herr Kryger schlägt für die von mir
gebrauchten Ausdrücke „wirklicher“ und „scheinbarer Leistungs-
faktor” resp. „scheinbarer” und „tatsächlicher Blindstrom” die
Ausdrücke „Verzerrungs-“ und „Verschiebungsfaktor” resp.
„Stromverzerrung“ und „Verschiebungsstrom“ vor. Ich halte die
von Herrn Kryger gewählten Ausdrücke für besser und zweck-
entsprechender als die von mir gewählten und werde mich daher
derselben schon im Folgenden bedienen.
Der Zweck meines Diskussionsbeitrages war vor allem, zu
Abb. 1. Abb. 2. zeigen,
2. A-Schaltung. 1. daß man auch bei vollkommen induktionsfreier Belastung
Hierbei muß man eine Eigenart der A-Schaltung in Betracht Leistungsfaktoren erhalten kann, . J
ziehen. Denkt man sich einen in A geschalteten Transformator, 2. daß diese Leistungsfaktoren an verschiedenen Punkten des
welcher sekundär nur zwischen Nullpunkt und einer Phase be- Stromkreises verschiedene Größen annehmen können,
3. daß die vom Gleichrichter herrührenden Leistungsfak-
lastet ist, so fließen primär auf allen 3 Schenkeln Ströme, welche
sich so verteilen, daß auf dem belasteten Schenkel % und auf
den anderen beiden je % des augenblicklichen Sekundärstromes
fließt. (Abb. 3.) Dieses Beispiel auf den Sechsphasen-Gleichrichter 4.
übertragen ergibt die Kurve nach Abb. 4.
l Diese Kurve ist nicht die von Herrn Krämer in Abb. 3 in
Heft 12 angegebene. Eine gleichzeitige Stromabgabe zweier
toren nicht auf Versehiebungsstrom zurückzuführen sind,
und daß sie demgemäß
anders, u. zw. günstiger zu bewerten sind als die aus
schließlich vom Verschiebungsstrom herrührenden Lei-
stungsfaktoren.
Aus meinem Glühlampenbeispiel habe ich für den einfachen
Drehstromgleichrichter ohne jede Selbstinduktion folgende
Schlüsse gezogen:
1) Vgl „ETZ“ 1921, S. 1242; 1922, S. 129, 401.
n VgL „ETZ“ 1922, S. 105.
24. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 34.
1099
Die Leistungsfaktoren 0,84 bzw. 0,69 (von mir vor etwa neun
Jahren in den AEG-Akten theor. festgelegt) des einfachen Dreh-
stromgleichrichters ohne Selbstinduktion wirken
1. gleich ungünstig wie diejenigen von Phasenverschiebung
herrührenden, wenn eine Zentrale nur Gleichrichter oder
außer diesen nur induktionsfreie Verbraucher speist,
2. günstiger wie die von Phasenverschiebung herrührenden,
sobald eine Zentrale mit einem cos œ arbeitet, weil sie
fast im gleichen Maße verbessernd wie eine zugeschaltete
induktionsfreie Belastung wirken,
3. außerdem kann man den Verzerrungsfaktor fast ganz in
seiner Wirkung auf die Fernleitung durch entsprechende
Schaltung der die einzelnen Gleichrichteranlagen spei-
senden Transformatoren zum Verschwinden bringen, so daß
nur der kleine, von den Selbstinduktionen des Gleichrichters
herrührende Verschiebungsfaktor übrig bleibt.
Abb. 5.
Letzteres will ich durch folgendes Zahlenbeispiel bekräftigen.
Der Effektivwert des von Herrn Krämer in Abb. 5, Seite 402 an-
gegebenen Stromkurve ist
ee
1 6
Ler.=|/ Sr J”
a
Schaltet man nun zwei einfache Drehstromgleichrichter in der von
mir angezogenen Weise, so erhält man für den zufließenden Strom
beider Gleichrichter den Kurvenzug Abb. 3 Seite 402. Der Effek-
tivwert dieser Kurve ist
g? Bin? a d a = 0,686 Jg .
2
7
= pi
hell. = Ł 2 fI ein? a d a+ f (1,73 Joj? ein? a da |=1,167,,
; a 1
Zn — a
6 8 -
Dabei ist unter Jg der Scheitelwert der Stromkurve eines der
beiden Gleichrichter zu verstehen. Verzerrungsfaktor eines ein-
zelnen Gleichrichters war 0,84. Der Primärstrom zweier ım
gleichen Sinne ‚geschalteter Gleichrichter wäre 2.0,686 Jg. Der-
jenige von zwei um 180° verschoben arbeitenden Gleichrichtern
war 1,167 Jg, mithin wird der für das verteilende Werk maß-
gebende Verzerrungsfaktor beider Anlagen:
1,372
Ver or
Bei genauer Ausrechnung des Verzerrungefaktors, welche sich auf
die von beiden Gelee een in den Gleichstromkreis abgegebene
a 2
a
'menten die Zeit
ausdrücklich schreibe: „Betrachtet man falscherweise”.
Energie aufbaut, T sich ein Verzerrungsfaktor von 0,984. In
meiner letzten Erwiderung' ist ein Schreibfehler enthalten, an der
betreffenden Stelle muß es anstatt „theoretisch gleich 1” „prak-
tisch gleich 1” -heiß@n. Ich stelle also fest, daß mich Herr Krämer
in keinem dieser den Kernpunkt der Frage Berrertenden Schlüsse
widerlegen konnte.
Zu Punkt 1 meines Glühlampenbeispiels ‘bemerke ich fol-
gendes: Ich gebe ‚gern zu, daß dieses in seinem ersten Teil inso-
fern verunglückt ist, als mir beim Übergang zu den trägen Instru-
urchgeschlüpft ist.
Zu Punkt 2 möchte ich erwähnen, daß ich in meinem Beispiel
Ich stelle
also keineswegs die von mir angeführte Messung als richtig hin.
Die Messung wurde von mir, wie nochmals betont sei, absichtlich
so vorgeführt, wie sie dem Praktiker, welcher viel mit Dreh-
strommotoren zu tun hat, geläufiger ist. Dies glaubte ich um so
eher tun zu. können, weil nach meinen praktischen Erfahrungen
` fast immer so in der Praxis gemessen wird, und wobei allerdings
trotzdem der richtige Wert herauskommt. Den in meinem Bei-
spiel errechneten Wert 0,578 stelle ich keineswegs als falsch hin.
Dieser Wert, das betone ich nachmals ausdrücklich, muß durch
Korrektur der Instrumentenablesung zur Erkenntnis des für das
verteilende Werk sehr wichtigen Verschiebungsfaktors richtig-
gestellt werden, denn nur dieser wirkt sich voll aus. Zu Punkt 3
bemerke ich das Folgende: Beim Glühlampenbeispiel hat der von
Herrn Krämer willkürlich eingeführte, beim Gleichrichter richtige
Faktor 0,84 nichts zu suchen. Die Lampen des Beispiels sollen
nach wie vor mit Wechselstrom normaler Periodenzahl brennen.
Von Umformung in Gleichstrom ist im ganzen Beispiel nicht die
Rede gewesen. Der von mir errechnete Faktor 0,707 ist richtig,
nicht weil er mir zu niedrig scheint, sondern nur zur Kenntnis
des wahren Verschiebungsfaktors muß die Instrumentenablesung
richtiggestellt werden.
Herr Krämer sagt weiter in seiner Erwiderung: „Es ist be-
kannt, daß man Wechselströme geometrisch zu addieren hat, hierin
unterscheiden sich Gleichrichter in keiner Weise von anderen
Stromverbrauchern“. Dies soll also heißen, man soll zwei Ströme,
von denen einer von einem Gleichrichter, der andere von einem
Motor herrührt, unter dem zum Leistungsfaktor gehörigen Winkel
auftragen und erhält als Resultante die geometrische Summe beider
Ströme. Dieses Verfahren ist hier falsch, denn es addieren sich
nicht Ströme von Sn ori; sondern nur kurze Stromimpulse zur
Sinusform. In der Abb. sei z. B. E eine Sinusspannung Jm
ein von einem Motor ee Js ein von einem Gleichrichter her-
rührender Strom von gleichem Scheitelwert. (Die Scheitelwerte
wurden nur zur bequemeren Auswertung der Kurve gleich groß
genommen, ebenso könnte man natürlich vom gleichen Effektiv-
wert ausgehen.) Nach Überlagerung der beiden Stromkurven, er-
hält man die Stromkurve Jm + g, welche die schraffierte Fläche
einschließt. Der Effektivwert des Motorstromes ist
Jm
1 ‚= — = 0,0 Jm.
Der Effektivwert des Gleichrichterstromes
Motorstrom ist gegen die
cos. ọ= 0
Der
sein
J ist 0,686 Jg.
Spannung von 30° verzögert,
Die Lage des Gleichrichterstromes ist die der
- Abb. 1 Seite 402. Sein Leistungsfaktor ist, da keine Verschie-
bung eintritt, 0,84. Addiert man nun die Ströme in der bekannten
geometrischen Weise, die Herr Krämer auch bei Gleichrichtern
für richtig hält, so ergibt sich ein Gesamtstrom beider Ver-
braucher von 1,39 J mit einem Leistungsfaktor 0,855 nach bei-
stehender Abb. 6.
Wertet man dagegen die schraffierte Fläche des Kurvenzuges
aus, so erhält man
6
Im + g) eff. = P a| Parsons forrinne fü 733JZeinada-+- J aimada = 1,295 J
6
die geometrische Summe ergibt also einen zu großen Wert.
0
1100
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922.
Heit 34. 24. August 1922.
Schlägt man nun mit diesem Wert einen Kreisbogen um den
Ursprung des Diagramms und zieht durch den Endpunkt des Motor-
stromvektors eine Parallele zum Spannungsvektor, so gibt die
Länge der Linie 0,638 J bis zum Schnittpunkt des Kreises die
Größe des induktionsfreien Stromes an, welcher die gleiche ver-
bessernde Wirkung wie der Gleichrichter hervorbringt. Der Ge-
samtleistungsfaktor ist auf 0,955 verbessert worden. Wäre ein
gleich großer induktionsfreier Strom wie der Gleichrichterstrom
parallel zum Motor geschaltet worden, so wäre eine Verbesserung
auf 0,967 erzielt worden. Die Wirkung ist also fast gleich der-
jenigen einer induktionsfreien Belastung gleicher Größe.
Wie aus meinen Ausführungen zu ersehen ist, unterscheiden
sich die von Gleichrichtern herrührenden Ströme doch sehr we-
sentlich von denen anderer mit Leistungsfaktor arbeitenden Strom-
verbraucher. Um Irrtümer zu vermeiden, stelle ich nochmals fest,
daß diese vorstehend angeführten Werte nur bei vollkommen in-
duktionsfreiem Gleichrichter erreichbar sind, bei welchen der
Verschiebungsfaktor gleich Null ist. Bei Gleichrichtern, wie sie
in der Praxis gebaut werden, ist die auf der Wechselstromseite
liegende Selbstinduktion verhältnismäßig klein, so daß der durch
diese hervorgerufene Verschiebungsfaktor fast vernachlässigt
werden kann.
Im allgemeinen wird es zutreffen, daß eine sechsphasige Aus-
führung zwei dreiphasigen vorzuziehen ist, nur trifft dies beim
Glasgleichrichter insofern nicht zu, weil ein sechsarmiger Glas-
körper schwieriger herzustellen ist, als ein gleichgroßer drei-
armiger; aus diesem Grunde wird der Körper teuerer, was beim
Glaskörperersatz immerhin ins Gewicht fällt.
Hierzu nimmt das Schlußwort der Vortragende.
Ch. Krämer (m. Brief v.8. VII. 1922): HerrKleeber g gibt jetzt
zu, daß er in seinen Rechnungen den Faktor Zeit = 3 nicht berück-
sichtigt hat. Welchen Wert die auf solchen Rechnungen aufgebauten
Schlüsse besitzen, überlasse ich den Lesern zu beurteilen. Bemerken
will ich, daß in dem nach meiner ersten Erwiderung erschieneneu
Heft der Sonderversammlung des EV über die cos g-Tagung Herr
Kleeberg die Unterhaltung zwischen Kunden und EW bereits fortge-
lassen hat.
Zur Zuschrift des Herrn Kaden bemerke ich, daß sie auf einem
durch die Kürze meiner Darstellung hervorgerufenen Irrtum beruht.
Die von ihm gebrachten Kurven bei Stern X Stern- und Dreieck X
Stern-Schaltung sind richtig, woraus aber nicht folgt, daß die von
mir gebrachten falsch sind. Nur beziehen sich meine auf eine sechs-
phasige Anordnung, entstanden aus dreiphasigen Gleichrichtern, die
entweder auf getrennte Gleichstromkreise arbeiten, oder über Aus-
gleichdrosseln verbunden sind, damit die Anodenströme sich über-
120 ° erstrecken können. Es war ja der Zweck meiner Darstellung, zu
zeigen, wie die Verschiebung der Ströme gegen die Spannung hierbei
aufgehoben wird. Daß bei normalen sechsphasigen Anordnungen die
Verhältnisse ähnlich liegen, zeigt die Übereinstimmung mit der
Kurve des Herrn Kaden. Ch. Krämer.
Berlin, 8 VII. 1922.
Wir schließen hiermit diese Diskussion.
Elektrotechnischer Verein.
gez.: Risse,
RECHTSPFLEGE.
Sind Aktien steuerlich geringer zu bewerten, weil, wenn der
ganze Besitz gleichzeitig auf den Markt gebracht w orden wäre, sich
ein niedrigerer Kurs ergeben hätte? — Nach 8.137 RAbgO. ist bei
Bewertungen der gemeine Wert zugrunde zu legen. Unter gemeinem
Wert versteht man nach $ 138 RAbgO.den Preis, derimgewöhn-
lichen Geschäftsverkehr nach der Beschaffenheit des Gegenstan-
des unter Berücksichtigung aller den Preis beeinflussenden Um-'
stände bei einer V eräußerung zu erzielen wäre. Wertpapiere sind gc-
mäß $ 141 RAbgO., soweit sie in Deutschland einen Kurswert haben,
mit dem Kurswert. anzusetzen. Der Kurs stellt jedoch bloß den Preis
Jar, der an einem bestimmten Börsentage auf Grund von Angebot
und Nachfrage sich ergeben hat. Er begründet gewissermaßen eine
Vermutung, daß, wenn noch weitere gleichartige Papiere auf den
Markt gekommen wären, sie den gleichen Kurs erzielt hätten. Diese
Vermutung kann aber durch Gegenbeweis widerlegt werden, der
sich dadurch führen ließe, daß nachgewiesen würde, daß die der
steuerlichen Schätzung unterliegenden Papiere, wenn sie auf den
Markt gekommen wären, nach der einen oder anderen Richtung den
Preis beeinflußt hätten. i
Nun ist es ein börsentechnischer Erfahrungssatz, daß, wenn
große Pakete auf einmal auf den Markt geworfen werden, dem Ge-
setz von Angebot und Nachfrage gemäß der Kurs der Papiere sinkt.
So isf nun zu fragen, ob dieses Moment bei der Schätzung zu berück-
sichtigen ist, d. h. ob die Steuerbehörde in Anbetracht dieses Um-
standes eine niedrigere Schätzung der Papiere sich gefallen lassen
muß. Der 2. Senat "des Reichsfinanzhofes verneint diese Frage in
seinem Urteil vom 7. X. 1921 („Jur. Wochenschr.” 1922, S. 606).
Der RFH. geht davon aus, daß für den gemeinen Wert bloß der
„im gewöhnlichen Geschäftsverkehr” sich herausbildende Preis be-
stimmend sei, daß aber, wenn jemand so große Pakete (es handelte
eich um 28000 Stück) auf einmal auf den Markt werfe, dies außer-
halb des normalen Geschäftsverkehrs liege und keine Berücksichti-
gung verdiene,
Nach § 137 Abs. 1RAbgO. ist bei Bewertungen der gemeine Wert
zugrunde zu legen. Dabei ist nach Abs. 2 jede wirtschaftliche Ein-
heit für sich zu bewerten und ihr Wert im ganzen festzustellen. Was
als wirtschaftliche Einheit zu gelten hat, ist nach den Anschauungen
des Verkehrs zu entscheiden; neben örtlicher Gewohnheit und tat-
sächlicher Übung sind die Zweckbestimmung und wirtschaftliche
/Zusammengehörigkeit oder Abhängigkeit der einzelnen Gegen-
stände zu berücksichtigen.
Schon für den Bereich des preuß. Eink.St.G. hat die Recht-
sprechung in ständiger Übung angenommen, daß bei Kapnpitalver-
mögen jede einzelne Post eine besondere wirtschaftliche Einheit,
also jede einzelne Aktie, jeder einzelne Kux für sich eine besondere
Kapitalanlage bildet (vgl. insbesondere Urt. des OVG. vom 28. II.
1903 unter 2. und vom 19. IV. 1905, Entsch. in St.St.S. 11, 56: 12, 95),
und es ist unter der gleichen Auffassung für die Ergänzungssteuer
hieraus der Schluß gezogen worden, daß es nicht angängig sei, für
zum Kapitalvermögen gehörige Wertpapiere etwa einen niedrigeren
Wert als den Kurswert bloß mit Rücksicht darauf anzunehmen, daß,
wenn der ganze Besitz gleichzeitig auf den Markt geworfen würde,
dies den Kurs des Papiers drücken würde (Urt. des OVG. vom 7. V.
1897 a. a. O., Bd. 6, S. 27). Auf diesen Standpunkt hat sich auch für
den Bereich des Krs.St.G. das Schrifttum gestellt (Strutz, Komm.,
2. Aufl., S. 195, Anm. 1c). Das gleiche muß auch für die Bewertungs-
vorschriften der RAbgO. angenommen werden (vgl. den Komm. von
Mrozek, S. 453, Anm. 16 zu $ 137). Denn wenn auch nach $ 138
Abs. 1, der gemeine Wert durch den Preis bestimmt. wird, der im
gewöhnlichen Geschäftsverkehr nach der Beschaffermheit des Ge-
genstandes unter Berücksichtigung aller den Preis beeinflussenden
Umstände bei einer Veräußerung zu erzielen wäre, so sind doch nach
der gleichen Vorschrift ungewöhnliche Verhältnisse nicht zu
berücksichtigen. Solche wären aber gegeben, wenn der ganze unge-
heure Posten auf einmal und am gleichen Tage an den Markt ge-
bracht würde. Es wäre in der Tat widersinnig, für die Wertbemes-
sung zum Zweck der Steuerberechnung einen wertmindernden Um-
stand berücksichtigen zu wollen, der ernstlich 'nie eintreten wird.
Denn es wird dem Erwerber nicht einfallen können, sich auf die-+
Weise selbst den Kurs zu verderben, ganz abgesehen davon, dal,
wenn eine A.G. die Aktien einer anderen Gesellschaft an sich bringt,
sie dies nicht tut, um sie gleichen Tags wieder loszuschlagen, ŝon-
dern um sich einen dauernden Einfluß auf die andere Gesellschaft
zu sichern.
Das Urteil blieb im Schrifttum nicht unwidersprochen. In der
Tat wird man dasGefühl nicht los, daß der RFH.sich von einer etwa:
mechanischen Beurteilungsweise leiten ließ. Für ihn sind 28001
Stück nur das Vielfache einer kleineren Summe. Tatsächlich ergibt
die Summierung auch einen Wertunterschied. Große Pakete sind
eben schwerer anzubringen und haben nur dann einen gleichen oder
größeren Wert als kleinere Pakete, wenn es gilt, eine Machtposition
innerhalb einer Gesellschaft zu erringen oder zu behaupten, Nor-
.malerweise wirken sie wertdrückend auf dás Papier. Hier ist eben
der Punkt, wo, wie die Philosophen sich ausdrücken, die Quantität
in Qualität umschl)ägt, d. h. wo die Menge den inneren Wert beein-
flußt. Wenn aber das Gesetz für die steuerliche Schätzung den Preis
für maßgeblich erklärt, der an einem bestimmten Stichtag erzielt
worden wäre, so hätte eben dem dargelegten Momente doch bei der
Schätzung Rechnung getragen werden müssen.
Rechtsanwalt Dr. jur. W.Ringwald, Rheinfelden.
Beitritt Deutschlands zu dem Madrider Abkommen über die in-
ternationale Registrierung von Fabrik- oder Handelsmarken. —
Durch Reichsgesetz vom 12. VII. istDeutschlanddemMadri-
derAbkommen vom 14. IV. 1891 über die internationale Regi-
etrierung von Fabrik- oder Handelsmarken, revidiert in Brüssel am
14, XII. 1900 und in Washington am 2. VI. 1911, beigetreten,
nach dem die Untertanen oder Bürger eines jeden der vertragschlie-
ßenden Länder sich den Schutz ihrer im Ursprungslande zur Hinter-
legung zugelassenen Fabrik- oder Handelsmarken in allen übrigen
vertragschließenden Ländern dadurch sichern können, daß sie die
Marken durch Vermittlung der Behörde des Ursprungslandes bei dem
Internationalen Bureau in Bern hinterlegen. (RGBl. 1922, I, >.
670.) Der beim Reichspatentamt einzureichende Antrag auf inter-
nationale Registrierung ist auch für solche Warenzeichen zulässi«,
die vor dem Beitritt des Reichs in die Rolle einzetragen worden sind.
Für jedes Zeichen muß außer einer internationalen Abgabe von
100 Fr für die erste Marke und von je 50 Fr für alle weiteren von
demselben Anmelder gleichzeitig hinterlegten Marken eine dem
Reich zufallende Gebühr von 500 M an das Reichspatentamt entrich-
tet. werden, die die Reichsregierung bei wesentlicher Änderung der
wirtschaftlichen Verhältnisse entsprechend erhöhen oder ermäßigen
kann. Die international registrierten ausländischen Marken unter-
liegen nach Maßgabe der inneren deutschen Gesetze der Prüfung, ob
ihnen der Warenzeichenschutz gewährt werden kann. Ausgenonm-
men davon sind diejenigen Marken, die z. Zt. der Beitrittserklärung
bereits den internationalen Schutz genießen.
TE nn En RE en >
d
»
24. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34.
1101
—_ ET ll le aa e he e n a
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
A. Benetsch 7. Am 22. Juli d. J. starb zu Benneckenstein, wo
er Erholung suchte, der beratende Ingenieur Dr. Armin Be-
netsch nach langjährigem Leiden an einem Herzschlag. Der Ver-
storbene wurde 1873 zu Berlin geboren besuchte das Kgl. Realgym-
nasium daselbst bis zur Reife für Obersekunda und wandte sich
darauf dem praktischen Berufe zu. Nach beendeter Lehre als
Maschinenbauer in der Schiffs- und Maschinen-A. G. Germania,
Tegel, und nach Erfüllung seiner Militärpflicht in der ersten Werft-
division Kiel war A. Benetsch zur weiteren Fachausbildung als
Obermaschinistenmaat sowie als Elektriker auf Schiffen der Kai-
serl.-Marine in Dienst. 1894 nach Deutschland zurückgekehrt, be-
auchte er zunächst die I. Handwerkerschule zu Berlin, legte nach
autodidaktischer Vorbereitung in der Luisenstädtischen Oberreal-
schule die Prüfung für Prima ab und wurde daraufhin als Studieren-
der ander Technischen Hochschule Berlin immatrikuliert. Er be-
stand 1898 die Diplomingenieur-Vorprüfung und trat nach beendig-
tem Studium als technischer Hilfsarbeiter in die Konstruktions-
abteilung des Reichs-Marine-Amte ein. Im Jahre 1900 wurde A. Be-
netsch als Dozent für Maschinen- und Dampfkesselbau sowie Elek-
A. Benetsch +.
trotechnik an die Städt. Maschinisten- und Gewerbeschule Zu Bre-
merhaven bemifen, im sahre darauf zum Oberlehrer und Tech-
nischen Mitglied der Reichs-Prüfungskommission für Seedampf-
schiffsmaschinisten zu Bremerhaven. Im Jahre 1910 übernahm
er die Leitung des Literarischen Bureaus der Siemens-Schuckert-
werke, wobei er nebenamtlich als Dozent für Elektrotechnik,
Maschinenbau und Ingenieurmechanik an der Städt. I. Hand-
werkerschule zu Berlin tätig war. 1912 legte er, ebenfalls
nach autodidaktischer Vorbereitung, die Maturitätsprüfung an der
Luisenstädtischen Oberrealschule ab, um damit die Grundbedingung
zu der von ihm erstrebten Promotion zu erfüllen. Auf Grund der
an der Universität Berlin besuchten Vorlesungen, vornehmlich
Staatswissenschaftlicher, statistischer und rechtswissenschaftlicher
Art, sowie der Teilnahme an den Übungen in den betreffenden Semi-
naren, erlangte er im Mai 1914 mit der Dissertation „Die volkswirt-
schaftliche Bedeutung der Torfmoore und Wasserkräfte unter be-
eonderer Berücksichtigung der Luftstickstoffrage” seine Promotion
zum Dr. phil. mit dem Prädikat magna cum laude. An weiteren
Büchern verfaßte A. Benetsch die Neubearbeitung des Buches von
W. Müller „Die Schiffsmaschine, ihre Konstruktionsprinzipien und
ihre Anordnung und Bedienung. Handbuch für Schiffsingenieure“
und „Dampfkesselrevisionen und Unfallverhütung”, ein Hand- und
Nachschlagebuch für Dampfkesselbesitzer una Schiffsingenieure.
1915 wurde er technischer Bauleiter der Reichsstickstoff-Werke, um
sich dann im Jahre 1917 als Sachverständiger für Elektrotechnik
und Allgemeinen Maschinenbau dauernd in Berlin niederzulassen.
Der Verstorbene verstand es, sich den von ihm übernommenen Ar-
beiten mit großem Pflichteifer und Sachverständnis hinzugeben und
genoß in allen Kreisen ein großes Ansehen. Seine persönlichen
Eigenschaften haben ihm nur Freunde erworben, die nun den allzu
frühen Hingang dieses durch eigene Kraft zu dem erstrebten Ziele
gelangten Mannes schmerzlich bedauern. Ä
G. Kapp 7. Wie wir zu unserem großen Leidwesen erfahren, ist
am 10. VIII. in Birmingham (England) der Prof. Dr. h. c. Gis-
bert Kapp nach längerer Krankheit im Alter von 70 Jahren
gestorben. Herr Kapp war in den Jahren 1894 bis 1905 Generai-
sekretär des Verbandes Deutscher Elektrotechniker und zugleich _
Schriftleiter der „Elektrotechnischen Zeitschrift“. Im Nebenamt
lehrte er Elektromaschinenbau an der Technischen Hochschule zu
Berlin. Wir werden auf die großen Verdienste des Verstorbenen
in einem besonderen Nachruf zurückkommen.
M. Viertel, Elektroingenieur, Elberfeld, Johannisstr. 18, ist als
gerichtlicher Sachverständiger für elektrische Maschinen, Apparate
und elektrische Anlagen für das Landgericht Elberfeld und für die
a nekamo des Wuppertaler Industriebezirks vereidigt wor-
en.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schrittleitung
und ohne deren Verbindlichkeit.) .
Der elektromagnetische Hammer.
Zu der unter obigem Titel erschienenen Arbeit des Herrn
L. SCHÜLER in Heft 29 der „ETZ“ möchte ich folgendes bemerken:
Mit den theoretischen Betrachtungen des Herrn SCHÜLER über
den Induktionshammer stimme ich überein mit folgenden Ausnah-
men: Was zunächst den Wirkungsgrad des Induktionshammers be-
trifft, so kann zugegeben werden, daß der Wirkungsgrad des einzel-
nen Schlages beim mechanischen Hammer günstiger ist als beim
Induktionshammer. Es ist aber zu beachten, daß z. Z. noch kein
mechanischer Hammer hergestellt werden kann, der in den Betriebs-
pausen keine Kraft verbraucht, und dies ist ein wesentlicher Punkt,
der zugunsten des Induktionshammers spricht. Die Wirkungsgrad-
angaben in meiner, von Herrn SCHÜLER erwähnten Arbeit beziehen
sich nicht auf den Wirkungsgrad eines einzelnen Schlages, sondern
auf den Gesamtwirkungsgrad während eines beträchtlichen Zeit-
raumes, während dessen der mechanische Hammer naturgemäß län-
gere Zeit leer lief. Außerdem war der von mir gebaute Induktions-
hammer stark überlastet und arbeitete mit übermäßiger Sättigung.
Seine Höchs!geschwindigkeit erreichte nur die Hälfte der Synchron-
geschwindigkeit.
Im übrigen kommt es in Anlagen, wo nur ein oder wenige Häm-
mer gebraucht werden, nicht so sehr auf guten Wirkungsgrad, als
auf Einfachheit und Bequemlichkeit der Bedienung an. In dieser
Hinsicht ist meiner Meinung nach der Induktionshammer dem
mechanischen Hammer überlegen. In Anlagen, wo eine größere
‚Zahl von Hämmern gebraucht wird, würde nichts im Wege stehen,
einen Frequenzwandler aufzustellen und die Hämmer mit Dreh-
strom von 15 bis 20 Per/s zu speisen, wobei meines Ermessens ein
Wirkungsgrad bis zu etwa 40 % erreicht werden könnte.
Bezüglich der Anschaffungskosten des Induktionshammers
kann ich z. Z. keine genauen Angaben machen; doch sehe ich nicht
ein, weshalb der Induktionshammer, wenn er im großen Maßstabe
fabriziert wird, mehr kosten sollte als ein mechanischer Hammer
mit Antriebsmotor, wobei noch die laufenden Reparaturkosten des
Riemens und anderer Teile des mechanischen Hammers in Betracht
zu ziehen eind.
Schenectady, 19. VI. 1922.
Erwiderung. Ä
Die obigen Ausführungen des Herrn TROMBETTA bestätigen im
wesentlichen die von mir gemachte Angabe, daß der Wirkungsgrad
des mechanischen Hammers an sich höher sein muß als der des In-
duktionshammers bei Betrieb mit 50 Per/s. Daß beim mechanischen
Hammer eine starke Energieverschwendung möglich ist, wenn man
den Hammer längere Zeit unbenutzt leer laufen läßt, ist selbstver-
ständlich. Bei elektrischem Einzelantrieb sollte aber diese Möglich-
keit nicht in den Kreis der Erwägungen gezogen werden.
Berlin, 29. VII. 1922. L. Schüler.
P. Trombetta.
Í LITERATUR.
Besprechungen.
Banko-Mark im Außenhandel? Die Entwicklung einer
neuen Geldeinheit aus der Erkenntnis von Triebkräften und Aus-
wirkungen des Währungsverfalls. Von Dr. Dalberg. „Hand-
bücher der Industrie- und Handels-Zeitung“, Bd. 3. Mit 4 graph.
Darst. 79 S. in 8%. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1922.
- Dr.Dalberg, der schon mit verschiedenen Schriften auf dem
Gebiete des Finanz- und Währungswesens hervorgetreten ist, er-
läutert die Triebkräfte, welche für die Währungszerrüttung be-
stimmend waren. Er geht von den einzelnen Entwicklungsphasen
seit 1914 aus. Mit großer Sachkenntnis und in scharfer Darstellung
werden die Ursachen der Senkung der Valuta von 1914 bis 1917, die
kurze Aufbesserung 1918, das Vorauseilen der Valutasenkung vor
1102 7
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 34.
24. August 1922.
der inneren Inflation seit Sommer 1919, die Ausverkaufsperiode und
die Verhältnisse bis zum ersten Halbjahr 1921 erläutert, Es folgt
dann die Darstellung des Valutasturzes in Verfolg der Reparationen
seit Sommer 1921 sowie der Valutaverfall als die stärkere Trieb-
kraft der Währungszerrüttung gegenüber der Inflation. Aus all
diesen Gründen und aus. der auch jetzt noch in weit größerem Um-
fange bestehenden Unsicherheit des Kurses ergibt sich das Bedürfnis `
nach einer festen Geldeinheit. Dieses Bedürfnis hat dazu geführt,
daß von einzelnen Firmen und Industriezweigen zum Verkauf in
Hochvaluta nach dem Ausland übergegangen wurde, welcher schließ-
sich von seiten des Reiches mehr oder weniger vorgeschrieben wurde.
Um nun eine stabile Geldeinheit zu haben und um die Nachteile,
‘welche mit der Einführung fremder Valuten ale Geldeinheit bei
deutschen Geschäften vorhanden sind, zu vermeiden, schlägt Dal-
berg die Banko-Mark als ideelle Rechnungseinheit für den Außen-
handel vor. Der Name ist der alten Hamburger Mark „Banko“ ent-
nommen, die allerdings insofern eine vollkommen andere Einheit
war, als die Mark „Banko“ durch Silberrücklagen gedeckt war,
während es sich bei der neu vorgeschlagenen Banko-Mark um eine
ideelle Rechnungseinheit handelt.
Nach Betrachtung der vorliegenden Verhältnisse kommt Dal-
berg zu dem Ergebnis, daß wir in der Hauptsache mit denjenigen
Ländern zu tun haben, in welchen das englische Pfund maßgebend
ist, Er will infolgedessen die deutsche Banko-Mark = 1 s setzen.
Es werden dann die Vorteile der Banko-Mark erläutert, auf die bis-
herigen Schäden infolge Fehlens einer stabilen Geldrechnungsein-
heit hingewiesen und mitgeteilt, daß die Banko-Mark zur endgültigen
Sanierung, zur Steuerpolitik usw. beitragen könne. Die Druck-
schrift ist mit außerordentlicher Sachkenntnis geschrieben und kann
nur jedem, der sich für die Frage der Währung interessiert, emp-
fohlen werden. Ob die Banko-Mark Aussicht hat, eingeführt zu
werden, und ob sie die geeignete Grundlage ist, ist natürlich eine
andere Frage. Wenn der Schilling die Grundlage bleiben soll, dann
kann man auch gleich zu ihm übergehen und braucht nicht erst den
Ausdruck der Banko-Mark zu wählen. Dann aber tritt der große
Nachteil ein, fremde Währung in Deutschland zur Geltung zu
bringen. Außerdem haben wir bei der Frage des Auslandgeschäftes
auch noch mit den ausländischen Käufern zu tun, und es ist zweifel-
haft, ob diese sich einen Schilling in der Form oder unter der Be-
nennung der Banko-Mark gefallen lassen werden. Dalberg hat
Jedoch mit. seiner Schrift die Anregung gegeben, die Frage eingehend
zu prüfen, und es ist von anderer Seite vorgeschlagen worden, die
wirkliche Goldmark zugrunde zu legen. Die Friedensmark war
gleich 0,358 g Feingold. Wenn man mithin als Goldmark-Einheit
0,358 g Feingold nimmt, so ist hiermit eindeutig der Preis in Gold-
währung festgelegt. Das Gold wird täglich an der Londoner Börse
notiert, eine Umrechnung in Papierschilling ist leicht möglich, unü
man kann jedem einzelnen Ausländer den Schlüssel in die Hand
zeben, wie er diese Goldmark über den Schilling oder direkt in seine
eigene Währung umrechnet. Er weiß also jederzeit, was er in seiner
Währung für eine gewisse Summe Goldmark an den deutschen Ver-
käufer zu zahlen hat. Aber auch diesem Gedanken stehen große
Schwierigkeiten im Wege, und es wird sehr eingehender Prüfung
hedürfen, bevor man irgendwelche Schritte zur Einführung einer
ideellen Währung unternehmen wird. A. A. Brandt.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
„Sozialpsychologische Forschungen des Institutes für So-
a zialpsychologie‘“‘ an der Techn. Hochschule Karlsruhe. Herausee-
“ geben von Prof. Dr. phil. et med. Willy Hellpach. Bd. 1. „Grup-
penfabrikation.“ Von R. Lang u. W. Hellpach. Mit 186 S. in 8°.
Verlag von Julius Springer, Berlin, 1922. Preis 66 M.
L’union d’&lectricite et la centrale de Gennevilliers. Von Ernest
Mercier. Mit 48 S. in 4°. Verlag der „Revue Industrielle‘, Paris 1922.
Corso teorico-pratico di Elettrotecnica. Von Prof. Luigi Lom-
bardi. Bd. 1: Produzione dell’Energia Elettrica. 3. Aufl. Mit
223 Abb. u. 16 Taf. XII u. 624 S. in 80, Bd. 2: Trasformazione,distri-
buzione ed utilizzazione dell’Energia Elettrica. 3. Aufl. Mit
243 Abb. u. 5 Taf. XI u. 787 S. in 80. Verlag von Dotter Francesco Val-
lardi, Mailand 1922. Preis zusammen 130 Lire.
Kohlenstaubfeuerungen. Bericht, dem Reichskohlenrat erstattet im Auf-
trage seines technisch-wirtschaftlichen Sachverständigen-Ausschusses für
Brennstoffverwendung. Von Obering. Herm. Bleibtreu. Mit 66 Textabb.
Xu. 169 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis geb. 180 M.
Die Leistungssteigerung von Großdampfkesseln. Eine Unter-
suchung über die Verbesserung von Leistung und Wirtschaftlichkeit und
über neuere Bestrebungen im Dampfkesselbau. Von Dr.-Ing. Fr. Mün-
zinger. Mit 173 Textabb. X u. 163 S. in 80. Verlag von Julius Springer,
Berlin 1922, Preis 110 M, geb. 140 M.
Elektro-Auskunftei. Erklärendes Wörterbuch von Fachausdrücken
und nungen der gesamten Elektrotechnik und Elektrizitätsichre,
sowie hiermit in Verbindung stehender Gebiete. Von Ing. Georg Heber.
2. verm. u. verb.'Aufl. Mit 754S. in 8°, Verlag von Paul Schulze, Leipzig
1922. Preis 100 M.
Fluglehre. Vorträge über Theorie und Berechnung der Flugzeuge in ele-
mentarer Darstellung. Von Prof. Dr. Richard von Mises. 2. durchgeseh.
Aufl. Mit 113 Textabb. VH u. 210 S. in 8°. Verlag von Julius Springer,
Berlin 1922. Preis 75 M.
Schmiedehämmer. Ein Leitfaden für die Konstruktion und den Betriel.
Von Dr. techn. Otto Fuchs. Mit 253 Textabb. VIII. u. 150 S. in 8°. Ver-
lag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis 102 M, geb. 132 M.
Internationaler Straßenbahn- und Kleinbahnkongreß Wien.
Herausgegeben vom Internationalen Straßenbahn- und Kleinbahn-
Verein. 1. Hauptversammlung des Vereins. Mit XIV u. 166 S. in 4°.
Selbstverlag des Vereins, Wien 1922.
Techno-Diktionär. Englisch-Deutsch. Eine Sammlung nur technischer
Fachausdrücke aus Hütte, Gießerei und Werkstatt. Von Hubert Her-
manns. VI u. 69 S. in 16%. Verlag der Penton Publishing Co., Berlin-
Pankow 1922.
Papierformate. Im Auftrag des Normenausschusses der Deutschen In-
dustrie bearbeitet von Dr. Porstmann. 36 S. in 8°. Verlag des Normen-
ausschusses der Deutschen Industrie, Berlin 1922.
Kraftarten und Bewegungsformen. Die äußeren Bewegungen mit
einführender Aufgaben-Sammlung. Von Geh. Hofrat Prof. Dr.-Ing.
M. Möller. Mit 72 Abb. VIII u. 148 S. in 8°. Verlag von Friedr. Vieweg &
Sohn A. G., Braunschweig 1922. Preis 100 M, kart. 112,50 M.
Technische Träume. Von Hanns Günther. Mit 29 Abb. u. farb. Unm-
schlag. 82 S. in 8°. Verlag von Rascher & Cie., Zürich.
Sonderabdrucke.
Zur deutschen Eisenbahnfrage. Von Uhnterstaatssekretär a. D. G.
Franke. „Stahl und Eisen‘‘, Nr. 24, 1922.
Die Aufsuchung von Salzstöcken und Erdölstätten mittels
physikalischer Aufschlußmethoden. Von Dr. R. Ambronn.
„Petroleum‘‘, Nr. 27, 1921.
Physikalische Aufschlußarbeiten als Hilfsmittel für geolo.
gische Forschungen. Von Dr. R. Ambronn. „Glückauf‘,1921, Nr.21.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Wirtschaftslage.!) — Wie das ,„Reichs-Arbeitsblatt“ in seinem
Monatsbericht vom 11. VIII. schreibt, ist das Fieberhafte des deutsehen
Wirtschaftslebens infolge des außerordentlichen Marksturzes im Juli
noch auffallender in Erscheinung getreten. Die sichere Aussicht auf einen
schneller wie bisher erfolgenden Ausgleich des Unterschiedes zwischen der
Entwertung der Mark im Ausland und im Inland durch starke Preisstcige-
rungen auf dem Inlandmarkt zwang zur Erteilung neuer, möglichst kurz-
fristiger Aufträge, um den kommenden Teuerungszuschlägen möglichst zu
entgehen. „Daß es der deutschen Industrie aber trotz angespanntesten Pe-
mühens nicht möglich ist, den Anforderungen der Besteller in ausreichendem
Maße zu genügen, weil die beste Organisation angesichts der immer. mehr
sich verschärfenden Kapital-, Rohstoff- und Brennstoffknappheit
die Leistungen nicht mehr zu steigern vermag, ist das tragische Kennzeichen
der heutigen deutschen Wirtschaft. Durchweg hat die Auswirkung des
jüngsten katastrophalen Marksturzes keinen so starken neuen Anstoß für
den Wirtschaftsmarkt zu geben vermocht. wie früher: das MaB des Auftrags-
einganges ist diesmal schwächer und matter, als das vorher bei durch Mark-
entwertungen ausgelösten Impulsen der Fall war — es ist augenscheinlich
eine Folge der wesentlich gesunkenen Kapitalkraft. Das Bewußtsein der
Unentrinnbarkeit hat sich von neuem verstärkt; die Scheinkonjunktur wird
in Fachkreisen bereits als ‚„Katastrophenhausse‘“‘ empfunden, ein deutlicher
Ausdruck für die wachsende Furcht vor dem wirtschaftlichen Zusammen.
bruch, der durch die Flucht vor der Papiermark nur hinausgeschoben er-
scheint.‘“
Die Beschäftigung der Elektroindustrie befriedigte während des
Juliim ganzen noch ebenso wie im Vormonat. Von 0,18 Mill. Beschäftigten
waren 98%, in Unternehmungen mit gutem oder zufriedenstellendem Ge-
schäftsgang tätig (85% i. V.) Das Nuchlassen des Absatzes hat sich aber,
abgesehen von einigen wenigen Gebieten der Branche, fortgesetzt. Der der
Jahreszeit entsprechende Rückgang von Bestellungen wurde diesmal noch
durch den Valutasturz und die allgemeine Unsicherheit der politischen Lage
verstärkt. Die immer bedrohlicher werdende Geldknappheit zeigt sich da-
rin, daß sich die durch Verteuerung der Roh- und Hilfsstoffe wie der Arbeit
bedingte Heraufsetzung der Erzeugnispreise nicht wie sonst unmittelbar vor
Inkrafttreten der erhöhten Preise in einer Zunahme der Bestellungen aus-
löste ; diese Erscheinung trat weit weniger stark als in früheren Fällen bci
Preissteigerungen ein. Roh- und Hilfsstoffmangel wie vor allem Brennstoff-
not wird von vielen Berichten der verschiedenen Zweige der Elektroindustrie
beklagt. Mitte Juli mußte z. B. der Betrieb des Elektrizitätswerkes Bielefeld
wegen Kohlenmangels eingeschränkt werden; die dadurch verursachte Stil-
legung einer Reihe von industriellen Werken machte 15000 Arbeiter be-
schäftigungslos. Auch auf Arbeitermangel wird nicht selten hingewiesen,
und die Schwierigkeit der Behebung ist, wie die Berichterstatter hervorheben,
durch mangelnde Wohnungsgelegenheit verschärft, Die Aufträge aus dem
Ausland haben teilweise nachgelassen, so insbesondere die auf Erweite-
rungs- und Ersatzbauten von Zentralen. Im Inland werden Projekte viel-
fach mit Rücksicht auf Geldmangel zurückgestellt, Installationsmate-
rialien waren noch begehrt, doch handelte es sich meist um Bestellungen
von Verbrauchern, während die Wiederverkäufer sicht sichtlich scheuen,
) Vgl „ETZ“ 1922, S. 998
24. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34.
1103
ne er ee EEE Sr ar ee
Vorräte auf Lager zu legen. In der Schwachstromtechnik haben die
Aufträge auf Telegraphen- und Fernsprechapparate sowohl seitens der Be-
horden wie auch der Privatkundschaft abgenommen. Normalen Umsatz
hatte nach Berichten der Berliner Handelskammer die Industrie der elek-
tromedizinischen Apparate, auch der Absatz von Glühlampen und
kKohlefabrikaten war unverändert gut. Lohnerhöhungen haben -ver-
schiedentlich stattgefunden. So wird aus der elektromedizinischen Industrie
eine Lohnaufbesserung um 22% ab 4. VII. gemeldet. Nach den Berichten
sus der Schwachstromtechnik waren die Arteitslöhne vom 5. VI.ab um
lvo®„erhöht worden, sie wurden vom 26. VII. an um weitere 20%, abgesehen
von der Steigerung der Familienzulage, heraufgesetzt.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. — Diesem Heft liegen wiederum zwei in bezug
auf die Teuerungszuschläge gleiche Zuschlagslisten Nr. 61 (grün) und
Nr. 61A (gelb) bei, von denen die letztere ab 17. VIII. bis auf weiteres und
»ie die Liste 61 (grün) nur für das Inland gilt. Die Teuerungszuschläge haben
(ige weitere Erhöhung erfahren, und textlich findet sich bei der Ziffer 5a
une Ergänzung und nunmehr auch die Angabe eines Zuschlags. Für die
Umnreehnungsmultiplikatoren gelten ab 17. VIII. die Angaben der Tabellen-
ausgabe 19d. |
Gütertarife. — Infolge der außerordentlichen Markentwertung und
der sich daraus ergebenden Steigerung aller Ausgaben sieht sich die Reichs-
senbahn genötigt, die Gütertarife vom 1. IX. an weiter um 500,, zu
erhöhen. Es wiid darauf hingewiesen, daß bis vor kurzem schon für
drutsche Kohle das 158-fache, für englische Kohle das 440-fache,
für Schienen das 194-fache und für Stabeisen das 215-fache des Friedens- -
preies bezahlt werden mußte,
Außenhandel.
Deutschland. — Das Goldzollaufgeld ist neuerdings weiter auf
17400, gestiegen. — Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik
st, weil die Preisänderungen für die Länder und Erzeugnisse, für die in Mark
‘skturiert wird, in der letzten Zeit außerordentlich schnell vor sich gehen,
mecht in der Lage, in jedem einzelnen Fall die Preiserhöhungen bekannt
:uzeben. Bie bittet daher, in zweifelhaften Fällen bei ihr (Berlin W 10,
‘orneliusstr. 3) anzufragen. — Die Ausfuhrmindestpreise für Taschen-
lampenbatterien sind ab 5. VIII. für die Verkäufe in Reichemark um
witere 35% erhöht worden. Näheres durch obengenannte Außenhandels-
«le, die auch eine ab 15. VIII. geltende neue Liste der Ausfuhrmindest-
pieise fürelektrische Koch- und Heizapparate herausgegeben hat. —
Das von der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik verfaßte neue Merk-
blatt (36. Ausgabe) weist auf die „ETZ“ 1922, S. 1050, schon erwähnte
Bestimmung über Devisenablieferung hin und teilt weiter mit, daß
die Außenhandelsstelle nunmehr genötigt ist, ihre Gebühr, die zusammen
nit dem Pressezuschlag erhoben wird, auf insgesamt 3,50/,, zu erhöhen.
Der Mindesteatz beträgt 25 M. — Für den Export vonelektrotechnischem
and technischem Porzellan sind vom Fachausschuß für elektrotechnisches
Porzellan der Außenhandelsnebenstelle Feinkeramik ab 1. VIII. neue Ver-
kaufsbedingungen festgesetzt worden. — Australien. Falls die für
»e Zulassung deutscher Waren bisher in Geltung gewesenen Einfuhrke-
ımmungen bestehen bleiben sollten, werden deutsche Waren auch künftig
in jedem einzelnen Fall nur mit besonderer Einfuhrerlaubnis zugelassen.
Die deutschen Exporteure tun daher, wie WTB. mitteilt, gut, bei der Aus-
iuhr nach Australien eine gewisse Vorsicht zu beobachten, schon deshalb,
les fürsie gegebenenfalls schwierig werden könnte, ihre Rechte an Ort
ind Stelle zu wahren (die australische Regierung lehnt die Zulassung deut-
scher Konsuln nach wie vor ab). Das im vorigen Jahr gegebene Anti-
Jumpinggesetz enthält scharfe Bestimmungen, die unter Umständen den
Import deutscher Waren so gut wie unmöglich machen können. Von austra-
schen Fabrikanten ist überdies neuerdings energisch eine dem Sinken der
deutschen Valuta entsprechende Erhöhung des im Gesetz vorgesehenen
Hochstzolles (75% vom Wert) gefordert worden. Man beachte ferner,
isB Australien auf das ihm nach dem Versailler Vertrag zustehende Recht
der Besc hme auch der deutschen Nachkriegsvermögen bisher nicht
verzichtet hat. — Frankreich. Nach dem „Journal Officiel“ sind die
f Grund des Wiesbadener Abkommens von Deutschland eingeführten
Waren nach einem Sondertarif zu verzollen, dessen Sätze vorläufig den-
mgen des Minimaltarifs einschl. des Erhöhungskoeffizienten entsprechen.
Für die Zulassung zum Import zu diesen Zollsätzen werden Urs prungs-
uznisse des Ministeriums der befreiten Gebiete verlangt, und vei Àn-
sunft der Waren muß eine den doppelten Betrag der Sätze des Generaltarifs
awmachende und die Verwendung der Waren ausschließlich für den Wieder-
sufbau gewährleistende Kaution hinterlegt werden. Die Liste der zum
' Minimalzolltarif zugelassenen Waren ist im Verkehrsbureau der Handels-
a —
sammer Berlin (C 2, Klosterstr. 41) einzusehen. — Griechenland. Die
Anßenhandelsstellen sind angewiesen worden, die Be zahlung deutscher
Ausfuhren nach Griechenland allgemein in Mark oder auch unmittelbar
Pwisstellung in Mark zu gestatten ; die Mindestp,eise, bei Umrechnung zum
lazeskurs, dürfen dadurch natürlich nicht unterschritten werden. Das Aus-
ınd Einfuhramt in Ems bewilligt allerdings nur solche Markanträge nach
»riechenland, für die allgemein die Fakturierung in Markwährung zugelassen
st. — Kanada. Wie die „Weltw. Nachr.‘ nach englischer Quelle mitteilen,
= zu dein up nszoligacie eine Verordnung erlassen worden, nach
“r der Wert für Zollzwecke nicht kleiner sein soll als der ähnlicher in Eng-
land hergestellter Waren. Falls solche dort nicht produziert werden, soll der
Wert nicht geringer sein als der ähnlicher aus einem europäischen Lande mit
acht wesentlich entwerteter Valuta eingeführter Waren. Die Verordnung
“ndet u. a. auf deutsche Erzeugnisse wendung.
Aus der Geschäftswelt. — Die Elektrizitäts-Gesellschaft Unruh &
Co. m. b. H. hat die Firma in Albun-Elektrizitäts- Gesellschaft m. b.H.
geändert und ihren Sitz nach Düsseldorf verlegt. — Die in München neu
eingetragene Steingut- und Porzellanfabrik München A. G. will
sich auch mit der Herstellung von Stanz- und sonstigen Artikeln aus Stein-
ut und Porzellan für elektrotechnische Zwecke beschäftigen. — Alleiniger
Tahaber der Firma Ro-Me, Spezialfabrikation elektrischer Schalt-
apparate, Waldemar Rothmann, Berlin, ist jetzt der letztgenannte. —
Die Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft, Braunschweig, hat ihre Firma in Elek-
trizitätswerk und Straßenbahn Braunschweig A. G. geändert. —
Für die unentgeltliche Verwaltung von Effekten oder sonstigem Vermögen
der Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk A.G., Essen, ist dort die
Rheinisch-Westfälische Treuhandgesellschaft m. b. H. gegründet
worden. — Die in einer a. o. Generalversammlung der Sachsenwerk,
Licht- u. Kraft- A. G., Dresden, angedeutete Transaktion soll sich auf
eine Verbindung mit der Phönix A.G. für Bergbau u. Hüttenbetrieb in
Hörde beziehen. — Die Saarbrückener Draht- und Kabelwerke
G. m. b. H., Saarbrücken, sind aufgelöst worden.
Von der Börse. — (9. VIII. bis 15. VIII. 1922.) Die Hausse hat sich
bei starker Beteiligung des Auslandes zunächst auf alle Effektenmärkte aus-
gedehnt und besonders Montan- und Schiffahrtswerte betroffen, während
die Aussicht auf ein Moratorium auf die Devisenkurse drückte. Im weiteren
Verlauf verlangsamte sich die Aufwärtsbewegung ; starke Schwankungen in
der Notierung der fremden Zahlungsmittel schoben die Valutapapiere wieder
in den Vordergrund des Interesses, das auch die 3%ige Reichsanleihe zu
fesseln vermochte. Demnächst störten die Nachrichten aus London die
Einheitlichkeit der Tendenz, doch behielt die Berliner Effektenbörse trotz
des Zusammenbruches der Konferenz und der darauf folgenden außerordent-
lichen Kurssteigerungen am Devisenmarkt (der Dollar sprang vorübergehend
‘auf 1040) bei ziemlich reger Nachfrage recht feste Haltung. Die andauernde
Geldknappheit verhindert aber vielfach das Zustandekommen von Kursen,
wie sie der Verschlechterung unserer Valuta entsprechen sollten ; anderseits
ist das fremde Kapital in der Lage, sich beste deutsche Werte zu Schleuder-
preieen zu sichern. Zu Beginn der Berichtszeit wurden die relativ sehr niedrig
bewerteten Aktien der AEG, des Sachsenwerks, der El. Licht- und Kraft-
A.G. und von Siemens & Halske merklich begünstigt; für das sächsische
Papier sprach die Annahme einer bevorstehenden größeren Transaktion, wie
sie inzwischen ja auch in einer a. o. Generalversammlung des Unternehmens
zur Begründung neuer Geldbeschaffung angedeutet worden ist.
9, VII. Niedrig-
ster
Gesellschaften Höchster] 15. VIII.
Accumul.-Fabr., Berlin 1470 | 1516 1500
T 25 1515
A. G. f. El. Anlg., Berlin | . . .| 8 | — 2
A. E. G., Berlin ........| 16 900 755 900 755
5 » Vorz-A......| 3_ |115 113,75 | 119,25 | 119,25
s » Vorz.-B... .| 7,25 | 125 125 162 162
Bergmann, Berlin .......] 20 690 6% 710 710
Continent. Ges., Nürnberg . . .| 8 —_ — — =
H » Vorz.-A..| 8 500 465 500 465
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. 5 710 103 144 744
„ Niederl. bs » è». e| — |645 645 670 650
» Südam. "e E E 599 581 610 600
„ Kabelwerke, Berlin . . . .| 20 495 480 495 495
Elektra, Dresden ...... l| 10 235 235 269 255
El. Licht- u. Kraft,, Berlin . . .| 15 470 470 495 487
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 6:0 635 610 670
E. W. Liegnitz ........| 10 210 240 284 275
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 11060 |1021 1060 |1021
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . . | 20 560 560 600 600
Hackethal, Hannover .....| 20 625 625 670 665
Hamburgische E. W. .....] 10 345 845 405 405
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50. |1090 |1090 1250 |1250
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M.. .| 12 450 450 490 482
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Dr. Paul Meyer, Berlin ....[ 15 385 385 410 390
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Neckarwerke, EBlingen . .. .| 10 325 325 370 370
Oberbayer. Überlandz., München .| 9 320 320 375 375
H. Pöge, Chemnitz ......] 12 500 500 520 520
er » Vorz.-A....| 7 105 100,25 | 105 100,25
Rhein. El.-A.G., Mannheim . . .| 15 397 397 466 449
ie j » Vorz.-A.| — |106 106 109,75 | 109,75
M. Schorch & Cie., Rheydt . .| 10 530 530 600 600
Sachsenwerk, Dresden . . . . .| 20 700 675 750 750
Schuckert & Co., Nürnberg . .| 16,7 |1035 965 1035 980
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin. . .| 0 120 120 179 179
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 |1650 |1450 11650 1600
Stettiner E. W. ...2.2....115 438 405 439 439
Teleph.-F. Berliner, Hannover . .| 20 680 675 638 688
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin | 35 911 88N 925 900
Voigt & Haeffner . . . 20
» Vorz.-A. . . | Frank.| 20
Emag. Elektr.-A.G. .. furt | 22 Wegen eines Druckerstreiks
Main Kraftwerke, Höchst H 10 nicht gemeldet.
Heddernh. Kupferw. u. | &
Südd. Kabelwerke . . 20 [
1104
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34.
24. August 1922.
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im August:
in‘ 18. 17. 16. | 15
| 14. 12.
Christiania (Kr) .. .
199,75 | 181,02| 179,28 | 179,77| 141,82 | 135,08
Helsingfors (finn. M) . | 2457| 2272| 2222| 21,62| 1728| 16,68
Holland (Gld) . . . | | 446.44| 404.49| 40L50| 40250| 318,85 | 303,62
Italien (L). |0. 5243| 4669|) 4607| 4719| 8745| 35,85
Kopenhagen (Kr) 248,19 | 224,22 | 220,22 222,72 176,28 168,29
London (£) . .. |; 6143,55 |4654.15 4574,25 [4634.20 |3670,40 3495,60
New York (8) . | | . 1158,55 1038,70 |1011,23 1038,70 | 828,96 | 781,52
Österreich (K) . . . . 001| 001 0,01 0,01 001| 001
Paris (Fe)... |.: 9263| 8215| 8090| 8265| 67.42: 63,67
(Ke) 32.06 | 3066) 3051| 29.16) 2155) 20,72
Schweden (Kr). . | | | 303,62| 274,40 | 2467| 271,66 | 215,48 | 205,74
Schweiz (Fr). . . ... 221.72| 198,50 | 193.26 | 197.75 | 156,80 | 14881
Spanien (Pes) 182,27 | 162,80 | 158,30 | 161,80 | 127,84 | 119,56
Baumarkt. — Beuthen. Nach einem Beschluß der Stadtverordneten
soll hier ein Zweckverband für die Versorgung mit elektrischer Arbeit ge-
gründet werden. — Bingen. Hier soll elektrische Straßenbeleuchtung ein-
gerichtet werden. — Buchen (Baden). Man hat die Versorgung der Ge-
meinde mit elektrischer Arbeit beschlossen. — Dingelstädt (Thüringen).
Die Stadt soll mit elektrischer Arbeit versorgt werden. — Gelnhausen. Die
Stadtverordneten haben den Anschluß an die staatliche Überlandversorgung
beschlossen. — Gifhorn (Hannover). Die Stadt erhält Anschluß an die
Überlandzentrale Weferlingen und plant nach dem ‚‚Berl. Börs.-Cour.‘“, zu
‘ dem Zweck durch die AEG mit einem Kostenaufwand von 5 bis 6 Mill. M
umfangreiche elektrische Anlagen ausführen zu lassen. — Glückstadt.
Für Zwecke der Elektrisierung wurden 0,3 Mill. M bewilligt.
WARENMARKT.
Installationsmaterial. — Die „Eltfabriken‘“ haben ab 16. VIII.
den To renun blag von 30 auf 50% hinaufgesetzt. — Isolierte Lei-
tungsdrähte. rkaufsstelle vereinigter Fabrikanten isolierter Lei-
tungsdrähte (Vauelge), Berlin, teilt mit, daß bei allen zu gleitenden Preisen
angenommenen Aufträgen für Lieferungen ab 16. VIII. die Teuerungs-
zuschläge auf die Preise der Liste Nr. 11 vom 1. IV. bis auf weiteres für
NGA, N GAB, NGAF, NGAT, NGAZ von 1 bis 2,5 mm? und NFA schwarz
imprägniert 200%, für die genannten ersten 5 Typen von 4 mm? und mehr
170%, für Schnüre und NFA Glanzgarn 220% und für alle übrigen Typen
240%, betragen. — Kohle. Wie der Reichskohlenverband in seinem
Jahresbericht für 1920/21 mitteilt, betrug die Kohlenförderung der Erde
1921 an Steinkohle 940,3 Mill. t, an Braunkohle 149,2 Mill. t, insgesamt also
1089,5 Mill. t gegen 1299,2 in 1920, von denen 1157,1 Mill. t auf Steinkohle
und 142,1 auf Braunkohle entfielen. Die Verminderung beträgt somit
rd. 209 Mill. t, u. zw. für Nordamerika 142, für Großbritannien 66 Mill.t. —
Die Revierkonferenz des Verbandes der Bergarbeiter Deutschlands hat be-
schlossen, sofort mit den zuständigen Stellen Verhandlungen einzuleiten,
um den aus der Kohlennot drobenden Gefahren zu begegnen. Man ist ge-
neigt, hieraus die Bereitwilligkeit zur Leistung von Überschichten zu
entnehmen. — Eisen. Die in der „ETZ“ 1922, 8. 10:0 für die letzte
Dekade des August genannten Roheisenpreise sind, wie jetzt bekannt
wird nicht ganz zutreffend. Vom 21. VIII. an betragen die Höchstpreise
für Hämatit 16 548 M, kupferarmes Stahleisen 15 £80 M, GieBereiroheisen I
13 637 M, dsgl. ITI 13 567 M; dsgl. Luxemburger Qualität 12 831 M, Ferro-
siiizium (100/0) 18454 M und Temperroheisen 16 115 M/t. Der Inlandaus-
schuß des Eisenwirtschaftsbundes hat einen Antrag auf Wiedereinführung
von Höchstpreisen für die Stahl- und Walzwerkserzeugnisse abgelehnt.
Das Stahlbund hat ab 19. VILI. folgende Richtpreise für Thomas- Qua-
lität mit den bekannten Frachtgrundlagen bis Ende August festgesetzt:
Rohblöcke 17880 M, Vorblöcke 19560 M, Knüppel 20280 M, Platinen
20 800 M, Formeisen 23 700 M, Stabeisen 24050 M, Rundeisen 26 180 M,
Bandeisen 27 360 M, Walzdraht 25900 M, Grobbleche (5mm und mehr)
27000 M, Mittelbleche (3 bis unter 5mm) 30680 M, Feinbleche (1 bis
unter 3 mm) 32980 M, desg!. (unter 1 mm) 34 620 M;t. Für Feinbleche
der zweiten Sorte beträgt der Zuschlag bei 8.-M.- Qualität, der im übrigen
nicht geändert wurde, 1425 M und für solche der dritten Sorte 1300 Mit.
— Schrott. Der Schrottmarkt notierte am 17. VIII. für Kernschrott
11 000 M, für Späne 9700 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch
13 000 Mjt frei Berlin. — Kupfer. Der Kupferblechverband hat den Grund-
preis für Kupferbleche ab 16. VIII. auf 37 000 M/dz gesteigert. — Blei. Die
Rheinisch -Westfälische Bleihändlervereinigung hat ihre Lagerpreise für
re und gepreßte Bleifabrikate ab 16. VIII. auf 15 700M/dz erhöht. —
delmetalle. Am 17. VII. wurden für Feingold 690 bis 710 M/g, für
Platin 2500 M/g und für Silber 20 000 bis 21 800 M/kg gezahlt. — Baum-
wolle. In NewYork stand der Preis am 17. VIII. auf? 22,25 cts/lb. Die
Bremer Notierung vom gleichen Tage lautete 508,30 M/kg. — Benzol. Der
Benzol-Verband, Bochum, hat ab 14. VIII. die Kleinverkaufspreise für
Tetralitbenzol auf 52,50 M, für gereinigtes Motorenbenzol auf 62,75 M, für
desgl. Toluol auf 67,10 M, für gereinigtes Lösungsbenzol I auf 62,75 M, für
Benzolvorlauf auf 56, 70 Mund für ungereinigtes Schwerbenzol auf 34,50 M/kg
ab Hauptverkaufsstelle erhöht. — Öle und Fette. Die Industrie konnte
nach der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘ Mitte des Monats Mineralschmieröle je
100 kg Reingewicht ab Lager Hamburg etwa zu folgenden Preisen in Dollar
kaufen: Pennsylvanisches Heißdampfzylinderöl, Visk. 5 bis 6 bei 100°,
Fip. 310/3200, 7,715 $; dsgl. Sattdampfzylinderöl, Visk. 4 bis 5 bei 1000
p 270/2809, 5,75 $; dsgl. hochflammige Maschinenöl-Raffinate, Visk.
bis 7 bei 509, Flp. etwa 220°, 8,05 $; dsgl. Visk. 4,5 bis 5 bei 500, Fip.
etwa 2150, 6,95 $; gute amerikan. Maschinenöl- Raffinate, Visk. 8 bis 9 bei
50°, Fip. etwa 1900, 7,40 $; dsgl. Visk. 6 bis 7 bei 50°, Fip. 180/185°, 7,05 8
dagl. Visk. 4 bis 5 bei 500, Fip. 180/1850, 5,55 $; dsgl., Visk. 2 bis 3 bei 500.
Fip.etwa 170°, 4 $; hellgelbes Maschinenfett, unbeschwert, Tropfp. 80/90°,
6,25 $. Dazu "kommen neuerdings 1440 M Zoll/ 100 kg Reingewicht. Auf-
schlag für Holzfässer generell 400 bis 450 M/100 kg Reingewicht. — Alt-
. metalle. Am 17. VIII. wurden am Berliner Markt folgende Preise gezahlt:
für altes Elektrolytkupfer 26400 bis 26 700 M, unverzinntes Schwerkupfer
26 000 bis 26 300 M, Maschinenrotguß 20 400 bis 20 600 M, Rotgußspäne rd.
24000 M, Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 16 800 bis 17 000 M, Messing-
kartuschen, pulver- und eisenfrei, 21 900 bis 22 100 M, reine weiche Messing-
blechabfälle 20 700 bis 20 900 M, Schwermessing 16 800 bis 17 000 M, Mes-
singschraubenspäne 14 000 bis 14 200 M, altes Weichblei 9500 bis 9600 M,
Zinkzünderlegierungen 9400 bis 9500 M, "Altzink 9300 bis 9400 M, Reinalu-
miniumblechabfälle (98/99%) 32 500 bis 33 500 M/100 kg in geschlossenen
Quantitäten und Wagenladungen. — Metallpreise. Die Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in
Deutschland) lauten in M/kg:
Silber in Barren rd 900 fein für
A kg fein
Metall | svu |- wym | uvm 18. VIIL | - 16. VOL Motel | svu [wvm | av
El ektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . ..... 367,13 331,15 256,97
Reffinsdekupfer, 99/99,3% 325—330 | 277—280 234—236
Originalhüttenweichblei . . . | 128—132 110—112 93- 94
Originalhüttenrohzink, Preisim
freien Verkehr ..... 154—157 132—135 1(8—110
„ (Preis d. Zinkhüttenverband. ) 146,36 143,28 111,99
Plattenzink(remelted) von ban-
delsüblicher Beschaffenheit . | 130—135 105 — 108 86— 88
Originalhüttenaluminium,
98/99% in Blöcken, Walz- od
Drahtbarren .. . 464 405 330
dsgl. in Walz- od. Drehtbarren
99%... ; 466,5 407,5 332,5
Zinn, Banka, ‘Straits, Austral. in
Verkäuferswahl . . ee 845— 850 715—720 590 — 592
Hüttenzinn, mindestens 999 . | 835—840 705—710 580—582
Reinnickel, 98/99% . . . . . | 710—720 620—630 er
Antimon- Regulus I 115— 120 100—102 |
3600—23800|19000— 19800, 16650 —16750
An der Londoner Metallbörse wurden nach ‚Mining Journal” a
11. VIII. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert:
£ a d £ d
*Kupfer: best selected ........ 66 10 Obis 6 10 0
» electrolytic. assas. 70 10 O , 71 10 0
E wire bars . .. assesses 71 10 0O ) — — —
„o standard Kasse .....a’ 4 26, & 5 0
3 Monate. ..... 6& 50,64 7 6
Zinn: standard, Kasse . 20400.“ 158 10 0 „ 158 15 0
"s 2 Monate. . 2.2. 2.0. 158 15 O0 „ 159 0 Ð
a- Batia a a ee 159 56 0 „ 159 15 0
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei .. 4 76, 3 12 6
„ gew.engl. Blockblei .. . 2... .% 0 0, — — —-
Zink: gew. Sorten . 2... 2... .. . 30 17 6 , 30 0 0
a. Temeled 2.3. wre a . 29 10 0, — —
„ engl. Swansea . .. 2.22 2200 3 5 0 lieferbar Swansea
Antimon: engl. Regulus gew. Sorten . . . 27 £/29 £ 10s.
Aluminium: 98 bis 99% ...... . 105 £ Inland, 110 £ Ausland.
Nickel: 98 bis 99% garantiert a ua S 150 £ (In- und Ausland).
Wismut: je lb. ... 2.22 220. SD
Platin: je Unze nom aeaa AS 19 £ 10 s.
Quecksilker:,nom. für die 75 lbs.-Flasche 11 £ 10 s./11 £ 15 s».
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 sa 6 d/13 s.
In New York notierten am 18. VIII. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00;
Eisen 30,00; Blei 5,77; Zink 6,20; Zinn 32,75 cts/lb.
* Netto.
Abschlug des Heftes: 19. August 1922.
Für die 8chriftleitung verantwortlich: B. C. Zehme in Berlin.
— Verlag von Julius Springer in Berlin.
24. August 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 34. 1104 a
Zuschlagsliste Nr. 61 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, gültig ab
17. VIIL 1922 für Abrechnung von Aufträgen, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind, und nur für das Inland.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten
werden, bezüglich der Teuerungazuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 61 A)
Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek-
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis-
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. Bei den in der
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso-
Iierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech-
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird
der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet:
1. Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert,
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag.
2. Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert,
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell-
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit.
3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit
geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver-
zögerung durchgeführt werden kann.
4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich-
zurechnen.
5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be-
treffenden Verbände.
Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund-
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ)
wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An-
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100.
Zuschlagsliste Nr. 61 A (gelb) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie,
gültig ab 17. VIII. 1922 bis auf weiteres und nur für das Inland. `
Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom
1. VIII. 1922 ab angenommenen Aufträge.
& Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Versand-
bereitschaft geltende Teuerungszuschlag.
Zahlung. Mindestens %% des Bestellwertes am Bestelltage,
Rest bei Versandbereitschaft.
B.. Abweichendhiervon gelten für Maschinen über 100 kW
bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr./min., und Zubehör, auch voll-
ständige Anlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren über
In kVA, Apparate für 50000 V und mehr, Dampfturbinen und
Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen,
Vollbahn-Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt-
anlagen folgende Bestimmungen:
Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
N
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh-
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus-
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
1. u bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA
i Generatoren... 2... 000% 8400
2. über 20bis 100kW bzw. über 20bis 00KVA | er oBon
bei Generatoren...» 22220020. * Umdr 8800
3. über 100kW bzw. über 100kVA bei Gene- '
TAtOTeED . ooe o w.e 9000
Sonderausführungen.
d4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren .. .....
ð Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . . . . . 8600
õa. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer D’auerlei- 6900
stungvon4kVAbis35kVAu.Widerstandsstumpfsch weiß- =
maschinen mit einer Dauerleistung von 4kVA bis 120k VA 6500
ê. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs-
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . 8400
ı. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . .. 2 222.2. 5600
6. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen,
Motortragen, Motorwagen . . 2 2 2 220er. 8400
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene-
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen,
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator-
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW,
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, z
bezogen auf 1000 Umdr. . . . 2 2 2 co een. 8500
Dampfturbinen.
l0. Turbosätze, bestehend aus
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 7800
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn-
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations-
anlagen o 22.00. 002 eu ae a a a en 7500
il. Turbogeneratoren allein . 2 m an 7900
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompre ssoren
und Turbogebläse allein . . . 2 2 2 22200. 6800
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate
allen u. u e aa a S Eee ti A 8400
sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage
der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate
an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die Anzahl
dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung
und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge zählen
mit.
Zahlung. Mindestens 50 % des Bestellwertes am Bestell-
tage. Diese 50 % sird aufzufüllen nach Ablauf
von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 60%] des sich jeweils nach
n on 7: J „ 20%, ¿ der Berechnung unter
a Misi " " if 750) B ergebenden Preises.
C. Andere Berechnungsformeln bzw. Zahlungsbedin-
gungen haben: Isolierrohr, Glühlampen, Telegraphie und Fern-
sprechwesen, Gummifreie Isolierstoffe. -
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
%
Zubehör zu Maschinen.
14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck-
schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl. Selbetanlasser
f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 8400
15. Schützensteuerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulierr
apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
steuerung, Bremsmagnete . . . 2 2 2 ee e 0. e 8800
16. Gleitschienen, Verankerungen . . . .. 2 2.2... ; 8400
16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 8500
Bahnmaterial.
17. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung . . 8000
elektr. Bremsen \ über 150 kW PA a 8300
11a. Bahntransformatoren . . 2.2.22 een 8800
17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige
Anprepate) «a a ee we a 8400
17e: Hillsmotoren 2.22% #2 0a 2 me 2a 8600
18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr.
Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
materialien für Bahnfahrzeuge . . . 2. 2 2 2 2 20. 7700
18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 7700
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
tiven für Bergbau und Industrie. . . . 2 2 2 2 202. 78300
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn-
Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage |. 8700
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 7200
2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge „. . ..... 5600
Transformatoren!) und Gleichrichter.
22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA . 8400
22a. [X Zu 1 „ „ „ über 100 kVA e e 8800
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . .. . 8500
23a. Ersatz-Glaskörper. . . 2.2 2 222020. Pe 1800
24. Gileichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . . . 9000
') Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
1104 b |
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 34.
24. August 1922.
Gegenstand
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen.
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger;
Teuerungs-
zuschlag
O/o
Gegenstand
Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in -Klemmen u. dgl. . LE BER marar
Gußgehäuse .. o a e 8500 54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes ze
26. Selbettätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht k Installationsmaterial .. 2.222200. T300
in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 8800 5098. Metallfassungen. . . 2.2.2... Yor o 7300
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für 55b. S Nippel, Kabelschuhe und Verbinder 7300
Schalttafelbau . 2 . 2er. 8800 paa A g MA. a a u BE Ho Zr DopE Bu Zr E a
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 7400 56. re ln en A Fassungen aus Por- 1300
28. Hochspann -Trennschalter, Masttrennschalter, AN UNA ABONETSLOIE s -a i na e ee en
Sreo kenschalter, soweit che für Öl Ru Bas = 8800 60. Installationsmaterial für Schilfe (ausschl. der zwei-
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). .......» 7300
Er arr o un on S Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. —
30. Freileitungs-Hörnerschalter o ... 0 277] 8800 || Glühlampen.
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . .. . 7500 68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- \
32. Ölschalter (ohne Öl) einschl. Hilfsapparate . . .... 8800 lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Neue
33. a (au Ber Schutz- und ssoi 68b. H jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) Pe
osselspuien) . » 2 2 2 2 2 22220. . sowie Telephonlampen. . . 2.2 22 2 2222 ee ns
34. Schutzdroselspulen . . . . 2. 2: 2 2 2 22er. 8500
35. Erdungsdrosselspulen . . . 2222 22200. 8300 Telegraphie und Fernsprech wesen.
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 8800 69a. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen (Wecker) sowie Aus-u. Umschalter f. Haussignalanlagen 2500
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 2. Kontakt-Vorrichtungen für Haussignalanlagen mit
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. Ausnahme yon Tür- und Fensterkontakten . . 2500
res reg kar aa ( er und 5 3. Tür- und Fensterkontakte. . . 22 2 2 222.02. 2700
itungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
Tagespreisen mit Kupferklausel) ee ee a aa 8800 fache Induktor-Apparate . . 22.2 2 22200. 6300
= on en u ra Bea o G > 69c. Be zum Anschluß an Zentralum-
i altapparate un altgruppen in Gußgehäue . schalter und öffentliche Fernsprechnetze . ..... . 6400
n 69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . .. .» 6990
M e Bapparate und Zubehör. 69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . ... 6400
4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 69%. Apparate für Telegraphie . .. . 2 2 2 22202. 6400
ae ag Bien br = mm Sockeldurchmesser 69g. Kondensatoren für Feinsprechzwecke. . . .. .. . 1050
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- SCENE ohne Paraband 1850
oder DrehspulmeßBwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 004, „BinienwSbler-Anschiobschadien,, 2% mit en 1950
lations- und Leitungsprüfer . . . . 22 2 2 2 2.0. 7400 71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . . 2 2 2 2 2 220% 5000
41b. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein- 12. Apparatschnüre (Privattypen) . . 2.2 2 seses 2350
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- B | d Zubehö
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- ne ee A BROS : ,
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe- 13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch-
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . . 2.2... 7400 tungszwecke . . . 222 22er 6300
4lc. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . ... . 7400 14. Bogenlampen für technische Zwecke .. .. . ... 6300
42. Zähler rn aan en 5590 75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
43. Meßwandler und Zubehör . . 2.222 eeen0. 8700 en ee ee a ae A o
Je 1 eTs n e >s èe o oe 95 %9% 8 9 e ® Ld Ld e e e e e e
Installationsmaterial. 77. Aufhängevorrichtungen Ba a ee 6300
44. Sicherungselemente (Einzeleicherungen) ee Ma Te fe 8500 18. Leitungskupplungen . >» oè >è è ùo o a: °. > o o > o o o 6300
Ada. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 79. Transformatoren und Drosselspulen . . . 2. 2... e> 8400
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, Il u. III (Klein-, Gummifreie Isolierstoffe.
Normal- u, Groß-Edison-Gew.). . . 2 2 2 2 2 2 3. 5500 80. N Inl
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI. . 2 2 22... 8000 81. Zähler rar Te ee a TR 2 3400
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 5500 828 a. = De s Biver Ausführung — a je
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit a. iengrilie in, ver bandama Giger Ausführung: «s 4950
Umhüllungen aus Porzellan u. dgl.: l... 7400 82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 4500
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring- 83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . .. 7500 mierte Anschlußklemmen usw.). . 2.2... 2200. 5100
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 5500 84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen He IE >.
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens)... . 5500 b) » » u HOOD. PUE 52T un
50. een und Gruppen, soweit nicht in Guß- Er Verschiedenes.
51. Freileitungs- und: Hausanschluß.icherun en Feild. Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 7500 ab 17. VILI. 1922 mindestens 7700 M für 100 kg ohne Faß.
62. Zählertafeln, armiert . . oe osoon aaa ‘a’ 6300 Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung)
bekanntgegeben werden. Ab 17. VIII. 1922 gelten die Aa-
gaben der Ausgabe 19d. Diese Tabellen, die wir wegen.
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels-.
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Auwendung der’
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker-
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten.
Die Preise der 1500-tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für
die anderen Drehzahlen gewählt.
Druck von H. 8. Hermann & Co., Berlin BW 19, Beuthstr. 8,
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
Inbailr: Zur Geschichte des Induktionsmotors.
Beteuchtung und Heizung. 1117. beiträge für die Veröffentlichung von Warenzei-
Ym Ad. Thomälen. 1105. Vereinheitlichung von Beleuchtungskörpern. Bun — rer ner E pedekna
Kurzschlußanker oder Schleifringanker, Von L. Elektrische Antriebe. 1118. Maschi- eratungsstellen In Bayern. — Gebührenordnung
schüler. 1108. nen zum’ Abdichten ‘der Deckfugen auf Schiffen. für gg ur RBEBteN?e. o LUi. Deutsch
Anwendung von stahlbewehrten Eisenbeton- Physik und theoretische Elek J a a
Sehleudermasten beim Bau der Hochspannungslel- trotechnik. 1118, Kreisdiagramme in verket-
I, Trolihättan— Västeras. Von M. Foerster. teten Wechselstromkreisen. — Bewegung einer
Weicheisenkugel in einem Magnetfeld.
Chemie. 1119. Die Auffrischung von Kohlen-
Vereinsnachrichten. VDE. 1124. Kreuzung von
Telegraphen- und Fernsprechleitungen.
Sitzungskalender. 1124.
| Die Berechnung des Anlassens und der Rege- Persönliches. 1124. Hochschulnachrichten. — D.
elektr. Maschinen mit Vielfachwerten. Von
| b teinelektroden in Beutelelementen. Banky t.
EI KHoerner. 1111., or‘ I EG meiner Maschinenbau. 1120. Briefe an die Schriftleitung, 1124. Entwicklung
Die Kabelverbindung Key West-Havanna. Von Neue Bauart von Luftfiltern, der Triebsysteme für Induktionszähler. Von E
Evans, — Einiges über die Entwicklung der
Triebsysteme für Induktionszähler. Von M. Helm.
— Wagenführer-Kontrollappatat f. Straßenbahnen.
Von Wolff. 1126.
C. Traugott. 1115. Werkstattund Baustoffe, 1120. Aus
| Mitteilungen dér P. T. R. Bekanntmachung Nr. der Industrie der elektr. Isolierstoffe.
7 WMüber Prüfungen und Beglaubigungen durch die Jahresversammlungen, Kon-
f elektr, Prükfäinter. 1116.
gresse, Ausstellungen. 1121. Literatur, Eingänge. 1128.
Geschäftliche Mittellungen. 1126.
Warenmarkt. 1128.
Berichtigungen. 1128,
|
Rundschau. Elektrizitätswerke und | Verschiedenes. 1122. Die Not der deut-
Kraltübertragung. 1117. Kraftwerk mit | schen Wissenschaft, — Gebührenzuschlag der P. T:
reiner Koblenstaubfeuerung. R. für optische Prüfungen, — Neue Druckkosten-
|
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echnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik) |
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, K. Perlewitz. — Verlag von Julius Springer. — Berlin W 9, Linkstraße 23/24,
43. Jahrgang.
Berlin, 31. August 1922.
Heft 35.
Zur Geschichte. des Induktionsmotors.
Übersicht. Die Geschichte der Elektrotechnik hat neuerdings
wieder eine bemerkenswerte Bereicherung erfahren. B. G. Lamme,
der an der Durchbildung und Einfihrung des Induktionsmotors in
Amerika wesentlich beteiligt gewesen ist, beschreibt die Entwicklung
dieses Motors, soweit sie sich in der Westinghouse-Gesellschaft voll-
zogen hat!). Der Anteil anderer amerikanischer Firmen, sowie die
Entwicklung in Europa wird nur gestreift. Mit Recht weist Lamme
darauf hin, wje wertvoll es sei, wenn die Pioniere der Technik ihre
Erinnerungen der Mit- und Nachwelt überliefern?). Mißerfolge könnten
oft ebenso lehrreich sein, wie Erfolg. |
Als Erfinder nennt Lamme nebeneinander Tesla,Ferraris,
Shallenberger, Bradley und Thomson?°). Er schreibt
Tesla das Verdienst zu, daß er unabhängig den Drehstrommotor
erfunden und seine Erfindung so veröffentlicht habe, daß darauf
praktisch aufgebaut werden konnte’).
Da beim Bau von Induktionsmotoren mehr als bei anderen Ma-
schinen eine theoretische Durchdringung erforderlich war, so war
der Fortschritt in den ersten Jahren, wo noch fast alle wissenschaft-
lichen Grundlagen fehlten, sehr gering. Mit dem üblichen Probieren
kam man nicht recht vorwärts. Es war ein fast hoffnungsloses Unter-
nehmen, mit den damaligen Mitteln einen marktfähigen Induktions-
motor zu schaffen. Da man sich natürlich dieser Sachlage nicht be-
wußt war, wurde viel Zeit und Mühe nutzlos aufgewendet. Immer-
hin wurden in den Jahren 1888 bis 18% durch C. F. Scott, der an-
fangs unter Teslas Leitung und später selbständig die Versuche über
weiphasenstrom bei der Westinghouse-Gesellschaft ausführte,
wichtige Grundlagen gewonnen. So wurde die Notwendigkeit eines
kleinen Luftspaltes und die Verringerung der Frequenz gegenüber
den damals üblichen Periodenzahlen von 125 und 133 erkannt. Der
Zusammenhang zwischen Drehmoment und Schlüpfung und zwischen
Läuferwiderstand und Anlaufmoment war jedoch noch nicht klar.
Der Läufer war genutet und mit einer verteilten Zweiphasenwick-
lung versehen. Im Gegensatz dazu enthielt der Ständer ausgeprägte
Pole, wodurch die Form der Feldkurve und die Größe des Induktions-
flusses ungünstig beeinflußt wurde.
Da es noch keine Mehrphasennetze gab, kam es abgesehen von
einigen kleinen Anlagen in Bergwerken noch zu keiner praktischen
Verwertung des Induktionsmotors3. Gründe finanzieller Art bestimm-
ten dann die Westinghouse-Gesellschaft, die Versuche mit Mehrpha-
senstrom zwei Jahre fast gänzlich einzustellen. Lamme selbst aber
ließ die Sache nicht fallen. Die Einführung von genuteten Ankern
bei Gleichstrommaschinen war für ihn die Veranlassung, verteilte
Wieklungen auch für Wechselstromanker ins Auge zu fassen. Es ge-
lang ihm, die Wiederaufnahme der Versuche durchzusetzen. Da-
durch, daß damals die normale Frequenz bei der Westinghouse-Ge-
sellschaft auf 60 herabgesetzt wurde, erhöhten sich die Aussichten
auf ein Gelingen. Bei der Ausführung der verteilten Wicklung wurde
darauf geachtet, daß die Nutenzahlen im Ständer und Läufer teiler-
fremd waren. Im Jahre 1892 kam der erste Motor mit verteilter Wick-
lung ins Versuchsfeld. Kippmoment und Anlaufmoment waren über-
raschend günstig und die Erwärmung wegen der Verteilung der
Wicklung geringer als bei den früheren Motoren. Man fühlte, daß
man endlich auf dem richtigen Wege war. Die Ergebnisse wurden
noch besser, als man die bisherige in sich geschlossene Mehrphasen-
wicklung des Läufers Windung für Windung kurz schloß und end-
lich die Stirnverbindungen nach Abkratzen der Isolation zu einem
geschlossenen Ring zusammenlötete. Daraus ging die Überlegen-
ı, „Lamme, Story of the Inductionmotor“ Journal A.L E. E., März 1921.
# Wenn Lamme bei dieser Gelegenheit fordert, daß auch die europäische
Entwicklung des Drehstrommotors schriftlich niedergelegt werde, so ist an die
lebendige Darstellung zu erinnern. die Dolivo-Dobrowolski in der ETZ
19.7, 8. 341, 54, 366, 373, Bf. 500, gegeben hat.
® Sofern e» sich um den Mehrphasenstrom im allgemeinen handelt, wäre
vor allem noch Haselwander zu nennen, während als Erfinder des Kurz-
schlußläufere Dolivo-Dobrowolski nicht übergangen werden sollte.
* Wahrscheinlich beziehen sich die ersten Patente Teslas, obwohl sie
dentlich das ruzın des Drehfeldes enthalten, gar nicht auf den Drehstrommotor
selbst, sondern auf den asynchronen Anlauf von mehrphasigen Synchronmotoren
den Asynchronmotor scheint Tesla erst im Herbst 1888 gekommen zu sein
heit des Kurzschlußläufers, der damals in Europa bereits bekannt
war°), deutlich hervor.
Die Weltausstellung in Chicago gab Gelegenheit, die erste grö-
Bere Kraftübertragung mit Mehrphasenstrom in Amerika ins Werk
zu setzen. Der Strom wurde in zwei miteinander gekuppelten und
um 90° versetzten Einphasenmaschinen, die vorwiegend Einphasen-
strom für die elektrische Beleuchtung lieferten, erzeugt. Die Anlage,
dieim Juli 1893 in Gang gesetzt wurde, war eine vollständige Kraft-
übertragung, mit Induktionsmotor von 300 PS, Einankerumformer
usw.,zu einer Zeit, als weder Induktionsmotoren, noch Einankerum-
former auf dem Markt waren. Die Nuten des Induktionsmotors wa-
ren halb geschlossen, um den Magnetisierungsstrom zu verringern.
Der sekundäre Teil enthielt eine Phasenwicklung, die beim Anlassen
über Graphitstäbe geschlossen wurde®). Diese wurden zuweilen
glühend heiß, so daß es ratsam erschien, sie im Keller unterzubrin-
gen und dadurch den Blicken der Besucher zu entziehen.
Im Jahre 1893 waren die Motoren so weit, daß sie auf den Markt
gebracht werden konnten, aber es fehlten die Abnehmer. Um sie zu
gewinnen, riet Lamme, normale Mehrphasengeneratoren für Beleuch-
tungsanlagen zu entwickeln und für diese eine solche Propaganda
zu machen, daß ihre Anschaffung zu einer Modesache werde, dann
würde sich die Motorenfrage von selbst erledigen. Der Erfolg war
durchschlagend. Die Fabrikation konnte der Menge der Aufträge
kaum folgen. Es war daher auch nicht möglich, eine Versuchsma-
schine gründlich zu untersuchen und die Ergebnisse der Ausführung
von normalen Maschinen zugrunde zu legen. Im Gegenteil gewann
man die erforderlichen experimentellen Grundlagen stückweise an
en fertigen Maschinen, was übrigens damals auch sonst gang und
gäbe war,
Abgesehen von kleinen Motoren von 1 PS und darunter bildete
der Läufer den primären und der Ständer den sekundären Teil. Man
wählte diese Anordnung, die auch bei dem Motor auf der Chicagoer
Ausstellung angewandt wurde, weil man damals die Sckundärwick-
lung als Phasenwicklung mit starkem Querschnitt ausführte und die
starken Ströme nicht gut über Schleifringe führen konnte. Der den
sekundären Teil bildende Ständer enthielt eine in sich geschlossene
Gleichstromwicklung mit vier um 90° voneinander entfernten An-
schlüssen. Diese waren zu einem am Ständer befestigten gitterför-
migen Gußeisenwiderstand geführt, der nach dem Anlassen kurz ge-
schlossen wurde. Je nach dem verlangten Anlaufmoment wurden
einzelne Maschen des Gitters mit der Säge geöffnet.
Die Versuche ergaben, daß eine Vergrößerung der Zahl der An-
schlüse am sekundären Teil das Verhalten des Motors günstig be-
einflußte. Dies führte zur Ausbildung eines sekundären Teiles, der
den Widerstandsanlauf und die Kurzschlußkäfigwicklung in sich
vereinigte. Der sekundäre Ständer erhielt eine in sich geschlossene
Gleichstrom-Wellenwicklung, bei der die Stirnverbindungen einer
Polteilung durch Gußeisenwiderstände miteinander verbunden wa-
ren. Nach dem Anlaufen wurde eine größere Zahl von Stirnverbin-
dungen selbsttätig durch einen Kupferring kurzgeschlossen, wodurch
praktisch ein Käfiganker entstand. Motoren dieser Art sind noch
jetzt im Betrieb. Manche Westinghousebeamte meinten, der Motor
könne nicht übertroffen werden. Er war aber teuer und der umlau-
fende primäre Teil nicht für höhere Spannungen geeigtet.
Um gegenüber den Tesıapatenten Freiheit zu haben, entwickelte
die General Electric Company um diese Zeit das sog. monozyklische
System, das auf dem Generator außer der Hauptphase eine um 90°
dagegen versetzte und an die Mitte der Hauptphase angeschlossene
Hilfsphase enthielt. Dieses unbalanzierte, also unvollkommene Sy-
stem konnte sich nur durchsetzen, wenn vorzügliche Motoren zur
Verfügung standen, es forderte also zur bestmöglichen Ausbildung
der Drehstrommotoren geradezu heraus.
Während die Westinghouse Comp. vorwiegend Zweiphasenmo-
toren baute, bevorzugte die General Electric Co. das Dreiphasensy-
6) Die Patentanmeldung der A. E.G., die zum D.R.-P. 51 083 über den Kurz-
schlußläufer geführt hat, datiert vom 23. August 1889.
‚®% Lamme führt die Verwendung eines Anlaßwiderstandes im sekundären
Kreis auf Le Blanc zurüc
1108
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35.
31. August 1922.
stem’). Bei ihren Motoren bildete der Ständer, wie jetzt üblich, den
primären, der Läufer den sekundären Teil. Der Anlaßwiderstand be-
stand wie beim Westinghousemotor aus Gußeisen. Er war auf dem
Läufer untergebracht und wurde nach dem Anlaufen selbsttätig
kurzgeschlossen.
Auch die Stanley-Kelly Company brachte in den neunziger Jah-
ren Motoren auf den Markt, die nach der damaligen Ansicht nicht
unter das Tesla-Patent fielen. Sie enthielten zwei Ständer für Bin-
phasenstrom, deren Wicklungen um 90° versetzt waren, und durch
Ströme, die um 90° in der Phase verschoben waren, gespeist wurden.
Neben der Arbeit am Mehrphasenmotor ging die am einphasigen
Induktionsmotor einher. Dieser war schon Ende der achtziger Jahre
bekannt, die Nachteile hinderten aber seine allgemeine Einfüh-
rung. Er kam nur in den Fällen, in denen allein Einphasenstrom zur
Verfügung stand, in Frage, und auch dann zog man es oft vor, einen
Zweiphasenmotor zu verwenden und den erforderlichen Mehrphasen-
strom durch Phasenspaltung zu gewinnen. Schon Ende der achtziger
Jahre, als man noch auf Frequenzen von 125 und 133 angewiesen war,
versuchte man es mit einer solchen Phasenspaltung, indem man die
beiden Wicklungen eines Zweiphasenmotors mit ungleicher Selbst-
induktion baute. Man kam damit aber nicht einmal bei Ventilator-
motoren zum Ziel. Spätere Versuche mit Kondensatoren führten
ebenfalls zu keinem befriedigenden Ergebnis. Es gelang dann zwar,
z. B. durch Einschaltung einer Induktivität in Reihe mit der einen .
Phasenwicklung, die nötige Phasenverschiebung zu erreichen, aber
es war immer nur ein Notbehelf. In einem Falle hatte die Westing-
house-Gesellschaft einen Motor für 25 PS und hohe Frequenz mit
Phasenspaltung zu liefern. Das Ergebnis im Prüffeld war sehr ent-
mutigend, der Motor ließ sich nicht überlasten. Kleine Änderungen,
die man vornahm, halfen wenig. Nach monatelangen Versuchen ent-
schloß man sich, die Maschine vorläufig abzuliefern und so bald wie
möglich gegen eine neue auszutauschen. Der Kunde schrieb aber,
daß er niemals einen besseren Motor gehabt habe. Sicher waren also
seine anderen Motoren noch viel schlechter gewesen.
Einphasenmotoren mit Stromwender waren als Reihenschlußmo-
toren und Repulsionsmotoren seit Ende der achtziger. Jahre bekannt.
Man wußte, daß diese Motoren beim Anlauf ein großes Drehmoment
entwickelten, das mit zunehmender Geschwindigkeit stark abfiel,
daß sie also ein umgekehrtes Verhalten zeigten, wie der Induktions-
motor. Darauf beruhte dann der Motor von Prof. E. E. Arnold,
Karlsruhe, der als Repulsionsmotor anlief und selbsttätig durch
Kurzschließen verschiedener Stellen des Läufers zu einem Induk-
tionsmotor wurde. Der Motor wurde in Amerika zuerst von der
. Wagner Company und nach Ablauf des Patentes auch von anderen
Firmen gebaut,
Die Westinghouse Comp. versuchte es auch mit Kommutator-
motoren, deren Läufer eine achtpolige Schleifenwicklung mit Aus-
gleichsverbindungen trug. Die Maschine wurde mit achtpoliger
Ständerwicklung in Reihe mit dem Anker angelassen. Die Ständer-
wicklung wurde dann selbsttätig auf 4 Pole umgeschaltet, wobei die
Läuferwicklung, ohne daß auf dem Läufer eine Umschaltung nötig
war, durch die achtpoligen Ausgleichsverbinder zu einer in sich
kurzgeschlossenen vierpoligen Wicklung wurde. Im Versuchsfeld
liefen die Motoren sehr befriedigend, man hielt sie aber ohne Grund
für teuer und wollte sich nicht darauf einlassen, daß die Bürsten
beim Lauf auf dem Stromwender liegen blieben, was man doch bei
Gleichstrom unbedenklich zuließ. Dem Einwand, daß bei der Reihen-
schaltung von Anker und Feld die zulässige Spannung auf 220 V be-
schränkt war, hätte dadurch begegnet werden können, daß man den
Motor als Repulsionsmotor anlaufen ließ. `
Es war Anfang der neunziger Jahre eine lebhaft bewegte Zeit
auf dem Gebiet der Induktionsmotoren. Jeder Hinweis in der Lite-
ratur wurde auf seine praktische Verwendbarkeit untersucht. Ver-
suche mit Speisung des Ständers und Läufers unter Verdoppelung
der Drehzahl und mit einphasigem Läufer und mehrphasigem Stän-
der bei halber Drehzahl wurden unternommen, aber ohne Erfolg. Die
Induktionsmaschine als Generator wurde 1894 von Lamme unter-
sucht. Bald darauf verwendete er die generatorische Wirkung bei
einem Kran zum Bremsen beim Senken der Last. Auch die Kas-
kadenschaltung, die durch Veröffentlichungen in Europa und Ame-
rika bekannt geworden war, wurde 1895 von ihm im Hinblick auf
ihre Verwendung bei elektrischen Bahnen untersucht. Die prak-
tische Verwendung scheiterte jedoch an der Schwierigkeit der mehr-
phasigen Oberleitung.
Um das Jahr 1896 setzte eine neue Phase in der Entwicklung
des Induktionsmotors ein, die von Lamme in höchst dramatischer
Weise beschrieben wird. Lamme sah im Gegensatz zu manchen
Westinghouseleuten in dem Induktionsmotor mit Phasenläufer noch
nicht den Gipfel der Vollkommenheit. Er stellte sich vielmehr die
Aufgabe, einen Motor mit Käfiganker und hohem Anlaufmoment zu
bauen. Hin und wieder hatten in dieser Hinsicht Motoren mit Käfig-
^) Lamme erklärt das lange Festhalten der Westinghouse-Gesellschaft am
Zweiphasenstrom daraus, dal: die Verteilung für Lichtzwecke einfacher war als
beim Dreiphasensystem und schreibt dem Zweiphasensystem das Verdienst zu,
daß es die Einführung des Mehrphasensystems erleichtert hat. Es ist für uns
natürlich schwer, über Vorgänge. die zeitlich und räumlich weit entfernt liegen,
ein richtiges Urteil zu fällen. Aber die entwicklungs fördernde Bedeutung
des Zweiphasensystems erscheint doch ebenso wie die des monozyklischen
Syztems etwas zweifelhaft.
anker im Prüffeld überraschend günstige Werte ergeben. Nun war
der Einfluß der Streuung und des Sekundärwiderstandes auf das An-
laufmoment und das Kippmoment damals bekannt. Auch hatte man
rohe Methoden, um die Streuung vorauszuberechnen. An der Hand
von Vektordiagrammen berechnete nun Lamme die Abhängigkeit
der Schlüpfung, des Stromes und der übrigen charakteristischen
Größen vom Drehmoment bei einem gegebenen Motor und verglich
die Ergebnisse mit den beim Versuch aufgenommenen Werten. Da
das Kreisdiagramm noch nicht bekannt war”), mußte für jeden Be-
triebszustand ein besonderes Diagramm gezeichnet werden. Nach-
dem so die ausgeführten Motoren nachgeprüft waren, änderte Lamme
zunächst auf dem Papier die wesentlichen Größen, vor allem die
Streuinduktivität und ermittelte dadurch die Bedingungen, unter
denen das geforderte Anlauf- und Kippmoment beim Käfiganker er-
reicht werden konnte, ohne daß der Schlupf bei normalem Betrieb
zu groß wurde. Die Nachprüfung der Fälle, in denen dies früher zu-
fällig erreicht war, zeigte dann in der Tat, daß es sich dabei um
Motoren mit geringer Streuung handelte, daß also auch eine solche
geringe Streuung wirklich erreichbar war. In monatelanger Ar-
beit, zumeist in den Abendstunden, entwickelte er Methoden, um die
Streuung vorauszuberechnen. Gleichungen, die er aus den Vektor-
diagraınmen ableitete, setzten ihn dann in den Stand, für ein gefor-
dertes Anlauf- oder Kippmoment sofort die zulässige Streuinduk-
tivität vorauszusagen.
Jetzt ging man an den Bau von Motoren von 20, 30 und 50 PS
mit Käfiganker. Natürlich kam dabei die alte Westinghouse-Bau-
art mit umlaufendem primärem Teil in Wegfall. Die Motoren ent-
wickelten, wie vorausberechnet war, ein Anlaufmoment gleich dem
24fachen und ein Kippmoment gleich dem 3- bis 3%2fachen des nor-
malen Momentes. Da der Anlaufstrom das 6- bis 9 fache des nor-
malen Stromes war, so wurden Anlaßtransformatoren nötig, die beim
Anlauf mit normaler Last den Strom auf das dreifache des normalen
Stroms herabsetzten. Einige der Motoren wurden noch 1896 heraus-
gebracht. Im folgenden Jahre war die Fabrikation vollständig auf
die neue Bauart eingerichtet.
Von technischer Seite begegnete man den Motoren mit Miß-
trauen. Daß ein Käfiganker, der sonst kein ausreichendes Anlauf-
moment entwickelte, einen Anlaßtransformator erhielt, um den An-
laufstrom herabzusetzen, ohne daß das Anlaufmoment zu gering
wurde, erschien absurd. Man konnte sogar, wenn irgend eine elek-
trische Anlage nicht klappte, die Äußerung hören: „It is as bad as
the Westinghouse type C motor”. Aber die Kundschaft war überaus
zufrieden, und in kurzer Zeit zeigte es sich, daß dieser Motor das
Feld erobern würde. Selbst bei besonders schwierigen Betriebs-
bedingungen, wo ein Phasenläufer sicher besser gewesen wäre,
wollte man von keinem anderen Motor hören. Die Einfachheit, die
solide Bauart, die Zuverlässigkeit, die Überlastbarkeit und die ge-
ringe Erwärmung gaben bei den technischen Leitern der industriel-
len Werke den Ausschlag. Die Motoren hielten Überlastungen bis
zum Stillstand aus und kamen bei Entlastung dann selbst wieder
hoch. So groß war die Begeisterung für den neuen Motor, daß manche
Westinghouseleute schon behaupten wollten, der Motor könne über-
haupt nicht Schaden leiden. Lamme hatte Mühe, dies zu verhindern.
Man könne nichts Unmögliches verlangen, und jeder Motor würde
verbrennen, wenn man ihn lange genug überlastete.
In den Zeiten, in denen der Drehstrom sich erst durchsetzen
mußte, konnte der Wert eines solchen Motors gar nicht hoch ge-
nug eingeschätzt werden. Allerdings war bei der Konstruktion
die Rücksicht auf Wirkungsgrad, Leistungsfaktor und Herstel-
lungskosten hintenan gesetzt. Als dann der Drehstrommotor sich
Bahn gebrochen hatte, konnte man das Versäumte immer noch
nachholen, indem man zwischen den verschiedenen Anforderun-
gen einen Ausgleich schuf und die Motoren ihren jeweiligen beson-
deren Betriebsbedingungen anpaßte.
Daß bei Verringerung der Polzahl der Magnetisierungsstrom
kleiner und dadurch der Leistungsfaktor größer wurde, war schou
früh erkannt. Im Zusammenhang damit wurde die Frequenz bei
Stahlwerksmotoren, bei denen unmittelbare Kupplung gefordert
wurde und Drehzahlen von 100/min vorkamen, vor etwa 20 Jahren
auf 25 festgesetzt. Die Verbesserung der Übertragungsmittel läkt
allerdings jetzt die unmittelbare Kupplung nicht mehr so notwen-
dig erscheinen, so daß die Neigung besteht, die Frequenz 60 wie-
der allgemein werden zu lassen.
Daß mit einem C-Motor bei der Frequenz 25 Leistungsfakto-
ren bis 0,95 erreicht wurden, erregte die größte Verwunderung.
Man rechnete damals, wie auch jetzt noch häufig, zu wenig mit
Blindströmen und machte sich nicht klar, daß eine Steigerung des
Leistungsfaktors von 0,9 auf 0,95 nur eine Verringerung des Blind-
stromes von 43,5 % auf 31 % bedingt.
Um den Maegnetisierungsstrom zu verringern, ging man schon
früh zu kleinen Luftspalten über. Einseitige Luftspalte von
1,6 mm schienen damals überaus klein, und die Werkstatt ließ e:ch
nur ungern darauf ein. Später ging man selbst bei ziemlich gro-
ßen Motoren auf die Hälfte herunter.
Zuweilen liefen die Motoren nach dem Umsteuern wieder in
der alten Drehrichtung, aber mit viel geringerer Drehzahl. Jetzt
? Die erste Veröffentlichung Heylands in der „ETZ* vom Jahre 19%
blieb lange unbeachtet.
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31. August 1922.
weiß man, daß dies durch Oberwellen verursacht wird’), damals
stand man &ber vor einem vollständigen Rätsel. Die Untersuchung
zeigte, daß die Erscheinung nur dann auftrat, wenn der Widerstand
der Stirnringe gegenüber dem der Stäbe besondere klein war. Ein-
schnitte in die Stirnringe schafften Abhilfe.
Durch das Studium der Feidkurven des Induktionsmotors in
den verschiedenen Zeitpunkten einer Periode wurde Lamme dazu
geführt, die Sehnenwicklung, die er bei Gleichstrommaschinen zur
Verringerung der Selbstinduktion der kurzgeschlossenen Spule vor-
geschlagen hatte, auch bei Drehstrommotoren anzuwenden. Er er-
reichte dadurch, daß nicht nur die Selbstinduktion klein»r wurde,
sondern daß auch die Kopflänge verringert und die Feldkurve ver-
bessert wurde und die Wicklung gleichwertig wurde einer Wick-
luag mit gebrochener Drahtzahl einer Nut.
Die geplante Elektrisierung einer Bahnanlage gab die Veran-
lasung zum Bau von zwei vierpoligen Versuchsmotoren für 25
Per!s, die beim Anlauf das 6- bis 7fache des normalen Drehmo-
ments entwickelten. Für die Änderung der Drehzahl wurde von
Lamme die Polumschaltung vorgeschlagen und durchgeführt. Die
Motoren Hefen bei 4 und 8 Polen anstandslos. Bei einem späteren
Versuch ergaben sich statt der gewünschten 4 und 8 Pole infolge
eines Wicklungsfehlers auch 12 Pole. Leider blieb diese interes-
sante Erscheinung unaufgeklärt, da die Wickelei den Schaltfehler
schon beseitigt hatte, als man zur Untersuchung schritt.
Da die mehrfache Oberleitung ein Hindernis für die Elektri-
sierung von Bahnen mit Mehrphasenstrom bildete, speiste Lamme
den einen der obigen Motoren einphasig und benutzte ihn als Pha-
senspalter, durch den der andere Motor dann mehrphasig gespeist
wurde, eine Anordnung, die erst viel später in praktische Wirk-
lichkeit umgesetzt wurde. Das Prinzip war übrigens nicht neu.
Die General Electric Comp. hatte z. B. schon betont, daß große
Motoren, die mit dem monozyklischen System in Gang gebracht
waren, durch ihre phasenspaltende Eigenschaft den mehrphasigen
Anlauf anderer Motoren begünstigten, so daß die Hilfsphase des
Generators sogar abgeschaltet werden könnte.
= Die Jahre 1894 bis 1900 bildeten den Höhepunkt in der Ent-
wicklung des Drehstrommotors. Theorie und Berechnung wurden
sowohl bei der Westinghouse Comp. als auch bei der General Elec-
tric Comp. auf eine solche Stufe gebracht, daß sie die Grundlage
für alle späteren Arbeiten bildeten. Behrend, s. Z. der tech-
nische Sachverständige bei der Bullock Comp. und später bei der
Allis-Chalmers Comp., schrieb sein Buch über den Induktions-
motor, das noch jetzt lesenswert ist!?).
Die Zeit seit 1900 war mehr der Anwendung des Induktions-
motors in den verschiedenen Betrieben, als grundlegenden Ände-
rungen in der Konstruktion gewidmet. Zu einer Verwendung des
Drehstrommotors auf Lokomotiven kam es nur in geringem Um-
fang. Bei der Treidelei am Miami- und Erie-Kanal, für welche
Dreiphasenstrom von 2000 V mit zweifacher Oberleitung und Kas-
kadenschaltung der Motoren vorgesehen war, erlebte man einen
merkwürdigen Fehlschlag. Das Gras auf dem Treidelpfad, das
früher, als die Anlage mit Mauleseln betrieben wurde, immer nie-
dergetreten war, überwucherte nach Einführung des elektrischen
Betriebs die Schienen. Hiergegen hätte man ja noch Abhilfe schaf-
fen können. Aber eine andere Schwierigkeit war nicht zu über-
winden. Das Wasser staute sich vor den ersten Boten, so daß die
letzten im Trockenen saßen. Später hat die General Electric
Comp. Mehrphasenlokomotiven für 25 Per/s und 6000 V Fahrdraht-
spannung mit Leistungen von 1200 bis 1500 PS für den Kaskaden-
tunnel der Great Northern Railway geliefert und auch die Loko-
motiven für die Treidelei am Panamakanal, die größte Drehstrom-
Bahnanlage in Amerika, gebaut.
Um 1896 und 1897 begann man mit der Verwendung des Dreh-
stroms für Krane und Förderanlagen. Man benutzte für Krananla-
ren Motoren mit Käfiganker von hohem Widerstand, die durch Än-
dern der Primärspannung geregelt wurden. Derartige Motoren
sind wohl jetzt noch im Betrieb. Bei elektrischen Fördermaschi-
nen wurden mit wechselndem Erfolg Motoren mit Phasenanker und
mit Käfiganker versucht. Für Aufzüge nahm man zuerst Motoren
mit Käfiganker von hohem Widerstand und schaltete sie oft ohne
Ständeranlasser ein. Später bevorzugte man Phasenanker, jedoch
kehrt man neuerdings wieder zum Käfiganker, aber mit Polumschal-
tung des Ständers zurück.
Die Leistungen der Drehstrommotoren wuchsen in dieser Zeit
bis auf 2000 PS und mehr. Diese großen Motoren wurden mit Pha- -
senläufer gebaut, da die Leistung der Generatoren damals über-
haupt nur etwa 2000 bis 3000 kVA betrug und das Einschalten
3 Ebenso wie das Hängenbleihen hei einem Bruchteil der normalen Dreh-
zahl in der gewöhnlichen Drehrichtung.
\ Der Verfasser erinnert sich noch mit großer Freude der wertvollen
fu gung, die er vor mehr als zwanzig Jahren aus diesem Werk genchöpft hat.
segons sollte Heyland in diesem Zusammenhang an erster Stelle genannt
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35,
1107
eines ganz großen Motors mit Käfiganker für den Generator ver-
hängnisvoll werden mußte. .
Zum Schluß gibt Lamme einen Überblick über die neuere
Entwicklung.
Die von Leblanc und in anderer Weise von Heylan d an-
gegebenen Verfahren zur Verbesserung des Leistungsfaktors fan-
den in Amerika keinen Anklang, da sie die Anwendung eines Kom-
mutators bedingten. Auch die später angegebenen Verfahren sind
nur vereinzelt angewendet.
Kleinere und mittlere Motoren wurden durchweg mit offenen
Nuten gebaut. Um die Vorteile der halbgeschlossenen Nut auszu-
nutzen, entwickelte die Westinghouse Comp. einen Motor, bei dem
die Drähte fertig zu einer Spule gewickelt und dann einzeln in die
Nut „eingeträufelt* wurden. Die Kundschaft zog indessen Moto-
ren mit offenen Nuten vor, da sie sich leichter ausbessern ließen,
so daß man, mit Ausnahme von kleinen Motoren, wieder zur offe-
nen Nut zurückgekehrt ist. Manche Fabriken, darunter auch die
Westinghouse Comp. und die General Electric Comp., haben dabei
mit Erfolg Eisenkeile zum Schließen der Nuten verwendet.
Zur Drehzahlregelung sind neuerdings neben der Widerstands-
regelung, der Kaskadenschaltung und der Polumschaltung Regel-
sätze in ausgedehntem Maße eingeführt. Die Westinghouse Comp.
hat das Krämersche Verfahren und den Frequenzwandler, die
General Electric Comp. neben dem Krämerschen Verfahren das von
Scherbius angegebene benutzt.
Nicht nur wegen der Möglichkeit höherer Spannungen, son-
dern auch wegen der Beherrschung großer Leistungen erwies sich
der Drehstrom dem Gleichstrom vollständig überlegen. Während
bei Gleichstrommaschinen mit Leistungen von 3000 bis 5000 kW
als Riesen angesehen wurden, sind bei Drehstrom Generatoren
von 30000 kW und Motoren von 6000 bie 10000 kW, noch dazu .
oft mit geringen Drehzahlen, nichts Ungewöhnliches. Die Ausfüh-
rung eines Stahlwerksmotors von 8000 PS bei 75 Umdr/min ist
vielleicht das Äußerste, was jetzt erreicht wird. Mechanische Rück-
sichten überwiegen dabei die elektrischen. Der Ständer solcher
Maschinen gleicht häufig dem eines langsam laufenden Generators
für Dampfmaschinenantrieb. Dabei kommen einseitige Luftepalte
von 3 mm und mehr vor, die sonst bei Induktionsmotoren als etwas
Unmögliches erscheinen.
Als Phasenumformer ist der Induktionsmotor neuerdings bei
den Norfolk- und Western-Lokomotiven zur Anwendung gekom-
men. Der Ständer ist zweiphasig, der Läufer ist als Käfiganker
gebaut. Die eine Ständerwicklung ist an die Sekundärwicklung
eines vom Einphasennetz gespeisten Transformators angeschlossen.
Der Anfang der zweiten Wicklung liegt in Scottscher Schaltung
am Mittelpunkt der Transformatorwicklung. Das Ende der Wick-
lung und die Klemmen des Transformators bilden, wenn der Um-
former mechaniseh angetrieben wird, bei passender Windungszahl
ein ziemlich gleichmäßiges Dreiphasensystem, durch das der Bahn-
motor gespeist wird.
Der Schiffsantrieb mit Induktionsmotoren wurde zuerst als
ein Versuch unter Leitung von Emmet vor einigen Jahren beim
Kohlenschiff Jupiter durchgeführt, worauf dann die amerikan!-
sche Marine in großem Maßstab zum elektrischen Schiffisantrieb
überging. Von den Motoren wurden 10 bei der General Electric
Comp., 9 bei der Westinghouse Comp. in Auftrag gegeben. Im
März 1921 waren zwei Kriegsschiffe, die New Mexico und die
Tenessy mit elektriechen Antriebsmotoren ausgerüstet. Da die
Motoren die einzige Belastung der Generatoren bilden, konnte die
Frequenz so gewählt werden, wie es für den Entwurf am günstigsten
ist, und die Drehzahl durch Änderung der Frequenz, d. h. durch
Regelung der Drehzahl der Dampfturbine: gereglt werden. Mit
Rücksicht auf den Wirkungsgrad der Dampfturbinen ist aber
außerdem Polumschalturg, bei den großen Schlachtschiffen auch
Kaskadenschaltung vorgesehen. Die Bedingungen für den Schiffs-
antrieb liegen ja besonders günstig. Da. die Schiffsschraube beim
Anfahren nur Schaum schlägt, so ist kein großes Anlaufmoment
nötig. Auch braucht im Gegensatz zum Bahnbetriebe der Strom
beim Umschalten nicht aufrecht erhalten zu werden, man kann also
vor der Polumschaltung die Erregung des Generators abstellen.
Endlich besteht kein Anlaß zur Parallelschaltung von Generato-
ren. Jeder Generator treibt, je nach der Geschwindigkeit des
Schiffes, einen oder mehrere Motoren an. Die Leistung eines Mo-
tors beträgt bei den Überdreadnoughts 15000 PS. Z. T. kommt
Zweiphasenstrom, z. T. Dreiphasenstrom zur Anwendung. Die
Läufer tragen z. T. zwei Käfigwicklungen von verschiedenem
Widerstand, während in anderen Fällen der Läufer bei der einen
Polzahl als Phasenanker, bei der anderen als Käfiganker arbeitet.
Ohne die analytischen Untersuchungen wäre die Durchbildung
des Drehstrommotors unmöglich gewesen. Daß gerade die z. T.
recht verwickelte Theorie zu einer so einfachen Maschine geführt
hat, ist besonders bemerkenswert. Ad. Thomälen.,
1108
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35.
31. August 1922.
Kurzschlußanker oder Schleifringanker ?
Von L. Schüler, Berlin.
Übersicht. Aus einer Arbeit von Lamme, über die in dem vor-
stehenden Aufsatz berichtet wird, werden Schlüsse gezogen über die
Ursachen, die zur Bevorzugung des Kurzschlußankers in Amerika und
des Schleifringankers in Europa geführt haben.
Es ist schon häufig auf die Vorteile des Kurzschlußankers gegen
den Schleifringanker in Anschaffung und Betrieb hingewiesen wor-
den. Es ist auch bekannt, daß man sich in Amerika diese Vorteile im
ausgedehnten Maße zunutze macht, während in Europa die Einfüh-
rung größerer Kurzschlußmotoren an dem Widerstand der Elektri-
zitätswerke scheitert. Es ist zuzugeben, daß der Kurzschlußmotor
beim Anlauf mehr Strom aufnimmt als der Schleifringmotor und des-
halb einen größeren Spannungsabfall herbeiführen kann. Dies ist
aber in allen Ländern gleichmäßig der Fall und kann deshalb nicht
als Grund für die verschiedenartige Entwicklung diesseits und jen-
seits des Atlantik angeführt werden. Man hört manchmal, das ameri-
kanische Publikum sei an größere Spannungsschwankungen ge-
wöhnt als das europäische. Meines Wissens trifft dies nicht allge-
mein zu; wenn es aber doch der Fall ist, so könnte diese Tatsache
vielleicht als Folge, aber nicht als Ursache der Verwendung von
Kurzschlußankern angesehen werden. Ebensowenig ist der Grund
stichhaltig, daß es in Amerika nicht so ausgedehnte Überlandnetze
gibt als bei uns, denn die Einführung des Kurzschlußmotors in Ame-
rika und des Schleifringankermotors bei uns war bereits eine voll-
zogene Tatsache, als man an den Bau von Überlandnetzen noch gar-
nicht dachte,
Man muß also in der Vergangenheit forschen, wenn man die Ur-
sache für die auffallende Verschiedenheit der Entwicklung ergrün-
den will. Hierzu bietet nun die Arbeit von Lamme, über die in dem
vorhergehenden Aufsatz berichtet wird, eine gute Gelegenheit. Wie
aus Lammes Ausführungen hervorgeht, begannen die Versuche bei
Westinghouse im Jahre 1888 mit dem sehr unvollkommenen Motor
von Tesla, der einen Kurzschlußanker besaß. Diese Versuche wur-
den im Jahre 1890 als aussichtlos eingestellt, also gerade zu der Zeit,
als Dobrowolski bei der AEG und C. E. L. Brown bei Örli-
kon ihre ersten Versuche erfolgreich abgeschlossen hatten.
Die ersten Motoren von DobrowolskiundB row n besaßen
ebenfalls Kurzschlußanker, u. zw. bereits die vollkommenste Aus-
führungsform, nämlich mit Käfigwicklung. Diese Wicklungsart
wurde bekanntlich von Dobrowolski erfunden (DRP. Nr. 51083 vom
23. VIII. 1889). Sehr bemerkenswert ist der in der „ETZ“ 1891, S. 657
beschriebene und abgebildete Motor von Brown, der eine Leistung
von 20 PS bei n = 1200 und 40 Per besaß. Er hatte einen äußeren
Blechdurchmesser von 500 mm und 200 mm Eisenbreite, unterschied
sich also in den Abmessungen nicht erheblich von einem heutigen
Motor für gleiche Leistung. Auch sonst kann seine Bauart beinahe
als „modern“ bezeichnet werden. Die Ständerwicklung war eine Stab-
wicklung, bestehend aus % runden Stäben von 40 mm? Querschnitt;
jeder Stab lag in einer runden geschlitzten Nute. Die Käfigwicklung
des Läufers lag in geschlossenen runden Nuten, sie bestand aus 54
Stäben von 100 mm?. Die Betriebsspannung wird zu 80 V angegeben.
Ich habe den Motor auf Grund dieser Angaben nachgerechnet und
etwa folgende Verhältnisse gefunden: Stromstärke leer 50 A, be-
lastet 145 A, Kupferverlust in der Ständerwicklung 4%, Eisenver-
lust 3%, Schlüpfung etwa 4%, Wirkungsgrad bei Vollast 88 %,
cos g=0,89. Die Sättigung des Ständereisehs war etwa 6000 im
Rücken und maximal 15 000 in den Zähnen, die Ständerwicklung war
mit 3,5 A/mm? belastet. Also ein vorzüglicher und ziemlich gut aus-
genutzter Motor.
Der erste Schleifringmotor war der von der AEG für die klassi-
sche Arbeitsübertragung Lauffen—Frankfurt 1891 gebaute 75 PS-
Motor. Wie aus Lammes Bericht hervorgeht, baute auch Westing-
house von 1893 ab ausschließlich Schleifringmotoren, ebenso die Ge-
neral Electric-Co. Kurzschlußmotoren wurden in Amerika bis zum
Jahre 1896 nicht hergestellt, da sie in dem Ruf standen, zu geringes
Anlaufsmoment zu besitzen. |
Über die Entwicklung in Deutschland vom Jahre 1894 ab kann
ich aus eigener Erinnerung berichten. Bei der AEG war damals die
Fabrikation von Drehstromotoren von etwa 0,5 bis 30 PS schon im
flotten Gange. Es wurden durchweg Motoren mit Kurzschluß-(Käfig-)
Anker hergestellt. Der Ständer trug eine in halbgeschlossene Nuten
gelegte Ring wicklung, auch wurden schon im gleichen oder im
nächsten Jahre Versuchsmotoren mit Trommelwicklung, also mit der
heute üblichen Wicklungsart hergestellt. Bemerkenswert ist, daß das
Ständer-Blechpaket hinten und seitlich von einem wohl 10 — 15 mm
starken Mantel aus Bronze umhüllt war, der die Streuung vermöge
seiner Schirmwirkung verringern sollte. An dem Bronzemantel
waren Rippen angegossen, durch die das Blechpaket zentriert wurde,
da es ja sonst wegen der herumlaufenden Ringwicklung nicht zu fas-
sen war. Ein besonderer Vorteil dieses Bronzemantels kam übrigens
erst viel später zur Geltung, nämlich während des Krieges, als diese
alten Motoren in größeren Mengen zur Ausschlachtung kamen! Ich
D) Nach einem im Fachausschuß für Flektromaschinenbau des Elektro-
technischen Vereins am 9. V. 19.2 gehaltenen Vortrag.
wurde 1894 bei der AEG mit Bremsversuchen an Drehstrommotoren
betraut und kann aus der Erinnerung sagen, daß Wirkungsgrad,
cos g, Kippmoment usw. ähnliche Werte zeigten, wie bei den heuti-
gen Motoren. Die Abmessungen waren allerdings beträchtlich; dem-
gemäß war die Erwärmung natürlich sehr gering. Dobrowolski sagte
einmal zu mir, es sei leider nicht möglich, einen Drehstrommotor so
zu berechnen, daß er warm würde. In dieser Hinsicht haben wir also
inzwischen ganz entschiedene Fortschritte gemacht!
Die Berechnung der Drehstrommotoren war im übrigen schon
ziemlich gut entwickelt; Dobrowolski hatte 1891 die Zerlegung de:
Wechselstroms in eine „wattlose” und eine „Watt-”Komponente an-
gegeben. Das Kreisdiagramm, ohne das wir uns heute die Berech-
nung eines Drehstrommotors nicht gut vorstellen können, gab es
natürlich noch nicht, aber doch etwas Ähnliches. Die an ausgeführ-
ten Motoren aufgenommenen Bremskurven wurden nämlich in der
Weise ausgewertet, daß der bei verschiedenen Belastungen abgele-
sene Gesamtstrom in seine Blind- und Wirkkomponente zerlegt
wurde. Der Blindstrom wurde in Abhängigkeit von der Nutzlast auf-
getragen, und ein Motor galt als um so besser, je weniger der Blind-
strom zwischen Leerlauf und Vollast zunahm. Als noch zulässig
wurde eine Zunahme von etwa 40 % angesehen. Bei der Vorausbe-
rechnung wurde der Erregerstrom aus der Luftinduktion mit 20 %
Zuschlag für die Eisen-A.W. bestimmt; dieser Wert wurde um 40 %
erhöht und mit dem der Vollast entsprechenden Wattstrom recht-
winklig zusammengesetzt, wodurch sich der Gesamtstrom bei Voll-
last ergab.
Übrigens stand 1894 der Bau von Drehstrommotoren auch bei
Siemens & Halske, Schuckert und natürlich auch bei Örlikon auf an-
nähernd gleicher Höhe wie bei der AEG. Sehr gefördert wurde die
Entwicklung in Deutschland und anderen europäischen Ländern da-
durch, daß ein Patentschutz für das Mehrphasensystem nicht erzielt
wurde; die Veröffentlichungen von Tesla und anderen Vorläufern
haben dies anscheinend verhindert. Die deutschen Tesla-Patente
selbst wurden von der Firma Helios erworben, doch waren sie an-
scheinend nicht weitgehend genug, um die Konkurrenz auszuschal-
ten. Allerdings hat Helios noch viel später, etwa i. J. 1900, Patent-
prozesse gegen alle namhaften deutschen Firmen, die Drehstrommo-
toren bauten, angestrengt, ohne jedoch einen Erfolg zu erzielen.
Wohl das einzige wichtige Drehstrommotorenpatent in Deutsch-
land war das schon erwähnte Patent von Dobrowolski auf den Käfig-
anker, das bis zu seinem Ablauf (1905) alle anderen Firmen schwer
behinderte. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die in Deutschland noch
jetzt bestehende Abneigung gegen Kurzschlußankermotoren z. T.
auf dieses Patent zurückzuführen ist. Hierüber wird später noch
einiges zu sagen sein. .
Wie oben erwähnt, baute Westinghouse 189 nur Schleif-
ringmotoren, die AEG nur solche mit Käfiganker. Ange-
lassen wurden die kleineren Motoren der AEG (etwa bis 5 PS) direkt
mit dem Schalthebel, die größeren mit einem Wasserwiderstand, der
in der Ständerwicklung, u. zw. im Verkettungspunkt, lag. Stern-
dreieck-Schaltung und Anlaß-Transformator waren noch unbekannt.
Natürlich war der Anlaufstrom der Motoren recht hoch und führte
bei Anschluß an die damaligen Werke mit winziger Maschinenlei-
stung zu bedeutenden Spannungsschwankungen. Dadurch kam der
Kurzschlußmotor in Verruf und die Werke ließen bald nur noch
Schleifringmotoren zu. Natürlich wurde, wie gewöhnlich, das Kind
mit dem Bade ausgeschüttet. Manche Werke verlangten schon bei
2 PS-Motoren Schleifringe und sind von dieser Forderung bis heute
nicht abgewichen, trotzdem jetzt natürlich wesentlich vollkomme-
nere Anlaßmethoden für Kurzschlußmotoren zur Verfügung stehen.
Einen sehr interessanten Gegensatz hierzu bildet die Entwick-
lung in Amerika. Wie aus Lammes Bericht hervorgeht, entdeckte die-
ser im Jahre 1896 durch Zufall, daß es doch möglich ist, Kurzschluß-
motoren mit gutem Anlaufsmoment herzustellen: Das Ergebnis die-
ser Entdeckung war der Bau einer Reihe von Kurzschlußmotoren mit
Leistungen von 20, 30 und 50 PS, die das 2%-fache Anzugmoment
entwickelten. Der Anlaufstrom betrug allerdings das 6- bis 9-fache
des Normalstroms, was etwas viel erschien; man entschloß sich des-
halb, den Motor beim Anlauf nicht gleich an die volle Netzspannung
zu legen, sondern verwendete einen Transformator, der die Span-
nung soweit verringerte, daß der dem Netz entnommene Anlaufstrom
nur das 3-fache des Normalstroms brtrug. Hiermit war die Kombina-
tion: „Kurzschlußanker und Anlaßtransformator”“ erfunden, die
sich in Amerika sehr schnell durchsetzte und auch heute noch fast
ausschließlich verwendet wird. Obigen Zahlen ist zu entnehmen, daß
die Motoren bei Anlauf mit Anlafßtransformator etwa noch das nor-
male Drehmoment besaßen, was ja auch für die meisten Betriebsver-
hältnisse ausreicht. Der Gedanke des Sterndreieck-Anlaufs ist Lam-
me anscheinend nicht gekommen, denn er hätte damit etwa das
gleiche Ergebnis erzielt und den teuren Anlaßtransformator ge-
spart. Übrigens ist auch heute noch der Sterndreieck-Anlaufin Ame-
rika wenig gebräuchlich; er hat gegenüber dem Anlaßtransformator
den Nachteil, daß man an die ein eSpannungsstufe gebunden ist und
gleich auf volle Spannung übergehen muß, wenn der Motor dabei
nıcht anläuft.
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31... August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35.
1109
Die Westinghouse-Motoren zeichneten sich durch besonders
kräftige mechanische und elektrische Ausführung aus und standen
bald in dem Ruf, „beliebig“ überlastbar zu sein, Bemerkenswert war
die Konstruktion der Läuferwicklung, die sich im wesentlichen in
Amerika bis heute erhalten hat; sie bestand aus starken Stäben von
rechteckigem Querschnitt, die mit den Kurzschlußringen durch kräf-
tige Bolzen verschraubt waren. Sie konnten deshalb beim Anlaufen
starke Erhitzung ohne Schaden vertragen. Dagegen waren die Läu-
fer der AEG-Motoren nur mit Zinn gelötet, so daß bei schwerem An-
lauf stets die Gefahr des Auslötens bestand. Dies trat dann begreif-
licherweise auch ein, als 1894 eine größere Anzahl von Motoren zum
Antrieb schwerer Zentrifugen für eine Zuckerfabrik geliefert wur-
de; durch Einbau von Läufern mit hartgelöteter Wicklung wurde die
Schwierigkeit überwunden, Diese Motoren (es handelt sich um Lei-
stungen von 5 bis 10 PS bei 1000 Umdr/min) wurden unmittelbar auf
die volle Netzspannung geschaltet und mußten die schwere Zentri-
fugentrommel beschleunigen, was etwa 1 — 2 min erforderte; dieser
Anlauf wiederholte sich alle 10 min.
Leider wurde aber für die gewöhnlichen Antriebsmotoren die
unsolide Zinnlötung der Läuferwicklung beibehalten, so daß beim
Anlassen stets eine gewisse Vorsicht notwendig war, um Auslöten zu
vermeiden. Elektrisch waren die Käfigankermotoren der AEG schon
1894 den von Westinghouse 1896 herausgebrachten Motoren gleich-
wertig, nur durch die Konstruktion der Läuferwicklung waren sie
im Nachteil. Hierdurch hat sich jedenfalls bei uns das Vorurteil ent-
v
wickelt, Käfiganker-Motoren seien für belasteten Anlauf nicht ge-
eignet. Hätte sich die AEG damals dazu entsahlossen, die bei Zentri-
fugenmotoren bewährte Hartlötung auch bei anderen Motoren zu ver-
wenden, so wäre die Anwendung des Käfiganker-Motors zweifellos
bedeutend gefördert worden. Andere Firmen konnten in dieser Hin-
sicht nichts unternehmen, da sie wegen des erwähnten Dobrowolski-
Patentes überhaupt keine Käfiganker bauen durften, sondern nur
mehrphasige Kurzschlußanker von mehr oder weniger komplizier-
ter Bauart; es ist also leicht erklärlich, daß diese Firmen den Be-
'strebungen der Elektrizitätswerke zur Anwendung von Schleifring-
motoren gern entgegenkommen. Merkwürdigerweise fand sich auch
bei der AEG kein Verteidiger des Käfigankers, und so kam es, daß
etwa zu derselben Zeit (1896) als Westinghouse seine „neuen, vor-
züglichen, unter Last anlaufenden“ Käfigankermotoren auf den ame-
rikanischen Markt brachte, in Europa auf der ganzen Linie zum
Schleifringanker übergegangen wurde,
Inzwischen hat sich das europßische Publikum an die höheren
Kosten der Schleifringmotoren gewöhnt, und die besseren Betriebs-
eigenschaften größerer Kurzschlußmotoren sind ihm unbekannt ge-
blieben. Anderseits haben die Elektrizitätswerke die günstigen An-
laufverhältnisse der Schleifringmotoren schätzen gelernt und ihre
Betriebseinrichtungen auf die Verwendung dieser Motoren einge-
stellt. Aus diesen Gründen stößt eine rückläufige Entwicklung zu-
gunsten des Kurzschlußmotors jetzt auf große Schwierigkeiten und
ist, wenn überhaupt, nur Schritt für Schritt durchführbar.
Anwendung von stahlbewehrten Eisenbeton-Schleudermasten beim Bau der Hochspannungsleitung
| Trollhättan — Västeras.
In den letzten Jahren ist in Schweden eine hochbeachtens-
werte Hochspannungsleitung erbaut und im Dezember des ver-
gangenen Jahres in Betrieb genommen worden. Die vom Staate
erbaute Leitung geht von Trollhättan nach Västeras, nordwestlich
von Stockholm und bildet eine Verbindungslinie zwischen dem
Leitungsnetz im südlichen und mittleren Schweden. Der Zweck
= u i -4
A
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i
)
a
i
stahlbewehrte Beton-Schleudermaste der A. G.
Dyckerhoff und Widmann zu Cossebaude bei Dresden eingebaut
worden, u. zw, auf Grund von einzelnen Probelieferungen, die _
bereits im Herbst 1920 bewirkt wurden und einmal den Beweis
erbrachten, daß der Transport der im Cossebauder Werk fertig-
gestellten Stahlbetonmaste ohne irgendeine Gefährdung für sie
nach Schweden sich bewirken lasse, daß hier ein u. U. sogar ziemlich
schwieriger Landtransport über Berg und Tal ebenfalls die Masten
nicht schädige und endlich erkennen ließen, daß auch die starken
klimatischen Unterschiede der Witterung in Schweden die Masten in
keiner Weise ungünstig beeinflußten.
-Abb. 1. Leitungsgestänge mit Eisenquerträger.
der neuen Hochspannungsleitung besteht in der Zuleitung des
Kraftüberflusses des Werkes an den Trollhättanfällen nach dem
Kraftwerk bei Älfkarleby für dessen Leitungen, da namentlich
im Winter der Wasserreichtum des versorgenden Gebietes des
Dalälfs nicht ausreicht, um die geforderten Energiemengen zu
liefern. Die Länge der neuen Leitung beträgt 320 km, ist also
sehr bedeutend. Der 10000 V zeigende Strom wird bei einem Um-
formerwerk nahe Trollhättan auf 130000 V transformiert und mit
dieser Spannung der Leitung nach Västeras zugeführt.
Innerhalb dieser Leitung sind auf verschiedenen Strecken,
u zw. zum ersten Male in größerem Maßstabe in Schweden
Abb. Leitungsgestänge mit Schleuderbeton-Queriräger.
Das für die Leitung, wenigstens soweit sie für die vorliegende
Betrachtung in Frage kommt, vorgesehene Gestänge war
dadurch bedingt, daß im ganzen vier nebeneinander liegende
Leitungen zu stützen waren. Demgemäß wurden, wie Abb. 1
schwieriger Landtransport über Berg und Tal ebenfalls die Masten
und einer oberen zu vereinigenden Querverbindung (Traverse) ge-
baut und tragen innen wie außen je 2 Leitungen. In der ersten
Zeit wurde der Eisenbeton nur für die beiden Maste jeden Ge-
stänges verwendet — nur sie also waren stahlbewehrte Schleuler-
maste —, während die Traverse aus einem wagerecht liegenden
Gitter-Ausleger-Träger gebildet war, der zur Sicherheit gegen
1110
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 35.
31. August 1922.
Rosten eine kräftige Verzinkung erfuhr (Abb. 3). Bei der Auf-
richtung des Gestänges wurde zunächst ein jeder Mast mit dem
unmittelbar zu ihm gehörigen 2X 3 m langen Teile, der von oben
aus auf den Mast übergeschoben und an ihm zudem durch Zugstan-
gen noch aufgehängten Traversenteile verbunden, alsdann aufge-
richtet, in seine normale Lage gebracht, und endlich der mittlere,
durch Leitungslasten nicht beanspruchte Teil der Traverse einge-
fügt, festgeschraubt und somit das Gesamtgestänge zum einheit-
lichen Ganzen verbunden. Im Hinblicke auf die gute Bewährung
der Schleudermaste und nament-
lich auf den Prüfungsergebnissen
— auf die weiter unten noch kurz
eingegangen werden soll — fu-
Bend, wurde dann im Laufe des
Baus beschlossen, einen Teil der
Gestänge vollständig in Verbund-
bau auszuführen; d. h. auch für
die Querträger auf den Ma-
stenstahlbewehrte
Schleuderrohr® zu ver-
wenden. Die alsdann zur Aus-
führung gelangte Gesamtanord-
nung ergibt sich aus den Abb. 2
und 6, während die recht be-
merkenswerten Einzelheiten, na-
mentlich die Verbindung zwi-
schen Schleudermast und Schleu-
dertraverse aus Abb. 4, die Art
des Montagegerüstes zum Auf-
ziehen und zum Einbau der letzte-
ren aus Abb. 5 ersichtlich sind.
Zur Auflagerung der Traverse
diente ein besonderes, in allen
seinen Teilen als Verbundkörper
durchkonstruiertes Lager, aus
einer oberen Haube und einer
unteren Lagerschale bestehend.
Nach Vergießen der Schale mit
dem oberen Teile des Mastes (durch Zementmörtel) wurde der Quer-
träger in die Lagerschale eingelegt, hierauf mit Zement umgossen
und alsdann die obere Haube aufgesetzt und vermittels eines U-för-
migen Rundeisenbügels durch Verschraubung |
fest angezogen; die hierzu dienenden Muttern
wurden endlich zum Rostschutz noch mit Zement-
mörtel überdeckt. l
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Abb. 4 Einzelheiten der Auflagerung des
Eisenbeton-Querträgers.
Äbb. 5.
Zur Ausführung dieser Arbeiten sowie zugleich zum Auf-
ziehen der schweren Verbundtraverse dienten — vgl. Abb.5 u.6 —
kleine, auf die Mastspitze aufgesetzte eiserne Montagegerüste,
die hier durch Verschraubung zweier Klemmringe vorübergehend
angeschlossen wurden. Diese Arbeitsplattform diente einmal
dazu, alle die notwendigen Handhabungen bequem vornehmen zu
können, die mit dem Einpassen der Lagerteile auf dem Maste
bzw. der Traverse und dem Vergießen der Teile auszuführen
N !
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BETT INI NONIN] NI SAINI
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Aufstellungsgerüst.
waren, fand dann aber vor allem unter Heranziehung der festen
Rolle an der Gerüstspitze Bonu (zing zum Aufziehen des Quer-
trägers und der Lagerteile selbst (Abb. 6). Nach Beendigung
aller Montagearbeiten an der Mastspitze wurde — von der Tra-
verse aus — nach Lösung der Klemmringe das kleine Montage-
gerüst etwas seitlich verschoben und mit Hilfe eines über den
Querträger geschlungenen Seiles, das am Schwerpunkt des
Montageträgers angriff, herabgelassen, um späterhin an anderer
Stelle gleichartig wieder benutzt zu werden.
6000 —
+
i 3000 ——>
— = eg 3O
II SZI ZB ZI 7737 SS 7
Abb. 3 Konstruktion des Leitungsgestänges mit Eisenquerträger
Im ganzen wurden je nach, den besonderen Streckenverhält-
nissen. und Spitzenzügen 4 verschiedene stahlbewährte Mast-
formen, und zwar genau 800 Stück, geliefert:
mm nn m Tan
`
---— - — 7900 -— --—
7900 ——.—-—
-
.
Ue
a re
nn
“50 0
Abb. 7. Biegungsversuch am Mast.
Gesamtlänge C ae
m cm cm
Type I .....1845 22,8 47,0
„ H.... 1845 20,8 48,5
„ 1l.... 188 25,0 52,7
„ IN... 193 25,0 54,2
EEE EL LEZZE DEE EEE ZELLE EEE EEE EEE EEE EEE TEE EEE u EEE OOE u EEETETETTETTETEEREEE GET En RN TE ER EEPE ET EEE EEE A EEEE EEE TEE TE TEE GE EEE EEE S EEE STEEL
31. August 1922.
Die an der Mastspitze aufzunehmenden Spitzenzüg®e
schwankten zwischen 550 und 640 kg.
Die Schwedische Staats-Wasserbauverwaltung verlangte eine
genaue Überwachung der Herstellung
und eine Prüfung der
Abb. 0.
Abb. 8& Bruchversuch beim Eisenbeton-Querträger.
fertigen Maste durch einen unparteiischen Sachverständigen.
Zugleich war auch der Nachweis bei allen Masten durch ent-
sprechende Messungen zu erbringen, daß ihre Erdung, bewirkt
durch besondere mit dem inneren Eisengerippe verbundene Kontakt-
stücke einwandfrei war und der Leitungswiderstand weniger als
nOdefrug
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 35.
Aufziehen des Eisenbeton-Querträgers.
1111
Die Prüfung der an ihren Fußenden (in wagerechter Ebene)
fest einzespannten Maste erfolgte durch Abbiegen ihrer Spitzen
vermittels einer hydraulischen Presse und deren Kolben. Ge-
prüft wurden im ganzen 45 Maste, d. h. mehr als 17,5 % der Ge-
samtlieferung, und von diesen
9 Stück, d. h. mehr als 10%
aller Maste, auf Bruch. Ver-
langt war, daß die Maste min-
destens den doppelten Spitzen-
zug auszuhalten hätten, ehe
statische Risse irgendwelcher
Art sich ausbildeten, und daß
die Maste beim Bruch mehr als
das Vierfache ihrer Spitzen-
zuglast trügen. Keine der an
den 6 bis 7 Wochen alten Ma-
sten vorgenommenen Prüfun-
gen hat irgendwie zu einer Be-
anstandung Veranlassung ge-
geben; beim Bruchversuche
wurde vielfach sogar eine 6-
bis 8-fache Sicherheit festge-
stellt. Aber auch alsdann war
die Tragfähigkeit des Mastes
noch lange nicht erschöpft,
weil das von Beton eng um-
schlossene Eigengerippe ver-
hältnismäßig geringe Form-
änderungen bei der Mastabbie-
gung erfuhr und ziemlich trag-
fähig blieb. Wie stark hierbei
die Masten, ehe sie zum Bruche
gelangten, abgebogen werden
konnten, zeigt beispielsweise
der durch Abb. 7 wiedergege-
bene Bruchversuch, Auch gab
sich hier erneut die besondere
Art, namentlich die außeror-
dentlich hohe Biegezugfestig-
keit des Schleuderbetons darin zu erkennen, daß die
Brucherscheinungen fast gleichzeitig auf der Druck- und
Zugseite, manchmal sogar nur auf ersterer, auftraten.
In ähnlicher Weise wurden auch die stahlbewehrten
Schleudertraversen geprüft (Abb. 8). Von den hier in
Frage kommenden 100 Querträgern wurden drei auf dop-
pelte Sicherheit, zwei auf ihre Bruchlast untersucht. Wie
Abb. 9 erkennen läßt — ein Bruchversuch —, wurde die
Last (Eisenbarren usw.) vermittels an den Leitungspunk-
ten angeschlossener großer Wageschalen angehängt, und
zwar bei dem Bruchversuche einmal außen, zum andern
an den Anschlußpunkten der inneren Leitungen. Auch
hier genügten die Querträger in jeder Hinsicht den gestell-
ten Anforderungen.
Die Überführung der in Cossebaude vollkommen fer-
tiggestellten, gewaltigen Masten und der 18 m langen Ver-
bundtraversen erfolgte zu % mit der Bahn über die Fähre
Saßnitz—Trelleborg, zu % vermittels Seeleichter über
Stettin, bis dahin auch durch die Bahn. Zum Bahntrans-
port wurden die bekannten „SSml”“-Wagen der ehem.
Preuß. Staatsbahn (vorwiegend der Eisenbahndirektion
Essen) verwendet. Auf einem jeden solcher Wagen konn-
ten 9 Maste bzw. Traversen verladen werden: bei Mast-
längen über 18,45 m war die Stellung eines besonderen
Schutzwagens nicht zu umgehen. Weder der Land- noch
der Seetransport haben die Maste irgendwie ungünstig
beeinflußt, ein neuer Beweis für ihr hervorragendes Verhalten
selbst unter dynamischer Beanspruchung und bei Lastzuständen,
die, wie beim Be- und Entladen nicht zu umgehen, stark von den
Lastlagen und Stützungen abweichen, für welche die Maste be-
rechnet und konstruiert sind.
Dr.-Ing. M. Foerster, Dresden.
Die Berechnung des Anlassens und der Regelung elektrischer Maschinen mit Vielfachwerten.
š , Von K. Hoerner, Köln-Lindenthal.
Übersicht. Das Rechnungsverfahren mit Vielfachwerten verdient
göbere Beachtung. Es wird hicr zu einer neuen graphischen Bestimmung der
Anlaßwiderstände benutzt; ferner wird gezeigt, daß es auf Grund der Haupt-
gleichungen sowie einer allgemeinen magnetischen Kennlinie eine rasche
sngenäherte Berechnung der Regelung elektrischer Maschinen ermöglicht.
Seit längerer Zeit ist es üblich, die charakteristischen Kur-
ven für das Verhalten elektrischer Maschinen, überhaupt die
graphische Darstellung irgendwelcher Eigenschaften oder Vor-
gänge, nicht nur mit den zufälligen absoluten Werten der
Größen aufzuzeichnen, sondern letztere auf einen Einheits-
wert umzurechnen oder auf den normalen Wert des Betriebs-
zustandes zu beziehen. Manchmal werden auch Rechnungen
mit solchen relativen Werten durchgeführt, und zwar werden
dann meistens die algebraischen Größen in ihrem Verhältnis
zum Nennwert, die Zahlenwerte in Prozenten eingesetzt.
Übersichtlicher und vielseitiger wird die Rechnung und
Darstellung, wenn man von vornherein Vielfache einführt
indem man alle Größen auf den Nennwert von 1,0 bezieht.
Das Rechnen mit Vielfachen scheint bisher nur in engeren
Kreisen benutzt zu werden, obgleich es seiner Einfachheit
halber besonders für überschlägige Berechnungen des, Prak.
tikers sehr geeignet ist. Nachstehend soll es auf die Berech-
nung des Anlassens und der Regelung angewendet werden;
1112
leichzeitig wird ein neues Verfahren zur graphischen
Bestimmung der Anlaßwiderstände für Gleichstrom-
Nebenschluß- und Drehstrommotoren angegeben.
Um die Vielfachen von denjenigen Bezeichnungen bzw.
Zahlenwerten zu unterscheiden, die sich auf die Einheiten der
Größen im Maßsystem beziehen, wird hinter die Buchstaben
bzw. Zahlen der Vielfachwerte das Zeichen / (sprich „Strich‘“)
gesetzt.
J]. Anlassen.
Wir bezeichnen für den Gleichstrom-Nebenschlußmotor mit
U die Nennspannung des Netzes,
E die EMK des Motors
J den Nennstrom desselben,
r den inneren Widerstand im Hauptstromweg des Motors,
n die Nenndrehzahl bei idealem Leerlauf,
Tas Tg Tc die einzelnen Widerstandsstufen des Anlassers,
u. zw. aus besonderem Grunde jeweils mit den letzten
Buchstaben die kleinste Stufe, ; ,
Ra: Rp Rc die Gesamtwerte der Widerstände ‚mit Ein-
schluß von r,
J, den Schaltstrom,'d. h. den Strom, bei dem das Weiter-
. schalten über je eine Anlaßstufe eıfolgt,
J, den Anlaßspitzenstrom, d.h. den Stiomstoß, der durch
dieses Weiterechalten auftritt,
Ja den mittleren Anlaßstrom, dessen Wert bekanntlich
durch die Näherungsformel Jp =.V Ja. J8 be-
stimmt ist,
S das Verhältnis S i
l
b das Verhältnis n das je nach der Anlaufleistung
; J
größer oder kleiner als 1 ist. Daher ist sb = `},
b' das Verhältnis Ji
m die Stufenzahl des Anlassers,
R_ den Gesamtohmwert aus m Anlaßstufen und dem
Hauptstromweg des Motors.
Die etwaigen Vorstufen des Anlassers sollen nıcht in Be-
tracht gezogen werden. i
Bekanntlich ist nun, wenn das Feld beim Anlassen un-
verändert bleibt,
Ri Rpg rA re .
s 2—4- z -z —— z= — - daher R=s*r. . e(l
Rz Re rp rce RR m
Führen wir nun Vielfache ein, setzen also die Nennspannung
U/ = 1,0 und den Nennstrom J/ = 1,0 usw., so folgt tür den
Augenblick des Anlaufs, aus Rm = BA u Pas der Viel-
fachwert: r
Rm m sb ee a A e (2
Aus GI. (1) und (2) folgt dann:
1 m + |
b Rm: a Vbri. = T a ne i . (3
Der gesamte Ohmwert für das Anlassen, bzw. das Widerstands-
verhältnis s kann demnach allgemein aus dem inneren Wider-
stand, dem Schaltverhältnis b und der Stufenzahl bestimmt
werden.
Will man nicht von dem Schaltstrom J,, sondern von dem
mittleren Anlaßstrom Jm ausgehend den Anlasser bestimmen,
so entwickelt sich aus (3) und b’ = jr die Gl.:
ann
f
bRnı = ‚zur a a a u |
Beispiel. Für einen Nebenschlußmotor mit einem inneren
Verlust ım Hauptstromweg von 8% bei Nennstrom ist ein
Anlasser mit 4 Stufen zu bestimmen. Der Schaltstrom soll
10% über dem Nennstrom sein. Es ist also r/ = 0,08, m = 4,
b = 1,1; dann berechnet sich aus (3):
1 _0,615 und R,„= 0,56, sowie Ja/ =- |, =1,79 und
S Rn!
In = VJyJ,/ = 1,41. |
Die Widerstände sind daher in Vielfachwerten:
insgesamt 0,56 0,344, 0,212 0,13 0,08
daher die Stufen 0,216, 0,132, 0,32, 0,05.
Diese Werte lassen sich nun für den vierstufigen Anlasser
zu irgend einem Motor verwenden, wenn der ihnere Verlust
und dus Schaltverhältnis die vorausgesetzten Werte hat.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35.
31. August 1922.
Handelt es sich z. B. um einen Motor für 110 V Spannung
und 25 A Anker-Nennstrom, so sind die obigen Werte mit
110 _ 4,4 zu multiplizieren, d.h. die Stufen des Anlassers
25
sind mit einem Widerstand von 0,95, 0,58, 0,36 und 0,2202 °
auszuführen, bei 0,35 Q innerem Motorwiderstand. Der An-
laßspitzenstrom ist dann J, = 45 A, der Schaltstrom J,=27,5 A
5A.
der mittlere Anlaßstrom J„ = 35 A
Leichter, wenn auch nicht so genau, lassen sich die Wider-
standswerte graphisch bestimmen. Die nomogr Dune Bowie
die Darstell von Natalis (Wiener Z. f. El. u. Maschinenbau
1911, S. 109) sind bekannt.
erfasser hat für die Gleichungen (3) und (4) eine graphische
Darstellung in logarithmisch geteilten Koordinaten
entwickelt; für die erstere ist sie in Abb. 1 wiedergegeben.
3 4 56 789%
br, r, , Ro,
Abb. 1. Bestimmung der Anlaßwiderstände aus dem inneren Widerstand
und der Stufenzahl.
0 2 3 456789,,
Die Abszisse wird nach der oberen Skala des Rechen-
schiebers, von 0,01 bis 1,0 geteilt und dient zur Ablesung der
Vielfachwerte br/ sowie von r) und R/„; die Ordinate erhält,
entsprechend der ‚ unteren Skala des Rechenschiebers, eine
Teilung von 0,1 bis 1,0 für die Vielfachwerte b Rm/, allenfalls
eine Teil von 10 bis 1 für den Wert s. Der Zusammenhang
zwischen br/ und b Rm [Gl. (3)] ist dann für jede Stufenzahl
durch eine gerade Linie gegeben, die einerseits durch den
Punkt 1,0 der Koordinaten, anderseits durch diejenige Ordi-
nate b Rm/ gegeben ist, die zu br/ = 0,01 gehört. Diese laßt
sich für m = 1, 2, 3,..... Stufen leicht berechnen, wenn man
den Ausdruck
m+l ae: REN ren
ee ya ?/1 10 4/100
Yo0,01 in die Form Vi’ 103° 104
usw. bringt.
Für irgend einen Wert br/ ist dann der Wert b Rm/ auf
der Linie der betreffenden Stufenzahl abzugıeifen und Rm/
daraus zu berechnen. Zur Bestimmung der Stufenwiderstände
zeichnet man Parallele zur Abszisse von solcher Anzahl, als
bei der Verwendung des Diagramms jemals in Betracht kommen
können, u. zw. in irgendwelchen untereinander gleichen Ab-
ständen. Trägt man auf der Linie der betreffenden Stufen-
zahl den Wert R,/ horizontal ab und verbindet diesen Punkt
mit dem Punkt r/ der Abeszisse, so liefern die. Schnittpunkte
mit den dazwischen liegenden Parallelen wie bekannt die Ab-
stufungen. ;
Für das obige Beispiel erhält man senkrecht über dem
Abszissenwert br/ = 0,088 auf der Linie m = 4 den Wert
b Rm! = 0,615; b war zu 1,1 angenommen. Die Verbindung
von r/ = 0,080 mit dem Punkt R,/ = 0,56 auf der Horizon-
talen m = 4 liefert dann die oben berechneten Abstufungen
des Widerstandes.
Das Verfahren ist ohne weiteres auch für die angenäherte
Berechnung von Anlassern für Drehstrommotoren zu verwenden,
wenn man den Wert auf die Phasen des Läufere bzw. Anlassers
bezieht. Bei Sternschaltung des Anlassers z. B. sind zur
|
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 35.
1113
31. August 1922.
wird, so ist der Widerstand der Erregerwicklung (0,625.50
oder ~o 9 =rd 319. Mit einem Reglerwiderstand von
0,375. 50 =rd 19Q wird dann die Spannung von 230 V
erreicht, während zur Verminderung auf 115 V ein Regler-
widerstand von rd 1,2.50 = 60 Q erforderlich ist.
B,,n,M,.
66
rechnung der ÖOhmwerte die Vielfachen mit dem Wert
Anlaßspannung
1,73- Läuferstrom
2. Regelung elektrischer Maschinen.
Zur Berechnung dienen dıei Hauptgleichungen, die
in allgemeiner Form für irgend eine Maschine verwendbar sind.
Bezeichnen wir mit 8 die Liniendichte im Luftspalt und mit
- zu multiplizieren,
c, und c, Proportionalitätskonstante, so ist bekanntlich
I. die EMK
E=&Bn, ::::. :.722..68
und
Il. das zwischen Ständer und Läufer auftretende Dreh-
moment f
M = Ca Y J, ao a mie a a a e ee a (6
ferner bei Vernachlässigung der Ankerrückwirkung
IIT. a) für Gleichstromgenerator
USEJ R orrae ia (7
b) für Gleichstrommotor
l E E T E A E (8
Aus I. und III b folgt
U —J R /
Be Bi (9
Für den Drehstrommotor mit der Anlaßspannung E kann
bekanntlich unter Vernachlässigung des Primärwiderstandes
und der Streuung entsprechend gesetzt werden:
n = & (E —J R).
a) Hauptstromregelung
(10
Gleichstromneben-
von
schluBmotoren und Sekundärregelung vonDreh-
strommotoren.
Mit Vielfachwerten ist bei unverändertem Feld
MEI zur werke (11
und
n = U — J} RI ge (12
n = E] —J] RI.. (a3
Setzt man jeden Nennwert mit 1,0, also auch den Wider-
stand, der bei SERDEDEL LUNG den Nennstrom liefert, mit
R/=1,0 ein, so wird z. B. bei einem theoretischen Dreh-
moment M = 0,6 der Strom im Anker bzw. Läufer J/ = 0,6
daher bei einem Widerstand von z.B. R/ = 0,5 die Drehzahl
a 1 — 0,6. 0,5 = 0,7d.h. 70% der ‘idealen Leerlaufdreh-
zahl.
b) Feldregelung von Nebenschlußmaschinen.
Für jede Maschine ist bei normaler Drehzahl und bestimm-
ter Bürstenstellung die induzierte EMK in Vielfachen:
EJ = 8}. (14
Angenäherten Berechnungen pflegt man eine durch-
schnittliche magnetische Kennlinie der Maschinen zu-
de zu legen. Als eine solche allgemeine Kurve kann die
in Abb. 2 als Kurve B dargestellte gelten, die bestimmt ist durch
die leicht zu merkenden Punkte:
Erregerstrom J, = 0,2 04 0,65 1,0 1,55 2,0
Linendichte 8, = 0,4 0,65 0,85 1,0 1,15 1,25
. Die Kurve stellt gleichzeitig die Leerlaufcharakteristik für
\enndrehzahl dar. Wenn nun z.B. ein Nebenschlußgene-
rator im Leerlauf bei voller Erregung eine Spannung erreicht,
die 25% über der Nennspannung liegt, so ist nach der vor-
liegenden Kurve der Widerstand der Erregerwicklung
Re = 4 0- = 0,625. Zur Einstellung der Nennspannung = 1,0
ist dann ein Reglerwiderstand von R/ = 1,0 — 0,625 = 0,375 er-
forderlich, sein Ohmwert muß also o 25 :
lung betragen. Soll die Spannung auf 50% der Nennspannung,
d.h. auf 0,5/ herabgesetzt werden, so muß der Erregerstrom
nach der angenommenen Kennlinie auf den Wert 0,27/ ver-
nindert, der Widerstand des Erregerkreises somit auf > - = 1,85
erhöht werden. Der Ohmwert des Roglers muß dann 1,88 —0,625
=1,225, d.h. rund das 1,2-fache des Wertes betragen, der
die Nennspannung liefert, bzw. re d.h. rd das
-fache des Widerstandes der Erregerwicklung haben.
Handelt es sich z. B. um einen Generator, der im Leer-
lauf mit der Nenndrehzahl bei 4,6A Erregung die Nenn-
spannung von 230 V liefert, so ist der Nennwert des Erreger-
ses = 5O0Q. Wenn nach obiger Voraussetzung bei voller
Erregung eine Spannung von 1,25.230 = 237,5 V erreicht
= 60% der Erregerwick-
6 8 710 2 4 6 8 ZEN
Abb. 2. Kennlinien des Reihensehlußmotors.
c) Feldreglung von Gleichstrommotoren..
Ähnlich gestaltet sich die Berechnung des Feldreglers zur
Erhöhung der Drehzahl von Gleichstrommotoren.
Vernachlässigt man den Einfluß des inneren Widerstandes im
Hauptstromweg und denjenigen des Ankerfeldes, so ist in
Vielfachwerten bei Nennspannung
1
n] = B7 aa o
Zu jedem Vielfachwert des Erregerstromes ist, wie üblich
die Liniendichte ®/ aus der magnetischen Kennlinie zu ent-
nehmen; daraus ist die Drehzahl n/ zu berechnen und als
Funktion von Jp; aufzutragen. Ebenso kann das theoretische
Drehmoment M, = B, J4, als Funktion des Ankerstromes in
Vielfachen dargestellt werden. In Abb. 2 ist das Drehmoment.
nur für den Reihenschlußmotor aufgezeichnet.
Der Ohmwert des Regelwiderstandes berechnet sich dann
mit Vielfachwerten wie folgt. Für einen fremderregten oder
Nebenschlußmotor, dessen Erregerwicklung Rẹ bei der Nenn-
drehzahl n = 1,0 an der Netzspannung U liegt, ist der Regel-
widerstand:
U
für U/=1und Rẹ. =1 wird daher:
ER RER
R= I, PE (17
Bei einem Reibenschlußmotor ist der Regelwiderstand ra
parallel zur Erregerwicklung rp zu schalten, daher ist
Jete
a EE Cae a pe
RT Ja—Je
wenn J, der Ankerstrom ist.
| Ja y & ı TE
Bezeichnen wir das Verhältnis —,-- mit s’ B0 wird s = +1],
E R
daher für normalen Ankerstrom, d.h. J, =10:
r 1
A Se e ‘aaa a A9
TE 1 —1
Das Widerstandsverhältnis von Regler und Wicklung ist
daher in Vielfachen für den Reihenschlußmotor beim normalen
Ankerstrom demjenigen für den Nebenschlußmotor reziprok.
In der Regel ist nicht der Ankerstrom, sondern die Dreh-
zahl, sowie das Drehmoment gegeben, das der Motor liefern
soll. Setzt man unter Vernachlässigung der Verluste das theo-
retische Drehmoment ein, sowie die EMK gleich der Klemmen-
1114
spannung und für diese den Normalwert = 1,0, so wird JA; =
M/.n und
L bzw. n/=
‚_ M|.n
eo, (20
s’
JE M
Setzt man aus der allgemeinen Kurve für J„, den Wert ein,
welcher die Drehzahl n bzw. ein Moment A liefert, so kann
Te 3
a bzw. die Drehzahl n
daraus der Regelwiderstand rp =. i
berechnet werden.
Beispiele. A. Die Drehzahl eines Nebenschlußmotors soll um
15% über die Nenndrehzahl erhöht werden. Das Feld muß daher
auf den Wert 1 = = 0,87 geschwächt, der Erregerstrom nach
der allgemeinen” Kurve auf den Wert J g; = 0,70 vermindert
werden. Dazu ist ein Regler von Rg; = en —1 = 0,43 er-
forderlich, d. h. sein Ohmwert muß 43% desjenigen der Erreger-
wicklung betragen.
B. Für einen ZReihenschlußmotor wird bei normalem
Ankerstrom dieselbe Drehzahlerhöhung erreicht, wenn zur
Erregerwicklung ein Widerstand von dem = 2,32-fachen
Ohmwert parallel geschaltet wird.
‚ €. Die allgemeine Kurve liefert für ein Moment M/ = 0,55
bei ungeschwächtem Feld und voller Spannung, unter den
früheren Vernachlässigungen, einen Motorstrom von Jı = 0,65
und eine Drehzahl von n; = 1,18. Bei gleichem Moment und
dem obigen Nebenwiderstand rg = 2,32 ist s’ = 1,43, daher
Mı _ 0,55
1
0,43
weg 0,385. Dazu gehört nach der allgemeinen
$ ’ .
A s’! _ 0,51
Kurve Jg, = 0,51, daher ist N, = Jg. W, = 0,385 Ei 1,32.
Dabei ist ®, = 0,75 und der Ankerstrom J A) = a oder
= Mı. n; = 0,73.
. Die Vielfachwerte können nun wieder für irgend eine
Maschine angewendet werden, deren magnetische Kennlinie
angenähert der vorstehenden Kurve entspricht.
3. Hub- und Senkschaltungen von Gleichstrom-Reihenschluß-
-~ motoren.
Die Änderung der Drehzahl der Reihenschlußmotoren
mit dem Drehmoment wird in der Regel durch Kurven an-
gegeben, die durch Versuche gewonnen sind; sie sind aus den
einschlägigen Druckschriften bekannt. Für Kranmotoren um-
fassen diese Darstellungen das Verhalten in Hub-, Senkbrems-
und Senkkraftbetrieb bei verschiedenen Schaltstellungen.
Diese Kurven lassen sich nach obigem Verfahren unter den
nn Vernachlässigungen, also angenähert, leicht be-
rechnen.
In Hubschaltung mit einfacher Reihenschaltung von Anker,
Widerstand und Erregerwicklung ist das theoretische Dreh-
moment M/=%/.J/, die Drehzahl bei normaler Netzspanung
n= 1 8
Der. gesamte Widerstand betrage z.B. R] = 0,4.
M] = 1,0 gehört J/ = 1 und 8/ = 1, daher ist n = (0,6.
M! = 0,4 gehört nach unserer Kurve J/ = 0,52 und B/ = 0,77,
daher wird n/ = 1052.04 _ 1,03 (Abb. 3, Kurve b).
Bei der einfachen Senkbremsschaltung arbeitet der Motor
als selbsterregter Reihenschluß- ee auf Widerstände,
daher ist E/ = J]. R] und n| = ig. |
Mit dem gleichen Gesamtwiderstand R; = 0,4 wird daher
bei einem theoretischen Drehmoment
M}/=1,9 die Drehzahl n/=04
und bei M/=04 die Drehzahl n/ = 252-04
Bei der Sicherheitssenkschaltung der Siemens-Schückert-
Werke (Hubelschaltung) liegt die Erregerwicklung in Reihe
mit dem ganzen Vorschaltwiderstand am Netz, der Anker liegt
in Reihe mit einem kleinen Vorschaltwiderstand parallel zu
der Erregerwicklung und einem je nach dem gewünschten
Drehzahlbereich verschiedenen Teil des Vorschaltwiderstandes
(Abb. 4). Das Hauptmerkmal dieser Schaltung ist bekannt-
lich, daß je nach der Größe der Last der Motor bald als solcher
im Senkkraitbetriebe läuft, bald als Generator im Senkbrems-
Zu
u
= 0,27 sein.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35.
s
31. August 1922.
betrieb van der Last durchgezogen wird, ohne daß die Schalt-
stellung geändert wird. Die Drehzahl schwankt dabei um ver-
hältnismäßig geringe Bonnes Die Kennwerte lassen sich auch
bei dieser Schaltung mittels Vielfachen leicht berechnen. Als
Beispiel nehmen wir folgende Ohmwerte an: für den Anker mit
seinem Vorwiderstand R,,= 0,1, für die Erregerwicklung
mit ihrem Vorwiderstand R, = 1,2, der zwischen diesen pa-
rallelen Stromwegen und der anderen Netzleitung liegende
Vorwiderstand sei Ry = 0,8. Um die Kurve zu berechnen,
nehmen wir bestimmte Erregerstiöme an, u. Zw.
1. Jg = 085;
dann ist U; = 05.12 = 0,6
_ U-U _1—06_
und Jj = SR = 08 = 05,
daher der Ankerstrom J 4; = Jı—Jg;=0 und M =0.
Zu Jg; = 0,5 gehört nach unserer magnetischen Kenn-
Ri en El 06
linie B = 0,75, daher ist n/ = 3 "057 0,8.
Abb. 4. Sicherheits-
senkschaltung.
Abb. 3, Könnlinien für Heben und Senken
mit Reihenschlußmotor.
0,52
2. Ist Jg, = 0,4, so wird Uy=0,48, J/= = 0,65,
also Ja; = J; — Je; = 0,25; der Motor läuft also im
Senkkraftbetrieb. |
ZuJg = 04 gehört B/ = 0,65, daher ist M/ = 0,16
Uy SR Ja . Ra; 4 0,48 ae 0,025
und n| = a 0,68 = 0,70.
3. Ist Je/ = 0,75, so wird U/= 0,9, J=} = 0,125;
[4 2
j Ja = 0,125 — 0,75 = — 0,625; der Motor muß dabei also
als Generator arbeiten. %®B/ ist = 0,9, daher ist M/ = 0,56
und
— 0,3 + 0,625 . 0,1
2 09
4. Wollte man einen Erregerstrom JE; = 1,0 erreichen,
so müßte U, = 1,2, d.h. größer als die Netzs annung
sein. Der Strom im Widerstand R, daher auch in der
Netzleitung, müßte dann in umgekehrter Richtung
fließen. Der Rückstrom würde sein J [== ZT = — 0,25,
0
der Ankerstrom wäre Jį; = — 1,25. Da $/=1 ist,
so wäre das Generatordrehmoment M/ = 1,25, die Dreh-
1,2 + 1,25. 0,1
zahl n/ = - "== 7 = = 1,325.
Die Kurve d der Abb. 3 ist durch die vorstehend be-
rechneten Punkte gelegt.
Wie mehrfach betont, ist M das theoretische Moment,
das an der Last wirkende bzw. von dieser aufzuwendende
Moment ist daher um den Betrag der gesamten Drehmoment-
verluste bei Motorwirkung kleiner bzw. bei Generatorwirkung
größer als M. Die Vielfachwerte lassen sich wieder für die
Berechnung beliebiger Werte verwenden.
ni = 1,07.
Y
31. August 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 35.
1116
Die Kabelverbindung Key West—Havanna.
Von Dipl.-Ing. C. Traugott, Nordenham.
Übersicht. Der Aufsatz gibt eine Beschreibung des neuen Fern-
sprechkabels zwischen der Halbinsel Florida und der Insel Cuba. Wäh-
rend bisher vielpaarige Fernsprechkabel durch Verseilen einer ent-
sprechenden Anzahl isolierter Leiter hergestellt wurden, sind für die
neue Verbindung drei getrennte Kabel verlegt worden, die je aus einem
mit Guttapercha umpreßten Kupferleiter und einem konzentrisch darum
gelegten, nicht isolierten Rückleiter aus Kupferbändern bestehen. Uber
die Bauart und die angestellten Messungen sowohl an Fabrikations-
läingen wie am verlegten Kabel werden zahlenmäßige Angaben gemacht,
ebenso über die Betriebsweise des gleichzeitig mit Telephonie, Gleich-
strom- und Trägerstromtelegraphie betriebenen Kabels.
Der Bericht über die diesjährige Wintertagung des American
Institute of Electrical Engineers enthält vonW.H.Martin,G.A.
AndereggundB. W.Kendalleine Darstellung der neuen Ka-
belverbindung zwischen den Vereinigten Staaten und Cuba. Über
die neuartige Bauart des Kabels sei im folgenden das Wichtigste mit-
geteilt. i
Die neue Verbindung sollte den Fernsprechverkehr zwischen
Havanna und weit entfernt liegenden Orten auf dem Festland, z. B.
New York und Chicago ermöglichen. Das amerikanische Freilei-
tungsnetz reicht bis Key West, einer der der Südspitze von Florida
vorgelagerten Inseln, die mit der Halbinsel durch einen Eisenbahn-
damm verbunden sind. Die Entfernung von Key West nach Havanna
beträgt etwa 185 km. Ferner sollte das Kabel zum Telegraphieren
mit Gleichstrom und mit hochfrequenten Trägerströmen dienen. Für
jede der drei Verkehrsarten sollten mehrere Wege über das neue
Kabel geschaffen werden.
Bauart des Kabels. Da Wassertiefen bis zu 1860 m zu
überwinden waren, kam nur ein Guttaperchakabel in Frage. Um
mehrere Verbindungen zu schaffen, hätte man das Kabel vieradrig
machen können. Statt dessen wurde in diesem Falle die Verlegung
von drei einadrigen Kabeln beschlossen. Die Trennung der einzel-
nen Stromkreise voneinander und die Verwendung von Zweiwege-
Verstärkern erfordern sehr genaue Nachbildungen des Kabels an
den Enden durch künstliche Leitungen. Deshalb mußte das Kabel
so homogen wie möglich gemacht werden, um auch bei etwaigen Re-
paraturen die Nachbildungen schnell wieder anpassen zu können.
Aus diesem Grunde, wie auch wegen der mechanischen Schwierig-
keiten beim Einbau und der Verlegung der Pupinspulen in derarti-
gen Wassertiefen, wurde die notwendige Erhöhung der Selbstinduk-
tion durch eine Krarupbespinnung gewählt.
Die neue Bauart bedingte eingehende Voruntersuchungen, ins-
besondere über den Einfluß der Seewasserrückleitung auf die Dämp-
fung, die Beeinflussung eines Einleiterkabels durch atmosphärische
und Starkstromstörungen, die gegenseitige Beeinflussung der ein-
zelnen Kabel usw. Frühere Messungen von Devaux-Charbonnel hat-
ten ergeben, daß der Rückstrom beim Einleiterkabel sich mit stei-
gender Frequenz immer enger um das Kabel zusammendrängt. Es
wurde deshalb um die nackte Kabelader ein nicht isoliertes Kupfer-
band gelegt, um den Widerstand der Rückleitung herabzusetzen. Es
entstand so einkonzentrisches Kabel, dessen äußerer Lei-
ter mit dem Seewasser in Verbindung steht. Diese Bauart hat gleich-
zeitig den Vorzug, daß das äußere Feld, d. h. die gegenseitige Beein-
flussung der Kabel und ebenso die Wirkung fremder Störungen ver-
ringert wird.
Im einzelnen sind die Kabel in folgender Weise aufgebaut. Der
Leiter besteht aus einem Herzdraht von 2,92 mm Durchmesser, der
von fünf Kupferbändern von 1,96 X 0,32 mm Querschnitt umgeben
ist, Dieser Leiter wiegt 86,5 kg/km; er ist zur Erhöhung der Selbst-
induktion mit einer Lage Eisendraht von 0,2 mm besponnen (etwa
{ti Windungen auf 1 cm). Die besponnene Litze ist mit 77 kg/km
Guttapercha in drei Überzügen umpreßt. Um die so gebildete Ader
ist zuerst ein 0,1 mm starkes, 25,4 mm breites Kupferband mit Über-
lappung geschlagen, das gleichzeitig als Treredoschutz dient, darüber
2 Kupferbänder von je 0,56 X 15,9 mm in langem Schlag, deren Rän-
der sich nicht berlihren. Die einzelnen Fabrikationslängen der Bän-
der eind verschweißt, um jegliches fremde Material (Lötzinn bzw.
-silber) zu vermeiden. Die Kupferbänder wiegen zusammen 208 kg/
km und bilden eine Stromrückleitung von etwa 0,89 Q/km Gleich-
stromwiderstand. Die Bewehrung des Kabels wechselt in üblicher
Weise mit dem Verlegungsort von 17 X 7,6 mm Eisendrähten (Kü-
stenkabel) bis zu 20 X 2,6 mm Stahldrähten (Tiefseekabel). Die Kü-
sten- und Landkabel enthalten zwei isolierte Adern, die bei den
Landkabeln noch mit einem Bleimantel versehen sind.
Messungen. Anden Adern wurden in der Fabrik bei 24° C
folgende Werte gemessen:
Gleichstromwiderstand 1,79 Q/km,
Kapazität (Gleichstrom) 0,167 „F/km,
Don wider on) Hs 1 min 1706 MQ/kın,
šelbstinduktion 0,00235 H/km . 3
Ableitung 6,9 wS/km } bei 1000 Per/s.
An den verlegten Kabeln wurden Messungen mit Wechselströ-
men von 100 bis 6000 Hertz gemacht. Die Durchschnittswerte für
1 km Länge, die bei den drei Kabeln nur unwesentlich voneinander
abwichen, sind in der folgenden Zahlentafel zusammengestellt. Die
Dämpfungswerte sind aus dem Verhältnis von Anfangs- und End-
strom errechnet.
Per /s b Reff 2/ :m A u S/km
0 = 1,68
200 0,0091 2,2
1000 0,0116 2.60 2
2000 0.0150 3,14 24,3
4000 0,0248 4,70 75
6000 0,0391 7,40 124
Kapazität 0,168 „F/km, Selbstinduktion 0,0022 H/km. Effektive Per-
meabilität = 115. i
Abb. 1 gibt ein anschauliches Bild von der Zusammensetzung
des effektiven Widerstandes aus den einzelnen Teilbeträgen. Das
schnelle Anwachsen der Eisenverluste mit der Frequenz zeigt den
Grund, weshalb die Benutzung des Kabels für Hochfrequenztelegra-
phie eine höhere Belastung mit Selbstinduktion nicht zuließ. Hätte
man statt des 0,2 mm Eisendrahtes einen von 0,3 mm genommen, so
würde die Widerstandszunahme durch die Eisenverluste bei 3090
Per/s um 55 %, bei 5000 Per/s um 90 % höher sein. Trotz erhöhter
Selbstinduktion würde die Dämpfung dabei um 33 bzw. 65 % größer
werden. Der Widerstand der
Rückleitung, der bei der be-
schriebenen Bauart 0,9 Q/km
bei 5000 Per/s beträgt, würde
ohne Verwendung des äußeren
Leiters bei 1000, 3000, 5000
Per/s 2,5 bzw. 2,7 bzw. 43 Q/
km sein; dies würde wieder
eine Erhöhung der Dämpfung
um 30 % bei 1000 Per/s und um
50% bei den anderen beiden
Frequenzen zur Folge haben.
Das Übersprechen zwischen
den einzelnen Kabeln ohne Be-
nutzung der. Kupferbänder
wird auf weniger als den hun-
dertsten Teil herabgesetzt,
wenn der äußere Leiter für die
Rückleitung benutzt wird.
Die Beeinflussung durch
Fremdströme war bei den Fre-
quenzen der Gleichstromtele-
graphie bei Einschaltung des
~ Rückleiters größer als ohne
diesen, während es bei Fern-
sprech- und Trägerstromfre-
quenzen umgekehrt war. Diese
Ergebnisse bestätigen, daß der
Rückstrom sich bei höheren Frequenzen in die nächste Umgebung
der Hinleitung, also die Kupferbänder zusammendrängt.
Weitere Messungen betrafen den „Fluttereffekt“, d. h. die Ver-
ringerung des ankommenden Telephonstromes bei gleichzeitigem
Fließen des Telegraphier-Gleichstromes. Die Verringerung hat
ihren Grund in einer Erhöhung der Dämpfung, die durch die Über-
lagerung der magnetischen Felder beider Ströme im Krarupeisen be-
wirkt wird. Die Stärke der Telephonströme wurde um weniger als
1% herabgesetzt, während Telegraphier- und Telephonströme zu-
sammen die Amplitude der Trägerströme um 3% verkleinerten. Un-
tersucht wurde ferner die Größe des „Modulationseffek-
tes”,d.h. das Auftreten von Strömen abweichender Frequenz, wenn
gleichzeitig zwei Ströme verschiedener Frequenz in das Kabel ge-
schickt werden. Die neuen Frequenzen sind die Summen und Diffe-
renzen der Grundfrequenzen und ihrer Obertöne. Die gradzahligen
Modulationsfrequenzen entstehen vor allem durch magnetische Un-
gleichfürmigkeiten des Eisens, während die ungralzahligen ihr
Entstehen der Form der Magnetisierungskurve des betreffenden Ei-
sens verdanken. Beim Key West-Kabel betrug der Modulationsstrom
his zu 4,7 „A, wenn die betriebsmäßigen Trägerstromgrundfrequen-
zen von 3000 und 3800 Per/s benutzt wurden.
Endapparate. Jedes der drei Kabel wird gleichzeitig be-
trieben mit Duplexgleichstromtelegraphie, Duplexträgerstromtele-
graphie und gewöhnlicher Telephonie. Die Signalanlage für den
Fernsprechkreis wird mit Wechselstrom betrieben, dessen Frequenz
16 mal i. d. Sek. von 950 auf 1350 geändert wird. Die Trennung der
verschiedenen Stromkreise erfolgt durch ausgedehnte Verwendung
von Differential (Brücken-) Transformatoren und Sicbketten. Die
Schaltungen entsprechen im Prinzip den in der „ETZ“ 1922, S. 37,
besprochenen. Sie sind in der Originalarbeit für die Verstärker, die
ME
FA
A
E
x
ee U —>e Al el
EE
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a Fisenverluste’
b Skineffekt.
c Widerstand der Seerlickleitung.
d Gleichstomwiderstand.
Abb. 1.
ee Te
1116
Rufeinrichtungen, Gleichstrom- und Trägerstromtelegraphie usw.
ausführlich dargestellt; ihre Wiedergabe würde hier zu weit führen.
Betrieb. Eins der Kabel ist in eine durchgehende Verbindung
Havanna—New York geschaltet, mit Anschlußmöglichkeit in New
York nach Chicago, San Franzisco und anderen Orten. Die Dämp-
fung der Strecke Havanna—New York entspricht der von 22,26 km
Standardkabel (8 = 22,26 X 0,059), wovon 3,71 km Dämpfung auf
das Seekabel entfallen. Für die Verbindung Havanna—Chicago ent-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 35.
31. August 1922.
spricht die Dämpfung 28,68, für Hanvanna—San .Franzisco etwa
37 km Standardkabel. Als Demonstrationsversuch wurde eine Ver
bindung zwischen Havanna und der Insel Santa Catalina im Stillen
Ozean hergestellt (etwa 8800 km), bei der die Strecke zwischen San
Franzisco und der Insel (etwa 80 km) durch drahtlose Telephonie
überbrückt wurde. Die ganze Verbindung enthielt dabei 25 Ver-
stärker. Der Versuch gibt ein anschauliches Bild von der Leistungs-
fähigkeit der modernen Fernsprechtechnik.
Mittellungen der Physikallsch-Technischen Reichsanstalt.
Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen
durch die elektrischen Prüfämter!).
Nr. 154. f
Auf Grund des § 10 des Gesetzes vom 1. Juni 1898, betreffend die
elektrischen Maßeinheiten werden folgende Formen von Elektrizi-
tätszählern den unten stehenden, beglaubigungsfähigen Systemen
eingereiht.
I. Erster Zusatz zu System 92] abgeänderte Form W5, In-
duktionszähler für einphasigen Wechselstrom,
‚Form Wö5n, Induktions-
Zähler für einphasigen Wechselstrom,
III. Zusatz zu den Systemen 53] ' 73] 73]. Fooi. ToT] , Zäh-
ler mit Doppelzählwerk, Form Z,
sämtlich hergestellt von den Siemens-Schuckertwerken G. m. b. H. in
Nürnberg. |
Charlottenburg, den 13. Juli 1922.
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
gez. Nernst.
II. Zweiter Zusatz zu System 92
Beschreibung.
I. Erster Zusatz zu System 52] i
abgeänderte Form W5, Induktionszähler für einphasigen Wechsel-
strom der Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. in Nürnberg.
Die durch Bekanntmachung Nr. 114 vom 25. XI. 1916 zur Beglau-
bigung zugelassenen Zähler der Form W5 werden mit einer geän-
derten Vorrichtung zur Kompensation der Reibung ausgeführt und
in dieser Ausführung zur Beglaubigung zugelassen. Die Änderung
besteht darin, daß das in der Bekanntmachung Nr. 114 erwähnte
Blechband fortgefallen ist und stattdessen am Rückschlußbügel für
die wirksamen Spannungskraftlinien ein drehbarer Hebel mit auf-
genietetem Eisenknopf angebracht ist.
II. Zweiter Zusatz zu System 92 i
Form W5n, Induktionszähler für einphasigen Wechselstrom der
Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. in Nürnberg.
Die Zähler der Form W5n sind eine abgeänderte Ausführungs-
form der durch Bekanntmachung Nr. 114 vom 25. XI. 1916 zur Be-
glaubigung zugelassenen Zähler der Form W5. Sie können als Zwei-
leiterzähler für Spannungen bis 275 V, für Stromstärken von 1,5 bis
15 A, als Dreileiterzähler für Spannungen bis 2 X 137 V, für Strom-
stärken von 2X 1,5 bis 2X 15 A und für Frequenzen von 40—60
Per/s beglaubigt werden. Im übrigen unterscheiden sie sich von
den Zählern der Form W5 im wesentlichen durch etwas andere Bau-
art des Spannungseisens und durch die Bewicklungen des Span-
nungs- und des Stromeisens. Ferner ist die Vorrichtung zur Erzeu-
gung des Zusatzdrehmomentes zwecks Kompensation der Reibung
geändert und wie bei der unter I dieser Bekanntmachung beschrie-
benen Zählerform ausgeführt.
Die Schaltung der Zähler ist entsprechend den Normen des VDE
or Elektrizitätszähler geändert und aus den Abb. 1 und 2 ersicht-
ich.
Die untersuchten Zähler hatten bei Nennlast ein Drehmoment
von etwa 5,2 cmg. Der Anlauf erfolgte bei etwa 0,4% des Nenn-
stroms. Die Drehzahl war 48—55 Umdr/min. Das Ankergewicht
wurde bei einem Zähler zu 27,7 g festgestellt. Bei der Frequenz 50
betrug der Eigenverbrauch der Spannungsspule etwa 0,22 W bei
einem Zähler für 275 V Nennspannung, der Eigenverbrauch des
= TON DUISHDAANER etwa 1,03 W bei einem Zähler für 10 A Neun-
strom.
ı) „Zentralblatt für das Deutsche Reich“ 1922, S. 408.
II. Zusatz zu den Systemen EET j 73]. Te ; 00] ‚10 |»
Zähler mit Doppelzählwerk, Form Z, der Siemens-Schuckertwerke
G. m. b. H. in Nürnberg. -
Die durch Bekanntmachung Nr. 71 vom 7. V. 1912 unter den Sy-
stemzeichen 33] und 33] zur Beglaubigung zugelassenen Zähler
mit Doppelzählwerk der Formen ZA3 und ZG5 werden mit einem
neuen Doppelzählwerk ausgeführt und in dieser Ausführung zur Be-
>
om.
I BB S. SEI S TEL
=
ra
X
S
p
`
Ä
Abb. 2.
glaubigung zugelassen. Die bisher zugelassenen Zähler der Formen
G8e, D7 und D8 der Systeme! 75|. 100] und N mit Einfachzähl-
werk werden gleichfalls in der Ausführung mit dem neuen Doppel-
zählwerk zur Beglaubigung zugelassen. Sie unterscheiden sich 19
i
91. August 1922.
der Formbezeichnung von den Zählern mit Einfachzählwerk durch
ein dem Formzeichen vorgesetztes Z.
Der Aufbau des neuen Doppeltarifzählwerks ist aus den Abb. 3
bis 5 zu ersehen. Im stromlosen Zustand des Elektromagneten M
hat der Hebel G, in welchem die das Antriebsrad Z tragende Achse
D gelagert ist, infolge des Gewichtes des auf ihm ruhenden Eisen-
zylinders E eine solche Stellung, daß das Triebrad Z mit den unte-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 35.
1117
/ pi `
ren Ziffernrollen Z, in Eingriff ist. Bei Erregung des Elektroma-
gneten wird der Anker E, der in einer Nadel F geführt ist, in den
Hohlraum der Wicklung hineingezogen. Der von dem Gewicht des
Ankers E entlastete Hebel G folgt vermöge eines an ihm angebrach-
ten Gegengewichtes der Bewe-
gung des Ankers soweit, bis das
Triebrad Z mit den oberen Zif-
fernrollen Z, in Eingriff kommt.
Diejenigen Ziffernrollen, welche
nicht in Betrieb sind, werden
durch einen an dem Hebel G be-
findlichen Stift H festgehalten.
Der an dem Hebel G sitzende Zei-
ger J zeigt an, welches von den
beiden Zählwerken jeweils einge-
Phelot ao Dor Eeg iron
l ür den Elektromagneten beträgt
etwa 18 MA bei Gleichstrom und 20 MA bei Wechselstrom. Bezügl.
Abb, 5.
' Anwendung und Schaltung gilt das in der Bekanntmachung Nr. 71
S. 833 unter 2 und 4 Gesagte.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Kraftwerk mit reiner Kohlenstaubfeuerung. — Wohl als erstes
großes Kraftwerk, das ausschließlich pulverisierte Kohle verfeuert,
muß das von der Milwaukee Electric Railway & Light Company letzt-
hin erbaute Elektrizitätewerk angesehen werden’). Die Kohle nimmt
folgenden Weg: Waggonkipper — Schüttelrinne — Förderband —
Magnetscheider — ausschaltbarer Brecher — Förderband — 3 Ver-
teilförderbänder — Rohkohlenbunker (3400 t Fassungsvermögen für
3% Tage) — 3 Trockner (je 10 t/h, Trocknung von 10 auf 2 % Feuch-
tigkeit) — Schneckenförderung — Becherförderung — Trockenkoh-
lenbunker — 8 Mühlen (je 6 t/h, Mahlfeinheit: 70 % geht durch 200-
Maschen-Sieb, 90 % durch 100-MaschenSieb; Windsichtung) — Zy-
klone — Förderschnecken — Hauptstaubbunker — Förderanlage —
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Abb. 1. Dampfkessel für reine Kohlenstaubfeuerung.
Kesselbunker (vgl. Abb. 1). Es sind 2 Reihen zu je 4 Kessel aufge-
stellt. Jeder Kessel hat 1200 m? Heizfläche, 21 at Überdruck, 322 ° C
Überhitzung, 35 kg/m?/h zulässige Dauerbelastung, zu jedem ge-
hört ein Vorwärmer von 716 m?, der das Wasser von 66 auf 124° er-
wärmt. Die Saugzüge haben Turbinenantrieb, die Speisung erfolgt
durch 4 Pumpen, deren Leistung den deutschen Vorschriften bei wei-
S
') „Blectr. World”, Bd. 79, 1922, S. 721.
tem nicht genügt. Die Asche wird mittels Dampfstrahls durch fest
verlegte Rohrleitungen in einen Hauptbebälter abgesaugt, aus dem
sie in Eisenbahnwagen entleert wird. Aus Abb. 1 ist Größe und
Anordnung des Feuerraums sowie die wenig geschickte Ekonomi-
seranordnung ersichtlich. Dy.
Beleuchtung und Heizung.
Vereinheitlichung von Beleuchtungskörpern. — Das zur gemein-
samen Beratung mit den Beleuchtungskörperfabrikanten bestimmte
Komitee der Illuminating Engineering Society hat auf der Jahres-
versammlung dieser Gesellschaft im September 1921 folgende Ver-
besserung an den Armaturen vorgeschlagen:
Die in den Punkten A bis J angeführten Fehler sind zu besei-
tigen:
A. Beleuchtungskörper, welche Kurzschluß-, Feuer- oder Explo-
sionsgefahr in sich tragen oder auch durch Sturzmöglichkeiten
die menschliche Sicherheit bedrohen können.
B. Beleuchtungskörper, welche infolge blendender Helligkeit, un-
zweckmäßig gestalteter Glocken und Reflektoren oder ähnlicher
ap er und mechanischer, Mängel eine schlechte Beleuchtung
geben.
. Beleuchtungskörper, welche keine Einheitlichkeit in den we-
eentlichen Größen der Schalenhalter, Glockenzubehörteilen und
dgl. aufweisen. l
. Zubehörteile aus Glas oder Metall von überflüssiger Verschie-
denheit in Form und Größe. `
. Zu kleine Glasglocken oder zu sorglose Wahl von Lampentypen
für bestimmte Glocken und Reflektoren.
. Schlechte Lüftung.
. Schlechte Reinigungsmöglichkeiten.
. Nutzlose Kosten für doppelte Anschaffung wesentlicher Arma-
turteile, welche nicht von jedem Monteur leicht ausgewechselt
werden können.
J. Gebrauch von Schrauben von zu großer Mannigfaltigkeit in der
Ganghöhe u. dgl.
Es ist beabsichtigt, für die Beleuchtungskörperfabrikanten einen
ze
mars WM g
Ratgeber herauszugeben, welcher etwa folgende Punkte enthalten
soll:
a) Ein Verzeichnis der Abmessungen der z. Zt. von den bedeutend-
sten Fabrikanten hergestellten Armaturen unter besonderer Be-
rücksichtigung der wesentlichen Arten und Vermeidung ausge-
fallener Größen.
b) Abmessungen der einzelnen Zubehörteile, innere und äußere
Durchmesser, Tiefen, Längen usw.
.c) Verzeichnis der Lampen, die zu Glocken verschiedener Dicke,
Durchlässigkeit usw. passen.
d) Verzeichnis der Lampen, die in Glocken verschiedener Tiefe
passen, sowie für ganz gedrungene Formen oder flache Schalen.
e) Zulässiges Gewicht derjenigen Glocken, die durch drei Stell-
schrauben in der Fassung gehalten werden. Notwendigkeit von
Drahtnetzen über Glasglocken.
f) Bestmögliche Lüftungsanordnungen unter Vermeidung über-
flüssiger und kostspieliger Glasdurchbohrungen. |
g) Festlegung der Tiefe von Reflektorglocken.
h) Festlegung der Maße von Glockenhaltern verschiedenster For-
men.
i) Minimalverbrauch von Metall für Glasreflektoren-Halter usw.
j) Einteilung von durchscheinendem Glas nach 1. leichter, 2. mitt-
lerer und 3. schwerer Durchlässigkeit.
k) Unterteilung der Gläser in fünf oder sechs allgemeine Gruppen,
z. B. ‚Kristallglas“, „Opalglas“, „gleichmäßig diffuses“, „flocki-
ges“ Glas usw.
1118
1) Einteilung der Gläser nach ihrem Zerstreuungsgrad nebst einem
Verzeichnis der größten für eine bestimmte Glassorte noch zu-
lässigen Wattzahl der benutzten Glühlampe. .
m) Einteilung der Gläser nach ihrem Reflexionsvermögen in die
Gruppen: 1. Spiegelnde Reflexion, 2. Halbglanzreflexion, 3. dif-
fuse Reflexion. Hier ist auch die Reflexion von Seide, Papier
und Pergament zu klassifizieren.
n) Ratschläge für praktische Vereinigung von Gas- und Elektri-
zitätsbeleuchtungskörpern.
o) Ausgabe von Reinigungsvorschriften.
p) Empfehlung von Kabeln mit dauerhafter Isolierung für Schnur-
zuglampen.
(Transactions of the Illuminating Engineering Society Bd. 17, 1922,
S. 44.) Re.
Elektrische Antriebe.
Maschinen zum Abdichten der Deckfugen auf Schiffen. — In
Abb. 2 ist eine elektrisch betriebene Maschine dargestellt, welche
zum Kalfatern der Deckfugen auf Schiffen dient. Sie rührt von
Mc. Dowell a. Sons, Johnston N. B., her und soll die Schwie-
rigkeiten, welche das Kalfatern mit Hilfe des bisher üblichen Stopf-
apparates bietet, vermeiden. Der neue Apparat hat einen hohlen
N `
ey
Abb. 2. Kalfatermasc hine.
Leitkanal, der so gebaut und angeordnet ist, daß er eine äußere
nach oben verlaufende Ausdehnung der zu stopfenden Fuge bildet.
In der zugespitzten, durch einstellbare Wände gebildeten Öffnung
wird das Werg durch einen Hammer zusammengepreßt, geht dann
nach unten und tritt in einem bereits teilweise komprimierten Zu-
stand in die Fuge ein, wo es leicht durch die Schneide des Hammers
fest 'eingetrieben werden kann. Der Hammer ist entsprechend
den Wänden der ausgedehnten Fuge leicht zugespitzt, und seine
vertikal gerichtete Schlagkraft ist so bemessen, daß das Material
zu einer Schnur von entsprechenden Abmessungen komprimiert wird.
Das Hammerprofil kann jeder Fugenform und -abmessung angepaßt
werden. Der Hammer wird durch ein Schwungrad auf- und abb2-
wegt, welcher durch einen Motor von 3 PS angetrieben wird. Die
Schlagtiefe des Hammers kann von Hand eingestellt werden. Ein
Steuerschalter, der auf den Motor aufgebaut ist, gestattet die Rege-
lung der Drehzahl und die Umkehrung der Drehrichtung. Um die
Maschine längs des Schiffsdecks zu bewegen, läuft der Unterbau auf
geriefelten, motorisch angetriebenen Rollen, welche ihre Fortbewe-
gung auf Deck ermöglichen. Durch abgeschrägte Führungsrollen
welche in die Fuge eingreifen, wird die Maschine in Richtung Jer
Fuge vorwärts bewegt. Eine von diesen Rollen sitzt vor dem Ham-
mer, die andere dahinter. Die Wergkordel ist auf eine Spule auf-
gewickelt, welche etwa 135 m Vorrat enthält; ihre Zuführung zu
dem Apparat erfolgt selbsttätig. Um die Maschine von einer Fuge
zu einer anderen überführen zu können, ist ein durch einen Fußtritt-
hebel zu bewegendes Quergetriebe vorgesehen. Drückt man den
Fußtritt nieder, so wird die Maschine auf die Räder aufgesetzt,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38.
381. August 1922.
welche die Querbewegung ermöglichen, indem gleichzeitig die Füh-
rungsrollen aus der Fuge herausgehoben werden. Befindet sich die
Maschine in der richtigen Stellung über den Fugen, so wird die
Wergkordel durch ein besonderes Werkzeug in die Fuge eingeführt,
und die Maschine ist in einigen Sekunden betriebsfertig. Sie läuft
ohne Beaufsichtigung bis zum Ende jeder Fuge, entnimmt das not-
wenmdige Werg von der Spule und hält schließlich am Ende der Fuge
an, Die Maschine wiegt 508 kg und läuft mit 12 m/min, leistet also
mit nur einem Bedienungsmann dasselbe, was 20 Arbeitsleute nach
dem alten Verfahren leisten würden. („Electrical Review” Bd. 90,
1922, S. 802.) Piz.
-Physik und theoretische Elektrotechnik.
Kreisdiagramme in verketteten Wechselstromkreisen. — F. N a-
talis und H. Behrend stellen nach den Kirchhoffschen Regeln
durch symbolische Rechnung die Vektorgleichungeines ver-
ketteten Wechselstromkreise auf!)
und ermitteln aus der Form dieser
Gleichung, ob ein Kreisdiagramım
vorliegt. Daß auf diese Weise der
wichtige Schritt, der in der Ein-
führung der Vektorgleichung eine:
Kreises liegt, selbständig von den
Verfassern getan wurde, verdient
hervorgehoben zu werden. Aller-
dings ist ihnen der inzwischen ver-
storbene O. Bloch in seinem Werk
„Die Ortskurven der graphischen
Wechselstromtechnik”, Rascher &
Cie., Zürich und Leipzig 1917, zu-
vorgekommen. Die Verfasser gehen
aber einen Schritt weiter, indem sır
die Gleichung in einer solchen Form
geben, daß man daraus die Lage des
Kreises unmittelbar ablesen kann.
Abb. 3. Der Kreis als
geometrischer Ort des End-
punktes von i,.
kel über der Sehne GH konstant. Sind also jzund j zwei Strahlen,
sichnachseinemBetrage ändert, so entspricht jz von denen
der Strom iz der Gleichung:
ih _ iz
iz — 8 j
Der Kreis geht dann durch die Endpunkte der Strahlen a und h, und
der Peripheriewinkel über GH ist gleich dem Winkel zwischen |
und jz Eine solche Behandlungsweise wird auch sonst schon bei
Ableitung des Kreisdiagrammes für den Drehstrommotor benutzt.
Es scheint jedoch, als ob die allgemeine Bedeutung der Vektorglei-
chung eines Kreises vor der Blochschen Veröffentlichung nicht ge-
nügend erkannt worden ist.
Die Verfasser benutzen, anstatt Widerstände und Leitwerte in
symbolischer Form einzuführen, „Vektorverhältnisse”, in der be-
wußten Absicht, das rein zeichnerische Verfahren an die Stelle der
Rechnung mit komplexen Zahlen zu setzen. Nach Ansicht des Unter-
zeichneten muß jedoch die symbolische Rechnung, auch wenn man
der zeichnerischen Behandlung den Vorzug gibt, scharf und deut-
lich als eine Rechnung mit komplexen Zahlen definiert werden, da
sonst die Gefahr besteht, daß man sie mitder Vektorrechnung durch-
einamderwirft.
Die Beispiele, die von den Verfassern behandelt werden, be-
ziehen sich auf die unsymmetrische Belastung bei Drehstrom. Die
Vektorgleichung des Kreisesist in der Tat für diesen Fall ein über-
aus bequemes Hilfsmittel. Bei Einführung von Leitwerten in sym-
bolischer Form wäre dies noch weit mehr in Erscheinung getreten.
Thomälen.
Bewe einer Weicheisenkugel in einem Magnetfeld. — E:
wird von W. Cra mp über Versuchev.HartogundBelas!) be-
richtet, deren Bedeutung in der Literatur bisher anscheinend über-
sehen wurde. Wenn eine kleine Kugel aus weichem Eisen konstan-
ter Permeabilität in das Feld eines Magneten gebracht wird, so liegt
die Vermutung nahe, daß sich die Kugel in der Richtung des Feldes,
u. zw. nach der Seite hin zu bewegen sucht, wo das Feld zunimmt.
Diese Annahme ist falsch; eine solche Bewegung findet nur dann
statt, wenn wir es mit einem Stahlmagnetchen zu tun haben. Wird
das Magnetfeld von einem punktförmigen Pol erzeugt, so sind — wie
allgemein bekannt — die Niveauflächen Kreise, und die Linien der
auf das bewegliche Element wirkenden mechanischen Kraft Radien:
wenn dieses Element ein kleiner polarisierter Stahlmagnet ist, 50
verhält sich der Energiewert einer Niveaufläche umgekehrt propor-
tional wie der Radius der Kugel; im Fall eines Elementes aus wel-
chem Eisen ist der Energiewert einer Niveaufläche der 4. Potenz des
Radius, die mechanische auf das Element wirkende Kraft der 5. Po-
tenz des Radius umgekehrt proportional. Unter der Wirkung von
zwei gleich starken Südpolen erhalten wir das in Abb. 1 (oberer
Teil) gezeichnete bekannte Kraftlinienbild. Die Niveauflächen sind
i S Wissenschaftliche Veröffentlichungen aus dem Siemens-Konzern. 1%"
. 2n S. 65. f
) Proc. of the Royal Dubl. Soc. XV, Nr. 4 Febr. 1916.
Nach Abb. 3 ist der Peripheriewin-
u ee a a Pe FR
31. August 1922.
gestrichelt und so widergegeben, daß bei der Bewegung eines magne-
tischen Partikelchens von einer Fläche zur benachbarten die gleiche
Arbeit geleistet wird. Die Kraftlinien stehen senkrecht hierzu, sie
geben die mechanische Kraftrichtung an, in der sich ein N-magneti-
sches Teilchen zu bewegen sucht. Im unteren Teil der Abb. 4 eind
zwei magnetische punktförmige Erregerzentren N und S von glei-
cher Stärke, aber verschiedener Polarität angenommen, in deren Feld
sich eine sehr kleine (klein im Verhältnis zum Abstand NS der bei-
den Pole) Weicheisenkugel von konstanter Permeabilität (u = 112)
befinden mag. Die ausgezogenen Linien geben die Richtung der
mechanischen Kraft an, die in den einzelnen Punkten auf die Kugel
wirkt; die gestrichelten Linien 0,2 bis 4 bedeuten Niveauflächen;
die in diesem Fall nicht gleichstufig gezeichnet sind, da sie sonst in
der Nähe der Erregerzentren zu gedrängt ausgefallen wären. Der
Hauptunterschied des unteren Teiles der Abb. 4 gegenüber dem obe-
ren liegt in der scharfen
Krümmung der ausge-
zogenen Kurven bei
B, eine Folge der Ab-
nahme der Kraftwirkung
umgekehrt wie die 5.
Potenz der Entfernung
vom Feldmittelpunkt.
In Abb. 5 ist in der-
selben Weise die me-
chanische Kraftwirkung
auf ein Weicheisen-
Obere Kurve: Wirkung von zwei gleich starken Polen
gleicher Polarität auf ein Stahlmagnetchen.
Untere Kurve: Wirkung von zwei Polen verschiedener
Polarität auf eine Weicheisenkugel.
Abb. 4. Niveautlächen und Kraftwirkung zwischen
zwei P’olen von Stahlmagneten.
kügelchen im Feld von zwei magnetischen, punktförmigen Massen
gleicher Polarität und Stärke eingezeichnet. In diesem Fall ist nach
der Theorie ein Punkt E auf der Mittelsenkrechten zur Verbindungs-
linie G bis S der beiden Pole dadurch festgelegt, daß die Niveau-
flächen vom Punkt E ab nach außen beide Pole gemeinsam 'umschlin-
gen,nach innen dagegen den Punkt B (die Mitte von S-S) umschlie-
ßen. Hierbei ist -BẸ = 0,708 |
Hartog und Belas haben diese Kurven der mechanischen Kraft-
wirkung auf ein Weicheisenkügelchen in folgender Weise experi-
mentell aufgenommen. Auf einen starken Elektromagneten mit ver-
tikalen Schenkeln und punktförmig zugespitzten Polen wurde eine
Schale mit Glyzerin gelegt, worin eine Paraffinkugel schwamm, die
eine bestimmte Menge weiches Eisen enthielt. Die Lage der Kugel
konnte mittels Linse auf einen Schirm geworfen, die aufeinanderfol-
genden Punkte mittels Bleistiftes aufgezeichnet werden. Abb. 6 und
í zeigen die so aufgenommenen Kurven, die mit den berechneten gut
übereinstimmen. Wenn das Weicheisenkügelchen nicht sehr klein
ist gegenüber dem Abstand der beiden Pole, so verlaufen die Kurven
der m uanischen Kraft etwas anders, („Electr. Rev.” Bd. 89, 1921,
r.
Chemie.
Die Auffrischung von Kohlenbraunsteinelektroden in Beutel-
elementen, — Bei Stromentnahme geht der Braunstein (Mangan-
dioxyd), welcher in den üblichen galvanischen Elementen von der
eclauch6-Art als „Depolarisator“ dient, in weniger Sauer-
stoff enthaltende Oxyde des Mangans über. Wenn es gelingt
(neben dem Ersatz des verbrauchten Zinks), das Mangandioxyd
wiederherzustellen, so bedeutet diese „Regeneration“ eine we-
sentliche Ersparnis, zumal in heutiger Zeit, wo die Preise aller
Rohstoffe ungeheuerlich hoch sind.
Die großen Schwierigkeiten, welche sich während des Krie-
ges auch in der österreichischen Telegraphenverwaltung bei der
Beschaffung der vielen Beutelelemente einstellten, veranlaßten
eine Reihe von Regenerationsversuchen, welche Ing. Robert
Nowotny in Wien mit den Oberbauräten Steigel und
Wrba 1917 bis 1918 ausführte; sie ergaben folgendes: Die Re-
duktion des Mangandioxyds erstreckt sich auf die innersten
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922.. Heft 35.
Abb. 5. Niveauflächen und Kraftwirkung
zwischen zwei Polen gleicher Polarität auf
auf eine Weicheisenkugel. -
1119
Schichten des Graphit-Braunsteingemisches!), aber ein großer
Teil des Mangandioxyds ist noch im erschöpften Element vorhan-
den. Zunächst wurden die Auffrischungsverfahren von Dr.
Lohnstein und von Gollmer geprüft. Nach Lohnstein
werden die gebrauchten Beutelelektroden 24 bis 48 h lang in
10 bis 20 prozentige Schwefelsäure gesetzt und dann gut ausge-
wässert. Als Nowotny mit so behandelten Beutelelektroden
De re u}
E ! E—#N
Abb. 6. Kraftwirkung auf Weicheisenkugel zwischen den Polen verschiedener
Polarität. Experimentell aufgenommen.
Weicheisenkugel zwischen
den Polen gleicher Polarität. - N
Experimentell aufgenommen.
Abb. 7. Kraftwirkung auf
Elemente herstellte und sie zur Prüfung über einen Widerstand
von 20 Q ununterbrochen sieben Tage lang entlud, erwies sich
zwar die Anfangsspannung im Vergleich zu guten neuen Elemen-
ten als auffallend hoch; sie fiel aber steiler ab und war schon
in sieben Tagen auf dem überaus niedrigen Werte 0,52 V ange-
langt (siehe die am Schlusse dieses Berichtes stehende Zahlen-
tafel Nr. 2 und 1).: Nach dem Verfahren von Gollmer werden
die alten Beutel zwei Tage gewässert, dann 2 h in 7 bis 10 pro-
zentige Schwefelsäure gestellt, nun mit Wasser abgespült und
dann mindestens 14 Tage, bei feuchtem Wetter sogar 4 Wochen,
einem kräftigen Luftzuge ausgesetzt. Angeblich soll durch diese
Behandlung das Mangandioxyd wiedergebildet werden; aber die
chemische Untersuchung bewies, daß dies nicht der Fall ist. Die
Entladung (siehe die Zahlentafel unter Nr. 3) zeigt zwar, daß die
alten Beutel durch diese Behandlung in beschränktem Grade auf-
gefrischt werden, aber dieser Erfolg beruht darauf, daß durch die
Säure die weißen Krusten von Zinkammoniumoxychlorid (neben
einem Teile des Manganoxyds) entfernt werden, welche die alten
Beutel bedecken und ihre Poren verstopfen.
In Deutschland sind während des Krieges die verbrauchten
Trockenelemente in der Weise aufgearbeitet worden, daß man
die Beutel durch Kochen in Salmiaklösung von dem anhaftenden
Zinksalz säuberte, dann sie zerlegte, zerkleinerte und mit der
gemahlenen Masse wieder Beutel füllte. Man konnte so noch
etwa 70% der ursprünglichen Weattstundenleistung herausholen
(vgl. Nr. 4 der Zahlentafel).. Wenn das Kochen mit Salmiak-
lösung unterlassen wurde, war die Leistung wesentlich schlechter
(Nr. 5 der Zahlentafel). Behandlung mit Schwefelsäure schadete
wieder (Nr. 6 der Zahlentafel). Dagegen wirkte die Zugabe von
etwas Kaliumbisulfat günstig (Nr. 7 der Zahlentafel); % g auf den
den Beutel genügen hierzu. Weil das Zerlegen, Mahlen und Neu-
füllen viel Arbeit, also hohe Kosten verursacht, so wurde ver-
sucht, einfach durch Kochen mit Salmiaklösung die Beutel aufzu-
frischen. Nach Abnehmen der Metallkappen wurden die Beutel
in 10 prozentiger Salmiaklösung 2 h lang und dann in frischer
Salmiaklösung nochmals 2 h gekocht, schließlich gut ausge-
wässert. Hierdurch wurde das störende Zinksalz völlig entfernt
und die so erneuerten Elemente leisteten trotz etwas geringerer
t) Diese Tatsache ist bereits von K. Arndt festgestellt worden. (.Z. f.
Elektrochemie” 1917, 8. 168.)
`
j | |
1120
Anfangsspannung noch etwas mehr als jene mühsam umgearbeite-
ten (Nr. 8 der Zahlentafel)!). Es empfiehlt sich, nach dem Aus-
kochen mit Salmiaklösung die Beutel sofort auf Brauchbarkeit
zu prüfen, indem man sie abspült, mit der Polkappe versieht, in
ein Element einsetzt und die Spannung mißt. Auf diese Weise
kann man fehlerhafte Beutel, z. B. solche, deren Kohlenstab zer-
brochen ist, gleich erkennen und aussondern. Hingegen befriedig-
ten die Versuche, die gereinigten Beutel ähnlich wie Akkumula-
toren wieder aufzuladen, keineswegs Olivier (,„Tele-
graphen- und Fernsprechtechnik“ Nr. 3, 1920; „E. u. M.“ 1920,
S. 558) lädt in Wasser mit 0,2 A 24 h lang auf; Dr. Friedrich
(„Telegraphen- und Fernsprechtechnik“ Nr. 2, 1920) in 6 prozen-
tiger Salmiaklösung mit 0,25 A, erneuert aber die Flüssigkeit
öfters. Freilich bewertet Olivier selbst den Erfolg der La-
dung bei der gesamten Wirkung des Auffrischverfahrens mit nur
10% Nowotny selber schickte durch‘ Beutel, die er mit
Schwefelsäure vorbehandelt hatte, in schwach angesäuertem °)
Wasser 0,1 bis 0,2 A 80 bis 90 h lang. Der Gehalt an Super-
oxyd war dadurch gewachsen und die Anfangsspannung hoch,
aber die Beutel versagten bald (Nr. 9 der Zahlentafel).
Zahlentafel 1.
Spannungsabfall neuer und aufgefrischter
Beutelelemente bei ununterbrochener -Ent-
ladung über 0 Q
an 20 2 nach
po Klemmenspannung ` | offen Paran
oe I ı L wi E.,
1 |Neue Elemente . . . . . . | 1,52 |1,51 11,30 |1,06 0,95 | 0,86
2 | Aufarbeitung nach Lohnstein.| 1,69 [1,47 0,87 | — | — | —
3 P „ Gollmer. 1,52 [1,39 ‚0,86 ‚0,65 (0,48 '.0,36
4 |Mit Salmiak behandelt und um- | | |
BOREDEIEOR.. urn ee a 1,47 11,44 1,26 ‚0,93 ‚0,79 | 0,62
5 I! Ohne Salmiakbehandlung umge- Due
arbeitet . - s 2° «_ . «s| 1,48 11,33 0,96 |0.69 10,54 | —
6 | MitSchwefelsäure behandelt und |
umgearbeitet . . . 2... 1,55 [1,49 11,20 10,79 ‚0,61 | —
7 |MitSalmiaklösungbehandelt,um- |
gearbeitet, Bisulfat zugesetzt.| 1,46 11,45 1,26 10,96 0,80 0,72
8 |Mit Salmiaklösung gekocht 1,44 |1,35 1,18 |0,91 0,81 | 0,75
9 |Mit Schwefelsäure behandelt, | i
danach aufgeladen . . . Í 1,73 [1,65 11,28 (0,67 0,52 | —
- („Elektrotechn. und Maschinenb.“, Bd. 39, 1921, S. 349.) K. A.
Allgemeiner Maschinenbau.
Neue Bauart von Luftfiltern. — Unter dem Namen „Visco“-
Luftfilter bringt die Visco Engineering Co. Ltd., Westminster,
eine neuartige Konstruktion auf den Markt, welche bereits seit
1916 an 2000 Filtern mit einer Gesamtleistung von 566 000 m*/mın
im praktischen Betriebe erprobt ist. Es ist ein sogenanntes Trocken- .
filter im Gegensatz zu den mit feuchter Luft arbeitenden Filtern
oder Luftwaschern, vor denen es gewisse Vorzüge haben soll. Die
Filterung erfolgt mittels zahlreicher in einem Kasten unregel-
mäßig gelagerter, dünn verkupferter, kurzer Stahlrohrabschnitte
von geringem Durchmesser (Abb. 8 u. 9). Die Vorderwand dieser
Kästen ‚die etwa 130 cm? Fläche und 75 mm Tiefe haben und in
einem einzigen Arbeitsvorgange gestanzt werden, sind in der aus
Abb. 8 deutlich erkennbaren Art durchbrochen, so daß die Rohr-
abschnitte nicht herausfallen können, die Rückwand ist von zahl-
reichen schmalen Luftschlitzen durchbrochen (Abb. 8). Diese mit
Handgriffen versehenen Kästen werden in Stahlrahmen eingehängt
und bilden die Zellen oder Einheiten für den Aufbau größerer oder
kleinerer Filter beliebiger Form. Die Filterringe liegen in den
Kästen ganz regellos durcheinander und bieten der durchströmen-
den Luft eine große Oberfläche dar. Bei einem von den Rohrringzen
ausgefüllten Raum von 28,3 dm? beträgt die wirksame Oberfläche
27,9 m?. Die ungeordnete Lagerung der Röhren lenkt den Laft-
strom dauernd von dem geraden Wege ab, wodurch die in der Luft
immer wieder suspendierten Staubteilchen niedergeschlagen wer,
den, ohne daß sich dadurch, auch nicht nach menatelangem Betricbe,
ein unzulässig hoher Widerstand ergibt. Der Widerstand der Filter-
zellen beträgt 4-8 mm Wassersäule je nach dem Grad ihrer Ver-
staubung. Die Ablagerung der Staubteilchen wird begünstigt durch
einen Überzug der Röhrchen mit „V is cin ol“, einem hochwertigen
Mineralöl von besonderen Eigenschaften, der durch Tauchen der
Zellenkästen aufgebracht wird. Das Viscinol hat einen sehr hohen
Entflammungspunkt, verdampft bei den hier vorkommenden Tem-
peraturen nicht, so daß die Luft nicht durch Öldämpfe verunreinigt
werden kann, und ist gegen Kälte so unempfindlich, daß es bei
starkem Frost nicht erstarrt. Seine hohe Viskosität verhindert
das „Laufen“ des Öles, welches eine starke Anziehung auf Staub
ausübt und, seine Filterkraft monatelang beibehält. Abb. 8 zeigt
links einen unbenutzten Filterkasten und rechts einen solchen
..® Entschieden ist das Aufladen in Salmiaklösung an sich zweckmälßiger,
weil dabei Chlor entsteht, das Manganoxyd zu Mangandioxyd oxydiert.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35.
31. August 1922.
‚nach 400 stündigem Betrieb. Die dicke Staubablagerung auf letz-
terem ist deutlich erkennbar. Die Reinigung der leicht auswechsel-
baren Filterkästen ist äußerst einfach und erfolgt entweder durch
Eintauchen in heißes Sodawasser oder durch Dampf. Sie ist jeweils
erst nach vielen Betriebswochen vorzunehmen, worauf durch Tau-
chen ein neuer Viscinolüberzeug aufgebracht wird. Zu jedem
Abb. 9.
Abb. 8 und 9. Ansicht des Filters gereinigt und verstaubt.
Filter‘ werden stets einige Reservezellenkästen mitgeliefert, die
in wenigen Sekunden an die Stelle einer verstaubten Zelle ge-
setzt werden können, so daß die Reinigung ohne jede Unter-
brechung des Filterbetriebes erfolgen kann. Die große Einfach-
heit dieses Filters, das Fehlen arteitender Teile, seine Unab-
hängigkeit von atmosphärischen Bedingungen, sein geringer Raum-
bedarf, sein hoher Wirkungsgrad, seine leichte Reinigungsmöglich-
‚keit, seine Feuersicherheit und seine verhältnismäßig niedrigen
‚Anschaffungskosten machen es konkurrenzfähig gegenüber ande-
ren Bauarten.,
(„Electrical Review“ Bd. 90, 1922, S. 717.) Piz.
Werkstatt und Baustoffe.
[]
Aus der Industrie der elektrischen Isolierstoffe. — A. Bül-
temann berichtete im Reichsbund Deutscher Technik in Dres-
den über das obige Thema. Zweierlei Baustoffe benutzt die Elek-
trotechnik in größtem Maßstabe, die Leiter und die Nichtleiter.
Zu der ersten Gruppe gehören vornehmlich die Metalle. Man
hat zielbewußt dahin gearbeitet, sie so auszuwählen und zu-
sammenzusetzen, daß ihre Eigenschaften den Forderungen der
elektrischen Technik angepaßt wurden. Dies kann man von den
Nichtleitern nicht sagen; unter ihnen gibt es Gruppen, welche an
Beschaffenheit weit hinter berechtigten Ansprüchen zurückstehen.
Es scheint in manchen Kreisen der Konstrukteure und Verbraucher
auch noch nicht genügend Erkenntnis darüber vorhanden zu sein,
daß Störungen in elektrischen Maschinen, Apparaten und. Netzen
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31. EENE 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 35.
1121
in den wenigsten Fällen vom Kölunesmalsrial herrühren, sondern
fast immer von schadhaft gewordener Isolation. Auch die Form-
gebung der Leiter hängt von den Eigenschaften des Dielektrikums
ab, infolgedessen der Leistungsgrad der Maschinen. Eine Ver-
besserung der Isolierstoffe hat einen Fortschritt in der Aus-
führung der elektrotechnischen Konstruktionen zur Folge Die
Isolierstoffe sind in hohem Maße mitbestimmend für die Dauer
der Betriebsfähigkeit elektrischer Anlagen. Gelingt es z. B., bei
einem isolierenden Lack für Ankerwicklungen die Zeit seiner
Brauchbarkeit zu verlängern, so heißt dies, erheblich an Betriebs-
unkosten sparen.
Bei den Isolierstoffen hat man zu berücksichtigen, daß sie
den vielseitigsten Anforderungen entsprechen müssen, sie sind
‘daher genau dem Verwendungszweck anzupassen. Denn ein Uni-
versalisoliermittel gibt es nicht. Bei manchen Nichtleitern kommt
es vorzugsweise auf die Durchschlagsfestigkeit an, bei anderen
auf die Isolierfähigkeit, bei wieder anderen auf den Widerstand
gegen Wärme oder Feuchtigkeit oder Öle, oder auf geringe dielek-
trische Verluste oder auf Lichtbogensicherheit usw.
Man stellt sich ein Dielektrikum so vor, daß die Moleküle, aus
welchen es zusammengesetzt ist, Elektronen enthalten, welche
nicht wie in den Leitern Bewegungsfreiheit besitzen, sondern fest
mit dem Molekül verbunden sind, Bei Anlegung einer Potential-
differenz, also im Zustand einer elektrischen Erregung, findet nur
eine geringe Bewegung der Elektronen statt, ähnlich wie bei der
Beanspruchung eines elastischen Körpers. Zerstört wird die iso-
lierende Eigenschaft, wenn die elektrischen Kräfte eo groß wer-
den, daß die Elektronen vom Molekül abreißen. Da die Feldstärke
von der Form der Elektroden abhängt, ist dieser Umstand zu be-
rücksichtigen, wenn leitende Teile mit nichtleitenden in Be-
rührung gebracht werden. Die genaue Bestimmung der elek-
trischen Festigkeit von Isolierkörpern stellt eine schwierige Auf-
gabe der Meßtechnik dar.
Besonders wichtige Klassen der Isol;erstoffe sind: Porzellan,
Gias, gebrannte Specksteinprodukte, Preßköcrter aus Mischungen
von Faser, wie Asbest und Zellstoff mit Bakelit, fossilem Asphalt
mit hochschmelzenden Harzen; Papierkörper für Hochspannung,
hergestellt durch Heißwickelung oder Heißpressung von ZeHlstoff-
lagen mit Bakelit oder Schellack; gebrannte oder gehärtete oder
hydraulisch abgebundene, evtl. später erst isolierend gemachte
Platten oder Formstücke; Hartgummi- und Guttaperchafabrikate;
Vulkanfiber; Hartpapier; imprägnierte oder ofenlackierte Ge-
steinplatten; Glimmer- und Mikanitprodukte; isolierende Ge-
spinste aus Baumvolle, Jute, Seide, Papier; Draht- und Kabel-
isolationen; Ausgußmassen; Transformatoren- und Schalteröle;
isolierende Lacke der verschiedensten Art u. a. Von der deutschen
nen Industrie werden über 60000 Arbeitskräfte be-
schäftigt.
Bei der fabrikatorischen Herstellung der Isoliermittel: hat.
die Mitarbeit des Chemikers eine wichtige Aufgabe zu über-
nehmen. Bisher ist dies noch lange nicht in dem Maße der Fall,
wie es der technischen und wirtschaftlichen Bedeutung der Sache
entspräche, und es hat den Anschein, als ob der Chemiker nicht
seines Einflusses bewußt ist, auf diesem Gebiete fortschrittlich
wirken zu können. Beditigung einer erfolgreichen Tätigkeit ist
das Verständnis für die Gesetzmä.jrkeiten der elektrischen Er-
scheinungen. Für phantasiebegabte, wissenschaftlich gut vor-
gebildete Chemiker ergibt sich hier ein aussichtsreiches
tätigungsfeld.
Elektrische Nichtleiter, welche absolut isolieren, gibt es
nicht. Eine, wenn auch erst mit den feinsten Meßinstrumenten
nachweisbare Stromleitung besteht immer. Die Folge davon ist
eine geringe Erwärmung, welche der Abscheidung von Feuchtig-
keit in der isolierenden Masse förderlich ist. Soll der isolierende
Zustand erhalten werden, hat eine Dissoziierung zu unterbleiben.
Ferner muß der elektrcosmotische Einfluß ausgeschaltet werden.
Wasser überragt mit seiner ‘spezifischen Kapazität von 84 alle
anderen Körper um das Vielfache. `Je höher die auf das Dielek-
trikum einwirkende Potentialdifferenz ist, also mit je größerer
Gewalt die Elektronen der Kraftquelle auf die Elektronen des
Dielektrikums drücken, um so cher kann eine elektrolytische
Spaltung und eine elektroosmotische Betätigung zur Strom-
ar d. h. bei Isolierstoffen zur Vernichtung des Materials,
ühren
Die Grenze der elektrischen Festigkeit ist in der Auswahl
der Rohstoffe und deren Aufbereitung gelegen. Die Bedingung
für die Herstellung eines betriebssicheren Isoliermaterials lautet
daher: Die Dissoziierung ist zu unterbinden, Teile verschiedener
Dielektrizitätskonstante dürfen nicht in Wechselwirkung treten.
Der Hersteller isolierender Massen hat daher nur solche Sub-
stanzen zu vereinigen, welche dieselbe spezifische Kapazität be-
sitzen. Oder aber, was in der Praxis häufiger ist, er muß das
Fabrikationsverfahren so einrichten, daß Ausgangsstoffe von ab-
weichenden Dielektrizitätskonstanten derart miteinander ver-
bunden werden, daß der neu entstehende Körper zu einer ganz
homogen zusammengesetzten Masse führt, in welcher infolge
Durchdringung der Substanzen zu einer neuen Einheit sich eine
für Fr Teilchen des Körpers gültige neue spezifische Kapazität
einstellt.
Be-
Isolierstoffe, beı denen die Stromverluste dem Ohmschen Ge-
setz entsprechen, bezeichnet man als vollkommene Dielektrika.
In Wechselfeldern tritt die Rückstandsbildung oder dielektrische
Nachwirkung auf, welche beträchtlich werden kann und mit
steigenden Temperaturen und Frequenzen wächst. Nichtleiter
bei denen die Intensität der Induktion besonders voreilt, sind
unhomogene, poröse oder faserige Stoffe jeder Art, die Feuchtig-
keit spielt hier eine bedeutsame Rolle.
In Starkstromanlagen werden oft noch zweierlei Arten un-
zweckmäßiger Isoliermaterialien benutzt, nämlich die Weich-
massen und die sogenannten Kunststeine, sie bedeuten eine Ge-
fahr für die Sicherheit der Anlagen. Der Isolierstoff soll nach
den Forderungen des VDE wenigstens in dem Maße wärmefest
sein, daß er bei einer Temperatur von 100° noch die Hälfte der
mechanischen Festigkeit besitzt, welche er bei 20° hat.
In der Kabelindustrie sind wir über viele der dort verwende-
ten Binde- und Imprägniermittel hinsichtlich ihres dielektrischen
Verhaltens bei den verschiedenen Belastungszuständen wenig
unterrichtet. Die Faser, z. B. das Papier, ist nur der Träger der
Isolation. Auf die Eigenschaften des Imprägniermittels und
dessen Verarbeitung mit der Faser kommt es an. Zu fordern ist,
daß der Imprägnierstoff bei den im Kabel vorkommenden Tempe-
` raturen keine Zersetzung erleidet.
Bei der Herstellung neuer geeigneter Massen für elektrische
Isolierzwecke, was eine technische Notwendigkeit ist, können wir
eine angespannte Mitarbeit chemischer Kreise nicht mehr ent-
behren. Bim.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Schiedsgerichtsverfahren bei Ausstellungs-Streitigkeiten. —
Anläßlich von Messen und Ausstellungen ergeben sich erfahrungs-
gemäß leicht Streitigkeiten sowohl zwischen Ausstellern und
Messe- bzw. Ausstellungsleitungen — z. B. wegen Platzfragen, Aus-
legung der Beteiligungsbedingungen u. a. m. — als auch zwischen
‘einzelnen Ausstellern untereinander — z. B. wegen behaupteten
unlauteren Wettbewerbs oder dergl. — sowie endlich zwischen den
Ausstellern und Abnehmern — z. B. wegen Inhalt und Form der
Messeabschlüsse —. Zur Beilegung derartiger Differenzen wird,
unter rechtkräftigem und endgültigem Ausschluß des ordentlichen
Rechtsweges, vielfach gern das instanzenlose Schiedsge-
richtsverfahren gewählt. Soweit im gegebenen Falle die Be-
teiligten nicht durch entsprechende Bestimmungen oder Abmachun-
gen anderweitig gebunden sind, ist das Ausstellungs- und Messe-Amt
der Deutschen Industrie (Berlin NW 40, Hindersinstr. 2) bei der
Einleitung und Durchführung derartiger Verfahren zu Rat und Mit-
arbeit auf Anrufung jederzeit bereit.
Das Haus der Elektrotechnik in Leipzig. — Zur Durchführung
dieses Unternehmens hat sich, wie bekannt, aus Mitgliedern des Zen-
tralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie unter dem
Namen Haus der Elektrotechnik, e. V. eine Vereinigung
gebildet, die den Bau tatkräftig, aber ohne Hast för-
dert. Die neue Meßhalle ersteht auf dem städtischen Ausstellungs-
gelände nahe dem Völkerschlachtdenkmal in der „Stadt der Tech-
nik“ westlich von der großen Kuppelhalle nach den Entwürfen von
Prof. Dr. Hans Grässel, München. Die Ausführung und Bau-
leitung liegt in den Händen der Leipziger Architektenfirma Schmidt
& Johlige. Als Kernstück des Planes ist eine 72 m lange und 29 m
breite Halle vorgesehen, die von zwei gleich langen je 9 m breiten
Seitenschiffen eingerahmt wird. Am Kopfende dieser Haupthalle
wird sich der mehr Repräsentations- und Verwaltungszwecken die-
nende Vorderbau erheben. Es ist Vorsorge getroffen, daß durch
spätere Erweiterungen in organischer Angliederung die ursprüng-
lich geplante ausgedehntere Anlage trotz der jetzt infolge der Un-
` gunst der Verhältnisse nötig gewordenen Beschränkung in -vollem
Umfange zur Durchführung gelangen«kann, sobald die Zeitumstände
dies erfordern und gestatten.
Ausstellung medizinischer Bedarfsartikel Sarajevo 1922. — Wie
das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie erfährt,
findet vom 25. bis 27.SeptemberinSarajevoanläßlich eines Kon-
gresses der jugoslawischen ärztlichen Gesellschaft eine Ausstel-
lung medizinischer Bedarfsartikel, speziell für die
Kinderpflege, sowie von anderen modernen medizinischen Appara-
ten und Einrichtungsgegenständen statt. Dieser Industriezweig ist
in Südslawien sehr schwach entwickelt. Da der Kongreß von einer
großen Zahl von Ärzten aus dem ganzen Königreich besucht werden
wird, bietet sich für die deutsche Industrie eine günstige Gelegen-
heit, die interessierten Kreise mit ihren Erzeugnissen bekanntzu-
machen. Nähere Auskunft erteilt: Odbor za Kongres Dekatsiog
Udruzenja u Sarajevu.
Internationale Ausstellung Riga 1922. — Im Anschluß an seinen
Bericht über die vom 11. bis 25. Juni in Riga abgehaltene Ausstel-
lung empfiehlt das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen In-
dustrie dem nach Osten orientierten deutschen
Kaufmann zur Beachtung, daß sowohl in Lettland wie in Sowjet-
rußland Industrie und Landwirtschaft in zahlreiche kleine Be-
triebe zerfallen sind, es also in erster Linie auf Kleingerät, die
kleineren Maschinen, die notwendigsten Haushaltungsgegenstände
4
1122
und dergleichen ankomme, worin auf größere Serienabsätze zu rech-
nen sei. Sowohl bezüglich der Preise als auch in der Qualität müsse
allerdings das Äußerste getan werden, um konkurrenzfühig zu blei-
ben; denn unsere Gegner im Ostgeschäft hätten mit ihren relativ
konstanten Valuten den Vorsprung, feste Preise und feste Liefer-
termine einhalten zu können. Bei geringerem Unterschied in Qua-
lität oder Preis ziehe der Käufer jedoch stets unbedingt feste Ab-
schlüsse vor.
Verschiedenes.
Die Not der deutschen Wissenschaft!). — Ein Wesensmerkmal
der unerfreulichen Verhältnisse in der Gegenwart ist die Überwu-
cherung idealer Bestrebungen durch Strömungen materieller und
egoistischer Natur. Als Ausfluß dieser Sinnesrichtung tritt eine in
hohem Grade beunruhigende Minderbewertung wis-
senschaftlicher Tätigkeit, kulturellen Schaffens, geisti-
ger Arbeit überhaupt zutage. Zum Teil erklärt sich diese Sachlage
aus der Notwendigkeit für den einzelnen, das Lebenswichtigste für
den Alltag voranzustellen, d. h. zunächst für die rein materielle Da-
seinsgrundlage Sorge zu tragen. Das Gefühlsleben wird bedrückt
von der Last der unsicheren Lebenshaltung. Die naturnotwendige
Folge davon ist die Konzentration der gesamten Kräfte und Fähig-
keiten auf das eine Ziel, die Ausschaltung des Unsicherheitsfaktors.
Für höhere Zwecke bleibt herzlich wenig übrig, und weite Volks-
kreise entfremden auf diese Weise der Wertung geistiger Interessen
und kultureller Errungenschaften,
Aus diesen Tatsachen spricht eine beklagenswerte, die Gesamt-
heit der Nation schwer schädigende Niedergangserscheinung, eine
der unglücklichen Folgen des Weltkrieges, deren verheerende Wir-
kungen vorläufig noch gar nicht abzusehen sind. Es läßt sich nicht
leugnen, die Wissenschaft, vorder großen Wirrnis im Weltgeschehen
die gepriesene Nährmutter des Fortschritts und der wirtschaftlichen
und industriellen Blüte des Vaterlandes, das verhätschelte Schoß-
kind des Staates und der Gesellschaft, geht heute nach Brot, sieht
sich, -im großen und ganzen, als minder lebenswichtig beiseite ge-
schoben, weil der unerbittliche Existenzkampf dem Volksganzen nur
geringen Spielraum läßt, neben der Glattstellung der allerdringend-
sten Erfordernisse an die Sicherung höherer Ziele zu denken. Die
Berichte über die Beratungen des Reichstags und der einzelstaat-
lichen Parlamente liefern überreiche Belege dafür, daß trotz des
besten Willens der Vertreter des Volkes nur unzureichende Sum-
men — namentlich wenn man die heutige Geldentwertung berück-
sichtigt — für die Erhaltung und Pflege wissenschaftlicher Bestre-
bungen flüssig gemacht werden können, obwohl die außerordentliche
wirtschaftliche Notlage der großen Forschungsinstitute, Universi-
täten, Hochschulen, Akademien, Bibliotheken, Museen, Archive und
zahlreicher Einzelinstitute offenkundig ist.
Leider wird in breiteren Volksschichten die grundlegende Be-
deutung der Wissenschaft für die glückliche Entfaltung des Gemein-
schaftslebens, für die Stabilität des Gesamtwohls im allgemeinen
übersehen. Man vergißt, daß die wirtschaftlichen und sozialen Vor-
teile, die technischen und industriellen Errungenschaften, deren sich
das deutsche Volk zur Stunde noch erfreuen darf, und die seit jeher
teils die Bewunderung, teils den Neid des Auslandes erregten, zu-
meist der stillen Gelehrtenstube entstammen, daß wir ohne die ange-
strengteste Tätigkeit und den wissenschaftlichen Forschungsdrang
unserer besten Köpfe niemals die heutige Kulturhöhe erklommen
hätten. Im Genuß der gegebenen Kulturgüter wird außer acht ge-
lassen, daß auch auf diesem Gebiete der Verbraueh ohne Nachschub,
ohne Neuerzeugüng, dem Rückschritt bzw. dem Verfall gleichkommt.
Dazu kommt derlatenteGegensatzdesHandarbei-
ters gegen den Kopfarbeiter. Trotz aller Aufklärung
zeigt sich der körperlich angestrengte Handarbeiter nur allzuleicht
geneigt, den still an seine Arbeitsstätte gebannten Kopfarbeiter als
weniger tätig zu betrachten. Er sieht in ihm vielfach die unberech-
tigt von seiner Hände Werk zehrende Drohne, ohne zu bedenken,
wer eigentlich die Grundlagen und Bedingungen zur Ausnutzung
der manuellen Geschicklichkeit geschaffen hat. Dieser unselige Ge-
gensatz sollte endlich restlos verschwinden und einem gesunden,
gegenseitigen Vertrauensverhältnis Platz machen, das beiderseitige
Wertschätzung verbürgt.
Durch Maßnahmen der Regierung ist zunächst die Gefahr einer
Einstellung des Unuterrichtsbetriebes an einigen Universitäten ge-
bannt und die Weiterführung des gewaltigen Unternehmens der
„Deutschen Bücherei” in Leipzig gewährleistet. Welche Schädigung
der Wissenschaft speziell aus der Einstellung der „Deutschen Bi-
cherei” erwachsen würde, wird klar, wenn man sich vor Augen hält,
daß die Bücherei als einzige Stelle in Deutschland das deutsche
Schrifttum in annähernder Vollständigkeit, sei es Erzeugnis des
Buchhandels, amtliche Drucksache oder private Veröffentlichung,
sammelt und siehtet und damit eine Aufgabe löst, die selbst von der
Gesamtheit der deutschen Bibliotheken nicht durchgeführt zu wer-
den vermag. Gerade die Buchfraze un insbesondere der Austausch
fachwissenschaftlicher Zeitschriften und Druckwerke mit dem Aus-
lande sind für den Fortschritt der wissenschaftlichen Forschung von
einschneidender Bedeutung. s .
D Nach A. Schropp, „Siemens Wirtschaftl. Mitteilungen“ 1192. Nr. W.
~
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35.
ee in nun eu aa ee EEE na un ee
bas
31. August 1922.
Nur dureh einiges Zusammenwirken aller verfügbaren Kräfte,
und namentlich durch die stützende Hilfsbereitschaft br£&itester
Volkskreise, kann der furchtbarsteu Not gesteuert werden. Eine
vielverspreehende Grundlage in diesem Sinne ist in Deutechland
in der „Notgemeinschaft der deutschen Wissen-
schaf e geschaffen worden. Auf Anregung der Berliner Akade-
mie der Wissenschaften haben sich sämtliche Wissenschaftsakade-
mien, Universitäten, Technische, Landwirtschaftliche und Tierärzt-
liche Hochschulen des Reichsgebietes mit der Kaiser-Wilhelm-Ge-
sellschaft und zwei ganz Deutschland umfassenden großen Wirt-
schaftsverbänden, dem „Verbande technisch-wissenschaftlicher Ver-
eine” und der „Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte“ zur
Erhaltung und Förderung der deutschen Wissenschaft zusammenge-
schlossen. Die Gemeinschaft hat bereits in zahlreichen Fällen be-
merkenswerte Erfolge erzielt. Hauptaufgaben der Vereinigung bil-
den die Beschaffung, Verbilligung und erleichterte Benutzung der
Forschungsmittel, Zusammenfassung und Beschränkung der For-
schungseinrichtungen und die Unterstützung der F orschung selbst.
Der Vorsitz liegt in den Händen des Staatsministers Dr. F.
Schmidt-Ott. Neben dieser Notgemeinschaft der deutschen Wis-
senschaft hat eich ein Stifterverband gebildet, dessen Ge-
schäftsstelle nach einheitlichen Gesichtspunkten Mittel zur Unter-
stützung der wissenschaftlichen Forschung werben und über die ein-
laufenden Zuwendungen, unter Wahrung des Mitbestimmungsrechtes
der einzelren Mitglieder, gemeinsam mit dem Präsidium und Haupt-
ausschuß der Notgemeinschaft zweckmäßig und unparteiisch ver-
an soll. Vorsitzender des Verbandes ist Dr.-Ing. e.h.C.Fr.von
iemens —ı. i
Gebührenzuschlag der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
für optische Prüfungen. — Der Teuerungszuschlag, welcher auf die
Gebühren für optische Prüfungen der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt nach der Gebührenordnung vom 1. VII. 1918 erhoben
wird (vgl. Teil X, Abschnitt Optisches Laboratorium, Nr. 21, 22, 25)
beträgt vom 1. IX. 1922 ab 1900 %.
Die Kosten für die bei den Prüfungen verbrauchte elektrische
Energie werden jeweils nach der Höhe des von dem Elektrizitäts-
werk Charlottenburg für Beleuchtungszwecke berechneten Strom-
preises.in Rechnung gestellt.
Bei Gegenständen, die für das Ausland bestimmt sind und deren
Prüfung auf Veranlassung des Auslandes geschieht, wird die Ge-
bühr nach der Gebührenordnung ohne Teuerungszuschlag, jedoch
in der Währung des betreffenden Landes unter Zugrundelegung der
Valuta am 31. VII. 1914 festgestellt und nach dem am Tage der Aus-
fertigung des Prüfungsscheines an der Berliner Börse notierten
Kurs des betreffenden fremden Geldes in Mark umgerechnet. Ergibt
sich hiernach ein geringerer Betrag als nach den obigen für das In-
land festgesetzten Bestimmungen, so werden letztere angewendet.
Deutsche Firmen, welche für das Ausland bestimmte Gegen-
stände der Reichsanstalt zur Prüfung einreichen, werden ersucht,
dies im Prüfungsantrag zum Ausdruck zu bringen.
Charlottenburg, den 17. August 1922.
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
gez. Nernst.
Neue Druckkostenbeiträge für die Veröffentlichung von Wareu-
zeichen. — Nach einer Bekanntmachung des Präsidenten des Reichs-
patentamts sind die Druckkostenbeiträgefürdie Ver-
öffentlichungvon Warenzeichen ab 15. VII. wie folgt
erhöht worden:
in Stufe 1 auf 180 M,
n n" 2 n" 80 n
" n" 3 " BOO "
” „ 4 n” 950 r
" r In 1450 n
" „ 6 n 1950 r
r, [2 i „ 2450 "=
Die Gebührenerhöhung der elektrotechnischen Beratungsstel-
len in Bayern. — Infolge der weiteren Steigerung aller Betriehs-
ausgaben haben die elektrotechnischen Beratungsstellen (siehe
„Bayer, Staatsanzeiger vom 10. XII. 1921, Nr. 288, S. 15) ihre ur-
sprünglichen Gebühren, die denen der Gebührenordnung des Bayer.
Revisionsvereins, e. V., München, für Nichtmitglieder entsprechen,
mit. Genehmigung des Staatsministeriums des Innern mit sofortiger
Wirksamkeit auf das Zwanzigfache erhöht.
Gebührenordnung für Architekten und Ingenieure (AGO). —
Mit Rücksicht auf die fortschreitende Geldentwertung werden die
erst am 1. VII. d. Js. erhöhten Sätze für nach Stunden zu berech-
nende Leistungen und für Reisen durch Beschluß des AGO-Aus-
schusses für die Gebührenordnung ab 15. VII. d. Js. wie folgt er-
höht:
Stundensatz von 100M . . 2... auf 200 M
Reiseaufwand für den Tag ohne Über-
nachten von 209 M iep ee AO: 5,
Reiseaufwand für den Tag mit Übernach-
ten yvon 350M Lern BO
D Yel „ETZ* 1921, 8.32, 283,974.
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i iur u mpg prieg mu aila aia e a, eh a
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31. August 1922.
Industrie und Handel.
Deutsebland!). — Die Reparationskommission hat zwei ihrer
Mitglieder nach Berlin entsandt, um vor ihrer Entscheidung über das
Moratorium mit der Reichsregierung bezüglich der Bedingun-
gen hierfür unmittelbar zu verhandeln. Nach englischen Nachrichten
soll es sich dabei um eine Reihe von Vorschlägen handeln, unter
denen eine vorläufige Abfindung Belgiens mit Wechseln auf unsere
V-Banken, die Überführung der deutschen Goldreserve als Pfand
in das besetzte Gebiet, Kontrolle von Bergwerken und Wäldern ge-
genannt werden. Inwieweit das zutrifft und die Delegierten der Re-
parationskommission etwa den Zweck verfolgen, die bekannten An-
sprüche Poincar6s auf produktive Pfänder durchzusetzen,
ist z. Zt. noch nicht bekannt. Was die Ausgleichszahlun-
cen betrifft, so haben die Alliierten durch die britische Regierung
erklären lassen, daß sie beabsichtigen, die Zahlung der am 15. VIII.
fällig gewesenen 2 Mill. £ binnen 4 Wochen von diesem Tage an zu
fordern, das Abkommen vom 10. VII. 1921 zu kündigen und Schritte
zutun, um einzeln mit der deutschen Regierung Abmachungen über
die Regelung aller ihnen auf Grund der wirtschaftlichen Bestimmun-
gen geschuldeten Beträge zu treffen,
Schweiz. — Ein anschauliches Bild der Schwierigkeiten, mit
denen die schweizerische Elektroindustrie zu kämpfen hat,
bietet der in mancher Beziehung sehr interessante Geschäftsbericht
der A. G. Brown, Boveri & Cie., Baden (Schweiz), für
1921/22?), Die allgemeinen wie insbesondere die industriellen Ver-
tältnisse haben sich wesentlich verschlechtert, neue Aufträge sind
äußerst spärlich geworden, und die erzielbaren Preise werden als
ganz unzureichend bezeichnet, abgesehen davon, daß bei verringer-
ter Produktion die Selbstkosten bedeutend steigen. Die Arbeiterzahl
im Badener Werk der Firma ist innerhalb Jahresfrist von 3258 auf
2518 und in der Fabrik Münchenstein gegen die llöchstziffer von 988
auf 565 gesunken, und auch diese verringerte Belegschaft arbeitet
nur88 % im Durchschnitt. „Der Tiefstand”, so sagt die Verwaltung,
„dürfte damit noch nicht erreicht sein. Die Reduktion der Arbeiter-
zahl läßt uns viele eingeschulte Leute verlieren, deren Ersatz später
schwierig und deren Mangel für die Wiederauflebung der Produktion
binderlich sein wird. Die Zahl der Angestellten konnte naturgemäß
nicht annähernd im gleichen Verhältnisse reduziert werden, wo-
durch bei den gegen früher so stark erhöhten Gehältern die Unkosten
erheblich gesteigert werden. Es ist klar, daß unter den geschilderten
Umständen die Betriebe z. Zt. mit Verlust arbeiten, ein Zustand, der
naturgemäß nur ein vorübergehender sein kann’und irgendwie ein
Ende finden muß. Vonirgendeinem Umschwunge der
Konjunktur zum Besseren ist bisher nichts zu
bemerken; aber auch die Änderungen in den internen Wirt-
schaftsverhältnissen der Schweiz, die zur Wiederherstellung unserer
Lage gegenüber dem Weltmarkte und den uns umgebenden Ländern
unerläßlich sind, vollziehen sich infolge der sich entgegenstellenden
Widerstände nur außerordentlich langsam. Letzten Endes werden
sich die Verhältnisse stärker zeigen als alle künstlichen Maßnahmen,
durch die sich die wirtschaftlichen Gesetze niemals meistern lassen; .
aber es wird eine kostbare, unwiederbringliche Zeit darüber verloren .
gegangen sein, die der schweizerischen Industrie ihre ganze Stellung
kostep kann.” Für die schweizerischen Fabriken von Brown, Boveri
stand im Berichtsjahr die Ablieferung elektrischer Loko-
motiven im Vordergrund, und die Verwaltung nimmt Gelegen-
neit, besonders auf den Einzelachsantrieb ihres Systems bei den
neuen Schnellzugsmaschinen der Type 2C 1 hinzuweisen, aus dem
sich nach ihrer Ansicht Lokomotivtypen entwickeln lassen, die man
bisher nicht für möglich gehalten hätte, und die die allgemeine Ein-
führung des elektrischen Bahnbetriebes wesentlich fördern miissen.
So sollen denn auch Maschinen gleicher Art aber stärkerer Leistung
von der Deutschen Reichseisenbahn für die bayerischen Linien in
frößerer Anzahl der Mannheimer Tochtergesellschaft in Auftrag ge-
geben werden. Der Bericht beklagt dann, daß die Bestellungen der
Bundesbahnen 1922/23 voraussichtlich weniger umfangreich sein
werden als in den letzten Jahren), und bemerkt, daß es paradox
erscheinen müsse, wenn gerade die Schweiz, die doch in erster Linie
für den elektrischen Betrieb prädestiniert sei, die Elektrisierung
uicht intensiv fortsetzen würde, während alle anderen Länder mit
äußerstem Energieaufwande daran arbeiten. „Jedenfalls bleibt es
aber tief bedauerlich, daß Zurückhaltung gerade in dem Augenblicke
g:üht wird, in dem man der heimischen Industrie mehr als jemals
durch diese Arbeiten eine so wesentliche Unterstützung angedeihen
lassen könnte. Erweisen sich die — auf Grund eines für die jetzigen
Verhältnisse zu groß angelegten Programms — für die Gotthard-
lnie gemachten Aufwendungen z. Zt. auch als unrentabel, so liegen
ie Verhältnisse doch ganz anders für die Linien, die dem inner-
schweizerischen Verkehre dienen. Hier könnte gewiß durch den
Aufwand entsprechender Mittel Nützlicheres geleistet werden als
nit Geldern, die in wirtschaftlichen Experimenten und in einer ufer-
t) vgl. „ETZ“ 1922, S. 1096. .
» Der Überschuß des Berichtsjahres beträgt mit 416f61 Fr Vortrag
LR? 66h Fr. die, wieder ohne Verteilung einer Dividende. zum größten Teil
auf neue Rechnung gehen. Die Verwaltung erwartet im lautenden Jahr direkte
»rluste, für die sie gerüstet bleiben will. l
3 ”,; Nach der „Schweizer. Bauztg.“ hat die Generaldirektion der $. B. B. vor
oem 2 neue Schnellzug-Lokomotiven in Auftrag gegeben, u. zw. 8 der im
ericht genannten Type, Bauart Brown, Boveri
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 35.
1123
losen Arbeitslosenfürsorge untergehen, durch welche die Rückkehr
zu gesunderen Verhältnissen nur verzögert wird. Auch die Preise,
zu denen die Arbeiten z. Zt. ausgeführt werden könnten, dürften
kaum höher sein als die, welche in der nächsten Zukunft zu erwarten
sind.“ Unter den weiteren Lieferungen und Fabrikaten werden dann
besonders Großgleichrichter genannt, die in der Schweiz
bereits eine Anzahl Bahnen betreiben, und deren Ausfuhr trotz der
für jeden Export schwierigen Verhältnisse erheblich zugenommen
hat. Wesentliche Bedeutung gewinnen speziell die vollkommen auto-
matischen Anlagen, und der Bericht erwähnt, daß sich die Verwen-
dung von Gleichrichtern neuerdings auch auf den Betrieb von Walz-
werken ausdehne. Die Erzeugnisse der Firma würden in allernäclı-
ster Zeit selbst für Spannungen bis 5000 V brauchbar sein. Es wird
dann auf die infolge der Verteuerung der Gebäude auch in Europa
Verbreitung findenden Freiluftstationen für Transforma-
toren und Schaltanlagen.nach amerikanischem Muster hingewiesen,
wie sie die Berichterstatterin z. B. mit einer Leistung von 20 000 kV. A
von den Bundesbahnen für die Unterstation Puidoux in Auftrag
erhalten hat; die Apparatur solcher Stationen wird bereits für Span-
nungen bis zu 150 kV erzeugt. Wasdie Unternehmungen im
Ausland betrifft, so gewinnen diese bei der ungünstigen Lage
- der schweizerischen Industrie an Bedeutung, so große Sorgen gerade
sie der Gesellschaft in den letzten Jahren auch gemacht haben und
vielleicht noch machen werden. Dabei stehen die Interessen in
Deutschland an erster Stelle, weil die dortigen Betriebe mehr
als 16 000 Personen beschäftigen. Der Größe nach folgen die Ge-
sellschaften in Frankreich und Italien, die gleichfalls zu
bedeutenden Unternehmungen herangewaclısen sind. Bezüglich der
bilanzmäßigen Bewertung der großen Betriebe in Deutschland sagt
die Verwaltung, daß die stark und rasch ansteigenden Ziffern des
Kapitals der verschiedenen Gesellschaften allzu leicht den Eindruck
von Kapitalverwässerung aufkommen ließen. Die heutigen Zahlen
könnten allerdings auch nicht annähernd als Goldwerte angesprochen
werden; es wäre aber ebenso unzutreffend zu glauben, daß sie nur
dem gegenwärtigen Wert der deutschen Valuta entsprächen. Jeden-
falls dürfe angenommen werden, daß der heutige Goldwert der Ka-
pitalien dieser Industriegesellschaften dem Goldwert der Aktien-
kapitalien von vor dem Kriege entspricht, abgesehen von etwaigem
Zuwachs durch Ausdehnung der Unternehmungen. Die Entwicklung
der Börsenkurse in Deutschland trage solchen sachlichen Erwägun-
gen keine Rechnung: sie waren zu gewissen Zeiten übertrieben
hoch, zu anderen zweifellos zu nieder. Die Beschäftigungder
Werke in Deutschland ist andauernd noch sehr gut, und die Aufträge
können kaum bewältigt werden. „Immerhin“, so heißt es am Schluß
der allgemeinen Ausführungen, „wird das Ergebnis der stiddeutschen
Fabriken durch den lange dauernden Metallarbeiterstreik dieses
Frühjahrs im laufenden Jahre eine bedeutende Beeinträchfigung
erfahren. In Italien ist der Auftragsbestand auch noch sehr befrie-
digend. In Frankreich zeigt das Geschäft eine Verlangsamung, und
auch die Preise sind dementsprechend im Rückgange begriffen. Das
Ergebnis unserer schweizerischen Fabrikbe-
triebe war unbefriedigend. Hat man zuerst die Produk-
tion durch die Reduktion der Arbeitszeit künstlich verteuert, so ge-
schieht das jetzt in noch höherem Maße durch den Mangel an Be-
schäftigung. Der bisherige Abbau an Gehältern und Löhnen konnte
dafür keinen Ausgleich bieten. Auf Rohmaterialien sowie auf halb-
fertige und fertige Eigenfabrikate mußten wegen weiterer Wert-
verminderung neuerdings bedeutende, in den Betriebsrechnungen
verbuchte Abschreibungen gemacht werden.”
Auch der Verband schweizerischer Spezialfa-
briken der Elektrotechnik beurteilt in seinem 6. Jahres-
bericht die Ergebnisse von 1921 außerordentlich ungünstig und
macht den heimischen Behörden den Vorwurf, der deutschen Export-
und Preispolitik, in der er neben anderen Faktoren eine wesentliche
Ursache der Krisis erblickt, nicht mit der zur Abwehr einer Flut von
Valutawaren nötigen Schlagfertigkeit begegnet zu sein. Hinsicht-
lich der Verlängerung der Arbeitszeit wird von. der Branche
eine weniger bureaukratische Regelung der Überzeitarbeit gefordert,
außerdem höhere Bezahlung der Überstunden. Was den Preis-
abbau betrifft, so hat der Verband nach der uns vorliegenden
Pressemeldung für isolierte Drähte und Kabel Reduktionen von 15
bis 60 %, in der Schaltapparateindustrie solche von 30 bis 50 % durch-
geführt, so daß die gängigen Artikel dieses Zweiges nur noch um
10 bis 30 % höher stehen als vor dem Kriege. Bei elektrischen Heiz-
und Kochapparaten betrug die Ermäßigung durchschnittlich 30 %
auf Artikel, die durch Einfuhrbeschränkungen geschützt sind; ihre
heutigen Verkaufspreise liegen damit noch um 45 % höher als 1913.
Bügeleisen und Schnellkocher, Sicherungen usw. wurden billiger
abgegeben als vor Ausbruch des Krieges. Der Preis der in der
Schweiz am meisten gebräuchlichen Glühlampe ist seit Februar 1921
von 1,86 auf 1,35 Fr herabgesetzt worden, ein Satz, der den der Frie-
denszeit noch um 60 % überschreitet. Elektrische Zähler wurden um
30% verbillist und notieren damit nur noch 10 bis 20 % über dem
Vorkrierspreis. Der Verband ist der Ansicht, daß die Einfuhrbe-
schränkungen durch Valutazuschläge ersetzt werden sollten,
und spricht den Exportkrediten praktischen Erfolg ab. Am erwünsch-
testen wäre ihm natürlich eine Stabilisierung der Valuten.
Die in der „ETZ” 1922, S. 697 für 1921 mitzeteilte Ausfuhr-
zifferdynamoelektrischer Maschinen von 71543 dz
ist in der „Ind.- u. Hand.-Ztg.” soeben dahin spezifiziert worden, daß
1124
nt nn
von dieser Menge 15 177 dz nach Frankreich, 8945 dz nach Spanien,
8813 dz nach Belgien, 57 12 dz nach Holland, ' 5552 dz nach England,
1000 dz nach Norwegen, 3393 dz nach Niederländisch-Indien, 2794 dz
nach China, 2460 dz nach Italien, 2121 dz nach Japan und nur 1006 dz
t
Elektrotechnische Zeitschriit.
1922. Heit 35. 31. August 1922.
nach Deutschland geliefert wurden. Das 1. Vierteljahr 1922 hat
einen erheblichen Rückschlag gebracht, insofern die Schweiz nür
10 180 dz exportierte gegen 19 730 dz im gleichen Zeitraum von 1921
und 16 740 dz in 1913.
b
VEREINSNACHRICHTEN.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306. ı
Kreuzung von Telegraphen- und Fernsprechleitungen.
Der Reichspostminister hat mit Schreiben vom 26. Juli 1922
mitgeteilt, daß die in der „ETZ“ 1920, Heft 4, S. 78 veröffentlichten
Bestimmungen über die Sicherung der Reichs-
Schwachstromleitungen bei Überkreuzung mit
Niederspannungsleitungen die nachstehend unter I be-
kanntgegebenen Erleichterungen erfahren haben. Ferner wer-
den diese Bestimmungen durch die unter II wiedergegebenen Be-
stimmungen überden Schutz derSchwachstrom-
leitungen bei Unterkreuzung mit Niederspan-
nungsleitungen ergänzt.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
| Der Generalsekretär:
“ P.Schirp.
Zusatzbestimmungen des Reichspostministers vom 26. Juli 1922 zu
Ziffer 3 der Allgemeinen Vorschriften für die Ausführung und den
Betrieb neuer elektrischer Starkstromanlagen bei Kreuzungen und
Näherungen von Telegraphen- und Fernsprechleitungen.
I. Blanke Niederspannungsleitungen
können ohne besondere Schutzvorrichtungen über Telegra-
phen- und Fernsprechleitungen hinweggeführt wer-
den, wenn genügende Sicherheit gegen Bruch oder gegen ein die
Schwachstromleitungen gefährdendes Nachgeben der Starkstrom-
leitungen des Kreuzungsfeldes besteht. Diese Bedingung gilt als
erfüllt, wenn die nachstehenden Bestimmungen beachtet werden:
1. Die Spannweite der überkreuzenden Anlage soll kurz be-
messen sein. Muß ausnahmsweise ein Stützpunktabstand von mehr
als 40 m gewählt werden, so ist im vorherigen Benehmen mit dem
Telegraphenbauamt festzustellen, inwieweit weitergehende Sicher-
heitsmaßnahmen getroffen werden miissen.
2. Die Niederspannungsleitungen des Kreuzungsfeldes sind aus
Drahtseil herzustellen mit einem Mindestquerschnitt von 10 mm?
bei Leitungen aus Kupfer, von 16 mm? bei Leitungen aus verzinktem
Eisen und von 25 mm? bei Leitungen aus Aluminium. Jedoch darf
für den Null- oder Mittelleiter, wenn er geerdet ist, Volldraht von
beliebiger Stärke verwendet werden. Versuchsweise werden auch
für die spannungführenden Leitungen bei Spannweiten bis höch-
stens 40 m an Stelle der Leiterseile eindrähtige Kupfer- und ver-
zinkte Eisenleitungen von mindestens 10 mm? Querschnitt zuge-
lassen, sofern nach Lage der Verhältnisse nicht besondere Bedenken
dagegen zu erheben sind.
An Stellen, wo Leitungen bestimmter Baustoffe in kurzer Zeit -
durch chemische Einflüsse zerstört oder wesentlich in ihrer Festig-
keit beeinträchtigt werden, z. B. in der Nähe von Kokereien, che-
mischen Fabriken, Salinen und dergleichen ist dieser Gefahr bei
der Wahl des Baustoffs und Querschnitts der Leitungen Rechnung
zu tragen.
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechnischer Verein Mannheim-Ludwigshafen. 10. IX.
1922 Besichtigung des Itterwerkes. Abfahrt von Mannheim: 7% Uhr.
Vorherige Meldung erforderlich.
Elektrotechnische Gesellschaft Hannover
8 Uhr: Vortrag Dipl.-Ing. Kots, Dresden, „Radiophor“
Wärmeapparate“
7. IX. 1922 abds.
Elektrische
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
D. Banky ¢. Der hervorragende ungarische Maschinenkonstruk-
teur Donath Banky, Professor am Polytechnikum zu Budapest,
ist gestorben.
Hochschulnachrichten. Zu Ehrenbürgern der Technischen Hoch-
schule Berlin sind in Anerkennung ihrer Verdienste ernannt worden
3. Die spannungführenden Leiter (Seile oder Drähte) müssen
im Kreuzungsfeld aus einem Stück (ohne Verbindungsstellen) be-
stehen und an den Aufhängepunkten in zuverlässiger Weise (be-
sonders sichere Bindung, erforderlichenfalls mit Hilfsbügel oder Ab-
spannung) befestigt werden.
Für die zulässigen Beanspruchungen der Leitungen und die Be
messung des Durchhangs gelten die Bestimmungen unter Ic und d
der Normen für Starkstrom-Freileitungen.
4, Zwischen den spannungführenden Niederspannungsleitungen
und den Schwachstromleitungen ist im allgemeinen ein senkrechter
Abstand von mindestens 1,5 m einzuhalten. Eine Verringerung
dieses Abstandes ist zulässig, wenn ein Mindestabstand von 1 m
auch unter den ungünstigsten Umständen gewahrt bleibt, was im
Zweifelsfalle nachzuweisen ist.
An Stellen, wo in absehbarer Zeit eine Höherlegung der
Schwachstromleitungen, z. B. wegen starker Leitungsvermehrung,
notwendig wird, ist bei der Bemessung des Abstandes tunlichst auf
die endgültige Leitungslage Rücksicht zu nehmen.
5. Als Stützpunkte können Eisenmaste, Eisenbetonmaste, ge-
tränkte Holzmaste, Holzmaste (auch ungetränkte) mit besonderen
Erdfüßen, sowie Dachgestänge, zuverlässig befestigte Mauerbügel
und Isolatorstützen an Bauwerken oder Felsen benutzt werden.
Die Gestänge müssen standsicher hergestellt und erhalten werden.
Nicht getränkte Holzmaste ohne besondere Erdfüße werden nur
unter außergewöhnlichen Verhältnissen nach vorheriger Verstän-
digung mit dem Telegraphenbauamt und nur für eine beschränkte
Benutzungsdauer zugelassen.
6. Der Starkstromunternehmer trägt für die dauerhafte Her-
stellung und ordnungsmäßige Instandhaltung seiner Anlage die
Verantwortung. Er wird den Zustand der Anlage und insbesondere
m Standsicherheit mindestens jährlich einmal nachzuprüfen
aben.
IIL. Die Unterkreuzung der Telegraphen- und
Fernsprechleitungen mit Niederspannungs-
freileitungen
soll auf solche Fälle beschränkt werden, wo die Überkreuzung nur
unter besonderen Schwierigkeiten oder mit erheblichen Mehrkosten
ausführbar ist.
Bei der Unterkreuzung, die möglichst im rechten Winkel er-
folgen soll, ist durch Anbringung eines oder mehrerer geerdeten
Schutzdrähte über den Niederspannungsleitungen sicherzustellen,
daß eine herabfallende Schwachstromleitung geerdet wird, bevor
sie eine spannungführende Leitung berühren kann. Dazu kann —
auch bei Hausanschlüssen — der geerdete Null- oder Mittelleiter
benutzt oder mitbenutzt werden. Zwischen den Schwachstramlei-
tungen und den geerdeten Drähten ist ein Mindestabstand von 1 m
zu wahren.
Durch die Unterkreuzung darf die Ausnutzung der vorhande-
nen Schwachstromgestänge für den zu erwartenden Leitungszu-
wachs nicht gehindert werden. Auch dürfen die Schwachstromlei-
tungen eines Leitungsfeldes oder einer gleichmäßig durchgeführ-
ten Leitungsanlage nicht durch Über- und Unterkreuzungen in un-
zuträglicher Weise eingeengt werden.
In Fällen, wo die Unterhaltungs- und Erweiterungsarbeiten an
der Schwachstromlinie durch die unterhalb kreuzende Niederspan-
nungsleitung gefährdet werden, ist letztere für die Dauer solcher
Arbeiten auf Verlangen abzuschalten.
tsch und Dr.-Ing. h. c. Mam-
K. v.Borsig sowie der Direktor
ldebrandt,in Berlin.
die Direktoren Dr.-Ing. h.c. De
rot h von der AEG, Dr.-Ing. h. c.
der Knorrbremse A. G., Wilh. Hi
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftieitung
und ohne deren Verbindlichkeit.)
Entwicklung der Triebsysteme für Induktionszähler.
Zu dem Aufsatz des Herrn C. PAULUS in der „ETZ.*“ 1922,
S. 729, gestatte ich mir, soweit sich derselbe auf die Entwicklung
der T riebsysteme bezieht, folgendes zu erwidern
Schon ein Vergleich der Abb. 2 bis 4 mit "Abb. 5 läßt die
erundsätzliche Verschiedenheit beider Systemarter erkennen, die
-ich darin äußert, daß die für die richtige Wirkungsweise aufge-
stellten Bedingungen Wu uc: laugenutialen Anordnung weniger,
von der radialen hingegen in geradezu idealer Weise erfüllt wer-
den, und zwar ist dies augenfällig bezüglich des guten Eisen-
ala 3 matt.
31. August 1922.
schlusses beider Spannungsflüsse und des direkten Gegenteiles
beim Hauptstromfluß. Danach dürfte das radiale Triebeisen mehr
Anspruch darauf haben, in Zukunft als Regelausführung zu gel-
ten. Dahin führt auch die Tatsache, daß das von den Bergmann-
Elektrieitäts-Werken konstruierte und seit 1908 benutzte radiale
Triebeisen!) namentlich in neuerer Zeit von anderen namhaften
Zählerfabriken in ähnlicher Bauweise angewendet wird, so auch
von der AEG, die vorher ausschließlich das tangentiale führte.
Dieser Umschwung ist erklärlich, denn die charakteristischen
Grundzüge dieses radialen Spannungseisens bürgen, wie die Abb. 5
erkennen läßt, für die Erfüllung aller an ein solches Meßgerät zu
stellenden Forderungen.
So kommt es auch, daß sich dieses System z. B. im Bergmann-
Zähler seit 16 Jahren unverändert ganz beispiellos bewährt, wäh-
rend in dieser Zeit die verschiedenen tangentialen Triebeisen
öftere Umgestaltungen erfuhren, um das zu erreichen, was ihnen
gegenüber dem radialen hauptsächlich fehlte. Es fehlte vor allem
der eisengeschlossene Spannungstriebfluß, d. h. der Spannungs-
gegenpol auf der anderen Seite der Ankerscheibe, der sich beim
radialen Spannungseisen in ganz natürlicher zwangloser Weise als
einfacher Fortsatz des Joches ergibt. Hierdurch wurden wichtige
Eigenschaften verbessert, insbesondere gelang es damit dem Un-
terzeichneten im Jahre 1908, auf die künstlichen Hilfsmittel zur
Erzeugung der 90°-Verschiebung zu verzichten, die nicht nur den
Eigenverbrauch vergrößerten, sondern teilweise auch andere Nach-
teile mit sich brachten. Dieser um die Scheibe herumgreifende
Gegenpol der Abb. 5 wurde deshalb begreiflicherweise auch beim
tangentialen Spannungseisen angestrebt, jedoch konnte seine An-
wendung hier nur verhältnismäßig umständlich und dennoch un-
vollkommen gelingen; Abb. 4 enthält deshalb hierüber nur
schwache Andeutungen. '
Abb. 1.
Was den Aufbau anbelangt, bestätigen die Erfahrungen mit
den schon erwähnten weit verbreiteten Bergmann-Zählern, daß die
Mängel, die angeblich einen stabilen übersichtlichen Aufbau ver-
hindern sollen, gar nicht vorhanden zu sein brauchen. Auch der
hier in Abb. 1 wiedergegebene, seit 15 Jahren bewährte Dreh-
stromzähler derselben Firma, bei dem zwei solcher Triebeisen
nebeneinander benutzt werden, zeigt deutlich, daß sich dieselben
für einen mustergültigen Aufbau ganz besonders eignen. Es ist
also bei diesem Fabrikat jedenfalls nicht zutreffend, daß das Trieb-
system konstruktive Schwierigkeiten mit sich bringe, indem es
selbst zur Versteifung der Konstruktion dienen müsse, oder die
Festigkeit, Unabhängigkeit und Zugänglichkeit der Strom- und
pannungseisen verhindere, sondern man kann in dieser Hinsicht ge-
rade das Gegenteil feststellen.
Berlin, 2. VI. 192. Evan Evans.
Einiges über die Entwicklung ie Triebsysteme für Induktions-
zähler.
„. In Heft 21/1922 der „ETZ“ berichtet C. Paulus unter obigem
Titel über die Entwicklung der modernen Triebsysteme für In-
duktionzähler, unter besonderer Berücksichtigung ihres Wattver-
brauches im Nebenschlußkreis und beschäftigt sich dabei in der
auptsache mit dem sogenannten Dreifingereisen und dem B-Eisen.
ie Ausführungen des Herrn C. Paulus können nicht unwiderspro-
chen und unergänzt bleiben, da dasjenige Triebsystem, um welches
es sich zu Anfang und am Schluß des Artikels hauptsächlich handelt,
nämlich das Triebeystem des LJf-Zählers der AEG, mangels einer
1) Vgl. „ETZ“ 1909, 8. 279
e
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 35.
kS
1125
bildlichen Darstellung nicht genügend gewürdigt werden konnte. Es
sei deshalb an dieser Stelle besonders auf die Vorteile dieses Systems
hingewiesen. i ,
Das in der Abb. 2 dargestellte Triebsystem des LJf-Zählers mit
radial zur Systemscheibe gestelltem Spannungseisen und senkrecht
dazu angeordnetem Stromeisen hat gegenüber allen anderen Syste-
men infolge der gut geschlossenen Kraftlinienwege und der innigen
Verkettung der motorisch wirksamen Triebfelder den Vorteil eines
sehr geringen Eigenverbrauches im Nebenschlußkreis von 0,25 W
bei einem verhältnismäßig hohen Drehmoment von 6 cmg. Diese
günstigen Verhältnisse sind durchaus nicht eine Folge größerer
Abmessungen des Triebsystems, sondern lediglich eine Folge der
günstigsten Wahl aller in Frage kommenden elektrischen und kon-
struktiven Einzelheiten. Die Anordnung der dreifingrigen Span-
nungseisen mit umgreifendem Rückschluß bei verhältnismäßig
großen Triebfeldpolspuren hat sich in jeder Beziehung als vortei!-
haft erwiesen, so daß es möglich war, diese günstigen Verhältnisse
zwischen Drehmoment und Eigenverbrauch ohne Aufwand abnor-
maler Kupfer- und Eisenmengen zu erzielen. Dabei ist die Win-
dungszahl und die Drahtstärke der Spannungsspule so gewählt, daß
von unverhältnismäßiger Erschwerung und Verteuerung der Fabri-
kation nicht gesprochen werden kann. Es ist in letzter Zeit ver-
schiedentlich versucht worden, diese günstigen Eigenschaften des
LJf-Zählers zu erreichen, doch sind diese Versuche ohne den glei-
chen Erfolg geblieben.
Saia
Abh. 3.
Vergleicht man damit die Wechselstromzähler anderer Ausfüh-
"rung, so wird man finden, daß diese Verhältnisse, wie sie in vor-
bildlicher Weise der LJf-Zähler in sich verejnigt, von keinem an-
deren Zählersystem übertroffen werden. Es ist zwar ohne weiteres
möglich, durch entsprechende Erhöhung der Windungszahl und
Herabsetzung der Drahtstärke der Spannungsspule eine Vermin-
derung des Eigenverbrauches im Nebenschlußkreis herbeizuführen,
jedoch auf Kosten des Drehmomentes, eines gestreckten Verlaufes
der Belastungskurve und anderer vorteilhafter Eigenschaften des
Zählers. Beim LJf-Zähler ist dies nicht der Fall. Bei diesem
Zähler bleiben Drehmoment und Kurvenform in einem gleich gün-
stigen Verhältnis. Ein hohes Drehmoment und gute Fehlerkurven
sind aber ebenso wichtig, wie der geringe Eigenverbrauch im Neben-
schlußkreis.
Zähler anderer Systeme mit einem derartig geringen Eigenver-
brauch wie beim LJf-Zähler haben außerdem eine bedeutend höhere
Windungszahl der Spanungsspule und demzufolge einen viel dünne-
ren Draht nötig. Ä |
In konstruktiver Hinsicht stellt der LJf-Zähler der AEG eine
Originalität dar, wie sie bisher im Zählerbau noch nicht angewendet
wurde. Die dreieckförmige Verbindung der drei Konstruktions-
elemente: Grundplatte, Triebkernträger und Triebkern (Abb. 3) er-
geben ein äußerst starres System, so daß diese Teile fest und unver-
rückbar miteinander verbunden sind.
Es ist eine auf mechanischem Gesetz fußende Tatsache, daß die
dreieckförmige Verbindung die stabilste ist. Durch diesen Aufbau
werden die Zähler unempfindlich gegen Stoß und grobe Behandlung,
so daß eine Veränderung des Triebsystems durch gegenseitige La-
genänderung der Konstruktionselemente ausgeschlossen bleibt. Ab-
gesehen hiervon ist man auch in der Lage, durch Lösen von 4 Schrau-
ben das ganze Triebsystem des Zählers herauszunehmen. Diese An-
ordnung hat in bezug auf die Demontierbarkeit so große Vorzüge,
daß die Konstruktion verdient, besonders hervorgehoben zu werden.
Es soll dabei nicht unerwähnt bleiben, daß die Durchsichtigkeit des
Triebsystems in bezug auf Kontrolle des Luftspaltes und Spiel der
Triebscheibe in keiner Weise anderen Systemen nachsteht.
Eis ist eine irrige Annahme, daß jenes Bestreben, einen möglichst
geringen Eigenverbrauch der Wattstundenzähler zu erzielen, eine
Verwirrung bei den Abnehmerkreisen und auch bei den Herstellern
hervorrufen soll. Im Gegenteil, der Verbraucherkreis, d. h. die
Elektrizitätswerke müßten es schätzen, indem LJf einen Zähler zu
besitzen, welcher ihnen die größte Ersparnis im Betriebe verbürgt.
Auch die Folgerung, daß ein etwas höherer Wattverbrauch un-
wesentlich sei, ist unzutreffend, da bei kleinen und wenig benutzten
Anlagen, also ganz besonders bei Kleinabnehmern mit überwiegen-
dem Lichtverbrauch der Eigenverbrauch des Elektrizitätszählers
ganz ausschlaggebend ins Gewicht fällt, da der jährliche Verbrauch
desselben einen erheblichen Prozentsatz der überhaupt gezählten
1126
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 35.
SE.
31. August 1922.
Kilowattstunden ausmachen kann. Der ideale Zähler wäre natür-
lich der Zähler ohne Eigenverbrauch, wie der Amperestundenzähler
für Gleichstrom, der fast überall wegen des gänzlichen Fortfalls des
Eigenverbrauches, nebenbei auch wegen der geringeren Anschaf-
fungskosten den Wattstundenzähler aus den Kleinanlagen fast
gänzlich verdrängt hat. Da es aber einen brauchbaren Amperstun-
denzähler für Wechselstrom z. Zt. noch nicht gibt, und weil auch
aus meßtechnischen Gründen der Amperestundenzähler für Wechsel-
strom zunächst ausscheidet, weil er ja nicht den tatsächlichen Ener-
gieverbrauch mißt, so kommt also für Wechselstromanlagen nur ein
ROSEN NDS rzeble: mit sparsamstem Eigenverbrauch
in Frage.
Bei den heutigen hohen Strompreisen müßte also jedes Elek-
trizitätswerk solche Zähler wählen, die neben einer guten Fehler-
kurve den geringsten Eigenverbrauch haben.
Nach dem Vorhergesagten trifft es nicht zu, daß der LJf-Zähler
der AEG mit einem Wattverbrauch von 0,25 W im Nebenschluß als
in der Entwicklung des Zählerbaues „auf Abwege führend” ausge-
legt werden kann. Es ist im Gegenteil als ein Fortschritt in der
Zählertechnik anzusehen, daß die AEG das Streben nach einem be-
sonders sparsamen Wechselstromzähler in die Praxis umsetzte.
Es ist selbstverständlich, daß der geringe Eigenverbrauch als
solcher nicht schutzfähig ist, wohl sind aber die Mittel, welche zur
Erzielung eines geringen Eigenverbrauches angewendet werden,
patentfähig und diesbezügliche Patente sind auch erteilt.
Berlin, 30. VI. 1922. M. Helm.
Wagenführer-Kontrollapparat für Straßenbahnen.
Erwiderung zum Brief auf S. 866.
Ich schließe an die Ausführungen des Herrn GISBERT KAPP
an und gestatte mir folgendes zu erwidern: Beim Befahren großer
Steigungen oder Gefälle ist der Führer-Kontrollapparat ebenfalls
verwendbar, er besitzt zwar auf solchen Strecken eine andere Emp-
findlichkeit als in der Ebene, aber dennoch zeigt er die schädigende
Hantierung des Führers, das stoßweise Anfahren auf der Bergfahrt
und das stoßweise Bremsen innerhalb. der Talfahrt an. Der Apparat
ist sogar auf solchen Strecken besonders empfindlich. Eine Strom-
ersparnis auf Berg- und Talfahrt ist aber auch mit dem Apparat des
Herrn GISBERT KAPP oder mit Watt- oder Amperestundenzählern
nicht zu erzielen. Das Interesse der Führer, die elektrische Ein-
richtung schonend zu behandeln, wird natürlich gehoben, wenn es
durch geldliche Unterstützungen gefördert wird. Ich glaube das
Interesse durch Leistungszulagen auch bei den Führern zu wecken.
In der Werkstatt zahlen wir solche Leistungszulagen bereits mit
gutem Erfolg.
Wolff,
Magdeburg, 27. VII. 1922.
= Straßenbahn-Direktor.
LITERATUR.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
| Bücher.
Die Besteuerung der Gesellschaftsformen.
Karger. ‚„Elsners Betriebsbücherei‘‘. Bd. 21.
jur. Tänzler, Dr. W. v. Karger u. Prof. F. Leitner.
Verlag von Otto Elsner, Berlin 1922. Preis geb. 90 M.
Sonderabdrucke.
Friedrich Grieger, Dresden. Preisliste über gußeisengekapselte Steck-
vorrichtungen für 250 und 500 V, 2- und 3-polig, über Stall- und Keller-
Schalter ‚„Duro‘“.,
Paul Firchow Nachf., Berlin. Preisliste Nr. 30: Gleichstrom-Ampere-
stundenzähler für Zweileiteranlagen, Form ZA, Nr. 31: Wechselstrom-
zähler für induktive und induktionsfreie Belastung, Form ZW, Nr. 32:
Drehstromzähler für beliebig belastete Phasen zum Anschluß an drei Lei-
tungen, Form ZD,, Nr. 33: Drehstrom-Vierleiterzähler für beliebig be-
lastete Phasen zum Anschluß an vier Leitungen, Form ZD,.
Fehlbetrag und wirtschaftlicher Verlust bei der Reichsbahn.
Von Emil Schiff. „Technik und Wirtschaft‘‘ 1922, Nr. 4/5.
Listen und Drucksachen,
Telephon- und Telegraphenwerke Stöcker & Co., Leipzig. Haupt-Preis-
liste 1922. (Interessenten wird der Katalog auf Wunsch kostenlos übersandt.
Therma G. m. b. H., München. Es sind von den Mitteilungen dieser
Firma erschienen Heft 1—12 1921 und Heft 1—5 1922.
Zeitschriften.
„Archiv für Elektrotechnik‘, Bd. XI, 1922, Heft 2 enthält folgende
Arbeiten: H. Düll, Die Theorie des Kappschen Vibrators. H. Schering,
Die Erwärmung eines Kabels durch dielcektrische Verluste. J. Kruithof,
Die Eigenfrequenzen einlagiger Spulen. Heft 3: R. Richter, Das magne-
tische Feld in den Lufträumen elektrischer Maschinen. E. Giebe und G.
Zickner, Verlustmessungen an Kondensatoren. Cl. Schenfer, Die Be-
ständigkeit der Ölschicht in” Lagern.
Von Dr. jur. Alfred
Herausgegeb. von Dr.
123 S. in kl. 8°.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Die Preisbewegung an der Londoner Metallbörse. — Wie
die die Bewegung im 1. Halbjahr 1922 darstellende Abb. lerkennen läßt,
ist auf den Rückgang der Kassenotierung für Zinn (fine foreign) anfangs
April ein Aufstieg gefolgt, der den Preis zunächst auf nahezu 153 £/ton
und weiter bis 156 f führte; hier setzte wieder eine Senkung bis fast 148 £
ein (Mitte Mai), der sich eine abermalige Welle mit 155 £ als Höchstwert
und nahezu 150 £ als Tiefpunkt im Juni anschloß. Die Kurve hielt sich
Februar März April Mai Jun
KL
o Januar
Abb. 1. Preisbewegung an der Londoner Metallbörse im 1. Halbjahr 19223).
daan zwischen 152 nnd 153 £. Kupfer (standard, Kasse) zeigt eine ähnliche,
nur erheblich mildere Bewegung, die, mit etwa 57 £/ton beginnend und lang-
sam steigend, in den ersten Junitagen rd 63,5 £ erreichte und sodann zwischen
61 und 62 f verlief. Auch für Zink (amerikanisches) und Blei (englisches)
ergibt das Diagramm ein allmähliches Wachsen des Preises von beinahe
26 £ bzw. 23 £/ton auf 28 und 26 £. Die Notierung von Aluminium ist
Mitte Mai plötzlich von 120 auf 100 £, die des Antimons von 31 auf nahezu
28 £/ton gefallen, und Quecksilber hat Ende Mai und Anfang Juni
Steigerungen von ll auf schließlich 13 £/Flasche erfahren, gegen Schluß
des Halbjahres aber wieder annähernd 0,5 £ eingebüßt.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. — Die Preisstelle hat zwei in den Teuerungs-
zuschlägen gleichlautende neue Zuschlagslisten Nr. 62 (grün) und Nr.624
(gelb) für das Inland herausgegeben, die beide vom 24. VIII. an gelten, und
von denen die erste sich wieder auf die Abrechnung von bis zum 10. VIll.
einschl. angenommenen Aufträgen bezieht, während die zweite bisauf weiteres
Geltung hat. Sie liegen diesem Heftbei. Die Teuerungszuschläge sind größten-
teils erhöht worden. Ziffer 69a 3. umfaßt nunmehr auch Holzkontakte. Für
die Umrechnungsmultiplikatoren geltenab 24. VIII. die Angabender Tabellen-
ausgabe 19e. Wir verweisen bei dieser Gelegenheit auf eine Berichtigung
zu den Zuschlagslisten Nr. 60 und Nr. 60A, nach der der Teuerungszuschlag
auf konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) in Ziffer 31 nicht 6000,
sondern 6600% betrug.
Außenhandel.
Deutschland. — Die Ausfuhrmindestpreise für elektrische
Handstrahler, Heißluftduschen, Massageapparate urd Klein-
ventilatoren in leichter Ausführung sind ab 15. VIII. geändert worden.
Näheres darüber ist durch die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik zu
erfahren. — Das Goldzollaufgeld ist von 174000/, weiter auf 21900
hinaufgesetzt worden. — Der wirtschaftspolitische Ausschuß und der Aus-
fuhrabgabenausschuß des Reichswirtschaftsrates haben auf Grund von Aus-
führungen des Staatssckretärs Dr. Hirsch über die durch die Entwertung
der Mark geschu‘tene Wirtschaftslage einen Arbeitsausschuß eingesetzt, der
Vorschläge für die Jurch die Valutaverschlechterung gebotene Wirtschafts-,
Finanz- und Währungspolitik machen soll. Der Anpassung der Aus-
fuhrabgabe an die veränderte Devisenlage hat der wirtschafts-
politische Ausschuß trotz des Widerspruches der industriellen Arleitgeber
zugestimmt und beschlossen, daß bei der diesmaligen Steigerung der Aus-
fuhrabgabe die ganz überwiegend ausländische Rohstoffe enthaltenden
Erzeugnisse keine oder nur eine geringe Erhöhung erfahren sollen. Insoweit
Inlandrohstoffe den Weltmarktpreis wieder erreichen oder überschreiten
sollten, sei eine schleunige Überprüfung der Tragfähigkeit der betreffenden
verarbeitenden Industrien vorzunehmen. Der Ausschuß behält sich vor,
bei wesentlicher Veränderung der Verhältnisse die Regierung evtl. wieder
zu einer generellen Ermäßigung der erhöhten Ausfuhrabgabe aufzufordern-
Soweit gegen letztere begründete Einsprüche erfolgen — solche sind bereits
ı) Nach „Engineering“ Bd. 114, 1922, S. 24. Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 719.
En U m -= TE e m ip e a
i
i
|
4
31. August 1922.
u.a. vom Eisen- un a Stahlwarenindustriebund und seitens des Verbandes
ı sächsischer Industrieller erhoben worden —, wird die Regierung gebeten,
ı den Ausfuhrabgabenausschuß damit beschleunigt zu befassen. — Im „Reichs-
anzeiger‘‘ 1922, Nr. 183 sind das Gesetz über die Neuregelung der sta-
tistischen Gebühr vom 18. VII. sowie eine Verordnung über Anderung
der bisherigen Ausführungsbestimmungen zum Gesetz über die Statistik
des Warenverkehrs mit dem Ausland und eine solche über die Umrechnung
des für die Statistik des Warenverkehrs mit dem Ausland in ausländischer
Währung angegebenen Fakturen werts in die deutsche Währung veröffentlicht
worden. Die Gebühr hat danach eine Erhöhung erfahren; als Berechnungs-
zrundlage dient künftig in der Regel nicht mehr die Menge, sondern der Wert
der angemeldeten Waren, von dem sie grundsätzlich 0,1°/,, beträgt. Außer-
dem ist eine Reihe von Befreiungsvorschriften fortgefallen. Für Zwischen-
scheine muß eine statistische Gebühr von 1 M gezahlt werden. — Mit Ge-
nebmigung des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung kann Ex-
»rteuren, die ältere Ausfuhrbewilligungen besitzen, auf denen ein Presse-
beitrag, der übrigens bei der Ausfuhr nach dem Saargebiet vorläufig nicht
erhoben wird, von 1,5% berechnet ist, der Betrag erstattet und die geringere '
Gebühr von 1,5 °/,, in Ansatz gebracht werden, wenn die Bewilligung noch
nicht benutzt worden ist. Soweit sie teilweise verwertet wurde, soll nur für
den Rest anteilig die alte Abgabe zurückerstattet und die neue Gebühr an-
gerechnet werden. Bezügliche Anträge müssen bis zum 31. VIII. der be-
willigeenden Stelle eingereicht sein. — England. Im Juli hat der Au Ben-
handel mit elektrischen Waren und Apparaten bei der Einfuhr
110337 £ ergeben, d. s. 4415 £ weniger als im gleichen Monat von 1921
(114752 £). Der Wert der Ausfuhr betrug 536 274 £ und war damit um
621317 £ geringer als im Juli 1921 (1,158 Mill. £). — V. S. Amerika. Nach
der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘ hat der amerikanische Senat nunmehr den Zoll-
tarifentwurf der Regierung angenommen. Das Gesetz geht jetzt wieder
an das Repräsentantenhaus. Es wird als eine stark schutzzöllnerische Maß-
nahme bezeichnet und enthält sehr viele Änderungen der von letzterem an-
«nommenen Vorlage. Der Präsident wird ermächtigt, bis 1. VII. 1924 die
%lle nach oben und unten bis zu 50% zu modifizieren. Daß der Entwurf
die ausländische Bewertung fordert, ist bekannt.
Neue Gesellsehaften.— Kraftwerk Beyenburg G. m. b. H.,
Barmen. Gegenstand: Betrieb eines Kraftwerks und aller damit zusammen-
hangenden Geschäfte. Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Müller & Co., A. G.
für Elektrizitätsunternehmungen, Nürnberg. Gegenstand: Fort-
führung des bisher unter der Firma Müller & Co. betriebenen Fabrikunter-
ne>hmens sowie jedwede Betätigung auf dem Gebiete der Elektrotechnik, der
Krafterzeugung usw. Grundkapital 6 Mill. M. — Vöco, elektrotechni-
sche Fabrik Joh. Völkel & Co. m. b. H., Nürnberg. Gegenstand: Fabrika-
tion elektrischer Maschinen und elektrischer Installationsmaterialien. Stamm-
kapital:0,15Mill.M. — Le yh & Bosch G. m. b. H., Stuttgart. Gegenstand:
Herstellung und Vertrieb elektrischer Apparate und Kleinmotoren. Stamm-
kapital: 90 000 M. — Städtische!Werke Schneidemühl, G. m. b. H.,
Sch wweidemùh?l. Gegenstand: le Bezug und Lieferung von Licht-,
Heiz- und Kraftmitteln aller Art usw. Stammkapital: 0,9 Mill. M. — Kurt
Wieter G. m. b. H., Spezialfabrik elektrischer Heizkissen, Falken-
stein (Vogtl.). Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrischer Heizkissen,
H-izbandagen usw. Stammkapital: 75 000 M. — H. und W. Kamphausen
Elektrizitätsgesellschaft m. b. H., Rheydt. Gegenstand: Fabrikation
und Vertrieb elektrotechnischer und technischer Maschinen usw. Stamm-
kapital: 0,28 Mill. M. — Göpfert & Co., G. m. b. H. Eiringhausen.
Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrischer Artikel und Apparate.
Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Wenger, Isoliermaterial G.m. b. H., Ber-
lin. Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb elektrotechnischer Isoliermateria-
hen. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Bauer & Cie, Elektromotoren, Ge-
neratoren u. Apparatebau, Konstanz. Offene Handelsgesellschaft. —
Jaeger & Co. Research Laboratorium G. m. b. H., Berlin. Gegenstand:
Herstellung und Verkauf von Apparaten auf dem Gebiet der drahtlosen
Telegraphie und Telephonie. Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Albert Ober-
moser Elektromotoren werk A. G., Bruchsal. Gegenstand: Herstellung
und Vertrieb elektrischer Kleinmotoren usw. Grundkapital: 1,5 Mill. M. —
Elektro-Heizapparate-Werke Paul u. Jäger, Kommanditgesellschaft
Rielafingen. — Gas- und Eltwerke Recklinghausen, G. m. b. H.
G'genstand : Gemeinsame Betriebsführung der Gas- und Eltwerke der Stadt
Recklinghausen und der Gemeinden Recklinghausen-Land, Suderwich und
Ver. Stammkapital: 20 000 M. — Oderbrücher Elektrizitäts werke,
G. m. b. H., Neutrebbin. Gegenstand: Erzeugung und Vertrieb elektrischer -
Energie und Installationen. Stammkapital: 1 Mill. M. — Watt Elektrizi-
täts.A. G., Dresden. Gegenstand: Jede Art der gewerblichen Ausnutzung
der Elektro-,Maschinenbau- und Montantechnik, insbesondere die Erzeugung
und der Vertrieb elektrotechnischer Artikel. Grundkapital: 1,2 Mill. M. —
Paul Schachel A. G. Fabrik elektrischer Werkzeugmaschinen,
B-rlin. Grundkapital: 1 Mill. M.
Von der Börse. — (16. VIII. bis 22. VIII. 1922.) Durch die fort-
schreitende Verschlechterung unserer Währung geförderte Devisenspeku-
lation, Geldmangel und Befürchtungen hinsichtlich des Einflusses der
Markentwertung auf die Leistungsfähigkeit der Industrie, insbesondere
soweit diese vom Bezug fremder Rohstoffe abhängt, haben das Effekten-
geschäft der Berliner Börse zunächst geschwächt, so daß i. a. nur Valuta-
papiere und die Aktien solcher Unternehmungen wesentliche Beachtung
fanden, die für Konzentrationen im Interesse einer Verbreiterung der finan-
zellen Basis und der Brennstoffversorgung in Frage zu kommen schienen.
B:i stark schwankender Bewertung der fremden Zahlungsnittel und zu-
nehmender Nachfrage seitens des Auslandes stiegen dann die Kurse auch
auf anderen Gebieten, vor allem die Notierungen exotischer Werte, bis
gegen Schluß der Berichtsperiode eine auf Poincar&s Hetzrede in Bar-le-Duc
Elektrotechnische Zeitschrift., 1922. Heft 35.
Spanien (Pes)
1127
folgende weitere Erhöhung des Dollars bis 1305 wieder Zurückhaltung ver-
anlaßte. Das voraussichtliche Ergebnis der Verhandlungen zwischen Mit-
Ben der Reparationskommission und der Reichsregierung wurde in
örsenkreisen ziemlich skeptisch beurteilt. Bei den Elektroaktien fielen
die Höchstwerte diesmal fast durchweg auf den letzten Börsentag; es sind
z. T. recht erhebliche Kursbesserungen zu vermerken, so bei der Accumul.-
Fabr. 140%, bei El. Licht- u. Kraft 109%, bei der Ges. f. elektr. Untern.
92%, bei M. Schorch & Cie., einen Unternehmen, das mit der Transaktion
Sachsenwerk-Phönix in Verbindung gebracht wird, 120%, beim Sachsen-
werk selbst 110%, bei Schuckert & Co. 105% und bei 8. & H. 160%. Die
infolge eines Druckerstreiks zuletzt nicht mehr erreichbaren Notierungen
der Frankfurter Börse können nunmehr wieder mitgeteilt werden.
Höch-
ster
Niedrig-
stér 22. VII.
Letzte
Dividende
Gesellschaften
Accumul.-Fabr., Berlin | 25 | 1510 1510 1650 1650
A. G. f. El. Anlg., Berlin... | 8. | — I - | -|
A.E.G., Berlin . 2. 222202. 16 797 790 84? 842
a » Vorz.-A...... 3 120 118 138,50 138,50
R » Vorz.-B...... 725 | 165 163 180 180
Bergmann, Berlin ....... 20 9% 690 725 725
Continent. Ges. Nürnberg . . . .| 8 — ; =| = =
= > > Vorz.-A.| 8 460 460 490 480
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln 5 683 683 830 830
„ Niederl. „ s: — 679 662 725 725
„ Südan. „ E E :; 576 576 655 655
„ Kabelwerke, Berlin . . .| 20 505 505 555 555
Elektra, Dresden . . . ah’ 10 255 255 280 280
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 40 490 599 599
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .! 16 570 570 620 620
E. W. Bene Se A o 10 255 285 836 336
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 1032 1032 | 1095 1090
Ges. f. elektr. Untern., Berlin 20 630 630 722 T22
Hackethal, Hannover .. . . .| 20 650 650 690 690
Hamburgische E. W- ..... 10 390 381 400 381
Körtings Elektr.-W., Berlin .| 50 1290 1290 1350 1340
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 495 490 500 500
C. Lorenz, Berlin ....... 35- | 810 778 830 830
Dr. Paul Meyer, Berlin .. . .| 15 40) 40 424 424
Mix & Genest, Berlin .... .| 16 599 580 598 580
Neckarwerke, EBlingen ... .| 10 410 370 490 4%
Oberbayer. rlandz., München! 9 365 350 365 350
H. Pöge, Chemnitz ..... . | 12 520 510 525 525
TOA, > Vorz.-A.. | 7 103 102 105 102
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 440 430 440 430
ss ER iy „ Vorz.-A| — 110 110 120 120
M. Schorch & Cie., Rheydt. . .| 10 620 660 720 720
Sachsenwerk, Dresden . . .. . 20 765 765 875 875
Schuckert & Co., Nürnberg .| 16,7 |1015 1015 IN% 1120
„Siemens“ El. Betr., Berlin . .| 0 160,25] 159,75 179,50) 179,50
Siemens & Halske, Berlin 20 1645 |1620 . 1780 | 1780
Stettiner E.W. . .. 2.2 2.. 15 441 426 447 447
Teleph.-F. Berliner, Hannover 20 |, 6% 660 690 660
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin! 35 900 | 900 | 930 | 930
Voigt & Haeffner ... 20 685
y Vorz.-A. .| Frank- | 20 560
Emag. Elektr.-A.G. . .( furt 22 500
Main Kraftwerke, Höchst([ a. M. | 10 324
Heddernh. Kupferw. u.
Südd. Kabelwerke . . 20° 830
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im August:
in
Christiania (Kr.) .. . | 325,59
339,57 | 251,19 | 225,72] 204,24 | 216,73
Helsingfors (finn. M) 45,94: 41,95] 30,96) 26,77| 25,32) 25,97
Holland (Gld) . 719,10 | 769,04 | 563,29! 505,87 | 456,93 | 437,38
Italien (L)... ... 80,40| 87,89) 64.67) 58,18| 53,03| 56,52
Kopenhagen (Kr) . . . | 410,49 | 426,97 | 31261 |.280,65 | 253,68 | 270,66
London (£) ..... 8239,65 8838,9) '6466,90 5817,70 5253,40 '5662,95
New York ($) 1847.68 [1972,53 1438 20 |1293,35 11163.53 1250,93
Österreich (K) 0,01 0,02 0,02 0,02 0,01 0,02
Paris (F) ...... 139,82 | 153,31| 114,36 | 103,62| 93,63| 99,88
Prag (Kt) ...... 67,91) 6442| 50,69! 3995| 35,46 | 37,55
Schweden (Kr) . . . . | 499,37 | 525.34 | 383,52 | 344,07 | 310,61 | 331,09
Schweiz (Fr). 348,56 | 376,53 | 275,65 | 247,94 | 223,22 | 238,85
279,65 | 306,37 | 225,97 | 202,50 | 183,27 | 196,55
Baumarkt. — Greiz. Man hat für den Bau des Elektrizitätswerkes
9 Mill. M bewilligt. — Hagen. Die Stadtverordneten haben beschlossen, mit
den Vorarbeiten für ein drittes Elektrizitätswerk zu beginnen. — Lüben
(Schlesien). Für den Ausbau des Ortsnetzes ist eine Anleihe von 2 Mill. M
genehmigt worden. — Oberkoskau (Thüringen). Man plant eine Talsperre
mit einem Staubecken von 3,4 Mill. m? als Kraftquelle für die Industrie usw.
Der Kostenaufwand solletwa 35 Mill. M. betragen. — Ölsnitzi.V. Das städ-
1128
Elektrotechnische Zeitschrit. 1922. Heft 35.
31. August 1922.
tische Elektrizitätswerk soll Anschluß an das staatliche Leitungsnetz er-
halten. — Reutte (Bayern). Wie berichtet wird, soll auch der Plansee zu
industriellen Zwecken herangezogen werden. Der Markt Reutte will sein
Elektrizitätswerk erheblich erweitern. — Stolp (Pommern). Die Stadt-
verordneten haben für die Erweiterung des Elektrizitätswerkes 0,83 Mill. M
bewilligt. — Weißenburg (Bayern). Für den Ausbau des Ortenetzes und
eine neue Transformatorenstation sind 0,4 Mill. M bewilligt worden.
WARENMARKT.
Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigter Fabri
kanten isolierter Leitungsdrähte (V.L.G.), Berlin, berechnet ab 25. VIII.
bis auf weiteres auf die Liste Nr. 11 vom 1. IV. folgende Teuerungszu-
schläge: Für NGA, NGAB, NGAF, NGAT, NGAZ von 1 bis 2,5 mm? so-
wie für NFA schwarz imprägniert 450%, für die erstgenannten 5 Typen
von 4 mm? und mehr 370%, für NPL, NPLR, NPLS, NSA und NFA mit
Glanzgarnbeflechtung 480% und für alle übrigen Typen 550%. — Isolier-
rohre. Von der Verkaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten, Berlin,
sind für Lieferungen ab 24. VIII. die zu den Preisen der Liste vom 24. X.
1921 hinzuzurechnenden Aufschläge für Bleirohr, lackierte, farbige Gal-
vano- und Gelblackrohre nebst Zubehör auf 2100%, für Messingrohr mit
Zubehör auf 3200%, für Stahlpanzerrohr und Zubehör auf 3300% und
für schwarzes Papierrohr auf 2200 % erhöht worden. — Verbrennungs-
kraftmaschinen. Der Motorenverband, Berlin, hat die Teuerungs-
zuschläge zu den Grundpreisen von 1921 für alle Dicselmotoren auf
10000/ für alle übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre An-
wendungen auf 1300°/, erhöht. — Kohle. Die Kohlenförderung des
Ruhrbeckens einschl. der linksrheinischen Zechen betrug im Juli
an 26 Arbeitstagen (23% i. Vm.) 7,864 Mill. t (7,078 i. Vm.). Die
arbeitstägliche Förderung erreichte 0,302 Mill. t (0,298 Vm.). — Im
deutsch- oberschlesischen Revier wurden im .Juli 0,688 Mill. t ge-
wonnen gegen 0,611 i. Vm. — Der englische Kohlenmarkt ist noch immer
sehr fest; beste schottische Doubles (Nuß II) werden frei Hamburg zu
28 s 9 d/ton angeboten. — Erze. Der Berg- und Hüttenmännische Verein
in Wetzlar hat die Preise von Eisenstein für August je nach Sorte um etwa
34 bis 45% erhöht. Für Roteisenstein werden jetzt auf Basis von 42% Fe,
28% SiO, bei 1200 M/t Grundpreis nach Skala I 55 M je Prozent Fe und
nach Skala II 33 M je Prozent SiO, berechnet. Der Siegerländer Eisen-
steinverein hat den Preis für Rohspat und Braunstein auf 1980 M, für Rost-
spat auf 2676,50 M/t festgesetzt. — Eisen. Im „Reichsanzeiger‘‘ 1922,
Nr. 185 sind nunmehr die vom Eisenwirtschaftsbund ab 21. VIII. festge-
setzten Höchstpreise für Roheisen, Ferromangan und Ferrosilizium be-
kannt gegeben worden (vgl. „ETZ‘ 1922, 8. 1104). — Schrott. Am 23.
VIII. wurden für Kernschrott 14 000 M, für Späne 12000 M, beides frei
Essen, und für Maschinengußbruch 16 000 M/t frei Berlin gezahlt. — Kupfer.
Nach ‚The Japan Chronicle“ (‚„Weltw. Nachr.‘‘) wird seit einiger Zeit
sehr billiger deutscher Kupferdraht in beträchtlichen Mengen nach China
eingeführt und erobert allmählich den Markt. Man rechnet demnächst mit
einem scharfen Kon nzkampf zwischen japanischem und deutschem
Erzeugnis auf diesem Gebiet. — Edelmetalle. Der Ankauf von Gold
für das Reich erfolgt neuerdings zum Preise von 5000 M/Zwanzigmark-
stück. Am Berliner Markt zahlte man am 24. VIII. für das gelbe Metall
fein 1200 bis 1300 M/g, für Platin 4600 M/g und für Silber 60000 M/kg. —
Baumwolle. Die New Yorker Notiz lautete am 23. VIII. auf 22,90 cts/lb,
die’ Bremer auf 826,60 M/kg. — Gummi. In London lag Gummi in letzter
Zeit unverändert schwach; am 23. VIII. wurden Crepe und Sheets mit
7 d/lb. notiert. — Karbid. Nach Preiserhöhungen seitens des Karbid-
Syndikats kostet jetzt prima Kalziumkarbid, grobkörnig (Körnung 25/50,
50/80 und Y, mm) 4050 M, dsgl. mittelkörnig (25/33 mm) 4150 M, dsgl.
feinkörnig (4/7, 8/15, 15/25 mm) 4300 M/100 kg Reingewicht, einschl. Ver-
packung ab Lager. — Benzol. Vom Benzolverband, Bochum, sind die
Kleinverkaufspreise ab 21. VIII. wie folgt erhöht worden: Tetralitbenzol
70,50 M, gereinigtes B. V. Motorenbenzol 84 M, dsgl. Toluol 92,80 M, dsgl.
Lösungsbenzol II 66,70 M, Benzolvorlauf 76 M, ungereinigtes Schwer-
benzol 34,50 M/kg ab ee — Schellack. Fine Orange
kostet etwa 2200 M/kg. — Ole und Fette. In Amerika sind z. Zt. wieder
größere Bestände an Schmierölen vorhanden, ein Weichen der Preise
war jedoch nicht festzustellen. Die Zufuhren nach Hamburg betrugen in
der Vorwoche etwa 10000 t. Am dortigen Markt gelten etwa folgende
Preise je 100 kg ab Lager Hamburg ohne Faß: Pennsylvanisches HeiB-
dampfzylinderöl, Visk. 5 bis 6 bei 100°, Flp. 310/3209, 7,65 $; dsgl.
Sattdampfzylinderöl, Visk. 4 bis 5 bei 100%, Flp. 270/2800, 5,65 $;
dsgl. hochflammige Maschinenöl-Raffinate, Visk. 6,5 bis 7 bei 500,
Fip. 2200, 7,95 $; dsgl., Visk. 4,5 bis 5 bei 500, Flp. 215, 6,85 $; amerikan.
Maschinenöl-Raffinate, Visk. 8 bis 9 bei 500, Flp. 190°, 7,30 $; dsgl., Visk.
4 bis 5 bei 50°, Flp. 180/185”, 5,45 $; hellgelbes Maschinenfett, unbe-
schwert, Tropfp. 80/900, 7,25 $. Dazu kommt der jeweils gültige Zoll (z.
Zt. 1740 M/100 kg Reingewicht). — Leinöl wird aus Holland mit 47,5 Gld je
100 kg angeboten. Am deutschen Markt forderte man am 23. VIII. 260M/kg.
Rizinusöl 1. Pressung notiert etwa 300 M, Ware 2. Pressung 290 M/kg.
— Terpentinölliegt in Amerika sehr fest; New York notierte am 23. VIII.
1,27 $/Gallone. In Hamburg verlangten die Händler für amerikanische
Ware 400 M, für französische 370 M/kg. — Metallhalbfabrikate. Nach
Bericht der Rich. Herbig & Co. G. m. b. H., Berlin, betrugen die Ver-
bands-, Grund- und Richtpreise je 100 kg am 23. VIII. unverbindlich für
Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 64100 M, Aluminiumrohr 75000 M,
Kupferbleche 51 720 M, Kupferdrähte, -stangen 49 500 M, Kupferrohre
o. N. 52 800 M, Kupferschalen 52 500 M, Messingbleche, -bänder, -drähte
46.000 M, Messingstangen 36 000 M, Messingrohre o. N. 51 000 M, Messing-
Kronenrohr 60 000 M, Tombak (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen
37 000 M, Neusilberbleche, -drähte, -stangen 90000 M, Schlaglot 36 500 M .—
Altmetalle. Am 24. VIIL wurden am Berliner Markt folgende Preise ge-
zahlt: für altes Elektrolytkupfer 49 500 bis 50 500, unverzinntes Schwer-
kupfer 48 000 bis 49 000, Maschinenrotguß 35 000 bis 36 000, Messingzünder,
pulver- und eisenfrei, 32 000 bis 33 000, Messingkartuschen, pulver- und
eisenfrei, 36 500 bis 37 500, reine weiche Messingblechabfälle 36 000 bis
37 000, Messingschraubenspäne 30 000 bis 31000, altes Weichblei 21 000
bis 21500, Zinkzünderlegierungen 20500 bis 21 000, Altzink 20000 bis 20500,
Reinaluminium-Blechabfälle (98/89%) 61000 bis 62000 M/100 kg in ge-
schlossenen Quantitäten und Wagenladungen. — Metallpreise. Die No-
tierungen der Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw.
der Kommission des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen
sich ab Lager in Deutschland) lauten in M/kg:
Metall 3. VII. | 23. VIIL 21. VIII.
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . . . .... 745,50 434,21 385,66
Raffinadekupfer 99/99,3% 520—540 395—400 335—840
Originalhüttenweichblei .. 215—225 165—170 130—133
Originalhüttenroh zink, Preis im
freien Verkehr ..... . f| 270—290 195—2056 155—160
» (Preis d. Zinkhūttenverband.)| 274,39 182,07 175,70
Plattenzink (remelted) von
handelsüblicher Beschaffenheit| 210—220 150—155 135—140
Originalhüttenaluminium `
- 98/99% in Blöcken, Walz-oder
Drahtbarren . .. 2.2 aeae’ 725 677 468
dgl. in Walz- od. Drahtbarren
U a aa A E G a ea 7127,5 579,5 470,5
Zinn, Banka, Straits, Austral. l
in Verkäuferswahl . ..... 1330—1340 | 1000—1040 | 850—855
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 1315—1325 | 980—1000 | 830—835
Reinnickel 98/99% . e | 1140—1150 | 890—900 710—720
Antimon -Regułus ...... 185—190 143—148 112—117
Silber in Barren rd 900 fein für
l kg fein
u Ma 59000 - 60000 38500 — 39500, 24500— 25000
An der Londoner Metallbörse wurden nach,, Mining ‚Journal‘ am
18. VIII. 1922 für l ton (1016 kg) notiert: i
£ s d £ 8s d
*Kupfer: best selected. . . . 2. 2... 6 10 ° Obs 68 10 0
You electrolytic . . 2.2 2.2.. 7 0 0, 1 0%
Bo wire bars . . 2 2 2 2 22020. 11 O Oog ee
et standard Kasse. ...... 63 17 6, 4 0 0
Ae i 3 Monate.. ... 6& 0 O, 64 2 6
Zinn: standard, Kasse . .. 2. 2. 2... 161 12 6 „ 161 15 0
„ „ 3 Monate . ...... 161 12 6 S 161 15 0
„ straits . . .. e o ùo sss» ‘s o 162 7 6 „ 162 15 0
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei.. 24 15 0, 4 0 0
» gew. engl. Blockblei ....... 0 0 y = e
Zink: gew. Sorten .. 2. 22 2 2020. 31 10 0 „ 30 15 0
a Temeëlted s ; 23 sau. una 29 10 0, — — —
» engl. Swansea .. 2. 2 2 2 20. 31 15 0 lieferbar Swansea
Antimon: engl. Regulus ........ 32 £ 108/35 £ net. je nach Menge
Aluminium: 98 bis 99% .. 22.20. 105 £ Inland, 110 £ Ausland.
Nickel: 98 bis 99% garantiert ..... 145 £ (Ia- und Ausland).
Wismut: je lb. .. 2.2 2 2 22220. 98.
Platin: je Unze nom. . . . 2 2 2 20. 19 £ 10s.
Quecksilber : nom. für die 75 lbs.-Flasche 12 £
Wolfram: 65% je Einheit.. .. .. . 12 s 6d/13 s.
In New York notierten am 25. VIII. 1922: Elektrolytkupfer loco 13,87
bis 14,00; Eisen 32,00; Blei 5,95; Zink 6,22; Zinn 32,00 cts/lb.
*) Netto.
Berichtigung.
In den Zuschlagslisten der Preisstelle des Zentralver-
bandes der deutschen elektrotechnischen Industrie Nr. 60 (grün)
und Nr. 60 A (gelb) muß der Teuerungszuschlag bei Zif-
fer31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen)
auf S. 1080 b der „ETZ“ statt 6000 % lauten 6600 %.
In dem Bericht über das JubiläumderRheinelektra
aufS. 1015 der „ETZ“ muß es in der 17. Zeile von unten heißen „das
2000ste Ortsverteilungsnetz“ anstatt „das 1000ste Ortsverteilungs-
netz“.
Abschluß des Heftes: 12. August 1922.
Für die Schrifvleitung verantwortlich: B. O. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
— m u
ES -a y P a ao l MÁ
81. August 1028.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1932. Heft 35.
1128 a
Zuschlagsliste Nr. 62 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, gültig ab
24. VIIL 1922 für Abrechnung von Aufträgen, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind, und nur für das Inland.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 62A.
Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek-
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis-
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. Bei den in der
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso-
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech-
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird
der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet:
1. Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert,
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag.
2. Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert,
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell-
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonaut oder
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch
‚die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit.
3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit
geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver-
zögerung durchgeführt werden kann.
4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich-
zurechnen.
5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be-
treffenden Verbände.
Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund-
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ)
wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An-
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100.
Zuschlagsliste Nr. 62 A (gelb) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie,
.- gültig ab 24. VIII. 1922 bis auf weiteres und nur für das Inland,
Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom
24. VIII. 1922 ab angenommenen Aufträge.
A. Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Versand-
bereitschaft geltende Teuerungszuschlag.
Zahlung. Mindestens % des Bestellwertes am Bestelltage,
Rest bei Versandbereitschaft.
B. Abweichendhiervon gelten für Maschinen über 100 kW
bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr./min., und Zubehör, auch voll-
ständige Anlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren über
100 kVA, Apparate für 50000 V und mehr, Dampfturbinen und
Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen,
Vollbahn-Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt-
anlagen folgende Bestimmungen:
Berechnung. Berechnet wird der er der
sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage
der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate
an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die Anzahl
dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung
und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge zählen
mit.
Zahlung. Mindestens 50 % des Bestellwertes am Bestell-
tage. Diese 50 % sind aufzufüllen nach Ablauf
von 4 der angegebenen Lieferfrist auf 60% des sich jeweils nach
n " " 0/, der Berechnung unter
n a 7 " i „ 750%,) B ergebenden Preises.
C. Andere Berechnungsformeln bzw. Zahlungsbedin-
gungen haben: Isolierrohr, Glühlampen, Telegraphie und Fern-
sprechwosen, Gummifreie Isolierstoffe,
l ee
Gegenstand | en
Vo
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh-
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus-
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
1. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA
bei Generatoren... 2.22 22000. essen 9 700
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100kVA | „rg 1000
bei Generatoren. . . 2 2.222200. Umdr 10 100
3. über 100kW bzw. über 100kVA bei Gene- i
Taloren. e e 00 a o aE a a ne 10 400
Sonderausführungen.
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . ..... 9 800
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . . . . . 8 000
5a. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei-
stung von 4k VA bis 35 kVA u. Widerstandsstumpfsch weiß-
maschinen mit einer Dauerleistung von 4kVA bis 120k VA 6 500
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs-
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . 9 700
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . . 2. 2 2... 6 500
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Moterschleifen,
Motortragen, Motorwagen . . . 2. 2» 2222200 9 700
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene-
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen,
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator-
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW,
“ bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalnotören bis 20 kW,
bezogen auf 1000 Umdr. . . 2 2 esenee eene 9 800
Dampfturbinen.'
10. Turbosätze, bestehend aus
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 9 000
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn-
Anlagen sens Dampfturbinen und Kondensations-
E araoa 3 a a a E i Me ; 8 600
11. ogenernloren aen RE EEE 9 100
12. Dann urbinen, Zahnradvorgelege, ' urbokonpressoren
und Turbogebläse allein . . . 2 2 2 2220000. 7 800
13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate
allein a a a a ee ee E è 9 700
—n
N) Hiernach werden auch berechnet:
Teuerungs-
| 0000 een zuschlag
o
Zubehör zu Maschinen.
14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck-
schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(ausschl. Selbstanlasser
f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 9 700
15. Schützenstenerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier-
apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
steuerung, Bremsmagnete . . 2. 2 2 2 2200.00 10 100
16. Gleitschienen, Verankerungen. . . . 2... 22020. 9 700
16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . 9 800
Bahnmaterial.
17.. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung . . 9 200
elektr: Bremsen ed 150 kW s Kh 10 100
17a. Bahntransformatoren . .. 2. 2 2 220er 10 100
17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige
Aggregate) sassa ew io nanna er 9 700
17c. Hilfsmotoren . . . . . 2 2 ee ae een nenn 9 800
18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr.
Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
materialien für Bahnfahrzeuge . . o. 2 2 v2 202. 8 900
18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 8 900
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
tiven für Bergbau und Industrie. . . .. 2 2 220. 9 000
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn-
Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 10 000
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 9 000
2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge .... . . . 6 500
Transformatoren!) und Gleichrichter.
22. Öl- und Trooken-Transformatoren bis 100 kVA 9 700
22a. o „.. über 100 kVA .. 10 100
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör „. . . 9 800
23a. Ersatz-Glaskörper. . . 2. 2 2 2 0 een een. 2100
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . 10 400
Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
1128 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 35. | 31. August 1922.
Teuerungs-
Gegenstand nn
č (°)
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen.
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger,
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht
` 27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für
Schalttafelbau . .. 2.22 222020. RR 10 100
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . 8 500
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
Streckensohalter, soweit nicht für Öl . . 2 2 2 2.2. 10 100
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar-
mierte Wanddurchführungen . . . 2. 2 2 22200. 10 100
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 8 500
30. Freileitungs-Hömerschalter. . . . 2 2 2 22 20. 10 100
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) .... . 9 600
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . . . . . . 10 100
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und
Erdungsdrosselspulen) . . .. . . FREE A ee 10 100
34. Schutzdrosselspulen . . . 2 2 2 2 22 ee. 9 800
35. Erdungsdrosselspulen . . 2 2 2 2 200er. 10 100
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 10 100
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen
Sammelschienen, Verbindungaleitungen und Kleinma-
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . 2.2. 2 2 22. 10 100
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte .. .... . 10 100
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäue . 10 100
MeBapparate und Zubehör.
4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lations- und Leitungsprüfer . . . » 2 2 2 v2 anan. 7 400
41b. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein-
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel-
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . . 2. 22. . 7 400
4lc. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . . . . T 400
42. Zähler.. 2.2. .... a D o 5 500
43. Meßwandler und Zubehör . ... sese sns aen. 8 700
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ...... 9 800
45a. Zweiteilige Sioberungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe,
A orng bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-,
Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . e sesoses. 6 300
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI . 2 I cc... 9 200
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauven 6 300
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit
Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. . . CC e... 8 500
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring-
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . 2 2 2 22... 8 600
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 6 300
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens)... . 6 300
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in QuB-
EHAUBE- ur e ee ee e e bea h $ 8 600
bi, ileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei-
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 8 600
62. Zählertafeln, armiert . . . m even Be 7 300
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
Teuerungs-
Gegenstand ruschlag
u)
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und
Klemmen u. dgl... 2... 2. 222 rennen. 8400
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes
Instellationsmaterial . . . 2 oo auaa aee Sr 8600
55a. Metallfassungen . . . 2 2 2 m aan 84100
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder
u. dgl. ah a en BER ee a a te re 8400
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por-
zellan und Isolierstoff . . ... 2... a 8400
60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. der. zwei-
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . 2.2... 84100
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. —
Glühlampen.
68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- \ l
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Neue
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) | Listenpreise
sowie Telephonlampen. .... . Be a egn e
Telegraphie und Fernsprech wesen. :
698. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke
(Wecker) sowie Aus-u. Umschalter f. Haussignalanlagen 3200
2. Kontekt-Vorrichtungen für Haussignalanlagen mit
Ausnahme von Tür- und Fensterkontakten . .. . 3200
3. Tür- und Fensterkontakte sowie Holzkontakte 3490
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
fache Induktor-Apparate . . . m men 7300
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . . .... 1400
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . ... . $ 800
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 7400
6%. Apparate für Telegraphie . . . . even 7400
69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke. . . 2 2... 1200
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . De Para band ns
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . 2 22... ei ee 65800
72. Apparatschnüre (Privattypen) . . . ce ce sess. : 2700
Bogenlampen und Zubehör.
Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch -
tungszwecke 0200 ren 7300
14. Bogenlampen für technische Zwecke . . v2 n. 7300.
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
und Handelsschiffe) . . 2 0 0 eo on 7800
76. Widerstände... 2 2 2 een. Se ‚8200
77. Aufhängevorrichtungen . ..... E 7300
78. Leitungskupplungen . .. . 2... ERDE 7300
79. Transformatoren und Drosselspulen . . 2 2 22.2.0. 9700
Gummifreie Isolierstoffe.
80. Normalplatten . . oo ern Maa 4200
81. Zählertafeln, unarmiert . . oe ern 5400
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . .. . . 5800
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführun 5600
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
mierte Anschlußklemmen usw.) . . Ce me. 6100
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall
a) mit einem Stückgewicht bs 50 8... 2... 6600
b) „ » j über 50 g....... 5700
Verschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen
ab 24. VIII. 1922 mindestens 10000 M für 100 kg ohne Faß.
Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung).
bekanntgegeben werden. Ab 24. VIII. 1922 gelten die An-
gaben der Ausgabe 19e. Diese Tabellen, die wir wegen
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels-
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der
Multipiikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker-
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten.
Die Preise der 1500-tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für
die anderen Drehzahlen gewählt,
Druck von H. 5. Hermana & Oo., Berlin EW 19, Beuthste. 8,
ae TY
N
iz. u’ we
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
Inhalt: Gisbert Kapp +. Von K. Perle-
witz. 1129,
tundenzähler für Wechselstrom Il.
J. Busch. 1130.
Die Autobusse und Trambahnen in England.
1132.
Die Bemessung der Zusatzlast von Frelleltun-
gen, Von L. Rosenbaum. 1134.
Die deutschen elektrotechn. Spezlalfabriken.
Von.W. Niefind. 1137.
Hundert Jahre techn. Erfindungen und Schöp-
fungen in Bayern. Von B. Thierbach. 1138.
Das „Wärmag‘'-Bügeleisen. Von Schnei-
der. 1139.
Rundschau, Elektrizitätswerke und
Kraftübertragung. 1141. Strom- und Gas-
verbrauchskosten sowie deren Einheitspreise in
Von
mittleren Haushalten 1916/1922,
HEFT 36 (1129—1152)
1141. Einbau
. Neuartiger
von Ölschaltern in Schaltanlagen von über 35 kV.
| Apparatebau.
Beleuchtung und Heizung. ~ 1142.
Die Wirkung verschiedener Sehwinkel, Lichtinten-
sitäten und Lichtzusammensetzungen auf wichtige
Funktionen des Auges. — Die. neue Beleuchtung
von Landstraßen.
Verkehrund Transport,
bahn-Elektrisierung in Frankfelch.
Fernmeldetechnik., 1142.
naler Telegraphisten- -Wettstreit - Berlin.
Jahresversammlungen,
Ausstellungen.
1142.-- Voll-
Internatio-
Kon-
gresse, 1143.
Verschiedenes.
| schaftliches Vortragswesen Berlin. (TWV).
| Energiewirtschaft. 1144. Die* Nutz-
| barmachung der in Kaminkühlern verlorengehenden
Wärmemengen.
Industrie und Handel.
| land. — Holland, — V. S.. Amerika,
1144. Deutsch-
BERLIN, BEN 7. SEPTEMBER 1922
1143. Technisch-Wiasen- '
Sitzungskalender. 1146.
Rechtspflege. 1146.
Persönliches. 1148. G. Adt t. — A. Sommer-
— J., Stark. — Auszeichnungen,
Briefe an die Schriftleitung. 1148. Neue Rie-
menspannvorrichtung. Von Zeug u. Koch &
Cie. — Strompreisbewegung und Tarifgestaltung.
Von L. Rosenbaum.
i feld.
|
| Literatur. Besprechungen.
1149. L.
Bouthillon, ‚La théorie et la pratique des
: raądiocommunications.“ Teil II. „La propagation
des ondes éiectromagnétiques. A la surface de la
terre.“ — I.M. Witte, Kritik des Zeitstudienver-
fahrens. — „Anales de la Asociación de Ingenieros
del Instituto Católico de Artes e Industrias.‘
Eingänge. 1150.
| Geschäftliche Mitteilungen.
| Warenmarkt. 1152.
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Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F.Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang. Berlin, 7. September 1922.
Heft 36.
GISBERT KAPP +.
Am 10. August starb nach längerer Krankheit Prof.
Dr.-Ing. e. h. Gisbert K a p p , Birmingham, einer der Männer,
dem die Elektrotechnik und auch zahlreiche Elektrotechniker
sehr viel verdanken. Gisbert, John, Edward Kapp wurde am
2. IX. 1852 in Mauer bei Wien als Sohn des Gubernialrates
Kapp, Triest, und einer schottischen Mutter geboren. Er
studierfe am Züricher Polytech-
nikum Maschinenbau, war dann
in Augsburg, Wien und Pola,
1875 bei Gwynne & Co., Ham-
mersmith, und bei Hornsby &
Sons, London, auf dem Gebiet des
Maschinenbaus tätig. In den Jah-
ren 1882 war er Direktor bei
Crompton & Co., Chelmsford, unü
seit dieser Zeit beschäftigte er
sich mit der Theorie und mit den
Konstruktionsprinzipien der Dy-
namomaschinen. Man kann wohl
sagen, daß Kapp der erste ge-
wesen ist, der die Grundlagen für
die Berechnung und den Bau von
Dynamomaschinen schuf; er hat
damit der Blektrotechnik einen
unschätzbaren Dienst geleistet.
Auch mit der elektrischen Kraft-
übertragung beschäftigte er sich
damals bereits. Er hielt in Eng-
land viele Vorträge vor der So-
ciety of Telegraph Engineers, der
Institution of Electrical Engi-
neers, der Institution of Civil En-
eineers und der Society of Arts.
Von seinen zahlreichen Arbeiten
bzw. Büchern jener Zeit seien er-
wähnt „Electric transmission of
energy“, „Dynamos, alternorsand _|
transformers“, „Predetermination
of the characteristic of a dynamo”
„Alternating current machinery“,
„Modern dynamos and their en-
gines“. An dieser Stelle seien
gleich seine weiteren, in Deutsch-
land verlegten Werke erwähnt,
nämlich: „Elektrische Kraftüber-
tragung”, „Dynamomaschinen für
Gleich- und Wechselstrom“,
„Transformatoren für Wechsel-
strom und Drehstrom”, „Elektro- .
mechanische Konstruktionen“. Das letztgenannte Werk war
für den damaligen Stand der Technik ein Meisterwerk eines
Werkes für Entwurf und Berechnung elektrischer Maschinen
und Apparate,
Seit 1885 war Kapp in London als „consulting engineer“
tätig, bis er i. J. 1894 die Redaktion der „BETZ“ und das Ge-
neralsekretariat des Verbandes Deutscher Elektrotechniker
übernahm. Auch als Gutachter und Vertrauensmann bei
Prüfung von Projekten und bei Abnahmeprüfungen hatte er
einen Ruf. Er war ferner nebenher als Privatdozent an der
Technischen Hochschule Berlin tätig und las über Berech-
nung und Bau von Dynamomaschinen und Transformatoren.
Alle, die damals zu seinen Füßen gesessen haben, werden
seine geniale I,ehrweise in Erinnerung haben und seiner und
der von ihm empfangenen Belehrungen und Anregungen
dankbar gedenken, die ihnen den Übergang in die Praxis
erleichterten. Ich selbst durfte als sein Vorlesungsassistent
sowie als sein Gehilfe beim VDE und bei der Redaktion der
„ETZ“” noch tiefer in seine schier unergründlichen Wissens-
schätze schauen und beobachtete dabei oft staunend seine
allzugroße Bescheidenheit. Seine
eigenen, oft sehr hohen Leistun-
gen schätzte er kaum jemals hoch
genug ein. Er selbst dagegen
spendete anderen Lob in vollem
Maße und erkannte fremde Lei-
stungen stets an. Das Bild zeigt
Kapp in einer allen seinen Be-
kannten vertrauten Stellung. Sein
Rechenschieber war ihm ein un-
entbehrliches Hilfsmittel.
Im Jahre 1905 folgte Kapp, zum
lebhaften Bedauern seiner deut-
schen Fachgenossen, einem an ihn
ergangenen Rufe an die Univer-
sität Birmingham, wo er als Pro-
fessor der Elektrotechnik bis zu
seiner aus Altersgründen erfolg-
ten, statutenmäßigen Pensionie-
rung i. J. 1921 lehrte; nebenher
war er auch in England beratend
tätig. Als Kapp s. Z. nach Eng-
land übersiedelte, brachten, wie
sich mancher unserer Leser ent-
sinnen wird, die englischen Fach-
blätter begeisterte Artikel, die in
den Worten gipfelten „Wir-haben
unseren Kapp wieder“.
In den letzten Jahren hatte
Kapp sich mit der Durchbildung
eines von ihm erfundenen Pha-
senschiebers (Vibrator) befaßt,
der in Deutschland von den Berg-
mann Elektricitäts-Werken, in
der Schweiz von der. Maschinen-
fabrik Oerlikon und von mehre-
ren anderen bedeutenden Firmen
in England, Italien usw. gebaut
wird und sich heute gut einge-
führt hat. Bei der Vielseitigkeit
und dem großen Fleiß des Ver-
storbenen können hier nur einige
Beispiele seines Schaffens ange-
führt werden. Ausführlich sein Schaffen und seinen Anteil
an der Förderung der Elektrotechnik zu schildern, muß
einer späteren Veröffentlichung vorbehalten bleiben.
Noch einige Worte über das Ende unseres Pioniers:
Seit längerer Zeit litt Kapp an einem asthmatischen Leiden,
das ihn sehr quälte, weil er trotz stärkster Ermüdung kei-
nen Schlaf finden konnte. Er konnte zeitweise weder lie-
gend noch sitzend schlafen; so hat er denn in den letzten
Tagen, unterstützt von seinen Angehörigen, ab und zu
stehend geschlafen. Das Leiden war von solcher Furcht-
barkeit, daß der Tod ihm und seiner Familie Erlösung
brachte. Friede seiner Asche.
Kurt Perlewitz.
1130
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 36.
ri
7. September 1922.
Amperestundenzähler für Wechselstrom.
Teil II.1)
Von J. Busch, Pinneberg.
. Übersicht. Der Aufsatz ist eine Fortsetzung mefnes unter
gleichem Titel in „ETZ“ 1913, S. 877 erschienenen Aufsatzes. Nach
Erwähnung einer Reihe von Konstruktionsmöglichkeiten für Wechsel-
stromamperestundenzähler werden die Grundlagen meiner Konstrukıion
besprochen, das Verweudungsgebiet für Amperestundenzähler bezeichnet
und dabei die Frage der Bewertung des phasenverschobenen Stromes
beleuchtet. Zum Schluß folgt noch ein kleiner Bericht über Messung
des Mehrphasenstromes mit Amperestundenzählern.
In meinem ersten Aufsatz behandelte ich einen neuen, nur vom
Strom beeinflußten Wechselstromzähler. Der Aufsatz erschien un-
geiähr zur selben Zeit, als ich die ersten Apparate dieser Art in
den Verkehr brachte. Aus verschiedenen Gründen gab ich damals
nur das allgemeine Grundprinzip an, nämlich die Verwendung
hochgesättigten Eisens zur Abdrosselung des sonst quadratisch an-
wachsenden Drehmoments in ein lineares. Inzwischen ist der Appa-
rat, an dessen grundeätzlicher Bauart sich nichts geändert hat, in
einigen tausend Apparaten verbreitet. Jeder, der ihn mit Sachkennt-
nis untersucht, kann das ihm zugrunde liegende Prinzip entschlei-
ern. Es besteht für mich deshalb kein Grund mehr, dasselbe mit
dem Mantel des Geheimnisses zu umgeben, vielmehr fühle ich
mich dadurch, daß von anderer Seite unrichtige Theorien des Appa-
rats aufgestellt und daraus unzutreffende Folgerungen abgeleitet
wurden, veranlaßt, die Grundlagen seiner Konstruktion zu ver-
öffentlichen.
Als ich mich entschloß, den Bau eines Amperestundenzählers
für Wechselstrom zu versuchen, schuf ich mir vorerst Klarheit dar-
über, daß die theoretisch einfache Lösung der Frage, entsprechend
dem normal quadratisch anwachsenden Drehmoment eine mit dem
Quadrate der Geschwindigkeit anwachsende Bremsung zu verwen-
den, in der Praxis große Schwierigkeiten haben würde. Die ein-
fachste Dämpfung, die Luftdämpfung, wirkt nur sehr schwach, so
daß sie sehr große Abmessungen oder komplizierte Konstruktion er-
fordern würde, wenn man mit der Drehgeschwindigkeit in einiger-
maßen erträglichen Grenzen bleiben will. Außerdem hat die Luft-
dämpfung einen erheblichen Temperaturkoeffizienten, ist stark vom
Barometerstand und wohl auch vom Feuchtigkeitsgehalt der Luft
abhängig. Wird die Drehzahl ein höherer Prozentsatz der syn-
chronen, so wächst das Drehmoment nicht mehr wie das Quadrat
des Stromes, so daß auch hierfür Kompensationen vorgesehen wer-
den müssen. Die Flüssigkeitsdämpfung wirkt zwar viel kräftiger,
und daher wird der Apparat kompendiöser und ist leichter auf ge-
ringer Tourenzahl zu halten, aber dafür hat man hierbei Schwierig-
keiten mit der Abdichtung, Verdunstung und der sich bis zur Frost-
gefahr steigernden, mit der Temperatur veränderlichen Kohäsion
der Flüssigkeit zu erwarten. Außerdem entwickeln Apparate mit
quadratisch anwachsendem Drehmoment bei einem Kurzschluß der-
artig große Kräfte, daß der naturgemäß zarte Mechanismus eines
Zählers ihnen kaum gewachsen ist. Das alles reizte mich nicht, und
ich habe daher auf die Lösung der Frage in dieser Richtung weder
Zeit noch Versuchsapparate verwendet. |
Bei der von mir durchgeführten Lösung sind die eben geschil-
derten Schwierigkeiten nicht vorhanden. Der Zähler hat eine Anker-
scheibe genau wie die Wattstundenzähler, die vom Feldsystem an-
getrieben und durch einen Dauermagneten gedämpft wird. Die
Schwierigkeit liegt hier darin, das Drehmoment so zu gestalten, daß
es proportional dem Strome anwächst, und zwar stellte ich mir die
auch gelöste Aufgabe, dieses nur durch Bemessung der Bewicklung,
Gestaltung der Eisenteile und Lufträume im starren Aufbau ohne
irgendwelche andere mechanische oder elektrische Hilfsmittel zu
bewirken. Ich verfolgte eben das Ziel, einen dauerhaften, möglichst
en und daher möglichst störungsfrei arbeitenden Apparat zu
schaffen.
Der Gedanke, durch hohe magnetische Beanspruchung des Eisens
im Kraftlinienweg das quadratische Drehmoment in ein lineares zu
verwandeln, erwies sich innerhalb gewisser Grenzen als richtig.
Außerhalb dieser Grenzen war die Proportionalität nicht vorhan-
den, und zwar liefen die Versuchsapparate sowohl oberhalb als
unterhalb derselben zu langsam, wie Abb. 1 zeigt. Das ergibt sich
auch ohne weiteres aus den Eigenschaften der Magnetisierungs-
kurve. Bei niedriger Induktion hat das Eisen einen verschwindend
kleinen magnetischen Widerstand; es gilt hier also das ursprüng-
liche quadratische Gesetz. Bei Induktionen von etwa % 000 auf-
wärts nimmt der magnetische Widerstand des Eisens rapide zu, und
zwar bald in derartigem Maße, daß sich die Drehgeschwindigkeit
der Versuchsapparate asymptotisch einer Konstanten zu nähern
schien. Durch passende Bemessung der Eisenlängen, Veränderung
des Querschnitts in verschiedenen Teilen des Kraftlinienweges,
planmäßige Verwendung einer mit dem Strom sich ändernden Pha-
senverschiebung zwischen den treibenden Feldern sowie Benut-
zung des innerhalb der Windungen neben dem Eisen durch die Luft
verlaufenden Feldes, gelang es, die Proportionalität, die in Abb. 1
3) Teil I s. „ETZ“ 1913, S. 877.
einen Strombereich von kaum 1: 2 umfaßt, auf etwa 1 : 6 auszudeh-
nen. Nun ist das ja immerhin ein nicht zu verachtender Erfolg, aber
für einen Zähler auch sehr kleiner Stromstärke langt es nicht. Ich
kombinierte daher unter Benutzung der eben erwähnten Hilfsmittel
zwei Systeme von gleichen Grundeigenschaften, aber verschiedenen
Konstanten, wie Abb. 2 zeigt, die an einem Zähler aus dem Jahre
1913 aufgenommen wurde. Die Fehlerkurve (III) des Zäblere ist
die Summe der Wirkung zweier Systeme. Das eine System, Kurve l,
bewirkt größtenteils den Anlauf und die Anzeige bei geringer Be-
lastung, während hierbei die Wirkung des anderen Systems, Kurve
Il, noch sehr gering ist. Bei steigender Belastung fällt die Wirkung
des ersten Systems ab, es beginnt aber das zweite System zu wirken,
bis bei größerer Belastung die Wirkung des zweiten Systems über-
wiegt. Hierdurch war es möglich, nicht nur einen ausgedehnten Pro-
. portionalitätsbereich zu schaffen, sondern auch die Fehlerkurve
einzuregulieren, indem die Wirkung eines oder beider Systeme ver-
ändert wurde. Nachdem dieses Prinzip erfolgreich durchgeführt
war, konnte der Apparat in den Verkehr gebracht werden. Unter den
mannigfach möglichen konstruktiven Lösungen schien mir die auch
bis jetzt beibehaltene nachstehend beschriebene Anordnung die gün-
stigste. Eine vom vollen Strom durchflossene Spule mit dünnem
Eisenkern besitzt eine schief zur Ankerscheibe sitzende Polfläche
und erzeugt infolge dieser Anordnung ein Drehmoment, das Dreh-
moment I der Abb.2. In Reihe zu dieser Spule, parallel mit einen
induktiousfreien regelbaren Widerstand, so daß sich der Strom in
zwei Komponenten teilt, ist eine zweite Spule ebenfalls mit Eisen-
kern und zwei zur Ankerscheibenachse und zum Hauptpol an-
nähernd symmetrisch liegenden Polen geschaltet. Diese zweite
Spule, die Induktivspule, entwickelt mit ihren beiden Polen kein
nennenswertes Eigendrehmoment, aber, da ihr Feld in der Phase
gegen das der Hauptspule nacheilt, mit dem Pole der Hauptspule
das Drehmoment II der Abb.2. Durch Veränderung des schon er-
wähnten Parallelwiderstandes zur induktiven Spule wird das Dreh-
moment I nicht nennenswert beeinflußt, wohl aber das Drehmoment
II. Infolgedessen ist es möglich, die geringe Belastung (10% des
Nennstromes) gleich, höher oder tiefer als die halbe und volle Be-
lastung einzuregulieren. So übergab ich 1913 den Apparat der
Öffentlichkeit. Das Drehmoment war relativ klein, unter 1 cmg,
die Anzeige von !/ıo Belastung aufwärts bis auf einige % genau.
Unterhalb !/ıo Belastung fielen die Angaben rasch ab, und der An-
lauf erfolgte bei etwa 2% % des vollen Stromes. Der Zähler konnte
demnach und hat auch seine Aufgabe, bei kleinen Anschlüssen den
Verbrauch zu messen, tadellos erfüllt.
Wegen der geringen Anlaufsempfindlichkeit wurde er nur für
kleine Stromstärken gebaut. Den ständig fortgesetzten, durch den
Krieg und seine Begleiterscheinungen unliebsaın gestörten Ver-
7. September 1922.
besserungsversuchen setzte der Zähler hartnäckigen Widerstand
entgegen. Es bot selbstverständlich keine besonderen Schwierig-
keiten, das Drehmoment an und fürsich zu erhöhen. Die Schwierig-
keit liegt vielmehr darin, trotzdem eine gute Fehlerkurve zu be-
halten. Durch schrittweises Vorgehen und genaue Erforschung der
grundlegenden Bedingungen, über die ich mich im Rahmen dieser
Abhandlung natürlich nicht verbreiten kann, ist unter Beibehaltung
des bisherigen prinzipiellen Aufbaues das Drehmoment auf über
I cmg gesteigert und demgemäß Anlauf und Anzeige bei geringer
Belastung entsprechend verbessert. Es ist möglich, daß weitere
Verbesserungen im Laufe der Zeit gemacht werden, z. B. dadurch,
daß das oben erläuterte Prinzip, das Drehmoment aus 2 Drehmomen-
ten zusammenzusetzen, auf 3 oder mehr Drehmomente ausgedehnt
wird. Vorläufig bin ich der einzige, der auf diesem Gebiete ge-
arbeitet hat, und zwar unter erschwerenden Bedingungen ohne jeg-
liche Unterstützung und Befruchtung durch andere Ideen von Fach-
genossen. Es wird also in späterer Zeit, wenn sich einmal mehr
Fachleute mit der Angelegenheit befassen, noch manches zu erwar-
ten sein. Immerhin ist zu berücksichtigen, daß sich jeder Ampere-
stundenzähler mit dem Verbrauchsstrom zwei phasenverschobene
Felder selbst schaffen muß. Es ist daher der Verlust in den Strom-
spulen naturgemäß höher und die Anlaufsempfindlichkeit geringer
ale in den Wattstundenzählern, wo das relativ starke phasenver-
schobene Spannungsfeld stets vorhanden ist.
Die Verwendbarkeit des Zählers ergibt sich aus seinen Eigen-
schaften. Ursprünglich erdacht und bestimmt war er zur Messung
des Stromverbrauchs in kleinen Anschlüssen, wie in meinem ein-
gangs erwähnten Aufsatze ausgeführt. Hier treten seine wirtschaft-
lichen Eigenschaften infolge Fortfalls der Spannungsspule in den
Vordergrund. Der Zähler ist im Gegensatz zu den Wattstunden-
zählern, die bei Reduktion des Verbrauchs in der Spannungsspule
immer teurer und zimperlicher werden, in der Herstellung billiger,
im ganzen robuster und verbraucht überhaupt keinen Strom. Es
wird demnach sowohl an Anlage- als auch an Betriebskosten gespart.
Seine meßtechnischen Eigenschaften, wie der gegenüber Wattstun-
denzählern schlechtere Anlauf und Minderanzeige bei ganz gerin-
zen Belastungen spielen bei richtiger Größenwahl keine Rolle, und
praktisch ist bei solchen Anschlüssen die Voltamperestunde gleich
der Wattstunde, weil ja nur Lampen und Heizkörper dabei in Frage
kommen. Auch ich sah damals die Eigenschaft des Amperestunden-
zählers, den Strom unabhängig von seiner Phasenlage zu messen,
mehr für ein notwendiges Übel wie für einen besonderen Vorteil an.
Inzwischen haben sich die allgemeinen Anschauungen geän-
dert: man hat allgemein erkannt, daß die Verrechnung des stark
verschobenen Kraftstromes allein nach kWh nicht den Interessen
der Werke entspricht, und es sind die verschiedenartigsten Vor-
schläge über den anzuwendenden Tarif gemacht und mehr oder
weniger komplizierte Apparate erdacht und ausgeführt, um zu einer
gerechteren Bewertung zu kommen, und dahin zu wirken, daß der
lLeistungsfaktor der einzelnen Abnehmer verbessert wird. Es ist
wohl unbestritten eine unangenehme Tatsache, daß Maschinen,
Transformatoren, Apparate und Netz nur proportional dem Lei-
stungsfaktor ausgenutzt werden, und die Verluste in denselben so-
zar umgekehrt proportional seinem Quadrate wachsen. Also z. B.
beim Leistungsfaktor 0,5 sind Maschinen usw. nur zur Hälfte ihrer
Leistungsfähigkeit, die sie beim Leistungsfaktor 1 haben, ausge-
nntzt, und die Verluste durch Stromwärme sind gar viermal so groß,
i u dieselbe Energie mit dem Leistungsfaktor 1 entnommen
wurde.
-Als vor einem Vierteljahrhundert der Wechsel- bzw. Drehstrom
sich auszubreiten begann, wurde auch die Frage der Messung und
Verrechnung des Verbrauches wichtig. Der Aronsche Uhren-
zähler und der. eisenlose Motorwattstundenzähler maßen, von ge-
ringfügigen Differenzen abgesehen, gleichmäßig genau die kWh
für Gleich- und Wechselstrom. Da die kWh die theoretische Ein-
heit der elektrischen Arbeit ist, war es ganz naturgemäß, daß man
sie auch zur praktischen Verrechnungseinheit machte. Die Induk-
tionszähler steckten damals noch in den Kinderschuhen. Die Phase
des Spannungsfeldes war um weniger als 4 Periode gegen die EMK
oder den Wattstrom verschoben. Sie zeigten daher bei induktiver
Belastung zu wenig an, und die ersten Einrichtungen, durch die
es damals gelang, genau 90° Verschiebung und damit Wattmeter-
eigenschaften der Zähler zu erzielen, wurden mit Recht als Wunder-
werke der Technik angesehen. Es ist eigenartig, daß meines Wissens
von damals bis jetzt niemand auf dem einmal beschrittenen Wege
weiter gegangen oder wenigstens nicht damit durchgedrungen ist,
das Spannungsfeld um mehr als 90° gegen den Wattstrom zu ver-
schieben. Ein solcher Zähler hätte die Eigenschaft, den induktiven
Verbrauch höher zu bewerten als den induktionsfreien oder kapa-
zitiven. Er hat genau dasselbe Meßergebnis wie ein kombinierter
Wirk- und Blindverbrauchszähler, ist aber erheblich einfacher.
Leider ist die abgelesene Zahl nur durch eine komplizierte Formel
zu definieren und steht nicht im Einklang mit dem Gesetz betr. die
elektrischen Maßeinheiten.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36.
1131
Nachdem man nun allgemein die Schädlichkeit des verschobe-
nen Stromes erkannt hat, und es der Technik nicht gelungen ist,
durch einfache Mittel die Verschiebung zwischen Strom und Span-
nung zu beseitigen, will man ihn höher bewerten als den nicht ver-
schobenen Strom. Es gibt zwei logische Lösungen dieser Frage.
Erstens kann man den Strom in die Wattkomponente und die watt-
lose zerlegen und die Komponenten messen, oder man mißt zweitens
den Strom selbst, entweder allein oder mit seiner Wattkomponente.
Dann bewertet man entweder die Blind-kWh oder die Voltampere-
stunde nach Maßgabe der Erzeugungskosten und der erzieherischen
Wirkung, die man auf die Abnehmer ausüben will, um den Lei-
stungsfaktor zu verbessern. Meines Erachtens verdient die Volt-
amperestunde, von einem später zu erwähnenden Ausnahmefall ab-
gesehen, den Vorzug, denn das Voltampere ist eine reelle, aus ge-
setzlichen Einheiten aufgebaute Größe, mit der seit Jahren im Ma-
schinen- und Apparatebau gerechnet wird. Auch handelsüblich wird
die Leistungsfähigkeit dieser Gegenstände nach Voltampere be-
zeichnet. Es ist heute noch nicht zu überblicken, welcher dieser
Wege allgemein beschritten wird, da sie ja alle zum Ziele führen,
und die mannigfachsten Kombinationsmöglichkeiten durch feste Ge-
bühr, gemessenen Verbrauch und Preiskonstante vorhanden sind.
Bei Anlagen, wo abwechselnd Nacheilung und Voreilung des Stro-
mes vorkommt, wird der Blindverbrauchszähler den Vorzug ver-
dienen, weil der den Strom unbekümmert um seine Phasenlage
messende Amperestundenzähler den voreilenden Strom ebenso wie
den nacheilenden Strom behandelt und auch. die Richtung des
Energieflusses nicht berücksichtigt. So etwas kommt naturgemäß
nur bei großen Anlagen vor, wo die höheren Kosten des Blindver-
brauchszählers keine Rolle spielen. Bei der weitaus überwiegen-
den Mehrzahl der Anschlüsse mit induktiver Belastung wird der
Amperestundenzähler den Vorzug verdienen. Ob in Verbindung
mit einem Wattstundenzähler oder allein, stets läßt sich ein Weg
finden, der sowohl den Interessen des Erzeugers wie des Verbrau-
chers gerecht wird. Zur einwandfreien Messung des Stromes für
solche Zwecke ist der oben beschriebene Zähler schon in seiner
jetzigen Beschaffenheit mehr als ausreichend, denn der Motor, der
bei Leerlauf weniger als ?!/ıo seines Vollaststromes verbraucht, muß
wohl noch erfunden werden, wenn er überhaupt jemals erfunden
wird. Es mag noch erwähnt werden, daß es selbstverständlich mög-
lich ist, im Zähler ein von der Spannung erzeugtes Hilfsdrehmoment
zur Kompensation der Reibung anzubringen und dadurch Anlauf
und Anzeige bei geringer Belastung mit derselben Empfindlichkeit
und Genauigkeit zu erzielen, wie eie die Wattstundenzähler heute
erreicht haben. Da aber die Hauptvorteile des Zählers, als billiger
Preis, Fortfall des ständigen Verbrauchs und absolute Unmöglich-
keit des Laufens ohne Strom, dabei verschwinden, dürfte sich der-
artiges nur für sehr große Stromstärken und besondere Zwecke
empfehlen.
Zur Messung des Dreiphasenstromes muß man sich entweder
mit der Messung einer Phase begnügen oder alle 3 Phasen messen.
Mit der Messung von 2 Phasen, wie bei der Wattmessung nach der
Aronschaltung, geht es nicht. Diese wunderbar erdachte und vor-
züglich bewährte Schaltnng scheint mir überhaupt nur für reine
Wattmessung geeignet. in allen anderen Fällen scheint mir der
Nachweis der exakten Messung nicht erbracht. Aber auch die Mes-
sung der Amperestunden oder kVAh in allen drei Phasen gibt ein
eixenartiges Resultat. Während beim Leistungsfaktor 1 im Dreh-
stromsvstem mit Nulleiter die Voltamperestunden gleich den Watt-
stunden sind, ist dieses beim Drehstrom ohne Nulleiter nicht der
Fall, sondern die gemessenen Voltamperestunden sind im Verhält-
nis von v5 1,15 mal so groß, wenn nur in einer Phase Ver-
brauch ist, a — 1,08 mal so groß, wenn in zwei Phasen
2
Verbrauch ist, genau so groß, wenn in allen 3 Phasen Verbrauch ist.
Das erscheint auf den ersten Blick befremdlich und fehlerhaft, ist
es aber in Wirklichkeit nicht. Es kommt daher, daß die gemessene
und fortgeleitete Phase mit der Verbrauchsphase bei diesem Dreh-
stromsystem nicht zusammenfällt. Die Voltampere sind ja auch
tatsächlich größer und die Ausnutzung der Maschinen, Apparate
und Leitungen tatsächlich schlechter und auch die Verluste größer,
wenn die entnommene Energie sich auf eine oder zwei Phasen zu-
sammendrängt, als wenn sie gleichmäßig auf alle drei Phasen ver-
teilt ist. Ein Amperestundenzähler mit 3 Systemen wird sich dem-
nach alè Lichtzähler kaum besonders eignen, denn abgesehen da-
von, daß er in der Anschaffung teuer ist, liegt in der durch die eben
geschilderten Eigenschaften begründeten Verrechnung eine Unge-
rechtigkeit. Ich habe mich aus diesem Grunde mit der Konstruk-
tion von Zählern mit mehreren messenden Systemen nicht befaßt.
Natürlich könnte man einen Zähler, der aus zwei gleichen Systemen
besteht, als gewöhnlichen Dreileiterzähler oder zur Messung des
Verbrauches von 2 Phasen verwenden.
1132
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36.
7. September 1922.
Die Autobusse und Trambahnen in England’).
Während auf dem Kontinent fast allgemein nur bei den Auto-
bussen zweistöckige Fahrzeuge — u. zw. mit offenem Oberdeck —
und bei den Straßenbahnen als Triebwagen ausschließlich ein-
stöckige Wagen mit größeren Plattformen an den Enden oder in
der Mitte in Gebrauch sind, werden in England mit Vorliebe sowohl
ais Autobus sowie als Straßenbahn-Triebwagen zweistöckige Wa-
gen mit ganz oder teilweise geschlossenem Oberdeck verwendet, da
derartige Wagen den Vorteil bieten, auf einem Untergestell von be-
stimmten Abmessungen eine größere Personenzahl ohne besondere
Mehrbeanspruchung der öffentlichen Straßen und unter Ersparung
von Bedienungspersonal befördern zu können. Diese Vorteile wie-
xen nach der Ansicht der englischen Verkehrstechniker bei weitem
der Nachteil des längeren Aufenthalts solcher Wagen an den Halte-
stellen (infolge der längeren Dauer des Ein- und Aussteigens der
Falırgäste) auf. Auf dem Kontinent sind die zweistöckigen Wagen
jedoch gerade aus diesem Grunde nicht sehr in Aufnahme gekom-
men bzw. wieder fast ganz verschwunden.
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RR
des Führers a u Ber Tätigkeit gehalten wird, sichert den sofortigen
Stillstand des Wagens bei Eintritt einer Dienstunfähigkeit des Füh-
rers; sobald derselbe die Kurbel des Fahrschalters losläßt, wird der
elektrische Strom automatisch unterbrochen und die Bremse in Tä-
tigkeit gesetzt. Im Innern des Wagens befindet sich außerdem noch
ein von einer Wagenachse angetriebener Anzeigeapparat, welcher
ununterbrochen die Stelle der Strecke angibt, wo sich der Wagen je-
weils befindet und die er auf den nächsten 800 m durchläuft.
-Diese Einmannwagen der London United Tramways Co. sind
zweifellos wirtschaftlich vorteilhaft, wenn. es. sich nicht um sehr
. verkehrsreiche Strecken handelt, und die Fahrgäste zu einer gewis-
sen Selbständigkeit, Selbstdisziplin und Umsicht in der Benutzung
der öffentlichen Verkehrsmittel erzogen sind; in Amerika und Eng-
land ist dies bisher in höherem Maße der Fall als auf dem Konti-
nent.
In Deutschland waren die Einmannwagen vor dem Weltkriege
. auf mehreren kleineren und mittleren Straßenbahnen in Benutzung:
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7 On“
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`
Abb. 1. Grundriss und Querschnitt der neuen zweistöckigen Triebwagen für die Straßenbalın London.
Die neuerdings in London in Betrieb gesetzten zweistöckigen
Triebwagen, deren Grundriß und Querschnitt Abb. 1 zeigt, sind
unten mit Längssitzen, oben mit Quersitzen und nur über den offenen
Plattformen an den Enden auch mit Längssitzen ausgerüstet. Das
Oberdeck ist. ganz geschlossen. Die Wagen sind mit aufklappbaren
Trittbrettern versehen und bieten für insgesamt 78 Fahrgäste Sitz-
plätze (unten 32, oben 46). Da die Wagenkasten verhältnismäßig
schwer sind, so ruhen sie auf zwei zweiachsigen Drehgestellen der
Maximum truc-Type mit je einem Motor von 60 PS Leistung. Diese
Gestelltype führt. zwar zur Erhöhung des nutzbaren Reibungsge-
wichts (bei den Londoner Triebwagen 65 % des Gesamtgewichts),
gleichzeitig aber auch in den Kurven leicht zu Entgleisungen jeweils
des Drehgestelles, bei welchem die geringer belastete Achse in der
Fahrtrichtung vorn läuft. Wegen dieses Nachteils ist man in
Deutschland von der Verwendung der Maximum trucs ganz abge-
kommen und verwendet überhaupt möglichst zweiachsige Wagen,
zumal die Erfahrung gezeigt hat, daß. bei den letzteren mit dem
Achsstand wesentlich weiter gegangen werden kann, als dies früher
für zulässig erachtet wurde.
Die London United Tramways Ltd. hat inKings-
ton als erste Straßenbahngesellschaft in England zur Herabminde-
rung der Betriebskosten einen sogenannten Einmannwagen in Be-
trieb gesetzt, wie solche in Amerika schon vielfach in Benutzung
sind und neuerdings auch in Berlin auf weniger verkehrsreichen
Strecken versuchsweise eingeführt werden. - -
Bei diesen nur einstöckigen Wagen kommt der Schaffner in
Fortfall; das Einsteigen der Fahrgäste erfolgt auf der vorderen
Plattform neben dem Stand des Führers, der gleichzeitig eine
Schiebetür und ein aufklappbares Trittbrett bedient. Eine elek-
trische Verbindung macht die Ingangsetzung des Wagens bei geöff-
neter Tür unmöglich. Neben dem Führerstand befindet sich ein
Fahrkartenautomat, der von dem Wagenführer betätigt wird und
fünf verschiedene Fahrscheine ausgibt. Die Fahrgäste werfen das
Fahrgeld beim Besteigen in den Automaten. Eine besondere Ein-
richtung am Fahrschalter, die lediglich durch den Druck der Hand
') Unter der vorstehenden Überschrift bringt die technische Zeitschrift
„Le Genie Civil” Bd. 58. 1922, S. 354 eine Zusammenstellung über die in England
gebräuchlichen Autobusse und Straßenbahnwagen. die sich zum Teil nicht uner-
heblich von den gleichen Fahrzeugen auf dem Kontinent unterscheiden.
mit geringen Ausnahmen erfolgte jedoch das Besteigen und Verlas-
sen der Wagen über die hintere Plattform, um den Wagenführer in
der Ausübung seines Dienstes nicht zu behindern; dafür wurde aber
sowohl die Sicherheit der Fahrgäste beeinträchtigt, da sie den Wa-
gen auch während der Fahrt besteigen und verlassen konnten, alə
auch dem Wagenführer die Überwachung der Bezahlung des Fahr-
geldes erschwert, wenn auch jeder Wagen mit 2 Zahlkästen aus-
gerüstet war und das Fahrgeld stets in den in der Fahrtrichtung
vorderen Zahlkasten geworfen werden mußte. Das für die Ein-
mannwagen zweifellos zweckmäßige Besteigen und Verlassen über
die vordere Plattform ist seitens der deutschen Aufsichtsbehörde
nur in wenigen Fällen — so z. B. in Würzburg — zugelassen wor-
den und hat sich dort auch ohne die vorbeschriebenen weitgehenden
Sicherheitsvorrichtungen durchaus bewährt; es genügt, die in der
Fahrtrichtung jeweils hintere Plattform zu verschließen: zweck-
mäßig ist die vorerwähnte selbsttätige Stromunterbrechung und
Betätigung der Bremse bei plötzlich eintretender Dienstunfähig-
keit des Wagenführers.
DieNewcastleCorporation’Tramways haben einen
Teil ihrer Triebwagen, die an beiden Enden offene Plattformen be-
saßen, nachträglich geändert; die Plattformen wurden durch Glas-
wände geschlossen und auf etwa % der ganzen Wagenlänge ein
ebenfalls geschlossenes oberes Stockwerk aufgesetzt, so daß die Wa-
gen 66 Sitzplätze (38 unten und ® oben) erhielten und einschließ-
lich der Stehplätze auf den unteren Plattformen insgesamt 90 Per-
sonen fassen können. Gleichzeitig wurde die auch in Amerika in
weiteın Umfange durchgeführte Anordnung getroffen, daß das Be-
steigender Wagen nur über die hintere Plattform und das Verlassen
desselben nur über die vordere Plattform erfolgen darf. Hierdurch
wird nicht nur die gegenseitige Behinderung der ein- und ausster-
genden Fahrgäste im Innern des Wagens vermieden, also der Auf-
enthalt an den Haltestellen abzekürzt, sondern es werden auch die
Unfälle beim Aussteigen nach Möglichkeit verhütet, da dasselbe un-
ter den Augen des Wagenführers erfolgt, also ein Aussteigen oder
Abspringen während der Fahrt ausgeschlossen ist.
Neuerdings hat die Straßenbahn Newcastle zwei-
stückize Triebwagen beschafft, bei welchen das ebenfalls von Glas-
wänden vollständig umschlossene obere Stockwerk über die ganze
Länge des Wagens ausgedehnt und für die Herstellung von Sitz-
[7 September 1922.
plätzen ausgenutzt ist; die zu dem oberen Stockwerk führenden
Treppen befinden sich demnach im Wageninnern, so daß sie stets
sauber bleiben und die Reisenden während des Passierens der Trep-
pen weder den Unbilden der Witterung ausgesetzt sind, noch Gefahr
laufen, bei dem Durchfahren scharfer Kurven von den Treppen auf
das Straßenpflaster geschleudert zu werden.
Bei diesen neuen Wagen ist ebenfalls die hintere Plattform
lediglich für das Einsteigen und die vordere lediglich für das Aus-
steigen bestimmt.
Auf dem Straßenbahnnetz der Industriestadt Huddersfield
(Yorkshire) sind auch zweistöckige Triebwagen in Gebrauch; die
Plattformen des unteren Stockwerks sind ganz von Glaswänden um-
schlossen, dagegen das obere Stockwerk an beiden Enden nur über-
dacht und seitlich offen. Da auf der Straßenbahn in Huddersfield
auch Güter, insbesondere Kohlen für die städtischen Werke, beför-
dert werden, so sind auch Spezialwagen für den Kohlentransport be-
schafft worden. :
Die Straßenbahn in Liverpool hat ebenfalls zweistöckige
Triebwagen in Betrieb, bei denen sowohl die Plattformen des unte-
ren Stockwerks wie das obere Stockwerk an den Enden offen sind.
Das von der bekannten Brill Company gelieferte Untergestell ist
gen über S.O. beträgt 4,90 m.
Neben den SchienenStraßenbahnen sind in mehreren großen
Städten Englands auch Automobilomnibusse in Betrieb, die keine be-
sonderen Neukonstruktionen bieten, außerdem aber noch seit eini-
gen Jahren sogenannte gleislose Oberleitungsbahnen (trolley bus),
wie sie auch in Deutschland durch verschiedene Firmen (z. B. Max
Schiemann in Wurzen, Sachsen, Stoll in Dresden und Lloyd-Köhler-
werke in Bremen) ausgeführt, aber fast sämtlich wieder außer Be-
trieb gekommen sind, besonders deshalb, weil sie infolge Fehlens der
Gummibereifung die Straßendecke zu stark abnutzten und starke
Staubaufwirbelungen erzeugten.
56
Schienenbahn mit Doppelgleis.
=... Schienengleis mit Einfachgleiss
Š
aan
_—
|
RW -A -f| —e—- Gleisloser Oberleitungs-Omnibus.
x | | . =
32 | \_ + Abb. 2. Vergleichsdiagramm für die
N Betriebsausgaben bei Gleis-Straßenbah-
N V nen und gleislosen Oberleitungsbahnen.
zur -— y X:
S \
S =
A 76 = ur t
OOR, |
Bi N a =y H
Se = Ein en e nat.
0 80 %0 240 320 Wo “O 560 640
7000 Wagerkm l
20 70 75 2
5 4 3
Wagenfoige (Minusen)
Die Bradford Gurporation Tramways haben ein-
und zweistöckige Oberleitungs-Omnibusse in Benutzung; der ein-
stöckige Wagen, welcher 30 Sitzplätze hat, wird nur von einem
Mann bedient, der zugleich Wagenführer- und Schaffnerdienste ver-
sieht; demgemäß erfolgt auch das Besteigen und Verlassen des Wa-
gens am vorderen Ende. Bei den zweistöckigen Wagen erstreckt
sich das geschlossene Oberdeck nicht über die ganze Länge des Wa-
gens; insgesamt sind 59 Sitzplätze vorhanden, und diese Zahl könnte
bei Ausnutzung des vor der Stirnwand des geschlossenen Oberdecks
noch vorhandenen Raumes auf 65 erhöht werden. Der Wagen ruht
auf 3 Achsen, deren hinterste durch einen Motor von 70 PS angetrie-
ben wird. Der Fahrschalter ist für Fußbetrieb eingerichtet und
eine dreifache Bremse vorgesehen; eine Fußbremse, welche auf die
Hinterräder wirkt, eine Handbremse, welche die Hinter- und Vor-
derräder zugleich bremst, und endlich die vom Fahrschalter zu be-
tätigende elektrische Bremse, Das Wagengewicht (leer 7 t) ist je
zur Hälfte auf die beiden Vorderachsen und die Hinterachse ver-
teilt; die ersteren sind fest gelagert und nicht in einem Drehgestell
vereinigt; die Räder derselben sind jedoch lenkbar und so unterein-
ander verbunden, daß sie alle 4 gleichzeitig durch einen Handgriff
verstellt werden können.
Die gleislosen Oberleitungsbahnen kommen besonders für den
Vorortverkehr in Betracht, bei dem der Betrieb vielfach nicht so
dicht ist, um die kostspielige Verlegung und Unterhaltung von Glei-
sen zu rechtfertigen; nach Ansicht des Betriebsleiters der Straßen-
bahn Bradford kann das System der gleislosen Oberleitungsbahnen
auch im Stadtinnern die Gleisbahnen ersetzen, wenn die Fahrbahnen
in gutem Zustande erhalten werden, so daß der Fahrwiderstand ge-
ring ist.
In Bradford ist ein eingehender Vergleich der Anlage- und Be-
triebekosten für die Gleisstrecken und die gleislosen Oberleitungs-
strecken angestellt worden, der folgende Ergebnisse geliefert hat:
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 36.
l Qleis-Straßenbahn l Gleislose
._ : Oberleitungs-
Ä eingleisig | doppelgleisig | bahn
mit 2 Motoren von je 20 PS ausgerüstet; die gesamte Höhe der Wa-
1183
| | Zahlentafell.
Anlagekosten in £ per 1 mile (1609 m).
Gleis . . . 2. 2 2.0. 22 000 46 000 =
Oberleitung . . .... 4 000 4 000 4 500
Speisekabel . . . .. . 3 800 3 800 6 000
Zusammen. . ..... 29 800 | 53800 | 10500
Zahlentafel2.
Betriebskosten in Pence per 1 Wagenmeile (1,609 Wagenkilometer).
| Gleisl ber-
| Gleis-Straßenbahn ee
Zi :hrei Zinsen und
| Zinsen und Abschreibung Abschreibung
Jährliche
Wagenfolge Leistung 10,30 10,3 + 1 penny
Minuten in Meil per Wagenmeile
(R RONEN für zusätzliche
eingleisig zweigleisig Betriebs-
ausgaben
Abb. 3. Ansicht und Grundrissfdesfneuen Oberleitungsomnibusses der#Tees-seid
Railless Traction Board
Die graphische Darstellung dieser Zahlen gibt Abb. 2 wieder.
In Leeds sind neuerdings zweistöckige Omnibusse für gleis-
losen Oberleitungsbetrieb zur Verwendung gekommen, welche auf
einem Vordergestell und einer (hinteren) Tragachse ruhen; das
Vordergestell nimmt den Antriebsmechanismus auf, so daß derselbe
in kürzester Zeit (durch Lösung von nur 8 Bolzen) ausgewechselt
werden kann. Die (zwei) Antriebsmotoren sind zwischen den Vor-
derrädern angeordnet und federnd auf das Vordergestell aufgela-
gert; die Übertragung der Bewegung erfolgt getrennt auf jedes der
beiden Vorderräder, die mit Innenverzahnung versehen sind. Der
Vorderantrieb gestattet, den Kastenaufbau niedrig zu halten und
dadurch rü 0,60 m an der gesamten Wagenhöhe zu gewinnen. Die
hinteren Tragfedern sind mit wirksamen Schwingungsdämpfern
versehen, so daß für die Beleuchtung des Wagens Metalldrahtlam-
pen statt der wegen ihrer geringeren Empfindlichkeit sonst üblichen
Kohlenfadenlampen Verwendung finden können. Die Bremsung des
Wagens erfolgt durch eine Handbremse, welche die Vorderräder
bremst, und zwei Innenbremsen, welche die Hinterräder bremsen;
für die Stromabnahme dienen entsprechend der doppelpoligen Ober-
leitung 2 Kontaktstangen. Der Wagen kann jedoch auch auf den
Gleisstrecken verkehren; es wird dann die Kontaktstange für die
Stromrückleitung niedergelegt und diese durch die Schienen ver-
mittels eines Gleitstückes bewirkt.
Die neuen Oberleitungsomnibusse der Tee-side
Railless Traction Board, welche Abb. 3 wiedergibt, sind
ebenfalls mit 2 Kontaktstangen (auf gemeinsamem Drehzapfen) ver-
sehen, aber nur einstöckig mit 36 Sitzplätzen und Türen am vorderen
Ende ausgeführt, so daß die Bedienung durch seinen Mann erfol-
gen kann, sofern nicht die Stärke des Verkehrs die Beigabe eines
besonderen Schaffners erfordert. Am hinteren Ende des Wagens
ist noch eine Sicherheitstür, die jedoch für gewöhnlich durch die
Sitzbänke gesperrt ist. |
1184 j Elektrotechnische Zeitschriit, 1922. Heft 36. 7. September 1922.
Der Fahrschalter ist für Fußbetrieb und elektrische Wider- Als wesentlichster Unterschied zwischen den dem Stadtverkehr
standsbremsung eingerichtet, so daß eine dreifache Bremsmöglich- dienenden Betriebsmitteln in England und auf dem Kontinent ist
keit gegeben ist — durch Handhebel, durch Fußantrieb und mittels nach dem vorstehenden — wie bereits eingangs erwähnt — die Ver-
elektrischen Stromes. Die Gummibereifung ist ein Mittelding zwi- wendung von zweistöckigen Fahrzeugen sowohl für die Gleis-Stra-
schen Luftreifen und gewöhnlichen Vollreifen und soll sich in ge- Sßenbahnen als auch für den gleislosen Oberleitungsbetrieb und die
ringerem Maße abnutzen, daher im Betriebe weniger kostspielig vielfache Ausgestaltung der Wagen für Bedienung durch einen
sein als letztere. Mann hervorzuheben. G.S
Die Bemessung der Zusatzlast von Freileitungen.
Von L. Rosenbaum, Berlin.
Übersicht. Es wird zunächst die Zweckmäßigkeit der Aufstellung de den Außendurchmesser des Drahtes (Seiles) einschließlich
empirischer Regeln, insbesondere für die Bemessung der Zusatzlast der Schnee- oder Eishülle;
von Freileitungen, erörtert und sodann eine analytische Untersuchung der Se bzw. sy die Dicke (radial gemessen) der Eis- bzw. Schnae-
verschiedenen Normen und Formeln gegeben. An Hand der angeführten hülle in mm;
Tabellenwerte und graphischen Darstellungen wird eine empirische qe bzw. qf den Querschnitt der Eis- bzw. Schneeringfläche:
Regel für die Zusatzlast von Freileitungen entwickelt, welche sich den (ie bzw. Gy die Zusatzlast in g/m durch die Eis- bzw. Schneehülle;
bestehenden Normen (V DE 1919) bis auf 1,5 % Fehlergrenze für Quer- G bzw. (is das Draht- bzw. Seilgewicht in g/m, ohne Zusatz-
sohnitte bis zu 150 mm? anpaßt. Zum Schluß werden noch Vorschläge last;
betreffs Erleichterung und Vereinfachung der Vorschriften über Wind- n = (ie (Gf) + G (Gs). Das Gewicht des Drahtes (Seiles) samt
belastung und die zulässigen Temperaturgrenzen bei Bemessung der Frei- Zusatzlast durch Eis (Schnee).
leitungen gemacht und auf die Notwendigkeit der Errichtung geeigneter ye und yy das spezifische Gewicht des Eis- bzw. Schnec-
Versuchsanlagen hingewiesen. belages und y (ys) das spezifische Gewicht des Leitungs-
drahtes (Seiles).
I. Einleitung, Allgemeines. Für die Berechnung des ringförmigen Querschnittes qe
Die Bestimmung der Zusatzlast von Freileitungen hat bereits bzw. qr gilt bekanntlich folgende einfache Beziehung:
zu einer Reihe von Veröffentlichungen und Untersuchungen Ver- qe (q) =n (d? Merk +d) (de =d) = as (da) (
anlassung gegeben, ohne daß es bisher gelungen wäre, eine ein-
heitliche, für alle vorkommenden Verhältnisse zutreffende rech- Essst ferner:
nerische Lös oder Regel hierfür aufzustellen; diese Verschie- Er EER f
denheit der Auffassung spiegelt sich nicht nur in den wesentlich Ge = qe Ye und Gy ZQfY ... 0.0. . (la
voneinander abweichenden Normen und Vorschriften verschie-
dener Länder wieder, sondern sie tritt auch in der wiederholten
Abänderung dieser Vorschriften und der denselben zugrunde ge-
sonach für die gleich belastete „äquivalente Schneehülle"
legten Formeln und Gleichungen in Erscheinung. Die Ursachen G, (Cie In re u aa
dieser PORODE in c Punk der Zusatzlast liegen Yy
einerseits in dem Mangel an einwandfreiem. unter gleichartigen T = ns 9 i aha
Bedingungen stöhenden Beobachtungsmaterial, anderseits in den Bay TOE L VD TI ELDER:
großen Verschiedenheiten des Materials und der klimatischen und te= 1000s 2: eier de
meteorologischen Verhältnisse, deren Zusammenfassung in einer
mathematischen Formel kaum durchführbar erscheint. Die Vor- In nachstehender Tabelle sind die den nachfolgenden Be-
teile der Aufstellung einer einfachen empirischen Regelliegen trachtungen zugrunde gelegten, bisher in Geltung getretenen
nicht nur in der Loslösung von mehr oder weniger willkürlichen Normen des VDE (und Vorschriften des Elektrotechnischen Ver-
‚Faustformeln‘, welche nur unter bestimmten Voraussetzungen eins in Wien) sowie die Vorschriften bzw. Erfahrungsregeln el-
ınnerhalb gewisser Grenzen den tatsächlichen Verhältnissen niger anderer Länder übersichtlich zusammengestellt:
i Normen des V DE vom Jahre a z
Geltende Vorschriften (mit Jahreszahl) — mmyssssääzmmzmzm — — — — Schweizer Amerikanische Regeln
1908 | 1914 | 1919 Vorschriften (1998) l
| en
u . Ge=159e Ge=1%+50d; Ge = 180 Vd dı =z8 cm Se = \\' = 6,25 mm
Formelgrößen und Beziehungen { (se =k h (Se © K) (se = f(d) für Schnee (normale Eishülle)
(= d 4+2 sp) Unter bes. Verhältnissen:
Fall der untersuchten Annahme I II III — /" = 12,5 mm (f/, = 18,7 mm)
une nepeeben ee die u nnp nn empi- Fall I!) Normen 1908 des VDE. Ge = 15%
rischer Regeln oder rfahrungssätze” hat sich auch, nament- u j ilt hi i zi
lich in Nordamerika, wegen ihrer leichteren Faßlichkeit und a
Anwendbarkeit für minder geschulte Arbeitskräfte und der ge El, Sara ee
einschlägigen Montagebehelfe bestens bewährt, während am woraus sich aus Gl. (1)
Kontinent im ke eine gewisse Vorliebe für Formeln xd l
und analytische Entwicklungen fortbesteht. ge=zns(4+s)=zk (2a
Während der Kriegsjahre ist weiterhin das Bestreben $
nach Erleichterung und Vereinfachung der Normen und Vor- ergibt und nach Auflösung dieser quadratischen Gleichung
schriften zutage getreten, namentlich hinsichtlich der freien für einen bestimmten Wert von d die Normalgleichung:
Wahl und Beanspruchung des Materials, welche eine wesent- Ä
liche Verbilligung der Anlagekosten zur Folge hatte. Die BSD "+ds—-k®=0.....2.0.. 0
bedeutende Steigerung der Herstellungskosten von Freileitungen und hieraus: B
in den letzten Jahren hat die’ Forderung nach weiterer Er- — d d j 9,
leichterung und Vereinfachung der Vorschriften in um so höhe- I=- 5 VG tE”, E a ir See
rem Maße hervorgerufen, als die Wirtschaftlichkeit der Freilei-
tungen und Übertragungsanlagen durch die hohen Kosten häu- somit die allgemeine Beziehung: ,
fig ın Frage gestellt erscheint. Es soll daher im nachstehenden
on. wer an a für re ne Den s=kd e A
egel” in möglıchster Anpassung an die bisher bestehend I ; en A i :
Nocmen und Vorschrift = > leiten ngen d.h. die Dicke der Fishülle ändert sich im proportionalen
i (linear ansteigenden) Verhältnis mit dem Draht- (Seil-) Durch-
II. Analytische und rechnerische Untersuchung der bisherigen Messer d (ds ); diese Annahme steht mit den Beobachtungen
Normen und Vorschriften. an Drähten und in der Natur an Bäumen in direktem Wider-
B Pa den nn Untersuchungen wurden folgende ) Eine abweichende, jedoch im Gesamtergebnis nahezu übereinstimmend®
ezeichnungen und Forme größen gewählt; es bezeichnen: le Ara nr ae i Un hat A Ed a a an
= j i r erer Stelle bekanntgegeben, Vgl. „Bulletin des Schweiz Elektrotechn. Ver”
d und d den Draht- bzw. Seildurchmesser in mm: 1220, Bd. XI, Nr. 89, S. 207,220; ferner „Elektrotechn. u. Maschinenb.“, Wien.
q und qs den Draht- bzw. Seilquerschnitt in mm?: Bd. 37, 1919, S. 533:547.
7. September 1922.
spruch, erscheint daher im allgemeinen nicht anwendbar.
Sie wurde daher später fallen gelassen und durch die 1914-
Normen ersetzt. Von einer weiteren Behandlung dieser Formel
kann somit hier Abstand genommen werden.
Fall II. Normen des VDE 1914 Ge = 190 + 50d.
Aus Gl. (1) ergibt sich nach Einsetzung der allgemeinen
Beziehung qe = a + bd ?) in analoger Weise wie unter (3) bzw.
unter (3a) die Normalgleichung:
2+ds—(atbd))=0 ..:...... 6
und
»=-3+Y% +a+va (5a
als Gleichung einer Hyperbel mit zur Ordinatenachse paralleler
Achse. Für d = 0 wird hier se = k, ein praktisch unzutreffender
Wert: für den Grenzwert d = © wird ebenfalls s = os, was gleich-
falls in der Praxis nicht möglich erscheint. Einer strengen Er-
fülung der, einer ponngung qe = a + bd entsprechenden Be-
siehung s = k kann somit nicht Genüge geleistet werden, was
auch nach Einsetzung bestimmter Werte von a und b nach den
Normen vom Jahre 1914 aus Zahlentafel 1 hervorgeht. Die Gl. (5)
bzw. (5a) liefert somit nur innerhalb bestimmter Grenzen
annähernd konstante Werte für se.
Fall III. Normen 1919 des VDE. Ge = 180 Yd.
Die Zusatzlast ändert sich mit der Quadratwurzel aus dem
Leiterdurchmesser, somit nach einer asymptotisch abnehmen-
den Funktion mit wachsendem d. Eine Ableitung dieser For-
mel erscheint nicht gegeben; immerhin ist es möglich, dieselbe
in analoger Weise wie unter II durch ein Näherungsver-
fahren zu überprüfen. Setzt man nämlich in Gl. (5) für (a + bad)
(= 9e) die allgemeine Beziehung kYd ein, so erhält man:
2+sd—kYVd=0 ..... .. ©
bzw.
2 z
s=- + $ +eva (6a
2 4
Für d = 0 wird hier s = 0, was einen zutreffenden Wert im
Vergleich mit Fall II bedeutet; für i j
auch hier s = œo, Für einen beliebigen Zwischenwert von d,
z. B. d= 1 cm, geht Gl. (6) über in die einfache Form:
2?+s—k=0 (6b
Es ist somit für bestimmte Werte von d die Dicke der
Eis- bzw. Schneehülle s, (bzw. s,) annähernd konstant. Nimmt
man für se, wie später noch näher entwickelt werden soll, den
Wert 1cm (10 mm an, sgo folgt aus (6b) k = 2 und nach Gl. (1c)
für Ge = 100 ge, k = 200 und unter Einsetzung des richti-
geren Wertes ye = 0,9 für.k' = 180, welcher Wert der Kon-
stanten der VDE Formel 1919 entspricht.
III. Ableitung der HEIUDILISCHEN Regel” aus den bisherigen
rgebnissen.
Die vorstehenden analytischen Untersuchungen haben ge-
zeigt, daß keine der bisherigen Normen und
stimmte, allen in der Praxis vorkommenden Fällen gerecht wer-
dende Lösung ergibt. Es sollen nunmehr unter Heranziehung
der Normen und Vorschriften anderer Länder und Zusammen-
stell der sich aus den verschiedenen Formeln berechnenden
Werte für se (sp) bzw. Ge (Ge) eine einfache „empirische Regel"
entwickelt werden. In Zahlentafel 1 sind zunächst für ver-
schiedene Seilquerschnitte (bzw. Durchmesser) die nach den VDE-
Normen 1914 und 1919 ermittelten Dicken der Eishülleenthalten,
sowie die Dicke der „äquivalenten Schneehülle“ angeführt.
Man ersieht aus den in dieser Zahlentafel enthaltenen Zahlen-
werten, daß der aus den analytischen Untersuchungen hervor-
gehende, „konstante Wert von Se an Hand der, den Normen
1914 bzw. 1919 zugrunde gelegten Formeln tatsächlich nur ‚an-
nähernd’’ erreicht wird. Die den Normen 1919 entsprechen-
den Werte der „äquivalenten Schneehülle” zeigen bei einem
y = 0,16 für Querschnitte von 50 bis 150 mm? Abweichungen
von wenigerals 5% gegen den konstanten Wert s,= 30 mm
bzw. für Querschnitte unter 50 mm? für s,= 27 mm. Die dem
konstanten Wert se = 10 mm nach der „empirischen Regel” ent-
sprechenden ‚Äquivalentwerte der Schneehülle” stimmen
unter der richtigeren Annahme eines spezifischen Gewichtes
Ye = 0,9 mit den für Ye = 1,0 nach den 1919-Normen sich be-
rechnenden Aquivalentwerten von s, (6. Spalte) für die üblichen
durch Umrahm kenntlich gemachten Querschnitte von 50 bis
150 mm? fast vollkommen überein. Für Querschnitte über
150 mm? kann die Stärke der Eishülle nach Maßgabe der Er-
höhung der Zusatzlast entsprechend höher bemessen werden. In
Spalte 8 sind die der „empirischen Regel” entsprechenden kon-
stanten Werte der Schneehülle verzeichnet, welche ebenfalls nur
2, Vgl. Wittek, ETZ" 1918, S. 475.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 36.
d= co wird allerdings
Formeln eine þe-
1135
Abweichungen von höchstens 5 % gegen die Äquivalentwerte
der 1919-Normen (Spalte 6) aufweisen In der letzten Spalte
sind die dem konstanten Werte s, = 30 (bzw. 27) mm entsprechen-
den Aquivalentwerte von se wiedergegeben; auch hier zeigt sich -
für Querschnitte bis zu 150 mm? eine Annäherung bis auf 5%
an die „empirische Regel‘.
An Hand der in Zahlentafel 1 enthaltenen Werte für se und
Sp wurden nunmehr in Tafel 2 die auf Grundlage der Gl. (1) be-
rechneten Zahlenwerte der Zusatzlast zusammengestellt. Der
prozentuelle Fehlbetrag im Vergleich mit den Normen 1919
wurde sodann in den beiden letzten Spalten verzeichnet; es zeini
sich, daß für die üblichen Querschnitte von 25 bis 150 mm? die
Werte der Zusatzlast für Eis mit einer Fehlergrenze von 1,5%
mit den 1919-Normen übereinstimmen.
Zahlentafeli.
Dicke der Eis- und Schneehülle, welche den
verschiedenen Normen und Formeln bezw. der
empirischen Regel für verschiedene Seil-
abmessungen entspricht.
Äqui-
Seil- Eisbelag s, Ä uivalente Empirische Regel
inmm Schneehülle für valente
uer- nach den | sfin mim nach Werte von
ur durch- Normen en Normen 8e | 8p 8e für 3p
in. Iimmm| 114 1 1919 | 1913 | 1919 | Ye = 09 j Oy = 010) en
mm? (Y e 10) in mm 27 mm)
16 aw l xn ICh)
25 a er (10,2)
35 TE T (9,4)
50 i 30 10,3
fi 1 n 9,9
95 n tI 9,7
120 š “i 9,5.
150 rt 9,3
185 3) 3) 9,1
240 3) 3) 9,0
310 *) 3) 9,0
Zahlentafel2.
Zusatzlast durch die Eis-undSchneehüllein g/m.
Seil- Eislast Zusatzlast Prozentueller Fehl-
Ge bzw. Gp betrag der
duer | dureh: G, in g/m nach der empirischen Regel
schnitt | messer | in 1914 | 1919 empane pen Regel| gegen cie Sormen
. Is ee 4 Eis Schnee
in mm? | in mm (Ye = 1,0 = 0.9) y =016)| für Eis | Schnee
16 52 450 | 410 | 429 435 | +5% + 69,
25 6,5 514 | 46l 466 454 | [F11 Ss
35 17 574 | 500 | 501 489 ||+0.2 — 22
50 92 650 | 545 | 543 52 II—04| | (+89
70 109 | 736 | 594 | 592 617 — 0,3 A56
95 12,7 825 | 641 843 642 + 0,3 102
120 14,5 910 ; 681 684 667 0,5 — 95
150 15,9 | 985 | 719 732 692 1,8 —52
185 17,7 | [1074| | 758 7819 | 719%) 32 | (-81%
240 203 |11205| | 812 | 832%) | 756% 5.0 f
310 223 ||1329|| 864 | 930| 798%) 15 „
Für Querschnitte über 150 mm? (Spalte 5) sowie die nach
der „empirischen Regel" sich ergebende Schneelast bis zu 150 mm?
erscheint die Fehlergrenze von 6% im allgemeinen nicht über-
schritten; aus Sicherheitsgründen kann jedoch bei den in der
Se bei solchen Querschnitten (über 150 mm?) maßgebenden,
außergewöhnlichen Verhältnissen, wie namentlich im Hochge-
birge, dann bei Fluß- und Bodenkreuzungen, ferner unter
besonderen klimatischen Verhältnissen, eine Erhöhung der Zu-
satzlast um50% fallweise in Betracht gezogen werden. Diese
Werte entsprechen der nach den 1914-Normen (Spalte 3) sich
ergebenden Eislast für Querschnitte von 185 bis 310 mm?. Für
den konstanten Wert der Schneehülle sf = 30 mm zeigt die
„empirische Regel” für Querschnitte zwischen 70 und 150 mm?
und unter 50 mm? Abweichungen bis zu 6 % gegen die 1919-Nor-
men (Spalte 8). Diehöchsten beobachteten Eisbelastun-
gen sind für Deutschland mit 1500 g/m, für Amerika mit
750 g unter normalen und 2100 g/m unter abnormalen Ver-
hältnissen ermittelt worden’). Neuerdings sind ausnahmsweise
auch hötere Werte (bis zu 6 kg/m) beobachtet worden.®)
3) Für Querschnitte über 150 mm? ist die Dicke der Eis- bezw. Schneehülle
nach Maßgabe der Erhöhung der Zusatzlast zu bemessen.
3 Für Querschnitte über 159 mm? kann die Zusatzlast nach Maßgabe der
Verhältnisse bis zu 50%, erhöht werden (vgl. Normen 1914).
6 Vgl. L.Kallır, „Elektrotechn. u. Maschinenb.“ Wien, Bd. 37, 1919,
S. 585, ferner „Starkstromtechnik* 3 Auflage, Abschnitt „Leitungen“. _
7 Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 137 u. 7983 Be: diesen Werten weichen die Eis-Quer-
schnitte zuweilen von der Kreisform ab, häufig auch mit Eiszapfenbildungen.
1136
Maßgebend erscheint hier die Häufigkeit bezw. Wahrscheinlich-
keit des Auftretens solcher außergewöhnli:her Belastungen und
der hierdurch verursachten Wiedeıherstellungskosten.
Um die, den VDE-Vorschriften 1919 entsprechende „normale“
Zusatzlast auch für Querschnitte über 150 mm? aufrecht-
zuerhalten, kann für „außergewöhnliche Verhältnisse” der
„Sicherheitsgrad” bei „erhöhter Zusatzlast”, dieser Erhöhung
entsprechend herabgesetzt werden; die Verringerung der Si:her-
heit entspricht bei 60%, Erhöhung der normalen Zusatzlast
(von rd. 800 g/m) und 2%facher „normaler“ Sicherheit für
Kupferleiter (bzw. 2facher tür Aluminiumleiter) der 11% (bzw.
14 -"faclhefn Sicherheit bei „erhöhter Zusatzlast” (siehe
DE - Normen 1914). In diesem Falle ergeben si:h keinerlei
Mehrkosten bei Berücksichtigung „außergewöhnlicher Zusat; -
belastungen” für die Bemessung von F'reileitungen.
D W SE RO |
! 1 Selauerschmif bezw. D.
7 92 09 27 WS %9 N7
N -%9
5,2
Abb. 1. Abhängigkeit der Eis- bzw. Schneefälle vom Leitungsquorschnitt
In Abb. 1 ist nunmehr die aus Zahlentafel 1 sich ergebende
Abhängigkeit der Eis- bzw. Schneehülle von dem Draht- bzw.
Seilquerschnitt Erapnseh ‚ dargestellt; zu Vergleichszwecken
wurden auch die den Schweizer Vorschriften und amerikanischen
Regeln zugrunde gelegten Werte für sf bzw. Seim Bilde veran-
schaulicht. Die Schweizer Normen ergeben bei einem konstan-
ten Durchmesser von 8 cm der „Schneewalze” eine mit zu-
nehmendem Durchmesser stetig abnehmende(!) Dicke der Schnee-
hülle. Eine diesen Verhältnissen entsprechende ‚Aneisungsfor-
mel” hat R. Edler angegeben: yq y = A, worin y=ß—1
und ß = (siehe Zeichenerklärung) das ,,Aneisungsverhältnis”
darstellt; diese Formel liefert für A = 8.10-* mit den schwei-
zerischen Vorschriften gut übereinstimmende Werte, für A=
5.10-*" nähern sich dieselben für Querschnitte bis zu 70 mm?
den sich aus den VDE-Normen 1919 ergebenden Werten.
Im Vergleich mit den „amerikanischen Regeln” stimmen
für Querschnitte über 150 mm? (durch Umrahmung ersicht-
lich gemacht) die 1914-Normen des VDE (vgl. Abb. 1) mit den
ersteren gut überein und entsprechen einer rd 50 %igen Er-
höhung der Zusatzlast der 1919-Normen; für Querschnitte unter
150 mm ? liefern die 1914-Normen jedoch viel zu hohe Werte
für die Zusatzbelastung. Aus Abb. 2 ist die gute Übereinstim-
mung-der Eislast nach der ‚empirischen Regel‘ mit den 1919-
Normen leicht:zu erkennen, namentlich für Querschnitte unter
„50 mm?. Für praktische Zwecke kann schon mit Hinblick auf
den unberücksichtigten Einfluß der Unebenheiten (Rauheit)
der Drahtoberfläche, der Wärmeleitung und die chemi-
schen Eigenschaften des Leitermaterials, neben den bereits
in der Einleitung erwähnten Vorteilen, der Anwendung einer
„empirischen Regel” eine hinreichende Genauigkeit zuge-
sprochen werden; hierbei sind auch die Schwankungen des
spezifischen Gewichtes (!) der Schnee- bzw. Eislast, bei-
spielsweise für Rauhreif (y = 0,2 bis 0,25) und lockeren Schnee
(vr = 0,12),, ferner Mischungen von Schnee- und Eisbelag un-
berücksichtigt. —
‚.. Für die Bemessung der höchsten zulässigen Zusatzlast
ist die Erwärmung von Freileitungen unter Strombelastung von
E Wichtigkeit; es liegen hierüber leider nur sehr spärliche
ngaben und rechnerische Unterlagen vor. Die bisher meist
verwendete Grundlage bildet die Formel von Kennelly aus dem
Jahre 1889 (!) für die Erwärm von Kupferleitern bei (+ 20°C
Temperaturerhöhung), wobei jedoch die Wärmeübertragungsver-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Helt 36.
m = nn 5
7. September 1922.
hältnisse (bzw. -koeffizienten) zwischen Leitern verschiedenen
Materials und ‚Oberflächenbeschaffenheit und der Schnee-
bzw. Eishülle unberücksichtigt bleiben; nähere Versuchsergeb -
nisse hierüber fehlen noch vollständig (vgl. auch R. Edle r
an anderer Stelle)?).
Die vorstehenden Untersuchungen über die Zusatzlast von
Freileitungen sollen nicht abgeschlossen werden, ohne daß noch
eine kurze Betrachtung über die Windbelastung und den Ein-
fluß der zulässigen Temperaturgrenzen auf die Bemessung
der Freileitungen hinzugefügt werden möge. Der den Bauvor-
schriften der meisten Länder zugrunde gelogte Winddruck
ı 8,3 7 95 720 O
! f LRR Selquerschmit Ibezw. EE A-
52 77 92 OI 27 15 759 777 203
d, mm
Abb, 2. Eis- bezw. Schneebelastung bei verschiedenen Leitungsquerschnitten.
schwankt zwischen 100 und 150 kg/m? (VDE 125 kg/m?), wo-
bei derselbe in der Regel die maximal auftretende Eislast nicht
überschreitet; unter normalen Verhältnissen kann jedoch, wie
bereite Nather, Wittek u. a. hervorgehoben haben?), -mit
50 kg/m?, entsprechend einer Windgeschwindigkeit von rd 20 m/s
(75 km/h) gegen rd 40 m (150 km/h) nach den Normalien, das
Auslangen gefunden werden; insbesondere hebt N ather den Unter-
schied des veränderlichen höchsten Momentan- oder Zacken-
wertes im Vergleich mit der höchsten mittleren Stunden-
geschwindigkeit des Windes hervor; näheres Zahlenmaterial hier-
über fehlt zur Zeit ebenfalls. Auch hinsichtlich der En
a el bei Bemessung von Freileitungen be-
stehen große Unterschiede in verschiedenen klimatischen Ge-
bieten; in amerikanischen Hochspannungsanlagen werden bei-
spielsweise mehrere klimatische Zonen mit Tiefsttemperatur
zwischen 0° und — 50°C für die Bemess der Freileitungen
in mechanischer Hinsicht unterschieden’). In Mitteleuropa und
Deutschland sind zwar wesentlich geringere Temperaturunter-
schiede vorhanden, doch weist namentlich die Rhein- und Elbe-
niederung milde Winter mit Tiefsttemperatur von durchschnitt-
lich — 15°C auf, während anderseits im Nordosten (S oniga OST
und Alpenvorland (München) Temperaturminima von — 30°
beobachtet wurden; maßgebend erscheint hier die Häufigkeit
bzw. Wahrscheinlichkeit des Auftretens solcher Tiefsttempe-
raturen innerhalb eines längeren Zeitraumes. Gleichartige Unter-
suchungen des Verfassers!) für österreichische Verhältnisse haben
ergeben, daß die, den dortigen Vorschriften entsprechenden Tiefst-
temperaturen von — 25° (ge en — 20°C des VDE) ohne Zu-
satzlast nur in mittleren Höhenlagen auftreten,während für
die Niederungen und freien Kuppen (Gehänge) die Normen des
VDE vollkommen hinreichend sind.
Zum Schlusse sei noch auf die aus Vorstehendem sich er-
ebende Notwendigkeit der Errichtun von planmäßig angelegten
ersuchsanlagen hingewiesen.
7) Vgl. „Bulletin des Schweiz. Elektrotechn. Ver.“ 19%, Bd. 9, Nr.
207,22). Vgl. auch „Elektrotechn. u. Maschinenb.“, Wien, Bd. 37, 1919, S. &
8) vel, „Elektrotechn. u. Maschinenb.“ Wien, Bd 36, 1918, S. 495, Bd. 37, 1919.
S. 575 und
&9, $
Hr.
d. 38, 1920, S. 159.
°, Vgl. Hochspannungsanlagen in Amerika. „Elektrotechn. u. Maschinenb.”
1920, Bd. 38 S. 495.
w „Über die zulässigen Temperaturgrenzen von Freileitungen.“ „Elektro
techn. u. Maschinenb.“, Bd. 4), 1922, S. 259.
7. September 1922.
Die Entwicklung der elektrotechnischen Spezialfabriken ist
auch während und nach dem Kriege durchaus erfreulich gewesen.
Hauptsächlich verdanken die Spezialfabriken ihre weitere Entfal-
tung dem gesunden Gedanken der Spezialisierung, der Be-
schränkung auf einige wenige Fabrikate, Es gibt in Deutschland
keine zweite Industrie, die eine so eigenartige Struktur aufweist wie
die elektrotechnische. Auf der einen Seite die beiden bekannten
Großkonzerne, auf der anderen mehrere hundert bestorganisierte
Spezialfabriken. Es genügt, diese Tatsache anzudeuten, der Fach-
welt ist sie hinlänglich bekannt. Die elektrotechnischen Spezial-
fabriken beschäftigten nun, wie mehrere-in den Jahren 1910 und 1911
ron der Vereinigung elektrotechnischer Spezialfabriken veranstal-
tete Rundfragen ergaben, schon damals mindestens 80 000 Arbeiter
und Angestellte. Gegenwärtig beschäftigen allein die in der Ver-
einigung elektrotechnischer Spezialfabriken und in den „Eltfabri-
ken” organisierten Spezialfabriken laut der von mir im Januar d. J )
vorgenommenen Rundfrage rd 61 000 Arbeiter und Angestellte. Die
Gesamtbelegschaft aller Spezialfabriken in Deutschland schätze ich
auf mindestens 100 000 Köpfe, wobei allerdings die nicht unerheb-
liche Zahl der Vertreter und Wiederverkäufer sowie der Installa-
Spezialfabriken kaufen und somit — wenn auch nur indirekt — die-
ser Beschäftigtenzahl zugerechnet werden müßten, noch nicht mit
in Betracht gezogen wurde. Ich schätze die Zahl der deutschen elek-
trotechnischen Spezialfabriken gegenwärtig auf etwa 500. Man kann
annehmen, daß durchschnittlich jede Fabrik mindestens 10 Vertreter
im Reich und jeder Vertreter wiederum mindestens einen Angestell-
ten hat, das ergibt 10 000 Personen. Hierzu kommen rd 10 000 Instal-
lateure (von etwa 20000 meiner Schätzung nach gegenwärtig in
Deutschland arbeitenden selbständigen Installateuren) mit
ebenfalls mindestens je einer Hilfskraft, mithin weitere 20 000 Per-
sonen, deren Existenz eng mit denen der Spezialfabriken verknüpft
ist Vom Elektro-Großhandel sehe ich ab, weil dieser seinen Be-
darf nicht allein bei den Spezialfabriken deckt. Die Gesamtzahl der
von den elektrotechnischen Spezialfabriken gegenwärtig direkt oder
indirekt Beschäftigten beläuft sich also mindestens auf 130 000 Per-
sonen.
Es soll nun keineswegs verkannt werden, daß diese Entwick-
lung durch den Krieg und die Nachrevolutions-
zeit stark gefördert wurde. In Sonderheit hat die Herstellung der
rinfacheren Zubehörteile, wie Installationsmaterialien, Heiz- und
Kochapparate, Hebelschalter usw., einen Umfang angenommen, der
weit über den Bedarf des Inlandes hinausgeht. Firmen, die während
des Krieges Munitionsteile anfertigten, stellten sich nach Kriegs-
ende auf die Anfertigung dieser Apparate in Massen um, da sie
glaubten, die Elektrotechnik sei ein unerschöpfliches und dabei gro-
Gen Gewinn abwerfendes Gebiet. Solange die Abwärtsbewe-
gung der Mark anhält, verschleudern diese kleinen und klein-
sten Werkstätten ihre keineswegs immer streng nach den Norma-
lien und Vorschriftendes Verbandes Deutscher
Elektrotechniker hergestellten Erzeugnisse durch Verkäufe
nach dem Auslande zum Schaden der reellen Fabrikanten. Wenn
aber eines Tages die Mark steigen sollte, so werden diese ungesun-
den Verhältnisse von selbst verschwinden. Gegen unreelle Ge-
schäftepraktiken in der Fabrikation und im Handel können aber
auch die Außenhandelsstellen nichts ausrichten, zumal wir
immer noch das Loch im Westen haben und ein neues Loch im Osten
dazu erhielten. i
Der Absatz im Inland ist den Spezialfabriken teilweise heute
leider immer noch sehr erschwert. In Deutschland sind bekanntlich
über 4000 Elektrizitätswerke vorhanden, unter denen sich viele be-
finden. die sich bei den enorm gestiegenen Unkosten für Kohle und
deren Frachten, für Unterhaltung, Löhne, Gehälter usw. kaum über-
Wasser halten können. Manche Überlandzentralen suchen nun nach
einer weiteren Einnahmequelle, glauben sie in einer eigenen Instal-
lationsabteilung zu finden und kaufen die benötigten Materialien im
großen ein. Ganz abgesehen davon, daß die Werke durch die Anglie-
derunz einer Installationsabteilung keineswegs eine gesundere
Grundlage erlangen, besteht die Haupteefahr für die elektrotechni-
schen Spezialfabriken darin, daß diese Überlandwerke sehr bald da-
zu übergehen, möglichst nur mit einer einzigen Firma zu verhan-
deln und alle benötigten Materialien allein von dieser zu beziehen.
Firmen aber, die alle elektrotechnischen Materialien herstellen,
ininurdieGroßkonzerne,und so werden auf diesem Wege
viele elektrotechnische Spezialfabriken vonLieferungen ausgeschal-
tet. Daß häufig die leitenden Beamten von Überlandwerken früher
bei der einen oder anderen Großfirma tätig gewesen sind und sich
somit eine gewisse Vorliebe für deren Fabrikate bewahrt haben,
spielt hierbei natürlich auch eine Rolle.
So haben die elektrotechnischen Spezialfabri-
ken hinsichtlich des Absatzes ihrer Erzeugnisse dauernd mit
Schwierigkeiten zu kämpfen, einmal mit der ungesunden Konkur-
renz, welche in der Kriegs- und Nachkriegszeit aufgekommen ist,
zum anderen mit Monopolbestrebungen der Elektro-Großkonzerne
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 36.
teure und deren Angestellten, die lediglich oder vorwiegend von -
Die deutschen elektrotechnischen Spezialfabriken.
Von Dr. rer. pol. W. Niefind, Berlin.
fach direkt das Material der Großfirmen vorschreiben und nur die-
ses überhaupt zur Installation zulassen. Der Kampf gegen die
neuerstandene Konkurrenz wird, wie schon angedeutet, mit dem
Steigen der Mark schwächer werden, wird auch durch die immer
mehr einsetzende Tätigkeit der Prüfstelledes Verbandes
Deutscher Elektrotechniker zuversichtlich gemildert.
Es war ein sehr gesunder Gedanke, eine derartige Prüfstelle einzu-
richten und das Prüfzeichen des VDE an alle diejenigen Fabrikan- .
ten als Qualitätsmarke zu verleihen, deren Fabrikate der Prüfung
standhalten. Die Auswirkung dieser äußerst begrüßenswerten Ein-
richtung kann sich natürlich erst nach einiger Zeit zeigen. Auch die
weiteren hier kurz charakterisierten Schwierigkeiten dürften sich
demnächst mildern, da seitens der Reichsregierung eine Gesetzes-
vorlage in Vorbereitung ist, welche einmal die Monopalstellung von
Überlandzentralen bei Installationen abbauen und zum anderen dem
vorherigen Akquirieren seitens solcher Werke und Niederlassungen
der Großfirmen vorbeugen soll.
Im Auslandgeschäft befinden sich die elektrotechnischen
Spezialfabriken den Großkonzernen gegenüber im Nachteil. Zwar
eind die Preise der Erzeugnisse teilweise abgestimmt, und es be-
stehen auch für alle Firmen die gleichen Ausfuhrvorschriften. Wäh-
rend aber die Spezialfabriken ihre Auslandgeschäfte fast durchweg
direkt mit der Kundschaft abwickeln müssen, arbeiten die Großkon-
zerne mit den fremden Kunden fast nur durch ihre ausländischen
Niederlassungen und können alle Vorteile, die solche im Ausland
selbst tätigen Vertretungen bieten, voll ausnutzen.
Das Inlandgeschäft wird für die elektrotechnischen Spe-
zialfabriken nicht allein durch die schon geschilderten Verhältnisse
erschwert, sondern es gestaltet sich auch infolge derSteuerge--
setzgebung noch wesentlich schwieriger. Ich denke hier vor
allen Dingen an die Warenumsatzsteuer. Der alte Reichs-
tag hatte s. Zt. zur Besteuerung der sogenannten gemischten Be-
triebe in $ 7 des Umsatzsteuergesetzes vom 26. VII. 1918 beschlos-
sen, daß, falls ein Unternehmen aus mehreren verschiedenartigen
Betrieben bestehe, von denen der eine die in ihm hergestellten Ge-
genstände an den anderen liefere, die Lieferung dann umsatzsteuer-
pflichtig sein sollte, wenn sie jährlich 0,1 Mill. M übersteige. Die
Absicht war offenbar, die kombinierten Unternehmungen nicht gün-
stiger zu stellen als die getrennten oder Spezialbetriebe. Man hielt
sich damals die sozialpolitischen Wirkungen vor, daß die kleineren,
selbständigen Betriebe um der Steuer willen miteinander verschmol-
zen würden, was unbedingt manche unwillkommenen sozialen Ver-
schiebungen zur Folge haben würde. Von dieser durchaus richtigen
Anschauung ist man aber später unter der Begründung abgegangen,
daß die Erfassung der Warenumsatzsteuer in der gedachten Form
bei den gemischten Betrieben undurchführbar sei, auch sei die Steuer
von 1% nicht so erheblich, daß sie eine unerträgliche Belastung der
Spezialindustrie darstelle und infolgedessen zu Verschmelzungen
führen würde. Inzwischen ist der Finanzbedarf des Reichs erheb-
lich gestiegen und die Warenumsatzsteuer wesentlich erhöht wor-
den. Geschieht letzteres nochmals, so kann man sich eine Vorstel-
lung machen, welche Vorbelastung gerade die elektrotechnischen
Spezialfabriken gegenüber den kombinierten Betrieben erfahren.
Daß diese sehr starke und äußerst ungerechte steuerliche Vor-
belastung in irgendeiner Weise ausgeglichen werden muß, liegt auf
der Hand, denn sonst würden ja die Spezialfabriken viel zu teuer
produzieren. Dieser Ausgleich läßt sich nun m. E. auf verschiedene
Weise anstreben, einmal nämlich durch die Errichtung vpn
Preiskartellen, in denen die Preise der Spezialapparate ge-
mäß genauester Kalkulationen abgestimmt werden, und zum anderen
durch Organisation. Was den Zusammenschluß in den Kartellen an-
betrifft, so hat dieser teilweise bereits stattgefunden. Es gibt heute
einen Spezialverband für Elektrizitätszähler, für Heiz- und Koch-
apparate, für Installationsmaterial, Meßinstrumente, elektromedizi-
nische Apparate und dgl. mehr. Es ist mit Sicherheit anzunehmen,
daß diese Bestrebungen sich fortsetzen werden, weil der Zusammen-
an in speziellen Fachverbänden eine unbedingte Notwendig-
eit ist.
Bezüglich der Organisation stehe ich auf dem Standpunkt,
daßdieSpezialisierung, Typisierung und Norma-
lisierung jedenfalls weitere Fortschritte machen. werden, wenn-
gleich gerade die Normalisierung für die Spezialfabriken nicht zu
unterschätzende Gefahrenmomente in sich birgt. Ferner darf ein
Unternehmen auch keine zu schmale Produktionsbasis haben, weil
es sonst, wenn Zeiten niedergehender Konjunktur gerade für den
einen oder die wenigen Artikel, die das Unternehmen herstellt, ein-
treten, schwer darunter zu leiden hätte. Gegenwärtig besteht aber
noch der Zustand, daß oft 50 oder mehr Firmen ein und denselben
Gegenstand in ganz gleicher Güte und in gleichen Abmessungen an-
fertigen und sich gegenseitig bekämpfen. Es scheint mir die Mög-
lichkeit gegeben, daß Spezialfabriken das eine oder andere Modell
der Konkurenz überlassen und dafür besondere Typen ganz speziell -
bevorzugen. Wenn auf diese Weise ein Ausgleich der herzustellen-
den Apparate und deren Typen zwischen den einzelnen Firmen statt-
und schließlich auch noch mit Überlandwerken selbst, die viel- findet, würde sich die Konkurrenz erheblich mildern und infolge-
1138
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 36.
7. September 1922.
dessen jedes Unternehmen gesundere Entwicklungsmöglichkeiten
besitzen. Die Großkonzerne haben sowohl eine horizontale wie ver-
tikale Organisation durchgeführt, z. B. im Konzern Siemens-Rhein-
elbe-Schuckert-Union. Welche Schwierigkeiten hinsichtlich der
` Rohstoffbezüge den Spezialfabriken eines Tages aus diesen Konzen-
trationen erwachsen können, soll hier nur angedeutet werden. Die
Spezialfabriken sollten hieraus jedenfalls die notwendige Lehre
ziehen und, wenn möglich, auch eine zusammenfassende, geschlossene
Verkaufsorganisation ins Leben rufen. Geschieht dies,
so kann man der weiteren Entwicklung dieser Unternehmungen mit
Ruhe entgegensehen. Ich bin überzeugt, daß sie auch in Zukunft
einen wichtigen, nicht zu unterschätzemden Faktor im deutschen
Wirtschaftsleben und in erster Linie in der elektrotechnischen In-
dustrie darstellen werden.
Hundert Jahre technische Erfindungen und Schöpfungen in Bayern.
Von Dr. Bruno Thierbach, Ber. Ing., Berlin-München.
Die zahlreichen Elektrotechniker, welche in diesem Jahre in
Bayerns schöner Hauptstadt sich davon überzeugt haben, wie kräf-
tig sich im Bayernlande technisches und industrielles Leben und
Streben zu regen beginnt, werden mit Interesse auch einen Rück-
blick auf die geschichtliche Entwicklung der technischen Erfindun-
gen und Schöpfungen dieses Landes werfen.
Eine günstige Gelegenheit hierzu bietet. das Studium einer
Schrift des Polytechnischen Vereins in Bayern, die, als nachträg-
liche Gabe seiner in das Jahr 1915 gefallenen Jahrhundertfeier,
dieser mit der technischen Entwicklung Bayerns eng verknipfte
Verein soeben erscheinen läßt, und zwar, dank der freigiebigen
Unterstützung zahlreicher Vereinsmitglieder, trotz der Ungunst der
Zeiten im schönen würdigen Gewande!).
Welche reichen Wechselbeziehungen von je zwischen der deut-
schen Elektrotechnik und dem Bayernlande bestanden haben, möge
an Hand dieser Festschrift im folgenden kurz geschildert werden.
Schon im Jahre 1809 geht von München die erste Anregung zu
einer bedeutsamen Erfindung auf dem Gebiete der Elektrotechnik
aus: denn in diesem Jahre führte Soemmering in der könig-
lichen Akademie seinen elektrischen Telegraphen vor. Wenn dieser
anf der elektrolytischen Wasserzersetzung beruhende Telegraph, der
noch 27 Leitungen zwischen Sender und Empfänger benötigte, auch
ohne praktische Bedeutung geblieben ist, so muß die Soemmering-
sche Konstruktion doch als bahnbrechend für die späteren Erfinder
angesehen werden.
Als im Jahre 1815 der Polytechnische Verein für Bayern gce-
gründet wurde, zunächst als Kunst- und Gewerbeverein zu München,
erkannte er als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Verwirk-
lichung seiner Ziele die Ausstellung einheimischer Kunst- und Ge-
werbeprodukte, und er schuf zunächst eine „Kommissions-Nieder-
lage“. Überwoeen in ihr auch anfänglich die Kunstzegenstän.de, so
fanden sich doch auch sehon unter den ersten Ausstellungsobjekten
einige feinmechanische Konstruktionen, und die Elektrotechnik
war durch eine durch Elektrizität mittels eines zambonischen Säu-
lenpaares betätirte Pendeluhr vertreten. Bald wurden aus dieser
Kommisionsniederlage regelrechte Kunst- und Gewerbeausstellun-
gen, deren Schwerpunkt allmählich auf die gewerblichen Darbietun-
gen überzing. Auf der ersten öffentlichen Kunst- und Gewerbeaus-
stellung, die gelegentlich des Oktoberfestes 1818 abgehalten wurde,
waren aus dem elektrotechnischen Gebiete zwei Zündmaschinen
ausgestellt.
Einen kräftigen Ansporn erhielt die elektrotechnische Wissen-
schaft 1826 durch einen Sohn des Bayernlandes In diesem Jahre
veröffentlichte Georg Simon Ohm seine Abhandlung über die
experimentelle Entwicklung des Gesetzes der Stromstärke, nachdem
er schon im Jahre vorher eine „vorläufige Anzeige des Gesetzes,
nach welchem Metalle die Kontakt-Elektrizität leiten”, bekannt-
gegeben hatte. Infolge der Unbeständigkeit des galvanischen Fle-
mentes, mit welchem er «damals gearbeitet hatte, enthielt freilich
iene „vorläufige Mitteilung” noch eine unrichtige Formel. Das end-
gültige Gelingen seiner Untersuchungen verdankte er der Verwen-
dung einer thermo-elektrischen Kette an Stelle der bisher verwanl-
ten hydro-elektrischen. Jetzt erst erkannte er aus seinen Messungen
klar, daß die Stromstärke proportional der errezenden Kraft und
umgekehrt proportional dem Gesamtwiderstande ist. Er faßte seine
Entdeckung in die Gleichung X = + = wobei X die Stärke derelek-
trischen Wirkung auf den Leiter von der Länge r ist, a und b aber
konstante von der erregenden Kraft und dem Leitungswiderstande
der Ketto abhängende Größen sind. Im folgenden Jahre gab dann
Ohm in seinem berühmt gewordenen Werke „Die galvanische Kette
mathematisch bearbeitet” die theoretische Begründung seiner Expe-
rimente und eine einheitliche Erklärung der elektrischen Erechei-
nungen, aus wenigen Grundprinzipien abgeleitet.
Mehr Erfolg als Soemmering mit seinem elektrischen Tele-
graphen war Karl August Steinheil mit der praktischen
Durehbildung und Vervollkommnung des elektromagnetischen Zei-
gertelegraphen von Gauß und Weber beschieden, die er auf An-
regung seines Lehrers Gauß unternahm. Im Herbst 1837 führte der
damals schon als Forscher und Erfinder bekannte Steinheil den er-
staunten Münchener Bürgern den ersten selbsttätig schreibenden
Telegrahpen vor. Da heute noch von vielen Morse die Erfindung
D Druck und Verlag von R. Oldenbourg, München-Berlin.
des Schreibtelegraphens zugeschrieben wird, muß darauf hingewie-
sen werden, daß dieser zwar 1838 mit einer Konstruktion an die
Öffentlichkeit trat, die aber in der Praxis niemals Verwendung ge-
funden hat, und daß er erst 1840 seine jetzt als Morsetelegraph
bekannte Anordnung herstellte. Hat dieser verbesserte Morse-
Schreiber auch den Steinheilschen verdrängt, so gebührt die Priori-
tät, den ersten brauchbaren Telegraphenapparat erfunden zu haben,
doch unbedingt Steinheil.
Noch höher aber ist seine Vereinfachung der Leitungsführunz
zu veranschlagen. Auf Veranlassung von Gauß machte er nach Er-
` öffnung der ersten deutschen Eisenbahnstrecke Nürnberg—Fiirth
den Versuch, die beiden Bahnschienen als Telegraphenleitungen zu
benutzen; schlug dieser Versuch auch fehl, da die Isolierung der
Schienen nicht genügte, nm den elektrischen Strom auf längere Ent-
fernung zu leiten, so machte Steinheil hierbei doch die Beobachtung,
daß der Strom auch noch weiter floß, wenn die Enden der beiden
Schienen nicht mehr miteinander verbunden waren. Er schloß dar-
aus, daß der Erdboden den Strom leiten müsse und fand bei näherer
Untersuchung in seinem Münchener Laboratorium, daß der Erd-
widerstand gegenüber dem der Leitungen verschwindend klein war.
Steinheil führte daher zum erstenmal die „Erdung“ einer elektri-
schen Anlage durch eine im Erdboden vergrabene Kupferplatte ans.
Das geerdete Leitersystem der Telegraphie erwies sich als wirt-
schaftlich so überlegen, daß man nach seiner Durehbildung sich in
ganz Deutschland an den Ausbau zahlreicher Telegraphenlinien her-
anwagte. :
Auch die ersten Blitzschutzvorrichtuneen der Leitungen stam-
men von Steinheil und wurden von ihm 1842 in die Bahntelegraphen-
linie München— Augsburg eingebaut; ihr Prinzip hat allen späteren
Erfindern als Vorbild und Muster gedient. Mit tiefgründiger Wis-
senschaftlichkeit verband Steinheil eine seltene Vielseitigkeit, die
ihn zu außergewöhnlichen Leistungen auf den verschiedenen Gehie-
ten führte, besonders auch auf dem der Maß- und Gewichtsverglei-
chung und der Optik. Auf galvanonlastischem Wege verfertigte er
nach einem genau gearbeiteten Modell Metallhohlspiegel, die er
durch galvanische Vergoldung unoxydierbar machte; auch das gal-
vanokaustische Verfahren in der zahnärztlichen Praxis führte er
ein. Bei all seiner Vielseitigkeit aber ist sein Hauptwerk doch in
der Vervollkommnung des Telegraphen zu erblicken. und mit Recht
stehen auf seinem Münchener Grabmal die Worte: „Er lieh den Ge-
danken Flügel.”
Gemeinsam mit der Galvanoplastik bildet sich die Telegraphie
allmählich zu einer eigenen Grewerbetechnik, der Elektrotechnik
ans. Da sie sich aber zuerst auf den Bau galvanischer Batterien,
telegraphischer und elektromagnetischer Apparate beschränkte,
wurde sie meist ale Nebenzweig der Feinmechanik aufgefaßt. Erst
die Erfindung der dyramo-elektrischen Maschine durch Werner
Siemens schuf die Starkstromtechnik. An ihrer Entwicklung is!
Bayern in ganz hervorragender Weise durch die Firma Schuckert
beteiligt, welche im Jahre 1873 zu Nürnberg gegründet, diese alte
Stadt von nenem berühmt gemacht hat.
Auf den schnellen Aufstieg der Firma Schuckert und ihres ge-
nialen Leiters JohannSiegmundSchuckert, der, ein ein-
facher Volksschüler, ohne jede wissenschaftliche Ausbildung seinem
Unternehmen schon nach zehniährigem Bestehen neben der Firma
Siemens Weltruhm verschaffte, kann hier nicht näher eingegangen
werden, ebensowenig auf die zahlreichen anderen größeren und
kleineren bayerischen elektrotechnischen Fabriken, welche Zähler
(Isaria-Zählerwerke, München), elektrotechnische Wärmegeräte,
z. B. Schweißmaschinen (Hugo Hellberger, München), elektromedi-
zinische Apparate (Polyphos G. m. b. H., München) und anderes
mehr herstellten und sich eines guten Rufes erfreuen. Auf die Aus-
breitung der elektrischen Licht- und Kraftversorgung in Bayern
muß aber noch kurz zurückgegriffen werden.
Neben dem Namen Schuckert ist mit der Entwicklung der Elek-
trizitätswirtschaft in Bayern noch ein zweiter Name unlösbar ver-
bunden: Oskar von Miller. Zunächst tritt uns derselbe al:
Organisator und Schriftleiter der ersten deutschen elektrischen Aus-
stellung, welche im Jahre 1382 in München stattfand, entgegen. Im
Jahre 1879 im Polytechnischen Verein gehaltene Vorträge über elek-
trische Beleuchtung hatten das Interesse der Münchener Industriel-
lenkreise für diese Beleuchtungsart geweckt, und bei einem Vortrag
von Beetz über die elektrische Ausstellung in Paris wurde der
Wunsch laut, eine ähnliche Veranstaltung in München ins Leben
3
7. September 1922.
zu rufen. Durch das hohe Ausehen von Beetz in den wissenschaft-
lichen Kreisen und durch das tatkräftige Organisationstalent Os-
kar von Millers, der diese Bestrebungen zunächst durch einen ein-
drucksvollen Vortrag im Architekten- und Ingenieurverein unter-
stützte, gelang es, die elektrotechnische Ausstellung im Glaspalast
zu München in hervorragender Weise zur Durchführung zu bringen.
Auch der wirtschaftliche Erfolg war ein guter. Aus den erzielten
Überschüssen wurde auf den Antrag Oskar von Millers einstim-
mig beschlossen, dem Polvtechnischen Verein 20000 M zur Grün-
dung einer elektrotechnischen Versuchestation zu überweisen, da
dieer Verein durch seine Mitwirkung bei den auf der Ausstellung
zur Durchführung gelangten, Epoche machenden exakten elektri-
schen Messungen sich ein großes Verdienst um die Elektrotechnik
erworben hätte. -
Nachdem von der Staatsregierung eine Beihilfe von weiteren
KO0OM gewährt worden war, wurde sofort an den Ausbau der elek-
trotechnischen Versuchssiationen herangetreten, die von einer elek-
trotechnischen Kommission, welcher auch Vertreter der Ministerien
des Innern und Äußern und des Stadtmagistrats München angehör-
ten, geleitet wurden.
Diese Kommission nahm alsbald die schon früher im Polytechni-
schen ‚Verein mehrfach gegebene Anregung auf, die Wasserkräfte
der Isar nutzbar zu machen. Gemeinsam mit dem Stadtbauamte wur-
de ein Programm ausgearbeitet, und die damals im Jahre 1884 her-
auszegebene Denkschrift ist für die späteren in München nach dieser
Richtung hin unternommenen Schritte grundlegend geworden.
Obwohl die Versuchsstation viel in Anspruch genommen wurde
und umfangreiche Arbeiten ausführte, war ihre Unterhaltung aus
eigenen Mitteln doch schwierig. Als daher eine ihr besonders wich-
tie erscheinende Aufgabe, die Revision elektrischer ‘Anlagen, durch
Anerkennung der inzwischen entstandenen Verbandsvorschriften
durch die baverieche Regierung in festere Bahn gelenkt. war, rief der
damalige Vorstand des Polytechnischen Vereins, Kommerzienrat
Wenz,einen besonderen Baycrischen Verein zur Revieion elektri-
scher Anlagen ins Leben, dem die elektrische Versuchsstation ange-
zliedert wurde. Doch schon in dem Jahre darauf, 1903, wurde dieser
Revisions-Verein mit dem gleichfalls vom Polytechn'schen Verein,
aber schon 1870, gegründeten Baycriechen Dampfkessel-Revisions-
Verein, unter dem Namen „Bayerischer Revisions-Verein“ vereinigt.
Der Einfluß, den Oskar von Miller auf die Verbreitung der elek-
trischen Licht- und Kraftanlagen gewann, kam haupteächlich da-
Inrch zustande, daß er selbst für zahlreiche kleinere und größere Ge-
meinden Elt-Werke proiektierte und baute. Auf sein Betreiben hin
wurde z.B. in Reichenhall die erste deutsche Wechseletromanlage
e»schaffen, welcher bald darauf dieienizge von Fürstenfeldbruck
folgte. Letztere Anlage zeichnete sich besonders dadurch aus, daß
hier zum ereten Male das elektrische Licht Allgemeinzut wurde;
denn während man bisher nur auf den Anschluß großer Lichtanlaren
Wert gelegt hatte, wurde hier fast iedes Haus angeschlossen, so daß
indem kleinen Orte von nur 3300 Einwohnern schon Ende 1897 2094
Glühlampen und 5 Bogenlampen brannten; auch 24 gewerbliche Be-
triebe wurden bereits mit Kraft versorgt. i
In den großen Städten waren bisher nur private Elektrizitäts-
werke zum Ausbau gelangt. Die erste Stadt, welche zur Anlage eines
städtischen Werkes schritt, war Nürnberg, wo im März 1896 ein nach
den Plänen von Oskar von Miller, der auch die Bauleitungen für die
elektrischen und maschinellen Einrichtungen übernahm, errichtetes
Wechselstromwerk in Betrieb kam. Im München scheiterten die
Pläne für die Errichtung eines allgemeinen Elektrizitätswerkes
lange Zeit an den Bestimmungen des mit der Gasgesellschaft beste-
henden Vertrages. Zwei kleinere Werke wurden für Straßenbe-
leuehtung und Straßenbahnbetrieb im Jahre 1893 errichtet. und dann
1595 und 1897 wesentlich erweitert. 1895 wurde ferner das Maxi-
milian-Werk erbaut, das aber auch nur mit zwei Turbinen von je
Das „Wärmag‘-Bügeleisen.
Elektrische Bügeleisen sind in einer Unzahl verschiedener
Typen auf dem Markt. Die wirklichen und vermeintlichen Vorteile
der einzelnen Konstruktionen sind in den Fachzeitschriften oft be-
schrieben worden!). Erstaunlich ist es, wie wenig grundlegende
Verbesserungen diese Apparate im Laufe der Zeit erfahren haben.
Während man auf der einen Seite die elektrischen Bügeleisen
scheinbar als Luxusgegenstände betrachtet und den Hauptwert nur
f die blanke Vernickelung legt, ohne sich viel um den elektrischen
Teil zu kümmern, betrachtet man anderseits den Wirkungsgrad
und die Garantiezeit als willkommenes Akquisitionsmoment. Er-
sterer spielt bei der meist kurzzeitigen Benutzungsdauer praktisch
fast gar keine Rolle, und eine Garantiezeit von 1 bis 2 Jahren ent-
sprieht im Höchstfalle einer Benutzungszeit von einigen hundert
Stunden, gestattet also kaum ein abschließendes Urteil über den
Wert der Konstruktion.
Zu den geringen Fortschritten bei den elektrischen Bügel-
eisen hat auch die wilde Fabrikation in der Nachkriegszeit bei-
getragen, welche ohne Fachkenntnis alles kritiklos kopierte; da-
H Vgl. z.B. ETZ" 1929, S. 129, 342, 318, 433 418; 1921 S. 49, 65, 158, 540, 957, 1046.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922.
Heft 36. 1138
225 PS ausgestattet wurde. Das erste größere Werk wurde 1897 an
der Staubstraße errichtet und in ihm von vornherein Platz für sechs
Dampfdynamos von je 1200 PS geschaffen.
Das stärkere Heranziehen der bayerischen Wasserkräfte ist
wiederum in der Hauptsache auf das Betreiben von Oskar von Miller
zurückzuführen. Auf seine Veranlassung stellte Deprez während
der elektrischen Ausstellung in München in dem 57 km entfernten
Miesbach einen 1,5 PS-Generafor auf und betrieb durch elektrische
Kraftübertragung auf dem Ausstellungsplatze einen kleinen Wasser-
fall mit einer Nutzleistung von etwa 0,4 PS. Ebeuso ist die berühmt
gewordene Kraftübertragung von Laufen nach dem 175 km entfern-
ten Gelände der Frankfurter elektrotechnischen Ausstellung des
Jahres 1891 auf die Anregung Oskar von Millers zurückzuführen. In
beiden Fällen veranlaßte er auch die Prüfungen der Leistungen
jener Anlagen durch wissenschaftliche genaue Untersuchungen; ge-
tade hierdurch trug er viel zu der schnellen Entwicklung der elek-
In Fernübertragung und zum Ausbau von Überlandzentra-
en bei.
Eine der ersten Anlagen dieser Art waren die Isar-Werke, die
nach Plänen von Oskar von Miller mit Drehstrom von 5000 V aus-
geführt wurden. Der ursprüngliche Plan, von hieraus die Stadt Mün-
chen einheitlich zu versorgen, scheiterte leider, so daß man auch
hier das gleiche Bild wie bei den meisten deutschen Großstädten
sieht, das Abschnüren der unmittelbaren Umgebung der Großstadt
durch private Überlandzentralen. Erst in den Jahren 1905-07 ging
die Stadt München selbst daran, ein größeres Wasserkraftwerk aus-
zubauen, indem sie ein schon in den neunziger Jahren von der Elek-
trizitäts-A. G. Helios, Köln, ausgearbeitetes Projekt erwarb, das
durch Abschnüren eines Isarbogens rund 6000 PS gewann, die durch
eine 50 000 V-Leitung, die erste deutsche Leitung, welche mit einer
so hohen Spannung gespeist wurde, in die Stadt geleitet wurden.
Wie dann die Überlandzentralenbewegung sich weiter entwik-
kelte, wie neben den Isar-Werken die TLech-Werke, die Amper-
Werke, die Leitzach-Werke entstanden, das Großkraftwerk Fran-
ken, die bayerische Elektrizitäts-Lieferungs-Gesellschaft und die
Pfalz-Werke gegründet wurden, wie der Wettbewerb für das Wal-
chenseeprojekt ausgeschrieben wurde und vor allem die verschiede-
nen Stadien, die das größte und wertvollste der Pläne Oskar von Mil-
lers, das Bayern-Werk, bis zu seiner nunmeħr nahen Vollendung
durchlief, alles dieses ist dem Leserkreise dieser Zeitschrift durch
ihre regelmäßigen Berichte hinreichend bekannt und jedenfalls noch
in Erinnerung, so daß auf die betreffenden Besprechungen der
Jahrhundertschrift hier nicht näher eingegangen werden soll.
Bei den vorstehenden Ausführungen habe ich mich an Hand der
Jahrhundertschrift des Polytechnischen Vereins in Bayern auf eine
kurze Schilderung der mannigfaltigen Beziehungen beschränkt, die
zwischen diesem Lande und der Entwicklung der deutschen Elektro-
technik in den letzten hundert Jahren bestanden haben. Beim Stu-
dium der Festschrift aber wird man gewahr, auf wie zahlreichen
anderen Gebieten von Technik und Industrie gleichfalls Söhne des
Bayernlandes oder frühzeitig dorthin übergesiedelte Männer an-
regend und befruchtend gewirkt haben. Man denke nur an Josef
v. Fraunhofer und seine Bedeutung für die wissenschaftliche
Optik, an König und Bauer, Liebig, Pettenkofer,
Linde,Dieselund die führenden Männer des eigentlichen baye-
rischen Haupt- und Nationalgewerbes, der Bierbrauerei.
Der Polytechnische Verein in Bayern mit den von ihm ins Leben
gerufenen Unternehmungen hat sich während des verflossenen Jahr-
hunderts als das feste Band erwiesen, das sich um die in Bayern ent-
standenen technischen Erfindungen und Schöpfungen schlang. Möge
es ihm auch in den folgenden Jahrzehnten beschieden sein, neuen,
wertvollen Gedanken, Ideen und Plänen auf ihren oft so dornen-
reichen Wegen bis zur praktischen Durchsetzung und Verwertung
helfend und fördernd zur Seite zu stehen.
her kehrten dieselben Fehler immer wieder. Diese liegen in dem
oft komplizierten Aufbau, der schlechten Ausbildung der An-
schlüsse, in der Verwendung minderwertigen Materials, falscher
Verteilung der Beheizung und in der oft sehr ungeeigneten Form
der Eisen. Betrachtet man den bisherigen Aufbau, so unter-
scheidet man in der Hauptsache zwei Typen: die zweiteiligen
Eisen, bestehend aus Sohle und Druckplatte mit zwischengelegtem
`
a V.
ANNANN;
7 AANS;
VLLLLLLLLLLLL LEG
Abb. 2.
Abb. 1.
Heizelement (Abb. 1) und die dreiteiligen Eisen (Abb. 2), bei
denen die Druckplatte mit einer Haube überdeckt ist. In Wirk-
lichkeit ist die Zahl der Bestandteile eines Bügeleisens jedoch
bedeutend größer, wodurch viele Fehlerquellen geschaffen sind.
Bei zweiteiligen Eisen werden die Verbindungsleitungen zwischen
den am Oberteil montierten Anschlußteilen und den Enden der
:
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1140
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36.
w
7. September 1922.
Heizwicklung in der Regel fortgelassen und die Kontakte ledig-
lich aufgedrückt (Abb. 3). Geschieht dies nicht sorgfältig, so
“liegen die Anschlußfahnen lose an und bilden die gefürchteten
unsicheren Kontakte, oder die Isolierunterlagen geben nach, so
daß ebenfalls unvollkommener Kontakt entsteht. Es sollte als
SIILTTLTSSILITILEEI. N ZA,
Faih
VCHOEHLTHLT
Se COPIL.
An
ĪANS
Abb. 3.
Abb. 4.
Konstruktionsregel gelten, daß zwischen Heizwicklung und Kon-
taktstift nur feste metallische Verbindungen vorzusehen sind.
Bei den Kappeneisen sieht man häufig ein Fenster (Abb. 4) vor,
durch welches die Anschlüsse montiert werden müssen. Dies läßt
sich nur mit großer Geduld ausführen und ist schwer kontrollier-
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Abb.
Abb. 5.
bar. Von einer praktischen Auswechselbarkeit kann man in
diesem Falle nicht sprechen. Die Abmessungen der Steckerstifte
sind zwar durch die Verbandsnormalien festgelegt, nicht aber die
Ausbildung der Isolierbuchsen. Teils werden Glimmerscheiben
mit geringen Kriechwegen oder Kunstmassen verwendet, die in
der Hitzeeintrocknen
und schwinden oder
weich und klapperig
werden, teils sind die
Buchsen so schwach
bemessen, daß sie
Abb. 9
leicht brechen, was der Zug an der Zuleitung besonders be-
günstigt.
Zu den größten Bedenken geben bei vielen Konstruktionen in-
dessen die Heizelemente Veranlassung. Es ist unglaublich, was in
Bügeleisen oft alles vorzufinden ist. Bekanntlich gelten als ideale
Heizelemente Platten von temperaturbeständigem Glimmer,
zwischen denen eine reichlich bemessene Bandwicklung als Heiz-
leiter angeordnet ist. Diese Ausführung trifft man häufig bei
guten Fabrikaten. Sie ist jedoch sehr teuer. Die deutsche und
ausländische Industrie verwendet daher schon seit Jahren mit
vollem Erfolge als einwandfreien Ersatz Mikanit. Neuerdings
glauben einige Fabrikanten sparen zu können, indem sie soge-
nannten Schüttglimmer verwenden, das sind minderwertige
Glimmerabfälle, die lose in das Unterteil eingeschüttet werden.
Darauf liegt entweder lose oder auf schmalen Streifen die mit
60 bis 80 A/mm? belastete Galoppwicklung aus minderwertigem
Heizdraht, die wiederum mit losem Glimmerabfall bedeckt ist
(Abb. 5). Darauf kommt das Oberteil. Gleiche Elemente findet
man auch in Blech gebettet. Sie sind vollkommen uneben, ver-
mitteln keine gute Wärmeüberleitung und sind elektrisch voll-
kommen minderwertig. Das gleiche gilt von den in Weichasbest
eingebetteten Elementen; denn Asbest ist stark hygroskopisch.
Dagegen haben sich Heizkörper aus dünnem Zementasbest mit ein-
gekitteter Heizwicklung im allgemeinen bewährt. Neuerdings wer-
den auch Eisen hergestellt, bei denen die Wicklung mit Zement un-
mittelbar in das Unterteil des Eisens eingepreßt wird. Der Wärme-
kontakt ist dabei sicher gut, doch lassen die isolierenden Eigen-
Abb. 8.
schaften des Zements oftmals viel zu wünschen übrig. Es gibt
kaum Zemente, die nicht hygroskopisch sind und kein chemisch
Abb. 10.
gebundenes Wasser enthalten, welches beim Erkalten immer frei
wird. Solche Eisen wei-
sen bei jedesmaligem
Einschalten starkenKör-
perschluß auf, der erst
nach längerer Heizdauer
verschwindet. Die Heiz-
wicklung solcher Eisen
ıst nicht auswechselbar,
Abb. 11.
und dasistentschiedenein Nachteil, selbst wenn große Garantiezeiten
gegeben werden. Bei der Heizwirkung findet man häufig ein®
falsche Verteilung (Abb. 6). Richtig ist die Anordnung na
Abb. 7. Besonders wichtig ist eine gute Spitzenbeheizung, welche
die Abkühlung des Vorderteiles beim Plätten ausgleicht. Die
Flächenbelastung (Watt/cm?) -spielt eine geringere Rolle
Amerikanische Eisen sind im allgemeinen um 50 % höher beheizt
wie die deutschen. Dagegen sollte man niemals auf die Speicher-
wirkung verzichten und die Sohle nicht zu schwach nehmen,
1. September 1922.
beides Momente, die wärmeausgleichend und in diesem Sinne
stromsparend wirken?).
Auch die Form des Eisens ist keine Nebensache, wie man oft
annimmt. Aus zahlreichen praktischen Versuchen hat sich er-
geben, daß die breite Sohle die beste ist, und daß ein hochge-
zogener Boden die Wärme viel besser an das Plättgut abgibt als
eine dünne Sohle mit Kappe (Abb. 8). Dies ist eine schon bei Gas-
plätten beobachtete Tatsache. Die Kanten a dürfen nur schwach,
die Kanten b sollen stärker abgerundet sein. Stark abzurunden sind
zur Glanzerzeugung die Hinterkante c und die Ecken d. Sie ver-
meiden beim Zurückführen des Eisens Faltenbildung in der Wäsche.
Das Vorderteil muß wie der Bug eines Schiffes gestaltet sein. Eine
spiegelglatte Fläche bewirkt leichtes Gleiten sowie schnelle und
intensive Wärmeübertragung. Bedeutend leichteres Arbeiten er-
reicht man durch Hochziehen der Spitze e und der Hinterkante f.
» Vgl. hierzu „ETZ“ 1921, S. 49.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Strom- und Gasverbrauchskosten sowie deren Einheitspreise in
mittleren Haushalten 1916/1922. — Mancher Haushalt seufzt unter
den Lasten, die Beleuchtung und Kochgas in heutiger Zeit aufer-
legen, es erscheint mir daher interessant genug, einige Angaben hier-
3 A
35 70 0 en Et
id
30 60 600 u =
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25 50 500 Be 2
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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36.
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Abb. 2 Kosten des vierteljährlichen Gas- und Seohserbratichh 19161922.
iber zu machen bzw. sie in Kurvenform darzustellen. Die Kurven
in Abb. 1 und 2 stellen den monatlichen Gas- bzw. Stromverbrauch
für die Jahre 1916 bis 1922 sowie die Gas- und Strompreise dar. Die
1141
Diese Gestaltung wirkt wie die Stufe eines Gleitbootes, vermeidet
die bremsende Faltenbildung und dadurch die rasche Ermüdung
bei langem Plätten.
Der Unterschied im Gleitwiderstand ist ganz bedeutend. Er
wurde auf die in Abb. 9 dargestellte Weise ermittelt.
Die Wärmag-Plätte (Abb. 10) besteht aus drei Hauptteilen, der
Sohle, dem Heizkörper mit den Steckerstiften und dem Oberteil mit
Wärmeisolation und Griff. Unzuverlässige Verbindungsleitungen
zwischen Heizkörper und Anschlußstiften sind vermieden, hygro-
skopischer Zement wird nicht verwendet. Die Eisen können ent-
weder mit Original Wärmag-Heizkörper oder auch mit Mikanitheiz-
elementen geliefert werden. lIsolationsfehler und das Durchbren-
nen der Anschlußfahnen sind bei der Eigenart der Konstruktion aus-
geschlossen. Durch geeignete Formgebung ist der Gleitwiderstand.
dieser Eisen gering: die Hinterkanten und die hinteren Ecken sind
gut abzerundet. Alle Eisenteile sind poliert und vernickelt. Die
Heizkörper sind einfach auswechselbar (Abb. 11). Schneider.
RUNDSCHAU. | |
Angaben beziehen sich auf einen Haushalt von 5 Zimmern und 7 Per-
sonen (mit Hausangestellten) in einem Hause mit zentraler Warm-
wasserversorgung (ohne Zentralheizung). Dadurch, daß die zen-
trale Warmwasserversorgung auf 14-tügige, jeweils 3 Tage andau-
ernde Perioden beschränkt ist, ist der Einfluß des vorher täglich
verfügbaren Warmwassers auf den Gasverbrauch nicht überall der
45 99 900 ln a nn nn ns
xo k N l |
N -Gasverbrauch
| |
o] kn... öasverbrauch
|
t
|
I
onsin
Strom- und Gasverbrauch eines Haushalts von 5 Zimmera und 7 Personen sowie Strom- und Gaspreise in den einzelnen Monaten der Jahre 1916 bis 192.
` gleiche, Seit 1919 werden übrigens auch elektrische Bügeleisen
und eine elektrische Kochkiste benutzt. Seit Ende 1921 ist der
Lichtstromverbrauch wegen des hohen Strompreises durch Ein-
setzen niederkerziger Glühlampen und durch sparsame Lichtanwen-
dung nach Möglichkeit eingeschränkt worden. Das Gas wird, abge-
sehen von Notbeleuchtung, nur zum Kochen auf dem Herd benutzt.
Abb. 1 zeigt den monatlichen Stromverbrauch in Kilowattstunden,
den monatlichen Gasverbrauch in Kubikmetern sowie die Strom-
preise für 1 kWh bzw. die Gaspreise für 1 m? in den Jahren 1916
bis 1922. Abb. 2 zeigt die vierteljährlichen Strom- bzw. Gaskosten
bzw. Gesamtkosten für den gleichen Zeitraum unter Einfluß der
Mcssermieten. Es dürfte sich erübrigen, auf weitere Einzelheiten
einzugehen, da die Kurven für sich sprechen. KurtPeriewitz.
Apparatebau.
Neuartiger Einbau von Ölschaltern in Schaltanlagen von über
35 kV. — Anläßlich der Projektierung der Transformatorenstatio-
nen Würzburg, Schweinfurt und Aschaffenburg des Bayernwerks
hat die Brown Boveri & Cie A.G., Mannheim-Käfertal, eine neu-
artige Aufstellung der 100 kV-Ölschalter entworfen, welche eins so
einfache und übersichtliche Bauart des Schalthauses ergibt, wie
man sie bei Freiluftstationen findet, wodurch sie wesentliche
Vorteile hat (Abb. 3). Da erfahrungsgemäß Explosionen von Öl-
schaltern für 100 kV, auch bei größten Zentralenleistungen, nicht in
dem Maße wie bei niedrig geren Spannungen zu befürchten sind, wur-
»
-— -E u E a-
1142
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36.
u -
7. September 1922.
den die druckfest gebauten Ölschalter unter Anordnung von Entlüf-
tungsrohren bis zum Deckel in eine Betongrube versenkt, welche die
beim Schalten auftretenden Ölgase ins Freie abführen; durch Rück-
schlagkappen wird der Eintritt von Frischluft und Feuchtigkeit in
die Schalter verhindert. Die Ölschalteraufstellung nach dem Kam-
mersystem ist hiermit verlassen, jedoch ohne Aufgabe ihrer Vor-
teile, insbesondere des Schutzes gegen Verqualmung der Station.
Ver Ölbehälter des Transformators besteht aus Eisenblech und ist
an seinem oberen Rande mit einem Stahlgußring versehen, der
mit einem in der Betongrube festverankerten Fundamentring ver-
schraubt wird. Der Stahlgußdeckel des Ölschalters trägt den voll-
ständigen Schaltmechanismus und die Schutzwiderstände.
Abb. 3. Einbau von Ölschaltern in Hochspannungs-Schaltanlagen”’nach BRC.
Die Vorteile der neuen Aufstellungsart, insbesondere der ein-
stöckigen Anordnung, sind größte Übersichtlichkeit der Schaltein-
richtungen von einem Bedienungsgange aus, Kostenersparnis und
Erhöhung der Betriebssicherheit durch Fortfall aller Hochspan-
nungsdurchführungen für Leitungen im Schalthaus, Verminderung
der Baukosten, sehr günstige natürliche Beleuchtung der Station.
Die Revision der Ölschalter ist sehr leicht auszuführen, denn sie
lassen sich leicht herausheben und mittels eines besonderen Hub-
wagens transportieren. Die Ölschalterdurehführungen, Relais und
Antriebsteile der Ölschalter sind bequen zugänglich. Die Sicher-
heit gegen Verqualmung war schon oben erwähnt. („BRBC.-Mittei-
lungen”, Mannheim, Bd. 9, 1922, S. 119.) Ptz.
Beleuchtung und Heizung.
Die Wirkung verschiedener Sehwinkel, Liehtintensitäten und
Lichtzusammensetzungen auf wichtige Funktionen des Auges —
Die Untersuchungen bezogen sich auf die Sehschärfe, ıhre Er-
haltung und das Unterscheidungsvermögen. Die Sehschärfe hängt
von der Farbe des zur Beleuchtung dienenden Lichtes ab. Sie nimmt
zu in der Reihenfolge der Spektralfarben: Blau, blaugrün, rot, grün,
orange, gelbgrün, gelb. Bei gelbem Licht ist sie am größten. Die
Differenz tritt am deutlichsten bei hohen Liichtstärken auf. Hinsicht-
lich der elektrischen Glühlampen ist die Sehschärfe am größten bei
der Tageslichtlampe, sie ist geringer bei der Gasfüllungslampe, am
kleinsten bei der Vakuumlampe. Für die Erhaltung der Sehschärfe,
d. h. bei Dauerversuchen gilt das Gleiche mit Ausnahme der Farben
rot und grün, imlem das Auge leichter im grünen als im roten Licht
ermüdet. In gleicher Weise wie bei der Sehschärfe wirkt die Licht-
farbe auf das Unterscheidungsvermöszen. Der Einfluß der Be-
leuchtungssteigerung auf das Unterscheidungsvermögen ist stark
abhängig vom Sehwinkel. Es wurde folgendes beobachtet: Steirt
die Beleuchtungsstärke von 3,6 auf 144 Lx, so nimmt das Unterschei-
dungzsvermögen zu
bei einem Sehwinkel von 1,15 um 603 %
n ” [7 " , | n” 331 %
r , n" " 3,45 „ 310 N.
(C. E. Ferree und G. Rand, Trans. Tllum. Eng. Soc. Bd. 17, 1922, S. 69.)
Re.
Die neue Beleuchtung von Landstraßen. — Zu der auf S. 992
gebrachten Mitteilung über eine neue Beleuchtung von Landstraßen
zwecks Vermeidung der überhandnehmenden Automobilunfälle seien
®
hier noch einige weitere Angaben gemacht. Die in Abb. 2 der vor-
erwähnten Mitteilung dargestellte gasgefüllte Serienlampe hat 250
Ko für 6,6 A. Der Verbrauch bei 4000 Brennstunden im Jahre
beträgt je Lampe 108 kWh. Die Beleuchtung beläuft sich, bezogen
auf die Oberfläche der Landstraße (nicht, wie man sonst allgemein
für diese Messung annimmt, 1 m darüber), auf 0,3 bis 2,64 Lx. Hier-
zu sei bemerkt, daß L. Bloch in seinem Buche „Lichttechnik“ für
städtische Straßen mit mittlerem Verkehr 1,5 bis 5 Lx, für städti-
sche Nebenstraßen 0,5 bis 1,5 Lx verlangt. An einer graphischen
Darstellung werden die Kosten einer Beleuchtungseinriehtung mit
don Baukosten der Straße verglichen. Daraus geht hervor, daß die
Herstellung der Beleuchtungseinriehtung etwa 1/10 von den Kostea
der Makadampflasterung, die Unterhaltung etwa t/s dieser beträgt.
Ed.
Verkehr und Transport.
Vollbahn-Elektrisierung in Frankreich. — Die Elektrisierunz
der französischen Hauptbahnen macht weitere Fortschritte!). Kürz-
lich wurde eine große Lokomotivbestellung an die Société Oerlikon
und die Société de Construction des Batignolles in Paris von der
Compagnie du Chemin de Fer de Paris à Orléans vergeben?). Nun
sind wir in der Lage mitzuteilen, daß auch die Compagnie des Che-
mins de Fer de Paris—Lyon—Mediterrannee (P.L.M.) die Elektri-
sierung ihrer Linien in Angriff genommen hat, u. zw. wie die Paris—
Orleans-Bahn mit Gleichstrom von 1500 V Spannung. Die P.L.M.
fängt aber mit der Elektrisierung nicht von Anfang in großem Maß-
stab an, sondern will zunächst Probelokomotiven in Betrieb nehmen,
um auf Grund der. damit erhaltenen Betriebsergebnisse die zroßen
Lokomotivbestellungen zu vergeben. Sie hat bei den beiden oben-
“genannten Gesellschaften eine Lokomotive zur gemeinsamen Hie-
ferung bestellt, u..zw. liefert die Société de Construction des Batiz-
nolles den mechanischen Teil, während die Société Oerlikon die lie-
ferung und Montage der elektrischen Ausrüstung übernommen hat.
Die Lokomotive ist für Schnellzugsdienst und für eine Höchstxe-
schwindigkeit von 110 km/h bestimmt und erhält zwecks guten
Kurvenlaufes vorn und hinten je ein zweiachsiges L.aufgestell. Die
vier Triebachsen werden je durch einen sogenaunten Zwillingsmotor
über ein Zahngetriebe angetrieben. Die Dauerleistungz der Loko-
motive ist 1840 PS bei 80 km/h, die Stundenleistung 2400 PS bei
A0 km/h; die Zugkraft beim Anfahren steigt bis auf 21600 kg; alle
diese Angaben sind auf den Triebradumfang bezogen.
Von besonderem Interesse ist, daß die Lokomotive für Nutz-
bremsung bei Talfabrt auf Gefällen eingerichtet wird. Sie soll be-
fähigt sein, auf 30 %/oo Gefälle einen Zug im Gewichte von 300 t* (ohne
die Lokomotive gerechnet) bei rd 40 km/h Fahrgeschwindigkeit
ausschließlich durch Stromrückarbeit. abzubremsen.
Wir behalten uns vor, auf Einzelheiten dieser in jeder Beziehung
interessanten Lokomotive bei Gelegenheit näher einzugehen. e.
Fernmeldetechnik.
Internationaler Telegraphisten-Wettstreit Berlin. — Um die
Telegraphisten aller Länder zu einem nützlichen Wetteifer anzu-
spornen und gleichzeitig freundschaftliche Beziehungen zwischen
ihnen anzubahnen zum Nutzen des Betriebs, hatten die großen Ver-
bände der deutschen Post- und Telegraphenbeamten sich vor einigen
Monaten an ihre Berufsgenossen in zanz Europa gewandt und sie
zu einenr internationalen Telegraphisten-Wettstreit nach Berlin
einzeladen. Das Reichspostministerium unterstützte das Vorgehen
der Beamtenschaft aufs wärmste und nahm die Durchführung ses
Unternehmens in die Hand. Ein Ehrenausschuß wurde gegründet,
der eine Anzahl führender deutscher Männer umfaßte und an
dessen Spitze der Präsident des Deutschen Reichs irat; Die Ober-
leitung des Wettstreits übernahm der Staatssekretär im Reichs-
postministerium Dr. Bredow.
Die Beteiligung an dem Wettstreit — dem 1899 und 1911 solche
in Como und Turin voraufgegangen waren — gestaltete sich außer-
ordentlich lebhaft. Aus Dänemark, Estland, Finland, Jugoslawien.
Italien, Niederland, Norwegen, Österreich, Rußland, Schweden,
Schweiz, Spanien, Tschechoslowakei und Ungarn eilten Telegraphi-
sten herbei: auch das Saargebiet und Danzig waren vertreten. Ins-
zesamt nahmen 332 Telegraphisten — in 424 Wettbewerben — an
dem Kampf teil, darunter 138 aus dem Auslande, 59 deutsche Eisen-
bahntelegraphisten und 14 Telegraphisten der deutschen Funkbr-
triebsgesellschaften. Die Mehrzahl der Länder war außerdem durch
besoudere amtliche Delegierte vertreten, die zusammen mit einer
Reihe von deutschen Beamten das Preisgericht bildeten. Die Wett-
kämpfe fanden in dem großen Hörsaal Artilleriestr. 10/11 statt und
dauerten vom 18. bis 21. August.
Es wurden Prüfungen abgehalten:
im Geben mit der Morse- oder Klopfertaste und im Aufnehmen am
Morseschreiber oder Klopfer;
im Geben mit dem Ilughesapparat;
im Geben mit dem Fünftastensender des vierfachen Baudotapmt-
Tats;
im Stanzen von Telegrammen mit dem Siemens-Tastenlocher;
1) „ETZ“ 1922, 8. 1018.
2) Bulletin Oerlikon Nr. 11, 1922 S. 52.
F
aaaea an
7. September 1922.
im Stanzen von Telegrammen "mit dem Klöppellocher des Wheat-
stoneapparats und
in Aufnehmen von Funktelegrammen.
Die Prüfung am Morseapparat oder Klopfer dauerte 20 Minuten
für die Abgabe und 30 Minuten für die Aufnahme; für die übrigen
Prüfungen war je eine Stunde festgesetzt.
Der zu gebende Text war aus Wörtern der verabredeten Sprache
und aus Gruppen von Buchstaben und Ziffern zusammengesetzt. Er
war für jedes Apparatsystem verschieden, aber gleich für alle Be-
werber an demselben System.
Beim Aufnehmen am Morsesystem, am Klopfer und am Summer
(für Funktelegramme) wurde die Geschwindigkeit nach dem
Wunsch jedes Bewerbers geregelt. Beim Hughesapparat war die
Zahl der Schlittenumläufe nach Belieben des Bewerbers auf 100
his 130 in der Minute festgesetzt; beim Baudotsystem betrug die Ge-
chwindigkeit 180 Büretenumläufe in der Minute.
Zur Beurteilung der Leistungen wurde jedem empfangenen
oder gegebenen Wort und jeder Gruppe von Ziffern oder Buchsta-
bender Wert von 5 Punkten bei dem Morsesystem und den Appara-
ten für die Aufnahme der Funktelegramme, von 4 Punkten beim
Wheatstone-Klöppellocher und von 3 Punkten beim IIughes- und
Baudotsystem sowie dem Siemens-Tastenlocher beigelegt. Der Wert
der nicht berichtigten Irrtümer (Fintstellungen Auslassungen u.
dergl.) war nach genauen, bis ins Einzelne gehenden Bedingungen
auf12 bis 18 Punkte festgelegt. Die Zahl der den Bewerbern zuzu-
erkennenden Punkte wurde in der Weise ermittelt, daß die Zahl
der aufgenommenen oder abgegebenen Wörter mit dem betreffenden
Koeffizienten vervielfältigt und das Produkt um die Punkte für die
Irrtümer vermindert wurde. Die Bewerber, die richt wenigstens
3200 Punkte am Morse, Baudot oder Wheatstone, 3800 Punkte am
Hughes, 4000 Punkte am Summer oder 4500 Punkte am Siemens er-
reichten, blieben ebenso wie solche Bewerber, bei denen der Wert
der nicht berichtigten Irrtümer eine für jedes System festgelegte
Punktzahl überstieg, unberücksichtigt.
Nach einer Begrüßung der Teilnehmer durch den Reichsnost-
minister, dieam 17. VIIT. im Postmuseum stattfand, wurde der Wett-
streit am 18. in einer feierlichen Sitzung im Reichstag. bei der Staats-
sekretär Dr. Bredow die Festrede hielt, eröffnet. Gleichzeitig be-
zannen in der Artilleriestraße die Apparate zu spielen. Es wurden
teilweise außerordentliche Leistungen erzielt. Besonders hervor-
erhoben sei hierbei die Arbeit der Telegranhengehilfin Frau Ban-
semer (Breslau), die mit 8556 Punkten — das sind 2888 Wörter in
der Stunde oder 48 Wörter mit durchschnittlich 8 Buchstaben in
der Minute — fast das Dopnelte der Mindestpunktzahl erreichte.
Sie errang damit den ersten Siemenspreis. Ebenso fielen der erste
Hughes- und der erste Summer-Preis nach Deutschland, während der
erste Klopfer-Preia nach Italien. der erste Baudot-Preis nach Spa-
nien nnd der erste Whentstone-Preis nach Dänemark kamen. Her-
vorzuheben ist, daß die Wheatstone-Preise sämtlich von dänischen.
Tie Summerpreise sämtlich von deutschen Beamten gewonnen wur-
den. Von den 69 Einzelpreisen. die teils von den Behörden. teils von
Jan großen in- und ausländischen Beamtenverbänden und aus den
Kreisen des Handels und der Industrie gestiftet waren, wurden 23
von Angehörigen der Reichsvost- und Telegraphenverwaltung ge-
wonnen; insgesamt blieben 30 Preise in Deutschland.
Der vom Reichspräsidenten gestiftete Meisterschaftspreis. der
zwischen den Bewerbern zum Austrag kommen sollte, die minde-
stens an drei Systemen einen Preis davontrugen, wurde dem Öster-
reicher O. Schindler zugesprochen. Die beiden T.änderpreise, ie
einer für die Siemens- und die Baudot-(iruppe, als Ehrenpreise für
die Telegraphenverwaltungen der Länder gedacht. die an den mei-
a Systemen Einzelpreise eroberten, kamen an Deutschland und
anen.
© Das Ziel, das sich die Leitung des Wettstreits gesteckt hatte,
ist voll erreicht: Das Vorwärtsstreben aller Telegranrhisten daheim
und im Auslande hat neue Schwingen erhalten, und die zahlreichen
Männer und Frauen werktätiger Arbeit, die in diesen Tagen das Le-
ben in deutschen Beamtenfamilien kennen gelernt und einen Blick
zetan haben in das arbeitende Deutschland, sie werden erkannt ha-
hen, daß das deutsche Volk nicht das Volk ist, als das die Rachsucht
nnd der verlogene Wahnsinn Einzelner es hinstellen möchten, son-
dern ein Volk der Arbeit und des Rechts und treuester Pflichterfül-
lıng. Ober-Postrat Giesecke, Berlin.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Plan einer internationalen elektrischen Ausstellung in Brüssel
1925. — Wie „Electrical Review” nach „Le Soir“ berichtet, gehen
belgische Ingenieure und Industrielle mit dem Plan um, 1925 in
Brüsseleineinternationale elektrischeAusstel-
lun g zu veranstalten.
Ein elektrisches Museum in Brüssel. — Nach „Electrical Re-
view“ hat die belgische Chambre Syndicate des Electriciens zu-
sammen mit der Société Belge des Electriciens ein Komitee gebildet,
um den Plan für ein NationalmuseumderElektrizität
auszuarbeiten. Seitens der Union des Associations Internationales
siud bereits Räume im Palais Mondial au Cinquantenaire zu Brüssel
anzeboten worden.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 36.
1143
Internationale Elektrizitätsausstellung Barcelona 1925. — Die
Vorarbeiten für den seit nicht weniger als 10 Jahren betriebenen
Plan einer großen Internationalen Elektrizitäts-
ausstellungin Barcelona 19%), die fast das ganze ver-
gangene Jahr über geruht haben, scheinen nun doch erhebliche Fort-
schritte zu machen. Wie das Ausstellungs- und Messe-Amt der
Deutschen Industrie, das das im Falle des Zustandekommens auch
für Deutschland wichtige Projekt sorgsam beobachtet, von seinem
Vertrauensmann in Barcelona erfährt, ist bereits eine Reihe recht
imponierender Baulichkeiten fertiggestellt. Riesige Freitreppen,
Säulengänge usw., alle massiv in Stein aufgebaut, führen jetzt schon
den Berg Montjuich hinauf, dessen Gangbarmachung naturgemäß
ungeheure Summen verschlinget. Andererseits dürften jedoch nocn
einige Jahre vergehen, bis an die Vorbereitungen für die eigentliche
Ausstellung selbst herangegangen werden kann, so daß ihre Durch-
führung bereits im Jahre 1925 auch heute noch recht fraglich er-
scheint. Eine Beurteilung des Gesamtprojektes kann daher im
jetzigen Augenblicke immer noch nicht gegeben werden. Außer
der mehrfach erwähnten Kommunalanleihe von 65 Mill. Pes rechnet
man Z. Z. noch mit einem weiteren Kostenaufwande von 40 Mill. Pes,
` so daß insgesamt über 100 Mill. Pes in die Ausstellung gesteckt wer-
den sollen: bis jetzt dürften, wie glaubhaft versichert wird, schon
etwa 40 Mill. Pes hineingebaut worden sein.
Britische Reichsausstellung, London 1924. — Wie „Eleetrician“
berichtet, haben die Ausstellungsleitung und die British Electrical
and Allied Manufacturers’ Association (B.B.A.M.A.) eine Vereinba-
rung dahin getroffen, daß letztere die ganze Organisation derelek-
trotechnischen Abteilung und verwandter technischer
Gruppen übernimmt. Alle britischen Fabrikanten elektrischer Ma-
schinen und Apparate können in der genannten Abteilung ausstel-
len, auch wenn sie nicht Mitglieder der B.E.A.M.A. sind. Es wird
beabsichtigt, aufder Ausstellung eine dem neuesten Stand der Tech-
nik entsprechende Kraftstation als wichtiges Schauobjekt zu
errichten.
Ausstellung medizinischer Bedarfsartikel Sarajevo 1923. — Als
Ergänzung der „ETZ“ 1922, S. 1121 gebrachten Notiz sei nach Mit-
teilung des Ausstellungs- und Messe-Amts noch nachgetragen, daß
die Teilnehmer die KostenderAusstellung,desTrans-
portesundderInstallation selbst tragen und sich auch
an den der Ärzteschaft erwachsenden Organisationsunkosten, die
allerdings kaum nennenswert sein werden, beteiligen müssen. Die
Ausstellungsgegenstände genießen Zollfreiheit unter Zollhinter-
legung für den Fall, daß sie auf oder anläßlich der Ausstellung ver-
kauft werden und im Lande bleiben.
Mustermessen in Valencia. — Mit Rücksicht auf den kläglichen
Verlauf der vor einiger Zeit in Valencia abgehaltenen 5. Muster-
messe und im Hinblick darauf, daß auch von privater deutscher
Seite versucht worden ist, Interessenten fir das Unternehmen zu
gewinnen, betont das Ausstellungs- und Messe-Amt die absolute
Bedeutungslosigkeit dieser Veranstaltung trolz
ihrer amtlichen Förderung und empfiehlt für etwaige künftige Wie-
derholungen deutschen Firmen größte Zurückhaltung.
Internationale Ausstellung in Rio de Janeiro 1922. — Im An-
schluß an frühere Nachrichten?) gibt das Ausstellungs- und Messe-
Amt der Deutschen Industrie bekannt, daß die Ausstellungsleitung
nach Mitteilung des Sekretärs der Kommission der Jahrhundert-
feier (Abteilung für die „Nationale Ausstellung”) beschlossen habe,
ausländischen Ausstellern, deren Staaten sich nicht
offiziell beteiligen, Sonderräume zur Verfügung zu stellen, u.
zw. 28 Stände von je 36 m? in dem Gebäude des „Mercado novo“ un-
mittelbar neben der Hauptausstellungshalle. Der Mietpreis soll für
die Dauer der Ausstellung 10 000 Milreis je Raum oder bei dem der-
zeitizgen Kursstande etwa fünfviertel Mill.M betragen. Interessierten
Firmen wird anheimgestellt, sich mit dem Sekretär der genannten
Kommission, ArnoKonder, Riode Janeiro, unmittelbar inVerbindung
zu setzen. Die Adresse der Ausstellungsleitung selbst lautet: Dr.
Antonio de Padua Assis Rozende, 2. Vize-Präsident der Commissäo
Orzarizadora da Exposição Nacional, Rua do Mercado 12—1 ° andar.
Die englische Industrie hat eine Reihe sorgfältig ausgewählter Fil-
me nach Brasilien geschickt, von denen sie sich großen werbenden
Erfolg für das Geschäft mit Südamerika verspricht.
Verschiedenes.
Technisch-Wissenschaftliches Vortragswesen Berlin (TWV )’°).
— Die am 9. August abgehaltene Vorstandssitzung des Technisch-
Wissenschaftlichen Vortragswesens Berlin behandelte in der Haupt-
sache das für das Winterhalbjahr 1922/23 in Aussicht genommene
Vortragsprorramm. Die Vorbereitungen sind so weit fortgeschrit-
ten, daß ein großer Teil der Vortragskurse schon heute in Form eines
Vorverzeichnisses der Öffentlichkeit bekanntgegeben werden kann.
Von besonderem Interesse dürften für alle technisch interessierten
Kreise u. a. die vom Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes zu
veranstaltenden Kurse über Mathematik und Mecha-
1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 880; 1922. S. 21, 1014.
2 Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 397, 593. 820. è
3) Vgl. „ETZ“ 1921, 5. 13 5; 1922, N. 594.
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1144 | lektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 36. 7, September 1922.
| E
nik sein, die von namhaften Dozenten übernommen und auf die Be- Kühlwasser von geringer Karbonathärte zur Verfügung steht,
strebungen der in der Praxis tätigen Ingenieure zugeschnitten sind. erreicht, daß durch den größeren Frischwasscrzusatz die Kühl-
Die in diesem Sommer bereits laufenden Kurse I bis VI werden im wassereintritts- und -austrittstemperatur im Kondensator herab-
kommenden Winter durch einen VII. Teil: Anwendungen der gedrückt und hierdurch das Vakuum der Kondensation wesent-
höheren Mathematik auf technische Probleme lich verbessert wird: Die Kühlwasserabwärm® kann weiterhin
erweitert, der sich aus einzelnen Spezialgebieten, die über das Hoch- zur Warmwasserfernheizung und Warmwasserbereitung für
schulpensum hinausgehen (konforme Abbildung, Wärmelehre auf Waschkauen von Großbetrieben, Zechen, Hüttenwerken, Fabri-
Grund der Atomtheorie u. 4.) zusammensetzt. Es ist dringend zu ken, Spinnereien USW. dienen. Bei der Verwendung als Wärme-
wünschen, daß die gründlich vorbereiteten Vorträge und Übungen träger für Fernheizungen und Warmwasserbereitungsanlasen für
des TWV für das Wintersemester in der Berliner Industrie das nö- Weaschkauen ist es notwendig, das Kühlwasser mit einer Aus-
tige Verständnis und in der Berliner Ingenieurschaft den erstrebten trittstemperatur aus dem Kondensator von durchschnittlich 40° C,
Widerhall finden. Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle des auf etwa 80° C nachzuwärmen, wenn eine minimale Außentempe-
TWV (Berlin, NW 87, Sommerstraße 4 a, FernsSpr.: Zentrum 15207), ratur von den 10° C in Anschlag gebracht wird. Dies ist sehr
wo auch Verzeichnisse erhältlich sind. leicht möglich, wenn das Pumpwerk der Kondensationsanlage VON
einer Kleindampfturbine, deren Abdampf in den Vormärmer ge-
| schickt wird, angetrieben wird. Eine derartige Anlage ist an
Energiewirtschaft. Hand eines hier nicht wiedergeß‘ benen Schemas erläutert.
Außer der Verwendung der Kühlwasserabfallwärme für Hei-
Die Nutzbarmachung der in Kaminkühlern verloreng:henden zungszwecke ist es auch möglich, dieselbe zur Erzeugung von
Wärmemengen. — Der Verwertung der Kihlwasserabwärn.e von stein- und gasfreiem Kesselspeisewasser für moderne Kessel-
Wärmekraftmaschinen wird bis heute noch nicht allgem in be- anlagen auszunutzen. Es bestehen zwei Verfahren, das eine nach
achtet. Dies ist damit begründet, daß man es in der Abfal wärme Professor Josse, das die Permutit-A.G. vertreibt, und ein weiteres
dos Kühlwassers mit großen Mengen eines Wärmeträgers :.:it sehr der Maschinenbau-A.G., Balcke. Der grundsätzliche Untersehi
geringem Temperaturgefälle, also wärmewirtschaftlich «hr un- besteht darin, daß bei der Josse-Destillieranlage in die Warm-
günstigen Verhältnissen ZU tun hat. In mit Oberfläch: nkonden- wasserleitung der Kondensation ein Vakuumverdampfer und in
sation arbeitenden Dampfkraftanlagen werden 15 % der im Dampf die Kaltwasserleitung ein Vorkondensator eingeschaltet ist, in
enthaltenden Wärme in indizierte Arbeit umgesetzt, C3 % gehen welchem die in dem Vakuumverdampfer erzeugten Brüden nieder-
in das Kühlwasser und etwa 10 % bleiben als Flüssixkeitswärme geschlagen werden, während bei der Balcke-Kühlwass:rver-
im Kondensat. Durch die Rückleitung desselben können etwa «dunsteranlage der Kondensator der Destillieranlage einen beson-
59% gespart werden. Bei Dampfmaschinen mit Mischkonden- deren Kühlwasserstromkreis Mit Tiefkühlung untergebracht ist.
sation ist die Verteilung der Verluste etwas ar.ders. Der ın Beide. Verfahren benutzen die Zustandsgleichung des Dampfes,
das Kühlwasser abzeführte Teilbetrag der Gesamtwärme ist um die darauf beruht, daß heißes Wasser in einen Vakuumraum hin-
die mit dem Kondensat fortgeführte Flüssigkeitswärme größer eingebracht, solange verdampft, bis der nicht verdampite Rest
als bei einer Oberflächenkondensation. Bei Verbrennungskraft- die Vakuumtemperatur angenommen hat.
maschinen ist die mit dem Kühlwasser verlorengehende A fall- Nach dem Josseverfahren ist es durch das Einschalten des
wärme nicht so groß wie bei Dampfkraftmaschinen, bei Sauggas- Vorkondensators in die Wassersaugleitung der Hauptkondensation
anlagen verläßt das Kühlwasser den Z,ylindermantel normal mit nicht möglich, einen Vakuumabfall des Hauptkondensators und
einer Temperatur von etwa 40 bis 60° C, die durch Vermindern damit einen Mehrdampfverbrauch der Kraftmaschine zu verhin-
der durchlaufenden Wassermenge auf 90 bis 120° C ohne Ver- dern, und andererseits ist infolge eintretender Versteinung des
schlechterung_der Kiühlwirkung gesteigert werden kann. Es ist Vor- und Hauptkondensators eine Konstanterhaltung des Tempe-
somit möglich, die Verwertung dieser Abfallenergie bei Ver- raturgefälles zwischen Warm- und Kaltwasserseite und damit
brennungskraftmaschinen günstiger ZU gestalten, doch ist es die Konstanterhaltung der stündlichen Destillatleistung des Ver-
nicht ratsam, höher wie 90 bis 120° zu gehen, da die mit dem dampfers nicht möglich. Durch Herausnehmen_des Vorkonden-
Gemisch in Berührung kommenden Zylinderteile kühl zu halten sators aus der Kühlwassersaugleitung und Errichtung einer
sind, um vorzeitige Zündungen des Gasluftzemisches und die eigenen Wasserrückkühlanlag® für den Vorkondensator lassen
hieraus entstehenden Betriebsstörungen ZU vermeiden. Bei Saug- sich nach dem Balcke-Verfahren diese Mängel beheben. Das Ver-
gasgeneratoren gehen etwa 35% der in Form von Koks zuge- fahren ist an einer Abbildung erläutert.
führten Wärmemenzen verloren, ein Drittel des Restes der im Bei der Ausnutzung der Kühlwasserabwärme von Verbren-
Gase verfügbaren Energie wird in indizierte Leistung und ein nungskraftmaschinen liegen die wärmetechnischen Verhältnisse
weiteres Drittel in das Kühlwasser übergeführt, während das wesentlich günstiger, da es durch die Einführung der Heißküblung
letzte Drittel in den Auspuffgasen der Maschine verbleibt. Beim möglich ist, mit dem Balcke-Bleicken-Verdampfer Destillat zu erT-
Dieselmotor gehen von den nicht in Arbeit umgesetzten rd % der zeugen und dabei die in den Kondensator übergehende Brüden-
als Heizwert im Rohöl eteckenden Wärmemengen 30% in das wärme zur Beheizung von Wohnräumen und Waschkauen mittels
Kühlwasser, das im allgemeinen eine Temperatur von 40 bis 50°C Warmwasserfernheizung auszunutzen. Voraussetzung ist dabei,
annimmt, die aber ebenfalls durch Verringerung der umlaufenden daß der Balcke-Bleicken-Abwärmeverdampfer mit schlechtem Va-
Kühlwassermengen auf 90 bis 120° gesteigert werden Kann. kuum arbeitet, damit die Kühlwasserablauftemperatur aus dem
Dr.-Ing. Hans Balcke gibt Anweisungen. um die beträcht- Kondensator zwischen 60 und 70° C liegt. Bei weiterer Steige-
lichen Abfallwärmemengen zur Bodenheizung heranzuziehen. An rung der Kühlwassertemperatur bei Verbrennungskraftmaschinen
Hand zahlreicher hier nicht wiedergegebener Abbildungen wird ist es nach dem Verfahren von Semmiler möglich, Niederdruck-
der Unterschied zwischen geheizten und ungeheizten Feldern ge- dampf aus dem Heißwasser zu erzeugen und mit denselben Nieder-
zeigt, die ersteren zeigen üppiges Wachstum der Vegetation, druckturbinen zu betreiben. Das bis auf 120° © erwärmte Kühl-
welches durch die gleichmäßige Wärme des Kühlwassers in Ver-_ wasser wird in einen unter Atmosphärendruck arbeitenden
bindung mit der gleichmäßigen durch das Kühlwasser erzeugten Sneicher hineingedrückt, was Zur Folge hat, daß ein Teil des
: Vor- Wassers solange verdampft, bis sich der übrige Rest auf die dem
Feuchtigkeit des Bodens hervorgerufen ist. Nach dem
au von Heizanlagen Barometerstand entsprechende Temperatur abgekühlt hat. Der
schlage von Schulze, Dresden, wurden zum B: i | l
für Bodenerwärmung mittels warmen Kiühlwassers, von dem im Speicher erzeugte Niederdruckdampf kann zum Betrieb von
Warmwasser durchströmte Heizrohre in gewisser Tiefe in den Abdampfturbinen verwendet werden.
Boden verlegt. Die Wärmeübertragung an den Erdboden _er- Dieses Verfahren kann als ideale Verwertung der Heißküh-
folgt teilweise durch Wärmeleitung, teils durch verstärkte Poden- lung bei Verbrennungskraftmaschinen angesehen werden, um £0
ventilation. Oberhalb der Heizrohre werden Abdeckprlatten ver- mehr, da die Maschinen mit Heißkühlung besser arbeiten wie bei
legt, weil bei der Beheizung des freien Landes die Bodentempe- einer Kühlung mit niedriger Ablauftemperatur. Die mit dem
ratur durch Regen stark beeinflußt wird. und die spezifische Semmlerverfahren gemachten Erfahrungen sind sehr gute.
Wärme des Bodens stark wächst, wodurch der abwärts sickernde wäre auch möglich, die Abwärme des Kühlwassers von Gas-
Regen die Poren des Erdreiches verstopft, und ferner, weil den kihlern, Retortenöfen und Ammoniakkühlern für die Zwecke der
Heizrohren durch indirekte Berührung mit dem Regen viel Wärme Warmwasserbereitung für Waschkauen und Fernheizungen aut
nntzogen und nach der Tiefe abgelenkt wird. Damit das Regen- zunutzen. Das Kühlwasser kann im Winter zu Heizzwecken, IM
wassor über den Rohren schneller nach der Seite abläuft und in Sommer in Bleicken-Verdampfern zur Herstellung von Destillat
Schichten gelangt, wo es die Bodenventilation nieht mehr be- benutzt werden und der wärmevernichtende Kühlturm durch wärme-
hindern kann, sind die Abdeckplatten dachartie gestaltet. Mit nützende Vorrichtungen ersetzt werden. Das auf diese Weise seht
einer derartigen Bodenheizanlage wurden in der technischen billig gewonnene wertvolle Destillat kann beispielsweise zur Kessel
Hochschule in Dresden Versuche angestellt, die das bereits er- Speisunf verwandt werden. („Mitt. d. Vereinig. der Elektrizitäts
wähnte Ergebnis hatten. Auch die Station für drahtlose Tele- werke”, Bd. 301, 1921, 8. 445.) Schor.
graphio in Nauen forderte ein Projekt zur Ausnutzung der Ab- |
wärme elektrischer Widerstände an. Die Kosten der Boden-
beheizung mit Heizrohren sind sehr hohe, man kann aber trotz- l Industrie und Handel.
dem die Warmwasserhodenbeheizung aufrecht erhalten, wenn =; ;
man durch die zu beheizenden Gemüsegärten von dem Warm- Deutschland, — Im Anschluß an die in der „BETZ“ 192,8. W o;
WASSE durchlaufende Gräben zieht. Diese Anlagen sind sehr nach „Wirtschaft und Statistik“ wiedergegebenen deutsehen
billig, der Frischwasserzusatz allerdings größer wie bei g>wöhn- Wirtschaftsza hlen für die letzten 9 Monate des Jahres 1%]
»
lichen Kühltürmen; es wird aber dadurch überall, wo billiges bringen wir heute dieselbe Übersicht für das 1. Halbjahr 19:
1146
7.September 1922. Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heit 36.
fahren, vou denen man monatlich etwa 1, Mill. t Mehrförderung er-
wartet. Die Delegierten der Reparationskommission hatten ihre Be-
reitwillizkeit erklärt, die ihnen gegebene Anregung in Paris vorzu-
Deutsche Wirtschaftszahlen.
zugleich mit den Werten aus dem letzten Quartal des Vorjahres. Sie
ist wiederum der genannten Zeitschrift des Statistischen Reichs-
amtes?) entnommen.
y Angaben 1921 s
orgänge fü E A ee
; F Oktober | November| Dezember| Januar | Februar ' März | April | Mai | Juni
Gütererzeugung | | l |
Steinkohlenförderung (ausschl. une) 1000 t 11977 | 11708 11 924 12 166 11 456 13418 |711289 12 120 9 038%)
Braunkohlenförderung . . TE ee 10 567 10 479 11 029 10 979 10 091 12 260 10 634 11 437 10 487
Koksproduktion . . . TE j 2 396 2 344 2 420 2471 2199 2513 2511 2532 2 378
Koblenlieferungen an die Entente ; 1000" t (in 1 491 1471 1410 1 643 1221 1 744 1 796 18139 1 623%)
Beschäftigungsgrad Steinkohle) ; l
Andrang bei den Arbeitsnachweisen : männlich 136 145 166 182 171 125 121 2 a
Arbeitsgesuche auf je 100 offene Stellen weiblich 110 116 109 97 98 89 95
Auswärtiger Handel | |
Einfuahr-Menge ; 1000 dz 30 048,0 | 25 345,8 | 20 857,7 | 23 089,8 | 14 750,8 | 26 446,5 | 28888,6 | 33 098,4 | 40 292,0
„ -Wert (Reiner "Warenv erkehr) . Mill. M 13 815,6 | 12272,6 | 13 701,7 | 12 640,7. | 12000,9 | 22911,4 | 28 265,7 | 32 417, 2 34 363,7
Ausfuhr-Menge . 1000 dz 19 726,1 | 19079,3 | 19 293,2 | 20 268,8 | 17 472,8 | 21 526,1 | 21 759,9 | 20 930,5 ö | 18797, 9
-Wert (Reiner Warenv erkehr) . Mill. M 9 681,4 | 11 886,3 | 14 467,8 | 14 393,6 | 14 482,1 | 21 224,4 | 22918,4 | 27 07 g, 7130241, 9
— Einfuhr, -+ Ausfuhr-Überschuß . » » |—4 134,2 | — 386,3 | + 766,1 |41 752,9 +2 481,2 |—1 687,0 |—5 317,8 |— 5 337, 5-4 121 8
i Verkehr Ä |
Einnahmen der deutsch. Haupteisenbahnen. | ;
aus dem Personen- und Gepäckverkehr En 608,3 ı 565,5 673,0 626,3 692,0 | 1030,0 | 1233,0 | 1250,4 —
n „ Güterverkehr. . . E a 2 129, 2 | 2671,3 | 3508,9 | 3635,7 | 3736,0 | 5837,7 | 77378| 9 538,2 —
Einnahmen der Reichs-Post md Tele- |
grapbenverwaltung . . n 773,1 | 7013 | 893,7 | 14086 | 1101,5 | 2224| 1327,2| 1428,0; —
Gut- u. Lastschriften i. Postscheckverkehr » 3s 1123 236 k 4424 |159953 1156473 1145025 229895 [241821 1287778 Ä —
Preise | $ |
Großhandelsindex . . . . . 0.141913 = 100 | 2460 3 416 3 487 3 665 4 103 5 433 6 355 6 458 7 030
Lebenshaltungskostenindex?) . . 0 » [1913/14=100) 1308 1594 1746 1 825 2209 2639 3175 3 462 3779
Ernährungskostenindex?) . . . . . aa 1 757 2189 2 357 2 463 3 020 3602 | 4356 4 680 5119
Amtlicher Brotpreis in Berlin . . Pf/kg 374 374 391 391 674 674 760 770 8155)
Steinkohlenpreis (Fett-Förderk., Rh.- |
Westf.) . . Mít 253,9 253,9 405,1 405,1 468,1 601,7 713,2 907,5 907,56)
Braunkohlenpreis (Industriebrik., N.-Laus. ) a. 225,0 225,0 325,7 325,7 369,0 478,5 550,0 737,0 737,07)
Bisenpreis (GießereiroheisenlIlII, ab Oberhs .) s 1 484,0 | 2124,0 | 3250,0 | 3250,0 | 3371,0 | 4136,0 | 54730 | 5800 6 1368)
Geld-und Finanzwesen | l
Dollarkurs in Berlin (Monatsdurchschnitt) 1$=M 150,20 262,96 191,93 191,81 207,82 284,19 291,0 290,1 317,4
Kapitalbedarf der Aktiengesellschaften Mill. M 1 678, 7 | 2551,1 | 5950,1 | 75186 | 29799 | 40556 | 4526,1 | 5588,9 —
Ges. m. b. H. e ie 240, 0 203,3 396,2 612,2 218,5 299,3 282,8 302,5 —
(Neugründungen und Kapitalerhöhungen) =
Börsenindex . i Pa 1913 = 100 516 723 52 600 665 178p 772 689 657
Börsenzulassungen v v. Wertpapieren:
Aktien Be re y Mill. M 727,0 391,3 336,5 783,4 895,3 | 1 026,2 476,7 | 1241,6 —
Obligationen . 2 2 2 2 2 2 20. 5 356,0 139,5 445,7 604,5 978,5 213,4 246,0 362,8 —
Konkurse . . Zahl 263 195 150 140 123 151 107 95 91
Papiergeldumlauf, (Noten, „Reichs-) Mill. M l ;
Reichs-) und Darlehnskassenscheine) am 97063 |1I08488 |122162 1123603 |128 171 |139616 1149850 |161623 |179817
bank }Wechselbestand . i Mts.-Ende | 99 586,2 |115 469,1 |133 392,7 |127 752,8 |136 108,7 |148 682,9 |158 020,5 |171 170,5 |190 877,4
Abrechnungsverkehr . . Mill. M [119496 |t40493. |120835 |116680 |109816 170356 1175977 1179370 |191 413
Einnahmen des Reichs . . . ; „on 9783,7 | 11142,1 | 13 238,6 | 14619,5 | 15 374,3 | 23 414,0 | 23 517,6 | 30 040,7 —
davon: Besitz- und Verkehrssteuern : E A 4324,9 | 5121,9 | 5820,8 | 6492,7 | 7140,0 | 10304,8 | 8 932,1 13 178,9 —
Zölle und Verbrauchssteuern . y G4 1719,5 | 1682,0 | 1745,6 | 1820,2 | 2009,5 | 2967,5 | 3373,7 | 3463,1 =
Schwebende Schuld des Reichs . 4 am Mis.-Ende 233 102 1241 939 1264339 1270 269,5 1277 318,3 |281 118,7 |289 402,7 |299 803,9 |311 570,0
Die Besprechungen zwischen den nach Berlin entsandten Mit-
gliedern der Reparationskommission und der Reichsregierung®)
sind insofern erfolglos gewesen, als letztere die für die Gewährung
eines Moratoriums zunächst gestellte Bedingung produktiver Pfän-
der abgelehnt hat. Anderseits wurde ein deutscher Vorschlag, die
Rohlen- und Holzlieferungen, deren Unvollständigkeit
den Franzosen wesentlich zur Begründung ihrer Ansprüche auf
Sanktionen dient, durch Bereitstellung einer Garantiesumme bis
zu 50 Mill. Gldäm zu sichern, von den Delegierten als indiskutabel
bezeichnet. Seitens der Reichsregierung ist dann auf diesem die
letzten Verhandlungen beherrschenden Gebiet nach Verständigung
mit den in Frage kommenden Industrien ein weiteres Angebot dahin
gemacht worden, zwischen diesen und dem Reich für die festzu-
setzenden Lieferungsmengen Lieferungsverträgezuschlie-
ßen, die die Höhe seiner Verpflichtungen aus dem Kohlen- und Holz-
programm garantieren. Es waren dabei Konventionalstrafen vorge-
sehen, so daß die Gegenpartei, der das Reich die genannten Rohstoffe
schuldet, ihre Sicherheit in der Verpflichtung der Lieferanten fin-
den würde, Für die Durchführung dieses Vorschlages ist wichtig,
daß sich die Bergarbeiter des Ruhrgebietes gegen sehr erheb-
liche, eine weitere starke Steigerung der Kohlenpreise verur-
sachende Lohnerhöhungen endlich dazu verstehen wollen, vom
1. IX. ab wöchentlich dreimal je zwei Überschichten zu ver-
Bd. 2, 1922, S. 426.
3 Nach der neuen Methode. — 3) Berichtigte Zahl.
nisse. — $) Ab 12. VI. — 9 Ab 1. VII. 1922: 1208,0.
— % Ab 1. VII. 1922: 7845.
% Vgl. „ETZ“ 1922, 8 1128.
— 4 Vorl. Ergeb-
— ?) Ab 1. VII. 192: P
tragen, und da sodann deutsche Bevollmächtigte dorthin eingeladen
und entsandt worden waren, Englands Vertreter in der Kommission
überdies für eine vernünftige Verständigung wirkte, bestand immer-
hin die Möglichkeit, daß der Wiedergutmachungsausschuß zu einer
für Deutschland günstigen Entscheidung gelangte. Wie dringend
das gewesen wäre, zeigt die furchtbare Wirkung der französischen
Gewalt- und Hetzpolitik auf unsere Wirtschaftslage, wie sie in den
jede geordnete Erwerbstätigkeit, Haushaltung und Kalkulation un-
möglich machenden Schwankungen desMarkwertes bis
herab auf 1/2090 $ und in einer dadurch verursachten ruinösen,
z. T. auch wucherischen Verteuerung aller Le-
bens- und ÄArbeitsbedürfnisse zum Ausdruck gekommen
ist. Die Gewerkschaften haben Maßnahmen gegen diese Not
gefordert, und die Reichsregierung will schnell und umfassend durch
Gesetze und im Verwaltungswege eingreifen; vielleicht mit einem
gewissen Erfolg, aber die Wurzel des Übels vermag nicht sie zu
beseitigen, sondern nur die Entente im Verein mit den V.S. Ame-
rika,deren Präsident und Finanz allerdings erst eine Konsolidie-
rung der europäischen Verhältnisse abwarten zu wollen scheinen,
ehe sie sich zu Taten aufraffen. Immer Politik statt wirtschaftlicher
Einsicht. So erklärt sich auch das nunmehr bekannt gewordene, von
Herrn Poincaré beeinflußte VotumderReparationskom-
mission, die dem Lande, das sie selbst als zahlungsunfähig er-
klärt, trotzdem vorläufig ein Moratoriumversagt und nur
bereit ist, einem belgischen Vorschlag folgend, für die 1922 noch
fälligen Barleistungen mit Garantien ausgestattete, binnen sechs
Monaten in Gold zahlbare deutsche Schatzscheine anzunehmen. Der
definitive Beschluß über das Moratorium wird verschoben, bis der
Plan einer durchgreifenden Finanzreform vorliegt.
1146
Holland. —
strie hat nach Mitteilungen der „Revue Générale de l’Electricite“
im Laufe der letzten Jahre einen bemerkenswerten Aufschwung
genommen, und ihr Export ist besonders 1920 und 1921 gewach-
sen. Gieichwohl sehen die Fabrikanten der Zukunft nicht ohne
Unruhe entgegen, weil diese Industrie ihre Entwicklung nur
den durch den Krieg geschaffenen außerordentlichen Verhältnissen
verdankt und sehen muß, wie ihre bisherigen Absatzgebiete sich
seitdem allmählich abschließen, ohne daß Aussicht vorhanden ist,
neue zu gewinnen, solange die Weltkrisis audauert. Mitte des
Jahres bestanden in Holland 12 Fabriken elektrotechnischer
Waren; das in diesem Industriezweig angelegte Kapital betrug
1914 nicht mehr als 15,5 Mill. Gld und 1921 etwa 64,6 Mill. Gld.
Vor dem Kriege haben nur vier Unternehmungen ihr Kapital
im Laufe der Betriebszeit erhöht; nach Abschluß der Feindselig-
keiten sind aber alle mit Ausnahme zweier in dieser Richtung
vorgegangen, teilweise sogar mehrfach. Die 12 Werke umfassen
zwei Fabriken elektrischer Motoren, zwei für Installationsmaterial,
zwei für Kabel und Drähte und eine Gruppe, die Lampen erzeugt;
von dieser ist die Glühlampenfabrik von Philips die bedeutendste.
Das Gefühl der Unruhe, das die holländische Elektroindustrie be-
herrscht, findet, wie in dem französischen Bericht gesagt wird, seine
Begründung nicht nur in der Wirtschaftskrisis, sondern auch in der
durch die dauernde Markverschlechterung begünstigten deut-
schen Konkurrenz. Deutschland entzieht den Holländern
manche ihrer europäischen Märkte und verschließt ihnen auch in-
folge der Gestaltung der Wechselkurse und der Steigerung seiner
Produktion seinen eigenen Markt, dem während des Krieges der
größte Teil der holländischen elektrotechnischen Ausfuhr zufloß.
Um sich zu schützen, haben die Produzenten fremde Unterstützung
nachsuchen müssen; die Motorenfabriken fanden sie in Beihilfen
der Regierung, die Gruppe Philips in der Verbindung mit einem be-
deutenden amerikanischen Unternehmen. Die Draht- und Kabel-
werke brauchen den deutschen Wettbewerb am wenigsten zu fürch-
ten, weil sie schon lange vor dem Kriege bestanden, sich eines aus-
gezeichneten Rufes bei ihrer Kundschaft erfreuen und über fest-
gegründete Absatzmärkte verfügen. Der Export der holländischen
Elektroindustrie bildet einen beträchtlichen Teil der Ausfuhr
des ganzen Landes; sein Wert ist 1920 auf etwa 25 Mill. Gld, 1921
auf 30 Mill. Gld gestiegen. — Auch der Jahresbericht der Henge-
losche Electrische en Mechanische Apparaten
Fabriek (Heemaf), Hengelo, für 1921 klagt, wie wir in „Elec-
trical Review“ lesen, sehr über die deutsche Konkurrenz und kon-
statiert, daß diese und die geringe Nachfrage ein einträgliches Ar-
heiten nicht zuließen. Mit Rücksicht auf die Unsicherheit der Lage
und eine voraussichtlich längere Dauer der Depression haben es
die Leiter des Unternehmens für wünschenswert erachtet, den Be-
trieb einzuschränken und die Lagerbestände nicht weiter zu ver-
erößern. Zurzeit übersteigt dAs Ausfuhrgeschäft in den haupt-
sächlichsten Erzeuguissen den Inlandumsatz erheblich, trotzdem der
fortwährende Wechsel, dem die Einfuhrzölle der Bezugsländer
unterliegen, große Schwierigkeiten bereitet. Da die Motorenerzeu-
zung der Gesellschaft nur einen Teil der monatlich in Holland ver-
kauften Gesamtzahl solcher Maschinen ausmacht, besteht Aussicht
auf eine wesentliche Besserung des heimischen Han-
dels mit diesen Erzeugnissen, wenn die deutschen Preise weiter
wachsen, und darauf basiert die Erwartung, daß der zur Deckung
der Betriebskosten notwendige Umsatz in absehbarer Zeit erreicht
wird. Das Unternehmen sieht daher der Zukunft mit mehr Ver-
trauen entgegen als im vorigen Jahr, zumal es Chancen zu haben
glaubt, an der Elektrisierung der Eisenbahnen teil-
nehmen zu können. Nach Überweisung von 0,928 Mill. Gld an den
Reservefonds wird ein Debetsaldo von 0,72 Mill. Gld vorgetragen.
V,S. Amerika. — Das Department of Commerce hat nach
„Electrical World“ vor kurzem einige im 14 Fabrikations-
zensus über die amerikanische Elektroindustrie gewon-
nene Angaben mitgeteilt. Danach war der Wert der hergestellten
Glühlampen 1919 um rd 40,3 Mill. $ oder 232 % größer als 1914.
Die Erzeugung von Wolframlampen betrug nahezu 81 % des Wertes
aller im erstgenannten Jahr fabrizierten Glühlampen (685% in
1914). Für Telegeraphenapparate und -instrumente ergibt
sich für die Zeit von 1914 bis 1919 ein Wertzuwachs von mehr als
1000 %. „Electrical World” bemerkt, daß die Angaben über Funk-
vorrichtungen nicht die Größe der Installationen wiedergeben, weil
sie nur die Instrumente und Zubehörteile erfassen, die von «en Fa-
briken während der Zensusjahre 1919, 1914 und 1909 geliefert wor-
den sind. Der Wert aller 1919 erzeugten Telephonapparate,
llilfsvorriehtungen usw. ist gegen 1914 um 234 Mill. $ oder fast
103% gewachsen, der Wert der Schalttafeln für Privatanlaren bei
23 Mill. $ gegen 0,45 im Vorkriegsjahre um rd 410%. Ebenso
ergibt sieh für automatische Schalttafeln, also solche des öffent-
lichen Dienstes, eine Wertzunahme von nahezu 332 % gegen-
über 1914.
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechnischer Verein Mannheim-Ludwigsbafen. Die auf
den 10. IX. in Aussicht genommene Besichtigung des Itter-Kraftwerkes
kann aus unvorhergesehenen Gründen nicht stattfinden.
Elektrotechnische Zeitschrit.
Die niederländische Elektroindu-.
1922. Heit 36. 7. September 1922.
eu S EN N
Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 7. IX. 199 abds.
8 Uhr: Vortrag Dipl.-Ing. Kots, Dresden, Elektrische Wärmeapparate
„Radiophor*. À
RECHTSPFLEGE.
Ist die in der Geldentwertung begründete Preissteigerung der
Anlage- und Betriebsgegenstände in der Steuerbilanz bei Ermitte-
lung des steuerbaren Reingewinnes zu berücksichtigen?!) — Die
Finanzämter haben wiederholt von den Steuerpflichtigen vorgenon:-
mene Abschreibungen dem steuerbaren Gewinn zugeschlagen, in-
dem sie darauf hinwiesen, die durch die Abnutzung eingetretene Ent-
wertung sei wettgemacht durch die im letzten Geschäftsjahre einge-
tretene, durch die Geldentwertung bedingte Preiserhöhung der in
Frage kommenden Betriebsanlagen. Sie stützten sich hierbei auf
die Praxis des preußischen Oberverwaltungsgerichtshofes, wonach
gemäß § 261 Ziff. 3 HGB. der Anschaffungswert abzüglich der Ab-
nützung n u r angesetzt werden dürfe, wenn der Verkaufswert gerin-
ger sei, Jaß dagegen, wenn dieser im letzten Geschäftsjahr gestiegen
sei, diese Werterhöhung mit der Höchstgrenze, daß der Anschaffunes-
preis nicht überstiegen werden darf, berücksichtigt werden müsse.
Zur Kennzeichnung der formalistischen Methode, die zu dieser Ent-
scheidung führte, sei auch die Begründung kurz angeführt: Nach
5 261 Ziff. 3 HGB. dürfen Betriebsgegenstände „ohne Rück-
sichtaufeinengeringeren W ert” zudem Anschaffungs-
oder Herstellungspreis angesetzt werden. Das Oberverwaltungste-
richt sagt nun, die Worte „ohne Rücksicht auf einen geringeren
Wert“ seien dahin zu verstehen, daß die Einsetzung zum Anschaf-
fungswert nur zulässig sei, „[allsder Wert geringer ist“.
Daß damit der wirtschaftliche Zweck der Vorschrift, zu vermei-
den, daß nicht verwirklichto Scheingewinne, die aus einer vorüber-
gehenden Preissteigerung auf dem Papiere sich ergeben, als Ge-
winne ausgeschüttet werden, auf den Kopf gestellt wird, liegt klar
auf der Hand. Unter den heutigen Verhältnissen würde diese Auf-
fassung geradezu katastrophal wirken, denn sie würde zur Weg-
steuerung des Anlage- und Betriebskapitals führen. In Erkenntnis
dieser Wirkung hat denn auch der Reichsfinanzhof diese Auffassung
in dem gegenwärtigen Entscheide mit einer geradezu erfrischenden
Energie verworfen. Er folgt zunächst dem Oberverwaltungsgerichts-
hof aufs formal-juristische Gebiet und weist aus der Begründung
zum alten Aktiengesetz und zum neuen HGB. nach, daß § 261 Ziff. ı
bis 3 HGB. „ihrem Sinne und Zwecke nach dazu dienen sollten, die
Ausschüttung nicht realisierter Gewinne auszuschließen, und dab
die Worte in Ziff.3,ohneRücksichtaufden geringeren Wert
ebensogut dahin verstanden werden können, daß sie bedeuten ‚auch
wenn der Wert geringer ist‘ oder ‚ohne Rücksicht auf einen etwa
geringeren Wert‘“. Wichtiger sind jedoch die wirtschaftlichen Er-
wägungen. Der Reichsfinanzhof sagt:
„Zu diesen gegen die Auffassung des Oberverwaltungsgerichts
sprechenden Gesichtspunkten treten für den vorliegenden Fall die
folgenden Erwägungen hinzu. Die ältere Rechtsprechung des Ober-
verwaltungsgerichts konute von dem sich gleichbleibenden Geldwert
der Friedenszeit ausgehen. Für die Kriegs- und namentlich für die
Nachkriegszeit aber darf der Einfluß der fortschreitenden Geldent-
wertung nicht außer Betracht bleiben. Esistnach Möglich-
keiteine Gesetzesauslegung anzustreben, wel-
che vermeidet,daßbloßeScheingewinne,diele-
diglichindem sinkenden Geldwertihren Grund
haben,als Dividende ausgeschüttetoder wegge-
steuertwerdenmüssen,dasonstdieBetriebe zur
volkswirtschaftlich verderblichen Aufzehrung
ihresBetriebskapitalsgezwungenwerden. Diesen
Gesichtspunkt hat allerdings die Gesetzgebung wesentlich erst in
neuester Zeit durch die Novellen zum Einkommensteuergesetz und
durch das vom Reichstag beschlossene Vermögenssteuergesetz zu
verwirklichen gesucht. Für das Gebiet der eigentlichen Kriegs-
steuergesetze ist die Rechtsprechung an die engeren, durch die Fas-
sung dieser Gesetze gegebenen Schranken gebunden. Indessen gibt
gerade für die vorliegende Frage das KrStG. 1916, dessen $8$ 16 und
17 gemäß § 24 des KrAbgG. 1918 auch hier anwendbar sind, die Mög-
lichkeit, zu einer den wirtschaftlichen Verhältnissen
Rechnung tragenden Auslegung zu gelangen, in
dem § 16 KrStG. 1916 für die Berechnung des Bilanzgewinns neben
der Beobachtung der gesetzlichen Vorschriften ausdrücklich auch
die Berücksichtigung der Grundsätze der ordnungsmäßigen Buch-
führung vorschreibt. Der kaufmännische Brauch kann zwar zwin-
gendes Gesetzesrecht nicht aufheben oder abändern. Er ist aber
maßgebend, soweit er mit dem Gesetze vereinbar ist. Die in der
Deukschrift erwähnte und von ihr als dem Gesetzgeber bekannt und
von ihm gebilligt bezeugte Handelssitte aber gebietet, wie der allge-
meine Brauch gerade der vorbildlich geleiteten Betriebe beweist, be-
sondere Vorsicht gegenüber der höheren Bewertung von Anlage-
gerenständen bei bloßen Konjunktursteigerungen, die ihrem ganzen
Wesen nach den Charakter einer vorübergehenden Erscheinung tra-
gen. Wenn, wie in vorliegendem Falle, ein vorsichtig rechnender
. N Entsch. des Reichsfinanzhofes vom 11. IV. 1922, erschienen in den
„Mitteilungen der Steuerstelle des Reichsverbandes der deutschen Industrie
1922 Nr. 6/7 8. 191.
7. Se ptember 1922.
Kaufmann es ablehute, die während des Kriegsgeschäftsjahres 1917
etwa eingetretene, von ihm als bloße vorübergehende Konjunktur-
wirkung angeschene Preissteigerung seiner Anlagegegenstände in
seiner Bilanz zu berücksichtigen, unter dem Gesichtspunkt, daß es
sich hier um nic htrealisierteundnichtrealisierbare
Gewinne handle, und bei Ansetzung des Anschaffungswertes und der
Abschreibung der durch die tatsächliche Abnutzung herbeigeführten
Wertminderung bestehen blieb, so war dagegen vom Standpunkt der
ordnungsmäßigen Buchführung nichts einzuwenden. Auch ein vor-
sichtig rechnender Käufer, der den Betrieb als ganzen zur Fortfüh-
rung erwerben wollte, würde der Bewertung nicht die augenblick-
lichen, infolge der Konjunkturverhältnisse außerordentlich hohen
Narktpreise der einzelnen Anlagen zugrunde gelegt haben, sondern
wider seinem Preisangebot für das ganze Unternehmen zugrunde zu
irvenden Kalkulation davon ausgegangen sein, daß die gegenwärtige
Konjunktur für die Bewertung der Anlagegegenstände, ı die, als nicht
zum Verkaufe bestimmt, von ihr keine Vorteile haben würden, außer
Betracht bleiben müsse.
Aus diesen Gründen ist für das Gebiet des
Kriegssteuergesetzes 1918 die Berechtigung der
nach § 261 des HGB. bilanzierenden Gesellschaf-
ten, solche Wertsteigerungen ihrer Anlagege-
senstände,diesiealsaufvorübergehender Kon-
ee beruhend ansahen und nach
der Betrachtungsweise vorsichtig rechnender
Kaufleuteauchansehen durften, außer Betracht
zulassen, zubejahen.“
Diese Entscheidung betrifft allerdings die Kriegssteuergeselze.
Die ihr zugrundeliegenden Erwägungen werden sieh jedoch zweifel-
los auch auf den übrigen Steuergebieten durchsetzen und dazu bei-
tragen, im Steuerrecht gemäß § 4 der RAbgO. die wirtschaftliche
Auslegungsmethode an Stelle der rein juristischen treten zu lassen.
Rechtsanwalt Dr. jur. W.Ringwald, Rheinfelden.
Die Vorteile und Nachteile des Madrider Abkommens für Deutsch-
land. — Zu der in der „ETZ“ 1922, S. 1100, schon veröffentlichten
Mitteilung über den Beitritt Deutschlands zum Madrider Abkommen
vom 14. IV. 1891/2. VI. 1911, betreffend die internationale Regıstrie-
rang von Fabrik- oder Handelsmarken wäre noch nachzutragen, daß
“em Abkommen bisher von den europäischen Staaten Belgien, Frank-
reich (mit Algier und den Kolonien), Italien, die Niederlande (nebst
Niederländisch-Indien, Surinam und Curacao), Österreich, Portugal
inebst den Azoren und Madeira), Rumänien, die Schweiz, Südsla-
wien, Spanien, die Tschechoslowakei, Ungarn, von den außereuro-
piischen Brasilien, Kuba, Marokko, Mexiko und Tunis angehören.
Wie in der obengenannten Mitteilung schon kurz gesagt worden ist,
kaun sich ein Deutscher den Schutz eines in Deutschland eingetra-
zener Warenzeichens in allen übrigen dem Abkommen angeschlos-
senen Ländern dadurch sichern, daß er das Zeichen durch Vermitt-
lung des Reichspatentamtes bei dem Internationalen Bureau in Bern
hinterlegt. Es ist also Voraussetzung, daß das Zeichen in Deutsch-
land als Warenzeichen eingetragen ist. Das Internationale Burca:
registriert das angemeldete Zeichen, zeigt diese Eintragung den Pa-
teutämtern der angeschlossenen Staaten an und veröffentlicht sie in
einem regelmäßig erscheinenden Blatt. Vom Zeitpunkte der Re-
zistrierung in Bern an ist die Marke in jedem angeschlossenen Staate
“ebenso geschützt, als wenn sie dort unmittelbar angemeldet worden
wäre. Jede Marke, die in Bern innerhalb von 4 Monaten nach der An-
meldung im Ursprungsland eingetragen worden ist, genießt das Prio-
ttatsrecht gegenüber Zwischenanmeldungen. Der Artikel 5 des Ab-
koinmens enthält die für Deutschland wichtige Bestimmung, daß die
l’atentämter derjenigen Länder, deren Gesetze sie dazu ermächtigen,
»rkiären Können, daß der registrierten Marke in ihrem Lande der
Schutz nicht gewährt werden kann, vorausgesetzt, daß dieselben Be-
~immungen dort für direkte Anmeldungen gelten. Diese Erklärung
mub spätestens innerhalb eines Jahres unter Angabe der Zurück-
weisungsgründe an das Internationale Bureau erfolgen, das die Er-
klärung der Behörde des Ursprungslandes und dem Anmelder der
Marke unverzüglich übermitteln soll. Der letztere hat dann dieselben
Kechtsmittel, als ob er in dem betreffenden Lande selbst eine direkte
Anmeldung hinterlegt hätte. Er kann also auch Beschwerde ein-
lesen. Der Schutz durch die Registrierung des Internationalen Bu-
teaus dauert 20 Jahre, läuft jedoch ab, wenn das Zeichen im Ur-
:prungslande keinen gesetzlichen Schutz mehr genießt, Die Regi-
-trierung kann nach Ablauf der 20 Jahre oder auch sonst jederzcıt
2 le werden. Über die Gebühren wurde hier schon berichtet. Das
Ergebnis der Frankengebühr wird nach Abzug der gemeinsamen
Kosten des Berner Amtes zu gleichen Teilen unter die vertragschlie-
benden Staaten verteilt. Der Eigentümer einer registrierten Marke
kann jederzeit bei seinem Heimatspatentamt auf den Schutz in einem
«ier mehreren angeschlossenen Ländern verzichten. Jedes Patent-
amt teilt dem Internationalen Bureau etwaige Löschungen, Verzicht-
leistungen, Übertragungen und sonstige Veränderungen im Eigen-
tımsrecht des Warenzeichens mit, die in das Berner Register einge-
tragen, den anderen Patentämtern mitgeteilt und in dem Amtsblatt
veröffentlicht werden. Das gleiche Verfahren wird durchgeführt,
wenn ein Zeicheninhaber seine Warenliste verkürzen will. Dagegen
ist eine nachträgliche Hinzufügung von weiteren Waren auf der
Liste nur durch Neuanmeldung durchführbar. Übertragungen von
Warenzeichen auf andere Personen sind nur zulässig, wenn diese in
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 36.
1147
einem vertragschließenden Lande ansässig sind, und werden erst
dann eingetragen, wenn die Zustimmung ter für den neuen Marken-
inhaber zuständigen Behörde eingegangen ist. Das Abkommen be-
einträchtigt nicht das Recht der einzelnen Staaten, die Übertragung
einer Marke von der gleichzeitigen Übertragung des Betriebes ab-
hängig zu machen, wie dies z. B. in Deutschland der Fall ist. Für den
Übergang ist bestimmt, daß der Antrag auf internationale Registrie-
rung auch für solche Zeichen zulässig ist, die vor dem Beitritt
Deutschlands zu dem Abkommen in die deutsche Warenzeichenrolle
eingetragen worden sind.
Ob der Beitritt Deutschlands zu dem Abkommen vorteilhaft ist,
wird verschieden beurteilt. Große Schwierigkeiten bereitete zu-
nächst die Frage, was mit den rd 26 300 Marken geschehen soll, die
bereits in das Berner Register eingetragen sind. Sollte man den über
Überlastung klagenden Warenzeichenabteilungen des Patentamtes
die Last aufbürden, diese lange Liste von Zeichen in kurzer Zeit
durchzuprüfen? Der Artikel 3 des Gesetzes hat in einer etwas ze-
waltsamen Lösung diese Marken von der nach dem deutschen Ge-
setze erforderlichen Prüfung ausgenommen, Sie werden also plötz-
lich zu deutschen Warenzeichen, ohne der scharfen Prüfung zu uuter-
liegen, die das deutsche Warenzeichengesetz in Hinblick auf Neuheit
und allgemeine Versagungsgründe vorschreibt. Daraus ergeben sici
natürlich unerfreuliche Streitfragen. Wenn z. B. ein Deutscher ein
deutsches Warenzeichen besaß und ein Franzose sich eine Nach-
ahmıung in Bern hatte eintragen lassen, würde diese jetzt ohne Pri-
fung zum deutschen Warenzeichen. Zwar wird wohl Abhilfe dureh
Löschungsklage möglich sein, aber es ist erst ein langwieriger Pro-
zeß erforderlich, um die Sachlage zu klären. Auch erscheint umge-
kehrt die Gefahr von Löschungsklugen gegen deutsche eingetragene
Warenzeichen auf Grund solcher internationaler Zeichen nicht ganz
ausgeschlossen. Wohl werden diese und andere Bedenken dadurch
semildert, daß ein Teil der Berner Zeichen, nach Schätzungen etwa
6000, schon vorher direkt als deutsches Warenzeichen nach Prüfung
eingetragen waren. Voraussichtlich werden vorwiesend mit diesen
Zeichen größere Importinteressen verbunden sein, durch die über-
haupt erst Streitfragen akut werden. Immerhin dürfte auch so noch‘
reichlich Raum für Differenzen verbleiben. Weitere Schwierig-
keiten können sich aus der Verpflichtung des Patentamtes ergeben,
innerhalb eines Jahres dem Berner Amte über die Eintragbarkeit der
Marke Auskunft zu geben. Bei der jetzigen Belastung des Patent-
amtes ist es nicht ausgeschlossen, daß innerhalb eines Jahres diese
Klärung noch nicht eingetreten ist. Was soll dann geschehen? »oll
das Patentamt die internationalen Anmeldungen schneller behandeln
als die direkten Anmeldungen? Dann würden die Anmeldungen der
Ausländer schneller geprüft auf Kosten der Anmeldungen Deutscher.
Bei der Finanzlage des Reichs ist es auch unerfreulich, daß durch
das Abkommen dem Patentamt wesentliche Einnahmen entgehen.
Es erhält für die Prüfung und Eintragung nur einen Anteil an den
Einnahmen des Berner Bureaus, soweit diese nicht durch letzteres
selbst verbraucht werden, was naturgemäß zum tiberwiegenden Teil
der Fall sein wird. Das bedeutet namentlich bei den jetzigen deut-
schen Klassen- und Drucklegungsgebühren eine empfindliche Ein-
buße an Einnahmen.
Aus diesen und anderen Gründen ist in den Vorverhandlungen
von sachkundiger Seite, namentlich auf Grund der in Österreich ze-
machten Erfahrungen, das Abkommen nicht als erstrebenswert be-
zeichnet worden. Wenn es trotz aller Bedenken eingeführt worden
ist, so geschah dies. weil sich für die interessierten deutschen Zei-
cheninhaber die Kosten der Warenzeichenanmeldungen im Aus-
lande nieht unbeträchtlich verringern. Denn an die Stelle der At-
meldungen in mehreren Ländern tritt die eine in Bern. Dieser Vo-
teil ist natürlich wichtig, es ist aber fraglich, ob das Reich heute in
der Lage ist, auf Einnahmen zu verzichten zugunsten vorwiegend
kapitalkräftiger Kreise, für die die Anmeldekosten für Ausland-
warenzeichen als Werbekosten eines einträglichen Geschäftes anzu-
sehen sind. Dazu kommt, daß die ganze Struktur des Madrider Ab-
kommens eigentlich auf Länder zugeschnitten ist, die, wie z. B.
Frankreich, das einfache Anmeldeverfahren ohne Prüfung habe,
und bei Ländern mit Prüfung, wie Deutschland, allerhand Schwie-
riekeiten ergibt. Hierin ist es auch begründet, daß die beiden wirt-
schaftlich stärksten Staaten, England und die V. S. Amerika, dem
Abkommen bisher nicht beigetreten sind und vermutlich auch nicht
beitreten werden. Es wird abzuwarten sein, ob die Vorteile des Bei-
tritts Deutschlands zum Madrider Abkommen groß genug sind, um
die Nachteile auszugleichen.
Eine Gesetzesvorlage über die Verlängerung der Frist zur An-
strengung von Rückerstattungsprozessen in den V. S. Amerika. —
Beim amerikanischen Kongreß ist mit Genehmigung des Präsiden-
ten Harding und der Führer der gegenwärtigen Regierung, auch
des jetzigen Alien Property Custodian Miller, ein Gesetzentwurf
eingebracht worden, aus dessen Unterlagen hervorgeht, daß die
- amerikanische Regierung etwa 33000 einzelne Vermögen ehemals
feindlicher Staatsangehöriger im Werte von etwa 345 Mill. $ ver-
waltet. In erster Linie ist vorgesehen, den früheren Eigentümern
Vermögen zurückzugeben, soweit es im Einzelfalle 10000 $ nicht
überschreitet. Von den 33 000 Vermögen würden über 30 000 diese
Vergünstigungen genießen. Bei größeren Vermögen sollen 10 000 $
ausgezahlt werden. Ferner soll die Frist zur Anstrengung von Pro-
zessen zwecks Rückerstattung von Beträgen, welche die amerika-
nische Regierung für während des Kriegs beschlagnahmtes feind-
1148
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36.
7. September 1922.
liches Eigentum erhalten hat, um 6 Monate verlängert werden. Durch
das bekannte Trading with the Enemy Act wurde die amerikanische
Regierung im Kriege ermächtigt, Lizenzen von amerikanischen Pa-
tenten, Warenzeichen und Urheberrechten, welche Eigentum deut-
scher Staatsangehöriger sind, abzugeben. Durch den Friedensvertrag
mit Amerika wurde für Prozesse, die der Rückerstattung dienen soll-
ten, eine Frist von einem Jahr gesetzt, die am 2. VII. 1922 abgelaufen
war. Letztere Bestimmung ist nicht genügend bekannt gewesen.
Auch hat wohl das große finanzielle Risiko eines Prozesses in Ame-
rika die meisten Interessenten davon abgehalten, die klage anzu-
strengen. Nach privaten Informationen soll dies nur in etwa 40 Fäl-
len geschehen sein. Durch die neue Bill würde die Frist um ein halbes
Jahr verlängert werden. Da für sie der Präsident und die Führer der
Regierung eingetreten sind, wird sie aller Wahrscheinlichkeit nach
angenommen werden.
Schutzrechte im abgetretenen Oberschlesien. — Durch Gesetz
vom 11, VI. 1922 ist das Deutsch-Polnische Abkommen über Uwer-
schlesien vom 15. VY. 1922 in Kraft getreten. Danach behalten in dem
an Polen fallenden Teil des Abstimmungsgebietes die dort veim
Übergang der Staatshoheit geltenden materiell-rechtlichen Bestim-
mungen während eines Zeitraumes von 15 Jahren ihre Gültigkeit,
somit also auch alle gewerblichen Schutzrechte. Werden soine
Schutzrechte durch Anwendung allgemeiner Gesetze aufgehoben
oder beeinträchtigt, so ist der diese Lesetze oder Anordnungen An-
wendende Staat zur vollen Entschädigung verpflichtet. Das Ab-
er enthält ferner nähere Bestimmungen über das Schieds-
gericht.
Klassenverzeichnis für Warenzeichen. — Durch das Gesetz zur
Erhöhung der patentamtlichen Gebühren vom 27. VI. 1922!) ist fur
Warenzeichen außer einer Grundgebühr von 200 M noch für jede
Klasse und Unterklasse bis zur Höchstzahl von 20 eine Klassenge-
bühr von 100 M eingeführt worden. Mabgebend für die Berechnung
ist die amtliche Warenklasseneinteilung. Eine Bekanntmachung des
Präsidenten des Patentamts empfiehlt nun, inden eingereichten Wa-
renverzeichnissen die Waren nach der gesetzlichen Klasseneintei-
lung zu ordnen, um dem Anmelder und dem Amte die Feststellung der
Klassen- und Unterklassengebühren zu erleichtern. kine Waren-
liste, in der die vorkommenden Waren unter Angabe der Klassen
alphabetisch verzeichnet siud, ist in Bearbeitung.
Schutzdauer verlängerter Patente, — Das Gesetz, betr. die Ver-
längerung der Schutzdauer von Patenten, vom 27. IV. 1920 hat zu
Unklarheiten darüber geführt, an welchem Tage die Schutzdauer
der verlängerten Patente abläuft. Es waren in der Literatur ver-
schiedene Standpunkte vertreten worden. U. a. hatte Justizrat Ar-
noldSeligsohndie Auffassung vertreten, dab die Verlängerung
mit dem Tage der Zustellung des Verlängerungsbeschlusses beginne.
Die Beschwerdeabteilung I hat in einer Entscheidung vom 13. VL
1922 sich dahingehend ausgesprochen, daß die Verlängerung ledig-
lich an die ursprüngliche Dauer des Patentes anzufügen und das
Patentamt befugt sei, unabhängig von den Gerichten das Erlöschen
der Schutzdauer in die Rolle einzutragen. Soweit bisher in der Lite-
ratur bekannt geworden ist, ist dies der erste Fall, das eine Behörde
zur Frage der Dauer der Patentverlängerung Stellung genommen
hat. Immerhin ist es fraglich, ob Gerichte, die unabhängig vom Pa-
tentamte dieselbe Frage in Verletzungsklagen zu entscheiden haben,
im gleichen Sinne wie das Patentamt entscheiden werden.
Gewerblicher Rechtsschutz im Auslande. — China. Vor dem
Kriege wurden deutsche Handelsmarken bei dem chinesischen 3%-
zollamt eingetragen, um ihnen den Schutz für China zu gewähren.
Nach den deutsch-chinesischen Vereinbarungen vom 20. V. 1921 kanin
der urspüugliche Eigentümer einer solchen Handelsmarke in China
seine Marke unter Entrichtung der Gebühr von 5 Haikuan Taels
erneut eintragen, um ihr die frühere Wirkung wiederzugeben.
Kanada. Der Reichsminister der Justiz hat eine Verordnung
über gewerbliche Schutzrechte der Angehörigen Kanadas vom
10. VIII. 1922 erlassen, um den deutschen Staatsangehörigen in. Ka-
nada entsprechende Rechte zu sichern. Nach dieser Verordnung
werden zugunsten der Angehörigen Kanadas die gesetzlichen Fristen
zur Zahlung von Patentjahresgebühren, soweit sie nicht vor den
1. VIII. 1914 abgelaufen sind, nachträglich bis zum 4. VI. 1922 ver-
längert. Sofern bis zu diesem Tage die rückständigen Beträge nacn-
gezahlt sind, treten inzwischen erloschene Patente wieder in Kraft.
Wer ein solches Patent im Inland gutgläubig vor der Veröfient-
lichung der Bekanntmachung in Benutzung genommen oder die daru
erforderlichen Veranstaltungen getroffen hat, kann es weiter in dem
Umfange des deutschen Vorbenutzungsrechts benutzen.
Spanien. Die amtlichen Gebühren für Patente und Waren-
zeichensindinSpanienvoml. VIIL. 1922 an erhöht worden.
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin. `
) Vgl. „ETZ 1922. S. 996. `
PERSÖNLICHES,
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
G. Adt Y. Vor kurzem starb in Bad Orb der Vorsitzende des Auf-
sichtsrats der Spezialfabrik elektrotechnischer Bedarfsartikel Gebr.
Adt A. G. der Geheime Kommerzienrat Gustav Adt. Der Verstor-
bene gehörte einer seit fast zwei Jahrhunderten im Saargebiet an-
sässigen Großindustriellen-Familie an. Nach Kriegsschluß wurde
er von den Franzosen aus seiner Heimat Forbach vertrieben und die
Adtsche Fabrik in Lothringen liquidiert. G. Adt verlegte darauf die
neue Adtsche Fabrik nach Wächtersbach in der Nähe des Bades Orb,
woselbst er verschieden ist.
A. Sommerfeld. Die Wisconsin-University in Madi-
son hat den ordentlichen Professor für theoretische Physik an der
Universität München, Dr. A. Sommerfeld, eingeladen, die an
der Wisconsin-University vor dem Kriege errichtete Karl-Schurz-
Professur, die satzungsgemäß von einem Deutschen zu versehen
ist, für die Monate September bis Januar zu übernehmen. Prof. Som-
merfeld hat die Einladung angenommen. Er wird während dieser
Zeit auch noch an einigen anderen Instituten Vorträge halten.
J. Stark. Der Professor der Physik Dr. Johannes Stark ist
von der Königlichen Nationalen Akademie der Wissenschaften in
Rom zum auswärtigen Mitglied gewählt worden. Kurz zuvor ist
ihm die goldene Matteuceci-Medaille für seine Entdeckungen in der
Physik verliehen worden.
Auszeichnungen. Dem Geh. Oberpostrat Prof. Dr. Karl
Strecker, Präsident des Telegraphen-Technischen Reichsamts
in Berlin, wurde von der Technischen Hochschule Dresden in An-
.sehung seiner steten und vielseitigen wissenschaftlichen Förderung
der Elektrotechnik die Würde eines Dr.-Ing. e. h. verliehen,
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Bcehriftieitung
und obne deren Verbindlichkeit.)
Neue Riemenspannvorrichtung.
Die in der „ETZ“ 1922, S. 853 in Abb. 9 dargestellte Riemen-
spannvorrichtung ist ein Musterbeispiel für eine Anordung, wie sie
nicht gemacht werden soll. Bekanntlich ist die vom Riemen zu
übertragende Leistung abhängig von dem Werte"«, worin e die
Grundzahl der nat. Logarithmen, u die Keibungszahl zwischen Rie-
menscheibe und Riemen sowie a den vom Riemen umschlungenen Bo-
gen in Bogenmaß bedeuten. Wie ohne weiteres einzusehen, beein-
flußt eine Änderung von «a das Resultat sehr stark in dem Sinne, dal
bei seiner Verringerung die zu übertragende Leistung sinkt, wäh-
rend sie bei einer Vergrößerung unter sonst gleichen Umständen
sich steigert. Nun hat aber der in der Abbildung dargestellte ‚„Ad-
ko“- Riemenspannring zur Folge, daß der von Riemen umspannte
Bogen der Motorscheibe verkleinert wird, während die Bestrebun-
gen fachmännischer Kreise dahin zielen, den umspannten Bogen
möglichst groß zu machen. Eine Verkleinerung des umspannten
Bogens hat größeren Riemenschlupf, also Leistungsverluste zur
Folge, weiter werden Riemen und Lager übermäßig hoch bean-
sprucht und verschleißen bald. Das sind Dinge, die wir uns heute,
wo höchste Wirtschaftlichkeit auf allen Gebieten die Hauptforde-
rung ist, nicht leisten können.
Berlin, 12. VII. 1922. F. Zeug.
llierzu schickt uns die Herstellerin der erwähnten Riemen-
spannvorrichtung Koch & Cie. in Remscheid-Vieringhausen folgende
Erwiderung:
Wenn es sich nur darum handelt, mit geringster Vorspannung
des Riemens eine möglichst grolle Nutzkraft zu erzielen, so ist zwei-
fellos eine V erminderung des umschlungenen Bogens von Nachteil.
Es ist deshalb erklärlich, daß man im allgemeinen das Bestreben
hat, den Bogen zu vergrößern. Dies kann erreicht werden dureh
Anordnung einer von auben gegen das schlaffe Trum drückende
Rolle. Wegen der verhältnismäßig hohen Kosten der dazu erforder-
lichen Einrichtungen finden solche aber bei kleineren Motoren bi:
125 mm Scheibendurchmesser, für welche der Spannring in erster
Linie bestimmt ist, bis heute nur ausnahmsweise Anwendung. Zu
erwähnen ist auch, daß bei sehr geringem Scheibendurchmesser die
Rolle das schlaffe Trum wegen des unvermeidlichen Längens schon
nach kurzer Zeit gegen das ziehende Trum drücken und ein Kürzen
des Riemens erforderlich machen würde. Richtig ist, daß bei An-
wendung des Adko-Riemenspannringes unter Umständen ein Rut-
schen des Riemens stattfindet, und zwar ist dies jedesmal der Fall
bei plötzlich eintretender erheblicher Steigerung des Kraftbedarfs,
vor allem beim Anlaufen. In solchen Fällen ist aber ein Rutschen
des Riemens fast immer sehr erwünscht. Bei einem Riementried
mit Spannring ist theoretisch die erforderliche Spannung allerdings
größer als bei einem Riementrieb mit von außen gegen das schlaffe
Trum drückender Rolle, in der Praxis ist es vielfach umgekehrt,
|
l
7. September 1922.
und zwar aus dem einfachen Grunde, weil die Spannrolle fast immer
mehr als nötig belastet wird, teils aus Unkenntnis, teils auch, um
die Schwingungen der Rolle bei stark schwankemder Kraftentnahme
mözlichst zu mildern. Daß bei unnötig großer Belastung der Spann-
mlle erst ein Rutschen des Riemens erfolgen kann, wenn eine ge-
fihrliche Überlastung eingetreten ist, bedarf kaum besonderer Er-
wahnung,. Wenn nach Vorstehendem einem verhältnismäßig ge-
rınzen Mangel des Riemenantriebs mit Spannring, im Vergleich zu
crinem Trieb mit selbsttätiger Spannrolle, anderseits sehr wesent-
li he Vorteile gegenüberstehen, so trifft dies in bedeutend höherem
Mabe zu, wenn ein Riementrieb mit Dehnungsspannung herange-
zogen wird. Herr Professor Kutzbach, Dresden, hat in dieser
Hinsicht eingehende Versuche angestellt. Wenn dadurch auch noch
nicht alle auftretenden Fragen restlos geklärt sind, so ist mindestens
wiesen, daß Herr Z. sich im Irrtum befindet mit der Annahme, daß
die zerinze Verkleinerung des Umschlingungswinkels ohne weiteres
einen größeren Riemenschlupf zur Folge habe. In dem betreffenden
Versuchsbericht heißt es u. a.: .„Die Versuche zeigen überein-
stnmend, daß in bezug auf die Verbesserung des Schlupfes der
\lkaring tatsächlich von Vorteil ist. Der Schlupf verringert sich
wi Einlage dieses Ringes oft ganz erheblich.”
Wenn Herr ZEUG eingangs seiner Zuschrift sagi, der Adko-
Kirmenspannring sei das Musterbeispiel einer Anordnung, wie sie
nicht gemacht werden soll, so glauben wir, zum Schluß unserer Er-
viderung mit viel größerem Recht die Behauptung aufstellen zu
Firfen, daß die Ausführungen des Herrn Z. das Musterbeispiel einer
eirseitizen Kritik darstellen, wie sie nicht sein sollte, und die so-
wohl dureh die praktische Erfahrung als auch die von einer Auto-
rität auf diesem Gebiete angestellten wissenschaftlichen Versuche
al-im wesentlichen unberechtigt erwiesen ist.
Remscheid-Vieringhausen, 4. VITI. 1922. Koch& Cie.
p -— -c
Strompreisbewegung und Tarifgestaltung.
Zudem in „ETZ“ 1922, S, 212, veröffentlichten Aufsatz gestatte
ich mir, um mißverständlichen Auffassungen über Inhalt und Zweck
desselben zu begegnen, Nachstehendes kurz anzuführen:
Der Zweck der vorgenannten Untersuehungen war es, eine mög-
lehst rasche Anpassung der „Strompreisbewezung und Tarifge-
staltung” an die jeweilige wirtschaftliche Lage zu ermöglichen, wo-
b-i anch der Einfluß der Betriebskraft und Art des Abnehmers nach
Tinlichkeit berücksichtigt wurde.
Die Ermittlung des „Rohgewinns” in Prozenten des Anlarekapi-
tils erfolgte daher lediglich zu dem Zweck, um über den Einfluß der
Abnehmerkatezorien und Betriebskraft ein möglichst klares Bild zu .
»winnen. (Vergl. auch die Arbeit von Dr.-Ing. G.Siezel, „ETZ"
121,8. 1121.) Daß hierbei auf die Verschiebung des Markwertes
'Rohrzewinns) mit Bezug auf die vorwiegend in „Goklmark” (Irie-
denswährung) angegebenen Anlarekosten mangels näherer An-
zaben in der Statistik nicht weiter Rücksicht zenommen werden
konnte, ist zwar bedauerlich, aber für die Ergobnisse von geringem
Pelang, um so weniger, als eine einheitliche Auffassung über
ue Begriffe „Vor- und Nachkriegsauszaben” nicht be-
-toht. Es wurde daher, um den durch die gegenwärtigen Ver-
lältnisse bedingten Änderungen der Tarife Rechnung zu tragen,
auf die erhöhten Anlagekosten und Abschreibungen bzw, Er-
neuerungen erst im theoretischen Teil der Arbeit Rücksicht
zenommen, wobei es dem Ermessen des Berechners überlassen
bleibt, die Unterteilung der „Vor- und Nachkriegsausgaben” in der
Weise durchzuführen, daß entweder die (umgerechneten) er-
hühten Anlagekosten (bei normaler Abschreibung) oder die auf
das ursprüngliche Anlaxekapital (in Goldmark) bezogenen er-
.öhten Abschreibungen (oder Erneuerungsquoten) in Anrech-
aung gelangen, was praktisch auf dasselbe herauskommt. Eine
weitergehende Erörterung dieses vielfach noch recht „umstrittenen“
Gegenstandes wurde schon mit Rücksicht auf den Raum und vor
lem die „Übersicehtlichkeit” der Arbeit vermieden. Es sollte ledig-
lih eine „Anleitung“ und Grundlage fürdiemoderne 'Farif-
staltung gegeben und keineswegs etwaigen (so hoffen wir) zu-
kunftiren Besserungen der Weltmarktlaxe vorgerriffen werden.
Die z. T. bereits erfolgte Umstellung auf „billige“ Betriebs-
vwäfte und Tarifsysteme kann dabei nur förderlich wirken.
Berlin, 14. VHI. 1922.
Leopold Rosenbaum, Turenieur.
LITERATUR.
Besprechungen.
-La théorie et la pratique des radiocommunica-
tions.” Teil IL „La propagation des ondes élec-
tromagnétiques à la surface de la terre” Von
Léon Bouthillon. Mit 133 Abb., 340 S. Librairie Delagrove,
Paris 1921. l
Während der 1. Band eine Binführung in das Wesen des draht-
ren Verkehrs behandelt, befaßt sich der 2. Band mit der „Fort-
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 36. 1149
pflanzung der elektromagnetischen Wellen über die Erdoberfläche”,
also jenem Gebiete dcr drahtlosen Telegraphie, welches gewiß von
allen das schwierigste ist. Denn unsere Kenntnis der oberen Schich-
ten der Atmosphäre ist sehr unvollständig. Versuche lassen sich
nicht im Laboratorium machen, werden daher wegen der großen Ko-
sten nur selten systematisch ausgeführt. Dabei hat man die wichtig-
ste Variable, nämlich die atmosphärischen Verhältnisse, nicht in der
Hand, und endlich sind alle diese Fragen nicht. nur schwer mathema-
tisch zu behandeln, sondern auch kaum zahlenmäßig zu erfassen.
Was bisher auf diesem Gebiete gearbeitet worden ist, bringt das
Buch so vollständig wie nur möglich. Die Aufgabe, selbst Neues zu
leisten, hat sich der Verfasser nicht gestellt. Aber er hat den Stoff
geschickt angeordnet und bespricht die einzelnen Fragen und ihre
Inangriffnahme durch die Forscher in flüssiger, klarer Sprache. Viel-
leicht enthält er sich etwas zu sehr einer Kritik der von ihm wieder-
gegebenen Arbeiten. Wenn er aber fast nirgends zu scharfen Ergeb-
nissen kommt, liegt das nicht an ihm, sondern in der oben erwähnten
besonderen Schwierigkeit des Stoffes. Mit Recht sagt er daher in der
Einleitung: „Das Schlußwort dieses Buches kann nur die Aufforde-
rung zu neuen Forschungen sein.”
Einzelheiten aus dem Buche wiederzugeben, würde zu weit füh-
ren. Es kann jedem Fachmann als sehr vollständiges Sammel- und
Nachschlagewerk für das genannte Gebiet aufs beste empfohlen wer-
«len. Es wird ihm nicht nur Neues bringen, sondern ihn auch zu
Neuem anregen. Burstyn.
KritikdesZeitstudienverfghrens. Eine Untersuchung
der Ursachen, die zu einem Mißerfolg des Zeitstudiums führen. Von
I. M. Witte. Mit 2 Tafeln. VI. u. 708. in 8°, Verlag von Julius
Springer, Berlin 1921. Preis 15 M.
Die Verfasserin war jahrelang in den Diensten des rühmlichst
bekannten Forschers und Bahnbrechers auf dem Gebiete der Bewe-
gurgsstudien, Frank B.Gilbreth: sie hat bei den Studien mitge-
wirkt und dabei zweifellos viele Erfahrunzen gesammelt und Beob-
achtungen angestellt. Die Begeisterung für die erstaunlichen Erfolge
Gilbreths, die dieser durch sein Eindringen in die Tiefen und Fein-
heiten des Problems der menschlichen Arbeitsverrichtung mit der
ihm eigenen wissenschaftlichen Gründlichkeit erreicht hat, hat der
Verfasserin indes den Blick für die allgemeinen Linien und Möglich-
keiten des industriellen Arbeitsproblems so getrübt, daß sie zu dem
unverständlichen Urteil gekommen ist, daß Zeitstudien mit der Uhr
oder Stoppuhr wegen zn geringer Genauigkeit zu verwerfen seien,
daß man das Arbeitsproblem nur mit Kinematograph, Zyklograph
und Zehntausendstel-Sekundenuhr anpacken müsse. Das wäre ein
Verstoß gegen die Grundregel jeder Untersuchung, daß man von den
Fundamenten zur Höhe, vom Einfachen zum Verwickelten übergehen
muß und nicht umgekehrt. Es wäre das Gleiche, als wenn man heute
in den Konstruktionssälen und Werkstätten nur noch alle Maße bis
auf Zehntausendstel Millimeter genau angeben und ausführen sollte,
weil die neuesten Meßinstrumente diese Genauigkeitsmessung zu-
lassen. Man kann zugeben, daß wir in den meisten Betrieben Deutsch-
lands noch nicht einmal soweit sind, um mit der Stoppnhr anzufan-
gen, geschweige denn mit dem Kinematographen! Die Zeitstudie als
Analyse der bestehenden Arbeitsvorgängze vor Binführung der Ver-
hbesserungen ist eine fundamentale Notwendigkeit. Selbstverständ-
lich stimme ich der Verfasserin darin bei, daß die Stoppuhr nur mit
äußerster Vorsicht und stets mit Zustimmung der Arbeiterschaft in
den Werkstätten angewendet werden darf.
Das Buch bringt dann noch eine praktische Bearbeitung des Tay-
lorschen Zeitstudienverfahrens und der neueren Veröffentlichungen
iiber diesen Gegenstand in Amerika, vor allen des Buches vonMer-
riekund der deutschen Veröffentlichung von Michel, welche sich
sehr stark an die Merrickschen Gedanken anlehnt. Eine Hinweisung
auf die neuesten Verfahren nach Gilbreth und eine bildliche Dar-
stellung des Chronozyklographen und der Drahtmodelle nach den
Bewerungsstudien ergänzen den Inhalt. Aus den anfangs erwähnten
Gründen kann das Buch nur denienigen empfohlen werden, welche
eine volle Kenntnis der Entwicklung der wissenschaftlichen Be-
triebsführung dureh Studium der Literatur oder eigene Erfahrungen
besitzen. Ihr Urteil über die bestehenden Verfahren wird dureh die
vorliegende Veröffentlichung sieh nicht ändern. Für die uneinge-
weihten Leser jedoch bildet das Buch eine große Gefahr, weil Maß-
nahmen und Verfahren empfohlen werden, für welche die deutschen
Betriebe durchaus nieht reif sind. A.Wallichs.
„Anales de la Asociación de Ingenieros del In-
stituto Católico de Artes e Industrias.” (Estn-
dios de Mecánica y Electricidad.) Verlag Alberto Aquilera, Ma-
drid 25. Bezugspreis 25 Pes f. d. Jahrgang, 5 Pes für das Heft,
im Auslande 30 bzw. 8 Pes.
In Madrid wurde vor einer Reihe von Jahren eine elektro-
technische Schule eröffnet, welche von dem Jesuiten-Örden ge-
snündet wurde. Es wurden in anerkennenswerter Weise zu die-
sem Zweck von den dem Orden zur Verfügung stehenden riesi-
gen Mitteln große Aufwendungen für das „Katholische Institut
der Künste und Wissenschaften“ gemacht. Man will hauptsäch-
lich für die Erfordernisse der Industrie technische Kräfte heran-
bilden, um damit den industriellen Aufschwung Spaniens zu
fördern. — Um nun den Zusammenhang zwischen der wachsen-
den Zahl ehemaliger Schüler zu fördern, um technische Aufsätze
ET er a Ő o -r
1150
über Forschungsarbeiten der Lehrer des Instituts und um Be-
richte über Vorträge in dem von dem Institut gegründeten Stu-
dienzirkel zu veröffentlichen, .wurden die uns vorliegenden An-
nalen gegründet. Das erste Heft enthält eine Reihe von Auf-
sätzen, welche hauptsächlich zur weiteren Ausbildung junger
Ingenieure bestimmt sind, wie Grech „Parallelschaltung von
Transformatoren und Berechnung von Zusatzidrosselspulen”,
Navarrete „BElektrodenregelung elektrischer Öfen”, de Ra-
fael „Klassische Mechanik und Relativitätstheorie”, Marchesi
„Messung hoher Temperaturen”, Burgaleta „Anwendung des
Stefanschen Gesetzes zur Dampfkesselberechnung”, Yagüc
„Zählerfabrikation in Spanien”. Es ist eine für uns interessante
Arbeit, welche sich mit der Frage der Gründung einer modernen
Zählerfabrik in Spanien befaßt. Er schätzt die in Spanien in-
stallierte Anzahl der Zähler auf etwa 600000 Stück. 1920 wur-
den etwa 100000 Stück neue Zähler geliefert. — Dies lag aber
noch an den Folgen des Weltkrieges, und es dürfte der Jahres-
bedarf jetzt etwa 50000 Zähler betragen. Er berichtet über die
größten europäischen Zählerfabriken Siemens, AEG. und andere.
Die Schwierigkeiten, die Herstellung von Zählern in Spanien auf-
zunehmen, haben hauptsächlich folgende Gründe:
1. Elektrizitätszähler sind verhältnismäßig komplizierte Ap-
parate, welche peinlichste Genanigkeit bei der Herstellung vor-
aussetzen. Es ist schwierig, im Lande hierfür geeignete Ar-
beitskräfte zu finden. Es gibt solche, man kann wohl sagen, z. 2.
überhaupt nicht, und sie mülsten erst herangzebildet werden.
2. Es besteht eine starke Konkurrenz unter den Zählerfahri-
kanten. So kostete kurz vor dem Krieg ein Amperestunden-
Zähler einschließlich aller Kosten für Zoll, Fracht und Ver-
packung wenig mehr als 25 Pesetas (~ 20 M). Jetzt beginnt
schon von neuem derselbe Kampf unter den Fabrikanten. — Es
ist erstaunlich, wie trotz der Verbilligung der Zähler die Güte
und Vollendung derselben wächst.
Herr Yagüe nimmt nun an, daß es möglich wäre, von dem
Jahresbelarf von 50000 etwa 30--35000 im Lande herzustellen.
Es müßte diese gesamte Zahl in der neu zu gründenden Fabrik
hergestellt werden, da es die unterste Grenze darstellt, für welche
eine rationelle Fabrikation von Zählern möglich wäre.
Weitere Aufsätze: Perez del Pulgar „Hochspannungs-
fernübertragungen”, Bernaldez „Berechnung von Meßitrans-
formatoren”. Dann folgen technische Notizen und Berichte des
Institutes, Fragen und Beantwortung der in den vierteljährlichen
Examen gestellten Fragen. Kleine Mitteilungen und bibliogra-
phische Besprechungen bilden den Schluß des IllIeftes.
Burger.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Export-Adreßbuch der deutschen Elektro-Industrie. Ver-
lag von G. W. Gärtner & Co., Verlags-G. m. b. H., Frankfurt a. M.
Preis 50 M f. d. Inland.
Das Adreßbuch soll ausländischen Käuferkreisen als Bezugsquellen-
nachweis dienen und ist deshalb in seinem zweiten Teil, in welchem
die Artikel alphabetisch geordnet und die Bezugsquellen angegeben
sind, in fünf Sprachen (deutsch, englisch, französisch, holländisch,
italienisch, spanisch) abgefaßt. Der erste Teil enthält das Firmenver-
zeichnis, geordnet nach Städten. Im Anhang ist ein Verzeichnis der
internationalen Speditions- und Transportgesellschaften der verschie-
denen Länder gegeben. Die Auslieferung an den deutschen Buchhandel
erfolgt durch die Kommissionsbuchhandlung Otto Klemm, Leipzig.
Grundzüge der angewandten Elektrochemie. Von Prof. Dr.
Georg Grube. Bd. 1 „Elektrochemie der Lösungen‘. XF u. 268 S. in
80. Verlag von Theodor Steinkopff, Dresden u. Leipzig 1922. Preis geh.
70 M, geb. 86 M.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Preisstelle’des Zentralverbandes der deutschen elektrotechni-
schen Industrie. — Seit dem 2. IX. gelten neue Zuschlazslisten
für das Inland, u. zw. für die Abrechnung von bis zum 10. VHE einschl.
angenommenen Aufträgen die Liste 63 (grün) und im übrigen bis anf
weiteres die Liste 63 A (gelb); sie liegen diesem Heft bei. Die für beide
gleichlautenden Teuerungszuschläxge sind durchweg erhöht
worden. Textliche Änderungen finden sich bei Ziffer 69a, wo Nr. l jetrt
auch Kontaktvorrichtungen für Haussienalanlagen und außerdem Holz-
drücker umfaßt und die Nr. 2 nnd 3 weggefallen sind. Für die Umrech-
nungsmultiplikatoren gelten ab 2. IX. die Angaben der Tabellenaus-
gabe 19f.
Umrechnungskurse für Bezahlung von Reparationslieferungen im
freien Verkehr nach Frankreich. Wie in der „ETZ“ 1922, 8. 1072 schon
mitgeteilt wurde, erfolgt die Bezahlung für Reparationsliefe-
rungen im freien Verkehr nach Frankreich durch einen vom
Reichskommissar zur Ausführung von Aufbauarbeiten in den zerstörten
Gebieten (Berlin W, Potsdamer Str. 10/11) ausgestellten Scheck
in Papiermark. Letzterer wird auf die Friedensvertrag-Abrechnungs-
stelle (Charlottenburg, Berliner Str. 17) gezogen und der zu zahlende
Papiermarkbetrag über den amerikanischen Dollar nach dem am Tage
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36.
7. September 1922.
des Vertragsabschlusses geltenden Kurse der Federal Reserve Bank
in New York umgerechnet. Diese Kurse, die von der genannten Bank
über die Reparationskommission an die Friedensvertrag-Abrechnung--
stelle gelangen, werden nunmehr zweimal wöchentlich veröffentlicht.
u. a. in der „Industrie- und Handels-Zeitung‘‘ und in der „Deutschen
Außenhandels-Korrespondenz‘,
Außenhandel.
Deutschland. — Das Goldzollaufgeld beträgt z. Zt. 28 900° ..
— Nach dem vorläufigen Ergebnis des deutschen Außenhandel:
im Juli betrug die Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse
3927 dz im Wert von 34,91 Mill. M. und die Ausfuhr 77809 dz
im Wert von 1018.852 Mill. M. — Die Reichsbank hat über den
Ankauf usw. von Wechseln, Schecks, Banknoten und Auszahlungen
in ausländischer Währung ein neues Merkblatt „August 1922"
herausgegeben; die darin enthaltenen für Exporteure wichtigen Ge-
schäftsbedingungen der Bank im Devisenverkehr sind am 21. VIII. in
Kraft getreten. — England. Die britische Zollverwaltung hat nach der
„Ind.- u. Hand.-Ztg.“ für die englischen Importeure ein Merkblatt
herausgegeben, das die Einfuhr der nach dem 2. Teil des brı-
tischen Industrieschutzgesetzes für zollpflichtig erklärten
Waren betrifft. Danach tritt ein Dumping- und Valutadumpingz“ll
gemäß den Bestimmungen der vom Handelsamt erlassenen Verordnunz
in Kraft, und die darin aufgezählten. in den dort genannten Ländern
hergestellten Waren unterliegen einem Einfuhrzoll von 331/,3 9, des
Wertes neben allen sonstigen etwa auf ihnen ruhenden Zöllen. Waren.
die in einem der in der Verordnung genannten Länder teilweise pro-
duziert oder bearbeitet worden sind, müssen den Zoll ebenfall:
tragen, wenn nicht 25°, oder mehr des Wertes, den sie zur Zen
der Ausfuhr nach England haben, einem nach dem Verlassen
der genannten Länder vorgenommenen Bearbeitungsprozeß zuzu
schreiben sind. Das Merkblatt behandelt weiter die Bewilligung einer
vierzehntägigen Frist, das Verfahren bei Transitgütern und für d!e
Wiedereinfuhr. — Kuba. Nach Mitteilung der „Weltw. Nachr.‘“ nimn
man in Kuba wachsendes Interesse an drahtloser Telegraphır
und Telephonie. Die meisten jetzt bestehenden Empfangsstationen
sollen von Liebhabern eingerichtet bzw. aus Teilen zusamımengesetr'
sein, die von den V. S. Amerika bezogen wurden. Da die amerikanı-
schen Firmen ausverkauft seien, hätten sich große Schwierigkeiten tr
geben, dort bestellte Apparate zu erhalten, so daß die Möglichkeit be-
stehe, in Kuba einen Markt für funkentelegraphische Einrichtungrt
zu schaffen. — Oberschlesien. Um den Güteraustausch zwischen West-
und Ost-Oberschlesien zu erleichtern und den Geschäftsgang bei de:
Erteilung von Aus- und Einfuhrbe willigungen zu beschleunigen, ist die
Stelle des Delegierten des Reichskommissars für Aus- un!
Einfuhrbewillieung für Oberschlesien in Oppeln (Sedanstr. 13:
den Bedürfnissen des oberschlesischen Wirtschaftslebens entsprechen
ncu gestaltet worden. Ferner wurden bei dem Delegierten verschieden
Referate geschaffen, von denen das vierte Metallwirtschaft, Metall
erzeugnisse und Elektrotechnik behandelt. — Spanien. Wie bekann!.
hat der Handelsvertrag zwischen Frankreich und Spanien Ermäö::,
gungen für den 2. Tarifsatz des spanischen Zolltarifs
gebracht, auf die auch Deutschland Kraft der Meistbegünstigunz--
klausel Anspruch hat. Nach dem ‚Board of Trade Journal‘ betract
der verringerte Zollsatz bei elektrischen Lokomotiven je 100 kg
80 Pes (100 Pes nach dem 2. Tarifsatz), für elektrische Maschintn
usw. von 500 bis 1000 kr 108 Pes (120), von 1000 bis 3000 hz
67 Pes (75), von 3000 bis 5000 kg 45 Pes (50) und für Maschinen usw.
über 5000 kg 36 Pes/100 kg (45), ferner für elektrische Maschinensäatr
mit Triebmotoren im Gewicht von mehr als 1000 kg 15°, vom Wez
(20) und schließlich bei Schaltern usw., für die nach dem 2. Tarifss!
bei mehr als I kg durchweg 100 Pes/1l00 kg berechnet werden, je na"!
Gewicht nur 90 bis 40 Pes.
Neue Gesellschaften. — Elektrizitätsunternehmun«:r
G. m. b. H., Königsberg i. Pr. Gegenstand: Ausbau elektrischer Lichi
und Kraftanlagen, Vertrieb von Maschinen und elektrischen Bedari:
artikeln. Stammkapital: 0,5 Mill. M. — „Likra‘“‘ Elektrisch
Licht- und Kraft-Gesellschaft, Motoren- und Apparatrba
m. b. H., Stuttgart. Gegenstand: Herstellung elektrischer Licht- un
Kraftanlagen sowie Vertrieb von Apparaten, Motoren usw. Stamm
kapital: 0.4 Mill. M. — Aktiengesellschaft für Taschenbatterien
Berlin. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb von Taschenbatterien
elektrischen Taschenlampen, Trockenelementen usw. Grundka pita
3,5 Mill. M. — „Union‘‘ Zählerwerke A. G., Berlin. Gegenstani
Herstellung feinmechanischer Apparate, insbesondere von Elektrizität
zählern und deren Bestandteilen. Grundkapital: 6,5 Mill. M. — Ele»
trizitäts-Industrie A. G., Berlin. Gegenstand: Ausführung tl"
trischer und Maschinen- Anlagen sowie Herstellung und Verkauf allı
damit zusammenhängenden Gegenstände. Grundkapital: 4 Mill. à
— Elektrotechnische Maschinenbau-Anstalt ‚‚Rheinland'
Stemmler & Brümmendorf, Pfaffendorf. — Akohm-Werk
Alfred Kott & Co., Werkstätten für elektrotechnische un
feinmechanische Industrie, Gleiwitz. — Bezet, Gesellschaf
für elektrotechnische Isolierungen m. b. H., Berlin. Gegenstand
Herstellung und Vertrieb gespritzter Isolierteile für die Elektrotechn
und verwandter Artikel aus den Bezet genannten Isoliermassen w
Stammkapital: 90000 M. — Elemente,- Fabrik Hechingen
t) Vgl. „EIZ 1922, $ US
7. September 1922.
Tı.Emanuel, Hechingen. — Elektrodraht-A.G., Bückeburg. Gegen-
stand: Herstellung elektrotechnischer Bedarfsartikel, insbesondere von
„oliertem Leitungsdraht jeder Art. Grundkapital: 6 Mill. M. — „Becege“
Elektrische Schweißbetriebe Dr. Brockhoff & Co. G. m.
b. H., Düsseldorf. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrischer
Schweißeinrichtungen, die Ausführung von Schweißarbeiten usw.
Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Gebr. Ruhstrat A. G., Göttingen.
Gegenstand: Fortsetzung des unter der Firma Gebr. Ruhstrat, Göttinger
Kbeostaten- und Schalttafelfabrik betriebenen Fabrikationsgeschäfts in
‚Iektromechanischen Apparaten usw. Grundkapital: 2 Mill. M. — Kra-
wolin & Co. G. m. b. H., München. Gegenstand: Fabrikation und Ver-
'ribelektrotechnischer Apparate und Artikel. Stammkapital: 0,3 Mill. M.
- Ellyson-Motors-Company, G. m. b. H., Saarbrücken. Gegen-
tind: Verwertung und Vertrieb der von dem Ing. Frederick W. Ellyson,
Munchen, stammenden Motor- und celektrotechnischen Erfindungen.
“ummkapital: 0,35 Mill. M.
Kapitalserhöhungen bei Aktiengesellschalten der Elek-
troindustrie. — Der „Reichsanzeiger‘‘ hatim August folgende Ka-
ptalserhöhungen mitgeteilt: Ostpreußenwerk A. G., Königsberg Fr.:
um 0 auf 200 Mill. M. — Bayerische Elektromotoren-Werke A.G.,
Neumarkt: um 19,5 auf 20 Mill. M. — Deutsche Kabelwerke A.G.,
Krlin: um 44 auf 88 Mill. M. — Reisser Elektrizitäts-A. G., Stutt-
zart:um 10 auf 20 Mill. M. — Überlandzentrale Mansfelder See-
kreis A. G., Amsdorf: um 6 auf 11 Mill. M. — Welter Electriecitäts-
und Hebezeug-Werke A. G., Köln: um 5,6 auf 8 Mill. M. — Ba yeri-
che Elektricitäts- Werke, München: um 12 auf 24 Mill. M. —
Bayernwerk A. G., München: um 100 auf ’200 Mill. M. — Walchen-
scewerk A. G., München: um 50 auf 100 Mill. M. — Mittlere Isar
4. G., München: um 125 auf 200 Mill. M. — Allgemeine Gas- und
Elektrizitäts- Gesellschaft, Bremen: um 2,5 auf 10 Mill. M. — All-
meine Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin: um 250 auf 1000,1
Mill. M. — Thüringer Elektricitäts-Lieferungsgesellschaft
A. G., Gotha: um 25 auf 50 Mill. M. — Großkraftwerk Würt-
tmberg A. G., Heilbronn um 20 auf 40 Mill. M. — Uno-Elektro-
serk A. G., Frankfurt a. M.: um 1,15 auf 2,3 Mill. M. — Emag Elek-
tnzitäts A.-G., Frankfurt a. M.:um 7 auf 21 Mill. M. —Neue Amper-
iraftwerke-A. G., München: um 20 auf 40 Mill. M. — Amper werke-
kiektricitäts-A. G., München: um 30 auf 50 Mill. M. — Hambur-
zische Electricitäts- Werke, Hamburg: um 88 auf 176 Mill. M. —
£lektrieitätswerk Westfalen A. G., Bochum: um 44 auf 50 Mill. M.
— Eltax-Elektro-A.G., Berlin: um 2,8 auf 4 Mill. M. Die Summe
dr Erhöhungen beträgt 912,55 Mill. M (57,125 i. V.) und fortlaufend
far 1922 rd 2930 Mill. M.
Betriebsergebnisse. — Licht und Kraft G. m. b. H., Borna.
1921/22. Anschlußwert: 30 670 kW (25825 i. V.); Einnahmen aus
Stromabgabe usw. : 17 705 782 M; Bezugelektrischer Arbeit: 8 347 652 M;
tortleitung und Messung: 4 061 243 M; Unkosten und Zinsen: 1 967 437
M; Abschreibungen: 134 969 M; Rücklagen und Reserve: 2811551 M;
Reingewinn mit Vortrag (30 656 M): 413585 M; Dividende: 12°; auf
3 Mill. M Stammkapital; Vortrag: 53585 M. — Elektricitüätswerk
“rottorf A. G. 1921/22. Anschlußwert: 9938 kW; Lieferung: 2,668
Mi. kWh; Einnahmen aus Stromabgabe: 6784 940 M; aus anderen
Nuclen: 608173 M; Betricbsunkosten: 5169150 M;_ Handlungsun-
Kisten und Abgaben: 276 908 M; Abschreibungen: 641 105 M; Reinge-
winn mit Vortrag (10 261 M): 1316211 M; Dividende: 10°% auf 2.25
Null. M Aktienkapital und ein Bonus in gleicher Höhe; Vortrag: 7663 M.
— Kraftwerk Thüringen A. G., Gispersleben. 1921/22. Erzeugung
und Bezug elektrischer Arbeit: über 12 Mill. kWh; Einnahmen : 23 956 494
M; Betriebs- und Generalunkosten: 17 091 250 M; Sollzinsen : 280 444 M;
Abschreibungen: 4 899 257 M; Zuweisung auf Werkerhaltung: 0,8 Mill.
M: Reingewinn mit Vortrag (76 708 M): 962 251 M; Dividende: 12%,
«uf 8 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 112 031 M. — Überlandzentrale
Sıraleund A. G. 1921/22. Nutzbare Lieferung (einschl. Eigenver-
brauch): 30,240 Mill. kWh (25,768 i. V.); Einnahmen: 60 085 263 M;
, Ktriebskosten: 32 612 112 M; Verwaltung: 1051 421 M; Reparaturen:
! 310 953 M; Unterhaltung: 6 947 429 M; Sollzinsen : 767 421 M; Steuern,
\«rsicherung usw. : 895 672 M; Betriebsüberschuß mit. Vortrag (5035 M):
16 505 290 M; Dividende: je 10%, auf 33 Mill. M Aktienkapital und auf
das nen eingezahlte Kapital; Vortrag: 47 916 M.
Von der Börse. — (23. VIII. bis 29. VIII. 1922.) Die an Un-
wihrheiten überreichen Hetzreden des französischen Ministerpräsidenten
und die Unsicherheit über die Gestaltung des Reparationsproble ms
Hıben die Devisen zunächst außerordentlich hinaufgetrieben (Dollar —
-000 M) und damit auch die Kurse der Valutawerte, während sehr er nste
=fürchtungen hinsichtlich der Folgen solch furcht.barer Verschlechterung
ınserer Valuta (Unmöglichkeit, fremde Rohstoffe einzukaufen, Betriebs-
ınschränkungen, Arbeitslosigkeit usw.) bei wachsender Geldknappheit
Wilweise erheblich auf die übrigen Effektenmärkte drückten. Unter
em Einfluß vielfach sich widerspreehender Gerüchte über die bevor-
‘«bende Entscheidung der Reparationskommission, Gewaltpläne der
' fänzösischen Regierung und über ein Eingreifen Amerikas folgten der
[1 baai
Hausse wilde Schwankungen in der Bewertung der ausländischen Zah-
'ungsmittel (der Dollar zwischen 2600 und 1850 M) und eine fühlbare
Nervosität der Börse, die keine einheitliche Tendenz aufkommen ließ.
In weiteren Verlauf gingen die Kurse sowohl am Devisenmarkt infolge
er Entsendung deutscher Bevollmächtigrter nach Paris wie im Effekten-
-*schäft anläßlich des herannahenden Ultimotermins sowie der von der
Peichsbank vorgenommenen Diskonterhöhung (auf 7°,) zurück, doch
“ar schließlich cine gewisse Befestigung zu beobachten. Für die Elek-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36.
f 9
Bergmann, Berlin .. . 2... 20
1161
troaktien hat der 25. VIII. i. a. Höchstwerte gebracht, die, wie die
Übersicht zeigt, bei einer Reihe von Unternehmungen (z. B. Accumul.-
Fabr., Bergmann, S. & H.) um mehr als 100%, bei Schuckert um 240%,
bei der Fabr. isol. Drähte (Vogel) um 250% und bei Felten & Guilleaume
sogar um 340% über den niedrigsten Kursen der Berichtsperiode lagen.
23. VIII. | Niedrig-
es Höchster| 29, VIII.
Gesellschaften
Letzte
Dividende
Acunn Fabiy Berlin .... 1 25 | 1802 1745
1750 |1745
A. G. f. El. Anlg., Berlin. ...] 8 == = = =
| 990 880)
Na =, a: E 8 139 137 160 149,50
183 183 210 193
T60 760 885 T90
Continent. Ges. Nürnberg ... 8 —_ —
z z » Vorz.-À. 3 800 500 550 500,50
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köm . . 5 830 776 1000 776
A. E.G., Berlin . 2.222202. 16 842 842
„ Vorz.-B......] 725
„ Niederl. „, u ul — 750 710 195 780
„ Südam. ,, u eu 6 725 125 800 739
„» Kabelwerke, Berlin .. . | 20 570 570 640 595
Elektra, Dresden ... 22.2. 10 280 280 875 325
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 600 575 685 875
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 570 570 6H 600
E. W. Liegnitz . . . 22 2.. 10 355 352 450 352
Felten & Guilleaume Carlsw. . .]| 25 1150 1150 1490 1201
Ges. f. elektr. Untern., Berlin X) 730 | 650 750 650
Hackethal, Hannover .... , 20 700 680 790 680
Hamburgische E. W. ..... 12 394 360 450 360
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 |1330 1330 |1385 |1385
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 | 515 511 601 doll
C. Lorenz, Berlin ....... 350 1875 835 940 835
Dr. Paul Meyer, Berlin ....]| 15 434 400 099 400)
Mix & Genest, Berlin ..... 16 550 580 640 64)
Neckarwerke, EßBlingen ....]} 10 — 390 H0 390
Oberbayer. Überlaudz., München| 9 3-40 335 375 375
H. Pöge, Chemnitz ...... 12 si) 5850 745 590
= a a » Vorz.-A.| — | 121 109 121 110
M. Schorch & Cie., Rheydt. . .| 10 T45 740 755 740
Sachsenwerk, Dresden . . .. .{ 20 999 975 1075 895
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 |1195 |; 1190 1430 |1190
„Siemens“ El. Betr., Berlin . 0 160,50, 150 170 169,50
Siemens & Halske, Berlin . . .[ 20 11800 |1760 1950 11760
Stettiner EEW. . .. 2... .| 15 447 447 555 510
Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 685 68H 740 TOL
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin| 35 960 960 1210 1000
Voigt & Haeffner ... 20 © 700 ; 700 900 125
= Vorz.-A.. | f k 585 p70 TOO 570
Emag. Elektr.-A.G.. Un 560 | 480 599 | 480
Main Kraftwerke, Höchst | a M |10 324 | 324 | 385 |379
Yixr
Heddernh. Kupferw. und
Südd. Kabelwerke . . 830 770 849,50 | 770
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im Außust/September:
293,63 | 257,68 | 236,70 | 239,70 | 305,62
3695] 3298] 296| 3321| 4245
68414] 60124 | 554,31 | 554.31 | 699,12
Christiania (Kr.) . . . | 215,73
Helsongfors (finn. M). 2) 9]
Holland (Gld) . . . . | 459,39
Italien (L). ..... 56,181 7441| 6841| 6242| 6292| 76,40
Kopenhagen (Kı 1277,65 | 371,53 | 324,59 | 300,62 | 304,62 | 385,52
london (£) ..... 1593,00 7840,15 '6916,30 6342,05 |6392,00 |7990,00
New York ($) . . . . [1298,37 1792,84 |1548,06 1551,94 |1448,18 1797,75
Österreich (K) . . . . 0,02| 002) 002| 002| 0,02| 0,02
Paris (Fr). ... 10087 į 131,83 | 119,85 | 112,86 | 111,86 | 134,83
Prag (KY) . 2.2... | 38,70! 3768| 50,94) 46,94| 5243| 64,42
Schweden (Kr). . 2. 1349,56 | 463.42 | 399,50 | 370,54 | 379,52 | 477,40
Schweiz (Ir). 245,69 | 328,50 | 296,13 | 278,15 | 277,85 | 341,07
Spanien (Pes) . .. . 200,75 | 267,66 | 241,20 | 226,97 | 224,72 | 275,65
Aus der Geschäftswelt. — Inland. Die Überlandzentrale Flatow
e. G. m. b. H. hat ihr gesamtes Leitungsnetz mit allem Zubehör
einschl. Installationsgeschäft und Werkstatt an die Überlandzentrale
Grenzmark A. G. verkauft, die seit dem 1. VII. den Betrieb und die
Verwaltung führt. — Die unter der Firma Veltener Porzellan-Fabrik
G. m. b. H. arbeitende Porzellan- und elektrotechnische Fabrik ist von
der Veltener Porzellan-Fabrik A.G., Velten, übernommen
worden. — Ausland. Nach der „Köln. Ztg.“ wird die Allgemeine
Elektricitäts-Gesellschaft in Amsterdam unter der Firma
Eleetriziteits-Mijj. A. E. G. eine niederländische Aktiengesellschaft
mit 1 Mill. Gld Grundkapital errichten, auf das zunächst 0,2 Mill. Gld
eingezahlt worden sind. Gegenstand der Gesellschaft ist der Betrieb
von Elektrizitätsunternehmungen und der Verkauf von AEG-Erzeug-
nissen. — Die holländische Glühlampenfabrik von Philips hat mit
polnischer Beteiligung in Warschau eine Polnisch-Holländische
= rn 3
1152
Glühlampenfabrik Philips mit 100 Mill. poln. M errichtet. —
Unter der Firma A. G. für Fabrikation von Glühlampen „Syl-
mar‘ ist nach der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ in Riga ein Unternehmen ge-
gründet worden, das die Erweiterung der Glühlampenfabrik „Sylmar‘‘,
Herstellung von Armaturen für Glühlampen, Installationsmatecrial
usw. bezweckt.
WARENMARKT.
Installationsmaterial.- — Die „Eltfabriken‘ kaben die Teue-
rungszuschläge auf die Julipreise je nach Artikel auf 160 bis 2509, er-
höht. — Glühlampen. Die im Zentralverband der deutschen elektro-
technischen Industrie zusammengeschlossenen Glühlampenfabriken
haben beschlossen, die am 31. VII. eingeführten deutschen Grund preise
ab 30. VIII. um 100% zu erhöhen. — Elektrische Heiz- und Koech-
apparate., Von der Vereinigung der Fabrikanter elektrischer Heiz- und
Kochapparate. Berlin-Charlottenburg, ist der Teuerungszuschlag für
sämtliche Artikel ab 27. VIII. von 300 auf 600%, gesteigert worden. —
Isolierte Leitungsdrähte. Die Verkaufsstelle vereinigter Fabri-
kanten isolierter Leitungsdrähte, Berlin, teilt mit, daß eine neue Liste
Nr. 12 mit Wirkung vom 29. Vl11. erschienen ist, deren Preise auf einer
Kupferbasis von 30 000 M/100 kg errechnet sind und bis auf weiteres
mit folgenden Teuerungszuschlägen gelten: für NAG, NGAB, NGAF,
NGAT, NGAZ von 1 bis 2,5 mm? und NFA schwarz imprägniert 150°,
für die ersten fünf Typen von 4 mm? und mehr 110°, für NPL, NPLR,
NPLS, NSA und NFA mit Glanzgarnbeflechtung sowie für alle übrigen
Typen 160%. — Hochspannungsisolatoren. Die Vereinigten Por-
zellan-Isolatoren-Werke, G. m. b. H. (Hochspannungs-Isolatoren-Syndi-
kat), Berlin, haben den für den August geltenden Teuerungszuschlag ab
1. 1X. von 280%, auf 510%, erhöht. Die neuen Verkaufspreise gelten nur
für die 1. Hälfte September. — Niederspannungsmaterial. Der Ver-
band deutscher elektrotechnischer Porzellanfabriken hat die Verkaufs-
preise für Niederspannungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab 1. IX.
von 300 auf 540% hinaufgesetzt. — Kohle. Die Kohlenproduktion
des Deutschen Reichs (ohne Saargebiet) hat im Juli 9,589 Mill. t
Steinkohlen (10,819 i. V.), 11,411 Mill. t Braunkohlen (10,068 i. V.),
2,383 Mill. t Koks (2,244 i. V.)und 3,034 Mill. t Preßkohlen (2,977 i. V.)er-
geben. Die Bergarbeiter des Ruhrbezirks haben sich bereit er-
klärt, gegen eine starke Erhöhung ihrer Bezüge vom 1. IX. an dreimal
wöchentlich je 2 Stunden Überschicht zu verfahren. Man erwartet
davon eine monatliche Steigerung der Kohlengewinnung von 1,3 Mill. t.
— In einer Sitzung des Reichskohlenrats und des Reichskohlenverbandes
wurde eine Preiserhöhung für rheinisch-westfälische Fettförderkohle
um 1722 Mít auf 4105 Mjt, einschl. der Steuern, beschlossen. — Erze.
Der Siegerländer Eisensteinverein hat den Grundpreis für Rohspat auf
4357 M und für Rostspat auf 6500 M/t erhöht. — Eisen. Der Roh-
eisenausschuß des E. W. B. hat für Lieferungen ab 1. IX. eine erheb-
liche Erhöhung der bisherigen Richt preise beschlossen, die sich je nach
Sorte zwischen etwa 10 000 und 15 000 M/t bewegt und eine Steigerung
des Kokspreises von 3000 M/t berücksichtigt. Die endgültigen Preise
werden bekannt gegeben, sobald die neuen Kokspreise feststehen. —
Der Richtpreisausschuß des Stahlbundes hat die Walzeisenpreise
für die Zeit vom l. bis 10. IX. wie folgt erhöht: Rohblöcke 27 530 M,
Vorblöcke 30 120 M, Knüppel 31 230 M, Platinen 32 030 M, Formeisen
36500 M, Stabeisen 37020 M, Universaleisen 40 320 M, Bandeisen
42 130 M, Walzdraht 39 890 M, Grobblcche (5 mm und mehr) 41 580 M,
Mittelbleche (3 bis unter 5 mm) 47 250 M, Fcinbleche (1 bis unter 3 mm)
50 790 M, dsgl. (unter 1 mm) 53 310 Mít in Thomas-Handelsgüte. Die
Kohlenpreiserhöhung ist in diesen Preisen nicht enthalten. Der Mehr-
preis für S.-M.-Güte beträgt 2500 M, auf Stabeisen berechnet. DieMark-
überpreise der seit dem 1. VIII. gültigen Liste gelten für September mit
einem Zuschlag von 80°%,. — Gußwaren. Der Verein Deutscher Eisen-
gie Bereien, Düsseldorf, erhöhte die Gußwarenpreise ab 1. IX. bis auf
weiteres um 70% und die Preise für gußeiserne Druckmuffenröhren,
Formstücke und Vorwärmeröhren um 752. — Schrott. Am 30. VILI.
wurden für Kernschrott 15 000 M, für Späne 13 000 M, beides frei Essen,
und für Maschinengußbruch 17500 Mjt frei Berlin gezahlt. — Edel-
metalle. Am Berliner Markt wurden am 1. IX. für Gold 850 Mir,
für Platin 3500 M/g und für Silber 33 000 M/kg gezahlt. — Blei. Der
Rheinisch- Westfälische Bleihändler-Verband hat die Lagerpreise für
ge walzte und gepreBte Bleifabrikate ab 29, VIII. auf 26000 M/100 kg
hinaufgesetzt. — Karbid. Infolge der beträchtlichen Verteuerung des
Karbids sind seit dem 21. VHI. die Preise für gelöstes Azetylenin leih-
flaschen auf 245 M und in Eigenflaschen auf 237 M/m3 ab Werk hinauf-
gesetzt worden. — Gummi. Der Londoner Gummimarkt ist unver-
ändert flau. In den letzten Tagen notierte man für Crepe und Sheets
loco weiter 7 d;!b. — Harz. Amerikanisches Harz wird wie folgt ange-
boten: Type B bis J 3,071 $, Type K 3,10 $, Type N 3,621, $ und
Type WW 3,95 8,50 kg bei 20°, Tara. — Baumwolle. Die New Yorker
Notierung betrug am 29. VHI. 22,85 cts/lb, die Bremer am 30. VIH
827,20 M/kg. — Ole und Fette. Am Hamburger Markt werden je
100 kg ab dortigem Lager ohne Faß etwa folgende Preise verlangt:
Pennsylvanisches HeißBdampfzylinderöl, Visk. 5 bis 6 bei 1000,
Flp. 310/3200, 7,65 $; degl. Sattdampfzylinderöl, Visk. 4 bis 5 bei
100°, Fip. 270/2800, 5,65 $; dsgl. hochflammige Maschinenöl-Raffi-
vate, Visk. 6,5 bis 7 bei 50°, Flp. 2200, 7,95 $; dsgl. amerikanische ,
| nz rt a ee a Fr a i nr ae m ne ne nn a m ea rn Bu en
Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
Für die Schriflleitung verantwortlich: E. C.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 36.
7. September 1922.
Visk. 6 bis 7 bei 50°, Flip. 180/185°, 6,95 $; Spindelöl-Raffinate,
Visk. 5 bis 6 bei 50°, Fip. 170/180°, 4,15 $; hellgelbes Maschinenfett.
Tropfp. 80/909, 7,25 $. Dazu kommt der jeweils gültige Zoll, der z. Zt.
2640 M/100 kg Reingewicht für Öle und 2983,20 M für Fette beträgt. —
Leinöl wird aus Holland zu 47 Gld/100 kg angeboten. Der deutsche
Markt verlangt 325 M/kg. Rizinusöl 1. Pressung kostet 315 M/kg.
Die amerikanischen Terpentinölpreise liegen sehr fest; New York
notierte am 29. VIII. 1,23 $/Gallone. Am Hamburger Markt werden für
amerikanische Ware 700 M und für französische 685 M/kg gefordert. —
Metallhalbfabrikate. Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., G. m.
b. H., Berlin, betrugen die Verbands-, Grund- und Richt preise je 100 kg
am 30. VIII. unverbindlich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen
65 900 M, Aluminiumrohr 77000 M, Kupferbleche 54 200 M, Kupfer-
drähte, -stangen 53 500 M, Kupferrohre o. N. 58 000 M, Kupferschalen
56 700 M, Messingbleche, -bänder, -drähte 55 000 M, Messingstangen
41 000 M, Messingrohre o. N. 62 000 M, Messing-Kronenrohr 72 000 M,
Tombak (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen 68 200 M, Neusilberbleche,
-drähte, -stangen 98 000 M, Schlaglot 52 000 M. — Altmetalle. Am
31. VIII. wurden am Berliner Markt folgende Preise gezahlt: für altes
Blektrolytkupfer 45 000 bis 46 000 M, unverzinntes Sch werkupfer 42 000
bis 43 000 M, Maschinenrotguß 34 000 bis 35 000 M, Messingzünder, pul-
ver- und eisenfrei, 31 000 bis 32000 M, Messingkartuschen, pulver- und
eisenfrei, 36000 bis 37000 M, reine, weiche Messingblechabfälle 36500
bis 37500 M, Messingschraubenspäne 24000 bis 25 000 M, altes Weich-
Llei 15500 bis 16500 M, Zinkzünderlegierungen 14 500 Lis 15500 M, Alt-
zink 14000 bis 15000 M, Reinaluminiumblechabfälle (98/99 0/,) 60000
bis 61 000 M/100kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen. —
Metallpreise. Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche Elek-
trolytkupfernotiz tzw. der Kommission des Berliner Mctallbörsenvorstan-
des (letztere verstehen sich ab Lag.r in Deutschland) lauten in M/kg:
Metall |
1X. | vor | 28 vo
_—— iz
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . . . 2 2... 445,54 43472 524,67
Raffinadekupfer, 99/99,3% .| 360-380 | 410 430 400— 420
Originalhüttenweichblei .. .| 140-150 | 175 -135 169—175
Originalhüttenrohzink, Preis in
freien Verkehr .. oo. 200-20 | 210-230 | 220-230
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.)|) 24092 | 193,28 239,99
Plattenzink (remelted) von '
handelsüblicher Beschaffenheit] 150 -1060 | 180.19) 180 — 190
Originalhüttenaluminium, i
98/99% in Blöcken, Walz-oder |
Drahtbarren . . 2.2 aaa.’ »18 630 977
dsgl. in Walz- od. Drahtbarren
II NE ee ee ee N 520,5 632,5 5795
Zinn, Banka, Straits, Austral.
in Verkäuferswahl . . .... 910-920 | 1130—1140 | 1030 — 1040
Hüttenzinn, mindestens 99%, . .| 895-905 | 1110—1120 | 1010—1020
Reinnickel, 98/999, ..... T60 — TBV 960—980 | -830—5390
Antimon -Regulus ...... 125—130 150—169 | 145-150
Silber in Barren rd 900 fein für |
l kg fein. 22.08 2% e a e [85000— 36090 450 0 — 46000 48000 - 49009
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am
25. VIII. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert:
£ s d £ d
*Kupfer: best selected . . . . 2 2 2. . 5 0 Obis 607 00
T a electrolytic .. 22 2.2.%. 6G o0 0, 6 0 0
z wire bars . 2. 2 2 2 2 2 2 0. HH 0 0 , — —
A standard Kasse. ...... 6G 2 60, 6l 15 0
er 5 3 Monate. .... ÖL 15 0, 6117 6
Zinn: standard, Kasse . . . . 2 22.0. 57 10 0 }, 157 l5 0
= a“ 3 Monate . 2.22.20. 57 26,157 15 0
sr ATAS Yes T a ee a rn 85.0. 18 10 0
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei .. 3 7 60}, X 5 0
» gew. engl. Blockbleii . . 2... .. 1206, — — —
Zink: gew. Sorten . 2. 2 2 22200. 30 26, W WW 0
„ renelted . 24 2 2 2 2 0 0 0.0 29 W O0 p — - —
» engl. Nwansea . 2.2.2 2200. 30 10 © heferbar Swansea
Antimon: engl. Regulus, gew. Sortın 27 £/29 £108.
Aluminium: 98 bis 99% .....2.. 105 £ Inland, 110 £ Ausland
Nickel: 98 bis 99% garantiert ..... 145 f (In- und Ausland).
Wismut: je lb... zu. 8.0.2 we We 9 s.
Platin: je Unze .. zu nu. 20 £/21 £.
Quecksilber: nom. für die 75 lbe.-Flasche 12 £ 10 s.
12 s8 6 d 13 a.
In New York notierten am 1. IX. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00;
Eisen 33,00; Blei 5,95; Zink 6,25; Zinn 32,62 cts/lb.
Wolfram: 65°, je Einheit nominal . . .
* Netto.
— —
Abschluß des Heftea: 2. September 1922.
+
1
7. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 36. 1152 a
—
Zuschlagsliste Nr. 63 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektfotechnischen Industrie, gültig ab
2. IX. 1922 für Abrechnung von Aufträgen, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind, und nur für das Inland.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 634.
Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek-
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis-
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise Bei den in der
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso-
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech-
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird
der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet:
1.
2.
Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert,
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag. '
Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert,
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell-
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage
und am Liefertage- geltenden Zuschläge zählen dabei mit.
3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit
geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver-
zögerung durchgeführt werden kann.
4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich-
zurechnen.
Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be-
treffenden Verbände. 1
Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund-
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ)
wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ =dreifacher grüner
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An-
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100
Zuschlagsliste Nr. 63 A (gelb) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie,
gültig ab 2. IX. 1922 bis auf weiteres und nur für das Inland.
Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom
2. IX. 1922 ab angenommenen Aufträge.
A. Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Versand-
bereitschaft geltende Teuerungszuschlag.
Zahlung. Mindestens % des Bestellwertes am Bestelltage,
Rest bei Versandbereitschaft.
B. Abweichendhiervon gelten für Maschinen über 100 kW
bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr./min., und Zubehör, auch voll-
ständige Anlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren über
100 kVA, Apparate für 50000 V und mehr, Dampfturbinen und
Zubehör, "Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen,
Vollbahn- Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt-
anlagen folgende Bestimmungen:
Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der
| aeee OO SE
Gegenstand ae] EEE
fo
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh-
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus-
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
1. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA
bei Generatoren . a ee re Re
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100k VA
bei Generatoren. . .. 2 2 2 2 2 20.
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene-
ratoren .
Sonderausführungen.
4. Wand-, Tisch- und Deokenventilatoren . . .... .
6. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . ... . . .
5e. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei-
stung von4kVAbis35kVAu. Widerstandsstumpfach weiß-
14.000
14 500
15 000
bezoge
auf 7000
Umdr.
. Ld “ .
14 000
11 500
9 500
14 000
9 500
14 000
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie ee
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen,
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator-
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW,
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW,
bezogen auf 1000 Umdr. . . . . .
Dampfturbinen.
10. Turbosätze, bestehend aus
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn-
een a und Kondensations-
anlagen
14 000
13 000
12 500
13 000
11 500
14 000
.. òo òo o s . . , “ “ “
11.
12,
e ® e (a e e e e . . d . d (a e Ld e e “ e o
> Hiernach werden auch berechnet:
sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage
der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate
an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die Anzahl
dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung
und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge zählen
mit.
Zahlung. Mindestens 50 % des Bestellwertes am Bestell-
tage. Diese 50 % sind aufzufüllen nach Ablauf
von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 60/0 des sich jeweils nach
" " " „ 700% „der Berechnung unter
n 4 nm n " u 750/0 } B ergebenden Preises.
C. Andere Berechnungsformeln bzw. Zahlungsbedin-
gungen haben: Isolierrohr, Glühlampen, Telegraphie und Fern-
sprechwesen, Gummifreie Isolierstoffe.
u
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
%
Zubehör zu Maschinen.
14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck-
schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(ausschl. Selbetanlasser
f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 14 000
15. Schützenstewerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier-
apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
steuerung, Bremsmagnete . . 2.2.2 22er ec 14 500
16. Gleitschienen, Verankerungen . . . . » 2 ee. 00. 14 000
16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 14 000
Baumaterial,
17. Bahnmotoren u. f bis 150 kW nn u 12 500
elektr. Bremsen \ über 150 kW Ar FOR 14 500 .
17a. Bahntransformatoren . 14 500
17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren ER
Aggregate) . . 2 2202. Be er a r 14 000
170. Hilfsmotoren . ... neeese eon eneo 14 000
18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr.
Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
materialien für Bahnfahrzeuge . . . . seses 13 000
18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr. und Shuntwiderstände . 13 000
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Stra Benbahn-
triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
tiven für Bergbau und Industrie, . . 2 2 sse 13 000
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn-
Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 14 500
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 13 000
21a. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge ee ae 9 500
Transformatoren!) und Gleichriohter.
22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA 14 000
a. ie „ über 100 kVA 14 500
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . ... . 14 000
23a. Ersatz-Glaskörper . . . 2 2 2 2 0 nenne. 3 000
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör... . 15 000
Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung:
1152 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 36. 7. September 1922. |
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
9%
` Schaltapparate und Material für Schaltanlagen,
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger,
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in
Qußgehäuse. . . 0 0 u 0.0 0 me we . 13 500
26. Selbettätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht
in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 14 000
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für
Schalttafelbau . .. 2. 2.222. .. 14 000
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 12 000
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
Streckensohalter, soweit nicht für Öl... .. . u 14 009
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar-
mierte Wanddurchführungen . . . 2. 2 2 22220. 14 600
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 12 000
30. Freileitungs-Hörnersohalter. . . . 2 2 222000. 14 000
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . ... . 13 500
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . . .. . . 14 000
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Sohutz- und
Erdungsdrosselspulen) . . . 2 2 2 2 222000. 14 000
34. Schutzdrosselspulen . . . » 2 2 2 2 2 20200. 14 000
35. Erdungsdrosselspulen . . . 2 2 2 222er een 14 500
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 14 000
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma-
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . . 2. 2 2 2.0. 14 000
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . .. . . . 15 000
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäue . 15 000
MeBapparate und Zubehör.
4ia. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drebspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lations- und Leitungsprüfer . . . . 2. 2 2 2 2 0. A 10 500
41b. Sonstige zeigende und schreibende MeBinstrumente, ein-
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel-
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe-
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . . . u 10 500
410. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . .
42. Zähler. u 00 a 0 a a e ee 8 500
43. Meßwandler und Zubehör .. . 2. 222er .0. 13 000
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ..... . 13 000
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe,
ne bzw. Paßechrauben) Größe I, II u. III (Klein-,
Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . . 2 2 2 2 2 2 02. 8 000
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, Vund VI... 2. .22.. 12 000
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 8 000
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit
Umbhüllungen aus Porzellan u. dgl. . . 2 2 2 2... 12 000
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring-
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . . . 2. 2 2... 11 000
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 8 000
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens)... . 8 000
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Gu8ß-
Enana ee, a a 11 000
Senna 0
51. ileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei-
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
63. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in |
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und |
-Klemmen u. dgl... . Sun 020 000% 11 000
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes |
Installationsmaterial . . . . Be 12 000
55a. Metallfassungen . . . . o. 2 2 2 2 02er en. 12000 |
65b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder |
MOB a ee ae e ab a ae E 12 000
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por- |
zellan und Isolierstoff ... . 2.2 220000. . 12 000
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei-
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 4b)... .. .» . 12 000
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. =
Glühlampen.
688. P i jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- |) 100°% auf die
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Listenpreise
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom
sowie Telephonlampen. .... x 22 ee ee. 31. VII. 2
Telegraphie und Fernsprechwesen.
69a. 1. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke
(Wecker) sowie Aus- u. Umschalter und Kontaktvor-
drucker. s a sw wu nu O Ea 4700 |
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
fache Induktor-Apparate . . . 2. p 2 2 0 een. 10 000
690. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . .. . . . 10 000
69d. Zentralumschalter und Amteeinrichtungen . . . . . 10 500
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 10 000
69. Apparate für Telegraphie . . .. 2 2 2 22000. 10 000
69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke. . . . 2... 1 600
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . era karaband on.
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . . s. essre . 8 000
72. Apparatschnüre (Privattypen) .. 2.2 oe ee.0.0 8 600
Bogenlampen und Zubehör.
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch -
tungszwecke . . . 2.2.2 2 00er ne ; 10 000
74. Bogenlampen für technische Zwecke ........ 10 000
15. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
und Handelsschiffe) . . 2 . 2 2 2 2 0 sooo oo 11 000
76. Widerstände ...2..2.... er ie ae 12 000
77. Aufhängevorrichtungen . . .. 2...» Eee ar 10 000
78. Leitungskupplungen . s.. 2 2... e ee 10 000
79. Transformatoren und Drosselspulen . . . 2. 2.2... 14000 '
|
Gummifreie Isolierstoffe. j`
80. Normalplatten . . .. 22 2 2 eses Bra 6500 `
81. Zählertafeln, unarmiert . . . . 2 2 2 ss Age Bari 8 000 !
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . .... 9000 |
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 8500 |
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar- i
mierte Anschlußklemmen usw.) . . . 2 2 2 2 2 20%. 9000 ı
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall |
a) mit einem Stückgewicht bs 50 g ..... u 10 000
b) „ » = über 50 g ....... 8 500
Verschiedenes,
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferun gen
ab 2. IX. 1922 mindestens 10000 M für 100 kg ohne Faß Eog
Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung! .
bekanntgegeben werden. Ab 2. IX. 1922 gelten die An-
gaben der Ausgabe 19f. Diese Tabellen, die wir wegen |
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandel: -
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorsteheni |
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
|
i
Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker- ı
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten.
Die Preise der 1500-tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für!
die anderen Drehzahlen gewählt.
Druck von H. 8. Hermann & Co.. Berlin SW 19, Beuthstr. 8,
f ide OGI T YA
E T Z
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
Inhalt: Stahlaluminlium für Freiieltungen. Von den Systemen Methode zur Mess
\ 1x, K .— sung von Spu- Preise d P y — Verw
Hch. Schenkel. 1153. | lenkapazitäten und zur-Eichung von Wellenmessern. x a a Beau: Re Drogen ae hi
Verk fragen in Fernspr nlagen mit Wäh- Apparatebau, 1165. Hochspannungsappa- i naus trió und an d'e 1. 1171. Der déut-
Een Ze Eon ken = rate für 110.000 V. Sr Ne mit N sense Erzeug-
k < ssen im Juli 1922. — China
| ne y | Verkehr und Transport, 1166. Die 5
Ka patente. Von H. Herzield, 1160. | innere Temperatur von Bahnmotoren als Maß ihrer Sitzungskalender. 1173,
$ e T Bahn Im kanadischen Montreal- | Leistung. Persönliches. 1173. G. Kapp t. — Hochschul-
i BT Ba i i ale A er 2 n ts gen. E Aip 2 Leonard-För- nachrichten, GR
an Hochspannungsfernleitungen mit 280 kV. — Fernmeldetechnik, 1169, Entwicklung | bei der Wechse, ebudenstiutee Boa TE g
Über den Schutzwert von Erdungsseilen. des Funkwesens in Australien. | | Me yor LEN
naita to worke und , hysik u. theoretische Elektro- 3 `
i übertragung. 1164. Schwerer Betriebemntaii wechntk;. 1109; "Der "Zeretäubungsvorgang‘ git: | ee ha u.
im Niagara-Kraftwerk. — Planmäßige Überwachung | our. Wolframdrähte. Be BRD Fu TEBEOBpeh dor ORBNNOBEN ; TOETA:
Sn Eiekteigitktswerkon. Jahr versammlungen, Kon- | phie und Telephonie.
gresse, usstellungen. 1170, Geschäftliche Mittel
Meßgeräte und Meß f 7 ng NUR ARE
1165, Vierleiter- Drehstromzähler mit En REN 2 r Ku a ae a Ber met a Panka
lot gnetischer Kupplungen in- der Industrie. — | Bezugsquellenverzeichnis. 1176,
|
HEFT 37 (1153—1176) BERLIN, DEN 14 SEPTEMBER 1922 43. JAHRG.
Mat yea g es T TR, M, A a LA A AALEN
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TREE ET TINTE TE We a p 78%
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|
1153
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ ‘des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E.C. Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 14. September 1922.
Heft 37.
Stahlaluminium ` für Freileitungen.
Von Hch. Schenkel, Beratender Ingenieur, Rostock.
Übersicht. Es wird gezeigt, wie sich bei Freileitungen aus Stahl-
aluminium die wirkenden Kräfte je nach der Temperatur auf die beiden
Metalle verteilen. Die Rechnung ergibt, daß man bei richtiger Verle-
gung billigere Masten erhält als bei entsprechendem Kupferseil.
In einer früheren Arbeit!) ist dargelegt, daß man ein Seil aus
Stahlaluminium nicht so verlegen kann, daß der Stahl allein trägt;
wenigstens nicht unter allen Umständen. Die zwischen beiden Me-
tallen auftretende Reibung hat zur Folge, daß das Aluminium zum
mindesten bei tieferen Temperaturen einen Teil des Zuges aufnimmt.
Die von einigen Fachleuten vertretene Forderung, man müsse aus
Gründen der Sicherheit das Aluminium ganz von Zug entlasten, ist
überhaupt nicht durchführbar, wenn man Stahl und Aluminium zu
einem Seil verarbeitet. Es ist aber auch gar nicht notwendig, diese
Forderung zu stellen; denn man kann das Aluminium sehr wohl be-
lasten, ohne die Sicherheit zu gefährden. Diesen Nachweis zu führen,
ist Zweck der folgenden Berechnung. Es zeigt sich sogar, daß man
wesentlich an Durchhang sparen kann gegenüber gleichwertigeın
Kupferseil.
Aluminium Stahl
Querschnitt . . . . 2 2 2 2 22.2. Q q
n=Q:q *
Beanspruchung . . . a 2 2 2 2 2.8 yY
Gewicht . . 0 0 a ae aa aaa a a da Ds
Dehnungszahl der Wärme . . ....
A „ Elastizität . a = r = 2
a 48
Temperatur t— bhar
Spannweite l
Die Längeneinheit des Seiles wiegt:
Q ða + q ðe = (n ða + ô®s)q =A q
Qc+tgay=nıc+y)y=zgqg
Hierbei ist zu beachten, daß sich die Werte A und 2 auf ven Stahl-
querschnitt beziehen. Das mittlere spezifische Gewicht et T der
Der Seilzug ist
1
, z
mittlere Zug nti
Zur Berechnung des Seiles brauchen wir eine einzige Voraus-
setzung; es sei die Längenänderung beider Metalle stets gleich groß.
Dann lassen sich alle Eigenschaften des Seiles rechnerisch ableiten.
Die bekannte Gleichung lautet für ein Doppelseil:
A? 12 Ap L
A? R Ag Ë
9423 Taza T+ (Y — Yo) B (1b
Aus diesen beiden Gleichungen ergibt sich durch einfache Umrech-
nung:
E ME
: AA yra OKrte-mK. oo... (2
Hierbei bedeutet:
$ 1
>
EN
a ß
oder "1:K=nEatE,
d T
und a Te
OK ist die Wärmedehnungszahl des Seiles und 1: K ist der Elasti-
ai Min h Die Stahlaluminium- und Reinaluminiumseile für Freileitun-
zitätsmodul, bezogen auf den Stahlquerschnitt, der Elastizitätsmodul
ng 1 z .
des Seiles ist Kofi) Im weiteren Gang der Untersuchung beziehen
wir alle Werte auf den Stahlquerschnitt und schleppen den Beiwert
(n + 1) nicht durch die Rechnung.
Die Gl. (2) hat denselben Aufbau wie Gl. (1), man kann also
daraus nach einem der bekannten Verfahren die Werte t und z be-
rechnen. Für die Aufstellung einer Spanntafel genügt im allgemei-
nen die Kenntnis dieser Werte. |
Um die Eigenschaften des Doppelseiles kennen zu lernen, ist es
aber notwendig, den Wert z in seine Bestandteile nach r und y zu
zerlegen. Aus Gl. (1) und (2) folgt:
a _ a ; ð
22-0 +2-n+r(e-.,) Fr Fe (3
yE 2 Yo +24 r(e- +) . >. . (4
und es ist: 5 j
ee $—-D=—tgy. e. e e œ a
8--=—-#-)=tg9 Br a ar zog de war AO
Mit Hilfe dieser Gleichungen lassen sich z und y bestimmen. Die Aus-
rechnung ist ziemlich umständlich; man bedient sich besser eines
zeichnerischen Verfahrens. Trägt man z als Funktion von T in ein
Z
80
Abb. 1. Abb. 2.
Koordinatensystem ein, Abb. 1 und 2, so ergibt sich aus der Form
der Gl. (8) und (4), daß sich die Werte x und y È. mit Hilfe von
"zwei geraden Linien darstellen lassen; dabei erscheinen diese Werte
als lotrechte Strecken zwischen der z-Kurve und diesen Geraden.
Die Längex ” ist bestimmt durch eine Gerade AB, die mit der T-
K
Achse den Winkel + w bildet. Zuy 2 gehört die Linie mit dem Win-
kel — o [GI. (5) und (6) ]. Die Gerade AB der x-Werte geht durch den
Punkt Zo — To x der Z-Achse; die Gerade AC der y-Werte durch
2 & . Der Schnittpunkt der ersten Geraden mit der T-Achse ist
bestimmt durch:
a
VOR
ar
1154
oder:
nu a
(Abb, 1). Die Berechnung mit Zo, Yo führt auf denselben Wert L.
DiebeidenGeraden, die x und y bestimmen, gehen also
DUO nee Fen PunktderT-Achse. Für diesen Punkt
ist z=% i =y k und aus der Größe L ergibt sich die zugehörige
Temperatur. L kann positiv oder negativ werden, je nachdem r, und
yo bestimmt sind. Die Lage und Richtung der Geraden AB (nicht
AC) ist also nur von xə und Yo, aber nicht vom Verhältnis der Quer-
schnitte abhängig.
Es gibt nun noch einige besondere Punkte auf den beiden Linien,
Man sieht aus Abb. 2, daß der Wert y bzw.
fünglich abnimmt bis zu einem kleinsten Betrag und von er an wie-
der wächst. Die Wendung tritt offenbar in dem Punkte der z-Kurve
ein, dessen Tangente zu der y-Linie parallel ist. Aus Gl. (2) können
wir allgemein den Winkel der Tangente finden als den Ausdruck:
die wiraufsuchen. g Yan
ds _ 97 ae dr ee
ar= A |
23
+ 24 K
setzen wir diesen Wert gleich —tgg, also
O Zm? on
an
m t 4K
so ergibt sich der Wert Zm, bei welchen y ein Minimum wird, zu:
9 A: A?
Zm = y tn 1) — 24 197 BEP .: 2.2...
Dieser Ausdruck ist vom Querschnittsverhältnis der beiden Metalle
und von der Spannweite abhängig. Ist Zm gefunden, so kann man
alle anderen zugehörigen Werte aus Gl. (1) und (2) berechnen.
Es ist einleuchtend, daß bei wachsender Temperatur schließlich
der Zustand eintreten muß, daß das Aluminium überhaupt nicht
mehr trägt, weiles sich mehr ausdehnt als der Stahl. Dieser Fall tritt
ein, wenn sich die Linie der x mit der z-Kurve schneidet. Für diesen
Punkt wird also x = 0 und y = z. Somit läßt sich y und T aus GL (1)
berechnen oder aus der Zeichnung abgreifen. Die Rechnung ist aber
ziemlich verwickelt. Es soll weiter unten an Beispielen gezeigt wer-
den, wie man leichter zum Ziel kommt. Denn'es ist von großer Be-
deutung zu wissen, bei welcher Temperatur das Aluminium voll-
kommen entlastet wird, so daß der Stahl allein noch trägt. Natürlich
selten die bisher abgeleiteten Gleichungen oberhalb dieser Tempe-
ratur nicht mehr, sondern die Beanspruchung des Stahlseiles mit an-
gehängter Last ist in bekannter Weise zu bestimmen. Indessen wer-
den die Verhältnisse häufig so liegen, daß das Aluminium noch bei
40° mitträgt und die gänzliche Entlastung erst bei höherer Tempe-
ratur eintritt.
Durch die entwickelten Formeln ist die gestellte Aufgabe ganz
allgemein gelöst. Wir können die Längenänderung eines Doppel-
seiles und die dabei in seinen Bestandteilen auftretenden Kräfte be-
stimmen. Dabei ist genau wie bei einem einfachen Seil zu unter-
scheiden, ob der Höchstwert der Beanspruchung bei — 20 ° oder bei
— 5" und Zusatzbelastung eintritt. Für die „Kritische“ Spannweite
gilt wieder die bekannte Formel: nt
?=40Kzr- Ran Zee
Die Frage ist aber damit noch nicht erledigt, denn wenn man
annimmt, daß Zo = n toe + Yo, so darf man nicht übersehen, daß es
außer x, und Yə noch beliebig viele Wertpaare xr, y gibt, die dieser
Gleichung genügen. Es kann der Fall eintreten, daß etwa bei — 20 °
obige Bedingung Zo = N To tv erfüllt ist, und daß — 5° + Zus.
„war die Beanspruchung ro nieht mehr erreicht wird, daß aber trotz-
dem Y < Yo w ird. Der umgekehrte Fall ist denkbar, wenn die Berech-
nung von — 5° + Zus. ausgeht, dann kann z bei — 20 ° zu groß wer-
den, weil sich das Aluminium mehr verkürzt als der Stahl. Durch
das oben gegebene Verfahren kann man leicht feststellen, ob x in-
nerhalb der vorgeschriebenen Grenze bleibt.
Für Spannweiten, die größer sind als die kritische, kann die
linke Seite der Gl. (2) zu Null werden, d. h. bei einer gewissen Tem-
peratur T; wird der Durchhang wieder ebenso groß wie bei — 5" +
(10
Zus. Dann ist die zugehörige Beanspruchung:
Zk — = A, Zy |
P 202, | poky (11
=: e
Die entsprechenden Einzelwerte sind aus Gl. (1):
ð
Tk = Xg — a Ty
(12
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 37. 14. September 1922.
—
Nach diesen allgemeinen Ableitungen gehen wir dazu über,
einige Beispiele auszurechnen:
Beispiel 1. Ein Aluininiumseil mit Stahlseele zu berechnen für
s s MADR: . f Q
30 m Spannweite. Das Verhältnis der Querschnitte sei r = = 4,3.
` Die Kenntnis der Querschnitte selbst ist vorläufig gleichgültig. Wir
bestimmen zunächst die verschiedenen Konstanten.
A = 4,3 x 0,275 + 0,795 = 1,977
co (4,3 x 0,715 + 2,2) 106 = 5,275 > 106
Ə = 4,3 =< 16,45 + 24,2 = 949
= 23 > 0,715 >< 106-5 = 16,45 r = 14i
T = 11.22 1006-5242 2-38
ĝ N
1 et,
: i tg ọ z= u 2s 8,58
tg p = 36,9
—
tg = --,— = 26,4.
=G
Wir machen noch die Annahme, die größte zulässige Beanspruchung
sei: :
Xə = WO kg,em?, Yo = 4000 kg'cm?
Za = 43 >x< 900 + 4000 = 7570.
Zur bequemen Berechnung der z-Werte bringen wir Gl.
Form’):
A? 22
I,
94K . . . . (2:
Für die angenommenen W erte ergibt sich folgende Tafel:
(2) auf die
+ ( ka HTO - 20) = =
t= — 200° —100 Q 100 200 300 400 — 530- Zus.
z = 78,70 6950 60,00 51,00 42 33 [25] 685 kg’mm?
y'= [4l 39 36,5 343 31,5 295] 27,5 422 ji
Um die Beanspruchung für — 5° + Zusatzlast zu finden, müssen
wir den Querschnitt festlegen. Es sei Q = 60,3 mm? und g = 14,1mm);
d :-- 11,2 mm, dann ist: l
180 V 11,2 = 602
A = 1,977 + 0141868.
und wir erhalten:
Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß große Genauig-
keit der Rechnung gar nicht notwendig ist. Denn man beachte, dab
zunächst bei der Aufstellung der Seilgleichung die Annahme gr-
macht wird, es sei die Länge des spannungslosen Seiles gleich der
Spannweite. Sodann begnügt man sich zur Berechnung des Durch-
hanges mit der Parabelformel. Endlich darf man das spezifische
Gewicht eines Seiles, die Wärmedehnung und vor allen Dingen den
Elastizitätsmodul nicht als völlig unveränderlich betrachten. Bei sa
viel Unsicherheit im Ansatz wäre es ganz sinnlos, die Genauigkeit
der Ausrechnung zu übertreiben.
Haben wir alle Werte für das Seil ale ganzes abgeleitet, so gilt
es noch zu untersuchen, wie sich die auftretenden Kräfte auf Stahl
und Aluminium verteilen. Hierzu benutzen wir das in Abb. 1 darge-
stellte Verfahren. Die Z-Kurve verläuft bei 50 m Spannweite sehr
flach. Die Lage des Punktes A berechnet sich aus:
NK _ xo _ 900 4000 _
5 tge ọ tgy 858 264 doir:
1) Die Auflösung dieser Gleichung mit Hilfe des in „ETZ“ 1921, 8.81 an-
gegebenen zeichnerischen Verfahrens wird durch Zahlentafel I erleichtert.
Zahlentafell.
A? _ 197072 9,275 >< 106
AK 4 ? — 0,56 7? > 106 = 106n
l= 40 50 60 80 10 120 140 160 18%
n = 1375 2150 309% 5500 8600 10300 16850 22000 27.
l= 200 225 -250 300
n = 34400 43500 53600 77300.
Damit man kleinere Zahlen erhält, setzt man z = 100 p, dann geht Gleichung
(2a, über in MR Aal .
; a z ENNE = 2
a TAS 20) p? a K Tn o
Der Temperaturmahstab wird für T = 10°:
Das Verfahren ist besonders bequem, wenn es sich darum handelt, die
Wirkung verschiedener Annahmen schnell zu prüfen.
ae e o
u n k A F a e a
14. September 1922.
bei A werden die Winkel — ọ und w abgetragen (dabei muß man
aber auf den Maßstab der Zeichnung achten). Zwischen der Geraden
+C und der z-Kurve liegen die Wertey’ =y K: Wie man sieht, nimmt
de Beanspruchung des Stahles in dem Bereich, der für uns in Frage
. PA . x
kommt, dauernd ab. Die Linie AB begrenzt die Werte x =æ E nach
unten. Bei 68 37° schneidet die Gerade die z-Kurve, das heißt also,
dir Beanspruchung des Aluminiums geht in dieser Temperatur durch
Null und wechselt das Vorzeichen. Natürlich kann das Aluminium
keinen Druck aufnehmen, wenn es die äußeren Lagen des Seiles
üldet. Bei 37° ist alsoy=2%828,00, und von da ab trägt der Stahl
allein; das Aluminium ist nur noch zusätzliche Belastung des Stah-
l=. Bei 40° ist die Beanspruchung des Stahles y” = 27,5 kg/mm’,
ier in der obigen Zusammenstellung eingeklammerte Wert z = 25
kommt nieht in Frage. Die in der obigen Tafel stehenden Werte y”
für die tieferen Temperaturen stellen die Beanspruchung des Stahles
für den Fall dar, daß man sich den Stahl durchweg als allein tragend
und das Aluminium nur als Zusatzlast vorstellt. Die verschiedene
Wirkung der beiden Auffassungen tritt deutlicher hervor, wenn man
statt der Beanspruchung den Durchhang betrachtet. In der folgen-
len Tafel bedeutet f den Durchhang des Seiles, wenn beide Metalle
tagen, f? wenn Stahl allein trägt (immer für das gewählte Zahlen-
beispiel L= 50 m).
t= -%0 —10 0 10 20 30 37 40 —50+ Zus.
= 8 9 10 12 15 19 2 [25] 28,5 cm
= 15 16 17 18 2 13 2 23 41 cm.
Solange keine zusätzliche Belastung durch Rauhreif erfolgt, ist es
ziemlich gleichgültig, ob man in diesem Beispiel die eine oder die
andere Annahme macht. Wie man aber aus der letzten Spalte rechts
rsieht, wird der Durchhang bei — 5° + Zus. wesentlich größer,
venn das Aluminium nicht mitträgt; 41 gegen 28,5 cm. Es zeigt sich
irtzt,daß es zweekmäßig war, alle Zahlenwerte der Rechnung gleich |
auf den Stahlquerschnitt zu beziehen; denn es sind Umrechnungen
wicht notwendig, wenn der Stahl allein trägt. Die Gewichtszahl A
bleibt unverändert, und an der Übergangsstelle ist die Beauspru-
chung des Stahles gleich z. Diesen Wert und die zugehörige Tempe-
ratur legt man der Berechnung für die höheren Temperaturen zu-
“runde. |
Es fehlt jetzt noch der Nachweis, daß das Aluminium bei — 5°
- Zus. nicht überlastet wird: das ergibt sich aus folgender Rech-
un Es hat sich gezeigt, daß bei — 5° + Zus. z = 68,5, daraus
lniet:
an 1977 _
zy = 6850 gog = 2170
„6850 — 2170
Tja a = 19,3 = 44,3 + 5.
Aus Abb. 1 ergibt sich bej 44,3 °:
_ 750
a ae
6200 . az.
AOA daraus
y = 6200 J
ind aus Gl. (la) und (1b), wenn die linke Seite gleich Null:
x, = — 100 + 49,3 =< 16,45 = 714
y. = 2550 + 49.3 > 24.2 = 3740.
Wir rechnen noch zur Proba:
z, = 4,3 >< 714 +3740 = 6810
It» kleine Abweichung gegen den ursprünglichen Wert 6850 ist ohne
Belang. Auf alle Fälle zeigt sich, daß das Aluminium nicht überlastet
wird — mit 714 kg, sondern daß noch eine reichliche Sicherheit vor-
handen ist, namentlich weil auch der Stahl nur mit 3740 beansprucht
tl. ,
In unserem Beispiel wird das Aluminium erst nahe bei 40° ent-
Lotet: dieser Punkt kann aber schon bei tieferen Temperaturen ein-
iseten, wenn die Beanspruchung des Aluminiums kleiner als 900 an-
"nommen wird. Nun ist es immerhin umständlich, wenn man sich
stets nach der Ausrechnung der Werte z noch die Abb. 1 aufzeichnen
muß. Man kann sieh die Arbeit vereinfachen, wenn man folgender-
waßen vorgeht. Der kritische Punkt ist von der Lage der Geraden
T
. —
4Babhbängig, und man sicht, daß deren Neigung tg y = p = 26,4
vine Konstante ist. Der Punkt A liegt auf — 46,7 — 20 == — 66,7 °.
Man prüft, bei welcher Temperatur (66,7 + t) 26,4 ebenso groß
wird wie z. Es ist
(66,7 + 30) = 26,4 = 2555 Iz= 3300 £= 309
(66,7 + 40) ~ 26,4 = 2810 2500 400
Folglich legt der Punkt x — 0 und y = z zwischen %0 und 40". Ähn-
lich kann man stete verfahren.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 37.
1155
Der Vollständigkeit halber sei noch bemerkt, daß der Wert Zm =
1400 aus Gl. (9) ohne Bedeutung ist, weil vorher schon x = 0 wird.
Wir wollen ein zweites Beispiel betrachten.
Beispiel 2. Spannweite 250 m. Das Verhältnis der Querschnitte
sei wieder 4,3, dann bleiben die oben berechneten Konstanten unver-
ändert. Wir wählen jedoch die Querschnitte selbst anders als oben; es
sei n = 4,3 = 9] ~ a der Durchmesser dieses Seiles ist 16,1 und
180 V 16,1 = 722, also: a
E 0, mid 2 r
Ay = 1,907 + 0291 a4
Die „kritische“ Spannweite ist:
94,9 x 7870: 15 |
2—9 ri SO ee OE Io 2
= 24 >» 535 >< 106 (1p 1.9772 ) ~ 148°,
Die größte Beanspruchung tritt also bei —5°+Zus. auf. Wir be-
rechnen:
2, = 7870 EPS 83460
Tr= oiy = 65 = 419450
æ, = 900 — 46,5 x 16,45 = 135
Yp = 1000 — 46,5 24.2 = 2875.
Wenn die Werte z bestimmt sind, so tragen wir wieder ihre Kurve
auf (vgl. Abb. 2), um zu prüfen, wie sich jetzt die Kräfte auf die Me-
talle verteilen. Der Ausgangspunkt für die Bestimmung der Linien
NN AC ist diesmal ta == + 415° und Ik, Yk. Zk (nicht wie oben
135: 2875
ZW ER ER,
L= S8 7964 »
— 93 + 41,5 = — 51,9".
Die Winkel @ und w sind unverändert wie oben. Wir haben schon
festgestellt, daß bei t = 46,5 — 5 = 41,5 ° die Beanspruchung des Alu-
miniums £k = 135 kg/cm? beträgt; dieses Metall ist also noch nicht
entlastet, wie auch aus der Lage der Linie AB ersichtlich ist. Man be-
merkt auch, daß jetzt die z-Kurve eine zur Linie AC parallele‘ Tan-
gente hat, nämlich im Punkte Zm = 4080 Gl. (9), bei t = 20°. In die-
sem Punkte hat die Beanepruchung des Stahles ihren kleinsten Wert:
6700 _
Y m — 33 æ 2760.
Von da aus wächst y nieht nur bis — 20°, sondern auch bei zunehmen-
der Temperatur. Allerdings ist die Änderung nicht groß, bei — 20 °
ist y = 3000 und x = 700; bei + 41,5 ist y = 2875.
Die Zahlentafel 2 zeigt die Beanspruchung dieses Seiles und den
zugehörigen Durchhang f. Zum Vergleich ist der Durchhang f des-
selben Seiles beigefügt unter der Annahme, daß nur der Stahl trägt,
und zwar mit 4000 kg bei —5° + Zus. In der untersten Reihe ist der
Durchhang f” eines gleichwertigen Kupferseiles von 70 mm? aufge-
führt, dessen größte Beanspruchung 1800 kg bei —5 + Zus. ist.
Zahlentafel2.Spannweite25%0 m.
t= | —20| —10| 0 10 20 | 3 40 1+5°%+ Zus
z=— | 6200 | 5580 | 5040 | 4550 | 4140 | 3780 | 3500 | 7870
St-A f= | 25 28 | 31 34 ı 3,75! 41 | 445| 45m
tP | 73| 75 | 765| 78 195: 81 | 82 | 88m
Cu f= | 43 ! a8 | 54 ; 60/66 7235| 79 7,6 m
Es zeigt sich, daß es keineswegs gleichgültig ist, ob man das Alumi-
nium tragend annimmt oder nicht; denn der größte Durchhang, der
bei — 5° + Zus. auftritt, ist im ersten Falle 4,5 m, im anderen 8,8 m,
oder annähernd das Doppelte. Selbst ein Kupferseil entsprechenden
Querschnittes hängt etwa 1m weniger durch als das Stahlseil mit an-
gehängter Last. Man kann also bei 230 m Spannweite rd 3 m Masthöhe
sparen, wenn man statt eines Kupferseiles ein Aluminiumseil ınit
Stahlseele nimmt, aber nur unter der Bedingung, daß die Festigkeit
des Aluminiume ausgenutzt wird. Hängt dieses nur als tote Last am
Stahlseil, so braucht man größere Masten als für Kupfer.
Das Stahlaluminiumseil hat 16,1 mm Durchmesser, das Kupfer-
seil nur 10,5 mm; also ist der Winddruck auf das Kupferseil etwas
kleiner. Wenn sich aber der Durchhang um 3 m vermindert, so wird
die Anlage immerhin billiger, denn man kann kürzere Masten neh-
men oder die Spannweite entsprechend größer wählen, wobei man
auch Isolatoren spart. Zu berücksichtigen ist allerdings, daß man für
das Stahlaluminiumseil stärkere Abspannmasten braucht, denn der
Taeitungszug beträgt 7870 X 0,291 = 2290 kg gegen 1800 X 0,70 =
1260 kg bei Kupfer.
Besondere Beachtung verdient noch folgende Tatsache; Leitun-
gen mit großer Spannweite sind gegen Belastung durch Rauhreif au-
ßerordentlich empfindlich. Sobald einmal die zusätzliche Belastung
1156
Elektrotechnische Zeitschrift., 1922. Heit 37.
14. September 1922.
das amtliche Maß übersteigt, erfolgt sehr bald der Zusammenbruch.
Die Erfahrungen der beiden letzten Winter haben dies wieder zur
Genüge gezeigt, wenn auch wenig darüber in die Öffentlichkeit ge-
drungen ist. Aus der folgenden Zahlentafel ist ersichtlich, wie die
Gefahr mit der Spannweite wächst. Der Einfachheit wegen haben wir
angenommen, der Querschnitt eines Kupferseiles sei 100 mm?, also
das Gewicht 0,9 kg auf den Meter; dabei wird in Deutschland die zu-
sätzliche Belastung auf etwa 0,7 ke nee das gibt zusammen
1,6 kg/m. Wir denken uns nun, die Belastung steige weiter, so daß
das Gesamtgewicht 2,3 bzw. 3,0 kg/m erreicht. Diese Zahlen sind in
die erste Spalte eingetragen. Die folgenden Spalten zeigen dann die
entsprechende Beanspruchung des Seiles bei 100, 200 und 300 m
Spannweite. Dabei ist in allen Fällen angenommen, daß die Bean-
spruchung des Seiles bei 1,6 kg/m Gewicht 1800 kg/cm? betrage. Man
sieht aus der Zahlentafel, daß die Beanspruchung bei 100 m Spann-
weite von 1800 auf 2300 kg wächst, aber bei 300 m und derselben Be-
lastung auf 3050 kg; dabei ist allerdings ein unveränderliches Ela-
stizitätsmaß angenommen. Jedenfalls würde die kurzgespannte Lei-
tung die Belastung noch anstandslos aushalten, während sich die an-
dere schon bedenklich der Bruchgrenze nähert.
kg/m 100 m 200 m 80 m Spannweite
0,9 1550 1220 1130 kg/cm?
1,6 1800 1800 1800 p
2,3 2100 2300 2500 „
3,0 2300 2520 3050 m
Angesichts dieser Tatsache beachte man, daß wir in unseren
Vergleichsrechnungen für Kupfer als größte Beanspruchung 1800 kg/
cm? eingesetzt haben, bei 4000 bis 4500 kg Bruchgrenze, bei Stahl
aber nur 4009 kg/cm?, bei 12 000 kg Bruchgrenze. Die Bruchsicherheit
des Verbundseiles ist also größer als die des Kupferseiles, obwohl das
letztere größeren Durchhang hat. Das Stahlaluminium-Seil ist. eben
das gegebene Material für Hochvoltleitungen mit großen Spannwei-
ten. Denn diese Anlagen sind wichtige Lebensadern unserer heutigen
Wirtschaft und dürfen nicht durch jeden Rauhreif gefährdet werden,
der den Durchschnitt ein wenig übersteigt. Die Amerikaner haben
schon mehrere Leitungen dieser Art mit Spannweiten bis 1500 m ge-
baut; solche Ausführungen sind des großen Durchhanges wegen mit
Kupfer gar nicht mehr denkbar, sondern nur mit Stahlaluminium, das
eben im Verhältnis zum Gewicht eine viel größere Festigkeit hat.
Es bleibt bis jetzt noch die Frage offen, wie im Verbundseil die
bisher angenommene Verteilung der Beanspruchung auf die beiden
Metalle ursprünglich zustande kommt. Spannt man nämlich ein unbe-
lastetes Seil, so ist die Kraft P =SO r+tau= (nıTtvu)a=za, da-
bei muß noch die Bedingung erfüllt sein, daß die Längenänderung
beider Metalle gleich sei, also:
ax=ßy
oder:
O EE
Geschieht die Arbeit bei einer gewissen Temperatur t, so ist T gege-
ben; stellen wir noch die Bedingung, £e = 900, so können wir aus den
drei Gleichungen (la), (1b) und (13) die drei Unbekannten, zx, y und
#0 berechnen. Diese Aufgabe führt aber auf eine Gleichung 5. Grades
und ist sehr verwickelt. Wir kommen viel leichter zum Ziel, wenn wir
wieder das in Abb. 1 und 2 dargestellte Verfahren zu Hilfe nehmen.
Dort ist die Gleichung (13) erfüllt für den Punkt A, wie oben gezeigt.
Soll das Seil bei der Temperatur t gespannt werden, so ist der Punkt
A auf diesen Wert t zu legen, rückt also viel weiter nach rechts, als
bisher angenommen. Setzen wir z. B. den Fall, die Montage gehe bei
— 1° vor sich (wir hätten ebenso gut 15 oder 20 wählen können, die
Zahl — 1° ist gewählt mit Rücksicht auf die noch folgenden Erörte-
rungen), dann ist in Abb. 2 der Punkt A, auf — 1° zu legen, und wir
ziehen die Linie A, D parallel AB und A,E parallel 4C. Tragen wir
von D aufwärts den Wert £o K = MX 7,47 = 6200 auf, so erhalten
wir den Punkt F, der bei unserer Annahme gerade der Ausgangs-
punkt der schon vorhandenen z-Linie ist. Jetzt ist die Strecke EF =
Yo A daraus ergibt sich:
_ 5500.
> 243 `
Die in Abb. 2 wiedergegebene z-Kurve könnte also auch aus den
neuen Annahmen entstanden sein. Bei der neuen Zerlegung der Z-
Werte ist bei — 20° x. = 900, die Beanspruchung des Aluminiums
erreicht hierbei ihren höchsten zulässigen Wert. Die kritische Spann-
weite, ebenso die Werte Ty und zz sind nur von z abhängig, nicht von
dessen Bestandteilen, demnach bleiben diese Werte auch für die neue
Annahme unverändert. Folglich befinden wir uns oberhalb der kri-
tischen Spannweite und müssen noch nachprüfen, wie die Beanspru-
Y = 2
chung bei —5° + Zus. ist. Wir können aus der Zeichnung bei 41,5”
abgreifen X, = 2400, Y’ = 5100, daraus ergibt sich:
2400 ass
5, "747 - + 46,5 x 16,45 = 1085
_ 5100 idee:
y -5 = -pqg +15x42= 2%.
Die Beanspruchung des Aluminiums übersteigt also mit 1085 kg/em’
bei — 5° + Zus. das sonst zulässige Maß. Dieses Verhältnis würde
noch ungünstiger, wenn die Montage bei höherer Temperatur statt-
findet, und wer das Bedürfnis hat, den Durchhang auf dem Papier auf
mm genau zu bestimmen, der muß in der zuletzt angedeuteten Art
rechnen, den Wert D F kleiner annehmen, eine neue z-Kurve be-
stimmen und kommt dann zu größeren Durchhängen als oben von
: uns berechnet, obwohl jetzt das Aluminium überlastet erscheint.
In Wirklichkeit spielen sich aber die Vorgänge in den verseilten
Drähten doch nicht ganz so einfach ab, wie wir bei dem bisherigen
Gang der Rechnung vorausgesetzt haben. Wenn das Verhalten der
Seile dem letzten Rechnungsvorgang genau entspräche, so wäre e:
überhaupt nicht möglich, die Festigkeit der Stahles voll auszunutzen,
Denn in unserem letzten Beispiel wäre die Beanspruchung des Stah-
les bei — 20 ° y = 3330 und bei —5 ° + Zus. Y--; = 2225 kg/em?. Nach
allen Beobachtungen muß man annehmen, daß das Aluminium bei der
Montage eines Verbundseiles anfänglich unbelastet bleibt und nur
der Stahl beansprucht wird. Deshalb entspricht die Verteilung der
Kräfte bei der Montagetemperatur nicht. der G1. (13), sondern der
Stahl wird im Verhältnis stärker belastet. Die Amerikaner verfahren
demgemäß und geben dem Verbundseil bei der Montage etwas weni-
ger Durchhang, als die Rechnung verlangt. Dann etellt sich unter
dem Einfluß der wechselnden Temperatur die gewünschte Kräftever-
teilung ganz von selbst ein. Dabei kommt uns noch die weitere Tat-
sache zugute, daß das Aluminium ja nicht vollkommen elastisch ist,
‚sondern eine bleibende Dehnung erfährt.
Aus diesen Ausführungen ergibt sich, daß die Vorausberechnunz
“überhaupt nicht ganz genau durchgeführt werden kann, sondern daf
die wirklichen Vorgänge den nach Abb. 1 und 2 ausgerechneten Bei-
spielen nur angenähert entsprechen. Aber man darf daraus nicht etwa
schließen, daß das Verbundseil hinter dem reinen Kupferseil zurück-
stehe. Auch das für Seile, die nur aus einem Metall bestehen, übliche
Rechenverfahren liefert keine genauen Ergebnisse. Denn das elasti-
sche Verhalten eines Seiles mit schraubenförmig gewundenen Dräh-
ten entspricht keineswegs genau demjenigen eines Stabes aus dem ,
gleichen Metall. Der Elastizitätsmodul der Seile hat in den Kreisen ı
des Aufzugsbaues schon vor Jahren viel Staub aufgewirbelt und das ;
Auftauchen des Stahlaluminiums hat auch einige daran Beteiligte
veranlaßt, dieser Frage näher zu treten. Von den angestellten Ver-
suchen ist aber in der Öffentlichkeit noch nicht viel bekannt gewor-
den. Einstweilen kann man sich nach den von Felten & Guillaume
mitgeteilten Zahlen richten. Wir haben der bisherigen Gepflogenheit
folgend in unseren Beispielen den Elastizitätsmodul des Stabes ein-
gesetzt: Wollte man kleinere Werte nehmen, so müßte dies sowohl
für das Verbundseil als auch für Kupfer geschehen; dann bleiben dir
aus dem Vergleich beider Seile gezogenen Folgerungen be-
stehen.
Ergebnis.
Aus unseren Untersuchungen ergibt sich im wesentlichen fol-
gendes. Wenn man die bekannte Seilgleichung auf ein Verbundseil
anwendet und die Bedingung stellt, daß die Längenänderung beider
Metalle stets gleich sei, so findet man die schon bekannten, aber auf
andere Art abgeleiteten elastischen und thermischen Dehnungszah-
len des Verbundseiles. Auch die Verteilung der Kräfte auf beide Me-
talle läßt sich zwanglos ableiten. Mit steigender Temperatur nimmt
die Beanspruchung des Aluminiums ab und kann bei kleinen Spann-
weiten bis auf Null, also bis zu voller Entlastung herabgehen; von
da ab trägt der Stahl allein. Daß der Vorgang sich so abspielen mul,
war von vornherein zu erwarten. Indessen ist das Verhalten de:
Stahles nicht ohne weiteres vorauszusehen; dessen Beanspruchung
nimmt anfänglich auch ab, u. zw. bei kleinen Spannweiten über den
ganzen Bereich von — 20° bis +40°, während bei größeren ein
Punkt kommt, von dem an die Beanspruchung wieder zunimmt. Je
größer die Spannweite, um so früher tritt die Umkehr ein. Ist es auch
an und für sich ungünstig, daß gerade das Aluminium die größere
Dehnungszahl besitzt, so ist doch diese Eigenschaft einer Vereini-
gung beider Metalle zu einem Seil nicht hinderlich. Man kann die Ver-
hältnisse so wählen, daß das Aluminium nicht überlastet wird. Dann
kommt man aber zu dem weiteren Schluß, daß ein derartiges Seil
einem solchen aus Kupfer gegenüber Vorteile haben muß, denn die
Festigkeit ist im Verhältnis zum Gewicht wesentlich größer.
Will man ganz exakt rechnen, so verfährt man nach dem zi-
letzt gegebenen. Beispiel (Gl. 13). Man wird dies anwenden bei
bruchsicheren Kreuzungen.
Im allgemeinen wird man aber die Tatsache nicht außer ach!
lassen, daß das Aluminium aus den verschiedensten Gründen etwa:
nacheiebig ist, und wird nach Beispiel 1 und 2 die Festigkeit beider
Metalle voll ausnutzen.
14. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heit 37. 1167
Verkehrsfragen in Fernsprechanlagen mit Wählerbetrieb').
Von Dr.-Ing. F. Lubberger, Berlin.
Übersicht. D:r Fernsprechverkehr ist eine stark schwankende Er-
cheinung. Die ihn beherrschenden Größen sind die Teilnehmerzahl, Be-
l:gungszabl, B:legungsdauer und Verlustziffer.
rechnung ermözlicht die Aufstellung von Gleichungen für die Beziehungen
dieser Größen untereinander, dafür werden zwei Beispiele gebracht. Die
Verwirklichung der daraus zu ziehenden Schlüsse wird an den Beispielen;
Strowger- und Stangenwählersystem erläutert. Zum Schluß wird die mög.
liche Garantie für befriedigende Verkehrsabwicklung angegeben.
Verkehrsfragen in Fernsprechanlagen mit Wählerbetricb ge-
hören in das Gebiet wirtschaftlicher Betrachtungen. Es handelt sich
um folgendes:
Man soll den Fernsprechverkehr so erfassen, daß man wirtschaft-
liche Vorausberechnungen für eine neue Fernsprechanlage machen
und für eine gewisse Betriebsgüte garantieren kann. Diese Aufgabe
talt sich ın eine theoretische Betrachtung und den Vergleich der
Theorie mit der Erfahrung. Alsdann wird es interessant sein, zu
sehen, wie die aus den theoretischen und praktischen Ergebnissen
geloigerten Schlüsse in die Wirklichkeit umgesetzt werden, d. h. wie
die verschiedenen Wählersysteme sich den gestellten Forderungen
anpassen lassen.
Der Fernsprechverkehr ist ein außerordentlich schwankendes
Gebilde.
einmal wieder sehr häufig benutzt. Auf anderen Anschlüssen reiht
‘ich ein Gespräch an das andere. Über Tag ist der Verkehr sehr viel
stärker als nachts und an bestimmten Tagen, z. B. vor den hohen
Festen, ist er ganz besonders stark. Dann wechselt der Verkehr
seine Richtung, d. h. das eine Mal fließt er besonders stark vom
Zentrum nach West und dann wieder einmal umgekehrt, und trotz-
dein, wenn man von einem Flieger aus den ganzen Fernsprechver-
kchr einer großen Stadt beobachten würde, so würde sich doch iim
Verkehr der ganz groen Gruppe eine recht auffallende Gleichmä-
higkeit zeigen, während die Schwankungen des Verkehrs um so grö-
ber werden, je kleiner die ins Auge gefaßte Gruppe ist.
Wir wollen nun heute untersuchen, wie dieses schwankende Ge-
bilde des Fernsprechverkehrs zahlenmäßig gefaßt werden kann, um
wirtschaftliche Vorausrechnungen zu ermöglichen.
Die erste Frage bezieht sich auf die Einheiten, mit denen der
Verkehr gemessen wird. Die Zahl der Teilnehmeranschlüsse, S, be-
stimmt die Zahl der Sprechstellen, der Anruforgane im Amt, der An-
schlußleitungen, ist also eine der maßgebenden Zahlen. Sie ist eine
reine Erfahrungszahl.
Amerika sind 12 % aller Einwohner angeschlossen, in Deutschland
etwa 3%, wobei die reinen Privatsprechstellen in der deutschen
Zahl nicht, in der amerikanischen aber eingeschlossen sind. Mit sol-
chen allgemeinen Zahlen kann man aber für eine bestimmte Anlage
nichts anfangen. Daher muß die Anschlußzahl vom Besteller der
Aniage angegeben werden.
Die Teilnehmer verursachen Anrufe, welche vom Amte aufge-
arbeitet werden müssen.
HEFE
:prächen führen oder auch sæ
nicht. Deshalb nennt man
lie Einheit der Belastungs-
falle nicht „Gespräche“, °%
sondern „Belegungen“,
worunter jede Benutzung
einer Leitung verstanden
wird, die durch ein Ge-
spräch, eine Untersuchung,
ine Störung oder sonstwie
verursacht wird. Diese
Zahl „ce“ ist ebenfalls eine
reine Erfahrungszahl. Man
kennt Durchschnittswerte,
z. B. in Fabriken ist die Be-
legungszahl f. d. Tag 20
bis 25, in größeren städti-
schen Anlagen 10-12 (vor
‚nführung des reinen Ge-
hihrentarifs). Für eine bestimmte Anlage muß die Belegungszahl
beobachtet oder geschätzt werden.
Es ist nicht gleichgültig, ob der Bedarf gleichmäßig verteilt ist
oder scharfe Spitzen ufweist Abb. 1 zeigt eine typische Tageskurve.
Die Anlage muß selbstverständlich dem täglich wiederkehrenden
'erkehr in der Hauptverkehrsstunde (HVSt) gewachsen sein. Außer
zewöhnlichen Spitzen, die bei aufregenden Ereignissen auftreten,
wird eine Fernsprechanlage ebensowenig voll gerecht werden, wie
irgendeine andere Verkehrseinrichtung. Das Verhältnis der Tages-
belastung zum Verkehr in der HVSt (die „Konzentration”) ist wie-
derum eine Erfahrungszahl. Wenn die Teilnehmer sehr viel spre-
chen, wie in Fabrikanlagen oder Börsenanschliüsse, so ist der Ver-
kehr ziemlich gleichmäßig. Je weniger die Teilnehmer sprechen,
f, orini gehalten in der Fachsitzung für elektrisches Nachrichtenwesen
des Elektrotechnischen Vereins am 7. III. 1922.
Die Anrufe können zu Ge-
MypIsche Tageskurve.
Abb. 1.
Die Wahrscheinlichkeits- _
Ein Anschluß wird oft tagelang nicht gebraucht und auf
Man kennt zwar allgemeine Zahlen, z. B. iu>
desto eher ist eine zufällige Gleichzeitigkeit der Anrufe möglich.
Denn die Anrufe eines Anschlusses können ja nicht übereinander fal-
len, wie die Anrufe getrennter Anschlüsse. Eine Konzentration von
8% ist gering, 16 % ist hoch. Aus alledem folgt, daß die Belegungs-
zahl c eine Erfahrungszahl ist, über die man sich vor dem Beginn
wirtschaftlicher Rechnungen schlüssig werden muß,
Nun ist es ferner nicht gleichgültig, wie lange die Belegungen
dauern. Wenn z. B. 200 Belegungen i. d. Std. je nur 1 min dauern, so
sind weniger Sprechwege vorzusehen, als wenn sie je 3 min dauern.
Man weiß, daß in Fabriken die Belegungszeit bis auf % min her-
untergeht, in öffentlichen Anlagen in Ländern mit lebhaftem Ver-
kehr etwa 1/3 min, in weniger scharf entwickelten Ländern bis zu
3 min beträgt. Auch über diese Größe t muß man sich auf Grund
allgemeiner Überlegungen schlüssig werden, bevor man zu rechnen
anfängt. Es ist üblich, die Verkehrsstärke (c X t) in Stunden anzu-
geben. Die Einheit des Verkehrs wird „eine Belegungsstunde“” ge-
nannt.
Daß man im Fernsprechverkehr diese drei Grundgrößen s, c, t an-
nehmen muß, ist keine Besonderheit des Fernsprechers als solchen.
Denn es ist 'weiter nichts, als die Feststellung der Zahl der Ver-
brauchsstellen und ihrer Belastung.
Die nächste grundsätzliche Frage betrifft die gewünschte Be-
triebsgüte, d. h. den verlangten Wirkungsgrad. Welche Zahl drückt
diese Garantielorderung bei Fernsprechanlagen aus? Wann sind die
Teilnehmer mit der Anlage zufrieden, während gleichzeitig die
Wirtschaftlichkeit gewahrt bleibt? Zunächst denkt jedermann an
den Prozentsatz der Fehlverbindungen, die im Handamt durch Feh-
ler der Teilnehmer und der Beamtinnen oder durch Störungen der Ap-
paratur, in Wählerbetrieben durch Störungen der Wähler oder Be-
Jienungsfehler der Teilnehmer entstehen. In unsorgfältig gebauten
Anlagen werden solche Fehler natürlich zahlreicher sein, als in sorg-
fältig gebauten Anlagen. Aber wir wollen hier nur einwandfreie An-
lagen annehmen, in welchen die Störungszahl nicht unangenehm auf-
fällt. Es gibt eine andere, für uns maßgebende Möglichkeit für Ver-
sager: das ist der Mangel an Verbindungswegen. Alle größeren
Ferusprechanlagen sind in Gruppen eingeteilt, z. B. Amt Nord, West,
Ost, zwischen denen Verbindungsleitungen verlaufen. Wenn nun
die Zahl der Verbindungsleitungen nicht ausreicht, so kommen mehr
oder weniger Anrufe nicht durch. Wenn anderseits zu viele Verbin-
dungswege vorgesehen sind, so wird die Wirtschaftlichkeit fraglich.
In Handbetriebsanlagen kommen meist 2 Gruppen in Reihenschal-
tung vor (A-Amt und B-Amt), bei großen Wähleranlagen können 6
oder mehr Gruppen hintereinander geschaltet sein. Zwischen allen
diesen Gruppen müssen Verbindungsleitungen gezogen werden und
diese Verbindungsleitungen enden an Wählern. Diese starke Grup-
penunterteilung ist der Grund für die große Bedeutung der wirt-
schaftlichen Erfassung der Aufgaben, die aus den Gruppenteilungen
entspringen, denn die damit verknüpften Zahlen bedeuten die Wäh-
lerzahlen, sind also die wichtigste Grundlage für die Berechnung der
Anschaffungskosten. Die Aufgabe lautet also: Wieviele Wähler
muß man für einen gegebenen Verkehr vorsehen, damit einerseits
nicht der Eindruck eines nachlässigen Dienstes aufkommt, an-
derseits bei zu vielen Wählern die Betriebskosten nicht zu hoch wer-
den, d. h. man muß einen wirtschaftlichen Wirkungsgrad angeben.
Als Wirkungsgrad bezeichnet man ja allgemein das Verhältnis der
abgegebenen zur aufgewandten Leistung, im Fernsprechfalle also
das Verhältnis der zustandegekommenen zu den verlangten Verbin-
dungen. Da nun nur sehr wenig Verbindungen verloren gehen dür-
fen, würde der Wirkungsgrad etwa lauten 99,9 %. Eine solche Zahl
läßt nicht recht erkennen, worauf es ankommt. Man gibt deshalb
eine Verlustziffer, d.h. die Verluste selbst, an. Diese Zahl erscheint
in der Literatur fast allgemein als 1 zu 1000, d. h. es soll von eintau-
send verlangten Verbindungen nur eine wegen Mangels an Verbin-
dungswegen verloren gehen dürfen. Mir scheint die Zahl etwas kri-
tiklos von einer Arbeit in die amdere übernommen zu sein, ohne Un-
tersuchung, ob Sie stichaltig sei. Wir wollen sie später kritisieren,
aber sie zunächst als Zielpunkt annehmen.
(Gegeben sind somit die Teilnehmerzahl s, die Belegungszalıl c,
die Belegunzsdauer tin der HVSt und die Verlustziffer. Nun muß der
Zusammenhang dieser Größen mit der Wählerzahl in Formeln oder
Kurven aufgestellt werden. Die Formeln müssen sich natürlich aus
den Grundaufgaben der Fernsprechtechnik entwickeln lassen, ohne
künstliche Annahmen zu machen. Wir können nicht sofort das gauze
große schwankende Gebilde eines städtischen Verkehrs ins Auge
fassen, sondern betrachten zunächst die Verkehrsvorgänge einer
kleinen Gruppe, dann setzen wir die kleinen Gruppen zu großen
Gruppen, z. B. „Ämtern“ zusammen, und dann lassen wir die Ämter
unter sich verkehren. Für kleine Gruppen geht man von der An-
gabe aus, daß s Teilnehmer in der Stunde e Belegungen mit einer
mittleren Belegungsdauer t erzeugen, z. B. s = 50, c = 60, t = t/o lh
—2 min. Statt dieser Angaben erhält man oft die Angabe des Ver-
kehrs je Teilnehmer in der HVSt, z. B. jeder Teilnehmer spricht in
der HVSt je 2,4 min. Dieser V erkehr je Teilnehmer sei mit z bezeich-
ct
Aus der Natur der Sache ergibt sich z = m 0,04 h =
1168
In der folgenden Ableitung halte ich mich an einen Vorschlag
von Dr. Spiecker, der eine von mir früher angegebene Formel
inhaltsreicher zu gestalten erlaubte. In der Abb. 2 ist der Verkehr
einer Stunde mit s = 50 Teilnehmern, c = 60 Belegungen von jet =
!/go h dargestellt. Ein Teilnehmer kann also günstigstenfalls 30 Be-
legungen erzeugen. Die 50 Teilnehmer haben zusammen 30. 50 Be-
legungsmöglichkeiten = 1500). Diese 1500 Möglichkeiten sind in
der Abb. 2 als Rechtecke dargestellt, u. zw. für 50 Teilnehmer je 30
Möglichkeiten. Die schwarzen Rechtecke bedeuten die c = 60 Be-
legungen in der betrachteten Stunde von 6 Uhr bis 7 Uhr. Sie sind
ganz beliebig verteilt. Fassen wir den Belegungszustand in einem
beliebigen Augenblick M, z. B. am Ende der Minute 6?? Uhr, ins Auge,
so sehen wir, daß in diesem Augenblick gerade 5 Belegungen vor-
liegen, nämlich auf den Teilnehmerleitungen 9, 14, 24, 41 und 49.
Wenn man nun den Augenblick M beliebig über die ganze Stunde
verschiebt, so entsteht die Frage, wie oft wird der Strich M gerade
wieder 5 Belegungen schneiden? Das ist eine Aufgabe für die Wahr-
scheinlichkeitsrechnung.
Ableitung der Formeln:
I _. er
(”) = (2) z7 (i _ z)
c . '
s = 50 Teilnehmer, e = 60 E t = 2 Minut. ='!/„ Stunde
also Z = sr = = = 0,04 Stunden [ = 24 Minuten).
Abb. 2. Gleichzeitigkeitsverkehr.
Eine Wahrscheinlichkeit ist das Verhältnis der für das Ereig-
nis günstigen Fälle (daß nämlich der Strich M gerade 5 Belegungen
schneidet), zu der Gesamtzahl aller möglichen Fälle (der Strich M
kann 0, 1,2,3,.... Belegungen schneiden). Wenn der Strich M in der
angegebenen Lage 5 Belegungen schneiden soll, so müssen diese in
der Zeit von 6 Uhr 20 bis 6 Uhr 22 entstanden sein. Denn alle früher
oder später einfallenden Belegungen erstrecken sich nicht über den
Strich M weg. In diesem Zeitabschnitt haben die 50 Teilnehmer 50
Sprechmöglichkeiten, denn jeder könnte ja einmal anrufen. Sie
nützen aber nur 5 von diesen 50 Möglichkeiten aus. Esist nun gleich-
gültig, welche 5 Teilnehmer es sind. Man kann auf ($) = (2) Ar-
ten jeweils 5 Teilnehmer aus den 50 aussuchen. Damit ist die Zahl
der günstigen Fälle aber noch nicht erledigt, denn es muß noch Ver-
fügung getroffen werden über die restlichen c — z = 55 Belegungen,
denen man vorschreiben muß, daß sie außerhalb der Zeit von 62° Uhr
bis 622 Uhr einfallen sollen. Sie können das ganz nach Belieben über
die noch restlichen Rechtecke tun. Es sind noch s/t — s = 1450
Rechtecke für diese c — x = 60 — 5 Belegungen übrig. Die Vertei-
lung kann auf pa a) Arten geschehen. Nun kann zu jeder Art der
Verteilung der 5 Belecúiyen über ihre 50 Möglichkeiten jede Art der
Verteilung der übrigen Belegungen treten. Die Gesamtzahl aller für
die vorliegende Aufgabe günstigen Fälle ist daher:
EI IE)
Das ist der Zähler des gesuchten Bruches.
Wieviel Fälle sind nun überhaupt möglich? Offenbar so viel
Fälle, als die c Belegungen sich überhaupt auf die s/t Rechtecke ver-
teilen können. Denn etwas anderes können sie ja gar nicht tun. Das
ist nun auf (* ') Arten möglich, also auf Co) Arten. Das ist der
Nenner des gesuchten Bruches. Die Wahrscheinlichkeit wz hat daher
folgende Form:
2) Die Zahl der Möglichkeiten stellt sich formelmäßig als a/t = 50 x 30 = 1500.
Elektrotechnische Zeitschrift.
14. September 1922.
- =) 5)
i o 0
Was bedeutet diese Zahl? Wenn man unendlich viele Striche M
in Abb. 2 zieht, so werden 0,0336 aller dieser Striche gerade 5 Bele-
gungen schneiden. Da nun aber die unendliche Anzahl von Strichen
die ganze Stunde ausfüllt, so heißt die Zahl 0,0336 nichts anderes,
als daß in diesem Bruchteil der ganzen Zeit, also in 121 s/h, gerade
5 Belegungen vorliegen. Setzt man in aufeinanderfolgenden Rech-
nungen z = Q, 1, 2, 3, 4,...., so erhält man folgende Zahlenreihe:
1922. Heft 37.
Gleichung (A): Wz =
sek.
Ww = 0,1298 = 467
w, = 0,2700 = Yıl
Ws = 0,2760 = 993
ws, = 0,1850 = 666
Ww, = ‚0902 = 325
ws, = 0,08386 = 121
we = 0,0108 = 39
w = 0,00283 = 10,2
ws = 0,00062 = 7,06
wə = 0,00012 = 0,33
wo = 0,00002 = 0,07
Summe: 0,9993 = 3599,66
921
Owr y -8 BOMGUNGSStuNdlE
3 = 50 AurtneAmar
R o QALE EC MANN. SE.
saten die Orainaren oe Weltgungen
vonje #0, 1, £- Rletungen
m Sekunden dar.
U 7 | 3 è S E ?
u Leitungen
Abb. 3. Belastung eines abgehenden Bündeles.
Abb. 3 stellt diese Zahlen in einer Stabkurve dar. Angenommen
nun, man rüste die Gruppe mit 5 Leitungen aus. Dann gehen alle
Belegungssekunden der 6., 7. usw. Leitungen verloren. Bei 5 Leitun-
gen erhält man folgende Verluste: Inden 39 s, während gerade 6 Lei-
tungen belegt sein sollten, können ja nur 5 Leitungen belegt sein,
der Anteil der 6. Leitung geht verloren, also 39 Belegungssekunden.
In der Zeit, in welcher gerade 7 Leitungen belegt sein sollten, geht
der auf die 6. und 7. Leitung entfallende Anteil verloren, also 2-mal
10,2 Belegungssekunden usw.
sek.
Verlust auf der 6. Leitung: = 39
6. und 7. a 2x102 = 20,4
6,7,8 y 3x 7,06 = 21,8
6., 7., 8., 9. N 4x 033 = 1,32
6., 7., 8., 9., 10. j 5>x< 0,07 = 0,35
Summe: 82,85
In ähnlicher Weise erhält man die verlorenen Belegungssekun-
den für die Ausrüstung der Gruppe mit 6 oder 7 Leitungen zu:
sek.
bei 5 Leitungen gehen verloren: 82,85
n 6 n „ 1 25,59
n 7 " 7] r" 7,93
Da im ganzen y = 2 Belegungsstunden geleistet werden, also 7200 s,
berechnet sich die Verlustziffer zu:
_ 82,85
Vs = 790g = 00115 = 11,5%
—:256 _ =
Va = nog = 00035 = 3,5 Yo
u ia E
Wenn man die Gruppe mit 7 Leitungen ausrüstet, so verliert man
also rd 1°/o der geleisteten Belegungszeit, das ist aber die vorge-
schriebene Verlustziffer,
-_ -—.—
14. September 1922.
Es sei ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß Dr. Ragnar
H o | m diese Rechnungsweise in berechtigter Kritik korrigiert hat?).
Die Gl. (A) ist für die Rechnung noch sehr unbequem. Zur Um-
formung in eine bequemere Gestalt verlängern wir die Abb. 2, so daß
sie unendlich viele Stunden anzeigt. Die Ordinaten — also die Teil-
nehmerzahl — bleiben immer gleich s = 50 Teilnehmer. Die Belc-
gungszahl c aber wird unendlich groß, und die Belegungsdauer l,
d.h. das Verhältnis der einzelnen Belegung zur ganzen betrachteten
Zeit, wird unendlich klein. Das Produkt c.t aber bleibt andauernd
c.l = 2 Belegungsstunden/h, denn c.t ist ja die mittlere Belastung.
Die nachfolgende Umformung beruht auf zwei bekannten algebrai-
schen Formeln:
GETEN
und
a! b
(a—b)! 79
. lima =œ
Zunächst lösen wir die die Größen c und t enthaltenden Glieder
in Fakultäten auf: |
(s/t— s)! c!(s/t— ce)!
— fS en
Wa = (2) (c — x) ! (s/t — s — c + x) ! (s/t)!
oder anders geordnet:
. — {8\(sjt— s)! c! (st— o! __
Cz = (z) (SJA! (e= x)! (s/t— e— (s —x)) L
Mit Rücksicht auf die zweite der oben angeführten Formeln geht `
dieser Ausdruck für c = oo und 1/t = oo über in:
f —/S 1 w
en (2) e ui Zune
Nach Ordnung nach den Potenzen sund z wird der Ausdruck:
.. ce \Ysi —c,e
cz GE) ( sjt )
Kürzt man Zähler und Nenner mit s/t und setzt man nach der frühe-
í c ; i ; .
ren Bezeichnung 2 = so nimmt die Gleichung die Form an:
= („)U-2°°
worin s die Teilnehmerzahl, z den Verkehr eines Teilnehmers i. d.
Stunde bedeutet. Diese Gl. (B) gestattet das Studium des Einflusses
der Teilnehmerzahl auf die Leitungszahl bei vorgeschriebener Ver-
lustziffer. Die Aufgabe lautet: Von welchem Verkehr je Teilnehmer
inder Stunde ab kann man weniger Leitungen vorsehen, als die bis-
her üblichen Angaben vorschreiben? Für den Verkehr y = 5 Bele-
gungsstunden schreiben die bekannten Angaben 13 Leitungen vor.
Man setzt nun in die Gleichung (B) der Reihe nach s = 5, 10, 50, 100,
%0 usw. und berechnet jeweils die Wahrscheinlichkeit wıs. Die
dreizehnte Leitung wird danach belegt:
Gleichung (B):
r 5
für y = 5 wird z =
Belegung der
S
s 2 Wig = oDe
5 .1 (0) 0
10 0,5 Ö 0.
5 01 0,00072 2,6
100 0,05 0,0011 4
200 0,025 0,00114 4
Trägt man diese Zahlen in ein Bild ein, so erhält man die Abb. 4. Aus
diesem Bilde sieht man, daß der Einfluß der Teilnehmerzahl von s =
100 ab, also von einem Verkehr von 0,05 h = 3 min f. d. Teilneh-
mer ab auf die Belegung der letzten von den bisher gültigen Angaben
vorgeschriebenen Leitung kon-
stant bleibt. Die gleiche Unter-
suchung führt man nun für y = ,
2, 5, 10, 30 usw. Belegungsstun-
den durch. In allen Fällen findet ,
CinWuß def Ieinehmerzoll S
man, daß bei einem Verkehr von |$% ! auf oe Belegung der 137°
3 min und weniger f. d. Teil- , N leitung bay 3.
a
nehmer der Einfluß der Teil-
nehmerzahl konstant bleibt, d. h. ,
die bisher bekannten Angaben
gelten für einen Verkehr von
3 min f. d. Teilnehmer und weni- “ n 2
ger in der Stunde. Bei stärkerem
Verkehr kann man wesentlich an
Leitungen und Wählern sparen.
Führt man die Rechnung für y =5 und einen Verlust = 0,001
durch, so erhält man folgende Zahlen:
y = 5, Verlust = 0,001
Archiv für Elektrotechnik 192%, Heft 2, Zeitschrift für Fernmeldetechnik
IRI, Heft 2, 4, 5.
eo s
CHI 2
Abb. 4. Einfluß der Teilnehmerzahl.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 37.
1169
8 z in min Leitungen
5 60 5
10 30 9
40 1,5 10,5
50 6 11
100 und mehr 3 13
Faßt man 40 Teilnehmer mit einem Verkehr y = 5 in eine Gruppe zu-
sammen, 80 braucht man für sie durchschnittlich nur 10,5 Leitungen,
statt der bisher vorgeschriebenen 13 Leitungen anordnen, erreicht
also eine Ersparnis von 2,5/13 = 19 %.
Aus den obigen Überlegungen ersieht man, daß bei stets an-
wachsender Teilnehmerzahl und abnehmendem Verkehr je Teilneh-
mer, aber konstanter mittlerer Belastung y, die Leitungszahl kon-
stant bleibt. Diese Erkenntnis ermöglicht eine weitere Verein-
fachung der Gleichung (B). Setzt man in dieser Gleichung:
so lautet sie für s = œo:
WEN,
$ lim, 8 = œ
PUE
lim, 8 = œ
Lysa
=e Y worin e = 2,71828...
x!
Das ist die bekannte Gleichung von Grinstedt, die also nur für einen
Verkehr f. d. Teilnehmer von 3 min und weniger in der Stunde rich-
tig ist. Sie enthält nur y, nicht die Teilnehmerzahl. 7
2
f gn T <a g zP j æ% mt
F T T $ $ #001
G EH EG BR Bu: P ee
A g za -a |
Ed IH
BEI EHE NE
T D Dn Ki us
A e e l -aD
i 200 Ferbacdimgetetungen
vo
A 10
(UUuUu aus AL
a 20 EYW mt 208 v Ww mt
g' en Je 10 Kontakten Je 10 Nemani
Se z010Ww 2101 6w
Icw 11-20 91-100
Abb. 5. Doppelte Vorwahl.
Die bisherigen Betrachtungen beziehen sich auf den abgehenden
Verkehr kleiner Gruppen. Wir wollen nun mehrere solcher kleinen
Gruppen zu einer großen Gruppe zusammensetzen, oder in der Aus-
drucksweise der Fachwelt, wir wollen den Verkehr „mischen“. Eine
technische Einrichtung dazu bietet, nebst vielen anderen, die „dop-
pelte Vorwahl“, die in Abb. 5 dargestellt ist. Wir sehen zwanzig
100er Gruppen, 1000 bis 2999. . Aus jeder 100er Gruppe gehen 10 Lei-
tungen ab, die wir nach den bisherigen Regeln berechnet haben. Die
je 10 Leitungen führen zu weiteren Wählergruppen, die mit A bis K
bezeichnet sind, u. zw. so, daß jede Teilnehmergruppe Zugang zu
allen 10 nachfolgenden Gruppen hat. Jede Gruppe zweiter Ordnung
hat 10 Ausgänge. Der von den 2000 Teilnehmern erzeugte Verkehr
verteilt sich also gleichmäßig über die 100 aus der zweiten Stufe
abgehenden Leitungen. Die erste Frage lautet nun: Ist der Verkehr
in dem 100er Bündel gleich der Summe der Einzelbelastungen der
20 Teilnehmergruppen? Ohne Beweis sieht man ein, daß nicht jede
der 20 Teilnehmergruppen ihre Höchstbelastung im gleichen Augen-
blick haben wird. Die Höchstbelastung des großen Bündels wird
also sicherlich kleiner sein, als die Summe der Höchstbelastungen
der 20 Teilnehmergruppen. !
Man kann auch umgekehrt vom großen Bündel ausgehen und fra-
en: wenn ein Verkehr Y eines großen Bündels in z. B. 20 kleinere
Bündel unterteilt wird, so muß die Höchstbelastung eines jeden die-
ser kleinen Bündel größer sein, als Y/20stel. Diese Veränderung des
Verkehrs bei Mischung bzw. Unterteilung bildet die zweite Haupt-
aufgabe der Erfassung des Fernsprechverkehrs. Man kann diese
Aufgabe in verschiedener Weise anfassen, es sei hier nur ein Weg
angedeutet.
1160
Um die Formel wieder ganz aus der Anschauung zu entwickeln,
stellen wir eine bestimmte Aufgabe: Es werde ein Wähleramt ge
baut, in welchem der Fernverkehr über Wähler verteilt werden soll.
AUT OR
Brad CA ”, ank
S- oO, so Ei
Atb- e ‚Gleichzeitigkeitsverkehr:
Ei, 1.9
Elektrotechnische Zeitschrift.
l
1922. Heit 37. 14. September 1922.
Der bisherige Vorschalteschrank lasse Beobachtungen zu und wir
machen eine große Zahl von Kinobildchen. Aus diesen Bildchen
suchen wir diejenigen aus, auf welchen über die 4900 Klinken des
Vorschalteschrankes gerade 46 Stöpsel verteilt sind, und außerdem
gerade 4 Stöpsel in den umrahmten Teil fallen, welcher der Fassungs-
kraft der zu verwendenden Wähler entspricht. Die Aufgabe lautet:
Wenn 46 Stöpsel auf 4900 Klinken verteilt sind, mit welcher Wahr-
scheinlichkeit werden x-Stöpsel auf die 200 umrahmten Klinken ent-
fallen? oder allgemein: Wenn @-Stöpsel auf S-Klinken verteilt sind,
so werden z-Stöpsel auf s-Klinken mit der Wahrscheinlichkeit w,
entfallen. Die r-Stöpsel können auf die s-Klinken auf C; JArten ver-
teilt werden. Die Be ielen G — x-Stöpsel können auf die restlichen
S — s-Klinken auf ee Das Produkt die-
ser beiden Größen ist der Zähler der gesuchten Wahrscheinlichkeit.
Der Nenner muß die Zahl der Möglichkeiten angeben, also die Vertei-
lung der G-Stöpsel über alle S-Klinken, d. h. (3 ) , daher:
BE m
rn
Mit dieser Formel beherrscht man alle Fragen der Mischung oder
der Unterteilung des Verkehrs. Selbstverständlich kann diese For-
mel auch auf bequemere Gestalt gebracht werden, wir wollen sie aber
hier nicht weiter verfolgen, weil die ganze Frage in der Fachlitera-
tur behandelt ist
(Schluß folgt.)
-Arten verteilt werden.
Einkünfte aus Auslandspatenten sind vom volkswirtschaftlichen
Standpunkte aus das idealste Mittel zur Verbesserung der Zahlungs-
bilanz Deutschlands, da sie ein Entgelt für geistige Arbeit ohne Ma-
terialaufwand darstellen. Die Verwertung von Auslandspatenten ist
heute um so verlockender, als Kaufsummen oder Lizenzen in hoch-
wertiger Auslandsvaluta selbst bei nach dortigen Begriffen niedri-
gen Zahlen bei uns hohe Werte darstellen. Leider sind aber die
Kosten der Auslandspatente heute infolge des tiefen Standes der
Mark und der Gebührenerhöhungen in fast allen Ländern derart
hoch geworden, daB Patentanmeldungen in einer größeren Anzahl
von Ländern heute nur noch dem kapitalkräftigen Erfinder möglich
sind und reiflich überlegt werden müssen. Deshalb wird eine Be-
trachtung verschiedener Punkte nützlich sein, die bei Auslandsan-
meldungen zu beachten sind.
Zunächst hat der Erfinder häufig Bedenken, ob in den Entente-
staaten auf Grund des Versailler Vertrags nicht fir die dortigen
Patente deutscher Staatsangehöriger Schwierigkeiten entstehen
könnten. Nach Artikel 306 des Versailler Vertrages können gewerb-
liche Schutzrechte, die nach Inkrafttreten dieses Ver-
tragzes erw orben werden, an Bedingungen geknüpft oler einge-
schränkt werden, wenn die Bedingungen oder Einschränkungen im
Interesse der Landesverteidigung oder des Gemeinwohls notwendig
erscheinen. Dann muß aber eine angemessene Eutschädigung oder
Vergütung gewährt werden. Ähnliche Bestimmungen fanden sich
sehon in den Patentgesetzen der meisten Länder, so z. B. im § 5
Abs. 2 des deutschen Patentgesetzes. Nun wird zwar z. B. in Eng-
land der Begriff des Gemeinwohls weiter ausgelegt. als in Deutsch-
land; da aber die Vergütungspflicht für den beschlagnahmten Staat
ausdrücklich festgesetzt ist, dürfte man mit ernsteren Schädigungen
nicht. zu rechnen haben.
Das deutsche Reich gehört bekanntlich der Pariser Union an,
einem Abkommen fast aller in Betracht kommenden Staaten, das den
Staatsangehörigen der augeschlossenen Länder besondere Vergün-
stizunzen gewährt. Dazu gehört das Prioritätsiahr für Patente,
eine Kinrichtung, wonach Anmeldungen, die unter Berufung auf die
erste Anmeldung in einem Unionsstaate binnen eines Jahres in den
anderen Staaten gemacht werden, die Priorität der ersten Anmel-
dung erhalten. Wird also z. B. am 1. V. 1922 eine Anmeldung in
Deutschland eingereicht, so köunen die Anmeldungen in den anderen
Ländern bis zum 30. IV. 1923 gemacht werden, wo sie so bewertet
werden, als ob sie dort ebenfalls am 1. V. 1922 angemeldet worden
wären. Sind also in der Zwischenzeit zwischen dem 1. V. 1922 und
dem Anmeldungsdatum im anderen Lande (Prioritätsintervall ge-
nannt) Anmeldungen von anderer Seite gemacht worden, so rangie-
ren diese zeitlich hinter der mit derälteren Auslandsprior ität. Diese
schützt auch gegen neuheitsschädliches Material, das erst im Priori-
tätsınfervall bekannt geworden ist. Der Unionsvertrag bedeutet
also eine sehr wichtige Vergünstirung für den Anmelder, der zu-
nächst nur beim deutschen Patentamt anmelden und das Ergebnis
der Vorprüfung abwarten kann, bevor er sich entschließt, ob das
Auslandspatente.
Von Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld,
Berlin.
durch die Vorprüfung als neu Erwiesene die Kosten von Auslands-
anmekdlungen lohnt. Ebenso wird es dem Anmelder bei günstigem
Bescheide des Patentamts leichter fallen, Geldgeber für diese An-
meldungen zu finden.
Das Pariser Unionsabkommen hat aber einen Haken. Wenn näm-
lich jemand im Ausland im Prioritätsintervall die Erfindung gut-
gläubig in Benutzung genommen hat, so entsteht die Frage, ob er zur
weiteren kostenlosen Benutzung nach Art des deutschen Vorbe-
nutzungsrechts berechtigt bleibt. Diese Frage ist in Deutschland,
Österreich, den Niederlanden, der Schweiz, Schweden und Japan be-
jaht, in Mexiko verneint, in anderen Staaten aber m. W. noch nicht
entschieden worden. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika
gibt es überhaupt kein Vorbenutzungsrecht. Bei den heutigen chau-
vinistischen Strömungen in den meisten Ländern muß man mit der
Möglichkeit rechnen, daß im konkreten Fall auch dort die Frage be-
jaht wird. Der Erfinder tut also gut, sich weitgehende Zurückhal-
tung in der Verwertung oder Bekanntgabe seiner Erfindung aufzu-
erlegen, bis er in allen nötigen Auslandsstaaten angemeldet hat
Denn wenn er seine Erfindung im Vertrauen auf seine deutsche An-
meldung an Interessenten bekanntgibt und diese durch Strohmänner
im Auslande die Erfindung benutzen und sich ein Benutzungsrecht
sichern, wird im allgemeinen der Zusammenhang zwischen den
Strohmann und dem Interessenten schwer und nur in einem teueren
Gerichtsverfahren im Auslande nachzuweisen sein. Besteht aber
ein solches Vorbenutzungsrecht, so würde es das Patent stark ent-
werten, da dieses kein Monopol mehr darstellt. Man soll also Ver-
wertungsverhandlungen im allgemeinen erst dann anknüpfen, wenn
die Auslandsanmeldungen hinterlegt sind.
Für die Auswahl der Länder, in denen man anmelden will, ist
der Charakter der Erfindung maßgebend. Für manche Erfindunz
wird es genügen, in allen Ländern anzumelden, in denen die Herstel-
lung erfolgen kann. Für andere werden nur die Absatzländer in
Trage kommen, häufig wird man in beiden Länderarten anmelden
müssen. Man darf dabei nicht schematisch handeln, sondern muß dir
patentrechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten
der Erfindung reiflich prüfen. Ein neues Verfahren zum Schürfen
auf Petroleum, bei dem bekannte Geräte verwendet werden, wir:
man Z. B, nur in Ländern anmelden müssen, in denen diese Schür-
fungsmöglichkeiten gegeben sind, dagegen nicht in Ländern, die dir
Geräte herstellen. Vielfach hört man heute, daß für Deutsche bri
der niedrigen deutschen Valuta Patente in Fabrikationsländern über-
fliissig seien, weil diese durch die teuere Fabrikation nicht konkur-
renzfähig seien, so daß also der niedere Markstand ein genügendes
Monopol sichere, Diese Auffassung ist kurzsichtig und übersicht,
daß sich unter Umständen schon in ein oder zwei Jahren die Ver-
hältnisse wesentlich ändern können, während ein Patent ein siche-
res Monopol auf etwa 15 Jahre darstellt.
Wenn der Erfinder nach seiner ersten Anmeldung noch weitere
Verbesserungen in Deutschland angemeldet hat, kann man in vielen
Ländern wesentliche Kosten sparen, wenn man mehrere deutsche
jo
a er
14. September 1922.
Anmeldungen zu einer ausländischen Anmeldung zusammenfaßt.
Solche Zusammenlegung ist zulässig in Belgien, Bulgarien, Däne-
mark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Japan, Kanada, Mexiko,
den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumä-
nien, Schweden, der Schweiz, Spanien und den Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Nicht zulässig ist dagegen eine solche Zusam-
menlegung in Großbritannien, Südslawien, der Tschechoslowakei
und Ungarn. In Italien sind Teilprioritäten nicht zulässig, wenn
man einen Vermerk darüber in die Anmeldung aufnehmen will. Da
man jedoch, wie wir später noch sehen werden, in Italien die Priori-
tät jederzeit geltend machen kann, kann man mehrere Anmeldungen
zu einer zusammenfassen, wenn man auf einen entsprechenden Ver-
merk in der Anmeldung verzichtet.
Weitere Ersparnisse sind möglich, wenn man die Vorschriften
der einzelnen Länder über die Beanspruchung der Priorität und die
Beibringung der Prioritätsbelege beachtet, da die Beanspruchung
der Priorität besondere Kosten macht und da die Herstellung der
Prioritätsbelege und ihre Beglaubigung durch das Patentamt sowie
in manchen Ländern auch noch durch den Koneul nicht unbeträcht-
liche Kosten verursacht. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, daß in
Belgien, Frankreich, Italien, Norwegen, Mexiko und der Schweiz die
Priorität jederzeit beansprucht werden kann, auch wenn das Patent
schon erteilt ist, weil die Prüfung der Priorität nur bei Prozessen
durch die Gerichte erfolgt. Daher sind Prioritätsbelege für diese
Länder bei der Anmeldung nicht erforderlich. In’ allen anderen
Unionsländern muß die Priorität bei der Anmeldung beansprucht
werden, mit Ausnahme von Finnland, Dänemark, Spanien und
Die elektrische Bahn im kanadischen Montreal-Tunnel.
Der Montreal-Tunnel ‘wurde ausgeführt, um der kanadischen
Nordbahn, die vor kurzer Zeit in das Eigentum der englischen Gou-
vernementsverwaltung übernommen worden ist, den Eintritt in die
Stadt Montreal zu ermöglichen. Der Tunnel durch den Mount
Royal hat eine Länge von rd 5 km und ein durchschnittliches Ge-
fälle von 6°/oo gegen den St. Lorenzstrom, um eine zuver-
lässige Entwässerung zu gewährleisten. Im Hinblick auf die
xeologischen Verhältnisse und mit Rücksicht auf die mannig-
fachen Gesteinsarten wurden verschiedene Querschnitte, je nach-
dem harter Felsen, weniger massiver Felsen und weicher Boden
zu durchbohren war, gewählt. Wegen der dichten Zugfolge und
der größeren Sicherheit im Falle von Entgleisungen oder anderen
Unfällen im Tunnel wurde die Bahn doppelgleisig ausgeführt
und jedes der beiden Gleise in einem besonderen Tunnel verlegt.
Diese wurden von zwei Enden in Angriff genommen und außer-
dem noch ein Schacht in einer Entfernung von 1,6 km vom West-
portal bei Maplewood Avenue errichtet (Abb. 1).
Die zum Bau des Tunnels verwendeten Bohrköpfe von unge-
fähr 2540 mm Durchmesser und 3650 mm Breite wurden mittels
Druckluft von 7 at vorgetrieben. Zur Beförderung des ausge-
srabenen Gesteins über und unter Tage dienten zwei 10 t und
eine 8 t schwere elektrische Lokomotiven mit oberirdischer Strom-
zuführung und sechs 5 t schwere Akkumulatorenlokomotiven.
Der elektrische Strom zum Betriebe der vor kurzer Zeit
fertiggestellten Montreal-Tunnelbahn wird aus dem Elektrizitäts-
werk der Montreal Light Heat & Power Comp. in Form von Drei-
phasenstrom von 11000 V und 63 Per geliefert und in einer Um-
formeranlage auf 2400 V Gleichstrom umgeformt. Für die Speise-
leitung ist ein Dreileiterkabel im Tunnel verlegt. Außerdem
ist noch, um die Sicherheit des Betriebes zu erhöhen, eine ober-
irdische Speiseleitung angelegt worden.
Für die Bemessung der Umformergrößen und der Leitungs-
wwerschnitte diente ein Fahrplan für stärksten Verkehr, und auch
folgende Angaben mußten berücksichtigt werden:
Mittler
oui Fahrgoschwindigkeit Durch-
sehängte | D 7 BR
Zugart Zuglast lauf ebener! auf 6%, | sehnittlich
Strecke | Steigung
kmh , km/h km/h
Fernzüge . - .. 2... ; 1130 60 42 34
Schnell- und Lokalzüge. . 550 61 42,5 34,5
l Triebwagen allein. ... 60 80 62 35
reiwagenzüge aus 3 Trieb-
Wagen. . ! 2... 180 80 66 35
Lüge aus 3 Trieb- und 2 An-
hängewagen ...... 260 76 56 34,5
\üterzüge a a Er Fe 1000 52,5 38 —
Die allgemeine Anordnung der Umformer- und der Schalt-
anlage ist so getroffen, daß bei den später auszuführenden Elek-
tfisierungsarbeiten der Hauptbahnen nach Ottawa der großen
kanadischen Nordbahn keine besonderen Schwierigkeiten ent-
tehen, Im ersten Ausbau wurden 2 Motorgenerator-
sitze aufgestellt, Jeder dieser Sätze besteht aus einem Syn-
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heit 37. 1161
Schweden, die die Nachholung bis vor dem Bekanntmachungsbe-
schluß gestatten. Die Vorlage der Prioritätsbelege braucht in Bra-
silien, Portugal, Spanien und Rumänien im Anmeldeverfahren nicht
zu erfolgen, in Dänemark, den Niederlanden, Norwegen, Schweden,
Ungarn, den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Kanada und
Mexiko brauchen die Prioritätsbelege erst eingereicht zu werden,
wenn sie das Patentamt verlangt. In Finnland muß der Beleg bei
Beanspruchung der Priorität (s. oben), in Österreich, Südslawien
und der Tschechoslowakei binnen 6 Monaten nach der Anmeldung
eingereicht werden. Holland und Mexiko gewähren auf Wunsch
eine Frist, ebenso Australien und Großbritannien, letztere jedoch
nur bis zu 3 Monaten und gegen eine Strafgebühr.
Ein Sparen am falschen Platz bedeutet es, wenn man die Anmel-
dungen durch nicht sachkundige oder nicht verirauenswürdige in-
ländische oder ausländische Vertreter durchführen läßt. Hierbei
wird noch viel gesündigt, obgleich der Staat der Allgemeinheit die
Auswahl erleichtert hat, indem er den Patentanwaltsstand geschaf-
fen hat, der durch das Patentanwaltsexamen und eine Ehrengerichts-
barkeit eine Gewähr für Sachkunde und Vertrauenswürdigkeit gibt.
Ebenso ist leider wenig bekannt, daß das Reichsamt des Innern im
Jahre 1913 eine Denkschrift über das Patentagentenunwesen her-
ausgegeben hat, in der auf Grund umfangreichen Materials das ge-
meingefährliche Treiben eines großen Teils der Patentbureaus, Pa-
tentverwertungsburcaus usw. dargelegt und Maßnahmen angekün-
digt wurden, die infolge des Krieges unterblieben sind. Man muß
daher den Interessenten dringend raten, bei der Auswahl ihrer Ver-
treter die nötige Sorgfalt walten zu lassen.
chronmotor, gekuppelt mit zwei auf gemeinsamer Grundplatte be-
festigten 750 kW/1200 V-Grleichstromerzeugern. mit 600 Umdr/min.
Die zwei Stromerzeuger eines Satzes sind dauernd hintereinander
geschaltet und liefern demnach zusammen 1500 kW 2400 V Gleich-
strom. Die Umformer können für 5 min mit 200% ihrer Normal-
leistung überlastet werden. Um diese schwere Überlastbarkeit
zu ermöglichen, wurde eine Dämpferwicklung, die aus Röhren und
Stäben besteht, ausgeführt. Sie ist in der Nähe der Polober-
fläche in Bohrungen befestigt und so geschaltet, daß sie der
Ankerreaktion unmittelbar entgegenwirken kann. Alle Dämpfungs-
sowie die Reihen und Feldwicklungen sind negativ geerdet.
um m
N I IT as
f Im IL ry
lll
MH
5% Lorenz- Strom
Die Nebenschlußwicklungen der Gleichstromerzeuger und die
Felder der Synchronmotoren werden mit 125 V Gleichstrom von
besonderen Erregermaschinen erregt. Diese bestehen aus je
einer 50 kW/125 V-Gleichstrommaschine, die von besonderen, von
der 11000 V-Dreiphasenseite anzulassenden, Induktionsmotoren
angetrieben werden. Sie haben Wendepole und Verbundwicklung.
Die Ölschalter auf der 11000 V-Seite haben in jedem
Pol doppelte Unterbrechung, die in je einem Behälter unter-
gebracht ist. Sie sind, mit Ausnahme derjenigen für die Syn-
chronmotoren und Anlaßschalter, in je einer gemauerten Zelle
eingebaut. Sie werden von Motoren angetrieben und schalten
selbsttätig entweder als Zeit- oder Augenblicksschalter bei Über-
lastung aus. Die Schalter der Speiseleitungen schalten nur selbst-
tätig bei Stromumkehrungen aus.
Die Anlaßschalter der Synchronmotoren haben Stern-
schaltung und sind ebenfalls einzeln in Zellen untergebracht.
Die Hauptschalttafel enthält je 1 Feld für die
11000 V-Hochspannungsapparate, für die 2400 V-Leitungen und
die Umformer. Sie ist aus natürlichem schwarzen Schiefer her-
gestellt. Für die 2400 V-Gleichstromausschalter werden Hebel-
schalter, von denen nur die isolierten Handgriffe auf der Vorder-
seite der Haupttafel zu sehen sind, verwendet, um eine Berührung
der 2400 V-Stromkreise durch den Schalttafelwärter zu vermeiden.
Sie sind mit kräftigen magnetischen Funkenlöschern versehen.
Zur Zeit sind 6 Lokomotiven:in Betrieb. Sie haben je
zwei zweiachsige Drehgestelle, deren Achsen von je einem
Gleichstrommotor von 1200 V Klemmenspannung mittels 100 mm
1162
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 37.
14. September 1922.
breiter Zwillingszahnräder angetrieben werden. Die beiden Dreh-
gestelle einer Lokomotive sind durch echwere federnde Gelenk-
stücke miteinander verbunden, Diese Anordnung wurde zur
Entlastung der Drehzapfen der Drehgestelle gewählt, da
die Zugkraft bei dieser nicht am Lokomotivrahmen, sondern an
den Drehgestellrahmen angreift und dadurch weiter ber-
tragen wird. Der Lokomotivkasten ist mit halb elliptischen Blatt-
federn und Hängefedern bzw. mittels Doppelhebel an den Dreh-
gestellen federnd aufgehängt. Hierdurch wird eine Dreipunkt-
aufhängung bzw. ein guter seitlicher Ausgleich des einen der
Untergestelle auf beiden Seiten und ein Diagonalausgleich mit
dem anderen Untergestell erreicht. Besondere Reibungs-, Zug-
und Stoßvorrichtungen, die an den äußeren Querträgern der Dreh-
gestelle befestigt sind, lindern die plötzlichen Wirkungen der
Anfahr- und Bremsstöße. Diese werden auf die Untergestelle
und deren Verbindung übertragen, und der Wagenkasten sowie
die Apparate bleiben vor den Wirkungen starker Stöße bewahrt.
Der geschlossene Lokomotivkasten ist in drei Abteile geteilt,
von denen das mittlere alle Schaltapparate enthält, während die
zwei Endabteile als Führerstände ausgebildet sind. Diese ent-
halten je 1 Führerschalter, Amperemeter, die Hebel zur Luft-
bremsbetätigung, 1 Luftdruckmesser und die Apparate für die
Fernbetätigung der Stromabnehmer, Pfeife und Sandstreuer durch
Druckluft. Außerdem ist in iedem Führerstande ein elektrischer
Heizkörper an die V-Gileichstromleitung angeschlossen.
Je zwei der 1200 V-Motoren, die aber für 2400 V Betriebs-
spannung isoliert sind, bleiben dauernd auf 2400 V in Reihe ge-
schaltet. Sie können bei Vollbelastung die Lokomotive mit einer
Geschwindigkeit. von ungefähr 72 km/h auf ebener Strecke be-
treiben, Ihre Stundenleistung beträgt je 320 PS bei 1200 V. Sie
werden künstlich durch einen Ventilator, der im Lokomotiv-
kasten eingebaut ist, gelüftet. Jedes Motorpaar kann durch
einen besonderen Umschalter ausgeschaltet werden. Die Steue-
rung ist so eingerichtet, daß die beiden Motorpaare einer Loko-
motive in 10 Stufen hintereinander und in 9 Stufen parallel ge-
schaltet werden können. Der Führerschalter ist nicht mit Selbst-
auslösungz versehen. Er hat zwei Handgriffe, von denen einer
zur Geschwindigkeitsrezelung der Motoren, der andere zur Um-
schaltung der Drehrichtung bestimmt ist. Die Regulierwiderstände
sind, um eine wirksame Lüftung zu erzielen, auf dem Führer-
hausdache eingebaut. Die Schützenschalter sind ohne gegenseitige
Störung gut zugänglich im Führerhause eingebaut. Zur Tmschal-
tung von Reihen- auf Parallelachaltung der Motorraare dient ein
mittels Luftdruck betätigter, elektrisch gesteuerter Umschalter.
Der Steuerstrom hat eine Spannung von 1% V. Er speist auch
die Innen- und Außenbeleuchtung der Lokomotive sowie die Motor-
ventilatoren. Er wird von einem auf der Lokomotive nnfgestellten
Motorumformer erzeugt. dessen Motor mit zwei 1200 V-Wicklungen
und zwei 1200 V-Kollektoren, die in Reihe auf 2400 V geschaltet sind,
ansgerüstet ist. Die Haupt- und Nebenstromkreise wurden durch
Kunrferbandsicherungen, die in besonderen Kästen untergebracht
sind, gegen Überlastung gesichert. Alle Sicherunzskästen sind in
einem gemeinsamen Raum so eingebaut, daß der beim Durchbrennen
einer Sicherung entstehende Lichtbogen keinen Schaden anrichten
kann. In demselben Raum ist auch ein im Hauptstromkreis lie-
gender Messerschalter mit Handgriff und magnetischer Funken-
löschung eingebaut. Er kann im Bedarfsfalle unter voller Be-
lastung ausgeschaltet werden. Die beiden Stromabnehmer
einer Lokomotive sind als Scherenstromabnehmer mit je einem
Schleifbtigel ausgebildet, auf isolierten Grundplatten befestigt
und miteinander parallel geschaltet.
Die in den Führerständen eingebauten Geschwindiekeits-
messer, deren Bauart ähnlich den in Automobilen verwendeten
ist, sind mit den Triebrädern der Lokomotive durch biegsame
Wellen und entsprechende Kegelräderübersetzungen verbunden.
Als Gebrauchsbremse dient die selbsttätige Binkammer-Luft-
Aruckbremse. Die zu ihrem Antriebe auf der Lokomotive einge
baute Luftdruckpumpe ist mit einem 2400 V-Gleichstrommotor,
der aus zwei hintereinander geschalteten 1200 V-Motoren besteht,
unmittelbar gekuppelt. Sie hat eine Leistung von 3 m?/min-Luft.
Für den Ortsverkehr wurden Triebwagen vorgesehen. Sie sind
mit je 4 Motoren ausgerüstet, die bei künstlicher Lüftung eine
Stundenleistung von je 125 PS haben. Es sind 1200 V-Gleich-
stromwendepolmotoren, die aber für 2400 V isoliert sind. Zwei dieser
Motoren sind ebenso wie bei den Lokomotiven dauernd auf 2400 V
Betriebsspannung in Reihe geschaltet. Die Kühlluft eines jeden
Motors wird mittels eines am Ankerende angebrachten Fächerventi-
lators angesaugt. Die Luft streicht in der Längsrichtung durch den
Motor und entweicht durch eine Öffnung, die durch Drahtgaze ge-
schützt. ist, am Kollektorende.
Anlassen und Geschwindigkeitsregelung der Triebmotoren er-
folet mittels Vielfachsteuerung. Der 600 V-Steuerstrom, der
gleichzeitig den Luftdruckpumpenmotor und die Beleuchtung
speist, wird von einem Umformer geliefert. Dieser besteht aus
zwei 1200 V-Motoren, die in Reihe auf 2400 V geschaltet. sind und
unmittelbar einen 600 V-Stromerzeuger antreiben. Zur elek-
trischen Ausrüstung eines Triebwagens gehören außerdem noch
ie 2 Fahrschalter, die Schützenschalter, die Sicherungen und zwei
Stromabnehmer. Ihre Bauart und Schaltung ist in der Haupt-
eache die gleiche wie die für die Lokomotiven verwendeten. Der
Fahrschalter ist mit selbsttätig unterbrechender Kurbel ausge-
rüstet. Er hat 5 Stufen für Reiben- und 4 für Parallelschaltung
der zwei Motorpaare Ein Aluminium-Zellen-Blitzableiter, der
auf dem Wagendache befestigt ist, dient zum Schutze gegen at-
mosphärische Entladungen.
Die Wagen werden mittels elektrischer Heißluftapparate von
25 kW Kapazität, die unter den Sitzen angebracht sind, erwärmt.
Um die Heizung den Temperaturschwankungen anzupassen und
um auch wirtschaftlich zu heizen, kann eine Regelung in zwei
Heizstufen vorgenommen werden. Eine Wagenheizeinrichtung
besteht aus 4 Stück in Reihe auf 2400 V geschalteten, 600 V-Heiz-
apparaten, dem Ventilator und der Reguliereinrichtung. Die
frische Luft wird mittels Ventilator über die Heizkörper ge-
blasen und durch Luftleitungen, die an den Seiten des Wagens
angebracht sind, über den Wagen verteilt. Der Ventilator hat
eine Leistung von 30 m?/min-Luft.
Die Fahrleitung ist mittels Kettenlinienaufhängung am Trag-
gestänge befestigt. Die hohe Spannung einerseits und eigen-
artige örtliche Verhältnisse sowie die großen Temperaturunter-
schiede führten zu einer Ausführung, die von den allgemein ge-
bräuchlichen Bauarten etwas abweicht. Die Temperatur sinkt im
Winter bis — 12° C, während im heißen Sommer bis zu 38° C er-
reicht werden. Im Vorfrühling ist häufig die Fahrleitung star-
kem Schneefall und Regenstürmen ausgesetzt. Die Fahrleitungrs-
anlage besteht im wesentlichen aus einem am Mast isoliert be-
festigten, lose durchhängenden Tragseil, das den darunter hori-
zontal hängenden Fahrdraht mittels verschieden langer Verbin-
dunesstücke trägt. Die Maste sind größtenteils aus weißem
Zedernholz. Ihre Abmessungen sowie das zum Schutz gegen
Fäulnis verwendete Kreosotöl entsprechen den Vorschriften der
National Electrie Light Association. Sie sitzen 2150 mm tief im
Boden und ihre freie Höhe reicht aus, um außer der Fahrleitung
auch die Speiseleitungen, die Signalleitungen und eine drei-
nhasiee Freileitung zu tragen. Auf den Mastspitzen ist außer-
dem ein geerdeter Kupferdraht von 85 mm? befestigt, der sowohl
als Blitzschutz für die auf den Masten befestigten Leitungen wie
auch als .Notbehelf bei Unterbrechung der Schienenverbinder
dient. Stahlmasten wurden nur in der Stadt und am Endbahnhof
verwendet, wo es auf besseres Aussehen ankommt. Der Mast-
abstand auf geraden Strecken ist rd 46 m. Das Tragseil besteht
außerhalb des Tunnels aus siebendrähtizgem Siemens-Martin-Stahl-
kabel von 12 mm? Querschnitt mit einer Bruchfestigkeit von
5000 kg. Die freien Enden der 800 m langen Tragseile sind
verankert. Diese Verankerung hat die Länge eines Mastabstandes,
nnd besteht aus Ankeröse und einem Anbspannisolator, der an
dem Absvannmast befestigt ist. Derselbe Auslegermast “ient
gleichzeitig als Absnannung für das freie Ende des folgenden
Tragseilendes, um eine einseitige Beanspruchung zu vermeiden.
Die Fahrdrahtenden sind an demselben Ausleger so verankert,
daß an diesen Stellen Streckenunterbrecher eingebaut werden
können. Wo eine Streckenisolation nicht erforderlich ist, werden
Tragseil und Fahrdraht metallisch verbunden. Auf eingleisigen
Strecken ist das Tragseil am Ausleger, auf zweigleisigen
Strecken hingegen an Querdrähten befestigt. Zur Verbindung von
Trarseil und Querdrähten dienen kleine verstellbare Klammern.
Die Isolation der Querdrähte gegen Erde an den Masten ist durch
Abspannisolatoren mit Augenbolzen ausgeführt. In Bahnhöfen
mit mehr als zwei Gleisen wurde über dem eigentlichen Quer-
draht noch eine zweite Qteraufhäneung verwendet, die unmittel-
bar an den Masten ohne Isolation und Spannschlössern befestigt ist.
Sie trägt das Gewicht. der darunter liegenden Querdrähte mittels
kurzer 6 mm-Kabelstücke, in denen noch die Isolatoren einge-
schaltet sind. Besondere Abspannvorrichtungen aus Stahlrohr
dienen dazu, um Fahrdraht und Tragseil in riehtiger Lage tiber
den Gleisen zu halten und um Seitenbeanspruchungen, die durch
Winddruck entstehen, auszugleichen. Sie sind doppelt gekröpft.
um eine Berührung mit den Stromabnehmern zu vermeiden, und
mittels besonderer Isolatoren vom Tragwerk isoliert. Alle Tso-
latoren wurden in der Porzellanfabrik einer Augenblicksprobe
im nassen Zustande unterworfen. Die größeren für Querdrähte
haben der Prüfung von 14000 V widerstanden. während die klei-
neren für Ausleger verwendeten mit 20000 V geprüft wurden.
Diese bestehen aus gewöhnlichem, glasiertem Porzellan und sind
mit doppelter Unterglocke und Stützen versehen.
Der Fahrdraht hat 107 mm? Querschnitt und eine Bruch-
festigkeit von 3200 kg bei einer Blastizitätsgrenze von 950 ke.
Sein Querschnitt ist nach den Normalien der American Electric
Association gerillt. An Stelle von hartgezogenem Kupferdraht
wurde, wegen der größeren Lebensdauer bei Verwendung von
Scherenstromabnehmern, eine besondere Bronzelegierung verwen-
det. Man hat der Bronze auch noch deswegen den Vorzug ge
geben, weil der Draht wegen seiner größeren Festigkeit besser
als Kupferdraht gespannt werden kann. Letzterer Grund ist als
besonders wichtig betrachtet worden, weil die schon oben er-
wähnten großen Temperaturunterschiede zwischen Winter und
Sommer in Montreal dauernd eine große Veränderung des Durch-
hanges bei gewöhnlichem Kupferdraht verursacht hätte.
Der Fahrdraht ist gerade über der Mitte der Gleise ohn®
Ziekzackführung auf einzleisigen Strecken 7 m, auf zweiglei-
sigen Strecken und im Tunnel nur 4,9 m über S.O. aufgehängt.
ne E E10 dee de ch FERNE 1 2 man E nen De A. man 1 rn.
14. September 1922.
Die natürlichen Seitenschwingungen des Scherenstromabnehmers
genügen, um Rillenbildung im Schleifstück zu vermeiden.
Die Fahrdrahtklemmen sind aus Schmiedeeisen gefertigt und
als Langschleifenösen ausgebildet. Ein in der Höhe verstell-
bares Eisenrohr mit Bolzen und Verbindungsstück gestattet eine
solche Einstellung der Länge, daß trotz verschiedener Lage der
Querdrähte, der Fahrdraht parallel der Schienenoberkante ver-
legt werden kann. Sie sind in Abständen von 4,6 m voneinander
entfernt, also 10 Stück auf einen Mastabstand, mit den Tragseilen
verbunden. Alle Teile sind scheradisiert.
In Abständen von je 800 m sind Blitzschutzvorrichtungen mit
magnetischer Funkenlöschung in die Fahrleitung eingebaut. Sie
sind nahe der Mastspitze anzebracht und ihre Erdleitungen laufen
längs der Maste herab zu Eisenrohren mit 19 mm 1. W., die auf
eine Länge von etwa 3 m im Boden stecken. Vor dem Eintreiben
dieser Rohre in den Boden wurden Löcher rd 1% m tief mittels
Rohrbohrer hergestellt und mit Steinsalz gefüllt. Die Erdungs-
rohre wurden dann durch diese Salzschicht in den Sand getrieben.
Im Tunnel mußte, im Hinblick auf den engen Raum, der zwi-
schen Decke und Fahrleitung zur Verfügung steht, eine beson-
dere Tragseilbefestigung entworfen werden. Es wurden zwei
Fahrdrähte nebeneinander verlegt. Diese Doppeldrahtanordnung
hat den Vorteil, daß Funken bzw. die Abnutzung der Schleif-
bügel und Drähte auf ein Mindestmaß beschränkt werden können,
weil stets ein guter Kontakt zwischen Schleifstück und Kontakt-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37.
1183
drähten vorhanden ist. Um das Tragseil mit kürzeren Spann-
weiten so stark spannen zu können, daß die daran hängende
doppelte Fahrleitung noch Elastizität genug behält, wurde
19drähtiges Kabel von 22 mm? aus Phosphorbronze gewählt. Es
ist in Abständen von 40 m an der Tunneldecke befestigt. Hierzu
dienen kurze Querträger, die je einen Tragseilisolator tragen und
an ihren Befestigungsstützen mit zwei Isolatoren isoliert sind.
Auf diese Art wurde im Tunnel zwischen Tragseil und Erde
doppelte Isolation erreicht. Alle Befestigungsteile des Trag-
seiles sind aus scheradisiertem Eisen hergestellte Die Querträger
bestehen aus weichem Stahl und sind mit einem Asphaltanstrich
zum Schutz gegen Rost versehen. Zwei 107 mm? Fahrdrähte aus
Phosphorbronze hängen nebeneinander an den Tragkabeln. Die
zwei Fahrdrahtösen, die den Tragseilstützen am nächsten liegen,
sind als kettenförmige Doppelösen ausgeführt. Die übrigen sind
ähnlich denjenigen außerhalb des Tunnels, nur daß ihre Schleife
etwas weiter ist, um das stärkere Tragkabel aufzunehmen. Die
beiden -Tragseile sind miteinander und’ ebenso die vier Fahrdrähte
über den beiden Gleisen im Tunnel leitend verbunden. Der Quer-
schnitt ist genügend groß, um besondere Speiseleitungen vermeiden
zu können.
Betriebserfahrungen und Angabe der Baukosten wurden bis-
her nicht veröffentlicht. Es wäre aber wissenswert, wie sich die-
a e und die Tunnelanlage bewährt
aben. lie.
RUNDSCHAU.
Leitungsbau.
Versuche an Hochspannungsfernleitungen mit 280 kV. — R. J.
C. Wood berichtet über Versuche, welche angestellt wurden, um
Unterlagen für die Umwandlung der etwa 390 km langen Fernleitun-
gen des Big-Creek-Werkes der Southern California Edison Co. von
150 auf 220 kV zu erlangen. Es handelte sich hauptsächlich darum,
festzustellen, ob die vorhandenen Stahlmaste und die normalen Hän-
geisolatoren von 254 mm Durchmesser weiter Verwendung finden
könnten. Außerdem wurden Versuche gemacht, um die Korona-
verluste der Leitungen bei 280 kV unter den tatsächlichen
Betriebsverhältnissen und bei verschiedener Witterung zu bestim-
men und festzustellen, ob der gemessene Ladestrom mit dem berech-
neten Werte übereinstimmte. Die zuerst angestellten Laboratoriums-
versuche und diejenigen an den Fernleitungen selbst führten dazu,
die Isolatoren mit abschirmenden bzw. abstufenden Ringen auszu-
rüsten und die Zahl der Kettenglieder jedes Isolators von 9 auf 11
zu erhöhen. Mit dieser Änderung glaubt man, einen befriedigenden
Betrieb bei 220 kV er-
möglichen zu können.
Da nur ein Satz von
Hochspannungstransfor-
matoren für die Ver-
suche auf der Strecke
zur Verfügung stand, so
konnte man nennens-
werte Energiemengen
nicht übertragen, son-
dern nur die Leitungen
unter Spannung setzen.
Zunächst wurde ein 11,2
km langes Stück der
Fernleitung unter 275
kV gesetzt, später wur-
den noch 8 km hinzuge-
nommen, und endlich
30,5 km auf 280 kV ge-
bracht, wobei die Reak-
tanz der Transforma-
toren und der Ladestrom
der Leitung eine Span-
nungserhöhung herbei-
führten. Es wurden spä-
ter weitere 10 km Lei-
tung angeschlossen, und
man setzte die Versuche
mit 241 kV fort, um sich den wirklichen Betriebsverhältnissen bei
220 kV zu nähern.
Die Leitung war vor ihrer Umwandlung mit 150 kV in Betrieb
gewesen und benutzte Hängeisolatoren mit 9 Gliedern mit Metall-
kappe und Metallbolzen von 254 mm Durchmesser, mit Ausnahme
an den Verankerungstürmen, wo doppelte Abspannisolatorenketten
mit je 11 Gliedern Anwendung fanden. Blitzhörner waren am oberen
nn Ende der Abspannung und oben an ihrem toten Ende an-
gebracht.
Für die Versuche wurden abschirmende Ringe am unteren Ende
aller Abspannketten und am oberen Ende der mittleren Aufhängung
angebracht. Mit ein oder zwei Ausnahmen wurden die Blitzhörner
an den unteren Enden der Abspannketten nicht entfernt; sie stan-
den unter dem Einfluß der Abschirmringe und waren unwirksam.
Abb. 1. Hängeis»lator mit Schirmringen.
Da, wo es nötig war, die Leitung nach unten abzuspannen, wurden
die Abschirmringe am oberen Ende der Abspannketten angebracht.
Die toten Enden der Doppelabspannketten hatten ovale Abschirm-
ringe, die an dem Ende angebracht waren, wo sich die Leitung befin-
det. Die alten Blitzhörner an dem Mastende wurden beibehalten.
Form und Größe der verwendeten Schirmringe wurden nach genauer
Ermittlung der Spannungsverteilung längs der Isolatorenketten un-
ter verschiedenen Verhältnissen bestimmt. Die Überschlagscharak-
teristik der Abschirmringe ist gut. Der tiefe, mit geraden Seiten-
flächen ausgerüstete Ring, der so geformt ist, daß der Lichtbogen
von seiner unteren Ecke ausgeht, erzeugt ein elektrostatisches Feld
solcher Form, daß es den Lichtbogen von den Isolatoren sicher ab-
hält. Bei Nässe bildet sich der Lichtbogen von dem Ring der unte-
ren Isolatoren aus. Die ersten Abschirmringe bestanden aus Guß-
eisen, später wurden sie aus Aluminiumguß hergestellt; man plant
aber, zu gepreßtem Stahl überzugehen. Die 43 km der Versuchslinie
hatten 291 Aufhängekettenisolatoren, von welchen 249 mit 9 Glie-
dern beibehalten wurden; die übrigen wurden durch Hinzufügung je
zweier Glieder verlängert. An den vorhandenen 48 Abspannungen
nach unten hin, welche ein Glied mehr hatten als der entsprechende
Hängeisolator, und an den 348 Doppelabspannungen wurde die Glie-
derzahl nicht geändert.
Als Leitungsmaterial waren Aluminiumseile mit Stahlseele ver-
wendet. Die einzelnen Drähte hatten 2,7 mm Durchmesser. Das Ka-
bel selbst 24,4 mm? Querschnitt. Der Leiterabstand betrug rd 5,1 m.
Die 3 Leitungen sind in einer horizontalen Ebene angeordnet, die
sich an den Masten 11 m über Erde befindet. Es werden Stahlmaste
in rd 200 m Abstand verwendet, welche je einen Stromkreis tragen.
Die Versuchsleitung führt durch meist hügeliges Gelände, und die
Spannweiten besitzen verschiedene Länge, im Mittel rd 280 m, im
Höchstfalle 860 m. Bei 278 kV zwischen den Leitungen betrug der
gemessene Ladestrom von 31,2 km Leitung für den westlichen 15,
für den mittleren 16,1 und für den östlichen Leiter 14,6 A, im Mittel
15,23 A, der unter Zugrundelegung der mittleren Spannweite und
einer hyperbolischen Formel berechnete Strom betrug 13,83 A.
Wie die Analyse der Spannungskurve zeigte, bringen die höheren
Harmonischen eine Steigerung des Ladestromes um etwa3% her-
vor, so daß ein Anteil von 7 % über den berechneten Wert zu
erklären ist durch die benachbarte Leitung, durch den Erddraht, die
Steigerung der Kapazität infolge von Koronaerscheinungen, die
Abschirmringe und die Porzellanisolatoren. Standen 43 km unter
241,5 kV, so waren die Ladeströme wie oben 17,3 bzw. 18,7 bzw.
17,6 A. d. h. sie waren größer als die berechneten Werte. Die Strom-
kurve ist bei dieser Spannung weniger verzerrt als beim Betrieb mit
der höheren Spannung. Bei Spannungen von 278—284 kV und bei
den verschiedenen Witterungsbedingungen (heißes Wetter, trocke-
nes Wetter und dichter Nebel) betrug der Gesamtverlust auf einer
Leitungsstrecke von 145 km zwischen 300 und 880 kW. Anschei-
nend sind die Verluste bei Nebel größer als bei Regen. An einem
klaren Morgen wurden Versuche gemacht, wobei die Spannung von
einem hierfür allein zur Verfügung stehenden Generator geliefert
wurde, so daß man sie beliebig regeln konnte. Die Ergebnisse stehen
in vollem Einklang mit den nach der Formel von Peek!) berechne-
ten Werten.
Auf einer 43 km langen Leitung und bei klarem Wetter ist bei
241 kV kein meßbarer Koronaverlust vorhanden; bei Regen betrug
das Verlustmaximum 243 kW oder im Mittel 1,88 kW/km für jede
Phase. Bei der vorgesehenen Spannung von 220 kV eind diese Ver-
ı) Vgl. „ETZ*.1912 S. 61, „ETZ“ 1913, S. 98 .ETZ“ 1921, S. 1391.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 37.
14. September 1922.
a nn G a e A. —————————— ee a a u)
luste zu vernachlässigen. Stand die Leitung unter 280 kV, so trat
ein beträchtliches Geräusch auf, und die Koronaerscheinungen
waren an den Durchhangstellen besonders stark. Sio sind indessen
an den Isolatoren, an den Schirmringen und an den Iæitern selbst
bei eineın Abstand von rd 0,9 m beiderseits der Schutzringe nicht
sichtbar. Bei 241 kV trat nur ein unbedeutendes Geräusch auf, bei
220 kV wird es kaum merklich anders sein als bei 150 kV. Seit die
ganze Leitungsstrecke von 43 km mit 241 kV betrieben wird, cr-
eigneten sich mehrere Regenstürme, ohne daß Isolatorenschäden
eintraten. („Electrical Review”, Bd. 60, 1922, S. 823.) Piz.
Über den Schutzwert von Erdungsseilen. — Bei der Beurteilung
der Verwendung von Erdungsseilen in Verbindung mit hölzernen
Gestängen mit oder ohne eiserne Stützen und Querträger bzw. bei
Eisengestängen bestehen grundsätzliche Unterschiede in der Auf-
fassung. Als wichtigste Gesichtspunkte, welche für oder wider die
Verwendung von Erdungsseilen sprechen, kommen, wie E. E. F.
Creighton in einem Bericht vor dem A. I. E. E. ausführte!),
etwa folgende in Betracht:
Zunächst wird den Erdungsseilen die Fähigkeit zugeschrieben,
die durch elektrostatische Induktion auf der Leitung sich an-
sammelnden Ladungen zu verringern und die Höhe der Wander-
wellen herabzusetzen. Dadurch werden die Überspannungsschutz-
einrichtungen entlastet, was jedoch nach Creightons Ansicht in
Hinblick auf die erreichte Vervollkommnung dieser Apparate nicht
notwendig ist, zumal gegen Überspannungen, welche zufolge Be-
triebsvorzänge auftreten, die Erdungsseile ohnehin keinen Schutz
bieten. Im übrigen stellt sich selbst bei Eisengestänze der then-
retisch ermittelte Schutzwert nur dann ein, wenn die Erdung an
allen Masten eine vorzügliche ist, was nur in den seltensten
Fällen vorkommt; sonst ist die durch die Anwesenheit des
Erdungsseiles bewirkte Verringerung der Ladung verhältnismäßig
klein und rechtfertigt nicht die Mehrkosten für die Anordnung
eines Seiles. Auch wird behauptet, daß die Erdungsseile die
Isolatoren gegen Überschläze schützen, was jedoch bei Holz-
gestängen nicht zutrifft. Vielmehr wird gerade im Gegenteil die
Überschlagsspannung herabgesetzt, wie dies aus den später folgen-
den Ausführungen hervorgeht. Aber auch bei Eisengzestänge er-
scheint es noch fraglich, ob dieser günstige Einfluß tatsächlich
auch besteht, was nach einer von Creighton schon vor mehreren
Jahren aufgestellten und bis jetzt unwidersprochen gebliebenen
Theorie über die Lichtbogenbildung an Isolatoren nicht der Fall
zu sein scheint. Nach dieser Theorie tritt die schützende Wirkung
nur dann ein, wenn die zunächst auf dem Eridseil sich ansam-
melnde, von den Wolken induzierte Ladung frei zur Erde ab-
fließen kann und von einer Ladung entzegengesetzten Vorzeichens
ersetzt wird, welche von der an den Starkstromleitungen selbst.
sich ansammelnden Ladung induziert wird. Selbst wenn alle
Erdungen in gutem Zustande sich befinden, kann es noch nicht
‘als sicher angenommen werden, daß das Abfließen der Ladung in
genügend kurzer Zeit vor sich geht, um einem Überschlag der Iso-
latoren zuvorzukommen. Vielfach wird als Vorteil der FErdungs-
seile die durch dieselben herbeigeführte Erhöhung der mecha-
nischen Festigkeit des Gestänges ins Feld geführt. Eine solche
scheint aber für mit Stützisolatoren auszerüstete Holzmastlinien
gar nicht notwendig; bei Fisengestänge mit elastischen Trag-
masten hat diese Anordnung einen Wert, doch werden jetzt in der
Regel rechteckige Stahltiüirme verwendet, welche auch in der Lei-
tungsrichtung eine ziemliche Starrheit besitzen, so daß kaum zu
erwarten ist, daß sie im Falle eines Leitungsrisses überhaunt so
weit nachgeben, daß das Erdungsseil zufolge der auf diese Weise
erhöhten Zugsprannung zum Tragen kommt. Jedenfalls stehen die
Mehrkosten mit dem erzielbaren Vorteil in keinem Verhältnis. Die
wichtigste Aufgabe erfüllen die Erdunesseile durch Verbesserung
der Erdung längs der ganzen Linie: sie erleichtern das Auffinden
von schlechten Isolatoren und verhindern bei Netzen mit beider-
seits geerdetem Sternpunkt die sonst bei einrhasirem Erdschluß
auf der Unterspannungsseite auftretende
welche die Isolation der Maschinen und Apparate gefährdet. Bei
Benutzung von Lichtbogenerdern (arcing ground suppressor) in
Verbindung mit selektiv wirkenden Relais wird deren sicheres
Arbeiten durch das Vorhandensein des Erdungsseiles jedenfalls
erhöht. Endlich wird auch die Berührungszefahr von Eisenmasten,
an welchen ein fehlerhafter Isolator sich befindet, durch das
Frdungsseil verringert?). Aber auch diese Gründe geniigen nach
Creightons Ansicht nicht, um die Mehrkosten und sonstigen Nach-
teile bei Holzzestänzen zu rechtfertigen. Die Erdungssrile sollen
ferner den Wanderwellen einen Teil ihrer Energie entziehen;
dieses Hilfsmittel kann in Hinblick auf die Güte der jetzt ver-
wendeten Tbersvyannungsschutzeinrichtunzen entbehrt werden.
Bei einphasigen Kurzschlüssen mit. geerdetem Neutralpunkt dient
das Erdungsseil als zur Erde parallel geschaltete Rückleitung und
verringert auf diese Weise den Widerstand des Kurzschlußstrom-
kreises; dies kann sowohl von Vor- als auch von Nachteil sein,
je nach den Eigenschaften der Ölschalter und Relais. Selbst. im
ersteren Falle erscheinen die Kosten, verglichen mit den erziel-
haren Vorteilen. zu hoch. Als größten Nachteil betrachtet jedoch
Creighton den Umstand, daß durch das Erdungsseil das Erd-
N Journal of tha A. J. E. E“. Bd. 41, 1922, 8. 21.
4) Vgl. „ETZ.* 1921, 8. 817. d. 41, 1922, 8. 21
Spannungserhöhung, '
potential in die Nähe der Starkstromleitung selbst gebracht wird
und auf diese Weise bei Holzgestänge mit nicht geerdeten oder
überhaupt aus Holz hergestellten Querträgern und Stützen die
Überschlagsfestigkeit der Isolatoren wesentlich herabgesetzt, so-
nach gerade das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung — Er-
höhunz der elektrischen Festigkeit — erzielt wird. Seiner von
uns allerdings nicht geteilten Ansicht nach sind die hölzernen
Koustruktionsteile als ein Teil der Isolation anzusehen, so daß
der Kriechweg zur Erde durch die Anwesenheit des an den Mast-
spitzen befestigten Erdungsseiles ganz bedeutend verkürzt wird.
Aus diesem Grunde sollen Erdungsseile an Holzgestängen als
schädlich überhaupt vermieden werden, wogegen sie an Eisen-
gestängen zwar in mancher Hinsicht Vorteile bieten, welche je-
doch in keinem Verhältnis zu den Kosten dieser Einrichtung
stehen, so daß auch bei solchen von der Anbringung von Erdungs-
seilen abgeraten wird. Jedenfalls kann festgestellt werden, daß,
soweit die jetzige amerikanische Praxis an Hand der ein-
schläxigen Literatur beurteilt werden kann, Creighton auch dort
mit seinen Ansichten ziemlich allein zu stehen scheint, da alle
aus Veröffentlichungen bekanntgewordenen, in neuester Zeit zur
Errichtung gelangten bedeutenden Hochspannungsleitungen nach
wie vor mit Erdungsseilen ausgeristet wurden.
Der von Creighton erstattete Bericht ist. wie dies im vor-
hinein zu erwarten war, nieht ohne Widerspruch geblieben. Wie wır
den Veröffentlichungen über die in den Sitzungen gepflozene Ans-
sprache entnehmen?), wurden gegen die von Creighton geäußerten
Ansichten von vielen Seiten Einwendungen erhoben. Insbesondere
wurde hervorgehoben, daß, worauf in unserem früheren Bericht
ebenfalls hingewiesen war, die in der Praxis mit den Schutzseilen
gemachten Erfahrungen die gegen dieselben vorgebrachten Bedenken
keineswegs rechtfertigten, daß man sich vielmehr in vielen Anlagen,
in welchen die Leitungen nur z. T. mit Schutzseilen ausgerüstet
waren, dank der mit diesen gemachten guten Erfahrungen nachträ:r-
lich entschlossen hat, die Schutzseile überall anzubringen und dureh
diese Mafßregel auch den Erfolg erzielt hat, daß die Holzmaste von
da ab von durch Blitzschläge verursachten Zersplitterungen,
welche früher öfter zu verzeichnen waren, verschont blieben. Auch
wurde die durch das Vorhandensein des Schutzseiles herhei-
geführte Senkung der auf der Leitung sich infolze von Induktion
durch die atmosphärische Elektrizität ansammelnden Ladungen
rihmend hervorgehoben. Steinmetz gab der Meinung Aus-
druck. daß, wenn die Wahl zwischen der alleinigen Verwendung
von Tuunkenableitern oder eines Erdungsseiles zu treffen wäre.
er seinerseits jedenfalls letzterem den Vorzug geben würde, und
begründete dies damit, daß das Schutzseil unbestrittenermaßen die
Ladungen auf der Leitung verringert und auch den Wanderwellen
einen großen Teil ihrer Energie entzieht. Nimmt man die Ver-
ringerung des Potentiales, auf welches sich die Leitung auflädt,
selbst nur zu 40% an, so ist die tatsächlich erzielte Schutz-
wirkung doch wesentlich größer, denn in den meisten Fällen wird
das noch verbleibende Potential schon kleiner sein, als die Uber-
schlaesspannung der einzelnen Anlazeteile, so daß solche Ladun-
een dann die Anlage nicht mehr gefährden. Bp.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Schwerer Betriebsunfall im Niagara-Kraftwerk. — Am 20. April
ereignete eich ein ernster Maschinenunfall in dem Kraftwerk der
Ontario Power Co. an den Niagarafällen, welche ein Teil des Ver-
sorzunrsgebietes der Hydro Electrical Power Co, Ontario, ist. Tn
diesem Werk sind 16 Maschinensätze mit einer Gesamtleistung von
2000 PS aufgestellt, von denen 4 Einheiten von je 16 000 PS und
2 von je 20000 PS von dem Unfall betroffen wurden. Die letzteren
beiden Maschinen wurden vollständig zerstört, die anderen 4 durch
Wasser beschädigt. Als Teile des einen der 20 000 PS-Generatoren
durch das Dach flogen, wurden die Gehäuse dieser beiden Maschinen
zerstört und die Turbinen beschädigt. Die Ventile für die Wasser-
zufuhr wurden so schnell wie möglich geschlossen, doch brach das
Wasser in der Zwischenzeit bereits ein und stürzte über die übrigen
Maschinen hinwez. Die Ursache dieses Unfalls soll ein Kurzschluß,
der an einer Stelle des Netzes sich ereignete, gewesen sein. Das
plötzliche Absinken der Belastung brachte eine heftize Drehzahl-
steieerung der Maschinen zustande. Zu gleicher Zeit liefen in dem
Kraftwerk der Canadian Niagara Falls Power Co. 4 Maschinen-
sitze von ie 10 0W PS parallel mit. den vorgenannten Maschinen. Als
der Betriebsleiter der kanadischen Station sah, daß seine Maschinen
die normale Drehzahl überschritten, versuchte er, dies durch Rege-
lung der Erregung zu beheben. Dies hatte jedoch keinen Erfolg:
denn die Maschinen liefen, durch die größeren Maschinen in dem On-
tario-Kraftwerk gespeist, als Motoren. Erst als die beiden Fern-
leitungsschalter geöffnet wurden, konnten die kanadischen Maschi-
nensätze vom Netz abgetrennt werden. Kurz nachdem versazie
eine der 20000 PS-Maschinen in der Ontario-Station gleichfalls.
(„Electrical Review“, Bd. 90, 1922, S. 812.) Ptz.
Planmäßige Überwachung von Elektrizitätswerken. — Plan-
mäßize Überwachung und Instandhaltung aller Kraftwerkseinrich-
tungen vom Standpunkte der Betriebssicherheit, aber auch der Wirt-
s) „Kleetrical World”, Bd. 79, 10, S. 378.
ai i i aus sende dee g ir un or
u
14. September 1922.
schaftlichkeit beleuchtet A. E. Batıhan!) durch Beschreibung des
hierfür bei der Pennsylvania Water & Power Co., Baltimore, ange-
wandten Verfahrens. Dieses beruht auf der Überlegung, daß dem
mit diesen Arbeiten betrauten Personäl genaue Anweisungen in
Form von schriftlichen Vorschriften über die Art und Ausführung
der vorzunehmenden Untersuchungen zur Verfügung zu stellen sind,
durch welche dasselbe in die Lage versetzt wird, diese in der rich-
tizen Weise durchzuführen, daß ferner die Arbeiten unter dem in
Betracht kommenden Personal im voraus verteilt und.iede Arbeit
einer bestimmten Person zugewiesen wird, die diese im Bewußtsein
ihrer Verantwortung zur festgesetzten Zeit auszuführen hat, end-
lich, daß über die Arbeiten selbst schriftliche Aufzeichnungen in
übersichtlicher Form geführt werden, die den jeweiligen Stand und
die Ergebnisse sofort für jeden erkennen lassen. Als Grundlage für
die Ausarbeitung derartiger Vorschriften dienen genaue Behand-
lungs- und Prüfungsvorschriften für alle Einrichtungen des Werkes,
aufGrund derer zunächst die Arbeiten einerseits auf das gewöhnliche
Bedienungspersonal des Werkes, anderseits auf die mit der in be-
stimmten Zeiträumen auszuübenden Überwachung betrauten Per-
sonen verteilt werden. Letzteren wird insbesondere übertragen die
monatlich durchzuführende Prüfung der Durchschlagsfestigkeit des
Transformatorenöles, die halbjährlich vorzunehmende Nachprüfung
der Relaiseihstellungen, die jährlich zur Ausführung gelangende
Spannungsprüfung aller Hochspannungsapparate und lIsolatoren,
ferner die Überwachung der Zähler, Meßeinrichtungen, Signal-
anlagen, Erdungen, Krane, u. dgl. m., endlich die fortlaufende Über-
wachung des Wärterpersonals. wogegen die gewöhnliche Instand-
haltung dem Bedienungspersonal selbst obliegt. Alle Prüfungen,
Untersuchungen, Instandsetzungsarbeiten und Beobachtungen wer-
den in entsprechenden Drucksorten eingetragen, die in der Regel an
leicht zugänglichen Stellen aufgehängt sind, damit jedermann in
dieselben Einblick nehmen und über den jeweiligen Stand sich unter-
richten kann. Für diese Zwecke werden’ insbesondere folgende
D’rucksorten benutzt: Ein Bericht über die fortlaufende Reinigung
und Prüfung der elektrischen Ausrüstung: derselbe enthält alle
wichtigen Bestandteile, welche der regelmäßigen Überwachung be-
«dürfen, und läßt erkennen, innerhalb welcher Zeiträume bestimmte
Maßnahmen auszuführen sind, ferner von wem und wann sie aus-
zeführt worden, endlich ob hierbei irzendwelche bemerkenswerte
Fracheinungen aufgetreten sind. Als Ergänzung zu diesem Berichts-
formular dient ein Einlinienschaltbild, in welchem alle zu über-.
wachenden Apparate eingetragen sind, und in dem neben jedem Ap-
raratebild der Tag der durchgeführten Prüfung vermerkt wird, so
daß auf Grund dieses Schaltbildes der Fortzang der Arbeiten ver-
folet werden kann. Die mit der Überwachung der gesamten elek-
trischen Einrichtungen beauftragte Person erhält eine Hanptinspek-
tinnskarte, die ebenfalls die Form eines Einlinienschaltbildes hat.
und in voller Ausführlichkeit gehalten ist sowie Raum für seine
Eintragungen über die durchgeführten Untersuchungen, Einstellun-
zen usw. enthält: die erfolgte mechanische Prüfung der Samme!l-
schienen wird durch Eintragung einer schwarzen Linie neben der
die Sammelschienen darstellenden Linie, die Spannungsprüfung
Jurch eine rote Linie in diesem Schaltbild vermerkt. Auch für die
Vormerkung der gemachten Beobachtungen ist Platz auf dieser
Karte vorgesehen. Besondere Inspektionskarten sind für die Relais
ausgearbeitet, in welchen das Ergebnis der regelmäßig vorgenom-
menen Überprüfungen der Einstellung vermerkt ist, wobei die An-
gaben über die vorschriftsmäßige Einstellung und die ganze Schal-
tung in besonderen Karten beigegeben werden. Ähnliche Hilfsmittel
a auch für die Prüfung der maschinellen Anlagen zur Ver-
ügung.
Durch Einführung dieses Verfahrens wurde die ganze Über-
wachungsarbeit mechanisiert, und es konnte nicht nur cine bedeu-
tende Verringerung der Instandhaltungskosten, sondern auch der
Betriebsstörungen festgestellt werden. Bp.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Vierleiter-Drehstromzähler mit zwei messenden Systemen. —.
Der Nachweis, daß Vierleiter-Drehstromzähler mit zwei messen-
ien Systemen nur dann richtig zeigen, wenn der Nullpunkt nicht
verschoben ist, wurde schon von Orlich geführt). Der von
Stubbings?) behandelte Fall ist nur ein Sonderfall, welcher
übrigens auch von Schmiedel?) als die häufigst vorkommends
Schaltung derartiger Zähler genannt wird. Der ee
der Leistung ist L = e, (u — i) + es (îs — iz) (nicht e, (ii — i) +
e, (i—i), wie Stubbings schreibt). Stubbings berechnet für
zwei unsymmetrische Belastungen den durch die Nullpunktver-
whiebung hervorgerufenen Fehler bei induktionsfreier und induk-
tiver Belastung. Ist z. B. Phase 2 überlastet, während die Phasen
I und 3 gleich ar sind, so wird der prozentuale Fehler für
die Phase ge Brom
abfall im Nulleiter, mit vè den durch die Überlastung zu dem
.100, wenn man mit % den Spannungs-
d) Electrical, so 1922, Bd. 79, S. 943.
D Yel» “1907, 8. 71.
8. W. A „The Electrician“, Rd. 87, 1921. S. 754.
Die Prüfung der Flektrizitätszähler, Springer, Berlin, 1921, 8. 70.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heit 37. 1165
normalen Spannungsabfall hinzukommendeu Spannungsabfall im
Leiter 2 und mit V die Phasenspannung bezeichnet, die bei
Symmetrie vorhanden wäre. Für den Fall, daß Hauptleiter
und Nulleiter gleichen Querschnitt haben, wird Vo = Vn, wenn da-
gegen der Nulleiter den halben Querschnitt der Hauptleiter hat,
ist Yn =2 v und der prozentuale Fehler für Phase 2 wird 100.
Liegt die Überlastung in der Leitung 3, so ist der Fehler für die
en. Phase halb so groß. Der Fehlwinkel ô ergibt sich
V3 2m Ve) Ein Zählenbeispiel ist
für jeden Fall cite aus diesen Beispielen geht, wie be-
kannt, hervor, daß nur bei stark unsyınmetrischen Belastungen
wesentliche Fehler bis etwa 5% auftreten. Es sei noch bemerkt,
daß die Bezeichnungen im Originalartikel oft verwechselt und ver-
druckt sind. Schm.
Methode zur Messung von Spulenkapazitäten und zur Eichung
von Wellenmessern. — Wenn zwei Frequenzen fı und fa gleich-
zeitig auf einen Detektorkreis wirken, so erhält man Interferenz-
töne nicht nur, wenn ihre Schwingungszahlen annähernd gleich
sind, sondern auch, wenn sie sich annähernd wie die ganzen
Zahlen, 2:3 usw., verhalten. Die Erscheinung beruht auf der
Unsymmetrie der Detektorcharakteristik; der Detektor verzerrt
jede Sinusfunktion und macht aus ihr eine Fouriersche Reihe von
Schwingungen, die alle ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz
sind; man erhält also immer eine Nullzone der Interferenz, wenn
m. h—n. fa=0 ist. G. Breit benutzt dieses Verfahren zur
Wellenmessung, Kapazitätsmessung von Spulen usw. in der Art,
daß der Hochfrequenzgenerator fı meist ganz fest, galvanisch mit
dem Detektor, hier einer Gleichrichterröhre gekoppelt wird, Fa
dagegen ganz lose, so daß man die Kurvenverzerrungen nur für fı
hat. Der Detektor gibt dann in der Hauptsache die Frequenzen
fi, 2fı, Sf, Afi, und n.fı und fa. Die Nullzonen im Telephon
liegen dementsprechend bei fi = fa, 2fı = fo, 3 fi = fo. Läßt man
fa konstant und ändert fı, so entsprechen die aufeinanderfolgen-
den Nullzonen den Frequenzen fı i a usw. Mit einer solchen
Anordnung gelingt es noch, die 105 te Harmonische von fr nach-
zuweisen und zu messen, ja, bei Berücksichtigung der zwischen
den obigen Intervallen liegenden wesentlich schwächeren ersten
Oberschwingung von fə konnten noch 191 gleiche Wellenintervalle
oe werden, (G. Breit, „Radio Review” Bd. 3, 1922,
Ar 4. M.
Apparatebau.
Hochspannungsapparate für 110 000 V. — G. Ster n gibt einen
Überblick über die neueren AEG-Konstruktionen von Hochspan-
nungsapparaten für 110 kV und Innenmontage. Der Übergang von
Porzellan auf Hartpapier (Geax) bei Stütz- und Durchführungsiso-
latoren wird damit motiviert, daß die Porzellanfabriken in Deutsch-
land z. Zt. nicht in der Lage sind, Porzellanstücke von der Größe,
wie sie hohe Spannungen erfordern, in einer halbwegs annehmbaren
Zeit herzustellen. Ein großer Hartpapierisolator kann in ebensoviel
Tagen hergestellt werden, als ein Porzellanisolator derselben Ab-
messungen Monate braucht. Hartpapier ist nicht überall anwend-
bar, da die Oberfläche des Materials starken Witterungseinflüssen
gegenüber nicht standhält. Für Außenmontage wird man das Ma-
terial nicht benutzen können, und ebenso wenig für eine Montage in
sehr feuchtem Klima (Seenähe). Die Hartpapier-Stützisolatoren der
AEG werden mit Masse gefüllt, um das Leitendwerden der einge-
schlossenen Luft zu verhindern.
Der Geax-Durchführungsisolator der AEG ist von Richard
Crämer, Öberingenieur der AEG-Transformatorenfabrik, erfun-
den. An der geerdeten Fassungsstelle sind scharfkantige Ringe an-
geordnet, die konzentrisch das Geaxrohr in einigem Abstand um-
fassen. Steigert man im Versuchsraum die Spannung zwischen Fas-
sung und Bolzen über die im Betriebe herrschende Spannung, so
tritt an den Ringkanten Glimmlicht auf, das eine Zone starken Span-
nungsahfalles bildet. Dadurch wird der Überschlagswert um unge-
fähr 50--60 % heraufgesetzt. Bei normaler Beanspruchung (63 500 V
„wischen Bolzen und geerdeter Fassung) sind keine Strahlungen zu
bemerken. Die Abb. 2, 3, 4 zeigen die Strahlung bei erhöhter Span-
nung. Der Überschlag erfolgt bei 280 kV. Die Durchführungen
haben eine Massefüllung, deren Flammpunkt bei rd 280° C liegt.
Bei horizontaler Montage ist an der Fassungsstelle ein Ausdeh-
nungsgefäß vorgesehen, das den Temperaturschwankungen Rech-
nung trägt, während bei vertikaler Montage im Rohr selbst ge-
nügend Platz für die Ausdehnung der Masse vorhanden ist.
Die Konstruktion der Ölschalter ist aus den Abb. 5 und 6 orsicht-
lich. Die an der Fassungsstelle erkennbaren Wulste im Deckel ent-
halten Stromwandler, deren Primärwicklung der Bolzen des Durch-
führungsisolators bildet. Diese Stromwandler betätigen die Maxi-
malauslösung der Ölschalter. Bei Vorstufenschaltern ist die An-
ordnung so getroffen, daß keine unnötige Verringerung des Aus-
schaltweres durch den Vorkontakt entsteht, der ja später ausschalten
muß, als der Hauptkontakt, zu dem er parallel liegt. Das gelingt
dadurch, daß der Vorkontaktstift mit einem Mechanismus für Mo-
1186
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 37.
14. September 1922.
mentschaltung versehen ist. Die Unterbrechung des Hauptstromes
geschieht in einer Löschkammer, die die Lichtbogendauer abkürzt,
durch Ausnutzung der durch die Vergasung des Öles in unmittel-
barer Nähe des Lichtbogens entstehende starke Drucksteigerung;
Abb 2.
Abb. 4. Durchführungsisolator 110 kV; zwischen Fassung und Bolzen 250 kV.
der Kasten des Ölschalters wird durch diese Anordnung vom Druck
entlastet. In der Löschkammer wurde ein Druck von etwa 30 at
konstatiert, während der Überdruck am Kasten kaum eine halbe
Atmosphäre erreichte. Ein Abzug für die Rauchgase ist konstruktiv
am Ölschalterdeckel vorgesehen. Die Rauchgase werden bei der
Montage durch ein an den Deckel angeschlossenes Rauchrohr aus
der Zelle herausgeleitet.
Als Überspannungsschutz benutzt die AEG bei Höchstspan-
nungsanlagen nur noch die Petersensche Erdschlußspule und die
Campos-Drosselspule. Über schlechte Erfahrungen mit Aluminium-
zellen in der ersten deutschen 110000 V-Anlage (Lauchhammer),
die nach kurzer Betriebszeit entfernt wurden, werden Mitteilungen
gemacht. („AEG-Zeitung“, 18. Jahrg., 1922, S. 117.) St.
Durchführungsisolator zwischen Fassung und Bolzen 63500 V
u
— en
z T -
T
Abb. 6. Ölschalter für 110 kV geschlossen.
Verkehr und Transport.
: Die innere Temperatur von Bahnmotoren als Maß ihrer
Leistung. — Die Frage, ob ein Motor für einen Betrieb mit wech-
selnden Belastungen, wie es der Bahnbetrieb ist, nach seiner ein-
stündigen oder seiner Dauerleistung zu bewerten ist, beschäftigt
seit langem die Fachkreise, ‘ohne noch zu einer allgemein be-
friedigenden Lösung gebracht worden zu sein. Hand in Hand da-
mit geht die Frage, welche Nennleistung man von einem Bahr-
motor für einen bestimmten Betrieb verlangen muß. Die erforder-
liche Leistung wird einerseits durch die durchschnittliche Be-
lastung, andrerseits durch die Überlastungen bestimmt, die der
Bahnmotor einerseits durch starke Steigungen und den starken
E me a Pen ET tya” =a
ae ~
men
14. September 1922:
Verkehr bestimmter Tagesstunden periodisch, andrerseits gelegent-
lich durch besondere Vorfälle wie Schneefall, Einbringen eines
undienstbar gewordenen Wagens u. dgl. mehr erfährt. Dadurch,
daß die neuerdings immer mehr in Verwendung kommenden Mo-
toren mit Eigen- oder Fremdkühlung sich bezüglich der Erwär-
mung anders verhalten als die vollkommen gekapselten Motoren,
ist ein Vergleich verschiedener Bauarten noch schwieriger ge-
worden.
Die meisten Beschädigungen an Bahnmotoren sind auf die
Stromwendung und Erwärmung zurückzuführen. Während durch
Verwendung von Wendepolen die erste Schadensursache sehr an
Bedeutung abgenommen hat, ist die zweite in vollem Umfang be-
stehen geblieben. Die Leistung je kg Motorgewicht ist bei der
neuzeitlichen Bauart mit Wendepolen und Kühlung gegenüber der
bei älteren Ausführungen sehr gestiegen. Da dies jedoch eine
Verminderung des Wärmespeicherungsvermögens bei kurzzeitiger
Überlast bedeutet, ist die Temperaturzunahme bei Belastungs-
spitzen die für die Wahl des Motors ausschlaggebende Größe ge-
worden. Die in den deutschen Normalien und in denen des A.I.E.E.
vorgeschriebene einstündige Belastungsprobe ist ein Maß für das
Wärmeaufspeicherungsvermögen, während die Dauerprobe es für
das Wärmeabgabevermögen ist. Daß die Leistungsangabe eines
Motors lediglich auf Grund der Stundenprobe ziemlich willkür-
lich ist, ist bekannt und sind Abänderungsvorschläge von ver-
schiedenen Seiten bereits gemacht worden.
G. E. Luke von der Westinghouse Electrie and Mfg. Co.
behandelte diesen Gegenstand vor dem A.lLE.E. und zeigte die
Verteilung der Verluste innerhalb 4 Motoren bei 1-Stunden- und
Dauerbelastung in der Zahlentafel 1.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 37.
1167
Beim Dauerlauf kommt eine Wärmeaufspeicherung überhaupt
nicht in Betracht, da die in der Zeiteinheit erzeugte Wärme auch
abgeführt werden muß. Diese Abfuhr erfolgt bei geschlossenen Mo-
Abb. 7. Gerechnete Erwärmungskurven eines Gleichstrom-Bahnmotors
für 75 PS, 690 V mit künstlicher Kühlung bei % A.
toren und an der Gehäuseoberfläche, und ist deren Übertemperatur
ungefähr proportional den je Flächeneinheit abzugzebenden Watt.
Zahlentafel 1. Entstehung und Verteilung der Verluste in Bahnmotoren.
Art der Kühlung °
Geschlossen | - Eigenkühlung | Fremdkühlung !)
Belastungsdauer 1 Std. Dauernd 1 Std. Dauernd | 1 Std. | Dauernd 1 Std. Dauernd
VO a a 600 450 600 450 | 600 450 600 ‚450
Bu a Eh Mae ee, See E T nderat, Ball, 60 — 65 — | 25 | — 200 —
Ampere .. rn 88 36 95 60 37 35 280 220
Umdrehungen in der Minute ... 700 827 700 638 1225 950 670 550
Motorgewicht ohne Zubehör . kg 1075 — 1075 — 306 — 2380 | —
Ankergewicht . ........ 3 281 — 281 — 106 — 780 —
Verluste in Watt
Ankerkupfer ... 2 2 2 2 2 2 0. 1800 301 2100 840 820 133 3980 2450
Ankereisen und Streuung . . 1170 560 1170 620 188 500 3250 2500
I, Lager- und Luftreibung ES 300 400 325 280 220 155 900 700
1 17:17) ı GE 264 108 285 180 111 105 840 660
Summe Ankerverluste. ...... 3534 1369 3880 1920 1931 1493 8970 5310
Feldkupfer . . . > 2 2 2 2 2. 1825 306 2360 950 650 580 46% 2900
l/s Lager- und Luftreibung .. . 300 400 325 280 220 155 900 700
Summe Verluste . . .. 2.22... 5659 2075 6565 3150 2801 2228 14 560 8910
Anteil d. Kupferverluste . . . % 64,0 29,2 67,9 56,8 52,5 59,0 59,5 ‘60,0
Anteil d. Ankerverluste ... „ 62,3 66,0 59,1 61.0 69,0 67,0 61,6 59,5
Gesamtverl. je 1 kg Motorgew. Watt‘ 5,36 1,93 6,10 2,93 . 2,05 5,60 6,11 3,73
Ankerverl. je 1 kg Ankergew. $, 12,57 4,85 13,80 2,93 19,0 14,50 1,54 5,85
Ankerkupfer -Verl. je 1 kg’
Ankerkupfergewicht . ... ,„ 58,0 965 67,5 26,9 79,5 71,2 32,1 19,9
Feldkupfer-Verl. je 1kg Feld- |
kupfergewicht . ... ... p 15,5 4,16 19,9 8,10 19,9 17,7 19,05 11,8
Verteilung der Verluste: I |
Im Motor aufgespeichert . . . % 81,4 0 81,9 0 57,5 0 69,0 0
Vom Gehäuse abgegeben . . . „ 10,8 | 100 4,6 62,0 12,5 45,0 4,9 | 14,3
0 13,5 38,0 30,0 55,0 26,1 85,7
Durch Kühlluft entfernt. ... „ 7,8
Man ersieht aus den Zahlen, daß ein geschlossener Motor
beim Stundenlauf kaum 10% der erzeugten Wärme durch das
Gehäuse nach außen abgibt. Die Gesamtverluste im Anker
schwanken zwischen 52,5 und 679%. Da der Anker etwa den
dritten Teil des Gesamtgewichts ausmacht, ist dessen Wärme-
speichervermögen kleiner als das des ganzen Motors. Daraus
ergibt sich ein Ankerverlust von 14,5 bis 19,0 W/kg Ankergewicht.
ie Ankerverluste je kg Ankerkupfer bewegen sich zwischen
den Grenzen 32,1 bis 79,5 W/kg. Eine Beanspruchung mit
985 W/kg im Anker würde ihn auf 75° Übertemperatur bringen,
wenn beim Stundenlauf die ganze Wärme in ihm aufgespeichert
bliebe. Es müssen daher bei dem 25 PS-Motor der Zahlentafel
3% der Ankerwärme abgeführt werden. Bei dem größeren
Motor ist die Wärmeabfuhr bedeutend geringer. 8,16 W/kg
Ankerkupfer würden hier bei vollkommener Wärmespeicherung
15° Übertemperatur erzeugen, und muß daher gegen Ende des
Stundenlaufs der größte Teil der Wärme aus dem Ankerkupfer
abgeführt werden. Es zeigt eich aus dem Vergleich des Anteils
der Wärme, die beim Stundenlauf im Motor aufgespeichert wird,
daß der Stundenlauf, streng genommen, nur. bei geschlossenen
oder sehr schwach gekühlten Motoren ein wirkliches Maß des
ärmespeicherungsvermögens gibt, da die Stundenleistung durch
gute Kühlung, die um rd 20 % der erzeugten Wärme mehr abführt,
vergrößert werden kann.
Nur bei Dauerlauf.
Für 1° Temperaturerhöhung ergibt sich ein Wert von 0,084 W/cm?.
Bei einer Wagengeschwindigkeit von etwa 16 km/h verdoppelt
sich diese Zahl. Die Wärmeabgabe einer vollkommen glatten
Fläche ist etwa halb so groß, woraus man den günstigen Einfluß
der Rauheit des Gusses und der vorspringenden Teile eines Motors
erkennen kann. Das Temperaturgefälle vom Innern des Motors
bis zur Gehäuseinnenfläche wird durch die äußere Kühlung nicht
beeinflußt; es ist nur durch die inneren Oberflächen und die Luft-
bewegung bedingt. Die Übertemperatur an der Motoraußenfläche
ist bei Thermometermessung im Prüffeld im Mittel nur 60% der
inneren. Bei geschlossenen Motoren nimmt das Gewicht für 1 PS
Dauerleistung mit wachsender Größe zu.
Die Wirksamkeit der künstlichen Kühlung wird durch das
Temperaturgefälle vom Kupfer bis zur Oberfläche der Wicklungs-
isolation begrenzt, und man sieht aus der Zahlentafel, daß der
25 PS-Motor 5,6 W/kg Motorgewicht abgibt, während der für
1500 V isolierte 200 PS-Motor nur 3,73 W bei gleicher Temperatur-
zunahme des Kupfers abführt.
Die gerechneten Erwärmungs-Kennlinien eines 75 PS-, 600 V-
Bahnmotors mit künstlicher Kühlung zeigen das geringe Wärme-
sepeicherungsvermögen des Ankerkupfers, das nach etwa 30 min
ang dem Eisen keine Temperaturzunahme mehr zeigt
° . ’
In bezug auf Gewicht und Preis ist der Motor mit künst-
licher Kühlung dem geschlossenen Motor überlegen. Wenn man
die einzubauende Motorleistung auf Grund des errechneten
1168
quadratischen Mittelwerts des Stromes bestimmen will, geht ınan
beim geschlossenen Motor ziemlich sicher, da der große Unter-
schied zwischen Dauer- und Stundenleistung, d. h. die große
innere Wärmespeicherfähigkeit Sicherheit gegen vorübergehende
Überlastungen bietet. Beim künstlich gekühlten Motor muß man
hierin vorsichtiger sein und sollte man dessen innere Erwär-
mungsverhältnisse kennen. Die Kenntnis des Verlaufs der Er-
wärmung und Abkühlung bei verschiedenen Stromstärken für die
Regelbauarten der Motoren wird die richtige Wahl des Motors
erleichtern. („Electr. Railway Journal“, Bd. 59, 1922, S. 284.) WI.
Förderanlagen.
Die Leonard-Fördermaschinen der Siemens-Schuckertwerke. —
Die ersten elektrisch betriebenen Fördermaschinen wurden ge-
gen Ende des vorigen Jahrhuuderts gebaut. Ihre schnelle und
große Verbreitung ist in der Hauptsache auf die große Betriebs-
sicherheit der Fördermaschine in Leonardschaltung zurückzu-
führen. Allein die SSW lieferten von 1903 bis Ende 1918 284
Leonard-Fördermaschinen. Die erheblichen Vorteile der Leonaril-
schaltung, die bisher von keiner anderen Anordnung erreicht
wurden, sind: Einfache Bedienung, Fortfall der Umschaltung
des Fördermotors, große Steuerfähigkeit, große Wirtschaftlich-
keit, große Betriebssicherheit, große Seilfahrtsgeschwindigkeit,
Anpassungsmöglichkeit an den Ausbau, Möglichkeit eines Be-
lastungs-Ausgleiches.
Wenn auch praktisch jeder Steuerhebelstellung eine be-
stimmte Fördergeschwindigkeit entspricht, so ist diese Überein-
stimmung doch keine völlige. Drei Einflüsse beeinträchtigen die
unbedingte Genauigkeit: Die Ankerrückwirkung der elektrischen
Maschinen, die Remanenz des Magneteisens der Steuermaschine
und der Spannungsabfall in den Widerständen des Leonard-
kreises. Diese drei Einflüsse sind ohne Bedeutung, so lange die
lördermaschine von Hand gesteuert wird, sie treten in Erschei-
nung, wenn die Fördermaschine gegen Ende der Fahrt durch den
später erwähnten Sicherheits-Apparat (Fahrtregler) selbsttätig
stillgesetzt wird. Der Einfluß der Ankerrückwirkung wird be-
seitigt durch die im Poleisen untergebrachte Kompensationswick-
lung. Der Einfluß der Remanenz auf das rechtzeitige selbst-
tätige Stillsetzen der Fördermaschine gegen Ende der Fahrt wird
durch eine den SSW patentierte Einrichtung unschädlich gemacht,
die darin besteht, daß die Feldwicklung der Steuermaschine beim
Zurückführen des Steuerhebels in die Nullage in umgekehrtem
Sinne, also mit entmagnetisierender Wirkung, an die Ankerklem-
men des Fördermotors gelegt wird. Die Remanenz des Magnet-
eisens der Steuermaschire würde bei fehlender Fremderrerung
noch eine verhältnismäßig große Klemmenspannung der Steuer-
dynamo erzeugen, so daß die Fördermaschine, auch wenn der
Steuerhebel in die Nullstellung gebracht ist, noch weiterlaufen
würde. Trotzdem diese Anordnung die Unterschiede in der För-
dergeschwindigkeit, die aus dem Spannungsabfall im Leonard-
stromkreis herrühren, überhaupt nicht und die Wirkung der Re-
manenz nur für das Stillsetzen der Maschine beseitigt, genügt
sie in Verbindung mit dem richtig eingestellten Sicherheits-Appa-
rat der SSW, um die sich selbst überlassene Fördermaschine
rechtzeitig stillzusetzen.
Um vollkommene Übereinstimmung der Fördergeschwindig-
keit mit der Steuerhebelauslage während des ganzen Förderzuges
zu erreichen, sind sogenannte Genauigkeitsschaltungen erforder-
lich, von denen die SSW zwei zur Anwendung bringen. Das
Wesen der einen Schaltung beruht darauf, der Remauenz des
Magneteisens durch eine regelbare, auf die Hauptpole der
Steuermaschine wirkende Gegenerregung entzegenzuwirken und
dadurch die vorgesehene Verbundschaltung der Steuermaschine
so zum Arbeiten zu bringen, daß sie bei jeder Stromstärke und
Spannung der Steuermaschine den gesamten Spannungsahfall im
Leonardkreis ausgleicht. Bei der zweiten (enauigkeitsschaltung
der SSW ist eine mit gleichbleibender Drehzahl angetriebene
Hilfsdynamo, die praktisch remanenzlos und deren Spannung ab-
hängig ist vom Steuerhebelausschlag und dem jeweiligen Anker-
strom der Steuerdynamo, mit dieser gegeneinander geschaltet.
Der durch die Differenzschaltung entstehende Strom durchfließt
eine Hilfswicklung der Steuerdynamo, wodurch der Einfluß der
Remanenz und der gesamte Spannungsabfall im Leonardkreis
ausgzerlichen wird und die Spannung der Steuermaschine eindeutig
dem Steuerhebelausschlag entspricht. Notwendig sind derartige
Einrichtungen nicht, da die Übereinstimmung zwischen Förder-
geschwindigkeit und Steuerhebelauslage auch ohne diese Einrich-
tungen für die Steuerung der Maschine und die Sicherheit des
Förderbetriebes vollkommen genügt. Ihre Anwendung erfolgt
daher nur selten.
Der Antrieb der Steuermaschine kann unmittelbar von einer
Kraftmaschine (Dampfmaschine oder Dampfturbine) erfolgen. In
den meisten Fällen erfolgt. der Antrieb durch einen Elektromotor;
Steuermaschine und Elektromotor bilden dann den sorenannten
Leonardumformer.
Bei Anschluß der Fördermaschine an größere Kraftwerke ist
ein Belastungsausgleich meistens nicht erforderlich. Auch bei
Anschluß an kleinere Kraftwerke oder an Überlandzentralen
wird oft Belastungsausgleich nieht notwendig sein, weun man die
`
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 37.
14 September 1922.
Anfahrleistung der Fördermaschine und dadurch die größte Be-
anspruchung des Netzes durch geeignete Wahl der Anfahrbe-
sehleunigung möglichst niedrig hält (Anfahren mit Beschleuni-
gung, die mit steigender Geschwindigkeit allmählich abnimmt).
Als Mittel für den Belastungsausgleich kommen Schwung-
rad und Akkumulatoren-Batterie in Betracht. Der Schwungrad-
ausgleich ist der am meisten gebräuchliche. Der Antrirb der
Steuermaschine erfolgt dann fast immer durch einen Elektro-
motor. Die gleichbleibende Stromaufnahme des Umformermotor:
wird bei veränderlicher Drehzahl durch ein Relais in Verbindung
mit einem selbsttätigen Schlupfwiderstand bewirkt (Patent
Ilener).
Die Anlagekosten der elektrischen Fördermaschine sind
größer als für Dampffördermaschinen, jedoch sind die unmittel-
baren Betriebskosten der elektrischen Fördermaschine geringer
und daher ist ihr Betrieb in den meisten Fällen wirtschaftlicher.
An wichtigen Einzelheiten des mechanischen Teiles der Förder-
maschinen, die dieSSW mit Rücksicht auf ihre Verbindung mit dem
elektrischen Teil und mit Rücksicht auf die Betriebssicherheit der
Fördermaschinen selbst herstellen, sind zu nennen: Der Teufenzeirer
mit dem Sicherheitsapparat (Fahrtregler), der Steuerbock und die
Führerstandserundplatte mit dem Betätigungsgestänge für Steuer-
apparat, Manövrier- und Sicherheitsbremse. Besonders wichtig
für die Betriebssicherheit der Fördermaschine ist der Teufen-
zeiger mit dem Sicherheitsapparat in Verbindung mit dem Steuer-
bock. Infolge des Umstandes, daß jeder Steuerhebelauslage prak-
tisch eindeutig eine bestimmte Geschwindigkeit der Förder-
maschine entspricht, unabhängig von der Größe und Bewegungs-
richtung der Nutzlast, ist man in der Lage, einen vou der För-
dermaschine gesteuerten Fahrtregler zu schaffen, der in Ab-
hängigkeit von der Stellung der Förderschalen im Schacht den
Geschwindigkeitsverlauf für den ganzen Hub der Fördermaschine
ein für allemal festlegt. Diesem Zweck dient der von den SSW
gebaute Teufenzeiger mit Fahrtreeler. Der Apparat verhindert
außerdem ein Anfahren in der falschen Richtung und setzt die
sich selbst überlassene Fördermaschine, sobald die aufwärtsgehende
Schale in die Hängebank einfährt, rechtzeitig still.
Der Steuerbock verhindert durch eine sinnreiche Verriegelung
des Steuerhebels mit den Betätigungzshebeln für die Manövrier-
bremse und die Sicherheitsbremse falsche Bedienung der Stene-
rung und der Bremsen. In der Führerstandsgrundplatte sind alle
wichtigen Gestänge für die Steuerung und die Auslöseeinrichtung
für die Sicherheitsbremse übersichtlich eingebaut, was ebenfalls
für die Betriebssicherheit von großer Wichtigkeit ist. Nach einer
kurzen Beschreibung der Bremseinrichtungen (Manövrier- und
Sicherheitsbremse) der Fördermaschinen wird die Wirkungsweise
der Gestänge an Hand einer Prinzipsskizze erläutert.
Der Antrieb der Fördermaschine erfolgt in der Regel durch
einen Gleichstrom-Nebenschluß-Fördermotor. Bei großen l.eistun-
gen erfolet der Antrieb zuweilen durch 2 Motoren. Bei den
Hauptschachtfördermaschinen hat man bisher die direkte Kupp-
lung des Fördermotors mit dem Treibmittel bevorzugt. Die Ver-
bindung der Motorwelle mit der llauptwelle erfolgt durch cine
starre Flanschkupplung. Das Treibmittel ist im allgemeinen in
2 Lagern gelagert. Die Motorwelle wird durch ein besonderes
Außenlager uuterstützt.
Nachdem in neuerer Zeit in der Herstellung von Zahnradgsr-
trieben bedeutende Fortschritte gemacht worden sind, werden in
vielen Fällen Fördermaschinen mittlerer Leistungen mit Vorge-
lege-Antrieb ausgerüstet. Diese Anordnung ergibt eine Verrinze-
rung der Gesamtanlagekosten, da bei Vorgelegeantrieb schnell-
laufende Motoren verwendet werden können, während bei direk-
tem Antrieb nur ganz geringe Drehzahlen (25 bis 60/min) in
Frage kommen. Zweckmäßig erhalten die Zahnräder Doppel-
pfeilverzahnung (System Citroen). Mit derartigen Rädern können
in einem Räderpaar Übersetzungen bis 1:20 ausgeführt werden.
Das große Zahnrad wird in der Regel auf die Welle des Treib-
mittels aufgesetzt und der Motor entweder starr oder elastisch
mit dem Ritzel verbunden. Die Vorgelegelager werden auf den
gemeinsamen Grundrahmen der Fördermaschine aufgesetzt und
das Vorgzelege ‚zweckmäßig durch eine Gußkapselung ein-
geschlossen.
Erwähnt sei noch eine besondere Aufstellungsart. der Förder-
maschine, die sich für elektrische Fördermaschinen sehr gut
eignet „Die Aufstellung der Fördermaschine im Schachtgerüst”.
Hierfür kommt allerdings nur die Fördermaschine mit Treib-
scheibe in Frage. Bei dieser Anordnung wird der Raum für ein
besonderes Maschinenhaus gespart.
Der l.eonardumformer besteht in der Regel aus dem Steuer-
motor, der Steuermaschine und der Erregermaschine. Der Steuer-
motor ist in fast allen Fällen ein asynehroner Drehstrommotor
mit Schleifringrotor. Die Drehzahl der Umformer richtet sich
nach der Größe der Steuermaschine und schwankt zwischen
375/min bei großen Umformern und 150%/min bei kleinen Uw-
formern. Der Steuerumformer wird meistens in der gleichen
Flurhöhe mit der Fördermaschine aufgestellt. Zwecks Raum-
ersparnis kann der Umformer auch in dem Keller des Förder-
maschinenhauses, der in der Regel eine Höhe von 3% m erhält,
untergebracht werden. Die SSW führen die Umformer stets 0
14. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37.
11698
aus, daß im Bedarfsfalle nachträglich ein Schwungrad zum Be-
lastungsausgleich angebaut werden kann.
Der Steuerapparat und Notschalter liegen im Erregerstrom-
kreis der Steuermaschine. Ersterer wird vom Steuerbock in Ab-
hängigkeit von dem bereits erwähnten Fahrtregler betätigt,
letzterer unterbricht beim Einfallen der Sicherheitsbremse selbst-
titig stufenweise die Erregung der Steuermaschine und macht
diese spannungslos, wodurch gleichzeitig eine elektrische Bremsung
les mit voller Erregung laufenden Fördermotors erzielt wird.
Da die Hauptschachtfördermaschinen in der Regel mit Druck-
uftbremsen arbeiten, ist fast stets eine eigene Drucklufterzeu-
vingsanlage vorgesehen; diese besteht aus einem von einem
lirehstrom- oder Gleichstrommotor mittels Riemen angetriebenen
Kompressor und einem Druckwindkessel entsprechender Größe.
lier Kompressor arbeitet in Abhängigkeit von dem Luftverbrauch
der Bremsen bzw. in Abhängigkeit von dem im Luftdruckbehälter
Ierrschenden Luftdruck in der Weise, daß bei einem festgelegten
Mindestdruck die Kompressoranlage selbsttätig in Gang gebracht
wird, während sie bei Erreichung des festgelegten Höchstdruckes
sich selbsttätig wieder stillsetzt.
An Hand eines Schaltbildes wird die Schaltung der Sicherheits-
einrichtungen, die den Zweck haben, in Gefahrfällen die Sicherheits-
bremse aufzuwerfen, erörtert. Das Aufwerfen der Sicherheitsbremse
erfolgt durch einen Bremsmagneten, dessen Stromkreis durch die
Sicherheitseinrichtungen unterbrochen werden kann. Ebenso wer-
den die Einrichtungen besprochen, durch die eine Steigerung der Gc-
schwindigkeit über eine gewisse Größe verhindert wird.
Eine den SSW patentierte Anordnung „Das Anlassen und
Stillsetzen des Steuerumformers vom Steuerbock aus” hat den
Zweck, bei Fördermaschinen, die nur gering belastet sind, bei
denen also nur wenige Züge bei dazwischenliegenden langen
Förderpausen gefahren werden, die dauernden Leerlaufverluste
des Steuerumformers zu vermeiden. Derartige unregelmäßige
Förderung kommt hauptsächlich bei Kali- und Erzbergwerken
vor, oder bei solchen Maschinen, die nur zur Seilfahrt dienen,
aber ständig betriebsbereit sein müssen. Bei der erwähnten An-
ordnung ist es möglich, den Umformer, sobald die Fördermaschine
nach Beendigung eines Zuges zum Stillstand gekommen ist, durch
eine kleine zusätzliche Bewegung des Manövrierbremshebels über
seine Stellung „Bremse fest“ hinaus vom Netz abzuschalten und
zleichzeitig den Anlasser des Steuermotors in die Nullstellung
zu bringen. Soll ein neuer Zug gemacht werden, so ist zum An-
lassen des Umformers nur nötig, den Manövrierbremshebel in die
Stallung „Bremse fest” zurückzuführen, wodurch der Steuermotor
wieder eingeschaltet und der Anlasser in seino Betriebsstellung
gebracht wird. Der Umformer ist in etwa 8 s betriebsbereit.
Die Anordnung ist. bereits bei mehreren Anlagen mit Erfolg ein-
gebaut. Eine Energieersparnis tritt durch das Abschalten des
Umformers bereits ein bei Pausen von mehr als 25 s. Die An-
ordnung erschwert die Steuerung der Maschine in keiner Weise,
da der Maschinist sich um das Abschalten und Wiedereinschalte i
des Umformers nicht zu kümmern braucht. Er hat nur die für
das Anlassen und Wiedereinschalten des Umformers in Frage
kommende geringe Bewegung mit dem Manövrierbremshebel aus-
zuführen. Die Betriebssicherheit der Anlage wird ebenfalls nicht.
durch die Anordung gestört, da ein Lüften der Manövrierbremse
und ein Wiederanfahren der Maschine nur bei vollkommen be-.
triebsbereitem Umformer möglich ist.
Von den verschiedenen Arten des Belastungsausgleiches hat
der Ausgleich durch Schwungmassen in Verbirdung mit dem
Steuerumformer die weiteste Verbreitung gefunden, Das
Schwungrad ist hinsichtlich der Anschaffungskosten, der Wartung
und des Raumbedarfes günstiger als eine Batterie, Die Schwung-
riler werden mit Rücksicht auf ihre hohe Umfangsgeschwindie-
keit (bis zu 140 m/s) aus hochwertigem Stahlguß hergestellt.
lie Vorteile der hohen Umfangsgeschwindigkeit sind leichtere
ud daher billigere Käder nnd Lager, sowie geringere Leerlauls-
verluste. Mit Rücksicht auf ihre hohe Beanspruchung ist die
Verbindung zwischen Schwungring und Nabe als Vollscheibe aus-
seführt. Die Ausführung der Schwungräder als sogenannte
\ıhenräder mit durchgehender Welle haben die SSW seit einiger
Zit verlassen, da die Befestigung des Rades auf der Welle
anßerordentliche Sorgfalt beim Einpassen der Welle erforderlich
macht. Die SSW führen die Schwungräder als Flanschräder mit
angeflanschten Wellenstümpfen aus. Abgesehen von der ein-
wsndfreien \WVellenbefestigung hat diese Anordnung noch den
Vorteil einer günstigeren Gewichtsverteilung und damit einer
wesentlichen Gewichtsersparnis. |
Die Schwungradlager werden als Gleitlager ausgebildet. Bei
leichten Rädern kommt man mit Rinzschmierung aus. Bei schwe-
reren Rädern und größerer Zapfenzeschwindirkeit erhalten die
lager Ring- und Umlaufschmierung, bei ganz großen Rädern ist
Preßölschmierung erforderlich. Außerdem erhalten dio Schwung-
rüdlager zur Abführung der erzeugten Reibungswärme Wasser-
kühlung. Neuerdings haben die SSW diese Arten der Schmie-
rung allgemein durch die sogenannte Spülschmierung ersetzt.
llierbei wird den Lagern das Schmieröl mit etwa 1 bis ?2 at
Überdruck in solcher Menge zugeführt, daß außer zenügender
Scthmierwirkuug auch eine ausreichende Kühlung erreicht wird.
Besondere Sorgfalt ist auf die Ausbildung einer während
des Betriebes ausrückbaren elastischen Kupplung (Stabfederreib-
kupplung) zwischen Schwungrad und Steuerumformer gelegt,
deren Wirkungsweise in dem Aufsatz eingehend beschrieben ist.
Die Kupplung ist in hohem Grade elastisch und gegen geringe
Wellenverlagerungen unempfindlich.
Um die mit dem Leonardumformer gekuppelten Schwung-
massen zur Energieabgabe zu zwingen, ist eine selbsttätige
Drehzahlregelung des Steuermotors in Abhängigkeit von der Be-
lastung der Fördermaschine erforderlich. Dies wird erreicht
durch «len als selbsttätigen Schlupfwiderstand ausgebildeten Flüs-
sigkeitsanlasser, der in dem Läuferstromkreis dos Steuermotors ein-
geschaltet ist und dessen Widerstand durch ein Motorrelais, das in
dem Sekundärstromkreis eines in der Zuleitung zum Steuermotor be-
findlichen Stromtransformators liegt, vergrößert oder: verkleinert
wird, je nachdem die Stromaufnahme des Steuermotors den einge-
stellten mittleren Stromwert über- oder unterschreitet.
In der Regel werden die Schwungmassen so bemessen, daß
ein vollständiger Belastungsausgleich erzielt wird. Unter Um-
ständen begnügt man sich aus Sparsamkeitsgründen auch mit einem
unvollkommenen Belastungsausgleich, d. h., das Schwungrad soll nur
die Spitzen des Kraftbedarfes der Steuerdynamo decken. In diesem
Falle wird selbsttätig vom Steuerhebel aus für die Arbeitsperiode
jedes Zuges eine höhere Stromaufnahme und für die Pause eine ze-
ringere Stromaufnahme des Steuermotors eingestellt. Damit die mit
dem Leonardumformer gekuppelte Erregermaschine bei Ilgnerbe-
trieb, also stark schwankender Drehzahl konstante Spannung liefert,
kommt ein selbsttätiger Nebenschlußregler in der üblichen Aus-
führung zur Anwendung.
Reserverücksichten, allmählicher Ausbau und gleichzeitiger
Betrieb mehrerer Fördermaschinen führen zu verschiedenartigen
Ausführungen der Fördermaschinen und vor allem der Umformer.
Die einzelnen Möglichkeiten der Ausführungen werden durchge-
gangen. Sind bei einer Anlage mehrere Fördermaschinen und
mehrere Umformer vorhanden, so ist es möglich, die Förder-
maschinen auf die einzelnen Umformer umzuschalten, wodurch
eine erhöhte Betriebssicherheit der ganzen Anlage gewährleistet
ist. Für diese Umschaltungen wird ein besonderer Umschalt-
schrank vorgesehen.
Bei der Batteriepufferung besteht der Umformer aus dem
Steuermotor, der Steuermaschine uud der Puffermaschine Puf-
fermaschine und Pufferbatterie sind gegeneinander geschaltet.
Durch Änderung der Spannung der Puffermaschine wird die Puf-
ferbatterie in Abhängigkeit von dem Kraftbedarf der Förderma-
schine bzw. der Leistungsaufnahme des Steuermotors zur Leistungs-
abgabe bzw. Leistungsaufnahme gebracht. Die Regelung der Erre-
gung der Puffermaschine geschieht durch einen Schnellregler norm.
Bauart. Sa. ;
Fernmeldetechnik.
Entwicklung des Funkwesens in Australien. — Die Bundes-
regierung und die Amalgamated Wireless (Austral-
asia), ltd., haben eine Vereinbarung für die Entwicklung
desFunkwesens getroffen, u. zw. einschließlich eines direk-
ten Handelsnachrichtendienstes zwischen Australien und England,
eines solchen zwischen Australien und Nordamerika und von Neben-
stationen in jeder Hauptstadt. Das Kapital der genannten Gesell-
schaft wird auf 1 Mill. £ ‘erhöht, und die Regierung zeichnet davon
POT Aktien. Sie erhält das Recht, drei Direktoren in den sieben
Mitglieder umfassenden Verwaltungsrat zu schicken. Der bereits
bestehende Küstendienst wird von der Amalgamated Wireless über-
nommen, die alle Nachrichten zwischen Australien und dem Ver-
einigten Königreich zu einer um ein Drittel ermäßigten Gebühr ver-
mitteln wird. Sie beabsichtigt auch, in Australien diedrahtlose
Telephonie für öffentliche Zwecke und das Privatpublikum
einzuführen. Ihre Lizenzen sind derart erweitert worden, daß sie
nach dem „Board of Trade Journal” jetzt in Australien und Neusee-
land die ausschließlichen Rechte auf die Ausnutzung aller bestehen-
den und künftigen Patente der vier Hauptfunksysteme der Welt
besitzt. .
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Der Zerstäubungsvorgang glühender Wolframdrähte. — Die br-
kannte Tatsache, daß glühende Drähte aus schwer schmelzbaren Me-
tallen in evakuierten Röhren allmählich zerstäuben und sich auf
der Glaswand niederschlagen, wird im allgemeinen als ein Subli-
mationsvorgang aufgefaßt. Das Metall soll bei der hohen Glül-
temperatur verdampfen und der Dampf sich als Metallbelagx auf der
kühlen Außenwand des Gefäßes niederschlagen. Zu einer anderen
Vorstellung kommt A. Goetz auf Grund zahlreicher sorgfähis
ausgeführter Mikrophotographien sowohl des Niederschlags wie der
Drähte in verschieden weit vorgeschrittenem Zerstäubungsstadium.
Bekanntlich ist es noch nicht gelungen, Wolframdrähte aus ge-
schmolzenem Metall herzustellen. Vielmehr ist man darauf an-
gewiesen, das kristalline Wolframpulver durch ein Bindemittel zu-
sammenzuhalten. Während nun reines Wolfram ein verhältnis-
mäßig geringes Okklusionsvermögen für Gase besitzt, zeigt die
Zwischensubstanz diese Eigenschaft in viel höherem Grade. Beim
1170
——oi
Erwärmen werden die okkludierten Gase frei, und wenn die Er-
wärmung so rasch erfolgt, daß die Diffusion zwischen den Kristallit-
spalten nicht mehr schnell genug erfolgt, so wird das an sich lockere
Kristallgefüge des Drahtes gewaltsam verschoben, die Oberfläche
wird zerrissen und die äußersten Kristallite gewaltsam fortge-
schleudert. Die Photographien des Niederschlags zeigen demnach
unregelmäßig zerstreute Wolframsplitter, die Photographien des
Drahtes einzelne Blasen, die zu großen Hohlräumen anwachsen
können. Die Tatsache, daß ein in einer Stickstoffatmosphäre geglüh-
ter Draht eine viel geringere Zerstäubung als im Vakuum zeigt,
führt der Verfasser auf eine absorbierte Oberflächenschicht zurück,
die durch das Glühen im Vakuum zerstört wird, während sie in der
Gasatmosphäre wenig oder gar nicht angegriffen wird. (,„Phys.
Zeitschr.” Bd. 23, 1922, S. 136.) Br.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Plan eines internationalen technischen Kongresses in Philadel-
phia 1926. — Nach „Electrical World” besteht die Absicht, 1926 zu
Philadelphia in Verbindung mit der Feier der Unabhängigkeits-
erklärung vor anderthalb hundert Jahren einen internatio-
nalen technischen Kongreß zu veranstalten. Die vier
größten nationalen technischen Gesellschaften bearbeiten z. Z.
mit dem Engineers’ Club of Philadelphia die Pläne für diese Ver-
sammlung.
‘ Frankfurter Herbstmesse 1922. — Die diesjährige Herbstmesse
findet vom 8. bis 14. Oktober statt. Die dreischiffige, z. T. zwei-
B enoraise Haupthalle des „Hauses der Technik” ist fertig ge-
worden.
Leipziger Messe 1922. — Gelegentlich der vom 27. August bis
2. September abgehaltenen Leipziger Herbstmesse hat der „Wirt-
schaftliche Nachrichtendienst” eineSpezialnummer seiner
Auslandsnachrichten!) erscheinen lassen, die z. T. recht
lesenswerte Mitteilungen über die Leipziger Messe und die Betei-
ligung der verschiedenen Industrien enthält.
Prager Herbstmesse 1922. — Die Prager Herbstmesse findet
vom 3. bis 10. September statt. Reisenden aus Deutschland wird bei
der Erteilung des Einreisevisums ein Gebührennachlaß von 75 %
gewährt. Die nächste Frühjahrsmesse soll vom 12. bis 20. März 1923
abgehalten werden. Nähere Auskunft erteilt für Deutschland die
Geschäftsstelle der Zeitschrift „Nord- und Ost-Export”, Berlin W 35,
Potsdamer Straße 122.
Internationale Ausstellung flüssiger Brennstoffe in Paris 1922.
— Nach „The Board of Trade Journal” veranstaltet die Société de
Chimie Industrielle in Paris vom 4. bis 14. Oktober eineinter-
nationale Ausstellung flüssiger Brennstoffe,
mit der auch ein internationaler Brennstoffkongreß (9. bis
15. Oktober) verbunden werden soll.
Mustermesse Tokio 1922. — Die Nippon Sangyo Kyokai (Japa-
nische Produktionsvereinigung) beabsichtigt, vom 15. bis 29. No-
vember in Tokio die 1. japanische Mustermesse abzu-
halten, die u. a. auch Erzeugnisse der Elektroindustrie um-
fassen soll. Ausländer sind zugelassen, doch dürfte, wie das Aus-
stellungs- und Messe-Amt schreibt, auf dieser 1. Messe bei der Kürze
der zur Verfügung stehenden Zeit hiervon nicht viel Gebrauch ge-
macht werden. Wir machen gleichwohl darauf aufmerksam, weil
eu im Falle des Erfolges alljährlich wiederholt wer-
en soll.
Die Industriellen Belgiens gegen die Überschwemmung mit
Ausstellungen. — Nach einer dem Ausstellungs- und Messe-Amt der
Deutschen Industrie zugegangenen Mitteilung hat der Zentral-
ausschuß der belgischen Industriellen eine gegen
die in Belgien in den nächsten Jahren bevorstehende Überzahl von
Ausstellungen gerichtete Resolution angenommen, Er fordert aus-
drücklich, daß die 1923 in Gent geplante Metallindustrie-Ausstellung,
ferner das Projekt einer internationalen Elektrizi-
tätsausstellung in Brüssel 1925) und endlich das
große Weltausstellungsprojekt, Brüssel 1930 angesichts der schlech-
ten Finanzlage des Landes und der Tatsache, daß die belgische In-
dustrie mit Verlust arbeitet, unbedingt fallen gelassen werden.
Verschiedenes.
Anwendung elektromagnetischer Kupplungen in der Industrie.
— Bei den heutigen großen Zementmühlen braucht man für die An-
triebe Motoren für 200 bis 600 PS. Handelte es sich bei dem Betrieb
dieser Mühlen um eine konstante Belastung, so käme der Synchron-
motor, der mit cos = 1 arbeitet, in Frage DieRohrmühle ver-
langt aber beim Anlassen, selbst unter günstigsten Verhältnissen,
140 bis 150 % des vollen Motordrehmoments, was der Synchronmotor
nicht hergibt. Man verwendete daher früher allgemein Schleifring-
motoren. Jetzt sind die magnetischen Kupplungen sehr verbessert
worden und haben wegen ihrer großen Vorzüge vor mechanisch wir-
kenden Kupplungen in Gummi- und Papierfabriken, Zement- und
ı) Verlag:
2 yarla : Deutscher nurnebaftedienet G m. b. H., Berlin 1922.
TZ“ 1922, 8. 1148,
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heit 37. 14. September 1922.
Mehlmühlen, Pumpanlagen usw. seit 1913 Eingang gefunden. Die
Motoren sind mit den Mahlgängen durch diese Kupplungen ver-
bunden, sie werden leer angelassen, und es wird dann durch Et-
regung der Kupplung die Mühle auf die normale Motordrehzahl ge-
bracht. Seit 1918 hat man diese Antriebsart auch bei Zementmühlen
angewendet und damit gute Erfahrungen gemacht. Die Kupplung
muß so konstruiert sein, daß sie das maximale Drehmoment des
Motors übertragen kann. Ist der Motor für normal 400 PS, maximal
für 800 PS, bemessen, so muß die Kupplung mindestens 800 PS
übertragen können; eine zu reichliche Dimensionierung ist unbe-
denklich. Man ist sogar dazu übergegangen, nur eine Größe von
Kupplungen für alle Mühlengrößen zu bauen, um den Vorteil der
Normalisierung zu haben.
: pse J;
e.
LLR EEL
DES
Abh: 8. Prinzip der elektromagnetischen Kupplung.
Abb. ’8 zeigt den Bau einer solchen, von der Igranic Electrice Co.,
Bedford, bzw. der Cutler Hammer, Mfg. Co., Milwaukee, auf den
Markt gebrachten „Igranic-Kupplung“ im Prinzip. Auf die treibende
Welle A, ist ein Ringelektromagnet R mit gut isolierter und feuch-
tigkeitssicher getränkter und eingebauter Wicklung W aufgesetzt,
auf dessen Frontfläche an einem äußeren‘ Flansch bei B eine Rei-
bungsauflage aus Asbest angebracht ist. Diese Auflage befindet sich
auf einem besonderen Gußeisenring (Abb. 9), der zwecks Auswechse-
Aeibungsring_ „ Reiburgsflöche
Blechzwischenlage SH G :
è E Xa
"Ya
rs bende i M a
Welle
Hohler
Dübel
Abb. 9 Ausführungsform der elektromagnetischen Kupplung.
lung geteilt ist und sich am äußersten Umfang des Feldkörpers be-
findet, wo die treibende Kraft an größten ist. Die durch Reibung
erzeugte Wärme kann die Magnetspule nicht schädigen. Um bei fort-
schreitender Abnutzung der Auflage diese noch immer mit der Gegen-
seite in Kontakt zu halten, können unter dem Gußeisenring Bisen-
blechringe eingelegt werden. Dem mit Gleichstrom erregten Elek-
tromaxneten gegenüber steht eine kreisringförmige Eisenscheibe E.
die mittels der Buchse C und einer starken, federnden Platte D auf
die getriebene Welle A, aufgesetzt ist. Solange die Wicklung strom-
los ist, hat die Scheibe E von dem Elektromagneten R bei a einen
gewissen Luftabstand, so daß zwischen beiden keine Reibung auf-
tritt und daher die Scheibe E nicht mitgenommen wird. Wird aber
der Elektromagnet erregt, so zieht er die Scheibe E so stark an und
biegt das federnde Zwischenglied D so stark durch, daß die Flächen
bei a in Berührung treten und infolge des Reibungswiderstandes die
Scheibe E und damit die Welle A, mitgenommen wird.
m> =m = i
a e m
o u
14. September 1922.
Bei den ersten Ausführungen hatte man einen Anlaßschalter
benutzt,durch den beim Einschalten des Elektromagneten zuerst Wi-
derstand vorgeschaltet wurde, um das Kupplungsdrehmoment bzw.
die Anlaßperiode regulieren zu können, weil die Motorenfabrikanten
die Zeit (5—6 s), in welcher beim direkten Einschalten die Mühle
auf normale Drehzahl kommt, als zu kurz in Rücksicht auf den Motor
hielten. Erfahrungsgemäß kann man indessen, nachdem der Antriebs-
motor auf normale Drehzahl gebracht ist, den Elektromagneten ohne
weiteres auf das Netz schalten. Die Mühle kommt dann auf Drehzahl,
so schnell es eben die Kupplung zuläßt. Die Zeit ist indessen hier kein
Maßstab für die Sicherheit der Maschine, da es nur eine Frage der
den verschiedenen Teilen der Einheiten zugemuteten Kräfte ist. Da
die Übertragungsfähigkeit der Kupplung auf das Doppelte des Mo-
tordrehmoments begrenzt ist, ist es klar, daß die übertragenen Kräfte
die von den Maschinenbauern als sicher zugelassenen Kräfte nicht
überschreiten können. Auch hat ein großer Elektromagnet dieser .
Art eine beträchtliche Selbstinduktion, wodurch sowieso ein gewis-
ses Zeitelement eingeführt wird. Während der ersten Sekunden nach
dem Einschalten gleiten die Scheiben aufeinander, die Kupplung
drückt indessen der Mühlenwelle bereits in dieser Zeit ein allmäh-
lich zunehmendes Drehmoment auf, welches allen Spielraum in den
. Getrieben aufnimmt, so daß im Augenblick, wo das Drehmoment
groß genug ist, um die Mühle in Umdrehung zu versetzen, keine
Stoßwirkungen auftreten, wie man sie bei einer solchen Kupp-
lung erwartet haben könnte. Diese Kupplungen haben den Vorteil,
daß der Teil, welcher den Elektromagneten bildet, demontiert wer-
den kann, ohne die treibende oder die getriebene Welle entfernen
zu müssen. Es sind vielmehr nur die Bolzen und hohlen Dübel zu
entfernen, welche die Verbindung mit der treibenden Welle herstel-
lien; der ganze Teil kann dann herausgenommen werden.
Um eine genaue zentrische Übereinstimmung der Wellen her-
beizuführen, was nötig ist, um Vibrationen zu vermeiden, verwendet
man am besten Motoren mit drei Lagern und ordnet die Kupplung
zwischen zweien derselben an. Bei Motoren mit zwei Lagern muß
die genaue Übereinstimmung der Wellenmitten öfters nachgeprüft
werden. (W. H. Costello, „Journ. Am. Inst. El. Eng.” Bd. 41,
ae) Piz = |
. Preise der Patentschriften. — Das Reichspatentamt hat den
\ erkaufspreis der Patentschriften vom 31. August an für das Inland,
ae und Österreich auf 25 M, für das übrige Ausland auf 125 M
estgesetzt. ;
Verwaltungsfragen. — Gelegentlich der 63. Jahresversammlung
desDeutschen Vereins von Gas- und Wasserfach-
männernin Homburg vor der Höhe hat Generaldirektor Oberbau-
iat Heck aus Dessau einen sehr interessanten Vortrag über Ver-
waltungsfragen gehalten. Er sprach von der inneren Notwendigkeit,
gerade in Ansehung des heutigen Notstandes die kommunalen Be-
triebswerkelvonallen bureaukratischen und finanziellen Hemmungen
freizumachen. Sie müßten unbedingtalsreinkaufmännisch-
technische Betriebe entpolitisiert und entbu-
reaukratisiert werden. Auch sei es notwendig, die falsche
Finanzierung und Wirtschaftsgebarung, die bei diesen Werken
näufig Platz gegriffen habe, abzustellen. Hierzu gebe es zwei
Möglichkeiten. Die erste Hauptgruppe sei die entsprechende Umor-
ganisation der städtischen Werke in rein kommunale Form, d. h.
ohne an dem kommunalen Besitzstand irgendetwas zu ändern (kom-
wunale G. m. b. H. oder A. G., bei der die Stadt im Besitz sämtlicher
- Aktien ist). Die zweite Hauptgruppe sei die Umorganisation unter
gm
Hinzuziehung von Privatkapital, entweder in Form gemischtwirt-
schaftlicher Unternehmungen oder in Form einer Verpachtung der
Werke bzw. deren Betriebe an Privatunternehmer, oder schließlich
in Form einer Zwillingsgesellschaft. Der Vortragende verwarf die
rein kommunale Form, da sie nicht genügend Schutz gegen die frem-
den Einflüsse biete, weil eine Festlegung der Umwandlung der Or-
"anisation im Gesetze fehle. Selbst die zu diesem Zweck geschaffe-
nen Ortsgesetze könne ja eine spätere andere Mehrheit jederzeit wie-
ver umstoßen. Darum trat Heck entschieden dafür ein, daß über die
Umwandlung der Organisation unbedingt ein langfristiger Vertrag
mit einem Dritten vorliegen müsse Nur so könne eine Stetigkeit
und Gesundung der kommunalen Betriebe im Interesse der Allge-
meinheit herbeigeführt werden. In seinen weiteren Ausführungen
wies der Vortragende unter anderem darauf hin, daß bei den durch-
aus ungenügenden Abschreibungen, wie sie heute gemacht würden,
»» manches Werk, das voranschlagsmäßig erheblichen Gewinn ab-
würfe, in Wirklichkeit finanziell krank sei, wie er an einigen Bei-
spielen näher ausführte. Heck entwickelte weiter, daß wohl kein
Betriebsleiter ein kommunales Werk den Interessen der Großindu-
trie ausliefern wolle, so wertvoll die Verbindung mit der Privat-
industrie sei; darum müsse letztere sich auch darüber klar sein, daß
ste sich bei einer Verbindung mit einem kommunalen Werk entspre-
chend auf die kommunalen Interessen einstellen müsse. Den we-
»ntlichen Unterschied zwischen einer Verbindung des kommunalen
Werkes mit der Privatindustrie und der Schaffung eines fachmänni-
schen Verwaltungsrates aus wenigen Münnern sieht Heck darin, daß
dieser Verwaltungsrat seine Beschlüsse ganz unabhängig von poli-
schen Einflüssen faßt, weil seine Mitglieder nicht — wie dies bei
städtischen Kommissionen leider häufiger vorkommt — in ihren Aus-
führungen zum Fenster hinaus sprechen, sondern vielmehr ihre Ent-
sheidungen rein von sachlichen Gründen allein abhängig machen.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37.
1171
Der Vortragende setzte sich entschieden für die Form der Zwil-
lingsgesellschaft ein, bei der die beiden Vertragskontrahenten —
Stadt und Privatgesellschaft — ein besonderes, ganz selbständiges
Unternehmen zum Betrieb und für die Verwaltung der kommunalen
Werke bilden.
In dem Meinungsaustausch über diesen Vortrag äußerte sich das
Mitglied des Magistrats der Stadt Fürth, Stadtbaurat und Magistrats-
rat Spitzfaden, dahingehend, daß die für die werbenden Be-
triebe der Stadt unbedingt erforderliche Handelsfreiheit in einem
kommunalen Betriebe wohl nie zu erreichen sei und daher die Her-
einziehung von Privatkapital und ein festes Vertragsverhältnis zwi-
schen Stadt und Privatfirma in dieser schweren Not der Städte auf
die Dauer das einzige Heilmittel sein und bleiben werde. Mit Aus-
nahme von Stadtbaurat W a h l- Dresden, der die Behauptung auf-
stellte, daß in Dresden die Gemeindewerke trotz rein kommunaler
Form der Verwaltung jetzt doch die unbedingte Handlungsfreiheit,
die auch er für unerläßlich hält, bereits besäßen, sprachen eich alle
anderen Diskussionsredner dahin aus, daß eine Entpolitisie-
rung und Entbureaukratisierung der städti-
schen Werke und die völlige Handelsfreiheit
ihrer Direktoren eine nicht mehr zu unterdrückende Forde-
rung dieser Zeit seien. Daß aber andererseits auch Versuche ge-
macht werden, bei der Beibehaltung der städtischen Werke im allei-
nigen Besitz der Städte diesen Werken die absolute Handelsfrei-
heit durch Festlegung dieser Forderung in den Gesetzen mit Sicher-
heit zu verschaffen, beweist die von Direktor Dr. Klein-Offen-
bach a. M. eingebrachte Resolution, die nach Mitteilung des Gene-
raldirektors Tillmetz-Frankfurt a M. auf der 62. Haupt-
versammlung des VdI von etwa 2500 Teilnehmern einstimmig an-
genommen wurde und lautet: „Die in Dortmund tagende 62. Haupt-
versammlung des Vereins deutscher Ingenieure tritt mit aller
Schärfe dafür ein, daß in den Reichs- und Landesgesetzen wie in
den Städte- und Gemeindeordnungen eine eindeutige und zwingende
Grundlage geschaffen wird, um an Stelle der jetzt formalen Ver-
waltung öÖffentlich-rechtlicher Betriebe und Unternehmungen die
zur Erzielung des Höchstmaßes ihrer Leistungen unbedingt ge-
botene rein kaufmännisch-wirtschaftlich-technische Betriebsfüh-
rung und Verwaltung unbedingt sicherzustellen, wie dies im Juni-
und Juliheft 1920 der Monatsschrift „Technik und Wirtschaft“
(Verein deutscher Ingenieure) näher präzisiert ist.”
Der Deutsche Verein von Gas- und Wusserfachmännern ist jetzt
der Resolution gleichfalls einstimmig beigetreten. Man ersieht hier-
aus, daß diese für die Gesundung unserer Städte und Gemeindever-
waltungen so wichtigen Fragen in immer größeren Kreisen der
Fachleute Verständnis finden, und man darf wohl die Hoffnung aus-
Sprechen, daß damit für den Wiederaufbau unseres Vaterlandes
recht nutzbringende Arbeit geleistet wird.
Industrie und Handel.
. Der deutsche Außenhandel mit elektrotechnischen Erzeug-
nissen im Juli 1922, — Während der Ausfuhrüberschuß des ge-
samten deutschen Außenhandels wertlih in den
ersten beiden Monaten des Jahres 1922 rd 1753 und 2481 Mill. M
betrug, ist seit März an seine Stelle ein Übergewicht der
Einfuhr getreten, das sich von rd 1687 auf 5337 Mill. M im Mai
gesteigert hat, im Juni 4122 Mill. M betrug und im Juli auf rd
10031 Mill. M angewachsen ist. Gegen den Vormonat hat die Ge-
samteinfuhr um 7,7 Mill. dz bzw. 11,3 Milliarden M zugenommen, wäh-
rend die Ausfuhr der Menge nach um 2,4 Mill. dz zurückgegangen,
wertlich um 5,4 Milliarden M gestiegen ist. Dieses außerordentlich
ungünstige Ergebnis und die damit stark erhöhte Passivität
unserer Handelsbilanz war im wesentlichen die Folge
überaus großer Kohlenimporte, insofern allein 7,5 Mill. dz auf die
Mehreinfuhr von Steinkohlen entfielen. Das Resultat des Außen-
handels (Spezialhandel) mit elektrotechnischen Er-
zeugnissen ist im Juli gleichfalls ungünstig gewesen, denn
der Import hat der Menge nach gegen den Vormonat zu-, der Export
abgenommen. Die Einfuhr ergab, wie die Übersicht zeigt,
3927 dz im Wert von 34,910 Mill. M, d. s. 633 dz mehr als im Juni
(3294 dz bzw. 26,680 Mill. M). Gegen Juli 1921 (1194 dz) errechnet
sich eine Steigerung um 2733 dz; hinter der im gleichen Monat von
1913 (4538 dz) — für 1914 liegen keine Angaben vor — importier-
ten Menge ist die Einfuhr diesmal um 611 dz zurückgeblieben. Sie
war im Vergleich zum Vormonat, wenn man die Rückware berück-
sichtigt, größer bei Dynamos usw. (+ 587 dz), Bogen- usw. Lampen,
Glühlampen (+ 128 dz), Starkstromvorrichtungen (+ 556 dz) und
bei Montierungsteilen aus Porzellan usw. Die Einfuhr von Kabeln
hat sich um 97 dz, die von Isolationsgegenständen aus Asbest usw.
um 382 dz verringert. An Dynamos, Motoren usw. (ohne fertige
Anker usw.) sind 1284 Stück hereingekommen (1006 i. Vm.), an
Bogenlampen 20 Stück (7 i. Vm.), an Metalldrahtlampen 0,360 Mil-
lionen (0,173 i. Vm.); Kohlenfadenlampen usw. hat Deutschland
im Juli nicht aus dem Auslande bezogen, auch keine Telegraphen-
werke, Dagegen wurden 16 dz Porzellanisolatoren für Tele-
graphen- und Fernsprechleitungen eingeführt (1 dz i. Vm). Die
Ausfuhr betrug 77 809 dz im Wert von 1018852 Mill. M, was
eine Verringerung gegen Juni (78203 dz bzw. 897,670 Mill. M) um
3% dz, gegen den gleichen Monat von 1921 (116 237 dz) um 38 428 dz
und schließlich gegen Juli 1913 (99 250 dz) um 21441 dz bedeutet.
Während der Export bei Kabeln um 4668 dz, bei Meß-, Zähl- und
Erzeugnisse
1. Dynamos, Motoren, Umformer,
Transformatoren,Drosselspulen | |
Anker und Kollektoren!).. . .12243°%) 18325
239 21824187613
3058
3 Akkumulatoren, Ersatzplatten.| 11%) 1471 6] 4037 6 í
3. Kabel?) u f , a a e ee a 13 49 66796769 204720 74940
4. Bogen-, Quecksilberdampf- usw.
Lampen, Gehäuse N pna
locken, Scheinwerfer, Reflek- = :
EEE: ra af a5) 1675) 5l
5. Glühlampen . .. s... 3 | 5853! 45| 1297| 50832) 598
6. Telegraphenwerke ne ? n
sprecher (auch für Funkdienst E ESPOR P
Sicherungs- u. Signalapparate , 18591 663, 383 97 63996 2297
7. Starkstromvorrichtungen®) .[ 933 | 4548, 125 153931285387 | 11504
8. Elektromedizinische Apparate .| 219%) 54 12| 726| 41222] 664
9. Meß-, Zähl- und Registriervor- l
richtungen .. o.s 116 | 2118, 17| 1906| 9143| 1252
10. Elemente, Batterien ..... 109| 76, 11 1819| 21274 | i. = 6
i ER en):
11. Heiz- und Kochapparate . . .|2059 1329 4| 1156| 29045, 631
12. Montierungsteile aus Porzellan,| 5
Steingut, Glas usw.$). . .. . 23 REIH Hlin Gruppe? enthalten
13. Isolationsgegenstände aus As- BER i
best, Glimmer, Mikanit usw. .| 97 | 831| 34| 49) 1746 a
14. Isolierrohre aus Papier, Pappe .| — —, —| 1321, 7241, 2109
15. Unvollständig angemeldete Er- 68
Zeugnisse — —! — —| —
Registriervorrichtungen um 334 dz, bei Elementen und Batterien
rd 284 dz und weiter bei Isolationsgegenständen aus Asbest usw.
sowie bei Isolierrohren zugenommen hat, ist er bei Dynamos usw.
(— 509 dz), bei Akkumulatoren (— 912 dz), Bogenlampen USW.,
Glühlampen (— 68 dz), Schwachstromvorrichtungen {= 512 dz),
Starkstromvorrichtungen (— 2931 dz), elektromedizinischen Ap-
paraten (— 478 dz), Heiz- und Kochapparaten (— 314 dz) zurück-
gegangen, Von Dynamos usw. (ohne fertige Anker usw.) hat
Deutschland 13409 Stück ausgeführt (18111 i. Vm.), an Bogon-
lampen 146 Stück (99 i. Vm.), an Metalldrahtlampen 3,360 Millionen
(3,566 i. Vm.) und an Kohlefaden- usw. Lampen 0,129 Mill. Stück
(0,269 i. Vm.). Von Isolatoren aller Art aus Steingut oder Por-
zellan gingen 3542 .dz gegen 4988 im Juni über die Grenze._ Der
Überschuß.der Ausfuhr über die Einfuhr betrug im Juli 73 882
dz bzw. 983,942 Mill. M.
China. — Ein aus dem April stammender Bericht des, kana-
dischen Handelskonmissars in Schanghai, den „Electrical Review")
wiedergibt, hebt die Art und Weise hervor, in der sich der Chinese
trotz der z. T. noch sehr rückständigen Verhältnisse seines Landes,
der langsamen Entwicklung moderner Industrieunternehmungen,
des Mangels an Verkehrsgelegenheiten usw. die Fortschritte der
Elektrotechnik zu eigen gemacht und die Vorteile elektrischer
Arbeit für seine Bedürfnisse auszunutzen gelernt hat. Wie das ja
auch schon mehrfach von=edeutschen Sachverständigen ausgeführt
worden ist!?), finden sich überall elektrische Lichtanlagen,
auch wird der Strom für manche Industrien als Kraftquelle ver-
wertet, z. B. zum Betrieb von Reismühlen, Seidenhaspeln, kleinen
Maschinenwerkstätten. Fast alle Lichtwerke rein chinesischer Ort-
schaften befinden sich im Besitz von Aktiengesellschaften, während
sie in Schanghai, Tientsin, Hankau, Hongkong den Gemeinden ge-
hören. Daneben haben aber auch zahlreiche Privatunternehmen
Anlagen dieser Art geschaffen. Infolge solcher Entwicklung und
der Vervollkommnung industrieller Betätigung ist die Einfuhr
elektrotechnischer Erzeugnisse mehr und mehr ge-
wachsen; ihr Wert betrug nach dem Bericht in Mill. Haikwan Taels:
a | 96 | 197 | ams | i99 | a9% | az
an4 | onen | a378 | 4308 , 5170 | 655 | 132.,
An diesem Import sind hauptsächlich Großbritannien, die V. S.
Amerika und Japan beteiligt gewesen. Früher wares Deutsc h-
land, so sagt der Handelskommissar, das sich schon immer diesem
Industriezweig besonders zugewandt und an der Einfuhr elek-
trischer Bedarfsartikel nach China großen Anteil genommen hat.
Während des Krieges konnte es nichts beisteuern, doch stellte sich
1) Die ‘Ausfuhr umfaßt auch andere Teile vollständiger Maschinen. —?) Die
Ausfuhr umfaßt auch isolierten Draht aus unedien Metallen. — ?) Die Ausfuhr
umfaßt auch Quecksilberumformer und die Isolationsgegenstände der Gruppe 12
(außer Glocken). — *) Außer Porzellanisolatoren für Talegraphen- und Fern-
sprechleitungen. — 5 Davan etwa 200 dr, Rückware. —® Darunter 6 dz Rück-
ware. — N» Darunter 2 dz Rückware. — ®) Rückware. — °) Davon 8 øz Rückware. —
10) Darunter 202 dz Rückware.
u) Rd. 91, 1922. S. 116.
w, Vgl. 7. B. ETZ 1922, S. 516. rag
5) Nach „Ihe Board of Trade Journal.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37.
kir
Insgesamt|3927 '34910/1194|77809 1018852 116237
14. September 1922,
der Wert seiner Zufuhren 1920 bereits wieder auf 98 500 Hk. Tis,
und alle Anzeichen sprechen dafür, daß es künftig eine bedeutende
Menge der von den Chinesen benötigten elektrotechnischen Waren
liefern wird. Alle bekannteren Firmen der genannten drei Her-
kunftsländer haben in China eigene Agenten oder Vertretungen
und unterhalten große Lager normaler Ausrüstungsteile, wie z. B.
kleiner Dynamos und Motoren. Die Nachfrage ist groß,
der Marktlebhaft und entwicklungsfähig. Er läßt sich aber
nicht auf dem Wege der Korrespondenz und mit Hilfe von Kata-
logen bearbeiten, wie der Berichterstatter betont, weil der Chinese
solcher Propaganda durchaus gleichgültig gegenübersteht, sondern
nur durch persönliche Vertretung und Vorlegen von
Mustern. Bemerkenswert ist, daß sich der Chinese auf elektro-
technischem Gebiet bereits gute Kenntnisse erworben und die
Fähigkeit erlangt hat, Installationen sowie die üblichen Repara-
turen an elektrischen Anlagen unter der Leitung fremder Inge-
nieure, kleinere Wiederherstellungen bzw. Verbesserungen auch
selbständig auszuführen, u. zw. zu erheblich niedrigeren Preisen,
als sie ausländischen Firmen gezahlt werden müssen.
Da nur weniea Wasserkräfte zur Verfügung stehen,
fehlt es an hydroelektrischen Kraftstationen. Zwar finden sich am
oberen Jangtsekiang Stellen, wo mehrere Tausend Pferdestärken
gewonnen werden könnten, sie liegen aber zu weit von den Indu-
striezentren ab, und in der Nähe der Küste und der Fabrikstädie
sind keine vorhanden, so daß nur Kohle als Energiequelle ver-
wendet wird, über die China ja in reichem Maße verfügt.
Der Bericht äußert sich dann auch über die unter Mitwirkung
deutschen Kapitals (Stinneskonzern) ins Leben gerufene Elec-
trical Appliances Manufacturing Co. of China,
die, wie unseren Lesern bekannt, in Soochow an der Eisen-
bahn Schanghai—Nanking ein elektrotechnisches Werk errichten
will, und nennt diesen Ort keinen schlechten Platz für Fabrika-
tionszwecke, weil er direkte Eisenbahnverbindung und außerdem
eino Wasserstraße nach Söhanghai und dem Meere besitzt.
Was die Herstellung von Glühlampen betrifft, so wird mit-
geteilt, daß die General Edison Co. of China vor drei Jahren mii
der Erzeugung begonnen hat. Sie zahlt ausgewählten Arbeitern
80 cts bis 1 mex. $ (40 bis 50 amerik. cts) für den 10-Stundentag.
Ein solcher Arbeiter produziert täglich 1700 bis 2000 Birnen, wäh-
rend ein erfahrener amerikanischer Arbeiter für dieselbe Tätigkeit
und 8h etwa 10 $ Gold erhält, aber nur etwa 1200 bis 1500 Birnen
liefert. Diese gehen dann in die Lampenfabrik, die dem Arbeiter
täglich 40 mex. cts (20 amerik. cts) bezahlt, wogegen die gleiche
Arbeit in Amerika dem damit Beschäftigten 4,10 $ Gold je Tag ein-
bringt. Überdies ist die chinesische Lampe nach Ansicht des
kanadischen Berichterstatters besser als die amerikanische, denn
sie brennt 1200 bis 1500 h gegen 1000 bei letzterer. So hat China
denn 1921 auch zum erstenmal Glühlampen im Wert von 35 000
amerik. $ trotz des hohen FEinfuhrzolles nach den V. S. Amerika
exportiert,
Die Mitteilungen des Kanadiers finden eine Ergänzung in dem
vor kurzem von dem „Board of Trade Journal”!) veröffentlichten
Bericht der Seezollbehörden, demzufolge die Einfuhr
elektrotechnischer Erzeugnisse weitere Fortschritte gemacht hat
und 1921 einen Wert von 132 Mill. Hk. Tis erreichte. Zwar haben
die ungünstigen Handelsbedingungen das Geschäft in kleinen Licht-
anlagen beeinträchtigt, doch ist dessen Rückgang wohl auch dar-
auf zurückzuführen, daß neue öffentliche Lichtwerke geschaffen
‘bzw. bereits bestehende erweitert wurden. Für große Kraft- und
Lichtanlagen im Innern des Landes hat man 1921 mehrere Verträge
abgeschlossen. Die Tendenz, Einheiten von 1000 bis 5000 kW zu
installieren, wächst, während noch vor einigen Jahren 200 bis
400 kW als für die Bedürfnisse ausreichend erachtet wurden. Den
Fortschritt in der Verwendung elektrischer Arbeit beweist die Tat-
sache, daß neuerdings mehrere bedeutende Werke solche auch am
Tage abgeben; bisher war es üblich, nur nachts Strom zu produ-
zieren. Der Markt für Leitungsmaterial, Porzellanisolatoren usw.
befand sich 1921 in Händen der Japaner. Lampen wurden von den
holländischen Fabrikanten geliefert, bessere Installationsteile und
(Hlaswaren von Amerika; doch sind letztere gegen Jahresschluli
auch aus Deutschland nach China gekommen, u. zw. zu billigeren
Preisen als die amerikanischen Erzeugnisse.
„Electrical Review” bringt ferner einige willkommene Einzel-
heiten über die Entwicklung elektrischer Anlagen in der Provin?
Schantune. 1894 hatte man in Tsinan die Electric Light Co
errichtet, deren jährlicher Gewinn auf 0,1 Mill. $ geschätzt wird.
und die jetzt in einer mit den neuesten Maschinen ausgerüsteten
Station arbeitet. Dieser folgt an Bedeutung die 1918 mit 80 000 `
gegründete Tsining Electrice Light Co.; ihr Kapital ist im
wischen auf 0,2 Mill. $ erhöht worden. Die von japanischen Kapi-
talisten ins Leben gerufene Lichtgesellschaft zuFangtse ha
man wegen Opposition der Einwohner und finanzieller Verluste 1"
die Hände eines chinesischen Konzerns überführt und 1920 mil
30000 $ zu neuer Entwicklung gebracht. 1921 wurde weiter In
Tenhsien eine Lichtgesellschaft mit 60000 $ gegründet, die am
Ende des abgelaufenen Jahres 15 % Dividende geben konnte. Vor-
aussichtlich in diesem Herbst wird die Lung Hwang Electric Light
Co., die die Hafenstadt Lungkou und das in einer an Natur
1) Bd. 19, 1922, N. %.
a a EE
14. September 1922.
schätzen reichen Gegend liegende Hwanghsienmit elektrischer
Arbeit versorgt, ihren Betrieb aufnehmen. Die Stadt Tsinan er-
hält auch elektrische Straßenbahnen, u. zw. unter Aufwendung
eines Kapitals von 1 Mill. $. Da die dortige Telephongesellschaft
dauernd mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, ist ihr
Besitz an eine Gruppe privater Kapitalisten übergegangen, unter
deren Verwaltung sich die Lage des Unternehmens derart hob, daß
die Dividende auf 50 % steigen konnte. Sein Kapital beträgt jetzt
o7 Mill. $.
SITZUNGSKALENDER.
Deutsche Gesellschaft für Metallkund. Vom 14.—17. X.
Hauptversammlung in Essen. An Vorträgen werden gehalten:
l. Obering. Th. Metzger: „Die elektrischen Schmelzöfen für
Nichteisen metalle“.
2. Dr.-Ing. A. Peter: „Das Pressen von Metallen“.
3. Prof. Dr. W. Fraenkel: „Die Korrosion der Nichteisenmetalle‘‘.
4. Dr. Schiebold: „Die Verfahren zur Untersuchung der Metall-
struktur mit Röntgenstrahlen“.
Ferner werden mehrere Metallwerke, sowie die Accumulatoren-
fabrik A. G. Hagen und die Anlagen von Basse & Selve, Altena, be-
sıchtigt.
Vereinigung der Zählertechniker deutscher Elektrizitätswerke,
Dresden. 23./24. IX. 1922: Ordentliche Tagung in Chemnitz, Christ-
liches Hospiz, Friedrichsplatz 2. Es werden u. a. folgende Vorträge
uut Diskussion gehalten:
l. Ing. Schramm: „Blindleistungs messung‘“.
2. Zählering. Kosanke: „Erfahrungen mit Pauschalanlagen‘“.
3. Zäblering. Kutzner: „Maßnahmen zur Bekämpfung von
Stromdiebstählen‘“.
Ferner findet eine Besichtigung der Zählerabteilung des Städt.
Elcktrizitätswerks Chemnitz statt.
1922
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
Gisbert Kapp. Zu dem auf Seite 1129 dieses Heftes veröffent-
lichten Nachruf ist noch nachzutragen, daß Kapp von den Tech-
nischen Hochschulen Dresden und Karlsruhe durch Verleihung des
Dr.-Ingenieurs e. h, ausgezeichnet wurde, und daß er in England
dreimal] hintereinander die Telford-Medaille erwarb. Welche
Lebenskraft und welcher Schaffensdrang noch zuletzt in diesem
Manne wohnte, erkennt man daraus, daß er trotz seines furchtbaren
Leidens geistig außerordentlich rege war und sich mit schwierigen
technischen Problemen befaßte. So hat er z. B. noch zwei Tage
vor seinem Tode seinem ältesten Sohne die Grundgedanken einer
seinem Geiste vorschwebenden Erfindung auseinandergesetzt,
welche darauf beruht, einen neuen Apparat zu konstruieren, mittels
dessen ein Schiffskapitän von seiner Kabine aus die jeweilige, ge-
naue Stellung seines Schiffes feststellen kann. Kurt Perlewitz.
Hochsehulnachrichten. — Infolge Übernahme der Münchener
Handelshochschule durch die Technische Hochschule München hat
der Bayerische Landtag vom Wintersemester 1922/23 ab die Er-
richtung je einer ordentlichen Professur für Rechtswissenschaft
und Privatwirtschaftslehre an dieser Technischen Hochschule ge-
nehmigt. Zur Besetzung der ersteren ist ein Ruf an den Honorar-
professor der Universität München, Dr. F.van Calker, früher
^. Prof. an der Universität Straßburg, ergangen. Auf den Lehr-
stahl für Privatwirtschaftslehre wurde der derzeitige Direktor der
Handelshochschule München, Prof. Dr. F. Werner, berufen. —
Dr.-Ing. Georg Siemens hat sich an der Universität Münster mit
einer Antrittsvorlesung über „Die Entwicklungsgeschichte der deut-
sehen elektrotechnischen Industrie” als Privatdozent habilitiert und
wird im kommenden Wintersemester über „Theoretische Elektro-
technik“ zu lesen beginnen. Seine Habilitationsschrift behandelte
das Thema: „Die elektrische Maschine in einheitlicher Darstellung“.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung
. und ohne deren Verbindlichkeit.)
Neuer Effekt bei der Wechselstrommagnetisierung').
Im Zusammenhang zu den Bemerkungen über diesen Gegen-
stand in „ETZ“ 1922, S. 946 sei auch auf die Verwendbarkeit des
magnetischen Drehfeldes zur magnetischen Scheidung hingewiesen.
. 1) Näheres hierüber in meinen nachstehenden Veröffentlichungen: „Über
«ein neues Anwendungsgebiet des Drehstroms /Der Drehfeldseparator/* El. Anz.,
Jahrg. 1919. Nr. 42—45; „Die Anwendung der magnetischen Drehfelder zur magne-
tischen Aufbereitung von Erzen.“ Helios Jahrg. 1919, S. 81-86; „Einige Neuartige
Verwendungsgebiete des magnetischen Drehfeldes“. TRUA II. S. 174. sowie in
den mir auf den magnetischen Drehfeldscheider erteilten D. R. P. Nr. 297588,
Ken und 307370 und in „Schweizerische Elektrotechn. Zeitschrift“ Jahrg. 1919
Elektrotechuische Zeitschrift.
1922. Heit 37. 1173
Hier wie dort gelangen Wechselströme für die Magnetisierung zur
Anwendung. Dies verdient besonders betont zu werden, da vielfach
die Ansicht vertreten ist, daß für die magnetische Scheidung aus-
schließlich nur Gleichstrommagnete verwendbar wären. Es muß zu-
gegeben werden, daß die Verwendung derselben im allgemeinen
zroße Vorteile gewährleistet. Die erfolgreiche magnetische Aufbe-
reitung gewisser Erze u. dgl. wird aber nur bei Verwendung von
durch Wechselströme erregten Magneten möglich sein, da hier die
bisher üblich gewesenen magnetischen Scheideverfahren vollständig
versagen.
Bodenbach a. E., 2. VIII. 1922.
Gustav W. Meyer.
LITERATUR.
Besprechungen.
Handbuch der drahtlosen Telegraphie und Tele-
phonie. Ein Lehr- und Nachschlagebuch der drahtlosen Nach-
richtenübermittlung. Von Dr. Eugen Nesper. In 2 Bänden. Mit
1321 Abb. im Text u. auf Tafeln. 1. Bd. L u. 708 S. in 8°. 2 Bd. 546 8.
in 8°, Verlag von Julius Springer, Berlin 1921. Preis geb. 390 M.
Es gibt Bücher, an denen man nichts zu tadeln, und solche, an
denen man nichts zu loben findet. Nespers Handbuch gehört weder zu
den einen noch zu den andern, es besitzt beides, Vorzüge und Mängel.
Alles in allem ist es eine achtunggebietende Leistung. Wenn man
bedenkt, daß Nesper als erster in so umfassender Weise den in 25
Jahren erarbeiteten Stoff auf dem Gebiete der drahtlosen Telegra-
phie zu einem großen Handbuch zusammengetragen hat, so fühlt man
eine Verpflichtung des Dankes dafür, daß er sich nicht scheute, diese
ungeheure Arbeit zum Nutzen aller Jünger seines Faches zu über-
nehmen, und man wird sich nicht beklagen, wenn nicht alles restlos
geglückt erscheint. Ganz abgesehen von der Frage, wie weit die ge-
steckten Ziele erreicht sind, muß man anerkennen, daß sich nicht
häufig Werke finden, in denen ein Einzelner eine so riesenhafte
Fülle von Stoff zusammengebracht und verarbeitet hat. Wenigstens
in dieser Beziehung kann man auf verwandtem Gebiete den Ver-
gleich mit Gustav Wjedemanns Lehre vom Galvanismus und Elek-
tromagnetismus wagen, diesem berühmten Werke der Elektrizitäts-
lehre aus vergangenen Jahrzehnten, das noch heute eine wahre
Fundgrube bildet. Auch in Nespers Handbuch mag man in späteren
Jahren manche derweil vergessene Anregung gelegentlich wieder
ausgraben.
Am wenigsten wird das Nespersche Werk den Zweck eines Lehr-
buches erfüllen. Und gerade hierin hat es ja auch in guten anerkann-
ten erößeren und kleineren Lehrbüchern starken Wettbewerb. Aber
als Nachschlagebuch ist es in seiner Art einzig, ob es zwar auch in
dieser Hinsicht vom Ideal noch entfernt ist.
Der Verfasser hat sich mancher Mühe unterzogen, um anderen
die Benutzung des Buches zu erleichtern. Das ungewöhnlich ausführ-
liche systematische Inhaltsverzeichnis vor dem Text umfaßt allein
35 Seiten, so daß man fast ein Inhaltsverzeichnis des Inhaltsverzeich-
nisses vermißt, d. h. eine übersichtliche Darstellung der Hauptglie-
derung des Stoffes. So ist es tatsächlich bei der durch weitgetriebene
Unterteilung erschwerten Übersicht passiert, daß die böse Nummer 7
hei den Kapitelüberschriften zweimal auftritt. Am Schluß des Buches
findet sich ein Namen- und ein Sachregister von zusammen abermals
35 Seiten. Ferner ist ein Literaturverzeichnis beigegeben, das natür-
lich bei der ungeheuren Zahl der einschlägigen Publikationen nicht
entfernt vollzählig sein kann, das also höchstens den Anspruch er-
heben darf, die wichtigeren Veröffentlichungen zu umfassen. Es ist
sachlich geordnet und zerfällt in 24 Abschnitte, so daß man sich
leicht dariiber orientieren kann, was in irgend einer Spezialfrage an
Veröffentlichungen vorliegt. Immerhin vermißt man zuweilen nicht
unwichtige und selbst solche Arbeiten, deren Inhalt im Text ausführ-
lich dargestellt ist, während es sich anderseits nicht vermeiden läßt,
daß manche Arbeiten mehrmals in verschiedenen Abschnitten vor-
kommen. Sehr zu bedauern ist es, daß im Text Literaturnachweise
sn gut wie vollständig fehlen, während doch leicht durch Nummern
anf das Literaturverzeichnis hätte verwiesen werden können. Gerade
für ein Nachschlagewerk sind doch Literaturnachweise von aller-
größtem Werte.
Wenn in der Einleitung zu dem Literaturverzeichnis die be-
kannte Gesamtausgabe der Hertzschen Entdeckerarbeiten als „Bibel
der drahtlosen Telegraphie“ bezeichnet wird, so kann man nur zu-
stimmen, hätte aber gewünscht, daß sie dann nicht fälschlich als
„Strahlen der elektromagnetischen Kraft”, sondern richtig als „Un-
tersuchungen über die Ausbreitung der elektrischen Kraft” zitiert
wire.
Der eigentliche Text wird durch eine Übersicht über die Anwen-
dungsgebiete der drahtlosen Telegraphie in Krieg und Frieden und
durch einen sehr interessanten geschichtlichen Überblick eingeleitet.
Nach einem noch einführenden Kapitel über die wichtigsten funda-
mentalen Beobachtungs- und Meßinstrumente folgt dann in einem
Hauptabschnitt von 447 Seiten eine Darstellung der physikalischen
Grunderscheinungen der drahtlosen Telegraphie, also der Schwin-
gungsvorgänge in geschlossenen und offenen Leitern und der Strah-
1174 =
— _—
lung. Zwei weitere Kapitel behandeln die Hochfrequenzmessungen.
Im zweiten Bande wird eine recht ausführliche Beschreibung der ein-
zelnen Hilfsapparate und Spezialkonstruktionen sowie ihres Zusam-
nıenbaues zu vollständigen Stationen gegeben, die dem-ferner Ste-
henden Aufschluß über viele interessante Einzelheiten gibt und
auch dem drahtlosen Ingenieur manche Anregung bringen wird.
Schließlich ist noch ein nicht allzu ausführliches Kapitel über draht-
lose Telephonie hinzugefügt.
Vom physikalischen Standpunkt befriedigt die Darstellung
manchmal recht gut, aber nicht immer. Auf mathematische Begrün-
dung ist wohl mit Recht verzichtet. Die physikalischen Begriffe und
Zusammenhänge sind oft recht klar herausgearbeitet, nicht selten
aber auch schief dargestellt. Bei der Beschreibung der Gold-
schmidt-Maschine von einer Frequenzverdoppelung bei jedes-
maliger Reflexion zu sprechen, ist eine Flüchtigkeit, die recht irre-
führend werden kann. Unverständlich und auch unrichtige Vorstel-
lungen verratend ist die Beschreibung der Frequenztransformation
nach Epstein und Joly und Vallauri. Manchmal kommen
Sätze, diedurch Konstruktion und Inhalt in gleicher Weise geradezu
mystisch sind, wie der folgende: (Bd. 1, S. 237): „Obwohl die Größe
des Thermionenstromes bei einer bestimmten oberen Temperatur der
Kathode eine Grenze hat, da alsdann das elektrostatische Feld, das
von der die Elektronen austrahlenden Kathode gerade diesen Elek-
tronen, also dem Thermionenstrom entgegenwirkt, kann der Ther-
mionenstrom nur noch dadurch vergrößert werden, daß man das der
Anode aufgedrückte Potential steigert.“ Unmittelbar darauf kommt
dann wieder -eine ganz vernünftige Auseinandersetzung, die aller-
dings den Sinn oder Unsinn des obigen Satzes nicht einrenkt.
Die Formeln sind durchaus nicht immer zuverlässig. So z. B. in
einer einzigen Formel (S. 695) finden sich nicht weniger als folgende
Satzfehler: Das Wurzelzeichen ist nicht weit genug erstreckt. Statt
1 ist L gesetzt. Zwei vorher in Text und Figur mit kleinen Buchsta-
ben bezeichnete Größen sind in der Formel mit großen Buchstaben
bezeichnet.
Auf S. 124 (Bd. 1) ist eine Formel für den momentanen Maximal-
strom bei Kondensatorenentladungsschwingzungen angegeben. Hier
ist die Anzahl der Entladungen z falsch eingeführt. Infolgedessen
wird für eine mit Hitzdraht gemessene Effektivstromstärke von 3 A
bei 300 m Wellenlänge für den Maximalstrom der ungeheure Wert
von 45000 A ausgerechnet, während die richtige Formel 750 ergibt.
Als Gegenstück kommt gleich auf der folgenden Seite die abnorme
Spannung von 30 000.108 V vor.
Diese Beispiele lassen sich häufen. Man sieht also, daß eine sehr
sorgfältige Durchsicht bei einer Neuauflage am Platze sein wird und
daß der Leser gut tun wird, nicht ohne Kritik alles hinzunehmen.
Der Verfasser ist durchaus nicht sehr kritisch bei seinen der L.itera-
tur entnommenen. Darstellungen verfahren. Der Anfänger wird
manchmal schwer unterscheiden, ob es sich um eine wertvolle er-
nrobte Sache. oder um eine in der Patentliteratur anzedeuteto Mög-
lichkeit handelt. Alles das kann aber den zu Anfang bereits hervor-
gehobenen Wert des Buches nicht aufheben, der vor allem in der Ein-
ordnung des weit zerstreuten reichen Materials in ein übersichtliches
leicht zugängliches Werk hesteht.
Die Ausstattung des Buches ist die bekannte vorzüzliche des
Springerschen Verlages. Hervorzuheben ist Auswahl und Ausfiüh-
rung der zahlreichen Abbildungen. Dießelhorst.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Der Arbeitsmarkt im Juli 1922.1) — In der Gesamtübersicht des
„Reichs-Arbeitsblatts‘‘ wird gesagt. daß die Lage des Arbeitsmarktes
im Juli annähernd noch das Gepräge des Vormonats zeigte und vom
Stande des Dollars abhängt, doch hat die beschleunigte Entwertung
der Mark den Beschäftigungsgrad nicht mehr in dem Maße wie. bisher
gehoben. Die außerordentliche Steigerung der Preise ausländischer
Rohstoffe zwingt viele Betriebe, soweit sie nicht Veredelungsaufträge
des Auslandes übernehmen können, zu Einschränkungen. Daß sich
diese Entwicklung noch nicht stärker durchgesetzt hat, wird mit der
Besorgnis vor weiterem Hinaufschnellen der Preise erklärt, die die
Verbraucher zu Deckungskäufen, die Hersteller zu äußerster Anspan-
nung der Produktion treibt. Bei 5747 Krankenkassen ist die Mit-
gliederzahl von 12,409 auf 12,532 Millionen, also um 1%, gestiegen
(0,2% i. Vm.). Die Arbeitslosigkeit bei den Arbeitnehmerorganisa-
tionen hat sich auf der bisherigen Höhe gehalten: von 5.983 Mill. Mit-
gliedern der Fachverbände waren am Stichtage 34 967 Personen oder
0,6%, (wie i. Vm.) arbeitslos. Die Zahl der durch die Erwerbslosenfür-
sorge Unterstützten ist weiter zurückgegangen, u. zw. auf 15425 Voll-
erwerbslose am 1. VITI.. Die Arbeitsnachweise sind weniger in
Anspruch genommen worden, und in fast allen Berufsgruppen trat
eine geringe Abnahme der Andrangsziffer ein; insgesamt wurden
0.689 Mill. Stellenangebote, 0,732 Mill. Arbeitsgesuche und 0,465 Mill.
Vermittlungen gezählt. Auf je 100 Angebote entfielen im ganzen 106
Gesuche, auf je 100 der letzteren 63 Vermittlungen. 17 berichtende
Betriebskrankenkassen der Elektroindustrie hatten am 1. VIH..
abzüglich der arbeitsunfähigen Kranken und Erwerbslosen 70777
männliche und 33 944 weibliche Pfliehtmitglieder, deren Zahl damit sy er , )
{soweit Ausnahmen nicht ausdrücklich zugelassen sind, unter Berech-
um 5,3%, bzw. 2,5%, gegen den Juni gewachsen ist.
D) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1078.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37.
14. September 1922.
Beschäftigung im August 1922.1) — In den Berichten der preubßi-
schen Handelskammern für August wird festgestellt, daß sich
jeder Rückgang der Auslandsbe wertung unserer Mark diesmal viel
schneller als im Vorjahre auch im Inland auswirkte. Von den Preisen
der ausländischen Rohstoffe und der Nahrungsmittel ausgehend, er-
griff die Teuerungs wolle nach jedem neuen Marksturz den ganzen
Bereich der Warenpreise, und diesen folgten schneller als 1921 Löhne
und Gehälter. Die Lohnbe wegungen fingen gewöhnlich im Ruhrgebiet
an und liefen durch das ganze Land; während die Preiserhöhung aber
im Vorjahr zu stärkerer Ausdehnung der Erzeugung und zu großen Auf-
tragsbeständen führte, hat sie diesmal wohl eine sprunghafte Stei-
gerung der Nachfrage nach vorhandenen Waren veranlaßt, doch
wird jetzt statt an Produktionserweiterung an Einschränkungen
der Geschäftstätigkeit gedacht, weil es an Geldmitteln fehlt.
Deren Beschaffung ist z. Zt. das zentrale Problem des Handels und der
Industrie, ohne dessen Lösung ein schwerer Zusammenbruch der Wirt-
schaft um so weniger vermeidlich erscheint, als der längst erwartete
Rückgang der Kaufkraft nunmehr in vielen Geschäftszweigen
wirklich einzutreten beginnt. Die Zurückhaltung auf dem Markt der
elektroteehnischen Erzeugnisse dauerte an und hat sich teilweisc
noch verschärft. Nur alle gängigen Arten von Kohlefabrikaten werden
nach wie vor lebhaft begehrt, und dus Glühlampengeschäft hat sich
zufriedenstellend entwickelt. Auch im Eisenbahnsicherungs wesen ist
die Lage etwas besser geworden. Auf den übrigen Gebieten war ein
Nachlassen, u. zw. infolge zunehmender Geldknappheit, zu beobachten.
Im Zentralengeschäft sind zahlreiche Projekte aufgegeben worden.
Ferner gingen die Bestellungen auf Motoren, weniger die auf Zähl-
apparate und Installationsmaterial zurück. Auch im Kabelgeschäft
wird rückläufige Konjunktur festgestellt. Die Inlandsaufträge auf
MeBinstrumente haben sich merklich verringert. Der Eingang von
Bestellungen auf Telegraphen- und Fernsprechapparate war noch gut,
doch erwartet man ein Nachlassen.
Wiederaufbau der zerstörten Gebiete Frankreichs. — Zwischen
H. Stinnes und dem Präsidenten der Confédération générale des Cov-
peratives de Reconstruction des Régions dévastées, de Lubersac, sind
nach kaufmännischen Gesichtspunkten Vereinbarungen getroffen
worden, die geeignet erscheinen, den Wiederaufbau der zerstörten
Gebiete Frankreichs wesentlich zu fördern. Als Vermittlungs-
stelle für die Ausführung der Sachlieferungen soll die A. G. für Hoch-
und Tiefbauten in Essen gelten, da sie im Aufbauwesen erfahıen
ist und unmittelbare Beziehungen zu der hierfür in Frage kommenden
deutschen Industrie besitzt. Nach dem Abkommen dürfen die von
einer gemeinschaftlichen Prüfungskommission in Deutschland hon-
trollierten und abgenommenen Matcrialien in Frankreich nicht zurück-
gewiesen werden. Die A. G. für Hoch- und Tiefbauten verpflichtet
sich, Bestellungen an solche deutsche Firmen zu geben, die die Con-
fédération präsentieren möchte, unter Vorbehalt der Prüfung und Ab-
nahme hinsichtlich Beschaffenheit und Preis. Wie esin dem Abkommen
weiter heißt, hat Stinnes verlangt, daß zur verstärkten Lieferung von
Aufbaumaterial ein bestimmter Prozentsatz der monatlich von Deutsch-
land an Frankreich gelieferten Kohlenmengen freigegeben wird. Seine
Verteilung übernimmt die Firma Hugo Stinnes in Verbindung mit dem
Rheinisch- Westfälischen Kohlensyndikat. Der Preis der deutschen
Materialien soll auf keinen Fall den der entsprechenden, von dem fran-
zösischen Markt gelieferten übersteigen. Weiter herrscht zwischen den
beiden Kontrahenten Einverständnis darüber, daß die deutschen
Warcnlieferungen unter dem Titel „Sachlieferungen‘‘ nach dem fran-
zösischen Mindesttarif verzollt werden. Die Dauer der Übereinkunft
entspricht der der Abkommen von Wiesbaden und Berlin.
Indexziffern. — Nach den Erhebungen des Statistischen Reichs-
amts ist die Indexziffer für die Lebenshaltungskosten von 4990
im Juli auf 7029 im Durchschnitt des August gestiegen, also um 40,9”.
Für die Ernährungskosten allein stellt sie sich in diesem Monat avi
9746.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen
Industrie. — Die Preisstelle hat zwei neue. ab 7. IX. geltende Zuschlags-
listen für das Inland, u. zw. Nr. 64 (grün) und Nr. 64A (gelb) heraus.
gegeben, die diesem Heft. beiliegen. Erstere gilt wieder für die Abrech-
nung von bis zum 10. VIIL. einschl. angenommenen a letztere
bis auf weiteres. Nach dieser wird jetzt der am Tage der Lieferung.
der die Anzeige der Versandbereitschaft gleichzuachten ist, geltende
Teuerungszuschlag berechnet. Andere als in Liste 63A angegebene
Berechnungsformeln bzw. Zahlungsbedingungen (C) hat nunmehr nur
noch die Gruppe „Telegraphie und Fernsprechwesen“. Die für beide
Listen gleichlautenden Teuerungszuschläge sind bei einzelnen
Ziffern erhöht worden. Ziffer 5a umfaßt nunmehr auch wasserzc-
kühlte Nietenwärmer von $ bis 25 kVA Dauerleistung. Für die Um-
rechnungsmultiplikaturen gelten ab 7. IX, die Angaben der Tabellen-
ausgabe 19 g.
Außenhandel.
| Deutschland. — Das Goldzollaufgeld ist weiter auf 33 900%, erl:öl
worden (anfangs 1920: 960 ’/y). — Der Reichswirtschaftsminister und der
Reichsminister der Finanzen haben im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 194
eine Bekanntmachung über die Erhöhung der Ausfuhrabgabe ver-
öffentlicht. Danach erfolgt die Erhebung seit dem 3. IX. bis auf weiteres.
H) Vgl. „ETZ’ 1922, 5. 109.
’
14. September 1922.
nung eines Zuschlages von 60%, auf die bisherigen Tarifsätze. Für
Erzeugnisse aus überwiegend ausländischen Rohstoffen ist der Zuschlag
auf 30°, festgesetzt worden. Hier kommen insbesondere für die Elck-
trutechnik die Tarifnummern 890b bis 907e, 912a bis f; 912h in Be-
tracht. Einzelne Waren bleiben zuschlagfrei; darunter finden sich
die wiederum für die Elektrotechnik wichtigen Tarifnummern 648a
und b, 871, 890a, 908a bis 909, 912g. Bei vor dem 3. IX. erteilten
Ausfuhrbewilligungen wird die Abgabe ohne Zuschlag erhoben,
und solche Bewilligungen können auch mit den Tarifsätzen ohne Zu-
schlag verlängert werden, soweit das die Bestimmungen des Reichs-
kommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung gestatten und nachge-
wiesen wird, daß die Ware mit fester Preisvereinbarung in handels-
üblicher Weise und mit handelsüblichen Lieferfristen in das Ausland
verkauft worden ist. Bei am 3. IX. oder später erteilten Ausfuhrbe-
willieungen wird die Ausfuhrabgabe mit den genannten Zuschlägen
erhoben, doch findet der Tarif ohne solche Anwendung, wenn die Aus-
führbewilligung vor dem 3. IX. beantragt oder die Ware vor dem 18.
VHI. nachweislich mit fester Preisvereinbarung in handelsüblicher
Weise und mit handelsüblichen Lieferfristen in das Ausland verkauft
worden ist und außerdem bis 15. X. Ausfuhrbewilligung beantragt
oder die Anwendung des bisherigen Tarifs nachgesucht wurde. Bei
Ausfuhrgeschäften nach außereuropäischen Ländern genügt es, wenn
das vom Käufer innerhalb angemessener Frist angenommene bindende
Verkaufsangebot vor dem 18. VIII. und der Antrag auf Ausfuhrbe-
willigung bzw. das Gesuch um Beibehaltung des früheren Tarifs vor
dem 30. XI. abgesandt worden sind. Der neue Ausfuhrabgabetarif
und die oben genannten Bestimmungen sind am 3. IX. auch im be-
setzten Gebiet in Kraft getreten. — Die Außenhandelsnebenstelle
Feinkeramik hat ab 1. IX. für die Ausfuhr von elektrotechnischem
und technischem Porzellan neue Verkaufsbedingungen fest-
“setzt und die Multiplikatoren der Markländer der Artikelgruppe Hia
Ins IV geändert.
Aus der Geschäftswelt. — Die Firma der Kabelwerk Nürnberg A. G.,
Nürnberg, ist in Kabel- und Metallwerke Neumever A. G. ge-
ändert worden; sie befaßt sich nunmehr mit der Herstellung und dem
Vertrieb von Draht, Kabeln, Metallen usw. — Gegenstand der Elektra
A. G., Dresden, ist neuerdings die Verwertung von Kraftquellen jeder
Art sowie die Herstellung, der Erwerb und Betrieb aller der Ausnutzurg
von Kraftquellen, der Fortleitung von Kräften oder sonst der Kraft-
ulertragung dienenden Anlagen bzw. Unternehmungen, ferner der
Betrieb von Verkehrsunternehmungen jeder Art, die Errichtung und
der Betrieb industrieller Anlagen usw. — Die Conz Elektrizitäts-
Gesellschaft m. b. H., Altona-Bahrenfeld, beläßt ihre Generalver-
‘retung Schlesien (Ing. O. Schubert) bis auf weiteres in Liegnitz. —
Gegenstand der Rheinischen Draht-und Kabel-G. m. b. H.,
Itısseldorf, ist jetzt der Großhandel mit elektrischen Leitungsdrähten,
Kabeln, Apparaten und allem Installationsmaterial usw. — Die Firma
der Elektromind A. G. für elektrische Industrie, Berlin, ist in Elek-
tromind A. G. für elektromechanische Industrie geändert
worden. — Das Westfälische Verbands-Elektrizitätswerk A. G.,
Kruckel, hat seinen Sitz nach Dortmund verlegt. — Den Pfalzwerken
A. G., Ludwigshafen, ist die Ausgabe 5°,iger Schuldverschreibungen
tis zum Betrage von 100 Mill. M genehmigt worden. — Die Wodtke
Co, Elektromedizinische Apparate G. m. b. H., Frankfurt a. M.,
„~t aufgelöst worden.
Neue Gesellschaften. — Gleichrichtergesellschaft m. b. H.,
Nürnberg. Gegenstand: Herstellung von Stromgleichern, Gleich-
rıchtern, Vertrieb dieser sowie elektrischer und technischer Artikel, ins-
sondere solcher zur Verwendung auf elektromagnetischem Gebiet,
frner die Ausführung einschlägiger elektrischer Installationen. Stamm-
kapital: 0,1 Mill. M. — Elektro-Porzellanfabrik G. m. b. H., Alt-
vadt Waldenburg. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektro-
‘cehnischer Porzellanartikel. Stammkapital: 0,1 Mill. M. —A. G. für
elektrische Anlagen, Heidelberg. Gegenstand: Errichtung und
Betrieb von Elektrizitätswerken, Überlandzentralen, Installationen,
Fabrikation von und Handel mit allen einschlägigen Maschinen und
Materialien. Grundkapital: 2 Mill. M. — Kreiselektrizitätsge-
sellschaft Stallupönen m. b. H. Gegenstand: Gemeinnützige
Förderung der Elektrizitätsversorgung im Gebiet des Landkreises
Stallupönen. Stammkapital: 0,5 Mill. M. — Diethelmwerke G. m.
bh. H., Rain a. Lech. Gegenstand: Bau und Betrieb von Elektrizitäts-
werken, Stark- und Schwachstromanlagen, Fabrikation elektrischer
Materialien, Motoren und Apparate.. Stammkapital: 0,2 Mill. M. —
licht- und Kraftwerk G. m. b. H., Wittenberg. Gegenstand: Er-
zeugung, Bezug und Lieferung von Licht-, Heiz- .und Kraftmitteln
uller Art, Errichtung hierzu erforderlicher Anlagen usw. Stammkapital:
no Mill. M. —Elektrische Spezial-Fabrik für Kleinbeleuch-
tung Ge m. b. H., Berlin. Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb elek-
trotechnischer Apparate, Maschinen und Elemente für Kleinbeleuch-
tung und Stromerzeugung. Stammkapital: 0,2 Mill. M.
Von der Börse. — (30. VIII. bis 5. IX. 1922). Zunächst hatte sich
das Geschäft an der Berliner Effektenbörse trotz wachsender pessi-
mistischer Auffassung hinsichtlich der damals noch bevorstehenden
Entscheidung über das Moratorium lebhafter gestaltet, besonders in
Valutapapieren und Montanaktien, zumal auch der Geldmarkt infolge
glatter Abwicklung der Engagements am Monatsende eine gewisse Er-
lichterung erfuhr. Nachdem dann aber die Reparationskommission
u bekanntem Sinne entschieden hatte, verursachte die Ungewißheit
uler die Beschaffenheit der geforderten Garantieleistung und deren
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37.
1175
Konsequenzen bei rückläufiger Devisenbewertung eine merkbare Zu-
rückhaltung, die weiter in der Unklarheit über das voraussichtliche
Ergebnis der Verhandlungen mit Belgien, in den z. T. recht deprimie-
renden Berichten der preußischen Handelskammern für August wie in
Schwierigkeiten bei der Durchführung des neuen Überschichtenab-
kommens meldenden Nachrichten aus dem Kohlenrevier eine Stütze
fand. Sie hielt auch trotz des erfreulichen Bekenntnisses der Ober-
schlesier zu Preußen und im wesentlichen günstiger Beurteilung des
zwischen Stinnes und de Lubersac getroffenen Reparationsabkommens
bis zum Schluß der Berichtsperiode an, wenngleich auf einzelnen Markt-
gebieten Kursbesserungen zu verzeichnen waren. Die Notierungen der
Elektroaktien schwankten bei verschiedenen Unternehmungen um
mehr als 100°...
Niedrig-' Höch-
ster | ster
Gesellschaften
Letzte
Dividende
Accumul.-Fabr., Berlin . . . . 25 | 1680 1680
A. G. í. El. Anlg., Berlin... | 8 — — — —
A. E. G., Berlin ae er LO 875 175 875 183
= w Vorz.-A.. a‘. 3 150 105 150 105
a „ vorz.-B..... 725 | 1% 121 198,50; 121
Bergmann, Berlin . ...... 20 7 T20 T70 128
Continent. Ges. Nürnberg 4q 8 == — = s
= m » Vorz.-A| 8 498 450 499 4)
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln | Öö 800 TOO 899 760
„» Niederl. BA a — 700 660 128 660
„ Südam. , » >. f 6 670 670 730 730
„» Kabelwerke, Berlin . . .| 20 550 550 598 565
Elektra, Dresden .......[ 10 300 300 | 323 323
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .1 15 H10 570 665 620
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 630 820 630 D35
E. W. Liegnitz a aR n 10 350 345 350 345
Felten & Guilleaume Carlaw. . .| 25 1198 1100 |1195 1120
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 670 630 700 650
Hackethal, Hannover . . . . .1%20 665 625 675 025
Hamburgische E. W. .....][10 320 301 340 301
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 1385 |1210 |1385 |1210
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 481 481 519 4al
C. Lorenz, Berlin . 2. 2.2.2.. 35 350 800 875 800
Dr. Paul Meyer, Berlin ... | 15 405 393 424 393
Mix & Genest, Berlin . | 16 625 58O 640 DK?
Neckarwerke, EBlingen . | 10 365 325 365 325
Oberbayer. Überlandz., München] 9 400 380 450 395
H. Pöge, Chemnitz a ee 12 582 565 589 565
K br Vorz.-A.. .| 7 106,75! 105 108 108
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 490 440 495 440
X = A » Vorz.-A.| — 110 110 121 121
M. Schorch & Cie., Rheydt. . .| 10 700 675 ; 700 680
Sachsenwerk, Dresden . . . .. 20 70 650 | 870 650
Schuckert & Co., Nürnberg .1 16,7 |1176 11055 |1190 |1190
„Siemens“ El. Betr., Berlin . .| 0 165,25) 165,25: 180 180
Siemens & Halske, Berlin . . .1 20 1800 1650 1800 1800
Stettiner E. W. . . 222 2.02. 15 515 495 0 545 -495
Teleph.-F. Berliner, Hannover 680 675 750 675
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin 1020 990 1070 990 .
Voigt & Haeffner ... 20 750 730 790 T30
" Vorz.-A. . Fank 20 600 595 625 995
Emag. Elektr.-A. G. . ARE] 29 | 498 465 | 530 | 465
345 321
Hcddernh. Kupferw. und
Main Kraftwerke, Höchst a 10 | 345 | 321
Südd. Kabelwerke . .
20 198 TOO 830 700
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im August
a
>
[a
8 |
Christiania (Kr.) . . .
237,70 209,74
| 239,70, 241,20, 222,47
210,24
: Helsingfors (finn. M) 29,46, 26,37) EN 31,76, 32,71] 28,46
Holland (Gld) 559,30, 489,39, 404,33 564,29, 559,30| 419,35
Italien (L). 2.2... 6292] 56,18, 55,18) 62,42] 63,67) 58,93
Kopenhagen (Kr) . . . | 306,62) 270,66; 271,16! 309,61| 303,61| 287,64
London (£) » 2.2... 6411,95'5617,95 5642.90 6516,80 6516,80 5067,50
New York (8) 1423,21,1298,37|1248,43. 1423,21 1458, 17/1348 41
Österreich (K) . . . 0,02) 0,021. 0,02, 002] 0,02] 0,
Paris (FH) oo». 111.86. 101,62 100,37 111.36: 113,76 104.37
Prag (Kb)... . .. 46,70| 43,45) 45,44 51,19; 49,69 44,15
Schweden (Kr). . . . 330,52 339,58) 335,58] 381,52, 381,52° 354,56
Schweiz (Fr). . .. . 273,49) 245,69) 239,701 272,16 276,65. 255,18
Spanien (Per) 222,22, 200,00, 194,26) 221,721 224,22 206,99
WARENMARKT.
Glühlampen. — Wie die Osram G. m. b. H. Kommanditgesell-
schaft, Berlin, mitteilt, willsie von dem vielfach eingeführten Verfahren
der Anzahlung bei Bestellung vorläufig absehen, sie ist jedoch gezwungen
1176
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heit 37. 14. September 1922.
die Lieferungsbedingung, daß die Preise rein netto Kasse ohne Ab-
zug gelten, streng durohzuführen. Alle ab 30. VIII. von ihr erteilten
Rechnungen müssen deshalb spätestens 3 'Tage nach Empfang ohne
Abzug beglichen werden. Die Lieferung erfolgt auf Gefahr des Be-
stellers bei Sendungen in Bruttowert von mehr als 4000 M, für Zwerg-
lampen im Nettowert von mehr als 2400 M (ausschl. Steuer) frei deutscher
Bahn- oder Poststation einschl. Verpackung. — Isolierrohbre, Die Ver-
kaufsstelle Vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten, Berlin, hat die bekarnt«n
Aufschläge für Lieferungen ab 8. IX. bei Bleirohr, lackierten, farbigen
Galvano- und Gelblackrohren nebst Zubehör auf 3600 0/4, bei Messingrohr
und Zubehör sowie schwarzem Papierrohr auf 5000 oy und bei Stahl-
panzerrohr mit Zubehör auf 65000/% erhöht. Bundverpackung ist
nunmehr in den Preisen einbegriffen. Frachtfreie Liefe:iung ab Werk
bei mindestens 50000 M Fakturenwert. Kohle. Der Reichs-
kohlenverband hat im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 195, 197 die ab 1. IX.
geltenden neuen Brennstoffverkaufspreise je 1t ab Grube, einschl.
Kohlen- und Umsatzsteuer, bekanntgegeben. Sie betragen beim
Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat unter Fettkohlen
für Förderkohlen 4105 M, bestmelierte Kohlen 4616 M, Stückkohlen
5420 M, Nußkohlen I bis III 5543 M, Kokskohlen 4214 M; unter Gas-
und Gasflammekohlen für Flammförderkohlen 4105 M, Gasflamn:-
förderkohlen 4310 M, gew. Feinkohlen 4214 M; unter EßBkohlen für
Förderkohlen (25%) 4065 M, dsgl. (35%) 4105 M; unter Koks für Groß-
koks I 6018 M, GieBereikoks 6257 M: der Preis von Steinkohlen-
briketts beträgt für 1. Klasse 6156 M, für 2. Klasse 6154 M. Beim
Aachener Steinkohlensyndikat (Eschweiler Bergwerksverein)
kostet Anthrazit I (Stücke) 6151 M. Das Mitteldeutsche Braun-
kohlensyndikat berechnet für Briketts in größerem Industrie-
format der Reviere außer Kassel 3444 M und unter Rohkohlen des
mitteldeutschen Gebiets für Förderkohlen 1072 M, Siebkohlen 1179 M,
Stückkohlen 1286 M. Beim Östelbischen Braunkohlensyndikat
(Niederlausitzer Gruppe) kosten Briketts in größerem Industrieformat
ebenfalls 3444 M, in kleinerem Format 3660 M, Förderkohlen 987 M,
Siebkohlen 1273 M, Stückkohlen 1440 M. — Englische Nußkohle II
wird ab Hamburg zu 33 s/ton angeboten. — Die Kohlenförderung des
Ruhrbeckens, einschl. der linksrheinischen Zechen, wird für August
auf etwa 8,2 Mill.t an 27 Arbeitstagen veranschlagt gegen 7,86 Mill. t
an 26 Arbeitstagen des Vormonats. — Eisen. Laut Bekanntmachung
des E. W. B. im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 196, betragen die Höchst-
preise für Roheisen usw. vom l. bis 10. IX. für Hämatit 29 784 M,
(sießereiroheisen I 25 575 M, dsgl. III 25505 M (alle drei ab Ober-
hausen), Stahleisen siegerländer Qualität 27 543 M, kupferarmes Stahl-
eisen 29 116 M, Spiegeleisen (6 bis 8°; Mn) 30 037 M (diese ab Siegen),
Gie Bereiroheisen IlI luxemburger Qualität 23 818 M ab Grenze, Temper-
roheisen der Duisburger Kupferhütte (grau), großes Format 29 390 M
ab Werk, Ferromangan (80%) 72767 M, dsgl. (50%) 63 899 M (beide
ab Oberhausen) und Ferrosilizium (10%) 33 683 Mít ab Werk. Für
Ferromangan gelten die Preise für den ganzen September und mit der
bekannten Kursklausel. Die Überpreise stellen sich bei Hämatit je
nach dem Phosphorgehalt auf 250 bis 1250 M und nach dem Silizium-
gehalt bei Hämatit und Gie Bereiroheisen auf 75 bis 375 M/t. Bei Ver
teuerung des Kokses oder der Eisenbahnfrachten kommen zu obren
Roheisenverkaufspreisen je Mark/t Kokspreiserhöhung bzw. je Prozent/t
Frachtsteigerung im „Reichsanzeiger‘‘ angegebene Zusatzbeträge.
Für Lieferung ab Berliner Lager gelten jetzt folgende Walzeisen-
preise für S.-M.-Handelsgüte: Stabeisen 60 M, Universaleisen 65 M,
Bandeisen 69,50 M, Tafel- und Bundbleche von 5 mm und mehr 67,50 M.
unter 5 bis 3 mm 75, 50 M, unter 3 bis 1 mm 82,50 M, unter 1 mm 87,50
"M/kg und T- sowie U- Eisen von 80 mm und mehr durchschnittlich
57,50 M frei Wagen Haus oder frei Bahnhof Berlin. — Schrott. Am
Schrottmarkt wurden am 6. IX. für Kernschrott 16 000 M, für Späne
14 500 M, beide frei Essen und für Maschinengußbruch 19 000 M/t frei
Berlin gezahlt. — Edelmetalle. Am Berliner Markt wurden am 6. IX.
für Gold 810 bis 820 M/g, und für Silber 25000 bis 27000 M/kg gezahlt.
— Zement. Seit dem 1. IX. sind die Höchstpreise für Lieferungen an
private Abnehmer im Gebiet des Norddeutschen Zementverbandes auf
53 559 M, in dem des Rheinisch- Westfälischen Verbandes auf 52 549 M
und im Gebiet des Süddeutschen Zementverbandes auf 54 128 M/lOt
ab Werk, einschl. Umsatzsteuer, erhöht worden. — Harz. Ameri-
kanisches Harz Type G und H wird zu 95,25 M/kg mit 14% Tara an-
geboten. — Schellack. T. N. Orange notiert z. Zt. 2200 M/kg. — Baum-
wolle, Amerikanische Baumwolle fully middling good colour and staple
loco notierte in Bremen am 7. IX. 704,80 M nom./kg. — Lichtpaus-
papier. Die Konvention berechnet für die seit dem 10. vm. geltenden
Preise einen Aufschlag von 175%. — Schwefelsäure. Für 100 kg Sch wefel-
säure 600 Be ist ab 1. IX. der Erzeugerpreis auf 960 M, der Verbraucher-
preis auf 1060 M festgesetzt worden. — Öle und Fette. Die Dollarnotie-
rungen für Schmieröle am Hamburger Markt haben sich gegen vorige
Woche nicht ac Bei Dieselmotorentreiböl werden heute
für Hallenser Paraffinöl bei Kesselwagenbezug 24 250 M/t ab mittel-
deutscher Station verlangt. Leinöl wird aus Holland zu 44% Gld je
100 kg angeboten; am Hamburger Markt forderte man 270 M/kg. Ter-
pentinöl liegt in Amerika sehr fest; New York notierte am 6. IX.
1,23 $/Gallone. Am deutschen Markt wurden für amerikanische Ware
640 M/kg und für französische 600 M/kg gezahlt. — Metallhalbfabrikate.
Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., G. m. b. H., Berlin, betrugen
die Verbands-, Grund- und Richfpreiee je 100 kg am 6. IX. unverbind-
lich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 57 700 M, Aluminiumrohr
85 000 M, Kupferbleche 60 900 M, Kupferdrähte, -stangen 56 400 M,
Kupferrohre o. N. 63 900 M, Kupferschalen. 62 900 M, Messingbleche
-bänder, -drähte 60 000 M, Messingstangen 45 000 M, Messingrohre o.
N, 65 000 M, Messing-Kronenrohr 75 000 M, Tombak (mittelrot) -bleche.
-drähte, -stangen 74 400 M, Neusilberbleche, -drähte, -stangen 101 000 M,
Schlaglot 70 000 M. — Altmetalle. Am 7. IX. wurden am Berliner
Markt folgende Preise gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, hande)x-
üblich, 29 000 bis 31 000 M, unverzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht,
28 000 bis 30 000 M, Maschinenrotguß, handelsüblich und tiegelrecht,
22 500 bis 24000 M, Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 19 0
bis 20000 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 26 000 bis
27000 M, reine, weiche Messingblechabfälle 23 500 bis 24 500 M, Sch wer-
messing, handelsüblich, 18 000 bis 19 000 M, Messingschraubenspäne,
handelsüblich, 17 000 bis 18 000 M, altes Weichblei 9500 bis 10 000 M,
` Zinkzünderlegierungen 9000 bis 9500 M, Altzink, handelsüblich, 9000
bis 9500, Reinaluminiumblechabfälle (98/99%) 39000 bis 44000 M/100 kg
in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen. — n ie Die
Notierungen der Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz
bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere
verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in M/kg:
Metall ax | ex am ax | ex am
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . . . .... 430,36 438,53 NE I A | Se .
Raffinadekupfer 99/99,3°,, 380 —390 340 —350 390—441)
Originalhüttenweichblei . 160—165 140—150 160—170
Originalhüttenroh zink, Preis im
freien Verkehr . . 2.2... 205 — 220 195 —205 210—230
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.) 175,46 203,54 | 183
Plattenzink (remelted) von |
handelsüblicher Beschaffenheit] 155—165 150—160 160—170
Originalhüttenalu minium |
98/99% in Blöcken, Walz- oder | |
Drahtbarren EEE o a 575 HH | 582
dgl. in Walz- od. Drahtbarren
DIT re E E 577,5 506,5 584,5
Zinn, Banka, Straits, Austral.
in Verkäuferswahl . ..... 1050—1070 | %25—935 1035 — 1045
Hüttenzinn, mindestens 99°, . .| 1030—1050 | 905—915 1015 — 1025
Reinnickel 98/999, ..... 900 — 920 800—810 | 900—920
Antimon -Regulus ...... 140—145 125—130 140—150
Silber in Barren rd 900 fein für
|
1 kg fein. . 2 22.2.2... a [83500 - a
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal’ am
1. IX. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert:
£ e d 2 s d
Tupi: best selected. .. . 22.2... 66 0 O0 bis 6&6 0 "
ne electrolytic E E E 69 10 0 „ 7 1p m
P wire bars 0: 8 na. 2 or 70 10 0, = — -—-
Pe standard Kasse .. ..... 63 2 6 „ 63 5%
es ” 3 Monate .. 2... 6 76, 8 P0
Zinn: standard Kasse, . . 2. 2 22 2.0. 160 17 6 „ 161 0»
u 3 Monate . . . 2... 10 2 6 „ 161 5 #
3 Straits 00 a aa e ee a l6 7 6 „ 11 R t
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei .. 24 2 6 „ 23 10 »}
„ gew. engl. Blockblei ....... > 5 0, , = —
Zink: gew. Sorten . 2... 2.2000. 31 5 0, „ 30 10 v”
s- FTemelted s ee 2 wo 8 em Ə% 15 0, = — ~.
„ engl. Swansea . 2.2.2000. 31 2 6 lieferbar San
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . 27 £/29 £10 s8
Aluminium: 98 bis 99% . s.s sae’ 100 £ Inland, 105 £ Ausland
Nickel: 98 bis 99°, garantiert 5 erg 145 £ (Io- und Ausland).
Wismut:jelb. .. 2. 2.0.0200 9s
Platin: 2.0: 20 So e u ea... er mine]
Quecksilber: nom. für die 75 lbe.-Flasche 12 £ 10 s./13 £.
Wolfram: 65% je Einheit nominal . 12 s 6d/13 8.
In New York notierten am 8. IX. 1922: Elektrolytkupfer loco 14.10
Eisen 33,00; Blei 5,95; Zink 6,27; Zinn 32,30 ets/lb.
*) Netto.
Bezugsquellenverzeichnis.
(Anfragen, denen Rückporto nicht bei efügt ist, können nicht
berücksichtigt werden.)
Frage 42. Wer fabriziert Nickelin-, Chromnickel- und Kon-
stantandrähte?
Abschluß des Heftes: 9. September 1922.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin.
— Verlag von Julius Springer In Berlin.
4
1
1
"er
14. September 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37. 1176 a
Zuschlagsliste Nr. 64 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, gültig ab
7. IX. 1922 für Abrechnung von Aufträgen, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind, und nur für das Inland.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falle sie nicht zu Tagespreisen angeboten
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 64 A.)
Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek-
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß: der Preis-
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise. Bei den in der
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iso-
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech-
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird
der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet:
1. Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert,
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag.
2. Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert,
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell-
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit.
3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit
geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver-
zögerung durchgeführt werden kann.
4. Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich-
zurechnen.
5. Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für.
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be-
treffenden Verbände.
Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund-
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ)
wie folgt zu ermitteln: 'a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An-
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100.
Zuschlagsliste Nr. 64 A (gelb) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie,
gültig ab 7. IX. 1922 bis auf weiteres und nur für das Inland.
Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom
1. IX. 1922 ab angenommenen Aufträge.
Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung
zeltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der
Versandbereitschaft gleichzuaehten.
Zahlung. Mindestens % des Bestellwertes am Bestelltage,
Rest bei Versandbereitschaft.
B.
Abweichend hiervon gelten für Maschinen über 100 kW
bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr./min., und Zubehör, auch voll-
iz Änlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren über
10 kVA, Apparate für 50000 V und mehr, Dampfturbinen und
Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen,
Vollbahn-Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt-
anlagen folgende Bestimmungen:
t
Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der
sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage
der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate
an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die Anzahl
dieser Festsetzyngen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung
und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge zählen
mit.
Zahlung. Mindestens 50% des Bestellwertes am Bestell-
tage. Diese 50 % sind aufzufüllen nach Ablauf
von I der angegebenen Lieferfrist auf ai des sich jeweils nach
der Berechnung unter
B ergebenden Preises.
r 12 „ n n" 7 0%,
n 3J n n n " 75%
i C.
Andere Berechnungsformeln bzw. Zahlungsbedin-
gungeu haben: Telegraphie und Fernsprechwesen.
e L
Gegenstand zuschlag
En ESIA EAA E EA EEE EE S
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh-
transformatoren, soweit \ nicht für Sonderaus-
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
1]. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA
bei Generatoren .. . 2. 2 2 2 2 2 20. | be
2. über 20bis 100kW bzw. über 20bis 100K VA | orf 1000
bei Generatoren. . . . 2» 2 2 2 0 20. "U dr. 14 500
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- =
IBlOTEN 3.0, 06 ae ee ee 15 000
Sonderausführungen.
4. Wand-, Tisch- ‚und Deckenventilatoren ....... 14 000
o
stong von4kVAbis35kVAu. Widerstandsstu Fe: weiß-
maschinen mit einer Dauerleistung von4kVA bis 120k VA
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA
Danerleistung . Ba ee a ee da 9 500
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren .
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen,
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator-
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW,
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW,
bezogen auf 1000 Umdr. . . . 2.22 2 20er 14 000
Dampfturbinen.
l0. Turbosätze, bestehend aus
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 13 200
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn-
redvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations-
anlagen o ae 2 een 12 800
1. Turbogeneratoren allein . . . 2.2 2er. 13 000
12 Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren
und Turbogebläse allein... 2 2.2 222200. 12 000
Teuerungs-
de genstan d zuschlag
u ELLE
13. Kondensationsarlagen und Wärmeaustauschapparate
allein, Su seta. a ne ae re an Le 14 000
Zubehör zu Maschinen.
14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck-
schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(susschl. Selbstanlasser
f. Druckkn. -u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 14 000
15. Schützenstewerungen, selbsttätige Anlaß-.und Regulier-
apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
steuerung, Bremsmagnete . . . 22 2 2 2 ee. 14 500
16. Gleitschienen, Verankerungen . . . s. 2 2 22200. 14 000
16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 14 000
Bahnmaterieal.
17. Bahnmotoren u. { bis 150 kW Stundenleistung . . | 13000
elektr. Bremsen \ über 150 kW » Eu 15 000
17a. Bahntransformatoren . .. 2.2 22220 n ne 14 500
17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige
Aggregate) > 2 2 20er 14 000
17c. Hiltamotoren: . u... 22% 3 22. now een. 14 000
18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr.
Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
materialien für Bahnfahrzeuge . . . 2.2 naona R 13 000
18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 13 000
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
vollständige elektr. Ausrüstungen’ von elektr. Lokomo-
tiven für Bergbau und Industrie. . . 2. 2 22 2 2.0. 13 500
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn-
Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 15 000
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 13 500
2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge . ...... 9 500
Transformatoren!) und Gleichrichter.
22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 14.000
228. s» + » » » über 100 kVA .. 14 500
9 Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
1176 b | | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 37. . 14. September 1922.
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
Io
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . . . 14. 000
23a. Ersatz-Glaskörper . . . 2 2 2 2 ernennen 3 000
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . . . . 15 000
Schaltapparate und Material für Scohaltanlagen,
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger,
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in
Gußgehäuse . .. 20 2 0 rer une 13 500
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht
in Eisen- oder Gußgehäuse;; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 14 000
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für
Schalttafelbau . . . . 22220 e nee ne 14 000
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 12 000
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
Streckenschalter, soweit nicht für Öl... ... Ba 14 000
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar-
mierte Wanddurchführungen . . . . 2. 22 2220. 14 000
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 12 000
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . 2 2 2 2 2 2 2 0. 14 000
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . ... . 13 500
32. Ölechalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate .. ... . 14 500
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und
Erdungsdrosselspulen) . . 2 2 2 2 2 2 2 2 2 020. 14 000
84. Schutzdrosselspulen . . . 2 2: 22 aa .. - 14090
35. Erdungsdroselspulen . . 2» 2 2 2 2 2 2220. 14 500
36. Motorschalttafeln, auch mit selbettätigen Schaltern . . 14 000
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma-
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . . 2 2 2 2.0. 14 500
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . .... . 15 500
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäue . . 15 500
MeßBapparate und Zubehör.
ála. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lattions- und Leitungsprüfer . . . . 2 2 2 220. 10 500
41b. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein-
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel-
skala. Montage- und Blitzableiter-MeBbrücken. Tempe-
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . . 2. 2... 10 500
. 41c. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . ... . 10 500
42... Zähler: u. 400800 Bars Ba ee re 9 000
43. Meßwandler und Zubehör . . .. 2 222020 13 000
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ...... 13 000
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe,
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-,
Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . . 2 2 2 2 2 2 02. 8 000
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI........ 12 000
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 8 000
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit
Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. . 2... 2 2... 12 000
47. SBicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring-
bolzen-Sicherungssystem (Siemens). . .. . Be a 11.000
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 8 000
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens)... . 8 000-
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Gu
gehäuse u 2 el ie ee 11.000
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
Teuerung»
zuschlag
%
Gegenstand
51 Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei-
i opa Armatura bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 11 000
e
52. rtafeln, armiert . .. . h.o 2 2 2 2 a a’ l 9 500
63. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und
-Klemmen u. dgl... . 2: 2 2 2 2 re nenne 11 000
64. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes
Installationsmaterial . . . . 2202000. 12 509
55a. Metallfassungen . . . 2.2 222 2er 12 000
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe. und Verbinder
BGBl. soaa ee ee we ee ale 12 000
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por-
zellan und Isolierstoff . . . . 22: 2 2 2er, 12 000
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschh der zwei-
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). .. ..... 12 000
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. —
Glühlampen.
68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- |) 100% auf di-
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Listenpreise
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom
sowie Telephonlampen. ..... 2.222.220 200. 31. VII. 2
Telegraphie und Fernsprech wesen.
69a. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke
(Wecker) sowie Aus- u. Umschalter und Kontaktvorrich.-
tungen für Haussignalanlagen als auch Holzdrücker . 3800
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
fache Induktor-Apparate . . . 2.2 2 2 2 000. 10 000
690. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . . ... . 10 000
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . . . . 10 500
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 10 000
69. Apparate für Telegraphie . . . ... 2 2 22 20. 10 000
69g. Kondensatoren für Feinsprechzwecke. . . . 2... 1 800
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . , , f Ohne Paraband pe
mit 5 3 500
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . . . 2 2 2 2 2 ss 8 000
72. Apparatschnüre (Privattypen) . . . 2. 2 22 .2.. , 3 600
Bogenlampen und Zubehör.
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch -
TWUNGBZWECKE N o 4 ee ee er 10 000
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . ...... 10 000
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
und Handelsschiffe) . . 2 2 2 2 2 u 2 2 nenne. 11 000
76. Widerstände . ... 22220. EEE RIED 12 000
77. Aufhängevorrichtungen . . . 2 2 2 2 22220. 10 000
78. Leitungskupplungen . . .. 2. 2 2 2 22 een. 10 000
79. Transformatoren und Drosselspulen . . . . » 2... 14 000
Gummifreie Isolierstoffe.
80. Normalplatten . . 2.2 2 nern 6 500
81. Zählertafeln, unarmiert . . . 2 22... a a. 8 000
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . . . . . 9 000
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 8 500
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
mierte Anschlußklemmen usw.) . . . 2» 2 2 2.2. sa 9 000
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall
a) mit einem Stückgewicht bis 50 g ....... 10 000
D): is: 5 A über O8 ....... 8 500
Ve rschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen
ab 7. IX. 1922 mindestens 12000 M für 100 kg ohne Faß.
Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung)
bekanntgegeben werden. Ab 7. IX. 1922 gelten die An-
gaben der Ausgabe 19g. Diese Tabellen, die wir wegen
Raummangels nicht abdrucken können, sind beı der Außenhandels-
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker-
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten.
Die Preise der 1500-tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für
die anderen Drehzahlen gewählt.
Druck von H. 8. Hermana & Co., Berlin 8W 19, Beuthstr. 8,
Inhalt: Die neuen Elektrostahlöfen der Flat- | Meßgeräite und Meßverfahren. | Vereinsnachrichten. VDE, 1194. Bekanntma-
Werke in Turin. Von G. Vitali. 1177. 1189. Eine registrierende Kontrolluhr. f. elektr. chung. Betr.: VDE-Abend in Dortmund. — Aus-
Verkehrsfragen in Fernsprechanlagen mit Wäh- Triebwagen und Lokomotiven, — Hilfswiderstand schuß für Bedienungselemente, Erläuterungen zu
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ai ieee O a des Jahres 1921. Von | Jen komplizierter Fernsprech-Schaltrelais und ' Sitzungskalender. 1196.
» : . -Schalter. Persönliches. 1196. Galileo Ferraris. — Aus-
Gefahrlose Parallelführung von Hoch- und Nie- Werkstatt und Baustoffe. 119. Zu- | zeichnungen.
Literatur. Besprechungen. 11% K
derspannungsleitungen auf gemeinsamem Gestänge. |! rückgewonnene Heißdamptzylinderöle.
Von Leonpacher. 1186, |
| Jahresversammlungen, Kongres- Schmiedel, Die Prüfung der Elektrizitäts-
an 2 Are N ren hr ns ande se, Ausstellungen. 11%. | Zähler, MeBeinrichtungen, Meßmethoden und -schal-
Rundschau. Elektrizitätswerke und | Verschiedenes. 1191. Preisausschreiben | tungen. — F. Leitner, Einkommen und Ertrag.
Kraftübertragung. 1187. — Zur Frage der | der Adolf v. 'Ernst-Stiftung, | — J. M. Witte, Wissenschaftliche Betriebs-
Erdung des Nulleiters. — Die für 1922 in Aussicht l Energiewirtschaft. 1191. Bekanntma- | führung. l
genommenen Neubauten und Erweiterungen der | chung über die Regelung des Verbrauchs elektri- | Eingänge. 1197.
amerikanischen Elektrizitätswerke. | scher Arbeit. — Zur Kraftüberführung Norwegen— | Gesohäftliche Mitteilungen. 1198.
Apparatebau. 1188. Suraum-Hausanschluß- Dänemark. | Warenmarkt. 1200,
kasten mit Klingeltransformator. — Neue Form Industrie und Handel. 119, Deutsch- | Bezugsquellenverzeichnis. 1200.
land. Berichtigung. 1200,
von Abzweigdosen.
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ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
u Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 38. 21. September 1922.
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1177
Elektrotechnische Zeitsch rift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: _
43. ne
Berlin, 21. Turn 1922.
E.C. Zehme, Dr. F.Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 212%
Heft 38.
An unsere Postabonnenten!
Der in Heft 34 vom 24. August d. J. ausgesprochenen Bitte des Verlages, durch Nachzahlung von
M. 40,— auf den Bezugspreis des Ill. Vierteljahres 1922 der das Fortbestehen der Fachpresse bedrohenden Geld-
entwertung entgegenzuwirken, hat bisher leider nur ein geringer Teil der direkt bei der Post auf die „Elektrotech-
nische Zeitschrift“ abonnierten Leser entsprochen.
Soll die in immer kürzeren Zeiträumen erfolgende sprunghafte Verteuerung aller Herstellungskosten im Zeitungs-
gewerbe nicht noch weitere Opfer auf dem Gebiete der Fachpresse finden, so müssen auch die Bezieher zu ihrem
Teil der ungeheuren Steigerung Rechnung tragen und die vom Verlage nicht ohne zwingenden Grund geforderte
Nachzahlung leisten.
Der Verlag bittet daher erneut die noch im Rückstande befindlichen Abonnenten dringend, den Betrag von
M. 40,— möglichst postwendend dem Postscheckkonto 20120 beim Postscheckamt Berlin (Julius
Springer, Bezugsabteilung für Zeitschriften) zu überweisen.
Verlag der „Elektrotechnischhen Zeitschrift‘.
Alle Nachzahlungen werden direkt an den Verlag erbeten; die Postanstalten kommen für ihre Erhebung nicht
in Betracht.
“a
Die neuen Elektrostahlöfen der Fiat-Werke in Turin.
Von G. Vitali, Turin.
In den letzten Jahren hat sich der Elektroofen in der Edelstahl-
industrie ein großes Arbeitsfeld erobert. Die GesAmtzahl der elek-
trischen Öfen aller Länder stieg in den Jahren 1913 bis 1920 von
140 auf 1025, d. h. auf das Siebenfache. In Amerika einschließlich
Canada standen 363 Öfen, in England 160, hiervon 70 allein in Shef-
field, in Deutschland etwa 100. Über 90 % dieser Öfen sind Licht-
bogenöfen, die sich wegen der geringen Anlage- und Reparatur-
kosten sowie der höheren Betriebssicherheit und Haltbarkeit am
schnellsten eingeführt haben. Die Statistik zeigt nicht nur eine
gewaltige Zunahme der Elektroöfen während des Krieges, sondern
auch noch eine weitere erhebliche Steigerung im Jahre 1919/1920,
trotzdem die für Kriegsmaterial verwendeten Öfen für andere
Zwecke frei wurden.
Der Mangel an Roheisen und Kohlen während des Krieges ver-
anlaßte die Fiat-Werke in Turin, einen Elektrostahlofen zu kon-
struieren, dessen Leistungsfähigkeit auch die wirtschaftliche Her-
stellung gewöhnlicher Stahlsorten in großen Mengen ermöglichen
sollte. Seit einigen Jahren sind in der Stahlgießerei der Fiat-Werke
sechs Öfen von je 5 bis 6 t Fassungsvermögen in Betrieb, deren Er-
gebnisse so günstig waren, daß die Fiat-Werke bei Umbau und Er-
neuerung ihres Hüttenwerkes Turin auf die ursprünglich geplanten
artinöfen ganz verzichteten und ein neues Stahlwerk mit 4 großen
Elektrostahlöfen von 15 bis 20 t Inhalt und zwei kleineren von 6
und 3 t Inhalt von der Demag, Duisburg, bauen ließen. Dieses
Elektrostahlwerk wird später durch Beseitigung des jetzigen alten
Stahlwerkes um weitere 4 bis 8 Öfen vergrößert. Infolge des neu-
artigen Elektrodenverschlusses und der größeren Leistungsfähig-
keit soll hier kurz auf die Ausführung und Vorteile dieser Fiat-
Öfen hingewiesen werden.
Die Konstrukteure des Fiat-Ofens gingen von folgenden Ge-
sichtspunkten aus:
1. Erzielung und Erhaltung eines unbedingt neutralen Raumes
im Herd während der ganzen Dauer des Betriebes,
2. Anwendung einer kontinuierlichen Elektrode, um beständig
die Elektroden hinzufügen zu können, ohne den Gang des
Ofens zu unterbrechen oder langwierige Spezialkonstruk-
tionen abmontieren zu müssen,
3. Erzielung einer theoretischen Höchstdauer von 2% Stunden
für das Schmelzen und Verfeinern, ausgehend von kaltem
Einsatz.
4. Verminderung des Kraft- und Elektrodenverbrauches im
Vergleiche mit den anderen im Gebrauch befindlichen Öfen,
5. Erhöhung der Lebensdauer der Auskleidung und Gewölbe,
6. Erzielung der größten Leichtigkeit im Aufbau und Abbau,
um in allerkürzester Zeit die Gewölbe verändern oder, im
Falle der Beschädigung, einen Elektrodenhalter ohne Be-
triebsunterbrechung auswechseln zu können,
Als Bauart wurde die Drehstromtype gewählt, die bei dem
jetzigen Verteilungssystem der elektrischen Energie am besten den
heutigen Ansprüchen genügt und an die Netze der anderen Erzeuger
angeschlossen werden kann, ohne als Folge wesentliche Gleichge-
wichtsstörungen im Speisenetz mit sich zu bringen. Die Öfen sind
an das Netz von 21 kV der Società Blectricitä& Alta Italia ange-
schlossen, und es hat sich während der mehr als 3% jährigen Be--
triebsdauer keinerlei Übelstand an der Leitung gezeigt.
Der Fiat-Ofen der Demag in Duisburg bestehtnach Abb. 1u.2 im
wesentlichen aus einem zylindrischen, gut versteiften Blechgehäuse
mit gewölbtem Boden, an dem zwei segmentförmige Wälzbalınen
aus Stahlformguß angebracht sind, die ein Kippen des ganzen
Systems nach beiden Richtungen ermöglichen. Während einige bei
der Fiat in Betrieb befindliche Öfen hydraulischen Kippantrieb er-
hielten, werden die neuesten zur Vermeidung einer weiteren Druck-
wasseranlage besser und billiger elektrisch betrieben. Das Ofen-
gehäuse und seine feuerfeste Auskleidung weisen nur zwei Öfl-
nungen auf: eine größere vorn zur Beschickung und Entschlackung
und eine kleinere auf der entgegengesetzten Seite zum Abstich.
. Die gute und leichte Entfernung der Schlacke ist bei der Her-
stellung des Stahles von großer Wichtigkeit. Durch ein leichtea
Neigen des Ofens nach vorn kann die Schlacke in eınen unter
dem Beschickflur stehenden Behälter und von dort durch einen
geeigneten Kanal nach außen abfließen. Die Entschlackung ist.
also hier wesentlich einfacher als bei anderen Öfen mit seitlicher
Beschicktür. Die Öffnung für die Beschicktür ist an ihrer Außen-
seite mit einem wassergekühlten Rahmen versehen, der die Kappe
aus feuerfestem Material, die bei allen Öfen den oberen Verschluß
der Beschicktüröffnung bildet, beim Einsetzen des Materials mittels
selbsttätiger Beschickmaschinen geschützt. Diese Vorrichtung er-
spart alle sonst so häufigen Ausbesserungen, die schon nach wenigen
Abstichen mit großem Zeit-, Wärme- und Stromverlust ausgeführt
werden müssen.
Besonders bemerkenswert ist der Elektrodenaufbau dieses Drei-
phasenofens. Die 3 Graphitelektroden mit 350 mm Durchmesser,
die mit ihrer gesamten Armatur auf einer besonderen Brücke ruhen,
stehen in üblicher Weise senkrecht auf dem Bade. Jede Elektrode
1178
ist mitihrer Armatur und mit dem ganzen Regulierwerk, einschließ-
lich Motor, im ganzen abnehmbar und kann auch während des Be-
triebes in etwa 34 Stunde durch eine neue ersetzt werden, wenn sich
Abb. 2. Fiat-Ofen (Längsschnitt und Aufsicht).
die Notwendigkeit eines schnellen Deckelwechsels ergibt. Die
ganze Brücke, die alle drei Elektrodenarmaturen trägt, läßt sich
ebenfalls leicht abheben.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38.
21. September 1922.
Nach Entfernung der Brücke kann der Deckelring mit dem Ge-
wölbe abgehoben werden, so daß eine Erneuerung des Gewölbes
oder der Ausfütterung des Ofens ohne Schwierigkeit möglich ist.
Die behelfsmäßigen Ausbesserungen, welche bei anderen Öfen be-
sonders an dem schwach gemauerten Gewölbebogen über der Be-
schicktür oft erforderlich eind, werden hier dadurch vermieden, daß
anstelle dieses Gewölbebogens ein mit dem Türrahmen verbundener,
wassergekühlter Kasten angeordnet ist, der es ermöglicht, daß ein
Ofen ohne Unterbrechung bis zu 150 Abstichen aushalten kann.
Die vorzüglichen Ergebnisse dieser Ofenart sind besonders auf
die sorgfältige und neuartige Elektrodenabdichtung und
die Kühlung zurückzuführen. Auf dem Gewölbebogen steht ein
doppelwandiger, von Kühlwasser
durchflossener Zylinder, wel-
cher die Elektrode umschließt
(Abb. 2 und 3). An der Elektro-
denklemme, deren Bewegungen
durch zwei Spulen mit Motor-
antrieb automatisch erfolgt, ist
ein zweiter Zylinder befestigt,
der eich über dem Kühlzylinder
teleskopartig und gut dichtend
mit der Elektrode verschiebt. Der
luftdichte Verschluß verhindert
eine Oxydierung der Elektroden
und sichert ihnen eine erheblich
längere Be’riebsdauer. Die Abb. 4
Abb. 3. Elektrflenfassung. Abb.5. Abnutzung der Elektroden mit
neuer Abdichtung nach Bauart Fiat.
zeigt die Abnutzung der Elektroden bei den älteren Öfen im Ver-
gleich zum Fiat-Ofen (Abb. 5).
Die in den Ofen eingeführte Energie, die sich in Wärme um-
setzt, wird restlos zum Schmelzen des Einsatzes ausgenutzt und
nicht zur Erwärmung gewaltiger Luftmengen, die nur durch den
Ofen hindurchgehen. Hieraus folgt ein geringer Kraftverbrauch.
Außerdem lehrt die Erfahrung, daß bei den gewöhnlichen Öfen die
Elektroden ihren größten Verschleiß nicht durch den Schmelzbetrieb
selbst erfahren, sondern von den Flammen und oxydierenden Gasen
verbrannt werden.
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Abb. 4. Abnutzung der Elektroden’nach alter Anordnung
Der Elektrodenverbrauch ist bei dem Fiat-Ofen auf 2,8 kgit
geschmolzenen Stahles vermindert worden, während er bei den
anderen Öfen zwischen 8 bis 15 kg schwankt.
Abb. 7 zeigt zwei Elektroden, eine neue und eine verbrauchte,
und das Verhältnis zwischen den beiden läit deutlich erkennen,
wie der Verbrauch sich vollzieht und nur an dem einen Ende der
Elektrode eintritt, das mit der Schmelze einen Lichtbogen bildet,
während in geringer Entfernung davon der Querschnitt nur wenig
verkleinert ist.
Da der luftdichte Verschluß jedes Austreten von Flammen um
die Elektroden herum verhindert, ergibt sich die wichtige Tatsache,
21. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 38.
1179
daß im Innern des Ofens keinerlei Luftumlauf stattfindet, auch dann
nicht, wenn die Beschicktür geöffnet wird. Es wird also auch keine
Wärme zur Erhitzung gewaltiger Luftmengen, die nur durch den
Ofen hindurchstreichen, verschwendet, und der Raum über dem Bad
bleibt beständig neutral oder reduzierend. Dadurch wird die Ver-
wendung von Gußeisen oder irgend eines anderen Kohlungsmittels
entbehrlich, da der bereits im Metall befindliche Kohlenstoff nicht
oxydiert wird. Es genügen kleine Zuschläge, um dem Metall einen
bestimmten Kohlenstoffgehalt zu geben.
Über den Betrieb des Ofens ist folgendes zu bemerken: daß in
der Regel mit 2 Spannungen, einer höheren von 130 V und einer
niederen von 75 V, gear-
beitet wird. In der ersten
-und längeren Periode
des Niederschmelzens von
festem Einsatz werden 130
V verbraucht, um möglichst
große Strommengen einzu-
führen. Für die zweite
DS oder Verfeinerungsperiode
Dr verwendet man 75 V, um
JIS) das Bad auf eine Gießtem-
peratur-von etwa 17500 zu
bringen.
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Abb. 6. Schaltungsplan des Fiat-Ofens.
Der bei dem 5-:6 t-Ofen verwendete Öltransformator ist bei
Dreieckechaltung des Primärstromkreises für eine Leistung von
00 kVA bemessen. Wird dagegen der Primärstromkreis auf Stern
geschaltet, 8o verringert sich die Leistung auf 1150 KVA. Dem-
entsprechend wird der Strom im Sekundärstromkreis auf 130 bzw.
ið V transformiert. Der Sekundärstromkreis ist auf Stern ge-
schaltet und für jede Elektrode sind 12 biegsame Zuleitungskabel
mit insgesamt 4800 mm? Querschnitt verwendet. Der Sternmittel-
punkt ist in unmittelbare Nähe des Ofens verlegt und durch bieg-
same Kabel mit der Ofenschale verbunden (Abb. 6). So werden die
Gleichgewichtsstörungen während des Betriebes möglichst abge-
schwächt, und es ist zulässig, den Ofen selbst nur mit einem Licht-
bogen anzulassen. Die Ofensohle ist außerdem geerdet, um indu-
zierte Ströme zu zerstreuen und Entladungen zwischen den Metall-
teilen zu vermeiden. In dem Sekundärstromkreis sind nur die Trans-
formatoren für die Amperemeter zur Regulierung des Bogens und
für die selbsttätigen Regler eingeschaltet. Alle anderen Meß-, Kon-
troll-, Registrier- und Sicherheitsapparate liegen im Primärstrom-
kreis. Um möglichst kurze Leitungen zu erhalten, ist die ganze
Transformatorenanlage unmittelbar neben dem Ofen in einem unter
Flur liegenden Raume untergebracht.
Einige Betriebsergebnisse sind in Zahlentafel 1 aufgestellt:
Zahlentafel 1.
1. Abstich-Einsatz 4675 kg -- 5 Periode 2 h 5 min 2550 kWh
Insgesamt 2 h 48 min 3200 kWh
?. Abstich-Einsatz 4675 kg — 3 Periode 2 h 7 min en kWh
Insgesamt 2 h 55 min 3120 kWh
3. Abstich-Einsatz 4675 kg — 1 Periode 2 h 2 min en kWh
n t1 r1 LAA
Insgesamt 2 h 35 min 3000 kWh
Der gesamte Stromverbrauch hat also wäh-
rend dieser 3 Abstiche9320k Wh betragen oder,
bei einem Einsatz von 4675 >x 3 = 14025 kg
im Mittel 0,66 kWh/kg Dabei ist zu beachten,
daßłbei diesen und allen folgenden Messun-
gen die Zähler im Primärstromkreis ein-
'
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Abb. 7. Elektrode zum Fiat-Ofen.
schaltet wurden, alle Verluste im Transformator und dem Sekundär-
stromkreis mit seinen Apparaten daher in diesen Verbrauchszahlen
eingeschlossen eind.
Als Monatsdurchschnitt ergab sich z. B. bei einer Gesamtmenge
von 1341160 kg gegossenen Stahles und einem Energieverbrauch
am Zähler gemessen von 937 000 kWh ein mittlerer Stromverbrauch
von 0,70 kWh/kg gegossenen Stahles. Dabei ist zu berücksichtigen,
daß an den Feiertagen nicht gegossen wurde, die Öfen jedoch unter
Strom blieben. Auch dieser Stromverlust ıst also in vorstehenden
Zahlen enthalten.
1180
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38.
21. September 1922.
Verkehrsfragen in Fernsprechanlagen mit Wählerbetrieb.
Von Dr.-Ing. Lubberger, Berlin. l
(Schluß von §. 1160).
Wir können also jetzt die Teilnehmergruppen zu großen Grup-
pen, „Ämtern“, zusammensetzen. Der nächste Schritt ist das Studium
des Verkehrs der Ämter untereinander. Dieser Verkehr kann nicht
mehr mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung allein gefaßt werden,
weil hier die besonderen Interessen der Teilnehmer ins Spiel kom-
men. Diese Beziehungen unterliegen nicht mehr dem Zufall, der ja
die Grundlage der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist. Wie man sich
da hilft — man führt Erfahrungszahlen ein —, ist in der Fachwelt
längst bekannt, braucht daher hier nicht behandelt zu werden.
-~ Die entwickelten Re- |
geln und Formeln genü- l
gen zur Erfassung des
schwankenden Gebildes
eines großstädtischen
Verkehre.
Wie stimmt nun die
Erfahrung mit den Rech-
nungen überein? M.
Langer hat in der
„Zeitschr. f. Fernmelde-
technik” 1921, Heft 3/4
S. 41 u. 61 eine Reihe
von Kurven veröffent-
licht, welche aus Tau-
senden von Messungen
entstanden sind. Sie
sind also der Inhalt
einer weitgehenden Er-
fahrung. Abb. 7 zeigt
die Übereinstimmung
von Theorie und Erfahrung. Die Schaulinie a gibt an, daß in einem
Bündel von 50 Leitungen jede Leitung 39 min/h leistet. Wenn man
aber 5 Bündel von je 10 Leitungen einbaut, so daß sich die Leitungen
Abb. 7. Leistungen der Bündel
der einzelnen Bündel nicht aushelfen können, so wird jede Leitung
nach Schaulinie d nur 16 min leisten, weil die Schwankungen in den
Es sind folgende Verbindungsleitungen vorbanden:
Zwischen-Amt | Bündel | je Leitung
I1u.1 2 90
1 u. 2 2 50
1u.8 2 13
2u.2 2 30
u. 3 2 0
3u. 3 2 5
Abb. 8. Anlage mit 15 Ämtern.
kleinen Bündeln sehr viel größer sind. Die ausgezogenen Linien
der Abb. 7 sind aus den Messungen entstanden, die punktierten ent-
sprechen der Rechnung. Die Übereinstimmung ist also alles, was man
verlangen kann. Die Schaulinie b stellt die Teisungen für „gestaf-
felte“ Bündel dar. Das ist eine besondere Art der Verdrahtung der
Vielfachfelder. Die Theorie hat diese wichtige Anordnung noch nicht
zu fassen vermocht.
Um den etwa möglichen Eindruck zu zerstreuen, als ob die Er-
fassung des Verkehrs mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung in
der vorliegenden Arbeit zum ersten Male in ihrer vollen Bedeutung
gewürdigt worden sei, möchte ich kurz auf die früheren Arbeiten in
dieser Richtung hinweisen. Im ganzen liegen bisher 13 Arbeiten vor,
über welche in der „Zeistchr. für Fernmeldetechnik” 1921, Heft 2, 4,
5, S. 21, 67, 96, berichtet worden ist. Dazu kommen in letzter Zeit
noch zwei neuere Arbeiten. Die eine vonR.Salvadori (in „Te-
legrafi e Telefoni” vom Februar 1921). Er stellt sich die Aufgabe,
die Wählerzahl als Funktion der Belegungszahl c und Belegungs-
dauer t zu berechnen und gründet die Lösung auf eine bisher noch
nicht benutzte anschauliche Weise. Die zweite Arbeit stammt von
C.Mc.Henry,Sydney („Post Office El. Eng. Journal” Jan. 1922), er
behandelt eine spezielle Frage (die rückwärtige Sperrung vom Il. V.
W. zum I. V.W, bei doppelter Vorwahl).
Zur Kennzeichnung der Entwicklung der Rechnungsweise mit
der Wahrscheinlichkeit dienen folgende Angaben. Die Wählerzahl N
als Funktion von Belegungszahl und Belegungsdauer, also N =
f (c, t) wurde zuerst von W.H.Grinstedt (England) im Jahre
1907 bearbeitet und 1915 veröffentlicht. Die Wählerzahl als Funk-
tion der Gruppenteilung, also N = f (S, C) entstand 1913 in Deutsch-
land. Die Wählerzahl als Funktion von Teilnehmerzahl, Belegungs-
zahl und Belegungsdauer, also N = f (s, c, t) entstand in Deutschland
1916 und wird hiermit zum erstenmal bekanntgegeben.
Nr. 1 Amter mit je 10000, Nr. 2 Ämter mit je 5000 und Nr. 3 Ämter mit je
1000 Anschlüssen.
Gesamtkabellänge bei 3) Verbindungsleitungsgruppen 48,88 km.
Abb. 9. Verbindungsleitungsplan von 15 Ämtern.
Wir wollen nun diese Lehren in die Wirklichkeit umsetzen. Um
einen Begriff zu bekommen, um was es sich handelt, sehen wir uns
den Verbindungsplan einer Anlage mit 15 Ämtern an. In Abb. 8 sind
alle Ämter unter sich verbunden, im ganzen sind daher 15 X 14 = 210
Bündel nötig mit einer Adernlänge von 59000 km. Abb. 9 zeigt die
gleichen Ämter anders verkabelt. Es sind 30 Verbindungsbündel mit
48 800 km Adernlänge M. Langer hat eine Reihe solcher Fälle
untersucht und gefunden, daß man mindestens Bündel von 50 Lei-
tungen anstreben eollte. Hier sollen die Bilder nur benutzt werden,
um die wesentliche Lehre der bisherigen Untersuchungen klarzustel-
len: Es handelt sich um einerseits viele Bündel mit je wenigen Lei-
tungen, und anderseits um wenige Bündel mit je vielen Leitungen.
Bei der Anlage nach Abb. 8 müssen von jedem der 15 Ämter nach dem
eigenen und nach jedem anderen Wege führen, also ab jedem Amte
15 „Richtungen“. Die Wähler müßten daher 15 Richtungen einzu-
stellen erlauben. Bei der Anlage nach Abb. 9 braucht man lange
nicht so viele Richtungen. Daher werden diese Wähler weniger Rich-
tungen, dafür aber mehr Leitungen in jeder Richtung aufweisen. Die
grundlegende Frage bezieht sich daher auf die Wirtschaftlichkeit
dieser beiden Entwicklungsmöglichkeiten. -
Bevor diese Frage aber weiter behandelt wird, seien zwei Sy-
steme vorgeführt, um an ihnen die Wirkung der Verkehrsgesetze zu
studieren. Es gibt mehr als zwei Systeme, die berücksichtigt wer-
den sollten. Die beiden vorgeführten enthalten aber alle Elemente,
so daß die Einbeziehung aller Systeme nur eine unnötige Belastung
wäre. Es handelt sich um das Strowger-System und den Stangen-
wähler der Western Electric Co. (WEC).
Das Strowger-System ist schon so oft beschrieben worden, daß
eine kurze Schilderung wohl ausreichen wird. Die Grundlage des
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21. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38.
1181
Strowger-Systems ist ein Wähler, der unmittelbar vom Teilnehmer
darch Stromstöße auf die gewünschte Richtung eingestellt wird und
dann in dieser Richtung eine freie Leitung sucht. Der meist ge-
bräuchliche Strowgerwähler hat 10 Richtungen und in jeder Rich-
tung 10 Ausgänge. Das Strowger-System ist aber keineswegs auf
diese 10er Teilung beschränkt. Man könnte ebenso gut einen Wäh-
ler mit 25 Richtungen und 20 Ausgängen in jeder Richtung bauen;
ohne vom Grundsatz des Systems abzuweichen.
AUZEL ES SETT
vesieerens-
. Abb. 10. Vorwahl.
‘Aus wirtschaftlichen Gründen ordnet man nicht für jeden Teil-
nehmer einen eigenen Richtungswähler an, sondern schiebt zwischen
den Teilnehmer und den ersten Richtungswähler die sogenannte
Vorwahlein. Der Grundgedanke ist aus Abb. 10 zu erkennen. Wenr
der Teilnehmer den Hörer abhebt, so verbindet der Vorwähler den
Anrufer sofort mit einem freien ersten Richtungswähler. Die nun
folgende erste Stromstoßreihe stellt diesen sog. ersten Gruppenwäh-
ler auf die gewünschte Richtung oder Gruppe, und der Wähler sucht
sich in dieser Gruppe von Leitungen eine freie aus. Diese Leitung
endet in einem weiteren Wähler gleicher Bauart, und die zweite
Stromstoßreihe stellt den zweiten Wähler auf die zweite gewünschte
Untergruppe. Die Abb. 11 zeigt das System in anderer Form mit
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«
Ar,
LAN, Ä
RfAbb. 11. Strowgersystem."
drei hintereinander geschalteten Wählern. Um das Strowger-System
für den vorliegenden Fall kurz zu kennzeichnen, wollen wir sagen,
der Strowger-Wähler ist ein Schrittschaltwerk, welches unmittelbar
vom Nummernschalter der Teilnehmerstelle aus eingestellt wird.
Nach der Nummerneinstellung wählt der Wähler selbst seine freie
Leitung in der gewünschten Richtung.
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Abb. 12. Vielfachfeld des-Stangenwählers.
‚ Der Stangenwähler der WEC ist hier noch wenig bekannt. Beı
seiner großen Bedeutung für unsere Untersuchung möge er in eini-
gen Bildern vorgeführt sein. Die Bilder sind aus einer Arbeit von
-Gherardi und H. P. Charlesworth, ferner einem Auf-
sätze von E, B. Craft („Western Electric News“ vom April 1921)
entnommen. Sie sind mir freundlichst von der WEC, New York und
AL LAL
London, zur Verfügung gestellt worden, wofür ich ihr meinen besten
Dank ausspreche. l
In der Abb. 12 ist der Aufbau des Vielfachfeldes gezeigt. Ge-
lochte Blechstreifen von etwa 1 m Länge zeigen beiderseits je 30 vor-
springende Lamellen. 300 solcher Streifen werden, durch Isolier-
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Abb. 13. Gruppe von Stangenwählern.'
streifen getrennt, übereinander geschichtet, u. zw. so, daß je drei
übereinander liegende Streifen um je eine Teilung versetzt sind. So
entstehen 30 Dreierreihen mit je 300 übereinander liegenden Lamel-
len. Dann werden 5 solcher 100er Vielfachfelder übereinander ge-
baut. Das Vielfachfeld bildet also eine flache Tafel von etwa 1m
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Abb. 14. Antrieb.
Länge und 2,5 m Höhe. Dazu kommt oberhalb noch ein sechstes Kon-
taktfeld für Stromzuführungen und andere Zwecke. Der bewegliche
Teil des Wählers besteht aus einer etwa 3 m langen Stange (Rohr),
je eine, mehrfach gelagert, für jede Dreierreihe von Lamellen. Diese
Stange trägt 6 Bürsten, je eine für jedes der 5 Vielfachfelder, und
eine Stromzuführungsbürste am Kopfende. Abb. 13 stellt die Ge-
1182
samtanordnung dar. Der Antrieb besteht aus drei dauernd laufen-
den Wellen, mit Kork bekleidet. Sie sind in Abb. 14 zu erkennen.
Jeder Wähler hat drei Kupplungsmagnete, deren Anker Preßrollen
tragen. Das untere Ende der Stange setzt sich in einen Streifen von
Flachmetall fort (Abb. 15), der zwischen den dauernd laufenden Wel-
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Abb. 15. Antrieb.
len und den Preßrollen angeordnet ist. Wird einer der Kupplungs-
magneten erregt, so preßt er den flachen Streifen gegen die Welle,
die je nach ihrer Drehrichtung den Wähler (f. d. Einstellung) hebt
oder (f. d. Auslösung) senkt. Die oberste Bürste ist-lediglich Strom-
zuführung, besteht also aus reinen Schleiffedern. Die übrigen Bür-
sten sind Sprech- und Prüfkontakte. In der Ruhelage sind sie durch
Keile so gespreizt, daß sie die Lamellen nicht berühren. Zur Ein-
stellung des Wählers muß zuerst die Bürste des gewünschten 100er
Feldes ausgewählt werden. Dazu dient eine zweite, etwas dünnere
Stange (Abb. 15), welche zwischen dem Bürstenträger und dem Felde
angeordnet ist. Diese zweite Stange trägt für jeden Bürstensatz eine
Nase. Wenn der Bürstenträger gehoben wird, so wird die zweite
Stange im geeigneten Augenblick gedreht (durch Erregung des drit-
ten Kupplungsmagneten). Dabei schlägt die entsprechende Nase den
Keil der gewünschten Bürste heraus, so daß nur diese Kontaktfedern
die Lamellen (seitlich) bestreichen, Zu beiden Seiten der Wähler
sind ferner die Zubehörteile, wie Steuerschalter und Relais, angeord-
net. Ein Gestell für 60 Wähler erhält, je nach der Relaiszahl, eine
Länge bis zu etwa 3m und eine Höhe von etwa 3,5 m.
"Abb 16. Umrechnung der Anmtsauswahl
Soviel über die Konstruktion des Stangenwählers. Seine ganze
Anordnung erzwingt die Einführung ganz besonderer Schaltvor-
gänge, die im reinen Strowger-System nicht enthalten sind: Auf-
speicherung und Umrechnung. Der Stangenwähler wird von Ma-
schinen im Amte angetrieben. Diese Maschinen haben eine gezebene
Geschwindigkeit. Die Nummernschalter an den Teilnehmerstationen
haben andere Geschwindigkeiten, u. zw. durchaus nicht immer die
gleichen in der ganzen Anlage. Es ist unmöglich, die beiden Ge-
schwindigkeiten zu einem einwandfreien Zusammenarbeiten zu
bringen. Die 5 Felder von je 100 Kontakten können verschieden auf-
geteilt werden: 5 Bündel mit je 90 Kontakten (je 10 Kontakte bleiben
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38.
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21. September 1922.
für andere Zwecke vorbehalten) oder im ganzen 40 Bündel mit je
10 Kontakten und 10 Bündel mit je 5 Kontakten. Betrachten wir
zunächst den Wähler mit 5 Bündeln. Diesen 5 Bündeln entsprechen
5 Ziffern, z. B. 1, 2, 3, 4,5. Wo sollen nun die Ziffern 6, 7,3, 9, U
im Wähler untergebracht werden? Anderseits kann man natürlich
in der Aufstellung der Teilnehmernummern auf diese Ziffern nicht
verzichten. Umgekehrt, betrachten wir den Stangenwähler mit 50 ab-
gehenden Richtungen. Dann muß also jede Bürste 10 Richtungei:
übernehmen. Um auf eine bestimmte Richtung zu gelangen, muß erst
eine Bürste ausgewählt werden und diese muß dann auf ihre Unter-
gruppe eingestellt werden. Also ist man auch hier an einer maß-
sebenden Stelle auf 5 Ziffern (Zahl der Bürsten) angewiesen. Fe-
ner, das Aufsuchen einer freien Leitung in einem Wer Bündel dauert
mit den nötigen Steuerungen bis zu 2 s. Ein Teilnehmer müßte also
zwischen 2 Ziffernreihen Pausen von mindestens 2 s einschieben,
was er nie tun wird. Man fügt daher zwischen die Stromstoßgabe
des Teilnehmers und die Einstellung der Wähler eine Zwischenstell«c
ein: den Speicher und den Umrechner.
Die Beschreibung des ganzen Speicher- und Umrechnungsvor-
ganges würde zu weit führen. In der Abb. 16 ist nur ein bestimmter
Teil dargestellt. Angenommen ist eine sehr große Stadt, die durch
einen Fluß in eine östliche und eine westliche Hälfte geteilt ist, in
welchen eine große Reihe von Handämtern eingebaut sind. Dies.
sind durch kleine Kreise dargestellt. An das eine Handamt ist der
Teilnehmer Je angeschlossen. Nun werde im Westen ein großes
\Vähleramt W, gebaut, das naturgemäß mit allen Handämtern zu ver-
binden ist. Man muß also die Wähler im Amte W, auf 792 einstellen,
um zum Amte des Teilnehmers zu gelangen. Nach einiger Zeit werde
im Osten das große Knotenamt W, gebaut, an welches mehrere klei-
nere Ämter W, W, strahlenförmig angezweigt werden. Man wird
zur Ersparnis von Verbindungsleitungen einen dicken Strang von
W, nach W, ziehen, der die Nummer 5 erhalte. Von W, nach W,
führe die Richtung 2 und von W, nach W, führe die Richtung 4. Die
Wähler müssen also jetzt auf goio eingestellt werden, aber der Teil-
nehmer kann natürlich nicht umnumeriert werden, weil das sonst
jedesmal geschehen müßte, wenn ein neues Wähleramt dazukommt.
Die Aufgabe lautet daher, die Ziffern 792 in 524 umzuwandeln, d. h.
umzurechnen. Der dazu nötige Schaltvorgang verläuft wie folgt:
Der im Amte W, angeschlossene Teilnehmer N beeinflußt das Linien-
relais R, welches mit der ersten Stromstoßreihe einen kleinen 10-teı-
ligen Wähler, den „Speicher“ Sp,, auf seinen siebenten Kontakt ein-
stellt. Die zweite Stromstoßreihe stellt den zweiten Speicher Sp,
auf seinen neunten Kontakt und die dritte Stromstoßreihe stellt den
dritten Speicher Sp, auf dessen zweiten Kontakt. Die übrigen Spei-
cher werden durch die weiteren Stromstoßreihen entsprechend ein-
gestellt. Nun wird ein Stangenwähler, „Umsetzer”“ genannt, ange-
lassen. Die Sucherbürste SB trifft beim Steigen zuerst auf den über
den Speicher Sp, angereizten Kontakt. Das bewirkt im Umsetzer
die Auslösung z. B. des dritten Bürstensatzes,. Beim weiteren Stei-
gen trifft die Sucherbürste SB auf den durch den zweiten Speicher
Spa angereizten Kontakt, während dieses Steigens wurde der ausge-
löste Bürstensatz auf die neunte Untergruppe eingestellt. Bei der
weiteren Bewegung trifft die Sucherbürste auf den über den dritten
Speicher Sp, angereizten Kontakt, so daß schließlich der Bürstensatz
auf einem bestimmten Lamellensatz steht. Die Lamellen sind nun
über einen Zwischenverteiler mit Bürsten verbunden, die ihrerseits
über Kontaktklötze einer sich dauernd drehenden Trommel schleifen.
Die Klötze sind in verschiedenen Anzahlen gereiht. Die oberste Um-
setzerbürste erhält Zugang zur Reihe mit 5 Klötzen, die mittlere Um-
setzerbürste mit 2 Klötzen und die unterste Umsetzerbürste mit 4
Klötzen. Nun sind die Umsetzerbürsten anderseits mit wieder neuen
Einstellvorrichtungen, „Abzählwerke“ genannt, verbunden. Das
erste Abzählwerk wird von den Klötzen aus auf seinen 5., das zweite
Abzählwerk auf seinen 2., und das dritte Abzählwerk auf seinen 4.
Kontakt eingestellt. Nach dieser Einstellung der Abzählwerke wird
der I. GW angelassen und dieser schickt Stromstöße zum ersten Ab-
zählwerk. Wenn dieses durch 5 Stromstöße in seine Ruhelage zurück-
gestellt ist, schickt es einen Steuerstromstoß zum I. GW, der nun die
freie Wahl beginnt. Nach dem Auffinden eines freien I. GW
schickt dieser Stromstöße zum zweiten Abzählwerk, und wenn dieses
durch 2 Stromstöße in seine Ruhelage zurück gedreht ist, schickt es
einen Steuerstromstoß zum II. GW, der nun seine freie Wahl be-
ginnt. Nach dem Auffinden eines freien III. GW schickt dieser Strom-
stöße zum dritten Abzählwerk, das durch 4 Stromstöße in seine Ruhe-
lage zurückgestellt wird, und daraufhin den III. GW umsteuert. Die
übrigen Ziffern der gewünschten Teilnehmernummer seien hier
übergangen. Nach all diesen Vorgängen werden die zeitweise be-
nutzten Apparate Speicher, Umsetzer, Trommel und Abzählwerke
abgeschaltet und stehen für andere Verbindungen zur Verfügung.
Die Abb. 17 zeigt nun den Zusammenbau aller Teile zu einem
ganzen System, u. zw. für den abgehenden Verkehr des Amtes Zen-
trum. Die Teilnehmer des Amtes Zentrum sind an Anrufsucher an-
geschlossen. Der Anruf gelangt über den Anrufsucher und über
einen Dienstwähler DW zum Speicher und Umrechner U. Die weitere
Verbindung über I. und II. Gruppenwähler und Leitungswähler ist
grundsätzlich die gleiche Art des Verbindungsaufbaues, wie im
Strowger-System, nur sind die Stromläufe verschiedener Art. Die
WEC benennt die Wähler mit anderen Namen. Der I. Gruppenwäh-
21' September 1922.
ler heißt „Distriktwähler”, der im Amte des I. Gruppenwählers ein-
gebaute II. Gruppenwähler heißt „Amtswähler”, der am ankommen-
den Ende einer Verbindungsleitung angeorduete Wähler heißt „an-
kommender-Wähler”. Die verschiedene Bezeichnung ändert an der
Sache selbst nichts. l
Ost Nord
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io II E | =Z
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pars (16W) |
Abb.17. Anlage mit Stangenwählern.
Das Amt „West” ist noch für Handbetrieb eingerichtet. Damit
der anrufende Teilnehmer alle Verbindungen in der gleichen Weise
herstellen kann, wird-der im Handamt ankommende Verkehr auf die
sog. „Optische Nummernanzeige” geleitet. Die Stromstoßreihen wer-
den wieder aufgespeichert und nach dieser Aufnahme erscheint am
Arbeitsplatz der Beamtin eine Anruflampe. Bei der Annahme des
Anrufes wird der Speicher mit einem Lampenfeld im Tastenbrett des
Platzes verbunden und die gewünschte Nummer erscheint an auf-
leuchtenden Lampen. Die Beamtin liest die gewünschte Nummer ab,
braucht also nicht abfragen. :
Zur ganz kurzen Kennzeichnung des Systems der Stangenwähler
wollen wir sagen: Der Stangenwähler ist ein von Maschinen ange-
triebener Wähler. Die Nummernstromstoßgabe der Teilnehmerstelle
wird zunächst aufgespeichert und durch Umrechnung der Beziffe-
rung der Wähler angepaßt. Die Nummerneinstellung der Wähler
wird von einem im Amte befindlichen Zählwerk geregelt. Die freie
Wahl erfolgt in der Richtung auf den gewünschten Teilnehmer hin,
wobei die Größe der Bündel nach Wunsch gewählt werden kann.
Wir wollen nun studieren, wie diese beiden Systeme die vielfach
gestellten Aufgaben lösen. Zunächst fällt der Unterschied „Schritt-
schaltwerk und Maschinenantrieb“ auf. Die Bedeutung dieses Unter-
schiedes wurde von Herrn Direktor Grabe in Hannover 19% be-
sprochen. Auch Gruppierungsfragen sind dort behandelt worden,
aber inzwischen sind mehrere Arbeiten über den Stangenwähler er-
schienen. Sir W. N o bl e („Annales des Postes et Telegraphes” 1921,
Bd. 1, S. 9) zählt 14 Punkte, E. B. Craft (a.a.0.) zählt 10 Punkte
besonderer Bedeutung auf. Viele dieser Punkte sind rein schal-
tungstechnischer Art und berühren die hier untersuchte Frage
(Gruppierung) nicht, seien daher übergangen. Wesentlich sind fol-
gende Punkte: ;
GroßeBündel. Beim Stangenwähler können Bündel bis zu
% Leitungen für eine Richtung gebildet werden, und umgekehrt kön-
nen 40 Richtungen mit 10er Bündeln und 10 Richtungen mit 5er Bün-
deln von einem einzigen Stangenwähler abgenommen werden. Die
großen Bündel ergeben nach den früheren Überlegungen Ersparnisse
an Leitungen und nachfolgenden Wählern. Beim Strowger-System
werden ebenfalls große Gruppen gebildet. Man verbindet jeden Kon-
takt einer GW-Dekade mit einem Vorwähler, u. zw. so, daß der Vor-
wähler des ersten Kontaktes die Leitungen 1-10, der Vorwähler des
zweiten Kontaktes die Leitungen 11—20 usw. bestreicht. Durch fie
Einschaltung dieser sog. Mischwähler können jedem Wähler 100 Lei-
open in jeder Richtung zur Auswahl zur Verfügung gestellt
werden.
Die Möglichkeit, vom Stangenwähler 50 kleine Bündel abgehen
zu lassen, wird wohl nie ausgenutzt werden. Denn wir haben ge-
sehen, daß so kleine Gruppen in jeder Beziehung für Verbindungs-
leitungen ungünstig sind und auf eine jedenfalls falsche Netzanlage
hinweisen würden.
Umrechnung und Speicherung. Die Umrechnung
bietet einige sehr beachtenswerte Möglichkeiten. Es können bei der
ersten Anlage zwei Ämter an verschiedene Knotenämter angeschlos-
sen werden, so daß der Verkehr zwischen ihnen über die Knotenäm-
ter verläuft. Wenn sich nun späterhin ein sehr starker Verkehr zwi-
schen ihnen entwickelt, so wird es wirtschaftlicher, die beiden Ämter
unmittelbar miteinander zu verbinden. Dabei werden die Wähler-
stufen, die bisher den Verkehr in den Knotenämtern weitergeleitet
hatten, überflüssig und die entsprechenden Ziffern natürlich auch.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38.
1183
Das Überspringen der ausfallenden Ziffern kann im Umrechner
leicht eingerichtet werden. Ähnlich ist der Fall bei unselbständigen
Ämtern, deren ganzer Verkehr über das nächste Knotenamt abge-
wickelt wird. Wenn der innere Verkehr sehr stark wird, erlaubt der
Umrechner die Überspringung der Ziffern des Knotenamtes und die
unmittelbare Umschaltung der Verbindung auf Wähler des Unter-
amtes selbst. Derartige Notwendigkeiten hat man für das Strowger-
System schon im Jahre 1912 erkannt und im sog. Mitlaufwerk eine
- vereinfachte Art des Umrechners geschaffen und seither auch ange-
wandt. Dieses Mitlaufwerk ist ein einfacher Wähler, der gleichzeitig
mit den regelrechten Wählern eingestellt wird. Wenn das Mitlauf-
werk gleichzeitig mit den Sprechwählern auf die besondere Nummer
eingestellt wurde, so löst es die Verbindung zum Knotenamt aus und
schaltet den Anruf auf Wähler des eigenen Amtes um. Die Wähler
des Knotenamtes werden also während der Einstellung der ersten
Ziffern belegt, dann aber frei. In gleicher Weise kann ein Mitlaui-
werk zwischen zwei benachbarten Ämtern, die an verschiedene Kno-
tenämter angeschlossen sind, unmittelbare Verbindungen einleiten.
Daraus erkennt man, daß die wertvolle Eigenschaft des Umrechners
— Ausschaltung unwirtschaftlicher Verbindungsleitungen — dem
Strowger-System schon einverleibt wurde. cc
Eine weitere Eigenschaft des Umrechners ist die Möglichkeit,
eine Verbindung ganz nach Belieben aufbauen zu können, wie es für
Abb. 16 geschildert wurde. Für das Strowger-System verfährt man
folgendermaßen: Für jede große Stadt muß man sowieso einen Bau-
plan für die Zukunft entwerfen. Die wichtigste Anordnung ist die
Umnumerierung der Teilnehmer. Diese Numerierung legt grundsätz-
lich das Verteilungssystem fest. Baut man nun im Westen das erste
Wähleramt ein, so baut man auch die Wähler ein, die die strahlen-
förmige Verteilung für den Osten vornehmen. Wenn dann später das
Amt im Osten gebaut wird, so verlegt man diese Wähler aus dem
einen Amt in das andere, so daß ganz von selbst sich die Strahlen ver-
kürzen. Bei einem derartigen Verfahren hat man allerdings nicht.
ganz die volle Bewegungsfreiheit, wie bei dem Umrechner. Für
Deutschland erregt diese Einschränkung keine Bedenken, denn dıe
Notwendigkeit für derartige große Freiheit tritt nur für Systeme ein,
die nahe an der Millionengrenze sind, wie z. B. New York. Berlin hat
7. Zt. etwa 0,17 Mill. Anschlüsse und die Millionengrenze braucht uns
keine Sorgen zu machen.
Die SicherheitderStromstoßgabe. Bei der Anord-
nung der WEC. werden die Stromstöße der Sprechstellen zunächst in
einem Speicher aufgespeichert. Dann schicken die Wähler Strom-
stoßreihen zurück zum Speicher, der sie abzählt und im geeigneten
Augenblick die Wähler umsteuert. Es ist ferner möglich, die Strom-
stöße in einem ersten Speicher zu empfangen, eine Anzahl der Wäh-
ler von diesem aus einzustellen, dann den Rest der Stromstöße auf
einen zweiten Speicher in einem ferner gelegenen Amte zu übertra-
gen und den Rest der Wähler von diesem zweiten Speicher aus einzu-
stellen. Fürdiese Anordnung wird eine größere Sicherheit der Strom-
stoßwirkung beansprucht, als die unmittelbare Einwirkung beim
Strowger-System sie gewähre. Man will insbesondere die Unregel-
mäßigkeiten der vielen Nummernschalter an den Sprechstellen aus-
schalten. Die WEC. justiert die Scheiben auf eine Ablaufzeit von
0,8 bis 1,1 s, die Strowger-Scheibe läuft mit 0,9 bis 1,1 s. Das Wähler-
system selbst hat natürlich viel weitere Grenzen. Der Unterschied
ist nicht beachtenswert. Aus einem Vortrage von A.B.Smith, Chi-
cago teile ich mit, daß seit Anfang 1920 die beiden Strowger-
Ämter Edmonton und Calgary in Kanada über eine Entfernung von
500 km mit der gewöhnlichen Scheibe mit 1 s Ablauf miteinander
über einen simultanen Wählkreis verkehren. Aus diesen Angaben
kann man die Sicherheit entnehmen, daß das Strowger-System der
Leitungslänge und Stromstoßgeschwindigkeit in jeder Beziehung gc-
wachsen ist. Das Arbeiten über mehrere Ämter hinweg kann gel:-
gentlich eine mehrfache Übertragung der Stromstöße erfordern unü
unter Umständen die Aufspeicherung der Stromstöße zur Verbessc-
rung der noch weiter zu gebenden Stromstöße zweckmäßig ersche:-
nen lassen. Solche Fälle werden sehr selten sein, jedenfalls kommen
sie für Anlagen wie Berlin nicht in Frage. Sollte aber doch im Vor-
ort- oder Schnellverkehr je eine solche Anordnung zweckmäßig er-
scheinen, so kann sie jederzeit in das Strowger-System eingefügt
werden.
Anpassung der Sprecheinrichtungen. Wennein
Wähler von Leitungen verschiedener Charakteristik belegt wird,
oder er selber solch verschiedene Leitungen aufsucht, so kann eine
besondere Stromstoßgabe vom Umrechner aus im Wähler verschie-
denartige Sprechbrücken einschalten. Auch für diese Forderung
kann der Umrechner besondere Formen annehmen und ist in einer
solchen seit 1909 für Strowger-Systeme angewandt worden, nämlich
in dem sogenannten Fern- und Ortsleitungswähler. Wenn der Fern-
verkehr über Wähler, nicht über Vorschalteschränke verteilt wird,
so benützt man die gleichen Leitungswähler für die beiden grund-
verschiedenen Betriebsformen, Orts- und Fernverkehr, und eine be-
sondere Stromstoßgabe vom Fernamt aus steuert den Wähler für den
Fernbetrieb um. Dabei werden Sprech- und Prüfkreise grundsätz-
lich geändert. Das wesentliche Element des Umrechners liegt also
in der besonderen Stromstoßanordnung im Fernamt.
Keine Lötstellenim Vielfachfeld. Diese bauliche
Einzelheit ist zweifellos ein Vorzug des Stangenwählers gegenüber
den bekannten Strowger-Wählern.
1184
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38.
21. September 1922.
Überblicken wir die verschiedenartigen Lösungen der gestellten
Aufgaben für den Strowger- und Stangenwähler so können wir sehen,
daß alle Aufgaben für beide Systeme einwandsfrei gelöst werden.
Die Besprechung der beiden Systeme gewährt uns auch einen
tieferen Einblick für die im Vortrag ursprünglich gestellte Aufgabe:
Welche Garantie für gute Verkehrsabwicklung kann man verlangen
und eingehen? Wir hatten vorläufig eine Verlustziffer 0,001, d. h.
eine von tausend Verbindungen geht wegen Besetztseins aller Wege
verloren — angenommen. Nun kann man eine Garantie nur dann lei-
sten, wenn der garantierte Wirkungsgrad auch nachgemessen wer-
den kann. Nun stelle man einmal fest, wieviel von dem Verkehr des
einen der 15 Ämter (Abb. 8) verloren geht! Dieser Verkehr geht
ganz beliebig zu allen den 15 Ämtern, mischt sich dort mit dem Ver-
kehr der übrigen Ämter und verliert hinter den mischenden Wählern
seine Erkennbarkeit. Es ist gerade so, wie bei großen Überlandkraft-
anlagen mit mehreren Kraftwerken. Auch hier kann man den Ge-
samtwirkungsgrad nur aus den Einzelbestimmungen an den einzel-
nen Stufen errechnen. Man muß also den Verlust für jede einzelne
Stufe festsetzen und messen. Für die teuersten Wählerstufen wird
man einen größeren Verlust zulassen, als für die billigen Stufen. Wie
groß nun die Einzelverluste und der Gesamtverlust sein sollen, wenn
der Betrieb einen guten Eindruck machen soll, das steht noch nicht
mit unbestrittener Sicherheit fest. Die Beobachtungen in ausgeführ-
ten Anlagen ergeben, daß gute Anlagen in den einzelnen Stufen Ver-
luste von 0,001 bis 0,004 zeigen, und einen Gesamtverlust von 2% in
der verkehrsstärksten Stunde aufweisen. Diese Verlustziffer steht
auch vollständig im Einklang mit den üblichen Verlustziffern, wo-
nach die Teilnehmerleitungen selbst nur so belastet sein dürfen, daß
im ganzen 25 % des ankommenden Verkehrs wegen Besetztseins der
Leitungen verloren geht. Wenn zu diesen Verlusten nicht zustande
kommender Verbindungen noch weitere 2 % verloren gehen, so wird
das den Eindruck des Betriebes nicht wesentlich verschlechtern. Die
am Anfang der Arbeit erläuterten theoretischen und gemessenen Un-
terlagen ermöglichen den Vergleich verschieden aufgebauter 8y-
steme, die wirtschaftliche Vorausberechnung einer Anlage und eine
Garantieleistung.
_Arbeitsrechtliche Gesetzgebung und Gesetzesvorbereitung seit Ausgang des Jahres 1921.
Von Professor Carl Koehne, Berlin.
Übersicht. In der Zeit vom 31. August 1922 bis 30. Juni 1922
sind auf dem Gebiete des Arbeitsrechts namentlich in bezug auf die
Befugnisse der Betriebsräte, das Gewerbe- und das Kaufnmannsgericht
sowie die Sozialversicherung wichtige Gesetze erlassen worden. Aus
ihrem Inhalte wird im folgenden das Allerwichtigste mitgeteilt; ebenso
aus dem Inhalt der zu jener Zeit veröffentlichten Entwürfe zu Gesetzen,
insbesondere derjenigen, welche die Arbeitszeit der Angestellten, die
Beschäftigung Schwerbeschädigter und die Vorlüufige Arbeitslosenver-
sicherung regeln sollen. — Später ist noch ein Hinweis auf die im Juli
und August veröffentlichten arbeitsrechtlichen Gesetze zugefügt worden.
Sowohl bei uns wie auch in allen übrigen Kulturländern nimmt
die Zahl der arbeitsrechtlichen Vorschriften ständig zu. Auch in
der Zeit vom Ende August 1921 bis Ende Juni 1922 hat unsere Ge-
setzgebungsmaschine in bezug auf jenen Rechtszweig nicht geruht.
Die in Betracht kommenden Staatsorgane, insbesondere das Reichs-
arbeitsministerium, der Reichstag und der Vorläufige Reichswirt-
schaftsrat, waren weiter eifrig bemüht, an die Stelle der seit den No-
vembertagen des Jahres 1918 erlassenen Verordnungen, wel-
che nur die dringendsten Wünsche der Arbeitnehmer zu befriedigen
bestimmt waren, Gesetze treten zu lassen, die das betreffende
Gebiet unter Verwertung der gemachten Erfahrungen systematisch
regeln sollen. Daneben machten aber auch wie schon früher Ver-
änderungen in den Lebensverhältnissen, insbesondere das fortwäh-
rende Sinken des Geldwerts, Neuerungen im Arbeitsrecht. notwen-
dig. Indessen hat die Ausgestaltung des Arbeitsrechts die öffent-
liche Meinung jetzt weniger als in der Periode beschäftigt, über wel-
che in der „ETZ“ 1921, S. 564 ff. und S. 1422 ff. berichtet wurde, und
auch die seitdem entstandenen arbeitsrechtlichen Rechtsquellen
können mit denjenigen, die in den drei vorhergehenden Jahren
erlassen wurden, an Wichtigkeit nicht verglichen werden. Immer-
hin fehlt es auch im letzten Viertel des vorigen und in der ersten
Hälfte des gegenwärtigen Jahres in bezug auf jenen Rechtszweig
nicht an Erscheinungen, für welche sich bei den Praktikern der
Industrie, insbesondere auch bei denjenigen der elektrotechnischen,
Interesse erwarten läßt.
A. Namentlich ist dies bei der Arbeitsverfassung der
Fall, in der jetzt die Betriebsorgzanisation in hoffentlich für einige
Zeit abschließender Art geregelt ist. Die einschlägigen, im Be-
triebsrätegesetz vom 4. Il. 1920 gegebenen Vorschriften enthielten
zwei Lücken. Nach § 72 sollte die Betriebsbilanz, die den Betriebs-
ausschüssen oder Betriebsräten jährlich vorzulegen ist, durch ein
besonderes Gesetz geregelt werden; es ist schon am 5. II. 1921 erlas-
sen worden. Ebenso nahm aber § 70 BetrRG. ein späteres Gesetz in
Aussicht, daß die in ihm vorgeschriebene Entsendung von
Betriebsratsmitgliederninden Aufsichtsrat re-
geln sollte. Nach lebhaften Streitigkeiten im Vorläufigen Reichswirt-
schaftsrat!) und im Reichstag kam das Gesetz vom 15.11.1922 (RGBJl.
209) zur Regelung jener Angelegenheit zustande. In bezug auf die
Punkte, in denen bei den Beratungen Arbeitgeber und Arbeitneh-
mer sich besonders schroff gegenüberstanden, sind fast überall die
Wünsche der letzteren in der endgültigen Fassung des Gesetzes er-
füllt worden. Dies zeigt sich z. B. in den Angaben über die Unter-
-= nehmungen, auf welche sich das Gesetz bezicht. In bezug auf die-
jenigen der Elektrizitätsindustrie kommt es danach für Aktienge-
sellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien und Gesellschaf-
ten mit beschränkter Haftung in Betracht. Bei letzteren ist es ohne
Bedeutung, ob das die Funktionen des Aufsichtsrats ausübende Or-
gan mit diesem Namen bezeichnet wird. Auch ein im Gesellschafts-
vertrage als Überwachungsausschuß, Beirat, Verwaltungsrat oder
in anderer Weise bezeichnetes Organ ist, wenn es die Befusg-
nisse des Aufsichtsrats erhalten hat, in bezug auf das
1) Vgl. „ETZ“ 1921, S. 1324.
BetrRG. als solcher zu betrachten, wie seine Mitglieder ja auch
den für die Aufsichtsratsmitglieder erlassenen Vorschriften des
Strafrechts und Steuerrechts unterliegen.
Durchzedrunsen sind die Wünsche der Arbeitnehmer auch darin,
daß die Mitglieder des Betriebsrats, die in den Aufsichtsrat entsandt
sind, grundsätzlich, nämlich soweit nicht in dem BetrRG. und in dem
neuen Gesetze Abweichendes bestimmt ist, dieselben Rechte und
Pflichten wie die übrigen Mitglieder des Aufsichtsrats haben. Sie
stehen daher namentlich unter der gleichen bürgerlich- und straf-
rechtlichen Verantwortliclhkeit wie jene und nehmen daher auch an
den in § 246 des llandelsgesetzbuchs dem Aufsichtsrat gegebenen
Befugnissen teil. Dies bezieht sich z. B. auf das Recht jenes Organs,
jederzeit vom Vorstande Berichterstattung zu verlangen, die Ge-
sellschaftskasse und die Bestände an Wertpapieren und Waren zu
untersuchen sowie, wenn dies im Interesse der Gesellschaft erfor-
derlich ist, eine Generalversammlung zu berufen.
Die Wahl der in den Aufsichtsrat entsandten Betriebsratsmit-
glieder findet in der Regel durch den dann einen einheitlichen Wahl-
‚körper bildenden Betriebsrat als Mehrheitswahl mit geheimer Ab-
stimmung statt. Die Einzelheiten des Wahlverfahrens bestimmt der
Reichsarbeitsminister. Er hat daher am 23. III. 1922 eine Wahl-
ordnung erlassen (RGBI. S. 307, RABI. S. 176).
In bezug auf die Organisation der Betriebe mag auch der Erlaß
des preußischen Ministers für Handel und Gewerbe vom 5. X. 1921
erwähnt werden, der die Mitunterzeichnung der Arbeitsordnungen
durch den Arbeiterrat an Stelle des Betriebsrats für zulässig erklärt
(RABI. S. 953).
Wenden wir uns nun zu der zweiten Gruppe der Vorschriften
über die Arbeitsverfassung, zu den Vorschriften über Berufsorgani-
sation und Vereinbarung des Inhalts der Arbeitsverträge durch Ver-
bände der Arbeitgeber und solche der Arbeitnehmer. Der Entwurf
desArbeitstarifgesetzes”) ist bisher dem Reichstage noch
nicht vorgelegt worden. Dagegen hat der Reichsarbeitsminister in
bezug aufdieAllgemeinverbindlichkeitserklärung
der Tarifverträge eine bemerkenswerte Neuerung einge-
führt. Er übertrug jene rechterzeugende Verwaltungsmaßnahme
behufs Entlastung seines Ministeriums durch eine Bekanntmachung
vom 1. VI. 1922 auf das Reichsamt für Arbeitsvermittlung. Daher
sind seit 15. VI. 1922 die Anträge auf Erklärung der Allgemeinver-
bindlichkeit für einen Tarifvertrag an jene Behörde zu richten, und
sie führt auch das Tarifregister.
B. In bezug auf das Recht des Arbeitsvertrages
haben die Presse der Arbeitgeber und die der Arbeitnehmer nament-
lich die Bestrebungen beschäftigt, die Arbeitszeit mehr den
praktischen Bedürfnissen entsprechend zu regeln, als es durch die
bald nach der Revolution erlassenen, auch nur für die Demobil-
machungszeit geltenden Verordnungen vom 23. XI. 1918 und 18. Ill.
1919 geschah. Zu dem am 31. VIII. 1921 veröffentlichten Entwurf
eines Gesetzes über die Arbeitszeit der Arbeiter?) ist nun ein
Entwurf für ein Gesetz über die Arbeitszeit der Angestellten
gekommen, der im Mai 1922 dem Vorläufigen Reichswirtschaftsrat
und dem Reichsrat vorgelegt wurde. Dieser Entwurf entspricht, so-
weit Änderungen des geltenden Rechtes in Betracht kommen, im
allgemeinen dem erwähnten über die Arbeitszeit der Arbeiter. Na-
mentlich ist dies in bezug auf die Möglichkeit der Fall, die Zeit der
bloßen Arbeitsbereitschaft von der wirklichen Arbeitszeit zu unter-
scheiden. Außerdem wird dieienize Verlängerung der täglichen Ar-
beitszeit, die der Staat unter der Voraussetzung des Einhaltens der
wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 48 Stunden gestattet, in Über-
einstimmung mit den Beschlüssen der Konferenz von Washington
auf eine einzige Stunde beschränkt. Endlich ersetzt der Entwurf,
2) Vgl ETZ“ 1921, 8. 149. Zn
3) Vgl. darüber „ETZ“ 1921, S. 1423, 1424, sowie ibid. 564
— mm
— mn lei me und _— —
21. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38.
1185
um nur noch dies zu erwähnen, die in der Verordnung vom 18. III.
1919 den Demobilmachungskommissaren erteilte sehr weitgehende
Bewilligung von Ausnahmen von dem Achtstundentag durch genaue
Aufzählung der Fälle, in denen künftig Ausnahmen gestattet
werden können, und der Voraussetzungen, unter denen eine solche
Erlaubnis gegeben werden darf.
Ein anderer Entwurf, derjenige eines Gesetzes zur vorläufigen
Regelung des Wettbewerbverbots (RABI. 1922, S. 346 ff.),
dürfte wohl ohne besondere Schwierigkeiten Rechtskraft erlangen.
Er will in bezug auf die Konkurrenzklausel den technischen Ange-
stellten die gleiche Ausdehnung des Schutzes bringen, die den
Handlungsgehilfen schon jetzt gewährt ist.
Ferner als diese Entwürfe liegt dem Interesse der Leser der
„BETZ“ das geplante Heimarbeiterlohngesetz, von dem
der Referentenentwurf im Januar, der Regierungsentwurf im April
veröffentlicht wurde. Er soll die Lage der hausindustriell Beschäf-
tigten namentlich dadurch bessern, daß die Befugnisse der Fachaus-
schüsse, die aus Vertretern der Auftraggeber und Hausarbeiter in
gleicher Zahl bestehen, durch Erteilung des Rechts zur Lohnfest-
setzung erweitert werden.
Wichtig sowohl für Unternehmer wie für Ingenieure, die in der
Elektrizitätsindustrie tätig sind, ist eine bereits eingeführte Neue-
rung in Patentwesen. Eine Bekanntmachung des Präsiden-
ten des Reichspatentamts vom 15. II. 1922 („Reichsanzeiger” Nr. 43,
RABI. 1922, S. 151) gibt dem Patentsucher, der nicht selbst der Er-
finder ist, das Recht, diesen zu nennen und zu beantragen, daß die
Patentschrift mit einem Vermerk hierüber versehen wird. Die Rich-
tigkeit der Angabe des Patentsuchers wird aber nicht geprüft und
daher auch durch den der Patentschrift beigefügten Vermerk nicht
gewährleistet.
C. Den eigentlichen Betriebsschutz, den Schutz für Le-
ben und Gesundheit der Arbeiter, betrifft von den Rechtsquellen, die
in dem hier betrachteten Zeitraume erlassen sind, nur und auch nur
mittelbar die Verordnung über die Anlegung von Dampfkesseln vom
24. II. 1922 (RGBl. S. 469).
‚ D. Ebenso braucht in bezug aufdieArbeitsbeschaffung
hier nur auf den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes
über die Beschäftigung Schwerbeschädigter vom
6. IV. 1920 (RGBl. S. 458) verwiesen zu werden; der Reichsarbeits-
minister legte ihn den Regierungen der Länder zur Stellungnahme
vor und veröffentlichte ihn im „Reicharbeitsblatt” vom 31. V. 1922.
Am wichtigsten von den vorgeschlagenen Änderungen ist, daß, wenn
dieser Entwurf mit dem vorgeschlagenen Inhalt Rechtskraft er-
langt, die Hauptfürsorgestelle „einem privaten Arbeitge-
ber, der nicht die vorgeschriebene Anzahl von Schwerbeschädigten
eingestellt hat, eine angemessene Frist zur Nachholung mit der Er-
klärung bestimmen kann, daß sie nach fruchtlosem Ablauf der Frist
selbst deeinzustellendenSchwerbeschädigtenbe-
zeichnen werde Hat dann der Arbeitgeber innerhalb der Frist
die Schwerbeschädigten nicht eingestellt,sobestimmt die Haupt-
fürsorgestelle die Schwerbeschädigten und den Zeit-
punkt, zu dem sie einzustellen sind. Mit Zustellung dieses Be-
schlusses gilt zwischen dem Arbeitgeber und dem Schwerbeschädig-
ten der Arbeitsvertrag als abgeschlossen. Die genannte Behörde
„bestimmt“ auch „seinen Inhalt“. Dabei hat sie sich „nach den gel-
tenden Tarifverträgen, Betriebsvereinbarungen oder Arbeitsordnun-
gen und, soweit solche nicht vorhanden sind, nach den Arbeitsverträ-
gen zu richten, die sonst üblicherweise mit Schwerbeschädigten ab-
geschlossen werden”. Der Arbeitgeber wird also, wenn er nicht frei-
willig die vorgeschriebene Anzahl von Schwerbeschädigten einstellt
und die ihm gesetzte Frist versäumt, jeden Einfluß auf die Auswahl
der Personen, mit denen die Stellen besetzt werden, und auf den In-
halt der einschlägigen Arbeitsverträge verlieren.
‚.E. In bezug auf Arbeitsstreitigkeiten sind einige
wichtige Neuerungen durch das am 14. I. 1922 erlassene Gesetz zur
Abänderung des Gewerbegerichtsgesetzes vom 29. VII. 1890/30. VI.
1901 und des Gesetzes, betr. Kaufmannsgerichte, vom 6. VII. 1907
(RGBI. S, 155) eingeführt. Hier sei folgendes hervorgchoben: Die
beiden Sondergerichte sind jetzt für alle Streitigkeiten aus dem Ar-
beitsvertrage zuständig, wenn das Jahresarbeitsgchalt des Arbeit-
nehmers nicht mehr als 100 000 M beträgt; zu diesen Streitigkeiten
gehören nun auch solche, die aus der Auskunfterteilung oder aus
Konkurrenzklauseln hervorgehen. Ferner werden jetzt auch berufs-
mäßige Vertreter und Rechtsbeistände bei diesen Sondergerichten
zugelassen, allerdings auch nur in beschränkter Art. Denn grund-
sätzlich ist die Ausschließung von Personen beibehalten, die
das Verhandeln vor Gericht geschäftsmäßig betreiben. Jetzt besteht
indessen eine Ausnahme zugunsten solcher Vertreter von Ar-
beitgeber- oder Arbeitnehmervereinigungen, die für Mitglieder die-
ses Verbandes auftreten und sonst vor Gericht nur für ihn oder seine
Mitglieder ohne Entgelt tätig werden. Es müssen jetzt also auch Ge-
schäftsführer von Arbeitgebervereinen von den Gewerbe- und den
Kaufmannsgerichten zur Verhandlung zugelassen werden, welche
Rechtsanwälte sind, sofern sie sich nur tatsächlich auf Be-
ratung und Prozeßführung zugunsten des Vereins und seiner Mit-
glieder beschränken. Endlich wurde die Höhe der Streitsumme, von
der an eine Berufung von den Urteilen der Gewerbegerichte statt-
haft ist, auf 5000 Mark erhöht; bei den Kaufmannsgerichten spielen
| RE
6000 M dieselbe Rolle. Diese Bestimmungen schließen tatsächlich die
Berufung bei der Rechtsprechung jener Sondergerichte fast völlig
aus. Sie sind daher in Rücksicht auf die Gefahr irrtümlicher und
verschiedenartiger Auslegung der einschlägigen Rechtsvorschriften
zu bedadern,
Die Bestrebungen, auch das Schlichtungsverfahren,
also vor allem die Beilegung und Entscheidung von arbeitsrecht-
lichen Gesamtstreitigkeiten, durch ein Gesetz zu regeln, das an
Stelle von Abschnitt III und IV der Verordnung vom 23. XII. 1919
treten soll, haben in der hier behandelten Periode noch nicht zu
praktischen Ergebnissen geführt, wenn auch dem Reichstage der
Nee einer „Schlichtungsordnung“ vorgelegt wurde (RABI.
F. Dagegen sind auf dem Gebiete der Sozialversiche-
rung zahlreiche neue Gesetze erlassen. Die meisten verändern wie-
der Vorschriften der Reichsversicherungsordnung über Beiträge und
Leistungen sowie über Grenzen von Versicherungspflichten und
Versicherungsberechtigungen in Rücksicht auf die Zunahme der
Geldentwertung. Entsprechendes ist in dem Gesetze über
die vorläufige Umgestaltung der Angestelltenversicherung vom 15.
VI. 1922 (RGBl. S. 505) der Fall. Neuerdings hat man aber bei
vielen, den verschiedenen Zweigen der Sozialversicherung ange-
hörenden besonders wichtigen Bestimmungen, die durch das Sinken
des Geldwerts an Bedeutung verlieren können, die Erhöhung der
darin genannten Summen für die Zukunft außerordentlich er-
leichtert. Für diese Bestimmungen ermächtigt nämlich „das
Gesetz über Änderung von Geldbeträgen in der Sozialversicherung”
vom 9. VI. 1922 (RGBl. S. 304) die Reichsregierung, mit Zustim-
mung des Reichsrats und des Reichstagsausschusses für soziale An-
gelegenheiten Neuerungen einzuführen und die erforderlichen Über-
gangsvorschriften zu erlassen.
Außerdem erleichtert dasGesetz zurSicherung der ärzt-
lichen Versorgung bei den Krankenkassen vom 20. IV. 1922
(RGBl. S. 463) es dem Reichsarbeitminister, jenen Versicherungs-
trägern bei Streitigkeiten mit ärztlichen Standesvereinen Hilfe zy
gewähren.
Endlich verleiht das Gesetz über ÄnderungderWahlen
nach der Reichsversicherungsordnung vom 13. IV. 1922 (RGBl. 455)
den Frauen das aktive und passive Wahlrecht zu allen einschlägi-
gen Ehrenämtern, soweit sie es noch nicht besitzen, und verein-
facht einen Teil dieser Wahlen, nämlich diejenigen zu den Ehren-
ämtern bei den höheren Versicherungsbehörden und bei den Aus-
schüssen der Versicherungsanstalten.
Der Verwirklichung näher gebracht ist die lange geplante Ein-
führung einer Arbeitslosenversicherung. Anstelle des
1920 dem Reichsrate zugegangenen, später aber zurückgezogenen
Entwurfs eines „Gesetzes über die Arbeitslosenversicherung”
wurde im September 1921 der Referentenentwurf eines „Gesetzes
über eine vorläufige Arbeitslosenversicherung” veröffentlicht. Ihm
folgte ein mit ihm im allgemeinen übereinstimmender Entwurf
(RABI. 1922 Nr, 12, 13), den die Reichsregierung dm 20. VI. 1922
dem Reichsrate und dem Reichswirtschaftsrate übersandte. Nach
diesem Entwurf sollen unter den neuen Versicherungszweig als
Versicherungspflichtige die gegen Krankheit Pflichtversicherten
fallen. Ausgenommen werden aber namentlich die mit häuslichen,
land- oder forstwirtschaftlichen Diensten Beschäftigten, sofern sie
in die häusliche Gemeinschaft des Arbeitgebers aufgenommen sind,
sowie unständig und im Wandergewerbe tätige Personen.
Der Weg vorläufiger Regelung ist vor allem deshalb
gewählt worden, weil sich nicht feststellen läßt, ob der Verzicht
auf manche Merkmale einer reinen Versicherungsform dauernd
durchführbar ist, an denen bei den bisherigen Zweigen der Sozial-
versicherung festgehalten wurde. Auch konnte das bei ihnen üb-
liche Prämienverfahren mit Kapitaldeckung zur Beschaffung der
Mittel der Arbeitslosenversicherung infolge der unberechenbaren
Lage des Arbeitsmarktes z. Z. nicht angewendet werden. Endlich
kommt die Vorläufigkeit der Regelung in dem Entwurf auch darin
zum Ausdruck, daß er zwar die geltende Erwerbslosenfürsorge
durch eine Arbeitslosenversicherung ablöst, aber in die Versiche-
rung noch einstweilen Momente der Fürsorge aufnimmt. Die
Unterstützungsleistungen erstrecken sich nämlich vor allem auch
auf solche Arbeitnehmer, deren vorangegangene Beschäftigung
nur deshalb keinen Versicherungsanspruch begründet, weil sie vor
dem Inkrafttreten der Arbeitslosenversicherung stattfand. Ausden
angeführten Gründen sieht der Entwurf zur Bezahlung der Kosten
der neuen Einrichtung ein Umlageverfahren nach dem Jahresbedarf
vor, so daß die Beitragslast auf die unmittelbar notwendigen Auf-
wendungen beschränkt wird. Von ihr sollen Arbeitgeber und Ar-
beitnehmer je ein Drittel tragen, die politischen Verbände aber
das letzte Drittel; das Reich nämlich ?/e, die Länder und Gemeinden
je 1/12.
Alle Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Reiche sollen hier zu
einer einheitlichen Organisation zusammengefaßt werden. Dagegen
ist die Beitragslast nach der in den einzelnen Berufen bestehenden
Höhe der Gefahr, arbeitslos zu werden, in drei Klassen abgestuft.
Die Beiträge, auch die auf die Arbeitnehmer fallenden, sollen von
den Arbeitgebern nach denselben Vorschriften wie die Beiträge zur
% Vgl. „ETZ“ 1921, S. 665.
1186
ee ee
Krankenversicherung, und zwar mit ihnen gleichzeitig an die Kran-
kenkussen eingezahlt werden.
Die Unterstützungsleistungen umfassen eigentliche Arbeits-
losenunterstützung, Versorgung für den Fall der Krankheit und
Unterstützung von Kurzarbeitern. Diese Leistungen werden in der
Regel nur gewährt, wenn die Beitragszeit erfüllt ist, nämlich wenn
die Beiträge während 26 Wochen in den letzten 24 Monaten gelei-
stet sind; durch unberechtigte Verweigerung von Arbeit, auch
solcher außerhalb des Wohnorts, geht der Anspruch für die folgen-
den vier Wochen verloren. Streikende oder ausgesperrte Arbeiter
haben auf die Unterstützung überhaupt keinen Anspruch. Diese
wird a nur innerhalb von 2 Jahren für insgesamt 26 Wochen
gewährt.
Im Juliund Augustist ein für die Industrie sehr wichtiges
Gesetz, das Arbeitsnachweisıesetz vom 22. VII, 1922 (RGBl. 65%),
erlassen worden, das später besprochen werden soll. Außerdem rief
die steigende Geldentwertung wieder eine Reihe von Gesetzes-
änderungen hervor. So sind die Gehaltsgrenzen, welche das Han-
delsgesetzbuch und die Gewerbeordnung für die Anwendung der
Vorschriften über die Konkurrenzklausel ziehen, am 21. VII. 1922
Gefahrlose Parallelführung von Hoch- und Niederspannungs-
leitungen auf gemeinsamem Gestänge!).
Von Oberingenieur Leonpacher, München.
Übersicht. Es wird ein Verfahren gezeigt, das in vielen Fällen
ohne Aufwendung besonderer oder mit geringen Kosten einen zuver-
lässigen Schutz der am Hochspannungsgestinge geführten Niederspan-
nungsleitungen gegen den Übertritt von Hochspannung bei Draht- oder
lsolatorenbruch u. dgl. ermöglicht.
Die Parallelführung von Hoch- und Niederspannungsleitun-
gen auf gemeinsamen Gestängen findet aus Sparsamkeitsgründen
besonders bei der Versorgung ländlicher Gebiete, bei denen der
Stromverbrauch meist in einem sehr ungünstigen Verhältnis zu
‘den Leitungskosten steht, gerade in neuerer Zeit wieder vielfach
Anwendung. Zum Schutz gegen die Gefahren, die mit dem Über-
tritt der Hochspannung in die Niederspannungsleitungen ver-
bunden sind, werden in der Regel Spannungssicherungen in der
Niederspannungsleitung oder sogenannte erhöhte Sicherheit für
die Hochspannungsleitung verwendet. Keine dieser beiden Vor-
richtungen stellt aber eine befriedigende Lösung der Aufgabe
dar. Die Spannungssicherungen müssen, wenn sie wirksam sein
sollen, sehr empfindlich sein, was zur Folge hat, daß sie bei jeder
atmosphärischen Ladung ansprechen und dann Kurzschlüsse in
der Niederspannungsleitung zur Folge haben; der Bau der Hoch-
spannungsleitung mit erhöhter Sicherheit bedingt die Verwen-
dung verstärkter Masten und Drähte sowie eine mehrfache Auf-
hängung der Drähte an teueren Hochspannungsisolatoren und
dadurch sehr hohe Kosten, die gerade derartige Anlagen im all-
gemeinen nicht vertragen können. Beides kann in sehr einfacher
Weise dadurch umgangen werden, daß man die Niederspannungs-
seite des Transforımators, von dem die am Hochspannungsgzestänge
geführten Niederspannungsleitungen ausgehen, und auch diese
Niederspannungsleitunzen selbst nicht sichert und nicht mit
Schaltern versieht. Dadurch wird erreicht, daß die Niederspan-
nungsleitungen ohne Zwischenschaltung einer Unterbrechungs-
stelle unmittelbar mit der Niederspannungswicklung des Trans-
formators und durch sie mit dem geerdeten Nullpunkt dieser Wick-
lung zusammenhängen, so daß bei einer allenfalls eintretenden
Berührung zwischen Hoch- und Niederspannungsleitung die
Niederspannungsleitung durch die Transformatorwicklung geerdet
und damit das Auftreten von Hochspannung im Niederspannungs-
stromkreis verhindert wird. Voraussetzung ist scelbstverständ-
lich, daß die Niederspannungsseite des Transformators in Stern
geschaltet, daß der Nullpunkt der Niederspannungswicklung ge-
erdet und die Niederspannungswicklung für den auftretenden
Erdstrom ausreichend bemessen ist. Die fehlende Sicherung der
Niederspannungswicklung des Transformators muß durch eine
entsprechende Sicherung der Hochspannungswicklung ersetzt
werden. die so beschaffen ist, daß durch sie auch die Nieder-
spannungswicklung geschützt wird. Die Abtrennbarkeit der vom
Transformator ausgehenden Niederspannungsleitungen kann man
durch leicht lösbare Schraubverbindungen auf der Niederspan-
nungsschalttafel der Transformatorenstation erreichen. Auf diese
Weise würde der Schutz gegen die Gefahren des Übertritts von
Hochspannung in den Niederspannungskreis ohne irgendwelche
Kosten erreicht werden.
Die Möglichkeit des Auftretens von Hochspannung im
Niederspannungskreis ist bei Anwendung der beschriebenen
Schaltung nur noch in dem Fall gegeben, wenn der Niederspan-
nungsdraht, der die Hochspannungsleitung berührt, reißt, und
wenn das auf der Verbrauchsseite (nicht auf der Transformator-
) DRP. angemeldet
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922.
Heft 38. 21. September 1922.
von neuen’) erhöht worden (RGBL 652). Aus dem gleichen Grunde
fand auch eine bedeutende Besserung der Bezüge der Sozialrentner
am 18. VII. 1922 (RGBl. 649) statt, und erhielten das Gesetz über
Notstandsmaßnahmen zur Unterstützung von Rentenempfängern
der Invaliden- und Angestelltenversicherung vom 7. XII. 1921 sowie
die dazu erlassene Ausführungsverordnung am 29. VII. 1922 eine
neue Fassung (RGBl. 675 und 678). Erhöht wurde auch, u. zw.
auf das Zehnfache, der Höchstbetrag der in der Reichsversiche-
runssordnung und in dem Gesetz über die Versicherung der Ange-
stellten angedrohten Geldstrafen (Gesetz vom 24. VI. 1922; RGBl.
566). Zum Schlusse sei hier endlich das Gesetz über Kündi-
sungsbeschränkung zugunsten Schwerbeschä-
digter vom 19. VII. 1922 (RGBI. 599) erwähnt. Es verlängert die
Rechtskraft der Vorschriften bis zum 1. I. 1923, die z. Zt. über die
Frist gelten, innerhalb deren eine mit Zustimmung der Hauptfür-
sorgestelle ausgesprochene Kündigung dem Schwerbeschädigten
gegenüber wirksam werden soll.
5) Über die schon am 12. VII. 1921 vorgenommenen Änderungen siebe
„ETZ“ 1921 S. 1422.
“
seite) liegende Stück der gzerissenen Leitung auch nach dem Lei-
tungsbruch noch die Hochsepaunungsleitung berührt; in diesem
Fall ist nämlich die Erdverbhindung durch den Leitungsbruclhı
unterbrochen. Wenn zwei oder mehrere Transformatoren nieder-
spannungsseitig in der Weise parallel geschaltet sind, daß sie
zu beiden Seiten der Parallelführung liegen, ist die Möglichkeit
des Auftretens von Hochspannung auch im vorbeschriebenen Falle
nieht gegeben. Wenn aber eine derartige Parallelschaltung nicht
vorliegt, muß der Möglichkeit des Bruches der Niederspannungs-
leitung Rechnung getragen werden. Dies kann entweder in der
Weise geschehen, daß die Niederspannungsleitung so stark ge-
macht wird, daß ein Bruch ausgeschlossen ist, oder man müßte in
der Hochspannungsleitung selbsttätige Ausschalter mit 3-poliger
Höchststromauslösung ‘anbringen, die Nullpunkte der Hochspan-
nungsgeneratoren erden und die Anbringung von Sicherungen
im Hochspannungskreis, abgesehen von den Transformator-
stationen, vermeiden, wodurch erreicht würde, daß bei eintreten-
der Berührung zwischen Hoch- und Niederspannungsleitung die
Hochspannungsleitung sofort ausgeschaltet und dadurch das Ab-
brennen von Drähten verhindert wird. Bei den in Frage kom-
menden Nicderspannungsleitungen wird es sich meist um lange
Leitungsstrecken handeln, die schon mit Rücksicht auf den Span-
nungsabfall mit größeren Querschnitten ausgerüstet sein müssen,
so daß die erste Bedingung in der Regel ohnehin erfillt sein
wird. Auch selbsttätige llochspannungsschalter mit 3-poliger
Höchststromnuslösung sind in neuheitlichen Kraftwerken meist
vorhanden, so daß man im allgemeinen nur die Erdung der Null-
punkte der Hochspannungsgeneratoren vornehmen und allenfalls
in den Kraftwerken oder an Schaltstellen noch vorhandene
Schmelzsicherungen durch selbsttätige Ausschalter mit 3-poliger
Höchststromauslösunz ersetzen muß, was meist auch schon aus
Gründen der Betriebssicherheit sich empfehlen wird
In Fällen, in denen lediglich zum Zwecke des Schutzes der
Parallelführungen die Niederspannungsleitungen verstärkt wer-
den oder die selbstiätigen Ausschalter erst eingebaut werden
müßten, wird natürlich zu prüfen sein, ob der Schutz nicht billiger
auf andere Weise erreicht werden kann. Tn der Regel aber wer-
den die Niederspannungsleitungen die nötige Stärke schon be-
sitzen und die selbsttätigen Ausschalter schon vorhanden sein,
und in diesen Fällen wird die beschriebene Schutzvorrichtung
bedeutende Ersparnisse und dadurch vielleicht den aus wirtschaft-
lichen Gründen sonst undurchführbaren Anschluß von Abnehmern
ermöglichen.
Die Manövrierfähigkeit
elektrisch angetriebener Handelsschiffe.
Die General Electric Company hat nunmehr die fünf
Schwesterschiffe: „Eclipse“, „Invincible“, „Archer“, „Independence,
und „Victorious“ für Shipping Board abgeliefert, und „Krelipse”
und „Invincible“ haben schon Erfahrungen gesammelt. „Eclipse“
machte im Oktober 1920 Probefahrt und trat am 12. XI. eine sieben-
monatize Weltreise von New York über Gibraltar nach Singapore
an, von wo sie wohlbehalten zurückkehrte. Das Kommando des
Schiffes rühmt die außerordentliche Manövrierbarkeit des Schiffes,
die sich wiederholt in kritischen Momenten gezeigt habe. Inner-
halb 10 bis 15 s wird die Schraube von „voller Fahrt voraus” auf
„Vollfahrt zurück“ gebracht. Der Antrieb ist turboelektrisch. Ein
2000 PS -Drehstromturbogenerator (achtstufige Curtisturbine)
2300 V speist einen Asynehronmotor mit Schleifringanker. Steh.
) J.L. Booth,
„Gen. Electr. Rev.“ Bd. 25, 192, 8. 301.
21. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38.
1187
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Zur Frage der Erdung des Nulleiters.. — Die durch die
hohen Materialkosten auferlegte größte Sparsamkeit zwingt zur
Anwendung der höchsten in Verteilungsnetzen noch zulässigen
Spannungen, weshalb heute für Gleichstromnetze in der Regel
eine Betriebsspannung von 2 X 250 V, für Drehstromnetze eine
solche von 3 X 380 V, in beiden Fällen mit geerdetem Nulleiter,
gewählt wird. Durch diese Tatsache gewinnt die bereits in
früherer Zeit viel erörterte Frage, in welcher Weise die Erdung
des Nulleiters in zweckmäßigster Art unter Bedachtnahme auf die
persönliche Sicherheit ausgeführt werden kann, wesentlich an Be-
deutung. B. Szapiro empfiehlt die Erdung nur in einem Punkte,
u. zw. im Kraftwerke selbst auszuführen, im übrigen aber den
Nulleiter vollkommen isoliert zu verlegen, wobei der Querschnitt
möglichst zroß gewählt und die Verlegung mit größter Sorgfalt
ausgeführt werden soll, um dem Reißen des Nulleiters vorzu-
beugen. Zu diesem Ergebnis gelangt er aus der Überlegung, daß
hei Vorhandensein von nur einer Erdung im Falle eines Kurz-
schlusses zwischen Nulleiter und einem Außenleiter, oder Erd-
schlusses eines Außenleiters, die am zweiten Außenleiter auf-
tretende Spannungserhöhung verhältnismäßig am geringsten wird.
Die Berechnungen wurden für ein Gleichstrom-Dreileiternetz
durchgeführt, ergeben jedoch auch für ein Drehstrom-Vierleiter-
netz im Wesen dasselbe Resultat. Angenommen, daß der Null-
leiter, wie dies allgemein üblich, mit dem halben Querschnitt der
Außenleiter ausgeführt wird, sonach sein Widerstand doppelt so
eroß als jener eines Außenleiters ist, ergibt sich, falls die längs
des Nulleiters vorhandenen Erdungen in zwei am Anfange und
Ende der Leitung angeordnet gedachte Erdungen zusammengefaßt
werden, bei Kurzschluß zwischen dem Nulleiter und einem Außen-
leiter am Ende der Leitung (Abb. 1):
Abb. 2.
Abh. 1.
das Potential des Neutralpunktes im Kraftwerk zu:
2w
Eg 2r+3(v+w)
das Potential am Ende des unbeschädigten Außenleiters zu:
2w i
2r43 (v4 w)
das Potential am Ende des beschädigten Außenleiters zu:
i 2v
re seen N `
und die Spannung zwischen unbeschädigtem Außenleiter und
Nulleiter an der Fehlerstelle zu:
E+E
2ew+u)
2r+3(w-+tıu) ’
E+E
Ma-
schinen-
—
leistung
Staatengruppen aller Dampfkraftwerke
l Werke am
1. L 192 |
Mill. kW | 1000 kW | Mil. $
New-England .. 2 2 oa 2er. 1,304 % | 59
Mittlere atlantische Staaten... . .. . 3,410 332 | 413
Südatlantische Staaten. . . . 2.2... 1,707 16 6,9
Nördliche Zentralstaaten . . . 2.2... 4,851 388 34,7
Südliche Zentralstaaten . . . . 2 2 2.2. 1,017 q 6,5
Gebirgestaaten . 2 2 2 m or. 0,701 20 0,8
Paeific-Staaten . . 22... ; 4,5
Ver. Staaten insgesamt . 14,539 1028 < 100,5
wo r den Widerstand eines Aufenlätere w bzw. v die Wider-
Stände der Erdungen im Kraftwerke bzw. am äußeren Ende der
itung und E die Klemmenspannung zwischen Neutralpunkt und
Außenleiter bedeuten. Im praktisch nicht denkbaren Fall einer
vollkommen widerstandslosen Erdung Ge = w = 0) würde das Po-
tential des unbeschädigten Außenleiters gegen -Erde den Wert E
nicht übersteigen können; in allen anderen Fällen wird jedoch
dessen Wert höher als E und erreicht im Grenzfalle v = w = oo
den Wert E+ 1 E. Die Formeln ergeben jedoch für den Fall
daß nur eine Erdung im Kraftwerk selbst vorhanden ist (v = =),
ohne Rücksicht auf die Größe des Widerstandes derselben, das
Potential des unbeschädigten Außenleiters = E; die Spannung
zwischen diesem und Erde kann daher bei dieser Ausführung die
halbe Netzspannung in keinem Fall überschreiten. Die Spannung
zwischen den beiden Außenleitern beträgt für widerstandslose
Erdung E, bei Fehlen jeder Erdung E-+%E, bei Vorhandensein
nur einer Erdung im Kraftwerke, unabhängig von der Größe des
Widerstandes, E+%E. In genau derselben Weise kann auch
gezeigt werden, daß im Falle eines Erdschlusses auf einem Außen-
leiter (Abb. 2) das Potential des zweiten Außenleiters gegenüber
Erde einen geringeren Wert annimmt, wenn nur eine Erdung im
Kraftwerke vorhanden ist, als bel zwei Erdungen. „Elektrs:
techn. u. Maschinenb.” 1921, Bd. 31, S. 617.) Bp.
Die für 1922 in Aussicht genommenen Neubauten und Erweite-
rungen der amerikanischen Elektrizitätswerke. — Um dem stei-
genden Bedarf an elektrischer Energie entsprechen zu können,
wird die Elektrizitätswerksindustrie der Vereinigten Staaten im
laufenden Jahre 324 Mill. $ für Erweiterungen von Kraftwerken,
Fernleitungen und Verteilungsnetzen investieren. Die letzten bei-
den Posten Fernleitungen und Verteilungsnetze machen 159,7 Mill.
$ oder 49,2% der Gesamtsumme aus, während i. J. 1921 hierfür
nur 119,1 Mill.$ oder 55,4% der gesamten Erweiterungskosten
jenes Jahres angelegt wurden. Diese Rekordziffer, welche die Ge-
samteinnahmen der amerikanischen Elektrizitätswerke i. J. 1913
überschreitet, ist um 51 % größer als die für ähnliche Zwecke i. J.
1921 aufgewendete Summe. Diese Summe bezieht sich auf die ge-
planten Erweiterungen von 237 Unternehmungen. Von der obigen
Summe entfallen auf Dampfkraftwerke 100,5 Mill. $, auf Wasser-
kraftwerke 63,8 Mill. $, auf Fernleitungen 75,6 Mill. $ und auf Ver-
teilungsnetze 84,1 Mill. $. Die zu erstellende Maschinenleistung
heträgt 1,772 Mill. kW, davon 58% mit Dampf und 42% mit
Wasserbetrieb. Ob die geplanten Erweiterungen bei dem rapidrı
Anstieg des Bedarfs ausreichen werden, ist nach den Rekordziffern
für Februar 19222) fraglich. Man rechnet für 1922 auf den An-
schluß von 1,231 Mill. neuer Abnehmer.
Die größten Erweiterungen werden in den nördlichen Zentral-
staaten stattfinden, sie betragen 96,7 Mill. $ oder 54 % der Ge-
samtsumme. An zweiter Stelle stehen die mittleren atlantischen
Staaten mit 86,3 Mill. $ oder 48% der Gesamtsumme. 57% der
Gesamtsumme entfallen also auf Gesellschaften, welche Gebiete
versorgen, in denen die Industrie am stärksten vertreten ist, und
welche die größten Städte. des Landes aufweisen. In den New-
England-Staaten werden die Erweiterungen an Maschinenleistung
am geringsten sein. 28 der größten Gesellschaften rechnen mit.
Erweiterungen von 45000 kW an Dampfanlagen und 29500 kW
an Wasserkraftanlagen. Für 1921 berichteten 18 Gesellschaften
über 65 000 kW an Dampfanlagen, also um 20000 kW mehr als
28 Gesellschaften i. J. 1922. Ob dies ein Zeichen von Überschuß-
leistung der Werke dieser Gebiete ist, ist fraglich, bezeichnend
ist jedenfalls, daß während des Jahres 1921 nur 80 000 neue Licht-
stromabnehmer in diesem Gebiet hinzukamen, der kleinste antei-
lige Zuwachs des ganzen Landes. Die Erweiterungen an Fern-
leitungen und Verteilungsnetzen der New-England-Staaten wäh-
rend d. J. 1922 dürften indessen diejenigen von 1921 erheblich über-
schreiten.
Die von „Electrical World” für alle bestehenden Unterneh-
mungen geschätzten Erweiterungen für 1922 sind in Zahlentafel 1
zusammengestellt.
Zahlentafel 1.
Wert und Wert und Leistung der Erweiterungen für 227 der Erweiterungen für 192
Dam f- Dampf- | - |. . | Fem ern- Alle
Wasserkraftwerke Wasser i Tei i Heiti SIDnEEn Erweite-
kraftwerke| ngen |'ungsnetze) ingsnetze] rungen
"100 kw | Mill. $ Mill. e Mill. $ Mill. $ Mill. $ Min. $
39 | 37 6 1
256 72 | 48, 20,1 y
222 109 | 17, 5,1 0
78 98 | 44 22,0 2
32, 60 | 1 4,2 2 4
— 0,3 0,1 0 1
25,9 1,5 9 4
744 | 638 | 1643 | 756 | 841 i 1597 | 3240
Die Kosten für die Neubauten werden bei Dampfkraftwerken
für 1922 auf 70 $/kW geschätzt, während sie i. J. 1921 im Mittel
1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 639
1188
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 38.
21. September 1922.
56 $/kW betrugen, obwohl die mittleren Kosten der Bauten und der
Ausrüstung jetzt unter denjenigen des Vorjahres liegen. Dies ist
darauf zurückzuführen, daß mehrere Gesellschaften im laufenden
Jahre nur neue Kessel, Anker usw., aber keine neuen Maschinen
aufstellen werden. Ein Vergleich beider Zahlen gibt also kein rich-
tiges Bild. Ähnlich liegen die Verhältnisse auch bei den Wasser-
kraftanlagen. Alle Angaben beziehen eich nur auf Anlagen, die vor
dem 1. I. 1922 bestanden, nicht auf die i. J. 1922 neu gegründeten
Unternehmungen. („Electrical World“, Bd. 79, 1922, S. 925.) Ptz.
Apparatebau.
Sursum-Hausanschlußkasten mit Klingeltransformator. — Bei
Anschluß von sogenannten Klingeltransformatoren für Haus-
glocken-, Türöffner und ähnliche Anlagen an Hausinstallationen
ist es üblich, den Klingeltransformator selbst vor dem Zähler anzu-
schließen und. den Stromverbrauch durch eine jäk-liche Pauschal-
summe zu berechnen. Um unerlaubte Stromentnaume durch An-
zapfen der vor dem Zähler abgezweigten Zuleitung zum Klingel-
transformator zu verhindern, mußte diese Leitung unter Verschluß
des Werkes gehalten werden. Diese Übelstände sucht der Sursum-
Hausanschlußkasten mit Klingeltransformator der Firma Ley-
hausen & Co., Nürnberg, zu vermeiden, bei welchem beide Apparate
in praktischer Weise miteinander zusammengebaut sind. Abb. 3
zeigt den soliden Zusammenbau von Hausanschlußkasten und Klin-
geltransformator. Durch diese Kombination genügt eine einzige
Plombe, um Eingriffe am Klingeltransformator zu verhindern. Die
weitere Möglichkeiten für unerlaubte Stromentnahme bietende Ver-
bindungsleitung zum Klingeltransformator kommt vollständig in
Wegfall. Die mechanische Ausführung besteht aus einer auf so-
lider gußeiserner Grundplatte aufgebauten 1- bis 3poligen Haus-
anschlußsicherung mit kräftig gehaltenen Metallteilen und gerin-
gen Übergangswiderstand bietenden Anschlußklemmen. Der auf
dieselbe Grundplatte aufgebaute Klingeltransformator entspricht
den neuesten Vorschriften des VDE. Die Primär- und Sekundär-
wicklungen sind derart auf getrennten Spulenkörpern befestigt
und durch isolierende Zwischenlagen voneinander getrennt, daß
eine elektrische Verbindung zwischen beiden nicht entstehen kann.
Die Transformatoren sind für primär 100 bis 130 und 200 bis 240 V
und sekundär 3/5 und 8 V gewickelt. Das Ganze ist derart mit
einem dauerhaft lackierten Stahlblechkasten abgedeckt, daß ledig-
lich die Niederspannungsklemmen des Transformators dem Konsu-
menten zugänglich bleiben. Um die Sicherungspatronen bequem
auswechseln zu können, ohne das ganze Gehäuse herunterzunehmen,
ist ein besonderer, mit neuartigem Scharnier-Riegelverschluß ver-
sehener, plombierter Stöpselkasten vorgesehen. Erwähnt sei noch,
daß die Grundplatte auch rückwärtige Rohreinführungen gestattet
und in den Stahlblechkasten einsetzbare besondere Schieber mit
ausbrechbaren Torbogen einen dichten Abschluß bei Rohren ver-
schiedenen Durchmessers gestatten. Lbr.
Neue Form von Abzweigdosen. — Von der Callenders Cable
& Construction Co. Ltd., London, ist die in Abb. 4 und 5 darge-
stellte Form einer Abzweigdose für Netzanschlüsse durchgebildet
worden, welche eine Reihe wertvoller neuer Eigenheiten aufweist.
Die inneren Ausrüstungsteile sind auf eiserne Rahmen leicht aus-
wechselbar aufgesetzt, für die Sicherungen oder Verbindungs-
streifen sind auswechselbare und einstellbare Federkontakte vor-
gesehen, ebenso eine verbesserte Form von Greifern oder Griffen
zum Herausnehmen der Schmelzeinsätze oder Verbindungsstreifen.
Abb. 4b zeigt den Aufbau des Rahmens; er besteht aus Rundeisen,
welche mit Füßen versehene Endstücke (Träger) zusammen-
halten. Die eingesetzten Isolatoren haben Rillen, mit denen sie
auf den Rundeisen in die passende Stellung gebracht werden
können. Die ganze Bauart ist äußerst stabil, auf der Unterseite
der Dose ist hinreichend Platz zum Heranführen der in ihr zu
verbindenden Leitungen vorhanden. Die Montage und Demontage
ist eine sehr einfache, so daß für den Versand die Innenteile ge-
trennt verpackt werden können und somit weniger Bruch ent-
steht. Der verwendete Federbügel A für die Schmelzeinsätze oder
die Verbindungsstreifen (Abb. 5) weist gegenüber den bei derarti-
gen Apparaten bisher verwendeten Kontaktformen, die entweder
zu schwach und zu locker sind und dadurch zu Erhitzungen Ver-
anlassung geben, sich auch schwer und nur mit erheblichen Kosten
auswechseln lassen, entschiedene Vorzüge auf. Seine Federn
sind leicht auswechselbar, der Druck der Kontaktflächen ist
einstellbar. Wird die Feder entfernt, so läßt sie zwischen den
a) Schmelzeinsatz. b) Gestell der Anschlußdose.
Abb. 4.
Kontakten zu ihrer Reinigung reichlich Raum. Die Feder selbst
ist nicht stromführend, steht unter Druck, und die eintretende
Materialermüdung ist auf ein Minimum herabgesetzt. Überhitzung
kann nicht eintreten. Diese Federbügel bilden einen Teil eines
losen Kopfkontakts G, der mit dem Kabelanschlußbolzen K durch
N.
J
H
Zeichenerklärung.
H = Kabelanschlußbuchse.
J = Klemmschraube.
K = Kabelanschlußbolzen.
L = Innere Mutter.
S = Klemmschraube für Klemmbügel.
T = Prüfansatz.
U = Unterlagsscheibe.
A = Federklemmbügel.
B = Rundeisen.
C = Porzellanisolator.
D = Klemmstück zur Befestigung der
Rundeisen.
E = Träger.
' = Unterlagsfeder.
G = Kopfkontakt.
Abb. 5. Bauliche Einzelheiten der Anschlußdose.
einen Klemmkontakt verbunden wird, wodurch ein äußerst geringer
Übergangswiderstand bedingt ist. Bei dem neuen Schmelzeinsatz-
greifer (Abb. 4a), der aus „Kalanite“-Isolierstoff hergestellt
wird, ist ein zweiteiliger Griff, dessen eine Hälfte A über die
andere B hinweggleitet. Wird der gleitende Teil A mit den Fin-
gern angehoben, so werden zwei in dem anderen Teil B vorge
.ı.
21. September 1922.
sehene Äussparungen frei, in welche sich Ansätze C des Schmelz-
einsatzes einlegen. Wird dann die gleitende Hälfte nieder-
gedrückt, so bedeckt sie diese Aussparungen mit den eingelegten
Ansätzen, so daß der Einsatz herausgehoben werden kann. Auch
eingeschlossene Schmelzeinsätze lassen sich für die Abzweigdose
verwenden. Um diese Dosen zuverlässig und einfach erden zu
können, sind flache, in ihrer Mittellinie geteilte Eisentaschen vor-
gesehen, welche den Bleimantel und die Bewehrung des Kabels
umfassen und mit Blei ausgegossen werden, wobei ein an der Dose
mit einer Klammer befestigtes Kupferseilchen mit eingegossen
wird, so daß eine gute elektrische Verbindung zwischen Dose und
Kabelbewehrung erzielt wird und besondere Kabelarmaturklemmen
überflüssig werden. („Electrical Review“, Bd. 90, 1922, S. A
a taai BE A tz.
Mefigeräte und Meßverfahren.
Eine registrierende Kontrolluhr für elektrische Triebwagen
und Lokomotiven. — Während die Fahrt- und Standzeiten von fahr-
planmäßigen Zügen in dem Stundenplan festgelegt sind und auf ihre
Notwendigkeit nachgeprüft werden können, fahren manche Arten
von eingeschobenen Zügen, besonders Arbeitszüge, ohne bestimm-
tenFahrplan, und ist die Mannschaft auf derStrecke ohne Kontrolle,
wenn man ihr nicht einen verläßlichen Aufseher mitgibt. Um die-
sem Übelstand abzuhelfen, hat die Illinois-Bahn einen registrieren-
den Apparat auf einer Reihe von Triebwagen eingebaut, der die
Fahrt- und Standzeiten in einfacher Weise aufzeichnet. Er besteht
im wesentlichen aus ei-
nem Uhrwerk, das ein für
24 h geteilteePapierblatt
(Abb. 6) einmal in die-
ser Zeit herumdreht.
Auf dem Papier liegt ein
durch ein Gewicht bela-
steter Stahlstift auf, der
bei Stillstand des Fahr-
zauges auf dem Papier
einen glatten Kreis-
bogen zieht. Befindet
sich der Wagen in Be-
wegung,.so genügen des-
sen mechanische Er-
schütterungen, um auf
dem Papier einen zittri-
gen Strich zu erzeugen. -
Der Apparat, der von
der Service Recorder
Company, Cleveland,
Ohio, hergestellt wird,
braucht nur einmal in
24 h aufgezogen und mit einem neuen Blatt Papier versehen zu wer-
den, um betriebsbereit zu sein. Als Papier wird eine Sorte ver-
wendet, die ohne Tinte eine deutliche Spur des Stiftes aufnimmt.
r ganze Apparat ist in einem runden Blechgehäuse von 150 mm
Durchmesser und 100 mm Höhe eingebaut und kann an einem be-
liebigen Platz im Triebwagen untergebracht werden, wobei aller-
dings darauf zu achten ist, daß nicht etwa durch eine Verbindung
mit dem Motorkompressor od. dgl. die Erschütterung des Apparats
künstlich erzeugt werden kann. An Hand des Zifferblattes und des
. Masch. Nr...
... führer.. .....
Abb. 6.
Fahrplans der Strecke kann nachträglich leicht festgestellt werden, .
ob die Standzeiten mit der zu leistenden Arbeit und den sonstigen,
durch Zugkreuzungen u. dgl. gegebenen Verhältnissen im Einklang
stehen, oder ob unnötig Zeit vergeudet worden ist. („Electric Rail-
way Journal“, Bd. 59, 1922, S. 596.)
Hilfswiderstand zur Eichung von Schalttafelstrommessern. —
Um Schalttafelamperemeter für Gleichstrom ohne Abnahme von
der Schalttafel zu eichen, benutzt die Portland Railway Light &
m | un Tu (| || | Cm
N ar)
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Sohmaub-
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Di. 2
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Abb. 7.
Power Co. eine Kompensationswiderstandsbüchse mit einge-
bautem, regelbaren Widerstand und dreizelliger Trockenbatterie.
a der Strommesser ein Millivoltmeter mit Nebenschluß ist, der
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38.
1189
bei vollem Zeigerausschlag einen bestimmten Spannungsabfall
hat, so kann die Eichung durch Vergleich mit einem Normal-
Millivoltmeter erfolgen. Es werden daher zwecks Eichung die
Verbindungsleitungen mit dem Nebenschluß entfernt, und das zu
prüfende Instrument M, wird mit dem Normalinstrument M,
parallel geschaltet. Die Leitungen beider Instrumente werden
an den Widerstandskasten angelegt (Abb. 7). Durch Drehung
der geriffelten Kappe K wird der Widerstand verändert, um ge-
wisse Spannungen an den Instrumenten einzustellen. Der Wider-
stand W besteht aus nacktem Draht, der auf einem mit Schrau-
'bengewinde versehenen Hartholzzylinder H aufgewickelt ist. Er
sitzt auf einer Messinghülse A mit Innengewinde gleicher Gang-
höhe, die sich auf einen gleichfalls mit Gewinde versehenen
inneren Zapfen Z der Kappe K aufschrauben läßt. Die Kappe
trägt oben an einer Stelle ihrer inneren Wandung einen Schleif-
kontakt S, der sich beim Drehen der Kappe an dem Widerstands-
draht entlangbewegt. Der einstellbare Spannungsbereich beträgt
bei 3 Zellen O bis 14 V. Ein Druckknopf T auf der Deckplatte
gestattet, den Stromkreis zu schließen. („Electrical World“,
Bd. 77, 1921, S. 262.) Piz.
Fernmeldetechnik.
Das Einstellen komplizierter Fernsprech - Schaltrelais und
-Schalter. — Bei der Fernmeldetechnik im allgemeinen — besonders
im heutigen Fernsprechwesen — epielen bekanntlich manuell oder
elektromagnetisch betätigte Schaltapparate eine bedeutende Rolle,
und die Betriebssicherheit der von Hand oder selbsttätig betriebenen
Fernsprechvermittlungsstellen ist u. a. in höchstem Grade abhängig
von dem guten Zustande und dem sicheren Arbeiten der Fernsprech-
Schaltrelais und -Schalter. Diese werden in ausgiebiger Weise und in
noch wachsendem Umfange verwendet, um die nötigen mannig-
fachen Schaltvorgänge zu bewirken; ihre Bauart läßt sich nicht im-
mer so eınfach gestalten, als hinsichtlich der Betriebssicherheit zu
wünschen wäre.
Abb. 8. Universal-Federspanner.
Relais mit 3 eng nebeneinanderliegenden Federpackungen, deren
jede mindestens 2, meist aber 3, 4 und mehr Kontaktfedern enthält,
gehören zu den gebräuchlichsten Typen. Sobald nun — wie üblich
— diese Relais am Verwendungsorte auf Relaisplatten und -schie-
nen oder in Apparatgehäusen eng nebeneinander eingebaut sind,
. werden sie derartig schwer zugänglich, daß das zwecks Behebung
von Störungen erforderlich werdende, durch Richten und Spannen
der Kontaktfedern zu bewirkende Einstellen der Relais auf Schwie-
rigkeiten stößt.
Das Einstellen im Betriebe befindlicher Relais usw. gehört dar-
um, erfahrungsgemäß, auch zu den Arbeiten, die als schwierig gel-
ten, die, zum Schaden des Fernsprechbetriebes, oft aufgeschoben
werden müssen oder nur notdürftig ausgeführt werden können und
schließlich auch manchmal ganz unterbleiben.
In der Tat liegt hier ein in der Praxis oft empfundener Übel-
stand vor, nämlich der, daß die Technik des Relaiseinstellens mit
den Fortschritten der Fabrikationstechnik im Bau komplizierter
Fernsprechschaltrelais nicht gleichen Schritt gehalten hat, u. zw.
insofern, als die sogenannten Federspanner, mit denen das Richten
der Kontaktfedern noch immer unternommen wird, bis heute ihre ur-
sprüngliche Bauart beibehalten haben und den neueren Anforderun-
gen nicht mehr genügen. Wie gesagt, ist der Übelstand in der Praxis
längst empfunden worden, und gelegentlich wird versucht, die Unzu-
länglichkeit des Federspanners durch „Nachhilfe“ mittels Schnabel-
zange und Schraubenzieher auszugleichen, doch kann dabei von
nachhaltiger Einwirkung — bei gleichzeitig schonender Behand-
lung! — nicht die Rede sein. Dagegen ist festzustellen, daß dieses
Verfahren mittelbar recht kostspielig ist.
Natürlich sind die geschilderten Schwierigkeiten auf das Konto
der äußerst beschränkten Verwendbarkeit der gebräuchlichen Fe-
derspanner zu setzen.
Der in Abb. 8 dargestellte Universal-Federspanner
— dessen Prinzip, die Auswechselbarkeit und Verstellbarkeit der
Spannbacken-Einsatzstücke, durch DRP. 348 391!) — geschützt ist
— ist imstande, allen Anforderungen der Praxis zu entsprechen. Er
t) Patentinhaber: M. Wohler, Berlin-Neukölln, Richardpiatz 7.
1190
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38.
21. September 1922.
besteht aus dem Spannhebel (a), der als Halter für die Spann-
backen-Einsatzstücke (b, ce, d, e) ausgebildet ist. Deren Form uni
Schlitzweite ist der Bauart und der Stärke der Kontaktfedern der zu
bearbeitenden Relais angepaßt: sie werden in eine der beiden Durch-
hohrungen des Spannhebels eingesteckt und sind völlig um ihre
Längsachse herum drehbar; der Schaft ist länger oder kürzer ein-
stellbar: in der gewünschten Stellung werden sie durch Anziehen
der Preßschraube (f) festgeklemmt.
Dadurch, daß der Spannhebel eine senkrecht und eine schräg zu
seiner Längsachse gerichtete Durchbohrung hat, können die darin
eingesteckten Einsätze je nach Notwendigkeit im rechten, spitzen
oder stumpfen Winkel eingestellt werden.
Durch diese unumschränkte Verstellbarkeit und Auswechsel-
barkeit der auf die Kontaktfedern eigentlich wirkenden Teile ist die
weitestgehende Verwendungsmöglichkeit des Universal-Federspan-
ners für Relais, Schalter und Klinken gewährleistet.
Durch die Unvollkommenheit der bisherigen Federspanner wur-
de ein dringendes Bedürfnis bisher gedämpft und die Nachfrage eini-
rermaßen gedrosselt. Dies wird sich künftig ändern.
Als besonderer Vorzug in fabrikationstechnischer Hinsicht sei
noch erwähnt, daß der Universal-Federspanner sich für die Massen-
fabrikation hervorragend eignet.
Der Spannhebel æ” dient zu gleichzeitiger Einspannung und Ver-
wendung zweier Spannbacken-Einsatzstücke.
Der beschriebene „Universalfederspanner” eignet
sich in gleicher Weise, wie für Relais, auch zum Justieren von
Federschaltern (Kellogschaltern u. &.). Wir.
Werkstatt und Baustoffe.
Zurückgewonnene Heißdampfzylinderöle. — In der „Zeitschr.
qd. Bayer. Rev. Ver.”, Bd. 26, 1922, S. 117, fragt ein Betriebsiechniker
an, wie man wiedergewonnenem, Jiekflüssigem Heißdampfzylinder-
öl, das weiter verwendet werden soll, das Wasser entzieht. Hierauf
wird die Antworterteilt: Die wiedergewonnenen Heißdampfzylinder-
öle sind infolge der Emulsion mit dem Dampfwasser, von dem sie
oft bis 50 % und mehr enthalten, häufig nicht mehr diekflüssig, son-
ılern breiartig. Sie bieten daher der Entwässerung große Schwierig-
keiten. Durch Jängeres Stehenlassen an einem warmen Ort und
öfteres Umrühren trennen sich Öl und Wasser allmählich, und zwar
um so vollständiger, je dünnflüssiger das Öl ist. Durch ein Filter-
tuch kann dann der Rest. der Unreinigkeiten zurückgehalten werden.
Als Beispiele von Ölreinigern werden angeführt: DasSalzfilter nach
Dr. Walter, von C. Eckardt in Cannstatt, und der Zentrifugal-
reiniger „Atom“ Patent Steimel (Scheibe & Söhne, Leipzig). e
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft.
Einladung zur 10.Jahresversammlunsg.
Die 10. Jahresversammlung der D.B.G. findet, ver-
bunden mit der Feier des 10-jährigen Bestehens der Gesellschaft,
amSonnabend, den 30.September 19% in Berlin statt.
Programm:
Freitag, den 29. September, abends 62 Uhr:
Sitzung des Ausschusses.
Im Anschluß hieran, abends 8Uhr: Begrüßung der aus-
wärtigenTeilnehmer im Jagdzimmer des Restaurants „Zum
Heidelberger“, Berlin NW, Dorotheenstr. 16 u. Friedrichstr. 143/149.
Sonnabend, den 30. September, vormittags 9 Uhr:
Hauptversammlung
im Hörsaal des Staatlichen Kunstgewerbemuseums, Berlin SW,
Prinz-Albrecht-Straße 7a.
Tagesordnung:
I. Geschäftliches:
Bericht des Vorstandes.
Bericht des Ausschusses,
Bericht über die Tätigkeit der Kommissionen.
Entlastung von Vorstand und Ausschuß.
Neuwahlen für Vorstand und Ausschuß.
Satzungsänderungen:
Zu § 5: Festsetzung des Jahresbeitrags durch den Vor-
S or p DS O pt
stand,
Zu § 13: Zuwahl von Ausschußmitgliedern durch den Aus-
schuß.
ll. Festvortrag:
Prof. Dr. M. v. Laue: „Unsere jetzigen Vorstellungen von
der Natur des Lichts“.
HI. LichttechnischeVorträge undMitteilungen:
1. Prof. Dr. K. Bunte: „Gegenwart und Zukunft der Gas-
beleuchtung”.
2. Dr. K. F inckh: „Beleuchtungstechnische Eindrücke von
einer Studienreise nach den Vereinigten Staaten von
Amerika”.
3. Kleine technische Mitteilungen über praktische Fragen des
Beleuchtungsfachs, Oberingenieur E. Alberts: „Vor-
führung neuer Lampen für flüssige Brennstoffe“. _
Anderung und Erweiterung der Tagesordnung vorbehalten.
Im Anschluß an die Hauptversammlung findet ein mit Rück-
sicht auf die Zeitverhältuisse ganz zwangloses, gemeinsames
Mittagsımahl in einem für uns belegten Raume des Weinhauses Keu-
pinski, Berlin W, Leipziger Straße 25, statt.
. Sonnabend, den 30. September, abends 7 Uhr:
Vorführung technischer und wissenschaft-
licher Filme
im Ernst-IHaeckel-Saal, Berlin NW, in den Zelten 10.
Sonntag, den 1. Oktober:
Dampferausflug auf der Havel.
Versammlung: Vormittags 10% Uhr an der Dampferanlege-
stelle der Kreisschiffahrt in Wannsee (neben der Friedrich-Wilbelm-
Brücke). Abfahrt von Berlin: mit der Stadtbahn: ab Bahnhof
Friedrichstraße 928, ab Bahnhof Zoo 941. Mit der Wannseebahn: ab
Wannseebahnhof 930, y
Zu allen Veranstaltungen sind Gäste, besonders auch die Damen
der Mitglieder willkommen.
Der Preis einer Teilnehmerkarte beträgt 30 M. Anmeldungen
sind bis spätestens 20.S5eptember mittels Zahlkarte oder
Postscheck an die Deutsche Bank, Berlin W 8, für Rechnung der
Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft, Postscheckkonto
Nr. 1000, Berlin NW 7, einzusenden. Der von der Post abgestempelte
Abschnitt der Zahlkarte berechtigt zur Teilnahme an der Film-
vorführung und dem Dampferausflug. Die Zahl der für das gemein-
same Mittagsmahl, die Filmvorführung und den Dampferausflug zu
belegenden Plätze ist auf der Zahlkarte anzugeben.
Der Vorstand:
W.Wedding.
Aus den Generalversammlungen des Verbandes Schweizerischer
Elektrizitätswerke und des Schweizerischen Elektrotechnischen
Vereins’). — Die 39. Generalversammlung des Verbandes
Schweizerischer Elektrizitätswerke (Vorsitzen-
der: F. Ringwald, Luzern) hat am 17. Juni in Chur und die
36. Generalversammlung des Schweizerischen EBlektro-
technischen Vereins (Vorsitzender: Dr. Tissot, Basel)
am 18. VI. in Arosa stattgefunden. Bei ersterer (V.S.E.) wurde
mitgeteilt, daß die durchgeführten Untersuchungen über die Frage
einer Alters-, Hinterbliebenen- und Invalidenversicherung als beste
l,ösung die Bildung einer eigenen Pensionskasse ergeben hätten, zu
der bereits Anmeldungen von 35 Unternehmungen mit 1864 zu Ver-
sichernden vorliegen. Die Einkaufsabteilung berichtete, daß ab
1921 die Glühlampeneinkäufe zurückgegangen seien und ein neuer
Vertrag mit den syndizierten Glühlampenfabriken noch nicht habe
abgeschlossen werden können. (Inzwischen hat sich das Glüh-
lampensyndikat aufgelöst.) Im Laufe des Spätiahres soll für Leiter
und höhere Beamte von Elektrizitätswerken — genügende Betei-
ligung vorausgesetzt — ein Kurs über wirtschaftliche und admini-
strative Fragen abgehalten werden. Über das Verhältnis zum
Schweizerischen Energiekonsumenten-Verband wurde mitgeteilt,
daß man in einer von kurzem zwischen Vorstandsmitgliedern des
V.S.E. und Vertretern dieser Vereinigung geführten Aussprache
über die beste Lösung der zwischen Erzeugern und Verbrauchern
oft bestehenden Meinungsverschiedenheiten in bezug auf Energie-
export und Stromtarifierung festgestellt habe, daß die oft nur schein-
baren Interessengegensätze sich bei gegenseitizgem gutem Willen
leicht beseitigen ließen und eine behördliche Einmischung als nicht
zweckdienlich abzulehnen sei. Eine paritätische Kommission soll die
Lösung schwebender Fragen übernehmen. Da die in schweizerischen
elektrischen Betrieben laut Statistik jährlich etwa 25 bis 30 Opfer
fordernden Unfälle meist auf Unvorsichtigkeit zurückzuführen sind,
wurde empfohlen, das Werkpersonal durch Vorführung von Licht-
bildern usw. über die Betriebsgefahren in Elektrizitätswerken auf-
zuklären.
Nach dem geschäftlichen Teil hörte die Versammlung einen Vor-
trag Dr.-Ing. Guggenheims, Zürich, über „die Anwen-
dungen der Drahtwellentelephonie auf Hoch-
spannungsleitungen bei Elektrizitätswer-
ken“?). Inder darauf folgenden Aussprache wurden Resultate der
bei verschiedenen schweizerischen Werken durchgeführten Ver-
suche bekanntgegeben, die, obschon im allgemeinen gut, doch die
Notwendigkeit auch vom Vortragenden geeforderter gemeinsamer
Arbeit von Konstruktionsfirmen und Elcktrizitätswerken zur Lö-
sung der auf dem Gebiet der Nachrichtenübermittlung durch Draht-
wellen noch bestehenden Aufzaben ergeben.
Am Sehlusse der Verhandlungen erhielten 60 Werkangestellte,
Beamte und Arbeiter für 25-jährige treue Diensterfüllung bei der-
selben Unternehmung Anerkennungsdiplome.
D) Vgl. „Bulletin d. S. F. V.“ Rd. 13, 19%, 8. 3231 ff.
2) Vgl. „Bulletin d. 5. E. V.“ Bd. 13. 1922, 8. 277.
21. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38.
1191
Die Generalversammlung des S.E. V. nahm nach Erledigung
der üblichen Jahresgeschäfte von Prof. Dr. W. W y Bling ein Re-
ferat über „Vereinheitlichung der Hochspannun-
zen” entgegen und beschloß nach reger Aussprache, über den Vor-
schlag des Generalsekretariats'), das für. 50-periodigen Drehstrom
zur Verwendung in der Schweiz als Normalwerte der Wechselstrom-
hochspannung etwa 8 bis 9,5 kV bzw. 16 bis 19 kV bzw. 42 bis 50 kV
anzunehmen empfiehlt, unter den Werken eine schriftliche Urab-
stimmung zur Orientierung des S.E.V. vorzunehmen, an Hand
welcher der letztere in einer nächsten Versammlung auf einen An-
trag des Vorstandes hin Beschluß fassen kann.
Aus den von den Generalversammlungen genehmigten Berichten
lerVereinsvorstände, des Generalsekretariats und der verschiedenen
Kommissionen sei erwähnt, daß die endgültige Bausumme des Ver-
einszebäudes 1,07 Mill. Fr. beträgt und die Materialprüfan-
stalt des Vereins, deren vermehrte Benützung als neutrales Prüf-
institut angelegentlichst empfohlen wurde, nunmehr auch Aufträge
für Hochspannungsprüfungen bis 500 kV annehmen kann. Die Kom-
mission für Bildungsfragen hat ein Programm für die prak-
tische Ausbildung von zukünftigen Elektroingenieuren und Elektro-
technikern aufgestellt. Die Kommission für Gebäudeblitz-
schutz wird vor Neudruck der vergriffenen Normen des S.E.V.
für Gebäudeblitzschutz eine Revision dieser vornehmen. Zwecks
Ergänzung der vom Generalsekretariat als Entwurf aufgestellten
Leitsätze zur Verminderung der Korrosion wird dieKorrosions-
kommissionnoch einige Versuche an Weichen- und Kreuzungs-
stößen durchführen, und der Entwurf zu den Leitsätzen wird in-
zwischen vom Schweizerischen Sekundärbahnverband und dem Ver-
vin Schweizerischer Gas- und Wasserfachmänner durchberaten. Die
Kommission für die RevisionderBundesvorschriften
hofft ihre Arbeiten so zu fördern, daß im Frühjahr 1923 eine Ein-
vabe an die zuständige eidgenössische Behörde gerichtet werden
kann. Besichtigungen der Anlagen der Bündner Kraftwerke A. G.
in Küblis und Klosters und des Albulawerkes in Sils am 19. Juni
beschlossen die offiziellen Veranstaltungen der stark besuchten
Jahresversammlungen. Mn.
Elektrowirtschaftliche Ausstellung Freiburg i. Br. 1922. —
Unsere bisherigen Mitteilungen über dieses Unternehmen?) können
wir heute dahin ergänzen, daß neben dem in der Hauptsache bild-
li-he Darstellungen und Modelle umfassenden Teil der Ausstellung
auch die Industrie mit einer großen Zahl von Fabrikaten aller
Art verfreten sein wird, so daß die Veranstaltung ein recht inter-
essantes Bild des heutigen Standes der Elektrotechnik bieten dürfte.
5. Deutsche Ostmesse, Königsberg Pr. — Das Bild, das die
vom 13. bis 18. August in Königsberg Pr. abgehaltene 5. Deut-
sche Ostmesse bot, zeigte nach einem Bericht des Meßamts,
daß die größten deutschen Firmen aller Branchen dem Unternehmen
ihr Interesse entgegenbringen und .dieses daher heute als eine
würdige Vertretung der deutschen Industrie und des deutschen
(roßhandels in allen den Branchen betrachtet werden kann, die
für den osteuropäischen Markt in Frage kommen. Eine Sonder-
stellung im Rahmen der Messe hat die Ausstellung russi-
scherExportwaren eingenommen, die vom Zentrosojus der
Handelskammer Petersburg und der Genossenschaft Sewerokus-
tar) veranstaltet worden war. Das Geschäft selbst stand unter dem
Zeichen der sprunghaften Steigerung des Dollarkurses und war
infolgedessen von einem gewissen Gegensatz der Käufer- und Ver-
käuferinteressen beherrscht. Die Nachfrage soll in fast allen
Branchen außerordentlich Jebhaft gewesen sein, und die Ergebnisse
werden dementsprechend im allgemeinen als sehr günstig bezeichnet.
Die Zahl der ausländischen Einkäufer hatte sich nicht wesentlich
vermehrt, weil, wie angeführt wird, die Kaufleute im Ausland
nicht auf lange Lieferfristen der deutschen Fabrikanten eingehen
können und lieber in hochvalutarischen Ländern zu festen Preisen
und gegen sofortige Lieferung kaufen. Während sie aus Litauen
fast vollzählig erschienen waren, blieb die Beteiligung Lettlands
und Estlands verhältnismäßig gering. Zum erstenmal ist eine An-
zahl Vertreter russischer Behörden und Organisationen nicht nur
zum Studium, sondern auch zum Finkauf nach Königsberg ge-
kommen und so mit den maßzebenden Behörden und Wirtschafts-
stellen sowie mit dem privaten Handel Rußlands Fühlung ge-
nommen worden. Das Meßamt schließt seine Ausführungen mit
lem Hinweis, daß der internationale Charakter der Ostmesse um
so schärfer in Erscheinung treten werde, je mehr sich die Kaufkraft
der Oststaaten ‚hebt und diese in der Lage sind, deutsche Erzeug-
nisse einzukaufen.
Verschiedenes.
Preisausschreiben der Adolf v. Ernst-Stiftung?). — Die Adolf
v. Ernst-Stiftung der Technischen Hochschule zu Stuttgart hat
folgendes Preisausschreiben erlassen:
Es wird eine kritische Abhandlung verlangt über den Auf-
bauneuzeitlicher elektrisch betriebener Lauf-
kranefür Fabrikationswerkstätten. Dabei soll insbesondere auch
) Vgl „Bulletin d. S. E. V.“ Bd. 13, 1922, S. 21.
2) Vgl. „ETZ" 1922, 8. 855, 973.
% Im Jahr 192%, s. „ETZ“ 1920, S. 657.
dargelegt werden, inwieweit eine Vercinheitlichung möglich
erscheint bzw. bereits durchgeführt ist.
Der Preis für die beste Lösung beträgt 5000 M. Gemäß der Ver-
fassung der Stiftung gelten für das Preisausschreiben folgende Be
stimmungen: Die Arbeiten, die in deutscher Sprache abgefaßt sein
müssen, sind spätestens am 1. VII. 1924 an das Rektorat der Tech-
nischen Hochschule in Stuttgart abzuliefern. Jede Arbeit ist mit
einem Kennwort zu versehen und ihr ein Zettel mit dem Namen und
dem Wohnort des Verfassers in versiegeltem Umschlag beizugeben,
der als Aufschrift das gleiche Kennwort trägt. Die Bewerbung ist
nur an die Bedingung geknüpft, daß der Bewerber mindestens zwei
Semester der Abteilung für Maschineningenieurwesen einschließlich
der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Stuttgart als
ordentlicher oder außerordentlicher Studierender angehört hat. Das
Preisgericht besteht aus sämtlichen Mitgliedern des Abteilungs-
kollegiums. Den Preis erteilt das Preisgericht. Dasselbe ist, wenn
die Arbeit den Anforderungen nicht voll entspricht, berechtigt, einen
Teil des Preises als Anerkennung zu verleihen. Die mit dem Preise
bedachte Arbeit ist vom Verfasser spätestens binnen Jahresfrist zu
veröffentlichen.
Energiewirtschaft.
Bekanntmachung über die Regelung des Verbrauchs elektrischer
Arbeit. — In dem Bericht über die Wiesbadener Tagung der Ver-
einigung der Elektrizitätswerke („ETZ” 1922, S. 934) sind die Be-
stimmungen über die Regelung des Verbrauchs elek-
trischer Arbeit vom 27. V. 1922 mit den Darlegungen über
die Verordnung des Reichsschiedsgerichtes und mit
der Verordnung, betr. Erhöhung der Preise für
Lieferung von Elektrizität, Gasund Wasser, in
irreführender Weise verquickt worden; es sei daher folgende
Richtigstellung gegeben:
Der Reichskommissar für die Kohlenverteilung hat unter dem
30. V. 1922 ein Rundschreiben an die Landeskohlenstellen, Kohlen-
wirtschaftsstellen und Vertrauensmänner, betr. Durchführung der
Bekanntmachung über die Regelung des Verbrauchs elektrischer
Arbeit vom 27. V. 1922 erlassen. In dieser werden die noch gültigen
Vorschriften der grundlegenden Bekanntmachung über die Ein-
schränkung des Verbrauchs elektrischer Arbeit vom 9. IX. 1919!)
` mit den nachträglichen Änderungen gemäß der Bekanntmachungen
vom 1. III. 1920 und vom 20. IV. 1921?) vereinigt. Sie trägt auch
in ihrer wesentlichen Änderung (§ 3) dem Gedanken Rechnung, daß
die Zeit für einen allmählichen Abbau der Elek-
trizitäts-Zwangswirtschaft gekommen ist.
Der $ 3 sieht vor, daß von der Anwendung der eigentlichen,
zwangswirtschaftlichen Vorschriften (Verbrauchsregelung, 8 1,
Neuanschlüsse und Erweiterungen bestehender Anlagen, $ 2, Auf-
geld, $ 9) unter bestimmten Voraussetzungen ganz oder teilweise
abgesehen werden kann, daß die Zuständigkeit allgemein mehr
oder minder an die Außenstellen gelegt werden kann, und daß
insbesondere die Handhabung der noch verbleibenden einschrän-
kenden Bestimmungen nach Lage des Einzelfalles ganz oder teil-
weise auf den Vertrauensmann übergelien kann. Es entspricht dem
Zweck der Vorschriften des § 3, daß von den durch ihn gegebenen
Möglichkeiten, die völlige Aufhebung der Elektrizitäts-Zwangswirt-
schaft vorzubereiten, weitgehend Gebrauch gemacht wird.
Die mit $ 3 beabsichtigte Lockerung der Elektrizitäts-Zwangs-
wirtschaft darf aber nicht zu der irrigen Meinung führen, daß hier-
mit auch die Möglichkeit einer Erhöhung der z. Z, für die Elek-
trizitätswerke in meldepflichtigen Brennstoffen (Steinkohle, Stein-
kohlenbriketts, Braunkohlenbriketts) festgesetzten Kontingente
gegeben sei. Bei der durch die Reparationsverpflichtungen beding-
ten, anhaltenden Knappheit in diesen Brennstoffen sind Kontin-
gentserhöhungen größeren Umfanges in abschbarer Zeit voraus-
sichtlich nicht zu erwarten. Die jetzigen Kohlenkontingente sind
deshalb im allgemeinen, abgesehen von besonderen Umständen, die
wie bisher im Rahmen des Möglichen berücksichtigt werden sollen,
als unveränderlich anzusehen. Bei Anträgen aus $ 3 sind unter Be-
achtung dieser Einschränkung besonders folgende Fälle zu berück-
sichtigen:
a) Stromversorgungsunternehmen, die in ihrer Leistungsfähigkeit
nicht erschöpft sind, und bei deren Betrieb außerdem eine Er-
sparnis an bewirtschafteten Brennstoffen nicht notwendig ist
(z. B. gewisse Wasserkraftanlagen, Braunkohlenwerke und mit
Abfallprodukten betriebene Kraftwerke). Es handelt sich
hier im wesentlichen um die Fälle der früheren Ziff. 7 des § 1
der Bekanntmachung vom 9. IX. 1919. Die auf Grund dieser
Bestimmung bereits ausgesprochenen Befreiungen bleiben für
die Dauer ihrer zeitlichen Begrenzung ohne weiteres in Kraft;
b) Stromversorgungsunternehmen, die sich auf Grund ihres
derzeitigen Brennstoffkontingents mit ihren Abnehmern in
geeigneter Form über den Antrag auf Anwendung der Be-
freiungsbestimmungen aus § 3 haben verständigen können oder
sonst in der Lage zu sein glauben, auch bei Verzicht (ganz oder
teilweise) auf die Einschränkungsbestimmungen der Bekannt-
machung mit ihrem Kontingent auskommen zu können.
1) „Reichsanreiger” 1919. Nr. 263. „ETZ“ 1919 8. 488. 504.
”) „Reichsanzeiger“ 19%), Nr. 54; 1921, Nr. 93; „ETZ“ 192%, S. 268, 921; 1922,
1192
Bei Stellung und Weitergabe der Anträge aus $ 3 ist darauf
zu achten, daß Art und Umfaug der vorgeschlagenen Befreiungen,
insbesondere der an die Vertrauensmänner zu übertragenden Be-
fugnisse ($$ 1, 2, 9), in jedem Falle genau bezeichnet werden. Es
wird im allgemeinen zweckmäßig sein, wenn den Vertrauens-
männern,' denen die Befugnisse ans $ 1 (Verbrauchsregelung) ganz
oder teilweise überlassen werden, im Interesse der einheitlichen
Verantwortung auch das Recht zur selbständigen Genehmigung
von Neuanschlüssen und Erweiterungen bestehender Anlagen ($ 2),
mindestens bis zu etwa 5 kW Anschlußwert im Einzelfall, und zur
Erhebung von Aufgeldern ($ 9, Ziff. 1) übertragen wird, sofern
nicht zwingende Gründe, die zu erläutern wären, dagegen sprechen.
Falls die zuständige Kohlenwirtschaftsstelle (Abt. Elektri-
zität) gemäß dem letzten Halbsatz des Abs. 1, $ 3, bei Anwendung
der Befreiungsbestimmungen regelmäßige Nachweisungen, z. B.
über die monatlich genehmigten Neuanschlüsse und Erweiterungen
(mit Ausnahme der den Vertrauensmännern allgemein überlasse-
nen (renehmigung von Lichtanschlüssen und deren Erweiterungen
bis zu 1 kW (8 2, Ziff. 3) für erforderlich hält, ist hierauf zweck-
mäßig zur abschließenden Beurteilung und Genehmigung des be-
treffenden Antrages aus $ 3 bei seiner Weitergabe an den Reichs-
kommissar hinzuweisen. Im übrigen besitzen die Landeskohlen-
stellen bzw. die Kohlenwirtschaftsstellen (Abt. Elektrizität) aus
§ 7, Abs. 1, der Bekanntmachung allgemein ein Auskunftsrecht.
Mit Rücksicht auf die vorstehenden Ausführungen ist bei
Werkenmitgemischter Betriebskraft (teils Wasser
oder Rohbraunkohle, teils Steinkohle) anzustreben, daß der Betrieb
möglichst ohne Heranziehung von Steinkohle geführt wird.
Verbrauchsregelung. Bei der Zuteilung von Strom
sind die Betriebe nach ihrer Dringlichkeit zu bewerten. Es können
für die Berücksichtigung der Anforderungen u. a. als vorzugsweise
wichtig gelten:
Verkehrs- und Nachrichtenwesen, Lebensmittelversorgung,
Kohlengewinnung und -versorgung, Gas- und Wasserversorgung,
nötigste, öffentliche und private Beleuchtung; hiernach kommen
Industrie und Gewerbetreibende je nach Maßgabe ihrer Bedeutung
= > gesamte Wirtschaft und für Beschaffung von Arbeitsge-
egenheit.
Es ist anzustreben, daß mit möglichst wenig elektrischer Arbeit
und Kohle möglichst viel Arbeitskräfte beschäftigt werden. Auf
die Betriebe des Handwerks ist besonders Rücksicht zu nehmen.
Wo die Kohlenlage der Werke Abschaltungen erfordert, wird zweck-
mäßig zunächst an solche Betriebe gedacht werden können, die
ag Arbeiterzahl verhältnismäßig große Stromverbraucher
sind.
Es ist empfehlenswert, neben der Beseitigung jedes unnötigen
Elektrizitätsverbrauches auch darauf zu achten, daß der Betrieb
der Elektrizitätswerke zeitlich zweckentsprechend geregelt wird
. (Verringerung der Spitzenbelastung). Hier kann u. a. eine Ver-
schiebung der Arbeitszeiten in der Industrie in Betracht kommen.
Diese kann unter Umständen auf das kommunale Leben zurück-
wirken, z. B. hinsichtlich der Hauptbelastungsstunden des Straßen-
bahnverkehrs, des Ladenschlusses, der Zeiten für Massenspeisungen
usw. Der Vertrauensmann wird in derartigen Fällen, auch wenn
er mit dem Werk selbst zu einer Verständigung über Art und Um-
fang der Einschränkung gelangt ist, zweckmäßig die Zustimmung
der Kommunalbehörde, in deren Bezirk der Verbraucher liegt, zu
den beabsichtigten Maßnahmen einholen.
Beleuchtung. Es wird empfohlen, den Stromverbrauch
für Beleuchtungszwecke, insbesondere für Straßenbeleuchtung,
Schaufensterbeleuchtung, Beleuchtung von Läden und Warenhäu-
sern, Kaffees, Gasthäusern, Hotels, Kinos, Theatern, Versamm-
lungsräumen, Wohnungen usw. auch weiterhin nach Möglichkeit
einzuschränken.
Einschränkungenbeider Eisenbahn. Die Reichs-
bahn und ihre Werkstätten überwachen ihre Stromeinschränkung
ohne Hinzuziehung der Vertrauensmänner selbst, Wenn bei ihnen
das Bedürfnis für Neuanschlüsse oder stärkeren Verbrauch auf-
tritt, so wird sich die zuständige Verwaltung rechtzeitig mit dem
zuständigen Vertrauensmann in Verbindung zu setzen haben, da-
mit dieser über den zu erwartenden Bedarf unterrichtet ist und
entsprechende Maßnahmen treffen kann. Wenn nach der Meinung
des Vertrauensmannes die Mehrlieferung nicht ohne weiteres mög-
lich ist, so hat die Landeskohlenstelle zu entscheiden. Die Aus-
nahmebestimmungen für die Reichsbahn finden keine Anwendung
` auf Dienstwohnungen, Untermieter usw., die wie gewöhnliche Ab-
nehmer zu behandeln sind, es sei denn, daß die Bahnen hierfür ent-
sprechende Vertrauensorgane schaffen. i
Besonders wichtige Neuanschlüsse und Er-
weiterungen. Es ist darauf zu achten, daß besonders wich-
tige Neuanschlüsse und Erweiterungen in den Fällen, in denen die
Leistungsfähigkeit der Elektrizitätswerke voll ausgenutzt ist, oder
in denen eine Erhöhung des Brennstoffkontingentes zur Strom-
lieferung für diese Zwecke vom Reichskohlenkommissar abgelehnt
ist, dadurch ermöglicht werden können, daß weniger wichtige Ab-
nehmer entsprechend schärfer eingeschränkt werden. Es ist rat-
sam, Anträzen auf Neuanschlüsse von Luxusbeleuchtung, Vergnü-
gungsstätten, Kinos usw. nur dann zu entsprechen, wenn dieses-
ohne Beeinträchtigung wichtigerer, anderer Interessen möglich er-
scheint.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38.
21. September 1922.
Bei Anträgen auf Neuanschlüsse und Erweiterungen ist beson-
ders auch darauf zu achten, ob in derartigen Fällen Kohlenerspar-
nisse oder sonstige, brennstoffwirtschaftliche Vorteile bei Geneh-
migung der Anträge und Umlegung entsprechender Brennstoff-
mengen vom Verbraucher auf das Stromversorgungsunternehmen
eintreten können.
In dringenden Notfällen ist es dringend erwünscht,
daß die Vertrauensmänner im Einvernehmen mit der Kohlenwirt-
schaftsstelle für dringende Notfälle (z. B. Versagen der Kohlen-
zufuhr) einen Notplan ausarbeiten.
Der Aufpreis soll, soweit von ihm noch Gebrauch gemacht
wird, lediglich dazu dienen, die Durchführung der Einschränkung
durch einen fühlbaren Zwang sicherzustellen. Er darf daher
keinesfalls zu einer Art Tariferhöhung für die Verbraucher aus-
arten oder dauernd erhoben werden.
Die Ortsvorschriften werden in der Hauptsache Vor-
schriften über Schaufensterbeleuchtung, Beleuchtung von Gast-
wirtschaften usw. (vgl. die Ausführungen über die Durchführung
der Einschränkung der Beleuchtung) und über die Regelung des
Kleinverbrauches betreffen. Es empfiehlt sich, für Gemeinden, die
von dem gleichen Stromversorgungsunternehmen versorgt werden,
einheitliche Ortsvorschriften zu erlassen. Ortsvorschriften bei Be-
freiungen aus $ 3 sollen entsprechend geändert oder aufgehoben
werden. Piz.
Zur Kraftüberführung Norwegen—Dänemark. — In Stockholm
war am 26. VIII. die von den Regierungen Dänemarks, Schwedens
und Norwegens eingesetzte interskandinavische Kommission zu-
sammengetreten, um über Fragen der beabsichtigten Überfüh-
rungelektrischerArbeitvonNorwegennachDöä-
nemark zu beraten. Es liegen verschiedene Vorschläge vor,
darunter einer, der den Transport über Land auf dem Wege längs der
schwedischen Küstengebietes und durch den Sund vorsieht. Ein
norwegisches Projekt will diesen zwischen Helsingborg und Hel-
singör, wo eretwa 5 km breit ist, sogar mit Luftleitungen überspan-
nen, da die Tiefenverhältnisse gestatten, auf flachen Stellen nahe
der dänischen und schwedischen Küste je einen Turm als Träger zu
errichten. Die eigentliche Spannweite würde allerdings immer
noch mehr als 2,3 km betragen, eine Entfernung, die indessen die-
jenige nicht wesentlich übertrifft, an deren Bewältigung zZ. 2. im
Bezirk Nordfjord gearbeitet wird. Bei der Konferenz waren die be-
teiligten skandinavischen Länder durch nachstehende Mitglieder
vertreten: Schweden durch den Generaldirektor des Wasserfall-
wesens F. W. Hansen, Oberdirektor Borgquist, früheren
Staatsrat Löfgren, Major Lübeck und Konsul Schmitz:
Norwegen durch Generaldirektor Stuevold-Hansen, Wasser-
falldirektor Kristensen, Elektrizitätswerksdirektor Nor-
berg Schulz, Höchstengerichtsassessor H. Larssen, Prof.
H äggstad, Ingenieur N issen, Ingenieur Eivind Hanssen und
Hauptmann Leev y , Sekretär der norwegischen Abteilung; Däne-
mark durch die Bureaudirektoren Krarup und Hvidt, Expedi-
tionssekretär Bentsen, Bankdirektor Reyn, Prof. Rung,
Elektrizitätswerksdirektor Angelo, Ingenieur Faber, Bureau-
direktor Warum, Direktor Prior, Ingenieur Harta, In-
genieur Möllerhöj. Verhandelt wurde u. a. über die juristischen
und administrativen Voraussetzungen einer Kraftüberführune
Norwegen—Schweden— Dänemark, wobei Generaldirektor Stuevold-
Hansen den einleitenden Vortrag hielt. Ein von der Konferenz
niedergesetzter Ausschuß wird die Frage näher behandeln. Dieser
Ausschuß besteht aus Staatsrat Löfgren und Oberdirektor Bors-
quist (Schweden), Bureaudirektor Krarup und Professor Runz
(Dänemark) sowie Höchstengerichtsassessor Larssen und Direk-
tor Norberg Schulz (Norwegen). Ws.
Industrie und Handel.
Deutschland. — Die Reparationskommission hatte in ihrer vor-
läufigen Entscheidung!) über das Stundungsgesuch der
Reichsregierung vom 12. VII. — auch die eingehende Begründung
seiner Notwendigkeit durch einen deutschen Bevollmächtigten
vermochte sie nicht zugunsten des vom englischen Kommission:-
mitglied vorgeschlagenen bedingungslosen Moratoriums zu beein-
flussen —, um für Vorbereitung und Ausführung einer durchgre!-
fenden Reform der öffentlichen Finanzen Deutschlands die erfor-
derliche Zeit zu gewinnen, Bezahlung der nächsten, hauptsächlich
Belgien zugesprochenen Reparationsraten durch Schatz-
scheine mit 6 Monaten Laufzeit akzeptiert, über deren Ga-
rantien sich die deutsche und belgische Regierung ins Einver-
nehmen setzen sollten. Komme ein solches nicht zustande, dann
seien die Schatzscheine durch ein Golddepot in einer ausländischen,
Belgien genehmen Bank sicherzustellen. Bei den beztiglichen Ver-
handlungen haben nun die belgischen Delegierten von vorne herein
besonderen Wert auf die Diskontierbarkeit dieser Wechsel
gelegt, in deren Interesse die Reichsregierung schließlich die
Unterschrift der Reichsbank für die Gesamtsumme der im nächsten
Halbjahr fälligen Verpflichtungen von rd 270 Mill. Gldm unter der
Bedingung anbot, daß der Goldschatz der Reichsbank nicht weiter
herangezogen werde und Deutschland, wenn das Reparationspro-
1) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1145.
u amim i
=- oie a e A m m A
21. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38.
1193
blem inzwischen nicht durch eine internationale Anleihe gelöst
werde, eine zweimalige Prolongation der zunächst nur sechs
Monate laufenden Schatzscheine um je ein halbes Jahr zugestanden
werde. Da diese unter den bestehenden Verhältnissen wahrhaftig
nicht unbescheidene Forderung indessen nach Ansicht der bel-
gischen Regierung den Rahmen des ihr von der Reparationskom-
mission erteilten Mandats überschritt, sind die Verhandlungen zu-
nächst leider wieder einmal ergebnislos geblieben. Die zwischen-
durch aufgetauchte Idee, den Reichsverband der deut-
schenIndustrie zum Träger einer Garantie der für 1922 noch
fälligen Schuldbeträge zu machen, hat dieser selbst unter Hinweis
auf seine Struktur und die ihm eigenen Kompetenzen als abwegig
bezeichnet. Seitens der Belgier wird nunmehr das Golddepot ver-
langt, doch darf eine andere, für uns annehmbare Lösung der Ga-
rantiefrage noch nicht als ausgeschlossen gelten. Sie bis zu der,
wie es scheint, in Aussicht genommenen großen Finanzkonferenz
(Brüssel) oder gar bis zu einer neuerdings vorgeschlagenen Über-
leitung des gesamten Reparationsproblems an den Völkerbund zu
vertagen, ist angesichts der überaus kritischen Lage Deutschlands
unmöglich. Die Gefahr des „zu spät” schwebt drohend über der
europäischen Wirtschaft.
J.M. Keynes, dessen unsere Leistungsfähigkeit trotz gro-
fer Sachlichkeit in der Beurteilung immer noch überschätzende
Ansichten die Leser kennen!), glaubt an eine solche Gefahr aller-
dings nicht, hält auch, wie er kürzlich in einem auf dem Inter-
nationalen Weltwirtschaftskongreß der Übersee-Woche zu Ham-
burg gehaltenen Vortrage?) ausführte, nicht viel von Sachleistun-
gen und einer internationalen Anleihe, die, im Betrage von etwa
4 Milliarden Gldm, sich z. Z. unter annehmbaren Bedingungen
nicht unterbringen lasse. Auch den Gedanken, daß ein großer Teil
davon aus den deutschen Guthaben im Ausland gezeichnet werden
könnte, weist er, als auf falschen Schätzungen der letzteren be-
mhend, zurück; sie betrügen wahrscheinlich viel weniger als zwei
Milliarden Gldm, und davon sei ein erheblicher Betrag noch Be-
triebskapital für das laufende Handelsgeschäft. Nur eine deut-
sche, in den Ländern der Gläubiger als Ersatz für
deren innere Schuld aufgebrachte Anleihe könne in gro-
bem Umfang bei der Regelung der Reparationen von Bedeutung
sein. Ebenso unwirtschaftlich aber wie die Beschaffung von Geld
anderswoher als aus Deutschland scheint dem englischen National-
ökonomen der Versuch, Barzahlungen durch Sachleistungen zu er-
setzen, u. zw. einschließlich der Kohlenlieferungen (?). Deutschland
würde besser in der Lage sein, zu zahlen, wenn man ihm die Wahl
der Zahlungsmethode frei überließe. Die Notwendigkeit und Un-
vermeidbarkeit eines Moratoriums sei für jedermann klar; da
man aber nur schwer sagen könne, wie lange es dauern müsse
oder in welchem Maße Deutschland nach seiner Beendigung mit
Zahlungen beginnen könne, hält Keynes in der ersten Periode sehr
dehnbare Bedingungen für erforderlich. Um die Diskussion des
Problems auf konkrete Einzelheiten zu bringen, supponiert er eine
1930 fällige Gesamtschuld des Reiches, außer den schon geleisteten
Zahlungen, von 40 Milliarden Gldm, kommt dabei, wohlweislich be-
merkend, daß er nicht sicher sei, ob Deutschland diese Summe auf-
bringen könne, von 1924 an zu Jahresraten von mindestens 1 Mil-
liarde Gldm und zu einer Verteilung der 1930 noch vorhandenen
Schuld auf eine Reihe innerhalb 15 Jahren abnehmender Restbe-
träge. In diesem Fall würde es im Interesse Deutschlands liegen,
30 rasch wie möglich zu zahlen, und ihm, wenn mit einer derartigen
Regelung die Streichung der Sachleistungen,. die
Auflösung der Reparationskommission und vor
allem die Beendigung der Rheinlandbesetzung zu-
sammentrëfen, eine wohl lösbare Finanzaufgabe gegeben sein.
Keynes hält die Zeit für gekommen, wo die Praktiker in Deutsch-
land ernstlich Ideen vorbereiten und die Einzelheiten für eine durch-
führbare Politik ausarbeiten können. In bezug auf unsere nächste
Zukunft ist er allerdings durchaus nicht optimistisch; ein fol gen-
schwerer Rückschlag nach der trügerischen Hochkonjunk-
tur scheint ihm unvermeidlich, doch hält er das Problem des
Reichshaushalts während‘ des Moratoriums nicht für besonders
schwierig, sieht auch, wenn erst eine Regelung mit den Alliierten
gefunden ist, keine ernsten Hindernisse für eine Stabilisie-
rungder Mark, bei der man aber nicht versuchen dürfe, eine
erhebliche Besserung über den zur Zeit der Regelung bestehenden
Stand hinaus zu erreichen.
Daß man in Deutschland gerade dieser Aufgabe größte Auf-
merksamkeit entgegenbringt, damit so bald wie möglich wieder
einigermaßen ausgeglichene Währungsverhältnisse Platz greifen,
ist bekannt. Um so unsinniger der von gegnerischer Seite immer
wieder erhobene Vorwurf, Deutschland habe mit Absicht seine
Währung in Verfall geraten lassen, um sich dadurch der Erfüllung
seiner Reparationsverpflichtungen zu entziehen. Er hat dem Wirt-
schaftspolitischen Ausschuß des Reichswirt-
schaftsrats Veranlassung zu einer sehr bemerkenswerten
Entschließung?) gegeben, die zunächst feststellt, daß die Erzeu-
gung, der Handel und der Verbrauch des deutschen Volkes derart
unter dem Druck von im Versailler Vertrag begründeten, der wirt-
schaftlichen Logik und Vernunft Gewalt antuenden Tatsachen und
3 LET ze Ss u; S es
w. e . e
» Truchsachen des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats 1920/22, Nr. 292.
Maßnahmen stehe, daß hierin eine genügende Erklärun g für
den Verfallderdeutschen Valuta zu finden sei. Seine
Hauptursache erblickt der Ausschuß in der immer wieder erneu-
ten erzögerung einer der Zahlungsfähigkeit
Deutschlands angemessenen Regelung der Re-
parationsfrage.und in der Belastung unserer Zahlungsbilanz
mit übermäßigen Verpflichtungen in einem Zeitpunkt, wo sie durch
Gebietsabtretungen, Auslieferung der Handelsflotte, Verlust der
Handelsorganisation im Ausland, Pflichtlieferungen aller Art so-
wie durch Barzahlungen und Sachleistungen bereits um mehrere
Milliarden Gldm passiv geworden war. Wie auch die Genueser Be-
schlüsse über die Finanzfrage und die Resolution der Pariser Ban-
kierkonferenz bestätigen, ist es für Deutschland unmöglich, mit
seiner durch den Versailler Vertrag geschwächten Wirtschafts-
kraft diese Passivität zu überwinden und gleichzeitig dem Ausland
Außerordentliches zu leisten. Der Ausschuß erhebt nachdrücklich
und feierlich gegen den erwähnten Vorwurf Einspruch und sieht
die dringendste Gegenwartsaufgabe in einer Festigung des Kurses
der deutschen Währung. „Ein verelendetes, vom Hunger gepei-
nigtes, als Weltwirtschaftsfaktor ausgeschaltetes Deutschland be-
deute aufs neue ein Hinausschieben des europäischen Wiederauf-
baues, die Fortdauer der Weltkrise und Weltarbeitslosigkeit und
eine ungeheure Verstärkung der politischen, wirtschaftlichen und
sozialen Gefahren, die der Zerrüttung des Kreislaufes der Welt-
wirtschaft entspringen.“ Vorbedingung für das Gelingen aller
Maßnahmen zur Stabilisierung des Markkurses sei der Aufschub
derBarzahlungenundeine AnpassungderMenge
und Art der Sachlieferungen an die Bedürfnisse
und Leistungsfähigkeit der deutschen Wirt-
schaftund Zahlungsbilanz; das Moratorium soll durch
Wiederherstellung des deutschen Kredits eine internatio-
nale Anleihe ermöglichen, um zu einer endgültigen Lösung
des Währungsproblems und der Reparationsaufgaben zu gelangen.
„Die Hilfsleistung auf internationaler Grundlage aber muß be-
gleitet sein von Maßnahmen der deutschen Wirtschaftspolitik, die
das Ziel verfolgen, das deutsche Volk zur höchsten Kraftleistung
bei der Abwehr der ihm drohenden Gefahren zu veranlassen. Der
tiefe Ernst der gegenwärtigen Lage macht es nach Ansicht des
Ausschusses erforderlich, daß sich über allen politischen und wirt-
schaftlichen Meinungsverschiedenheiten hinweg alle Stämme,
Stände und Klassen des deutschen Volkes zu einer Schicksals-
gemeinschaft vereinigen, die in allen Schichten der Bevölke-
rung jene entsagungsvolle Opferwilligkeit erweckt und fördert,
-die eine unerläßliche Vorbedingung für die erfolgreiche Bekämp-
fung der schweren Nöte der Gegenwart ist.“ Um, wenn eine äußere
Hilfeleistung damit Hand in Hand geht, von innen heraus
die deutsche Wirtschaft zu kräftigen, empfiehlt der Ausschuß eine
Reihe von Maßnahmen , die sich auf die Ernährungswirtschaftt,
die Handels- und Finanzpolitik sowie auf die Produktion beziehen.
Die unzureichende Leistung des gesamten Pro-
duktionsapparates in Deutschland sei jene Ursache unse-
rer finanziellen Nöte, die an zweiter Stelle gleich nach den außen-
politischen Gründen des Wüährungsverfalles stehe, und dieses
Grundübel, für dessen Beseitigung Einzelmaßnahmen nicht vorge-
schlagen werden, könne nur behoben werden, wenn in allen Be-
völkerungsschichten die drängende Not der Gegenwart das Gefühl
für die Pflicht erwecke, das Letzte aufzuwenden, um mit der Erhö-
hung des Ertrages der heimischen Arbeit die Voraussetzung für
die Besserung der Verhältnisse zu schaffen. Regierung und Par-
teien, Beamte, Unternehmer und Arbeiter, Industrielle, Gewerbe-
treibende, Landwirte, die Angehörigen des Handels und der freien
Berufe werden aufgefordert, in dieser Gesinnung an die Erhö-
hung des Produktinonsertrages der deutschen Wirt-
schaft heranzutreten.
Auch Geheimrat Prof. Dr. H. Schumacher vertritt in
einem Referat, das er gelegentlich der vom Leipziger Meßamt und
dem Reichsverband der deutschen Presse veranstalteten Bera-
tungen über die weltwirtschaftlichen Fragen
derGegenwart erstattet hat!), die Ansicht, daß eine Stabili-
sierung der Mark nur durch eine Regelung der Reparationsver-
pflichtungen in vernünftigen Grenzen erreicht werden könne. Sein
Vortrag weistaufdie Verringerungderkapitalbilden-
den Kraft und den im Ausland sich vollziehenden schwierixen
Umwandlungsprozeß einmaligem Kriegsbedarf dienender Indu-
strien in den dauernden Friedensbedarf deckende hin, der in
Deutschland durch die von der Geldentwertung in das Wirtschafis-
leben hineingetragene krankhafte Elastizität zurtickgehalten wor-
den sei. Unsere Industrie müsse sich vorläufig noch auf den Wogen
wechselnder Valutakonjunkturen schaukeln lassen und komme da-
durch in Gefahr, von den entscheidenden Problemen
derProduktionunddesAbsatzesimmermehrauf
dieFragender Konjiunkturnutzung, die mit produk-
tivem Schaffen nichts zu tun haben, abgelenkt zu werden.
Schumacher stellt dem großen europäischen Passıvsaldo der Zah-
lungsbilanzen den gewaltigen amerikanischen Aktivsaldo gegen-
über- und sieht darin, daß die entscheidende internationale Störung
zwischen Europa und Amerika liegt, letzten Endes den Grund da-
für, daß die V. S. Amerika sich den europäischen Angelegen-
heiten auf die Dauer nicht entziehen können; ihre Einmischung sei
D) aind- u. Hand. Ztg.“ 1922, Nr. 192.
1194
geschichtliche Tatsache und — bis dat qui cito dat. Die oft nicht ge-
nügend gewürdigten Besonderheiten, die in der Entwicklung nach
der ungewöhnlichen, in der Weltgeschichte einzig dastehenden Art
der Kriegsbeendigung Deutschlands Lage kennzeichnen, lassen
sich, wie Schumacher sagt, dahin zusammenfassen, daß der Raubbau
des Krieges durch die Friedensdiktate zu systematischer Zerstö-
rung gesteigert worden ist und dieses fortgesetzte Zer-
störungswerksichinersterLiniegegenDeutsch-
landalsGliedder Weltwirtschaft richtete, vor allem
gegen seine Zahlungsbilanz, die heute mit der Handels-
bilanz im wesentlichen zusammenfällt. Auch bei dieser hat das
Zerstörungswerk eingesetzt, die deutsche Produktions- und Aus-
fuhrkraft ist künstlich mit allen Mitteln verringert worden. Wenn
das Ausland das so wenig beachte, so erkläre sich das vor allem
durch die noch immer frische Erinnerung an das, was Deutschland
vor dem Kriege und insbesondere im Kriege selbst geleistet hat;
doch sei die gewaltige Überschätzung unserer Kraft auch durch
kritiklose Äußerungen von deutscher Seite infolge einer durch die
Inflation hervorgerufenen grenzenlosen Selbsttäuschung gestützt
worden. Statt immer wieder auf den schnell fortschreitenden Pro-
zeß der Verarmung hinzuweisen, erscköpfte man sich meist in
Betrachtungen der von ihm nicht trennbaren unerfreulichen De-
. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38.
21. September 1922.
gleiterscheinungen, beachte immer nur die Oberfläche, halte die
„Flucht von der Mark“ für ein Wohlstandsmerkmal, während sıe
doch viel mehr Zeichen der Panik ist, und nehme außerdem viel-
fach für Deutschland, was in Wirklichkeit ein Teil des importierten
Auslandes darstelle. Darum sei es so wichtig, die elementare Tai-
sache der künstlichen Minderung unserer Pro-
duktionskraft immer wieder zu betonen. In diesem Zu-
sammenhang weist der Vortrag Schumachers die falschen Urteile
über die Dividenden deutscher Unternehmungen zurück, leukt er
die Aufmerksamkeit darauf, daß unsere Eisenindustrie ihrer eige-
nen Erzbasis verlustig g gegangen und das Deutsche Reich ein Kohlen-
einfuhrland geworden sei, während der auszesprochenste Kohlen-
importeur, Frankreich, zum Kohlenexport übergehen. konnte. Trotz-
dem aber vermöge Deutschland, wenn es seine Kräfte frei betätigen
dürfte, auch die künstlich geschaffene Passivität seiner Zahlungs-
bilanz in einigen Jahren harter und zielsicherer Arbeit zu über-
winden, wenn nicht die Reparationszahlungen wären, die nach dem
vorgesehenen Progranım zu erfüllen, beim besten Willen über
unsere Kraft gehe, "zumal wir bereits heute Kriegsentschädigungen
geleistet hätten, die sich auf 38 Milliarden Gldm beziffern lassen
und, alles in allem, weit 100 Milliarden Gldm überschreiten.
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68.
9306,
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u.
Bekanntmachung.
Betr.: VDE-Abend in Dortmund.
Anläßlich der Anwesenheit der Mitglieder des Kuratoriums für
Isolierstoffe in Nürnberg sowie der Kommission für Isolierstoffe
findet eine gemeinsame Zusammenkunft mit «lem Elektrotechnischen
Verein des rhein.-westf. Industriebezirks in Dortmund am Dienstag,
den 26. September 1922, abends 8 Uhr, im großen Saale der Loge,
Viktoriastraße 9, statt, bei welcher Gelegenheit die Arbeiten vor-
genannter Kommission Gegenstand einer Besprechung werden.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
P.Schirp.
Ausschuß für Bedienungselemente.
Erläuterungen zu den Normblättern DIN VDE 6000 -- 6002.
Der Ausschuß für Bedienungselemente des VDE hat Normen
für feste Isoliergriffe, feste Isolierknöpfe und die dazugehörigen
Dorne ausgearbeitet und die Entwürfe in der „ETZ“, Jahrg. 1920,
Heft 33, S. 660 veröffentlicht. Diese Entwürfe wurden in der Jahres-
versammlung 1920 genehmigt und sind dadurch endgültige Normen
geworden,
Entsprechend einem Abkommen zwischen dem VDE und dem
Normenausschuß der Deutschen Industrie sind diese Normen in das
Normenwerk des NDI aufzunehmen, so daß seitens des NDI eine
nochmalige Veröffentlichung dieser Entwürfe in der Zeitschrift
„Der Betrieb” vom 10. Juni 1921 erfolgte. Auf Grund einiger Eiu-
wände und Vorschläge, die dem NDI zugegangen und von dem Aus-
Schuß des VDE geprüft wurden, ergaben sich neben einigen ziem-
lich belanglosen Änderungen auch solche, die mit Rücksicht auf die
allgemeinen DINormen erforderlich wurden.
Außer diesen geringfügigen Abänderungen, die durch einen
Vergleich der obenerwähnten ersten Veröffentlichung mit der vor-
liegenden ersehen werden können, war es noch erforderlich, die in
den Zahlentafeln 2 und 3 der ersten Veröffentlichung enthaltene
Fußnote 4 mit Rücksicht darauf fortzulassen, daß noch weitere Ver-
handlungen erforderlich sind über die Art der Anbringung des Ur-
sprungszeichens, über dessen zwecekmäßigste Form und über die
Stelle, die das Verzeichnis über die Ursprungszeichen führen soll.
Diese Angaben sowie nähere Angaben über die Prüfverfahren
für das lsoliermaterial und seine näheren Eigenschaften können
erst in eine spätere Ausgabe der Normblätter aufgenommen werden.
Dorne DINU
für Isoliergriffe und Isolierknöpfe
Elektrotechnik DE 6000
DEUTSCHE INDUSTRIE-NORMEN
Sehaftdur .hmesser
annäherud gleich
ewir dedurchmesser
Bezeichnung eines Dornes mit 6 mm Gewindedurohmesser und 56 mm Länge:
Dorn 6>:56 VDE 6000
Maße in mm
Nenn-
durch-
messer
Gewinde-
durch- `
messer
Metrisch nach DINORM 13, Whitworth nach
DINORM 12.
unbearbeitet.
Fiußeisen von 35-45 kg/mm? Festigkeit und
mindestens 18 vH Bruchdehnung bei einer
Meßlänge von 10 mal Durchmesser des Probe-
stabes.
Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
12. August 1922
Gewinde:
Ausführung:
Werkstoff:
21. September 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38. | 1195
DEUTSCHE INDUSTRIE-NORMEN
Feste Isoliergriffe DIN
für Nennspan en bis 750 V E
Be Elektrotechnik VDE 6001
Bezeichnung eines festen Isoliergriffes von 25 mm Durchmesser mit
eingepreßtem Dorn:
Isoliergriff 25 VDE 6001
Maße in mm
Eingepreßter
Dorn
99 13 22| 8 | ae 8
70 16 | 28 10 ya
30 20 | 36 112,5 74 1
110) 25 |45 16 ae
137. 32 | 56 |20 is
50 12 M 6 10 2 6x 56 VDE 6000
64 16 M 8|14 2| 8x 75 VDE 6000
80 18 M10 16 2| 10x 90 VDE 6000
100 22 1/9” 202 1'3” x<112 VDE 6000
11228 5/9” 25 3 5/8” x125 VDE 6000
125 32 aje” 28 4|3/4’ x140 VDE 6000
|
| 115 15
158; 36 | 64 22,5 130 18
177' 40 FRES 145 20
j
|
E M 6: iol2 6x 50 VDE 6000
a
|
|
|
|
|
Prüfspannung nach den Vorschriften des VDE.
Die angegebenen Maße sind Größtmaße; Abweichungen
sind bis zu 3 vH nach unten zulässig. é
Die Anlagefiäche des Griffhalses kann mit einem
besonderen metallischen Ansatz nach neben-
stehendem Bild versehen werden, wenn der
isolierstoff an der Anlagefläche keinen Druck
erfahren soll. In diesem Fall bleibt es den
Herstellern der Griffe überlassen, einen gegen-
über DIN VDE 6000 zweckentsprechend ge-
änderten Dorn zu verwenden.
Dorne nach DIN VDE 6000.
Gewinde: Metrisch nach DINORM 13, Whitworth nach
DINORM 12.
Ausführung: schwarz, lackiert oder poliert.
Werkstoff: Griff aus Isolierstoff. Bei Temperaturen bis
100° darf dieser keine den Gebrauch be-
einträchtigende Veränderung erleiden.
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
12. August 1922
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den nen Verein sind an seine Geschäftsstelle,
Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68, Fernspr, Amt Kürfürst Nr. 9320, zu richten
Die nächste Sitzung des Elektrotechnischen Vereins findet statt
Dienstag, den 26. September 1922, abends 7% Uhr (pünktlich), in
der Technischen Hochschule, R EVON Hörsaal Nr. 301.
Tagesordnung:
1. Geschäftliche Mitteilungen.
2. Satzungsänderung.
Es wird folgende Fassung vorgeschlagen:
§ 7, Absatz 1 ist zu streichen und dafür zu setzen: „Der
Vereinsbeitrag wird in der ersten ordentlichen Vereinsver-
sammlung im Herbst für das erste Halbjahr des folgenden Ge-
DEUTSCHE INDUSTRIE-NORMEN
Feste Isolierknöpfe DIN
für N bis 750 V
ür ennspannungen 1s Elektrotechnik VDE 6002
Bezeichnung eines festen Isolierknopfes von 28 mm Durchmesser
mit eingepreßtem Dorn:
Isolierknopf 28 VDE 6002
Maße in mm
Eingepreßter
Dorn
=
=
|
48| 16:36 36 | 8 28|12|M 6 10| 2
61| 20 5 45 9 36:16 M 814 2.
74| 25 56 56 |11 |4518 M10 16
56| 92/32 66 70:14 56|22/13”!20} 2
64 |108 36 |75 80116 64 28 5/8”; 25. 3
70 |122| 40 | so | 90| 20 |70. 32 11” 28| 4
6 >< 36 VDE 6000
8><45 VDE 6000
10 x 56 VDE 6000
1/2” x 64 VDE 6000
5/3” >< 80 VDE 6000
3/4” >< 95 VDE 6000
Prüfspannung nach den Vorschriften des VDE.
Die angegebenen Maße sind Größtmaße; Abweichungen
sind bis zu 3 vH nach unten zulässig.
Die Anlagefläche des Knopfhalses kann mit einem
besonderen metallischen Ansatz nach neben- r
stehendem Bild versehen werden, wenn der 2
Isolierstoff an der Änlagefläche keinen Druck
erfahren soll. In diesem Fall bleibt es den
Herstellern der Knöpfe überlassen, einen gegen-
über DIN VDE 6000 zweckentsprechend ge- u
änderten Dorn zu verwenden.
Dorne nach DIN VDE 6000.
Gewinde: Metrisch nach DINORM 13, Whitworth nach
DINORM 12.
Ausführung: schwarz, lackiert oder poliert.
Werkstoff: Knopf aus Isolierstoff. Bei Temperaturen bis
100° darf dieser keine den Gebrauch be-
einträchtigende Veränderung erleiden.
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
12. August 1922
schäftsiahres und in einer ordentlichen Vereinsversamm-
lung im Februar für das zweite Halbjahr des laufenden
Geschäftsjahres festgesetzt. Die Anträge hierzu stellt der Vor-
stand nach Begutachtung durch den Ausschuß. Zuschläge zu
den Beiträgen und Umlagen können im Laufe des Geschäfts-
iahres auf Antrag des Vorstandes nach Begutachtung des Aus-
schusses von jeder ordentlichen Vereinsversammlung be-
schlossen werden. Beiträge sowie Zuschläge und Umlagen
können für verschiedene Arten von Mitgliedern verschieden an-
gesetzt werden. Der Beitrag für das erste Halbjahr des folgen-
den Geschäftsjahres ist ungeteilt bis zum 1. November zu
zahlen, der Beitrag für das zweite Halbjahr des laufenden Ge-
schäftsjahres ist ungeteilt bis zum 1. April zu zahlen. Zu-
schläge und Umlagen sind ungeteilt binnen der von der Ver-
einsversammlung bestimmten Frist zu zahlen. Wer die Bei-
träge, Zuschläge und Umlagen einen Monat nach Ablauf der
für die Zahlung bestimmten Frist nicht gezahlt hat, verliert
den Anspruch auf Lieferung der Vereinszeitschrift.”
1196
(une
Absatz 2, Zeile 2, ist hinter Jahresbeitrag hinzuzufügen:
„nebst Zuschlägen und Umlagen”.
In Zeile 4 und 5 ist zu streichen „halbe Jahresbeitrag” und
dafür zu setzen: „Beitrag nebst Zuschlägen und Umlagen für
die letzte Hälfte des Geschäftsjahres“.
In Zeile 12 ist zu streichen „keinen Beitrag“ und dafür zu
setzen „weder Beiträge, noch Zuschläge und Umlagen“.
§ 8, Absatz 2, Zeile 2 ist hinter Beitrag hinzuzufügen: „den
Zuschlägen und Umlagen”.
In Zeile 5 ist hinter Beitrag hinzuzufügen: „Zuschläge und
Umlagen“,
3. Vortrag des Herrn Oberingenieur Lüschen über: „Ton-
f{requenz-Wecliselstromtelegraphie (mit Vor-
führungen).
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechuischer Verein, Berlin. 26. IX. 1922, abends 7 4, Uhr,
Technische Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal 201: Vortrag Obering.
Lüschen ‚Tonfrequenz-Wechselstromtelegraphie‘‘ (mit Vorführungen).
Weiteres siehe offizielle Ankündigung.
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft, Berlin.
30. IX. 1922, vorm. 9 Uhr, Hörsaal des Staatlichen Kunstgewerbemuseums,
Berlin,. Prinz-Albrechtstr. 7a: 10. Jahresversammlung. l
1. Festvortrag Prof. Dr. M. v. Lauc „Unsere jetzigen Vorstellungen
von der Natur des Lichte‘‘.
. Vortrag Prof. Dr. K. Bunte „Gegenwart und Zukunft der Gas-
beleuchtung‘.
. Vortrag Dr. K. Finckh ‚Beleuchtungstechnische Eindrücke von
einer Studienreise nach den Vereinigten Staaten von Amerika“.
. Kleine technische Mitteilungen über praktische Fragen des Be-
leuchtungsfaches.
Obering. E. Alberts „Vorführung neuer Lampen für flüssige Brenn-
stoffe‘,
Weiteres siehe offizielle Ankündigung.
n e RE
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
Galileo Ferraris.
Am 7. Mai dieses Jahres wurde in Turin in einer vom Verein
italienischer Elektrotechniker veranstalteten Versammlung das Ge-
dächtnis an Galileo Ferraris gefeiert, der vor 25 Jahren, am
7. Februar 1897, in Turin gestorben war. Ferraris vereinigte in
sich wissenschaftlichen Foorschergeist mit der schöpferischen Kraft
des Ingenieurs. Seine theoretischen Arbeiten umfassen fast alle
Gebiete der Elektrodynamik und zeichnen sich durch große Klarheit
aus. Von seinen theoretischen Arbeiten seien genannt seine Doktor-
Dissertation „Über die mathematische Theorie der Elektrizitäts-
fortpflanzung in festen homogenen Mitteln“ (1872), seine Ver-
öffentlichung über Wechselstromtransformatoren (1884) und die
„Über einen Synchronmotor für Wechselstrom“ (18%). Die Schrift
über die Wechselstrom-Transformatoren enthält die erste voll-
ständige Theorie dieser Apparate und hat eine bahnbrechende
Bedeutung erlangt; sie stellt die Fehler, die im Transformatoren-
bau der damaligen Zeit begangen wurden, klar fest, weist auf das
Richtige hin und deutet die praktische Möglichkeit der Energie-
übertragung auf weite Entfernungen an.
Eng verknüpft ist Ferraris’ Name mit der Entdeckung des elek-
trischen Drehfeldes. Diese verdankte der italienische Physiker
seinen eingehenden Kenntnissen auf dem Gebiete der Optik.
Die großen Erfindungen, die dem Ingenieur und Physiker ver-
gönnt waren, sid der Rahmen für das Bild eines ideal und edel
denkenden Menschen. Er war nicht der Mann, zu forschen, um eine
Entdeckung in bare Münze umzusetzen. Wie er in diesem Punkte
dachte, dafür haben wir von ihm selbst ein Zeugnis: „Eine wissen-
schaftliche Erfindung trägt in sich selbst, genau wie ein Kunstwerk,
die Eigenschaften, die uns zu ihrer Schätzung zwingen. Die Wich-
tigkeit, die Schönheit, das Recht auf unsere Schätzung sind für eine
Erfindung unabhängig von ihrer praktischen Verwendbarkeit. Die
Wissenschaft hat höhere Ideale als das der direkten materiellen
Verwertung.” Oder an anderer Stelle: „Wer bei seinen wissenschaft-
lichen Forschungen immer die praktische Verwertung als Ziel hat,
wird nie etwas erfinden, und wer bei der Beurteilung der Wichtig-
keiteiner Erfindung nichts weiter als ihre Ausnutzung berücksich-
tigt, hat die wahre Freude des Erkennens nie genossen.“ So hat er
sich stets mit seiner wissenschaftlichen Tätigkeit begnügt, ohne die
geschäftliche Seite weiter zu beachten. Als im Jahre 1888 die ame-
rikanische Westinghouse Co. Ferraris fragen ließ, für welchen Preis
er geneigt wäre, das ausschließliche Ausbeutungsrecht seiner großen
Erfindung ihr zu übertragen, da antwortete er, daß er nichts dafür
verlange, seine Erfindung habe er im Interesse der Allgemeinheit
veröffentlicht. Es kann also mit Recht gesagt werden, daß Galileo
Ferraris den Reichtum schuf und selbst nicht reich werden wollte,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 38.
21 . September 1922.
Inhaltsangabe:
Gegenüberstellung der Gleichstrom- und Wechselstromtele-
graphierzeichen. — Zweck der Wechselstromtelegraphie: die
Mehrfachausnutzung der Leitungen. — Wahl der Frequenzen für
Freileitungen und Kabel. — Beschreibung des Systems für Ton-
frequenzen. — Kritik der Sender- und Empfängerschaltungen. —
Besondere Schwierigkeiten der Tonfrequenz-Wechselstromtele-
graphie. — Schaltmöglichkeiten, Staffelbetrieb. — Bedeutung
der Tonfrequenz-Wechselstromtelegraphie für die Entwicklung
des Verkehrs.
Gäste sind willkommen
Der Vorsitzende:
Dr.-Ing. Bredo w.
daß er dem Ideal lebte und doch die Verhältnisse des praktischen
Lebens umwandelte.
An äußeren Erfolgen und Anerkennung hat es Ferraris nicht
gefehlt; konnte er doch selbst noch die Verwertung seiner Erfindung
in der Technik erleben. Die erste industrielle Anwendung fand
das Ferrarissche Drehfeld bei der Herstellung der Kraftüber-
tragung Frankfurt—Laufen, die anläßlich der Frankfurter Aus-
stellung 1891 eröffnet wurde. Obering. M. Auteri, Rom.
Auszeichnungen. Die Technische Hochschule Darmstadt hat
dem Vorstandsmitglied der Bergmann-Elektricitäts-Werke, Berlin,
T. W. Hissink, in Anerkennung seiner hervorragenden Ver-
dienste um die Anwendung der Elektrotechnik und insbesondere un
die Entwicklung des Elektromaschinenbaues sowie dem Direktor
der Accumulatorenfabrik A.G., Berlin, L. Schroeder, in An-
erkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Entwicklung
des Akkumulators und seiner technischen Anwendung die Würde
eines Dr.-Ing. e. h. verliehen.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Prüfung der Elektrizitäts-Zähler. Meßeinrich-
tungen, Meßmethoden und -schaltungen. Von Dr.-Ing. Karl
Schmiedel. Mit 97 Textabb. VIII u. 130 S. in 8°. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1921. Preis 42 M.
Wie der Verfasser im Vorwort angibt, ist der Zweck des Buches,
dem Zählerfachmann die in Zeitschriften und verschiedenen Büchern
21. September 1922.
zerstreute Literatur im Zusammenhang zugängig zu machen. Dabei
beschränkt sich der Verfasser nicht auf die Beschreibung der in
Frage kommenden Meßgeräte und Meßeinrichtungen, sondern übt
auch hieran die nötige Kritik. Ein besonderer Wert wird auf die an-
zustrebende Meßgenauigkeit und auf die Behandlung der Fehler-
quellen gelegt. Der Verfasser bespricht zuerst die Frage der Meß-
xenauigkeit im allgemeinen sowie der Genauigkeit der Zähler ins-
besondere und berücksichtigt dabei auch die amtlich zugelassenen
Fehlergrenzen. Dann werden Hilfseinrichtungen zur Erzeugung
und Regelung der Leistung beschrieben. Anschließend daran wer-
den die wichtigsten in Frage kommenden Meßgeräte behandelt. Die
weiteren Abschnitte befassen sich mit Spezialmeßgeräten für Zähler-
untersuchungen sowie mit den in Frage kommenden Eichschaltun-
zen, die für alle wichtigsten Zählerarten, auch für Spezialzähler,
wie z. B. Blindverbrauchzähler, angegeben sind. Im letzten Ab-
schnitt werden die zur Messung besonderer Eigenschaften und
Vorgänge in den Zählern in Frage kommenden Meßmethoden, die
aus dem Rahmen der normalen Zählereichung fallen, beschrieben,
so z, B. die Bestimmung des Drehmoments, des Reibungsmoments,
Eigenbremsung von Induktionszählern u. dgl.
l Es ist sehr zu begrüßen, daß von einem namhaften Fachmann
die in Frage kommenden Meßeinrichtungen und Meßmethoden zur
Untersuchung von Zählern zusammengestellt und einer Kritik un-
terworfen werden. Die bis jetzt erschienenen Arbeiten, die sich ähn-
liche Aufgaben stellten, beschränken sich meist auf die Beschrei-
bung von Zählereichbrettern und gehen nicht auf die Einzelheiten
cin. Im vorliegenden Buch findet man die Beschreibung aller wich-
tigsten Meßgeräte und Meßmethoden. Es gibt dem Zählerfachmann
ie Möglichkeit, die für seine Spezialuntersuchungen erforderlichen
Meßmethoden und Apparate zu finden und erspart ihm auf diese
Weise viel Zeit und Mühe bei der Ausarbeitung der für Spezial-
untersuchungen erforderlichen Methoden. Eine lückenlose Zusam-
menstellung Konnte naturgemäß auch in diesem Buch nicht gegeben
werden. Es ist erfreulich, daß auch eine Reihe von Einrichtungen
beschrieben werden, die sonst in der Literatur bis jetzt nicht behan-
delt worden sind, und die nur einem beschränkten Fachkreis be-
kannt eind.
Bei dem großen Umfange des Buches ließen sich natürlich kleine
Ungenauigkeiten nicht vermeiden, So dürfte z. B. bei den für die
Messung des Eigenverbrauche der Wicklungen von Zählern ange-
zebenen Schaltungen ein Versehen unterlaufen sein. Bei der Mes-
sung des Eigenverbrauchs im Spannungskreis wird das Ampere-
meter bzw. bei Wechselstrom auch die Stromspule des Wattmeters
vom Strom des Voltmeters bzw. auch vom Strom der Spannungsspule
des Wattmeters «lurchflossen. Diese Schaltungen ergeben sehr große
Korrektionen. Bei Wechselstrom wird der Stromverbrauch des
Spannungskreises des Wattmeters allein in den meisten Fällen den
Strommeßbereich des Wattmeters übersteigen. Bei Gleichstrom
könnte die Messung in der angegebenen Weise noch eher ausgeführt
werden, sie ist aber auch hier nicht empfehlenswert. Bei der Messung
des Spannungsabfalles der Stromspule eines Gleichstromzählers mit
Volt- und Amperemeter müßte das Voltmeter unmittelbar an der
Stromspule liegen, so daß die Angaben des Amperemeters, nicht des
Voltmeters zu korrigieren wären.
. Die sehr zahlreichen Abbildungen sind sorgfältig ausgewählt,
die Schaltbilder und Diagramme übersichtlich und klar gezeichnet.
Die Photographien bringen die Abbildungen mancher noch unbe-
kannter Apparate. Die Anordnung des ganzen Stoffes ist über-
sichtlich und für Nachschlagezwecke sehr gut geeignet. Im allge-
meinen stellt das Buch eine sehr wertvolle Bereicherung der Zähler-
literatur dar und bringt viele Anregungen zur weiteren För-
lerung des Studiums der Zähler und wird dem Zählerfachmann gute
Dienste leisten. Es dürfte aber auch den Nichtfachmann interessie-
ren, weil es ihm einen Einblick in die schr vollkommenen Arbeits-
methoden moderner Zählerlaboratorien gibt. Die Ausstattung des
Buches läßt, wie man dies von den Büchern des gleichen Verlags ge-
wöhnt ist, nichts zu wünschen übrig. v.Krukowski.
Einkommen und Ertrag. Von Prof. F. Leitner. „Els-
ners Betriebs-Bücherei”. Bd. 19. Herausgegeb. von Dr. jur. Tän z-
ler, Dr. W.v.Kargeru.Prof.F.Leitner. 1008. in 8°. Ver-
lag von Otto Elsner, Berlin 1922. Preis geb. 62 M.
Dieser neue Band aus Elsners Betriebebücherei bringt in seinen
100 Seiten bei gedrängter Kürze der Darstellung ein sehr reiches
Material. Es sollen „einige für die Ermittelung des Ertrages und die
Berechnung des steuerpflichtigen Einkommens einer Unternehmung
besonders wichtige Punkte unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten”
behandelt werden. In prinzipieller und kritischer Darstellungsweise
verschafft der Verfasser dem Leser das Verständnis des Stoffes und
zagt er ihm die Wege, die zur Lösung der Probleme beschritten
worden sind. O
Der einführende Abschnitt der Schrift ist der definierenden Er-
klärung der behandelten Begriffe (Ertrag, Einkommen, Gewinn
und Reingewinn, Reserven, Verluste) gewidmet. Besonders ein-
gehend behandelt sind im folgenden Kapitel über die Methoden der
Gewinnermittlung die Arten der monatlichen Erfolgsberechnung:
durch ständige Inventur, durch die Erfolgskonten der doppelten
Buchführung, durch eine besondere Betriebsbuchführung und Lager-
verwaltung. Es werden dann die Erfolgsregulierungen zur Korrektur
es Reingewinns besprochen. Darauf wird zu einer ausführlichen
- Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38.
1197
Erörterung des Problems der Abschreibungen übergegangen. Sie
werden betrachtet vom juristischen und betriebswirtschaftlichen
Standpunkt aus, in Hinsicht auf die Abschreibungstechnik und in
bezug auf ihre finanziellen Wirkungen. Eingehend wird auf die
Sachwertteuerung und die dadurch erforderlichen Kostenrücklagen
eingegangen. Ein besonderer "Abschnitt führt durch die mannig-
fachen Bestimmungen der Reichsabgabenordnung, des Einkommen-
steuergesetzes und weiterer gesetzlicher Grundlagen für die steuer-
rechtliche Behandlung der Abschreibungen. Es werden ferner die
infolge der Geldwertschwankungen auftretenden Reingewinne und
die damit verbundene Frage der Ersatzkostenrückstellung behan-
delt und schließlich der Einfluß der Geldentwertung auf die Bilanz.
Die verschiedenen bisher zur Behebung dieser Schwierigkeit einge-
schlagenen Wege werden nebeneinander geschildert und kritisiert.
Der beschließende Abschnitt behandelt an Beispielen die Berechnung
des steuerbaren Einkommens. -
Die vorstehend dargetane Fülle des gebotenen Stoffes und die
Art der Darstellung berechtigen dazu, dem Buche einen großen
Leserkreis zu wünschen. ’. Zehme.
WissenschaftlicheBetriebsführung. Eine geschicht-
liche und kritische Würdigung des Taylor-Systems. Berechtigte
Übertragung nach Horace Bookwalter Drury von I. M. Witte.
Mit 1 Textabb. VII u. 157S. in 8°. Verlag von R. Oldenbourg, Mün-
chen u. Berlin 1922. Preis 38 M, geb. 48 M.
Bei dem stetig steigenden, von allen Seiten der Industrie und des
Wirtschaftslebens der wissenschaftlichen Betriebsführung entgegen-
gebrachten Interesse war eine zusammenfassende Darstellung der
Geschichte dieser Bewegung eine dringende Notwendigkeit gewor-
den. Wir erfahren aus diesem Buche, welche Persönlichkeiten nach
Taylor die Führer dieser Bewegung waren und inwieweit die
Grundsätze verändert und.weiter ausgebaut wurden und welche
Fortschritte die Anwendung der Lehren in den Betrieben aller Län-
der der Erde während und nach dem Weltkriege gemacht haben. In
den letzten Kapiteln ist eine kritische Würdigung der wirtschaft-
lichen und sozialen Auswirkungen der neuen Lehren und deren An-
wendungsmöglichkeiten und ein Ausblick über das Wirken in der Zu-
kunft gegeben. Obwohl der Verfasser zweifellos zu den Anhängern
der Taylorschen Ideen gehört und davon günstige Wirkung im Wirt-
schaftsleben erwartet, hat er sich doch bei der kritischen Abwägung
des Für und Wider der allergrößten Sachlichkeit befleißigt, nichts
von den Gründen der Gegner verschwiegen, keine wirklich nachtei-
ligen Wirkungen beschönigt.
Von größtem Interesse ist es, aus dem Buche zu entnehmen, daß
man das System der wissenschaftlichen Betriebsführung, wie es von
Taylor entwickelt wurde, in seiner vollendeten Auswirkung nur in
ganz wenigen Betrieben — streng genommen nur in der Tabor Manu-
facturing Co. in Philadelphia — hat durchführen können, daß aber
auch hier die glänzendsten Ergebnisse erzielt worden sind; daß man
ferner auch mit der nicht voll ausgebauten Form des Taylorsystems,
soweit dieses von sachkundigen und energischen Organisatoren
durchgeführt wurde, fast überall gute Erfahrungen gemacht hat. Ins-
besondere wird die günstige soziale Wirkung vielfach hervorgeho-
ben, wenn auch die Gewerkschaften immer noch als scharfe Gegner
auftreten und beispielsweise die Aufhebung der organisatorischen
Maßnahmen in Taylorschem Sinne in den Staatswerkstätten durch
gesetzliche Verordnungen erreicht haben. Mit Recht wird diese Hal-
tung wohl auf die Befürchtung der Gewerkschaftsführer zurückge-
führt, daß durch eine allgemeine Besserung der Beziehungen zwi-
schen Arbeiterschaft und Unternehmertum ihnen der Wind aus den
"Segeln und damit ein Teil ihrer Daseinsberechtigung genommen
wird.
Nach Ansicht des Verfassers ist zwar eine fortschreitende Aus-
breitung der wissenschaftlichen Betriebsführung in den Betrieben
der industriellen Welt zu erwarten; doch wird diese in Grenzen ge-
halten durch die Einführungskosten und die Scheu der Betriebsleiter
. vor der gewaltigen Arbeit der Einführung und vor den Störungen
und Unbequemlichkeiten, die jede gründliche Neuorganisation mit
sich bringt. Man wird dem Verfasser darin durchaus zustimmen kön-
nen. Wer sich über die Geschichte und die großen allgemeinen Linien
dieser neuzeitlichen Bewegung unterrichten will, dem sei dieses
Buch warm empfohlen. A.Wallichs.
Eingänge. |
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Industrielle Verwaltungstechnik. Von Ing. S. Herzog. 2. Aufl.
Mit 303 Abb. VIII u. 403 S. in 80. Verlag von Ferd. Enke, Stuttgart
1922, Preis 210 M.
Kostenberechnung im Ingenieurbau. Von Dr.-Ing. Hugo Ritter.
V u. 114 S. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Preis geh.
81 M, geb. 126 M.
Untersuchungen und Neuerungen an Ventilkompressoren. Von
Prof. J. C. Breinl. Mit 57 Textabb. IV u. 110 8. in 80. Verlag von
R. Oldenbourg, München u. Berlin 1922. Preis 84 M.
Einführung in die Mikroskopie. Von Prof. Dr. P. Mayer. 2. verb.
Aufl. Mit 30 Textabb. 210 S. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin
1922. Preis 147 M.
1198
Liste alphabétique des indicatifs d’appel, contenus dans la no-
menclature officielle des stations radiotelegraphiques. Herausgegeben
von dem Bureau International de L’Union Télégraphique. 59 8. in 4°.
Sclbstverlag, Bern 1922.
Doktordissertationen.
W. Berndt, Zur Kenntnis des Schwelteers aus mitteldeutscher Braun-
kohle.. Technische Hochschule Berlin 1922.
K. von Mücke, Der Butzinger Golderzdistrikt im Siebenbürgischen Erz-
gebirge, sein geologischer Aufbau und seine Lagerstätten. Technische
Hochschule Berlin 1914.
Max Schulze, Ein Beitrag zur Theorie der binären Gemische. Technische
Hochschule Berlin 1919.
A. Spilker, Beitrag zur Berechnung des durch einen vollwandigen Balken
verstärkten steifen Bogens und verwandter statischer Systeme. Tech-
nische Hochschule Berlin 1922.
A. S. Schott, Die Verarbeitung kupferarmer, kalk- und magnesiumhaltiger,
oxydischer Erze auf nassem Wege. Technische Hochschule Dresden 1920.
Fritz Paul Müller, Synthetischer Aufbau der Gruppe der Berührungs-
transformationen der Kugeln. Technische Hochschule Dresden 1921.
Ludwig Krauß, Untersuchung selbsttätiger Pumpenventile und deren
Einwirkung auf den Pumpengang. Technische Hochschule Dresden 1913.
Listen und Drucksachen.
Brown, Boveri & Cie, A. G., Mannheim. Prospekt über die A-S-Kälte-
maschine.
Siemens & Halske A. G., Berlin-Siemensstadt.
Fernsprech-Stadtnetze.
Elektrodentalwerk A. G., Frankfurt a. M. - Rödelheim. Prospekt über
el. Zahnbohrmaschinen.
Siemens & Halske A. G., Berlin-Siemensstadt. Drucksache Ww 37:
Elektrische Hupen, Ww 70: Linien-Fernsprecher für Einzelanruf, Ww 80:
Die wirtechaftlichste Betriebsform im Fernsprechwesen, insbesondere kei
kleineren Anlagen. Von M. Langer, Ww 81: Fernsprech-Endverstärker,
Ww 86: Neue Fernsprech-Tischstation für Selbstanschluß.
[Die Druckschriften behandeln verschiedene Fernmeldeeinrichtungen
und besonders solche des Fernsprechwesens. An wertvolle Untersuchungen
über die wirtschaftliche Betriebsform kleiner Fernsprechanlagen schließen
sich Beschreibungen von Apparaten, die entweder zu allgemeinem Gebrauch
bestimmt (Ww 86) oder besonderen Zwecken angepaßt sind (Ww 70 und
Ww 81). Die Fernsprechleitungen werden mit Rücksicht auf die Dämpfung
behandelt und dabei die Mittel angegeben, wie sich der Dämpfungsfaktor
in wirtschaftlicher Weise verringern. läßt. Besondere Beachtung verdient
ie die Druckschrift über die neuerdings viel verwendeten elektriechen
upen.]
Drucksache Ww. 77:
Zeitschriften.
„Archiv für Elektrotechnik‘, 1922 Bd. 11, Heft 4, enthält folgende
Arbeiten: H. Behnken, Untersuchungen mit dem Braunschen Rohr.
W. O. Schumann, Zur Theorie der Kreisdiagramme. W. Rogowski,
Der Kurzschlußsetrom eines Wechselstromgenerators.
Neue Zeitschriften.
„Wirtschaft und Recht der Versicherung‘. Beiheft zur Zeitschrift
für Versicherungswesen und Feuerschutz: „Mitteilungen für die öffent-
lichen Feuerversicherungsanstalten‘‘. Herausgegeben vom Verband öffent-
licher Feuerversicherungsanstalten, Berlin 1922, Heft 1.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. — Die diesem Heft beiliegenden beiden neuen,
ab 14. IX. für das Inland maßgebenden Zuschlagslisten der Preisstelle
Nr. 65 (grün) und 65 A (gelb), von denen die erstgenannte wieder, wie bisher,
für die Abrechnung von bis zum 10. VIII. einschl. angenommenen Auf-
trägen gilt, bringen textlich nur die Anderung, daß für die Umrechnungs-
multiplikatoren ab 14. IX. die Angaben der Tabellenausgabe 19h anzu-
wenden sind. Die den Listen gemeinsamen Teuerungszuschläge haben bei
den Gruppen: Dampfturbinen, Schaltapparate und Material für Schalt-
anlagen, Meßapparate und Zubehör, Installationsmaterial, Telegraphie und
Fernsprechwesen, Gummifreie Isolierstoffe und bei Verschiedenen teilweise
cine Erhöhung erfahren.
Indexziffern. — Nach der Großhandelsindexziffer des Statisti-
schon Reichsamts hat das deutsche Preisniveau im August das 179,9-fache
des Frizdensstandes erreicht. Diese sich auf den Monatsdurchschnitt be-
zichende Ziffer wird durch den Stand am Ende August noch erheblich über-
troffen. Gegen Juli, in dem der Monatsdurchschnitt das 100,6-fache be-
tragen hatte, sind die Großhandelspreise um 78,8%, gestiegen (der Dollar
um 130%). Metalle gingen von dem 108,3-fachen auf das 256,7-fache,
Kohle und Eisen von dem 96,5-fachen auf das 123,6-fache und Industrie-
stoffe zusammen von dem 112,1-fachen auf das 192,5-fache des Friedens-
standes hinauf.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38.
21. September 1922.
Umstellung der preußischen Bergwerke. — Nach Mitteilung
des preußischen Ministeriums für Handel und Gewerke hat dieses den Ent-
wurf zu einem Gesetz, betreffend die Übertragung der Verwaltung
und Ausbeutung des staatlichen Bergwerkbesitzes an eine
Aktiengesellschaft, ausgearbeitet. Diese soll aber lediglich die Ge-
schäfte der Verwaltung im Auftrage des preußischen Staates führen, der
Besitzer der Werke bleibt und auch die Aktien behält. Die zentrale Lei-
tung der Unternehmungen geht vom Ministerium auf eine nach kaufmän-
nischen Gesichtspunkten geleitete Generaldirektion über, und sämtlich«
Beschäftigten werden in den Dienst der Aktiengesellschaft übernommen.
Außenhandel.
Deutschland. — Das für September von der Außenhandels-
stelle der Elektrotechnik neu herausgegetene Merkblatt enthält
die erhöhten Abgatesätzel); auch der Mindestsatz ist etwas heraufgesetzt
worden und nunmehr für die meisten Außenhandelsstellen einheitlich ge-
halten. — Die Ausfuhrpreise für elektrische Heiz- und Kochappa-
rate nach Ländern mit niedriger Valuta wurden erhöht; näheres bei
der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. — Das Goldzollaufgeli
beträgt z. Z. 35 9000/,. — Die Zollstellen sind ermächtigt worden, die Aus-
fuhr vom” Geräten, Werkzeugen und. Hilfsmaschinen (nicht Baw-
materialien), die von inländischen Bauunternehmern zur Ausführung
von Bauaufträgen im Auslande gebraucht werden, auf Befürworten
durch die Außenhandelsstelle für den Maschinenbau unter der Bedin-
gung der Wicdereinfuhr in einer der Baudauer angemessenen Frist
ohne besondere Ausfuhrbewilligung zum Export zuzulassen. Diese
Bedingung entfällt, wenn die Außenhandelsstelle für den Maschinenbau
von ihr entbindet, doch bleibt das Recht der Zollstellen, für die Wieder-
einfuhr besondere Sicherheiten zu verlangen, bestehen. Die Befreiung von
der Wiedereinfuhr soll nur bei Gegenständen erfolgen, die erfahrungsge-
mäß starker Abnutzung unterliegen oder infolge von Betriebsereignissen
unbrauchbar werden. Im Fall des Verkaufs solcher Geräte usw. nach Be-
endigung der Bauarbeiten darf die Außenhandelsstelle für den Maschinen-
bau nur im Benehmen mit der für die betreffenden Gegenstände zustän-
digen Außenhandelsstelle und nur nach deren Richtlinien für den Export
von der Wiedcreinfuhr entbinden. — Schweiz. Der Verband Sch weize-
rischer Spezialfabriken der Elektrotechnik hat, wie das „Bulletin
des S. E. V.“ berichtet, mit Rücksicht darauf, daß in der elektrotechnischen
Industrie vielleicht schon bald mit einer großen Anzahl neuer oder z. T.
ganz anders gearteter Artikel zu rechnen ist, ale der jeweils vorliegende
Neuentwurf zum Zolltariftext kennt, die Aufnahme einer Sonderkategoric
„Elektrotechnische Erzeugnisse“ in den neuen Zolltariftext
vorgeschlagen. Ec begründet diesen Antrag damit, daß die elektrotechni:
schen Artikel dann nicht mehr, wie bisher ein großer Teil derselben, nach
der Art des bei ihrer Herstellung verwendeten Rohmaterials verzollt würden.
sondern nach dem Gebrauchszweck der fertigen Erzeugnisse.
Es wäre so viel eher möglich, unerwünschte Fertigfabrikate durch hohe
Zölle vom einheimischen Markt fernzuhalten und der Tendenz auslän-
discher Fabrikanten zu begegnen, die dahin gehe, im Interesse eines gerin-
geren Zolles zur Erzeugung von nach der Schweiz bestimmten Artikeln
Materialien geringerer Qualität zu verwenden, als einwandfreie Ware ver-
langt. — Spanien. Nach Mitteilung der „Weltw. Nachr.‘“ bestehen in
Barcelona günstige Aussichten für den Absatz elektrischer Heiz-
und Kochapparate, deren allgemeine Verwendung bisher durch den
hohen Preis der elektrischen Arbeit verhindert wurde. Dieser soll jedoch
demnächst um 25 bis 35 cts/kWh ermäßigt werden. Den Strom liefern
drei Gesellschaften unter Spannungen von 110/120, 125/220 und 150/300 V.
Man glaubt auch, daß elektrische Öfen sich leicht verkaufen lassen, wenn
sie billiger sind als dio jetzt eingeführten, die hauptsächlich aus den V. S.
Amerika, Frankreich, z. T. auch aus der Schweiz und Dänemark kommen.
Die besten Apparate dieser Art kosten im Kleinhandel 125 Pes; ein in
Spanien hergestellter Ofen wurde kürzlich zu 60 Pes angeboten, soll aber
in Leistung und Aussehen hinter den amerikanischen zurückstehen. —
Weil das Deutschland zustehende Meistbegünstigungsrecht kürzlich ernent
von Spanien verletzt worden ist, hat die deutsche Regierung vorläufir
von einer Fortsetzung der Verhandlungen : über ein neues
Wirtschaftsabkommen abgeschen. — Ungarn. Der Finanzminister
ist ermächtigt worden, bei der Einfuhr von Maschinen oder zu Pro-
duktionszwecken dienenden Einrichtungs- und Montierungs
gegenständen, die für die Ausrüstung neuer Industriebetriebe, zur Avf-
rechterhaltung oder Steigerung der bisherigen Produktion usw. bestimmt
sind, den in anderen Zahlungsmitteln als in Gold zu berechnenden Ein-
fuhrzoll bzw. das Zollaufgeld im Einvernehmen mit dem Handel:-
minister zu ermäßigen oder ganz zu erlassen, wenn die genannten
Gegenstände nicht im Lande selbst hergestellt werden und ihr Anschaffunr:-
preis einen erheblichen Teil der für die genannten Zwecke aufzuwendenden
Unkosten ausmacht.
Aus der Geschäftswelt. — Inland. Die Electra, G. m. b. H..
Fürstenwalde (Spree), ist aufgelöst worden. — Das Sachsenwerk Licht:
und Kraft A. G., Niedersedlitz, hat nach der „Frankf. Ztg.“ mit der
Elektrizitäts- und Maschinenbau-A. G. in Müpglitz (Mähren) ein Lizenz-
übereinkommen getroffen, und beide Gesellschaften werden auch das Ex
portgeschäft gemeinsam betreiben. — Die Firma Deutsche Telephonwerke
G. m. b. H., Berlin, ist in Gesellschaft für Elektricitäts-Anlagen
m. b. H. geändert worden. — Das Köpenicker Elektrizitätswerk ist
nach dem „‚Berl. Börs.-Courier‘‘ von der Berliner städtischen Werkdeputa-
tion für 10 Mill. M an eine Kabelfabrik in Rummelsburg verkauft worden.
C1} Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1174
21. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 38.
— Die Preußische Zentral-Bodenkredit A. G. hat der „Frankf. Ztg.“ zu-
folge mit großen Elektrizitätsversorgungs-Gesellschaften zur Erweiterung
ihrer Betriebe kommunale Darlehnsgeschäfte abgeschlossen, u. zw. für
50 Mill. M mit dem Westfälischen Verbands-Elektrizitätswerk
A. G., Kruckel, für 25 Mill. M mit dem Landes-Elektrizitätswerk G.
m. b. H., Halle, und für etwa 100 Mill. M mit dem Elektricitätswerk
Westfalen A. G., Bochum. Letzteres will zwecks Erweiterung seiner
Anlagen, abgesehen von einer Kapitalserhöhung, insgesamt Anleihen von
525 Mill. M aufnehmen. — Nach der „Dena“ ist bei der Allgemeinen
Elektrieitäts-Gesellschaft eine Ruhegehalteeinrichtung für Arbeiter
in Tätigkeit getreten, deren Vorteile alle Arbeiter nach mehr als 10 Be-
schäftigungsjahren genießen, soweit sie zu dieser Zeit nicht mehr arbeiten
können bzw. das 65. Lebensjahr überschritten haben. Außerdem werden
Witwenrenten und Erziehungsbeihilfen gewährt. — Ausland. Die Firma
N. V. Heybroek’s Groothandel, Amsterdam (Engrosvertrieb und Ex-
port aller Artikel der Beleuchtung, Installation und Heizung mit Elektri-
zıtät usw.) hat den Betrieb der N. V. Deventer Glas Maatschappy v. h. J.
Pouwels Coelingh in Deventer übernommen und mit Rücksicht darauf
ihr Kapital auf 1 Mill. Gld erhöht. — Unter der Firma N. V. Hazmeyer’s
Fabriek van Signaalapparaten ist in Hengelo (Holland) mit 0,1 Mill.
‘ld eine Gesellschaft für Fabrikation und Handel von und mit elgktrischen
Apparaten und Maschinen gegründet worden. — In Shanghai wurde als
‘en chinesisches Unternehmen die China International and En-
„ineering Manufacturing Co., Ltd., mit 0,3 Mill. $ ins Leben ge-
rufen. Sie hat die Herstellung elektrischer Apparate und Materialien zum
Gegenstand und soll die Einrichtung ihrer Fabrik in Deutschland und
Amerika bestellt haben.
Neue Gesellschaften. — Isolatorenwerk Vulkanit Benedikt
/ucker, Weinheim. — Berliner Telegraphon-Vertrieb A. G.,
«rlin. Gegenstand: Vertrieb und Montage von Telegraphonapparaten im
B:zırk von Berlin und der Provinz Brandenburg. Grundkapital: 1 Mill. M.
— Elektro-Compagnie G. m. b. H., Berlin. Gegenstand: Verwertung
der Tettenbornschen Mehrfachsicherung sowie Vertrieb aller elektrotech-
wschen Artikel. Stammkapital: 50 000 M. — Sauerkraftwerke Weiler-
ach G. m. b. H., Echternacherbrück. Gegenstand: Ausnutzung der
Wasserkräfte des Weilerbaches und der Sauer zwischen Weilerbach und
Dillingen. Stammkapital: 0,5 Mill. M. — „Lukra‘‘ Gesellschaft für
Elektro-Bedarf G. m. b. H., Düsseldorf. Stammkapital: 0,1 Mill. M.
Betriebsergebnisse. — Überlandzentrale Stralsund A. G.
1921/22. Lieferung: (einschl. Eigenverbrauch) 30,240 Mill. kWh (25,768 i.
\.); Gesamteinnahmen: 60 085 263 M; Verwaltungskosten: 1051421 M;
Betriebskosten: 32 612112 M; Reparaturen: 1310 953 M; Unterhaltung:
1347429 M; Sollzinsen, Steuern, Versicherung usw.: 1663093 M; Be-
triebsüberschuß mit Vortrag (5035 M): 16 505290 M; Dividende: 10%,
Pe T M altes und auf das neu eingezahlte Aktienkapital; Vortrag:
Baumarkt. — Annaberg (Sachsen). Die städtischen Kollegien
haben den “Anschluß an dic elektrischen Kraftwerke Ölsnitz-Hirschfelde
teschlossen. — Barmen. Für Lichtanlagen in den Schulen sollen 0,184
Mill. M bewilligt werden. — Bettenhausen (Württemberg). Das in Bau
begriffene Kraftwerk, das die Wasserkraft der Glatt und Lauter sowie
einiger Zuflüsse ausnutzt und rd 10 Mill. kWh jährlich liefern dürfte, soll
bereite Ende des Jahres seinen Betrieb aufnehmen. — Darmstadt. Die
Stsdtverordneten haben der Elektrisierung der Bahnen nach Griesheim
und Arheiligen zugestimmt. — Elmshorn (Holstein). Die Stadt hat für
Elektrizitätszähler und einen Transformator 0,4 Mill. M bewilligt. — Erfurt.
Für die Erweiterung der städtischen Werke, darunter auch des Elektrizi-
'ätswerkes, soll eine Anleihe von 60 Mill. M aufgenommen werden. — Glogau.
ts wird beabsichtigt, vom hiesigen Elektrizitätswerk aus den Kreis Frau-
stadt mit elektrischer Arbeit zu versorgen. — Harburg. Für das Elektri-
zitätswesen der Stadt soll eine Anleihe von rd 7 Mill. M aufgenommen
werden. — Koburg. Obgleich die Beteiligung einer Industriegruppe von
3 Mill. M an dem geplanten Überlandwerk zurückgezogen wurde, soll das
Kraftwerk Hausen errichtet werden. Man rechnet damit, den Zweckverband
‚ durch Beitritt des Kraftwerkes Bamberg und des oberfränkischen Kreises
EEE zz
erweitern zu können. — Königsee (Thüringen). Das Kraftwerk Thüringen
hat mit der hiesigen Stadtgemeinde und Nachbarorten einen Vertrag für
deren Versorgung mit elektrischer Arbeit. geschlossen. — Koswig (Anhalt).
Die Thüringer Gasgesellschaft A. G. wird hier ein Elcktrizitätswerk er-
richten. Die Kosten sollen 7,2 Mill. M betragen. — Lauterberg i. H. Das
hiesige Elektrizitätswerk wird erweitert. — Marienburg (Ostpreußen).
Die Einführung elektrischer Beleuchtung steht bevor. — Offenburg
(Baden). Die Stadt beabsichtigt, ihr Elektrizitätswerk an die Elektrizitäts-
serk Lahr A. G. zu übertragen. — Pforzheim. Für den Ausbau des Dreh-
tromnetzes sind 4 Mill. M bewilligt worden. — Stolp (Pommern). Der
Pommersche Provinzialverband plant bei Bedlin an der Stolpe den Bau
emer Stauanlage. — Überlingen. Der Kredit für das neue Kraftwerk ist
auf 30 Mill. M erhöht worden.
Von der Börse. — (6. IX. bis 12. IX. 1922.) Während der Berichts-
t stand die Berliner Effektenbörse stark unter dem Einfluß der die Ver-
andlungen der Reichsregierung mit den belgischen Delegierten begleiten-
den, zeitweise schr großen Schwankungen der Devisenbewertung, und die
auch seitens der Spekulation geübte Zurückhaltung wich nur vorübergehend
"ner gewissen Belebung des Geschäfts. Wenn auch die im wesentlichen
‚instige Beurteilung des Wiederaufbauabkommens zwischen Stinnes und
le Lubersac, die beginnende Verwertung der nach den letzten Nachrichten
har teilweise befriedigenden Ernte, die Aussicht auf weitere Verhandlungen
uber Garantie und Laufzeit der an Belgien abzugebenden Schatzwechsel
1198
zeitweise als anregende Momente wirkten, so machten sich doch anderseits
die hinsichtlich letzterer aufgetretenen Schwierigkeiten, die gewaltige Er-
höhung des Notenumlaufes um fast 23 Milliarden M, die Vorgänge auf dem
griechisch-türkischen Kriegsschauplatz, Befürchtungen hinsichtlich der
Durchführung der von der Regierung gegen die Teuerung und den Wucher
eingeleiteten Maßnahmen sowie wegen der innerpolitischen Verhältnisse,
Geldknappheit und das damit zusammenhängende Streben nach Liquidität.
für den Quartalsschluß nachteilig geltend. Das Interesse konzentrierte sich
meist auf Valutapapiere, auf einige Spezialwerte und, seitens des Auslandes,
auf Industrieobligationen. Der Markt der Elektrizitätsaktien war nicht
einheitlich und zeigte i. a. keine wesentlichen Veränderungen.
Gesellschaften
Accumul.-Fabr., Berlin
|
| 1725
..| 25 1725 | 1698 1698
A. G.f. El. Anlg., Berlin ....| 8 — = = =
A. E. G., Berlin... l... 16 745 725 7175 730
i „ Vorz.-A 3 106 106 112 112
w » Vorz.-B. 7,25 | 121 121 140 134
Bergmann, Berlin ....... 20 630 630 710 645
Continent. Ges. Nürnberg . . . .| 8 = = Er =
> 5 i Vorz.-A.| 8 450 398 450 398
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln 5 712 680 750 680
„ Niederl. „, 5 — 550 550 585 560
„ Südam. , er 6 735 699 735 | 6%
„ Kabelwerke, Berlin 20 540 495 540 495
Elektra, Dresden . . . 2... 10 318 260 318 270
El. Licht u. Kraft, Berlin ...| 1 540 510 570 510
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 510 475 510 475
E. W. Liegnitz . ....... 10 325 300 325 314
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 970 960 1109 990
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 570 570 635 585
Hackethal, Hannover ..... 20 595 570 612 570
Hamburgische E. W. ..... 12 301 231 305 295
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 |1189 |1020 | 1190 |1095
W. Lahmeyer, Prankfurt a.M. 12 425 420 450 420
C. Lorenz, Berlin ....... 35 805 770 805 770
Dr. Paul Meyer, Berlin ....| 15 340 340 380 350
Mix & Genest, Berlin . . .s. .| 16 570 510 570 539
Neckarwerke, EBlingen ....ļ| 10 315 | 290 318 300
Oberbayer. Überlandz., München. | 9 395 | 370 395 | 370
H. Pöge, Chemnitz... ... . 12 530 | 480 560 | 525
re a Vorz.-A.. .. 7 108 105,25) 108 105,25
Rhein. El.-A.G., Mannheim . .| 15 450 42.) 459 420
„nn Vorz-A| — |12 | ıu 125 |
M. Schorch & Cie., Rheydt 10 675 575 675 610
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 20 630 620 647 620
Schuckert & Co., Nürnberg
„Siemens“ El. Betr., Berlin
Siemens & Halske, Berlin
Stettiner E. W. . . 2.2.2...
Teleph.-F. Berliner, Hannover . .
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin
Voigt & Haeffner. . . 20 680 625 = =
Emag. url j S e D 485 440
Main Kraftwerke, Höchst ( _ "M 10 295 | 295 320 | 304
Heddernh. Kupferw. u. 22:
Südd. Kabelwerke . 20 760 640 760 675
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im September:
in
Christiania (Kr.) . . .
241,20 | 257,18| 265,42 | 252,68 | 257,68 | 27,2
Helsingfors (finn. M). . | 31,46| 3406| 34,71| 3286| 34,56| 29,46
Holland (Gld) . .'. . | 564,29 | 598,25 | 619,23 | 586,27 | 599,25 | 529,34
Italien (L) ...... 61,67| 64,42| 67,67| 64,17| 66,42| 59,43
Kopenhagen (Kr) . . . | 306,62 | 327,09 | 339,58 | 323,60 | 329,59 291,64
London (£)... ... 1,90 6841,40 7081,10 [6716,55 |6366,40 6092,35
New York ($) . . . . [1458,17 1553,05 [1598,00 |1493,13 |1538,07 |1368,28
Österreich (K) 002| 002| 002| 002| 0,02| 0,02
Paris (Fr) ...... 110,76 | 116,35 | 121,60 | 115,11 | 117,85 | 106,37
Prag (Kt)... .... 46,94) 51,94| 52,93| 5054| 52,93| 45,19
Schweden (Kr) . . . . | 382,02! 408,49 | 422,47 | 400,00 | 409,49 | 361,55
Schweiz (Fr) ... . . 272,66 | 288,14 | 300,87 | 282,15 | 291,64 | 259,68
Spanien (Ps)... . . 220,22 | 232,71 | 244,69 | 230,21 | 236,70 | 210,64
Ausschreibungen. — Das belgische Ministerium der Kolonien
fordert Angebote für Anlage und Betrieb einer Elektrizitätsversorgung
der Stadt Elisabethville in Belgisch-Kongo, u. zw. bis 5. I. 1923 unter
folgender Adresse: M. le Directeur General du Service des Affaires
Gonerales du Ministère des Colonies, rue de Namur 20, Brüssel. Es handelt
sich um ein unterirdisches Verteilungsnetz für Drehstrom von 390 V zwischen
den Phasen und 220 V zwischen Phase und neutralem Leiter, bestehend
aus mit Papier isolierten armierten Bleikabeln, ferner um die Speisung
dieses Netzes entweder im Anschluß an eine bestehende Zentrale oder durch
1200
Errichtung eines neuen Kraftwerkes mit Transformatorenstationen und
schließlich um den Betrieb des ganzen Systems während 30 ‚Jahre. Pläne
usw. können im Ministerium der Kolonien, 50 Direktion, rue Brederode 10,
Brüssel, eingesehen werden. |
WARENMARKT.
Hochspannungsisolatoren. — Die Vereinigten Porzellan-Isola-
toren-Werke, G. m. b. H. (Hochspannungs-Isolatoren-Syndikat), Berlin,
haben den z. Zt. geltenden Teuerungszuschlag ab 16. IX. von 510% auf 700%
erhöht. Die neuen Verkaufspreise haben nur für die 2. Hälfte September
Gültigkeit. — Niederspannungsmaterial. Vom Verband deutscher elek-
trotechnischer Porzellanfabriken sind die Verkaufspreise für Niederspan -
nungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab 16. IX. von 5400/, auf 7400/9
erhöht worden. — Taschenlampenbatterien Der Verband der Fabri-
kanten von Taschenlampenbatterien in Deutschland setzte den Teuerungs-
zuschlag auf 16000/, hinauf. — Verbrennungskraftmaschinen. Der Mo-
torenverband, Berlin, hat die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von
1921 ab 16. IX. für Dieselmotoren (ortsfeste u. Schiffsmaschinen) auf 1600%,
für alle übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf
2000% hinaufgesetzt. — Kohle. Die Steinkohlenförderung Deutsch-Ober-
schlesiens betrug nach den vorläufigen Ermittlungen im August bei 27
Arbeitstagen (26 i. Vm.) 0,765 Mill. t (0,684 i. Vm.); die Gesamtförderung
hat also um 11,8%, gegen Juli zugenommen. An Koks wurden 0,121 Mill. t
gewonnen (0,111 i. Vm.), und die Brikettherstellung ergab 10 950 t (9470
i. Vm.). — Erze. Die Verkaufspreise für Siegerländer Erze bleiben in der
zweiten Septemberdekade unverändert. — Eisen. Die Höchstpreise für
Roheisen stellen sich in der zweiten Dekade des September wie folgt:
Hämatit 29 722 M, Gießereiroheisen I 26 242 M, dsgl. III 26 172 M, degl.
luxemburger Qualität 24 467 M, Siegerländer Stahleisen 28 713 M, Spiegel-
eisen (8 bis 10% Mn) 31 433 M, kupferarmes Stahleisen 29 054 M, Temper-
roheisen 29 328 M, Ferrosilizium (10%) 33 621 M/t. Der Treurabatt bleibt
unverändert. — Für die zweite Dekade des September gelten laut Beschluß
des Stahlbundes für Walzwerkerzeugnisse in Thomas-Handelsgüte fol-
gende Preise: Rohblöcke 34 370 M, Vorblöcke 37 940 M., Knüppel 39 530 M,
Platinen 40 660 M, Formeisen 46 380 M, Stabeisen 46 930 M, Universaleisen
50 990 M, Bandeisen 54 430 M, Walzdraht 50 400 M, Grobbleche von 5 mm
und darüber 52 750 M, Mittelbleche von 3 bis unter 5 mm 59 730 M, Fein-
bleche von 1 bis unter 3 mm 65 570 M und dsgl. unter l mm 69 750 M/t. Der
Zuschlag für S.-M.-Qualität ist nicht geändert worden. — Sehrott. Am
13. IX. notierten Kernschrott 18 500 M, Späne 16 500 M, beides frei Essen,
Maschinengußbruch 23 000 M frei Berlin. — Kupfer. Der „Frankf. Ztg.“
wird aus New York berichtet, daß der Gesamtabsatz der V. S. Amerika an
Kupfer im August 100 Mill. Ibs nicht erreichen werde. Von einer Einschrän-
kung der Produktion sei noch keine Rede, obgleich die Streiks und der Rück-
gang des Exports die Aussichten ziemlich trübe erscheinen ließen. Im Rech-
nungsjahr 1921/22 seien nach den vorliegenden Statistiken 338 743 tons
(229 013 i. V., 487 981 in 1913) ausgeführt worden, u. zw. 129 155 nach
Deutschland (68 247 i. V, und 155 553 in 1913), 56 409 nach Frankreich,
44c350 nach Japan, 19 469 nach Großbritannien, 18 007 nach Belgien, 17 431
nach Italien, 16 486 in die Niederlande und 37 428 an sonstige Abnehmer. —
Edelmetalle. Am Berliner Markt wurden am 13. IX. Gold mit 1020 bis
1050 M/g, Platin mit 5000 bis 5500 M/g und Silber mit 36 000 bis 37 000
M/kg notiert. — Baumwolle. In New York notierte Baumwolle am 13. IX.
21, 80 cts/lb, in Bremen 864,40 M/kg. — Seide. Am Mailänder Markt wer-
den z. Zt. etwa folgende Preise gezahlt »für Grege exquis 11/13 d 25 Lire, für
Grege extra 11/13 d 415 Lire/kg. — Schellack. T. N. Orange kostet z. Zt.
etwa 2350 M/kg. — Benzol. Gutes Motorenbenzol wird z.Zt. zu 157 M/kg ab
Rheinland-Westfalen angeboten. — Öle und Fette. Die amerikanischen No-
tierungen derSchmierölein Dollar haben sich auch während der Berichtszeit
nicht geändert. Der Goldzollaufschlag war für die. Woche vom 13. bis 19. IX.
einschl. auf 33900 % festgesetzt worden, somit betrugen die Zollsätze für Mi-
neralöle 4080 M, für Öle mit Rübölzusatz 4896 M, für Fette 4610,40 M/100 kg.
Am Hamburger Markt wurdenin letzter Zeit wieder größereMengen vonder In-
dustrie gekauft; die Zufuhren nach Hamburg betrugen etwa 20 000 tons. —
Leinöl wird aus Holland zu etwa 44 Gld/100 kg angeboten, am Hamburger
Markt verlangt man etwa 295 M/kg. — Rizinus öl 1. Pressung kostet 340 M,
und Ware 2. Pressung 330 M/kg. — Terpentinöl notierte in New York am
13. IX. 129 cts/Gallone; der deutsche Großverkehr verlangte für amerikani-
sche Ware 665 M und für französische 630 M/kg. — Metal halbfabrikate.
Nach Bericht der Rich. Herbig & Co., G. m. b. H., Berlin, betrugen die
Verbands-, Grund- und Richtpreise je 100 kg am 13. IX. unverbindlich für
Aluminiumbleche, -drähte, -stangen 79 400 M, Aluminiumrohr 105 000 M,
Kupferbleche 67 900 M, Kupferdrähte, -stangen 65 900 M, Kupferrohre o. N.
70 900 M, Kupferschalen 72 900 M, Messingbleche, -bänder, -drähte 65 000 M,
Messingstangen 48 000 M, Messingrohre o. N. 77 500 M, Messing-Kronenrohr
88 000 M, Tombak (mittelrot) -bleche, -drähte, -stangen 80 600 M, Neusilber-
bleche, -drähte, -stangen 112 000 M, Schlaglot 60 000 M. — Altmetalle.
Am 13. IX. wurden am Berliner Markt folgende Preise gezahlt: für altes
Elektrolytkupfer, handelsüblich, 37 500 bis 38 500 M, unverzinntes Schwer-
kupfer, tiegelrecht, 37 000 bis 38 000 M, Maschinenrotguß, handelsüblich und
tiegelrecht, 28 500 bis 29 500 M, Messingzünder, pulver- und eisenfrei, 23 500
bis 24 500 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 32 000 bis 33 000 M,
reine, weiche Messingblechabfälle 30 500 bis 31 500 M, Schwermessing, han-
delsüblich, 23 000 bis 24000 M, Messingschraubenspäne, bandelsüblich,
22 500 bis 23 500 M, altes Weichblei 12 300 bis 12 800 M, Zinkzünderlegie-
Für die Schriftleitung verantwortlich:
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38.
. Antimon: engl. Regulus gew. Sorten
21. September 1922.
rungen 11 800 bis 12 300 M, Altzink, handelsüblich, 11 800 bis 12 300 M, Rein
aluminiumblechabfälle (98/99%) 46 500 bis 47 000 M/100 kg in geschlossenen
Quantitäten und Wagenladungen. — Metallpreise. Dio Notierungen der
Vereinigung für die deutsche Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission
des Berliner Metallbörsenvorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in
Deutschland) lauten in M/kg:
Metall | 15. IX. 11. IX.
13. IX
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam. . . .... 463,49 508,84 509,00
S O a
Raffinadekupfer, 99/99,3% . .| 405—415 | 420 — 430 420—430
Originalhüttenweichblei . . .| 150—160 160 —170 145—160
Originalhüttenrohzink, Preis im i
freien Verkehr ....... 215—225 225 —235 220—231
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.)| 215,40 210,62 191,05
Plattenzink (remelted) von
handelgäblicher Beschaffenheit. 165 —175 165 - 175 155 — 165
Originelhüttenaluminium,
98/99% in Blöcken, Walz- oder
Drahtbarren ........ 580 630 613
dsgl. in Walz- od. Drahtbarren |
Ve ee re a, a 682,5 632,5 615,5
Zinn, Banka, Straits, Austral. in
Verkäuferswahl ....... 1035—1015 | 1140—1150 | 1105—1115
Hüttenzinn, mindestens 99%, . .| 1020—1025 | 1120—1130 1085—1095
Reinnickel, 98/99% . . . - » 880 — 900 975— %5 950—960
Antimon -Regulus ...... 145 — 150 155—160 150—155
Silber in Barren rd 900 fein für
l kg fein. .. seese’ 32000 —33000137000 — 3750035000 — 3600
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal‘ am
8. IX. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert:
£ s d gg d
*Kupfer: best selected...» .. 0.» 6 0 Obis 6 0 0
= electrolytic .... sare 70 15 0, 7U 5 0
er wire bars . 2.2.2. 2.0.0. 1150, 007
Si ii standard Kasse... .... 63 2 6, 63 5 '
„ „ 3 Monate . .... 63 10 10) a 63 12 b
Zinn: standard Kasse . . ... 2... 159 12 6 „ 159 1 "
7 er 3 Monate .. 2...» 160 2 6 „ 160 5 '
IL straits . . e.. s.s e s o o o 160 10 0 9 160 12 6
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei... 24 5 O0 , 3 Th
„ gew. engl. Blockblei. ... 2... 25 00, | -~= >-
Zink: gew. Sorten . . . . 22er 0. 31 10 0 „ 30 15 ',
„ remelted .. 2... 200000. 300, 77%,
„ engl. Swansea . .. sses’ 31 15 © lieferbar Swane
27 £/29 £108.
Aluminium: 98 bis 99% ....... 100 £ Inland, 105 £ Ausland.
Nickel: 98 bis 99% garantiert... . - 145 £ (In- und Ausland).
Wismut: je lb. . 2... 22202000. 9 s. .
Platin: je Unze nom. .. sses 24 £
Quecksilber: nom. für die 75 lbe.-Flasche 12 £ 15 s/13 £.
Wolfram: 65% je Einheit nominal... . 128 6 d/13 s.
In New York notierten am 15. IX. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,0;
Eisen 33,00; Blei 6,05; Zink 6,50; Zinn 32,12 cts/lb.
* Netto.
O t Netos me una us ern
Bezugsquellenverzeichnis.
denen Rückporto nicht beigefügt
berücksichtigt werden.)
Frage43. Wer fabriziert bei laufendem Bedarf wasserdichte:
Installationsmaterial für Lokomotivbeleuchtung, in der Haupt-
sache geerdete Steckdosen mit einer Einführung und zweipolige!'
Steckern und Abzweigdosen in Spezialausführung mit 4 tange!
tialen Einführungen oder mit Haupteinführung und 3 Nebenabzw®'°
gen; ferner Batterieschutzkästen aus Eisenblech, geschweißt oder
genietet, explosionssichere Steckdosen?
U 0:
(Anfragen, ist, können nich!
Berichtigung.
In Heft 35 muß es in der Arbeit „Anwendung von stahlbewehr‘
ten Eisenbeton-Schleudermasten beim Bau der Hochspannune®
leitung Trollhättan—Wästeras“ auf S. 1109, rechte Spalte, 8. Zeile
von unten, richtig heißen: x
„Demgemäß wurden, wie Abb. 1 und 2 erkennen lassen, die GR
stänge in Portalform, aus 2 Masten und einer oberen zu vereinigt"!
den Querverbindung (Traverse) gebaut und tragen innen Wir
außen je 2 Leitungen.“
Abschluß des Heftes: 16. September 1922.
E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
21. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 38. 1200 a
Zuschlagsliste Nr. 65 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, gültig ab
14. IX. 1922 für Abrechnung von Aufträgen, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind, und nur für das Inland.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 65A.)
Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- |
trofechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis-
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise Bei den in der
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Isə-
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech-
wesen (69a bis 72), Gumniifreie Isolierstoffe (80 bis 84), wird
der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet:
1. Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert,
so gilt als Preisstichtag der Bestelltag.
Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert,
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell-
tage bis zum Liefertare für jeden vollen Kalendermonat oder
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch
2.
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit.
3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit
’
geklärt ist, daß die Ilerstellung begonnen und ohne Ver-
zögerung durchgeführt werden kann. |
Der Lieferung ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich-
zurechnen.
Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate
vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für
Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be-
ut
.
: treffenden Verbände.
Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund-
preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ)
wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am
1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner
TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920
verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An-
geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben
wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100.
Zuschlagsliste Nr. 65 A (gelb) der Preisstelle des, Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie,
gültig ab 14. IX. 1922 bis auf weiteres und nur für das Inland.
Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom |
l4. IX. 1922 ab angenommenen Aufträge.
Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung |
geltende Teeuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der |
Versandbereitschaft gleichzuachten. |
Zahlung. Mindestens % des Bestellwertes am Bestelltage,
Rest bei Versandbereitschaft.
B.
Abweichend hiervon gelten für Maschinen über 100 kW
bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr./min., und Zubehör, auch voll-
ständige Anlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren über
100 kVA, Apparate für 50000 V und mehr, Dampfturbinen und
Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen,
Vollbahn-Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt-
anlagen folgende Bestimmungen:
Teue rungs-
zuschlag
"Gegenstand
YA
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh-
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus-
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
l. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA
bei Generatoren .. . 2. 2 2 2 000.
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100k VA
bei Generatoren
bezogen 14 000
auf 1000
Umdr. 14 500
yatoren . sasso soso onno oo
Sonderausführungen.
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . ......
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen .... . .
õa. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei-
stung von 4 kVA bis 35k VA u. Widerstandsstumpfsch weiß-
maschinen mit einer Dauerleistung von 4k VA bis 120k VA
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA
Dauerleistung. . . 2 2 20 o een
6. Elektrisch betriebene MR Entstäubungs-
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren .
Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . 2. 2. 22200.
Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen,
Motortragen, Motorwagen . . . 2 2 2 2220 nen
Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene-
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen,
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator-
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW,
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW,
bezogen auf 1000 Umdr.. ....
Dampfturbinen.
l0. Turbosätze, bestehend aus
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . .
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn-
audvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations-
an
les
14.000
11 500
9 500
14 000
9 500
14 000
W. a
14 000
e ọọ 0% 0 0 9 G ọọ p
+
13 400
13 100
> Turbogeneratoren allein... 2 2 2 22 -13 600
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren
und Turbogebläse allein > 12 600
e e o òs > òo o o» eo E è o
% Hiernach werden auch berechnet:
Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der
sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage
der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate
an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt. durch die Anzahl
dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung
und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge zählen
mit.
Zahlung. Mindestens 50 % des Bestellwertes am Bestell-
tage. Diese 50 % sind aufzufüllen nach Ablauf
von !// der angegebenen Lieferfrist auf 609 des sich jeweils nach
u 00/0 der Berechnung unter
4 n 750/ J B ergebenden Preises.
n " tt "r
2] (Ed n
C.
Andere Berechnungsformein bzw. Zahlungsbedin-
gungen haben: Telegraphie und Fernsprechwesen.
Teuerungs-
Gegenstand I 000 rn a
I 000 rn a
13. Kondensationsarlagen und Wärmeaustauschapparate
alein ..... = en a a ea ar í 14 000
Zubehör zu Maschinen.
14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
für Finphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck-
echalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl. Selbstanlasser
f. Druckkn.- u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 13000
15. Schützensteverungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier-
apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
steuerung, Bremsmagnete ..... aA re a i 14 500
16. Gleitschienen, Verankerungen . . . 2220.00. 14 000
16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 14.000
Bahnmaterial.
17. Bahnmotoren u. f bis 150 kW Stundenleistung . . 13 09)
elektr. Bremsen \ über 150 kW i 5 15 0
17a. Bahntransformatoren . ...... a ra ee 14 500
17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige
Aggregate) . : > 2 2 2er nn Be ee I 14 000
17c. Hilfsmotoren . . .. eusen 14 000
18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, “elektr.
Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
materialien für Bahnfahrzeuge . . . .. 2 2220. 13 000
18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 13 VOU
19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Stra Benbahn-
triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
tiven für Bergbau und Industrie. . . . 2. 2 22.2.0 13 500
20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn-
Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 15 000
21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie 13 500
21a. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge . ...... 9 500
Transformatoren!) und Gleiohrichter.
22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA 14 000
228. ”» » ” ” „ über 100 kVA 14 500
Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
O O
1200 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 38. 21. September 1922.
Teuerungs- Teuerungs-
ELLE En I 2 DE 2 Gegenstand N
lo o
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . . . 14 000 51. Freileitung- und Hausanschluß- Sicherungen, Freilei-
23a. Ereatz-Glaskörper . . . s 2 2 2 2 2 er nenne 80% tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 11 000
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, "einschl. Zubehör . . . . 15 000 52. Zählertafeln, armiett . .. . 222200. 10 000
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. ei En -Abzyeigdosen, Scheiben und 11.000
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, 54. Instellanonsmatenel in Gußgehäuse und gußeisernes
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in Installationsmaterial 22 mr. 13 000
Gußgehäue . . 2.2.0000 ee nun nee 13 500 55a. Metallfassungen . . . 2 2222200. Den 12 000
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht 55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschulie und. Verbinder
in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 14 000 130 1) EEE GE 12 000
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren- Sicherungen für 50. Glühlichtarmaturen. Handlampen, Fassungen aus Por-
Schalttafelbau . . p, = 4 ze na 14 000 zellan und fsolierstolf a ee ae 12 000
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 12 000 60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei- |
98. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, teiligen Stöpsel aus Zeile 4da und 45b). . . ..... 12 000
Streckensohalter, soweit nicht für Öl... .... 14 500 |
29. Hochspannungs- Sicherungen, armierte Stützen und ar- Isolierrohr und verbandamäßiges Zubehör. .—_
mierte Wanddurchführungen . . . 2. 2.2 2 2 220. 14 500
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 12 000 Glühlampen.
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . 2 2 2 2 22 20. 14 500 68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- |} 100%, aufdie
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) .... . 13 500 lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Listenpreise
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . . .... 14 500 68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und sowie Telephonlampen. sssaaa ‘a’ 31. VIL X
© Erdungsdrosselspulen) . . . 2 2 2 2 2 2 rennen 14 500
34. Schutzdrosselspulen 2 2 2 a m em rn 14 000 Telegraphie und Fernsprech wesen.
35. Erdungsdrosselspulen . 2.2.22 2 22200. 14 500 69a. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 14 000 (Wecker) sowie Aus- u. Umschalter und Kontaktvorrich-
3. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma-
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu
Tagespreisen mit Kupferklausel) BU a a ee ar ie ae A 14 500
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte .. . .. . 15 500
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 15 500
MeBapparate und Zubehör.
4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lations- und Leitungsprüfer . . . 2. 2 2 2 2 2 202. 10 500
41b. Sonstige zeigende und schreibende MeBinstrumente, ein-
- schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Trag vare Kontrollinstrumente ne Spiegel.
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände Brig Yes ae 10 500
4le. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . 2. 2... 10 500
42: "Zahlen a sora un ee Bu A ie ee 10 000
43. Meßwandler und Zubehör . . s. sa u a m o a e’
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . 13 000
dba. Z wciteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-,
Normal- u. Groß-Edison-Gew.) . . 2 2 2 2 2 2 2. 8 000
45b. Wie dda, jedoch Größe IV, V und VI... .....n 12.000
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 8000
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit
Umhüllungen aus Porzellan u. del. 2 2 2 2 20. 12.000
47. Sicherungselemente (EinzeIsicherungen) zum Ring-
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . 2 2 2 2 2. 11 000
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 8 000
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Siche 'rungssystem (Siemens). . . 8 000
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Gub-
BEhAuBe nr ec iR ee ee A 11 000
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutsch- Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
etaaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
tungen für Haussignalanlagen als auch Holzdrücker . 60%
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
fache Induktor-Apparate . . 2. 2. 2 2 eaa 10 000
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . .. . 2.2... 10 000
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . .. . 10 500
690. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 10 000
69%. Apparate für Telegraphie . . . 2 2 2 22002. AR 10 000
69g. Kondensatoren für Feinsprechzwecke, . . 130)
ohne Paraband 3 000)
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . K mit a 3 500
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . 2. 2. 2 2 2... TR 8 000
12. Apparatschnüre (Privattypen) . ee ar 3 600
Bogenlampen und Zubehör.
13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch -
tungszwecke: u. a. na ee a Be ie air 10 000
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . . 2... 10 009
75. Scheinwerfer ee solche für Heer, Kriegs-
und Handelsschiffe) . a ren 11.000
6. Widerstände . . . 22220. > re re ren. gu se 12 000
17T. Aufhängevorrichtungen . . 2. 2 2 22 een. 10 00)
18. Leitungskupplungen . . . . 2 2 2.2. Da ni 10 000
79. Transformatoren und Drosselspulen . .. 22. ... 14 000
Gummifreie Isolierstoffe.
80. Normalplatten ..... ee dee A NE" 6 500
81. Zählertafeln, unarmiert . . . 2 2 2 eaaa a e’ 8500
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . . . . . 10 000
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . 9 500
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
mierte AnschlußBklemmen usw.) . R . En 10 000
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall
a) mit einem Stückgewicht bs DU 8... .... 10 000
b) „ „ „ über 50 Er. 0.0 8500
V erschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen
ab 14. IX. 1922 mindestens 1500) M für 100 kg ohne Faß.
Verpackung: gemäß Niederschrift 6098/V der Preisstelle (3. Fassung)
`
bekanntgegeben werden. Ab 14. IX. 1922 gelten die An-
gaben der Ausga be 19h. Diese Tabellen, die wir wegen
Raummangels nicht abdrucken können, sind beı der Außenhandels-
stelle für deutsche Verkäufer erhäitlich. Für die Anwendung der
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker-
Motoren 1000, 750, 600, 500 Umdrehungen und für Drehstrom- Kurzschlußänker: Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten.
Die Preise der 1500- tourisen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung de r Preise für
die underen Drehzahlen gewählt.
"Druck von H 8. Hermann & Co.. Berlin SW 19, Beuthstr. 8.
-n me o aM
a y an
nn Transen. Sie
Inhalt: Naohzahlung zum Mitgliedsbeitrag
1922. 1201,
n. 1212,
Ein Wechselstromkompensator mit Vakuumröhre
Das neue Messehaus der Elektrotechnik In
Leipzig. Von K. Perliewitz. 1201,
———— N |
Meßgeräte u Meßverfahren kanntmachung über Vorträge des Elektrotechni
schen Vereins im Winterhalbjahr 1922 in Gemein-
Verkehr und Transport. 1213. Die schaft m, TWV,. und dem Außeninstitut der, Tech-
Neuorganisation der Berliner Straßenbahnen. nischen Hochschule, — Monteur-Fortbildungskursus
Die Transformatorenschäden In Golpa. Von W. Fernmeldetechnik. 1213. Zum Tode von — Sitzungsbericht des Fachausschusses vy. 28.2. 22:
Petersen. 1203, Alexander Graham Bell, gest. :am 2. VII. 1922, Sitzungskalender. 1219,
Eine einfache Kompensationsschaltung zur Mes- M ə Persönliches. 1219. L. Kadrnozka tł. B. Gleich-
sung der Betriebswerte von Kapazität und Ablei- Allgemeiner Maschinenbau. 1214 | „ann J. Barth
tung an Fernsprechkabeln. Von J, Kühle. 1205. | Kohlenstaubfeuerung für kleine Anlagen Briefe an die Schriftieltung. 1220. Elektrische
Stoffvargeudung und Wertevernichtung. Von Jahresversammlungen, Kongres- r pa Peai
f Festigkeit der Kugelkopf- und Hewlett-Hängeiso-
B. Thierbach. 1208, se, Ausstellungen. 1214.
latoren, Von A, Schwalgeru. J.F,Scheid
| Ablese-, Berechnungs- und Einzugsverfahren für Verschledenes. 1215. Von der Leipziger | u. W Cordes.
i . sik - Technischen Reichsanstalt, ° Abt. | : Pe letia j tatafi 2a
Rundschau. Leitungsbau. 1211. Versuche im Abi ag — Studienplan für Lichttechnik. | = ne FL a Rn EB Ber a i i
mit Kurzschlußketten für Freileitungen. — Zuläs- | an der Technischen Hochschule zu Karlsruhe, | nal or a re ee sag"
sige Betriebstemperaturen bei Niederspannungs- | ra AH Kari D i | Kelten, 3
kabeln mit Imprägnierter Papierisolation, | y r ust ik eun andel. . Dumping. | Eingänge. 1222,
Elektrömaschinenbau. 1212. Verrin- er Amerika. | Gesohäftliche Mitteilungen. 1222,
gerung des einseitigen magnetischen Zuges in elek- | Vereinsnachrichten. 1213. VDE. Kreuzung von | Warenmarkt. 1224.
trischen Maschinen, Telegraphen- und Fernsprechleitungen. — EV, Be- Bezugsquellenverzeichnis, 1224.
HEFT 39 (1201—1224) BERLIN, DEN 28. SEPTEMBER 1922
43. JAHRG.
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ROHR-u. SEILPOSTANLAGEN
Elektrische
Meßinstrumente
für
Laboratorium
Schalttafeln
Elektrotechnische Zeitschrift,
1922. Heft 39. 28. September 1922.
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Starkstrom-Bleikabel
tür Hoch- und Niederspannung in jeder Ausführung
Fernsprech- u. Telegraphenkabel — Isolierte Leitungen u. Schnüre für Stark- u. Schwachstrom
Signal- und Fernmeldekabel — Blanke und isolierte Freileitungen aus Kupfer und Aluminium
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1201
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit t880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 28. September 1922.
Heft 39.
Nachzahlung zum Mitgliedsbeitrag 1922.
Wir bitten alle Verbandsmitglieder, welche die in München beschlossenen und in der „ETZ‘ bereits am
13., 22. und 29. Juni veröffentlichte Nachzahlung von 100 M für persönliche und 150 %, für korporative Mitglieder
noch nicht an ihren Ortsverein eingezahlt haben, die Einzahlung umgehend vorzunehmen.
eingegangene Beträge werden durch Postauftrag eingezogen.
Bis 10. Oktober nicht
Verband Deutscher Elektrotechniker e. V.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Das neue Messehaus der Elektrotechnik in Leipzig:).
Von Kurt Perlewitz, Beratender Ingenieur, Berlin-Friedenau.
Die Elektroindustrie ist am Werk, sich in Leipzig für Messe-
ausstellungen, Sonderausstellungen und Tagungen ein eigenes Heim
zu schaffen und der bisherigen Zersplitterung auf der Technischen
Messe, die für Aussteller und Einkäufer gleich lästig und unvorteil-
war, ein Ende zu bereiten. Die Elektroindustrie wird von
der nächsten Frühjahrsmesse ab auf der Technischen Messe nicht
Zu diesem Zweck wurde im März dieses Jahres der Verein
„Haus der Elektrotechnik e. V.“ mit dem Sitz in Leipzig
gegründet. Sein Zweck ist, die Standesinteressen seiner Mitglieder
zu vertreten und ihnen durch Bereitstellung eines Messehauses die
Möglichkeit zu bieten, bei den Leipziger Messen und ähnlichen Ver-
anstaltungen in einer der Bedeutung der durch sie vertretenen In-
Abb. 1. Gesamtansicht des HausesYder Elektrotechnik in Leipzig.
mehr wie bisher in verschiedenen Hallen und in zahlreichen Meß-
palästen im Stadtinnern zerstreut sein, sondern sich in einem auf
dem Gelände am Völkerschlacht-Denkmal errichteten Gebäude,
dessen Außen- und Innenansichten nebst Grundriß in Abb. 1 bis 3
dargestellt sind, geschlossen präsentieren. Sie wird als erste In-
dustriegruppe ein eigenes Meßhaus besitzen. Die jetzt erreichte
Konzentration wird beiden Teilen, den Ausstellern und den Messe-
besuchern, zugute kommen, diese Maßnahme wird aber den Firmen
unserer Elektroindustrie auch dadurch große pekuniäre Erleichte-
rungen schaffen, daß sie künftig Reisen von Akquisiteuren, in
valutastarken Ländern, verbunden mit unerschwinglichen Reise-
3pesen, wesentlich einschränken können. Der ausländische Ein-
käufer aber, der heute ohne hohe Spesen die Messen besuchen kann,
wird nicht mehr auf preislistenmäßige Angebote angewiesen, son-
dern in der Lage sein, sich an Ort und Stelle über die Güte der ver-
schiedenen Fabrikate zu unterrichten. Ebenso fallen die hohen
Transportkosten für Ausstellungsmaterial, die Kosten der ständigen
Neuausstattung der Stände und ein großer Teil der Verwaltungs-
kosten fort, wenn jede Firma ihren ständigen Ausstellungsplatz
behält. Alle die kostspieligen Wanderausstellungen werden also
überflüssig.
) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 669, 1121.
dustrien entsprechenden, würdigen Art ausstellen zu können und
. dadurch die eigenen Interessen, damit aber auch die der Leip-
ziger Messe im allgemeinen, zu fördern. Jeder wirtschaft-
liche Geschäftsbetrieb des Vereins ist ausge-
schlossen.
Der Verein erhält das benötigte Grundstück seitens der Stadt
Leipzig auf 66 Jahre in Erbpacht, wogegen die Stadt das Recht hat,
die Baulichkeiten nach Ablauf dieser Zeit zu % ihres Taxwertes
zu übernehmen. Die Vereinsmitglieder (nur Fabrikanten) werden
durch ihren Beitritt Mitbesitzer des Hauses. Sie zahlen ein ein-
maliges Eintrittsgeld von mindestens 5000 M und gegebenenfalls
Darlehen; für je 1000 M haben sie eine Stimme?).
» Während diere Zeilen in Druck gehen, wird gemeldet, daß der Raum in
den z. Z. im Bau befindlichen Gebäudeteilen voll belegt ist. Es besteht die Mög-
lichkeit, noch Gebäudeteile aufzuführen, deren Ausführung vorsichtigerweise
zunächst zurückgestellt worden war. Diese bieten noch eine Gesamtnutzfläche
von 700 m®, deren Baupreis naturgemäß wesentlich höher werden wird als die
z. Z. in Ausführung begriffenen.
. Interessenten, die sich noch nicht zum Beitritt zu diesem, der Gesamt-
heit und jedem Einzelnen dienenden: Unternehmen entschlossen haben, wird
empfohlen, sich baldigst an die Geschäftsstelle des Vereins in Leipzig.
Grimmaische Straße 21, oder an seine Berliner Geschäftsstelle W. 10, Cornelius-
Straße 8, zu wenden, damit es noch möglich ist sie ihrer Gruppe zuzuteilen.
1202
Das „Haus der Elektrotechnik” wird im Hauptgeschoß eine Aus-
stellungsfläche von 10000 m? erhalten und wird, nach dem Stand mitbenutzt werden
von August 1922, echätzungsweise 75 Mill. M Baukosten erfordern.
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Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 39.
28. September 1922.
sind so hergerichtet, daß sie z. Z. der Messen als Ausstellungsräume
können. Eine elektrische Transformatoren-
station, welche 3000 kW Gleich-, Wechsel- und Drehstrom zur Ver-
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SCHNeTT DURCH DIE HALLB MATA 1:50
Abb. 2. Blick in die Ausstellungshalle mit ihren Seitenschiffen des Hauses der Elektrotechnik in Leipzig.
Es sind also von den Ausstellern auf gleicher Basis etwa 11 000 M
für 0,85 m? einmalig als Baukostenbeitrag zu zahlen, um damit
während der Dauer der Erbpacht das Recht auf die Benutzung der
Plätze zu erlangen. Ferner sind von den Mitgliedern 4000 M antei-
lige, hypothekarische Verpflichtungen für je 0,85 m? zu
tragen. Der Rat der Stadt Leipzig hat sich verpflich- í
tet, eine Hypothek von 20 Mill. M bei 6 % Zinsen und
1% Amortisation bereitzustellen. Die außerdem zu
verteilenden, jährlichen Verwaltungskosten und allge-
meinen Abgaben dürften bei der großen Beteiligung
nur mäßige sein; sie werden pro rata des in Anspruch
genommenen Platzes verteilt werden.
Maßgebend für den Entwurf und die Einrichtung
dieses Hauses war der Gesichtspunkt: „Gleichbe-
rechtigungundGleichstellungallerBe
teiligten“. Nur die Flächengröße des von den Mit-
gliedern in Anspruch genommenen Ausstellungsraumes
wird Groß-, Mittel- und Kleinfirmen zu unterscheiden
gestatten, und einzig und allein die Qualität der aus-
gestellten Fabrikate wird den Ausstellungsbesucher
beeinflussen. Der Wettbewerb wird somit lediglich
in der Qualität der ausgestellten Waren liegen. Diesen
Gesichtspunkten trägt auch die ganze Formgebung
der großen Ausstellungshalle (Abb. 2) Rechnung. Sie
wird vornehm, schön und ruhig wirken. Die Mehrzahl
der Gruppen sind in dem großen Hallenbau (80 X 45m
bei 15 m Höhe) untergebracht. Die beiden Seiten-
schiffe werden Kleinfabrikate, die in dem hohen
Hallenbau zu sehr verschwinden würden, aufnehmen.
Für elektrische Heiz- und Kochapparate sowie für Be-
leuchtungskörper sind Räume im Obergeschoß vorge-
sehen. Es werden Stände von je 3 bis 500 m? Flächen-
größe eingerichtet und ganz einheitlich ausgestattet
werden, Die Aussteller werden in 11 Gruppen unter-
teilt, die jede für sich einen guten und schnellen Über-
blick über ihre Fabrikate ermöglichen wird:
1. Firmen mit allseitiger Fabrikation,
2. Dynamos, Elektromotoren und
(Anlasser, Widerstände),
3. Meßgeräte und Zähler, |
4. Schwachstromapparate, |
5. Schaltapparate und Installationsmaterial,
6. Porzellanfabrikate, |
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Zubehör
. Kabel, Drähte und Isolierrohre,
. Halbfabrikate,
. Heiz- und Kochapparate sowie elektro-medizi- u
nische Apparate, FEN
10. Beleuchtungskörper, i
11. Elektrische Schweißmaschinen.
Neben den Ausstellungsräumen wird das Haus
auch Verseammlungsräume, Presesezimmer und Versuchs-
räume enthalten und daher auch für Sonderaustellungen und Kon-
gresse der Elektroindustrie ein Heim bieten. Aber diese Räume
fügung stellt, mit allen notwendigen Hilfsmitteln zur Versorgung
der Aussteller und zur Vornahme von Hochspannungsversuchen
wird gleichfalls eingerichtet; auch für alle Zwecke hinreichende .
Wasserversorgung wird zur Verfügung stehen.
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105
Abb. 3. Grundriß des Erdgeschosses des Hauses der Elektrotechnik in Leipzig.
Der Entwurf des Gebäudes rührt von Prof. Dr. H. Grässel,
München, her, seine Ausführung ist den Leipziger Architekten
Schmidt und Johlige übertragen worden, und es ist gelungen,
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28. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39.
1203
sich die Mitarbeit des Geh. Baurats H o f f m a n n, Stadtbaumeisters
von Berlin, sowohl für die Ausgestaltung des Baues wie für seine
Ausführung zu versichern. Den Architekten wurden von den dem
Vorstande zur Verfügung stehenden, im Ausstellungswesen sehr
vertrauten Herren aus der Industrie wertvolle Gesichtspunkte für
bauliche Anordnungen und vor allem für die Beleuchtungsfrage
gegeben. Das „Haus der Elektrotechnik” wird den rechten Flügel
eines weiten, hufeisenföürmigen Komplexes von Meßpalästen bilden,
von welchem die Halle 12 das Mittelstück, die frühere „Betonhalle‘
den linken Flügel einnimmt. Der Bauplatz ist 109 m breit und 117 m
lang. Zunächst wird derjenige Teil des Baues ausgeführt, welcher
6000 m? Ausstellungsfläche umfaßt. Er besteht aus einem teilweise
unterkellerten, zweigeschossigen, um einen schönen offenen Vor-
hof sich gruppierenden vorderen Ausstellungsbau mit einem die
Eingänge und den 400 m? großen Versammlungssaal enthaltenden
monumentalen Mittelbau, an welchen eich nach rückwärts eine 80 m
lange, 45 m breite und in der Mitte 15 m hohe, dreischiffige, basilika-
artige Halle anschließt. Das Mittelschiff dieser Halle ist freitragend
überdacht. Im Erdgeschoß des rechten Flügelbaues werden die Ver-
wältungsräume Platz finden, während das Untergeschoß an dieser
Stelle Packräume und Räume zur Aufspeicherung von Kisten ent-
hält. In das Untergeschoß des linken Flügelbaues wird die erwähnte
Transformatorenanlage eingebaut. Sämtliche Räume werden mit `
Heizanlagen versehen sein.
Das Gesamtbild der Ausstellungen wird durch eine einheitliche,
farbige Behandlung der Einbauten, der Wände und der Aufschriften
möglichst wirkeam gestaltet werden, so daß selbst der kleinste Aus-
stellungsplatz vollen Anteil an dem Gesamtbilde hat. Zurzeit der
Drucklegung dieser Zeilen ist der Bau des „Hauses der Elektrotech-
nik“ bereits in seinen Grundmauern bis zum ersten Stockwerk ge-
diehen. Die Montage der Eisenkonstruktionen für die große Halle
wurde soeben begonnen. Das Haus wird bis zum Spätherbst über-
dacht sein, so daß während des Winters Innenausbau und Installa-
tionen mit aller Sorgfalt erfolgen können.
Die Transformatorenschäden in Golpa.
(Unterbrechungsüberepannungen durch Schnellauslösung im plötzlichen Kurzschluß.)
| Von W, Petersen, Darmstadt.
Übersicht. Zur Klärung mehrerer Transformatorenfehler im Groß-
kraftwerk Golpa wurden Versuche durchgeführt, die den Nachweis
erbringen, daß die in Golpa verwendete Schnellauslösung der Trans-
formatorenschalter zu erheblichen Überspannungen Anlaß gibt.
Die Transformatorenschäden in Golpa, die ein gewisses Auf-
sehen erregt haben, verlangten nach einer Klarstellung. Da eine
theoretische Erklärung — welche die Voraussetzungen nicht
immer lückenlos erfassen kann — nie die Beweiskraft hat, wie das
Experiment, stellten die Elektrowerke A.G., denen auch an dieser
Stelle hierfür Dank gesagt sei, in der entgegenkommendsten
Weise einen Maschinensatz für Versuche zur Verfügung.
Die Störungsberichte ließen erkennen, daß die Fehler bei Stö-
rungen in der Nähe oder im Kraftwerk aufgetreten waren, d. h.
dann, wenn statt der Freileitungsschalter die Transformatoren-
ul [mit Schnellauslösung')] den Kurzschluß abgeschaltet
atten.
Die theoretische Untersuchung dieses Vorganges führt zu
folgendem Ergebnis:
In Abb. 1 ist Dk die Kurzschlußinduktivität eines Genera-
tors, C eine Kapazität, z. B. die eines Kabels, die zwischen Ge-
nerator und Schalter liegt, K der Kurzschlußpurkt. Zwischen
dem Kurzschlußstrom 2, und der EMK e, des Generators besteht
eine Phasenverschiebung von nahezu 90°. Wird der Kurzschluß-
strom im Augenblick S bei seinem Durchgang durch Null unter-
brochen, so würde plötz-
lich der Scheitelwert
Ekm der EMK erschei-
nen, wenn die Kapazität
C nicht vorhanden wäre
(Abb. 2)
lr C 4
Abb. 1.
In dem aus Lk und C bestehenden Schwingungskreise kann
der Übergang von dem „Anfangazustand“
Va = 0
im Augenblick der Unterbrechung des Kurzschlusses, zu dem
„Endzustand”
Ve = Ekm
nicht momentan erfolgen. Der Übergang geschieht in der Form
einer Schwingung (Abb. 3), die übrigens mit der Einschaltschwin-
gung völlig übereinstimmt. Abb. 3 hat einen anderen Längenmaß-
stab wie Abb. 2.
Da nach bekannten Gesetzen die Schwingungsamplitude
Vm = Ve — Va = Ekm
ist, entsteht an C im „Grenzfall“, bei Vernachlässigung der Dämp-
fung die Überspannung doppelter Höhe:
Vim = 2 Ekm
..»_ Die Ansichten über die Schnellauslösung waren in unserer Praxis ge-
teilt. In Kraftwerken ist sie jedenfalls unstatthaft; sie gefährdet die aoue
lo ol a wurde,idie Schnellauslösung auf meine Veran assungn im Juni 1
ern ;
Im Dauerkurzschluß ist dieser Vorgang harmlos. Wenn
z. B. die EMK einen Wert von 20% der betriebsmäßigen Klem-
menspannung hat, dann ist ihre Verdoppelung nach der Unter-
brechung ungefährlich.
Ganz andere Werte treten jedoch auf, wenn nicht im Dauer-,
sondern im plötzlichen Kurz-
schluß unterbrochen wird. Die
EMK der plötzlich kurzgeschlos-
senen Maschine klingt mit der
Zeit bis auf den Endwert in
Dauerkurzschluß ab. Erfolgt je-
doch die Unterbrechung des
Kurzschlußstromes wenige Pe-
rioden nach dem Einsetzen des
plötzlichen Kurzschlusses, so ist
die EMK erst um wenige Prozent
gefallen.
Abb. 4 soll diesen Vorgang
veranschaulichen. Wie in Abb. 2
stellt die punktierte Welle e, die EMK der Maschine dar, sie
klingt ebenso wie der Strom ;;, langsam ab. Unterbricht der
Strom in seinem Nullwert, so erscheint sie fast mit der vollen
Höhe der betriebsmäßigen Klemmenspannung. Der schwingende
Übergang im Schwingungskreis Abb. 1 liefert eine Überspannung,
die nur wenig niedriger ist als die doppelte Betriebsspannung.
Der Vorgang wird durch eine weitere Erscheinung verwickelt.
An dem unter Öl brennenden Lichtbogen tritt eine Spannung vo
auf, deren Verlauf gleichfalls Abb. 4 zeigt.
Abb. 3,
---£
Im Augenblick der Stromunterbrechung ist daher die Kapa-
zität C nicht spannungslos, die Anfangsspannung ist nicht, wie
wir vorher angenommen haben, gleich Null, sondern sie hat
einen Wert: |
UVa = — A Ve,
der das entgegengesetzte Vorzeichen hat, wie die nach der
Stromunterbrechung erscheinende Maschinenspannung:
Ve = Ekm .
Nach den Gesetzen der Schwingungsiehre ist die Schwin-
gungsamplitude der Schwingung, die den Übergang von va auf ve
vermittelt,
Fm = Vs — Va
1204
Die Schwingung führt im Grenzfall auf die Überspannung
Viim =Zvet (de — Va ) = (2 4- a) Ekm .
Die Spannung des Systems wird von A bis E herumgerissen;
die hierbei auftretende Schwingung p:ndelt weit über den End-
zustand Ekm hinaus.
Ist beispielsweise die EMK der Maschine im Augenblick der
Stromunterbrechung 90 % der betriebsmäßigen Klemmenspannung,
Ekm = 0,9 Em, und a = 0,67, so erscheint im Grenzfall die 2,4 fache
Überspannung. | |
In einer Maschine, die vor dem Einsetzen des Kurzschlusses
belastet war, ist die EMK höher als die Kiemmenspannung. Wenn
auch bis zu der Schalterauslösung Zeit vergeht — in Golpa setzt
die Auslösung laut oszillographischer Aufnahme nach etwa 7 bis
8 Perioden ein —, so kann es doch vorkommen, daß trotz des Ab-
klingens die EMK im Zeitpunkt der Abschaltung höher ist als
die Klemmenspannung, mit der die Maschine vor dem Kurzschluß
arbeitete.
Die theoretischen Grundlagen dieser Unterbrechungsüberspan-
nung sind von großer Einfachheit und Klarheit; auch praktisch
ist sie häufig beobachtet worden, ebenso wie sie sich im Labo-
ratorium leicht darstellen läßt. Sie tritt z. B. auf bei Kabel-, ins-
besondere bei Muffenfehlern, wenn die starke Druckentwicklung
des vergasten Isoliermittels den plötzl'chen Kurzschlußstrom
unterbricht. Auch in Freileitungsnetzen liegt unter bestimmten
Verhältnissen, z. B. beim Zusammenschlagen der Phasen im star-
ken Sturm, die Möglichkeit des Löschens des plötzlichen Kurz-
schlußstromes vor. Außer diesen natürlichen Voraussetzungen
besteht die künstliche des Vorhandenseins von Schaltern mit
Schnellauelösung.
Trotzdem ist die Beurteilung der Sachlage im Falle Golpa
nicht leicht, da der Schwingungskreis in Golpa eine Frequenz
hat, die zwischen 3000 und 4000 Perioden in der Sekunde liegt.
Nur auf experimentellem Wege ließen sich die Fragen beant-
worten:
1. Geht der Übergang zwischen Va und ve 80 rasch von
statten, daß der Kreis zum Schwingen angeregt wird?
9, Ist bei der hohen Frequenz von 3000 bis 4000 der Kreis
überhaupt noch schwingungsfähig? Die Dämpfung durch
Stromverdrängung könnte größer als die kritische sein.
| Die zweite Frage konnte auf Grund von Erfahrungen mit
großer Wahrscheinlichkeit bejaht werden.
Abgesehen von diesen Zweifelsfragen ist der Schwingungs-
kreis in Golpa nicht so einfach, wie der in Abb. 1 dargestellte.
Ein Generator von 22000 kVA und ein Transformator von 17 000
KVA bilden eine Einheit. Die Induktivität Lk liegt in der.
Hauptsache im Generator (11%) und in einer Kurzschlußdrossel-
spule (733%). Die Kapazität liegt mit ihrem größeren Anteil
in einer 220 m langen 10-fach-Kabelverbindung zwischen Gene-
rator und Transformator. Der kleinere Anteil steckt im Trans-
formator — nämlich in dessen Kapazität gegen Erde und Nieder-
voltwicklung.
Zwischen Generator un
Der zwischen Hochvoltseite
des Transformators und den '7°= 7 ===
Sammelschienen liegende Öl-
schalter hat keine Schutz-
widerstände?).
Die Kurzschlüsse wurden |
bei den Versuchen zwischen `
zwei Phasen der 110000 V-
Seite ausgeführt; dreiphasige
Kurzschlüsse gehören be-
kanntlich zu den größten Aus-
nahmen.
Aufgenommen wurde der
Strom einer Phase auf der
Hochvoltseite (auf der Sekun-
därseite einesWandlers),,eben-
so die Spannung zwischen den
beiden kurzgeschlossenen Pha-
sen (mit Hilfe von Spannungs-
wandlern).
Abb. 5 gibt in vergrößer-
tem Maßstabe eines der Oszil-
logramme wieder; es zeigt den
theoretisch vorausgesagten
Verlauf nach Abb. 3 und 4.
Sehr interessant ist der Hoch-
frequenzstrom, in den der
Strom 2, nach seiner Unterbrechung übergeht. Es ist dies der Lade-
strom der kleinen Kapazität der wenige Meter langen Leitung
zwischen Stromwandler und Ölschalter.
Zwischen sechs Aufnahmen, die in einem Zeitraum von etwa
3 Stunden gemacht worden sind, besteht kein Unterschied. Es
handelt sich um einen Vorgang, der weder von Zufälligkeiten
Transformator liegt kein Schalter.
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4
I
Abb 5.
R Die im Plan der Schaltanlage vorgesehenen Schutzschalter konnten
aus Baustoffmangel im Krieg nicht gebaut werden. Sie hätten die unliebsamen
Erscheinungen sicher beherrscht.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 39.
28. September 1922.
noch vom Schaltmoment abhängt.
gleichen starren Gleise.
Überraschend war die Feststellung, daß die Stromunter-
brechung sechs- bis siebenmal aussetzt, bevor sie endgültig er-
folgt. Zwar unterbricht der Strom jedesmal bei seinem Durch-
gang durch Null, aber die der Unterbrechung folgende Über-
spannung führt zur Rückzündung. Die Zündspannung wird
mit wachsender Schalteröffnung immer größer und größer, bis
aan die Überspannung nicht mehr zur Rückzündung aus-
reicht.
Der Transformator erhält eine Reihe von Stößen mit wach-
sender Heftigkeit. Die Beanspruchung durch die Überspannung,
deren Frequenz aus dem Oszillogramm sich zu rund 3800 Per/s
ergibt, ist an sich schon bedeutend, sie wird verschärft, wenn der
Kurzschluß von einem Erdschluß begleitet ist.
Die kettenweise auftretenden Rückzündungen bedeuten eine
Gefahr für die Wicklung, insbesondere für den Nullpunkt.
In erster Näherung können wir uns über die Gefährdung des
Nullpunktes eine Vorstellung bilden, wenn wir dem von R üd en-
berg in Heft 8 der „Elektrotechnik und Maschinenbau” 191 ein-
geschlagenen Weg folgen. Abb. 6a gibt den Spannungszustand
im Augenblick vor der Rückzündung; diese löst eine ZEntlade-
welle aus, welche in Abb. 6b etwa bis zur Schenkelmitte gedrun-
gen ist. In Abb. 6c steht die Entladewelle kurz vor der Er-
reichung des Nullpunktes. Der volle Spannungsunterschied Pi,
der vor der Rückzündung zwischen den Punkten KK herrschte,
ist auf nahe benachbarte Wicklungsteile des Nullpunktes verlegt
Er verläuft jedesmal in dem
worden. War z2. B. v,;,=230 kV, so finden sich diese 250 kV
y% zwischen wenigen Win-
dungen am Nullpunkt
wieder.
Die Abb. 6 erläutert
nur die bekannte theo-
retische und experi-
mentelle Erfahrung, daß
die höchste Sprung-
wellenbeanspruchung
eines Transformatorsbei
Kurzschlüssen an seinem
Nulipunkt auftritt.
Abb. 6
. Abb. 7.
Selbstredend wird in Wirklichkeit die Beanspruchung am
Nullpunkt niedriger sein, als sie sich in erster Näherung aus
Abb. 6 ergibt; die strengere Rechnung muß den Transformator
als Kettenleiter behandeln und die Dämpfung in Rechnung ziehen.
Doch geben Versuche an Großtransformatoren mit ihren geringen
Gesamtdrahtlängen der Wicklung recht gute Deckung zwischen
Versuch und Schätzung nach Abb. 6 — im Gegensatz zu Klein-
transformatoren, deren elektrische Eigenschaften nicht einmal
schätzungsweise die Näherung nach Abb. 6 gestatten.
Eine zahlenmäßige Auswertung der Wellenbilder nach Abb.b
ist unstatthaft. Die Meßschleifen des ÖOszillographen können
diesen raschen Vorgängen nicht recht folgen; anderseits ver-
zerren sie den Vorgang durch ihre Eigenschwingungen. Außer-
dem bringt die Zwischenschaltung der Wandler eine Reihe von
weiteren Unsicherheiten.
Zum sichtbaren Nachweis der Überspannungen diente ein
rotierendes Neonrohr in der bekannten, bei Hochfrequenzmessun-
gen üblichen Ausführung, dessen Zuleitung mit einer der Ver-
bindungsleitungen zwischen Transformator und Schalter kapa-
zitiv gekoppelt war. Das helle Aufleuchten des Röhrchens wurde
jedesmal bei der Abschaltung von mehreren Beobachtern wahr-
genommen.
Einzelheiten der Versuche.
` Für die Versuche wurde die aus dem Generator VII und
Transformator VII bestehende Einheit zur Verfügung gestellt.
Eigenschaften des Generators: i
Leistung: 22000 kVA,
Strom: 2015 A, Spannung 6300 V,
Streureaktanz im normalen Betrieb: 11 %,
Kapazität der drei Phasen gegen Erde: 0,3.10 ©.
Eigenschaften des Transformators:
Leistung: 17000 kVA,
Strom: 89,2/1560 A, Spannung 110 000/6300 V,
Kurzschlußspannung: 3,05 %, Schaltung: Stern-Dreieck.
28. September 1922.
Zwischen Generator und Transformator liegt eine 220 m
lange, 10-fache Kabelverbindung (insgesamt 2000 m):
3 X 185 mm? Al.
Kapazitive Eigenschaften der Kabel:
Kapazität einer Phase gegen
Erde . . .. 2.2.0. Ka=0,3 bis 0,36.10-6 F/km
degl. zwischen Phase und
Phase Dune K.a=01 „ 014.106 ,
Betriebskapazität Cò =06 „ 072.106 ,
Zur Ergänzung der zu niedrigen Kurzschlußreaktanz des
Transformators älterer Bauart dient ein unmittelbar am Gene-
rator aufgestellter Kurzschluß-Drosselspulensatz mit einer Impe-
danz von 0,1325 Q. je Phase (Spulenspannung 7,33 %, bezogen
auf den Generator).
Zur Herstellung des Kurzschlusses diente ein zwischen zwei
Phasen angeordnetes Hörnerpaar, das durch ein fallendes Eisen-
stick überbrückt wurde. Die Schnellauslösung erfolgt durch ein
Maximalrelais mit Schnellkontakt.
Um den Transformator nicht unnötig zu gefährden, wurden
die Versuche bei Spannungen von 53 000 bis 57 200 V ausgeführt.
Der Dauerkurzschlußstrom der Niedervoltseite belief sich hier-
bei in zwei Phasen auf rd 500, in der dritten auf rd 1000 A.
Überführt man die Niedervoltseite auf die Hochvoltseite, so
erhält man die Ersatzschaltung Abb. 7.
In dieser ist die Summe von Generator- und Drosselspulen-
irduktivität:
Lo = 0,43 H
und die an der Schwingung teilnehmende Kapazität der Kabel-
verbindung:
Cx = 0,002 17 bis 0,00260.10-6 F.
Die Kapazität einer Phase gegen Erde des Generators mit
je 0,1.10° ë kann vernachlässigt werden; denn ihre auf Cx be-
zogene Gıöße würde Ck nur um 1,8 % vergrößern. Die Unsicher-
heit von 20%, mit der die Angabe von Ck behaftet ist, ist ein
Vielfaches hiervon.
Die verteilte Kapazität der Hochvoltseite des Transforma-
tors wird dadurch .in der Ersatzschaltung berücksichtigt, daß man
den vollen Wert von 0,001.1U-% F der Kapazität zwischen Phase
und Phase in der Mitte der Hochvoltwicklung konzentriert. Als
Induktivität ist dann die halbe Kurzschlußinduktivität zweier
in Reihe liegenden Phasen: i
Le = 0,0691 H
einzuführen.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 39.
1205
Die beiden Schwingungskreise der Abb. 7 haben, für sich
getrennt betrachtet, Eigenfrequenzen, die im Verhältnis 1: 4,5 bis
4,9 stehen. Bei dieser Sachlage läßt sich annähernd die Eigen-
frequenz der Zusammenstellung Abb. 7 wie die eines einfachen
Schwingungskreises berechnen, in welchem an Stelle der Reihen-
schaltung von Lt und Ce eine Ersatzkapazität eingeführt wird,
die im vorliegenden Fall rd 0,0014 .10—6 F ist.
Demnach ergibt sich für
Ly = 0,643 und > C 00.0036 bis 0,004. 10—6
eine Frequenz von
y = 3300 bis 3150.
Wenn man die Unsicherheiten der ganzen Rechnung bedenkt,
so stimmt dieser Wert mit dem aus den Oszillogrammen er-
mittelten von
T v = 3800
gut überein. Die für den normalen Lauf des Generators ange-
gebene Reaktanzspannung von 11% ist bei der hohen Frequenz
bestimmt niedriger. Andrerseits ist die Streureaktanz des
Transformators im Fall der „Belastung” durch die verteilte Ka-
pazität der Wicklung höher als bei normaler Belastung.
Die Schätzung der Höhe der Überspannung führt auf einen
Wert von etwa 250 eff. kV.
Nach oszillographischen Aufnahmen vergeht zwischen , dem
Anspringen der Schnellauslösung im Maximalrelais und der
Lösung der Kontakte im Ölschalter eine Zeit von 7 bis 8 Per, die
endgültige Unterbrechung erfolgt nach 9% bis 10% Per In
dieser Zeit klingt die EMK der Maschine im plötzlichen Kurz-
schluß zwischen Phase und Phase nur um 15% ab. Ist die
Klemmenpannung vor dem Kurzschluß bei einer Belastung von
17000 kVA und cos ọ = 0,85 gleich 110 kV, so ist bei der Unter-
brechung des Kurzschlusses noch mit einer EMK von rd 100 kV
zu rechnen. Wir setzen demnach ve = 100 kV.
Im Moment der Stromunterbrechung wird die Spannung am
verlöschenden Lichtbogen mit 50 kV sehr vorsichtig geschätzt.
Dementsprechend ist va = 50 kV.
Hieraus ergibt sich die Schwingungsamplitude zu 150 kV
und die Überspannung im Grenzfall zu 10 + 150 = 2% kV.
Eine Erhöhung von va erhöht die Überspannung um den gleichen
Betrag. — Die Spannung va kann als Unterbrechungsüberspan-
nung im eigentlichen Sinne des Wortes angesprochen werden.
Sie wird erzeugt durch die überrasche Änderung des Stromes im
Augenblick vor seiner Unterbrechung.
Eine einfache Kompensationsschaltung zur Messung der Betriebswerte von Kapazität und Ableitung an
Fernsprechkabeln.
(Mitteilung aus dem elektrischen Laboratorium. der Heddernheimer Kupferwerke und Süddeutschen Kabelwerke, Abteilung Süddeutsche Kabelwerke, Mannheim.)
| Von Dr.-Ing. J. Kühle, Mannheim.
Übersicht. Es wird eine Einrichtung zur direkten Messung der Be-
triebewerte der Kapazität und Ableitung an Fernsprechk beln beschrieben,
die im Gegensatz zu den bisher bekannt gewordenen Brückenmethoden
suf einem Kompensationsverfahren beruht. Die Unempfindlichkeit der
Kompensationsschaltung gegen elektrische Unsymmetrien der Stromquelle
zu der zu messenden Doppelader macht bei dieser Einrichtung alle Vorrich-
tungen zur Herbeiführung der re entbehrlich, wodurch größte Ein-
fachheit der Schaltung und größte Zuverlässigkeit in der Handhabung der
Apparatur erzielt wird. Der Einfluß einer unsymmetrischen Stromquelle
auf das Messungsergepnis wird rechnerisch ermittelt und durch ein Zahlen-
beispiel, in dem übertrieben starke Unsymmetrien vorausgesetzt sind,
belegt. Die erzielbare Meßgenauigkeit wird an Hand eines Ausführungs-
beispieles der Einrichtung erörtert. Am Schlusse wird eine besondere
Vorrichtung beschrieben, durch welche die Werte der Zuleitung zum Kabel
von der Messung ausgeschaltet werden.
Zu den Kapazitäts- und Ableitungsmessungen an Fernsprech-
kabeln kommt in der Regel die M. W ie n sche Brückenschaltung
mit der Hilfsschaltung nach Dr. K. W. Wagner zur Anwendung.
Auf die Einzelheiten dieser Messungen, die in der Literatur von ver-
schiedenen Seiten erschöpfend behandelt worden sind, braucht an
dieser Stelle nicht näher eingegangen zu werden. Bekanntlich sind
beidiesem Meßverfahren zur Bestimmung der für die Fortpflanzung
der Sprechströme allein maßgebenden Betriebswerte der Kapazität
und Ableitung jeder Doppelleitung 3 Einzelmessungen erforderlich,
aus deren Ergebnissen die jeweiligen Betriebswerte errechnet wer-
den, Der Nutzen einer Einrichtung, welche die direkte Messung der
Betriebswerte durch eine Einzelmessung unter Fortfall der zeit-
raubenden Zwischenrechnung zu bestimmen gestattet, liegt auf der
Hand. Es hat daher nicht an Bestrebungen gefehlt, für die direkte
essung der Betriebswerte geeignete Schaltungen auszubauen. Bis-
lang sind 3 Schaltungen bekannt geworden, die diesem Zwecke die-
nen; und zwar ist die eine angegeben von Herrn F. Fischer),
eine andere von Herrn Dr. H. Jordan?), eine dritte von Herrn
K.KüpfmüllerundP.Thomas’). Das gemeinsame Charakte-
ristische dieser 3 Schaltungen ist, daß sie aus der Wienschen
Brückenschaltung hergeleitet sind, und zwar durch Hinzufügung
von Scheinwiderständen, welche die Herstellung der elektrischen
Symmetrie in bezug auf die zu messende Doppelader bezwecken. Be-
züglich der Einzelheiten dieser Meßschaltungen sei auf die betrei-
fenden Originalberichte verwiesen.
Durch die erwähnten Schaltungen kann das Problem der direk-
ten Betriebswertmessung als gelöst gelten. Wenn ich trotzdem im
folgenden eine von den angeführten Schaltungen grundsätzlich ver-
schiedene Meßanordnung bekanntgebe, so mag das durch den Um-
stand gerechtfertigt erscheinen, daß der Aufbau und die Handha-
bung dieser Meßanordnung, wie im folgenden gezeigt werden soll,
einfacher als bei den vorgenannten Schaltungen ist und daher be-
merkenswerte Vorteile für den Gebrauch, namentlich in der Hand
weniger geschulter Hilfskräfte, bietet. In der Abb. 1 ist das Schema
dieser Meßanordnung dargestellt, welche von mir im elektrischen
Laboratorium der Süddeutschen Kabelwerke in Mannheim zur Vor-
nahme von Betriebswertmessungen der Kapazität und Ableitung an
Telephonkabeln ausgebildet wurde. Es ist eine Kompens ıtions-
schaltung, deren wesentlichste Bestandteile zwei gleiche eisenfreie
Differentialtransformatoren Uı und U; sind. Die Primärwicklungen
der Transformatoren bestehen aus je zwei symmetrischen Hälften
Pia, Pıb, bezw. Pa, P2d. An die Verzweigungspunkte A und E ist der
') Messung der betriebsmäßigen Ableitung von Fernsprechkabeln mit
geerdetein und ungeerdetem Bleimantel. „Telegraphen- u. Fernsprechtechnik”,
IH. 10. Oktober 1921. i , f
^) Unmittelbare Messung der Betriebskapazität und Ableitung an Fern-
sprechdoppelleitungen. „ETZ“ 1922, Heft 1. RE
3) Wechselstrombrücke zum Messen der Scheinwiderstände von Fernsprech-
kabeln. „ETZ“ 1922, Heft 14.
1206
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922.
Heit 39. 28. September 1922.
Wechselstromgenerator G angeschlossen. An die Zweige Pia und
Pza sind die Leiter 1 und 2 der zu messenden Doppelader angeschlos-
sen, an die Zweige Pı» und Pæ der Vergleichskondensator c mit dem
vorgeschalteten Widerstand r. Die Zweige Pia, Piè sowie Pa, P2b
sind so geschaltet, daß das Magnetfeld in den Transformatoren ver-
schwindet, wenn der von der Doppelader aufgenommene Strom der
Größe und Phase nach gleich dem vom Vergleichskondensator auf-
genommenen Strom ist. In diesem Falle ist der Scheinwiderstand
der Doppelader gleich dem Scheinwiderstand des Kondensators e mit
vorgeschaltetem Widerstand r, deren Werte von den Skalen der Ap-
parate abgelesen werden können. Das Verschwinden des Magnet-
feldes wird durch das Schweigen des Prüftelephons T angezeigt,
das mit den Sekundärwicklungen S, und Sz in Serie geschaltet ist.
Das Meßverfahren unterscheidet sich äußerlich also nicht von dem
bei der Wienschen Brückenschaltung angewandten. Man reguliert c
und r so lange, bis der Ton im Prüftelephon verschwindet. Für die
Messung ist es ohne Belang, ob der Bleimantel des Kabels an Erde
angeschlossen oder gegen Erde isoliert wird, was in den späteren Ab-
schnitten noch näher begründet werden soll. Die beiden Differentfal-
transformatoren U, und U, können so aufgestellt werden, daß sich
ihre Magnetfelder gegenseitig nicht beeinflussen, oder, um eine grö-
Bere Empfindlichkeit zu erzielen, daß die Magnetfelder bei einsei-
tigem Stromdurchgang, z. B. durch die Wicklungszweige Pia und Pa
sich addieren. Bei Verwendung von Eisen kann man den beiden
Transformatoren einen gemeinsamen geschlossenen Kern geben. Im
Interesse der Einfachheit der Herstellung sind in dem von mir ange-
wandten Modell offene eisenfreie Spulen verwendet worden. Eine
störende induktive Einwirkung der Magnetfelder auf die Verbin-
dungsleitungen der Apparate ist nicht zu befürchten, da im Zustande
des elektrischen Gleichgewichtes im Kompensator kein nach außen
wirkendes Magnetfeld existiert.
AufbaudesKompensators,
Bei der Herstellung der Differentialtransformatoren sind Vor-
sichtsmaßnahmen zu treffen, um Fehlerquellen bei der Messung aus-
zuschalten. Zur Beseitigung störender Influenzwirkungen der Pri-
mär- und Sekundärspulen aufeinander und gegen Erde muß jede
Spule mit einem elektrostatischen Schutz versehen werden (Abb. 2).
Die Sekundärspulen S, und S, sind mit metallischen Hüllen umgeben,
die an Erde angeschlossen sind. Die Primärspulen P, und P, erhalten
ebenfalls metallische Umhüllungen, die an die Stromzuführungs-
punkte A und E angeschlossen sind.
Abb. 2. Differentialtransformator
mit elektrostatischem Schutz.
Abb. 1. Abb. 3. Schema der Teilkapazitäten
einer Doppelleitung 1, 2.
Schema der Kompensations-
schaltung.
Der Primärschutz soll verhüten, daß zusätzliche Kapazitäten
der Spulen P, und P, gegen Erde in die Messung eingehen. Der Se-
kundärschutz hält die elektrostatischen Einwirkungen der Primär-
pulen, die hohe Potentiuldifferenzen gegen Erde haben, von den Se-
kundärspulen fern. Ohne diesen Schutz würde das Prüftelephon T
nicht zum Schweigen gebracht werden können. In der Schaltung ver-
bleiben dann noch als Fehlerquellen die Erdkapazitäten des Ver-
gleichskondensators c und des Rheostaten r. Der hierdurch ver-
ursachte Fehler tritt beim Messen als eine geringe Vergrößerung der
Anfangskapazität des Kondensators c in die Erscheinung, mit der
auch je nach den 1solationsverhältnissen eine geringfügige Änderung
der Ableitung des Kondensators verbunden ist. Da bei jeder Messung
die Werte der Zuleitung zum Kabel in Abzug zu bringen sind, echal-
ten diese Fehler sich gleichsam automatisch aus. Man kann daher im
Interesse der Einfachheit der Schaltung darauf verzichten, diese bei-
den Apparate mit einem besonderen elektrostatischen Schutz zu ver-
sehen. In einem späteren Kapitel soll gezeigt werden, wie man diese
Fehlerquellen ausschalten und die Zuleitungswerte von der Messung
ausschließen kann, wodurch das jedesmalige Subtrahieren der Zu-
leitungswerte vom Meßresultat erspart wird.
EinflußeinerunsymmetrischenStromquelle.
Der Einfluß einer unsymmetrischen Stromauelle auf die Meßer-
gebnisse soll im folgenden rechnerisch verfolgt werden. Zur Strom-
quelle rechnen wir in dieser Betrachtung die Zuleitungen zum Kon-
pensator und die Schutzmäntel der Primärwicklungen der Differen-
tialtransformatoren. Alle diese Teile haben Kapazität und eine ge-
wisse Ableitung gegen Erde. Die betriebsmäßige Kapazität der Dop-
pelleitung setzt sich aus drei Teilkapazitäten zusammen, nämlich
den Kapazitäten cjo und c2 der beiden Adern gegen Erde bzw. gegen
den Bleimantel und der Kapazität cia der beiden Adern gegeneinan-
der (Abb. 3). Der Betriebswert c setzt sich aus diesen 3 Werten nach
der Formel zusammen:
0220.
a) C10 + C2
Neben der Kapazität besitzt jeder der angedeuteten Einzelkonden-
satoren cine Ableitung a. Um für die Rechnung beide Größen Kapa-
zität und Ableitung in einem Ausdruck zusammenzufassen, bilden
wir den komplexen Ausdruck:
a=a+i.w.c,
den wir als Admittanz der Doppelader bezeichnen. Dabei ist w die
Kreisfrequenz des Wechselstromes und i = V — 1 die imaginäre Ein-
heit. Die Betriebsadmittanz setzt sich aus den Teiladmittanzen ana-
log der Betriebskuapazität nach der Formel zusammen:
Qio- Ayo
io E An
Diesem Werte entspricht das Schema der Abb. 4. Um die Rechnungen
für die nachfolgende Untersuchung zu vereinfachen, ersetzen wir das
Schema der Abb. 4 durch das der Abb. 5, wobei:
Nr. Org» 0% . Q a
DEI ee N aa a a
ai + a2 Aio F A2 a2 Qa%
zu setzen ist. Die Admittanzen a, und a, der Stromquelle gegen Erde
denken wir uns in den Punkten A und E der Abb. 1 angeschlossen.
Wir erhalten dann für die Schaltung der Admittanzen das Schema der
Abb. 6. Inden Admittanzwerten a, und az für die Doppelader ist auch
der Beitrag für die Primärwicklungszweige Pia und Pza der Diffe
rentialtransformatoren enthalten, der aber nur eine geringfügige
Verkleinerung der Admittanzwerte verursacht. Nehmen wir an, dab
der Generator G die konstante Klemmspannung © erzeugt, so kann
man den Meßvorgang als eine Bestimmung der Stromstärke in den
Admittanzen a, und a, auffassen. Es sei zunächst vorauegesetzt, dab
die störenden Admittanzen a, und a, nicht vorhanden seien. Dann
fließt in a, und a, der gleiche Strom:
a = 2+
Qi. A92 2
M F a2
3 = E
y
Abb. 4. Admittanzschema einer
Doppelleitung.
P
B)
wei £
?
Abb. 6. Admittanzschema der
Gesamtschaltung.
Alıb.5. Reduziertes Admittanz-
schema.
Unter dem Einflusse der störenden Admittanzen a, und a, werden im
allgemeinen in a, und a, verschieden starke Ströme fließen. Der in
a, fließende Strom X, durchfließt die Primärwieklung Pja des Diffe-
rentialtransformators U,, der in a, fließende Strom S; die Primär-
wicklung Pa des Differentialtransformators U,. Da nun die induk-
tiven Wirkungen der Ströme X, und X, in den beiden Transformato-
ren sich vermöge der hintereinandergeschalteten Sekundärspulen ad-
dieren, so ist der zu kompensierende Stromwert durch den Mittelwert
der beiden Ströme `^ SE Da gegeben. Die Abweichung des Wertes
an von dem für XJ, ermittelten Wert gibt also ein Maß für den
durch die Erdadmittanzen a, und a, verursachten Meßfehler. Aus dem
Netzbilde der Abb. 6 ergibt sich nach einigen Zwischenrechnunger:
ni Ca ta) +03 (A + as)
ə Z GE BE a E an u
HLS E F rer
i Be
pY
28. September 1922.
Die Admittanzen a, und a, der Stromquelle gegen Erde werden im
allgemeinen nur einen Bruchteil der Admittanzen a, und a, betragen.
Setzen wir also:
3 Ag =X. und „zAm
so sind die Koeffizienten x und X kleiner als 1. Durch Einsetzen die-
ser Werte erhält man: a ja TER
. û93 - lge Ae %
+. tn
TEMETI E TS
Dividiert man Zähler und Nenner durch 14+ k so folgt:
i 1-1
nı (14
AI+H=E.— - —
| mHaj
1+ x
Es ist nun: 325 N |
`» BEE AR
1+x S 14x
Wir setzen: ,
ax
1% l
Da x und À kleiner als 1 sind und im allgemeinen nicht sehr vonein-
ander verschieden sind, so ist ð, = q4 gene kleine Größe im Ver-
gleich zu 1. |
Wir erhalten jetzt:
a1 Qa (2 + ô) Qi. (1 F hað a)
3 +32 = C age eA Lsi 1.
red (a + m) (14°; ò)
Zur Vereinfachung setzen wir:
st: 1+8,
‘Hao 1+nd,
Ohne Einwirkung der Admittanzen as unda, erhielten wir den Strom-
wert:
Qi. As
x — GE pena
430 a + A2
Wir haben folglich:
Sıt te _ 1+ 1/81
9 z = Qn 1Fnô, Iof
1
Den Faktor: f = Trea bezeichnen wir als Fehlerkoeffizienten.
1
Í 1 A
f übersichtlicher zu gestalten, entwickeln wir IFas, nach dem bi-
1
nomischen Satze, wobei wir die Reihe mit dem quadratischen Gliede
abbrechen. Wir erhalten dann:
f= (0+8) 1 — n å + n. 8°)
f=1 4n — !/dD ð 4 (n — 1) dr?
Nun führen wir für n wieder seinen Wert ein:
oder
und setzen:
a2 = A (1 + 8o)
Da a, und a, immer nahezu einander gleich sind, ist ôo klein im Ver-
gleich zu 1. Es folgt:
E L a __; — neza 1/8
= 2a,(1+1/aÖd,) = ja Q + 8) (1 fa 8o) /a+ l4 0
Dies in dem Ausdruck für f eingesetzt ergibt:
f=1 + !/⁄4 ô ô;
Das Fehlerglied 1⁄4 8, . ô, ist von zweiter Ordnung klein gegen 1 und
dazu mit dem Faktor % behaftet. Wir erkennen daraus, daß die Emp-
findlichkeit der Schaltung gegen elektrische Unsymmetrien der
Stromquelle außerordentlich gering ist.
Beispiel. Die Größe des möglichen Fehlers, der durch Unsymme-
trien der Admittanzwerte der beiden Generatorpole gegen Erde zu
den Doppelader-Admittanzen entsteht, soll an einem Zahlenbeispiel
für den Fall extrem großer Unsymmetrien illustriert werden.
Es sei:
c, = 0,020 uF
C3 = 0,024 uF.
Diese Werte entsprechen der Größenordnung nach einer 0,9 mm star-
ken Fernsprechdoppelader von 350 m Länge. Die Kapazitätsdifferenz
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 39. 1207
der beiden Adern ist zu 20 % angenommen, ein Wert, der in der Pra-
xis kaum jemals vorkommen wird. Die Kapazitäten der Generator-
pole (Maschine oder Übertrager) gegen Erde seien:
C3 = 0,003 uF,
6 = 0,0015 uF.
Auch hierbei sind, um im Beispiel möglichst ungünstige Verhäk-
nisse zu schaffen, verhältnismäßig große Beträge für cs und c, ange-
nommen, und Kapazitätunterschiede, die bei einem symmetrisch auf-
gebanten System, wie es der Kompensator mit dem angeschlossenen
Generator darstellt, kaum vorkommen. Aus obigen Kapazitätswerten
errechnen sich nachstehende Admittanzwerte:
Q = 1.10 —4; û3 = 0,15. 10 —4 Siemens
a, = 1,2.10 —4; q4,=0075 „ A
bei einer Kreisfrequenz ® = 5000.
Es folgt:
= 3 _ 0,15
a,
= 4 — 0,0625
AR _
ð; 1% — 0,088
b= VTE 02
0
f=1+4'4d0.5, = 1 — 0,0041 = 0,9959
Der durch Unsymmetrie des Generators bei der Messung verursachte
Fehler beträgt also unter den denkbar ungünstigsten Verhältnissen
“nur 4°/o. In allen normalen Fällen ist der Fehler eo klein, daß er
überhaupt nicht festgestellt werden kann, weil er innerhalb der Gren-
zen der natürlichen Beobachtungsfehler liegt. Die Unempfindlichkeit
gegen Unsymmetrien der Stromquelle ist ein Vorzug, den die Kom-
pensationsmethode gegenüber den Brückenschaltungen zur Bestim-
mung der Betriebskapazitäten und Ableitungen an Kabeln voraus
hat. Die bei den Brückenschaltungen notwendigen Symmetrierein-
richtungen können bei Benutzung dieser Schaltung unbedenklich
fortgelassen werden. Daraus folgt eine überraschende Einfachheit
in der Schaltung und Handhabung dieser Prüfeinriehtung. Für jede
Messung sind lediglich der Vergleichskondensator c und der Vor-
schaltwiderstand einzuregulieren.
EmpfindlichkeitderSchaltung.
Bei Ausschluß sämtlicher Fehlerquellen hängt der Grad der er-
reichbaren Genauigkeit der Messung von der Empfindlichkeit der
Schaltung gegen Störungen des elektrischen Gleichgewichtes zwi-
schen Vergleichskondensator und Kabel ab. Maßgebend für die Emp-
findlichkeit der Schaltung sind die Leistung des Stromerzeugers, die
Empfindlichkeit des Prüftelephons und die elektrischen Konstanten
der Prüfeinrichtung. Die Leistung des Stromerzeugers und die
Stromempfindlichkeit des Prüftelephons nehmen wir als gegebene
Größen hın. Die Konstanten der Meßeinrichtung müssen also diesen
Größen so angepaßt werden, daß eine für den vorliegenden Zweck
genügende Empfindlichkeit der Schaltung gewährleistet ist. Wir
nehmen an, was auch praktischen Verhältnissen entspricht, daß der
Spannungsabfall in den Primärwicklungen der Transformatoren
klein ist im Verhältnis zum Spannungsabfall im Kabel oder im Ver-
gleichskondensator. Es sei eine kleine Differenz Ca zwischen dem
Kapazitätswert des Kabels und des Vergleichskondensators vorhan-
den. Dann fließt in den Primärwicklungen der Transformatoren ein
wirksamer (d. h. nicht kompensierter) Strom: p= i. ©. w .Cda, wenn
© die Klemmspannung des Generators, i die imaginäre Einheit und |
w die Kreisfrequenz des Wechselstromes ist. Dieser Strom induziert
in den Sekundärwicklungen und im Prüftelephon einen Strom:
ER i.0.M
ds Sb. m +io (Ls + Le)
wo M den gegenseitigen Induktionskoeffizienten der primären und
sekundären Transformatorwicklungen, Ls und Lt die Selbstinduk-
tionskoeffizienten und Te und rt die effektiven Widerstände der Se-
kundärwicklungen und des Telephons bedeuten. Die Größe % ist ge-
geben durch die Empfindlichkeit des Telephons. Es ist der Strom, bei
dem im Telephon noch eben ein Ton vernehmbar ist. Die Größe Šp ist
ein Maß für die Gleichgewichtsstörung im Kompensator. Die Emp-
Tindlichkeit der Schaltung ist also um so größer, je kleiner das Ver-
hältnis: l
Sp _ Ts Hre +iw (La + Lit)
RE i.0.M
ausfällt. Bei eisenfreien Transformatoren läßt es sich nicht ver-
meiden, daß dieses Verhältnis ziemlich groß wird, so daß der Strom
Sp ein Mehrfaches con as beträgt.
Bei einem ausgeführten Versuchsmodell lagen folgende Verhält-
nisse vor:
L, =2.152 Millihenry; Le = 123 Millihenry
M =2. 50 = re = 540 Q.
T3 = 2; 80 Q.
1208
Daraus ergibt sich bei œ = 5000:
Ap _ 700 +i.2135
As Ts =|45|
Man kann dieses Verbältnis aber verbessern, indem man in den Se-
kundärkreis einen Kondensator einschaltet. Bezeichnen wir die Ka-
pazität des Kondensators mit Cs , so erhalten wir für das Verhältnis
-3P den Ausdruck:
Is
, 1
© g mtrt [eu +2]
a u 1.09. M
Man wählt Cs so, daß:
wird, was in vorliegendem Beispiel einem Werte cs = 0,093 pF ent-
spricht. Es folgt dann:
Sp _retr _ 700
3, i.o. M = 500 714l
Die Empfindlichkeit der Schaltung ist durch Einfügen des Konden-
satorsCs in den Sekundärkreis um mehr als das Dreifache gesteigert
worden. Sie entspricht in dieser Kombination etwa der Empfindlich-
keit einer Brückenschaltung mit Verzweigungswiderständen von
1000 Q, ist also für alle praktischen Zwecke der Kabelmeßtechnik
reichlich ausreichend. Die mit der beschriebenen Kompensations-
schaltung an Fernsprechkabeln gemessenen Werte von Betriebska-
pazitäten und Ableitungen zeigten völlige Übereinstimmung mit den
Werten, die vergleichsweise aus Teilkapazitätsmessungen mit Hilfe
der Wagnerschen Brückenschaltung ermittelt wurden.
Abschirmung der Zuleitungundder Vergleichs-
apparate.
Um sich von dem lästigen Subtrahieren der Zuleitungswerte von
jedem Meßresultat freizumachen, kann man die Zuleitungen mit
einer besonderen elektrischen Abschirmung versehen, die bewirkt,
daß der Admittanzwert der Zuleitung aus der Messung der Doppel-
ader herausfällt. Dabei ist es zweckmäßig, auch den Vergleichskon-
Stoffvergeudung und Wertevernichtung.
Von Dr. Bruno Thierbach, Beratender Ingenieur.
In seinem auf der 62. Hauptversammlung des Vereins deutscher
Ingenieure in Dortmund gehaltenen Vortrag über „DieZukunft
der Energiewirtschaft Deutschlands“!) hat Ge-
heimrat Prof. Dr. Klingenberg den Satz geprägt: „Nicht die
Vergeudung des Stoffes an sich ist Verschwendung (und daher ver-
werflich), sondern die nutzlose Vernichtung seines Wertes.“ Er hat
diesen Satz selbst als paradox bezeichnet, da ja am Werte nur ge-
spart werden kann, wenn man am Stoffe selbst spart, die Maßnahmen
in beiden Fällen also auf dasselbe hinauslaufen, und hat ihn daher
der Erläuterung bedürftig erklärt.
Bei dieser Erläuterung beschränkt er sich, gebunden durch den
Rahmen des Vortrages, auf die Kohle und unterscheidet zwischen
Stoffwert und Transportwert der Kohle, Der Stoffwert besteht aus
den auf den Kohlenlagern lastenden Kapitalkosten, die durch Er-
werb, Besitzerhaltung, Pachtzins, Abgaben u. dgl. bedingt sind, der
Transportwert aus allen durch Erschließung der Kohlenfelder, För-
derung und Beförderung, kurz durch die Bewegung der Kohle vom
Flöz bis zum Gebrauchsort entstehenden Unkosten. Auch die Ver-
edelungskosten, z. B. durch Sortieren, Waschen usw., gehören
hierher.
Die Stoffwerte sind nun bei der Kohle im Verhältnis zu den
Transportwerten stets sehr gering und machen, wie ausführlich
darzelegt wird, nur wenige Prozente dieser aus. Da der deut-
sche Kohlenvorrat, bis zu einer Teufe von 2000 m gerechnet, auf
etwa 1000 Jahre ausreicht — nach dem Verbrauch der Vorkriegszeit
geschätzt — und da ferner mit Sicherheit anzunehmen ist, daß lange
vor dieser Zeit die Produktions- und Arbeitsmethoden wesentlich
verbessert, ja ganz andere Energiequellen erschlossen sein werden,
kann uns, so schließt Klingenberg, eine Vergeudung des Stoffes
der Kohle ziemlich gleichgütig lassen und nur ihre Wertvernich-
tung ist stets verwerflich. l
Geht man diesem Gedankengange nach, so wird man trotz aller
Anerkennung seiner hohen Bedeutung für zahlreiche Wirtschafts-
betrachtungen doch recht vorsichtig Schritt für Schritt tun müssen,
1) „Zeitschr. d. V. d. I.“ Bd. 66. 1922, S. 599.
' Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heit 39.
28. September 1922.
densator c und den Rheostaten r mit einem Schutz gegen die Messung
fälschende Erdkapazitäten zu versehen. Zu diesem Zwecke umgibt
man jede der beiden Aue
8 tnngen mit einer isolierten
m Drahtumflechtung. die an den
zugehörigen Generatorpol
direkt angesclossen wird
(vgl. Abb. 7). Der Kondensa-
tor c und der Rheostat r wer-
den jeder mit einem inneren
und einem äußeren isolierten
Blechschutzkasten umgeben.
p Die Schaltung dieser Kästen
2a ist aus der Abb. 7 erkennbar.
Eine nähere Betrachtung des
Schemas in Abb. 7 läßt die
£ Wirkung der beschriebenen
b Abschirmungen unschwer er-
20 kennen. Die störenden Erd-
er}
D
RS D
22-8 +.
| ströme werden direkt vom Ge-
| nerator entnommen und pas-
| sieren nicht die Kompensator-
l
wicklung. Sie sind daher von
der Messung ausgeschlossen.
Die innere Abschirmung des
Rheostaten r soll verhüten,
daß eine mit dem Widerstand
r veränderliche zusätzliche
Phasenverschiebung entsteht,
während die innere Abschir-
mung des Kondensators c eine
ungleiche Strombelastung der Zweigwicklungen Pb und Pæ ver-
hüten soll. Naturgemäß ist der Kondensator c in dem inneren Kasten
eigens zu eichen.
Nachtrag: Späterhin hat sich beim praktischen Gebrauch
der Meßeinrichtung herausgestellt, daß die Abscehirmunsen des
Normalkondensators c und des Rheostaten r entbehrlich sind. Der
fälschende kinfluß der Erukapazitäten der ungeschirınten Appa-
rate auf die Kapazitätsmessung ist außerordentlich gering und für
praktische Zwecke belanglos. Die zusätzlichen Phasenverschie-
hungen, die durch die Erdkapazitäten der Apparate und durch die
Kapazität der Zuleitungen gegen ihre Abschirmungen verursacht
werden, sind, wie die analytische Verfolgung der elektrischen Vor-
gänge in Übereinstimmung mit dem Versuch zeigt, von zweiter
Ordnung klein im Vergleich zu dem zu messenden Phasenwinkel.
Abb. 7. Schaltungsplan mit ab-
geschirmten Zuleitungen und Apparaten.
um nicht zu Trugchlüssen zu gelangen. Einige Beispiele mögen zur
Erläuterung dienen:
Gesetzt den Fall, man hätte eine Methode gefunden, die, etwa
durch Verflüssigung oder Vergasung der Kohle am Fundort selbst,
ihre Transportwerte wesentlich verringert, bei der aber der Heiz-
wert des Endproduktes schlechter als der der Rohkohle wäre, so dab
z. B. für die Erzeugung von 1 kWh statt 1 kg, 2 kg Rohkohle ver-
braucht würden, so wäre die Anwendung dieser Methode gerecht-
fertigt, wenigstens so lange, als die durch sie an Transportwerten
gemachten Ersparnisse größer als die vergeudeten Stoffwerte sind.
Doch auch diese Schlußfolgerung gilt nur für Steinkohle, da nur
diese in wirklichem Überfluß vorhanden ist; für Braunkohle und
Torf gilt sie nicht mehr, denn diese werden schr viel schneller ver-
braucht sein, so daß es zweifelhaft ist, ob vorher die Ausnutzung
anders gcearteter Energiequellen, wie etwa die Verwertung der
Atomkräfte, gelungen ist. Bei Braunkohle und Torf ist daher auch
eine Vergeudung des Stoffes stets verwerflich, und aus diesem
Grunde ist es z. B. auch nicht zu verantworten, große chemische Be-
triebe mit Braunkohle zu speisen und durch sie die Lager schnell zu
erschöpfen, während unerschöpfliche Wasserkräfte hierfür zur Ver-
fügung stehen. Auch bei der Steinkohle darf der Klingenbergsche
Grundsatz nur in Deutschland angewandt werden, in England z. B.
nicht mehr, weil dort nach allgemeiner Auffassung die Erschöpfung
der Steinkohlenlager schon die nächsten Generationen stark in Mit-
leidenschaft ziehen wird. Vom weltwirtschaftlichen Standpunkt
aus betrachtet, könnte man aber dem Satze wieder zustimmen; denn
die Weltproduktion an Steinkohle erscheint, da sicherlich noch ge-
waltige unentdeckte Kohlenlager vorhanden sind, auf einen sehr
langen Zeitraum gesichert.
Im Verfolg seines Gedaukenganges betrachtet Geheimrat Klin-
genberg die verschiedenen Maßnahmen, welche zur Erzielung von
Kohlenersparnissen vorgeschlagen worden sind, und vertritt die An-
sicht, daß solche Maßnahmen nur zu rechtfertigen sind, wenn der
Wert der erzielten Kohlenersparnisse größer ist als die Ausgaben
für die zu ihrer Durchführung erforderlichen Einrichtung, u. zw.
privatwirtschaftlich wie nationalwirtschaftlich betrachtet. Vom
privatwirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen, ist dieser Auffas-
sung ohne weiteres zuzustimmen, denn für den Privatunternehmer
kommt es stets, soweit wenigstens Frasen der sozialen Fürsorge
nicht in den Kreis der Betrachtungen gezogen werden, nur auf den
Unterschied von Einnahme und Ausgabe beim Vergleich zweier
28. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39.
1209
Arbeitsmethoden an. Ob und inwieweit bei nationalwirtschaftlicher
Betrachtung die Behauptung noch allgemeine Gültigkeit besitzt,
muß indes noch näher geprüft werden.
Klingenberg weist freilich einwandfrei nach, daß die gegenüber
dem Stoffwert stets stark überwiegenden Transportwerte zum weit-
aus größten Teile aus Löhnen bestehen bzw. dem Zinsendienst für
früher verausgabte Löhne, und daß auch die Ausgaben für die Neu-
anlagen, welche zur Erzielung von Kohlenersparnissen ausgeführt
werden, in der Hauptsache Löhne sind. Er folgert daraus, daß es
falsch wäre, staatliche Unterstützung, wie es oft vorgeschlagen ist,
für solche Einrichtungen zu gewähren, durch die wohl bedeutende
Kohlenersparnisse erzielt werden können, die, vom privatwirtschaft-
lichen Standpunkt betrachtet, sich aber nicht rentieren; in solchem
as würden ja nur Lohnausgaben gegen Lohnausgaben vertauscht
werden.
Diese Schlußfolgerung ist nur richtig, wenn es dem Staate
gleichgültig wäre, für welche Art Arbeiten Löhne bezahlt, also Men-
schenkräfte verwendet werden. Der Staat hat aber ein wesentliches
Interesse daran, seine Bürger von schwerer, rein mechanischer und
gesundheitsschädlicher Arbeit nach Möglichkeit zu entlasten und
alle Unternehmungen zu fördern, die hierzu dienen. Solange unsere
Kohlenförderung nicht in viel größerem Umfange als bisher
maschinell eingerichtet ist und die Arbeit für sie zu den unerfreu-
lichsten Tätigkeiten gehört, muß anerkannt werden, daß, wenn in
einem Kohlenbergwerk 100 Schwerarbeiter erspart und dafür
100 Leute in Industriezweigen beschäftigt werden, die ihnen men-
schenwürdigeres Arbeiten gestatten, indem sie kohlenersparende
Einrichtungen in Maschinenfabriken und sonstigen unter weit ange-
nehmeren und gesünderen Verhältnissen arbeitenden Betrieben her-
stellen, Staatsunterstützungen für die Anschaffung solcher Einrich-
tungen wohl am Platze sind. Der Staat, zumal der deutsche in seiner
gegenwärtigen Lage, hat jedoch nach einer anderen Seite hin ein -
noch größeres Interesse, den Kohlenverbrauch im Inlande einzu-
schränken und an Stoffwerten zu sparen. Wenn er die Einführung
kohlensparender Einrichtungen unterstützt, so bekommt er dadurch
eine bestimmte Anzahl Tonnen Kohle frei, die ihm als Zahlungs-
mittel für unsere so gewaltig angewächsenen Auslandschulden
äußerst gute Dienste leisten.
Aus diesen Beispielen dürfte hervorgehen, daß das Klingenberg-
sche Paradoxon für die Kohlenwirtschaft doch nur innerhalb ge-
wisser Grenzen Gültigkeit hat. Wenden wir dasselbe nun einmal
aufdieWasserkräftean, gegen deren Überschätzung und über-
stürzten Ausbau Geheimrat Kiingenberg in seinem Vortrage wie
auch in früheren Veröffentlichungen seine warnende Stimme erhebt.
Er weist immer wieder darauf hin, „daß zwischen dem Anfall einer
Naturkraft und ihrer Ausnützungsmöglichkeit eine beträchtliche
zeitliche Phasenverschiebung besteht, die die Werte solcher Kräfte
viel weiter herabdrückt, als gewöhnlich vermutet wird“, und zeigt
eingehend, wie fehlerhaft und irreführend alle Berechnungen der
Gestehungskosten einer Wasserkraft-Kilowattstunde werden, wenn
dieser Umstand nicht sachgemäß voll berücksichtigt wird und die
Selbstkosten nach den erzeugungsmöglichen Kilowattstunden be-
stimmt werden. Diese Mahnungen können nicht oft und eindringlich
genug wiederholt werden; sie dürfen aber andererseits nicht dazu
führen, den wirtschaftlichen Wert der Wasserkräfte zu unter-
schätzen, wie es nach den weiteren Ausführungen Klingenbergs fast
den Anschein hat, wenn er sagt, daß die Gefahr einer Überschätzung
der Wasserkräfte „bei der manchmal übertriebenen Reklame für den
Ausbau derselben sich jetzt bereits zu zeigen beginnt”, und weiter
fragt, ob es nicht richtiger wäre, Staatszuschüsse zur Steigerung der
Kohlenförderung zur Verfügung zu stellen und beispielsweise die
Kohlenproduktion durch das Abteufen neuer Schächte zu heben, als
diese Mittel für große Wasserbauten anzufordern.
Es erscheint wünschenswert, auf diese Fragen gerade an Hand
des Klingenbergschen Paradoxons noch etwas näher einzugehen:
Der Stoffwert einer Wasserkraft besteht aus den Ausgaben, die für
Erwerb und Besitzerhaltung der Rohwasserkraft aufgebracht wer-
den müssen. Der Quotient aus der jährlichen Summe solcher Aus-
gaben und der mit der Wasserkraft nutzbar abzugebenden — nicht
erzeugungsmöglichen! — Kilowattstunden stellt den durchschnitt-
lichen Stoffwert der Wasserkraft dar. Da die Rohwasserkräfte nun
aber für ewige Zeiten unerschöpflich sind und sich zudem weit
mehr als die Kohlenlager in Staatsbesitz befinden, so sind die bei
ihnen in Anrechnung zu bringenden Abschreibungen, Abgaben usw.
so gering, daß der Stoffwert einer Wasserkraft vernachlässigt und
gleich Null gesetzt werden kann; jedenfalls ist er weit kleiner als
der der Kohle. Eine Stoffvergeudung kann uns bei den Wasser-
kräften mithin noch viel gleichgültiger als bei der Kohle lassen.
Als Transportwerte der Wasserkraft sind die Kosten der Fas-
sung und des Ausbaues der Rohwasserkraft, einschließlich aller An-
lagen für Erzeugung, Fortleitung und Verteilung der Elektrizität
bis zum Verbraucher, zu betrachten.
Kohle zu gewinnen, den Hauptanteil der Transportkosten aus-
machen, se entfällt bei der Wasserkraft die Hauptausgabe auf die
Fassung und den Ausbau der Rohkraft. Während aber bei der
ohle diese Kosten immer wieder von neuem aufgewendet werden
müssen, u. zw. um so schneller und häufiger, je mehr Stoffvergeudung
betrieben wird, kommen sie bei einer Wasserkraft nur ein einziges
Mal in Betracht. Vergleicht man aber nicht die Kapitalkosten, son-
Z Wie bei der Kohle die Auf-
schließung der Flöze, d. h. alle Ausgaben, um den Zugang zur
dern die laufenden Bedienungsausgaben, also die direkt aufzuwen-
denden Betriebslöhne bei Kohlenkraft und Wasserkraft, so springt
der Unterschied zugunsten der Elektrizitätserzeugung aus Wasser-
kraft noch weit mehr in die Augen.
Die Frage, ob, vom nationalwirtschaftlichen Standpunkt aus be-
trachtet, Staatszuschüsse nicht nützlicher für das Anlegen neuer
Kohlenschächte als für den Ausbau neuer Wasserkräfte zu ver-
wenden wären, ist daher, wie gerade die Anwendung des Klingen-
bergschen Paradoxons zeigt, mit Nein zu beantworten. _
Eine Einschränkung muß hier freilich gemacht werden. Die
geförderte Kohle ist stets voll verwertbar. Nur diejenigen Wasser-
kräfte können daher den vorstehenden Vergleich bestehen, bei
denen der Ausnutzungsfaktor für die durch sie betriebenen Eltwerke
gut ist, wo also für die Abfall- und Überschußkräfte möglichst zahl-
reiche und weitgehende Verwendungsmöglichkeiten gefunden sind.
Hierauf wird infolgedessen bei allen Wasserkraftprojekten ganz be-
sonderer Wert zu legen sein, und auch Geheimrat Klingenberg
widmet einen bedeutenden Teil seines Vortrages diesen Bestrebun-
Pen gibt äußerst beachtenswerte und lehrreiche Fingerzeige
ierfür.
Leider kann im einzelnen auf diese hier nicht näher eingegan-
gen werden; ebenso wenig auch auf die übrigen bedeutungsvollen
Ausführungen des Vortrages, in dem noch folgende Fragen behan-
delt werden: Ersatz der Steinkohle durch andere Brennmaterialien,
wie Kohlenstaub und Torf; die Verwendung der aus der Kohle ge-
wonnenen Nebenprodukte; die Ausnutzung von Ebbe und Flut und
der Windkräfte; die Möglichkeit einer starken Herabdrückung der
Anlage- und Betriebskosten großer Eltwerke und schließlich auch
die infolge der Geldentwertung hervorgerufene gänzliche Begriffs-
verwirrung bei den Bilanzierungen industrieller Betriebe, die zur
Folge hat, daß besonders das Ausland ein völlig schiefes Bild von
der wahren Lage der deutschen Industrie erhält.
Nur auf zwei der besprochenen Möglichkeiten, den Ausnutzungs-
wert der Wasserkrafteltwerke zu heben, möge zum Schluß noch
etwas näher hingewiesen werden. Einmal auf die im Vortrage nur
kurz erwähnte Aufspeicherung in elektrischen Akkumulatoren und
zweitens auf die Bestrebungen zur Einführung der Elektrowärme.
Die elektrische Akkumulatorenbatterie stellt infolge
des mit ihrer Verwendung verbundenen Verlustes von etwa 30 % der
Betriebskraft in gewissem Sinne eine Stoffvergeudung dar; bei
Wasserkraftanlagen ist diese aber, wie wir gesehen haben, ohne Be-
deutung, besonders wenn die Wasserkraft sich im Eigenbesitz be-
findet. Fabriken, die ihre Betriebskraft erhöhen müssen, etwa weil
sie trotz der Verkürzung der Arbeitszeit um 20 % sich die gleiche
Leistungsfähigkeit erhalten wollen, werden, wenn sie mit Wasser-
kraft arbeiten, die ihnen im Überfluß zur Verfügung steht, zu
prüfen haben, ob sie durch Aufspeicherung dieser Überschußkräfte
in einer Akkumulatorenbatterie nicht besser fahren, als wenn sie
eine Krafterhöhung durch Aufslellane einer besonderen Betriebs-
maschine vornehmen. Haben sie selbst schon eine Gleichstrom-
anlage, so kann die Batterie sogar vorteilhafter sein als der zusätz-
liche Anschluß an eine Drehstrom-Überland- oder Stadtzentrale.
Eine Entscheidung läßt sich natürlich nur auf Grund genauer von
Fall zu Fall aufzustellender Wirtschaftlichkeitsberechnungen
treffen. Auch die Aufspeicherung von Überschußwasserkräften in
Akkumulatorenbatterien zum Betriebe von Verkehrsmitteln aller
Art, wie Eisenbahntriebwagen, Lastautomobilen, Boten und
städtischen Kraftwagen für die Feuerwehr, der Straßenreinigung,
Müllabfuhr usw., kann zur Ausgleichung der so unwirtschaftlichen
Nachtsenke der Eltwerke und der sonstigen Täler ihrer Betriebs-
kurven sehr gute Dienste leisten.
Bei den Bestrebungen, die Elektrowärme nicht nur in die
Hauswirtschaft, sondern auch in Industrie, Gewerbe und Landwirt-
schaft einzuführen, tritt die Stoffvergeudung ganz besonders deut-
lich zutage. Denn mit 1 kWh ist es nur möglich, 860 W. E. hervor-
zubringen, während in wärmetechnischen Anlagen fast das Zehn-
fache an Wärmeeinheiten aufgewendet werden muß, um 1 kWh zu
erzeugen. Würde es also nicht zahlreiche Fälle geben, wo eine
Stoffvergeudung uns tatsächlich gleichgültig lassen kann, so wäre
an eine umfassende Einführung der Elektrowärme nicht zu denken.
Diese Fälle treten jedoch überall dort auf, wo Wasser-Abfall- und
-Überschußkräfte in reichem Maße vorhanden sind, z. B. in Bayern
nach Fertigstellung der dortigen großzügigen Wasserkraftbauten,
deren Vollendung z. T. schon in 1 bis 2 Jahren feststeht. Hier wird
man der Einführung der Elektrowärme in größerem Maßstabe schon
in allernächster Zeit vollste Beachtung schenken müssen und
heute schon die hierfür.erforderlichen vorbereitenden Schritte tun;
denn allein durch sie ist, infolge der verhältnismäßig einfachen
Speicherungsmöglichkeit der Elektrowärme, eine Vollausnutzung,
also eine Rentabilität der neu entstehenden Großwasserkraft-Elt-
werke erreichbar.
Der Vortrag Klingenbergs mit seiner Einführung der Begriffe
Stoffvergeudung und Wertevernichtung wird zweifellos wesentlich
dazu beitragen, für eine wirtschaftliche Beurteilung der bei Ein-
führung der Elektrowärme noch zu lösenden Probleme den richtigen
Standpunkt zu finden.
1210
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 39. 28. September 1922.
Ablese-, Berechnungs- und Einzugsverfahren für Gas,
Elektrizität und Wasser.
Von Rich. Jarosch, Berlin und Wismar.
Übersicht. Nach dem veralteten Arbeitsverfahren wird Ablesung,
Berechnung und Einziehung von Elektrizität und Gas jetzt noch in zwei
Arbeitagängen ausgeführt. Es wird ein neueres, direktes Einzugsver-
verfahren mitgeteilt, wobei Ablesung, Berechnung, Ausstellung der Rech-
nurg:n sowie die Einziehung des Geldes auf einem Arbeitsgang von
einer Person ausgeführt werden.
Es ist schon sehr viel über Ablese-, Berechnungs- und Einzugs-
verfahren für Gas, Elektrizität und Wasser geschrieben und ge-
sprochen worden, so daß es sich eigentlich erübrigt, dieses Thema
noch einmal anzuschneiden. Wenn ich es trotzdem nicht unterlassen
kann, so tue ich es, soweit mir bekannt, in dem Bewußtsein, etwas
wirklich Neues, Praktisches und Einfaches auch zur Verwendung
für das bereits bestehende Gute zu bringen.
Der Rechnungsformularverbrauch ist bei den Gas-, Elektrizi-
täts- und Wasserwerken infolge ihrer zahlreichen Kundenkreise be-
sonders groß, und man ist bestrebt, die Kosten hierfür nach Mög-
lichkeit zu verringern, Dieses ist jetzt, da die Papierpreise im Ver-
gleich zu den anderen Materialpreissteigerungen eine gigantische
Höhe erreicht haben und auch die Druckkosten beträchtlich ge-
stiegen sind, m. E. zwingende Notwendigkeit.
Ich habe es mir aber zur Aufgabe gestellt:
A. ein direktes Einzugsverfahren für Gas und Elektrizität (u. U.
Wasser),
B. ein nicht direktes Einzugsverfahren für Wasser (u. U. Gas und
Elektrizität)
mit geringem Formularverbrauch und wenig Schreibarbeit mit mög-
a Vermeidung mehrmaligen Schreibens derselben Zahlen zu
schaffen.
Beide Verfahren sind gesetzlich geschützt.
A. Direktes Einzugsverfahren.
Der Einkassierer erhält täglich die Anzahl der zu erledigenden
Ableserechnungsblätter für Gas und Elektrizität in einer Klemm-
mappe. (Diese Ableserechnungsblätter sind Doppelblätter. Ein
Blatt ist das Ableseblatt und reicht für 2 Jahre. Das andere ist das
Rechnungsblatt und ist zum Abtrennen der einzelnen Monatsrech-
nungen perforiert.) Er liest die Messer ab, trägt Stand und Ver-
brauch ein, stellt an Hand einer Preistabelle den entsprechenden
Rechnungsbetrag fest, schreibt diesen auch ein und fordert darn so-
fort das Geld. Bei Zahlungsleistung quittiert er, trennt die Rech-
nung ab und übergibt sie dem Kunden. Bei Nichtzahlung füllt er
einen gedruckten Zahlungsaufforderungszettel mit Angabe der Ver-
brauchsmenge und des Rechnungsbetrages aus. In diesem Falle muß
der Verbraucher innerhalb einer Woche für Begleich an der Kasse
oder Überweisung sorgen. Tut er das nicht, dann erfolgt am 8. Tage
eine nochmalige Aufforderung zur Zahlung durch einen anderen
Einkassierer. Hierfür wird ein Einziehungskostenbetrag erhoben.
Wenn wieder keine Zahlung zu erlangen ist, kann u. U. sofort abge-
sperrt werden.
Die Einkassierer liefern das Geld täglich ab. Die Berechnungs-
abteilung trägt sofort die Zahlen der Ableserechnungsblätter in die
Verbraucherlisten, und zwar die bezahlten und die restlichen Be-
träge in besondere Spalten nebeneinander. Die Summe der bezahlten
Beträge muß mit dem abgelieferten Geldbetrag des Einkassierers
übereinstimmen, und diese zuzüglich der Restsumme muß dem Ge-
samtverbrauch entsprechen und schließlich dieser mit der Differenz-
zahl der Summe der Stände zwischen dem letzten und vorletzten
Monat übereinstimmen,
Die hauptsächlichsten Vorteile des Verfahrens sind folgende:
1. Die Papier- und Druckkosten für Rechnungsformulare usw. be-
tragen einen Bruchteil der bisherigen.
2. Wesentliche Verringerung der Schreibarbeit, da Namen, Beruf,
Straße, Hausnummer auf das Ableseblatt und für die 12 Monats-
rechnungen zusammen nur einmal geschrieben werden und
die Eintragung der Zahlen auf Ablese- und Rechnungsblatt mit
einer Durchschrift erfolgt.
Kein Schreibfehler, völlige Übereinstimmung der Zahlen auf
Ablese- und Rechnungsblatt.
Sicherheit gegen etwaige Unkorrektheiten. `
Geringe Ausfälle.
Zinsgewinn durch früheren Geldeingang.
Beim Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerk Wismar erledigt ein
Einkassierer (früher Hofarbeiter) täglich 70 bis 75 Gas- und Elek-
trizitätsmesser zusammen, Dabei hat er Gasabzähler, die Gasbe-
rechnung an Minderbemiittelte, die eine Teilmenge ihres Verbrauchs
zu verschieden ermäßigten Preisen erhalten, und Zeitstundenabzäh-
ler für Elektrizität mit Verbrauchsumrechnung zu berücksichtigen.
Früher waren hier 30 % Nichtzahler, jetzt 8 bis 9 % und
weniger.
B. Dasindirekte Einzugsverfahren.
Das direkte Einzugsverfahren wird für Wasser nicht geeig-
net sein, da sich wegen des ungünstigen Standortes der Wasser-
messer und bei der Berechnung des Verbrauchs oft Schwierigkeiten
ergeben. Es wird also mit einem Arbeitsgang abgelesen, dann
Rechnungen wie bisher im Bureau ausgestellt, und mit einem zwei-
ten Arbeitsgang kassiert. Das Berechnungsverfahren gestaltet sich
folgendermaßen: Die Eintragung des Verbrauchs in die 'Verbrau-
cherliste, die Ausschreibung. der Rechnung sowie der Einzugsliste
Mk. Pf.
Seite gleicher Vordruck für Januar—Novempber.
......... Straße Ntr..........
1922 Tag Stand Verbrauch Einh.-Preis
| Kwatd. Kustd.
i | |
|
Dezbr. Ä |
1:
2. ” ` A r
Ilerrn
Frau rer re ie ea eg Be En ar en an A HD se Ber BE FI iiai ER ER TEE er er Er EB
Firma
Einh.-Preis
Verbrauch
| Tax Stand
Aa EAEE ee ee E A a R a Ea:
Kwstd
Elektr.-
Rechnung
Dezember
1922
EAT E aai = AE ANE I N EAA NE: PERTE EESE TEE TEAN
„ das 2. Jahr.
EHRT RATE ATTERSEE Fee a a ae Fee ea an dee ea in asian
Kasse d. Städt. Gas-, Wasser- u. Elektr.-Werke.
Einkassierer....... nn nn
3. Seite.
P But ge nn
28. September 1922. Elektrotechnische
Städt. Gas-, Wasser- und Elektrizitäts-Werke.
Letzte Ablesung cbm Mk.
Rechnung
Wasserverbrauch
III. Vierteljahr 1922
' i
nikta
' G
eak Ari
v4 1
oa '
1 t L
Ewe a g
Betrag erhalten, Wismar,den.___...............
Kasse der Städt. Gas-, Wasser- und Elektrizitäts-Werke.
Einkassierer:........... RUE REES EEE eat
(Gesetzlich geschützt.)
Das Formular enthält 3 weitere perforierte Vordrucke für die anderen
3 Vierteljahre.
Zeitschrift. 1922. Heit 39.
1211
erfolgen mit einer Durchschrift, und zwar erscheinen auf der Koneu-
mentenliste und der Rechnung die Zahlen des Messerstandes, Ver-
brauch, Einheitsbetrag und Rechnungsbetrag, und auf der Einzugs-
liste nur der einzuziehende Rechnungsbetrag.
Das Rechnungsformular reicht für 1 Jahr aus, dasselbe ist per-
foriert und die einzelnen Rechnungen abtrennbar. Namen, Beruf,
Straße und Hausnummer des Konsumenten werden nur einmal
für sämtliche Rechnungen des Jahres geschrieben. Die Einzelliste
(Foliogröße) ist so eingerichtet, daß eine Zeile zweier Seiten für
die Eintragung eines Verbrauchs für vier Jahre reichen. Der Pa-
pierverbrauch und die Druckkosten sind auch hierbei sehr gering.
Besonders aber ist die Schreibarbeit ganz erheblich vermindert und
auf ein Mindestmaß herabgesetzt. Abschreibefehler sind ausge-
schlossen.
Dieses Verfahren läßt sich auch für die Berechnung von Gas-
und Elektrizität anwenden, wenn man von der Einführung des
direkten Einzugs absehen will.
RUNDSCHAU.
Leitungsbau.
Versuche mit Kurzschlußketten für Freileitungen. — Die zur
Sicherung des Arbeiterpersonales bei Arbeiten an Hoch-
spannungsleitungen in der Regel angewendeten Kurzschlußketten
entsprechen vielfach nicht allen Anforderungen; sie bieten einer-
seits einen zu großen Widerstand, anderseits haben sie auch
keine ausreichende Stromkapazität. A. Herz hat mehrere
A Maschinenkette. 0,37 kg/m, ?/s‘ Glie
der, blankes Eisen.
Maschinenkette, 1,78 kg/m, 1!/2” Glie-
der. blankes Eisen.
Sicherheitskette, 0,19 kg/m, 1/2” Glie-
der, verzinktes Eisen.
Maschinenkette, 0,24 kg/m, !%,6° Glie-
der, mit Kupfer dünn plattiert.
Kette wie A, jedoch stark mit
Kupfer plattiert.
y ydaw
15 Kette wie D. jedoch stark mit
È i Kupfer plattiert.
S” a Unbestimmter Widerstand unter Ge-
873 wichtswirkung allein 25 2 bei
Ì 9 kg Zug.
N | b Unbestimmter Widerstand unter Ge-
Å 77 wichtswirkung allein.
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az ARZ O a S
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o 0 20 30 0 © 60 70 Q
on Zug n Ag.
Abb. 1. Abhängigkeit von Kettenwiderstand und Zug
(Mittelwerte bei 145 cm Kettenlänge).
Kettenarten in bezug auf ihre Stromaufnahmefähigkeit, die Ab-
hängigkeit des Widerstandes von der mechanischen Belastung
der Ketten und den Einfluß von gegen die Witterungsunbilden
schützenden Überzügen eingehend untersucht‘). Bei Durchfüh-
rung dieser Versuche wurde zunächst die auffallende Tatsache
festgestellt, daß die Verzinkung die Stromaufnahmefähigkeit
wesentlich vermindert; die Kette erwärmt sich schon bei ver-
hältnismäßig geringen Stromstärken, und die Glieder lösen sich
auf. Diese Erscheinung erklärt sich durch den Umstand, daß das
Zink sich schon bei einer verhältnismäßig niedrigen Temperatur
entzündet und durch das abbrennende Zink das Eisen selbst so
weit erhitzt wird, daß die Kette sich löst. Es konnte auch eine
sehr große Abhängigkeit des Widerstandes von der Art der sich
berührenden Metalle und vom Zug, welcher auf die Kette aus-
gebt wird, festgestellt werden. Dies deutet darauf, daß der
größte Teil des Widerstandes an der Berührungsstelle der ein-
zelnen Kettenglieder auftritt und dieser Übergangswiderstand
naturgemäß um so geringer ist, mit je größerem Druck die
Glieder gegeneinander gepreßt werden. So betrug z. B. bei
einer bestimmten Kettenart der Widerstand des untersuchten
Stückes 0,8 Q bei 45 kg Zug; derselbe fiel auf den 16. Teil, wenn
1) „Electrical World“, Bd. 79, 1922, S. 177.
die Kettenglieder an den sich berührenden Flächen mit Kupfer
plattiert wurden; sie betrug aber auch nur 0,5 Q ohne Plattierung
bei Erhöhung des Zuges auf 90 kg bzw. 0,05 Q bei 90 kg Zug
und Plattierung der Berührungsflächen. Die Ergebnisse dieser
Versuche sind in Abb. 1 in Kurvenform dargestellt. Die Kurven
zeigen klar die große Abhängigkeit des Widerstandes vom Zug
und von der Art der Berührungsflächen. Die Stromaufnahmefähig-
keit wurde an 23 cm langen Kettenstücken, welche einem Zug von
27 kg unterworfen wurden, festgestellt und ergab folgendes: Die
Kette A hat sich unter 300 A Belastung nach 2 min 29 sek gelöst, die
Kette B nach Verlauf von 5 min bei Belastung mit 240 A, bzw. von
1min 5s bei Belastung mit 300 A. Die Kette C hat 180 A während
5 min, 300 A während 48 sek und 1400 A während 1,2 sek ertragen;
die Kette D hat sich nach 39 sek geöffnet, wenn sie mit 290 A be-
lastet wurde und ertrug eine Belastung von 1750 A während 4 sek.
Auf Grund dieser Versuche wurde die allgemeine Verwen-
dung der Kette D als normale Kurzschlußkette beschlossen; diese
entspricht am besten allen Anforderungen, welche vom Standpunkte
der Sicherheit, Leichtigkeit und Stromkapazität gestellt werden
müssen. Sie wird gewöhnlich in Längen von 7,5 m benutzt, welche
mit Rücksicht darauf, daß die in Betracht kommende Leitungs-
anlage mit Spitzenseil ausgerüstet ist und dieses für die Erduhg
herangezogen werden kann, ausreicht. Wenn längere Ketten be-
nötigt werden, z. B. wo ein Spitzenseil fehlt, können mehrere solche
Ketten, welche dann mit starkem Kupferdraht miteinander zu ver-
binden sind, verwendet werden. Bp.
Zulässige Betriebstemperaturen bei Niederspannungskabeln
mit imprägnierter Papierisolation.e D. W. Roper geht bei
seinen Untersuchungen aus von einem konzentrischen Zweileiter-
Niederspannungs-Gleichstrom-Speisekabel in Chicago, welches mit
imprägnierter Papierisolation ausgestattet ist und 3 Prüfdrähte,
verbunden mit den äußeren Leitern, eingepreßt enthält. Der Quer-
schnitt dieser Kabel beträgt 506,7 mm?. Die Kabel wurden in-
folge der Versorgung ungleichmäßig arbeitender Fabriken teil-
weise stark überlastet. Es wurden deshalb Temperaturmessungen
vorgenommen durch Messung der Widerstandsänderungen deı
Prüfdrähte. Man erhielt so die Erwärmung des äußeren Leiters,
welche ungefähr 8 bis 10° niedriger war als die des Kabel-
inneren. Die ermittelte Temperatur betrug rund 100°. Zum Ver-
gleich wurde ein Thermometer in das angeschnittene Kabel ein-
geführt und der Erwärmungsgrad auch auf diese Weise gemessen.
Das Ergebnis war dasselbe. Dann wurde auch an einem neuen
Stück Kabel bei derselben Belastung der gleiche Erwärmungsgrad
gefunden. Einige Monate später wurden diese Kabel noch um
10% höher belastet. Temperaturmessungen sind in diesem Falle
nicht angestellt worden, jedoch ergab die Prüfung bei einer späte-
ren Verlegung der Kabel, daß die Isolation nicht ‘gelitten hatte.
Ähnliche Ergebnisse zeigen die Untersuchungen von Clark
und Shanklin über Hochspannungs-Einleiterkabel!). Diese
geben auf Grund einer großen Anzahl von Beobachtungen an,
daß man für eine Höchsttemperatur des Kupferleiters von 100
ein Einleiterkabel von 506,7 mm? Querschnitt mit 1110 A belasten
kann, einen Querschnitt von 760,05 mm? mit 1360 A und bei kon-
zentrischen Kabeln einen Querschnitt von 506,7 mm? mit 7% A.
Die Untersuchungen Ropers an den Chicagoer Niederspan-
nungskabeln haben ergeben, daß diese Werte während zweier
Wintermonate mehrere Stunden jede Nacht erheblich überschrit-
ten wurden. Es wurde die Temperatur nach der Methode von
Atkinson?) aus der Lufttemperatur der Kabelkanäle und aus der
Belastung ermittelt. Nach der verminderten Belastung am Sonn-
abend nachmittag und während des Sonntags war am Montag
morgen die Temperatur des Speisekabels am niedrigsten. Sie
stieg dann allmählich bis Freitag auf ihren Höchstwert an. Jeden-
falls überschritt sie den Betrag von 105° in den Wintermonaten
1) „Journ. Am. Inst. El. Eng.“ Bd. 38, S. 944.
2) „Journ. Am. Inst EI. Eng.“ Sept. 19:0.
1212
mehrere Stunden am Tage. In der Nähe der Unterstationen, wo
20 bis 24 Kabel in Kanälen liegen, wurden Lufttemperaturen von
annähernd 100° für kurze Zeit festgestellt, besonders am Freitag
nachmittag während 2 bis 3 Monaten im Dezember. Nach Atkin-
sonscher Berechnungsweise ergeben sich hier Erwärmungen des
inneren Kabelleiters von ungefähr 200°. Die Untersuchung eines
solchen konzentrischen Kabels zeigte, daß ungefähr 20 cm von
der Mündung des Kanals ein Loch von 25 mm Durchmesser im
Bleimantel des Kabels vorhanden war. Hier war das Papier
schwarz und brüchig und zerfiel bei Berührung. 9 m von dieser
Stelle hatte das Papier eine bräunliche Färbung, war noch gut
mit Imprägniermasse getränkt, hatte aber einen Teil seiner
Festigkeit. eingebüßt.
Erwärmung des Kupferleiters in einem Niederspannungskabel
über 180° hinaus die Papierisolation zerstört, und daß diese
Schäden größer werden, wenn der Bleimantel Löcher hat. Während
des letzten Jahres wurden konzentrische Kabel verlegt, die unter
ständiger Kontrolle standen und oft Kupfertemperaturen von mehr
als 105° erreichten. Die Isolation wurde in gutem Zustand be-
funden. Jedenfalls hat die Zeit, während welcher die höchste
Erwärmung vorhanden war, einen Haupteinfluß. Kurzzeitige Ein-
wirkungen auf den Bleimantel, selbst bis 300°, schaden noch nicht.
war als zweckmäßig erachtet, eine Erwärmungsgrenze
festzulegen, bei welcher unter der Voraussetzung einer dauern-
den Einwirkung keine Beschädigung der Isolation stattfindet.
Diese Grenze liegt nach den Chicagoer Ermittlungen bei ungefähr
110°. Weiter wird ein Temperaturwert angegeben, über welchen
hinaus bei andauernder Einwirkung die Isolation Schaden er-
leidet. Diese Grenze befindet sich bei ungefähr 180°. Inwieweit
die Stufen zwischen 110 und 180° entsprechenden Belastungen
und den Belastungszeiten auf die Papierisolation einwirken,
müßte zweckmäßig durch weitere Untersuchungen festgestellt
werden. (,„Journ. Am. Inst. El. Eng.”, Bd. 40, 1921, S. 201.)
Dr. Bültemann.
Elektromaschinenbau.
Verringerung des einseitigen magnetischen Zuges in elektri-
schen Maschinen. — A. M. Dudley gibt in „The Electric Journal“
Bd. 19, 1922, S. 31—40, eine anschauliche Darstellung der bekannten
Bedingungen für das Auftreten einseitiger magnetischer Zugkräfte
in elektrischen Maschinen, die insbesondere bei Motoren mit klci-
nem Luftspalt zu starker Abnutzung der Lager und schließlich zum
Schleifen des Ankers führen können. Er bespricht sodann Wick-
lungsanordnungen, die eine stärkere Ungleichheit der Flußvertei-
lung trotz ungleichen Luftspaltes nicht aufkommen lassen, weil sie
das Auftreten von Ausgleichströmen ermöglichen, die ihre Ursache,
die ungleiche Flußverteilung, zum weitaus größten Teile beseitigen.
Bei mehrpoligen Gleichstrommaschinen tritt diese Wirkung ohne
weiteres ein, wenn der Anker eine Parallelwicklung hat, u. zw. am
wirksamsten, wenn diese mit Äquipotentialverbindungen ausge-
rüstet ist. Bei der gewöhnlichen Drehstrom-Sternwicklung (Abb. 2)
Phasenanfang
Sternpunki j
Abh. 3.
Abb. 2.
können solche Ausgleichströme nicht auftreten, wohl aber bei Par-
allelschaltung zweier Gruppen in jeder Phase in der durch Abb. 3
zekennzeichneten Weise. Nicht jede Art der Parallelschaltung er-
füllt aber die Bedingung der selbsttätigen Korrektur ungleicher
Flußverteilung. Betrachtet man beispielsweise die Anordnung
Abb. 4, so erkennt man ihre Unwirksamkeit für den genannten
Zweck. Wie bei Gleichstrommaschinen, so kann man auch bei Dreh-.
stromwicklungen mit parallelen Zweigen durch Anordnung von
Ausgleichverbindungen die Wirkung steigern. Es genügt zur Kor-
rektur der Flußverteilung, wenn entweder die Ständer- oder die
Läufe: wicklung eine zur Unterdrückung magnetischer Unsymme-
trieen geeignete Wicklung besitzt. Daher ist bei Maschinen mit
Käfigankır keine besondere Maßnahme erforderlich, denn dieser er-
füllt die Bedingung in sehr vollkommener Weise. Dieser Umstand
ist wohl als einer der Gründe für die Beliebtheit der Käfiganker-
motoren anzusehen. Dudley betont zum Schluß, daß man seine Aus-
führungen nicht so auszulegen habe, als ob in allen Maschinen eine
gefährliche Tendenz zur Entwicklung einseitiger magnetischer Zag-
kräfte vorläge. Im allgemeinen werden die Größe des Luftspaltes
Roper kommt zu dem Ergebnis, daß eine
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39.
-~
28. September 1922.
sowie die Abmessungen der Welle und der übrigen Konstruktions-
teile so gewählt, und ist die Genauigkeit der Werkstattsarbeit eine
so hohe, daß besondere Vorsichtsmaßregeln nur in seltenen Fälicn
erforderlich sind. Pohl.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Ein Wechselstromkompensator mit Vakuumröhre. — Bei der
Untersuchung vieler Probleme der Telephonie und Akustik ist es
nötig, sehr kleine Spannungen über einen großen Frequenzbereich
zu messen. Dabei ist die Verwendung von Kompensatoren sehr er-
wünscht, aber die durch magnetische Streufelder eisenloser Induk-
tionsspulen erzeugten elektromotorischen Kräfte und die Streu-
ströme, die durch die verteilten Spulenkapazitäten oder die Teil-
kapazitäten gegen Erde in den verschiedenen Zweigen der Strom-
kreise fließen, schließen die Verwendung der üblichen Kompensator-
typen von vornherein aus. Deshalb gibt der Verfasser einen Kon-
pensator neuer Form an, der in dem Frequenzbereich 60 bis 14 000
Per/s gut brauchbar ist. Die erforderliche Wechselenergie ist so
gering, daß ein kleiner Elektronenröhrengenerator als Wechsel-
stromquelle verwandt werden kann. Die Ablesungen des Apparates
geben unmittelbar Spannung und Phase der gemessenen EMK.
Das wesentlich neue des Kompensators ist die Verwendung von
Elektronenröhren, nicht nur als Verstärker, sondern auch als Ven-
tilelemente zur Verhinderung unerwünschter Rückwirkung be-
stimmter Teile des Stromkreises auf andere. Ferner wurden be-
sondere Vorkehrungen getroffen, die Wirkung magnetischer Streu-
felder und kapazitiver Streuströme auf ein Minimum zu beschrän-
ken. Als Hilfsapparate wurden ein Wechselstromdifferentialgalva-
nometer und ein Phasenschieberwiderstand konstruiert. Die Mes-
sungen erfolgen durch einfache Einstellungen.
Cı
k
F
00.000
e
(AAAA)
Abb. 5.
Abb. 5 zeigt den gesamten Stromkreis. V, Və, Va sind Elek-
tronenröhren mit 3 Elektroden. Die Sekundärspule des Transfor-
mators T, ist mit dem Kondensator C und dem Widerstand Re in
Reihe geschaltet. Der Gitterkreis der Röhre V, liegt am Konden-
sator C und der der Röhre Və am Widerstand Re. Die Anodenkreise
der beiden Röhren sind mit den beiden Transformatoren T, und T,
verbunden, deren Sekundärwicklungen an den beiden gleichen
Widerständen R, und R, liegen. Mit Hilfe der Gleitkontakte k, und
ka sind Teile der Widerstände R, und R, in Nebenschluß zu dem
Gitterkreis einer dritten Röhre gelegt. Der Anodenkreis dieser
Röhre wirkt auf einen Transformator, dessen Sekundärwicklung
mit dem Schleifdraht R des Kompensators verbunden ist. T ist ent-
weder ein Telephonempfänger oder ein Vibrationsgalvanometer
oder das im folgenden beschriebene Wechselstromdifferentialgalva-
nometer und gibt an, wann der Potentialabfall zwischen d und k
dieselbe Größe und Phase wie die unbekannte E. K. Vz hat.
Die gesamten Teile sind in einem Holzkasten mit Hartgummi-
deckel untergebracht, auf dem sich die verschiedenen Schaltgriffe
und Teilungen befinden.
Der Verfasser gibt sodann eine Theorie der Wirkungsweise des
Kompensators und die Konstruktion eines Phasenschieberwider-
standes, deren Wiedergabe zu weit führen würde.
7 p
ELISE
IT LIN T U
IIISSEIOSSO
Weiter wird ein Wechselstromdifferentialgalvanometer nach
dem Prinzip der Abb. 6 und 7 näher beschrieben. An dem Gehäuse
B des Galvanometers sind zwei kleine Transformatoren mit den
Primärwicklungen D, und D; angebracht. Die sekundären Wick-
lungen bestehen aus den Kurzschlußringen S, und S aus Aluminium.
28. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 39.
1213
Diese sind durch den Stab A fest miteinander verbunden und bilden
mit dem Spiegel M das bei P aufgehängte bewegliche System.
Wird eine Wechselspannung an eine der Primärspulen gelegt,
so wird eine abstoßende Kraft zwischen diesen Spulen und der zu-
gehörigen Sekundärwicklung
erzeugt. Sind also die beiden
Transformatoren völlig gleich 1
und ist der Aufhängungspunkt
P in der Mitte zwischen den
Ringen S, und Sə, so bleibt das
bewegliche System in Ruhe, so V2
lange die an die beiden Primär-
wicklungen gelegten Span-
nungen gleiche Größe und
Frequenz haben. Die Emp-
findlichkeit des Apparates ist mehrmals größer als die entsprechen-
der Hitzdrahtapparate, er kann ohne Schaden stark überlastet wer-
den, und das bewegliche System besitzt eine kurze Schwingungs-
dauer und starke Dämpfung. (E. C. Wente, „Journ. Am. Inst. El.
Eng.” Bd. 40, 1921, S. 898.) G.-Sch.
Abb. 7.
Verkehr und Transport.
Die Neuorganisation der Berliner Straßenbahnen. — Nachdem
Dr.-Ing. Leonard Adler als Stadtbaurat für das Verkehrswesen
der Stadt Berlin im Anfang des vorigen Jahres!) einen Überblick
über die Neuorganisation der Berliner Straßenbahn gegeben hatte,
konnte er in diesem Jahre?) bereits über die erzielten Erfolge im
einzelnen berichten. Während die finanzielle Lage der vereinigten
Straßenbahnen und der Stadtgemeinde kostspielige Neubauten und
Beschaffungen, die in der Kriegs- und Nachkriegszeit erforderlicn
geworden sind, verbietet, gibt der Zusammenschluß Mittel zur He-
bung der Wirtschaftlichkeit durch Zusammenfassung, Ver-
einheitlichung und Vereinfachung des Betrie-
bes und der Verwaltung; es konnte die Zahl der beschäftigten
Arbeiter um 3000 verringert werden. Die ZahlderMotortypen,
die bei der früheren Großen Berliner Straßenbahn nur 3 betrug,
wuchs durch den Zusammenschluß auf 33 und konnte inzwischen
wieder auf 20 verringert werden. Die Leistung der alten Motoren
wird im allgemeinen als zu schwach erkannt, doch ist die Beschaf-
fung von neuzeitlichen starken Motoren aus finanziellen Gründen
zurzeit nicht möglich. Man mußte sich daher darauf beschränken,
durch Schaffung von Ventilationsöffnungen in den Motorgehäusen,
Verwendung besserer Bürstenhalter, Einführung von dauerhafte-
rem Lagermaterial, von Kugel- und Rollenlagern, Verbesserungen
herbeizuführen. An einer Anzahl neu beschaffter Wagen Konnte
der Vorteil stärkerer Motoren mit Luftkühlung bewiesen werden.
Zur Hebung der Ausbildung des Personals dienen
Schlosser- und Fahrerschulen mit reichem neuzeitlichen An-
schauungsmaterial.
Für die Stromversorgung der Wagen findet nur noch Oberlei-
tung Verwendung; Akkumulatorenwagen und unterirdische Strom-
zuführung werden nicht mehr benutzt. Die Frage, ob Kontakt-
rolleoderSchleifenbügel konnte nicht allein nach tech-
nischen Gesichtspunkten entschieden werden, sondern es mußten,
da der Umbau des gesamten Netzes für Bügelbetrieb zu erhebliche
kosten verursacht hätte, noch einige für Bügelbetrieb eingerichtete
Strecken für Rollen umgeändert werden. Bei allen Neubauten wırd
jedoch darauf geachtet, daß die Oberleitung für den etwa später
einzuführenden Bügelbetrieb Verwendung finden kann. Bei den
Bremsen entschied sich die Straßenbahn für die reine Kurz-
schlußbremsung der Triebwagen. Die Anhängewagen werden für
Solenoid- oder Kernbremsen eingerichtet. Die Bremskupplung
wird einpolig ausgeführt.
Für den Stadtverkehr eignen sich zweiachsige Triebwagen
mit genügend großem Radstand besser als Drehgestellwagen wegen
ihrer günstigeren Adhäsionsverhältnisse und geringeren Uuter-
haltungskosten. Der Sitzplatz- und Türeinteilung wird besondere
Aufmerksamkeit gewidmet.
Für Gleisneubauten wird der Bettung in Steinpflaste-
rung gegenüber Asphalt wegen der geringeren Herstellungs- und
Unterhaltungskosten der Vorzug gegeben. Nach Möglichkeit soll
die Verlegung der Gleise in eigenem Bahnkörper erfolgen. Bei In-
standsetzungsarbeiten beschränkt man sich auf Auswechselung
der schadhaften Stücke und Wiederverwendung noch brauchbarer
wobei die verschiedenen Schweißverfahren gute Dienste
eisten.
Dem Verkehr wird von dem Berichterstatter besondere
Aufmerksamkeit geschenkt. Es wird das Verhältnis der verschiede-
nen Verkehrsmittel zueinander, ihre Beeinflussung durch wirt-
schaftliche Vorgänge, Tages- und Jahreszeiten, Tarifbildung und
besondere Ereignisse erläutert und durch Schaulinien beleuchtet.
Die Verkehrsstatistik als Hilfsmittel zur Wirtschaftlichkeit wird
herangezogen und gezeigt, daß durch Zusammenlegung und Ver-
tettung von Linien Verbesserungen und Ersparnisse erzielt wer-
den können, ohne daß hierzu umfangreiche Neubauten erforderlich
bah 1) EKB. 1921, Heft 10. Dr. Adler, Der Neuaufbau der Berliner Straßen
n.
© „Glasera Annalen“ 1922, Bd. %, Nr. 1080, S, 221 bis 241. Dr. Adler,
Gegenwart und Zukunft der Berliner Straßenb ahn.
sind. Allerdings kommt die Ungunst der Zeiten auch darin zum
Ausdruck, daß Einschränkungen des Verkehrs, Vergrößerung der
Fahrtabstände zur Erzielung einer starken Platzausnutzung unter
Umständen bis zur Überfüllung und Einziehung von Linien ın Kauf
genommen werden mußten.
In der anschließenden Aussprache wurde über Versuche mit
verschiedenen Türanordnungen bei der Berliner
Stadtbahn berichiet; ferner auch über die Möglichkeit eines
späteren direkten Überganges von Verkehrsmitteln von einer Bahn
zur anderen, welche dadurch gegeben ist, daß die Stadtbahn jetzi
auch Gleichstrom verwenden will.
Die allen, auch den nichtdeutschen Verkehrsunternehmen ge-
meinsame Kapitalnot fand Erwähnung, sowie der Widerspruch
zwischen dem privatwirtschaftlichen Interesse an einer Einnahme-
steizerung durch Erhöhung der Tarife und einer im volks-
wirtschaftlichen Interesse liegenden Billizkeit der Verkehrsmittel.
Auch die Bedeutung der Kraftomnibusse, Omni-
busse mit elektrischer Öberleitung und der Einmannwagen
für den allgemeinen Verkehr, sowie die Verwendung optis:her
Signale zur Regelung des Verkehrs wurden eingeliend besprochen.
PF.
Fernmeldetechnik.
Zum Tode von Alexander Graham Bell.) Am 2. August
1922 starb auf seinem Sommersitz bei Baddeck in New Scot-
land Graham Bell. Mit seinem Auftreten begann die Ent-
wicklung der Fernsprechtechnik und des Fernsprechverkehrs. Es
erübrigt sich, an dieser Stelle über die Bedeutung unseres
heutigen Fernsprechwesens zu reden. Der Anteil Graham Bells
an der Geschichte dieses Verkehrsmittels ist ein sehr bedeutender. -
Und doch ist Bell nicht der Erfinder des ‚„Telephons“. Als im Jahre
1877 die erste Kunde von diesem wunderbaren Apparat aus Ame-
rika zu uns kam, hatte man vergessen, daß schon viele Jahre vor-
her der Lehrer Philipp Reis in Friedrichsdorf bei Homburg
v. d. Höhe im Jahre 1860 das „Telephon“, wie er es nannte, in
seiner wesentlichen Grundlage entdeckt hatte, Philipp Reis war
der erste Mensch, der den Gedanken des elektrischen Fernsprechers
in die Tat umgesetzt hat. Er tat alles, was er konnte, um die Auf-
merksamkeit der wissenschaftlichen Welt auf sein Werk zu lenken:
Er erstattete der Physikalischen Gesellschaft in Frankfurt a. M.
dreimal, am 26. X. 1861, am 16. XI. 1861 und am 4. VII. 1863 Bericht
über seinen Apparat und dessen Verbesserungen und führte ihn
am 11. V. 1962 dem Freien deutschen Hochstift in Frankfurt a. M.
und am 6. IX, 1863 dem Kaiser Franz Joseph von Österreich und
dem König Max von Bayern gelegentlich eines Besuches in Frank-
furt a. M. vor. Der deutsche Naturforschertag bekam 1863 in
Stettin Kenntnis von Reis’ Erfindung durch einen Vortrag von
Prof. Böttger, und am 21. IX. 1864 führte Reis persönlich sein
„Telephon“ der in Gießen tagenden Naturforscherversammlung
vor. Durch den Mechaniker Wilheim Albert in Frankfurt a. M.
ließ er seinen Apparat herstellen und an Liebhaber verkaufen. Es
nützte alles nichts. In Deutschland erkannte man die Bedeutung
der Reisschen Erfindung nicht und hielt sie für eine interessante
physikalische Spielerei ohne praktischen Wert, die bald in Ver-
gessenheit geriet. Umso mehr beschäftigte man sich im Auslande
mit dem Reisschen „Telephon“. 1862 war ein Reisscher Apparat
in ein naturwissenschaftliches Institut nach Edinburgh gelangt
und den Lehrern und Studenten der dortigen Universität und Hoch-
schule vielfach vorgeführt worden. Im Jahre 1863 hat der Mecha-
niker I, add in London von Reis eine Beschreibung des Telephons
in englischer Sprache erhalten. Ein von Ladd mit dem Apparat
bekanntgemachter Mechaniker Yeates in Dublin verbesserte den
Apparat und führte ihn 1865 gelegentlich eines Vortrages vor der
Philosophical Society zu Dublin vor. Prof. Hughes, der Er-
finder des nach ihm benannten Telegraphenapparates, ließ sich von
Reis dessen Apparate nach Petersburg schicken und führte sie
gelegentlich eines Vortrages über Telegraphie dem Kaiser Alexan-
der II. vor. In Amerika hatten Zeitschriften über das Reissche
Telephon berichtet und Bilder der Apparate gebracht. Besonders
Prof. Vander Weyde beschäftigte sich mit den Reisschen Ap-
paraten. Im Jahre 1868 stellte er sie öffentlich aus. Er baute selbst
einen neuen Geber, der sich von dem Reisschen nur in Kleinig-
keiten unterschied. 1870 baute Van der Weyde einen neuen Emp-
fangsapparat aus einem zweischenkligen Elektromagneten, vor
dessen Polen ein an einem Resonanzkasten befestigter blattför-
mizer Anker angebracht war.
1) Quellenangabe:
1. „Böttgers polytechnischer Notiz-
blatt“ von 188, Nr.6. 2. F. Binder, Die elektrische Telegrapbie, Weimar 189.
3. Silvanus Thompson. Philipp Reis, inventor of the telephore, London
1833. 4. LGrawinkel, Telephonie und Mikrophonie, Berlin it. 5. „ETZ*
1836, Heft9. 6. „Archiv f. Post u. an rie“ 1895, NS. 7.G. Hart-
mann. Das Telephon. eine deutsche Erfindung, Frankfurt a. M. 1899. 8 J.Ruß-
ner. Telegraphie u. Telephonie, Hannover 1502. 9. W. H. Sharp, im Scientific
American vom 15. VII 1%5. 10. R.Hennig, Die Entwickelung der Telegrapbie
und Telephonie, Leipzig 198. 11. F. Hamacher. Telegraphie u. Telephonie,
Leipzig 199s. 12. Th. Karraß, Geschichte der elektrischen Telegraphie, Braun-
schweig 1999. 13. H. N. Casson, The history of the telephone, Chicago 1910.
14. H. Günther, Telegraphie u. Telephonie, Stuttgart 1911. 15. O. Grosse,
40 Jahre Fernsprecher, Berlin 1917. 16. „Eleetrieian” vom 11. VIII 1922, S. 157.
17. „Engeneering“ vom 11. VII. 19.2. 18. „Telegraphand Telephone
Ag e, 102 Nr. 12 u. 16.
1214 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 39.
28. September 1922.
Hiernach kann man wohl mit großer Wahrscheinlichkeit als
sicher annehmen, daß Graham Bell die Versuche von Reis und
Van der Weyde nicht unbekannt geblieben sind, zumal Bell gerade
in den Jahren 1862/63 in Edinburgh und später in London studierte,
in denen die Reisschen Apparate in beiden Städten bekanutgewor-
den waren.
Philipp Reis starb, 40 Jahre alt, 1874, ohne daß seine Erfindung
einen Schritt nach vorwärts gemacht hätte. In Graham Bell und
seinen Mitarbeitern erstanden ihm die Männer, von denen er kurz
vor seinem Tode ahnungsvoll äußerte, „daß er der Welt den Weg
zu einer 'großen Erfindung gezeigt habe, nun aber anderen über-
lassen müsse, denselben zu verfolgen.”
Graham Bell wurde am 3. März 1847 in Edinburgh geboren.
1862/63 studierte er in Edinburgh, später in London. 1870 ging er
nach Kanada, 1872 wurde er Professor der Physiologie der Sprach-
werkzeuge in Boston. In den Jahren 1872—1875 beschäftigte er sich
damit, mehrere Telegramme auf einer Leitung dadurch gleichzeitig
in Morsezeichen zu befördern, daß verschieden hohe Töne mittels
der Elektrizität in die Ferne übertragen werden sollten. Daneben
suchte er einen Apparat zu konstruieren, mit dem er die Schwin-
gungen der Luft sichtbar machen und seinen Schülern (er war da-
mals Taubstummenlehrer) die Lautbildung zeigen könnte. Hierzu
beschäftigte er sich eingehend mit der Lehre von den Schallempfin-
dungen und namentlich mit den wichtigen Untersuchungen von
Helmholtz über die Vokalklänge Dabei kam er auf den Ge-
danken, daß verschiedene Klänge oder Töne ihrer Höhe nach mit
Hilfe des elektrischen Stromes würden wiedergegeben werden
können, wenn die Stromstärke der Zahl nach ebensoviele Änderun-
gen zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Werte in der
gleichen Zeit erfahren würde, wie die Schwingungszahlen der Töne
angeben, und ihrer Stärke und Klangfarbe nach, wenn die Strom-
stärke der Amplitude der Schallschwingungen entsprechend zu-
oder abnehmen würde. Er sah bald ein, daß abwechselnd ge-
schlossene und geöffnete Ströme die angegebenen Eigenschaften
nicht haben. Dagegen erkannte er, daß Induktionsströme wohl ge-
eignet sein würden, den gestellten Forderungen zu genügen. Seinen
ersten Apparat zur elektrischen Übermittlung von musikalischen
Tönen und Sprachlauten konstruierte Bell im Jahre 1875 und mel-
dete ihn am 14. II. 1876 zum Patente an. Das Patent wurde ihm am
7. III. 1876, wenige Tage nach seinem 29. Geburtstage, unter Nr.
174 465 erteilt. Merkwürdigerweise meldete auch Elisha Gray -
am selben Tage ein Patent auf ein Instrument an, das Töne auf
elektrischem Wege zu übermitteln vermochte (Die sich in der
Folge anschließenden Patentstreitigkeiten will ich hier übergehen.)
So fiel dem Glückskinde Graham Bell, der vor 1876 eine tele-
phonische Übertragung der menschlichen Stimme ernstlich nicht
im Auge gehabt.hatte, fast ohne sein Zutun in den Schoß, was seine
zielbewußten und weitschauenden Vorgänger trotz emsigster Be-
mühungen nicht hatten erreichen können. Seinen patentierten Ap-
parat stellte er im Sommer 1876 auf der Jubiläumsausstellung in
Philadelphia aus. Die Erfindung erregte hier vielfach Interesse.
Er verbesserte seinen Apparat, und am 10, VIII. 1876 stellte er die
erste 8 km lange Telephonliaıe zwischen Brantford und dem Mount
Pleasant her. Am 9. X. 1876 sprach man von Boston nach Cambridge
(Mass.), am 26. XI. 1876 von Salem (Mass.) nach Boston, 29 km weit.
Daneben liefen erfolgreiche Versuche von Elisha Gray. Am 4. IV.
1877 wurde dann die erste für den dauernden praktischen Gebrauch
bestimmte Telephonlinie Bellschen Systems dem Betrieb übergeben.
Es folgten andere Linien; es gelang Bell, immer weitere Kreise für
seine Erfindung zu interessieren. So gelangte die Kunde von seiner
Erfindung nach Deutschland, wo sıe ıhre erste Verwendung im
öffentlichen Nachrichtendienste durch den Generalpostmeister Dr.
Stephan fand, der mit grobem Weitblick und zäher Energie
daran ging, das Fernsprechwesen immer weiter auszugestalten.
Graham Bell ist wänrend seines Jangen Lebens auch weiterhin
wissenschaftlich tätig gewesen. Im Jahre 1914 wurde er mit der
Edison-Medaille ausgezeichnet. Mit seinem Tode verliert die Welt
einen Mann, dessen Name ebenso wie der seines Vorgängers Philipp
Reis untrennbar mit der Geschichte des Fernsprechers verbun-
den ist. An.
Allgemeiner Maschinenbau.
Kohlenstaubfeuerung für kleine Anlagen. — Die Erie City
Iron Works bauen eine Einrichtung für Kohlenstaubfeuerung, die
infolge der Verringerung der Anlage- und sonstiger Aufbereitungs-
kosten gegenüber den üblichen Zentralanlasen auch für kleinere
Werke wirtschaftlich sein soll. Zur Aufbereitung dient eine
Seymour-Mühle, ein Schnelläufer mit Schlagleisten und Wind-
sichtung; sie verarbeitet Kohle von 40 mm Korngröße abwärts
und sitzt mit dem Ventilator, der die gesamte Verbrennungsluft
mit dem Staub vermischt direkt in den Brenner fördert, auf einer
Welle und in einem Gehäuse. Infolge sofortiger Verbrennung
kann die Trocknung wegfallen. Kohlen- und Luftzufuhr sind ge-
trennt regelbar; Kraftverbrauch angeblich 20 kWh/t Kohle. Zur
Vermeidung zu hoher Erhitzung der Schamotte-Ausmauerung des
Feuerraums sind unmittelbar hinter dieser Woasserrohre ange-
bracht, die mit beiden Wasserkammern in Verbindung stehen, so
daß in ihnen Wasserumlauf stattfindet; der Boden des Feuer-
raums besteht aus ebensolchen, mit Schamotteplatten abge-
deckten Rohren; durch eine Öffnung fließt die Schlacke in den
darunter befindlichen Sammelraum. Diese Kühlung wirkt so gut,
daß ohne Gefahr für die feuerfeste Auskleidung der Luftüber-
schuß auf 5 bis 10 % herabgesetzt werden kann mit entsprechender
Erhöhung der Flammentemperatur. Es werden auch Versuchs-
zahlen mitgeteilt.
Es wird noch die Möglichkeit erwähnt, das Mauerwerk mittels
eingebauter Luftkanäle zu kühlen; die erwärmte Luft könnte als
Zusatzluft dienen. Mit dieser Kohlenmühle nebst Brenner wurden
mehrfach Flammrohr-Rauchrohrkessel ausgerüstet, die damit
74 bis 75% Wirkungsgrad ergaben. Mit Rostfeuerung sollen die-
selben nur 50 % erreicht haben. Zum Anheizen wird der Feuer-
raum durch Ölbrenner oder Holzfeuer auf Glut gebracht, dann
erfolgt die Zündung mittels brennender ölgetränkter Putzwolle.
Angaben über Mahlfeinheit, Feuerraumgröße, Feuertempe-
ratur, Gehalt der Flugasche an Verbrennlichem fehlen. Berech-
tigtem Zweifel dürfte die Angabe begegnen, daß bei 89%
Feuchtigkeit der Kohle 81% Wirkungsgrad erreicht wurden;
3 bis höchstens 5 % hat sich sonst als obere Grenze der zulässigen
Feuchtigkeit für ordnungsmäßige Verbrennung von Steinkohlen-
staub ergeben. Das Einblasen der gesamten Verbrennungsluft mit
dem Staub verlangt zur Vermeidung eines Zurückschlagens der
Flamme große Einblasegeschwindigkeit und diese langen
Flammenweg. Die für die geringe Kesselbelastung hohe Abgas-
temperatur läßt auf größeren Luftüberschuß schließen. Eine
einfache Rechnung zeigt, daß die mittels Wasserrohrkühlung
erzielbare Temperaturerniedrigung der Feuerrauminnenwand
höchstens 50° C betragen kann; dafür verteuert das Kühlrohr-
system den Kessel ganz bedeutend und kommt für Umstellung
vorhandener Kessel auf Kohlenstaubfeuerung, für die sich im
übrigen bei vorhandenem Platz für den Feuerraum die Einrich-
tung eignet, nicht in Betracht. (Power v. 27. XII., 1922, S. 1016.)
Dy.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Internationale Messekonferenz in Helsingfors 1922. — Im Zu-
sammenhang mit dem 14. Esperanto-Weltkongreß hat im August in
Helsingfors eine internationale Messekonferenz
stattgefunden, bei der, z. T. inoffiziell, aus Deutschland Leipzig
und Frankfurta. M., aus Schweden Malmö und Goten-
burg, aus der Schweiz Basel, aus Spanien Valencia, aus
Frankreich Paris und Lyon, aus Italien Padua, aus der
Tschechoslowakei Reichenberg und Prag, aus Südslawien
Agram, aus Polen Lemberg, aus Ungarn Budapest und
aus Finnland selbst Helsingfors vertreten waren. Es fehlten
also u. a., von Breslau, Königsberg, Wien und Graz abgesehen,
London, Birmingham, Utrecht, Brüssel, Barcelona, Mailand usw.
Der wichtigste Gegenstand der Tagesordnung, nämlich die Grün-
dung eines internationalen Messeverbandes oder die anderweitige
Festlegung gemeinsamer Zusammenarbeit, konnte zu keinem posi-
tiven Ergebnis gebracht werden, weil die allgemeinen Wirtschafts-
und die besonderen Messeverhältnisse in den einzelnen Ländern
derartig verschieden liegen, daß bindende Beschlüsse sich nicht
fassen ließen. Unter Berücksichtigung dieses Umstandes wurden
jedoch verschiedene Resolutionen angenommen, die gegenseitige
Unterstützung der internationalen Messen, regelmäßigen Austausch
des Drucksachenmaterials und Auskunfterteilung untereinander,
Anträge an den Weltpostverein wegen Gewährung von Vorzug>-
porto für Messedrucksachen und vor allem Rücksichtnahme der
Messen mit beweglichen Messezeiten auf die Termine der bereits
bestehenden Messen betreffen. Die nächste internationale Messe-
konferenz soll im Frühjahr 1923 nach Möglichkeit in Frankfurt
a. M., andernfalls in Reichenberg zusammentreten. — Ob die Hel-
singforser Aussprache der internationalen Messen mit ihrer nur
sehr losen Beschlußfassung irgendwelche praktischen Erfolge zei-
tıgen wird, bleibt, wie das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deut-
schen Industrie schreibt, zunächst abzuwarten. Vorbedingung für
wirksame internationale Messevereinbarungen ist — von der Ge-
sundung der allgemeinen Wirtschaftsverhältnisse abgesehen —
allerdings, daß zunächst einmal im Verkehr zwischen sämtlichen
in Betracht kommenden Ländern, namentlich zwischen den Feinden
von gestern, wieder urbane Formen Platz greifen und die einzelnen
Staaten vorher innerhalb ihrer eigenen Grenzen auf dem Gebiete
des Messewesens Ordnung geschaffen haben.
Grazer Messen. — Aın Schluß eines Berichtes über die 2. Grazer
Herbstmesse bemerkt das Ausstellungs- und Messeamt der Deut-
schen Industrie, daß sich die Grazer Messe, wenn hinsichtlich der
Ausstattung des Messeplatzes und seiner Umgebung mit Unter-
haltungs- und Vergnügungsstätten nicht Wandel geschaffen werde,
kaum über das Niveau eines mit Verkaufsgelegenheit verbundenen
Volksfestes erheben könne. Eine unmittelbare Beschickung der
Messe durch reichsdeutsche Firmen dürfte sich in Zukunft, sofern
nicht ganz andere Verhältnisse eintreten, kaum lohnen, weil die
deutsche Ware auch auf zahlreichen anderen Wegen guten und bil-
lizeren Eingang in das Land zu finden vermöge.
Amerikanische Weltausstellungspläne für das Jahr 1926. —
Zur Feier der 150. Wiederkehr des Tages der Unabhängigkeits-
erklärung der V. S. Amerika sind drüben einige Weltausstel-
-e ie u e
28. Beptember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 39.
1215
!ungspläne aufgetaucht, mit deren Verwirklichung jedoch
noch keineswegs gerechnet werden kann. Zunächst erhebt Phila-
Jelphia, in dessen Mauern seinerzeit das Befreiungsdukoment
entworfen und unterzeichnet worden ist, Anspruch darauf, die Welt-
ausstellung zu beherbergen, zumal die Stadt bereits 1876 die Jahr-
hundertfeier mit der großen „Centennial Exhibition“ prächtig be-
gangen hat. Seitens des Staates und der Stadt sollten außergewöhn-
lich große Geldmittel zur Durchführung der Ausstellung, für die
sich bereits ein Organisationsausschuß gebildet hat, flüssig ge-
macht werden; doch scheint das zuerst mit Begeisterung aufgenom-
mene Projekt neuerdings verschiedentfich auf Ablehnung zu stoßen,
vielleicht in Erinnerung an die kostspieligen Folgen, die die Welt-
ausstellung von 1876 für die Stadt gehabt hat. — Neben Philadelphia
nat auch Detroit den Wunsch, Weltausstellungsstadt im Jahre
196 zu werden. Allerdings sind die Aussichten dieser Stadt, die
zwar eine der volkreichsten der Vereinigten Staaten ist und “über
bedeutende Industrien verfügt, jedoch in keiner Weise auf Fremden-
besuch zugeschnitten ist, sehr gering. Detroit wird sich wahrschein-
lich, wenn es überhaupt eine Ausstellung im Jahre 1926 haben will,
mit einer mehr oder weniger lokalen Schau begnügen müssen. —
Im übrigen ist es, wie das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deut-
schen Industrie schreibt, in jedem Falle im jetzigen Zeitpunkt für
die Aufnahme der Vorarbeiten für ein Unternehmen wie eine Welt-
ausstellung reichlich spät.
Verschiedenes.
Von der Leipziger Herbstmesse. — Politische Fragen und wirt-
schaftliche Probleme beschäftigten die Besucher und Aussteller der
diesjährigen Herbstmesse. Dies förderte keinesfalls die Abwicklung
des Geschäfts. Sonst die bekannte, fast verwirrende Manniegfaltig-
keit von Schaustellungen, wenn auch gemildert durch die Zu-
sammenfassung technischer Zweige auf dem Ausstellungsgelände.
Anderseits wieder Dezentralisation in den verschiedenen Meß-
täusern der Stadt. Schon die Überfülle zwingt zur intensivsten
Werbetechnik, und wäre sie nicht schon vorhanden, so müßte sie
eigens dazu geschaffen werden. Mit dem eigenen Hause der Elek-
trotechnik wird in Zukunft ein großer Schritt nach vorwärts ge-
macht werden,
Soweit sich die Werbetechnik elektrotechnischer Mittel und
Wege bedient, sei über einige auffällige Neuerungen berichtet. Die
energiesparende und dennoch zugkräftige Lichtreklame, die durch.
die führende Marke der Atrax- Reklame-Projektoren bekannt-
geworden ist, zeigt eine Bereicherung um zwei wirksame Neuer-
scheinungen. Das bunte Projektionswerbebild auf dem Fußsteig hat
Leben und Bewegung erhalten. Reizvoll wirkende, farbige Mosaik-
zeichnungen umrahmen und umkreisen in ununterbrochenem Wech-
sel bei diesen neuen Atrax-Projektoren das eigentliche Reklame-
bild, Die gesteigerte Werbekraft, ohne nennenswerte Erhöhung
der Betriebskosten vereint sich mit einer eigenartigen, ästhetischen
Wirkung. Die zweite Neuerung der gleichen Firma zeigt ein ka-
leidoskopartiges Farbenspiel als bewegte Umrahmung des Werbe-
bildes, das Ganze in Form eines künstlerisch gestalteten Schau-
fenstertransparents.
In derselben Richtung stromsparender Lichtreklame arbeitet
die neuzeitliche Technik mit Glimmlichtlampen. So zeigte die
Deutsche Glimmlampen- Gesellschaft ihre soge-
nannten Franklin-Schriftiampen, deren Elektroden eine ganze In-
schrift in roten Lichtlettern aufleuchten lassen. Selbst der bis-
herige kleine Energiebedarf für Glimmlichtschilder aus Einzel-
buchstaben-Lampen wird auf diese Weise noch weiter ermäßigt,
wozu noch eine Verringerung der Anschaffungskosten kommt.
Bei der Osram G. m. b. H. sah man das gleiche Problem der
Glimmlicht-Schriftlampen in anderer Weise gelöst. Eine Einheits-
lampentype in Röhrenform wird von einer schablonenartig in Buch-
stabenform ausgeschnittenen Hülle ummantelt. Einen bemerkens-
werten Fortschritt in der Richtung niedrig gespannter Glimmlicht-
lampen bedeuten die neuen. Typen für 110 V Netzspannung, die aller-
dings zunächst nur für Wechselstrom hergestellt werden. Ein sehr
Interessantes Objekt in der Meßschau der Osram G. m. b. H. war das
Wolframbogenlicht, der erste Repräsentant einer praktisch punkt-
förmigen Lichtquelle großer Intensität in Glühlampenform. Wenn
auch das Zubehör zum Anlassen und Betrieb dieser Lichtquellen
etwas kompliziert und empfindlich anmutet, so ist doch seine Zu-
verlässigkeit bereits praktisch erprobt bei den Neon-Lampen der
Studiengesellschaft für elektrische Leucht-
röhrenG. m. b. H., Berlin. Die Ökonomie dieser Wolfram-Bogen-
lampen wird von der Firma mit etwa % W pro Kerze und ihre
Lebensdauer mit mehreren hundert Stunden angegeben. Die eben-
falls von der Studiengesellschaft ausgestellte Moore-Lichtbeleuch-
tung war in einer wirkungsvollen Anlage im Meßhause Grönländer
im Betriebe zu sehen.
In der elektrischen Heiz- und Kochtechnik sah man eine impo-
sante Fülle jener Erzeugnisse, die die Elektrizität im Haushalt
heimisch gemacht haben. Abweichend von üblichen Konstruktionen
war eine neuartige Haarbrennschere der Elektrizitäts-Aktiengesell-
schaft Hydra-Werk, Charlottenburg. Beide Brennscheren-
schenkel erfahren direkte und dabei abstufbare Anheizung, je nach-
dem schwarze, braune oder blonde Löckchen damit behandelt wer-
den sollen. Von anderen Fabrikaten der Hydra-Werke war ein
tragbares Aggregat zur. Gleichrichtung von Wechselströmen be-
merkenswert. Die kleinen Abmessungen und das geringe Gewicht
lassen das Mitführen dieses Ladeaggregats im Elektromobil zu, wo-
durch die Reichweite und Unabhängigkeit solcher Fahrzeuge ganz
wirksam gesteigert wird.
In der Sondermesse für Optik, Photo und Kino war besonders
sehenswert als Neuerung der Firma E., Liesegang, Düsseldorf,
eine optische Bank für episkopische Projektion in ungewöhnlich
kleinen Abmessungen. Diese Vorrichtung wird sicherlich in jenen
Industriezweigen viel Anklang finden, in denen sonst mit Lupe
oder Mikrometer gearbeitet werden muß, da an Stelle der subjek-
tiven Wahrnehmung die objektive Darstellung der zu prüfenden
Gegenstände in wirksame Vergrößerung tritt.
Eine interessante Übersicht über die Entwicklung des Fern-
sprechwesens vom einfachen Haustelephon bis zur vollendetsten
Großanlage für Post- und Hausbetrieb sah man beider A.G.Mix &
Genest. Unter den Ausstellungsobjekten dieser Firma aus den
verschiedensten Gebieten der Schwachstrom- und Fernmeldetechnik
seien besonders hervorgehoben eine neuartige Seilpostanlage mit
selbsttätig wirkenden Greifern zum Aufnehmen, Befördern und
Abgeben von Schriftstücken, ferner ein neuartiger Aktenaufzug
einfachster Ausführung mit elektrischem Betrieb, sowie eine
wesentlich verbesserte elektrische Automobilhupe von durchdrin-
gender Lautstärke. L.
Gebührenzuschlag Nr. 3 der Physikalisch-Technischen Reichs-
anstalt, Abt. II. — Vom 1. X. 1922 ab beträgt der Zuschlag:
1. für das Inland zu den ab 1. VI. 1922 auf das Dreifache erhöhten
Sätzen der Gebührenordnung vom 1. VII. 1918 Teil II (Elektri-
zität und Magnetismus) 5000 %,
2. für das Ausland zu den nicht erhöhten Sätzen der genannten
Gebührenordnung, welche in die Währung des betreffenden ban-
des nach dem Stande vom 31. VII. 1914 umgerechnet werden,
50%. Ergibt sich nach 1 ein höherer Betrag, so wird dieser
berechnet.
Charlottenburg,den 14. IX. 1922.
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
| gez. Nernst.
Preisausschreiben. — Auf Beschluß des Vereins Deutscher
Eisenbahnverwaltungen werden hiermit Geldpreise im Gesamt-
betrage von 100000 M zur allgemeinen Bewerbung öffentlich aus-
geschrieben, und zwar:
A. für Erfindungen und Verbesserungen, die für das Eisenbahn-
wesen von erheblichem Noten ana und folgende Gegenstände
etreiien:
I. die baulichen Einrichtungen und deren Unterhaltung,
II. den Bau und die Unterhaltung der Betriebsmittel,
III. die Signal- und Telegrapheneinrichtungen, Stellwerke,
Sicherheitsvorrichtungen und sonstigen mechanischen Ein-
richtungen,
IV. den Betrieb und die Verwaltung der Eisenbahnen.
B. für hervorragende schriftstellerische Arbeiten aus dem Gebiete
des Eisenbahnwesens.
Die Preise werden im Höchstbetrage von 20 000 M und im Min-
destbetrage von 4000 M verliehen,
Über die für den Wettbewerb geltenden Bedingungen gibt die
Geschäftsführende Verwaltung des Vereins Deutscher Eisenbahn-
verwaltungen, Berlin W 9, Köthener Str. 28/29, weitere Auskunft.
Studienplan für Lichttechnik an der Technischen Hochschule zu
Karlsruhe. — An der Technischen Hochschule in Karlsruhe wird
mit Beginn des Wintersemesters der Studienplan für Lichttechnik
im vollen Umfang durchgeführt werden. In den ersten zwei Studien-
jahren ist der Studienplan derselbe wie der für Elektrotechnik, und
dieser wiederum ist nicht wesentlich verscEieden von dem für Ma-
schinenwesen; es wird hier der Grund für das allgemeine Ingenieur-
studium gelegt. Die Richtungen spalten sich erst im 5. Semester.
Im 5. Semester werden für Lichtingenieure folgende Vor-
lesungen und Übungen empfohlen:
Aus dem Gebiete der Lichttechnik:
Teichmüller Leuchttechnik (2 Std.).
j Lichttechn. Übungen (zeichn. Übungen im Anschluß an
i Leuchttechnik, Einführung in das Lichtteehn. La-
boratorium u. in die Lichttechn. Literatur) (3 Std.).
Physiologie der Sinne, insbes. des Sehens (1 Std.).
Elektrotechnik und
Spuler
Aus dem Gebiete der
Gastechnik:
Starkstromtechnik (4 Std.).
Theoretische Elektrizitätslehre (3 Std.).
Elektrotechn. Laboratorium I (6 Std.).
Riehter
Schleiermacher
Bunte ” Gaserzeuger und Gasfeuerungen (2 Std.).
j Brennstoffwirtschaftl. Seminar (3 Std.).
Eitner Chem. u. physik. Grundlagen der techn. Analyse für
Gasingenieure (1 Std.).
5 Übungen dazu (2 Std.).
1216
Aus andern Gebieten:
Graßmann Wärmekraftmaschinen (4 Std.).
N. N. Mechanisches Laboratorium (3 Std).
Asal Deutsches Staatsrecht (2 Std.).
Im 7. Semester werden für Lichtingenieure folgende Vor-
lesungen und Übungen gehalten werden:
Aus dem Gebieteder Lichttechnik:
Teichmüller Beleuchtungstechnik (2 Std.).
s Übungen dazu (2 Std.).
„ Lichttechn. Laboratorium für Fortgeschrittene in freien
Zeiten.
Teichmüller mit
andern Dozenten: Lichttechn. Kolloquium (2 Std.).
Riede Technische Optik (2 Std.).
Spuler Physiologie der Sinne, insbes. des Sehens (1 Ntd.).
Kögel Photographische Optik.
Schmidt Photographische Kurse.
Zschinnmer Theorie des Glases (2 Std.).
Hellpach ` Psychotechnik (2 Std.).
Aus dem Gebiete der Elektrotechnik und
Gastechuik:
Richter Elektrotechn. Laboratorium TI (6 Std.).
Schwaiger Elektr. Kraftwerke u. Energieverteilung (2 Std.).
5; . Übungen dazu (3 Std.).
Eitner Industrielle Feuerungen (2 Std.).
Teichmüller Installationstechnik (1 Std.).
Aus andern Gebieten:
Askenasy Allgemeine chem. Technologie (5 Std.).
Bredig Phvsikal. Chemie und Elektrochemie (5 Std.)
Graßmann Wärmekraftanlagen (2 Std.)
Industrie und Handel.
Dumping. — Die Vorwürfe, daß Deutschland Dumping be-
treibe, sind infolge der Preisentwicklung zum großen Teil ver-
stummt. Auch das Ausland hat anerkannt, duß es sich hierbei nicht
um ein beabsichtigtes Dumping handelt, sondern um Valutadumping,
welches zum größten Teil gegen den Willen der deutschen Ver-
käufer durch die ausländischen Einkäufer erzeugt wordeu ist. Seit
geraumer Zeit mehren sich aber die Klagen, daß von anderen Län-
dern in erheblichem Umfange richtiges Dumping betrieben werde.
Der Mailänder „Sole“ enthält folgenden Aufsatz:
„Die Fabrikanten elektrischer Meßapparate, be-
unruhigt über das Gerücht, daß die schweizer Regierung bei
der italienischen Regierung eine Herabsetzung ihrer Zölle
beantragt habe, reichen bei der Regierung folgenden Protest ein:
a) Unsere Industrie entstand in Italien noch vor der
schweizer Industrie; elektrische Meßinstrumente werden von
uns seit etwa 30 Jahren und elektrische Zähler seit etwa
20 Jahren hergestellt. Uusere Industrie hat eine Entwicklung
gehabt, die hinter der schweizer nicht zurückgeblieben ıst.
Demnach wäre es unbillig, daß man in der Unterbandlung den
Forderungen der schweizer Industrie besonders Rechnung ge-
tragen hätte, wenn dies der entsprechenden italienischen In-
dustrie zum Schaden gereiche, die eine größere Anzahl Arbeiter
beschäftigt als die schweizer.
b) Die schweizer Fabrikanten verkaufen trotz des Unter-
schiedes der Valuta und des gegenwärtigen Zolltarifs in Italien
zu niedrigeren Preisen als alle anderen Konkurrenten. Dies
ist ihnen möglich, da sie das Monopol in der Schweiz besitzen,
das sie verschiedenen Gründen verdanken, z. B. den hohen Zoll-
sätzen, der Verpflichtung, ihre Zähler zu stempeln, den Ein-
fuhrverboten aus einigen Ländern, was sie nicht hinderte, sich
mit Industriegruppen von derselben Bedeutung zu verbinden.
All diese Tatsachen ermöglichen es zZ. Z. den schweizer Firmen,
die elektrischen Zähler in der Schweiz z. B. für 36 Fr zu ver-
kaufen, während sie sie in Italien für etwa 9 Fr abgeben. Wenn
man bedenkt, daß vor dem Kriege der Mindestpreis 22,50 Fr
war, So erkennt man deutlich, welch unverschämtes „Dumping“
schon jetzt die schweizer Industriellen betreiben, mit der offen-
sichtlichen Absicht, die italienische Industrie elektrischer
Zähler zu zerstören.
c) Durch die Klausel der Meistbegünstigung, die unsere
Regierung in jeden früheren Vertrag aufgenommen hat, wird
vielen anderen Ländern die der Schweiz gewährte Ermäßigung
zugebilligt und dadurch unser Schaden um das Hundertfache
gesteigert. Wenn dann die Ermäßigung auch Deutschland
gewährt werden müßte, um die Repressalien zu vermeiden, die
es gegen die Einfuhr anderer Erzeugnisse aus unserem Lande
anzuwenden droht, dann würde es in Anbetracht des äußerst
niedrigen Wertes der deutschen .Valuta den italienischen In-
dustriellen absolut unmöglich sein, ihre Stellung weiter zu
behaupten; sie müßten die Herstellung vieler Waren, deren
Absatz ihnen nur Verlust bringen würde, aufgeben. Hierdurch
würde die Zahl der Arbeitslosen vermehrt und die betreffenden
Anlagen würden wertlos gemacht.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922.
Heft 39. 28. September 1922.
d) Sie fordern also:
1. daß für elektrische Zähler und Haren Teile und elek-
trische Meßinstrumente und deren Teile keine Er-
mäßigung gewährt werde,
2. daß in dem Vertrag das Recht auf Repressalien fest-
gelegt werde, die im Falle des „Dumping“ anzuwen-
den sind.
3. daß Italien der sche eizer Markt eröffnet werde, wie
den schweizer Industrien der italienische offen steht;
oder daß der Einfuhrzoll in die Schweiz für unscre
Apparate nicht den Einfuhrzoll der schweizer Er-
zeugnisse in Italien übersteige.
Die Versammlung hat die Bildung eines Ausschusses be-
schlossen, der die Agitation zur Vermeidung des ernsten
Unheils fortsetzen soll, das eine Ermäßigung der Schutzzölle,
die schon ungenügend sind, hervorrufen würde Demnächst
werden sich andere Industriegruppen, die durch Unterhand-
lungen mit der Schweiz bedroht sind, vereinigen, um über ein
gemeinsames Vorgehen zu beraten.”
Aus dieser Mitteilung geht einwandfrei hervor, daß die schwei-
zerische Zählerindustrie einen Zähler, der im Frieden 22,50 Fr
gekostet hat, und der jetzt in der Schweiz mit 36 Fr verkauft wird,
mit neun Francs nach Italien verkauft. Nicht genug hiermit,
ist die schweizerische Regierung bemüht, die Zollsätze in [Italien
zu vermindern, damit die Wettbewerbsfähigkeit ihrer eigenen In-
dustrie erhöht wird. Es handelt sich hierbei also nicht nur um ein
Dumping der schweizerischen Industrie, sondern um ein Dumping,
welches vom schweizerischen Staat in vollstem Maße unterstützt
wird. Die Schweiz hat ein Einfuhrverbot erlassen, hält im beson-
deren deutsche Erzeugnisse, die mit der schweizerischen Industrie
in Wettbewerb treten könnten, praktisch genommen, vollständig
heraus. Nur diesem Umstande ist es zuzuschreiben, daß die schwei-
zerische Zählerindustrie 36 Fr für solche Apparate im Iniande
erhält. Dieser Übergzewinn wird nun verwendet, um in den umlie-
genden Ländern zu Preisen zu verkaufen, die weit unter dem Markt-
preis und z.T. weit unter dem Erzeugerpreis der betreffenden
Länder liegen. Die Beobachtung über die starken schweizerischen
Unterbietungen sind nicht nur in Italien, sondern auch in Belgien
und anderen Ländern gemacht worden. Auf der einen Seite hält
also die schweizerische Regierung durch Zollschranken und Ein-
fuhrverbote den ausländischen Wettbewerb fern und erlaubt der
inländischen Industrie, Preise zu nehmen, die außerordentlich hoch
sind; auf der anderen Seite wird dieser so erzielte Übergewinn
benutzt, um nach dem Auslande zu schleudern; denn wenn der be
wußte Zähler früher 22,50 Fr in Italien gekostet hat, so dürfte
wirklich keine Notwendigkeit vorliegen, jetzt nur 9 Fr dafür zu
fordern. ê
Der Grundsatz, von dem die schweizerische Regierung ausgeht,
ist volkswirtschaftlich unrichtig. Sie will die Industrie in voller
Höhe beschäftigt erhalten. Im vorliegenden Fall hatte die wohl
allein in Betracht kommende schweizerische Zählerfabrik vor dem
Kriege 300 Arbeiter beschäftigt, jetzt beschäftigt sie, soweit wir
unterrichtet sind, 1700 Arbeiter. Diese Erhöhung entstand, weil
alle kriegführenden Staaten ausgeschaltet waren und somit die
schweizerische Fabrik ein großes Geschäft aufbauen konnte. An-
statt nun zu erkennen, daß die Vergrößerung im Verhältnis ven
300 zu 1700 nur besonderen Umständen zuzuschreiben ist, und daß
nach Beendigung dieser Verhältnisse für eine so große Fabrik
keine Beschäftigung mehr vorliegt, will man diese mit aller Ge-
walt auf ihrem Stand von 1700 Arbeitern erhalten. Um das zu
erreichen, wird der Preis der Ware in allen umliegenden Ländern
weit unter die Notwendigkeit herabgesenkt, und auch die ent-
sprechenden Industrien dieser Länder werden in den Notstand ge-
bracht. Alles geschieht in dem Glauben, Beschäftigung für einige
hundert schweizerische Arbeiter finden zu müssen, ohne die rıch-
tige Rechnung aufzumachen, die ergibt, daß die Schweiz durch Jie
zu hohen Preise, die man im Inlande zahlt, den Verlust, den man
bei zu niedrigen Ausfuhrpreisen macht, voll und ganz selbst aus-
gleicht. Es würde billiger und volkswirtschaftlich richtiger sein,
die Fabrik auf ihren alten Stand zurückzuführen und die Arbeiter
in einen anderen Beruf umzuleiten. Aufhalten kann die Schweiz
diesen Entwicklungsgang nicht, sie kann ihn höchstens durch inre
Maßnahmen verlangsamen.,
Der Fall der Zähler ist etwas ausführlicher behandelt worden,
weil er ein typischer Fall in der schweizerischen Wirtschaftapolitik
ist. Genau das gleiche findet auf dem Gebiet der Uhrenindustrie
und anderer Industrien statt. Bei der Uhrenindustrie ist die Sache
noch schwerwiegender; denn hier erhält die Industrie eine erhe
liche Barunterstützung von seiten der schweizerischen Regierung.
Dieses Geld wird direkt verwendet, um die Uhren weit unter dem
Preis, zu dem sie in anderen Ländern erzeugt werden können, dort-
hin zu werfen, was natürlich die stärkste Beunruhigung der:be-
treffenden einheimischen Industrien hervorrufen muß. A. B.
V.S. Amerika, — Die Union, deren Wirtschaftsleben nach der
nunmehr erfolgten Beendigung des großen Bergarbeiterstreiks trotz
teilweise noch unternormaler Beschäftigung einzelner wichtiger
Industrien Anzeichen fortschreitender Besserung aufweist, hat nach
der Statistik des Department of Commerce im Rechnungsjahr 1921:22
auf dem Gebiet des Exports eine erhebliche Einbuße erlitten. Die
= ur pre o m
28. September 1922.
Gesamtausfuhr (ohne Wiederausfuhr) ergab nur einen Wert von
rd 3700 Mill. $ gegen 6386 i. V.; das bedeutet also eine Abnahme um
4%. Auch der Gesamtimport war wertlich um 29 % geringer, denn
Zahlentafel 1. Elektrotechnische Ausfuhr der
V. S. Amerika im Rechnungsjiahr 1921/22.
1921/22
| Wert in $
1920/21
Erzeugnisse Beenden Dr rernsn
Menge | Wert in $
Menge
Generatoren: — 4 125 0979 8 6U1 178
Gleichstrom . . . . Stück 26889 | 680 871”
Wechselstrom . . . „ 199)! 501 713%
Teile und Zubehör. lbs!) 11 795 289 | 736 779
Selbständige Beleuchtungs-
einrichtungen . . Stück 659 | 195 778
Elemente. und Sammler: — 1 194 6477 | 5935 823
Primärelemente . . Stück 2 113 6639 | 580 2659
Sammler. . ... . m 50 5319 | 653 539
Transfermatoren,Umfor-
mer, Gleichrichter
Stück | 293439 6 256 952 7 960 362
Übertragungs- und Ver-
teilungsapparate:
Schalttafeln (nicht für Tele-
phonie), Schalter, Siche-
rungen usw.. . . Stück |1 769 330% 30 566 38 5 301 577
Meßinstrumente, Zäh- |
ler ee ae 78 978°) :1 654 635 3 178 917
Blitzableiter, Drossel-
spulen usw. ... p 24863” | 338 347
Motoren, Anlasser, Kon-
troller:
Kleinmotoren . . Stück] 1912%)| 333 9519
Stationäre Motoren l
über 1PS.... , 871191413 1729
Bahnmotoren re 1039 | 30.5709
Lokomotiven. ... „ 74 (1506742 62 825 753
Andere Motoren . s 4 856 667 18 159 953
Widerstände, An-
lasser, Kontroller . lbs 715 206 1 051 638
Teile und Zubehör. . ,„ |12032479! 6048749
Ventilatoren. . .. . Stück] 51275 | 676071 83 306 1 739 305
Lampen: i
Bogenlampen, Scheinwer-
fer usw.. .. Stück| 6086 | 100785 1 288 20 004
Koblefadenlampen . „ 242 976 60 974 | 616332 150 174
Metalldrahtlampen . ,„ 14950605 :1285719 |16 470 686| 4495 564
Andere elektrische |
Lampen... .. © 216 611° | 187 3949)
Haushaltsbehelfe:
Mit Motoren betrieb. Stück | 130569 ı 287 170
Heiz- und Kochvor- |
richtungen. ... p | 698 757 2.079 106
Klektroöfen . .... p 245% | 116565”
Elektromedizinische |
Apparate ..... is 31:09 2770179
Telegraphenapparate (auch
für Funkdienst) . . . Ibs |1 739 3839 1537 516 1 097 440
Fernsprechapparate (mit |
Schalttafeln). . . . . „ 11624 911° 4048 601 5 200 019
Alarm-,Signaleinrichtung. „ | 695 753°) 230 8099
Klingel-, Summor- usw. Vor-
richtungen. . . . . Stück| 271715: 3% 218°
Zündapparate usw.. . . lbs | 953 179 2 588 883
Isolationsmaterial . „» 113393569 398 592°,
Fassungen, Anschluß- |
dosen usw. . . Stück 9 124519 ' 295 00?)
Rohrleitungs- und sonstiges i
Installationsmaterial . lbs 999 367 3 260 937
Andere, nicht spezifi-
zierte Teile ..... „ 15 527 171 36 273 139
Insgesamt . . 57 153 332 107 919 772
Elektrotechnische Glas-
waren (nicht für Beleuch-
tung) >. 2 2 2 202. lbs | 753 699% | 76 487%
Dsgl. Porzellanwaren „ 14697477 | 863 7359
„ Hartgummiwa-
ren (einschl. Batterie-
gefäle) . 2... .. „1 248605 | 9936)
ılbs = 0453 kg. — 9 1. VII. bis 31. XII. 1921. — ®) 1. I. bis 30. VI. 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39.
1217
er hat 1921/22 2608 Mill. $ gegen 3654 in 1920/21 betragen. Über den
Handelsverkehr der V.S. Amerika mit dem Ausland in elektro-
technischen Erzeugnissen finden sich in den Zahlen-
tafeln 1 und 2 die der genannten Statistik entnommenen Ziffern, die
aber hinsichtlich des Exportes insofern unvollständig sind, als sie
zum großen Teil lediglich das Resultat eines der beiden Halbjahre
darstellen und wegen der bekannten Änderung in der Statistik auch
nur teilweise einen Vergleich mit dem Ergebnis von Se zu-
lassen. Die Ausfuhr (Zahlentafel 1) schließt für elektrische
Maschinen und Apparate mit einer Summe von 57,153 Mill. $, die
hinter der des Vorjahres (107,920 Mill. $) um 50,767 Mill. $ oder
rd 47 % zurückbleibt. Die Zahl der exportierten Ventilatoren ist
von 88306 auf 51275 oder um 42 %, die der ausgeführten Glüh-
lampen sogar von 17,087 auf 5,194 Mill. Stück, mithin um rd 70%
gesunken, Über die Einfuhr, soweit in der Statistik Angaben
mitgeteilt werden, gibt Zahlentafel 2 Auskunft, u. zw. in einer für
beide Rechnungsjahre vergleichbaren Form. Von kaum nennens-
werten Beträgen bei Bogenlampen abgesehen, hat sich der Import
von Kohlefadenlampen um 1,938 Mill. Stück oder 25 % verringert
während der von Metalldrahtlampen um 1,777 Mill. Stück bzw. 22 %
gestiegen ist. An Lichtkohlen haben die V.S. Amerika 1921/22
rd 14 500 m, d. h. um fast 73 % weniger aus dem Ausland bezogen als
im Vorjahr, was sich offenbar durch das allmähliche Verschwinden
der Bogenlampe erklärt. Auch die Einfuhr von Elektroden und
Kohlebürsten ist um rd 1 Mill. Stück zurückgegangen.
Zahlentafel2 EinfuhrvonGlühlampenundelek-
trotechnischen Kohlen indie V.S. Amerika wäh-
rend des Rechnungsjahres 1921/22.
Erzeugnisse
Glühlampen: | |
mit Kohlefaden . Stück |5 784 503 137 040 |7 722 604/267 713
„ Metalldraht . . . 5 7959 117 279 425 |6 181 805,224 619
andere einschl. Birnen a |105 871 913.5
Lichtkoblen . 100 Fuß!) 18245 79189 66 706 331 480
Elektroden, Kohlebürsten Stück |1135 101 130.398 |2 109 048 162 573
Nach „Electrical World” hat der Senatden Zollsatzauf
Glühbirnen erheblich verringert. Laut Beschluß des Reprä-
sentantenhauses sollte er 35 % vom Wert betragen, u. zw. auf Grund
amerikanischer Bewertung. Hierüber ist dann mehrfach hin und
her verhandelt worden, bis der Senat schließlich die Glühbirnen von
den übrigen Beleuchtungskörpern, die mit 70 % belastet werden
sollen, trennte und für sie einen Satz von 20 % annahm. Hinsicht-
lich elektrischer Meßinstrumente gelangte er zu 50% bei
ausländischer Bewertung, während das Repräsentantenhaus 35 %
auf Basis amerikanischer Bewertung vorgesehen hatte. Kohle-
elektroden, Kohlebürsten usw. sollen nach seiner Ent-
schließung mit 45 % des Wertes verzollt werden, Nickelelektroden
mit 25 %,AsbestpapierfürIsolationszwecke mit 25 %, Ak ku-
mulatorenbatterien und deren Platten mit 40% gegen
30 %, die das Repräsentantenhaus auf Grund amerikanischer Bewer-
tung beschlossen hatte. Einrichtungen des Haushalts usw., die einen
elektrischen Heizkörper enthalten, will der Senat mit einem Zusatz-
zoll von 10 % belegen, während er Fernsprecher und Leitungsmaste
auf die Freiliste gesetzt hat. Inwieweit diese Vorschläge ganz oder
teilweise Rechtskraft erlangen, war bisher noch ungewiß, weil das
Repräsentantenhaus sich zunächst mit dem Bericht einer Konferenz
von Vertretern beider Häuser des Kongresses über die Tarifbill
zu beschäftigen hatte, der nach der „Frankf. Ztg.” die ausländische
Bewertung beibehält, es dem Präsidenten aber überläfit, notigenfalls
zum Schutz der heimischen Industrie die amerikanische zur Anwen-
dung zu bringen. Dieser Bericht ist nunmehr akzeptiert worden,
und der Präsident hat das neue Zolltarifgesetz bereits
unterschrieben, so daß es am 21. September in Kraft treten
konnte. Alle nach diesem Zeitpunkt dem Zollhaus entnommenen
Waren unterliegen jetzt also den neuen Zöllen.
In der amerikanischen Elektroindustrie spielt z. Z. dasFunk-
wesen und seine Ausnutzung im Rundspruchverkehr eine große
Rolle. Die Fabrikanten der bezüglichen Apparate haben kürzlich in
Washington eine nationale Radio-Handelskammer ins
Leben gerufen, deren Zweck es zu sein scheint, die in Betracht kom-
mende Industrie so zu stärken, daß ihre Standardeinrichtungen
überall in der Welt zu amerikanischen Preisen verbreitet werden
können, Gleichzeitig will man deren Interessen mit denen des
Staates derart vereinigen, daß im Notfall, wie gelegentlich der Kam-
mergründung gesagt wurde, die ganze Armee von mehr als 1 Mill.
Radiooperateuren der Regierung zur Verfügung steht. Dement-
sprechend widmet auch die Westinghouse Electric & Manufacturing
Co., deren letzter Rechnungsabschluß eine schr kräftige Position
erkennen läßt, diesem Gebiet besondere Aufmerksamkeit; nach
„Electrical World” ist sie heute in der Lage, monatlich 22 000 Auf-
nahmeapparate zu liefern, eine Produktion, die demnächst voraus-
sichtlich auf 35 000 gesteigert werden dürfte.
1) 1 Fuß = 03% m.
1218
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922,
Heft 39. 28. September 1922.
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 567, Potsdamer Str. 68.
Feruspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9306.
Kreuzung von Telegraphen- und Fernsprechleitungen.
Der Reichspostminister gibt hiermit bekannt, daß die in der
„BETZ“ 1922, Heft 35, S. 1124, veröffentlichten Zusatzbestim-
mungen für die Ausführung und den Betrieb
neuerelektrischerStarkstromanlagenbeiKreu-
zungen und Näherungen von Telegraphen- und
Fernsprechleitungen gegen Erstattung von 2 M von der
Geheimen Kanzlei des Reichspostministeriums, Berlin W 66, Leip-
ziger Straße 15, durch Starkstromunternehmer und Baufirmen be-
zogen werden können.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Elektrotechnischer Verein.
(Einzetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle,
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Ferospr, Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Bekanntmachung.
A, Vortragsreihen des Elektrotechnischen Vereins in Gemeinschaft
mit dem Außeninstitut der Technischen Hochschule.
I. Die komplexe Vektorrechnung und ihre
Anwendung in der Praxis (Symbolische
Methode). (4 Doppelstunden.) Vortragender: Dr.-Ing.
H. Kafka.
Übersicht:
1. Einführungin die Feen gsart. Grundbegriffe,
Differentiation und Integration. Ersatzstromkreise. Inversion.
2. Der Lufttransformator. Wechselstrom-Arbeitsdia-
gramme.
3. Leitungsberechnung. Leitungen mit konzentrierter
Selbstinduktion und Kapazität. Leitungen mit verteilter
Selbstinduktion und Kapazität.
4. Meßtechnische Anwendungen. Messung von Wirk-,
Blind- und Scheinleistung, sowie Leistungsfaktor bei Wechsel-
strom- und Drehstrom.
SET Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule, Charlotten-
urg.
Zeit: Montag, den 23., 30. Oktober, 6. und 13. November, 6.30 bis
8 Uhr abends.
Teilnehmerkarten:
Für deutsche Studenten a AR 30 M
„ Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins a er O0 g
„ Nichtmitglieder und ausländische Studenten 120 „
I. Forschungsergebnisse über Luftelektri-
zitätund Gewitter. (3 Doppelstunden.) Vortragen-
der: Prof. R. Seeliger, und
Anwendung auf die Praxis. (2. "Doppelstunden.)
Vortragender: Direktor A. Matthias.
Übersicht der Vorträge Prof. Seeliger:
1. Die normalen elektrischen Eigenschaften der Atmosphäre —
elektrisches Feld, Leitfähigkeit, Vertikalstrom, Ionenkonstan-
ten (Melimethoden und Beobachtungsergebnisse).
2. Die Störungen des normalen Zustandes. Elektrizität der Nie-
derschläge und Gewitter.
3. Die Theorie der luftelektrischen Erscheinungen. Beziehungen
zu anderen Gebieten.
Übersicht der Vorträge A. Matthias:
1. Das elektrische Leitungsnetz unter dem Einfluß der Erdelek-
trizität und der Störungen des normalen Zustandes. Rückwir-
kungen auf Maschinen und Apparate Wirkung, Nutzen und
Kosten des Blitzschutzseiles. Die sonstigen Einrichtungen
zum Schutz der Anlagen und ihre praktischen Erfolge.
2. Blitzschäden und Blitzableiter. Vermuteter Energieinhalt der
Gewitterentladungen. Die Bestrebungen zur Ausnutzung der
atmosphärischen Elektrizität und ihre praktischen Aussichten.
Elektrische Anlagen zur Beeinflussung des atmosphärischen
Feldes zwecks Förderung des Pflanzenwachstums, ihre bis-
ES Erfolge und wirtschaftlichen Aussichten (Elektro-
ultur),
m
Ort: Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule, Charlotten-
burg.
Zeit: (Vorträge Prof. Seeliger):
‚ Montag, den 20., 27. November und 4. Dezember, 6.30 bis 8 Uhr
‘ abends.
(Vorträge Direktor A. Matthias):
Montag, den 11. und 18. Dezember, 6.30 bis 8 Uhr abends.
Teilnehmerkarten:
Für deutsche Studenten . à 40M
„ Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins dae er. Si
„ Nichtmitglieder und ausländische Studenten 160 „
III Geschichte, Theorie, Bauart und Verwen-
dung des Akkumulators. (10 Doppelstunden.)
Vortragender: Dr. H. Beckmann.
Übersicht:
1. Geschichte und Theorie des Bleiakkumulators.
2. Bauart des Bleiakkumulators für verschiedene Anwendungs-
zwecke.
a) ortsfeste Akkumulatoren,
b) bewegliche Akkumulatoren für den Betrieb von Fahrzeugen,
c) tragbare Akkumulatoren.
Die Herstellung des Bleiakkumulators.
Betrieb und Behandlung des Bleiakkumulators.
Die Anwendung und Wirtschaftlichkeit von Bleiakkumulatoren
a) als Energiespeicher und Puffer in elektrischen Licht- und
Kraftanlagen,
b) als Stromquelle für Schienenfahrzeuge, bei Automobilen,
Lastkarren, Booten und für Zugbeleuchtung.
6. Die Anwendung tragbarer Bleiakkumulatoren für Handlampen,
Schaltanlagen, Automobil-Anwurfapparate, Signaleinrichtun-
gen usw.
7. Bestrebungen zur Schaffung von Leichtakkumulatoren, der
Eisen-Nickel-Akkumulator.
8. Filmvorführung über die Anwendung des Akkumulators.
Ort: Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule, Charlotten-
. burg.
Zeit: Montag, den 8., 15., 22. und 29. Januar, den 5., 12., 19,
26. Februar, 5. und 12. März 1923, 6% bis 8 Uhr abends.
Teilnehmerkarten: Der Preis wird später bekanntgegeben.
B. Vortragsreihen des Elektrotechnischen Vereins in Gemeinschaft
mit dem Technisch-wissenschaftlichen Vortragswesen Berlin für
Hörer mit Fachschulbildung.
I. Induktionsmotoren.
Vortragender: Herr Dipl.-Ing. Gruhl.
6 Doppelstunden.
Übersicht: Einleitung; Drehstrom, Drehfeld. Aufbau, Wir-
kungsweise, Eigenschaften, Regulierung und Prüfung der Ir-
duktionsmotoren.
Einphasen-Induktionsmotoren.
Induktionsmotoren als Asynchrongeneratoren.
Zeit: Freitag, den 13., 20. und 27. Oktober, 3., 10. und 17. Novem-
ber, 7 bis 8% Uhr abends.
Ort: Hörsaal für Elektrotechnik, Beuthschule, Zeppelinplatz.
Teilnehmerkarte: 100M.
II. Über die elektrische Beheizungin Industrie
und Haushalt unter besonderer Berücksichti-
gung der sparsamen Ausnutzung elektrisch er-
zeugter Wärme.
Vortragender: Herr Obering. Schneider.
4 Doppelstunden.
Übersicht:
1. Grundbegriffe aus der Elektrotechnik und Wärmelehre zur Er-
läuterung der Wärmewirkung des elektrischen Stromes.
2. Vorteile und Betriebskosten der elektrischen Beheizung.
3. Art und Konstruktion der Heizelemente, Heizkörper zur Raum-
heizung und zur Erhitzung gasförmiger Körper (Flüssigkeits-
erhitzer, das Trocknen uud die Trockner. Vorrichtungen zum
Erhitzen und Schmelzen fester Körper).
Der elektrische Heizkörper als Maschinenelement, seine Aus-
wahl, Berechnung, Schaltung und Regulierung.
Das W ärmespeicherprinzip.
Die elektrische Beheizung in verschiedenen Industrien.
Gewerbliche, medizinische, Laboratoriums- und landwirtschaft-
liche elektrische Heizeinrichtungen.
Anwendungen elektrischer Heizgeräte im Lebensmittelgewerbe
und zur Speisebereitung.
Zeit: Freitag, den 24. November, den 1., 8., 15. Dezember, abend:
6 bis 7% Uhr.
Siem IB
x
28. September 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heit 39. 1218
Ort: Hörsaal für Elektrotechnik, Beuthschule, Zeppelinplatz.-
Teilnehmerkarte: 75 M.
Eintragung in die Teilnehmerlisten und Kar-
tenverkauf für beide Vortragsreihen ab 1. Oktober im Tech-
nisch-Wissenschaftlichen Vortragswesen, Ingenieurhaus, Sommer-
straße Aa, und Elektrotechnischen Verein, Potsdamer Straße 68 III.
Weitere Vortragsreihen werden noch bekanntgegeben.
C. Monteur-Fortbildungskurse.,
Der nächste Kursus beginnt am Sonnabend, den 14. Oktober,
nachmittags 5 Uhr, in der I. Städtischen Handwerkerschule, Linden-
straße 97, Klasse 9 und 9a. Nähere Angaben versendet auf Wunsch
die Geschäftsstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 57,
Potsdamer Str. 68, wohin auch die Anmeldungen durch die Firmen
bis zum 6. Oktober erbeten werden.
Eintragung in die Teilnehmerlisten und Kar-
tenverkauf:
ab 1. Oktober in der Technischen Hochschule, Elektrotech-
nisches Laboratorium bei Herrn Ehlke, |
im Technisch-Wissenschaftlichen Vortragswesen, Ingenieur-
haus, Sommerstraße 4a, und
im Elektrotechnischen Verein, Potsdamer Straße 68.
Elektrotechnischer Verein E. V.
Der Generalsekretär:
Risse.
Vortrag
des Herrn Dr. L. Pungs, gehalten in der Sitzung des Farh-
ausschusses für Elektrisches Nachrichtenwesen am 28. II.»1922 über:
„Dieneuere Entwicklung der drahtlosen
Telephonie.”
Der Vortragende geht zunächst kurz auf die Geschichte der
drahtlosen Telephonie ein und zeigt die Gründe, welche einer ratio-
nellen Entwicklung dieses Gebietes der Fernmeldetechnik nicht
günstig waren. Die drahtlose Telephonie ist bekanntlich jahrelang
aus dem Stadium der Laboratoriumsversuche nicht herausgekom-
men und ist den schnellen Fortschritten der Telegraphie ohne Draht
keineswegs gefolgt. Die Einführung der ungedämpften Schwingun-
gen durch Poulsen hat eigentlich die Lösung des Problems erst in
den Bereich des Möglichen gerückt. Immerhin blieben als Haupt-
aufgaben, die noch zu lösen waren: die Steuerung großer Leistun-
gen durch das Mikrophon, Verbesserung der Sprachenreinheit,
Gegensprechen vom Teilnehmerapparat aus usw.
Die Entwicklung der drahtlosen Telephonie in, der Praxis
setzte erst in neuester Zeit ein, begünstigt auf einer Seite durch die
Ausbildung des Systems der magnetischen Beeinflussung und durch
die Einführung der Kathodenröhre, auf der anderen durch neue An-
forderungen und Aufgaben, welche das praktische Leben stellte,
und welche dem Wesen der Radiotelephonie besonders gut ent-
sprachen. Zu diesen Aufgaben gehörten in erster Linie die Ab-
gaben von Rundnachrichten („Rundfunk”), dann die Telephonie
tiber See, Telephonie für Elektrizitätswerke und Industrican-
lagen usw. .
Es werden dann die Grundlagen der drahtlosen Telephonie auf
der Sende- und Empfangsseite behandelt. Der Begriff der Beein-
flussung wird an Hand von Hochfrequenzaufnahmen mit der Braun-
schen Röhre erläutert. Ferner wird auch der Einfluß der Wellen-
länge untersucht und gezeigt, daß nach Versuchen, welche der Vor-
tragende auf Anregung von Professor K. W. Wagner ausgeführt
hat, sogar Ströme mit nur 6000 Per (50 km-Welle) verwendet
werden können, ohne die Sprache zu verzerren. Allerdings kommen
so niedrige Periodenzahlen nur für die Mehrfachtelephonie auf
Leitungen in Betracht.
Das ursprünglich benutzte Verfahren zur Übertragung der
Sprachschwingungen auf den hochfrequeuten Trägerstrom war die
Einschaltung von Mikrophonsystemen in die Antenne oder einen
mit ihr gekoppelten Kreis. Es wurden auch sogenannte Stark-
Strommikrophone angewandt. Diese Verfahren sind nun fast ganz
verlassen worden, in der modernen Praxis werden eigentlich nur
zwei Gruppen von Methoden verwendet, und zwar: 1. die Verfahren,
welche die Erscheinung der magnetischen Sättigung des Eisens
verwenden, 2. die Verfahren, die auf den Eigenschaften der Gitter-
kathodenröhren beruhen.
Die Regulierung von niederfrequenten Wechselströmen und
Spannungen durch Drosselspulen mit einer überlagerten Gleich-
strommagnetisierung ist in der Starkstromtechnik seit längerer
Zeit bekannt (Leonhard und Weber u. a.). Die überlagerte Magne-
tisierung ändert bekanntlich die Induktivität und damit die Drossel-
wirkung der Spule. Der erste Vorschlag dieses Verfahrens zur
Steuerung von Hochfrequenzströmen, also auch für die drahtlose
Telephonie, zu verwenden, rührt von Fessenden her. Doch hat er
ihn in einer praktisch nicht ausführbaren Form beschrieben und
auch nicht in die Wirklichkeit umgesetzt. Die Ausbildung eines
brauchbaren Telephoniesystems mit magnetischer Beeinflussung
erfolgte zuerst in Deutschland, u. zw. unabhängig an zwei Stellen
ungefähr gleichzeitig, jedoch auf verschiedenen Wegen. Kühn
(Gesellschaft für drahtlose Telerraphie) benutzte 1913 eine Hoch-
frequenzmaschine mit statischen Frequenzwandlern und beeinflußte
den Hilfsmagnetisierungsstrom durch die Sprachströme. Der Vor-
tragende (C. Lorenz A. G.) verwendete im gleichen Jahre eine be-
sondere Telephoniedrossel, u. zw. in Verbindung mit der Gold-
schmidt-Maschine, dem Poulsen-Sender und statischen Frequenz-
wandlern. Der Vortragende geht dann auf das Kühnsche Verfahren
näher ein und betrachtet Jessen Vor- und Nachteile. Es folgt eine
Beschreibung des Drosselverfahrens. Es werden die verschiedenen
möglichen Ausführungsformen der Telephoniedrossel betrachtet.
Zunächst die einfache Ringspule, die auch bei den ersten Versuchen
verwendet wurde, die aber keine praktisch mögliche Lösung gibt,
dann die Doppeldrosselspule und die aus zwei Eisenbandkernen
mit gemeinsamer Steuerwicklung gebildete Drossel. Der Grundge-
danke der Aufhebung der Wirkung des Kraftflusses der Hoch-
frequenzwicklungen (Kraftfluß der Grundfrequenz) in der Steuer-
(Telephon-Strom-) wicklung, die bei dieser Drossel verwirklicht
ist, gab die endgültige Lösung der Aufgabe.
Es wird die Theorie des Drosselverfahrens durch die charak-
teristischen Kurven erläutert und der Einfluß der Dämpfung gs-
zeigt., dessen geschickte Ausnutzung für die drahtlose Telephonie
ein Verdienst von Gerth ist.
Es werden ferner Schaltungen und Abbildungen von Anlagen
nach diesem System vorgeführt (Königswusterhausen und Lyngby).
Ein kritischer Vergleich des Frequenzwandler- und des Drossel-
verfahrens beschließt diesen Abschnitt.
Dann folgt die Beschreibung der Methoden mit Verwendung
von Gitterröhren für die drahtlose Telephonie. Infolge der vorge-
schrittenen Zeit konnten leider diese wichtigen Anwendungen nur
kurz behandelt werden. Die Beeinflussung der Gitterspannung
einer schwingungserzeugenden Röhre durch das Mikrophon ist das
einfachste, aber auch unvollkommenste Mittel. Die am meisten ver-
breiteten Schaltungen verwenden außer der Röhre für die Schwin-
gungserzceugung noch besondere Absorptionsröhren, welche die zu-
geführte Gleichstromenergie steuern, und deren Gitterspannung
und somit auch der „Widerstand“ durch das Mikrophon geändert
wird. Die Steuerröhren können parallel oder hintereinander zur
Schwingungsröhre liegen.. Das Verfahren wird ebenfalls an Hand
von Kurven erläutert. Für große Leistungen verwendet man einen
besonderen kleinen Hilfssender, der durch das Mikrophon gesteuert
wird und die Gitterspannung für den Hauptsender liefert, der also
fremderregt arbeitet (W. Schäffer).
Zum Schluß des Vortrags wird eine drahtlose Telephonieüber-
tragung mit der Hauptfunkstelle Königswusterhausen als Sende-
station vorgeführt. Für diesen Zweck war dem Vortragenden ein
neuartiges, lautsprechendes Telephon, entwickelt von Massolle,
Vogt und Dr, Engl, zur Verfügung gestellt, das die Laute in allen
Tonhöhen vollkommen unverzerrt wiedergab. Als Sender diente ein
Lorenz-Poulsen-Generator mit der beschriebenen Drosselsteuerung.
Empfangen wurde mit einer Rahmenantenne, die über dem Vortrags-
tisch angebracht war. Übertragen wurden Sprache und einige
Violinstücke. Es gelang, nachzuweisen, daß mit dem verwendeten
Telephoniesystem in Verbindung mit dem Lautsprecher eine ver-
zerrungsfreie Übertragung zu erreichen ist, so daß z. B. die Klang-
farbe des Instrumentes, der Bogenstrich, die Flageolettöne usw.
gut wiedergegeben wurden und eine Wertung auch vom künstle-
rischen Standpunkt möglich war. S.
En nn u En EEE EEE eu ae ER
SITZUNGSKALENDER.
Verein Deutscher Ingenieure, Berlin. (Ausschuß für technische
Mechanik.) 2. X. 1922, nachm. 5 Uhr, Hörsaal der Technischen Hoch-
schule Charlottenburg: Vortrag Dr. Everling: „Grenzen der Flug-
leistung.“
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
L. Kadrnozka f. — Auf einer Bergtour durch die Alpen ist der
ord. Professor der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule
ünchen, Leo Kadrnozka, tödlich verunglückt. Wir werden
auf die Verdienste des Verstorbenen in einem besondern Nachruf
zurückkommen.
B. Gleichmann. — Ministerialrat Dr. Bernhard Gleich-
mann vom Reichsverkehrsministerium, Zweigstelle Bayern, Hono-
rarprofessor der Technischen Hochschule München, wurde zum
Ministerialdirektor ernannt und mit der Leitung der Wasserkraft-,
Maschinen- und Elcktrizitätsabteilung des Reichsverkehrsministe-
riums betraut.
J. Barth. — Ministerialdirigent, Geheimer Baurat Julius
Barth, bisheriger Leiter der Aufsichtsabteilung des Reichsver-
kehrsministeriums Berlin, wurde mit der Leitung der Elektrizitäts-
abteilung des Reichsverkehrsministeriums, Zweigstelle Bayern, be-
traut,
1220
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39.
28. September 1922.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
“(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleltung
und ohne deren Verbindlichkeit.)
Elektrische Festigkeit der Kugelkopf- und Hewlett-Hängeisolatoren,
In der „ETZ“. 1921, S. 1323 und „ETZ“ 1922, S. 507, ist beim Ver-
gleich des Kugelkopfisolators (KJ) und des Hewlett-
isolators (HJ) unter anderem auch die Frage behandelt, bei wel-
chem der beiden Isolatorendie Beanspruchung auf Durch-
schlag günstiger sei. Meines Erachtens ist die Frage dabei nicht
richtig beantwortet worden, sie kann aber mit Hilfe der elektrischen
Festigkeitslehre gelöst werden, wie im folgenden gezeigt
werden soll. - 27
Der KJ stellt die Anordnung dar: Zwei konzentrische
Kugeln.
Der HJ kann aufgefaßt werden als: Zweisenkrechtge-
kreuzteZylinderstäbe.,
In Mitt. Nr. 11 (Archiv 1922, H. 1) habe ich gezeigt, daß man alle
Durechschlagsprobleme mit Hilfe der Formel lösen kann:
Ua = Caan;
hierin bedeutet Ua die Durchschlagsspannung in kV, Œa die Durch-
schlagfestigkeit des Isoliermaterials in kV. cm, a den Abstand der
Elektroden in cm an der gefährlichen Stelle und n den Ausnutzungs-
faktor des Isoliermaterials bei der betreffenden Anordnung. n hat
für die verschiedenen Anordnungen natürlich verschiedene Werte,
hängt aber stets von der „geometrischen Charakteristik” p ab:
Ma,
In dieser Formel bedeutet r den Krümmungsradius der am stärksten
gekrümmten Elektrode, gemessen an der gefährdeten Stelle, beim KJ
also den Radius der inneren kugelförmigen Aushöhlung des Kugel-
kopfes und beim HJ den Radius des Kupferseiles der Seilschlinge.
Die Abhängigkeit des Ausnutzungsfaktors n von der geometrischen
Charakteristik p bei den verschiedenen Anordnungen ist in Mitt. 11
graphisch dargestellt.
Wir wollen nun die beiden Isolatoren hinsichtlich ihrer Durch-
schlagsspannung Ua vergleichen, u. zw. erstens unter der Annahme,
daß beide die gleiche geometrische Charakteristik p haben, und zwei-
tens in ihrer wirklichen Ausführungsform.
1. Wir nehmen r=2,5 cm; a = 2,5 cm an; dann ist p=2 und
hierfür ist beim KJ der Ausnutzungsfaktor n = 0,5, beim HJ der
Ausnutzungsfaktor n = 0,85. Nehmen wir die Durchschlagfestigkeit
des Porzellans zu &4 = 128 kV .cm— an, so erhalten wir
beim KJ für die Durchschlagspannung Ua = 160 kV,
beim HJ für die Durchschlagspannung Ua = 270kV;
d. h der Hewlettisolator hält eine höhere Span-
nungausalsderKugelkopfisolator. Das ist aber auch
gar nicht erstaunlich; denn die Anordnung zweier konzentrischen
Kugeln ist unter allen in der Hochspannungstechnik üblichen Anord-
nungen hinsichtlich der Beanspruchung auf Durchschlag am
schlechtesten (Mitt. Nr. 11).
2. Die geometrische Charakteristik p = 2 bei a = 2,5 ist beim
HJ aber praktischunausführbar; dagegen dürften die gewähl-
ten Dimensionen für den KJ ungefähr stimmen.
Ein vor mir liegender Scherben des HJ hat die Dimensionen a =
2 cm und das Seil hat einen Durchmesser von 8 mm. Hierfür ist also p
= 6 und demnach n = 0,55. Also ergibt sich unter diesenVerhältnis-
sen für den HJ eine Durchschlagsspannung von Ud=145kV. Dabei
ist vorausgesetzt, daß die Seilschlingen vollständig in das Porzellan
eingebettet sind.
Das ist praktisch aber nicht der Fall; die Seilschlingen befinden
sich vielmehr in Kanälen, deren Durchmesser ungefähr 2 cm, also
wesentlich größer als der Seildurchmesser ist. Wenn beim Durch-
schlagversuch die Spannung immer weiter gesteigert wird, dann tritt
natürlich sehr bald um das Seil im Kanal eine Glimmhülle auf, die
geradeso wirkt, als wenn der Seildurchmesser vergrößert würde. Wir
können annehmen, daß der Radius der Glimmhüllen um die Seile an
der gefährdeten Stelle gleich dem Radius des Kanals ist. Die geome-
trische Charakteristik wird dann p = 3,0, und hierfür ist n = 0,75
und man erhält demnach für die Durchschlagspannung Ua = 192 kV.
D. h. also, daß auch in der praktischen Ausführungsform der HJ dem
KJ hinsichtlich der Durchschlagsicherheit überlegen ist. Nun sind
aber in der Literatur Angaben zu finden, daß der KJ bei 160 V und
der HJ bei 100 kV durchschlägt. Diese Zahlen sind aber bei der Prü-
fung unter Öl gewonnen.
Diese Prüfanordnung muß für den HJ als unrichtig und irre-
führend bezeichnet werden, weil dieser Isolator unter Öl ein anderes
Verhalten zeigt als in Luft. Dagegen dürfte beim KJ die Durch-
schlagspannung unter Öl und in Luft die gleiche eein, allerdings
unter der Voraussetzung, daß die innere Fläche des Kugelkopfes lei-
tend belegt ist, eine Annahme, die auch den obigen Berechnungen zu-
grunde gelegt ist.
Beim HJ ist bei der Prüfung unter Öl die Seilschlinge im Kanal
mit Öl umgeben, sie kann also nicht glimmen. Infolgedessen muß
sich für die Durchschlagspannung ein ähnlicher Wert ergeben, ale
wenn die Seilschlinge ganz in Porzellan eingebettet wäre. Man kann
sogar mit Sicherheit voraussagen, daß die Durchschlagspannung un-
ter Öl noch niedriger sein muß, weil das Öl eine geringere Dielektri-
zitätskonstante hat als das Porzellan, wodurch das Feld an der am
meisten beanspruchten Stelle stark verzerrt, die Beanspruchung also
erhöht wird. Dadurch ist die Durchschlagspannung von 100 kV unter
Öl erklärt.
Zusammenfassend kann man sagen: Der Hewlett-Isolator ist
hinsichtlich der Beanspruchung auf Durchschlag wesentlich günsti-
ger als der Kugelkopfisolator, wie die elektrische Festigkeitslehre
zeigt. Die beim Durchschlagversuch unter Öl für diesen Isolator ge-
wonnenen Werte zur Beurteilung der Güte des Hewlett-Isolators her-
anzuziehen, ist unstatthaft und irreführend.
Karlsruhe, 24. VI. 1922. A.Schwaiger.
Erwiderung.
Zu obiger Berechnung des Herrn Professor SCHWAIGER haben
wir zu bemerken, daß man die Durchschlagsfestigkeit des Kugel-
kopfisolators und des Hewlett-Isolators nicht so einfach berechnen
kann, wie Prof. SCHWAIGER dies ausführt. Das Gesetz der Durch-
schlagsfestigkeit ist heutzutage noch ein ziemlich unbekanntes Ge-
biet, auf dem man selbst für die einfachsten Fälle nicht einmal rich-
tige praktische Werte angeben kann. Wie Professor GUENTHER-
SCHULZE in „Die dielektrische Festigkeit von Gasen, Flüssigkei-
ten und festen Körpern” im Helios 1922, Heft 34, anführt, soll man
sich zur Ermittlung des gesetzmäßigen Zusammenhanges zwischen
dielektrischer Festigkeit und Feldstärke durchaus auf homogene
Felder beschränken. In Zahlentafel 5 dieser Abhandlung ist die
dielektrische Festigkeit der Luft zwischen Kugelelektroden von
5 cm Durchmesser angegeben. Man erkennt hieraus, wie selbst in
diesem einfachen Fall jeder Forscher andere Werte ermittelt.
Professor SCHWAIGER macht sich nun gar an die Berechnung
eines derart komplizierten Feldes, wie es beim Hewlett-Isolator vor-
liegt. Genau so gut wie man den Hewlett-Isolator als Anordnung
mit zwei senkrecht gekreuzten Zylinderstäben auffassen kann, kann
man den Hewlett-Isolator als zwei konzentrische Zylinder auf-
fassen. Man erhält dann jedoch für n bedeutend geringere Werte.
Für den Praktiker haben diese theoretischen Untersuchungen
keinen Wert, da sie zu ganz anderen Ergebnissen führen wie die
Versuche. Es ist einem jeden, der einmal Durchschlagsversuche
ausgeführt hat, bekannt, daß die Durchschlagsfestigkeit des Hew-
lett-Isolators bedeutend geringer als die des Kappen- und Kugel-
kopfisolators ist. An dieser Tatsache ändern auch die theoretischen
Erörterungen des Herrn Prof. SCHWAIGER nichts.
Besonders interessant ist es, zu untersuchen, ob die Angabe des
Herrn Prof. SCHWAIGER stimmt, wonach die geringe Durchschlages-
festigkeit des Hewlett-Isolators nur unter Öl zutage treten soll. Er
führt dies darauf zurück, daß in Luft der Seildurchmesser durch das
Glimmen selbsttätig vergrößert werden soll, was beim Öl nicht der
Fall sein soll. Herr Prof. SCHWAIGER schreibt: „Beim Hewlett-
Isolator ist bei der Prüfung unter Öl die Seilschlinge im Kanal mit
Öl umgeben, sie kann also nicht glimmen.“ In seinem Lehr-
buche der elektrischen Festigkeit schreibt Herr Prof. SCHWAIGER:
„Im Öl sind alle Entladungserscheinungen, Glimm-, Büschel-
und Lichtbogenentladungen möglich wie in der
Luft, wenn man als Elektroden Kugel, Spitzen oder Zylinder ver-
wendet.“ Herr Prof. SCHWAIGER widerspricht sich also hier selbst.
Zur Nachprüfung dieser Angaben haben wir folgende Versuche
angestellt: Es wuwlen 20 Hewlett-Isolatoren durchschlagen, u. zw.
10 Stück unter Öl und 10 Stück unter Druckluft!). Hiervon war die
Hälfte Abspannisolatoren, die andere Hälfte Hängeisolatoren. Bei
den Druckluftdurchschlägen betrug der Überdruck 2,5 at, so daß der
Überschlag sicher vermieden wurde, andererseits sich das Glimmen
am Seil vollkommen ausbilden konnte. Es ergab sich für den Öl-
Jurchschlag ein Höchstwert von 112 kV, ein Mittelwert von 99 kV
und ein Mindestwert von 90 kW, unter Druckluft ein Höchstwert
von 131 kV, ein Mittelwert von 112 kV und ein Mindestwert von
85 kV. Während der Mittelwert etwas höher liegt, liegt der Min-
destwert für den Druckluftdurchschlag noch unter dem Mindestwert
beim Öldurchschlag, Wenn also sich aus diesen Versuchen für den
Luftdurchschlag ein etwas höherer Mittelwert als für den Öldurch-
schlag ergibt, so steht dieser Wert in keinem Verhältnis zu der
Berechnung von Prof. SCHWAIGER, welcher hier Unterschiede von
145 und 192 kV errechnet.
Auf Grund der Tatsache, daß die Durchschlagsfestigkeit des
Hewlett-Isolators praktisch niedriger als die Durchschlagsfestig-
keit des Kugelkopfisolators liegt, wird in allen Porzellanfabriken
der Hewlett-Isolator nur mit 60 kV geprüft, während der Kugel-
kopfisolator mit der Überschlagsspannung — also 80 kV — geprüft
wird. Man hat also bei Ilewlett-Isolatoren keine Gewähr, daß sie
selbst in Luft nicht eher durch- als überschlagen.
Margarethenhütte, 28 VII. 1922.
J. F.Scheid.
ı) Dieses Verfahren ist zum D.R.P. angemeldet.
W.Cordes.
28. September 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39. | 1221
e LITERATUR. i
Besprechungen.
DerpraktischeElektro-Installateur. Leitfaden und
Hilfsbuch für Elektro-Installateure. Von PaulSeeger. Mit 405
Abb., zahlr. Tabellen u. Aufgaben aus der Praxis. XII u. 404 S.
in 8° Verlag von Ernst Heinrich Moritz, Stuttgart 1921. Preis
45 M, geb. 72M.
Es ist erfreulich, daß immer mehr Handbücher entstehen, welche
dem Elektroinstallateur die Kenntnisse der wissenschaftlichen
Grundlagen vermitteln wollen, welche ihm in der Regel ganz oder
teilweise fehlen. Es scheint, als ob sich auch auf diesem Gebiet
schon eine Gliederung in der Weise anbahnt, daß nicht das ganze
Gebiet in einem Buche behandelt wird. Ein Teil derartiger Bücher
betont neben kurzer Darstellung der notwendigsten Rechnungen die
Anleitung zur Leitungsverlegung sowie die Auswahl und Behand-
lang der Stromverbraucher. Ein anderer Teil beschränkt sich mehr
a die Wiedergabe der physikalischen und mathematischen Grund-
agen.
Das vorliegende Buch, dessen Verfasser als Fachlehrer an einer
angesehenen Lehranstalt für Elektropraktiker auf diesem Sonderge-
biet offenbar reiche pädagogische Erfahrung hat, will gerade den
schwierigstenTeil, die mathematischen Grundlagen, demVerständnis
einfacher Leser näher bringen. Nach 2 einleitenden Abschnitten über
die Wirkung und die Erzeugung des Stromes folgen in 6 weiteren
Kapiteln die Einheiten, das Ohmsche Gesetz, Widerstände bei ver-
schiedenen Leitern und Temperaturen, Stromverzweigung und Ener-
zieverteilung. Es folgt ein Abschnitt über die praktische Aus-
führung von Verteilungstafeln, welche hier aus dem Rahmen der
Gesamtdarstellung etwas herausfällt und wohl dem Bestreben zuzu-
schreiben ist, diese kritische Stelle der meisten Anlagen günstig zu
beeinflussen. Hieran schließt sich in 7 Kapiteln eine schr einge-
hende Wiedergabe der Beleuchtungstechnik, welche ebenso wie die
Mannigfaltigkeit der folgenden Glühlampenschaltungen über das
praktische Bedürfnis hinausgeht.
Nun folgt das wichtige Gebiet der Leitungsberechnung. Mit
der Ausführlichkeit, wie sie bei mangelhaft vorgebildeten Lesern
notwendig ist, wird jede Stromart, jedes Verteilungssystem, also
ieder Einzelfall aufs genaueste an Hand vieler Beispiele berechnet.
Hier werden auch Kraftleitungen behandelt, obgleich das Buch
sonst die Motoren nicht in seine Betrachtungen einbezieht. Die
anschließenden Kapitel über Meßinstrumente und Zähler, einige
Spezialapparate, Koch- und Heizapparate geben das Prinzipielle
der Konstruktionen. Ein etwas knapper Abschnitt Isolationsmessun-
een und ein Abschnitt Kostenberechnungen schließt das Buch. Der
Grundsatz, bei jeder Rechnung die Gleichungen, auch wenn sie sich
noch so oft wiederholen, erst in Buchstaben und dann erst an deren
Stelle in Zahlen einzusetzen, ist für den vorliegenden Zweck sehr
vorteilhaft. Die reiche Ausstattung mit bildlichen Darstellungen
und die ausführliche Behandlung jeder Rechnung ermöglichen ein
leichtes Verständnis, | Zaudy.
Energie-Umwandlungen in Flüssigkeiten. Von
Prof. Dönät Bánki. Bd. 1: Einleitung in die Konstruktions-
lehre der Wasserkraftmaschinen, Kompressoren, Dampfturbinen
und Aeroplane. Mit 591 Textabb. u. 9 Taf. VIII u. 512 S. in 8°.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1921. Preis geb. 135 M.
Der Verfasser kennzeichnet im Vorwort den Inhalt des vor-
liegenden ersten Bandes seiner im Entstehen befindlichen Lehre
von denjenigen Maschinen, deren Arbeitsmittel ‘aus einer Flüssig-
keit (Wasser, Luft, Dampf) besteht, als eine Zusammenfassung
der für alle in Frage kommenden Flüssigkeiten wesentlichen theo-
retischen Grundfragen, die dem Ingenieur die nötigen Kenntnisse
über die allgemeinen Gebiete des ganzen Faches möglichst dureh-
sichtig vermitteln und dem Spezialisten zur Orientierung auf den
Nachbargebieten dienlich sein sollen; die Aufgabe, die sich der
erfasser gestellt hat, ist eine zeitgemäße, ihre Lösung ist auf
folgende Stoffeinteilung aufgebaut.
Im ersten Kapitel Energiesätze idealer Flüssig-
keiten werden nach Definition der verschiedenen Energiearten
deren formelle Zusammenfassung auf Grund des Energiesatzes und
dio für die Verwendung zur Lösung einschlägiger Probleme
ersonnenen analytischen und graphischen Methoden erörtert und
deren Gebrauch an verschiedenen Beispielen veranschaulicht. Im
Abschnitt Bewegung wirklicher Flüssigkeiten
werden nach allgemeiner Erörterung der Reibungswiderstände in
Rohrleitungen und Kanälen und deren Einflusses auf die Strö-
mungsverhältnisse Versuchsergehnisse unter reichlichem Hin-
weis auf die Originalliteratur gebracht und deren Verwendung
für die Rechnung an Beispielen veranschaulicht. Unterhydrau-
ische Messungen werden die verschiedenen, gebräuchlichen
Meßinstrumente und -einrichtungen und deren Theorie besprochen;
eine Erörterung der Meßmethoden selbst wurde nicht aufge-
nommen, dagegen werden die Ergebnisse verschiedener Messun-
een von ÖOrtswiderständen und deren Zusammenhang mit den
grundlegenden Theorien, 7. B. von Borda-Carnot, erörtert.
In einem weiteren Abschnitt werden Lösungen für das Stau-
problem in Wasserläufen, das Problem der Strömung von Dampf
und Luft, die Grundwasserbewezung und die Wirkung der La-
byrinthdichtung behandelt. Es folgt die Erörterung des Abflusses
unter veränderlichem Druck und die Besprechung von Erschei-
nungen, die einerseits durch die Einschaltung von offenen oder
geschlossenen Ausgleichsbehältern in ZRohrleitungssysteme, an-
dererseits durch die elastischen Eigenschaften der Rohrwände und
des Wassers selbst hervorgerufen sind.
Der nächste Abschnitt betrifft die Reaktion der strö-
menden Flüssigkeiten auf die Gefäßwände. In
dem Abschnitt Flüssigkeitswiderstände werden die bei
der Bewegung von Schwimmkörpern in Wasser oder Luft oder
an Flugmaschinen auftretenden Widerstände und die auf still-
stehende Körper durch strömende Luft ausgeübten Drücke
erörtert, den modernen Versuchen auf dem Gebiete der Luft-
technik wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Im letzten Kapitel „Energieumwandlung in Flüs-
sigkeitsmischungen“ werden verschiedene Wasser- und
Dampfstrahlapparate und ihre Theorien behandelt.
Der Verfasser hat mit Sorgfalt diejenigen Theorien und Ver-
suchsergebnisse aus der Literatur ausgewählt und selbst solche
hinzugefügt, die dem Ingenieur von Nutzen sein können und hat
nicht versäumt, auf Widersprüche aufmerksam zu machen und
hypothetische Annahmen kritisch zu prüfen. Im Bestreben, auf
möglichst einfachen Grundlagen aufzubauen, wurden gleich zu
Beginn eine vom bisherigen Gebrauch abweichende Benennung
und verschiedene vereinfachende Annahmen eingeführt.
Der durch die geodätische Höhenlage bestimmte Energie-
betrag wird als „Gewichtsenertie” statt, wie gebräuchlich „Ener-
gie der Lage“ benannt; der Gewichtsbetrag von 1 kg ist aber
auch in allen andern Energiebeträgen enthalten, die Verschieden-
heit also doch wohl besser durch die alte Benennung ausgedrückt.
Die vereinfachende Annahme von Parallelströmung mit
gleicher Geschwindigkeit im ganzen betrachteten Querschnitt ist
einschränkend, aber auch gewiß nicht nötig; wenn man die
Untersuchung in erster Linie auf die Strömung durch einen Strom-
faden bezieht, so können ebenso gut alle die nötigen Definitionen
eingeführt werden und wächst daraus zwanglos das Ergebnis her-
aus, daß in der Verwendung des Bernoullischen Satzes für Rech-
nungen an Rohren und Kanälen in technischer Größenordnung
der Wert der kinetischen Energie durch den Mittelwert der Strö-
mungsgeschwindigkeit bestimmt ist, der sich aus der Betrachtung
im Absatz: „Fehler der Rechnung mit mittleren Geschwindig-
keiten“ (Ende Seite 47, Beginn S. 48) ergibt; ja es erscheint.
rätlich, diese Betrachtung geradezu in die Grundlagen aufzu-
«nehmen.
Die im Abschnitt „Flüssigkeitsströmungen in Krümmungen”
auf Seite 392 u. f. entwickelte neue Theorie stützt sich auf eine
Betrachtung über die Energiebeträge an einer in „ruhender”
Flüssigkeit bewegten, abgegrenzten Wassermasse und auf eine
theoretische Ableitung; in beiden Fällen haben scheinbar verein-
fachende Annahmen zu Trugschlüssen geführt.
Wenn in einem,,vorerst mit ruhender Flüssigkeit angefüllten
Wasserbehälter ein abgegrenzter Teil der Wassermasse in Be-
wegung gerät, so bleibt der andere Teil keineswegs, wie ange-
nommen, in Ruhe, sondern er kommt, entsprechend der Kontinui-
tätsbedingung, auch in Bewegung und es ist in demselben also
auch kinetische Energie enthalten; es fragt sich hierbei natürlich
in erster Linie noch, ob die angenommene Bewegung des abge-
erenzten Teiles überhaupt eintreten kann, — eine Ursache hier-
für ist nicht vorhanden.
In der theoretischen Ableitung, Seite 362, werden die auf die
Wasserelemente wirksamen Kräfte einfach auf 1 kg Masse be-
zogen: grenzt man, wie bei Betrachtung kreisender Strömungen
vorteilhaft, einen Ringsektor mit den Querschnittsdimensionen
dr, dz und der Länge r do ab, so findet man, daß bei Bestimmung
der relativen Druckänderung längs des Radius nicht nur der Ein-
fluß der Zentrifugalkraft, sondern auch derienige der Resultie-
renden der Drücke auf die Seitenwände (dr X dz) des Sektors zu
berücksichtigen ist; hierdurch erhält man mit der gemachten An-
nahme, daß die Geschwindigkeit u nur von r abhängt und andere
Geschwindigkeitskomponenten nicht vorhanden sind, die Bc-
ziehungen:
; r
dp _yw p-pmı _Ar_1 fw
dr gr vv yj r
Ti
dr,
worin aber u nicht mehr als konstant zu betrachten ist, also auch
nicht vor das Integralzeichen gesetzt werden darf, wie dies in der
Ableitung geschehen ist. Aus obirem Resultat ist in bekannter
Weise leicht abzuleiten, daß bei der durch die Beziehung ur =
konstant charakterisierten Potentialströmung der Bernoullische
Satz allgemein im ganzen Strömungsraum eilt, entsprechend dem
allgemeinen, jedoch vom Verfasser angefochtenen, Satz der Hydro-
dynamik, daß innerhalb eines Potentialströmungsbereiches einer
idealen Flüssigkeit der Bernoullische Satz allgemein gilt und
nicht nur auf Stromröhren resp. Liinien beschränkt ist.
Untersuchungen der vorliegenden Art zehören durchaus in
das Gebiet der Hyvdrodvnamik und sind nicht mit Mittelwerts-
oder sonst vereinfachenden Annahmen zu lösen; auch bei näherem
Eingehen auf die Probleme der Energieumsetzungen an Flug-
maschinen wird der Verfasser die, wenn auch umständlicheren,
1222
y
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 39.
28. September 1922.
aber doch schärferen Ansätze der Hydrodynamik nicht umgehen
können. : =
Die Tatsache, daß der Verfasser derartige Probleme ans Licht
stellt und bestrebt ist, sie mit einer für den praktischen Gebrauch
angenehmen, aber nicht immer genügend scharfen Einfachheit zu
lösen und dazu auch den Versuch heranzieht, empfiehlt das Buch
ebenso, wie der durchaus auf der Höhe wissenschaftlicher Be-
handlungsweise stehende Aufbau des reichen Inhaltes desselben.
F. Präsil.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Tabelle zur Berechnung der Beitragsmarken bei der In-
validenversicherung. Bearbeitet von K. Wolfrum, Bayreuth,
Moltkestraße 1. Verlag von Emil Mühl, Bayreuth.
[Um es den Arbeitgebern zu erleichtern, die Invalidenmarken, die ab
1l. X. wesentlich erhöht werden, künftig den 13 Lohnklassen entsprechend
richtig zu verwenden, hat der Verfasser eine Tabelle angefertigt, die den
verschiedenartigen Lohnverhältnissen Rechnung trägt, sehr übersichtlich und
brauchbar ist. Interessenten können sie gegen Voreinsendung des Geld-
betrages von 5 M nebst 1 M für Porto und Spesen vom Verlunser selbst
(Postscheckkonto Nürnberg Nr. 16287) oder vom Verlag beziehen.]
Technischer Index (Jahrbuch der Technischen Zeitschriften — Buch-
und Broschürenliteratur). Auskunft über Veröffentlichungen in in- und
ausländischen Zeitschriften und über den technischen Büchermarkt nach
Fachgebieten mit technischem Zeitschriftenführer. Von H. Rieser. (Für
die Literatur der Jahre 1918 bis 1920). Bd. VI/VII. Verlag: C. Stephenson,
Wien 192]. Preis 200 M, geb. 280 M.
[Der vorliegende Band enthält eine praktisch angeordnete, nach den
verschiedenen Fachgebieten in Gruppen und Untergruppen eingeteilte Zu-
sammenstellung der technischen Zeitschriften-, Buch- und Broschüren-
literatur der Jahre 1918 bis 1920. Es ist ein brauchbares Nachschlagewerk,
das den Fachmann rasch über Neuerungen, Erfindungen usw. unterrichtet
und ihm die Zeit mühevollen und kostspieligen Suchens erspart.]
Experiments with the Slide-Wire Bridge. A Handbook for use
in the electrical laboratory. Von David Robertson. 86 S. in 80, Verlag
von Crompton & Co., Ltd., Chelmsford 1922.
Machines électriques. Theorie, essais et construction. Von A. Mauduits
XXII u. 1180 S. in 80. Verlag von Dunod, Paris 1922.
Berliner Steuerkodex, Berlins Steuerordnungen mit systematischer
Darstellung. Von Brumby und Gattringer. XV und 202 S. in 16°. In-
dustrieverlag Spaeth & Linde, Berlin 1922. Preis 120 M.
Das Verhalten foster Körper im Fließbereich. Hysteresis-, Nach-
wirkungs- und Ermüdungserscheinungen in mechanischen, magnetischen
und elektrischen Kraftfeldern. Von Prof. Dr.-Ing H. Lorenz. Mit
25 Textabb. 68 S. in 8°. Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig
1922. Preis 72 M.
Dissertationen.
M. Schlipköter, Wirtschaftlichkeit neuzeitlicher Hochofengasreinigungen
im Ruhr- und Minettebezirk. Technische Hochschule Berlin 1920.
F. Beitter, Der Dampfzusatz im Generatorbetrieb. Technische Hoch-
- schule Berlin 1921.
W. Krebs, Studien über die Abbindefähigkeit von basischen Hochofen-
schlacken. Technische Hochschule Berlin 1921.
F. Pacher, Über Fehlstellen in Blöcken von siliziertem Siemens-Martin-
Stahl und deren Vermeidung. Technische Hochschule Berlin 1921.
Sonderabdrucke.
Instrumente für die Beobachtung von Erschütterungen. Von C. Mainka,
Göttingen. „Zeitschrift für technische Physik‘‘ 1922. Nr. 5 u. 7.
Zur Untersuchung von Seismographen und Erschütterungsmessern. Von
C. Mainka, Göttingen. „Feinmechanik‘‘ 1922. Nr. 7.
Eine neue Theorie des Sehens. Von Dr. Fritz Schanz, Dresden. „Zeite
schrift für Sinnesphysiologie‘‘ 1922. Bd. ö4.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Wirtschaftslage!). — In seinem Monatsbericht vom 12. IX. weist
das „Reichs-Arbeitsblatt‘“ auf die außerordentlichen Preissteigerungen
hin, die die überaus starke Entwertung der Mark im August hervorgerufen
hat. Diese kam im Gegensatz zu früher diesmal unmittelbar auf dem In-
landmarktin Formen zur Wirkung, die klar erkennen lassen, daß die deutsche
Wirtschaft trotz aller Anstrengungen, sich emporzuarbeiten, derartigen Er-
schütterungen auf die Dauer erliegen muß. Durch die sprunghafte und im
Verlauf des August wiederholte und jähe Verteuerung der wichtigsten Roh-
stoffe und Erzeugnisse wurde der Industrie der Boden für jede sichere Preis-
) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1102.
berechnung entzogen, ein planmäßiges Arbeiten und TQjsponieren fast zur
Unmöglichkeit gemacht. Die Leipziger Herbstmesse stand trotz dea
Andranges und der starken Nachfrage in ihren geschäftlichen ebnissen
hinter denen der vorausgegangenen zurück, weil sie ohne Kalkulations-
basis war. Vor allem verschärfte die verhängnisvolle neue Markentwertung
die Kapitalknappheit in stärkster Weise und komplizierte damit das
zentrale Problem, mit dessen Lösung die deutsche Wirtschaft steht oder fällt.
Schon jetzt ist es vielen Handels- und Industriebetrieben nicht mehr möglich,
aus den Geschäftseinnahmen die gestiegenen Ausgaben für den Bezug der
erforderlichen Betriebsstoffe im bisherigen Umfange zu decken. Die Be-
richte der Landesarbeitsämter und die Einzelberichte von Industriebetrieben
lassen zunächst nur vereinzelt unmittelbare Arbeitszeitverkürzungen und
Arbeiterentlassungen erkennen ; aber als warnendes Zeichen für das Sinken
der Konjunktur auf dem deutschen Arbeitsmarkt tritt bei den Arbeits-
nachweisen allgemeiner die Feststellung einer Zurückhaltung in der Bedarfs-
anmeldung von Arbeitskräften hervor. Hatte sonst das Steigen des Dollars
der Industrie eine starke Belebung des Bestellungseinganges gebracht, so
machte sich im August die Bedarfseindeckung möglichst noch vor Eintritt
der Preiserhöhung in offensichtlich geringerem Maße geltend — im wesent-
lichen infolge der gesunkenen Kaufkraft der Verbraucher wie der geschwäch-
ten Kapitalkraft des Handels und der Industrie. Auch die Belebung der
Ausfuhr, die ebenso wie die Steigerung der Deckungseinkäufe im Inland
mit dem Währungsrückgang eintrat, ist bei dem starken Sturz der Mark
im Juli und August wesentlich schwächer in Erscheinung getreten, z. T.
ganz ausgeblieben, trotzdem die Entwertung der Mark erheblich einschneiden-
der als vorher war.
Die Lage der Elektroindustrie ist während des August, dem Vor-
monat gegenüber, im großen und ganzen unverändert gewesen. Die Zu-
rückhaltung auf dem Markt der elektrotechnischen Erzeugnisse hielt
weiterhin an und hat sich teilweise noch verschärft. In Süddeutschland war
die Geschäftslage im Elektrogroßhandel wegen der Preissteigerung und Geld-
knappheit ruhig. Nur zwei Gebiete der Elektrotechnik nehmen nach dem
Bericht der Berliner Handelskammer eine Ausnahmestellung ein: alle gän-
gigen Arten von Kohlefabrikaten wurden nämlich nach wie vor in stei-
gendem Maße begehrt, und die Entwicklung des Glühlampengeschäftes
gestaltete sich im Inland wie im europäischen Ausland normal; auch die
Lieferungen für überseeische Länder befriedigten. In allen übrigen Zweigen
der Elektroindustrie aber ist, wie die genannte Handelskammer betont, cin
Nachlassen zu beobachten, das offensichtlich weniger durch die gegenwärtige
unsichere Lage als durch die immer stärker hervortretende Geldknappheit
verursacht wird. Die Bestellungen würden ohne die zunehmende Geldnot
erheblich umfangreicher eingehen. Allerdings macht sich das Abflauen der
Aufträge nicht überall in gleich starkem Maße bemerkbar. Der Rückgang
der aus der Industrie eingehenden Bestellungen würde noch stärker sein,
wenn nicht die Flucht vor der Mark vielfach im entgegegengesetzten Sinne
wirkte. Rohstoffe sind schwer und nur mit sich immer mehr verlängernden
Lieferfristen zu beschaffen. In den Berichten an das Reichs-Arbeitsblatt
wird sowohl von der Starkstromtechnik wie von den Fabriken für In-
stallationsmaterial über Roh- und Hilfsstoffmangel geklagt. Zahlreich
sind auch die Meldungen über das Fehlen gelernter Arbeiter. Inder Schwach-
stromtechnik machte sich Mangel an tüchtigen Formenbauern, Metall-
schleifern und Telephonspulenwicklerinnen fühlbar. Der Beschäftigungs-
grad ist zumeist unverändert. Nach 71 Berichten waren unter rd 174 000
Beschäftigten der Elektroindustrie ebenso wie im Vormonat 16% in gut mit
Arbeit versehenen Betrieben tätig; befriedigende Lage weisen die Betriebe
für 82%, (81 i. Vm.) auf. Besonders deutlich tritt die Geldknappheit im
Zentralengeschäft hervor. Zahlreiche Projekte großer Unternehmungen
sind wegen Mangels an Mittelnaufgegeben worden, auch daslaufende Geschäft
hat sowohl für das Inland wie für das Ausland abgenommen. Die Bestel-
lungen auf Motoren, weniger die auf Zähler, Apparate und Installations-
material, gingen nach dem Berliner Handelskammerbericht stark zurück.
Mitteilungen von Fabriken zufolge, die Installationsmaterial herstellen, war
der Geschäftsgang vielfach schlechter als im Vormonat, der Auftragseingang
in der letzten Zeit nur z. T. wieder besser geworden, so daß normale Be-
schäftigung möglich wurde. Die Schwachstromindustrie erhält vorläufig
noch Bestellungen in befriedigendem Maße; deutlicher Rückgang macht sich
aber nach den eingegangenen Berichten für MeBinstrumente bemerkbar.
Im Kabelgeschäft tritt die rückläufige Konjunktur bei Starkstromkabeln
stärker als bei Schwachstromkabeln in Erscheinung. Lohnaufbesserungen
wurden verschiedentlich festgestellt, so in der elektromedizinischen Industrie
ab 17. VIII. um etwa 40% und in der Kabelherstellung um rd 25%.
wi Garantie der Reparations-Schatzscheine durch die Reichs-
bank. — Verhandlungen des Reichsbankpräsidenten mit der Bank von Eng-
land haben zu dem Ergebnis geführt, daß die Reichsbank nunmehr
die der belgischen Regierung an Stelle von Reparationsbarzahlungen aus-
zuhändigenden, vom 15. II. bis 15. VI. 1923 fälligen Sechsmonatswechsel im
Gesamtbetrage von 270 Mill. Gldm unter Verzicht auf Verlängerung der
Laufzeit unterzeichnen konnte. Sie sind bereits übergeben worden.
Gemeinsames Vorgehen elektrotechnischer Fabriken zwecks
Übernahme von Reparationslieferungen. — Durch das Stinnes-
Lubersac-Abkommen ist das Programm der Wiedergutmachungsliefe-
rungen in Baumaterialien seiner Lösung wesentlich nähergebracht worden.
Natürlich wird erwartet, daß auch in anderen Artikeln Aufträge auf Wieder-
gutmachungslieferungen in großem Maße erteilt werden, und es liegt daher
nahe, daß auch andere Kreise der Industrie ihre Vorbereitungen treffen. So
haben sich bereits zahlreiche bedeutende Spezialfabriken für die Gruppe
Maschinen und Transformatoren zu gemeinsamem Vorgehen zusammen-
geschlossen, indem sie mit der Wahrnehmung ihrer Interessen und dem
Verkauf die „Elmag“ Elektromaterial-Gesellschaft m. b. H. Kom-
manditgesollschaft, Berlin, betrauten. Es ist, wie diese mitteilt, zu erwarten,
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4
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= mp nie ë y e
28. September 1922.
daß sich der Wirkungskreis der „Elmag‘‘ in absehbarer Zeit auch noch auf
weitere Zweige der Elektrotechnik ausdehnen wird.
Wiederaufbau im uralischen und westsibirischen Rußland.
— Zwischen dem Präsidenten der Russo-Asiatic Consolidated Co., Leslie
Urquhart, und dem Vertreter der Sowjetregierung, Krassin, ist ein für
‘ den Wiederaufbau Rußlands äußerst wichtiger privatwirtschaftlicher Ver-
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trag geschlossen worden, demzufolge die 1918 beschlagnahmter Konzessio-
nen der Gesellschaft im Ural und in Westsibirien dieser unter formeller
Aufrechterhaltung des Eigentumsrechtes der „Sowjetregier wieder zu-
fallen. Sie wird auf 99 Jahre Pächterin aller Konzessionen, Fabriken, Berg-
werke usw., deren Wert 56 Mill. £ betragen soll, erhält Ersatz für abhanden
gekommenes Inventar, bedeutende Summen für den sofortigen Beginn der
Tätigkeit und das Recht, Arbeiter nach Belieben einzustellen bzw. zu ent-
lassen. Der Präsident der Gesellschaft hat die deutsche Industrie, Unter-
on und Arbeiter, aufgefordert, am Wiederaufbau Rußlands mitzu-
wirken.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
teehnischen Industrie. — Diesem Heft liegen neue Festsetzungen
der Preisstelle —sie hat diese Bezeichnung an Stelle der bisherigen (Zuschlags-
listen) gewählt — für das Inland, u. zw. Nr. 66 (grün) und Nr. 66 A (gelb),
bei, von denen letztere für die Zeit vom 21. bis 27. IX. gilt. Der Text zei
keine Anderungen, nur sind für die Umrechnungsmultiplikatoren ab 21. IX.
nunmehr die Angaben der Tabellenausgabe 19i maßgebend. Die Teue-
rungszuschläge wurden für die Ziffern 68a und b sowie für 69a erhöht.
Außenhandel.
Deutschland. — Der Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung
weistnachder D. A.K. daraufhin, daß die nach dem alten Tariffürdie Ausfuhr-
abgabe abgabefreien Waren auch nach der vorgenommenen Erhöhung ausfuhr-
abgabefrei bleiben. Weiter ist zu beachten, daß gemäß Art. IV der Bekannt-
machung vom30. VIII. bereits abgelaufene Ausfuhrbewilligungen nicht
verlängert werden können, es vielmehr einer Neuausstellung zu den dann gel-
tenden Abgabesätzen bedarf. Ob eine Bewilligung aus sachlichen Gründen
verlängert werden kann, hat die zuständige Stelle nach der Wirtschaftslage
auf dem speziellen Warengebiet zu beurteilen. Die bisherigen Bestimmungen
über den Begriff der festen Preisvereinbarung, der handelsüblichen
Fristen und des bindenden Verkaufsangebots (Rundschreiben des
Reichskommissars vom 19. IX. 1921) bleiben in Geltung. Ausfuhren an
eigene Niederlassungen oder Konsignationsläger im Ausland
müssen seit dem 3. IX. die erhöhte Abgabe tragen. Ein bindendes Ver-
kaufsangebot bei Überseegeschäften wird unter heutigen Verhält-
nissen nur vorliegen, wenn eine Frist zur Annahme entweder ausdrücklich -
gestellt ist oder nach bestimmtem Handelsbrauch besteht. Handelsübliche
Fristen können nicht als vorliegend anerkannt werden, wenn der Abschluß
soweit zurückliegt, daß er sich bis zur Stellung des Antrages normalerweise
schon hätte ausführen lassen. Das Hinaussenden von Preislisten gilt nicht als
bindendes Angebot. — Die Umrechnung der in den Verträgen des freien
Sachlieferungsverkehrs festgesetzten Verkaufspreisbeträge in Pa-
piermark erfolgt künftig zum Kurs des zehnten, dem Tage der Übermittlung
des Schecks durch die französische Regierung an ihren Staatsangehörigen fol-
genden Tages. Die Papiermarkbeträge werden nicht vor dem 13. Tage nach
Übermittlung des Schecks ausgezahlt. — Das Goldzollaufgeld ist auf
34400 %/, ermäßigt worden.
England. — Die Ausfuhr elektrischer Erzeugnisse und Ap-
parate hatte im August einen Wert von 614 749 £ und war damit um
261 171 £ geringer als im August 1921 (875 920 £). Der Wert der Einfuhr
beziffert sich auf 143 498 £, d. s. 51 526 £ mehr als im gleichen Monat des
Vorjahres (91 972 £).
V. S. Amerika. — Die Ausfuhr elektrischer Maschinen und.
Apparate hat im Juni 6,216 Mill. $ ergeben, d. s. 0,74 Mill. $ weniger als
im gleichen Monat von 1921 (6,956 Mill. $). Die Einfuhr von Kohlefaden-
lampen betrug 0,556 Mill. Stück gegen 0,449 im Juni 1921. Der Import von
Metalldrahtlampen ist um 0,547 Mill. Stück von 0,761 auf 1,308 Mill. Stück
gestiegen. — Wie wir schon an anderer Stelle mitgeteilt haben, ist der
neue Zolltarif nunmehr vom Präsidenten unterschrieben und am 21. IX.
ın Kraft gesetzt worden.
. Neue Gesellschaften. Batterie- und Elementenfabrik
System Zeiler A. G., Berlin. Gegenstand:.Erwerb und Fortführung der
von der G. m. b. H. gleicher Firma bisher betriebenen Fabrik. Grund-
' kapital: 1,1 Mill. M. — Karl Laile & Co. G. m. b. H., Freiburg i. Br.
Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrischer Bedarfsartikel usw.
Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Bewag, Benrather Elektromotoren-
Werk Johann Hubert Engels, Benrath. Überlandzentrale
Grenzmark A. G., Flatow (Westpr.). Gegenstand: Herstellung, Bezug,
Verwendung und Verwertung elektrischer Arbeit im Kreise Flatow und den
angrenzenden Gebieten. Grundkapital: 6 Mill. M. Die Überlandzentrale
Flatow hat ihr Unternehmen in die neue Gesellschaft eingebracht. — Perfect
Wireless Corporation m. b. H., Berlin. Gegenstand: Fabrikation von
drahtlosen Telegraphen- und Telephonapparaten sowie deren Vertrieb,
besonders nach England und Amerika. Stammkapital 50 000 M.
Von der Börse. — (13. IX. bis 19. IX. 1922 ) Die sehr ernst zu neh-
mende, drückende Geldknappheit und die von der belgischen Regierung
nach Abbruch. der Berliner Verhandlungen gestellte Forderung einer Gold-
gerantie für die ihr zugesprochenen Schatzwechsel haben die Zurückhaltung
im Effektengeschäft zunächst weiter verstärkt. Erst auf Grund der in Paris
gepflogenen Besprechungen und einer etwas freundlicheren Beurteilung der
Reparationsfrage, ferner als Folge der vom Reichskanzler auf dem Industrie-
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heft 39.
1223
und Handelstage gehaltenen Rede wie eines für die Wiedereinführung des
Bankgeheimnisses und Aufhebung .des Depotzwanges sprechenden Be-
schlusses zweier Ausschüsse des Reichswirtschaftsrata, schließlich auch im
Hinblick auf die im Abkommen Stinnes-de Lubersac liegenden Vorteile
setzte sich an der Berliner Börse trotz immer wiederkehrender Drohungen
der französischen Presse eine etwas festere und nach Bekanntwerden des
vom Reichsbankpräsidenten in London erzielten Ergebnisses zuversicht-
lichere Stimmung durch. Das bedeutsame Mahnungen enthaltende Referat
K. F. v. Siemens’ auf der Eisenacher Tagung der deutsch-demokratischen
Partei fand große Beachtung. Die Kursbewegung am Markt der Elektro-
aktien hielt sich i. a. gegenüber früheren Schwankungen in mäßigen Gren-
zen, wenn sie auch bei einigen Werten (z. B. Schuckert & Co.) fast 100%,
bei 8. & H. sogar 151 °/, erreichte.
Gesellschaften
Accumul.-Fabr., Berlin scal 20 1711 |1625 |1711 1625
A. G. f. El. Anlg., Berlin... | 8 660 — — —
A. E. G., Berlin... 2.2... 16 750 729 756 735
x „ Vorz.-A 3 112 112 114 113,50
s » Vorz.-B 7,25 | 131 130 133 133
Bergmann, Berlin ....... 20 655 618 655 650
Continent. Ges. Nürnberg . . .| 0 — — — —
” „ „ Vorz. -A. 8 383 383 410 410
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln 5 650 620 655 635
„ Niederl. , $ — 540 500 540 500
„ Südam. „ „ .. 6 650 600 650 600
„ Kabelwerke, Berlin . . .| 20 465 470 440 465
Elektra, Dresden . ...... 10 275 265 300 299
El. Licht u. Kraft, Berlin š 15- 515 515 545 545
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 460 460 474 468
E. W. Liegnitz . . 2... 2... 10 280 280 300 300
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 1004 985 |1055 |1055
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 545 523 568 568
Hackethal, Hannover ..... 20 535 535 560 545
Hamburgische E. W. ..... 10 290 286 305 299
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 1020 950 |1060 |1060
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. 12 405 391 420 420
C. Lorenz, Berlin . ...... 35 745 725 750 735
Dr. Paul Meyer, Berlin 15 350 335 378 378
Mix & Genest, Berlin . ... . 16 520 482 520 500
Neckarwerke, EßBlingen . . . .| 10 305 300 308 308
Oberbayer. Überlandz., München.| 9 360 340 360 | 350
H. Pöge, Chemnitz... .... 12 500 466 520 520
5 a Vorz.-A....| 7 105 105 107 106
Rhein. El.-A. G., Mannheim . 15- 408 380 408 404
i TAREE „» Vorz.-A.]| — 111 107 | 121 120
M. Schorsch & Cie., Rheydt 10 620 598 620 600
Sachsenwerk, Dresden . .... 20 590 580 640 640
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 |1002 982 |1078 |1078
„Siemens“ El. Betr., Berlin . .| 0 165,50; 160 175,50; 164
Siemens & Halske, Berlin 20 1674 |1674 |1825 |1825
Stettiner E. W. . . 2.2.2... 15 445 422 450 425
Teleph. -F. Berliner, Hannover . .| 20 575 651 575 555
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin| 35 823 800 825 825
Voigt & Haeffner. . . . 20 625 596 | 625 55
„ Vorz.-À. 20 490 470. | 500 500
Hartmann & Braun . . |Frank-| 25 728 | 700 | 728 | 719
Emag. Elektr.-A.G ..? furt 22 420 400 435 . | 435
Main Kraftwerke, Höchst | a. M, | 10 291 290 298 290
Heddernh. Kupferw. u.
Südd. Kabelwerke . . 20 670 | 610 670 | 610
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im September
18. 16
933,96! 240,70| 251,19| 251,69! 252,18) 243,19
3071| 31.06! 3186| 3136| 32,36| 31,96
537.33, 546.32] 568.29| 569,29! 574,23] 571,29
5868 5943| 61.42] 6207) 6217| 63,17
in 22, 21. 20. | 19.
Christiania (Kr.) . ...
Helsingfors (finn. M) . .
Holland (Gld) .....
Italien (L). .....
Kope n (Kr) . . . | 289,64| 296,63| 303.62| 303,62 310,61| 313,61
London (£) . . . . . . (6142,30 6242,15 6491,85 6506,85 6591,75 6546,80
New York ($) . . . . . |1388,26|1393,25|1463,16 1473,15 1490,63/1485,64
Österreich (K) ..... 0,02| 0,02] 0,02; 0,02, 0,02) 0,02
Paris (Fr) . © 2... . [106,02] 107,62) 111,86) 112,36] 112,61] 112,86
Prag (kl)... .. . . | 4405| 4494| 45,69) 46,54] 48,94 47,44
Schweden (Kr). .... 367,54| 375,03| 388,51| 388,51| 390,51| 390,51
Schweiz (Fr). .... . | 259,68) 261,17| 273,16; 276,65| 278,65| 278,65
Spanien (Pes) ..... 211,24| 212,23| 220,22| 223,72| 223,97| 224,72
Betriebsergebnisse. Elektricitätswerk Unterelbe A. G., Alto-
na. 1921/22. Aoschlußwert: 40504 kW (33 565 i. V.); Lieferung: 29,823 Mill.
kWh (22,480 i. V.); Einnahmen: 49615072 M; Handl unkosten :
2912 206 M; Versicherungen, Steuern, Abgaben: 2 552787 M; Betriebs-
unkosten: 3 316 695 M; Betriebsmaterial und Strombezug: 28 494 812 M;
1224
nn e a ŘŘŮŘŘ e M M Mo O - — em
Reparaturen: 6 182 818 M; Sollzinsen: 1159539 M; Abschreibungen, Til-
gungen, Werkerhaltung: 3 631 756 M; -Reingewinn mit Vortrag (89 636 M):
1454094 M; Dividende: 10% auf 6,5 Mill. M Aktienkapital; Vortrag:
144 205 M.
Ausschreibungen. — Am 12. X. vergibt die Gemeindeverwaltung l
in Quaedmecheln (Belgien, Prov. Limbourg) nach der „Ind.- u. Hand.-
2tg.‘‘ die Herstellung eines Netzes elektrischer Kraftleitungen. Die
Zeichnungen können zum Preise von 5 Fr vom Secretariat communal in
Quaedmecheln bezogen werden.
WARENMARKT.
Glühlampen. — Die im Zentralverband der deutschen elektro-
technischen Industrie zusammengeschlossenen Glühlampenfabriken haben
den Teuerungszuschlag ab 21. IX. von 100 auf 300%, erhöht. — In Eng-
land sind die Preise für Osramlampen nach „Electrical Review‘ erheb-
lich gesenkt worden. Die Ermäßigungen schwanken für die verschiedenen
Sorten zwischen 1214, und 30% und werden mit Verbesserungen der Kon-
struktion und maschinellen Einrichtungen sowie mit ciner bedeutenden
Steigerung der Nachfrage erklärt.
Installationsmaterial. — Die „Eltfabriken‘‘ haben die Teuerungs-
zuschläge auf die Julipreise am 16. IX. je nach Artikel um weitere 15 bis
100% erhöht.
Kohle. — Anfangs Oktober sollen die Kohlenpreise eine weitere Er-
höhung erfahren. Das endgültige Förderergebnis der Ruhrkohlenzechen
im August betrug 8,337 Mill. t (7,864 i. Vm.), die arbeitstägliche Förderung
0,309 Mill. t (0,302 i. Vm.). Die Koksherstellung ergab 2,176 Mill. t (2,106
i. Vm.) und die Brikettgewinnung 0,375 Mill. t (0,3531. Vm.).— Im deutsch-
oberschlesischen Kohlenrevier schweben Verhandlungen wegen eines
Überschichtenabkommens nach westfälischem Muster; cs würde monatlich
einen Mehrbetrag von 0,170 Mill. t ergeben. — Die englischen Kohlen-
preise weisen weiter steigende Tendenz auf. Für South Yorkshire best steam -
hards werden z. Zt. 21 bis 22 s und an der Nordküste für steams zur Ausfuhr
30 s, für Northumberland best steams 24 bis 24 s 6 d/ton notiert.
Eisen. — Gemäß der fostgesetzten Kursklausel für Lieferungen in der
dritten Septemberdekade betragen die Roheisenpreise in dieser für
Hämatit 30 506 M, kupferarmes Stahleisen 29838 M, Gießereiroheisen I
26 524 M, dgl. III 26 454 M, dgl. Luxemburger Qualität 24 756 M, Temper-
roheisen 30 112 M und für Ferrosilizium (10°;,) 34 405 M/t. — Der Richt-
preisausschuß des Stahlbundes hat von einer neuen Regelung der Preise
für Walzeisen zunächst abgesehen und beschlossen, die bisherigen Preise
bis Ende September unverändert zu lassen.
Gußwaren. — Der Eisengießereiverein des Solinger Industriebezirks
hat seine Grundpreise für alle Sorten Rohguß mit Wirkung vom 15. IX.
erhöht; die Steigerung entspricht einem Aufschlag auf die Februarpreise
von 350%.
Schrott. — Am 20. IX. wurden für Kernschrott 20 000 M, für Späne
17 000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 24 000 M /t notiert.
Edelmetalle. — Der Berliner Markt notierte am 19. IX. Gold mit
960 bis 980 M/g, Platin mit 4700 M/g und Silber mit 32 500 bis 33 500 M/kg.
Schellack. — T. N. Orange notiert z. Zt. 2300 M/kg.
Gummi. — Die Gummipreise haben sich in letzter Zeit wieder etwas
erholt. Amsterdam notierte am 15. IX. für Hevea Crepe 0,39 Gld, für Sheets
0,40 Gld/0,5 kg. Nach der ‚„Ind.- u. Hand.-Ztg.‘“ hat die holländische Re-
gierung den Antrag der Internationalen Vereinigung für Rohgummi auf
Einführung gesetzlicher Maßnahmen zur Beschränkung der Produktion
abgelehnt.
Baumwolle. — Am 19. IX. notierte New York 21,55 cts/lb, Liver-
pool 12,42 d/lb und Bremen 749,90 M/kg.
Seide. — Am rheinischen Seidenmarkt sind in den letzten Tagen für
Organsin 20/22 etwa 33 000 M, für Org. Grenadine 34500 M, für Gröge
1l/l3fach 30 000 M und für Chappe 200/2fach 15 000 M/kg gezahlt worden.
Sauer- und Wasserstoff. — Seit dem 15. IX. gelten frei Bahn-
station der Erzeugungsstelle folgende Preise: bei Lieferung unter Abschluß
in Eigenflaschen 90 M, in Leihflaschen 105 M, bei Lieferung außer Abschluß
entsprechend 92 M bzw. 107 M/m3.
le und Fette. — Die Nachfrage nach Schmierölen war in letzter
Zeit trotz der sehr hohen Preise äußerst lebhaft. Am Hamburger Markt
wurden je 100 kg Reingewicht unverzollt etwa verlangt: für pennsylvanisches
Heißdampfzylinderöl, Visk. 5 bis 6 bei 100°, Flp. 910/920°, 7,25 und 8,60 $;
dgl. Sattdampfzylinderöl, Visk. 4 bis 5 bei 100°, Flp. 270/280, 5,25 und
6 $; dgl. hochflammige Maschinenölraffinate, Visk. 6,5 bis 7 bei 50°, Flp. 220°,
7,65 und 8,7 $; amerikanische dgl., Visk. 6 bis 7 bei 500, Flp. 180/185°,
6,6 und 7,6 $; dgl. Spindelölraffinate, Visk. 5 bis 6 bei 500, Flp. 170/180°,
3,8 und 4,5 $; hellgelbes Maschinenfett, unbeschwertes Material, Tropfp.
80/900, 6,5 und 8 $. — Dieselmotorentreiböl (Gasöl rein mineralischen
Ursprungs), spez. Gew. 0,860, Heizwert etwa 10 500 Kal., Fip. unter 85°,
wird ab Wilhelmshaven unverzollt zu 2600 M/100 kg angeboten. — Terpen-
tinöl liegt in Amerika unverändert fest; New York notierte am 19. IX.
1,31 $/Gallone. Am deutschen Markt werden für amerikanische Ware 660 M
und für französische 630 M/kg verlungt. — Leinöl kostet etwa 290M, Rüböl
280 M, Rizinusöl 1. Pressung 390 M und Ware 2. Pressung 310 M/kg.
Metallhalbfabrikate. — Nach Bericht der Rich. Herbig & Co.,
G. m. b. H., Berlin, betrugen die Verbands-, Grund- und Richtpreise je
100 kg am 20. IX. unverbindlich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen
73 800 M, Aluminiumrohr 100 000 M, Kupferbleche 63 400 M, Kupferdrähte,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39.
— M
28. September 1922.
-stangen 61 400 M, Kupferrohre o. N. 65 400 M, Kupferschalen 67 400 M
Messingbleche, -bänder, -drähte 60 000 M, Messingstangen 45 000 M, Messing-
rohre o. N. 72 500 M, Messing-Kronenrohr 88 000 M, Tombak (mittelrot)-
bleche, -drähte, -stangen 74400 M, Neusilberbleche, -drāhte, -stangen
120 000 M, Schlaglot 60 000 M.
Altmetalle. — Am 20. IX. wurden am Berliner Markt folgende Preise
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 34 500 bis 35 500 M, un-
verzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 34 000 bis 35 000 M, Maschinenrotguß,
handelsüblich und tiegelrecht, 25 500 bis 26 500 M, Messingzünder, pulver-
und eisenfrei, 22 000 bis 23000 M, Messingkartuschen, pulver- und eisen-
frei, 31 500 bis 32 500 M, reine, weiche Messingblechabfälle 29 500 bis 30 500M,
Schwermessing, handelsüblich, 20 500 bis 21 000 M, Messingschraubenspäne,
handelsüblich, 20 000 bis 21 000 M, altes Weichblei 11 000 bis 11500 M.
Zinkzünderlegierungen 12 000 bis 12500 M, Altzink, handelsüblich, 12 000
bis 12500 M, Reinaluminiumblechabfälle (98/89%) 43 000 bis 44 000 M
je 100 kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen.
Metailpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland) lauten in
M/kg:
Metall 22. IX. 20. IX. 18. IX.
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . . . 2... 446 52 463,91 474,23
Raffinadekupfer 99/99,3% . .| 380—390 395 — 405 400—410
Originalhüttenweichblei . . 145—155 150—160 150—160
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr . ...... 210—225 220 —230 230—250
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.)| 196,14 204,86 206,12
Plattenzink (remelted) von |
handelsüblicher Beschaffenheit.| 165—175 170—180 | 175 — 1%
Originalhüttenaluminium |
98/99% in Blöcken, Walz- oder
Drahtbarren . 2.22 .2.2.0.. 546 877 | 584
dgl. in Walz- od. Drahtbarren |
1 N E E E E E E E E 548,5 579,5 | 586,5
Zinn, Banka, Straits, Austral. in
Verkäuferswahl . . . 2... 1005—1015 | 1050—1060 | 1060 — 1070
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 985—990 | 1030—1035 | 1040 -1050
Reinnickel 98/99% . . .. | 860-870 900—920 900 — 920
Antimon -Regulus ...... 145—150 150—155 150—155
Silber in Barren rd 900 fein für
l kg fein. ... : ea a
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am
15. IX. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert:
€ se d € a d
*Kupfer: best selected . . . . 2 2 2.0. 66 0 Obis 8 0 0
o electrolytic . . . 2 22.2. 71100, U I5 0
5; wire bars . . 2. 2 2 2 2 2 02. T 15 O -p --7
* „ standard Kasse. ...... 3 2 6, 63 50
er 7 3 Monate ..... 63 10 0 63 12 6
Zinn: standard Kasse . . . . 22... 1599 2 6 „ 159 5 0
i 7 3 Monate . ...... 160 5 0 „ 10 7 6
in... BOTAL o. oa an a S A 16010 0 „ 160 12 6
Blei: span. oder nicht engl. Weichblei... 24 2 6, 3 7 6
„» gew. engl. Blockblei . . . ..... 25: p G'g ie
Zink: gew. Sorten . . 2 2 2 22020. 311 12 6 „ 30 17 6
» remelted .. s. 2 En 299 10 0 = —
» engl. Swansea . . 2... 2.200. 32 0 0 lieferbar Swans
Antimon: engl. Regulus gew. Sorten 27 £/29 £10 8.
Aluminium: 98 bis 99% .. 2.220. 95 £ (In- und Ausland).
Nickel: 98 bis 99% garantiert ..... 145 £ (In- und Ausland).
Wismut: je Ib. .. 2.2 222 2 000. 98
Platin: je Unze nominal. ....... 6
26 £.
Quecksilber: nom. für die 75 Ibs.-Flasche 13 £/13 £ 5s.
Wolfram: 65% je Einheit nominal. . . . 12 s 6d/l3 s.
In Now York notierten am 22. IX. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00;
Eisen 33,00; Blei 6,30; Zink 6,82; Zinn 32,50 cts/lb.
*) Netto.
Bezugsquellenverzeichnis.
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nicht
berücksichtigt werden.)
Frage 41. Werstellt reinen Sand zum Füllen von Sicherungs;
patronen her, der frei von jeder metallischen Verunreinigung ist:
Abschluß des Heftes: 23. September 1922.
Für die Schrittieitung verantwortlich: E. ©. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer In Berlin.
=
28. September 1922. = Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 39, | 1224 a
Festsetzung Nr. 66 (grün) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, gültig vom 21. IX.
bis 27. IX. 1922 für Abrechnung von Aufträgen, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind, und nur für das Inland
(Ersatz- und Reserveteile, soweit gie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten
werden, bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören. Das gilt auch für Liste Nr. 66A.,
Die folgende Aufstellung der Zuschläge (grüner TZ) für elek- | geklärt ist, daß die Herstellung begonnen und ohne Ver-
trotechnische Fabrikate gilt für die gemäß Beschluß der Preis- zözerung durchgeführt werden kann.
stelle vom 1. I. 1920 ab erhöhten Grundpreise Bei den in der : 4. Der Lieferung. ist die Anzeige der Versandbereitschaft gleich-
Liste aufgeführten Erzeugnissen, mit Ausnahme der Gruppen Iesn- | zurechnen.
lierrohr, Glühlampen (68a und b), Telegraphie und Fernsprech- Für Aufträge, für die eine längere Lieferfrist als 15 Monate
wesen (69a bis 72), Gummifreie Isolierstoffe (SO bis 84), wird ! vereinbart wird, bleiben besondere Abmachungen vorbehalten.
der Teuerungszuschlag nach folgender Formel berechnet: | Bei den oben als Ausnahme bezeichneten Gruppen gelten für
|! Berechnung des Teuerungszuschlages die Bestimmungen der be-
l. Wird innerhalb eines Monats nach dem Bestelltage geliefert, treffenden Verbände.
or
so gilt als Preis stichtag der Bestelltag. Für Aufträge, die etwa noch auf Grund der älteren Grund-
2. Wird später als einen Monat nach dem Bestelltage geliefert, | preise abzurechnen sind, ist der Teuerungszuschlag (weißer TZ)
so wird die Summe der Teuerungszuschläge, die vom Bestell- | wie folgt zu ermitteln: a) Für Fabrikate, deren Grundpreise am
tage bis zum Liefertage für jeden vollen Kalendermonat oder 1. I. 1920 verdreifacht wurden, weißer TZ = dreifacher grüner
für einen Teil eines Kalendermonats festgesetzt waren, durch , TZ + 200. b) Für Fabrikate, deren Grundpreise am 1. I. 1920
die Anzahl dieser Festsetzungen geteilt. Die am Bestelltage , verdoppelt wurden (Fabrikate der Zeilen 1 bis 5 und 9, nach An-
und am Liefertage geltenden Zuschläge zählen dabei mit. | geboten und Preislisten, die vom 1. VII. 1919 ab herausgegeben
3. Als Bestelltag gilt der Tag, an dem die Bestellung soweit wurden), weißer TZ = doppelter grüner TZ + 100.
Festsetzung Nr. 66 A (gelb) der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie,
gültig vom 21. IX. bis 27. IX. 1922 und nur für das Inland.
Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom ' Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der
21. bis 27. IX, 1922 angenommenen Aufträge. sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage
der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate
Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung | an bis zum Tage der Versanslbereitschaft — geteilt durch die Anzahl
geltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung
Versandbereitschaft gleichzuachten. | und am Tage der "Versandbereitsch aft geltenden Zuschläge zählen
Zahlung. Mindestens } des Bestellwertes am Bestelltage, | mit. .
Rest bei Versandbereitschaft. Zahlung. Mindestens 50% des Bestellwertes am Bestell-
B tage. Diese 50 % sind aufzufüllen nach Ablauf — _
Abweichend hiervon gelten für Maschinen über 100kW | von! der angegebenen Lieferfrist auf 60%, | des sich jeweils nach
a 00
bzw. KVA, bezogen auf 1000 Uhndr/min.,, und Zubehör, auch voll- n i n n " " an en
»tändize Anlagen mit diesen Maschinen, für Transformatoren uber " lå n n " 0 g
10 kVA, Apparate für 50090 V und mehr, Dampfturbinen und Rest bei Versandbereitschaft.
Zubehör, Motoren und Ausrüstungen. für Straßenbahn- Triebwagen,
Vollbahn- Triebwagen, elektrische Lokomotiven, größere Schalt- Andere Berechnung sformeln bzw. Zahlungsbedin-
ınlagen folgende Bestimmungen: | gungen haben: Telegraphie und Fernsprechwesen.
Teuerungs- Tenerungs-
Gegenstand AN Gegenstand | zuschlag
lo KA
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- allein . . . 2 22. rn Da as Ai u Br ee a 14 000
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. |
1. Be 20kW bzw. über 0,2 bis 20kVA É Zubehör zu Maschinen.
i Generatoren sa % ooe Ws 14000 r ara ,
; ° . k , bezogen 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
L N bzw. über 20 bis 100k VA auf 1000 14500 für Einphasenmotoren, Tret., Webstuhl-, Sterndreieck-
Be AA Umdr. '? schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl.Selbstanlasser
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- N f.Druckkn.-u. Hebeliidering, a u. Bremsmagnete) 14 000
ratoren. . 2... T Be 15 000 15. Schützenstewerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier-
Sonderausführungen. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
d. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . 2.2... 14 000 steuerung, Bremsmaenete s.es sesse eooo 14 500
a. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . .. . 11 500 16. Gleitschienen, Veraukerungen . . 2... ee RUN NE 14 000
sa. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Danerlei- | lta. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Kienenuchäneen a 14 000
stung von 4 kVA bis 35kVA, Widerstandsstumpfsch weiß-
maschinen mit einer Dauerleistung von 4k VA bis 120k VA Bahnmatcrial.
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. f bis 150 kW Stundenleistung . . 13 009
Dauerleistung. - » » 2 2 220. 9 500 elektr. Bremsen \ über 150 kW PR pi 15 000
(. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 17a. Bahntransformatoren 2 . m ern 14 590
„ Pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 1-4 000 1b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige
i. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte © 2 2 2 2 22. 9 500 Apgregate) oaeee’ TEE ee 14000
& Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 17e. Hilfsmotoren . oe een. en 14 000
å Motortragen, Motorwagen .. ..... oeoa’ 14 000 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, "elektr.
“ Kleinste Motoren bis 0.2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
ratoren. bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren -derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
für Nähmaschinen, Burcau- und Haushaltmaschinen, materialien für Bahnfahrzeuze . . 2 2 2 2 2 220. 13 000
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 1Sa. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 13 000
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, triebwagen und mit elektrischer Breinse versehene An-
bezogen auf 1000 Umdr. . . . 2... PETE EUR: 14 000 hänge wagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
Dampfturbinen. i vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
ly, Turbosätze, bestehend aus tiven für Bergbau und Industrie, oo 0 oe m rn 13 500
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn-
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 13 400 Lokomotiven u. Vollbahn-Trie bwagen, einschl. Montage 15 000
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie , 13 500
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge u Br Bu Bu .. 9 500
anlagen . 2. 2. 2 2 20. pna a a ee a ee 2 13 100
ll. Turbogeneratoren allein. . 2 eo een 13 60 Transformatoren!) und Gleichrichter.
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22, Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 14 000
und Turbogebläse allein... .. . . De a a Aa 12.600 DI. in = „ über 100 kVA .. 14 500
en
D) Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
1224 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 39. 28. September 1822.
Gegenstand "ches Gegenstand 4
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . . . 14 000
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen.
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger,
Instrumenten- und Kurbel -Umschalter, soweit nicht in
Gußgehäuse . 2. 2 2 2 2 2 2 een... a A a s 13 500
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht
in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 14 000
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für
Schalttafelbau sisir u. 0 050 u 6 = we 14 000
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . ._ 12 000
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
Streckenschalter, soweit nicht für Öl . vr. .... Ds 14 500
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar-
mierte Wanddurchführungen . 2. 2. 2 ee ess oo 14 500
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 12 000
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . 22 22200 Re 14 500
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) ..... 13 500
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . .. .. . 14 500
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und
Erdungsdrosselspulen) . ©. 2 2 2 2 0 02 eence R 14 500
34. Schutzdrosselspulen . . » 2 2 2 2 en rn n. 140%
35. Erdungsdrosselspulen .. 222 2.. EERTE” ; 14 500
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 14 000 .
37. Gerüste und Platten fùr Schaltanlagen mit zugehörigen
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma-
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und
Leitungen für Aufträge ab 43. XI. 1921 netto zu
Tagespreisen mit Kupferklausel) ..... Be
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . . . . . ü 15 500
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäus . . 15 500
Meßapparate und Zubehör.
4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zumrÄufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lations- und Leitungsprüfer . . 2 2 2 2 2 2 2 02. 10 500
41b. Sonstige zeigende und schreibende Me Binstrumente, cin-
schließlich‘ Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel-
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe-
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . 2 2 2... 10 500
41c. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte .. ... . 10 500
42. Zähler e è o èo s òo > > o o o . o o e e œ . . . . 10 090
43. MeBwandler und Zubehör = a mann... 13 500
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . .... . 5 13 000
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe,
aut bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-,
Normal- u. GroB-Edison-Gew.). . 2 2 2 2 2 2 rn 8.000
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, Vund VI....... í 12000
46. Finteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 8 000
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit
Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. . 2 2 2 2... . 12 000
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring-
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . 2. ... "E 11000
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 8 000
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens). . . . 8 000
60. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß-
gehäuse . . 2.2.2220. BB a ee a aA 11 000
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark näch
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
Zur Beachtung. Es wird darauf hingewiesen, daß ab 1. VIII. 1922 neue Grundpreise für Drehstrom-Schleifringanker-
Motoren 1000, 750, 600. 500 Umdrehungen und für Drehstrom-Kurzschlußanker-Motoren 3000, 1000, 750 Umdrehungen gelten. Er
Die Preise der 15W0-tourigen Motoren sind im allgemeinen geblieben und als Grundlage für die Bestimmung der Preise für
die anderen Drehzahlen gewählt.
Druck von H $. Hermann & Co., Berlin SW 19, Beuthstr. 8.
51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei-
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 11 000
52. Zählertafeln, armiert . 2. . 2 2 2 0 onen oo 10 000
63. Drehischalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und
-Klemmen u. del... 2. 2 2 2 2 02. De Be Re $ 11 000
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes
Installationsmateriol . .... ee ee ee 13 000
55a. Metallfassungen. . . . 2. 2 22.0. Bat LE ae 12 000
65b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder
Behr Co 2 a ar a a E EA pean o A ee oh 12 000
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por-
zellan und Isolierstoff . . . . 2... ae er E 12 000
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl, der zwei-
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 4b)... sesse. 12 000
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. —
Glühlampen.
68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- |} 300 auf die
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . Listenpreise
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom
sowie Telephonlampen. .... 2.2: 2222000. 31. VII. 2.
Telegraphie und Fernsprechwesen. | i
69a. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke `
(Wecker) sowie Aus- u. Umschalter und Kontaktvorrich- i
tungen für Haussignalanlagen als auch Holzdrūcker . 7 000
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
fache Induktor-Apparate . . 2 2 2 2 2 20. Kode 10 000
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze ....... 10 000
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . ..... 10 500
69e. Wasscrdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . ... 10 000
6%. Apparate für Telegraphie . . . 2 2 2 2 2 22020. 10 000
69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke, . . ». 2... 1800
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . en Earaband ERS
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . . een 8.000
72. Apparatschnüre (Privattypen) . . 2 2 2 eseese 3 600
Bogenlampen und Zubehör.
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch-
FUNESZWECKE: a a oa a aa ee an ee a Š 10 000
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . 2 2 2 2... 10 000
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
und Handelsschiffe) . . 2 0 2 2 0 0 ne 200 00. 11 000
q6. Widerstände u =. 0 were ee 12 000
77. Aufhängevorrichtungen . . 2 2 2 2 2 2 2er. 10 000 Yu
78. Leitungskupplungen. ..... a En a a aa a - 10000
79. Transformatoren und Drosselspulen . . . 2 2 2 2.0. 14 000
Gummifreie 1lsolierstoffe.
80. Normalplatten © è è > è > > o o o oè e © o > èo » o 6 500
81. Zählertafeln, unarmiert . . . 2 2 2 2 2.0. TER 8 300
&2a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung ..... 10 000
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 9 500
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
mierte Anschlußklenımen usw.) . . 10 000
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall `
a) mit einem Stückgewicht bis 50 g ....... 10 000
b) „ ” „ über 50 g © > o o o .. 8500
Verschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen
vom 2l. bis 27. IX. 1922 mindestens 15000 M für 100 kg obne Faß.
Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung).
bekanntgegeben werden. Ab 21. IX. 192 gelten die An-
gaben der Ausgabe 19i. Diese Tabellen, die wir wegen
Kaummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenbandels-
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehen
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
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der Sedinik / Frankfurta. M./ 10.0ktober1922
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ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
Inhalt: Tag der Technik. Von Laßwitz. 1225. d. Abnahme- u. Zählerwesens in Überlandwerken. Staatl. Materialprüfungsamtes. — Forschungsinst.
Die Frankfurter Technische Messe. Von Allgemeiner Maschinenbau. 1231. f. nation. Betriebsführung i. Handwerk. 1248,
Langsdorff. 1226. Spearing-Dampfkessel. Jahresvers, Kongress. A usstell. 1248
Die Entwicklung der elektrotechn, Industrie Beleuchtung und Heizung,- 1242, Energiewirtschaft. Allmähl. Abbau d.
in Frankf. a. M. Von Voigt. 1297. Kaufm. Gesichtspunkte d. Beleuchtungstechnik, Elektrizitätszwangswirtsch. — Die Energiequellen
Der Verband Deutscher Elektro-Installations- Werkstatt und Baustoffe, 1242. Deutschl. (land. — Rußland
firmen e, V. In Frankf. a. M. Von Ruppel. 1280. Aluminium. Künstl. Wachse aus Paraffin, — Pla- Industrie und Handel. 1249. Deutsch-
Die Eiektrotechnische Lehranstalt des Physi- | tingewinnung u. -Handel. Vereinsnachrichten. EV, 1250. Fachsitzung für
kallschen Vereins. Von Epstein. 1281. Physik und t heoretische Elek- Installationstechnik, 10, X, 22, — Fachsitzung vV.
Zur Geschichte der Elektrotechn. Gesellschaft trotecehnik. 1243. Karborundum. — Eine Nachrichtepwesen. — Sitzungskalender. 1252,
in Frankf. a, Main. Von Vogelsang. 123. neue Best. d. abs. el. Widerstandseinheit.- 1244. Rechtspflege. 1252. Warenzeichen. — Chemical
Die Elektrisierung der Zone I Ber Chiieni- Chemie, 1245. Akkumulator m, Porzellan- Foundation Company. — Preise der Patentschriften.
schen Staatsbahnen, Von Mußwitz, 1234, platten. Elektrolyt. Imprägn, v: Geweben, Briefe an die Schriftieitung. 1252. Stat. Entl.-
Verein d. Norw. Klektrizit A ts-W. 1286. Fernmeldetechnik. 1246. Anordnungen | Ersch. an einer Drehstrommasch.
Einheitliche Kennfarben v. Gleich- u. Dreh- | m. neg. Widerstand u. neg. Impedanz i. d. Ra- Literatur. Besprechungen. 1252 C
stromleiiungen in Schaitanlagen. Yon schirp. 1257. | diotelegr. — Das „Commercial Radio-Intern, Com- Bach u R. Baumann, Konstruktionsmate-
Neue Kraftanl. in Norwegen. 1338. mittee“. — Funkwesen in Britisch-Indien. rialien. — L’Onde Electrique. — G. Wiegner
Rechentafein z. Auswertung v. Nebensprech- Landwirtschaft. 1246. Die Wirtschaft- u. P. Stephan, Lehr- und Aufgabenbuch der
messungen, Von Wehage. 1239, | lichkeit d. elektr. Dreschens. Physik. — H. Wilda, Die Werkzeugmaschinen
Rundschau, Elektrizitätswerke und | Verschiedenes. 1246. Kohlensäure a. f. Metalibearbeitung. — Eingänge. 1253.
Kraftübertragung. 1241. Org. u. Betrieb Feuerlöscher f. Generatoren. — Die Tätigkeit des | Geschäftl. ı itteilungen. 1254. — Werermarkt, 1256
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Elektrotechnische Zeitsch rift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des ARE TR Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 19%.
Schriftleitung: E.C. Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 5. Oktober 1922.
Heft 40.
Tag der Technik.
Am 10. Oktober in Frankfurt a. M.
Von Dipl.-Ing. Erich Laßwitz, Frankfurt a. M.
Werke und Taten, größer und gewaltiger als die Weltwunder
oder die sagenhaften Taten des Altertums, künden den Ruhm der
Technik unserer Zeit, aber die große Menge unserer Zeitgenossen
seht achtlos an diesen Zeichen vorüber, sie nimmt sie als selbst-
verständliche Erscheinungen hin, ohne in ihnen die Erhalter unseres
Wirtschaftslebens, die Quellen neuer Entwickelungen, die Trag-
pfeiler des kulturellen Aufbaus zu erkennen. Wissenschaftliche
Geistesarbeit, technisches Können und heldenhafter Mut über-
winden den Widerstand der Natur; dem Vogel gleichend schwebt
So hat die „technische Idee” zunächst zum Inhalt lediglich
Überwindung des natürlichen Hindernisses. Doch genau so wie
die künstlerische Idee durch den Künstler erst in der Form ge-
staltet werden muß, wenn sie zur Umwelt sprechen soll, so muß
die technische Idee auch materialisiert werden, wenn sie für die
Gesamtheit wertvoll werden soll. Kunst und Technik sind eben
nicht nur Idee — wenn die Idee auch das Primäre ist —, sondern
auch Formung der Idee. Dabei ist es gleichgültig, ob diese For-
mung Tunnel, Brücke, Schiff oder Flugzeug heißt, genau so wie die
der Mensch über Abgründen, sein Wort sc schwingt über Länder und geformte künstlerische Idee als Kirche, Skulptur, Bild oder Sym-
Meere von einem Penkt des Frrdhall
zu den fernen Antipoden, Wärme und
I Kälte beherrscht er, die Naturkräfte sind
! ihm untertan, und losgelöst vom Erzeu-
gungsort hat der elektrische Strom die
Energie. Und doch findet der
der die Natur beherrscht,
Techniker,
nicht bei seinen
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Haus der Technik auf der Frankfurter Messe.
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Mitmenschen die Anerkennung, die ihm, dem Meister, gebührt,
wird das Werk lediglich als Erscheinung, nicht als Ursache des
| Fortschrittes betrachtet.
Wir haber uns schon oft gefragt, worauf denn diese Zurück-
setzung des Technikers und seines Werkes beruht, und haben
erkannt, daß einen Teil der Schuld der Techniker selbst trägt. Er
ist nicht nur hinter seinem Werk völlig zurück'getreten, sondern
ist sich selbst nicht bewußt gewesen, was Technik ist. Die fast
zewaltsame, riesenhafte und sich überstürzende Entwicklung der
Technik hat ihm nicht Zeit gelassen, über sich und sein Werk nach-
zudenken, die Gegner mit den geistigen Waffen zurückzuschlagen,
mit denen sie ihn bekämpfen. Er mußte erst sich auf sich selbst
besinnen und sein Werk überdenkend zurückblicken, um sagen zu
Önnen, was er bedeutet, und um der Welt zu beweisen, wer er ist.
Er mußte selbst erst die I deederTechnik erkennen. Zu dieser
Erkenntnis führt uns die Stellung, die die Technik als Kulturfaktor
einnimmt. Kultur ist ja nicht ein abgeschlossener Zustand. Kul-
tur ist selbst eine Idee, ein erstrebenswertes Ziel. Es ist das
Streben nach der Freiheit der Persönlichkeit, ist Leben und Arbeit
um der Würde der Menschheit willen. Kultur beruht deshalb auf
der Idee der Menschheit.
Zur Erringung einer solchen Kultur schuf der Mensch sich ob-
jektive Werkzeuge, auf dem Gebiet des Willens die M oral, auf dem
Gebiet des Gefühls die Kunst, auf dem Gebiet des Denkens eine
zurück- und vorausschauende wissenschaftliche EBr-
tenntnis und die praktisch handelnde Technik. Von der
Zügellosigkeit des Naturmenschen trennt sich der Kulturmensch
urch die Überwindung der Natur. Dazu ist das Werkzeug die
erete Hilfe. Stein und Ast, zur Abwehr des Feindes benutzt, werden
Waffen, und der in Erkenntnis des Zweckes über den Fluß gelegte
aumstamm ist die Brücke. Die Technik ist da. Sie ist die erste
Helferin des Menschen bei seiner Loslösung vom triebhaften Zu-
stand der Natur.
phonie sich materialisieren kann. Wohl stellt das vollendete
Kunstwerk ein für alle Zeiten fertiges Werk dar, dessen künst-
lerischer Wert durch Zeit und Entwicklung keiner Verbesserung
oder Erhöhung mehr unterliegt, während das technische Werk
ebenso wie das wissenschaftliche niemals abgeschlossen, vollendet
ist und sich neueren, tieferen Erkenntnissen nicht verschließen
kann. Aber dieser Unterschied, der im Wesen von Kunst, Tech-
nik und Wissenschaft begründet ist, kann Technik und Wissen-
schaft der Kunst gegenüber in ihrer Bedeutung als Kulturfaktor
nicht herabsetzen, kann sie nicht zu minderwertigen Kultur-
faktoren stempeln.
So ist neben der Erkenntnis der Idee notwendig für uns die
Erkenntnis der Wertgeltung der einzelnen Kulturfaktoren,
insbesondere der Technik. Mag auch die Technik — zeitlich be-
trachtet — die älteste Erscheinung sein, so müssen wir uns doch
‚stets bewußt sein, daß sie nur einer der Faktoren und einer unter
gleichen ist. So oft in der Entwicklung der Menschheit ein Kultur-
faktor, sei es Kunst, Moral, Wissenschaft, Technik, gegenüber den
anderen Faktoren besonders bevorzugt und zum Schaden der
übrigen hervorgehoben wurde, ist stets ein gewisser kultureller
Rückschritt in der Gesamtentwicklung eingetreten. Wir brauchen
nur an die Blüte der Philosophie und Kunst bei den Griechen des
Altertums, an die italienische Renaissance, an die Mönchswissen-
schaft der mittelalterlichen Klöster, an das Überwiegen der Tech-
nik in Europa und Amerika an der Wende des verflossenen Jahr-
hunderts zu denken, um diese Behauptung bewahrheitet zu finden.
Sklaventum, soziale Unkultur, moralischer und künstlerischer
Niedergang sind die begleitenden Erscheinungen einer einseitigen
Bevorzugung eines Kulturfaktors. Diese Erkenntnis mag uns
neben dem Bestreben nach richtiger Werteinschätzung der Technik
also auch eine gewisse Selbstbescheidung bringen, die nicht alles
Heil und jeden Fortschritt in der Technik allein sieht, sondern neben
ihr Kunst, Moral und Wissenschaft gleichberechtigt anerkennt.
1226
Diese Selbstbescheidung soll uns aber nicht abhalten, um
unseren Platz an der Sonne zu kämpfen. Denn noch wird er uns
nicht gegönnt. Noch verdunkeln ihn jene Unwissenden, die Tech-
nik mit Mechanisierung, Maschine mit Maschinisierung verwechseln,
die die Technik für das verantwortlich machen, an dem allein der
Mensch selbst schuld ist. Denn die der Technik immer wieder vor-
geworfene Mechanisierung des Menschen ist lediglich falsch ange-
wandte Technik. Soll für diesen Fehler die Technik verantwort-
lich sein, so können mit gleichem Recht die Kunst für den Kitsch,
Wissenschaft und Moral für die Opfer der Forschung und der
Kirche verantwortlich gemacht werden.
Unser op verlangt vor allem Belehrung dieser Un-
wissenden, enn die Mißachtung der Technik ist die Folge einer
technischen Unbildung der Allgemeinheit. Während wir auf der
einen Seite also an uns selbst noch viel zu arbeiten haben, um uns
im eigensten Gebiet auf festem Boden fühlen zu können und zu
verstehen, warum wir Techniker sind, müssen wir nach der anderen
Seite aufklärend und befruchtend wirken und unsere Gegner mit
den geistigen Waffen schlagen, mit denen sie uns bekämpfen.
Aus dieser Erkenntnis heraus hat die gesamte Frankfurter
Technikerschaft ihre Arbeits- und Geisteskollegen zu einem „Tag
der Technik” geladen!). Die äußere Veranlassung dazu gab die
Einweihung eines neuen, mächtigen Ausstellungsgebäudes auf der
Frankfurter Internationalen Messe, das lediglich den Ausstellern
technischer Erzeugnisse dienen wird und bezeichnend den Namen
3 Das Programm zum „Tag der Technik“ ist im Sitzungskalender auf
S. 1252 abgedruckt.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 40.
5. Oktober 1922
„Haus der Technik“ erhalten hat. Dieses „Haus der Tech-
nik“ mit seinen weitspannenden schönen Eisenbogen, mit seiner
ernsten, ruhigen Fassade ist gewiß an und für sich ein Symbol.
Es drückt schon in seiner baulichen und konstruktiven Gestaltung
den Sinn der Technik aus und beweist zugleich, daß die rein tech-
nische Form auch schön sein kann. Aber dies Haus dient doch
immer rein wirtschaftlichen Interessen, es ist deshalb nur Symbol
für die eine Seite der Technik, die wirtschaftlich-politische. Die
andere Seite, die geistig-aufbauende, soll der „Tag der
Technik“ aufdecken. Er wird durch den Mund berufener Männer
der Technik uns Technikern und den Tausenden von Nichttech-
nikern, die zur Messe kommen, sagen, was Technik ist, will und
kann. Diese geistige Seite wird auch noch durch eine Fest-
schrift betont, die anläßlich des Tages der Technik vom Meßami
herausgegeben und „Neuzeitliche Probleme der Tech-
nik” behandeln wird. -
Die absichtlich Fernstehenden, die Gegner, die nicht belehrt.
werden wollen, werden wir nie belehren können. Über sie wird
die neue Zeit siegreich hinwegschreiten und sie allmählich ver-
drängen. Aber die strebenden, lediglich unwissenden, die kommen-
den Jungen werden unseren Fahnen folgen. Das sei unsere Hoff-
nung und unser Streben. Denn diese Menschen einer neuen Zeit
werden die Technik in ihrer kulturellen Idee verstehen. Sie werden
mit dem Dichter der „Eisernen Sonette” rufen:
„Moderner Erdgeist, komm! . . . Drangvoll gebreitet
Starrn Weltkolosse neuer Zeit; hier dringt
Der Gott nicht ein, der hinter Ahnen schreitet.”
Die Frankfurter Technische Messe.
Von Dipl.-Ing. Werner von Langsdorff, Frankfurt/Main.
In der Zeit vom 8. bis 14. Oktober 1922 findet die 7. Internatio-
nale Messe in Frankfurt/Main statt. Zum erstenmale wird das große,
neue Ausstellungsgebäude, das „Haus der Technik“, seiner
Bestimmung übergeben. Damit erhält die Technik eine würdige
Unterkunftsstätte auf der Messe, die von Mal zu Mal größere Aus-
dehnung annimmt. Schon früher hatten die alten Frankfurter
Reichsmessen einen guten Ruf. Im Herbst 1919 wurde dann die erste
Internationale Messe eröffnet mit dem Charakter einer neuzeitli-
chen -Mustermesse, Bereits damals wurden technische Artikel und
Maschinen ausgestellt. Wir fanden den Kraftwagen- und Flugzeug-
bau, neben landwirtschaftlichen Maschinen und der Elektrotechnik.
Das Ganze aber war nicht eben mustergültig und übersichtlich un-
tergebracht. Der zur Verfügung stehende Raum war damals beson-
ders deshalb so knapp, weil die Leitung mit nicht annähernd solcher
Beteiligung gerechnet hatte. Man glaubte zunächst mit der großen
Festhalle, bei einer Ausstellungsfläche von rund 13 000 m?, auskom-
men zu können. Die zahlreich einlaufenden Anmeldungen ließen in
aller Eile noch einen weiteren Ausstellungsraum von etwa 7000 m?
Ausstellungsfläche entstehen. Trotzdem mußten einzelne Ausstelle
so z.B. die Flugindustrie, notdürftig in Zelten untergebracht werde
Die Ausdehnung der Frankfurter Meßbauten nahm nun ständig
zu. In kaum drei Jahren wuchs eine ganze Stadt aus der Erde. Dem
„Haus Offenbach“ folgte das „Haus Werkbund”. Im Sommer 1921
entstand dann der Plan für ein Heim der Technik, welches schon zur
Frühjahrsmesse 1922 seine Tore öffnen sollte. Unmittelbar nach Be-
endigung der Herbstmesse 1921 wurde mit der Arbeit begonnen. Es
handelte sich um eine dreischiffige Längshalle mit etwa 50 m Breite
mit rund 30 m breiter bogenförmiger Mittelhalle. Zu beiden Seiten
schließen sich je drei dreischiffige Querhallen an. Diese sind etwa
40 m breit mit je rund 20 m breiter Mittelhalle. Diese Querhallen
werden anihren Enden wieder durch zwei- bzw. dreischiffige Längs-
hallen verbunden. Der fertige Bau hat eine Gesamtlängenausdeh-
nung von etwa 200 m, bei einer größten Tiefe von etwa 170 m. Die
Höhe der Hauptlängshalle wird mit 17 m angegeben, die der Quer-
hallen mit 13 m im Scheitel. Der Entwurf stammt vom Gustavsbur-
ger Werk der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, bis auf die Fas-
sade, welche von dem Frankfurter Architekten Bernoully stammt.
Die rechtzeitige Inbetriebnahme des Gebäudes war im Früh-
jahr nicht möglich gewesen, da Eisenbahner- und später Metallarbei-
terstreik die Fertigstellung hinauszögerten. So standen am Tage der
Eröffnung der Frühjahrsmesse 1922 erst einige, wenige Binder mit
der Deckenkonstruktion. Dieses Eisengerüst wurde notdürftig mit
einer Holzverschalung versehen und vermochte so wenigstens einen
Teil der Aussteller aufzunehmen. Für den Rest wurde innerhalb
einiger Tage eine Nothalle aus Holz errichtet. Nach Beendigung der
Frühiahrsmesse wurde dann der Bau fertiggestellt.
Die beiden Seitenschiffe der Halle sind zweigeschossig ausge-
baut, während das Mittelschiff nur eingeschossig ist. Um das Her-
einbringen schwerer Maschinen und Lasten zu erleichtern, ist ein
Bockkran angeordnet, der die ganze Länge der Halle befahren kann.
Er läuft auf den durch Konsolen getragenen starken Eisenschienen
und besitzt eine Tragfähigkeit von 5t. Der Kran wurde vom Nürn-
berger Werk der M. A. N. geliefert. Das Meßzut kann ohne Umladen
von der Aufgabestelle bis zum Ausstellungsplatz befördert werden,
da Vollbahneleis vorhanden ist. Der Kran kann bis über den Eisen-
bahnwagen gefahren werden. Der hinter der Festhalle errichtete
NMeßgüterbahnhof ist mit der Reichsbahn durch ein Anschlußgleis
verbunden. Ein zweites Anschlußgleis führt um das Meßgelände
herum. Durch eine große Drehscheibe wird der Anschluß ‚an das
Haus der Technik vermittelt.
Um anch die Beschickung der Seitenhallen zu Sieichtera; sind
Demag-Elektro-Flaschenzüge vorgesehen zur Bedienung der niedri-
geren Seitenschiffe. Dazu kommt noch eine fahrbare Schrotleiter
von der Maschinenfabrik Dahlheim, Frankfurt/Main. Diese Trans-
portanlagen ermöglichen es also, die einzelnen Ausstellungsstückr
ohne Gefahr für andere Waren und Menschen an Ort und Stelle ge-
langen zu lassen. Zugleich ist mit dieser Beförderungserleichterung
eine nicht unbedeutende Zeitersparnis erzielt worden, und damit
eine wesentliche Herabsetzung der Kosten.
Außer dieser Haupthalle sollen weitere Querhallen gebaut wer-
den, deren Enden wieder durch Längshallen, wie bereits oben er-
wähnt, verbunden werden. Auch hier sollen die Hallen im Mittel-
schiff eingeschossig, in den Seitenschiffen zweigeschossig ausgebaut
werden. Alles in Allem beträgt die Ausstellungsfläche etwa 40 00V
Quadratmeter.
In den galerieartig wirkenden Räumen der beiden angelagerten
zweigeschossigen Seitenschiffe sollen technische Bedarfsartikel,
Werkzeuge, Armaturen, Installationsmaterial und alle technischen
Erzeugnisse von geringerem Gewicht untergebracht werden. Die
umfangreichen und schweren Ausstellungsstücke der Maschinen-
Industrie und der elektrotechnischen Starkstrom-Industrie dagegen
sollen ihren Platz in der großen Halle finden.
Um die Einweihung des neuen Hauses der Technik festlich zu
begehen, hat die Frankfurter Technikerschaft ihre Kollegen zu
einem „Tag der Technik” geladen. Hier soll versucht werden,
einmal der großen Zahl der Meßgäste gegenüber den kulturellen
Wert der Technik zu propagieren, und dann den Techniker mit dem
Wesen der Messe vertraut zu machen.
Das oben erwähnte Haus „Werkbund” dient zur Aufnahme des
Kunstgewerbes und ist dementsprechend vornehm und zurückhal-
tend gehalten. Im allgemeinen ist bei den einzelnen Meßbauten das
Flachbausystem bevorzugt. Seine Anwendung erfolgte nicht nur aus
künstlerischen Gründen und solchen der Sparsamkeit. Vielmehr war
hier eher die Erfahrung maßgebend, daß das Publikum trotz aller
verkehrstechnischen Erleichterungen mehr dazu neigt, in Räumen
auf ebener Erde sich zu bewegen, statt in die Höhe zu steigen. Durch
Vermeidung langer Korridore soll außerdem der Verkehr weniger
ermüdend wirken.
In richtiger Einhaltung einmal vertretener Gesichtspunkte ver-
zichtete die Meßleitung auf kleinere Augenblickserfolge und wies
lieber eine große Anzahl von Ausstellern zurück, um nicbt von dem
Prinzip der örtlichen Konzentration abgehen zu müssen. (Gerade
diese streng gewahrte Konzentration und die scharfe Einteilung
nach Industriezweigen muß als besonders günstig bezeichnet wer-
den. Nur so kann der Betrieb wesentlich für Aussteller und Besucher
erleichtert werden, da er nur auf diese Weise übersichtlich gestaltet
werden kann. — Die Frankfurter Messe hat sich durchaus planmäßig
und organisch, ohne Hast, aber rastlos entwickelt.
Von dem neuen „Haus der Technik“ kann gesagt werden, daß es
hier ohne Zweifel gelungen ist, Form und Zweck dieses Hauses in
glückliche Beziehung zu brinzen. Es ist zu hoffen, daß der ausstel-
lenden Industrie es gelingt, diesen Bau würdig auszufüllen, um den
In- und Ausland einen Begriff von dem Hochstand der deutschen
Technik zu vermitteln.
6. Oktober 1822. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. — | 1227
Die Entwicklung der elektrotechnischen Industrie in Frankfurt a. M.
Von Dr.-Ing. H. Voigt, Wilhelmshöhe.
i aussignalanla-
Die Anwendung des galvanischen Stromes zu Haussigna
son gab die erste Anregung Zur Gründung von kleineren Unterneh-
' mungen, die als mechanische Werkstätten für Haustelegraphie be-
-. mæ
-eine Anzahl wichtiger Erfindungen.
I dem Jahre 1870 in Frankfurt entstanden. Obwohl zwar.be-
de im Jahre 185 PhilippReißmit dem Mechaniker Alb a t
;usammen Modelle für das erste Telephon baute, so blieb dieser (
danke doch in den Kinderschuhen stecken, ohne irgendwie geschä t-
lich ausgenutzt zu werden; sicher aber ist er einer der Gründe, n in
Frankfurt früher als in vielen anderen Städten in gewerb 1 en
Kreisen den Sinn für elektrische Probleme weckten, denn a or-
fihrung der Reißschen Versuche im physikalischen Verein mußte f
auf nachdenkliche und mechanisch begabte Gemüter anregen
E Gebiete machte in Frank
i en Anfänge auf elektrischem Gebiete machte 1n nk-
tak err C. Th. Wagner, seinerzeit Uhrmacher in Usin-
ven i. T, und Begründer der hinreichend bekannten Fabrik für elek-
rische Uhren in Wiesbaden. Im Jahre 1861 führte er die elektrischen
schellenanlagen in Frankfurt a. M. ein. Im J ahre 1862 installierte
Wagner für die Spinnerei Hohemark i. T. eine Wasserstandanlage
tür Hoch- und Tiefstand. Er gewann zur Ausführung der Arbeiten
den damals in Frankfurt a. M. als Schlosser tätigen Herrn August
Zander, der dann 1867 dir Firma Zander & H off begründete,
die somit als die älteste Frankfurter elektrotechnische Firma a
<hen ist. Zander leitete bis zu seinem 85. Lebensjahre diese T
chaft und lebt als hochbee e ee ma aan in ee `
| i ie elektrische Schwachstrom-
Ihm verdankt speziell die e een er dio ersten Sicher
heitsanlagen, Tor-, Türöffner-, Blitzableiter- und Sprachrohranlagen
ch konstruierte er den ersten Fallklappen-Kontrollapparat,
führte die ersten Brief- und Brötchenkasten ein, In die er die Druck-
nöpfe für die Schellenleitungen einbaute. Bei der Ausstellung 1870
in Cassel erhielt Zander von sämtlichen Ausstellern der elektrischen
Branche als einziger ein Ehren-Diplom.
Beim Bau des Opernhauses Frankfurt a. M. wurden den Firmen
C. Th. Wagner und Zander & Hoff große Anlagen wie Wächterkon-.
trolle, Feuermelder, Signalglocken Bühnenschellen, Wärmetele-
ae Sprachrahre und elektrische Taktschläger in Auftrag ge-
zeben, nachdem zuvor andere Firmen die Ausführung der geforder-
ten Anlagen z. T. als noch nicht bestehend und technisch undurch-
führbar abgelehnt hatten. Bei dieser Gelegenheit konstruierte Zan-
der Sora ohrohroundstücke, die sich selbsttätig luftdicht ver-
:chlossen, denn damals gab es noch keine Telephone. Bei der Feuer-
meldeanlage traten gleichzeitig rd 60 Glocken und auch bei der
Feuerwehr der Alarm in Tätigkeit. Der von ihm dazu gebaute
Meldeapparat beruht auf dem System der Stromverteilung, eine Er-
indung, die zu den wichtigsten des Herrn Zander zu zählen ist, was
ihm anläßlich eines Vortrags im technischen Verein bestätigt wurde.
Aus dieser letzteren Erfindung entwarf er dann das Pendelwerk für
Alarmanlagen, das bei Inanspruchnahme von nur einer Batterie
eine große Anzahl Glocken selbsttätig serienweise in Tätigkeit
setzt. Außerdem führte er anstatt der Fallklappen Stromwender-
klappen ein, die noch verschiedentlich verbessert wurden.
In jener Zeit kamen auch schon Telephone auf den Markt, die
= aber noch wenig vollkommen waren. So war zZ. B. das R und S
nicht zu verstehen; Zander baute darauf eigene Apparate, bei denen
die genannten Mängel beseitigt waren. Verschiedene Verbesserun-
zen der Telephonie, wie die Konstruktion des Mikrophons und der
. Klappenschrankzentrale, sowie das Reihenschaltungssystem wur-
den von Zander eingeführt, was ihm von der Hauptpost Berlin be-
stätigt wurde mit dem Bedauern, daß er diese wichtigen Konstruk-
tionen nicht hatte patentieren lassen. Im Jahre 1881 erhielt Zan-
der auf der Patent- und Musterschutz-Ausstellung in Frankfurta.M.
die goldene Medaille für von ihm konstruierte Wöächterkontroll-
Apparate und verschiedenes andere.
Im Laufe der Jahre schieden verschiedene Mitarbeiter aus
seinem Betriebe aus und machten sich selbständig. So entstanden
die Firmen Schäfer & Montanus, Lechner & Spohr u. a. Die Firma
Schäfer & Montanus stammt noch aus den 70er Jahren. Sie
hefaßte sich mit der Herstellung und Installation von Apparaten
tür Haustelegraphenanlagen und war die erste Firma in Frankfurt,
die Telephone nach dem System Böttcher herstellte Dann wurde
Jie Installationsabteilung auf Starkstromanlagen größeren Um-
fanges ausgedehnt und die hierzu nötigen Schalt- und Verteilungs-
tafeln, Maschinenreparaturen und dergl. werden auch heute noch
:n der Fabrikationsabteilung gemacht. In einer besondern Abtei-
lung für Präzisionsmechanik werden vollständige Apparaturen für
zahnärztliche Zwecke hergestellt.
Aus der Firma sind eine ganze Reihe kleinerer mechanischer
Werkstätten und Elektroinstallationszeschäfte hervorgegangen, die
fast alle heute noch in Frankfurt existieren.
Um 1880 gründeten Lechner & Spohr eine Werkstatt für
Telephonapparate, elektrische Uhren und Wasserstandszeiger; die
Gründer trennten sich später und führten die Fabrikation als Einzel-
unternehmer weiter.
Es lag in der Natur der Sache, daß in jenen Zeiten nur auf dem
Gebiete des Schwachstroms gearbeitet werden konnte. Das wurde
anders, alsaufderAusstellung fürPatent-undMuster-
schutzwesenimJahre 1881 zum ersten Male der in Dynamo-
maschinen erzeugte Strom vorgeführt wurde. Auf dieser hochinter-
essanten Ausstellung zeigten Siemens & Halsk eoneben der da-
mals schon nicht mehr ganz unbekannten Bogenlichtbeleuchtung
auch eine elektrische Kraftübertragung in Gestalt
eines Aufzugs, bei dem der Fahrstuhl mit Hilfe eines mitgeführten
Motors an einer Zahnstange hinaufkletterte. Neben Siemens hatte
aber auch eineFrankfurter Firma Lichtmaschinen und Bogen-
lampen ausgestellt, das war H. G. Möhring, der Ende der 70er
Jahre die amerikanischen Westonfabrikate als Vertreter in Deutsch-
land einführte, im Jahre 1881 aber bereits auf dem Gelände, das jetzt
Hartmann & Braun innehaben, der früheren Reiffertschen Waggon-
fabrik, die selbständige Fabrikation von Maschinen und Lampen auf-
genommen hatte. Unter der Leitung verschiedener tüchtiger Inge-
nieure, besonders aber des äußerst fähigen späteren Direktors der
Lahmeyergesellschaft, F. Jordan, entwickelte sich das Geschäft
sehr flott, so daß Möhring bereits im Jahre 1883 eine neue, nach da-
maligen Begriffen großartig eingerichtete Fabrik an der Mainzer
Landstraße erbauen konnte. So tüchtig er als Kaufmann war, so
wenig eignete er sich zum Fabrikherrn; er trieb seine besten Be-
amten hinweg, ging mit der Zeit nicht mit, und so kam es, daß er bei
zunehmender eigener Kränklichkeit im Jahre 1837 seine Fabrik
schließen mußte. Ihre damaligen Bauten bilden den Grundstock der
heutigen Herzschen Schuhfabrik. `
Noch eines anderen Mannes muß an dieser Stelle gedacht wer-
den, der in der Kindheit der Elektrotechnik in Frankfurt wirkte
und eine nach vielen Seiten befruchtende und anregende Tätigkeit
entwickelte. Das war der Gründer der Elektrotechnischen Gesell-
schaft, der praktische Arzt Hofrat Dr. Th. Stein, der als Vor-
kämpfer der Elektrotherapie wirkte und viel zur Verbreitung popu-
lärer Kenntnisse beigetragen hat. In einem großartig eingerichtc-
ten Laboratorium besaß er die verschiedensten, selbstangefertig-
ten Apparate, und als infolge seiner ärztlichen Erfolge und einer
großen fachwissenschaftlichen schriftstellerischen Tätigkeit die
Nachfrage nach solchen Apparaten stieg, eröffnete er im Jahre 1883
die Spezialfirma für elektromedizinische Instrumente Richard
Blänsdorf,dieja auch heute noch eines guten Rufes sich erfreut.
Es fehlte aber noch vieles. Die physikalischen Apparate für
die Messung von Spannung und Stromstärke waren zwar schon vor-
handen, aber die Aufgabe, hieraus technische Meßinstrumente in
fabrikationsmäßiger Herstellung zu machen, war noch fast ungelöst
und diesem Zweige der jungen Elektrotechnik widmete sich eine
aufstrebende Firma in Frankfurt a. M.
Im Jahre 1884 siedelte die bisher unter dem Namen E. Hart-
mann & Co. in Würzburg ansässige physikalisch-astronomische
Werkstatt nach Frankfurt a. M.-Bockenheim über. Sie nahm den
Namen ihrer Gründer Hartmann & Braun an und beschäftigte
sich nach allmählichem Abstoßen der optischen und astronomischen
Geräte alsbald ausschließlich mit der Herstellung wissen-
schaftlicher und technischer elektrischer Meß-
instrumente. Zuerst wurden auch noch Fernsprecher fabri-
ziert, deren Fabrikation aber nach einigen Jahren wieder aufge-
geben wurde, desgleichen wurde später die Herstellung von
Zählern, die ebenfalls zunächst in das Fabrikationsgebiet einbe-
zogen waren, zugunsten der weiteren Ausdehnung der Abteilung
für Meßinstrumente aufgegeben. Unter der kundigen Hand des
äußerst geschickten Eugen Hartmann erreichten die Er-
zeugnisse der Firma alsbald einen hohen Grad von Vollkommenheit,
und das Vertrauen, das die Fachwelt den Hartmann & Braunschen
Apparaten heute entgegenbringt, ist nicht zum wenigsten auf das
unentwegte Streben nach Qualitätsarbeit in jenen Anfangsjahren
zurückzuführen. l
- Neben der Meßgeräte-Abteilung entstand etwa um 18% eine
. besondere von ÖOberingenieur Peschel geleitete Abteilung
für Installationsmaterialien, die unter dem Namen
Peschel-Abteilung viele Jahre ihr wichtiges Arbeitsgebiet bear-
beitete und 1919 in die selbständige Tochtergesellschaft Elima,
Elektro-Installationsmaterial-WerkG m. b. H,
Frankfurt a. M., umgewandelt wurde.
Die Firma Hartmann & Braun hat an der wissenschaftlichen
und technischen Durchbildung der elektrischen Meßgeräte einen
bedeutsamen Anteil genommen. Wir erinnern nur aus der ersten
Zeit an die alten in Zusammenarbeit mit Friedrich Kohl-
rausch entstandenen Federgalvanometer und Widerstandsmeli-
brücken, ferner später an die Hitzdraht-Meßinstrumente, deren
heutige moderne Anordnung auf die Firma zurückzuführen ist, an
die von Hartmann-Kempff angegebenen Zungen-Fre-
quenzmesserund andere Konstruktionen, mit deren technischer
+,
1228
Durchbildung auf wissenschaftlicher Grundlage die Firma sich
weit über Deutschlands Grenzen einen bedeutenden Namen machte.
Die Erfolge blieben auch nicht aus. Die Fabrik in Bockenheim hat
sichimmer weiter vergrößert; sie beschäftigt z. Z. etwa 1400 Werks-
angehörige.
. Nachdem Hartmann & Braun gezeigt hatten, daß man mit gutem
Erfolg neben den alles fabrizierenden Großfirmen ein Sondergebiet
bearbeiten könne, lag der Gedanke nahe, daß auch andere Artikel,
die für Licht- und Kraftanlagen gebraucht werden, als Sonder-
arbeits- und Konstruktionszweig mit Aussicht auf Erfolg in Angriff
genommen werden könnten, Die Ingenieure Staudt & Voigt
eröffneten daher am 1. Januar 1886 eine Werkstatt zur Herstellung
von Schaltern, Sicherungen, Fassungen, Regulierwiderständen u. dgl.
Nebenher wurde in den ersten Jahren auch ein Installationsgeschäft
betrieben, umdie Güte der Fabrikate unter eigener Beobachtung ver-
vollkommnen zu können. Die zunächst in der Stadt gemieteten
Räume wurden bald zu klein, so daß die Fabrik im Herbst 1889 in
die Vorstadt Bockenheim verlegt wurde. Im Jahre 1890 trat Herr
Adolf HaeffneransStelle des erkrankten Herrn Staudt in die
Firma ein, die nunmehr den Namen Voigt& Haeffner erhielt.
In den beiden folgenden Jahrzehnten nahm die Fabrikation einen
solchen Umfang an, daß man sich entschloß, in dem damals neu
gegründeten Osthafenviertel einen neuen großzügigen Fabrikneubau
aufzuführen, der 1910 bezogen und seitdem planmäßig ausgebaut
wurde. Die Zahl der Werksaugehörigen beträgt z. Z. etwa 4000.
Das ursprüngliche Fabrikationsgebiet, die Herstellung von
Apparaten für die Starkstromtechnik, ist von der
Firma Voigt & Haeffner beibehalten worden. Die eigentlichen In-
stallationsapparate (Drehschalter, Hebelschalter, Sicherungen usw.)
wurden schon früh in Massenfabrikation hergestellt und diese bildet
auch jetzt noch einen blühenden Zweig ihres Arbeitsgebietes. Der
andere Zweig ihrer Tätigkeit, die Herstellung von Großapparaten
und Schaltanlagen, erhielt zu Anfang des Jahrhunderts einen mäch-
tigen Aufschwung durch die Ausbreitung der Hochspannungs-Über-
tragung, insbesondere als die Firma frühzeitig die Konstruktion von
Ölschaltern aufgriff und alsbald darin eine ganze Reihe neuer und
glücklicher Konstruktionen schuf. Es mag daran erinnert werden,
daß die ersten modernen Hochspannungs-Schaltanlagen mit Fern-
betätigung und selbsttätiger Parallelschaltvorrichtung in Deutsch-
land von der Firma Voigt & Haeffner gebaut wurden, und daß ihr
die Einführung derÖlschaltkästen für Hochspannung
in die deutsche Bergwerks- und Schwerindustrie zu danken ist.
Die Vorgängerin der jetzigen „Frankfurter Maschinenfabrik
A.G.”,dieFirmaPokorny&Wittekind, betrieb neben allge-
meinem Maschinenbau als bevorzugtes Gebiet den Bau von Dampf-
maschinen, und da Mitte der 8er Jahre die Anlage von elektrischen
Jentralstationen für ganze Städte noch als ein Wagnis betrachtet
wurde, das Bedürfnis nach elektrischem Licht jedoch in Banken, Re-
staurants und Geschäftshäusern aller Art reichlich vorhanden war,
so entstanden viele Einzelanlagen, in denen als Betriebskraft eine
zutlaufende Dampfmaschine den damals auch schon recht vollkom-
menen Gasmotoren vorgezogen wurde. Pokorny & Wittekind wur-
den nun von dem schon erwähnten technischen Leiter der Möhring-
schen Fabrik, F. Jordan, der wie andere auch Differenzen mit
seinem Chef gehabt hatte, darauf aufmerksam gemacht, daß es sehr
zweckmäßig sein würde, wenn sie ihrem Dampfmaschinenbau durch
Angliederung einer elektrischen Abteilung ein aussichtsreiches Ab-
satzgebiet eröffneten, und da Jordan nicht nur eine sehr gute Dyna-
momaschine, sondern auch eine gute Bogenlampe bauen konnte,
außerdem ein sehr geschickter Akquisiteur war, so griff die Firma
diese Anregung auf; solange Jordan’ die Sache leitete, waren gute
Erfolge vorhanden.
Da kam aber das Jahr 1889 heran, das für die Entwicklung der
Blektrotechnik Frankfurts einerseits und anderseits Frankfurts
für die ganze Elektrotechnik von ausschlaggcbender Bedeutung
wurde.
Nachdem bereits einige Städte in Deutschland zur Versorgung
des Hauptgebiets des Verkehrszentrums größere Elektrizitätswerke
entweder selbst erbaut oder die Konzession dazu an Unternehmer er-
teilt hatten, machte sich auch in Frankfurt in der Bürgerschaft eine
Bewegung bemerkbar, um der Allgemeinheit diesen neuzeitlichen
Fortschritt nicht länger vorzuenthalten. Der Plan ging von An-
fang an darauf hinaus, die Innenstadt nicht durch ein stark rauchen-
des Werk zu belästizen und wenn möglich auch den entferntest g.-
legenen Stadtteilen die Annchmlichkeit der Stromversorgung zu si-
chern. Diesen Bedingungen war nur mit dem damals schon zu einer
gewissen Vollkommenheit durchgebildeten Wechselstrom zu genü-
sen, und da Helios die einzige Firma in Deutschland war, die als
Lizenzträgerin der Patente von Ganz & Co. in Budapest die
nötigen Erfahrungen auf diesem Gebiete besaß, so wurde Helios in
Köln mit der Ausarbeitung eines Projektes betraut. Für die führen-
den deutschen Elektrotechniker jener Zeit war es aber eine ausge-
machte Tatsache, daß der Wechselstrom bekämpft werden müsse; es
wurde mit Recht gegen ihn eingewendet, daß er für Motorenbetrieb
unzreeienet sei, dab die Wechselstrombosenlampen eine geringere
Lichtausbeute als die mit Gleichetrom betriebenen hätten. Sein gröls-
ter Fehler aber war, dah er dem Gleichstrom Konkurrenz zu machen
«!rohte und daß sein vornehmster Vertreter, der wegen seiner grof-
angelegten Propaganda den übrigen Firmen etwas unbequeme Direk-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40.
ETE ET S EE N SANN E Maier
5. Oktober 1922.
tor des Helios, Coerper, es war, der bekämpft werden mußte.
In der Elektrotechnischen Gesellschaft und im Bezirksverein deut-
scher Ingenieure wurden Vorträge gehalten, in denen die Vertreter
der Stadt auf das unvorsichtige ihrer Pläne aufmerksam gemacht
wurden, und unter den Vortragenden befand sich auch ein junger In-
genieur, Wilhelm Lahmeyer, der die Aufmerksamkeit der
Fachwelt bereits durch die Konstruktion einer neuen Dynamotype
erregt hatte. Als Teilhaber der Aachener Firma Garbe, Lah-
meyer & Co. hatte er gerade zu der Zeit. ein neues Stromvertei-
lungssystem für hochgespannten Gleichstrom ausgearbeitet, und
dies empfahl er mit der ihm eigenen überzeugungsvollen Beredsam-
keit als das beste für Frankfurt. Er lenkte dadurch die Aufmerk-
samkeit des weitblickenden Besitzers der „Frankfurter Zeitung”,
Leop.Sonnemann, auf sich, der ihn mit verschiedenen Vertrr-
tern der Frankfurter Großfinanz bekannt machte, was zu dem Resul-
tat führte, daß Lahmeyer aus seiner Aachener Firma ausschied unl
in Frankfurt eine Gesellschaft zum Bau und Betrieb elektrischer
Zentralen unter der Firma W.Lahmeyer& Co,Frankfurt,
gründete. Hiermit war Frankfurt in die Reihe der Plätze eingstr--
ten, die untereinander den Wettbewerb bei der in Aussicht stehen:-
den Auftragmenge der Städtebeleuchtungen aufnchmen wollten —
und der elektrische Großmaschinenbau hatte seinen Einzug in uu-
sere Stadt gehalten.
Doch es kam anders, als viele gedacht hatten. Der Kampf um
das beste System für die Stromversorgung Frankfurts hatte stait
aufklärend nur verwirrend gewirkt; die Stadtverordneten waren
schwankend geworden und glaubten die Verantwortung einer Eni-
scheidung nach der einen oder anderen Seite nicht übernehmen zı
können, so daß alle Verhandlungen ins Stocken gerieten. Unbefar-
gen war keiner der Ratgeber; die Firmen empfahlen natürlich ilr
„System“, aber auch die befragten Sachverständigen waren im Banne
der Zeitanschauung und ein Nathan der Weise war nicht zur Stelle.
Da sagte Leopold Sonnemann: Wenn uns denn niemand sagen kann.
was das beste ist, dann müssen wir eben selbst sehen und prüfen. Da:
können wir aber nur, wenn alle, die das Frankfurter Werk bauen
wollen, uns zeigen, was sie können, und wenn wir die Industrie der
zanzen Welt dazu einladen, dann sollte es doch sonderbar zugehen,
wenn wir auf diesem Wege nicht zur Klarheit kämen. Die Einladun-
gen zu einer Internationalen elektrotechnischen Ausstellung gingen
hinaus, und unter der Leitung des jetzigen Nestors der deutschen
Elektrotechnik, Oskar v. Millers, waren in kurzer Zeit alie
Vorbereitungsarbeiten erledigt; in einer großen Hauptmaschinen-
halle waren am Eröffnungstage die für damalige Begriffe gigan-
tischen Maschinen von 5 bis 600 PS mit gleichstarken Dynamos für
Gleich- und Wechselstrom gekuppelt, betriebsfertig aufgestellt, zum
friedlichen Wettkampf bereit. Vom Mai bis zum Herbst des Jahres
1891 erstrahlte der Teil Frankfurts zwischen den Anlagen und dem
Hauptbahnhof, auf dem jetzt die Kaiserstraße und Kronprinzen-
straße stehen, allabendlich in feenhafter Beleuchtung.
Während nun Lahmeyer sein neues Gleichstromverteilung--
system in einer von Offenbach aus betriebenen kleineren Anlag"
zeigte, der soviel angegriffene Helios das Beste tat, um zu b«-
weisen, daß der Wechselstrom in bezug auf Bogenlichtbeleuchtunz
und Motorenbetrieb besser als sein Ruf wäre, bereitete sich ein"
neue Überraschung vor: Der sog. Drehstrom trat auf den Plan:
er leitete durch seine erstmalige Vorführung in dem, alle Erwarıun-
gen übertreffenden, großen Versuch der Übertragung von 100 PS von
Lauffen a. N. zur Ausstellung, der unter großen Opfern, an denen
sich außer den ausführenden Firmen, AEG. und Maschinenfabrik
Oerlikon, auch der preußische Staat, Porzellan- und Leitungsdraht-
fabriken beteiligten, durch rastlose Bemühungen Oskar v. Miller:
und des Ausstellungsvorstandes zustande gekommen war, eine gan?
neue Phase der Entwicklung der Starkstromtechnik ein. Allerding:
war die erste Folge des gelungenen Versuchs eine Steigerung der
Verwirrung, die Ansichten gingen nun noch mehr auseinander al:
früher, und es bedurfte erst geraumer Zeit ernster Arbeit zur Er-
bringung des Nachweises, daß mit dem Drehstrom wirklich die
Stromart gefunden sei, die in bezug auf Kraftübertragung und Be-
leuchtung bei richtiger Ausführung der Anlage allen Anforderungen
genügen könne und werde. Das Ende dieser Entwicklung wollie
aber Frankfurt nicht abwarten. Nach Schluß der Ausstellung faßte
die Bürgerschaft den Entschluß, den Plan für die Stromversorgung
der Stadt durch Stadtbaurat W. Lindley und Oskar v. Miller ausarbei-
ten zu lassen, und diese stellten ein Projekt zur allgemeinen Aus-
schreibung, das demeinphasigenWechselstromvorallen
anderen Stromarten den Vorzug gab.
Von neuen erhob sich der Sturmlauf der Firmen gegen diese:
Projekt, mit allen Mitteln wurde seine Verkehrtheit nachzuweisen
versucht, das Vertrauen der Stadtverordneten in ihre Ratgeber war
jedoch fest, die Ausschreibung blieb aufrecht erhalten, und da von
den «lentschen Firmen sich keine an die Bedingungen hielt, sondern
abweichende Vorschläge machte, so fieldie Entscheidung zugunsten
der einzigen Firma, die cin vorschriltsmäßiges Angebot eingereich!
hatte. Das war die junge schweizerische Fabrik von Brown, Bo-
vori & Co. in Baden, deren leitender Techniker Charles Brown
einen llauptanteil am Gelingen des Lauffenversuchs gehabt hatte.
In weich musterzültixrer Weise diese das Werk gebaut und einige
Jahre lang — zum Beweise der sicheren Betriebsfähigkeit — bis zur
endgültigen Übernahme durch die Stadt verwaltet hat, ist der älteren
Generation der Frankfurter Fachgenossen bekannt.
- $
nlite,
5. Oktober 1922. ;
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40.
1229
Bevor aber das Frankfurter Werk seinen Dienst aufgenommen
hatte, war inzwischen durch die Lahmeyergesellschaft in der Fabrik-
vorstadt Bockenheim ein Elektrizitätswerk errichtet worden, mit
dem diese aufstrebende Firma den Beweis ihrer Leistungsfähigkeit
erbringen wollte. Sie suchte das bewährte Alte mit dem Neuen zu
verbinden und stellte eine Drehstromzentrale hin, die hochgespann-
ten Strom an einzelne Unterstationen lieferte, an denen dieser in
Umformern in Gleichstrom zur Speisung bestimmter Bezirke umge-
wandelt wurde. Diese Schöpfung arbeitete aber mit zu großen Ver-
lusten und wurde nach einigen Betriebsjahren durch ein reines Dreh-
stromverteilungsnetz ersetzt.
Für die Lahmeyergesellschaft war es von großem Vorteil, daß
sie ihre ganze Aufmerksamkeit zuerst auf die Durchbildung der Ma-
schinentypen konzentrieren konnte, ohne sich mit Nebenfabrikatio-
nen zersplittern zu müssen. Hartmann & Braun waren imstande,
ailes, was an Meß- und Kontrollinstrumenten erforderlich war, in
wster Ausführung zu liefern, und das gleiche galt auf dem Gebiete
der Schaltapparate, auf dem Voigt & Haeffner alle Ansprüche erfüll-
ten. Lahmeyer, dessen Gesundheit nicht sehr fest war, mußte sich
langsam von der Leitung der Geschäfte zurückziehen, er hatte es
abor verstanden, in Professor Dr. Salom o neinen Generaldirektor
von ganz außerordentlichen Fähigkeiten für sein Werk zu gewinnen,
iem wieder ein Stab erstklassiger Mitarbeiter zur Seite stand, von
denen Fr. Jordan, der von Pokorny & Wittekind übergetreten
war, wohl der bedeutendste war. Die technischen Leistungen der
uesellschaft, die im Bau einer großen Anzahl von Elektrizitätswer-
ken für Kommunen und Großbetriebe geschaffen wurden, waren mu-
stergültig und es ist heute noch zu bedauern, daß diese hervorra-
zende Fabrikationsstätte, die ein Stolz der Frankfurter Industrie
wir, von einer stärkeren Konkurrenzfirma angekauft wurde, die den
Betrieb vollständig eingehen ließ. Die ausgedehnten Fabrikanlagen
wurden von den Adlerwerken übernommen.
Pokorny & Wittekind ließen nach dem Weggange ihres rührigen
Fachmanns Jordan die elektrotechnische Abteilung wieder eingehen;
ferner verschwanden die Bogenlampenfabrik von Ochs &
Schwarz,die nach der Auflösung der Möhringschen Fabrik den
Versuch gemacht hatten, eine Spezialfabrik für Bogenlampen zu er-
öffnen: die Firma Freyeisen&Schröder, deren Gründer zu-
vor bei Voigt & Haeffner tätig waren, konnte ebenfalls den Wett-
hewerb gegen die im ganzen Reiche in immer größerer Zahl erstehen-
ien Spezialfabriken für Schalterbau nicht auf die Dauer aushalten.
Ihre Erbschaft trat die jetzt noch blühende Firma Schröder &
Co. in Offenbach an, die bei der nahen Nachbarschaft der Plätze
auch als zur Frankfurter elektrotechnischen Industrie gehörig ange-
- xehen werden kann.
. Ausder älteren Zeit stammt auch die Firma Elektrizitäts-
Gesellschaft Richter, Dr. Weil& Co.,die im Jahre 1898
-*sründet wurde, zunächst mit dem Zweck, eine neue patentierte
. !Hitzdraht-) Bogenlampe in größerem Maßstab zu fabrizieren. Dies
tebiet wurde aber nach einigen Jahren verlassen und die Firma
wandte sich der Herstellung von besonderen Beleuchtungskörpern,
namentlich für Schaufensterbeleuchtung zu. Hieraus ergab sich der
Übergang zur Bühnenbeleuchtung, worin die Firma ihr
:igentliches Arbeitsgebiet gefunden hat und worin sie durch ihre
zuten Konstruktionen alsbald ihren Platz auf vielen bedeutenden
Bühnen des In- und Auslandes errang. Alle Teile, die zur Bühnen-
beleuchtung notwendig sind, Regulatoren, Effektapparate, Bühnen-
scheinwerfer, ferner auch die für den Bühnenbetrieb so wichtigen
Anschlußkontakte für große Stromstärken werden von der Firma
hergestellt. Als eine weitere Spezialität hat sie namentlich in den
letzten Jahren vor dem Kriege die Herstellung von Apparaten für
die Lichtreklame entwickelt. Die Fabrik umfaßt z. Z. etwa 300
Werksangehörige. -
Das Frankfurter Kapital, das in’ früheren Jahren gegen indu-
strielle Unternehmungen sehr vorsichtig gewesen war, war durch
den Aufschwung, den die drei führenden Firmen Lahmeyer, Hart-
mann & Braun und Voigt & Haeffner nahmen, aus seiner Zurückhal-
tung etwas herausgetreten, und so finden wir in der Mitte der Wer
Jahre die elektrotechnische Industrie Frankfurts wieder um ein paar
neue Firmen mit aussichtsreicher Zukunft bereichert. Die eine war
lie Pollak A.G., die bereits nach der Ausstellung zuerst auf
kleiner Basis die Fabrikation einer neuen Akkumulatorentype auf-
zenommen hatte, die sich besonders für Traktionszwecke eignen
Trotz großer Anstrengungen der technischen Leitung und
aller Opferwilligkeit der Geldgeber war dem Unternehmen kein Er-
inlg beschieden. ” .
_ Am L IV. 1896 wurde von Voigt & Haeffner und einigen Banken
die Firma Prometheus G. m. b. H. Fabrik für elektri-
:cheKoch-undHeizapparate ins Leben gerufen, um auf
“rund eines neuartigen Patentes Apparate der genannten Art zu
bauen. Große Schwierigkeiten waren zu überwinden, aber erst nach
anmäßiger Abkehr von falschen Anfangsvorstellungen gelang es,
'ie Fabrikation so zu gestalten, daß die finanzielle Prosperität er-
reicht wurde und dem Unternehmen ein erfolgreicher Aufstieg ge-
“ichert war. Dieser wurde auch durch die Zeitverhältnisse geför-
zert, da das Zutrauen des Publikums zu den so bequem zu hand-
habenden elektrischen Bügeleisen und Kochapparaten mit der sich
ie verbessernden Qualität dieser Erzeugnisse der Firma Schritt
ielt.
Daneben beschritt die Firma Prometheus schon frühzeitig den
Weg der industriellen Anwendung der elektrischen Heizung. Bügel-
maschinen für verschiedene Fabrikationszweige, Letterngießma-
schinen, Maschinen für die Schokoladenindustrie, für die Schuh-
industrie und für viele andere industrielle Zwecke wurden mit
elektrischen Heizvorrichtungen versehen und so der Elektrotechnik
ein dankbares Feld erschlossen. In den letzten 15 Jahren kam die
große Ausbreitung des elektrischen Kochens und Heizens in den
Ländern, die die Elektrizität mit Wasserkraft erzeugen, und der
elektrische Herd und die elektrische Warmwasserbereitungsanlage
wurden dort zu Gegenständen des normalen Bedarfs. Auch aut
diesen Gebieten ist die Firma Prometheus erfolgreich vor-
geschritten. Die Firma hat die alte Fabrik von Voigt & Haeffner in
Bockenheim inne und zählt z. Z. etwa 350 Werksangehörige.
Die sogenannten wasserdichten Armaturen für Straßen-, Fa-
brik-, Schiffs- und Bergwerksbeleuchtung bilden in konstruktiver
Hinsicht ein Sondergebiet der elektrischen Installationsapparate,
das bereits frühzeitig von der Firma G.Schanzenbach& Co.
in München mit Erfolg bearbeitet wurde. In dem Bestreben,
sich auf ihre Haupttätigkeit zu konzentrieren, gaben Voigt & Haeff-
ner im Jahre 1903 die Bearbeitung dieses Zweiges auf und veran-
laßten Schanzenbach & Co., nachdem sie sich bei dieser Firma betei-
ligt hatten, ihren Betrieb von München nach Frankfurt zu verlegen,
woselbst eine Fabrik auf dem Grundstück Adalbertstr. 15 errichtet
wurde. Das Fabrikationsprogramm hat sich mit den Jahren wesent-
lich in der Richtung nach Ilerstellung lichttechnisch moderner Be-
leuchtungskörper für Innen- und Außenbeleuchtung ausgedehnt.
Ein mit den zweckmäßigsten Instrumenten für Lichtmeßtechnik aus-
gerüstetes Laboratorium setzt die Firma instand, in jeder Weise
vollkommene Armaturen und Beleuchtungskörper zu schaffen, und
unter den einschlägigen Fabriken dieser Art steht sie mit an erster
Linie. Sie beschäftigt annähernd 350 Werksangehörige.
Die Konstruktionswerke elektrischer Appa-
rate System Bertram G. m. b. H. wurden im Jahre 1901 mit
guten Aussichten ins Leben gerufen, konnten sich jedoch nicht lange
halten und gingen bereits im Jahre 1903 durch Kauf in die Hand von
Voigt & Haeffner, A. G., über.
Auch eine Fabrik für Isoliermaterial als Ersatz für Porzellan,
die unter dem Namen Pulvolitwerke G. m. b. H. 1904 ge-
gründet worden war und, wenn die Sache geglückt wäre, für
die Frankfurter Industrie von großer Bedeutung hätte werden
können, hatte keine längere Lebensdauer.
Ein ganz besonderes Feld der elektrischen Lichttechnik be-
arbeitet die Firma JupiterG.m.b. Il., die aus der Firma Voigt &
Haeffner herausgewachsen ist. Etwa um das Jahr 1903 hatte Voigt
& Haeffner auf Anregung des Frankfurter Photographen Schmidt
einen elektrischen Apparat für photographische Zwecke mit Moment-
belichtung durchgearbeitet und die Fabrikation der Lampen nebst
den zugehörigen Schaltapparaten aufgenommen. Es wurde auch
eine große Anzahl solcher Lampen, die den Namen „Jupiter“-Lampen
erhielten, geliefert. Mit der Zeit aber zeigte es sich, daß die Auf-
gabe auf anderem Wege gelöst werden kann, und da dieser billiger
und einfacher war, wurde er natürlich beschritten. Die aufstre-
bende Kinoindustrie gab neue Anregungen für das Fabrikations-
gebiet der Firma Jupiter. Die Konstruktion der Kinoauf-
nahme-Lampen wurde mit Geschick den verschiedensten An-
forderungen der Kinoindustrie angepaßt, und z. Z. dürften wohl die
meisten Kinoaufnahmen in Deutschland und in vielen anderen euro-
päischen Ländern mit den Lampen der Jupiter G. m. b. H. gemacht
werden, die in der Fabrik von Voigt & Haeffner hergestellt werden.
In klarer Voraussicht der Entwicklung der Elektro-Lichttechnik
entstand im Jahre 1911 die Firma Dr.-Ing.Schneider& Co, die
die Konstruktion von Arbeitslampen und Deckenbeleuchtungskör-
pern nach wissenschaftlichen Grundsätzen als erste in Deutschland
aufnahm. Mit großem Geschick und gutem Erfolg entwickelte sie
eine Anzahl Modelle für gleichmäßige Lichtverteilung, die den
höchsten Ansprüchen gerecht werden. Die Zahl der Werksan-
gehörigen beträgt z. Z. rd 200.
Die Elektroosmose-Aktiengesellschaft. Eine
Reihe von Erfindungen des Grafen Botho Schwerin, die
sich auf gewisse elektrolytische Vorgänge beziehen und Elektro-
osmose genannt werden, wurden hier von dem früheren Lahmeyer-
direktor Hans Illig für die Praxis reif zu machen gesucht. Be-
sonders gelang die Reinigung minderwertiger Ton- und Kaolinsorten
auf elektrolytischem Wege so gut, daß eine G. m. b. H. zur indu-
striellen Ausbeutung des Verfahrens gegründet wurde, die aber bald
in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, nach fünfiährigem Be-
stehen nach Berlin übersiedelte. Dieser Verlust ist für Frankfurt
sehr zu beklagen, denn das Unternehmen ist inzwischen zu einem
großen Konzern mit zahlreichen Tochterunternehmungen heran-
gewachsen. Beide Gründer sind leider verstorben, ohne die Früchte
ihrer Pionierarbeit auf einem sehr zukunftsreichen Gebiete ernten
zu können.
Die elektrotechnische Fabrik Schoeller & Co., eine im
Jahre 1897 gegründete Spezialfabrik elektrischer Meßiustrumente,
war im Jahre 1911 in die Lahmeyerwerkc aufgegangen. Nach der
Auflösung der Frankfurter Lahmeyerwerke bildete sich die Firma
zurück, sie beschäftigt sich als Fabrikationsgebiet mit dem Bau von
Schalttafel- und Laboratoriums-Instrumenten und förderte ins-
besondere die Fabrikation von Spezialinstrumenten für die auf-
strebende Automobilindustrie. Neuerdings hat sie auch die Fabri-
1230 | | | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40. 5. Oktober 19252-
kation von elektrotechnischem Installationsmaterial aufgenommen. gehen heißen würde. Seit dem Ausscheiden der Firma Lahmeye r als
Zurzeit werden etwa 200 Personen beschäftigt. Fabrikationsfirma geben die Spezialfabriken der elektrotechnischen
Die Veifa- Werke (Vereinigte elektrotechnische Institute Industrie von Frankfurt das Gepräge, 80 daß man unsere Stadt wo
Frankfurt a. M.-Aschaffenburg) entstanden durch Verschmelzung mit RechtalsVoror tderSpezial fabrikeninder deutschen
des Elektrotechnischen Laboratoriums Friedrich Dessauer, Aschal- Elektrotechnik ansehen kann. War es die wirtschaftliche Entwick-
fenburg, mit dem Elektrotechnischen Institut G. m. b. H., Erank- lung der früher durchaus nicht industriefreudigen Stadt Frankfurt,
furt a. M. Das letztere war bereits 1888 gegründet und die Ver- die in den letzten Jahrzehnten des verflossenen Jahrhunderts zur
einigung der beiden Werke unter der Leitung des jetzigen Univer7 industriellen Betätigung drängte oder war es wechselseitige An-
sitäts-Professor8 Dr Friedr ich Dessauer geschah im regung, die sie entstehen ließen?
Jahre 1906. Es muß wohl am genius loci Frankfurts liegen, daß gerade hier
Die Firma bearbeitete zunächst zwei Zweige, nämlich elektro- soviel einzelne Köpfe ihre Befähigung zu Leistungen auf Sonder-
medizinische, insbesondere RöntgenappaTä te und elektrische gebieten erkannten und zu betätigen suchten. In diesem Sinne ist
Meßinstrumente. Die letzter® Abteilung ließ man aber später ein- auch der leider zu früh verstorbene Dr.OskarMayzu nennen, der
ich ausschließlich der Röntgentechnik zu widmen, und die erste Grundlage für die später vom Verbande aufgestellten
diese Fabrikation wuchs nach auf der wissenschaftlichen Grundlase, Sicherheitsvorschriften. für elektrische Installationen schuf. Dr-
die von Friedrich Dessauer vorbereitet wurde. Während man den O. May hatte sich als beratender Ingenieur für Elektrotechnik nieder-
Bau der Röntgenröhren in eine thüringische Schwesterfabrik ver- gelassen und empfand den von den Gastechnikern im Jahre 1888 mit
legte, wurden in Frankfurt a. M. die Transformatoren und die son- Geschick gegen die zunehmende Konkurrenz des elektrischen Lichtes
stige Apparatur für die Röntgenapparate zu einer außerordentlichen eröffneten Feldzug als eine Schädigung seiner Interessen. Es wurde
t und die Röntgenapparate der Firma haben nämlich behauptet, daß elektrisches Licht feuergefährlicher als Gas
teils als transportable Apparate, teils als Großapparate für die Rönt- sei, und die Versicherungsgesellschaften benutzten diese Behaup-
genbestrahlung bösartiger Geschwülste (Krebsbestrahlung) eine tung zur Erzielung höherer Prämien bei solchen Objekten, in denen
weite Verbreitung im In- und Ausland gefunden. Im Frankfurter sich elektrische Installationen befanden. Dr. O. May bekämpfte diese
Werk werden 2. 7.500 Personen beschäftigt. Taktik und wies nach, daß gut ausgeführte Installationen jedes Be-
Gewissermaßen aus dem technischen Bestande der Lahmeyer- denken ausschlössen. Da aber keine Richtlinien in dieser Hinsicht
Werke hervorgegangen ist die Firma Emaß, Elektrizitäts- vorhanden waren, arbeitete er nach den Montagevorschriften, die
Akt.-Ges., deren rührige technische Leiter, die Direktoren Bend- Frhr. v. Ga isberg für die Firma Schuckert & Co. aufgestellt
mann und Dué, früher Abteilungs-Ingenieure der Firma Lahmeyer hatte, leicht verständliche Bestimmungen aus, die die Versicherun £=-
waren. Diese übernahmen im Jahre 1911 in einer Neugründung die gesellschaften ihren Prüfungen zugrunde legten. Diese Vorschriften
Leitung der Firma Emag, die schon seit 1907 in Godesberg 4. Rhein dienten der Kommission, die im Jahre 1893 zur Schaffung von In-
als Meßinstrumente- und Apparatebau-Gesellschaft ansässig WAT. stallationsvorschriften für die Anschlüsse an das Frankfurter Elek-
Man verlegte die Firma im Jahre 1912 endgültig nach Frankfurt a.M., trizitätswerk eingesetzt war, als Grundlage, und so sind sie auch.
ließ die Herstellung von Meßinstrumenten fallen und wandte sich als später der VDE seine für Deutschland gültigen Sicherheitsvor-
Blich der Fabrikation von Starkstromapparaten und Schalt- schriften schuf, Z. T, mit in diese übergegangen.
anlagen Zu. Es gelang der Firma innerhalb verhältnismäßig kurzer Was nützen aber die besten Bestimmungen, wenn keine gut vor-
Zeit, mit den anderen Firmen der Starkstrom-Apparate-Technik in gebildeten Arbeitskräfte vorhanden sind, die den Zweck und Sinn
i Wettbewerb zu treten, beträchtliche Neubauten wur- davon verstehend, sie richtig anzuwenden wissen? Die Apparate,
den errichtet und durch manche glückliche Konstruktionen sicherte Instrumente und Maschinen müssen auch richtig angeschlossen Wer”
sich die Firma eine geachtete Stellung in der Reihe der Starkstrom- den, wenn sie funktionieren sollen; an Leuten, die hierfür die nötige
Apparate-Fabriken. Die Emag beschäftigt zZ. 7, etwa 750 Werks- Sicherheit boten, war aber noch in der zweiten Hälfte der 80er J ahre
angehörige. ein großer Mangel. Diesen Übelstand erkannte Eugen Hartmanıı
angen ist die Frank- klar; er faßte den Plan, eine Monteurschule ins Leben zu rufen, und
= Aus der Beleuchtungsbranche hervorgeg
furter Firma Bünte& Romm ler. Sie war bereits im Jahre 1850 es gelang ihm unter Beihilfe der Industrie und maßgebender städti-
zunächst als Handelsgesellschaft für Petroleumlampen gegründet, scher Kreise, dem physikalischen Verein die 808. Elektrotec he
folgte aber der Entwicklung der Zeit und nahm später die Fabri- nis cheLehrans talt anzugliedern und bereits im Jahre 1859
kation von Gasglühlichtbrennern und elektrischen Beleuchtungs- in Herrn Prof. D. Epstein eine:
körpern auf. Kurz vor dem Kriege wandte sie sich auch der Fabri- gewinnen, der auch heute noch an der Spitze dieser Anstalt in vor-
- kation von Staubsaugapparaten nebst den hierfür nötigen Spezial- bildlicher Weise steht. Hartmann selbst, Ingenieure und Werk-
tionszweig, der sich mit der Zeit bedeutend meister der Firma wirkten neben andern Herren als Lehrkräfte, und
motoren zu, ein Fabrika
entwickelte. Die Fabrik umfaßt etwa 400 Werksangehörige. es hieße Eulen nach Athen tragen, an dieser Stelle die segensreiche
Auch die Schwachstrom-Industrie ist in Frankfurt durch Spe- Wirkung der prächtigen Schöpfung im einzelnen ZU besprechen. Jin
zialfabriken vertreten, deren bei weitem bedeutendste ein aus der Sinne der Heranbildung eines tüchtigen Monteurstandes ist die Lehr-
Firma H. F ulda& Co. Telefon- und Telegrafen-Werke hervorge- anstalt von unschätzbarem Werte für die ganze deutsche Elektro-
vangener Konzern ist. Derselbe umfaßt einmal dieTelefon-un d technik geworden, und es wäre ein Fehler gewesen, sie bei der De-
Telegrafen bau-Gesellse haft m. b. H. die die Herstel- sprechung der Frankfurter Industrie nicht in lobendster Weise ZU
lung von Fernsprechapparaten und -einrichtungen in großem Um- erwähnen. |
{ang betreibt, und deren Apparate in Deutschland und einem großen Wenn wir zum Schluß noch darauf hinweisen, daß von Frank-
Teil des europäischen Auslandes sich eines wohlverdienten Rufes furt aus die Gründung der Vereinigung der elektrotechnischen Spe-
erfreuen — ferner die Gesellsc haftfür autom atische zialfabriken, des Verbandes Deutscher Elektro-Installationsfirm« n
Telefonie, die sich mit der Fabrikation von selbsttätigen Fern- sowie der Flektro-Großhändlervereinigung erfolgt ist, dann önnen
sprech-Vermittlungs-Einrichtunge? nach eigenen Schaltungen und wir sagen: Wenn auch Frankfurt der Bren
Systemen befaßt, und endlich die Elektro-Ze it-A.-G., die elektrotechnischen Spezialfabriken geworden ist, SO lebt in diese!
ausschlie
|
elektrische Haupt- und Nebenuhren, Arbeiter-Kontroll-Apparat®, doch trotz zäher Verfolgung der einzelnen und grundverschiedent!! |
Signal-Apparate und dergleichen baut. Die Firma Fuld & Co. wurde Arbeitsgebiete ein lebhaftes Gefühl für höhere gemeinsame Ziele: |
im Jahre 18% gegründet und hat sich aus kleinen Anlängen eines von keiner Stadt Deutschlands — Berlin ausgenommen — sind soviel |
Installationsgeschäftes zu dem heutigen Umfang ihrer Werke ent- weiteste Kreise befruchtende Anregungen ausgegangen, wie von}
wickelt. In den genannten Abteilungen werden 2. 2. 1500 Arbeiter Frankfurt. Möge die hiesige elektrotechnische Industrie und In- '
und Angestellte beschäftigt. telligenz sich auf der bisher mit solchem Erfolge beschrittenen Bahn
Außer den hier genannten Firmen ist 2. Z. noch eine größere weiter entwickeln, den einzelnen Gliedern zum Nutzen, d in-
Anzahl elektrotechnischer Spezialfabriken in Frankfurt a. M. an- samen Vaterstadt zum Wohle, der deutschen Elektrotechnik ZU" |
sässig, die alle zu nennen über den Rahmen dieses Artikels hinaus- Ehre. i
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Det Verband Deutscher Elektro-Installationsfirmen e. V. in Frankfurt a. M.
| Von Prof. S. Ruppel, Frankfurt a. M | | |
Im Jahre 1902 schlossen sich die deutschen elektrotechnischen ken” in Berlin, die neben diesem Verein entstanden wär und heute
Fabriken im „Verein Zur Wahrung gemeinsamer Wirtschaftsinter- noch besteht, hat sich dem Zentralverband der deutschen elektro ;
essen der deutschen Elektrotechnik“ zusammen. Nach diesem Tite technischen Industrie angeschlossen.
hätte man annehmen können, der Verein würde die Interessen der Der Verband deutscher Elektro-Installationsfirmen (VEI) hat
en Elektrotechnik vertreten. Das war jedoch nicht sich ans sehr kleinen Anfängen heraus kräftig entwickelt, denn m:
der Fall, und da die Elektro-Installations-Firmen aus verschiedenen 19 Firmen wurde er gegründet, während ihm heute rd 6000 Firm!
Gründen auch eines engen Zusammenschlusses bedurften, SO grün- als Mitglieder angehören, Sein Gründer bekam bald nach der Gran
dete Georg M ontanus, ebenfalls im Jahre 1902, den im \itel dung eilrige Mitarbeiter, die das nötige Verständnis mitbrachlel"
genannten Verband. Der Verein zur Wahrung gemeinsamer Wirt- und da sich das Elektro-fnstallateur-Giewerbe infolge Neugründt”?-
schaftsinteressen ‚ler deutschen Elektrotechnik ist Mitte 1919 ver- und Ausdehnung VON Klektrizitätswerken immer mehr entwieke!!
schwunden und die „Vereinigung elektrotechnischer Spezialiabri- konnte, 50 wuchs auch die Zahl der Anhänger des Verbandes. Das |
ganzen deutsch
. a
5. Oktober 1822.
kam, daß die Arbeiten des Verbandes für die Installateure ron
großem Nutzen waren. Mit dem Wachsen des Verbandes wurde eine
„weckmäßige Organisation erforderlich; so entstanden die Orts- _
gruppen, heute annähernd 300, welche die lokalen Interessen der
Elektro-Installateure vertreten, und diese schlossen sich in Bezirks-
vereinen zusammen, heute 26, wodurch eine wirksame Vertretung in
den einzelnen Wirtschaftsgebieten und bei den betreffenden Regie-
rungen geschaffen ist. Der Hauptverband in Frankfurt a. M. emp-
fängt die Berichte der Unterorganisation, erteilt neue Richtlinien,
verkehrt mit den obersten Behörden und den Handels- und Hand-
werkskammern, sowie mit den befreundeten Verbänden, wie Ver-
band deutscher Elektrotechniker, Vereinigung: der Elektrizitäts-
werke, Zentralverband der deutschen elektrotechnischen Industrie,
Vereinigung elektrotechnischer Spezialfabriken usw. Diese Orga-
nisation hat sich sehr gut bewährt,
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Die ausgezogene Linie gibt die Mitgliederbowegung, die punktierte
die der Bezirksvereine und Ortsgruppen an.
Abb. 1. Die Entwicklung des Verbandes Deutscher Elektro-Installationsfirmen e V.
in Frankfurt a. M.
Abb. 1 zeigt am besten die Entwicklung des Verbandes. In den
ersten Jahren nach der Gründung bedurfte es einer emsigen W erbe-
und Aufklärungsarbeit, um die Elektroinstallateure von dem Nutzen
ihres Zusammenschlusses zu überzeugen. Die Mitgliederzunahme
war deshalb bis zum Jahre 1911/12 sehr gering. Von da bis zum
Jahre 1914 war die Entwicklung des Verbandes recht zufriedenstel-
lend, um dann aber bis zum Jahre 1918/19 stillzustehen, was sich
daraus erklärt, daß alle wehrfähigen Männer am Kriege teilnehmen
mußten. Nach dem Kriege setzte aber eine so starke Entwicklung
ein, daß der Verband am 1. April 1922 6350 Elektroinstallations-
firmen zu seinen Mitgliedern zählte, die sich über ganz Deutschland
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40.
1231 „
und die abgetrennten Gebiete verbreiten. Diese Entwicklung hält
jetzt noch an und ist in den veränderten politischen und wirtschaft-
lichen Verhältnissen begründet. Besonders die Tätigkeit der Ar-
beiterorganisationen gab Veranlassung zum Zusammenschluß in
den Ortsgruppen.
Nach seinen Satzungen hat sich der VEI. die Aufgabe gestellt,
das Elektro-Installationsgewerbe in technischer und wirtschaft-
licher Hinsicht zu fördern und zu heben, und das ist ihm während
der 20 Jahre seines Bestehens in hohem Maße gelungen. Dem Aus-
bildungswesen sowie der Fortbildung wurde von Anfang an große
Aufmerksamkeit geschenkt. Gemeinsam mit der Vereinigung der
Kilektrizitätswerke wurde eine Meisterprüfungsordnung und Ge-
sellenprüfungsordnung aufgestellt, welche den Prüfungskommis-.
sionen zur Richtschnur dienen. Der Verband hat ein vonIng. Bode
bearbeitetes Buch zur Vorbereitung für die Meister- und Gehilfen-
prüfung herausgegeben, welches in etwa 30 000 nen ver-
breitet ist und sich immer weiterer Verwendung auch in Fortbil-
dungsschulen und als Nachschlagebuch erfreut. In gemeinsamer
Arbeit mit der Vereinigung der Elektrizitätswerke wurden Richt-
linien für die Zulassung von Installateuren zur Herstellung von
Anschlußanlagen aufgestellt, Mustervorschriften ausgearbeitet und
anderes mehr. Vor 2 Jahren hat der Verband eine Hauptpfandstelle
errichtet, die sich über alle Erwartung schnell und zur Zufrieden-
heit aller Teilnehmer entwickelt hat. Die Werke, welche sich an-
schließen, geben den Installateuren die hinterlegte Kaution zurück,
und die Installateure hinterlegen bei der Hauptpfandstelle in Frank-
furt nur 200 M, wodurch sie die oft recht beträchtlichen Summen in
allen angeschlossenen Werken ablösen. Für die Installateure ist das
ein großer Vorteil und für die Werke eine größere Sicherheit als
zuvor. .
Der Verband trat weiterhin erfolgreich für den freien Wett-
bewerb ein und bekämpfte damit das Monopolwesen, welches stark
eingerissen war, In der Regel hatten sich die Firmen, welche die
Werke erbauten, durch Verträge mit den auftraggebenden Ge-
meinden oder Kreisen die alleinige Ausführung der Hausanschluß-
anlagen gesichert, oder die Werke führten sie selber aus. Dieser Zu-
stand ist jetzt größtenteils beseitigt, aber es ist fortgesetzt darauf
zu achten, daß der freie Wettbewerb, der ja bekanntlich zum Fort-
schritt und zu Verbesserungen anreizt, nicht wieder beseitigt wird.
In allen Kommissionen des Verbandes Deutscher Elektrotech-
niker hat der VEI. durch einen Vertreter mitgearbeitet, wobei die
Erfahrungen der Installateure oft sehr wertvoll waren. Die Installa-
teure legen allerdings auch viel Wert darauf, daß sie bei Beratung
der Vorschriften und Normalien gehört werden, und sind deshalb
bereit, auch in Zukunft mitzuarbeiten. Die Vorschriften für
Schwachstromanlagen wurden anfangs vom Installateurverband
allein bearbeitet, später aber mitdem VDE gemeinsam. Der Verband
hat wertvolle Druckschriften herausgegeben, z. B. eine mit dem
Metallarbeiter-Verband vereinbarte für alle Elektro-Installations-
betriebe gültige Arbeitsordnung, Lieferungsbedingungen, eine neue
Preisliste und ähnliches mehr.
Obgleich es sehr interessant wäre, all die oben erwähnten Ar-
beiten des Verbandes etwas genauer zu besprechen, so konnten sie
hier nur kurz erwähnt werden. Auch die zahlreichen technischen
und wirtschaftlichen Vorträge, die in den Versammlungen gehalten
worden sind, wären noch erwähnenswert. Ihre Standesvertretung
haben sich die Elektro-Installateure im Wege der Selbsthilfe ge-
schaffen. Zweifellos werden im Laufe der Zeit zu den bestehenden
Arbeitsgebieten neue hinzutreten, so daß der Verband und seine
Unterorganisationen ständig Gelegenheit haben werden, die In-
teressen der Mitglieder wahrzunehmen.
Mit seinen Erfolgen kann der Verband und seine Mitglieder zu-
frieden sein und unter der bewährten Führung seines Gründers, des
Herrn Georg Montanus, der heute noch den ersten Vorsitz führt, wird
es auch in Zukunft an neuen Erfolgen nicht fehlen.
Die Elektrotechnische Lehranstalt des Physikalischen Vereins,
= Von Prof. J. Epstein, Frankfurt a. M.
Die Elektrotechnische Lehranstalt des Physikalischen Vereins
wurde im Jahre 1889 gegründet. Von einem Ausschuß, dem Eugen
artmann (Hartmann & Braun), Oskar May, H. Voigt
(Voigt & Häffner), Theodor Trier angehörten, wurde ihre Auf-
gabe dahin gefaßt, gelernten Leuten eine theoretische Ergänzung
der Ausbildung zu geben, welche sie in Verbindung mit praktischen
Fertigkeiten in den Stand setzen solle, in elektrotechnischen Be-
trieben in gehobener Stellung eine zweckentsprechende Tätigkeit
zu entwickeln.
Dieser Aufgabe ist die Schule treu geblieben, wenn auch im
Laufe der Zeit der Stoff gewechselt hat und das Unterrichtsgebiet
erweitert werden mußte. Die Bedeutung der Aufgabe, tüchtige
Praktiker theoretisch zu schulen, die Wichtigkeit, daß dies durch
Fachleute geschehe, die durch eigene Mitarbeit an der Fortentwick- .
lung des Faches beteiligt sind, wurden in der Frankfurter Elektro-
technik stets gewürdigt. Eugen Hartmann und Dr. Oskar May
singen mit gutem Beispiel voran und übernahmen die Unterrichts-
fächer Instrumentenkunde und Installation (Beleuchtungskunde,
wie es, damals hieß). Andere folgten, und unter den Lehrkräften
finden wir manchen, dessen Name auch nach seinem Tode guten
Klang in der Elektrotechnik behalten hat. So neben Eugen Hart-
mann und Oskar May, Theodor Bruger, Herm. Massen-
bach, W. A. Nippold, Alexander Peschel.
Als erste Aufnahmebedingung schreibt die Schule bestandene
Lehrzeit,, darüber hinaus Gehilfenzeit in Werkstatt, Betrieb oder
auf Montage vor. Sie.legt Wert darauf, daß die dem Anstaltsbesuch
vorangegangene Praxis möglichst ausgiebig und vielseitig ist, und
indem sie Anmeldungen, für welche dies nicht zutrifft, zurück weist
und ständig darauf hinweist, daß der Schulbesuch um so mehr Er--
folg verspricht, eine je ausgiebigere Praxis ihm voranging, hat sie
es erreicht, daß die Praxis, über welche die Schüler beim Eintritt
verfügen, durchschnittlich ungefähr 8 Jahre beträgt.
Die beigegebene Kurve, welche sich auf sämtliche Schüler be-
zieht, die die Anstalt in den 33 Jahren ihres Bestehens ausgebildet
„1232
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40.
en u, ARE
6. Oktober 1922.
hat, läßt erkennen, daß die Mehrzahl über eine Praxis zwischen 5
und 10 Jahren verfügt (Abb, 1).
TI RSCETESUCNLNBWMES MB DI %8
Jahre Praxis
Abb. 1.
Die Schule will sich nur Leuten widmen, die nach Fähigkeit
wie Vorbildung versprechen, den Anforderungen gerecht zu werden,
die gehobene Tätigkeiten stellen. Leute auszubilden, für welche
diese Voraussetzung nicht zutrifft, wäre Vergeudung an Zeit und
Arbeitskraft. Sie ist weiterhin bestrebt, die Zeit, während der
der Schüler der produktiven Tätigkeit entzogen wird, auf das
gerinzstmögliche Maß zusammenzudrängen. Von diesen Erwägun-
gen aus verlangt sie von dem Aufzunehmenden, daß er sich hat
angelegen sein lassen, bereits die technischen Unterrichtsgelegen-
heiten auszunutzen, welche allenthalben die gewerblichen Fort-
bildungsschulen bieten und neben Fähigkeit im Zeichnen gewisse
mathematische Vorkenntnisse (einfache Gleichungen, Kongruenz,
Pythagoräischer Lehrsatz) und Sicherheit im Zahlenrechnen
erworben hat. Wir empfehlen weiter vorherige Beschäftigung mit
Physik, wozu leider nicht überall Gelegenheit geboten ist. Die
Aufzunehmenden haben sich einer Prüfung zu unterziehen. An ein
so gesichtetes Schülermaterial können natürlich hohe Anforderun-
gen sowohl in bezug auf Verständnis als auch in bezug auf Fleiß
und energische Mitarbeit gestellt werden.
Die Ferien sind auf das äußerste Maß beschränkt. Der Unter-
richt dauert 10 Monate. Er beginnt im Januar und dauert, unter-
brochen nur durch zwei Wochen Ferien, bis Ende Oktober. Er ver-
langt angestrengte Mitarbeit des Schülers. Da bereits in dem Pro-
gramm hierauf hingewiesen wird, pflegen sich im allgemeinen nur
Leute zur Aufnahme zu melden, die wirklich gewillt sind, intensiv
zu arbeiten und die Wert darauf legen, sich in kurzer Zeit eine gute
Ausbildung zu erwerben. Leuten, die sich über die Anforderungen
getäuscht haben oder die sich sonst denselben nicht gewachsen
zeigen, wird nach kurzer Zeit Gelegenheit gegeben zurückzutreten.
Es wird nur eine beschränkte Schülerzahl, maximal 20, auf-
genommen. So ist also besonders im Praktikum, an dessen Leitung
sich 2 Herren beteiligen, die Möglichkeit gegeben, sich eingehend
mit dem einzelnen Schüler zu beschäftigen.
Der Unterrichtsplan umfaßt die Fächer:
Allgemeine Elektrotechnik: Prof. J. E pstein,
Dynamokunde: Prof. J. Epstein,
Installations- und Leitungsbau: Dipl.-Ing. J. Bejarano, Ober-
ingenieur der Firma A. Gobiet & Co. Nachf.,
Beleuchtungstechnik: Ing. F. Bode,
Apparatenkunde: Ing. E.Besag,
Meßinstrumente: A. Palm, Oberingenieur der Hartmann & Braun
.G.,
Fernmeldetechnik: Telegraphendirektor P.E ufinger und E. Stil-
ler, Ingenieur der Siemens & Halske A. G.,
Antriebe: Baurat Dipl.-Ing. W. Täschner, Oberingenieur der
Städtischen Elektrizitätswerke,
Blitzableiterbau: Professor Dipl.-Ing.S.Ruppel,
Rechnen und Mathematik: Ing. F.Bode,
Mechanik und Wärmelehre: Ing. F.Bode,
Bürgerkunde: Rechtsanwalt M. Stroinsky,
bandes Deutscher Elektroinstallationsfirmen,
Buchhaltung: H. Buchwald, Sekretär des Verbandes Deutscher
Elektro- Installationsfirmen,
Praktische Übungen in Laboratorium und Maschinenraum: Professor
J.Epstein und Ingenieur F. Bode,
Skizzierübungen, Projektbearbeitung: Ing. F. Bode.
Syndikus des Ver-
Im Praktikum wird der Schüler geschult, seine Schaltungen
einfach und übersichtlich zu gestalten. Es wird ihm Gelegenheit
zegeben, das charakteristische Verhalten von Stromquellen und
Stromverbrauchern auf dem Gebiete des Starkstroms wie der Fern-
meldetechnik kennen zu lernen, sich mit den Eigenschaften und der
Handhabung der Meßinstrumente und Schaltapparate vertraut zu
machen. Dabei soll er lernen zu beobachten, zu messen und die
Ergebnisse kurz und klar darzustellen. Ein praktischer Werkstatt-
oder Montageunterricht findet nicht statt. Die erforderlichen prak-
tischen Fertigkeiten soll er in produktiver Praxis erworben haben.
Die Schule ist an das Städtische Gleichstrom- und Wechselstrom-
netz angeschlossen. Sie verfügt über 2 Drehstrommaschinen von
4 und 10 kVA, so daß auch Parallelbetrieb möglich ist, über Gleich-
strommaschinen von 1,6 und 9 kW, Drehistrom- und Einphasen-
strominduktionsmotoren von 1 und 7% PS, Transformatoren von
1, 3, 5 und 10 kVA, während für Hochspannungsversuche ein
10 kVA- Einphasen- Transformator von 20000 V vorhanden ist. An
Akkumulatorenbatterien stehen die des Physikalischen Vereins zur
Verfügung. : Zu Übungen auf dem Gebiete der Fernmeldetechnik
dient eine vielseitige Sammlung geeigneter Apparate. Für die aus-
zuführenden Messungen und Schaltungen sind die erforderlichen
Meßinstrumente und Apparate in möglichst verschiedener Aus-
führung vorhanden. Auch war man bei der Zusammenstellung der
Sammlung darauf bedacht, von den Maschinen, Instrumenten und
Apparaten auch charakteristische Einzelteile als Demonstrations-
objekt& für den Unterricht zy erhalten.
Bei Beschaffung des Inventars wurde Wert darauf gelegt, denı
Schüler ein möglichst vielseitiges Bild zu bieten und ihm Maschinen,
Instrumente und Apparate in Ausführungen verschiedener Her-
steller vorzuführen. Zurzeit ist die Schule allerdings nicht in der
Lage, neue Erwerbungen aus eigenen Mitteln zu machen. Sie ist
auf Geschenke der Fabriken angewiesen. Sie erkennt dankbar an,
daß eine Reihe von Werken sie seit Jahren durch kostenlose Über-
lassung von Lehrmitteln unterstützt, und sie hofft, daß immer
weitere Kreise dazu beitragen werden, ihre Unterrichtsammlung
reichhaltig und vielseitig zu gestalten.
Dem Zeichenunterricht kann nicht die Aufgabe zufallen, den
Schüler Zeichnen zu lehren. Dazu muß er während der vorange-
gangenen Lehr- und Gehilfenzeit Gelegenheit und Zeit gefunden
haben. Skizzierübungen tragen speziellen Interessen Rechnung.
Die Projektierübungen umfassen Beleuchtung, Stark- und Schwach-
stromanlagen. Konstruktionsübungen werden an der Schule nicht
abgehalten. Sie hat nicht die Aufgabe, Konstrukteure heranzu-
bilden, sondern Praktiker für gehobene Stellungen in Betrieb,
Laboratorium und auf Montage. Freilich sind in letzter Zeit wieder-
holt Firmen an die Schule mit der Bitte herangetreten, besonders
tüchtige Zeichner, die die Fabriken selbst ausgebildet hatten, als
Schüler aufzunehmen. Die Schule hat’ diesem Wunsche ent-
sprochen, nachdem die Firmen sich bereit erklärt hatten, den Be-
treffenden vorher mindestens % Jahr in Werkstatt oder Prüfraun:
zu beschäftigen und ihn nach Schulbesuch wieder einzustellen. In
ähnlicher Weise hat die Schule auch technischen Kaufleuten, die seit
Jahren im elektrotechnischen Fache tätig waren und Gelegenheit
erhalten hatten, etwa % Jahr in Werkstatt oder im Prüfraum tätig
zu sein, die Aufnahme nicht verweigert.
Die Anstalt erblickt ihre Aufgabe nicht darin, den Schüler
mit einem möglichst großen Wust an Wissen auszurüsten, der dem
heutigen Standpunkt des Faches entspricht, sondern sie will ihn
schulen im Beobachten, technischen Erfassen, Denken und Schlie-
ßen. Sie will ihn lehren zu lernen, damit er auf dem Erworbenen
weiterbauen kann. Vor allem aber legt sie Wert darauf, die über-
mittelten Kenntnisse und Fertigkeiten aufs engste zu verweben
mit den Beobachtungen und Erfahrungen, die der Betreffende vor-
her in der Praxis gemacht hat. Aus diesen Erwägungen heraus
wünscht sie, daß der Schüler nach Verlassen in eine Stellung ein-
tritt, die ihn wieder in möglichst engen Zusammenhang mit der
Praxis bringt und ihm Gelegenheit gibt, das, was er in der Schule
erlernt hat, mit weiterer Praxis zu verweben und zu der früheren
eine bewußte, gut verstandene Praxis hinzuzuerwerben. Hier max
er zeigen, was er kann, und sich zu einer seinen Fähigkeiten ent-
sprechenden Tätigkeit emporarbeiten.
Von den 14 Schülern des Jahrganges 1921 nahmen bei Verlassen
der Schule Stellung als:
Installationstechniker . . EEE EN
Laboratoriums- und Versmchamechaniker
Es machten sich selbständig
Als Leitungsmonteur .
Prüfraummonteur
Schalttafelmonteur
Von den 20 Schülern des ee 1896/97 waren 95 Jahre
naclı Verlassen der Schule tätig als:
u O SEE
Betriebsingenieur Da ee et N u, wa Ha 4
Fabrikdirektor . . 2 2 2 nr nn nen 2
Selbständig Be de ae Kerr 2
Installationsin genieur 2
Berechnungsingenieur (nach nachträglichem Hochschul-
studium) . . ee ee re a 2
Laboratoriumsv orstand 1
Über die übrigen 7 liegen keine Nachrichten vor.
Von etwa 330 Schülern, die die Anstalt während der Zeit, die
ich sie leitete (1889 bis 1897, 1910 bis heute), ausgebildet hat, bin
ich über den Verbleib von 195 unterrichtet. Soweit meine Kennt-
nis reicht, waren von ihnen tätig:
Selbständig . . ... U
nee! im Montage- und Installationsfach . <.. H
5 im Werkstatts- oder Fabrikbetrieh. . . . 39
. in Laboratorium oder Prüfraum . . . . . 24
ss in Elektrizitätswerken . . . ..... 18
i als Direktoren . . x 2. 2 222.202. 10
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40. . 12383
5. Oktober 1922.
Angestellt in kaufmännischen Abteilungen . 8
m .auf Konstruktionsbureau 4
55 als Fachlehrer . . . . i
1
a3 als städtischer Telegrapheninspektor . . .
3 als Eichmeister. . . . 2 2 2 2222.
Haben sich ehemalige Schüler z. T. zu hervorragenden Stellun-
gen in der deutschen elektrotechnischen Industrie emporgearbeitet,
:o verdanken sie dies nicht dem wenigen Wissen, was ihnen die
Schule übermittelt hat, sondern ihrer eigenen hervorragenden
Energie und Tüchtigkeit. . Aber die Schule darf für sich in An-
spruch nehmen, ihnen den Weg geebnet zu haben, der sie vom
Elektromonteur und. Elektromechaniker emporführte, indem sie
ihnen die Grundlage bereitete, auf der sie aufbauen konnten. Irgend-
welches Zeugnis über die Leistung der Schüler hat die Anstalt
in den ersten 32 Jahren ihres Bestehens den Schülern nicht aus-
gestellt. Die folgende Praxis sollte erweisen, ob der Schulbesuch
Erfolg gebracht hat, das nächste Zeugnis aus der Praxis oder der
Aufstieg bei der Firma darüber Auskunft geben. Seit einem Jahr
ist der Schule vom preußischen Ministerium für Handel und Ge-
werbe die Berechtigung verliehen, daß ihre Abschlußprüfung dem
theoretischen Teil der Meisterprüfung gleichgerechnet wird. Seit-:
dem stellt die Schule Zeugnisse aus, die aber auch kein Urteil
über die in den einzelnen Fächern erworbenen Kenntnisse geben.
Während des Krieges hat die Schule sich ausschließlich dem
Verwundetenunterricht gewidmet. Mit rührendem Eifer hat eine
Reike tüchtiger Leute die freie Zeit des Lazarettaufenthaltes, `
häufig unterbrochen durch Operationen oder den Zwang zu Bett
zu liegen, benutzt, um an ihrer technischen Weiterbildung zu
arbeiten. Und die Schule freut sich, daß sie manchem, der durch
Verstümmelung verhindert ist, in der bisherigen Weise an der
Drehbank oder auf der Montageleiter seinem Berufe nachzugehen,
die Möglichkeit eröffnet hat, auf Grund der erworbenen Kenntnisse:
in panel Tätigkeit dem elektrotechnischen Fache treu zu
bleiben.
Neben der Tageschule hat die Elektrotechnische Lehranstalt
im vorigen Jahr auch Abendkurse eingerichtet, bestimmt, streb-
sımen Angehörigen des Faches, die im Berufe praktisch tätig sind,
Gelegenheit zu theoretischer Weiterbildung zu geben. Auch hier
lassen wir es uns angelegen sein, ein gut vorgebildetes Schüler-
material zu erhalten und suchen einen Druck dahin auszuüben, daß
der Betreffende sich vor allen Dingen zunächst eine gute tech-
nische Allgemeinbildung erwirbt. So weisen wir jüngere Leute
zurück und verlangen von ihnen, daß sie zunächst die Bildungs-
möglichkeit, welche ihnen die allgemeine Gewerbeschule durch
Unterricht in Physik, Mechanik, gewerblichem Rechnen, Mathe-
matik über den Pflichtunterricht hinaus bietet, ausnutzen. Für
die Mehrzahl der Leute ist es viel wichtiger, daß sie Sicherheit im
Zahlenrechnen, gründliche Kenntnis in Physik, Mechanik, auch
Grundlagen in der Mathematik erwerben, als daß sie irgendwelchen
Spezialunterricht in Elektrotechnik genießen. Jedenfalls soll aber
der elektrotechnische Fachunterricht erst dann einsetzen, wenn die
allgemeine Grundlage gegeben ist. Der von uns erteilte Abend-
unterricht besteht in Laboratoriumsübungen. Da wir auch diese
zu zweit leiten (Herr Ingenieur Bode und ich) und wir zu jedem
Lehrgang höchstens 20 Teilnehmer zulassen, ist auch hier wieder
Gelegenheit zu eingehender Beschäftigung mit dem Einzelnen
gegeben. Die Teilnehmer entstammen in der Hauptsache den
Kreisen der Installations- und Betriebsmonteure, Laboratoriums-
techniker, Werkmeister, selbständigen Installateure. Einige Teil-
nehmer haben bereits an vier aufeinanderfolgenden Kursen teil-
genommen.
Die Elektrotechnische Lehranstalt wird zielbewußt als gemein-
nütziges Unternehmen betrieben mit der Aufgabe strebsame, tüch-
tige Leute des Faches zu fördern, daß sie eine ihren Fähigkeiten
entsprechende Tätigkeit entwickeln können. Auf enges Zusammen-
arbeiten mit den Bedürfnissen der Praxis wird der größte Wert
gelegt. Der Schulunterricht untersteht einem Kuratorium, an
dessen Spitze Prof. B. Salomon steht und dem außer Vertretern
der Regierung und der Stadt (Regierungsrat Prof. Dr, Müller und
Fachschulrat Dr. Barth), Vertretern des Physikalischen Vereins
(Oberstudienrat Prof. Dr. Boller, Prof. Dr. Deguisne), Vertreter
verschiedener Gebiete der elektrotechnischen Industrie angehören:
Dr. R. Hartmann-Kempf, Vorstandsmitglied der Hartmann & Braun
A.G., Georg Montanus, Vorsitzender des Verbandes deutscher Elek-
tro-Installationsfirmen, Prof. B. Salomon, Generaldirektor der EAG
vorm. W. Lahmeyer & Co., Dr.-Ing. h. c. M. Vogelsang, Vorstands-
mitglied der Voigt & Häffner A. G., sowie der Leiter der Anstalt.
Träger der Anstalt ist der Physikalische Verein, der ihr auch
Räume in seinem Institutsgebäude zur Verfügung stellt. Mittel
zum Betrieb der Anstalt fließen ihr von Staat, Stadt, elektrotech-
nischer Industrie und neuerdings auch aus den Kreisen ehemaliger
Schüler zu. Doch hat die Schule heute schwer mit ihrer Existenz
zu kämpfen und muß sich jedes Jahr von neuem die Frage vorlegen,
ob sie wird weiterbestehen können oder schließen müssen.
Nur wenn sich immer weitere Kreise bereit finden, die Schule
durch regelmäßige Jahresbeiträge und durch Überweisung von
Lehrmitteln zu unterstützen, wird es möglich sein, den Betrieb der
Schule dauernd aufrecht zu erhalten.
Zur Geschichte der Elektrotechnischen Gesellschaft in Frankfurt a. Main.’
Von Dr. ing. h. c. Max Vogelsang, Frankfurt a. M.
Die Gründung der Elektrotechnischen Gesellschaft zu Frank-
furt a. M. ist auf eine Anregung des wissenschaftlich hochgebildeten
Arztes, Hofrat Dr. Stein zurückzuführen, der den damaligen
Überpostdirektor von Frankfurt, Geheimrat Heldberg, ver-
anlaßte, alle interessierten Kreise zu einer Versammlung einzu-
laden, auf der die Gründung der Elektrotechnischen Gesellschaft am
3. Februar 1881 vollzogen wurde. Heldberg wurde zum Vorsitzenden
gewählt und als wesentlicher Zweck der Gesellschaft wurde bezeich-
net „Die Förderung der technischen Anwendung der Elektrizität und
die Fortbildung ihrer Kenntnis“.
. Die Vereinstätigkeit bestand, wie üblich, in der Abhaltung von
Vorträgen, häufig verbunden mit Vorführung von Apparaten, und
es ist bemerkenswert, daß schon nach wenigen Jahren die Frankfur-
ter Elektrotechnische Gesellschaft das Forum wurde, vor welchem
die interessantesten Fragen, die die damalige Elektrotechnik beweg-
ten, erörtert wurden. Es mag insbesondere erinnert werden an die
Wortschlachten, die hier ausgefochten wurden zwischen den Ver-
tretern der Kraftübertragung durch Druckluft und durch Elektrizi-
tät, als man für Offenbach ein Kraftverteilungsnetz mittels Druck-
luft plante, an die sehr interessanten Auseinandersetzungen zwi-
schen den Erfindern des Drehstromes, den Herren Doliwo-Do-
browolski, Brown und Haselwander, und besonders an
den Kampf mit dem Schlachtruf hie Gleichstrom, hie Wechselstrom,
der hier wohl am stärksten wogte.
Unter den Männern, die in jener älteren Zeit sich durch Vorträge
oder lebhafte Anteilnahme an den Diskussionen bei den Vereins-
abenden hervortaten, sind zu nennen neben dem Gründer der Gesell-
schaft Dr. Stein selbst die Herren: Dr.Nippold,Dr.OscarMay,
Geh. Postrat Ebert, Fabrikant Montanus,Prof.Dr.Epstein,
Patentanwalt Hasslacher und vor allem Professor Eugen
Hartmann, der mit seinem außerordentlichen Interesse für alle
einschlägigen Fragen des Faches und mit seiner vornehmen Bered-
samkeit alsbald einer der führenden Männer der Gesellschaft wurde,
und oftmals als Vorsitzender die Gesellschaft in hervorragender
Weise vertreten hat. Unter dem Eindruck der interessanten Dis-
1) Unter Benutzung früherer Veröffentlichungen.
kussionen an den Vereinsabenden und geleitet von dem Gedanken,
in Rücksicht auf das in Frankfurt zu erstellende Werk eine Gelegen-
heit zur Klärung der widerstreitenden Ansichten zu geben, gab Herr
Leopold Sonnemann, Eigentümer und Redakteur der Frank-
furter Zeitung, der, obschon Laie, doch ein eifriges Mitglied der Ge-
sellschaft war, in einer Sitzung am 5. November 1889 die Anregung,
eine internationale elektrotechnische Ausstellung in Frankfurt a. M.
abzuhalten. Diese Ausstellung, die unter der vorzüglichen Leitung
vonOscar von Miller nach planvoller Vorbereitung im Jahre
1891 stattfand, wurde ebenso durch ihre Lage in der Nähe des
Bahnhofs wie durch ein merkwürdiges Wetterglück begünstigt, und
da sie in eine Zeit fiel, in der die entscheidenden Zukunftsfragen der
Elektrotechnik alle Welt interessierten, und da sie für die wichtigste
dieser Fragen, die Hochspannungs-Kraftübertragung, eine freudige
Bejahung erbrachte, so war dem Unternehmen ein beispielloser Er-
folg beschieden.
Die Ergebnisse der Messungen an den ausgestellten Maschinen
und Apparaten wurden von einer Prüfungskommission unter dem
Vorsitz von Helmholtz gesammelt, eine Sammlung, die für die
Weiterentwicklung der Elektrotechnik vielerlei Anregung bot.
Bei Gelegenheit der Ausstellung war durch Franz Hasslacher
die Abhaltung eines allgemeinen elektrotechnischen Kongresses an-
geregt worden, der von den Mitgliedern, insbesondere von ihren Vor-
sitzenden Geheimrat Heldberg und Prof. Hartmann in würdiger
Weise vorbereitet wurde. Der Einladung folgten fast alle bedeu-
tenden Elektrotechniker Deutschlands und des Auslandes, unter
den letzteren Silvanus Thomson, Ferraris, Hospitalier, Hering,
Déri, Blathy, Zippernowski und viele andere. . Der Altmeister der
deutschen Elektrotechnik, Werner von Siemens, leitete als
Vorsitzender die Versammlung, deren Verlauf ein erhebendes Bild
gemeinsamer internationaler Arbeit darbot, an das man bei dem heu-
tigen „Völkerfrieden“ nur mit einiger Wehmut zurückdenken kann.
Im Anschluß an den Kongreß wurde von der deutschen Abtei-
lung die Gründung eines Verbandes Deutscher Elektrotechniker an-
geregt, der die gemeinsamen Interessen der deutschen Elektrotech-
nik zu fördern bestimmt war. War so die Frankfurter Gesellschaft
gewissermaßen die Wiege des VDE, so hat sie den Verband in spä-
1234
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40.
5. Oktober 1922.
teren Jahren auch wieder nach Frankfurt eingeladen, um die übliche
. Jahresversammlung hier abzuhalten. So fand in Frankfurt die 6.
Jahresversammlung im Jahre 1898 statt, die noch in froher Erinne-
rang bei ihren damaligen Teilnehmern stehen dürfte, und ferner die.
ernst gestimmte Jahresversammlung im Kriegsjahre 1916, als wir,
umlagert von Feinden, unsere Erfahrungen über die Ersatzstoffe
austauschten und mit unverdrossener Zähizkeit auch die Verbands-
vorschriften den Kriegsverhältnissen anzupassen versuchten.
In den langen Jahren seit ihrer unvergeßlichen Glanzzeit im
Jahre 1891 hat sich die Elektrotechnische Gesellschaft in günstiger
Weise weiter entwickelt. Gerade die Ausstellung hatte ja wohl
mit die Anregung gegeben, das Frankfurt im Lauf der folgenden
Jahre allmählich der Sitz einer großen elektrotechnischen Industrie
wurde. Die Lahmeyerwerke wuchsen empor und neben den alten
hier ansässigen Spezialfabriken Hartmann & Braun und Voigt &
Haeffner entstand eine ganze Anzahl von Firmen, die irgendein Spe-
zialgebiet der Elektrotechnik bearbeiteten. So fehlte es der Gesell-
schaft nicht an Nachwuchs. Neben den bereits genannten führenden
Männern der älteren Zeit waren damals Prof. Salomon, Direktor
Jordan, Dettmar, Conradi, Dr. Franz Braun, Prof. Dr.
Deguisne und andere im Vorstand tätig, als deren ruhender Pol
Fabrikant Montanus die Kasse der Gesellschaft betreute. Man
nahm eifrig Anteilan den Arbeiten des Verbandes, und es mag daran
erinnert werden, daß die Vorarbeiten, die Herr Dr. May als Sach-
verständiger für Feuerversicherungs-Gesellschaften und als Sicher-
heitskommissar für die Ausstellung machte, einen wesentlichen
Grundstock zu den nachmaligen Sicherheitsvorschriften des Ver-
bandes bildeten. An den Vereinsabenden war kein Mangel an inter-
essanten Vorträgen und die Mitgliederzahl wuchs ständig, so daß bei
der Feier des 2öjährigen Bestehens im April 1906 die Gesellschaft
mit großer Befriedigung auf ihre bisherige Entwicklung zurück-
blicken durfte.
Seitdem ist wieder über die Hälfte einer solchen Zeitperioüe da-
bingerollt. Die Mitgliederzahl ist inzwischen auf etwa 600 ange-
wachsen. Viele von den Alten sind heimgegangen, aber in den
Jüngeren lebt die gleiche Freudigkeit, trotz Kriegs- und Friedens-
ungemach, die Elektrotechnische Gesellschaft in Frankfurt a. M. in
gleicher Blüte zu erhalten wie ehedem.
Die Elektrisierung der Zone I der Chilenischen Staatsbahnen.
Von W. Mußwitz, Santiago.
Allgemeines. Das Bahnnetz in Chile umfaßt etwa 8300 km
Streckenlänge, von denen 30 % in Privatbesitz sind, der Rest ist
schmalspurig und liegt hauptsächlich im südlichen Teil des Landes.
Die wichtigsten Ausfuhrwaren sind Nitrate, Kupfer, Eisen, Schwe-
fel und Gold sowie Erzeugnisse der Landwirtschaft. Im Jahre 1918
wurde die Elektrisierung der breitspurigen (1675 mm) Staatsbahn
beschlossen und hierfür eine Anleihe aufgenommen, die rasch über-
zeichnet war. Man hat sich für Gleichstrom von 3000 V entschlossen.
Am 12. Aprild. J. fand die feierliche Grundsteinlegung für die Elek-
trisierung der Zone I der Chilenischen Staatsbahnen mit hochge-
spanntem Gleichstrom!) durch den Präsidenten der Republik Ar-
turo Alessandri im Beisein von Mitgliedern des Parlaments und der
Eisenbahnverwaltung, sowie des amerikanischen Gesandten statt.
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Los Andes j ru mag ER
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aub. 1. Elektrisierung der Chilenischen Staatsbahnen.
Nebenkarte: Gotthardbahn ım Maßstab der Hauptkarte.
In früheren Veröffentlichungen?) hatte ich ausgeführt, wie die
Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft gerade im Herzen Chiles
infolge des Kriegsausgangs eine für uns recht ungünstige Wendung
genommen hat, wie die frühere deutsche Vormachtstellung in der
Erzeugung und Verteilung elektrischer Energie in diesem wichtig-
sten Absatzgebiet des Landes in englische Hände übergegangen ist
und wie schließlich die Elektrisierung der Chilenischen Staats-
bahnen im gleichen Gebiet den Amerikanern anheimfiel.
Im September v. J. schloß die Regierung einen Vertrag hier-
über mit den Vertretern der Westinghouse Electric International
Co. und einen weiteren mit der Compañia Chilena de Electricidad
Ltda., wie sich die frühere Chilian Electric Tramway and Light Co.
Ltd. jetzt nennt, auf die gesamte Energielieferung in der zu elektri-
sierenden Zone I. Diese umfaßt die 186 km lange Hauptstrecke
Santiago— Valparaiso (Abb. 1) und die 45 km lange Zweigstrecke
Las Vegas—Los Andes; sie dient dem Hauptverkehr zwischen den
beiden größten Städten des Landes und über Los Andes und die
Transandenbahn?) hinweg dem Durchgangsverkehr nach Argen-
` tinien und damit nach Europa.
1) Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 837, u. 1921, 8. 1177.
2) „ETZ“ 1921, S. 132, 68 u. 1170.
3 Vgl. „ETZ“ 1921, 8. 1236.
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f l
ud ef
Chile wird somit in etwa zwei Jahren den ersten elektrischen
Vollbahnbetrieb von Bedeutung in ganz Südamerika besitzen, der
auch bei den bereits elektrisierten europäischen Bahnlinien wohl
nur von der Gotthardbahn (vgl. Nebenkarte von Abb. 1), wenigstens
hinsichtlich der Verkehrsleistung, übertroffen werden dürfte. Z. Zt.
beansprucht der Zugdienst auf den beiden genannten Breitspur-
strecken ungefähr 100 Dampflokomotiven, an deren Stelle 39 elek-
trische Westinghouse-Lokomotiven treten sollen. Es kommt Gleich-
strom mit einer Fahrdrahtspannung von 3000 V, nach dem Vorbilde
der Chieago—Milwaukee—St. Paul-Bahn, in Anwendung, welcher
in 5 an der Hauptstrecke zu erbauenden Unterwerken durch Umfor-
mung aus Drehstrom von 50 Per erzeugt wird, der von der Cia. Chi-
lena de Electricidad Ltda. aus ihren Wasserkraftwerken „Maitenes“
und „Florida“ und nötigenfalls auch aus dem Dampfkraftwerk „Ma-
pocho“ angeliefert wirdt). Das letztere erhält mehr als das Doppelte
seiner bisherigen Leistung durch einen zweiten Dampfturbogene-
rator der AEG von 13500 kW, der schon vor dem Kriege bestellt
war, aber erst jetzt zur Aufstellung gelangt.
Energieversorgung. Abb. 1 zeigt einen Übersichtsplan, in wel-
chem die Lage der Kraftwerke und der Unterwerke angegeben ist.
und Abb. 2 den Höhenplan der zu elektrisierenden Strecken
Es sind auf der Hauptstrecke Steigungen von 22,5 °/o und 6 Tunnel
vorhanden, die zum großen Teil in der steilen Rampe liegen. Das seıt
2 Jaliren im Bau befindliche Wasserkraftwerk Maitenes ist für
die Erzeugung von Drehstrom von 110 kV und 50 Per bestimmt.
Die 110 kV-Fernleitung wird dicht bei Santiago vorbei über Til-
Til nach Norden bis Las Vegas geführt werden, dort nach Westen
umbiegen und bei Salto, rd 10 km östlich von Valparaiso, enden.
Bei Santiago und Salto wird auf 12 kV und bei Las Vegas auf 44 kV
“Merabtransformiert. In dem bei Santiago zu errichtenden Unter-
werk wird die Verkupplung mit dem 12 kV-Drehstromnetz der
Hauptstadt, d. h. mit dem Dampfkraftwerk Mapocho und über die
im Übersichtsplan nicht eingezeichneten unterirdischen 12 kV-
Kabelleitungen mit dem Wasserkraftwerk Florida erfolgen. Der
Gesamtplan ist früheren Veröffentlichungen gegenüber etwas ab-
geändert, da die Interessen der C. Ch. de El. Ltda. sich nicht auf
die Energielieferung für den elektrischen Bahnbetrieb beschränken,
sondern sich auf die möglichst ausschließliche Energieversorgung
des ganzen Gebiets erstrecken, um die Kraftwerke besser auszu-
nutzen. Hierbei wird die Gesellschaft in den meisten Fällen bessere
Preise erzielen als die 4 cts. chil. Gold = % penny/kWh, auf welche
sich der Verbrauch der elektrisierten Bahn einstellen dürfte, die
aber den Hauptanteil der Grundbelastung stellen und den Jahres-
belastungsfaktor günstig beeinflussen wird.
Unterwerke. Für die Umformung des hochgespannten Dreh-
stroms in den auf der Bahnstrecke benötigten Gleichstrom von
3000 V Spannung werden 5 Unterwerke bei den folgenden Bahn-
stationen erbaut: Quilicura, Rungue, Llai-Llai, San Pedro und Viña
del Mar, von denen das zuerst und das zuletzt genannte mit Dreh-
strom von 12 kV und die mittleren drei mit 44 kV Drehstrom ge-
speist werden (Abb. 1). Im übrigen werden diese 5 Unterwerke
unter sich gleich und für je 4000 kW Leistung, insgesamt also
20000 kW, ausgeführt. Sie werden als armierte Betonhäuser von
je 22,2 m X 18,7 m Grundfläche und 10,5 Höhe gebaut und je einen
Raum für die Transformatoren und Schaltanlagen und einen zweiten
für die Motorgeneratoren mit darunter befindlichem Keller für die
Widerstände usw. enthalten. In jedem Unterwerk kommen 2 Dreh-
strom-Transformatoren von 44 bzw. 12 kV Oberspannung und 2300 V
Unterspannung und je 2500 kVA Leistung und 2 Motorgeneratoreu
von je 2000 kW Gleichstromleistung zur Aufstellung. Die letzteren
4 Vgl. „ETZ“ 191, S. 13? u. 13.
om u A
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5. Oktober 1922.
laufen mit 500 Umdr/min und bestehen je aus einem 2840 PS-Syn-
chronmotor für 2300 V und zwei 1000 kW-Gleichstrom-Nebenschluß-
generatoren für 1500 V, welche in Reihe geschaltet 3000 V und
2000 kW erzeugen. Sie haben ferner 2 Erregermaschinen für 125 V,
eine von 10 kW zur Regelung der Generatorspannung von 1530 V
bei Leerlauf, bis 1500 V bei Vollast und eine von 28 kW für den
Synehronmotor, dessen cos @ sie mittels einer Kompoundwicklung
zwischen 0,9 und 1 halten soll, u. zw. bei allen Belastungen zwischen
50 und 300 %. Die Synchronmotoren sind der Westinghouse-Praxis
gemäß für Selbstanlauf, ohne Anwurfsmotor, eingerichtet.
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Abb. 2. Höhenplan der Chilenischen Staatsbahnen.
Lokomotiven. Die 39 zu liefernden Lokomotiven verteilen sich
auf 4 verschiedene Typen, für Schnellzüge, Personenzüge, Güter-
züge und Verschiebedienst. Sie haben alle 1500 V-Motoren, von
denen je 2 für 3000 V ständig hintereinander geschaltet sind und
mittels Zahnräder auf die Triebachsen arbeites. Nur die Schnell--:
zugs- und Güterzugslokomotiven sind für Stromrückgewinnung nach
dem Vorgang der Chicago—Milwaukee—St. Paul-Bahn eingerichtet.
Hauptangaben der 39 Westinghouse-Lokomotiven
Lokomotiven für Schnellzüge Personenzüge | Güterzüge alone £
Stückzahl 6 1i i 15 7
Bauart IC + C1 B+B C+C B+B
Gesamtgewicht 115t 12,5 t 102,5 t 59 t
Anzahl Motoren 6 4 6 4
Stundenleistung
je Motor 375 PS 375 PS 280 PS 120 PS
do.jeLokomotive | 2250 PS 1500 PS 1680 PS 480 PS
Dauerzugkraft 9400 kg 6275 kg 11810 kg 3870 kg
Geschwindigkeit
dieser Zugkraft
entsprechend 54,5 km/h | 545 km/h | 31,2 km/h | 22,2 km/h
Höchstgeschw. 101 kmh | 90 km/h 65 km.h i 54,8 km/h
Durch Feldschwächung der Motoren bei entsprechender Ver-
minderung der Dauerzugkraft läßt sich die Geschwindigkeit der
Schnellzug- und der Personenzug-Lokomotiven auf 70 km/h und die
der Güterzüge auf 40 km/h erhöhen. Die Lokomotiven sollen die
neuste Bauart der Westinghouse-Gesellschaft darstellen und in
18 Monaten lieferbar sein.
Die 6 Schnellzuglokomotiven, deren mechanischer
Teil in den Baldwin-Werken gebaut wird, sollen Züge von 180 bis
270 t befördern, wobei zwischen Santiago und Valparaiso eine Kür-
zung der Fahrzeit gegenüber dem Dampfbetrieb mit einer Hilfs-
maschine auf den steilen Rampen von 25 min erzielt wird. Ihre
Bauart ist 1 C + C 1 mit einem über beide Laufgestelle hingehenden,
ungeteilten Kasten (Abb. 3)°). Die beiden Laufgestelle sind durch
federnde Kurzkupplungen untereinander verbunden. Die Westing-
house-Druckluftbremse sieht getrennte Lokomotiv- und Zugbrem-
sung vor. Jede Triebachse wird von einem 375 PS-Motor von
1500 V Klemmenspannung mittels Zahnradübersetzung und federn-
den Zahnkränzen des großen Rades angetrieben. Die Geschwindig-
keitsregelung erfolgt in 3 Hauptstufen, u. zw.: alle 6 Motoren in
Reihe, je 3 Motoren in Reihe mit zwei parallelen Gruppen und zwei
Motoren in Reihê mit 3 parallelen Gruppen. Durch Feldschwächung
werden 3 weitere Zwischenstufen gewonnen, so daß sich für die
Stundenzugkraft folgende 6 verlustlose Geschwindigkeitsstufen er-
geben: 16, 21,6, 35,3, 45,3, 54,5 und 70 km/h. Wenn eine Motorgruppe
ausgeschaltet ist, können noch 50 % der Anfahr- und 66 % der Fahr-
leistung erzielt werden. Bei Unterbrechung des Motorstromkreises
wird vorher der ganze Anfahrwiderstand eingeschaltet. Die Loko-
motiven sind für elektrische Nutzbremsung bei Geschwindigkeiten
zwischen 20 und 50 km/h eingerichtet, und es bleibt die Schaltung der
Motoren hierbei die gleiche wie bei Fahrt. Die Felder werden von
einem Umformer mit gleicher Spannung erregt, und es wird gleiche
Lastverteilung durch einen Ausgleichswiderstand erreicht, der so-
wohl vom Anker- als auch vom Feldstrom durchflossen wird. Die
6 „Eli. Railw. Journ.“ Bd. 5%, 1922, 8. 312.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40.
an EEE nm. u nn
1235
beiden Fahrschalter erhalten 4 Hebel, u. zw. je einen für die Fahrt-
richtung, für elektrische Bremsung, für die Schaltung der Motor-
gruppen und für die Anfahrwiderstände mit 16 Stellungen und je
einer Stellung für volle Spannung und für Feldschwächung. Im
ganzen sind also 51 Stellungen möglich. Die Schaltung wird durch
Druckluft gesteuerte Schütze bewirkt. Ihre Anordnung ist so ge-
troffen, daß jedes Schütz für sich allein ausgebaut werden kann.
Einige Schalter werden von einer gemeinsamen Welle durch Knag-
gen gesteuert, indem der Knaggendruck den Schalter schließt, der
durch Federkraft geöffnet wird. Die Knaggenwelle wird von einem
‘= Druckluftantrieb gedreht, der seiner-
seits elektromagnetisch gesteuert
wird. Ein Umformer liefert niedrig
gespannten Gleichstrom für die bei-
den Ventilatoren der Motoren jedes
Laufgestelles und für die Felder-
regung beim Bremsen. Er besteht
aus einem zweipoligen Doppelkol-
lektormotor für 3000 V und einem
Stromerzeuger für 35 kW bei 95 V.
Der Umformer hat ein gemeinsames
Gehäuse mit 3 Lagern. Die bei-
den Scherenstromabnehmer werden
durch Druckluft gesenkt und durch
Federn gehoben und tragen zwei
bewegliche auswechselbare Kupfer-
streifen als Abnehmer. Im gesenk-
ten Zustand sind sie mechanisch
festgehalten und durch einen Trenn-
schalter geerdet. Die beiden Führer-
stände enthalten je einen Strom-
messer für den Ankerstrom beim Fahren und Bremsen und für den
Feldstrom, einen Spannungsmesser für die Fahrdrahtspannung und
die Druckmesser für die Bremsen.
' m
m üb Meer XS S SOSE SSS
Vor-bar I R RAYS 8 $
PE 774760.
Länge über die Puffer . -. 17476 mm Gesamtgewicht der Loko-
Länge über Lokomotiv- motive . 2.2220. 1145 t
kasten. .. » 2... 115850 „ Gewicht des mechanischen
Ganzer Achsstand . . . . 1472 „ Teils 580.0 u 5 4 72,75 »
Fester Achsstand 4394 „ Gewicht des elektr. Teils. 42,75 n
Triebraddurchmesser . 1067 „ Triebachsdruck . IR 15,9
Laufraddurchmesser . . . 762 „ Laufachsdruck . . . .. 95
Abb. 3. Schneilzuglokomotive 1C + C1 der Chilenischen Staatsbahn.
=
|
|
|
=
72430
Länge über die Puffer . 12489 mm Gesamtgewicht. . . . . . 15 t
Ganzer Achsstand 8854 „ Gewicht des mech. Teils. . 67 „
Fester Achsstand . . . . . 27433 „ Gewicht der elektr. Teils . 58 „
Triebraddurchmesser 1067 „ Achsdruck . . . . 2... 36,3 „.
Abb. 4. Personenzuglokomotive B + B der Chhilenischen Staatsbahnen.
Die 11PersonenzuglokomotivenderBauartB+B
sind in Abb. 4 dargestellt®). Sie enthalten 4 Motoren mit einer Ge-
samtstundenleistung von 1500 PS bei 59 km/h Fahrgeschwindigkeit
und etwa 6900 kg Zugkraft. Die größte Geschwindigkeit beträgt
90 km/h, die größte Zugkraft 18200 kg. Der mechanische Aufbau
© „El. Railw. Journ.“ Bd. 59, 1922, 8. 310.
1236 Elektroteshnische
entspricht dem der Schnellzuglokomotiven, die elektrische Aus-
rüstung unterscheidet sich von diesen abgesehen voD der Zahl der
Motoren durch den Fortfall der elektrischen Bremsung, da diese
Züge nicht über die Rampen fahren. Die Steuerung in einfacher
Reihenparallelschaltung der beiden Motorgruppen erfolgt durch
Fahrschalter mit 23 Stellungen. Den 4 verlustfreien Fahrstellun-
gen entsprechen Geschwindigkeiten von 26, 34, 54,9 und 70 km/h.
Der Spannungsumformer besteht aus 2 Einheiten, jede mit einem Mo-
tor für 1500 V, die in Reihe am Fahrdraht liegen und 2 parallel ge-
schalteten Stromerzeugern für zusammen 2,5 kW bei i
große Anzahl mechanischer und elektrischer Teile sowie die Druck-
luftbremsausrüstung sind bei den Schnellzug- und Personenzug-
lokomotiven untereinander austauschbar, wodurch sich die Lager-
haltung vereinfacht.
L e Ess i
ker - = MAEA E y .. ..
Spurweite . rn 1675 mm Kastenbreite . -> =? 3050 mm
Länge über die Puffer. . . 518, Pufferhöhe . -» » - o 10422 »
Länge des Lokomotivkastens 1800 n Raddurchmesser 1007 v
Ganzer Achs»stand . . 11260 » Gesamtgewicht - > 135 ı
Fester Achsstand . . - -> 419% » Gewicht des mech. Teils. . Oll »
Dachhöhe über SO .. - - 3848 „ Gewicht des elektr. Teils. - 39,4 a»
Höhe des Lüftungsaufbaus . A n Achsdruck . - -> Ds 17.25 »
Abb. 5. Güterzuglokomotive C + Cder Chilenischen Staatsbahnen.
Von den 11 Güterzuglokomotiven der Bauart C + C
(Abb. 5) sind 10 von den Baldwin-Werken bereits fertiggestellt’).
Ihre Hauptabmessung und Gewichte sind unter der Abb. 5 wiederge-
geben. Die Stundenleistung der Lokomotiven beträgt 1680 PS und ist
kurzzeitig auf 3200 PS steigerbar. Ohne künstliche Kühlung beträgt
i 36,3 km/h, die Dauerzugkraft mit künst-
Anfahrzugskraft beträgt
25 900 kg, die Höchstgeschwindigkeit 64 km/h. Bei einer Belastung,
die dem Dauerstrom bei Feldschwächung entspricht, werden U2-
schwindigkeitsstufen von etwa 9,8, 13, 19,5, 26,7, 31,3 und 40 km/h
Drehzapfen auf dem
Untergestell, von denen einer sowohl längs- als auch querbeweglich,
der andere nur querbeweglich ist. Die Drehzapfen sind ungefähr
in den Mitten der festen Achsstände angeordnet. An den Enden
der Blattfedern sind Spiralfedern für die Zitterbewegungen, und
zwischen den Blattfedern Auszleichshebel eingebaut. Im Lokomo-
tivkasten sind beiderseits Führerstände vorhanden, die von außen
durch seitliche Türen in den Stirnwänden zugänglich sind. In den
Auch bier sieht die Westinghousebremse getrennte Loko-
motiv- und Zugbremsung vor. Sie ist mit der Stromrückgewin-
nungsbremse derart verbunden, daß letztere durch die Druckluft-
bremsung des Zuges allein unterstützt werden kann. Bei Notbrem-
sung wird die Strombremsung unterbrochen und werden Lokomotive
und Zug allein mit Druckluft abgebremst. Von den beiden Scheren-
stromabnehmern reicht einer allein für die normale Last aus, Die
Schaltungen erfolgen auch hier durch druckluftgesteuerte Schütze.
Die 6 Antriebsmotoren haben eine Nennleistung von je PS bei
1500 V und geschwächtem Feld. Die Feldschwächung erfolgt durch
Abschaltung einer von den beiden getrennten Hauptpolwicklungen,
die zur Erzielung großer Zugkräfte in Reihe geschaltet werden.
Die Motoren jedes Laufgestells werden auch hier durch je einen Ven-
tilator gekühlt. Die Zahnradübersetzung ist 1: 3,94. Die Zahnräder
haben Pfeilverzahnung. ine Zahnrad ist aus dem Vollen
geschnitten und gehärtet. Die großen Zahnräder haben gefederte
Kränze. Spannungsumformer und Führerschalter sind gleich denen
der Schnellzugsmaschinen. Die Nutzbremsung wirkt in gleichem
Sinne wie bei diesen zwischen 12,6 und 48 km/h Fahrgeschwindig-
keit.
ie7 Versch ublokomotiven haben Drehgestelle nor-
maler Bauart (Abb. 6)°). Die Achsen werden durch Motoren von
1500 V und 140 PS mittels ungefederter Zahnräder mit Schraubver-
zahnung und einer Übersetzung von 1 : 3,94 angetrieben.
motiven sollen imstande sein, in den Bahnhöfen Züge von 1100 t zu
verschieben. Ihre Nennleistung ist 560 PS, die Stundenzugkraft
9000 kg bei 17 km/h, die Dauerleistung 5200 kg bei 20,4 km/h, die An-
fahrzugkraft 15 600 kg. Die größte Fahrgeschwindigkeit beträgt
54,5 km/h. Die Lokomotive kann auf kurze Zeit bis zu 1
überlastet werden. Die Steuerung ist der der Güterzuglokomotiven
ähnlich, hat jedoch nur 19 Stellungen. Die Motoren werden einfach
in Reihe und parallel geschaltet. Die Hauptabmessungen dieser
Lokomotiven und die Gewichte sind unter Abb. 6 angegeben.
ae an nn
2, „El. Railw. Journ. Bd. 59, 1022. S. 670.
#», „El. Railw. Journ.“ Bd. 59, 1922, g. 670.
Zeitschrift. 1922. Heit 40.
5. Oktober 1922.
Speise- und Fahrleitungen.
spannungs-Drehstromleitungen sind, da nicht zu den eigentlichen
Elektrisierungsarbeiten gehörig, von der
schaft, der Cia. Ch. de El. Ltda., zu erstellen, die Gleichstromspeise-
und Fahrleitungen von der Westinghouse-Gesellschaft. Es kommt
eine Kettenfahrleitung mit einem Hartkupferdraht von 107 mm?, der
von einem Stahlseil von 52 mm? getragen wird, zur Anwendung.
Die Aufhängung erfolgt an eisenarmierten Betonmasten nach dem
System Siegwart, auf gerader Strecke in 60 m Abstand, bei Kurven
entsprechend weniger. Für die Speiseleitungen werden Aluminium-
geile verwendet.
Die Bauarbeiten haben, wie eingangs erwähnt, am 12. April d. J.
begonnen mit der Grundsteinlegung zum Unterwerk Quilicura (bei
Santiago). Der Generaldirektor der Staatsbahnen Manuel Trucco
brachte dabei in seiner Festrede zum Ausdruck. daß man durch die
CLO LLN ee TC] iagi
See Fe
= En on IR
klSshr + T ki + '
PE TIO — BN g L 2591 730 —
Lönge über die Puffer. . 12192 mm Höhe des Kastens über so. 375 mm
Länge des Kastenmittelteils 5180 » Kastenbreite . > =: ° 805) v
Länge des Kastens einschl. Raddurchmesser . ->> 1067 >
Vorbauten . -> >>- 8210 u Gesamtgewicht . - -<>> 62000 kg
Gesamter Achsstand . 832 n Gewicht des mech. Teils . 39400 v
Fester Achsstand der Dreh- Gewicht des elek'r. Teils 22609 »
gestelle. - - 200° 2591 v Achsdruck . © - oo 15 500
Abb. 6. Verschiebelokomotive B + B der Chilenischen Staatsbahnen.
Elektrisierung jährlich mindestens 1 Mill. Dollars (10 Mill. chil.
Papier-Pesos) zu ersparen hofft infolge der geringeren Kosten der
elektrischen Energie gegenüber den jetzigen Kosten für Kohle, so-
wie der geringeren Anzahl von Lokomotiven und von zu fahrenden
tkm und des Fortfalls der Hilfsbetriebe, wie Wasserversorgung, Be-
Über die Baukosten sagte er, daß sie sich insgesamt
auf 6,5 Mill. amerik. Dollar belaufen, von denen aber nur die Hälfte
dem Systemwechsel wirklich anzurechnen wäre, denn die andere
Hälfte entfiele auf die elektrischen Lokomotiven, deren Wert un-
gefähr den Dampflokomotiven entspräche, die für das übrige Eisen-
bahnnetz freiwerden. Er hätte noch die Beseitigung des Rauches
nennen Können, welchen die chilenische Kohle in so ausgiebigem
Maße entwickelt, daß der Reisende die Naturschönheiten des Landes
meist nur durch die geschlossenen Wagenfenster genießen kann.
Die Vorstudien für diese Elektrisierung
Rafael Edwar ds vorgenommen, dem seitens der Regierung
auch die Überwachung der gesamten Arbeiten anvertraut wurde,
für deren Fertigstellung bereits der 1. März 1923 in Aussicht genom-
men ist. Selbst wenn dieser Termin eingehalten werden sollte, ist
es doch fraglich, ob auch die umfangreichen Arbeiten für die Ener-
so gefördert werden, daß die Aufnahme des elek-
Betriebs schon im kommenden Jahre möglich wird. Im
Interesse des Landes ist zu wünschen, daß der Übergang zur elek-
trischen Zugförderung in jeder Weise befriedigend und so rasch wie
Die chilenischen Kohlengruben liegen sämt-
lich 500 bis 800 km südlich der Eisenbahnzone Í, und die einheimische
Kohle ist hier ungefähr ebenso teuer wie die über See eingeführte,
während die nahen Wasserkräfte der Anden die reichliche Abgabe
elektrischer Energie zu so geringem Preis wie dem oben angegebe-
nen ermöglichen. Jedenfalls muß man die Weitsichtigkeit der
`o Zähigkeit, mit wel-
cher sie das Projekt verfolgt hat und trotz der gegenwärtigen über-
nstigen Lage der Staatsfinanzen Zur Ausführung bringt,
bewundern.
panaon
Der Verein der norwegischen Elektrizitätswerke.
Wie aus den Verhandlungen der letzten Versammlung des Ver-
eins der norwegischen Elektrizitätswerke hervorgeht, hat dieser
Verein ein festes Zusammenarbeiten mit einer Anzabl ausländischer
Elektrizitätsvereine herbeigeführt. Er steht mit dem Schwedischen
Elektrizitätswerkeverein in Verbindung und ist Mitglied der
Schweizerischen Vereinigung der Elektrizitätswerke sowie der
amerikanischen National Electric Light Association. Ferner hat er
mit dem holländischen Elektrizitätswerkeverein und neuerdings
auch mit der Vereinigung der Elektrizitätswerke in Deutschla
Verbindung, um Erfahrungen und Drucksachen auszutauschen.
Unter den Aufgaben, womit sich der Vorstand des norwegischen
Vereins befaßt hat, sind zu nennen: Kontrolle des Installations-
materials und Ausarbeitung von gleichmäßigen Installationrvo!-
schriften, Entwurf für Ölnormen, die Behandlung von Ölen. Ws.
pna
-æ LT ve S
Bilina u ee u tr ae!
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nr wu
5. Oktober 1822.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 40.
1237
p OEE aaa
Einheitliche Kennfarben von Gleich- und Drehstromleitungen in Schaltanlagen.
Von P. Schirp, Berlin.
"Die Errichtungvorschriften des VDE bestimmen unter D. Schalt-
und Verteilungsanlagen § 9 d/5, daß bei Schaltanlagen, die von der
Rückseite betriebsmäßig zugänglich sind, die Polarität oder Phase
von Leitungsschienen u. dergl. kenntlich gemacht und die Bedeu-
tung der benutzten Farben und Zeichen bekanntgegeben werden
sollen. Weber bemerkt hierzu in seinen „Erläuterungen“ folgendes:
„Bestimmte Zeichen oder Farben sind z. Z. nicht vorgeschrieben;
man erwartet, daß sich eine einheitliche Bezeichnung mit der Zeit
berausbildet.
Der Farbenanstrich braucht nicht die Leitungen in ihrer gan-:
zen Ausdehnung zu bedecken; es genügt, wenn die Polarität deut-
lich und ohne langes Suchen erkennbar ist.
Wo Hochspannungs- und Niederspannungsleitungen benachbart
sind, müssen auch diese Unterschiede kenntlich gemacht werden.
Selbstverständlich soll bei allen Bezeichnungen ein und dieselbe
Bezeichnungsweise in der ganzen Anlage übereinstimmend durch-
geführt sein.”
Hiernach ist es jedem überlassen, die ihm zweckmäßig erschei-
rend» Kennzeichnung von elektrischen Leitern durch Farben zu
wählen. Verhandlungen und Besprechungen im VDE, welche eine
Vereinheitlichung in der gewünschten Kennzeichnung bezweckten,
führten zunächst zu keinem Ergebnis. Im Dezember 1911 unter-
breitete Herr Schrottke dem VDE Vorschläge zur einheitlichen
Kennzeichnung der Polarität von Leitungen in Schaltanlagen und
farbigen schematischen Darstellungen mit folgenden Erläuterungen:
Von der Verwendung der weißen Farbe ist Abstand genommen, weil
man danach trachtet, die Farbenbezeichnung auch bei der Zeich-
nung schematischer Arg eneen in Verwendung zu bringen, und
es in diesem Falle nicht tunlich ist, weiße Linien zu benutzen.
Rot wurde für den negativen Pol bei Gleichstrom deswegen ge-
nommen, weil das als Reagenzpapier angewandte Phenolphthalein-
papier an negativen Polen sich rot färbt und man auf diese Weise
für das Gedächtnis eine einfache Regel hat. Für den positiven Pol
blau zu nehmen, ergab sich von selbst, da rot und blau schon viel-
fach in Gleichstromanlagen Verwendung finden.
Bei Drehstrom sollte durch die Farbenreihenfolge auch der
Drehsinn gleich mitbezeichnet werden, wie dies in den „Normalien
für die Bezeichnung von Klemmen bei Maschinen, Anlassern, Regu-
latoren und Transformatoren” bei Verwendung der Buchstaben R,
S, T im Netz auch schon geschehen ist. Die Reihenfolge der drei
Farben wurde nun der Reihenfolge im Spektrum entsprechend ge-
wählt, damit man auf diese Weise wieder eine Gedächtnisregel hat.
Da bei Bezeichnung mit Buchstaben auch die Reihenfolge im Alpha-
bet den Drehsinn ergibt, so entspricht
R . . . gelb,
S . . . grün,
T . . . violett.
Entsprechend den vorerwähnten Normalien für die Klemmen-
bezeichnung ist auch die Farbenbezeichnung bei Wechselstrom
aus der Drehstrombezeichnung abgeleitet. Es wurde der mittlere
Buchstabe weggelassen, so daß bei Wechselstrom die beiden Leiter
die Buchstaben R und T im Netz erhalten. Dementsprechend wurde
bei der Farbenbezeichnung gelb und violett gewählt.
Die von Schrottke vorgeschlagene Farbenfolge bei Gleichstrom,
Pluspol = blau, Minuspol = rot, wurde dann von der Kommission
für Errichtungs- und Betriebsvorschriften mit Rücksicht auf die
elektrischen Bahnen geändert, bei denen bekanntlich der Minuspol
geerdet, also ungefährlich ist, während rot auf allen Bahnen „Gefahr“
bedeutet. Ferner wurde angeführt, daß es der alten Gedächtnisrezel
entspräche, daß beim Daniel-Element Kupfer den positiven und Zink
den negativen Pol bildet, welchen Metallfarben die Polfarben ent-
sprächen. Hingewiesen wurde ferner auf das Lakmuspapier, wel-
ches auch häufig, z. B. in chemischen Laboratorien, weil einmal vor-
handen, als Polreagenzpapier verwendet wird und am positiven Pol
rot und am negativen blau färbt. Schwarz erschien ungeeignet, weil
durch Verschmutzen die dunkelgefärbten Leitungen, z. B. rot und
violett ebenfalls schwarz erscheinen. Nulleiter sollen mit weißen
oder roten Ringen auf schwarzem Anstrich bezeichnet werden, je
nachdem sie geerdet oder nicht geerdet sind.
Untersuchungen zeigten, daß es eigentlich nur drei Farben von
erprobter Sichtbarkeit und Haltbarkeit gibt:
Signalrot ) : j
Signalgrün der Eisenbahn
Postgelb
Für blau wurde Ultramarin (bei der Marine angewendet) und für
violett Methylviolett als gut sichtbare und lichtechte Farben vor-
geschlagen. Damit ist aber auch die Reihe verfügbarer Farben er-
schöpft, denn braun, grau, orange eind bei im Laufe der Zeit ver-
schmutzten Leitungen von Farben ähnlicher Tönung kaum noch zu
unterscheiden, zumal diese Farben in der Regel nicht lichtecht sind.
Erwähnt sei noch, daß die Adern der Hochspannungskabel ge-
mäß Vereinbarung zwischen den Fabrikanten und der Vereinigung
der Elektrizitätswerke rot, weiß und blau gezeichnet sein sollen.
Die Adern wurden mit rotem, ungefärbtem und blauem Papier be-
t
sponnen. Da während des Krieges infolge der verwendeten schwar-
zen Tränkmassen die Sichtbarkeit stark herabgesetzt wurde, wurden
später 1 und 2 verzinnte Kupferdräkte verwendet.
Das Ergebnis der Verhandlungen im VDE bezügl. der Kennfar-
ben wurde in der „ETZ“ 1913, Heft 11, S 306, veröffentlicht. Diese
Vorschläge lauteten:
A.Gleichstrom
+ Pol . rot
— Pol .... .. . . . blau f
Erdleiter und geerdeter Nulleiter schwarz mit weißen Ringen (in
schematischen Darstellungen
schwarz gestrichelt).
Geerdete Leiter anderer Polarität haben die Farben der Polarität
und schwarze Ringe.
Ungeerdeter Nulleiter. schwarz mit roten Ringen (in
sehrmatischen Darstellungen
schwarz-rot zestrichelt).
B.Drehstrom.
Die drei Leitungen sind mit
gelb entsprechend
grün P . 5
violett A T
zu bezeichnen, u. zw. soll die Reihenfolge der Farben die zeitliche
Reihenfolge der Phasen angeben, ebenso wie in den „Normalien für
die Bezeichnung von Klemmen bei Maschinen, Anlassern, Regulato-
ren und Transformatoren” im Netz die Buchstaben R, S, T die drei
Leitungen bezeichnen und die Reihenfolge der Buchstaben auch die
zeitliche Reihenfolge a Phasen angibt. Der Nulleiter ist schwarz
weißen
roten Ringen, je nachdem er geerdet oder unge-
zu bezeichnen mit
erdet ist.
C.Wechselstrom.
Die beiden Leitungen sind gelb und violett zu bezeichnen. Bei
Normen nae eines Nulleiters ist dieser schwarz zu kennzeichnen
mit een Ringen, je nachdem er geerdet oder ungeerdet ist.
Zusatz: Bildet eine Wechselstromleitung einen Teil eines
Drehstromsystems, so bleiben die entsprechenden Bezeichnungen
des Drehstroms bestehen.
InjederSchaltanlageistkenntlichzumachen,
welcheBedeutungdieFarbenundZeichenhaben.
Zu diesen Vorschlägen gingen zahlreiche Äußerungen und Wün-
sche ein, die aber meist nur solche Gesichtspunkte vorbrachten, die
bereits gewürdigt worden waren. Insbesondere konnte dem wiel-
fachen Wunsche, es möge der negative Pol mit roten Farben bezeich-
net werden, nicht entsprochen werden, da nach den angestellten Er-
hebungen die im Kommissionsentwurf vorgeschlagene andere Kenn-
zeichung die weitere Verbreitung besaß und auch im benachbarten
Auslande tiberwog, wie aus der beigefügten Zusammenstellung er-
sichtlich ist. Von einer Seite wurde Wert gelegt auf die räumliche
Lage der Phasen R, S, T, da sie bestimmend sind für die Verteilung
der Stromwandler, die stets aus technischen Gründen in den Außen-
phasen liegen müssen. Eine Vertauschung der räumlichen Anord-
nung der Phasen bedeutet dabei immer eine Änderung des Drehsinns
und eine Änderung bestimmter Meßinstrumente, deren Ausschlag
durch den Drehsinn bestimmt ist. Allgemein wurde ge-
wünscht, neue Verbandsvorschriften nicht auf
| Zahlentafell.
Ergebnis einer Rundfrage im Jahre 1912 über Be-
zeichnung der Polarität von elektrischen Lei-
tungen.
Die Polarität wird in den nachgenannten Ländern wie folgt
bezeichnet:
Polarıtä&t
Land Bemerkungen
England . . . ...
Frankreich . . ©.. 5 j
Belgien . . . ... i P
Dänemark . . ... ii i
Schweden . . ... 5 vorwiegend
Österreich rot rn
Ungarn E blau =
Spanien . . . . . ° [7] n =;
Italien. . . . 2.2. u u n
Rußland . .: . vorwiegend
Holland . . ==
Schweiz
unbestimmt
1238
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40.
5. Oktober 1922.
bestehendeAnlagenanzuwenden,umeineVerwir-
rungindenbeteiligtenAnlagenunbedingtzuver-
meiden. Dagegen sollten neue Anlagen in Übereinstimmung mit
den neuen Vorschriften der Farbenwahl ausgeführt werden.
Bis heute ist es bei obigen Vorschlägen geblieben, so daß es
zweckmäßig erscheint, bei Gelegenheit der Bearbeitung der Schalt-
„bilder der Frage der einheitlichen Kennzeichnung der Polarität von
Leitungen in Schaltanlagen und farbigen schematischen Darstellun-
gen erneute Aufmerksamkeit zu schenken, nachdem eine Rundfrage
des Zentralverbandes vom Mai 1920 in gleicher Angelegenheit bei
einzelnen Großfirmen nicht zu einem abschließenden Vorschlage ge-
führt hat. In genannter Rundfrage waren diejenigen Bestimmun-
gen, welche in der Schweiz und England in Vorsehlag gebracht bzw.
durchgeführt waren, angegeben und folgende Fragen gestellt:
1. Halten Sie die Vereinheitlichung für erwünscht?
2. Welche Farben haben Sie bis jetzt verwendet, sofern vom An-
lagenbesitzer nichts vorgeschrieben war?
3. Wie denken Sie über die Vorschläge bzw. Bestimmungen der
Schweiz und Englands?
Alle Firmen anerkannten ausnahmslos die Wichtigkeit einer
Vereinheitlichung in der Farbenbezeichnung elektrischer Leitungen
in Schaltanlagen zum mindesten für die drei Phasen eines Dreh-
stromsystems und die Polaritäten eines Gleichstromsystems, u. zw.
möglichst unter internationaler Verständigung. Ihre Vorschläge
sind in der beifolgenden Zusammenstellung neben dem Vorschlage
des VDE vom 13. III. 1913 sowie den in der Schweiz und in England
dem Verein Deutscher Eisenhüttenleute eine Übersicht von Ein-
heitsfarben zur Kennzeichnung von Rohrleitungen in industriellen
Betrieben der Öffentlichkeit unterbreitet hat, der in den beteiligten
Kreisen lebhaften Anklang gefunden. Diese Übersicht zeigt für
die einzelnen Rohrleitungen Grundfarben sowie besondere Bezeich-
nungen der Einzelleitungen. Wenn auch die in dieser Übersicht an-
sgewandten Farben mehrfach übereinstimmen mit den vom VDE vor-
geschlagenen Farben für elektrische Leitungsanlagen, so dürfte doch
irgendeine Verwechslung nicht in Frage kommen, weil die vom VDE
vorgeschlagene farbige Kennzeichnung lediglich in Schaltanlagen
Verwendung finden soll, in denen Rohrleitungen anderer Industrien
gar nicht vorkommen oder, falls sie vorkommen, keinerlei Farben-
kennzeichnung erhalten. Rohrleitungs- und Schaltpläne sind stets
voneinander getrennt zu fertigen.
Zusammengefaßt dürfte festzustellen sein, daß sich die \erein-
-heitlichung von Leitungen in Gleichstrom-, Drehstrom- und Wechsel-
stromanlagen nach den Vorschlägen des VDE empfiehlt, diejenige
von seltener vorkommenden Einphasen-Wechselstromanlagen zweck-
mäßigerweise nicht durch Vorschriften angestrebt werden soll. Es
ist hierbei besonders zu betonen, daß in bestehenden Anlagen zur
Vermeidung von Unsicherheiten und Verwirrungen keine Verände-
rungen beabsichtigt sind, sondern daß lediglich Neuanlagen nach den
neuen Vorschlägen des Verbandes ausgeführt werden sollen.
In erster Linie dürften die Leiter der Elektrizitätswerke, ferner
die einzelnen Elektrogroßfirmen an einer baldigen Regelung der auf-
geworfenen Frage der einheitlichen Kennzeichnung von Leitungen
Zahlentafel 2. Zusammenstellung der vorgeschlagenen bzw. verwendeten Kennfarben von
Gleich- und Drehstromleitungen in Schaltanlagen.
A Gleichstrom.
Vorschlag des VDE
vom 13. III. 13 . .[+=rot — = blau 0=schwarz
Es verwendet AEG. . rn = = -
u i BBC. . = blau = rot = 2
i k SSW. . = rot = blau = ii
n Dresden,
" Lauta, Zschornewitz = a i = 5
Es verwendet Schweiz = blau = braun —
H X England | ' = ot = blau = schwarz
B Drehstrom.
Vorschlag des VDE Phase 1 Phase 2 Phase 3
vom 13. III. 13. . (R)= gelb | (S)= grün (T)= violett
Erdleitungen und geerdete (ieerdete Leiter anderer Polarität.
Nulleiter
weißen Ringen.
Bemerkungen œe '
Ungeerdete Nulle'ter
schwarz mit roten
Ringen.
Dieselben haben die Farbe der
Polarıtät und schwarze Ringe.
schwarz mit
Die Reihenfolge der Farben soll die zeitlie he Reihenfolge der Phasen angeben. Der
Nulleiter ist schwarz zu bezeichnen mi Ta. Ringen, je nachdem er geerdet oder
P ungeerdet ist.
Es verwendet AEG. = grün = gelb == BEER ii M 5
5 j BBC. . = blau = =rot M a j
r i SSW. . = gelb = grün = violett — — —
7 Dreeden,
" Làuta,” Zschornewitz = = — = = =
Es verwendet Schweiz = rot | = gelb = grün — — =
T 4 England ni = weiß — blau — — —
C WEEE TA KROM:
Vorschlag des VDE |
vom 13. III. 13. .. gelb = | violett Nulleiter schwarz mit weien, Ringen.
Es verwendet Schweiz |. grün — | grün Erdleitungen = schwarz.
ii Mr England rot | >= | blau Unmittelbar geerdeter neutraler Leiter = schwarz, isolierter neutraler Leiter = grün.
vorgesehenen Bestimmungen enthalten. Diese Zusammenstellung
zeigt, daß bezüglich der Gleichstrom-Farbenwahl eine fast voll-
kommene Übereinstimmungmitden Vorschlägen
des VDE, bezüglich der Farbenwahl für Drehstomleitungen nur
eine teilweise Übereinstimmung besteht. Zu den Wechselstrom-
farben hatten sich die betreffenden Firmen nicht geäußert.
Vorschläge über die farbige Kennzeichnung von Meßleitunzen
für Strom- und Spannungswandler, Signal- und Betätigungsleitunger
usw. sind nicht beabsichtigt. Vielfach wird hierfür eine isolierte
Leitung mit Umspinnung verwendet, deren Farbenwahl den betref-
fenden Anlagebesitzern überlassen bleibt. So hat z. B. der Handels-
‚schiff-Normenausschuß, von einem anderen Gesichtspunkte ausge-
hend, eine für seine Zwecke bestimmte Farbentafel aufgestellt,
welche die Stromkreiskennfarben für Leitungspläne (Licht und
Kraft gemeinsam) ziemlich vollzählig enthält.
Bezüglich der farbigen Kennzeichnung von Blitzableitern wurde
im Jahre 1913 auf der Jahresversammlung in Breslau vorgeschlagen,
die Blitzableitungen einschließlich aller Teile rot, die zugehörigen
Rohrleitungen blau zu zeichnen.
Es ist dann noch die Frage geprüft worden, inwieweit innerhalb
der Industrie einheitliche Kennzeichnungen für Rohrleitungsanla-
gen (Dampf-, Gas-, Wasser- und sonstige Leitungen) bestehen, die
Verwechslungen mit den vorgeschlagenen gleichfarbigen elektri-
schen Leitungsanlagen befürchten lassen. Hierbei wurde festge-
Über einem Schutzwiderstand, geerdeter neutraler Leiter = schwarz mit grünen Streifen
stellt, daß 1911 ein besonderer Ausschuß des VdI in Verbindung mit
in Schaltanlagen interessiert sein. Der VDE-Ausschuß für Schalt-
bilder wird sich in seiner nächsten Sitzung mit dieser Frage ein-
gehend beschäftigen, worauf schon heute die Interessenten aufmerk-
sam gemacht werden mit der Bitte, eine evtl. Stellungnahme mög-
lichst bald der Geschäftsstelle des Verbandes zukommen zu lassen.
Neue Kraftanlagen in Norwegen.
Am Aurlandsfjord im Gebiet von Bergen soll ein Kraftwerk
errichtet werden, aus welchem Anlaß die Direktion der Aktiengesell-
schaft Aurlandsfälle, die das Unternehmen durchführt, Angebote
zur Lieferung von Materialien für die Anlagen ausgeschrieben hat.
Zweck des Kraftwerkes ist, elektrische Energie, den ganzen Bedarf
der Haushaltung und der Handw erksindustrie der umliegenden Ge-
biete, Vasbygden, Aurland, Fretheim und Flaam, zu liefern. Mit
dem Ausbau wird eine Fallhöhe von 450 m mit einer Mindestleistung
von 1500 PS erzielt. Die in dem Kraftwerk installierten Maschinen
sollen jedoch eine Leistung von 3000 PS erhalten, Wahrscheinlich
wird das Werk auch Kraft für die im Entstehen begriffene Flaanı-
bahn, eine Nebenbahn der Bergener Bahn, erübrigen können. Ws.
EEE nr te
mr Me min ui
x
6. Oktober 1922.
—
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40.
1239
Rechentafein zur Auswertung von Nebensprechmessungen.
Yon D. Wehage, Berlin- Friedenau.
Übersicht. Die vorliegende Arbeit bringt außer einem Nomogramm
für die Charakteristik und die Grenzfrequenz einer Spulenleitung Rechen-
tafeln, die zur Auswertung der Formeln für die Dämpfung Bl des Neben-
sprechens dienen. Alle diese in der Fernsprechtechnik gebrauchten Aus-
drücke werden auf die Form 2=InxX + ln y zurückgeführt und durch
Fluchtentafeln mit parallelen Geraden dargestellt, deren Herstellung und
Gebrauch im folgenden erläutert wird.
Es ist nicht der Zweck der vorliegenden Arbeit, die verschie-
denen, gerade jetzt sehr in der Entwicklung begriffenen Methoden,
nach denen man die Stärke des Nebensprechens einer Leitung auf die
andere bestimmt, eingehend zu ‚erörtern; ich möchte vielmehr auf
einige Nomogramme hinweisen, die zur Auswertung der Formeln
dienen, welche man für die Dämpfung ß l des Nebensprechens nach
den verschiedenen Meßverfahren erhält, und dabei allgemein an die
Nützlichkeit dieser noch immer wenig angewandten Darstellungs-
art erinnern.
Abb. 1. Abb. 2.
Um eine Funktion ge F (x,y) nach dieser Methode abzubilden,
wird nur je eine x-, y- und z-Kurve gezeichnet und mit einer ent-
sprechenden Teilung versehen, so daß bei geradliniger Verbindung
zweier Punkte x, und y, die z-Kurve genau in einem Punkt zı ge- `
schnitten wird, welcher der Gleichung z = f (xı Y1) genügt(Abb. 1).
Ich will mich hier nur auf die allereinfachste Art der Fluchtlinien-
tafeln, nämlich auf solche mit parallelen geraden Linien beschrän-
auf den drei Parallelen logarithmische Leitern auf, so erhalte ich
ebenso: lg z = 5 (gxc+ lg y), also z = Vxy; meine Tafel stellt in
diesem Falle P geometrische (wie vorher das arithmetische) Mit-
tel von x und y dar. Als Beispiel diene ein Nomogramm zur Berech-
nung der Charakteristik und der Grenzfrequenz einer Spulenlei-
tung, welches besonders nützlich ist, wenn es sich darum handelt,
die Änderung dieser Werte mit verschiedener Belastung festzustel-
len. W nn die Induktivität L in H, die Kapazität C in pF gegeben
ist, so gilt:
L 2
-3> - 8. Fo mr
Z.10 =Ve: 0.8.10 Lo (1
also (Abb. 3):
Ig (Z. 10-3) = ast- ieC 1g (0,8.10-3,= 1g2— 5 (ig L+1g0)
Zu der Z-Skala gehört die linke L-Teilunpg; die Leiter für C ist,
da lg C subtrahiert werden soll, in entgegengesetztem Sinne auf-
getragen. Zur Berechnung von w, muß die L- Teilung gleichsinnig
mit der C-Teilung verlaufen, und die w,-Skala in entgegengeiztem
Sinne und um Ig 2 verschoben angebracht sein. (Beispiel: Für
L=01, C=0025 und s=2 folgt: Z = 2000, ,s10-3=40, also
y = 90° 000).
Bei der Auswertung von Nebensprechmessungen erhalte ich
Funktionen der Form: z = ln z + ln y; so ist allgemein die Dämp-
fung des Nebensprechens einer Leitung I, an der die Anfangsspan-
nung Va liegt, auf eine Leitung II, in der durch den Nebensprech-
strom die Spannung Ve erzeugt wird (Abb. 4), gegeben durch die
Beziehung:
Va ee!
i . Ve =X 2?
oder
2 Va i
Bl =n ;=-=23(g2+1g Va— ig Ve) (2
Ve
Hierfür kann man nach dem früheren Rezept- ein Nomogramm her-
stellen (Abb. 5). Auf der ersten Geraden ist eine logarithmische
Teilung tür Va, auf der letzten eine solche für Ve in entgegengesetz-
tem Sinne angebracht. Nach dem vorher Gesagten würde ich nun die
C zZz 3% L L Ua BE
4002 ar
: Se $
- = 10 70
2003 ái “N 01 6003 >
600 9 i ž
Jon Bo KA T 97 F
> = J
u EEE, BER ch 407 BIER 96
9005 +90 406 0005 05
aws 3900 605 4006 - ar 8
300 E
p j = 20% 4007 K T a
6008 '
2009 4000 = 2209 i 7
001 23 003 001 42
Alb. 4. Methode der Spannungs-
messung. 6
908
0 doy
008 wo 700 0208 08 3
709 z 807 =a
8a 406
a03 - á 4 001 203 005 4
SO 60 4009
0008 Cor $
non #9 = goor 99% >
= í . 033 a 53
985 Su 2006 gas E
300 f `
ja — x 4003 B 002 2 7
008 d A }
209 = 209 ne
01 20 0003 — , 7
i 01
` 625, ‘
0008
63 l 9008 — 0007 0
3 . 6. de des Vergleichs mit 2 Va
abb. z=/ L ia l, AUU CE Merno a nen YE Abb. 5. 81= la YA
C YLE Eichleitung. Ve
ken, mit deren Hilfe sich schon ziemlich komplizierte Funktionen
auswerten lassen.
Angenommen alle drei Geraden, die gleiche Abstände von einan-
der haben sollen, sind mit gleichmäßigen Millimeter-Teilungen ver-
sehen, deren Anfangspunkte alle in einer Flucht liegen (Abb. 2);
ann wird jede geradlinige Verbindung zweier Punkte z, und y, die
2-Linie ineinem Punkte z, schneiden, welcher der Bedingung genügt
2=% (z, + y,), nach dem Satze, daß die Mittellinie eines Tra-
pezes gleich der halben Summe der parallelen Seiten ist. Trage ich
mittlere Parallele mit einer um lg 2? verschobenen logarithmischen
Teilung en Maßstabe versehen, an der ich jedesmal den
Wert a= Ze ablesen und hiernach die gewünschte Skala für
e
V l ; : .
BI=2318-°,°- zeichnen könnte. Nachdem ich aber einmal weiß,
A
daß es möglich ist, den mittleren Träger mit einer gleichmäßigen
Leiter für 8 l zu versehen, brauche ich mir nur zwei Punkte der-
selben zu berechnen, um nach diesen die Teilung zu vollenden.
1240
RR
Gewöhnlich werden zur Bestimmung des Nebensprechens$ nicht
die Spannungen Ya und V Werte des Neben-
sprechens in folgender Schaltung bestimmt (Abb. 6): Einmal wir
mit dem Fernhörer in das zweite Mal
der von I über eine Eichleitung fließende Strom geprüft und die
künstliche Leitung SO lange verändert, i j j
gleiche Lautstärke erhält. Die Eichleitungen werden in mannig-
facher Weise aus Ohmschen Widerständen und Kondensatoren ZU-
sammengesetzt, etwa in der in Abb. 7 dargestellten T-Schaltung. Die 2
Dämpfung des über eine solche Eichleitung gehenden Stromes er- die reziproken Querwiderstände bezeichnen. Werden die fest einge-
C, C: C C
— | j ase — = fi MR ni
W. 8200 2
Abb. 7. Eichleitung. r
OTK
4 c20
2270 2
\ 2060
0050
3
Ees
a239
4
i arza
Abb. 8. Sternschaltung. 5 =
C `
0910 — 6
PIE)
220
C, Ce a 7
0005
Abb. 10. Eichleitung, en 8
l2II =
4008 7
0
0001
‚0° 107°
Abb.9. Bisn—o Abb. 1%. Bien ZI.
5 W YCıCı 5 CYR: R
Abb. 11. Dreieckschaltung. i , s
31 |
gibt sich wieder aus der Formel 7 ~A; nun ist die Größe A für
in welcher © der reziprok® Querwiderstand,
Längswiderstände sind (Abb. 8), allgemein be-
eine Sternschaltung,
R, und R beliebige tär
stimmt durch den Ausdruck: vVva+Rı
ableiten läßt. Für unsere Schaltung erhält man also:
(1 Ar a)
en
ER: 1
a - Ge +7 o C, W
oder, da das erste Glied jeder
nachlässigen ist: l
% en
w W VC, Cr
wenn C, und C: wieder
mittleren Sprechfrequenz w = 5000
ud a le
10) Wyc, Ca
2.10 |
5 WVC, C
—
Bl=In
Bl ist in diesem Falle
Elektrotechnische Zeitschrift.
gebrachte ß l-Teilung dann leicht berechnen. (Beispiel: Für g l= 6
erhält man lg b =—
G) (1 +N, ®©), wie sich leicht
Klammer gegen das zweite zu ver-
in „F gegeben sind und die Messung bei der
ausgeführt wird, so findet man:
(3
eine Funktion von drei Veränderlichen, Zu
deren Auswertung ich eine Fluchtentafel mit vier parallelen Gera-
\
1922. Heit 40. 6. Oktober 1922.
+18 02= 0996 —3, b = 0,0099 usw.)
Von ähnlicher Form
in Abb. 10 skizzierten
1921 in der „ETZ“ berichtet.
Dreieckschaltung (Abb. 11) zurückführen,
L-VÜHR SIAHRÖ) worin R den
aus den durch Wider-
und C
: Werten
stellten Werte der Kondensatoren C
Leitungen ermittelten
standsmessungen an den wirklichen
Rı und = E berechnet, so ergibt sich in unserm Falle:
= oC
na Den ea
nn \G+ ser) (+
für 8 l findet man also:
1 )w— er:
iw C R o CYR kt
2.106 2.10%
l= in — == -233lg — D 4
B i o CV R, Rə 5CV Rs \
Das Nomogramm Abb. 12 ist ganz ähnlich gebaut wie das vorige.
Auf dem zweiten Träger finde ich wieder den Werta =V Ri R; und
lese bei geradliniger Verbindung mit C’ bei den hier gewählten Grö-
Benordnungen an der R,Leiter den
Wert b=VaC' .107 ab. Nun ist
= 117/210 _ 1
— 4,6 1g (V 2105) -461g(}, tlg 63300)
p
2.10
1=2.28/ ———
B 5C YR‘ Ry
oder:
den in gleichen Abständen benutze (Abb. 9). Die erste, dritte und B?
vierte Gerade tragen logarithmische Teilungen für Cy C, und W. tgb=— -z + 1g 63 300,
Bei geradliniger Verbindung zweier Werte C, und C; erhalte ich 4,6
am zweiten Träger wieder den Wert 4 — VCy Co, und bei gerad- nach welcher Gleichung zwei Werte bı und bə zu berechnen und
dritten Träger rechtsseitig angebrachte Teilung
liniger Verbindung von 4 mit einem Werte
bier gewählten Größenbereichen,
ya W'.10 * ablesen. Nun ist
2.10 1 7/2.10-1
B1=2.23 lg | — -—46 18 (4, y* =)
g y 5W' VC C? b 5
= 1
-4618(+ +18 02) l
oder:
Pl !
igd=— 46 + 1g 0,2;
nach dieser Formel läßt sich die am dritten Träger
W’ würde ich, bei den
an der Ca-Leiter den Wert b =
rechtsseitig an-
hiernach die am
leicht zu zeichnen ist. — 6 erhält man
(Beispiel: Für B
lg b = — 45 + 1g 63 300 = 34%, b = 3133).
Die Formeln, die aus anderen Zusammensetzungen der Eich
leitung folgen, werden sich meist auf die oben betrachteten Typen
lassen und also auch durch Nomogramme mit parall®
len Geraden darstellbar sein. Sicherlich ist es der Mühe wert, wen?
man bei häufiger angewandten Meßverfahren auf schwierige AUF
drücke stößt, diese, soweit die zeichnerisch erreichbare Genauigkeit
für die Zukun
genügt, nomographisch zu verarbeiten, um sich 80
viel Rechenarbeit zu ersparen.
mm
Anwendung der
Eichleitung, über die Breisig im August
Längswiderstand. ©, und ®©
AA En
a ee en
m
= — 1. -———— —-
„e.
5. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 40.
1241
RUNDSCHAU. |
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Organisation und Betrieb des Abnahme- und Zählerwesens
in Überlandwerken. — Der Kontrolle und Behandlung der Elek-
trizitätszähler wird in sehr vielen Werken nicht immer die not-
wendige Aufmerksamkeit gewidmet, wenige Werke lassen ihre
Zähler in passend gewählten Zeiträumen periodisch nacheichen,
da das erforderliche Personal und die technischen Einrichtungen
hierzu oft fehlen. Die Abhängigkeit des Reingewinns von den
Zählerangaben bzw. der Organisation des Zählerwesens wird sehr
oft nicht erkannt. Die Leitung der Zählerabteilung eines größe-
ren Überlandwerkes sollte stets einem älteren Ingenieur oder
Techniker übertragen werden, der in Zählerfabriken längere Kon-
struktionspraxis hinter sich hat und außerdem kaufmännisch ge-
schult ist, so daß er seine Abteilung nach wirtschaftlichen Grund-
sätzen organisieren kann. Um die Stromverrechnung sicherzu-
stellen, gibt E. Thiesen die nachstehenden Punkte an, die der
Leiter einer Zählerabteilung zu beachten hat.
Dieses Ziel kann erreicht werden dadurch, daß neue Zähler
vor dem Setzen geprüft und nachgeeicht werden, kein Neu-
anschluß sollte ohne Zähler in Betrieb gesetzt werden, jeder
Abb. 1
Neuanschluß muß seinen richtigen Zähler erhalten, der als Licht-
zähler nicht zu groß, als Kraftzähler nicht zu klein sein darf.
Stromdiebstahl soll unmöglich gemacht werden, alle Zähler sind
periodisch nachzueichen, der Stromverrechnungsstelle sollen alle
Unterlagen von Neuanschlüssen für die Verrechnung von Strom-
geldern, Grundgebühren, Mieten pünktlich zugestellt werden; ein-
gegangene Meldungen über Zählerstörungen im Netz müssen so-
fortige Erledigung finden und diese unter Angabe der Störungs-
dauer und der Zählerstände an diese Stelle berichtet werden;
Differenzen mit Abnehmern sind unter Anwendung meßtech-
nischer Maßnahmen derartig zu klären, daß der Stromverrechnung
in jedem Falle eine exakte Mitteilung über die Höhe des Strom-
verbrauchs gegeben werden kann; Konsumenten sind für unbe-
rechtigte oder schädigende Handlungen zur Verantwortung zu
ziehen. , Die Reparaturzähler müssen schnellstens und billigst
Instandgesetzt werden, um durch alsbaldige Zuführung zum Lager
dieses immer wieder zu ergänzen, das Nacheicken der Lichtzähler
kann nach besonderem Verfahren im Netz geschehen, die Kraft-
zähler sollten auf der Eichstation geeicht werden. Zur Ersparung
von Löhnen soll das Nacheichen von Drehstromzählern mittels
Wechselstrom erfolgen. Sowohl die Arbeiten der Beamten einer
Zählerabteilung in den Installationen, wie auch diejenigen im
Bureau können wesentlich vereinfacht und verbilligt werden,
wenn die Beamten der Abnahme- und der Zählerabteilung iu
engster Fühlung stehen, sich gegenseitig aushelfen und eine ge-
meinsame Bwchführung unterhalten. Zu den einzelnen Punkten
werden noch eingehende Erläuterungen gegeben. Die Überland-
werke sollten mehr als bisher für eine gute Organisation ihres
Zählerwesens Sorge tragen und dies durch Einstellung eines theo-
retisch vorgebildeten Zählerfachmannes zu erreichen yersuchen.
Da ‘sowohl vom technischen wie auch vom wirtschaftlichen Stand-
punkte aus ein enges Zusammenarbeiten zwischen Abnahme- und
Zählerabteilung gefordert werden muß, sollten zur Sicherstellung
dieser Zusammenarbeit zweckentsprechende Maßnahmen getroffen
werden. („Mitteilungen d. Vereinig. d. El.-W.*, 1921, Nr. 5 : 519.)
char. _
Allgemeiner Maschinenbau.
Der Spearing-Dampfkessel. — Die Anforderungen, welche
moderne große Kraftwerke oder schnelle und große Schiffe hinsicht-
lich Dampfdruck, Überhitzung, Dampfmenge, Anpassungsfähigkeit
und Wirtschaftlichkeit des Betriebes an die Dampfkessel stellen,
führten zu immer neuen Versuchen, den bewährten Wasserröhren-
kessel zu verbessern. Seit dem Kriege traten dazu die Forderun-
gen, welche sich aus den hohen Feuerungskosten, sonstigen Ma-
terialkosten und Löhnen ergeben. Ein Kessel, welcher diesen er-
höhten Anforderungen entsprechen soll, ist der Spearing-Kessel, der
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| Aus/oß f | R AB 5
uberhitzler 2,05 . sexo
Dampf | ROAA Alalal.
5750 ——
Aufbau eines Spearing-Dampfkessels für normale Verdampfung von 2880 kg/h,
max. 36% kg,h, Dampfdruck 13 at, Heiztläche 185 m?, Rostfläche 3,76 më,
Überhitzer-Endtemperatur 316° C.
`
zwar schon vor 12 Jahren auf den Markt kam, in seiner inzwischen
verbesserten Konstruktion aber, wie sie von Tinkers Ltd., London,
ausgeführt wird, insbesondere hinsichtlich Wirkungsgrad und Unter-
haltungskosten, angeblich modernen Ansprüchen gerecht werden
soll. Es werden zwei Typen dieser Kessel ‚hergestellt, eine für klei-
nere Leistungen mit einer Längswasserkammer und eine zweite für
größere Leistungen mit einer Querwasserkammer. Abb. 1 zeigt
einen derartigen Kessel für eine normale Verdampfung von 2880 kg/h
bei 13 at und 316° Überhitzungstemperatur. Beiden Typen sind
gemeinsam die absteigenden Verbindungsrohre, der Schlamm-
sammler, die verlängerten Nippel und die gestreckten Sammel-
kammern. Letztere sind rechteckig, in ihrer Fläche um rd 40%
größer als üblich und haben den Vorzug, eine freiere Zirkulation
von Wasser und Dampf zuzulassen und der Reinigung zugäng-
licher zu sein als die gewellte Form. Da die Fabrikation der
gestreckten Form der Sammelkammern das Material nicht so
hohen Beanspruchungen aussetzt wie bei der gewellten, so ist die
Wandstärke im ersteren Falle gleichmäßiger. Auch die Dichtun-
gen zwischen den Verbindungen der gestreckten Sammelkammern
sind leichter herzustellen. Die Sammelkammern sind mit den
Rohren durch Nippelrohre verbunden, die 283% länger sind
als sonst üblich; hierdurch wird die sichere und stetige Dampf-
erzeugung des Kessels gefördert. Die Zahl der “absteigenden
Rohre, welche Umlaufkammern und Schlammsammler verbinden,
richtet sich nach der Verdampfungsleistung, sie dienen zur Er-
zielung eines intensiven, natürlichen Umlaufs zwischen Haupt-
1242
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 4.
5. Oktober 1922.
dampf- und Woasserraum, Schlammsammler und den Sammel-
kammern über den Siederohren. Ihr Durchmesser beträgt gewöhn-
lich 203 mm, so daß die Gefahr einer Verstopfung durch Ablage-
rungen nicht besteht. Ihre Lage schützt sie vor unzulässiger Er-
hitzung, ihre Verbindung mit den übrigen Kesselteilen erfolgt
durch Flanschen, so daß eine leichte Ausweclhiselbarkeit
erreicht ist. Die Steigrohre erzwingen eine Zirkulation des
ganzen Wasserinhalts durch den geräumigen und leicht zu reini-
genden Schlammsammler, in dem alle Ausscheidungen abgelagert
werden, während die übrigen Kesselräume davon frei bleiben.
Die Anordnung der Kesselteile sorgt dafür, daß die unteren Rohr-
bündel, die für die Dampferzeugung in erster Linie in Frage
kommen, stets genügend mit Wasser versehen sind. Dies ist bei
Ölfeuerung besonders wichtig. Die reichlich bemessenen W asser-
und Dampfräume sichern ein schnelles Einstellen der Kessel auf
Überlastungen. Die Reinigung und Erneuerung der Rohre ist,
da sie gestreckte Form besitzen, sehr einfach, wird aber wegen
der Vorzüge des intensiven Wasserumlaufs nur selten nötig sein.
(„The Electrician“, Bd. 88, 1922, S. 502.) Plz.
Beleuchtung und Heizung.
Die kaufmännischen Gesichtspunkte der Beleuchtungstechnik.
— Während der Ingenieur in erster Linie Erfolge nach wissenschaft-
lichen Gesichtspunkten anstrebt, ist es das Ziel des Kaufmannes, den
Kunden zufriedenzustellen und anderseits für sich einen möglichst
großen finanziellen Nutzen zu ziehen. Dieses Ziel des Kaufmannes
ist am ehesten zu erreichen, wenn das Publikum den Plänen und
Entwürfen des Ingenieurs ein möglichst weitgehendes Verständnis
entgegenbringt. Eine schlechte Beleuchtung bewirkt häufig nicht
nur Unfälle, sondern auch Materialverluste, die Millionenwerte er-
reichen können und auch schon:erreicht haben. Das Verständnis des
Verbrauchers für eine gute Beleuchtung bedeutet also eine direkte
Geldersparnis für ihn, Die Abhandlungen der Ingenieure sind aber
wegen der vielen Fachausdrücke für das Publikum wenig verständ-
lich. Darum muß die ganze Industrie, der Fabrikant, der Großhänd-
ler, der Händler, der Installateur und die Elektrizitätszentrale zu der
Aufklärung des Publikums beitragen.
Der Fabrikant bringt die Ideen des Ingenieurs in materielle
Formen. Er muß gleichzeitig den Wünschen des Ingenieurs und
denen des Publikums, ferner aber auch den fabrikatorischen Grenzen
der einzelnen Industriezweige Rechnung tragen. Er soll hauptsäch-
lich auf Vorrat und weniger auf Bestellung fabrizieren. Deshalb
ist eine möglichst weitgehende Normalisierung aller Beleuchtungs-
körper erwünscht, wie sie z. B. schon bei den Glühlampen besteht.
Der Großhändler soll „ein lebendiger Vorratskasten“” des
Fabrikanten sein. Seine Beziehungen zum Ingenieur sind nicht so
eng wie die des Fabrikanten, doch muß er über alle technischen
Einzelheiten genau orientiert sein. Diese technischen Kenntnisse
muß er nach Möglichkeit auf die Händler übertragen, für deren Ge-
schicklichkeit im Verkauf er mit verantwortlich ist. Er ist ferner
verantwortlich für die pünktliche Warenlieferung, welche für die
Zufriedenheit des Kunden zum miidesten genau so maßgebend ist
wie die Güte der Ware selbst.
Der Händler muß in erster Linie ein möglichst lebhaftes
Interesse seiner Tätigkeit widmen, womit er die Kunden zum Kaufe
anregt. Er muß ferner die technischen Einzelheiten der Ware so
genau kennen, daß er an ihnen dem Kunden leicht die Nachteile von
Nachahmungen klarlegen kann. Hier sind die llauptfaktoren er-
wähnt, welche dem günstigen Abschluß eines Geschäftes entgegen-
wirken, u. zw. betrügerische Geschäftsmethoden, zu langsame Liefe-
rung, Gleichgültigkeit der Angestellten, mangelhafte Auslage der
Ware, Verweigerung des Umtausches und schließlich schlechte
Ware, ferner Dickköpfigkeit des Publikums meistens als Folge von
Unwissenheit betreffs der Vorzüge der Ware. Alle diese Fehler sind
vermeidbar. Sie kommen in jedem Industriezweig vor, müssen aber
besonders in der elektrischen Industrie vermieden werden. Gerade
weildie Vorteile der Elektrizität dem Publikum so leicht vor Augen
geführt werden können, darf ihre Verbreitung nicht an deu erwähn-
ten falschen Geschäftsmethoden scheitern.
Hand in Hand mit dem Händler muß der Installateurar-
beiten. Beide müssen sich bewußt sein, daß sie weniger Lampen als
in erster Hinsicht Licht an die Verbraucher liefern (dieser Licht-
verkauf wird neuerdings immer häufiger in der amerikanischen
Glühlampenindustrie betont, daher ja auch die Lumen-Bezeichnung
statt der Kerzen. D. Itef.). Ein Wettbewerb zwischen einzelnen
Installateuren soll stets nur eine Verbesserung der Arbeit, aber
keine falsche Ersparnis an Material usw. hervorbringen. Der In-
stallateur muß die Fehler einer Beleuchtung sofort erkennen und
Mittel zu ihrer Abhilfe wissen. Gemeinsame Aufgaben von Installa-
teur und Häntller sind hauptsächlich folgende:
Entdeckung neuer Anwendungzsmöglichkeiten für Glühlampen.
Zusammenarbeit mit Fabrikanten und Großhändlern der Reflek-
tor-, Draht- usw. Industrie.
Zusammenarbeit mit technischen und kaufmännischen Gesell-
schaften, Architekten und del.
Übermittlung der Wünsche des Publikums betreffs neuer Lam-
pen oder Änderung älterer Sorten an den Ingenieur und den Fabri-
kanten.
Normalisierung der Installationen durch größtmögliche Verwen-
dung normalisierter Lampen und Zubehörteile.
Die Elektrizitätszentralen können durch Normali-
sierung ihrer Spannung, durch Aufrechterhaltung einer stets kon-
stanten Spannung und durch größte Aufmerksamkeit gegenüber Be-
triebsstörungen viel zur Verbreitung des Stromverbrauches zu Be-
leuchtungszwecken beitragen. Im Verkehr mit dem Publikum sollen
sie möglichst alle technischen Ausdrücke vermeiden. Das Publikum
will nur wissen, wieviel Licht es erhält. Hier hat eine neue Er-
findung, ein direkt ablesbarer Beleuchtungsmesser, gute Erfolge
gezeigt. Seiner sehr einfachen Konstruktion eutsprechend ist das
Instrument nicht sehr genau; Fehler von 10 bis 15 % können leicht
eintreten. Das schadet aber nichts, da sich das Publikum erfahrungs-
gemäß stets mehr für den relativen als den absoluten Wert der Be-
leuchtung interessiert. (Dieser amerikanische Beleuchtungsmesser
hat auch in Deutschland bereits Eingang gefunden und sich gut be-
währt. Es wäre wünschenswert, wenn auch bald eine deutsche Firma
ein ähnliches Instrument auf den Markt brächte. D. Ref.)
Von allen Wohnungen der Vereinigten Staaten ist etwa ein
Drittel elektrisch beleuchtet, zum größten Teil aber unzweckmäßig.
Beträchtlich mehr als 5 Mill. Wohnhäuser, d. h. etwa 26 % liegen an
Stromleitungen, haben aber keine elektrische Beleuchtung. Der Rest.
von etwa 41% liegt an keiner Stromleitung. Das Wirkungsgebiet
ist demnach sehr groß und es steht zu wünschen, daß es recht aus-
giebig im oben beschriebenen Sinne bearbeitet wird. (W.L.G 00d-
win, Trans. Ill. Eng., Bd. 17, 1922, S. 161.) Re.
Werkstatt und Baustoffe.
Aluminium. — Der Fachnormenausschuß für Nichteisen-Metalle
beschäftigte sich in seiner Sitzung am 13. Mai 1922 mit dem Ver-
unreinigungsgrade von Aluminium und mit der Normung von Alu-
miniumlegierungen. Es wurde ein neues Normblatt in folgender
Fassung aufgestellt.
Normblattentwurf für Reinaluminium!).
Bezeichnung a rn Zulässige Verunreinigungen
i0
Rein Fe -4 Si 4- Cu -+ Zn <0,5 o
a PNE waz davon Cu + Zn < 0,05 0/0, son-
r [1 H t '
L. Fe Al 9,5 Al>995, stige Verunreinigungen nur in
d handelsüblichen Grenzen.
Rein Gesamtverunreinigung < 1 0/9
a Cu+ Zn <0,100/% sonstige Ver-
l ( (i ' Ws 5 =
2.1 a Al 99 Al>9%9 unreinigungen außer Fe und Si
nur in handelsüblichen Grenzen.
Gesamtverunreinigung < 2 0%.
Rein- davon Fe < 10, und Cu +t Zn
3.| aluminium Al 98/99 | AL> 98 |<0,10/.. weitere Verunreinigun-
93 99 gen außer S? nur in handels-
üblichen Grenzen.
Ka.
Versuche zur Herstellung von künstlichen Wachsen aus Par-
affin’). — Dr.-Ing. Kroner weist auf die Bedeutung der Wachse für
die Industrie und die Verbraucher hin und geht dann auf die mine-
ralischen Wachse näher ein. Als echtes Wachs hat das Montan-
wachs große Bedeutung; in der Qualität zeigen sich hier große Ur-
terschiede im Asphaltgehalt. Die Reinigung durch Schwefelsäure
führt zu einem fast weißen Produkt, das durch seine Eigenschaften
das Karnaubawachs erreicht und ersetzen kann. Unter den Kunst-
wachsen zeichnet sich der Ozokerit aus, der in zebleichtem Zustande
unter dem Namen „Ceresin“ bekannt ist. Die Arbeit des Verfassers
bezweckte, aus Paraffin und Fettsäuren gute künstliche Wachse zu
erhalten, die den natürlichen entsprechen. Das Wachs ist eine Ver-
bindung einer nieder- oder hochmolekularen Fettsäure mit einem
einwertigen hochmolekularen Alkohol. Es wurde mit Erfolg in
einem Autoklaven mit Glaseinsatz Chlorparaffin mit fettsaurem
Salz und Alkohol als Lösungsmittel rd 5 h bei 160--180° C ünd
20 at Druck verestert. Der Verfasser gibt dem Vorgang folgende
Deutung: Chlorparaffin spaltet bei dem Prozeß Salzsäure ab und
bildet ein Olefin, die freie HCI setzt sich mit dem fetisauren Kalium
um unter Bildung von KCI und Fettsäure. Die Fettsäure ihrerseits
bildet mit dem Olefin fettsaures Paraffin oder Paraffinester, wel-
eher ein neutraler Körper sein muß. Die Verseifung dieses Esters
erfolgte, wie die fraktionierte Destillation ergab, wieder in Olefin +
ı) Unter den Begriff Reinaluminium fällt auch das „Original-Ilüötten-
aluminium“ Dheses ist ein aus den Rohstoffen hüttenmännisch erzeugtes
Aluminium. das nur auf der „E2 ueciden Hütte ın handelsübliche Formen ge-
gossen wurde und deren Stempel trüg
% Dissertation, Technische Hochze hule Berlin, 1921.
6. Oktober 1922.
Fettsäure, während alkeholische Kalilauge keine Wirkung aus-
übte, Die fraktionierte Destillation bewies ferner durch die ge-
fundene Essigsäure, daß die Essigsäurre in dem vorher neutralen
Körper chemisch gebunden war. Aus der Verseifung von 62%igem
Chlorparaffin mit isobuttersaurem Na wurde ein in Olefin und But-
tersäure verseifbares Butyrat erhalten. Bei der Behandlung mit Kali-
lauge entstanden kompliziertere Produkte, deren Bildung der Ein-
wirkung des 62%igen Chlorparaffins zugeschrieben wird. Die nach
den ersten Versuchen erhaltenen flüssigen Reaktionsprodukte
zeigten bei Anwendung von 40%igem Chlorparaffin und stearin-
saurem Natrium unter sonst gleichen Ergebnissen jetzt feste Kon-
sistenz. Auch eine Dikarbonsäure (Bernsteinsäure) wurde mit Par-
affin verestert und ließ sich wieder in Olefin und Säure spalten, doch
war hier die Ausbeute schlechter wie bei der Fettsäurereihe. In
den meisten Fällen zeigten die Produkte einen Estergehalt von über
50%, der durch die Menge des angelagerten Sauerstoffs nachgewie-
sen wurde. Je nach Wahl des Paraffins und der Säuren konnte man
flissige oder feste Produkte erhalten. Falls die Veresterung. mit
den aus Paraffin hergestellten Fettsäuren möglich wäre, ließen sich
ee Wachse nur aus Paraffin als einzigem Ausgangsmaterial
herstellen. l
- Platingewinnung und Platinhandel!). — Wie Dr. E. H. Re-
gonsburger in der „Ind. u. Handelsztg.” berichtet, ist die Bce-
stimmung der Welterzeugung von Platin weit schwieriger als bei-
den anderen Edelmetallen. Da die Erfassung seiner Gewinnung
bei dem Haupterzeuger, Rußland, Schwierigkeiten macht. Die Welt-
erzeugung ist seit 1912 ständig gesunken, da in Rußland bereits vor
dem Kriege ein Nachlassen seiner Produktion stattfand, die im
Kriege fast ganz aufhörte. Die Zahlen für die Welterzeuguuzg in
den Jahren 1912 bis 1920 sind folgende:
Jahr kg Jahr kg
1912 9750 1917 2580
1913 8300 1918 1935
1914 8100 1919 2068
1915 4455 1920 1750
1916 2765
i
I 1
28 |
-a |
! l
yet
Freisschworkungen ın New gl-
7971 72 23 14 75 76 77 78 n 20 1921
Abb 2 Welterzeugung von Platin und Preisschwankungen
in New York 1911 bis 191.
Die gesamte Erzeugung seit 1843 wird auf 155,3 t geschätzt; i. J.
1920 betrug der Wert der Produktion rd 6 Mill. $. Vor dem Kriege
entfielen 90 % der Welterzeugung auf Rußland, i. J. 1920 waren es
nur noch rd 44,5 %. Im Jahre 1921 blieb die Erzeugung in Ruß-
land angesichts der Nationalisierung der Fundstellen und wegen
Mangel an Arbeitskräften, Nahrungsmitteln sowie wegen der Ver-
kehrsverhältnisse wesentlich hinter dem Voranschlag zurück. Ende
1921 sind dann die Platinminen der Privatwirtschaft freigegeben
worden, allerdings mit der Bedingung, daß das Erzeugnis der Regie-
rung zu einem festen Preise überlassen werde. Dieser Rückgang in
Rußland und die starke Zunahme der Erzeugung in Kolumbien
haben dies Land zu dem gegenwärtig wichtigsten Produzenten ge-
macht. Die Erzeugung Kolumbiens betrug i. J. 1921 995 kg gegen
373 kg i. J. 1912. Als Erzeuger sind weiter zu nennen Austra-
lien mit 435 kg (1920), die V.S. Amerika mit 222 kg (1920). Auch
in Deutschland wird im Sauerland Platin, nicht rein, sondern
in Muttergestein eingespült gewonnen, doch bietet die Ausbeutung
große technische Schwierigkeiten. Die Verwendung des Platins lag
vor dem Kriege hauptsächlich auf industriellem Gebiet, der Ver-
brauch für Münzen war unerheblich; nach dem Kriege hat die An-
wendung des Platins für Schmucksachen das Übergewicht erhalten.
Die V.S. Amerika sind mit 466 bis 513 kg/Jahr der größte
Verbraucher, da vor dem Kriege in Amerika nur 8% des Bedarfs
durch eigene Erzeugung gedeckt wurden, so richtete sich die ganze
Erzeugung nach diesem Lande. Die dortige Ein- und Ausfuhr be-
trug im Jahresdurchschnitt:
Einfuhr Ausfuhr
kg kg
1910 is 1913 362 0,034
1920 258 0,0105
1921 194 0,1016
1) Vgl. auch „ETZ“ 1916, 8. 112, 228, 508, 532; 1919, S. 16.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 1243
Vor dem Kriege war, wie gesagt, Rußland der größte Liefe-
rant, 1921 war es Kolumbien mit 51 %. In Deutschland war
der Außenhandel mit Platin nur gering. Seine Einfuhr Mai/Dez.'
1921 betrug einschließlich Iridium, Osmium, Palladium, Rhodium
und Ruthenium 135 kg entsprechend einem Werte von 17,9 Mill. M,
die Ausfuhr betrug 557 kg im Werte von 51,9 Mill. M. Im Jahre 1920
waren es 126 kg bzw. 1062 kg im Werte von 0,1 Mill. M, 1913 dagegen
2200 kg (12,2 Mill. M) bzw. 3400 kg (12,4 Mill. M).
Der Welthandelspreis für Platin fiel i. J. 1920 wegen
verminderter Nachfrage nach Schmucksachen und infolge steigen-
der Erzeugung Kolumbiens, In New York hatte der Durch-
schnittspreis für 1 kg in den letzten Jahren folgende Werte:
$ $ $
1911 1388 1915 1515 1919 360
1912 1465 1916 2680 1920 3560
1913 1442 1917 3300 . 1921 2415
1914 1450 1918 3410
In London, wo Platin nicht amtlich notiert wird, schwankte
i. J. 1921 sein Preis im freien Verkehr zwischen 6100 und 7700 £ikg.
In Deutschland wurden Mitte Juni 1914 für Platin 6 M/kg ge-
zahlt. 1. J. 1916 wurde die Beschlagnahme veranlaßt und erst nach
Kriegsende aufgehoben; bis 31. V. 1919 blieb der Bezug kontingen-
tiert. Bis 1.X. 1922 sind dem Handel mit Platin gewisse Beschrän-
kungen auferlegt. Das Platin wird nicht amtlich notiert, sondern
frei gehandelt. Bis Anfang 1921 war der Platinpreis auf etwa das
23-fache des Vorkriegspreises angestiegen, wogegen Silber nur auf
das 16-fache und Gold auf das 15-fache gestiegen waren.
Im Jahre 1921 schwankten die Durchschnittspreise, wie die
„Jahresberichte über Edelmgtallhandel” berichten, in Berlin zwi-
schen 108 und 579, die Höchstpreise zwischen 117 und 700 und die
Niedrigstpreise zwischen 100 und 390 M/g. Der Mittelwert für 1921
war 217 M/g. Für die Zukunft ist nicht damit zu rechnen, daß der
Platinpreis auf den Vorkriegswert zurückgehen wird, denn allein
der Jahresbedarf Amerikas (4660 kg) ist doppelt so groß wie die
heutige Welterzeugung; da der Weltvorrat nicht übermäßig groß
ist, so kann an eine Deckung des Bedarfs nicht gedacht werden,
solange die russische Platinerzeugung, deren jetziger Aufstieg nicht
von langer Dauer sein dürfte, weil seine Minen in wenigen Jahrzehn-
ten erschöpft sein werden, noch nicht völlig umgestaltet ist. Sollten
keine neuen Lager gefunden oder die Erzeugung Kolumbiens nicht
bedeutend gesteigert werden, so ist mit einem dauernden Rückgang
der Welterzeugung zu rechnen. Ptz. |
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Karborundum und sein Gleichriehtereffekt. — H. M. Dow-
sett unterscheidet fünf Sorten von Carborundum, je nach ihrer
Wertigkeit als Gleichrichter und Detektor. Die wichtigsten sind
der harte grüne positive und der dunkelgraue oder schwarze nega-
tive Karborund. Positiv und negativ bedeutet hier, daß, ein
+ - bzw. — -Batteriespannungspol an die Basis, d. h. den in Lot
gefaßten Teil des Detektorkristalls angelegt, bei einem kleineren
Spannungswert Strom erhalten wird als umgekehrt. Die guten Kar-
borundstücke zeigen eine Faserung bzw. Risse. Die Gleich-
richtung wirkt in der Richtung dieser Faserung. Senkrecht zur
Faserung ist das Kristall neutral. Diese Faserung entsteht dureh
Entweichen der Ver-
brennungsgase nach der
Mitte des Ofens.: Wich-
tig ist die Befestigung
der Basis. ks ergab
sich, daß 90°, des gan-
zen Rohmaterials als
Detektormaterial be-
nutzt werdenkann, wenn
der Karborund an der
Basis in geschmolzenes
Stahl oder Wolfram ge-
taucht und dann erst
in Lot befestigt wird
(Abb. 8: B = Stahl,
A Stahlkontakt. B Hg Oberfläche gerade berührt
C 1 Zn tief in Hg. D 3 Zn tief in Hg.
Abb. 4.
D = Lot), gegen 20 bis 25 % bei einfachem Umgießen mit Lot. Die
Fläche des Kontaktes muß so klein wie möglich sein (Punktkon-
takt). Deswegen ist als Feder E (Abb. 3) am zweckmäßigsten
Stahl, weil das sehr harte Kristall dann nicht so tief eindringen
kann. Abb. 4 zeigt die Abnahme der Gleichrichterwirkung bei Ver-
grölerung der Kontaktoberfläche. Da die Erhöhung des Kontakt-
O N e = E a
1244 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 5. Oktober 19232.
druckes einer Vergrößerung der Oberfläche entspricht, ist es auch Charakteristik eine Gemde. Kleine Kristalle, z.B. von der Basis
nicht gut, den Druek der Feder E auf mehr als 200 g zu erhöhen. des Blockes, haben entsprechend größeren Widerstand, weil sie
Abb. 5a u. b zeigt für die verschiedenen Lagen eines Blockes von weniger Lagen haben als die größeren Kristalle. Zum Öffnen der
der Wand des Schmelzgefäßes aus nach der Mitte des Ofens die Kristalloberfläche braucht man eine Spannung Vo, die (Abb. 8) nach
Änderung der Gleichrichtung (+-Kristall). Charakteristisch der Öffnung der Oberfläche konstant ist. Um den Strom durch die
ist, daß alle Stücke von jeder Lage immer die gleiche Charakte- Lagen zu treiben, ist die Spannung, Kurve VR, erforderlich (für Ve
| gilt das Ohmsche Gesetz). Die beste Empfindlichkeit des Kristalles
als Detektor liegt an dem Knick der Kurve Vo. Bei steigender
Spannung von 0 bis M wirkt das Kristall als Kapazität. — Die bakl
positive, bald negative Wirkung des Kristalls erklärt Dowsett in
der Art, daß er annimmt, das Elektron tritt einmal durch das
Siliziumatom hindurch in das Kristall, das andere Mal verläßt
es das Karborund durch das Kohleatom, und begründet sine An-
schauungen durch eine eingehende Molekulartheorie umd ein
Modell des Karborundmoleküls. Die Elektronen können sich hier
nur in der Molekülachse durch das Molekül hindurchbewegen. An
der einen Seite der Achse sitzt der Kohlestoff, auf der anderen
das. Silizium,
Wenn auch das Dowsettsche Molekülmodell noch nicht ganz
eindeutig ist, so ergibt sich doch wohl unzweifelhaft aus den
zahlreichen, in der Arbeit angeführten Kurven, daß die Einseitig-
ristik haben, besonders, wenn die Stücke an der Oberfläche Keit in bezug auf den Elektronendurchgang beim Karborund einzig
chemisch gereinigt sind. Hierbei ist es gleichgültig, an welcher in der Kristall- bzw. Atomstruktur liegt und nichts mit irgend-
Zeite dea Stückes der Punktkontakt oder die Basie ist. Den welchen chemischen Umsetzungen an der Kontaktfiäche oder
empfindlichsten Detektor erhält man im allgemeinen aus der Ihermowirkungen zu tun hat. Die Erscheinung hat eine gewısse
Schicht Abb. 5 b Charakteristik 2, Irgendwelche Feuchtigkeits- oder Analogie in der Beeinflussung des Elektronenaustrittes bei der
Gashäute im Punktkontakt kommen für die Erklärung der Gleich- Elektronenemission aus einem Glühdraht durch Kalzium oder Ka-
a ie a B t Dio Temperatur e lium. („Rad. Review“, Bd. 2, 1921, S. 582.) A. M.
mpfindlichkeit (1 oppelte Empfindlichkeit), selbst bei 0 r N 27
hat der Luftdruck oder die Luftfeuchtigkeit keinen Einfluß, ebenso- j AR neue Bestimmung der absoluten elektrischen Widerstands-
wenig tritt ein Termoeffekt auf. Sehr charakteristisch für das Ver- inheit. — Im Jahre 1893 ist das internationale Ohm als der Wider-
halten des Kristalle sind die stand einer Quecksilbersäule von 1 mm? Querschnitt und 106,3 cm
Kurven Abb. 6. Die Gleich- Länge bei 0° festgesetzt worden, um eine Einheit zu erhalten, die
richtung tritt nur von ganz dem absoluten Ohm von 10° cm/sec möglichst nahe kommt, aber ge-
charakteristischen Punkten nauer reproduzierbar ist. Inzwischen ist die Meßtechnik derart ver-
desKristallgefüges ausein. Es vollkommnet, daß das absolute Ohm sich mit ähnlicher Genauigkeit
-isthierz.B.nuranderKristall- verwirklichen läßt wie die internationale Quecksilbereinheit. Da-
ecke, dem Punkt R (Abb. 7), her haben im Jahre 1908 auf Anregung von Rayleigh sowohl das
eine verhältnismäßig kleine National Physical Laboratory wie die Physikalisch-Technische
elektromotorische Kraft er- KReichsanstalt eine neue Bestimmung der absoluten Widerstands-
einheit begonnen mit dem Ziel, dieselbe Genauigkeit von 1. 10—
wie beim internationalen Ohm zu erreichen und das Verhältnis der
beiden Einheiten festzulegen. Die in England von F. E Smith
P | durchgeführte Untersuchung beruht auf dem Lorenzschen Prinzip
ea der im Magnetfeld rotierenden Scheibe und gestattet unmittelbar,
Normalwiderstände niedrigen Betrages (0,001 — 0,1 Q) in absoluten
Einheiten zu messen. Die im Jahre 1914 beendete Untersuchung
führte zu dem Wert 1 intern. Ohm = 1,000 52 + 0,000 02 abs. Ohm.
Die in Deutschland von E. Grüneisen und E. Giebe durchge
führten Messungen, die kurz vor dem Kriege abgeschlossen waren,
liegen erst jetzt in ihrer endgültigen Durcharbeitung vor. Die in
der P.T.R. angewandte Methode ist grundverschieden von der im
N.P.L. durchgeführten. Da 1 Henry = 1 Ohm X 1 sec ist, so wurde
eine Selbstinduktion im absoluten und internationalen Maß ausge-
Kurve 1 Cı nach S Rnach S Abb. 7.
a 2G na S Kurve 4! R „ Cı |
n 3C a Ci \ n Cs messen. Die absolute Messung erfolgte durch genannte Ausmessung
Abb. 6. der Dimensionen von im ganzen drei Spulen, aus denen nach den
von Lorenz angegebenen Formeln mit den Korrektionen von Rosa
forderlich, um die Elektronen in das Innere des Kristalls zu {die Selbstinduktion berechnet wurde. Die Auswertung der Spulen
treiben, umgekehrt ist der Weg ihnen versperrt. Die Leitfähigkeit IR internationalen elektrischen Einheiten erfolgte durch Vergleichs-
im Kristall ergibt sich parallel zu den Kristallflächen. Wird der schen Un rn en
Strom größer, so nehmen immer mehr Lagen des Kristalls an der ist. Der Vergleich erfolgte in der Wechselstrombrücke; wegen der
genaueren Einzelheiten muß auf die Originalarbeit verwiesen wer-
den. Die Übereinstimmung der nach dieser Methode erhaltenen
Werte mit den in England gefundenen ist bei der gänzlichen Ver-
schiedenheit beider Methoden außerordentlich gut; als Endergebnis
wird angegeben:
1 intern. Ohm = 1,000 51 + 0,000 03 abs. Ohm,
so daß 1 abs. Ohm einer Quecksilbersäule von 106,246 cm Länge
entsprechen würde. Unter Berücksichtigung der etwas verschiede-
nen Widerstandseinheiten der beiden Staatslaboratorien beträgt die
Abweichung %ıoooo und liegt innerhalb der angegebenen Fehler-
grenzen. Für zwei andere wichtige Konstanten spielt dieses Ver-
hältnis ebenfalls eine Rolle. Die Bestimmung des mechanischen
Wärmeäquivalents erfolgt wohl am besten nach der Methode der
elektrischen Energiemessung. Auf diesem Wege hatten Jaeger und
v. Steinwehr gefunden:
1 cal,;? = 4,184, [Joule = Ans . Din: , sec]
Da das internationale Ampere bis auf wenige Hundertausendstel
mit 0,1 [CGS] übereinstimmt, so kommt für die Umrechnung in
"Anoeleate Volt i erg im wesentlichen das Verhältnis der absoluten und internatio-
Ka Az nalen Widerstandseinheit in Frage. Die Benutzung des obigen Wer-
Abb. 8. tes liefert: R
1 cal;50 = 4,1863 . 10° erg.
Stromleitung teil. Das Leitendwerden der aufeinanderfolgenden BR :
Lagen im Kristall entspricht dem gebogenen Teil der Charakteristik Die Lichtgeschwindigkeit wurde im Bureau of Standards von Ross
(Abb. 8: Kurve A). Wenn alle Lagen leitend geworden sind, ist die und Dorny als Quadratwurzel aus dem Verhältnis der elektrostati-
6. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40.
1245
schen zur elektromagnetischen Kapazität eines Luftkondensators
gefunden zu: Sn
c = 2,9971 . 101 Es 4
eec
Auch hier ist die Meßgenauigkeit so groß, daß die Abweichung der
internationalen von der absoluten Einheit berücksichtigt werden
muß. Die Umrechnung ergibt:
c = 2,9979 . 1010 [cm/sec]
inziemlich guter Übereinstimmung mit den direkt gemessenen Wer-
ten, („Wiss. Abh. d. Phys.-Techn. Reichsanst.”, Bd. 5, 1921.) Br.
I
Chemie.
Akkumulator mit Porzellanplatten. — Durch die Zeitungen
ging kürzlich eine Notiz von einem durch einen Italiener erfunde-
nen Akkumulator, der an Stelle von Bleigittern Platten aus porösem
Porzellan als Träger der aktiven Masse benutzt. Es hieß, die Por-
zellanplatten würden erhitzt und durch Eintauchen in ein Bad aus
Bleiverbindungen in leitenden Zustand versetzt. Die weitere Be-
handlung erfoige in der Weise, daß die Plattenoberfläche mit einer
Graphit- und Bleischicht versehen werde, worauf dann die so vorge-
arbeitete Elektrode die aktive Masse erhalte.
Hierzu ist folgendes zu bemerken: Das deutsche Patent, auf
das sich die Zeitungsnotizen beziehen, ist kaum ein Jahr nach der
Erteilung vom Erfinder fallengelassen worden. Tatsächlich dürfte
auch ein Akkumulator nach dem Patent, soweit es sich aus der
reichlich unklaren Beschreibung ersehen läßt, überhaupt kaum her-
zustellen sein, und selbst, wenn dies gelingen sollte, würde es nur
einen Rückschritt gegenüber dem jetzigen Stand der Technik be-
deuten. Der Erfinder will, wie in der Zeitungsnotiz richtig ange-
geben, das Gitter aus einem billigeren Stoff herstellen als Blei, näm-
lich aus porösem Porzellan. Abgesehen davon, daß die Herstellung
solcher Porzellanplatten oder -gitter schon an sich vermutlich teu-
rer kommen wird als die modernen leichten Bleigitter, muß nach
dem Patent das Porzellan selbst in seiner ganzen Masse leitend ge-
macht werden, was der Erfinder durch Tränken mit Bleisalzen und
darauffolgender Reduktion erzielen will. Selbstverständlich ist
hierfür wiederum Blei aufzuwenden, und zwar in der weit kost-
spieligeren Form der betreffenden Salze, wozu noch die Kosten der
Reduktionsmittel und der Arbeit treten. Eine solche Platte soll nun
als Großoberflächen- oder Masseplatte benutzt werden. Im ersteren
Falle überzieht er sie auf elektrolytischem Wege mit einer Blei-
schicht (weitere Kosten!), welche nachträglich plante-formiert
wird, im zweiten Falle füllt er die Höhlungen des Gitters in der üb-
lichen Weise mit Masse. Der so hergestellte Porzellankörper hat
aber noch weitere Nachteile gegenüber einem Bleiträger. Sein Vo-
lumen muß wesentlich größer sein, da seine Leitfähigkeit und seine
Bruchfestigkeit viel geringer ist als massives Blei. Infolgedessen
ist er selbst schwerer als ein normader Bleiträger, die fertigen Elek-
trodenplatten müssen dicker und damit das Element größer werden.
Ferner wird er infolge seiner Starrheit einer evtl. Volumenzunahme
der Masse nicht so gut standhalten als das biegsame Blei und daher
leicht brechen. Es dürfte demnach die Erfindung kaum als beach-
tenswert zu bezeichnen sein.
Im übrigen hat man schon früher, und zwar in etwas vernünf-
tiger Weise, vorgeschlagen, poröse keramische Massen als Träger
zu verwenden, so daß dieser Gedanke durchaus nicht mehr neu ist,
ohne sich aber Eingang in die Praxis verschaffen zu können. Es sei
z. B. die Elektrode von Clare erwähnt, welche u. a. in dem Buch
„Les accumulateurs électriques“ von Jumau 1907, S. 490, beschrie-
ben ist. Diese besteht aus zwei Platten aus porösem Steinzeug,
welche an einer Seite quadratische Vertiefungen, an der anderen
senkrechte Rippen ‚tragen. Die Vertiefungen werden mit der üb-
lichen wirksamen Masse gefüllt, die beiden Platten unter Zwischen-
lage eines dünnen Bleibleches mit der gefüllten Seite aneinander-
gelegt und die so gebildeten Elektroden derart in das Element ge-
stellt, daß die Außenrippen einander berühren. Hier dient das po-
röse Steinzeug nicht nur als Träger, sondern gleichzeitig auch als
Scheider und zum Aufsaugen eines großen Teiles des Elektrolyten.
Die' Konstruktion hat sich aber nicht bewährt, da sie einmal viel
schwerer war als die normalen Elemente, und da ferner die die po-
sitive Masse einschließenden porösen Platten in verhältnismäßig
kurzer Zeit gesprungen sind, jedenfalls infolge der Ausdehnung der
Masse. Bei Großoberflächenplatten kommt die Verwendung porösen
Porzellans od. dgl. als Träger noch weniger in Frage, weil bei die-
sen Platten das Blei nicht nur als Träger für die aktive Masse, son-
dern auch als Vorrat wirkt, indem es neues Superoxyd in dem Maße
erzeugt, wie das vorhandene durch das Arbeiten der Platten ab-
fällt. Es dürfte daher ganz ausgeschlossen sein, durch Verwendung
poröser keramischer Stoffe als Träger einen Fortschritt im Akku-
mulatorenbau zu erzielen. Str.
Elektrolytische Imprägnierung von Geweben. — In Cran-
Ston, Rhode Island, V. St., ist kürzlich eine elektrolytische Anlage
erbaut worden, die nach einem von Tat eerdachten Verfahren jähr-
lich 30 Mill. m Gewebe wasserdicht machen kann. Das Gewebe wird `
erst mit einer Lösung von ölsaurem Natron getränkt und dann bei
Gegenwart von Alaun, ‚Aluminiumsulfat oder Aluminiumazetat
zwischeneiner Aluminiumanode und einer Graphitkathode hindurch-
gezogen. Durch die Bildung von unlöslichem ölsaurem Aluminium,
das sich auf den Fasern niederschlägt, wird das Tuch wasserdicht.
Der elektrische Strom begünstigt durch die anodische Bildung von
Aluminiumhydroxyd die chemische Umsetzung zu einem basischen
Aluminiumoleat, das sicht nur in Wasser, sondern auch in Benzin,
Petroläther und den anderen bei der Reinigung üblichen Flüssig-
keiten unlöslich ist. Außerdem scheint hierbei durch eine Art von
Elektroosmose das schützende unlösliche Salz viel tiefer einzudrin-
gen als bei einer rein chemischen Behandlung. In seinem ersten Ap-
parat benutzte Tate zylindrische Elektroden, die gleichzeitig den
Stoff weiterschoben; aber die Berührung mit dem Stoff war unvoll-
kommen und die Arbeitsleistung zu gering. Schließlich nahm er
plattenförmige senkrecht stehende Elektroden, zwischen denen der
Stoff mit sanfter Reibung gleitet. Sie sind 75 cm hoch und ent-
sprechend der üblichen Stoffbreite 1,5 oder 1,8 m breit. Der Stoff
wird durch Führungsrollen mit einer Geschwindigkeit von 25 m i. d.
min bewegt. Abb. 9 und 10 zeigen die Anordnung der Elektroden und
LIN
Ho
-#
Abb. 10. Anordnung des elektrolytischen
Imprägnierapparates von Tate.
Abb. 9. Elektrode des Im-
prägnierapparates von Tate.
der Rollen. Die positive Elektrode besteht aus einer 25 mm dicken
Aluminiumplatte, die negative setzt sich aus 8 Graphitklötzen ven
5 cm Höhe und 2,5 X 3,5 cm Querschnitt zusammen, die auf schwach
geneigten Schlittenbahnen durch Spiralfedern gegen den Stoff mit
einem Drucke gepreßt werden, dessen Größe nach der Art des Ge-
webes geregelt wird. Diese Federung erlaubt ein ununterbrochenes
Arbeiten, während man früher die Maschine anhalten mußte, um die
Verbindungsnähte zwischen den einzelnen Stücken durchlaufen zu
lassen. Die Graphitklötze sind an einem Verteilungskasten be-
festigt, in den eine Lösung von Aluminiumazetat (essigsaurer Ton-
erde) fließt; sie gelangt durch Spalten zwischen den Klötzen auf das
Gewebe und wird durch zickzackförmige Rillen auf der Stirnseite
der Klötze gleichmäßig verteilt. Die Anode auf der anderen Seite
ist in wollenes Tuch gehüllt.
Vor dem Imprägnieren wird das Gewebe sorgfältig entfettet,
wenn nötig, von Appretur befreit und mit klarem Wasser gespült.
Es läuft dann durch ein doppeltes Bad von ölsaurem Natrium und
saugt sich ganz damit voll. Beim Gleiten zwischen den Elektroden
wird es mit der Azetatlösung berieselt und gleichzeitig einem elek-
trischen Strome von 50 bis 60 A ausgesetzt. Dann wandert es durch
einen Trog mit fließendem Wasser, von neuem durch ein ölsaures
Bad und in einen zweiten Elektrolysierapparat, diesmal aber so, daß
die vorher der Kathode zugekehrte Seite des Gewebes nun der Anode
zugekehrt ist. Einem dritten Spülen folgt bei wollenen Geweben noch
eine dritte und vierte elektrochemische Behandlung. Die Vorzüge
dieser Behandlung werden bei der chemischen und mikroskopischen
Prüfung sichtbar. Die Faser des Gewebes hat sich wesentlich ver-
ändert. Sie ist merklich dauerhafter geworden, ohne an Geschmei-
digkeit und Feinheit einzubüßen. Sie nimmt besser die Farbe an
und ist mit einem Aufwande von 3 bis 4 g Aluminiumhydroxyd auf
den Quadratmeter Gewebe ganz dicht geworden’). (Le Genie Civil,
Bd. 80, 1922, S. 18.) K. A.
D Eine eingehende Beschreibung dieses neuen elektrochemischen Ver-
fahrens ist in Journ. Franklin Inst.. Oktober 1921 erschienen.
Fernmeldetechnik.
Anordnungen mit negativem Widerstand und negativer Impe-
danz in der Radiotelegraphie. — Über eine Elektronenröhre, deren
Stromstärke innerhalb eines bestimmten Bereiches mit abnehmender
Spannung wächst, berichtet J. Scott-'Laggart in Radio-Re-
view!). Die von ihm Negatron genannte Röhre enthält zwei Anoden
A, und A, zu beiden Seiten des Heizdrahtes F (Abb. 11). Zwischen
8;
lei]
Abb. t1. a. 12. Das Negatron als Schwingungserzeuger.
Das Negatron.
F und A, befindet sich das Gitter G. Jede Anode ist mit dem posi-
tiven Pol einer Batterie B,, Ba’ verbunden, das Gitter G über eine
Batterie B mit der Anode A,. B, ist so gewählt, daß G ein kleines
negatives Potential hat. Die Heizung von F wird so geregelt, daß
die Anodenströme ihren Sättigungswert erreicht haben. Wenn die
Spannung von B vergrößert wird, so ist die erste Folge ein Anwach-
sen des Stromes zwischen F und A,. Gleichzeitig wird aber damit
das Potential des Gitters @ vergrößert und dadurch ein größerer
Teil der von F ausgehenden Elektronen nach A, abgelenkt. Nun ist
aber der Sättigungszustand bereits vorhanden. Folglich können die
nach A, abgelenkten Elektronen nur von jenen stammen, die sonst
nach A, gegangen wären. r Strom von F nach A, wird also klei-
ner, und da der zweite Effekt den ersten überwiegt, bewirkt eine Er-
höhung der Spannung Bə eine Verminderung des Stromes in diesem
Kreis, d. h. das Negatron zeigt einen negativen Widerstand. Das
Negatron kann zur Schwingungserzeugung dienen. Eine für diesen
Zweck geeignete Schaltung zeigt Abb. 12. Die beiden Batterien B
und B, sind durch eine einzige B ersetzt, die Batterie B, durch
einen Kondensator C}, der eine starke positive Aufladung des Gitters
verhindert.
Der Verfasser beschreibt außerdem eine zweite, von ihm Biotron
genannte Anordnung, welche denselben Effekt mit zwei gewöhn-
lichen Glühkathodenröhren zu erreichen gestattet. In Revue géné-
rale de l’Electricite, Bd. 11, 1922 S. 190, weist dem gegenüber M. La -
tour aufeine allgemei- |
nere vonihmangegebene | l ilı
Schaltungsweise hin, die
nicht nur einen negati-
ven Widerstand,sondern
eine negative Impedanz
zu verwirklichenerlaubt.
Die schematische Skizze
zeigt Abb.13. Die Batte-
rien 3 und 5 unterhalten
den Anodenstrom der
Röhre 1. Die Spannung 5
ist dabei so gewählt,
daß sie im allgemeinen
den Spannungsabfall in
dem Ohmschen Wider-
stand 12 kompensiert
ebenso die Batterie 6 den Spannungsabfall in 15. Die Klemmen 10,
11 bzw. 13, 14 haben also normalerweise gleiches Potential. Flielst
nun ein Strom durch den Kreis 7, 8, 11, 14, 13 über die Impedanz 9, so
bewirkt der Spannungsabfall in 9 eine Spannungsdifferenz zwischen
dem Gitter und der Kathode von 1 und diese durch die Röhre 2 ver-
stärkte Spannungsdifferenz bewirkt einen Spannungsabfall von 13
nach 14, der den Abfall von 7 nach 8 überwiegt, so daß der ganze
Kreis 7, 8, 11, 14, 13 eine negative Impedanz aufweist. Der Nutzen
solcher Anordnungen besteht natürlich darin, daß sie die mit einer
positiven Impedanz verbundene Schwächung des Stromes zu vermin-
dern gestatten. Br.
Das „Commercial Radio International Committee”. — Zwischen
der Radio-Corporation of America, der Gesellschaft für drahtlose
Telegraphie (Telefunken), der Marconi Wireless Telegraph Co.
Ltd. und Cie. Generale de Telegraphie sans Fil ist kürzlich das
„Commercial Radio International Committee” gebildet worden, das
in einer Reihe von Besprechungen in Cannes, Paris und London ver-
schiedene wichtige Fragen bezüglich der Entwicklung des draht-
losen Telegraphie- und Telephonieverkehrs mit den verschiedenen
Abb. 13. Negative Impedanz.
Erdteilen erörtert hat und wobei die Eröffnung mehrerer neuer in-
ternationaler drahtlosen Verbindungen beschlossen wurde. Zwecks
Vermeidung gegenseitiger Störungen und um eine Vergeudung der
verhältnismäßig wenigen zum Verkehr auf große Entfernungen ver-
fügbaren Wellen vorzubeugen, soll beim Bau drahtloser Großfunk-
stellen äußerst gewissenhaft und sorgfältig vorgegangen werden
ı) Bd. 11, 1921, 8. 598,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40.
!
` nicht eingeschränkt
5. Oktober 1922.
und insbesondere solche Sender vermieden werden, die harmonische
oder sekundäre Wellen über die vereinbarte Entfernung hinaus
oder außerhalb des für die betreffende Station vorgesehenen Wel-
lenbereichs ausstrahlen. Die Zusammenarbeit der vier Gesellschaf-
ten soll einerseits die volle Ausnutzung der Erg2bnisse wissen-
schaftlicher Forschungen, besonders auf dem Gebiete der Beseiti-
gung von atmosphärischen Störungen herbeiführen und anderer-
geits die weiteste und schnellste Fortentwicklung der drahtlosen
Technik zur Folge haben, wodurch für das Publikum und die Presse
ein zuverlässiger und in jedem Sinne ausreichender Verkehrsdienst
über die ganze Welt sichergestellt wird. (Nach „Telefunkenzeitung“
1922, Nr. 26/27.) Th.
Funkwesen in Britisch-Indien. — Wie die „Weltw. Nachr.“
nach der „Rangoon Gazette” mitteilen, ist kürzlich eine Denkschrift
über den Plan der indischen Regierung zur Entwicklung der
funktelegraphischen Verbindungen veröffentlicht
worden, der sich dem bezüglichen System des britischen Reiches
anpaßt. Nach ihm wird die indische Regierung das ausschließliche
Recht auf Errichtung, Unterhaltung und Betrieb der drahtlosen
Telegraphie in Britisch-Indien haben und solches durch Unterhalt
von Öffentlichen Anstalten und Lizenzerteilung an Privatpersonen
für die Errichtung und Benutzung von Funkanlagen im Lande so-
wie auf dort eingetragenen Schiffen und Flugzeugen ausüben.
Z. Zt. unterhält die Regierung, hauptsächlich zur Verbindung mit
Schiffen auf See, folgende Küstenstationen: Bombay, Calcutta,
Diamond Island, Carachi, Madras, Port Blair, Rangoon und Vietoria
Point. Die Inlandstationen sind Allahabad, Delhi, Lahore, Maymyo,
nn ap Peschawar, Quetta, Sekunderabad, Jutogh, Patna
un oona.
Landwirtschaft.
, Die Wirtschaftlichkeit des elektrischen Dreschens. — In einem
Vortrag in der technischen Vortragsreihe „Technik und Wirt-
schaft” in Berlin kommt Kirstein zu dem Ergebnis, daß die
Wirtschaftlichkeit des elektrischen Dreschens durch geeignete
Größenwahl der Maschinen und Anpassung ihrer Konstruktion an
diese Betriebsart verbessert werden kann und stellt im einzelnen
folgende Forderungen auf: 1. Planmäßige Untersuchung der bei
der Wahl von Dreschmaschinen zu berücksichtigenden Faktoren;
2. Herausgabe von Richtlinien über die zweckmäßige Größe der
Dreschsätze unter Zugrundelegung normaler Betriebsverhältnisse:
3. Bau kleiner Dreschmaschinen, welche gutes, marktfertiges Ge-
treide liefern; 4. Verwendung von Motoren, die mit Schwune-
masse versehen sind und möglichst durch die zugehörigen Dresch-
maschinen so beansprucht werden, daß sie mit Vollast arbeiten.
Von Charbonnier wird im Anschluß an diese Vorschläge
entgegengehalten, daß die Lokomobile in Dreschbetrieben bei Be-
rücksichtigung der hohen Übertragungsverluste in Überlandleitun-
gen wärmewirtschaftlich günstiger wie der Elektromotor arbeite
und besonders auf die kurzzeitige Verwendung der Dreschmaschine
ım Jahre verwiesen. Der Anschluß von Dreschmaschinen an
Überlandzentralen sei mit großem Nachteil für die Gemeinwirt-
schaft verknüpft und ergebe auch für die Überlandzentralen selbst
keinen Vorteil. Ein besonderer Vorzug der Lokomobile für
Dreschbetriebe sei der, daß der Betrieb mit. derselben zeitlich
werden muß, und die Lokomobile das
Dreschen an jeder beliebigen Stelle ermögliche, während der
Elektromotor an das Leitungsnetz gebunden sei. Auf Grund lang-
jähriger Erfahrungen in elektrischen Betrieben auf dem Lande
gibt Vietze hierzu folgende Erklärungen (gekürzt): 1. Die For-
derungen von Kirstein geben geeignete Anregungen zur Ver-
besserung der Dreschbetriebe; 2. Für den Landwirt ist es erforder-
lich, Strom jederzeit bedingungslos zur Verfügung zu haben. Die
augenblicklichen Einschränkungsmaßnahmen dürfen nur vorüber-
gehend sein. 3, Bei Aufstellung von Wirtschaftlichkeitsberech-
nungen technischer Betriebe in der Landwirtschaft muß die ge-
samte Kraftanlage der Berechnung zugrunde gelegt werden. Es
darf nicht eine einzige Maschine herausgegriffen und für sich be-
handelt werden. Für den Landwirt ist es wichtig, nicht nur
dreschen zu können, sondern ebenso Futter zu schneiden, zu
häckseln, zu pumpen, zu schroten und dgl. 4. Die Wirkungsgräde
bei den Wirtschaftlichkeitsberechnungen der Lokomobilfirmen
gelten nur solange, als die Maschinen im Versuchsraum arbeiten,
dieselben werden ganz anders, wenn die Maschinen im Schmutz
und Staub arbeiten und durch Transporte über unebenes Gelände
sich ihre mechanischen Teile gelockert haben. Es konnte in
manchen Fällen festgestellt werden, daß der Regulator der Dresch-
lokomobile nur noch auf ganz grobe Drehzahlveränderungen an-
sprach. Für die einwandfreie Beurteilung der Preisfrage ist die
Bewertung nach geltenden Lohudreschpreisen maßgebend, da die-
selben gewissermaßen gültige Marktpreise darstellen. Eine Rund-
frage bei den Überlandwerken der Provinz Sachsen ergab, daß für
Lohndreschmaschinen mit Lokomobile im Durchschnitt 150 bis
165 M je Stunde gefordert werden, wobei Heiz- und Schmier-
material, sowie Lohn für den Maschinisten eingeschlossen ist.
Das Bedienungspersonal für Dreschmaschinen ist vom Landwirt
zu stellen. Für elektrische Lohndreschbetriebe werden außer den
Stromkosten, je Stunde 120 M gefordert: der Stromverbrauch
beträgt durchschnittlich 15 kWh/h, wobei ein Durchschnittsdrusch
5. Oktober 1922.
von 25 bis 30 Ztr. und stellenweise sogar 35 bis 40 Ztr. Getreide
zugrunde gelegt werden kann. Bei einem Strompreis von 2 M/kWh
würden stündlich an Stromkosten 30 M hinzukommen, so daß die
Gesamtkosten einschließlich des Lohnes für den Maschinisten
150 M betragen. Dies ergibt, daß ein wirtschaftlicher Unterschied
zuungunsten der Elektrizität beim Dreschen nicht besteht.
5. Durch eine Rundfrage bei Überklandwerken wurde festgestellt,
daß trotz der teilweisen Unzufriedenheit wegen der behördlich
vorgeschriebenen Einschränkungsmaßnahmen nach dem 1. I. 1919
in einem einzigen Überlandwerk mit etwa 100 Ortschaften allein
30 größere Gutsbesitzer den Elektromotor an Stelle ihrer früher
betriebenen Lokomobile für Dreschzwecke gesetzt haben. Dies
beweist, daß die Landwirtschaft den Elektromotor allen anderen
Betriebsarten vorzieht. 6. Die Strompreise je Zentner Getreide
betragen allerhöchstens 1% des Marktpreises, bilden also nur
einen verschwindenden Bruchteil desselben. Der betriebstech-
nische Vorteil einer Kraftanlage ist unter allen Umständen aus-
schlagzebend. 7. Zusammenfassend tritt der Verfasser für die
Vorschläge von Kirstein ein, lehnt aber jede Zwangswirtschaft für
den landwirtschaftlichen Betrieb ab, hält unter allen Umständen
den elektrischen Betrieb in der Landwirtschaft auch für Dresch-
zwecke für den zweckmäßigsten und wirtschaftlichsten und möchte
an Stelle von theoretischen Wärmewirtschaftlichkeitsberechnungen
praktische Ergebnisse gesetzt haben.
Zu den Ausführungen von Herrn Vietze nimmt Char-
bonnier wie folgt Stellung:
Zu 3. Der Drusch solle sofort nach der Ernte auf dem Felde
vorgenommen werden, wo sofort das zum Verkauf bestimmte Stroh
eepreßt und das zur Verfütterung bestimmte Stroh gehäckselt
wird. Legt man für den Bedarf an elektrischer Energie ein Gut
von 2000 Morgen unter dem Pfluge zugrunde, so ergäbe sich für
die Druschzeit eine Belastung mit 25 kW, für die übrige Zeit mit
höchstens 5 kW und auf das ganze Jahr verteilt mit nur 1,14 kW.
Bei Anschluß des Dreschbetriebes betraze die Spitzenbelastung
höchstens 5 kW und die Durchschnittsjahresbelastung 0,46 KW.
Die Ausnutzung der Gesamtanlage betrage also mit Dreschbetrieb
rund 4%, ohne Dreschbetrieb aber 9%. Der Dreschbetrieb er-
fordere also cine um 460 % größere Anlage und verursache eine
um 56 % schlechtere Ausnutzung. Dieses Milsverhältnis könne
durch irgendwelche andere Maßnahmen nicht ohne Zwang aus-
gerlichen werden, denn z. Z. gebe es keinen gewerblichen Be-
trieb, der in der Zeit der Getreideernte auf den Stroinbezug aus
freien Stücken verzichten würde.
Zu 4. Die Behauptung von Vietze, daß die Wirkungsgrale
bei den Wirtschaftlichkeitsberechnungen der Lokomobilfirmen nur
so lange gelten, als die Maschinen im Versuchsraum arbeiten, be-
streitet Charbonnier und weist auf die Schäden bei Elektromoto-
ren hin. Ebenso lehnt er die geforderten Dreschpreise als Mah-
stab für die Wirtschaftlichkeit von Elektromotor und Lokomobile
ab. Versuche hätten ergeben, daß eine Überlegenheit des Elektro-
motors über die Lokomobile nicht bestehe. Unter Berücksichti-
gung der Gesamtdruschkosten arbeitete bei den Versuchen in
Eickelborn 1910 und in Langenweddingen und Sohlen 1913. der
Elektromotor um 20 bzw. 26% teurer als die Lokomobile. Die
Versuche in Langzenweddingen und Sohlen, sowie die Unter-
suchungen, die auf Veranlassung der Deutschen Landwirtsgesell-
schaft und des Württembergischen Elektrotechnischen Vereins
1913/14 auf Gut Hohenheim durchgeführt wurden, erbrächten den
weiteren Beweis, daß der Reindrusch bei Lokomobilen nicht
schlechter als bei Elektromotoren sei.
Zu 6. Die Kohlenkosten der Sattdampf-Lokomobile betrügen
?/, %, die der Heißdampf-Lokomobile % %, die Stromkosten des
Elektromotors bei einem Strompreise von 2:4 M 1—2 % des Ge-
treigeerlöses.
Zu den Ausführungen von Charbonnier nimmt wiederum
Vietze Stellung:
Zu 1. Der Durchschnittswirkungsgrad in elektrischen Über-
landzentralen, von Zähler zu Zähler gemessen. betrage nicht 50,
sondern 75 %; daher ergäbe seine Rechnung nicht 1,875, sondern
nur 1,15 kg Kohlenverbrauch je PSh an der Elektromotorriemen-
scheibe (d. h. weniger wie Sattdampf- und Heißdampfmaschine).
Zu 2. Für die Ausnutzung einer landwirtschaftlichen Über-
landzentrale komme es nicht auf die Betriebszeit einer Dresch-
maschine an, sondern auf die durchschnittliche Betriebszeit,
welche von der Summe aller Dreschmaschinen, bezogen auf die
benötigte Gesamthöchstleistung, im Jahr erzielt werde; diese be-
trage aber nicht nur 240 h, sondern etwa 1000--1500 h und wachse
mit dem Umfang der Zentrale. Wenn man nun diese richtigen
Zahlen auf die Berechnungesmethode von Charbonnier für die
Ausnutzung einer Überlandzentrale einsetze, so ergäbe sich das
Resultat, daß es nunmehr im Interesse der Wirtschaftlichkeit von
Überlandzentralen läge, nur noch Dreschmaschinen elektrisch an-
zuschließen, und die Kleinmotoren dem Lokomobilbetrieb zu über-
lassen. Nämlich: Durchschnittsbelastung von Dreschbetrieb ohne
Kleinmotoren = 3,5 kW, d. h. bei 28 kW llöchstleistung 12,5 %
Ausnutzung. Dagegen: Durchschnitisbelastung von Dreschbetrieb
plus Kleinmotoren = 3,9 kW, d. h. bei 33 kW Höchstleistung
118% Ausnutzung.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40.
1247
Mithin ergäbe sich nach Charbonnier bei ausschließlichem An-
schluß von Dreschmaschinen an Überlandzentralen eine um 0,7%
bessere Ausnutzung der Anlagen.
Zu 3. Daß sich der Wirkungsgrad von Lokomobilen in der
Landwirtschaft erfahrungsgemäß ungünstiger stellt wie der von
Elektromotoren, hänge mit der Konstruktion der Maschinen zu-
sammen; der Elektromoter sei eben viel einfacher gebaut wie eine
Lokomobile!
Zu 4. Die Dreschlöhne innerhalb der Provinz Sachsen seien
bei gleichen Voraussetzungen nahezu gleich. Es komme aber gar
nicht darauf an, z. B. den Preis einer Lohndreschstunde für Dampf.
in der Provinz Sachsen mit dem Preis einer Lohndreschstunde
mit Elektrizität in Bayern zu vergleichen, sondern der Vergleich
habe nur Sinn, wenn er in dem gleichen Ort oder wenigstens in
der gleichen Gegend gezogen werde; hierfür habe er dann aber
auch. Zweck und Wert.
Zu 5. Ausschlaggebend für Jie Einführung des elektrischen
Dreschbetriebes sei nicht die Preisfrage (d. s. Bruchteile von Pro-
zenten des Getreideerlöses!), sondern in erster Linie die Einfach-
heit, Dienstbarkeit sowie die Betriebsbereitschaft des Elektro-
motors. (,„Mitt. d. Vereinig. d. Elektrizitätswerke” 1321, Nr. 299,
S. 397, u. 1922, Nr. 306, S. 71.) Schar.
Verschiedenes.
Kohlensäure als Feuerlöscher für Generatoren. — In den großen
Turbogeneratoren sammeln sich, auch wenn die Kühlluft sorgfältig
ecreinigt wird, allmählich gewisse Mengen von Öl und anderen
leicht entzündlichen Stoffen an, welche in Brand geraten können,
sobald sich eine schadhafte Spule überhitzt. J. B. Wheelcr hat
in einem Kraftwerk der Union Eleetrie Light & Power Company in
St. Louis eine Schutzvorrichtung eingerichtet, welche Kohlensäure
in den Generator einbläst, sobald ein Thermometer eine gefährliche
Temperatursteizerung anzeigt. Durch Versuche wurde festzestellt,
daß ein Gehalt von 15,6 % Kohlensäure in der Luft genügt, vm eine
Flamme zu ersticken. Dementsprechend wurde die 170 m? fassende
Luftkammer mit einem Kohlensäurebehälter verbunden, welcher
3,1 m? Kohlensäure von 10,5 At Druck fafite.. Nach dem Absperren
des Luftauslasses und Öffnen des Kohlensäurebehälters war in spä-
testens 3% min der nötige Kohlensäuregehalt erreicht. Flaschen
mit flüssiger Kohlensäure anzuschalten, ist nicht zweckmäßig, weil
die große Kälte, welche beim Verdampfen entsteht, Störungen ver-
ursachen würde. („Electrical World”, Bd. 80, 1922, S. 165.) K. A.
Die Tätigkeit des Staatl. Materialprüfungsamtes im Betriebs-
jahre 1920. — lie Inanspruchnahme des Amtes hat im Berichtsjahre
erneute Steigerung erfahren. In Abteilung 1 für Metallprü-
fung wurden 369 Anträge erledigt. Wie schon im vorigen Jahre')
waren auch in diesem Berichtsjahre mehrfach die Bruchursachen an
vorzeitig gerissenen Förderseilen aufzuklären. Sogenannter.
Silberstahldraht, wie er für Klaviere Verwendung findet,
wurde auf Zugfestigkeit und Dehnung untersucht. Ferner wurden
Aluminiumdrahtseile, die zu Hochspannungsleitungen
verwendet werden, und Aluminiumseile mit Stahldrahtseele, soge-
nannte Stahlaluminiumseile, geprüft. Auch Kerbver-
bindungen für Kupfer-, Aluminıum- und Stahlaluminiumseile
kamen mehrfach zur Prüfung. Die im Jahre 1909 zwischen dem Amt
und den Vereinigten Fabriken isolierterLeitungen getrof-
fenen Abmachungen über die Kontrolle des Kautschukmaterials für
isolierte Leitungen waren während des Krieges praktisch außer
Kraft gesetzt worden, infolge der durch Rolıkautschukmangel be-
dingten Unmöglichkeit, nach den s. Zt. festgesetzten Vorschriften
zu fabrizieren. Im Berichtsjahr traten nun die Vereinigten Fabri-
ken erneut an das Amt heran, um diese Vorschriften im Interesse der
Befreiung des Marktes von minderwertigen Leitungsmaterialien
einer Nac hprüfung zu unterziehen.
Ähnlich wie in der Kautschukindustrie hat auch in der Iso-
lierstoffindustrieder Rolhstoffmangel während des Krieges
seinen ungünstigen Einfluß auf die Beschaffenheit der elektrischen
Isoliermaterialien ausgeübt. Die Prüfvorschriften für die abge-
kürzte Untersuchung elektrischer Isolierstoffe vom
Jahre 1913 erfuhren einige Abänderungen, die sich auf Byegefestig-
keit und Kugeldruckhärte bezogen.
In Abteilung 2 für Baumateria l prüfung wurden 568
Anträge erledigt. Es wurden unter anderem Arbeiten aufgenommen
zur Vereinheitlichung der Prüfungsverfahren fürPorzellanund
Porzellanisolatoren.
‚In Abteilung 3 für Papierprüfung wurden 427 Anträge
erledigt.
Abteilung 4 für Metallographie hat 141 Anträge erledigt.
Die wichtige Rost frage kam in vielen Fällen bei Siederohren,
Kühlrohren, Kesselblechen usw. zur Bearbeitung. Nach den Erfah-
rungen des Amtes spielen die Betriebsverhältnisse, die Art des mit
dem Eisen in Berührung kommenden Wassers, vor allem aber der
Sauerstoffgehalt des Wassers eine viel größere Rolle als die Art
des Eisens. Über den Einfluß der Berührung «es Eisens mit ande-
ren Metallen auf den Rostangriff sind die Ergebnisse der in der Ab-
1) Vorjähriger Jahresl.ericht: „ETZ“ 1921, 8. 468
1248
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 40..
D a
5. Oktober 1922.
teilung durchgeführten grundlegenden Versuche bereits früher ver-
öffentlicht?). Die Versuche hatten ergeben, daß eine bestimmte
Stromdichte (i = 0,0000106 Amp/qacm) erforderlich ist, um das In-
lösunggehen von Eisenjonen und damit auch den Rostangriff zu ver-
hindern. Eine größere, bis in das Jahr 1914 zurückreichende Arbeit
„Rostversuche mit kupferhaltigen Eisenblechen“ von Prof. O.
Bauer?) ist zum Abschluß gebracht. Weiter sei erwähnt die Unter-
suchung einer Aluminiumlötung auf Beständigkeit der Löt-
stelle gegenüber dem Angriff von Feuchtigkeit. Maßgebend hierfür
ist der Spannungsunterschied zwischen Blech und Lot in einem be-
stimmten Elektrolyten. Im vorliegenden Falle war der Spannungs-
unterschied in Kochsalzlösung nur gering, so daß eine wesentliche
Beeinflussung der Lötstelle durch galvanische Wirkung nicht zu be-
fürchten war.
In Abteilung 5 für Allgemeine Chemie wurden 608 An-
träge mit 1115 Untersuchungen erledigt.
In Abteilung 6 fürÖlprüfung wurden 489 Proben zu 346 An-
trägen untersucht.
Die Abteilung für Textilprüfung, die bisher der Abtei-
lung 3 angegliedert war, wurde im Juni 1920 als selbständige Ab-
teilung 7 neu errichtet. Im Berichtsjahre kamen 220 Anträge zur
Erledigung.
Betreffs Einzelheiten über Prüfungsarbeiten und wissenschaft-
liche Arbeiten sei auf die Mitteilungen aus dem Materialprüfungs-
amt 1920, 1921 verwiesen. Vogel.
Forschungsinstitut für rationelle Betriebsführung im Hand-
werk. — Das 1919 vom Handwerk selbst in Karlsruhe gegründete
Forschungsinstitut beabsichtigt, zu Berlin eine Bezirks-
stelle ins Leben zu rufen. Vom 1. Oktober an wird zunächst in
den Räumen der Handwerkskammer eine Auskunftsstelle zur Ver-
fügung stehen.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Kongreß für Erfinderwesen. — Nach der „Frankf. Ztg.” will
die Gesellschaft zur Errichtung eines deutschen Erfindungs-Insti-
tutes zusammen mit der Arbeits-Gemeinschaft deutscher Erfinder-
sehutzverbände vom 11, bis 14. Oktober inGießen einen Kongreß
für Erfinderwesen als ersten seiner Art veranstalten. Die Leitung
hat Geheimrat Prof. Dr. Sommer. Für Nichtmitglieder der an-
geschlossenen Verbände kostet die Teilnahme 60 M, für Firmen
200 M.
Erfindungsausstellung in New York 1923. — Nach dem „Board
of Trade Journal” soll in New York während der am 8. I. 1923 be-
ginnenden Woche eine internationale Ausstellung von Patenten
und Erfindungen abgehalten werden.
Jahresschau deutscher Arbeit, Dresden 1922. — Die Porzel-
lanfabriken des Struppkonzerns haben gelegentlich
der Ausstellung eine Weerbebroschüre herausgegeben, die über die
Entwicklung der einzelnen Werke, ihre Arbeitsweise und Fabri-
kate kurz Auskunft gibt. Unter diesen Unternehmungen sind für
die Herstellung technischer und insbesondere elektrotech-
nischer Porzellanartikel speziell wichtig die Porzellan-
fabriken Weiden Gebr. Bauscher, Hermsdorf und Freiberg i. 8.
(beide zu Kahla gehörig), die Porzellanfabrik zu Kloster Veils-
dorf A. G., die Porzellanfabrik Joseph Schachtel A. G. in Sophienau
(Schles.), H. Schomburg & Söhne A. G. mit ihren Anlagen in Mar-
garethenhütte (Sa.) und Roßlau (Anh.) sowie die Tonwarenfabrik
Schwandorf. Die Broschüre erwähnt auch den Zusammenschluß
der in ihr genannten Anlagen unter Leitung der Bank für Thüringen
vorm. B. M. Strupp zu einer Forschungsgesellschaft
vereinigter Porzellanfabriken m. b. H. Meiningen,
die den Zweck verfolgt, jedes der Werke einer schöpferischen,
rationellen Arbeit zuzuführen und unter enger Verbindung der Er-
kenntnisse wissenschaftlicher Forschung mit den Erfahrungen der
Praxis die besten Methoden für die einzelnen Zweige der Por-
zellanfabrikation zu erreichen.
Energiewirtschaft.
Allmählicher Abbau der Elektrizitätszwangswirtschaft. — Wie
uns der Reichskommissar für die Kohlenverteilung zur Berichti-
gung anders lautender Nachrichten mitteilt, hat er in seinem
Rundschreiben vom 30. V. lediglich von dem allmählichen
Abbau der Elektrizitätszwangswirtschaft ge-
sprochen und ausdrücklich darauf hingewiesen, daß deren Locke-
rung nicht zu der irrigen Meinung führen dürfe, daß damit auch die
Möglichkeit einer Erhöhung der Brennstoffkontinzente gegeben
sei. Soweit sich jetzt übersehen lasse, könne man damit rechnen,
daß die Elektrizitätszwangswirtschaft mit dem 31. III. 1923 allge-
mein und endgültig aufgehoben werde, dagegen sei
eine Erklärung oder gar Terminangabe betreffs Aufhebung der
Kohlenzwangswirtschaft, die auch für die Strom-
~ b) 0. Bauer und O. Vogel „Über das Rosten von Eisen in Berührung
mit anderen Metallen und Legierungen“ AMlitteil.a.d Materialprüfungsamt 1913,
s. 11
4.
3) Mitteilungen a. d. Materialprüfungsamt 1920, S. 85
versorgungsunternehmen ganz unabhängig von der Elektrizitä ts-
zwangswirtschaft behandelt werden müsse, von ihm nicht abge-
geben worden. —
Daß die Wirtschaftsnot zu größter Sparsamkeit im Ve r-
brauch elektrischer Arbeit zwingt, beweist ein nach
dem „Berl. Börsen-Courier” am 18. IX. gültig gewordenes Orts-
gesetz des Berliner Magistrats, demzufolge offene Verkaufs-
stellen und Ladengeschäfte nur höchstens 80 % der Strommenge
verbrauchen dürfen, die sie in dem entsprechenden Kalenderviertel-
jahr 1916 konsumierten. Entsprechende Beschränkungen sind den
Theatern, Gastwirtschaften und ähnlichen Unternehmungen auf-
erlegt worden, ebenso Abnehmern von mehr als 3000 kW An-
schlußwert.
Die Energiequellen Deutschlands und der Stand ihrer Aus-
nutzung. — Direktor Kreyßig, Berlin, sprach im Reichskurato-
Mun für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk über obiges
ema.
Die Energiequellen Deutschlands bestehen überwiegend in den
Steinkohlenlagern Oberschlesiens, Westfalens, an der Saar usw., mit
einem Vorrat von 1% Milliarden t (Teufe bis zu 1200 m), oder 305
Milliarden t bei einer Teufe von 2000 m. An zweiter Stelle steht die
Braunkohle Mitteldeutschlands und der Kölner Bucht mit etwa 14
Milliarden t, an dritter Stelle die Wasserkräfte, die eine Jahreslei-
stung von 7,6 Milliarden kWh haben. Von geringer Bedeutung sind
die Torflager mit etwa 0,85 Milliarden t. In Wärmeeinheiten ausge-
«rückt entfallen auf Steinkohle (bis 2000 m Teufe) 98,13%, auf
Braunkohle 1,44 %, auf Torf 0,11 % und auf Wasserkräfte 0,32 %,
wobei die Ausnutzung der Wasserkräfte auf 1000 Jahre angenom-
men ist, entsprechend dem Vorrat an Steinkohlen bis zu einer Teufe
von 2000 m. Die Verwendung des Windes für dynamische Zwecke
fällt ganz außer Betracht, diejenige von Ebbe und Flut ist noch ein
technisches Problem.
Von den einzelnen Energiequellen wiesen 1919 an der Erzeu-
gung elektrischer Arbeit in öffentlichen Elektrizitätswerken die
Steinkohle 3,191 Milliarden M (52%) auf, Braunkohle 2,332 Milliar-
den (38%) und die Wasserkräfte 10 %. Die mit Treiböl, Torf, Holz,
Gas und Wind erzeugten kWh sind unbedeutend und in obigen Zah-
len einbegriffen. An installierter Leistung entfallen 1919 auf Stein-
kohle 1,743 Mill. kW, auf Braunkohle 0,899 Mill. kW, auf Wasser
0,169 Mill. kW und auf Torf 0,012 Mill. KW. In den letzten Jahren
hat sich das Verhältnis zugunsten der Braunkohle und der Wasser-
kräfte verschoben.
Im Interesse der Volkswirtschaft ist in letzter Zeit auf einen
stärkeren Ausbau der Wasserkräfte hingewirkt worden, von denen
in Bayern 1919 nur 7 %, in Preußen rd 25 %, in Baden 17 %, in Würt-
temberg und Sachsen je 30 % ausgebaut waren. Der Durchschnitt für
ganz Deutschland erreicht nur 14%, eine äußerst niedrige Ziffer
für das Jahr 1919, die jedoch in den letzten Jahren eine erhebliche
Steigerung erfahren hat. Durch den Ausbau großer Wasserkräfte
wie z. B. des Walchensees (100 000 PS), des Innwerkes (100 000 PS),
der mittleren Isar (75 000 PS), der unteren Alz und der Planungen
am Schluchsee in Baden, Am Rhein zwischen Baden und Bodensee,
am Neckar, in Zschoppau in Sachsen, an der Weser, am Main, an der
Donau und an der Saale, Werra usw. wird der Anteil der Wasser-
kräfte an der Energieerzeugung Deutschlands weiterhin zunehmen.
Eine Ausnutzung des Torfes in stärkerem Maße als bisher stößt auf
erhebliche Schwierigkeiten technischer und wirtschaftlicher Art bei
seiner Gewinnung und Trocknung.
Die Verwendung der Kohle an ihrem Fundort und der Wasser-
kräfte hat eine starke Zentralisation der Erzeugung zur Folge. Da
der Schwerpunkt des Verbrauches elektrischer Arbeit nicht mit den
Erzeugungsstätten zusammenfällt, bedarf es des Transportes der
Energie in die Verbrauchsgebiete. Die Elektrotechnik hat in dem
letzten Jahrzehnt die Grundlagen geschaffen, um große Energiemen-
gen auf weite Entfernungen wirtschaftlich zu übertragen. Hiefbei
stellt sich das erfreuliche Ergebnis heraus, daß hochgespannter
Drehstrom von 50 Per hinsichtlich seiner Übertragungsverluste, be-
sonders bei großen Leistungen, dem Gleichstrom durchaus ebenbür-
tig ist. Bei kleineren Leistungen ist der Gleichstrom im Vorteil.
Auch die Frequenz hat sich bei der Übertragung größerer Kräfte als
durchaus wirtschaftlich erwiesen, so daß ein Übergang zu niedrige-
ren Periodenzahlen nicht erforderlich ist. Die Ergebnisse werden
im wesentlichen dadurch erzielt, daß die Elektrotechnik die Mittel
gefunden hat, um Blindleistungen zum Ausgleich von Spannungser-
höhungen und -senkungen zu verwenden.
Die technische Entwicklung hat bisher durch Übertragung grö-
Berer Energien auch für deutsche Verhältnisse wirtschaftliche Gren-
zen gezogen, die um so enger werden, je weiter die Steigerung der
Preise anhält. Um die Verteilung von zentral erzeugter Energie
wirtschaftlich zu gestalten, ist in den letzten Jahren die Zusam-
menfassung und Verkuppelung kleinerer Betriebe mit größeren
durchgeführt worden, ebenso die Verkupplung benachbarter Groß-
kraftwerke. Eine Karte des elektrischen Energieflusses gibt über
die Beförderung der erzeugten Arbeit bis zum Verbraucher inter-
essanten Aufschluß. Durch eine schematische Darstellung ist aus
den Verbindungsleitungen zwischen den Werken und Verbraucher-
gebieten die Menge der übertragenen Arbeit zu ersehen, ebenso durch
die Wahl der Farbe die Energiequelle. Aus dieser Karte ist die star
ke Vermaschung der deutschen Hochspannungsleitungen in den Ats-
5. Oktober 1822.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40.
1248
tausch von Energie deutlich zu erkennen, ferner bilden sich ge-
wisse Zonen aus, wie z. B. das mitteldeutsche Braunkohlengebiet,
indem die Braunkohle als Energiequelle die Oberhand gewonnen
hat, ferner die süddeutsche Zone, in welcher die Wasserkräfte vor-
herrschen, ferner die rheinisch-westfälische Zone, in der Braun- und
Steinkohle um die größte Wirtschaftlichkeit ringen, und Oberschle-
sien, in dem die Steinkohle vorherrscht. Außerdem machen sich
Jeutlich Bestrebungen geltend, wonach der Ausbau von Wasserkräf-
tennicht nur in Süddeutschland, sondern auch am Rhein, an der We-
ser und in Pommern und Ostpreußen lebhafte Fortschritte macht.
Die Wirtschaftlichkeit in der Erzeugung und der Verteilung der
Energie hat bereits einen sehr hohen Grad erreicht und wird nur mit
geringen Bruchteilen weiter erhöht werden können. Bei der Ver-
wendung der Energie sind jedoch vielerlei Möglichkeiten gegeben,
am die Wirkungsgrade zu steigern. Dieser ist in erster Linie abhän-
viz von dem zeitlichen Verlauf des Verbrauches. Während der
\achtzeit ist die Belastung der Kraftwerke meistens gering, wäh-
rend tagsüber sogenannte Spitzenleistungen auftreten. Solche un-
rleichmäßigen Belastungen haben eine Verschlechterung in der Aus-
nutzung der verfügbaren Energie zur Folge. Es erscheint daher eine
"mschichtung im zeitlichen Verlauf wünschenswert. Derartige Be-
trebungen stoßen jedoch meist auf Schwierigkeiten persönlicher
und sozialpolitischer Art. Ein anderer Weg zum Ausgleich wird
durch die Speicherung der Energie dargestellt, so z. B. durch die Aus-
legung von Talsperren bei Wasserkräften, soweit diese speicher-
fıhig’ sind. Da Deutschland im wesentlichen Niederdruck-Wasser-
xräfte besitzt, kann eine solche Speicherung nur in den seltensten
Fällen wirksam und mit Erfolg durchgeführt werden. In letzter Zeit
wird eine Wärmespeicherung im sogenannten Ruthschen
!ampfspeicher!) vorgeschlagen werden, die besonders in
Skandinavien bisher erhebliche Vorteile in Betrieb und Wirtschaft-
lichkeit aufweisen. -
Ferner wird die Wirtschaftlichkeit bei der Ausnutzung der
ieutschen Energievorräte die Bestrebungen von Erfolg begleiten,
¿ie eine Verkupplung von Kraft- und Wärmewirtschaft fordern. Eine
aligemeine Lösung hat sich jedoch als undurchführbar erwiesen,
vielmehr bedarf es für jeden einzelnen Fall sorgfältiger Prüfung und
’urcharbeitung. Ein Erfolg wird in allen den Fällen zu erreichen
in, in denen das Verhältnis des Energiebedarfs an Wärme und
kraft ein gleichmäßiges bleibt, oder in denen sich die Erzeugung und
der Verbrauch von Energie für Kraft-, Fabrikations- und Heiz-
zwecke zeitlich und der Menge nach deckt. Als Beispiel für eine
auberst vorteilhafte Verwendung der Energie in diesem Sinne sei
die Brikettfabrikation, die Papier- und einige Zweige der Textilin-
dustrie genannt, im besonderen aber die Hütten- und Eisenindustrie.
Im letzten Jahrzehnt sind ferner eingehende Versuche durch-
x«führt worden, um außer dem Wärmegehalt der Brennstoffe auch
deren Wertstoffe (Teere, Öle, Stickstoffe, Schwefel usw.) zu ge-
winnen. Diese Arbeiten erhielten während des Krieges durch den
Mangel an Öl einen lebhaften Anstoß, konnten aber nur für minder-
wertige Brennstoffe, insbesondere für erdige Braunkohle nur mit
geringem Erfolge durchgeführt werden. Da die Vergasung der
Brennstoffe mit einem erheblichen Verlust von Wärme verbunden
ist, ist nach dem jetzigen Stand der Technik ein wirtschaftlicher
Vorteil bei der Auflösung der Brennstoffe in Gase und Asche noch
nicht herauszuholen. Durch die Aufbereitung der Brennstoffe in der
l’rehtrommel mit anschließendem Generator ist ein Weg gewiesen,
der unver Verwendung der Gasturbine Aussicht auf Erfolg ver-
:pricht.
Industrie und Handel.
Deutschland. — Das günstige Ergebnis der vom Reichsbank-
präsidenten mit der Bank von England über die Garantie der Bel-
gien zufallenden Schatzscheine gepflogenen Verhandlungen und
dio nunmehr erfolgte Ablieferung dieser Wechsel
haben Deutschland für die nächste Zeit zwar eine gewisse Atem-
pause gewährt, doch zeigt schon der geringe Einfluß dieses Pro-
visoriums auf den Markkurs, daß es sich eben nur um ein solches,
um einen Zeitgewinn handelt, der uns allerdings zunächst von Bar-
zahlungen entlastet, aber das verlangte langfristige Moratorium
natürlich keineswegs ersetzen kann. Nun soll sich nach Antrag
Lord Cecils und des französischen Senatorsde Jouvenelauf
Aufforderung der interessierten Regierungen, zu denen die Fran-
zosen Deutschland jedoch, wie es scheint, nicht rechnen wollen, der
VYölkerbund mit dem Reparationsproblem befassen, wenn die
in Aussicht genommene BrüsselerKonferenz wieder resul-
tatlos verläuft. Man wollte in Genf die Abrüstungfrage lösen, hat
aber eingesehen, daß das ohne vorherige Klärung der Wiedergut-
machung und der interalliierten Schulden nicht möglich ist. Letz-
tere, so heißt es in einer Resolution der Abrüstungskoinmission, seien
das Hindernis, das beseitigt werden müsse, bevor das wirtschaft-
licha Leben Europas wieder hergestellt werden könne. Auch be-
stehe kein Grund, nicht ohne die Mitwirkung der V. S. Amerika
sofort zu handeln, denn Europa habe nur sehr wenig Zeit, um sich
finanziell zu retten und den drohenden Zusammenbruch abzuwen-
len. Diese Erkenntnis bedeutet einen Fortschritt. Gleichwohl wird
Deutschland aus ihr und der Entschließung keine großen Hoffnun-
Vgl. den Bericht Wiesbaden „ETZ* 192, S. 934 ff,
gen ziehen dürfen; Frankreichs Politik ist wohl nach wie vor aufdie
Usurpation der Rheinlande gerichtet, und im Völkerbund, dem bei-
zutreten uns jetzt von vielen Seiten empfohlen wird, einen objek-
tiven Vermittler zu erblicken, verbietet allein schon die Erinnerung
an Oberschlesien.
Trotzdem sind natürlich alle Maßnahmen zu begrüßen, die dazu
dienen können, die durch die Sachlieferungsabkommen von Wies-
baden und Berlin mit Erfolg eingeleiteto Wiederherstellung der
zerstörten französischen Gebiete tunlichst zu beschleunigen. An
erster Stelle steht da der zwischen Stinnes und dem Präsiden-
ten des Generalverbandes der Kooperativen der zerstörten Gebiete
de Lubersac geschlossene, hier schon in seinen wesentlichen
Zügen mitgeteilte!) und von manchen nicht ohne Vorurteil aufge-
nommene Vertrag. Nach ihm soll als Vermittlungsstelle für die
Ausführung der SachlieferungendieA.G. für Hoch- und Tief-
bau in Essen wirken. Sie ist berechtigt, für die allgemeinen Un-
kosten und ihren Nutzen einen Aufschlag zu berechnen, der nicht
höher sein darf als6 % des von ihr in Deutschland für die gelieferten
Waren bezahlten Preises, und der in die Deutschland für die tatsäch-
lichen Sachlieferungen gutzuschreibende Summe ebenso einbegriffen
wird wie die etwaigen Kosten, die aus den zwecks Finanzierung der
Verträge durch die genannte Gesellschaft mit einem Bankenkon-
sortium unter Führung der Dresdner Bank vereinbarten Lei-
stungen erwachsen. Da die A. G. für Hoch- und Tiefbau unter ihrer
Verantwortung die Bestellungen gemäß den bestehenden Vorschrif-
ten der deutschen Regierung verteilen soll und sich verpflichtet,
Aufträge unter dem Vorbehalt der Prüfung und Abnahme bezüg-
lich Beschaffenheit und Preis an solche deutsche Firmen zu geben,
die die Confédération générale des Coop6ratives des Régions
dévastées präsentieren wird, sich aber anderseits in Anbetracht
des außerordentlichen Umfanges der Lieferungen das Recht vor-
behält, unter ihrer Verantwortung mit anderen, im Wiederaufbau-
wesen besonders erfahrenen deutschen Firmen zusammenzugehen,
liegt natürlich eine gewisse Monopolgefahr vor. Was die Preis-
bildung anbetrifft, so sind, wenn die Verträge zu festen Preisen ge-
schlossen wurden — die Confédération legt Wert darauf, daß diese
in Papierfranken lauten —, beide Parteien zur Abwicklung ver-
pflichtet, Dagegen hat die Confédération im Falle gleitender
Preise, wenn diese z. Zt. der Ablieferung frei Bestimmungsbahn-
hof höher sind als die der entsprechenden Materialien auf dem fran-
zösischen Markt, das Recht, die Annahme der Lieferungen zu ver-
weigern; der deutsche Lieferant kann aber in den Preis eintreten.
Daß etwa die deutschen Inlandpreise zur Grundlage der Berechnung
gemacht werden sollten, ist im Vertrage nicht gesagt. Die von
‚Stinnes weiter vereinbarte Bestimmung über die Freigabe eines
dem für die Fabrikation der Materialien unbedingt nötigen Ver-
brauch entsprechenden Prozentsatzes der monatlich von Deutschland
an Frankreich zu liefernden Kohlenmengen hat, wie berichtet wird,
die französische Regierung leider dahin geändert, daß die Koope-
rativgenossenschaft ein gewisses Kohlenquantum vom franzö-
sischen Staat erwerben kann und dieses dann unter besonderen Be-
dingungen nach Deutschland zurückgeliefert werden darf, Sehr
wichtig ist schließlich, daß das Abkommen nur gilt, wenn die deut-
schen Warensendungen als „Sachlieferungen“ nach dem franzö-
sischen Mindesttarif verzollt werden, und daß die Confédération
sich verpflichtet, im Falle einer Erhöhung des Zollsatzes für die
vorher eingegangenen Verträge den Preisunterschied zu tragen.
Die „Frankf. Ztg.”, die sich in ihrer Nr. 635 eingehend mit der wirt-
schaftlichen Seite der Übereinkunft beschäftigt, sieht in, ihr nur
` einen Rahmenvertrag, dem allerdings, sofern die beider-
seitigen Regierungen ihn billigen und unterstützen, wohl mit ge-
wohnter Energie die geschäftlichen Abmachungen folgen dürften.
Eine Besichtigung der durch den Krieg verwüsteten Landesteile
durch deutsche Industrielle, gelegentlich deren auch über einen
deutsch-französischen Montantrust verhandelt wer-
den soll, ist nach Pressemeldupgen geplant.
Da damit zu rechnen ist, daß auch in anderen Artikeln Auf-
träge auf Wiedäargutmachungslieferungen in großem Maße erteilt
werden, haben sich, worauf hier ebenfalls bereits hingewiesen
wurde, zahlreiche elektrotechnische Spezialfabriken des Reiches —
nach einer uns vorliegenden Liste sind es bereits über 30 — für die
Gruppe Maschinen und Transformatoren vereinigt und mit der
Wahrnehmung ihrer Interessen und dem Verkauf die Elmag,
Elektromaterial-Gesellschaft m. b. H. Kommandit-
gesellschaft, Berlin, betraut. Ferner ist zwischen der Lehrer-
v. Siemens, Vereinigte Baustoffindustrien, Berlin und Düssel-
dorf, die aber nichts mit dem Siemenskonzern zu tun hat, und der
Chambre Syndicale des Constructeurs en Ciment Arme Mitte Sep-
tember ein, wie es heißt, schon 1920 vorbereitetes Übereinkommen
getroffen worden, um gemeinschaftlich für den Wiederaufbau der
zerstörten Gebiete ein Programm aufzustellen. Die genannte Kom-
manditgesellschaft übernimmt die Beschaffung der gesamten Bau-
materialien sowohl auf Grund des Sachlieferungsabkommens vom
22. VII. als auch im freien Handelsverkehr zusammen mit einer An-
zahl westdeutscher, Baustoffe erzeugender Firmen, u. zw. als im
Gillet-Abkommen vorgesehener Mandatar, während anderseits der
französische Unternehmerverband Jieselbe Rolle einer besonderen
Baumaterialien-Beschaffungsgesellschaft überträgt. Unter den dem
1) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1173
- mn... a
1250
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40.
5. Oktober 1922.
Verband angeschlossenen Pariser Firmen finden sich die L’Electro-
Entreprise, Anciens Services Electriques Bagues frères & Bisson
Bergès sowie die Société des Grands Réseaux Electriques. Für die
Finanzierung soll hier ein neutrales (insbesondere holländisch-
schweizerisches) Konsortium sorgen. Gleichzeitig wird mitgeteilt,
daß das französische Wiederaufbauministerium der Verwendung
deutscher und internationaler Arbeitskräfte bis zu 50 % der Ge-
samtarbeiterzahl zugestimmt habe. Weiter ist neuerdings ein Ab-
kommen bekannt geworden, das die Württembergische
Rohstoff-G.m. b. H. mit der französichen Galli eni -Gruppe
geschlossen hat, der als einer der ersten das Mandat zugefallen sein
soll, Aufträge der französischen Geschädigten und deren Ge-
nossenschaften entgegenzunehmen und an die deutsche Industrie
nach den Ausführungsbestimmungen des Wiesbadener und Gillet-
Abkommens weiterzuleiten. Auch die Gründung der Westdeut-
schen Bau- und Industriegesellschaft m. b. H.
mit 0,6 Mill. M seitens des Sichelkonzerns bezwekt die Ausfüh-
rung von Wiederaufbauarbeiten, wobei, wie die „Frankf. Ztg.“ an-
nimmt, die auf der Gegenseite beteiligten französischen Gruppen
aus ihren Beständen Markkredite zur Verfügung stellen dürften.
Für ein bayerisches Sachlieferungsabkommen hat nach derselben
Quelle eine Anzahl von Interessenten in München die Wieder-
aufbaugruppeBayernG.m.b.H. mit 0,3 Mill. M ins Leben
gerufen, die bereits mit Mandataren des Ministeriums für die be-
freiten Gebiete in Paris Lieferungsverträge gemacht haben soll.
Endlich steht nach Meldungen der Tagespresse die Unterzeichnung
eines Leistungs- und Lieferungsabkommens bevor, über das sich
der Verband sozialer Baubetriebe und das Aktions-
komitee für die zerstörten Gebiete Nordfrankreichs kürzlich ge-
einigt haben, und das diese unter Ausschaltung privaten Gewinn-
strebens in erster Linie auf die Interessen der in Nordfrankreich
Geschädigten und die des Deutschen Reiches einstellen wollen, Da-
gegen hat der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund die Nach-
richt, daß Vorschläge der Gewerkschaften für den
Wiederaufbau in Frankreich angenommen worden seien, demen-
tiert. Aus alle dem gewinnt man — verständiges Vorgehen voraus-
gesetzt — den Eindruck, daß die Wiederherstellung der zerstörten
Gebiete Frankreichs, die dieses selbst bisher, vielleicht nicht ohne
Absicht, vernachlässigt hat, nun doch energisch in Angriff genommen
und damit hoffentlich eine Brücke von Volk zu Volk geschlagen
wird, die nicht im Bereich politischer Machenschaften liegt.
In einem Referat, das C. F. v. Siemens auf der deutsch-
demokratischen Wirtschaftstagung in Eisenach über die deut-
sche Industriepolitik erstattet hat, ist von ihm darauf
hingewiesen worden, daß ohne Mehrproduktion auch der
Stinnes-de Lubersac-Vertrag ein Schlag ins Wasser bleiben werde.
Das trifft nicht nur auf dieses Abkommen zu, sondern alle unsere
Bemühungen, in Frankreich wie vor allem bei uns selbst erfolg-
reich wieder aufzubauen, sind nutzlos, wenndie Produktion
nicht ganz erheblich wächst und diejenigen, die sich
heute aus Mangel an Verständnis, Genußsucht, Faulheit oder gar
in böser Absicht harter, pflichtbewußter Arbeit entziehen, nicht
endlich zur Raison gebracht werden. Der achtstündige Arbeitstag
würde für die meisten Industrien, wie v. Siemens sagt, ausreichen,
wenn acht Stunden wirklich gearbeitet werde. „Nutzeffekt”
müsse das Schlagwort für die Zukunft sein sowohl in der Wirt-
schaft als auch in der Politik. Wenn es im bisherigen Tempo weiter-
gehe, würden wir bald nur noch für Spezialartikel auf dem Aus-
landsmarkt konkurrenzfähig sein. Ein Volk, das den größten Krieg
verloren hat, dürfe sich sein Leben nicht bequem machen, und trotz
des Versailler Vertrages brauchten wir nicht so tief zu sinken, wie
wir gesunken sind. Besonders beherzigenswert sind die Mahnungen,
die der Präsident des Siemenskonzerns an die Bergarbeiter richtete,
die heute schon wieder Lohnerhöhung fordern und damit aufs
neue die noch nicht einmal zur Ruhe gekommene Teuerungsschraube
in Bewegung setzen. Mehrarbeit, vor allem an der
Kohle, Verbilligung unserer Kohle für das Inland,
das bedeutet ein gutes Stück des Weges, der uns nächst einer ge-
rechten Anpassung der Reparationsforderungen an die Leistungs-
fähigkeit des Reiches wieder aufwärts führt.
Rußland. — Das frühere Vorstandsmitglied der ehemaligen
russischen AEG und jetziger Vorstand des Elektrotrusts in Moskau,
Lew Zausmer, hat einem Vertreter des „Berl. Börs.-Cour.“
einige interessante Mitteilungen über dierussische Elektro-
industrie gemacht, nach denen deren Lage durch die Hebung
der wirtschaftlichen Verhältnisse in Rußland gebessert worden
ist. Die neu gegründeten Elektrotrusts arbeiten lediglich auf
kommerzieller Basis, sind in der Art ihrer Geschäftsführung voll-
ständig unabhängig, stellen eigene Bilanzen auf und unterliegen
lediglich der Kontrolle der Elektrotechnischen Abteilung des Ober-
sten Volkswirtschaftsrats.. Der Elektrotrust umfaßt alle russischen
nationalisierten Fabriken und auch diejenigen Werke, die die ein-
schlägigen Porzellanartikel, ferner Kohlenstifte und -bürsten her-
stellen. Zausmer ist der Ansicht, daß sich aus dieser Organisation
etwas Gesundes und Lebensfähiges herausbilden lasse, doch sei
man sich auch in Rußland darüber klar, daß die dortige Elektro-
industrie sichnicht ohne Anlehnung an die deutsch:
und amerikanische schnell genug entwickeln könne. Den ersten
Schritt, den die SSW taten, indem sie dem russischen Elektrotru:t
einen Warenkredit gewährten, habe man in Rußland mit der größten
Genugtuung aufgenommen, und es beständen Anzeichen dafür, dab
ihm andere folgen werden. Zurzeit stattfindende Unterhandlun-
gen ließen eine Wiederherstellung des engeren Kontaktes zwischen
der deutschen und russischen Elektroindustrie in nächster Zukunft
erwarten. Letztere habe bereits wieder eine ansehnliche
Leistungsfähigkeit erlangt. Die Fabriken seien modern
eingerichtet und verfügten über brauchbare Arbeitskräfte, wenn es
auch an manchen Stellen an auszebildeten Ingenieuren und Fach-
arbeitern fehle; die Fabrikate entsprächen den normalen Anforde-
rungen. Von den Verträgen, durch die sich ausländische Gruppen
ein wirtschaftliches Arbeiten in Rußland gesichert haben, erwartet
Zausmer neue Anregung und große Aufträge für die russische Elek-
troindustrie, deren Entwicklung in der offensichtlichen Besserung
des Verkehrs Unterstützung finde. So würden beispielsweise die
Engländer bei der Aufnahme ihrer Arbeiten in Rußland einen
großen Teil ihres Bedarfes an elektrotechnischen Artikeln an Ort
und Stelle decken können. Daneben sei ein merkliches Ansteigen
der Bestellungen infolge des wachsenden Bedarfs elektrotech-
nischer Artikel seitens russischer Auftraggeber zu konstatieren.
Zurzeit ist nach Zausmer eine große hydroelektrische Anlage am
Wolchow!) im Bau, die ganz Petersburg, das einstweilen
von den städtischen Zentralen Strom erhält, mit elektrischer Arbeit
versorgen soll. Die größten Starkstromfabriken Rußlands, ehemal;
der dortigen AEG gehörig, seien, wie er sagt, für mindestens zwöüi!
ei er a a wei a e vu
am m e e a We wre
m s m
Monate mit Brennstoff, Kohle und Naphtha, versehen. Während des
Krieges habe ausländisches Kapital, vornehmlich amerikanisches, |
die Rolle übernommen, die früher das deutsche in der russischen
Elektroindustrie spielte; namentlich die General Electric Co. hätte `
sich seither dort betätigt. Trotzdem werde die deutsche Elektro-
industrie ein reiches Arbeitsfeld in Rußland finden, wo es z. Z. be-
sonders an einer ausreichenden Glühlampenfabrikation, an Mef-
instrumenten, Heizapparaten, Installationsmaterial usw. mangele.
Übrigens ist, was bei dieser Gelegenheit bemerkt sei, kürzlich in
der Tagespresse mitgeteilt worden, daß der Oberste Volkswirt-
schaftsrat einen Dekretentwurf über die Bildung einer Aktien-
gesellschaft zur Finanzierung der Elektrisie-
rungsarbeiten in Rußland zustimmend begutachtet hab».
Die Gesellschaft soll danach mit Beteiligung der Staats- und der In-
dustriebank gebildet werden, und eine ausländische, unter Kontrolle
des Außenhandelskommissariats arbeitende Agentur derselben
werde den Ankauf von Maschinen und Materialien vermitteln.
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Einladung
zur Fachsitzung für Installationstechnik (EVI) am Dienstag, den
10. Oktober 1922, abends 8 Uhr, in der Technischen Hochschule
Charlottenburg, Hörsaal Nr. 301.
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Ingenieur S. Baumann über: „Die Not-
A .. „4
beleuchtung in Theatern und Warenhäusern.
Gäste sind willkommen!
Der Vorsitzende
des Fachausschusses für Installationstechnik (EV]).
Dr. Koebke.
Fachsitzung für elektrisches Nachrichtenwesen am 7. März 1922
in der Technischen Hochschule Charlottenburg, Hörsaal Nr. 141.
Herr Geheimrat Strecker: An Stelle des heute verhinderten
Vorsitzenden des Fachausschusses übernehme ich die Leitung der
heutigen Versammlung. Ich bitte Herrn Lubberger, zu dem an-
gekündigten Vortrag „Verkehrsfragen in Fernsprec.
anlagen mit Wählerbetrieb“?°) das Wort zu nehmen.
(Vortrag Lubberger.)
Herr Ulfilas Meyer: Zunächst möchte ich zu den Wahr-
scheinlichkeitsrechnungen eine Frage stellen. Soweit ich aus det
Tabelle sah, die Sie vorgeführt hatten, verteilten sich die e!n-
zelnen Gespräche ganz frei über die Zelle, d. h. es war nicht!
angenommen, daß sie nur um Beginn der 0., 2., 4. usw. Minute
beginnen können. Dann gibt es aber bedeutend mehr als 30 Mür-
lichkeiten, wie die Gespräche liegen können. Bei der Ableitunz
) Nachdem von P.Gurewitsch in der „ETZ* 1921, 8. 1441 ff. mitgeteilten
Flektrisierungsplan soll die Gesamtleistung des Wolehowwerks 80000 PS betragen.
? Vgl. ETZ“ 1922, 8. 1157 u. 1180.
`
5. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40.
1251
des Wahrscheinlichkeitsgesetzes ist also wohl doch eine der-
artige Einschränkung gemacht worden, vielleicht läßt sich das
Problem sonst nicht fassen.
Mir leuchtet auch nicht ganz die Festsetzung der Verlust-
ziffer allein für die Wirtschaftlichkeit der Anlage ein. Bei der
(segenüberstellung eines Automatenamtes gegen ein Handamt
kann ich mir denken, daß in dem Handamt und dem Automaten-
amt dieselbe Verlustziffer auftritt, aber die Ausnutzung der Lei-
tung kann verschieden sein. Die kommt meiner Meinung nach
bei Aufstellung einer Wirtschaftlichkeit doch auch in Frage. Es
wäre möglich, daß bei dem Automatenamt tatsächlich die Leitun-
zen im Durchschnitt, sagen wir zu 75 %, ausgenutzt sind, während
bei derselben Verlustziffer im Handamt infolge der zahlreicheren
Verteilungswege die ausgenutzten Leitungen nur 50 % ausmachen.
Es scheint mir daher, daß man die Frage der Wirtschaftlichkeit
nach dieser Richtung etwas erweitern Muß.
Als drittes möchte ich auf den Umrechner kommen. «Zunächst
bekommt man einen ziemlichen Schreck vor dieser Einrichtung,
und es wird einem verständlich, daß die Leute, die derartige
Sachen erfinden, auch die Möglichkeit haben, mexikanische De-
peschen zu dechiffrieren. Man fragt sich daher, ist es notwendig,
derartige Apparate zu bauen? Das Beispiel der Einrichtung neuer
Ämter unter Beibehaltung der ursprünglichen Nummern ist
segenüber einem so komplizierten Apparat nicht durchschlagend.
soweit ich die ganze Sache durchschaue, scheint die Einrichtung
„ber auch für die Ausnutzung der Leitungen und Amtsteile von
Wert sein zu können.
Herr Lubberger: Die erste Frage des Herrn Dr. Meyer be-
zieht sich auf die Annahme von durchweg gleich langen Be-
legungen. Von Herrn Engset in Kristiania ist eine Arbeit über
ungleich lange Belegungszeiten erschienen („ETZ“ 1918, S. 304).
Er weist nach, daß das Maximum der Spitzen eintritt, wenn man
alle Belegungen gleich lang macht. |
Sie sagen zweitens, daß außer der Verlustziffer die Aus-
nutzung der Leitung noch mit hineingenommen werden muß.
Nein, wenn die Verlustziffer angenommen ist, so ist die Leitungs-
zahl und damit die Ausnutzung nach Formel B festgelegt.
Herr Meyer: Ich hatte die Sache so aufgefaßt, daß sich die
Verlustziffer nicht nur auf eine Strecke von Verbindungsleitun-
zen von einem Gruppenwähler zum andern erstreckt, sondern auf
ein ganzes System.
Herr Lubberger: Nein, eben nicht. Wir können nicht für
das ganze System eine Verlustziffer von 0,001 vorschreiben. Man
rechnet von Stufe zu Stufe.
Herr Meyer wirft die Frage auf: Warum entwickelten die
Amerikaner das neue System, trotzdem die besonderen Forderun-
gen auch in das Strowgersystem eingebaut werden können. Zu-
nächst sei bemerkt, daß das Strowgersystem sich in Amerika an-
dauernd sehr stark weiter verbreitet. Die Aufspeicherung und
Umrechnung sind auf die außerordentlich zahlreichen Verkehrs-
arten in Amerika zurückzuführen:
Pauschalbetriebe; Einzelgebühr; Geschäftsanschlüsse; Woh-
nungsanschlüsse; 2-Gesellschafter-, 4-Gesellschafter-, 10-Gesell-
schafter-Leitungen; die Gesamtheit aller dieser Möglichkeiten
mit und ohne Münzautomaten; die Münzautomaten selbsttätig vom
Teilnehmer bedient oder von Beamten; ferner Teilnehmer mit
freiem Verkehr über die ganze Stadt, Teilnehmer mit beschränk-
tem Verkehr; Teilnehmer, die nicht über einen bestimmten Ver-
kehr hinauswählen dürfen; andere dürfen wieder gegen Bezah-
lung in eine andere Zone; eine ausgiebige Ausnutzung der Aus-
kunftei, man k#nn jederzeit das Amt anrufen und fragen, wieviel
Uhr; außerordentlich scharfe Verkehrsspitzen.
Es ist mir bekannt, daß in einem Amte im Verkehrszentrum
in einer 500er Teilnehmergruppe 300 Leitungswähler vorgesehen
sind, also 60 % ankommender Verkehr. Wenn dieser große Ver-
kehr über ein Netz verteilt werden soll wie New York, hat man
das Gefühl, daß praktisch jede einzelne Verbindung anders her-
gestellt werden muß. Es ist offenbar wirtschaftlicher, die Ge-
samtheit aller Verbindungen über die Einrichtungen zu schicken,
die hier nur für einige Prozente der Verbindungen nötig sind.
Herr Lubberger: Die 25% sind so berechnet. Die Reichspost
rechnet mit 56 Verbindungen je Leitung im Tag als zulässig, da-
von 28 Verbindungen ankommend und 28 abgehend. Von den
23 ankommenden sollen 7 besetzt gemeldet werden dürfen.
Herr Kruckow: Ich möchte einige Worte an die Ausführungen
des Vortragenden anknüpfen in bezug auf die Verwendung der
Umrechner (Register). Es ist bekannt, daß die leitenden Stellen
der Western El. Co. noch vor wenigen Jahren dem Selbstanschluß-
betrieb sehr ablehnend gegenüberstanden. Sie glaubten, den
Fernsprechteilnehmern besseren Dienst gewährleisten zu können,
wenn sie die Abfrazebeamtin beibehielten und den Maschinen-
betrieb auf die Inneneinrichtung beschränkten. So erfolgte die
Trennung der Verbindungen und die Zählung der Gespräche bei
dem Vorläufer des vom Vortragenden beschriebenen Systems mit
Stangenwählern, dem System mit 200-teiligen Wählern (Mr.
Berty) durch die Abfragebeamtin. Das Selbstanschlußsystem der
Western hat sich somit aus derhalbselbsttätigen Betriebs-
weise heraus entwickelt, während das Strowger-System von vorn-
herein als Selbstanschlußsystem gebaut worden ist, dem der halb-
selbsttätige Teil nur für besondere Fälle zugefügt wird, wenn be-
sondere Betriebsverhältnisse dies erfordern. Durch den Um-
rechner wurden bei dem halbselbsttätigen System der Western
El. Co. weder wesentliche Komplikationen noch besondere Auf-
wendungen an technischen Mitteln erforderlich. Diese Verhält-
nisse änderten sich von Grund auf, als man zum selbsttätigen
Betrieb überging. Die Umrechner, deren Zahl der bei der größten
Verkehrsspitze gleichzeitig eingehenden Anrufe entsprechen muß,
wurden dadurch zu Hilfsapparaten, die die Anlage außerordent-
lich verwickelt machen, die Störungsmöglichkeiten vermehren
und das System verteuern. Wieweit Ersparnisse an anderer
Stelle (bessere Ausnutzung der Verbindungsleitungsbündel usw.)
hierin einen Ausgleich schaffen können, bedürfte eingehender
Untersuchung. Um die Zugänglichkeit zu größeren Leitungs-
bündeln sicherzustellen, ist keineswegs die Verwendung von
Umrechnern erforderlich, sie ist auch bei direkter Wahl nach der
Zehnerteilung für die Einstellung auf verschiedene Weise durch-
führbar. Die übrigen vom Vortragenden bezeichneten Aufgaben
sind ebenfalls ohne Umrechner lösbar, oder besser gesagt schon
gelöst. Auch bei der Automatisierung großer Netze stehen der
direkten Wahl keine besonderen: Schwierigkeiten entgegen.
Spätere Nummernänderungen für die Anschlußleitungen lassen
sich im wesentlichen durch eine planmäßige Netzaufteilung ver-
meiden. Im übrigen möchte ich bitten, sich durch die vorgeführten
verwickelten Stromlaufzeichnungen nicht abschrecken zu lassen.
Die Stromläufe setzen sich aus vielen, regelmäßig wiederkehren-
den Elementen zusammen, so daß das Einarbeiten nicht so schwer
ist, wie es den Anschein hat. Es liegt im Interesse der Sache
und der Entwicklung, wenn sich recht viele Schwachstrom-
techniker mit diesen Dingen beschäftigen.
Herr Lüschen: Die Entstehung der Register hängt meiner
Ansicht nach folgendermaßen zusammen. Wie Herr Dr. Lubber-
ger ausführte, bringt die Verwendung großer Leitungsbündel eine
Ersparnis an Leitungen mit sich. Um diesen Vorteil weitgehendst
auszunutzen, entschloß sich die Western Electric Co. schon in
ihrem ersten System zu Leitungswählern mit 200 Kontakten, statt
eines Wählers mit 100 Teilnehmern. Das hat sie in dem Stangen-
wählersystem weiter getrieben und hat einen 500-Teilnehmer-
Leitungswähler gebaut. Der Leitungswähler wählt also in einem
anderen Zahlensystem als die Fingerscheibe des Teilnehmers.
Aus diesem Grunde ist es notwendig, einen Umrechner einzufügen.
Das ist der ursprüngliche Zweck des Registers. Ob tatsächlich
mit den größeren Leitungswählern unter Verwendung von Um-
rechnern eine größere Wirtschaftlichkeit erreicht worden ist,
kann hier nicht erörtert werden,
Ich habe Herrn Dr. Lubberger so verstanden, daß er mit
seinem Beispiel uns ein Bild von den erweiterten Möglichkeiten
der Verwendung des Registers geben wollte.
Herr Kruckow: Es ist schr wohl möglich, auch 200- oder 500-
teilige Wähler als Gruppenwähler nach der Zehnerteilung für die
Einstellung zu betreiben, wenn nur der Leitungs wähler, der
für die Auswahl von Verbindungsleitungen aus einem großen
Bündel nicht in Betracht kommt, 100-teilig bleibt. So hat z. B.
der Mc. Berty-Wähler 10 Stufen mit je 20 Drehschnitten. Er
ns somit eine Zehnersteuerung mit 20er Btindeln ohne weiteres
zulassen.
Herr Lubberger: Aus den Ausführungen der beiden Herren
Vorredner geht hervor, daß die Bildung großer Bündel eine der
großen Fragen ist. Herr Oberpostrat Kruckow führt noch das
Drehwählersystem der Western Electric Co. an. Ich habe dieses
System der Kürze wegen übergangen.
Herr Lange wünscht etwas genauere Aufklärung über das
Mitlaufwerk. i
Herr Lubberger: Angenommen, ein Teilnehmer in Teltow
wolle einen Teilnehmer in Britz anrufen, Die regelrechte Ver-
bindung verlaufe über: Teltow, Potsdamer Platz, Steglitz, Britz.
Da der Verkehr Teltow—Britz sehr stark sei, ist es zweckmäßig, :
den großen Umweg zu vermeiden. Man zweigt in Teltow von
der Stromstoßleitung ein besonderes Relais ab, das gleichzeitig
mit den regelrechten Wählern erregt wird, und ein kleines Hilfs-
werk — Mitlaufwerk — einstellt. Wenn dieses auf die den
Stellen „Potsdamer Platz—Steglitz—Britz” entsprechenden Kon-
takte gelangt, so läßt es den II VW in Teltow wieder anlaufen
und setzt ihn auf einer freien Leitung fest, die unmittelbar nach
Britz führt. Die Wähler in Potsdamer Platz und Steglitz
lösen aus.
Vorsitzender: Das Wort wird nicht mehr gewünscht, dann
darf ich Herrn Lubberger den besten Dank des Vereins für den
interessanten und, wie die lebhafte Erörterung bewiesen hat, schr
anregenden Vortrag aussprechen.
1252
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 12. X. 1922,
abends 8 Uhr: Vortrag Dipl.-Ing. Dressler ‚„Nachrichtenanlagen für
Überlandwerke“.
Elektrotechnische Gesellschaft zu Köln. 18. X. 1922, abends
8 Uhr, Vortragssaal der Bürgergesellschaft: Vortrag Dr. von Krukowski,
„Zähler zur Berücksichtigung des Blindverbrauchs und ihre Anwen-
dung bei der Verrechnung der elektrischen Energie‘‘ (mit Lichtbildern).
Deutsche Gesellschaft für Metallkunde, Berlin. 14. bis 17.
X. 1922. 3. Hauptversammlung in Essen.
15. X. 1922, vorm. 94, Uhr im Saal der Kaupenhöhe:
l. Vortrag Dr.Ing. A. Peter „Das Pressen von Metallen‘.
2. Vortrag Obering Th. Metzger „Die elektrischen Schmelzöfen für
Nichteisenmetalle‘.
3. Vortrag Prof. Dr. W. Fränkel „Die Korrosion der Nichteisen-
metalle‘‘.
16. X. 1922. Besichtigungen:
Metallographisches Institut der Fried. Krupp A. G. Essen; Th.
Goldschmidt A. G., Essen; Berzelius Metallhütten A. G. (Zinkhütte),
Duisburg.
16. X. 1922, nachm. 5 Uhr im Saal der Kaupenhöhe:
1. Vortrag Dr. E. Schiebold ‚Die Verfahren zur Untersuchung der
Metallstruktur mit Röntgenstrahlen‘‘.
2. Vortrag Prof. Dr. W. Guertler ‚Die Beeinflussung von Metallen
durch gleichzeitige verschiedenartige Zusätze‘.
7. X. 1922, Besichtigungen:
Accumulatorenfabrik A. G. Hagen; Anlagen von Basse & Selve,
Altena. i
pema
Programm zum „Tag der Technik“ in Frankfurt a. M.
Montag, den 9. Oktober, abends 7 Uhr: Vortrag über Werbe- und
Industriefilme. Gegen 815 Uhr: Gemütliches Zusammensein im Restaurant
„Reichsmesse‘‘. i
Dienstag, den 10. Oktober, vorm. 10 Uhr: Vortrag Prof. Dr. Eberle,
Darmstadt, „Aufgaben der Wärme- und Elektrowirtschaft‘‘; 113, Uhr:
Besichtigung des „Hauses der Technik“ und der übrigen Abteilungen der
Frankfurter Internationalen Messe; 2 Uhr: Gemeinsamer Imbiß im Er-
frischungsraum der Universität (der Preis für das trockene Gedeck kann
wegen der augenblicklichen Verhältnisse noch nicht genannt werden,
wird aber so niedrig wie möglich gehalten).
Vorträge und Veranstaltungen der einzelnen Verbände,
Frankfurter Bezirksverein Deutscher Chemiker Nachm. 414 Uhr im großen
Hörsaal des chemischen Instituts der Universität, Professor Dr. Fester
„Chemische Probleme der modernen Brennstoffverwertung‘“.
Frankfurter Architekten- und Ingenieur-Verein und Bund deutscher Archi-
tekten Nachmittags 31, Uhr, Treffpunkt Goethegynınasium am Hohen-
zollernplatz: Besichtigung der Neubauten des Hauptpersonenbahn-
hofs, der Alten Brücke und Rundgang durch die Altstadt.
Bezirksverein Frankfurt des Verbandes Deutscher Diplom-Ingenieure.
Nachm. 3%, Uhr im Sitzungszimmer der Siemens-Schuckert-Werke,
Gutleutstr. 42-44 I: Gautag der südwestdeutschen Bezirksvereine des
V. D. I.
Reichsbund Deutscher Technik Nachmittags 3 Uhr im Hörsaal des Physi-
kalischen Vereins der Universität: Vortrag Prof. Dr. von Hanf-
staengel, Charlottenburg über „Technik und Schule‘.
Elektrotechnische Gesellschaft: Nachmittags 3 Uhr, Hörsaal F (Univer-
sität): Referat Direktor Dr. Vogelsang über „Aufgaben und Organisa-
tion des V. D. E.“. f
Frankfurter Bezirksverein Deutscher Ingenieure. Nachm. 31, Uhr, Hör-
saal H (Universität): Vortrag von Generaldirektor Dr. Bergius über
„Flüssige Brennstoffe‘.
Festvortrag.
Abends 6 Uhr: In der Aula der Universität, Vortrag Prof. Dr. Friedrich
Dessauer ‚Technik und Weltgeist‘‘; abends 8%, Uhr: Gemütliches
Beisammensein mit unterhaltendem Programm, Loge Einigkeit,
Kaiserstraße 37.
Exkursionen.
Mittwoch, den 11. Oktober:
Gruppe I: Frankfurter Maschinenbau Akt.-Gee. vormals Pokorny &
Wittekind, Kreuznacher Straße 54.
Gruppe I: Adlerwerke A. G., Höchster Straße.
Gruppe DI: Voigt & Hacffner A. G., Hanauer Landstr. 152/58.
Diese Besichtigungen beginnen sämtlich vorm. 9 Uhr.
Treffpunkt: Haupteingang des betreffenden Werkes.
Gruppe IV: Eisenbahnwerkstätte Nicd. Treffpunkt: Hauptbahnhof,
Bahnsteig 12, zum Zuge nach Nied 10 Uhr 10 Min. (Rückfahrt 2 Uhr
21 Min.)
Gruppe V: Werk Gustavsburg der Maschinenfabrik Augsburg-Nürn-
berg A. G. Abfahrt ab Hauptbahnhof, vormittags 9 Uhr 18 Min.!)
Gruppe VI: Vormittags 91, Uhr, mit Boot ‚Adler‘ vom Fahrtor ab:
Besichtigung der Frankfurter Hafenanlagen, Schleusen und des Wasser-
kraftwerkes Kesselstadt.
EN 1) Deutscher Reisepaß oder Personalausweis erforderlich da im besetzten
Gebiet. .
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40.
5. Oktober 1922.
RECHTSPFLEGE.
Warenzeichen. — Über die Anmeldung von Waren-
zeichen hat das Reichspatentamt unter dem 8. IX, im „Reich:-
anzeiger” 1922, Nr. 214, neue Bestimmungen erlassen, die
seit dem 1. X. diejeninen vom 30. IV. 1920 ersetzen. — Um den An-
meldern von Warenzeichen das Einhalten der erforderlichen Ord-
nung der Waren nach der gesetzlichen Klassen-
einteilung zu erleichtern, ist amtlich eine Warenliste
herausgegeben worden, deren Benutzung das Reichspatentamt allen
Interessenten dringend empfiehlt. Sie wird von der Patentschrif-
ten-Vertriebsstelle verkauft und kostet für «das Inland, Danziz
und Österreich 40 M, für das übrige Ausland 200 M. — Als Druck-
kostenbeiträge für die Veröffentlichung vou
Warenzeichen erhebt das Reichspatentamt seit dem 18. IN.
bis auf weiteres folgende Summen:
In Stufe 1... 260 M In Stufe . 2080 M
id 530 „ u 6. 20
ji. u, o 800 ,, ar ee N 3510 „
ae He 1360 „
Preise der Patentschriften. — Das Reichspatentamt hat dir
Preise der Patentschriften ab 28. IX. für das Inland,
Danzig und Österreich auf je 40 M, für das übrige Ausland auf je
20M erhöht.
Chemical Foundation Company. — Auf Anweisung des Pri-
sidenten der V. S. Amerika hat der Custodian of Alien Property die
Chemical Foundation Company aufgefordert, ihm alle ihr ver-
kauften Patent- und sonstigen Rechte zurückzugeben. Die Che-
mical Foundation Company hatte bekanntlich im Kriege von dem
damaligen Custodian annähernd 5000 der wertvollsten Patente und
Warenzeichen deutscher Staatsangehöriger zu Spottpreisen ge-
kauft und lehnte nun die Herausgabe ab, so daß der Custodian die
Klage angestrengt hat. H.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung
und ohne deren Verbindlichkeit.)
Statische Entladungserscheinungen an einer Drehstrommaschine.
In dem auf S. 945 veröffentlichten Aufsatz wurde die Vermutung
ausgedrückt, daß die erwähnten Glimmerscheinungen die Folge
eines Isolationsfehlers seien. Ich möchte dazu bemerken, daß ic)
eine gleiche Erscheinung an den Riemen verschiedener Motoren br-
obachtete. Jedoch war dies nur dann der Fall, wenn diese eine
hohe Umdrehungszahl halten und wenn sie in einem trockenen
Raume standen. Brachte ich eine Glühlampe in die Nähe des
Riemens, dann lud sich diese bis zu einem gewissen Grade, wobri
die Glühfäden vernichtet wurden. Wurde dann die Glühlampe
irgendeinem Körper genähert, so entlud sich dieselbe, indem ein
elektrischer Funke nach dem Gegenstand überschlug. Bei Über-
ladung schlug sogar ein Funke nach der Hand über. Diese Erschei-
nungen sind nicht auf einen Isolationsfehler zurückzuführen,
sondern es handelt sich hierbei nur um Reibungselektrizität, die
durch Reibung zwischen Riemen und Scheibe erzeugt und bei An-
näherung von Gegenständen abgeleitet wird.
Belgard i. P., 3. VIII. 1922, R. Till.
LITERATUR.
Besprechungen.
FestigkeitseigenschaftenundGefügebilderder
Konstruktionsmaterialien. Von Dr.-Ing C. Bach
und R. Baumann. 2. stark verm. Aufl. IV u. 190 S. in4®. Mit
936 Abb. Verlag von Julius Springer, Berlin 1921.
Die Verfasser bieten den in der ausführenden Technik stehen-
den Ingenieuren in ihrem Werke eine aulerordentlich reichhaltige
Sammlung desienigen Tatsachenmaterials, welches bei der Prüfung
des Konstruktionsmaterials in der Stuttgarter Versuchsanstalt im
Laufe von vier Jahrzehnten mit großer Sorgfalt allmählich gesam-
melt worden ist. In immer steirendem Maße ist von Jahr zu Jabr
von allen Ingenieuren, die in der Praxis Konstruktionsmaterial
irgendwelcher Art zu verwenden haben, die Notwendigkeit erkann!
worden, durch sorgfältige Untersuchung der in ihren Betrieben z"
verarbeitenden Stoffe möglichste Klarheit über deren inneren Auf-
bau, über das Vorhandensein und das Entstehen von etwaigen Feh-
lern im Gefüge zu gewinnen, da nur auf Grund einer derartigen
Kenntnis für ausübende Ingenieure die Möglichkeit gegeben ist, die
ihnen zur Verfügung stehenden Materialien bis zur vollen Ausnut-
zung ihrer Leistungsfähigkeit und dabei aber auch mit gröltmög-
licher Sicherheit des Erfolges in Anspruch zu nehmen. In immer
größerem Umfange bewirkt diese Erkenntnis, daß die material-
5. Oktober 1922.
erzeugenden und -verbrauchenden Werke durch Errichtung von um-
finglichen Untersuchungsanstalten ihren Betrieben die Möglichkeit
gewähren, die hierfür erforderlichen Untersuchungen mit wissen-
-chaftlicher Genauigkeit zur Ausführung zu bringen. Die vollkom-
nensten Untersuchungseinrichtungen geben aber auch in der Hand
‚orgfältig ausgebildeter Ingenieure nur dann die Möglichkeit, aus
dien Daten der jeweiligen Untersuchung die zutreffenden Schluß-
folgerungen zu ziehen, wenn an Hand eines reichhaltigen Materials
aie Möglichkeit gegeben wird, Vergleiche zu ziehen zwischen den
Ergebnissen einer soeben durchgeführten Untersuchung und den-
ienigen älterer Arbeiten, die bei ähnlichen Verhältnissen an Mate-
rialien der gleichen Art gewonnen worden waren.
Die Herren Bach und Baumann bieten der technischen Welt in
der von ihnen veröffentlichten mustergültigen Sammlung von Ver-
-ıchsergebnissen eine Zusammenstellung dieser Art, wie sie wert-
voiler und umfassender bisher von keiner anderen Seite gegeben
worden ist. In der jetzt erschienenen zweiten Auflage ist die Samm-
lung, die schon bei ihrem ersten Erscheinen von allen Fachgenossen
Jankbarst entgegengenommen worden ist, noch erheblich erweitert
worden, so daß man beim Nachschlagen fast über alle in der Praxis
iberhaupt vorkommenden Materialien in ihr passende Unter-
ıchungsbeispiele findet, die das Werk zu einem Nachschlagebuch
allerersten Ranges auf dem großen Gebiete der Untersuchung der
konstruktionsmaterialien machen.
Das Werk kann als unentbehrlich für jeden auf diesem Gebiete
arbeitenden Fachmann bezeichnet werden. W,Mathesius.
L’OndeElectrique. Publication de la Société des amis de la
T.S. F. Verlag Etienne Chiron, Paris. Preis des Hefts 3 Fr.
Dem auf S. 997 dieser Zeitschrift besprochenen Heft 1 dieser
Zeitschrift sind bis Juni 4 weitere Hefte gefolgt, die das gehalten
haben, was das erste Heft seinen Lesern versprach: ein Führer auf
dem Gebiete der drahtlosen Technik unter besonderer Hervorhebung
«er französischen Systeme. Indem wir uns vorbehalten, auf den In-
kalt einzelner Arbeiten noch näher einzugehen, seien zunächst die
wichtigsten Arbeiten der neuen Hefte hier kurz angegeben.
Heft 2: General Ferrie macht zunächst einen neuen Vorschlag
„ur funktelegraphischen Längenbestimmung; an den Versuchen sol-
len in der Hauptsache Frankreich, die Vereinigten Staaten und Eng-
land beteiligt sein; die Ergebnisse sollen der Commission inter-
nationale des Longitudes zugeführt werden. Bethenod schreibt über
die Anwendung von Gegengewichten bei Landstationen. Chatel be-
richtet über die von M. Armagnat angegebene Wellenmessung un-
-edämpfter Sender. Von besonderem Interesse ist noch die Be-
ne einer Amateusstation für drahtlose Telegraphie durch
’'aul Coisy.
Heft 3: Gueritot gibt eine interessante Studie über das Problem
der funktelegraphischen Fernwirkung (Übermittlung eines Alarm-
-ienalsan einen fahrenden Zug, Anzündung eines entfernten Leucht-
turmes usw.) Gutton berichtet über drahtlose Telephonie, Mesny
über Versuche mit Hochfrequenzwiderständen. Ferner enthält das
Heft noch genauere Einzelheiten über die funktelegraphischen Zeit-
zeichen, die für wissenschaftliche und meteorologische Zwecke von
den französischen Funkstellen Eiffelturm, Lyon, Croix-d’Hins und
Nantes ausgesendet werden.
Heft 4: Broin berichtet über die französischen gesetzlichen und
verwaltungstechnischen Bestimmungen für funktelegraphischen
Verkehr. Jullien schildert ausführlich die Einrichtungen für draht-
lose Telephonie der Eiffelturmstation.
Heft 5: Gutton gibt eine eingehende Darstellung der Erzeugung
und Unterhaltung von Schwingungen in einem Röhrengerät. Belin
berichtet über funktelegraphische Bildübertnagung im transatlan-
tischen Verkehr. Eine Darstellung mehrerer Amateurstationen be-
schließt das Heft. l Thurn.
Lehr-undAufgabenbuchderPhysik. Für Maschinen-
bau- und Gewerbeschulen sowie für verwandte technische
Lehranstalten und zum Selbstunterricht. Von Prof. Dr.G. Wieg-
ner u. Prof. Dipl.-Ing. P. Stephan. Teil 2: Lehre von der
Wärme, Lehre vom Licht (Optik), Wellenlehre. 2. verb. Aufl.
Mit zahlreichen Fig. u. ausgeführten Musterbeisp. 180 S. in 8".
Teil 3: Elektrizität (einschl. Magnetismus), Einführung in die
Elektrotechnik. 2. verb. u. verm. Aufl. Mit 213 Abb. u. ausgeführ-
ten Musterbeisp. 210 S. in 8°. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig
u. Berlin 1921. Teil2 Preis 22M. Teil3 Preis 26 M.
Das vorliegende Unterrichtswerk, dessen 1. Band schon in dieser
Zeitschrift besprochen wurde, ist hauptsächlich für Maschinenbau-
und Gewerbeschulen bestimmt. Das Charakteristische und Wert-
volle des Werkes ist die Fülle von Musterbeispielen und Aufgaben,
die es enthält. Der Leser lernt nicht nur ein physikalisches Gesetz
kennen, sondern erfährt sofort an einigen der Praxis entnommenen
durchgerechneten Musterbeispielen_die praktische Anwendbarkeit
les Gesetzes und findet ein reichhaltiges Aufgabenmaterial, um
durch eigene Arbeit mit den Anwendungen vertraut zu werden. Die
Auswahl der Musterbeispiele wie der Aufgaben muß als recht ge-
vignet bezeichnet werden. Die Stoffauswahl ist dem Zweck des
Buches angepaßt. So ist der Hauptteil des zweiten Bandes der Lehre
vonder Wärme gewidmet, während Optik und Welleulehre mit kaum
% Seiten sich begnügen miissen, Die Anordnung im dritten Bande
weicht von der üblichen ab, indem zunächst die Lehre von der strö-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40.
dem Verstorbenen gewidmet haben.
1253
menden Elektrizität behandelt wird, dann erst Magnetismus und
Elektromagnetismus, während die statische Elektrizität den Ab-
schluß bildet. In der neuen Auflage wurden die Abschnitte über
Leitungen, Schaltungen und Starkstrom bedeutend erweitert und
die Beziehungen zwischen Widerstand, Selbstinduktion und Kapa-
zität im Wechselstromkreis besonders behandelt. Damit sind die
praktischen Anwendungen noch stärker berücksichtigt in der ersten
Auflage. Im ganzen erfüllt das Werk durchaus seine Aufgabe, den
angehenden Techniker mit den für ihn wichtigen physikalischen
Grundlagen vertraut zu machen. Dr. Bauer.
Die WerkzeugmaschinenfürMetallbearbeitunz.
Von Prof. Herm. Wilda. Sammlung Göschen, Bd. 3: Die Hobel-,
Shaping- und Stoßmaschinen, die Sägen und Scheren, Antrieb und
Kraftbedarf. 2. neubearb. Aufl. Mit 98 Abb. 86 S. in 16°. Ver-
einigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co.,
Berlin u. Leipzig 1921. Preis9M.
Das vorliegende Bändchen, das 3. der Reihe, behandelt die
Werkzeugmaschinen mit gerader Arbeitsbewegung, den Antrieb
und Kraftbedarf. Es gibt auf kleinem Raum eine ausführliche Be-
schreibung, ohne sonst größeren Ansprüchen gerecht zu werden.
Die Freude an den Bildern wird dadurch getrübt, daß viele Strich-
zeichnungen unklar sind. 3 Eugen Simon.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Zum Gedächtnis an Walther Rathenau. Herausgegeben von der All-
gemeinen Elcktricitäts-Gesellschaft. 80 S. in 40,
[Schöne, tief empfundene Worte der Erinnerung, die der Reichsprä-
sident, Geheimrat F. Deutsch, P. Mamroth, G. Klingenberg, Dr. A.
Müller, Geheimrat Nernst, Prof. L. Brentano und Prof. M. Scheler
Des ıetzteren vor den Angehörigen
der Universität Köln gehaltene eindrucksvolle Rede wird vielen zu denken
geben.]
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Moor- und Ödland-
kultur im Deutschen Reiche. Von Otto de la Chevallerie. 67 S.
in 80. Verlag der Mitteilungen des Vereins zur Förderung der Moorkultur
im Deutschen Reich, Berlin SW 11, 1922.
Berechnung von Wechselstrom-Fernleitungen. Von Prof. Dr.
C. Breitfeld. Heft 17 der Sammlung „Elektrotechnik in Einzeldar-
stellungen‘. Herausgegeben von Prof. Dr. G. Benischke. 2. erw. Aufl.
Mit 31 Abb. u. 2 Taf. VIII u. 140 S. in kl. 80. Verlag von Friedr. Vieweg
& Sohn, Braunschweig 1922. Preis geh. 208 M, geb. 280 M.
Theoretisches und praktisches Lehrbuch für Elektrotechniker.
Mit besonderer Berücksichtigung der Berechnung und Prüfung von Ma-
schinen und Transformatoren. Von Prof. J. Fischer-Hinnen. Mit
330 Textabb. XII u. 560 S in 8°. Verlag von Albert Raustein, Zürich.
1922.
Statistik für das Botriebsjahr 1920 bzw. 1920/21. Herausgegeben
von der Vereinigung der Elektrizitätswerke. XVI u. 298 S. in Folio. Zu
beziehen durch die Geschäftsstelle der Vereinigung, Berlin 1922. Preis
400 M.
Die psychologischen Probleme der Industrie. Von Frank Watts
M. A. Deutsch von Herbert Frhr. Grote. Mit 4 Textabb. VIII u. 222 S.
in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922.
Schnellaufendo Dieselmaschinen. Beschreibungen, Erfahrungen, Be-
rechnung, Konstruktion und Betrieb. Von Prof. Dr.-Ing. O. Föppl,
Dr.-Ing. H. Strombeck u. Prof. Dr. techn. L. Ebermann. 2. veränd.
u. ergänzte Aufl. Mit 147 Textabb. u. 8 Taf. VIII u. 238 S. in 8°. Verlag
von Julius Springer, Berlin 1922.
Goldmarkbilanz. Von Dr. E. Schmalenbach. Heft 1 der Betriebs-
wirtschaftlichen Zeitfragen. Herausgegeben von der Gesellschaft für
wirtschaftliche Ausbildung. IV u. 56 S. in 8°, Verlag von Julius Springer,
Berlin 1922.
Sonderabdrucke.
Fortschritte der Wiskott-Beleuchtung. Von Dr.-Ing. L. Bloch.
„AEG-Mitteilungen‘‘ 1922, Nr. 1. l
Tetephone Service. Herausgegeben vom Department of Commerce.
Nr. 112 des „Circular of the Bureau of Standards‘. Verlag Government
Printing Office, Washingten 1921. Preis 65 cts.
Aus der Physik der Röntgenstrahlen. Von Dr. G. Großmann.
„Strahlentherapie‘‘ Bd. 14, 1922.
Die Verhütung der Unterversicherung in der Feuerversiche-
rung. Von C. Gabelick. Sonderheft der „Mitteilungen für die öffent-
lichen Feuerversicherungsanstalten‘‘. 1922.
Bericht über die Tätigkeit der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt im Jahre 1921. ‚Zeitschrift für die Instrumenten-
kunde‘, Bd. 42, 1922, S. 65/82.
Durchbildung und Fortschritte der Wiskottbeleuchtung. Von
Obering. O. Gerhardt. „Zeitschrift für Belcuchtungswesen‘ Ed. 27,
1921.
Osram-Glimmlampen. „Licht und Lampe‘, 1921, Nr. 26.
1254
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40.
6. Oktober 1922.
Doktordissertationen. |
Friedrich Zinneke. Einige Beiträge zur Kenntnis der p-Diarylami-
noterephtalsäuren. Technische Hochschule Berlin 1922.
Sigismund Fuchs. Über die Kondensation von aliphatischen Aldehyden
nn Kohlenwasserstoffen. Technische Hochschule Berlin
Anno Noack. Der Einfluß der Siebenstundenschicht auf Förderziffer
und Arbeitsleistung im Bergbau, untersucht an einem Peispiel aus dem
Ruhrkohlenbezirk. Technische Hochschule Berlin 1921.
A Kuhberg. Der Zusammenbau des von Schinkel im alten Dom zu Berlin
aufgebauten Altarabschlusses. Technische Hochschule, Berlin 1920.
Ferdinand Zunker. Das Temperaturmeßverfahren zur Bestimmung
der Sickerwasserverluste von Kanälen. Technische Hochshcule Berlin
1920.
Alfred Gilg. Über Reduktionsprodukte der 3,6-Diarylamino-p-chinon-
- dikarbonsäurediäthylester, sowie über die Kondensation von ar-Tetra-
hydro-ß-naphtylamin mit Succinylobernsteinsäurediäthylester. Tech-
nische Hochschule Berlin 1922.
Eingegangene Listen und Drucksachen.
Vereinigung der Elektrizitätswerke, Berlin. Karte der Elektrizitäts-
versorgung Deutschlands mit einem dazugehörigen Inhaltsverzeichnis.
C. Lorenz A. G., Berlin-Tempelhof. Rohrpost-Almanach.
Dynamotherm G. m. b. H., Aschaffenburg. Preisliste über Heiz- und
Kochapparate. |
Siemens-Schuckertwerke, Berlin-Siemensstadt. Preisliste Gl: Setz-
maschincnantriebe, G3: Rotationsmaschinenantriebe, H2b: Drehstror-
hebezeugmotoren, J18: Garnituren und Zubehör für Starkstromkabel,
Teil I: Endverschlüsse, II: Muffen, III: Kabelkasten und Trennkasten,
Pi2a: Kleingebläse für Riemenantrieb, S3c: Dreipolige Ölschalter mit
Schaltmotor- und Schaltmagnetantrieb auf gemeinsamem Fahrgestell,
S3, Nachtrag II: Relais, S8: Streifen- und Röhrensicherungen, S14: Drei:
polige Ölschaltkasten, T 4: Elektrische Webstuhlantriebe, W 3b: Elmo-
Drebstühle. Standliste 1922, Eisengekapselte Verteilungsanlagen. Ein-
zelpreisblatt EP7: Klingeltransformatoren, EP 12: Schleifringbürsten,
EP 16: Einphasenstrom-Repulsionsmotoren, EP 19: Wasseranlasser bis
1500 kW für Drehstrommotoren, EP 21: Überstromausschalter, EP 26:
Schaltervorbaugruppen für Uzed-Zählertafeln und V-Uz-Gruppen, EP 29:
Nulleiterdrähte mit Kupferleitern. Druckschriften Nr. 997: Elektrische
Kraftanlagen in der Textilindustrie, 938: die Radaune-Talsperre mit dem
Oberland-Kraftwerk 'Straschin-Prangschin, 1017: Transformatoren für
Leistungen bis 600 kVA, 1132: Elektrische Kraftanlagen in der Textil-
industrie, 1225: Elektrischer Sonderantrieb für Hobelmaschinen durch
Gleichstromwendemotor, 1257: Elektrische Schüttelrutschenantricbe,
1285: Holländer-Einzelantrieb u.selbsttätige Regelung der Holländerarbeit,
1306: Pneumatische Förderanlagen, 1323: Sonderbewetterung in Gruben,
1339: SSW-Handdrehbohrmaschinen für Steinkohlengruben, 1351:
Siemens- Hochleistungsbohrmaschinen, 1352: Wetterfeste umhüllte Frei-
leitungen, 1354: Silit-Strahlungsofen Sistra, 1355: Spannungsmeßstange
für Hänge-Isolatoren, 1357: Siemens-Hauswasserpumpen, 1358: Dampf-
speicher, 1360: Eine neue Senkbremsschaltung für Krane in Drehstrom- _
anlagen, 1374: Hygienische und wirtschaftliche elektrische Raumheizung
Radiophor, 1390: elektrischer Sonderantrieb von Blechkantenhobel-
maschinen, 1420: Generatoren für Wasserkraftanlagen, 1422: Queck-
silberdampf-Kleingleichrichter, 1457: Quecksilberdampf-Gleichrichter, 1461
Elektrolytische Kesselschutzanlagen, 1480: elektrisch beheizte Muffelöfen
mit Silitheizkörpern.
Osram G. m. b. H., Kommanditgesellschaft, Berlin. Eine neue Messe-
broschüre, Tafel zur Beleuchtungsberechnung bei Verwendung von Wis-
kott-Spiegelreflektoren, Wiskott-AuBenarmaturen, Urteile über Wiskott-
Spiegelrcflektoren, das neue Wiskottlicht, Sammielmappe über Lampen,
Untersuchungsbericht der Beleuchtung des Versuchsfeldes für Werk-
zeugmaschinen der Technischen Hochschule in Berlin mit Wiskott-
Spiegelreflektoren, Osram-Sammelmappe.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Verwendung ausländischer Zahlungsmittel im iniändi-
schen Verkehr. — Der Wirtschaftspolitische und der Finanzpolitische
Ausschuß des Reichswirtschaftsrats haben sich in einer Entschließang
dahin verständigt, daß beim Verkauf von Waren aus deutschen
Rohstoffen eine Berechnung in Auslandswährung nur für die
Ausfuhr erfolgen darf. Dagegen soll diese beim Verkauf von Waren, die
in erheblichem Maße ausländische Rohstoffe enthalten, im Inland-
verkehr entsprechend dem Anteil an Auslandsrohstoffen gestattet sein,
doch darf die Zahlung im Inlandverkehr nur in Reichsmark
verlangt werden. Die Wichtigkeit der Erhaltung der Mark als Zahlungs-
mittel und Wertmesser dürfe nicht dazu führen, durch verwaltungsmäßiges
Eingreifen in die Zahlungsbeziehungen das Wirtschaftsleben zu gefährden.
Man müsse die Korrektur eingerissener Mißstände vor allem in der Hebung
der Produktion, der Verringerung übermäßiger Einfuhr und überflüssigen
Verbrauchs sowie in der dadurch erreichbaren Verbesserung unserer Zah-
lungsbilanz suchen und die erforderlichen Maßnahmen tunlichst durch
freie Vereinbarungen der an der Erzeugung, dem Absatz und dem Konsum
beteiligten Verbände erzielen. Der Reichsverband der deutschen Industrie
will durch seine Kartellstelle die Kartelle und Verbände veranlassen, diese
Entschließung in der Praxis zu berücksichtigen und vor allen
nicht mehr die Zwangsregulierung in Auslandswährung bei
Inlandverkäufen vorzusehen. Dem ist auch der Zentralverband, des
deutschen Großhandels beigetreten.
Preisnachbewilligung für Reparationslieferungen. — Wie
die „D. A. K.“ erfährt, wird der Wiederaufbaukommissar zu durch die
Markentwertung veranlaßten Anträgen auf Preisnachbewilligung
seitens solcher Firmen, die Reparationslieferungen zu festen Preisen
übernommen haben, künftig nur dann Stellung nehmen, wenn der Lieferant
folgende Unterlagen beigebracht hat: 1. Abschrift der letzten Bilanz und
des Gewinn- und Verlustkontos; 2. Angabe der Zahl der Facharbeiter, der
ungelernten Arbeiter, der jugendlichen und weiblichen Hilfskräfte und der
Lehrlinge; 3. Angabe der durchschnittlichen Monatsverdienste der ge-
samten Belegschaft ohne Lehrlinge, jugendliche und weibliche Hilfskräfte:
4. Belege über den Zeitpunkt und Umfang der jeweils erfolgten Bestellungen
an die Unterlieferanten, sofern solche für diesen Auftrag in Frage kommen;
5. Belege über die Zahlungen auf Grund der unter 4 erwähnten Bestellungen:
6. Aufstellung der einzelnen Posten der Generalunkosten und Angabe der
diesen entsprechenden gesamten produktiven Löhne; 7. Spezifizierte Selbst-
kostenberechnung (Vor- und Nachkalkulation). Die unter Ziffer 2 bis 7 zu
machenden Angaben beziehen sich auf die Zeit zwischen Auftragserteilun;
und Ablieferung der vom Reichskommissar bestellten Gegenstände. Die
Richtigkeit der Angaben ist, soweit möglich, behördlich, sonst durch die
Handelskammer, und bezüglich der Löhne durch den Arbeitgeberverband
beglaubigen zu lassen. Der Reichskommissar behält sich für die Nach-
prüfung die notwendigen Maßnahmen vor. Die eingangs genannten Anträge
müssen, wenn sie berücksichtigt werden sollen, während der Ausführung
des Auftrages gestellt werden.
Zum Bemelmans-Abkommen. — Das am 2. VI. getroffene Ab-
kommen ist, da die Bye Regierung ihren Beitritt erklärt hat, Belgien
gegenüber am 15. IX. in Kraft getreten.
Indexziffern. — Die ‚„Ind.-u. Hand.-Ztg.‘‘ hat mit der Veröffent-
lichung eines wöchentlichen Kaufkraftindex begonnen, der auf Grund
der Preise wichtiger Großhandelswaren berechnet wird, deren Preise am
Ende 1913 gleich 1 gesetzt und so zur Basis der prozentualen Preissteigr-
rungsziffer gemacht werden. Für die Zeit vom 16. bis 22. IX. betrug danach
der Kaufkraftindex 292,36, d. h. die zugrunde gelegten Warengattungen
erreichten im Durchschnitt den 292fachen Preis ihres Friedensstandes, su
daß damit die Inlandkaufkraft der Mark nur noch !/ag ihres Frie-
denswertes darstellte. Am Dollarmittelkurs in Berlin (1450,83) gemessen,
besaß die Mark in der dritten Septemberwoche nur noch den 346. Teil ihres
Vorkriegsauslandwertes. Da die Mark nach der Stichtagberechnung vom
1. IX. 1/319 ihres Außenwertes und !/,., ihres , Binnenwertes der Vorkriege-
zeit aufwies, hat sich demnach gegenüber Anfang September in der dritten
Woche dieses Monats die Kaufkraft der Mark, am Dollar gemessen, um
11,6% vermindert, während das Niveau der Großhandelspreise um 7“.
emporschnellte. In der dritten Septemberwoche hatten die dem Kauf.
kraftindex zugrunde gelegten Kohlen preise durchschnittlich das 390fach«.
die Metallpreise das 400fache, die Eisenpreise das_429fache der, Vor-
kriegspreise erreicht. j u
Preisstelle des Zentralverbandes der. deutschen elektro-
technischen Industrie. — Wie aus den diesem Heft beiliegenden neuen
Festsetzungen der Preisstelle Nr. 67 (grün) und Nr. 67 A (gelb) hervor-
geht, sind die beiden gemeinsamen Teuerungszuschläge mit Ausnahmt
der Ziffern 5, 16 und 16a, 19, 2C, 38, 39, 42, 44 bis 46 und 47 bis 60, 69a,
77 und 78 erhöht worden. Die Festsetzungen gelten vom 28. IX. bis 4. X.
und die erstgenannte wieder für die Abrechnung von bis zum 10. VIL.
einschl. angenommenen Aufträgen. Für die Umrechnungsmultiplikatoren
ist nunmehr die Tabellenausgabe 20 maßgebend.
Außenhandel.
Deutschland. — Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik
hat den Nachlaß auf ihre eigenen Gebühren vom 1. X. ab auf 66°/ % er-
höht. Sie wird mithin bis auf weiteres statt 1,5 nur 10/w an Gebühren er-
heben. Die Gesamtgebühren, einschließlich Reichskommissar- und Presse-
beitrag, sind mithin seit 1. X. von 3,5 auf 30/9, ermäßigt worden. — Der Fest-
setzung des Goldzollausgeldes tür jeweils eine Woche wird bis auf weiteres
der durchschnittliche Dollarkurs der dieser Woche vorhergegangenen zweit-,
dritt- und viertletzten Woche unter angemessener Abrundung nach' oben
oder unten zugrunde gelegt. — An die Stelle des bisherigen Reichskom-
missars für Aus- und Einfuhrbewilligung Dr. Trendelenburg ist
Ministerialrat Wienecke getreten. — Der Vorstand des Reichsverban-
des der deutschen Industrie hat beschlossen, mit allem Nachdruck
nicht nur gegen die Erhöhung, sondern überhaupt für Aufhebung der
Ausfuhrabgabe und für Freilassung des Exportes von der Um-
satzsteuer einzutreten. — Nach einer Verfügung des Reichskommissar:
für Aus- und Einfuhrbewilligung dürten die Zahlungen von Bußgeldern,
durch die die Verhängung der Ausfuhrsperre bei Verstößen gegen die Außen-
handelskontrolle abgelöst werden %ann, künftig nur noch zugunsten
der Reichskasse vereinbart werden, und als Empfänger muß das Reich:-
kommissariat für Aus- und Einfuhrbewilligung bezeichnet werden. —
Das Ausfuhramt für das besetzte Gebiet in Bad Ems hat einen Ner-
druck des Merkblatts Nr. 13 herausgegeben, der nunmehr allein Gültig-
keit besitzt und wünschenswerte Informationen bezüglich der Anträge für d!r
Einfuhrin das besetzte Gebiet und die Ausfuhr aus diesem, über die Bewilli-
gungsgebühr, das Verhalten bei Anfragen und Reklamationen,die Erteilune
verbindlicher Auskünfte in Zollfragen, den Verkehr mit dem Saargebit
5. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40.
1255
schen Zentralnoteninstituts mit der Bank von England, die beträchtliche
die Einfuhr elsaß-lothringischer Kontingentswaren und über allgemeine
Erleichterungen gibt. — Über das Inkrafttreten deutscher Ein- und Aus-
fahrverordnungen im besetzten Gebiet erfährt die D. A. K., daß
die Interalliierte Rheinlandkommission für den Einspruch gegen Verord-
nungen über die Ausfuhrabgabe eine Frist von 5 Tagen habe. Erhebt sie
ihn nicht, so treten jend am gleichen Tage wie im unbesetzten Deutsch-
land in Kraft.
über verfüge die Kommission über eine Einspruchsfrist von 10 Tagen, nach
deren Ablauf diese Bekanntmachungen, wenn kein Einspruch erfolgt ist,
automatisch Geltung erlangen. Dagegen bedürfen vom Reichsanzeiger
' nicht veröffentlichte Rundverfügungen des Reichskommissars für Aus-
. und Einfuhrbewilligung im besetzten, Gebiet der Genehmigung des inter-
_ alliierten Unterausschusses beim Aus- und Einfuhramt Ems.
| Danzig. — Die D. A. K. macht dieam Außenhandel mit Danzig
beteiligten Firmen auf die von der dortigen Handelskammer herausgegebene
„Danziger Wirtschaftszeitung‘‘ aufmerksam, von der die Handelskammer auf
Ansuchen Probenummern verabfolgt.
Persien. — Seitens des englischen Handelssekretärs in Teheran werden
unter den für das Land erforderlichen Objekten auch elektrische Anlagen
genannt. Es kämen einfache und billige, auch tragbare Dynamos von 1 bis
4 PS in Frage, die sich mit Petroleummotor antreiben lassen.
Portugal. — Den „Weltw. Nachr.‘‘ zufolge sieht das Budget Angolas
für 1922/23 1,4 Mill. Escudos für den Ankauf telegraphischer, telepho-
nischer und hauptsächlich radiotelegraphischer Materialien vor.
Interessenten sollten sich möglichst frühzeitig in portugiesischer Sprache
an das Secretario das Comunicacoes, Loanda, wenden. ’
V. S. Amerika. — Der Deutsch-Amerikanische Wirtschaftsverbaud
in Berlin wird demnächst eine deutsche Übersetzung des neuen Zoll-
tarifs herausgeben. Bestellungen sind an dessen Geschäftsstelle (Berlin NW7,
Neue Wilhelmstr. 12/14) zu richten.
PI> —n.
Aus der Geschäftswelt. — Inland. Die Bergmann-Elektri-
.itäts-Werke A. G., Berlin, haben nach der „Frankf. Ztg.‘‘ von der Nie-
derländischen Staatsbahn einen Auftrag auf Lieferung und Bau der Ober-
leitung (einschl. der Bahnhöfe) für die erste Elektrisierung von Staatsbahn-
strecken erhalten. Es sollsich dabei um die Linie Amsterdam-Leyden handeln
` strecken erhalten. Es soll sich dabei um die Linie Amsterdam—Leyden
handeln. — Das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk, Essen,
‚ hat die Genehmigung zur Ausgabe 5%,iger Schuldverschreibungen im Be-
trage bis zu 500 Mill. M erhalten. — Die Bergische Elektricitäts-
Versorgungsgesellschaft m. b. H. (Überland- und Zechenzentrale),
Rupferdreh, hat den Firmen ihres Interessengebiets nach der „Ind.- u.
Hand.-Ztg.‘“ vorgeschlagen, ihr zwecks Erweiterung der Anlagen Kapital
zur Verfügung zu stellen, zw. ?/, des Bedarfs, während die Gesellschaft
‚ selbst sich mit 1/, beteiligen will. Die Anteile der einzelnen Firmen sollen
nach dem Anschlußwert berechnet werden. — Das Kraftwerk Sachsen-
Thüringen A. G., Auma, dag nach der „‚Berl.. Börsenztg.“‘ den Lichtpreis
kürzlich auf 45 M/kWh erhöht haben soll, erklärt sich bereit, an Stelle des
\seldes je Kilowattstunde 10 Eier oder 3 Pfd. Weizenmehl bzw. 4 Ztr.
Kartoffeln in Zahlung zu nehmen. — Die Firma E. Leybold’s Nachfolger,
Köln, (Fabrik elektrischer Apparate) ist in eine Aktiengesellschaft mit
9 Mill. M Kapital umgewandelt worden. — Die Dr. A. Koepsel mechanische
= Werkstätte G. m. b. H., Berlin, hat ihre Firma in Koepsel-Loewe G. m.
b. H. geändert und fabriziert und vertreibt jetzt elektrische Apparate. —
Die Gesellschaft für elektromechanische Telephonapparate
m. b. H., Berlin, ist aufgelöst worden. — Ausland. Die Elektriska A. B.
‚ Christian Berg & Co., Malmö, hat nach dem ‚‚Elektrotechn. Anz.‘ im
abgelaufenen Geschäftsjahr einen weiteren Verlust von 0,315 Mill. Kr er-
litten (3,2 Mill. Kr i. V.), der nunmehr zu einer Sanierungsaktion Veran-
lassung gibt.
Baumarkt. — Baumholder (Rheinland). Der Kreistag hat für den
. Ausbau der Elektrizitätsversorgung weitere 7 Mill. M bewilligt. — Berm-
bach (Thüringen). Diese und die Gemeinde Bartels werden Anschluß an
die Rhön-Überlandzentrale erhalten. — Bernburg (Anhalt). Die Über-
. landversorgung soll weiter ausgedehnt werden. — Drossen (Branden-
. burg). Die Stadt soll mit elektrischer Arbeit versorgt werden. — Holm
(Holstein). Für die Gemeinde und umliegende Ortschaften wird die Ein-
führung elektrischer Beleuchtung geplant. — Jastrow (Westpreußen).
Von einem Elektrizitätsunternehmen wird die Ausnutzung der in der Küddow
bei Flederborn-Jastrow zur Verfügung stehenden Wasserkraft geplant. —
Parchim (Mecklenburg). Das elektrische Ortsnetz wird erweitert. Für die
Beschaffung von Material sind 2 Mill. M bereitgestellt worden. — Rends-
burg. Für Kabelverlegungen hat die Stadt die Aufnahme einer Anleihe
von 12 Mill. M beschlossen. — Rossnow (Pommern). Der Provinzial-
verband will hier eine Wasserkraftanlage errichten.
. „Von der Börse. — (20. IX. bis 26. IX. 1922.) Während”die kriege-
rischen Verwicklungen im nahen Osten die Kabinette der interessierten
Regierungen unter politischer Hochspannung hielten, hat die für Deutsch-
landin der Reparationsfrage durch die Verständigung mit Belgien geschaffene
Atempause die Geschäftslust der Berliner Effektenbörse gehoben. Außer-
dem regten Nachrichten an, die sich auf eine Besserung unserer Handels-
beziehungen zum Ausland und der Förderung im Ruhrkohlenbezirk sowie auf
den Plan eines deutsch-französischen Montantrustes bezogen, teilweise auch
Aussichten auf eine Stabilisierung des Markwertes wie auf eine Verbreiterung
der Regierungsmehrheit zu eröffnen schienen. Dazu kam gegen Ende der
Berichtszeit das belebende Moment einer noch kaum erwarteten Erleich-
terung des Geldmarktes. Zwischendurch wurde die günstige Stimmung aller-
dings durch den Mangel näherer Angaben über die Abmachungen des deut-
Sonstigen Bekanntmachungen im Reichsanzeiger gegen- '
Steigerung des Zahlungsmittelumlaufs um'mehr als 19 Milliarden M und durch
die unsere industrielle Tätigkeit schwer hemmende Kohlenknappheit be-
einträchtigt. Im allgemeinen ließen sich auf den meisten Gebieten z. T. recht
erhebliche Kurserhöhungen feststellen, an denen auch die Elektroaktien
teilnahmen. Im Vordergrund des Interesses standen zeitweise die Werte
des Siomenskonzerns (Verhandlungen über einen großen Warenkredit an die
russischen Elektrotrusts sollten vor dem Abschluß stehen), der Accumula-
toren-Fabrik, der Bergmann-Elektricitäts-Werke, denen soeben ein Łe-
deutender Auftrag der niederländischen Staatskahn. zugefallen ist, und der
Felten & Guilleaume Carlswerk A. G.
20. IX. | Niedris-| Höchster! 26. IX.
ster
Gesellschaften
Accumul.-Fabr., Berlin . +1 25 he: 1648 | 1935 1965
A. G. f. El. Anlg., Berlin ....|'8 — — == =
A. E. G., Berlin... ..... 16 738 738 | 813 813
„ „ Vorz.-A. 3 ] 13,50 110 115 110
„ „ Vorz.-B. 725 | 133 133 140 14)
Bergmann, Berlin ....... 20 665 640 835 | 835
Continent. Ges. Nürnberg... .| 0 = = EAA =
29 „ 3 S Vorz.-A. 8 400,50 400 450 450
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln 5 650 650 799 | 799
„ Niederl. ,, ss — | 505 505 560 560
„ Südam. „ b Pa 6 613 613 710 710
„ Kabelwerke, Berlin . . .| 20 485 485 549 | 549
Elektra, Dresden . ...... 10 295 295 315 305
El. Licht u. Kraft, Berlin .{| 15 550 550 650 650
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 485 485 590 590
E. W. Liegnitz . . ...... 10 310 310 330 325
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 11079 11079 1152 |1152
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 578 578 669 669
Hackethal, Hannover ..... 20 585 585 645 645
Hamburgische E. W. ..... 10 299 299 310 300
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 |1001 |1001 | 1250 1200
W. Lahmeyer, Frankfurt a.M. 12 406 406 465 465
C. Lorenz, Berlin ....... 35 735 735 825 825
Dr. Paul Meyer, Berlin 15 385 375 405 405
Mix & Genest, Berlin ..... 16 510 510 550 | 550
Neckarwerke, EBlingen .. ..| 10 302 300 308 308
Oberbayer. Überlandz., München.| 9 360. | 330 360 | 360
H. Pöge, Chemnitz . . .... .» 12 [|5835 535 580 580
“4 =. Vorz.-A... . 7 106 106 108,75 108
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 397 397 416 416
MM Be a „ ‚Vorz.-A.| — | 120 119 120 119
M. Schorsch & Cie., Rheydt 10 600 600 725 725
Sachsenwerk, Dresden . .. . . 20 678 678 800 800
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 11078 |1078 1168 !1168
„Siemens‘‘ El. Betr.,. Berlin 0 152 | 152 165 165
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 1878 1852 1940 11940
Stettiner E. W. . .......[ 15 405 405 455 420
Teleph.-F. Berliner, Hannover . .| 20 560 ` | 560. 670 | 670
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin| 35 870 870 1030 1030 __
Voigt & Haeffner. .. . 20 610 | 610 675 | 675
5 TOTZ.-À. . 20 520 520 575 575
Hartmann & Braun . . | Frank-| 25 |728 | 728 | 8co |800
Emag. Elektr.-A.G. ... furt | 22 400 400 450 | 450
Main Kraftwerke, Höchst | a.M. | 10 280,50, 280,50. 300 | 300
Heddernh Kupferw. u. |
Südd. Kabelwerke . . | 20 611 611 | 745 | 745
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im September: !
in
Christiania (Kr)
.... | 279,90| 286,14 | 278,15 | 247,69 | 237,70| 243,71
Helsingfors (finn. M). . | 3626| 3745| 3645] 3196| 3091| 3071
Holland (Gld) .. 636,70 | 655,18 | 641,20 | 566.79 | 545,32 | 542,32
Italien (L) .. oo .. 6881| 6991| 7066| 6217| 5943| 5943
Kopenhagen (Kr) |. | | | 335,88 | 34407] 341.07 | 304,12 | 293,63 | 291,89
London (9) ...... 7220,95 7415,70 |7290,85 6441,90 6227,20 ‚6217.20
New York (8) 1627.96 1665,41 [1652,93 |1458,17 |1405 74 |1405,74
Österreich (K) 0022| 0022| 002| 002| 002| 0,02
Paris (Fr) ©... .. 123,60 | 125,59 | 126,34 111,36 | 107,62 | 107,37
Prag (K)... 50.04) 5225| 4989| 4524] 4454| 4395
Schweden (Kr) | | | | 1429,46 | 438.45 | 434.46 | 386.52 | 372,53 | 368.54
Schweiz (Fr) ©. . .. 304.87 | 308,61 | 309,61 | 272,66 | 263.67 | 263.67
Spanien (Pes). . . ... 245,69 | 250,69 | 250,69| 222,97 | 215,48 | 215,23
Neue Gesellschaften. — Neckar-Elektrizitätsgescellschaft
m. b. H., Heilbronn. Gegenstand: Erzeugung elektrischer Energie und deren
Absatz an Wiederverkäufer. Stammkapital: 1,8 Mill. M. — Demos-Werk
Max Unger A. G., Dresden. Gegenstand: Fortführung des bisher von
der offenen Handelsgesellschaft gleicher Firma betriebenen Fabrikunter-
nehmens sowie die Herstellung elektrischer Apparate. Grundkapital:
2,5 Mill. M. — Elektro- Einkaufsgesellschaft m. b. H., Donauwörth.
1258
Gegenstand: Einkauf sämtlicher Materialien und Maschinen der Elektro-
technik sowie deren Abgabe. Stammkapital: 0,16 Mill. M. -
WARENMARKT.
Installationsmaterial. — Die „Eltfabriken* haben die Teuerungs-
zuschläge auf die Julipreise durchschnittlich um weitere 250/ erhöht.
Hochspannungsisolatoren. — DieVereinigteu Porzellan-Isolatoren.
Werke G. m. b. H., Berlin, haben den Teuerungszuschlag ab 1. X. von
700%, auf 1025°/, erhöht. Die neuen Verkaufspreise gelten für die
erste Hälfte Oktober
Niederspannungsmaterial. — Der Verband Deutscher Elektro-
technischer Porzellanfabriken, Berlin, hat den Teuerungszuschlag für
Niederspannungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab 1. X. für die
erste Oktoberhälfte von 7400% auf 1025°/, erhöht. Zahlungen sind nun-
mehr binnen 14 Tagen nach Ausstellung der Rechnung netto ohne Abzug
frei Kasse der Werke zu leisten. Nach Ablauf der Frist wird der Rechnungs-
betrag zuzüglich Verzugszinsen, deren Höhe der Verband jeweils nach
den Bankzinsen des verftlossenen Monats festsetzt, und die z. Zt.
mit 150/9 bemessen worden sind, durch Tratte mit 14 tägiger Laufzeit
entnommen.
Isolierrohre.. — Die Verkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fahri-
kanten G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 28. IX. die zu den
Preisen der Liste vom 24. X. 1921 hinzuzurechnenden Aufschläge für
Bleirohr, lackierte, farbige Galvano- und Gelblackrohre nebet Zubehör
auf 45000/., für Messingrohr mit Zubehör auf 62009, für Stahlpanzer-
rohr und Zubehör auf 8000°/, und für schwarzes Papierrohr auf 60000)
vesteigert.
Kohle. — Die Kohlenproduktion des Deutschen Reiches
ohne Saargebiet ergab im August 10,206 Mill. t Steinkohle (11,727 i. V.),
12,147 Mill. t Braunkohle (10,606 i. V), 2,574 Mill. t Koks (2,247 i. V.) und
3,222 Mill. t Preßkohlen (3,119 i. V.). Das Ergebnis des Uber-
schichtenabkommens an der Ruhr ist vorläufig noch mäßig; der Zu-
wachs der arbeitstäglichen Förderung soll im August rd 3600 t betragen
haben. — In der Zeit vom 1. bis 15. IX. sind nach Deutschland insgesamt
202 085 t englische Kohle eingeführt worden.
Erze. — Siegerländer Rohspat kostete in den letzten Tagen 4357 M
und Rostspat 6500 M/t.; für Oktober sind diese Preise um 470 bzw.
700 M. erhöht worden.
Eisen. — Der Roheisenauschuß des E. W. B. hat für Lieferungen ab
1. X. abermals eine Erhöhung der Höchstpreise von Roh eisen beschlossen,
so daß diese sich nunmehr wie folgt stellen: Hämatit 30 544 M, kupfer-
armes Stahleisen 29 876 M, GieBereiroheisen I 27 413 M, degl. III 27 343 M,
siegerländer Stahleisen 29 763 M, Spiegeleisen (8 bis 10% Mn) 32 483 M,
Gießereirobeisen luxemburger Qualität 25 933 M, Temperroheisen 30 150 M,
Forrosilizium (10%) 34 443 M/t. Die bisherige Kurs- und Frachtklausel
bleibt bestehen, dagegen ist der Rabatt auf 300% je 1 t erhöht worden.
Die Preise werden auch weiterhin dekadenweise unter Beibehaltung der
Kursklausel festgesetzt. — Der Stahlbund hat beschlossen, die bisherigen
Werkgrundpreise bis einschl. 10. X. unverändert zu lassen; lediglich die
Mehrpreise für Lirferung in S.-M.-Güte sind ab 1. X. wie folgt erhöht
worden: für Rohblöcke auf 2830 M, Vorblöcke 3200 M, Knüppel 3400 M,
Platinen 3500 M, Formeisen 340 M, Stabeisen 350) M. Universaleisen
und Bandeisen 3820 M, Walzdraht 3740 M, Grobbleche 4060 M, Mittel-
und Feinbleche von 1 bis unter 3mm 4160 M, dsgl. unter 1 mm 37% M.
Gußwaren. — Der Verein Deutscher Eisengießereien, Düsseldorf,
hat die Preise von Gußwaren für Lieferungen ab 1. X. um 15% erhöht.
Schrott. — Am 27. IX. wurden für Kernschrott 21000 M, für
Späne 17500 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch
26 000 M/t frei Berlin notiert.
Edeimetalle. — Der Berliner Markt notierte am 27. IX. Gold mit
1060 bis 1080 M/g, Platin mit 5000 M/g und Silber mit 35 000 bis 36 000
Mark/kg.
e anai — In New York notierte Baumwolle am 27. IX. 20,70
cts/lb, in Liverpool 12,22 d/lb und in Bremen 857,60 M/kg.
Gummi. — Der Londoner Gummimarkt ist wieder etwas fester ge-
worden; in den letzten Tagen wurden für Crepe und Sheets loco 7?/g d/lb
notiert. n
Harz. — Ware der Typen G und H wird zu etwa 100 M/kg mit 14%
Tara ab Lager Hamburg angeboten.
Schellack. — T.N. Orange kostet z. Zt. 2300 M und Lemon-
Schellack 2800 M/kg. |
Teer und Teererzeugnisse. — In den letzten Tagen wurden für
Braunkohlenteer 6 bis 6,50 M, für präparierten 11 bis 13 M, Braun-
kohlenteer-Hartpech, springhart, 15 bis 16 M/kg, ausschließlich Faß,
ab Lager gefordert.
Ole und Fette. — Die Zufuhren amerikanischer Mincralöle waren
in der Berichtswoche nur gering, dagegen sind kürzlich die ersten größeren
Mengen russischen Ols auf den Markt gekommen, die mit Tankdampfer
direkt von Baku eingeführt wurden. Nach der Herabsetzung des Goldzoll-
aufschlages beträgt der Zoll für Mineralöle jetzt 4140 M, für Fette 4878,20 M
und für verfettete Ole 4968 M/t. Die Preise stellten sich etwa wie folgt:
Heißdampfzylinderöl, Flp. 280/330°, 5 und 8 $; Sattdampfzylinder-
öl, Flp. 230/2700, 4 und 5,50 S; pennsylvanische Maschinenölraffinate,
Visk. 3 bis 10 bei 50°, Flp. über 2000, 5 und 9,50 S; dsgl. amerikanische,
Visk. 3 bis 10 bei 50°, Flp. unter 2000, 5 und 8 $; Spindelölraffinate,
Visk. 2 bis 7 bei 20%, 4 und 5 N; hellgelbes Maschinenöl, Tropfp. 75:95",
6,50 und 88/100 kg Reingewicht, lose und unverzollt. —Leinöl wird
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 40.
%
5. Oktober 1922.
aus Holland zu 42 Gld/100 kg angeboten; am deutschen Markt verlangt
man für gute Ware 270 M/kg. Leinölfirnis kostet etwa 275 M/kg. —
Rizinusöl 1. Pressung wird zu 310 M und Ware 2. Pressung zu 300 M kg
offeriert. — Rüböl zum Härten bedingt einen Preis von 295 bis 300 Mke.
— Terpentinöl ist in Amerika weiter gestiegen; New York notierte am
27. IX. 1,39 $/Gallone. Am deutschen Markt kostet amerikanische Ware
620 M und französische 590 M/kg.
Metallhalbfabrikate. — Nach Bericht der Rich. Herbig & Co.,
G. m. b. H., Berlin, betrugen die Verbands-, Grund- und Richtpreise je
l kg am 27. IX. unverbindlich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen
811 M, Aluminiumrohr 1050 M, Kupferbleche 680 M, Kupferdrähte,
-stangen 660 M, Kupferrohre o. N. 699 M, Kupferschalen 780 M, Messing-
bleche, -bändor, -drähte 660 M, Messingstangen 500 M, Messingrohre o. N.
825 M, Messing-Kronenrohr 925 M, Tombak (mittelrot)-bleche, -drähte.
un 819 M, Neusilberbleche, -drähte, -stangen 1200 M, Schlaglot
6 5 ;
Altmetalle. — Am 27. IX. wurden am Berliner Markt folgende
Preise gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 36 000 bis 37 0WM,
unverzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 35 500 bis 36 500 M, Maschinen-
rotguß, handelsüblich und tiegelrecht, 28 000 bis 29 000 M, Messingzündrr,
pulver- und eisenfrei, 23000 bis 24000 M, Messingkartuschen, pulver-
und eisenfrei, 32 500 bis 33 500 M, reine, weiche Messingblechabfälle 29 50)
bis 30 500 M, Schwermessing, handelsüblich, 21 500 bis 22 500 M, Messing-
schraubenspäne, handelsüblich, 20 500 bis 21 500 M, altes Weichblej 11 F00
bis 12 200 M, Zinkzünderlegierungen 12 500 bis 13 000 M, Altzink, hande!--
üblich, 12 500 bis 13 000 M, Reinaluminiumblechabfälle (98/99°%,) 48 im
bis 49 000 M je 100 kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladung:n.
Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prempte
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg:
Metall | 29. IX. | 7. IX. | 3X
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . . . .... 514,13 509,82 43,91
Raffinadekupfer 99/99,3%, . .| 425-435 440 - 450 380—390
Originalhütten weich blei 165—175 160—170 145 - 155
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr . ...... 280—290 240—250 220—230
„ (Preis d. Zinkhüttenverband.)| 240,02 209,311) 201,62
Plattenzink (remelted) von |
handelsüblicher Beschaffenheit.| 210 - 220 190 200 165—175
Originalhüttenaluminium i
98/99% in Blöcken, Walz- oder
Drahtbarren ..... Pr 645 648 dot
dgl. in Walz- od. Drahtbarren
Da ae ae eine eh 647,5 650,5 206,5
Zinn, Banka, Straits, Austral. in
Verkäuferswahl . . 2... qo 1180—1190 | 1180—1199 | 1020—1030
Hüttenzinn, mindestens 99°% . .| 1155—1160 | 1150—1160 | 1000—1005
Reinnickel 98/99% .. ^% .. 1000—1025 1000 8.0- BTU
Antimon -Regulus ...... 170—175 165—175 140—145
Silber in Barren rd. 900 fcin für
Fkgp fens ee a dea 36500 —37000 36000 — 3650030000 — 31040
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal‘ am
22. IX. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert:
£ sa d £ 8 ð
*Kupfer: best selected... 2.2... 66 0 Obis 0 "v"
m electrolytic . . 2.2.2.0. 1009, n 5»
z wire bars . 2. 2.2 2 2 2 2 00% 115 0, 7
E i standard Kasse. ......’. 2 176,98 0%
ER 53 3 Monate . .... 3 7 6 „p 6310 "
Zinn: standard Kasse... . 2.2... 161 0 0,161 2 b
;; i 3 Monate . ...... 162 50,12 Th
je. Brats a e re er au l6l 5 0, 161 10 0
Blei: span. oder nichtengl. Weichtlei... 315 0,3 To»
„ gew. engl. Blockblei. ....... 2w 0a a a
Zink: gew. Sorten... aoaea a’ 32:06. Ba
„ remelted . . . 2» 222 00.0 2 lo 0. — am
„ engl. Swansea . . 2 22.2000. 32 5 O lieferbar Swansea
Antimon: engl. Regulus gew. Sorten . . 27 £/29£ 10s. l
Aluminium: 98 bis 9% . a.a aa 92 £ (In- und Ausland).
Nickel: 98 bis 99% garantiert . .... 145 £ (In- und Auslandı.
Wismut: jelb. . .. 2 22220000 10 s.
Platin: nominal je Unze . . . 2... 26 £.
Quecksilber: nom. für die 75 lbs.-Flascheo
Wolfram: 65°, je Einheit nominal. ... 12 s 6 d/l3 s.
In New York notierten am 28. IX. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,0:
Eisen 32,50; Blei 6,42; Zink 6,87; Zinn 32,37 cts Ib.
1) Nominell.
* Netto.
ee ee a a aa a
Abschluß des Heftes: 30. September 1922.
13 £ 5 8/13 £ 10 s.
et
Fir die Schriftleitung verantwortlich: E.
C. Zehme in Berlin.
— Verlag von Julius Springer in Berlin.
u —
6. Oktober 1822. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 40. 1266 a
Teuerungszuschläge
der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie.
Nur für das Inland Gültig vom 28. IX. bis
and erhöhte Grundpreise. 4. X. 1922.
Festsetzung Nr. 67 (grün).
Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind.
Festsetzung Nr. 67A (gelb). i
Die Zuschläge dieser Liste (gelber TZ) gelten für alle vom 28. IX. bis 4. X. 1922 angenommenen Aufträge.
Ar
Bereehnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag.. Der Lieferung ist die Anzeige der
Versandbereitschaft gleichzuachten. .
Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft.
B.
Abweichend hiervon gelten für
Maschinen über 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Zubehör, Transformatoren über 100 kVA, Apparate für
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, Vollbahn-Triebwagen,
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen:
Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage der
geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate an bis zum Tage der Versandbereitechaft — geteilt durch die
A . Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zu-
schläge zählen mit. i
Zahlung. Mindestens 50°/, des Bestellwertes am Bestelltage. Diese 50°/, sind aufzufüllen nach Ablauf
von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 60%, \ des sich jeweils nach
n lg n 7 i „ 709, ? der Berechnung unter
„ du ii H „ 750) B ergebenden Preises.
Rest bei Versandbereitechaft.
C.
Andere Bereehnungsformeln bzw. Zahlungsbedingungen haben: Telegraphie und Fernsprechwesen.
| Die Teuerungszusehläge sind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen. |
(Ereatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden,
bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt, wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.)
Teuerungs- Teuerung»
Gegenstand et Gegenstand se S
0 0
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- allein ..... RE BEE EEE Ne a 14 500
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
1. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20kVA Zubehör zu Maschinen.
bei Generatoren... . 2... 0. 22. 14 500 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
2. über 20 bis 100k W bzw. über 20 bis 100k VA a für Einphasenmotoren, ar Webstuhl-, Sterndreieck-
bei Generatoren. . .2..... ER Umdr. 15 000 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (aussohl. Selbstanlasser
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- f.Druokkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 14 500
ratoren.. 2200er . 15500 15. Schützensteuerungen, selbettätige Anlaß- und Regulier-
Sonderausführungen. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren .. . . .. . 14 500 steuerung, Bremsmagnete . . 2.2000. . | 15000
‚5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen .. . .. . 11 500 16. Gleitschienen, Verankerungen. . . 2... 0.0... 14 000
$e. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen „ . 14 000
stung von 4 kVA bis 35k VA, Widerstandsstumpfsch weiß- '
maschinen mit einer Dauerleistungvon4kVA bis 120k VA Bahnmaterial.
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung . . 13 500
Dauerleistung. . . . . a a en ee Br 9 800 elektr. Bremsen {aber 150 kW i eh 15 500
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 17a. Bahntransformatoren . . . 2.2 222 lerne. ; 15 000
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 14 500 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige
T. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . . 2 2.2... 9 800 Aggregate) I e et de ee & 7 14 500 `
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 170. Hilfsmotoren 2 2 m me mern . 14 500
Motortragen, Motorwagen . . . 22 2 2 2 ae’ 14 500 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr.
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, materialien für Bahnfahrzeuge . . . .. 2 2 22 .. 13 500
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 13 500
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
Lezogen auf 1000 Umdr. . . . a. 2 2 22000. R 14 500 - hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
Dampfturbinen. vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
10. Turbosätze, bestehend aus ° tiven für Bergbau und Industrie. . . . 2. 22 2 2.. 13 500
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn-
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 13 800 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 15 000
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- . Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 14 800
EBEN, Dampfturbinen und Kondensations- 21a. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge .. . . . .. 10 500
a DI 2 enaena e re ar ee rar aa Va
11. Mirbogenerstorn allein . oe een on Transformatoren!) und Gleichrichter.
12, Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 14 500
und Turbogebläse allein . . . . 2222220. | 13000 da n noo o» „ „ über 100 kVA | | 15000
> Hiernech werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
12568 b | | | "Eiektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 40. 6. Oktober 1922.
Teuerungs-
fegenstand zuschlag
o
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . .. 14500
23a. Ersatz-Glaskörper . . . esaa aaa 3 300
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . . .. 15 500
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen.
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger,
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in
GußBgehäuse u. we en 14 000
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht
in Eisen- oder Gußgehäuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 14 500
27. KNiederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für
` Schalttafelbau ... u. wen. mn an 14 500
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 12 500
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
Streckenschalter, soweit nicht für Öl... .... ar 15 000
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar-
mierte Wanddurchführungen . . . 2. 2 2 2220 .. 15 000
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 12 500
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . 2. 2 2 2 2200. 15 000
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . .. . 14 000
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate . . .. . . 15 000
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und
Erdungsdrosselspulen) . . . 2. 2 2 2 2 er ne a 15 000
34. Schutzdrosselspulen . . . 2 oaoa 14 500
35. Erdungsdrosselspulen . . . 2 2: 2 2 2 nr. 15 000
36. Motorschalttafeln, auch mit selbettätigen Schaltern . . 14 500
37. Gerüste und Platten für Schaltanlage .ı mit zugehörigen
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma-
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. >
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und
Leitungen für Aufträ ab 13. XI. 1921 netto zu
Tagespreisen mit Kupferklänsel) Ne ee 15 000
88. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . .... . 15 500
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 15 500
MeBapparate und Zubehör.
4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgebäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lations- und Leitungsprüfer . . . 2 2 2 2 2 vun 11.000
41b. Sonstige zeigende und schreibende MeBinstrumente, ein-
schließlich \Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel-
raturmeBgeräte, Schiebewiderstände . . . . 2 2 2... 11 000
4le. Präzisions- und Laboratoriums-Me Bseräte . . s... 11 000
d2..7Zuhlen ou en a a en de Be 10 000
43. Meßwandler und Zubehör . . .... res nn 14 000
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ... . . ; 13 000
Normal- u. Groß-Edison-Gew.) . . 2 2 2 2 2 2 2.) 8 000
45b. Wie 4a, jedoch Größe IV, V und VI .. . . 2... 12 000
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 8 000
46a. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit
Umhüllungen aus Porzellan u. del. . 2 2 L.a.. 12 500
47. Sicherungselemente (Einzeleicherungen) zum Ring-
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . . 2 2 2... 11000
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 8 000
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen |.
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens)... . . 8 000
60. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß-
BEHBURE a. rui ee re ae re a 11.000
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
Gegenstand
51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei-
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse
52. Zählertafeln, armiertt . . 2 2 2: 22 2 0 re. A
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und
-Klemmen u. dgl... 2. . 2... ea Ben en ;
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes
Installationsmateril . . . 2 2 2 2 22 ee een
55a. Metallfassungen ... .... ESTER
55b. Sohal ona lter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder
u: del: 0:0. DE a E E ee Deal a ER
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por-
zellan und Isolierstoff . . . . 2 2 2 2 220. 7
60. Installationsmateriel für Schitfe (ausschl. der zwei-
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . . . 2...
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör.
Glühlampen.
688. un jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz-
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). .
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V)
sowie Telephonlampen. .... 2: 22222000.
Telegraphie und Fernsprechwesen.
69a. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke
(Wecker) sowie Aus- u. Umschalter und Kontaktvorric!.-
tungen für Haussignalanlagen als auch Holzdrücker .
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
fache Induktor-Apparate . . . 222 2 een en
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . ... . . .
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . . . R
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate. . . .
6%. Apparate für Telegraphie . . . . 2. 2 2 2 22.0. ;
69g. Kondensatoren für Feinsprechzwecke. . . . 2...
70. "Linienwähler-Anschlußschnüre „ , . f Oime Paraband
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . . . 2 2 2 2 2 2 e.s
72. Apparatschnüre (Privattypen) . . . 2 2 222.20. `
Bogenlampen und Zubehör.
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch -
tUNgSzwecke aog de a a ee a e
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . ......
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
und Handelsschjffe) . . . . 2 2 2. Tr b oee S
10. Widerstände 2 zn u. Se u n a ei
Ti. Aufhängevorrichtungen . . 2» 2 2 2 2 2 2 ren.
18. Leitungskupplungen . . s.s.s’ re Be
79. Transformatoren und Drosselspulen . . ..... a.
Gummifreie Isolierstoffe.
80. Normalplatten . . 2.2. 2: 2 nn ren.
81. Zählertafeln, unarmiert . . 2 2 2 2 2 2 2 e 2 0.
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . ... .
52b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . .
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
mierte Anschlußklemmen usw.) . . . a 2 2 2 2 020
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall
a) mit einem Stückgewicht bis ae E Si
b) ’ ,? 99 über 50 g e èo oe ee eo o .
Verschiedenes.
Teuerung»-
zuscohlag
%
11 000
10 000
11 000
13 500
12 090
12 000
300 auf die
Listenpreise
vom
31. VIL %2
10099
10 500
10 500
9 000
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen
vom 28. IX. bis 4. X. 1922 mindestens 15000 M für 100 kg ohne Faß.
Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung).
bekanntgegeben werden. Ab 28. IX. 1922 gelten die An-
gaben der Ausgabe 20. Diese Tabellen, die wir wegen
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels-
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
Druck von H. 8. Hermann & Co., Berlin SW 19, Beutbstr. 8.
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ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
Inhalt: 75 Jahre Siemens & Halske. Von A. , Verkehr und Transport, 1271. Elek- Industrie und Handel, 1274. Wirt-
Franke, 1257. | trisierung der holländischen Eisenbahnen. — Gleis- schaftliche Maßnahmen des deutschen Maschinen-
Aus den Pionierjahren des Überspannungs- lose. und Schienenbahnen. — Studien über die baues. — Kontrolle des deutschen Außenhandels
„ Schutzes. Von F. Schrottke. 1259. elektr. Bahnen der Schweiz. durch, die ‘Entente. — Steigen der Metallpreise
Das Kraftwerk der Stadt Kristi- Fernmeldetechnik. 1271. Verdrängung wahrscheinlich.
anssand. 1261. des drahtlosen Funkensenders durch das unge- Vereinsnachrichten. EV. 1276. Einladung zur
Beitrag zur Theorie der Raumbeleuchtung. Von | dämpfte System. — Jahresbericht der schweiz. Fachsitzung für Installationstechnik am 21. X. 22
BR. Ulbricht. 1262, | Telegraphen- und Telephonverwaltung 1921. — in Frankfurt a.0,
„Freibleibend“. Von W: Ringwald. 126.
phie. — Erweiterung » der Funkenstation bei Bergen. Sitzungskalender, 1276.
Neuerungen an elektrischen Grubenlokomotl-
Physik und theoretische Elek- Persönliches, 1276. Leo Kadrnozka +. — Hoch-
ven, 1266,
Schwedens größte Station für drahtlose Telegra- VDE, 1276. Betr. Sitzungskalender.
schulnachrichten,
|
Große Wasser-Turbogeneratoren, 1268. trotechnik. 1272. Zur Theorie der elektr.
Rundschau. Elektriziätswerke und Leitung und der Wärmestrablung. d Briefe an die Schriftielitung. 1277. Eine neue
Kraftübertragung. 1269. - Wirtschaftlicher Jathresversammlungen, Kon- Bauart. von Luftfiltern. -Von der Deutschen Luft-
Zusammenschluß von Wasserkraftwerken. | gresse, Ausstellungen. 1273. filter-Baugesellschaft,
Apparatebau. 1270. Schaltanordnung zur Verschiedenes, 1273, Das Studium von Literatur, Besprechungen. 127. K,
‚Speisung elektr. Läutewerke und anderer Schwach- | Fachschülern an den Preußischen Technischen Laudien, Die Elektrotechnik.
stromanlagen aus Gleichstromnetzen., | Hochschulen. — Die Arbeitsvermittlung des Ver- Eingänge. 1277.
Meßgeräte und Meßverfahren. | bandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Ver- Geschäftliche Mittellungen, 1278.
1270. Prüfung von Hochspannungskabeln mittels eine. — Technische Nothilfe. — Gebührenordnung Warenmarkt. 1279.
des Kenoötrons. ' für Architekten und Ingenieure, Bezugsquellenverzeichnis, 1280.
HEFT AN (1357 — 1280) BERLIN. DEN 12. OKTOBER 1922 43. Jan RG
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E Jik
m Eektrotechnische Zeitschrift, 1922. Helt 41. 18. Oktober 1928.
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Elektrot
12657
echnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F.Meißner. K. Perle witz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 12. Oktober 1922.
Heft 41.
75 Jahre Siemens & Halske.
Von A. Franke.
Die drei Vierteljahrhunderte, die hente vergangen sind, seit
Werner Siemens mit dem Mechaniker Halske am 12. Oktober 1847
die Telegraphenbauanstalt Siemens & Halske gründete und mit
bescheidenen Mitteln den Werkstattsbetrieb in der Schöneberger
Straße eröffnete, stellen sich als drei Hauptabschnitte in der Ent-
wicklung des Unternehmens dar. Sein Wachstum erfolgte in dieser
Zeit in nahezu geometrischer Progression, denn die Zahl seiner
Angehörigen betrug am Ende der drei Hauptabschnitte 500, 7500
und 93 000, wobei in der .
letzten Ziffer die Sie-
mens - Schuckertwerke
einbegriffen sind.
Werner Siemens war
es vergönnt, fast bis an
das Ende des zweiten
Abschnittes die Seele
des Unternehmens zu
bleiben. Das fruchtbare
Neuland der Elektro-
technik, dessen Bearbei-
tung er sein Leben wid-
mete, bot seinem erfin-
derischen Genie und sei-
nem restlosen Schaffens-
drang Gelegenheit zu
zahlreichen Neuschöp-
fungen, von denen viele
grundlegender Natur
waren. Aber ohne Eng-
herzigkeit wandte er
seine Kraft auch der
Weiterentwicklung von
Ideen Anderer zu. Tech-
nischer Fortschritt war
für ihn von Anbeginn
die Grundlage, auf der
er seine großzügigen
und oft kühnen geschäft- Werner v. Siemens,
lichen Maßnahmen auf- `
baute, In innigem Zu- s
sammenarbeiten mit seinen Brüdern unter Heranziehung tüchtiger
Mitarbeiter gelang ihm so die Errichtung eines Welthauses, in
dessen Werdegang sich die Entwicklung der gesamten Elektro-
technik widerspiegelt.
‚Der erste Abschnitt war im wesentlichen der Telegraphie ge-
widmet, Die Verbesserung der Zeiger-Telegraphen durch Ein-
führung der Selbstunterbrechung brachten der Firma die ersten
Erfolge. Auch der Morse-Telegraph wurde kurz nach seinem Be-
kanntwerden in Deutschland von ihr vervollkommnet. Der Feuer-
wehr-Telegraph wurde entwickelt und 1850 eine Anlage für Berlin
ut die bis heute ihren Dienst tut. Der Eisenbahnsicherungs-
ienst wurde, zunächst durch Läutewerke und Signalapparate, in
Angriff genommen. Der Magnetinduktor, welcher vielfach die Bat-
terien im Nachrichtenwesen ersetzte, erhielt durch die Konstruktion
des Doppel-T-Ankers eine bis heute bewährte Form. Das Ziel war
aber nicht nur der Bau der bestdurchgearbeiteten Apparate, son-
dern ganzer Anlagen. Die Aufmerksamkeit wandte sich auch den
itungen zu. Der Glockenisolator aus Porzellan für oberirdische
Leitungen wurde eingeführt und ein Verfahren gefunden, für unter-
irdische Leitungen die Drähte durch nahtlose Umpressung mit
Quttapercha zu isolieren und mit einem Bleimantel zu umgeben.
Zur Prüfung der sorgfältigen Herstellung und Instandhaltung der
tungen bedurfte man geeigneter elektrischer Meßinstrumente,
mit deren Entwicklung begonnen wurde. Die Frucht dieser Arbeit
ist neben vielem andern die erste praktisch verwendbare Wider-
standseinheit, die von Siemens 1859 angegeben wurde.
Der Raumbedarf des wachsenden Geschäftes veranlaßte 1851 die
Verlegung der Werkstätten in das Haus Markgrafenstraße 94.
Besonders die Aufträge der russischen Regierung nahmen in dieser
Zeit großen Umfang an und waren für das schnelle Aufblühen des
1847
Hauses von Bedeutung. Das russische Zweiggeschäft unter der
Leitung von Carl Siemens erhielt die Aufträge nicht nur auf die
Herstellung, sondern auch auf die dauernde Instandhaltung der
Regierungs-Telegraphen-Anlagen.
Auf Anregung von Wilhelm Siemens, der in London die Firma
vertrat, wurde Werners Aufmerksamkeit auf die Unterseekabel
gelenkt, und nach mehreren mißlungenen Versuchen englischer
Unternehmungen, dauernd betriebsfähige Unterwasser-Linien zu
verlegen, gelang es erst
mit Hilfe von Werner
Siemens, 1857 ein Kabel
von Sardinien nach Al-
gier in Tiefen bis zu
3000 m zu verlegen, wo-
bei er eine Theorie der
Kabelverlegung gab, die
auch für die Folgezeit
Geltung behielt. Die
weitere Beschäftigung
mit diesen Aufgaben
führte schließlich zur
Errichtung eineseigenen
Seekabelwerkes durch
Siemens Brothers & Co.
Gegen Ende des er-
sten Abschnittes bahnte
sich die Entwicklung des
neuen Gebiets der Stark-
stromtechnik an, das die
Entwicklungsarbeit der
zweiten Epoche haupt-
sächlich in Anspruch
nehmen sollte. Die Ent-
deckung des dynamo-
elektrischen Prinzips
durch Siemens im Jahre
‚1866 schuf die Grund-
lage dafür mit der ersten
Dynamomäschine. Wohl
hat auch in der zweiten
Epoche die Telegraphentechnik dem Hause noch große Aufgaben
gebracht. Das Seekabelwerk in Woolwich entfaltete sich zu großer.
Bedeutung, und eine Reihe auch transatlantischer Kabel wurden
durch dessen eigenen Kabeldampfer Faraday gelegt. Die große Indo-
europäische Telegraphenlinie erbaute die Firma für eine von ihr
selbst gegründete Gesellschaft, und als von Amerika die ersten
Telephone herüberkamen, war es Siemens, der sie durch Anwendung
doppelpoliger Magnete wesentlich verbesserte. Aber im wesent-
lichen gehörte doch die technische Entwicklungsarbeit dieses
zweiten Abschnittes dem Starkstrom, denn gegen Ende dieser Zeit
war die Schwachstromtechnik zurückgeblieben. Die Aussichten,
welche die Erzeugung der Elektrizität im großen und ihre Verwen-
dung für Beleuchtung und Kraftübertragung in jeder Art bot,
fesselten alle Kräfte. Nach der Erfindung des Trommelankers durch
v. Hefner-Alteneck betrieb schon auf der Wiener Weltausstellung
1873 eine damit versehene Maschine eine selbstregulierende Bogen-
lampe, und einige Jahre später war mit der Differential-Bogenlampe
auch die Teilung des elektrischen Lichtes gelungen. 1879 erstrahlte
gelegentlich der Berliner Gewerbe-Ausstellung die Berliner Passage
im Lichte der Siemensschen Bogenlampe, während in der Aus-
stellung auf einer Strecke von 300 m die erste elektrische Bahn lief.
In den nächsten Jahren wurden elektrisch betriebene Aufzüge und.
Grubenbahnen ausgeführt, 1880 traten Siemens & Halske schon mit
dem Plan einer Hochbahn für Berlin an die Öffentlichkeit, 1881
erbaute die Firma die erste elektrische Personenbahn in Lichter-
felde. Gleichzeitig wurde der Bau von Glühlampen aufgenommen.
Die Technik der Meßinstrumente erhielt durch die Anforderungen
des Starkstroms neue Aufgaben und Anregungen. Die Torsions-
Galvanometer der Firma leisteten in den Entwicklungsstätten erheb-
liche Dienste. Der Ausdehnung des technischen Gebietes ent-
Wiihelm v. Siemens.
1258
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 41.
12. Oktober 1922.
sprechend mußte die Organisation erweitert, mußten die Räume ver-
zrößert werden. Im Jahre 1872 wurde die Firma Gebrüder Siemens
& Co. gegründet, die so in diesen Tagen auf eine -jährige Tätig-
keit zurückblickt. Ihr Arbeitsgebiet, ursprünglich die Herstellung
von Alkohol-Meßapparaten, wurde später die Herstellung von
Kohlen für Bogenlampen und andere elektrotechnische Zwecke. In
Wien wurde ein eigenes Werk eröffnet, das Londoner Haus in eine
selbständige Gesellschaft umgewandelt und das Charlottenburger
Werk 1883 für den Bau von Dynamomaschinen und Kabeln errichtet.,
1892 verschied Werner v. Siemens. Seine ältesten Söhne Arnold
und Wilhelm und für die ersten Jahre sein Bruder Carl übernahmen
die Leitung. Wilhelm v. Siemens ist für den folgenden Abschnitt
in der Geschichte der Firma unbestritten der geistige Führer des
Ganzen gewesen. Die Aufgabe, die ihm zufiel, war schwierig. Die
Elektrotechnik hatte sich weit ausgebreitet und einer starken Kon-
kurrenz in mehreren Ländern gegenüber galt es, die Spitze zu
halten. Die Entwicklung ging namentlich durch den Bau elek-
trischer Zentralen ins Gigantische. Bedeutende Mittel waren not-
wendig, um nicht zurückzubleiben und die Sorge um deren Beschaf-
fung war erschwert durch den Wunsch, die Führung des Unter-
uehmens den Mitgliedern der Familie zu erhalten, der bei seinem
vom Vater ererbten starken Familiensinn natürlich war. Im Herbst
1897, nach 50-jährigem Bestehen des Hauses, leitete er die Firma in
die Form der Aktien-Gesellschaft über, und es gelang unter seiner
Führung, mit der gewaltigen Entwicklung der Folgezeit Schritt zu
halten, ohne dem Unternehmen durch Aktienauszabe neue Mittel
zuzuführen, denn die einzige Kapitalvermehrung diente der Herein-
nahme der Aktien von Siemens Brothers und Siemens & Halske in
Petersburg. Bei freier Anpassung an die Bedürfnisse der Zeit
folgte er im Grunde dem von seinem Vater beschrittenen Wege,
durch Auswertung technischer Fortschritte die Mittel zu weiterem
Wachstum zu gewinnen. War es ihm auch durch Anlage und Wende-
gang sowohl wie durch die Vielgestaltigkeit der Aufgaben nicht
in gleichem Maße wie seinem Vater gegeben, Lösungen für Einzel-
aufgaben der Technik persönlich anzugeben, so war er andererseits
um so größer in der rechtzeitigen Erkenntnis fernliezender Ziele
der Entwicklung, in vorausscehender Stellung der Aufgaben und
ihrer beharrlichen Durchführung. Ohne Bedenken nahm er Ent-
wicklungsarbeiten in Angriff, auch wenn noch Jahre nötig waren,
um nur die richtigen Wege zu finden, die zu einer Lösung führen
konnten. Die Tantallampe, der als der ersten erfolgreichen Metall-
fadenlampe erhebliche Bedeutung zukam, und der Siemens-Schnell-
telegraph, der heute in einer ganzen Reihe von Ländern dem Verkehr
dient, verdanken ihre Entstehung dieser Art seiner Tätigkeit. Inu
ähnlicher Weise ist die Leistungssteigerung der Gleichstrom-
maschine durch Anwendung geeigneter Kühlung und der Wende-
pole unter seiner persönlichen Führung entwickelt worden, und auch
der drahtlosen Telegraphie widmete er sich in den ersten Jahren
nach ihrer Erfindung bis zunı Übergange dieser Arbeiten an eine
besondere Gesellschaft. Zahllos sind die Anregungen, die er auch
sonst seinen Mitarbeitern gab, Seine Phantasie befähigte ihn wie
wenige, die fernen Ziele vorauszuschauen. Auf seine Veranlassung
wurde die vernachlässigte Schwachstromtechnik mit neuer Kraft
bearbeitet. Die Firma wandte sich energisch der Bearbeitung der
Telephonzentralen zu, und zu Fernsprechämtern in Vielfachschal-
tung gesellten sich später die selbsttätigen Zentralen, an deren Ent-
wicklung sie bedeutenden Anteil nahm. Die Signal- und Kommando-
einrichtungen wurden für viele Zwecke ausgebildet und gewannen
besonders in der Kriegsmarine für die Leitung des Artilleriefeuers
entscheidende Bedeutung. Es würde zu weit führen, die einzelnen
Arbeiten auf dem Fernmeldegebiet, im Feuermeldewesen, Wächter-
kontroll- und Zeitsignalwesen aufführen zu wollen. Von größter
Wichtigkeit war die Entwicklung des Pupinsystens, das die Ver-
wendung von Fernsprechkabeln auf weite Entfernungen ermöglichte
und ergänzt wurde durch die Fernsprechverstärkerämter, an deren
Ausbildung auch seitens der Firma wesentliche Arbeit geleistet
wurde.
Die große Zahl von Meß- und Registrierapparaten aller Art
für die höchsten Spannungen und größten Stromstärken, wie für die
feinsten Laboratoriumsmessungen sind den Fachgenossen bekannt.
Einrichtungen zur Bestiinmung hoher Temperaturen haben in den
einschlägigen Industrien vielfache Anwendung gefunden. Die seit
50 und mehr Jahren gebauten Alkohol- und Wassermesser haben
durch Neukonstruktionen ihr Anwendungsgebiet erweitert. Auch
der Röntgentechnik widmete das Haus erfolgreiche Arbeit.
Auf elektrochemischem Gebiet beschäftigte sich die Firma
hauptsächlich mit der elektrolytischen Gewinnung von Metallen,
Chlor und Alkali, mit dem Bau von Anlagen für elektrische Stahl-
erzeugung zur Herstellung des Kalkstickstoffes und zur Verwen-
dung von Ozon für verschiedene Zwecke. Ihre Sicherungsanlazen
für Eisenbahnen nach dem Siemensblocksystem sind allgemein ein-
geführt. In neuerer Zeit wurde auch der Bau von Benzinmotoren
gepflegt.
‚aller anfänglichen Schwierigkeiten.
‚ Die Arbeit auf dem Starkstromgebiet wurde 1903 an die durch
Vereinigung mit der Schuckert-Gesellschaft gebildeten Siemens-
Schuckertwerke übergeführt, deren oberste Führung Wilhelm
v. Siemens ebenfalls in der Hand behielt.
Neben dem Gleichstrom, der im ersten Abschnitt der Starkstrom-
technik fast allein das Feld beherrschte, kam mit der Erfindung de:
Drehstroms dieser zur Bedeutung und verlangte erhebliche An-
strengungen in der Ausbildung der Maschinen und Motoren. Als
erste Drehstromzentralen der Welt hat die Firma die Kraftwerke
in Erding bei München und in Eichdorf bei Grünberg eingerichtet.
Schon in der Mitte der 80er Jahre, als der Transformator entstanden
war, hatte Wilhelm von Siemens die Bedeutung dieser Stromart für
die Ausgestaltung des Bahnbetriebes erkannt, die Bestrebungen
dafür aber noch ruhen lassen müssen, da ein brauchbarer Wechsel-
strommotor noch fehlte. Nach Erfindung des Drehstrommotor-
nahm er aber gleich wieder den Gedanken auf, hochgespannten
Wechselstrom unmittelbar den Wagen zuzuführen und nach Herat-
setzung der Spannung mit Hilfe des Transformators auf den Motor
wirken zu lassen. Er stellte vorbereitende Versuche mit Dreh-
strom für den Bahnbetrieb an und gab ihnen in den Jahren um 19%
eine größere Ausdehnung. Daraus entstanden schließlich die welt-
bekannten, von einer besonderen Studiengesellschaft durchgeführ-
ten Schnellbahnfahrten auf der Versuchsstrecke bei Zossen. Diese
Versuche bildeten die ersten Erfahrungen und Grundlagen zum
Entwurfe elektrischer Fernbahnen. Die Forderungen des Balın-
hetriebes gaben vermehrten Anlaß zur Weiterentwicklung umi
gründlichen Durchbildung «er Einphasenwechselstrommotoren unid
-zeneratoren. Ebenso sorgfältige Förderung fanden die besonderen
Generatoren für Wasserkraftanlagen und für Dampfturbinenantrieb,
„die bis zu den größten bisher überhaupt in einer Maschine erzeugten
elektrischen Leistungen betriebssicher gebaut worden sind. Die
gleiche Sorgfalt fand die Pflege des Baues von Transformatoren und
rotierenden Umformern, die V'ervollkommnung der Schaltgeräte uni
Schaltanlagen und die gesamte Hochspannungstechnik. Ihre be-
sonders hohen Ansprüche an Isolationsmaterial und Leitungshbau
führten zur Schaffurg besonderer Systeme, um der Überspannungen
und Überströme Herr zu werden. Die Anwendung des Starkstrone-
auf Grund der geschaffenen Formen wurde im neuen Jahrhundert
immer umfangreicher. Den städtischen Zentralen folgten die Über-
landzentralen und diese wurden noch überboten durch die Grof-
kraftwerke. Der Elektromotor wurde mehr und mehr in Betrieben
aller Art heimisch, indem er sich selbst den verschiedenen Bedin-
zungen anpaßte und umgekehrt die Durchbildung der Arbeits-
maschine beeinflußte. Von der Nähmaschine bis zur Walzenstraß:
mit. einem Bedärfe von vielen Tausend PS erstreckt sich das Axr
wendungsgebiet des Elektromotors, und die entstehenden elek-
trischen Vollbahnen geben Kunde von dem schnellen Überwinder
Das Hüttenwesen erhielt in
den Elektrostahlöfen ein neues Glied seiner Entwicklung.
Während des letzten Abschnittes entstand die Siemensstadt mi;
ihren großen Fabrikationsstätten. Die Bildung dieses selbstän-
digen Gemeinwesens begann um die Jahrhundertwende mit der Ei-
richtung eines neuen, stark vergrößerten Kabelwerkes, das aber
ald noch größere Räume in dem benachbarten Gartenfeld erhielt
In dem neuen, dann mit Recht nach Siemens benannten Ort siedelte"
sich unter dem Namen Wernervwerk die Schwachstromabteilunge:
an, die bisher in der Markgrafenstraße gewesen waren, In seiner
Nähe erhob sich das neue Blockwerk. Für den Großmaschinenbau
entstand das Dynamowerk, für die Erzeugung kleinerer Maschinen
das Elektromotorenwerk, für den Bedarf an Installationsgerät da-
Kleinbauwerk. Die Herstellung von Kraftwagen wurde aufge-
nommen und findet ihre Pflege im Autowerk. Ein besondere-
Kraftwerk versorgt die einzelnen Werke mit. elektrischem Strom,
das große Verwaltungsgebäude ist der Sitz der Oberleitung de-
Konzerns und eines großen Teils der Geschäftsstellen. Das Char-
lottenburger Werk, das seinen alten Umfang beibehalten hat, hat
sein Arbeitsgebiet dem Wuchse des Ganzen entsprechend auf den
vergrößerten Aufgabenkreis eines Sondergebiets beschränkt. Da-
Nürnberger Werk der Siemens-Schuckertwerke wurde wesentlich
erweitert, zu seiner Entlastung außerdem ein besonderes Transfur-
matorenwerk angelegt, die ausländischen Werke in Rußland, Eng-
land und Österreich zu neuem Leben gebracht und durch gesunde
Finanzpolitik die Firma innerlich so gestärkt, daß sie auch die Ver-
luste der großen Anlagen in den beiden erstgenannten Ländern
durch den Krieg ohne Erschütterung zu ertragen vermochte.
Wilhelm v. Siemens starb im Herbst 1919 unter den traurigen
Eindriicken der Nachkriegszeit. Sein und seines Vaters Geist un!
lie Grundsätze beider sind unter der Führung seines jüngsten Bru-
ders unverändert im Hause gültig geblieben. In der Arbeit am tech-
nischen Fortschritt, die stets die Grundlage dafür war, daß sich da-
Haus Siemens im Wettbewerb mit der Technik der übrigen Nationen
bewährte, liegt. heute mehr als je eine der wichtigsten Lebensbedin-
gungen der deutschen Industrie und des gesamten Vaterlandes
Möge es ihm gelingen sich die Kraft dazu zu erhalten.
=- - = =e
12. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 41.
1259
Aus den Pionierjahren des Überspannungssehutzes.
Zum 75jährigen Geschäftsjubiläum der Siemens & Halske Aktieugesellschaft.
Von F. Sehrottke, Berlin.
Kurzschluß und Blitzschlag waren die wesentlichen Störungs-
quellen elektrischer Kraftübertragungen zu Anfang der 90er Jahre
des vorigen Jahrhunderts. Während man sich gegen die Folgen
des ersteren durch Schmelzsicherungen schützen konnte, mußte
man den letzteren als unabwendbare höhere (Gewalt hinnehmen.
Seine Folgen waren in der Regel abgeschmolzene Leitungen, zer-
splitterte Holzmasten und zertrimmerte Isolatoren. Nur selten
wurden Wicklungen von Maschinen oder Trausformatoren be-
-chädiggt, weil deren innere Sicherheit wesentlich größer war als
lie der späteren. Wohl mehr zur Selbstberuhigung als in Über-
zeugung von ihrem Schutzwerte wandte man sogenannte Stark-
strom-Blitzableiter an, die gewöhnlich in Form von Kohle-Funken-
strecken zwischen Leitung und Erde geschaltet wurden. Bei ge-
ringer Übertragungsspannung und Leistung gaben sie wenig An-
laß zu Störungen, weil wegen unempfindlicher Einstellung nur
selten zwei Funkenstrecken verschiedener Polarität gleichzeitig
ansprachen. Das änderte sich aber bald mit Anwendung höherer
Spannungen. Schon bei 3 kV wurden diese einfachen Blitzableiter
fast bei jedem zweipoligen Überschlag zerstört. Man versah sie
zwar mit elektromagnetischer Ölfunkenlöschung (Carl Hoff-
mann), aber auch dieser Verbesserung, wenn man sie so nennen
darf, war mit 5 kV bald die Grenze gesetzt.
Daneben griff man zum Blitzseil oberhalb der Hochspannungs-
leitungen und versah die Holzmasten nach dem Vorbikle der Tele-
sraphenstangen mit sie nur wenig überragenden, dünnen Erd-
drähten. Diese Anordnung schützte zwar die Maste vor Zersplitte-
rung, nicht dagegen Leitungen und Isolatoren vor Beschädigung.
In dieser Zeit war die Erfindung des Hörnerblitzableiters?)
von Ernst Oelschläger und Franz Scehrottke auf
dem Wege des Blitzschutzes ein Schritt vorwärts. Er fand auch
»leich in den damals in Ausführung begriffenen Hochspannung>-
anlagen ausgiebige Verwendung, freilich in einer Art, die wir mit
unserem heutigen Wissen belächeln. Man setzte ihn auf den Holz-
mast, wo er vermöge seiner guten Erdleitung als wirklicher „Blitz”-
ableiter diente. Unzeitizges und ungewolltes Ansprechen durch
kegen, Insekten und andere Einflüsse zwangen zu unempfindlicher
Einstellung seiner Funkenstrecke, so daß die Anlagen recht erheb-
licher Beanspruchung durch Überspannungen, die man damals noch
nicht kannte, ausgesetzt waren. Man hatte eine unüberwindliche
Scheu, in die Erdleitungen Widerstände zu schalten, da man da-
durch die Wirkung als Blitzableiter wesentlich zu beeinträchtigen‘
zlaubte. Die starke Kurzschlußwirkung der inzwischen erheblich
ausgedehnten Hochspannungsanlagen nötigte zu einem Abhilfs-
mittel, das manchem Pferde und mancher Kuh das Leben gekostet
haben mag; man gab den Hörnerbiltzableitern verschiedener Pha-
sen gesonderte Erdplatten, die gewöhnlich um eine Leitungsspann-
weite voneinander getrennt waren. Erst die Sicherheitsvorschrif-
ten des VDE beseitigten im Jahre 1904 diese, wie wir jetzt wissen,
recht gefährliche Anordnung.
Inzwischen hatten sich bei kleineren Hochspannungsmaschinen
als beinahe regelmäßige Folge naher Gewitter, ohne daß jedoch
die Leitungsanlage vom Blitz getroffen war, Kurzschlußwindungen
eingestellt, denen man durch empfindlichere Einstellung der Hör-
nerblitzableiter zu begegnen hoffte. Um ungewolltem Ansprechen
vorzubeugen, umbaute man die immer noch im Freien aufgestellten
Hörnerblitzableiter mit Schutzhäuschen, wobei man die Anschluß-
leitungen möglichst geradlinig im Zuge der Hauptleitungen aus-.
führte. Gegen die ‚Wirkung direkter Blitzschläge versah Hein-
rich Ockel an besonders gefährdeten Stellen die Leitungsmaste
mit kräftigen, gut geerdeten, eisernen Fangstangen, in die, wie
E tere Beobachtungen zeigten, auch wirklich der Blitz ein-
schlug
Angeregt durch die fortschreitende Entwicklung der draht-
losen Telegraphie hatte Felix Finekh auf das Zusammen-
wirken der Maschinenselbstinduktion und der Leitungskapazität
hingewiesen, das im Verein mit einer zufällig gebildeten Funken-
strecke die Ursache schneller elektrischer Schwingungen war, die
ich der Anlagenspannung überlagerten?). Damit war der Begriff
der Überspannungen geschaffen und zugleich die Trennung des
Blitzschutzes vom Überspannungsschutz gegeben. Etwa um die-
selbe Zeit waren in ausgedehnten Hochspannungskabelnetzen er-
hebliche dauernde Spannungserhöhungen festgestellt worden, von
denen ein Teil, der sich bei längeren Kabelstrecken zeigte, als Fer-
ranti-Effekt bekannt geworden ist. Zur wissenschaftlichen Unter-
chung dieser Erscheinungen und zum Ausbau des Blitz- und
Cberspannungsschutzes regte H. Görges bei seinem Ausschei-
den aus der Siemens & Halske Aktiengesellschaft im Jahre 1901
Bildung einer Zentralstelle an, die der Leitung des Verfassers an-
vertraut wurde.
1) DRP. 91133 v. 26. I. 1896.
23 „ETZ“ 1908, S. 198.
Schon das Jahr 1901 brachte reiche Arbeit und wertvolle Er-
weiterung der wissenschaftlichen Erkenntnis. In Oberitalien waren
die drei Ceres-Zentralen entstanden, die mit 13 bis 15 kV
Maschinenspannung Energie nach dem etwa 50 km entfernten Turin
liefern sollten, Röhrensicherungen und Röhrenschalter bildeten
ihre Ausrüstung, dazu möglichst widerstandslos geerdete Hörner-
blitzableiter, die jedoch, von der bis dahin üblichen Anordnung ab-
weichend, im Maschinenhaus, also nicht mehr im Freien, aufgestellt
waren. Die mit besonderem Interesse erwartete Inbetriebsetzung
der sorgfältig ausgetrockneten 1000 PS-Hochspannungsmaschinen
erfolgte ohne Störung, allein schon nach wenigen Tagen ging eine
nach der anderen ohne ersichtliche Ursache an Kurzschlußwindun-
gen zugrunde Die damals bereits bekannte Zerstörung der Win-
dungsisolierung durch unter Glimmentladungen und Feuchtigkeit
sich bildende salpetrige Säure konnte die Ursache nicht sein, denn
die Wicklung zeigte keine Spur eines derartigen Angriffes, zudem
waren auch Nullpunktspulen beschädigt worden. Als sich nach
gründlicher Ausbesserung der Maschinen die Störungen wieder-
holten, stellte man durch sorgfältige Beobachtung ihren Zusammen-
hang mit Schaltvorgängen und Erdschlüssen auf den Leitungen
fest, Man erkannte die Gefährlichkeit des durch Widerstand nicht:
sedämpften Stromüberganges zwischen Leitung und Erde, der im
wesentlichen Kapazitätstrom ist (intermittierender oder aussetzen-
der Erdschluß). Nach dieser Erkenntnis erhielten die bisher wider-
standslos geerdeten Hörnerblitzableiter Dämpfungswiderstände
von etwa 350 Q in Form von Wasserwiderständen mit dauernd
fließendem Wasser. Da Ansprechen dieser Hörnerblitzableiter er-
hebliche Spannungsschwankungen verursachte (Belastungsstöße
von etwa 650 kW), so wurde ein zweiter, empfindlicher eingestell-
ter Satz Hörnerblitzableiter mit etwa 800 Q und ferner ein ganz
empfindlich eingestellter mit etwa 4000 Q als Mittel- und Feinschutz
lem Grobschutz parallel geschaltet. Der Feinschutz, bei etwa 1,2-
facher Betriebsspannung ansprechend, diente, wie wir heute wissen,
hauptsächlich als Überspannungsanzeiger, und als solcher hat er
in dieser Pionierzeit zur Erkenntnis der Überspannungsvorgänge
wesentlich beigetragen. Zu diesen Einrichtungen gesellten sich
noch vor die Drehstromgeneratoren geschaltete Drosselspulen mit
nennenswerter Induktivität und, da man Abfuhr statischer Ladun-
gen nach alter Überlieferung Bedeutung beilegte, auch Wasser-
strahlerder, die, eine Fügung des Zufalls, zu gleicher Zeit im Kraft-
werk Vizzola bei Mailand, wo Schuckert & Co. ähnliche Schwic-
riekeiten mit 12 kV-Maschinen hatten, entstanden sind. Die ur-
sprüngliche Hochspannungsschaltanlage verschwand fast gegen
den Überspannungsschutz, um dessen Durchbildung an Ort und
Stelle sowie auch später sich Wilhelm Keller?) verdient ge-
macht hat.
Wenn auch der Fetrieb der Ceres-Anlagen längere Zeit ohne
Beschädigung der Generatoren verlaufen war, so sah man dem
nächsten Gewitter mit etwas gemischten Gefühlen entgegen. War
man doch hier von der bisher unerschütterlichen Grundregel des
Blitzschutzes, der widerstandslosen Erdung, sogar necht erheblich
abgewichen. Es kam, und, wie das im Berggelände nach längerer
Pause üblich ist, mit ungewöhnlicher Heftigkeit. Der Betrieb der
Anlagen verlief störungsfrei, dafür entwickelte aber der Über-
spannungsschutz prächtiges Feuerwerk. Dieses Ergebnis war für
die grundsätzliche Trennung des Überspannungsschutzes vom
Blitzschutz entscheidend.
Von den neun Hochspannungsmaschinen der Ceres-Zentralen
waren mittlerweile acht mit neuen Wicklungen versehen worden,
die infolge der bekannten Querwicklung nur etwa ein Drittel der
früheren Lagenspannung hatten. Die neunte Maschine war erst ver-
spätet betriebsfähig geworden und so vor dem Mißgeschick ihrer
Schwestern bewahrt geblieben. Sie hat dann mit ihrer ursprüng-
lichen Wicklung bei 380 V Lagenspannung lange Zeit auch bei Ge-
wittern Dienst getan, bis auch sie der Einheitlichkeit halber die
Wicklung der anderen erhielt.
Dieser Erfolg, der nach unserem heutigen Wissen unter ande-
rem wohl auch der guten Anpassung der Dämpfungswiderstände
des Blitzschutzes an den Wellenwiderstand der Leitungen zu dan-
ken ist, veranlaßte CarlDihlmannundRichard Werner
im Vorstande der Siemens & Halske Aktiengzesellschaft in weit-
blickender Einschätzung künftiger Entwicklung der Hochspan-
nungstechnik Bewilligung reicher Mittel für ein Hochspannungs-
laboratorium zu erwirken, an dessen Arbeiten Wilhelm von
Siemens stets reges Interesse nahm. Seiner Anregung ent-
sprechend bearbeitete dieses Laboratorium die Erzeugung mög-
lichst kräftiger elektrischer Schwingungen zur Förderung der
drahtlosen Telegraphie und zugleich ihre möglichst restlose Unter-
drückung zur Sicherung der Hochspannungsanlagen gegen Über-
spannungen. In Alberto Dina?) wurde ein Mitarbeiter ge-
3) z. Z. Professor an der Universität Mexiko.
% Seit 1910 Professor an der T. H. Palermo.
1260
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41.
12. Oktober 1922.
. funden, der für diese Aufgaben reiches Wissen mit experimentellem
Geschick verband. Jedes wichtige Vorkommnis im praktischen Be-
triebe wurde im Laboratorium nachgeahmt, um seine physika-
lischen Grundlagen festzustellen. Da mit Mitteln nicht gespart
wurde, war es manchmal schwer, bei dem Sichüberstürzen der Auf-
gaben und Lösungen das gemeinsame Ziel im Auge zu behalten;
denn die gewonnenen Erkenntnisse berührten viele andere Ge-
biete, z. B. auch das der Meßtechnik.
Zum Studium der Gewittererscheinungen stand dem Labora-
torium ein großer Resonator zur Verfügung, der, später von der
Zentralstelle für wissenschaftlich-technische Untersuchungen G.
m. b. H. übernommen, in deren Versuchssaal in Neubabelsberg bei
Versuchen über Blitzschutz explosionsgefährlicher Gebäude bis zu
3 m lange Funkenblitze herzugeben vermochte?). Hier entstand
auch Dinas Relaisableiter®), dem Schutzbedürfnisse von Anlagen
bis etwa 3 kV entspringend, und ferner die Entdeckung der un-
gleichmäßigen Spannungsverteilung in den Wicklungen von Trans-
formatoren für sehr hohe Spannung, über die Dina s. Zt. ausführ-
lich berichtet hat”).
Große Sorgfalt wurde den Untersuchungen des intermittieren-
den Erdschlusses gewidmet, der sich, besonders in Kabelnetzen, un-
angenehm bemerkbar machte. Der rätselhafte Durchschlag eines
nicht unter Spannung stehenden, 3,7 km langen 6 kV-Drehstrom-
kabels (Filderbahn) während eines Wintergewitters gab Anlaß zu
umfangreichen Untersuchungen über stehende elektrische Wellen
auf Leitungen, aus denen die vielfach angewendete Stufendrossel-
spule?) hervorging. Es ist das eine kräftige Drosselspule, von deren
nach bestimmtem Gesetz unsymmetrisch verteilten Anzapfungen
Hörnerableiter abgezweigt sind. Diese Einrichtung sollte verhin-
dern, daß der Überspannungsschutz durch Auftreffen eines Knoten-
punktes der Spannungswelle unwirksam wurde. Die gleichen
Untersuchungen führten auch dazu, die Ausbildung der Papierkabel
an Stelle der bis dahin bevorzugten Jutekabel für Hochspannung
nachdrücklich zu betreiben.
Besondere Mühe wurde auf Schaffung unveränderlicher und
dauernd zuverlässiger Dämpfungswiderstände für Hörnerableiter
und ihre zweckdienliche Bemessung aufgewendet. Das Ergebnis
war der bekannte Ölwiderstand, aus Widerstandedraht und Asbest-
fäden gewebte Bänder im Ölbade, nachdem die anderen gebräuch-
lichen Baustoffe als Kohle, Karborund, Wasser usw. versagt hatten.
Das anfängliche Vorurteil gegen diese Widerstände ist infolge
praktischer Bewährung seit langem überwunden, wozu die ihnen
beigegebenen, prompt wirkenden Wärmesicherungen®) wesentlich
beitrugen. Die weitere Ausgestaltung des Überspannungschutzes
mit Ölwiderständen führte dann zu dem bekannten, auch heute noch
in großem Umfange angewendeten Stern-Dreieckschutz!°).
Überspannungen beim Schalten von Hochspannungsfreileitun-
gen und -kabeln mit den bis dahin gebräuchlichen Luftschaltern
leiteten zu bevorzugter Anwendung der Ölschalter, bei denen
Unterbrechen des Stromes bei seinem natürlichen Durchgange
durch Null festgestellt war. Starke Stromstöße beim Einschalten
großer Transformatoren und Asynchronmotoren ließen den Schutz-
schalter (Ölschalter mit. Widerstandstufe) entstehen, dessen An-
wendung bei Kabeln und Freileitungen die vielfach benutzten
Kabelanlasser?!) entbehrlich machte. Der Schutzschalter, dessen
Zweckdienlichkeit man lange Zeit bestritten hat, ist jetzt bekannt-
lich Allgemeingut der Hochspannungstechnik. Es war nur ein
kurzer Schritt in der Entwicklung, den Ölschalter mit selbsttätiger
Auslösung zu versehen und durch ihn die allgemein gebräuchlichen
Schmelzsicherungen für Hochspannung zu ersetzen, deren unheil-
volle Wirkung z. B. auf Transformatoren bei ungleichmäßigem Ab-
schmelzen Felix Finckh wiederholt festgestellt hatte.
‘ Die Fusion mit der Elektrizitäts-Aktiengesell-
schaft vormals Schuckert & Co. im Jahre 1903 brachte
Bestätigung und Erweiterung unserer Erkenntni3 durch die Er-
gebnisse und Erfahrungen der von Rob. M. Friese geleiteten
Überspannungsuntersuchungen dieser Firma. Sie eröffnete ein un-
absehbares Feld für weitere Hochspannungsunternehmungen. Hier
ist an erster Stelle die Ausführung des 34 km langen Fernkabels
Bozen—Meran für 12 kV durch die Wiener Kabelfabrik der Sie-
mens & Halske Aktiengesellschaft zu nennen, dar in metallischer
Verbindung mit der gleichlangen, von schweren Gewittern heim-
gesuchten Freileitung zu betreiben war. Die glückliche Lösung
dieser Aufgabe gelang auf Grund der sorgfältigen Untersuchungen
und Vorausberechnungen der bereits erwähnten Zentralstelle für
den Schutz der Hochspannungsanlagen, bei denen der neu in die
Praxis eingeführte Oszillograph und der schon früher von Des
Coudres 2) vorgeschlagene, aber wesentlich verbesserte Ober-
tonmesser eine bedeutsame Rolle spielten. Zur dauernden Über-
wachung des Betriebes wurde auch ein gut bewährter Überspan-
nungsregistrierapparat!?) geschaffen.
5) „ETZ“ 1915. S. 558 u. S. 614.
6) > ETZ" 1%5. 8. 485.
a ETZ“ 1906, S. 191.
#7. a V. d. J. 198 8. 614.
™® DRGM. Nr. 346819. ; ‘
10) DRP. Nr. 169991.
900, 8. 752.
HE DRP. Nr. 155414.
Wenn auch durch die Fusion das Gebiet des Starkstromes auf die
Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. überging, so war
damit nur der Name gewechselt, die Personen blieben dieselben, so
F die Überspannungsforschung unbehindert fortgesetzt werden
onnte.
Die Entwicklung der Hochspannungstechnik drängte unauf-
haltsam vorwärts. Auf die 1904 in Betrieb genommenen 30 kv-
Anlagen der Sociedad Hidroeléctrica Ibérica, Bilbao, bei deren an
manchen Stellen dem Blitze stark ausgesetzten Leitungen Albert
:Vaupel die gute Wirkung der bereits erwähnten Fangstangen
auf den Masten feststellen konnte, folgte 1905 die 35 kV-Anlage der
Rurtalsperrengesellschaft m. b. H. Die für'diese Anlage gestell-
ten scharfen Garantiebedingungen erforderten sorgfältige Prüfung
der Überspannungsfrage und des Überspannungsschutzes, der nach
den bei den Ceres-Zentralen gefundenen Grundsätzen ausgestatter
wurde!!). Die Arbeiten brachten vollen Erfolg, so daß auf ihrer
Grundlage in den Jahren 1906 und 1907 die beiden 50 kV-Über-
tragungen Kykkelsrud—Hafslund und Uppenbornkraftwerk—Mün-
chen ausgeführt werden konnten.
Inzwischen war in Karl Willi Wagner ein Mitarbeiter
gefunden, dessen gründliche und sorgfältige‘ Arbeiten neue Erwei-
terung der wissenschaftlichen Erkenntnis brachten. Vorbildlich
und grundlegend sind seine 1908 veröffentlichten Studien über
Wanderwellen'!’) geworden. Sie brachten uns die theoretische Be-
gründung des praktisch erprobten Überspannungschutzes und die
Erkenntnis von der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. In
diese Zeit fallen auch Untersuchungen über Telephonstörungen')
durch Hochspannungsleitungen, die ebenfalls als Überspannungen
aufzufassen sind, denn die Hochspannungsleitungen rufen in
Schwachstromleitungen hohe Spannungen hervor, die betriebs-
mäßig nicht dorthingehören. Schließlich ist noch der Versuch
einer Klassifizierung der Überspannungen?!?”) zu erwähnen, die im
Laufe der Untersuchungen bemerkenswerte Dienste geleistet hat.
Während so der Siemens-Überspannungschutz auf unveränder-
ter Grundlage weiter entwickelt wurde, waren auch andere Schutz-
einrichtungen entstanden, deren Verhalten und Wirkungsweise
sorgfältiger Nachprüfung bedurften. Hierbei spielte der inzwischen
sehr vervollkommnete Öszillograph eine wesentliche Rolle, in
dessen Handhabung bei Aufnahme der flüchtigen Überspannungs-
erscheinungen Wilhelm Delling besonderes Geschick be-
wies. Über das Ergebnis dieser Untersuchungen ist s. Z. in der
„ETZ“ ausführlich berichtet worden®®).
Schon früh hatten sich die Rollenblitzableiter als gute Schwin- |
gungserreger erwiesen, so daß sie vorteilhaft als Sender-Funken-
strecken bei der drahtlosen Telegraphie benutzt wurden. Sie konn-
|
ten daher ernstlicher Prüfung auf Schutz gegen Überspannungen j
ableiter noch recht lange beibehalten und versucht, ihm durch reich-
- nicht standhalten. Trotzdem haben die Amerikaner den Rollenblitz- ;
lichen Vorschaltwiderstand seine gefährlichen Eigenschaften zu :
. mehmen, womit sie freilich auch seine Wirkung verkümmerten.
Ebenso hat der Aluminiumableiter, der erstmalig 1903 bei der
durch die Siemens & Halske Aktiengesellschaft errichteten Kraft-
übertragung der Porzellanfabrik Kahla als Überspannungschutz
angewendet worden war, die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht er-
füllt. Laboratoriumsversuche ergaben bedenkliche Überspannung:-
erscheinungen beim täglichen Laden der Aluminiumzellen, die bei
Beschädigung der Zellen infolge teilweiser Durch- und Überschläge |
besonders gefährlich wurden.
Diese Vorgänge hatten in den 1910 gemeinsam mit der AEG
erbauten 40 kV-Anlagen der Rand Mines (Südafrika) schwere Be
schädigung großer Transformatoren’®?) zur Folge, die zum Ersatz
der Aluminiumableiter durch Hörnerableiter mit Dämpfungswider-
ständen führten, Dieselben Erscheinungen wiederholten eich in
der 1913 in Betrieb genommenen ersten deutschen 110 kV-Anlage
der Lauchhammer A. G., wo trotz dringenden Abratens die beiden
Unterstationen mit Aluminiumableitern ausgerästet worden waren.
Auch hier bewies, wie bei den Ceres-Zentralen, ein experimentum
cruris die Richtigkeit der Überlegungen. Einer von den vier Haup!-
transformatoren des Kraftwerks war wegen verspäteter Fertig-
stellung vor dem Schicksal der anderen bewahrt geblieben. Während
diese neue Wicklungen mit erheblich verstärkter Windungsisolir-
rung erhalten hatten, wurde er nach Ersatz der Aluminiumableiter
durch Hörnerableiter mit Dämpfungswiderstand mit seiner
ursprünglichen, viel schwächer isolierten Wicklung in Betrieb ge-
nommen und absolvierte darauf die vertragsmäßig ausbedungenen
8000 Betriebsstunden ohne Störung. Die ungünstigen Erfahrunge!
mit Aluminiumableitern werden von anderer Seite, auch in Ame-
rika, bestätigt”), es ist daher nicht zu verstehen, warum die Ameri-
kaner heute noch an diesen betriebsgefährdenden Einrichtungen :0
zähe festhalten.
Viel Zeit und Mühe wurde für Untersuchungen über Bean-
spruchung der Freileitungen bei Gewittern und tiber Wirkung de:
sogenannten Blitzseiles oberhalb der Leitungen verwendet. Bei
2 nn de bean
. W. Wagner. Elektromagnetische Ausgleichsvorgänge.
8) „ETZ? 1997, S. 685. j
17, SETZ“ 1908, S. 797.
#) ETZ? 1910, S. 48.
9) _Siemens-Zeitschrift“ 1921.
S S. 189, Abb. 4
Stern, „ETZ“ 1920, S. 1016
und „AEG-Mitteilungen“ Nr. 5/6, 1922 & 1%
l
t
12. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41.
1261
der ersteren spielt der Abstand der Leitungen von Erde eine wesent-
liche Rolle, denn er bestimmt die Höhe der durch nahen Blitzschlag
ausgelösten Wanderwelle. Je kleiner er ist, desto kleiner ist auch
die Wellenspannung. Da nun Leitungen für hohe Betriebsspannung
im allgemeinen größeren mittleren Abstand von Erde haben, so ist
ihre Beanspruchung bei Gewittern diesem Abstande entsprechend
größer als bei Leitungen mit niederer Betriebsspannung, die dichter
zusammenliegen. Da nach den Errichtungsvorschriften des VDE
die untere Leitung mindestens 6 m von der Erde abstehen soll, so
ergibt sich z. B. für eine 10 kV-Drehstromleitung mit kurzer Spann-
weite ein mittlerer Abstand von 7 m von Erde, während bei der
üblichen 110 kV-Leitung der Abstand etwa 11 m beträgt. Daraus
folgt, daß die 10 kV-Leitung mit etwa 60 % der Spannung bean-
sprucht wird, die die 110 KV-Leitung bei Gewittern erhalten würde.
Glaubt man nun, gestützt auf neuere Erfahrungen, bei letzterer von
besonderen Schutzeinrichtungen absehen zu können, weil die Ge-
witterüberspannungen in der Größenordnung der Betriebsspannung
liegen, so geht das nicht mehr bei der 10 kV-Leitung, denn sie wird
mit einem hohen Vielfachen der Betriebsspannung beansprucht.
Man sollte erwarten, daß ihre Isolatoren bei jedem nahen Blitzschlag
überschlagen werden, es schützt sie jedoch dagegen erfahrungs-
gemäß der geringe Zeitverzug, der zum lonisieren der Überschlag-
strecke erforderlich ist. Die mit Lichtgeschwindigkeit fort-
schreitende Wanderwelle hat im allgemeinen Zeit genug, um den
nächsten Überspannungschutz zu erreichen und dort die nettende
Absenkung zu erfahren. Dabei ist zu berütksichtigen, daß bei ge-
bräuchlichen 10 kV-Isolatoren der Überschlag bei Dauerbean-
spruchung erst bei etwa 60 kV, d. h. bei einer Amplitude von 85 kV
eintritt. Stoßbeanspruchung erhöht diesen Wert noch um 30 bis
9%, bei den hier in Betracht kommenden kurzen Zeiten wahr-
scheinlich um noch mehr. Bedingung ist jedoch, daß diese Warte-
zeit nicht ungenützt verstreicht und daß der Überspannungsschutz
eine dauernde und ausreichende Spannungsabsenkung herbeizu-
führen vermag. Die durch den Sicherheitsgrad der Freileitungs-
isolatoren gegebene Wartezeit bestimmt ferner den Wirkungs-
bereich (Reichweite) des einzelnen Überspannungsschutzes. Dar-
aus ergibt sich die von den Siemens-Schuckertwerken schon früh-
zeitig erhobene Forderung, Freileitungsisolatoren mit möglichst
reichlichen Abmessungen zu wählen, eine Forderung, die nach
Annas Bekämpfung”) jetzt allgemein als richtig anerkannt
wird”).
Ähnliche Überlegungen und Untersuchungen führten die Sie-
mens-Schuckertwerke zur Ablehnung des Blitzseiles oberhalb der
Hochspannungsleitungen als Schutzmittel. Eine mit Blitzseil ver-
sehene, nicht unter Spannung stehende Drehstromleitung hat, auch
wenn sie betriebsmäßig von Erde isoliert ist, infolge von Über-
leitung usw. vor dem Blitzschlag Erdpotential. Der Blitz empfindet,
wenn man so sagen darf, lediglich die Störung des elektrischen
Feldes zwischen Wolke und Erde durch die aus der Erdoberfläche
heraustretende Leitergruppe mit Erdpotential. Für ihn sind also
Blitzseile und Kraftleitungen gleich geeignete Einschlagpunkte.
Dabei spielt der gegenseitige Abstand beider Leitergruppen, so wie
er praktisch gewählt wird, keine wesentliche Rolle, andernfalls
müßte er nach den für Gebäudeblitzschutz gültigen Regeln be-
messen werden. Dann aber würden die Kraftleitungen bei nahem
Blitzschlag durch die Blitzseile nur geringe Spannungsentlastung
erfahren, die bei Leitungen für sehr hohe Spannungen bei der
üblichen Anordnung bekanntlich schon nicht erheblich ist.
Führen nun die Kraftleitungen Wechselstrom hoher Spannung,
so pendelt ihr Potential um das des geerdeten Blitzseiles, u. zw.
im Verhältnis zur Geschwindigkeit des Blitzes recht langsam. Der
Blitz findet also, um bei dem Bilde zu bleiben, bei seinem Abstieg
von der Wolke außer der durch das vorgeschobene Blitzseil ver-
ursachten Senkung des elektrischen Feldes je nach dem betrachteten
Augenblick noch eine oder zwei tiefe Schluchten vor, in denen die
zugehörigen Kraftleitungen liegen. Der Blitz wird somit auch in
diese einfallen, d. h. außer dem Blitzseil auch eine oder zwei Kraft-
leitungen treffen.
Das Blitzseil hat, wie bekannt, auf innerhalb der Hochspan-
nungsanlage z. B. durch Schaltvorgänge hervorgerufene Über-
spannungen keine Schutzwirkung. Da gegen diese sowieso geson-
Jerter Überspannungschutz vorzusehen ist, der wirksamer und sehr
viel billiger ist als das Blitzseil, so hat dieses weder technische noch
wirtschaftliche Berechtigung. Die Siemens-Schuckertwerke haben
daher alle in eigner Verantwortung erstellten Hochspannungs-
anlagen, z. B. die 1910 in Betrieb genommene 70 kV-Anlage der
Sociedad Hidroeléctrica Española, Madrid, die 1913 vollendete 90 kV-
Anlage der Energia Eléctrica de Cataluña, Barcelona, und die seit
W14 betriebene 110 kV-Anlage der Pfalzwerke Aktiengesellschaft
ohne Blitzseil ausgeführt, ohne daß sich in der langen Betriebszeit
ırzendwelche Nachteile gezeigt hätten. Eine gewisse Berechtigung
hatte bisher das Erdseil zur Verbesserung der Masterdungen, dann
verlegte man es aber aus wirtschaftlichen Gründen unterhalb der.
Kraftleitungen. Durch dic seit einigen Jahren mit Erfolg angewen-
deten Erdschlußlöscheinrichtungen??) und durch den neuen Selektiv-
.„ ®% „ETZ“, 1918, 8. 231, u. Uppenborn-Dettmar, Kalender für Elektroteoh-
ig der y der Elek
„Mittlg. der Vereinigung der Elektrizitätswerke“ 1920, 8. 277.
») "ETZ 199, 8.5 u. ETZ“ 1921, 8,599
schutz gegen Fehlerstrom?*) ist aber auch dieses Erdseil überflüssig
geworden.
Nachdem der Überspannungschutz einen gewissen Grad der
Entwicklung erreicht batte, machten sich Bestrebungen zu seiner
Einschränkung geltend, denn bei höheren Spannungen beanspruchte
er einen erheblichen Teil der Schaltanlage. Diesen Bestrebungen
war eine Zeit vorausgegangen, in der gar nicht genug an Über-
spannungschutz aufgewendet werden konnte, da man an allen
Ecken und Enden Überspannungen witterte und sie für unerklär-
liche Betriebsvorkommnisse nur zu gern verantwortlich machte,
wovon manches Amüsante zu berichten wäre. Vielfach stützte man
sich dabei auf theoretische Berechnungen, die die Leistungsfähig-
keit der Überspannungen ganz außer acht ließen. Auch Folgen
anderer Erscheinungen wie Sprühfeuer an Kontakten, verschleppte
Lichtbögen wurden lange Zeit als solche ganz unverhältnismäßig
hoher Überspannungen gedeutet. Hier wirkten besonders die Ar-
beiten von Felix Finck h”) und Ludwig Bin d er*®) aufklärend,
von denen der letztere auf Grund umfangreicher Versuche nach-
wies, daß die in der mathematischen Entwicklung gern voraus-
gesetzte steile Front der Wanderwellen in der Praxis gar nicht vor-
handen ist, daß sie vielmehr keilförmig abgeflacht verläuft.
Das Streben nach Einschränkung des Überspannungschutzes
hatte aber Verstärkung der inneren Isolierung von Maschinen und
Transformatoren zur Folge, was für die weitere Entwicklung der
Hochspannungstechnik besonders in wirtschaftlicher Hinsicht
segensreich war. Die Erkenntnis von der Unwirtschaftlichkeit
eines Arbeitens in Extremen begründete den hohen Stand der
modernen Hochspannungsanlagen. Es gelingt ebenso-
wenig durch Verstärken der Isolierung auf die
Dauer ohne besondere Schutzapparate auszu-
kommen, wieesunmöglichist, durcherheblichen
AufwandvonSchutzapparatenmitunzureichend
isolierten Anlagen zuverlässigen Betrieb zu
machen?), das war die schon vor länger als einem Jahrzehnt
ausgesprochene Überzeugung, die zu diesem Ziele führte.
Über den modernen Siemens-Überspannungschutz und seine
Anwendung hat Walter Hoffmann vor kurzem”) berichtet. Er
ist, wesentlich auf deutsche Forschung aufgebaut, für alle Welt
vorbildlich geworden. Bis in die neueste Zeit fortgesetzte For-
schungen brachten keine Änderung der grundlegenden Ansichten.
So darf die Siemens & Halske Aktiengesellschaft für sich das
Verdienst beanspruchen, die Gefährlichkeit der Überspannungen
frühzeitig erkannt und ihre Erforschung und Bekämpfung durch Be-
reitstellen großer Mittel wesentlich gefördert zu haben. Diese von
den Siemeus-Schuckertwerken fortgesetzte Bereitwilligkeit, ohne
an der guten Sache trotz Anfeindungen und Bekrittelungen mancher
Art irre zu werden, sicherte folgerichtige Forschung und stetigen
Aufbau der Erfahrungen, in erster Linie zum Wohle der Firma,
dann aber auch zum Wohle der Allgemeinheit durch Schaffung von
Hochspannungsanlagen höchster Betriebssicherheit.
24) „Siemens-Zeitschrift“ 1922, S. 213.
8) „ETZ” 1913, S. 1450.
æ) „ETZ“ 1915. S. 241.,
=) „Siemens-Zeitschrift* 1921, S. 191.
3) „Siemens-Zeitschrift“ 1922, S. 140.
Das Kraftwerk der Stadt Kristianssand.
Als ein städtisches Unternehmen hervorragender Art ist das
neue Kraftwerk zu bezeichnen, das die an der Südküste Norwegens
belegene Śtadt Kristianssand errichten ließ und jetzt vor der Er-
öffnung steht. Als Kraftquelle dient ein Fluß, der durch einen 27 m
hohen Damm mit einem Walzenwehr gestaut wird. Das Wehr kostete
etwa 150 000 Kr. An der östlichen Seite des Flusses ist durch das Ge-
birge ein 60 m langer Tunnel gesprengt, der das Wasser vom Einlauf
zum Verteilungsbehälter führt. Ein ähnlicher Tunnel leitet das
Wasser aus dem Kraftwerk heraus. Das beim Kraftwerk ent-
stehende Gefälle ist normal 20,5 m. Es sind drei Turbinenrohre
vorhanden, eins zu jeder Maschineneinheit von 7500 PS. Sämt-
liche Generatoren stammen von der Norsk Elektrisk & Brown Bo-
veri. Von den Turbinen sind zwei vom Vulkanwerk in Hamburg,
die dritte von der norwegischen Kvärnerfabrik geliefert. Die nor-
wegische Turbine kostete 900 000 Kr, die deutschen auf Grund des
Markkurses etwa 500 000 Kr jede. Nach Abschluß des Probebetriebes
wird die Anlage in vollen Betrieb genommen und 22 550 PS liefern.
Die Einstellung einer weiteren Einheit ist vorgesehen, nach ihrer
Aufstellung würde dann das Kraftwerk etwa 30000 PS liefern
können. Die Bauarbeiten begannen 1916, und der erste Ausbau war.
1920 fertig und kostet ungefähr 7 Mill. Kr. Der zweite Ausbau be-
gann gleich danach und kostete 3 Millionen. Für die ganze Anlage
hat somit die Stadt Kristianssand etwas über 10 Mill. Kr aufgewandt.
Ws.
1262
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41.
12. Ok ober 1922.
Beitrag zur Theorie der Raumbeleuchtung.
Von R. Ulbricht, Dresden.
Übersicht. Zur Berechnung der mittelbaren, aus den Rückstrahl-
vorgängen sich ergebenden Beleuchtung von Hohlräumen werden Nähe-
rungsverfahren aus der Theorie des Kugelphotometers entwickelt. Der
Einfluß von Ecken, Nischen und dgl. wird rechnerisch behandelt. Für
überschlägliche Ermittelungen wird auf ein vereinfachtes Verfahren mit
Vorbehalt hingewiesen. Im allgemeinen soll die Abhandlung die mehr-
seitige Anwendbarkeit der Kugeltheorie erkennen lassen.
In Räumen mit vorwiegend dunkel gefärbten Wänden, die nur
einen kleinen Teil des auffallenden Lichtes in den Raum zurück-
geben, wird das nutzbare Licht hauptsächlich in dem der unmittel-
baren Bestrahlung bestehen, dessen Wirkung sich nach bekannten
einfachen Gesetzen berechnen läßt. Je heller jedoch die Wände
durchschnittlich gefärbt sind, um so mehr tritt die Wirkung der
mittelbaren Beleuchtung hinzu, die aus mehrfachen Zurückwer-
fungen hervorgeht und den Charakter der Gesamtbeleuchtung we-
sentlich beeinflussen kann.
Die Vorausberechnung dieser mittelbaren Beleuchtung läßt sich
nicht streng vornehmen, da es sich um verwickelte Vorgänge handelt.
Verhältnismäßig einfach ist noch der Fall der hellen Decke bei
dunkeln Wänden, wobei es ungefähr bei der einmaligen Rückstrah-
lung der beleuchteten Decke sein Bewenden hat, deren Wirkung
nach unten sich leicht ermitteln läßt. Werfen aber auch die Seiten-
wände das Licht in erheblichem Maße zurück, so spielt die mehrfache
Rückstrahlung eine die Rechnung erschwerende, belangreiche Rolle.
Wie verhalten sich dabei Ecken, Nischen, anschließende Korri-
dore, und wie wirken Flächen verschiedenen Rückstrablvermögens?
Für einen bestimmten Hohlraum, den der Kugel, eind wir bei
streuender Rückstrahlung der Wandfläche in der Lage, die Licht-
stromzurückwerfungen sehr genau zu verfolgen, auch wenn die ein-
zelnen Wandflächenteile ganz verschiedene Lichtverschluckung
zeigen. Es liegt nahe, sich zu fragen, ob ein anders gestalteter Hohl-
raum nicht durch eine Kugel ersetzt werden kann, die, mit dem glei-
chen Lichtstrom innen beleuchtet, sich annähernd so verhält wie
jener Raum, und die für die allgemeine — mittelbare — Beleuchtung
denselben Betrag ergibt.
Ich habe schon früher!) darauf hingewiesen, daß man die Ab-
weichungen eines Würfele von der Form der eingeschriebenen Kugel
als Ausbauchungen derselben auffassen könne, die ähnlich wie
Kugelteile mit geringerem Rückstrahlvermögen wirken müssen.
Dasselbe gilt für andere Raumformen; es fragt sich nur, wie ihre
Ausbauchungen oder Einbiegungen und ihre verschiedenen Rück-
strahlvermögen auf eine Kugel zu übertragen sind, um diese als
Ersatz betrachten und so die Beleuchtungsverhältnisse des Hohl-
raumes nach der bekannten Kugeltheorie ermitteln zu können, nach
der die Wandbeleuchtung durch zurückgeworfenes Licht
® 1— am 1
Ana eat
ist, wenn mit 1 — amdas mittlere Rückstrahlvermögen der Kugel-
wandung, mit R der Kugelhalbmesser und mit ® der eingeführte
Lichtstrom bezeichnet wird. '
Man wird davon ausgehen können, den Ersatzkugelmittelpunkt
mit dem Schwerpunkt des betreffenden Raumes zusammenfallen zu
lassen und die Größe der Kugel dem Raum inhaltgleich oder ober-
flächengleich zu bilden. Wir wollen zunächst in der Voraussetzung,
daß es sich nicht um sehr beträchtlich und vielfältig ausladende
oder eingebuchtete Raumformen handele, letzteres annehmen.
In beiden Fällen werden Teile der Raumoberfläche innerhalb,
andere außerhalb der Ersatzkugel liegen. Es ist nun selbstverständ-
lich nicht angängig, der Ersatzkugel einfach den Mittelwert der
Rückstrahlvermögen beizulegen, die an den Wandflächen des unter-
suchten Raumes wirksam werden. Man kann jedoch vermuten, daß
eine Annäherung an die gesuchten Verhältnisse erreicht werde,
wenn man die einzelnen Raumoberflächenteile auf dem Wege zen-
traler Projektion auf die Kugel überträgt und ihnen da die gleichen
Lichtverschluckungswerte (a) beilegt, die jene Flächenteile be-
sitzen.
Inwieweit hiermit brauchbare Ergebnisse erzielt werden kön-
nen, wird sich aus dem Vergleich mit den weiteren Untersuchungen
ersehen lassen. Von vornherein ist aber zu erkennen, daß dieses
einfachste Verfahren eine sehr zutreffende Wahl des Ersatzkugel-
durchmessers zur Voraussetzung hat, die bei vielen Raumformen
auf Schwierigkeiten stößt. Die zu errechnende mittelbare Wand-
beleuchtung E steht in umgekehrt quadratischem Verhältnis zum
Kugeldurchmesser, zeigt also bei verschieden gewählter Größe des-
selben erhebliche Abweichungen. Auch werden die auf die Kugel
projizierten a für die Ausbauchungen zu klein und für die Einbie-
gungen zu groß sein, wenn sie auch vielleicht im Durchschnitt einen
Betrag ergeben, der für überschlägliche Ermittlungen verwendet
werden kann.
E=
) Ulbricht, Das Kugelphot ; f 2
und Berlin 192%, 8. 106. ugelphotometer, Verlag R. Oldenbourg, München
Will man aber wissen, wie sich die Größe der a auf der Kugel
den verschiedenen Flächenneigungen und -abständen nach ver-
ändert, und in der Lage sein, die Wirkung verschiedener Ausbau-
chungen zu beurteilen, so genügt ein derartiges Verfahren nicht.
Die Theorie der Beleuchtungsvorgänge in der Kugel bietet in-
dessen eine Handhabe, um der Sache näher zu kommen; sie gestattet
auch bereits eine Ausbauchungsform, die der Kugelkappe, rech-
nerisch zu behandeln.
Ich darf mich auf die Entwicklungen in der in Anmerkung 1
erwähnten Monographie „Das Kugelphotometer“ beziehen, die wei-
terhin mit der abgekürzten Bezeichnung K.Ph. belegt und auf deren
Formeln gefußt werden soll, wie dies schon bei Gl. (1) geschehen ist.
Eine Kalotte vom Rückstrahlvermögen 1—a ihres Innen-
anstriches, deren Schnittkreisinhalt sich zur Kalottenfläche wie
l:n verhält, gibt von einem einfallenden Lichtstrom (nach K.Ph.
S. 35 Gl. (17)) den Bruchteil:
1-a
1+(n—1la |
wieder hinaus, d. h. sie verhält sich in der Hauptsache so wie eine
Kreisfläche von der Größe des Schnittkreises, der die Kalottenöft-
nung umgrenzt, und dem Rückstrahlvermögen:
a= a
1—1 p (n—i)ja
Zwei Kalotten (Abb. 1) von gleichem Schnittkreis und dem Flächen-
verhältnis 1:n sind also hinsichtlich ihrer Rückstrahlung gleich-
wertig und gegenseitig ersetzbar, wenn ihre Rückstrahlvermögen
sich verhalten wie:
' (1-a): (1—a)=1:[1+(n —1)a).
Man kann daher die kalottenförmige Ausbauchung einer großen '
Kugel, beide vom Rückstrahlvermögen 1 — a, durch die glatte Kugel- !
wandfläche ersetzen, wenn man dieser in der Ersatzfläche ein nach !
Gl. (2) erhöhtes a, u. Zw. a; = Euer gibt.
Ein Unterschied besteht dann nur insofern, als der zurückge-
strahlte Lichtbruchteil von der regelmäßigen Kugelwand nach dem
Kosinusgesetz ausgestreut und in den großen Hohlraum der Kugel
geworfen, von der Kalotte aber je nach dem Einfall des Lichtstromes
dem Kugelraum in anderer Verteilung zugeführt wird. Der Unter-
schied wird gemindert, wenn nur vollkommen zerstreutes Licht in
die Kalotte einfällt. Diese der Rechnung mehr zugängliche Voraus-
setzung, die aucn den hauptsäch-
lichen praktischen Verhältnissen
mehr entspricht als die Annahme
dee Eindringene ausschießlich ader
doch vorwiegend aus einer Rich-
tung kommender Strahlung. soll
den weiteren Untersuchungen zu-
grunde gelegt werden.
.Q@
a ra el!
Abb. 2. Kugelausbaurbung in
Dopp-Ikaluttenform.
Abb. 1. Kalotten mit gleichem
Schnittkreis.
Das mittlere a der Kugel, am, wird durch die Teilerhöhung auf
den Durchschnittswert a, gesteigert, der sich aus a und a, nach
a der zugehörigen Kugelflächen bildet (K.Ph, S. 33,
Gibt man der Kalotte selbst wieder durch Ansetzen einer klei-
neren Kalotte eine Ausbauchung, vergrößert so das n und nähert
auf diese Weise die Gesamtform der Ausbauchung mehr der eine!
Ecke, so läßt sich auch hierfür das wirksame Rückstrahlvermögen
mit guter Annäherung bestimmen.
Legen wir den in Abb. 2 dargestellten Fall zugrunde, in dem
die beiden aufeinandersitzenden Kalotten ähnliche Gebilde eind,
deren ähnlich liegende Flächen das Größenverhältnis 1: s haben,
wobei:
AB'C _ AB'C
ABER WE Be
ist und der ausgeschnittene Teil der größeren Kalotte I ihrer
Fläche beträgt. Dann ist bei gleichem a aller Wandungen das schein-
bare a der Ansatzfläche A’B’C’ nach Gl. (2):
a RRRN
ATI Da
und
= v
?
12. Oktober 1922.
ferner das mittlere a der großen Kalotte:
PER ee
u
und das scheinbare a des Kugelteiles ABC, auf dessen Schnittfläche
die große Kalotte sitzt:
eaen N SORHHER
II 19 Ta
Fügt man der zweiten Kalotte eine dritte, dieser eine vierte usw.
in gleichem Größenverhältnis an und setzt dies zu einer unend-
lichen Reihe fort, so muß:
a,‘ == a,
werden, da hinter jeder Ansatzfläche die gleiche unendliche Folge
ähnlicher Kalotten liegt. Danır ist:
a(u—1)+a _ l. — Ooy
: N = A= IFSA
un
_Yvn-Da fe” a]
a=Y = +lagont 3
B— v (— 1a
zu o0 —i t 2 | @
Rezeichnet man das Größenverhältnis der Ansatzfläche der ersten
Kalotte zur Gesamtfläche der
aus der unendlichen Folge sich
aneinanderschließender Ka-
lottenzonen gebildeten Aus-
bauchung mit 1: n, 80 ist:
n= 5 (k—1) [1+ 2+(2)
— y(u — 1)
deny |= uI,
Lassen wir die Ansatzflächen
nur um Differentiale wachsen
und s¢mit die Kalotten un-
endlich dicht aufeinanderfol-
gen. so entsteht die in Abb. 3
dargestellte Form; u und v
bähern sich dem Grenzwert
„1, dabei wird:
Abb. 3. Hohikegel.
hl. sw Do nV. l
TTa—v’ v—1 ”n-l'’v 1 n—i
na 1 1
el ee ee e ee ae ar
u a= Vi timi? 2n - 1) i
Hierbei bilden die Kalottendifferentiale eine glatte Kegelfläche, die
zu einer sie berührenden Kugelfläche vom Halbmesser r in der Be-
ziehung:
a es xsina
~ 07 cog? a
steht, wenn unter r, der Halbmesser der Anfangskalotte, unter a der
halbe Spitzenwinkel des Kegels und unter z die von der Kugelgrund-
fläche aus gerechnete Abszisse eines Mantelpunktes Az verstanden
wird.
Für n = oo wird der Kegel zum Zylinder und:
di Va: i e Bon a e e a O
Will man die Verhältnisse des Hohlkegels genauer verfolgen,
se ist es erforderlich, die Differentialgleichung zwischen a, und r
oder z zugrunde zu legen, die aus G1. (2) und den daraus entwickel-
ten Formeln für a,’, a’ und a, abzuleiten ist. Dabei soll unter a&z die
Verschluckungszahl einer den Kegel berührenden Kalotte verstan-
den werden, die, im Abstand x von der Grundfläche ansetzend, die
gleiche Wirkung ausüben würde wie die dahinterliegenden Kegel-
teile. Für z = 0 wäre dies die Kalotte ABC, deren a als a, gekenn-
zeichnet werden soll. Bei unendlich dichter Aufeinanderfolge der
Ralotten ist:
TEE LE 0... E R A
r sina T
een en 97 E
r sin & r
und
daz ._2dr __ 2sinadx
na—a—-(ın Na r ` ncofa—xrsina `
Geht der Kegel in einen Zylinder über, so ist:
das _ = dx
a— az To `
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 41.
1263
Es folgt daraus für einen Kegelstumpf von der Achsenlänge DD’ =
l, dessen Endkalotte die Verschluckungszahl a, hat, und für den
mit der Abkürzung K der Wurzelwert V1 + 4na n — 1) bezeichnet
werde:
E 1 fh [K — 1—2 (n —1) a) [A+1+2(n—1)a)] .
"nn 2K "IXK+i+2 WR i)a] [K= n1) a] en
und für den Zylinder von der Länge l:
a a—a
To 2Va (Va — a) (Va+a,) re
Hiernach lassen sich die Rückstrahlvermögen sehr weit voneinander
abweichender Hohlformen berechnen, auch wenn sich dieselben aus
Teilen mit verschiedenen a zusammensetzen. `
Beispiel:
Ein Kegel vom Grundflächenhalbmesser „1“ und der Seitenlänge
„4“, dessen sin &@ = !/4 und dessen n = 2,5 ist, habe ein a = 0,2. Dann
ist das a seiner Anfangskalotte, diese als Ersatz des Kegels gedacht,
nach Gl. (4):
5.02 1 1
a=w=}* s +3 — -z = 0833.
Da die Anfangskalotte zur Kegelgrundfläche hier im Größenverhältnis
8:5 steht, würde die Grundfläche, wenn sie den Kegel ersetzen soll,
nach Gl. (2) die Verschluckungszahl
erhalten müssen. Tritt an Stelle des Kegels ein Kegelstumpf von der
halben Kegelhöhe und wird der Stumpf durch eine ebene Fläche ab-
geschlossen, deren a gleich dem der übrigen Wandungen, = 0,2 ist,
so läßt sich diese Abschlußfläche durch eine Kalotte von der in
Abb. 3 für die Abszisse æ angegebenen Gestalt ersetzen, deren
ist. Dann folgt aus Gl. (6) für die Anfangskalotte ao = 0,319 und das
a, der sie ersetzenden Kegelgrundfläche würde den Wert a, = 0,428
haben müssen.
Ganz ähnlich ist der Rechnungsgang, wenn der obere Teil des
Kegels ein anderes a hat als der untere. An der Trennungsstelle
wird dann das a, einer dort eingeschaltet gedachten Kalotte nach
Gl. (4) so berechnet, daß diese Kalotte den oberen Kegelteil ersetzt.
Nimint dieses a, den Wert „l“ an, so bedeutet dies, daß entweder
der obere Kegelteil schwarz gefärbt ist, oder daß er fehlt, der untere
Kegelstumpf also sich nach oben frei öffnet.
Im allgemeinen zeigt sich sowohl bei einem sehr epitz zulaufen-
den Kegel, wie dem hier berechneten, und ebenso beim Zylinder, daß
schon in mäßigem Abstand von der Grundfläche die Wirkung der
Wandfläche auf das a, stark abnimmt, so daß die über das Doppelte
des mittleren Durchmessers hinausliegenden Teile nur wenig mehr
in Betracht kommen.
Die aus Gl. (6) und (7) zu ermittelnden Werte sind selbstver-
ständlich trotz des an sich genauen Rechnungsganges immerhin nur
Näherungswerte, da die tatsächliche Rückstrahlung, wie schon an-
gedeutet, von der Art des Lichteinfalles mit abhängt und die Wir-
kung der angenommenen Kalottendifferentiale aufeinander nicht
ganz genau die vorausgesetzte sein kann. Gleichwohl können wir
die Annäherung als eine gute erachten, wie sich auch weiterhin
noch zeigen wird.
In Abb, 5 sind mehrere in der Gestalt sehr verschiedene — aber
flächengleiche — Umdrehungskörper dargestellt, deren Rückstrahl-
verhältnisse sich nach den nun gegebenen Grundlagen berechnen
lassen und weiterhin zahlenmäßig angegeben werden sollen. Sie sind
aber inerster Linie dazu bestimmt, als Anhalt zur Beurteilung eines
allgemeiner anwendbaren Ermittelungsverfahrens zu dienen, das
zur Verfügung zu haben erwünscht ist, da das vorbehandelte sich ja
nur auf eine engbegrenzte Gruppe von Hohlkörperformen erstrecken
konnte. Wenn sich daraus auch für Ecken, Korridore u. dgl. gute
Anhalte gewinnen lassen, so ist es doch von Wert, auch beträchtlich
abweichende und zusammengesetzte Formen nach einfachen Regeln
behandeln zu können.
Die erstrebte allgemeinere Anwendbarkeit weist wiederum auf
die Ersatzkugzel und das Projektionsverfahren hin, bei dem keine
Richtung als bevorzugt gelten soll. Auch hierfür bietet Gl. (2) eine
Grundlage. Sie läßt erkennen, daß zwischen Flächenvergrößerung
oder -verkleinerung (1:n) und der Veränderung von a in a, ein
enger Zusammenhang besteht, der zwar nur für die volle Kappen-
form nachgewiesen ist, von dem man aber vermuten kann, daß er
1264
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41.
12. Oktober 1922.
auch für deren einzelne Teile und für die anderer Hohlformen in
brauchbarer Annäherung Gültigkeit habe.
Wenn man wiederum die Ersatzkugel — wie in Abb. 4 halbräum-
lich dargestellt — aus dem Raumschwerpunkt des Hohlkörpers be-
schreibt, sie mit diesem Körper annähernd flächengleich oder auch
raumgleich bildet und jedes seiner Flächenstücke zentral auf die
Ersatzkugel projiziert, so würde nach vorstehender Voraussetzung
jedem Projektionsteil das nach Gl. (1) aus a und n sich ergebende
na
a, = Trn- Ta beizulegen und 2 = Rein zu setzen sein, wenn
unter ọ der Radiusvektor der projizierten Flächenstücke bei P, P,
usw.,unter R der Halbmesser der Ersatzkugel und unter ß der Win-
kel verstanden wird, den ọ mit dem projizierten Flächenstück bildet.
Man erhält hiermit ein gutes, anschauliches Bild der auf die
Kugel bezogenen Rückstrahlverhältnisse des Hohlkörpers, das zwar
nicht völlig zutreffend sein kann, da der Durchschnitt der Einzel-
übertragungen nicht gleichbedeutend ist mit der Übertragung des
Durchschnittes der Einzelverhältnisse des Hohlkörpers, — das aber
jedenfalls im ganzen wie im einzelnen richtiger ist als das sich bei
einfacher Übertragung der a auf die Ersatzkugel ergebende. Auch
ist es von wesentlicher Bedeutung, daß hierbei Verschiedenheiten
in der Bemessung des R auf die zu errechnende Beleuchtungsstärke
E nur sehr geringen Einfluß haben, da sich die a, in demselben und
die {ï Im in ähnlichem Verhältnis ändern wie die A Es ist also
genügend, hierbei die Flächen- oder Raumgleichheit der Ersatzkugel
mit dem Hohlkörper nur annähernd, schätzungsweise, herzustellen.
Ist a, und somit das E der Gl. (1) für die Ersatzkugel ermittelt,
so ist hiermit zugleich der Gesamtstrom zurückgeworfenen Lichtes:
o(1—a
4RirE= Im) ee de as re B
Am
gegeben, der in dem betrachteten Hohlraum als mittelbare Beleuch-
tung zur Wirkung kommt, nd der sich annähernd im Raumwinkel-
verhältnis auf die Wandflächen verteilt.
Abb. 5 zeigt die schon erwähnten fünf gleichflächigen Hohl-
körperl-V,andenen das Projektions-
verfahren mit dem vorher anger ebe-
nen Rechnungsverfahren vergli hen
werden soll. Sämtliche Hohlkörper
sind Umdrehungskörper mit gleicher
lotrechter Achelage. Ibis IV stehen
auf einem Grundkreis vom Halbmes-
ser „1“, V auf einem solchen vom
Halbmesser Y2, . der zugleich der
Grundkreis der Ersatzhalbkugel ist.
Diese und sämtliche — halbräumlich
dargestellten — Hohlkörper haben
die Oberflächengröße 4 x. Die Hohl-
körper sind folgende:
Abb. 5. Flächengleiche Hohlkörper
- mit Ersatzkugel.
Abb. 4. Hohlraum mit Ersatzkugel.
I. Kalotte vom Halbmesser Eo Höhe Y3.
II. Zylinder mit ebenem Abschluß; Höhe 1,5.
III. Zylinder mit Halbkugelabschluß; Gesamthöhe 2,0; l = 1,0.
IV. Kegel; Höhe V15; sina = 0,25. 5
V. Flacher Zylinder mit ebenem Abschluß; Höhe >
Für die Form II und die Ersatzkugel ist die vollräumliche Ausbil-
dung angedeutet.
Die nach dem Projektionsverfahren zeichneriseh ermittelten
Werte von a, mit den zugehörigen Flächenteilen s der Ersatzkugel
2a
S :
ergeben für diese ein mittleres am 575g? das in nachstehender
Tabelle für a = 0,2 und a = 0,8 angegeben ist. Darunter in Klam-
mer [ ] steht der nach G1. (2), (6) und (7) auf dem Rechnungswege
gefundene Betrag:
I. ll. HI. IV. v.
-o2 01% 019 019 018 0197
= [0,200] [0,194] [0,181] [0,167] [0,199]
aog 0790 077 07733 072 0,168
45 [0,800] [0,781] [0,746] [0,725] [0,794]
Die Übereinstimmung der nach den beiden Verfahren gefunde-
nen Werte ist hier eine recht gute. Sie bleibt es auch, wenn der Er-
satzkugeldurchmesser wesentlich geändert wird. Z. B. ist für den
Zylinder III mit Halbkugelabschluß:
bei a=02 . a, =0322 und [0,306],
„ a=08 ...a,=080 „ [0855].
Beachtliche Unterschiede zeigen sich erst, wenn in einem Hohlraum
auf großen Wandflächenteilen erheblich verschiedene a bestehen.
Um dies recht stark zur Anschauung zu bringen, sind für die fünf
Hohlkörper der Abb. 5 die beiden Fälle behandelt worden, daß ein-
mal die obere Hälfte ein a, = 0,2, die untere ein @, = 0,8 habe, =0-
dann daß a, = 0,8 und a, = 0,2 sei. Dann ergeben sich für a, nach
den beiden besprochenen Verfahren die folgenden Werte:
I. II. - HII. IV. vV.
a,=02 0,559 0,605 0,605 062 04
a,=08 [0,500] [0,565] [0,566] [0,635] [0,462]
a,=08 042 0,363 0,365 0248 0,500
a,=02 [0,500] [0,398] [0,393] [0,236] [0.576]
Der Unterschied leitet sich vorwiegend daher, daß das Projek-
tionsverfahren die dem Mittelpunkt näher liegenden Flächen etwas
stärker, die entfernter liegenden schwächer an der Rückstrahlung
beteiligt sein läßt, als dies beim rechnerischen Verfahren geschicht.
In der Hauptsache aber zeigen beide Verfahren in der inneren Ver-
teilung der Einflußwerte so gute Übereinstimmung, daß sie — beide
als Annäherungen — eine schätzbare gegenseitige Unterstützung
bilden. Nur in dem Falle I ist dem Rechnungsverfahren an sich von
vornherein ein überwiegender Wahrscheinlichkeitswert zuzu-
sprechen, und dies deutet darauf hin, daß auch in den übrigen Fällen,
in denen sich in ähnlichem Sinn, wie in Fall I, ein Unterschied
zwischen den Ergebnissen beider Verfahren herausstellt, das Pro-
jektionsverfahren eine kleine Korrektur nach Seite des Rechnungs-
weges erfahren könnte. Man wird sich aber nicht mit Spitzfindig-
keiten abgeben und hat dies hierbei auch nicht nötig, da das Pro-
jektionsverfahren den praktisch zu stellenden Anforderungen ge-
nügen dürfte. Ich habe es — wenn auch in anderer Richtung — mit
Vorteil benutzen können, um die Integratorverhältnisse des Wür-
fels, der hier und da für räumliche Lichtmessung empfohlen wor-
den ist, mit denen der Kugel zu vergleichen?). beiläufig bemerkt,
eine Untersuchung, die mich nicht zu einer Befürwortung der Wür-
felform bestimmen konnte.
Nach obigen Ermittelungen läßt sich nun beurteilen, ob die
anfangs erwähnte rohe Übertragung der a-Werte auf die Ersatz-
kugel bedingungsweise anwendbar ist oder nicht. Ihre Ergebnisse,
für die Raumformen I bis V in ähnlicher Weise zusammengestellt,
wie die des vorbehandelten Projektionsverfahrens, sind in folgender
Tabelle aufgeführt.
I. II. II. IV. vV.
a =0,2 0,200 0200 0200 0,200 0,200
a =0,8 0,800 0,800 0,800 0,800 0,800
Co =O? 0567 0624 0624 0,709 0,468
oz = 0433 0376 0376 0291 0,582
uch
Ein Vergleich mit den ersten beiden Tabellen zeigt, daß man
für überschlägliche Ermittelungen dieses einfachere Verfahren
nicht von der Hand zu weisen braucht, wenn man sich auch nicht
darüber täuschen darf, daß es in den einzelnen Projektionsteilea
sehr weit von dem richtigen Bilde abweichen kann, und daß es in
hohem Grade von der Bestimmung des Ersatzkugelhalbmessers ab-
hängt, die hier rechnerisch genau auf Flächengleichheit mit den Ge-
bilden I bis V erfolgen konnte. Wird er nur um ein Zehntel gröler
oder kleiner genommen, so verändert sich bereits das daraus zu be-
rechnende E um etwa 20 %.
Bei nicht einfach gestalteten Räumen ist übrigens der Flächen-
gleichheit die Raumgleichheit vorzuziehen, die überwiegende
Einflüsse der Flächenentwicklung ausschließt. ,
Werden die zu verwendenden Lichtquellen derart angeordnet,
daß die unmittelbare Beleuchtung verschieden rückstranlender
Wandteile eine sehr ungleichmäßige ist, so muß [s. Gl. (1) ] an Stelle
des eingeführten Lichtstromes ® der erstmalig zurückgestrablite,
also nach Abzug der ersten Verschluckung sich ergebende, Po
treten, der dann die mittelbare Wandbeleuchtung der Ersatzkugel:
E = -n .—
hervorbringt.
Ich glaube, diese rechnerische Untersuchung hier mitteilen zu
dürfen, wenn sie auch zum Teil von den Gesichtspunkten dee un-
mittelbaren praktischen Bedarfes sich etwas entfernt, Sie wird je
2 „Z. f. Beleuchtungswesen" 1922. H. 7/3. S. 43: „Zur Beurteilung von Kugel
und Würfel für räumliche Liechtmessung”“.
12. Oktober 1922.
doch dabei den an der Vertiefung der Lichttechnik Arbeitenden
einige Anregungen zu bieten geeignet sein und vielleicht auch An-.
laß zu gelegentlicher experimenteller Nachprüfung in einem licht-
technischen Institut geben. Zudem erschien es mir nützlich, hier-
mit darauf hinzuweisen, daß die Folgerungen aus der Kugeltheorie
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41.
1265
manche unbequeme Aufgaben erleichtern können, wie z. B. auch auf
diesem Wege die gegenseitige Bestrahlung leuchtender Kreis-
flächen fast ohne Rechnung ermittelt werden kann, wenn diese
Kreisflächen, bei beliebiger Neigung gegeneinander, , Schnitte
einer Kugel bilden.
„Freibleibend‘“.
Von Rechtsanwalt Dr. jur. W. Ringwald, Badisch-Rheinfelden.
Die Klausel „freibleibend“ ist uralter Bestand unseres
Verkehrslebens. Auf Angeboten, Preislisten u. dgl. fand sie sich
inden meisten Fällen schon vor dem Kriege. Gemäß § 145 BGB.
ist, wer einem anderen die Schließung eines Vertrages anträgt, an
den Vertrag gebunden, es sei denn, daß er die Gebundenheit ausge-
schlossen hat. Diesen Ausschluß bezweckte das „Freizeichen“. Ein
mitdieser Klausel versehenes Angebot war daher seiner rechtlichen
Natur nach kein annahmefähiger Antrag, sondern eine Einladung
an den Antragsgegner, seinerseits einen Vertragsantrag zu stellen,
zu deszen Annahme es erst noch der Willensäußerung des ursprüng-
lichen Antragstellers bedarf‘). :
Weniger klar war man sich hinsichtlich des Wirkungsgrades
dieser Klausel. Noch heute herrscht vielfach in kaufmännischen
Kreisen die Meinung vor, daß, wenn ein Angebot „freibleibend“ ge-
macht wurde, auch der endgültige Vertrag, der diese Klausel nicht
enthält, unter ihrer Herrschaft stehe, also für den Verkäufer keine
Bindung erzeuge. Diese Auffassung ist irrig. Sobald der Vertrag
abgeschlossen ist, hat die Klausel keine weitere Bedeutung mehr.
„Was bei einem Vertragsantrag vorgeschrieben ist, wird nur dann
zum Vertragsinhalt, wenn es in die Vertragsbestimmungen aufge-
rommen wird, sei es ausdrücklich oder kraft stillschweigender
Übereinstimmung beider Teile“?).
Nicht geklärt war die Frage, wie sich der „freibleibend“ An- `
tragende zu verhalten hat, wenn sein Antragsgegner den Antrag
annimmt. Wir sahen, daß diese Annahmeerklärung ein neues An-
gebot an den ursprünglichen Antragsteller enthalte, der zum Ver-
tragsabschlusse nur führt, wenn dieser die Annahme erklärt. Es
bedarf also einer neuen Willensäußerung des ersten Antragstel-
lers. Muß er sich nun zu der bei ihm eingehenden Annahmeerklärung
sofortäußern und läßt ein Unterbleiben einer Äußerung auf sein
Einverständnis schließen? Im Jahre 1920 hat der Hansabund für
Gewerbe, Handel und Industrie eine Anfrage hierüber an verschie-
dene Handels- und Gewerbekammern in Deutschland gerichtet.
16 Kammern sprachen sich dahin aus, daß Schweigen auf die einge-
troffene Annahmeerklärung des Vertragsgegners das Zustande-
kommen des Vertrages bewirke. 7 Kammern sprachen sich gegen-
teilig aus, und 4 Kammern berichteten von verschiedenen Anschau-
ungen der von ihnen vertretenen Firmen. .
Auch hierüber ist nunmehr Klarheit geschaffen. In einem Ent-
scheide vom 28. I. 1921?) erklärt das RG., daß bei einer „freibleibend“
gegebenen Offerte der erste Antragende die Pflicht hat, sich nach
Eingang der Annahme unverzüglich zu erklären, sonst gilt
die Bestellung als angenommen. Die Gründe verdienen wörtlich
angeführt zu werden:
„Grundsätzlich ist derjenige, der einem Anwesenden einen
Vertragsantrag macht, an diesen so lange gebunden, bis nach dem
regelmäßigen Laufe der Dinge die sofortige Antwort des Antrags-
empfängers zu erwarten ist (§ 147 Abs. 2 BGB.). Nach § 145 BGB.
ist der Antragende aber auch berechtigt, seine Gebundenheit aus-
zuschließen, und das geschieht verkehrsüblicherweise dadurch,
daß er seinem Angebot das Wort „freibleibend“ oder eine ähn-
liche Klausel beifügt. Wie man nun aber auch seine Rechtsstel-
lung in einem solchen Falle charakterisieren kann, und wie weit
man auch die Grenzen seiner Nicht-Gebundenheit stecken mag,
so viel steht fest, daß er nach Treu und Glauben verpflichtet ist,
auf eine dem „freibleibenden” Angebot entsprechende unverzüg-
liche Bestellung gleichfalls ohne schuldhaftes Zögern zu ant-
worten. Auch derjenige, der ein „freibleibendes” Angebot macht,
gibt dem Gegner zu erkennen, daß er mit ihm unter gewissen Be-
dingungen und Voraussetzungen in ein Vertragsverhältnis treten
wolle. Wenn dieser daher unverzüglich und vorbehaltlos seine
Bereitwilligkeit dazu erklärt, hat er auch ein Recht darauf, unver-
züglich zu erfahren, ob diese zu einem festen Vertragsschluß
führt oder nicht, damit er seine weiteren geschäftlichen Maß-
nahmen zu treffen in der Lage ist. Die auch im Schrifttum (vgl.
. Staub-Koenige, Anh. zu § 361 HGB., Anm. 16 und 17) anerkannte
Antwortpflicht des Antragenden entspricht deshalb ebenso der
Natur der Sache wie der Billigkeit und liegt im Interesse der
Rechtssicherheit. Erfüllt er sie nicht, schweigt er, so muß er
sich nach Treu und Glauben so behandeln lassen, als hätte er die
Bestellung ausdrücklich angenommen“*),
N OLG. Augsburg vom 11. XI. 1920, „Jur. Wochenschrift“ 1920, 8. 171 und
RG. vom 8 XIL. 1921,2..0.8.24
RG >“ tarcke, „Jur. Wochenschrift“ 1920, S. 478 und OLG. Augsburg und
J. A
» „Jur. Wochenschrift“ 1921, 8. 893.
% Siehe auch RGE. vom 3. VIL 1921, „Jur. Wochenschrift? 1921, S. 1235.
m Eine andere Bedeutung gewann die Frei-Klausel nach dem
riege: |
„Die durch den Krieg und die Revolution herbeigeführ-
ten unglücklichen Wirtschaftsverhältnisse, die Schwierigkeiten
der Rohstoffbeschaffung, die zunehmende Arbeitsunlust, zahllose
Streiks und das sprunghafte Emporschnellen der Löhne und Ma-
terialpreise bildeten für die Berechnungen und Versprechungen
der Kaufleute eine so unsichere Grundlage, daß es ihnen häufig
wünschenswert erschien, die Klausel „freibleibend” auch zu einem
Bestandteiledes Vertrages selbst zu machen und sich
mit ihr nach der einen oder anderen Richtung, z. B. in bezug auf
nachträgliche Preiserhöhungen freie Hand zu wahren, ähnlich wie
es früher durch die zahlreichen, einzelne bestimmte Fälle regeln-
den Kriegs- ‘und Streikklauseln geschehen war°).
Durch die Klausel wird demnach die Erfüllung des Vertrages
ins Ermessen des Verkäufers gestellt. Wenn er „freibleibend” ab-
schließt, so will er frei sein entweder hinsichtlich des Preises, oder
der Zeit der Lieferung oder der Menge und Art der zu liefernden
Waren. Eine Bindung hinsichtlich des vorbehaltenen Punktes ist
durch den Vertrag zu Lasten des Verkäufers nicht begründet. Ist
ein solcher Vertrag, bei dem alles auf das ungebundene Ermessen
des Lieferungspflichtigen gestellt ist, rechtlich zulässig? Ist der
Verkäuser, der z. B. „freibleibend im Preise” abgeschlossen hat,
befugt, wenn ihm der Käufer keine höheren Preise bewilligen will,
den Vertrag aufzulösen? Eine Anzahl Handelskammern haben die
Meinung ausgesprochen, daß die Berufung auf die Freiklausel zu
versagen sei, wenn der Lieferpflichtige die Ware vorrätig hat oder
sie zu Preisen beschaffen kann, die gegenüber denjenigen der Ver-
tragszeit sich nicht wesentlich geändert haben.
Das RG. hat im Gegensatz hierzu dem Verkäufer die Befugnis
erteilt, unter Berufung auf die Freiklausel das Vertragsverhältnis
zu lösen, „Denn der Sinn der Klausel war doch der, daß alle ge-
schäftlichen Schwierigkeiten, die durch die Kriegsverhältnisse
entstanden waren und bis zur wirklichen, nach dem Parteiüberein-
kommen auszuführenden Lieferung dauerten, der Beklagten ein
Rücktrittsrecht vom Vertrage geben sollten“®). In einem gewissen
Widerspruch hierzu steht allerdings eine andere Entscheidung des
RG., wonach „die ethische Rücksicht auf die Vertragstreue und die |
wirtschaftlich notwendige Rücksicht auf die Verkehrssicher-
heit die Annahme verbiete, daß der unter „freibleibend“ anbietende
Verkäufer schon dann frei werde, wenn die Ausführung der sämt-
lichen Lieferungsverträge dem Verkäufer einen erheblichen Scha-
den bringen, ja seinen Vermögensverfall nach sich ziehen würde“).
Hier handelt es sich jedoch um einen Vorbehalt im Angebot, der im
endgültigen Vertragsabschluß keine Aufnahme gefunden hat.
Damit ist jedoch noch nicht die Frage entschieden, ob auch der
Käufer sich auf die „freibleibend”“-Klausel berufen kann. Kann er,
wenn der Verkäufer eine Erhöhung des Preises, die er nicht be-
willigen will, beansprucht, ebenfalls vom Vertrage zurück-
treten? Die Handelskammer Berlin hat diese Frage verneint. Sie
sagt: Für den Regelfall kann nach den bisherigen Gepflogenheiten
des Handelsverkehrs festgestellt werden, daß die Klausel „frei-
bleibend” ein einseitiges Recht des Verkäufers
bzw. eine einseitige Bindung des Käufers dar-
stelltundalssolcheeinenwesentlichenBestand-
teildes Kaufvertrages bildet, mit dem sich der
Käufer durch dieAnnahme des Lieferungsange-
botes ausdrücklich einverstanden erklärt. ...... Der Vorbe-
halt „freibleibend“ begründet also für den Käufer nicht das Recht,
seinerseits vom Vertrage zurückzutreten, weil der Verkäufer in
Ausübung seiner „freibleibenden“ Befugnisse eine Änderung der
vertraglichen Zahlungs- und Lieferungsvereinbarungen eintreten
ließ. Dies kann rechtlich nur dann der Fall sein, wenn sich auch
der Käufer seinerseits’ das „freibleibend” von der Annahme der
Waren usw. ausdrücklich ausbedungen hat und vom Verkäufer zu-
gestanden erhielt?). Den gleichen Standpunkt hatte schon Starcke
a. a. O. eingenommen. Nunmehr erfährt er eine Bestätigung durch
das RG. in einem Urteil vom 14. II. 1922, abgedruckt in den Ent-
scheidungen des Reichsgerichts Bd. 103, S. 414. Es rechtfertigt
sich, das Urteil in extenso anzuführen:
„Die Klausel ist als Freizeichnung eng auszulegen. Das „frei-
bleibend” beschränkt sich hier auf die vereinbarten Preise. Hält
man sich streng hieran, so ergibt sich, daß zwar die Preisabrede
5) RG. „Jur. Wochenschrift“ 1921. R. 1734.
© Urteil vom 18. I. 1921. _.Jur. Wochenschrift“ 1921, R. 625.
7) Entscheidung vom 8. VII. 1920, „Jur. Wochenschrift‘ 1921, S. 281
© Die Stellung der Handelskammer zu Berlin zum Vorbehalt „freibleibend“
„Jur. Wochenschrift“ 1921, 8. 158.
1266
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41.
nicht unbedingt bindend sein soll, im übrigen aber der Vertrag
schlechthin bindend. Qualität und Menge des Verkauften stehen
unbedingt fest, vor allem aber auch die Lieferung selbst und dem-
entsprechend auch die Bezahlung. Und zwar für beide Teile. Nur
die Preisberedung unterliegt der Abänderung. Liegen die Vor-
aussetzungen einer Preiserhöhung vor, so bleibt es doch bei dem,
daß — nunmehr allerdings zu diesem höheren Preise — der Käu-
fer verpflichtet ist, die Ware gegen Zahlung abzunehmen, aber
andererseits auch berechtigt ist, die Lieferung zu verlangen. Die
Unbestimmtheit der Preisabrede tut der bindenden Kraft des
Vertrages und dem unveränderten Festhalten der Parteien an
seinem Inhalt im übrigen nicht den geringsten Abbruch. Es ist
Sache des Verkäufers, gegebenenfalls nach $ 315 BGB., den nach
den Umständen angemessenen Preis zu bestimmen.
Es wäre denkbar, kommt vielleicht auch vor, daß die Parteien
mit Rücksicht auf die Unsicherheit der Verhältnisse einstweilen
von jeder Preisfestsetzung absehen. Damit wäre der typische
Fall, wenn nicht des $ 315, so des $ 317 BGB. gegeben, und von
einem Recht des Käufers, vom Vertrage zurückzutreten, könnte
ganz unbestreitbar keine Rede sein. Es ist nicht einzusehen, wes-
halb es hiermit anders sein sollte, wenn die Parteien schon beim
Abschluß des Vertrages — und dann also nach Maßgabe der zu
dieser Zeit bestehenden Verhältnisse — auf einen Preis sich
einigen. Denn das ist weit entfernt, gegenüber der Klausel „frei-
bleibend” gegenstandslos zu sein. Schon lange besteht im Groß-
handel, namentlich auch in der Metallbranche, die Einrichtung der
Richtpreise, die Schutz gewähren gegen die Schwankungen der
Konjunktur. Entsprechend funktioniert in Fällen, wie der vor-
liegende, die fest bezifferte Preisberechnung. Wenn es nunmehr
gilt, nicht sowohl den „angemessenen“ Preis zu bestimmen, als
vielmehr den Preis nach dem Verhältnis zur Konjunktur bei
Lieferzeit festzusetzen, in welchem der vereinbarte Preis zur
Konjunktur bei Vertragsschluß stand, wird der Veränderung der
allgemeinen Preisverhältnisse Rechnung getragen, ohne daß des-
halb das konkrete, im Abschluß dea Vertrages liegende Spekula-
tionsmoment preisgegeben wird. Es ist bezeichnend, daß die Ber-
liner Handelskammer in dem Bericht — „Jur. Wochenschrift“
1921, S. 158 — ohne Nachdruck und ohne Begründung, aber doch
deutlich und direkt es ausspricht, daß der Käufer einer Preis-
erhöhung des Verkäufere gegenüber nicht das Recht hat, vom
Vertrage zurückzutreten........
Diese enge und engste Auslegung der Klausel hat aber auch
sachliche Gründe für sich. Die Unsicherheit und Unberechen-
Neuerungen an elektrischen Grubenlokomotiven!).
Die im Ruhrbezirk benutzten elektrischen Fahrdrahtlokomo-
tiven rühren von der AEG, den SSW, den Bergmann-Elektricitäts-
Werken und von BBC her. Der Bau dieser Lokomotiven hat all-
mählich bei allen Firmen zu einer gewissen Gleichartigkeit geführt.
Der Rahmen a der Lokomotiven (s. Abb. 1) besteht neuerdings aus
starkem Flußeisen, während gußeiserne Rahmen nur noch auf be-
sondere Bestellung geliefert werden. Die schmiedeeisernen Rah-
men sind billiger herzustellen und gewähren der Inneneinrichtung
der Lokomotiven wegen der geringeren Wandstärke mehr Raum als
die gußeisernen. Zur Erlangung des erforderlichen Reibungs-
gewichtes werden sie mit den schweren, gußeisernen Kopfstücken b
ausgerüstet. Die aus einem Stück bestehenden gußeisernen Rahmen
haben den Vorteil, daß sie durch Stöße nicht deformiert werden, da
die Lagerstellen stets parallel bleiben und die Gewichtsverteilung
günstig ist. Ernste Einwände gegen flußeiserne Rahmen sind jedoch
nicht zu erheben. Neuerdings finden Lokomotiven mit dem Be-
gleitersitz c vielfach Eingang, da er eich als zweckmäßig erwiesen
hat. Der Rahmen ist gegen die Lager allgemein durch Blattfedern d
abgefedert; früher häufig angewendete Spiralfedern sind ver-
schwunden,
Als Achslager wird vielfach dasMagnus-Lager verwendet,
das sich durch seine vollständig geschlossene Bauart für den Gruben-
betrieb besonders eignet. Da die Fettfüllung des Lagers nur selten
einer Erneuerung bedarf, so arbeitet es sparsam. Die Ankerlager
werden neuerdings von den SSW als Walzen- und von der AEG als
Kugellager ausgebildet, da eich reichlich bemessene Walzen- oder
Kugellager selbst bei den im Bahnbetrieb auftretenden heftigen
Stößen gut bewährt haben. Sie müssen nach außen und innen gut
abgedichtet sein, ihr Hohlraum wird mit Vaseline angefüllt, das
nur selten zu erneuern ist. Diese Lager zeigen keinen Verschleiß,
so daß Schleifen des Ankers nicht eintreten kann.
. Der Antrieb der von der Maschinenfabrik Gottwald Müller, Ber-
lin, gebauten neuartigen Lokomotive (Abb. 2) erfolgt nicht wie bei
den bisher durch zwei auf den Achsen sitzenden Motoren f (Abb. 1)
mittels Stirnrädern, sondern durch einen hochliegenden, schnell-
laufenden Motor, der die beiden Achsen durch hintereinander-
liegende, mehrgängige Schnecken c mit Kardanübersetzung (Abb. 3)
antreibt. Diese Anordnung ist von Böhm angegeben worden und hat
den Vorteil, daß selbst bei kleinster Spurweite ein großer, gut zu-
gänglich gelagerter Motor anwendbar ist. Der Motor ist mit Doppel-
1) Nach O. Gunderloch, „Glückauf“ Bd. 58, 1922, S. 616 658.
12. Oktober 1922.
barkeit der Verhältnisse, wie sie z. Z. des Vertragsabschlusses
herrschte und auch jetzt noch herrscht, macht es bedenklich, bis
zu einem gewissen Grade für jede solide Geschäftsführung unau=-
führbar, sich in Lieferungsverträgen auf lange Frist hinaus mit
der Preisforderung endgültig festzulegen. Darin hat die Klausel
ihren Grund, und daher ist sie auch weit entfernt, schlechthin ver-
werflich zu sein. Andererseits aber kann die Organisation der Pro-
duktion und des Güterum- und -absatzes die Lieferungsverträge
auf lange, oft auf sehr lange Zeit hinaus gar nicht entbehren. Vor
allem bedarf ihrer der Fabrikant, der ohne sie seinem Betriebe
nicht die Beständigkeit zu verleihen vermag, die ihn rationell ge-
staltet. Entsprechend ist dann aber auch der Zwischenhandel
daran interessiert, und im großen Umfang vollzieht sich der Güter-
umsatz unter dieser Ordnung, die der Verkehr sich schafft. Sollen
da die Preise den Konjunkturverhältnissen entsprechend elastisch
sein, so muß nicht ım übrigen diese Ordnung verloren gehen. Dem
entspricht die Klausel, wenn man sie, wie hier geschieht, eng aus-
legt. Die Interessen des Käufers werden darum nicht herab-
gesetzt. Verkauft er nach der Lieferung der Ware, so kann er
seine Preise ohnehin der nunmehrigen Konjunktur anpassen. Ver-
kauft er auf Lieferung, so kann er sich schützen, indem er das
nicht anders tut, als wie er einkauft.“
Somit ist nach dieser Richtung hin klares Recht geschaffen.
Natürlich darf diese Klausel nicht zu Mißbräuchen führen. Sie muß
klar sein, und der auf die Lösung des Vertrages gerichtete Willemuß
erkennbar für den, gegen den er sich wendet, zum Ausdruck gelangt
sein: „Diese Klausel darf nicht die Handhabe bieten, leichtfertige
Versprechungen zu machen, die man im Stiche läßt, wenn die Sache
mißglückt?).” Der Vertragsgegner muß von Anfang an wissen,
woran er ist. Man darf auf seine Kosten nicht spekulieren.
Zusammenfassend ist zu sagen: Die Klausel „freibleibend“ im
Angebote hat keine Wirkung auf den ohne Vorbehalt abgeschlos-
senen Vertrag. Bildet die Klausel Bestandteil des Vertrages, so be-
gründet sie eine einseitige Bindung des Käufers, während der Ver-
käufer in den von Treu und Glauben gezogenen Grenzen frei bleibt.
Zu wünschen wäre allerdings, wenn die Klausel in ihrer heutigen
Form baldmöglichst von der Bildfläche verschwinden würde. Denn
wie ihr heutiger Bestand ein Wahrzeichen der Zerrüttung unserer
Wirtschaft ist, so würde ihr Verschwinden ein Beweis sein, daß der
Fieberzustand gewichen ist. Ein Ziel aufs innigste zu wünschen.
9) RG. „Jur. Wochenschrift“ 1921, B. 1235,
kollektor ausgerüstet und daher für Reihen-Parallelechaltung ge-
eignet. Es wird ein neuartiger Fahrschalter in Verbindung mit einem
Höchststromausschalter der Friedr. Krupp A. G. verwendet (Abb.4),
der bewirkt, daß der beim Abschalten entstehende Öffnungsfunke
nicht mehr im Innern des Fahrschalters, sondern im Höchststrom-
ausschalter auftritt, wodurch die Segmente des Fahrschalters erheb-
lich geschont werden (Abb. 5). Gleickzeitig hat diese Verbindung
den Vorteil, daß sich ihre Empfindlichkeit je nach der Schaltung, Pa-
rallel- oder Reihenschaltung, Anlauf oder Betrieb, selbsttätig auf
den richtigen Wert einstellt (Abb. 6). Die Spannungsspule des
Höchststromausschalters hat eine zusätzliche Erregung, die bewirkt,
daß der Ausschalter bei Reihenschaltung schon bei der Hälfte des
Ausschaltstromes ausschaltet und eine Ü:berlastung der Motoren un-
möglich macht. In Abb. 7 ist eine Akkumulatorenlokomotive für
50 PS und 7,2 km/h der A. G. Elektromotor, Berlin, dargestellt.
Von sonstigen Neuerungen auf dem Gebiet der elektrischen Lo-
komotivführung in Gruben wird auf die Schweißung der Schienen-
laschung bzw. das Metallisieren der Schienenenden, Laschen und Bol-
zeh nach den Metallspritzverfahren hingewiesen, wodurch kupferne
oder andere schwer zu unterhaltende Schienenverbinder fortfallen
können.
Zahlentafel 1 enthält die Angaben, welche einen Vereleich der
Wirtschaftlichkeit der verschiedenen Lokomotiv-Förderarten ermög-
lichen, nämlich Gesamtkosten für 1 Nutz-tkm und die anteiligen,
Zahlentafell: Wirtschaftlichkeit verschie-
dener Lokomotivarten.
Elektr.
Oberltgs.- |Pruckluft-
Loko- oko-
motiven | Motiven
Benzol-
loko-
motiven
Gesamtkosten f.1Nutz-tkm
mit Verzinsung... . M 2,24 1,47 1,8 1,35
desgl. ohne Tilgung. . „ 2,35 1,58 2,16 2,08
Löhne . . . . Anteil in % 47,8 59,2 | 49,6 50,9
Material . . . P r 17,4 27,2 17,5 35,7
Benzol e è> o% Ọ [7] "n n 34,4 en — —
Verschiedenes i ie 0,4 0,7 05 52
Strom .... er _ 12,9 — 8,2
Dampf .... ” "n on ur = 32,4 =
12. Oktober 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. l 1267
Bi ` ”
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> ER F e LEER RN
Sws u Is >
-...- >...
Zeichenerklärung.
s=schmiedeeiserner Rahmen, 5=Kopfstücke (Gußeisen), e= Begleitersitz,
e = Stirnräder für Motoren.
Abb. 1. Elektrische Oberleitungslokumotive der AEG.
d = Blattfedern,
dIe p
BASTI
SASIA LLL
7
Il
Muutu,
Zeichenerklärung.
a = Schalterfeder.
ò = "tromspule des Zugmagneten.
c und d = Schalterkontakte
5 e = Klebespule.
Zeichenerklärung. = Ausschalter.
a = Motor, b= Kardan, e= Gehäuse der Schneckenradgetriebe. g = Biasspule.
Abb. 2. Elektrische Oberleitungslokomotive mit Schneckenradantrieb der Maschinenfabrik
Gottwald Müller.
prozentischen Kosten für Löhne, Material, Strom, Benzol, Dampf
usw. Die Angaben lassen erkennen, daß Verainsung und Tilgung
nur geringen Einfluß haben. Die Lohnsätze zeigen, daß sie von
der Art der Förderung nahezu unabhängig sind. Bemerkenswert
ist, daß sich die Stromkosten bei Akkumulatorenbetrieb niedriger
stellen als bei elektrischen Oberleitungslokomotiven (Verluste in
$
1
Ò
=- -þm — no
U — — — —
|
|
|
)
+
|
|
Bl
Zeichenerklärung.
a = Höchststromausschalter, 5 = Fahrsıhalter, c und d = Motoren,
e= Schlappschalter, J = Blasspulen, g = Widerstand für Selbstregelung.
Abb.5. Schaltung der Lokomotive Abb. 2.
h = Funkeuhörner.
Abb. 4 Höchststromausschalter der Fr. Krupp A.G.
der Fahrleitung und in der Schienenrückleitung, größere Anfahr- -
geschwindigkeit der Oberleitungsiokomotiven.) Zu beachten ist,
daß man jetzt dazu übergeht, die im Kriege verwendeten Akkumu-
latorentröge aus Ersatzmaterial durch Hartgummitröge zu ersetzen,
wodurch sich der Materialkostenanteil in Zukunft wesentlich ernie-
drigen dürfte. Der geringere Anteil der Löhne bei den Oberleitungs-
lokomotiven dürfte hier ein Zufallsergebnis sein. Die durch-
schnittliche Halbjahresleistung der verschiedenen Lokomotivarte
betrug für ;
Anlasser in Fahren in Übergang zur Fahren in
Reihenschaltung. Reihenschaltung. Parallelschaltung. Parallelschaltung.
Abb. 6 Schaltung eines Höchststromausschalters in Verbindung mit dem
Fahrschalter der Lokomotive Abb. 2.
€
: | 3 |
= u m è $ &
1288 | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41. | 12. Oktober 1922.
Zeichenerklärung.
a uud 5 = Batteriewagen. e = Schwebend aufgehängte Plattform. d = Motor. e = Führersitz. f = Schneckenantriebswelle.
g = Gehäuse für Schneckenantriebe.
Abb. 7. Akkumulatorenlokomotive der A.G. Elektromotor.
Nutz-t km dung dieser Maschinen nicht notwendig wurden und dem Bau noch
Benzollokomotiven . . 22289698 erheblich größerer Einheiten bei den in Frage kommenden niedri-
Oberleitungslokomotiven . . . . 42905 gen Umlaufzahlen nichts im Wege steht. P.
Druckluftlokomotiven . . . . . 34135
Akkumulatorenlokomotiven . . . 36697
Der Durchechnittsverbrauch für 1 Nutz-tkm betrug bei
Benzollokomotiven . , . . . 0161
Oberleitungslokomotiven - . . 0,33 kWh
Akkumulatorenlokomotiven . . 0,30 „
Pia.
Große Wasser-Turbogeneratoren. E
Während der deutsche Elektromaschinenbau durch den Er- `
folg der 62500 kVA-Dampf-Turbinengeneratoren des Goldenberg-
werkes seine führende Stellung im Bau größter schnellaufender
Einheiten erwiesen hat, ist uns die amerikanische Industrie,
dank dem Reichtum der Wasserkräfte ihres Landes, in der Ent-
wicklung größter Wasser-Turbogeneratoren vorangeeilt, Im Jour-
nal A. J. E. E., Bd. 41, S. 459 ff., beschreiben Barnes und
Bowness einen 45000 kVA-Generator der Canadian General
Electric Companie, dessen Leistung sie in Unkenntnis der Gol-
denbergwerk-Generatoren als überhaupt die größte bisher in einer
Einheit erzeugte Leistung angeben. Der Ruhm dieser Maschine
als des größten Wasser-Turbogenerators wird aber auch nur von
Z
y
N
x.
EN
N
N;
N;
NA
Ne
Ss;
Nu.
N
N
kurzer Dauer sein. Denn schon wird berichtet!), daß die Niagara > = ig mt K N
Falls Power Co. eine noch größere Einheit, nämlich für 65 000 kVA, == E i g
in Auftrag gegeben hat. Der beschriebene 45000 kVA-Generaior == Du `
ist für eine Leistung von 36 000 kW cos ọ = 0,8, 12000 V, 187%
Umdr/min, 25 ~ bestimmt, hat also 16-polige Konstruktion. Er
kommt im Queenstown Kraftwerk der Hydro Electric Power Com-
mission of Ontario zur Aufstellung. Einen Schnitt durch den Gene-
rator zeigt Abb. 1. Die Hauptabmessungen und Gewichte werden
wie folgt angegeben:
u; == S 2 H
Äußerer Durchmesser des Statorgußkörpers. . . 7460 mm
Gesamthöhe vom „spplungsllanech zur Spitze der
Erregermaschine . . . . . 10300 mm 2
Gesamthöhe vom Grundring zur Spitze der Erreger: ne no
maschine . . . a a a ee AN 8600 mm |
Gewicht des Stators kompleti ee re 175 t
Gewicht des Grundringes . . . 2 2 2 2 2 02. 37t u |
Durchmesser der Welle im Rotor . . . . ... 812 mm wi 2 |
Durchmesser der Kupplung . . . .....1345 mm | 3,
Gewicht des oberen Lagerschildes . . . ... 50 t | a |
Gewicht des unteren Lagerschildes .: . . . . . 12 t — E
Durchmesser des Traglagers . . . . 2. 2 . . 1750 mm Be in
Last auf dem Traglager . . . 2.2.2200... 500 t 1. Erregermaschine. 15. Rehnitt durch Rotorkörper.
Gesamtgewicht des Rotors . . . Br 310 t 2. Schleifringe. 16. Polkörper.
Gesamtgewicht einschl. Erregermaschine na. 625 3. Erregerplattform. 17. Statorkern.
4. Hals des Drucklagers. 18. Grundring.
Der garantierte Wirkungsgrad einschließlich aller Verluste 5. Federdrucklager. 19. Ventilator.
beträgt 97% % bei cos. = 1. Der Statorblechkranz wird an Ort 6. Wasserkühl«chlangen. 20. Rotoratlize.
und Stelle ohne Stoßfuge zusammengeschichtet, während das 7. Drucklagerplattform. 21. Unteres Führungslager.
Statorgehäuse aus Transportrücksichten in drei Teile von je 30 t 8. Oberes Führungslager. “22. Unteres Lagerschild.
Gewicht zerlegt ist. Der Rotor ist für eine maximale Drehzahl 9. Oberes Lagerschild. 23. Unteres Führungslager (Gebäuse)
gleich der doppelten normalen Umlaufzahl entworfen und die kri- 10. Deckplatte und Mannloch. 24. Unterer Ölfang.
tische Umlaufzahl der Welle entsprechend höher gewählt. Inter- 11. Luftführungsring. 35. Welle.
essant ist, daß das Schwunggewicht des Rotors für gute Regulierung 12. Oberer Ölfang. 25. Schirm der Kupplungslolzen-
noch zu niedrig erschien und daher auf beiden Seiten noch ein be- 13. Schlrifringzuleitungen. 27. Statorgehäuse.
sonders schweres Schwungrad vorgesehen werden mußte. Der 14. Schnitt durch Schwungrad.
Stator besitzt die in Amerika beliebte Doppellagenwicklung mit
verkürztem Schritt. Im übrigen geben auch die Verfasser zu, daß Abb. 1. Schnitt durch den Generator.
wesentliche Abweichungen von der üblichen Praxis bei der Ausbil-
1) Electrician vom 21. VII. 22.
dd
| ET
12. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41.
1269
= RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Wirtschaftlicher Zusammenschluß von Wasserkraftwerken. —
Die Southern California Edison Co. hat bei der Ausgestaltung ihrer
Krafterzeugungs-, Übertragungs- und Verteilungsanlagen stets ihr
Augenmerk auf höchste Betriebssicherheit und Wirtschaftlichkeit
gerichtet und dieses Ziel, wie die bisherigen Betriebsergebnisse
zeigen, auch erreicht. Die Gesellschaft deckt ihren Kraftbedarf in
erster Linie aus den mächtigen Wasserkraftanlagen, die sie im
Laufe der Jahre nach und nach erbaut hat und deren größte am
Big Creek liegen!). Zurzeit bestehen hier drei Werke, u. zw. das
Werk Big Creek I, welches bei, 32 000 kW Leistung sein Wasser aus
) No!
© OP Big Creek
H
;
— — —— \
N L3
LOWENS".
| RIVER C \ ,
Zeichenerklärung
— Araffübertragungsiertung `
© „asserkraffaniage
© geplante ne
® Dampfkrafiwerk
O Unterwerk
Mafstab
39 7
[BE BR: a BR.
Lu
|
ie, BUENA
| VISTA LAKE
Abb. 1. Anlagen der Southern California Edison Co.
dem Huntingtonsee empfängt; der See dient als Jahresspeicher uid
kann in ihm die gesamte Jahresabflußmenge des Flusses aufge-
speichert werden. Das Werk Big Creek II nützt das Unterwasser
es ersten Werkes unter Zwischenschaltung eines Tagesspeichers
aus und kann dementsprechend auch zur Deckung der Tagesspitzen
herangezogen werden; sinngemäß ist es mit einer um 50 % höheren
Maschinenleistung ausgestattet. Das Wasser fließt aus diesem
Werke dem unterhalb liegenden Werke Big Creek VIII zu, wobei
auch zwischen diesen beiden Anlagen ein Tagesspeicher eingeschal-
tet ist. Die Lage der übrigen, der Gesellschaft gehörenden Wasser-
kraftanlagen ist aus dem Lageplan (Abb. 1) ersichtlich, Die mit
Dampf arbeitenden Zusatzwerke, die in diesem Plan ebenfalls ein-
getragen erscheinen, sind hauptsächlich in unmittelbarer Nähe des
Belastungsschwerpunktes, d. i. der Stadt Los Angeles, erbaut, wo-
selbst auch die Kohlenbeschaffungsmöglichkeiten am günstigsten
liegen. Alle wichtigen Krattübertragungsleitungen sind im Inter-
esse größter Betriebssicherheit doppelt ausgeführt, wobei jede Lei-
tung, wenn möglich, auf gesondertem Gestänge befestigt ist. Die
Speisung sämtlicher bedeutender Abnahmestellen erfolgt über Ring-
leitungen von zwei Seiten aus. Derzeit ist ein mit 150 kV und ein mit
kV betriebenes Übertragungsnetz vorhanden; ersteres besteht aus
der die Big Creek-Anlagen mit Los Angeles verbindenden Leitung,
deren Betriebsspannung bekanntlich demnächst auf 220 kV erhöht
werden soll; die in den Kern River-Anlagen gewonnene Kraft wird
1) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 21 u. Electr. Journ. Bd. 19, S. 90.
mit 60kV fortgeleitet und teilweise in die nach Los Angeles führende
150 kV-Leitung über die Vestal- und Castaic-Unterwerke gespeist,
teilweise unmittelbar mit dieser Spannung verteilt; auch die in den
übrigen, östlich von Los Angeles gelegenen Wasserkraftanlagen
erzeugte Kraft wird mit 60 kV fortgeleitet und verteilt.
Die Betriebssicherheit eines derartigen Netzes hängt in
erster Linie von der richtigen Ausbildung des Überstromschutzes
ab; die Doppeleitungen sind mit einem Selektivschutzsystem
ausgestattet, das nach den vorliegenden Angaben einwandfrei
arbeiten soll; die Ringleitungen sind durch Kraftrichtungsrelais
geschützt, die den gestellten Anforderungen ebenfalls entsprechen.
Die Zahl der Unterbrechungen soll durch diese Schutzanordnungen
auf ein Mindestmaß so herabgemindert worden sein, daß über 0%
aller Fehler an den Leitungen ohne Betriebsunterbrechung verlau-
fen, indem jeweils nur die fehlerhafte Leitung abgeschaltet wird,
wogegen die Stromlieferung über die andere Leitung oder die zweite
Seite des Ringes ohne Unterbrechung aufrecht bleibt.
Vom Standpunkte der Wirtschaftlichkeit der Betriebsführung
kommt es hauptsächlich darauf an, die Speicherfähigkeit des Hun-
tingtonsees weitgehendst auszunützen und auf diese Weise üie
Krafterzeugung in den Dampfanlagen niedrig zu halten. Zu diesem
Zweck ist eine sorgfältige Beobachtung der Niederschlagsverhält-
nisse notwendig. Die Füllung des Sees erfolgt in der Hauptsache
während der Schneeschmelze; sie beginnt gegen 1. April und ist bis
Ende Juni vollzogen. Bei Beginn der Füllung muß der See einen
möglichst niedrigen Wasserstand aufweisen, um den gesamten Zu-
fluß aufnehmen zu können, Während der Füllung wird dem See
Wasser nur im unbedingt notwendigen Ausmaße entnommen. So-
fern die Ergebnisse der Niederschlagsmessungen des vorangegan-
genen Winters befürchten lassen, daß der Zufluß zur Füllung nur
knapp ausreichen wird, wird jede Wasserentnahme während der
Füllung vermieden und statt dessen die noch fehlende Kraft durch
Dampf erzeugt, um möglichst viel Wasser zur Deckung der Winter-
spitzen aufspeichern zu können. Während dieser Zeit werden die
Werke II und VIII nur aus den zahlreichen Zubringern des Flusses,
240 X12000 kW
~ Abb. 2. Mittleres Belastungsbild und Aufteilung auf die Kraftquellen.
welche unterhalb des Huntingtonsees in diesen einmünden und in
das bereits erwähnte Tages-Ausgleichsbecken geleitet werden, ge-
speist. Von Anfang Juli ab wird dann das aufgespeicherte Wasser
nach und nach bis zum Beginn der nächsten Füllungsperiode im fol-
genden Jahre abgearbeitet. Hierbei muß nach einem im vorhinein
sorgfältig zurechtgelegten Plane vorgegangen werden. Die Aufstel-
lung dieses Arbeitsplanes erfolgt auf Grundlage der statistischen
Aufzeichnungen über die tägliche durchschnittliche Belastung
während der einzelnen Monate und die Entwicklung des Absatzes.
Nach diesen Aufzeichnungen werden zunächst mittlere Belastungs-
bilder für jeden Monat entworfen, von welchen eines in Abb. 2 dar-
gestellt erscheint. Die in Kilowattstunden ausgedrückte Fläche
eines solchen Diagrammes ergibt den durchschnittlichen Tages-
bedarf im betreffenden Monat, woraus der gesamte Monatsbedarf
berechnet werden kann. Auf Grund der zum Zeitpunkte der Aufstel-
lung dieses Planes schon bekannten Menge der aus dem Jahres-
speicher verfügbaren Leistung kann dann ein genauer Betriebsplan
aufgestellt und die Aufteilung der Erzeugung unter die mit Wasser-
kraft arbeitenden Grundwerke, Spitzenwerke und die Dampfzusatz-
werke erfolgen. Die Aufteilung der benötigten Spitzenleistung be-
darf einer besonders vorsichtigen Überlegung, damit einerseits mit
dem gespeicherten Wasser bestimmt das Auslangen gefunden werden
kann, anderseits auch nicht unnötig viel Kraft mit Dampf erzeugt
wird. In der Regel muß zunächst das Speicherwasser zur Kraft-
erzeugung herangezogen werden, und je nach der Abnahme der Was-
sermenge werden dann die Dampfwerke nach und nach in Betrieb
1270
genommen, wobei selbstverständlich in erster Linie jene in Betracht
kommen, die am wirtschaftlichsten arbeiten. Während der Zeit des
Abarbeitens des Speicherwassers muß fortlaufend geprüft werden,
ob die bei Aufstellung des Arbeitsplanes gemachten Voraussetzun-
gen noch zutreffen, und es sind dann die auf Grund dieser Prüfung
etwa notwendig werdenden Umstellungen durchzuführen. Bemer-
kenswert ist, daß dank der äußerst sorgfältigen Ausbildung des gan-
zen Krafterzeugungs- und Übertragungsnetzes es gelungen ist, die
Leistung der Reservemaschinen auf bloß 8% der Spitzenbelastung
herabzudrücken, ohne daß die Betriebssicherheit der Stromlieferung
darunter gelitten hätte.
Die Gesellschaft ist z. Z. im Begriff, ihre Krafterzeugungs-
anlagen auf Grund der bereits erlangten Konzessionen um rd
400 000 KVA Leistung zu erweitern. Es sollen vier neue Stauanlagen,
u. zw. am Shaversee, am Florencesee, am Pitman-Creek und ein
Stausee im Vermiliontal geschaffen und alle diese Stauseen mittels
Kanälen und Druckleitungen miteinander verbunden werden, wobei
unterhalb des Shaversees ein neues Kraftwerk Big Creek Nr. 1a
zur Ausnützung des Gefälles zwischen diesem und dem Huntington-
see und neben dem bereits bestehenden Kraftwerk Nr. Il ein neues
Werk Nr. Ila zur Verarbeitung des bedeutend erhöhten Wasser-
zuflusses zur Errichtung gelangen wird. Hand in Hand hiermit wird
das Werk Nr. VIII auf die volle Leistung ausgebaut. Das Werk
Nr. II a wird unmittelbar aus dem Shaversee gespeist. Die Gesamt-
kosten dieser Neuherstellungen werden auf über 60 Mill. Doll. ge-
schätzt. („Electrical World” 1922, Bd. 79, S. 933 und 951.) Bp.
Apparatebau.
Schaltanordnung zur Speisung elektrischer Läutewerke und
anderer Schwachstromanlagen aus Gleichstromnetzen, — Fast alle
Lehranstalten und viele Industrie- und Gewerbeanlagen sind mit
einem von einer Uhr betätigten elektrischen Läutewerk eingerichtet.
Die hierfür nötige große Läutewerksbatterie soll durch Anschluß
an ein Gleichstromnetz, bei dem ein Pol oder der Mittelleiter be-
triebsmäßig geerdet ist, in Wegfall kommen. Zu diesem Zwecke
wird, wie Abb. 3 zeigt, der + (oder —) -Außenleiter über eine
NN
N
Abb. 8. Speisung einer Schwachstromanlage aus Gleichstromnetz.
Sicherung S und einen einpoligen Drehknopfschalter zu einem Vor-
schaltwiderstand VW und zu einem Fernschalter FS geführt. Von
VW gelangt der Strom über den Elektromagneten zurück zum ge-
erdeten Nulleiter. Die Elektromagnetspule ist also ständig von
äußerst schwachem Strom durchflossen und hält somit ihren Anker
ständig in hochgezogener Stellung, so daß das Quecksilber rechts ruht
und der Schwachstromkreis stromlos ist. Sobald aber
das Schaltrad U der Uhr oder der Hausmeister Kontakt bei T,, Ta
oder T, gibt, wird die Elektromagnetspule kurz geschlossen, sie
wird also stromlos, läßt ihren Anker fallen, das Quecksilber fließt
nach links, der Netzstrom kann über das Quecksilber durch zwei
oder mehrere parallel geschaltete (alte) Kohlefadenlampen G, dann
durch einen regulierbaren Drahtwiderstand R zurück zum geerdeten
Nulleiter. Mit Hilfe eines Gleitkontaktes kann man leicht auf die
erforderliche Schwachstromspannung (bei unserer Läutewerks-
anlage 12 V) einregulieren. Sobald der Kontakt bei T, oder T,
unterbrochen wird, was notabene vollständig funkenfrei
geschieht, da ja der Netzstrom nicht unterbrochen, sonder
nach der Elektromagnetspule umgeschaltet wird, ist auch der
Schwachstromkreis stromlos, da der Anker sofort wieder gehoben
wird, so daß das Quecksilber wieder nach rechts fließt und den Netz-
strom ausschaltet. Die gezeichnete Anlage ist vom Verfasser an
der Landshuter Realschule ausgeführt worden und funktioniert
seit 1. IX. 1921, also seit einem Jahre, täglich 18 mal tadellos,
was zum Teil ein Verdienst der Firma Dr. P. Meyer, Berlin, ist,
welche den Fernschalter FS nebst Vorschaltwiderstand VW ge-
liefert hat. Die städtische Netzspannung beträgt 220 V und hat
geerdeten Nulleiter. Bei T, T, Ts und an den sieben
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41.
12. Oktober 1922.
großen Glocken ist nicht das geringste Funken
bemerkbar. Die Glockenanlage ist bereits vor 20 Jahren in
Wachsdraht ausgeführt und unverändert beibehalten worden. Die
Leitungen nach T,, Ta und T, wurden, mangels einer Spannungs-
sicherung Sp, (Sp, ist ebenfalls nicht unbedingt nötig), neu gelegt,
wozu Fassungsader 0,75 mm? (verwendbar bis 220 V) benutzt wurde;
mit Sp, hätte auch die alte Leitung beibehalten werden können. Als
Glühlampen wurden zwei alte Kohlefadenlampen (32 und 10 HK),
für R wurden 40 Q Nickelindrahtwiderstand (1 mm Durchmesser,
blank) verwendet. Die Spannungssicherungen Sp, und Spy sind im
„Entwurf zu Leitsätzen für den Anschluß von Geräten und Einrich-
tungen, die an leitende Verbindung zwischen Niederspannungs-
strom- und Fernmeldeanlagen erfordern“ („ETZ“ 1921, H. 15, S. 385)
vorgeschrieben, damit in keinem Teil der Fernmeldeanlage eine
höhere Spannung als 40 V auftreten kann. (Betreffs Lieferung
solcher Spannungssicherungen ist im Fragenverzeichnis eine An-
frage gerichtet worden, die aber keine Beantwortung fand.)
Der Dauerstrom für die Elektromagnetspule ist, da der VW
5000 Q und die Spule etwa 200 Q hat, 220 : 5200 = 0,04 A, also äußerst
gering und kann nach dem letzten Glockenzeichen während der
Nacht mit dem Drehknopfschalter abgeschaltet werden, wie es bei
der Landshuter Anstalt geschieht. Der Glockenstrom beträgt etwa
0,4 A. Nach einer vom Verfasser aufgestellten Rentabilitätsberech-
nung zahlt sich die neueSchaltanordnung innerhalb von 6bis7 Jahren
durch Einsparung an Braunsteinkohlen, Zinkzylindern, Salmiak und
Bedienungskosten selber ab, da sie keinerlei Bedienung erfordert.
Der in einem verschließbaren Kasten zusammengebaute Apparat ist
in seinem Aufbau und seiner Schalttätigkeit lehrreich, was gerade
für Mittelschulen von Bedeutung ist, so daß’ seine Anschaffung den
letzteren besonders zu empfehlen ist. Es ist sehr zu bedauern, dab
einige Gleichstromwerke den Anschluß von Schwachstromanlagen
nicht gestatten, offenbar weil sie zu wenig Strom verbrauchen, ob-
wohl auch der geringste Stromverbrauch vonden
Quecksilberzählern genau registriert wird,
falls Motorzähler versagen. Die Schaltanordnung ist vom Verfasser
zum DRGM. angemeldet. Am 28. IV, 1922 wurde auf Grund einer
eingehenden Besichtigung der neuen Schaltanordnung durch einen
städtischen Revisionsbeamten der Anschluß solcher Anlagen an das
Netz des Landshuter Elektrizitätswerkes genehmigt.
Oberbaurat H. Hummel, Kaiserslautern.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Prüfung von Hochspannungskabeln mittels des Kenotrons. —
Die Prüfung von Hochspannungskabeln mit Gleichstrom ist wün-
schenswert, da die Leistung der Prüftransformatoren bei Wechsel-
strom und der doppelten Betriebsspannung des Kabels doch sehr
erhebliche Werte annehmen kann. Aus diesem Grunde haben viele
große Elektrizitätswerke Versuche mit dem Kenotron gemacht,
von dem in Abb. 4 eine fahrbare Ausführungform dargestellt ist. Ob-
Abb. 4. Fahrbares Kenotron.
wohl die Versuche nicht absolut befriedigend ausfielen, so ist man
doch der Ansicht, daß die noch bestehenden Schwierigkeiten und
Mängel der gegenwärtigen Einrichtungen sich bald beheben lassen
werden. Um dies zu beschleunigen, wäre es sehr wichtig, daß jeder,
der solche Prüfvorrichtungen benutzt, Anforderungen, Konstruk-
12. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41. 1271
tionsgrundsätze und beobachtete Fehlerquellen des Kenotrons zu-
ssmmenstellt und den Fabrikanten zugänglich macht. Die Unter-
suchungen sind jetzt im Grange, das geeignetste Verhältnis zwischen
Gleichstrom- und Wechselstromspannung zu bestimmen, welches
notwendig ist, um die Kabel mit der gleichen dielektrischen Kraft
zu beanspruchen. Der Kabelausschuß der NELA wird diese Un-
tersuchungen fortsetzen und den Fabrikationsfirmen damit wert-
volle Fingerzeige an die Hand geben. („Electrical World“ Bd. 79,
1922, S. 1059.) Ptz.
Verkehr und Transport.
Elektrisierung der holländischen Eisenbahnen. — Die Nieder-
ländischen Staatsbahnen haben soeben einer deutschen Firma, u. zw.
den Bergmann-Elektricitäts-Werken A. G., den Auftrag auf Liefe-
rung und Montage, d. h. betriebsfertige Errichtung der Fahrleitungs-
anlage der Teilstrecke Haag—Leyden der Hauptstrecke Amster-
Jam— Rotterdam einschließlich der beiden Stationen Haag und Ley-
den erteilt. Die Betriebsspannung beträgt 1500 V Gleichstrom. Die
Fahrleitung wird als Kettenfahrleitung mit einer durchschnittlichen
‘ Mastentfernung von 75 m ausgeführt. Die Nachspannung des Fahr-
drahts erfolgt selbsttätig durch Gewichte. Auf den Masten werden
verschiedene Kupferverstärkungsleitungen verlegt, die für den spä-
teren Ausbau der Strecke Amsterdam—ktotterdam benötigt werden.
Gleislose und Schienenbahnen. — C. A. Simon stellt gleis-
lose und Gleisbahnen in einer längeren Bearbeitung gegenüber!).
Wenn man aber einen unparteiischen, sachlichen und wirtschaft-
lichen Vergleich anstellen will, darf man nicht das Motto hinein-
stellen „track and all“. In diesem Sinne beeinflußt der Bearbeiter
dieser zeitgemäßen Fragen die Materie und kommt dabei zum
Schluß, daß Straßenbahnen in der Stadt 85%, Gleislos 5% und
Autobus 10 % Anwendung fänden, obgleich sein Prognostikum ein
weites Programm steckt und jedem seine Existenzberechtigung zu-
spricht. Die gleislosen Gefährte verdanken ihr Emporkommen dem
glatten Pflaster der Neuzeit, den Gummibereifungen und der inter-
nationalen Durchbildung des Motors. Das frühere schlechte Pflaster
konnte nur mit geringer Geschwindigkeit durch Pferdefuhrwerke
befahren werden, die Pferde brauchen zum Eingriff Fugen im
Pflaster, der Motorbetrieb mit größerer Geschwindigkeit erfordert
eute Fahrbahn. Die Straßenbahn schaffte sich schon vorher glatte
Fahrbahn durch ihren Schienenweg und dadurch hat die Schienen-
bahn eine längere Erfahrung und Ausbildung und meines Erachtens
auch in ganz anderer Richtung ihre Entwicklung erfahren. Das
nutzt Simon in seiner Arbeit weidlich zur Hervorhebung der Gleis-
bahn aus, anstatt die direkten Vergleiche auf gleicher Basis anzu-
stellen oder vielmehr jedes der Verkehrsmittel an dem ihm zugehöri-
gen Ort zu behandeln. Es gibt keinen direkten Vergleich für die
3 Arten, denn jeder an seinen Platz gestellt, ist vom anderen zeitlich
nicht zu ersetzen. Simon sagt aber richtig, bei Massenverkehr und
Stoßverkehr ist die leistungsfähigste und billigste Betriebsart die
Gleisbahn, im Pionierdienst teilen sich Gleisbahn und Autobus, je
nachdem die Strecken kurz oder lang sind, je nachdem der Fahrplan
dicht oder weit ist, je nachdem der Verkehr durchschnittlich oder
lückenhaft ist. Hierfür gibt aber Simon keine festen Richtlinien, er
kann dies auch nicht, ohne bestimmte Objekte zu behandeln. Wenn
jemand solche allgemeinen Vergleiche anstellt, muß er zu Trug-
schlüssen kommen, und er kann nicht belehrend wirken. Es ist, als
obman Äpfel, Pflaumen und Aprikosen auf gleicher Stufe vergleicht,
weil sie alle drei Obst sind, aber in Geschmack, Nährwert, Wohl-
feilheit und Preis verschieden sind und verschieden wirken und
werten. Ich halte daher die ganze allgemeine Betrachtung für ver-
fehlt, sie ist weder belehrend noch registrierend. Simon befürwortet,
daß das gleislose Unternehmen die Pflastererhaltung mitbezahlen
muß, warum aber der Schienenweg hiervon befreit sein soll, bleibt
unverständlich, denn der Schieneneinbau in die Straßendecke zer-
stört durch Regen, Frost, Wärmeausdehnung verschiedener beiein-
ander liegender Materialien die Homogenität der Pflasterdecke
mehr, als der Fahrverkehr gummibereifter Motorräder, deren Be-
lastung der Tragfähigkeit des Pflasters angepaßt ist. Die fliegende
Bau- und Betriebsart der gleislosen Betriebsmittel hebt Simon als
echätzenswerte Eigenschaft gegenüber dem stationären Gleisbau
hervor. Straßenbauten und Verlegungen können sogar den gleis-
losen Betrieb befürworten, Auch die Beschaffungskosten des Be-
triebsstoffes, Elektrizität oder Benzin, sind, örtlich, zeitlich und
zentralisiert, zu vergleichen, um die jeweilige Befürwortung zu
klären,
Von einer gründlichen Behandlung der im Titel genannten Fra-
gen kann nicht gesprochen werden. Sie ist einseitig gestimmt und
nicht lückenlos. M. S
Studien über die elektrischen Bahnen der Schweiz. — In der
Zeit vom 2. bis 16. September unternimmt der Schwedische Techno-
logenverein eine Studienreise nach der Schweiz, um die elektrischen
Anlagen der Rhätischen Bahn, der Gotthardbahn und der Lötsch-
bergbahn zu besichtigen und besonders die Vorkehrungen gegen
Telephonstörungen zu prüfen. Ws.
) „El Railw. Journ.“ Bd. 59, 1922, S. 233.
Fernmeldetechnik.
Verdrängung des drahtlosen Funkensenders durch das unge-
dämpfte System. — Zu diesem Thema schreibt C. C. Levin ın
„Ihe Nautical Gazette“ 1922, Nr. 10: . Das fortdauernde Anwachsen
der Weltschiffahrt und zunehmende Interesse an der möglichst
schnellen und bequemen Radio-Verbindung mit Schiffen auf See
hat zu zahlreichen Entdeckungen und zu grundsätzlichen Ände-
rungen in den Grundlagen der drahtlosen Telegraphie geführt. Der
Übergang, der sich augenblicklich vollzieht, geht in Richtung des
Ersatzes von Funkensendern zu Sendern mit ungedämpften Wellen
für die Verbindung mit Seeschiffen. Bis zur Gegenwart hatte die
Telegraphie mit Funkensendern ausgereicht, um den Bedarf der
Schiffahrt zu befriedigen. Ebenso stand es seit langer Zeit fest,
daß dieses System nicht in der Lage sein würde, den Verkehrs-
umfang zu bewältigen, wenn die drahtlose Übermittlung zur all-
gemeineren Anwendung gelangt sein wird. Unter diesem System
war die Norm für Schiffs-Küstenverkehr dargestellt durch die ein-
fache Küstenstation, mit der gleichzeitig nur ein Schiff auf einer
Wellenlänge verkehren konnte. Wenn tatsächlich nur drei Wellen-
längen zugelassen sind, dann kann man leicht verstehen, daß heute
die Verbindungsmöglichkeit beschsänkt ist und.daß, zumal in der
Nähe der Häfen, die Luft mit Funksprüchen „vollgepfropft“ ist.
Die Aufnahme des Funkpeildienstes hat dazu beigetragen, die
Leistungsfähigkeit der Funkentelegraphie näher zu umgrenzen,
da diese Erfindung eine ‚ungehenrs Verkehrssteigerung gebracht
hat und eine Wellenlänge ausschiteßlich in Anspruch nimmt. Diese
Umstände haben zu der allgemeiner Meinung Anlaß gegeben, das
Funkensystem habe seinen Höhepunkt überschritten, und ein neues
System müsse sich mit den neuen Forderungen befassen. Infolge-
dessen wurde das ungedämpfte System ausgebildet, und es erweist
sich tatsächlich dem Funken gegenübcr als wesentlich überlegen.
Eine der bedeutendsten Vorteile ist die scharfe Abstimmung, meist
bis auf wenige Meter, und diese gestattet, den größten Mißstand des
Funkensystems zu umgehen, da die internationalen Vorschriften
nicht mehr den Verkehr ausschließiich mit der nächsten Küsten-
station verlangen wie bei der l'elcgraphie mit Funrkensendern. Das
neuere System hat einen mindestens viermal so großen Bereich als
das Funkensystem, und es ist deswegen geeignet, direkt mit ameri-
kanischen Küstenstationen auf große Entfernungen zu verkehren.
Es schützt so vor den häufigen Mißerfolgen, denen bisher die an die
nächste Küstenstation zu gebenden Telegramme ausgesetzt waren.
Oft besaß die Küstentation keine entsprechenden Kabelverbindun-
gen mit der übrigen Welt.
Zwei Abarten des ungedämpften Systems sind im Gebrauch:
Lichtbogen und Röhrensender. Der erstgenannte ist seit längerer
Zeit allgemein bei der Flotte eingeführt gewesen und hat dort seine
Brauchbarkeit in solchem Maße erwiesen, daß er nun auch bei der
amerikanischen Handelsflotte eingebaut wurde. Eine dieser Sta-
tionen wurde eingerichtet auf dem Shipping Boarddampfer „Cen-
tennial State”, der so mit amerikanischen Stationen über 3706 km
verkehren konnte und auf einer der letzten Reisen imstande war,
in dauernder Verbindung mit der Marinestation Bas Harbour
(Marine) bis zum Einlaufen nach Queenstown zu bleiben. Mehr noch:
Er konnte zahlreiche Telegramme anderer Schiffe innerhalb seiner
Reichweite aufnehmen und sie vor den häufigen Mißerfolgen beim
Absetzen an kanadischen Küstenstationen und Telegraphengesell-
schaften bewahren, die noch nicht den Vorteil erkannt haben, den
solche Nachrichten besitzen, wenn sie mindestens einen halben Tag
früher eintreffen. Einige der großen Cunard- und White-Stur-
Dampfer sind versehen mit Apparaten, bei denen eine Vakuumröhre
als Sender wirkt, und es sind Untersuchungen darüber im Gange,
welche Ausführungsform der Röhren- oder Lichtbogensender im
amerikanischen ungedämpften System vorherrschen soll. Zrl.
Jahresbericht der schweizerischen Telegraphen- und Telephon-
verwaltung für 1921. — Die allgemeine Wirtschaftskrise kommt auch
in dem vorliegenden Jahresbericht der schweizerischen Verwaltung
zum Ausdruck. Der in- und ausländische Telegraphenverkehr weist
einen erheblichen Rückgang auf, nur der Durchgangsverkehr zeigt
noch eine, wenn auch geringere Zunahme als im Vorjahre Die
Zahl der neu hergestellten Fernsprechanschlüsse bleibt ebenfalls
hinter der des Vorjahres zurück. Die Gewinn- und Verlustrechnung
schließt mit einem Betriebsverlust von 1 948 694,50 Fr ab.
Die ZahlderTelegraphenanstalten hat sich gegen
Ende 1920 um 17 auf 2387 vermindert. Von diesen Anstalten haben
nur 7 ununterbrochenen Dienst, währen die weitaus größte Zahl
(1344) beschränkten Tagesdienst aufweist. Im Berichtsjahr wurden
67 neue Telephonzentralen III. Klasse in Betrieb genommen. Es
sind Ende 1921 1008 (+ 67) Telephonzentralen vorhanden und 779
(+ 38) öffentliche Sprechstellen.
Die Linienlänge betrug Ende 1921 oberirdisch 28 060
(+ 551) km, unterirdisch 2506 (+ 309) km mit 38370 (+ 4805) km
Telegraphen-, 476884 (+ 3709) Ortsfernsprech- und 136 075
(+ 13 005) km Fernleitung. Die Länge der zum gleichzeitigen Tele-
graphieren benutzten Fernleitungen weist eine Abnahme um 706 km
auf, die infolge der Verkehrsabnahme entbehrlich wurden oder in
den Störbereich elektrischer Bahnen fielen, dagegen werden 22 840
(+ 3582) km Fernleitung zum Doppelsprechen benutzt. Das Fern-
habelnetz ist weiter ausgebaut worden. An Kabelanlagen sind zu
3
1272
nennen: Giubiasco—Chiasso, Luzern— Attinghausen, Arth— Zug —
Zürich, Zürich—Winterthur, Lausanne—Villeneuve, Basel-Hard-
wald—Liestal, Flüelapass, Luzern—Gerliswil usw
DerinländischeTelegrammverkehr ist um 34,06 %
auf 1665 350 Telegramme zurückgegangen, der ausländische
um 18,47% auf 3757 19% Stück. Dagegen weist der Durchgangs-
verkehr eine Steigerung um 18,49 % auf 1000 161 Telegramme auf.
Für die Bewältigung dieses Verkehrs standen folgende Apparate zur
Verfügung: 1659 (— 53) Farbschreiber, 36 (+ 14) Siemens-Fern-
drucker, 120 (— 7) Klopferrelais, 386 (+ 12) Telephonempfänger,
153 (— 9) Hughes-Apparate, 115 (+ 37) .Baudotsektoren, 10 (+ 2)
Se Schnell CETERON und 78 (+ 26) Zentral- und Spezialum-
schalter.
Während der Ortsgesprächsverkehr eine Abnahme
um 499% aufweist, ist der Fernverkehr um 519% auf
40 659 428 Gespräche gestiegen. Der Fernverkehr mit Deutschland
zeigt bei einer Zunahme um 11,07 % im Vergleich mit den übrigen
Staaten den größten Umfang mit 1 060 112 Gesprächen. Die Zahl der
durch Fernsprecher übermittelten Telegramme hat um 22,21 % auf
602 816 Telegramme abgenommen.
Bemerkenswert ist, daß die Verwaltung den Versuch gemacht
hat, Installationsfirmen unter bestimmten Bedingungen zur Her-
stellung von Hausleitungen zuzulassen, deren Kosten vom Teil-
nehmer zu tragen sind. Den Teilnehmern steht es frei, die Herstel-
lung und Unterhaltung der Hausleitungen der Verwaltung oder
einem zugelassenen Unternehmer zu übertragen. Kr.
Schwedens größte Station für drahtlose Telegraphie. — Außer
den seit Jahren in Betrieb befindlichen Funkenstationen in Karls-
krona und Gotenburg wird Schweden nunmehr eine Station großen
Maßstabes erhalten, die schon 1920 beschlossen worden war. Die
nötigen Arbeiten sollen in kurzem beginnen. Ihren Platz erhält
die Station an der schwedischen Westküste zwischen den Städten
Varberg und Falkenberg, südlich von Gotenburg. Für die Wahl
dieser Küstenstelle ist der Umstand maßgebend gewesen, daß sie
günstig für die Station liegt, während sich weiter nordwärts die
norwegischen Gebirge hindernd im Wege stellen. Die Empfänger-
station wird bei Kungsbacka, nördlich von Varberg und 50 bis 60 km
von der Sendestation liegen. Die Beförderung der Telegramme
geschieht von der Telegraphenstation in Gotenburg aus. Über
Lieferung der funkentechnischen Ausstattung der Station hat die
schwedische Telegraphenverwaltung einen Vertrag mit der Radio
Corporation of Amerika abgeschlossen, wobei sich der Preis der
Ausstattung um 432 500 $ dreht, nach schwedischem Gelde 1 660 000
Kronen. In fertigem Zustande wird die Station den Berechnungen
nach 4 850 000 Kr kosten, wovon, wie es heißt, der schwedischen In-
dustrie durch Bestellungen im Lande etwa 3200 000 Kr zufließen
sollen. Ende 1923 soll die Station fertig sein, um den Verkehr mit
Amerika aufnehmen zu können. Es wird mit der auf Long Island
liegenden Station der Radio Corporation in der Weise zusammen-
gearbeitet, daß die Einnahmen zu gleichen Teilen zwischen beiden
Parteien verteilt werden. Auf diese Art. glaubt man, daß sich die
schwedische Telegrammgebühr auf 96 Öre für 1 Wort stellt, was
etwas niedriger als die Gebühr der neuen norwegischen Funken-
station bei Stavanger ist. Mit dem bestellten Material wird eine
Geschwindigkeit von 80 Wörtern in der Minute zu Seren En
. 8.
Erweiterung der Funkenstation bei Bergen, — Die Funken-
station bei Bergen, die 1912 in Betrieb kam, wird gegenwärtig
verstärkt und modernisiert, damit sie eine größere Reichweite er-
hält und größeren Ansprüchen genügen kann. In dem verflossenen
Zeitraum sind bei dieser Funkenstation bedeutende Ergebnisse er-
zielt worden, indem der Verkehr beständig zunahm und während
des Krieges seinen Höhepunkt erreichte. Durchschnittlich waren
im Monat etwa 1000 drahtlose Telegramme, meistens Schiffstele-
gramme, befördert worden. Als im Januar/Februar vorigen Jahres
das Telegraphenkabel nach Reykjawik unterbrochen war, unterhielt
die Bergener Funkenstation den Telegraphenverkehr mit Island
und anderen europäischen Ländern nebst Amerika. Die längste
Strecke, womit die Station in Bergen bisher in Verbindung ge-
kommen war, betrug etwa 4000 km, nämlich mit dem norwegischen
Amerikadampfer „Stavangerfiord”, als sich das Schiff bei den Neu-
fundlandsbänken befand, Der Hauptmast, der 85 m Höhe hat, ist
durch 4 Hilfsmasten, jeder von 75 m, ergänzt worden. Die Montie-
rung der neuen Apparate wird unter Leitung eines deutschen Mon-
teurs erfolgen. Wie groß die neue Reichweite wird, kann erst nach
der Probe bestimmt werden, die nach Fertigstellung der Erweite-
rung vor sich geht, und auch erst nach befriedigender Beendigung
der Proben übernimmt das Telegraphenwesen die erweiterten An-
lagen. Ws.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Zur Theorie der elektrischen Leitung und der Wärme-
strahlung. — Hierüber hielt Dr. E. Kretschmann, Königs-
berg i. Pr., auf dem Physikertag in Jena (1921) einen Vortrag,
a hier im Nachtrag zu dem Gesamtbericht im Auszug wieder-
xeben!).
I) Gekürzt nach den Ann. d. Phys. Bd. 65, 1921, 8. 720.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41.
EEE -
12. Oktober 1922.
1. Allgemeiner Ausdruck der elektrischen
Leitfähigkeit eines homogenen isotropen Lei-
ters erster Klasse, unabhängig von Voraus-
setzungen über die Dynamik der Leitungs-
elektronen. Es seien Anzahl' und Geschwindigkeitsvert«i-
lung der Leitungselektronen in der Raumeinheit gegeben durch:
N=/fdo=4n/f.v:.do.
Betrachte den Schwarm von fdo-Elektronen, deren Geschwindiz-
keit d im bestimmten Anfangsaugenblicke im Bereich de liegt.
Dann ist wegen der makroskopischen Isotropie die mittlere
Schwarmgeschwindigkeit © nach der Zeit t:
D= A(T) D 2. (2
wo X ein — mit wachsendem rt von 1 zu. Null abfallendr —
Skalar ist.
Der mittlere vom Schwarm zurückgelegte Weg ist:
& [so]
[par=zvufAdı=v.Alı. ee ee E E
U 0 .
A(v) = Weg durch Geschwindigkeit heiße „Beharrungszeit”.
Es wirke ein äußeres elektrostatisches Feld Œz. Es erzeugt
während der Zeit t— (t+ dr) bis t—r bei allen Elektronen
(e,m) den Geschwindigkeitszuwachs:
e.&
ds = Žž dr
m
Nach Ablauf der Zeit t mögen der Elektronenschwarm mit der
Anfangsgeschwindigkeit V die mittlere Geschwindigkeit v’ haben.
Aus dv, ist dann
geworden. Gemittelt über alle Elektronen und integriert über
alle dr ergibt sich die von Ez erzeugte Geschwindigkeit
V= Nm dt en, de
e.&: 1 ‘
E wmf der dv, Jr 4T
und die Stromdichte ?z=Vz.e.N' Die Striche bei vz. N’
und f sollen die durch €z bewirkten Änderungen dieser Größen
bezeichnen.
Für €z =0 dürfen die Werte aus (1) und (2) eingesetzt
werden, und man erhält mittels (3) die Leitfähigkeit:
[ði p
K=( ô Čz less
..)
e? v oA
= PN 3 Be A een
ini favet. (a+- aa)
4n e
= S aop AA ee aee
O v
3 m
die, wie das Ohmsche Gesetz zeigt, auch für & to gilt.
Die Anwendung auf die bekannte Vorstellung einer
zickzackförmigen Bewegung aller Elektronen mit der gleichen
Geschwindigkeit v zwischen vollkommen elastischen kugelför-
migen Atomen ergibt: ;
A 120 (l = mittlere freie Weglänge)
voA\ 2 eı.l.N
3 ðr 3 ` 2 m.v
statt des bekannten Drudeschen WertesK=e?,1.N;2mr.
Diesererweist sich auch unmittelbar als falsch, wen
man berücksichtigt, daß die von Œz beschleunigten Elektronen
zwischen zwei Stößen im Mittel kürzere Zeit unterwegs und
e?
K= N(14
m
2) Der Ausdruck 4` der Leitfühigkeit gilt unter der Voraussetzung, daß die
Leitungselektronen sich (nahezu) unabhängig vor einander bewegen. Dieselbe
Voraussetzung wird auch bei der hier nicht mitgete lten Berechnung des àur-
strahlungvermögens gemacht. Sie steckt auch in allen dem Vortragenden be-
kannten Ableitungen der genannten Größen durch andere Autoren.
+
12. Oktober 1922.
darum in jedem Augenblicke in geringerer Anzahl vorhanden sind
als die verzögerten!).
Gültigkeitsbedingung des Rayleighschen
Strahlungsgesetzes.
Bei seiner Ableitung des Rayleighschen Strahlungs-
gesetzes durch elektronentheoretische Bestimmung des Absorp-
tions -und des Emissionsvermögens einer unendlich dünnen Me-
tallschicht (Dicke dx) hat H. A. Lorentz?) seiner Berechnung
des Absorptionsvermögens
N _.
a = —— K.dıx
c
den falschen Drudeschen Wert der Leitfähigkeit zugrunde ge-
legt und ist trotzdem zu dem richtigen Rayleigh schen
Strahlungsgesetz gelangt, ebenso wie nach ihm andere Forscher’),
die einen — wenigstens in sich — richtigen Wert für K be-
nutzten®).
.Der Widerspruch löst sich, wenn man auch das Emissions-
vermögen einer Metallschicht durch den oben eingeführten allge-
meinen Begriff der Beharrungszeit ausdrückt), der dabei ganz
ungezwungen eingeht’).
Das Rayleighsche Strahlungsgesetz ergibt sich nämlich
nur dann, wenn man für die Leitungselektronen die Maxwell-
sche Geschwindigkeitsverteilung l
oo mv
f=fo.e ?*7
annimmt. Setzt man mit H, A. Lorentz für alle Leitungs-
elektronen die gleiche Geschwindigkeit an, so wird das Emissions-
vermögen im Verhältnis 2:3 zu klein. Durch den im gleichen
Verhältnis zu kleinen Drudeschen Wert von K und a wird
dieser Fehler bei H. A. Lorentz zufällig gerade a
sch.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Reichsverband der Elektrizitäts-Abnehmer (Rea). — Bei der
am 18. IX. abgehaltenen diesjährigen ordentlichen Mitglieder-
versammlung des „Rea“ sprachen nach Erledigung des ge-
schäftlichen Teiles Dr.-Ing, Dreves über „Die Einwirkung des
Zusammenschlusses der Elektrizitäts- Abnehmer auf die öffentliche
Elektrizitätsversorgung”, Bürgermeisteı Dr. jur. Weichelt über
„stromlieferungsverträge“ und Rechtsanwalt Dr. jur. Riccius
über „Das Verfahren vor dem Reichswirtschaftsgericht”. In einer
Resolution hat die Versammlung den Reichsschatzminister ersucht,
dem Verband als Vertretung der Stromabnehmerschaft Deutschlands
mit mehreren Milliarden k\Wh Jahresverbrauch in dem Beirat der
Reichs-Elektrizitätswirtschaft Sitz und Stimme zu geben, u. zw.
im Verhältnis der Bedeutung, die ein die Interessen der Strom-
abnehmerschaft in jeder Hinsicht wahrendes Elektrowirtschafts-
gesetz für erstere habe. Vom Vorstand sind einheitliche Richt-
linien fürdie AufstellungvonStromlieferungs-
verträgen festgesetzt worden.
Jahresbericht des Dampfkessel-Überwachungsvereins der
Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, — Am 20. Mai d. J. fand
die ordentliche Generalversammlung des Dampfkessel-Über-
t D sbat E Riecke bereits 19%, Wied. Ann. 6, S. 1200, d. h. zwei Jahr
vor dar Drudeschen Arbeit. Ann.d. Phys. 1, 566 1%0, als Bemerkung eines Herrn
van Everdingen mitgeteilt. Der dort nicht miteeteilte Bewei- geht einfach
so. Ist Vz’ < < ə die mittlere Zusatrgeschwindigkeit der einzelnen Elektronen
wischer zwei Stößen und J der Winkel zwischen v und der z Richtung, so haben
die E ektronen des Richtungsbereichs 3 bis +d im Mittel die absolute Ge-
schwindigkeit. y
v (i + a cos ð )
und die relative Häufigkeit:
u anlı + = cos ð )
Die z-Komp^nente der Geschwindigkeit ist für ein Elek ‚c083+V‘
im Mittel über alie Elektronen. © in Elektron (v cos 3 + V’z) und
n
; 4
= fas sind(vcosd#-+ Vz’)
d 2(1+-"2 coso )
t
a
Ag
Pa
I
= a f Arsinda— cost) = 7- Vz
0
statt V'z, wie Drude einfach annimmt.
. A. Lorentz, Atad Amsterdam 1908, XI. 8. 737.
J. J. Thomson, Phil. Mag. 14, 217, 1907; J.H. Ican«, Phil Mag. 17,
33, 100; Me. Laren, Phil Mag. 21, 66 1911; 95, 43, 1913; Niels Bohr: „Studier
ver Metallernes Elektronteori‘, Diss. Kop nhagen 1911.
nn . die Grein un die A = we a s ch e Geschwindigkeitsverteilung
. Tür di ichu =lllvi í =
druck fü K führe, : mi /2vzu dam bekannten Lorentzrchen Aus
5 abei wird noch 4>ound gleichmäßi Konv
ers g iges Konvergenz des Integrals
€) Vgl. Ann. d. Phys. 65. S. 720-734, 1921.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41.
1273
wachungsvereins der Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund
statt, in welcher Herr Oberingenieur Schulte über die Tätigkeit des
Vereins im letzten Geschäftsjahr berichtete. Als Ergebnis von Ver-
suchen, die mit Kohlenstaubfeuerungen vorgenommen wurden,
konnte folgendes mitgeteilt werden:
1. daß z. Z. noch keine Überlegenheit der Kohlenstaubfeuerung
gegenüber dem Wanderrost besteht,
2. daß eine größere Leistung der Kessel nicht zu erwarten ist,
3. daß die Befürchtung wegen der geringen Haltbarkeit des Mauer-
werks sich nicht im vollen Maße bewahrheitet, vielmehr über-
ziehe sich das Mauerwerk des Feuerraums bei Kohlenstaub-
feuerungen sehr. bald mit einer Glasur aus Schlacke, unter
vn das Gefüge der feuerfesten Steine fast unversehrt
eibe,
daß die Ausmahlung des auf den Zechen abgesaugten Staubes
vor der Verfeuerung notwendig ist,
daß Kohle bis zu einem Feuchtigkeitsgehalt von 5% sich in
den schnellaufenden Mühlen vermahlen läßt,
daß eine Verbindung von Gasfeuerungen mit der Kohlenstaub-
feuerung sich nicht bewährt,
. daß auch sehr minderwertige Brennstoffe mit der Kohlenstaub-
feuerung verbrannt werden können. Beispielsweise sei Koks-
asche mit 50% Aschengehalt in einer Kohlenstaubfeuerung
verbrannt worden,
Nach einigen Bemerkungen über neuere Brennerkonstruktionen
für Gasfeuerungen wird dem Ruths-Wärmespeicher keine große Zu-
kunft im Zechenbetrieb vorausgesagt; die Einführung der Hoch-
druck-Dampfmaschine für 60 at Betriebsdruck stoße auf große
Schwierigkeiten wegen der noch im Versuchsstadium befindlichen
Ausführung der zum Betriebe erforderlichen Kessel.
Die Überwachung der elektrischen Anlagen hätte sich auch auf
die Beobachtung der unter Tage auftretenden Streuströme erstreckt,
welche zum vorzeitigen Zünden der Sprengpatronen und damit zu
Unglücksfällen führen können. Die auf 89 Schachtanlagen bis zum
Schluß des Berichtsjahres vorgenommenen Messungen hätten in
2.0 a
86 Fällen Spannungen von 0,01 bis 0,9 V ergeben, die als ungefähr- .
lich anzusprechen seien. Sie werden in der Mehrzahl der Fälle auf
Elementbildung zurückgeführt, die durch das salzhaltige Wasser
der Gruben begünstigt wird. In 3 Fällen, wo höhere Spannungen
bis zu 5 V gemessen wurden, hätten Fehler der elektrischen Anlage
vorgelegen. Aus dem Bericht über die wirtschaftlichen Unter-
suchungen verdient erwähnt zu werden, daß der Verein besondere
Aufmerksamkeit dem Leistungsfaktor zugewandt und mit dies-
bezüglichen Messungen auf den seiner Überwachung unterstehen-
den Zechen bereits begonnen hat. Die Zahl der Unfälle durch elek-
trischen Strom sei mit 38 gegenüber 53 im Vorjahr zurückgegangen.
Daß die durch eigenes Verschulden eingetretenen Unfälle sich um
17 % verringert haben, sei ein Beweis dafür, daß bei den Arbeitern
das Verständnis für die Gefahren des elektrischen Stromes im
Wachsen begriffen ist. Auch sei eine starke Verminderung der
durch fehlerhafte Anlagen verursachten Unfälle zu verzeichnen,
was auf die Beseitigung der in der Kriegszeit eingeschlichenen
Mängel, wie Verwendung von Ersatzmaterial und mangelhafte Aus-
führung, zurückzuführen sei, Der Verein hat ferner eine ver-
gleichende Statistik über die Betriebskosten verschiedener Arten
von Grubenlokomotiven in Angriff genommen und wird diese Zu-
sammenstellung mit Rücksicht auf das lebhafte Interesse, das dieser `
Frage von vielen Seiten entgegengebracht wunde, auf dem Laufen-
den halten und sie als wertvolle Unterlage für die Beratung seiner
Mitglieder benutzen. Wir werden auf diese Statistik zu gegebener
Zeit zurückkommen. Ka.
Verschiedenes.
Das Studium von Fachschülern an den Preußischen Technischen
Hochschulen. — In Abänderung der Verfassungsstatuten der Tech-
nischen Hochschulen hat das Preußische Staatsministerium durch
Beschluß vom 7. VII. 1922 bestimmt, daß außergewöhnlich befähigte
Absolventen der für diesen Zweck anerkannten Fachschulen
1. als Hörer und
2, nach Ablegung einer Ergänzungsprüfung in den allgemein-
bildenden Fächern als Studierende
zuzulassen sind. Die Verordnung gilt nur für deutsche Reichs-
angehörige. Zur Ausführung der Verordnung haben die Herren
Minister für Handel und Gewerbe und für Wissenschaft, Kunst und
Volksbildung folgende Bestimmung getroffen:
Über die Zulassung als Hörer befindet der Rektor nach An-
hörung der Abteilung, in welche der Antragsteller aufgenommen
zu wenden wünscht. Der Meldung sind beizufügen: ein genauer
Lebenslauf, in dem besonders der bisherige Bildungsgang darzu-
legen ist, die Schulabzgangszeugnisse und das Abzangszeugnis der
Fachschule; ferner können Arbeiten vorgelegt werden. Die Zeug-
nisse oder Arbeiten müssen eine außergewöhnliche Befähigung
dartun. Der Antragsteller muß das 20. Lebensjahr vollendet haben.
Von Bewerbern, welche die Fachschule bereits verlassen haben,
ist ein polizeiliches Führungszeugnis beizubringen. Die für die Zu-
lassung als Studierender erforderliche Ereänzungsprüfung
wird am Sitz der Hochschule, an welcher der Prüfling zu studieren
a
=- -=-= lo
1274 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41.
wünscht, vor einem Prüfungsausschuß abgelegt. Prüfungen wer-
den im März und Oktober jeden Jahres abgehalten. Meldungen dazu
sind bis zum 31. Dezember bzw. 31. Juli beim zuständigen Provin-
zialschulkollegium einzureichen. Der Meldung sind beizufügen:
ein genauer Lebenslauf, in dem besonders der bisherige Bildungs-
xang darzulegen ist, die Schulabgangszeugnisse und das Abgangs-
zeugnis der Fachschule; ferner können Arbeiten vorgelegt werden.
Die Zeugnisse oder Arbeiten müssen eine außergewöhnliche Be-
fähigung dartun. Der Antragsteller muß das 20. Lebensjahr
vollendet haben. Von Bewerbern, welche die Fachschule bereits
verlassen haben, ist ein polizeiliches Führungszeugnis beizubringen.
Gegenstand der Prüfung sind Deutsch, Erdkunde, Geschichte
mit besonderer Berücksichtigung der Staatsbürgerkunde und eine
von dem Bewerber zu wählende Fremdsprache. Den Absolventen
bestimmter Fachschulen oder Fachschularten kann auch eine Prü-
fung in Mathematik und Naturwissenschaften auferlegt werden.
Für die Prüfungsanfordernungen ist im allgemeinen der Lehrplan
des Preußischen Realgymnasiums maßgebend.
Die zum Studium an den Technischen Hochschulen zugelasse-
nen Studierenden sind zu allen akademischen Prüfungen zuzu-
lassen, als ob sie im Besitze des Reifezeugnisses einer neunstufigen
höheren Lehranstalt wären.
Weitere Auskünfte erteilen die Sekretariate der Technischen
Hochschulen.
Die Arbeitsvermittlung des Verbandes Deutscher Architekten-
und Ingenieur-Vereine. — Die Arbeitsvermittlung des Verbandes
Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine hat in dem ersten
Jahre ihres Bestehens bei rd 120 eingetragenen Einzelbewerbern
84 offene Stellen an Verbandsmitglieder vermittelt. Die günstige
Geschäftslage des Baumarktes sprach sich auch darin aus, daß bis-
her rd 1350 offene Stellen für akademische Architekten und Bau-
ingenieure nachgewiesen werden konnten. Seit kurzem macht sich
auf dem Baumarkt ein Umsehwung des Verhältnisses bemerkbar;
die Nachfrage hat sich stark verringert, und es ist für die nächste
Zeit mit wachsendem Angebot Stellensuchender zu rechnen. Die
Verbandsabgeordnetenversammlung in Lübeck hat sich deshalb ent-
schlossen, die Arbeitsvermittlung trotz des erforderlichen erheb-
lichen Zuschusses auch weiterhin zu betreiben. Der Verband er-
hofft von allen beteiligten Stellen Unterstützung seiner im Inter-
esse des gesamten Baufaches geschaffenen Einrichtung, die der Lei-
tung des Baurats Michaelis anvertraut ist, der schon vordem die
Berufsberatung und Stellenvermittlung des Architektenvereins zu
Berlin, die seit 1916 besteht, leitete.
Technische Nothilfe. — Die Technische Nothilfe beim
Reichsministerium des Innern hat in dem Ende September abge-
schlossenen dritten Jahr ihres Bestehens weitaus mehr als
1920/21 in lebenswichtigen Betrieben eingreifen müssen, u. zw. an
888 Stellen mit zusammen 28007 Nothelfern (im ersten Jahr an
562 Stellen mit 20 281, im zweiten an 485 Stellen mit 9726 Nothelfern).
Insgesamt wurden von ihr innerhalb der drei Jahre an 1935
Stellen mit 58014 Nothelfern über 3 Mill. Arbeitsstunden geleistet,
von denen 1,023 Mill. an 304 Stellen mit 17055 Nothelfern auf die
Betriebsgruppe der Elektrizitäts- Gas- und Wasserwerke
entfallen. Hier ist die Leistung in 1921/22, gemessen an der Zahl der
Einsatzstellen, mit 52 gegen 54 i. V. ziemlich gleich geblieben. Wäh-
rend die Tätigkeit in erster Linie dem Schutz der Bevölkerung vor
den allgemeinen Folgen von Streiks in lebenswichtigen Betrieben
gilt und sich nicht in Ziffern ausdrücken läßt, auch in bezug auf
Erhaltung wertvollster Produktionsanlagen, wie von Hochöfen und
Gruben, nur Schätzungen zuläßt, sind die Werte der genußfähig
erhaltenen und dem Verbrauch zugeführten Lebensmittel zu einem
gewissen Teil zahlenmäßig feststellbar gewesen. Sie ergeben inner-
halb der drei Jahre des Bestehens der T.N. für Nahrungs- und Futter-
mittel allein einen Gesamtbetrag von 13 Nilliarden M nach dem Mark-
stande vom 15. IX. 1922, wobei aber z. B. die im Eisenbahnerstreik
geretteten und zugeführten Mengen noch nicht berücksichtigt sind.
Die Zahl der Orts-und Landgruppen ist von 1100 i. V. auf
1500 in 1921/22 gestiegen. Was dieberufliche Zusammen-
setzung der Mitglieder betrifft, so waren im letzten Jahr
20 % Angehörige technischer Berufsstände, 14 % Handwerker, 23 %
Landwirte, 14% Angehörige freier Berufe, 9% Arbeiter, 8% Stu-
denten und 12 % Frauen, was gegen die Verteilung im Vorjahre eine
Erhöhung des Prozentsatzes an Fachkräften (technischen Berufs-
angehörigen, Handwerkern, Landwirten) für die verschiedenartigen
Betriebszweige bedeutet.
Der Landesunterbezirk Mittelbaden (Karlsruhe) der T.N. hat
eine von ÖOberingenieur P. Erbrich in 1:200 000 bearbeitete
Karte der Elektrizitätsversorgung Badens nacn
dem Stande vom April 1922 herausgegeben, die das ganze eng-
maschige Stromnetz des Freistaates darstellt und die großen Hoch-
spannungsstraßen, wie sie vom Murgwerk bis zum Anschluß an die
Pfalzwerke in Homburg, von den Kraftwerken Augst-Wyhlen,
Rheinfelden, Laufenburg usw. ausgehen, klar hervortreten läßt.
Auch die projektierte Verbindung des Schluchseewerks mit dem
Murgwerk und Stuttgart ist schon eingetragen. Dıe Karte wird als
vertrauliches Material nicht allgemein in den Handel gebracht, son-
dern nur speziell an der Elektrizitätsversorgung Badens Inter-
essierten gegen Erstattung der Selbstkosten überlassen.
12. Oktober 1922.
. Gebührenordnung für Architekten und Ingenieure (AG0)'). —
Mit Rücksicht auf die fortschreitenden Teuerungsverhältnisse zind
für die Gebührenordnungen der Architekten, Ingenieure und Garten-
architekten vom AGO-Ausschuß für die Gebührenordnung folgende
Erhöhungen ab 1. X. d. J. beschlossen worden:
Stundensatz von 200M . . 2. 2.2 2.22. auf 40 M
Reiseaufwand für den Tag ohne Übernachten
von 400M . 2. 2. 2 2 2 2 2 2 20.0 50 M
Reiseaufwand für den Tag mit Übernachten
voan 6000M .... .- „n 800M
Der besondere Teuerungszuschlag für die besetzten Gebiete von
25 % bleibt wie vor bestehen.
Industrie und Handel.
Wirtschaftliche Maßnahmen des deutschen Maschinenbaues. —
Um sich über die Maßnahmen schlüssig zu werden, die die immer
mehr sich verschärfende wirtschaftliche Notlage verlangt, hat der
Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten am
29. IX. in Berlin eine a.o. Mitgliederversammlung abgehalten, d:e
der Generaldirektor der Deutschen Maschinenfabrik A. G. in Duis-
burg, Dr.-Ing. eh. W. R eut er, mit einer die Schädigung des Export:
durch Erhöhung der Ausfuhrabgabe und die ständige Verminderung
‚der auf den Kopf der Beschäftigten bezogenen Leistungen betonen-
den Ansprache einleitete. Ohne an der Grundlage des Achtstunden-
tages zu rütteln, dürfe doch keine Gelegenheit versäumt werden, um
nachzuweisen, daß Verlängerungen der Arbeitszeit
entsprechend den jeweiligen Erfordernissen der Wirtschaft zuge-
lassen werden müssen. Die Inganghaltung der Betriebe werde mehr
und mehr durch die Geldknappheit unddie Verminderungder
Kapitalkraft bedroht, und bei längeren Lieferzeiten würden
auch die aus der Geldentwertung zwischen den ersten Anzahlunern
und den späteren Zahlungen sich ergebenden Verluste immer fühl-
barer. Ordnung in den Betrieben sei die Voraussetzung
für die unbedingt notwendige Sparsamkeit; Verbesserungen der Ur-
ganisation würden dann die Erzeugung weiter heben. Das Ausland
und besonders die deutschen Arbeitnehmer müßten verstehen lernen,
daß die hohen Papiermarkdividenden, in Gold umgerechnet, keine
nennenswerte Verzinsung darstellen, daß es aber auch
nicht mehr möglich sei, ohne Gegenleistung Kapital für die Anlagen
der Wirtschaft zu erhalten. Im Interesse letzterer und der Arbeit-
nehmer müßten die Dividenden volkstümlich werden. Die Erträz-
nisse der deutschen Industrie stellten heute ja nur Scheinge*-
winnedar,ihr Wirkungsgrad werde durch sozialistische Einflüsse
herabgesetzt, während doch gerade ökonomische Wirt-
schaft Deutschland nottue. — Als Berichterstatter über Ausfuhr-
fragen bezeichnete Direktor Dr.-Ing. v. Klemperer der Berliner
Maschinenbau-A. G., vorm. L. Schwartzkopff die Ausfuhral-
g a b eals ungerechtfertigste und härteste der vielen auf dem Export-
geschäft liegenden Lasten, die nichts weiter als einen die Ausfuhr
drosselnden Zoll bedeute. Obwohl der Maschinenbau nachgewiesen .
hätte, daß er eine Erhöhung der Ausfuhrabgabe nicht tragen könne. :
sei diese anfangs September gleichwohl erfolgt, ohne daß die bs ;
teiligten Industrien vorher gehört worden wären. Der Redner be-
klagte auch die Einführung einer Ausfuhrabgabe zugunsten
der Presse und wies auf die Gefahr hin, daß die als Selbstver-
waltungskörper zur Ausfuhrüberwachung geschaffenen Außenhan-
delsstellen durch die Belastung mit steuertechnischen Aufgaben zu
behördlichen Stellen gestempelt würden. Der Generaldirektor der
Kalker Maschinenfabrik J. Becker, Köln, sieht den Grund für
den Rückgang unseres Exports in der Überschreitung
der Weltmarktpreise, den Zollschranken des Auslandes, der Fracht-
verteuerung und in den Abgaben (Umsatzsteuer und Ausfuhr-
abgabe). Erwäge man, daß bei dem sinkenden Markkurs auch au:
den verschiedenen Zeitpunkten der Zahlungen Verluste entstehen.
so sei unschwer einzusehen, daß die Ausfuhrabgabe nicht nur nicht
erhöht, sondernaufgehoben werden müsse, wenn der Maschinen-
bau nicht gezwungen sein solle, seine Betriebe einzuschränken un!
dadurch Elend über die deutsche Wirtschaft zu bringen. Ger»
durch die Ausfuhrabgabe werde er so stark belastet, daß unter W ir-
digung der sonstigen wirtschaftlichen Zustände Maschinenlieferun-
gen selbst nach dem hochvalutarischen Auslande kaum die Inland-
preise hereinbrächten. Infolge dieser Ausführungen hat die Ver-
sammlung telegraphisch beim Reichswirtschaftsminister gegen
die Ausfuhrabzabe Einspruch erhoben und den Zeitpunkt
fiir gekommen erklärt, wo wegen der Entwicklung der Gestehung-
kosten imGegenteildiGewährungijiedernurdenkbarrı
BeeünstigungdesExportsin Erwägung zu ziehen sci, uw
durch Aufrechterhaltung der Ausfuhr der auch infolge Zurück-
gehens des Inlandgeschäfts bevorstehenden Arbeitslosigkeit zu be-
geenen. — DieRohstoffversorgungder Maschinenindustrie
behandelten die Generaldirektoren Becker und Buddecke
(Sondermann & Stier A. G., Chemnitz). Die unter Beteiligung der
Arbeitnehmer und des Reichswirtschaftsministeriums festgesetzten
Preise für Roh- und Walzeisen könnten zwar nicht als unangemessen
bezeichnet werden, weil sie unter genauer Berechnung der Selbet-
kosten bestimmt werden, aber die Bestrebungen der Rohstofflieferer.
t) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 32, 283, 974. 1122.
13. Oktober 1922.
möglichst Vorauszahlungen zu verlangen, bedeuteten für den Maschi-
nenbau eine Unmöglichkeit. Die Preise für Gußwaren hätten eben-
falls eine außerordentliche Höhe erreicht, und von den Gießereien
seien verschiedentlich die seitens des Vereins Deutscher Eisen-
gießereien errechneten Preiszuschläge infolge Zugrundelegung zu
hoher Grundpreise überschritten worden, so daß Differenzen von
20 bis 42% zu konstatieren waren. Beide Vereine werden sich die
Beseitigung der bestehenden Unstimmigkeiten angelegen sein
lassen. Da die für den Maschinenbau notwendigen Rohstoffe die
Weltmarktpreise nahezu erreicht und in Verbindung mit der Aus-
fuhrabgabe die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Maschinen schon
vielfach in Frage gestellt haben, müssen sich die Vertreter des
VDMA allen unbilligen Belastungen der Rohstoffpreise energisch
widersetzen. — Nach einem Referat des Direktors der Friedr. Krupp
A. G., Grusonwerk, Dr. Hillmann, über die Anpassungder
Lieferbedingungenandie Entwicklungder wirt-
schaftlichen Verhältnisse, in dem dieser die schon in be-
denklicher Weise fortgeschrittene Verarmung der I ndu strie
hervorhob, beschloß die Versammlung Richtlinien für die
Fachverbände des Maschinenbaues, die, was den Preisvorbe-
halt angeht, die Weiterentwicklung monatlicher Teuerungs-
zuschläge und Gleitpreisklauseln auf den Grundlagen der Selbst-
kostenberechnung empfehlen, Den Übergang zur Preisstellung in
einer Goldwährung (Auslandwährung oder Goldmark) bei Inland-
eeschäften hält der Verein nicht für zweckmäßig. Der Preisvorbe-
halt soll so gestaltet werden, daß die hereinkommenden Werte einem
Preise entsprechen, der sich nach den am Tage der Anlieferung gel-
tenden Rohstoffpreisen und Löhnen errechnet, mindestens aber nach
den tatsächlichen Gestehungskosten zuzüglich eines angemessenen
Gewinnes; in beiden Fällen muß auf angemessene Erneuerung der
Produktionsmittel Rücksicht genommen werden. Diese Gesichts-
punkte sind sowohl bei Verwendung der Rohstoff- und Lohnklausel
als auch bei Festsetzung von Verbandszuschlägen zu beachten. Das
letztere Verfahren hält der Vorstandsausschuß unter den jetzigen
Verhältnissen für das geeignetere. Wegen der fortwährenden Stei-
gerung der Gestehungskosten wird den Fachverbänden die Er-
wägung anheimgegeben, inwieweit es sich für ihre Arbeitsgebiete
rechtfertige, daß vom Lieferer die Kosten für Ersatzlieferungen auf
Grund der Mängelhaftung nur in Höhe der ursprünglichen Ge-
stehungskosten des zu ersetzenden Gegenstandes getragen werden.
Mit Rücksicht auf die fortschreitende Geldentwertung sollen die ge-
leisteten Zahlungen tunlichst in kürzeren Zwischenräumen,
entsprechend den seither eingetretenen Preissteigerungen, derart
aufgefüllt werden, daß die erst nach Erfüllung fällige Restzahlung
nur noch etwa 10 % des Gesamtpreises beträgt. Um Verzögerungen
bei den Zahlungen zu begegnen, sind die Verzugszinsen auf 5%
über Reichsbankdiskont festgesetzt. Ferner richtet der Verein
für Streitigkeiten zwischen seinen Mitgliedern über die Erfüllung
früher unter anderen Verhältnissen zu Festpreisen abgeschlossener
Verträge eineSchlichtungsstelle ein, und er will auch mit
den verschiedenen Abnehmerverbänden zwecks Organisation einer
entsprechenden Stelle unter neutralem Vorsitz und Zuziehung von
Sachverständigen aus beiden Lagern in Verbindung treten. — Die
auf Grund eines von Direktor Dr. Fick der Schnellpressenfabrik
Koenig & Bauer G. m. b. H., Würzburg, erstatteten Referats über die
Förderung der Unfallverhütung an Maschinen
in einem Beschluß zusammengefaßte Auffassung der Versammlung
geht dahin, daß der Verein bei voller Anerkennung der dem Gegen-
stand zukommenden Bedeutung eine gesetzliche Festlegung von
Unfallverhütungsvorschriften, die von den Maschinenlieferern in
bezug auf Bauweise und Ausstattung ihrer Maschinen beachtet
werden müssen, für ein sehr wenig geeignetes Mittel zur Förderung
der Unfallverhütung hält. Er sieht dagegen das beste Mittel darin,
daß eine lebhafte Zusammenarbeit der Berufsgenossenschaften und
Gewerbeaufsichtsbeamten mit den Organisationen des Maschinen-
baues und der Arbeitnehmer in der „Arbeitsgemeinschaft
für Unfallverhütung“ zustande kommt. Diese müsse in
erster Linie dafür sorgen, daß die für die einzelnen Maschinen-
gattungen maßgebenden Unfallverhütungsvorschriften einheitlich
zusammengestellt, durch den öffentlichen Buchhandel beziehbar
werden, und daß der Maschinenbau laufend über die an den -ver-
schiedenen Maschinengattungen vorkommenden Unfälle unter-
richtet wird.
Kontrolle des deutschen Außenhandels durch die Entente. —
An das von der Reichsregierung ohne vorheriges Befragen der par-
lamentarischen Körperschaften angenommene Memorandum des
Garantiekomitees vom 18. VIIl.!)anknüpfend, macht der vom Handels-
vertragsverein herausgegebene „Deutsche Außenhandel” darauf auf-
merksam, daß über diese Zusagen hinaus bisher geheimgchaltene
Abmachungen bestehen, die eine noch wesentlich schärfere Kon-
trolle unseres Außenhandels erwarten lassen, als sie
das genannte Memorandum vorsieht. Sie sind nach genannter Quelle
in einem Schriftwechsel zwischen der deutschen Kriegslasten-Kom-
mission und dem Garantiekomitee von Ende Januar enthalten und
von der „Bergisch-Märkischen Ztg.” am 13. VII. veröffentlicht wor-
den. Durch sie soll die Reichsregierung eingewilligt haben, daß die
ständige Delegation des Garantiekomitees in Berlin eine dau-
ernde Kontrolle über die deutsche Ausfuhr ausüben kann. Einer
ihrer Beamten wird damit beauftragt, die Methoden der Handels-
ı) Vgl. „ETZ.“ 1922. 8. 979.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41.
1275
statistik zu studieren; ihm untersteht eine Anzahl von „Inspecteurs
mobiles“, die die Zollämter zu beaufsichtigen und die Ausfuhrerklä-
rungen sowie deren Übersendung nach Berlin zu überwachen haben.
Die Deligierten des Garantiekomitees haben weiter das Recht,
Bücherund Urkunden von Privatpersonen nach-
zuprüfen. Auch ist das Garantiekomitee berechtigt, durch Ver-
mittlung des Statistischen Reichsamts beliebige Auskünfte
und Unterlagen zur Nachprüfung der Richtig-
keitderAusfuhrwertevonden Außenhandelsstellen einzu-
fordern sowie deren ganzen Geschäftsbetrieb nachzuprüfen. Hierzu
soll die Reichsregierung das Garantiekomitee allerdings gebeten
haben, Auskünfte von den Außenhandelsstellen und vom Reichs-
kommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung durch Vermittlung des
Statistischen Reichsamts einzuholen, weil die Außenhandelsstellen
keine staatlichen Betriebe, sondern eine von den Vertretungen des
Ausfuhrhandels und den Interessenverbänden geschaffene private
Einrichtung darstellen. Auch müßten die verlangten Auskünfte in
dem Rahmen gehalten werden, in dem das Statistische Reichsamt
seinerseits nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen gegenüber
den Anmeldepflichtigen ein Recht auf Auskunftserteilung besitze.
‚netzt die Entente,“ so wird im „Deutschen Außenhandel” gesagt,
„diese Vollmachten in die Praxis um — und wer will sie daran hin-
dern —, dann wird unser Außenhandel einer bisher in der Geschichte
unerhörten ausländischen Kontrolle unterworfen,
die sich bis in jeden Geschäftsabschluß und in
jedes Privatkontorerstrecken kann.” Einer unbe-
schränkten Handelsspionage sei Tür und Tor geöffnet, und wenn
dann die Einsichtnahme in den Geschäftsbetrieb der Außenhandele-
stellen oder die Geschäftsbücher von Privatunternehmungen zu dem
Garantiekomitee nicht genehmen Ergebnissen führe, müsse man
natürlich mit entsprechenden Anfragen an die deutsche Regierung
rechnen, denen gegebenenfalls die gewohnten „freundlichen“ Druck-
mittel folgen würden. Die seitens einer Reichstagsfraktion an die
Regierung gerichete Anfrage, ob die veröffentlichten Dokumente
authentisch seien und wie zutreffendenfalls die Regierung ihre Zu-
geständnisse zu rechtfertigen gedenke, hat bisher noch keine Beant-
wortung erfahren. Die Bedenken des „Deutschen Außenhandels“
scheinen uns um so berechtigter, als die Kontrolle ja nicht von neu-
tralen, objektiv vorgehenden Stellen ausgeübt werden soll, sondern
durch das Memorandum und die geheimen Abmachungen in die
Hände der schärfsten Konkurrenten Deutschlands auf
demWeltmarkt gelangt, derenVertreter sicher die dienstlich so leicht
erworbenen Kenntnisse zum Nutzen des eigenen Landes oder, was
in diesem Falle dasselbe bedeutet, zum Schaden des Reiches ver-
werten werden.
Ein Steigen der Metallpreise wahrscheinlich. — Ein Leitartikel
des „Mining Journal” äußert die Ansicht, daß nach dem Abbau der
Löhne in den V.S. Amerika-und der dadurch zugunsten der Arbeiter
ausgelösten Reaktion der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Entwick-
lung überwunden zu sein scheine und die Preise schnell steigen
würden, weil sich nur so die erforderliche Produktion erreichen
lasse. Der Verfasser untersucht, wie weit die veränderten Verhält-
nisseaufdiePreise derBergbauprodukteeinwirken wer-
den. Nach seiner Meinung muß dieser Einfluß am stärksten da zur
Geltung kommen, wo die Gewinnung sich inden Händen von Weißen
befindet, dagegen habe sie der Krieg in denjenigen Ländern, in denen
sie noch von primitiver und vorwiegend durch Farbige geleisteter
Arbeit abhängt, nicht erheblich berührt, so z. B. in den Goldberg-
werken des Rands und Indiens sowie in der Zinnindustrie der Ma-
laienstaaten, Niederländisch-OÖstindiens und Boliviens. Der Blei-
und Zinkbau Australiens und der V. S. Amerika sowie die Kupfer-
produktion letzterer, die ja ungefähr 80 % der Welterzeugung aus-
macht, erfordern demgegenüber erhebliche Preissteigerungen, so-
bald es sich um Erweiterungen, ja in einzelnen Fällen sogar nur
um das Aufrechterhalten des gegenwärtigen Umfanges handelt. -
Überall aber werden Klagen laut, daß die Verkürzung der Arbeit
jedes Verbessern der Erzeugung hindere. Durch die Erfolge der
Kohlenarbeiter in der Union wird die Bergwerksarbeit verteuert,
und schon hört man von entsprechenden Lohnerhöhungen für die
Arbeiter in den Kupfer- und Zinkminen. Dazu komnit, daß der neue
amerikanische Zolltarif die Kosten der Lebenshaltung merklich
hinauftreiben dürfte, die überdies schon durch den natürlichen und
erworbenen Wohlstand der V.S. Amerika erheblich gehoben wird.
Nach Ansicht des „Mining Journal” kann man dieser Entwicklung
nur mit Hilfe höherer Metallpreise folgen, wie solche in
der Union auch bereits vor der Tür stehen sollen. Der Verfasser
des Artikels stellt die gegenwärtigen Preise der Metalle, von Eisen
und Hochofenkoks denen des Jahres 1913, also einer im allgemeinen
als besonders günstig bezeichneten Zeit, wie folgt gegenüber:
Kupfer Zinn Blei Zink
1913 15,52 cts 231 £ 14 8 18 £6s2d 2 £gl483d
1922 14,00 cts 160 £ 24 £ 3l £
Ressemer Cleveland Amerikan.
Roh-isen Pig. N.3 Hochofen-kKoks
1913 . 16,19 $ 58 85d 295 $
1922 34 S$ 90 & 11,50 $
Danach sind die Preise von Kohle, Eisen und Stahl gegen die der ge-
wöhnlichen Metalle verhältnismäßig stark gestiegen, und es besteht
. Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heit 41. 12. Oktober 1922.
die Wahrscheinlichkeit, daß, wie man annimmt, bei wachsendem Ge- natürlich heute erheblich größer ist als vor dem Kriege. Man hat
schäft auf der neuen Preisbasis die Metalle entsprechend hinauf- dort vor einigen Monaten angekündigt, daß die Produktion des roten
gehen werden. Zink und Blei liegen erheblich über dem Niveau der Metalls wesentlich gesteigert werde, was indessen,
Vorkriegszeit, Zinn und Kupfer merklich darunter. Das erklärt sich Südamerika, deshalb nicht eintrat, weil die Arbeit nach ahi un
durch die vorhandenen Vorräte, wenn man von dem besonderen Leistung der Beschäftigten zurückgegangen ist. Dem läßt sich Je-
Charakter der Zinngewinnung absicht, die ja hauptsächlich durch doch, wie „Mining J ournal” schreibt, nur durch Reizmittel in Form
farbige Arbeiter betrieben wird. Die Kupfervorr äte haben höherer Löhne abhelfen, die die Konkurrenz anderer Betätigun gs-
indessen ständig abgenommen und sollen jetzt weniger als 300 Mill. gebiete ausschalten; ‘bessere Bezahlung aber ist allein bei Steige-
lbs betragen, während die Aufnahmefähigkeit der V. S. Amerıka rung der Verkaufspreise möglich.
VEREINSNACHRICHTEN.
ab Frankfurt a. O. abends 10.08 Uhr,
EV , an Berlin 12.15 Uhr.
Elektrotechnischer Verein. Gäste sind willkommen
.(Eingetragener Verein.) `
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle, Der Vorsitzende
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Fernspr. Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten. des Fachausschusses für Installationstechnik (EVI)
i > Dr. Koebke.
Einladung
zur Fachsitzung für Installationstechnik (EVD) I
am Sonnabend, den 21, Oktober 1922, abends 6 Uhr (pünktlich), Y D E
in Frankfurta. O., Aula des Friedrich-GymnasiumS, Verband D E :
| Gubener Str. 13. erban e eutscher SA
f , ingetragener erein. |
l Tacenor dnung: Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Btr. 68.
1. Vortrag: „Die Sicherung elektrischer Anlagen Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 93820 u. 9306.
gegen Unfallgefah r” (Herr Obering. Kurt Krohne);
2. Vortrag: „Wiederbelebung elektrisch Verun- Bekanntmachung.
glückte r“ (vorgeführt durch einen prakt. Arzt). Betr. Sit kalend
u | Der Geschäftsstell ehen die Nachri hten für den Sit
er : - l er Geschäftsstelle gehen die achrichten lür den Sitzung S-
Inhaltsübersic ht dès Yortrags: kalender (Veranstaltungen der einzelnen Elektrotechnischen Ver-
_ Unter welchen Bedingungen tritt in elektrischen Anlagen eine eine) vielfach so spät zu, daß eine rechtzeitige Veröffentlichung in
Unfallgefahr ein? der ETZ nicht mehr möglich ist. Wir bitten, die betr. Mitteilungen
1
2. Von welchen Umständen hängt die Höhe der Gefahr ab? mit genauer Angabe von Ort, Tag, Stunde, Thema und Name des
3. Mit welchen Mitteln kann die Gefahr beseitigt w erden? Vortragenden 3Wochen vor dem betr. Termin der Geschäftsstelle
4. Wie müssen diese Mittel angewendet werden, um sicher zu sein? in doppelter Ausfertigung einzusenden.
ÀA Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
nm.: |
Zugverbindung: ab Berlin, Bahnhf. Friedrichstr. nm. 3.32 Uhr,
a an Frankfurt a. O. nm. 5.13 Uhr;
SITZUNGS KALENDER. Ha uffe Ei en Studium des Maschinenbaues wu o
i egung der Schlußprüfung war er zuerst ein Jahr lang als AS-
Elektrotechnische, Geselanun EN Köln. 18. X. 1922, abends sistent bei Hauffe und dann ungefähr ebensolange bei den öster-
8 no ortragssaal in Ber. Bi i Sana Dr. von Krukowski, reichischen Staatsbahnen tätig. Entscheidend für sein späteres
„Zäbler zur Berücksichtigung des Sanovir rauchs und ihre Anwen- Wirken war sein Übergang in die Bahnabteilung von Siemens
dung bei der Verrechnung der elektrischen Energie (mit Lichtbildern). Halske, der im Jahre 1898 erfolgte. Durch unermüdlichen Fleiß.
Elektrotechnische Gesellschaft zu Nürnberg. 20. X. 1922, große Tatkraft und dank seiner Begabung gelang es Kadrnozk,
abends 8 Uhr, Physikal. Hörsaal der Höh. Techn. Stantslehranstalt sich innerhalb dieser Firma bald eine geachtete Stellung zu
i erwerben, SO daß er sich an allen bedeutenden Blektrisierungs-
Nürnberg, Keßlerstr. 40: Vortrag Betriebsing. K. Messmer, „Die
elektrische Ausrüstung von Hebezeugen“. arbeiten en re der ee u Erfolg betätigen
R : ; ; konnte. Es sin dies insbesondere ie Straßenbahnen in Wien, DU-
a Elektrotechnischer Verein Mannheim-Ludwigshafen. 20. X. dapest, Seralewo, Salzburg, Olmütz usw. Bei diesen Arbeiten be-
re ae Š k Au: ei 1 on ag Dipl. Ing. Br À BE n | währte sich Kadrnozka so gut, daß ihm seine Firma auch neue Auf-
a utz mit Spannungsabfallrelais in einer modernen Uber- gaben anvertrauen konnte, wie beispielsweise den Bau der Ein-
= er. phasenbahn Wien—Bmden. Nach glücklicher Fertigstellung dieses
Röntgen-Vereinigung zu Berlin. 12. X. 1922. abends 8 Uhr, Werkes trat Kadrnozka, durch glänzende Angebote veranlaßt, für
© kurze Zeit in die Dienste der Union-E. G. in Wien mit der Sonder-
Physikal. Hörsaal N. Scharnhorststr. 35:
1. Vortrag Dr. W einstein „Zur Überlegenheit des Röntgenbe- aufgabe, sich der Weiterentwicklung der Einphasenzugförderung
funds gegenüber dem makroskopischen Sektionsergebnis (Lungen- zu widmen. Sein Wirken bei der Union wurde durch die Berufung
tumor).“ an die Technische Hochschule in München unterbrochen, Wo eT seit
2. Vortrag Dr. Fe dder „Eine unter dem Bilde der Östitis fibrosa 1908 als Professor der Elektrotechnik Vorlesungen über elektrische
verlaufende Osteosarkomatose.“ Bahnen, Beleuchtung, Arbeitsübertragung, Leitungen und Zen
tralen bis zu seinem Lebensende gehalten hat. Während seiner
3. Vortrag Prof. Levy -Dorn „Iuxation des Beckens.“ i y N
4. Vortrag Übering. Zache „Praktische Radiometallographie”. Lehrtätigkeit war Kadrnozka als Beratender Ingenieur für Bebör-
den und Privatunternehmungen tätig. Besonders Zu erwähnen ist
— hier seine Mitarbeit an dem 2. Z. im Entstehen begriffenen Bayern-
r ne 2 durch en er "und a Sn
schaftler nicht minder als dem ngenieur ein besonders t ankbareS
PER $ ô NLIC HES. Feld der Tätigkeit bietet. Literarisch ist Kadrnozka nur wenig
tätig gewesen, Was wohl auf seine verhältnismäßig große Belastun?
mit Vorlesungen und auf seine umfangreiche Gutachtertätigkeil
Leo Kadrnozka t. zurückzuführen ist. Dem schaffenden Ingenieur ist es eben nich
Am 17. September dieses Jahres fiel der ordentliche Professor so leicht wie dem stillen Gelehrten möglich, durch zahlreiche
der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in München Veröffentlichungen hervorzutreten. Von ihm stammen Oe . i
LeoKadrnozka bei der Besteigung des Großvenedigers in eine beiten: Graphische Darstellung der Bewegungsgrößen aenn
Gletscherspalte, in welcher er einen frühen Tod fand, nachdem die betriebener Fahrzeuge, El. ee I < k
Bemühungen seines Begleiters, ihn zu befreien, erfolglos geblieben Bahn W jen—Baden, 2. f. E. 1907, S. 803; Aur. eurteilung def ® r
waren. schaltungen für Gleichstromkrane, El. Kraftbetr. u. Bahnen,
Leo Kadrnozka wurde 1872 in Teschen im ehemaligen öster- 1917, S. 29; Die Spannungsregelung IM Bayernwerksnetz, n
reichischen Schlesien geboren. Nach dem Besuch der dortigen 1922, S. 713.
Volks- und Mittelschulen kam er 1892 an die Technische Hochschule Mit Leo Kadrnozka ist uns ein noch im besten Schaffensalter
in Wien, wo er unter den bekannten Lehrern Radinger und (er hatte das 50. Lebensjahr gerade überschritten) stehender
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
ne i it ae PN U
ee EEE Fe
un u M >
12. Oktober 1922.
Lehrer, Gelehrter und Ingenieur entrissen worden. Kadrnozka
hing mit großer Liebe an seinem Lehrberufe und war stets bemüht,
das Neueste und Beste zu bringen. Durch lange, erfolgreiche Pra-
xis geschult, verließ Ka-
drnozka bei seinen akade- |
mischen Vorlesungen und
wissenschaftlichen Arbei-
ten nie den Boden der Wirk-
lichkeit. Er war ein aus-
gezeichneter Lehrer, der es
verstand, seinen Schülern
den spröden Stoff schmack-
haft zumachen. Kadrnozka
war auch ein hervorragen-
der Ingenieur, der sich
durch einen feinen Sinn für
die Wirklichkeit auszeich-
nete. Er hing an seiner aus
Frau und drei Kindern be-
stehenden Familie mit zärt-
licher Liebe. Kadrnozka
war auch ein begeisterter
Freund der Berge. Auf
Hochtouren suchte und fand
er Erholung und neue.
Schaffenskraft. Sein Wir-
ken zeichnete sich in allen
Lagen durch große Tat-
kraft aus. Leider sollte ihm
diese im Verein mit seiner
Begeisterung für die Berge
verhängnisvoll werden.
Freunde, Kollegen, Schüler
sowie alle diejenigen, die
im Leben mit ihm in nähere
Beziehung gekommen sind,
Leo Kadrnozka }.
werden dem prächtigen, allzufrüh hingeschiedenen Manne stets ein:
Ossanna.
Hochschulnachrichten. — Zu korrespondierenden Mitgliedern
der physikalisch-mathematischen Klasse der Preußischen Akademio
der Wissenschaften wurden gewählt Prof. Dr. Onnes, Leyden,
er Dr. Zeemann, Amsterdam, und Prof, Dr. Bohr, Kopen-
agen.
ehrendes Angedenken bewahren.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG,
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung
und ohne deren Verbindlichkeit.)
Eine neue Bauart von Luftfiltern.
Die in der „ETZ“ 1922, S. 1120, besprochenen Viscinfilter
sind identisch mit den von uns in, Deutschland eingeführten
Delbag-Viscin-Zellen-Luftfiltern, die "seit 1915 auf dem Markt
und in vielen Tausend Anlagen auf der ganzen Erde erstellt
sind. Wir besitzen weitgehende Schutzrechte auf diese Filter
in allen Industriestaaten. Ebenso ist in verschiedenen aus-
ländischen Staaten eine Fabrikation dieser Filter eingerichtet. Die
Firma The Visco Engineering Co. in London ist unsere englische
Lizenznehmerin, Die in Abb. 8 dargestellte reine und bestaubte
Filterschicht entstammt den Berliner Städtischen Elektrizitäts-
werken, Zentrale Moabit. Die in Abb. 9 gezeigte Zelle trägt die
Aufschrift „Delbag“. Anfragen nach diesen Filtern erledigt die
Deutsche Luftfilter-Baugesellschaft m. b. H., Berlin NW 7. Einen
besonderen Aufsatz über diese Filter und ihre gegenwärtige Weiter- .
entwicklung in unserem Stammhaus Berlin erlauben wir uns
wunschgemäß anzulegen.
Berlin, 27. IX. 1922.
Deutsche Luftfilter-Baugesellschaft m. b. H.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Elektrotechnik. Die Grundgesetze der Elektrizitäts-
lehre und die technische Erzeugung und Verwertung des elek-
trischen Stromes in gemeinverständlicher Darstellung. Von Prof.
Dr.-Ing. K. Laudion. 7. neubearb. und erweiterte Aufl. Mit
185 Abb. und zahlr. Beispielen zum Selbstunterricht. VII u. 347 S.
in8°. Verlag von Dr. Max Jänecke, Leipzig 1921. Preis 29,70 M.
Den Grundstock des Buches bilden Vorträge, die der Verfasser
an einer Maschinenbauschule s. Z. gehalten hat, und als Ergänzung
oder Repetitor dieser Vorträge mag das Werk seinen Zweck er-
füllen, zu einer allgemeinen Einführung fehlt ihm Wesentliches,
wie sich aus folgendem ergibt.
‚ Gegen den Versuch, an Hand der „Wasserparallele” dem Leser
eine Vorstellung von den elektrischen Größen zu vermitteln, ohne
von ihm eine anstrengende Arbeit zu verlangen, ist wohl nicht viel
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41.
1277
einzuwenden. Es müßten dann aber die elektrischen Schemata
klarer und übersichtlicher gezeichnet sein, als das hier geschehen
ist; die Leichtfaßlichkeit leidet so beträchtlich. Der Leichtfaß-
lichkeit sind in dem weiteren Text Konzessionen gemacht worden,
wie sie m. E. auch für ein auf krasseste Laien zugeschnittenes
Werk heute nicht mehr in Betracht kommen. So ist bei der Be-
sprechung der Grundgesetze des Magnetismus fortgesetzt die Rede
von dem „Fließen“ der Kraftlinien, und es wird eine vollständige
Analogie zwischen dem Fließen des elektrischen Stromes und der
magnetischen Kraftlinien durchgeführt, sogar eine „viel stärkere”
Vergrößerung des (magnetischen) spezifischen Widerstandes durch
das Fließen der Kraftlinien konstatiert als des elektrischen Wider-
standes durch den Strom.
Auch sonst finden sich Widersprüche und Unrichtigkeiten.
Welchen Begriff von der Erwärmung durch den elektrischen Strom
soll der Leser bekommen, wenn er auf S. 26 liest, daß ein Kupfer-
draht von 1 mm? schon bei 20 A Stromdurchgang weißglühend wird,
während auf S. 34 ein Kupferdraht von 2 mm? für eine Strombe-
lastung von 30 A mit einer Erhöhung des spezifischen Widerstandes
auf 0,02 infolge Erwärmung eingesetzt wird? Auf S. 26 steht der
merkwürdige Satz: „Es entsteht nicht immer Kurzschluß, wenn
etwas kurzgeschlossen wird.“ Bei der Beschreibung der „Dreh-
spul“-Instrumente S. 49 ist gesagt, daß sie eine „Pproportionale
Skala haben, da sie kein Eisen enthalten“. Es trifft auch nur teil-
weise zu, daß man Galvanometer als Spiegelgalvanometer baut, um
die Belastung durch die Zeigerkonstruktion zu vermeiden (S. 50).
Das Schema des Wattmeters, Abb. 107, kann leicht irreführen, und
der Übergang von der hier angedeuteten konaxialen Anordnung
von Strom- und Spannungsspulen zu der normalen Ausführung mit
gekreuzten Spulen muß bei den wenigen erläuternden Worten un-
verständlich bleiben. Das gleiche gilt von dem Abschnitt über
Zähler (an einer Stelle steht „Wattzähler“), die auf 3 Seiten ein-
schließlich 5 Abb. abgetan werden. Bei der Besprechung der Hitz-
draht-Meßinstrumente, die getrennt von den übrigen Meßinstru-
menten unter III (Erzeugung und Verwertung des elektrischen
Stromes) aufgeführt sind, ist irrtümlich der am Meßdraht (gemeint
ist Hitzdraht) angreifende Spanndraht als „Kakonfaden“ be-
zeichnet.
Über die Spiraldrahtlampen ist gesagt, daß diese Anordnung
gewählt sei, um die Wärmeausetrahlung herabzusetzen (die
Lichtausstrahlung würde damit ja auch reduziert), sowie, daß diese
Lampen „ohne jede Angabe des Verbrauchs lediglich nach der Watt-
zahl verkauft” werden. Einen Satz wie den auf S. 109: „Man be-
zeichnet die Bogenlampenwiderstände wegen ihres beruhigenden
Einflusses als Beruhigungswiderstände” sollte man nicht drucken
lassen. Störend ist bei den Kostenberechnungen elektrischer Hei-
zung, Beleuchtung usw., daß der Einheitspreis für die Kilowatt-
stunde wechselnd bald zu Friedenswerten, bald etwa 10 fach höher
angesetzt wird. Unter III, Absatz C: Die Erzeugung des elektr.
Stromes auf chemischen Wege, findet sich zu 4. Die Schwachstrom-
technik auf ganzen 20 Seiten einschließlich 36 Abbildungen mit
Beschreibung u. a. des Siemens-Schnelltelegraphen! Im nächsten
Absatz D wird die eventuelle Ausrüstung der Zentrale mit Haupt-
strommaschinen erörtert, auch deren Zusammenarbeiten mit ande-
ren Maschinen, das als untunlich bezeichnet wird, weil die Haupt-
strommaschinen bis zur eigenen Maximalbelastung die Leistungs-
abgabe an sich reißen würde. Welche Kunstgriffe das Parallel-
schalten ermöglichen sollen, ist nicht gesagt worden.
Die angeführten Stellen zeigen genügend, daß das Buch die für
eine Einführung unbedingt zu fordernde Zuverlässigkeit vermissen
läßt, und daß ihm vielfach auch die für die Leichtverständlichkeit
erforderliche Genauigkeit des Ausdrucks fehlt. Eine gründliche
Durchsicht und Umarbeitung der Schrift für die nächste Auflage
wäre vonnöten, bevor das Buch den Anspruch machen kann, den
bekannten guten Einführungen nahe zu kommen. Beckmann.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Gesetz über die Entsendung von Betriebsratsmitgliedern in
m den" Aufsichtsrat vom 1. II. 1922. Systematisch erläutert von Rechts-
? anwalt Dr. Heinrich Friedländer. 154 S. in 160, Industrieverlag Spaeth
ND & Linde, Berlin 1922. Preis 76 M, geb. 90 M.
Elektro-Auskunftei, erklärendes Wörterbuch von Fachausdrücken und
Bereicherungen der gesamten Elektrotechnik und Flektrizitätslehre,
sowie hiermit in Verbindung stehender Gebiete mit Berücksichtigung
der neuesten Fortschritte. Von Georg Heber. 756 S. in 8°. Verlag von
Paul Schulze, Leipzig 1922. Preis 75 M.
[Als elektrotechnisches Wörterbuch ist Hebers ‚Elektro-Auskunftei‘'
nicht nur dem Fachmann, sondern überhaupt allen, die mit Elektrizität
zu tun haben und die sich über Fachausdrücke der Elektrizitätslehre und
Elektrotechnik unterrichten wollen, warm zu empfehlen. In knapper und
übersichtlicher Form sind die Erläuterungen, vielfach mit sorgfältig ausge-
wählten Zahlentafeln versehen, allgemein verständlich. Neuerungen und
Erfindungen auf elektrotechnischem Gebiete sind durch die vorliegende
zweite Auflage berücksichtigt. Alles in allem kann das Werk als ein gutes
Hilfs- und Nachschlagebuch bezeichnet werden.) Ka.
1278 | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41. 12. Oktober 1922.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Der Arbeitsmarkt im August 1922.1) — Die Gesamtübersich
des „BReichs-Arbeitsblatts‘‘ konstatiert eine wesentliche Veränderung
des Arbeitsmarktes im August; die stetige Aufwärtsbewegung des Be-
“schäftigungsgrades ist einer Verschlechterung gewichen. Die schwin-
dende Kaufkraft der Mark im Inland und die Kreditnot der Industrie haben
ein Erlahmen zur Folge gehabt, daß Auslandsaufträge nicht in dem bisherigen
Maße ausgleichen konnten. So eröffnet sich für die Wintermonate ein
außerordentlich ernster Ausblick. — Bei 5592 Krankenkassen ist die
Mitgliederzahl von, 13,184 auf 13,151 Millionen, also um 0,2% gefallen
(+1% i. Vm.). Die Arbeitslosigkeit ist gestiegen; von 6,335 Mill. den
Fachverbänden angehörenden Arbeitnehmern waren am Stichtage 43 217
oder 0,7%, arbeitslos (0,6%, i. Vm.). Der Rückgang in den Zahlen der von
der Erwerbslosenfürsorge unterstützten Personen hat sich weiter etwas
verringert, u. zw. wurden am 1. IX. 11960 Vollerwerbslose unterstützt.
Die Arbeitsnachweiso sind im allgemeinen wieder etwas mehr in An-
spruch genommen worden, doch überwogen Arbeitsgesuche das Stellen-
angebot. Es, werden 0,766 Mill. Gesuche (0,732 i. Vm.), 0,7 Mill. Angebote
(0,689 i. Vm.) und 0,485 Mill. Vermittlungen (0,465 i. Vm.) gemeldet. Auf
je 100 Angebote entfielen somit 109 Gesuche und auf 100 der letzteren wie
im Vormonat 63 Vermittlungen. 20 berichtende Betriebskrankenkassen der
Elektroindustrie hatten am 1. IX., abzüglich der arbeitsunfähigen Kran-
ken und Erwerbslosen, 77 671 männliche und 37 780 weibliche Pflichtmit-
glieder, deren Zahl somit um 2,8%, zurückgegangen bzw. um 0,02%, gegen
Juli gewachsen ist.
Beschäftigung im September 1922.!) — Nach den Berichten
der preußischen Handelskammern für September lastet die Frage,
wie Handel und Industrie nach der ungeheuren Geldentwertung dieses
Sommers die zur Fortführung ihrer Betriebe erforderlichen Mittel beschaffen
können, nach wie vor auf dem Wirtschaftsleben. Anderseits hat das augen-
fällige Mißverhältnis zwischen dem den beiden Erwerksgruppen verbliebenen
Rest von Betriebskapital und ihrem Geldbedarf bisher noch nicht zu
Betriebseinstellungen oder -einschränkungen von wirklicher
Bedeutung geführt. Der Beschäftigungsgrad war im allgemeinen gut, doch
sind die Auftragsbestände i. a. zurückgegangen. Zahlreiche Betriebsstö-
rungen erklären sich aus der immer unerträglicher werdenden Kohlen-
knappheit, dem vielfach wieder einsetzenden Wagenmangel und ver-
einzelt durch Ausartungen der fast gar nicht mehr aussetzenden, meist aber
ruhig verlaufenden Lohnbewegungen. Auch die Einführung von Gleit-
preisen, die Fakturierung in fremden Währungen und die Forderung von
Anzahlungen haben das Erteilen von Aufträgen beeinträchtigt. Die Um-
stände, die in den Vormonaten bereits zu einer Zurückhaltung der Kund-
schaft mit Bestellungen auf elektrotechnische Erzeugnisse geführt
hatten, sind im September verstärkt hervorgetreten. Sowohl den Staats-
und Gemeindebehörden wie auch der Industrie und der privaten Kundschaft
mangelte es an flüssigen Mitteln, und so wurde nur das Allcrnotwendigste
bestellt. Sehr erheblich zurückgegangen sind die Aufträge auf sämtliche
Starkstrommaterialien. Auch im Zentralengeschäft trat die ge-
schilderte Sachlage sehr deutlich zutage; neue Anlagen wurden nicht in
Angriff genommen, und bei den in Bau begriffenen ergab sich vielfach die
Frage, ob deren Fortführung bei der bestehenden Geldknappheit möglich
sei. Ebenso wurden Schwachstromfabrikate weniger verlangt als bisher.
Auf dem Gebiet der Vielfachschaltanlagen war ein Rückgang noch nicht
sichtbar, die Bestellungen auf Telegraphenapparate haben aber bedeutend
nachgelassen. Auch die Aufträge für Schwachstromkabel, Meßinstru-
mente und elektromedizinische Apparate sind geringer geworden.
Glühlampen wurden im Inland weniger als bisher verlangt, während
das Auslandgeschäft noch befriedigte. Unverändert gut gingen Bestellungen
auf Kohlefabrikate ein. Der Beschäftigungsgrad der Fabriken für Eisen-
bahnsicherungseinrichtungen hat sich nicht geändert.
Indexziffern. — Für die vierte September woche (23. bis 29. IX.)
hat die „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘* einen Kaufkraftindex von 322,63 errechnet,
d. h. die Inlandkaufkraft der Mark betrug nur noch 1/33 ihres Friedens-
wertes. Am Dollarmittelkurs (1537,92) gemessen, besaß die Reichsmark nur
noch den 366. Teil ihres Außenwertes in der Vorkriegszeit. Während der
Dollarmittelkurs um 69, gestiegen ist (1450,83 i. Vw.), hat sich das Groß-
handelspreisniveau,an dem Kaufkraftindex gemessen, um durchschnitt-
lich 1326 gegen die Vorwoche (292,36) erhöht. Die Meßziffer der Waren-
gruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle zeigt ein Anwachsen um 13,70%,
auf 337,72 (296,881. Vw.), das zum großen Teil durch das Steigen der Metall-
preise auf das 439fache des Friedenssatzes verursacht worden ist.
Die Indexziffer des Statistischen Reichsamts für die Lebens-
haltungskosten ist im Durchschnitt des September anf 11376 ge-
stiegen, d. h. also gegen August (7029) um 61,8/,.
Delnotiz. — Die Vereinigung für die Deutsche Elektrolyt-
kupfernotiz E. V., Berlin, hat zu ihren früheren Tabellen für die Um-
rechnung des amerikanischen Elektrolytkupferpreises in die deutsche Elek-
trolytkupfernotiz (Delnotiz) eine Fortsetzung herausgegeben, die die
Umrechnung auch für Dollarpreise bis 558 M und mit Hilfe jeweils erschei-
nender Deckblätter noch für höhere Werte (ein gleich beigegebenes geht bis
1045 M) ermöglicht.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. — Vom 5. X. an hat die Preisstelle alle Teue-
rungszuschläge mit Ausnahme der Ziffern 68a und b erhöht, wie aus den
) Vgl. „ETZ“ 192, 8. 1174.
1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1174.
diesem Heft beiliegenden neuen Festsetzungen Nr. 68 (grün) und Nr. 68 A
(gelb) hervorgeht. Die Teuerungszuschläge gelten bis 11. X. Für die Um-
rechnungsmultiplikatoren ist nunmehr die Tabellenausgabe 20 a maßgebend.
„Fair play‘‘. — Im „Electrician‘‘ vom 18. VIII. findet sich folgendes
Inserat: „Sie können Ka bel der Herren Schieber & Schleuder in Vielleicht
am Etwas unter dieser „Garantie‘‘ und zu bedeutend niedrigeren Preisen
kaufen, als die britischen C. M. A.-Firmen fordern. Wenn das Kabel den
C. M. A.-Erzeugnissen gleichwertig ist, so bedeutet das eine bemerkenswerte
Leistung, denn die Firma Schieber & Schleuder muß infolge des Standes der
Wechselkurse wesentlich mehr für Kupfer, Gummi und Baumwolle bezahlen.
als britische Firmen aufwenden. Entspricht das Kabel aber (und Sie
wissen, daß sich das allein im-Betriel;e herausstellt) dem C. M. A.-Fabrikat
nicht und muß es nach einiger Zeit herausgerissen und unter beträchtlicher
Einbuße an Geld und Renommee ersetzt werden, was dann ? Nun dann
haben Sie immer noch die „Garantie‘‘, also ein wichtiges Rechtsmittel.
wenn Sie versuchen, die deutschen Gerichte davon zu überzeugen, daß deren
Landsleute doch etwas mehr getan haben, als ein gerissenes Geschäft zu
machen. Und vielleicht werden Sie recht bekommen — man hat ja auch die
Kriegsverbrecher vor das Leipziger Gericht gezogen. Im Interesse Ihrer Ruhr
und größeren Befriedigung ist es allerdings besser, echte C. M. A.-Katel
von britischen, Weltruf genießenden Firmen zu kaufen, deren Mittel jederz: it
zur Verfügung stehen, um die Garantie (die sie nicht als einen Fetzen Papier
anschen) zu decken. Die hier dargestellten Werke liegen nicht in Vielleicht
am Etwas, sondern in London a.d. Themse“. Nun folgt der Name des
Hauses Johnson & Phillips. Ltd., Charlton, London, S: E. 7, eines in
der Tat weltbekannten Unternehmens, das es heute anscheinend nötig hat,
in solch unfairer und alberner Weise für seine Waren Propaganda zu machen.
—- -o Á
Außenhandel.
Deutschland. — Nach den vorläufigen Ergebnissen des deutschen
Außenhandels im August hat die Einfuhr elektrotechnischer Er-
zcugnisse 3459 dz (3927 i. Vm.)im Wert von 40,904 Mill. M (34,910 i. Vm.)
ergeben, die Ausfuhr 81 276 dz (77 809i. Vm.)im Wert von 1979,7 Mill. M
(1018,8 i. Vm.). — Die Ausfuhrmindestpreise für Taschenlampenhülsen
und -batterien sind ab 22. bzw. 23. IX. geändert worden. Listen stehen
Interessenten bei der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik zur Verfügung.
— Für elektrische Zünder sind ab 1. X. Ausfuhrmindest preise festgesetzt
worden. — Für die Avafuhr von technischem und elektrotechnischem
Porzellan nach der Tschechoslovakei, Österreich, Ungarn Südslawien.
Finnland, den Balkanländern, Rußland und Polen hat die Außenhandel«-
nebenstelle Feinkeramik die Multiplikatorentabelle geändert. — Das Gold-
zollaufgeld betragt vom 11. bis 17. X. 36 900 0/9.
Rußland. — Verhandlungen zwischen den Siemens-Schuckert-
werken und dem Elektrotrust in Moskau haben nach dem ‚‚Berl. Börr.-
Cour.‘ zum Abschluß eines Vertrages über die Lieferung von Installa-
tionsmatcrial geführt. Es soll sich dabei um einen sehr bedeutenden
Auftrag handeln, der in Form eines Umschlagkredits während eines längeren
Zeitraums zur Abwicklung gelangt.
Spanien, — Nach einem königl. Dekret vom 4. X. muß die Rück-
zahlung bereits entrichteter Valutazuschläge unter
Vorlage der dazu gehörigen Ddkumente bis zum 15. X. beantragt werden
Anträge auf Bescheinigung von vor dem 29. V. erfolgten Bestellungen
werden seit dem 8. X. von den spanischen Konsulaten nicht mehr an-
genommen.
Kapitalserhöhungen bei Aktiengesellschaften der Elektro-
industrie. — Der „Reichsanzeiger‘‘ hat im September folgende Kapitals-
erhöhungen mitgeteilt: Bayerische Kraftwerke A. G., München: um
249 auf 250 Mill. M. — Continentale Gesellschaft für elektrische
Unternehmungen, Nürnberg: um 2 auf 34 Mill. M. — Ferdinand
Schuchhardt, Berliner Fernsprech- und Telegraphen werk A. G..
Berlin: um 6 auf 12 Mill. M. — Kabelwerk Dortmund A. G., Dortmund:
um 1,75 auf 3,5 Mill. M. — Süddeutsche Lloyd-Pynamowerke A.G..
Erlangen: um 5 auf 10 Mill. M. — A. G. Mix & Genest, Telephon- und
Telegraphen-Werke, Berlin: um 21 auf 46,2 Mill. M. — Oberstein-
Idarer Elektrizitäts-A. G., Idar: um 6 auf 11 Mill. M. — Brown,
Boveri & Cie. A. G., Mannheim: um 35 auf 210 Mill. M. — Elektrotech-
nische Fabrik Kiepe & Co. A. G., Düsseldorf: um 1 auf 2,5 Mill. M. —
Kraftwerko Haag A. G., Haag: um 5 auf 6 Mill. M. — Kraftwerk
Thüringen A. G.. Gispersleben-Kiliani: um 12 auf 18 Mill. M. — Elektri-
zitäts-A. G. Hydrawerk, Berlin: um 2 auf 5 Mill. M. — Dam pfsăge-
und Überlandwerk Hofheim A. G. vorm. Gg. Schenkel, Hofheim: um
2 5auf 7,5 Mill. M. — Deutsche Telephonwerke und Kabelindustrie
A. G., Berlin: um 55 auf 65 Mill. M. — Paderborner Elektrizitätswerk-
und Straßenbahn-A. G., Paderborn: um 3 auf 8 Mill. M. Die Summe der
Erhöhungen beträgt 406,25 Mill. M (33,060 i. V.) und fortlaufend für 1922
rd 3336 Mill. M.
Aus der Geschäftswelt. — Bci der Allgemeinen Elektricitäts-
Gesellschaft ist die Liquidität noch ausreichend, doch erfordern die infolge
der Geldentwertung erhöhten Aufwendungen für Beschaffung von Roh-
stoffen und Entlohnung des Personals die Bereitstellung weiterer Mittel.
Der Aufsichtsrat hat daher eine Erhöhung des Grundkapitals um 300 Mill. M
Stammaktien beschlossen. — Die Generalversammlung des Elektrizitäts-
werkes Westfalen A. G., Bochum, hat die Verdoppelung des Aktien-
kapitals auf 100 Mill. M beschlossen. Weitere 100 Mill. M erhält das Unter-
nehmen durch eine hypothekarisch gesicherte Anleihe. Außerdem ist nach
-— => my _ m VA TRT a R ap ur E el ee EET TE EA E O Seine E a
12. Oktober 1923.
dem „Berl. Börs.-Cour.‘‘ mit Großbanken die Überweisung von 680 Mill. M
Effekten vereinbart worden. — Die Firma Georg Jena, Leipzig, teilt
uns mit, daß sie Mitte September in Görlitz (Moltkestraße 27) eine Zweig-
niederlassung mit Lager aller elektrotechnischer Bedarfsartikel errichtet
habe. — In die Elektrizitätsgesellschaft Richter, Dr. Weil & Co.,
Frankfurt a. M., ist die Naamlooze Vennootschap Handels-Maatschappiy
„Vega‘‘, Amsterdam, als persönlich haftende Gesellschafterin eingetreten. —
Die Firma der Varuna Fabrik für Sicherheitsapparate G. m. b. H., Berlin,
itin Varuna Elektrizitäts-G. m. b. H., geändert worden. — Folgende
Firmen wurden aufgelöst: Elektrozentrale, Jnh. Gustav Meßner,
Fürstenwalde. — Elektricitäts-Gesellschaft Zschockelt m. b. H.,
Dresden. — Hessen -Nassauische Elektrizitätsgesellschaft Schnei-
der & Straatmann, Holzhausen b. Gl. — Elektrizitäts- und Ma-
schinengesellschaft m. b. H., Hannover. — Rheinisch- Westfälische
Elektrizitätsgesellschaft m. b. H., Langerfeld.
Neue Gesellschaften. — Blitz Elektrizitätsgesellschaft m. b.
H., Hannover. Gegenstand: Fabrikation und Gıoßhandel von und mit
elektrotechnischen Artikeln. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Friedrich
Rück, Elektrische Fahrradlampen, G. m. b. H., Heidelberg. Gegen-
stand: Fabrikation und Handel mit elektrischen Fahrradlampen und son-
stigen elektrotechnischen Erzeugnissen. Stammkapital: 0,1 Mill. M. —
Norddeutsches Elektro-Werk, G. m. b. H., Bremen. Gegenstand:
Herstellung und Vertrieb elektrotechnischer Erzeugnisse usw. Stamm-
kapital: 0,2 Mill. M. — Georgi & Müller, Elektromotoren-Fabrik, Leipzig.
— Fabrikationsgesellschaft für Funka-Kabelschuhe G. m. b. H.,
Mannheim. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb des unter Reichspatent
\r. 349 216 geschützten Kabelschuhes sowie Herstellung und Verwertung
aller Erfindungen auf gleichem und einschlägigem Gebiet. Stammkapital:
50 000 M. — Paul Hoffmann A. G., Nürnberg. Gegenstand: Fortbetrieb
der Metallwarenfabrik gleicher Firma sowie Herstellung elektrischer Appa-
rate, Maschinen usw., Handel mit solchen und Bau elektrischer Anlagen.
Grundkapital: 2,5 Mill. M. — Götz, Pfalzgraf & Comp. G. m. b. H. für
Elektroindustrie (Glühlampenregeneration und Maschinenbau),
München. Gegenstand: Herstellung elektrotechnischer Maschinen, ins-
besondere solcher zur Regeneration von Glühlampen (System Pfalzgraf) und
die Regeneration von Glühlampen selbst, Fabrikation eines Glühfadens nach
Erfindung Pfalzgraf. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Brekom, G. m. b. H.,
Spezialfabrik für Elektroheizung, München. Gegenstand: Fabrik-
mäßige Herstellung elektrischer Heizapparate und Handel mit solchen, ins-
besondere Fortführung eines unter der gleichen Firma bisher betriebenen
Geschäftes. Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Dr. Horn & Heinzelmann
G. m. b. H. für Elektrotechnik, München. Gegenstand: Herstellung
und Vertrieb elektrotechnischer Spezialartikel usw. Stammkapital: 0,2 Mill.
M.— Conrad & Dippmann G. m. b. H., Chemnitz. Gegenstand: Handel
mit elektrotechnischen Bedarfsartikeln und Vertrieb der ‚„Codipp‘‘-Klemm-
verbindungen. Stammkapital: 20 000 M. — Lampert, Fabrik mecha-
nischer und elektrotechnischer Bedarfsartikel G. m. b. H., Eise-
nach. Gegenstand: wie in der Firma genannt. Stammkapital: 0,3 Mill. M.
Betriebsergebnisse. — Landkraftwerke Leipzig A. G., Kulk-
witz. 1921/22. Anschlußwert: 107 491 kW (91 670i. V.); Lieferung: 49,278
Mill. kWh (35,890 i. V.); Einnahmen mit Zinsen: 69 741 124 M; Betriebe-
ausgaben : 40 691 756 M; Verwaltungskosten : 4 972 923 M; Steuern, Abgaben,
Versicherungen : 2 307 363 M; Sollzinsen: 1 677 091 M; Abschreibungen und
Rücklagen: 15287 215 M; Gewinn mit Vortrag (72 893 M): 4 877 670 M;
Dividende: 150% bei 40 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 133 786 M. — A. G.
Straßenbahn und Elektrizitätswerk Altenburg. 1921/22. An-
schlußwert:: 4 099 kW (3759 i. V.); Einnahmen aus Licht- und Kraftbetrieb
mit Zählermiete: 4 793303 M (2376 775 i. V.); verschiedene Einnahmen:
356 300 M; Betriebsausgaben: 4 768490 M; Anleihezinsen: 26 106 M; Ak-
tien-Amortisation, Anleihe-Einlösung und Abschreibung: 75934 M; Rein-
gewinn mit Vortrag (8093 M): 287 166 M; Dividende: 9,5% auf 1 Mill. M
Aktienkapital; Vortrag: 9205 M.
Baumarkt. — Berlin. Der Preußische Staatsrat hat einer weiteren
Beteiligung des Staates am Bau des Kraftwerkes im Weserquell- und Main-
gebiet mit 300 Mill. M zugestimmt. — Lübtheen (Mecklenburg). Die
Gemeinde hat beschlossen, Elektrizität einzuführen. — Würzburg. Die
Elektrizitäts-A. G. vorm. Schuckert & Co., Nürnberg, hat der Stadt die
Errichtung eines gemischtwirtschaftlichen Unternehmens vorgeschlagen, in
die das Elektrizitätswerk und die Straßenbahn, deren Aktien die Firma
besitzt, eingebracht werden sollen. Der Stadtrat ist mit dem Projekt grund-
sätzlich einverstanden. `.
Von der Börse. — (27. IX. bis 3. X. 1922). Die Berliner Effekten-
börse hat in der am 2. X. durch einen Ruhetag unterbrochenen Berichte-
zeit i. a. ein erfreuliches Bild gezeigt; am Devisenmarkt vollzogen sich z. T.
sprunghafte Steigerungen. Bei wachsender Teilnahme des Publikums
und weiteren vom Ausland vorgenommenen Ankäufen ist es zu anfangs
langsamen, dann teilweise recht erheblichen Kurserhöhungen gekommen,
insbesondere auf dem Gebiet der Montan- und schwerindustriellen Werte,
wo befriedigende Jahresabschlüsse und Gerüchte über neue Transaktionen
anregten. Auch Spezial- und Valutapapiere fesselten zeitweise das Interesse.
Die Lage im Orient wurde günstiger beurteilt, doch fehlte es auch nicht an
die Geechäftelust dämpfenden Momenten, zu denen die am 1. X. in Kraft
gesetzten neuen Verkehrstarife, die Unklarheit der außenpolitischen Lage,
der die Industrie immer mehr hemmende Kohlenmangel, die Lohndiffe-
renzen im Ruhrbergbau, der wiederum recht unerfreuliche Reichsbank-
ausweis und die Bedrohung der innerpolitischen Lage durch kommunistische
Wühlereien zu rechnen sind. Die Bewertung der Elektroaktien zeigt,
wie aus unserer Übersicht hervorgeht, z. T. wesentliche Besserungen; die
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 41.
1279
Spannung zwischen den niedrigsten und höchsten Kursen betrug bei El.
Licht u. Kraft 305%, Körtings Elektr.-W. 226°, bei Siemens & Halske 320%,
bei Schuckert & Co. 330% und bei der Accumul.-Fabr., die ihr Aktien-
kapital zu verdoppeln gedenkt, 340°,
Gesellschaften 8. X.
Accumul.-Fabr., Berlin. .... 25 2700 |2360 2700 ' 2600
A. G. f. El. Anlg., Berlin 8 — — — —
A. E. G., Berlin .......n 16 837 835 870 870
a „ Vorz.-A 3 109 103 109 108
P „ Vorz.-B. 7,25 | 140,50 115 159,50! 159,50
Bergmann, Berlin . ...... 20 848 | 800 8 844
Continent. Ges. Nürnberg . .. .| 0 — — — —
ir a NocA | B 460 | 460 | 575 | 575
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln 5 800 ! 799 975 975
„ Niederl. , a — 646,50, 646,50| 1100 |1100
„ Südam. , m 6 745 720 |1000 |1000
„ Kabelwerke, Berlin 20 560 510 580 580
Elektra, Dresden . . ..... 10 .315 310 325 315
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 685 685 990 990
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 620 620 675 675
E. W. Liegnitz . . . 2.2... 10 320 315 330 330
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 1 1200 1300 1300
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 083 683 80 820
Hackethal, Hannover . .... 20 650 650 680 680
Hamburgische E. W. ..... 10 305 290 310 290
Körtings Elektr.-W., Berlin. . .| 50 1274 11274 |1500 |1500
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 499 475 545 545
C. Lorenz, Berlin . . ..... 35 840 830 900 900
Dr. Paul Meyer, Berlin ....|15 410 386 450 450
Mix & Genest, Berlin .... . 16 595 572 595 590
Neckarwerke, Eßlingen . . . .| 10 310 300 319 311
Oborbayer. Überlandz., München .| 9 360 | 340 360 360
H. Pöge, Chemnitz . ..... 12 590 570 600 600
D » Vorz.-A....I 7 106,251 106 108 | 108
Rhein. El.-A. G., Mannheim . . .| 15 420 415 430 430
2 5 » Vorz.-A. | — 119 119 120 120
M. Schorsch & Cie., Rheydt .-.| 10 125 125 750 750
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 20 300 725 | 805 800
Schuckert & Co., Nürnberg . . .| 16,7 |1250 |1230 |1560 |1560
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin .. .| 0 172,75) 152 172,75) 169,75
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 1985 |1890 ;2210 |2210
Stettiner E. W. .... moaca a Ao 470 470 520 —
Teleph.-F. Berliner, Hannover . .| 20 670 630 735 735
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin] 35 1045 965 1080 1080
Voigt & Haeffner . . . 20 690 | 670 ' 725 | 725
„ Vorz.-A... 20 550 | 560 | 600 | 600
Hartmann & Braun . . |Frank-| 25 B40 | 840 | 924 | 924
Emag. Elektr.-A.G. . . } furt 22 468 452 480 480
Main Kraftwerke, Höchst | a, M. | 10 324 287 330 330
Heddernh. Kupferw. u.
Südd. Kabelwerke . . 20 | 770 ! 750 | 770 | 750
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je
ausländische Einheit) betrugen im September/Oktober:
in e l a ı 2183| 2 | o
Christiania (Kr) .. . . | 385,02, 392,51| 377,53) 322,60) 31061) 280,25
Helsingfors (finn. M). . . | 50,54 4944| 4744| 41,55 39,35) 35,96
Holland (Gld) ..... 836,95) 839,95! 823,97] 727,59! 697,13) 636,70
Italien (L) . ...... 93 38! 91,29; 90,14 80,40, 76,90) 69,76
Kopenhagen (Kr) . . . . | 441,95 444,94) 437,45| 381,56 369,54 334,83
ON AL... 8 0% 9548 05,9588 00,9363.25 8269,65 7915 05 7191 00
New York ($) ..... 2157,30 2137,32 2127,33 1885,14 1812,73|1647,93
Österreich (K) .... . 0,03) 0,03) 00: 003 003 0,02
Paris (Fr) ....... 164,79| 162,55) 161,30] 143,07| 137,33] 125.34
Prag (Ko)... ..... 7541| 7391) 69.41] 59,43| 56,68) 50,60
Schweden (Kr) ..... 572,28| 573.78] 563,30) 491,88! 476 90| 432,46
Schweiz (Fr)... .. . 404.49) 402,00| 397,00! 352,16| 338,08| 309,61
Spanien (Pes). . ... . 527,59| 325,59| 322,10, 285,64 273,66, 249,69
WARENMARKT.
Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin.
hat die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 ab 1. X. für
Dieselmotoren (ortsefeste und Schiffsmaschinen) auf 1850%, für alle
übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 2300°,,
hinaufgesetzt.
Kohle. — Durch einen für verbindlich erklärten Schiedsspruch ist
den Ruhrbergleuten am 1. X. eine Lohnerhöhung von 150 M je Mann und
Schicht zugesprochen worden, was eine weitere Verteuerung der Kohle
zur Folge haben mußte. Auch für die übrigen Steinkohlen- und Braunkohlen-
1280
I” Ben
reviere sind entsprechende Schiedssprüche gefällt worden. Der Reichs-
kohlenverband hat im „BReichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 225, die neuen, ab
1. X. geltenden Brennstoffverkaufspreise schon teilweise be-
kannt gegeben. Danach kosten beim Rheinisch- Westfälischen
Kohlensyndikat unter Fettkohlen Förderkohlen 5055 M, best-
melierte Kohlen 5686 M, Stückkohlen 6679 M, gew. Nußkohlen I bis III
6831 M; unter Gas- und Gasflammkohlen Flammförderkohlen
5055 M, Gasflammförderkohlen 5308 M, Gasförderkohlen 5757 M, gew.
Feinkohlen 5184 M; unter Esskohlen Förderkohlen (250/,) 50005 M,
Stückkohlen 6693 M. Feinkohlen 4858 M: unter Koks Großkoks I 7405 M,
Gießereikoks 7702 M, gesiebter Kleinkoks 7615 M/t.
Erze. — Die Siegerländer Preise lauten in der 1. Oktoberhälfte für
Rohspat auf 4827 M und für Rostspat auf 7200 M/t ab Grube.
isen. — Die für den ganzen Oktober geltenden neuen Preise von
Ferromangan betragen für 80%ige Ware 76 417 M und für 50% ige 67 999
M/t, Frachtgrundlage Oberhausen ; sie werden je nach Änderung des Durch-
schnittgeldkurses für jeden Punkt dieser um 7,50 M bzw. 4 M erhöht oder
ermäßigt. — Der Westdeutsche Eisenhändlerverband hat vom
1. X. folgende Preise festgesetzt: Stabeisen 6100 M, dsgl: S.-M.-Qualität
6540 M, Universaleisen 8610 bzw. 7090 M, Bandeisen 7040 bzw. 7520 M
Grobbleche 6830 bis 7300 M bzw. 7340 bis 7840 M, Mittelbleche 7160 bis
9200 M bzw. 7700 bis 7820 M, Feinbleche 7710 bis 15 430 M bzw. 8230 bis
16 260 M, Formeisen 6040 bzw. 6470 M/100 kg ab Werk. — Die Mindest-
preise für Temperguß sind ab 1. X. auf 195 M/kg erhöht worden. — Am
englischen Markt werden etwa folgende Preise verlangt: Hämatit (West-
küste) 4 £ 9 s, Gießereiroheisen Ill (Derby) 4 £ 2 s, Forromangan (76 bis
80%) für Export 14 £ 5 s, weiche Stahlknüppel 6 £ ös, Walzdraht 9 £ 10s,
Stabeisen für Export 8 £/ton ab Werk.
Schrott. — Die Schrottpreise sind weiter stark in die Höhe gegangen.
Am 4. X. wurden für Kernschrott 24 000 M, für Späne 20 500 M, beides
frei Essen, und für Maschinengußbruch 30 000 M/t frei Berlin notiert.
Blei. — Die Rheinisch-Westfälische .Bleihändlervereinigung hat die
Lagerpreise für gewalzte und gepreßte Bleifabrikate ab 5. X. auf 30 000 M
je 100 kg erhöht.
Zink. — Von der Rheinisch-Westfälischen Zinkblechhändler-
vereinigung sind die Lagerpreise auf 34 000 M/100 kg hinaufgesetzt worden.
Edelmetalle. — Der Berliner Markt notierte am 4. X. Gold mit
1280 bis 1300 M/g, Platin mit 6500 M/g und Silber mit 46000 bis
48000 M/kg.
Zement, — Die Höchstpreise für Lieferungen an die privaten Ab-
nehmer sind ab l. X. im Gebiet des Norddeutschen Zementverbandes auf
69 639 M, beim Rheinisch-Westfälischen Zementverband auf 67 639 M und
im Gebiet des Süddeutschen Zementverbandes auf 71639 M/lOt erhöht
worden.
Gummi. — Der Markt war weiter fest. London notierte am 2. X. für
Crepe und Sheets loco 814 d/lb.
Schellack. — Für T. N. Orange werden z. Zt. 2500 M/kg verlangt.
Baumwolle. — Die New Yorker Notiz ist wieder etwas schwächer
und lautete am 4. X. auf 20,80 cts/lb. Liverpool notierte am gleichen Tage
11,87 d/lb und Bremen 1089,20 M/kg. — Die Stuttgarter Garnbörse von
Ende September verzeichnete weitere Preissteigerungen, u. zw. für Baum-
wollgarn um 50 bis 60 M/kg und für Gewebe um 5 bis 15 M/m.
Benzol, — Nach Festsetzung durch den Benzol-Verband, Bochum,
betragen die Kleinverkaufspreise von Tetralitbenzol seit dem 27. IX.
130 M, von Lösungsbenzol II seit dem 1. X. 120,50 M und von Sch wer-
benzol dsgl. 67 M/kg ab Hauptverkaufsstelle.
Öle und Fette. — Die Nachfrage nach Mineralölen ist bei steigenden
Preisen sehr lebhaft. Die Zufuhren nach Hamburg betrugen in der Berichts-
woche etwa 8000 tons. Der Zoll stellte sich in der Woche vom 4. bis 10. X. für
Mineralöle auf 4140M, für Fette auf 4878,20M und für verfettete Öle auf 4968
M je 100 kg. Im einzelnen wurden verlangt: für Heißdampfzylinderöl,
Fip. 280/3300, 5 und 9 $; für'Sattdampfzylinderöl, Flp. 230/270°,
4 und 5,50 $; pennsylvanische Maschinenölraffinate, Visk. 3 bis 10
bei 50°, Flp. über 200°, 5 und 9,50 $, dsgl. amerikanische, Visk. 3 bis ł0
bei 50°, Fip. unter 200°, 5 und 8 $; Spindelölraffinate, Visk. 2 bis 7
bei 20°, Flp. unter 200°, 4 und 5 $; hellgelbes Maschinenfett, Tropfp.
75/95°, 6,50 und 8 $/100 kg Reingewicht, lose und unverzollt. — Polnisches
Gasöl mit 10 000 Kal. kostet z. Zt. unverzollt ab Grenze 140 poln. M/kg.
— Leinöl wird aus Holland mit 42 Gid/100 kg angeboten; der deutsche
Markt fordert 345 M/kg. — Rizinusöl 1. Pressung kostet 425 M und Ware
2. Pressung 400 M/kg. — Terpentinöl liegt in Amerika sehr fest; New
York notierte am 5. X. 136 cts/Gallone.e. Am Hamburger Markt werden
im Großveorkehr für amerikanische Ware 885 M und für französische 880M/kg
verlangt. — Petroleum notierte am 5. X. in New York in Cases 16 cts
und Standard wite 12,5 cts/Gallone.
Metallhalbfabrikate. — Nach Bericht der Rich. Herbig & Co.,
G. m. b. H., Berlin, betrugen die Verbands-, Grund- und Richtpreise je
l kg am 4. X. unverbindlich für Aluminiumbleche, -drähte, -stangen
986 M, Aluminiumrohr 1200 M, Kupferbleche 847 M, Kupferdrähte,
-stangen 827 M, Kupferrohre o. N. 857 M, Kupferschalen 927 M, Messing-
bleche, -bänder, -drähte 900 M, Messingstangen 700 M, Messingrohre o. N.
1120 M, Mesing-Kronenrohr 1250 M, Tombak (mittelrot) -bleche, -drähte,
-stangon 1116 M, Neusilberbleche, -drähte, -stangen 1430 M, Schlaglot
860 M.
Altmetalle. — Am 4. X. wurden am Berliner Markt folgende Preise
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 495 bis 505 M, unver-
zinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 490 bis 500 M, Maschinenrotguß, handels-
üblich und tiegelrecht, 390 bis 400 M, Messingzünder, pulver- und eisenfrei,
305 bis 315 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 430 bis 440 M,
Mn nn TE nn EE
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 41.
18. Oktober 19232.
reine, weiche Messingblechabfälle 400 bis 410 M, Schwermessing, handels-
üblich, 290 bis 300 M, Messingschrraubenspäne, handelsüblich, 270 bis 280 M,
altes Weichblei 155 bis 165 M, Zinkzünderlegierungen 185 bis 195 M, Alt-
zink, handelsüblich, 185 bis 195 M, Reinaluminiumblechabfälle (98/9925
590 bis 800 M/kg in geschlossenen Quantitäten und Ye Nester den
Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg.:
Metall .6X | 4X 2 xX
Elektrolytkupfer (wire bars,)
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . . . .... 695,36 656,80 551,95
Originalhütienrohzink
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom.| 315,76 270,26 234,10
Raffinadekupfer 99/99,3%, .| 575—585 560 —575 480—490
Originalhüttenweichblei . . .| 220—230 220—230 185—190
Originalhüttenrohzink, Preis im l
freien Verkehr . . .. . . | 385—395 370—380 315—325
Plattenzink (remelted) von
handelsüblicher Beschaffenheit] 290—300 280—290 235—245
Originalhüttenaluminium
98/99% in Blöcken, Walz- oder
Drahtbarren ...... er 84 833 707
dgl. in Walz- od. Drahtbarren
2) E E E N E E E 850 839 713
Zinn, Banka, Straits, Austral.
in Verkäuferswahl . . . . . .| 1570—1580 | 1540—1550 | 1290—1300
Hüttenzinn, mindestens 99%, . .| 1540 —1550 | 1515—1525 | 1260-1270
Reinnickel 98/99% ..... 1339—1340 ; 1280—1300 | 1090—1100
Antimon-Regulus ...... 220—230 | 225-235 | 180—185 |
Silber in Barren rd 900 fein für
l kg feini o oya
R - KR 00
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal‘ am
29. IX. 1922 für l ton (1016 kg) notiert:
d € 8 d
*Kupfer: best selected. ........ 6 0 Obs & 0 0
e eleotrolytice ..... å 71 100, 210 0
a wire bars . . 2. 2 2 2 2 02.0 . 32 10 0 p -= - —
Y standard Kasse. ...... 68 7 6, 4 0 0
e e 3 Monate ..... 64 7 6 „ 6t 10 0
Zinn: standard Kasse . . . . 2.2.2... 163 7 6 „ 163 10 0
„ „ 3 Monate . . . 2... 164 10:0 y 164 12 6
MR Straita. ans a at ee 164 0 0 „ 14 2 6
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 4 17 6 „ 24 5 0
» gew. engl. Blockblei. ....... 26 2 6 Bei tia
Zink: gew. Sorten . . 2.222.200 0. 210 O „ 32 2 6
ji remelted . . 22 2202000. 311 0 0 ee
"a engl. Swansea . . 2.2 200. 32 17 6 lieferbar Swanses
Antimon: engl. Regulus gew. Sorten . . 27£/29 £10 s».
Aluminium: 98 bis 99% .. .. . . . 93 £ (In- und Ausland).
Nickel: 98 bis 99% garantiert . .... 140 £ (In- und Ausland).
Wismut: je Ib. su, ..r u 20 u: 8% 10 s».
Platin: nominal je Unze ... . ..... 25 £.
Quecksilber : nom. für die 75 l!be.-Flasche 13 £ 5 s.
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6d/l3 s.
In New York notierten am 7. X. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00;
Eisen 32,50; Blei 6,50, Zink 6,67, Zinn 33,00 cte/lb.
®) Netto.
Bezugsquellenverzeichnis.
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nich!
Derlicksichtigtberden.) Í
Frage45: Wer fertigt an a) Zeitfernschalter mit Uhrwerk für
Brenndauer von 1 bis 5 min für Treppenhausbeleuchtung,
b) Zeitfernschalter mit Uhrwerk, etwa 30 bis 35 Tage gehend,
für die automatische Einschaltung bei Dunkelwerden und Nacht-
betrieb für eine Brenndauer von 1 bis5 min?
Frage 46: Wer stellt einfachen Handapparat für Punkt- °
schweißung her, mit oder ohne Widerstand, wie an den Gestellen für
Lampenschirme erforderlich?
Frage 47: Wer stellt elektrische Lötkolben in schwerer Aus-
führung 1,5 bis 2 kg (große Kupferkolben) her?
Frage 48: Wer fabriziert und liefert die Schmidtsche Patent-
waschmaschine?
Frage 49: Wer stellt Abhöreinrichtungen für Anker zur Aut-
findung kurzgeschlossener Windungen her?
Abschluß des Heftes:
7. Oktober 1922.
en nn
12. Oktober 1922. 1280 a
Elektrotechnische Zeitschrift., 1922. Heft 41.
Teuerungszuschläge
der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie.
Nur für das Inland Gültig vom 5. X. bis
und erhöhte Grundpreise, 11. X. 1922.
Festsetzung Nr. 68 (grün).
Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen eind.
Festsetzung Nr. 68A (gelb).
A.
Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der
Versandbereitschaft gleichzuachten.
Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft.
B.
Abweichend hiervon gelten für
Maschinen über 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Zubehör, Transformatoren über 100 kVA, Apparate für
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, Vollbahn:Triebwagen,
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen:
Bereehnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage der
geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die
Anzahl dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zu-
schläge zählen mit.
Zahlung. Mindestens 50°), des Bestellwertes am Bestelltage. Diese 50°% sind aufzufüllen nach Ablauf.
von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 600/, } des sich jeweils nach
ua 12 no i i „ 70%, x der Berechnung unter
n Jae w m n „ 75% J B ergebenden Preises.
Rest bei Versandbereitschaft.
C.
Andere Berechnungsformeln bzw. Zahlungsbedingungen haben: Telegraphie und Fernsprechwesen.
Die Teuerungszuschläge sind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden,
bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt, wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.)
Teuerungs- Teuerungs-
Gegenstand zuschlag Gegenstand AUSCHIAR
% la
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh 13. Kondensationsarlagen und Wärmeaustauschapparate
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus‘ BEIN I. a: ar a ar Be na re r . 16 500
fübrungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind. |
1. Be bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20kVA a Zubehör zu Maschinen.
i Generatoren... o e s soa eso 17 000 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
ı 2 über 20bis 100kW bzw. über 20 bis 100k VA nn -für Einphasenmotoren, Tret., Webstuhl-, Sterndreicok:
bei Generatoren. . . . 0. 2... ee Umdr. 17 500 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl. Selbstanlasser
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 17 000
Taloren.. 2000 nn 18 000 15. Schützenstewerungen, selbsttätire Anlaß- und Regulier-
Sonderausführungen. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
d. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . . a sce. 17 000 steuerung, Bremsmagnete . . . 2 2 2 sos sess 17 500
ð. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . ... . 15 500 16. Gleitschienen, Verankerungen . . Serrar en. 16 500
õa. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 16 500
stung von 4 kVA bis 35kVA, Widerstandsstumpfsch weiß-
maschinen mit einer Dauerleistung von4kVA bis 120k VA Bahnmaterial.
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung . . |7 15500
Dauerlelstung . . . . n =. » a a 20 2a au 11 000 elektr. Bremsen \ über 150 kW Br ai 17 500
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 17a. Bahntransformatoren . . 2 2 2 ss s ss s es so 17 500
„ Pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . 17 000 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige
í. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . 2 2 2 22.2. 11000 Aggregate) es en een een nenn 17 000
& Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 17c. Hilfsmiotoren 2 2 . om Ver. 17 000
Motortragen, Motorwagen . . 2 2 222000 17 000 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr.
9 Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, materialien für Balınfahrzeuge De e ae len ya fe 15 500
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 15 500
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
bezogen auf 1000 Umdr. . . . 2 2 2 220. re 17 000 hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
Dampfturbinen. i vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
. Turbosätze, bestehend aus tiven für Bergbau und Industrie. . . . e. 2 2 22 020 15 500
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbehn-
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 16 000 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage un
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie 0
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 21a. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge .......
a Merei a u a a ee re a A 15 500 ARE
IL Turbogeneratoren allein | > 22 2...... 0.57% 16 000 Transformatoren!) und Gleichrichter.
12 Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 17 000
und Turbogebläse allein . . . 2 2 2 22200. i 15 000 IB. E ET 5 j » über 100 kVA .. 17 500
FR un nn
% Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
1280 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Hett 41. 12. Oktober 1922.
Teuerungs-
zuschlag
Gegenstand
Om
23. .Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . . . | 17000
23a. Ersatz-Glaskörper. . . 2 2 2 2 02er nn 3 800
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . . . . 18 000
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen.
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger,
Instrumenten- und Kurbol-Umschalter, soweit nicht in
Gußgehäuse . . 20 0 mer nee ne 16 500
26. Selbettätige Schalter,soweit nicht für Ölfüllung und nicht
in Eisen- oder Gußgehäuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 17 500
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für
Schalttafelbuu ...... DT a 17 000
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 14 500
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
Streokensohalter, soweit nicht für Öl... ... . k4 17 500
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- |
mierte Wanddurchführungen . . . 2... 22220. 17 500
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 14 500
30. Freileitungs-Hömerschalter. . . . . 2 222200. 17 500
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . .... 16 500
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate ... . . . 17 500
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und
Erdungsdrosselspulen) . . . 2 22 202.0. dc 17 500
34. Schutzdrosselspulen . . . . 2 2 2 2220er. 17 000
35. Erdungsdrosselspulen . .. 2.2. 2202222000. 17 500
36. Motorschalttafeln, auch mit selbettätigen Schaltern . . 17 500
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma-
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
Zusammenpassen beim Lieferer. Bome lec hicneh und
Leitungen für ung ab 13. XI. 1921 netto zu
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . 2. 2 2 22.0. 17 500
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . . . . . . 18 100
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 18 100
MeBapparate und Zubehör.
4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Sohalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lations- und Leitungsprüfer ... ..... RING 13 000
4ib. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein-
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel-
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe-
raturme Bgeräte, Schiebewiderstände . . . . 22... 13 000
41c. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . . .. . 13 000
42. Zähler...‘ a‘ TE 11 000
43. Meßwandler und Zubehör . . » 2 2 2 2 se... ; 16 500
Installationsmaterial. ;
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ...... 15 200
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe,
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, Il u. III (Klein-,
Normal- u. Groß-Edison-Gew.) . . . 2 2 2 2 2 23. 9 300
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, Vund VI... ..... 14 000
46. Einteilige Sicherungsstöpseel und Kontaktschrauben . . 9 300
4ba. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit
Umbhüllungen aus Porzellan u. dgl. . ...... 7 14 500
47. Bicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring-
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . . 2 2 2 2... 13 000
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 9 300
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens). . . . 9 300
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß-
gehäuse un ae en en 13 000
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südelawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
zz E T O ey To
To U 2
‘1 Teuerung
Gegenstand zuschlag
%
61. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilci-
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 13 000
52. Zählertafeln, armiertt . . 2 2 2 22 2er ee. 11 700
63. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
-Klemmen u. dgl... 2... 2. 2 20 02er ne 13 000
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes
Installationsmateril . . . 22 2 2 2 20er ne 15 600
55a. Metallfassungen . . . . 2. 22.2... ERERRITEN 14.000
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder
wadu a Al ee ee Weizen a 14 000
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por-
zellan und Isolierstoff .. . . . le ee A ; 14 000
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei-
teiligen Stöpeel aus Zeile 45a und 45b). . . .. . m 14 000
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. —_
Glühlampen.
68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- |} 300 auf die
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). .' |1\ Listenpreis
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom
sowie Telephonlampen. ... 2... 222020. ot 31. VIL R
Telegraphie und Fernsprech wesen.
69a. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) und Läutewerke
(Wecker) sowie Aus- u. Umschalter und Kontaktvorrich-
tungen für Haussignalanlagen als auch Holzdrücker . 7500
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
fache Induktor-Apparate . . . o. a 2: 2 2 2 2 2 ne. 12 590
69%. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . ..... 12 500
69d. Zentralumschalter und Amteeinrichtungen . . ... . 18 200
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 12 500
69%. Apparate für Telegraphie . . . 2 2 2 2 ea 12 500
69g. Kondensatoren für Feinsprechzwecke. . . . 2... 2 000
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . sus are band ..
71. Stöpselschnüre (Privattypen) . .. . . Se rer 9 900
72. Apparatschnüre (Privattypen) . 2 2 2 200000. 4 600
Bogenlampen und Zubehör.
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch -
tungszwicke „zu sen een 12 000
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . 2 2 2.2... 12 000
75. Scheinwerfer (ausgenommen solcho für Heer, Kriegs-
und Handelsschiffe) . . 2 2 2 2 2 m m re mr ran 13 000
76. Widerstände . . 2.2 2er rer rn 14 500
77. Aufhängevorrichtungen . . 2.2: 2 2 2 ren. 11 500
78. Leitungskupplungen . . . 2. 2 2 2 2 2 rer ne. i 12 000
79. Transformatoren und Drosselspulen . . . 2 2... 17 000
Gummifreie Isolierstoffe.
80. Normalplatten . .. 2.22 200er. uw ak 8 500
81. Zäblertefeln, unarmiert . . . 2» 2 2 2 rn re er rn 11 500
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . . . . . 13 000
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung . . . 12500
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
mierte Anschlußklemmen usw.) . . . 2 2 2 2 2 2 a. 13 090
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall
a) mit einem Stückgewicht bis EERE EE a 13 500
b) p» $ über OB. co... 11500
Verschiedenes.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen
vom 5. X. bis 11. X. 1922 mindestens 17000 M für 100 kg ohne Faß.
Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung).
bekanntgegeben werden. Ab 5. X. 1922 gelten die An-
gaben der Ausgabe 20a. Diese .. die wir wegen
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenbandels-
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
Druck von H. 8. Hermann & Co.. Berlin 8W 19, Beuthstr. &.
nn o a a e Å a a ae
aiia
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
Inhalt: Erhaltung der führenden Fachpresse, | Meßgeräteund Meßverfahren, 129. Industrie und Handel. 129. Der Pro-
eine Notwendigkeit für Technik und Industrie, 1281. | Messung sehr kleiner Zeitintervalle durch Ladung zentgehalt deutscher Industrieerzeugnisse an frem-
Technik und Physik auf der Hundertjahrfeier eines Kondensators, den Rohstoffen. — Der deutsche Außenhandel mit
a Daa ar ee “che und Arzte. Von F. Beleuchtung und Heizumg. 1293. Das elektrotechn. Erzeugnissen im August 1922,
Die Untersuchung gepreßter Isollerteile mittels re indet mbilsiniächen Fazie. sikaa ame vige ch I rer Bapa
Druckstempels, Von G. J. Meyer, 1285. Verkehr und Transport. 129, Erfah- 26. IX. 1922. VDE. 1209. Prütstell
Eine graphische Darstellung der Kipperschel- rungen über elektr, Bahnen in der Schweiz. — „4A. 192i. . .„ERMIBLELNG.
nung bel Reihenschaltung von Widerstand, Kon- Straßenbahn Eisenach. Sitzungskalender, 1300,
densator und Eliendrossei und bei Berücksichtigung Fernmrldetechnik. 12%. Der Schein- Rechtspflege. 1300.
des en. 5 akae, k = un an n, Bun: widerstand der Seerückleitung bei Unterseekabeln. Persönliches, 1301, D, Broido, — Hochschul-
r che Zwillingsunterne à nachrichten,
>, als CPTOPT Ora der Städtischen Werke | pe s Kae r bi A sx mr pert OTA AY Literatur. Besprechungen. 1301. H.
Pe ns. on B., Thierbach, 12W, | A ? are i Krauß, Betriebsrat und- Arbeitswissenschaft.
erücksichtigung der Phasenverschiebung bel ge- Verschiedenes., 1295. Bekanntmachung
genseitiger Stromlleferung.e Von O. Schmidt. | betr, Änderung des Gebührenzuschlages der Elektr, Eingänge, 1302.
1292. Prüfämter, Geschäftliche Mitteilungen, 1302.
Rundschau BElektromaschinenbau. | Energiewirtschaft. 1295, Polnisches Warenmarkt, 1308.
1283. Große Gleichstrommaschinen, Elektrizitätsgesetz vom 21. III. 1922, Bezugsquellenverzelchnis. 1304.
HEFT 42 (1281—1304) BERLIN, DEN 79. OKTOBER 1922 43. JAHRG.
DN UDa v E TEE ID aa S DIE MR
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II Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 19. Oktobe
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NE ED
22
1281
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius S pringe r. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 19. Oktober 1922.
Heft 42.
Erhaltung der führenden Fachpresse, eine Notwendigkeit für Technik und Industrie.
Die Spalten der Tageszeitungen sind angefüllt mit Angaben
über die Not der Presse, Führende Zeitungen bringen große Leit-
artikel mit alarmierenden Überschriften: „Zertrümmerung der
Presse”, „der Untergang der deutschen Presse“ usw. Die ungeheure
Steigerung der Papierpreise, die in diesen Aufsätzen angeführt
wird, zeigt jedem, daß es sich hier nicht um blinden Lärm handelt.
Ein Waggon Zeitungspapier kostete im August 1914 2000 M,
im August 1922 279 500 M und im September 700 000 bis 750 000 M.
Welch ansehnliche Summen hier an Papierwert allein heute jedem
Leser zugeführt werden, ergibt. sich leicht.
Der „Fränkische Kurier“ rechnet über 1700 M allein an Papier,
was er nach den Septemberpreisen jedem Leser jährlich zuführt.
Unberücksichtigt bleibt dabei, was für Satz, Druck, Gehälter, Ver-
sand und allgemeine Unkosten geleistet werden muß.
Was für die Tageszeitungen gilt, trifft leider in oft noch
höherem Maße für die großen Fachzeitschriften zu, die besseres
Papier verwenden müssen, um die gute Wiedergabe der notwendigen
Zeichnungen und Photographien zu sichern. Was die Steigerung
der Papierpreise allein für die „Elektrotechnische Zeitschrift” aus-
macht, das zeigen wenige Zahlen.
Für den Jahresbedarf an Papier wurden 1914 55 000 M bezahlt,
die Septemberpreise zugrundelegend, ist heute mit einem Jahres-
bedarf von 41 Millionen zu rechnen, d. h. der Verlag liefert bei der
unse von 24000 jedem Bezieher an reinem Papierwert jährlich
í í »
Weitere Steigerung des Papierpreises wird in Aussicht gestellt.
Hinzu kommen die gewaltigen Steigerungen für Satz, Druck, Anfer-
tigung der Figuren usw.
Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei den anderen führenden
technischen Zeitschriften wie „Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure”, „Stahl und Eisen“, „Glückauf“ usw. Daß diese Zeit-
schriften, wenn anders sie ihr Erscheinen nicht aufgeben wollen,
auf sehr wesentliche Erhöhung ihrer Einnahmen bedacht sein
müssen, ist selbstverständlich.
Das Schwergewicht der Einnahmen liegt im Änzeigenwesen.
Es gibt in der Welt keine technische Zeitschrift, die ohne Anzeigen
leben könnte. Insofern ermöglicht erst die Industrie mit ihren
Anzeigen die weite Verbreitung der großen technischen Zeit-
schriften zu billigen Preisen, die mit ihrem reichen Inhalt ihrerseits
wieder so ungemein viel zu der großen technischen und industriellen
Entwicklung beigetragen haben. Der Anzeigenteil selbst bietet
vielseitige Anregung und dient der notwendigen und würdigen Re-
präsentation der deutschen Industrie im In- und Auslande. Auch
diese Wertung wird von den führenden Männern unserer Industrie
nicht unterschätzt. l
Die großen wissenschaftlichen Fachzeitschriften sind heute
unentbehrlicher als je. Deshalb ist zu hoffen, daß die auch in dieser
Richtung sich ihrer Verantwortung bewußten Führer unserer In-
dustrie alles tun werden, um auch in dieser schweren Zeit die Fort-
führung der Zeitschriften zu ermöglichen. Die Anzeigenpreise
müssen naturgemäß der schwindenden Kaufkraft der Mark zu folgen
suchen. Sie haben heute erst das 150-fache der Friedenszeit
erreicht, während das Papier schon das 400-fache seines Friedens-
preises überschritten hat,
Daneben werden sehr erhebliche Erhöhungen der Bezugspreise
ganz unvermeidlich sein. Die Mitgliederbeiträge der großen Ver-
eine, in denen kostenloser Bezug der Zeitschriften eingerechnet ist,
sind bisher erst um höchstens das 15-fache gestiegen. Unbedingt
nötig ist natürlich auch, daß Schriftleitungen und Verfasser in noch
höherem Maße als bisher bemüht sind, auf dem leider so kostbar
gewordenen Papier nur das Wertvollste und Wichtigste zu drucken.
Wenn so alle Kreise in dieser Zeit schwerster Bedrängnis,
durchdrungen von dem Gefühl, daß wissenschaftliche ernste Zeit-
schriften unentbehrlich sind für Deutschlands Technik und In-
dustrie, an ihrer Erhaltung mitarbeiten, wird und muß auch das
Ziel sich erreichen lassen. ;
Technik und Physik auf der Hundertjahrfeier der Deutschen Naturforscher und Ärzte.
l Von F. Trautwein, Berlin.
Übersicht. Es wird über die Vorträge und Vorführungen auf dem
diesjährigen Naturforschertag aus dem Gebiet der Technik und Physik,
soweit sie für den Elektrotechniker von Bedeutung Sind, berichtet.
. Die diesjährige Versammlung deutscher Naturforscher und
Arzte vom 17. bis 24. IX. in Leipzig hatte eine besondere Bedeu-
tung. Vor hundert Jahren hatte Lorenz Oken, Professor der
Naturkunde in Jena, zum erstenmal zu einer Versammlung deut-
scher Naturforscher und Ärzte zum Zwecke gegenseitiger Aus-
sprache über gemeinsame wissenschaftliche Interessen aufgefor-
dert. Eine kleine Schar von deutschen Gelehrten war dem Ruf nach
leipzig gefolgt, und somit bedeutet die Tat Okens die Gründung
einer Vereinigung, die jetzt nach 100 Jahren durch eine von über
“00 Teilnehmern besuchte Versammlung vor der ganzen Welt be-
kunden konnte, was deutscher Forschergeist auch in den schwersten
Zeiten des Vaterlandes Hervorragendes zu leisten vermag. Diese
(sedanken und die feste Zuversicht auf die Zukunft deutscher natur-
wissenschaftlicher Forschung bildeten den wesentlichen Inhalt der
Eröffnungsansprachen, die von dem 1. Geschäftsführer der Jahr-
hundertversammlung, Prof .Dr. Strümpell-Leipzig, den Vertretern
der Behörden und dem 1. Vorsitzenden der Gesellschaft deutscher
Naturforscher und Ärzte, Prof. Dr. Planck-Berlin, gehalten wurden.
Mit besonderer Begeisterung wurde der schwedische Naturforscher
Sven Hedin begrüßt, der in ergreifenden Worten die Bedeutung der
deutschen Wissenschaft für die ganze Welt würdigte und ihre Trä-
ger ermunterte, den Glauben an die Zukunft nicht zu verlieren.
Über die Eröffnungsreden sowie die allgemeinen Vorträge über
Relativitätstheorie, Wiederherstellungschirurgie, Vererbungslehre,
lektrolytwirkungen im Organismus und geophysikalisch-geogra-
phische Themata ist in den größeren Tageszeitungen bereits das
berichtet worden, was für den Techniker als Fachmann und Mensch
davon von Interesse ist. In den 37 einzelnen Fachabteilungen wurde
durch Vorträge, Vorführungen und Diskussionen eine umfangreiche
Arbeit geleistet, die in der Gesamtheit kaum überblickt werden
kann. Wohl nicht allein wegen der hoben Kosten, sondern auch
wegen der Vielgestaltigkeit der in den einzelnen Abteilungen be-
handelten Gebiete der Wissenschaft soll von einer Gesamtveröffent-
lichung aller Vorträge abgesehen werden, Lediglich die allgemei-
nen Vorträge sollen als Sitzungsbericht der Jahrhundertfeier deut-
scher Naturforscher und Ärzte gedruckt werden und demnächst im
Buchhandel erscheinen. Die übrigen Vorträge erscheinen in den
Fachzeitschriften der einzelnen Gruppen, u. zw. für die Abteilung 2,
reine Physik, in der „Zeitschrift für Physik“, für die
Abteilung 3, technische Physik und Elektrotechnik, in der „Zeit-
schrift für technische Physik“.
Außer den Vorträgen boten die Ausstellungen und Vorführun-
gen viel Anregung, für den Techniker besonders die Ausstellung
„Industrie und Wissenschaft“. Dort zeigte die Firma Siemens
& Halske A. G. eine Bestrahlungsanlage neuester Ausführung
zum gleichzeitigen Betrieb zweier Röntgenröhren mit konstanter
Gleichspannung von 200 kV. Die erforderlichen Transformatoren,
Glühkathodengleichrichter, Blockkondensatoren, Schaltvorrichtun-
gen usw. sind in einem großen bleiarmierten Pavillon unterge-
bracht, um Ärzte und Bedienungspersonal gegen Röntgenstrahlen,
Hochspannung und nitrose Gase zu schützen. Die beiden Röntgen-
röhren sind in nach zwei gegenüberliegenden Seiten des Pavillons
weit ausladenden Bestrahlungskästen untergebracht, aus denen die
Strahlen durch eine Blende austreten. Neu ist ferner das zugehörige
1282
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42
19. Oktober 1922.
Meßgerät für die Dosierung der Röntgenstrahlen, mit Hilfe dessen
in einer Ionisationskammer entstehende Ströme von der Größen-
ordnung 10-1! A gemessen werden, u. zw. durch Bestimmung des
Spannungsabfalls an einem hohen Widerstand durch ein hoch-
empfindliches Elektronenröhrenvoltmeter. Die Bedienung des
Meßgeräts ist sehr einfach, die Ablesung geschieht an einem ge-
wöhnlichen Zeigerinstrument.
Die Firmen Reiniger, Gebbert & Schall A. G., Er-
langen, und Veifa-Werke A. G., Frankfurt (Main), stellten
zwei moderne Tiefentherapieapparate aus, den Neo-Intensivapparat
nach Prof. Dr. Dessauer für Zwei- und Mehrröhrenbetrieb bei
einer Tiefenleistung von 250 kV und 20 mA für Dauerbetrieb sowie
den sogenannten Symmetrieapparat, ein Therapiegerät mit Induk-
tor und Unterbrecher für hohe Leistungen, Ferner wurden zahl-
reiche Hilfsgeräte für Röntgendiagnostik und sonstige elektro-
medizinische Zwecke vorgeführt.
Große Leistungsfähigkeit auf dem Gebiete des Apparatebaues,
insbesondere für Laboratoriumszwecke, bewiesen die Ausstellun-
gen des Verbandes deutscher Firmen für Labora-
toriumsapparate E. V. und zahlreicher kleinerer Firmen.
Am stärksten war die optische Industrie vertreten. Carl
Zeiß, Jena, zeigte einen 3 m hohen Refraktor von besonders
hoher Präzision und viele kleinere optische Geräte, ferner einen
Strahlungsmesser von außerordentlich hoher Empfindlichkeit. Die
Wärmeausstrahlung einer Hand in ziemlicher Entfernung genügt,
um einen merklichen Galvanometerausschlag hervorzurufen. Die
Empfindlichkeit der verwendeten Thermoelemente ist zehnmal so
eroß als bei der üblichen Kombination Eisen-Konstantan. Als
Stromzeiger dient ein Schleifengalvanometer, welches bei genügen-
der Stromempfindlichkeit außerordentlich unempfindlich gegen
Erschütterungen ist, so daß es auch auf Schiffen z. B., um das Her-
annahen von Eisberzen anzuzeigen, Verwendung finden kann.
Sehr umfangreich war ferner die Ausstellung der C.P.Goerz
A. G, Berlin, die Reflektoren, Refraktoren, photographische
Apparate, Kinematographen, Objektive, Ferngläser, besondere Kon-
struktionen von Kalorimetern, Refraktometern und anderen Ge-
räten für wissenschaftliche Untersuchungen zeigte.
Die Emil Busch A. G, Rathenow, und noch mehrere
andere optische Firmen trugen ferner zu dem (Gesamtbild über die
Leistungsfähigkeit der deutschen optischen Industrie in sehr be-
achtenswertem Umfange bei.
Der übrige Teil der Ausstellung betraf im wesentlichen die
medizinische und pharmazeutische Industrie.
Im folgenden soll nun über die Vorträge der Abteilungen 3 (tech
nische Physik und Elektrotechnik) und 2 (reine Physik) in dem
Umfange, als sie für den Elektrotechniker von Interesse sein dürften,
berichtet werden.
Gerdien, Berlin: Eine Bogeulampe von großer
Flächenhelligkeit. Im Forschungslaboratorium von Sie-
mens & Halske wurde die Gasentladung zwischen den Elektroden
eines in Luft brennenden elektrischen Lichtbogens untersucht, der
durch ein metallisches, an der Oberfläche mit Wasser gekühltes
Diaphragma von wenigen Millimetern lichter Öffnung eingeschnürt
wird. Bei hinreichend hoher Belastung sendet der eingeschnürte
Teil des Bogens Licht aus, das auf den 20- bis 50 fachen Betrag der
Flächenhelligkeit des gewöhnlichen Lichtbogens ansteigt. Ein
Übertreten des Lichtbogens auf die Kühlflächen kann wegen ihrer
niedrigen Temperatur nicht eintreten. Der Kühlwasserverbrauch
ist ziemlich gering (einige cm?/s).
Graf v Arco, Berlin: Moderner Schnell-
empfang und Schnellsender. Die Aufgabe des draht-
losen Schnell&empfangs ist durchaus nicht auf die Konstruktion
eines besonders empfindlichen und schnell arbeitenden Empfängers
beschränkt, sie umfaßt vielmehr einen großen Komplex von Einzel-
fragen. Auf die Stromempfindlichkeit des Geräts zum Hörbar- oder
Sichtbarmachen der Zeichen (Telephon, Morseschreiber, Schnell-
schreiber, Syphonrecorder, Typendrucker) kommt es nicht einmal
so sehr an, nachdem es mit llilfe der Elektronenröhren gelungen
ist, die Empfangsströme beliebig zu verstärken. Was von dem mo-
«dernen Empfänger gefordert werden muß, ist hohe Selektivität hin-
sichtlich der Wellenlängen und Befreiung von den Einflüssen atmo-
sphärischer Störungen. Die Wellenselektivität wird bei dem Ver-
fahren der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie erreicht durch
scharfe Abstimmung, Dämpfungsreduktion, Sperrkreise und be-
sonders durch die doppelte Überlagerung, wobei eine Interferenz-
frequenz über Hörgrenze (10000 Schwingungen in der Sekunde)
erzeugt. wird, innerhalb deren nochmals durch scharfe Resonanz
und Dämpfungsreduktion die Selektion gesteigert wird. Danach
wird auf Hörfrequenz überlagert und noch eine akustische Selek-
tion angewendet und erst dann über Gleichriehter zum Schreib-
empfänger übergegangen. Geht man mit der T'elegraphiergeschwin-
digkeit sehr hoch — und grundsätzlich kanu man sie ja in der draht-
losen fast beliebig hochtreiben, da keine Trärheitserscheinungen
wie bei Kabeln in Frage kommen —, so kommen bei hoher Dämp-
fungsreduktion die Aufschaukelzeiten bereits in Betracht, so daß
der Selektion hier Grenzen gezogen sind. Es bietet sich hier in der
Verwendung scharf gerichteter Rahmenantennen ein weiteres
Hilfsmittel, das zugleich weitgehend zur Ausscheidung atmosphä-
-oder für Forschungszwecke dienen
rischer Störungen geeignet ist. Man verwendet bei dem modernen
Schnellempfänger nicht nur die einfache Braunsche Rahmen-
antenne, sondern man kombiniert sie mit einer offenen zur Erzie-
lung einseitiger Richtwirkung.
Der hohen Selektivität des Empfängers entspricht auf der
Senderseite die absolute Konstanz der Wellenlänge. Sie ist beim
Röhrensender gewährleistet, indes kommt der Röhrensender für
Großstationen zur Überbrückung transozeanischer Entfernungen
wegen der hohen Betriebskosten heute noch nicht in Frage. Der
Poulsensender scheidet (nach Ansicht des Vortragenden) wegen
der schlechten Wellenkonstanz für den Schnellverkehr aus. Nach
dem heutigen Stande der Technik kommt also nur der Maschinen-
sender in Betracht. Die genaue Konstanthaltung der Umdrehungs>-
zahl der Maschine — die zulässigen Schwankungen dürfen höch-
stens + 0,5 %/o betragen —, die für die Konstanz der Wellenlänge
erforderlich ist, ist ein verhältnismäßig schwieriges technisches
Problem, das jedoch heute als restlos gelöst betrachtet werden kann.
In Amerika wird von Alexanderson ein Verfahren verwendet, da:
auf der Stromänderung in einem abgestimmten Sekundärkreis bei
Änderung der Erregerfrequenz beruht. In Nauen wird ein wesent-
lich empfindlicheres Verfahren, die Methode des „Phasensprungs“
nach Patenten von Riegger (Siemens & Halske) angewendet, das
auf der Phasenänderung in einem Resonanzkreise beruht, die mit
Hilfe eines als Phasenindikator dienenden Systems von 2 Elek-
tronenröhren in Verbindung mit einem Differentialrelais und
Zwischenrelais zum Ein- und Ausschalten von Widerstand im
Rotor des Antriebsmotors für Regelung der Umdrehungszahl dient,
Die Anordnung wurde von dem Vortragenden durch einen Ver-
such demonstriert. Der Ausgleich der Belastungsänderungen bri
Tastendruck und Leerlauf wird gleichfalls durch Einschalten von
Widerstand im Rotorkreise des Motors während der Tastpausen
herbeigeführt. Der Vortragende ging ferner auf das Wesen und
die Bedeutung des Duplexbetriebes ein, den er an Hand zahlreicher
Liichtbilder erläuterte. Zum Schlusse führte er den Empfang einer
amerikanischen Großstation vor, wobei die Zeichen in Geltow auf-
genommen und zum Endempfang auf ein Relais geführt waren, da-
eine kleinere Sendeanlage in Nauen von neuem steuerte, wodurch
eine für den Empfang mit einfacheren Vorrichtungen in Leipzig
ausreichende Lautstärke erzielt wurde,
Löwe, Jena: ÜberoptischeBeiriebskontroll:.
Um gleichmäßig gute Ware zu erzeugen, zieht die Industrie
alle zweckmäßigen Hilfsmittel heran. Einkauf bester Rol-
stoffe, Benutzung der geeignetsten Maschinen und der vorteilhafte-
sten Fabrikationsmethoden genügen aber noch nicht, um das hohe
Ziel zu erreichen. Es kommt darauf an, alles Minderwertige wäh-
rend des Fabrikationsganges so früh als möglich zu erkennen un!
sofort auszuscheiden, und das allmählich entstehende Erzeugni:
Schritt für Schritt zu prüfen, so daß bei der letzten Prüfung, der-
jenigen der fertigen Ware, kein Ausschuß erkennbar ist.
Diese fortlaufende Prüfung ist die Betriebskontrolle. Sie hal
eine große Fülle von physikalischen Beobachtungs- und Meßver-
fahren in den Dienst gestellt, chemische, mechanische, elektrisch,
akustische und optische. Eine Auswahl der optischen Methoden
der Betriebskontrolle, wie sie in Betrieben der chemischen uni
keramischen Industrie, in Eisenhütten und optischen sowie fein-
mechanischen Werken, in Maschinenbau und der Textilindustrie,
im Gährungsgewerbe wie in der Zuckerindustrie, kurz in alleı
Zweigen der Industrie üblich sind, bildete den Gegenstand des
Vortraxges, der durch zahlreiche Abbildungen der jüngsten Modelle
von Prüfgeräten optischen Charakters erläutert wurde.
Die Längeumessungen zur Prüfung von Längen, Dicken oder
Tiefen werden mit Meßmikroskopen, Tiefentastern und Feinmeö-
schraublehren auf 100stel Millimeter genau ausgeführt; der Kom-
parator, der Werkstattdickenmesser und das ÖOptimeter liefern da-
gegen noch das 1000stel Millimeter, das man im Gresichtsfeld des
Optimeters z. B. abzählen kann, wie die Zinken an einem Kamn.
Die genannten Apparate dienen vorwiegend der dauernden Nach-
prüfung der Lehren, mit denen wiederum der Arbeiter jedes einzelne
Stück einer Serie gleichartiger Teile, z. B. Spindeln, prüft. — Mii
Kolorimetern wird in der Stahlindustrie der Kohlenstoffgehalt, der
den Stahl vom Eisen unterscheidet, festgestellt, oder der Mangan-
gehalt in Spezialstählen. Die Mälzereien prüfen die Färbekraäft
ihrer Produkte in gleicher Weise. Der Farbenmesser setzt die
Textilindustrie, die Lackfabriken und Papierfabriken in den Stand,
dauernd gleichmäßig gefärbte Ware herzustellen oder anderer-
seits das Ausbleichen neuer Farben zahlenmäßig zu verfolgen.
_ Die Polarimeter zeigen in Zucker-, Malz-, Stärkelösungen dir
Konzentration an, die z. B. durch Eindampfen zu-, dureh Vergä-
rung abnimmt, und geben dem Leiter des Betriebes Tag und Nathi
wertvolle Winke für die Betriebsführung,
Das Spektroskop meldet minimale Spuren von Verunreinigun-
gen, 2. B. einen Gehalt von t/o Blei in sonst reinem Kupfer, un-
trüglich durch markante Spektrallinien; als Beleg für Streitfällr
die photographischen Auf-
nahmen der Spektren mit Hilfe moderner Spektrographen, die in
der Film- und Plattenindustrie die Qualität neuer Emulsionen auf-
sorgfältigste registrieren. Seltene Mineralien, Staub, verraten
ihre Zusammensetzung dem kundigen Spektroskopiker. — Dice
große Gruppe der Refraktometer dient eigentlich zur Messung de:
Lichtbrechung von Gläsern, Ölen, Lösungen usf., aber diese theore-
19. Oktober 1922.
tisch anmutende physikalische Zahl hat einen eminent praktischen
Wert; sie gibt Aufschluß über die Reinheit oder Verfälschung von
kohprodukten, z. B. Ölen, über den Konzentrationsgrad von Lösun-
zen, über Wasserzusatz zur Milch, über die Stammwürze von
Bieren, den Wassergehalt von Zuckersäften, Sirup, Kunsthonig,
Marmelade. Eine verfeinerte Form der Refraktometer macht von
der Erscheinung der Interferenz Gebrauch — Interferometer —,
um mit einer 1000 mal höheren Genauigkeit die Reinheit von Gasen,
etwa von elektrolytisch hergestelltem Wasserstoff, nachzuweisen,
aler die Anreicherung der Betriebsluft an geruchlosen, aber ge- `
fährlichen Bestandteilen, oder die Annäherung der Luftzusammen-
setzung, z. B. in Betriebsräumen mit Ätherdampf, an der Grenze
Jer Explosionsgefahr, schließlich zur Vermeidung von Betriebs-
störungen durch allmähliche Veränderungen des verarbeiteten Gas-
zemisches oder durch Undichtigkeit von Leitungen.
Die Ermittelung der Wärmeausdehnung von Glasschmelzen
durch Interferenzmessungen schuf die Grundlagen für die deutsche
Thermometerindustrie und die Herstellung des Geräteglases für
Chemiker. Zu den allerfeinsten Längenmessungen im Maschinen-
bau dient der Interferenzkomparator, mit dem man das "/ıooo Milli-
meter mühelos noch in 20 Teile teilen kann. So verhilft ein Zweig
ler Physik, die messende Optik, an ihrem Teile der gesamten Indu-
strie zu einer wirksamen, unbestechlichen Betriebskontrolle, der
Grundlage für die Erzeugung von Qualitätsware.
Schröter, Berlin: Edelgas-Vakuumsiche-
rungen. Die zum Schutz gegen Überspannungen hauptsächlich
in Fernmeldeanlagen verwendeten Vakuumsicherungen (Luftleer-
Blitzableiter) älterer Bauart ergeben infolge der Kombimation:
verdünnter Stickstoff-Graphitelektroden, ein zu hohes Durchbruch-
potential und leiten daher schädliche Ladungen unterhalb etwa.
300 bis 400 V nicht ab, so daß die Linie nicht nur bei direkter Be-
rührung mit Starkstromleitungen gebräuchlicher Spannung (100
bis 250 V) ungesichert bleibt, sondern auch durch Influenz, Induk-
tion oder atmosphärische Aufladung hervorgerufene Wander-
wellen, deren Scheitelwert die Durchbruchspannung der Vakuum-
röhre nicht: erreicht, Isolationsdurchschläge, Brände oder heftige
Knallgeräusche im Fernhörer verursachen können. Vortragender
hat das Minimum-Funkenpotential der Kombination Edelgas-Al-
kalimetall besonders in seiner Abhängigkeit von der Oberflächen-
reinheit des Kathodenmaterials, sowie von Elektrodenform und
-zröße untersucht. Die Raumerfüllung des elektrischen Feldes
zwischen den Elektroden beeinflußt das Minimum-Funkenpotential
wesentlich in dem Sinne, daß cs um so tiefer herabgeht, je größer
das von den Kraftlinien durchsetzte Volumen des Gases ist. Das
Paschensche Gesetz über die Abhängigkeit des Zündpotentials von
Druck und Elektrodenabstand erscheint als Grenzwert einer außer-
dem noch den Querschnitt des elektrischen Feldes als dritte Ver-
änderliche enthaltenden Funktion, der nur bei Gasen mit vorzug=-
weise unelastischem Elektronenstoß auch bei kleinen Elektronen-
geschwindigkeiten verwirklicht ist. Durch Beachtung der maß-
£ebenden Faktoren gelang es, das Zündpotential auf weniger als
% V herabzusetzen und sichere Lichtbogenbildung bei dieser Span-
nung zu erhalten, so daß die gefährdeten Apparate von der Linie
bei dauernder Einwirkung von Starkstromspannungen mittels
Schmelzstreifen abgetrennt werden können bzw, die Röhren im
Nebenschluß zum Fernhörer liegend, Spannungsunterschiede,
welche Knallen hervorrufen können, infolge Bildung eines Kurz-
sehlußlichtbogens nicht aufkommen lassen. Dadurch wird der er-
strebte Schutz vollkommen erreicht.
E. Schmidt, München: Untersuchungen über
Fundamentschwingungen. Es wurde der Einfluß des Fun-
damentes und die Wirkung dämpfender Unterlagen auf die Ent-
stehung von Fundamentschwingungen untersucht und ein Meß-
verfahren angegeben, mit dem sowohl das. Verhalten von Funda-
menten als auch von dämpfenden Unterlagen untersucht werden
kann. Für jeden Freiheitsgrad des Fundamentes erhält man eine
charakteristische Funktion, die Fundamentfunktion, welche die
Abhängigkeit der bei gegebener Kraftamplitude auftretenden Be-
wegung in Abhängigkeit von der Frequenz nach Größe und Phase
darstellt. Für dämpfende Unterlagen ergibt sich, daß die Form-
änderung der Kraft in der Phase nacheilt, und zwar um so mehr,
Je größer der in Wärme umgewandelte Teil der Formänderung ist.
Schmaltz, Offenbach: Eine elektrische Methode
zur Registrierung von Schwingungen an Ma-
schinen. Die Probleme der sogenannten Störungsschwingun-
gen an Maschinen haben wegen der zunehmenden Arbeitsgenauig-
keit, die gefordert wurde, an Bedeutung zugenommen. Die For-
derungen, die an einen Apparat zur Registrierung solcher Schwin-
zungen gestellt werden, sind: große Übersetzung, gute Propor-
tionalität, bequeme Beweglichkeit und Anbrinzbarkeit, so daß eine
schwingende Maschine an verschiedenen Stellen schnell untersucht
werden kann. Die vorliegende Methode versucht, diesen Bedingun-
gen zu genügen durch einen Aufnahmeapparat- nach dem Mikro-
phonprinzip. Um saubere Verhältnisse zu bekommen, wird als
variabler Widerstand eine Flüssigkeitsschicht verwendet. Eine
mit dem schwiugenden Körper verbundene Gummimembran, ändert
bei ihrer Deformation die Dicke dieser Flüssigkeitsschicht und da-
mit deren Widerstand. Mit Hilfe einer Brückenanordnung und
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
1283
a — — aa maem
eines Saitengalvanometers werden diese schwingenden Änderungen
des Widerstandes phpfographisch registriert.
Die Empfindlichktit ist sehr erheblich. Es wurden einige mit
der Methode gewonnefle Kurven vorgeführt.
Rosenbaum,’ Berlin: Neuere Ergebnisse der
Radio-Zugtelephonic. Das Telephonieren mit den Fahr-
gästen, ein seit langen Jahren immer wieder auftauchendes Pro-
blem, ist nun tatsächlich gelöst. In dem Vortrag wurden die neuen
Methoden besprochen und besonders die Einrichtungen auf dem
Zuge, die in einem Abteil III. Klasse eines gewöhnlichen D-Zug-
Wagens untergebracht sind. Als Probe läuft in dem Mittags-D-Zug
Berlin—Hamburg ein von der Firma Huth, Berlin, mit Zugtele-
phonie ausgerüsteter Wagen, so daß es ohne weiteres möglich ist,
von dem fahrenden Zuge aus mit jedem Teilnehmer in Berlin oder
anderen Orten ebenso zu sprechen wie die Teilnehmer des Ortsnetzes
Berlin untereinander, Die Erfolge stellen einen neuen Erfolg der
Hochfrequenztechnik dar und sind eng verknüpft mit den übrigen
Fortschritten der drahtlosen Telegraphie. Bevor die Zugtelephoni«
der Öffentlichkeit zur Benutzung übergeben wird, finden mit Unter-
stützung des Eisenbahn- und Postministeriums weitere Erprobun-
gen statt.
Pohle, Berlin: Drahtloser Wahlanruf. Man kann
jetzt von einer drahtlosen Station, z. B. Leipzig, verschiedene Sta-
tionen, z. B. Berlin, München, Stuttgart, Dresden u. a. m., die auf
dieselbe Sendewelle von Leipzig abgestimmt sind, alle gleichzeitig
zu bestimmter Zeit auf bestimmtes Zeichen rufen, d. h. auf allen
Stationen ertönt ein Rufsignal (Anwendung für Seenot-Ruf, für
dessen Lösung bekanntlich hohe internationale Prämien ausgesetzt
sind, Rundfunkspruchverkehr usw.). Ferner kann man aber auch
von den verschiedenen Stationen auf gleicher Welle zu bestimmter
Zeit nach Wahl eine ganz bestimmte Station, z. B. Berlin, drahtlos
rufen, d. h. das Rufsignal ertönt nur auf der gewünschten Station,
auf allen anderen fällt für die Dauer der Wahl und des Gesprächs
ein Besetztzeichen. Durch diese wichtige Erfindung wurde zum
erstenmal ein Wahlanruf für drahtlose Telephonie gezeigt. Er ist
genny so einfach zu bedienen wie der Selbstwähler für Drahttele-
phonie.
Esau, Berlin: Atmosphärische Störungen. Aus
der großen Zahl atmosphärischer Einflüsse auf die Fortpflanzung
elektrischer Wellen besprach der Vortragende neuere Versuchs-
ergebnisse, die von der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie über
Entfernungen von mehr als 20 000 km angestellt worden waren. Aus
ihnen ergibt sich, daß die Größe der Absorption abhängig ist nicht
nur von der Länge des durchlaufenen Raumes, sondern auch von
Wellenlänge und der Einfallsrichtung der Wellen. Ferner wurde
eine neue Methode mitgeteilt, die die Schwankungen des Nutzungs-
winkels des elektrischen Vektors der Welle mit außerordentlich
großer Genauigkeit zu messen gestattet. Mit ihr konnten zwei
Klassen von Schwankungen festgestellt werden, von denen die eine
einen regelmäßigen täglichen Gang zeigt, während die andere Ver-
änderungen der Öberflächenbeschaffenheit der Erde (Regen,
Schnee) ihre Entstehung verdankt.
Auch in bezug auf die Entstehungsursache und die Richtfähig-
keit atmosphärischer Störungen haben Beobachtungen in den Tro-
pen wichtige Ergebnisse geliefert. Es ergaben sich im allgemeinen
mehrere qualitativ verschiedene Arten, die zeitlich verschieden
‘ laufen und auch in bezug auf Richtfähigkeit deutliche Unterschiede
aufweisen, die zu ihrer Trennung benutzt werden. Zum Schlusse
ging der Vortragende kurz auf die Mittel zu ihrer Beseitigung ein
und zeigte an Lichtbildern die praktisch erzielten Erfolge der
neuesten Zeit, die zu einer wesentlichen Verbesserung des Emp-
fanges geführt haben.
Loos, Berlin: Die Anwendung der Edelgas-
röhrenim Telegraphen- und Fernsprechbetrieb.
An Hand einer Reihe von Schaltungsbildern wurde gezeigt, wie
Starkstromnetze mit 2X 220 bzw. 2X 110 V Gleichstrom mit Hilfe
der Edelgasröhren unmittelbar an Schwachstromkreise mannig-
facher Art angeschlossen werden können und wie letztere der neuen
Stromquelle angepaßt werden müssen. In den Telegraphenleitun-
gen werden dabei sowohl bei Arbeitsstrom- wie Ruhestrombetrieb
«die bisher benutzten Kupferelemente überflüssig. Bemerkenswert
ist dabei für die Ruhestromleitungen, daß eine alte Schaltung, die
sogenannte Differenzschaltung, die sich in früheren Zeiten nicht
hatte bewähren können, durch die neueren technischen Mittel zur
Bewährung gebracht wurde. Besonderes Interesse verdient der
Umstand, daß in Fernsprechanstalten mittleren Umfanges die Mi-
krophone der Beamtinnen nicht mehr aus Trockenelementen ge-
speist zu werden brauchen, und daß die Speisung aus dem Stark-
stromnetz sich erheblich billiger stellt. Die Reichs-Telegraphen-
verwaltung hat schon seit etwa einem Jahr mit der Einführung der
Neuerungen begonnen.
Leithäuser, Berlin: Zwei Neuerungen aus der
Empfangstechnik. Der Vortragende zeigte eine neue Schal-
tung des schwingenden Audions und seine praktische Verwendung.
Mit der Schaltung lassen sich in bequemer Weise Dämpfungsreduk-
tionen einstellen, durch welche hohe Empfindlichkeit und Selektivi-
tät beim Empfang drahtloser Stationen erzielt wird. Er zeigte dies
durch Aufnahme drahtloser Zeichen der Station Carnarvon (Wales),
1284
«lie ohne Störung mit hoher Lautstärke vorgeführt werden konnte.
Ferner beschrieb und zeigte er einen neuen Endverstärker für
Gleich- und Wechselstrom, welcher die Zeichen einwandfrei so weit
„u verstärken gestattet, daß sie mit einem Morseschreiber geschrie-
ben werden können. Die Empfindlichkeit des Apparates ist durch
Benutzung einer hochfrequenten Hilfsschwingung erhöht worden,
die Einfachheit der Handhabung dadurch, daß alle Spannungen zur
Heizung und Anodenspeicherung der Verstärkerröhren aus einer
elektrischen Zentrale entnommen werden, anstatt Batterien dazu
zu benötigen.
Geißler, Berlin: Quantitative Messung der Be-
einflussung von Telephoniesendern, Der Vortra-
gende definiert den sogenannten Beeinflussungsfaktor:
nee RE i—i
b= ı a _ IR bzw. 1-4
to to 2%
wobei i, die Amplitude des Antennenstromes im unbesprochenen
Zustand, i, und iz die Maximal- bzw. Minimalamplitude bei Beein-
flussung bedeutet. Diese Definition bezieht sich nur auf Sender
mit symmetrischer Beeinflussung, d. h. auf Sender, bei denen die
Differenzen i —i, und »w— iz einander gleich sind. Der Vortra-
gende teilt ferner Methoden mit, um den Beeinflussungsgrad auf
einfache Weise zu bestimmen.
Schwarz, Berlin: Erfahrungen der Praxis mit
Drahtwellen-TelephoniestationenanHochspan-
nungsleitungen. Zur drahtlos-telephonischen Verständigung
zwischen zwei Orten braucht man im Vergleich zur rein telegra-
phischen Verbindung verhältnismäßig große und teure Einrichtun-
gen. Dieser Nachteil verschwindet, sobald eine Drahtleitung, etwa
eine Hochspannungsleitung, zwischen zwei Elektrizitätswerken
vorhanden ist. Denn die elektromagnetischen Wellen folgen mit
Vorliebe solchen Leitungen. Elektrizitätswerke haben daher in
den Drahtwellenstationen ein bequemes Betriebstelephon, das alle
die Nachteile vermeidet, denen lange Telephonleitungen durch
Wind und Wetter, durch die Hochspannung oder gar durch Zer-
störung der Leitung ausgesetzt sind. Die H u t h - Gesellschaft für
Funkentelegraphie, Berlin, hat in der Schweiz bei zwei Elektrizi-
tätsgesellschaften je eine solche Drahtwellen-Telephonanlage ein-
gerichtet. Jede Anlage umfaßt drei Stationen. Ihre Bedienung er-
fordert durchaus keine Fachkenntnisse, sondern jedermann kann
genau so wie mit dem gewöhnlichen Telephon anrufen und sprechen.
Bei einer der Anlagen sind sogar zwei Stationen an das Telephon-
amt des betreffenden Ortes angeschlossen. Von einer beliebigen
Sprechstelle aus kann man daher die Drahtwellenstation anrufen
und sich dort eine „Drahtwellenverbindung” geben lassen. Der
Telephonverkehr mit den anderen Drahtwellenstationen vollzieht
sich also teils über Drahé, teils über „drahtlose“ Strecke, ohne daß
der Sprechende einen Unterschied gegenüber einer reinen Draht-
verbindung merkt. Wenn der von einer drahtlosen Station aus-
gehende Ruf von mehreren Gegenstationen nur auf einer ein-
zigen gehört werden soll, so bedient man sich des bekannten
Mittels, elektromagnetische Wellen verschiedener Länge zu be-
nutzen und jede Empfangsstation auf eine andere Wellenlänge
„abzustimmen“. Obwohl bei einer der in Rede stehenden Anlagen
nur eine Wellenlänge für alle drei Stationen benutzt ist, sind die
Einrichtungen für den Anruf so getroffen, daß der ausgehende Ruf
nur auf der gewollten Gegenstation, nicht auch auf der dritten
Station das Rufsignal auslöst. Diese Einrichtung nennt man
„Wahlanruf“. Störungen auf der Leitung oder ihre Beseitigung
erfordern oft ihre Unterbrechung und Erdung. Eine Erdung auf
freier Strecke schadet dem Drahtwellenverkchr nichts, und solange
nicht alle Drähte einer Leitung, die meist aus mehreren Drähten
besteht, unterbrochen sind, bleibt er ebenfalls noch im Gange. Aber
auch bei gänzlicher Unterbrechung gibt es Mittel zur Überbrückung
der Trennstelle für drei Drahtwellen. Die Anlagen in der Schweiz
stehen zurzeit in vorläufigem bzw, Probebetrieb. Ihre Erweiterung
und Ergänzung ist bereits beschlossen.
N.v. Korshenewsky, Berlin: Parallel- und Hinter-
einanderschaltung von Zwischenkreisen. Im Vor-
trage wurde der Resonanzeffekt des Differenzstromes zweier wenig
gegeneinander verstimmier unabhängiger Kreise behandelt. Es
wurde gezeigt, daß, wenn die Konstanten der beiden Kreise ent-
sprechend gewählt werden, die Resonanzkurve des Differenzstromes
gleich der Resonanzkurve des Stromes im Sekundärkreise zweier
gleicher miteinander gekoppelter Schwingungskreise wird. Die
zwei getrennten, auf einen gemeinsamen Indikatorkreis wirkenden
gegeneinander verstimmten Kreise bezeichnet der Vortragende als
„VParallelschaltung“, die miteinander gekoppelten gleichen Kreise als
„Hintereinanderschaltung”. Es besteht ein interessanter Zusammen-
hang zwischen Koppelung einerseits und Verstimmung anderer-
seits. Wird die Verstimmung bei Parallelschaltung gleich
dem doppelten Koppelungskoeffizienten bei Hintereinanderschal-
tung gemacht, so werden die beiden Schaltungen für erzwungene
Schwingungen äquivalent; dabei muß für induktive Koppelung die
Verstimmung durch die Induktivitäten, bei kapazitiver Koppelung
durch die Kapazitäten und im Falle von Widerstandskoppelung
durch verschiedene Widerstände hervorgerufen sein. Für die
Eigenfrequenzen ergibt es sich, daß die Eigenfrequenzen der par-
&
s
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 42.
19. Oktober 1922.
allel geschalteten Kreise den Koppelfrequenzen der „Hinterein-
anderschaltung” entsprechen.
C. Drucker, Leipzig: Untersuchungen an Ta-
schenbatterien. Es wurde die Vermutung geprüft, daß dem
Graphit im Leclanch&elemente außer der Aufgabe der Stromleitun<
auch die der Bindung von Wasserstoff zukomme. Die Messung der
Adsorption ergab eine Bestätigung dahin, daß sowohl hohe Leit-
fähigkeit wie starkes Adsorptionsvermögen für die Leistungsfähi x-
keit von Vorteil sind. Die verbessernde Wirkung von Rußzusätzen
zu gut leitenden aber schlecht adsorbierenden Graphiten erhält da-
durch eine Erklärung. Ferner konnte aus der Leitfähigkeit--
abhängigkeit vom Druck ein Kriterium für die Plastizität gew or-
nen werden.
Bahr, Berlin: Eine neue Wolframboxenlampe.,
Eine nach Glühlampenart gebaute Bogenlampe mit Wolframelek-
troden, welche von den Osramwerken bzw. der Studiengesellschaft
für elektrische Beleuchtung, Berlin O 17, ausgearbeitet und in den
Handel gebracht worden ist, wurde erläutert und demonstriert. L’i--
Lampe ist eine Speziallampe für Projektion und verschiede: «
wissenschaftliche Zwecke. Für Mikroskopbeleuchtung ist sie b°--
sonders geeignet, da sie der idealen punktförmigen Lichtquelle arn
nächsten kommt und die Vorzüge der Glühlampe mit denen der
Bogenlampe in sich vereinigt.
Küpfmüller, Berlin: Die Ausbreitung elektri-
scherStrömeinKabelnmitunvollkommenemDi «e-
lektrikum. Durch die Wirkung der Energieumsetzung findet in
langen Kabeln bekanntlich eine Verzerrung der elektrischen Ströme
in der Weise statt, daß Ströme hoher Schwingungszahlen stärker
gedämpft werden als solche niederer Frequenz. Daher kommt e=,
daß ein Stromstoß, also etwa ein Telegraphierzeichen, beim Fort-
schreiten über das Kabel allmählich abgeflacht wird. Zuerst ist
diese Erscheinung näher von W. Themson untersucht worden.
Thomson berechnete die Stromkurve am Ende eines langen Kabels
unter Vernachlässigung der Wirkung von Leitungsinduktivität
und Ableitung. Die neueren Untersuchungen von O. Heaviside,
H.Poincar&,K.W.Wagner, welche die Induktivität und A b-
leitung berücksichtigen, haben gezeigt, daß diese Vernachlässigung
bei Kabeln größerer Länge statthaft ist. Bei kürzeren Leitungen
dagegen spielen Induktivität und Ableitung eine erhebliche Rolle.
Für ein Kabel, welches ein vollkommenes Dielektrium besitzt, d. h.
ein solches, welches keine Leitfähigkeit aufweist, läßt sich die Be-
rechnung verhältnismäßig einfach und streng durchführen, Indessen
werden die Betrachtungen schon außerordentlich verwickelt, wenn
man nur die normale Leitfähigkeit, also diejenige, welche unab-
hängig von Frequenz und Amplitude des Vorganges ist, berücksich-
tigt. Diese Betrachtungen sind von K. W. Wagner durchgeführ!
worden. Sie zeigen, daß die Leitfähigkeit zwar zu einer Vermin-
derung der Stromamplitude beim Fortschreiten über das Kabel bei-
trägt, daß sie jedoch auf die Form des ankommenden Zeichens
günstig wirkt. Bei einer gewissen Größe der Leitfähigkeit de:
Isoliermittels wird die Leitung sogar eine „verzerrungsfreie“, die
Dämpfung ist dann für alle Frequenzen die gleiche, so daß einr
rechteckige Telegraphierzeichenkurve als solche am Ende der Lei-
tung eintrifft. Es ist nun bekannt, daß die Inhomogenität der Iso-
liermittel eine anormale Leitfähigkeit mit sich bringt, die beson-
ders von der Frequenz abhängig ist, u. zw. wachsen die dielek-
trischen Verluste angenähert proportional mit der Frequenz des
Vorganges; sie betragen im allgemeinen ein Vielfaches der durch
normale Leitfähigkeit verursachten Verluste. Es ist daher zu er-
warten, daß dieser Teil der Ableitung die Stromkurve wesentlich
verändern wird. Der analytischen Lösung des technisch wichtigen
Problems, welches auftritt, wenn es sich etwa darum handelt, die
Leistungsfähigkeit einer zu bauenden Kabelanlage im voraus zu
ermitteln, stellen sich jedoch große Schwierigkeiten entgegen.
Vortragender gab ein graphisches Verfahren an, mit welchem
man in großer Allgemeinheit die Berechnung unter der An-
nahme, daß die dielektrischen Verluste in dem in Betracht kom-
menden Frequenzbereich proportional der Schwingungszahl sind,
durchführen kann. Es ergibt sich, daß die dielektrischen Verluste
in allen Fällen zu einer Verflachung des Stromverlaufes beitragen,
daher für die Telegraphie ungünstig wirken. Dieser Umstand kann
von wichtiger Bedeutung werden, wenn es im Laufe der Zeit ze-
lingen wird, die Induktivität der Seekabel künstlich soweit zu er-
höhen, daß man eine wesentliche Erhöhung der Telegraphiergr-
schwindigkeit erwarten kann.
Boltzmann, Wien: Über die Abhängigkeit der
LiehtstärkederHefnerlampevom Luftdruck. An
läßlich der Einführung der Ilefnerkerze als Lichteinheit untersuchte
E. Liebenthal den Einfluß des Barometerstandes, des Feuch-
tigkeitsgehaltes, und des Kohlensäuregehaltes der Luft auf die
Lichtstärke der Hefnerlampe bei natürlich sich ändernden atmo-
sphärischen Verhältnissen. Diese Untersuchung wiederholten W.
J. A. Butterfield, J.S. Haldane und A. P. Trotter unter Verwendung
einer pneumatischen Kammer. Sie erhielten insbesondere für den
Einfluß des Luftdruckes ein anderes Resultat als Liebenthal. Lie
benthal fand pro Millimeter Abnahme des Barometerstandes 0,00011
FK, während Butterfield und seine Mitarbeiter 0,0004 HK fanden.
Dr. A. Boltzmann und Dr. A. Basch untersuchten im Auftrage der
19. Oktober 1922.
Österreichischen Normal-Eichungs-Kommission die Abhängigkeit
‚er Helligkeit der Hefnerlampe vom Drucke in Höhen von 165 bis
3100 m. Sie fanden eine sichere Bestätigung der Ergebnisse von
Butterfield. Zur Reduzierung der Beobachtungen wurden bereits
vorhandene und aus den eigenen Beobachtungen neu berechnete
Einflußkoeffizienten der Feuchtigkeit und des Kohlensäuregehaltes
verwendet. Die so erhaltenen Werte des Druckkoeffizienten stim-
men auf 4 Dezimalstellen miteinander überein.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
1285
Skaupy, Berlin: „Der durec hsichtige Selektiv-
strahlerals Leuchtkörper”. Es wurde die Lichtstrahlung
durchsichtiger, auf hohe Temperaturen erhitzter Körper behandelt,
insbesondere solcher, welche im sichtbaren Teil des Spektrums von
Natur aus oder absichtlich gefärbt sind, ferner die Aussichten ihrer
Anwendung in der elektrischen Beleuchtungstechnik und die denk-
baren Ausführungslormen von Lampen, die auf diesem Prinzip be-
ruhen. (Schluß folgt.)
Die Untersuchung gepreßter Isolierteile mittels Druckstempels.
(Mitteilung ans der Materialprüfstelle der Dr. Paul Meyer A.-G.)
Von Dr. ing. Georg J. Meyer, Berlin.
Übersicht. Es handeltsich um die Untersuchung gepreßter Iso-
liermaterinlien in der Form, wie sie zur Verarbeitung gelangen (keine
Probestäbe). Die Prüfung, die sich hauptsächlich auf mechanische Festig-
keit und Wärmebeständigkeit erstreckt, wird mittels Druckstempels und
zwar Flachstempels vorgenommen.
Es wird der Weg angegeben, der zu dieser seit Jahren
Fluchsteinpelmethode führte und an Hand von Kurven und Tabellen
Ergebnisse der Methode erläutert, wobei die Grenze, die die branch-
baren von den unbrauchbaren gepreßten Isoliermaterialien scheidet, un-
mittelbar aus der Praxis gewonnen wurde.
Sodann werden Beobachtungen erwähnt, die zum Teil zu besonderen
Ausführungsvorschriften für die Drucksteinpelprüfung führten und aus
denen Rückschlüsse auf Fabrikntionsfehler zu machen sind.
bewährten
Das Nachlassen der Güte Jer Isolierpreßteile and die dadurch
hervorgerufenen Übelstände bei dem Gebrauch der damit ausge-
rüsteten Apparate und Meßgeräte während der Kriegszeit und zu
Beginn des „Friedens“ zwangen die Dr. Paul Meyer A. G., eine Un-
tersuchungsmethode zu entwickeln, welche die Abnahme der ange-
lieferten Stücke in kurzer Zeit und mit geringem Aufwand an Um-
ständen und Kosten ermöglicht. Es handelte sich dabei im wesent-
lichen um die mechanische Festigkeit und die Wärmebeständigkeit.
Diese beiden Eigenschaften wurden nicht nach dem Vorbilde
der Arbeiten des VDE getrennt behandelt, sondern es wurde die
eigentlich selbstverständliche Forderung aufgestellt, daß der Appa-
rat und die in ihm enthaltenen Isolierteile bei allen im Betriebe
normaler Weise vorauszusehenden Temperaturen den vorkommen-
den normalen Beanspruchungen gewachsen sein müssen. Unter
Wärmebeständigkeit bis 100° C ist demnach zu verstehen, daß das
Preßstück in dem ganzen Bereich von der üblichen Raumtemperatur,
also 15 bis 20? C, bis 100° C, die den genannten Anforderungen ent-
sprechende Festigkeit besitzen muß. Da letztere nach Konstruktion
und Verwendungszweck verschieden sein wird, so ergibt sich eine
erhebliche Verschiedenheit des Verlangten, die weitgehende An-
passunz an die Praxis bedingt also eine Abkehr von dem theoreti-
schen Ideal scharf herausgearbeiteter Einheitlichkeit.
Aber nur auf diesem Wege ließ sich das Bedürfnis befriedigen,
alles zu verwenden, was gerade noch genügte, und doch auszuson-
dern, was Schwierigkeiten hervorrufen mußte. Bei der zeitweilig
sehr empfindlichen Knappheit an Ware und der Notwendigkeit, die
Preise niedrig zu halten, um die scharfe Konkurrenz zu bekämpfen,
mußte dieser Gesichtspunkt in erster Reihe stehen.
Zum Vergleich mit den Ergebnissen der „abgekürzten Prüfvor-
schriften“ des VDE sei hervorgehoben, daß die Wärmebeständigkeit
nach der hier gegebenen Umschreibung selbst bei nicht allzu hoch
beanspruchten Teilen viel niedrigere Ziffern aufwies, als nach der
Verbandsprüfung. Manches Material, welches vom Lieferer als be-
ständig bis 150° bezeichnet wurde, konnte nur zur Verwendung bis
o) oder 80% freigegeben werden. Trotzdem erschien es richtiger, die
scharfen Bedingungen zugrunde zu legen, denn die Temperatur, bei
welcher ein Stück unter geringer Beanspruchung oder gar unter dem
Einfluß seines Eigengewichtes zu fließen beginnt, sagt dem Ver-
braucher gar nichts.
‚Die „abgekürzten Prüfvorschriften” erwiesen sich für die ze-
stellte Aufgabe als ungeeignet, weil die angelieferten Stücke mehr
oder weniger komplizierte Formen besaßen und sich daher nicht ver-
wenden ließen. Auch war es nur selten möglich, Normalstäbe, selbst
kleinerer Abmessungen, herauszuarbeiten, dabei hätten die Teile gc-
opfert werden müssen und die herausgeschnittenen Stücke besaßen
ganz andere Eigenschaften, welche sogar an derselben Platte noch
verschieden waren, je nachdem die Probe an einer oder der anderen
Stelle entnommen war,
Es mußte also eine ganz neue Methode ausgearbeitet werden,
für welche folgende Gesichtspunkte maßgebend waren: die Unter-
suchung mußte schnell und mit geringem Aufwand an Kosten und
Arbeit an beliebig geformten Preßteilen vorgenommen werden kön-
nen, möglichst ohne das Versuchsstück zu beschädigen und der Fa-
brikation dauernd zu entziehen. Das Ergebnis mußte zahlenmäßig
faßbar und beliebig wiederholbar sein, damit der Lieferer sich ge-
zebenenfalls auf dieselbe Prüfung einrichten konnte. Es handelte
sich nnr um die Abnahme einer gegebenen Form, die Zweekmäßig-
keit der Konstruktion mußte vorher festgestellt sein, sie schied aber
hier vollständig aus. Ein Matcrial, welches in der festgelegten Ge-
stalt den Anforderungen der Praxis nicht genügte, mußte ausge-
schieden werden, auch wenn es an Sich nicht schlecht war und viel-
leicht bei einer Abänderung, etwa einer Verstärkung, ausreichen!
gewesen wäre. Die Prüfung wurde also bewußt nur auf das fertig
sepreßte Stück zugeschnitten und sollte zunächst nur für den Ver-
kehr zwischen dem Preßwerk und der abnehmenden Firma dienen.
Zug-, Biege-, Scher- und Schlagbiegeproben schieden wegen der
Unregelmäßirkeit der Teile und der Notwendigkeit, unter Opferunz
einzelner Stücke Normalformen herauszuarbeiten, aus. Es wurden
auch derartige Versuche angestellt, aber bald zu Gunsten der Druck-
probe aufgegeben. Das Skleroskop ergab ganz unregelmäßige Werte,
desgleichen die Kugeldruckprüfung, bei welcher auch infolge der
großen Eindrucktiefe und der dabei entstehenden seitlichen Kraft-
komponenten die Stücke allzu leicht sprangen.
So kam man auf eine Flachstempelmethode, die sich nun im
Verlaufe von mehr als 3 Jahren im Betriebe der Dr. Paul Meyer A.G.
vorzüglich bewährte. Jeder Versuch ist durch 3 Größen gekenn-
zeichnet: Beanspruchung, Temperatur, Deformation. Es wurden die
ersten beiden Größen als unabhängige Veränderliche nach Über-
legung bestimmt und die dritte als abhängige gemessen, sie ergab
den Maßstab zur Beurteilung der Brauchbarkeit.
Grundlegend für die Arbeiten war eine Beobachtung an Hebel-
schalterbrücken, welche im Jahre 1918 und später, bis zur Auswir-
kung der neuen Prüfvorschrift, viele Unannehmlichkeiten bereitete.
Die Schrauben, welche die Brücke am Schalterrücken befestigten,
wurden bei der Montage so fest angezogen, als es die betreffenden
Arbeiter vermochten, trotzdem waren sie nach einiger Zeit, selbst
wenn sie sich nur unbenutzt
auf Lager befunden hatten,
lose, die Brücken wackelten
und bei scharfer Betätigung
traten Brüche der Brücken
und der Schrauben ein. Augen-
scheinlich war die Beanspru-
chung zu hoch, das Material
floß allmählich unter dem
Druck fort. Natürlich war die
Deformation im Betriebe, bei
wechselnden Temperaturen
und zusätzlichen Kräften, noch
erheblich größer.
In Abb. 1 ist links ein Schnitt durch eine solche Befestigungs-
stelle, wie sie nicht nur an Brücken, sondern auch an fast allen Preß-
teilen vorkommt, und rechts die vereinfachte Prüfanordnung dar-
gestellt. Zur Berechnung der Kraft P (rechts) diente die folgende
Überlegung:
Der Schraubenkopf (Abb. 1 links) drückt mittels der Unterlar-
scheibe auf eine ringförmige Fläche, u. zw. mit einer Kraft, die
kleiner sein muß als die Zerreißfestigkeit des Schraubenschaftes im
Kernquerschnitt. Rechnet man mit mäßig gutem Schweißeisen und
einer Bruchgrenze von 5000 kg/em?, so ergeben sich für die normalen
Befestigungen der Dr. Paul Meyer A. G. spezifische Beanspruchun-
gen in der Ringfläche von etwa 650 bis 1300 kg/cm”. Als mittlerer
runder Wert wurde daher für die überwiegende Mehrzahl der Ver-
suche 1000 at zugrunde gelegt. Nur bei Grundplatten für Streifen-
sicherungen, wo ziemlich hohe Temperaturen in Frage kamen, aber
schließlich eine geringfügige Lockerung unschädlich war, ließ sich
diese Beanspruchung nicht durchführen, weil bei gutem Material
bereits Brüche auftraten; man beschränkte sich hier auf 750 at.
Eine Erhöhung der Drücke, etwa auf 1500 at, wäre bei beson-
ders guten Stoffen, insbesondere bei Schalterbrücken, möglich ge-
wesen, man verzichtete aber darauf, um die Einheitlichkeit zu
wahren und um die Prüfung nicht unnötig zu verschärfen, was die
Zurückweisung noch brauchbarer Teile zur Folge gehabt hätte.
Als nn nach unten wurde die normale Raum-
temperatur, also 15 bis 200 C eingesetzt, also Frostversuche ausge-
schieden, nach oben der betriebsmälig zulässige Höchstwert mit
einem kleinen Sicherheitsaufschlag, d. h.:
für Schalter, Klemmenstücke usw. für
stärken A
für Sockel von Streifeusicherungen .
Schema
einer Befestigung.
Ersatz durch
Druckstempel.
Alb: 1.
höhere Strom-
100° C
120° C
1286
—
für Klemmen zur Leitung kleiner Ströme (5 A und dar-
unter), Zählerklemmen, Preßstücke in Dreheisenmeß-
geräten. . i e xo s a s a e a ee a . 8°C
für thermisch fast gar nicht beanspruchte Isolationen,
Zz. B. Zählertafeln, Preßstücke in Drehspulinstrumenten 60° C
In einem Notfalle, da eine Lieferung sehr eilig und besseres Material
nicht zu erhalten war, sind Zählertafeln verwendet worden, bei
denen 60° nicht erreichbar waren und die Prüftemperatur auf 40° C
herabgesetzt werden mußte. Als einige dieser Stücke im Lager des
Abnehmers längere Zeit in der Sonne lagen, bogen sie sich dermaßen
durch, daß sie Schlächtermulden ähnlicher waren, als ebenen Platten.
Man ersieht daraus, daß 60° C bei unserer Definition wohl die zu-
lässige Grenze der Prüftemperatur sein dürften. Im übrigen ist es
nur dann erforderlich, soweit herunterzugehen, wenn man Warm-
preßmaterialien (Teerpechprodukte) verwenden will oder muß.
.
w
Abb. 2. Prüfstand für Druckstempelversuche.
In Abb. 2 ist der Prüfstand der Dr. Paul Meyer A. G. dar-
gestellt. Man sieht zwei kleine hydraulische Pressen mit Mano-
metern und Meßdosen für die Eindrucktiefe -(die von der Firma
Schopper gelieferten Quecksilber-Ableserohre mußten abgenommen
werden, da die Masse herausspritzt, wenn der Prüfling schnell zu
Bruch geht), dahinter eine Handpumpe zur Erzielung des Preß-
druckes. Rechts und links oberhalb befinden sich elektrisch ge-
heizte Wärmeschränke, die Schalttafel dient zur selbs#ttätigen Re-
gelung der Stromzufuhr.
Soll eine Untersuchung bei höherer als Raumtemperatur vorge-
nommen werden, so wird das Stück langsam erwärmt, bıs es auch
im Innern gleichmäßig die Prüftemperatur besitzt, dann schnell
in die Presse gebracht und belastet. Bei geübtem Personal (an-
gelernte Mädchen) ist die Messung in wenigen Sekunden erledigt,
so daß eine störende Abkühlung bei der großen Wärmekapazität
und geringen Wärmeleitfähigkeit der Isolierstoffe nicht eintritt.
Wenn ein Prüfling bei verschiedenen Temperaturen unter-
sucht wird, so werden die Versuche mit stufenweise ansteigender
Erwärmung ausgeführt, damit nicht durch vorherige Einwirkung
höherer Temperatur die Eigenschaften andere werden. Diese Regel
ist unbedingt zu beobachten, da häufig Stücke vorkommen, welche
bei der Fabrikation nicht hinreichend durchgebacken sind und des-
halb im Ofen fester werden.
Jeder Druckversuch wird an einer anderen Stelle vorge-
nommen, deshalb soll die hierfür beanspruchte Fläche nicht zu
groß sein. Der verwendete Stempel ist rund und hat einen Durch-
messer von 9,5 mm. Bei Platten und ähnlichen rechtwinklig von
der Druckfläche abweichenden Körpern soll die Entfernung vom
Stempelrand zum Plattenrand zur Vermeidung vorzeitigen Reißens
bei Kaltpreßmaterial nicht kleiner als 5 mm, bei Warmpreßmaterial
nicht kleiner als 10 mm sein. Man achte ferner darauf, daß der
Prüfling nicht hohl liegt, dadurch würden zusätzliche Biegungs-
beanspruchungen auftreten, welche den Bruch bei geringer Last
hervorrufen.
Im allgemeinen werden Messungen mit Druckstufen von 250,
500, 750 und 1000 at und Temperaturstufen von 15 bis 20°, 40, 70,
100° C (unter Umständen nur 80, bzw. auch 120°) vorgenommen.
Häufig genügt auch die Messung mit Raumtemperatur, insbesondere
bei den laufenden Fabrikationsprüfungen. ’
In Abb. 3 ist ein solcher Versuch an einer Schalterbrücke dar-
gestellt, in ausgezogenen Linien sind die Eindrucktiefen bei stei-
gender Belastung bis 1000 at und Temperaturen von 23, 40, 70 und
100° C dargestellt, in gestrichelten Linien diejenigen bei Ent-
lastung mit 70 und 100° C
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
19. Oktober 1922.
Für die Verwendung wichtiger sind Darstellungen der Ein-
drucktiefe als Funktion der Temperatur bei der höchsten Belastung,
also im allgemeinen bei 1000 at. Abb. 4 zeigt solche Linienzüge für
11 verschiedene Schalterbrücken. Eine dick ausgezogene schräge
Gerade, welche bei 20° C 0,1 mm und bei 100° C 0,16 mm Tiefe an-
gibt, stellt die zulässige Grenze dar. Nur die Materialien sind
Praachar und werden abgenommen, deren Werte unter dieser Linie
eiben.
Zur Ermittlung dieser Scheide zwischen Gut und Böse sind eine
große Anzahl praktischer Schaltversuche parallel mit den Stempel-
druckproben vorgenommen worden. Der betreffende Apparat
wurde an eine feste Wand geschraubt und mindestens 3000 Mal von
Hand kräftig betätigt. Eine mechänische Steuerung, z. B. durch
den Stössel einer Stoß- oder Shapingmaschine oder mittels Kurbel-
getriebe von einer Drehbank, erwies sich als nicht hinreichend
scharf, da Stücke, welche diese Prüfung an-
standslos 20 ULO mal und öfter aushielten, bei der
Schaltung von Hand oft schnell versagten. Bei
letzterem Versuch dagegen traten Brüche meist
schon bei geringer Zahl der Spiele auf, eine
Brücke, welche 1000 Schaltungen oder mehr aus-
gehalten hatte, war bei weiteren Wiederholungen
7000
VIA
Va
Z
006 008
— nm Eindruck
Abb. 3. Eindruckkurven einer Schalterbrücke.
kaum zu zertrümmern, wohl aber machte sich dann eine Abnutzung
durch Eindrücken der Metallteile und Lockerwerden der Schrauben
bemerkbar. Jedenfalls dürfte nach der Übereinstimmung mit den
EL EUDEEN aus dem Betriebe diese praktische Erprobung aus-
reichen.
So wurden die untersuchten Stücke in gute, gerade noch brauch-
bare und ungenügende unterteilt und danach in der graphischen
Darstellung (Abb. 4) die Grenzlinie gezogen. Sie macht auf wissen-
schaftliche Genauigkeit keinen Anspruch, erfüllt aber die An-
sprürhbe, welche an eine Faustregel zu stellen sind.
01
— p/m Eindruck bei 1000 Atim
RS
Uo
0
Abb. 4 Eindruckkurven an 11 Schalterbrücken.
Natürlich darf eıne solche nicht versteinern, sondern muß
laufend nachgeprüft werden. Im engeren Sinne ist eine solche
Grenzlinie nur für ein bestimmtes Material gültig, und man könnte
annehmen, daß für etwas abweichende Stoffe andere Vorschriften
zu machen wären, daß man z. B. für ein elastischeres, aber festes
Fabrikat höhere Eindrucktiefen zulassen sollte. Es hat sich aber
in einer Erfahrung von mehr als 3 Jahren gezeigt, daß für bestimmte
Verwendungszwecke, z. B. für Schalterbrücken, immer nur gewisse
19. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 42.
1287
Materialien, hier Bakelitprodukte, anwendbar sind, bei denen die
Eigenschaften sich nicht sehr stark unterscheiden, so daß die ein-
beitliche Grenzlinie beibehalten werden konnte.
Durch ein verständnisvolles Zusammenarbeiten zwischen Her-
steller und Abnehmer auf Grund dieser Methode, welche anfangs
recht scharf erschien, haben sich die Stoffe im Lauf der Zeit sogar
merklich verbessert, so daß, abgesehen von fehlerhaften Lieferun-
gen, die Grenzwerte heute bei weitem nicht erreicht werden, und
es zu überlegen ist, ob man sie nicht herabsetzen soll. Man könnte
heute z. B. bei unseren Brücken mit der zulässigen Eindrucktiefe
bei 20°C und 1000 at von 0,1 auf 0,075 mm heruntergehen.
In ähnlicher Weise sind auch andere Preßteile durchgearbeitet
worden, auch hier mit gutem Erfolge für die Technik der Isolier-
materialien. Die hohen Anforderungen der Schaltertraversen
führten zur Herstellung eines hochwertigen Stoffes, der für Grund-
platten eigentlich nicht erforderlich war, heute aber auch dafür ver-
wendet wird, so daß auch hier verschärfte Ansprüche gestellt wer-
den dürften.
In Zahlentafel 1 sind einige solcher Grenzwerte zusammen-
gestellt, die Eindrucktiefen sind die bisher benutzten Maße, in
Klammern sind die heute zulässigen Herabsetzungen angegeben.
Die Zahlen gelten für Kaltpreßmaterial (Bakelitprodukte).
Zahlentafell.
f Temperatur- : Lt
Bezeichnung Druck in at grenzen Eindrucktiefen
in © in u
K 1000 20 100 (75)
Schalterbrücken 1000 100 150 (150)
Schaltergrundplatten . 1000 20 250 (100)
: Zählerklemmen . 1000 100 500 (200)
Sicherungssockel 2 = en
Bei den zahlreichen Versuchen wurden einige wichtige Beob-
echtungen gemacht, welche z. T. zu besonderen Ausführungsvor-
schriften für die Druckstempelprüfung führten, und daher zunächst
beschrieben werden sollen.
Ein Einfluß der Plattengröße und Plattendicke bei gleichem
; Material und gleicher Fabrikation ist nicht feststellbar gewesen.
` spruchung, es ist daher oft ratsam, statt starker Platten dünnere
Dagegen spielt die Preßhaut eine große Rolle. Infolge ihrer Härte
und Festigkeit übernimmt sie einen erheblichen Teil der Bean-
mit Versteifung durch Rippen zu verwenden. Die Haut ist auch
‚ wesentlich elastischer als die innere Masse, daher ist nicht nur die
Eindrucktiefe unter Belastung kleiner, sondern auch ganz besonders
der bleibende Eindruck nach derselben. Die Zahlentafel 2 zeigt für
verschiedene Platten die Eindrucktiefen in x bei 1000 at und 18° C,
einmal unter Druck, das andere Mal nach Entlastung, u. zw. für
Stellen mit Preßhaut und für abgeschliffene Teile.
Zahlentafel 2.
Versuchs: Mit Preßhaut Abgeschliffen d, E,
N Maximal Dauernd! ð, |Maximal|Dauernd] d: d; t3
= d, | ê: Er d; | ès | % in %% | in %
l 80 | 13 | 6
2 200 42 ; 4
3 102 | 10 | 102
4 15 | 64 82
Mittel . | |
Daraus ergibt sich, daß man auf die Unversehrtheit der Haut großen
Wert zu legen hat und das Abschleifen auf eine kleine Arbeitsfläche
beschränken soll. Wird viel nachgearbeitet, so ist dies meist ein
Zeichen, daß in der Fabrikation etwas nicht in Ordnung ist.
Einzelne abgeschliffene Stellen lassen oft auf Blasenbildung im
Innern schließen, man findet beim Durchbrechen Hohlräume, welche
die Festigkeit sehr ungünstig beeinflussen und durch Luftein-
schlüsse oder Zersetzung (Wasserabepaltung) des Bakelits ent-
stehen. Äußerlich sind solche Stellen auch durch den dumpfen
Klang beim Anschlagen mit einem Metallgegenstand (Hammer,
Schlüssel, Trauring) zu erkennen.
Eine solche Vorprüfung durch Abklopfen ist bei größeren
Stücken stets vorzunehmen, weil das Material sehr ungleichmäßig
ist. Beim Einschütten des Preßguts in die Form läßt sich eine gute
Verteilung eben schwer bewirken. In Abb. 5 ist eine Brücke ge-
zeichnet und darüber die Eindrucktiefen bei 1000 at und Raum-
temperatur (15° C) aufgetragen, die Abweichungen benachbarter
Punkte sind teilweise recht erheblich.
Noch größer sind die Differenzen in einer Schaltergrundplatte
aus äÄlterem Material, welche in Abb. 6 räumlich dargestellt sind.
Die ganz auffälligen Spitzen in den unregelmäßigen Linien, welche
vonden Ordinaten (Eindrucktiefen bei Raumtemperatur und 1000 at)
gebildet werden, dürften auf ausgesprochene Fabrikationsfehler
zurückzuführen sein.
So große Verschiedenheiten zwingen natürlich zu einer ge-
‘wissen Vorsicht bei der Anwendung der Druckstempelmethode.
Immerhin hat die mehrjährige Erfahrung ergeben, daß man bei
genügender Aufmerksamkeit doch die schwachen Punkte hin-
reichend sicher findet, und schließlich wird eine engbegrenzte
weichere Stelle die Festigkeit und Gebrauchsfähigkeit eines sonst
guten Stückes meist nicht ganz aufheben. |
Abb. 6. Ungleichmäßigkeit der Eindrücke in einer Platte.
In der Abb. 4 sind Linienzüge enthalten, welche bei steigender
Temperatur eine Abnahme der Eindrucktiefe aufweisen, während
doch ein gutes Isoliermaterial dabei weicher werden muß, d. h. die
Eindrücke größer werden müssen. Z. T. sind diese Abweichungen
von dem natürlichen und vorauszusetzenden Charakter der Kurven
sicherlich auf derartige Ungleichmäßigkeiten der untersuchten
Stücke zurückzuführen. Wenn man z.B. bei der Brücke Nr. 5 bei
dem Versuch mit 40° C gerade eine solche schwache Stelle getroffen
hat, so ist die Abweichung erklärt. Anders liegt es aber z. B. bei
der Brücke Nr. 7, die bei der Erwärmung bis 40 ° weicher, dann aber
fester wird und bei 100° C nur noch eine geringe Eindrucktiefe zeigt.
Abb.5 Ungleichmäßigkeit der Eindrücke
: in einer Brücke.
Abb. 7. Druckversuch an einem
Schaltergriff.
Abb. 8.
Hier liegt augenscheinlich ein anderer Fabrikationsfehler vor:
das Material ‚ist nicht hinreichend ausgebacken und reift bei der
Erwärmung im Ofen nach. Bei richtiger Herstellung sollte ein
solcher Vorfall nicht vorkommen, leider ist es aber auch heute noch
nicht selten, wie folgender Versuch beweist.
Auf einer im Frühjahr 1922 angelieferten Platte wurden Punkte
nach dem Schema der Zahlentafel 3 derart vorgezeichnet, daß ein
Eindruck neben dem anderen lag. Gerade und ungerade Ziffern
wechseln, wie man sieht, derart ab, daß ein ganz gleichmäßig ver-
teiltes Netz entsteht.
1288
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 42.
19. Oktober 1922.
Zahlentafel3
16 15 30 X)
13 18 27 32
14 17 2R al
11 20 25 34
12 19 26 33
1 4 5 8 9 m» 23 36 37 40
2 3 6 T 10 21 24 35 23 39
82 83 B86 8&7 9% 9 102 lll 114 115
81 84 85 8589 100 101 112 113 116
92 97 104 109
01 93 103 110
94 95 10 107
90 96 105 108
Nun werden die ungeraden Stellen im Anlieferungszustand mit
1000 at bei Raumtemperatur gedrückt und die Eindrücke gemessen.
Der Mittelwert aus den 76 Resultaten ergab 104,4u. Dann wurde die
Platte während 24 h einer Einwirkung von 100° C im Ofen über-
lassen, auf Raumtemperatur abgekühlt und derselbe Versuch mit
den zeraden Stellen wiederholt; nun ergab sich aus abermals 76 Ein-
zelmessungen der Mittelwert von 83 u. Die Eindrucktiefe war also
durch die Nachbehandlung um 20,5 % gesunken, die Festigkeit ent-
sprechend gestiegen. Die große Anzahl der Beobachtungen bürzt
dafür, daß Zufälligkeiten das Ergebnis nicht fälschten. Es erscheint
nicht erforderlich, auf die Bedenken hinzuweisen, denen die Ver-
wendung derartiger, nicht ausgereifter Stücke begegnet.
Die bisher beschriebene Methode eignet sich für die meisten
Preßteile, da man fast stets irgend eine passende Fläche zum An-
setzen des Druckstempels findet. Sie ist aber z. B. nicht anwendbar
bei Isoliergriffen. Hier wird eine Druckprülung nach Abb. 7 ausge-
führt, wobei die Kraft P gemessen wird, welche zur Zertrümmerung
führt. Es zeigte sich nun (Abb. 8), daß der Wert PID? annähernd
eine Konstante sein dürfte, welche zur Beurteilung dienen kann.
Aus einigen Messungen an alten, vor dem Krieg hergestellten
4l
42
113
117
52
66 65
2 54 63 O
50 53 Gt 67
71 56 61 W
$ 5 62 69
4 5 8 DS B G T W
3 46 57 6 U U 5 WB A
119 122 131 134 143 146 147 150 15l
120 121 182 13 14 145 148 149 152
124 129 136 141
123 30 135 192
126 127 138 139
2p 128 1837 M0
Griffen aus Kaltpreßmaterial (weiße Kreise) wie aus Warmpre$-
material, (weiße Vierecke) wurden diese Grenzziffern zu 1% bzw
ia kz/cm? bestimmt. Die schwarzen Kreise und schwarzen Viereck
zeigen die Resultate neuer Erzeugnisse und beweisen schlagend den
Rückgang in der Güte des Materials, denn alle Prüflinge sind von
demselben Hersteller unter derselben Bezeichnung bezogen.
Die geschilderten Untersuchungen sind im Jahre 1918 begonnen
worden und wurden seitdem dauernd fortgeführt und an immer
neuen Mustern und Stoffen erprobt. Sie haben sich im Betriebe der
Dr. Paul Meyer A. G. vorzüglich bewährt, eine zuverlässige un!
schnelle Beurteilung bei der Abnahme ermöglicht und dadurch viele
Unkosten erspart, die mit der früheren Handhabung verbunden
waren. Die Lieferer haben sich anfangs gegen die Prüfung ge-
sträubt, aber später die Schwierigkeiten durch Verbesserung ihrer
Fabrikate überwunden. Es wäre zu wünschen, daß die zuständig:
Kommission des VDE diese oder ähnliche Prüfmethoden baid
allgemein einführte und dadurch im weiteren Umfange das erzieltr,
was hier im Kleinen angestrebt wurde: einen Fortschritt in der
Abnahme, und damit in der Herstellung wie der Verwendung ge-
preßter Isolierteile.
Eine graphische Darstellung der Kipperscheinung bei Reihenschaltung von Widerstand, Kondensator
und Eisendrossel und bei Berücksichtigung des Eisenverlustes.
Von Dr. L. Fleischmann.
Übersicht. Es wird eine graphische Konstruktion für das Auf-
treten des Kippens des Stromes in Kreisen mit Kapazität, veränder-
licher Selbstinduktion, Widerstand und Eisenverlusten gegeben. Die
Ergebnisse reichen zur qualitativen Erklärung völlig aus, für die zahlen-
mäßigen Beziehungen müßte auf die höheren Harinonischen Rücksicht
venommen werden.
Schaltet man eine Luftdrossel, einen Kondensator und einen
Widerstand in Reihe, so kann man die auftretenden Stronstärken in
Abhängigkeit von der Spannung in sehr einfacher Weise aus einer
graphischen Darstellung entnehmen, in welcher die Gerade I die
Abb 2.
Abb. 1.
Spannung an der Drosselspule in Abhängigkeit von der Stromstärke
darstellt (Abb.1). Der Winkel a ist durch die Beziehung gegeben:
E a
BRS ET d
Die Gerade II gibt den Zusammenhang zwischen Kondensator-
spannung und Strom, wobei tg B = San C ist (n = Frequenz). Das
zwischen den Geraden I und II liegende Stück der Ordinate ist die
Restspannung an der Kombination Drosselspule—Kondensator.
Legt man eine dritte Gerade IH derart, daß die wagerechten Ab-
schnitte zwischen II und III JR (R = Ohmscher Widerstand) im
Spannungsmaßstab gleich sind, dann ist die Gerade ab gleich der
Klemmenspannung, denn Drosselspulenspannung und Kondensator-
spannung sind gegenüber dem Strom um %° voreilend oder nach-
eilend verschoben. Der Ohmsche Abfall ist in Phase mit dem Strom,
woraus dann folgt, daß ab die Klemmenspnanung im Voltmaßstah
ist. Ändert sich die Frequenz, so verschieben sich die Geraden I
und II gegeneinander, bei Resonanz fallen sie zusammen und (ir
gesamte Spannung wird durch den Ohmschen Verlust aufgezehrt.
Es herrscht hier also eine strenge Proportionalität zwischen Strom
und Spannung.
SS
EEE
vegg
NL
N
ih
N
ig
a
Sa
DiR
I
St
DR
800 a =
7 Se =
= E7 Bar Z Eee
a FHE =
ON
= y an a r a E |
200 a =’ 0
o N pa aus nd BE E I |
IN)
‘S
N
(A
<
(a
9
S
®©
%
Abb. 3.
Ganz anders liegen die Verhältnisse beim Vorhandensein van
Eisen in der Drossel. Es tritt dann die sogenannte Kipperschti-
nung auf, welche in der Literatur!) schon häufig behandelt worden
ist, aber die hier gegebene graphische Darstellung der Vorgänz?
scheint noch nicht bekannt zu sein. — Es muß allerdings hier gleich
I) Martienssen. „Phys. Zeitzcehr.“ Bd. 11, 1910, S. 48; Rerkhause?-
„Verh. d. Dtsch Phys Ges.“. Bd. 9, 199, S. 267; Petersen, „ETZ“, Bd. 3 1%"
S.353; Starke, „Phys. Zeitschr“, Bd. 18, 1917. 8.6; Görges, „ETZ“. Rd. 3
1018, S. 110: Bıermanns. „Archiv f. Elektrot“, Bd. 3. 1915, S. 35; Sehunrà
und Zenneck, „Jahrb. f. draht!. Telegr.“, Bd. 19, 1920, S. 170.
f
+
u
19. Oktober 1922. Elektrotechnische Zeitschriit, 1922. Heft 42. 1289
~+ darauf hingewiesen werden, daß ein gewisser Widerspruch in der diese labile Bereiche besitzen) ersieht man, daß zuerst bei An-
ı Methode enthalten ist. Wir gehen nämlich von der Voraussetzung steigen der Spannung von 0 bis zu einem gewissen Wert (auf der
| aus, daß der aufgedrückten sinusförmigen Spannung auch ein sinus-
'* förmiger Strom entspricht, während es bekannt ist, daß in Kreisen
mit von der Stromstärke abhängigen Selbstinduktionskoeffizienten, Ben
wie es die Sättigungskurve des Eisens bedingt, beides nicht gleich- KOO o] 73
zeitig zutreffen kann. Die Rechtfertigung muß vorläufig darin ge- u — - zn
funden werden, daß die theoretischen Ergebnisse qualitativ mit den 200 Bu
Versuchen übereinstimmen. R 1100 aS OoOo
o BE |
2 == as
tet
ad
ny m
i FE
z Fo
al i zpod
e DE
B | OoOo
Z 700
Abb. 4. Abb. 5. 09 7 WA
Abb. 6.
Bei Berücksichtigung des Ohmschen Verlustes allein ersieht
man die Konstruktion aus Abb.2. Hierin bedeutet die Kurve Ep= (J) stark ausgezogenen Kurve dem Punkt a entsprechend) der Strom
die Spannung an der Drosselspule in Abhängigkeit von der Strom- wächst. Ein weiteres kleines Anwachsen der Spannung bi.ngt nun
stärke, die Gerade II die Spannung am Kondensator und die hori- sofort ein Springen vom Punkt a zum Punkt b hervor, d. h. der nur
ganz wenig gesteigerten Spannung entspricht ein viel größerer
Strom. — Geht man umgekehrt auf der Kurve der Klemmenspannung
———.n.
a 05 g7A
Abb. 8.
Abhängigkeit von der Stromstärke Die Strecke Jw Ep gibt im bis zum Punkte c der Strom stetig ab, um dann plötzlich in den
Spannungsmaßstab die Klemmenspannung und durch den Winkel, Wert d überzugehen. Bei Berücksichtigung der Eisenverluste er-
geben sich ganz ähnliche Kurven, die durch folgende Überlegung
gefunden werden können:
Die Eisenverluste, welche wir dem Quadrat der Spannung pro-
portional annehmen, können wir durch die Verluste in einem Ohm-
| zontalen Abschnitte zwischen II und III den Ohmschen Abfall in von hohen Stromwerten bzw. Spannungswerten rückwärts, so nimmt
|
|
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Abb. 11. Abb. 18.
welchen sie mit J bildet, die Phase. In Abb. 3 sind die Spannungs- schen Widerstand, welcher der Drossel parallel liegt, ersetzt den-
kurven für zwei verschiedene Frequenzen aufgezeichnet. Aus den ken. In Abb. 4 bezeichnet E die als sinusförmig genommene Netz-
Kurven (welche, rein äußerlich betrachtet, den Druck-Volumen- spannung, w den Reihenwiderstand, Ep die Spannung an der Drossel
kurven der van der Waalsschen Gleichung ähnlich sind und wie und am Parallelwiderstand r, Ee die Spannung am Kondensator.
Eee Se et. Abel. ET ne en 5 ne an.
1290
Die Ströme seien I, in der Drossel, I, im Parallelwiderstand, I, im
Kondensator und im Widerstand w. És gelten nun die Beziehungen
l= r ‚I/,=I,+ Jg geometrisch genommen, I, steht senkrecht zu
l,, ebenso steht Eeo senkrecht zu J, und ist diesem proportional.
Schließlich ist die Spannung Ew Ji proportional und mit diesem in
Phase. Die Resultierende von Ep + Ee 4+ Ew = E. In diesen
wenigen Gleichungen ist nun der Schlüssel zur graphischen Dar-
stellung gegeben.
‚ Es sei (Abb. 5) die Spannung an der Drossel Ep in Abhängig-
keit vom Strom I, gegeben; da I, proportional zu Æp und der Phase
nach /, um 90° voreilt, ist der zu jedem /, gehörige Stromvektor J;
der Größe und Phase nach als Ordinate der Kurve > (Jı) (Abb. 6)
in Abhängigkeit von Jı gegeben. Der vom Nullpunkt O nach dem
Endpunkt von /, gezogene Strahl ist der Vektor 1}. Fällen wir vom
Endpunkt ED auf I, eine Senkrechte, deren Größe I, proportional
ist, so ist dies der Vektor Ee. Fügen wir an dessen Endpunkt pa-
Das gemischt-wirtschaftliche Zwillingsunternehmen als Gesellschaftsform der städtischen Werke Berlins.
Von Dr. B. Thierbach, Beratender Ingenieur, Berlin-Lichterfelide.
Im Januar 1922 berief auf Antrag der Stadtverordneten der
Magistrat von Berlin einen Ausschuß zur Prüfung der für die Orga-
nisation der städtischen Werke bereits gemachten Vorschläge und
der Wirtschaftlichkeit der Anlagen, Die sieben diesen Ausschuß
bildenden Sachverständigen sind in verschiedenartigen, öffentlichen
und privaten Betrieben und Gesellschaften, die sich über Preußen
verteilen, tätig; Mitglieder der jetzigen oder früheren städtischen
Verwaltung Berlins befinden sich unter ihnen nicht. Im Juli dieses
Jahres hat nun dieser Ausschuß sein Gutachten erstattet. Er
kommt dabei, u. zw. einstimmig, zu folgendem Ergebnis:
Für die städtischen Erwerbsbetriebe, nämlich: die Straßen-
bahn, die Elt-Werke, die Gaswerke und die Wasserwerke — die
gleichfalls untersuchten maschinentechnischen und Heizanlagen
werden besonders behandelt —, ist die sofortige Beschaffung sehr
bedeutender Geldmittel für die Wiederherstellung und Ergänzung
der technischen Einrichtungen unbedingt erforderlich, weil die Er-
neuerung und Verbesserung der Betriebsanlagen, d. h. der Sub-
stanz, der Unternehmungen eine der wichtigsten Voraussetzun-
gen ist, um die Wirtschaftlichkeit der Werke zu heben und eine
Rentabilität des investierten Kapitals herbeizuführen. Am meisten
leidet in dieser Hinsicht die Straßenbahn, die zusammenbricht,
wenn ihr nicht sofort finanzielle Hilfe in weitestem Maße zuteil
wird; schon im Juli 1922 wurden die hier erforderlich werdenden
Mittel auf rd 1 Milliarde M geschätzt.
Bei dem derzeitigen Zustande des deutschen Geldmarktes sei
die Unterbringung von langfristigen kommunalen Anleihen in
größeren Beträgen so gut wie vollkommen ausgeschlossen. Selbst
wenn alle städtischen Werke gemeinsam als Kreditunterlage für die
Anleihen dienen würden, wären diese nicht zu erhalten; denn Werke,
die mit Unterbilanz arbeiten, die in ihren Betriebsmitteln teilweise
veraltet sind und deren Geschäftsgebaren zudem, z. B. wegen kame-
ralistischer Buchführung, unklar ist, bieten natürlich keinen An-
reiz zu einer größeren Kreditgewährung auf lange Frist. Eine aus-
reichende Geldbeschaffung erscheint daher nur möglich, wenn es
gelingt, die städtischen Werke in eineneue Gesellschafts-
form zu bringen, die auf dem Kapitalmarkte ernst genommen
wird, den Kredit der Werke wieder herstellt und den Geldgebern
die Gewißheit verschafft, daß diese nach den Grundsätzen eines
ordentlichen Kaufmannes, losgelöst von allen kommunalen und
parteipolitischen Fesseln, verwaltet und geleitet werden.
Könnte die Stadt sich entschließen, die Werke zu verkaufen
oder langfristig zu verpachten, so würden sich wohl Unternehmer
finden, die, gestützt auf den z. T. stark monopolistischen Charakter
der Betriebe, das Risiko übernehmen und zu annehmbaren Ange-
boten bereit sein würden. Der Sachverständigenausschuß glaubt
aber diesen Ausweg nicht empfehlen zu sollen, weil alsdann das
gleichsam doppelpolige Wesen der Interessensphären städtischer
Betriebe nicht gewahrt bleiben könnte, das diesen eigentümlich ist,
indem sie teils öffentlicher, d. h. kommunaler Natur sind, teils rein
wirtschaftlichen, im besonderen betriebstechnischen Charakter
tragen.
Eine Wahrung dieser Doppelnatur in gewissem Umfange wäre
durch Gründung einer rein kommunalen Aktiengesellschaft, in der
alle städtischen Werke vereinigt würden, möglich, da in einer
Aktiengesellschaft die größtmögliche Freiheit der Geschäftsführung
sich mit weitgehenden Aufsichtsrechten der Aktionäre, in diesem:
Falle also der Stadt, vereinigen läßt und die Gesellschaft anderer-
seits eine Beteiligung des Privatkapitals unschwer gestattet. Doch
auch zu diesem Aushilfsmittel hat der Sachverständigenansschuß
sich nicht entschließen können. Er vertritt vielmehr die Auffassung,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
19. Oktober 1922.
rallel mit /, eine Linie proportional zu I w, so ist der Strahl I, Iu
der Vektor der Netzspannung E. Die auf diese Weise erhaltene
Kurve E (Abb. 6) zeigt die Kipperscheinung deutlich. Gebt man
mit der Spannung hoch, so springt der Strom von 2 auf 10; geht man
mit der Spannung zurück, so sinkt der Strom plötzlich von 7 auf 0,5
Die Kurven (Abb. 7, 8, 9), welche bei Frequenzen von 67,5, 75
und 77,5 im Versuchsfeld der AEG-Fabriken, Brunnenstraße, aufge-
nommen wurden, zeigen nun tatsächlich das Verhalten, welche-
nach der Konstruktion erwartet werden muß. Zahlenmäßig ist die
Übereinstimmung keine sehr gute, aber wenn man die oszillographi-
schen Aufnahmen betrachtet, so sieht man, daß dıe Voraussetzun-
gen von sinusförmigen Spannungen und Strömen nicht erfüllt sind.
OÖszillogramm Abb. 10 zeigt kleinen nacheilenden Strom (J), iu
OÖszillogramm Abb. 11 ist der Effektivwert der Spannung P nur
wenig höher als im vorhergehenden, trotzdem ist der Strom (J) be-
trächtlich angewachsen, und hierbei hat sich auch die Form der
Kurven wesentlich verändert. Oszillogramme Abb. 12 und 13
zeigen die nicht stationären Vorgänge bei Übergang von niedriger
Spannung zu höherer und von hoher zu niedrigerer.
daß man hiermit wohl die Form aber nicht das Wesen der bisherigen
Kommunalwirtschaft geändert hätte. Alle in der Kommune vor-
handenen politischen und sozialen Gegensätze würden mit unver-
änderter Heftigkeit auf den Betrieb einer solchen Aktiengesellschaft
einwirken; auch würde man keine Personen finden, die in der Lage
sind, allen bei der Verwaltung dieser Riesengesellschaft auftreten-
den Gesichtspunkten gleichmäßig gerecht zu werden.
‚ Will man — so wird in dem Gutachten weiter gefolgert — die
in der Form der Aktiengesellschaft liegenden finanziellen und
administrativen Vorteile ganz ausschöpfen, so müsse man den Korm-
plex der wahrzunehmenden Interessen unterteilen. Ein Teilung:s-
prinzip wäre die Scheidung aller öffentlichen Fragen von den rein
wirtschaftlichen und betriebstechnischen. Die sieben Gutachter
schlagen demgemäß vor, jeden dieser beiden Interessenkomplese
einer besonderen Aktiengesellschaft anzuvertrauen, eine Besitz-
gesellschaft, welcher die Vertretung der kommunalen Inter-
essen zukommt, und daneben eine Betriebsgesellschaft
zu schaffen. Die Besitzgesellschaft erhält auf Grund besonderer
Übernahmeverträge sämtliche Werke von der Stadt übertragen; dir
Stadt bleibt an ihr in überwiegender Weise beteiligt. Die Betrieb-
gesellschaft ist die eigentliche Trägerin der Verwaltung und der
Betriebsführung der Werke. In ihr wird dem Privatkapital di®
ausschlaggebende Mehrheit zugestanden, damit sie, allen Einflüssen
der kommunalen Atmosphäre entrückt, sich die denkbar gröbte
Handlungs- und Bewegungsfreiheit wahren kann.
Einzelheiten über die Organisation dieser beiden Gesell-
schaften, ihre Satzungen und die zwischen ihnen und mit der Stadt
abzuschließenden Verträge, enthält das Gutachten nicht oder doch
nur in kurzer Andeutung. Die Sachverständigen haben sich auf
den Standpunkt gestellt, mehr ein Schema als konkrete Vorschläge
hierfür geben zu wollen und den städtischen Körperschaften die
Möglichkeit zu lassen, dieses Schema nach ihren eigenen Wünschen
und Anschauungen auszufüllen.
Bei dieser Sachlage dürfte es von besonderem Interesse sein,
daßeinesolchegemischt-wirtschaftliche Zwilling=-
unternehmung, die nach der Überzeugung des Sachverstän-
digenausschusses den einzig möglichen Weg darstellt, um die Werke
zu realisieren, ihre Wirtschaftlichkeit der Gesundung zuzuführen
und damit ihre Rentabilität wieder herzustellen, bereits in der Ber-
liner Verwaltung seit mehreren Jahren besteht. Es ist dieses die
„Deutsche Gasgesellschaft“, welche zur Versorgung des Gebietes
der früheren englischen Gasgesellschaft, der Kreise Teltow und
Niederbarnim und der Städte Schöneberg und Wilmersdorf im
Jahre 1917 gegründet wurde. Interessant ist es auch, daß diese Ge-
sellschaft auf Betreiben und unter ausschlaggebender Mitwirkung
von Generaldirektor Oberbaurat Heck ins Leben gerufen wurd“,
und daß dieser auch der Vorsitzende des von der Stadt Berlin be-
rufenen Sachverständigenausschusses war, Die von dem Aus-
schusse gemachten Vorschläge beruhen daher nicht allein auf theo-
retischen Betrachtungen. sondern finden in den bei der Deutschen
Gasgesellschaft gesammelten Erfahrungen einen beachtenswerten
praktischen Rückhalt. Von außerordentlicher Wichtigkeit wäre
es deshalb, wenn die Gründungsvorränge und die bisherigen Ver-
waltungs- und Betriebserfolge der Deutschen Gasgesellschaft von
unparteiischer Seite eingehend geprüft und die betreffenden Pe-
richte weitesten Kreisen der Bürgerschaft zugänglich gemach’
werden würden,
Ich selbst hatte Gelegenheit bei Gründung der Deutschen Gas-
gesellschaft einen Einblick in die Satzungen, Denkschriften, Ver
träge und sonstigen Veröffentlichungen zu erhalten und in einem
19. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. | | |
1291
ausführlichen Aufsatze darüber zu berichten!). Es dürfte nützlich
sein, auf die damaligen Ausführungen nochmals zurückzugreifen,
sie auf den vorliegenden Fall der großen Berliner Zwillingsunter-
nehmung anzuwenden und dadurch einige Einzelheiten dieser in
Vorschlag gebraehten Organisation klarzulegen, zugleich auch auf
die prinzipiellen Unterschiade hinzuweisen, die zwischen der be-
reits üblich gewordenen gemischt-wirtschaftlichen Unternehmung
und der noch wenig bekannten Zwillingsgesellschaft bestehen.
Während bei ersterer die Stadt oder die sonstigen Vertreter der
öffentlichen Interessen gemeinsam mit einem oder auch mehreren
Privatunternehmern — P — sich zu einer A. G. oder G. m. b. H. zu-
sammentaten und diese Gesellschaft mit den — P — einen lang-
fristigen Konzessionsvertrag abschloß, wird bei der Zwillings-
gesellschaft die Betriebsführung von vornherein abgetrennt und für
sie neben einer zwischen der Stadt und Privatunternehmern ge-
gründeten Kapitalgesellschaft — K —, der Besitzgesellschaft des
Gutachtens, eine zweite besondere Gesellschaft, die Betriebsgesell-
schaft — B— geschaffen, In ihr wird den — P — eine über-
wiegende Beteiligung eingeräumt, dafür erhält in — K —, die die
Trägerin des Besitzes und der Konzessionen bleibt, die Stadt die
überwiegende Majorität. Handelt es sich, wie bei den Städtischen
Werken, Berlin, um mehrere und verschiedenartige Betriebe, so
wird man auch mehrere Betriebsgesellschaften — B,, B» usw. — aber
natürlich nur je eine für jede Betriebsart bilden, die Besitzgesell-
schaft aber wird einheitlich zusammenzufassen sein.
Zweckmäßig ist es, die beiden Gesellschaften nicht nur durch
die zwischen ihnen geschlossenen Verträge, sondern auch durch
„Personalunfonen“ möglichst eng und innig miteinander zu ver-
kuppeln.. So kann z. B. betreffis des Aufsichtsrates bestimmt wer-
den, daß zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates von — K — stets
eine führende Persönlichkeit der Stadt ernannt wird. Die weiteren
Mitglieder, für welche eine größere Anzahl zu wählen ist, werden
unter die Stadt und — P— im Verhältnis des Aktienbesitzes ver-
teilt. Die Vertreter der Stadt haben also im Aufsichtsrat von
— K — stets die Majorität, da die Stadt an dieser Gesellschaft ja
überwiegend beteiligt ist. Die Aufsichtsräte der einzelnen Be-
triebsgesellschaften — B — sind möglichst klein zu halten. Als Vor-
sitzende werden hier mit Vorteil Vorstandsmitglieder von — K —
ernannt. Die stellvertretenden Vorsitzenden und einen Teil der
weiteren Mitglieder der Aufsichtsräte ernennt dann — P —.
Der Vorstand der Gesellschaften wird aus mehreren Mitgliedern
bestehen, bei — K — wird die Mehrzahl von der Stadt, bei — B —
von — P — zu ernennen sein. Bei den Vorstandsmitgliedern von
— B — wird ganz besonders Wert darauf zu legen sein, daß Per-
sönlichkeiten mit langjährigen praktischen Erfahrungen des be-
treffenden Faches die Leitung übernehmen.
Durch diese Kombination ist — K — stets über alle Handlun-
gen von — B — auf das eingehendste unterrichtet. Damit es aber
seinen Einfluß und Willen auch durchzusetzen vermag, kann ferner
bestimmt werden, daß ein Vorstandsmitglied von — B — nur nach
Anhören des Aufsichtsrates von — K — bestellt werden darf und
auch abberufen werden muß, wenn — K — es verlangt.
Alle öffentlichen Interessen können bei einem nach diesem
Schema aufgebauten Zwillingsunternehmen auf das nachdrück-
lichste von den dazu berufenen Verwaltungen vertreten und ge-
wahrt werden, zumal durch die Gründungsverträge die einzelnen
Einflußgebiete noch besonders festgelegt und umgrenzt werden
können. So kann z. B. ausdrücklich bestimmt werden, daß folgende
Arbeitsgebiete zum Tätigkeitsbereiche von — K— gehören: Ab-
schluß und Überwachung aller neuen und bestehenden Konzessions-,
Lieferungs- und sonstigen Verträge; die Behandlung aller Tarif-
fragen; die Beschlußfassung über Errichtung und Ausbau der
Werke und Betriebsanlagen; die Beschlußfassung über die Errich-
tung von Arbeiter- und Beamtenwohnungen; die Bildung von Pen-
sions- usw, Kassen; die Festsetzung der Abschreibungen und Rück-
lagen u. a. m. Dafür wird den Gesellschaften — B — vollste
Freiheit in allen kaufmännischen und technischen Betriebs- und
Verwaltungsfragen gewährt. Im besonderen gehören zu ihren
Arbeitsgebieten: die gesamte Betriebsführung; die Unterhaltung
aller Anlagen; die Planung und Ausführung aller Erweiterungs-
und Neubauten nach Bewilligung der Mittel durch — K —. Dabei
hat — B — natürlich alle von — K — abgeschlossenen und garan-
tierten Konzessions- und sonstigen Verträge voll zu beachten und
seine Geschäftsführung nach Maßgabe derselben zu gestalten.
Während also bei der gemischt-wirtschaftlichen Unternehmung
das private Uuternehmertum wohl an der gemeinsam gegründeten
Gesellschaft beteiligt ist, bei der Betriebsführung aber den Vertre-
tern der öffentlichen Interessen als selbständiger Vertragsgegner
gegenübersteht, tritt — P — bei der Zwillingsgesellschaft als
Anteilhaber, u. zw. sowohl an der Besitzgesellschaft — K —, wie
an den Betriebsgesellschaften — B— auf. Ebenso sind die Ver-
treter der Stadt an beiden Gesellschaftsarten finanziell und ver-
waltungstechnisch beteiligt.
Durch diese neue Organisationsform lassen sich die Hauptbe-
denken, welche die Gegner der gemischt-wirtschaftlichen Unter-
nehmung gegen diese Gesellschaftsform anführen, aus dem Were
D) Die Fortbildung der gemischt-wirtschaftlichen Unternehmungen und
die Vergesellschaftung der Betriebe. „Technik u Wirtschaft“, Bd. XI, 1919,
S. %1 ff. Sonderabdrucke dieses Aufsatzes werden heute noch zum Preise von
5 M Algegeben.
räumen. Das stärkste, oft vorgebrachte Bedenken besteht darin,
daß — P —, besonders wenn es gleichzeitig Fabrikant oder Lieferer
der für die Gesellschaft in Frage kommenden Erzeugnisse ist, zum
Schaden des Gesamtunternehmens sich unangemessene Fabrika-
tions-, ur oder Baugewinne verschafft. Bei der Zwillings-
unternehmung stehen aber die Verwaltungen von — B — in weitest-
gehendem Maße unter dem Einflusse und im Machtbereiche der Ver-
treter der öffentlichen Interessen.
Bei den gemischt-wirtschaftlichen Unternehmen führten die
Tariffiestsetzungen oft zu unüberbrückbaren Meinungsverschieden-
heiten. P — versuchte, um hohe Dividenden für sich herauszuwirt-
schaften, die Tarife möglichst hoch zu halten, während die Ver-
treter der öffentlichen Interessen bisweilen zu Preisschleuderun-
gen griffen, um einzelnen Abnehmerkreisen, welche ja gleichzeitig
ihre stimmbegabten Eingesessenen und Bürger sind, ein besonderes
Entgegenkommen zu beweisen. Auch hinsichtlich von Gehalts-
fragen der Angestellten und Arbeiter und der Wohlfahrtseinrich-
tungen haben sich aus den gleichen Gründen häufig schwer zu be-
seitigende Gegensätze herausgebildet. Durch die beiden Gesell-
schaften des Zwillingsunternehmens ist ein Ausgleich wesentlich
leichter zu erzielen, weil hier, wie bei der Besprechung der abzu-
schließenden Verträge noch näher gezeigt werden wird, die Kapital-
und Gewinnverteilung sich auf besondere Weise regeln und das
Interesse beider Beteiligten an dem finanziellen Gedeihen der Be-
triebsgesellschaft inniger gestalten läßt.
Es sind bei Bildung einer Zwillingsgesellschaft folgende V er-
träge zu schließen:
1. Ein Syndikatsvertrag zwischen der Stadt und den zur Betei-
ligung bereiten Privatunternehmern bzw. einer Vereinigung dieser.
In diesem werden die Kapitalbeteiligungen zwischen Stadt und
— P — festgelegt und vor allem Bestimmungen über die Beschaf-
fung der neu aufzunehmenden Gelder getroffen, Das Grundkapital
von — K —, das ja eine reine Besitzgesellschaft ist, muß denjenigen
Werten gleichkommen, die dem Sach- und Geschäftswerte der bei
der Gründung des Zwillingsunternehmens übernommenen und
später neu errichteten Anlagen entsprechen; die Gesellschaften
— B — dagegen benötigen nur ein kleines Kapital zur Durch-
führung der Betriebe, Das Grundkapital von — K — beträgt ein
Vielfaches der Summe der Kapitalien aller Betriebsgesellschaften
Es wird im allgemeinen zum überwiegenden Teile
von den öffentlichen Verwaltungen aufgebracht werden. Bei den
Verhältnissen aber, wie sie z. Z. in Berlin liegen ist dieses Prinzip
nicht durchführbar. Der zwingende Grund für die Schaffung die-
ser Zwillingsgesellschaft ist ja gerade die Unmöglichkeit der
Kapitalbeschaffung durch die Stadt. Hier muß also das an der
neuen Gesellschaft beteiligte private Unternehmertum für die
Deckung eines großen Teiles des Kapitalbedarfes sorgen und die
Gelder — K — zur Verfügung stellen. Die eigenartige Verkuppe-
lung der Interessensphären bei einem Zwillingsunternehmen läßt
aber auch eine eigenartige Gewinnberechnung und -verteilung zu,
die — P — die Kapitalbeschaffung wesentlich erleichtert; denn in
dem Syndikatsvertrage sind ferner die gegenseitigen Verpflichtun-
gen zwischen Stadt und — K — näher festzulegen, also z. B. die
Einräumung aller der Stadt zustehenden Wegerechte zum aus-
schließlichen Gebrauch von — K —, wodurch der Monopolcharakter
der Zwillingsgesellschaft und damit auch ihre Kreditfähigkeit
wesentlich gestärkt wird. Andererseits sind hier die Verpflichtun-
sen von — P— aufzunehmen, keine Konkurrenzunternehmungen
im Stadtgebiete ins Leben zu rufen oder zu unterstützen.
2. Ein Vertrag zwischen der Stadt und — P — zur Gründung
der Betriebsgesellschaften — B —. Neben der Regelung der Kapi-
talsbeteiligung werden hier die Bestimmungen darüber aufzuneh-
men sein, daß — P — seine gesamten technischen und Betriebs-
kenntnisse und Erfahrungen — K — voll zur Verfügung stellt und
— K — auch an den Einkaufs- und sonstigen Vorteilen teilnehmen
läßt, welche — P — für sich selbst besitzt oder erwirbt.
3. Der Betriebsvertrag zwischen — K — und — B —. Nach
diesem übergibt — K — und übernimmt — B — den gesamten Be-
trieb aller — K — jeweils gehörenden Anlagen. — B — ist be-
rechtigt, alle Rechte, welche — K — auf Grund seiner Verträge und
Konzessionen besitzt, für sich selbst geltend zu machen, anderer-
seits aber natürlich auch verpflichtet, alle Pflichten aus den Ver-
trägen usw. an Stelle von — K — gewissenhaft zu erfüllen. Zu
irgendwelcher Änderung der von — K — abgeschlossenen Verträge,
auch hinsichtlich der Tarife, ist — B — nicht berechtigt. — B —
hat alle — K — gehörenden Anlagen und Einrichtungen zu unter-
halten und stets in brauchbarem, “den Anforderungen der Technik
entsprechendem Zustande zu erhalten; alle durch den natürlichen
Verschleiß abgängig werdenden Teile hat — B — zu erneuern; ein
etwaiger Mehrwert der Erneuerungen ist — B— von —K—
zu ersetzen.. Erforderlich werdende Erweiterungen und Umbauten
werden von — B — auf Kosten von — K — ausgeführt. — B —
hat auf die Notwendigkeit solcher Arbeiten rechtzeitig hinzuweisen
und die Bauvoranschläge — K — zur Genehmigung vorzulegen.
Schließlich müssen in diesem Vertrage auch die Bestimmungen
über die Abführung der Betriebsüberschüsse an — K — enthalten
sein, die naturgemäß von der größten Wichtigkeit sind, dd — P —
die sehr erheblichen Kapitalien, die für die Erneuerung der Werke,
im besonderen der Straßenbahn, notwendig werden, nur aufbringen
.
1292
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
19. Oktober 1922.
kann, wenn deren angemessene Verzinsung von vornherein ge-
sichert ist. Es wird daher nicht zu umgehen sein, daß die Betriebs-
überschüsse sämtlicher Werke, u. zw. gemeinsam, zunächst zur
Deckung der Zinsen und Tilgungsverpflichtungen für die neu auf-
gewendeten Mittel herangezogen werden, und daß die weitere Ver-
teilung der Überschüsse dann in folgender Reihe erfolgt: Ver-
zinsung und Tilgung der ursprünglichen Anlagewerte, Bestreitung
der Verwaltunsskosten von — K —, das ja selbst keine Einnahmen
hat; Mindesteigengewinne der Gesellschaften — B —. Der dann
noch verbleibende Rest -wird nach bestimmtem Schlüsse] zwischen
— K —und — B — verteilt.
Da die Stadt ja an beiden Gesellschaften finanziell beteiligt
ist, gestaltet sich die Gewinnverteilung wesentlich leichter und
gerechter ‚als wenn Stadt und Privatkapital sich als Vertrags-
gegner gegenüberständen. Die Stadt als solche kann sich aber
auch direkt, sobald die Wirtschaftlichkeit des Zwillingsunterneh-
mens es gestattet, eine Einnahme sichern, indem sie bei Abschluß
des Syndikatsvertrages mit — K — sich für die Gewährung der
Wegerechte eine Abgabe ausbedingt.
Neben diesen 3 Verträgen sind natürlich Satzungen für
die Gesellschaften — K — und — B — zu entwerfen. In diese kön-
nen einzelne Sondervorschriften aufgenommen werden, welche die
Stadt und — P — zur Wahrung ihrer Rechte und Interessen für not-
wendig erachten,
Man ersieht aus diesen Ausführungen, und auch die Gutachter
kommen zu diesem Schlusse, daß die Überführung der städtischen
Werke in die neue Betriebsform des Zwillingsunternehmens ein
recht umständliches Verfahren ist, und daß die Finanzierung noch
große Schwierigkeiten bereiten wird. Da ein anderer Weg zur Be-
schaffung der unbedingt erforderlichen sehr großen Mittel aber
nicht auffindbar ist, sollte man meinen, daß der Durchführung des
einstimmig von den sieben von der Stadtverwaltung auserwählten
Sachverständigen empfohlenen Vorschlages nunmehr auch schnell-
stens nähergetreten wird. Das Gutachten ist im Juli d. J. erstattet
worden; heute, nach einem Vierteljahre, ist über irgendwelche in
geinem Sinne eergriffene Maßnahmen noch nichts in die Öffentlich-
keit gedrungen. Daß so schwerwiegende, mit zahlreichen Privat-
unternehmen zu. führende Verhandlungen — denn bei dem Umfang»
und der Verschiedenheit der in Betracht kommenden Werke wir!
eine einzige Interessengruppe wohl kaum sich der Gesamtaufgabe
unterziehen — nicht in wenigen Monaten erledigt sein Können, ist
selbstverständlich. Eine Unterrichtung weitester Kreise der Bür-
gerschaft, die durch die inzwischen immer rapider fortschreitende
Erhöhung der Tarife sämtlicher Werke in die größte Unruhe ver-
setzt ist, ob und in welchem Sinne Verhandlungen gepflogen wer-
den, dürfte doch wohl am Platze sein. Auch wären nähere Mit-
teilungen darüber, wie die bereits bestehende Zwillingsgesellschaft
der Deutschen Gasgesellschaft sich in der Praxis bewährt hat, von
nicht zu unterschätzender Bedeutung. Die Stadt Berlin ist durch
die früheren Gemeinden Schöneberg und Wilmersdorf ja an der
Deutschen Gasgesellschaft wesentlich beteiligt, also in der Lage,
diese Aufklärungen zu geben oder aber eine Prüfung der Verwal-
tungs- und Betriebsergebnisse vornehmen zu können und bekanntzu-
machen.
Berücksichtigung der Phasenverschlebung bei gegenseitiger
Stromlieferung.
Von Dipl.-Ing. Otto Schmidt, München.
Übersicht. Nach Erwähnung der von Bussmann und v. Krukowski
herrührenden Verfahren zur Messung und Verrechnung des Blindver-
brauchs bei gegenseitiger Stromlieferung wird ein neues Verfahren be-
schrieben, bei dem der Blindverbrauch nicht wie bisher nach Lieferung
und Bezug, häufig nochmals unterteilt nach Voreilung und Nacheilung,
sondern nur nach Aufpreis und Vergütung, also ohne Rücksicht auf
Lieferung und Bezug, ausgeschieden wird. Ferner wird nachgewiesen,
daß in bestehenden Anlagen die vorhandenen Zähler nach Einbau von
Doppelrollenzählwerken für dieses Verfahren verwendet werden können,
wenn die Verrechnung bei cos ọ = 0,866 erfolgt. Endlich wird über die
praktische Verwendung dieser Zähler bei den Städtischen Elektrizitäts-
werken München in reinen Abnehmeranlagen und bei gegenseitiger Strom-
lieferung berichtet.
Zur Stromverrechnung bei gegenseitiger Stromlieferung waren
bisher nach dem von Bussmann angegebenen Tarif des Rhei-
nisch-Westfälischen EBlektrizitätswerks außer den beiden Wirk-
verbrauchzählern mit Rücklaufhemmung 4 Blindverbrauchzähler
und 1 Wattrelais zur Umschaltung der letzteren bei Änderung der
Energierichtung erforderlich. Neuerdings wurde von Kru-
kowski eine Vereinfachung der Schaltung angegeben?), bei der
nur noch 2 Blindverbrauchzähler mit Doppeltarifzählwerken be-
nötigt werden, deren Umschaltung auf Lieferung oder Bezug durch
die Rücklaufhemmung des einen Wirkverbrauchzählers (DRP.
334118) betätigt wird. In beiden Fällen werden voreilende und
nacheilende Blindkilowattstunden bei jeder Energierichtung ge-
trennt gemessen und die Berechnung des zu bezahlenden Aufpreises
oder der Rabattzewährung muß unter gleichzeitiger Berücksichti-
gung der gelieferten bzw. bezogenen Wirkkilowattstunden und des
der Verrechnung zugrunde gelegten Leistungsfaktors vorgenommen
werden. Trotz dieses umständlichen und zeitraubenden Verfahrens
hat diese Verrechnungsart einen grundsätzlichen Mangel. Die
Blindverbrauchzähler scheiden wohl voreilende und nacheilende
Blindkilowattstunden bei jeder Energierichtung aus, nicht aber
innerhalb eines Ablesezeitraumes die unter bzw. über dem zugrunde
gelegten Leistungsfaktor angefallenen Blindkilowattstunden. Er-
folgt z. B. die Verrechnung bei cos @ = 0,7 ind., so kann der Ab-
nehmer zeitweise mit wesentlich schlee hterem lseistungesfaktor
Strom beziehen, wenn er während der übrigen Zeit so lange mit
besserem Leistungsfaktor bezieht, daß die 100 % der Wirkkilowait-
stunden durch die angefallenen Blindkilowattstunden nicht über-
schritten werden. In diesem Fall hat er keinen Aufpreis zu be-
zahlen, obwohl doch zweifellos das liefernde Werk durch die zeit-
weise Unterschreitung des cos g == 0,7 benachteiligt war, während
es Jurch die Stromentnahme bei Überschreitung des Wertes 0,7
keinen gleichwertigen Vorteil hatte. Daraus geht hervor, daß, so
lange die Verrechnung der gelieferten und bezogenen Blindkilowait-
stunden bei Unter- und Überschreitung des zugrunde gelegten Lei-
stunzsfaktors mit dem gleichen Aufpreis bzw. der gleichen Ver-
gütung erfolgt, die Ausscheidung auf den verschiedenen Zähl-
werken nicht nach Lieferung und Bezug, sondern nach Unter- und
D) Sonderheft „cos p* der Siemens-Zeitschrift.
Überschreitung des erwähnten Leistungsfaktors zu erfolgen hat.
Da bei Bezug mit schlechterem Leistungsfaktor der gleiche Auf-
preis in Frage kommt wie bei Lieferung mit besserem Leistungs-
faktor, müssen somit Zähler zur Verwendung kommen, die für Br-
zug bei Unterschreitung des vereinbarten cos ọ bei gleicher Dreh-
richtung entsprechende Angaben machen, wie für Lieferung bei
Überschreitung dieses cos œ. Werden derartige Zähler verwendet,
so genügen 2 Zähler, von denen jeder mit Rücklaufhemmung ver-
sehen ist, oder ein einziger Zähler mit Doppelrollenzählwerk mit
selbsttätiger Umschaltung bei Änderung der Drehrichtung. Ein
Wattrelais oder überhaupt eine Vorrichtung zur Umschaltung der
Zähler ist hierbei entbehrlich. Zähler der genannten Art, die bei
einem bestimmten cos ọ stillstehen, bei Unterschreitung (Bezug)
vorwärts, bei Überschreitung (Bezug) rückwärts laufen, sich bei
Lieferung gerade umgekehrt verhalten und dabei den nach dem
Tarif des R.-W. E.-W. zu verrechnenden Ausdruck messen, sind
durch das DRP. 349458?) geschützt, desgleichen das Verfahren zur
Messung des Blindverbrauchs mit diesen Zählern. Die Abrechnung
gestaltet sich bei Verwendung der genannten Zähler, die von der
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin in Verbindung
mit Wirkverbrauchzählern zugelassen sind, sehr einfach, indem
man nur Ablesungen von 2 Blindverbrauchzählwerken vorzunehmen
hat, von denen die eine die Angaben für die Aufpreisberechnunz,
die andere die für die Vergütung liefert, Die umständliche und
leicht zu Irrtümern Veranlassung gebenden 4 Ablesungen der
B.-V.-Zähler, 2 Ablesungen der W.-V.-Zähler und die Subtraktiomen
und Additionen bei den eingangs erwähnten Methoden fallen voll-
ständig weg.
Zum Schluß sei erwähnt, daß man die Aufstellung neuer
Zähler in bestehenden Anlagen umgehen kann, wenn man den einen
Wirkverbrauchzähler, der beispielsweise für Lieferung bestimmt
ist, mit Doppelrollenzählwerk für Lieferung und Bezug (Wirkver-
brauch) versieht, dagegen den für Bezug vorhandenen nach ent-
sprechender Abänderung der Schaltung der Spannungsanschlüs-e
mit Doppelrollenzählwerk für Aufpreis und Vergütung (Blind-
on ausstattet und bei beiden die Rücklaufhemmung eunt-
ernt
Zur praktischen Erprobung der erwähnten Schaltung waren
in vergangenen Sommer ca. 50 Hochspannungszähler bei Grot-
übnehmern der Städtischen Elektrizitätswerke München — es wui-
Jen hierzu die nur im Winter benötizten Nachtstundenrabattzähler
verwendet — als Blindverbrauchzähler geschaltet, wobei siiu
interessante Einblicke in den Blindverbrauch verschiedenartiger
Betriebe ergaben. Da sich die Schaltung hierbei gut bewährte,
wurde sie in die neuen Großabnehimerverträge unter Zugurun-de-
legung des cos @ = 0,866 aufgenommen. Unter anderen haben auch
die Städtischen Elektrizitätswerke Berlin die Verwendung der
Zähler in Aussicht genommen,
Für gerenseitige Stromlieferung sind Zähler mit Doppelrollen-
und Einfachtarifzählwerken versuchsweise bei Überlandzentralen
und Abnehmern mit Dampfanlagen in Verwendung, wobei die Rich-
tirkeit der obigen Überlegungen bestätigt wurde. In mehreren
Fällen konnten nach regelmäßiger Ablesung der Blindverbrauchs-
zähler günstigere Lieferungs- und Bezugsverhältnisse erreicht
werden.
2 Mitteil. d. Verein. d. Elektrizitätswerke, 1922, S. 357
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Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
1293
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RUNDSCHAU.
Elektromaschinenbau.
Große Gleichstrommaschinen. — Im Prüffeld der SSW, Dynamo-
werk Siemensstadt, befinden sich z. Z. zwei Gleichstrommaschinen,
die wegen ihrer Leistung Beachtung verdienen. Sie sind für elektro-
chemischen Betrieb, also für ununterbrochenen Tag- und Nacht-
dienst, bestimmt und haben je 425 V X 15000 A = 6375 kW bei
150 Umdr/min abzugeben. Da der Antrieb durch Wasserturbinen
erfolgt, müssen sie eine zeitweilige Drehzahlsteigerung um 80 %,
d. h. bis zu 270 Umdr/min, ohne Schaden aushalten können, Wie
Abb. 1.
Abb. 1 erkennen läßt, hat jede Dynamo nur 2 Lager: das Laufrad
der Turbine wird fliegend auf die in der Mitte sichtbaren Wellen-
verlängerungen aufgesetzt. Zur Aufnahme des Achsialschubs dient
das in der Abbildung rechts sichtbare Drucklager. Die Abbildung
zeigt den Aufbau beider Maschinen zur Prüfung in Kreisschaltung,
d.h. bei voller Belastung. C. T
Meßgeräte und Meßverfahren.
Messung sehr kleiner Zeitintervalle durch Ladung eines Kon-
densators. — J. J. Dowling und D. Donnelly weisen aut
eine bereits früher von Klopsteg’) sowie von Wester und
Allan?) angegebene Methode der Messung sehr kleiner Zeit-
intervalle, wie sie z. B. in der Ballistik anwendbar ist, durch La-
dung eines Kondensators. Man ladet einen Kondensator der Ka-
pazität C durch eine konstante EMK einmal über einen Wider-
stand R während der Zeit t. Die Ladung q wird mit einem bal-
listischen Galvanometer gemessen. Zweitens wird der Kondensator
völlig geladen, diese Ladung sei qo; dann ist q = qo (1 TUR. ©),
und es ist am Ende der Ladung über R die Zeit t angenähert =
ROL.
0
dem Galvanometer vornehmen.
Die Messung von t läßt sich also durch Messungen mit
Zur Feststellung der Genauigkeit
wurdefolgenderVersuch
gemacht. £ sei die Zeit,
welche verstreicht beim
Durchgang einer Flin-
tenkugel durch die bei-
den feinen Metalldrähte
a und b (Abb. 2). welche
Bruch von a erlaubt der
Batterie B, den Kon-
densator C über den
Widerstand œR aufzu-
5 laden. Der Bruch von b
unterbricht den Lade-
Abb. 2 stromkreis. Die wäh-
rend der Zeit £ ange-
sammelte Ladung q wird
am Galvanometer @ gemessen durch Schließen des Schalters K..
Wenn man den Wert qo vorher gemessen hat, läßt sich t berechnen.
Anderseits werden senkrecht zur Achse eines kleinen Elektro-
1) Phys. Review Bd. 15, Juli 1920,
5 Annales Phil. Soc. Proc. Bd. 58, 1919, Nr. o.
sie sofort zerreißt. Der.
motors, die parallel zur Geschoßbahn liegt, zwei Scheiben aus
Karton in bestimmtem Abstand angebracht, die das Geschoß der
Reihe nach durchschlägt. Der Motor läuft mit konstanter Dreh-
zahl, was stroboskopisch kontrolliert wird. Der Winkelabstand
der beiden Löcher in den Scheiben ist ein Maß der Geschwindig-
keit der Kugel. Da der Abstand der Drähte a und b bekannt ist,
so hat man eine zweite sehr genaue Methode der Messung von t
‚und kann den mit der elektrischen Methode gefundenen Wert t
nachprüfen. Bei der Versuchsanordnung war t von der Größen-
ordnung 80 Mikrosekunden (/ıoe s), und die elektrische
Messung war im allgemeinen bis auf 4 % genau.
Der Fehler ist bedingt durch die Schwierigkeit,
die Öffnung. und Schließung der Stromkreise zu
Anfang und Ende des zu messenden Zeitinter-
valles genau zu bewerkstelligen. Klopsteg
konnte bei seiner Methode den Meßfehler auf
0,4% reduzieren. (,„Gen. El. Review“ Bd. 11,
1922, S. 690 nach „Proc. Royal Dublin Society”.
Bd. 16, 1921, S. 165.) Piz.
Beleuchtung und Heizung.
Das Licht in der medizinischen Praxis. —
Um festzustellen, welche Lichtart in der medi-
zinischen Praxis am meisten bevorzugt wird,
wurden in Amerika an 150 Ärzte, u. zw. haupt-
sächlich Augenärzte, Laryngologen, Zahnärzte,
Chirurgen folgende Fragen gesandt:
1. Benutzen Sie in Ihrem Behandlungszimmer
Tageslicht, künstliches Licht oder beides?
2. Ki Art künstlichen Lichtes bevorzugen
ie
3. Wie beleuchten Sie Ihre Lesetafeln für
Augenuntersuehungen in der Ferne?
4, Wie beleuchten Sie Ihre Lesetafeln für
Augenuntersuchungen in der Nähe?
5. Welche Beleuchtung benutzen Sie für Ihre Augenspiegel und
Skiaskope?
FE Antworten ergaben im Durchschnitt folgendes:
: 11% nur Tageslicht, 6 % nur künstliches Licht, 83 % beides,
5% Gas, 95 % elektrisch,
86 % direktes Licht, 14 % indirektes Licht,
75% normale Vakuumlampen, 18 % Gasfüllungslampen, 7%
Speziallampen.
12 % nur Tageslicht, 78 % nur künstliches Licht, 10 % beides.
Kein Gas.
zu 4.: 25% nmur Tageslicht, 75 % beides. Kein Gas.
zu 5.: 10% Gas, 90 % elektrisch.
Drei Hauptpunkte gelten für die Beleuchtung beim Arzt:
A. Das Licht muß möglichst konstant und schattenfrei sein,
B. Die Beleuchtung darf weder zu dunkel noch zu hell sein.
C. Die Augen des Patienten dürfen nicht geblendet werden.
Von besonderer Bedeutung für die Medizin ist die kleine chirur-
gische Lampe, welche in den Cystoskopen (Blasenguckern), Pharyn-
goskopen (Rachenguckern) u. dgl. Verwendung findet. Bis zum
Ausgang des 19. Jahrhunderts benutzten die Chirurgen einen Platin-
draht, welcher zwecks Beleuchtung in der zu untersuchenden Kör-
perhöhlung des Patienten mittels elektrischen Stromes zum Glühen
gebracht wurde und diesen ständig einer Brandgefahr aussetzte.
Nahezu um die gleiche Zeit wurde von einem Deutschen, Dr. Nitze
in Berlin, und zwei Amerikanern, Preston und Dr. Koch, die
erste chirurgische Lampe für Urethroskope (Harnröhrengucker)
konstruiert. Während die Lampe von Nitze noch so groß war, daß
sie wegen ihrer Wärmeausstrahlung dauernd mit Wasser umspült
werden mußte, war die amerikanische Lampe bereits so klein, daß
ihre Wärmeausstrahlung dem Patienten nicht mehr gefährlich wer-
den konnte. Die Lampe hat heute Abmessungen von etwa 8 mm
Länge, 3 mm Breite und 1,5 m/m Dicke. Während die chirurgische
Lampe heute etwas nahezu Vollkommenes darstellt, läßt die Beleuch-
tung inder Zahnarzneikunde noch viel zu wünschen übrig.
Hier kommen drei Lampentypen in Frage:
für eine Allgemeinbeleuchtung als Ersatz für Tageslicht,
für eine Beleuchtung im Mund durch Reflexion des Lichtes an
der Oberfläche der Zähne usw,
3. für eine Beleuchtung im Mund durch Transmission des Lichtes
durch bestimmte Gewebeteile.
Betreffs der Type 1. ist zu betonen, daß die meistens gebrauch-
ten Beleuchtungskörper, die nach dem Scheinwerferprinzip gebaut
sind, ihren Zweck schlecht erfüllen. Sehr viel besser ist hier der
Beleuchtungskörper von Dr. M. L. Rhein. Bei diesem sind 4 Lampen
in einer diffundierenden Glasglocke montiert; sie liefern ein Licht
mit fast verschwindenden Halbschatten.
= 5.
zu 3.:
ST
1294
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
19. Oktober 1922.
An der Type 2. ist zu tadeln, daß die Ausführung meistens sehr -
wenig sorgfältig ist. Hier ist zu erstreben: 1—2 Kerzen bei mög-
lichst weißem Licht ohne starke Wärmeentwicklung. Durchmesser
nicht über 5 mm, leichte Desinfektionsmöglichkeit durch Auskochen
oder mittels Karbolsäure.
Für Type 3. gilt das Gleiche betreffs Lichtfarbe, Wärme und
Desinfektion. Die Lichtstärke muß 20—30 Kerzen betragen, die Di-
mension darf 7,5 mm im Durchmesser und 25 mm in der Länge nicht
überschreiten.
Im allgemeinen ist zu wünschen, daß in der Zukunft bei der
Zahnbehandlung das Tageslicht ganz ausgeschieden und nur durch-
aus zweckmäßiges künstliches Licht verwandt wird. (Transactions
of the Illuminating Engineering Society, Bd. 17, 1922,S.9.) Re.
Verkehr und Transport.
Erfahrungen über elektrische Bahnen in der Schweiz. — Dem
amtlichen Bericht über die Schweizerischen Eisenbahnen über
das Jahr 1921 entnehmen wir folgende Mitteilungen: Es sind
wieder Fahrdrahtbrüche vorgekommen. Soweit solche eine
Folge mechanischer Abnutzung sind, verschwinden sie aber immer
mehr, u. zw. in dem Maße, wie die Rollenstromabnehmer durch
Bügelstromabnehmer ersetzt werden. Auch im Berichtsjahre sind
wieder solche Umbauten durchgeführt oder in Aussicht genommen
worden. Den Bahnen, die sich noch nicht dazu entschlossen haben,
wurde der Umbau empfohlen. Auch durch Blitzschläge sind wieder
verschiedene Beschädigungen vorgekommen.
In verschiedener Beziehung und bei verschiedenen Bahnen sind
die elektrischen Anlagen ausgebaut und verbessert worden. So
kamen neue Umformergruppen in Betrieb, worunter auch wieder,
als dritte in der Schweiz für Bahnzwecke, eine Quecksilberdampf-
Gleichrichteranlage. Gewisse Bahnen haben ihre Stromversorgung
durch Anschluß an neue Kraftwerke verbessert, So wurden die
bernischen Dekretbahnen (Gürbetalbahn und Bern-Schwarzenburg-
Bahn) sowie die S. B. B.-Linie Bern— Thun, die ihren Strom vom
Kanderwerk bezogen, an das Mühleberg-Kraftwerk angeschlossen.
Unter Ausschluß der Starkstromleiıtungen längs und quer zu
reinen Straßenbahnen und solcher Leitungen, die den Bahnverwal-
tungen selbst gehören, ergibt sich Ende 1921 folgender Bestand: -
4020 Starkstromüberführungen (gegen 3940 zu Ende 1920), 348
a NEUEN (773), 224 Starkstromlängsführungen
).
Nach den erhaltenen Ausweisen sind fünf Überführungen
von Schwachstromleitungen über bestehende Fahrleitungen neu er-
stellt worden. Die im Laufe des Jahres elektrisierten Bahnen
und Bahnlinien weisen 20 Überführungen auf. Es sind dem Departe-
ment keine durch kreuzende Leitungen verursachten Störungen des
Bahnbetriebes zur Kenntnis gelangt.
Von den Neuanschaffungen an Rollmaterial sind, abgesehen
von den elektrischen Lokomotiven und Dampfheizwagen der Bun-
desbahnen, erwähnenswert: zwei neue große, fünfachsige, elek-
trische Triebwagen der Burgdorf-Thun-Bahn, sechs elektrische
Lokomotiven der Rhätischen Bahn, ein vierachsiger elektrischer
Triebwagen der Straßenbahnen im Kanton Zug, zwei leistungs-
fähige elektrische Zahnrad-Gütertriebwagen mit je vier Triebzahn-
rädern und zwei Güterwagen großer Leistungsfähigkeit (20 t) der
schmalspurigen Bahn Martigny-Chätelard. Es handelt sich dabei
überhaupt zum größten Teil um Material für elektrische Bahnen,
deren bestehendes Rollmaterial nebenbei auch verschiedentlich um-
are und mit verstärkter elektrischer Ausrüstung versehen
wurde. e
Straßenbahn Eisenach. — Wie uns das Elektrizitätswerk
Eisenach mitteilt, ist der Straßenbahnbetrieb Eisenach infolge Un-
wirtschaftlichkeit am 1. d. M. völlig stillgelegt worden.
Fernmeldetechnik.
Der Scheinwiderstand der Seerückleitung bei Unterseekabeln.
— Die bekannten Formeln für die Berechnung der Fortpflanzungs-
konstante einer Leitung:
vyzai+ß=y(R+ioL)(G+ioC)
und für die Charakteristik:
Z = yit io L
y G+iocl
gelten, wie überall, so auch bei der Anwendung auf einaderige See-
kabel für die ganze Strombahn, mithin nicht nur für den Hinweg
im Kupferleiter, sondern ebensogut auch für die aus der Kabel-
bewehrung und dem umgebenden Seewasser sowie den Erdleitun-
gen gebildete Seerückleitung. Deren Widerstand R und:
Induktivität L sind bei langsamem Telegraphieren zwar von ge-
ringer Bedeutung; aber schon beim (egensprechen vermögen sie
Gleichgewichtsstörungen hervorzurufen; im Schnelltelegraphen-
und Fernsprechbetriebe ist der Scheinwiderstand der Seerücklei-
tung vollends ausschlaggebend für die Leistungsfähigkeit des
Kabels. Die rechnerische Ermittelung von Widerstand und Induk-
tivität «ler Scerückleitung wird durch das Vorhandensein der
Kabelbewehrung uud durch den Umstand sehr erschwert, daß der
rückfließende Strom die entschiedene Neigung zeigt, sich in der
Nachbarschaft der Kabelader, also namentlich in der Bewehrung,
zusammenzudrängen. John R. Carson und J. J. Gilbert haben als
Ergebnis eingehender Untersuchungen hierüber im „Journal of the
Franklin Institute“ vom. Dezember 1921 (Bd. 192, S. 705) unter
dem Titel „Transmission Characteristics of the Submarine Cable“
eine Abhandlung veröffentlicht, deren Hauptpunkte sie kurz mit-
teilen. Sie wollten anfangs die Berechnungen dadurch vereinfachen,
daß sie sich die Schutzdrähte als durch einen geschlossenen Eisen-
mantel ersetzt dachten. Als sich dies als ungangbar und fehlerhaft
erwies, suchten sie nach Lösungen, in denen der wirklichen Bauart
der Drähte Rechnung getragen war. Diese zu finden ist ihnen nach
Überwindung großer mathematischer Schwierigkeiten auch ge-
lungen. Die Zahlentafeln 1 und 2 zeigen, einen wie überraschend
großen Teil des Rückstromes die metallische Kabelhülle je nach
ihrer Beschaffenheit selbst bei verhältnismäßig niedrigen Frequen-
zen aufnimmt. Aus den Tafeln 3 und 4 ist ersichtlich, welchen Ein-
fluß die Bewehrung- auf Widerstand und Induktivität der Seerück-
leitung ausübt. Besonders beachtenswert ist dabei, daß die Wider-
standswerte nur einen Bruchteil der sonstigen ausmachen, wenn
die Schutzdrähte entfernt werden. Wäre die Ader mit einem dün-
nen Kupfermantel umgeben, so würde dieser vermöge seines ge-
ringen Widerstandes bei wachsender Frequenz den Hauptteil des
Rückstromes auf sich ziehen. Die errechneten Ergebnisse und da-
mit die Richtigkeit der von den Verfassern entwickelten Methode
wurden auch für höhere Frequenzen durch Messungen am Seattle-
Sitka- und am Victoria-Vancouver-Kabel bestätigt (vgl. auch Zah-
lentafel 5). Sie kommen zu folgenden Schlüssen: 1. Der Wider-
Zahlentafel 1. Anteil der Bewehrung an der Aufnahme des
rückfließenden Stromes in Hundertsteln des Gesamtstroms.
Bewehrung
Per/s ae ge ee ae
Zusammenhängender Mantel Drähte
25 84 9
50 96 17,5
75 99 25
100 100 l 31,5
Zahlentafel 2. Anteil der Bewehrungsdrähte des Seattle-
Sitka-Kabels an der Aufnahme des rückfließenden Stromes in
Hundertsteln des Gesamtstroms.
Bauart der Bewehrung
Per/s ee ee re eye
Offen | Geschlossen
100 43 55
200 61 75
300 69,5 82,5
400 13,5 86.5
500 16 88,5
600 77,5 91
Zahlentafel 3. Widerstand in Ohm und Induktivität ın
Millihenry für 1 km Seerückleitung
Bewehrung
Per/s : _ Mantel u Drähte l, Keine
Wid. Ind. Wid. Ind. | Wid. | Tnd
25 074 | 400 ' 0,075 1,90 0,025 | 23
50 115 | 322 01735 | 170 | 0050 | 18
75 1,35 270 ' 0278 1,60 0,075 1,76
100 1,49 250 ! 0,450 1,51 0,100 1,75
Zahlentafel 4. Widerstand in Ohm und Induktivităt in
Millihenry für 1 km Seerückleitung des Seattle-Sitka-Kabels
Widerstand Induktivität
Per;s re a aaa Eur
Offen | Geschlossen Offen Geschlossen
100 0,41 0,51 1,54 1,80
200 0,77 0,92 | 115 1,29
300 0,95 1,12 | 0,96 1,08
400 1,06 1,25 | 0,88 0,98
500 1,16 1,35 | 0,82 0,95
0,80 0,91
600 1,25 | 1,45
Zahlentafel 5. Widerstand in Ohm für 1 Meile Rückleitung
des Victoria-Vancouver-Kabels.
; Errechneter | Gemessener
Ver/s : u o ee e a
Widerstand
3 000 2,87 2,92
10 000 4,45 ` | 4,60
j
d
$
->r Jere a a
19. Oktober 1922.
-tand der Seerückleitung eines Unterseckabels ist keineswegs,
selbst nicht bei niedrigen Frequenzen, zu vernachlässigen; er hat
einen beträchtlichen Einfluß auf die Übermittlung. 2. Widerstand
und Induktivität eines Kabels sind stark abhängig von der Anord-
nung und den elektrischen Eigenschaften der Bewehrungsdrähte.
3, Der Rückleitungswiderstand bei hohen Frequenzen wird vermin-
dert, wenn man die Kabelader mit einem die Schutzdrähte berüh-
renden Kupfermantel umgibt. („The Electrician“, Bd. 88, 1922,
3. 499.) M. B.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Gas- und Elektrizitätsausstellung in Kopenhagen, — Wie uns
von den Direktoren des Kopenhagener Beleuchtungs-
wesens mitgeteilt wird, veranstaltet dieses unter Beteiligung
des dortigen Hausfrauenvereins in der ersten Hälfte Dezember eine
Gas- und Elektrizitätsausstellung im Industrie-
ausstellungsgebäude. Sie soll dem Publikum zeigen, wie Gas und
Elektrizität im Haushalt und Geschäft, in der Fabrik und Werk-
statt am zweckmäßigsten als Hilfsmittel verwendet werden könner:.
Verschiedenes
Bekanntmachung betr. Änderung des Gebührenzuschlages der
Elektrischen Prüfämter. — Der Zuschlag, der auf Grund der Be-
kanntmachung vom 21. VII. 1922 (Zentralblatt für das Deutsche
Reich 1922, S. 4441) zu den auf das Dreifache erhöhten Sätzen der
Gebührenordnung der Elektrischen Prüfämter zu erheben ist, wird
vom 15. X. 1922 ab auf 3000 % festgesetzt.
Charlottenburg, 10, X. 1922.
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
gez. Nernst.
Energiewirtschaft.
Polnisches Elektrizitätsgesetz vom 21. III. 1922. — Art.1 des am
t6. V. im Gesetzblatt der Republik Polen veröffentlichten Elek-
trizitätsgesetzes enthält den Genehmigungszwang
für alle gewerbsmäßig Strom verkaufenden oder der Speisung
öffentlicher Verkehrsmittel dienenden Starkstromanlagen. Diese
Genehmigung wird nach Art. 2 nur auf begrenzte Zeit erteilt, kann
aber verlängert werden; zur Übertragung an andere Personen ist die
behördliche Zustimmung erforderlich. Nach Art. 3 kann die Geneh-
migung für ungültig erklärt werden, wenn der Arbeitsbeginn oder
die Inbetriebsetzung durch Verschulden des Konzessionsinhabers
nicht in der bestimmten Zeit erfolgt ist. Wichig erscheint, daß nach
Art. 5 die Erteilung, Verlängerung und Aufhebung von Konzessi-
onen dem Minister für öffentliche Arbeiten zukommt, welcher die
Genehmigung auf Grund von Erhebungen erteilt, die im Wege eines
in der Vollzugsverordnung bestimmten Verfahrens von den Woi-
woden durchgeführt werden. Diese Bestimmung dürfte wohl eine
wesentliche Erschwerung und Verzögerung von Konzessionsgesu-
chen zur Folge haben.
Art. 7 besagt, daß jede genehmigte elektrische Anlage im öffent-
lichen Interesse durch den Staat zu den im Vertrage mit dem Kon-
zessionär vorgesehenen Bedingungen abgelöst und das Ablö-
sungsrecht auf Antrag des Ministers für Öffentliche Arbeiten
im Einvernehmen mit dem Minister des Innern durch Beschluß des
Ministerrates auf kommunale Körperschaften oder deren Verbände
übertragen werden kann. Das entspricht der im deutschen Gcsetz
über die Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft ($ 2) dem Reich
zuerkannten Befugnis zur Enteignung. Die im deutschen Gesetz vor-
gesehene Leistungsgrenze (5000 kW) und die getrennte Behandlung
von Wasserkraftanlagen finden sich im polnischen nicht. Art. S
gibt genehmigten und staatlichen elektrischen Anlagen das Recht,
öffentliche Fahrwege, Wasserstraßen, Bahnlinien, Straßen und
Plätze sowie, gegen Entschädigung, Staats-, Gemeinde- oder Privat-
besitz zwecks ober- oder unterirdischer Leitungsführung, Aufstel-
lung von Transformatorenstationen und anderer Einrichtungen usw.
zu benutzen. Mangels eines Einvernehmens über die Höhe der Ent-
schädigung wird diese durch das Gericht festgesetzt. Hinsicht-
lich der Bemessung dieser ‚Entschädigung unter Berücksichtigung
„angemessener Abschreibungen” oder an Hand des „Ertragswertes”
($ 6 des deutschen Gesetzes) enthält das polnische Gesetz keine
näheren Angaben. Alle anderen elektrischen Anlagen bedürfen für
ae nufzung öffentlicher Wege usw. der Zustimmung des Woi-
woden.
Für durch elektrische Einrichtungen verursachte Schäden
und Unglücksfälle hat nach Art. 9 der Unternehmer aufzn-
kommen, wenn er nicht die Schuld des Beschäldigten, einer dritten
Person oder höherer Gewalt nachzuweisen vermag. Durch Art. 10
wird die Befugnis ausgesprochen, zeitweise oder ständig zum Bau
und zur Erhaltung gemeinnützizer elektrischer Anlagen erforder-
liche Liegenschaften im Enteignungswege zu erstehen oder
L Vgl. „BETZ“ 1922, S. 1011. i
‚Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 42.
.urkunde.
1295 .
—— pu
zeitweise zu belegen. Das Gutachten über die Enteignung bzw.
zeitweise Belegung, das auch die Festsetzung der Entschädigung
enthalten soll, erteilt der Woiwode auf Grund der Konzessions-
Innerhalb 30 Tage nach dessen Zustellung kann sich der
Beteiligte, wenn er mit der festgesetzten Entschädigung nicht zu-
frieden ist, dieserhalb an das Gericht wenden.
Nach Art. 11 müssen vor Inkraftsetzung des Gesetzes bestehende
Elektrizitätswerke die Konzession einholen, wenn der Unternehmer
den Charakter ihrer Tätigkeit ändert oder das vertraglich bestimmte
Versorgungsgebiet vergrößert bzw. — falls es sich um kommunale
Unternehmungen handelt — über das eigene Verwaltungsgebiet
hinaus ausdehnt. Der Minister für öffentliche Arbeiten ist ermäch-
tigt, in besonderen Fällen mit Rücksicht auf das allgemeine Wohl,
wenn ein bestehendes Elektrizitätswerk sein Versorgungsgebiet zu
erweitern beabsichtigt, die eingangs vorgesehenen Genehmigungen
nur für diese Erweiterung zu erteilen.
Wichtig erscheint die Bestimmung des Art. 14, daß jede elek-
trische Anlage auf Antrag des Ministers für öffentliche Arbeiten
durch Beschluß des Ministerrates dazu verhalten werden kann,
überschüssige elektrische Energie gegen. entspre-
chende Vergütung einem gemeinnützigen Elektrizitätswerk abzu-
geben. Mangels einer Verständigung, in welchem Fall die Strom-
lieferungspflicht aber nicht gestundet wird, bestimmt das Gericht die
Höhe der Vergütung. Nach § 8 des deutschen Gesetzes darf das Reich
bekanntlich die Einbringung von Anlagen zur Fortleitung elektri-
scher Arbeit und von Elektrizitätswerken in Gesellschaften, an
denen es beteiligt ist, verlangen, wenn den Interessen der Gemein-
wirtschaft nicht durch Austausch elektrischer Arbeit genügt wer-
den kann, und dieselbe Forderung können die Länder, Gemeindever-
bände und Gemeinden hinsichtlich der bei Inkraftsetzung des deut-
schen Gesetzes vorhandenen bzw. in Ausführung gewesenen sowie
künftiger staatlicher und kommunaler Anlagen der in $ 2, Abs. 1,
Ziff. 1 bezeichneten Art an das Reich stellen, solange die Anlagen
von diesem nicht übernommen werden.
Bau und Inbetriebsetzung der elektrischen Anlagen bedürfen
nach Art, 16 einer polizei-technischen Bewilligung,
und alle elektrischen Einrichtungen müssen den durch den Minister
für öffentliche Arbeiten bestätigten technischen Vorschriften und
Normen entsprechen. Außerdem hat jede Anlage, wenn es der Mi-
nister für öffentliche Arbeiten verlangt, dem Art. 17 zufolge alle
technischen Daten bezüglich ihres Baues und Betriebes
mitzuteilen; nach $ 14 des deutschen Gesetzes sind die zuständigen
Stellen und ihre Beauftragten sogar befugt, zur Ermittlung rich-
tiger Angaben Geschäftspapiere oder Geschäftsbücher einzusehen
und Betriebseinrichtungen und -räume zu besichtigen. Die Über-
tragung der elektrischen Arbeit, die nach Art. 20
rechtlich als mobile Sache aufgefaßt wird, über die Grenzen
des polnischen Staates hinaus erfordert die Genehmigung des Mi-
nisterrates (Art. 19). Art. 21 gibt dem Minister für öffentliche
Arbeiten das Recht, zur Begutachtung elektrischer Angelegenheiten
beratende Fachorgane einzuberufen; nähere Angaben
über die Zusammensetzung eines solchen Beirates, wie sie § 20 des
deutschen Gesetzes enthält, fehlen im polnischen Gesetz, das für
das Gesamtgebiet der Republik mit Ausnahme der Woi-
wodschaft Schlesien 30 Tage nach Veröffentlichung
(16. V. 1922) in Kraft getreten ist.
Wenn auch eine gewisse Übereinstimmung zwischen dem polni-
schen und deutschen Blektrizitätsgesetz deutlich erkennbar ist, so
scheint doch beiden vorläufig der Charakter eines provisorischen
Rahmengesetzes gemeinsam zu sein, das weitere Entwicklungsmög-
lichkeiten für die Elektrizitätswirtschaft beider Staaten in Betracht
zieht. Rb.
Industrie und Handel.
Der Prozentgehalt deutscher Industrieerzeugnisse an fremden
Rohstoffen. — Nach dem Bemelmans-Abkommen sind für
diejenigen deutschen Erzeugnisse, welche einen erheblichen Pro-
zentsatz fremder Rohstoffe enthalten, diese Rohstoffe von
den Bestellern der Reparationslieferungen in Devisen zu zahlen,
so daß die deutsche Regierung nur für den Rest den Lieferer mit
Papiermark entschädigt, mit der Ausnahme der direkt Geschälig-
ten, welche ganz von der Devisenzahlung befreit sind. Man ist
hierbei von dem Gedanken ausgegangen, daß z. B. bei Lieferung
von blankem Kupferdraht keine deutsche Lieferung stattfinden
würde, sondern daß Deutschland im Auslande gegen Devisen dieses
Kupfer einkaufen muß, nur einen schr geringen Prozentsatz an
Arbeit aufwendet Und, wenn hierfür die Entschädigung durch die
deutsche Regierung in Papiermark stattfindet, dies tatsächlich
einer .Barzahlung in Devisen entspricht, die Deutschland nicht
mehr zu leisten imstande ist. Als Grundlage für die Berechnung
des Inhaltes an fremden Rohstoffen sind nun Grundsätze aufge-
stellt worden, die den wirklichen Verhältnissen nicht entsprechen.
Von deutscher Seite hat man darauf aufmerksam gemacht, daß es
kein Erzeugnis und keine deutsche Arbeit gibt, die nicht einen er-
heblichen Prozentsatz an fremden Rohstoffen enthält. Wir müssen
z. A. mindestens 30 % unserer Ernährung aus dem Auslande cin-
führen, die Rohstoffe für Kleidung kommen ganz aus dem Äuslande,
und da es eine deutsche Flotte nicht mehr gibt, so ist jeder Trans-
1296
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heft 42.
19. Oktober 1922.
port an das Ausland zu entrichten, d. h. also jeder Deutsche ver-
braucht zu seiner Ernährung und zu seinem Unterhalt einen er-
heblichen Prozentsatz eingeführter Stoffe, beziehungsweise sind
zur Bestreitung dieser Unkosten Devisen zur Zahlung an das Aus-
land zu beschaffen.
Man hat nun diesen Anteil des Auslandes vor dem Kriege zu
etwa 25 % angenommen und mit der Logik, die der Gegenseite
eigen ist, entschieden, da dies Verhältnis vor dem Kriege bestanden
habe, könne Deutschland auch nicht fordern, daß ihm diese Lei-
stungen an das Ausland in Devisen bezahlt werden, d. h. also der
festgestellte Anteil fremder Rohstoffe an einem Erzeugnis, der
weniger als 25 % beträgt, wird nicht berücksichtigt, Daß wir
früher durch Leistungen in der Lage waren, die 25 % aufzubringen
und dies jetzt nicht mehr der Fall ist, wird nicht in Rechnung ge-
stellt, ebensowenig, daß bei der Festsetzung des Prozentsatzes
Löhne und alle diejenigen Stoffe, die scheinbar deutsches Erzeugnis
sind, ausgeschaltet werden. Man hätte folgerichtig bei dieser Rech-
nungsart auch die Löhne bei Festsetzung des Prozentsatzes mit
25 % in die Rechnung einsetzen müssen.
In Paris haben nun vor kurzem Verhandlungen stattgefunden,
um den genauen Prozentsatz an fremden Rohstoffen in den einzel-
nen deutschen Industrieerzeugnissen festzustellen. Von beiden
Seiten waren Sachverständige ernannt. Die deutschen Sachver-
ständigen befanden sich von vornherein in der ungünstigen Lage,
daß sie auf Grund der oben geschilderten Festlegungen, die den Tat-
sachen und den Verhältnissen nicht entsprechen, gezwungen waren,
ihre Rechnung aufzubauen. Infolge dieser Art.der Feststellung
sind Prozentsätze entstanden, die niedriger liegen, als man in
Deutschland den Anteil an fremden Rohstoffen am Erzeugnis be-
rechnet. Bei den Verhandlungen über die Festsetzung der Prozent-
sätze elektrischer Maschinen und Transformatoren trat nôch ein
weiterer grundsätzlicher Unterschied in der Auffassung zutage:
Die Sachverständigen der Gegenseite nahmen als Verkaufspreis
z. B. den belgischen Preis, auf dem sie ihre Rechnung aufbauten
und hierdurch zu Prozentsätzen kamen, die weit niedriger lagen
als die deutschen. Von deutscher Seite wurde entgegengehalten,
daß der belgische oder französische Preis nicht genommen werden
könne. Diese Länder haben eine sehr erhebliche Zollgrenze aufge-
baut, welche die Einfuhr aus anderen Ländern verteuert und die
Einfuhr aus Deutschland durch besondere weitere Aufschläge fast
unmöglich macht. Auf jeden Fall wird durch eine solche Zoll-
schranke der Inlandpreis erheblich gesteigert, und die Preise in den
betreffenden Ländern liegen weit höher wie in Ländern, die solche
Zollschranken nicht besitzen. Man darf mithin als Grundlage für die
Berechnung der Prozentsätze nur einen ideellen Weltmarktpreis
nehmen, nicht aber die Preise in Ländern mit hohem Zollschutz.
Es wurde weiter ausgeführt, daß es einen einheitlichen
Weltmarktpreis nicht gibt. Je nachdem, welche Höhe
die Zollschranke besitzt und welche Unkosten beim Versand nach
diesem Lande entstehen, werden die Preise in den einzelnen Län-
dern verschieden sein, und selbst Länder, die keinen erheblichen
- Zoll haben, können durch andere Maßnahmen die Einfuhr hindern
und damit die Preisgrundlage im eigenen Lande heben (s. Englands
Recovery Act). Man bestand daher von deutscher Seite darauf, den
Preis eines Landes, das keinen oder keinen erheblichen Zoll auf-
weist, z. B. Hollands, zugrunde zu legen. Die Frage kam vor Bemel-
mans selbst. Es wurde in Gegenwart der belgischen, französischen
und englischen Mitglieder der Kommission die Angelegenheit er-
örtert, und die Herren mußten zugeben, daß der Standpunkt der
deutschen Vertreter, es gäbe keinen einheitlichen Weltmarktpreis,
richtig ist und man als Grundlage eigentlich nur den Preis eines
neutralen Landes ohne Zoll nehmen könne. Die Prozentsätze selbst,
wie sie für die einzelnen Erzeugnisse der Elektrotechnik
festgesetzt worden sind, werden nach Zusammenstellung der Nieder-
schriften in kurzer Zeit vom Ministerium veröffentlicht werden,
Bei der Besprechung ergab sich weiter, daß man auf der Gegen-
seite von den tatsächlichen Verhältnissen in Deutschland durchaus
nicht unterrichtet ist. Papier, wurde erklärt, sei deutsches Er-
zeugnis. Daß wir gezwungen sind, die Zellulose aus Schweden ein-
zuführen, schien man kaum zu glauben. Eisen ist ebenfalls nach
Ansicht der Gegenseite ausschließlich ein deutsches Erzeugnis,
weil wir Kohle und Erze in genügender Menge hätten. Vollständig
unbekannt scheint die deutsche Kohlenlage zu sein. Auf die An-
gabe hin, daß wir, praktisch genommen, in-Deutschland keine
Kohle zur Verfügung hätten, weil die hochwertige Kohle an Frank-
reich abgeliefert werden muß, erklärte ein französischer Vertreter
achselzuckend: „Nun, dann möchten die deutschen Arbeiter mehr
arbeiten.” Der Angehörige eines neutralen Staates, der als Sach-
verständiger anwesend war, konnte absolut nicht begreifen, daß in
Deutschland eine Kohlenknappheit herrscht. Wir hätten doch vor
dem Kriege ausgeführt, also könne uns der jetzige Export nach
Frankreich nicht stören. Die Beträge an Kohlenzufuhr, die in
Lothringen, dem Saargebiet und Schlesien verloren gegangen sind,
seien doch nicht erheblich. Es schien den Herren unverständlich,
daß selbst bis in die kleinsten Dörfer des Schwarzwaldeg, hinauf
für Hausbrand englische Kohle zur Verwendung gelangt, weil wir
deutsche einfach nicht besitzen.
Der deutsche Außenhandel mit elektrotechnischen Erzeugnissen
im August 1922. — Insgesamt hat der deutsche Außenhandel im
Augusteine Einfuhr von 46,762 Mill. dz (47,982 i, Vm.) im Wert von
56,472 Milliarden M (45,748 i. Vm.) und eine Ausfuhr von 14,067 Mill.
dz (16,364 i. Vm.) im Wert von 60,295 Milliarden M (35,708 i. Vm.)
ergeben. Das bedeutet eine Abnahme des Imports um 1,220 Mill. dz
und der Ausfuhr um 2,296 Mill. dz. Der Menge nach besteht also
einÜberschuß der Einfuhr von 32,69 Mill. dz. Wertlich
wird vom Statistischen Reichsamt ein Ausfuhrüberschuß vor
3,823 MilliardenM errechnet, eine Zahl, der indessen wegen der Weri-
einsetzungsmethode wenig Bedeutung zukommt. Im Außenhandel
(Spezialhandel) mit elektrotechnischen Erzeugnis-
senergabdieBinfuhr, wie die Übersicht zeigt, 3459 dz im Wert
Einfuhr Ausfuhr
Erzeugnisse 1922 1921
dz |1000 Mi dz
1. Dynamos, Motoren, Umformer,
Transformatoren,Drosselspulen,
Anker und Kollektoren!) . . (1848413! 3121331298819 | 18910
2. Akkumulatoren, Ersatzplatten . 5 17 i 8058 30835 | 18%
3. Kabel?) . .. .. 2 2. 2 2... 271 | 974 462289411374869 | 42498
4. Bogen-, Queckajlberdampf- usw.
Lampen, Gehäuse mit Glas-
glocken, Scheinwerfer, Reflek-
toren . x 2 2 200% b.’
Glühlampen . . . 2. 2 2 202.
Telegraphenwerke und Fern-
sprecher (auch für Funkdienst),
— | — | -[ 80) 4436 20
205°) 6896| 79| 1133| 76252| 941
ma
Sicherungs- u. Signalapparate .| 50%) 1004| 31| 14881172250 | 3899
7. Starkstromvorrichtungen?) .| 669 | 4121| 113]148971545442 | 11574
8. Elektromedizinische Apparate . 3 99; 8 941| 81895 | 509
9. Meß-, Zähl- und Registriervor-| |
richtungen . . -. 2 2 2 2.2. 1399| 3594| 12| 2291|233404 | 1517
10. Elemente, Batterien . ... . 6 44| 4] 3204| 80834: i. Gr. 6
enth.
628) —I| 1145| 57969 895
259
11. Heiz- und Kochapparate . . .| 1369
12. Montierungsteile aus Porzellan,
Steingut, Glas usw.t). . .. . 349
1 49| in Gruppe7 enthalten
13. Isolationsgegenstände aus As-
best, Glimmer, Mikanit usw. 93 ) 945| 49 3518| 37
14. Isolierrohre aus Papier, Pappe .| — —| —| 1817' 19191! 14%
15. Unvollständig angemeldete Er- i
zeugnisse ... sssr.. 56
Insgesamt|3459 |40904|1064|81276 1979723 84190
von 40,904 Mill. M, d. s. 468 dz weniger als im Juli (3927 dz bzw.
34,910 Mill. M). Gegen August 1921 (1064 dz) besteht eine Steige-
rung um 2395 dz, während die Einfuhrmenge hinter der des gleichen
Monats von 1913 (4406 dz) um 947 dz zurückgeblieben ist. Ein Ver-
gleich mit dem Vormonat unter Berücksichtigung der Rückware
läßt für Kabel eine Zunahme um 258 dz, außerdem eine solche bei
elektromedizinischen Apparaten sowie bei Elementen und Batterien
erkennen, während die Einfuhr von Dynamos usw. um 197 dz, von
Glühlampen um 27 dz, von Starkstromvorrichtungen um 264 dz, von
Meß-, Zähl- und Registriervorrichtungen um 101 dz abgenommen
hat. Minderungen ergeben sich auch für die übrigen hier noch nicht
genannten Positionen. An Dynamos, Motoren usw. (ohne fertige
Anker usw.) hat Deutschland 962 Stück (1284 i. Vm.), an Metall-
drahtlampen 0,3% Mill. Stück (0,360 i. Vm.), an Kohlefaden- usw.
Lampen außer der Rückware nichts bezogen, auch keine Porzellan-
isolatoren für Telegraphen- und Fernsprechleitungen, Die Aus-
fuhr betrug 81 276 dz im Wert von 1979,723 Mill. M, d. s. gegen Juli
(77809 dz bzw. 1018,852 Mill. -M) 3467 dz mehr, während im Ver-
gleich zum August 1921 (841% dz) eine Abnahme um 2914 dz und
gegen den gleichen Monat des Jahres 1913 (94028 dz) ein Minus von
12 752 dz zu konstatieren ist. Gegenüber dem Vormonat hat der
Export bei Kabeln um 2172 dz, bei Schwachstromvorrichtungen um
521 dz, bei elektromedizinischen Aparaten um 215 dz, bei Meß-, Zähi-
und Registriervorrichtungen um 385 dz, bei Elementen und Batte-
rien um 1385 dz, bei Isolierrohren um 496 dz, außerdem bei Bogen-
lampen zugenommen, sich dagegen bei Dynamomaschinen usw. um
493 dz, bei Akkumulatoren um 79 dz, bei Glühlampen um 164 dz, bei
Starkstromvorrichtungen um 99 dz und bei Heiz- und Kochappa-
raten um 11 dz verringert. Von Dynamos usw. (ohne fertige Anker)
wurden 15509 Stück ausgeführt (13 409 i. Vm.), von Bogenlampen
359 Stück (146 i. Vm.), von Metalldrahtlampen 3,165 Mill. Stück
(3,336 i. Vm.) und von Kohlefaden- usw. Lampen 0,395 Mill. Stück
(0,129 i. Vın.). Die Menge der ausgeführten Isolatoren aller Art au-
Steinzut oder Porzellan betrug 3002 dz (3542 i. Vm.). Der Über-
schußder Ausfuhr über die Einfuhr stellt sich auf 77 817 dz bzw.
1938,819 Mill. M.
t) Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile vollständiger Maschinen. —?) Die
Ausfuhr umfaßt auch isolierten Draht au» unedlen Metallen. — ®) Die Ausfuhr
umfaßt auch Quecksilberumformer und die [solationawegonetanas der Gruppe 12
(außer Glocken). — *) Außer Porzellanisolatoren für Telegraphen- und Fern
sprechleitungen. —®) Davon 2 dz Rückware. — ° Parunter 41 dz Rückware. —
2: Darunter 124 dg Rückware. — ®) Davon 135 dz Rückware. — °) Davon 18dz
ckware.
19. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
1297
mn mn nn mn
_ VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle,
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Fernspr. Amt Kürfürst Nr. 9320, zu richten
Die nächste Sitzung des Elektrotechnischen Vereins findet
statt
am Dienstag, den: 24. X. 1922, abends 7% Uhr (pünktlich), in der
Technischen Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal Nr, 301.
Tagesordnung:
(reschäftliche Mitteilungen. g
Vortrag des Herrn Obering, Schüler über „Der Klein-Syn-
chronmotor” mit Vorführung eines von der Firma Dr. Max Levy
gebauten Motors.
I mma
Inhaltsangabe: .
Die Bedeutung des Leistungsfaktors für die Elektriziläts-
werke. — Maßnahmen zu seiner Verbesserung.
Phasenschieber, Kondensatoren, kompensierte Motoren, Syn-
chronmotoren. — Beschreibung und Vorführung des vom Vor-
srazrenden entwickelten Klein-Synchronmotors mit Selbsterregung
und selbsttätiger Regelung des Erregerstromes. — Kosten und Ren-
{ıbilität von Synehronmotoren im Vergleich zu Asynchronmotoren.
Elektrotechnischer Verein E. V.
Der Vorsitzende:
Dr.-Ing. e. h.Bredow.
Ordentliche Sitzung am Dienstag, den 26. IX. 1922, abends 7% Uhr,
in der Technischen Hochschule Charlottenburg, Hörsaal Nr. 301.
Anwesend etwa 550 Mitglieder und Gäste.
Vorsitzender: Herr Staatssekretär Dr.-Ing. e. h. Bredow.
Vorsitzender: Bevor wir uns der heutigen Tagesordnung zu-
wenden, lassen Sie uns des großen Verlustes gedenken, den der Elek-
trotechnische Verein im Sommerhalbjahr erlitten hat. Am 24. VI.
ist unser Mitglied Dr. Walter Rathenau, der dem Verein seit 1894
angehört hat, durch Mörderhand gefallen. Was der Name Rathenau
für die deutsche Elektrotechnik, ja für das ganze deutsche Wirt-
schaftsleben, bedeutet, brauche ich in diesem Kreise nicht weiter
auszuführen. Walter Rathenau hatte, dem Vorbilde seines großen
Vaters Emil Rathenau folgend, seine glänzenden Fähigkeiten in den
Dienst der deutschen Wirtschaft gestellt. Als nach Kriegsausbruch
die militärischen Operationen durch das Fehlen einer wirtschaft-
lichen Mobilmachung gefährdet wurden, hat Walter Rathenau den
roßzügigen Plan einer Rohstoffverteilung entworfen und durch-
zeführt. Als nach Beendigung des Krieges die deutsche Wirtschaft
unter den Reparationsleistungen zusammenzubrechen drohte und
diedeutsche Diplomatie vergebens Erleichterungen für das deutsche
Volk zu erreichen versuchte, sprang wiederum Walter Rathenau
opferwillig in die Bresche. In uneigennütziger Weise hat er die bei
den derzeitigen innen- und außenpolitischen Verhältnissen über-
menschliche Aufgabe übernommen, mit unsern unerbittlichen Geg-
nern um die Besserung unserer Daseinsbedingungen zu ringen. Daß
er in der kurzen Zeit seiner Tätigkeit nicht alles erreicht hat, was
wir uns wünschten, wer kann sich darüber wundern? Aber ich bin
überzeugt, daß wir von der Tätigkeit Rathenaus noch sehr viel
erwarten konnten, denn in ihm besaßen wir einen Staatsmann, der
sich wie kaum ein anderer in den wirtschaftlichen und weltpoli-
tischen Zusammenhängen auskannte und dessen Verhandlungsweise
der Wesensart der Gegner Rechnung trug. Seine persönliche Art,
seine im geschäftlichen Leben so oft erprobte Fähigkeit, gegensätz-
liche Ansichten auszugleichen und entgegenwirkende Kräfte gleich-
zurichten, haben Walter Rathenau von Anfang an eine ganz be-
sondere Stellung in der Reichsleitung gesichert. Dazu kam seine
politische Unabhängigkeit, auf die er besonderen Wert legte. Ich
habe aus seinem eigenen Munde kurz nach dem Antritt seiner Mi-
nistertätigkeit von ihm gehört, daß er zwar einer politischen Partei
nahestände, er betrachte sich jedoch nicht als ihr Delegierter, und er
würde seine Handlungen in keinem Fall nach irgendwelchen Partei-
wünschen, sondern ausschließlich nach seinem eignen Wissen und
Gewissen einrichten, Walter Rathenau hat, das muß sein ärgster
Feind anerkennen, tatsächlich über den Parteien gestanden. Nur
so ist es zu erklären, daß einige ihn einen überzeugten Demokraten
und Republikaner, andere einen Monarchisten nennen. Ein Mann
wie Rathenau, der in der Großindustrie und Hochfinanz ebenso wie
in wissenschaftlichen Kreisen zu Hause war, bei dessen Tode die
gesamte Arbeiterschaft leidenschaftlich demonstrierte, läßt sich
eben nicht in eine Parteischablone hineinzwängen. Deshalb glaube
ich auch, daß er wie kein anderer alle Vorbedingungen besaß, um
dank seiner überragenden Persönlichkeit, das durch innere Kämpfe
zerrissene deutsche Volk zu einer einheitlichen Auffassung über
seine wirkliche Lage und die sich daraus ergebenden Notwendig-
keiten zu bringen. Alle in Walter Rathenau gesetzten Hoffnungen
hat die Wahnsinnstat vom 24. VI. zerstört. Eine schmerzliche Lücke
hat sein Tod hinterlassen, und das deutsche Reich hat Anlaß, um
diesen Mann zu trauern. Wer den Geist, in dem Walter Rathenau
lebte und wirkte, richtig erkannt hat, der weiß, daß sein höchster
Wunsch erfüllt wäre, wenn das deutsche Volk, dem er sich zum Opfer
gebracht hat, sich an seiner Bahre brüderlich die Hand reichen
würde. Er gehörte uns allen, weil er uns allen nützen wollte, und
deshalb müssen wir uns in der Erinnerung an ihn zu gemeinschaft-
licher Arbeit zusammenfinden und in der Zukunft das voranstellen,
was auch ihm das Wichtigste war: „Die Wiederaufrich-
tung unseres Vaterlandes“ Wer so denkt und handelt,
ehrt das Andenken Rathenaus, und ich bin gewiß, daß gerade wir
Elektrotechniker, die ihm beruflich nahestanden, bestrebt sein wer-
den, nach seinem Vorbild zu handeln und sein Vermächtnis auszu-
führen.
Sie haben sich zu Ehren des Verstorbenen von Ihren Plätzen
erhoben. Ich danke Ihnen.
Wir gehen jetzt zur Tagesordnung über.
1. Geschäftliche Mitteilungen.
Einwendungen gegen den Bericht über die Sitzung vom 2. V.
Heft 22 und vom 23. V. Heft 26 der „ETZ” liegen nicht vor, die Pro-
tokolle gelten daher als angenommen. Einspruch gegen die in der
April- und Mai->Sitzung ausgelerten Anmeldungen ist nicht erhoben
worden, die Angemeldeten sind daher als Mitglied aufgenommen.
174 Neuanmeldungen liegen vor, das Verzeichnis ist hier ausgelegt.
Der Schatzmeister bittet, soweit dies noch nicht geschehen ist,
die Beitragsnachzahlungen für 1922 baldmöglichst einzusenden.
Zwecks Veranstaltung von Vortragsreihenist ein ge-
meinschaftlicher Fachausschuß des Elektrotechnischen Vereins und
des Außeninstituts der Technischen Hochschule gebildet worden,
welcher sich die Aufgabe gestellt hat, gemeinschaftliche Vortrags-
reihen über wissenschaftlich-technische Themen aus der Elektro-
technik und ihren interessierenden Grenzgebieien zu veranstalten.
Für das Winterhalbjahr 1922/23 sind folgende Vortragsreihen in
Aussicht genommen:
1. „Die komplexe Vektorreehnung und Anwen-
dung auf die Praxis“ (Symbolische Methode).
Vortragender: Herr Dr. 1. Kafka.
2. Forschungsergebnisse über Luftelektrizi-
tät und Gewitter mit Anwendung auf die
Praxis.
Vortragende: die Herren Prof. R.Seelige.r und Direktor
A. Matthias.
3. Geschichte, Theorie, Bauart
dung des Akkumulators.
Vortragender: Herr Dr. A. Beckm ann.
Die erste Vortragsreihe beginnt am 23. X., die zweite am 20. XT.
d. J. und die dritte am 8. I. 1923 in der Technischen Hochschule, Hör-
saal Nr. 141, abends 6% bis 8 Uhr. Die näheren Angaben sind in den
Ankündigungen in der „ETZ“, Heft 39, enthalten.
In der Beuthschule werden, wie im Vorjahr, Vortragsreihen für
Hörer mit Fachschulbildung abgehalten, u. zw.:
1. Über Induktionsmotoren.-
Vortragender: Herr Dipl.-Ing. Gruhl.
Über die elektrische Beheizung in Industrie
und Haushalt, unter besonderer Berücksichtigung der
Wärmespeicherung für die Werke und Abnehmer.
Vortragender: Herr Obering. Schneider.
Diese Vorträge beginnen am Freitag, den 13. X. bzw. 24. XL,
abends 7 bis 8% Uhr bzw. 6 bis 7% Uhr im Hörsaal für Elektro-
technik der Beuthschule.
Die vom EV veranstalteten Monteurfortbildungs-
kurseinder I. Städtischen llandwerkerschule in der Lindenstraße
beginnen am Sonnabend, den 14. X., nachmittags 5 Uhr.
Vom Meß-Bureau in Frankfurt a. Main hat der EV Einladungen
zum „Tag der Technik” erhalten. Herren, welche dieser Einladung
zu folgen beabsichtigen, werden gebeten, sich mit dem General-
sekretär des Vereins in Verbindung zu setzen.
Weiter lädt der Vorstand der deutschen Beleuchtungstech-
und Verwen-
2.
nischen Gesellschaft zu ihrer 10. Jahresversammlung ein, verbunden
mit der Feier des 10 jährigen Bestehens am Sonnabend, den 30. IX.
vorm. 9 Uhr, im llörsaal des Staatlichen Kunstgewerbe-Museums,
Berlin SW., Prinz-AlbrechtStrabßbe 7a.
Wir kommen zum Punkt 2 der Tagesordnung, derSatzungs-
änderung.
Auf der letzten Jahresversammlung des VDE in München ist
unter Berücksichtigung der Geldentwertung beschlossen worden,
nachträglich eine Beitragserhöhung von 100) M für persönliche Mit-
glieder und 150 % für körperschaftliche Mitglieder für das laufende
Jahr 1922 zu erheben. Ferner soll aus demselben Grunde in Zukunft
die Höhe des Beitrages halbjährlich festgesetzt werden. Hierzu ist
eine Satzungsänderung erforderlich, welche in der „ETZ“, Heft 38,
bekanntgegeben worden ist. Betreffend Beitrarshöhe für das erste
1298
Halbjahr 1923 ist die zunächst beabsichtigt gewesene Änderung des
$ 7 überholt, nachdem der Verband erkannt hat, daß es nicht möglich
ist, den Beitrag für das erste Halbjahr bereits im September festzu-
setzen. Es ist daher dem Verein unmöglich, bereits in der ersten
Vereinsversammlung darüber Beschluß zu fassen; infolgedessen
stelle ich nachstehende Fassung der Satzungsänderung über Fest-
setzung der Zahlungen der Beiträge zur Erörterung. Da keine
Wortmeldung erfolgt, schreiten wir zur Abstimmung.
Ich bitte die Herren, die für die Annahme der Abänderungen der
SS 7 und 8 der Satzungen sind, sitzen zu bleiben. Ich stelle fest, daß
die vorgeschlagenen Satzungsänderungen mit Stimmeneinheit ange-
nommen sind.
Neue Fassung der SS 7 undß8 der Satzung.
$ 7, Absatz 1. Der Vereinsbeitrag wird in einer ordentlichen
Vereinsversammlung im Herbst für das erste Halbjahr des folgen-
den Geschäftsjahres und in einer ordentlichen Vereinsversammlung
im ersten Kalendervierteljahr für das zweite Halbjahr des laufenden
Geschäftsjahres festgesetzt, Die Anträge hierzu stellt der Vor-
stand nach Begutachtung durch den Ausschuß. Zuschläge zu den
Beiträgen und Umlagen können im Laufe des Geschäftsjahres auf
Antrag des Vorstandes nach Begutachtung durch den Ausschuß von
jeder ordentlichen Vereinsversammlung beschlossen werden. Bei-
träge sowie Zuschläge und Umlagen können für verschiedene Arten
von Mitgliedern verschieden angesetzt werden. Der Beitrag für das
erste Halbjahr des folgenden Geschäftsjahres ist ungeteilt bis zum
1. November zu zahlen, der Beitrag für das zweite Halbjahr des lau-
fenden Geschäftsjahres ist ungeteilt bis zum 1. April zu zahlen. Zu-
schläge und Umlagen sind ungeteilt binnen der von der Vereins-
versammlung bestimmten Frist zu zahlen. Wer die Beiträge, Zu-
schläge und Umlagen einen Monat nach Ablauf der für die Zahlung
bestimmten Frist nicht gezahlt hat, verliert den Anspruch auf Liefe-
rung der Vereinszeitschrift.
Absatz 2, Zeile 2, ist hinter Jahresbeitrag hinzuzufügen: „nebst
Zuschlägen und Umlagen“.
In Zeile 4 und 5 ist zu streichen „Halbe Jahresbeitrag” und
dafür zu setzen „Beitrag nebst Zuschlägen und Umlagen für die
letzte Hälfte des Geschäftsjahres”.
In Zeile 12 ist zu streichen „keinen Beitrag” und dafür zu setzen
„weder Beiträge, noch Zuschläge und Umlagen“.
§ 8, Absatz 2, Zeile 2, ist hinter Beitrag hinzuzufügen: „den Zu-
schlägen und Umlagen“.
i In Zeile 5 ist hinter Beitrag hinzuzufügen „Zuschläge und Um-
agen”. i
Wir kommen nunmehr zu Punkt 3 der Tagesordnung, und ich
erteile Herrn ÖOberingenieur Lüschen das Wort zu seinem Vor-
Le „ über „Tonfrequenz-Wechselstromtelegra-
phio”.
Vortrag und Diskussion gelangen später zur Veröffentlichung.
An der Diskussion beteiligten sich die Herren Bredow, Lü-
echen, Thürmel und Wollin.
Der Vorsitzende dankt dem Herrn Vortragenden für seinen
hochinteressanten Vortrag und schließt die Sitzung.
Risse,
Generalsekretär.
nmeldungenzumFElektrotechnischenVerein,
euß
dqdiks, Paul, Ingenieur, Berlin N. 58,
dler, Friedr. Wilh. Rich., Ingenieur, Friedenau.
mann, Rud., Ingenieur, Wien XX.
gg, Paul, Diplomingenieur, Westend.
k, Alexander, Elcktroiugenieur, Charlottenburg.
Walter, Eiektroingenieur, Charlottenburg.
t, Karl, Ingenieur, Berlin N. 39.
Ludwig, Diplomingenieur, Charlottenburg.
achs, Carl, Elektroingenieur, Berlin N. 20.
ann, Max, Oberingenieur, Frankfurt a. O.
garten, Joseph, Diplomingenicur, Charlottenburg.
mann, Egbert, Ingenieur, Charlottenburg.
ndt, Martin, ‚Direktor a, D., Berlin-Dahlem,
er, Max, Diplomingenieur, Niederschöneweide.
Rich., Ingenieur, Berlin N. 65.
ann, Arthur, Ingenieur, Dr. phil., Baurat, Wien I.
‚„ Hans, Ingenieur, Schöneberg.
‚Paul, Elektriker, Lichterfelde.
‚Paul, Techniker, Berlin. è
cke, Max & Co., Offene Handelsgesellschaft, Berlin C. ?.
‚Hans, Diplomingenieur, Charlottenburg.
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der deutschen Erzeuger von Beleuchtungskörpern, Berlin W. 62.
Fritz, Elektrotechniker, Berlin.
ich, Willy, Gehilfe, Berlin S, 61.
r, Fritz, Ingenieur, z. Z. Belgard/Persante.
Carl, Ingenieur, Eberswalde.
el, Lothar, Ingenieur, Friedenau.
e, Emil, Ingenieur, z. Z. Themar i. Thür.
‚Otto, Ingenieur, Berlin NW. 6.
‚Franz, Betriebsassistent, Mürzzuschlag.
‚„ Arthur, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter, Berlin N. 58.
th, Hans-Otto, Berlin NW, 87.
rrenuther, Hans, Diplomingenieur, Oberlt. a. D., Dahlem.
e, Otto, Ingenieur, Berlin.
mann, Fritz, Techniker, Wilmersdorf,
scher, Hermann, Elektrotechniker, Nowawes.
ırken, Heinrich, Ingenieur, Charlottenburg.
ller, Ludwig, cand. ing, Wien 2.
ť Ege, Hugo, Ingenieur, Berlin.
ie ‚ Kurt, Elektro-Ingenieur. Potsdam.
oebe, Peter, Diplomingenieur, Schöneberg.
osswendt, Herbert, Kaufmann, Charlottenburg 5.
SOSE TE IE IODOIUTN OUT TI EI EI
- Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
Z22222 ZZE AE EB D D DR Da DE Da Er Er En a u be on
19. Oktober 1922.
er, von, Alexander, Berlin.
ann, Helmuth, Ingenieur, Charlottenburg.
Karl, Diplomingenieur, Berlin N.
Richard, Oberingenieur, Wilmersdorf.
rn, Rudolf, Diplomingenieur, Charlottenburg 5.
e, Kurt, Ingenieur, Wilmersdorf, Gieselerstraße 12.
‚ Vollart, Ingenieur, Charlottenburg.
h, Gustav, Ingenieur, Eberswalde i. M.
bach, Otto, Diplomingenieur, Berlin N &.
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h, Erich, Betriebsingenleur, Steglitz.
Wilh.. Elektroingenieur, Pankow.
NENZRKmEmZEOn
- OP PORAOPPRWPERE
amp, Hermann, DiplomIngenieur, Berlin N,
g, Franz, cand. ing., Wien IV
l, Gust., Ingenieur, Cassel.
r, Ernst, Civilingenieur, Berlin W 30.
ann, Clemens, Diplomingenieur, Siemensstadt.
ann, Georg, Elektroingenieur, Erlangen,
a, Eduard, Konstrukteur, Berlin N 58.
l, Alois, Ingenieur, Wien XV,
ann, Julius, Diplomingenieur, Charlottenburg.
atz, Anton, Dipiomingenieur, Berlin N.
Gerhard, Ingenieur, Berlin N
‚ Josef, Ingenieur, Professor, Wien 5.
mann, Eugen, Ingenieur, Berlin N. 65.
rantz, John, Ingenieur, Charlottenburg.
‚Paul, Ingenieur, Eberswalde.
sendorff, Jürgen, Diplomingenleur, Charlottenburg.
, Alfred, Ingenieur, Berlin W 57.
vitz, Willy. Diplomingenieur, Charlottenburg.
z, Rich., Ingenieur, Wien XII.
arl, Erlangen i B.
ler, Gust. Claus, Ingenieur, Berlin SW 61.
mann, Max, Diplomingenieur, Charlottenburg.
rek, Otto, Ingenieur, Charlottenburg.
er, Ernst, Elektruingenieur, Schöneberg.
n, Georg, Siegfried, Berlin W 57.
‚Hanns, Ingenieur, Charlottenburg 2.
ıann, Karl, Ingenieur, Berlin SW 29.
‚Ewald, Ingenieur, Wien III.
‚H. R., Elektroingenieur, Cape Town.
er, Christian, Patentingenieur, Berlin N 31.
Erich, Ingenieur, Basdorf b. Berlin.
Hans, Charlottenburg.
e Berlin N. u
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g, Heinrich, Diplomingenieur, Berlin N 39.
Otto, Diploimingenieur. Berlin N,
at, Willy, Elektroingenieur, Berlin NW 21..
‚ Fritz, Ingenieur, Wien X.
i, Franz, Diplomingenieur, Pankow.
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e Id, Walter, Ingenieur,
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Erich, Elektroingenieur, Berlin W.
her, C. A., Saalfeld a. Sa.
t, Rich., Ingenieur, Wiesloch b. Heidelberg.
‚Erich, Elektroingenieur, Fürstenwalde- W.,
art, Hans, Ing., Berlin SW 29.
Otto, Ober-Telegraphensekretär, Berlin NW 40.
hn, Karl, Ingenieur, Berlin SO 33. ‚
tel, Heinrich, Diplomingenieur, Charlottenburg 1. k
ker, Karl, Ingenieur, Birkenwerder Bez. Potsd.
ke, Werner, Ingenieur, Berlin NW 5. `
oral, Diego, Ingenieur, Dir, Barcelona. .
August, Oberingenieur, Wilmersdorf.
Gust., Ingenieur, Friedenau.
sky, Max, Fabrikbesitzer Köln-Lindenthal.
r, P. Alfred, Charlottenburg.
nay, v.. Geza, Dipl.-Ing., Charlottenburg. '
11, Kasimir, Ingenieur, Berlin-Moabit. R
, de, Günther, Ingenieur, Friedenau.
‚ Werner, Kaufmann und Fabrikant, Berlin N 24.
‚Eugen C. L., Ujpest b. Budapest.
on, Algoth, Ingenicur, Charlottenburg,
hkis, Victor. Ingenieur, Bertin.
'ker, Hans, Kaufmann, Mannheim,
rs, Rich., Elektreingenieur, Berlin NW 5.
ek, Walter, Techniker, Lichtenberg.
ner, Rich., Ingenieur, Wien III.
n, Bruno, Oberingenieur, Siemensstadt.
ugo, Ingenieur, Berlin N 65. Re
itsch, Albert, Diplomingenieur, Berlin W 15.
itsch, Micael, Diplomingenieur, Oberschöneweide.
‚Herbert, Diplomingenieur, Charlottenburg 4, “y
n, Erich, Ingenieur, Berlin W 30.
Alfred, Betriebsingenieur, Charlottenburg.
Richard, Ingenieur, Steglitz. ~
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rg, Bruno, Ingenieur, berlin SW 29,
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Friedr. Wilh., Kaufmann, Schöneberg,
ilhelrm, Ingenieur, Berlin NW 6.
owsky, Otto, Ingenieur, Berlin NW 87. š
owsky, Erich, Berlin N 54.
rank, Hans, Elektroingenieur, Berlin N 65. |
Kurt, El.-Ing., Berlin N 20, i
‚ Werner, Ingenieur, Berlin NW 21. >
ert, Helmuth, Ingenieur, Karlshorst. J
er, Rudolf, Diplomingenieur, Charlottenburg 4. T
er, Kurt, Diplomingenieur, Berlin NW 52. :
ing ‚ Georg, Ingenicur, Berlin NW. 21. N
‚ Wilh., Ingenienr, Pankow. Wj
mer, Friedrich, Regierungsbaurat, Hirschberg 'Schl. f
ke, Paul, Ingenieur. Berlin SO 33. Å
dt, Hans, Bergingenieur, Halensee. q
dt, Otto, Elektroingenieur, Berlin NW 52. 4
iz, Ernst, Ingenieur, Marlendorf b. Berlin, i
abe, Arthur, Ingenieur, Berlin N 58. H
nka, Rich. J., Ingenieur, Dornbirn III. 3
tisches Elcktrizitäts-Werk, Innsbruck.
er, Felix, Ingenieur, Waidmannslust.
rt, Karl, Elektroingenieur, Berlin N 20. X
Alfred, Ingenieur, Berlin NW 6. f
hert, Louis, Ingenieur, Eberswalde.
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LIRWEWWNWLUEELREULNIDTIITZERAARTTRIIERHU IN OZZZ
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l, Ferdinand, Ingenieur, Wien.
ens, Ibhno, Diplcimingenieur, Berlin N ®.
sek, Adolf, cand. ing., Wien IV
Emil, Ingenieur, Grube Ilse N.-L.
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l, Rich., Elektro-Ing., Penig.
ies, Bernhard, Diplomingenieur, Berlin N.
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ein, Wilhelm, Elektroingenieur, z. Z. Fürstenwalde.
Christian, Ingenieur, Neubabelsberg.
r, Arthur J., Betriebsleiter, Dr. phil., Schöneberg.
Il, Hans, Diplomingenieur, St. Louis Mo.
ss, Carl, Elektrotechniker, Wien II,
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19. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
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isa, Felix, Ingenieur, Wien I.
iss, Otto, Wien I.
dt, Curt, Oberingenieur, Berlin NW 87.
ger, Rich., Elektromonteur, Wien-Neustadt.
e, Friedr. Ar Dip'omingenieur, Berlin N.
e, Paul. Ingenieur, Berlin-Reinickendorf-Ost.
i Robert, Elektroingenieur, Charlottenburg,
O. Ue., Tayeh Iron Mines Taeh.
el, Erno, Ingenieur, Berlın SO 16.
ran nsky, Hans, Diplomingenieut, Neukölln.
lin ; Heinz, 'Diplomingenleur, Berlin N,
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68.
Ferospr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
A
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker, Berlin W 57,
Potsdamer Straße Nr. 68.
Nachstehend werden diejenigen Firmen, denen bisher von der
Prüfstelle des VDE die Berechtigung zur Führung des VDE-Prüf-
zeichens erteilt worden ist, bekanntgegeben unter Aufführung der-
jenigen Erzeugnisse, für die die Erteilung erfolgte. Eine genaue
Beschreibung der geprüften Apparate ist natürlich nicht möglich,
sie geht aber aus den im Besitze der Firmen befindlichen Prüf-
scheinen hervor.
Prüfstelle des VDE.
Zimmermann.
‚, Liste derjenigen Firmen, denen die Berechtigung zur Führung des
Elektrowerk G. m. b. H., Neudorf i. Rheingau:
Allgem. Elektrizitäts-Ges. ‚Berlin:
VDE-Prüfzeichens bisher erteilt worden ist, sowie derjenigen Er-
zeugnisse, für die die Erteilung erfolgte.
1. Sicherungsschmelzstöpsel.
Allgemeine Elektricitäts-Ges. Berlin: Für D-Stöpsel
6, 10, 15, 20, 25 A, 500 V.
Dreifach-Patrone „Triadea‘ 6 A, 500 V.
Sechsfach-Stöpsel „Sixus‘“ 6 A, 500 V.
Für
D-Stöpsel 6, 10, 15, 20 und 25 A, 500 V.
V)ee-Sicherung G. m. b. H., Berlin: Für 6-fach-Sicherungs-
stöpsel (Edisonstöpsel) 6A, "500 vV.
Patasi-Gesollschaft, Dederer& Co. in Stuttgart:
Für Edison-Stöpsel 6 A, 500 V.
Siemens-Schuckert-Werke G. m. b. H, Berlin:
D-Stöpsel 6, 10, 15, 20, 25 A, 500 V.
W. Sondermann, Niederseßmar: Für Schmelzeinsätzo mit
Glaspatrone in Porzellankörper (nach dem D-System) für 6, 10
und 15 A, 500 V.
Voigt& Haeffner A.G., Frankfurt/Main:
sel 6, 10, 15, 20, 25 A, 500 V.
2. Sicherungselemente:
Allgemeine Elektrizitäts-Ges. Berlin: Für ein- und
mehrpolige Elemente in Porzellanausführung, 25 A, 500 V, für
vorderseitigen Anschluß.
Für einpolige Elemente in Porzellanausführung für 25 A, 500 V
für rückseitigen Anschluß.
Für einpolige Elemente in Porzellanausführung für 60 A, 500 V
für vorder- oder rückseitigen Anschluß.
Lindner& Co, Jecha-Sondershausen: Für Freileitungs-
Abspannsicherungen in Porzellanausführung 25 A, 500 V.
Porzellan- u. Apparate-Fabrik Elektro-Unionin
Hochstadt/OÖberfranken: Elemente in Porzellanaus-
führung für 25 und 60 A, 500 V, für rückseitigen Anschluß.
Sachsenwerk Licht und Kraft A.G. in Radeberg:
Für einpolige Elemente in Porzellanausführung 25 und 60 A,
500 V, für vorderseitigen und rückseitigen Anschluß.
Siemens-Schuckert-Werke G. m. b. H., Berlin: Für
einpolige Elemente in Porzellanausführung für 25, 60, 100, 200 A,
500 V, für vorderseitigen und rückseitigen Anschluß.
Für ein- und mehrpolige Elemente in Porzellanausführung für
25 A, 500 V, mit Nulleiterklemme, für vorderseitigen Anschluß.
St0t2G.m.b.H, Mannheim-Neckarau: Für ein- und mehr-
polige Panzer-Hausanschlußsicherungen in Porzellanausführung
mit Stahlblechgehäuse, 25, 60, 100, 200 A, 500 V.
3. Schalter.
Für
Für D-Stöp-
Für einpolige Do-
sen-Aus- und Umschalter 4 A, 250 V, mit Betätigungsknebel,
Sockel aus Steatit, Kappe aus künstlichen Isolierstoff.
Für einpolige Dosenausschalter für 6 A, 250 V, mit Betätigungs-
knebel, Sockel aus Steatit, Kappe aus künstlichem lsolierstoff.
Elektrizitäts-Gesellschaft Frankfurt in Frank-
furt am Main: Für einpolige Dosenausschalter für 4 A,
250 V, mit Betätigungsknebel, Sockel und Kappe in Porzellan-
ausführung.
Gebr. Jaeger, Schalksmühle: Für einpolige Dosenaus-
schalter 4 A, 250 V, mit Betätigungsknebel, Sockel aus Porzellan,
Kappe aus künstlichem Isolierstoff.
Kabelwerk Duisburg in Duisburg: Für einpolige Dosen-
ausschalter 4 A, 250 Yv mit Betätigungsknebel, Sockel aus Por-
zellan, Kappe aus künstlichem Isolierstoff.
Lindner & Co., Jecha-Sondershausen: Für einpolige
Dosenausschalter 4 A, 250 V, mit Betätigungsknebel, Sockel und
Kappe aus Porzellan.
Schanzenbach&Co., Gm.b.H., Frankfurt am Main-
West: Für einpolige wasserdichte Dosenausschalter, sowie
Stall- und Kellerausschalter 4 A, 250 V, mit Betätigungsknebel,
Sockel und Kappe aus Porzellan.
Für einpolige wasserdichte Stall-, Keller-, Stangenausschalter 4 A,
250 V, Sockel und Kappe aus Porzellan.
y oigt& Haeffner A.G. in Frankfurt am Main: Für
einpolige Dosen-Aus- und -Umschalter für 4 A, 250 V, mit Be-
tätigungsknebel, Sockel aus Porzellan oder Steatit, Kappe aus
Porzellan oder künstlichem Isolierstoff; dieselben auch für ver-
senkten Einbau, sowie mit Steckschlüsselbetätigung.
Für einpolige Dosen-Aus- und -Umschalter für 6 A, 250 V, mit Be-
tätigungsknebel, Sockel aus Porzellan oder Steatit, Kappe aus
Porzellan oder künstlichem Isolierstoff; dieselben auch für ver-
. senkten Einbau, sowie mit Steckschlüsselbetätigung.
Für zweipolige Dosenausschalter 4 A, 250 V, mit Betätigungs-
knebel, Sockel aus Porzellan oder Steatit, Kappe aus Porzellan
oder künstlichem Isolierstoff, dieselben auch für versenkten Ein-
bau, sowie mit Steckschlüsselbetätigung.
Für zweipolige Dosenausschalter 6 A, 250 V, mit Betätigungs-
knebel, Sockel aus Porzellan oder Steatit, Kappe aus Porzellan
oder künstlichem Isolierstoff; dieselben auch mit Steckschlüssel-
betätigung.
4. Steckvorrichtungen.
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaftin Berlin:
Für zweipolige Dosen 6 und 25 A, 250 V, Sockel aus Steatit, Kappe
aus klinstlichem Isolierstoff.
Für zweipolige Hängedosen 6 A, 250 V, Porzellanausführung.
Für dreipolige Dosen 6 und 25 A, 250 V, Sockel aus Steatit, Kappe
aus künstlichem Isolierstoff.
Für zwei- und dreipolige Stecker 6 und 25 A, 250 V, aus künst-
lichem Isolierstoff.
5. Handlampen.
Gebr. Adt, Aktiengesellschaft in Ensheim/Saar-
gobiet: Für Handlampen mit normalem Edisongewinde 250 V
ohne Schalter.
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaftin Berlin:
Für Handlampen mit normalem Edisongewinde ohne Schalter,
sowie Mignongewinde, 250 V..
Machler&Kaege, Niederingelheim am Rhein: Für
Handlampen mit normalem Edisongewinde ohne Schalter, 250 V.
Schanzenbach & Co,G.m.b.H, Frankfurt am Main-
West: Für Handlampen mit normalem Edisongewinde ohne
Schalter, 250 V.
Siemens-Schuckert-Werke,G.m.b.H. in Berlin: Für
Handlampen mit normalem Edisongewinde ohne Schalter, 250 V.
Vacuum-Preßgut-Gesellschaft m. b. H., Habel-
schwerdtin Schlesien: Für Handlampen mit normalem
Edisongewinde ohne Schalter, 250 V.
6. Fassungen und Armaturen.
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaftin Berlin:
Für Metallfassung mit normalem Edisongewinde ohne Hahn, 250 V.
' Für wasserdichte Porzellanarmaturen mit normalem Edison-
gewinde bis 250 V.
7. Abzweigdosen.
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaftin Berlin:
Für Dosen 6 A, 250 V für Schraubanschluß, Sockel aus Steatit,
Kappe aus künstlichem Isolierstoff.
Für Hängedosen 6 A, 250 V in gleicher Ausführung.
8. Koch- und Heizgeräte.
Scherbius & Ritter, Berlin: Für Heizkissen.
9. Galvanische Elemente.
Aktiengesellschaft Mix& Genest, Telephon- und
Telegraphen-Werke, Berlin-Schöneberg: Für
ZKB1bis 7, 9 bis 10.
Hamburger Batterie-Fabrik, Carl Dillger, Ham-
burg: Für ZKB 2 bis 4, 6 bis 9.
Siemens&Halske A.G., Berlin: Für ZKB 1 bis 4, 9 bis 10.
1300
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
18. Oktober 19822
SITZUNGSKALENDER,
Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 26. X., abends
8 Uhr, Vereinsversammlung im Saal 42 der Techn. Hochschule Hannover:
Vortrag Dir. Gerhardt ‚Moderne Beleuchtungsanlagen mit Wiskott-
spiegel und Wiskottarmaturen‘.
Elektrotechnische Gesellschaft zu Nürnberg. 20. X., abds.
8 Uhr, im Physik-Hörsaal der Höheren techn. Staatslehranstalt, Nürnberg,
Kesslerstr. 40: Vortrag Betriebsing. K. Messmer: „Die elektrische Aus-
rüstung von Hebezeugen‘.
Elektrotechnischer Verein Mannheim-Ludwigshafen. 20. X..
abds. 8 Uhr, Friedrichsring 4/III: Vortrag Dipl.-Ing. Fritz Alten : „Über-
stromschutz mit Spannungsabfall-Relais in einer modernen Überland-
anlage‘.
Elektrotechnischer Vereln des rhein.-westf. Industriebe-
zirks. 20. X.,abds. 71, Uhr, im Rosenecksaald. Städt. Saalbaues zu Essen:
Berichterstattung über die Verhandlungen des techn. Ausschusses m. d.
Komm. d. VDE. über die Einsprüche gegen einzelne Bestimmungen der
neuen Verbandsvorschriften. 81, Uhr im Kruppsaal des Städt. Saalbaues
Vortrag Dr. Obst: „Die Zukunftsentwicklung der Weltwirtschaft und
ihre Bedeutung für die deutsche Industrie‘.
Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes, Berlin!). 20. X.
1922, 71, bis ® Uhr abends, Leibniz-Öberrealschule, Charlottenburg.
Schillerstr. 125: Kursus von Prof. Dr. Wallenberg: „Konforme Ausbildung
und ihre Anwendung.‘‘ |
20. X. 1922, 7 Uhr abends, Französisches Gymnasium, Reichstags-
ufer 6: Beginn eines Kursus (12 Abende zu je 2 Std. wöchentlich) von Prof
Dr. Weber: „Einführung in die technische Schwingungslehre mit An-
wendungen‘‘. Preis 250 M.
30. X. 1922, 715, Uhr abends, Leibniz-Oberrealschule, Charlottenburg,
Schillerstr. 125: Beginn eines Kursus (20 Abende zu je 2 Std. wöchentlich)
von Dr. Rückle: ‚„Differentialrechnung und ihre Anwendungen“. Preis
300 M.
2. XI. 1922, 71, Uhr abends, Französisches Gymnasium, Reichstags-
ufer 6: Beginn eines Kursus (20 Abende zu je 2 Std. wöchentlich) von Prof.
Fuchs: „Einführung in die Mathematik und Mechanik durch Besprechung
der mathematischen Formeln im Handbuch: „Die Hütte‘‘ (mit häusl. Übun-
gen). Preis 300 M.
7. XI. 1922, 7 Uhr abends, Französisches Gymnasium, Reichstags-
ufer 6: Beginn eines Kursus (12 Abende zu je 2 Std. wöchentlich) von Dipl.-
Ing. Tannenbaum: „Wärmelehre mit besonderer Berücksichtigung der
kinetischen Wärmetheorie‘‘. Preis 250 M.
Deutscher Verein für den Schutz des gewerblichen Eigen-
tums, Berlin. 26. X. 1922, abends 8 Uhr, im Saal der Nichtigkeits-
abteilung des Patentamts: Vortrag Geh. Reg.-Rat Dr. Jüngel, „Das
Madrider Abkommen vom 14. April 1891 betr. die internationale Re-
gistrierung der Fabrik- und Handelsmarken“.
Vortrag Prof. Dr. Osterrieth, „Die heutigen Aufgaben auf dem
Gebiete des internationalen gewerblichen Rechtsschutzes“.
Arbeitsgemeinschaft deutscher Betriebsingenieure, Berlin .l)
3. XI. 1922, abends 8 Uhr, Ingenieurhaus, Berlin, Sommerstr. 4a: Ein-
leitungsvortrag zur Einführung in e’ne Vortragsreihe: „Die spanabhebenden
Werkzeuge der mechanischen Industrie‘. Preis für die ganze Vortragsreihe
400 M, für jeden Abend 40 M. Für die weiteren Vorträge wird der Beginn
jeweils am vorhergehenden Vortragsabend genannt.
RECHTSPFLEGE.
Ist Mark = Mark? — Dies galt bisher als unerschütterliches
Dogma. Jemand schuldete am 1. I. 1922 einem Werke für Waren-
lieferung 100 000 M. Unter haltlosen Einwänden verweigert er die
Zahlung, gerät in Verzug und wird eingeklagt. Da der Fall relativ
einfach liegt, wird er durch richterliches Urteil etwa im September
. entschieden: Der Beklagte ist pflichtig, an den Kläger 100000 M nebst
Verzugszinsen von 5 % zu bezahlen. Im Januar kostete jedoch 1 t
Kohle ab Zeche 545,90 M. Für die 100 000 M hätte das Werk dem-
nach am Verfalltage etwa 182,4 t Kohle kaufen können. Im Septem-
ber kostete aber 1 t Kohle bereits 5443,40 M. Am Zahlungstage er-
hält das Werk für die bereits seit Januar geschuldeten 100000 M
noch Keine 20 t Kohle. Wenn das klägerische Werk gegen dieses
Ergebnis auftrumpfen wollte, erhielte es die Antwort, es habe ja das
bekommen, was ihm zustehe, denn Mark ist — Mark.
Oder jemand hatte 1904 ein Haus zu 100 000 M. gekauft. 1922
verkauft er es um 1 Mill. M und hatte daher einen papierenen Über-
schuß von 900000 M Wirtschaftlich hat er natürlich einen Verlust
. erlitten; denn die Kaufkraft der heutigen Million stellt einen Bruch-
teil derjenigen dar, die 100000 M vor dem Kriege besaßen. Nichts-
destoweniger muß er für den scheinbaren Überschuß eine Wert-
zuwachssteuer in sehr erheblichem Uıinfange zahlen. Denn, so wurde
gesagt, „Mark ist — Mark“, Der Vergleich der Anfanzssumme mit.
der Endsumme ergibt einen ziffermälsizen Überschuß und somit ist
der steuerpflichtige Wertzuwachs da.
!) Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle des tachnisch-wissenschaft-
lichen Vortrazswesens Berlin. Sommerstr 48. Ingenieurhaus, Zentrum: 15207—12.
In einem Entscheide vom 27. VI. 1922 (abgedruckt in den „Mit-
teilungen der Steuerstelle des Reichsverbandes der deutschen In-
dustrie” 1922, S. 235) hat das RG. mit diesem Dogma endlich aufge-
räumt. Folgender Tatbestand lag vor:
In einem im August 1%+4 abgeschlossenen Pachtvertrag hatt:
der Pächter den auf 113 802 M geschätzten „eisernen Bestand” eines
Rittergutes mit der Verpflichtung übernommen, nach Ablauf der
Pacht, d. h. am 1. VII. 1922, einenderSchätzungentspre-
chenden gleich hohen Wert zurückzugewähren.
Inzwischen ist der „eiserne Bestand” in Papiermark das 50- bi:
tVfache wert geworden. Zu wessen Lasten soll nun die scheinbare
Werterhöhung gehen? Der Pächter sagte: Mark ist — Mark. Dem-
zufolge sei gemäß Vertrag und $ 589, Abs. 3 BGB. ohne Rücksicht
auf das während der Pachtzeit eingetretene Sinken des Geldwertes
die Schätzung des Inventars vorzunehmen wie bei der Übergabe,
und die gezogenen Endsummen seien gegenseitig auszugleichen.
Den Überschuß habe der Verpächter, wenn er von «dem ihm zu-
stehenden Rechte der Ablehnung nicht Gebrauch machen wolle. an
den Pächter hernuszuzahlen. Anderer Auffassung war der Ver-
pächter. Nach ihm ginge es nicht an, die Anfangs- und End-
schätzunzssummen mechanisch gegrenüberzustellen. Vor- un!
Nachkriegsmark seien unvergleichbare Größen, Lediglich die deu
eisernen Bestand bildenden Sachwerte könnten miteinander ver-
lichen werden. Der Pächter sei daher zu verpflichten, bei Beren-
digung der Pacht „das eiserne Inventar” Stück für Stück, wie əs
ihm übergeben worden ist, zurückzugewähren, u. zw. zu gleichen
„inneren“ Werte. Die Vorderrichter hatten sich dem Standpunkte
des Pächters angeschlossen. Das RG. hatte versucht, mit Hilfe vun
Sachverständigen einen billigen Ausgleich der beiderseitigen Inter-
essen auf gütlichem Wege herbeizuführen. Dies mißlang. So blie}
ihm nichts anderes übrig, als selbst eine Entscheidung zu treffen. F-
wies das angefochtene Urteil zur anderweitigen Verhandlung nm;
Entscheidung an das Berufungsgericht zurück, gab diesem aber ge-
naue Anweisungen mit, auf Grund deren es ein beiden Parteiinter-
essen billigerweise gerecht werdendes Urteil fällen kann. Nach
dem RG. können nicht die nominalen Zifferwerte verglichen wer-
den, sondern die Sachwerte. Das Ergebnis der heutigen Schätzun:
ist „mit dem der Anfangsschätzung in der Weise zu vergleichen, dat
derSachwert des geschätzten Inventars zugrundegelegt, der it
Goldmark festgestellte Schätzungswert also in die heutige Papier-
mark umgerechnet wird. Nicht maßgebend ist für diese Umrech-
nung der Kurs der Goldmünzen und Goldbarren, da dieser sich nach
den Verhältnisgen des Weltmarktes richtet und durch die den
Deutschen Reiche auferlegten Reparationszahlungen besonder:
beeinflußt wird. Im allgemeinen wird vielmehr da-
VerhältnisderKaufkraftdesGeldesimInlands-
verkehr, insbesondere hinsichtlich der Gegen-
- -. xam ma A
stände deslandwirtschaftlichenliInventars, wie '
sie zur Zeit des Pachtbeginns bestand, zu de:
zur Zeit der Rückgewähr bestehenden für dir
Umrechnung als maßgebend anzusehen sein.
Wenn der innere Wert des Inventars eine Bereicherun-
erfahren hat, hat. der Verpächter dem Pächter diese Bereichernn-
zum Werte der heutiren Papiermark zurückzuerstatten. Ist «ie
nicht der Fall, so hat der Pächter nichts zu fordern.
Das RG. geht hierbei zunächst von den Grundsätzen des Pacht- ’
rechtes aus. Oberster Grundsatz bei der Auseinandersetzung mis-"
sein, daß das Inventar zum Gute gehört und bein
Gute bleiben müsse. Dies gelte nicht bloß von demijenice:.
Inventar, das «lem Pächter beim Pachtbeginn übergeben worden ist
sondern auch von denjenigen Stücken, die der Pächter angeschafft hat.
„Sollte aber das Inventar beim Gute bleiben, so mußte bei der gesetz-
lichen Regelung der Auseinandersetzung notwendig darauf Riück-
sicht genommen werden; es konnten dem Verpächter nicht Laster
zur Erhaltung des Inventars beim Gute auferlegt werden, die zu
tragen er im allgemeinen nicht in der Lage ist. Führt die Anwen-
dung des $ 589 Abs. 3 BGB. zu einem Ergebnis, daß er beim Pacht-
ende ungehenre Summen an den Pächter zahlen müßte, ohne dab
das Inventar das beim Pachtbeginn übergebene an Umfang oder in-
nerer Güte übertrifft, so muß diese aus Zweckmäßigkeitsgründen.
im Interesse der Vereinfachung der Verhältnisse gegebene Vor-
schrift zurücktreten vor der gebieterischen Forderung, daß das In-
ventar dem Gute erhalten bleiben soll”.
Nun würden aber durch den Sturz der deutschen Währung dem
Verpächter, wenn man ihn verpflichten würde, den nominellen ln-
terschied zwischen Anfangsschätzung und Endschätzung zu er-
setzen, Zahlungen angefordert werden müssen, die zu bewirken “rf
nicht in der Lage wäre, wodurch dann der gesetzgeberische Zwerk.
die Verbindung zwischen Gut und Inventar aufrechtzuerhalten, ver-
eitelt würde. Schon dieser Gesichtspunkt fordert gebieterisch, nich!
die Ziffern miteinander zu vergleichen, sondern die inneren Werte,
die seinerzeit dem Pächter übergeben und heute von ihm wieder ab
gegeben werden müssen.
Aber auch abgesehen von diesen pachtrechtlichen Grundsätzen
erscheint es dem RG. als ein Unding, unter den heutigen Verhält-
nissen Papiermark mit Goldmark gleichsetzen zu wollen. Mark i“!
eben nicht = Mark. „Die Goldmark, die der früheren Schätzung
zugrunde lag, und die Papiermark, in der letzt die Ausgleichunz Ài-
folgen muß, sind trotz ihrer gesetzlichen Gleichstellung wirtschaft-
lieh nieht vergleichbar. Eine einfache Ausgleichung der Markie-
träge ohne Umrechnung kann daher den mit $ 589 Abe. 3 BGB. ver
19. Oktober 1922.
hierfür der Grundsatz, daß eine von den Forde-
rungen der Gerechtigkeit und Billigkeit gelei-
tete Ausgleichung der wirtschaftlichen Inter-
essen der beiden Parteien stattzufinden hat.”
_ Diese tiefgründigen Erwägungen werden nicht verfehlen, ihre
Wirkung auf allen von der Markentwertung betroffenen Gebieten
auszuüben. Der in Verzug geratene Schuldner wird nun wissen,
‚aß zu dem Schaden, für den er infolge seines Verzuges gemäß
& 286 BGB. aufzukommen hat, auch die inzwischen eingetretene
Minderung der Kaufkraft der nominellen Zahlungssumme gehört.
Ebenso wird es sich aber der Steuerfiskus merken müssen, daß die
wutige Mark nicht mehr vergleichbar ist mit der Mark von anno
‘zumal. Er wird daher nicht mehr Scheingewinne als wirkliche
\«winne ansprechen können. Dies wird sich auf allen Steuerge-
bieten als eine Wohltat erweisen.
RechtsanwaltDr, Ringwald, Badisch-Rheinfelden.
Patentgesetzäuderung in der Tschechoslowakei. — Am 9. IX.
:st in der Tschechoslowakei ein neues Gesetz in Kraft getreten, das
a den ersten vier Paragraphen die Verhältnisse der Schutzrechte
in den ehemals deutschen (Hultschin) und österreichischen Gebieten
(ıWeitra und Feldberg) behandelt. Bei der geringen industriellen
Bedeutung dieser verhältnismäßig kleinen Gebiete dürften die be-
'reffenden Bestimmungen kaum von praktischem Interesse sein.
Die Abhängigkeitserklärung eines Patentes hat nunmehr auf
Antrag des Besitzers eines älteren Patentes zu erfolgen. Für die
\ichtigkeitserklärung eines Patentes nach $ 28 ist der weitere
urund hinzugekommen, daß das Patent für eine längere Dauer als
15 Jahre erteilt wurde. In diesem Falle ist die Gültigkeit des Pa-
tents auf eine 15 Jahre nicht überschreitende Dauer einzuschrän-
ken. Mit dieser etwas unglücklichen Fassung will man verhindern,
daß durch Verschweigen bereits bestehender österreichischer oder
ungarischer Schutzrechte die effektive Schutzzeit durch Erteilung
eines neuen tschechischen Patentes über 15 Jahre verlängert wird.
Durch.die neue Organisation des Patentamtes wird es nun auch
den Technikern möglich, in leitende Stellungen einzurücken, was
bisher nur den Juristen möglich war.
_ Die bisherigen Entscheidungen, wonach mehrere ausländische
Teilprioritäten nicht zu einer Anmeldung zusammengefaßt werden
durften, werden durch die neue Fassung des $ 49 nachträglich lega-
lisiert. Die Drucklegung der Patentschrift erfolgt in Zukunft nicht
mehr kostenlos wie bisher, sondern der Anmelder muß die Druck-
kosten tragen, die innerhalb der unverlängerbaren Frist von zwei
\fonaten vom Zustellungstage des Auslegungsbeschlusses zu ent-
richten sind, widrigenfalls die Auslegung überhaupt nicht erfolgt
und die Anmeldung als zurückgezogen gilt. Diese Frist von zwei
Monaten ist in Rücksicht auf überseeische Anmelder zu kurz. Die
Druckkosten sind für 1922 mit 60 Kč je Seite berechnet. Ferner
ist eine Reihe von Gebühren erhöht worden.
Besonders wichtig für deutsche Inhaber von tschechischen Pa-
tenten ist die Bestimmung, wonach Bezeichnungen wie „zum Pa-
ient angemeldet” oder „patentiert“ ohne gleichzeitige Angabe des
Aktenzeichens oder der Patentnummer als Patentanmaßung ange-
sehen werden, die wie alle übrigen Patentanmaßungen in Zukunft
von den ordentlichen Gerichten mit Geldstrafe von 50 bis 2000 Kč
„ler mit Arrest von drei Tagen bis zu einem Monat bestraft wird.
Veröffentlichung von Patentanmeldungen durch eine Fachzeit-
schrift. — Eine Firma hatte eine Erfindung zum Patent angemeldet.
Die Bekanntmachung war erfolgt, jedoch die Zahlung der 1. Jahres-
x«bühr verabsäumt worden, so daß die Anmeldung nach $ 24 PG. als
zurickgenommen galt. Eine Fachzeitschrift, die regelmäßig Aus-
zuze aus Patentanmeldungen veröffentlichte, hatte die Unterlagen
der verfallenen Patentanmeldung abgedruckt. Die Firma erhob
Schadenersatzklage, da ihr durch die Veröffentlichung die Neuanmel-
dung beim Patentamt und die Erlangung ausländischer Patente un-
möglich gemacht worden sei. Das RG. hat in einer Entscheidung
vom 11. II. 1922!) die Revision zurückgewiesen und ausgeführt, daß
es ständjge Übung sei, in Fachzeitschriften auch Auszüge aus Pa-
tentanmeldungen gleich nach der Bekanntmachung zu veröffent-
lichen, da dies im Interesse der Anmelder liege und deren Einver-
ständnis vorausgesetzt werden könne, und da ein Nachteil, sofern
den Anmelder kein Verschulden treffe, nicht aus der Veröffentli-
chung entstehen könne. Das RG. sagt dann:
„Das Oberlandesgericht glaubte bei solcher Sachlage jedes Ver-
-chulden des Beklagten verneinen zu müssen, indem es annimmt,
dub Beklagter ohne Verletzung der im Verkehr erforderlichen Sorg-
falt davon hätte ausgehen dürfen, daß auch die Klägerin mit der
Veröffentlichung einverstanden sei. Der Revision mag zugegeben
werden, daß die Verneinung jeglichen Verschuldens nicht unbedenk-
lich ist, weil sie nicht genügend beachtet, daß der $ 276 BGB. die
Beobachtung der im Verkehr „erforderlichen“ Sorgfalt verlangt,
und daß es diesem Erfordernis vielleicht nicht genügte, wenn Be-
klagter sich bei der allgemeinen Übung beruhigte, ohne die Möglich-
keit der Gefährdung der Rechte der Klägerin in Berücksichtigung
zu ziehen.”
Das RG. begründet die Abweisung der Revision damit, daß die
klagende Firma infolge nicht rechtzeitiger Einzahlung der 1. Jah-
t) 8. „Markenschutz und Wettbewerb“ 1922, S. 214.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
ab Verletzungen verfolgt werden können.
1301
resgebühr die Hauptschuld an dem entstandenen Schaden treffe.
Das RG. läßt aber die Frage offen, ob die regelmäßige Veröffent-
lichung von Patentanmeldungen in Fachzeitschriften schadenersatz-
pflichtig macht. Anscheinend will es die Entscheidung von den be-
sonderen Umständen des Falls abhängig machen. Diese Sachlage ist
aber für die Fachzeitschriften recht unangenehm und wird den tat-
sächlichen Verhältnissen nicht gerecht. Denn die Fachwelt hat ein
Anrecht darauf, von wichtigen Patentanmeldungen bald nach der
Bekanntmachung Kenntnis zu erhalten, um gegebenenfalls gegen
die Patenterteilung Einspruch zu erheben. Auch ist mit der Be-
kanntmachung im Reichsanzeiger bekanntlich der einstweilige
Schutz für den Gegenstand der Anmeldung verbunden, so daß von du
Hierüber muß sich die
Fachwelt ohne viele Unkosten Klarheit verschaffen können, und
gegenüber diesem großen und berechtigten Interesse der Allgemein-
heit muß das persönliche Interesse des Anmelders zurückstehen,
Dem Anmelder kann im allgemeinen ein Schaden aus einer solchen
Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift nur erwachsen, wenn er
die 1. Jahresgebühr nicht rechtzeitig einzahlt oder wenn er für Aus-
landanmeldungen keine Unionspriorität mehr besitzt. Beides kann
er unschwer vermeiden, wenn er sachkundig beraten wird.
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin.
Gewerbliche Schutzrechte der Angehörigen Schwedens. —
Durch eine Verordnung der Reichsregierung vom 19. IX. werden
die in Art. 4 der revidierten Pariser Verbandsübereinkunft zum
Schutze des gewerblichen Eigentums vom 2. VI. 1911 für die An-
meldung von Patenten und Gebrauchsmustern vorgesehenen
Prioritätsfristen zugunsten der Angehörigen Schwe-
dens, soweit sie nicht vor dem 1. VIII. 1914 abgelaufen sind,
nachträglich bis zum 31. III. 1921 verlängert. Die am 19. IX. 1922
gutgläubigen Dritten zustehenden Rechte, die mit den unter Bean-
spruchung der Priorität nachgesuchten Rechten im Widerspruch
stehen, bleiben unberührt. Die gutgläubigen Dritten behalten den
Genuß ihrer Rechte für ihre Person wie in der Person von Ver-
tretern oder Lizenzinhabern, die diese Rechte vor dem 19. IX. von
ihnen erworben haben.
PERSÖNLICHES.
(Mittellungen aus dem Leserkreis erbeten.)
D. Broido.. Am 13. Oktober beging Herr D. Broido als In-
genieur der :Apparatefabrik der AEG. sein 25-jähriges Dienst-
jubiläum. Der Genannte hat sich besondere Verdienste auf dem
Gebiet der Gleichstrom-Elektrizitätszähler erworben und den
Wendemotorzähler zu einem exakten Mefiinstrument ausgebildet.
Hochschulnachrichten. Dr. Fr. Frank, Leiter des der Tech-
nischen Hochschule eingegliederten Mineralölchemischen Ver-
suchsfeldes der Gesellschaft für Braunkohlen- und Mineralöl-
forschung, hat einen Lehrauftrag für eine zunächst wöchentlich
einstündige Vorlesung über „Allgemeine Technolozie
der Mineralöle für Bergleute, Chemiker und
Ingenieure“ an der Fakultät für Stoffwirtschaft der Tech-
. nischen llochschule zu Berlin erhalten,
LITERATUR.
Besprechungen.
BetriebsratundAÄrbeitswissenschaft. Eine arbeits-
wissenschaftliche Besprechung an der Berliner Betriebsräteschule.
Unter Mitwirkung von Fr. Fricke, Dr. Liebenberg, Prof. Dr. Moede,
Dr. Kurt Piorkowski, I. M. Witte, Ing. Zoller u.a. Ilerausgegeben
von Hans K r a u B. 79 S. in 8% Verlag Gesellschaft und Erziehung,
Berlin 1922. Preis geh. 25 M, geb. 35 M.
Die vorliegende Schrift enthält vier in der Berliner Betriebs-
räteschule gehaltene Vorträge: Fricke, „Die Rationalisierung
der Wirtschaft und der Betriebsrat“; Krauß, „Berufswahl und
Berufsausbildung des industriellen Arbeiters”; Witte, „Der ratio-
nalisierte Betrieb“; Krauß „Psychotechnische Eignungsprüfungen
und Anlernverfahren“. Dazu kommen noch Berichte über Besichti-
gungen, die im Anschlusse an jene Vorträge stattfanden; sie betref-
fen die Deutschen Werke &.G. in Spandau und Haselhorst, das Orga-
Institut, das Laboratorium für industrielle Psychotechnik an der
Technischen Hochschule Charlottenburg und das Berufsamt der
Stadt Berlin. Den Schluß des Buches bilden Mitteilungen aus einer
Diskussion, in welcher die Teilnehmer den Gedanken Ausdruck
gaben, die das Gehörte und Gesehene in ihnen hervorriefen, und sich
außerdem über ihre Erfahrungen und Wünsche bezüglich des Taylor-
systems aussprachen. In jener Diskussion, aber auch in den übrigen
Teilen des Buches kommt die Abneigung zahlreicher Arbeiter gegen
manche Hilfsmittel der wissenschaftlichen Betriebsführung, welche
die Vorträge empfehlen, zu kräftigem Ausdruck. Andererseits zei-
een indessen die Vorträge selbst «las starke Streben der Führer der
Arbeiterschaft nach Beseitigung jener Vorurteile Aber nicht nur
1302 | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 19. Oktober 1922.
aus diesem Grunde kann das Buch auch großindustriellen Arbeit-
gebern und Ingenieuren warm empfohlen werden. Denn die Vorträge
bringen auch eine klare und leicht verständliche Übersicht der durch
die moderne Arbeitswissenschaft und Psychotechnik geschaffenen
Möglichkeiten, wirtschaftliche Erfolge durch Neuerungen in Aus-
wahl, Ausbildung und Verwendung der Arbeitnehmer zu erreichen.
Die dort gegebenen Ausführungen werden namentlich demjenigen
Nutzen bringen, der sich noch nicht mit der einschlägigen Spezial-
literatur beschäftigt hat, die schon recht umfangreich geworden ist.
Das Buch selbst gibt. auf S. 75, 76 eine dankenswerte Zusammen-
stellung der Titel derjenigen Schriften und Aufsätze, welche aus
jener Literatur für die großindustrielle Praxis in erster Linie in
Betracht kommen.
Zum Schluß dieser Besprechung sei es noch gestattet, einen in
den Vorträgen enthaltenen Irrtum aufzuklären. Zweifellos hat
Fricke recht, wenn er S. 8 sagt, daß ‚die deutsche Arbeitnehmerschaft
nicht mehr auf der Stufe der Rheinschifferknechte um 1800 steht“.
Es trifft durchaus zu, daß sie nicht, wie es früher Gesellen der Zünfte
und Knechte anderer mit Monopolen ausgestatteter Arbeitgeberver-
bände häufig taten, die Anwendung neuer Erfindungen mit Gewalt
-zu verhindern sucht. Unrichtig ist aber die a. a. O. gegebene Mit-
teilung, daß damals jene Schiffahrtsknechte die ersten Rheindampfer
zerstörten, Die Historiker der Rheinschiffahrt Eckert, Wir-
-minghaus und Gothein wissen von jenem Vorgang nichts.
Offenbar licgt eine Verwechslung mit der Vernichtung des Schiffes
des als Erfinder der Dampfmaschine berühmten Denis Papin
im Jahre 1707 vor. Das von ihm benutzte Schiff wurde aber nicht
durch Dampf, sondern durch Drehen von Handkurbeln und Schaufel-
ruder bewegt, und die Zerstörung fand nicht auf dem Rhein, sondern
auf der Fulda statt!). Carl Koehne.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Doktordissertationen.
Fr. Klemann, Über die zweckmäßigste Buchführungsart in öffentlichen
Wirtschaftsbetrieben unter Berücksichtigung der Finanzwirtschaft.
Technische Hochschule Berlin.
H. Briefs, Beiträge zur analytischen Chemie des Vanadins mit Berück-
sichtigung der Untersuchung eisenhüttentechnischer Stoffe. Technische
Hochschule Berlin 1921.
E. Wandeberg, Beiträge zur Kenntnis dis Schleichens der Drehstrom-
Asynchronmotoren. Technische Hochschule, Berlin 1921.
Kurt Winkler. , Verfahren zur schnellen Ermittelung der Hauptab-
messungen, der Drehzahlen sowie des Kraftbedarfs von Kreiselver-
dichtern für Wasserdampf, insbesondere bei Wärmepumpen. Technische
Hochschule Berlin 1922.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Ein Dollar = 3000 M. — Die „Frankf. Ztg.‘‘ sieht die wichtigste
Ursache der gewaltigen Devisenverteuerung, die den Preis des Dollars
bereits vorübergehend auf über 3000 M getrieben hat, in der bedeutenden
Unterdeekung, die für den Einfuhrbedarf der deutschen Wirtschaft .
in den Geschäftskreisen besteht und wesentlich dadurch verschärft wurde,
daß die bankmäßigen Vorbereitungen für die letzten Ultimotermine die
Bankkundschaft nötigten, ihre Devisenbestände trotz der schwebenden
Auslandverbindlichkeiten teilweise zu realisieren. Die seitdem durch die
Arbeit der Notenpresse herbeigeführte verhältnismäßige Erleichterung am
Zahlungsmittelmarkt habe die Schleusen für das Nachholen der Devisenein-
deckung geöffnet, und nun brande die Devisennachfrage an den Markt in dem
ungünstigsten Zeitpunkt, in dem die allgemeinen wirtschaftspolitischen Aus-
sichten und die staatliche Finanzgebarung wie auch die außenpolitische Lage
einen Druck auf dieMarkwährung ausübten. In einer Zeit, in der die Inflation
durch massenhafte Geldzettelausgabe und ein ungeheure Anschwellen der
schwebenden Schuld des Reiches stark beunruhigende Entwicklungen zeige,
die Orientkrise die Aussichten für einen baldigen Zusammentritt der inter-
nationalen Finanzkonferenz keineswegs rosig erscheinen lasse, müsse ein so
weitgehendes Überwiegen der Nachfrage nach Devisen gegenüber
dem Angebot unheilvolle Konsequenzen für die Markwährung zeitigen.
Dabei sei ziemlich klar erkennbar, daß das spekulative Element diesmal
nicht irgendwie ausschlaggebend für die Devisenentwicklung verantwortlich
gemacht werden könne. Es handle sich vielmehr überwiegend um die
Deckung eines legitimen Bedarfs des deutschen Geschäftslebens,
dessen Nichtbefriedigung nur mit bedenklicher schwebender Verschuldung
gegenüber dem Ausland oder aber mit sozial gefährlichen Betriebseinschrän -
kungen erkauft werden könne. — Bekanntlich versucht die Reichsregierung
nunmcehr, leider sehr verspätet, durch eine Reihe von Maßnahmen, zu
denen als erste eine Devisen-Notverordnung vom 12.X. gehört,
gegen die weitere Zerrüttung unserer Währung anzukämpfen.
Indexziffern. — Der Kaufkraftindex der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“
betrug in der Woche vom 30. IX. bis 6. X. 418,62 (322,63 i.Vw.), u. zw. im
einzelnen für die Gruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle 462,14 (337,72
1.Vw.). Gemessen am Dollarmittelkurs in Berlin (1963,75) besaß die Reichs-
mark nur noch den 468. Teil ihres Außenwertes der Friedenszeit. Während
) Vgl. Matschoss, Entwicklung der Dampfmaschine 1 108 8.060. 70, 628,
der Durchschnittakurs des Dollar gegen die Vorwoche (1537,92) um 27.7°,
gestiegen ist, hat sich das Großhandelspreisniveau, am Kaufkraftindex
gemessen, um 29,8%, erhöht. — Nach der Großhandelsindexziffer des
Statistischen Reichsamts ist das Preisniveau im Durchschnitt des Sep-
tember auf das 274,2 fache (179,9 i.Vm.), also um 52,5%, gewachsen, wäh-
rend der Dollarkurs in Berlin von 1135 auf 1466 M oder um 29,295 stieg.
Die Preise der Einfuhrwaren erhöhten sich von dem 324,9 fachen auf das
431,1 fache bzw. um 32,7%, die der vorwiegend im Inland erzeugten Waren
vom 150,8 fachen auf das 242,8 fache, mithin um 61°. Metalle sind vom
256,7 fachen auf das 332,1 fache, Kohle und Eisen von dem 123,6 fachen
auf das 286,2 fache und Industriestoffe zusammen von dem 192,5 fachen
auf das 339,2 fache hinaufgegangen.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. — Die Preisstelle hat in ihren neuen Fest-
setzungen Nr. 69 (grün) und Nr. 69 A (gelb), die vom 12. bis 18. N.
gelten, die Teuerungszuschläge mit Ausnahme derjenigen für
Glühlampen und der Ziffern 70 bis 72 weiter erhöht, ebenso den Mindest-
preis von Transformatorenöl. Textlich ist in Festsetzung Nr. 69A die
Abteilung C und ferner Ziffer 69a geändert worden. Außerdem besteht
nunmehr eine neue Gruppe „Heiz- und Kochapparate* (Ziffer 85). Fir
die Umrechnungsmultiplikatoren gilt jetzt die Tabellenausgabe 20)
Außenhandel.
Deutschland. — Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik stellt
Interessenten die ab 5. X. geltende neue Preisliste für Niedervolt- und
Taschenlampen-Glühbirnen zur Verfügung. — Der Reichskommissar
für Aus- und Einfuhrbewilligung hat angeregt, wegen der Zahlungsmittelnot
auch die bargeldlose Verrechnung der Außenhandelsstellen-
gebühren und der Presseabgabe so weit wie möglich durchzuführen.
um die Unzuträglichkeiten der jetzt noch vielfach üblichen Einziehun:
durch Nachnahme zu vermeiden. — Nur der wirkliche Exporteur kan
sich durch seinen Lieferanten die Ausfuhrbewilligung besorgen lassen.
Dieses Verfahren entspricht nach einer Verfügung des Reichskommissa':
ei ~ TO Wari ae ya hopin a a
für Aus- und Einfuhrbewilligung einem dringenden Bedürfnis, ist aber nur
zulässig, wenn auf der Ausfuhrbewilligung der wirkliche Exporteur oder
der Fabrikant als im Auftrage jenes handelnd als Absender genannt wird. '
Ein Weiterverkauf der Ware mit Ausfuhrbewilligung an Dritte ist nich
gestattet. — Der Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung hat i
Außenhandelsstellen ermächtigt, die Ausfuhrabgabe für Geschäfte, ın
denen nach fremder Währung fakturiert ist, zu er mäßigen und gegebenen
falls zurückzuzahlen, wenn die Bewilligung nach dem 1. VI. erteilt wurde.
der Valutabetrag nachweislich vor der Erteilung gegen Reichsmark verka!"
worden ist (Kürssicherung) oder Anzahlungen in solche umgewandelt sind un:
der Kurs der ausländischen Währung am Tage der Kurssicherung bzw. Un:
wandlung mindestens 331/39% niedriger steht als der Umrechnungskurs zv:
Zeit der Bewilligung. Näheres darüber in der „Deutschen Außenhandel-
Korrespondenz‘‘ vom 9. X., die diese Verfügung als die Wünsche von Ir
dustrie und Handel nicht befriedigend bezeichnet. — Die Ursprung:
a.
zeugnisse für Sendungen nach dem Saargebiet müssen möglichst sor::
fültig ausgestellt werden, weil andernfalls bei der französischen Zollverwü
tung im Saargebiet Weiterungen entstehen. — Das Goldzollaufgel«
betıäat vom 18. bis 24. X. 43 9000/9).
Balkan. — Der Reichsverband der deutschen Industrie warnt ver
der Errichtung von Konsignationslägern auf dem Balkan, weil dr
Ware auf Kosten und Gefahr des deutschen Fabrikanten reise. Die Jm- -
porteure der Balkanstaaten spekulierten darauf, daß dieser, wenn sich dir
auf dem Balkan angekommene Ware als unverkäuflich erweise, mit einen
billigeren Verkaufspreis einverstanden sein werde.
Luxemburg. — Verhandlungen zwischen der luxemburgischen uni
der belgischen Regierung haben zu einer grundsätzlichen Einigung darül:
geführt, daß für sämtliche Ersatzteile von Maschinen deutschen Ur-
sprungs der einfache Zolltarif, also ohne Wertzoll, Anwendung findes
soll, außerdem dann, wenn nachgewiesen wird, daß ähnliche oder gleichwer-
tige Maschinen in Belgien und Luxemburg nicht hergestellt werden. tr
suche um Erstattung bereits gezahlter Wertzollbeträge sind mt
der Zollquittung dem Finanzdepartement der luxemburgischen Regierun.
einzureichen, u. zw. tunlichst mit genauer Bezeichnung der Maschine. Ik
Wertzoll kann unter obiger Voraussetzung auch für Maschinen und Eratz-
teile erstattet werden, die schon seit dem 1. V. nach Luxemburg eingefut:!
worden sind.
Portugal. — Dem „Diario do Governo® zufolge werden Gleich:
und Wechselstrommaschinen, Transformatoren md
Elektromotoren von weniger als 20 PS unter Tarif-Nr. 370 I!
der Einfuhr mit 30%, vom Wert verzollt.
Rußland. — In Moskau ist man eifrig mit den Vorarbeiten für den
deutsch-russischen Handelsvertrag beschäftigt, von dessen Abschlu:
die Sowjets eine bedeutende Förderung der gegenseitigen Handelsbezichut-
gen und sehr viel für die wirtschaftliche Annäherung beider Länder erwarten.
— Der Rat der Volkskommissare hat die Ratifizierung des Vertrag":
Urquhart-Krassint), wic cs heißt, aus wirtschaftlichen Gründen, vor-
läufig abgelehnt, nachdem die Ausschließung von der Orientkonferenz ii
Rußland den Eindruck erweckt hatte, daß die englische Politik z. Zt. einer
Wiederherstellung normaler Beziehungen zwischen beiden Ländern nicht ge-
neigt sei.
» Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1223.
!
ta mp e seen 0 mar
19. Oktober 1922.
Aus der Geschäftswelt. — Nach der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ hat
'Esich die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg bereit erklärt, die Dieselmoto-
renanlage in Kiew wiederherzustellen. Ferner ist mit der AEG ein Vertrag
@ über die Lieferung der erforderlichen 'Turbinenteile des dortigen Elektrizi-
tätswerkes geschlossen worden. Es handelt sich hierbei um beträchtliche
Kredite für die Kiewer Kommunalverwaltung. — Aufgelöst wurden die
Likra, Elektrische Licht- und Kraft-Gesellschaft Haine & Co.,
Stuttgart, und das Elektricitätswerk Misdroy A.G., Bremen.
Neue Gesellschaften. — Berlin-Grünauer-Glühlampen Fa-
brik von Hanstein & Co. K.G., Berlin-Grünau. — Westdeutsche
Elektrizitätsgesellschaft m. b. H., Kaiserslautern. Gegenstand: ln-
stallation und Großhandel. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Fuhrbach
Elektrizitäts-Gesellschaft m. b. H., Siegburg. Gegenstand: Erwerb
und Vertrieb elektrotechnischer Erzeugnisse usw. Stammkapital: 0,1 Mill.
M.— Original-Eddido-Eigenheim-Lichtwerk-G. m. b. H., Hamburg.
Gegenstand: Anfertigung von Vorrichtungen zur Herstellung elektrischer
Energie ohne Betriebskosten. Stammkapital: 30 000 M. — Überlandwerk
Königsberg i. Pr. G. m. b. H., Königsberg i. Pr. Gegenstand: Bau und
Betrieb elektrotechnischer wirtschaftlicher Anlagen zur Weiterleitung und
Verteilung der von der Ostpreußenwerk A.G. bezogenen elektrischen Arbeit
im Gebiete der Kreise Fischhausen, Königsberg, Labiau, Wehlau, Heiligen-
beil, Pr. Eylau, Friedland, Gerdauen, Rastenburg (Versorgungstezirk) sowie
ausnahmsweise außerhalb des Versorgungsbezirks.. Stammkapital: 39,375
Mill. M. — Bayerische Installations-Werke, A.G., München. Gegen-
stand: Errichtung und Betrieb von Anlagen jeder Art, insbesondere auf dem
hiet der Stark- und Schwachstromindustrie, sowie Fabrikation und Han-
del von und mit Maschinen und Apparaten. Grundkapital: 20 Mill. M.
Unter den Mitgliedern des ersten Aufsichterats werden Dr. S. Guggenheimer,
Nürnberg, R. Platz, Hannover (Hackethal A.G.), G. Wolf, Lichterfelde
(C. Lorenz A.G.), Dr. P. Meyer, Berlin,genannt. — Ribnitzer Elektrotech-
nieches Werk, Inh. Ohlrich und Schwanz, Ribnitz. — Wehuc,
Elektrizitätsgesellschaft m. b. H., Berlin. Gegenstand: Fabrikation
elektrischer ‘Heiz- und Kochapparate. Stammkapital: 0,1 Mill. M.
vlühlampenaufzug G. m. b. H., Waldenburg (Schles.). Gegenstand: Er-
werb und Verwertung des von H. Piorkowsky konstruierten Gegengewichts
für Glühlampenaufzug usw. Stammkapital: 60 000 M.
Betriebsergebnisse.— Kabelwerk Rheydt A.G., Rheydt.1921/22.
Febrikationsgewinn: 36 867 729 M (16843 083 i.V.); Generalunkosten:
11349 072 M (6 846 252 i.V.); Steuern, Zinsen usw.: 6 948 502 M; Rein-
gewinn mit Vortrag (264 141 M): 18 834 295 M (9 124 141 i.V.); Dividende:
20°, auf 24 Mill. M alte und 10°,, auf 49,5 Mill. M junge Aktien, außerdem
100 bzw. 50 M Vergütung je Aktie (wie i.V.); Vortrag: 364 400 M.
Baumarkt. — Adenau (Rheinprovinz). Der Kreistag hat 250 Mill.
M für die Errichtung einer Überlandzentrale zur Verfügung gestellt. —
Braunsberg (Ostpreußen). Der Kreistag hat den Kreisausschuß ermäch-
tigt, für den Ausbau des Kraftwerkes in Mehlsack weitere 24 Mill. M zu be-
schaffen und außerdem die Anschlußnehmer und die Städte des Kreises
durch eine Pflichtanleihe derart heranzuziehen, daß erstere je nach der
Größe der Grundstücke bzw. nach der Zahl der Brennstellen und Pferde-
stärken Beiträge zu liefern haben und die Städte 2 M/kWh abgeben. —
Eschwege (Hessen-N.). Die Stadtverordneten haben beschlossen, die
Döhlesche Wasserkraft der Werra anzukaufen. — Frankfurt a.M. Der
Magistrat fordert weitere 30 Mill. M für den Ausbau des Kabelnetzes. —
Koburg. Die Stadt, der Bezirk, die Koburger Industrie, das Kraftwerk
Franken und die Landwirtschaft haben nunmehr für die Errichtung eines
Überlandwerkes eine Aktiengesellschaft von 12 Mill. M gegründet. — Kö-
nigsberg i. Pr. Für die Verteilung elektrischer Arbeit in den Kreisen
Fischhausen, Königsberg, Labiau, Weblau, Heiligenbeil, Pr. Eylau, Fried-
land, Gerdauen, Rastenburg und evtl. auch außerhalb dieses Bezirkes ist die
Überlandwerk Königsberg Pr. G. m. b. H. gegründet worden. — Leck
(Schleswig). Für den Ausbau des Elektrizitätswerkes nimmt die Gemeinde
eine Anleihe von 0,5 Mill. M auf. — Magdeburg. Für die Erweiterung
des Kabelnetzes und zur Beschaffung von Elektrizitätszählern haben die
Stadtverordneten 1,5 Mill. M bewilligt. — Mellnau (Hessen). Die Stadt
will den Bau einer Elektrizitäteanlage und des Ortsnetzes vergeben. —
Von der Börse. — (4. X. bis 10. X. 1922.) In der Berichtszeit hat
sich eine starke, zeitweise stürmische Hausse am Devisenmarkt entwickelt,
die den Dollarwert vorübergehend auf 3150 M anwachsen ließ und erst gegen
Schluß, nach Einschreiten der Reichsbank, in Schwankungen überging.
Dieser für das deutsche Geschäftsleben überaus nachteiligen Bewegung folgte
eine neue Flucht aus der Mark, von der besonders die Valutapapiere, aber
auch zahlreiche Spezialwerte Nutzen ziehen konnten. Im weiteren Verlauf
der Tage machte sich indessen am Effektenmarkt eine gewisse Zurückhaltung
geltend, die zunächst in den nicht befriedigenden Berichten der preußischen
Handelskammern, sodann u. a. in Befürchtungen hinsichtlich der durch die
abermalige Erhöhung der Kohlenpreise gefährdeten Wettbewerbsfähigkeit
unserer Industrie auf dem Weltmarkt, in dem ungünstigen Ausweis des Zen-
tralnoteninstituts und in der Erwartung des Ergebnisses ihre Begründung
fand, das die Berliner Verhandlungen über die Ausgleichszahlungen haben
werden. Der teilweise recht lebhafte Markt der Elektroaktien, an dem
der Abschluß des russischen Warenlieferungsvertrages der Siemens & Halske
A.G. sehr beachtet wurde, zeigt teilweise, wie unsere um einige Gesellschaften
erweiterte Übersicht erkennen läßt, recht erhebliche Kursgewinne, so bei der
Accumul.-Fabr. um 1175°,, bei der Dtsch.-Atlant. Telegr. um 4050, bei
der Dtsch.-Südam. Telegr. um 295%, bei den Kraftübertragungswerken
Rheinfelden um 300%, bei S. & H. um 280°, und u.a. bei den Vorzugs-
aktien der Continent. Ges., Nürnberg, um 90°;.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
©
372 ea
Gesellschaften 85 | 4 x. |Niedrig- Höchster! 10. X.
Se a
Accumul.-Fabr., Berlin 25 2525 | 2525 3700 |3700
A. G. f. El. Anìg., Berlin 8 — — — —
A.E.G., Berlin .. . 2.2... 16 870 | 840 870 845 `
° „ Vorz.-A 3 106 | 106 108 106
u „ Vorz.-B 7,25] 162 | 140 162 140
Bergmann, Berlin ....... 20 840 | 752 840 800
Continent. Ges. Nürnberg : 0 — — — —
i ee „» Vorz.-A.. 8 60 | 610 700 709
Drahtloser Übersee-Verkehr 12 610 | 525 610 525
er ie „ neue A. — 560 | 475 560 475
Dtsch. Atlant. Telegr., Köln. .| 5 985 | 895 1300 | 1300
P Niederl. „, Ba — 1175 | 1099 1200 —
= Südam. ,, ei 6 950 | 805 1100 | 1100
Mn Kabelwerke, Berlin . . . | 20 598 | 550 598 550
Elektra, Dresden . ...... 10 301 | 301 315 301.
El. Licht u. Kraft, Berlin .. . | 15 { 880 960 960
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 648 | 550 648 550
E. W. Liegnitz ........ 10 345 | 320 345 380
E. W. Schlesien . ...... )2 490 | 490 520 500
Felten & Guilleaume Carlsw. . . | 25 1300 | 1160 1300 |1279
Ges. f. elektr. Untern., Berlin 20 813 | 745 813 £00
Hackethal, Hannover ..... 20 i 600 700 645
Hamburgische E. W. ..... 10 2 299 305 299
Körti Elektr.-W., Berlin ..|5 1575 | 1510 1575 |1530
Kraftübertrag. Rheinfelden. . .| 0 1250 | 1250 1550 —
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 56 455 56) 466
Licht u. Kraft, München 10 510 | 440 510 460
„ 99 ’ 2 neue A. n ws > ER He
C. Lorenz, Berlin ....... 35 1010 | 935 1010 915
Dr. Paul Meyer, Berlin 15 500 | 440 5L0 440
Mix & Genest, Berlin . .... 16 600 | 543 615 550
Neckarwerke, EBlingen .. |20 330 | 321 360 321
Niederschles. Elektr. u. Straßenb. | 10 — — —? —
Oberbayer. Überlandz., München 9 330 | 330 440 449
H. Pöge, Chemnitz ...... 12 590 | 510 590 510
W A Vorz.-A T 110 90 110 90
Rhein. El.-A. G., Mannheim 15 425 | 400 430 430
5: ie „ Vorz.-A. | — 120 | 117 ‚130 125
M. Schorch & Cie., Rheydt. . . | 10 750 | 700 750 700
Sachsenwetk Dresden . . .. . 20 770 | 700 770 700
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 | 1640 |1525 1640 4 1600
„Siemens‘“‘ El. Betr., Berlin 0 173 | 153,25| 173 159,75
Siemens & Halske, Berlin 20 2575 | 2550 2830 |2830
Stettiner E. W... a.a’. 15 680 | 64? 700 645
Teleph.-F. Berliner, Hannover . | 20 735 | 717 T45 | 717
Fabr. isol. Drähte. (Vogel), Berlin | 35 1115 | 990 1115 | 990
Voigt & Haeffner.. . . 20 790 790 842 H2
a Vorz.-A. 20 610 590 610 602
Hartmann & Braun . . [Frank- | 25 900 s50 900 887
Emag. Elektr.-A.G. . . V furt | 2 500 | 50 600 | 598
MainKraftwerke,Hochst | a.M. |
Heddernh. Kupferw. und 10 529 ` 290 329 290
Südd. Kabelwerke. . 20 835 ı 760 835 795
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen%Geldkurse (Mark je
ausländische Einheit) betrugen im Oktober:
in 13.
1. |
Christiania (Kr.) 8240| 349,45| 483,10 52434] 459,18| 392,50
Helsingfors (finn. M) | 61,17) 5793| 59,68! 65,92) 58,93] 50,41
Holland (Gld) 1048,19| 958,80 1038,70) 1150,56| 1008,74| 865,93
Italien (L) . . | 113,86! 107,87) 111,61] 126,341 111,361 95,82
Kopenhagen (Kr) . 5419,31) 499,38' 545,32; 600,251 529,34| 451,98
London (£). . . . |11985,00|10936,30!1 1785,25138083,60/11460,65| 9822,73
New York ($) 2721,59| 2466,91) 2596,75! 2966,28] 2596,75] 2242,10
Österreich (K) 0,04! 003) 004 004 003 0,08
Paris (Fr) . . . . | 204,74. 186,77) 198,75) 223,72) 197,50| 169,79
Prag (Kt)... . . 9039| B440) 86,891 101,57) 92,381 75,16
Schweden (Kr) 715,11) 654,18 706,62] 784,02] 69%,14| 587,76
Schweiz (Fr) . . . | 505,37) 461,52) 493,35, 555,31} 486,39) 419,48
Spanien (Pes). | | | 409.49, 87853] 39950! 446.44| 893,51] 339,58
WARENMARKT.
Elektrische Heiz- und Kochapparate. — Die Vereinigung der
Fabrikanten dieser Artikel in Charlottenburg hat den Teuerungszuschlag ab
9. X. von 600% auf 900%, erhöht.
Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigter Fabri-
kanten isolierter Leitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat ab 11. X. die
Teuerungszuschläge auf Preisliste Nr. 12 für NGA, NGAB, NGAF, NGAT,
NGAZ von 1 bis 2,5 mm? und für NFA schwarz imprägienrt auf 220%, für
1304
ng
die zuerst genannten 5 Typen von 4 nam? und mehr auf 180°% und für NPL,
NPLR, NPLS, NSA, NFA mit Glanzgarnbeflechtung sowie für alle übrigen
Typen auf 250% erhöht.
Beleuchtungskörper. — Die Konvention der deutschen Erzeuger
von Beleuchtungskörpern hat ab 5. X. den Teuerungszuschlag für Fabrikate
in Messing, Eisen und Bleigußausführung auf 2300% gesteigert.
Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin, hat
die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1421 ab 16. X. für
Dieselmotoren (ortsfeste und Schiffsmaschinen) auf 22000, für alle
übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 27000/g
hinaufgesetzt. >»
Kehle. — Nach einer weiteren Bekanntmachung!) des Reichskohlen-
verbandes über die ab 1. X. einschl. der Steuern geltenden neuen Brenn-
stoffverkaufspreise im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 226, kosten beim
Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat Steinkohlenbriketts je nach
Klasse 7853 bis 7849 M/t. Der Preis von Anthrazit I (Stücke) des Aache-
ner Steinkohlensyndikats (Eschweiler Bergwerksverein) stellt sich auf 7504
M/t. Beim Mitteldeutschen Braunkohlensyndikat kosten Briketts
im größeren Industrieformat 3907 M, Förderkohlen des mitteldeutschen
Gebiets 1248 M, Siebkohlen 1373 M, Stückkohlen 1498 M/t. Das Ostelbi-
sche Braunkohlensyndikat (Niederlausitzer Gruppe) berechnet für Bri-
ketts in kleinerem Industrieformat 4152 M, für Förderkohlen 1148 M, Sieb-
kohlen 1485 M und Stückkohlen 1678 M/t. — Die staatliche Bergwerks-
direktion in Hindenburg hat die Preise aller Kohlensorten um 950 M/t
hinaufgesetzt. — Die Kohlenförderung des Ruhrbezirkes betrug im Sep-
tember ca. 8,2 Mill. t an 26 Arbeitstagen (8,3 an 27 Arbeitstagen i. Vm.).
Die oberschlesische Steinkohlenproduktion belief sich auf 0,775 Mill. t
(0,762 i. Vm.).
Eisen. — Die mit Rücksicht auf die Erhöhung der Kokspreise und
gemäß der Kursklausel für die zweite Dekade des Oktober vom Roh-
oisenverband festgesetzten Höchstpreise von Roheisen stellen sich wie
folgt: Hämatit 38 099 M, kupferarmes Stahleisen 37 431 M, Gießereiroh-
eisen I 32 696 M, dagl. III 32 626 M, dsgl. luxemburger Qualität 31 271 M,
Siegerländer Stahleisen 31 497 M, Spiegeleisen (8 bis 10% Mn) 34 494 M,
Temperroheisen 37 774 M, Ferrosilizium (10%) 43 385 M. Es wird darauf
hingewiesen, daß die am 15. X. voraussichtlich eintretende Frachterhöhung
die Roheisenpreise weiter steigern werde. — Der Preis für Original Luxem-
burger Gießereiroheisen III ist von 210 auf 222,5 Fr/t frei Grenze, verzollt,
erhöht worden. — Vom Richtpreisausschuß des Stahlbundes sind die Werk-
srundpreise für Walzfabrikate in Thomashandelsgüte mit bekannten
Frachtgrundlagen ab 11. X. wie folgt festgesetzt worden (die Mehrpreise für
S.-M.- Qualität haben wir in Klammern beigefügt): Rohblöcke 57 640 M
(2830), Vorblöcke 63 630 M (3200), Knüppel 66 290 M (3400), Platinen
68 190 M (3500), Formeisen 77 680 M (3440), Stabeisen 78 700 M (3500),
Universaleisen 85510M (3820), Bandeisen 91280M (3820), Walzdraht 84520M
(3740), Grobbleche (5 mm und darüber) 88460 M (4060), Mittelbleche
(3 bis unter 5 mm) 100 170 M (4160), Feinbleche (1 bis unter 3 mm) 109 960 M
(4160), dsgl. (unter 1 mm) 116 970 M/t (3790). Die Preise sollen künftig
jeden Dienstag neu geregelt werden.
Gußwaren. — Der Verein Deutscher Eisengießereien, Düsseldorf, hat
die Preise ab 11. X. bis auf weiteres um 20% erhöht.
Sehrott. — Am 11. X. wurden für Kernschrott 29500 M, für
Späne 25 000 M, beides frei Essen, und für Maschinengu Bbruch 35 000
M/t frei Berlin notiert.
Blei. — Die Rheinisch -Westfälische Bleihändlervereinigung hat den
Preis für gewalzte jund gepresste Bleifabrikate auf 45000 M/100 kg
erhöht.
Edelmetalle. — Am Berliner Markt notierten am 11. X. Gold 1750
bis 1800 M/g, Platin 8000 M/g und Silber 53000 bis 55 000 M/kg. Der
Ankauf von Gold für das Reich erfolgte vom 16. bis 22. X. zum Preise von 6500
M/Zwanzigmarkstück.
Zement. — Seit dem 8. X. sind die Höchstpreise für Lieferungen an
private Abnehmer im Gebiet des Norddeutschen Zementverbandes auf
78 482 M, in dem des rheinisch-westfälischen Verbandes auf 76 482 M und im
Gebiet des Süddeutschen Zementverbandes auf 80 482 M/10 t erhöht worden.
Dach- und Isolierpappe. — Seit dem 11. X. kostet Dachpappe
mit 80er Rohpappeneinlage 192 M, mit 100er Einlage 159 M, mit 150er Ein-
lage 115 M und mit 200er Einlage 93 M/m? bei wagenweisem Bezug frei Ver-
ladebahnhof des Verkäufers. Isolierpappe mit 80er Einlage stellt sich auf
247 M, mit 100er Einlage auf 214 M und mit 125er Einlage auf 192 M/m?.
Baumwolle. — New York notierte am 11. X. 21,80 cts/lb, Liverpool
12,52 d/lb und Bremen 1427,70 M/kg.
Schellack. — T. N. Orange-Schellack kostete am 13. X. etwa 3500
g.
Sauerstoff und Wasserstoff. — Seit dem 10. X. beträgt der
Prois bei Lieferung unter Abschluß in Eigenflaschen 140 M, in Leihflaschen
160 M, außer Abschluß entsprechend 142 M bzw. 162 M/m.
M/k
Schwefelsäure. — Ab 1. X. ist für 100 kg Schwefelsäure 60° Bé |
der Erzeugerpreis auf 1104 M und der Verbraucherpreis auf 1204 M fost-
yesetzt worden.
Ole und Fette. — Die Zufuhren an Mineralölen waren in der Be-
richtswoche ziemlich erheblich, weil man mit einem Anziehen dor Preise in
Amerika rechnet. Der Zoll beträgt z. Zt. für Mineralöle 4440 M, für Fette
5017,20 M und für verfettete Öle 5328 M/100 kg. Die Preise sind bereits in
der „ETZ‘“ 1922, S. 1280, angegeben. Hellgelbes Maschinenfett, Tropfp.
75/900, unbesch wort, kostet, lose verladen und unverzollt, 7,50 und 9 $/100 kg.
Mineralisches Gasöl notiert etwa 17,5 $ unverzollt in mietfreien Kessel-
) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1280.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42.
Fer,
-
„=
19. Oktober 1922.
wagen ab Tankstelle. — Leinöl kostet ab Lager Holland 43,12 Gld/100 ks:
in Hamburg werden 520 M/kg gefordert. — Rizinusöl 1. Pressung stellt siv}:
auf 700 M, Ware 2. Pressung auf 670 M/kg. — Terpentinöl ist in Amerika
weiter auf 141 cts/Gallone (New York) gestiegen; der Hamburger Marki
verlangte für amerikanische und französische Ware 1450 M/kg.
‚Benzol. — Vom Benzolverband, Bochum, sind die Kleinverkaufs-
preise ab 9. X. für Tetralitbenzol auf 164 M, Lösungsbenzol auf 146 M
ir Schwerbenzol auf 90 M/kg ab Hauptverkaufsstelle gesteiger:
worden.
Altmetalie. — Am 11. X. wurden am Berliner Markt folgende
Preise gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 695 bis 705 M, un-
verzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 690 bis 700 M, Maschinenrotguß, han-
Ra m a a a Em Rd ne ee ee 42 nad nee
EEE ee N ER
delsüblich und open. 530 bis 540 M, Messingzünder, pulver- und eisen-
frei, 440 bis 450
reine, weiche Messingblechabfälle 570 bis 580 M, Schwermessing, handels-
üblich, 420 bis 430 M, Messingschraubenspäne, handelsüblich, 390 bis 400 M,
altes Weichblei 220 bis 230 M, Zinkzünderlegierungen 270 bis 280 M, Altzink.
handelsüblich, 260 bis 270 M, Reinaluminiumblechabfälle (98/9995) 790 bis
800 M/kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen.
‘4: Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompt«
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg:
Metall ar | nx 9. X.
Elektrolytkupfer (wire bars), |
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . . . .... 833,82 904,66 827,64
Originalhüttenrohzink
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom.| 356,03 430,88 | 323,49
Raffinadekupfer 99/90,3% . I 700—710 700 —710 690—700
Originalhüttenweichblei . . 270-280 | 270—285 | 270—280
Originalhüttenrohzink, Preis im
e freien Verkehr ...... .| 485—495 460—470 460—450
Plattenzink (remelted) von
handelsüblicher Beschaffenheit.| 340—350 320—330 330—350
Originalhüttenalu min iu m
98/99% in Blöcken, Walz- oder
Drahtbarren ... ssaa. 1062 1038 1023
dgl. in Walz- oder Drahtbarren
DIY aa a EEE SE 1068 1044 1029
Zinn, Banka, Straits, Austral. in
Verkäuferswahl . . . : . . .| 1980 —1990 | 1920—1930 | 1920—1950
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 1950—1960 | 1990—1910 | 1890—1900
Reinnickel 98/99% ..... 1550—1600 | 1500—1600 | 1600—1650
Antimon -Reguluse ...... 270—275 270—275 270—230
Silber in Barren rd 900 fein für
I: kg foins sos 2 via 55000 — 5550051000 —52000!56500 - 8750
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am
6. X. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert:
1
2 s d g s d,
*Kupfer:bost selected. . . 2. 2 2... 6 0 Obis 8 0 0 |
+ 5 electrolytio. .. 2.2.2.2... ı 50, R DDV!
> wire bars . 2.2 2 22000. 20.0, - - n
* „ standard Kasse... .... 62 00, 82 2%
7 j a 3 Monate ..... 26,98 5%
Zinn standard Kasse . ........ 163 10 0 „ 163 15 © |
= 5, 3:Monate. . 2.2... 164 2 6 „ 164 17 8
w. SUBES 5: a a ee re re 6 64 00,164 5;
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei 25 0 O, 4 2 j
„ gew. engl. Blockblei ....... 26: DB; W a ee
Zink:gew. Sorten . . 2.2 222200. 300, 2 7%
„» ‚zemelted. -... 4... we in a 3l 0 0, - -
„ engl. Swansea . ..... en. 38 5 6 lieferbar Swanser
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . . 27 £29£ 108.
Aluminium: 98 bis 99% .... 2... 93 £ (In- und Ausland).
Nickel: 98 bis 99% garantiert . . ... 140 £ (In- und Ausland).
Wismut: je lb. . 2... 22220200. 10 s.
Platin: nominal je Unze... ..... 22 £.
Quecksilber: nom. für die 75 Ibs.-Flasche 13 £.
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6 d/13 s.
In New York notierten am 13. X. 1922: Elektrolytkupfer loco 14,00:
Eisen 32,50; Blei 6,62; Zink 6,67; Zinn 34,00 cts/lb.
Mt -+ Netto.
Bezugsquellenverzeichnis. |
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nicht
berücksichtigt werden.)
Frage 50, a) Wer fabriziert Sirenen? b) Wer fabrizirt‘
Likra-Sirenen?
Frageö5l. Wer stellt Bohrer für harten Marmor her?
Abschluß des Heftes: 14. Oktober 1922.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 600 bis 610 M.
!
+
19. Oktober 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 42. 1304 a
Teuerungszuschläge
der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen eleKtrotechnischen Industrie.
Nur für das Inland Gültig vom 12. X. bis
und erhöhte Grundpreise. Ä 18. X. 1922.
Festsetzung Nr. 69 (grün).
Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind.
Festsetzung Nr. 69A (gelb).
A.
Berechnung. . Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der
Versandbereitschaft gleichzuachten. j
Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft.
B.
Abweiehend hiervon gelten für ur |
Maschinen tiber 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Zubehör, Transformatoren über 100 kVA, Apparate für
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, Vollbahn-Triebwagen,
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen:
Bereehnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage der
geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die
el nr Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zu-
schläge zählen mit.
Zahlung. Mindestens 50°/, des, Bestellwertes am Bestelltage. Diese 50 JA sind aufzufüllen nach Ablauf
von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 60°/, ) des sich jeweils nach
ee ” „200100, 7 der Berechnung unter
T E j i „ 75%, J) B ergebenden Preises.
Rest bei Versandbereitschaft.
C.
Telegraphie und Fernsprechwesen berechnen nach Formel A. Zahlungen nach besonderen Bedingungen.
Anmerkung: Bei Überschreitung der vereinbarten Zahlungstermine werden Verzugszinsen in Höhe des jeweiligen
Lombardzinsfußes der Reichsbank zuzüglich Bankprovision berechnet.
Die Teuerungszuschläge sind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt eind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden,
bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt, wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.)
, Teuerungs- Teuerungs-
Gegenstand zuschlag i Gegenstand ne
% do
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 13. Kondensationsanlagen und Wärmeaustauschapparate
transformatoren, soweit nicht 'für Sonderaus- allein . . . 22.0. a E A E en 20 000
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
l. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20kVA Zubehör zu Maschinen.
5 bei Generatoren . . es 2. 2 02. t: | bezogen 20 400 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
<. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100KVA | auf 1000 für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck-
bei Generatoren... 2.2.2... en Umdr. 21 000 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl. Selbstanlasser
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 20 400
rBtoen. . 2200er e 21 600 15. Schützenstewerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier-
Sunderausführunge n. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilätoren ... . . . : 20 400 steuerung, Bremsmapgnete . . s.. 2 2 220000. 21 000
%. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . !. . . ` 16 000 16. Gleitschienen, Verankerungen . . . 2... ee a N 19 800
5%. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Daucr'ei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 19 800
stung von 4 kVA bis 35k VA, Widerstandsstumpfsch weiß- i
maschinen mit einer Dauerleistung von 4k VA bis 120k VA Bahnmaterial.
und wassergekūhlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung er 18 600
Dauerleistung. . © > 2 2 2 Er rn en ve 13 000 elektr. Bremsen ne 150 kW is = 21 000
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 17a. Bahntransformatoren . . s s es e rn. 21 000
_ Pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 20 400 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige
í Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . 2 22.2... 13 000 Aggregate) Den ER RE 20 400
ĉ&. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 17c. Hilfsmotoren . . . : 2 2 2 2 2. SC EEE 20 400
í Motortragen, Motorwagen . . 2.2.2000. ee 20 400 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr.
" Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, materialien für Bahnfahrzeuge a ea ee ad, Br S 18 600
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 18 600
Motoren für Ein- und Mchrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbalın-
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, | : triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
bezogen auf 1000 Umdr. . . . 2 2 2 2 2 2 2 nn . 20 4W hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
bampfturbinen. vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
10. Turbosätze, bestehend aus , tiven für Bergbau und Industrie. . . . o 2 2 2 20. 18 600
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn-
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 19 000 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 21 000
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 20 400
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge ... .... 14 400
anlagen zur 2 u a en are a 18 500
Il. Türbogeneratoren allein 2 een nn 19 100 Transformatoren!) und Gleichrichter.
12 Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 20 400
und Turbogebläse allein... 2... I REN Asa 18 000 228. » » RR P » über 100 kVA .. 21 000
=
©) Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
i304b
Elektrotechnische Zeitschrift.
®
1922. Heit 42.
19. Oktober 1922.
Teuerungs- Teuerungs-
Vegenstand zuschlag Gegenstand zuze blag
Oso lo
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . .. 20 400 92. Zählertafeln, armiert . uena 14 000
23a. Ersatz-Glaskörper . . . 2 2 2 2 2 2 2 e e l 4600 53. Drehschalter, Steckdosen und Stec er, soweit nicht in
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . . . 21 600 einge An ee -Scheiben und TE
-Klemmen u. dgl... luaa ee
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen. 54. la in Gußgehäuse und guBeisernes R
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, Installationsmaterial . . 2. 2 2 2 222 18 700
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 55a. Metallfassungen . . . 2 oo m onen Rz 17 000
Gußgehäuse . . 2 2 2 m m nr rl ren. 20 000 55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder "
26. Selbsttätige Schalter,soweit nicht für Ölfüllung und nicht aduk as ag. a a a re ae de EEE He 17 000
in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 21 000 56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por-
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für zellan und Isolierstoff . . . 2. 2 2 2 22 22. . 17 00:
Schalttafelbau MR EEE PENIS EEE EEE 20 400 60. Installationsmaterial für Schilfe (ausschl. der zwei-
27a. Schmelzeinsätze für Nik... an 20 17 400 teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . . . . . - r 17 000
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschal'er, ß Eu <:
Sircckeneehalier, soweit nicht für Öl. . ... aae. 21 000 Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. =
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar- Glühlampen. i .
mierte Wanddurchführungen BISHER LA. 21070 68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz- 300 auf die
2a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen 17 400 lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). . | Listenpreise
30. Freileitungs-Hörnerschalter. .. . 2.222000. 21 000 68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . .. . 20 000 sowie Telephonlampen. o o o eaa 81. VIL >.
32. Ölschalter (ohne Öl) einschl. Hilfsapparate ...... 21 000 , : ” l
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und Telegraphie und Fernsprech wesen.
Erdungsdrosselspulen) . . . 2.2 22200000. 21 000 69a. 1. Läutewerke (Wecker), Aus- und Umschalter und
34. Schutzdrosselspulen . . . n aoaaa z 20 400 Kontakt vorrichtungen für Haussignalanlagen einschl.
9D. Erdungsdrosselspulen . .. 2.2.22 2222er. 21 000 Holzdrücker . . . .. EUR LO NE neh ee S Be 9 500
36.. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 21000 2. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) . . . . . RS 3 000
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen 69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und cin-
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- fache Induktor-Apparate . . . m rm rn 15 000
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. 69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und schalter und öffentliche Fernsprechnetze .. ..... ' 15000
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 694. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . . . . 16 000
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . 22 2 22.0. 2100 69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . 15 000
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . . . . . . 21 700 6%. Apparate für Telegraphie . . . 2 2 2 2 mern 15 000
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 21 700 69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke. . . . 2... 2650
MeBapparate und Zubehör. 70. Linienwühler-Anschlußschnüre , „ , f obne Paraband pra
4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 71. Stöpselschnüre (Privattypen) 2 . even Ce 9 900
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurch messer T2. Apparatschnüre (Privattypen) . 2 . a s... IE 4600
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- E
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- Bogenlampen und Zubehör.
lations- und Leitungsprüfer . . . . 2 2 2 222.0. 15 600 13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch -
41b. Sonstige zeigende und schreibende MeBßinstrumente, ein- tüngszwecke -u oa 00. Su se, ee en 14 400
«schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- 14. Bogenlampen für technische Zwecke . . 2 2 22... 14 400
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel- 75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe- und Handelsschiffe) . . . 2 2 oc a rn 15 600
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . 2 2 2 2... 15 600 (6. ‚Widerstände 3, 15 208 000 wa ar aa wear 17 40
dic. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte .. . ... 15 600 1. Aufbängevorrichtungen . 2 ee m m mr run 13 800
42: „Dahler en 1a. we a a oe Ben SE a. Bar aan Beh 13 000 18. Leitungskupplungen . . . 2 2 2: 2 m m or rn 14 400
13. MeBwandler und Zubehör . . 2. 2 2 2 2 2 2 2 20. 20 000 73. Transformatoren und Drosselspulen . . 2 2 2 2 2.2. 20 400
Installationsmaterial. Gummifreie Isolierstoffe.
44. Sicherungsele mente (Einzelsicherungen) . . . . . Pa 18 000 80. Normalplatten .... 2... ehe re 10 000
45a. Zweitcilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 81. Zählertafeln, unarmiert . oo oo rn 13 500
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. IlI (Klein-, 82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . .... 16 000
Normal- u. Groß-Edison-Gew.) . . Co 2 m m oc 2 can 11000 82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung N 15 500
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI . . 2 22.2... 17 000 83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben 11000 mierte Anschlußklemmen usw.) . 2 2 2 2... 16 000
dba. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit 84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall
Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. Ber lan a Bei 17 4% a) mit einem Stückgewicht bis 50 ©: ...... : 15 500
47. bean nun (Einzelsicherungen) zum Ring b) nn a» = über VE...... ; 14 000
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . . - 2 2 2... 15 600 z .
48. Patronen zum Boa runea (Siemens) 11200 Heiz- und Kochapparate. ee
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen 85. Heiz- und Kochapparate. . . 22 2 2220. G na ne
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens). . . . 11 200 Verschiedenes 17
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß- f i ; vn j
NUE oa a aE ent 15 500 Trans ormatoren-, Anae und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen
51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherunsen, Freilei- vom 12. X. bis 18. X. 1922 mindestens 21000 M für 100 kg ohne Faß.
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 153 500 Verpackung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle_ (3. Fassung‘.
ni Me Mi
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in lteichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
bekanntgegeben werden. Ab 12. X. 192 gelten die An-
gaben der Ausgabe 20b. Diese Tabellen, die wir wegen
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels-
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend
für die deutschen Inlands-Tleuerungszuschläge veröffentlicht.
Druck von H 3. Hermann & Co.. Berlin SW 19. Beuthstr 8.
E T Z
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
strie am 27. V. 1922, Würzburg. 1311. abnehmer. Von H. Japp
lyse einiger Stahlarten.
Inhalt: Tönender Film. Von E, Nesper. | Verkehr und Transport. ‚1319, Das Sitzungskalender. 1323.
1305 Wechselfeld von Fahrleitungen. — Elektrisierungen | Rechtspflege. 1323. i
Uber neue Methoden zur Bestimmung des der Schweizerischen Bundesbahnen, — Die Bosto- Persönliches. 1323. A. Höchtl. — Auszeich-
Trägheitsmomentes elektr, Maschinen. Von Fr. ner Hochbahn unter neuzeitlicher Verwaltung. | nungen. — Hochschulnachrichten. rai
Knauer u. E. Schulze. 1307, aa ern m eld s to c an i 7 1319. Frequenzer- | Baii Aa ala, DA AAi s a iig
4. Ordentliche Mitgliederversammiun Zen- öhung mit statischen Transformatoren. . 1323, g -
tralverbandes der deutschen eesin Bra ia Physik und theoretische Elek- Apg hieni ee TADpTKOHSN.. on ET,
| trotec hnik.’ 1320. Thermoelektrische Ana- ulzer. — Gleitschuh-, Rolen- und Bügelstrom-
Í
|
|
Mitteldeutsche Ausstellung für Siedlung, So-
zaifürsorge und Industrie, Magdeburg. Von Werkstatt und Baustelle 10. Schwarte, Die Technik im Weltktiege, — R..
Mn r 5. 3 Normenausschuß der Deutschen Industrie. | Otzen, Handbibliothek für Bauingenieure. —
undschau, Elektrizitätswerke und | RNIT BESCENTEREER L. on- H. Rohde — Fr. Schröder, Sind Steuer-
Kraftübertragung. 1317. Nutzbarmachung | gresse, Ausstellungen. 13 | ersparnisse möglich?
der Kraft des Meeres. Verschledenes. 131. Dte Titigkéit der | Eingänge. 1325
Leitungsbau. 1318. Die Berechnung von Physikalisch-Technischen Reichsanstalt im Jahre | Q ä N M i 26
Wechselstromfreileitungen auf Spannungsschwan- | 1921. — Gebührenordnung für Architekten und In- | eschäftliche Mittellungen. 1326,
kung mit graphischen Hilfsmitteln. | genieure. — Verband Deutscher Gutachterkam- | Warenmarkt, 1328.
Beleuchtung und Heizung. 1319. | mern. — Technisch-wissenschaftliche Lehrmittel- Bezugsquellenverzeichnis. 1328.
Elektr. beheizter Lötkolben. zentrale, | Berichtigung. 1328.
HEFT 43 (/3 5— 1324) BERLIN, DEN 26. OKTOBER 1922 43. JAHRG.
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II Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 26. Oktober 1922.
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Meßinstrumente
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D. R. G. M.
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1806
| Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik) |
. f Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Shriflleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
wo Jahrgang.
Berlin, 26. Oktober 1922.
Heft 43.
s | Tönender Film.
Von Dr. Eugen Nesper, Berlin.
Übersicht. Es wird gezeigt, wie durch das Photographophon von
ERuhmer die Aufgabe des tönenden Films im Prinzip seit längerer
Zeit gelöst war. Aber erst durch die Schaffung brauchbarer Hoch-
frequenzverstärker mittels der Dreielektrodenröhre von L. de Forest-
J.Langmuir war es nach 1916 in Deutschland möglich, Anordnungen für
diePraxiszu schaffen. Unter Benutzung wesentlicher in Betrachtkommender
Elemente der technischen Physik, welche in besonders sinnreicher
Weise kombiniert werden mußten, ist es G. Seibt gelungen, eine für
ılle späteren Anordnungen grundsätzliche und vorbildliche anzugeben.
Die besondere Erfindung des elektrostatischen Telephons von G. Seibt
a ae Ein Stück tönender Film (L. de Forest) wird
abgebildet.
Der Wunsch, den Film tönend zu gestalten, d. b. die Sprache
zusammen mit dem Bild wiederzugeben, ist bereits seit den ersten
Anfängen der Kinematographie ausgesprochen worden. Man hat
auch schon verhältnismäßig frühzeitig versucht, den Kinemato-
graphen zu diesem Zweck mit dem Grammophon zu verbinden.
Wohl die besten Ergebnisse hat in der Beziehung S. Gaumont,
Paris, erzielt durch Verwendung von Elektromotoren mit Diffe-
rentialsteuerung. Immerhin hatten alle derartigen Vorrichtungen
ıwei grundsätzliche Fehler. Der erste besteht in dem nur zu-
fällig vorhandenen Synchronismus zwischen Bild und Schallwieder-
gabe, und der zweite Mangel liegt im Wesen der Sprechmaschine
begründet, bestehend in den stets mehr oder weniger vorhandenen
Nebengeräuschen, hervorgerufen durch die Berührung zwischen
Stift und Furchen der Grammophonplatte bzw.-walze. Insbesondere
um den letzteren Mangel zu beheben, ist auch versucht worden,
den Kinematographen mit dem Poulsenschen Telegraphon zu ver-
binden, da hierbei die Nebengeräusche auf ein verhältnismäßig
geringes Maß herabgesetzt werden. Wohl aber infolge des Mangels
an Synchronismus zweier praktisch miteinander nicht kuppel-
barer Mechanismen ist es bisher trotz wiederholter und teilweise
sehr geschickter Anordnungen nicht gelungen, derartige tönende
Filme in die Praxis einzuführen.
Abb. 1. Photographophon von Ernst Ruhmer. Aufnahmeapparat.
deg wer richtige und wohl auch einzig mögliche Weg, die Aufgabe
siker genden Films zu lösen, ist schon 1901 von dem Berliner Phy-
ehe mst Ruhmer in Form seines Photographophons!) ange-
n worden. Da die Ruhmersche Anordnung für alles Folgende
ebend geworden ist, soll sie hier kurz erläutert werden.
aid Aufnahmeapparat ist in Abb. 1 schematisch dargestellt.
E. Rah aH. Th. Simon 1897 gefundene, kurze Zeit darauf von
welche Br weiterhin vervollkommnete sprechende Bogenlampe,
kleinste ekann tlich darin besteht, daß der Flammenbogen bei den
olume N Stromsänderungen Temperaturschwankungen erleidet, die
die Wirk nderwngen der Flammenbogengase zur Folge haben. Um
gestalte ung der sprechenden Bogenlampe möglichst intensiv zu
D, war es nötig, die Gleichstromamplituden der durch das
|
ug E. Ruhmaer, ‚Das Photographophon“ Physikalische Zeitschrift II
un 1%. Ferner: E Huhmer: "Draht 030 elephonıg", Berlin 1907. velbetrerlag
. schreibt 1901 wörtlich wie folgt:
Mikrophon b aufgedrückten Stromschwankungen möglichst groß zu
gestalten. Hierzu diente die in Abb. 1 wiedergegebene Schaltung,
in welcher c eine Drosselspule und d ein veränderlicher Ohmscher
Widerstand ist. Es konnte auch noch ein Kondensator, wie ange-
deutet, parallel geschaltet werden. Bei Sprachbeaufschlagung des
Mikrophons wurde die von der Bogenlampe a ausgehende Licht-
strahlung beeinflußt. Die Strahlen fielen durch eine Zylinder-
linse e, also eine Linse mit zwei Zylindersegmenten, welche eine
Brennlinie ergibt, auf einen Filmstreifen f, welcher in einem licht-
dichten Kasten g von einer Vorratsrolle h ablief und auf eine
zweite, durch einen Elektromotor k angetriebene Rolle i aufge-
wickelt wurde, Das Licht gelangte entsprechend der Strahlungs-
intensität der Bogenlampe a durch die Linse und durch einen
rechteckigen Spalt abgeblendet auf den Filmstreifen. Letzterer
zeigte nach der Entwicklung und Fixierung helle und dunkle
Streifen, welche genau der jeweiligen Intensitätsänderung des
Lichtbogens entsprachen.
Um nun diese photogtaphinh aufgenommenen Schallschwin-
gungen in akustische Schwingungen umzusetzen, diente der in
Abb. 2 von Ruhmer angegebene Wiedergabeapparat. Es war wieder
ein lichtdichter Kasten l vorgesehen, in welchem von einer Rolle m
der belichtete und fixierte Filmstreifen n abrollte und auf eine
zweite, durch einen Elektromotor angetriebene Rolle o aufgewickelt
wurde. In oder neben dem Kasten war außerdem eine Lichtquelle p
(Bogenlampe) mit Linse und Blende angebracht, deren Strahlen
durch den Filmstreifen und einen Spalt hindurch auf die Selen-
zelle r fielen ; unter Zwischen-
echaltungeines Kondensatorss
waren ein oder mehrere Tele-
phone £ abgezweigt; parallel
hierzu lag eine Batterie v und
eine Drosselspulle u. Ent-
sprechend der mehr oder
weniger vorhandenen Schwär-
zung des Filmstreifens n ge-
langte mehr oder weniger
Licht der Lichtquelle p auf die
Selenzelle r und beeinflußte
dementsprechend deren Wider-
stand. Alle Lichtinteneitäte-
schwankungen wurden obne
nennenswerte Verzögerungen
und ohne bemerkenswerte
Deformationen in den Tele-
phonen t in akustische Schwingungen umgesetzt.
Entsprechend den eigenen. Ausführungen von Ruhmer
„wurde also der Ton zu Elektrizität, wurde zu
Licht, übte chemische Wirkungen aus, wurde
wieder zu Licht, zu Elektrizität und endlich
zu Ton und Schall“. Mit der Schaffung dieses Photographo-
phons war also der sprechende Film bereits geboren. Ruhmer
„Für praktische Zwecke soll zu-
nächst die Verwendung des Phonographophons in Verbindung mit
dem Kinematographen, wobei auf einem und demselben Film die
Bewegungen und die Musik bzw. Sprache festgehalten werden kön-
nen, ins Auge gefaßt werden. Bei den zahlreichen Hilfsmitteln,
die zur Erhöhung der Lautstärke zur Verfügung stehen, ist Hoff-
nung vorhanden, das Photophonogramm mittels lautsprechenden
Telephons einem größeren Auditorium hörbar wiedergeben zu
können.”
Allein die Tatsache, daß eine brauchbare Verstärkungseinrich-
tung damals nicht vorhanden war und erst durch die Dreielektroden-
hochfrequenzverstärkerröhre von L. de Forest und J. Lang-
muir seit 1916 in Deutschland bekannt geworden ist, erklärt es,
daß erst von diesem Zeitpunkt an der tönende Film von verschiede-
nen Seiten fast gleichzeitig und in etwa derselben Ausführungs-
form gefunden und verwirklicht worden ist.
Die erste bekannt gewordene Lösung rührt von Georg Seibt
(1918) her. Seibt kam nach Bekanntwerden der Verstärkerein-
richtungen auf den Gedanken, den Ruhmerschen Versuch wieder auf-
Abb.2. Photographophon von Ernst Ruhmer.
Wiedergabeapparat.
1306
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 43.
zunehmen; er hat hierbei eine Reihe von Ideen entwickelt, welche
die Ära der tönenden Filme eingeleitet hat. | l
Ein großer Nachteil der Ruhmerschen Anordnung besteht in
der Verwendung einer elektrischen Bogenlampe als Belichtungs-
quelle für den sprechenden Film. Man weiß, daß Bogenlampen nicht
vollkommen ruhig brennen. Die Zuckungen übertragen sich na-
türlich auch auf das Filmband. Bei der Bogenlampe gelıı der größte
Teil des Lichts von dem positiven Krater (rd 85 %, vom Bogen nur
etwa 5 %, der Rest von der negativen Kohle) aus, dessen Helligkeit
durch das Mikrophon überdies nur wenig geändert werden kann. .
Der schwerwiegendste Nachteil der Bogenlampe aber bestand darin,
daß die aufzuwendende Energie zum Betriebe der Bogenlampe in
einem wesentlichen Mißverhältnis steht zu der Energie, welche von
den Sprachschwingungen geliefert wird. Bedenkt man, daß zum
Betriebe einer Bogenlampe Stromstärken in der Größenordnung
von mindestens 5 A erforderlich sind und daß die Schallschwingun-
gen elektrische Wechselströme liefern, welche wenige Bruchteile
eines Watts sind, so muß man sich wundern, daß es Kuhmer über-
haupt gelang, hinreichende Lichtschwankungen hervorzurufen,
welche er photophenisch gut fixieren konnte. Zwar kann das Miß-
verhältnis zwischen der zur Aufrechterhaltung des Lichtbogens er-
forderlichen Leistung und der Energie der Lautstärkeschwankun-
gen stark gemildert werden, indem man die Sprachschwankungen
vorher auf eine Verstärkereinrichtung wirken läßt. Indessen ist es
offenbar günstig, von vornherein zur Belichtung des Filme solche
Lichtquellen zu verwenden, die bei genügender photographischer
Wirksamkeit nur geringer elektrischer Leistungen bedürfen.
Um dies zu erreichen, benutzte Seibt zweierlei verschiedene
Methoden:
a) DieMethodederoszillierenden Glühlampe.
Eine solche ist zwar schon von Ruhmer vorgeschlagen worden, ohne
daß dieser aber eine nähere Erklärung gemacht hätte, wie eine der-
artige Glühlampe beschaffen sein soll. Den Fachleuten der draht-
losen Telegraphie ist von dem Poulsen-Lichtbogen her bekannt, daß
durch Einbettung des Lichtbogens in eine Wasserstoffatmosphäre
die Wärmeabführung sehr gesteigert wird, so daß der Bogen rasche
Volumenänderungen ausführen kann. Seibt übertrug diese Über-
legung auf die Glühlampe. Er nahm gestreckte Glühfäden von
0,015 mm Durchmesser, bettete sie in Wasserstoff, Stickstoff und
Argon ein und erhielt auf diese Weise eine Lichtquelle, welche den
Sprachschwingungen trägheitslos folgt. Der Verbrauch einer sol-
chen Glühlampe beträgt nur etwa 2 W. Da gute Mikrophone eine
Belastung von 0,5---1 W vertragen können, so erkennt man, daß der
der Änderung unterworfene Energieanteil zu dem konstanten, die
Heizung der Lampe bewirkenden Teil in brauchbarem Verhältnis
steht. Die notwendige Verstärkung kann hier also eine bei weitem
geringere sein als bei einer Bogenlampe. Obgleich die Glühlampe
den Sprachschwankungen vollkommen folgt, haften ihr doch ander-
seits gewisse Nachteile an. Einer dieser ist der, daß die Licht-
schwankungen den Wechselstromintensitäten nicht proportional
sind; man weiß, daß das emittierte Lichtquantum in weit höherem
Maße steigt als die Temperatur.
Als weiterer Nachteil erwies sich bei der Glühlampe, daß es
außerordentlich schwierig war, die Fäden gerade zu spannen, was
notwendig ist, weil ja doch auf den Film ein schmaler, gerader
Streifen projiziert werden muß. Wenn also der Faden eine Krüm-
mung aufweist, so ist dieser Teil für photophonographische Zwecke
unbrauchbar. Es wurden Spannvorrichtungen in Form von kleinen
Spiralen angebracht, was indessen zur Folge hatte, daß die Fäden
sehr schnell rissen.
b) Der zweite Weg, den Seibt beschritt, besteht in der An-
wendung einer Entladungsröhre. Hier ergaben sich
wiederum verschiedene Varianten. Es ist sehr naheliegend, eine
Röhre nach Gehrcke zu verwenden. Speist man die Gehrcke-
sche Röhre mit einem konstanten Strom und verwendet nur die Ka-
thode, so erhält man auf dem Film im unbesprochenen Zustand ein
geschwärztes Band, dessen Höhe zweckmäßigerweise bis zur Mitte
geht. Dieses konstante Band verändert sich, wenn die Sprach-
schwankungen die Lichtquelle beeinflussen in der durch Abb. 3
dargestellten Weise, Man erhält also ein Band von wechselnder
Höhe und durch die Höhenunterschiede ist das Charakteristikum
der Sprache bzw. Musik reproduktionsfähig ausgedrückt.
Eine andere mögliche Lichtquelle besteht in einer Glimmlicht-
röhre, welche zweckmäßigerweise mit Stickstoff gefüllt ist und eine
kapillare Form gemäß Abb. 4 aufweist. Stickstoff wird gewählt,
weil er im glühenden Zustande besonders photographisch wirksame
Lichtstrahlen aussendet. Die kapillare Form wird gewählt, weil
dann eine außerordentliche Konzentration des Lichts erreicht wird,
wie es für den sprechenden Film besonders wünschenswert ist,
uämlich die Form eines gestreckten geraden Fadens. Die Schwie-
rigkeiten, die vorher in bezug auf die Glühlampe erwähnt wurden,
sind bei dieser kapillaren Lichtquelle nicht vorhanden Zur Spei-
sung der Glimmlichtröhre dient ebenso wie zu derjenigen der
Gehrckeschen Röhre eine Spannung von etwa 800 V, wobei der Uber-
schuß der Spannung in den Vorschaltwiderständen und Drosseln
vernichtet wird. Es ist wünschenswert, diese letzteren (d in Abb. 4)
nicht zu klein zu wählen, weil dann die Röhre stabiler brennt.
Die Verwendung einer Gasentladung der Lichtquelle hat gegenüber
der Glühlampe auch den Vorzug, daß selbst die allerkleinsten
Schwankungen sich praktisch in Lichtschwankungen umsetzen, 80
daß also an dieser Stelle keine Sprachverzerrung zu befürchten ist.
Im Gegensatz zu der Gehrckeschen Röhre ergibt die Glimmlicht-
röhre einen geschwärzten Bildstreifen mit Helligkeitsunterschieden.
aber keine Amplitudendifferenzen.
Das optische System bereitet keine besonderen Schwierigkei-
ten. Seibt fand, daß es nicht einmal notwendig ist, Zylinderlinsen
zu benutzen, daß vielmehr ein gutes photographisches Objektiv ge-
nügt. Zur Umwandlung der Schallschwankungen in elektrische
Schwingungen wurde anfangs ein Mikrophon von hoher Schwin-
gungszahl benutzt, Seibt ging aber bald daran, Telephone von hoher
26. Oktober 1922.
~
ei
Eigenschwingung zu verwenden und die hierdurch erzeugten `
Schwingungen zu verstärken. Der Grund für die Nichtverwendung :
des Mikrophons liegt darin, daß es Gebäudeerschütterungen we-
sentlich stärker wiedergibt als ein Telephon. `
9 6 0 0 0 WERE
—.d_
Abb. 4 Glimmlicht-
Kapillarröhre.
Abb.8. Wirkungen in der Gehrrekeschen Glimmlichtröhre.
Oben: Unbesprochen. Unten: Besprochen.
Ein Vierröhrenverstärker genügt vollkommen, um die Sprach-
schwankungen so zu verstärken, daß sie auch bei Abständen der
Sprechenden von 4--5 m die Lichtquelle hinreichend stark beein-
flussen. Die Anwendung einer lichtelektrischen Zelle bei der
Wiedergabe an Stelle einer Selenzelle scheint zuerst von Siegmund
Loewe (1918) angegeben worden zu sein, wobei die lichtelektrische
Zelle direkt mit einer Verstärkungseinrichtung verbunden war.
Diese Verbesserung stellt auch unabhängig von ihrer Verwendbar-
keit beim tönenden Film einen Phonographen von großer Leistungs-
fähigkeit dar, der die modernen Plattenapparate in Klangreinheit
der Wiedergabe, Aufnahmelänge und Widerstandsfähigkeit gegen
Abnutzung erheblich übertrifft. Die lichtelektrieche Zelle be-
sitzt den großen Vorzug, daß sie praktisch trägheitsfrei
arbeitet. Die Verbindung mit dem Verstärker kann infolge ihre
hohen Widerstandes ohne Eingangstransformator erfolgen. Bei
der Wiedergabe ist natürlich darauf zu achten, daß die Belichtung
des Films an einer Stelle erfolgt, an welcher sich das Filmbanü
nicht ruckweise, sondern gleichmäßig bewegt. Es muß al:
auch schon bei der Aufnahme dafür gesorgt werden, daß die Licht-
quelle für die photophonische Aufnahme gegenüber dem Objektiv
um eine gewisse Strecke versetzt ist. Der gleichmäßige Gang de:
Films kann natürlich ohne weiteres durch an sich bekannte Rege-
lungsvorrichtungen, Schwungmassen usw. erzielt werden. Da die in
elektrischen Strom umgeschalteten Lichtschwankungen verhältnis-
mäßig schwach sind, so müssen sie natürlich, bevor sie in das Tele-
phon geführt werden, verstärkt werden. Ein Fünfröhrenverstärker
genügt den Anforderungen. Selbstverständlich ist dafür zu sorgen.
daß der Verstärker seinerseits vollkommen einwandfrei arbeitet.
Hierzu gehört unter anderem, daß gerade die letzten Röhren mit
hinreichender Energie betrieben werden, damit man bei allen Inten-
sitäten auf dem geraden Teil der Charakteristik verbleibt. Starke
negative Gittervorspannung bis zu 8 V hat sich bei starken Röhren
als günstig erwiesen. Für die Kopplung der Röhren untereinander
kommen entweder Transformatoren in Frage oder aber Ohmsche
Widerstände. Die letzteren haben den Vorzug, daß sie keine Eigen-
schwingung besitzen, so daß Sprachverzerrungen vermieden wer-
den. Verwendet man Transformatoren, so müssen dieselben stark
gedämpft sein, die Eigenschwingung insbesondere muß so hoch ge
wählt werden, daß sie tiber den Schwingungen der menschlichen
Sprache liegt, also über 2000 i. d. Sekunde. Soll Musik, bei der
hohe Eigenschwingungen vorkommen, klangrein wiedergegeben
werden, so ist eine Eigenschwingung der Transformatoren von etw
4000 zu wählen. .
Abb. 5. Elektrostatisches Telephon nach Georg Seibt
Der Grundgedanke von Seibt, als er an das Problem herangins.
alles auszuscheiden, was eine Sprachverzerrung herbeiführen
könnte, führte auch dazu, ein besonderes Wiedergabeorgan ZU
schaffen. Der Genannte fand diesindemelektrostatische)
Telephon. Dasselbe besteht aus einer dünnen gespannten Alu-
miniumfolie, welche am Rande nach Art eines Trommelfelles ge
spannt ist (siehe Abb. 5). Die feste Belegung ist ein Messingkörper
mit zahlreichen Löchern, Rillen oder dgl. Die Oberfläche dieser
festen Belegung ist mit einer dünnen Lackschicht überzogen. Stat!
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26. Oktober 1922.
ihrer kann auch dünner Glimmer oder dünnes Seidenpapier ver-
wendet werden. Die Betriebsspannung des elektrostatischen Tele-
nhons liegt zwischen 300--700 V. Die Löcher in der festen Bele:
ung dienen folgendem Zweck: Zwischen der Aluminiumfolie von
00l mm Dicke und der festen Belegung befindet sich neben der
Isolierschicht eine äußerst geringe Luftschicht, welche kompri-
miert werden muß. Seibt fand, daß die Kompressionsdrucke dieser
Luftschicht sehr groß sind. Die Löcher oder Rillen haben den Zweck,
der Luft Gelegenheit zu geben, zu entweichen. Es muß betont wer-
den, daß.elektrostatische Telephone zwar sehr günstig sind im Inter+
əsse der verzerrungsfreien Sprachwiedergabe, zur Verwendung für.
den sprechenden Film aber keineswegs unbedingt notwendig sind.
Der große Nachteil der elektrostatischen Telephone ist die uner-
wünscht hohe konstante Betriebsspannung. Seibt ist neuerdings
dazu übergegangen, dieselben durch elektromagnetische Telephone
zu ersetzen, welche demnächst auch für die drahtlose Telephonie in
uroen Massen Verwendung finden werden.
Abh. 6 Anordnungen zum tönenden Film nach G. Seibt.
Oben: Aufnahmeapparat. Unten: Wiedergabeapparat.
Die Gesamtanordnung für den tönenden Film nach G. Seibt ist
in Abb. 6 wiedergegeben, und zwar stellt die Abbildung oben den
Aufnahmeapparat, unten die Wiedergabeeinrichtung dar. ʻa ist das
Kondensatormikrophon, das durch den Transformator b mit
dem Hochfrequenzverstärker c gekoppelt ist. Durch einen zwei-
ten Transformator d ist dieser an die beiden Elektroden der mit
der Kapillaren versehenen Stickstoffröhre e angeschlossen.
[ist eine Batterie, g sind Drosselspulen, h Ohmsche Widerstände,
iist ein Kondensator. Das Fadenbild der Kapillare wird durch die
Linse k und den Spalt l auf den bewegten Filmstreifen m projiziert,
wobei zu berücksichtigen ist, daß in der Abbildung die Stickstoff-
röhre e um 90° gedreht vorzustellen ist. Der Streifen wird ent-
wickelt, fixiert und getrocknet.
Für die Wiedergabe dient die Anordnung in Abb. 6 unten. Als
Belichtungsquelle dient eine Nernstlampe oder dergleichen n,
welche durch die Linse o und den Spalt p auf den vorbeibewegten
Film q einen feinen, spaltförmigen Lichtstreifen wirft, Entspre-
chend der Schwärzung gelangt mehr oder weniger Licht auf die
lichtelektrische Zelle r, deren Kathode über eine Batterie s an einen
Hochfrequenzverstärker t ebenso wie die Anode angeschlossen ist.
An die Ausgangsröhre des Hochfrequenzverstärkers ist wieder ein
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43.
1307
Mikrophon-Telephon angeschlossen, um die Elektrizität wieder in
Schall umzuformen. a
Mit einer im Prinzip ähnlichen Anordnung sind von Lee de
Forest Aufnahmen des tönenden Films gemacht worden, von
‚denen einige, um das Ergebnis zu kennzeichnen, in Abb. 7 in natür-
licher Größe wiedergegeben sind. Man kann aus dieser Abbildung
ersehen, in welcher Weise die Mundstellung mit den neben dem
Bilde aufphotographierten Schwingungen im Einklang steht.
ò
Abb. 7. Vergrößerter Filmstreifen mit Sprachschwingungen (der Streifen a — ò
rechts in der Abb.) von Lee de Forest.
Es ist keın Zufall, daß die Entwicklung des tönenden Films
fast ausschließlich nur von drahtlosen Fachleuten wie G. Seibt,
L. de Forest, S. Loewe u. a. bewirkt worden ist, da die Mittel der
drahtlosen Technik, wegen der inneren Verwandtschaft der zu lösen-
den Probleme, ohne weiteres auf den tönenden Film Anwendung
finden konnten und mußten.
Im Prinzip werden von allen Erzeugern tönender Filme
z. Z. die auf Ruhmer fußenden, von G. Seibt zuerst für die
Technik angegebenen Fundamentalanordnungen ausgeführt.
Über neue Methoden zur Bestimmung des Trägheitsmomentes elektrischer Maschinen.
Von Dipl.-Ing. Friedrich Knauer und Dipl.-Ing. Erich Schulze. Technische Hochschule, Hannover.
Übersicht. Eswerden die Methoden zurexperimentellen Bestimmung
des Trägheitsmomentes (Auslaufskonstante) von Ankern elektrischer Ma-
schinen behandelt, welche eine Mersung an der zusammengesetzten
Maschine gestatten. An die Kennzeichnung der bekannten Verfahren
in ihren wesentlichen Zügen srhließt sich die Beschreibung einiger ande-
rer Verfahren aa. Die wichtigsten Fehlerquellen werden erörtert und
ein Verfahren entwickelt. welches die bekannten au Meßgenauigkeit be-
deutend übertrifft. Schließ'ich werden einige nach den beschriebenen
Verfahren ausgeführte Messungen mitgeteilt.
Alle Methoden zur experimentellen Bestimmung des Trägheits-
momentes, soweit sie nicht ein Herausnehmen des Ankers verlangen,
on von der allgemeinen Bewegungsgleichung des Ankers aus. Sie
autet:
do = i
ey ESM . E EG
8 = Trägheitmoment gr cm sec?,
o = Winkelgeschwindigkeit,
-R = Summe aller Reibungsmomente, gr cm, (Lager- und Luft-
reibung, Moment der Hysteresis- und Wirbelströme),
äußeres Moment, gr cm,
Gt Zeit in Sekunden.
Will man aus der Gleichung das Trägheitsmoment berechnen, so
muß man außer der Bewegung des Ankers auch R und M kennen, die
nach verschiedenen Methoden bestimmt werden können.
Bei der Schwingungsmethode kaın die Reibung un-
berücksichtigt bleiben, da sie die Schwingungsdauer nur sehr wenig
beeinflußt. Es macht sich jedoch eine andere Schwierigkeit gel-
tend. Bei der Ableitung der Gleichung wird bekanntlich die An-
nahme gemacht, daß das in die Ruhelage zurücktreibende Moment
der Entfernung aus der Ruhelage proportional ansteigt. Das trifft
aber bei diesem Versuch, genau wie beim Pendel, nicht streng zu.
Beschränkt man sich daher. auf kleine Schwingungsweiten — Je
kleiner die Schwingungen, desto geringer der Fehler —, so wird
die Bestimmung der Schwingungsdauer unsicher, da die Zahl der
beobachtbaren Schwingungen klein ist. Die Methode liefert nur
1308
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 43.
26. Oktober 1922.
bei Maschinen mit Kugellagern brauchbare Ergebnisse. Schwierig
ist auch die genaue Berechnung des Antriebsmomentes bzw. des
hinzuzufügenden Trägheitsmomentes. |
Der Verlauf der fortschreitenden Drehbewegung,
im Gegensatz zu Schwingungen, wird durch die Reibung we-
sentlich beeinflußt, und man kann die Verfahren zur Bestimmung
des 'Trägheitsmomentes, die sich auf sie aufbauen, danach einteilen,
wie sie die Reibung behandeln,
.1. in solche, welche gewisse theoretische Annahmen über die Rei-
bung erforderlich machen,
2. in solche, welche die Reibung streng berücksichtigen. ‚Hiervon
verdient wieder dasjenige Verfahren den Vorzug, welches bei
der Auswertung die geringsten Fehler erwarten läßt.
Wie schon gesagt, muß zur Auswertung der Gl. (1) die Reibung
irgendwie bekannt sein. Da die experimentelle Bestimmung um-
ständlıch und meistens nur unzuverlässig auszuführen ist, liegt es
nahe, zur Vereinfachung der Messungen aus theoretischen Erwägun-
gen heraus über die Reibung gewisse Annahmen zu machen, die we-
nigstens innerhalb der in Betracht kommenden Grenzen in ausrei-
chendem Maße zutreffen. Streng genommen ist die Reibung eine ma-
thematisch nicht faßbare Funktion des Lagerzustandes (darin ein-
begriffen: Temperatur, .Ölzustand, Zustand der Bürsten, ob einge-
laufen oder nicht, usw.) und der Drehzahl (Winkelgeschwindigkeit).
Für die Dauer eines kurzen Versuches würde e8 genügen, sie als
nur von der Drehzahl abhängig anzusehen und durch eine passende
Funktion auszudrücken.
Versuche, einen derartigen Ansatz zur Grundlage einer ein-
fachen Messung des Trägheitsmomentes zu machen, ergeben nur
dann eine bequem auswertbare Gleichung, wenn man in Widerspruch
mit den wirklichen Verhältnissen die Reibung als konstant einsetzt,
wie es bei der Bestimmung des Trägheitsmomentes durch ein fallen-
des Gewicht geschieht, das an ein um die Riemenscheibe der Maschine
gewundenes Seil gehängt wird. In diesem Falle stallt die Gleichung
nämlich eine gleichförmig beschleunigte Bewegung dar, und die
Größe der Beschleunigung kann aus der Fallhöhe und Fallzeit be-
rechnet werden. Eine solche Methode wird in den Lehrbüchern emp-
fohlen und dient in der technischen Mechanik als klassisches Übungs-
beispiel. Sie ist aber unbrauchbar, da die Voraussetzung weder bei
Gleitlagern noch bei Kugellagern zutrifft, am wenigsten für den An-
lauf bis zu geringen Drehzahlen.
Eine Annahme, welche mit den wahren Verhältnissen im allge-
meinen ganz gut im Einklang steht, lautet: |
Die Reibung hängt innerhalb der Versuchsgrenzen nur von der
Winkelgeschwindigkeit ab, also:
R = f (w).
Diese Voraussetzung machen Dettmar!), Peukert’) und
Bragstadt und la Cour?) bei der Bestimmung der Auslaufs-
konstanten zum Zwecke der Auswertung des Anlaufsversuches.
Sie nehmen an, daß für gleiche Geschwindigkeiten das Reibungs-
moment beim Leerlaufversuch gleich dem Reibungsmoment beim
Auslaufsversuch ist. Durch mehrere Leerlaufsversuche bei verschie-
denen Drehzahlen bekommt man einen Überb:ick über die Genauig-
keit der Messung und kann einen Mittelwert bilden.
Zwischen der sogenannten Auslaufskonstante C und dem oben
definierten Trägheitsmoment besteht bekanntlich die Beziehung:
C=9810 (o .10--5
Im Sinne unserer Grundgleichung (1) ist bei diesen Methoden
das äußere Moment null, die Reibung wird elektrisch gemessen,
ar wird aus der Auslaufskurve graphisch ermittelt.
Nun ist die elektrische Messung der Reibung umståndlich. Im
folgenden soll zunächst ein Verfahren beschrieben werden, welches
auf derselben Voraussetzung beruht, und bei dem die Reibung aus
zwei Gleichungen für passend gewählte Bewegungszustände des An-
kers auf mathematischem Wege eliminiert wird. Die experimentelle
Grundlage der Rechnung sind eine Anlaufskurve unter bekanntem
äußerem Momente und eine Auslatıfskurve. . l
Das treibende Moment wird durch ein Gewicht von bekannter
Größe gebildet, welches an einem um die Riemenscheibe oder den
Wellenstumpf gewickelten Faden hängt und den Anker beim Fallen
in Drehung versetzt. Ist die Auslaufszeit wegen zu großer Reibung
sehr kurz, so kann man auch beim Auslauf ein kleines Antriebs-
moment (als Reibungskompensation) wirken lassen.
Die Anlaufs- und Auslaufskurven werden nach einem der be-
kannten Verfahren aufgenommen, soweit sie bei den geringen Dreh-
zahlen geeignet sind. Am besten lassen sich die Vorgänge mit dem
Morseapparat nach Linke*) verfolgen.
Wirkte beim Anlauf die Kraft P, Gramm, beim Auslauf P,
Gramm, beidemal am Hebelarm r Zentimeter, so lauten unsere Glei-
chungen:
—
1) ETZ“ 189, S. 203, 390.
2) ETZ“ 19)1, 5. 393.
3) ETZ“ 1903, 8. 3.
% „BTZ" 1995, S. 610.
l
für den Anlauf: © U +f (0) = P; -7
. | do? .
für den Auslauf: 987 +f(o) = Py.r
Wenden wir diese Gleichungen für einen Zeitpunkt an, wo die
Winkelgeschwindigkeiten im Anlauf und Auslauf gleich groß sind,
so ist nach unserer Voraussetzung auch:
f (Œ) = f (%2)
Die Reibung läßt sich aus den beiden Gleichungen eliminiaren,
und wir bekommen für das Trägheitsmoment:
—_(Pi— Pàr
= do _ d w3 Eg . . (2
dt dt
In dieser Gleichung sind die Trägheitskräfte, herrührend von
den Massen der Gewichtsstücke, nicht berücksichtigt. Das ist bei
kleinen Bench Bunigungen im Vergleich zum freien Fall zulässig.
Die Größen Zr u.
maliges Differenzieren der aufgenommenen Kurven nach einem be-
kanten Verfahren, graphisch durch Tangentenziehben, oder rechne-
risch durch Entwicklung der Kurven in Potenzreihen, wenn die er-
zielte Genauigkeit der Beobachtungen die umständliche Rechnung
Zr findet man durch einmaliges bzw. zwei-
lobhnend erscheinen läßt. Da man alle Werte vonir bei gleichen
Winkelgeschwindigkeiten verwerten kann, bekommt man aus einem
einzigen Versuch eine beliebige Zahl von Werten des Trägheits-
momentes. P
Nach diesem Verfahren kann man, wie die am Ende mitgeteilten
Messungen zeigen, das Trägheitsmoment scheinbar recht gut be-
stimmen. Die einzelnen Beobachtungen weichen zwar nur wenig
voneinander ab. Man bleibt aber hier wie bei den bekannten Ver-
fahren beireffs der Richtigkeit der Annahme,daßdieReibung
eine eindeutige Funktion der Geschwindigkeit
sei, vollkommen im unklaren. Man kann auch nicht feststellen,
ob die Annahme im einzelnen Falle zutrifft. Eine gute Über-
einstimmung der verschiedenen Messungen besagt bestenfalls nur,
daß das Reibungsmoment bei dem einen Versuch immer um denselben
Betrag größer oder kleiner als bei dem anderen Versuch gewesen
ist. Der Wert dieser Verfahren ist also nicht sehr groß, da sie auf
unsicheren Voraussetzungen beruhen, die nicht einmal auf ihre Rich-
tigkeit nachgeprüft werden können. Bei einer einwandfreien Mes-
sung muß man wissen, daß die Voraussetzungen tatsächlich erfüllt
sind.
Einen Fortschritt in dieser Beziehung bedeutet die von Kuhl-
mann?) gegebene Vorschrift, das Reibungsmoment anstatt durch
getrennte Leerlaufsversuche unmittelbar vor Beginn des Auslauf:-
versuches zu messen. Im übrigen geht Kuhlmann grundsätzlich ge-
nau so vor wie Dettmar usw. Die umständliche Messung der Rei-
bung wird also nicht erspart.
Zu einem in seinen Voraussetzungen exakten und doch einfach
ausführbaren Verfahren können wir den Anlaufs- und Auslaufsver-
such ausbauen, wenn wir den Auslaufsversuch unmittelbar an den
Anlaufversuch anschließen lassen und nur den Übergang auswerten.
Für diesen Zeitpunkt ist die Bedingung R, = Rg erfüllt. Der Aus-
laufsversuch wird eingeleitet, indem man das treibende Gewicht
plötzlich festhält, Von diesem Augenblick an nimmt die Geschwin-
digkeit des Ankers wieder ab, und die Beschleunigung geht sprung-
weise in Verzögerung über. Man setzt die Beobachtungen fort, bis
der Motor stillsteht. Zur Berechnung werden nur die Werte von
ar unmittelbar vor und nach dem Auffangen des Gewichtes be-
nutzt. Der Zeitpunkt des Auffangens wird auch beobachtet.
Ist die Drehzahl als Funktion der Zeit beobachtet, so zieht man
nach Abb. 1 im Scheitelpunkt der Kurve (sie hat einen scharfen
Knick!) die Tangenten an die beiden Kurvenäste und berechnet.
do, d 0
dt ~ at
_ x (Amn _Am\g
— 30 (A4 At, )‘
Das zweiteGlied der Klam-
mer ist als Verzögerung
negativ, so daß die Summe
der absoluten Beträge ge-
bildetwerdenmuß. Hat man
die gesamten Umdrehungen als Funktion der Zeit beobachtet, 50
muß man die Kurve zunächst differenzieren. |
Allgemein ist nun zu bemerken, daß die Messung des Trägheits-
momentes im Vergleich zu anderen Maschinenmessungen sehr un-
genau ausfällt. Die einzelnen Beobachtungen weichen nicht selteu
mehr als 15 % voneinander ab (vgl. die von Peukert?) mitgeteil-
Abb, 1.
5 „ETZ“ 1901, S. 443.
26. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. .
ten Zahlen!). Die Unsicherheiten, die über Beobachtungsfehler
weit hinausgehen, finden ihre Erklärung nur zum Teil in der fal-
schen Annahme über die Reibung und in den Beobachtungsfehlern
bei der elektrischen Messung des Reibungsmomentes. Die größte
Fehlerquelle liegt in der Differentiation einer gegebenen Kurve,
eine Aufgabe, die weder graphisch noch rechnerisch mit ausreichen-
der Genauigkeit gelöst werden kann. EineMethode,welche
diese drei Fehlerquellen ausscheidet, muß be-
deutend bessere Messungenermöglichen.
In dieser Erkenntnis haben wir ein Verfahren ausgearbeitet,
welches tatsächlich alle bekannten an Meßgenauigkeit weit über-
trifft, ohne dabei viel experimentelle Beobachtungen und umständ-
liche Rechnungen zu erfordern.
Wie man unrichtige Annahmen über die Reibungsfunktion und
zugleich die Messung des Reibungsmomentee umgeht, haben .wir be-
reits gezeigt. Wir müssen nun noch die graphische Differentiation
i W
durch ein anderes Verfahren zur Ermittelung von - AT ersetzen. Das
besitzen wir in der von Ytterberg?) angegebenen Methode zur Mes-
sung von Änderungen der Drehzahl mit Galvanometer und Kon-
densator.
Abb. 2.
Ytterberg kuppelt mit der zu untersuchenden Maschine eine
Gleichstrom-Tachometermaschine. An diese werden nach Abb. 2 eine
Kapazität K und ein Galvanometer g in Reihe angeschlossen: v und
n sind Vorschalt- und Nebenschlußwiderstände zur Änderung der
Empfindlichkeit und Einstellung der günstigsten Dämpfung. So-
lange die Maschine mit konstanter Drehzahl läuft, ändert sich die
Spannung der Tachometermaschine nicht, und das Galvanometer
bleibt stromlos. Ändert sich aber die Drehzahl, so fließt entspre-
chend der sich ändernden Spannung ein Ladungs- oder Entladungs-
strom. Die Gleichung für den Vorgang lautet:
Bez: de
a,
` = Strom in Kondensator in Amp,
= Kapazität in Farad, f
e = Spannung in Volt. |
Die Spannung ist bei konstanter Erregung der Umdrehungszahl
proportional, die durch die Winkelgeschwindigkeit auszudrücken ıst:
30w .
e=pn=p- —
n = Umdrehungen in der Minute,
p = Proportionalitätsfaktor, der bei Gleichstrommaschinen
von der Erregung abhängt.
Damit wird: a; i
= p aun
| IKT Eee. E
und ferner: j P
ao, ___ O __R og
dt dt "Dpk & By: 3. -ur 4.
Die Methode von Ytterberg könnten wir ohne weiteres zur
Messung des Beschleunigungssprunges im vereinigten An- und Aus-
laufsversuch anwenden. Bei Gleichstrommaschinen braucht man
nicht einmäl eine Tachometermaschine anzubauen, man kann die
Gleichstrommaschine selbst verwenden. Schwierigkeiten entstehen
hier aber bei den niedrigen Drehzahlen durch die Reibung, die sich
mit jeder Umdrehung periodisch ändert, wenn sich die Maschine
nicht im allerbesten eingelaufenen Zustande in bezug auf Kollektor
und Lager befindet. Tritt noch geringe magnetische Exzentrizität
hinzu, so entstehen Unregelmäßigkeiten in der Bewegung und in der
induzierten Spannung, welche eine Messung oft unmöglich machen.
Liegt nur magnetische Unsymmetrie vor, so kann man trotzdem mit
einer gut zentrisch aufgestellten Tachometermaschine zum Ziele
kommen, wenn deren Spannung wegen zu kleiner Lamellenzahl nicht
zu sehr schwankt. Ungleichmäßigkeiten der Reibung lassen sich
bis zu einem gewissen Grade unschädlich machen, wenn man durch
einen Faden mit Gewicht, der nach Art einer Bandbremse um Jie
Riemenscheibe oder den Kollektor gelegt wird, eine von unrezel-
mäßigen oder periodischen Schwankungen freie Reibung hinzufügt.
% Ytterberg „ETZ“ 1912, S. 1158.
geschehen ist. Da das Verhältnis
A:
1309
Periodische Schwankungen im Takte der Umdrehungen stören
nicht mehr, wenn die Maschine so schnell läuft, daß das Galvano-
meter ihnen nicht folgen kann. Bei so hohen Drehzahlen können aber
wegen der erforderlichen großen Fallhöhe nicht menr fallende Ge-
wichte als Antrieb benutzt werden.
Wir müssen daher den Versuch so abändern, daß er bei größerer
Umlaufszahl ausgeführt werden kann. Dabei dürfen aber die Vor-
teile des vereinigten An- und Auslaufsversuches nicht verloren
gehen. Sie wurden ja dadurch erreicht, daß wir eins der auf den
Anker wirkenden Momente plötzlich um einen bekannten Betrag
änderten und den damit verbundenen Sprung in der Abgeleiteten der
Geschwindigkeitskurve beobachteten.
Das ist das Wesentliche des vereinigten An- und Auslaufs-
versuches. Es bleibt erhalten, wenn wir einen normalen Auslaufs-
versuch ausführen und während des Auslaufs das Bremsmoment um
einen meßbaren Betrag ändern. Für die Berechnung des Trägheits-
momentes gilt dann formal dieselbe Gleichung wie früher. Führt
man den nach Ytterberg gemessenen Beschleunigungssprung ein, so
lautet sie:
N i — î3 a
P.r ist jetzt das von außen hinzugefügste Bremsmoment.
Ein wertvoller mit der Form der Gleichung verbundener Vorteil
ist darin zu sehen, daß die Beobachtungsfehler leicht auf graphi-
schem Wege ausgeglichen werden können.
Jim "Amp
Abb. 8.
Man trägt die bei verschiedenen Belastungen der Bremse erhal-
tenen Werte von i — i als Funktion von P auf, wie es in Abb. 3
i ;, konstant ist, müssen die
1 2
Punkte auf einer Geraden durch den Nullpunkt liegen. Man zeichnet
daher dıe bestpassende Gerade ein, die durch, den Nullpunkt geht,
und setzt in die Gl. (6) das durch sie definierte Verhältnis ein..
Bei dieser Art des Ausgleichs kann man mit einem Blick übersehen,
welche Beobachtungen zweifellos erhebliche Meßfehler enthalten.
Sie ist der einfachen Mittelwertsbildung bei weitem vorzuziehen.
Das äußere Bremsmoment wird, ähnlich wie bei einer Band-
bremse, durch eine Schnur erzeugt, die man in einer vollen Windung
um die Riemenscheibe legt (vgl. Abb. 2). Das eine Ende des Fadens
wird an einer Federwage befestigt, die den Seilzug S, in Gramm an-
gibt, das andere durch ein Gewicht mit der Kraft S, Gramm gespannt.
Die Maschine muß die in der Abb. 2 angedeutete Drehrichtung haben.
Die Differenz der Kräfte S, — S, ergibt mit dem Halbmesser der
Riemenscheibe als Hebelarm das Bremsmoment:
Pr = (Xı— Sə) r á
Zur Ausführung des Versuchs läßt man die Maschine mit nor-
maler oder übernormaler Drehzahl laufen und legt den Faden um
die Riemenscheibe. Unterbrechen wir jetzt die Stromzuführung, so
nimmt die Drehzahl der Maschine ab, und zwar bei zweckmäßiger
Anwendung eines genügend großen Bremsmomentes ziemlich
schnell. Währenddessen wird das Gewicht S ein wenig in die Höhe
gehoben. In diesem Augenblick hört das Bremsmoment auf zu wir-
ken, und die verlangte Momentenänderung ist vorgenommen. Un-
mittelbar vor und nach dem Anheben des Gewichtes werden die Aus-
schläge des Galvanometers beobachtet.
Um die Ablesungen mit Sicherheit vornehmen zu können, ist
anzustreben, daß der Galvanometerzeiger sowohl vor wie nach der
Momentenänderung möglichst still steht.
Bei der zweiten Ablesung kann man das erreichen, wenn man
den Ankerstrom nicht vollständig abschaltet, sondern nur soweit
verkleinert, daß die Maschine lediglich bis zu einer gewissen niedri-
gen Drehzahl ausläuft, die dann bestehen bleibt. Hebt man das Ge-
1310
wicht erst hoch, wenn diese Drehzahl etwa eingetreten ist, so wird
die zweite Einstellung besonders leicht und gut ablesbar, weil der
Zeiger wegen = = Q still steht.
Der von außen als Reibungskompensation Ssukeführte Motor-
strom stört die Messung nach Gl. (4) nicht, sofern durch genügend
großen Vorschaltwiderstand für Konstanz des Stromes und damit
des Spannungsabfalls im Anker gesorgt wird.
Bei der ersten Einstellung kann die oben aufgestellte Forde-
rung (Stillstehen des Zeigers) nur erfüllt eh wenn das Rei-
bungsmoment konstant ist, da dann auch "A > konstant ist. Unsere
von außen hinzugefügte Reibung zur Erzeugung des Momentes
(Sı —Ss)r hat nun die Eigentümlichkeit, daß ihr Moment bei
größerer Drehzahl kleiner wird, zuerst schnell, dann langsamer.
Die hemmenden Reibungsmomente in der Maschine verhalten sich
in allen Teilen gerade umgekehrt. Da in unserem Falle beide Rei-
bungen zugleich wirken, so ist die Summe aller Reibungsmomente
relativ wenig veränderlich, sie besitzt sogar bei einer Drehzahl ein
Minimum, Bei dieser Drehzahl, wo das Galvanometer still steht,
muß das Gewicht hochgehoben werden, wenn die erste Ablesung
besonders gut werden soll.
Es ist einleuchtend, daß nicht beide Bedingungen bei jedem Ge-
wichte 5, erfüllt werden können, und daß bei einer gewissen Be-
lastung, die man bei der Messung herausfindet, die Beobachtungen
am besten auszuführen sind. Dieser Gesichtspunkt ist aber nicht so
bedeutend,daß man ihm besondere Aufmerksamkeit schenken müsste.
Bei kleinen und mittleren Gewichten konnten wir immer gut ab-
lesen, bei sehr großen bildeten sich an unser Federwage Schwin-
gungen aus, welche ihre Erklärung in dem mit wachsender Drehzahl
abnehmenden Reibungsmoment finden und durch die nicht genügend
feste Aufhängung der Federwage begünstigt wurden.
Das Galvanometer folgt wegen seiner Trägheit den Änderun-
gen des Stromes nicht unmittelbar. Seine Angaben werden offenbar
um so Fichtiger, je schneller die endgültige Stellung des Zeigers er-
reicht wird. Es muß demnach kurze Schwingungsdauer haben und
so gedämpft sein, daß es weder Schwingungen ausführt noch
schleicht. Die Schwingungsdauer darf aber nicht so kurz sein, daß
etwa die periodischen Schwankungen der Reibung und Spannung
wiedergegeben werden und die Ablesung erschweren. Aus diesem
Grunde kann man auch nicht mit dem Öszillographen arbeiten, der
außer diesen Störungen auch noch die bisweilen (im Resonanzfall)
beträchtlichen Stromschwankungen
beim Kurzschluß zweier Kollektor-
lamellen aufzeichnen würde. Bei unse-
seren Messungen haben sich Instru-
mente mit etwa einer Sekunde Schwin-
gungsdauer als am brauchbarsten er-
wiesen. Nach der Empfindlichkeit
richtet sich die erforderliche Kapazität.
Merkliche Fehler infolge der Träg-
heit des Galvanometers entstehen nur,
t sek
wenn Ar: (nicht w selbst) vor und nach
Abheben des Gewichtes stark verän-
derlich ist.
Bei der eben beschriebenen Methode
ist das Trägheitsmoment proportional
der Differenz zweier am Galvanometer
abgelesener Ausschläge Ein Ver-
fahren, welches das Trägheitsmoment
aus einem einzigen Ausschlag ergäbe,
würde natürlich den Vorzug verdienen.
é ser
Abb 5
Abb. 4
Die Möglichkeit eines solchen Verfahrens soll im folgenden er-
örtert werden:
Abb. 4 zeigt die Auslaufskurve
s o = f (t)
mit dem Knick, hervorgerufen durch die bekannte Änderung des
äußeren Momentes. Den Yerlauf des Differentialquotienten
do
retro
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43.
<6. Oktober 1922.
dieser Kurve, unmittelbar aufgenommen in Schaltung nach Abb. 2?
gibt die Abb. 4:
ne = f' (t) proportional ¿ und damit proportional a
also entsprechend:
on roportion i : a = ti l
qat PTOP al a; qg proportional a,
und damit die Beschleunigungsänderung:
do, _ do arkanai
dt qg Proportional a; — a)
Eine nochmalige Differentiation der Kurve:
do
ee
ermöglicht die OaE nach Abb. 5 mit Hilfe einer gegenseitigen
Induktion L. Sie gibt die Änderung der Winkelbeschleunigung in
Form eines Spannungsstoßes auf der Sekundärseite von L, der durch
ein ballistisches Galvanometer g gemessen werden kann. Die Able-
neu malen hierbei durch die Trägheit des Galvanometers nicht
eein 3
Es ist nach Gl. (4):
_ gy Wp dw
NT de
ferner: en
i
a=—l-gr
2 2 2 En 3
A aan - 300p o
[adt= [raü= ja a a('ae)
1 1
5 3p do
Co a w, = + LK x I dt 3
do _ do, _ Co.wn
dt dt TIK.30p`*
Dabei ist:
e, = EMK der Gleichstrommaschine im Kreise 1,
K = Kapazität des Kondensators,
tı = Kondensatorstrom,
L = gegenseitiger Induktionskoeffizient,
e, = induzierte EMK im Kreise 2,
W, = gesamter Ohmscher Widerstand im Kreise 2,
g = ballistisches Galvanometer,
Ce = ballistische Konstante [Coulomb/SKT],
a = ]Jmpulsausschlag des ballistischen Galvanometers.
Dabei sind folgende 3 Fälle zu unterscheiden:
1. Die Auslaufskurven
w = f ıt)
sind gerade Linien, d. h. die Geschwindigkeitsänderungen vor und
nach der Zusatzbelastung sind je konstant:
da, _,_ dw ER
og TF konstant, Er = © = konstant.
do, dw ee
Dann wird die Differenz at dt vom ballistischen Galvanometer
angezeigt durch einen einzigen Ausschlag a, d. h. die Beschleuni-
gungsänderung und damit das Trägheitsmoment sind proportiona! 2.
Die hierzu erforderlichen Versuchsbedingungen sind aber praktisch
kaum je gegeben.
l nR TX do . s
2. Die Geschwindigkeitsänderungen IE sind nicht konstant,
í
sondern die Kurven:
ER = f' (t) und Er =f (8
sind gerade Linien mit En Neisine Dann sind die Beschleu-
w, (
d
nigungsänderungen dt: und dE ? konstant und ergeben einen kon-
stanten Ausschlag am Galvanometer, der in bezug auf den vom
Sprung 1 bis 2 hervorgebrachten Impulsausschlag lediglich einen
verschobenen Nullpunkt darstellt. Das Trägheitsmoment ergibt sich
hier wieder exakt proportional dem ballistischen Ausschlag. Die an-
genommenen Versuchsbedingungen sind aber nur in Auenahne«
fällen erfüllt.
3. Die Geschwindigkeitsänderungen:
d
row Ge =O
sind beliebige Kurven. Es sind daher ihre Ableitungen, die Be
schleunigungsänderungen, nicht konstant, und damit ergeben sich
26. Oktober 1922. :
am Galvanometer veränderliche Ausschläge, also auch schon ver-
schiedene Nullpunkte vor und nach der Belastungsänderung, so daß
man den dadurch hervorgerufenen Impulsausschlag nicht auswerten
kann.
Bei keinem der von uns untersuchten Fälle waren die Versuchs-
bedingungen zu 2. erfüllt, erst recht nicht die zu 1. Wir erhielten da-
her nach diesem Verfahren im Vergleich zu dem vorher beschriebe-
nen ziemlich unsichere Werte, von deren Wiedergabe wir hier ab-
`
4. Ordentliche Mitgliederversammlung des
Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie
am 27. V. 1922 zu Würzburg.
Der Bericht über die wieder unter dem Vorsitz des Herrn
C. F. v. Siemens in Würzburg abgehaltene 4 ordentliche
Mitgliederversammlung des Zentralverbandes
der deutschen elektrotechnischen Industrie
liegt nunmehr vor. Nach den Mitteilungen des geschäftsführenden
Vorstandsmitgliedes, Reichsministers a. D. v. Raumer betrug die
Mitgliederzahl am Ende des Geschäftsiahres (1921/22)
407 Firmen mit etwa 237000 Arbeitern und Angestellten. Im
allgemeinen waren, was die Grundlagen der Produktion
betrifft, Rohstoffe und Halbfabrikate in genügender Menge vor-
handen, wenn auch infolge von Verkehrsschwierigkeiten Mängel
stärker fühlbar geworden sind als in normalen Zeiten. Herr
v. Raumer hob besonders die Kohlenknappheit hervor, die
zum Import von Millionen Tonnen englischer Kohle nötigte. Das
sei eines der bedenklichsten Charakteristiken unseres Wirt-
schaftslebens, weil sich die Lieferungen an die Entente, die ge-
ringeren Leistungen der Bergarbeiter und des Verkehrswesens
summieren, Bei Feststellung der Gütertarife konnte eine
Reihe von Härten beseitigt werden. Auch bestehe sichere Aus-
sicht, daß bei der Neuregelung der Luxussteuer die elektro-
technischen Fabrikate ausscheiden. Der Verband habe sich gegen
die Erhöhung der Ausfuhrabgabe gewandt und erreicht, daß
Drähte und Kabel nur 1% Abgabe zahlen, Über die Entlastung
der künstlichen Kohlefabrikate und der Akkumulatoren seien im
Geschäftsjahr Verhandlungen gepflogen worden. In engster
Fühlung mit Industrie und Außenhandelsstelle habe man hinsicht-
lich der Ablieferung von Devisen Verbesserungen im
Verfahren der Reichsbank erzielt. Bei der zum großen Teil auf
der Verwendung ausländischer Rohstoffe beruhenden Elektro-
industrie bestehe aber ein erheblicher Devisenzuschuß-
bedarf, den die Reparationsleistungen noch wesentlich erhöhen
werden; sie sei also darauf angewiesen, in größeren Mengen De-
visen zu kaufen.
„Ein Gebiet, auf dem ein gewisser Abschluß erreicht ist, sind
de Lieferungsbedingungen, über die schon im Vor-
jahre berichtet wurde. Die allgemeinen Lieferungsbedingungen
haben wir aufgestellt im Verein mit dem Verband Deutscher Ma-
schinenbau-Anstalten; dieser hat sich zu diesen Lieferungsbedin-
sungen bekannt und ihre Annahme auch den Unterverbänden
empfohlen. Sie sind anerkannt im Verkehr zwischen uns und der
wirtschaftlichen Vereinigung der Elektrizitätswerke, ferner zwi-
schen uns und dem Verein Deutscher Braunkohlen-Industrieller;
mit anderen Verbänden stehen wir noch in Verhandlungen. Im
übrigen haben wir uns bemüht, auch unsere Fachverbände zu ver-
anlassen, ihren Sonderbedingungen unsere Lieferungsbedingungen
zugrunde zu legen, und das ist auch mit den Änderungen, die
die Eigenart der betreffenden Betriebe erfordert, geschehen für
Koch- und Heizapparate und für die Schwachstromindustrie. Wir
haben uns bemüht, die Grundsätze unserer allgemeinen Liefe-
rungsbedingungen und unsere Grundsätze über Preisgestaltung
erzenüber den Behörden zur Geltung zu bringen. Diese haben
mit einer gewissen Starrheit festgehalten an dem Verlangen
der festen Preise und sich darauf berufen, daß sie auf Grund von
Etats wirtschaften müssen, daß diese bestimmte Summen auswerfen,
und daß sie genötigt sind, um Überschreitungen zu vermeiden, ihre
Bestellungen auf feste Preise zu gründen. Die Industrie hat leider
in ziemlichem Umfange diesem Verlangen nachgegeben, aber der
Erfolg ist auch danach: Es schweben ungezählte Verträge, die heute
bei den völlig veränderten Umständen für den Lieferanten ruin ös
sind und nicht aufrechterhalten werden können. Ich habe bei den
Verhandlungen über die Einführung der gleitenden Preise darauf
hingewiesen, daß die Behörden selbst die Verantwortung für feste
Preise dem Reiche gegenüber gar nicht übernehmen können. Ich
habe darauf hingewiesen, was in dem Augenblick eintritt, wo die
Preiskurve nach unten geht. Ich möchte sehen, welche Kritik dann
die Öffentlichkeit und der Reichstag üben würde, und ich verstehe
nicht, wie man die Verantwortung für feste Preise übernehmen
kann; je mehr die Verhältnisse sich entwickeln, desto näher kommt
der Moment heran, wo ein Absenken in den Bereich der Möglichkeit
rückt. Der Hinweis der Behörden auf Etatsschwierigkeiten ist
m. E. nicht aufrecht zu erhalten. Meine Herren! Es gibt keine
Etats mehr. Der Etat einer Betriebsverwaltung ist an dem-
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 43.
1311
sehen. Die Ablesungen wurden außerdem noch dadurch erschwart,
daß bei einer gewissen Drehzahl der Maschine zwischen den vom.
Kollektor hervorgerufenen Spannungsstößen und der Eigenfrequenz
des Kreises 1 (Abb. 5) Resonanz eintrat; dadurch überlagerte sich
im Kreise 2 ein Wechselstrom, der eine Stärke von 12 mA erreichte
und den Liichtzeiger auf 30 Skalenteile verbreiterte. Ein empfind-
liches Galvanometer kann durch solche Ströme gefährdet werden.
(Schluß folgt.)
selben Tage falsch, an dem man ihn druckt. Das beweist die eigene
Gebarung der Betriebsverwaltungen. Sie haben tatsächlich glei-
tende Preise in Gestalt der Tariferhöhungen. Mit dem Augenblick
- der Erhöhung stimmen die Einnahmetitel der Etats auch nicht mehr,
und die Erhöhung selbst ist nur dann berechtigt, wenn die Aus-
gabentitel nicht mehr eingehalten werden können. Das Verkehrs-
ministerium hat auf- Grund unserer Verhandlungen, wenn auch
unter Wahrung seines grundsätzlichen Standpunktes, unseren Ein-
wendungen einigermaßen Rechnung getragen, u. zw. auf Grund
einer Formel, die ich vorgeschlagen habe und die etwa dahin lautet,
daß gleitende Preise zu vereinbaren sind, wenn zur Zeit der Ver-
gebung die Herstellungskosten so wenig zu übersehen sind, daß bei
festen Preisen unerträgliche Risiken für die Vertragsparteien ent-
stehen würden. i
Meine Herren! Wir müssen ganz allgemein darauf hinarbeiten,
daß die großen wirtschaftlichen Unternehmungen des Reiches sich
nicht als Behörden fühlen, sondern als wirtschaftliche Unterneh-
mungen, und daß sie dementsprechend auch als Käufer in den Rah-
men der gesamten Wirtschaft sich einfügen. Das ist schon deshalb
notwendig, weil man auf andere Weise niemals zu der Bildung von
Handelsbräuchen kommt; wie wichtig sie sind, das wird sich zeigen
beim Bemelmans-Abkommen. Wie gesagt, die Fortbildung des Han-
delsbrauches wird durch eine derartige Politik vollkommen unter-
bunden, es wird unterbunden die Ausbildung dieses Teiles des
Rechtslebens nach wirtschaftlichen. Gesichtspunkten. Bei den Ver-
handlungen über diese Frage sind wir mit anderen Industrien zu-
sammengegangen, u, zw. geführt vom Reichsverband der
deutschen Industrie. Meine Herren! Ich möchte diese
Gelegenheit benutzen, um auszusprechen, daß der Reichsverband
der deutschen Industrie, der in seinen Anfängen nicht sehr viel
versprach, jetzt seit einiger Zeit immer mehr in seine Aufgabe
hineinwächst, und daß er sich immer mehr ausbildet zu dem wirk-
lichen Zentralvertretungsorgan der deutschen
Industrie. Ich möchte ihm das Vertrauen aussprechen, das
auch ich anfangs nicht sehr hatte, das heute aber durchaus
besteht. Sie müssen diese Zentralvertretung unserer Industrie
nach allen Richtungen unterstützen, 2. auch mit Zuwen-
dungen zum Industriefonds, der dort gebildet wird, um zu ermög-
lichen, daß die ungeheure Summe von Aufgaben wirklich gelöst
werden kann. Wenn Sie mit in Genua gewesen wären und gesehen
hätten, welche verantwortungsvollen Aufgaben dort der Vertreter
des Reichsverbandes der deutschen Industrie hatte, wie er genötigt
war, in jedem Augenblick das Material bereit zu halten und bei jeder
Frage die Interessen der Wirtschaft mit Ziffern zu belegen, Sie
würden gesehen haben, welch verantwortungsvolle Aufgabe das ist
und welchen Apparates es bedarf, um in dieser Weise orientiert zu
sein. Das kann nicht geschehen ohne große Mittel und ohne das leb-
hafte Interesse der Industrie an dieser Vertretung. Der Reichs-
verband hat unter anderem im vorigen Jahre ein Institut geschaffen,
das auch für unsere Industrie von größter Wichtigkeit ist,dieKar-
tellstelle,inder wir vertreten sind durch die Herren Spielmeyer,
Birnholz, Fessel, Ficke und mich. Diese Stelle macht es sich zur
Aufgabe, alles Material über deutsches und ausländisches Kartell-
wesen zu sammeln und die deutschen Kartelle durch Auskünfte zu
unterstützen. Aber nicht nur das: sie vermittelt auch zwischen den
Kartellen untereinander, zwischen den Kartellen und Abnehmern,
und sie soll dazu dienen, auch die Behörden und die Öffentlichkeit
mit dem notwendigen Material für die Beurteilung dieses Zweiges
unseres Wirtschaftslebens zu versehen. Die Kartellbildung wird
bei der Ordnung der Weltwirtschaft eine ungeheure Rolle spielen,
eine internationale Rolle, und wir müssen unbedingt für unsere
Wirtschaft das gesamte in Betracht kommende Material bereit-
halten. Der Zentralverband hat sich weiter betätigt auf dem Ge-
biettedesMessewesens. Die Verschiebung der Valuta hat einen
großen Zustrom von ausländischen Einkäufern zu den Messen her-
vorgerufen. Die Schwierigkeiten, das Ausland aufzusuchen, die für
. uns in der Valuta liegen, haben ebenfalls den Messegedanken außer-
ordentlich gefördert, und so hat die elektrische Industrie sich ent-
schlossen, sich zusammenzutun und in Leipzig, der alten und Haupt-
messestadt, ein Haus der Elektrotechnik für die Zwecke
der elektrotechnischen Industrie zu bauen. Der Zentralverband hat
die Vorarbeiten geführt. Die weitere Ausführung der Aufgabe ist
in die Hände eines eingetragenen Vereins „Haus der Elektrotechnik“
gelegt, der nunmehr getrennt vom Zentralverband diese Geschäfte
führt, Das Messehaus, das nach dem Entwurf eines bayerischen
großen Architekten unter Mitwirkung eines Berliner Architekten
gebaut wird, ist bereits in Angriff genommen und soll zur Früh-
jahrsmesse 1923 seiner Bestimmung übergeben werden.....
1312
Über die Wirtschaftsfragen möchte ich nur zwei besonders in-
teressierende Probleme herausgreifen. Zunächst ist es das Problem
unseres Außenhandels. Meine Herren! Wenn Sie den Wirt-
schaftsbericht?!) lesen, so sehen Sie einen vollkommenen Katalog von
Zollerhöhungen, Einfuhrerschwernissen, Valutazuschlägen und wie
die Einfuhrbeschränkungen alle heißen. Sie sehen, wie sich allmäh-
lich in diesem Jahre eine immer höhere Mauer gegen die Einfuhr
unserer Waren beim Ausland aufgerichtet hat. Diese Verhältnisse
sind entstanden — ich glaube, ich wiederhole etwas recht Bekanntes
— durch die Notlage der Industrie in anderen Ländern, durch die un-
geheure Arbeitslosigkeit in diesen Ländern. Die Arbeitslosenziffer
in der Welt wurde im Anfang des Jahres auf 10 Millionen Menschen
geschätzt. Sie hat sich jetzt dadurch, daß in Amerika ein Teil der
feiernden Arbeiter in die Landwirtschaft zurückgeströmt ist, ver-
mindert auf etwa 8 Millionen. Aber diese Verhältnisse haben die
Staaten gezwungen, zum Schutz ihrer Industrie, zum Schutz ihrer
Arbeiter gegen Arbeitslosigkeit um ihre Grenzen Mauern zu ziehen.
Die ganze Weltwirtschaft ist sich einig darüber, daß das auf die
Dauer ein unerträglicher Zustand ist, und daß das nurSy mptome
einer deroutierten Weltwirtschaft und Ausdrücke
von Hilflosigkeit sind. Man sucht durch kleine Palliativmittel über
die Schwierigkeiten hinwegzukommen, und der Gedanke, die Kon-
ferenz von Genua zusammenzuberufen, ist im wesentlichen der
wirtschaftlichen Depression in England entsprungen. Diese wirt-
schaftliche Depression ist viel größer, als man sich vorstellt. Darum
war England in Genua das treibende Moment für Maßregeln zur
Wiederherstellung eines geregelten internationalen Warenaus-
tausches. Die Verhandlungen in den Wirtschaftskommissionen in
Genua waren alle durchdrungen von dem ehrlichen Geist, daß Ab-
hilfe geschaffen werden muß. Die deutschen Anträge sind alle ohne
jede Ranküne sympathisch aufgenommen worden. Es ist zum Be-
schluß erhoben worden der deutsche Antrag, daß man zurückkehren
müsse zum System derlangfristigen Handelsverträge
mit dem Ziele allgemeiner Meistbegünstigung. Man hat beschlossen,
daß man die Erschwerungen des Warenaustausches vollkommen ab-
bauen müsse. Aber so hoffnungsvoll dieser Geist ist und so sehr
er uns berechtigt, bei den Ländern, die in diesem Sinn sich geäußert
haben, den Abschluß langfristiger Handelsverträge anzubahnen, 30
darf man nicht verkennen, daß sich der Ausführung erhebliche
Schwierigkeiten in den eg stellen. Der Schweizer Vertreter
Schulteß wies darauf hin, daß die Schweiz ganz auf diesem Boden
stände, daß aber die Grundsätze nur durchgeführt werden könnten
unter Wahrung des Schutzes der nationalen Wirtschaft eines Lan-
des, d h. — und er hat es deutlich ausgesprochen — man könne zu
wirklich normalen Verhältnissen nur zurückkehren, wenn die
Valuta der Hauptwirtschaftsländer stabili-
siert sei. Und das war ja die ganze Klippe von Genua. Man
konnte über die Erscheinung reden, über die Ursache zu sprechen,
war verboten, und deshalb rar nte jede dieser Diskussionen in dem
Moment, wo es anfing, sich um das Wesentliche zu drehen, an eine
Mauer. Die Anregungen, die Reparationen auf einen vernünftigen
Stand zu bringen, den Friedensvertrag zu revidieren, durfte keine
Macht stellen, bei Strafe der Sprengung der Konferenz. Und dar-
über können wir uns keinem Zweifel hingeben: Genua wird uns in
praktischen Maßnahmen nicht voranbringen. Aber der Geist ist ein
ungeheurer Fortschritt. Praktische Maßnahmen werden erst
kommen können, wenn die Voraussetzungen gegeben sind, d. h.,
wenn das Reparationsproblem geregelt ıst. Und diese Regelung
ist abhängig von der Regelung der interalliierten
Schulden. Also erst dann, wenn Amerika unter Opfern sich an
der Regelung der Weltwirtschaft beteiligt. Das Interesse Ame-
rikas an dieser Regelung halte ich für stärker, als man im all-
gemeinen annimmt. Es gibt zweifellos in Amerika zwei Richtun-
gen; die eine: Wir genügen uns selbst. Lassen wir das Europa, mit
dem doch nichts mehr anzufangen ist, in seinem Fette schmoren und
warten ab, bis die Leute vernünftig geworden sind. Die andere sicht
die ungeheure dauernde Arbeitslosigkeit in Amerika. Zwar ist die
Arbeitslosigkeit von 5 Millionen Menschen auf 2% Millionen gefallen, -
aber 2% Millionen sind auch eine ungeheure Ziffer, und in einem
Lande wie Amerika, das bisher von sozialen Krisen verschont war,
weil die Krisen verhältnismäßig kurz waren, in einem solchen Lande
ist eine dauernde Arbeitslosigkeit, die sich jetzt schon über Zeit-
räume von 1% Jahren erstreckt, eine Erscheinung, die an den so-
zialen Gestaltungen eines Landes nicht vorübergehen kann. Das
kann auch politisch nicht unbeachtet bleiben. Sie ist zweifellos ein
Moment der politischen Zersetzung. Die in Amerika sonst beliebte
Methode, Arbeiterkämpfe zu beschwichtigen durch ein rigoroses
Eingreifen der Polizeigewalt, ist heute nicht mehr möglich, und des-
halb glaube ich, daß auch in Amerika ein Interesse an der Regelung
der Weltwirtschaft bestehen muß. Man darf auch nicht verkennen,
daß die amerikanische Urproduktion, Kupfer, Baumwolle, und auch
der Farmer auf die Ausfuhr nach Europa angewiesen sind, und wenn
die Kaufkraft dieser Kreise nachläßt, spürt es die Industrie im eige-
nen Lande.
Wenn ich über Genua spreche, kann ich nicht ganz vorbeigehen
andem Russenvertrage. Meine Herren! Der Russenvertrag
gibt uns die Meistbegünstigung Rußland gegenüber. Ich bin nicht
optimistisch genug, zu glauben, daß Rußland für die allernächste
‚2 Gemeint ist ein den Mitgliedern anfangs Mai übersandter vertraulicher
Bericht des ZV. D.x.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 43.
26. Oktober 1922.
Zukunft irgendwie eine Erleichterung der Weltwirtschaft bringen
kann, auch nicht eine Erleichterung unserer Wirtschaft. Wir haben
vor dem Kriege unsererseits 52% der russischen Gesamtein-
fuhr bestritten, und auch jetzt in diesem so tief herabgeschraubten
Wirtschaftsverkehr liefert Deutschland den weitaus größten Teil
derjenigen Waren, die zum Wiederaufbau der russischen Wirtschaft
dienen. Die Einfuhrziffern Deutschlands und Englands nach Ruż-
land sind ziemlich die gleichen, aber die Einfuhr Englands besteht
vorwiegend aus Lebensmitteln — Getreidezufuhr aus einem Lande,
das für den eigenen Bedarf nur Getreide für 2 Tage der Woche pro-
duzieren kann. In der ganzen Welt besteht die Überzeugung: Nur
der Deutsche kann Rußland wieder aufbauen. Nitti sagt in seinem
Buch: „Der Weg nach Moskau führt nur über Berlin.“ Für uns ist
diese Frage von sehr großer Bedeutung. 70% der russischen
Elektroindustrie waren in deutschen Händen. Die Einfuhr Rußlands
an elektrotechnischen Waren war ungefähr genau so groß wie unsere
gesamte Ausfuhr in diesen Waren. Sie sehen daran die Bedeutung,
die der russische Markt für uns besaß und in Zukunft wieder- be-
sitzen wird. Die Russen selbst erwarten nach meinem Eindruck
einzig von uns eine wirklich praktische Hilfe. Nicht mit Geis,
sondern mit praktischer Arbeit.
Für die Entwicklung der russischen Zukunft kann man an der
Tatsache nicht vorübersehen, daß Rußland durch die Revolution
völlig durchgerüttelt worden ist. Bedenken Sie, in Deutschland
waren 1200000 russische Gefangene. Ein großer Teil von ihnen
hat bei den deutschen Bauern die Landwirtschaft gelernt. Auf die-
sen russischen Gefangenen beruhte unsere Landwirtschaft während
des Krieges. Diese Leute sind ebenso viele Wirtschaftsmissionare.
Ich glaube, daß das immer übersehen wird. Diese Gefangenen wer-
den nicht wieder der alte Muschik, der mit dem Holzpflug arbeitet.
Die Wirtschaftsverwüstungen Rußlands kann man nicht hoch genug
anschlagen. Aber bei einem Agrarland können einige günstige
Jahre das Bild stark verändern. Und das müssen wir uns immer
wieder sagen: Während die anderen Länder sich uns wegen ihrer
Eigenproduktion immer mehr verschließen, haben wir in Rußland
für spätere Zukunft ein wirtschaftliches Betätigungsfeld größten
Umfanges vor uns.
Die Aussichten unseres Absatzes sehe ich nicht günstig. Der
Absatz im Inland muß durch die immer geringer werdende Kaufkraft
ins Stocken geraten. Der Absatz im Ausland begegnet sich ständig
steigernden Hindernissen. Die elektrotechnische Industrie der an-
deren Länder hat sich außerordentlich vergrößert. Die amerikani-
sche Kapazität ist von etwa 100 auf 250 gestiegen. Auch die anderen
Länder haben ihre Kapazität außerordentlich erweitert. Das ist
eine Folge des Krieges; überall, wo Kriegswerkstätten waren, ist
eine Vermehrung der Kapazität eingetreten. Und was die Wett-
bewerbsfähigkeit anlangt, so geht im Auslande schon der Prozeb
des Abbaues der Kriegslöhne vor sich. Sie werden gelesen haben,
daß in Schweden die Löhne um 40 % herabgesetzt sind. Auch
die Kämpfe in England sind Ihnen bekannt. Überall im Ausland
sind die Verhältnisse soweit gediehen, daß starke Lohnherabsetzun-
gen nicht nur nötig sind, sondern sich die Arbeiterschaft auch mit
ihnen abfindet, weil mit den hohen Löhnen die Wirtschaft zusammen-
bricht. Aber diese Herabsetzung der Löhne bedeutet, daß wir mit
unseren Preisen sehr bald den Weltmarktpreis überschreiten und
konkyurrenzunfähig werden müssen.
Und im Innern, meine Herren! Ich habe den Eindruck, dab
Deutsshland überhaupt erst seit Anfang Februar den Friedensver-
trag merkt. Vorher sind wir durch alle möglichen Umstände über
die Zeit hinwegzgekommen. Das Ausland hat in großem Umfangr
uns einen unfreiwilligen Zuschuß geleistet. Die Mark ist sehr stark
gekauft worden, und der verlorene Zuschuß, der damit unserer Wirt-
schaft zufloß, wird auf nicht weniger als 5 Milliarden Gldm ge-
schätzt. Diese hat das Ausland uns als Zubuße für unsere Wirt-
schaft gegeben, sonst hätten wir nicht die Einführung von Lebens-
mitteln bezahlen können.
Und dann ist weiter zu bedenken: Wir haben im Innern unsere
Kapitalien aufgebraucht. Überlegen Sie einmal, was es heißt, dab
die ganzen Staatsschulden, die ganzen Obligationen, die ganzen Hy-
potheken, für die seinerzeit Gold hingegeben worden ist, heute auf
den 80. Teil ihres Wertes gesunken sind. Sehen Sie weiter die In-
dustrie an: Wo sind die Reserven der Industrie? Sehen Sie, wie
die Reserven schrumpfen! Überlegen Sie, was für Abschreibungen
notwendig wären, wenn man heute der Geldentwertung in den Er-
neuerungsfonds Rechnung tragen wollte. Aber gerade daraus, dab
man die Rücklagen nicht leisten kann, sieht man, wie man bei uns
von der Substanz lebt. Und das führt uns zu einem Problem, das
uns schwere Kämpfe bringen wird. Unser Herr Vorsitzender hat
vor einigen Tagen in der Zeitschrift „Der Wiederaufbau“ einen kur-
zen Aufsatz veröffentlicht, in dem er sich mit dem Problem unserer
Produktionsleistung beschäftigt. Dort ist ausgeführt: Obgleich dis
Industrie Aufträge auf volle Beschäftigung hatte, hat sich die Lei-
stung der Produktion etwa in der Höhe von 60 bis «0% der Frie-
densleistung bewegt, Die Gründe dafür lägen in der starren An-
wendung des Achtstundentages. Sie lägen weiter in dem Rückgang
der Produktionsleistung des Arbeiters. Der Rückgang der Pro-
duktionsleistung bei Stundenlohn sei ein phantastischer, zum Teil
arteten die Leistungen in Anwesenheitsgelder aus. Und dann wei-
ter: Das Maß der unproduktiven Löhne sei unglaublich gestiegen.
Ich möchte sagen, es ist eine der ernstesten Aufgaben der künf-
tigen Gesetzgebung, den Apparat zu beseitigen, der die ungeheuren
26. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43.
1313
unproduktiven Löhne verschlingt. Sehen Sie die Ziffern des Be-
amtentums an. Dinge, die man nicht regeln kann, sucht man unter
dem Einfluß sozialistischer Theoreme durch künstliche Organisation
zu regeln. Man glaubt eine kapitalistische Wirtschaftsordnung
durch sozialistische Mittel ins Gleichgewicht bringen zu können.
Aber eine kapitalistische Wirtschaft kann nur durch kapitalistische
Mittel in Ordnung gebracht werden. Für mich, meine Herren, birgt
der Aufsatz von Herrn von Siemens eine gewisse Hoffnung. Er
zeigt, wo überhaupt noch bei uns in der Volkswirtschaft Reserven
liegen, wo die Möglichkeit besteht, billiger für den Export zu ar-
beiten und zugleich eine Verbilligung für die Lebenshaltung im
Innern herbeizuführen. Unsere einzıge Reserve liegt in wirtschaft-
licher Produktion, in erhöhter Produktionsleistung. Und wenn Sie
eine Ziffer ansehen, die vor einigen Tagen der Abgeordnete Wie-
land im Reichstag brachte, daß vor dem Kriege der Bergarbeiter bei
x!» Stunden Arbeit 136 kg Kohle stündlich förderte und jetzt
bei 7-stündiger Arbeit nur 114 kg, so können Sie sehen, wo jetzt der
llebel anzusetzen ist.....
Unser Verband hat in den vielen Jahren seines Bestehens sich
<o entwickelt, daß wir vielleicht die geschlossenste, in sich best
organisierte, die kollegialst zusammenarbeitende Industrie sind. Das
isteine Anerkennung, die uns allgemein ausgesprochen wird. Meine
Herren! Vergessen Sie nicht, daß Ihre bisherige Zusammenarbeit in
eine Zeit fiel, in der wir von schweren Wirtschaftskrisen verschont
blieben. Inder Zukunft wird sich zeigen müssen, ob der Geist der Zu-
sammengehörigkeit auch Krisen standhalten und ob die Erkenntnis,
daß wir eine Krise auch nur gemeinsam überstehen können, siegen
wird über die Versuchung für den einzelnen, seine Geschäfte auf
Kosten der Gesamtheit zu machen und die Solidarität zu durch-
brechen. Ich halte unsere Industrie nach den ganzen Entwicklungs-
tendenzen der Technik und Wirtschaft auf die Dauer für eine der
zukunftsreichsten. Die Elektrifizierung des Wirtschaftsprozesses
nimmt immer mehr zu, wir haben sichere Aufstiegchancen. Aber ge-
rade darum können wir ganz anders wie andere in Zeiten der Krisen
zusammenhalten, und das ist der Appell, den ich heute an Sie richten
möchte. Vielleicht kommen Zeiten, in denen wir shne festen Zu-
sammenschluß die Märkte der ganzen Welt ruinieren und unsere In- |
dustrie in Mißkredit bringen würden, Ich hoffe, daß, wenn wir das
nächste Jahr zu unserer ordentlichen Mitgliederversammlung zu-
sammentreten, wir zurückblicken können auf ein Jahr, das den Be-
weis erbracht hat, daß auch schwierige Zeiten den Geist der Soli-
darität nicht zu erschüttern vermochten, den eine jahrelange kolle-
giale Zusammenarbeit aufgebaut hat. Das ist der Wunsch, mit dem
ich die Arbeit unseres Verbandes für das kommende Jahr einleiten
möchte.“
Herr Schaefer erstattete sodann den Jahresbericht der Rhei-
nischen Gruppe der Elektrotechnik E. V. Köln.
Durch intensive Bemühungen, mit Hilfe einer einheitlichen, alle
gemeinsamen Interessen umfassenden, festgegründeten Organisa-
tion den durch die Besetzung der Rheinlande geschaffenen Ver-
hältnissen und den letzten Endes auf die wirtschaftliche Durch-
dringung der deutschen Provinz gerichteten Bestrebungen der
Entente in lückenloser Front zu begegnen, ist es gelungen, die
gesamten im besetzten Gebiet gelegenen Werkstätten und Industrie-
firmen in einer Anzahl von 40 Betrieben mit rd 12500 Beschäftig-
ten zusammenzuschließen. Erste und wichtigste Aufgabe der so
entstandenen Rheinischen Gruppe war es, den Zusammenhang mit
dem unbesetzten Gebiet aufrechtzuerhalten, die Beziehungen zum
Zentralverband weiter zu entwickeln und an den vielgestaltigen
Arbeiten der deutschen Elektrotechnik mitzuwirken. Sodann galt
es, zu den neu entstandenen fremdländischen Interessenorganisa- -
tionen, deren wahren Charakter die bald einsetzende, in großem
Stil betriebene Fabrik- und Handelsspionage erkennen ließ, Be-
ziehungen anzuknüpfen und diese im Interesse der Gruppe aus-
zunutzen. Einen weiten Raum nahmen die Verhandlungen über die
Beteiligung der rheinischen Industrie an den Wiederaufbau-
aufträgen bzw. Sachleistungen für Wiederherstellung der im
Kriege zerstörten Gebiete ein. Hierbei hat das gesamte Rheinland
unter einmütiger, opfervoller Verzichtleistung auf etwaige Sonder-
vorteile alle Bestechungsversuche der Gegenseite abgeschüttelt
und damit die deutsche Wacht am Rhein in eindrucksvollster Weise
dokumentiert, Eine weitere Aufgabe konnte in der Kontrolle und
Besserung der Ausfuhrverhältnisse an der West-
grenze erfüllt werden, u. zw. wesentlich infolge verständnis-
voller Unterstützung seitens der Außenhandelsstelle der Elektro-
technik. Herr Schaefer schilderte eingehend die ungeheuren Schä-
den und die verheerenden Wirkungen der Sanktionen für das
Rheinland. Es habe unendliche Mühe und Arbeit gekostet, hier
allmählich Besserung zu schaffen, und wenn die Zwangsmaßnahmen
seit Herbst 1921 auch von der Rheinlandkommission aufgehoben
worden seien, so werde gleichwohl das Ausfuhramt in Ems immer
noch in fremdem, deutsch-feindlichem Geist verwaltet. Die Zu-
kunft des Rheinlandes sei zwar dunkel, doch beherrsche das Gefühl
der Solidarität mit dem gesamten deutschen Wirtschaftsgebiet die
weitere Arbeit der Rheinischen Gruppe, und nichts könne das ver-
trauensvolle, so notwendige Zusammenarbeiten mit dem Zentral-
verband stören.
Herr v. ‚Raumer sprach darauf über die Wiederaufbau-
tage. „Die Sachleistungen für Reparationszwecke sollen
nach den Beschlüssen von Cannes 1450 Millionen Goldmark be-
unsere Industrie wird unter ihnen leiden.
tragen. Davon entfallen auf Fabrikate etwa 950 Millionen Gold-
mark. Es sind dann das Bemelmans- und das Wiesbade-
ner, zur Ergänzung das Gillet-Ruppel-Abkommen
geschlossen worden. Diese Abkommen sind noch nicht per-
fekt, weil sie noch der Genehmigung des Reichstages bedürfen’).
Diese Abkommen tragen den Stempel der ungleichen Macht-
lage der Vertragschließenden. Sie sind ungenau und geben den
weitgehendsten Auslegungskünsten Raum. Man wird im Reichstag
versuchen müssen, die Abkommen besser zu präzisieren oder wenig-
stens eine authentische Interpretation unklar gefaßter Punkte her-
beizuführen. Das gilt z. B. für den Kreis der Bezugsberechtigten.
Das Bemelmans-Abkommen beruht auf dem Grundsatz des freien
Vertrages zwischen Lieferant und Abnehmer. Es beruht ferner auf
vollkommener Freiwilligkeit der Leistungen und bildet darin einen
Gegensatz zu dem System des Wiesbadener Abkommens. Es handelt
sich nicht um Zwangsleistungen, sondern jeder deutsche Fabrikant
kann liefern, wenn er will, und kann ablehnen, wenn er will. Da-
neben laufen noch für die Waren und Materialien, die die Regierung
beschaffen muß, die alten Bestimmungen.
Man hat seinerzeit über das Wiesbadener Abkommen sehr ge-
scholten und sich vor allen Dingen gegen die Leistungsverbände ge-
wandt. Ich habe das Wiesbadener Abkommen nie als Realität an-
gesehen, u. zw. deshalb, weil, wenn jemand Waren haben will, er
sie auf einem so komplizierten Wege nicht bekommen kann. Man
hat damals auch auf die Leistungsverbände gescholten; jetzt ist der
freie Verkehr eingeführt, und es ist interessant, zu sehen, wie jetzt
wieder in manchen Organisationen nach den Leistungsverbänden
gerufen wird. Man befürchtet, daß Mißstände eintreten, ähnlich
denen, die im Jahre 1919 die Ausfuhrkontrolle zur Notwendigkeit
machten. Hier liegt der springende Punkt für die Industrie: Man
kann gar nicht genug warnen vor planlosen Angeboten. Es wird
eine Aufgabe unseres Verbandes sein, hier unseren Firmen auch
wieder nach Möglichkeit durch Rat und Tat beizustehen, aber vor
allen Dingen auch in unseren Firmen das Bewußtsein der Zusam-
mengehörigkeit und der Verantwortlichkeit für ihre Handlungen zu
wecken. Wir haben die \Wiederaufbaustelle geschaffen, wir werden
auch versuchen, im übrigen in Verhandlungen die Firmen zur An-
nahme gemeinsamer Grundsätze zu bringen.
Das Bemelmans-Abkommen wird insofern für unsere Industrie
eine Erschwerung bringen, als der Devisenmangel verschärft wird.
Der Artikel 7 des Abkommens bestimmt zwar, daß für eine Reihe in
einer Liste aufgeführter Gegenstände, darunter der der Elektro-
technik, der Erwerber Devisenzahlungen in Höhe des in der Liste
angegebenen Prozentsatzes unmittelbar an den Verkäufer zu leisten
hat. Aber diese Bestimmung findet keine Anwendung auf solche
Gegenstände, welche an Kriegsbeschädigte gegeben werden oder zur
Abgabe an Kriegsbeschädigte bestimmt sind. Das ist eine unge-
heuerliche Einschränkung; dem Deutschen fehlt jede Kontrolle, ob
die Waren wirklich in dieser Weise verwendet werden. Die De-
viseneingänge werden also sehr spärlich sein. Die Frage, die sich
uns allen aufdrängt, ist die: Welche Realität hat dieses Abkommen?
Das Wiesbadener Abkommen hatte keine. Dieses Abkımmen hat
nach meiner Überzeugung eine Realität, aber auch nur eine be-
dingte. Und zwar werden sich die Dinge verschieden gestalten, je
nach dem Land, das in Frage kommt. Regierungen von Ländern mit
eigener Industrie werden, solange die eigene Industrie nicht be-
schäftigt ist, sehr schwer ihrem eigenen Lande gegenüber Waren-
bezüge aus Deutschland verantworten können. Aber die nicht indu-
strialisierten Länder, so vor allem Jugoslavien, werden den letzten
Nagel nehmen, den sie zu beanspruchen haben. Von unserer Ín-
dustrie sind ungefähr zwei Drittel der Lieferungen, die wir getätigt
haben, nach Jugoslavien gegangen. Sie werden in den Zeitungen
gelesen haben, daß die Waggonbau-Industrie für Jugoslavien im Re-
Bar aalamere für 3⁄2 Millionen Papiermark Waggons zu liefern
at.
Hier möchte ich einen kleinen Seitenblick werfen auf den russi-
schen Vertrag. Die Entente hatte ihre Abmachungen darauf auf-
gebaut, daß den Russen der Anspruch auf Kriegsentschädigung ge-
mäß Art. 116 des Versailler Vertrages zukommen sollte. Da Ruß-
land für jedes Maß von Industrielieferungen aufnahmefähig ist, die
Entente-Industrieländer aber ihre Quoten nicht aufbrauchen können,
so hätte der Artikel 116 dazu geführt, daß unsere gesamten Waren-
lieferungen an Rußland über Reparationskonto gegangen wären.
Schließlich wirft sich die Frage auf: Wie lange werden diese
Kontributionen dauern? Wenn Sie das Buch von Keynes lesen:
„Die Revision des Friedensvertrages”, dann werden Sie auch eine
Ausführung über die Frage der Warenlieferungen finden. Keynes
stellt fest, daß mit Ausnahme eines Falles jede Kombination die
anderen Industrieländer auf das schwerste schädigt. Deswegen
glaube ich nicht an die unbegrenzte Dauer dieser Reparationslei-
stungen. Ich kann mir nicht denken. daß, wenn ein Land, wie
Amerika, Opfer für die Herstellung der Weltwirtschaft bringt, es
sich gefallen lassen könnte, daß ganze Märkte für amerikanische
Waren verbaut werden durch unsere Reparationen. Deswegen
meine ich, daß auch hier die Bäume nicht in den Himmel wachsen
werden. Aber zunächst sind die Abkommen eine Realität, und gerade
Denn unsere Industrie
» Das Reichsgesetz über die Anwendung der Verträge zwischen dem
Deutschen Reich und Frankreich vom 6 X ı1“2', 15. III. und 3. VI 192 sowie
der Vereinbarung m't der Rrparationskommission vom 2. VI. 1922 ist am 29. VI.
erlassen und im RGBil. 1922, Il, S. 6.5, verkündet worden.
1314
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43.
O E
26 Oktober 1922.
hat auch in Industrieländern Spezialitäten zu liefern, die deren In-
dustrien nicht fertigen können. Aufgabe unseres Verbandes wird es
sein, zu verhüten, daß durch eine Politik der Unbesonnenheit, wie
wir sie in Deutschland im Jahre 1919 erlebt haben, auch hier wieder
die ausländischen Märkte ruiniert werden und ein Schaden für die
Wirtschaft und für die einzelnen entsteht.”
An diesem Referat beteiligte sich Herr Dipl.-Ing. Busse
durch folgende Bemerkungen: „Die Wiederaufbaustelle
hat dem Reichskommissar für den Wiederaufbau in den zer-
störten Gebieten im Laufe von zwei Jahren auf alle einge-
laufenen Anforderungen Angebote eingereicht, und zwar auf
Starkstrommaterial für über 1 Milliarde und auf Schwachstrom-
material für etwa 1% Milliarden Mark. Bestellungen sind bis Ende
1921 so gut wie keine eingetroffen. Wir bekamen entweder keine
Antwort auf die eingereichten Angebote, oder nach einigen Monaten
kam eine kurze Mitteilung: Die Sache wird nicht mehr benötigt.
Das Bild hat sich im Laufe des Winters etwas geändert. Da kamen
größere Bestellungen in einem Gesamtbetrage von 312 Millionen
Papiermark, insbesondere von Jugoslavien. Davon sind für das
Starkstromgebiet etwa 161 Millionen, für Starkstromkabel (haupt-
sächlich für Belgrad) und für Schwachstromkabel für 111 Millionen
und für Schwachstromapparate für 40 Millionen Mark bestellt. Es
ist bezeichnend, wie sich diese Aufträge auf die einzelnen Länder
verteilen. Frankreich hat im ganzen für 2% Millionen Mark be-
stellt, dagegen Jugoslavien für 217% Millionen Mark, Belgien, nur -
für Post- und Telegraphenausbau, für 66% Millionen Mark, während
Italien für 23% Millionen Mark bestellt hat. Aus den Bestellungen
ist zu ersehen, daß für Privatzwecke so gut wie nichts bestellt
wurde, mit Ausnahme von Jugoslavien, wo der Ausbau des Elektri-
zitätswerkes und der Straßenbahn der Stadt Belgrad über Repara-
tionskonto bestellt worden ist.
Ich möchte nun einige Ausführungen machen in erster Linie für
die hier anwesenden Vertreter der Spezialfabriken. Meine Herren!
Es ist außerordentlich schwierig, fast unmöglich, eine planmäßige
Verteilung der Aufträge unter die einzelnen Firmen vorzunehmen.
Einmal handelt es sich nach der Art der Objekte nur um eine be-
schränkte Zahl von Firmen, die für die Lieferung in Frage kommen,
Es bleibt so gut wie nichts übrig, was unter die Spezialfabriken ver-
teilt werden könnte. Im allgemeinen handelt es sich um Ersatz-
lieferungen, bei denen in jedem einzelnen Falle die Lieferfirma vor-
geschrieben war. Waren einmal freie Aufträge zu vergeben, so war
deren Verteilung äußerst schwierig, da die Aufträge bei der vor-
geschriebenen kurzen Lieferfrist nur schwer unterzubringen waren.
Ferner können sich einzelne Firmen keinen Begriff von dem äußerst
komplizierten Geschäftsgang machen und erheben Vorwürfe gegen
die Wiederaufbaustelle, die durch nichts begründet sind. So verbat
es sich dieser Tage eine Firma, daß in den Anfragen Bezug ge-
nommen werde auf Bezeichnungen und Listennummern der Kon-
kurrenz, ohne dabei zu bedenken, daß die Anforderungen nicht von
der Wiederaufbaustelle, sondern von den feindlichen Bestellern auf-
gestellt werden,
Um einen Begriff zu bekommen von der Höhe des Objektes, das
vielleicht für die Sachlieferungen in Frage kommen kann, muß man
bedenken, daß die Entente für das Jahr 1922 für 1450 Millionen Gold-
mark an Sachlieferungen verlangt hat. Von den 1450 Millionen ent-
fallen auf Frankreich 950 Millionen Mark. Von diesen sind 300 Mil-
lionen abzuziehen für Waren, die nicht im freien Verkehr bezogen
werden, 2. B. Kohlen, Benzol, Holz, so daß Frankreich im Jahre 1922
für 650 Millionen Goldmark Waren im freien Verkehr bestellen
kann. Alle übrigen Länder haben zusammen einen Anspruch auf
Lieferungen im Betrage von 500 Millionen Goldmark, wobei ein Be-
trag von 350 Millionen Goldmark auf die besonderen Lieferungen
sowie auf bereits getätigte Verkäufe entfällt. Es bleibt also für
diese Länder ein ungedeckter Betrag von 150 Millionen Goldmark.
Insgesamt wären also im Jahre 1922 Sachlieferungen von rund 800
Millionen Goldmark aufzubringen. Wenn wir annehmen, daß viel-
leicht 10 % dieses Betrages auf unsere Industrie entfällt, so kämen
also Lieferungen für etwa 80 Millionen Goldmark in Frage, das sind
für rund 5% Milliarden Papiermark. Man dürfte es wohl kaum für
möglich halten, daß es der Gegenseite gelingen sollte, überhaupt
Aufträge in einer derartigen Höhe zu vergeben, um so mehr, da sie
sich aus vielen kleinen Aufträgen zusammensetzen und die Organi-
sation der Gegenseite immer schwerfällig sein wird. Ebenso glaube
ich kaum, daß unsere Industrie in der Lage sein wird, Aufträge in
P Höhe von 5% Milliarden für den Rest diese Jahres noch zu über-
nehmen.
Wie Herr v. Raumer bereits sagte, ist das Bemelmans-Abkom-
men noch nicht ratifiziert”). In welcher Form cs ratifiziert wird,
darüber kann man sich noch kein richtiges Bild machen, aber jeden-
falls wird von der Gegenseite seit Wochen bereits so verfahren, als
ob der freie Verkehr bereits eingeführt sei. Der Reichskommissar
wird vollständig zur Seite geschoben, er bekommt seit Wochen kaum
noch einige Anfragen von der interalliierten Kommission, sondern
die französischen und belgischen Geschädigten wenden sich ent-
weder direkt an kleinere deutsche Firmen, oder sie wenden sich über
das Comptoir d’achats in Wiesbaden fast ausschließlich an deutsche
lHländlerfirmen und verlangen Angebote zu festen Papiermarkprei-
sen. Uml es gelingt den Bureaus in Wiesbaden fast immer, von der
einen oder anderen Firma Angebote zu Inlandspreisen mit sehr
hohem Rabatt von etwa 40 % auf die Listenpreise zu erhalten. Dann
kommt die Bestellung über die interalliierte Kommission an den
Reichskommissar zur Erledigung. Bis jetzt ist es uns gelungen, dir
Ausführung derartiger Aufträge mit Preisen unter den Ausfuhr-
mindestpreisen zu verweigern; ob das auf die Dauer möglich sein
wird, möchte ich jedoch bezweifeln.
Das Bemelmans-Abkommen, das den freien Verkehr vorsieht,
schließt jeglichen Lieferungszwang für die deutsche Industrie aus.
Der Industrielle kann ein Angebot abgeben oder auch ablehnen, eine
Offerte einzureichen. Die deutsche Regierung hat nach Ratifizie-
rung des neuen Abkommens kein Recht mehr, durch das Zwangs-
leistungsgesetz bei der Industrie Zwangslieferungen anzufordern.
Es ist natürlich besonders bei der gegenwärtigen guten Beschäfti-
gung ein großer Vorteil, daß keine Leistungen im Zwangswege an-
gefordert werden können, noch dazu zu Bedingungen, die der In-
dustrie unerwünscht sind.
Ein sehr bedenklicher Punkt des Abkommens besteht darin.
daß Angehörige feindlicher Staaten, die ihren Wohnsitz nicht in
diesen Staaten haben, auf Grund dieses Abkommens Lieferungen
für ein anderes Land bestellen können. Dieser Punkt ist so unklar,
daß man ihn mehrmals lesen muß, bis man versteht, daß es sich hier
darum handelt, beispielsweise die in Südrußland gelegenen groben
Eisenwerke, die größtenteils zerstört sein dürften und im Besitze
belgischer Firmen waren, über Reparationskonto wieder aufzu-
bauen. Der Reichsverband der deutschen Industrie hat gegen diesen
Punkt energisch protestiert, und es ist zu hoffen, daß die Regierunz
oder der Reichstag darauf dringt, daß dieser Punkt aus dem Bemel-
mans-Abkommen gestrichen wird.
Das Abkommen läßt einen freiwilligen Zusammenschluß der
deutschen Industriezweige zu. Die Regierung hat natürlich nicht
das Recht und die Mittel, die Industrie in Zwangskartellen zusam-
menzufassen. Dagegen ist der freiwillige Zusammenschluß aus-
drücklich gestattet, und hiervon sollte ein weitgehender Gebrauch
gemacht werden. Denn ohne Zusammenschluß muß damit gerechnet
werden, daß besonders bei niedergehender Konjunktur die Angebot-
preise wesentlich gedrückt und vielleicht unter die Inlandsprei-+
sinken werden. Es sind in unserer Industrie bereits einige Karteile
gebildet und andere für die Zwecke des Wiederaufbaus erweitert
worden. Ein derartiger Zusammenschluß ist ausdrücklich in dem
Bemelmans-Abkommen vorgesehen; es kann also gegen einen frei-
willigen Zusammenschluß für Wiederaufbaulieferungen kein Pro-
test eingelegt werden. Wir wollen hoffen, daß auch in den Gebieten,
in denen ein kartellmäßiger Zusammenschluß zu schwierig ist, es
gelingt, Abkommen zu treffen, die ein Unterbieten nach Möglichkeit
ausschließen.
Auf der Gegenseite ist es jedem gestattet, der in den Besitz eines
Bons oder einer Gutschrift gekommen ist, eine Anforderung auf Re-
parationslieferung bei irgendeiner deutschen Firma zu stellen. E:
sind also die sogenannten Wiederaufbaubureaus oder die neu gè
gründeten mehr oder weniger soliden Firmen nicht ausgeschlossen,
sie können sich an diesem für die Gegenseite günstigen Geschäft be-
teiligen. Auf der deutschen Seite ist erreicht worden, daß außer den
Fabrikationsfirmen und den Kartellen nur der offiziell anerkannte
Großhandel, der sich zurzeit schon mit Auslandsgeschäften befaßt,
für die Wiederaufbaulieferung zugelassen wird, während die ver
schiedenen Aufbau-G. m. b. H. usw. ausgeschaltet sind. Das ist
immerhin ein Vorteil, denn an derartigen neuen Gesellschaften
können auch Ausländer beteiligt sein. Während das Wiesbadener
Abkommen nur Lieferungen vorsah, die sich ausschließlich auf den
Wiederaufbau von Nordfrankreich beschränken, sieht das neue Ab-
kommen Lieferungen ganz allgemein vor. Es ist also die Verwanl-
lung von Barzahlungen in Sachlieferungen. Hierbei ist ein Unter-
schied gemacht zwischen der Wiederherstellung von zerstörten An-
lagen und dem Einkauf von landelsware. Die früheren Feinde
haben das Recht, die von uns bezogenen Waren im eigenen Lanie
und in den Kolonien weiter zu verkaufen. Und von dort aus ist ein
Weiterverkauf nach anderen Ländern nicht zu kontrollieren, so dab
es leicht möglich ist, daß die Waren zu Preisen, die unter dem Welt-
marktpreise liegen, weiterverkauft werden. Aus diesem Grunde is!
darauf zu sehen, daß unbedingt der normale Weltmarktpreis erreicht
wird, auf den wir ein Anrecht haben. Das einzige Zugeständnis, da:
gemacht worden ist, besteht darin, daß bei Waren zu Handel:
zwecken ein Teil des Rechnungsbetrages in Devisen bezahlt werden
soll. Herr v. Raumer sagte bereits, daß es kaum gelingen wir
größere Beträge an Devisen auf diese Weise hereinzubekommen.
Man muß damit rechnen, daß die anteilige Zahlung in Devisen nur
eine Ausnahme bleiben wird. Außerdem werden ja die größten Aul-
träge für unsere Industrie voraussichtlich von den früher feind-
lichen Regierungen selbst erteilt werden. Frankreich will z.
größere Fernsprechanlaxren bauen sowie Fernkabel verlegen von
Paris nach Lille, Cambrai usw. Es wird sich also in erster Linie um
Aufträge für den Staat handeln, und die Staaten werden selbstver
ständlich versuchen, das Abkommen so auszulegen, daß sie nicht mit
Devisen zahlen. Dann ist noch für unsere Preisfestsetzung zu be
rücksichtigen, daß die feindlichen Regierungen sich ausdrücklich
das Recht ausbedungen haben, den Zoll für Reparationslieferung®!
den Geschädigten ganz oder zum Teil zu erlassen. Wenn wir als?
die Preise so stellen, wie sie für den normalen Export unter Berück-
sichtirung der prohibitiv wirkenden Zölle kalkuliert werden, und
dann die Gegenseite ihren Bestellern den Zoll erläßt, so kann d:è
Ware zu derartig geringen Preisen auf den Markt kommen, dab da:
normale Geschäft dabei ganz ruiniert wird. Die Besteller haben
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By “EHEN a ur Sat
26. Oktober 1922.
noch niemals bei Reparationsaufträgen an zu hohen Preisen Anstoß
genommen. Im Gegenteil haben die Ausländer bei Offerten mit ver-
schiedenen Preisen immer die teuersten herausgesucht in der An-
nahme, daß die teuersten Waren die besten sind, und die Angebote
zu den billigen Preisen verweigert. Der Ausländer braucht ja für
die Ware nicht mit barem Gelde zu zahlen, sondern nur einen Gut-
schein auszustellen.
Im Bemelmans-Abkommen ist ausdrücklich vorgesehen, daß die
Außenhandelskontrolle für diese Lieferungen in Kraft bleiben soll.
Es sind also die Ausfuhrmindestpreise zu erzielen, und das Deutsche
Reich hat das Recht, die Abstempelung und Anerkennung eines Ver-
irages zu verweigern, wenn die Außenhandelsstelle konstatiert, daß
die Mindestpreise unterschritten sind. Ob die Gegenseite auf die
Dauer damit einverstanden sein wird, wenn es ihr gelingt, durch
ihre Bureaus in. Deutechland billigere Angebotpreise zu erzielen,
muß abgewartet werden. Jedenfalls werden wir zunächst versuchen,
beim Reichskommissar für den Wiederaufbau dahin zu wirken, daß
Aufträge zu Preisen, die unter dem offiziellen Preis liegen, nicht
anerkannt werden.
Bei Abgabe von Angeboten ist auf günstige Zahlungsbedingun-
gen besondere Rücksicht zu nehmen, ferner daß geliefert wird nach
den normalen deutschen Lieferungsbedingungen. Es ist ferner zu
bedenken, daß, sobald ein Angebot zu festen Preisen von der Gegen-
seite angenommen ist, dieses von der Reparationskommission als
Vertrag betrachtet wird, der vom deutschen Lieferer erfüllt werden
muß. Es wird kaum möglich sein, später dieses Angebot zu ändern,
denn es ist ausdrücklich in dem Abkommen vorgesehen, daß ein
festes Angebot genau so gilt wie ein Vertrag. Es ist also größte
Vorsicht bei allen Korrespondenzen anzuwenden.
Zum Schluß muß ich noch darauf hinweisen, daß in erster Linie
die Spezialfabriken sich noch kein richtiges Bild von den ganz kom-
plizierten Vorgängen bei den Reparationslieferungen machen. Au-
genscheinlich ist vielen der Charakter der Bureaus in Wiesbaden
nicht ausreichend bekannt. Der Reichskommissar beklagt sich bitter
darüber, daß bei Besuchen in den Fabriken den französischen Ver-
tretern die unvorsichtigsten Auskünfte erteilt werden, u. zw. in
Gegenwart des deutschen Revisionsbeamten, also ohne irgendwelche
böse Absicht. So wird den Franzosen erklärt, die deutschen Firmen
würden ja gerne billigere Preise abgeben, aber der Reichskommissar
schreibe die hohen Auslandspreise vor. Ich möchte annehmen, daß
in unserer Industrie derartige Fälle kaum vorkommen. Durch
unsere ständige Aufklärungsarbeit wissen die Herren, um was es
sich handelt. Aber doch möchte ich bitten, bei allen Verhandlungen
mit Vertretern der Gegenseite möglichst vorsichtig zu sein und
nicht etwa unsere Briefe, die an eine deutsche Firma unseren Stand-
punkt offen darlegen, an den ausländischen Vertreter im Original
weiterzugeben. Das ist vielleicht möglich gewesen in früheren Zei-
ten, aber bei diesen Verhandlungen muß selbstverständlich mög-
lichst vorsichtig vorgegangen werden, und es darf nicht vergessen
werden, daß z. B. der belgische Vertreter in erster Linie Vertreter
der belgischen Interessen ist und erst dann die Interessen seiner
deutschen Firma wahrnimmt.”
Aus dem Bericht des Reichsbevollmächtigten der Außenhandels-.
stelle der Elektrotechnik, Herrn A. A. Brandt, über die A u s fu hr-
fragen geben wir nachstehende Darlegungen wieder: „Neben dem
Schutz gegen die Abwanderung der Erzeugnisse, der einige Male ein-
getreten ist, besteht die Haupttätigkeit der Außenhandels-
stelle darin, zu verhindern, daß die Waren zu allzu niedrigen
Preisen in das Ausland gehen, und hier haben wir tatsächlich einen
erheblichen Wall aufrichten können. Die Preise sind dauernd weit
über dem Inlandspreis geblieben. Man sieht den Unterschied, wenn
man die Durchschnittspreise von Ems und den Durchschnittspreis
der deutschen Stellen vergleicht. Die Tätigkeit der Außenhandels-
stelle, die auch dahin gegangen ist, daß wir mit den Regierungen
und Handelskreisen der angrenzenden Länder in Verbindung
getreten sind, hat auch Anerkennung gefunden. In einem Bericht
des Generalkonsulats der Schweiz heißt es, daß die Klagen über die
Schiebertätigkeit verstummt sind, was zum guten Teil auf die Tätig-
keit der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik zurückzuführen sei.
Über deren persönliche Verhandlungen in der Schweiz, die dort sehr
günstig gewirkt hätten, habe man an das Auswärtige Amt bereits
früher berichtet, Selbst der Hansabund, der sich um die Beseitigung
der Außenhandelsstellen bemüht, schreibt einmal, daß die Stelle für
Elektrotechnik am besten arbeitet und ihm nie Beschwerden zuge-
gangen sind. Auch von seiten eines Hamburger Herrn, der zu den
Führern in der Bewegung zur Beseitigung der Außenhandelskon-
trolle gehört, wurde uns geschrieben: „Daß Ihre Außenhandelsstelle
in den meisten Belangen weit über dem Durchschnitt aller anderen
mir bekannten Außenhandelsstellen steht, ist seit langem meine
Überzeugung, der ich auch im Hamburger Ausschuß für Freiheit
des Außenhandels mehrfach Ausdruck gegeben habe.” Das Sonder-
bare ist, daß trotzdem in den letzten Monaten eine sehr erhebliche
agitatorische Tätigkeit von Hamburg aus gegen die Außenhandels-
stelle eingeleitet ist. Daß der Handel frei sein möchte, ist begreif-
lich. .Die Art und Weise aber, wie das von Hamburg aus geschieht
unter manchmal wissentlich falschen Angaben oder solchen, die sich
die Hamburger Kaufmannschaft nicht scheut zu frisieren, diese
Form muß doch energisch zurückgewiesen werden. Denn es war
bisher in den einsichtsvollen deutschen Kreisen nicht üblich, in
Jieser Weise Interessengegensätze auszugleichen. Schließlich
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 43.
1315
wendet sich Hamburg ja auch nur gegen den Wunsch und die Ab-
sicht, die Preise durch Kontrolle entsprechend hochzuhalten.
Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik ist wohl die erste
gewesen, die mit dem System der Preisprüfung durch Industrie-
verbände aufgehört hat. Geschichtlich waren alle Stellen zunächst
den Verbänden angegliedert. Wir haben uns sofort von unserem
Verband losgelöst, infolgedessen treffen uns auch die Vorwürfe,
die gegen andere in dieser Hinsicht gerichtet sind, nicht. Es wäre
nicht möglich gewesen, die Loslösung so rasch durchzuführen, wenn
wir nicht die Unterstützung unserer Industrie gehabt hätten. Die
Industrie und der Zentralverband haben sofort erkannt, daß die
Außenhandelsstelle frei und unparteiisch dastehen muß, und haben
selbst dahin gewirkt, daß in den wenigen Fällen, in denen noch eine
Preisprüfung durch die Industrie bestand, diese aufgehoben wurde.
Also auch die elektrotechnische Industrie trifft der Vorwurf nicht.
Herr Busse hat schon darauf hingewiesen, daß die weitere Auf-
gabe an die Außenhandelsstelle überwiesen ist, den Wiederaufbau,
soweit eine Kontrolle noch ausgeführt werden kann, zu kon-
trollieren. Wie weit das möglich ist, muß erst die Zukunft be-
weisen. Die Ausfuhrmengen sind in der letzten Zeit dauernd
zurückgegangen. Die Aussichten sind mithin nicht sehr erfreulich,
um so mehr, als im Auslande die fabrikatorische Möglichkeit erheb-
lich gewachsen ist. Amerika hat nach dem Kriege für 4 Milliarden
Goldmark jährlich an elektrotechnischen Erzeugnissen hergestellt.
England, Frankreich, die Schweiz haben ihre Fabriken erweitert,
und auf die Schwierigkeiten des Zolles hat Herr v. Raumer schon
hingewiesen.
In den verschiedenen Sitzungen des Zentralverbandes und der
Preisstelle ist bereits die Frage der Ablieferung der Devisen berührt
worden. Ich möchte mit einigen Worten hierauf zurückkommen.
Bisher war ein bestimmter Prozentsatz der Ablieferung nicht vor-
geschrieben. Jetzt wird von seiten des Reichskommissars gedrängt,
daß ein bestimmter Prozentsatz festgesetzt werden soll. Es ge-
schieht das mit Rücksicht auf den Vertreter der Entente, der in
nächster Zeit in der Reichsbank sitzen und Einblick in alle Unter-
lagen haben wird; es könnte der Eindruck bei diesem Herrn ent-
stehen, daß vielleicht geringere Ablieferungen erfolgen als möglich
ist. Die Frage ist nicht leicht zu lösen. Herr v. Raumer hat schon
mitgeteilt, daß die Elektrotechnik selbst 50 % mehr Devisen braucht,
als eingehen, und es wird Verhandlungen mit den entsprechenden
Kreisen bedürfen, um den richtigen Weg zu finden. Ich glaube, in
diesem Kreise brauchen wir uns darüber jetzt nicht zu unterhalten.
Ich wollte nur aufmerksam machen, daß jeder für sich die Frage ein-
gehend überlegt, sie wird in nächster Zukunft von großer Wichtig-
keit werden.” (Fortsetzung folgt.)
Mitteldeutsche Ausstellung für Siedlung, Sozialfürsorge und
Industrie (Miama) In Magdeburg.
Die vom 1. Juli bis 31. Oktober geöffnete Ausstellung hat in
ihrem Beschickungsgcebiete wenig elektrotechnische Großindustrie.
Da außerdem mitten in die Ausstellungszeit die technische Herbst-
messe in Leipzig fiel, ist die Ausstellung auf elektrotechnischem
Gebiete zwar ziemlich stark, aber fast nur von eatoni men l
und Händlern beschickt worden.
Starkstrom.
Von Großfirmen hat nur das Sachsenwerk susresti
welches eine hübsche Zusammenstellung seiner Fabrikate darbietet,
insbesondere seinen Motor mit gekapselten Schleifringen, den durch
geringe Abmessungen auffallenden, bereits von der technischen
Frühjahrsmesse her bekannten Ölschalter und einen 50 kVA-Dreh-
strom-Öltransformator, der, ebenso wie ein 100 kV A-Transformator
derLloyd-Dynamo- Werk emit verstärkten Anfangswindun-
gen versehen ist. Letztere Firma zeigt außer einem 150 kVA-Dreh-
strommotor eine Reihe sehr sorgfältig ausgeführter Hand-, Schnell-
und Hochleistungs-Bohrmaschinen. Die sonstigen, teils als selb-
ständige Ausstellungsobjekte, teils als Antrieb von Werkzeug-
maschinen u. dgl. auf der Ausstellung vorgeführten Motoren sind
durchweg normaler Bauart und bieten keine Neuerung mit Aus-
nahme des von G. Fleischhauer, Magdeburg, ausgestellten, bereits
auf der Leipziger Technischen Messe 1921 gezeigten Drehstrom-
Doppelkurzschlußankermotorsder Cölner Elek-
tromotorenfabrik Joh. Bruncken, über den die „ETZ”
schon 1921, S. 403 näheres mitgeteilt hat. Außer diesem Motor und
einem im Betriebe zum Laden einer Automobilbatterie vorgeführien
Pendel-Umformer von Dr Max Levy, Berlin, zeigt
G. Fleischhauer, Magdeburg, in seinem wirkungsvoll
mit den Fabrikbetrieb darstellenden Pastellgemälden des Prof.
Rettelbusch geschmückten Stande unter anderen eigenen Erzeug-
nissen einen sehr sorgfältig ausgeführten großen Motorwagen mit
Kabeltrommel mit Schleifringen, eine Motorkarre mit dem bereits
von Essen her bekannten interessanten Differential-Trieb-
werke „VDekonom" derMaschinenfabrik Herm. Walb
in Alzey und eine der wenigen Neuheiten der Ausstellung, einen von
ihm gebauten Gefahrmelder für Transformatoren
nach Prof. Zipp. In den Thermometerflansch des Transformators
wird eine Hülse öldicht eingeschraubt, in die ein Stahlrohr einge-
steckt ist, in welchem ein Metallstab durch einen Pfropfen aus leicht
1316
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43.
26. Oktober 1922.
schmelzbarem Metall am Stahlrohrboden festgehalten wird. Erhitzt
sich das Transformatorenöl übermäßig, so schmilzt der Pfropfen,
eine Feder, die gegen eine am oberen Ende des Stabs befestigte
Metallplatte drückt, hebt den Stab hoch und preßt dadurch eine dar-
über befindliche zweite, durch einen Stift aus Isolierstoff geführte
Metallplatte gegen eine Kontaktschraube, damit über eine beliebige
Stromquelle (z. B. die mit dem Nullpunkte an den Transformatoren-
deckel angeschlossene Niederspannungswicklung des Transfor-
mators) einen beliebigen Alarmstromkreis schließend. Es kann da-
durch ein Relais zum unmittelbaren Auslösen des Hochspannungs-
ausschalters, eine Alarmvorrichtung in der Wohnung des Aufsichts-
beamten oder bei.kleinen Transformatorenstationen, die meist
keinen Selbstausschalter haben, eine Glühlampe eingeschaltet
werden, welche schon von weitem die Ortsbewohner aufmerksam
macht, daß etwas in der Station nicht in Ordnung ist. Gewöhn-
lichen Kontaktthermometern gegenüber bietet der „Gefahrmelder”
den Vorteil der Verwendbarkeit einer Starkstromquelle Der
Kontaktdruck ist sehr groß, so daß der Stromschluß mit Sicherheit
erfolgt. Alle kontaktgebenden Teile sind vollkommen staub- und
ölsicher angeordnet und lassen sich auch bei Transformatoren,
deren Öl unter Druck steht, samt dem Stahlrohr ohne weiteres aus
dem Transformator entfernen. Dies ist notwendig, um den Gefahr-
melder wieder betriebsfähig zu machen. Es ist zu diesem Zwecke
nur erforderlich, den Apparat senkrecht in siedendes Wasser zu
tauchen, bis sich die Schmelzmasse wieder auf dem Boden des Stahl-
rohrs angesammelt hat, den Metallstab durch Druck auf den Knopf
des Führungsstiftes hinunter in die Schmelzmasse einzudrücken
und dann den Apparat in kaltes Wasser zu tauchen, bis die Schmelz-
masse erstarrt ist. Durch geeignete Wahl des Schmelzmaterials
kann ein Abschmelzen bei beliebiger, vorher zu bestimmender Tem-
peratur erfolgen.
Von sonstigen Anwendungen elektrischen Starkstroms sind
Elektromagnettrommeln unter dem Namen „Magnet-
scheider Starktrommel“ in verschiedenen Ausführungsformen, sta-
tionär und fahrbar, zur Trennung schwachmagnetischer Erze, zur
Gewinnung von Eisen aus Gießereischutt und Kupolöfen sowie in
sehr starker Bäuart zur Entfernung von Eisen aus Förderkohle,
Kalisalzen u. dgl. von R.Wollenberg in Schönebeck a. E. aus-
gestellt. Fried. Krupp, Grusonwerk, führt die bekannte
elektromagnetische Scheidevorrichtung zur Rückgewinnung von
Koks und Kohle aus Feuerungsrückständen im Betriebe vor. Das
Magnetwerk Eisenach zeigt seine Enteisenungsmaschinen
und elektromagnetischen Kuppelungen nur in Photographien.
Am zahlreichsten auf der Ausstellung vertreten sind wieder
Elektrowärmeapparate aller Art, vor allem Reflektor-
Heizkörper (Heizsonnen) in verschiedensten Größen und Formen,
die auch — infolge des Kohlenmangels — viel gekauft wurden. Von
Bügeleisen ist das der Orientax-Handels-Ges., Berlin (aus-
ne von Theuerkauff & Co., Magdeburg) erwähnenswert, dessen
eizkörper auch Laienhand binnen wenigen Minuten auswechseln
kann, sowie ein solches des Hygrotherm-Büros, welches einen
Schalter im Handgriffe besitzt, der beim Loslassen des letzteren
durch eine Feder selbsttätig geöffnet wird. Von den an die Wasser-
leitung anzuschließenden mehrfach auf der Ausstellung vertretenen
Heißwasserspendernistder ganz aus Porzellan hergestellte
Apparat der gleichen Firma bereits von der technischen Frühjahrs-
messe her bekannt. Die Margottwerke in Weimar stellen
durch Theuerkauff & Co., Magdeburg, geschmackvoll wirkende
.Tee- und Kaffeekannen aus Porzellan mit untergekittetem
vernickeltem Heizkörper aus. Vielfach sieht man auch Heizkörper
in Bandform (Kochbänder), welche um die zu erwärmenden
Gegenstände herumgelegt werden. Von industriellen Anwendun-
gen der Elektrowärmetechnik ist nur ein Bandsägeblätter-
Lötapparat „Divo“ von Georg Geßner in Magdeburg ausge-
stellt, der jedoch nichts Neues in der Konstruktion bietet.
Installations- und Kleinmaterialien führen
zahlreiche Installationsfirmen und Händler vor, ohne jedoch be-
merkenswertes Neues gu bringen. Die Hackethal-Draht- und Kabel-
werk-A.G., die Kabelwerk Vogel A. G. und die Kabelwerk Duis-
burg A. G. bieten eine Darstellung ihrer Erzeugnisse in den ver-
schiedenen Fabrikationsstadien. Letztere Firma stellt auch die
Apparate aus, welche sie zur Kontakt- und mechanischen Prüfung
der von ihr gebauten Schalter benutzt.
Schwachstrom.
Die Mitteldeutsche Privat-Telephon-Ges., Frankfurt a. M.,
stellt einen fahrbaren automatischen Umschalter für 5 Amts- und
20 Nebenstellen mit Glühlampenzeichen und dem Telephonhörer
„Benaudi“, Patent Hausdorf, die Firma W. Gurlt, Berlin, eine
automatische Fernsprechzentrale aus, während Siemens & Halske
von einer eigentlichen Ausstellung abgesehen und nur das auto-
matische Vermittlungsamt der Ausstellungsanschlüsse sowie die
Feuerschutzanlage der Ausstellung der Besichtigung freigegeben
haben. Neuheiten, die nicht bereits mehrfach beschrieben sind, fin-
den sich jedoch nicht. Die Reichspost führt eine Empfangsstation
ihres neu eingerichteten drahtlosen Wirtschafts-Rundsprechdienstes
iin Betriebe vor und läßt ihn erläutern.
Sehr unterrichtend ist die Ausstellung der Reichs-Eisen-
bahn, welche außer mechanischen und elektrischen Weichen-
und Signalantrieben, Schienenkontakten, Strecken-Fernsprechein-
richtungen ein vollständiges gangbares Modell der zweigleisigen
Bahnstrecke Eilenburg—Jesewitz mit allen Signal-, Weichen- und
Streckenblockierungapparaten im Betriebe zeigt und sehr klar er-
läutert.
Blitzschutz..
Die Land-Feuersozietät der Provinz Sachsen
hat außer einer graphischen Statistik über Brand- und Blitzschäden
in den Jahren 1871 bis 1921 und einer umfangreichen Sammlung
von Mustern bewährter Blitzableiteranlagen das sehr schöne, vor-
züglich gearbeitete Modell eines Gutshofs (Wohngebäude, Stall-
gebäude mit harter und weicher Bedachung und Ventilationsauf-
sätzen, Scheune, Windmühle, Molkerei mit hohem Schornstein) und
einer Kirche, sämtlich mit vorschriftsmäßiger Blitzschutzanlage aus-
gerüstet, ausgestellt, welches eine mustergültige Erläuterung zuden
„Leitsätzen über den Schutz der Gebäude gegen den Blitz“ bietet.
Die Elektrizitätsversorgung der Provinz
Sachsen
ist in übersichtlicher Weise durch die Elektrizitätswerk
Sachsen-Anhalt A. G., Halle a. S., dargestellt, eine gemein-
same Gründung des Provinzialverbandes der Provinz Sachsen, der
Deutschen Continental-Gas-Ges., Dessau, und derSiemens Elektrische
Betriebe A. G., welche in absehbarer Zeit den gesamten Bedarf der
Provinz an elektrischer Energie teils vollständig, teils durch Zu-
schußstrom decken wird, Der hierzu benötigte Strom wird teils
im eigenen Elektrizitätswerke Gr. Kayna bzw. einem erst projek-
tierten Werke erzeugt, teils auf Grund von Pachtverträgen von
den Kraftwerken Golpa-Zschornewitz, den Harbker Kohlenwerken,
der Chemischen Fabrik Buckau, Werk Gröbers, der Grube Concor-
dia in Nachterstedt und der Grube Leopold, Holzweißig-Bitterfeld,
entnommen. Eine 100 kV-Ringleitung verbindet diese Strom-
erzeugungsstellen miteinander, an die sich 100 kV-Leitungen in
Golpa nach Berlin, in Harpke nach Hannover, in Eisleben (über
Sangerhausen, Bleicherode) zur Edertalsperre, in Gr. Kayna nach
Erfurt, in Osmünde bei Gröbers (über Leipzig) nach Hirschfelde
anschließen werden. Diese Hauptschlagadern der Elektrizität«-
versorgung sind noch in Dessau und Förderstedt angezapft, wäh-
rend im allgemeinen die Belieferung der einzelnen Überlandwerke
und Großstädte von einer von Harbke über Nachterstedt nacn
Gr. Kayna verlaufenden 50 kV-Leitung aus erfolgt. Fertiggesteilt
ist von der 100 kV-Strecke bisher nur der nördliche Ringteil Grö-
bers—Bitterfeldä—Golpa—Harbke. Eine Reliefkarte stellt das im
Betriebe und das im Bau befindliche sowie das geplante Leitungs-
netz mit Kraftwerken und Umspannstationen übersichtlich dar.
Die Umspannwerke Magdeburg-Diesdorf, Förderstedt und Crottorf
sowie die sie verbindende Hochspannungsleitung samt Masten sind
in einem äußerst sauber ausgeführten Modell im Maßstabe 1:5
zu sehen, welches erkennen läßt, daß die Gebäude, obgeich als reine
Zweckbauten durchgeführt, doch architektonisch vollendete Ge-
staltung erhalten haben. Die Inneneinrichtung eines dieser Um-
spannwerke (in Stendal) ist durch Photographien erläutert. Bild-
liche Darstellungen zeigen in drastischer Form die Steigerung der
Strompreise im Vergleich zu der der wichtigsten landwirtschaft-
lichen Produkte (Schweine, Butter, Eier) von 1914 bis 1922.
Einer der größten-Abnehmer des Elektrizitätswerks Sachsen-
Anhalt, die Landelektrizität G. m. b. H. in Halle a. S.
welche die Überlandwerke Weferlingen, Salzwedel, Gardelegen,
Börde, Derenburg, Bretleben, Saalkreis-Bitterfeld, Camburg, Lie-
benwerda und Kreis Osterburg betreibt, stellt in drei großen Karten
den weiteren Weg der Elektroenergie dar, u. zw. 1, die Leitungs-
netze dieser Überlandwerke, 2. die Anschlußdichten (die Zahl der
angeschlossenen Haushaltungen in Prozenten der in 1921/22 vor-
handenen), 3. den Stromabsatz in 1921/22. Zahlreiche Abbildungen,
Pläne und Photographien der Umspannwerke, Transformatoren,
Schalthäuser usw. schildern die Einzelheiten der Überlandwerke.
Energiewirtschaft.
Da die Provinz Sachsen arm an Wasserkräften ist, werden die
Elektrizitätswerke mit geringen Ausnahmen mit Braunkohle
aus dem Mitteldeutschen Braunkohlenbecken gespeist. Wie die ge
förderte Menge von 1901 ab dauernd zugenommen und wie sich it
1913 das Verhältnis zwischen Braunkohlen- und Steinkohlenver-
brauch verschoben hat, zeigen interessante Tabellen des Mittel-
deutschen Braunkohlensyndikats. Es wurden gefördert in
1901 1913 - 1919 1921
an Braunkohlen . . . 45 87,2 94 123 Mill. t.
an Steinkohlen . 108 190 115 136 „
Der dauernd zunehmende Kohlenverbrauch sowie der Bedarf
an Speisewasser für den Mittellandkanal haben auch für Mittel-
deutschland zur Ausarbeitung von Projekten über Talsperren ge-
zwungen. Hierfür kommen nur der Harz und Thüringen in Frage.
Das Reichs-Verkehrsministerium zeigt in einer plastischen Karte
die im oberen Saaletal projektierte Talsperre. Sehr
großzügig und eigenartig ist die von der Wasserwirtschaftlichen
Gesellschaft, Hannover, E. V., projektierte und durch zahlreiche
Pläne und Zeichnungen erläuterte Groß-Odertalsperre.
Der alte, jetzt 1,7 Mill. m? fassende Öderteich bei St. Andreasberg im
Harz soll danach durch Erbauung einer Sperrmauer von 84 m Höhe
die im Bruchberg- und Brockengebiet fallenden Wässer aufsam-
meln, wobei mit einem mittleren Jahresabfluß von 85 Mill. m? ge-
rechnet wird. Dicht unterhalb der Sperre will man einen Schach!
goa
- m æ č wae m ë m
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26. Oktober 1922.
von 430 m Teufe bohren, auf dessen Sohle ein unterirdisches Elek-
trizitätswerk 4,5 m?/s Wasser bei insgesamt 485 m Druckhöhe zur
Erzeugung von 17600 kW bzw. 86,7 Mill. kWh in 4 Wasserturbo-
aggregaten nutzbar machen soll. Der 15,6 km lange Unterwasser-
stollen von 12 m? Querschnitt tritt bei Scharzfeld zutage und soll
von dort als offener Graben einige Kilometer weiter zunächst nach
Rhumspringe geleitet werden, wo die Rhume mit der mächtigen
Wassermenge von 2,4 bis 4 m?/s aus dem Gebirge entspringt. Da
Rhumspringe 76 m tiefer als der Mund des großen Stollens liegt,
entsteht dort nochmals ein Nutzgefälle von 67 m. Das Wasser soll
dann nach Hannover in die Leine zur Speisung des Mittellandkanals
geleitet werden, wobei noch etwa 60 m Nutzgefälle gewonnen wer-
den. Außer diesem Hauptwerk ist dann noch im Siebertal eine
Sperre von 17 Mill. m?, im Odertal bei Bad Lauterberg eine solche
von 32 Mill. m? Fassungsvermögen projektiert, so daß jährlich
rd 200 Mill. m? Wasser aufgenommen werden, Die Kosten des
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 43.
1317
Hauptwerks waren zu 35,545 Mill. M, die des Vollausbaues zu
47 Mill.M geschätzt, wobei ein Strompreis von 3,09 Pf für das Haupt-
werk, von 3,55 Pf/kWh für den Vollausbau bei 100 iger Aus-
nutzung errechnet wurde. Alles zu Vorkriegspreisen! Unter den
jetzigen Verhältnissen ist ja leider an eine Ausführung des Pro-
jekts nicht zu denken.
Bei dem großen Interesse, welches gerade Magdeburg am
Mittellandkanal hat, der hier enden wird, ist es erklärlich, daß zahl-
reiche Modelle, Pläne und Zeichnungen diesen Kanal und seine
Einzelheiten darstellen, und daß alle Projekte über Abzweige von
diesem Kanal nach Süden zum projektierten Main-Donau-Kanal,
nach Norden zur Nord- und Ostsee auf das ausführlichste von den
betreffenden Interessenten ausgestellt sind. Trotz vieler er-
wähnenswerter Einzelheiten würde es zu weit führen, auf sie näher
einzugehen, noch dazu, da das Wichtigste bereits von der Energie-
wirtschafts-Ausstellung in München her bekannt ist. Blom.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Nutzbarmachung der Kraft des Meeres. — Diese Frage, über die
hier schon mehrfach Mitteilungen gemacht wurden’), bildet in Eng-
Abb. 1. Übersi: htskarte des geplanten Fiutkraftwerkes
bri R.thenent, ohne Aushilfe.
Abb. 2. Übersichtskarte des geplanten Flutkraftwerkes hei Rotheneuf,
mit hydraulischer Aushilfsun age.
land und Frankreich fortgesetzt den Gegenstand eifriger theoreti-
scher und praktischer Untersuchungen. „L’industrie Electrique” be-
) „ETZ“ 1912, 8. 157, 303, 440, 469, 602, 700, 832, 1077, 1105; 1913, S. 1267; 1920,
S. is): 191, 8. 761.
1v21, N. 702 u. 704
handelt das Gebiet neuerdings wiederum eingehend?) im Anschluß
an Ermittelungen im „Engineer“ vom 3. Dezember 1920, wobei zu-
nächst auf die geschichtliche Entwicklung bis zum Jahre 17% .zu-
rückgegangen wird. Nachstehend seien die Ergebnisse kurz zu-
sammengefaßt.
Auch diese Betrachtungen lassen erneut erkennen, daß nur
durch Aufspeicherungswerke ein Erfolg zu erwarten ist, u. zw. wo
günstige örtliche Verhältnisse, wie natürliche Ausbuchtungen der
Küste, die unerläßliche Vorbedingung erfüllen. Wie früher und wie
auch an dieser Stelle erläutert, beschäftigen sich die Ermittelungen
mit Anlage und Kraftbetrieb von einem Becken, das unmittelbar
ins Meer ausmündet, und von zwei Becken, die zu gemeinsamer Ar-
beit bei allen Wasserständen des Meeres gekuppelt eind. ‚Dieser
letztere Fall hat für die Praxis und Wirtschaft besondere Bedeu-
tung. Es wird die Möglichkeit ununterbrochener dauernder Kraft-
gewinnung geprüft und beides als erreichbar Jdargetan, im letzteren
Felle allerdings mit schwächeren Kraftleistungen. Es sei hierfür
auf die früheren Bilddarstellungen Bezug genommen.
Die Anlage eines Flutkraftwerkes in der Bucht von Rotheneuf
am Kap Benard an der französischen Küste, wo die Flut eine Höhe
7400 n
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2400 — nr mama
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bis 13 m erreicht, ist in Erwägung gezogen. Die Wasserfläche be-
trägt 115 ha. Abb. 1 und 2 geben die Grundzüge der allgemeinen An-
ordnung, Abb. 1 mit zwei Becken P und R ohne Aushilfe, Abb. 2 mit
hydraulischer Aushilfsanlage für die Zeit des toten Wassers, um
die Kraftleistung gleichmäßig zu gestalten. Die grundsätzliche An-
ordnung eines Schnittes zeigt Abb. 3. Der Betrieb vollzieht sich
wie folgt: Die Meereswellen werden gebrochen durch eine Mauer,
die den Durchgang des Wassers dükerartig gestattet. Der Düker C
hat eine stark geschwungene Form K, damit die vom Meer bei Flut
eindringenden Wellen gegen einen balkenartigen Mauerkörper L
geworfen werden, wo sich ihre lebendige Kraft vernichtet. Das Was-
ser passiert sodann den Kanal W, die Turbine N und tritt durch den
Kanal O in einen Vorraum P und von hieı durch den Kanal Q nach
den Aufspeicherungsbecken (B). Der Rückweg des Wassers bei
Eintritt der Ebbe aus den Becken nach dem Meere vollzieht sich
durch den Kanal Q, das Vorbecken P, den Kanal R, die Turbine N,
den Kanal S und den Düker C.
Die mittlere jährliche Kraftleistung würde 5600 PS, die Höchst-
leistung 12 000 PS sein. Um zu verhindern, daß in der Zeit des toten
Wassers die Kraft bis auf 1900 PS vermindert wird, soll Ersatzkraft
geliefert werden, sei es aus einer Wärmekraftanlage (Dampf oder
Dieselmotor) oder aus einer unabhängigen Wasserkraftanlage, die
im Verein mit dem Flutkraftwerk arbeitet, wie sie in Abb. 2 (Becken
S) angedeutet ist. Dieser letztere Fall stellt sich allerdings wesent-
lich ungünstiger, indem er die Leistung von 12 000 auf 5000 PS zu-
rückführt. Die Einheitskosten wachsen wesentlich. Eine Wärme-
kraftaushilfe würde darum im allgemeinen vorzuziehen sein.
Die Betriebsleistungen und die geldliche Lage ergeben sich
aus umstehender Zahlentafel.
Man erkennt, daß die Bucht von Rotheneuf nicht ungünstige
Verhältnisse für die Nutzbarmachung der Flutkraft darbietet. Noch
vorteilhafter liegen die Verhältnisse am Flusse Morlaix. Das Kraft-
werk würde hier 80000 PS liefern. Die Flutbecken würden 1200 ha
Oberfläche haben.
Man hat übrigens in Frankreich in Erwägung gezogen, den Vor-
teil zu nutzen, der sich aus einer Zusammenschließung der Flut-
1318
Flutkraftwerk
ohne | mit
hydraulischer Aushilfsanlage
Höchstleistung BE IE ge fe ps | 12 000 | 5000
Mittlere Leistung des Jahres . . ... PS 5600 | 2300
Jahresleistung in Kilowattstunden Mill. kW 36 15
Leistung bei mittlerem totem Wasser, 5 m
Gefälle a 2. PS] 190 | 2300
Leistung bei mittlerer Flut, 11 m Gefälle PS 9009 2300
Kosten 1921 (französische Franken.) l
Kraftwerk einschl. Nebenanlagen 1921 Mill. 205 158
Pferdekraft 000 en 1700 5169
Kilowattst. bei 100/9 Zinsen, Tilgung
u. Unterhaltung ........ 0,057 01
Kosten 1913.
Kraftwerk einschl. Nebenanlagen . . Mill. 512 3,96
Pferdekraft u 427 792
Kilowattstunde 0014 0,026
kraftwerke mit den Flußkraftwerken ergäbe. Wenn man heute die
Notwendigkeit oder zum mindesten den Nutzen einer Aushilfsanlage
für Flußkraftwerke erkannt hat, sei es daß diese Aushilfe durch Zu-
sammenschaltung von Hoch- und Niederdruckanlagen, Hochgebirgs-
und Mittelgebirgsflüssen, Ausgleichweiher oder Wärmekraftwerke
geschieht, so muß man sich vergegenwärtigen, daß die Sachlage für
die Aushilfswerke der Ebbe und Flut insofern günstiger ist, als
hier die Kraftschwankungen der Größe und Zeit nach festliegen und
begrenzt sind, Leistung und Zeit aber sind die wichtigsten Grund-
lagen der Kraftwirtschaft, vornehmlich im elektrischen Überland-
betriebe. Bei den Flutkraftwerken sind die Zwischenräume des
toten Wassers viel kürzer als die langen Trockenheiten der Flüsse.
Zudem tragen diese das Kennzeichen des Zufalls und der Unregel-
mäßigkeit. Dadurch kommt es, daß die notwendige Größe der Aus-
hilfsanlage für Flußkraftwerke und die Dauer ihrer Beanspruchung
nicht immer eindeutig festzusetzen ist, ein Umstand, der natürlich
Anlagekosten, Betriebs- und Erzeugungskosten nachteilig beein-
flußt und die Ertragsberechnungen unsicher macht. Bei den Flut-
kraftwerken ist die notwendige Leistung der Erzeugungsanlage und
Eintreten und Dauer ihrer Arbeit im voraus genau bekannt, die
Preisermittlung steht also auf sicherer Grundlage. Mattern.
Leitungsbau.
Die Berechnung von Wechselstromfreileitungen auf Span-
nungsschwankung mit graphischen Hilfsmitteln (Rechentafel). —
An dieser Stelle ist bereits auf die Vorteile hingewiesen wor-
den, die bei der Projektierung von Leitungen unter Verwendung
von Tafeln nach der Methode der Fluchtlinien entstehen‘).
H. Ott stellt in den „M. d. V. d. E.“ Nr. 282, Fetr. 1921, Tafeln
für die Berechnung von Gleich- und Wechselstromleitungen auf,
die den Zusammenhang zwischen Spannung, übertragener Lei-
stung, Querschnitt, Länge, cos @ und prozentualen Verlusten
zeigen und eine Berechnung der Einzelgrößen durch passende
Verbindung der übrigen durch gerade Linien ermöglicht. In einer
ergänzenden Arbeit in der Nr. 302 vom Dezember 1921 vorgenann-
ter Zeitschrift wird diese Tafel für Leitungen mit Induktivität
durch eine Tafel vervollständigt, die den Leistungsfaktor, den
Cosinus des Kurzschlußwinkels der Leitung und den Cosinus des
Differenzwinkels aus den zu diesen beiden Größen gehörenden
Winkeln für Leitungen verschiedenen Querschnittes mit 50 bis
60 resp. 100 bis 120 cm Phasenabstand darstellt. Verfasser gibt
eine etwas sehr knappe Einleitung in das Wesen der Flucht-
linientafeln, verweist im übrigen auf das Göschenheft Nr. 723
von Dr. v. Pirani. Gerade der meistens dem Betriebe angehörende
Leserkreis der „M. d. V. d. E.” wird sehr wenig Zeit haben, ein
genaueres Studium dieser Rechenmethode vorzunehmen, wird
sich der Tafeln aber eher dann bedienen, wenn er sich über die
insbesondere für vorliegende Zwecke verhältnismäßig einfachen
Zusammenhänge in einer Stunde klar werden kann. Es wäre da-
her eine etwas breitere Erklärung, insbesondere der Multiplika-
tionstafeln am Platze gewesen. Ausgegangen wird von den
Gleichungen:
Für Gleichstrom:
pl
pt en a ee ee rn (1
für Einphasenwechselstrom:
— N.2.l — N.21 P
Fz E? p cos? ọ .Q TeEsp. Poyo a se Q
für Drehstrom:
N.I N.
F=- n a. ; u E
E: p cos? ọ e resp. F E? p' cos ọ @
t) „ETZ“ 1022. 8. 2331.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 43.
26. Oktober 1922.
worin F den Querschnitt, l die einfache Länge, N die Leistunz,
E die Spannung beim Verbraucher, p den prozentualen Leistungs-
verlust und p’ den prozentualen Spannungsverlust bedeuten, letzte-
ren aber unter der Annahme, daß nur der Ohmsche Widerstand
für den Spannungsabfall maßgebend ist.
Ber0sfungsmomern
0% re PW
11 $ 9 =
a +38 1 6200
M A “v 5000
È tu $ 7 sparmun 4009
. 72 p ?
I: S, oT? Querschmitt 3200
ġa $ Aumimum Kapfer 2500
Ä S &0
Rt 5 PE 1 50 0
80 x, % ng
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È \ 30 25 7200
Be S 4 a Foo 2 oo
Leistungs faktor (1060) 43
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800 R as
200 We x SE
toar O J $ - 2$
"W g {zł
P Ae
v van 77
vg
Abb. 4.
Aus diesen Gleichungen ist die in Abb. 4 dargestellte
Rechentafel konstruiert, deren Gebrauch aus den gestrichelt an-
gédeuteten Linien leicht ersichtlich wird. Sollen z. B. auf einer
Drehstromleitung 10 kW auf 100 m Länge für Hin- und Rück-
leitung bei cos ọ = 0,8 und 3% Energieverlust bei 220 V über-
tragen werden, so findet man durch eine Gerade von dem Punkt 3
der Verlustskala für Wechselstrom
über 0,8 der cos p-Skala gehend, auf
0.85
ag der Gleichstrom- resp. Spannungs-
gss $ & h verlustskala 1,92 %. Von hier aus
S 8109 weitergehend über 220 Y der Span-
07 8 WA Perschnin nungsskala kommt man auf eine
IS N Zwischenskala, die eine für die Be-
0548 dus T 3 rechnungsgrößen nicht weiter inter-
I TS 055 T 8 0,35 essierende Bedeutung hat. Sie stelit
> e 2 durch Teilung und Lage für unsern
0688 + 50 . Fall den Ausdruck = dar.
085 a 0855 Von dem auf dieser Skala getroffe-
0.7% 135 an nen Punkt geht man schließlich zu
Saa iai ass dem gewünschten Wert 1000 k\im
ar 0.823 +25 und findet einen Querschnitt zwi-
ee schen 25 und 35 mm? Al oder 16 und
038 4% 70 25 mm? Cu. Von dem niederen resp.
e höheren Wert rückwärtsgehend
m re ass Kann man dann die genauen Ver-
l i luste für diese Querschnitte er-
aar aa mitteln.
(a 0: Zur Berücksichtigung der Lei-
> tungsinduktivität ist die Kenntnis
ag 67 des Kurzschlußwinkels X der Lei-
0.395 Ja tung erforderlich, der als Abzug von
dem Phasenverschiebungswinkel ẹ
den Differenzwinkel ® ergibt, mit
“ dessen Cosinus man die sogenannte
Kurzschlußspannung zu multiplizie-
ren hat, um mit einiger Annäherung
die Differenz zwischen Anfangs-
und Endspannung der Leitung zu er-
halten. Bezeichnet man mit €w die Ohmsche Komponente des Span-
nungsabfalles, so ist die Kurzschlußspannung:
09
Abb 5
—_ _ĉCw 4
e=- os A ER .
Teichmüller hat in einer Reihe Arbeiten, die in der „ETZ” 191°
bis 1921 veröffentlicht wurden, den Begriff der Spannungsschwan-
kung geprägt, das ist die Spannungsdifferenz, die am Ende einer
Leitung zwischen höchster und niedrigster Last auftritt. Im
Höchstfalle, d. h. zwischen Vollast und Leerlauf, ist diese Span-
nung sehr angenähert:
AE=ecos® .........60
26. Oktober 1922.
oder bei Benutzung der Gleichung:
cosà ` (6
ew läßt sich aus der Rechentafel Abb. 4 für gegebene Spannung,
Leistung, Entfernung, cos @ und Leistungsverlust berechnen. Eine
zweite Tafel (Abb. 5), die aus dem Leistungsfaktor und Leiter-
querschnitt bei zwei Abstandsstufen der Leiter am Gestänge 50
bis 60 resp. 100 bis 120 cm den cos X und cos ð bestimmen läßt,
ermöglicht dann die Berechnung der Gleichung (6). W.K.
Beleuchtung und Heizung.
Elektrisch beheizter Lötkolben. — Die bei elektrisch beheizten
Lötkolben immer noch auftretenden Mängel äußern sich nicht nur
im Durchbrennen des Heizkörpers, sondern auch in einer unbe-
quemen Demontage. Es ist daher begreiflich, daß an der Verbesse-
rung dieser Apparate emsig gearbeitet wird. In Abb. 6 ist ein
solcher Lötkolben dargestellt, der sich durch leichte Auswechsel-
barkeit seiner Teile und die Möglichkeit einer bequemen Reinigung
auszeichnet. Der mit Glimmer isolierte rechteckige Heizkörper
befindet sich zwischen zwei Aluminiumblechen und wird durch
zwei Druckplatten aus Messing zusammengehalten, von denen
die eine die Verlängerung
des Lötkolbenstiels bildet. uns
Diese Druckplatten über- i
tragen gleichzeitig die
Wärme auf das Lötwerk-
zeug, das ebenfalls am Ende
der Platten eingeklemmt
ist. Das aus Heizkörper,
Druckplatten und Zwi-
schenlagen bestehende Pa-
ket wird durch Schutz-
bleche eingeschlossen, die
zurVermeidung vonWärme-
verlusten von den Druck-
platten durch Asbest-
stücke getrennt sind. Der
Lötkolben hat also eine be-
sonders einfache Bauart.
Wie auch bei jedem elek-
trisch beheizten Bügel-
eisen muß man bei der
Handhabung dieses Löt-
kolbens natürlich darauf
achten, daß der Apparat,
nachdem die gewünschte
Temperatur erreicht ist,
nicht längere Zeit unbe-
nutzt unter Strom steht, da’
hierdurch die Lebensdauer
des Heizkörpers herabge-
setzt werden würde Der
ganze Apparat ist sauber
und handlich ıusgeführt
und wird von H ;nkels Elek-
trizitätswerken, Cassel-
Wilbelmshöhe, die auf die
Ausführung Gebrauchs-
musterschutz haben, unter dem Namen „Heweca” auf den Markt ge-
bracht. Außer der beschriebenen Type stellt diese Firma auch noch
größere Lötkolben ganz ähnlicher Bauart her, Ka.
Abb. 6. L5tkolbən.
Verkehr und Transport.
Das Wechselfeld von Fahrleitungen. — Ein Mitarbeiter schreibt
uns: Anfang September beobachtete ich bei feuchtem Wetter auf
Bahnhof Greifenberg der schlesischen Gebirgsbahnen, daß der Rauch
einer Lokomotive, welcher an der 1500 V-Fahrleitung der elektri-
schen Vollbahn vorbeistrich, augenscheinlich in eine der Frequenz
des Einphasenstromes entsprechende Fluktuation geriet, wobei der
Rauch deutliche Streifenbildung zeigte. Vorbeistreichender Dampf
zeigte die Erscheinung nicht. Ich nehme an, daß es sich um Bewe-
gungen schwebender Ascheteilchen im elektrischen Felde der Lei-
tung handelt,
Elektrisierungen der Schweizerischen Bundesbahnen. — In
seiner Sitzung vom 23. d. M. genehmigte der Verwaltungsrat der
5. B. B. in Ausführung des in der vorhergehenden Sitzung ein-
stimmig gutgeheißenen Elektrisierungsprogrammes folgende Kre-
dite: für die Elektrisierung der Strecke Zürich—Olten—Bern
(122 km) 30,25 Mill. Fr, für jene der Strecken Lausanne— Vallorbe
und Daillens—Yverdon (65 km) 14,5 Mill. Fr, für jene der Strecke
Thalwil—Richterswil (15 km) 226 Mill. Fr. (,„Schweiz. Bztg.“
Bd. 80, S. 163.)
2 Die Bostoner Hochbahn unter neuzeitlicher Verwaltung. —
Von 1910 bis 1918 hatten die Betriebseinnahmen der Bostoner Hoch-
bahn von 15,25 Mill. $ auf 19,5 Mill., die reinen Betriebsausgaben
von 10 auf 14,25 Mill. zugenommen. Zu den letzteren kommen aber
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 43.
1319
nn
noch sehr erhebliche Anufwerdungen für Zinsen, Pacht von Strecken
in fremdem Besitz u. dgl., und im Jahre 1918 konnten zum ersten
Male nicht nur keine Dividenden verteilt werden, sondern es ergab
sich sogar ein Fehlbetrag von nahezu 9,6 Mill. $. Die Schuld daran
wurde dem Umstand beigemessen, daß trotz steigender Löhne und
Preise an dem Einheitsfahrpreis ven 5 Ceuls festgehalten wurde,
und selbst die Einschränkung bei Uuterhaltung und Erneuerung
der Anlagen in einem über das Zulässige hinausgehenden Maße
hatte den Fehlbetrag nıcaı zu beseitigen vermocht. Es wurde des-
halb im Jahre 1918 durch ein Sondergesetz des Staates Massachusetts
eine öffentliche Verwaltung eingerichtet, die einer Körperschaft
von Treuhändern übertragen wurde, Ihr Auftrag lautete, die Hoch-
bahnen so zu betreiben, daß die Einnahmen die Selbstkosten decken.
Nachdem nunmehr die Ergebnisse von 4 Betriebsjahren vorliegen,
kann gesagt werden, daß sie ihn erfüllt haben. Zunächst haben sie
allerdings die Fahrpreise erhöhen müssen, und trotzdem brachte
das erste Jahr öffentlicher Verwaltung infolge der Kriegslöhne
und der sonstigen ‘Teuerung einen Fehlbetrag von 5,4 Mill, zu
dessen Deckung die 1 Mill. betragende Rücklage verbraucht wurde,
während gegen 4 Mill. auf die beteiligten Stadtverwaltungen um-
gelegt wurden. Im zweiten Jahr wurde mit einem Einheitsfahr-
preis von 10 Cents bereits ein Überschuß von 0,017 Mill. $ erwirt-
schaftet, der allerdings durch eine rückwirkende Lohnerhöhung
wieder verloren ging. Im nächsten Jahre — Juli 1920 bis Juni 1921
— betrug der Überschuß bei 10 Cents Fahrpreis bereits 550 Mill. $,
aus denen frühere Fehlbeträge gedeckt und ein Teil der Entnahme
aus der Rücklage zurückerstattet wurde. Die reinen Betriebs-
ausgaben hatten in jenem Jahre den Höchstbetrag mit 24,7 Mill. er-
reicht, worin allein 16,8 Mill. Löhne enthalten waren.
Im 4. Betriebsjahr 1921/22 sind die Betriebsausgaben auf 22,113
Mill. $ zurückgegangen; die Einnahmen haben 32,78 Mill. betragen.
Nach Zahlung von Pacht und Zinsen blieb noch ein Überschuß von
1,385 Mill. $, mit dessen Hilfe die Rücklage von 1 Mill. wieder auf-
gefüllt wurde, und der im übrigen dazu diente, den Städten die im
ersten Betriebsjahre gezahlten Zuschüsse zurückzuerstatten, Da-
bei war im letzten Jahre der Fahrpeis für nahe Entfernungen von
10 auf 5 Cents herabgesetzt worden. Die Durchschnittseinnahme
auf den Fahrgast ist infolgedessen 8,95 Cents, und viele Bostoner
fahren nun wieder mit der Hochbahn, die ihr durch den 10 Cents-
Tarif entfremdet waren. Ein Zurückgehen auf den 5 Oents-Tarif
ist bei dem heutigen Stande der Ausgaben nicht möglich. Die Zahl
der Fahrgäste hat im letzten Jahre 360 Mill, betragen, womit
die 331 Mill. des Jahres 1917 beinahe wieder erreicht und der Tief-
stand von 325 Mill. im Jahre 1919 wieder beträchtlich über-
schritten ist.
Die erhöhte Wirtschaftlichkeit des Betriebes ist zum Teil dar-
auf zurückzuführen, daß die Arbeiter und Angestellten über die
Möglichkeit ihrer Mitwirkung zur Erreichung dieses Ziels belehrt
worden sind. Ein zweimaliger Lohnabbau ist im Einvernehmen
zwischen Verwaltung und Arbeiterschaft möglich gewesen. Die
Zahl der Arbeiter, die 1918/19 9748 betrug, ist über 10021 und
9264 Köpfe in den beiden folgenden Jahren auf 8915 im Jahre 1921/22
verringert worden. Der Achtstundentag ist durchgeführt worden.
Zu den Aufgaben der Treuhänder gehörte auch eine Verbesserung
des Unterhaltungszustands der Anlagen und Ausrüstung. Statt
früher 17 % haben sie 24 % der Einnahmen für diesen Zweck ver-
wendet. Infolgedessen ist die Zahl der nicht betriebsfähigen
Wagen von 1918 bis 1921 um 68,7 % bei den Straßenbahnen und um
53 % bei den Hochbahnstrecken zurückgegangen und beträgt jetzt
nur noch etwa 5 %. Zugleich sind Wagen, die für den Betrieb nicht
mehr geeignet waren oder infolge ihres schlechten Zustandes hohe
Ausbesserungskosten verursachten, ausgemustert. und dafür 535
neue eingestellt worden, während noch 140 Wagen bestellt sind.
Auch der Unterhaltung und Erneuerung der Gleisanlagen ist be-
sondere Aufmerksamkeit gewidmet worden. Die Länge der Gleise,
deren Oberbau erneuert worden ist, machte neuerdings 7 % der Ge-
samtlänge aus, während sie früher nur 2,5% im Durchschnitt der
vorangegangenen sechs Jahre betrug, d. h.. 35 km gegen 13 km.
Auch in den Werkstätten, Betriebsbahnhöfen, den Kraftwerken, im
Signalwesen usw. ist viel geschehen, um einen zeitgemäßen Betrieb
einzurichten, und diese Vorgänge wirken natürlich auch auf den
Verkehr und seine Ergebnisse zurück. Die Kassen der Bostoner
Hochbahn verfügen einschließlich der schon erwähnten Rücklage
von 1 Mill. über einen Barbestand von 2 Mill. $. Zum erstenmal seit
11% Jahren hat die Hochbahn keine Bauschulden, während im
ersten Jabre der öffentlichen Verwaltung eine schwebende Schuld
von mehr als 5 Mill. $ bestand.
Bei’den wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die bei den deutschen
Straßenbahnen und ähnlichen Unternehmen z. Z. bestehen, ist es
von Wert zu sehen, daß es in Amerika, wo allerdings zum Teil
andere Möglichkeiten vorliegen, gelungen ist, durch eine Verwal-
tung nach zweckmäßigen Grundsätzen die Schwierigkeiten zu be-
seitigen und den Betrieb wieder zu einem rentierlichen zu machen.
Sollte das trotz der Verschiedenheit der Verhältnisse bier und dort
durch ähnliche geeignete Maßnahmen bei uns nicht auch möglich
sein? (,„Electr. Railway Journ.”, Bd. 60, 1922, S. 232.) We.
Fernmeldetechnik.
Frequenzerhöhung mit statischen Transformatoren. — M. La -
tour hat mit statischen Frequenztransformatoren Versuche an-
1320
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43.
26. Oktober 1923.
gestellt), wobei er die dreifache Frequenz der Grundschwingung
mit relativ gutem Wirkungsgrad erhält. Bei einer Generatorabgabe
von 15 kW und 33300 Per sind auf der Sekundärseite des Trans-
formators noch 12 kW bei 100000 Per verwendbar. Dieser Wir-
kungsgrad ist an sich nicht bemerkenswert; denn schon vor etwa
8 Jahren wurden mittels gleichstromgesättigter Transformatoren
nach Joly-Vallauri ähnliche Resultate erzielte Das Neue,
nicht allgemein Bekannte liegt darin, daß in. einem französischen
Hüttenwerk Nickellegierungen für dünne Bleche von etwa 0,05 mm
Dicke hergestellt wurden, deren Magnetisierungskurve wesentlich
unter der des hochlegierten Bleches liegt. Bei einer Magnetisierung
des letzteren mit z. B. 100 AW/cm beträgt die Induktion ungefähr
15 000 em?, im Gegensatz zu der neuen Nickellegierung, bei der unter
gleichen Bedingungen nur ein B = 6000 erreicht wird. Auch die
Verluste sollen entsprechend gering sein.
Dieses Material wurde nach Latour erforderlich, weil die
Frequenztransformation ohne Gleichstromsättigung er-
zielt wurde, wobei bekanntlich außerordentlich hohe Wechselstrom-
sättigungen benötigt werden. Derartige Versuche mit theoretischen
Erläuterungen beschreibt schon Martienssen in der „Physika-
lischen Zeitschrift“ 1910. Er arbeıtet ebenfalls mit diesen hohen
Sättigungen auf dem Gebiete der „irreversiblen Permeabilität”.
Dabei tritt ein großer Stromsprung bei Erreichung der Betriebs-
resonanz — auch Kippresonanz genannt — auf, der durch geeignete
Hilfsmittel hervorgerufen wird, Latour schaltet in den Primär-
kreis einen variablen Kondensator ein, dessen Kapazität zwecks
Herstellung der Betriebsresonanz verkleinert wird. Er gibt auch
an, daß durch geringe Windungszahl des Transformators dieser Be-
triebszustand leichter erreicht wird. Nebenbei bemerkt, ist ein
geringer Stromstoß mittels Gleichstromüberlagerung das bekannte
einfachste Mittel, welches schon in älteren englischen Patentschrif-
ten empfohlen wird. — Latour hat seinen Transformator durch An-
wendung von blanken Flachkupferleitern von großer Oberfläche
1X 10 mm sehr wirksam gekühlt, während der Eisenkern bzw.
Nickelblechkern nicht unterteilt ist. Für die Leistung von 15 kW
scheint er das noch nicht für erforderlich zu halten.
Zum Schlusse sagt Latour, daß nunmehr mittels Maschine —
nicht nur mit Bogenlampe und Kathodenröhre — in Verbindung mit
Frequenztransformatoren hohe Frequenzen erzeugt werden können;
er habe z. B. die 5., 7., 9. usw. Oberschwingung erhalten. Leider
gibt er aber keine erzielten Leistungen an, so daß ein Schluß auf
.. ee verwertbaren Wirkungsgrad nicht gezogen werden
ann. Dg.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Thermoelektrische Analyse einiger Stahlarten. — Während die
gewöhnlichen Stahlarten ohne chemische Analyse durch Unter-
suchung ihrer Härte mit genügender Genauigkeit erkannt werden
können, reicht diese Untersuchung nicht mehr aus bei den verschie-
denen Arten Edelstahl, da hier Stahlarten verschiedener Natur
gleiche Härte aufweisen können. M.Galibourg nimmt daher als
zweites Mittel die thermoelektrische Kraft hinzu, welche die ver-
schiedenen Stahlarten gegen reines elektrolytisches Eisen aufwei-
sen. Es genügt eine Messung bei 120° neben der Härteprobe, um die
verschiedenen Arten Edelstahl genügend genau zu unterscheiden.
Das Schema der Versuchsanordnifhg zeigt Abb. 7. In ein Quecksil-
berbad, das elektrisch auf 120° geheizt wird, tauchen ein Draht aus
elektrolytischeın Eisen
und das zu untersuchen-
de Sıahlstück ein. Das
Stahlsıück wird durch
eine mit Wasser gekühl-
te Klemme gehalten, die
SpannunganeinemMilli-
voltmeter abgelesen. Die
folgendeZahlentafelgibt
die elektromotorischen
Kräfte für verschie-
dene Stahlsorten zwischen 20° und 120°, 200° und 300°. Für die
höchste Temperatur wurde das Quecksilber durch Blei ersetzt.
t
akanometer
Abb. 7.
Kohlenstoffstahl.
C Mn Si Th. E. M E- bei
120° PUTAN 39,0
003 0.18 0.06 0,10 0,25 0,30
0.29 047 0,19 0,60 0% 1,20
0,55 0 26 0 28 0,65 0,95 1,20
1,10 0,43 0,43 0,90 1,30 1,80
Siliciumstahl.
C Mn Si Th. E. M. K. bei
. 1299 20° 30°
021 10) 0.93 1,20 1,65 2,50
0,18 0,27 1,60 1,55 2,40 3,20
0,42 0,56 1,92 1,70 2,55 3,33
ı) „Revue generale do l'électricité“ Bd. 11. 1922, S. 61.
Nickelstahl.
C Mn Si Ni Th. E. M. K. be:
120 20! »
0,08 0,34 0,13 215 0,8 1,25 1,70
0,12 0,01 005 5,23 1,8 280 3x0
0,12 0,12 0,05 7,13 2, 3,40 4,5
Chrom. Wolframstahl.
C Mn Si Ni Th E. M. K. bei °
120° zu, zu
0,76 4,8 8.39 1.30 j 0.05 0,15 0,10
1,50 4,15 13,43 0,17 0,20 — 0,15 -- 055
Die Härtung hat wenig Einfluß auf die Größe der thermoelektri-
schen Kraft. Das zu untersuchende Stück bedarf daher keiner Yor-
behandlung. („Le Génie Civil“, Bd. 80, 1922, S. 239.) Br.
Chemie.
Blei-Hydrat-Akkumulator. Die Electrical Review!) London,
bringt unter obigem Titel die Meldung von einer neuen Batterie von
großer Leistung und erstaunlicher Haltbarkeit für elektrische Auto-
mobile, Lokomotiven, Unterseeboote u. dergl. Doch bleibt abzuwar-
ten, ob die Sache auf Wahrheit beruht, zumal alle Zahlenangaben
nur vom Verfertiger stammen. Auch wird die Herstellungswei:e
der Platten und deren chemische Zusammensetzung nicht genau
beschrieben. Die Platten der vonLiebe,Gorman&Cie.Li-
mited in London hergestellten Batterien sind von der pastierten
Type, enthalten also Füllmasse in einem geeigneten Bieiträger oder
-gitter. Die Platten sind dicker als die von gewöhnlichen Batterien.
Von der Blei-Hydrat-Batterie wird seitens der Hersteller eine lange
Reihe hervorragender Eigenschaften aufgeführt.
Ferner sollen die folgenden Zahlen für die genannte Batterie
gelten:
Entladung Kapazität | Wirkungsgrad der Mittlere Span-
in Stunden Ah Ah | Wh nung je Zelle.
1 6280 5% | 6 1,89 V
2 3981,5 87% | 66 %o 202 V
4 2488 5 93 0/0 74 o 203 V
8 1439 95 0% 16 9, 2,06 V
12 987,5 | 935% | 7% 2,08 V
Da eine genaue Nachprüfung dieser Angaben noch aussteht, über-
nimmt unsere Quelle noch keine Verantwortung für die Behauptun-
gen der herstellenden Firmen und teilt mit, daß die Blei-Hydrat-
Zellen jetzt von dem National Physical Laboratory untersucht
würden. C. H
Werkstatt und Baustoffe.
Normenausschuß der Deutschen Industrie. — Zur Erledigung
einiger schwebender Fragen und zur Vorbereitung verschiedener
Beratungsgegenstände für die Haupttagung in Essen haben der
Fachnormenausschuß für Nichteisen-Metalle und der Fachnormen-
ausschuß für Halbzeug aus Nichteisen-Metallen zum 15. und 16. Sep-
tember d. J. eine Sitzung nach Hildesheim zusammenberufen, an
der die Geschäftsführer der beiden Ausschüsse sowie die Obleute
und Mitglieder einiger Arbeitsausschiüsse teilgenommen haben.
Es ist beschlossen worden, auf der bevorstehenden Essener
Tagung die Gründung eines Arbeitsausschusses für Leistungszahlen
vorzuschlagen, der beiden Fachnormenausschüssen gemeinsam sein
und dessen Tätigkeit sich auf sämtliche in diesen Fachnormen-
ausschüssen behandelten Metalle erstrecken soll, In den neuen
Arbeitsausschuß sollen die beiden Arbeitsausschüsse für die Ein-
führung eines kurzen Zerreißstabes und für Messinghärten als
Untergruppen aufgehen.
Von den Arbeiten für die Aufstellung von Leistung:=-
zahlen sollen diejenigen scharf getrennt werden, welche sich auf
die Prüfverfahren beziehen. Diese Arbeiten werden einen
neuen selbständigen Ausschuß für Prüfungsverfahren überlassen
bleiben, dessen Einsetzung vom Normenausschuß der Deutschen
Industrie demnächst beim deutschen Verband für die Material-
prüfungen der Technik angeregt werden soll, und der sein
Sondertätigkeit auf die gesamten im NDI behandelten Metalle, also
Stahl, Eisen und Nichteisen-Metalle gemeinsam erstrecken wird.
Mit den Arbeiten dieses vom NDI geplanten Ausschusses für
Prüfungsverfahren wird der Arbeitsausschuß für Leistungszahlen
(der beiden Fachnormenausschüsse für Nichteisen-Metalle und für
Halbzeug aus Nichteisen-Metallen) durch einige Vertreter, die Mit-
glieder des neuen Ausschusses werden, dauernd Fühlung halten.
Ko.
1) Bd. 90. 1922, S. 402.
26. Oktober 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 1321
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Internationale Elektrizitätsausstellung Barcelona 1925!) —
Wie das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie
mitteilt, hat die Verwaltung der Ausstellung nunmehr einen inter-
nationalen Wettbewerb für die Ausführung der Bauten des großen
Ausstellungspalastes der Nationen ausgeschrieben. Die Pläne
JerAusstellung selbst stehen in den Bureauräumen des Aus-
stellungskomitees, Barcelona, Calle de Lerida 2, wochentäglich den
Interessenten zur Verfügung. Außerdem können dort gedruckte
Ausstellungsbestimmungen und Abdrücke der Pläne
zum Preise von 250 Pes erworben werden. .
Internationale Bergwerksausstellung in Santiago 1924. —
Nach dem Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie
zugegangenen Informationen soll die von der Sociedad National
de Mineria geplante Ausstellung das gesamte Minenwesen, die
Salpeterindustrie und das Gebiet der Metallurgie umfassen. Ein
besonderer Bau ist ausschließlich für die Elektrizität in
allen ihren Anwendungen bestimmt, und für die verschiedenen Ver-
kehrssysteme, wie Drahtseilbahnen, Klein- und Einschienenbahnen,
drahtlose Telephonie und Telegraphie, Signal-
wesen usw. hat man eine besondere Gruppe in Aussicht ge-
nommen. Ob und in welchem Umfange eine deutsche Beteiligung
in Betracht kommt, muß vorläufig dahingestellt bleiben. Das Aus-
stellungs- und Mosse-Amt behält sich weitere Mitteilungen vor.
Dänische Messe in Fredericia 1922. — In einem kurzen Bericht
über das Ergebnis dieses Unternehmens bemerkt das Ausstellungs-
und Messe-Amt der Deutschen Industrie, daß ein vom dänischen
Auswärtigen Amt eingerichtetes Auskunftsbureau sich stark mit
den verschiedenartigsten Handelsauskünften zu beschäftigen hatte
und die Anfragen nach ausländischen Adressen für Rohstoffe be-
sonders zahlreich gewesen seien. Deutsche Firmen, die mit Däne-
mark ing Geschäft kommen wollen, sei zu empfehlen, ihre
Adresse nebst näheren Angaben über Erzeug-
nisse, Lieferbedingungen usw. dem dänischen Aus-
wä A igen Amt in Kopenhagen (Udenrigsministeriet) einzu-
reichen.
Verschiedenes.
Die Tätigkeit der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt im
Jahre 1921. — Der Tätigkeitsbericht der P. T. R. für 1921 zeigt be-
sonders in der elektrischen Abteilung wıeder ein starkes Anwachsen
der Prüfungstätigkeit, das eine stärkere Beteiligung der wissen-
schaftlichen Beamten an den Pıüfungsarbeiten notwendig machte,
worunter die Förderung wissenschaftlich-technischer Arbeiten viel-
fach gelitten hat. Über die bereits veröffentlichten Arbeiten ist zum
größten Teil in dieser Zeitschrift bereits referiert worden. An der
Festiegung der neuen Wellenlängenskala wird noch ge-
arbeitet. Es erwies sich als nötig, auch die Selbstinduktionsspulen
des Normalwellenmessers mit einer leitenden Hülle zu umgeben, um
ihre Eigenkapazität genau zu definieren. Für lange Wellen wurde
statt der üblichen Methode mittels lose gekoppelten aperiodischen
Detektorkreises die Brückenresonanzmethode von Grüneisen und
Giebe verwendet, die eine etwa 10-mal größere Genauigkeit ge-
stattet und im Wellenlängenbereich X = 120 000 bis 3000 m eine Ge-
nauigkeit von etwa !/ıoooo erreichen lassen wird. Verlustmes-
sungen an Glimmkondensatoren nach der Schering-
schen Brückenmethode zeigten u. a., daß die Verluste der kleineren
Kapazitätsbeträge zu einem großen Teil ihre Ursache nicht im
Glimmer haben, sondern in den sonst verwandten festen Dielek-
triken. Auch in den technischen Luftkondensatoren hatten die Ver-
lustwinkel etwa er Größenordnung aus derselben Ursache.
BeilnduktionsZählern gestalter sich die Messung des Eigen-
verbrauchs, der z. T. bei modernen Zählern so klein ist, daß man mit
empfindlichen Spezialwattmetern nur wenige Skalenteile Ausschlag
bekommt, sehr einfach durch Messung in Brückeuschaltung (Abb.8).
R N
En
M
e
r
Erde
Abb. 8. Eigenverbrauch der Abb. 9. Eigenverbrauch der
Spannungsspule. Stromspule.
Z ist die zu messende Spannungsspule, R ein fester Wattmetervor-
schaltwiderstand, z. B. 20000 Q, M eine feste gegenseitige Indukti-
) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1143.
vität, z. B. 0,08 H, r und ọ kleine regelbare Widerstände, die so ein-
gestellt werden, daß das Vibrationsgalvanometer auf 0 kommt.
Dann ist die in der Zählerspule verbrauchte Leistung mit genügen-
der Genauigkeit gegeben durch:
cos P= GM o)
yı oa
Geringe Änderungen von E beeinflussen die Einstellung von r und
o nicht meıklich, su daß man
die Messung nur mit annähernd
richtiger Spannung auszuführen
braucht und dann die Leistung
für die Nennspannung berechnen
kann. Die Schaltung bei Messung
` der Stromspule zeigt Abb 9. Z
ist die Stromspule, e ein induk-
tinnsfreier Sıirommeßwiderstand,
R, und R, große Wideratände, C,
eine Kapazität. Bei Nullstellung
des Galvanometers, die am ein-
fachsten durch Veränderung von
C, erreicht wird, ist die in der Zäh-
lerspule verbrauchte Leistung:
Abb. 10. Sehaltung mit Stromwandler Rs
und der Leistungsfaktor:
RL EISEN. SRCHEERS
Rw C, y + (4: a)
Bei Nennstromstärken über 10 A bedient man sich zweckmäßig eines
Stromwandlers, den man nach Abb. 10 schaltet. Ist Ü sein Über-
setzungsverhältnis und ö sein Fehlwinkel in Minuten, so wird:
N= e E [1—3.10~.8. Ro C]
4
cote P= p, N [i —3.10-48 (R, o C+ 6)
Auch hier braucht die Stromstärke nur angenähert gleich der Nenn-
stromstärke zu sein. Zur Messung der Leistung in einem
Vierleiterdrehstromnetz wurde ein Meßverfahren aus-
gebildet, welches statt der Ablesung von drei Wattmetern nur die
Beobachtung eines einzigen Zeigers verlangt. Die Schaltung
(Abb. 11) ist der von Aron angegebenen nachgeahmt. Eine Besei-
cos Q =
und
2
3
0
Abb. 11. Leistungsmessung im Vierleiterdrehstromnetz
tigung der gegenseitigen Beeinflussung ist auch hier möglich! Legt
man nur die eine Spannungsspule an Spannung, so bringt der
Strom J, in der zugehörigen Stromspule fließend, den Ausschlag «,
in der andern Stromspule fließennd, den Ausschlag p.« hervor. Die
gegenseitige Beeinflussung fällt heraus, wenn:
Ti T3 T
re, EB, een
1—-p i-p 1+2p
1322 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 43. 26. Oktober 1922.
ist. Die Schaltung der Abb. 11 hat mit der Aronschen die Voraus-
setzung gemeinsam, daß die Summe der drei Stromspannungen Null
ist. Ist dies nicht der Fall, sondern hat sie den Wert e,, so wird die
Leistung nach’ der obigen Methode um % eu J falsch gemessen. Das
Fehlerglied e J kann nach Beendigung der Hauptmessung durch eine
Umschaltung nach Abb. 12 gesondert gemessen werden. Die bis-
Abb. 12. Messung des Fehlergliedes.
herigen Versuche zeigen, daß man das Fehlerglied vernachlässigen
kann, wenn nicht eine ausgesprochen einseitige Belastung vorhan-
den ist, Die Verwendung des von Rogowski und Steinhaus ange-
gebenen magnetischen Spannungsmessers stößt bei
Wechselstrom auf den Nachteil, daß die auftretenden elektrischen
Spannungen so klein sind, daß sie sich schwer direkt messen lassen.
Sie wurden daher in der Kompensationsschaltung nach dem Ver-
fahren von Schering und Engelhardt zu messen versucht (Abb. 13).
NOAOOO> J
W
:
Abb. 13. Magnetischer Spannungsamesser Abb. 14 Phasenfolge im
in Kompensationsschaltung. Drehbstromsystem
Der Spannungsmesser M umschlingt eine Spule von bekannter Win-
dungszahl W. Die in M auftretende Spannung wird über das Vi-
brationsgalvanometer V durch die an dem variabeln Widerstand R
auftretende Spannung kompensiert. R liegt in Reihe mit der festen
Kapazität C parallel zu dem vom Strom J durchflossenen festen
1 .
Widerstand r. Wenn R sehr klein gegen GC, E ist die pro Am-
rRoC
perewindung auftretende elektrische Spannung K = - pr So
konnten noch Bruchteile einer Zehntel-Amperewindung bestimmt
werden. Wenn zwischen der magnetischen Spannung F(J) und dem
Strom J der Phasenwinkel ô besteht, so muß zwischen R und C noch
ein variabler Widerstand R, eingeschaltet werden, um die Phasen-
verschiebung zu kompensieren. Es ist dann:
FJ) _ 1 r R 1
IT R+R Yıtteg
= 1 ;
tg ọ = cotg ô = TEF R Jo C ist.
$
Die Bestimmung der Phasenfolge in Drehstromsyste-
men ist dadurch möglich, daß die Lage des Sternpunktes von der
Phasenfolge abhängt, wenn die Belastungen Blindwiderstände ent-
halten. Wesentlich größere Verschiebungen des Sternpunktes als
Varley und Lyon erhält man, wenn man einen reinen Blindwider-
stand, einen Kondensator von 1 uF, in Verbindung mit zwei induk-
tionsfreien Widerständen benutzt. Das Diagramm (Abb. 14) zeigt
dio Verteilung der Spannungen. RS, ST, TR stellen die verketteten
Spannungen des Dreiphasensystems dar. OR enthält den Konden-
cator, OS und OT je eine kleine Signallampe mit vorgeschaltetem
Silitwiderstand von mehreren 1000 Q. Die Verschiebung des Stern-
punktes O, der bei der Phasenfolge RST auf dem ausgezogenen Teil,
bei der Phasenfolge ATS auf dem gestrichelten Teil des Kreises
liegt, war so erheblich, daß bei Spannungen von 100 bis 200 V die
eine Lampe dunkel blieb; die brennende Lampe erleuchtete eine
Schriftschablone, welche die Phasenfolge angibt. Die Messung der
dielektrischen Verluste von Hochspannungs-
kabeln erfolgt in der Reichsanstalt nach der von Schering ange-
gebenen Methode, welche die Untersuchung kurzer Kabelstücke von
wenigen Metern Länge gestattet. Um den Einfluß der Enden auszu-
schalten, erweist sich eine Schutzringerdung als notwendig, indem
an den Enden ein schmaler ringförmiger Streifen aus dem Blei-
mantel herausgeschnitten wurde, so daß ein isolierter Bleiring von
einigen Zentimetern Breite als Schutzring stehen blieb; außerdem
wurden bei Dreileiterkabeln auf die einzelnen Leiter Schutzzylinder
aufgesteekt. Außerdem ist bei höheren Spannungen zur Vermei-
dung der Glimmentladung ein Vergießen der Enden mit Ausgub-
masse oder bequemer ein Aufsetzen von ölgefüllten Trichtern erfor-
derlich. Zur Bestimmung des Kippmoments von Syn-
chronmaschinen wurde eine optische Methode zur Bestim-
mung des Phasenwinkels &e zwischen der EMK E und der
Klemmenspannung P ausgearbeitet, die eine sinngemäße Über-
tragung des Prinzips der optischen Ablesevorrichtung bei Torsions-
dynamometern darstellt. (Zeitschr. f. Instrumentenkunde, Bd. 42,
S. 65, 97, 129, 1922.) Br.
Gebührenordnung für Architekten und Ingenieure (AGO)'). —
Entsprechend der seit dem 1. Oktober wieder erheblich fortschrei-
tenden Geldentwertung und Teuerung werden ab 15. Oktober d. J
die Stundensätze auf . . . 2. 2 2. 22.2.2... 500 M
der Reiseaufwand für den Tag ohne Übernachtung
auf. 0. 00 ee aa ee 800M
der Reiseaufwand für den Tag mit Übernachtung
auf . ... . . . . 1200M
erhöht. Zu § 42 der GO für Ingenieure und § 44 der GO der Archi-
tekten kommt ein Zusatz betr. Zahlungen: „Bei Zahlungsverzug
über 14 Tage hinaus können Zinsen in Höhe von 1% über den
Reichsbankdiskont berechnet werden.” In der Gebührentabelle der
Ingenieure ist der Zusatz: „Bei höherer Bausumme nach Verein-
barung” zu streichen. Die Prozentsätze, die jetzt für 10 Mill. gelte‘,
bleiben auch ftir höhere Bausummen unverändert bestehen. Zur
Gebührenordnung für Taxen industrieller Betriebseinrichtungen
vom Frühjahr 1922 wird ein Teuerungszuschlag von 50 % ab 1. X.
1922 festgesetzt.
Verband Deutscher Gutachterkammern. — Am 27. IX. 192
fand in Dortmund eine Verbandsversammlung statt, welche von dem
Vorsitzenden Dr. E. Müllendorff geleitet wurde, Dem Verbande
gehören z. Z. 9 Gutachterkammern an, nämlich diejenigen in Berlin,
Bielefeld, Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Elberfeld, Essen
und Hagen mit zusammen etwa 400 Mitgliedern. Die Versammlung
beschäftigte sich zunächst mit der Frage des Beitritts zu dem Deut-
schen Schutzverband der freien technischen Berufe (DSV), der kor-
porativ erfolgte. Gleichzeitig damit wurde die frühere Verbands-
zeitschrift, die „Mitteilungen des V.D.G.”, welche seit 1910 in
38 Heften erschienen sind und auch außerhalb der Mitgliederkreise
lebhaftes Interesse gefunden haben, mit der schon bestehenden Zeit-
schrift des DSV „Die Freie Technik“ verschmolzen, derart, dab
künftig alle Veröffentlichungen des VDG in der „Freie Technik”
erfolgen, die auch alle Mitglieder des VDG nunmehr kostenlos er-
halten. Der zweite Verhandlungsgegenstand war hauptsächlich die
Regelung der Gebührenordnung nach den Teuerungsver-
hältnissen. Nachdem die Handelskammern sich haben bereitfinden
lassen, Gerichten und anderen Behörden gegenüber die Sätze der
Gebührenordnung der Architekten und Ingenieure und ähnliche
Gebührenordnungen, wie z. B. die der Bücherrevisoren und der
Landmesser, als „üblichen Preis“ im Sinne der Gebührenordnung
für Zeugen und Sachverständige anzuerkennen, sind die früheren
Schwierigkeiten im Verkehr der Sachverständigen mit den Gerich-
ten bedeutend gemildert worden. Es wurde beschlossen, in allen
Gebührenfragen einheitlich vorzugehen und mit dem AGO enge
Fühlung zu nehmen. Die Sätze sollen allmonatlich auf Grund der
vom Statistischen Amt veröffentlichten Indexziffern für Lebens
haltung festgesetzt werden. Es wurde ferner beschlossen, den Zu:
sammenschluß der beeidigten Sachverständigen weiter zu fördern
und möglichst in allen Oberlandesgerichtsbezirken Gutachterka-
mern zu gründen. Als Vorsitzender wurde Herr Dr. E. Müllen-
dorff, Berlin, wiedergewählt; die Geschäftsstelle liegt wiederum
in den Händen von Herrn Beratenden Ingenieur VBI K. Perle-
witz, Berlin-Friedenau, Canovastr. 4 Fernspr. Amt Steglitz 23.
Piz.
Technisch-wissenschaftliche Lehrmittelzentrale (TWL). —
Vorbedingung für ein planmäßiges und wirtschaftliches Arbeiten
auf dem Gebiete der technischen Wissenschaften ist die Einführung
eines einheitlichen Systems für das Sammeln und Ordnen alter
Unterlagen, so daß das gesamte auf einen bestimmten Gegenstand
bezügliche Material — wissenschaftliche Referate, Ausschnitte aus
Zeitschriftenschauen, Werbedrucksachen, interne Werksberichte,
z. B. über Werkstatt- und Betriebserfahrungen, private Notizen —
1) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 32, 283, 974, 1122, 1274.
26. Oktober 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43.
1323
sich selbsttätig an einer Stelle zusammenfindet. Andernfalls ist
nicht zu vermeiden, daß, wic es häufig geschieht, dieselbe Arbeit
immer wieder von neuem geleistet wird, statt daß der spätere Be-
arbeiter auf dem, was früher gefunden ist, weiterbaut. Die TWL
hat es deshalb unternommen, aus der Internationalen
Dezimal-Klassifikation, die hierfür allein in Frage
kommt, die wichtigsten Gebiete der Technik zu bearbeiten und die
deutsche Übersetzung in Form einzelner Blätter herauszugeben.
Jedes Blatt enthält eine Hauptgruppe mit den zugehörigen 100 Unter-
gruppen und den wichtigsten Hinweisen auf Nachbargebiete. Als
erstes erschienen ist das Blatt DK. 62, Ingenieurwesen; in
Vorbereitung befinden sich u. a.:
621,1 Dampfmaschinen, Dampfturbinen, Dampfkessel;
621,3 Elektrotechnik;
621,8 Maschinenelemente, Transmissionen, Hebemaschinen, För-
dermittel;
621,9 Werkzeuge und Werkzeugmaschinen;
66 Chemische Technologie.
Bei der Festlegung der deutschen Ausdrücke werden sachver-
ständige Fachleute, wissenschaftliche Vereine und Institute, Fach-
verbände usw. herangezogen.
Die Blätter sind zum Preise der Normalblätter (Einzelpreis
z. Z. 20 M ohne Porto und Verpackung) von der Normen-Vertriebs-
stelle, Berlin NW 7, Sommerstr. 4a, zu beziehen. Über die An-
legung von Karteien für die hier in Frage kommenden Zwecke gibt
die Technisch-Wissenschaftliche Lehrmittelzentrale, Berlin NW 87,
Huttenstr. 12/16, Auskunft!). Das L.-Lehrmittelver-
zeichnis Ausgabe September 1922 ist gegen Voreinsendung von
20 M von der Lehrmittelzentrale zu beziehen.
SITZUNGSKALENDER.
Blektrotechnischer Verein München E. V., München. Für das
kommende Wintersemester sind folgende Mittwoch-Abende für die Vereins-
versammlungen im Kunstgewerbehaus belegt: 18. Okt»ber, 22. November,
2). Dezember 1922, 24. Januar, 21. Februar, 21. März, 18. April 1923. Das
Vortragsthema der einzelnen Abende wird jeweils einige Tage vorher durch
Inserat in den Münchener Neuesten Nachrichten bekanntgegeben, nach
Möglichkeit auch an dieser Stelle.
Ostdeutscher Elektrotechnischer Verein, E. V., Königsberg.
6. XI. 1922, abends 8 Uhr im Börsengarten: Vortrag Dir. Dr. Meyer i. Fa.
Dr. Paul Meyer, Berlin‘‘ Glimmschutz, ein neuer Überspannungsschutz-
apparat‘‘.
Physikalische Gesellschaft zu Berlin. 28. X. 1922, abends
? Uhr, Gr. Hörsaal des Physikal. Instituts der Universität, Berlin, Reichs-
tagsufer 7. Vortrag Fr. Patzelt ‚„Spektrale Temperaturmessung am elek-
trischen Lichtbogen‘.
Verein zur Beförderung des Gewerbfleisses, Berlin. 6. XI.
1922, abends 71/, Uhr im Hofmann-Hause, Sigismundstr. 4. Vortrag Dr.
Meyer (AEG) ‚Die Bedeutung der Mathematik in der Industrie‘.
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft, Berlin.
3. X. 1922, nachm. 54%, Uhr, Phys.-Techn. Reichsanstalt, Charl., Werner-
Siemensstr. 8—12:
a) Vortrag Dr.-Ing. L. Bloch, „Die neuen Lichtnormalien des V. d. E.
und ihre Einführung in die Praxis‘.
b) Erörterung des in der Jahresversammlung gehaltenen Vortrages
von Dr. K. Finckh, „Beleuchtungstechnische Eindrücke von
einer Studienreise nach den V. S. Amerika“.
RECHTSPFLEGE.
\
Patentbeschreibung und Patentanspruch. — Über diesen
Gegenstand sowie über die Streitentscheidung durch
die Erteilungsbehörde in Ungarn hat Patentanwalt
Kelemen, Budapest, kürzlich im Verband Deutscher Patent-
anwälte gesprochen, Der Vortragende führte ein logisch ge-
schlossenes System vor, das die Abfassung der Patentbeschreibung
und Patentansprüche auf wissenschaftlicher Grundlage ermög-
lichen soll, und zeigte die Anpassungsfähigkeit seines Systems an
die Formulierungspraxis des ungarischen und deutschen Patent-
amts. Davon ausgehend, daß auch die Patenterteilung eine Art
von Streitentscheidung zwischen dem Erfinder und dem Patentamt
ist, hat das ungarische Patentgesetz das Patentamt und die über
Patentstreitigkeiten entscheidenden Senate in einer Behörde ver-
einigt. In dieser sind entsprechend der großen Bedeutung der
technischen Fragen die Ingenieure den Juristen gleichgestellt,
auch im Hinblick auf die Besetzung der Vorsitzenden der Senaie
und des Patentamts. In der Anmeldeabteilung sind von drei Rich-
tern 2 Ingenieure, in den richterlichen Abteilungen beim Dreier-
senat. 2, beim Fünfersenat 3 Ingenieure. Nur im Obergericht ist
das technische Element noch nicht gebührend vertreten, weil dort
» Vgl. auch vvHanffstengel, Neue Wege der Werbung im Maschinen-
bau in der Zeitschrift „Maschinenbau“ vom 26. August 192.
von den fünf Richtern nur zwei Professoren der Technischen Hoch-
schule Budapest sind. Bei dieser Behörde sei noch eine Verbesse-
rung wünschenswert. Das System habe sich trotz anfänglicher
Anfeindung von juristischer Seite gut bewährt. Bekanntlich wird
auch von der deutschen Patentanwaltschaft erstrebt, den Ingenieu-
ren und Chemikern eine gebührende Stellung im Patentamt zu
geben und ihnen in der Rechtsprechung eine angemessene Mit-
wirkung einzuräumen sowie die Rechtsprechung des gewerblichen
Rechtsschutzes zu vereinfachen und zu zentralisieren. Die Be-
rechtigung dieser Bestrebungen ist auch wieder durch diesen Vor-
trag dargetan worden.
Preise der Patentschriften. — Das Reichspatentamt hat die
Preise der Patentschriften ab 19. X. für das In-
land, Danzig und Österreich auf je 60 M, für das übrige Ausland
auf je 300 Merhöht.
Druckkostenbeiträge für die Veröffentlichung von Waren-
zeichen. — Das Reichspatentamt erhebt als Druckkosten-
beiträge für die Veröffentlichung von Waren-
zeichen seit dem 17. X. folgende Summen:
In Stufe 1 450 M In Stufe 5 3600 M
st [72 2 900 [72 Ir t 6 4850 „
ii P 3 1400 „', IR a 18 6100 „',
ee 4 2350 ,„
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
A. Höchtl. Am 1. Oktober beging Herr Alois Höcht! das
Fest seiner 25-jährigen Tätigkeit bei den Elektrizitätswerken
München. Baurat Höchtl hat sich in diesen Jahren zu einer ange-
sehenen maßgebenden Stellung emporgearbeitet und gilt als Auto-
rität auf dem Gebiete des Installationswesens.
Auszeichnungen. — Die Technische Hochschule Stuttgart hat
aus Anlaß des 75 jährigen Jubiläums der Firma Siemens & Halske,
A. G., Berlin dem Dr. Georg Erl wein ,dem erfolgreichen Pionier
deutscher elektrochemischer und elektrotechnischer Arbeit im In-
und Auslande, dem Dr. phil. Otto Feuerlein, in Anerkennung
seiner hervorragenden Verdienste um die technologische und kon-
struktive Ausgestaltung der Metalldrahtiampen, dem Oberingenieur
Ernst Ölschläger, in Anerkennung seiner hervorragenden
Verdienste um die Entwicklung der Wechselstromtechnik, dem Ober-
ingenieur MoritzSchenkel, in Anerkennung seiner hervorragen-
den Verdienste um Bau und Berechnung der Wechselstrommotoren,
die Würde eines Dr.-Ing. e. h. verliehen. = Die Technische Hoch-
schule Karlsruhe verlieh dem Direktor Emmerich Frischmuth
a: u Schuckert Werke in Siemensstadt die Würde eines
r.-Ing. e. h. '
Hochschulnachrichten, Dr.-Ing. Alfred Fraenckel, bisher
Chefelektriker der Brown Boveri & Cie. A. G. in Baden (Schweiz),
hat sich als Privatdozent für Elektrotechnik an der Technischen
Hochschule in Stuttgart -habilitiert. Außerdem ist er als Beraten-
der Ingenieur tätig.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung
und ohne deren Verbindlichkeit.)
Leistungsregelung von Elektroden-Dampfkesseln.
Die in Abb. 5 S. 761 dargestellte Regelung des Wasserstandes ist
unserer Firma patentiert und von uns verschiedentlich für Dampf-
kessel ausgeführt worden. Es handelt sich also nicht um eine be-
condere Ausführung der „Revell-Elektrodenkessel”, die von der
A. G. Escher, Wyß & Co. und der Maschinenfabrik Oerlikon herge-
en ven wie aus der Kapitelüberschrift geschlossen werden
önnte.
Die Regelungsvorrichtung bei Dampfkesseln mit Überhitzung
nach Abb. 20, S. 786, entspricht ebenfalls einem von unserer Firma
herausgenommenen Patent,
Zu Abb. 12, S. 785, ist zu bemerken, daß der komplette, mecha-
nische und wärmetechnische Teil des Heizwagens der Schweize-
rischen Bundesbahnen gleich wie bei der in Abb. 27 dargestellten
Kesselanlage von unserer Firma erstellt worden ist. Bei diesem
Kessel ist noch besonders erwähnenswert, daß er mit Einphasen-
Wechselstrom von 15000 V Spannung betrieben wird. Der Rege-
lungsbereich einer Elektrode liegt zwischen 150 und 600 kW und
ist in diesem Umfange dadurch möglich, daß in den Verdampfer-
röhren eine erhöhte Wasserzirkulation mittels Pumpe stattfindet.
Die besondere Ausbildung des Heizwagens entspricht Schutzrech-
en welche Brown, Boveri & Cie., Baden (Schweiz), und uns ge-
ören.
Winterthur, den 15. VII. 1922. GebrüderSulzer,
Aktiengesellschaft.
1324
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 43.
26. Oktober 1922.
Gleitschuh-, Rollen- und Bügelstromabnehmer.
. In der „ETZ“ 1922 S. 1067 wurden Betrachtungen über Gleit-
schuh-, Rollen-, Bügelstromabnehmer für Straßenbahnen angestellt
und die Frage aufgeworfen, ob beı Verwendung der ungeschmierten
Kohlenbügel auch die lästige Fahrdrahtabnutzung bei geringer Ge-
schwindigkeit und bei den Haltesteilen auftrete. Nach den bisher
gemachten Erfahrungen mit dem Kohlenschleifbügel kann von einer
nennenswerten Abnützung des Fahrdrahtes, auch an den Haltestel-
len, keine Rede sein. Bei Abnützung des Fahrdrahtes spielt weder
der Gleitschuh noch der Schleifbüxel eine Rolle, entscheidend ist le-
diglich das verwendete Material, das den Kupferdraht nicht angreift,
und dies ist einzig und alleinn ur Kohle. Bei Verwendung von Koh-
lenschleifbügeln ist das System der Kollektor-Kohlenbürsten für Mo-
tore auf die Stromabnehmer der Bahn-Öberleitung überıragen. Eine
metallische Stromabnahme wird stets durch das auftretende Feuern
an dem Fahrdraht Brandperlen hervorbringen, welche den Kontakt
beeinträchtigen und stärkere Flammenbildung nach sich ziehen, An-
ders verhält sich die Stromabnahme durch Kohle. Bei genügend brei-
ter Anlagefläche und geeigneter Konstruktion des Schleifbügels, der-
gestalt, daß die Anlagefläche dem Höhenunterschied des Fahrdrahtes
folgen kann, wirkt die Kohle polierend auf den Fahrdraht. Eine sich
auf lange Zeit erstreckende Kontrolle des Fahrdrahtes beim Betrieb
mit Kohlenschleifbügeln hat die Tatsache ergeben, daß die Schonung
des Fahrdrahtes ganz außerordentlich ist und praktisch von einer
Abnützung nicht die Rede sein kann. Es ist deshalb nicht zuviel be-
hauptet, wenn man beim Betrieb mit Kohlenschleifbügeln den Fahr-
draht als den wirtschaftlichsten Teil des ganzen Betriebes in bezug
auf Unterhaltung und Ergänzung bezeichnet.
Nürnberg, 29. VIII. 1922. H. Japp.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Technik im Weltkriege. Unter Mitwirkung von
45 technischen und militärischen, fachwissenschaftlichen Mit-
arbeitern herausgegeben von Generalleutnant M. Schwarte.
Mit zahlreichen Textabbildungen. X u. 610 S. in 8°, Verlag von
E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1920. Preis geb. 4u M.
Dieses Buch gibt eine zusammenfassende Darstellung aller im
Weltkrieg zur Anwendung gekommenen technischen Hilfsmittel,
und man muß sagen, daß es dem Verfasser durch dıe richtige Aus-
wahl seiner Mitarbeiter gelungen ist, dieses Ziel fast restlos zu
erreichen. Dem Ingenieur, aber auch dem gebildeten Laien ist es
eine Freude, in so übersichtlicher Weise zusammengestellt zu
sehen, wie auf allen Gebieten die deutsche Wissenschaft und Tech-
nik dazu beigetragen hat, den Krieg, der uns von allen fremden
Hilfsmitteln abgeschnitten hat, vier Jahre gegen die Übermacht
der ganzen Welt zu führen. Für uns Techniker ist es aber ganz
besonders erfreulich, daß diese Errungenschaften des Krieges nicht
zugleich mit dem Kriege verloren sind, sondern dazu beitragen
werden, den wirtschaftlichen Sieg im Frieden zu erringen.
Sachlich zerfällt das Buch in 3 Hauptteile, welche die tech-
nischen Hilfsmittel des Landkrieges, des Seekrieges und der Heimat
behandeln. Dererste Teilist unterteilt in Infanterie-Fernkampf-
waffen, Infanterie-Nahkampfwaffen, Geschütze nebst Munition,
Pulver und Sprengstoffe, optische Hilfsmittel, Pionıerkampfmittel,
Luftkampf- und Aufklärungsmittel, Kampffahrzeuge, Verkehrs-
mittel, Nachrichtenwesen, Gaskampf und Gasabwehrmittel, Kriegs-
geologie und die Technik in der Etappe. DerzweiteTeil enthält
den Kriegsschiffbau, Torpedo, Schnell- und Fernlenkboote, Schiffs-
maschinenanlagen, Unterseeboote, Schiffs- und Küstengeschütze,
Torpedos und Minen, Signalwesen, Marineluftfahrt, Hafen, Werften
und Dockanlagen. Der dritte Teil enthält die Errungen-
schaften der Lebensmittelgewerbe, die Technik der Metallwirt-
schaft, Textil-, Leder- und Kautschukersatz, die Stickstoffgewin-
nung, die Umstellung auf Friedensindustrie und die technischen
Errungenschaften im Sanitätswesen.
Das Ganze wird abgeschlossen durch vorzügliche Bildertafeln.
Infolge der Reichhaltigskeit des Stoffes ist die Darstellung auf das
Wesentliche beschränkt, ohne daß sie an Klarheit und Verständ-
lichkeit eingebüßt hat. Besser wäre es aber gewesen, wenn an
manchen Stellen der leise erklingende politische Unterton ver-
mieden worden wäre, auch die kritischen Vergleiche mit den Lei-
stungen des Auslandes sind nicht immer ganz unparteiisch aus-
gefallen.
Das Buch sollte als Dokument deutschen Fleißes und deutschen
Wissens in keiner Bibliothek fehlen, damit es den technischen
Kreisen immer als Ansporn dient, sich auch im öffentlichen Leben
die Mitbestimmungsrechte zu sichern, die nötig sind, damit die Tech-
nik nicht nur Nothelferin bleibt, sondern in Zukunft Führerin wird.
Ch. Krämer.
Handbibliothek für Bauingenieure. Ein Hand- und
Nachschlagebuch für Studium und Praxis. Herausgegeben von
Prof. Robert Otzen. Il. Teil: Eisenbahnwesen und Städtebau.
Bd. 1: Städtebau. Von Prof. Otto Blum, Prof. G.
Schimpft t und Dr.-Ing. W. Schmidt. Mit 482 Abb. XIV
u. 478 S. in 4°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1921.
In der großangelegten Handbibliothek für Bauingenieure irt
nun vom II. Teil „Eisenbahnwesen und Städtebau” der 1. Band
„Städtebau“ herausgekommen. Unter diesem schlichten Titel hat
man sich also den Städtebau in seinen Beziehungen zum Eisenbahn-
wesen, d. h. zu den Verkehrseinrichtungen vorzustellen. Es ist be-
kannt und in der Neuzeit ganz besonders deutlich geworden, daß im
Städtebau, oder um ganz allgemein zu sprechen, in städtischen Siel-
lungen, das Verkehrsproblem eine Lebensfrage bedeutet. Zahlreiche
Einzelarbeiten sind darüber im Laufe der letzten Jahrzehnte ge-
schrieben worden, doch hat es an einem zusammenfassenden Werke
gefehlt, das diese z. T. nur schwer zu erlangenden Einzelstudien
ersetzt und so dem Fachmann als ein nützlicher Leitfaden bei seinen
Arbeiten dient.
Es galt also, in diesem neuen Bande des Sammelwerkes den Ver-
kehrs- und Bauingenieur zu Wort kommen zu lassen, wobei aber
auch die Maschineningenieurwissenschaft zu beachten war. Dre:
ausgezeichnete Kenner des Faches haben sich hier zusammengefun-
den: O. Blum, der inzwischen verstorbene G. Schimpff und
W.Schmidt
O. Blum wendet sich nach einem geschichtlichen Überblick
über die Entwicklung der Städte dem Bebauungsplan zu. Er deckt
hierbei schonungslos die Mängel bestehender Anlagen auf und läßt
daneben auch die gesundheitlichen und künstlerischen Forderungen
voll zu ihrem Rechte kommen. Als ein ununterbrochener Faden
ziehen sich durch alle seine Ausführungen gemäß dem Zwecke des
ganzen Buches die Beziehungen zwischen Stadt und Verkehrsmittel,
die sich auf Personen- und Güterförderung erstrecken. Mit Recht
wendet sich Verfasser gegen die Überschätzung der Anforderungen
an die Straßenbreite und sagt, daß der geschickte Städtebauer tat-
sächlich mit sehr wenigen Verkehrsstraßen und aucn mit verhältnis-
mäßig geringen Breiten auskomme (S. 30). Hier wäre vielleicht
noch ein Hinweis auf die in den Hauptverkehrsadern großer Städte
sich neuerdings stark bemerkbar machende Verkehrssättigung am
Platze gewesen, die der neuzeitlichen Entwicklung des Automobii-
verkehrs eine Schranke zieht. So ziehen es z. B. viele Besitzer von
Automobilen in New York heute schon vor, zu den Hochbahnen zu-
rückzukehren, weil sie infolge der trotz einer ausgezeichneten Ver-
kehrsregelung sich häufenden Wagenstauungen in den Avenuen
nicht mehr rasch genug voran kommen. Dasselbe Schicksal würde
natürlich auch die heute in Großstädten zur Entlastuug der Straßen-
bahnen mehr und mehr aufkommenden Automobilomnibusse ereilen.
Von einschneidender Bedeutung sind nun weiter die Ausführungen
des Verfassers über die Abwicklung des Bahnhofsverkehrs, also de:
besonderen Verkehrs zwischen Stadt und Eisenbahn. Das hier über
die Bahnhofsvorplätze Gesagte ist auch auf die Plätze vor Theatern,
Ausstellungen und überhaupt jedem großen verkehrsreichen Ge-
bäude anwendbar.
Neben den rein städtischen Verkehrsmitteln finden dann auch
noch die Fernbahnen und hierbei besonders der überaus lebenswich-
tige Güterverkehr in ihren Beziehungen zur Stadt eine eingehende
Behandlung. Daran schließen sich endlich Erörterungen über Frei-
flächen und Grünanlagen sowie über die Wohnungen. Hier ist Ver-
fasser bei aller warmen Teilnahme für das städtische Haus der An-
sicht, daß das Einfamilienhaus gegenüber dem Mietshaus aus wirt-
schaftlichen Gründen wohl noch zunächst ein frommer Wunsch
bleiben müsse.
Der nächste Abschnitt des Buches „Die städtischen Verkehr:
mittel” vonG.Schimpf£ffstellt die letzte Arbeit des leider so früh
verstorbenen hervorragenden Eisenbahnfachmannes vor. Sie bildet
den größeren Teil des Buches und für sich ein abgeschlossenes,
in aller wissenschaftlichen und technischen Kürze verfaßtes Lehr-
buch für den Bau elektrischer Straßen- und Stadtschnellbahnen. Von
den verkehrstechnischen Grundlagen ausgehend, behandelt dieser
Abschnitt der Reihe nach die Verkehrsmittel in ihrer technischen un!
verkehrstechnischen Bedeutung. Man findet darin die Richtlinien
für den Entwurf des Verkehrsnetzes, die Linienführung, den Bahn-
körper, Oberbau und die Stromzuführungen an Hand theoretischer
Erwägungen und.zahlreicher Beispiele aus der Praxis, die Bahnhöf:.
Werkstätten und endlich die Betriebsmittel im engeren Sinne, d. h.
Fahrzeuge für die in Frage kommenden Bahnarten, erörtert. Kapitel
üb«r die Signaleinrichtungen, Tarifgestaltung, Verkehrspolitik und
Verwaltung bilden den Schluß. Neben den Schienenbahnen finden
auch die neuzeitlichen Omnibusunternehmungen eingehende Berück-
sichtigung.
Der dritte und letzte Teil des Buches von W.Schmidt istdem
Straßenbau, der Straßenreinigung und Müllbeseitigung gewidmet
Reichhaltige Literaturverzeichnisse zu jedem der drei Teile de:
Buches und zum Schluß ein nach Buchstaben geordnetes Sachregistrr
dienen dem Leser zur Orientierung und weiteren Verfolgung d-r
einzelnen Fragen. Eine besondere Anerkennung verdienen die zahl-
reichen, klaren und das Charakteristische mit wenigen Strichen wie-
derzebenden Abbildungen, der gute Druck und das handliche Format
des Buches. Zehme.
SindSteuerersparnissemöglich? Von H.Rohdeu.
Fr.Schröder. left 1: Teil 1: Allgemeines, Teil 2: Reichsein-
kommensteuer. 2.,erw. Aufl. 88S. in 8°. 'Industrieverlag Spaeth
& Linde, Berlin 1922. Preis 17,50 M,
26. Oktober 1922.
Im Interesse der Allgemeinheit wollen die Verfasser nach dem
Vorworte ihres Werkes die „Geheimwissenschaft der Steuererspar-
nisse“ ihres geheimen Charakters entkleiden und die Steuerpflichti-
gen instandsetzen, selbst zu unterscheiden, von welchen Ersparnis-
möglichkeiten sie Gebrauch machen können, und was auf diesem Ge-
biete verboten ist. Da in vielen Fällen aus Unkenntnis mehr Steuern
entrichtet werden, als der Gesetzgeber es selbst wünscht, so werden
die Steuerpflichtigen dieses Buch sehr begrüßen. Es liegt bereits in
‚weiter Auflage vor. Bei der Schwierigkeit des Stoffes, der infolge
jer wiederholten Gesetzesänderungen und der sich dazu bildenden
Auslegung der Finanzbehörden und Gerichte dauernden Ergänzun-
cen unterliegt, erhebt es nicht den Anspruch darauf, eine erschöp-
fende und systematische Darstellung zu geben. Sein Inhalt ist aber
. loch so reich und die Darstellungsweise dank den zahlreichen auf
lie Bedürfnisse des Privatmanns und des Gewerbetreibenden zuge-
‚chnittenen, zum Teil der Rechtsprechung entnommenen Beispielen
x leicht faßlich und übersichtlich, daß es seinen Lesern großen
Nutzen bringen und viele Unsicherheiten beseitigen wird. Hinge-
; wiesen sei nur auf die allgemein interessierenden Ausführungen
über die verschiedenen Arten von Abzügen des $ 13 EStG.. über die
Ermäßigungen gem. $ 26 a. a. O. und über die steuerliche Behandlung
ler Zuwendungen an Unterhaltsberechtigte. Arbeitgeber und Ar-
heitnehmer wird das Kapitel „Errichtung von Pensionskassen”,
Grundbesitzer Abschnitt II über die Ersparnisse aus Grundbesitz
interessieren, während die Gewerbetreibenden in Titel IV „Erspar-
nisse bei kaufmännischer Buchführung” viel wertvolle Fingerzeige
iber die Aufstellung der Inventur, die Behandlung nicht realisier-
ter Konjunkturgewinne, von Börsenverlusten und Gewinnen und
über Abschreibungen und Rücklagen jeder Art finden werden. Auch
die Finanzbehörden werden mit der Tendenz des Buches einver-
standen sein, da es dazu beitragen wird, die steuerlichen Verhält-
- nisse der Pflichtigen klarer zu gestalten.
Regierungsrat Oswald.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Neue Tabellen zum Steuerabzug. Gültig ab 1. VIII. 1922. Von
Regierungsrat Schlör. 4. Aufl. Mit 10 Tabellen. 11 S. in 8°, Industrie-
verlag Spaeth & Linde, Berlin 1922. Preis 120 M.
Geschichte der Gasmotorenfabrik Deutz. Von Prof. Conrad
Matschoss. Mit zahlr. Abb. VIII u. 152 S. in 4%. Verlag des Vereins
deutscher Ingenieure Berlin 1922. Zu beziehen durch die Verlagsbuch-
handlung Julius Springer, Berlin. Preis 150 M.
Die steuerliche Bewertung des Vermögens. Von Dr. Fritz Hauss-
mann, Dr. Heinrich Höpker, u. Dr. Richard Rosendorff. 291 S. in 80.
‚Industrieverlag Spaeth & Linde, Berlin 1922. Preis 180 M, geb. 220 M.
Die Außenhandels-Kontrolle.e. Kommentar zu den Ein- u. Ausfuhr-
bestimmungen nebst statistischem Warenverzeichnis. Von Juliva Bokies,
Kurt Friedrich, Dr. u. Kurt Rosenberg. Bd. I. Die Ein- u.
Ausfuhrverordnungen nebst Kommentar. VIII u. 314
S. in 8. Bd. II. Statistisches Warenverzeichnis mit An-
gabe der Bekanntmachungen über die Arsfuhrverbote und der Einfuhr-
freiheit der zur Erteilung der Ein- u. Ausfuhrbewilligung zuständigen
Stellen, der Ausfuhrabgaben und der Zollsätze. Abgeschl. am 8. April
1922. VIII n. 228 S in 80. Industrie verlag Spaeth & Linde, Berlin 1922.
Preis für beide Bände 230 M, geb, 290 M.
„Siemens Handbuch“. Elektrische Installation für Licht und
Kraft. Von Dipl.-Ing. P. Stern. Mit 365 Abb. XVI u. 224 S. in 8°,
Herausgegeb. vom Literarischen Bureau der Siemens-Schuckertwerke
Berlin 1922.
Aus Handel, Industrie und Technik. Briefwechsel und Musterbeispiele.
Von Alfred Schlomann. Heft 1—6. Verlag von R. Oldenbourg, München
u. Berlin 1922. Preis 660 M freibleibend.
Fortschritte der Technischen Physik. Vorträge von der 2. Jahres-
tagung der deutschen Gesellschaft für technische Physik in Jena vom
19. bis 25. IX. 1921. Von der Deutschen Gesellschaft für tech-
nische Physik E. V. genehmigter Sammelabdruck der 3 Jena-Sonder-
nummern der Zeitschrift für Technische Physik. 111 S. in 80. Verlag von
Joh. Ambrosius Barth, Leipzig 1922. Preis 48 M.
Handbibliothek für Bauingenieure. Ein Hand- und Nachschlage
buch für Studium und Praxis. Von Gch. Reg.-Rat Prof. Rob. Otzen.
II Teil: Eisenbahnwesen und Städtebau. Bd. 7: Sicherungsanlagen
im Eisenbahnbetriebe auf Grund gemeinsamer Vorarbeit mit Prof.
Dr.-Ing. M. Oder +: Verfaßt von Prof. Dr.-Ing. W. Cauer. Miteinem An-
hang : Fernmeldeanlagen und Schranken Von Dr.-Ing F. Ger-
stenberg. Mit 484 Abb. im Text und auf 4 Tafeln. XVI u. 459 S. in 8°.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1922.
Die sozialen Organisationen. Von Dr. Emil Lederer. „Aus Natur
u. Geisteswelt‘‘ Bd. 545, 2. Aufl. 130 8. in kl. 80. Verlag von B. G. Teubner,
Leipzig u. Berlin 1922. Preis 38,40 M, geb. 48 M.
Einführung in die Hochspannungstechnik. Von Dr.-Ing. K.
Fischer. „Sammlung Göschen.‘‘ Bd. 609, Teil I: Die Vorgänge in Isolier-
körpern und isolierten Leitungen. 3. Aufl. Mit 77 Abb. 119 S. in 16°.
Verlag der Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter
& Co., Berlin u. Leipzig 1921. Preis 48 M.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43.
1325
Der Lohnabzug. Auf Grund der Einkommensteuernovelle vom 20. Juli
1922 und der abgeänderten Durchführungsbestimmungen vom 21. Juli
1922. Von Rechtsanwalt Dr. Fritz Koppe. 204 S. in 8°. Verlag von
Späth & Linde, Berlin 1922. Preis 78 M, geb. 98 M, Halbleinen geb. 92 M.
Kommentar zum Reichsmietengesetz nebst den Ausführungsvor-
schriften der wichtigsten Länder und den Ortsverordnungen von Berlin,
Frankfurt a. M., Köln, Leipzig. Von Wilh. Walther u. Max Diefke.
VIII u. 263 S. in 8°. Verlag von Otto Liebmann, Berlin 1922. Preis 135 M.
Wärmelehre und Chemie für Kokerei- und Grubenbeamte.
Von Dr. H. Winter. Mit 104 Textabb. IV u. 209 S. in 80, Verlag von
Julius Springer, Berlin 1922. |
Die technische Mechanik des Maschineningenieurs mit besonderer
Berücksichtigung der Anwendungen. Von Prof. Dipl.-Ing. P. Stephan.
Bd. 3: Bewegungslehre und Dynamik fester Körper. Mit 264 Textabb.
IV u. 252 S. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922.
Wärmestrom-Bilder (Sankey-Diagramme) aus dem Eisen-
hüttenwesen. Nach eigenen Versuchen oder Versuchen der angeschlosse-
nen Werke gesammelt und herausgegeben von der Wärmestelle Düssel-
dorf des Vereins deutscher Eisenhüttenleyute. Mit 11 Abb. u. 2 Tafeln.
28 S. in gr. S®. Verlag Stahleisen m. b. H., Düsseldorf 1922. Preis 120 M.
Technisches Hilfsbuch. Herausgegeben von Schuchardt & Schütte.
5. Aufl. Mit 500 Abb. u. 7 Tafeln. XI u. 462 S. in 80. Kommissionsverlag
von Julius Springer, Berlin 1922.
Sonderabdrucke. `
Das magnetische Feld in den Lufträumen elektrischer Ma-
schinen. Von Rudolf Richter. „Archiv für Elektrotechnik‘, Heft 3,
1922,
Schaltung zur Untersuchung von Motoren im Anlauf. Von Rudolf
Richter. ‚Elektrotechnik und Maschinenbau‘‘, Heft 14, 1922.
Passungssysteme. Von Otto Kienzle. „Werkstattstechnik‘‘, Heft 4.
1922.
Aus der Geschichte der deutschen Fernmeldetechnik. Von
Ing. L. Werner. „Illustrierte Elektro-Woche‘‘, 3. Jahrg. 1922. Sonder-
nummer „Über Fernmeldetechnik‘.
Doktordissertationen.
Über die Verwendbarkeit des künstlichen Kautschuks
Technische Hoch-
Kurt Geisler.
(Methylkautschuk) für elektrische Isolierungszwecke.
schule Berlin 1919.
Ernst Klein. Kraftbedarf der Feinspinn- und Zwirnmaschinen.
nische Hochschule Berlin 1922.
Val. Litz. Die Vorteile dor Massenherstellung von Maschinenteilen gegen-
über ihrer Einzelherstellung im’ allgemeinen Maschinenbau. Technische
"Hochschule Berlin 1921.
Conrad Harmsen. Über die Grundlagen der Nautik des Luftmeeres.
Technische Hochschule Berlin 1921.
Georg Müller. Über die Vergasung rheinischer Rohbraunkohle und ihren
Verlauf bei Anwendung einer Vortrocknung. Technische Hochschule
Berlin 1922.
Kurt Thielsch. Die Bedeutung des Dampfdruckes für den Bau und die
Wirtschaftlichkeit von elektrischen Großzentralen. Technische Hoch-
schule Berlin 1920.
Fr. Klemann, Über die zweckmäßigste Buchführungsart in Öffentlichen
Wirtschaftsbetrieben unter Berücksichtigung der Finanzwirtschaft.
Technische Hochschule Berlin. -
H. Briefs, Beiträge zur analytischen Chemie des Vanadins mit Berück-
sichtigung der Untersuchung eisenhüttentechnischer Stoffe. Technische
Hochschule Berlin 1921. D
E. Wandeberg, Beiträge zur Kenntnis des Schleichens der Drehstrom-
Asynchronmotoren. Technische Hochschule Berlin 1921.
M. Schlipköter, Wirtschaftlichkeit neuzeitlicher Hochofengasreinigungen
im Ruhr- und Mincttebezirk. Technische Hochschule Berlin 1920.
F. Beitter, Der Dampfzusatz im Generatorbetrieb. Technische Hochschule
Berlin 1921.
W. Krebs, Studien über die Abbindefähigkeit von basischen Hochofen-
schlacken. Technische Hochschule Berlin 1921.
F. Pacher, Über Fehlstellen in Blöcken von siliziertem Siemens-Martin-
Stahl und deren Vermeidung. Technische Hochschule Berlin 1921.
W. Berndt, Zur Kenntnis des Schwelteers aus mitteldeutscher Braun-
kohle. Technische Hochschule Berlin 1922.
K. von Mücke, Der Butzinger Golderzdistrikt im Siebenbürgischen Erzge-
birge, sein geologischer Aufbau und seine Lagerstätten. Technische Hoch-
schule Berlin 1914.
Max Schulze, Ein Beitrag zur Theorie der binären Gemische. Technische
Hochschule Berlin 1919.
A. Spilker, Beitrag zur Berechnung des durch einen vollwandigen Balken
verstärkten steifen Bogens und verwandter statischer Systeme. Technische
Hochschule Berlin 1922.
A. S. Schott, Die Verarbeitung kupferarmer, kalk- und magnesiahaltiger,
oxydischer Erze auf nassem Wege. Technische Hochschule Dresden 1920.
Fritz Paul Müller, Synthetischer Aufbau der Gruppe der Berührungstrans-
` formation der Kugeln. Technische Hochschule Dresden 1921.
Tech-
1326
Ludwig Krauß, Untersuchung selbsttätiger Pumpenventile und deren Ein-
wirkung auf den Pumpengang. Technische Hochschule Dresden 1913.
Eduard Caspari, Wirkungen der Unsymmetrien bei Doppel-Freileitungen
und ihre Beseitigung durch Verdrillung. Technische Hochschule Darm-
stadt 1920.
Zeitschriften.
Archiv für Elektrotechnik, 1922 Bd. XI, Heft 5 enthält folgende
Arbeiten: H. Hemmeter, Die Berechnung von eisenlosen Drossel-
spulen. R. Dieterle, Die Schutzerdung bei der dieelektrischen Verlust-
messung an Hochspannungskabeln. K. H. Warfvinge, Über elektrische
Energieübertragungen. V. Engelhardt, Verwendung des magnetischen
Spannungsmessers in der Kompensationsschaltung.
„Archiv für Elektrotechnik‘‘, Bd. XI, 1922, Heft 6, enthält folgende
Arbeiten: W. Schröder, Berechnung der Eigenschwingungen der doppel-
lagigen langen Spule. J. Spielrein, Vektorielle Darstellung der Lorenz-
transformation. K. W. Wagner, Die Eigenfrequenzen einlagiger Spulen.
„Werkstattstechnik‘, XVI. Jahrg. 1922, Heft 18. Industrielle
Psychotechnik. Verlag von Julius Springer, Berlin. Preis 50 M.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Wirtschaftslage !). Der Monatsbericht des ‚‚Reichs- Arbeits-
blattse‘‘ vom 11. X. konstatiert für eine Reihe von Gewerbezweigen im
September ein Abflauen der durch den Sturz der Mark im Vormonat aus-
gelösten Deckungskäufe der Verbraucherkreise infolge der Kapital- und
Kreditnot und des allgemeinen Sinkens der Kaufkraft im Inlande.
Der Rückgang der Bestellungen hat sich aber i. a. im Beschäftigungsgrad der
Industrie noch nicht ausgewirkt, weil Aufträge aus den Vormonaten vor-
läufig noch die Tätigkeit der meisten Unternehmungen sicherten. Doch zei-
gen das Wachsen der Zahl der Arbeitsuchenden und Meldungen über Betriebs-
einschränkungen, daß die noch ungewöhnlich günstige Lage des Arbeits-
marktes nicht ungeschmälert fortbestehen wird.
* In der Elektroindustrie hat sich die Zurückhaltung der Kundschaft
mit Bestellungen trotz reichlichen Bedarfs weiter verstärkt, weil es an
flüssigen Mitteln fehlt. Der Beschäftigungsgrad ist nach 80 Einzelberichten
(für 0,176 Mill. Arbeitnehmer) gegenüber dem des Vormonats im ganzen un-
verändert geblieben; 81% dieser Arbeiterschaft gehörten Unternehmungen
mit befriedigendem Geschäftsgang an, der Anteil der gut beschäftigten
Werke hat sich von 17 auf 16% verringert. Nach den Angaben der Landcs-
arbeitsämter mußten wegen Arbeitsmangel vereinzelt Arbeiterentlassungen,
z. B. in einem Kölner Kabelwerk, vorgenommen werden. Viele Berichte
heben Mangel an Roh- und Hilfsstoffen hervor. Im übrigen kann auf die
Darlegungen der pronaren Handelskammern (ETZ 1922, S. 1276) ver-
wiesen werden. Lohnerhöhungen sind verschiedentlich eingetreten; so
wird z. B. eine außertarifliche Zulage von etwa 10% erwähnt. Die Lage der
elektrotechnischen Porzellanindustrie in Schlesien scheint nach wie vor
wenig zu befriedigen, in Thüringen war sie dagegen verhältnismäßig gut.
Indexziffern. — Der Kaufkraftindex der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“
betrug in der Woche vom 7. bis 13. X. 503,96 (418,62 i. Vw.), d. h. die In-
andkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen, besaß nur
noch sii ihres Vorkriegswertes und, am Dollarmittelkurs in Berlin (2601,66)
gemessen, nur noch den 620. Teil ihres Außenwertes der Vorkriegszeit. Ge-
genüber einer Steigerung des: Dollarmittelkurses um 32,4%, hat sich das
Großhandelspreisniveau, am Kaufkraftindex gemessen, nur um 20,3%, er-
höht. Die Meßziffer der Warengruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle
ist von 462,14 auf 542,22, also um 17,3% gewachsen, die Metallpreise haben
sich durchschnittlich um 33,8%, die Eisenpreise um rd 50% erhöht.
Die deutsche Industrie zur Verordnung gegen die Speku-
lation in ausländischen Zahlungsmitteln. — Der Reichsverband
der deutschen Industrie hat in einer Eingabe an den Reichskanzler
sein stärkstes Befremden darüber ausgesprochen, daß die inzwischen im
RGBI. 1922, I, S. 795, veröffentlichte Verordnung gegen die Spekulation
in ausländischen Zahlungsmitteln vom 12. X. und die vom Reichswirtschafts-
minister dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen ohne Anhören industri-
‘oller Sachverständiger erlassen worden sind. Die Industrie müsse diese
Nichtberücksichtigung umso eigenartiger empfinden, als sie sich durch ihre
Zentralvertretung dem Reichswirtschafteministeium gegenüber verpflichtet
habe, durch Einwirkung auf ihre Mitglieder die Zwangsregulierung in Aus-
landswährung bei Inlandgeschäften gemäß der Entschließung des wirt-
schaftepolitischen und finanzpolitischen Ausschusses des Vorläufigen Reichs-
wirtschaftsrats unmöglich zu machen. Der Reichsverband hält seine sch wer-
wiegenden grundsätzlichen Bodonken gegen eine gesotzliche Regelung
der in Frage kommenden Materie in vollem Umfange aufrecht und ersucht
die Reichsregierung dringend, vor Inkrafttreten eines endgültigen Gesetzes
zur Bekämpfung der Devisenspekulation durch ihn die industriellen Sach-
verständigen über die Wirkung einer derartigen Regelung gutachtlich zu
hören, u. zw. umgehend, weilinfolge der in vielen Punkten gänzlich unklaren
Fassung der Verordnung selbst wie der Ausführungsbestimmungen eine
. Unsicherheit in das Wirtschaftsleben und insbesondere in die Abwicklung
in- und ausländischer Geschäfte hineingetragen werde, die schwere wirt-
schaftliche Erschütterungen zur Folge haben müsse und vielfach deutsche
Unternehmungen zugunsten ausländischer Firmen ausschalte. Die Industrie
müsse namentlich darauf bestehen, daß laufende Geschäfte unbeschadet der
ı) Vgl. „ETZ“ 1922, 8 1222.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43.
ie
26 Oktober 1922.
Vorschriften der Verordnung unter gleichen Bedingungen reguliert werden
können, unter denen sie abgeschlossen wurden. Ferner müsse die Zahlung
in Auslandwährung an Importeure und einführende Fabrikanten auf Grund
der Bestimmungen des $ 14 der Verordnung (Ausnahmen von deren Be-
stimmungen) gestattet werden. — Auch zahlreiche andere Körperschaften
haben ernste Einwände gegen die Notverordnung erhoben.
Reichsarbeitsverwaltung. — Das 1920 errichtete Reichsamt für
Arbeitsvermittlung hat nunmehr die Bezeichnung Reichsarbeitsver-
waltung erhalten und bildet von dieser im Sinne des Arbeitsnachweisge-
setzes von 1922 jetzt eine Abteilung.
Umsatzsteuer. — In dem Entwurf zur Abänderung des Landes-
steuergesetzes wird eine Erhöhung der Umsatzsteuer von 2 auf 2,5",
vorgeschlagen.
Neues Einlösungsverfahren für englische Reparationsgut-
scheine. — Das bei Einlösung der englischen Reparationsgut-
scheine seit dem 1. VI. angewendete Verfahren bietet technisch erhebliche
Schwierigkeiten, weil die Grundbedingungen hierfür in zahlreichen Fällen
nicht erfüllt werden und es deutscherseits nicht möglich war, diesem Übel-
stande abzuhelfen. Infolgedessen hat die Friedensvertrag-Abrechnungs-
stelle G. m. b. H., Charlottenburg, seit dem 15. X.einneues Einlösungs-
verfahren eingeführt, das die genannten Mängel beseitigt, ohne die Möglich-
keit der Kurssicherung Sifsuhelen. Es ist in einem Merkblatt der Friedens-
vertrag-Abrechnungsstelle niedergelegt, das die „Deutsche AußenhandtIs-
Korrespondenz‘ vom 16. X. wiedergegeben hat, und dessen Beachtung allen
Exporteuren dringend empfohlen wird.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. — Nach den neuen, diesem Heft beiliegenden
Festsotzungen der Preisstelle Nr. 70 (grün) und 70 A (gelb) sind die Teue-
rungszuschläge mit Ausnahme der Gruppen Glühlampen und Heiz- und
Kochapparate sowie der Ziffer 71 durchweg weiter erhöht worden, ebenso
der Mindestpreis für Transformatoren- usw. Öl. Sie gelten vom 19. bis 25. X.
Für die Umrechnungsmultiplikatoren sind nunmehr die Angaben der Ta-
bellenausgaboe 20c maßgebend. Sonderabdrücke der Festsetzungen
können nach wie vor vom Verlag Julius Springer, Berlin W 9, Linkstraße ?3
und 24, u.zw. bis auf weiteres zum Preise von je 4 M zuzüglich Porto, bezogen
werden.
Außenhandel.
Deutschland. — Seit dem 10. X. sind die Ausfuhrmindest preise für
Elemente und seit dem 14. X. die für Taschenlampenbatterien be
züglich der Länder, nach denen in Reichsmark verkauft werden dari.
geändert worden. Auch die Preise für Niedervolt- und Taschen-
lampen-Glühbirnen haben eine Änderung erfahren. Nähere:
bei der Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. Nach einem Hin-
weis des Reichskommissare für Aus- und Einfuhrbewilligung steht allei:
dem Reichskommissar zur Ausführung von Aufbauarbeiten in den zer-
störten Gebieten die Entscheidung darüber zu, ob bei Reparations-
lieferungen im freien Verkehr an Frankreich eine Ware der Liste à
des Bemolmans-Abkommens zuzurechnen und deshalb dem betreffen-
den Vertrage deutscherseits die Zustimmung zu versagen ist. — Die Fran-
zösische Handelskammer in den Rheinlanden (Mainz, Rheinstr. 65) ver-
öffentlicht in ihren Monatsheften regelmäßig eine Liste deutscher Unter-
nehmen, die an den Reparationslieferungen nach dem Wies-
badener Abkommen teilzunehmen beabsichtigen. Firmen, die in dies
Liste kostenlos eingetragen zu werden-wünschen, wollen sich unter genauer
Angabe der in Betracht kommenden Waren und Beifürung von Rückpertc
an die genannte Stelle wenden, die auch jede Auskunft erteilt. — Bei Waren.
die einer Ausfuhrbewilligung nicht bedürfen, ist die Presseabgabe (1},,"x
des Ausfuhrwertes) durch Verwendung von Rückvergütungsmarken z327
entrichten. die vom Absender auf der Rückseite der Ausfuhrerklärung bı».
auf einer Fahne dazu aufzukleben und zu entwerten sind. Die Umrechnung
des etwa in ausländischer Währung angegebenen Wertes erfolgt nach den
Bestimmungen für die statistische Gebühr. Sendungen im Wert unter
10 00N M sind abgabefrei. Für das besetzte Gebiet fehlt noch die bezüglich*
Entschließung der Interalliierten Rheinlandkommission. — Wegen der
Stellung der Interalliierten Rheinlandkommission zur Ausfuhr von Re-
parationsware aus dem besetzten Gebict ist es notwendig, daß dir
deutsche Vertragspartei den Antrag auf Ausfuhrgenehmigung nicht nur be
der zuständigen Außenhandelsstelle, sondern gleichzeitig auch bei dem Aus-
und Einfuhramt Bad Ems einreicht, weil andernfalls damit zu rechnen ist.
daß die Ware wegen Fehlens einer Ausfuhrgenehmigung des genannten
Amtes an der Grenze zurückgehalten wird. — Das Goldzollaufgeld
ist vom 25. bis 31. X. auf 53 900 %/, erhöht worden.
England. — Im September sind elektrische Waren und Apparate
im Wert von 129488 £ eingeführt worden, also um 5775 £ mehr als m
gleichen Monat des Vorjahres (123713 £). Die Ausfuhr hatte einen Weri
von 524 142 £ und war damit um 400 625 £ geringer als im September 19]
(924 767 £).
Portugal. — Da die portugiesische Regierung der Vereinbarun?
zwischen der Reichsregierung und der Reparationskommission vom 2. Y}
beigetreten ist, können die deutschen Sachlieferungen im Rahmen des
genannten Abkommens auf dem Wege freier Verträge zwischen deutschen und
portugiesischen Staatsangehörigen ausgeführt werden. Auf das Lieferunt:
verfahren findet die Bekanntmachung über Ausführung von Reparstioß'
lieferungen im freien Verkehr an Belgien vom 2. X. Anwendung.
26. Oktober 1922.
———
V. S. Amerika. — Im Juli hat der Wert der ausgeführten elek.
trischen Maschinen und Apparate 4,350 Mill. $ betragen (6,314 i. V.). An
Glühlampen sind 0,385 Mill. Stück exportiert worden (0,474. V.). Die Ein-
fuhr letzterer betrug 1,941 Mill. Stück (1,310 i. V.).
Neue Gesellschaften. — Elektrochemie ‚‚Feith‘‘' G. m. b. H.,
Düsseldorf-Oberkassel. Gegenstand: Ausnutzung und Verwertung elektro-
technischer Verfahren sowie Bau und Vertrieb aller in das Fach schlagenden
Maschinen und Apparate. Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Kieler Elektro-
motorenwerk G. m. b. H., Kiel. Gegenstand: Fabrikation elektrischer
Maschinen und Apparate. Stammkapital; 0,3 Mill. M. — Licht-, Kraft-
u. Wasserwerke Kitzingen G. m. b. H., Kitzingen. Gegenstand: Er
zeugung, Lieferung und Ankauf sowie Vorkauf von jA
sonstigen Licht-, Heiz- und Kraftmitteln, die Errichtung der hierzu erforder-
lichen Werke usw. Stammkapital: 1 Mill M. — Isolierstoff-A.G., Berlin.
Gegenstand: Herstellung und Vertrieb von Isolierstoffen und Isoliermate-
rialien für die elektrotechnische Industrie. Grundkapital: 3 Mill. M. — A ppa-
ratebaugesellschaft m. b. H., Berlin. Gegenstand: Herstellung und Vor-
trieb technischer Erzeugnisse und eigener Erfindungen, wie elektrische
Apparate usw. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — „Elbeg‘‘ Elektro-Bedarf
G.m. b. H., Leipzig. Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb elektrotechni-
scher Hoch- und Niederspannungsmaterialien. Stammkapital: 0,1 Mill. M.
— Elektrotechnische Fabrik Ernst Koch, Kommanditgesellschaft,
Hildesheim. — Elektro-Instrumente-Reparatur-G.m.b. H., München.
Gegenstand: Instandsetzung defekter MeBinstrumente aller Systeme und
Nacheichung, An- und Verkauf neuer und gebrauchter MeBinstrumente usw.
Stammkapital: 0,1 Mill. M.
Betriebsergebnisse. — Deka Elektrowerke A.G., Fröndenberg
a. d. Ruhr. 1921/22. Einnahmen: 11 267505 M; Handlungsunkosten:
7160533 M; Abschreibungen: 305 136 M; Reingewinn: 3 801] 836 M; Divi-
dende: 30% auf 9 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 347 653 M. — Elektrici-
tätswerk Westtalen A.G., Bochum, 1921/22. Anschlußwert : 156 790 kW
(139494 i. V.); Lieferung: 121,071 Mill. kWh (102,993 i. V.); Gasabgabe:
5,8244 Mill. m3 (5,766 i. V.); Wasserabrabe: 67 666 m (68 971 i. V.); Ein-
nahmen mit Zinsen usw.: 168 866 068 M (87 884 886 i. V.); Betriebs- und Ge-
schäftsunkosten : 135 754 756 M (72 293 633i. V.); Anleihezinsen und -kosten:
4522 799 M: Abschreibungen und Rücklagen: 28,2 Mill. M (10 412000 M
i. V.); Reingewinn mit Vortrag (190 594 M): 579107 M (572 344 i. V.); Di-
vidende: wieder 6% auf 6 Mill. M Aktienkapital (jetzt 50 Mill. M.); Vortrag:
197357 M. — Märkisches Elektricitätswerk A.G., Berlin. 1921. An-
schlußwert: 146 341 kW (116 441 i. V.); Lieferung: 98,582 Mill. kWh (75,901
i. V.): Geschäftsgewinn: 47517 712 M (21 809 765 i. V.); Handlungsunkosten
1162 684 M (2023 480 i. V.); Steuern, Abgaben, Versicherungen: 2 238 458
M (911 126 i. V.); Sollzinsen: 2 968 797 M (988 386 i. V.); Abschreibungen:
37 304 673 M (17 068 542 i.V.); Reingewinn mit Vortrag (526 M): 823 625 M
(20 555 i. V.); Dividende: wieder 6% aut 12 Mill. M Aktienkapital; Vortrag
44 M. — Niederschlesische Elektricitäts- und Kleinbahn-
A. G., Waldenburg i. Schl. 1921/22. Anschlußwert: 35 198 kW (30 914i. V.);
Liefer : 55,190 Mill. kWh (42,529 i. V.); Leistung: 1,302 Mill. Wagenkm
(1.6061. V); Einnahmen aus Licht und Kraft: 87 516 663 M (38 592 817i. V.);
dsgl. aus Bahnbetrieb: 12 494 134 M (6514 109i. V.); dsgl. aus Zınsen usw.:
H2 728 M (5163 i. V.); Obligationszinsen: 855 905 M; Unkosten des Licht-
und Kraftbotriebes: 83 125 327 M (34 820 212 i. V.); dsgl. des Bahnbetriebes :
13 342 081 M (8 101 119i. V.); Gewinn mit Vortrag (57 883 M): 3198 095 M
(1 800 020 i. V.); Dividende: 12°% auf 20 Mill. M Aktienkapital (10% auf
12 Mill. M i. V.); Vortrag: 68 068 M.
Ausschreibungen. — Am 11. XI. vergibt die Gomeindeverwal-
tung von Oostham (Belgien, Prov. Limbourg) die Herstellung eines
Netzes oberirdischer eloktrischer Leitungen. Die Bedingungen können
vom Secrétariat communal in Oostham bezogen werden. Preis der Zeich-
nungen 7,5 Fr. — Am 20. XII. vergibt die Verwaltung der ägyptischen
Häfen und Leuchtfoucer in Alexandria die Lieferung von 16 transpor-
tablen elektrischen Hafenkränen und 8 elektrischen Aufzügen von
je 1500 kg Tragkraft. Angebote sind an die Administration of Ports and
Lighthouses in Alexandria zu richten. — Am 5. I. 1923 vergibt das belgische
Ministerium der Kolonien die Herstellung eines Netzes elektrischer
Leitungen in Stanley-Pool (Kongogebiet). Angebote sind an die
IX, Direction du Ministère des Colonies, Brüssel, Ruo de Namur 20, zu richten.
Baumarkt. — Bitburg (Rheinland). Für die Fertigstellung der Elek-
trizitätsversorgung des Kreises hat der Kreistag eine weitere Anleihe von
3) Mill. M bewilligt. — Chemnitz. Die Kraftanlage im Nordplatzwerk soll
erweitert werden; hierfür wurden 75 Mill. M bereitgestellt. — Homberg
(Hessen). Nach der Frankfurter ‚„Volksstimme‘‘ ist das Elektrizitätswerk
durch eine Feuerbrunst bis auf das neue Maschinenhaus zerstört worden;
hier dürften sich demnächst Lieferungsgelegenheiten bieten. — Zielenzig
(Brandenburg). Der Kreistag des Kreises Ost-Sternberg hat prinzipiell eine
erhöhte Beteiligung am Aktienkapital des Märkischen Elektricitätswerkes
zwecks Fortführung des Ausbauos der Zentrale in Fürstenberg genehmigt.
Von der Börse. — (11. X. bis 17. X. 1922). Während der Devisen-
markt zunächst, doch nicht auf längere Zeit, durch Ankündigung und Erlaß
der im übrigen hinsichtlich ihrer Wirkung sehr skeptisch beurteilten Ver-
ordnung der Reichsregierung gegen die Spekulation in ausländischen Zah-
lungsmitteln zum Nachteil der Valutapapiere alteriert wurde, entwickelte
sich in Industriewerten ein lebhaftes Geschäft, das im Laufe der Berichtszeit
unter dem Einfluß bedeutender Ankäufe des Auslandes, zu denen der Stun-
dungsplan Bradburys Veranlassung gegeben haben dürfte, und gewisser an-
regender Momente (Abschluß der Phönix-A. G., Ausführungen des Geheim-
rate Klöckner über die Wirtachaftslage, Interessengemeinschaft Rheinstahl-
van der Zypen usw.)sehr beträchtliche Kursbesserungen brachte. Vorüber-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 3.
ektrizität, Gas und
1327
gehend wurde die Stimmung allerdings durch das weitere Anwachsen der
schwebenden Schuld um 39 Milliarden M und an den kommunistischen
Tumult in Berlin geknüpfte Befürchtungen wegen eines Generalstreiks
ae Elektroaktien waren zeitweise sehr begehrt und am
Schluß der Berichtezeit mit wenigen Ausnahmen z. T. bedeutend im Kurse
gehoben, so besonders Felten & Quilleaume Carlsw. ( + 1950%), Schuckert &
Co. (+ 790%), A.E.G. (+ 740%), Siemens & Halske ( + 700%), Accumul.-
Fabr. (+ 650%), Bergmann (+ 470%), Rhein. El.-A. G., Mannheim
(+ 279%), Sachsenwerk (+ 265%), Ges. f. elektr. Untern. (+ 255%).
Gesellschaften
Accumul.-Fabr., Berlin ... .| 25 3500 !3200 |3850 3850
A. G. f. El. Anlg., Berlin .. .| 8 — — — —
A. E. G., Berlin. ....... 16 860 860 |1600 1600
AR » Vorz.-A.. . 3 105 104,13| 106,50: 106
S „» Vorz.-B ‚ 725 | 146 145 150 150
Bergmann, Berlin ......'. 20 830 8830 |1300 1300
Continent. Ges. Nürnberg .. .| 0 — — — —
.. AR A orz.-A.ı 8 700 650 8'0 810
Drahtloser Übersee-Verkehr . .| 12 550 550 975 975
a AR „ neue A..| — 498 498 820 820
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. .| 5 1525 |1305 |1590 1590
„ Niederl. jö j ik — 2000 12000 12200 2200
„ Südam. s a 6 1325 |1225 |1370 1370
„ Kabelwerke, Berlin 20 615 615 790 790
Elektra, Dresden . ......] 10 281 231 315 315
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 970 930 | 1075 1075
A » » » München. .| 10 — 475 550 550
„ „ „ „ „ neue A.. ee TES SE ee: Er
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 595 590 710 710
E. W. Liegnitz .... s.a’ 10 310 | 310 | 355 355
E. W. Schlesien . .....:. 12 510 510 600 600
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 1350 |1350 |3300 3300
Ges. f. elektr. Untern., Berlin 20 805 806 | 1060 1060
Hackethal, Hannover . ... . 20 648 648 800 800
Hamburgische E. W. ..... 10 296 296 300 300
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 1550 |1400 |1650 1650
Kraftūbertrag., Rheinfelden . .| 0 1700 |1650 | 1800 —
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 498 498 675 675
C. Lorenz, Berlin .. .. .. | 35 900 900 |1150 1150
Dr. Paul Meyer, Berlin . . . .| 15 430 430 500 500
Mix & Genest, Berlin . . . . .| 16 600 535 800 800
Neckarwerke, EBlingen . . . .| 10 310 310 370 369
Niederschles. Elektr. u. Straßenb..| 12 — — — —
Oberbayer. Überlandz., München.| 9 430 | 430 | 460 460
H. Pöge, Chemnitz ..... .| 12 534 534 631 631
PB m Vorz.-A. . .| 7 106 95 106 96
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 440 430 700 700
a o aie » Vorz.-A.]| — 123 116 125 121
M. Schorsch & Cie., Rheydt . .| 10 700 700 775 776
Sachsenwerk, Dresden . . . . .| 20 680 680 945 945
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 |1760 |1760 |2750 |2550
„Siemens“ El. Betr., Berlin 0 154,75! 154,76! 169 160
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 3100 |3100 |3800 | 3650
Stettiner E. WW... ...... 15 645 645 745 745
Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 700 700 800 800
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin.| 35 1040 |1000 |1220 —
Voigt & Haeffner. . . . 20 842 842 910 910
m Vorz.-A. 20 580 580 660 660
Hartmann & Braun. . . | Frank- | 25 890 890 1000 1000
Emag. Elektr.-A. G. .? furt | 2 540 540 630 630
Main Kraftwerke, Höchst | a. M. | 10 294 294 8334 334
Heddernh. Kupferw. u.
Südd. Kabelwerke. .” 20 ., 755 761 1550 1550
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je
ausländische Einheit) betrugen im Oktober:
in 20. 19. es. | m | 16 14.
Christiania (Kr) . . | 626.431 576.56| 522,85) 521,35! 634.33) 496 88
Helsingfors (finn. M) | 8478| 75.19 6797] 66.17| 6667) 63,12
Holland (Gld) . . . | 1381.53| 1246.85] 1128,59, 1104,62 1118.60 1052,68
Italien (L). . . . . 14862 134.16 12185 11960, 120.35! 11586
Kopenhagen (Kr) . | 70523 64435! 577.78] 56429 57228 545.32
London (£) . . . . [15760 50 14264,25 12858.90 12584.25 12759,00 12009 95
New York ($) 3551,10, 3192.00, 2396.37| 2846,43, 2876 40 2721,59
Österreich (K) . . . 065 00 004: 004 004 004
Paris (Fr)... .. 264,33, 23640) 21673, 214.23, 217,48, 205.74
Prag (Ke)..... 118,70, 10498) 9493: 93,13; 96,38) 9238
Schweden (Kr). . . | 94263, 8.285] 774,031 759.05, 76904 724,09
Schweiz (Fr). . . . | 641.38) 583,53] 533.83] 529.34 531,34 501,87
Spanien (Pes) 643,63] 492,76| 441,96| 434,46) 438,45) 418,23
1328
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 43.
286. Oktober 1922.
WARENMARKT.
Hochspannungsisolatoren. — Dio Vereinigten Porzellan -Isola-
toren-Werke G. m. b. H., Berlin, haben den Teuerungszuschlag ab 16. X.
von 1025% auf 1600% erhöht. Die neuen Verkaufspreise gelten bis zum
31. X.
Niederspannungsmaterlal. — Der Verband Deutscher Elektro-
technischer Porzellanfabriken, Berlin, hat den Teuerungszuschlag für Nieder-
spannungsmaterial aus -Porzellan und Steatit ab 16. X. von 1025°% auf
1600% erhöht.
Isolierrohre. — Die Verkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten
G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 16. X. die zu den Preisen der
Liste vom 8. IX. hinzuzurechnenden Aufschläge für Bleirohr, lackierte,
farbige Galvano- und Gelblackrohre nebst Zubehör auf 500025, für Messing-
und Siahlpanzorrohr mit Zubehör auf 9500% und für schwarzes Papierrohr
auf 7500% erhöht. Frachtfreie Lieferung ab Werk bei mindestens 0,1 Mill. M
Fakturenwert.
Kohle. — Die Preise werden voraussichtlich zum 1. XI. weiter erhöht.
— Der deutsche Braunkohlenbergbau hat nach dem Bericht des Ost-,
elbischen Braunkohlensyndikats 1921/22 126,2 Mill. t Rohbraunkohle ge-
fördert (111,6 i. V.), der ostelbische Bergbau davon 26,8%, oder 33,8 Mill. t
(29,9 i. V.). Die deutsche Briketterzeugung belief sich auf 29,1 Mill. t (24,3
i. V.), die des ostelbischen Gebietes auf 8,8 Mill. t (7,4 i. V.) oder 30,3% des
Gesamtbetrages. — In England notiert man z. Zt. folgende Preise: Beste
Koesselkohle (Tyne) 24 8 bis 248 9 d, beste Gaskohle 238 6d bis 243, Gießerei-
koks 30 s/ton ab Tyne. Die Fracht vom Tyne nach Hamburg beträgt z. Z.
Ds 9 d/ton.
Erze. — Aus England werden folgende Preise gemeldet: Nordwest-
küste, Inlanderze 22 s 5 d, spanische Erze 22 s 4 d/ton.
Eisen. — Infolge der 60%, igen Frachtverteuerung und der Steigerung
der Oktoberlöhne sind die Höchst preise für Roheisen ab 14. X. folgender-
maßen erhöht worden: Hämatit 39 921 M, kupferarmes Stahleisen 39253 M,
GießBereiroheisen I 35 173 M, dsgl. III 35 103 M, dsgl. luxemburger Qualität .
34 494 M, Siegerländer Stahleisen 33499 M, Spiegeleisen (8 bis 10%, Mn)
36 562 M, Temperroheisen 39 569 M, Ferrosilizium (10%) 45 207 M/t. — Seit
18. X. betragen die Werkgrundpreise für Walzfabrikate in Thomashandels-
güte mit den bekannten Frachtgrundlagen für Rohblöcke 59470 M, Vor-
blöcke 65 650 M, Knüppel 68 400 M, Platinen 76 360 M, Formeisen 80 250 M,
Stabeisen 81 200 M, Universaleisen 88 230 M, Bandeisen 94 180 M, Walz-
draht 87210 M, Grobbleche (5 mm und darüber) 91 270 M, Mittelbleche
(3 bis unter 5 mm) 103 350 M, Feinbleche (1 bis unter 3 mm) 113450 M,
dsgl. (unter 1 mm) 120 630 M/t. Die Mchrpreise für 8.-M.-Qualität haben
keine Anderung erfahren.
Gußwaren. — Der Preis für Temperguß in roher, nicht bearbeiteter
Ausführung ist laut Beschluß des Vereins deutscher Tempergießoreien bis
auf weiteres für alle Lieferungen ab 16. X. um mindestens 58 M/kg erböht
worden. Die Graugu ßpreise sowie die Preise für bearbeitete Artikel er-
fahren eine entsprechende Steigerung.
Schrott. — Am 18. X. wurden für Kernschrott 39000 M, für Späne
30 000 M, beides frei Essen, und für MaschinengußBbruch 42 000 M/t frei
Berlin notiert.
Kupfer. — Nach einem Bericht der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ haben die
V. S. Amerika im Juni und Juli über 143 Mill. lbe Kupfer ausgeführt, also
um 50% mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres und nahezu 10% mehr
als 1914. Gleichzeitig ist die heimische Nachfrage auf das 2 fache jener
der Vorkriogszeit gewachsen; bei einer Gesamtabgabe von etwa 350 Mill.
lbs übersteigen die Vorräte heute kaum das normale Maß.
Edelmetalle. — Die Notierungen am Berliner Markt schwanken
z. Z. so stark, daß Preise nicht genannt werden können.
Zement. — Seit dem 16. X. betragen die Höchstpreise, einschl. Um-
satzsteuer, für Lieferungen an private Abnehmer im Gebiet des Norddeut-
schen Zementverbandes 105 724 M, in dem des Rheinisch- Westfälischen
Zementverbandes 101 724 M und im Gebiet des Süddeutschen Zementver-
bandes 107 724 M/10 t frei Bahnhof des Verkäufers ohne Verpackung.
Baumwolle. — Now York notierte am 18. X. 23,05 cts/lb, Liverpool
13,33 d/lb und Bremen 1669,80 M/kg. Auf der letzten Stuttgarter Garn-
börse wurden Garne um 50 M/kg und Gewebe um 10 M/m höher bewertet.
Gummi. — Nach der „Frankf. Ztg.‘‘ besteht in Amerika das Projekt,
eine große Gesellschaft zur Konsolidierung und Vertrustung der
Gummipflanzungen zu bilden. In England soll dafür Interesse bestehen,
und der Plan geht dahin, in London mit 50 Mill. £ eine Rubber Plantations
Ltd. zu gründen, die sich an Gummipflanzungen beteiligt oder solche er-
wirbt, u. zw. nach Schätzungen durch eine besondere Kommission.
Schellack. — Fine Orange-Ware war in Hamburg zu 3750 M/kg
angeboten.
Teer und Teererzeugnisse. — Braunkohlenteer notiert etwa
16 bis 17 M, dsgl. präpariert 20 bis 21 M, und Braunkohlenteerhartpech,
springhart, 32 bis 33 M/kg ohne Faß ab Versandstation.
Ole und Fette. — Die Hamburger Notierungen für Mineralöle sind
unverändert. — Torpentinöl stieg in New York am 17. X. auf 166 cts/Gal-
lone; in Hamburg wurden für amerikanische Ware 1350 M und für französi-
sche 1375 M/kg verlangt. — Leinöl wird aus Holland zu 43,121, Gld/100 kg
angeboten; in Hamburg verkaufte man das Öl mit 520 M/kg. — Rizinusöl
1. Pressung kostet etwa 625 M und Ware 2. Pressung etwa 600 M/kg. — Die
New Yorker Exportnotierungen für Petroleum lauten: in Cases 16,50 cts,
in Tanks 7 cts und Standard white 13 cts/Gallone.
Altmetalle. — Am 18. X. wurden am Berliner Markt folgende Preise
gezahlt: für altes Elocktrolytkupfer, handelsüblich, 730 bis 740 M, unver-
Dr
zinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 720 bis 730 M, Moschinenrotguß, handels-
üblich und tiegelrecht, 515 bis 525 M, Messingzünder, pulver- und eisenfrci,
420 bis 430 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 5% bis 600 M.
reine, weiche Messingblechabfälle 540 bis 550 M, Schwermessing, handels-
üblich, 410 bis 420 M, Messingschraubenspäne, handelsüblich, 395 bis 4ü5 M,
altes Weichblei 230 bis 240 M. Zinkzünderlegierungen 320 bis 330 M, Altzink,
handelsüblich, 300 bis 310 M, Reinaluminiumblechabfälle (98 99 °;,) 8%
bis 9%) M/kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen.
Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolvtkupfernotiz bzw. dor Kommission des Berliner Metallbörsen-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg:
ETUETHETE
Metall
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . . . 2... 1121,92 906,12 912,22
Originalhüttenrohzink
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom.| 488,05 422 36 | 397,03
Raffinadekupfer 99/99,3% 970—980 770 -1780 760—750
Originalhütten weich blei 380 —390 300 —310 300 — 305
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr ee. | 640-660 510—520 510—522%
Plattenzink (remelted) von han-
delsüblicher Beschaffenheit . .| 500—510 390 — 400 360—370
Originalhüttenaluminium A
98/99°, in Blöcken, Walz- oder |
Drahtbarren . . 2. saes’ 1358 1123 1119
dgl. in Walz- od. Drahtbarren
I EEE EEE. 1364 1129 1125
Zinn, Banka, Straits, Austral.
in Verkäuferswahl ..... . 2780—2810 | 2200—2210 | 2149— 215:
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 2740 - 2760 | 2170-2180 | 2110 212%
Reinnickel 98/99% ..... 212-2130 | 1675—1760 | 1650 — 1675
Antimon -Regulus ...... 380—399 290 — 300 255- 2
Silber in Barren rd 900 fein für
E 5 4.02% 8%
u 59000 59000 — 60000
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal‘ ar:
13. X. 1922 für l ton (1016 kg) notiert: i
£ 8a d £ . d
*Kupfer: best selected. . ....... 6 0 Obs 6& 0“
es electrolytio ........ 77 0 0%, 71 10 v
= wire bars . . . 22 2::.:. 2 0 0, — - —-
ws standard Kasse. ... . 62 2 6 „ 62 15 9»
S. i 3 Monate .. ... 68 50,63 7 »
Zinn: standard Kasse . ....... . 167 12 6 „ 167 15 '"
„ „ 3 Monate . ..... . 168 12 6 „ 168 15 "
ao BERBIR: u: ae ee 168 10 0 „ 168 15 9
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei .. 25 5 0. 4 5 »
» gew. engl. Blockblei. ......:..:.% 76. — -
Zink: gew. Sorten... s.s.s... 3 2 6 „ 32 10 V
si; remelted . . ee 0200000. 311 0 0 „nn = — —
» engl. Swansea . . 2.2.2000. 3 2 6 lieferbar Swansa
Antimon: engl. Regulus gew. Sorten . . 27£29 £10s.
Aluminium: 98 bis 99% ....... 92 £ 10 s (In- und Ausland).
Nickel: 98 bis 99% garantiert . . . . . 140 £ (In- und Ausland).
Wismut: je lb .. 2.222200... 10B.
Platin: nominal je Unze. . 21 £.
Quecksilber : nom. für die 75 Ibs.-Flasche 12 £ 10 s.
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6d/13 s
In New York notierten am 20. X. 1922: Elektrolytkupfer loco 13.37
bis 14,00; Eisen 31,50; Blei 6,62; Zink 6,82; Zinn 34,87 cts/lb.
*) Netto.
Bezugsquellenverzeichnis.
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nich
berücksichtigt ier den)
Frage52. Wer liefert kleine Hartlack-Pappkästchen (Schutz
kasten) nach besonderer Zeichnung?
Frage 53. Wer liefert Maschinen zur Bespinnung von
Drähten?
Berichtigung.
In Heft 41 fehlt in der Arbeit „Beitrag zur Theorie der Raum-
beleuchtung“ auf S. 1264, Spalte 2, Zeile 4 von oben, nach „Ha:
kugelabschluß“ die Angabe „ und für R = 1,0 “.
Abschluß des Heftes: 21. Oktober 1922.
Für die Gchriftieitung verantwortlich: B. O. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
26. Oktober 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 1328 a
Teuerungszuschläge
der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen eleHtrotechnischen Indüstrie.
Nur für das Inland | Gültig vom 19. X. bis
und erhöhte Grundpreise. 25. X. 1922.
Festsetzung Nr. 70 (grün).
Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind.
Festsetzung Nr. 7OA (gelb).
A.
Berechnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der
Versandbereitschaft gleichzuachten.
Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft.
B.
Abweichend hiervon gelten für
Maschinen über 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Zubehör, Transformatoren über 100 kVA, Apparate für
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßsenbahn-Triebwagen, Vollbahn-Triebwagen,
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen:
Berechnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage der
geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsraie an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die
Anzahl dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am \age der Versandbereitschaft geltenden Zu-
schläge zählen mit.
Zahlung. Mindestens 50"/, des Bestellwertes am Bestelltage. Diese 500%% sind aufzufüllen nach Ablauf
von !i, der angeg ebenen Lieferfrist auf 60%, | des sich jeweils nach
ar ar Ñ 5 „10%, 5; der Berechnung unter
" 3, " " 7 hi T5 j B ergebenden Preises.
Rest bei Versandbereitschaft.
| C.
Telegraphie und Fernsprechwesen berechnen nach Formel A. Zahlungen nach besonderen Bedingungen.
Anmerkung: Bei Überschreitung der vereinbarten Zahlungstermine werden Verzugszinsen in Höhe des jeweiligen
Lombardzinsfußes der Reichsbank zuzüglich Baukprovision berechnet.
Die Teuerungszuschläge sind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden,
bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.)
Tenerungs- Teuerungs-
Gegenstand zuschlag Gegenstand zuschlag
% ù %,
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 13. Kondensationsarlagen und Wärmcaustauschapparate | i
transformatoren, soweit nicht für Sonderans- allein u 02 we a Rz I ar za a 24000
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt. sind.
1. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0.2 bis ?UOkVA Zubehör zu Maschinen.
bei Gencratoren seee e e e e HE beore 23 500 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 10UKVA U auf looo d. für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck-
bei Generatoren. ... 2.2... TE Umdr. 24200 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(ausschl. Selbstanlas«r
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- | ' f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 25 500
ratoren. . 222000 % Be FT a 24 800 15. Schützensteverungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier-
Sonderausführungen. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . 2 .... 23 300 steuerung, Bremsamagnete . . . 2... 0000. . 24 000
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . .... 18 00 16. Gleitschienen, Verankerungen, . . „22 .... . 22 800
5a. Widerstandspunktschweißßmaschinen mit einer Dauerlei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . . 22 800
etung von 4 kVA bis 35k VA, Widerstandsstumpfschweiß-
maschinen mit einer Dauerleistung von4kVA bis 120K VA Bahnmaterial.
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. f bis 150 kW Stundenleistung . . 21 000
Dauerleistung. . » 2 2 2 2 2 2 2 en. 15 000 elektr. Bremsen über 150 kW i ia 24 UOU
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entatäubungs- 17a. Bahntransformatoren .. sasssa eaaa’ 24 000
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 23 500 Iıb. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige
7. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . 2.22... 15 000 Aggregate) u. ua he i 23 5%
&. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 17e. Hiltsmotoren . 2 2 2 2 2 2 0. KEN RD un it 23 500
Motortragen, Motorwaren . . 2. 2 2 2 2 220. 23900 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, “elektr.
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushalt masehinen, materialien für Bahnfahrzeuge . . . 2 2 2 2 2 203. 21000
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- 1°a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 21 000
Motoren für Ein-"und Mehrphasenstrom bis 20 kW. 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Stra Ben bahn-
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20kW, triebwagen und mit elektrischer Bremse verseliene An-
bezogen auf 1000 Umdr. . . . 22 220% BER 23500 hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
Dampfturbinen. vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
10. Turbosätze, bestehend aus tiven für Bergbau und Industrie. . . . 2 2 2 2 2... 21000
a) 'Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn-
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 23 4 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 24 000
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 23 000
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- -|f 21a. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge ..... et so)
anlagen . ..... MD ee ee 22 000 2 ;
11. Turbogeneratoren allein... 2 2. 2 2 22220. 21 300 Transformatoren!) und Gleichrichter.
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 23 000
und Turbogebläse allein... . 2222200. 4 20 700 22. u a j » über 100 kVA .. 24 000
3) Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
1328 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 43. 26. Oktober 1922.
RR nen nern enge ee a le Le u hen ng ee
ne ne En Fr
Teuerungs-
zuschlag
Gegenstand
Oo
23. Gleichriĉhter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . ... 23 200
23a. Ersatz-Glaskörper . . . . e es een eee.n 5 009
94. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör... . . 24 800
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen.
95. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger,
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in
Gußgehäue . 2222er 23 000
in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 25 000
Schalttafelbau . . . o 22 220er. 24 000
97a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 20 500
38. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
Streckenschalter, soweit nicht für Öl... ...... 25 000
99. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar-
mierte Wanddurchführungen . . . 2... 2020. i 25 000
20a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 20 500
30. Freileitungs-Hömerschalter. .. s essre 2 25 000
31. Konzentrische Klemmen (Zentrelklemmen) . .. . . 23 500
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate .... . . 25 000
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (sußer Schutz- und
Erdungsdrosselspulen) . © o e s ce... 25 000
34. Schutzdrosselspulen . .t. 2 e soa s e e le 24 000
35. Erdungsdrosselspulen . . s. es oer e eoe lonl 24 000
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 25 000
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma-
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und
Leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu
Tagespreisen mit Kupterklausel) ... 2.0.0... 25 000
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte .. ... . 25 500
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 25 500
MeBapparate und Zubehör.
4la. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lations- und Leitungsprüfer . .. 2.2.2.2... DE 17 000
41b. Sonstige zeigende und schreibende Me Binstrumente, ein-
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel-
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe-
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . 2.2... 17 000
4ic. Präzisions- und Laboratoriums-Meßseräte . . 2... 17 000
42, Zähler . 2.22.2220 ee en... ee 14 500
43. Meßwandler und Zubehör . „22.2... esea a | 72000
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ...... 20.000
4da. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe,
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-,
Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . 2 2 2 2 2 2 2 02. 12 100
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, VundVI ... 2.2... 19 000
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 12 100
dtia. Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit
Umhüllungen aus Porzellan u. del. . 2... 22.2 .. 20 500
47. Sicherungsclemente (Einzelsicherungen) zum Ring-
- bolzen-Sicherungssystem (Biemens) . ..... 18200
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 12 490
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssysten (Siemens)... . | 1240
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß-
gehäuse = wann pee An ie Re ne ae 17.006
51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei-
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse ! 17.000
Für Lieferungen zu gleitendeu Preisen in Reichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
Druck von H. S. Hermann & Co., Berlin SW 19, Beutbstr. 3.
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
%
52. Züählertafeln, armiert . ... . EEE ; 15 509
53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und
-Klemmen u. dgl... 2.2.2 2 22 l l l o 16 500
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes
Installationsmaterial . .... a u N Ga ar 20 600
55a. Metallfassungen . . . 2. 2 2 2 0 een een. 19 000
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder
u dgl ar aea ee a ee Be a 19 000
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por-
zellan und Isolierstoff . . . . 22202200. TE 19 009
60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei-
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . .. ses 19 000
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. =
Glühlampen.
68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz’ |} 300 auf dir
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber) . . |{ Listenpreise
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V) vom
sowie Telephonlampen. ..... 222er e.. 31. VIL 2%.
Telegraphie und Fernsprechwesen.
69a. 1. Läutewerke (Wecker), Aus- und Umschalter und
Kontaktvorrichtungen für Haussignalanlagen einschl.
Holzdrüeker s v a a a a 200 2 09.2.2 Sa 11 000
2. Anzeige-Vorrichtungen (Tableaus) . .... ea 10 000
69b. Hausfernsprech-Apparate für Battericanruf und ein- |
fache Induktor-Apparate . . . 2 2 2 2 2 0 20 eo 16 500
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . . 2... . 16 500
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . a... 17 500
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . . 16 500
69. Apparate für Telegraphie .. 2... 2222000. 16 500
69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke. . . 2.2... 3 000
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . ohne Paraband 5.200
mit „ ö 400
71. Stöpselschnüre (Privattypen). ..... E 9 9930
72. Apparatschnüre (Privattypen) . e », 2222020. 5 990
Bogenlampen und Zubehör.
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch-
tungszwecke ooa a s i a .. CEE ee 16 000
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . . 2 .2.2.. 16 000
15. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
und Handelsschiffe) . . . . . » E E EER 17 500
76. Widerstände . ... s’ E a e a aSa a 19 000
77. Aufhängevorrichtungen . .... Je ann 15 000
78. Leitungskupplungen . . ..... aa u BE 16 000
79. Transformatoren und Drosselspulen . . 2... 23 000
Gummifreie Isolierstoffe.
80. KNormalplatten . . . 22 2 2 2 220. a Be 11 300
81. Zählertafeln, unarmiert . ..... I Er RE RER 15 000
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung a Be 18 500
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung Bug 13 000
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
mierte Anschlußklemmen usw.) . . 2 2 2 2 2.2. OHT 18 500
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall
a) mit einem Stückgewicht bis 50 g ....... 17 000
b) „ ” „ über 50 A Er oo’ 15 500
Heiz- und Kochapparate. Ä 900 auf die
85. Heiz- und Kochapparate. . 2 2 2 nr 0 nn er nen | neuen
Grundpreise
Verschiedenes. | v. 4. III. 22.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen
vom 19. X. bis 25. X. 1922 mindestens 27000 M für 100 kg ohne Faß.
Verpackung: gemäß Niederschrift 6003/V der Preisstelle (3. Fassung).
bekanntgegeben werden. Ab 19. X. 1922 gelten die An-
gaben der Ausgabe 20c. Diese Tabellen, die wir wegen
Raummangels nicht abdrucken können, sind ber der Außenhandels-
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend
für die deutschen Inlands-Teuerunzszuschläge veröffentlicht.
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ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
| _ Inbalt: Die physikalischen und techn. Ein- ` Physikundtheoretische Elektro- Verelnsnachrichten, VDE, 1347. Kommission für
heiten. Von J. Wallot. 1329. techn i ik. 1342. Zur Theorie der Dimensionen. | Porzellan-Isolatoren. — Richtlinien für die Prü-
Zur Theorie der Stromwendung. Von B, Wal- Medizin. 1342, Heißluftduscae und Massage- fung von Hängeisolatoren.
semann. 1333. apparat mit elektr. Antrieb. Sitzungskalender. 1348.
í Technik und Physik auf der Hundertjahrfeler Allgemeiner Maschinenbau. 138: a £ 2 aa TN
1 der Deutschen Naturforscher und Ärzte, Von F. Quecksilberdampf-Turbinenanlage, Persönliches. 1348. ER ee n. |
0 rautwein. (Schluß.) 1335. Werkstat nd Baustoffe. 1343. Die Briefe an die Schriftleltung. 1348. Tod durch
| 4. Ordentliche Mitgliederversammlung des Zen- PRALA E r TA gkeit ei Keane 120 V Wechselstrom in der Badewanne. Von K.
| tralverbandes der deutschen elektrotechnischen In- und deren Einfluß auf seine Verwendbarkeit. — Periewitzu.Ruppel. — Ein neuer Wechsel-
| dustrie am 27. V. 1922 zu Würzburg. (Fortsetzung.) gs an. m Master i stromeffekt. Yon Æ: Kolster
l g J Z Messing B
1336 Untersuchungen von Messingguß. ae B A A A
; Jahresversammlungen, Kon- | eratur. CIPFOSELHUNBEORD, ISA AM
Beschleunigtes Geildelnziehungsverfahren bel et N oig . Kroll, Lehrbuch der Elektrotechnik für tech-
m - bs gresse, Ausstellungen. 1343. | 5 g 4
ME nero Tee”. Wersshtedenen,, ii Yop aa Tae 1 DPO E Ra ONNE =
| Rundschau. Elektrizitätswerke und furter Messe. — Elektr. betriebener Ventilator mit O. RERERB, Das Warenzeichen,
l K raftübertragung. 1341. Erhöhung des Gk ampensockel. are A ren Eingänge. 1350
Nutzgefälles von Wasserkraftanlagen durch Rück- nergiewirischaTt 344. Energ t- x : an
ee e i nn ; schaft auf der Braunkohle Mitteldeutschlands. | Geschäftliche Mittellungen. 1350.
Leitungsbau. 1342. Korona-Entladungen Industrie wid Haudel.. 1345. Verede- | Warenmarkt. 1351. : a
ala Schutz gegen ÜÜberspnnnungserscheinungen, — lungsverkehr und Außenhandelskontrolle. — V.S. | Bezugsquellenverzeichnis. 1352.
j Ursachen und Wirkungen der Induktionsstörungen. | Amerika, — Die Eisenerzlager der Erde. | Berichtigung. 1352.
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Wanderroste
Mit Feuerbrücke — Unterwindwanderroste
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1329
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Sehriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 2. November 1922.
Heft 44.
An unsere Mitglieder!
Der Vorstand hat in seiner Sitzung vom 23. X. 1922 in An-
betracht der großen Notlage des Verbandes, der bereits sein Ver-
bandsvermögen stark in Anspruch hat nehmen müssen, durch die
außergewöhnlichen Verhältnisse gezwungen, folgendes beschlossen:
Nochmaliger nachträglicher Mitgliedsbeitrag für 1922.
Um die Weiterführung der Verbandsgeschäfte für die letzten
Monate 1922 zu sichern, wird ein nochmaliger nachträglicher Bei-
trag von mindestens 300 M für das persönliche Verbands-
mitglied und mindestens das Dreifache des zuletzt ge-
zahlten nachträglichen Beitrages für 1922 für korporative
Mitglieder erbeten. Die Beiträge sind mittels des beiliegenden
Postscheckformulars auf unser Postscheckkonto Berlin 21312 ein-
zuzahlen.
Mitgliedsbeitrag für das I. Halbjahr 1923.
Der vorläufige Mitgliedsbeitrag für jedes der ersten beiden
Vierteliahre wird mit dem Vorbehalt späterer durch die weitere
Markentwertung bedingten Nachforderungen wie folgt festgesetzt:
Vierteljahrsbeitrag.
A. Für persönliche Mitglieder, uo durch einen angeschlosse-
nen Verein angemeldet sind 500 M
B. Für persönliche dem Sora direkt ange-
höreənde Mitglieder : 600 „
C. für korporative Mitglieder:
1. Behörden, Schulen, wissenschaftl. Vereine usw. 600 M
2. Offene Handelsgesellschaften, staatliche und
städtische Betriebe (auch El.-Werke), die bis 100
Arbeiter und Angestellte beschäftigen . 1200 „
3. Alle anderen Unternehmungen, Firmen, Gesellschaften usw.
nach den der Zahl der Arbeiter und Angestellten entsprechen-
den Abstufungen.
Mit Rücksicht auf-die „ETZ“-Posteinweisung ist der Beitrag
für die beiden ersten Vierteljahre zusammen, also das Doppelte
der vorgenannten Beträge, spätestene bis 15. XI. 192 den
zuständigen Vereinen und Gesellschaften einzusenden. Mitglieder,
welche ihre Beiträge nicht rechtzeitig einsenden und infolgedessen
seitens ihres Vereines dem Verbande bis spätestens 28. November
nicht aufgegeben werden, können auf einen ununterbrochenen Be-
zug der „ETZ“ über den 1. Januar 1923 hinaus nicht rechnen, da
die Posteinweisungslisten mit den für den 1. Januar 1923 gültigen
genauen Anschriften am, 5. XII. vom Verlage Springer dem Post-
zeitungsamt einzureichen sind.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
; Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Die physikalischen und technischen Einheiten.
Von J. Wallot, Zellerfeld (Harz).
Übersicht. Die meisten praktischen Einheitenschwierigkeiten rühren
nicht von der Unzulänglichkeit der bekannten Einheitensysteme, sondern
von zwei schlechten Gewohnheiten her, die in einem engen Zusammen-
hange miteinander stehen: nämlich von der Annahme willkürlicher Ein-
heitengleichungen und von der Verwechslung der physikalischen Größen
mit ihren Zahlenwerten. Es hat daher keinen Zweck, immer weiter nach
dem idealen System zu suchen; es genügt auch nicht, die eine der
beiden schlechten Gew ohnheiten abzulegen, sondern man muß sie alle
beide ablegen. Wenn man das folgerichtig tut, ergibt sich der Ausweg
aus allen praktischen Schwierigkeiten und die Entscheidung der viggerlei
immer wieder auftauchenden Einheitenstreitfragen von selbst.
1. Es gibt wohl nur wenige Physiker und Techniker, die unser
hergebrachtes Einheitenwesen für vollkommen halten. In den letzten
Jahrzehnten sind viele Vorschläge gemacht worden, es zu verbes-
sern; der durchschlagende Erfolg ist diesen Bemühungen aber ver-
sagt geblieben. Noch immer werden verschiedenartige „Einheiten-
systeme” nebeneinander gebraucht; sie setzen sich zu einer System-
losigkeit höherer Ordnung zusammen, die dem praktischen Rechner
große Unbequemlichkeiten verursacht und ihn zwingt, an eine im
Grunde gleichgültige Sache eine übergroße Menge von Zeit, Sorgfalt
und Nachdenken zu verschwenden.
2. Nach meiner Ansicht hat man den Ausweg aus den Einheiten-
schwierigkeiten bisher meist in der falschen Richtung gesucht. So
vielgestaltig die gemachten Vorschläge auch im einzelnen sein
mögen: im Grunde laufen sie wohl alle auf die Aufstellung eines be-
stimmten Einheitensystems hinaus, nach dessen allgemeiner An-
nahme alle oder wenigstens die meisten Schwierigkeiten schwinden
sollen. Es gibt gewiß sehr scharfsinnig erdachte Systeme; ein durch-
greifender Erfolg kann aber auf dem Wege des Systems überhaupt
nicht erzielt werden. Denn das hartnäckige Verlangen nach freier,
dem eigenen Geschmack zusagender Wahl unter den bis jetzt defi-
nierten Einheiten braucht nicht als Eigenbrötelei gedeutet zu
werden, sondern entspringt einem ursprünglichen oder geschichtlich
gewordenen, jedenfalls aber lebhaften und in vielen Fällen durchaus
berechtigten Bedürfnis; die Beschränkung dieser freien Wahl durch
ein starres, ein für allemal festgelegtes System kann daher niemals
Aussicht auf allgemeine Annahme haben. Das Suchen nach
dem vollkommenen System lenkt uns außerdem ab von der wichti-
geren Aufgabe, die inneren Grümde unserer Einheitenschwierigkei-
ten aufzuklären und, nachdem sie erkannt sind, die Hindernisse weg-
zuräumen, die uns bis jetzt etwa noch den Weg zur freien Einheiten-
wahl versperren.
3. Man braucht die Einheiten bekanntlich immer erst dann, wenn
man zu Zahlenwerten übergeht. Wer Verbesserungsvorschläge
machen will, wird daher vor allem auf die Wünsche und Bedürfnisse
desmessenden Physikers und des Ingenieurs Rücksicht nehmen
müssen. Ich werde deshalb im folgenden den größten Wert auf
Klarheit und Durchsichtigkeit der Beziehungen zwi-
schen den verschiedenen Einheiten, auf vollkommene Sicherheit
undMühelosigkeitaller Zahlenrechnungen und aufEindeu-
tigkeit und Widerspruchslosigkeitaller Formeln und
zahlenmäßigen Angaben legen. Man hat das Einheitenproblem zu oft
nur durch die Brille des Theoretikers angeschaut und viel zu sehr
an die Schönheit der allgemeinen Gleichungen, viel zu wenig an den
praktischen Rechner und seine Bequemlichkeit gedacht. ;
4. Wer auf einem bereits so durchackerten Boden wie dem der
Einheiten Vorschläge macht, ist auf den Vorwurf gefaßt: was er
vorbringe, sei eine ganz alte Sache, In der Tat, die BEinzelvor-
schläge, die ich im folgenden auseinandersetzen werde, sind, wie der
Leser erkennen wird, alle schon von anderen gemacht worden. Das
ist aber aus zwei Gründen ganz gleichgültig. Erstens kommt es gar
nicht auf die Einzelvorschläge, sondern auf ihre Zusammenfassung
zu einem Ganzen an. Zweitens aber handelt es sich hier ja um eine
praktischeFrage. Da genügt es nicht, das, was gesagt werden
muß, in irgendeiner Form einmal auszusprechen; sondern es muß
ausdrücklich und im Zusammenhang, möglichst einfach und ohne
lange theoretische Auseinandersetzungen, und vor allem: es muß
immer wieder gesagt werden, bis es beherzigt wird.
1330
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 44.
2. November 1922.
aaa nn
Allgemeines über Einheiten und Einheiten-
gleichungen.
5. Auf die theoretische Seite des Einheitenproblems kann ich
hier nicht näher eingehen; ich verweise auf einen kürzlich in der
Zeitschrift für Physik erschienenen Aufsatz'!).
Man denke sich jeder Größenart?) eine (allgemeine) „Einheit“
zugeordnet, die ich äußerlich kennzeichne durch die altgewohnte
eckige Klammer: P = Kraft, [P] = Einheit der Kraft. Unter der
„Einheit“ (ohne Zusatz) verstehe ich diese allgemeine Einheit; Ein-
heiten wie kg, A sind „besondere” Einheiten.
„Eine Größe messen“ heißt bekanntlich, sie durch einen Zahlen-
wert darstellen, der angibt, wie oft in ihr die zugrundegelegte Ein-
heit enthalten ist?). Es gilt also:
Größe = Zahlenwert X Einheit . ...... (1
6. Wir wollen nun annehmen, daßdie allgemeinen phy-
eikalischen Gleichungen*) über die physikali-
schenGrößen (undnichtüberderenZahlenwerte)
etwas aussagen. Setzt man dann in die physikalischen Glei-
chungen für die „Größen“ nach Gl. (1) überall die Produkte „Zah-
lenwert mal Einheit“ ein, so ergeben sich mit Notwendigkeit Be-
ziehungen zwischen den Einheiten der einzelnen physikalischen
Größen. So folgt aus der Gleichung für die Bewegungsenergie:
W= T (5 A (W = Energie, m = Masse, l = Weg, t = Zeit)
unmittelbar eine Gleichung von der Form:
(W) = § p WAT... "N :2222 a‘ agn (2
wo % eine reine Zahl ist, die sich aus dem Faktor % und den
Zahlenwerten der Größen W, m, l, t zusammensetzt.
Derartige Beziehungen zwischen Einheiten (wie Gl. (2)) nenne
ich „Einheitengleichungen“?’). JedeEinheitengleichung enthält einen
„Umrechnungsfaktor” £, d. h. eine reine Zahl, deren Wert von der
besonderen Wahl der Einheiten — die in unser Belieben gestellt ist
— und außerdem von etwaigen in der zugehörigen allgemeinen Glei-
chung vorkommenden mathematischen Zahlenfaktoren (z.B. 43,4 r
usw.) abhängt. Da wir in der Einheitenlehre die Form der allge-
meinen Gleichungen und damit ihre Ausstattung mit mathemati-
schen Zahlen als gegeben voraussetzen müssen (vgl. Nr. 25), hören
die Umrechnungsfaktoren Z auf willkürlich zu sein, sobald wir uns
für bestimmte besondere Einheiten entschieden haben. Gleichung
(2) z. B. ist eine „allgemeine“ Einheitengleichung mit willkür-
lichem Umrechnungsfaktor; durch Wahl bestimmter besonderer
Einheiten, etwa [W] = Joule, [m] =g, [I] = cm, (t) = sec, wird
sie zu einer „besonderen“ Einheitengleichung mit festgelegtem Um-
rechnungsfaktor £ = 107.
q. Zur Erleichterung des Verständnisses gebe ich noch ein Bei-
spiel aus der Elektrizitätslehre. Unter gewissen Voraussetzungen
kann man bekanntlich die Schwingungsdauer 7 eines Kreises aus
seiner Induktivität L und seiner Kapazität C berechnen nach der
Gleichung:
”?=4m”LC.
Setzt man hier wieder an die Stelle der „Größen“ x, L und C die Pro-
dukte aus ihren Zahlenwerten und ihren Einheiten, so ergibt sich
die allgemeine Einheitengleichung:
l = 2 S= g O .. 2222020. (3
in der die Zahl %, außer den Zahlenwerten der qz, L und C natürlich
auch die mathematische Zahl 4%? enthält. Daß Gl. (3) richtig ist,
ist leicht einzusehen: man erhält dieselbe Gleichung ohne weiteres,
wenn man den bekannten Grundgleichungen:
u= y (E, = Gegen-EMK, I= Stromstärke)
de
= a (Q = Ladung)
Q=CV (V = Potentialdifferenz)
ihre Einheitengleichungen zuordnet:
u
ae a a fölze:
Voltsec
Setzt man speziell %, = 1, [L] = Henry = Amp [C] = Farad =
Auen so wird [t] = sec. Zu Gl. (3) gehört also als eine der un-
zählig vielen denkbaren besonderen Einheitengleichungen die Glei-
chung se? = HF
) J. Wallot, „Zeitschr. f. Phys.“, 10, S. 329, 1922.
*) Zum Beispiel der Masse, der Länge, der Stromstärke usw. Zur Verein-
fachung behandle ich hier also Größen, die man zueinander addieren kann, von
vornherein wie eine einzige Größe.
2) F Kohlrausch, „Lehrbuch der praktischen Physik“. S. 1.
>. $9 Unter „allgemeinen“ Gleichungen verstehe ich solche, in denen für die
einzelnen Größen nocn keine Zablenwerte eingesetzt sind.
8 Aug folgen aus einer allgemeinen Gleichung mehrere Einheiten-
eni bungan o zieht E = £ sin wet die Beziehungen [E) = sı [E] und [w t) = 5
nach sich.
8. Zwei Größen, deren Einheiten sich nur durch einen Umrech-
nungsfaktor voneinander unterscheiden, nenne ich „dimension:-
gleich”, ihr Verhältnis „dimensionslos“.
Im übrigen suche ich das Wort „Dimension“ in der vorliegenden
Arbeit so viel wie möglich zu vermeiden und mit dem anspruch:-
loseren Wort „Einheit“ auszukommen. Unter der Dimension z. B.
der Bewegungsenergie W bezüglich der Länge | versteht man an
sich nichts weiter als den Exponenten 2, mit dem die Länge l in der
Einheitengleichung (2) erscheint. Mit dem Wort wird aber häufig
ein unklarer Nebensinn verbunden, gerade als ob die Dimension
einer Größe mit ihrem „Wesen“ etwas zu tun hätte®). Derartige Auf-
fassungen lehne ich ab. Wenn uns die Dimensionen über physiku-
lische Zusammenhänge Aufschlüsse geben können, so rührt dies nur
daher, daß hinter ihnen die allgemeinen Gleichungen stehen: auch
auf on Gebiete geht schließlich alles mit natürlichen Din-
gen zu’).
Abhängigeund unabhängige Einheiten,
9. Stellt man für ein Gebiet der Physik oder für die ganze Phy-
sik die Zahl der voneinander unabhängigen allgemeinen Einheiten-
gleichungen fest und vergleicht sie mit der Zahl der allgemeinen
Einheiten”), so findet man, daß es nur um eine geringe Zahl mehr
Einheiten sind als Gleichungen. Nur ganz wenige Einheiten sind
also unabhängig; mit diesen sind alle übrigen durch Einheiten-
gleichungen verbunden.
10. In der elementaren Mechanik z. B. bestehen für die sieben
Einheiten der Masse m, der Länge |, der Zeit t, der Geschwindigkeit
v, der Beschleunigung a, der Kraft P und der Energie W die vier
voneinander unabhängigen allgemeinen Einheitengleichungen:
—ẹ [l
[v] = bi 1w po a a a e a a a (4
1. {l r
[a] =bg: m
IPI=&Glmidl, o e o a l a (6
[W] = gP G; ..... (7
drei von diesen Einheiten lassen sich also nicht mehr auf andere Ein-
heiten zurückführen. Die vier Binheitengleichungen (4) bis (3)
sind notwendig; denn sie folgen aus vierallgemeinenGle-
chungen, deren Notwendigkeit von niemand bestritten wird.
An der Dreizahl der unabhängigen Einheiten ändert sich auch
nichts, wenn man die übrigen Gleichungen der reinen Mechanik hin-
zunimmt. AlleDefinitionsgleichungennämlich (z. B. die
des Impulses, des Trägheitsmoments, der Dichte usw.) liefern jedes-
mal eine neue allgemeine Einheitengleichung für eine neue Einheit;
alleErfahrungssätzeaber (z. B. das Hookesche Elastizitäts-
gesetz, das Newtonsche Anziehungsgesetz usw.) können als Defini-
tionsgleichungen der in ihnen auftretenden empirischen Konstanten
angesehen werden.
11. Neue unabhängige Einheiten treten erst in der Wärme- und
Elektrizitätslehre auf.
Es gibt z. B. keine Definitionsgleichung, durch welche die Tem-
peratur ohne Willkür auf bereits definierte mechanische Größen zu-
rückgeführt werden könnte®). Die Zustandsgleichung der idealen
(sase, an die man hier wohl zuerst denkt, definiert nicht die Tempe-
ratur, sondern die Gaskonstante. Da die Temperatur auch durchaus
nicht etwa nur mit der (molaren oder molekularen) Gaskonstante
multipliziert vorkommt, muß in der Wärmelehre außer den drei me-
chanischen unabhängigen Einheiten noch eine weitere Einheit ais
unabhängig angesehen werden’®).
12. Etwas schwieriger ist die Feststellung der Zahl der unab-
hängigen Einheiten in der Elektrizitätslehre. Aus den beiden Max-
wellschen Gleichungen kann man die allgemeinen Einheitengleichun-
gei?
(H) [H [V] =% lel [6] 9
und
(G) (6 CV] Æ $e fe) (H1
folgern, in denen € die elektrische, 9 die magnetische Feldstärke,
s die Dielektrizitätskonstante, u die Permeabilität, endlich V und V
zwei Koeffizienten bedeuten, die ich in Anlehnung an E. Cohn!) zur
Vorsicht vorläufig hinzufüge. Da infolge der Dimensionsgleichheit
der elektrischen und magnetischen Feldenergie [Y’]J = %s [V] sein
muß, bestehen für die sechs Einheiten [&E], [VD], [e], BR
(J, [ll zwei Einheitengleichungen; vier Einheiten können also
nicht auf audere zurückgeführt werden’?). An diesem Ergebnis
ändern auch die übrigen Gleichungen der Elektrizitätslehre nichts;
denn es definieren beispielsweise die Gleichung D = eE (D=
dielektrische Verschiebung) die Einheit [D], die Gleichung 3 =
uO (B = magnetische Induktion) die Einheit [B], die Coulomb-
6 So bei R.C. Tolman, „Phys. Rev.“ (2) 8, S. 8, 1916.
7) Vel.J. Wallot,a a0. ö
») Diese ist identisch mit der Zahl der Größenarten. f
K, Vg. A.W. Rücker, Proc. of the Phys. Soc. of London, 10, 8. 37, 188.
)
i 10) Zum Beispiel die Einheit der Temperatur, der Entropie, der Gaskonstantt
oder dgl.
` E. Cohn, Daa elektromagnetische Feld, Leipzig 1900, S. 279 f.
11
13) Außerdem ergibt sich natürlich, daß V übertlüssig ist.
2. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
1331
schen Gesetze die Einheiten der Elektrizitätsmenge und der Pol-
stärke, die Grundgleichung der Elektrolyse die Einheit des elektro-
chemischen Äquivalents usw.
Nun kann man offenbar die drei unabhängigen Einheiten der
Mechanik durch Einheitengleichungen auf die vier unabhängigen
Einheiten der Elektrizitätslehre zurückführen; denn die Einheiten
der Länge, der Zeit und der Energie sind ja beiden Gebieten gemein-
sam, Also gilt für Mechanik und Elektrizitätslehre (unter Aus-
schluß des Temperaturbegriffs) das Ergebnis: Die Einheiten-
eleichungen lassen mindestens vier Einheiten
unabhängig??).
Willkürliche Einheitengleichungen.
13. Diesem Ergebnis widersprechen offenbar die herkömm-
lichen „absoluten“ Maßsysteme. Unter einem „absoluten“ System
verstehe ich dabei immer ein solches, das es unternimmt, alle Ein-
heiten der Elektrizitätslehre auf drei unabhängige Einheiten zu-
rückzuführen. Die absoluten Systeme sind mit der Beschränkung
der Zahl der unabhängigen Einheiten auf vier noch nicht zufrieden;
um diese Zahl weiter — von vier auf drei — zu verringern, führen
sie willkürliche Einheitengleichungen ein. Die beiden be-
kanntesten willkürlichen Einheitengleichungen sind die Gleichun-
gen:
[8] = b [H]
(8) führt zu den „elektrostatischen”, (9) zu den „elektromagne-
tischen“ Systemen'*). |
14. Die Einführung der absoluten Mafsysteme hat zweifellos zu
ihrer Zeit. einen großen Fortschritt bedeutet, und wir wollen nicht
auf sie herabsehen. Das darf uns aber nicht abhalten, genau zu
prüfen, ob sie in der Physik und Technik auch heute noch Daseins-
berechtigung haben oder zu verwerfen sind.
15. Zunächst: Daß absolute Systeme mit willkürlichen Ein-
heitengleichungen möglich, u. zw. — jedes für sich — wider-
spruchsfrei möglich sind, kann nicht bestritten werden. Wir dürfen
deshalb nur fragen: Bringt die Verringerung der Zahl der unabhän-
gigen Einheiten durch Hinzunahme willkürlicher Einheitengleichun-
sen, wie sie für die absoluten Systeme kennzeichnend ist, irgend-
welche Vorteile oder überwiegen die Nachteile?
16. Früher hat man einen Vorteil der absoluten Systeme darin
erblickt, daß bei ihrer Annahme alle elektromagnetischen Größen
in den drei mechanischen Grundeinheiten gemessen werden können,
was der lange Zeit allgemein gehegten Überzeugung von der Zu-
rickführbarkeit aller elektrischen Vorgänge auf mechanische ent-
sprach. Heute wird dieso Überzeugung nur von wenigen noch ge-
teilt: wir brauchen also auf diese Begründung der absoluten Systeme
nicht. weiter einzugehen (vgl. Nr. 53). ,
17. Ernster zu nehmen ist der Hinweis auf die größere Ein-
fachheit, die in der Zurückführung aller mechanischen und
elektrischen Größen auf nur drei unabhängige Einheiten zu lie-
E a e E E EE an te A AE
Wir wollen einmal annehmen, diese Begründung sei stichhaltig.
Weshalb bleibt man dann aber bei der Zahl drei stehen? Warum
trägt man beispielsweise Bedenken, die Einheit der Masse durch die
willkürliche Annahme, die Dichte sei dimensionslos, auf die Einheit
der Länge und die Einheit der Länge durch die willkürliche An-
nahme, die Geschwindigkeit sei dimensionslos, auf die Einheit der
Zeit zurückzuführen? Warum hat trotz mancher Anläufe noch nie-
mand im Ernste vorgeschlagen, alle Größen in dieser Weise durch
Pntenzen einer einzigen Grundeinheit (z. B. der Zeit) auszu-
driicken? Sicher nicht deshalb, weil es unmöglich wäre; es ist. er-
taunlich, wieviel Willkür man den Einheiten zumuten darf. Der
Grund ist ein andrer: Das Einebnen aller Orientierungspunkte ist
gar keine Vereinfachung, sondern bedeutet in Wirklich-
keiteine Ersch werung; und bei allzu starker „Gleichmacherei”
fühlt dies schließlich doch ein jeder.
Nicht die Verwischung der Unterschiede unserer Einheiten
dureh willkürliche Einheitengleichungen, sondern ihre Erhaltung,
soweit es die allgemeinen Gleichungen irgend zulassen; das muß
das Ziel sein.
(€ dimensionslos) EUER |:
PEE E (9
und
(p dimensionslos);
1) Diesa Erkenntnis ist so alt und von angerehenen Forschern oft genug
an entschieden ausgesprochen worden. daß man sich darfiber wundern muß, daß
sie in Deutschland noch so wenig durchgedruneen jist. Ohne Vollständigkeit
anzustreben. nenne ich: A. W. Rlieker.a.a O: A.Föpp]. Finführung in
dia Maxwellsche Theorie der Elektrizität. Leipzig 1894, S. 117 f.: K. Schreber.
Wied. Ann. . 8. 607. . Giorgi. Nuov. Cim. (5) 4, R. 11, 1002;
F.Cohn. a.a. O. und Ann. d. Phys. 7, 8. 399, Anm. 8.102: LGarezynski.
Physik. Zeitschr. 4. S. 153, 192: F.Emde. Elektrot. Zeitschr. 25, 8. 432. 194;
G Mie. Lehrbuch der Elektrizität und des Magnetismus, Stuttgart 1910;
F.Bnckingham, „Phys. Rev.“ (2) 4, S. 357, 1914. .
1) Die einzelnen elektrnstatischen nnd elektromagnetischen’ Syateme nnter-
scheiden sich voneinander durch die Wahl der heronderen Finheiten. Unter
.dem* elektrostatischen oder elektromagnetischen Syatem (ohne Zusatz) vaer-
the ich immer die gebräuchlich«te Form. bei der für den leeren Ranm € oder
u gleich 1 gesetzt werden, von der Ladungseinheit. 47 Verschiehungslinien ans-
gehen. die Gleichungen D=+:¢ und B=u Ò gelten und das Zentimeter, das
Gramm und die Nekunde ale besondere Grundeinheiten gewählt werden. Vel.
.&. Lorentz, Enzykl. d Math. Wiss. V 13, Nr.7. Das von C. Runge. Physik.
Zeitschr. 17.8. 210. 1916 erwähnte absnlute Syatem ist mit dam elektromaamnetischen
identisch. Neuerdings bat R. Rinkel, Zeitschr. f. Phys. 8. 8. 105—109, 1922 ein
ahsoluten System auf der willkürlichen Annahme der Dimensionslosigkeit der
elektrischen Ladung aufgebaut.
18. Hier möchte ich einem naheliegenden Mißverständnis vor-
beugen. Der Leser könnte auf den Gedanken kommen, die „willkür-
liche Einheitengleichung“, gegen die ich mich hier wende, sei etwas
Unvermeidliches und auf allen Gebieten der Physik allgemein Ge-
bräuchliches; denn jede allgemeine Einheitengleichung enthalte
einen willkürlichen Umrechnungsfaktor £, der nur der Einfachheit
halber — gerade wie die Dielektrizitätskonstante und die Permea-
bilität — gewöhnlich gleich 1 gesetzt werde.
19. Man muß aber zwischen willkürlichem Umrechnungsfaktor
und willkürlicher Einheitengleichung unterscheiden. Aus der Defi-
nition der Geschwindigkeit v=dlI/dt folgt z. B. (vgl. die Nrn. 6
und 7) die allgemeine Einheitengleichung:
[2]
paete
st
Setze ich nun etwa [l1] = cm, [t] = sec, so ergibt sich je nach dem
Werte Z, den ich ja willkürlich wählen darf, fürv
jede beliebige Einheit, z. B.: i
für t=1 [v] = cm/sec,
für = 27,777.. [v] = km/Std.
Die allgemeine Einheitengleichungistaberiedesmaldieselbe
notwendige. Setze ich dagegen:
[9 = Ẹ [8, (11
d. h. messe ich die Längen durch die Zeiten, die irgend jemand, z. B.
das Licht, zu ihrer Durchmessung braucht, so bedeutet d i eses eine
neue Einheitengleichung, die im Gegensatze zu der vorgenannten
Gl. (10) willkürlich ist. Durch Gl. (10) wird die Einheit der
neu definierten Geschwindigkeit v auf die Einheiten der Länge und
der Zeit zurückgeführt; zu der neuen Einheit [v] gesellt sich eine
neue Einheitengleichung. Im zweiten Falle, Gl. (11), dagegen wird
ohne Not eine neue Einheitengleichung aufgestellt.
20. Ich gebe noch einige weitere Beispiele: Mit demselben Recht,
mit dem man bei der Einführung des absoluten elektrostatischen Sy-
stems die elektrische Ladung nach dem Coulombechen Gesetz durch
die von ihr in dem Normalmedium „Vakuum“ ausgeübte Kraftwir-
kung mißt, könnte man messen:
a) die Masse — wie schon vorhin angedeutet — nach der Defini-
tionsgleichung der Dichte durch das Volumen, das ein Normalstoff
gleicher Masse (z. B. Wasser größter Dichte) einnimmt (die Dichte
wird dimensionslos) ;
b) die elastische Spannung nach dem Hookeschen Gesetz durch
die relative Dehnung, durch welche sie in einem Normalstoffe ge-
(10
. 0 08 è> e ç ò% >%
-weckt wird (der Elastizitätsmodul wird dimensionslos) ; f
c) die elektrische Ladung nach dem Faradayschen Gesetz durch
die Masse eines Normalkations, von dem sie getragen wird (das elek-
trochemische Äquivalent wird dimensionslos). ,
Man wird zugeben, daß alle diese künstlichen Festsetzungen
zwecklos wären. Mit ihnen aber auf eine Stufe zu stellen sind die
willkürlichen Einheitengleichungen (8) und (9), die zu den abso-
luten Systemen führen.
Der nächste Abschnitt soll zeigen, daß wir nicht nur keinen
Grund haben, die Gleichungen (8) und (9) beizubehalten, sondern
daß wir um ihre Verwerfung überhaupt nicht herumkommen.
Die Beseitigung der Einheitenschwierig-
keiten.
21. Das Heilmittel nun, das ich vorschlage, besteht — höchst,
einfach — in einer Verbindung der im vorigen Abschnitt ausgespro-
chenen negativen Forderung:
„Keine willkürlichen Einheitengleichungen!”
mit der positiven Forderung, auf der alles bisher Gesagte aufgebaut
war:
Grundsätzlich ist immer und überall unter dem Formelzeichen
die physikalische „Größe” selbst zu verstehen; zwischen ihr und
Zahlenwert ist gemäß Gleichung (1) streng'®) zu unterschei-
ent’).
22. Der Leser wird diese zweite positive Forderung vielleicht
schon bei ihrer ersten Erwähnung in Nr. 6 entweder für selbstver-
ständlich und von jeher erfüllt oder — für unerfüllbar gehalten
haben. In Wirklichkeit ist die Lage wohl die folgende: Überall dort,
wo die beiden willkürlichen Einheitengleichungen (8) und (9) keine
Rolle spielen, also z. B. in der Mechanik und auf dem weiten Gebiete
der Berechnung von Stromnetzen, wird die Forderung recht häufig
beachtet. Sobald dagegen ausdrücklich oder verkapselt die Koeffi-
zienten e und u auftreten, also bei den meisten allgemeinen Unter-
suchungen der theoretischen Physik, bei der Berechnung der ma-
genetischen Kreise, der Kapazitäten, der Induktivitäten, auf dem
Hochfrequenzgebiet usw., versteht man — ausdrücklich oder still-
schweigend — im vollen und meist bewußten Gegensatze zu unserer
zweiten Forderung unter dem Formelzeichen den Zahlen-
wert”).
1$) Aber nhne Pedanterie: wo Irrtümer ausgeschlossen sind, wird man sich
keinen unnötigen Zwang auferlegen. ,
16) Diese Forderung ist sehr entschieden von F. F. Martens gestellt
worden in einer zu wenig beachteten kleinen Arbeit: Verhandl. d. Dtsch. Physik.
Gesellach. 16, 8. 97, 1914. , ;
1) Der Mathematiker scheint überhaupt nur diese Auffassung zu kennen.
1332
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
2. November 1922.
23.. Es ist sehr leicht einzusehen, daß der sich darin ausspre-
chende Zusammenhang zwischen meinen beiden Forderungen (der
negativen und der positiven) kein Zufall iet. Nach Gleichung (1)
dürfen sich die verschiedenen Einheiten, die man einer gegebenen
Größe zuordnen kann, nur durch einen reinen Zahlenfaktor vonein-
ander unterscheiden. Die elektrischen Einheiten der verschie-
denen Systeme unterscheiden eich aber voneinander nicht nur
durch Zahlen-, sondern auch durch Einheiten faktoren.
So ist bekanntlich der elektrische Widerstand im absoluten elektro-
magnetischen System eine Geschwindigkeit, im absoluten elektro-
statischen eine reziproke Geschwindigkeit!®). Will man also die
beiden absoluten Systeme nebeneinander gebrauchen®*),
so muß man entweder die Geschwindigkeit zu einer dimen-
eionslosen Größe machen — also die Maßsysteme auf zwei unab-
hängigen Einheiten aufbauen — oder meine zweite Forderung
ablehnen. Der erste Ausweg ist von niemand ernstlich erwogen wor-
den; man hat allgemein den zweiten gewählt, d. h. sich dafür ent-
schieden, unter den Formelzeichen die Zahlenwerte zu verstehen und
die allgemeinen Gleichungen den jeweils gewählten besonderen Ein-
heiten anzupassen — wenn nötig, durch Zufügung besonderer „Aus-
gleichsfaktoren”.
24. Die von mir geforderte scharfe Unterscheidung zwiechen
„Größe” und „Zahlenwert“ ist demnach, wenn man an den willkür-
lichen Einheitengleichungen (8) und (9) festhalten und sich nicht
a. en absoluten System begnügen will, praktisch undurch-
ührbar.
Nun können wir aber unmöglich gerade auf diese Unterschei-
dung verzichten: denn wie aus den späteren Beispielen hervorgehen
wird, ist sie es, die dem Rechner die höchste Rechenbequemlichkeit
und Rechensicherheit bei freier Einheitenwahl verbürgt. Es bleibt
uns also, wenn wir auf praktische Brauchbarkeit Wert legen, gar
nichts andres übrig, als die willkürlichen Einheitengleichungen (8)
und (9) und mit ihnen die absoluten Systeme zu verwerfen. Wenn
es noch immer so etwas wiie Einheitenschwierigkeiten gibt, so kommt
dies in erster Linie daher, daß sich die Mehrzahl der Physiker und
Techniker trotz Giorgi, Mie usw. bis jetzt noch nicht zu diesem not-
wendigen Schritt hat entschließen können.
DieStellungdesFaktors4x.
25. Eine große Rolle hat bei Einheitenbetrachtungen von jeher
der Faktor 4x gespielt”). Von seiner Stellung in den allgemeinen
Gleichungen hängt in der Tat nicht nur die DefinitionderGrößen,
sondern auch die der besonderen Einheiten ab (vgl. Nr. 6).
Ich möchte empfehlen, in dieser Frage allgemein den Vorschlag
Heavisides anzunehmen, d. h. die Zahl 4 x in den Gleichungen der
Blektrizitätslehre so anzubringen, daß sie z. B. in den Coulombschen |
Gesetzen und in dem Gesetz von Biot und Savart im Nenner
erscheint. Nicht daß es wirklich zwingende Gründe für diese
Entscheidung gäbe. Aber erstens wäre es falsch, die absoluten Sy-
steme aus der Einheitenlehre herauszuschneiden, ohne bei dieser
günstigen Gelegenheit?!) auch den 4 r-Schönheitsfehler zu ent-
fernen, der schon zu so viel witziger Kritik Anlaß gegeben hat. Zwei-
tens würde ich mich, wenn ich mich anders entschiede, gerade
mit den Forschern??), die gleich mir die absoluten Systeme verwer-
fen, in Widerspruch setzen und damit neue Verwirrung stiften.
Das Auftreten der Lichtgeschwindigkeit.
26. Noch ein anderer Faktor spielt bei der Erörterung der abso-
luten Systeme eine große Rolle: die Lichtgeschwindigkeit im leeren
Raume c. Sie kommt in die Gleichungen der theoretischen Elektri-
zitätslehne meist dadurch hinein, daß einige Größen als im elektro-
statischen, andere als im elektromagnetischen Maß gemessen voraus-
gesetzt werden; zum Ausgleich muß dann die Geschwindigkeit c zu-
sefügt werden.
27. Dem Verständnis dieser sogenannten „kritischen“ Geschwin-
digkeit stellt sich eine eigentümliche Schwierigkeit entgegen, über
welche die Lehrbücher nicht in so eleganter Weise hinweggleiten
sollten, wie sie es vielfach tun. Das Verhältnis der elektrostati-
schen EBlektrizitätsmenzeneinheit zur elektromarneti-
schen ergibt sich nämlich, wenn wir an die Größen der Elek-
trizitätsmengen denken, gleich % . 10°, wenn wir dagegen an dio
Dimensionen denken, gleich em/see und nicht gleich
sec /em??).
Gegen diese Schwierigkeit, die man auf die geheimnisvolle For-
me]:
o 0M -—1
sec
bringen kann, gibt es nur ein Mittel: man muß die absoluten Sy-
steme fallen lassen, deren schlechte Eigenschaften sich sozusagen
3.10!
1") Gegen diese „Duplizitiit* ‘der Dimenaionen, wie er es nennt. hat aich
z.B. auch L.Gorerynski (a. a. O.) gewandt.
») Das sogen. Gaußscha System ist z. B. nichts als eine Kombination
der beiden gebräuchlichsten absoluten Systeme.
2) Vgl.z.B.R.A. Fessenden. „Flectrieian“. 44. 8. 336. 18%; S. 860. 1901;
J. A. Fleming. ebenda. 44, 8. 324. 366. 402. 189 und 19: G. Giorgi. a.a. O.
, 2) Die Gelegenheit ist derhalb ro günstig, weil bei Erfüllung meiner zweiten
Forderung die üblichen absaluten Einheiten mit der Heavisideschen Form der
Gleichungen durchaus nicht unvereinbar sind. Vel. Nr. 62.
2, Vor allem mit Mie,a a. O.
=) Offenbar ist sogar H. A. Lorentz a.a. O. (8.85) über diesen Wider-
spruch gestolpert.
„potenziert“ auf ihren bedauernswerten Sprößling, die.kritische Ge-
schwindigkeit, vererbt haben.
28. Wer dieses Mittel anwendet, braucht die Lichtgeschwindig-
keit in die elektromagnetischen Grundgleichungen so wenig aufzu-
nehmen wie die Schallgeschwindigkeit in die elastischen Grun-
gleichungen, Man überzeugt sich hiervon wohl am leichtesten, wenn
man sich zur kritischen Geschwindigkeit ein mechanisches Gegen-
stück erdenkt. Durch irgendwelche Betrachtungen sei jemand auf
den Gedanken gekommen, es sei richtiger, die mechanischen Vor-
gänge durch nur z w ei unabhängige Einheiten darzustellen. Er ent-
ledigt sich daher — ebenso willkürlich, wie man’s bei den absoluten
Systemen macht — der Einheit der Masse, u. zw. einmal dadurch, dili
er die Dichte ö, und einmal dadurch, daß er den Elastizitätsmodul £
dimensionslos und für irgendeinen Normalstoff — sagen wir Kup-
fer — gleich 1 setzt. Auf diese Weise kann er die Masse etwa ein«
Kupferstabes in zwei „absoluten“ Einheiten durch eine Volumen-
messung und durch einen Dehnungsversuch bestimmen. Dividiert er
aber nun die durch die Volumenmessung gefundene Masse (so und sv
viele em?) durch die elastisch bestimmte’ Masse (so und so viele
emsec?), so erhält er — vielleicht zu seiner Überraschung — das
Quadrat der Fortpflanzungsgeschwindigkeit v elastischer Longitu-
dinalwellen im Kupfer.
' 29. Wie würde man über diesen Mann urteilen, wenn er sein
Resultat nicht für sich behielte? Man würde seine Betrachtungen
schrullig finden und ihm deutlich machen, daß er im Grunde nur die
Gleichung für die Geschwindigkeit longitudinaler Wellen v= VE >ò
bestätigt habe. Und doch stellt die Mehrzahl der Lehrbücher die kri-
tische Geschwindigkeit noch heute in allen wesentlichen
Punkten ebenso dar; denn die letztzenannte Gleichung entspricht
vollkommen der Gleichung für die Fortpflanzungsgeschwindigkeit
elektromagnetischer Wellen:
= - !
~ Vep
die aus den Grundgleichungen der Elektrizitätslehre (s. später
G1. (12) ) folgt.
Bei Annahme meiner Vorschläge gibt es keine kritische Ge-
schwindigkeit. Damit fällt jede Möglichkeit weg, eine ganz be
stimmte Naturkonstante aus Einheitenfestsetzungen herzuleiten,
deren Willkürlichkeit man ausdrücklich betont hat.
Die allgemeinen Gleichungen.
30. Ich möchte nun zeigen, wie sich meine Grundsätze in d'er
Praxis geltend machen. .
Zunächst betrachten wir die allgemeinen Gleichungen. Nach
meiner ersten (negativen) Forderung dürfen in ihnen die Größen ı
und u nirgends weggelassen und die Vektoren D und & B und ©
nie miteinander vertauscht werden. Nach meiner zweiten positiven
Forderung sind alle allgemeinen Gleichungen, da sie (außer mathe-
matischen Zahlen) nur „Größen” enthalten, von der Einheitenwahl
unabhängig: alle bloß den Einheiten zuliebe zugefügten Zahlen-
faktoren, wie z. B. 3. 101%, 10— usw., fallen daher weg.
31. Die Maxwellschen Gleichungen nehmen danach beispie!s-
sn für ruhende isotrope Körper in der üblichen Bezeichnung die
orm an:
B=ud (12
© = [E], W = [DE AT, Wm =B 9 dr
Wie man sieht, stimmt diese Schreibweise mit der „rationellen“ Hea-
visides überein. Der sehr wesentliche Unterschied ist aber der, daß
die Gl. (12), weil die Ð, t, o, © usw. „Größen” bedeuten, völlig auto-
matischen Übergang zur Zahlenrechnung in jeder beliebigen Ein-
heit gestatten.
Auch einige in der Elektrotechnik häufig benutzte Gleichungen
werden einfacher: so das sogenannte „Ohmsche Gesetz für den ma-
E I= ® ) | F — © l . . ” . . . . . (13
($ = Induktionsfluß, I = Stromstärke, E = Windungszahl, l =
Kraftlinienweglänge, F = Querschnitt — lauter „Größen“, keine
„Zahlenwerte”! —), und das Induktionsgesetz:
o® |
pe en, = n . . “ ” . . . + . . 4
e E a (l
Hier fallen die beim herkömmlichen elektrotechnischen Maßsystem
notwendigen Faktoren 0,4 x und 10— weg”).
2) H. Gör g es hat (gele ) ;
Wegfallen des Faktors 0.4 a in Gleichung (13) beanstandet. weil man die verur
nachenden irgendwo aufgewickelten Amperewindungen und ihre Wirkung, da‘
Linienintegral der Feldstärke, wohl voneinander trennen müsse. Aus Nr. !2
geht aber bervor. daß (13) keiner Proportionalitätskonstante hedarf. Auch
rauchen zwei Größen, die wir gleichsetzen, noch nicht identisch zu sein. —
Görges bemängelt weiter. daß nach Heaviside von der Ladung I nur eine Ver-
schiebungslinie ausgehe; welche Richtung solle diese haben? Die didaktische
Schwierigkeit verschwindet. wenn man sagt: Die Ladung IV entsendet 10%
Linien, die Ladung 1 tausend Taurendetellinien: denn wer an den 4 7 (= 12.566 .
Linien der üblicheren Systeme keınen Anstoß nimmt, wird auch die Tausendstel-
linie gelten lassen.
ntlich des Vortrags von. F. Emde a. a. O.) das
.
2. November 1922.
32, DieEinfachheitder von mir soeben angeführten Glei-
chungen ist kein wesentlicher Vorzug meines Verfahrens. Ob
man in den Gleichungen ein paar Buchstaben oder Ziffern mehr
oder weniger zu schreiben hat, ist nebensächlich; man könnte mir
auch die Coulombschen Gesetze vorhalten, die in der üblichsten
Schreibweise der abzoluten Systeme — besonders soweit sie sich auf
den leeren Raum beziehen — unleugbar weniger Tinte BOSHEDENEHEN
als ın der meinigen (Heavisideschen) :
16
Pz n
33. Dagegen liegen in der größeren Allgemeinheit der
nach meinen Grundsätzen geschriebenen Gleichungen einige nicht
unwesentliche Vorteile.
So wird eine Quelle von Unklarheiten und Mißverständnissen
dadurch verstopft, daß es bei Annahme meiner Vorschläge nicht
mehr möglich ist, allgemeine Gleichungen so rücksichtslos auf be- -
sondere Maßsysteme zuzuschneiden, daß ihre wahre Bedeutung nicht
mehr recht zu erkennen ist. Als Beispiel führe ich die Formel:
A=2rxyLC (15
an (A = Wellenlänge im leeren Raum, L = Induktivität, C = Kapa-
zität), die man häufig aus der Thomsonschen Schwingungsgleichung
herleitet, indem man ein gemischt elektrostatisch-elektromagne-
tisches Maßsystem zugrundelegt, in welchem die Größen L und C
beide Längen sind”). Nun wäre es gewiß ein Trugschluß, aus
. e è> >» è ç oò â ò hr â >ò% â ò ç +%
29) Vgl. Nr. 41. Be'spiel II.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 44.
1333
dieser Gleichung zu folgern, daß sich die Eigenwellenlängen geo-
metrisch ähnlicher Gebilde wie die Längen entsprechender Strecken
verhalten müßten”). Zweifellos aber verführt die Gl. (15) durch
ihre zu sehr spezialisierte Form geradezu zu diesem Trugschluß?”).
34. Wichtiger sind die praktischen Vorteile, die sich aus
der größeren Allgemeinheit unserer Gleichungen ergeben.
Vor allem darf sich der Theoretiker:kürzer fassen; denn da
seine Gleichungen für jede Einheitenwahl gelten, braucht er über
diese überhaupt kein Wort zu verlieren. Sicher könnte auf diese
- Weise in Lehrbüchern und Abhandlungen ganz erheblich an Platz
gespart werden”).
35. Ein anderer praktischer Vorteil, der nicht unterschätzt wer-
den sollte, ist der folgende: Bei der bisherigen Schreibweise kann
man häufig mit den abgeleiteten allgemeinen Gleichungen gar nicht
sofortrechnen, weil die Einheiten, auf die sie sich beziehen,
vielleicht viele Seiten vorher irgendwo versteckt im Text definiert
sind oder weil die Verfasser gar überhaupt nicht gesagt haben,
welche Einheiten sie meinen. Bei Annahme meiner Grundsätze da-
gegen ist jede Gleichung sofort zur Zahlenrechnung benutzbar, so-
bald man nur weiß, welche Größen durch die Formelzeichen dar-
gestellt werden.
(Schluß folgt).
®%) Denn L und C könnten, auch wenn rie wirklich Längen wären, immer
noch von dimensionslosen Kombinationen irgend welcher andrer physikalischer
Größen al-hängen.
An einen solchen Trugschluß denkt vielleicht T Ehrenfest-Afa-
ewa (Muth. Ann. 77. (3. 259—276, 1916) in ihrem $ 12.
Eine Füle von Beirpielen ließe sich mühelos aus der Literatur zu-
samımmensuchen; nur um übernaupt eines zu nennen, verweise ich auf die Ab-
leitangen im „Lehrbuch der Physik“ von E. Riecke. 2. 88 600 und 1.
nass
Zur Theorie der Stromwendung.
Von cand. rer. electr. B. Walsemann, Hannover.
Übersicht. Der vorliegende Aufsatz zeigt, daß die Stromwendung
bei Kommutatormaschinen durch zweckmäßige Formgebung der Bürsten
wesentlich verbessert werden kann. Die allgemein gebräuchliche recht-
-ekige Bürste wird mit einer Bürste mit dreieckigem und trapezförmigem
Nuerschnitt verglichen und nachgewiesen, daß auch ohne Wendepole
„der andere Hilfsmittel theoretisch stets Funkenfreiheit erreicht wer-
den kann. .
Die Stromwendung soll im folgenden nur von einem einzigen,
‚ bisher nur wenig beachteten Gesichtspunkte aus betrachtet werden.
Es soll untersucht werden, ob die Form des Bürstenquerschnittes
von praktischer Bedeutung für den Verlauf derselben ist, und ob sie
«durch Veränderung des ersteren verbessert werden kann. Wir wollen
den üblichen rechteckigen Querschnitt mit anderen Querschnitte-
formen vergleichen. Es soll hier nur der einfachste Fall, die freie
Stromwendung, d. h. Stromwendung ohne Erzeugung einer Span-
nung zur Aufhebung der Selbstinduktionsspannung der kurzge-
schlossenen Spule durch Bürstenverschiebung aus der neutralen
Zone in das wirksame Feld oder durch Wendepole, betrachtet wer-
den. Ferner: möge angenommen werden, daß nicht mehr als 2 La-
mellen von einer Bürste gleichzeitig berührt werden (Abb. 1). Die
lsolationsdicke zwischen den Lamellen werde vernachlässigt. Ob-
wohl die Stromwendung bei Verwendung rechteckiger Bürsten
schon oft Gegenstand ausführlicher Erörterung gewesen ist, möge
kurz darauf eingegangen werden, weil es zum Verständnis des fol-
genden notwendig ist. Es bezeichne:
2 J den Strom einer Bürste,
R den Übergangswiderstand einer Bürste,
R, den Widerstand der auflaufenden Bürstenspitze,
R, den Widerstand der ablaufenden Bürstenspitze,
!, den Strom der auflaufenden Bürstenspitze,
i den Strom der ablaufenden Bürstenspitze,
i den Strom der kurzgeschlossenen Spule,
e die Spannung der ablaufenden Bürstenepitze,
€s die Spannung der Selbstinduktion,
S den Widerstand der Spule,
L die Induktivität der Spule,
T die Dauer des Kurzschlusses,
. f die Zeit vom Beginn des Kurzschlusses,
! die Bürstenlänge, auf der Begrenzungslinie zweier La-
mellen gemessen.
Das 2. Kirchhoffsche Gesetz ergibt, wenn wir im umgekehrten
Uhrzeigersinne den durch die Bürste, 2 Lamellen und die Spule ge-
bildeten Stromkreis durchlaufen und die Summe der Spannungen
gleich Null setzen:
>
—ı BR +tiS+L HH+hR=0,
h=J-—1; G=J-+L,
Be J—i) R, JHY)R-iS.....d
” Dies ist die Gleichung des Stromes in der Spule ohne Rücksicht
auf die Querschnittsform. Den Widerstand S, dessen Einfluß nur
gering ist, wollen wir vernachlässigen. Um im einzelnen Falle den
Strom eindeytig ale Funktion von ¢ zu erhalten, muß man auch R,
und R, als Funktion von t darstellen und in Gl. (1) einsetzen. Für
rechteckigen Querschnitt (l = const., Abb. 1a) wird:
Rı = 2i w o aii . (2a
RT
| R} pa Ft (3a
Der Strom wird dann dargestellt durch die Gleichung:
di__ RT(-JT+2Jt+i T) (4
"A TE a
Die Kurve selbst findet man am einfachsten auf graphischem Wege,
indem man zunächst die Steigung für t = 0 bestimmt, durch den An-
fangspunkt eine Gerade legt, auf der man einen zweiten Punkt, z.B.
T
für t = 10
Steigung nach Gl. (4a) und wiederholt das Verfahren ın regel-
mäßigen Abständen. Man kommt mit verhältnismäßig wenig Punk-
ten aus, da bei diesem Verfahren ein vorhandener Fehler sich von
selbst berichtigt. Nimmt man z. B. einen Punkt zu hoch an, erhält
- festlegt. Für diesen Punkt bestimmt man wieder die
di
dt einen absolut größeren Wert, d. h. der aus geradlinigen Stücken
bestehende Linienzug sucht sich selbsttätig mit der wirklichen
Kurve in Übereinstimmung zu bringen.
Fürt=0 wird ?’ =J,
fürt= Twirdi=—J.
N
Für beide Grenzwerte nimmt n die unbestimmte Form gan, und
man erhält durch Differentiation von Zähler und Nenner nach t:
di___2IR_ ga di 2JR_ A
dl, RTFL "83 dtn RT-L ie
Abb. 2 zeigt die Stromkurve für die Werte:
J =5 Amp, R = 10—:! Ohm,
T=10-3sec, L=08.10-1Henry.
Von großer Wichtigkeit ist die Übergangsspannung der ab-
laufenden Bürstenspitze, die stets größer ist als der Spannungsver-
lust 2 J R im ruhend gedachten Kollektor. Ihr proportional ist die
Stromdichte, die ein bestimmtes Maß nicht überschreiten soll. Es
gilt allgemein für jeden Querschnitt:
e= i Ry = (J+ t) R,
1334 Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 44. 2. November 1922.
Für l = const. wird ,
eSpor Ve aaa
FERIR:.4.% aoe De a aa BA
eıı ergibt sich nach Differentiation von Zähler und Nenner zu:
2JRT
°= RTZ
Diese Gleichung zeigt, daß die Spannung nur dann einen endlichen
Wert haben kann, wenn RT > L ist. Ist L >œ RT, bat u, = J ti
für t = T noch nicht den Wert O erreicht, der Kurzschlußkreis wird
unterbrochen, was die Bildung eines Selbstinduktionsfunkens zur
Folge hat. Funkenfreie Stromwendung ist daher nur möglich, wenn
RT > L ist.
Wir betrachten jetzt die Stromwendung für veränderliche
Bürstenlänge l. Diese möge geradlinig abnehmen und für t= T
gleich Null werden (Abb. 1b). Die Widerstände R, und R, als
Funktion der Zeit dargestellt, ergeben sich zu:
(9a
_ RTP _ RT?
R= era R= appe
Setzt man beide Werte in Gl. (1) ein, erhält man
di __RTX-JT?+4J Tt—2JR+iT3 (4b
dt T LiT- ROT
Für die Grenzwerte t = o und t = T nimmt dieser Ausdruck wieder
unbestimmte Form an, und man erhält durch Differentiation von
Zähler und Nenner:
di 2JR di
dt” O5RTFL >???) (90 dtir S i AR
[27
—>
a I t- 10° zZ
Abb. 2. Strom bei Rechte«kforın.
aa | t-10% zz
I Z I
Abb. 1. Verschiedene Abb. 3. Strom bei Dreieckform
Bürstenquerschnitte.
Gl. (6b) sagt aus, daß die Kurve für t= T horizontal verläuft
(Abb. 3). Die Spannung der ablaufenden Bürstenspitze wird ent-
sprechend Gl. (7a), (8a) und (9a):
ge TAE Tb e=2JR. . 8b e=2JR. . (9b
Es ergeben sich somit wesentliche Unterschiede zwischen (a) und
(b). Bei (a) verläuft die Stromkurve mit wachsendem t immer stei-
ler, die Spannung der Selbstinduktion und mit ihr die Stromdichte
wird immer größer und erreicht für t=T ihren Maximalwert.
Dieser wächst verhältnismäßig stark mit wachsender Induktivität,
wenn diese nur wenig kleiner ist als RT und sogar unendlich groß
für L=- RT. Ist L > RT, ist funkenfreie Stromwendung unmög-
lich, Ganz anders liegen die Verhältnisse bei (b). Die Stromkurv»
schließt für t= T horizontal an die Gerade i = — J an, die Span-
nung der Selbstinduktion ist dann gleich Null, das Maximum triu
nicht für t = T, sondern schon bedeutend früher, etwa fürt-%T
ein und erreicht nur einen erheblich geringeren Wert als bei (a)
Für beliebige Werte von L bleibt die Spannung stets endlich und die
funkenfreie Stromwendung ist theoretisch immer möglich.
Die Ergebnisse, die die Untersuchung der Querschnitte (a) und
(b) liefert, sind derartig voneinander verschieden, daß es wertvol!
‘ erscheint, noch einen dritten Querschnitt zu untersuchen (Abb.1e).
Hier nimmt l zwar geradlinig ab, wird aber für t= T nicht gleich
Null. (c) stellt gewissermaßen ein Mittel dar zwischen (a) und (b).
Es ergeben sich dann folgende Gleichungen:
= anI »_.8RT l
R = t(4 T—t) . . . (2c i Ry = Te t) (3 T_ t) . ». à (3e
di __ BRT? (~3JT?+8JTt—2JP+3i T) 4
dt” LUT HA T-HST=H S
di___ 2JR 2 di_ 2JR i
IH DBORTIL’* DE adu IbDRT- L 5"
— 3QJ+NRT? =
=P DBT (7c rr=2JR . . (8c
en ET BE ee er OE
RT— 5L
Abb. 4 zeigt die zugehörigen Kurven.
Die bisher betrachteten Fälle können als Spezialfälle angesehen
und unter dem allgemeinen Gesichtspunkt eines Bürstenquerschnit-
tes mit geradlinig nach der
Ablaufkante zu abnehmen-
der Länge l zusammenge-
faßt werden (Abb. 5). Die
Gleichungen nehmen dann
eine recht komplizierte
Forman. Es würde zu weit
führen, sie sämtlich zu er-
wähnen. Es seien nur die
wichtigsten, die Gleichung
IE t-10" U
Abb. 5. Geradlinig
Abb. 4 StromTbei Trapezform. abnehmende Länge.
der Stromkurve und die Gleichung der Steigung derselben für t =T,
angeführt. Es ist:
di __ zRT(- JzT+2Jz1+2J1Tt-2JR+izT) a
dto LtiT--ħ(z-ħlz+4T=N 5 Ze
di __ 2JR(e—T E Mi
dt zRT— L(z— T) Dr `
darin ist:
z=z2u+T
Wir können also durch Veränderung des Querschnittes dir
Stromkurve sehr wesentlich beeinflussen, insbesondere die Stei-
gung für t= T in beliebig weiten Grenzen ändern. Die Spannung
der Selbetinduktion kann selbstverständlich nicht aufgehoben wer-
den, man kann nur den Verlauf derselben während des Kurzsehlusse:
weitzehend beeinflussen und den Maximalwert in endlichen Grer-
zen halten. Der Mittelwert bleibt stets derselbe. An den graphi-
schen Darstellungen zeigt sich dies in der Weise, daß die von der
t-Achse und der es-Kurve eingeschlossene Fläche konstant ist.
Gl. (11) gibt uns die Möglichkeit, zu jedem gewünschten Wert von
di
r -die notwendige Abschrägung der Seitenflächen der Bürsten zu
berechnen. In unserem Falle würden wir z. B. durch Einsetzen des
l
Wertes a = in Gl. (11) fast eradlinigeStromwendung erhal-
ten. Der gefundene Wert von z, in Gl. (10) eingesetzt, liefert uns
die Stromkurve.
Ähnliche, doch keine günstigeren Ergebnisse erhält man, wenn
man die Bürstenlänge I nicht geradlinig veränderlich macht, sondern
den Querschnitt von krumnlinigen Kurven begrenzt, so daß es sich
erübrigt, darauf näher einzugehen. Erwähnt sei nur, daß es zur Er-
zielung einer spannungslosen Ablaufkante durchaus nicht erforder-
lich ist, daß dieselbe spitz ausläuft wie bei (b), sondern daß Ja:
auch bei gekrümmt, z. B. parabolisch endigender Ablaufkante der
Fall ist. Es kommt nur darauf an, daß l von t = Q bis t = T stetige
abnimmt und für letzteren Wert gleich Null wird.
|
- - -= m
2. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
1335
Technik und Physik auf der Hundertjahrfeier der Deutschen Naturforscher und Ärzte.
Von F. Trautwein, Berlin.
(Schluß von S. 1285.)
Rnakop, Berlin: Reißdiagramme von Sende-
röhren. Zur Untersuchung der Wirkungsweise von Röhren-
sendern mit direkter Gitterbesprechung für die Zwecke der draht-
losen Telephonie wurde die Abhängigkeit des Hochfrequenzstroms
im Schwingungs- bzw. Antennenkreise von der Gittervorspannung
und dem Rückkoppelungsgrad durch zahlreiche Diagramme er-
mittelt. Bei zunehmender Gitterspannung ausgehend von stark
negativen Werten entsteht an einer Stelle ein plötzliches Einsetzen
der Schwingungen, welche beim Zurückgehen der Gitterspannung
an einem wesentlich stärker negativen Punkte wieder abreißen.
lnter derartigen Betriebsverhältnissen, welche im allgemeinen bei
fester Rückkoppelung und kleinem Röhrendurchgriff vorliegen, ist
no brauchbare Aussteuerung durch die Sprache nicht möglich.
Ähnliche Reißgebiete treten bei stark positiver Gitterspannung ein.
Beide Reißgebiete können unter Umständen sich in der Mitte über-
Inppen, ein derartiger Röhrensender ist für unmittelbare Gitter-
besprechung unbrauchbar. Bei etwas loserer Rückkoppelung ist
es Jedoch möglich, zwischen beiden Reißgebieten einen genisgend
breiten Streifen zu erhalten, in welchem die Kennlinien stetig und
einigermaßen geradlinig verlaufen. Der Vortragende deutete
ferner an, daß mit Hilfe dieser Reißdiagramme die Leistungsver-
hältuisse von Röhrensendern untersucht werden können, wozu von
H.G. Möller das Verfahren der Schwingkennlinien angegeben wor-
den ist, welches aber verhältnismäßig schwierig durchzuführen ist.
Liebert,Nürnberg: Über dieBeurteilung der
BPrauchbarkeit von Kathodenröhren Es wurden
die in der Fachliteratur näher beschriebenen Verfahren zur Unter-
suchung von Restgasen in Vakuumröhren hinsichtlich ihrer
Brauchbarkeit und einfachen Bedienungsweise für die Zwecke der
Massenherstellung kritisch untersucht.
Schmaltz,Offenbach:EineelektrischeMethode
zur Registrierung von Schwingungen an Ma-
schinen. Es wurde’eine Methode beschrieben, mit Hilfe deren
mechanische Schwingungen in elektrische Stromänderungen um-
gesetzt werden» Hierzu dient einesals Mikrophon wirkende Flüssig-
keitsschicht. Durch eine Brückenanordnung und ein Saitengalva-
nometer werden diese Änderungen photographisch registriert. Die
Aufzeichnung kleiner Schwingungen geschieht mit starker V er-
erößerung. Die Methode ist besonders von Bedeutung für die Stei-
serung der Arbeitsgeschwindigkeit von Werkzeugmaschinen.
Liesegang, Düsseldorf: Neue optische Vor-
lesungsversucohe. Es wurde eine Interferenzvorrichtung
vorgeführt, die gleich den Apparaten nach Jamin und Classen aus
zwei planparallelen Spiegelplatten besteht. Die Vorrichtung
liefert über ein großes Gesichtsfeld hin außerordentlich lichtstarke
und klare Interfereuzstreifen, welche sich von der geringsten bis
zur größten Breite deutlich sichtbar einstellen lassen.
Berndt, Berlin: Messung von Schraubenge-
winden. Ein Gewinde ist bestimmt durch 6 Bestimmungsstücke:
Außen-, Kern- und Flankendurchmesser, Steigung, Flankenwinke!
und Lage des Profils; von diesen sind am wichtigsten Flanken-
durchmesser, Steigung und Winkel. Zur Messung des Flanken-
Jurchmessers diente bisher die Flankenschraube, für die Steigung
ine Lehre, für den Winkel ein Stahldreieck, das man in das Ge-
windeprofil einführte, Der Vortragzende erörterte eingehend die
diesen Meßmethoden anhaftenden Feller und beschrieb optische
Methoden, die frei von diesen Fehlern sind. Solche Apparate sind
das Gewindemikroskop und der (rewindekomparator, die genaue
Hilfsmittel für das Meßlaboratorium bieten. Für den Gebrauch
in der Werkstatt wurde ein Meßgerät beschrieben, bei welchem als
Meßbacken eine sich in die Steizungsrichtung einstellende Nut
und ein Zylinder verwendet werden, dessen Durchmesser genau
der Nutbreite entspricht. Mit diesem Gerät ist ein für die Werk-
statt genügend genaues Meßgerät geschaffen.
Zeissig, Darmstadt: Ein Zeichengerät für
Schwingungsvorgänge. Ein Zeiger beschreibt auf einen
ablaufenden Papierstreifen die resultierende Schwingung von zwei
Teilschwingungen, z. B. die charakteristische Schwebungskurve
beim Zusammeusetzen von zwei Schwingungen verschiedener Fre-
uenz. Das Gerät besteht aus zwei Walzen, deren Durchmesser
verschieden gewählt werden kann. Auf den Walzen laufen kleine
Rädchen, deren Bewegungen über Geradführuugen und Pleuelstan-
ven auf einen Schreibstift und die Papierwalze übertragen werden.
Würschmidt, Essen: Die magnetische An-
fangspermeabilität, d.h. die Permeabilität für schr kleine
Feldstärken, die früher von Gumlich für eine Reihe von Eisensorten
in vollständig entmagnetisiertem Zustande gemessen wurde, wurde
für den Fall bestimmt, daß das zu untersuchende Material eine ge-
ringe positive oder negative Remanenz besitzt. Die höchsten Werte
von Anfangspermeabilitäten wurden bei 29- bis 36-prozentigen
Nickelstählen gefunden. Sie lagen in der Größenordnung 1000 bis
. trizitätskonstante der absorbierenden Ionengattung ist.
2000. Die größten Werte traten auf, wenn das Material vorher ge-
glüht war. Wegen des gleichzeitig recht großen spezifischen Wider-
standes verdienen diese Nickelstähle den Vorzug gegenüber den
Siliziumstählen für verschiedene praktische Zwecke insbesondere
der Telegraphie und Telephonie.
Wien, Jena: ÜberdieGültigkeitdesOÖhmschen
Gesetzes für Elektrolyse bei hoher Feldstärke.
Mit Hilfe von Kondensatorenladungen wurde nachgewiesen, daß
das Ohmsche Gesetz auch noch für Felder von 500 000 V/cm gültig
bleibt. Die hohen Feldstärken wurden mit Hilfe eines Diaphrag-
mas aus isolierendem Material, welches in den zu untersuchenden
Elektrolyt eingetaucht wurde, erreicht.
Starke, Aachen: Über sekundäre Kathoden-
strahlung von Metallen. Kathodenstrahlen, welche auf
einen Metallspiegel fallen, lösen bekanntlich an ihm eine sekundäre
Elektronenstrahlung aus. Es wurde eine Anordnung beschrieben,
mit Hilfe deren es möglich yar, den Betrag und die Geschwindigkeit
der sekundären Strahlung zu einem größeren Bereich von Primär-
zeschwindigkeiten festzustellen. Die Ergebnisse wurden an Hand
von Schaulinien dargestellt. Ein Teil der Schaulinien läßt die
fallende Charakteristik erkennen, ähnlich wie bei dem von Hull an-
gegebenen Dynatron, welches als Verstärker- und Schwingungs-
erzeuger technische Anwendung findet.
Bothe, Charlottenburg: Über Verzweigung
und Knicke an ß-Strahlen. Es gelang eine große Zahl
von ß-Strahlen stereoskopisch zu photographieren. Bei der Be-
trachtung der Bilder zeigte sich, daß ab und zu regelrechte Ver-
zweigungen der Strahlenbahn auftreten. Diese merkwürdige Er-
scheinung findet ihre Erklärung darin, daß das ß-Strahlenteilchen,
ein sehr schnell fliegendes Elektron, unter günstigen Umständen 80
wirksam auf ein Luftmolekül treffen kann, daß es daraus ein Elek-
tron mit großer Geschwindigkeit hinauszuschleudern vermag.
Letzteres verhält sich dann genau wie ein neuer ß-Strahl. Auch
scharfe Knicke in den Strahlenbahnen wurden beobachtet. Diese
kommen dadurch zustande, daß das ß-Teilchen auf einen schweren
Atomkern prallt, und von diesem zurückgeworfen wird. Man kann
hoffen, daß sich hier neue Möglichkeiten bieten, in den Atommecha-
nismus einzudringen,
Gudden, Göttingen: Über lichtelektrische
Leitfähigkeit. Am Diamant, Zinkblende und Zinnober wurde
gezeigt, daß es für jede Kristallart eine Sättigungsfeldstärke gibt,
bei der sämtliche vom Licht ausgelösten Elektronen zur Messung
gelangen. Diese Feldstärke ist um so niedriger, je höher a
uf der
langwelligen Seite der optischen Absorptionskonstante läßt sich
dabei für jedes absorbierte Lichtquant ein bewegtes Elektron nach-
WEISEN,
Rother, Leipzig: Über Elektronenentladung
bei kleinen Elektrodenabständen. Es wurde durch
sorgfältig ausgeführte Versuche nachgewiesen, daß ein Elektrizi-
tätsübergang zwischen zwei Metallelektroden, welche einander bis
auf einen durch Lichtinterferenzen genau gemessenen Abstand von
1/so0o0oo mm genähert sind, in ähnlicher Weise wie bei unmittelbarer
metallischer Leitung stattfindet. Die gemessenen Übergangsströme
hatten eine Stärke von der Größenordnung 10-® A. Es wurde eine
Apparatur beschrieben, die die Messung auch im Hochvakuum ge-
stattetee Zur Einstellung der außerordentlich kleinen Abstände
wurde das Verfahren der Magnetostriktion oder der Durchbiegung
einer in die Glaswände eingeschmolzenen Platinmembran an-
gewendet.
Lilienfeld, Leipzig: Über autoelektronische
Entladung im Hochvakuum. Der Vortragende berichtete
über die von ihm entdeckte Entladung aus einer epitzenförmigen
kalten Kathode im Hochvakuum, die für Röntgenröhren bereits
praktisch in Anwendung ist. Daß es sich um reine Elektronen-
emission und nicht etwa um Stoßionisation handelt, geht daraus
hervor, daß die Vorgänge sich im äußersten Vakuum abspielen.
Eine Erwärmung der Kathode verringert sogar den Elektronen-
strom, so daß es im Betriebe zweckmäßig ist die Kathode zu kühlen.
Erst bei sehr hoher Temperatur der Kathode tritt plötzlich eine
starke Stromzunahme infolge Elektronenverdampfung ein.
Stintzing, Gießen: Neue Hilfsmittel für die
Röntgenspektroskopie. 1. Es wurde eine ganz aus Metall
gebaute Hochvakuumdampfstrahlpumpe vorgeführt und beschrieben,
welche gegenüber den üblichen Pumpen aus Glas oder Quarz den
Vorteil großer Unempfindlichkeit gegen thermische oder mecha-
nische Mißhandlungen besitzt und besonders lohe Sauggeschwindig-
keiten aufweist.
2. Es wurde ein Spektrograph vorgeführt, bei dessen Konstruk-
tion Wert auf umfassende Anwendungsmöglichkeiten gelegt wurde,
~
1336
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
2. November 1928.
Er dient zu Wellenlängen-, Absorptions- und Intensitätsmessungen,
(Gritterkonstanten-, Dichtebestimmungen in der Röntgenspektro-
kospie zu chemischen Analysen, Strukturbestimmungen von Kri-
stallen, Metallen und Legierungen und anderem mehr.
3. Es wurden von dem Vortragenden entworfene zerlegbare
Raumgittermodelle vorgeführt, welche zur Erleichterung der Aus-
wertung bei Forschungsarbeiten, aber auch für den Unterricht als
Lehrmittel gedacht sind.
Schottky, Würzburg: Über die Drehung der
Atomachsenin festen Körpern. Aus den neueren Vor-
stellungen über den Bau der Atome wird geschlossen, daß es in
festen Körpern verschiedene Möglichkeiten einer Achseneinstellung
der Atome geben muß, daß aber in gewissen Fällen eine elektrosta-
tische Richtwirkung der in den Atomen umlaufenden Elektronen
eine gegenseitige Orientierung der Atomachsen hervorzurufen be-
strebt ist. Diese Art von Riclhtkräften scheint die bisher unbekann-
ten Kräfte zu erklären, welche durch die Selbstorientierung der
Atome die stark magnetischen Eigenschaften von Eisen, Kobalt und
Nickel hervorrufen. Dieselben Kräfte werden jedoch auch in
anderen (paramagnetischen) Substanzen das vollständige Ver-
ua des Magnetismus bei tiefen Temperaturen bewirken
(önnen,
Jaffe, Leipzig: Zur Theorie des anisotropen
Strahlungsfeldes. Während die Theorie der Wärmeleitung
seit 100 Jahren ein klassisches Kapitel der theoretischen Physik
bildet, fehlte es bisher an einer allgemeinen Theorie der Wärme-
übertragunge durch Strahlung. Der Vortragende berichtete über
eine solche Theorie, die in vielen Zügen große Ähnlichkeit mit der
Theorie der Wärmeleitung zeigt.
Im folgenden werden noch die Vortragsthemen aus den Atci-
lungen für reine und technische Physik angeführt, für welche eine
Berichterstattung im Rahmen dieses Aufsatzes zu weit führen
würde und daher auf die eingangs erwähnten Fachzeitschriften ver-
wiesen werden muß.
Müller, Göttingen: Ein monochromatisches Lichtfilter für das Ge-
biet der Quecksilberlinie 2536.
Kaempf, Leipzig: Über den Mechanismus der lichtelektrischen Leit-
lähigkeit.
Steubing, Aachen: Die Spektra von Argon, Jod und Stiekstoff im
elektrischen Feld.
Gehrcke, Charlottenburg: Eine neue Art von Spektren.
Hertz, Eindhofen: Die Anregungs- und Ionisierungsspannung von
Neon und Argon.
Eucken, Breslau: Über den Schwellenwert der chemischen Akti-
vierung des Sauerstoffs durch Elektroneustoß.
Grebe, Bonn: Über Absorption und Streuung von Röntgenstrahlen.
4. Ordentliche Mitgliederversammlung des
Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie
am 27. V. 1922 zu Würzburg.
(Fortsetzung von S. 1315.)
Den Bericht über die Preisstelle erstattete Herr Direktor
R, Werner: „Die Preisstelle ist in diesem Jahre auf 13 Verbände und
‘6 Einzelmitglieder angewachsen. Die Bearbeitung der weitver-
zweigten und vielgestaltigen Materie hatten wir auf 6 Preisgruppen
mit 6 Untergruppen und auf13 Verbände verteilt, die alle ihr eigenes
Grebiet selbständig bearbeiten und sich nur in großen Richtlinien
zu gemeinsamen Beschlüssen zusammenschließen; diese Arbeits-
teilung hat sich gut bewährt. Ebenso hat die gründliche Vorberei-
tung der jeweiligen monatlichen Sitzung durch den engsten und
engeren Ausschuß dazu geführt, daß die Plenarversammlung, die
infolge der großen Zahl von Teilnehmern arbeitsunfähig zu werden
drohte, jetzt in kurz dauernden Sitzungen zu definitiven Beschlüssen
kommen kann. Ein weiterer Ausbau der Organisation konnte im
Berichtsjahr unterbleiben. Die im vorvergangenen Jahr auf-
gestellte Organisationsform hat sich als festgefügt und den
wechselnden Ansprüchen dieses Jahres als vollauf gewachsen
erwiesen ...
Zur gemeinsamen Arbeit strittiger Fragen zwischen Produzen-
ten und Konsumenten wurde im vorvergangenen Jahr mit unserer
größten Abnehmergruppe, der W. V. E., eine paritätische Kommis-
sion ins Leben gerufen. Sie hat auch im Berichtsjahr segenbringend
gewirkt, hat viel zur Klärung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten
in beiden Lägern beigetragen, ist uns von anderen Industriezweigen
zeneidet und von verschiedenen Stellen als vorbildlich bezeichnet
worden. Auch die gemeinsam mit dem Verein Deutscher Straßen-
bahnen, Kleinbahnen und Privateisenbahnen gebildete paritätische
Kommission hat einige Streitigkeiten, die nicht von Firma zu Firma
behoben werden konnten, zur gemeinsamen Zufriedenheit der Be-
teiligten beigelegt. Mit Händlerkreisen haben wir ebenfalls engere
Verbindung gesucht. Die Verhandlungen mit der Elektro{Groß-
händler-Vereinigung haben sich zu unserer Zufriedenheit zu einer
festen Abmachungen verdichtet. .....
Wentzel, München: Zur Theorie der Streuung von Korpuskular-
strahlen. l
Hartmann, Berlin: Über den derzeitigen Stand des Schroteffekt-
problems,
Fürth, Prag: Die Bestimmung der Elektronenladung aus dem
Schroteffekt an Glühkathodenröhren,
Szilard, Charlottenburg: Über die thermody namischen Schwankung:-
erscheinungen.
Schirmann, Wien: Über die Erscheinungen der Polarisation des
Lichtes an einzelnen submikroskopischen Teilchen der Größen-
ordnung 10° cm.
Mattauch, Wien: Neue Versuche zur Photophorese.
Kaluza, Königsberg: Über den Bau und Energieinhalt der Atom-
kerne.
Polanyi, Berlin: Dehnung von Zinkkristallen.
Stern, Rostock: Über den experimentellen Nachweis der räumlicher
Quantelung.
Bauschinger, Leipzig: Das astronomische Trägheitssystem.
Bjerknes, Bergen: Die Wettervorhersage.
Emden, München: Der Bau der Sterne.
Wiechert, Göttingen: Anmerkungen zur Entwickelungstheorie der
Gestirne.
Bokowski, Göttingen: Untersuchungen zur Einsteinschen Gravita-
tionstheorie.
Reickenbächer, Wilhelmshaven: Felderzeugung durch Masse und
ung
ao intis: Über die Probleme einer physikalischen Axio-
mati
Orschanski, Prag: Über Wahrnehmung und Metaphysik in der
Mechanik.
Fehrle, Freiburg: Über die Darstellung des periodischen Systeme
der chemischen Elemente mittels harmonischer Schwingungen.
Schieferstein, Berlin: Anwendung der mechanischen Schwingungs-
technik auf neue Apparate und Werkzeuge.
Reutlinger, Darmstadt: Über einen hochempfindlichen Vertikal-
erschütterungsmesser.
Wolf, Wien: Beziehungen zwischen Zug- und Biegungsfestigkeit
nach der Bruchtheorie von Griffith.
Schachenmeier, München: Über neuere Nietversuche.
Hauser, Berlin: Der gegenwärtige Stand der Röntgentechnik.
Handhausen, Dresden: Über Zwanglauflehre.
Weiß, Charlottenburg: Vergrößerung und Perspektive durch
optische Systeme zum subjektiven Gebrauch!
Müller, Göttingen: Die Möglichkeit einer von der Atomtheorie ge-
leiteten optischen Farbstofforschung.
Friedrich, Berlin: Physikalisch-Dosimetrische Fragen in der Rönt-
gentechnik.
Weißenberg, : Berlin: Rüntzenographische Strukturbestimmungen
von Kristallgefügen insbesondere in bearbeiteten Metallen.
d
Die Junipreise sind die tiefsten Preise des vergangenen Jahres
gewesen. Die Besserung der deutschen Valuta seit dem Winter
1920-21 hatte allmählich einen Abbau aller Preise, auch derjenigen
für elektrotechnische Ware herbeigeführt. Seitdem aber die Wir-
kungen des Londoner Ultimatums auf den Stand der Mark fühlbar
wurden, sind die Preise sprunghaft gestiegen.
Gleichwohl ist die Preisstelle ihren alten Bestrebungen treu
geblieben, eine maßvolle Preispolitik zu treiben und auf
eine möglichste Stabilität der Verhältnisse einzuwirken. Die
Kurven!) zeigen Ihnen deutlich das Anziehen der Preise unserer
hauptsächlichsten Rohmaterialien und das langsame und nur
zögernde Nachhinken der Preisstelle. Während Kupfer- und Mittel-
bleche im September bereits auf das 1,6- bzw. 1,7-fache des Juni-
preises, im Oktober auf das 2,4- bzw. 1,9-fache gestiegen waren,
hat die Preisstelle erst im Oktober den Preis um eine unbedeutende
Spanne auf das 1,07-fache erhöht.
Die Preisstelle ging so zögernd mit der Erhöhung der Teue-
rungszuschläge vor, daß sie im November von ihrer Gepflogenheit,
die Preise nur einmal für einen Monat festzusetzen, abweichen und
mitten im Monat eine erneute Erhöhung eintreten lassen mußte.
Auch der weitere Verlauf der Teuerungszunahme elektrotechnischen
Materials gegenüber Eisen- und Kupferpreisen zeigt deutlich ein
starkes Nachhinken und eine wesentliche Zurückhaltung für elek-
trotechnische Fabrikate. Im März 1921 z. B. war Stabeisen auf das
3,d5-fache, Dynamobleche auf das 3,1-fache, Kupfer auf das 4,1-fache
des Junipreises gestiegen, während unser Teuerungszuschlag erst
auf dem 2,6-fachen angelangt war. Dabei muß ich noch erwähnen,
daß die für elektrische Kleinmaschinen gezeichnete Kurve die
höchsten Sätze unserer Teuerungszuschläge darstellt, und die Kur-
ven für sämtliche anderen elektrotechnischen Waren z. T. wesent-
lich tiefer liegen.
Bei der Beurteilung unserer Preise ist aber weiterhin in Rech-
nung zu ziehen, daß wir ja nicht Tagespreise berechnen, wie z. B.
die Eisenindustrie, sondern bei Lieferzeiten über eine gewisse Frist
1) Der Vortrarende nimmt hier auf Tabellen nnd Kurven über die Preis-
bewegung der haupt-üchliersten Rohmaterialien und der Teuerunaszuschläre
tür Maschinen svit der Essener Taxung des Verbandes Bezug, die der Versamn-
lung vorgeführt worden sind. D. S.
a u ae u
hen Al eh En en ut meh a m nn aa an iz Au a et u ja — Sf > a, Re ARE
2. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 44.
1337
4
hinaus das arithmetische Mittel aller Teuerungszuschläge während
der Liefermonate zugrunde legen. Die Auswirkung unserer Be-
rechnungsformel sehen Sie an der zweiten Ihnen vorgelegten Kurve.
Die stark angezogene Linie zeigt die Teuerungszuschläge für Ma-
schinen in ihren jeweiligen Festlegungen. ‚Die anderen Kurven
zeigen, wie zu bestimmten Zeiten vergebene Aufträge bei angenom-
menen Lieferzeiten abgerechnet werden. Ein Auftrag z. B., der am
13. November vergeben war und am 4. Mai zur Abrechnung ge-
kommen wäre, unterliegt einem Teuerungszuschlag von nur 1300 %,
während der Maizuschlag 2100 % betrug. Ein im September ver-
zebener Auftrag wird bei Auslieferung am 1. Mai zu nur 1200 %
angerechnet werden. Sie sehen, wie außerordentlich die zur tat-
sächlichen Verrechnung kommenden Teuerungszuschläge bei Be-
rechnung über das arithmetische Mittel hinter den jeweils von der
Preisstelle festgelegten monatlichemw Zuschlägen zurückbleiben.
Das Ihnen zuerst gezeigte Bild der starken Nacheilung mit unseren
Teuerungszuschlägen gegenüber den Tagespreisen für unsere Roh-
materialien wird durch die Wirkung unserer Abrechnungsformel
noch wesentlich unterstrichen. i
Daß unter solchen Umständen verschiedene Firmen der Preis-
stelle ihr Auskommen nicht mehr fanden und die starke Verzögerung
in der Preiserhöhung ernste Schwierigkciten innerhalb der Preis-
stelle hervorrief, liegt auf der Hand. Es ist kein Zweifel, daß das
Streben, im Interesse unseres Volksganzen eine möglichste Mä-
bigung zu zeigen, der deutschen Elektrotechnik große Verluste ge-
bracht hat.
Dieses ist zumal auch deshalb der Fall, weil die Preisstelle sich
anfänglich gegen eine Änderung der Berechnungsformel im Inter-
esse ihres guten Einvernehmens mit den Abnehmerkreisen, solange
irgend möglich, gesträubt hat. Im Frühjahr 1921 schienen sich die
Preise allmählich wieder senken und zu Festpreisen übergehen zu
wollen. Wir haben damals, um die Wünsche unserer Abnehmer-
kreise zu befriedigen, bei Lieferungen, die nicht länger als vier
Monate in Anspruch nahmen, von einer Berechnung von variablen
Teuerungszuschlägen abgesehen und innerhalb dieser Frist zu festen
Preisen verkauft. Wegen dieser Bindefrist traten bei Ansteigen
des Dollars im September die größten Schwierigkeiten auf, zumal
' bei solchen Firmen, deren Material die Fabrikation schnell durchlief
und die nicht über Zwischenlager und auf Lager arbeiteten. Gleich-
wohl haben wir uns zu einer Änderung der Formel erst im Dezember
oe und die Bindefrist für feste Preise von 4 auf 2 Monate
gekürzt.
Die Elektrotechnik ist viel angefeindet worden, weil sie vor
Jahren die Berechnung zu gleitenden Preisen eingeführt
hat. Seitdem sind auch eine große Reihe anderer Industriezweige
auf die Berechnung gleitender Preise verfallen, weil sie an festen
Preisen zugrunde gehen müßten. Im Reichsverband der Deutschen
Industrie haben sich fast alle Industriezweige auch in dieser Frage
geeinigt und zusammengeschlossen und sind gemeinsam bei dem
Reichsverkehrsministerium vorstellig geworden. Das Ministerium
konnte sich der zwingenden Notwendigkeiten der heutigen Wirt-
schaftslage nicht verschließen. Es hat die Notwendigkeit einer Ver-
gebung von Aufträgen zu gleitenden Preisen anerkannt, „wenn
zur Zeit der Vergebung die Ilerstellungskosten so wenig zu über-
sehen sind, daß dadurch bei festen Preisen ein unerträgliches Ri-
siko für die Vertragschließenden entstehen würde“, und hat in
einem entsprechenden Erlaß an die untergeordneten Behörden
diesem Gedanken Ausdruck gegeben. Sie sehen, wie die Entwick-
lung in anderen Industriezweigen die Richtigkeit unserer früheren
Maßnahmen bestätigt hat.
.. Was die Zukunft für die Preisentwicklung bringen wird,
ist heute weniger als je vorauszusehen; jedenfalls werden wir
unsere alten Grundsätze, weitgehende Verständigung mit unseren
Abnehmerkreisen, Anpassen unserer Preisbestimmungen und Be-
rechnungen an die beiderseitigen Bedürfnisse von Produzenten
und Konsumenten, auch weiterhin aufrecht erhalten.”
Sodann hielt Herr Dr. Passavant einen Vortrag über die
Fortschritte der Elektrotechnik im Auslande
seit dem 1. VIII. 1914: „Bei dem Studium der ausländischen
Literatur gewinnt man im allgemeinen den Eindruck, daß kein
and auf epochemachende Entwicklungen und Fortschritte
während der letzten Jahre hinweisen kann, daß aber die Mit-
wirkung an der Kriegsindustrie den Ausbau der vorhandenen
Anlagen und die Durchbildung der Arbeitsmethoden überall er-
heblich gefördert hat. So zeigt sich auf allen Anwendungs-
gebieten der Elektrizität eine so energisch vorwärts treibende
Entwicklung, daß man sich der Vorstellung nicht erwehren kann,
wir stünden an der Schwelle eines Zeitalters, das später einmal
das elektrische genannt werden wird. Wie bereits vor dem Kriege,
ist, außerhalb Deutschlands, die Beobachtung dieser Entwicklung
am interessantesten in demjenigen Lande, in dem jedem Zweige der
Technik geradezu unbegrenzte Möglichkeiten offen stehen, den
(ereinigten Staaten von Nordamerika. Die Be-
richte aus diesem Lande geben einen ausgezeichneten Anhalt zur
Beurteilung der technischen Gesamtlage.,
Zunächst zeigt auch die Auslandsliteratur ein Streben nach Zu-
sammenfassung der Elektrizitätswerke und nach dem Bau
leistungsfähiger Höchstspannungsnetze. Im allgemeinen ist die
höchste Fernleitungsspannung 110000 V; in der Schweiz, in Schwe-
den wie in den Vereinigten Staaten ist man aber bereits höher ge-
sangen. So soll z. B, der bekannte Knotenpunkt bei Gösgen, in
t
dem die Hauptleitungsadern der Schweiz zusammenlaufen, für die
Spannung von 135 000 V eingerichtet werden, mit der auch die im
Bau begriffene, die Schweiz durchziehende sogenannte Sammel-
schiene betrieben werden soll. In Schweden, das zur Ausnutzung
seiner reichen .Wasserkräfte eine umfangr£iche Elektrizität=-
versorgung einrichtet, soll eine Anlage für 220000 V erbaut und
mit 135 000 V bereits im ‚Betriebe sein. In Amerika ist augenblick-
lich eine Anlage im Bau, für die eine Spannungserhöhung auf
220000 V in bestimmte Aussicht genommen ist, sobald der Probe-
betrieb mit 150 000 V sich bewährt..hat.
Charakteristisch für Amerika sind die großen Leistungen, für
die dort die neueren Elektrizitätswerke gebaut und geplant werden
und die bis zu 300 000 kW für das einzelne Werk ansteigen.. Auch
der Zusammenschluß mehrerer solcher Werke wird vorbereitet, so
die Vereinigung der 6 am Niagarafall erbauten großen Werke mit
einer Gesamtleistung von 55—600 000 kW in einer gewaltigen Schalt-
anlage, der Echota-Station. Ebenso wie die zu übertragenden Lei-
stungen sind auch die Entfernungen erheblich; so soll die neue .An-
lage in Kalifornien eine Leistung von etwa 70000 kW auf mehr als
400 km übertragen, entsprechend einer Strecke etwa von Berlin bis
Kassel. Um an Baukosten zu sparen, sind in Amerika die Schalt-
und Verteilungsanlagen der Höchstspannungsleitungen meistens als
Freiluftstationen ausgebildet, d. h. die ganzen Anlagen, Transfor-
matoren, Ölschalter usw., im Freien aufgebaut und allen Unbilden
der Witterung auszesetztr Von ungünstigen Erfahrungen bei
solchen Stationen ist in den Zeitschriften noch nichts zu lesen, und
auch die Schweiz hat den bereits erwähnten Knotenpunkt bei Gös-
gen mit einer Freiluftanlage versehen. Immerhin finden sieh in der
amerikanischen technischen Literatur gelegentlich Hinweise, daß
Hochspannungsschaltapparate für Innenräume sich billiger her-
stellen lassen, als wenn man sie im Freien aufstellen muß, und der
Plan der neuesten Schaltanlage für das kalifornische Werk mit
220 000 V sieht tatsächlich die Unterbringung der gesamten Schalt-
anlage in Gebäuden vor. |
Wie ernst es den Amerikanern mit diesen Höchstspannungen ist,
erhellt aus den Berichten über Versuche, die zum Studium der damit
zusammenhängenden physikalischen Vorgänge mit Spannungen bis
1000000 V bereits angestellt worden sind. Auch unsere Labora-
torien arbeiten in dem gleichen Sinne, und wir werden auf diesem
Gebietejedenfalls nicht zurückbleiben, ob aber Spannungen von etwa
220000 V für Deutschland selbst einmal von der gleichen Bedeutung
werden wie für Amerika, ist einstweilen noch abzuwarten. Über-
tragungslängen, wie sie in Amerika häufig sind, kommen in unserem
dicht besiedelten Vaterland viel seltener in Betracht, und wie weit
das Ideal eines elektrischen Transportes der Energie an Stelle des
mechanischen Transportes der Brennstoffe sich einmal wird reali-
sieren lassen, steht dahin. Es ist hier nicht der Platz, über die mit
dem Fernleitungsproblem verbundenen Pläne der Staaten und des
Reiches zu sprechen; die Schweiz sucht mit ihrer Landessammel-
schiene die Lösung dieser Fragen einstweilen in dem Sinne, daß die
Nöchstspannungsleitung nur das Aufnahme- und Verteilungsmittel
sowie die Transportstraße zur Ausfuhr der freien Energie der ein-
zelnen im übrigen technisch und wirtschaftlich selbständigen Elek-
trizitätswerke darstellt.
Als Leitungsmaterial für die Fernleitungen dient viel-
fach Aluminium; nach einer neueren Veröffentlichung soll auch
eine Kupfer-Cadmium-Legierung hierfür sich besonders eignen.
Solche Drähte mit einem Cadmiumgehalt von etwa 1,1% sollen
höhere Ausglühtemperatur und viel größere Zugfestigkeit und
Härte besitzen als reiner Kupferdraht.
Im Großmaschinenbau sind in der Leistung der Ge-
neratoren die bei uns üblichen Grenzen nicht überschritten worden,
bei Turbodynamos etwa 50 000, bei Generatoren für Wasserturbinen
30000 kVA. Von Interesse scheint die Entwicklung der Wasser-
turbinen in Amerika, die zu dem Bau von Maschinen hoher Drehzahl
führt, Am weistesten geht darin eine horizontale Turbine von
18750 kVA und 6000 V bei einer Drehzahl von 600 und eine solche
von 7000 kVA, 14000 V Spannung und 750 Umdr, die noch dazu für
eine Drehzahl-Überschreitung von 100 % berechnet ist. Es scheint,
als wenn der amerikanische Wasserturbinenbau ähnliche Wege ein-
schlägt wie bei uns die Kaplan-Turbine, und es wird vermutet, daß
in Amerika die Kriegsverhältnisse benutzt worden seien, um die
Vorteile des Kaplan-Systems ungehindert durch die Rücksicht auf
Patentschutz auszunutzen. Bemerkenswert ist jedenfalls, daß unter
Berücksichtigung der Durchgangsdrehzahl der Wasserturbinen Kon-
struktionen für die Generatoren bedingt sein müssen, die den bei
großen Turbogeneratoren üblichen sich nähern.
Entsprechend der beabsichtigten Einführung der Fernleitungs-
spannung von 220000 V wird auch an der Herstellung der zuge-
hörigen Transformatoren gearbeitet. So wird aus den Ver-
einigten Staaten von Einphasentransformatoren für das kalifor-
nische Netz berichtet, deren jeder für eine Leistung von 16 700 kVA
berechnet ist. Die Transformatoren haben Ölfüllung mit Wasser-
kühlung, der Eisenkern hat einen inneren Ölkanal, die Wieklung
ist in Stern-Dreieck geschaltet. Die Oberspannungswicklung hat
Anzapfstellen fir 110, 125 und 175 kV. Das Gesamtgewicht des
Transformators soll einschließlich Ölfüllung 72 t betragen.
In der Verteilung der Elektrizität zeigt sich im Auslande
wie bei uns das Bestreben, die Leitungsnetze durch Beseitigung des
Blindstromes besser auszunutzen. In Amerika werden für diesen
Zweck Ausgleichsmaschinen größter Leistung gebaut, so z. B. für
1338
das kalifornische Netz Synchronphasenschieber für 15000 und
30 000 kVA. Von Interesse ist die Anwendung statischer Konden-
satoren, die in Amerika und Frankreich neuerdings in den Installa-
tionen selbst den einzelnen Motoren parallel geschaltet werden.
Eine Beschreibung ‘der Einrichtungen zweier Fabriken mit solchen
Niederspannungskondensatoren findet sich in einer der letzten
Nummern der Revue Générale de l’Electricit&. Hieraus geht hervor,
daß in Frankreich der Tarif der Elektrizitätswerke-die Blindleistung
bereits straff berücksichtigt; so sehr, daß nach den Angaben des
angezogenen Artikels die Ersparnis an Stromkosten infolge Ein-
führung der Kondensatoren ausreicht, um in ein bis zwei Jahren
Anschaffung und Einbau der Kondensatoren zu amortisieren. Gegen-
über den rotierenden Phasenschiebern wird den ruhenden Konden-
satoren der geringe Energieverlust von etwa 1% nachgerühmt,
auch sollen sie, wenn auf der Niederspannungsseite angeschlossen,
so gut wie keiner Reparatur bedürfen.
Einen breiten Raum in der Auslandliteratur umfaßt die Ein-
richtung elektrischen Betriebs auf den Vollbahnen. Währen-l
in der Schweiz vorwiegend der einphasige Wechselstrom von 16%
Per. Anwendung findet, scheint Frankreich sich endgültig dem
(rleichstrombetriebe zuzuwenden; dort soll bereits eine grundsätz-
liche Entscheidung getroffen sein, wonach die Elektrisierung der
dortigen Vollbahnen mit Gleichstrom von 1500, unter besonderen
Bedingungen von 3000 V Betriebsspannung zu geschehen hat. In
Italien, das bisher beinahe ausschließlich des Drehstroms eich be-
diente, wird neuerdings die Bahnstrecke Turin—Lanzo—Ceres für
Gleichstrom von 4000 V Spannung eingerichtet. Besonders lebhafı
schreitet die Elektrisierung der Bahnen in Nordamerika voran,
durchweg mit Gleichstrom und mit Spannungen zwischen 600 und
3000 V; bei dichter Zugfolge scheint 1500 V als normale Spannung
sich durchzusetzen, bei weniger befahrenen Fernstrecken 3000 V.
Die Spannung von 3000 V erfordert unbedingt Oberleitung, während
bis 1500 V auch die dritte Schiene anwendbar ist. Bei Betriebsspan-
nungen über 2500 V werden im allgemeinen Motoren für die halbe
Spannung paarweise in Reihe geschaltet, jedoch werden auch solche
für den direkten Antrieb mit 3000 V gebaut. Bemerkenswert ist,
daß auch im Auslande, in Österreich wie in Amerika, das Dreileiter-
system für elektrische Bahnen Anwendung gefunden hat, das in
Deutschland seit einer Reihe von Jahren in Nürnberg und Dresden
störungsfrei arbeitet.
In Amerika werden für den Betrieb der Bahnen sowohl wie für
Elektrizitätswerke überhaupt in großem Umfange selbsttätige U n-
terwerke mit Transformatoren und rotierenden Umformern ein-
werichtet. Nach den vorliegenden Berichten sind Betriebsstörungen
in solehen Unterwerken verhältuismäßiig selten und Zahl wie Um-
{ang dieser Anlagen in entschiedenem Fortschreiten begriffen;
Unterwerke von mehreren Tausenden kW werden bereits automa-
tisch betätigt. Früher hatte man einmal gehofft, daß der Queck-
silbergleichrichter den Weg zu mehr oder weniger selbsttätigen
Umformungsanlagen bahnen würde. In Amerika selbst, wo der
Quecksilbergleichrichter entstanden ist, scheinen die Arbeiten auf
diesem Gebiete augenblicklich zu ruhen; in Deutschland und der
Schweiz arbeitet man eifrig daran und hat Gleichrichter für 1500 V
und 600 A bereits hergestellt. Wenn der einzige Fehler der Queck-
silbergleichrichter, die gelegentliche Rückzündung, behoben sein
wird, was hoffentlich nur noch eine Frage kurzer Zeit ist, werden
sicher auch bei uns die selbsttätigen Unterwerke, vor allem im
Bahnbetriebe, große Bedeutung gewinnen.
Die Fortschritte der Elektrizitätsindustrie haben nun die Her-
steller von Dampflokomotiven nicht ruhen lassen; in den letzten
Jahren sind in der Schweiz und in Schweden Turbinenloko-
motiven gebaut worden, deren Fahrgestelle direkt mittels Zahn-
rädern angetrieben werden. Dieser neuen Lokomotive wird dank der
hier verwendeten Kondensation eine erhebliche Kohlenersparnis —
man spricht von 20 bis 50 % — nachgerühmt. In England sollen fer-
ner Versuchsfahrten mit einer Lokomotive im Gange sein, die auf
dem Tender eine Turbodynamo von 1000kW trägt, von der dieRäller-
gestelle mittels vier Asynchronmotoren von je 200 kW angetrieben
werden. Aus Schweden kommt schließlich noch die Nachricht von
der Inbetriebnahme einer sehr leistungsfähigen Diesellokomotive.
Hiernach dürfte sich also in den nächsten Jahren auf dem Gebiete
der Vollbahnen wohl ein Wettkampf abspielen, der, wie wir hoffen,
für unser gesamtes Verkehrswesen nur von Vorteil sein wird.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika hat sich der elek-
trische Antrieb ein Gebiet. erobert, das bisher an anderen Stellen
nur versuchsweise bearbeitet worden ist, den elektrischen Antrieb
der Frachten- und Kriegsdampfer. Der erste Fracht-
dampfer mit turbo-elektrischem Antrieb ist dort im November 1920
in Dienst gestellt worden. Die damit gemachten Erfahrungen schei-
nen so günstig, daß nicht nur weitere Frachtschiffe, sondern auch
30 Schiffe der Marine mit einer Gesamtverdränzung von 709000 t
bereits mit dem elektrischen Antrieb versehen bzw. im Bau sind.
Hierbei haben als Übertragungesinittel von der Kraftmaschine auf
die Schiffsschraube sowohl Gleichstrommotoren wie Asynehron-
und Synehronmotoren Verwendung gefunden Für die Neben-
betriebe scheinen im allgemeinen Gleichstrommotoren besonderer
Bauart benutzt zu werden.
InderKabelindustrie zeigt sich überall das Streben nach
Kabeln für hohe Spannungen. So soll das grobe Elektrizitätswerk,
das bei Gennevilliers zur Versorgung von Paris erbaut wird, die
Elektrizität mittels Einleiterkabeln für 60000 V Betriebsspannung
2. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
\
nach der Hauptstadt leiten. 15 Speiseleitungen sind hierzu vorge
sehen, deren jede aus drei papierisolierten, in starken Betonkanäien
verlegten Einleiterkabeln besteht. Eine italienische Gesellschaft,die
seit 1914 ein etwa 13 km langes, 50 000 V-Einleiterkabel in Betrieb
hat, soll jetzt ein Kabel für 80 000 V Betriebsspannung verlegt haben,
das zur Verbindung einer großen Fernleitung mit einer Unterstation
in Barcelona dient. Auch Amerika studiert die Verlegung von Ein-
leiterkabeln für 45000 V Betriebsspannung; die New York Edison
Co. ist z. Z. mit der Verlegung eines solchen Kabels beschäftigt.
Für Dreileiterkabel ist die Betriebsspannung von 33 000 V noch
nicht überschritten; Deutschland kann hierfür jedenfalls die Prio-
rität beanspruchen, da seit dem Jahre 1910 ein umfangreiches Fern-
leitungsnetz bei dieser Spannung für die Versorgung von Grof-
Berlin im Betriebe ist. Daß anderweits solche Kabel bereits prak-
tische Verwendung gefunden hätten, ist nicht bekannt geworden.
Eine englische Gesellschaft soll vor etwa einem Jahre ein Dreh-
stromkabel für 50 000 V Außenleiterspannung für Holland geliefert
haben, dessen Querschnitt auch in den englischen Zeitschriften at-
gebildet wurde. Dieses Kabel ist meines Wissens aber noch nich!
verlegt worden, so daß jede Erfahrung über dessen praktische Be-
währung noch fehlt.
In Amerika und Holland sind theoretische Arbeiten über die
Vorgänge in dem Dielektrikum der Hochspannungskabel veröffent-
licht worden. Hierin werden die physikalischen Prozesse, die diè
Isolation der Kabel gefährden, im wesentlichen auf lonisatior
zurückgeführt und in Holland ist versucht worden, auf dem Boden
dieser Anschauung die Beobachtung der dielektrischen Verluste bei
verschiedenen Spannungen und Temperaturen geradezu als Krite-
rium für die Qualität eines Llochspannungskabels zugrunde zu legen.
Nach deutscher le liegt hierin eine Gefahr, da die Vor-
gänge in derKabelisolierung bei starker elektrischer Beanspruchung
noch durchaus ungeklärt sind. In voller Würdigung der Bedeutunz
der dielektrischen Verluste für die Beurteilung der Kabel hat sich
daher Deutschland begnügt, bei Hochspannungskabeln nur eine
obere Grenze für die Verluste festzusetzen, die für den Betrieb der
Kabel bei den Spannungen, für die sie bestimmt sind, absolute Sicher-
heit bietet, Im übrigen bleiben die Jielektrischen Erscheinungen iu
Kabelinnern auch bei uns nicht unbeobachtet, weitergehende Fest-
setzungen werden aber erst getroffen werden, wenn diese Vorgänge
wissenschaftlich vollkommen klar liegen.
Über das Zubehör zu Ilochspannungskabeln findet sich in der
technischen Literatur nichts, und diese Tatsache gibt einigermaßen
zu denken. Indem großen Fernleitungsnetz für die Vororte Beriiu:
hat während jetzt zwölfjähriger Benutzung kaum ein Defekt an den
30 000 V-Kabeln selbst einwandfrei festgestellt werden können; di”
bisher aufzctretenen Störungen waren vielmehr durchweg auf
Muffenfehler, Überspannungen und dergleichen zurückzuführen.
Die für den unterirdischen Hochspannungsbetrieb wichtigste Auf-
gabe liegt hiernach in der absolut sicheren Herstellung der Garnitur-
teile sowie der sorgfältigsten Prüfung und Bewertung der in diesen
verwendeten Ausgußmassen. Für Kabel bis 10 000 V ist in diesem
Jahre bei uns die Normung der Garniturteile im wesentlitheın
vollendet worden und unterliegt demnächst der Beschlußfassung des
VDE. Alsdann wird die deutsche Elektrotechnik der einheitlichen
Bearbeitung der Garniturteile für höhere Spannungen sich zuwen-
den müssen.
Interessant sind die neuerdings in Amerika auftretenden Be-
strebungen, die zulässige Belastung der Bleikabel heraufzusetzen
Verschiedene Bearbeiter kommen hierbei zu dem Ergebnis, daß d:e
zulässige Höchsttemperatur unterirdisch verlegter Kabel von ihrem
Belastungsfaktor abhängig zu machen sei, d. h. von dem Verhältni-
zwischen der jährlichen Durchschnittsbelastung eines Kabels un!
seiner Höchstbelastung. Ein Kabel mit einem Belastungsfaktor von
33% soll hiernach zeitweise einer höheren Betriebstemperatu!
(etwa 105° C) unterworfen werden können als ein Kabel, da-
normalerweise mit einer Stromstärke von etwa 80—100 % seiner
bisher zulässigen Höchstbelastung dauernd beansprucht wird. Theo-
retisch mögen diese Erwägungen berechtigt sein, eine so ein-
gehende Belastungskontrolle der einzelnen Teile eines weit ver-
z„weigten Kabelnetzes, wie sie bei Ausnutzung der äußersten Be
lastbarkeitsgrenze unerläßlich wäre, läßt sich aber praktisch nicht
durchführen. Bei uns vertritt man im allgemeinen den Standpursi,
daß das der unmittelbaren Beobachtung nicht. zugängliche Kabel-
netz einen Sicherheitsgzrad aufweisen muß, der allen im Betrieb
vorkominenden nie vollständig kontrollierbaren Beanspruchunge::
gewachsen ist; ich bezweifle daher, daß die amerikanische Theori?
in Deutschland Gegenliebe finden wird. Vielleicht ist der inner"
Grund für die amerikanischen Bestrebungen darin zu suchen, da!
dort niederspannungsseitig beinahe durchweg mit der Betrieb--
spannung von etwa 125 V gearbeitet wird, während in Europa Spa
nungen von 220 und 440 V sehr häufig sind. In Holland ist die Ver-
braucherspannung von 220 V so gut wie allgemein, in Deutschlan!
kommt sie für nahezu % aller Anlagen in Frage. Für die doppelte
Betriebsspannung sind aber die Leitungsnetze erheblich billiger ur
ausnutzfähiger, bei ihrer Bemessung braucht daher nicht so sparsam
vorgegangen zu werden wie bei der niedrigen Spannung von 125 V.
In der Anwendung des Elektromotors zeigt sich im Au~
lande wie bei uns das Bestreben, den Motor möglichst organisch m:i
der Arbeitsmaschine zu verbinden, und so bringen die ausländischen
Zeitschriften zahlreiche Berichte über den elektrischen Antrieb voi
Förder- und Trausportanlagen, von Walzenstraßen, von Maschinen
2. November 1922.
1
für Webereien, Papierfabriken, über den elektrischen Betrieb von
Gummifabriken usw. Einzelheiten hierüber sind nur für den Spe-
zialisten von Interesse. Von grundsätzlicher Bedeutung sind da-
gegen die Verbesserungen der Übertragungsmechanismen zwischen
Elektromotor und Arbeitsmaschine; die außerordentliche Zunahme
der Kleinmotoren von 1 kW abwärts, auf die in Amerika besonders
hingewiesen wird, wäre ohne solche Übertragungsmittel nicht denk-
bar. Was für Amerika gilt, trifft in dem gleichen Maße auch für
uns Zu.
Ein trotz großer Einzelerfolge noch viel zu wenig bekanntes
Anwendungsgebiet ist die efektrische Beheizung zu indu-
striellen Zwecken. Leider wird noch heute die Wirtschaftlichkeit
solcher Beheizung meistens mit dem kurzen Hinweis abgetan, daß
die Erzeugung der Elektrizität auf dem Weg über den Dampfkessel
mit derartigen Verlusten untrennbar verbunden sei, daß sie gegen-
uber den bewährten älteren Methodsn nicht in Frage kommen könne.
kurz und bündig, aber grundfalsch; die Praxis steht zu dieser Logik
bereits in schroffstem Widerspruch. So zeigt die gesamte tech-
nische Literatur, daß der elektrische Schmelzofen bereits ein weites
Feld sich erobert hat, in Nordamerika sind etwa 250 000 kW allein
ir elektrische Stahlbereitung im Betriebe. Auch zum Schmelzen
aller anderen Metalle, zur Herstellung von Legierungen jeder Art,
benutzt Amerika den Elektroofen in größerem Umfange als Europa,
ebenso für das Anlassen, Tempern, Abschrecken usw., da sich der
elektrische Ofen gleichmäßiger heizen und die erforderliche Be-
triobtemperatur genauer einstellen und innehalten läßt. In ein-
zelnen Fällen dient die Abhitze der elektrischen Öfen sogar noch
zur Erzeugung des nötigen Betriebslampfes,
In dem mit Wasserkräften besonders reich ausgestatteten Aus-
lande haben sich vor allem die elektrisch betriebenen Dampfkessel
eingeführt; von den uns näherstehenden Ländern seien besonders
Schweden und Norwegen erwähnt, auch Amerika ist auf diesem
Gebiete weit vorgeschritten, so findet sich in einer der letzten
\ummern der „Electrical World” die Beschreibung einer Fabrik-
anlage, bei der eine Leistung von 20000 kW allein der Dampf-
erzeugung dient. In dem wasserarmen Deutschland hat der elek-
trische Dampfkessel noch nicht die verdiente Beachtung gefunden,
doch wird darin ein Wandel eintreten, wenn der Ausbau der Wasger-
kräfte Stidbayerns erhebliche Energiemengen frei macht, die be-
sonders in den Nachtstunden elektrisch umgesetzt und in Wärme-
speichern gesammelt werden können. Es ist nicht ohne Interesse,
hier auf zwei Äußerungen aus dem Auslande hinzuweisen, deren
eine, in einer französischen Zeitschrift, die Ansicht vertritt, daß
Elektrizität aus Wasserkraft zweckmäßiger zur Dampferzeugung
verwendet würde als zum Motorbetrieb, während in einer englischen
Zeitschrift, in einem Vortrag von J. G. Pearce auseinandergesetzt
wird, daß für eine gegebene Wärmemenge eine moderne Großkraft-
station weniger Energie verbrauchte als irgendeine andere Heiz-
anlage, da bei elektrischer Heizung keine Wärme für die Tempe
raturerhöhung der Verbrennungsluft verbraucht wird, und da ferner
die Leitungs- und Strahlungsverluste sind auf ein Minimum redu-
zieren lassen.
In diesem Vortrage wird unter anderem auch auf die Verwen-
dung elektrischer Widerstandsöfen für Geschützschmieden während
des Krieges hingewiesen, deren Belastung bis zu 2800 kW betrug.
Andererseits ist in einem Artikel „Coal Age” ein elektrischer
Schweißapparat beschrieben, der in einem Kohlenbergwerk zum
Schweißen von Grubenschienen bestimmt ist und den ein Mann
tragen kann. Wichtig erscheint mir auch der Bericht über einen
elektrisch beheizten Emaillierofen, dessen Iunentemperatur auf 927 °
gehalten wird. Dies läßt darauf schließen, daß der Heizleiter aus
einem sehr hochwertigen Material bestehen muß, nach dem bisher
allerseits eifrig, aber nicht mit allzu großem Erfolg gesucht worden
ist. Der beschriebene Ofen arbeitet in zehnstündiger Arbeitsschicht
und soll bei gleichmäßigem, ungestörtem Betrieb eine besonders
große Menge guter Ware und fast gar keinen Abfall ergeben. Als
weitere Beispiele erfolgreicher Einführung der elektrischen Heizung
werden noch angeführt: Warmluftheizung in der Baumwoll-
spinnerei, die Kerntrocknung in Gießereien, die Trocknung email-
lierter Teile in Öfen mit ununterbrochenem Durchgang der zu trock-
nenden Teile auf mechanischen Fördervorrichtungen, Heizöfen für
hohe Temperaturen, z. B. zum Härten von Federn usw.
Ich habe mir erlaubt, auf diese Anwendungen der Elektrizität
etwas ausführlich einzugehen, da hier, wie auch zahlreiche deutsche
Erfahrungen erweisen, noch ein unübersehbares Arbeitsfeld vorliegt
für die fabrizierende Industrie sowohl wie für die Elektrizitäts-
werke, denen sich damit gewaltige Stromverbrauchsaquellen erschlie-
en. Andererseits gewinnt die Elektrotechnik damit weiteren
Boden in unserer allgemeinen Energiewirtschaft, die vielen Be-
rufenen und noch mehr Unberufenen so sehr am Herzen liegt, daß
man dem Zuge der Zeit entsprechend am liebsten auch hier wieder
mit der Gesetzgebung eingriffe. Gottlob ist es einstweilen noch
nicht so weit gekommen, und die Elektrotechnik kann nun in den
Selbstverwaltungsorzanisationen der Industrie mit unerbittlicher
physikalischer Strenge die Mängel, Irrtümer und Vorurteile der
alten Methoden aufdecken; denn wer sich einmal daran macht, die
Vorgänge der Wärmeverteilung rechnerisch zu verfolgen und dabei
erkennt, auf wie wenig Meß- und Kontrollarbeit die Wärmewirt-
schaft bisher sich stützte, den kann es nicht wundernehmen, wenn
die elementarste Rechnung häufig zu Wirkungsgraden der Wärme-
übertragung führt, die alles eher denn günstig sind. Elektrizität
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft‘ 44.
.statten Sie mir.
1339
dagegen ist Energie in Reinkultur, meßbar, regelbar und verlustlos
verteilbar wie keine andere Energieform und daher berufen, auch
als Wärmequelle in der Industrie maßgebenden Einfluß auf die
Brennstoffwirtschaft zu gewinnen. Ich zweifle nicht daran, daß
aus dem zielbewußten Verfolgen dieses Problems eine ähnliche Um-
wälzung hervorgehen wird, wie seierzeit aus der Einführung des
Elektromotors, die es zuerst möglich machte, mechanische Arbeits-
vorgänge messend zu verfolgen, und ich halte daher die elektrische
Beheizung und die immer engere Verschmelzung des Elektromotors
mit allen Arbeitsmaschinen für die beiden Hauptaufgaben, die
unserer Elektroindustrie und unseren Elektrizitätswerken gemein-
sam in den nächsten Jahren obliegen.
Die Anwendungen der Elektrizität in der Technik beginnen
jetzt auch das neueste Gebiet physikalischer Erkenntnis, die Elek-
tronenlehre, zu erfassen. Im vergangenen Jahre, bei der Haupt-
versammlung des VDE, hat bereits Herr Ingenieur Meyer auf die
amerikanischen Versuche hingewiesen, Schaltvorrichtungen mit-
tels Glühkathodenröhren zu betätigen, die von jeder mechanischen
und elektrischen Trägheit frei sind. In einem Ende des vorigen
Jahres in der „ETZ“?) erschienenen Artikel sind diese Ideen weiter
ausgeführt, jedoch ist es mir nicht möglich gewesen, aus den ganz
allgemein gehaltenen Darlegungen einen Anhalt über bereits aus-
gebildete praktische Konstruktionen zu gewinnen. Aber wer im
vergangenen Winter den Festvortrag des Elektrotechnischen Ver-
eins über Elektronenröhren anzuhören Gelegenheit hatte, der mußte
sich sagen, daß der Technik damit neue Wege sich erschließen, die
zu weitgehenden Hoffnungen berechtigen.
Eine praktisch bereits angewendete Erfindung aus dem gleichen
Gebiete ist die Niederschlagung von Staubteilchen aus der Luft
und aus Verbrennungsgasen dadurch, daß man diese an elektrischen
Leitern vorbeiführt, die auf eine hohe Spannung geladen sind. Jn
der Literatur ist von diesem Verfahren noch wenig zu lesen, prak-
tisch soll es aber bereits vielfach Anwendung gefunden haben, vor
allem mit bestem Erfolg in den Riesenanlagen der Reichsstickstoff-
werke in Leuna.
Die rein technischen Betrachtungen hiermit abschließend, möchte
ich noch wenige Worte der Produktion widmen. Die in den
Vereinigten Staaten üblichen hohen Löhne haben von jeher den
Amerikaner zu weitgehender maschineller Durchbildung seiner
Arbeitsmethoden veranlaßt, mehr als dies in anderen, selbst den
vorgeschrittenen Industrieländern mit niedrigeren Löhnen als not-
wendig und vielleicht auch als zweckmäßig erachtet wurde. Der
Weltkrieg, der auch in Amerika gewaltige Arbeitsleistungen for-
derte, dabei Arbeitermangel und eine weitere Steigerung der Löhne
brachte, hat dort in logischer Folge die Vervollkommnung der ma-
schinellen Fertigung noch weiter getrieben. Nach übereinstimmen-
den Nachrichten, die aus den verschiedensten Gebieten der Industrie
herübergelangen, ist dort die Ausschaltung der menschlichen
Arbeitskraft in einem Maße durchgeführt, von dem man sich bisher
noch keine Vorstellung machte. Auch in Deutschland, das jetzt
bei außerordentlich gesteigerten Löhnen mit scharfem Wettbewerb
zu rechnen hat, werden wir ähnliche Wege gehen müssen; es gılt
daher, die Erfolge auf der anderen Seite des Ozeans aufmerksam
zu verfolgen, ohne dabei in ein Extrem zu geraten, das für die Sorg-
falt der Fertigung vielleicht nicht von Vorteil wäre.
Krieg und Revolutionszeit haben Deutschland fast vollständig
von seinen früheren wichtigsten Absatzgebieten abgeschlossen, als
natürliche Folge mußten hiernach im Auslande Industrien ent-
stehen, die die früher aus Deutschland bezogenen Fabrikate selbst
erzeugen und uns im Wettbewerb nun gegenüberstehen. Mit dieser
Erstarkung der ausländischen Industrie hat die unsrige zu rechnen,
zumal wenn die Scheinwaffe der niedrigen Valuta einmal schwin-
den sollte. Die Industrie wird die Leistungsfähigkeit ihrer Fer-
tigung auf das höchste treiben müssen, vor allem aber muß sie ze-
treu ihrer Überlieferung und noch energischer als bisher auf
Qualitätsarbeit sich einstellen, so daß das deutsche Herkunfts-
zeichen die beste Empfehlung einer Ware darstellt. Die überaus
rege Tätigkeit der letzten Jahre in der Erneuerung der Vorschrif-
ten des VDE, die jetzt in wesentlichen Teilen abgeschlossen ist,
die Gründung von Prüfstellen für Rohstoffe und Fertigerzeugnisse
sind der beste Beweis dafür, daß die Industrie diesen Weg zu gehen
gewillt ist. Das gleiche Ziel, die Hebung von Intensität und Qualität
der Fertigung erstrebt eine strenge Durchführung sachverständiger
Normung, einer Normung, die die Herstellung vereinfachen und
in allen wesentlichen Teilen einheitlich gestalten will, die aber jede
Festlegung ablehnt, die die Freiheit der technischen Entwicklung
irgendwie hemmen könnte. Auch auf diesem Gebiet ist unter be-
sonders tätiger Mitwirkung des Zentralverbandes bereits wertvolle
Arbeit geleistet, und wir dürfen feststellen, daß trotz aller Vorein-
genommenheit, die gegenüber allem, was deutsch heißt, in dem
größten Teil der Welt noch vorherrscht, unsere technische Nor-
mung von dem Auslande mit Ernst verfolgt wird. Als Beweis ge-
Ihnen einige Zeilen aus einem Artikel der „Elec-
trical World“ vorzulesen.
„Deutsche Fabrikanten geben eher sichtbar vorhandene zeit-
weilige kaufmännische Vorteile auf, zum Besten der nationalen In-
dustrie als Ganzes, als amerikanische oder englische. Die drei
Hauptgründe hierfür sind der große wirtschaftliche Druck, unter
dem die deutsche Industrie arbeitet, die größere Bereitwilligkeit,
3 1921, S. 689ff. D. S.
1340
mit der sie sich den Entscheidungen, die das Wohl der Nation be-
treffen, zu fügen vermag, und die Überzeugung, daß ein Hauptmittel
zur Neubelebung der deutschen Industrie in dem Wiederaufbau
und der Ausbreitung des Ausfuhrhandels zu suchen ist, für den die
Bedeutung der Normung noch weit deutlicher zutage tritt als für
den Handel im Inlande.
Die Deutschen haben ihre Normen bis jetzt noch nicht in
fremde Sprachen übersetzen lassen wie die Engländer, aber sie
beabsichtigen, es zu tun.
Als typische Beispiele der deutschen Arbeit seien ihr System
der „Vorzugszahlen“ und ihre Normalserie von Griffen genannt.
Ersteres ist eine grundlegende Arbeit, die sich auf theoretische
Betrachtungen gründet und von größter Bedeutung ist. Es ist ein
einfaches Zahlensystem, das für jede neue Normungsarbeit ver-
wendet wird, für welche abgestufte Zahlenwerte erforderlieh sind.
Die Deutschen sind der Ansicht, daß ihre Verwendung große Er-
sparnisse an Material dadurch zur Folge hat, daß die Anzahl der
Größen, Klassen usw. beschränkt wird, daß ferner das Aufstapeln
a a vereinfacht und das Auswechseln erleichtert
wird.
Die Normalgriffe sind ein typisches Beispiel für die Vorliebe
der Deutschen für Gründlichkeit bis ins kleinste. Die Profile sind
mit der größten Sorgfalt ausgearbeitet worden; man ist der An-
sicht, daß durch einmalige gründliche Arbeit es den verschiedenen
Industrien und Firmen erspart bleibt, dieselbe Sache immer wieder
und jedesmal weniger gut auszuführen.”
Solche Worte dürfen wohl eine gewisse POT AOne an uns
auslösen, keinesfalls aber die Empfindung, daß nun alles uns
vorbildlich sei. Wer in dem Getriebe der Industrie steht, der weiß,
daß gerade in unserem eigensten Arbeitsgebiete keine beschauliche
Zufriedenheit Raum findet, bedeutet für uns doch schon der leiseste
Stillstand, selbst nur die Verlangsamung des Fortschrittes den Be-
ginn des Rückschrittes und der Unterlegenheit gegenüber dem Aus-
lande, dessen Arbeitsfähigkeit niemals unterschätzt werden darf.
Angesichts der Lage unseres Vaterlandes, das sich jetzt auf
seine Industrie vertrauend stützt, als den festesten Pfeiler in dem
wirtschaftlichen Boden, der jetzt unter unseren Füßen im Wanken
ist, und einzedenk der Erkenntnis, daß Erhalten immer schwerer
ist als Schaffen und Erringen, heißt für uns die Parole im Anklang
an das alte Nelsonsche Befehlswort: Alldeutschland erwartet, daß
jedermann seine Pflicht tue! (Schluß folgt.)
Beschleunigtes Geideinziehungsverfahren bei Elektrizitäts-
werken: „Der Verrechnungsverkehr‘‘.
Von Direktor Fritz Biermann, Crimmitschau i. Sa.
Die deutsche Industrie leidet an Geldmangel. Bei der elektro-
technischen Industrie haben die Fabrikationsverbände neuerdings
sehr scharfe Zahlungsbedingungen festgesetzt, sie nehmen Aufträge
teilweise nur noch gegen Vorauszahlung an. Überall fehlt es an
liquiden Mitteln. Bei der rapide sich steigernden Geldentwertung
ist es eben nicht mehr möglich, mit der wachsenden Teuerung
gleichen Schritt zu halten.
Auch die EBlektrizitätswerke fangen allmählich an,
unter dieser Erscheinung zu leiden, und, wenn die Fabrikations-
industrie sıch bisher einigermaßen durch Vorauszahlungen halten
konnte, müssen die Elektrizitätswerke ihren Abnehmern ein ge-
wisses Zahlungsziel einräumen; andererseits müssen sie aber die
Kohlen, die sie in Kilowattstunden umsetzen, die Gehälter und
Löhne (erstere neuerdings 14-tägig und letztere 8-tägig) sofort be-
zahlen, und ehe die Umwertung in Kilowattstunden und damit in
Mark und Pfennige erfolgt, vergehen Wochen, wenn nicht Monate.
Während die Elektrizitätswerke früher der Fabrikationsindu-
strie in bezug auf prompte Geldeinziehung weit überlegen waren,
befinden sie sich jetzt in einer sehr üblen Lage, weil sie Voraus-
zahlungen nicht beanspruchen können. Es erscheint in der jetzigen
Zeit gerechtfertigt, daß die Elektrizitätswerke die gleichen Wege
wie die Fabrikationsindustrie einschlagen; nur ist es nicht ganz
leicht, den Stromabnehmer zu überzeugen, daß er seinen Strom in
dem gleichen Augenblick bezahlen muß, wo er ihn verbraucht hat.
Die Selbstverkäufer waren ein gutes Hilfsmittel, um die so-
fortige Bezahlung zu erreichen. Aber in großem Maßstabe sind
sie auch vor dem Kriege wohl nicht eingeführt worden, und vor
allen Dingen waren sie nicht für größere Abnehmer zu verwenden
und bei den heutigen Geldumsätzen schon ganz und gar nicht. Mit
dem Aufbören der Hartgeldmünzen sind die Selbstverkäufer gänz-
lich vom Markte verschwunden.
Auch die Berechnung nach dem Pauschaltarif war ein zweck-
entsprechendes Mittel, Strombeträge im voraus bezahlt zu bekom-
men. Der Pauschaltarif ist heute jedoch, weil unwirtschaftlich,
immer mehr im Schwinden begriffen, und für größere Abnehmer
kommt er nicht in Frage.
Es gibt aber einen anderen Weg, den wir beschreiten können,
und das ist der Verrechnungsverkehr. Darunter ver-
steht man ein Geldeinziehungsverfahren, das die Abnehmer ver-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
un
2. November 1922.
pflichtet, ihre verbrauchten Energien im voraus an das Werk zu
bezahlen. Die Bezahlung erfolgt nicht in umgerechneten Kilo-
wattstunden, sondern in runden Markbeträgen, die so hoch zu be-
messen sind, daß ein 2- bis 3-monatiger Durchschnittsverbrauch
des Abnehmers damit bezahlt wird. Abnehmer, die dem Verrech-
nungsverkehr beitreten wollen, müssen sich also verpflichten,
größere Beträge dem Elektrizitätswerk zur Verfügung zu stellen.
Dafür wird ihnen das eingezahlte Geld mit 4% verzinst, auf Konto
gutgeschrieben, und die Stromrechnungen werden monatlich von
diesem Konto abgebucht. In gleicher Weise werden auch Rech-
nungen für ausgeführte Installationen, Hausanschlüsse u. dgl.
durch Vorauszahlung über Verrechnungskonto geleitet, nur mit
dem Unterschiede, daß man in diesen Fällen von der Zinsberech-
nung nur insoweit Gebrauch macht, als tatsächlich dem Abnehmer
Zinsen zuzusprechen sind, Die Einrichtung, zu der Direktor
Löwe, ehemals Leiter des Elektrizitätswerks Straßburg i. Els.,
die Anregung gegeben hatte, war bereits vor dem Kriege bekannt,
sie hat sich in jeder Weise bewährt und erfordert verhältnismäßig
wenig Arbeit. Bei den Werken der Sächsischen Elektrizitäts-Liefe-
rungs-Gesellschaft A. G. und insbesondere beim Elektrizi-
tätswerk an der Pleiße, Crimmitschau, hat der Verrech-
nungsverkehr außerordentlich gute Erfolge aufzuweisen gehabt.
So betragen z. B. bei vorgenanntem Werk die Einzahlungen im
Veerrechnungsverkehr in den ersten 7 Monaten d. J. über 10 Mill. M,
und dem Werk stehen mindestens nach Abbuchung der Rechnungs-
beträge aus dem Verrechnungsverkehr 3 bis 4 Mill. M an liquiden
Mitteln stets zur Verfügung. Die Einrichtung ist nicht obliga-
torisch, d. h. es wird kein Konsument gezwungen, sich dem Ver-
rechnungsverkehr anzuschließen. Nichtsdestoweniger sind über
1600 Abnehmer ständige Verrechnungskunden dieses Werkes.
Die damit verbundenen Arbeiten kann eine Buchhalterin be-
quem erledigen. Die Abnehmer bekommen jährlich Kontoauszüge
mit Zinsberechnung zugestellt, und den größeren Stromkonsumen-
ten wird monatlich auf der Stromrechnung das ihnen zustehende
Guthaben ohne Zinsberechnung mitgeteilt. Erste Bedingung für
die Wirtschaftlichkeit des Verrechnungsverkehrs ist eine Orea
nisation, die wenig Arbeit erfordert und zufolgedessen auch keine
hohen Kosten nötig macht, Die beim Pleißewerk eingeführten
Einrichtungen dafür haben sich seit vielen Jahren bewährt. Der
Verrechnungsverkehr hat auch noch insofern einen Vorteil, als
das Werk von den Konsumenten stets ziemlich hohe Kautions-
beträge in Händen hat und dadurch in jeder Weise vor Zahlungs-
verlusten gesichert ist, Es gehört eine ganze Menge Propaganda-
arbeit dazu, um die Abnehmer von der Zweckmäßigkeit dieser Ein-
richtung zu überzeugen. Man muß den Kassenboten Provision
geben, damit sie Kunden für den Verrechnungsverkehr gewinnen,
und dann werden sie sich selbst auch für die Sache bemühen, weil
ihnen ja wesentliche Arbeit abgenommen wird, wenn die monat-
Tiche Einkassierung in Fortfall kommt. Der Verrechnungsverkehr
spielt sich größtenteils bargeldlos ab, und, wenn es gelingen würde,
alle Abnehmer dafür zu gewinnen, brauchte man keine Kassen-
boten mehr. Es sind also auch zweifellos direkte Ersparnisse vor-
handen, die die Personalunkosten zum mindesten aufheben. Es
muß aber ferner berücksichtigt werden, daß die Elektrizitätswerke,
sofern sie gezwungen sind, Bankschulden aufzunehmen, heute min-
destens das Doppelte bis Dreifache an Zinsen dafür bezahlen
müssen, wohingegen ihnen durch den Verrechnungsverkehr bei
richtiger Handhabung liquide Mittel zufließen, die sie nur mit 4%
zu verzinsen habent). Bei der heutigen Knappheit an Zahlunss-
mitteln kann den Werken nur angelegentlichst empfohlen werden,
den Verrechnungsverkehr einzuführen und mit allen Kräften dafür
zu sorgen, daß möglichst alle Abnehmer sich ihm anschließen und
möglichst hohe Beträge einzahlen. Zu dem Verrechnungsverkehr
ziehe man auch nicht nur die Großindustrie, sondern auch die Land-
wirtschaft heran, denn gerade bei letzterer steckt noch sehr viel
zinsloses Bargeld, das man auf diese Weise dem Umlauf zuführen
und dadurch auch der Allgemeinheit nutzbar machen kann.
Mit Großabnehmern haben die meisten Elektrizitätswerke
Sonderverträge, und in diesen Verträgen sind die Zahlungsbedin-
zungen festgelegt, welche größtenteils wohl dahin lauten, daß die
kechnungen bis zum 10. oder 20. des der Stromlieferung folgenden
Mouats bezahlt sein müssen. Den Werken, welche vornehmlich mit
der Großindustrie arbeiten, erwachsen durch die bisherige ver-
traglich festgesetzte Zahlungspolitik nicht nur sehr erhebliche
Zinsverluste, sie legen auch ihre flüssigen Betriebskapitalien da-
durch fest, weil Wochen, wenn nicht Monate vergehen, bevor sie
ihr Geld hereinbekonmen, das sie für Kohlen, Gehälter und Löhne
haben ausgeben müssen. Dadurch tritt der gerade in letzter Zeit
vielfach beobachtete Zustand ein, daß die Werke zur Verstärkung
ihrer Betriebsmittel entweder Bankschulden aufnehmen oder zu
Neuemissionen schreiten müssen. Derartige Zahlungsbedingungen
bei Großabnehmern sind veraltet, und die wirtschaftliche Notlage,
in der sich auch die Elcektrizitätswerke heute befinden, zwingt sie,
mit der bisherigen Einziehungspraxis zu brechen und die Zah-
lungsbedinzungen den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen an-
zupassen. Das ist aber gleichbedeutend damit, daß die Großabneh-
mer größere & conto-Zahlungen bei Beginn des Verbrauchsmonsats
) Da sich der Zinsfuß inzwischen wesentlich erhöht hat, müßte die Ver-
zinsung der Bank- bzw. Sparkassenzinsen entsprechend erhöht werden.
— be Tr a ER OO OT Be 3
am ka UL
La il e-
N
2. November 1922.
an das Werk leisten. Auch hierfür ist der Verrechnungsverkehr
der gangbarste Weg. Gelingt es nicht, von den Großabnehmern
einen 2- bis 3-monatigen Vorschuß auf die Stromrechnungen zu
bekommen, dann sollten sie mindestens monatlich im voraus in
runden Beträgen ihre Stromrechnungen regulieren, während. die
endgültige Abrechnung am Schlusse des Monats erfolgt. Derartige
a conto-Zahlungen werden ebenfalls über Verrechnungskonto ge-
leitet und erfordern auf diese Weise eine sehr einfache, billige Ge-
schäftshandhabung. Man schließe keine neuen Verträge mit Groß-
abnehmern ab, ohne die Vorausbezahlung in der vorgedachten
Weise festzusetzen, revidiere die bestehenden Großabnehmerver-
träge und suche mit diesen Konsumenten unter Berufung auf die
wirtschaftliche Notlage der Elektrizitätswerke ein dahingehendes
Abkommen zu treffen. Ein großer Teil wird den wirtschaftlichen
Verhältnissen Rechnung tragen, da ja jeder Großindustrielle weiß,
un nn nt E
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Erhöhung des Nutzgefälles von Wasserkraftanlagen durch
Rückstauvernichter. — Zur Bekämpfung des bei Hochwasser durch
Rückstau im Unterwasser verursachten Gefällsverlustes schlägt
0.G. Thurlow einen ganz neuen Weg ein. Ausgehend von der
= Höhe über Unterwasser.
= Überfallhöhe über Damm
krone
= Höhe des vorgeschobenen
Unterspieges.
; = Saugrohrmündung.
. Abb. 1. Schematische Anordnung des Rückstau-
vernichters nach Thurlow
i Tatsache, daß das über einen Damm von geeigneter Form herab-
| stürzende Wasser unterhalb des Dammes in bestimmter Entfernung
| von demselben eine stehende Welle bildet (Abb. 1), vor welcher
| der Wasserstand sich erniedrigt, hat er zunächst an Versuchsmodel-
|
Druckölbekalter _
H i: AR
Vberwach rasga 19 |
st parkea a
to ‚ol © + ag E) 98
E" nn ne RER
1 E e 2, NS .
“S syes YDoden des Aufzugsschach?es
v, ` .
len die Gesetzmäßigkeit dieser Erscheinung untersucht und die gün-
stigste Formgebung für den Dammquerschnitt ermittelt. Hierbei
hat es sich gezeigt, daß diese Wasserwelle die Rückstaugrenze nach
unten zurückschiebt und diese Wirkung noch dadurch unterstützt
werden kann, daß die Mündung der Turbinensaugrohre i in die vor
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
| l Abb. 4. Schnitt durch Staudamm und Kraftwerk.
1341
daß er seine Kohlen ebenfalls sofort und womöglich im voraus be-
zahlen muß, und demzufolge dem Elektrizitätswerk nicht zumuten
wird, wochen-, ja monatelang zu warten, bis er sein ausgelegtes
Geld hereinbekommt. Der letztere Weg ist gleichbedeutend mit
der obligatorischen Einführung des Verrechnungsverkehrs.
Man warte mit derartigen Maßnahmen auch nicht zu lange,
weit die gesamte deutsche Wirtschaftslage sich von Vroche zu
Woche verschlechtert. Die Elektrizitätswerke können sich sehr
wohl den größten Teil der liquiden Mittel selbst beschaffen, wenn
sie die vorstehend angegebenen Wege einschlagen, Man bedenke
auch, daß die Beschaffung von Bankkrediten heute ziemlich aus-
sichtslos ist, und gewöhne sich beizeiten daran, auf eigenen Füßen
zu stehen und mit eigenen Mitteln zu arbeiten, und verlasse sich-
nicht auf den sehr unsicheren Faktor der Bankkredite, die im ent-
scheidenden Augenblick versagt werden.
RUNDSCHAU.
der stehenden Welle sich ausbildende Spiegelsenkung verlegt wird.
Abb. 2 zeigt das Ergebnis einer solchen Versuchsreihe, wobei die
Wasserhöhe d über der Dammkrone bei allen Wasserständen im
Unterwasserkanal gleich gehalten wurde. Der derart erzielte Ge-
fällsgewinn ist ganz beträchtlich, ist aber im übrigen stark abhängig
von der Wasserhöhe über der Dammkrone und dem Verhältnis zwi-
>
`
\
[4
Abb. 3. Lagi plan des Mitchell Dam-Kraftwerkes.
schen dem über den Damm herabstürzenden Wasser und der durch
die Turbinensaugrohre in den Unterwasserkanal gelangenden
Wassermenge.
Auf Grund dieser Versuche hat sich die Alabama Power Co.
entschlossen, ihr neues Mitchell Dam-Kraftwerk, welches an dem
Coosa-Fluß gelegen ist, nach diesem Grundsatz zu erbauen. Die Not-
wendigkeit, das Überschußwasser zur Erzielung der gewünschten
Wirkung über die ganze Wehrbreite herabstürzen zu lassen, be-
dingt eine von der no rmalen
vollkommen abweichende Bau-
weise für das Kraftwerk,
namentlich deshalb, weil die
Turbinen in den Staudamm
selbst eingebaut werden müs-
sen und die ganze Anordnung
so zu treffen ist, daß das Uber- N
schußwasser möglichst unge- 5, $
hindert über die Wehrkronein $° |%
das Unterwasserbett gelangen SQ
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Wasserhiöhe im Unterwasserbelf in mr
bb. 2. Nutzgefälle mit und ohne Rück
stauvernichter.
ka nn. Eine Berechnung darüber, ob ein derartig gebautes Werk kein
höheren Anlagekosten bedingt als ein solches normaler Bauart, bei
welcher die bei Hochwasser sich einstellende geringere Leistung
der Betriebseinheiten durch Aufstellung weiterer Einheiten zwecks
Ausnützung der Hochwassermengen wieder eingebracht wird, hat
1342
gezeigt, daß, auf gleiche Leistung bezogen, die neue ‚Bauart eher
Ersparnisse mit sich bringen dürfte. Die Lage des ganzen Werkes
ist in Abb. 3 dargestellt. Wie aus derselben ersichtlich, wird das
ganze Flußbett durch eine rd 285 m lange Wehranlage abgesperrt,
in der Mitte des Wehres selbst ist das Kraftwerk angeordnet. Abb. 4
zeigt einen Schnitt durch den Damm und das Kraftwerk mit seinen
bemerkenswerten Einzelheiten. Diese Bauart bietet große Vorteile
auch vom Standpunkte der Turbinenfundamente, welche im Stau-
damm selbst liegen, und der Rechenanlage, welche eine sehr gün-
stige und bequem zugängliche Lage erhalten kann. Allerdings läßt
andererseits die Zugänglichkeit der Turbinen-Lauf- und -Leiträder
einiges zu wünschen übrig. Bei diesem Kraftwerk soll auch der
erste Versuch zur Ausbildung eines Mitteldinges zwischen gedeck-
ter und Freiluftanlage für das Maschinenhaus selbst gemacht wer-
den; die Maschinenhausdecke ist unmittelbar oberhalb der Strom-
erzeuger angeordnet und wird in der Mitte geteilt, derart, daß eine
jede Hälfte in entgegengesetzter Richtung zur anderen auf Rollen
verschiebbar gemacht wird. Der 125 t-Laufkran bedient sowohl die
Maschinen als auch die Rechen und Absperrschützen der Turbinen.
Im Falle von Arbeiten an den Maschinen mit dem Kran wird die
Decke verschoben. Im Kraftwerke sollen zunächst 3 Einheiten zu
je 20 000 kVA aufgestellt werden; eine 4. Einheit kommt als spätere
Erweiterung in Frage. Die unterspannungsseitige Schaltanlage
wird in den Nebenräumen, die oberspannungsseitige Schaltanlage
vollständig iin Freien, auf dem Staudamm selbst, aufgestellt. („Elec-
trical World”, Bd. 79. S. 1161.) Bp.
Leitungsbau.
Korona-Entladungen als Schutz gegen Überspannungserschei-
nungen. — Neue Gesichtspunkte zur Frage des Wertes der Biitz-,
abieiter an Hochspannungsleitungen enthält ein Bericht, der kurs-
lich dem Komitee der National Electric Light Association er-
stattet wurde. Auf eine Umfrage ging eine große Zahl von
Antworten ein, welche zeigten, daß man der Ansicht ist, daß Sam-
melschienen-blitzableiter genügende Sicherheit für die an die Sam-
melschienen angeschlossenen Leitungen schaffen, und daß dann be-
sondere Blitzableiter für die abgehenden Leitungen nicht notwen-
dig sind. Man ist aber der Meinung, daß der Koronaeffekt einer 120
kV-Fernleitung selbet einen wirksamen Blitzableiter darstellt; ei-
nige Fachleute glauben sogar, daß die Sammelschienen-Blitzablei-
ter hierdurch überflüssig werden; denn die Unterhaltung der Blitz-
ableiter bei diesen hohen Spannungen ist teurer als der Schaden,
der bei einer guten Ausrüstung vorkommen kann, besonders, wenn
man nicht viel Geld in die Isolation gesteckt hat. In einigen Kraft-
übertragungssystemen mit Spannyngen von 60 — 110 kV im Westen
der V. S. Amerika hat man die Blitzableiter gänzlich fortgelassen!
Bedauerlich ist, daß Angaben über derartige Erfahrungen so spärlich
vorliegen; denn die versuchsmäßigen Beobachtungen an bestehen-
den Fernleitungen wären von größtem Wert. Die Benutzung der
Korona als Schutzmittel erfordert mechanische Vorrichtungen für
die Herbeiführung der Entladung bei einer Spannung, die nur wenig
höher ist als die Betriebsspannung. Die meisten Leitungen sind für
eine Koronaspannung, die erheblich über der Betriebsspannung
liegt, eingerichtet, um unnötige Energieverluste zu vermeiden. Es
ist indessen möglich, eine bestehende Fernleitung mit Entladungs-
punkten auszurüsten, welche eine Entladungskurve ergeben, die
praktisch gleichwertig derjenigen der wirklichen Koronaentladung
ist. Bemerkenswerte Versuche dieser Art sind auch in Deutsch-
land auf einer Fernleitung gemacht worden!). Die Korona ist
unzweifelhaft eine ideale Form des Blitzschutzes, durch welche
jedes Meter Leitung seinen eigenen Blitzableiter hat. Die Frage
ist nur, welcher Betrag an Koronaentladung notwendig ist, um
gegen die vorkommenden Störungen sicheren Schutz zu bieten.
(„Electrical World“, Bd. 79, 1922, S. 1058.) Piz.
Ursachen und Wirkungen der Induktionsstörungen. — Der
Einfluß von Drehstromleitungen und Wechselstrombahnen auf
Schwachstromleitungen wird in elementarer Form vom Standpunkt
des Starkstromtechnikers dargestellt, der eine Hauptursache der
Störungen in der außerordentlichen Empfindlichkeit der Tele-
graphen- und Fernsprechapparate sieht. Da Neues nicht gebracht
wird, erübrigt sich eine ausführliche Besprechung. („Electrical
World“, Bd. 78, 1921, S. 767.) Ke.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Zur Theorie der Dimensionen?). — Es ist eine ziemlich ver-
breitete Meinung, daß sich in der Dimension einer Größe ihr
„Wesen“ ausspreche, und daß uns daher die reine Dimensions-
betrachtung neue Erkenntnisse vermitteln könne, die in den
bekannten Gleichungen der Piysik noch nicht enthalten seien.
Ja man kann vielleicht sagen, daß bei mauchen ein geradezu
mystischer Glaube an die Macht der Dimensionsbetrachtung be-
steht. Den „metaphysischen Nebel” (Buckingham), der über dem
Gebiet der Dimensionen lagert, zu zerstreuen, haben sich in
Deutschland wohl zuerst C. Runge und T. Ehrenfest bemüht. In
Anlehnung an Fourier gehen sie von der einfachen Voraussetzung
Vgl. „ETZ“ 1920. 8. 817.
2) Vgl. S. 13.9 in diesem Heft.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
2. November 1922.
aus, daß eine Maßzahl (oder ein Potenzprodukt von Maßzahlen)
„dimensionslos* ist, wenn ihr Wert bei einer Änderung der unab-
hängigen Einheiten ungeändert bleibt. Da nun alle Einheite:
(auch die der dimensionslosen Größen, z. B. des Winkels) will-
kürlich gewählt werden können, ist es nach dieser Voraussetzung
in unser Belieben gestellt, ob wir eine Größe zu einer „dimension--
losen“ machen wollen oder nicht. Runge und Ehrenfest kommen
daher zu dem Schlusse, daß die Einheiten überhaupt in keinem not-
wendigen Verbande miteinander stehen; damit wären die meisten
Dimensionsbetrachtungen ohne sichere Grundlage. Im ensatze
hierzu ist J. Wallot der Ansicht, daß sich das Wesen des Dimen-
sionsbegriffs durch nur quantitative Aussagen überhaupt nicht er-
schöpfend darstellen läßt; man muß vielmehr die physikalischen
„Größen“ in quantitative und qualitative Faktoren — ihre Zahlen-
werte und ihre Einheiten — spalten und annehmen, daß die phy:i-
kalischen Gleichungen nur über die Größen selbst, also über die
Produkte aus den Zahlenwerten und den Einheiten, etwas aus-
sagen, um eine metaphysikfreie und doch erschöpfende Theorie der
Dimensionen zu erhalten. Man erreicht auf diese Weise, daß alle
Größen von der Einheitenwahl unabhängig werden, während sich
ihre Zahlenwerte — auch die der dimensionslosen Größen — imall-
gemeinen mit ‘den Einheiten ändern. Ob eine Größe oder eine Kom-
bination von Größen dimensionslos ist oder nicht, folgt mit Not-
wendigkeit aus den physikalischen Gleichungen. J. Wallo:
bespricht von dem so gewonnenen Standpunkte aus eingehend die
Voraussetzungen, unter denen man aus Dimensionsbetrachtungen
auf die Form noch unbekannter Gleichungen schließen kann, ferner
die Reduktion physikalischer Gleichungen auf „spezifische“ Ein-
heiten, endlich die „Modellregeln“ und das Tolmansche „Ähnlich-
keitsprinzip“. (J. Wallot, „Zeitschr. f. Phys.“, Bd. 10, 19%, S. 39.)
J. W.
e.
Medizin.
Heißluftdusche und Massageapparat mit elektrischem Antrieb.
— Bei dem in Abb. 5 dargestellten Apparat der Firma Reiß & Klemm,
-Fabrik elektrischer Apparate, Berlin, wird der Luftstrom des Ven-
tilators durch einen im Austrittsrohr der Luft eingebauten Heiz-
Der Schalter befindet
sich in der Verlänge-
und nicht am Griff.
wodurch im Interesse
der Betriebssicher-
heit mehr Raum für
die Unterbringung des
Schalters gewonnen wurde.
Die Dusche ist um etwa 150
um den Griff drehbar, also
vielseitig verstellbar und
zum Zusammenlegen einge-
richtet. Mittels der in der
Abbildung sichtbaren Ring-
öse, die mit Gewinde ver-
sehen ist, wird der Apparat
indergewünschten Stellung
festgeklemmt, wodurch dem
Luftstrom die gewünsehte
Richtung gegeben wird.
Mit dem Handgriff in
einen geeigneten Fub
gesteckt, kann der Ap-
parat auch gebraucht wer-
den, ohne daß man ihn
"Abb. 5. Heißluftdusche. in die Hand zu neb-
men braucht, so daß
die Hilfe einer zweiten
Person entbehrlich wird. Er liefert in der ersten Schaltung kalte.
in der zweiten warme Luft. Der Heizkörper besteht aus Metall mi!
(rlimmerisolation und ist ebenso wie der ganze Apparat der Firma
ADD. 6 Mass
Igeapparat,
durch Gebrauchsmuster geschützt. Die etwa 0,9 kg schwere Dusche
wird unter dem Namen „Tournable“ in den Handel gebracht.
Von derselben Firma wird ein elektrisch betriebener Massag:-
apparat (Abb. 6) hergestellt. Auf der Motorwelle sitzt ein Exzenter,
widerstand erwärmt. `
rung der Motorachee '
WERTE VER
\
2. November 1922.
Jas sich in einer Gabel dreht und diese, die im Gehäuse gelagert ist,
:n Schwingungen versetzt. In den aus dem Gehäuse herausragen-
Jen Stiel der Gabel wird der für die Massage erforderliche Ansatz
-ingeschraubt. Das Exzenter ist in achsialer Richtung konisch ab-
gedreht, so daß durch eine in der Abbildung sichtbare Kordel-
schraube am Kopfende des Gehäuses der Konus verstellt, damit die
Schwingungsamplitude verändert und die Stärke der Vibrationen
»ingestellt werden kann, eine Einrichtung, die der Herstellerin
durch Gebrauchsmuster geschützt ist. Um ein Losewerden der An-
satzteile, während des Betriebes zu verhindern, sind alle in Frage
kommenden Schrauben durch Gegenmutter gesichert. Die der Ab-
„utzune unterliegenden Bürsten können leicht ausgewechselt und
lie von Zeit zu Zeit erforderliche Ölung kann ebenso wie bei der
vorher erwähnten Heißluftdusche ohne ‘Demontage vorgenommen
werden. Der Stromverbrauch des Apparates, der nicht nur für Be-
rufsmasseure, sondern auch für Private geeignet ist, und der die Be-
zeichnung „Globe“ führt, wird zu etwa 20 W, das Gewicht zu etwa
1,9 kg angegeben. Ka.
Allgemeiner Maschinenbau.
Quecksilberdampf-Turbinenanlage. — Nachdem über die von
WLeRoy Emmet zwecks Verbesserung der Brennstoffaus-
nützung bereits vor 2 Jahren in Vorschlag gebrachte Verwendung
von Quecksilber als Treibmittel für Dampfturbinen, worüber an
dieser Stelle schon berichtet wurde!), seither nichts Näheres ver-
lautete, beabsichtigt nunmehr die Hartford El. Light Co. in Zu-
sammenarbeit mit der General El. Co. der Verwirklichung dieses
(redankens ernstlich näher zu treten. Wie wir einer in „Electrical
World“ (Bd. 79, S. 1186) enthaltenen Mitteilung entnehmen, ist
seitens genannter Gesellschaft die Errichtung einer Versuchsanlage
in ihrem Dutch-Point-Kraftwerk mit einer Maschinenleistung von
2000 kVA in Aussicht genommen. Soweit dieser Mitteilung ent-
nommen werden kann, soll an dem schon früher vorgeschlagenen
und auch an dieser Stelle ausführlich besprochenen Arbeitsprinzip
nichts Wesentliches geändert werden. Die Versuchsanlage soll
hauptsächlich zur genauen Prüfung der Verhältnisse im praktischen
Betriebe und Durchführung präziser Messungen über die wirt-
schaftlichen Möglichkeiten bieten. Die bei der Kondensation des
Quecksilbers nach dessen Arbeitsleistung in der Turbine frei wer-
Jende Wärmemenge wird bei dem vorgeschlagenen Verfahren zur
Dampferzeugung verwendet und der so gewonnene Dampf dann in
den Maschinen des Hauptkraftwerkes weiter verwertet. Bemerkens-
wert ist die ungefähr 13 600 kg betragende Füllung des mit Rohöl
zefeuerten Quecksilberkessels. Die Gesellschaft hat für die Er-
richtung der Versuchsanlage den Betrag von 250 000 $ auszeworfen. |
Dem Ergebnis der Versuche kann mit Interesse entgegengesehen
werden. Bp.
Werkstatt und Baustoffe.
Die chemische Widerstandsfähigkeit des Aluminiums und deren
Einfluß auf seine Verwendbarkeit. — O. Schmidt weist darauf
hin, daß das Mißtrauen, welches dem Ersatzmetall Aluminium wäh-
rend des Krieges entgegengebracht wurde, teilweise berechtigt war,
weil öfters die Beschaffenheit des gelieferten Metalls nicht genügte,
teilweise aber unberechtigt, weil das Aluminium nicht sachgemäß
behandelt und falsch verwendet wurde. Für den Elektrotechniker
kommt jetzt vornehmlich die Verwendung des Aluminiums zu Frei-
leitungen in Frage. Reines Aluminium, d. h. solches, das höchstens
1% Verunreinigungen enthält, widersteht feuchter Luft und wird
von schwefliger Säure (in Rauchgasen) nicht merklich angegriffen.
Es überzieht sich mit einer schützenden Oxydhaut, der es auch seine
Widerstandsfähigkeit gegen Salpetersäure und andere Oxydations-
mittel verdankt. Von Salzsäure und Flußsäure wird Aluminium
bekanntlich stark angefressen, von Schwefelsäure langsamer ange-
zriffen. Kochsalzlösungen, Alkalilaugen, Soda und Pottasche lösen
es allmählich; organische Säuren, Fette und Öle lassen sich in Alu-
miniumgefäßen so gut behandeln, daß die Industrie der Fette und
le, Brennereien, Brauereien usw. sich ihrer im größten Umfange
bedienen. Bei Stahlaluminiumseilen muß die Luftfeuchtigkeit durch
die äußeren Drahtlagen von der Stahlseele ferngehalten werden.
Die vielen bereits viele Jahre im Betrieb befindlichen Freileitungen
beweisen am besten die Brauchbarkeit des Aluminiums auch unter
schwierigsten Bedingungen. (,„Mitt. d. Vereinig. d. El.-W.“ Bd. 21,
1922, S. 145.) K. A.
Untersuchungen von Messingguß. — The British New Ferrous
Metals Research Association, Birmingham, hatte ausgedehnte Un-
tersuchungen angestellt über den Einfluß von Gasen auf hochwer-
tiges Messing. Jetzt sollen weitere Untersuchungen angestellt wer-
dien, um die Bedingungen zu ermitteln, um eine gute Dichtiskeit
sowohl auf der Oberfläche als auch im Innern von Ingots für die
Herstellung von kalt gewalztem Messingblech zu erzielen. Diese
Untersuchungen werden manche Aufklärungen, auch hinsichtlich an-
aerer Arten’ von nicht eisenhaltigem Metallguß, ergeben und werden
nicht nur für die Metallfabrikanten, sondern auch für die verarbei-
tenden Firmen von großem Interesse sein. Die Untersuchungen
werden hauptsächlich in Woolwich ausgeführt werden. („Electrical
Review“, Bd. 90, 1922, S. 812.) —z.
1, Vgl. „ETZ“ 1920, 8. 087.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heit 44.
1343
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Ausstellung des Handelsschiff-Normenausschusses in Berlin. —
Um weiteste Kreise der deutschen Industrie mit den bisherigen
Arbeiten des Handelsschiff-Normen-ÄAusschusses
(HNA) bekanntzumachen, veranstaltet dieser gelegentlich der vom
23. bis 25. XI. in der Technischen Hochschule Charlottenburg statt-
findenden diesjährigen Hauptversammlung der Schiffbautech-
nischen Gesellschaft im Lichthof der Hochschule eine Ausstellung
schiffsmaschinenbaulicher, schiffbaulicher und schiffselek-
trischer Ausrüstungsteile, die nach HNA-Normen her-
gestellt sind. Sie wird am 23. XI. vorm. durch Maschinenbaudirck-
tor Dipl.-Ing. C. Regenbogen der Friedr. Krupp A. G. Germania-
werft, Kiel-Gaarden, mit einer kurzen Ansprache eröffnet werden
Der gute Erfolg der 1916 gegründeten Marine-Normen-Kommission
(MNK), die leider nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges
ihre Tätigkeit einstellen mußte, hatte die Anregung gegeben, eıne
ähnliche Organisation auch für den Handelsschiffbau ins
Leben zu rufen. So entstand unter der Teilnahme von 5 Reedereien
und 10 großen Werften 1917 in Hamburg der HNA, der dann sofort
seine Arbeiten in vier Unterausschüssen (Schiffbau, Schiffs-
maschinenbau, Hilfsmaschinenbau und schiffselektrische Anlagen)
aufnahm. Heute hat er einen großen Teil seiner Arbeiten erledigt
und insgesamt 1026 Normenblätter angenommen, von denen
bereits über 460 gedruckt vorliegen!). Eine Anzahl Schiffe sind
schon mit nach diesen Normen?) gefertigten Teilen ausgerlistet.
Die Ausstellung, zu deren Beschickung sich etwa 50 Firmen aus
dem ganzen Reich bereitzefunden haben, soll auch nach der Haupt-
versammlung der Schiffbautechnischen (Gesellschaft noch etwa
8 Tage bestehen bleiben. Der Eintritt ist frei, und ein Führer mit
der Liste der Ausstellerfirmen wird am Eingang gegen geringes
Entgelt zu haben sein.
Gewerbeausstellung Arnheim 1922. — Nach einer Mitteilung
des Ausstellungs- und Messe-Amts der Deutschen Industrie über
diese im August abgehaltene kleine Schau hat sich der Handels-
verkehr mit der deutschen Wareninhohem Maße zu-
zeänglichen holländischen Provinz Gelderland in den letzten
Jahren stark erweitert, und aus den Erklärungen vieler Aussteller
zing hervor, daß kaum in einer Branche noch ein Geschäft ohne
das deutsche Erzeugnis möglich sci.
Reichenberger Messe 1922. — Aufbau und Ausstattung der
diesjährigen Messe bedeuteten nach einem Bericht des Ausstellungs-
und Messe-Amts der Deutschen Industrie gegenüber den früheren
Veranstaltungen einen großen Fortschritt; von den Ausstellern
waren 6 % Erzeuger und nur 4% Großhändler. Von der reichs-
deutschen Beschiekung kam mehr als ein Dritte] auf die Maschinen-
und Elektrobranche, und namentlich in Maschinen, im Bau-
fach, in der Feinmechanik usw. sind große Umsätze erzielt worden.
Der amtliche Katalog und private Geschäftsdrucksachen können in
der E azalsıh des Ausstellungs- und Messe-Amts eingesehen
werden.
Verschiedenes.
Von der Frankfurter Messe. — Die Industrie für elektrische
Installationsmaterialien war auf der Messe recht zahlreich ver-
treten. Spezialfabriken aus Süd- und Westdeutschland, aus West-
falen und Thüringen und auch aus anderen Gegenden Deutschlands
stellten ihre Erzeugnisse aus, die vielfach bekanntes boten, z. T.
aber auch bemerkenswerte Neuheiten darstellen. Die Voigt &
Haeffner A. G. führte einen kleinen Überstromschalter für
6 A, der an Stelle von Verteilungssicherungen für Licht und Kraft
dienen soll, praktisch im Betriebe vor. Es wurden Überlastungs-
und Kurzschlußversuche vorgenommen, wobei sich ein präzises
Arbeiten zeigte. Da der Ersatz von Jdurchgebrannten Sicherungen
heute eine teuere Sache ist, dürfte es sich hier jedenfalls um eine
Gattung von Apparaten handeln, die für das Installationsgebiet
noch große Bedeutung erlangen werden. Im übrigen stellte die
Firma neben den gebräuchlichen Installationsapparaten besonders
auch gekapseltes Material für Landwirtschaft und Industrie aus.
Die „Kontakt”-Elektro-G. m. b. H, Frankfurta. M.,
zeigte neue Schalter und Steckdosen, die nach dem Richtlinien-
entwurf der Installationskommision des VDE gebaut sind. Die
Schalter haben hierbei noch den Vorteil, daß der Griff sich am
Deckel befindet und daher bei der Montage des Schalters nicht ab-
genommen zu werden braucht. Die Steckdosen sind ebenfalls so
gebaut, daß die Zuleitungsdrähte erst nach Befestigung des Sockels
anzeschlossen werden. Die Kontakthülsen passen für 4 und 5 mm-
Stifte und haben eine gute Federwirkung. Die Aktiengesell-
schaft für Feinmechanik, München, stellte ihren
durch die Anzeigen in den Fachzeitschriften bekannten Maximal-
Rotteostöpsel aus, der ebenfalls zur Ersparung von Stöpselsiche-
rungen dienen soll. Die Elektrotechnische Fabrik
1) Sie sind von der Verlagsbuchhandlung Julius Springer, Berlin. W 9,
Linkstr. 2324 zu beziehen.
+ Wertvolles Material für eina nähere Information über die Normung
im Sehiffban geben die von Oberingenieur Süttearlin (Blohm & Voh,
Hamburg) im November 1918 und von Direktor Regenbogen ((iermania-
werft, Kiel) im Septemper 19% vor der Schiffbautechnischen Gesellschaft ge-
haltenen Vorträge.
1344
Schoeller& Co, Frankfurta. M., war mit einem kleinen
Zweidruckknopfschalter vertreten, der gegenüber den bekannten
amerikanischen Konstruktionen eine bemerkenswerte Einfachheit
aufweist. Mehrfach-Sicherungsstöpsel wurden von verschiedenen
Firmen ausgestellt. Besonders zahlreich waren die Firmen, die
Drehschalter der verschiedensten Bauarten anboten, aber auch alle
übrigen elektrischen Installationsmaterialien waren in reicher
Auswahl vertreten.
Das Gebiet der Antriebe, Steuerapparate und Anlasser ist, wie
das der elektrischen Starkstromapparate überhaupt, nur wenig be-
schickt worden. Ausgestellt haben u, a. die Firmen: Brown,
Boveri & Cie. A. G., Sachsenwerk, Voigt & Haeffner, Schalt-
apparate-Gesellschaft Eisenach und einige kleinere Motorfabriken.
Zu erwähnen sind: 1 Motor-Transportwagen für elektrische An-
triebe in der Landwirtschaft, kombiniert mit einer Sägevorrichtung
für Brennholz und Langholz der Firma Brown, Boveri & Cie. Die
Fortbewegung des Wagens geschieht durch Pferde. Das Sachsen-
werk hat u. a. einen gekapselten Spezialmotor für die Landwirt-
schaft ausgestellt. Voigt & Haeffner zeigt als Neuheit einen Fern-
antrieb für Regulierwiderstände großer Stromstärken, ferner einen
schweren Schaltwalzenanlasser mit eingebauter Nullspannungs-
Überstrom-Schaltwalze. Zu erwähnen ist noch eine elektromagne-
tische Schraubenfeder-Reibungskupplung zum Antriebe von Werk-
zeugmaschinen, die der Dortmunder Vulkan, Dortmund, im Betrieb
an einer kleinen Hobelmaschine vorführte S-B.
Elektrisch betriebener Ventilator mit Glühlampensockel. — Das
Bestreben, einen Ventilator an den verschiedensten Stellen unab-
hängig von einem vorhandenen Steckkontakt anbringen zu können,
hat zu der in Abb. 7 dargestellten Ausführung geführt. Der Apparat
bedarf keines besonderen Anschlusses, da er mit einem Glühlampen-
sockel versehen ist und
deshalb in allen für
Glühlampen vorgesehe-
nen Fassungen verwen-
det werden kann, ohne
daß Stecker und 'Litze
dazu erforderlich sind.
Der Ventilator kann
in jeden Wandarm,
jedes Pendel einge-
schraubt, mit Leichtig-
keit entfernt und an an-
derer Stelle wieder ver-
wendet werden. Flügel
und Schutzkorb eind in
origineller Art zusam-
menlegbar, so daß der
Apparat mit Zubehör
in einem kleinen Kar-
ton geliefert werden
kann, ein Umstand, der
bei den heutigen Fracht-
und Zollspesen schon
ins Gewicht fällt. Die
Auswechselung der Bürstenkohlen und die Ölung kann mit
Leichtigkeit ohne Demontage vorgenommen werden. Der Ventilator
wird von der Firma Reiß & Klemm, Fabrik elektrischer Apparate,
Berlin, hergestellt und unter der Bezeichnung „Universal“ auf den
Markt gebracht. Das Gewicht wird zu etwa 0,85 kg, der Energie-
verbrauch zu etwa 20 W angegeben. Ka.
Abb. 7. Ventilator mit Glühlampensockel
Energiewirtschaft.
Energiewirtschaft auf der Braunkohle Mitteldeutschlands. —
Regierungsrat Dr. H. Baumann behandelt in der „Verkehrstech-
nischen Woche”) die Energiewirtschaft auf der
Braunkohle Mitteldeutschlands in einer Sehr ein-
gehenden Studie, deren Gedankengang durch die folgenden Sätze
charakterisiert wird: Die neue Reichsverfassung hat dem Deut-
schen Reiche mehr als früher die Form des Einheitsstaates gegeben,
die Länder besitzen kein Staatsgebiet mehr, die Reichsgewalt ver-
fügt vielmehr über ihr Gebiet. Diese Neuordnung in der Stellung der
Länder legt die Hoffnung nahe, daß sie das deutsche Volk zu dem
lange ersehnten. Ziele der Einigkeit in allen seinen Stämmen und da-
mit auch zu größtmöglicher Ausnutzung seiner
wirtschaftlichen Kräfte führen wird. Das Friedensdiktat
von Versailles gibt zwar Anlaß zur äußersten Anspannung Unserer
wirtschaftlichen Kräfte und zur rationellsten Ausnutzung unserer
Naturschätze, aber bisher war eine einheitliche Ausnutzung von
Naturschätzen, die sich in ihrer Lagerung über das Gebiet mehrerer
Staaten erstrecken, durch die politischen Verhältnisse behindert.
Unter einheitlicher Auswertung der Naturschätze, wie
Kohle, Kali, Erz, Wasserkraft, ist zu verstehen die Regelung der
Gütererzeugung, Güterverteilung und des Güterverbrauchs nach
dem Gesetze des größten Nutzens. Der Erreichung
dieses Zieles aber ist nichts so hinderlich, als wenn das Lagerungs-
gebiet eines Naturschatzes sich über verschiedene Länder erstreckt,
also verschiedener staatlicher Zuständigkeit unterworfen ist. Da
1) Bd. 1o. 1922. S. P6 f. Der Aufsatz kann vom Verlag (Guido Hackebeil
A. G.. Berlin, als Sonderdruck bezogen werden.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
2. November 1982.
jedes Land zunächst auf vollständige Befriedigung seineg eigenen
Bedarfs bedacht ist, ohne Rücksicht auf die Interessen des Gesamt-
reiches, kann es vorkommen, daß lebenswichtige Industrien bei der
Kohlenversorgung gegenüber reinen Luxusbetrieben vernachlässigt
werden. Daher ist eine Neugliederung des Reiches nach
Wirtschaftsgebieten dringend erforderlich. Im Artikel
165 der Reichsverfassung ist die Errichtung von Bezirkswirtschafts-
räten für Wirtschaftseinheiten vorgesehen, die Bildung von Bezirk:-
eisenbahnräten für Wirtschaftseinheiten unter Ausschaltung dvi
Landesgrenzen ist in Vorbereitung; so soll z. B. der geplante Be-
zirkseisenbahnrat für Mitteldeutschland das Gebiet der Freistaaten
Sachsen und Thüringen (Direktionsbezirk Erfurt) sowie den durui:
den Direktionsbezirk Halle begrenzten Teil der Provinz Sachsen
umfassen.
Für die Einteilung der Wirtschaftsgebiete maßgebend ist die
Struktur der Gegend sowie die Natur der vorhandenen Bodenschätze, |
die z. B. ihren industriellen oder landwirtschaftlichen Charakter be-
stimmen.‘ Die Grenzen eines Wirtschaftsgebietes werden durch die
Grenzen des Produktions- und Konsumptionsgebietes der dort vor-
herrschenden Naturprodukte bestimmt; so will man durch das in
Vorbereitung befindliche Gesetz über die Sozialisierung der Blek-
trizitätswirtschaft Deutschland in 8 Bezirke teilen und in diesen
Elektrizitätswirtschaft nach einheitlichen Gesichtspunkten auf-
auen.
Die vorliegende Abhandlung beschränkt sich auf das Wiri-
schaftsgebiet Mitteldeutschland, u. zw. nur auf den Teil
davon, der von dem Naturschatz „Braunkohle“ links der Elbe
abhängig ist. Das ist ein Gebiet, das große Teile der Provinz
Sachsen, der Freistaaten Sachsen und Anhalt und Teile aes Staates
Thüringen umfaßt. Für diese Gebiete soll nachgewiesen werden,
wie sie sich in ihrer Wirtschaftsführung auf der Energiequelle der
Braunkohle aufbauen und untereinander durch ihre engen Verkehr:-
beziehungen eine Einheit bilden.
Die gesamten Kraftquellen Deutschlands in Form von Stein-
kohlen, Braunkohlen, Torf und Wasserkräften enthielten im Jahi«
1921 (nach Klingenberg) die folgenden Gesamtvorräte an
Energie:
Steinkohle 305 Milliarden t, in 1000 Jahren abgebaut,
Braunkohle . 134 m t, in etwa 9 Jahren abgebaut,
Torf . 05 „ t,
Wasserkraft. 1000 - 7,6 Milliarden kWh auf 1000 Jahre vol!
ausgenutzte vorhandene Kräfte,
d. h. wenn man bezüglich des Kraftwertes 1 kg Steinkohle = 3,14 ke
Braunkohle = 2,47 kg Torf = 0,735 kWh Wasserkraft setzt:
305 Milliard. t Steinkohlen = 305.00 Milliard. tSteinkohlen = 953%,
134 , t Braunkohlen= 4,2 D y 5 =r Tea
0,85 „ tTorf = 034 E P = 01.
1000 >< 7,6 Milliard. kWh
Wasserkräfte = 10,3 7 7 =
319,84 Milliard. t Sieinkohlen = 100,0° ..
Da aber die Braunkohle durch ihre günstigen Abbauverhält-
nisse (zum großen Teil im Tagebau) und die unbeschränkte Ve:-
fügungsgewalt über die in Mitteldeutschland liegenden Hauptschätze
gegenüber der in großen Tiefen liegenden Steinkohle — deren Ver-
wendung infolge der nachkriegerischen Verhältnisse beschränkt i~i
— sich im Vorteil befindet, zeigt z. B. die Nutzbarmachung der ver-
schiedenen Kraftqauellen für die Elektrizitätsgewinnung im Jakie
1919 (nach Klingenberg) die folgenden Verhältniszahlen:
3191 Mill. kWh aus Steinkohle = 520%%
2332 „ H Braunkohle = W.
6l4 ,, a „ Wasserkraft = 10,
100 0/9.
Über die gesamte wirtschaftliche Bedeutung der Braunkohle
belehren uns weiter eine Reihe interessanter statistischer Angabe:..
von denen hier nur die Zusammenstellungen über die gesamtt
Kohlenförderung Deutschlands in den letzten Jahrzehnten und übt!
die deutsche Braunkohlenförderung, getrennt nach Ländern, wir-
dergegeben seien:
Deutschlands Gesamtkohlenfördeung in Mill:
Stein- Braun- Stein- Braun-
Jahr kohle kohle | Jahr kohle kohle
1885 583 | 154 || 1910 1528 | 695
1890 10,2 10,1 1911 160,7 13,8
1895 19,2 24,8 1912 1771 82,5
1900 58,3 40,5 1913 190,0 87,0
1901 109,3 44,5 1914 161,0 84,0
1902 107,4 43,1 1915 147,0 88.0
1903 116,6 45,8 1916 159,0 940
1904 120,8 48,6 1917 167,0 95,0
1905 121,3 52,5 1'118 160,5 100.6
1906 136,5 56,2 1919 !) 116,5 938
1907 143,2 62,3 1120 2) 131,3 111,0
1908 148,6 66,5 etwa 1921 gesamt — 119.6
1909 | 1488 | 68,7 | |
u 1) Ohne Elsaß-Lothringen N) Ohne Elsaß-Lothringen und Saar
er Eee SEE = Eger a m e
2. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
1345
Deutsche Braunkohlenförderung nach Ländern,
in Mill. t
Preuß : sh [Sachsen ‘| Braun- Bayern | Anhalt | Hessen
Jahr reu en ac schwag |
| |
1885 4 | 07 | 09 | 04. | 001 | 09 | 0,06
1890 155 | 09 | 11 ; 06 | 00 | 09 | 02
1895 %1 | 10 | 14 | 09 | 003 | 11 | 02
1900 340 | 15 19 | 14 | 004 | 13 08
19u5 4142 | 22 | 24 17102 | 15 | 04
1908. | 479 | 23 | 22 19 | 014 | 14 | 04
1907 527 | 25 | 31 | 22 | 03 14 | 05
1908 555 | 29 | 38 ` 23 | 14 13 | 05
1909 56,0 32 41 | 21 15 13 0,5
1910 !:566 | 36 40 | 21 | 15 13 | 05
1911 605 | 43 | 37 | 19 | 16 13 | 05
1912 675 | 53 | 42 17 | 17 15 | 04
1913 W1 | 63 | 49 | 18 | 19 15 | 04
1914 674 | 63 | 48 | 22 | 16 12 | 04
1915 12 | 67 | 46 |; 25 | 16 10 | 04
1916 771 | 65 | 51 | 26 | 16 10 | 03
1917 386 | 63 | 48 | 25 | 19 11 | 03
1918 835 | 67 50 | 24 | 18 11 | 03
1919 71 | 67 | 54 | 22 | 20 10 | 04
1920 -920 | 77 | 54 | 28 | 24 12 | 05
N. 15 |13 | 06 | 03
1. Halbjahr) 1490 4,0 3.1 5
Ihre industrielle Verwendung findet die Braunkohle in ver-
schiedenen Formen, als: Rohbraunkohle, Trockenpreßstein (Bri-
kett), Naßpreßstein, weiter bearbeitet im Schwel- und im Generator-
verfahren. ;
Die mitteldeutsche Rohbraunkohle, deren Heizwert etwa
!/, von dem der Steinkohle beträgt, hat nur einen beschränkten
Transportradius, so daß sie nur im
Umkreis von 150 km um den Ge-
winnungsort gegen jene konkur-
renzfähig bleibt. Bei den schwie-
rigen Verhältnissen, die heute die
Gewinnung und Verwendung der
Steinkohle beherrschen, ist die In-
dustrie gezwungen, bei ihren inner-
halb dieses Transportradius an
Braunkohlenwerken gelegenen An-
lagen die Feuerungen auf Braun-
kohle an Stelle der bisher verwand-
ten Steinkohle einzustellen bzw.
neue Werke innerhalb dieser Be-
zirke anzusiedeln. Die Erzeugung
der Naßpreßsteine, bei der
die zerkleinerte Rohkohle durch
Strangpressen unter 6 bis 10 at
Druck getrieben und dabei im
Wassergehalt von 50 bis 60% auf
etwa 23% herabgedrückt wird, aber
immerhin noch keine ideale Brenn-
stofform darstellt, nimmt in den
letzten 20 Jahren in Deutschland
beständig ab. Dagegen haben die
Trockenbriketts, bei 1200
bis 1500 at Druck hergestellt, 12 bis
18% Wasser aufweisend und mit
»inem Heizwert von 4500 bis 5300
WE/kg, in den letzten 35 Jahren
an Bedeutung dauernd zugenommen,
wie aus Abb. 8 deutlich ersichtlich
ist. Eine Veredelung der Braunu-
kohle erreicht einerseits das
Schwelverfahren, bei dem
neben Grudekoks die wertvollen
Mineralöle und Paraffin liefernden
Schwelteere entstehen, andererseits
das Generatorverfahren,
das zur Bildung von Heizgasen für
Öfen mit hohen Temperaturen, neuerdings auch zur Gewinnung der
an Bedeutung wachsenden „Urteere” führt,
Auf diese verschiedenen Ausnutzungsverfahren des Rohstoffes
„Braunkohle” baut sich nun die Industrie Mitteldeutschlands auf.
Über diese bringt Verfasser uns ein reiches Material an Einzel-
angaben, bezüglich deren auf das Original verwiesen werden muß.
Angeordnet ist dieser Stoff nach folgenden Gesichtspunkten:
Kraftversorgende Industrien, d. h. einerseits
die Braunkohlenlager und -werke, ihre wirtschaftlichen und recht-
lichen Verhältnisse, andererseits Elektrizitätswerke, u..zw. die
staatlichen und die anderen, soweit sie von mitteldeutscher Braun-
kohle gespeist werden. |
2. Verarbeitende Industrien, u. zw. chemische, die
die Betriebe der Stickstoff-, Eisen-, Kupfer-, Blei-, Zink- und Alu-
ıniniumgewinnung umfassen, fermer. Zucker- und Kaliindustrie.
pri
eut
a
%
Abb. 8. Vergleich der Erzeugun®
von Braunkohlenbriketts und Naß-
preßstein Deutschlands mit der ge-
samten Braukohlenförderung des
Reichs. (1 t Briketts erfordert rd
27 t Rohbraunkohle.)
3. Verkehrsbezi ehungen der mitteldeutschen In-
dustrie, in der die Verkehrsmöglichkeiten und -wege und die Bean-
spruchungen der Verkehrswege durch Kohlentransporte behandelt
werden. i
Durch Vergleich der von Baumann beigegebenen Lagekarten
für das Standortverzeichnis der chemischen Industrie und für die
Zucker- und Kaliindustrie unter sich und mit der ebenfalls vom Ver-
fasser entworfenen Kohlenverkehrsskizze findet sich immer wieder
dasselbe Gebiet als „mitteldeutsche Wirtschaftsein-
heit: „Mereeburg-Thüringen, Magdeburg-Anhalt und der Westteil
des Freistaats Sachsen”. Dieses Gebiet bezieht die Kraftmittel
zu seiner Wirtschaftsförderung zum allergrößten Teil aus den
innerhalb seiner Grenzen lagernden Braunkohlenschätzen und
bedarf nur für den Betrieb der Eisenbahnen und Gasanstalten
noch einer gewissen Zufuhr von Steinkohle und Koks; doch soll die
Kraft für den Bahnbetrieb nach erfolgter Elektrisierung ebenfall
aus Braunkohle entnommen werden.
Die geographische Abgrenzung dieser Wirtschaftseinheit legt
der Verfasser folgendermaßen fest: „Im NW kann die westliche
Grenze Thüringens und die Wasserscheide des Harzes, im N eine
Linie halbwegs Braunschweig—Magdeburg bis zur Elbe, im S die
Erea Thüringens und des Freistaates Sachsen als Begrenzung
gelten. : ;
Schließlich kommt die beherrschende Grundtendenz der äußerst
lesenswerten Arbeit in den folgenden Schlußsätzen Baumanns
nochmals klar zum Ausdruck:
Mag noch so viel dagegen Front gemacht werden, dag „geeinte”
Deutsche Reich wieder durch Einteilung nach wirtschaftlichen Ge-
sichtspunkten zu zerreißen, mögen diesem Gedanken noch so große
politische Bedenken zur Wahrung landsmannschaftlicher Eigenart
entgegenstehen, eine Wiedergesundung Deutschlands, die auf inten-
siver Ausnutzung aller wirtschaftlichen Kräfte beruht, kann nur
auf diesem Wege erfolgen; das muß sich jeder wirtschaftlich
- Denkende klarmachen.
Gegenüber den in dieser Frage bisher verfochtenen Zielen:
Wirtschaftliche Neugliederung des Reiches durch „Überwindung des
einzelstaatlichen Partikularismus“ und wirtschaftliche Neugliede-
rung durch „Sonderung nach Kohlenverbrauchsgebieten“ wird hier
eine Reform verlangt, die beide Gedankengänge in sich schließt und
Deutschland unabhängig von seiner politischen Struktur in Wirt-
schaftsgebiete einteilen will, die sich nach der vorhandenen Energie-
quelle richten. Danach, ob die Kraftschätze, aus denen die Energie |
gewonnen wird, in einem engeren Gebiet nahe ihrer Lagerstätte in
Energie verwandelt und der Produktion nutzbar gemacht werden,
oder ob sie durch Ferntransport oder Fernübertragung nach Um-
wandlung in elektrische Energie Gebieten zugeführt werden, die an
Kraftquellen arm sind, müssen unterschieden werden: unabhängige
und abhängige Wirtschaftsgebiete. Die Unabhängigkeit der ersteren
wurzelt in dem Besitz der zur Wirtschaftsführung benötigten Kraft-
quelle. Ihre Grenzen werden durch die Lagerstätten der Kraft-
schätze und den Umfang’ der von diesen unmittelbar beeinflußten
Gebiete bestimmt. Bei der Braunkohle ist, wie wir in Mitteldeutsch-
land gesehen haben, die begrenzte Transportweite der Rohbraun-
kohle maßgebend. Die abhängigen Wirtschaftsgebiete sind Energie-
empfänger aus bestimmten Kraftgebieten. Ihre Grenzen werden be-
einflußt durch die Ausdehnung gleichförmiger wirtschaftlicher
Struktur des Bodens, z. B. zur Landwirtschaft geeigneter Boden.
Naturgemäß werden die abhängigen Wirtschaftsgebiete stets
aus mehreren Gebieten Energiezuführung erhalten, so daß es in
der Hauptsache darauf ankommt, zuerst einmal die unabhängigen
Wirtschaftsgebiete Deutschlands genau festzulegen, wie es hier für
das mitteldeutsche Wirtschaftsgebiet unternommen worden ist.
Dann wird man von selbst zu einer Einteilung des gesamten Reichs
in Wirtschaftsgebiete und zu einer Regelung ihrer Wirtschafts- und
Verkehrsführung gelangen. Daraus werden sich als Folge Grund-
sätze für die Gebietsabgrenzung der Bezirkswirtschaftsräte, der
Bezirkseisenbahnräte und Verkehrsverwaltungen ergeben.
E. Börnstein.
Industrie und Handel.
Veredelungsverkehr und Außenhandelskontrollee — Nach
einem von der D.A.K.!) mitgeteilten Rundschreiben des Reichs-
kommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung ist für die Außen-
handelskontrolle unter dem Begriff des aktiven Verede-
lungsverkehrs, der heute als ein Mittel, der Industrie die
Aufwendung von Devisen für Rohstoffeinfuhr und die Inanspruch-
nahme ausländischer Kredite zu ersparen oder deren Abdeckung
von vornherein zu sichern, erhöhte Bedeutung gewinnt, jede Art
der Bearbeitung und Verarbeitung auslän-
discher Stoffe mit dem Ziel der Wiederausfuhr
der daraus hergestellten Halb- und Fertigerzeugnisse zu verstehen.
Dabei muß zwischen Eigenveredelung und Lohnveredelung
unterschieden werden. Erstere liegt vor, wenn die importierte
Ware für Rechnung des Inlandes bearbeitet oder verarbeitet wird.
Das Inland ist bei dieser Art von Veredelungsverkehr mit den
Kosten der Beschaffung der Ware aus dem Auslande belastet, und
letztere steht nach der Bearbeitung noch zu seiner freien Ver-
1) 1922, Nr. 72, 76.
1346
fügung. UmLohnveredelwung handelt es sich dagegen, wenn
eine Ware für Rechnung des Auslandes bearbeitet oder verarbeitet
wird und daher die Verfügung über die veredelte Ware dem im
Auslande ansässigen Auftraggeber zusteht. In diesem Fall gehen
die Aufwendungen für die Beschaffung der zu veredelnden Ware
zu Lasten des Auslandes. Wird die veredelte Ware in das Aus-
land, aus dem die Roh- oder Hilfsstoffe stammen, zurückeeliefert,
so spricht man von Retourveredelungsverkehr und,
wenn sie nach einem dritten Lande weitergeliefert wird, von
Transitveredelungsverkehr Die formale Be-
handlung des Veredelungsverkehrs ist verschieden, je nachdem
es sich um einen solchen mit zollfreien oder mit zollbe-
lasteten (aber mit dem Anspruch auf Zollfreiheit eingeführ-
ten) Waren handelt. Im letzteren Full ist für die Zulassung des
Veredelungsverkehrs die Zollverwaltung zuständig. Für die Ein-
fuhr im zollamtlich zugelassenen Veredelungsverkehr bedarf es
keiner kBkinfuhrbewilligung. Die Zuständig-
keit für die zollamtliche Zulassung eines Ver-
edelungsverkehrs ist derart geregelt, daß die Entscheidung
l. über die Zulassung eines ständigen Veredelungsverkehrs beim
Reichsrat liegt, 2. über die Bewilligung eines für ihren Bezirk
ständig zugelassenen Veredelungsverkehrs an einzelne Gewerbe-
treibende den Landesfinanzämtern zusteht, 3. über einen nicht
ständigen Veredelungsverkehr längerer Dauer und größeren Um-
fangs vom Reichsminister der Finanzen getroffen wird, 4. über
die Zulassung eines in ihrem Bezirk nicht ständig zugelassenen
Veredelungsverkehrs, soweit die Zuständigkeit nicht dem Reichs-
minister der Finanzen vorbehalten ist, wiederum in Händen der
Landesfinanzämter liegt. Die Grundsätze der Außenhandelskon-
trolle müssen hierbei von den genannten Instanzen mit wahrge-
nommen werden. Unterliegt der Export der fertigen Erzeugnisse
an und für sich dem Ausfuhrverbot, so bedarf er auch im Falle des
zollamtlich zugelassenen Veredelungsverkehrs einer förmlichen
Ausfuhrbewillieung der zuständigen Außenhandelsstelle. Über die
Zulassung eines Veredelungsverkehrsmit zoll-
freien oder mit verzollten Waren haben, abgesehen
vor solchen, die in den Zuständiekeitsbereich des Reichsministe-
riums für Ernährung und Landwirtschaft fallen, ausschließlich
die zuständigen Aulsenhanddelsstellen zu befinden. Kommen deren
mehrere in Betracht, so hat die Außenhandelsstelle, die die Ein-
fuhrbewilligung für die Zwecke der Veredelung erteilt, sich zu-
vor mit der für die Ausfuhrware zuständigen ins Benehmen zu
setzen. Was diesachliche Behandlung des Veredelungs-
verkehrs betrifft, so kann die Stellung zu einem solchen nicht aus
dessen Begriff hergeleitet werden, wird vielmehr für jede Waren-
gattung besonders zu ermitteln sein. Hier werden für die Auben-
handelsstellen, abgesehen von bereits vorhandenen Richtlinien, die
Grundsätze der Veredelungsordnung von 1906 gelten können, die
die zollfreie Einfuhr zur Veredelung davon abhängig macht, daß
a) der betreffende Veredelungsverkehr für die an der Veredelung
beteiligten Erwerbszweige wesentliche Vorteile erwarten läßt und
keine Benachteiligung anderer heimischer Erwerbszweige zu bœ-
fürchten ist, b) die zu erwartenden Vorteile etwaige Nachteile der-
art überwiegen, daß die Zulassung vom Standpunkt des gesamten
heimischen Wirtschaftslebens den Vorzug verdient. Für die Ge-
winnung einer sicheren Stellung zu einem Veredelungsverkehr
empfiehlt der Reichskommissar sodann, den Antragsteller eine
Reihe von Fragen beantworten zu lassen, unter denen die, ob die
Fertirerzeugnisse im Wettbewerb mit aus inländischen Stoffen
hergestellten inländischen Produkten stehen, für das Durchhalten
von Ausfuhrmindestpreisen wichtig ist. Bei der Lohnveredelung
muß die Verschleuderung deutscher Arbeit dureh das Vorschreiben
angemessener Lohnsätze, möglichst in fester Währung, verhindert
werden. Hinsichtlich der Kontrolle des Veredelungsverkehrs
wird bemerkt, daß im Falle der Genehmigung eines Antrages auf
Zulassung eines solchen durch die Außenhandelsstelle dem Antrag-
steller eine Frist zu setzen ist, innerhalb deren der Nachweis des
Exports der veredelten Ware geführt sein muß. Mit der Geneh-
migung sind weiter in der Regel besondere Maßnahmen für die
Überwachung zu verbinden, d. h. für dieSicherstellungeder
Identität. Solche Maßnahnıen sind auch für den zollamtlich
zugelassenen Veredelungsverkehr vorgeschrieben und werden in
diesem Fall von der betreffenden Stelle der Zollverwaltung ange-
ordnet. Die tarıfmäßige Ausfuhrabgabe muß für die im
Veredelungsverkehr auszeführten Waren berechnet werden und be-
mißt sich bei der Eizenveredelung nach dem Preis, der dem auslän-
dischen Abnehmer einschließlich des Wertes der aus dem Auslande
bezogenen Stoffe in Rechnung gestellt wird. Ist der auf letztere
entfallende Anteil so groß, daß das Veredelungsgzeschäft die tarif-
mäßige Abgabe nicht tragen kann, so kann Abhilfe nur durch deren
Herabsetzung, aber nicht durch veränderte Wertberechnung Ange-
strebt werden. Demgegenüber genielit die Lohnveredelung die
Vergünstirung, daß die Abgabe vom Wert der (rerenleistunz zu
berechnen ist. Versuchen, denaV\V eredelungszeschäft, um diese Ver-
günstigung zu erlangen, die Form der Lohnveredelung zu geben,
soll nachdrücklich, nötigenfalls durch Versagen der Genehmigung
des Lohnveredelungsverkehrs, entgegenzetreten werden.
V. S. Amerika. — Das neue Zollgesetz (Tariff Act of
1922), das die Revision des sogenannten Underwood-Tarifes be-
zweckt, wurde Ende Juni 1921 dem Repräsentantenhaus und sodann
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 44.
2. November 1922.
—
dem Senat vorgelegt. Beide Körperschaften haben in langen Ver-
handlungen Erhöhungen der bis jetzt geltenden Zollsätze l»-
schlossen, die, wie hier bereits kurz mitgeteilt werden konnte‘,
z. T. recht erheblicher Natur sind. Das neue Gesetz ist am 21. I\.
vom Präsidenten unterzeichnet worden und um Mitternacht d+--
selben Tages unter dem Titel „Gesetz zur Sicherung der Zollein-
nahmen, Regulierung des Handels mit fremden Ländern und zu»
Schutze der heimischen Industrie” in Kraft getreten. Es zerfäl:
in vier Abschnitte, von denen der erste das Verzeichnis der zoll-
pflichtigen Waren bringt, während der zweite die sogenann!r
„Freiliste“ darstellt. Der dritte und der vierte Titel enthalten
spezielle und administrative Bestimmungen, die sich auf die Hax-
habung des Gesetzes beziehen, und von denen Sektion 315 beträcht-
liche Bedeutung besitzt. Deren Paragraphen geben dem Präside:-
ten die Ermächtigung, die einzelnen Zollsätze, soweit es die wirt-
schaftliche Lage der VY. S. Amerika erfordert, zu ändern, jedoch i~t
er nicht befugt, Artikel von der Zolliste auf die Freilistoe zu setzen
oder solche von letzterer in die Liste der zu verzollenden Gege-
stände zu übernehmen. Ferner darf er für die ausländisch«
Bewertung die einheimische setzen, wenn eine derartige Matb-
nahme im Interesse der amerikanischen Industrie liegt. Den Grun«-
satz der uneingeschränkten amerikanischen Bewertung (American
Valuation) hat man, was besonders hervorzuheben ist, ausdrücklich
fallen lassen. Über die einzelnen Wertzollsätze und Ausführun-
bestimmungen, soweit sie für die elektrotechniüsche lrn-
dustrie von Iuteresse sind, sei auszugsweise?) folgendes mitgeteilt:
Kohlenund Elektroden, die nur oder wenigstens teil-
weise zu Lichtzwecken dienen, Elektroden, ganz oder teilweise aus
Kohle oder Graphit bestehend, für elektrische Öfen oder elekto-
lytische Prozesse; ferner Bürsten aus jedem Material für elek-
trische Motoren, Generatoren oder andere elektrische Maschiner
oder Zubehörteile; Platten, Formen aus jedem Material, die ganz
oder teilweise bei der Herstellung der oben genannten Bürsten Ver-
wendung finden, und Gegenstände in Form von nicht näher bezeict-
neten Ilalb- oder Fertigfabrikaten, welche ganz oder teilweise au-
Kohle oder Graphit bestehen: 45 % ($ 216). Glasbirnenfür
elektrische Glühlampen und Lampen mit oder ohi:
Glühfäden: 20% (8 229). — Telegraphen- Telephon-
und andere Drähte und Kabel, aus Eisen, Stahl oder
anderen Metallen (ausgenommen Gold, Silber und Platin) bestehend,
mit Baumwolle, Jute oder anderen Materialien umsponnen, mil
Papier- und Gummieinlagen, auch mit oder ohne Metallbandbewicke-
lung: 35 % (§ 316). — Elektrisch Akkumulatorenbatte-
rien und Teile davon, Platten für Akkumulatoren, Rohmateria!
für diese und nicht besonders bezeichnete Halb- oder Fertigfabr:-
kate: 40% (3 320). — Auf Haushaltungsgegenstände,
dieelektrische Heizvorrichtungen enthalten, komn«.
10% Zuschlag (8339). — Platten für Elektrotypie: 3%
($ 341). — Wissenschaftliche und Laboratoriume-
instrumente, Apparate, Utensilien, einschl. m«-
chanische und mathematische Instrumente, Teile davon, ganz oder
teilweise aus Metall bestehend und nicht mit Gold, Silber oder Platin
plattiert, ferner alle nicht besonders bezeichneten Halb- oder Fertig-
fabrikate dieser Art: 40% (8360). Alle Instrumente dieser Art müssen
bei ihrer Einfuhr den Namen des Herstellers oder des Käufers um
auch den Namen des Ursprungslandes enthalten. — Uhren u!
Uhrwerkemit und ohne Gehäuse, in Teilen oder in vollständiger
Konstruktion für alle möglichen elektrischen und mechanischen
Apparate: 45 % (8 368). Die darin enthaltenen Edelsteine (Rubin
werden besonders verzollt. — In § 372 werden eine Reihe von Ma-
schinen, z. B. Dampfmaschinen, Dampflokomotiven, Textil-
maschinen usw., aufgeführt, die mit 15 bis 40 % ihres Wertes zu
verzollen sind; für alle anderen, nicht namentlich aufgeführten Ma-
schinen beträgt der Zoll 30 % des Wertes. Zu letzteren dürfte‘
auch elektrische Maschinen, Motoren usw. zu zählen sein —
Nickelelektroden, Anoden und Kathoden: 35%
($ 390). — Gegenstände aus Asbest, Asbestgespinstr,
welche ganz oder teilweise aus Asbest bestehen: 30 %; alle anderen
Asbestfabrikate werden mit 25 % des Wertes verzollt (§ 1401). —
(jegossene Isolatoren und Isoliermaäaterinlien in Form
von Fertig- oder Halbfabrikaten, ganz oder teilweise aus Kautschuk
oder Guttapercha bestehend: 30% (8 1439). — Elektrisch"
Isolatoren und andere Artikel in Form von Fertig- oder Halb-
fabrikaten, ganz oder teilweise aus Schellack, Kopal oder andere”
synthetischen Harzen bestehend: 30% ($ 1411). — Nach 8 1460
muß jeder im Gesetz nicht namentlich aufgeführt:
Gegenstand, welcher jedoch im Material, Gebrauch und in der Qu-
lität einem darin verzeichneten Gegenstand ähnlich ist, mit einen
dem ähnlichen Gerenstande entsprechenden Betraze verzollt wer-
den. Ist dagegen ein im Gesetz nicht verzeichneter Gegenstand au:
mehreren hier namentlich aufgeführten Gegenständen zusamme!-
gesetzt, für welche selbst verschiedene Zollsätze gelten, so sel!
von diesem nicht namentlich aufgeführten Gegenstand derselbe Be-
trag erhoben werden wie von dem Bestandteil, für welchen naci
dem Gesetz der höchste Zollsatz vorgeschrieben ist. Besteht ein
hier nicht nameutlich verzeichneter Gegenstand aus zwei oder
mehreren Materialien, so gilt als Zollsatz der höchste Betrag, de:
erhoben werden könnte, wenn der Gegenstand ganz aus demjenigen
) Vgl. ETZ“ 1922, S. 121”, i
2 Nuch dem vom „Board of Trade Journal” bekannte gebenen Wortlaut
pm
2. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
1347
Material bestehen würde, das seiner Qualität und seiner Bestimmung
nach dên Hauptwert des Gegenstandes ausmacht, Der Begriff
„component material of chief value“, der im Gesetz gebraucht wird,
‚stellt dasjenige Material dar, welches seinem Werte nach alle ande-
ren zur Herstellung des Gegenstandes verwendeten und in ihm ent-
haltenen Materialien überragt“. Kommen für einen hier nicht
namentlich aufgeführten Gegenstand zwei oder mehrere Zollsätze
in Frage, so ist deren höchster zu zahlen. — Auf der Freiliste
stehen Maste für Telephon- und Telegraphenlinien sowie solche
für elektrische Lichtleitungen und Fahrdrahtanlagen (§ 1701).
Auf jedem eingeführten Gegenstand muß die Zeit seiner
Herstellung oder Produktion sowie das Herkunftsland
an einer deutlich sichtbaren Stelle in englischer Sprache verzeichnet
:ein. Sind diese Bedingungen bei einem Gegenstand zur Zeit seiner
Einfuhr nicht erfüllt, so erfolgt ein Zollaufschlag von 10 % seines
Wertes, u. zw. gleichgültig, ob der Gegenstand zollpflichtig ist oder
nicht. Auch muß die Verpackung eines jeden eingeführten
Artikels die oben erwähnten Kennzeichnungen
in englischer Sprache tragen. Die zur Ausfüh-
rung dieser Bestimmung notwendigen Vorschrif-
ten sind noch von dem Secretary of the Treasure
bekanntzumachen (Sek. 304). Zur Feststel-
lung des Wertes der eingeführten Waren
gelten nach Sek. 402 folgende Bestimmungen:
l. Maßgebend ist der ausländische oder
der Exportwert je nachdem, welcher sich
höher stellt. 2. Läßt eich weder dieser noch
jener ausreichend bestimmen, so gilt der ameri-
kanische Wert. 3. Kann keiner dieser drei Werte
genügend festgestellt werden, so bilden die Her-
stellungskosten die Grundlage für die Zoll-
berechnung. Als Herstellungskosten haben zu
gelten: die: Kosten des Rohmaterials und der
fabrikmäßigen Bearbeitung, ferner diejenigen,
die durch die Verwaltung und den Betrieb her-
rorgerufen werden, und alle Unkosten der Ver-
packung, Versicherung und der Verschiffung
nach den V. S. Amerika. Dazu kommt noch der
Gewinn, der nicht mit weniger als 8% der
Summe der Kosten des Rohmaterials und der fa-
brikmäßigen Bearbeitung angenommen werden
darf und dem Gewinn gleich sein muß, der ge-
wöhnlich von denjenigen Fabrikanten des Her-
stellungslandes berechnet wird, welche die Erzeugung der in Frage
. kommenden Artikel betreiben. L.
Die Eisenerzlager der Erde. — Wie „Wirtschaft und Statistik“')
ausführt, schätzt man die bekannten, z. T. in Ausbeutung befind-
lichen Eisenerzlager der Erde auf rd 32555 Mill. t und
die außerdem wahrscheinlich noch vorhandenen auf rd 8 242 Mill. t.
Es ist aber möglich, daß sich diese Ziffern, da die Erdkruste nach
Clarke etwa 44% metallisches Eisen enthält, auf Grund ver-
besserter Untersuchungsmethoden noch beträchtlich erhöhen wer-
den. Die 32,5 Bill.t Eisenerz dürften etwa 15 Milliarden t metallisches
Eisen enthalten, und unter der Annahme eines ständig wachsenden
Verbrauchs sollen die bekannten Erzvorkommen auf etwa 75 und die
wahrscheinlich noch vorhandenen auf 150 bis 200 Jahre den Bedarf
') Bd. 2, 1922. S. 568.
der Eisen- und Stahlindustrie der Erde decken können. Amerika
steht unter den Erdteilen mit 21340 Mill. t oder 65,5 % aller Erz-
lager an der Spitze. Die dort wahrscheinlich noch vorhandenen Vor-
kommen werden auf 82 Bill. t geschätzt. Von den bekannten Lagern
dieses Kontinents entfallen auf Nordamerika 13340 Mill. t oder
625% und davon auf die VereinigtenStaaten 6350 Mill. t
oder 47,6 %, d. s. 19,5 % der Weltvorkommen, auf Südamerika
8000 Mill. t bzw. 37,5 % und davon auf Brasilien 7500 Mill. t,
d. s. fast 94%. Europa besitzt rd 10009 Mill. t Eisenerz in be-
kannten, z. T. der Ausbeutung unterliegenden Lagern, d. s. 30,7%
aller auf der Erde festgestellten, zu denen dann noch etwa 15,8 Bill. t
wahrscheinlich vorhandene Vorkommen hinzutreten. Unter den
Ländern dieses Erdteils sehen wir heute Frankreich , das durch
den Vertrag von Versailles Alleinbesitzer der hochwertigen lothrin-
gischen Erzlager geworden ist, mit 5318 Mill. t oder 16,3% der Welt-
vorkommen bzw. 53,13 % der europäischen an erster Stelle. Ihm
fol&tt England mit 1015 Mill. t bzw. 3,1 % der Welteisenerzlager
DIE EISENERZLAGER
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und 10,1% der in Europa bekannten, dann Schweden mit
749 Mill. t, 23% aller Vorkommen und rd 7,5 % der europäischen.
Auf Deutschland, das durch den genannten Vertrag den
größten und ergiebigsten Teil seiner Eisenerzlager verloren hat
und in großem Maße zur Einfuhr genötigt ist, entfallen rd 726 Mill. t,
3,3% der Weltvorräte und 7,2% der Eisenerzlager Europas. Ihm
schließen sich weiter Spanien (678 Mill. t), Rußland (629
Mill. t) und in erheblichem Abstand Norwegen (238 Mill. t), Öster-
reich (217 Mill, t) und Luxemburg (200 Mill. t) an. Die Schweiz
verfügt nur über 3,5 Mill. t. Für Asien werden 820 Mill. t oder
25% der Weltvorkommen angegeben, von denen je 400 Mill. t oder
rd 49% in Indien und China verfügbar eind Afrika hat
bekannte Eisenerzlager in Stärke von 250 Mill. t, d. s. 0,8% der
Erdvorräte, und Australien 136 Mill. t oder 0,4% letzterer.
Die Verteilung der Lager über die Erde ist aus der der eingangs
genannten Zeitschrift entnommenen Abb. 9 zu ersehen.
VEREINSNACHRICHTEN.
z Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Kommission für Porzellan-Isolatoren.
Der Entwurf zu „Richtlinien für die Prüfung von Hängeisola-
toren“ („ETZ“ 1922, S. 26) war auf Beschluß der Jahresversamm-
lung, da noch begründete Einsprüche vorlagen, dem Technischen
Hauptausschuß zur Prüfung und nach Anhörung der Kommission
zur Entscheidung überwiesen worden.
Der Technische Hauptausschuß hat in seiner Sitzung am 17. Ok-
tober 1922 den, nachstehenden Wortlaut genehmigt.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
Richtlinien für die Prüfung von Hängeisolatoren.
Gültig ab 17. Oktober 1922. |
Die Überschlagspannung der Hänger und Abspanner soll bei
senkrecht und unter 45° einfallendem Regen, dessen spezifischer
Widerstand nicht über dem des natürlichen Regenwassers (etwa
50 000 Q cm-—?)!) liegen soll, von 3 mm Niederschlagshöhe in der
Minute mindestens gleich der doppelten Netzspannung?) sein. Die
Prüfung hat möglichst den praktischen Verhältnissen in bezug auf
Lage und Aufhängung der Isolatoren entsprechend an Stichproben
zu erfolgen. Die Benetzung soll 5 min lang dauern.
I. Laufende Materialerprobung.
1. Elektrische Prüfung.
Bei dieser Prüfung werden die fertig armierten Isolatoren auf
Durcehschlag unter Öl geprüft. Die Prüfspannung wird mit etwa
‘0% der Überschlagspannung, in Luft beginnend, alle 5 s um je
etwa 5000 V bis zum Durchschlag gesteigert. Die mittlere Durch-
schlagspannung unter Öl soll nichi unter der Überschlagspan-
nung in Luft liegen. Dabei wird vorausgesetzt, daß die Über-
schlags- und die Durchschlagsprüfung unter den gleichen Bedin-
gungen, insbesondere mit demselben Transformator und in der-
selben Transformatorenschaltung vorgenommen wird.
Die übrigen Bedingungen, unter denen die Prüfung vorzu-
nehmen ist (Wellenform, Frequenz, Regelung, Spannungsmessung
usw.), werden in der in Vorbereitung befindlichen VDE-Vorschrift
für Durchschlagsprüfung festgelegt werden.
ı) Diesem Wert entspricht eine spez. Leitfähigkeit von 20 u Sem"
23 Wenn die Normung der Hängeisolatoren durchgeführt ist, wird das
Wort „Netzspannung“ durch „Nennspannung” ersetzt.
1348 Elektrotechnische Zeitschrät. 1922. Heft 44. 2%. November 1922.
2. Wärmeprüfung.
Die Prüfung wird an fertigarmierten Isolatoren vorgenommen.
Die Prüfstücke werden dreimal abwechselnd in kaltes (15°) und
warmes (75°) Wasser getaucht. Die Eintauchdauer muß aus-
reichen, um völliges Durchwärmen und Abkühlen der Stücke zu
gewährleisten?). Nach der Prüfung dürfen die Prüfstücke keinerlei
Veränderung zeigen (Glasurrisse, Sprünge u. dgl.), sie müssen auch
die elektrische Prüfung (II 2} aushalten
3. Mechanische Prüfung.
Die Mindestbruchlast der normal armierten Hänger eoll
1500 kg, dieienige der normal armierten Abspanner 3000 kg be-
tragen. Nach Belastung mit % Mindestbruchlast während 15 min
müssen die Isolatoren die elektrische Prüfung unter II 2 aushalten.
4 Prüfung der Saugfähigkeit.
Bei frischen Bruchflächen der Prüfstücke wird eine Lösung
von 1 g Fuchsin in 100 g Methylalkohol aufgetragen und darauf
mit ungefärbtem Methylalkohol abgespült. Die Farbenlösung darf
keine nennenswerten Spuren hinterlassen. Im Zweifelsfalle ist
durch Zerschlagen der Prüfstücke festzustellen, ob das Färbe-
mittel in das Porzellan eingedrungen ist oder ob es nur durch
Kapillarwirkung an der körnigen Oberfläche festgehalten wird.
II. Stüekprüfung.
Die Porzellanfabriken haben an jedem Stück zur Aufdeckung
von Fabrikationsfehlern folgende Prüfungen anzustellen.
3) Zeitdauer nach dem Gewicht der zu prüfenden Stücke verschieden.
SITZUNGSKALENDER.
Thüringer Elektrotechnischer Verein. 7. XI. 1922 abds. 8 Uhr,
Erfurt, Münchener Bürgerbräu auf dem Anger: Vortrag Dir. Kreyssig
iiber „Wärmespeicher“.
Lichttechnische Gesellschaft (Südwestgruppe der Deutschen
Beleuchtungstechnischen Gesellschaft), Karlsruhe. Im kommenden
Wintersemester werden in den Hörsälen der Techn. Hochschule Karls-
ruhe folgende Vorträge gehalten:
'1. Prof. Dr.-Ing. Kögel: „Forderungen der technischen und der
wissenschaftlichen Photographie an die Lichtquellen“.
2. Prof. Dr. Hellpach: „Wirkung der Beleuchtung auf Wohl-
befinden und Leistungsfähigkeit“.
3. Dr. Zschimmer: „Das Glas im Dienste der Beleuchtungs-
technik* (mit Lichtbildern und Versuchen).
4. Prof. Dr. Peppler: „Strahlungsmessungen und ihre praktische
Bedeutung“.
5. Prof. Schmidt: „Das Licht im Dienste der Photographie“.
Da die Tage der Abhaltung obiger Vorträge noch nicht bestimmt
sind und uns für eine nochmalige Veröffentlichung in der ETZ wahr-
scheinlich nicht rechtzeitig genug bekanntgegeben werden können, em-
pfehlen wir Interessenten, sich an die Lichttechnische Gesellschaft,
Technische Hochschule Karlsruhe zu wenden.
PERSONLICHES.
Hochschulnachrichten. Dr.-Ing. e. h. Carl Friedrich von Sıe-
mens, Berlin, ist in Anerkennung seiner hervorragenden Ver-
dienste um die Förderung der technischen Wissenschaften von der
Technischen Hochschule Darmstadt zum Ehrenbürger der Hoch-
schule ernannt worden.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung
und ohne deren Verbindlichkeit.)
Tod durch 120 V Wechselstrom in der Badewanne.
Zu der auf S. 1095 der „ETZ” 1922 veröffentlichten Notiz teile
ich aus meinen Erfahrungen auf dem Gebiete elektrischer Unfälle
und Kurzschlüsse durch Isolationsdefekte in angeschlossenen Appa-
raten mit, daß es im höchsten Grade unwahrscheinlich, ja praktisch
unmöglich ist, daß der erwähnte Schluß in der Stehlampe durch den
bei der Berührung eingeleiteten Lichtbogen „erweitert” und „ver-
stärkt“ worden sein soll. Jeder, der die Größenordnung der Ströme
kennt, welche bei solchen Unfällen, selbst bei den hier vorliegenden
sehr ungünstigen Bedingungen, den Körper des Verunfallten durch-
fließen, muß sagen, daß von einem „Lichtbogen“, wenn überhaupt,
so doch nur theoretisch die Rede sein kann. Ein eolcher „Licht-
bogen“ kann aber keinesfalls an der Schlußstelle den Isolations-
- grad verschlechtern bzw. den Schluß verstärken.
Noch etwas anderes sei in diesem Zusammenhange angeführt.
Es hätte in dem Bericht auf die Tatsache hingewiesen werden müs-
.sen, daß bei guten Installationen in Badezimmern Schalter, Fas-
1. Prüfung der Oberflächenbeschaffenheit.
Die Isolatoren dürfen keine Brandrisse aufweisen. Die Otbs:-
fläche soll glatt und glänzend, die Glasur, mit Ausnahme de:
Brennflächen, zusammenhängend sein. Vereinzelte Fehler sin;
zulässig, wenn ihre Gesamtfläche 1 cın? nicht überschreitet.
4 2. Elektrische Prüfung.
ni a
a) K appenisolatoren. Die Isolatoren sind währen: '
15 min mit einer Prüfspannung zu prüfen, die sowohl bei unarmie:- '
ten als auch bei armierten Isolatoren mindestens 95 % ihrer jewei- .
ligen Überschlagspannung?) beträgt.
Die Prüfung unarmierter Kappenisolatoren geschieht in:
Wasserbad, wobei die Isolatoren mit dem Kopf in das Wase: .
tauchen, Der Innenraum ist mit Wasser zu füllen.
b) Hewlett-Isolatoren. Hewleft-Isolatoren von 170 um
Durchmesser sind mit 40 kV, solche von 220 mm Durchmesser aui- '
wärts mit 60 kV zu prüfen.
Erfolgen bei der Prüfung unter a) und b) Durchschläge, so mu‘
die Prüfung vom ersten Durchschlag ab mindestens noch 10 mis
lang, bei weiteren Durchschlägen mindestens noch 5 min lang fort-
gesetzt werden. Als Überschlagspannung gilt die Spannung, m: .
der Überschläge in kurzer Folge, etwa alle 3 s, an verschiedene:
Isolatoren auftreten.
*) Die Isolatoren sollen früher über- als durchschlagen.
sungen oder Leitungen von der Badewanne aus nicht in Reichwe::-
liegen dürfen. Weber führt in seinen, im Auftrage des VDE
herausgegebenen „Erläuterungen zu den VDE-Vorschriften“ in An-
merkung 6 zu $ 31 folgendes an: |
„in Badezimmern, wo die Badenden durch Wasser und di:
Wannen in außerordentlich gut leitende Verbindung mit der Erde
gesetzt werden, empfiehlt es sich dringend, die Anordnungen so zu
treffen, daß von der Badewanne aus keinerlei Schalter, Fassungen
oder Leitungen erreichbar sind. Eventuell sind nichtmetallische
Zugschnüre zur Bedienung der Schalter von der Wanne aus ange-
zeigt.“
Friedenau, 21. IX. 1922.
KurtPerlewitz
Beratender Ingenieur für Elektrotechnik.
Erwiderung.
Daß der Schluß durch den bei der Berührung eingeleiteten Lich -
bogen „erweitert“ und „verstärkt“ wurde, ergibt sich aus der fü:
genden durch die Untersuchung der Lampe bestätigten Überlegung.
Ein Drähtchen der Litze war mit dem Lampenkörper, durch die lso-
lation der Litze hindurch, Zur Berührung gekommen. Der geringe
Stromdurchgang hatte zunächst eine Erwärmung dieser Berüh-:
rungsstelle, Verschmoren des Litzendrähtchens und Verbrenne:
der Isolation zur Folge, Der Lampenkörper zeigte an dieser Brenn-
stelle, ebenso wie die Isolation, die dort weggebrannt war, deutii..
die Spuren des „Lichtbogens“. Das Wegbrennen der leolation v::-
breiterte die Fläche des Stromübertrittes und „erweiterte“ und „ver-
stärkte“ so den zunächst unvollkommenen Berührungsschluß. D::
Strom, der durch den Körper der Verunglückten ging, war im vor-
liegenden Falle durchaus nicht gering, da die ganze Haut vöiliz
durchnäßt und der Körper vom Wasser allseitig umgeben war. Da»
die aufgetretene Stromstärke nicht mit den Regelfällen zu ver-
gleichen ist; die Herrn PERLEWITZ bekannt geworden sind, er-
gibt sich aus der Tatsache, daß am Handgelenk Haut und Flei:c..
bis zu den Sehnenscheiden verbrannt war, so daß letztere frei lagn
Der Stromdurchgang erfolgte nicht nur, wie Herr PERLEWITZ
fälschlicherweise annimmt, mit der Stromstärke, die dem Einschalten
des Gesamtwiderstandes des menschlichen Körpers entspricht. D::
Stromstärke war teilweise vorher höher, da vorübergehend nur ein:
kürzere Strecke des Körpers eingeschaltet war u. zw. von der Inner-
handfläche (Lampenfuß) zum Unterarm (Zinkbadewanne). Wen:
Herr PERLEWITZ derartige Beobachtungen bisher noch nicht g*-
macht hat, so ist dies kein Beweis dafür, daß sie unmöglich sind.
Herr PERLEWITZ hätte sich auch den überflüssigen Hinweis au!
die den Lesern der „ETZ“ nicht unbekannte Tatsache, daß Schalter
u. dergl. in Badezimmern nicht so anzubringen sind, daß sie von d?r
Badewanne aus erreichbar sind, sparen können. Er hätte dies um sò
mehr tun dürfen, da er wußte, daß ich in einem Bericht für Laien
in einer Tageszeitung ganz besonders auf die Verbandsvor-
schriften und die besondere Ausführung der Installation von Baü--
zimmern hingewiesen habe. Für die Leser des angesehensten elrk-
trotechnischen Fachblattes dürfte diese Belehrung überflüssig sın
Frankfurta. M., 5. X. 1922. Prof. Dipl.-Ing. Ruppe!.
Ein neuer Wechselstromeffekt.
Zu den Ausführungen auf S. 946 bemerke ich, daß Kraftlinie:-
bilder sich mit allen Arten von Metallspänen wie Eisen, Alt-
minium, Silber, Wismut usw. darstellen lassen dürfte:
2. November 1922.
Auch chemische Lösungen sind hierzu sehr geeignet. Am
schwersten sind wohl solche mit Wismut darzustellen, denn
bei diesem treten so starke Ermüdungserscheinungen auf, daß
bereits beim zweiten Mal das Bild undeutlich wird und bei der
dritten Wiederholung häufig ganz ausbleibt. Am leichtesten
gelang es mir, den Verlauf der Kraftlinien (Ring) beim Aus-
treten aus einem mit isolierttem Draht umwickelten Eisen-
rohr darzustellen. . Beim Wiederholen mußte jedoch die Stromstärke
von anfangs 5 A auf 7 und dann beim dritten Versuch auf 10 A
| erhöht werden. Der im Handel käufliche Bi gibt außerdem sehr ver-
«hieden gute Bilder. Fe und Bi geben mit Gleichstrom und
Wechselstrom manchmal direkte Komplementfiguren. Zur Dar-
stellung von Kraftlinienbildern mit Kupfer, Aluminium und Silber
habe ich zwei im rechten Winkel zueinander liegende Spulen be-
nutzt. Die eine wird mit Gleichstrom, die andere mit Wechsel-
strom gespeist. Zur Verstärkung habe ich auch, was jedoch nicht
Ä erforderlich ist, die Gleichstromspule mit einem Eisenkern versehen
und die Wechselstromspule mit einer Wilmutkern. Von dem Eck-
runkt, wo die beiden Spulen mit ihren Enden aneinanderstoßen,
zeht eine Strömung aus, unter deren Einwirkung die Cu-Späne sich
in paarweise, zu einer Achse in Richtung der Diagonale symme-
= trische, fortlaufende Wellen ordnen. Diese scheinen kapazitiver
\atur zu sein. Auch mit chemischen Lösungen lassen sich sehr
- schön solche Kraftlinienbilder erzeugen, wenn die beiden Paare von
Gleichstrom- und Wechselstromelektroden senkrecht zueinander
ıngeordnet werden. Am eigentümlichsten verhielt sich ein Kokon-
fıden, der ruckweise steif wurde und so verblieb. Sehr schöne
Kraftlinienbilder mit Cu-Spänen anderer Form habe ich bei Trans-
formatoren in einer Reparaturwerkstätte beobachtet. Zur Darstel-
lung von Kraftlinienbildern, welche ich zur Berechnung von L und
C benutze, verwenden wir im Laboratorium lichtempfindliches
Papier, welches zweckmäßiger ist als z. B. in Paraffin getränktes.
Helsingfors, 23. IX. 1922. Hermann Kolster.
LITERATUR.
Besprechungen.
Lehtbuch der Elektrotechnik für technische
Mittelschulen und angehende Praktiker. Von
Moritz Kroll. 3. Aufl. IX u. 482 S. in 8°. Mit 613 Textabb.
Verlag von Franz Deuticke, Leipzig u. Wien, 1921.
\ Das Buch behandelt nach einem größeren Abschnitt über die
(Grundlehren der Elektrotechnik das gesamte Gebiet der Starkstrom-
‘echnik. Lehrbücher für Elektrotechnik gibt es bereits eine große
Zahl. Das vorliegende Werk unterscheidet sich hinsichtlich Inhalt
und Stoffanordnung wohl nur wenig von den Büchern, die den
zleichen Zweck befolgen. Dem Lernenden, für den das Werk in
erster Linie bestimmt ist, gibt es mit seinem ausführlichen Text an
Hand von 613 teils recht gut gewählten Abbildungen einen Über-
blick über Messungen, Erzeugung, Anwendung und Verteilung der
Elektrizität. Hinsichtlich mathematischer Kenntnisse werden an
den Leser keine hohen Anforderungen gestellt. Leider hat der
Text. an vielen Stellen Mangel an Schärfe des Ausdrucks. So wird
7. B. S. 39 die Kraft, die auf einen vom Strom durchflossenen Leiter
im magnetischen Felde wirkt, wenn der Leiter entsprechend bewegt
wird, als „mechanischer Widerstand des magnetischen Feldes” be-
zeichnet. Mit dem Begriff Feldstärke wird nicht immer reinlich
umgegangen, teils wird unter Feldstärke die magnaische Induk-
tion B (S. 39), teils der magnetische Fluß $ (S. 43 und 49) verstan-
den, S. 59 wird bei Berechnung der Kapazität im Wechselstrom-
kreis gesagt: „Der Ohmsche Widerstand kann, weil bei Konden-
satoren stets schr klein, vernachlässigt werden.“ Daß der Ver-
fasser hier den Widerstand der Zuleitungen gemeint hat, muß man
annehmen. Vom Anfänger und Schüler kann man dies nicht
erwarten. Lehrbücher sollten in der Wahl des Ausdrucks beson-
ders genau sein. Die Abb. 486 und 488 (Schaltung der Quecksilber-
dampfgleichrichter) sind insofern mißlungen, als die Gleichrichter
inden Figuren auf der Seite liegend gezeichnet wurden, das Queck-
silber also von der Kathode weefließen würde.
‚ Trotz der angeführten Beanstandungen muß das Buch zumal in
seinem größeren praktischen Teil doch als gut bezeichnet werden.
Es kann Schülern technischer Mittelschulen und angehenden Prak-
tikern empfohlen werden. Der Druck und die ganze Ausstattung
des Werkes sind vorzüglich. Gruhl.
Die Naturwissenschaften. In ihrer Entwicklung und in
ihrem Zusammenhange. Von Friedr. Dannemann. 2. Aufl.
Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Wiederaufleben der Wissen-
schaften. XII u. 486 S. in 8°, Mit 64 Textabb. Verlag von Wilhelm
Engelmann, Leipzig 1921.
l Bei der immer mehr fortschreitenden Spezialisierung des natur-
wissenschaftlichen Betriebes wächst die Gefahr für den Einzelnen,
der von seinem immer kleiner werdenden Arbeitsgebiete aus das
Gesamtgebiet nicht mehr überblicken kann, den Zusammenhang mit
dem Ganzen zu verlieren. Die einzige bei dem heutigen Stande der
Wissenschaft überhaupt noch bestehende Möglichkeit, die Naturwis-
l
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 44.
1349
senschaften als Ganzes und den Zusammenhang ihrer Gebiete zu be-
greifen, besteht in der historischen Betrachtungsweise, indem man
rückblickend die einzelnen Stadien der Entwicklung verfolgt und
sich dabei vergegenwärtigt, in wie starken wechselseitigen Be-
ziehungen die heute oft völlig getrennt erscheinenden Gebiete nicht
nur untereinander, sondern auch mit der gesamten Kulturentwick-
lung gestanden haben.
Es war daher ein sehr verdienstvolles Unternehmen, als Fr. D a n-
nemann dem Bedürfnis nach einer zusammenfassenden Betrach-
tung der Naturwissenschaften dadurch Rechnung trug, daß er in
einem vier Bände umfassenden Werke die Naturwissenschaften in
ihrer Entwicklung und in ihrem Zusammenhange darstellte. Das
Werk war kurz vor dem Kriege-vollständig erschienen, jetzt liegt der
erste Band in neuer, vermehrter Auflage vor. Er beginnt mit den An-
fängen naturwissenschaftlicher Kenntnisse, wie sie sich zunächst
auf Grund einfachster Überlegungen und Betrachtungen in Asien
und Ägypten bei den Ägyptern, Babyloniern, Chaldäern und den In-
dern gebildet hatten. Daran knüpft sich die Weiterentwicklung durch
die Griechen, die durch die Phönizier mit diesen Anfängen und fer-
ner mitder Buchstabenschrift, dem wichtigsten Mittel für die Weiter-
entwicklung wissenschaftlicher Tätigkeit bekannt wurden. An das
griechische Zeitalter der Naturwissenschaften, das in der Systematik
des Aristoteles seinen Höhepunkt erreichte, schließt sich das alexan-
drinische, das in erster Linie durch die Namen Archimedes und He-
ron charakterisiert ist. Von einem römischen Zeitalter der Natur-
wissenschaften dagegen kann man nicht gut sprechen, da die Römer
im allgemeinen kaum darüber hinaus gekommen sind, sich die Ele-
mente der griechischen Bildung anzueignen, während sie auf tech-
nischem Gebiete, wie die erhaltenen Überreste bezeugen, Erstaun-
liches leisteten. In die Zeit der römischen Weltherrschaft fällt je-
doch eine zweite Blütezeit der alexandrinischen Wissenschaft, die in
dem Weltsystem des Ptolemäus gipfelt. Es folgt der bald nach dem
Zerfall des römischen Weltreiches einsetzende Niedergang der Na-
turwissenschaften im Abendlande, während im Orient die Araber die
von den Griechen und Indern empfangenen Kenntnisse weiter enl-
wickelten und mit ihren eigenen Geistesschöpfungen zu einer gewal-
tigen Literatur zu verschmelzen verstanden. Von den Arabern kommt
dann auch der Anstoß zu einem langsamen Wiederaufleben der Wis-
senschaften in Europa durch Gründung von Hochschulen nach arabi-
schem Muster und durch die Wiederbelebung der alten Literatur be-
sonders durch Albertus Magnus. Mit der Schilderung des gewal-
tigen Wiederaufblühens der Wissenschaften im Zeitalter der Re-
naissance, mit Lionardo da Vinei, Kopernikus, Paracelsus, schließt
der erste Band ab.
Es ist ganz außerordentlich reizvoll, an der Hand des Buchesden
Gang der naturwissenschaftlichen Entwicklung im Zusammenhang
mit der gesamten Kulturentwicklung zu verfolgen. Wiedemann,
v.Lippmannund Würschmidt haben dem Verfasser bei der
Neubearbeitung der Auflage wertvolle Dienste geleistet und dadurch
in besonderem Maße mit dazu beigetragen, daß das Buch dem heu-
tigen Stande historischer Forschung in jeder Hinsicht entspricht.
Dr. PaulGehne.
Das Warenzeichen. Von Patentanwalt Dr. G. Raute r.
119S. in 8°. Verlag von Karl Marhold, Halle a. S, 1922. Preis 30 M.
Nach der Einleitung soll das Buch ein Ratgeber für Industrie
und Handel sein, der ohne erschöpfende Darstellung des Gebietes
und ohne eingehendere. rechtliche Betrachtungen dem Laien ein
Führer in allen Fragen sein soll, die mit dem Rechtsschutz, der Wahl
und der Bedeutung des Warenzeichens als Werbemittel zusammen-
hängen. Der Laie wird in der Tat aus dem Buche viele Belehrung
entnehmen und einen allgemeinen Überblick über das Gebiet
erhalten, doch könnte ohne Schaden die etwas lange Einleitung
wesentlich gekürzt werden, während eine ausführlichere Behand-
lung anderer wichtigerer Fragen, z. B. der Angaben über nicht ein-
tragbare Zeichen auf S. 39 und 40, der über Löschungsklage auf S. 50
und über Verletzung des Ausstattüngsschutzes auf S. 55, wohl am
Platze wäre. Denn erfahrungsgemäß kann der Laie mit der bloßen
Anführung des Gesetzestextes wenig anfangen, da er nicht weiß,
welche rechtliche Bedeutung jedes einzelne Wort haben kann. Hier
wäre eine ausgiebige Anführung der Spruchpraxis des Patentamtes
und der Gerichte zweckdienlich gewesen, damit die abstrakten
Worte des Gesetzes für den Laien zu konkreten Vorstellungen
werden. Die Angaben über das bestehende Recht sind nicht immer
zutreffend. So ist auf S. 47 der Standpunkt vertreten, daß der erfolg-
reiche Widersprechende die Kosten des Widerspruchs, wenn sie dem
Anmelder nicht auferlegt sind, nicht bei Gericht einklagen könne.
Diese Frage ist aber von den Gerichten noch nicht entschieden,und
ein so angesehener Kommentar wie Freund-Magnus vertritt
den entgegengesetzten Standpunkt.
Bedauerlich ist, daß das Warenzeichenrecht, während das Buch
erschien, durch das Gesetz über die Erhöhung der patentamtlichen
Gebühren vom 27. VI. 1922 und durch den Beitritt Deutschlands zum
Madrider Abkommen einschneidende Änderungen erfahren hat, die
indem Buch natürlich noch nicht berücksichtigt werden Konnten.
Es entspricht nicht der Anwaltsitte und wirkt unerfreulich, daß der
Verfasser in der Einleitung seine langjährige Erfahrung in der
Praxis betont.
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin.
1350
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Die wissenschaftlichen Grundlagen der Elektrotechnik. Von
Prof. Dr. Gustav Benischke. 6. verm. Aufl. Mit 633 Textabb. XI
u. 682 S. in 8%. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922.
Die elektrische Maschine in einheitlicher Darstellung. Von Dr.-
Ing. G. Siemens. Mit 18 Abb. 668. in 8°. Verlag von Georg Siemens,
Berlin 1922.
Relativisierung des Kausalitätsbegriffes. Von Dipl.-Ing. G.
Mokrzycki. 30 S. in 8%. Verlag von Otto Hillmann, Leipzig 1922.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Reparation. — Die Reparationskommission, innerhalb deren
die Ansichten über einen vom englischen Mitglied Bradbury vorgelegten,
Deutschland für die nächsten Jahre ein Moratorium zusprechenden Wieder-
herstellungsplan und die seitens ihres neuen französischen Vorsitzenden
Barthou eingebrachten Gegenvorschläge stark auseinandergehen, hat be-
schlossen, sich nach Berlin zu begeben, um mit der Reichsregierung Maß-
nahmen zu beraten, die sie für die Sicherung des Gleichgewichts im
deutschen Staatshaushalt und zur Stabilisierung der Mark für
notwendig erachtet. Von der Reichsregierung ist eine Reihe hervorragender
Finanzsachverständiger des Auslandes zur Beratung über Maß-
nahmen für eine Stabilisierung der deutschen Währung nach Berlin cinge-
laden worden. ;
Ansgleichszahlungen. — Verhandlungen mit den Vertretern der
alliierten Ausgleichsämter haben zu einem Abkommen geführt, das Deutsch-
land bis zum Juli 1923 von den Barzahlungen im Ausgleichs-
verfahren befreit, aber noch der Ratifizierung durch die beteiligten
Regierungen unterliegt.
Indexziffern. — Der Kaufkraftindex der .‚Ind.- u. Hand.-Ztg.“
betrug in der Woche vom 1d. bis 20. X. 566,23 (503,96 i. Vw.), d. h. die
Inlandkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen, hatte nur
noch !/-., ihres Vorkriegswertes und, am Dollarmittelkurs in Berlin (3019,83)
gemessen, nur noch den 719. Teil ihres Außenwertes der Vorkricgszeit.
Gegenüber einer Steigerung des Dollarmittelkurses (2601,66 i. Vw.) um
16,1% hat sich das Großhandelspreisniveau, am Kaufkraftindex gemessen,
um 12,3% erhöht. Die Meßziffer der Warengruppe Kohle, Eisen, Metalle,
Baustoffe, Öle ist von 542,22 i. Vw. auf 590,09 gestiegen.
Fakturierung im Inlandverkehr. — Der Reichsverband der Deut-
schen Industrie hat vor kurzem Gesichtspunkte für die Fakturierung
bei Inlandverkäufen bekanntgegeben, nach denen, wenn in Ausland-
währung fakturiert ist, keinesfalls ein Preisvorbehalt gemacht wer-
den darf, da dieser ja gerade Steigerungen der Löhne usw. auf Grund der
fortschreitenden Markentwertung decken sollte, die durch die Berechnung
in Auslandwährung von vornherein mitberücksichtigt: werden müssen. Die
Zwangsregulierung in Auslandwährung dürfe bei Inlandverkäufen nicht
mehr gefordert werden, und vor Abänderung der Bedingungen solle man
möglichst mit den Abnehmerkreisen, besonders mit dem Kleinhandel, Fühlung
nehmen. Jede Firma müsse einen Papiermark-Status aufmachen, in dem
gegenüber ihren Verpflichtungen in Papiermark auch Deckung in solcher
vorgeschen ist, darüber hinausaber eine wertbeständige Anlagemög-
lichkeit zu finden suchen; als solche kämen z. Zt. in Deutschland leider
nur ausländische Währungen in Frage.
Gegen die Devisen-Notverordnung. Der Kartellausschuß
des Reichsverbandes der Deutschen Industrie hat sich der von
letzterem geübten ablehnenden Kritik an der Verordnung gegen die
Spekulation in ausländischen Zahlungsmitteln!) angeschlossen und weist
besonders darauf hin, daß die selbst verständliche Fordernng, rechtsverbind-
lich die Nichtanwendung der Verordnung auf die Abdeckung der aui
laufenden Verträgen beruhenden Verbindlichkeiten festzustellen, deren
Zahlung in ausländischer Währung zu erfolgen hat, noch immer unerfüllt
sei. Der Ausschuß verlangt die sofortige Suspendierung der Ver-
ordnung bis zum Erscheinen eines nach Anhören von Sachverständigen
durchgearbeiteten, den Erfordernissen der Wirtschaft angepaßten Gesetzes.
Inzwischen ist durch neue Ausführungsbestimmungen die Gültigkeit laufen-
der Verträge gesichert worden.
Vorauszahlung für Stromverbrauch, — Die Aachener Stadt-
verordnetenversammlung hat beschlossen, zur Beschaffung von Be-
triebsmitteln folgende Vorschrift in die Gas-, Strom- und Wasserliefe-
rungsbedingungen aufzunehmen: „Die Abnehmer, mit Ausnahme der Ab-
nehmer von Münzgas, haben die Rechnungsbeträge in der Weise zu zahlen,
daß sie ein Achtel der auf sie voraussichtlich ungefähr entfallenden Jahres-
aumme, die nach den jeweils festgesetzten Preisen errechnet wird. bei der
Kasse der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke als ständige Voraus-
zahlung in bar einzahlen. Bei Jahresverbrauchen von bei Gas bis 480 m3,
bei Lichtstrom bis 150 kWh, bei Wasser bis 160 m3 wird die Vorauszahlung
anf ein Zwölftelermäßigt. Etwaige nach Maßgabe der Lieferungsbedingungen
bereits hinterlegte Haftgelder (Sicherheitsleistungen) werden auf die Vor-
auszahlunz angerechnet.‘
D Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1326.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
2. November 1922.
Gütertarife. — Die am 1. X. bereits um 100°/, der Septembersätze
und am 15. X. um weitere 60%), erhöhten Eisen bahngütertarife sind
am 1. XI. abermals um 50°/, hinaufgesetzt worden.
Russisch-Deutsche Arbeitsgemeinschaft. — Unter dieser Be-
zeichnung ist, wie wir dem vom Handelsvertragsverein herausgegebenen
„Deutschen Außenhandel‘ entnehmen, in Moskau kürzlich eine Gesellschaft
ins Leben gerufen worden, zu deren Gründern eine größere Anzahl hervor-
ragender Persönlichkeiten, darunter auch Mitglieder der deutschen diplo-
matischen Vertretung in Moskau, zählt. Sie verfolgt den Zweck, freund:
schaftliche Beziehungen und ständige Zusammenarbeit zwischen deu
wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Kreisen Deutschlands
und Rußlands wieder herzustellen. Die wirtschaftlichen Beziehungen
sollen außerdem durch die von der russischen Regierung in Aussicht g-
nommene Deutsch-Russische Handelskammer in Moskau nach
Kräften gefördert werden, und es besteht die Absicht, in Deutschland cine
parallele Organisation zu schaffen.
Schiedsgericht für Streitigkeiten zwischen deutschen und
schwedischen Kaufleuten. — Das vom Deutsch-Schwedischrn
Wirtschaftsverband beschlossene Schiedsgericht hat sich nunmehr kon-
stituiert. Seine Urteile werden bei dem ordentlichen Gr rielt niedergek m,
erlangen dadurch Rechtskräftigkeit, und ihre Vollstreckung wird staats-
rechtlich wahrgenommen. Bezügliche Anfragen und Anträge sind an den
genannten Verband, Berlin SW 61, Lankwitzetr. 5, zu richten.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. — Die Preisstelle hat für die Zeit vom 26.bis 3!.\.
" qar di m
neue, diesem Heft beiliegende Festsetzungen Nr. 7! (grün) und 71 A (cell. -
getroffen, nach denen die Teuerungszuschläge mit Ausnahme von
Glühlampen durchweg weiter erhöht worden sind. Für Heiz- und Koch-
apparate wird der Zuschlag jetzt von der Vereinigung der Fabrikanten dieser
Vorrichtungen bestimmt. Dio Erzeugnisse der Ziffer 69a sind anders
gruppiert worden. Für die Umrechnungsmultiplikatoren gelten nunmehr
die Angaben der Tabellenausgabe 20 d.
Außenhandel.
Deutschland. — Die Ausfuhrmindest preise für elektrische Heiz-
und Kochapparate sind für einige Ausfuhrländer geändert worden.
Näheres durch die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. — Für elcktro-
technisches Porzellan sind ab 16. X. die Multiplikatoren für die Ausfuhr
nach der Tschechoslowakei sowie für Deutsch-Örterreich, Urgarn, Süd-
slawien, Finnland, die Balkanländer. Rußland und Polen geändert worden.
Näheres durch die Außenhandelsnebenstelle Feinkeramik. — Dea Geertz
über die Neuregelung der statistischen Gebühr vom 18. VII. und
die dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen können durch den Verlag
von Puttkamer & Mühlbrecbt, Berlin W 56, Französische Str. 28, zum Preis
von 10 M bezogen werden. Eine Nacherhebung der erhöhten Gebühr für
die vor dem 4. VIII. abgefertigten Sendungen ist nicht beabsichtigt. —
Die Interalliierte Rheinlandkommission hat das räumliche Zuständigkeits-
gebiet des Emser Aus- und Einfuhramts durch folgende Grenz
zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet bestimmt: 1. der Rhein
von der holländischen Grenze bis zur Höhe von Lohausen einschlieBlich der
Häfen von Schwelgern, Ruhrort und Duisburg; 2. ein Brückenkopf un.
Düsseldorf. begrenzt durch Lohausen, Ratingen und die Ostgrenze ven
Hubbelrath und Erkrath (diese beiden eingeschlossen); 3. der Brückenkorf
Köln; 4. der Rhein zwischen den Brückenköpfen Kön und Koblenz; 5. dir
Brückenköpfe Koblenz und Mainz, die zwischen Diez und Walsdorf durch
eine der Nordostgrenze der Kreise Diez und Langenschwalbach folgend:
Linie verbunden werden, 6. der Rhein vom Brückenkopf Mainz bie zur elsäsı-
schen Grenze. — Das Goldzollaufgeld beträgt vom 1. bis 7. XI. 704.
Chile. — In dem Bericht eines Korrespondenten des Deutschen Außen-
handels-Verbandes!) wird betont, daß es schlechterdings unmöglich sel,
Geschäfte mit Chile freibleibend zu machen. Der deutsche Lief«-
rant müsse für die Schwankungen der Kurse, Arbeitslöhne usw. eine Risiko-
prämie in den Preis einkalkulieren. Namentlich seien auch die großen Suh-
missionszeschäfte mit der Regierung für Eisenbahn, Marine usw. ohne
feste Preise nicht durchführbar. Das Höchsterreichbare wäre, daß
der Exporteur in Valparaiso selbst ein Konsignationslager einrichte und
unter Beifügung eines Schlüssels für die Kursschwankungen usw. Preislimit:
gäbe. Dann würden sich durch den Überbetrag bzw. den Gewinn der dor-
tigen Einfuhrfirma etwaige Verluste genügend ausgleichen. Ein direkter
Verkauf seitens eines deutschen Werkes sei nur in Fällen besonderer Art b-
liebt, z. B. wenn es sich um große Maschinenanlagen handelt. wobei die
Firma des Lieferwerkes von vornherein eine gewisse Garantie biete. Fur
Gebrauchsartikel zögen die einheimischen Firmen stets vor, mit einem am
Platz ansässigen Importhaus oder Vertreter zu arbeiten.
Neue Gesellschaften. — Zukunft Radio-Apparate G. m. b. H..
Berlin. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrischer und mechan-
scher Apparate und Maschinen, insbesondere solcher für drahtlose Tele
graphie. Stammkapital: B0000 M. — Friedrich Merk, Telefonbau-
A. G.. München. Gegenstand: Herstellung und Verwertung von Apparaten
und Einrichtungen des elektrischen Fernmeldewesens, insbesondere der
Telephonie und verwandter Geschäftszweige. Grundkapital: 3,02 Mill. M. —
1) „Deutscher Außenhandel“ Bd. 22, 1922, S. 701
2. November 1922.
Baltenwerk A.G., Berlin. Gegenstand: Unter Zusammenschluß der
lutsch-Balten die Fabrikation von Motoren, elektrischen technischen Ar-
tikeln und Werkzeugen usw. Grundkapital:2 Mill. M.— Kupa Apparate-
bsugesellschaft G. m. b. H., Frankfurt a. M. Gegenstand: Herstellung
und Weiterveräußerung elektrischer und mechanischer Apparate aller Art.
Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Handelsgesellschaft für Elektrotech-
nik A. G., Frankfurt a. M. Gegenstand: Kauf, Verkauf und Vertrieb
elektrotechnischer, bautechnischer und maschineller Gegenstände, Erzeu-
zung und Verkauf von Elektrizität sowie Installationsarbeiten. Grund-
kapital: 1 Mill. M. — Magdeburger Elektro-Vertrieb G. m. b. H.,
Magdeburg. Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb elektrotechnischer
‚Artikel. Stamınkapital: 21 000 M.
Aus der Geschäftswelt. — Der Accumulatoren-Fabrik A.G.,
Berlin, ist plötzlich in dem Textilindustriellen G. Quandt, dessen Interessen
von der Compania Perforadora Brasilera vertreten werden, ein Großaktionär
erwachsen, der mit mehr als einer Zweidrittelmajorität soeben in der a. o.
(neralversammlung des Unternehmens durchgesetzt hat, daß die Ver-
sultung ihren Vorschlag, neben einer Erhöhung des Stammaktienkapitals
ua 20 auf 40 Mill. M zum Schutz gegen Überfremdung 20 Mill. M Vorzugs-
¿ktien zu schaffen und einem Treuhänder zu überlassen, zurückzog und außer-
dem die neuen Stammaktien insgesamt den alten Aktionären angeboten
werden. Dor genannte Großaktionär, zwei Brüder von ihm und Regierungs-
rat Dr. K. Schneider wurden überdies neu in den um vier Mitglieder ver-
‚tüehrten Aufsichtsrat gewählt.
Betriebsergebnisse. — Thüringische Elektrizitäts- und Gas-
Werke A. G., Apolda. 1921/22. Elektrizitätslieferung: 4,527 Mill. kWh
(3,4681. V.); Gasabgabe: 2,6 Mill. m3 (2,3 i. V.); Betriebseinnahmen, Gewinn
sus Wertpapieren usw.: 24445 284 M (9070 938 i. V.); Betriebsunkosten:
19339 592 M (7 623 295i. V.); Sollzinsen: 128 962 M; Abgabe an die Stadt:
511800 M (343 029 i. V.); Abschreibungen und Rücklagen: 3319727 M
Ga 0001. V.); Reingewinn mit Vortrag (4) 889 M); 833 24u M (292 224 i. V.);
Dividende: 11% aut 3,5 Mill. M Stammaktienkapital (6% i. V.), dagl. auf
3MLll. M neue Stamnmaktıen für 1⁄2 Jahr und 6% auf 0,5 Mill. M Vorzugs-
astien für 1, Jahr; Vortrag: 64033 M. — Überlandzentrale Belgard
A. G. 1921/32. Anscalußwert: 45 357 Kw (38638 i. V.); Lieferung: 16,258
Mi. kWh (12,603 i. V.); Einnahme aus Stromabgabe: 34045 443 M
1919616 ı. V.); aus’ Ssastigem: 2 09) 884 M (881 485 i. V.); Verwaltung
und Betrieb: 21 399 372 M (12 384 827 i. V.); Darlehnszinsen: 113601 M;
Versicherung und Angaben : 282 987 M (40 290i. V.); Erneuerung und Werk-
erhaltung : 9,9 MIL M (3,101. V.); Reingewinn mit Vortrag (7344 M): 4 797 711
M (2.330 7591. V.); Dividende: 10% auf 27,Mill.M Aktienkapital und dsgl.
von dər Ernönung (23 M.ll. M) ab Einzahlungstagen (8% i. V.); Vortrag:
Hol M. - i
Baumarkt. — Berlin. Nach der „Frankf. Ztg.‘“‘ hat sich der Reichs-
verkehrsmunister für schleunige Inangriffnahme der Elektrisierung der Reichs-
lahn ausgesprochen. Er beabsichtige, den Übergang zum elektrischen Be-
trieb trotz der schwiorigen Finanzlage mit allem Nachdruck zu fördern. In
Süddeutschland denke er u. a. an die Linien von Basel nach Frankfurt a. M.
und von Karlsruhe über Stuttgart nach Ulm sowie an die Schwarzwald-
strecken. Er hoffe auf die lebhafte Teilnahme und Unterstützung der Län-
der, namentlich soweit sie über brauchbare Wasserkräfte verfügen, und
‘rechne auch auf ıhre Mithilfe bei dem Bestreben, die z. T. noch schlummern-
den Wasserkräite ım Geviet des Rheins, Mains und Neckars sowie der Donau
ohne Rücksicht auf die Landesgrenzen für die Elektrisierung der Reichsbahn
fruchtbar zu machen. — Biborach a. d. Riss (Württemberg). Für die Voll-
enlung der Wasserkraftanlagen an der Iller bei Tannheim und Unteropfingen
nımmt der Bezirksverband Oberschwäbischer Elektrizitätswerke eine
oige Anleihe von 500 Mill. M auf, die zur Hälfte von den Stromabnehmern
zu zeichnen ist. — Hildesheim. Die Stadtverordnoten haben für eine Er-
weiterung des elektrischen Leitungsnetzes (0,71 Mill. M bewilligt. — Magde-
burg. Das Elektrizitätswerk Überlandzentrale Börde errichtet eine 5U 000
NE von Rogätz nach Burg und eine Schaltstation in letztgenann-
tem Ort.
Von der Börse. — (18. X. bis 24. X. 1922.). Das Geschäft an der
Berliner Effektenbörse wurde durch deren Ausfall am 19. und 24. X. be-
vinträchtigt und litt außerdem anfangs unter beunruhigenden Meldungen
über eine infolge von Kohlenmangel wahrscheinliche Einschränkung des
Eisenbahnverkehrs sowie unter widerspruchsvollen Nachrichten, die sich
auf Bestrebungen zur Stabilisierung der Mark, die Schaffung eines wert-
beständigen Goldpapiers usw., bezogen, während der Devisenmarkt —:der
Dollar erreichte infolge ausländischer Markabgabe zeitweise eine Parität
über 4400 M — die Wirkung der von den verschiedensten Seiten abfällig
kritisierten Notverordnung fühlen mußte. Unter starker Beteiligung der
von ihm abgelenkten Spekulation und des Auslandes entwickelte sich im
weiteren Verlauf der Berichtszeit eino sehr bedeutende Hausse in Wert-
papieren, die zwar durch den Eindruck, den der Sturz des englischen Premiers,
the eine scharfe Finanzkontrolle Deutschlands fordernden Vorschläge Frank-
reichs in der Reparationskommission, deren unerträgliche neue Ansprüche
in bezug auf die Lieferung von Reparationskohle, das rapide Wachsen des
Notenumlaufs und die innere Krise im Reich hervorriefen, vorübergehend
gedämpft wurde, sich zum Schluß aber doch z. T. fortsetzen konnte. Sie
kam auch bei den Elektroaktien erheblich zur Geltung, deren Kurse
erößtenteils stark anzogen, so besonders bei Körtings Elektr.-W. ( +515°%)
Schuckort (+405%%), Licht u. Kraft und Ges. f. elektr. Untern. ( +400%%),
Siemens & Halsko ( +800%), H. Pöge ( +3252) und Felten & Guilleaume
Carlsw, ( +820%%).
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 44.
1851
©
E P
Gesellschaften 3 |18. X. | “TOTIB: Höchster) 24. X.
= ster
Jd
Accumul. Fabr., Berlin ....1 3600 13600 3350 —
A. G. f. El. Anlg., Berlin... .| 8 — — — —
A. E. G., Berlin. ....... J6 1360 |1360 1500 —
Mr „» Vorz.-A ur 3 107.50: 107,50] 110 —
s » Vorz.-B.....| 725] 150 | 150 157 —
Bergmann, Berlin ....... 20 1225 | 1225 1295 —
Continent. Ges. Nürnberg ... 10) = == — —
Ei „ Vorz-A.| 8 | 50 | 8&0 | 1100 | —
Drahtloser Übersce-Verkehr . .| 12 894 | 804 958 —
"i RR „ neu A.!| — 132 | 732 5 —
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. .| 5 16500 | 1600 2025 —
„» . Niederl. = Pe — |2750 2750 3400 —
„ Südam. K EE 26 1400 |1400 Pr) —
„» Kabelwerke, Berlin . . . | 20 920 | 920 1100 —
Elektra, Dresden . . . 2... 19 324 324 405 —
El. Licht u. Kraft, Berlin 15 1100 |1100 1500 —
PR 5 I oa München .| 10 574 | 574 575 —
„ „ „ ’ „ neueA.| — FR a =. ==
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 115 | 775 940 —
E. W: Liegnitz . oae a 10 400 | 400 500 —
E. W. Schlesien . ...... 12 600 | 600 T50 —
Felten & Guilleaume Carlsw. . . | 25 2030 | 2030 2850 —
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 1125 j1125 1525 -
Hackethal, Hannover ..... 20 1000 | 1000 195 —
Hamburgische E. W. ..... 10 — | 40 2500 —
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 1735 | 1735 250 —
Kraftübertrag., Rheinfelden. ..| 0 = == = ==
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M..| 12 750 | 750 1845 —
C. Lorenz, Berlin ....... 35 3260 |1260 600 —
Dr. Paul Meyer, Berlin ....| 15 505 | 505 150 —
Mix & Genest, Berlin ..... 16 900 | 900 940 —
Neckarwerke, EßBlingen ....] 10 379 — — —
Niederschles. Elektr. u. Straßenb.. | 12 — — = —
Oberbayer. Überlandz., München. 9 520 | 520 1580 —
H. Pöge, Chemnitz ...... 12 675 | 675 1000 —
j ji Vorz.-A. .. T 98 95 f 99 —
Rhein. El.-A. G., Mannheim 15 600 | 550 710 —
j5 a „» Vorz.-A.| — 132 | 132 137 —
M. Schorsch & Cie., Rheydt . . | 10 810 | 810 980 _
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 20 1000 | 1000 1150 —
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 |2400 |2400° 2900 —
„Siemens“ El. Betr., Berlin .. 0 170 170 181 —
Siemens & Halske, Berlin .. .| 2% 3500 |3500 4300 —_
Stettiner EW.. ....... 15 T80 | 780 795 —
Teleph.-F. Berliner, Hannover . | 20 875 | 875 1100 =
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin. | 35 1500 | 1300 1405 —
Voigt & Haeffner. . .. 20 925 | 925 | 1009] —
m Vorz.-A. 20 700 700 | 800 —
Hartmann & Braun Frank-| 25 | 1130 | 1075 | 1500] —
Emag. Elektr.-A. G. furt | 2 630 630 799 —
Main Kraftwerke, Höchst | a.M. |
Heddernh. Kupferw. u. 10 | 39| 39| 4| —
Südd. Kabelwerke. . 20 1580 ; 1400 | .1580 =
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im Oktober:
in
Christiania (Kr) 773,06! 795,50| 800,00. 785,53] 727,17| 781,04
Helsingfors (finn. M) | 9625|. 105,73) 106,93) 103,74] 9450| 10473
Holland (Gld) 1620,93, 1735,65, 1745,62| 1720,68) 1600,00] 1725,67
Italien (L) 157,60! 170,57) 179,55, 179,55 167,08| 187,08
Kopenhagen (Kr) . | 862,83 89026! 89276! 833,78) 817,95| 879,79
London (£)...
18553,50 19750,50|19850,25 19600.87 18204.37 19700,60
New York ($)
4139,62 448,85) 4468,81! 4408,95! 4074,73| 4418,92
Österreich (K) 0,05) 0,06) 006 086! 0,06) 0,06
Paris (Fr) .. | | | 27431) 30623) 317,20! 311,71] 296.75) 329.17
Prag (Kt)... . . | 127,63) 139,89) 144,13! 142,64! 133,18! 143,14
Schweden (Kr) 1187,15; 1189,50| 1192,00, 1174,05, 1087,27| 1177,05
- Schweiz (Fr) 71321) 805,48) 817,95 805,48! 740,64! 803,98
Spanien (Pes). | . | 608,47| 67580) 68129) 670,81| 615,95| 678,30
WARENMARKT.
Elektrische Heiz- und Kochapparate. — Die Vereinigung der
Fabrikanten dieser Artikel in Charlottenburg hat den Teuerungszuschlag
ab 25. X. von 900 °% auf 1500 ©, erhöht.
Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigter Fabri-
kanten isolierter Leitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat ab 23. X. die
Teuerungszuschläge auf Preisliste Nr. 12 für NGA, NGAB, NGAF, NGAT,
NGAZ von 1 bis 2,5 mm? und für NFA schwarz imprägniert auf 350 %, für
die zuerst genannten 5 Typen von 4 bis 10 mm? auf 260 %,, von 16 mm?
1352
und darüber auf 200 °% und für NPL, NPLR, NPLS, NSA, NFA mit Glanz-
garnbeflechtung sowie für alle übrigen Typen auf 360 °% erhöht.
px, Isolierrohre. — Die Verkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fabrikanten
G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 25. X. die zu den Preisen der
Liste vom 8. IX. hinzuzurechnenden Aufschläge für Bleirohr, lackierte,
farbige Galvano- und Gelblackrohre nebst Zubehör auf 8000 %,, für
Messingrohr mit Zubehör auf 14 000%, für Stahlpanzerrohr und Zu-
behör auf 16 000°% und für schwarzes Papierrohr auf 10 000%, gesteigert.
Beleucehtungskörper. — Die Konvention der deutschen Erzeuger
von Beleuchtungskörpern hat den Teuerungszuschlag für Ausführung in
Messing, Eisen und BleigußB weiter auf 3500 °% erhöht.
Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin,
hat die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 ab I. XI. für
Dieselmotoren (ortsfoste und Schiffsmaschinen) auf 3000%;,, für alle
übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 36000,
hinaufgesetzt.
Kohle. — Auf Grund eines Schiedsspruches, der die Bergarbeiter-
löhne weiter steigert, sind ab I. XI. auch die Kohlenpreise aber-
mals erhöht worden, u. zw. für Fettförderkoblle des Ruhrreviers
um 3059 M/t. — Nach einer kürzlich eingegangenen Note der Reparations-
kommission besteht diese auf der vollen Lieferung der am 21. VI. festgesetzten
1,725 Mill. t Reparationskohle monatlich, darunter 0,125 Mill. t ober-
“ schlesische Kohle, die Deutschland nicht zu beschaffen vermochte. Die neue
Forderung bedeutet gegen die bisher abgeführte Menge (1,6 Mill. t) eine
Mehrlieferung von über 0,2 Mill. t Kohle je Monat und ist von der Reichs-
regierung als unerfüllbar bezeichnet worden. In letzter Zeit hat Deutschland
durchschnittlich je Monat bereits 8 bis 9 Milliarden M für ausländische
Kohlen verausgaben müssen; die Elektrizitätswerke allein verzeichnen
vom 1. I. bis 31. VIII. einen Import von 0,208 Mill. t, und dabei wächst die
französische Kohlenausfuhr zusehends,
Erze. — Der Siegerländer Eisensteinverein hat den Preis für Rohspat
um 2205 M und für Rostspat um 3289 M/t erhöht; orsterer kostet jetzt
7910 M, letzterer 11 799 Mt.
Eisen. — Auf Grund der Kursklausel stellen sich die Höchstpreise für
Roheisen usw. ab 21. X. mit den bekannten Frachtgrundlagen wie folgt:
Hämatit 48 862 M, Gießereiroheisen I 40 176 M, dagl. III 40106 M, dsgl.
luxemburger Qualität 39244 M, kupferarmes Stahleisen 48194 M, Sieger-
länder Stahleisen 33 499 M, Spiegeleisen 8 bis 10% Mn) 36 579 M, Temper-
roheisen 48537 M, Ferrosilizium (10%) 54148 M/t. — Vom Richtpreis-
ausschuß des Stahlbundes sind die Preise für Halbzeug und Walzeisen
in Thomas-Handelsgüte ab 25. X. folgendermaßen erhöht worden: Roh-
blöcke 71 960 M, Vorblöcke 75 440 M, Knüppel 82 760 M, Platinen 85 140 M,
Formeisen 97100 M, Stabeisen 98 270 M, Universaleisen 106 760 M, Band-
eisen 113 960 M, Walzdraht 105520 M, Grobbleche (5 mm und darüber)
110440 M, Mittelbleche (3 bis unter 5 mm) 125 050 M, Feinbleche (1 bis
unter 3 mm) 137 270 M, dsgl. (unter 1 mm) 146 030 M/t. Die Mehrpreise
für 8.-M.-Qualität wurden nicht geändert.
Gußwaren. — Der Verein deutscher Eisengießereien, Gießereiverband
Düsseldorf, hat beschlossen, die Gußwarenpreise für die 3. Dekade des
Oktober um 15% zu erhöhen.
Schrott. — Am 25. X. wurden für Kernschrott 51 000 M, für Späne
48 000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 53 000 M/t
frei Berlin notiert.
Gold. — Der Ankaufspreis von Gold für das Reich beträgt z. Zt.
13 000 M/Zwanzigmarkstück.
Baumwolle. — Die New Yorker Notiz hat sich weiter befestigt;
am 25. X. stellte sie sich auf 24,35 cts/lb. Aus Bremen wurden am gleichen
Tage 2616,90 M/kg gemeldet.
Gummi. — Die Gummipreise sind in letzter Zeit wieder gestiegen.
In London wurden am 25. X. für Crepe und Sheets loco 117/; d/lb notiert.
Harz. — Amerikanisches Harz Type B bis M wird zu 3,471, $, Type N
zu 3,57%, $, Type WG zu 3,50 $ und Type WW zu 4,171, $/50 kg mit 20%
Tara cif Hamburg angeboten.
Benzol. — Der Benzolverband, Bochum, hat die Kleinverkaufspreise
ab 23. X. für Tetralitbenzol auf 240,50 M, gereinigtes Lösungsbenzol II
auf 204 M, ungereinigtes Schwerbenzol auf 133 M/kg ab Hauptverkaufs-
stelle erhöht.
Ole und Fette. — Die Nachfrage nach Mineralölen war in letzter
Zeit sehr lebhaft. Der Zoll betrug bis 31. X. einschl. für Mineralöle 6480 M,
für Fette 7322,40 M und für verfettete Öle 3776 M/100 kg. Am Hamburger
Markt galten etwa folgende Preise: HeißBdampfzylinderöl, Flp. 280/330,
5 bis 9 $; Sattdampfzylinderöl, Flp. 230/2700, 4 bis 5,50 $; Pennsyl-
vanische Maschinenölraffinate, Visk. 3 bis 10 bei 50°, Flp. über 200°,
5 bis 9, 80$; dsgl. amerikanische, Visk. 3 bis 10 bei 50°, Flp. unter 200°,
5 bis 8 $; Spindelölraffinate, Visk. 2 bis 7 bei 20°, 4 bis 5 $/100 kg
Reingewicht, lose und unverzollt. — Ter pentinölliegt in Amerika sehr fest;
New York notierte am 25. X. 166 cts/Gallone. Am deutschen Markt kostet
französische und amerikanische Ware 2350 M/kg. — Leinöl wird aus
Holland zu 44,12 Gld/100 kg angeboten; der Hamburger Markt verlangt
etwa 800 M/kg. — Rizinusöl 1. Pressung kostet etwa 930 M und Ware
2. Pressung ca. 920 M/kg.
Altmetalle. — Am 25. X. wurden am Berliner Markt folgende Preise
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 1200 bis 1210 M, un-
verzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 1190 bis 1200 M, Maschinenrotguß,
handelsüblich und tiegelrecht, 860 bis 870 M, Messingzünder, pulver- und
eisenfrei, 740 bis 750 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 990 bis
1000 M, reine, weiche Messingblechabfälle 900 bis 910 M, Schwermessing,
handelsüblich, 700 bis 710 M, Messingschraubenspäne, handelsüblich, 650
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44.
1
2. November 192. Ä
bis 660 M, altes Weichblei 410 bis 420 M, Zinkzünderlegierungen 1...
490 M, Altzink, handelsüblich, 480 bis 490 M, Reinaluminiumblechaliäll.
(98/99%) 1300 bis 1320 M/kg in geschlossenen Quantitäten und Wazo. `
ladungen. l
etallpreise. — Dio Notiorungen der Voreinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbör-..
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für promji-
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg:
Metall 7. X. 5x | BX
Elektrolytkupfer (wire bars), |
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam. . . .... 1386,83 1433,80 1256,31
Originalhūttenrohzink
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom.| 748,08 730,03 | 131,21
Raffinadekupfer 99/99,3°, . l 1100 —1125 | 1200—1220 | 10m0—11u
Originalhütten weichblei . 480—490 510—530 $0 - 4j)
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr . ...... 860— 88) 850— 900 70-30
Plattenzink (remelted) von
handelsüblicher Beschaffenheit] 660—680 690—720 550-1
Originalhüttenaluminium
98/99% in Blöcken, Walz- oder
Drahtbarren . ....... 1503 1726 1562
dgl. in Walz- oder Drahtbarren
BUN een ae A 1509 1732 1565
Zinn, Banka, Straits, Austral. in
Verkäuferswahl . ...... 3280 — 3300 | 3510—3530 | 3150 - 31“
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 3230—3250 | 3460—3480 | 3100—3130
Reinnickel 98/99% ....n 2350—2400 | 2600—2650 | 2350—24
Antimon-Regulus ...... 450—460 430—490 H0- 4
- 91000. 102000—103000 32500- rèi
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ an.
20. X. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert:
i £ e d 8 s 4
*Kupfer: best selected.. .. 2 2 2 2.0. 6 0 Obis 67 0"
a" electrolytic .. 2.2 .... 7 0 0, 70 Ip »
i wire bars . 2. 2.2 2 2 220. WO. or
“3 standard Kasse. :..... 6l 76,92 0%
$ „ „ 3 Monate Der ie ande 62 12 6 a 62 l5
Zinn standard Kasse . . ...... . 171 15 0,11 17%
”„ „ 3 Monate... . . 2.2. 172 15 0 » 172 17»
55. BUraits o s en re 1733 0 0,13 10 »
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 24 15 0, 4 7 ʻo
» gew. engl. Blockblei ....... 2 5 O, ---
Zink: gew. Sorten . . 2.222200. 35 15 0, 3 5 ”
To remèlted . .. 2 22 2 2 2 20. 300, = —-
» engl. Swansea „.....2020.%. 35 7 6 ` lieferbar Swansa
Antimon : engl. Regulus, gew. Sorten... 27 £129 £ 10s.
Aluminium: 98 bis 99% . . 2.2.2... 92 £ 10 s. (In- und Ausland.
Nickel: 98 bis 99% garantiert... . . 140 £. (In- und Ausland’
Wismut: je lb. .. 2.2.2 222 200. 10 s.
Platin: je Unze nominal. ....... 21 £
Quecksilber: nom. für die 751bs.-Flasche 12 £ 12 £ 5e.
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6 d/13 a.
In New York notierten am 27. X. 1922: Elektrolytkupfer loco 13.
bis 13,87; Eisen 31,50; Blei 6,67; Zink 7,12; Zinn 36,75 cts/lb.
® Netto.
Bezugsquellenverzeichnis.
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nıc“!
berücksichtigt werden.)
Frage 54: Wer liefert mit Wasser auffüllbare Tasche t-
lampenbatterien? N
Berichtigung.
Auf S. 1300 der „ETZ“ 1922 hat die Druckerei in dem Aufsa':
der Rechtspflege „IstMark = Mark?“ am Schlusse der zweit.
Spalte leider folgende Zeilen ausfallen lassen: „folgten Zwe s
nicht erfüllen. Weder die vertraglichen noch “ú!
gesetzlichen Bestimmungen reichen gegenühr!
dieser Entwicklung der Verhältnisse aus, U!
die zur Entscheidung stehenden Fragen zu
Lösung zu bringen. Der Richter muß desha:'
im Rahmen jener Bestimmungen selbstschöp:r
risch die Entscheidung treffen Maßgebend ie!
Wir bitten, diesen sinnstörenden Fehler durch entsprechende Er-
gänzung zu beseitigen.
CR a EEE EEE a RUENS
Abschluß des Heftes: 28. Oktober 192.
ee un?
Für die Schriftieltung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
+a a
2. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Hett 44. 1352 a
Teuerungszuschläge
der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie.
Nur für das Inland Gültig vom 26. X. bi
. und erhöhte Grundpreise, 31. X. 1922.
Festsetzung Nr. 71 (grün).
Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind.
Festsetzung Nr. 71A (gelb).
A.
Bereehnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist dio. Anzeige der
Versandbereitschaft gleichzuachten.
Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft.
B.
Abweichend hiervon gelten für
Maschinen über 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Dubenän Transformatoren über 100 kVA, Apparate für
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, Vollbahn- Triebwagen,
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen:
Bereehnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage der
geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die
Anzahl dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am Tage der Versandbereitschaft gelteuden Zu-
schläge zählen mit.
Zahlung. Mindestens 50°), des Bestellwertes am Bestelltage. Diese 50°), sind aufzufüllen nach Ablauf
von la der angegebenen Lieferfrist auf ne des sich jeweils nach
n I m " " „ 10%% } der Berechnung unter
du u " ri 750° B ergebenden Preises.
Rest bei Versandbereitschaft:
C.
Telegraphie und Fernsprechwesen berechnen nach Formel A. Zahlungen nach besonderen Bedingungen.
Anmerkung: Bei Überschreitung der vereinbarten Zahlungstermine werden Verzugszinsen in Höhe des jeweiligen
Lombardzinsfußes der Reichsbank zuzüglich Bankprovision berechnet.
Die Teuerungszuschläge sind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen.
Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden,
bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.)
Teuerungs- Teuerungy-
Gegenstand zuschlag Gegenstand ruschlag
h 9a
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- 13. Kondensationsarlagen und Wärmeaustauschapparate
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- allen 2... 20 2 se ee ee 32 000
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
1. u is 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA Zubehör zu Maschinen.
ı Generatoren... 0 e. eso 80 500 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
n ’ ’ D
2. über 20 bie 100kW bzw. über 20 bis J00kVA Da für Einphasenmotoren, Tret., Webstuhl-, Sterndreieck.
bei Generatoren... . . 200000. Umdr. 31 500 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(ausschl. Selbstaniasser
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- | f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 50 500
TOTER... 20000. pleo de a 82 500 15. Schützensteverungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier-
Sonderausfübrungen. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
d. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . .. . er 30 500 steuerung, Bremsmagnete . . 2 2 2 0 re ee... 81 200
d. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen Banken 93 500 16. Gleitschienen, Verankerungen. . . 2. 2 2 2.2 .. je 29 700
5e. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen.. . 29 700
stung von 4 kVA bis 35k VA, \Widerstandsstumpfschweiß-
maschinen mit einer Dauerleistung von 4k VA bis 120k VA Bahnmaterial.
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung . . 27 000
Dauerleistung. - © 2 2 0 2 2er ernne 19 500 elektr. Bremsen a 150 kW 5 FEN 31100
6. Elektrisch betriebene Hadensser pumpen, Entstäubungs- 17a. Bahntransformatoren . . m s mern 31 500
„ Pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 30 500 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige
i. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . 22.2... 19 500 Apgregate) 000er. 30 5%
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 170. Hilfsmotoren . . m m ern 30 5J0
Motortragen, Motorwagen . . 2 22 2 220000 30 500 18. Stromabnehmer, Falırschalter, Fahrtwender, elektr.
9%. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführuneen von Schaltapparaten und Installations-
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, materialien für Bahnfahrzeuge . . . onnenn : 27 000
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- lfa. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 27 000
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, triebwagen und mit elektrischer Bremse verschene An-
tezogen auf 1000 Umdr. . . .. 2... oo... 30 500 bängewaren, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
Dampfturbinen. vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo:
l0. Turbosätze, bestehend aus tiven für Bergbau und Industrie. . . 2 2 2 2 2 2 0. 27 000
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn.
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen . . 29 200 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 30 000
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie . 30 000
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge „2... .. 21 500
anlagen . . . E EEE E 28 600
11. Turbogeneratoren allein. oo onen 23 400 Transformatoren!) und Gleichrichter.
12. Dampfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 30000
und Turbogebläse allein . . . 2 2 222000000 26 900 224 u» z „ über 100 kVA .. 81 500
» Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
1352 b Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 44. 2. November 1922,
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
$ %
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör 30 200
23a. Ersatz-Glaskörper . . . 2 0 2 2 osie o eo en 6 500
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör 32 500
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen.
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger,
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in
Gußgehäuse oo nern . | 80000
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht
in Eisen- oder Gußgehäuse;; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 82 500
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für
Schalttafeibau . . 2 2 2 2 220 nennen 31 000
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 26 500
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
Streokenschalter, soweit nicht für Öl RER 32 600
29. Hochspannungs-Sicherungen, armierte Stützen ar-
mierte Wanddurchführungen EEE 32 500
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen . . . 26 500
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . . 2 2 2 2220. 32 500
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . .... . 30 500
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate .. . . . . 32 500
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und
Erdungsdrosselspulen) . . . 2. 2 2 2 2 2 22000 32 500
34. Schutzdrosselspulen . . . . 22 2 2222000. 31 500
35. Erdungsdrosselspulen . . 2. 22 2 22222000. 31 500
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . | 32500
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit hörigen
Sammelschienen, Verbindungsleitungen and’ Kieinna:
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und
Leitungen für un ab 13. XI. 1921 netto zu
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . 2. 2.22 2.. 32 500
88. Schaltkästen, Schaltechränke, Schaltpulte . .. . . . 33 200
39, Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . . 83 200
MeBapparate und Zubehör.
dla. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lations- und Leitungsprüfer . . 2 2 em een 23 000
41b. Sonstige zeigende und schreibende Meßinstrumente, ein-
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel-
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . 2 2 2 2. 23 000
4lc. Präzisions- und Laborateriums-Meßgeräte . . . . . . 23 000
42. Zähler . > o> o o e > > >o o > > o o o > > o >ò o o s 19 000
43. Meßwandler und Zubehör . . oo 2 2 2 2 m ann 29 000
Installationsmaterial. |
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ... ... 24.000
Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . . 2 2 2 2 22... 14 000
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI... 2 22.. 23 000
46. Einteilige Sioherungsstöpsel und Kontaktschrauben . . 14 000
Umbüllungen aus Porzellan u. dgl. 2 2 2 2 2...
47. Sicherungselemente (Einelgcharungen zum Ring- a.
bolzen-Sicherungssystem (Biemens) . . 2 2 22... 22 000
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 15 000
49. Sicher lemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens)... . 15 000
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß-
gehäuse” s di a a a ee ae an 21 000
51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei-
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse 21 000
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn. Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
; Teuerung
Gegenstand
52. Zählertafeln, armiert . . .... EEE i
Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und
-Klemmen u. dgl... 2 x... 2 0.2... .20 04
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes
Installationsmateril . . . 2.2 2 2 20er.
55a. Metallfassungen . . . 2 2 2 2 2 2 2 een.
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder
u. dgl. re DE ER ER re he
66. Gläßlichtermauren, Handlampen, Fassungen aus Por-
zellan und Isolierstoff .... . Ba SR Re ae
60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. der zwei-
teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 46h)... ... » R
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör.
Glühlampen.
68a. Glühlampen jeder Art, ausschl. Telephon- und Heiz-
lampen, für Normalspannungen (20 V und darüber). .
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V)
sowie Telephonlampen. ... 2. 2.2.2222 20000
Telegraphie und Fernsprechwesen.
69a. 1. Läutewerke (Wecker), Anzeige-Vorrichtungen (Ta-
bleaus), Aus- und Umschalter sowie Holzdrücker .
2. Tür- und Fensterkontakte sowie Metallkontakte .
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
fache Induktor-Apparate . 2 2 2 2 22 0 een
6%. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . ..... .
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . ... . .
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . .
6%. Apparate für Telegraphie . . . o.s 2 2 2 2220.
69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke. . . .....
70. Linienwähler-Anschlußschnüre „ . „ f ohne Paraband
71. Stöpeelschnüre (Privattypen) . . . s.s 2 2 2 220.
12. Apparatschnüre (Privattypen) . . 2 2 2 2 2 2 20.
Bogenlampen und Zubehör. Ä
73. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch -
tungszwecke . . 2.2. 2 .2.. ee
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . . 2 2 2...
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
und Handelsschiffe) . . 2 220 0 v0 0 nr ran
76. Widerstände . 2.0 20 or er e ee nn
77. Aufbängevorrichtungen . . . 2 2 2 2 202% TP
18. Leitungskupplungen . . . 2 2 2 2 essee esea
79. Transformatoren und Drosselspulen . . .... Fin
Gummifreie Isolierstoffe.
80. Normalplatten . .. 2 2 2 oe our een
81. Zählertafeln, unarmiert
.» > > > > è ọọ o ò >ò > ọọ eV ə
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall `
a) mit einem Stückgewicht bis 50 gg... 2...
b) „ ”„ „ über 58... . 2...
Heiz- und Kochapparate.
85. Heiz- und Kochapparate (varbandsmäßig) . .'. . ..
Verschiedenes. |
zuschlag
Y%
19 000
apparate EV.
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen
vom 26. X. bis 31. X. 1922 mindestens 38000 M für 100 kg ohne Faß.
Verpaokung: gemäß Niederschrift 6008/V der Preisstelle (3. Fassung).
bekanntgegeben werden. Ab 2%. X. 1922 gelten die An-
gaben der Ausgabe 20d. Diese Tabellen, die wir wegen
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhandels-
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung der
Multiplikatoren gılt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehend
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
Druck von H. 8. Hermana & Co., Berlin SW 19, Beuthste. 8,
11363
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Sehriftleitung: E.C.Zehme, Dr.F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, ILinkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 9. November 1922.
Heft 45.
An unsere Mitglieder!
Der Vorstand hat in seiner Sitzung vom 23. X. 1922 in An-
betracht der großen Notlage des Verbandes, der bereits sein Ver-
bandsvermögen stark in Anspruch hat nehmen müssen, durch die
außergewöhnlichen Verhältnisse gezwungen, folgendes beschlossen:
Nochmaliger nachträglicher Mitgliedsbeitrag für 1922,
Um die Weiterführung der Verbandsgeschäfte für die letzten
Monate 1922 zu sichern, wird ein nochmaliger nachträglicher Bei-
trag vonmindestens300M fürdaspersönliche Verbands-
mitglied und mindestens das Dreifache des zuletzt ge-
zahlten nachträglichen Beitrages für 1922 für korporative
Mitglieder erbeten. Die Beiträge sind auf das Postscheckkonto
des Verbandes Berlin 21 312 umgehend einzuzahlen.
Mitgliedsbeitrag für das I. Halbjahr 1923,
Der vorläufige Mitgliedsbeitrag für jedes der ersten beiden
Vierteljahre wird mit dem Vorbehalt späterer durch die weitere
Markentwertung bedingten Nachforderungen wie folgt festgesetzt:
Vierteljahrsbeitrag.
A. Für persönliche Mitglieder, die durch einen
senen Verein angemeldet sind . . . 2. 2 2 2.
B. Für persönliche dem Verband direkt ange-
hörende Mitglieder ae ee ee ee A
angeschlos-
. 500M
600 „
C. Für korporative Mitglieder:
1. Behörden, Schulen, wissenschaftliche Vereine usw. 600 M
2. Offene Handelsgesellschaften, staatliche und
städtische Betriebe (auch El.-Werke), die bis 100
Arbeiter und Angestellte beschäftigen . . 1200 „
3. Alle anderen Unternehmungen, Firmen, Gesellschaften usw.
nach den der Zahl der Arbeiter und Angestellten entsprechen-
den Abstufungen.
Mit Rücksicht auf die „ETZ”-Posteinweisung ist der Beitrag
für die beiden ersten Vierteljahre zusammen, also das Doppelte
der vorgenannten Beträge, spätestens bis 15. XI. 1922 den
zuständigen Vereinen und Gesellschaften einzusenden. Mitglieder,
welche ihre Beiträge nicht rechtzeitig einsenden und infolgedessen
seitens ihres Vereines dem Verbande bis spätestens 26. November
nicht aufgegeben werden, können auf einen ununterbrochenen Be-
zug der „ETZ“ über den 1. Januar 1923 hinaus nicht rechnen, da
die Posteinweisungslisten mit den für den 1. Januar 1923 gültigen
genauen Anschriften am 5. XII. vom Verlage Springer dem Post-
zeitungsamt einzureichen sind.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
Das Wasserkraft-Elektrizitätswerk des norwegischen Staates am Glomfjord.
Von Gg. v. Troeltsch, Heidenheim a. Br. |
Übersicht. Von einem während des Krieges in Norwegen entstan-
denen großen Wasserkraft-Elektrizitätswerk werden das Niederschlags-
gebiet, die Ausnutzung vorhandener Seen für den Ausgleich der Wasser-
menge, die Wasserzuführung zum Krafthaus und dieses selbst besprochen.
Eingehend behandelt werden die Freistrahlturbinen deutschen Ursprungs
von je 25 000 und 27500 PS Leistung und ihre Doppelregelung. Es folgen
die Ergebnisse der Abnahmeversuche an den Turbinen, ferner die Beschrei-
bung der aus Schweden gelieferten Stromerzeuger, der Schaltanlage und
Fernleitung sowie schließlich einige Bemerkungen über die Entstehung
des Werkes und die Gesamtkosten.
Niederschlagsgebiet und Wasserfassung.
Der westliche Teil Norwegens verdankt seinen außerordent-
lichen Reichtum an Wasserkräften der steil aus dem Atlantischen
Uzean aufsteigenden Küste, an der die vorwiegend südwestlichen
Winde ihre aus dem Golfstrom stammende Feuchtigkeit zum großen
leil abgeben, bevor sie die sich sanft nach Osten abdachende Hoch-
fläche des Landes erreichen. Die aus der gebirgigen Natur des Lan-
des und aus der stufenförmigen Gestalt der seenreichen Täler sich
ergebende Zusammendrängung des Gefälles wird noch besonders un-
terstützt durch die tief ins Land eingeschnittenen Fjorde, die den
Meeresspiegel bis nabe an die Stellen der größten Gebirgserhebung
heranbringen; die Kraftwerke können fast ausnahmslos in Meeres-
höhe, am Salzwasser, gebaut werden und verfügen über sehr hohe
Gefälle, meist solche von mehreren hundert Metern.
Das Niederschlagsgebiet der Kraftanlage (Abb. 1)
zruppiert sich um die Seen Storglomvand und Navervand und enthält
sroße Teile des Schwarzeisgletschers, der sich vom Polarkreis etwa
4 km weit nach Norden erstreckt. Ungefähr 250 km? mißt das durch
die Wasserfassung dienstbar gemachte Gebiet, und die durchschnitt-
liche Abflußmenge, die seit Mai 1913 in täglichen Messungen festge-
stellt wurde, beläuft sich auf 25 m?/s. Diese Wasserspende ent-
spricht einer Höhe des Wasserabflusses von 3100 mm im Jahr, also
einem Vielfachen der in den regenreichsten Gebieten Deutschlands
vorkommenden Niederschlagshöhe, von der hier nocn beträchtliche
Teile für Verdunstung und Versickerung abgehen, während solche
im Helgeland nur unbedeutend sein können. Die Verteilung des Ab-
[lusses auf die einzelnen Monate ist dank der ausgleichenden Wir-
kung der Gletscher, Schneefelder und Seen so günstig, daß ein Stau-
raum von 520 Mill. m?, also etwa 70% des Jahresabflusses, zur vol-
len Vergleichmäßigung genügt; ein solcher Speicherraum läßt sich
` mit angemessenen Kosten durch Regelung des Wasserspiegels des
großen Glomvands erreichen.
Es ist beabsichtigt, diesen See 16 m unter seiner natürlichen
Spiegelhöhe anzuzapfen und mit dem Aushub des hierfür erforder-
lichen Tiefstollens einen Damm über seinen gegabelten Ablauf zu
bauen, der einen Aufstau von 8 m gestattet. Vorläufig ist nur ein
niedriger Damm mit Überfallwehr, Nadelwehr und Grundschützen
ausgeführt, von dem aus das Wasser oberirdisch durch das Bett des
. Fykanaaga abgeführt wird. Etwa 3 km weiter abwärts ist in die-
sem Fluß ein Wehr eingebaut, und hier beginnt mit einem Schützen-
schacht ein 2,15 km langer Stollen von 12 m? Querschnitt, der das
Wasser dem unteren See Navervand zuführt. Dieser erhält auch
noch Zufluß aus einem etwas höher gelegenen Wasserbecken glei-
chen Namens und dient mit seinem Stauraum von 15 Mill. m? zur
Ausgleichung des Zulaufes aus diesem kleineren Teil des Einzugs-
gebietes und außerdem zur Regelung der Wasserabgabe gemäß dem
schwankenden Kraftbedarf des Blektrizitätswerks. Der Speicher-
raum ist durch einen 4 m hohen Betondamm und eine 8 m tiefe An-
zapfung gewonnen, für die wiederum ein mit eisernen Schützen und
Rechen versehener Schacht ausgesprengt wurde.
Von hier führt sodann der 2760 m lange Hauptdruckstollen von
18 m? Querschnitt das Wasser dem Wasserschloß zu. Dieses
ist als senkrechter Schacht von 23 m Tiefe in den Fels niedergetrie-
ben und hat mit den drei anschließenden Verteilschächten, die durch
Betoneiserwände getrennt sind, einen Querschnitt von 85 m?. Die
Rohreinlaufschächte .sind vom Wasserschloß durch eiserne Gleit-
schützen von 3 m Breite und 2,65 m Höhe absperrbar. Hinter den
Schützen befinden sich je zwei aufziehbare Rechen. Der eine ist
korbförmig gestaltet und steht für gewöhnlich unten. Soll er zum
Reinigen hochgezogen werden, so wird vor ihm ein ebener Rechen
niedergelassen, der solange das Eindringen von Fremdkörpern in die
Rohrleitung verhütet. Die Aufziehvorrichtungen befinden sich in
einem über dem Schacht errichteten Bedienungshaus. Dort sind au-
ßerdem die schweren Windwerke und Elektromotoren zum Schließen
und Öffnen der Schützen aufgestellt. Die Motoren können auch vom
Schaltraum im Kraftwerk aus zum Senken der Schützen angelassen
werden.
1354 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 45. 8. November 1922.
Als zweite Abschlußvorrichtung ist für
den Fall eines Rohrbruchs noch vor jedem der -
25 m weiten Rohreinläufe selbst eine Fallklappe
angebracht, die mittels Ketten an einem auf-
ziehbaren Querhaupt hängt. Im gehobenen Zu-
stand ist dieses durch eine Sperrvorrichtung
gesichert, die von einem Fallgewicht ausgerückt
wird, wenn die Klappe sich schließen soll. Das
Fallgewicht wird elektrisch durch Erregung
einer Stromspule (Solenoid) ausgelöst, u. zw.
entweder von einer in der Rohrleitung aus-
schwenkbar angebrachten Stauscheibe, die aus-
schlägt, wenn infolge eines Rohrbruchs die Ge-
schwindigkeit des Wassers das gewöhnliche
Maß überschreitet, oder vom Bedienungsraum
des Wasserschlosses aus mittels Druckknopfes
oder drittens vom Krafthaus selbst aus. Zur
Erhöhung der Sicherheit sind für diese Vorrich-
tung getrennte, aus zwei Stromsammlern (Ak-
kumulatoren) gespeiste Stromkreise angeordnet,
von denen der eine im Wärterraum über dem
Wasserschloß, der andere im Elektrizitätswerk
aufgestellt ist. Die Fallgeschwindigkeit der
Klappe wird durch eine mit Glyzerin gefüllte
Flüssigkeitsbremse geregelt.
Rohrleitungen und Krafthaus.
Von den drei für den vollen Ausbau vorge-
sehenen Druckrobrleitungen sind zu-
nächst zwei verlegt. Ihr Durchmesser beträgt
oben 2,0 m und verjüngt sich in mehreren Ab-
stufungen bis auf 14 m in der Nähe des Kraft-
hauses, wo die Leitungen sich gabeln, so daß je
ein Zweig von 0,85 m 1. W. zu einer Turbine
führt. Die Wassergeschwindigkeit wächst also
im Hauptstrang, wenn die zwei von ihm ge-
speisten Turbinen im Gang sind, von 2,9 bis
6,7 m/s.
Der Höhenunterschied zwischen dem höch-
sten ruhenden Spiegel im Wasserschloß und der
Rohreinführung ins Maschinenhaus beträgt
rd 470 m, die Länge jedes Stranges 1000 m. Die
obere, größere Strecke der Leitungen wird aus, |
geschweißten Rohren mit genieteten Rund- i
nähten gebildet. Der untere Teil der Leitungen
besteht aus geschweißten und bandagierten
Rohren mit genieteten Laschenverbindungen.
Flanschen finden sich nur bei den Anschlüssen
der Rohre an Stahlgußkrümmern und Abzweig-
stücken. Die Rohrleitungen sind in einer An-
zahl schwerer Betonklötze verankert, und unter-
halb dieser befinden sich Ausdehnungsmuffen
zur Aufnahme der Längenänderungen bei
Wärmeschwankungen. Abb. 2 stellt den Lage-
plan des Kraftwerks, Abb. 3 eine Ansicht der
Rohrstraße und des Krafthauses während des
Verlegens des zweiten Rohrstranges im Jahre
1921 dar. ee,
Unterhalb des Verankerklotzes, in dem das Da ee] j
treten die Druckrohre in ein der Längsseite des
Maschinenraumes angebautes Schieberhaus ein,
wo die hydraulisch betätigten Absperrschieber
von 850 mm 1. W. aufgestellt sind.
Das Grundmauerwerk für das Maschinenhaus (Abb. 4
und 5) ist für sechs Maschinensätze 102 m lang erstellt, während
der Hochbau zunächst nur für vier Maschinengruppen in einer
Länge von 67 m aufgeführt ist. Die lichte Breite konnte auf 14 m
beschränkt werden, nachdem man sich zur Anordnung der Maschi-
nenwellen in der Längsrichtung des Gebäudes entschlossen hatte.
Der Laufkran erhielt eine Tragfähigkeit von 100 t.
Im rechten Winkel zum Maschinensaal ist an Jessen einer
Schmalseite das zweistöckige Schaltgebäude von 33 m Länge und
13,5 m Breite angebaut; die Ecke der Gebäudegruppe bildet ein vier-
stöckiger Turm (Abb. 3).
Das Werk liegt dicht am Ufer des Glomfjords, und jede einzelne
Turbine entläßt ihr Wasser durch einen in Granit gemauerten, ge-
deckten Unterwasserkanal von 3 m Breite und nur 40 m Länge in die
Meeresbucht. Zur Entwässerung der Rohrstraße ist ein eigener ge-
wölbter Kanal von 12 m? Querschnitt unter dem Maschinensaal hin-
durchgeführt.
Um Platz für das Krafthaus zu schaffen, mußte man die Mün-
dung des Fykanflusses trocken legen, was durch Abdämmen des
Flusses unmittelbar oberhalb Jes früheren Falles und durch unter-
irdisches Ableiten des Wassers in die Förde mittels eines Stollens
von 300 m Länge und 40 m? Querschnitt bewirkt ist. Gleich anfangs
wurdo ein kleines Baukraftwerk mit 90 m Gefälle und rd 1500 PS
Leistung errichtet, das durch eine eigene Rohrleitung Wasser aus
dem See Fykanvand entnimmt und Strom für den Eigenbedarf des
Werkes und die Beleuchtung der Siedlung Glomen liefert.
Hosenrohr der Verzweigung einbetoniert ist, i
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Lageplan
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Abb. 3. Ansicht des Kraftwerk» am Glomfjord und der Druckrohrleitung*-
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1922. Heft 45. 1365
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Abb. 5. Querschnitt des Maschinenhauses.
Elektrotechnische Zeitschrift.
D ie Turbinen.
Als Nettogefälle wurde nach Abzug der Rohrleitungsverluste
442 m der Berechnung der Turbinen zugrunde gelegt. Die ersten
zwei in der Maschinenfabrik J. M. V o it h in Heidenheim (Würtiem-
berg) während des Krieges gebauten Turbinen waren für je 25 000
PS bestellt, während die im vorigen Jahre von derselben Firma nach-
gelieferte Turbine eine Leistungsfähigkeit von 27 500 PS hat. Abb. 6
zeigt einen vollständigen Maschinensatz im Elektrizitätswerk am
Glomfjord, während Abb. 7 die in der Werkstätte zusammengebaute
Turbine wiedergibt.
Es sind Zwillings-Freistrahlturbinen (Pelton-Räder) mit zwei
Schaufelrädern, die von’ je einer Düse beaufschlagt werden. Die
Laufräder haben 3,4 m äußeren Durchmesser, die Schaufeln von dop-
pelt ellipsoidischer Form sind 660 mm breit und innen glatt geschlif-
fen, damit sie dem von ihnen aufgefangenen und umgelenkten Was-
- serstrahl möglichst wenig Reibungswiderstand bieten. Die Naben-
2. z
1e amsa |i ee BE :
Maßstab 1:300.
Wasserkühlung des Kammzapfens ausgeführt ist und den
scheiben und die Schaufeln sind aus Stahlguß; die Lappen der Schau-
feln umfassen mit Klemmsitz den Rand der Nabenscheibe, sind mit
ihr durch kegelige Schraubenbolzen verbunden und durch strahlig
von innen nach außen eingetriebene Keile gegeneinander verspannt.
Diese so nach allen Seiten unter Vorspannung stehende Konstruktion
ist den Beanspruchungen durch den jede Schaufel fünfmal in der Se-
kunde treffenden Wasserstrahl und der Aufgabe, diese Umfangs-
kraft auf den Radkörper zu übertragen, zuverlässig gewachsen; da-
bei bleibt das Auswechseln einer allenfalls schadhaft gewordenen
Schaufel gegen eine neue leicht möglich. Das Gewicht eines Lauf-
rades beträgt 12500 kg, die 6,2 m lange und bis zu 500 mm starke
Welle wiegt etwa 10000 kg. Das inden Abb. 6 und 7 sichtbare linke
Ende der Turbinenwelle ruht in einem Lager, das als Be mi
ellen-
schub der ganzen Maschinengruppe aufzunehmen hat. Auf der Seite
gegen den Stromerzeuger ist lediglich ein Unterstützungsbock vor-
handen, der mittels Stellschrauben gegen die Turbinenwelle ange-
hoben werden kann, wenn die Flanschkupplung der Welle einmal
gelöst werden soll. Die zusätzliche Belastung, die das turbinensei-
tige Dynamolager vom Gewicht der Turbinenräder und der Welle
sowie vom Nutzdruck der beiden Wasserstrahlen erhält, beläuft sich
auf rd 30000 kg. Die Gruppe ist also als Dreilagereinheit ausge-
an wodurch der Vorteil erheblich verringerter Baulänge erzielt
wurde. s
Die Turbine ist von einem zweiteiligen Grundrahmen aus Guß-
eisen umgeben, der das Lager und den Unterstützungsbock sowie
die zweiteilige schmiedeiserne Haube über den Laufrädern trägt
(Abb. 7). Der untere Teil des Grundrahmens ist in den Fußboden
des Maschinenraums einbetoniert und mit der Auskleidung des: Un-
terwasserraums der Turbine wasserdicht verbunden. Diese Panze-
rung besteht auf drei Seiten aus Flußeisenplatten, die ohne innere
Vorsprünge zusammengenietet sind und außen kräftige Formeisen
tragen, die sowohl zur Versteifung wie zur Verankerung im um-
zebenden Beton dienen. Die Panzerung und das gußeiserne Düsen-
schild auf der vierten Seite des Turbinenschachtes wurden in der
alien. zu Heidenheim als Sockel für den Aufbau der Maschine
enutzt. 7
Das Düsenschild durchdringen die beiden durch ein Hosenrohr
mit der Rohrleitung verbundenen Düsenkörper aus Stahlguß. Die
Düsenmundstücke haben einen kleinsten Durchmesser von 260 mm,
sind aus -geschmiedetem Stahl gefertigt und leicht auswechselbar;
der Wasserstrahl verläßt die Düsen mit einer Geschwin-
digkeit von rd % m/s. Zur Regelung der Beaufschlagung
der Turbinen bei wechselnder Belastung dienen ein
Strahlablenker und eine Düsennadel, über deren Wirk-
samkeit im nächsten Abschnitt, Doppelregelurg, näher
berichtet werden soll. Hier seien nur die baulichen
Merkmale der beiden Regelvorrichtungen erwähnt. Der
Ablenker umgibt rohrförmig mit geringstem Spiel den
Wasserstrahl zwischen Düse und Schaufelrad und kann,
in einem zweiarmigen Hebel gelagert, um eine unten
liegende Welle geschwenkt werden, wobei er also von
oben auf den Strahl drückt und ihn teilweise oder ganz
unter den Laufradschaufeln vorbeischießen läßt. Der ab-
zelenkte Strahl trifft dabei in solcher Richtung auf den
È Unterwasserspiegel, daß sein Arbeitsvermögen die Ab-
S führung des Wassers fördert. Das untere Ende des
| Hebels wird von einer Zug-
| stange erfaßt, die das Düsen-
| ] schild in einer beweglichen
Dichtungsvorrichtung durch-
dringt und an der unteren
Regelwelle angelenkt ist. Die
Düsennadel mit zwiebelförmi-
ger Spitze ist durch ein Füh-
BER.
— |
72 mrd rungskreuz gestützt und trägt
AI an ihrem rückwärtigen Ende
einen Entlastungskolben und
= eine Ausgleichfeder, die den
Widerstand und den Rück-
druck der Nadel auf den
Regler möglichst gering und gleichmäßig machen. Vom
llebel, der die Nadel bewegt, führt eine Zugstange zur
oberen Regelwelle.
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1356
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 45.
8. November 1922.
Über den Betriebsdüsen sind noch Bremsdüsen von 35 mm 1. W.
angeordnet, durch die'man einen Wasserstrahl gegen den Rücken der
Laufradschaufeln spritzen kann, wenn die Turbine nach Wegnahme
der Arbeitsstrahlen rasch zum Stillstand gebracht werden soll.
DieDoppelregelung.
Die Schwierigkeit der Regelung von Wasserturbinen liegt nach
Einführung der hydraulischen Hilfstriebwerke nicht mehr darin, daß
die Vorrichtungen zur Veränderung der Beaufschlagung einer Was-
serturbine weit größere Kräfte ver-
langen als die Steuereinrichtung bei
Wärmekraftmaschinen, sondern viel-
mehr in der Notwendigkeit, während
des Regelvorganges nicht nur die in
die Turbine eintretende Wasser-
menge zu ändern, sondern auch die
lebendige Kraft der Wassermasse,
die sich auf die Turbine zu in Be-
wegung befindet, unschädlich zu
machen. Diese Wassermassen sind
bei großen Leistungen und langen
Rohrleitungen recht beträchtlich.
Im vorliegenden Fall beläuft sich
z. B. das Gewicht der in der Rohrlei-
tung fließenden Wassermenge zum
Betrieb von zwei Turbinen auf rd
240000 kg und ihre mittlere sekund-
liche Geschwindigkeit auf 4,8m. An-
gesichts des darin liegenden gewal-
tigen Arbeitsvermögens ist es ein-
leuchtend, daß jede rasche Ände-
rung der Dwurchflußmenge sich in
beträchtlichen Druckänderungen
äußern muß. Die Druckänderungen
können überdies gefährliche Bean-
spruchungen der Werkstoffe weit
über den Druck der Gefällshöhe hin-
aus herbeiführen.
Nun bietet bei den Freistrahl-
turbinen die Ablenkung des Strahls
von den Laufrädern ein verhältnis-
mäßig bequemes Mittel dar, im Fall einer
plötzlichen Belastungsminderung das -—— arg pae
Kraftmorrent dem neuen Arbeitsbedarf an-
zupassen, ohne zunächst die Menge des in
der Rohrleitung fließenden Wassers zu
verändern. DerStrahlabweiser, der
entweder von unten in den Strahl ein-
schneidet oder von oben auf ihn drückt,
besorgt diese Regelung aufs rascheste,
aber natürlich, ohne auf die Forderung
sparsamen Wasserverbrauchs Rücksicht zu
nehmen, die bei allen mit Speicherungs-
möglichkeiten ausgerüsteten Wasserkraft-
anlagen nicht außer acht bleiben darf. Es
muß also noch eine zweite Regelvorrich-
tung geschaffen werden, welche die aus-
tretende Wassermenge schließlich dem tat-
sächlichen Bedarf anpaßt, dabei aber so
langsam vorgeht, daß keine gefährliche
Drucksteigerung (Wasserschlag) eintritt.
Diese Aufgabe fällt der Düsennadel
zu, die den freien Querschnitt der Düsen-
mündung verringert.
Beide Vorrichtungen werden von einem
Regler bewegt, der deshalb Doppelregler
genannt wird und dessen Wirkungsweise
an Hand der schematischen Zeichnung,
Abb. 8, erläutert wird. Bei jeder Ände-
rung der Umlaufzahl verstellt die Muffe
des Fliehkraftpendels a mittels der Hebel
b und c gleichzeitig die beiden Steuer-
ventile d und e, die Drucköl auf die ent-
sprechenden Kolbenseiten der Hilfszylin-
der f und g leiten. Der Kolben in f wirkt
auf die Düsennadel h ein, während der Kolben in g den Strahl-
abweisen i betätigt. Der Kolben g für den Strahlabweiser kann sich
nach beiden Seiten rasch bewegen, so daß er jeder Verstellung der
Pendelmuffe und des Steuerventils sofort folgt. Das Steuerventil d
dagegen ist so gebaut, daß die Nadel sich nur langsam in die Düse
vorschieben kann, so daß merkliche Drucksteigerungen nicht auf-
treten. Die Öffnungsbewegung der Nadel dagegen kann rasch er-
folgen, wie es die Regelung bei Belastungszunahmen erfordert, die
auf die Wirkung der Nadel allein angewiesen ist.
Wird die Turbine entlastet, so beginnt die Umlaufzahl zu stei-
gen. Infolgedessen bewegt sich die Pendelmuffe sofort nach oben
und verstellt die Steuerventile. Der Ablenker i schneidet rasch in
den Strahl ein, wodurch ein weiteres Ansteigen der Umlaufzahl ver-
hütet wird; gleichzeitig beginnt die Nadel h sich langsam in der Düse
vorzuschieben, wodurch sie den Strahldurchmesser und somit die
Menge des Aufschlagwassers verringert. Es wird also der Strahl-
x
Abb. 6.
Abb. 7.
Eine der drei Maschinengruppen im Elektrizitätswer
teil, der noch in die Schaufeln des Laufrads trifft, ebenfalls kleiner,
so daß die Drehzahl zurückgehen muß. Hierdurch wird die umge-
kehrte Bewegung des Steuerventils e eingeleitet, was ein allmäh-
liches Zurückgehen des Ablenkers į aus dem Strahl bewirkt. Diese:
Zurückgehen vollzieht sich so lange, bis die Nadel den der neuen Be-
lastung entsprechefden Strahldurchmesser hergestellt hat, wobei
der Ablenker den Strahl gerade frei gibt.
Durch geeignete Wahl der Übersetzung in beiden Rückführnn-
zen und Regelgestängen wird erreicht, daß in jedem Beharrungszu-
am Glomfjord.
-— m — s
Zwillings-Freistrahlturbine von 27500 PS in der Werkstätte von J. M. Voith. Heidenheim a. Brenz.
stand der Ablenker dicht am Rand des jeweiligen Strahles steht, um
bei raschen Entlastungen sofort ohne toten Weg auf ihn einwirken
zu können. Bei langsam vor sich gehenden Entlastungen kommt der
Ablenker nicht zur Wirkung, weil hierbei das langsame Schließen
der Nadel ausreicht, um die Änderung der Umlaufzahl in engen Gren-
zen zu halten. Der Wasserverlust ist also geringfügig, weil er nur
bei raschen Entlastungen und auch da nur während der kurzen
Dauer der Regelung auftritt. Bei einer Zunahme der Turbinenbe-
lastung kann die Nadel rasch öffnen, wobei sich gleichzeitig der
Strahlablenker in dem Maße zurückzieht, wie die Strahlstärke
wächst. Die nachgiebige Rückführung k stellt für die Beharrung*-
zustände zwischen Vollast und Leerlauf einen kleinen Ungleich-
förmigkeitsgrad von 1 bis 2% her, der für den Parallelbetrieb von
Stromerzeugern erforderlich ist.
Der Doppelregler für Glomfiord, der in Abb. 7 recht oben dar-
gestellt ist, läßt nun freilich die im Schema auseinandergehaltenen
9. November 1922.
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Abb. 8. Übersicht der Doppelregelung.
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 45. 1357
Einzelteile nicht mehr erkennen, enthält sie aber alle in gedrunge-
nem Zusammenbau. Oben im Sockel des Reglers ist der Arbeits-
zylinder eingebaut, in dem sich beide Kolben bewegen. Die zwei
Steuerventile sind dicht nebeneinander angeordnet; das Steuerventil
für die Nadel wird vom Hebel des Fliehkraftpendels unmittelbar
verstellt, die Bewegung des Ventils für den Ablenker dagegen ist
außerdem noch mittels einer Schwinge im Pendelhebel von der jewei-
ligen Stellung der Nadel und des Ablenkers abhängig gemacht. Die
mit der Nadelstellung allein in Verbindung stehende nachgiebige
Rückführung hebt oder senkt den Drehpunkt des Pondelhebela der-
art, daß der Regelvorgang rechtzeitig unterbrochen wird und ein
Drehzahlunterschied nur im gewünschten Mindestmaß auftritt,
Eine Zahnradpumpe im Sockel des Reglers erzeugt den Öldruck;
sie wird von der Turbinenwelle mittels Riemens angetrieben. Damit
das Öl für die Regelung auch bei ruhender Turbine auf den erforder-
lichen Druck gebracht werden kann, ist die Ölpumpe auch mit einer
kleinen Freistrahlturbine gekuppelt, die zugleich im Notfall für den
Riemen eintritt. Die Regelung ist weiterhin durch Verbindung der
Ölleitungen der einzelnen Maschinen sichergestellt. Auf dem Rie-
men des Pendels läuft ein Scheibchen, das beim etwaigen Reißen des-
selben den tragenden Hebel herabsinken läßt, wodurch ein Gesperre
ausgelöst und der Strahlabweiser zum Einschwenken gebracht wird.
Der kleine Elektromotor kann von der Schalttafel aus eingeschaltet
werden und erhöht die Drehzahl der Turbine soweit, als zum Par-
allelschalten der Maschineneinheiten erforderlich ist, oder bewirkt
im entgegengesetzten Sinne das Schließen der Düsen. Auf der Ver-
aE der Kolbenstange befindet sich das Griffrad der Handre-
gelung. |
Der Maschinenwärter hat vom Regler aus den Gang der gewalti-
gen Turbinen vollständig in der Hand, kann anstellen und abstellen,
die Geschwindigkeit regeln und selbst Teilumdrehungen ausführen,
wenn am Stromerzeuger etwas nachgesehen werden soll. Außerdem
kann von der Schalttafel aus das Anlassen oder das Schließen der
Turbine mittels der Fernbetätigung des Drehzahlveränderers be-
wirkt und auch auf elektrischem Wege der Haupteinlaßschieber der
Turbine geschlossen werden. (Schluß folgt.)
Uber neue Methoden zur Bestimmung des Trägheitsmomentes elektrischer Maschinen.
Von Dipl.-Ing. Friedrich Knauer und Dipl.-Ing. Erich Schulze. Technische Hochschule, Hannover.
”
Versuchsergebnisse des getrennten An- und
Auslaufsversuches
Drehstrom-Asynchronmotor „Elektrische Industrie Karlsruhe“
> PS, 110 V, 25,5 A, n = 1000 (gekuppelt mit Tachometermaschine).
Für An- und Auslauf wurden die Umdrehungen u als Funktion
der Zeit t aufgenommen:
u=f®
Die Gleichungen der Kurven ergaben in Potenzreihen
für Anlauf: u = 0,000 000 678 t* — 0,000 080 2 t3 + 0,0114 t?
für Auslauf: u = 0,000 000 694 (t—30)? + 0,000 016 68 (t—30)?
— 0,011 77 (t—30)? + 11,6
Diese Form der Reihen wurde gewählt, um moe und damit für
dë
die Reibung noch eine quadratische Funktion zu erhalten.
Die unter der Annahme
R= fw)
gefundene Gleichung (2) geht mit Benutzung der Beziehung
in folgende Form über:
dabei war P, = 1000 g, Pa = 0, r = 1,26 cm.
Die Geschwindigkeitskurven
d
ur =g (£)
und die Beschleunigungskurven
d? u
an TAD
wurden durch einmaliges bzw. zweimaliges Differenzieren der Rei-
hen gefunden.
Aus der graphischen Darstellung der Kurven (Abb. 9) wurden
r
du, _ dih
di — dt
fü
(Schluß von S. 1311.)
2 d? u:
die entsprechenden Werte vo u und Ti entnommen und
in Zahlentafel 1 zusammengestellt:
Zahlentafell.
0,20 0010 | —0.027 0,0437
0,25 0,0181 — 0,0253 0,0434
0,30 0,0173 — 0,0260 0,0433
0,35 0,0167 ey 0,0266 0,0433
0,40 0,0162 a 0,0273 0,0435
0,45 0,0159 — 0,0279 0,0488
0,50 0,0157 — 0,0286 0,0443
Mittelwert:
dè? u Buw _ _ 1000.1,26 _ 5
-gn ge I 8 = 5, 0015 WO gr em sec
Versuchsergebnisse des vereinigten An- und
Auslaufeversuches. :
Bei demselben Motor wurde auch der vereinigte An- und Aus-
laufsversuch unter gleichen Verhältnissen ausgeführt. Abb. 10 zeigt
die Kurve
u=f (i
und die durch graphische Differentiation gefundene Kurve
du _ p,
d f ®
Das verhältnismäßig ungenaue Verfahren läßt eine Krümmung von
St nicht erkennen; mit
au, _ d? ug __
"IR = 0,0187 u. dü 7 0,0253
(abgelesen in Abb. 10) wird:
= 1000 . 1.26 = 4470 gr cm sec?
2x. 0,440
1368 | Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 45. 8. November 1922.
Versuchsergebnisseder Methode nach b) S=150g, n+r=3WQ, n=50R,
SchaltungAbb.5. 506
1. Doppelschlußgenerator Garbo, Lahmeyer & Co. 3,4 kW, 110 V, l Ai=862.10 8 po 25 872.10 7a
31 A, n = 1250.
o- Err. iD ask T | Sıg S, — Sıg u-h= IJIiXxW $
C n 2. ee er E |
Dabei en... _ 154° 2710 2560 1,343
K = Kapazität der Kondensatoren = 20,85 „F'), 146 | 9720 2570 1,273
r = Konstante der Maschine : 151 | 2710 9560 1,315
He | | 147 2725 v 2575 1,281
ae -gu 147 2730 2580 1.281
2r = Durchmesser der Rie- 144 2690 2540 1,254
menscheibe = 199 mm,
Sı =Seilzug an der Feder-
wage in gr,
S = Seilzug des angehäng-
ten Gewichtes in gr,
i -b=Ai= Stromstärke im
Kondensatorkreis.
uizcrtetr
Ausioi,
a Amp
ao an u - ee
£ SeA
Abb. 02). *“ Abb. 83).
Benutztes Galvanometer: Spiegelgalvanometer Carpentier, Schwin-
gungsdauer rd 1 8.
A
C= 862.10 8 Bo (Galvanometerkonstante bei einem Skalen-
abstand A — 124,3 cm), c) S =XW0g, n+r=300, n=50Q,
g = Widerstand des Galvanometers — 206 Q, Aiz872.107a
v = Vorschaltwiderstand, '
n = Nebenschlußwiderstand = u
S = -hL 4
@ = Ausschlag des Galvanometers in SK.T. ea, | a e izasao
Der zur Erreichung der günstigsten Dämpfung erforderliche Schlie- 166 3050 2850 1,48
Bungswiderstand des Galvanometers: 167 3070 2870 | 1,456
en | 169 3200 3000 | 1,475
n +t v =30 Q. 166 3180 2930 | 1,448
wurde während der Versuche konstant gehalten.
a) So = 100g, nr +r=3WR, n=WwQ, d) S= 50g, n+r=30Q, n=30Q,
3 m ` . 506 v ~
Arct TITU er ee E Ai=862.10-8,, a=1454.10-7«
n 10 -
aSk T | S, g | Sı— Sg [i—i = six 10 4 aSkT | Sı g | Sı — S: g = Jix'
148 | 1920 | 1820 0,922 162 5070 4570 2,36
153 1920 1520 0,956 162 4970 | 4470 | 2,36
163 2140 2040 1,015 163 5060 | 4560 | 2,37
173 2190 2090 1,078 166 BLUE) | 560 2,415
160 2110 10 ` 0,997 162 5150 4650 2,36
a 241 | 7470 6970 | 3,505
ı) 10 Telephonkondensatoren von der Telephonfabrik vorm Berliner A.G.. 247 l T800 7300 | 3,59
Hannover, treundliehst zur Verfügung gestelit. 35n 1870 1370 371
20 Die Abbildungen 6 7 und S gehören noch zum ersten in Heft 43 ge- 2 nn T ,
brachten Teil des Aufsatzes, in welchem sie seinerzeit nicht mehr untergebracht 262 i B430 I) 3,81
werden konnten. |
È 9. November 10. Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Helt 45. 1369
e) Sa =EIWg, n+v=30Q, n=2%Q, b) S2 =500g; ń=200Q0,v=0
, 506 . 365
BE z -1 A i = 6,45.10—7 == .10 6
Ai=862.10 8 = a = 21,8. 10-7a ı 6,45 m >00 Č 1,144.10 7°
«SkT | Sıg | Sı— Seg |AiXx10-5
40 ` 3730 3230 | 458
| 44- 3870 3370 5,03
4: 3900 | 3400 5,03
c) Sg = 1000 8; nzMdA, v=0 Ai=1,14.10-6u
aSkT | Sı g | Sı — Sag | Aix10- 6
79 7170 | 6170. 9,03
82 7060 6060 9,38
80 7060 6060 9,16
78 6830 5830 8,92
81 7040 6040 | 9,27
Die Dämpfung des Zeigergalvanometers von S. & H. war etwas
klein; sie konnte aber nicht vergrößert werden, weil die Empfindlich-
keit des Instrumentes sonst zu klein wurde.
Bei der Aufzeichnung der Kurve:
A i= fS — sS)
(Abb. 11) wurden nicht alle Punkte eingezeichnet, da eine Anzahl nahe-
zu aufeinanderfällt. Die Gerade geht wegen des Nullpunktfehlers der
Federwage nicht durch den Koordinatenanfangspunkt, sondern durch
den Punkt 150 g für Ai — 0.
M ep ED er Di na
Jiro 9 "Amp
8
Die Auswertung der Kurve .
Ai = f (S, — Sa) :
(Abb. 3) zeigt, daß die Punkte für große Werte von S, — S, schlechte +
Beobachtungen sind. Sie wurden bei kleinen Umdrehungszahlen ge-
wonnen, bei denen die Federwage in Schwingungen geriet. Es ergibt ı
sich aus der Kurve:
S—S, 8000
AS PA N RR = = m’
Ai 404.10 7 ul: f i S Sgr
Daher Abb, 11.
ez 30 K p T Nf -== So
zz m '* Ai Es ergibt sich das Verhältnis: E
30 . 20,85 . 10-8 0,0614 . 9,95 ale dene S, — Sa _ 6000 — 150
9 = — 7, 1,979 . 10° Si era en ‚107
x 1 = eh, 905.05 6,47.10
=: y 2 aher wird:
O = 2410 gr cm sec g- 3Kpr S—S,
2. Drehstrom-Asynchronmotor „Elektrische Industrie Karlsruhe“, 5 PS, = x *— At
110 5 = i schi ;
V, 25,5 A, n = 1000 (gekuppelt mit Tachometermaschine) ga 30 . 20,85 . 10 —6 . 0,03677 . 9,225 ee
go 30Kpr IS — 8 | u x a
u n Ai zum 3
Hierbei ist © = 4330 gr cm sec
= Konstante dor Tackömstermmaschine i = 0,036 77 Von den drei gefundenen Werten für den Asynchronmotor aus:
1. dem getrennten An- und Auslaufsversuch:
2 r — Durchmesser der Riemenscheibe = 184,5 mm. j
Die anderen Größen wie unter 1. ®©, = 4620, ,
2. dem vereinigten An- und Auslaufsversuch:
A? = C Van ad .@ Amp 8
n 8, = 4470,
Der Versuch wurde ausgeführt mit einem Zeigergalvanometer von
S. & H. (1° —10— V, g — 155 Q) und bewies die Brauchbarkeit eines 3. dem Auslaufsversuch mit Kondensator und Galvanomelter:
solchen Instrumentes für diese Messung. ®©, = 4380
are OF ne _- Amp ist natürlich &, der zuverlässigste. Die Abweichung von ®&, liegt inner-
ahnen 15 ” at Sk.T halb der Fehlergrenze bei der graphischen Differentiation. Der noch
ößere Unterschied zwisch d ®©, scheint in der falschen An-
a) S2=200g, n=40Q, 7=0, Prono nterschied zwischen ©, und ®©; scheint in
. 555 : = R == Ww
Ai=66.07. 9. a=894.10-7a fo) l
400 | begründet zu sein, da das Reibungsmoment beim Auslauf kleiner ist als
3 ; ; ; 7; beim Anlauf. ,
Zor | SIK | Sı— Sog |Aix10 Die Versuche wurden ausgeführt im Elektrotechnischen Institut
> E ee der Technischen Hochschule Hannover; Herrn Geheimrat Prof. Dr.
= en | u 2.1 2 Kohlrausch danken wir für die Bereitwilligkeit, mit der er uns die
= 16% | en 1,969 Mittel desselben zur Verfügung stellte. Ebenso ist es uns eine ange-
ee en 2 ; ak nehme Pflicht, Herrn Prof. Dr.-Ing. Beckman n für seine wertvolle
= nn 150 Sr Unterstützung bei der vorliegenden Arbeit unseren besten Dank aus-
i: 2,2:
| 1520
zusprechen.,
1380
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45.
9. November 1922.
4. Ordentliche Mitgliederversammlung des
Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie
am 27. V. 1922 zu Würzburg.
(Schluß von S. 1340.)
In der Diskussion, die sich an den Vortrag des Herrn Dr.
Passavant knüpfte, gab Herr Direktor Hissink zu einzelnen
Punkten nachstehende Ergänzungen: „Gelegentlich einer Reise
nach Amerika im Jahre 1904 habe ich die ersten Freiluftstationen
dort bereits gesehen. Bei meiner letzten Reise im vorigen Jahre
habe ich einen gewissen Rückschritt gefunden. Man baut noch viel
Anlagen nach obigem Prinzip, ist aber in einzelnen Fällen davon
abgekommen, sie vollständig als Freiluftstationen auszuführen.
Man hat festgestellt, daß die Mehrkosten für Apparate, welche voll-
ständig im Freien aufgestellt werden sollen, des öfteren höher sind
als die sonst erzielten Ersparnisse. Man zieht es auch manchmal
vor, für das Bedienungspersonal überdeckte Gänge vorzusehen,
damit es nicht vollständig den Unbilden der Witterung ausge-
setzt ist.
Die Frage der 220000 V-Anlagen ist für Deutschland noch
nicht entschieden. Nicht zu vergessen ist aber, daß diese Höchst-
spannungsanlagen in Amerika geerdet sind. Diese Erdung ist von
großer Wichtigkeit bei der Konstruktion und Bemessung der zur
Verwendung kommenden Apparate und Aggregate. Die Apparate
brauchen für viel niedrigere Spannungen gebaut zu werden, und
die Amerikaner sind daher in der Lage, ihre Hochspannungsanlagen
einfacher und billiger zu bauen, als es bei uns der Fall sein dürfte,
Dann hat Herr Dr. Passavant die QuecksilberGleichrichter
erwähnt und gemeint, sie seien in Amerika etwas in den Hinter-
grund getreten, Das ist durchaus nicht der Fall. Gerade in letzter
Zeit, wo die Gleichstrombahnprojekte für höhere Spannungen in
Amerika in großem Umfange ausgeführt werden, tritt der Queck-
silbergleichrichter wieder in den Vordergrund. Die Elektrizitäts-
fabriken geben sich außerordentlich viel Mühe, für hohe Gleich-
stromspannungen geeignete Quecksilbergleichrichter zu bauen.
Herr Dr. Passavant hat auch die Verwendung der Elektrizität
für Heizzwecke usw. erwähnt. Auf diesem Gebiet wird in Amerika
ganz planmäßig vorgegangen. Es fällt einem sofort auf, daß es
keine größere Stadt gibt, wo nicht seitens des Elektrizitätswerkes
große Ausstellungsräume eingerichtet sind. Diese Ausstellungs-
räume werden den Fabrikanten zur Ausstellung ihrer Waren, nach-
dem sie in einer Prüfungsstelle untersucht sind, gratis zur Ver-
fügung gestellt. Es wird den Fabrikanten Gelegenheit gegeben,
ihre Apparate zu demonstrieren. Es finden Kurse für Hausfrauen
statt, u. zw. mit einem sehr starken Erfolg. Es gibt fast keinen
Haushalt in Amerika, wo nicht vieles elektrisch betrieben wird; ein
er Vorteil sowohl für den Stromverkäufer wie für den Fabri-
canten.
Herr Dr. Passavant hat weiter berichtet über die Kompensation
von wattlosem Strom in großen Netzen. Ich kann, was er gesagt
hat, nur bestätigen. Ich habe in Amerika sehr große Synchron-
maschinen gesehen, die aber nicht allein dazu dienten, wattlosen
Strom ins Netz zu schicken, sondern auch in großem Umfange
zur Kraftlieferung herangezogen wurden und naturgemäß den Vor-
teil besitzen, daß sie als Motor stark tiberlastungsfähig sind.
Hinter die Methode der Franzosen, welche von Herrn Dr. Passa-
vant angegeben wird, große Kondensatoren zur Phasenverschiebung
zu gebrauchen, möchte ich ein Fragezeichen setzen. Solche Kon-
densatoren haben selbstverständlich geringen Kraftverbrauch, ob
aber die Kosten für derartige große Kondensatoren diesen geringen
Kraftverbrauch nicht mehr als wett machen, möchte ich dahinge-
stellt sein lassen. è
Ich möchte noch über eine Neuerung berichten, welche Herr
Dr. Passavant nicht erwähnt hat. Es ist die Verfeuerung der
Kohle in Staubform. Ich will nicht sagen, daß in Deutschland diese
Staubkohlenfeuerung ein neues Problem darstellt, sie ist aber noch
im Versuchsstadium. In Amerika ist man bereits im großen Stil
dazu übergegangen, derartige Staubkohlenfeuerungen einzuführen.
Ich habe verschiedene Anlagen, so in Milwaukee Lakeside, River
Rouge und anderwärts gesehen. In River Rouge war mit der
Staubkohlenfeuerung direkt eine Hochofengasfeuerung verbunden.
Die Kohle wird zunächst gebrochen, dann getrocknet und dem
Brenner unter Beimischung von Luft zugeführt. Was bei der
Staubkohlenfeuerung in erster Linie auffällt, ist, daß Kohle ver-
feuert wird selbst mit hohem Wassergehalt (bis zu 20 %), sodann,
daß die Aschenbeförderung nicht notwendig erscheint. Nahezu
die ganze Asche geht zum Schornstein hinaus. Ich fragte den Be-
triebsleiter einer derartigen Anlage, wo die Asche bliebe Er
antwortete: „Ich habe ungefähr kalkuliert, wieviel Asche eich in
etwa 10 Quadratmeilen Umkreis pro Jahr niederschlägt, und habe
gefunden, daß ungefähr % Zoll abgelagert werden.“ Auf meine
Frage, wie sich dazu die Nachbarn stellen, erwiderte er: „Der Wind
bläst und der Regen wäscht alles wieder weg.” Das ist eine ein-
fache Lösung, ob die aber in Deutschland großen Anklang finden
würde, ist zweifelhaft. Weiter fallen bei den Staubkohlenkesseln
die kolossalen Verbrennungsräume auf. Die Verbrennungsräume
für die Kessel in Amerika sind überhaupt viel größer als in
Deutschland. Die Vorteile der Staubkohlenfeuerung sind in erster
— sm. ,
Linie die Einfachheit des Betriebes, die Unabhängigkeit von
der Qualität der Kohle und dann die geringe Aschenansammlung.
Erkundigt man sich in Amerika aber danach, wie sich eine
solche Anlage bewährt hat und ob Untersuchungen über erreichte
Vorteile angestellt worden sind, so wird man meistens an eine
andere Stelle verwiesen. Und erkundigt man sich dort, so erbält
man die unbefriedigende Antwort: Das wissen wir auch nicht,
aber die Firma, welche die Anlage projektiert und hergestellt bat,
hat uns zugesagt, wir würden 7 bis 10 % sparen. Ich glaube nicht,
daß wir in Deutschland uns mit solchen Versprechungen begnügen
würden. Nach den Wahrnehmungen, die ich jedoch gemacht habe,
bin ich davon überzeugt, daß, wenn das Prinzip richtig verwertet
wird, eine Ersparnis von einigen Prozenten zu erzielen ist. Mehr
in Details zu gehen, würde hier zu weit führen.
Dann möchte ich noch zu einem weiteren Punkt Stellung neh-
men, u. zw. zur Vervollständigung der Arbeitsmethoden. Ich habe
verschiedene Fabriken besucht und Hochinteressantes gesehen.
Bei der Automobilfabrikation möchte ich einen Augenblick stehen
bleiben. Ich war zwei Tage bei Ford in Detroit. Als ich Herrn
Ford fragte, wie es mit der Akkordarbeit stände, erwiderte er:
„Ich habe in der ganzen Fabrik keinen Akkord. Meine Arbeiter
bekommen alle 7 Dollar im Tage.“ Auf meine Anfrage, wie dies
möglich wäre, meinte er: „Sehen Sie sich die Fabrik erst an, dann
werden Sie am besten selbst urteilen können.“ Die Hauptfabrika-
tion der Fordautomobile fand in einer Halle mit etwa fünfzig-
tausend Arbeitsmaschinen statt. Die ganze Zufuhr der Arbeits-
teile geschieht durch Transportbänder und Ketten. Sobald der Ar-
beiter ein Stück fertig gearbeitet hat, hängt er es an die Transport-
kette auf, und schon führt ihm das Transportband ein neues zu
bearbeitendes Stück zu. Funktioniert der Arbeiter nicht, wie er
soll, so erscheint eine rote Lampe und greift der Meister ein.
Funktioniert der Arbeiter zum zweiten Male nicht, dann greifen
die Arbeitskollegen, denen die Arbeit gestört wird, manchmal un-
angenehm ein, und bei einem nochmaligen Versagen wird der Ar-
beiter entlassen. Das sind Arbeitsmethoden, an die unsere deut-
schen Arbeiter sich kaum gewöhnen werden. Für die Massen-
fabrikation sind diese Methoden glänzend, der Arbeiter wird aber
zum Arbeitssklaven.“
Herr Dr. Finckh teilte auf Grund von in Amerika gemachten
Studien folgendes mit: „Ich habe Gelegenheit gehabt, die ameri-
kanische Glühlampenindustrie genau zu studieren, und hatte schon
vor dem Kriege den Standpunkt dieser Industrie kennen gelermt.
Ich möchte anknüpfen an die Mechanisierung der Arbeitsvorgänge.
Auch in der Glühlampenindustrie zeigt sich an allen Ecken, daß
die Verwendung von Automaten wesentlich fortgeschritten ist
gegenüber der Zeit vor dem Kriege. Sehr charakteristisch ist, daß
die Qualität der Maschinen sich sehr gehoben hat. Die Präzision
. ihrer Ausführungen ist gewachsen, und weiter ist charakteristisch,
daß die frühere mangelhafte Bearbeitung der Außenteile ver-
schwunden ist. Jeder, der amerikanische Maschinen benutzen
mußte, weiß, daß die wenigsten zu Anfang laufen wollten, daß
zunächst die Reparatur einsetzen mußte. Dieser Zustand scheint
wenigstens in der Glühlampenindustrie überwunden zu sein. Wenn
Sie heute eine moderne amerikanfsche Maschine betrachten, dürfte
es nicht leicht sein, zu erkennen, daß es eine amerikanische ist.
Man legt also, außer auf die Nützlichkeit, auch auf die Bequemlich-
keit und Schönheit einen gewissen Wert.
Sehr interessant ist weiter gewesen, daß das, was eben Herr
Hissink erzählt hat, auch in der Glühlampenindustrie Eingang ge-
funden hat, nämlich ein Gruppensystem der Arbeit, das sozusagen
vom Anfangsmaterial bis zum Fertigprodukt das Material in dau-
ernder Bewegung hält. Es war früher üblich, die Arbeitsgänge
nacheinander aufzubauen in großen Abteilungen, zwischen die Ab-
teilungen die Kontrollen zu stellen und auf diese Weise eine Reihe
aufeinanderfolgender Fabrikationsvorgänge zu gestalten.
Heute läßt man die früher in Abteilungen aufeinanderfolgenden
Arbeitsvorgänge einander unmittelbar folgen und faßt je einen
Automaten eines Arbeitsvorganges zu einer Gruppe zusammen.
Passen die Automaten in der Leistung nicht zusammen, so werden
unter Umständen auch mehrere Automaten eines Arbeitsvorganges
verwendet. Die so entstehenden Gruppen sind mit der nötigen An-
zahl von Arbeiterinnen besetzt. Das Charakteristische dieses
Systems ist, daß jedes Lager wegfällt und daß das Werkstück von
der ersten Hand bis in die letzte geht, ohne kalt zu werden. Am
Anfang geht das von der Glashütte bezogene Glas in die Gruppe,
am Schluß kommt die fertirzepackte Lampe heraus. Dieses System,
natürlich mit entsprechenden Änderungen, ist auch bei Ford durch-
geführt. Man kann auch dort annehmen, daß der Guß bis zum
Fertigmotor höchstens zwei Tage in der Fabrik ist, oder daß von
dem Augenblick an, wo das Chassis auf die endlose Kette kommt,
bis zum Verlassen 20 Minuten vergehen, bis das Automobil mit
eigener Kraft die Fabrik verläßt. Dieses System erspart Zwischen-
läger und spart Transport und außerdem in einer Industrie, die, wie
die Glühlampenindustrie, mit Glas zu tun hat, auch Bruch.
Ein anderer Punkt ist folgender: Herr Dr. Passavant hat darauf
hingewiesen, welche Bedeutung der Beheizung in Amerika zu-
kommt. Ich möchte das nach der Richtung der Beleuchtung ergän-
zen. Genau dieselben Erfahrungen über die große Reklame für
elektrische Heizung finden wir auch für das künstliche Licht. Es
9. November 1922.
: 1861
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45.
liegt so, daß der Lichtwert pro Kopf dreimal so groß ist wie hier.
Der Mehrverbrauch geht natürlich durch alle Verwendungszwecke.
Im Haus wird mehr Licht verbraucht, in der Fabrik, auf der Straße
usw, Nach dieser Richtung betreiben die Amerikaner eine ganz
systematische Propaganda, indem sie von dem Gesichtspunkt aus-
gehen, daß, wenn nach dieser Richtung mehr erzielt wird, das für die
gesamte elektrotechnische Industrie von Bedeutung ist. Die Ameri-
kaner haben dies durch Jahre betrieben und heute ernten sie die
Früchte dieser Propaganda. |
Allgemein kann man sagen, daß die Erkenntnis im Wachsen ist,
daß man wissenschaftliche Kenntnisse für seine Industrie braucht.
Die elektrische Industrie in Amerika hat diese Auffassung immer
schon gehabt. Sie hat aber in den letzten 10 Jahren ihre wissen-
schaftliche Basis ungeheuer verbreitert, und andere Industrien sind
gefolgt. Hier ist charakteristisch die Entwicklung der Glasindu-
strie. Vor dem Kriege war die Glasindustrie in Amerika voll-
kommene Handarbeit. Heute ist in Amerika die Handarbeit voll-
ständig verschwunden. Unter dem Zwange der Verhältnisse, daß:
sie die Einfuhr von Deutschland nicht hatten, haben sie sich zum
Bau von Maschinen entschlossen, die heute in der Lage sind, ein
Produkt herzustellen, das der Handarbeit überlegen und selbstver-
ständlich im Preis wesentlich billiger ist. Hier zeigt sich deutlich,
daß manche Fälle, auch die Kriegsverhältnisse als solche, den
Amerikanern Fortschritte gebracht haben. Gerade in diesem Falle,
bei dem Aufschwung der Glasindustrie, haben wissenschaftlich
durchgeführte Versuche eine große Rolle gespielt. Auch in der
keramischen Industrie liegen die Verhältnisse ähnlich. Ihre Er-
kenntnis, daß sie mit wissenschaftlicher Grundlage weiter kommen,
wirkt sich bei den Amerikanern mehr und mehr aus. Wenn wir
heute in vielen Fällen den Erfolg noch nicht sehen, so glaube ich
doch, daß es sehr wesentlich ist, daß die Amerikaner die Bedeutung
dieser Frage erfaßt haben. Sie streben mit allen Mitteln danach,
sich den wissenschaftlichen Nachwuchs zu erziehen. Was wir in
Amerika heute sehen, ist die fleißige Arbeit von 6 Jahren, die uns
zum großen Teil verloren gegangen sind. Es sind keine grundlegen-
den Dinge, die geschaffen worden sind, aber es ist die Arbeit, die
wieder eingeholt werden muß, und es ist eine Erkenntnis in
Amerika, daß der Fortschritt nur in Verbindung von Wissenschaft
und Praxis gemacht werden kann, und das wird sich wohl so aus-
wirken, daß das, was man heute sieht, nicht die endgültige Entwick-
lung ist, sondern nur ein Punkt einer Kurve, in der Amerika sehr
scharf nach oben strebt.”
Die Reihe der Referate schloß Herr Oberingenieur Richter
mit einem Vortrag über die Notwendigkeit der Grün-
dung von Fachschulen für feinmechanische
Technik: „Wenn wir vor der Aufgabe stehen, für unsere fein-
mechanischen Betriebe junge Ingenieure oder Techniker einzu-
stellen, dann beneiden wir immer unsere Kollegen vom Maschinen-
bau, welche in der glücklichen Lage sind, für ihre Zwecke gut vor-
ua Kräfte von den Hoch- und Mittelschulen beziehen zu
tönnen.
Für unsere Betriebe jedoch melden sich junge Diplom-In-
genieure nur ausnahmsweise, wenn nicht besondere Beziehungen
vorliegen. Und auch die Absolventen von Mittelschulen wollen lie-
ber Dampfmaschinen und Dynamomaschinen bauen als Telegraphen-
und Fernsprech-Apparate, Schreibmaschinen, Rechenmaschinen,
Nähmaschinen, Fahrräder, Gasmesser, Wassermesser, Taxameter,
Tachometer, photographische und kinotechnische Apparate, Musik-
Automaten, zahnärtztliche Apparate, Elektrizitätszähler, Schalter,
Sicherungen, Bogenlampen, elektrische, optische und mechanische
Meßinstrumente und Meßwerkzeuge, Werkzeuge und Vorrichtungen
für die Massenfabrikation und ähnliche Dinge. .
Dabei bietet aber die Fabrikation dieser Apparate und Instru-
mente sowohl für den Konstrukteur als auch für den Fabrikations-
ingenieur eine Reihe von interessanten Aufgaben,
Da die Ausbildung an den Hoch- und Mittelschulen in der Haupt-
sache über den Maschinenbau erfolgt, so können diese jungen Leute
von dem Gelernten in unseren Betrieben nur wenig anwenden; sie
fühlen sich unbefriedigt und benutzen die erste sich bietende Ge-
legenheit, um zum Maschinenbau überzutreten. Und dies fällt ihnen
meist nicht schwer, da der Bedarf an jungen Diplom-Ingenieuren
im Maschinenbau bereits vor dem Kriege so groß war, daß er alle
Absolventen aufnehmen konnte.
Die Folge davon ist, daß es in der feinmechanischen Industrie
bei der Besetzung von leitenden Stellungen an Herren fehlt, welche
neben den erforderlichen Spezialkenntnissen auch eine gute tech-
nische Allgemeinbildung besitzen.
Leitende Stellungen gibt es aber in der feinmechanischen In-
dustrie eine ganze Anzahl, denn sie verfügt heute über eine große
Zahl von Fabriken mit Tausenden von Arbeitern und Angestellten,
und es müßte doch ein ganz erstrebenswertes Ziel sein, Leiter einer
derartigen Fabrik zu werden.
Am besten arbeiten sich noch die jungen Diplom-Ingenieure ein,
welche Fernmeldetechnik studiert haben und in das Laboratorium
oder in die Projekten-Abteilung einer Schwachstromfabrik ein-
getreten sind. Aber die Schwachstromfabriken bilden nur einen Teil
der feinmechanischen Industrie, und auch hier ist nur für die Labo-
ratorien und Projekten-Abteilungen gesorgt, denn für das Kon-
struktionsbureau und für den Betrieb ist weder die einjährige prak-
tische Tätigkeit in einer Maschinenfabrik noch die weitere theore-
tische Ausbildung über die Maschınen-Elemente an einer Hochschule
die geeignete Vorbildung.
Die Mehrzahl unserer technischen Angestellten stammt von den
mittleren und niederen Fachschulen. Diese Angestellten besitzen
gewöhnlich eine längere Werkstattpraxis, weshalb sie im Konstruk-
tionsbureau und im Betrieb leichter Anschluß finden; ihre Werk-
stattpraxis ist aber leider auch meistens in Maschinenfabriken ge-
wonnen worden.
Es gibt zwar einige Fachschulen für die Feinmechanik, deren
Besucher auch Werkstattpraxis als Feinmechaniker haben, doch
können diese Schulen unseren Bedarf nicht im entferntesten decken.
Zu diesen Fachschulen gehört z. B. die „Fachschule für Fein-
mechanik und Elektrotechnik” an der I. Handwerkerschule in Berlin.
Die Zahl der Schüler, die dort ausgebildet werden, ist aber nur ge-
ring. Außerdem ist die Ausbildungsdauer von einem Jahr in An-
betracht des zu bewältigenden Lehrstoffes zu kurz. Andere Fach-
schulen befinden sich in Göttingen, Schwenningen, Glashütte usw.,
deren Absolventen aber hauptsächlich von Spezialfabriken für
wissenschaftliche Instrumente, Uhren usw. aufgenommen werden,
so daß sie dem Personalmangel in der feinmechanischen Industrie
‘nicht abhelfen können.
Außer den Absolventen von Hoch- und Mittelschulen werden in
unseren technischen Bureaus noch ehemalige Mechaniker-Gehilfen
beschäftigt, welche sich an Abendschulen fortgebildet haben. Diese
Techniker besitzen zwar die Werkstattpraxis, die wir gebrauchen,
leider aber ist ihre technische Weiterbildung an der Abendschule
vielfach über den Maschinenbau erfolgt. Da es Abendschulen mit
abgeschlossenen Lehrplänen für feinmechanische Technik im allge-
meinen nicht gibt, diese jungen Leute aber Wert darauf legen, ein
bestimmtes Ziel, das in der Erlangung eines Werkmeister- oder
Techniker-Zeugnisses besteht, zu erreichen, so wenden sie sich viel-
fach dem Studium des Maschinenbaues zu, So müssen wir es denn
leider mit ansehen, daß sich die Mechaniker aus unseren eigenen
Betrieben in ihren Abendstunden mit Dampfmaschinen und Dynamo-
maschinen beschäftigen und es als erstrebenswertes Glück betrach-
ten, eine Anstellung als Techniker in einer Maschinenfabrik zu er-
langen. Und dabei befinden sich gerade unter diesen jungen Leuten
viele sehr tüchtige Kräfte, die wir gern selbst behalten würden;
denn sie verfügen meist über viel Willenskraft und Fleiß, also
Eigenschaften, die wir hochschätzen und die wir zum Durchziehen
unserer eigenen Aufgaben so nötig gebrauchen.
Ich werde mir jetzt gestatten, auf die Ausbildung der jungen In-
genieure und Techniker an den Hoch- und Fachschulen etwas näher
einzugehen, und im Anschluß daran zeigen, wie wir die Ausbildung
gern gewünscht hätten.
Da möchte ich die Herren, welche einmal selbst eine technische
Hochschule oder eine Fachschule besucht haben, bitten, sich an ihre
ersten Zeichnungen aus den Maschinenelementen zu erinnern. Der
erste Bogen war gewöhnlich der sogenannte „Nietenbogen“. Auf
. ihm wurde dargestellt, wie Kesselbleche oder Profileisen für einen
Gitterträger oder dergleichen verbunden werden. Vernietungen in
diesen Dimensionen kommen in unseren feinmechanischen Betrieben
aber niemals vor; und wenn wir gelegentlich einen größeren Wasser-
behälter oder dergleichen gebrauchen, dann fertigen wir ihn nicht
selbst an, sondern bestellen ihn in einer Spezialfabrik. Unsere
Nieten haben gewöhnlich nur einen Durchmesser von wenigen Milli-
metern, da die meisten Bleche, die wir verwenden, eine Stärke von
weniger als 2 mm besitzen. Es ist beispielsweise festgestellt wor-
den, daß im Wernerwerk der Siemens & Halske A. G. 82 % aller ver-
wendeten Eisenbleche und 73 % aller Messingbleche unter 2 mm und
alle Neusilberbleche unter 1,5 mm dick sind.
Festigkeitsrechnungen sind bei diesen Vernietungen selbstver-
ständlich nicht erforderlich, wie überhaupt unsere Konstrukionen
im allgemeinen nicht auf Grund von Festigkeitsrechnungen aus-
geführt werden können. Damit soll jedoch nicht gesagt sein, daß
unsere Konstrukteure von der Festigkeitslehre nichts zu wissen
brauchen, das würde nicht zutreffen; denn es ist beispielsweise oft
ganz nützlich gewesen, wenn rechnerisch festgestellt werden konnte,
ob gewisse Federn in Klinken oder Schaltern nur deshalb „nach-
gelassen“ haben, weil sie über die Elastizitätsgrenze beansprucht
waren, oder ob sie aus schlechtem Material hergestellt worden
waren.
Der nächste Bogen war gewöhnlich der „Schraubenbogen”. Auch
Verschraubungen in diesen Dimensionen gehören zu den Ausnah-
men. Das Whitworthgewinde wird nur wenig angewendet, da die
Durchmesser unserer Schrauben im allgemeinen unter 6 mm liegen
und dafür entweder das Siemens-Gewinde oder das Loewenherz-Ge-
winde und neuerdings das S. J.-Gewinde angewendet wird. Die bei
uns am meisten verwendeten Schrauben haben einen Durchmesser
von 3 bis 4 mm. Diese Durchmesser, sowie die beim „Nietenbogen“
erwähnten Blechdicken geben einen guten Maßstab für die Größe
der Dimensionen, um die es sich bei unseren Konstruktionen zum
Unterschied vom Maschinenbau handelt.
Diesen beiden Bogen folgen dann gewöhnlich die Zeichnungen
über Keile und Keilverbindungen, Achsen, Wellen, Kupplungen,
Lager, Riemen- und Seiltriebe usw., und schließlich kommt der Kran,
der Dampfkessel oder die Dynamomaschine.
Meine Herren! Die Kenntnis dieser Dinge kann dem künftigen
Ingenieur für feinmechanische Technik nur wenig nützen. Denn
man kommt durch Verkleinerung der Dimensionen der Maschinen-
"1882
elemente nicht etwa auf die Elemente der Feinmechanik. Diese
sehen ganz anders aus....
Ich hatte bereits erwähnt, daß in der Feinmechanik nicht die
Festigkeitsrechnung die Dimensionierung und Formgebung be-
stimmt, sondern mehr die Wirtschaftlichkeit der Fertigung. Dem-
entsprechend muß unbedingt verlangt werden, daß unsere Inge-
nieure nicht nur die Konstruktionseinzelheiten beherrschen, son-
dern auch den Bearbeitungsgang in der Werkstatt, die Bearbeitungs-
zeiten sowie die Werkzeuge und Vorrichtungen. Es ist doch ein
umhaltbarer Zustand, daß die jungen Ingenieure und Techniker
z. B. einen Schnitt mit Vorlocher erst in unseren Betrieben kennen
lernen. Entsprechend unseren Wünschen für den Unterricht sind in
dem Skizzenheft auch noch Vorlagen für die Vorkalkulation, sowie
für a Anfertigung von Werkzeugen und Vorrichtungen dar-
gestellt.
Wenn wir verlangen, daß unsere Ingenieure und Techniker in
der geschilderten Weise ausgebildet werden sollen, so wissen wir
genau, daß dieser Wunsch vorläufig nicht erfüllt werden kann.
Wir wissen, daß Vorlagen für den Unterricht, wie ich sie hier an-
gedeutet habe, noch nicht existieren, wir wissen auch, daß Lehr-
kräfte dafür zunächst noch nicht zur Verfügung stehen. Die Herren,
welche als Lehrer in Betracht kommen, befinden sich als Ingenieure
in den Fabriken.
Aber wir sind uns vollkommen darüber klar, daß das nicht für
alle Zeiten so weitergehen kann, wenn wir in der Konkurrenz mit
dem Auslande, besonders mit den Vereinigten Staaten von Amerika,
nicht unterliegen wollen. Ich glaube, die Herren sind sich alle der
ungünstigen Lage unserer Industrie bewußt, die darin besteht, daß
wir die Rohmaterialien zu hohen Preisen einführen müssen, die
unsere Konkurrenten vor der Tür haben. Solange die deutsche Ar-
beitskraft im Vergleich mit dem Auslande so billig ist, wie heute,
solange werden wir konkurrenzfähig sein, aber es werden auch
andere Zeiten kommen, und dann sind wir es nicht mehr, wenn wir
nicht durch bessere Arbeitsmethoden das herausholen können, was
wir für das Material mehr anlegen müssen.
Das wird künftig überhaupt nur möglich sein bei den Erzeug-
nissen, welche wenig Material, dafür aber viel deutsche Arbeit ent-
halten, denn es ist doch klar, daß beispielsweise bei einem Gegen-
stande, der aus 10 % Arbeit und 90 % eingeführtem Material bc-
steht, trotz bester Arbeitsmethoden am Arbeitslohn nicht das her-
ausgeholt werden kann, was für die 90 % Material mehr aufgewendet
werden muß.
In dieser Hinsicht befindet sich die feinmechanische Industrie
in einer günstigeren Lage als die Schwerindustrie, denn unsere Er-
zeugnisse enthalten nur wenig Material und viel Arbeit. Im Inter-
esse des Staates würde es deshalb liegen, wenn diese Industrie be-
sonders gefördert würde.
Der Elektrotechnische Verein hat den Mangel an Ausbildungs-
möglichkeiten für die Techniker der feinmechanischen Industrie
schon vor längerer Zeit erkannt. Er hat bereits vor dem Kriege
einen Ausschuß zur Förderung des Fachschul-Unterrichts für Fein-
mechanik und Elektrotechnik eingesetzt. Dieser Ausschuß ist vor
‚etwa zwei Jahren durch Hinzutritt des Vereins deutscher In-
genieure, der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik und
der Gesellschaft für technische Physik erweitert worden,
Der Ausschuß hat sich auch bereits mit dem Preußischen Mini-
sterium für Handel und Gewerbe und mit der Stadt Berlin in Ver-
bindung gesdtzt und um Abhilfe, insbesondere um Errichtung einer
Fachschule für feinmechanische Technik gebeten. Beide Behörden
haben das Bedürfnis ohne weiteres erkannt, aber auch sofort er-
klärt, daß sie jetzt, nach dem Kriege, aus Mangel an Geldmitteln
nicht imstande seien, uns’ zu helfen, daß sie uns aber beigesprungen
wären, wenn wir vor dem Kriege gekommen wären.
Ahnlich werden die Verhältnisse auch in anderen Staaten und
Städten liegen. Und ich glaube, die feinmechanische Industrie muß
sich den Vorwurf machen, daß sie den Anschluß verpaßt hat. Sie
hätte sich vor dem Kriege rühren müssen. Leider ist sie aber durch
keine einheitliche Organisation zusammengefaßt, die es ihr ermög-
lichen würde, eich ihrer Bedeutung entsprechend zur Geltung zu
bringen. Und über diese Bedeutung kann doch heute kein Zweifel
sein, wenn man an die zahlreichen Fabriken denkt, deren Erzeug-
nisse ich eingangs erwähnte. Aber es ist jetzt endlich ein Schritt
getan, den fehlenden Zusammenschluß herbeizuführen: Eine Anzahl
führender Herren hat sich an den Verein deutscher Ingenieure
gewandt, damit er eine besondere Fachabteilung für die feinmecha-
nische Industrie einrichte.
‚ Auf die Anregung des erwähnten Ausschusses, dessen Vor-
sitzender der bisherige Vorsitzende des Elektrotechnischen Vereins
zu Berlin, Herr Direktor Dr. Franke ist, hat die Stadt Berlin eine
Abendschule für feinmechanische Technik eingerichtet.
Weiter wird Ende Juni ein Verein gegründet werden, welcher
es sich zur Aufgabe macht, zunächst in Berlin eino viersemestrige
Fachschule aus eigenen Mitteln zu errichten und zu unterhalten, in
die auch die Absolventen der von der Stadt errichteten Abendschule
aufgenommen werden können. Diese Schüler treten gleich in das
dritte Semester der Tagesschule ein.
Meine Herren, ähnliche Schulen müssen auch an anderen Stellen
Deutschlands errichtet werden, resp. es müssen bereits bestehende
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45.
9. November 1922.
Anstalten weiter ausgebaut werden, und es muß das Ziel unserer
Bestrebungen sein, daß die feinmechanische Industrie in absehbarer
Zeit genau so wie der Maschinenbau über eine Reihe von guten Bil-
dungsanstalten verfügt. Für diesen sorgen heute elf technische
Hochschulen, 19 höhere Maschinenbauschulen und eine Reihe von
Privat-Techniken und niederen Maschinenbauschulen.
Der erwähnte Schulverein wird es sich vor allem zur Aufgabe
machen, Fachausschüsse ins Leben zu rufen, welche die nötigen Un-
terlagen für den Unterricht schaffen.
Es ist gedacht, zunächst vier Ausschüsse zu bilden, und zwar für
1. Werkzeuge und Vorrichtungen,
2. Betriebsführung, Vorkalkulation, Auftrags- und Termin-
wesen usw.,
3. Konstruktions-Elemente,
4. Allgemeine Schulangelegenheiten.
Es wird natürlich nicht angenommen, daß diese Fachausschüsse
sofort etwas Endgültiges zustande bringen werden, aber diese Un-
terlagen werden immerhin geeignet sein, die jungen Fachschüler
soweit vorzubereiten, daß sie es nicht nötig haben, nach dem Eintritt
in unsere Betriebe das noch einmal zu erfinden und auszuprobieren,
was wir Älteren im Verlauf von 20 Jahren bereits geschaffen und als
richtig erkannt haben.
In einigen Jahren wird sich vielleicht auch ein Professor oder
ein anderer Berufener finden, welcher das gesammelte Material
nochmals durcharbeitet und in Form eines Atlasses oder eines Lehr-
buches herausgibt; es würde das der ee der Feinmechanik sein.
Erwünscht wäre es, wenn auch einige Hochschulen, vor allem
diejenigen, an denen Vorlesungen für Fernmeldetechnik gehalten
werden, das zusammengetrageno Material aus der feinmechanischen
Technik verwenden würden, um die Studierenden der. Fernmelde-
technik damit vertraut zu machen; denn die Apparate und Mecha-
nismen der Fernmeldetechnik sind auf den Elementen der Fein-
mechanik und nicht auf denen des Maschinenbaues aufgebaut. Es
dürfte sich jedoch meines Erachtens nicht empfehlen, an jeder Hoch-
schule einen Lehrstuhl für Fernmeldetechnik zu errichten, da der
Bedarf an derartigen Spezialisten nicht groß genug sein dürfte.
Mehr Bedarf würde für Herren sein, welche die feinmechanische
Technik, wie ich sie angedeutet habe, allgemein beherrschen. Diese
Herren würden dann ebensogut in einer Schreibmaschinenfabrik wie
in einer optischen oder Schwachstromfabrik unterkommen können.”
Überspannungen |
durch Selbsterregung von Asynchrongeneratoren.
Von Dipl.-Ing. Hans Lund, Berlin.
Übersicht. Es wird über eine Überspannung berichtet, dic dann
entsteht, wenn Asynchron- oder mit Dämpferwicklung versehene Syn-
chrongeneratoren auf ein System arbeiten, dessen Eigenfrequenz kleiner
als die der Maschinendrchzahl entsprechende Normalfrequenz ist.
Im Anschluß an den Aufsatz von G. Huldschiner „Über den In-
duktionsgenerator mit Kondensatorerregung!)”, sei über eine Be-
triebserfahrung aus dem Maschinenversuchsfeld der AEG-Großma-
schinenfabrik berichtet. Die Versuchsanordnung war folgende
(Abb. 1). Eine Synchromaschine arbeitete über einen Hochspan-
Abb. 1
nungstransformator auf eine Spule, deren Isolation auf Durchschlaz
zu prüfen war. Als Synchronmaschine war ein Asynchronmotor ver-
wendet worden, dessen Rotor mit einer Gleichstromerregerwicklung
versehen war und außerdem zur Abdämpfung der höheren Harmoni-
schen eine Käfigwicklung trug. Während die zu untersuchende Spule
an Spannung lag, wurde ihr eine Kapazität parallel geschaltet, Sofort
stieg die Spannung wider Erwarten hoch an, bis am Kondensator
der Überschlag erfolgte. Auch bei ausgeschalteter Erregung arbei-
tete die Maschine in diesem Zustande unter ständigem Überschlagen
des Kondensators weiter. Man findet leicht die Erklärung: Die Ka-
pazität bildet mit der Induktivität des Transformators und der Ma-
schine einen Schwingungskreis. Auf dieses System arbeitet die Ma-
1) Vgl. „ETZ“ 191, S. 155.
8. November 1922.
schine, die bei abgeschalteter Erregung ein reiner Asynchrongene-
rator ist, wie auf ein selbständiges Netz. Istdie Winkelgeschwindig-
keit des Drehfeldes, das durch den Strom des Schwingungskreises in
der Ständerwicklung der
Maschine erzeugt wird, grö-
Ber als die Winkelge-
schwindigkeit des Rotors,
so wird die Asynchron-
maschine als Motor ange-
trieben und entzieht dem
Schwingungskreis seine
Energie, so daß die Schwin-
gungen schon im Entstehen
unterdrückt _ werden. Im
andern Fall aber, bei grö-
ßerer Winkelgeschwindig-
keit des Rotors, arbeitet
die Maschine als Generator
und erregt sich bis zum
Schnittpunkt der Jr-Ge-
raden mit der Magneti-
sierungscharakteristik des
Systems (Punkt Pin Abb.2),
wennnicht vorher irgendwo
ein Durchschlag oder Überschlag erfolgt. In der vorliegenden Ver-
suchsanordnung betrug die Eigenfrequenz des Schwingungskreises
etwa 50 Per, so daß bei eingeschalteter Erregung die Schwebungen
geringer Frequenz zwischen Synchron- und Asynchrongenerator-
spannung von einem registrierenden Voltmeter aufgezeichnet wer-
den konnten. Das Diagramm (Abb. 3) wurde unter folgenden Ver-
hältnissen aufgenomen: Tourenzahl der vierpoligen Maschine etwa
1500; Übersetzungsverhältnis des Transformators 1 : 200; Wider-
stand auf der Hochspannungsseite 100 000 Q; Kapazität des Schwin-
gungskreises 2. 10— Fd. Bei den abklingenden Schwingungen lief
die Maschine ein wenig untersynchron, bei der ansteigenden Schwin-
Spannung =—>
Strom ——>
Abb. 2.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45.
1883
gung etwa 2% übersynchron. Man vermeidet die Selbsterregung,
indem man die Jr-Gerade so steil legt, daß sie die Magnetisierungs-
kurve nicht schneidet.
ohwindigkeif‘ 3600 may/Std.
NEO Jar een denennn ehe
ef Br ungs-
! | | Areszesnso er /S
a er 26 Zn
Abb. 3.
Ähnliche Erscheinungen können auftreten, wenn Asynchron-
generatoren über Transformatoren mit großem Übersetzungsver-
hältnis gemeinsam mit Synchronmaschinen auf ein größeres Netz
arbeiten. Werden die Synchronmaschinen plötzlich abgeschaltet, so
können bei hinreichend großer Netzkapazität und genügend kleinem
Widerstande des Systems die Asynchrongeneratoren unter erheb-
licher Spannungssteigerung in Selbsterregung weiterarbeiten.
Der drahtlose Telephoniedienst in Deutschland.
Am 1. September ist der drahtlose Wirtschaftsrundspruch-
dienst!) in den Dienst der Allgemeinheit gestellt worden. Die von
der Eildienst G. m. b. H. gesammelten Wirtschaftsnachrichten
werden von dieser Gesellschaft über eine besondere Leitung der
Hauptfunkstelle Königswusterhausen zugeführt und hierdurch der
dort befindliche Telephoniesender unmittelbar gesteuert, so daß die
von der obengenannten Geschäftsstelle gesprochenen Nachrichten im
selben Augenblick über ganz Deutschland verbreitet werden. An
diesem Dienst nehmen bereits über 150 Orte teil. Aus Anlaß der
Eröffnung dieses Dienstes hatte der Staatssekretär Dr, Bredow
Vertreter der Berliner Presse am 2. September ins Reichspostmini-
sterium gebeten, um ihnen die neuen Apparate vorzuführen und in
Zusammenhang damit eine Reihe von Erläuterungen, im besonderen
über die Vorgeschichte dieser neuen Einrichtung, zu geben.
Währeitd dieser drahtlose Telephoniedienst in Deutschland von
größter wirtschaftlicher Bedeutung ist, hat sich in den Vereinigten
Staaten eine besondere Art von drahtlos telephonischer Verbreitung
entwickelt, die teilweise noch Spielerei ist. Fabrikanten drahtloser
Empfangsapparate verbreiten im Interesse ihres Verkaufsgeschäfts
von einer großen Zahl vonSendestationen aus täglich drahtlos Musik,
Vorträge, Predigten usw. und stellen es allen Besitzern von Emp-
fangsapparaten frei, mitzuhören. Da auch die Zahl der privaten
Funksendeanlagen in letzter Zeit erheblich zugenommen hat, ist
heute in Amerika der ernsthafte drahtlose Handels- und Regierungs-
verkehr sehr gefährdet, so daß die amerikanischen Behörden-Ver-
tretungen mangels geeigneter gesetzlicher Bestimmungen nunmehr
dazu übergegangen sind, die amerikanischen Gesetze dahin zu ergän-
zen, daß dem Handelsminister Vollmacht erteilt werden soll, die Er-
an und den Betrieb privater Funkstellen wirksam zu über-
wachen.
In Deutschland würde die allgemeine Freigabe von Funkappa-
raten an private Interessenten dazu führen, daß der gesamte deutsche
Funkverkehr (Reichsfunkdienst, Blitzfunkverkehr, Wirtschafts-
dienst usw.) mit einem Schlage erledigt wäre; dieser umfangreiche
öffentliche Funkverkehr muß unbedingt gegen Telegrammdiebstahl
gesetzlich geschützt werden. Hiermit soll jedoch nicht gesagt sein,
daß die Reichs-Telegraphenverwaltung der Einführung eines
„Broad-Casting“ in Deutschland unbedingt ablehnend entgegen-
stände: die Verwaltung ist vielmehr bemüht, diese Entwicklung in
dio richtigen Bahnen zu leiten und unter gewissen technischen Vor-
bedingungen Privaten die Errichtung von Funkempfangsapparaten
für bestimmte Zwecke zu genehmigen.
Hinsichtlich der geplanten weiteren Entwicklung wies Staats-
sekretär Bredow in seinem obengenannten Vortrage darauf hin, daß
bereits Vereinbarungen getroffen seien, nach denen es möglich sein
) Vgl. „ETZ“ 1921, 8. 1355.
wird, den bereits eingerichteten telephonischen Rundspruch noch
weiter auszubauen und der Allgemeinheit zugänglich zu machen.
Über diese weitere Entwicklung führte er etwa folgendes aus:
„Es soll vor allen Dingen weitesten Kreisen des Volkes gute
Unterhaltung und Belehrungsmöglichkeiten in der Weise verschafft
‚werden, daß mittels des drahtlosen Telephons allen Bevölkerungs-
schichten und nicht nur den Wohlhabenden, die sich den Luxus eines
eigenen Empfängers erlauben können, ermöglicht wird, Vorträge
künstlerischer, wissenschaftlicher und sozialer Art auf drahtlosem
Wege zu hören.
Die Durchführung ist so gedacht, daß in Berlin und einigen
anderen Großstädten von einer Besprechungsstelle die über das
ganze Reich verbreiteten Telephonapparate bedient werden, u. zw.
derart, daß an mehreren Tagen der Woche von der Hauptfunkstelle
Königswusterhausen bei Berlin für das ganze Reichsgebiet, an den
übrigen Tagen von den Bezirkssendern aus für die einzelnen Länder
und Bezirke gesprochen wird. Als erste Stufe ist beabsichtigt, an
allen Orten, in denen das nötige Interesse vorhanden ist, in einer
Schulaula oder einem sonst geeigneten Raume einen drahtlosen Emp-
fangsapparat mit Lautsprecher aufzustellen und die durch die draht-
losen Empfangsstellen aufgenommenen Vorträge usw. so zu ver-
stärken, daß sie einer größeren Zuhörerschaft zu Gehör gebracht
werden können. Die technischen Vorarbeiten sind bereits soweit
gefördert, daß im Winter 1922 die Inbetriebnahme eines solchen
Dienstes beginnen kann. Als weitere Stufe kommt die Abgabe von
Empfangsapparaten zum Mithören auch an Einzelbezieher in Frage.
Mit Rücksicht auf die Finanzlage des Reiches ist die Tele-
graphenverwaltung selbst nicht in der Lage, für die Durchführung
der neuen Aufgabe Mittel aufzuwenden, sondern beabsichtigt diesen
Dienst einem privaten Unternehmen zu überlassen. Eine der „Eil-
dienst G. m, b. H.” nahestehende Studiengesellschaft „Deutsche
Stunde für drahtlose Belehrung und Unterhaltung“ ist bereits ge-
bildet und hat sich bereit erklärt, auf eigene Kosten vorerst in
10 Städten einen Versuch durchzuführen, um zu prüfen, ob der ge-
schilderte Gedanke bei der Bevölkerung den gewünschten Anklang
findet und in einem entsprechenden Besuch der Vorführungen zum
Ausdruck kommt.
Das Unternehmen selbst ist als gemeinütziges gedacht, u. zw.
derart, daß nach einer angemessenen Verzinsung des Kapitals und
nach entsprechenden Abgaben an die Telegraphenverwaltung ein
erheblicher Teil des erzielten Reingewinns dem Reiche für kul-
turelle Zwecke zufließt.
Es ist für jeden Abend eine Stunde, genannt die „Deutsche
Stunde” vorgesehen, in der Politiker, Gelehrte, Schriftsteller und
Künstler durch das drahtlose Telephon zu vielen Tausenden des
deutschen Volkes sprechen oder ihnen ihre Kunst zu Gehör bringen
können. Als Wochenprogramm ist vorläufig in Aussicht genommen:
i
1364
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45.
9. November 19232.
1. Abend:
2, Abend:
Konzert eines Orchesters.
Vortrag eines Gelehrten über ein Thema auf wissenschaft-
lichem Gebiet, für das weistestes Interesse erwartet wer-
den darf. (Große technische Erfindungen und Entdeckun-
gen, Geschichte, Literatur usw.)
Humoristischer Abend. i
Vortrag auf sozialem Gebiet.
Gesangsvorträge oder Vorlesung bedeutender Schrift-
steller aus eigenen Werken.
Vorträge von Politikern.
Vorträge wirtschaftlicher Art oder Ausbildungsvorträge
für junge Kaufleute, junge Mädchen, Handwerker usw.
Außerdem ist geplant, den Fabriken, in denen eine geräuschlose
und eintönige Handarbeit verrichtet wird, Musik- und andere Unter-
baltungen mittels lautsprechenden drahtlosen Telephons zur Ver-
fügung zu stellen. Dies kommt besonders auch in Betracht für Kan-
tinen und Kasinos großer Berg- und Hüttenwerke, Banken, Fa-
briken usw.
Der Plan des Reichspostministeriums soll der Zersplitterung
und dem Wirrwarr vorbeugen, wie er in Amerika eingetreten ist, und
es wird auf diese Weise möglich sein, ohne große Kosten für den
Einzelnen ein gutes Unterhaltungs- und Nachrichtenprogramm
durchzuführen.
In der Erwägung, daß in dem weiteren Ausbau des drahtlosen
Rundfunks Zukunftsmöglichkeiten liegen, die von den verantwort-
lichen Stellen aufmerksam verfolgt werden müssen, ist auf Ver-
anlassung der Telegraphenverwaltung ein besonderer Ausschuß zum
Studium dieser Frage in Bildung begriffen. Der Ausschuß hat den
Zweck, die Tätigkeit der Studiengesellschaft „Deutsche Stunde für
drahtlose Belehrung und Unterhaltung G. m. b. H.” zu überwachen,
die Verbindung mit denjenigen Kreisen aus Kunst und Wissenschaft
herzustellen, die für die Veranstaltungen der „Deutschen Stunde” in
Frage kommen, der Öffentlichkeit gegenüber die Gewähr zu über-
nehmen, daß die Veranstaltungen dem Kulturstand des deutschen
Volkes entsprechen und überhaupt die Belange der Öffentlichkeit in
jeder Beziehung zu schützen.”
Eine wilde, sprunghafte Entwicklung des Amateur-Funkwesens
in Deutschland. dürfte schon aus dem Grunde kaum zu erwarten
sein, weil hier die ganze Wirtschaftslage doch eine andere ist als in
Amerika und England und das in diesen Ländern sehr ausgeprägte
technische Interesse in allen Schichten der Bevölkerung nicht so
stark ist. Auch Graf Arco?) hält es für selbstverständlich, daß die
Notwendigkeit einer gut durchgearbeiteten, sich ganz allmählich
ausbreitenden Organisation, die das Zusammenarbelten zahlreicher
Stationen auf einer kleinen Fläche gewährleistet, auch für die radio-
technischen privaten Zwecke unbedingt notwendig ist und daß hier
von Anfang an eine solche Ordnung geschaffen werden muß, daß
sowohl das Interesse des Einzelnen wie das der Gesamtheit gleich-
mäßig berücksichtigt wird; denn nur hierdurch allein kann sich die
Entwicklung fortdauernd in ökonomischen Bahnen vollziehen.
Auch Dr. Nesper?) hält es für unbedingt erforderlich, um ein
betriebssicheres Arbeiten des Reichsfunkdienstes, des Blitzfunk-
verkehrs, des drahtlosen Telephonierundspruchs usw. zu ermög-
lichen, den funktelegraphischen Amateurbetrieb in geordnete
Bahnen zu lenken. Nach Ansicht von Dr. Nesper dürften bei Orga-
nisation des Amateurbetriebes insbesondere folgende Punkte zu
berücksichtigen sein:
'1. Das Senden mit drahtloser Telephonie erfolgt von mehreren
Stationen in Deutschland aus, die von einer neu zu bildenden,
dem Reichspostministerium unterstehenden oder mit diesem zu-
sammenarbeitenden Gesellschaft, die ähnlich wie die Deutsche
Fernkabel G. m. b. H, einen gemischt-wirtschaftlichen Aufbau
haben könnte, betrieben werden. An dieser Gesellschaft sollen
die wichtigsten deutschen Fachfirmen für drahtlose Telegraphie
beteiligt sein. Nach Ansicht des unterzeichneten Verfassers
kämen wohl nur solche Fachfirmen in Frage, die auf dem Ge-
biete der Funktelegraphie bereits früher gute Leistungen auf-
zuweisen hatten; hierdurch würde verhindert, daß sich eine
größere Zahl neuer Firmen bilden, die lediglich die günstige
Geschäftslage ausnutzen und nach kurzer Zeit wieder ver-
schwinden, womit weder der Volkswirtschaft noch der Entwick-
lung der Funktelegraphie gedient wäre.
2. Zugelassen werden Empfänger in verschiedener Ausführung in
einem bestimmten, für den Amateurbetrieb vorbehaltenen
Wellenbereich. Die Empfangsapparate werden plombiert und
sind im übrigen so gebaut, daß der Amateur den Wellenbereich
nicht etwa willkürlich verändern kann, da das Telegraphen-
geheimnis unbedingt gewahrt bleiben muß. Von jedem Apparat
erhält das Reichspostministerium eine Genehmigungsgebühr.
3. Senden der Amateure ist verboten.
Dr. Nesper glaubt, daß sich ein auf dieser Basis entwickelnder
Amateurbetrieb nicht nur berufen sein wird, „einen guten tech-
nischen Zeitvertreib für breite Massen der Bevölkerung zu schaffen,
insbesondere da sich jeder in seinem Zimmer an guter Musik usw.
erfreuen kann, sondern er wird auch manchen in die Wunder der
physikalisch-technischen Welt der Hochfrequenz einweihen, für
3. Abend:
4. Abend:
5. Abend:
6. Abend:
7. Abend:
2) Hansa Nr. 37 vom 9. September 192.
deren Popularisierung die Unterrichtsbehörden bisher nichts übrig
gehabt haben; hat dooh dieser Zweig der Naturwissenschaften selbst
an den preußischen technischen Hochschulen bisher kaum Eingang
gefunden!” hurn.
Die Ersatzpflicht für durch elektrischen Strom verursachte
Betriebs- und Feuerschäden!).
Es ist im allgemeinen immer noch zu wenig bekannt, daß durch
elektrischen Strom verursachte Schäden nicht immer als Brand-
oder Feuerschäden anzusprechen sind,und daß deshalb die Feuerver-
sicherungsgesellschaften auch nicht stets und ohne weiteres haft-
pflichtig sind, wenn sich irgendwo durch den elektrischen Strom
verursachte Schadenfälle ereignen. Die Verhältnisse liegen viel-
mehr so, daß zunächst in der Hauptsache zwischen Feuerschäden
und Betriebsschäden unterschieden werden muß, wobei als Be-
triebsschäden in erster Linie diejenigen anzusehen sind, welche
durch abnormale elektrische Ströme und deren Wärme-, Schmelz-
oder Zündwirkungen an oder in den elektrischen Stromleitungen,
Lampen, Maschinen und sonstigen elektrischen Apparaten oder
Einrichtungen selbst hervorgerufen werden, ohne daß dabei andere
an und für sich nicht zu den elektrischen Leitungen oder Ein-
richtungen gehörige Dinge oder Bauteile in Brand geraten. Hier-
auf weist bereits auch die in den Feuerversicherungsverträgen über
elektrische Anlagen meist enthaltene „Kurzschlußklause!”
hin, welche besagt, daß alle diejenigen Schäden an elektrischen
Maschinen, Apparaten und sonstigen elektrischen Einrichtungen
von der Ersatzpflicht ausgeschlossen sind, welche durch elek-
tıischen Kurzschluß, Lichtbogenbildung, Überlastungen von unzu-
lässiger Höhe oder Dauer sowie durch unmittelbare Wirkungen
des elektrischen Stromes entstehen?). Ob nun dabei Isolations-
schäden, Überspannungen oder andere, durch abnormalen Zustand
jener Einrichtungen oder aber durch außergewöhnliche Betriebs-
verhältnisse bedingte Ursachen eine Beschädigung der nur gegen
Feuer versicherten elektrischen Maschinen, Lampen, Apparate usw.
verursachen, ist an und für sich gleichgültig. Jedenfalls ist, wenn
dabei nicht zugleich ein weitergreifendes Schadenfeuer entsteht, die
Feuerversicherung nicht ersatzpflichtig.
Für ein durch einen Kurzschluß zerstörtes Sicherungselement,
eine im Betriebe durchgeschlagene Spule einer elektrischen Ma-
schine, eine infolge Überlastung, wenn auch unter Feuererschei-
nungen, beschädigte elektrische Leitung oder dergleichen, haftet
also die Feuerversicherung an sich ebenfalls nicht. Entsteht in-
dessen infolge derartiger Betriebsschäden zugleich ein Schaden-
feuer, welches auf in der Nähe befindliche, gegen Feuersgefahr
versicherte Gegenstände oder Baulichkeiten übergreift und diese
zerstört oder beschädigt, dann tritt die Ersatzpflicht der Feuer-
versicherung evtl. sofort wieder in Kraft und erstreckt sich dann
meist ohne weiteres auch auf die elektrische Maschine oder Ein-
richtung, die den Brand verursacht hat, sofern diese mitversichert
ist und selbst durch den Brand beschädigt oder zerstört worden
sein sollte.
Weiterhin wird die Ersatzpflicht der Feuerversicherungen in
bezug auf allein gegen Brandschäden versicherte elektrische An-
lagen und deren Bestandteile, gewöhnlich aber auch noch durch
die übliche Blitzschadenklausel eingeschränkt, nach welcher nur
solche Blitzschäden, die durch unmittelbaren Übergang des Blitze:
auf einen gegen Feuersgefahr versicherten Gegenstand entstehen,
von der Versicherungsanstalt ersetzt werden, während Schäden
ähnlicher Art, die durch atmosphärische Entladungen, Induktion
oder Influenz an jenen Gegenständen hervorgerufen werden, im
allgemeinen nicht ersetzt werden. Danach erscheinen aber bei-
spielsweise elektrische Transformatoren und andere den Wirkun-
gen atmosphärischer Elektrizität oft unmittelbar ausgesetzte Hoch-
spannungsapparate, Schaltanlagen usw. durch eine Versicherung
gegen Brand- bzw. Feuerschaden allein nicht als ausreichend ge-
gen die für sie in Frage kommenden Beschädigungsmöglichkeiten
geschützt.
Es erscheint hiernach in den allermeisten Fällen nicht nur er-
wünscht, sondern vielmehr direkt notwendig, daß elektrische An-
lagen und Betriebseinriehtungen nicht nur gegen Feuer- bzw.
Brandschäden, sondern außerdem zugleich auch gegen Betriebs-
schäden einschließlich der Blitzschäden versichert werden.
Ob der Schaden an der elektrischen Einrichtung oder Maschine
usw. unter Flammenbildung oder ohne solche auftritt, ist dann
für den Begriff des Betriebsschadens, im Gegeusatz zum Brand-
schaden, völlig gleichgültig, und es wird oft genug vorkommen,
daß sich bei Entstehung von Betriebsschäden entweder nur starke
Erhitzung oder überhaupt keine äußerlich besonders wahrnehm-
bare Erscheinung zeigt, was aber zur sachverständigen Nachwei-
sung eines solchen Schadens auch durchaus nicht immer erforderlich
ist. Böswillige Beschädigungen und grund&itzlich falsche oder nach-
lässige Behandlung elektrischer Anlagen und Einrichtungen sowie
mangelhafte Schutzvorkehrungen können dagegen gegebenerfall:
D) Nach A.Herzog. Breslau: „Mitteilungen der öffentl. Feuerversicherung*
Anstallen Bd. 53 (11). 1922, S.
Vgl. hierzu auch ETZ. 1921, S. 69, 781, 916, %56, RI, 10%, 1138; 1922, S. 15.
9. November 1922.
allerdings zuweilen dazu führen, daß selbst eine Versicherung gegen
Betriebsschäden als unwirksam erklärt werden muß, weil diese eben
doch eine ordnungsmäßige Behandlung und Beschaffenheit sowie
entsprechende Schutzmaßnahmen zur Voraussetzung hat. Ein solcher
Fall darf bei einem sachgemäß geführten und regelmäßig beaufsich-
tigeten Betriebe indessen wohl kaum vorkommen. Eine Betriebs-
schadenversicherung wird im weiteren zweckmäßigerweise auch
auf solche Schäden ausgedehnt werden können, welche elektrische
Anlagen, Maschinen oder sonstige elektrische Einrichtungen aus
Anlaß baulicher Arbeiten, die in ihrer Nähe ausgeführt werden
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. | 1365
müssen, erleiden sollten, oder die an ihnen infolge unvermeidlicher
Überlastungen in Sonderfällen etwa entstehen. In jedem Falle
ist nach den vorhergehenden Ausführungen mindestens bei allen
elektrischen Betriebsanlagen sowohl die Versicherung gegen
Brandschäden als zugleich auch diejenige gegen Betriebsschäden
zu empfehlen, weil besonders bei- derartigen Anlagen die Unter-
scheidung zwischen beiden oft schwierig sein kann und der Be-
- sitzer dadurch gegen die Ablehnungsmöglichkeit gelegentlicher
Schadenersatzansprüche in weitgehendster Weise sichergestellt ist.
—2
RUNDSCHAU.
Leitungsbau.
Über eine moderne und praktische Berechnungsmethode sehr
langer Hochspannungsfernleitungen mit Potentialregelung durch
Synehronmotoren. —E.Schönholzer stellt sich in einem in der
„Schweizerischen Techniker-Zeitung“ 1922, Nr. 6 bis 9 erschienenen
Aufsatz die Aufgabe, das vielen in der Praxis stehenden Ingenieuren
und Technikern nicht mögliche Studium der sehr umfangreichen Li-
teratur über diesen Gegenstand durch eine verhältnismäßig kurze,
leichtverständlich geschriebene Abhandlung, die trotzdem in mathe-
matisch exakter Form durchgeführt ist, zu ersetzen. Dieses dan-
kenswerte Unternehmen ist dem Verfasser vorzüglich gelungen.
Zur Einführung wird nach Aufstellung der Bezeichnungen der
Grundbegriffe das Diagramm eines in endliche Teile zerlegt gedach-
ten Leiters aufgestellt, und unter Hinweis auf die damit gemachten
Fehler zu exakter Lösung durch Annahme unendlicher Teilung
übergegangen. Die Steinmetzschen Fundamentalgleichungen wer-
den aus den Differentialgleichungen der Spannungs- und Stromän-
derung längs des Leitungselementes dz entwickelt, die Lösungsme-
thode der sich ergebenden Differentialgleichung zweiten Grades all-
gemein behandelt, so daß dem lückenlosen Rechnungsgang selbst der
diesen Gleichungen etwas fremd gewordene Praktiker ohne Schwie-
riekeiten folgen kann. Die sich ergebenden hyperbolischen Funk-
tionen werden in Reihen zerlegt, und es wird nachgewiesen, daß man
bei größter Genauigkeit nur die ersten 2 oder 3 Glieder zu berück-
sichtigen hat, da diese Reihen äußerst rasch konvergieren. Damit
wird die Benutzung hyperbolischer Funktionstafeln völlig über-
flüssig. Mit Hilfe der so entwickelten vereinfachten Formeln für
Spannung und Strom an einer beliebigen Stelle der Leitung wird das
Leerlaufs- und Kurzschlußdiagramm entworfen und durch Über- .
lagerung beider der Belastungszustand hergestellt. Der Beweis für
die Richtigkeit letztgenannter, von Blondel angegebener Methode
wird erbracht. Auf eine kleine Lücke bei der Winkelbestimmung
der einzelnen Summanden der durch die Reihen dargestellten Vek-
torsumme möchte ich aufmerksam machen. Es hätte durch Hinweis
auf die Formeln der Winkelfunktionen für tga.tg 2 a usw. kurz an-
gedeutet werden können, warum die Korrekturglieder infolge der
komplexen Natur der Rechnungswerte K =V (r? +æ?) (g? + b?)
k’, k? usw. von den Winkeln 8, 28,358 usw. begleitet sind. Die so ent-
wickelten Formeln werden sodann an Hand eines Rechnungsbeispie-
les einer ausgeführten 110 kV-Drehstrom-Fernleitung zahlenmäßig
erläutert, Anfangsstrom und Spannung in Abhängigkeit von der
Last und cos ọ am Ende der Leitung in Kurveenform dargestellt und
auf die bedeutenden Spannungsdifferenzen zwischen Leerlauf und
Vollast hingewiesen; die Forderung der Spannungsregelung mit
Hilfe von Synchronmotoren wird dadurch begründet und die Ermit-
telung der benötigten Blindleistung aus dem Belastungsdiagramm
gezeigt.
In einer zusammenfassenrden Betrachtung weist Verfasser auf
die Möglichkeit der Berücksichtigung der Impedanz der Empfangs-
station durch gleichmäßige Verteilung auf die Leitung hin. Meines
Erachtens ist es korrekter, die Blind- bzw. Verlustleistung zu der
Verbraucherleistung zu schlagen, da erstere Methode kein richtiges
Bild, insbesondere der Winkelgrößen auf der Hochspannungslei-
tung, geben kann.
Jedem auf diesem Gebiete arbeitenden Praktiker ist das Stu-
dium dieser als Sonderabdruck bei der Buch- und Verlagsdruckerei
NE Schild, Solothurn 1922, erschienenen Schrift bestens an emp
ehlen. . K.
Apparatebau.
Ausführungsformen von Anlassern. — Die neuen Anlasser
der Firma Dr. Max Levy, Berlin, sind nach neuzeitlichen
Grundsätzen konstruiert, die Schiefertafel, welche die Kontakte
trägt, ist von einem festen Gußrahmen umhüllt, der sie gegen
jede äußere Beschädigung schützt. An den Gußrahmen ist ein
Arm angegossen, in dem die Schaltkurbel gelagert ist; die zur
Hauptbegrenzung dienenden Anschläge sitzen ebenfalls am Guß-
eisenarm, so daß jede mechanische Beanspruchung der Schiefer-
tafel vermieden wird. Die Anlasser sind deshalb auch bei roher
und unfachmännischer Behandlung mechanisch allen Anforderun-
gen, die man an Flachbahnanlasser stellen kann, gewachsen. Bei
den neuen Anlassern wird nach einem zum D.R.P. angemeldeten
Verfahren jeder einzelne Kontakt mit einem Vorkontakt aus
Kupfer versehen. Der Einschaltfunke tritt also nicht mehr an
dem Messingkontakt, sondern an dem kupfernen Vorkontakt auf,
wo er keinen Schaden anrichten kann. Der Vorteil dieser Ein-
richtung hat sich bei zahlreichen Versuchen mit Drehstromanlassern
deutlich gezeigt. Die Kontakte der einen Phase waren, wie gewöhn-
lich, aus Messing her-
gestellt, während die
anderen beiden Phasen
mit kupfernen Vorkon-
takten ausgerüstet wa-
ren. Bei voll belaste-
ten Motoren zeigte sich
nach etwa 10- bis 20-mali-
gem Anlassen ein deut-
Abb. 1. Abb. 2.
Abb. 3.
Abb. 1 bis 3. Neuere Formen von Anlassern von Dr. Max Levy.
>
liches Verschmoren der Messingkontakte am Anlasser, während die
mit Vorkontakten versehenen Kontakte völlig intakt blieben. Bei
Gleichstromanlassern ist der Einschaltfunke weniger schädlich als
der am ersten Kontakt bei Ausschaltung auftretende Unterbrechungs-
lichtbogen. Infolgedessen wird bei Gleichstromanlassern nur der
Einschaltkontakt mit Vorkontakt ausgerüstet. Die Anschlußklem-
men liegen unter einer kräftigen, gußeisernen Schutzkappe, die so
bemessen ist, daß das zum Schutz der Leitungen dienende Isolier-
rohr unter die Kappe eingeführt werden kann. —z
Thermisches Relais zum Schutz von Apparaten gegen Über-
lastung. — Die Westinghouse Electric and Mfg. Co. hat ein Schutz-
relais für elektrische Maschinen und Apparate herausgebracht
welches Stromkreise in der Weise zu überwachen gestattet, dali
sie selbsttätig abgetrennt werden, sobald der angeschlossene und
zu schützende Apparat eine gewisse, vorher festgesetzte Tempe-
ratur erreicht hat. Zu diesem Zweck sind in dem Relais ein
gewisser Widerstandsbetrag und eine gewisse Wärmekapazität
untergebracht, so daß seine Temperatur entsprechend der des Ap-
parates ansteigt. ‚Durch Einstellung des Relais kann die Tempe-
ratur, bei der die Abschaltung erfolgen soll, festgelegt werden.
Das Relais enthält eine gewisse Anzahl von thermostatisch
wirkenden Blechen mit veränderlichem Widerstand, entsprechend
der gewünschten Stromaufnahmefähigkeit, die in Reihe oder par-
allel angeordnet sind. An einem dieser Elemente ist ein Kontakt
angebracht, der normalerweise mit einem gewissen Druck gegen
einen festen Kontakt anliegt. Bei der kritischen Temperatur wird
das thermostatische Blech so verbogen, daß seine Ruhespannung
aufgehoben und der Kontakt geöffnet wird. Hierdurch wird die
Haltespule eines kleinen Ausschalters stromlos und der Haupt-
stromkreis unterbrochen. Das Relais kann auch mit einer An-
a
m
1866
Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heit 45.
ð. November 1928.
zeigevorrichtung versehen werden, an der die Temperatur der zu
schützenden Maschine abzulesen ist. („Electr. Railway Journni”,
Bd 59, 1922, S. 713.) Piz.
Beleuchtung und Heizung.
Schutzfassung gegen Berührung spannungführender Lampen-
sockel. — Um die Berührung spannungführender Glühlampensockel
zu verhindern, werden auf die Fassungen Ringe aus’Isoliermaterial
aufgeschraubt, die die spannungführenden Teile der Sockel der
Berührung entziehen sollen. Da die gebräuchlichen Lampensockel
in den Abmessungen stark von einander abweichen, müssen auch
Ringe in verschiedenen Größen vorhanden sein. Es muß ferner
beim Einschrauben einer Lampe darauf geachtet werden, daß der
dazugehörige Fassungsring verwendet wird. Trotz aller Be-
mühungen, die Zahl der verschiedenen Sockel zu verringern und
zu normalisieren, ist es doch bisher nicht gelungen, einen Kinheits-
schutzring für alle im Handel befindlichen Arten und Größen von
Lampen bis mindestens 100 W zu schaffen. Man verfiel daher auf
den Gedanken, eine den verschiedenen Sockelhöhen sich anpassende
Fassung mit teilweise beweglichem Fassungsmantel zu kon-
struieren. Die Einzelheiten dieser von der AEG und den SSW als
„Sava-Fassung” in den Handel gebrachten Ausführung läßt Abb. 4
erkennen.
bei nicht eingeschraubter Lampe stets in äußerster Stellung ge-
halten, beim Einschrauben einer Lampe aber soweit in den unteren
Fassungsteil zurückgedrückt, bis der Fußkontakt der Lampe in
der Fassung aufsitzt. Bei dieser Konstruktion ist aber die Be-
rührungsgefahr nicht ganz beseitigt, da die Möglichkeit besteht,
daß der Laie beim Einschrauben der Lampen den federnden Schutz-
ring mit der einen Hand zurückdrückt und dadurch mit der an-
deren, die Lampe einschraubenden Hand den spannungführenden
Sockel berührt. Ä
Fässung mit starrem
Schutzring.
Abb. 5.
Abb. 4. Fassung mit foderndem
Schutzring.
Um diese Möglichkeit auszuschließen, muß man wieder zum
starren Schutzring greifen, der, wie Abb. 4 zeigt, mit dem Fassungs-
mantel fest verbunden ist. Bedingung hierbei ist allerdings, daß
alle marktgängigen Lampentypen einen Einheitssockel erhalten,
bei welchem die Metallumhüllung in bezug auf Höhe und Durch-
messer auf ein bestimmtes Maß begrenzt ist und auch der an-
schließende verlängerte Lampenglashals einen ganz bestimmten
Durchmesser hat. Verdeckt der Glashals die Öffnung der Fassung
nicht, so muß wieder zwecks Abschluß ein Isolierring auf dem Hals
befestigt werden. Es ergibt sich somit, daß eine einwandsfreie
Lösung der Aufgabe erst möglich ist, wenn eine Normung der
Glühlampensockel der verschiedenen in Betracht kommenden
- Lampentypen stattgefunden hat. Im Interesse der Weiterverbrei-
tung der elektrischen Beleuchtung und der Sicherheit der mit der
Bedienung der Lampen betrauten Personen ist die angedeutete
baldige Normalisierung wünschenswert. (,„Mitt. d. Vereinig. d.
El.-W.”“ 1922, S. 440.) Ka.
Elektrische Leuchtblumen. — Die Dr. R. Nahnsen & Co. A.G.,
Hamburg, Mönckebergstr. 31 (Versmannhaus), bringt eine effekt-
volle Dekorationsbeleuchtung in Form von Leuchtrosen auf den
Markt. Die Rosen bestehen aus Glas, sind in Form und Farbe
- den natürlichen täuschend ähnlich und entbehren auch nicht
des Duftes der natürıichen Rosen. Die Rosen können zu ge-
schmackvollen und künstlerisch wirkenden Zusammenstellungen,
Sträußen, Guirlanden, Blumenkörben, Krippen und Ampeln
dienen. Jede einzehne, vollerblühte Rose ist mit einer elektrischen
Glühlampe ausgerüstet, während die Knospen und die halb-
b
Der bewegliche Schutzring wird durch eine Spiralfeder |
. gen würde.
+
erblithten Rosen nur von dem Licht der übrigen bestrahlt werden,
wodurch sich reizende Lichteffekte ergeben. Die Zusammenstellun-
gen werden auf Wunsch mit Parfumverdunstern bzw. Rauchrer-
zehrern ausgerüstet, wodurch sie besonders für Lokale, Dielen, Ge-
sellschaftsräume, also für Räume, in denen geraucht wird, auch die
Aufgabe der Luftverbesserung erfüllen. Jede Zusammenstellung |
besteht aus gutem Material und wird anschlußfertig mit Schnur
und Stecker geliefert für jede Netzspannung, so daß jeder Laie sie
anschließen kann. Die Glühlampen sind im Innern der Rosen voll-
ständig unsichtbar untergebracht, und: dennoch ist ein leichtes und
bequemes Auswsechseln möglich. Die leichte Auswechselbarkeit $
der Lampen und auch der Rosen hat den Vorteil, daß bei Bruch einer
Rose oder bei gewünschten Änderungen der Zusammenstellung, die:e
nicht an die Fabrik eingesandt zu werden braucht; es können viel-
nn die Ersatzteile von der Fabrik bezogen und selbst angebracht |
werden. —z
Benennungen in der Beleuchtungstechnik. — Nach Rücksprache |
mit verschiedenen technischen Gesellschaften hat die Amerikanische :.
Beleuchtungstechnische Gesellschaft in ihrer Sitzung vom 9. DI. !
1922 beschlossen, an Stelle der bisher üblichen Ausdrücke lighting-
unit, candelabrum, fixture usw, die Bezeichnung „Luminaire“ ein-
zuführen. In ähnlicher Weise sind in der Deutschen Beleuchtungs-
technischen Gesellschaft Bestrebungen im Gange, das Wort Armatur
durch „Leuchte“ zu ersetzen. Es wäre zu wünschen, wenn dieser
Ausdruck recht bald die in anderen Gebieten der Technik so viel ver- }
wandte Bezeichnung Armatur aus der Beleuchtungstechnik verdrän- !
Dagegen spräche allerdings, daß man sich unter
„Leuchte“ wohl immer die Lichtquelle selbst vorstellen wird.
(Trans. Illum. Eng. Soc. Bd. 17, S. 125, 1922.) Re.
Verkehr und Transport.
Motorlager aus Aluminium, — Vor etwa 4 Jahren, als die Be-
schaffung von Bronze Schwierigkeiten machte, benutzte man in
Amerika einen Satz von 4 Formen, um massive Lagerschalen für
die Bahnmotoren G. B.-247 aus Weißmetall zu gießen. Nachdem
man etwa ein Dutzend verschiedener Sorten von Lagermetall ver-
wendet hatte, gab man das Verfahren als zu teuer auf, weil mehrere
der Lager zu hart waren und brachen, und andere nicht entsprachen,
weil das Metall zu weich war. Seit jener Zeit versuchte man e:
mit Aluminium von der Marke „Elmore U.S. metal” und erzielte
damit endlich zufriedenstellende Ergebnisse. Motorlager au:
diesem Material sind nun ungefähr 1 Jahr an den Motoren von
12 Wagen in Betrieb, und sie zeigen die gleichen Abnutzungsver-
hältnisse wie Bronzelager. Die Kosten dieser Aluminiumlager-
schalen beliefen sich auf etwa 12 % der Bronzelager. Die Formea
für Aluminium-Lagerschalen sind so eingerichtet, daß die Lager
keiner maschinellen Nacharbeit nach dem Guß bedürfen; nachdem
sie gereinigt sind und der Grat abgeschliffen ist, sind sie für den
Betrieb fertig, Bei schlecht ausgelaufenen Motorachsen kamen
Schalenbrüche sowohl bei Bronze als Weißmetall vor. Wenn abe:
Lager und Achsen gut zusammengepaßt sind, bewährt sich die Alu-
miniumschale genau so gut wie eine Bronzeschale. (,„El. Railw.
Journ.”, Bd. 60, 1922, S. 79.) œe
Elektisierung der Londoner Strecken der North Western-Bahır.
— Der Plan, die Londoner Untergrundstrecken der London & Nort!
Western Railway elektrisch zu betreiben, ist nunmehr nach einen
Zeitraum von über acht Jahren endgültig durchgeführt. Mit Aus-
nahme des etwa 2,4 km langen Streckenabschnittes von Euston bi:
Chalk Farms werden alle Streckenabschnitte bereits mehr oder
weniger lange, einige schon seit Jahren, elektrisch betrieben. Drr
Umbau des eben genannten Streckenabschnittes wurde einmal
durch den Krieg verzögert, dann aber auch dadurch, daß an den
sehr verwickelten Kreuzungspunkte Chalk Farms große Umbauten
und unter dem benachbarten Primrose Hill die Anlage mehrer?!
Tunnels erforderlich wurden. Die Gesamtlänge der elektrisch be-
triebenen Strecke beträgt einige 50 km einschließlich einiget
Streckenabschnitte anderer Bahnen, über die die London & Norti
Western Ry. ihre Züge laufen läßt. Bei Chalk Farms vereinigen
sich zwei aus dem Innern Londons (von Broad Street und Euston!
kommende Linien, um nach Watford zu führen, außerdem befinden
sich hier noch die Hampstead-Schleife und die Abzweigungen nain
Earls Court und Richmond, ferner eine Durchgangsstrecke vos
und nach London. Abgesehen von kleineren Tunneln und mit Au~
nahme der Bakerstreet & Waterloo Railway (tube) liegen alle
Strecken offen. („El. Railway Journ.”, Bd. 60, 1922, 5. 206.) —l
Jahresversammilungen, Kongresse, Ausstellungen.
Jahresversammlung des Vereins Beratender Ingenieure
(V.B.L) e. V. — Der Verein, in welchem die selbständigen elut
reine beratende Tätigkeit unter Ausschluß von Vertreter- un
Unternehmergewinnen ausübenden Ingenieure Deutschlands z1-
sammengeschlossen sind, hielt vom 28. bis 30. IX. in Halle seine
diesjährige Jahresversammlung ab. Der Vorsitzende Dr.-Ing.
Siebert begrüßte die zahlreich erschienenen Vertreter der
Reichsbehörden, der Universität, der Stadt Halle, der Hande:*
8. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45.
1867
kammer, der technischen Nothilfe und verwandter Ingenieur-
vereine und legte sodann die Ziele des Vereins dar. Er hob her-
vor, daß der Verein in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung
gewonnen habe, da die Notwendigkeit unparteiischer objektiver
technischer Beratung bei den jetzigen wirtschaftlichen Verhält-
nissen in immer weiteren Kreisen erkannt wird. Aus dem Be-
richt des Geschäftsführers gingen die Verbindungen des Vereins
mit den verschiedenen Behörden und den industriellen Verbänden
hervor. Engere Beziehungen pflegt der Verein zu dem Reichsbund
Deutscher Technik, dem Deutschen Schutzverband der freien tech-
nischen Berufe, dem Hauptausschuß deutscher Wirtschaftsberater,
dem Verein gegen das Bestechungswesen, dem Verein für Kom-
munalwirtschaft und dem Ausschuß für das Schiedsgerichtswesen.
Vorträge hielten‘ Berat. Ing. V.B.I. Laaser, Berlin, über „Prin-
zipienfragen der Wärmewirtscheft” und Berat. Ing. Volhard,
Halle, über „Strompreise und Werkerhaltungsfonds”. Die Aus-
sprache zeigte die Mannigfaltigkeit und Wichtigkeit der Aufgabe,
welche von den Ingenieuren als reine Berater im Interesse der
Allgemeinheit zu lösen sind. Die Geschäftsstelle des Vereins be-
findet sich z. Z. in Berlin-Lichterfelde, Roonstr. 35.
Verschiedenes.
, Gebührenzuschlag der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
für optische Prüfungen. — Der Teuerungszuschlag, welcher auf die
Gebühren für optische Prüfungen der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt nach der Gebührenordnung vom 1. VII. 1918 erhoben
wird (vgl. Teil I, Abschnitt Optisches Laboratorium, Nr. 21, 22, 25!) )
beträgt vom 1. XI. 1922 ab 4900 %.
Die übrigen Bestimmungen der Bekanntmachung vom 17. VII.
192) (Kosten für verbrauchte elektrische Energie, Auslandsprü-
fungen) bleiben unverändert,
Charlottenburg, den 31. X. 192.
Der Präsident
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
Nernst.
Energiewirtschaft.
Ein südafrikanisches Elektrizitätsgesetz. — Der General-
gouverneur der Südafrikanıschen Union hat am 1. IX. ein Gesetz,
betreffend die Versorgung des Landes mit elek-
trischer Arbeit und deren Kontrolle (Electricity
Act, 1922), in Kraft treten lassen, über dessen Inhalt die „Ind.- u.
Hand.-Ztg.” folgendes mitteilt: Die Erzeugung von Elektrizität
soll nach Möglichkeit zentralisiert, nationalisiert und dadurch ver-
billigt werden. Zu diesem Zwecke werden nach Inkrafttreten des
Gesetzes sämtliche künftigen und nach Ablauf von 12 Monaten
auch alle bereits bestehenden Werke zur Lieferung von Elektri-
zität einer Genehmigungspflicht unterworfen, der mit
gewissen Beschränkungen auch etwaige von der Regierung (Eisen-
bahnen usw.) errichtete Anlagen unterliegen. Die Genehmigung
und die damit verbundene Aufsicht erstreckt sich auch auf die
Preise, zu denen die Elektrizität von den betreffenden Werken ab-
zegeben wird, sowie auf die Verwendung etwaiger Einnahmen, die
den ihnen genehmigten Normalverdienst übersteigen. Nach einer
Frist von 38 Jahren ist eine Möglichkeit vorgesehen, jedes kon-
zessionierte Unternehmen zu enteignen.
der Genehmigung ist der Inhaber hinsichtlich etwaiger anderer
von ihm betriebener Geschäftsunternehmungen einer Aufsicht
unterworfen. Kein Inhaber einer Genehmigung darf ohne beson-
dere Zustimmung der Aufsichtsbehörde mit irgendeinem anderen
elektrischen Unternehmen in der Union ein Gesellschaftsverhältnis
eingehen oder einen Anteil an einem solchen erwerben. Diese im
wesentlichen rein administrativen Bestimmungen werden ergänzt
durch ein System konstruktiven Inhalts, nach dem in Zukunft die
Eirichtung und der Betrieb von elektrischen Unternehmungen im
sanzen Gebiet der Union durch eine besondere Behörde, in dem
Gesetz Electrieity Supply Commission genannt, statt-
finden kann. Die besondere Aufgabe dieses Komitees ist es, die
Möglichkeit der Errichtung und des Betriebes von Elektrizitäts-
werken in der Union mit einem technischen Stabe zu studieren,
etwaige Projekte auszuarbeiten und für ihren Bau und Betrieb zu
sorgen. Es ist die technische Geschäftsstelle, die künftig namens
der südafrikanischen Regierung in der Union Elektrizitätswerke
betreiben wird. Die genannte Behörde hat die Eigenschaften einer
iuristischen Person und insbesondere die Befugnis, Anleihen
für die von ihr zu errichtenden Unternehmungen aufzunehmen. Des
weiteren ist vorgesehen, daß sie vom südafrikanischen Parlament
innerhalb der nächsten vier Jahre Gelder zur Einrichtung und zum
Betrieb elektrischer Unternehmungen überwiesen erhält. Die ad-
ministrative Kontroll- und Aufsichtsbehörde ist dagegen ein Rat,
in dem Gesetz Electric Control Board genannt, dessen
Hauptfunktion in der Erteilung der Genehmigungen und der Aus-
übung der damit verbundenen überwachenden Tätigkeit besteht.
Der ursprüngliche Gesetzentwurf war scharf angegriffen worden,
1) „ETZ“ 1918, S 211
23 „ETZ“ 1922, S. 1122.
Während der Dauer’
weil er der Kommission ein weitgehendes Enteignungsrecht auf
besteh®nde Anlagen einräumte. Um die starken Widerstände zu
brechen, sah die südafrikanische Regierung sich schließlich ge-
nötigt, die Rechte der bereits in Betrieb befindlichen industriellen
und städtischen Elektrizitätswerke sicherzustellen.
Industrie und Handel.
Deutschland. — In unseror letzten Übersicht!) war eine ernste
Mahnung zur Mehrarbeit erwähnt, Auch A. Thyssen hat
sich kürzlich sehr energisch in einem „offenen Wort” gegendie
unterschiedlose Anwendung des Achtstunden-
tag es ausgesprochen, den er als „das Unglücklichste, das uns die Re-
volution bringen konnte“,charakterisiert. Leider vernimmt man noch
kaum ein Echo solch nur zu begründeten Appells aus Arbeitnehmer-
kreisen, in denen schließlich doch auch einmal die Einsicht er-
wachen müßte, daß Deutschland heute am wenigsten berechtigt ist,
eine als internationale Institution gewiß nicht zu verwerfende Ein-
richtung burenukratisch durchzuführen, die bisher doch erst von
5 Staaten sanktioniert worden ist. Vor kurzem hat die „Ind.- u.
Hand.-Ztg.”“ einige in dieser Beziehung beachtenswerto Angaben
über den Riekgangder Arbeitsleistung mitgeteilt: Im
Ruhrkvhlenbergbau ist der Fürderanteil des Belegschaftsmitgliedes
von rd 281 t in 1913 auf 188 t in 1921 gesunken, in der größten mittel-
deutschen Briunkohlengrube die Leistung des einzelnen Arbeiters
von 1430 auf 885 t, also um 40 %. Bei den Rheinischen Stahlwerken
hat sich der Ertrag je Mann der Belegschaft von 112,4 sogar auf
53,4 t Rohstahl verringert, und ähnliche ungünstige Ziffern wer-
den aus dem Baugewerbe, aus dem Eisenbahnbetrieb und der Land-
wirtschaft gemeldet. Auch das Überschichtenabkommen
hat die Kohlenwirtschaft in Rheinland-Westfalen bisher nur wenig
gebessert; die arbeitstägliche Förderung ist nicht, wie erwartet, um
10 %, sondern um noch nicht ganz 3 % gestiegen. Und dabei müßte
Deutschland, wenn es das neue Programm der Entente (1,829 Mill. t
je Monat des niüvhsten Vierteliahres) erfüllen wollte, monatlich
noch 0,2 Mill. t Kohle mehr liefern, als es bisher unter schwerster
Schädigung seiner eigenen Industrien abzugeben vermochte (1,6
Mill. t), gleichzeitig gezwungen, Millionen Tonnen ausländischer
Kohle gegen Goldinarkbeträge einzuführen (die Reichsbahn in 1922
bis 31. VIII. allein 1,9 Mill. t, die Elektrizitätswerke ohne die Saar-
kohle 0,2 Mill. t). Überdies fordern die Gegner 0,125 Mill. t Kohle
aus Oberschlesien, das uns der Vülkerbundsrat gegen alles Recht ge-
nommen hat. Frankreich wird mit Hilfe deutscher Lieferungen zum
Kohlen«xporteur, sogar Deutschland gegenüber, dem es z. B. im
August über 66 000 t zuführte. Weltwirtschaftlicher Unfug, und
doch nur ein Teil der Folgen jenes Irrsinns, mit dem die Auguren
von Versailles usw. Europa für Jahrzehnte geschädigt haben. Einer
dieser Weisen, Lloyd George, ist ja nun zeitweilig in den Hinter-
grund getreten; aber zur Freude darüber war kein Anlaß, denn
der englische Kabinettswechsel mußte die dringend notwendige
Entscheidung der Reparationsfrage nur abennals ver-
zögern.
Das Abkommen mit Belgien iiber die inzwischen z. T. in der
Schweiz diskontierten Schatzwechsel hat Deutschland zwar zu-
nächst von Barzahlungen befreit, jedoch ebensowenig wie der Auf-
schub der Ausgleichszahlungen den weiteren SturzderMark
aufhalten können. Durch dessen verheerende Wirkung, gegen die
die Reichsregierung zunächst mit einer wenig glücklichen, neuer-
dings etwas geänderten Devisen-Notveroerdnung anzu-
kämpfen versuchte, ist auch div Reparationskommission zum Ein-
greifen veranlaßt worden. Das verständigste ihrer Mitglieder, der
Engländer Bradbury, will den deutschen Staatshaushult bis zu
einer Dauer von 4 Jahren der Geldzahlungenentheben
und diese durch fünfjährige Schuldverschreibungen® ersetzen, die
den Gläubigerstaaten übermittelt und von diesen unter eigener (ma-
rantie verwertot werden. Für die Sachlieferungen soll das Reich
ebenfalls Schuldverschreibungen ausstellen, die die zum Bezug
solcher Lieferungen berechtigten Mächte garantieren, und die das
Reich durch ausländi:she Banken diskontiert, um die deutschen
Lieferanten mit ausländischen Devisen zu entschädigzen. Die Ver-
wendung der Papierinark im Austausch wünscht Bradbury wesent-
lich zu verringern und lurch die Goldmark zu ersetzen. Demgegen-
über hat die von Barthou geführte französische Delegation des
Wiederherstellungsausschusses zunächst eine strenge Kon-
trolleder deutschen Finanzgebarung gefordert, um
eine Erfüllung der Reparationsverpflichtungen zu sichern. Sodann
will sie eine Währungsreform auf Grund des Metallbe-
standes der Reichsbank durchgeführt sehen. bei der auch die Ir-
gebnisse iler Besteuerung des tatsächlichen deutschen Kapital; und
innerer Goldanleihen herangezogen werden sollen. Die Unteıbrin-
gung von Schatzwechseln bei der Reichsbank wird nach diesen Vor-
schlägen verboten, und letztere selbst unter interalliierte Kontrolle
gestellt, wie eine solche auch bezwecken soll, Verfügungen gegen
die Kapitulflucht und die Anhäufung ausländischer Devisen im
Reich zu verschärfen. Sobald die Umstände es erlauben, verlangt die
Delegation Ausgabe von Goldschatzanweisungen, deren Ertrag
teils den Metallbestand der Reichsbank, soweit nötig, verstärken,
teils zur Bezahlung der Iteparationen dienen würde, die nicht im
Z!) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1250.
13868
Haushalt aufgeführt sind. Mindestens 25 % des Wertes der Ausfuhr
müßten weiter in Gold oder fremden Devisen erhoben werden, das
Ergebnis nebst dem der Einfuhrzölle sei einem besonderen Konto
zu überweisen, das der Garantieausschuß, den die Delegation so-
fort nach Berlin verlegen will, kontrolliert, und über welches die
Reichsregierung so lange verfügen kann, als sie nach Ansicht der
Reparationskommission ihren Verpflichtungen nachkommt. Es
handelt sıch also um zwei Pläne sehr schwerwiegender Verschieden-
heit, die auch ein belgischer Vermittlungsvorschlag, wie es scheint,
vorläufig nicht hat ausgleichen können. Um eich nun für eine
Entscheidung weitere Unterlagen zu beschaffen, verhandelt der
Wiedergutmachungsausschuß z. Z. mit der deutschen Regierung in
Berlin selbst, wo gleichzeitig bekannte, von dieser eingeladene
Sachverständige des Auslandes die Möglichkeit einer Stabili-
sierung der Mark begutachten. Mangel an Vertrauen und
inländische wie ausländische Spekulation haben deren Wert seit-
her bereits auf 0,016 cts herabgedrückt.
Frankreich. — Nach den von der „Rev. Gen. de l’Electricite“
mitgeteilten Außenhandelsziffern für die ersten sieben
Monate des Jahres 1922, die wir in folgender Übersicht zusammen-
fassen, hat die Einfuhr elektrotechnischer Waren 50797 dz
(83 794 i. V.) im Wert von 63,150 Mill. Fr (112,899 i. V.) ergeben,
also eine um 32 997 dz geringere Menge als in der entsprechenden
Zeit des Vorjahres. Sie ist bei allen Positionen der Zahlentafel
zurückgegangen, u, zw. bei dynamoelektrischen Maschinen ins-
gesamt um 13 345 dz — besonders bei solchen im Gewicht zwischen
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45.
8. November 1922.
chusetts zusammen mit rd 80 % beteiligt; eie beschäftigten rd 7S
aller Arbeitnehmer der Elektroindustrie. Während es 1909 in «ce:
V. S. Amerika nur 31 Werke gab, die jährlich Maschinen, Apparat-
und Zubehörteile im Wert von 1 Mill. $ oder mehr fertigten, zät:it-
man deren im Jahre 1919 schon 182, die, 13 % der Gesamtindusiıri-
ausmachend, über nahezu 80 % aller Arbeitnehmer verfügten ugi
rd 82 % des gesamten Erzeugungswertes schufen.
Cunnington knüpft an diese Angaben eine Übersicht über ds
Wert der Produktion in den verschiedenen Jahren, leider ohne d.»
Mengen zu berücksichtigen, und schildert dann in kurzen Abriser:
die Gestaltung des Marktes von 1916 an. In diesem Jahr, das d::
Elektroindustrie mit unerledigten Aufträgen im Betrage von etw.
250 Mill. $ begann, haben die Produzenten das Äußerste geleistet —
der Wert der Erzeugung elektrischer Waren überschritt 500 Mill $
—, und doch konnte das den Markt nicht befriedigen. Die unter-
gebrachten Bestellungen beliefen sich auf etwa 750 Mill. $. I's-
Rohmaterial wurde rapide teurer, und die Erzeuger sahen si.l.
wiederholt zu Preiserhöhungen genötigt, um Gewinne zu sichern, ¿i-
überdies kleiner waren als 1915. Von besonderen Vergütungen abır:--
sehen, sollen die Löhne1916 um 25% gestiegen sein; außerdem war +|-
damals schwierig, leistungsfähige Arbeiter zu finden. Sodann fehlt:
es an Hilfsstoffen, deren Lieferung durch den Krieg z. T. behinder'
wurde. Das Kleingeschäft nahm bedeutenden Umfang an und über-
traf das von 1915 um mindestens 50 %. Obgleich man Ende 1917 schen
9 Monate des Jahres am Kriege beteiligt war, ergab sich für die lz-
dustrie eine erhebliche Steigerung der Produktion; man schätzt die
Fakturen der elektrotechnischen Fabriken auf etwa 750 Mill. $ un!
Außenhandel Frankreichsmitelektrotechnischen Erzeugnissenindenersten 7Monatenvon 192.
Erzeugnisse
Einfuhr
dz l 1000 Fr dz
1922
1. Dynamomaschinen im Gewicht von 1000 kg und mehr 23 498 27 569
a 5 7 „ 50 bis 1000 kg 4048 13 060 4448 17 017 13 470 13 945 16 164 16 733
» 5 „ unter 50 A 2124 2 395 4613 4 754
2. Apparate ` f : 7132 11611 15 008 27 3831 14 086 17 468 56 344 59 87?
3. Glühlampen mit und öhne Armatur SE AO 1 477 1 774 12 978 14 180 1 369 1 006 7 803 | 5 15:
4. Bogenlampen und Teile davon . 2, nn. 25 28 60 63 43 114 61 162
5. Kohlen für industrielle Zwecke . let irn . 768 1215 352 152 6 554 12 672 5545 ; 1072
6. Isolierte Drähte und Kabel 594 3331 : 794 5713 2911 18 958 18 820 17 0R?
7. Akkumulatoren, Teile davon und Tröckenelemente 3057 3 297 818 828 6 393 3937 3148 22-1
8. Material aus Porzellan, Steingut, Glas usw. 5875 12 790 1833 4208 6 154 7 868 28ll 3 19)
9. Teile von Maschinen, Motoren, Apparaten und Magnete . 2 199 6 733 3 979 14 136 2 967 | 3 782 7711 9215
. Insgesamt | 50797 | 83794 | 63150 | 112899 | 71947 | 79800 | 118407 | 13497
50 und 1000 kg (— 9012 dz) —, bei Apparaten um 4479 dz, bei Glüh-
lampen um 297 dz, bei isolierten Drähten und Kabeln um 2737 dz,
bei Material aus Porzellan, Steingut, Glas usw. um 6915 dz und
bei Teilen von Maschinen, Apparaten usw. um 4534 dz. Die Aus-
fuhr zeigt eine Menge von 71947 dz (79800 i. V.) im Wert von
118,407 Mill: Fr (134,977 i. V.). Auch hier ist also eine Abnahme,
u. zw. um 7853 dz zu konstatieren, die hauptsächlich auf Apparate
(— 3382 dz), Kohlen für industrielle Zwecke (— 6118 dz) und auf
Material aus Porzellan usw. (— 1714 dz) entfällt, während der
Export von Glühlampen um 363 dz, von isolierten Drähten und
Kabeln um 1953 dz und von Akkumulatoren usw. um 2406 dz ge-
wachsen ist. War aber in den ersten sieben Monaten des Jahres
1921 die Einfuhr um 3994 dz größer als der Export, so übertraf
letzterer in der Berichtszeit den Import um 21 150 dz.
Der Außenhandel mit elektrometallurgischen und
elektrogehemischen Produkten (Aluminium, Ferrolegierun-
en Kalziumkarbid, Kalkstickstoff, Zyanamid) weist eine Einfuhr
m Betrage von 81 232 dz (33814 i. V.) bei einem Wert von 7,546
Mill. Fr (7,054 i. V.) und eine Ausfuhr von 136 050 dz (85 434 i. V. )
im Wert von 21,676 Mill. Fr (11,267 i. V.) aus. Hier ist mıthin
der Import um 47 418 dz und die Ausfuhr um 50 616 dz gewachsen;
er ag letzterer über die Einfuhr N 54818 dz
i
V.S. Amerika. — Die Reminiszenz, daß am 4. IX. 40 Jahre
seit dem Tage verstrichen waren, an dem in New York die erste nach
dem Edisonsystem errichtete öffentliche Zentrale — die Pearl
Street Station — ihren Betrieb (mit 1284 angeschlossenen Glih-
lampen) aufnahm, hat „Electrical World” veranlaßt, diesem Jubi-
läum ein Heft zu widmen, in dem u. a ihr Handelsredakteur Cun-
nington Mitteilungen über die Entwicklung des amerikanischen
Elektromarktes seit 1880 macht. Damals bestanden etwa
80 fabrizierende Unternehmungen, deren Zahl dann auf 581 in 1899,
auf 1404 in 1919 und auf etwa 1600 in 1922 angewachsen ist. 1880
waren kaum 750 Personen in diesen Betrieben beschäftigt, 1919
aber bereits rd 272000. Während die Materialkosten der genannten
Fabriken 1879 etwas über 1 Mill. $ betrugen, stellten sie sich 1919
auf rd 425 Mill. $, und der Wert der Erzeugnisse, der 1880 ungefähr
2,5 Mill. $ ausmachte, erreichte in jenem NachkKriegsjahr schon rd
1 Milliarde $. Am Produktionswert des letzteren waren die Staaten
New York, Pennsylvania, Ohio, Illinois, New Jersey und Massa-
den Wert der am Jahresschluß noch offenen Bestellungen auf a
Mill. $. Die Nachfrage war z. T. beträchtlich, so daß z. B.
Lampenfabrikanten monatelang die Aufträge nicht zu bewaliie
vermochten; schließlich ergab sich dann aber doch die Möglichk:.'.
Vorräte anzusammeln. Der Handel mit Altmaterial blühte, 5-
dessen hatten es die Händler nicht leicht, Ausrüstungsteile zu èv
halten. 1918 trat dann ein überraschender Wechsel d>”
Verhältnisse ein. Die Industrie, die bis dahin eine Peric:
höchster Produktion, staatlicher Kontrolle usw. durchgemacht 2
größtenteils für die Regierung gearbeitet hatte, sah sich plötz!!.
wieder auf freiem Markt. Das Handelsgeschäft war, von Hausb..-
tungsbehelfen abgesehen, auf ein Minimum beschränkt und b-
trug schätzungsweise weniger als 30% des Gesamtumsatzes č:
Industrie in den ersten 10 Monaten des Jahres. Dem Abschluß à-
Waffenstillstandes folgten zahlreiche Annullierungen von Kriex--
und anderen Aufträgen, der Gesamtumsatz übertraf nicht den ve
1917. Arbeitskräfte und Rohmatcrial waren die maßgebenden Far
toren, an beiden aber bestand Mangel, überdies erwiesen sic
erstere als sehr unzuverlässig. 1919 ist besonders die Fabrikat:
von Akkumulatorenbatterien stark gewachsen, u. zw. um rd 111 £
gegen 1914, Mehr noch, u. zw. um 32 %, stieg der Wert der E:
zeugung von Glühlampen. Während der heimische Bedarf naci
ließ, führte das Jahr 1920 zu einer bedeutenden Ausdehnun:-
des Exports elektrischer Erzeugnisse. Sein Wert betrug r-
4 Mill. $ mehr als im Vorjahr. Dagegen war die Konstruktiot-
tätigkeit und die Leistung der Arbeiter nicht wirkungsvoll; de
Lampenverkauf nahm einen nennenswerten Aufschwung. Da e:
die Zentralstationen ausdehnten, hoben sie zugleich das Gesch‘
in Ausrüstungsstücken für Leitungsanlagen. Auch 1921 gestalt!
sich die Ausfuhr elektrotechnischer Produkte zunächst lebhaft, l
Lieferungen von Rohmaterial befriedigten mehr als 1920, Ji-
Arbeitsverhältnisse besserten sich, und manche Produzenten kon:
ten mit voller Leistungsfähigkeit vorgehen. Ein Preisabbau w:°
zwar zu beobachten, aber doch in mäßigen Grenzen. Für 1922 ko:
statiert Cunnington mit wenigen Worten den die günstige Mark:
lage etwas schwächenden Einfluß der Streiks im Kohlenberz’x:
und Eisenbahnbetrieb, der Materialknappheit sowie der frems:
Wechselkurse. Soweit sich die Preise geändert haben, sind sie r:
höht worden. Der elektrotechnische Markt fühlte die Wirkung Ki
Ausstände zunächst lediglich an einer Abnahme der Vorräte, wi:
rend der Auftragseingang nicht zu leiden hatte.
9. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 45.
1369
VEREINSNACHRICHTEN. ‘
| VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, uns N 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr, 0320 u
Betr. Beantwortung von Anfragen.
An den Verband gerichtete Anfragen von Verbandsmitgliedern
nnen mit Rücksicht auf die hohen Porto- und Papierkosten nur
h auf Beantwortung rechnen, wenn Rückporto eingesandt wird.
ragen von Nichtmitgliedern unterliegen gegebenenfalls beson-
rer Berechnung der entstandenen Unkosten.
Bekanntmachung.
Laut, Beschluß der Jahresversammlung 1922 sind die gegen die
egeln und Normen für Elektrizitätszähler?!) und
endie Regeln für Anlasser und Steuergeräte?)
1. August d. J. eingegangenen Einwände von dem Technischen
uptausschuß geprüft und teilweise berücksichtigt worden. Die
m technischen Hauptausschuß angenommenen Änderungen wer-
n wie folgt bekanntgegeben:
1. Regeln und Normen für Elektrizitätszähler.
8 2.
\ Im letzten Abschnitt, 7. Reihe von unten muß es „Meßwandler”
tatt „Meßtransformatoren“ heißen.
| § 4.
ole: Die ersten 8 Zeilen des vorletzten Abschnitts ändern sich wie
lgt:
Die Stärke der in den Zähler einzuführenden Leitungen ent-
richt mit Rücksicht auf die Spannungsverluste, vor den Zähler
ingebrachte Sicherungen oder dergl., durchaus nicht immer den
nstromstärken, für die der Zähler gebaut ist. Um deshalb für
tärkere Leitungen Platz zu haben, wurden die Bohrungen der An-
tthlußklemme für 25 mm? Leitungen zu 6 mm Durchmesser fest-
gelegt und für die Druck- oder Befestigungsschrauben 5 mm Ge-
Finde gewählt. ss
Die Erläuterungen zu Schaltung 3, 4, 5 und 6 erhalten folgen-
len Wortlaut:
Bei Schaltung Nr. 3, 4, 5 und 6 ist die normale Bessieinung dor
‚Sozelnen Hauptleiter mit Rücksicht auf die verschiedene Bezeiclı-
g derselben in Gleich- und Wechselstromanlagen bzw. Zwei- und
heisıteranlauon allgemein nicht angegeben. Sofern bei älteren
hlerkonstruktionen in Gleichstromanlagen die Polarität beim
schluß eines Zählers berücksichtigt werden muß, ist durch eine
Bemerkung im Schaltbild besonders darauf hinzuweisen,
Die Bemerkung zu Zähler Nr. 6 muß lauten:
Für Wattstunden-Dreileiterzähler (Nulleiteranschluß).
Der äußere Anschluß des Spannungskreises kann anstatt durch
? Drähte auch durch einen Draht vorgenommen werden.
Im vorletzten Abschnitte muß es wieder „Meßwandler“ anstatt
Meßtransformatoren“ heißen.
Folgende Schaltbilder sind abgeändert:
Abb. 18a.
») yet „ETZ” 1922, 8. 519.
3) Vgl. „ETZ“ 1923, 8. 627.
"R
$ ~ da
F | 2 2
TAg E:
Abb. 18b.
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S a Dee im L I
i
T | Gb
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Abb. 28a.
Abb. 23b.
2. Regein und Normen für Anlasser- und Steuergeräte.
i § 2, Schlußabsatz.
Die Regeln gelten nur für Geräte zur Steuerung von Maschinen
für Dauerbetrieb, (nicht für kurzzeitige und aussetzende Betriebe).
Siehe R. E. M. 1923 §§ 28 bis 30. |
8 13.
Der Abschnitt über Magnetwicklungen ändert sich wie folgt:
Für Magnetwicklungen gelten nach R.E.M. 1923 $ 38 bis 41
für Isolierung durch Faserstoff ungetränkt getränkt
als Grenzwerte der Temperatur . : > "IC 85°C
als Grenzwerte der Erwärmung (Uber-
temperatur) f . . 40°C 50°C
Die Grenzwerte für die SE gelten unter der Voraus-
setzung, daß die Temperatur der ee 35 ° nicht überschreitet.
Euer, Tulfemotoren siehe R. E. M. § 41, betr. Transformatoren
$ 15, erster Absatz.
Spannungsrückgangsabstellung. Das Gerät muß
ausgelöst werden, wenn die Spannung auf 50 % des Nennwertes
zurückgeht. Bei 80 % des Nennwertes darf sie nicht eintreten.
1870
52. ,
Die Erläuterungen zu Tafel I (S. 1371) für Gleichstromanlasser
ändern sich vom 6. Abschnitt an wie folgt:
Wenn unter den Anlassırn der Tafel kein Anlasser vorhanden
ist, dessen Nennleistung mit der des Motors übereinstimınt, so ist
der nächstgrößere Anlasser und die dadurch bedingten gröleren
Spitzenströme zuzulassen.
Bei der Stempelung des Anlassers ist zur Erleichterung der
Auswahl nicht die mittlere Anlaufnahme, sondern die Nenn-
leistung des Motors zugrunde zu legen, wobe; noch die doppelten’
Leistungen für Halblasi gestempelt werden können.
Die Aufnahme des Motors ist unter Berücksichtigung des vor-
aussichtlichen ungünstigsten Wirkuugsgrades Nmin bestimint. Bei
der Bestimmung des Ankerwiderstand«es wurde angenommen, dab
% der Gesamtverluste auf den Anker + Zuleitungen entfallen.
Die mittlere Anlaßaufnahme bei Vollastanlauf, welche die
Grundlage für die Bestimmung der Anlasser ist, ist gemäß $ 22
gleich 1,3 X Leistungsarnıfnahme des Motors angenommen. Wenn die
bei der Projektierung berechne® Anlaßleistung nicht mit einem
Tafelwert übereinstimint, so ist der nächstgrößerr Anlasser zu
wählen.
Für die Bestimmung der Anlalszeit wurde die empirische Forniel
t=4+2yYN
(N ist die Motorleistung in kW) benutzt. Über 200 kW hinaus ist
die Formel nicht zu empfehlen. Da die Anlasser ein mehr-
maliges Anlassen kurz nacheinander gestatten, so genügen eie
“auch zur Beschleunigung größerer Schwungmassen beieinmali-
gem Anlassen. Bei Antrieben mit außergewöhnlich großen
Schwungmassen ist die erforderliche Anlaßzeit rechnerisch zu
ermitteln.
Die Anlaßzeit und Anlaßhäufigkeit beruht auf Erfahrungs-
werten. Die Anzahl der Anlaßstufen ist so gewählt, daß der Schalt-
strom wenig höher liegt als der Neunstrom.
Zu Tafel II (S. 1372 u. 1373), Drehstromanlasser.
Die Leistungsabstufung der Anlasser, die mittlere Anlabauf-
nahme, die Anlaßzeit, die Anlaßzahl. die Anlaßhäufigkeit und die
Anlaßarbeit sind gleich denen für Gleichstromanlasser eingesetzt.
Für die Abschaltung der Widerstandsstufen in den drei Läufer-
kreisen nach einander — als u v w- Schaltung bezeichnet — ist die
Anzahl der Vor- und Anlaßstufen geringer gewählt als bei gleich-
zeitiger Abschaltung, da sich bei dieser Anordnung nahezu die drei-
fache Zahl von Stellungen ergibt. Anlasser für zweiphasige Läufer
sind nicht genormt.
Für die Herstellung der Anlasser kommen je nach Größe der
Läuferspannung verschiedene Widerstandsbezüge in Frage. Zwecks
e ___ Läuferspannung
i Lauferstrom
Läuferspannung zwischen zwei Schleifringen), eine Nermalreihe
1,0; 18; 3,2; 5,6; 10 aufgestellt, die unter 1,0 und über 10 ent-
sprechend den Bedürfnissen erweitert ist. Es ist als zusesie zu
erachten, daß z. B. ein Anlasser, der für das Verhältnis 5- = 10 be-
Normung derselben ist für die Werte (e =
rechnet ist für = Werte des Motors zwischen 7,5 und 13 benutzt
wird, wobei die auftretenden Spitzenströme um 25 % höher bzw.
30% niedriger werden. Tatsächlich werden höhere Stronispitzen
meist nicht auftreten, da die Vorstufen z. T. als Anlaßstufen
wirken.
Um die Auswahl der Anlasser zu erleichtern, sind die Ctrenzen
der Läuferspannungen und -ströme in den einzelnen Feldern der
Zahlentafel angegeben. Es sind aber nur diejenigen lelder aus-
gefüllt, die für die genormten Grenzen der Läuferspannungen der
Drehstrommotoren nach DI-Normblatt E 584 in Frage kommen. Für
abnormale Läuferspannungen sind die Anlasser unter sinngemäßer
Erweiterung der Tabelle zu bestimmen. Die Grenzen der Läufer-
spannungen und -ströme sind auf den Anlasserschildern anzugeben.
8 35.
Letzter Absatz. Bei Generatoren von 100 kW aufwärts muß
«lie Spannung außerdem unter denselben Bedingungen bei Leerlauf
um 50 % vermindert werden können.
Hinter $ 42 werden zwei neue Paragraphen über Schild ein-
gefügt:
VII. Schild.
843. Allgemeine Angaben.
Anlasser, Anlaßschalter, Anlaßtransformatoren, Regler,
Schützen und elektromazmnetisch betätigte Wächter sollen eiir Lei-
stungsschild besitzen, auf dem die nachstehend aufgezählten allge-
meinen und die im 8 44 zusammengestellten zusätzlichen Angaben
deutlich lesbar sind. Das Schild soll so angebracht werden, daß es
auch im Betriebe bequem abgelesen werden kann. Der Verwen-
dungszweck des Gerätes braucht nicht verzeichnet zu werden.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45.
8. November 1928.
Die allgemeinen Angaben sind:
1. Fabrikant oder Ursprungszeichen (falls nieht ein besondere:
Firmenschild angebracht wird)
Modellbezeichnung oder Listennummer.
Fabriknummer (kann bei Massenfabrikaten fortfallen).
ro
§ 44. Zusätzliche Angaben.
Die zusätzlichen Angaben auf dem Leistungsschild für die ein-
zelnen Gerätearten betreffen:
a) für Anlasser:
1. Die Seas (Gleichstrom G, Einphasenstrom E, Dreh-
strom D),
2. die Vollbelastung, "/Jı, des zugehörigen Motors (kW), unter
Umständen daneben die Halblastleistung, %, z. B. 11 44 kW,
⁄ 88 kW oder eine beliebige Minderleistung, z. b.
4 59kW,
3. bei Gleichstromanlassern die Netzspannung (V),
bei Einphasen- und Drehstromanlassern für Schleiftinz-
motoren die Grenzwerte
des zulässigen Läuferstromes i (A) und
l _ Läuferspannung E o)
i Läuferstrom' l
Ist mit dem Anlasser auch ein Ständerschalter verbunden,
so ist auch die Netzspannung E (V) und der Ständerstrom J (4)
anzugeben.
b Für Anlaßschalter
toren:
1. Die Stromart (G bzw. E oder D),
2. die Leistung des zugehörigen Motors (kW),z.B. }
c) Für Nebenschlußreegler:
1. Die Grenzwerte des Stromes (4),
2. die Ohmzahl (Q).
d) Für Schützen:
1. Die Stromart (G bzw. E oder D),
2. die Stromstärke der Hauptkontakte für aus=setzenden B=-
trieb (a) bzw. Tür Dauerbetrieb (d),
3. die Spannung der Erregerwicklung e (V).
Für Wächter:
1. Für Spannungswächter Stromart (G bzw. E oder D) wi:
Spannung (V),
2. für Stromwächter Stromart (G bzw. E oder D) und Stron-
stärke (A).
Der vorletzte Absatz des bisherigen $ 43, jetzt § 45, änden
sich wie folgt:
Angebaute Hilfsmotoren sind nach den R.E.M. 1923 § 30 1 mi!
lang zu prüfen bei Spannungen T bis 500 V und Leistungen Is
500 W mit dreifacher Spannung (3 E),
bei Leistungen über 500 W mit 1220, 1440, 1880, 20 \
bei einer Netzspannung von 110, 220, 440, 300V
Meßgeräte sind nach den Regeln für Meßgeräte 1923 § X
zu prüfen.
Hiernach werden Meßgeräte, die nicht an Meßwandler ans;
schlossen sind, bei einer Erdspannung von 101 bis 650 V mit 200o \
1 min lang geprüft.
Der bisherige $ 44, jetzt $ 46, erhält folgenden Wortlaut:
Die §§ 10 und 12 der Errichtungsvorschriften über Ausschalter
Umschalter, Anlasser und Widerstände sind zu beachten.
In der Tafel zum alten § 53 ändert sich der Wert für 0,55 mm
Nenndurchmesser für WM 13 in 0,55; neu hinzugefügt werden ¿ie
Werte für 0,6 Nenndurchmesser, und zwar:
0,460 0,034 | — — | 178 008 | 355 017
3.
Gegen die „Normalen Bedingungen für den Anschluß an Mo
toren an öffentliche Elektrizitätswerke” Entwurf II sind weiter
Einwände nicht eingegangen. Der Technische Hauptausschuß hai
daher beschlossen, diese Normalen Bedingungen, wie in Heft M.
S. 700 u. Í., veröffentlicht, anzunehmen.
Die darin enthaltenen V orschriften für Anlasser und Steuer
geräte treten aber naturgemäß erst mit dem Geltungstermin (1. \ Il
1924) der Regeln für Anlasser und Steuergeräte in Kraft.
4.
Auch gegen die in der „ETZ“ Heft 16, S. 552,
veröffentlichten Entwürfe von Normblättern für
E 578 Offene Gleichstrommotoren,
E 579 Offene Gleichstrommotoren mit Drehzahlregelung,
E583 Offene Gleichstrommotoren mit Kurzschlußläufern,
sind Binwände nicht eingegangen. Diese Normblätter sind dal"
als endgültig angenommen. Der Geltungstermin für diese normal:
Motoren wird noch bekanntgegeben werden.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
des zulässigen Verhältnisses
und Anlaßtransforn:-
3 100 kW.
Ne
e
553 und 55
1871
£lektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heft 45.
u ô. November 10828.
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1372 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 9. November 1922.
Zahlentafel II über normale Anlasser für Vollastanlauf
für 220, 330 und
Für Halblastanlauf sind die Anlasser für die doppelte Motorleistung
Ferner muß der Endkontakt
Luftkühlung | DL 15 DL 22?) DL 31 DL 44) |DL62 DL8
Stempelung des Anlassers . a e a ge —Doe31 Er DOe62 mer
Nennleistung des Motors N bis zu kW 1,5 2,2 3,1 4,4 = 6,2 | 8,8
Aufnahme des Motors Na, ...... . biezu kW| 1% 2,8 3,9 6,4 14 | 105
Scheinaufnahme des Motors. . . . . . . bis zu KVA 2,8 3,9 5,7 170 95 13,3 |
100 >< Spannungsverlust im Läufer und Zuleitung Pa
iuter- Phasenspannung ——— lo 17,6 17,6 17,6 14,8 14,8 11,3
Mittlere Anlaßaufnahme Nm . » » 2 2 2 2.2. KW 2,6 | 3,6 5,2 74 101 14,2 ii
Anlaßzeit t. .. ooa er. 6 | 7 | 8 8 9 10 E
Í | u Luftkühlung 4 4 4 3 3 3 i
Anlaßzâhl 2. o Io a | Ölktihlung ne... ee 7 =
Luftkühl 10 9 ` 8 7 q 6
Anlaßhäufigkeit in der Stunde R. ... Í a = = mA en ea a a aa
Anlaßarbeit Nmt... .......... . .kWs| 156 252 | 364 60 91 142
Geringste Anzahl der Anlaßstufen ; . } Gleichzeitige 39 3) 3x2 2 3x2 | 3x2 3x3 | 3x3 3x4 z
Geringste Anzahl der Vorstufen Abschaltung > | — 3x1 3x1 | 3x1
Geringste Anzahl der Anlaßstufen . . T uvw- 3 6 6 6. 6 6 9 F
Geringste Anzahl der Vorstufen . . . .$S Schaltung — — — 3 3 3 |
18 13 — 4 M 109—148 133 -181 156—212 186—252 |221—300 ani i
y 119-156 141 186 | 168-221 1 200—%4
84—62 | 10,2—75_ ' 119-88 | 141-106 168-125 -
84—109 | 102133".
n E E 11-84 | 133-102 : 156-119 | 186—141 | 22—16,8 84-0
Normalwerte 56 oe 42-75 Y 62-4 | 76-102 | 888—119 106—141 |126—168 150—200
des ' x © A| 147-1 | 18-133 | __21—15,6 25—186 29,522 35.3—%.
Verhältnisses: 32 = 24—42 vV 47-62 57,4—76 67— 88,8 80—112 2 2- 12% ı 113— 150
| K- Tr A | 19,4—14,7 | 23,8—18 279—21 33,3—25,3_ 139,8--30 472-3.
Ca Läuferspannung 18 E 13-24 y 55 | — | 49,4—67 , 589-800 | 70-%,2835—113
i Läuferstrom 3 EST _ — 38-279 | 45,3—33,3 _|53,5—39, 8 64-472
10 N 05—13 V — 4) 32 — 42,2 | 37,5—494 | 447-589 1535-70 | 64-85
l PIRAS A — |42 4 | 50—38 | 596—45,3 | 70—53,5 83.564
V —— | — — 33,5 —44,7 598—535 47,4- 474-4
ERS LER Seins O5 I = | I | 2806 85-70 1118-85
y | Nennstrom J. a ea) en er y A 7,4 10,5 13,7 18,4 25 35
Mittlerer Anlaßstrom Im. en... etwa A 8,6 124 16,3 30,1 42
vi Nennstrom J. . u erde a A o A 4,3 61 19 10,7 14,5 20,3
Mittlerer Anlaßstrom Jm. » 2 2 2.2. etwa A 50 72 94 | 12,8 17,4 244 |
v nen J. erg A 33 Í 46 6,1 | 8,1 11,0 154
Mittlerer Anlaßstrom Jm. - - | | | etwa A 3,8 | 5,4 7,2 | 9,65 13,2 186 `
Anlaß-Spitzenstrom!) | Jo | 3
i Nennsirom PPR Pue ne T 1,47 1,49 1,52 1,43 1,45 1,43
fa u O E O E E EEEE
© |
5 Schaltstrom Jı | à
5 Nennstrom . . . . . . . . . . . "yr" 1,01 1,02 | 1,02 103 1,03 1,04
an 772 te mn nn | m |
| _Einschaltstrom Je |
Nennstrom ne > e sè ù ù è > o > œ Pa 1,47 1,49 1,52 1,0 1,0 0,9
Anlaß-Spitzenstrom!) f t3 a
Nennstrom tt o 1,84 1,84 1,84 1,66 1,66 1,62 |
Schaltstrom i ù o Fri |
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S | Anlaß-Spitzenstrom tə |
.Shlstrom tt 1,8 1,8 1,8 1,6 1,6 18 |
_Einschaltstrom le i 1,02
Nennstrem Fee re 1,84 | 1,84 | 1,84 1,15 1,15
ı) Wenn auf die Gleichheit der Spitzenströme auf allen Stufen verzichtet wird, kann unter Beibehaltung der Stufenzahl der ATAO Spitzenskron um De
und ae der Anlaßstufen nach 10, und die der Vorstufen nach 11a zu wählen. — * Die stark eingerahmten Werte werden in der Regel nur für Halbiart
7
41
9. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45.
mit Luft- oder Ölkühlung, mit Flach- oder Trommelbahn,
500 Volt Drehstrom.
verwendbar, aber für den doppelten Wert = des Motors auszuwählen.
‚ausreichend bemessen sein.
|
W 2225 | DL! DL» | DL) | DL 50 Dr! konsrbinei
| D Oe 12,5 — ‚ D Oe 2% = D Oe 50 — | D Oe 100 i
125 175 |. 3 35 | 50 7 > 10 | u E E
RESET PIE BERG ERON a E ee sa a DE ra ma 1 en nd Be een = Ben =
14,9 20,4 90 | 401 56,2 18 uo | |
18,5 26,2 a ao 68,6 u 130 er nn u =
' ’ , | ' , 5 N cos Q :
11,3 9,6 | 96 9,04 9,04 7,25 7,25 angenommen.
19,6 27,3 | 38.4 53,0 74,1 i 103 | 145 ge 1,3 x Aufnahme des Motors.
11 12 14 16 | 18 2 | A 4+2 V N (NinkW).
m EEE WERE a E a 3 VENEN
3 — 3 — | 3 — | 3 Für eine höchste Öl-Übertemperatur von 800 C.
; | Für Sand geringer.
SED, PORIE EN, UBER: ER EE. SEIEN REIHE. SR: 3 13 __|- Ä
3 — 2 — 1,5 — 0,6 Für eine höchste Öl-Übertemperatur von 80° C.
Für Sand geringer.
216 328 537 848 1330 2160 3480 Für Beschleunigung und Reibung stehen
1
F Nm t zur Verfügung.
3x4 8x5 | 3x5 | 3x6 | 3x6 | 3x7 gaT To
83x1 f 3x1 3x1 3x2 3x2 3x2 3x2
9 9 9 12 12 12 12
3 3 3 6 6 6 6
== a | = = = na = Bei einem Verlust von 50%, m Läufer ist
= au ESE EN E TE ne a, == ._ 105.100N _
- 238—314 282—372 | 338—444 — — — = ei=- - v -— = 606 N,
[.318— 24 | 376-286 | 44,8— 344 | ge _ _ — _
Ei 178—2838 | 211—282 | 252—3388 | 298-400 | 357-478 — - = e
E e4 ss] 502—376 | 0-48 7—58 | 8-8 = | = W e=y Wen, Volt
Wa 135-178 | 159—211 | 191—252 | 226—298 | 270-357 | 322—423 | 382—505 DEO? er
78-424 665- 50,2) 79—60 | %—71 | 12-8 | 132—100 | 158-120 || ¿= | 606 N<- Amp.
99—135 | 118-159 | 140-191 | 166—226 | 198—270 | 235—322 | 281—382 l
.% 56 | 90— 665| 107— 79 | 128- %4 152—112 | 180—132 | 215-158 Für Halblast- Anlasser Endkontakte zu be-
q6— 99 : 90—118 | 107—140 | 127—166 | 152—198 | 179-2335 | 213—281 achten.
99—76 ' 118— 90 | 140—107 | 166—128
236—180 284—215 || Die angegebenen Leistungen entsprechen dem
5—46 672190 Ben 94—127 = = Ba ee der DEN nen erejehenüen Läufer-
18 99 | 159-118 | 188-140 | 224—166 ` — | — N na ner
ı 9 69 ` 96 132 _ 180 250 342
59,5 85 117 160 221 308 425
28.4 40 56 I 7% 104 145 198 ;
344 48 67,6 92,5 128 178 246 AE eo Dei;
21,6 30,4 42,2 58 2 79 110 151
26,2 86,8 51,2 70,7 97 135 188
1.43 1,40 141 141 142 141 1.43
1,04 1.06 1,06 1,09 | 1,09 1,10 110 || Für gleichzeitige Abschaltung der Widerstände.
Aa a a IENEN e e — (Ja Jis Je ip i sind für die Mittelwerte von
0.9 0,8 08 | 0,7 0,7 0,7 0,7 5 = 18 bzw. 10, 56 usw. berechnet. Für die
a EEE NEEE EE ge a ae wa
1,62 1,58 1,58 1,56 1,56 1,53 1,53 Grenzwerte von $ ändern sich die Angaben
a Ze a Tee cn Ba der Tafel entsprechend. |
1,06 1,08 | 1,08 | 112 112 112 112
A we a a sau t A ai z
1 53 1,46 1,46 1,39 | 1,39 1,37 1,37
Me ehren El ee |
| 1,02 0,90 | 0,90 0,78 0,78 0,75 0,75
i
überschritten werden. — *) Diese Anlasser mit Luftkühlung dürfen durch die nächsthöhere Type ersetzt werden. — ®) Es ist zulässig, in demselben Anlasser Schaltung
Anlasser erforderlich sein.
1374 Elektrotechnische Zeitschrift., 1922. Heft 45. 8. November 1922.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Berlin W. 57, Potsdamer Straße 68.
Es wird wiederholt darauf hingewiesen, daß die Elektrizitäts-
werke in Kürze nur noch solche Installationsmaterialien in ihren
Versorgungsgebieten zuzulassen beabsichtigen, die das VDE-Prüf-
zeichen zu führen berechtigt sind. Diejenigen Firmen, denen die
Genehmigung zur Benutzung dieses Zeichens für bestimmte Appa-
rate erteilt wurde, sind in der „ETZ” 1922 H.22 S. 1299 bekannt-
gegeben: auch in Zukunft wird deren Veröffentlichung erfolgen.
Es empfiehlt. sich, daß die Hersteller mit Beschleunigung Anträge
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 16. XI., abds.
8 Uhr, Saal 42 der Techn. Hochschule Hannover: Bericht des Herrn General-
sekretärs des VDE Berlin über den Stand der VDE-Arbeiten.
Elektrotechnische Gesellschaft zu Köln E. V. 15. XT., abds.
8 Uhr, Vortragssaal der Bürgergesellschaft: Vortrag Obering. Heyek:
„Die Fortschritte der praktischen Beleuchtungstechnik‘' (mit Lichtbildern).
Verein des Bergischen Landes. 15. XI., nachm. 4 Uhr: Bce-
sichtigung der Bergschule in Bochum. Abends Vereinsversammlurg im
Parkhaus in Bochum.
Oberrheinischer Elektrotechnischer Verein. Karlsruhe.
17. XI. 1922, abds. 8 Uhr, Hörsaal 93 des Bauingenieur- Gebäudes der Techn.
Hochschule: Vortrag Obering. Haer (Siemens & Halske) „Moderne Fern-
sprecheinrichtungen verschiedener Größe und für alle Zwecke mit Vor-
führung von betriebsfertigen Modellen, Lichtbildern und Film‘‘.
Verein deutscher Ingenieure. (Arbeitsgemeinschaft Deutscher
Betriebsingenieure.) 16. XI. 1922, abds. 8 Uhr, Gr. Saal des Ingenieurhauses,
Sommerstr. 4a: Lichtbildvortrag Prof. Kessner „Der technische Lehr-
film im Eisenhüttenwesen‘‘.
Außeninstitut, (Fachgruppe Mathematik und Naturwissen-
schaft). 13. XI. 1922, Technische Hochschule, Charlottenburg. Hörsaal
E. B. 105, abends 6—8 Uhr: Beginn einer Vortragsreihe (10 Doppelstunden)
von Prof. Fuchs über ‚Theorie der Luftkräfte in der Flugtechnik‘‘. Preis
150 M, für deutsche Studierende 40 M. Karten beim Hauptpförtner.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
C. König in Vohwinkel, Direktor der Schwebebahn Barmen-
llberfeld-Vohwinkel A. G. und der Blektrischen Stralenbahn
Barmen-Elberfeld ist ferner in den Vorstand der Bergischen Klein-
bahnen A. G. eingetreten. — M. U hlig, Direktor der Bergischen
Kleinbahnen A. G. ist in den Vorstand der Schwebebahn B.-E.-\V.
A. G. und der Elektrischen Straßenbahn B.-E. eingetreten.
LITERATUR.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Lehrbuch zur Vorbereitung für die Ablegung der Gehilfen-
und Meisterprüfung im elektrotechnischen Installations-
gewerbe. Von Friedrich Bode. 7. Aufl. Mit 332 Abb. 346 8. in 80.
Verlag der Hauptstelle des Verbandes deutscher Elektro-Installations-
Firmen, Frankfurt a. M. 1922.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Der Arbeitsmarkt im September 1922. 1) — Nach der Gesamt-
übersicht des „Reichs-Arbeitsblatts‘ hat sich die im August beobachtete
Abschwächung des Beschäftigungsgrades während des September
weiter verschärft; es droht eine Winterperiode der Arbeitslosigkeit und
Wirtschaftenot für breite Volkskreise, ohne nach ihrer Überwindung eine
wesentliche Gesundung des Wirtschaftslebens in Aussicht zu stellen. Selbst
der reißende Niedergang der Mark, wie ihn die allerjüngste Zeit brachte,
konnte keinen günstigen Einfluß mehr auf den Beschäftigungsgrad in den
wichtigsten Wirtschaftszweigen ausüben. — Bei 5669 Krankenkassen
D Vel „ETZ 1922, S. 1278.
bei der Prüfstelle einreichen, sofern sie Erzeugnisse herstellen, die
gegenwärtig prüffähig sind (wie Sicherungselemente, Schmelz-
stöpsel, Dosenschalter, Steckvorrichtungen, Handlampen, Fassun-
gen, Klingeltransformatoren, galvanische Elemente), damit die Pri-
funzen rechtzeitig erledigt werden können. Prüfungsbedingung:n
und Antragsvordrucke werden von der Prüfstelle auf Wunsch zu-
gesandt. Um Mißverständnissen vorzubeugen, wird jedoch darauf
hingewiesen, «laß diese Prüfungsbedingungen nicht etwa die Prüf-
vorschriften enthalten, nach denen die Prüfungen ausgeführt wer-
den. Diese ergeben sich vielmehr aus den vom VDE aufgestellten
Errichtungsvorschriften und den für die einzelnen Apparate gül-
tigen Sondervorschriften (z. B. den Vorschriften für Konstruktion
und Prüfung von Installationsmaterial).
Prüfstelle des VDE.
Zimmermann.
ist die Mitgliederzahl von 12,992 auf 12,869 Millionen, mithin um 0,9°,,
gefallen (0,2% i. Vm.). Die Arbeitslosigkeit und die Zahl der Kurz-
arbeiter hat sich erhöht; von 6,339 Mill. den Fachverbänden angehörenden
Arbeitnehmern waren am Stichtage 52 349 oder 0,8 °% arbeitslos (0,72% i. Vm.).
Auch die Erwerbslosenstatistik ergab für den Scptgmber eine nicht unbe-
deutende Zunahme der unterstützten Personen, u. zw. wurden am l. N.
16 362 Vollerwerbslose unterstützt (11702 i. Vm.). Bei den Arbeit».
nachweisen ist zwar eine Abnahme der Arbeitsgesuche eingetreten, der
aber ein bedeutender Rückgang der Stellenangebote gegenübersteht; ıs
wurden 0,742 Mill. Gesuche (0,766 i. Vm.), 0,608 Mill. Angebote (0,7 i. Vm.)
und 0,422 Mill. Vermittelungen (0,485 i. Vm.) gezählt, so daß auf je I
offene Stellen 122 Gesuche (109 i. Vm.) und auf je 100 der letzteren nur
57 Vermittelungen (63 i. Vm.) entfielen. 19 berichtende Betriebskranken-
kassen der Elektroindustrie hatten am 1. X., abzüglich der arbeits-
unfähigen Kranken und Erwerbslosen, 78 606 männliche und 34 322 weib-
liche Pflicht mitglieder, deren Zahl somit um 11,2%, bzw. 0,99%% gegen August
gewachsen ist.
Allgemeine Elektrieitäts-Gesellschaft. — Wie die Verwaltung
schreibt, beträgt der zur Verfügung der Generalversammlung stehende
Reingewinn des Geschäftsjahres 1921/22 rd 166,6 Mill. M (82,4 i. V.), au:
dem eine Dividende von 25% (161.V.) auf die Stammaktien und von 10,0”,
auf die Vorzugsaktien B verteilt werden soll. Dem Werkerhaltungskont«
sind vorweg 400 Mill. M (100 i. V.) zugeführt worden. Vorsitzender des
Aufsichtsrats ist nunmehr K. Fürstenberg. — Im Anschluß an diese Notiz
geben wir folgende uns zugesandte Mitteilung wieder: Der Verlag für
Sozialwissenschaft hat soeben unter dem Titel „Die AEG“ (Eine Darstellung
des Konzerns der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft) eine Broschur
erscheinen lassen, die cine Anzahl von falschen Angaben und Zusammen-
stellungen enthält und geeignet ist, irrige Anschauungen zu verbreiten. Die
Allgemeine Elektricitäts-Gescllechaft muß daher Wert darauf legen, festzu-
stellen, daß sie dieser Veröffentlichung völlig fernsteht.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie. — Diesem Heft liegen neue Festsetzungen
der Preisstelle Nr. 72 (grün) und Nr. 72A (gelb) bei, durch die die Teue-
rungszuschläge und der Mindestnettopreis von Transformatoren- ww.
Öl weiter erhöht werden. Sie gelten vom 1. bis 8. XI. Der Text zu der
Ziffern 68a, 7} und 85 ist geändert worden. Für die Umrechnungmulti-
plikatoren gelten die Angaben der Tabellenausgabe 20 e.
Indexzilfern. — Der Kaufkraftindex der ‚‚Ind.- u. Hand.-Ztge."
betrug in der Woche vom 21. bis 27. X. 781,15 (566,22 i. Vw.), d. h. die Ìn-
landkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen, hatte nur
noch !/zxı ihres Vorkriegswertes und, am Dollarmittelkurs in Berlin (4336,65
gemessen, nur noch den 1033. Teil ihres Außenwertes der Vorkriegszett.
Gegenüber einer Steigerung des Dollarmittelkurses (3019,83 1. Vw.) um 43,6°,
hat sich das Großhandelspreisniveau, am Kaufkraftindex gemessen, um 38°.
erhöht. Die MeBziffer der Warengruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe.
Öle ist von 590,09 i. Vw. auf 781,00 gewachsen. Die Metallpreise allein zeigen
eine Erhöhung um 48°%.
Verbesserung der Devisen-Notverordnung. — Nach neuen.
durch die abfällige Beurteilung der Devisen-Notverordnung vom 12. X. ver-
anlaßten Ausführungsbestimmungen dazu bleibt nunmehr die Gültir-
keit laufender Verträge unberührt, und die vor dem Inkrafttreten
der Verordnung vereinbarte Zahlung in ausländischen Zahlungsmitteln wiru
zugelassen, wenn sie bis zum 15. XII. zu erfolgen hat und beim Inkraft-
treten der Verordnung Zahlung in Reichswährung noch nicht geleistet ist.
Nach dem genannten Termin muß sie in dieser, zum amtlichen Geldkur
der Berliner Börse am Fälligkeitstage umgerechnet, vorgenommen werden.
Über die weiteren Erleichterungen findet sich das Nähereim „Reichsanzeiger".
1922, Nr. 246.
Die wirtschaftliche Not der Straßen- und Kleinbahnen. —
Der Verkehrsausschuß des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats hat sich vor
kurzem mit der ungemein schwierigen Lage der Stra Ben- und Klein-
bahnen beschäftigt, die unter dem dauernden Anwachsen aller Ausgaben.
der Wirkung von Kohlen- und Gewerbesteuer und auch unter der Tarif-
politik der Reichseisenbahn leiden. Es wurde ein Beschluß gefaßt. der esim
Interesse der Gesamtwirtschaft für unbedingt geboten erklärt, den in un
mittelbare Nähe gerückten teilweisen oder pänzlichen Zusammenbruch
dieser Unternehmungen mit allen Mitteln zu verhindern oder wenigsten:
aufzuhalten. Die Reichsregierung sei zu ersuchen, die hierzu erforderlichen
Maßnahmen umgehend in die Wege zu leiten.
-= + y
9. November 1922.
e
Das Ergebnis des Achtstundentages in Schweden. — Wie wir
in der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘ lesen, wird in einem Gutachten des schwedischen
Kommerzkollegiums ausgeführt, daß eine Verkürzung der Arbeitszeit,
wenn sie nicht durch erhöhte Arbeitsintensität ersetzt werde, zu einer Ver-
minderung der Nationaleinkommen und dadurch mit der Zeit zu verringerte m
Arbeitseinkommen und einem Sinken des Lebensstandards der Bevölkerung
führen müsse. Die angestellten Untersuchungen hätten ergeben, daB die
Einschränkung der Arbeitszeit in Schweden in der. Regel keine
erhöhte Arbeitsleistung zur Folge gehabt habe.
Außenhandel.
Deutschland. — Die Ausfuhrmindestpreise für Taschenlampen-
hülsen und -batterien für Verkäufein Reichsmark sind ab 28. X. geändert,
die letzten Mindestpreise für elektrische Heiz- und Kochapparate
. vom 13. X. ab 27. X. um 60% erhöht worden. Teilweise geändert haben sich
die Verkaufspreise für Fernsprech- und Telegraphenapparate, amt-
liche Einrichtungen, Wecker und Tableaus, Druckknöpfe und
Schwerhörigenapparate. Die Mindestverkaufspreise nach dem Ausland
teilt die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik auf Anfrage mit. — Seit
dem 1. XI. sind die Gebühren des Ausfuhramts Bad Ems für Er-
teilung einer Exportbewilligung von 3 auf 2°/,, herabgesetzt worden. — Das
Goldzollaufgeld beträgt vom 8. bis 14. XI. 85 400%.
Britisch-Indien. — Die Regierung hat die Verzollung von Akku-
mulatoren, die bisher allgemein als Maschinen behandelt wurden, dahin
geändert, daß der Zoll auf die schmutzsicher geschlossene Type für Kraft-
fahrzeuge (Tarif-Nr. 127) 30%, auf die Spezialtype derselben Art für elek-
trische Traktion (Tarif-Nr. 87) 15%, für die Spezialtype für Zugbeleuchtung
(Tarif-Nr. 63) 10°% und für Typen in direkter Verbindung mit einer An-
triebsmaschine (Tarif-Nr. 51) 2,50%, vom Wert beträgt.
Danzig. — Die im Zusatzvertrag vom 21. XII. 1921 zur Danzig-
Polnischen Konvention dem Freistaat gewährten Zollermäßigungen
bei der Einfuhr deutscher Waren sind am 30. IX. abgelaufen,
und mit weiteren Vergünstigungen dieser Art kann nicht gerechnet werden.
Rußland. — Die Republik hat mit dem sogenannten Wolff-Konzern
eine Deutsch-Russischr Handels-A. G. gegründet, deren von beiden
Parteien zur Hälfte aufzubringendes Kapital in deutscher Währung 30 000 £
entspricht. Dem Unternehmen ist von der russischen Regierung als Ausnahme
vonihrem Außenhandelsmonopol eine Handelskonzession erteilt worden, wo-
gegen ihm der Konzern, wie die „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘ berichtet, von vorn-
herein einen Kredit von 0,75 Mill. £ zur Verfügung gestellt hat, zu dem
weiter ein solcher für die russische Regierung in Höhe von 0,5 Mill. £ kommt.
Neue Gesellschaften. — Friedrich Schütze & Co., Metall-
waren- und Taschenlampen-Fabrik G. m. b. H., Berlin. Gegenstand:
Fabrikation und Vertrieb von Metallwaren, insbesondere für Kleinbeleuch -
tung, speziell Taschenlampen. Stammkapital :0,14 Mill. M. — Telegraphon
Gesellschaft für Rheinland- Westfalen m. b. H., Düsseldorf, Gegen-
stand: Vertrieb und Installation von Telegraphonapparaten, Telephon-
apparaten und allen in die Schwachstrombranche fallenden Anlagen sowie
die Herstellung dieser Apparate. Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Rheinische
Elektromotoren- und Kabelvertriebsgesellschaft m. b. H.,
Düsseldorf. Gegenstand: An- und Verkauf von Elektromotoren und Kabeln
sowie verwandter Artikel usw. Stammkapital: 0,2 Mill. M. — „Demo‘‘
Deutsche Elektro-Maschinenbau-A. G., Berlin. Gegenstand: Bau
und Vertrieb von Elektromaschinen und -apparaten. Grundkapital: 0,5
Mill. M. — Radio-Telefonie-G. m. b. H., Berlin. Gegenstand: Bau und
Vertrieb von Apparaten nebst Zubehör für drahtlose Telephonie. Stamm-
kapital: 0,1 Mill. M.
Kapitalserhöhungen bei Aktiengesellschaften der Elektro-
industrie. — Der „Reichsanzeiger‘“‘ hat im Oktober folgende Kapitalser-
höhungen mitgeteilt: Rheinische Elektrizitäts-A.G., Mannheim: unı
4) auf 212 Mill. M. — Robert Bosch A. G., Stuttgart: um 30 auf 50 Mill. M.
— Pöge, Elektricitäts-A. G., Chemnitz: um 20 auf 76 Mill. M. — Elek-
trizitätswerk Schlesien A. G., Breslau: um 90 auf 170 Mill. M. —
Kabelwerk Nassau A. G., Haiger: um 5 auf 8 Mill. M. — Fabrik iso-
ierter Drähte zu elektrischen Zwecken (vormals C. J. Vogel, Tele-
graphendraht-Fabrik) A. G., Berlin: um 52 auf 104 Mill. M. — Hansa
Elektromotoren-Fabrik A. G., Hamburg: um 2 auf 6 Mill. M. —
Meirowsky & Co. A. G., Porz: um 8 auf 16 Mill. M. — Elektrizitäts-
werk Brandenburg A. G., Brandenburg: um 11 auf 12 Mill. M. — Alten-
burger Landkraftwerke A.G., Altenburg: um 14 auf 22 Mill. M. —
A. G. tür Taschenlampenbatterien, Berlin: um 2,5 auf 6 Mill. M. —
Badische Elektrizitäts- A. G., Mannheim: um 16 auf 26,5 Mill. M. —
Filcktricitätswerk Unterelbe A. G., Altona: um 33,5 auf 40 Mill. M.
— Elektromind A. G. für elektromechanische Industrie, Berlin:
um 2,5 auf 5 Mill. M. — Großkraftwerk Mannheim A. G., Mannheim:
um 80 auf 120 Mill. M. — Großkraftwerk Württemberg A. G., Heil-
bonn: um 60 auf 100 Mill. M. — Landkraftwerke Leipzig A.-G..
Kulkwitz: um 40 auf 80 Mill. M. — Die Summe der Erhöhungen beträgt
516,5 Mill. M (315,7 i. V.) und fortlaufend für 1922 rd 3853 Mill. M.
Von der Börse. — (25. X. bis 31. X. 1922.) Bvi starker Beteili-
gung des Auslandes am Erwerb deutscher Effekten, auch von Anleihen,
sind die Kurse zunächst weiter gestiegen, doch machte sich nach dem
Börsenfeiertag (26. X.) eine gewisse Zurückhaltung geltend, zu der, abge-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 45.
1375
sehen von deın herannahenden Monatsende, die innere wie die außenpoli-
tische Lage, die bevorstehende Erhöhung der Kohlenpreise und Eisen-
bahntarife, das Wachsen des Notenumlaufs um mehr als 35 Milliarden M
Veranlassung gaben; allerdings nur vorübergehend, denn der dritte Börsen-
tag brachte bereits wieder eine sehr lebhafte Aufwärtsbewegung in Montan-
werten, die schnell auf andere Märkte übergriff und weder von dem Fas-
cistenputsch in Italien noch durch die Verlautbarungen über neue Repara -
tions- und Stabilisierungspläne beeinflußt wurde. Die Kurstabelle zeigt.
daß ihr auch ein Teil der Elektroaktien gefolgt ist (so Schuckert
+ 850%, S. & H. + 525%) während andere ihren Höchstwert schon zu
Beginn der mit einem Ruhetag (31. X.) abg schlass ınan Barichtspe riode
erreichten.
©
22 ne
Gesellschaften S © 25. X. Niedrig-| Höch- . X.
. SE stor ster
A
| |
Accumul.-Fabr., Berlin (q 25 : 8900 3900 - 13900 3900
A. E. G., Berlin... ..... 16 12000 |1975 |2075 2075
R „ Vor.-A.....| 3 — |15 |15 18
" „» Vorz.-B.... .! 726 | 160,50, 160,50| 191 191
Bergmann, Berlin... .... ə 180 !ı1430 |1500 i1500
Continent. Ges. Nürnberg .. .| O0 — — — ! =
nn en A Vorz.-A| 8 930 930 1100 1100
Drahtloser Übersee- Verkehr 12 .| 945 94) 943 | MW
z: se „ neue å] — BOO 188 BOO BIO
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. | 5 2200 |1900 |2200 1900
„» Niederl. M »..| — -— |8100 |3400 |8100
„ Südam. „ „16. |2500 |1950 125007 |1950
‚ Kabelwerke, Berlin . . .| 20 1200 |1095 1200 1100
Elektra, Dresden . ...... 10 HLO 455 510. | 455
El. Licht u. Kraft, Berlin 15 1700 !1600 |1825 1825
Me s DE München .| 10 150 650 750 650
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 1025 950 1025 950
E. W. Liegnitz . . . 2... 10 500 43l 500 431
E. W. Schlesien . ...... 12 — 700 760 760
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25 2910 |2550 |240 2940
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 1475 1325 1475 1425
Hackethal, Hannover . ... . 20 ı 1110 1001 1110 1001
Hamburgische E. W. ..... 10 475 45 475 475
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 2140° | 1900 |2140 1900
Kraftübertrag., Rheinfelden. . .| 0 2100 12100 |2100 —
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 775 760 | 775 760
C. Lorenz, Berlin . ...... 35 1600 |1475 | 1600 1500
Dr. Paul Meyer, Berlin . . . .[ 15 710 650 710 650
Mix & Genest, Berlin ..... 16 1025 |1025 1040 1040
Neckarwerke, Eßlingen ... .| 10 j| — 500 500 50V
Niederschles. Elektr. u. Stra Benb. . 12 | — — — —
Oberbayer. Überlandz., München.| 9 |! 610 590 | 610 590
H. Pöge, Chemnitz ...... 12 T00 | 700 1 850 840
s P Vorz.-A T 97,50; 97,50. 101,50] 101,50
Rhein. El.-A. G., Mannheim 15 155 755 | 950 —
„ CR DEE E Bee 1) , Vorz.-A. isa 140 140 160 —
M. Schorsch & Cie., Rheydt . .| 10 !1000 [1000 | 1100 | 1050
Sachsenwerk, Dresden . . .. . 20 | 1050 1050 1110 1110
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 13000 |2750 3600 3600
„Siemens“ El. Betr., Berlin ..| 0 | — ı — ' — —
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 4825 |4825 |5350 |4875
Stettiner E. W.. .. aaa’ 15 870 B70 BRO 330
'Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 1080 375, 1080 975
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin.| 35 12439 |1150 12483 1150
Voigt & Haeffner. . . . » low |1040 1085 |1085
= Vorz.-A. 20 790 750- ° 790 T50
Hartmann & Braun .. | srant 25 1595 |1595 |1600 1600
Emag. Elektr.-A. G. .ẹ furt | 2 715 775,10 175
Main Kraftwerke, Höchst | a. M.| 10 | 4%) 480497 480
Heddernh. Kupferw. u. | |
Südd. Kabelwerke. . 2071560 |1355 |1360 11560
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betivgen im Oktober/November:
l R292) 2293! 753,11| 739.14
1147,12 892,76
Christiania (Kr)
Helsingfors (finn. M) | 167,08) 125,68! L421) 114711 101,74 99,00
Holland (Gld) 2408,96! 1925,17) 1773,05] 1775,55 1635,90) 1603,98
Italien (L) . . .. | 26134 211,96) 191,52} 183,04 163,59, 162,09
Kopenhagen (Kr) . | 1236,90) 985,03) 910,211 912,70, 540,39. 825,93
London (£)... 2743 L25 21945,00 20199,37 20299,12 18703,12 18403 37
New York ($) 6159,56| 4925,15! 4538.62, 4488,75] 4177,03 4127,15
Österreich (K) 0.08 0,06 0,06 0,06 0,05: 0,05
Paris (Fr) ..... | 42892 344,13: 32160) 316,70 291,27| 2027
Prag (Kt)... . . 199,50, 157,60) 143,54 144,13 133,41 130,07
Schweden (Kr) 1635,90. 1321,68! 1211,96. 1211.96, 1122,18) 1102 23
Schweiz (Fr) 1127.17) 902,73, 820,04 07.07 759,09, 746.13
Spanien (Pes), . . | 947,62 758,11] 691,26! 683.28! 641,30) 625.42
1376
WARENMARKT.
Glühlampen. — Die im Zentralverband der deutschen elektrotech-
nischen Industrie zusammengeschlossenen Glühlampenfabriken haben den
Teuerungszuschlag von 300% auf 700% erhöht.
Elektrische Heiz- und Kochapparate. — Die Vereinigung der
Fabrikanten dieser Artikel in Charlottenburg hat den Teuerungszuschlag
ab 4. XI. von 1500 %/, auf 2000 %/, erhöht.
Installationsmaterial. — Die ‚„Eltfabriken‘“ haben mit sofortiger
Wirkung die Teusrungszuschläge auf die Julipreise um weitere 40 bis
500/4 erhöht.
Hochspannungsisolatoren. — Die Vereinigten Porzellan-Isola-
toren-Werke G. m. b. H., Berlin, haben den Teuerungszuschlag ab 1. XI.
auf 2500°% erhöht. Die neuen Verkaufspreise gelten für die erste Hälfte
November.
Niederspannungsmaterial. — Der Verband Deutscher Elektro-
technischer Porzellanfabriken, Berlin, hat den Teuerungszuschlag für Nie-
derspannungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab l. XI. von 1600%
auf 2500% erhöht.
Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigter Fabri-
kanten isolierter Leitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat ab 1. XI. die
Teuerungszuschläge auf Preisliste Nr. 12 für NGA, NGAB, NGAF, NGAZ,
NGAT von 1 bis 2,5 mm? und für NFA schwarz imprägniert auf 420%,
für die zuerst genannten 5 Typen von 4 bis 10 mm? auf 330°% und für die-
selben Typen von 16 mm? und mehr auf 250%, für NPL, NPLR, NPLS,
NSA und NFA mit Glanzgarnbeflechtung auf 450%, für die Typen der
Pos. 5a, 6 und 9 bis 20 der genannten Liste auf 450°, für Gummischlauch-
leitungen LHZ, LHZG, VHZ und SHZ auf 550% erhöht.
Kohle. — Die Kohlenproduktion des Deutschen Reiches
(ohne Saargebiet) betrug im September 10,157 Mill. t Steinkohle (11,604
i. V.), 11,823 Mill. t Braunkohle (10,359 i. V.), 2,466 Mill. t Koks (2,2781. V.),
und 3,132 Mill. t Preßkohlen (2,993 i. V.) — Laut Bekanntmachung des
Reichskohlenverbandes im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 244, 246 gelten
ab 1. XI. folgende neuen Brennstoffverkaufspreise einschl. Kohlen-
und Umsatzsteuer: beim Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat
unter Fettkohlen Förderkohlen 8114 M, bestmelierte Kohlen 9131 M,
Stückkohlen 10.732 M, gew. Nußkohlen I bis III 10 977 M; bei Gas- und
Gasflammkohlen Flammförderkohlen 8114 M, Gasflammförderkohlen
8523 M, Gasförderkohlen 9245 M; bei Eßkohlen Förderkohlen (25%)
8033 M, Stückkohlen 10754 M; bei Koks Großkoks I 11873 M, dsgl. 11
11793 M, Gicßereikoks 12354 M, Brechkoks I und II 14189 M; beim
Aachener Steinkohlensyndikat (Eschweiler Bergwerksverein) An-
thrazit I (Stücke) 11790 M; beim Mitteldeutschen Braunkohlen-
syndikat Briketts im größeren Industrieformat 6848 M (Kasseler Revier
8468 M), Naßpreßsteine 5958 M; unter Rohkohlen des mitteldeutschen
Gebietes Förderkohlen 2323 M, Siebkohlen 2556 M, Stückkolilen 2788 M;
beim Ostelbischen Braunkohlensyndikat (Niederlausitzer Gruppe)
Briketts im kleineren Industrieformat 7277 M, Förderkohlen 2130 M, Sieb-
kohlen 2780 M, Stückkohlen 3129 M; beim Rheinischen Braunkohlen-
syndikat (Kölner Gruben) Briketts 4589 Mjt.
Eisen. — Der Roheisenausschuß des E.W. B. hat die Höchstpreise für
Roheiscenab 1. XI. bedeutend erhöht, so daß sich Hämatit. nunmehr auf
53 994 M/t stellt. — Der Richtpreisausschuß des Stahlbundes hat die Preise
von Walzeisen durchschnittlich um rd 37,3 % erhöht. Sie stellen sich in
Thomashandelsgüte mit bekannter Frachtgrundlage ab 1. XI. wie folgt:
Rohblöcke 96 700 M, Vorblöcke 106 700 M, Knüppel 111200 M, Platinen
114400 M, Formeisen 130 400 M, Stabeisen 132000 M, Universaleisen
143 400 M, Bandeisen 153 100 M, Walzdraht 141 700 M, Grobbleche (5 mm
und darüber) 148300 M, Mittelbleche (3 bis unter 5 mm) 168 000 M, Fein-
bleche (1 bis unter 3 mm) 184 400 M, dsgl. (unter 1 mm) 196 100 M/t. Der
S.-M.-Aufpreis ist nicht verändert worden. Der Zuschlag auf die seit dem
1. VIII. geltenden Überpreise für Halbzeug, Großformeisen, Stabeisen,
Kleinformeisen, Universaleisen und warmgewalztes Bandeisen beträgt
für Novomber 300°.
Gußwaren. — Die Preise für Tem pergu Bin roher, nicht bearbeiteter
Ausführung sind bis auf weiteres um 52 M/kg erhöht worden. Die Grau-
gu Bpreise sowie die Preise für bearbeitete Artikel erfuhren eine ent-
sprechende Steigerung.
Schrott. — Am 1. XI. wurden für Kernschrott 62000 M, für Späno
58000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 66 000 M/t
frei Berlin notiert.
Blei. — Die Rheinisch-Westfälische Bleihändlervereinigung hat die
Lagerpreise für gewalzte und gepreßte Bleifabrikate um 25000 M auf
75 060 M/100 kg hinaufgesetzt.
Edelmetalle. — Der Berliner Markt notierte am 1. XI. Gold mit
2900 bis 2950 M/g, Platin mit 11500 M/g und Silber mit 102 000 bis
103 000 M/kg.
Zement. — Für die Lieferung an private Zementabnehmer ist der
Höchstpreis seit dem 1. XL. im Gebiet des Norddeutschen Zement-
verbandes auf 125724 M, in dem des Rheinisch-Westfälischen
Zementverbandes auf 118724 M und im Gebiet des Süddeutschen
Zementverbandes auf 129724 M/l0 t erhöht worden.
Schellack. — Fine Orange-Ware stieg im Preis bis auf, 7500 M/kg.
Benzol. — Der Benzol-Verband in Bochum hat die Kleinverkaufs-
preise ab 30. X. für Tetralitbenzol auf 320 M, Motorenbenzul auf
354 M, Lösungsbenzol IL auf 272 M und für Schwerbenzol auf
130 M/kg ab Hauptverkaufsstelle erhöht.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 45.
9. November 1922.
Sauerstoff und Wasserstoff. — Die Preise betragen ab 1. XI
bei Lieferung unter Abschluß in Eigenflaschen 190 M, in Leihflaschen
220 M, außer Abschluß entsprochend 195 M bzw. 225 M/m3 frei Bahn-
station der Erzeugerstelle.
Öle und Fette. — Die Hamburger Dollarpreise für Schmieröl
und Fette sind gegenüber der Vorwoche nicht geändert worden. — Rein-
mineralisches Gasöl wird zu 75 M/kg unverzollt angeboten. — Dio amen-
kanischen Terpentinölpreise sind weiter gestiegen; New York notierte
am 1. XI. 164 cts/Gallone. Im deutschen Großverkehr wurden für ameri-
kanische und französische Ware 2750 M/kg geboten. — Leinöl wird aus
Holland zu 44,12%, Gld/100 kg offeriert, im deutschen Großverkehr kostet
reine Ware etwa 840 M/kg. — Rizinusöl 1. Pressung bedingt jetat einen
Preis von 1050 M/kg.
Altmetalle. — Am 1. XI. wurden am Berliner Markt folgende Preis
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich 1130 bs 1140 M, unver-
zinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 1100 bis 1110 M, Maschinenrotguß, handels-
üblich und tiegelrecht, 850 bis 860 M, Messingzünder, pulver- und eisenfrei,
710 bis 720 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 1000 bis 1010 M.
reine, weiche Messingblechabfälle 880 bis 890 M, Schwermessing, handels-
üblich, 690 bis 700 M, Messingschraubenspäne, handelsüblich, 650 bis
660 M, altes Weichblei 420 bis 430 M, Zinkzünderlegierungen 620 bis 630 M,
Altzink, handelsüblich, 580 bis 590 M, Reinaluminiumblechabfälle (98/99°,)
1250 bis 1300 M/kg in geschlossenen Quantitäten und Wagenladungen.
Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche
'Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte
Lieferung und Bezahlung) lauten in Mjkg:
Metall 8. XI. 1. XL 30. X.
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam. . ... . 2030,44 1428 81 1307 25
Originalhüttenrohzink
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom. 847,81 779,10 T06 36
Raffinadekupfer 99/99,3% . .| 1625—1675 | 1200 —1225 | 1100—11%
Originalbhütten weich blei . 720—750 530 — 550 480 - 0
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr 2...) 1200-1300 | 920—950 870- FW
Plattenzink (remelted) von n
handelsüblicher Beschaffenheit) 925—975 730—750 660 — GW)
Originalhüttenalu minium |
98/99% in Blöcken, Walz- oder Ä
Drahtbarren ........ 2377 1732 ° |, 160
dgl. in Walz- oder Drahtbarre::
BONO a ee i 23-9 1744 1606
Zinn, Banka, Straits, Austral. in
Verkäuferswahl . ...... 5100-5150 | 3770 - 3790 | 3450-3470
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 5050 -5100 | 3750—3770 |, 340 34”
Reinnickel 98/99% ..... 3700 — 3750 ! 2600 — 2650 | 2400 - 24)
Antimon -Regulus ...... 675—700 500 - 525 450- 460
Silber in Barren rd 900 fein fü)
I ke fen. 2.2: 137000 101500 930,0 - 93m
| bis 138000 | bis 102509 |
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal’ an
27. X. 1922 für l ton (1016 kg) notiert:
£ s d £ s d
'*Kupfer: best selected . . . 2 2 2 2.0. 65 0 Obis 60 0
Too electrolytic . .. 2.2 2.. 50, WOB 9
e wire bars . 2. 2.222000. TO 5.0. — +
ae standard Kasse... .... 6&2 26, QN
0 j 3 Monate ..... 63 7 6 »p 63 W »"
Zinn standard Kasse EEFE E IV 10 0 „ l8 15 0
» p 3 Monate. .. 2.2... Bl 5 0, „, BL Th
a Braa a a a a a el isi 10 0, 12 0%
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 26 10 0, 3.»
» gew. engl. Blockblei ....... >. D Min, ee
Zink: gew. Sorten . 2. 22 20200. 370909, 51 +"
j rëmelted ao soe p a a a a 34 0 Opp =-
i engl. Swansea ... 22220. 3 o 0 lieferbar Swans'2
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten. . 27 £/29 £ Ws.
Aluminium: 98 bis 99% .. l.e.’ 92 £ 10 s (In- und Ausland).
Nickel: 98 bis 99°% garantiert... . . 137 £ 10s (In- und Ausland).
Wismut: jelb. .. 2.22 222220. l0 s.
Platin: je Unze nominal. . . 2.2.2... 31 £.
Quecksilber: nom. für die 75 lbs.-Flasche 12 4/12 £ 5 8.
Wolfram: 65°% je Einheit nominal . . . 128 6d/13 s.
In New York notierten am 3. XI. 1922: Elektrolytkupfer loco 13.75
bis 13,87; Eisen 29,50; Blei 7,07, Zink 7,12, Zina 37,25 cts/ib.
3) Netto
a
Abschluß des Heftes: 4 November 1922.
S ——
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
a i s en
~i
. 9. November: 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45. 1376 a
Teuerungszuschläge
der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie.
Nur für das Inland Gültig vom 1. XI. bis
ad erhöhte Grundpreise. 8. XI. 1922.
Festsetzung Nr. 72 (grün).
Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind.
Festsetzung Nr. 72A (gelb).
As
Bereeilmung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag. Der Lieferung ist die Anzeige der
Versandbereitschaft gleichzuachten.
Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft.
i B.
Abweichend hiervon gelien für
Maschinen über 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Zubehör, Transformatoren über 100 kVA, Apparate für
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, Vollbahn-Triebwagen,
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen:
Bereehnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag, der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge — vom Tage der
geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate an bis zum Tage der Versandbereitschaft — geteilt durch die
Anzahl dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am Tage der Versandbereitschaft geltenden Zu-
schläge zählen mit.
Zahlung. Mindestens 50°), des Bestellwertes am Bestelllage. Diese 50°, sind aufzufüllen nach Ablauf
von fs der angegebenen Lieferfrist auf e | des sich jeweils nach
nu ji j A der Berechnung unter
P 3 " " ñ 1500 | B ergebenden Preises.
i l Rest bei Vershndbereitschäft. :
€.
“-Melegraphie und Fernsprechwesen berechnen nach Formel A. Zahlungen nach besonderen Bedingungen.
Anmerkung: Bei Überschreitung der vereinbarten Zahlungstermine werden Verzugszinsen in Höhe des jeweiligen
Lombardzinsfußes der Reichsbank zuzüglich Bankprovision berechnet.
Die Teuerungszuschläge sind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen.
Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden,
bezüglich der Teuerungszuschläge ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.)
| Teuerungs- Teuerungs-
j Gegenstand zuschlag | Gegenstand susentag
i 9% lo
nn | — — —, En
—— Tier to vn
- Generatoren, Motoren, Unformer und. Dreh- 13. Kondentationsarlagen und Wärmeauetauschapparate
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- allein cu a er re ee ai d Fe 35 600
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
‚|. über 0,2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20kVA Zubehör zu Maschinen.
bei Generatoren... . 2... bezogen 33 500 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100kVA Į ouf 1000 für Einphasenmotoren, Tret-, Webstuhl-, Sterndreieck-
bei Generatoren. een e Umdr- 34 500 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate (ausschl.Selbstanlasser
3. über 100kW bzw. über 100 kVA bei Gene- ER © f.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete) 53 500
TOTED. . 2220er 35 500 15. Schützenstewerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier-
Benderausführungen. apparate, Selbstanlasser für meh und Hebel-
- 4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . . 2... 33 500 steuerung, Bremsmagnete . . . . . oe ee... 34 500
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . . .. . 25 500 16. Gleitschienen, Verankerungen. . . ... . .. 32 500
fa. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen .. 32 500
etung von 4 kVA bis 35k VA, Widerstandsstunipfsch weiß-
maschinen mit einer Dauerleistung von4kVA bis120kVA Bahnmaterial.
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA 17. Bahnmotoren u. bis 150 kW Stundenleistung . . 30 000
Dauerleistung. . 2 2 2 2 2 a 21 500 elektr. Bremsen { aber 150 kW 4 o3 34 000
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entstäubungs- 17a. Bahntransformatoren . . 2 2 2 2 ne een 34 5V0
_ Pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . . 33 500 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige
i. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . 2. 2 2 2... 21 500 Appregatej. esa we ee ee 33 500
8. Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 1c. Hilfsmotoren . . . s 2 2 0 m rn ren 33 500
Motortragen, Motorwagen . . . 2 2 2 2 2 2020. 33 500 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr.
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, materialien für Bahnfahrzeuge . . . 2 2 2 2 22.0. 30 000
medizinische Apparate usw., ferner Kommutator- lfa. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände . 30 000
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
bezogen auf 1000 Umdr. und Vertikalmotoren bis 20 kW, triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
tezogen auf 1000 Umdr. . . . 22 2 2200er. 33 500 hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
Dampfturbinen. vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
Turbosätze, bestehend aus tiven für Bergbau und Industrie. . . 2. 2 2 2 2 2.0. 30 000
e) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn-
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen , . 39 500 Lokomotiven u. Vollbahn-Triebwagen, einschl. Montage 33 000
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie , 33 000
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge . ...... 23 500
BNIABENn-.. e 53: 3 00 ara he Male ee ee 31 500
11. Tin bogeneratoren allein. 2.5 2 2a e 31 300 Transformatoren!) und Gleichrichter.
22. up Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA .. 33 000
und ie allein Be ee ee ee Bee 29 600 22a. u p Pi m zn über 100 kVA .. 34 500
O D Hier Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen tür Einankerumformer und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
1376 b
Teuerungs-
Gegenstand zuschlag
o
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör 5 33 200
23a. Ersatz-Glaskörper . . . 2 02 2 ee een. ; 7200
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, einschl. Zubehör . : 35 500
Schaltapparate und Material für Schaltanlagen.
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger,
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in
Gußgehäune .. 5.08 2 2 ei 32 000
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht
in Eisen- oder Gußgehäuse ; Fern-, Zeit-, Zellenschalter 35 500
27. Niederspannungs-Streifen- und Röhren-Sicherungen für
Schalttafelbau ...... ar ale ae ; 34 000
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . . 29 000
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter,
Streckenschalter, soweit nicht für Öl . . 2 2 2 2... 35 500
29. Hochspeannungs-Sicherungen, armierte Stützen und ar-
mierte Wanddurchführungen . . . . 2 2 2 2 2 0 0.0 3550
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs-Sicherungen 2900
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . . . 2 2 2 2 2 2 202. 35 500.
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . .. . 33 500
32. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate ..... . 35 500
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und
Erdungsdrosselspulen) . . . . . Be ee eek 35 500
34. Schutzdrosselspulen . . . 2.2. 2 222 022 een. 34500
35. Erdungsdrosselspulen . . . 2 2 2 2 2 222020. 34 500
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . . 35 500
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma-
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl.
Zusammenpassen beim Lieferer. emelsshienen und
Leitungen für Aufträge ab 13. XL 1921 netto zu
Tagespreisen mit Kupferklausel) . . . 2. 2 2 2 2...
38. Schaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte ... .. .
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . .
MeBapparate und Zubehör.
dja. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen-
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso-
lations- und Leitungsprüfer . . . 2. 2 22.0. et
Sonstige zeigende und schreibende MeBßinstrumente, ein-
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente ohne Spiegel-
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe-
raturmeßgeräte, Schiebewiderstände . . . .. :
. Präzisions- und,Laboratoriums-MeBgeräte . . .
42. Löbler 5 000 22 0 2% ee
43. Meßwandler und Zubehör ....
Installationsmaterial.
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . ..... .
45a. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe,
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. III (Klein-,
Normal- u. Groß-Edison-Gew.). . . . 2 2 2 2...
41b.
45b. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und VI......
46. Einteilige Sicherungsstöpsel und Kontaktschrauben . .
46a Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit
Umhüllungen aus Porzellan u. del. . . 2 2 2 2.2.
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Ring-
bolzen-Sicherungssystem (Siemens) . .
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens)
49. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) und Patronen
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens). .. .
50. Verteilungstafeln und Gruppen, soweit nicht in Guß-
gehäuse ne soa ra a ea ee ee eg
51. Freileitungs- und Hausanschluß-Sicherungen, Freilei-
tungs-Armaturen bis 600 V, soweit nicht in Gußgehäuse
25 500
15 500
29 000
24 500
16 500
16 500
23 000
23 000
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutsch-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn, Dan-
zig, Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 45.
me ha nn Lamm mm nn mm nn nn
35 500
36 000
36000 `
25 000
. . |- 25000
TE 25 000
ei 22 000
T 32 000
{| 26500
pse
. 15 500
9. November 1922.
Teuerung»
Gegenstand zuschlag
%
52. Zählertafeln, armiert . . 2 2 soss s ses acco 21 000
63. Drebschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
Gußgehäuse, Porzellan-Abzweigdosen, -Scheiben und
-Klemmen u. dgl... s. 2. 2...42 3 nen 2 000
54. Installationsmaterial in Gußgehäuse und gußeisernes
Installationsmaterial . . . 2. 2 22 2 v2 e e eono 2750
‚99a. Metallfassungen . . .. 2222020. ED EN: 25 50)
55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder
Us dgl. se a ae aA Beet ar de A 25 500
56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por-
zellan und Isolierstoff . . .. 2.2. 222 e 000 e. 25 500
60. Installationsmaterial für Schiffe (ausschl. der zwei-
_ teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . . 2. 2... | * 250
Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. ER
Glühlampen.
68a. Glühlampen jeder Art, einschl. Heizlampen, ausschl. Tele- |} 700 auf det
phonlampen, für Normalspannungen (20 V und darüber) Listenpreis!
68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 2UV) vom
sowie Telephonlampen. . .. 2... 22202000. 31. VII 2
Telegraphie und Fernsprechwesen.
69a. 1. Läutewerke (Wecker), Anzeige-Vorrichtungen (Ta-
bleaus), Aus- und Umschalter sowie Holzdrücker . 15 000
2. Tür- und Fensterkontakte sowie Metallkontakte 19 u00
69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
fache Induktor-Apparate . . 2. 2 2 2 m m er nen 23 (0
69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zeiitralum-
schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . ... . . 2300)
69d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . ... . . 29 000
69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate ... . 28 U0)
69. Apparate für Telegraphie . . . 2: 2 2 2 2 2 2 cn 28 00
69g. Kondensatoren für Fernsprechzwecke. . . . 2... 500)
70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . { > Paraband ee
71. Stöpselschnüre (Privattypen) m. Glanzgarngespinst . i 12 00)
12. Apparatschnüre (Privattypen) . . 2 2 22 2 220. 9009
Bogenlampen und Zubehör. |
13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch -
tungszwecke a Ba ee en ee 22
74. Bogenlampen für technische Zwecke . . 2.2... Pr)
75. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
und Handelsschiffe) . oo 20 Co 0 0 m er ern 240m
76. Widerstände .. 2.2.2... a ee 27
77. Aufhängevorrichtungen .„ . 2 2 2 2 2 er re ren DIET)
78. - Leitungskupplungen . . 2 2 2 2 s ve en er 2a. ER N 5
79. Transformatoren und Drosselspulen . ..... u 33 um
Gummifreie Isolierstoffe.
80. Normalplatten . . „2 2 2 2 m m run ; ” 16 O0
81. Zählertafeln, unarmiert . . oo oe mr a 21 00
82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung . .... 23.000
82b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführun a 27 vn
83. Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
mierte Anschlußklemmen usw.) . . » 2 2 2 2... Bor
84. Sonstige Preßteile ohne Mitlieferung von Metall
a) mit einem Stückgewicht bis 50 g..... En 26 O0
b) ,» EL} ” über U 8.22 2 20% 2,00 l
Heiz- und Kochapparate. [remnen.
85. Heiz- und Kochapparate . . 2 2 2 u 2 m m rer ran N Fahre eat
Heiz-u.k: '
Verschiedenes. (isat,
Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferunz:| r
vom l. XI. bis 8. XI. 1922 mindestens 41000 M für 100 kg ohne Fsb. |'
Verpackung: gemäß Niederschrift 60)3/V der Preisstelle (3. Fasu:
4
`
bekanntgegeben werden. Ab 1. XI. 1922 gelten die NE a
gaben der Ausgabe 20e. Diese Tabellen, die wir wert,
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhande!:;
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung ieni
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorsteherl’
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht. | '
Druck von H. 8. Hermann & Co., Berlin SW 19, Beuthstr. 8.
and BE |
ia p, 3 Z,
| >
Inhalt: Ein neu
e er Spitzenzähler. \ N
Singer u, P. Paschen. 1377. ‘n K ii AtA uchtung und Heizung. 1391, Ra En
| Über Leitun ( D nineszenz und ihre technische A i pi + EFP IEN IE chaTTt }
| W. Weicke > für Hochspannung. Von „„Prometheus‘'-Lötkolben. rn de Rene gen in Italien. See |
VerkehrundT : , l SOrgung Fa ästinas mit elektrischer rhel i Si
Tue, ee Kr technischen Einheiten. sierung der Eisenb ihnen Bi ) fli En A k: t et y 1 ORRAT TETES et Tappe i na i |
d. i ot. (Schluß.) 13 betriebene 7 ne Re = isch ndu > N
Ai Toisgraphen en 4 f sl, | jé eii he a a 000 ee Schiffe in Amerika. Elektrieität ns ltschaft, > e D i ia
: : é PELVEWTITFE. 1390 sie ische Antrie ) % ? äts-Gesellschaft. — Schweiz,
Strom we er ee EN tT : BR anamtrlah durch a Tb, Sy a Prebpum- p TAr ORDR det EV. 1395. Einladung zut |
rE in England. 1388. Fernme tee 204 fk: 'achsitzung am 21. XI. 1922 s niesten 4 N
Rundschau Elektro a eraphie in a nn i h h nik, 1392. Die Funktele- | Elektrowerkzeuge. — Regeln ne Kap
1389 Ein: a a | maschinenbau N > she” echoslowakei, Drahtlose Tele wertune von Ele ee: rüfung und Bt
. Einankerumformer fü A phonie in Südafrik: | \ Elektrowerkzeuge
r für Bahnzwecke J AATIEN. Sitzungskalend Bike
Apparatebau, 13% FANE aR Jahresversam 7e i pper: Hagu
gen für nee ican 90. Kupfer.lrahtsicherun ae aa k i las A Er Kon Rechtspflege. 1396.
Meßgeräteund Meßver Verschiedene 393, 16. J ee OR |
r 5 , M € erf: ee RT enes. 139. 16. J sberic = >
Neue Art von Stromwandler.. a ENNER des oberschlesischen Überwa: en ni Kat | Geschäftliche Mitteilungen. 1397
Wheatstone-Brücke. juenz towitz O.-5. — Gebührenzuschlag Nr. 4 Fr mr Be Warenmarkt., 1399, |
m r Abt. II. j der P. T. R Hezugaguellenverzeichäls, 1400
- ; ichtigung. 1400
EFT 46 (1377—1400) s-
BERLIN, DEN 16. NOVEMBER 1922
43. JAHRG.
N ML |
Klin) I we All p K
| in Hi | i | | ii | 4 mM ii: | 4
un "ii TEITI | la \l nh
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. ” METALLGEHAUSE
FUR DOST- U, HAUSVERKEHR
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Sy VORM, J BERLINER p
HANNO : CER
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GMBH. KOMMANDITGESEL_SCHAFT
CHARLOTTENBURG 2
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E. ZWIETUSC
DR.PAUL M
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Nachforderung für IV. Vierteljahr 1922 muß bis zum 20. November 1922
Zabhlkarte lag dem Heft 45 vor Anzeigenseite XV bei
bezahlt sein.
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(2251 |
1377
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik) |
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius zen — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 16. November 1922.
Heft 46.
An unsere Mitglieder!
Der Vorstand hat in seiner Sitzung vom 23. X. 1922 in An-
betracht der großen Notlage des Verbandes, der bereits sein Ver-
bandsvermögen stark in Anspruch hat nehmen müssen, durch die
außergewöhnlichen Verhältnisse gezwungen, folgendes beschlossen:
Nochmaliger nachträglicher Mitgliedsbeitrag für 1922,
Um die Weiterführung der Verbandageschäfte für die letzten
Monate 1922 zu sichern, wird ein nochmaliger nachträglicher Bei-
trag von mindestens 300M für das persönliche Verbands-
mitglied und mindestens das Dreifache des zuletzt ge-
zahlten nachträglichen Beitrages für 1922 für korporative
Mitglieder erbeten. Die Beiträge sind auf das Postscheckkonto
des Verbandes Berlin 21 312 umgehend einzuzahlen.
Mitgliedsbeitrag für das I. Halbjahr 1928,
Der vorläufige Mitgliedsbeitrag für jedes der ersten beiden
Vierteljahre wird mit dem Vorbehalt späterer durch die weitere
Markentwertung bedingter Nachforderungen wie folgt festgesetzt:
Vierteljahrsbeitrag.
A. Für persönliche Mitglieder, die durch einen er
senen Verein angemeldet sind . ... m 500 M
B. Für persönliche dem ee direkt ange-
hörende Mitglieder . . . 600 „
C. Für korporative Mitglieder:
1. Behörden, Schulen, wissenschaftliche Vereine usw.
2. Offene Handelsgesellschaften, staatliche und.
städtische Betriebe (auch El.-Werke), die bis 100
Arbeiter und Angestellte beschäftigen . . . . 1200 „
3. Alle anderen Unternehmungen, Firmen, Gesellschaften usw.
nach den der Zahl der Arbeiter und Angestellten entsprechen-
den Abstufungen.
Mit Rücksicht auf die „ETZ“-Posteinweisung ist der Beitrag
für die beiden ersten Vierteliahre zusammen, also das Doppelte
der vorgenannten Beträge, spätestens bis 15. XI. 1922 den
zuständigen Vereinen und Gesellschaften einzusenden. Mitglieder,
welche ihre Beiträge nicht rechtzeitig einsenden und infolgedessen
seitens ihres Vereines dem Verbande bis spätestens 26. November
nicht aufgegeben werden, können auf einen ununterbrochenen Be-
zug der „ETZ“ über den 1. Januar 1923 hinaus nicht rechnen, da
die Posteinweisungslisten mit den für den 1. Januar 1923 gültigen
genauen Anschriften am,5. XII. vom ı Verlage Springer dem Post-
zeitungsamt einzureichen sind.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
600 M
Ein neuer Spitzenzähler.
(Mitteilung aus dem Zühlerlaboratorinm der Siemens-Schackert Werke.)
Von Konrad Singer und Paul Paschen, Nürnberg.
Übersicht. Spitzenzähler mit einem von Gewicht oder Feder an-
getriebenen Spannwerk besitzen große Temperaturabhängigkeit, bei Ver-
wendung eines Federspannwerks außerdem leicht noch erhebliche An-
lauffehler. Es wird ein Ferrariszähler mit einstellbarem Federspannwerk
beschrieben, bei welchem der Temperaturfehler durch Anwendung von
Zählerscheiben mit kleinen Temperaturkoeffizienten, der Anlauffehler
durch zweckmäßige Konstruktion des Federspannwerks praktisch ver-
mieden werden.
Unter den verschiedenen Tarifen, die zur Verrechnung für die
Belieferung mit elektrischer Energie Bedeutung erlangt haben, be-
findet sich auch, besonders dort, wo Wasserkräfte ausgenutzt wer-
den, der Pauschaltarif. Derselbe erfordert entweder den Strom-
begrenzer, eine Vorrichtung, welche den Verbraucher hindert, die
Pauschalgrenze zu überschreiten oder einen Spitzenzähler, der
Überschreitungen registriert.
Für die praktische Durchbildung des Spitzenzählers gibt es ver-
schiedene Möglichkeiten. Davon ist die zuerst verwirklichte und zu-
gleich vollkommenste die Verbindung eines normalen Zählers mit
einem Subtraktionsuhrwerk, weshalb diese Apparate auch als Sub-
traktionszähler bezeichnet werden. Es arbeitet hier der Zähler über
Zahnradvorgelege auf das eine Sonnenrad und ein Uhrwerk
in derselben Weise auf das andere Sonnenrad eines Differential-
getriebes. Die Kreuzwelle desselben dreht sich dann mit der halben
Differenz beider Sonnenradwinkelgeschwindigkeiten. Ist der
Zähler bis an die Pauschalgrenze belastet, so bleibt die Kreuzwelle
stehen; wird diese Belastung überschritten, so dreht sie sich in der
Richtung des vom Zähler angetriebenen Sonnenrades und treibt
über eine angepaßte Übersetzung ein Zählwerk an, welches dann
den Verbrauch oberhalb der Pauschalgrenze anzeigt. Sinkt die
Belastung unter die Pauschalgrenze, dreht sich die Kreuzwelle nach
der anderen Seite, wobei aber das Zählwerk, das mit seinem Antrieb
durch Sperrad und Mitnehmerklinke gekuppelt ist, stehen bleibt.
Naturgemäß werden solche Subtraktionszähler teuer, aber trotz-
dem haben sie sich besonders für Großabnehmer gut eingeführt und
bewährt. Nachdem sie an dem normalen Zählwerk noch den Ge-
samtverbrauch, damit also auch den Verbrauch unter der Pauschal-
>
grenze anzeigen, werden sie immer dort bevorzugt zur Anwendung
kommen, wo dies Bedingung ist.
Für Kleinabnehmer lag bald das Bedürfnis nach billigeren und
einfacheren Apparaten vor. Dafür schien ein Zähler am geeignet-
sten, der ein der Pauschalgrenze entsprechendes, von der Belastung
unabhängiges Gegendrehmoment erhält, der also erst nach Über-
schreitung der Pauschalgrenze anläuft. Für Fälle, in denen der Ge-
samtverbrauch mitregistriert werden soll, muß man neben einem
solchen Spitzenzähler noch einen normalen Zähler verwenden.
Die Aufgabe, ein Gegendrehmoment zu erzeugen, ließ sich sehr
einfach auf elektromagnetischem Wege lösen. Beispielsweise wurde
bei Ferrariszählern, auf welche wir uns hier beschränken wollen,
das Spannungseisen des Zählers mit einer Sekundärspule versehen,
die eine Hilfswicklung auf dem Stromeisen speist. Das dadurch auf
bekannte Weise gewonnene dauernde Drehmoment versucht den
Zähler rückwärts zu drehen, wogegen er aber durch eine Rücklauf-
hemmung gesperrt wird. Mit Hilfe eines Widerstandes zwischen -
beiden Hilfswicklungen ist es möglich, das Gegendrehmoment der
Pauschalgrenze entsprechend einzustellen. Die ganze Anordnung
besitzt jedoch einen prinzipiellen Nachteil darin, daß sich das
Gegendrehmoment proportional dem Quadrate der Spannung ändert.
Dieser Umstand hat bei anormalen Spannungen Fehler zur Folge,
die deshalb noch besonders ins Gewicht fallen, weil der Spitzenzähler
die Differenz zwischen Belastung und Pauschalgrenze messen soll.
Naheliegend. war die Anwendung eines mechanischen Gegen-
drehmoments durch ein von Gewicht oder Feder angetriebenes
Spannwerk, welches bei jeder Umdrehung ein oder mehrere Male ge-
spannt und wieder entladen wird. Ein einfacher Apparat dieser Art
mit Federspannwerk soll nun im folgenden beschrieben werden. Zu-
vor seien aber erst einmal die Fehlerquellen eines derartigen
Spitzenzählers einer genauen Betrachtung unterzogen. Es ist ohne
weiteres einzusehen, daß das Gegendrehmoment während des vollen
Umlaufes des Zählerankers in konstanter Größe wirken muß. Ist
diese Bedingung nicht erfüllt, so läuft der Zähler zu spät an, denn
für den Anlauf ist das maximal auftretende und für die Pauschal-
grenze das mittlere Drehmoment bestimmend. Um die notwendige
Gleichmäßigkeit zu erreichen, ist es von Wichtigkeit, die Entlade-
1378
zeit des Spannungswerks möglichst abzukürzen, da ja innerhalb
dieser Zeit der Zähler ungehemmt ist. Ferner muß die ungleich-
mäßige Gegenkraft des Federspannwerks, die bei Beginn der Span-
nung kleiner ist als am Ende, kompensiert werden. Ein weiterer
Fehler, für dessen Beseitigung bisher, trotz seiner erheblichen
Größe noch nichts geschehen war, ist die Temperaturabhängiskeit
des Spitzenzählers. Bekanntlich ändert sich infolge des Temperatur-
koeffizienten des Ankermaterials das Drehmoment eines Zählers
mit der Temperaiur; beim Ferrariszähler mit Aluminiumscheibe
wird es für 1° Erwärmung etwa 0,4% kleiner. Beim normalen
Zähler tritt aber trotzdem kein Fehler auf, weil die Wirkung des
Bremsmagneten, welcher mit der gleichen Scheibe zusammenarbeitet,
um denselben Betrag geringer wird. (Der Temperaturkoeffizient des
Bremsmagneten soll außer acht bleiben!).) Das von der Feder
erzeugte Gegendrehmoment ist nun in derselben Richtung, aber in
bedeutend geringerem Maße von der Temperatur abhängig. Der
Spitzenzähler wird mithin mit steigender Temperatur später an-
laufen oder mit anderen Worten seine Pauschalgrenze erhöhen,
während sich mit sinkender Temperatur die Wirkung umgekehrt
äußert. Die Beseitigung der Temperaturabhängigkeit wurde noch
ganz besonders wichtig, da der Pauschaltarif gerade in den skandi-
navischen Ländern mit ihren hohen Temperaturschwankungen sehr
verbreitet ist. Um eine Vorstellung von der Größe des Fehlers zu
erhalten, seien einmal die Verhältnisse für einen Ferrariszähler
mit Aluminiumscheibe untersucht. Der Temperaturkoeffizient der
Zählerscheibe soll mit 4°/o und der des Federspannwerks mit dem
empirisch gefundenen Wert von 1°/oo angenommen werden, so daß
. sich für 10 Tempe-
p m, raturänderung die
P Pauschalgrenze
? um 30%/yoverschiebt.
War während der
Eichtemperatur #'
die Pauschalgren-
ze N’, so drehte
Abb, 1a.
N PA Wirkungsweise des Federspannwerks.
sich der Zähler bei der Belastung N mit der Winkelgeschwindig-
keit:
Dabei ist A’ eine Apparatenkonstante multipliziert mit dem
Zählerdrehmoment bei der Belastung 1 und B’ die Bremskonstante.
Für eine andere Temperatur ® ist die Pauschalgrenze dann:
N's = N [1 — 0,003 (8° — ®#)]
und die Winkelgeschwindigkeit für die Belastung N:
A Y A i 4
o=5(N—-NJ)=,(N—N [1 — 0,008 (r — 8) ])
í
. ee: | Se
Dabei ist BTR' weil sich, wie oben auseinandergesetzt, Dreh-
moment und Bremsmoment in gleicher Größe mit der Temperatur
ändern.
- Der Fehler des Zählers für die Temperatur ® berechnet sich,
wenn er für #° = 0 angenommen wird, zu:
w — wW’
AY, = Ze .100%/,
A a A iyoy
p (I -Nt-0008.#-9])- ,(N-N)
a re Be
Bea
=. U
me e nf
N—N
Dieser Fehler ist für verschiedene Belastungen in der Zahlen-
tafel 1 für einen Spitzenzähler mit der Pauschulgrenze von 40 % und
für (0 — ð) — + 15° berechnet.
» Möllinger. Wirkungsweise der Motorzübler und Meßwandler, S. 25.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46.
16. November 1922.
Zahlentafell.
N in %, Nennlast . . 45 50 60 % 100
AUE u Een 36 18 9 5,1 3
Die Beseitigung des Temperaturfehlers schien nur möglich
durch eine angenäherte Anpassung der Temperaturabhängigkeit des
Anker- und Bremsscheibenmaterials an die des Federspannwerks.
Dies erfordert jedoch die Verwendung eines Materials mit kleinem
Temperaturkoeffizienten, und da es bis jetzt gut leitende Metalle
mit solchen Eigenschaften nicht gibt, ließ sich die Kompensation nur
anter Einbuße an Drehmoment erzielen, wenn an dem Zähler sonst
nichts Wesentliches geändert werden sollte. Das geringere Dreh-
moment schien für einen Spitzenzähler, bei dem die Wahrscheinlich-
keit nicht sehr groß ist, daß er längere Zeit gerade nur wenig ober-
halb der Pauschalgrenze belastet wird, und somit die sonst bei
anderen Zählern sehr hohen Ansprüche für kleine Lasten in Fort-
fall kommen, ohne weiteres zulässig. Für die Konstruktion des
Federspannwerks ist außerdem ein kleineres Drehmoment vorteil-
haft, da natürlich bei kleineren zu entladenden Kräften die Ab-
nutzung sowie der Einfluß der variablen Reibung geringer ist.
Es wurden Zählerscheiben aus einer Kupfer-Aluminiumlegie-
rung mit 97,3 Gewichtsprozent Kupfer und aus Messing mit 68,2 Ge-
wichtsprozent Kupfer untersucht. Beide ergaben ungefähr die Hälfte
des normalen Drehmoments, wobei aber die Kupfer-Aluminiumschei-
ben mit einem Temperaturkoeffizienten von 0,8 °/o den Fehler etwas
überkompensierten und die Messingscheiben mit einem Temperatur-
koeffizienten von 1,5 °/o ihn nicht vollkommen, aber beide praktisch
genau genug ausglichen. Der Fehler ist nach der vorher entwickel-
ten Formel berechnet etwa !/s desjenigen, der sich bei Verwendung
einer Aluminiumscheibe ergeben hat. Die Verwendung von Messing
iet vorzuziehen, weil es einesteils leichter zu
beschaffen, andernteils nicht so empfindlich
ist gegen kleinere Variationen in dem Ver-
hältnis der beiden Legierungskomponenten.
x
m ca
|
|
—R
|
|
|
|
|
|
|
|
l
|
|
|
|
)
------- --—--- -s
&
9
|
|
|
|
|
|
|
y50 90°
O-
x. Y
sala le
Abb. ıb Abb. 2.
In den Abb. 1a und 1b ist schematisch die Wirkungsweise de:
Federspannwerks dargestellt. Auf der Zählerachse z sitzt ein vier-
teiliger Stern m mit den 4 punktförmig angenommenen Mitnehmer-
stiften m, bis m,. Die Entfernung vom Mittelpunkt der Achseist rm.
Die Mitnehmerstifte beschreiben während der Ankerumdrehung den
Kreis Am. Von der Achse z ist ihr parallel im Abstand e die Achse y
des Federspannwerks gelagert, von welchem nur der Griffarm a ge-
zeichnet ist. Durch die nicht gezeichnete Spannfeder wird er bei
unbelastetem Zähler gegen das Widerlager l gelegt. Bei Drehung
des Ankers fassen nun die Mitnehmerstifte den Griffarm, dessen
äußerster Punkt p vom Mittelpunkt der Achse y den Abstand ra be-
sitzt und der einen Teil des Kreises Ka beschreibt. Im Schnitt-
punkt O mit dem Kreis Am gleitet der Griffarm ab und wird durch
die Spannfeder gegen den nächsten in der punktiert angedeuteten
Stellung befindlichen Mitnehmerstift m, gezogen. Innerhalb eines
Spiels pendelt also der Griffarm zwischen œ; und g, um 90° hin und
her. Während der Drehung wächst die Gegenkraft der Feder linear.
Gleichzeitig vergrößert sich aber der Hebelarm R, unter welchen
die Mitnehmerstifte angreifen. Wenn nun im Verhältnis zu "m und
"a der Abstand e klein wird, was hier zutrifft, so wird, wie Abb. 1a
zeigt, in erster Annäherung:
R = rm —e cos ọ.
In Abb. 2 ist Rin Abhängigkeit von ọ in willkürlichem Maßstabe
dargestellt. Man erkennt, wenn = 45° und 9, dementsprechend
gleich 135° gewählt ist, was sich durch richtige Dimensionierung
von ra erzielen läßt, daß R mit ọ praktisch linear zunimmt. Bei rich-
tiger Wahl der Größenverhältnisse kann also das mit zunehmende
Gegendrehmoment der Spannfeder durch den wachsenden Hebelarm
praktisch ausgeglichen werden.
Die Pauschalgrenze eines Spitzenzählers soll nun innerhalb ge-
wisser Grenzen einstellbar sein, beispielsweise von 20 bis 60 % der
Nennlast. Die beschriebene Kompensation läßt sich natürlich nur
für eine bestimmte Grenze, zweckmäßig für einen mittleren Wert,
genau abgleichen. Für kleinere Pauschalgrenzen ist dann die Feder
16. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46.
1379
Sa ij
Abb. 3
Innerer Aufbau eines Spitzenzählers.
etwas unter- und für höhere etwas überkompensiert. Durch ge-
eignete Vorspannung läßt sich erreichen, daß sie aber immer prak-
tischen Ansprüchen genügt.
In Abb. 3 ist der innere Aufbau des äußerlich einem normalen
Zähler vollkommen gleichenden Spitzenzählers zu erkennen. m ist
der vierteilige an der Zählerachse sitzende Mitnehmer; a der
Griffarm und b die daran befestigte, als Schraubenfeder ausgeführte
‘Spannfeder. Sie sitzt außerdem noch fest an dem Zahnrad c, welches
sich mit einem weiteren, mit Einstellskala versehenen Zahnrad d in
Eingriff befindet. Die Übersetzungsverhältnisse beider Räder sind
so bemessen, daß etwas weniger als eine Umdrehung des Zahnrades
d genügt, um die Feder für alle vorkommenden Grenzen zu spannen.
Ein Anschlag an d, dessen Stellung an einem Zeiger abzu-
lesen ist, macht ein Überspannen der Feder unmöglich. Die Teilung
der Skala ergibt sich aus der Pauschalgrenze multipliziert mit einer
Konstanten. Durch diesen einfachen Zusammenhang ist Eichung und
Einstellung des Zählers sehr bequem.
Der Zähler wird erst mit ausgerücktem Spannwerk normal ge-
eicht und darnach die Stellung des Rades c für eine bestimmte Pau-
schalgrenze festgelegt. Aus dieser einen Stellung läßt sich dann die
Konstante berechnen, die an dem an der Zählergrundplatte befestig-
ten Schild S angegeben wird. Im allgemeinen entspricht ein Teil-
strich der Skala ungefähr einer Pauschalgrenze von 1,5%. Das
An S erhält dann beispielsweise für einen 550 W-Zähler den Auf-
ruck:
Ein Teilstrich = 8,25 W.
a!
+
N
ng in
Se O
Abweichui
l
D
Abb. 4.
Abb. 4 zeigt den Verlauf der Fehlerkurve des beschriebenen Ap-
parates für 40 % Anlaufgrenze. Der in der Nähe des Anlaufes auf-
/retende Minusfehler ist eine Folge des nicht ganz gleichmäßig zu
erzielenden Gegendrehmoments und ist wegen seines kleinen Be-
reichs (3% bis 4% nach seinem Anlauf ist der Fehler schon prak-
tisch verschwunden) nicht von Bedeutung, nachdem, wie schon oben
gesagt, es wenig wahrscheinlich ist, daß ein Zähler längere Zeit
gerade innerhalb dieses Bereiches belastet wird. Es ergibt sich aber
die für alle Spitzenzähler gültige Regel, eine Pauschalgrenze nie
durch den Anlauf oder durch Messungen zu nahe demselben zu
bestimmen.
Über Leitungsisolatoren für Hochspannung.
Öberdirektor Borgquist der Königl. Wasserfallverwaltung
Stockholm!), berichtet in „Teknisk Tidskrift“?) über die Erfahrun-
gen, die in 13-jährigem Betriebe mit den in Schweden von der
Wasserfallbehörde verwendeten Hochspannungs-Isolatoren ge-
macht wurden. Der Aufsatz beansprucht um so größeres Interesse,
als die Behörde im Dezember 1921 eine 132 kV-Leitung zwischen
Trollhättan und Västeräs in Betrieb setzte und damit die großen
Kraftwerke der Trollhättanfälle und am Älfkarleby miteinander
verband. Bei der Wahl der hierfür vorgesehenen Isolatoren wur-
den alle zuvor gesammelten Erfahrungen berücksichtigt.
Da die schwedische Behörde, insbesondere Borgquist, sich be-
kanntlich schon früher außerordentlich eingehend mit der Isolato-
renfrage befaßt hat und seiner Anregung verschiedene wichtige
Verbesserungen an Hängeisolatoren zu danken sind, so seien nach-
stehend seine Ausführungen auszugsweise, aber ausführlich wieder-
gegeben.
Die Entwicklung des Ausbaues der schwedischen staatlichen
Kraftleitungen für höhere Spannungen geht aus folgender Gegen-
überstellung hervor:
1908 Bau der ersten größeren Hochspannungsleitung
1912 20km Leitungslänge ausgebaut
1916 100 m r ” e
1920 1300 „ „ n 7
1922 1700 „ 7 n „
Die Betriebsspannung beträgt teils 44 000 bzw. 55 000 V, teils
77000 V, und für die Verbindwngsleitung Trollhättan—Västeräs
132 000 V. Für 55 000 V sind teils Stützen- teils Hängeisolatoren, für
die höheren Spannungen ausschließlich Hängeisolatoren verwendet.
Die jährliche Auswechselungsziffer betrug bei den Stützen-
isolatoren anfänglich etwa 0,5 %, in den letzten Jahren, viel-
) Vgl. „ETZ“ 1918. S. 425; 19%. S. 8.
2) “Teknisk Tidskrift“, 7. Januar 1922, S. 7.
leicht infolge genauerer Überwachung, 2,1 %. Die in den Jahren
1914—1916 gelieferten Isolatoren haben bis jetzt nur insgesamt 0,5 %
DE Fe
Abb. 2,
form aus dem Jahre 1911 für
55 kV.
Alb. 1.
Erste europäische
Hängeisolatoren aus dem
Jahre 1909 für 55 kV
Betriebsspannung.
Hängeisolatoren in Teller-
Ausschuß ergeben. Die beobachteten Fehler sind zweifellos auf die
Wirkung des Zementes zurückzuführen. Sicher können sie durch
1380
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46.
16. November 1922.
zweckentsprechende Maßnahmen beim Zusammenbau der Isolatoren
vermieden werden, sei es dadurch, daß die Porzellanteile mit einem
elastischen Belag versehen werden, sei es, daß ein sich nicht ausdeh-
pender Kitt verwendet wird, sei es, daß die einzelnen Teile mittels
Zusammenhanfens vereinigt werden. Indessen kann natürlich selbst
bei einwandfreiester Herstellung und höchster Durehschlagsfestig-
keit der Isolatoren ihre Überschlagsspannung nicht wesentlich ge-
steigert werden, so daß für höhere Betriebsspannungen notwen-
digerweise zuHängeisolatoren übergegangen werden muß.
Die ersten im Jahre 1909 in der genannten Anlage eingebauten
Isolatoren (von der Porzellanfabrik Hermsdorf) waren die über-
haupt ersten in Europa verwendeten Hängeisolatoren (Abb. 1). Sie
sind noch heute anstandslos im Betrieb mit einem Ausschuß von nicht
mehr als 0,4 % im Jahr. Die Isolatoren hatten Deltaglockenform mit.
ziemlich großer Baulänge, weshalb man später zu der flacheren Tel-
lerform überging (Abb. 2). Die Eisenteile der ursprünglichen Isola-
toren waren nicht verzinkt, sondern nur lackiert und mit dem Porzel-
lan mittels Marmorzementes verbunden, der allerdings keine sehr
große Zugbelastung der Isolatoren zuläßt, so daß sie nicht für Ab-
spannpunkte verwendet werden konnten.
Für! 55000: V "waren ursprünglich 2 Iso-
latoren vorgesehen, deren Zahl später auf
3 (bei ihrem Umbau in neue Leitungen) er-
höht wurde.
172
m-—— -239
Abb. 3. Abgestufte Hängeisolatoren
aus dem Jahre 1914 nach Vorschlag
der Wasserfallbehörde Stockholm.
Für 77 kV wurden verwendet:
3 Glieder der Form I.
2 Āā s ~ I,
1 E « HL
Spätere, in den Jahren 1911—1913 gelieferte, mit Zement gekit-
tete, teilweise mit Metallschirmen ausgerüstete Isolatoren haben sich
weniger bewährt, wofür vor allem die folgenden Gründe maßgebend
gewesen sein mögen: Die Zementkittung dieser Isolatoren reichte
innen und außen verschieden weit, so daß etwaige von innen aus wir-
kende Kräfte außen keinen Widerstand fanden. Klöppel und Kappen
waren längs der Kittfläche geriffelt, konnten sich daher in achsiaier
Richtung nicht frei ausdehnen. Die Kittflächen hatten keinerlei
nachgiebigen Überzug zum Ausgleich der Spannung. Endlich war
a Prüfbelastung der Isolatoren übertrieben hoch ge-
wählt,
Bei den im Jahre 1914 für die neuen 77 kV -Leitungen benötigten
Hängeisolatoren (Abb. 3) wurden daher von der Wasserfallverwal-
tung die folgenden Richtlinien aufgestellt:
1. Das Porzellan soll möglichst von Zug- und Scherbeanspruchun-
gen entlastet werden.
2. Klöppel und Kappe sollen nur am obersten Ende bzw. unteren
Rande mit Wulsten versehen sein, sich im übrigen aber frei
ausdehnen können.
3. Porzellan- und Eisenteile sollen mit einem nachgiebigen ber-
zug auf den Kittflächen versehen werden.
4. Die Porzellanteile sollen möglichst abgerundete Formen zeigen.
. Die einzelnen Glieder einer Kette werden zwecks Verbesserung
der Spannungsverteilung abgestuft. Bei der 6-zliedrisen Kette
so, daß die 3 obersten Glieder I eine Kapazität von 25 em, die
2 folgenden II von em und das unterste III von 40 em erhält.
(Dii
6. Die Porzellankittflächen sind mit einem leitenden Überzug zu
versehen, und die Kittschicht selbst ist kurz zu schließen.
An Stelle des ursprünglich vorgesehenen metallischen
Überzug smußte wegen der durch den Krieg bedingten Schwierig-
keiten der Einfachheit halber ein solcher aus Graphit treten.
Abb. 3 zeigt je einen der auf diese Weise (teils durch verschiedene
Wandstärke im Kopf, teils durch verschieden lange Kopfhöhe) ab
gestuften Hänge- und Abspannisolator für die Porjus- und Älfkar-
leby-Leitungen. Die mit diesen (von 2 deutschen Porzellanfabriken,
Hermsdorf und Rosenthal) gelieferten insgesamt 73 000 Gliedern ge-
machten Betriebserfahrungen sind außerordentlich günstig gewesen,
indem in der Porjus-Leitung in 7-jähriger Betriebszeit nur einige
wenige Glieder auszuwech-
seln waren und in der Älf-
karleby-Leitung in 8 Jahren
nuretwa10--20Stlick. Dabeier-
gaben sich keine Unterschiede
zwischen solchen Isolatoren,
bei denen der Kurzschluß der
Abb 4 Hlängeisolatoren der
neuen 182 kV-Leitung Troll-
hättan—Västeräs aus dem
Jahre 1921.
Links: gliedrige Isolatoren
amerikanischer Bauart.
Rechts: 8&-gliedrige deutsche
Kugelkopfisolatoren mit ver-
schiedener Klöppelbefesti-
gung.
Zementschicht gut oder schlecht ausgeführt war, ein Beweis, daß
dieser Gesichtspunkt nebensächlich ist, wie überhaupt die elektri-
sche Beanspruchung für die Bewährung der Isolatoren von sehr ge-
ringem Einfluß zu sein scheint. (Dies wird durch zahlreiche ander-
weit gemachte Erfahrungen bestätigt. Der Berichter.) Dagegen
versagten (bis zu 15 % innerhalb 4 Jahren) diejenigen Isolatoren,
bei denen der leitende Überzug auf den Kittflächen nicht mittels Gra-
phit, sondern mittels einer dünnen Bleifolie hergestellt war
Die Ursache liegt wahrscheinlich darin, daß das Blei in Verbindung
mit on stark oxydiert und durch Volumenvergrößerung treibend
wirkt.
Neben den bisher erwähnten Hängeisolatoren sind seit 2 Jahren
auch amerikanische Hängeisolatoren eingebaut worden, die eine kür-
zere Baulänge als die deutschen Isolatoren haben, so daß der Licht-
bogen außen um die ganze Kette schlägt. Die Betriebserfahrungen
mit den amerikanischen l=olatoren sind bis jetzt gut.
Die Gesamterfahrungen über Kappenisolatoren können dahin
zusammengefaßt werden, daß es sicher möglich ist, einen dauernd
haltbaren gekitteten Hängeisolator herzustellen. Maßgebend
für ihn ist rur die Vermeidung wazweckmäßiger mechanischer Be-
anspruchung und innerer Wärmespannungen bei Temperatur-
schwankungen. Die elektrische Beanspruchung scheint im allge-
meinen ohne Einfluß auf die Bewährung der Isolatoren zu sein.
Neben den Kappenisolatoren ist auch seit 1916 bzw. 1920 ein
kleiner TeilHewlett-Isolatorenmit eingebaut worden. Ab-
schließende Erfahrungen liegen noch nicht vor, jedoch scheinen sich
die Isolatoren im Betriebe besser als auf dem Prüfstande zu verhal-
t att
nl
16. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 46. 1381
ten. Als nachteilig für diese Isolatoren werden im allgemeinen fol-
gende Gesichtspunkte angesehen:
1. Der wesentlich höhere Preis, besonders bei Forderung gleich-
hoher Regenüberschlagsspannung wie bei Kappenisolatoren.
2 Die durch die Verbindungsarmaturen auf etwa 3500 kg begrenz-
. te mechanische Festigkeit. (Diese kann bei neueren Armaturen
bis 4000 kg gesteigert werden. Der Berichter.) |
pie leichte Verbrennung der Verbindungsseile durch den Licht-
ogen.
. Die geringe Durchschlagsfestigkeit dieser Isolatoren.
. Die ungleiche Spannungsverteilung längs der verschiedenen
Glieder.
Hiergegen pflegen die folgenden Gegengründe ins Feld
geführt zu werden:
Zu 1: Die geringere Regenüberschlagsspannung der Hewlett-
Isolatoren tritt nur bei sehr starkem und schrägem Regen in die Er-
scheinung, der jedoch praktisch nie vorkommt.
Im übrigen beanspruchen Hewlett- Isolatoren wegen ihres gerin-
cen Versagens eine geringere Reserve.
Zu 3: Hewlett-Isolatoren können gegen Verbrennen der Seile
durch Lichtbogenschutzhörner geschützt werden. Allerdings müssen
die Hörner dann auf ziemlich geringen Abstand eingestellt werden,
wenigstens wenn der Abstand zweier Glieder der in Deutschland üb-
liche ist. (Diese Verhältnisse und die hierfür maßgeblichen Ge-
sichtspunkte sind von dem Berichter kürzlich ausführlich behan-
delt?); es wurde dabei gezeigt, daß Versuche auf dem Prüfstand in-
folge des dabei meist verwendeten zu gut en Regenwassers
leicht ein falsches Bild ergeben.)
Zu 4: Durchschläge von Hewlett-Isolatoren treten im allgemei-
nen erst dann ein, wenn die Isolatoren längere Zeit bis zur Über-
schlagsspannung beansprucht werden, was im Betriebe kaum der
Fall ist.
Zu 5: Die ungleiche Spannungsverteilung ist praktisch von ge-
ıinzem Einfluß, weil sie durch Koronabildung bei auftretenden
Überspannungen ausgeglichen wird.
Trotz Würdigung aller für Hewlett-Isolatoren sprechenden Ge-
sichtspunkte hat sich die Wasserfallverwaltung doch, namentlich
wegen der hohen Kosten und geringeren Lichtbogensicherheit,
SU =
' z. T. auch wegen der bei den höchsten Spannungen vielleicht doch
nachteiligen ungleichen Spannungsverteilung, für ihre neue 132 kV-
Leitung ausschließlich für Kappenisolatoren entschieden (Abb. 4).
Für diese sollte eine Regenüberschlagsspannung von 265 000 V
5) Weicker, „ETZ“ 1921, S. 1477. „El. Kraftbetr. u. Bahnen“ 1922, S. 130.
Die physikalischen und technischen Einheiten.
selbst bei Ausfall von 2 Gliedern in der Kette gefordert werden. Die
Lieferung dieser Isolatoren wurde teilseiner amerikanischen Firma,
teils 3 deutschen Porzellanfabriken übertragen. Für die amerikani-
schen Isolatorenketten (Abb.-4 links) sind 9 Hängeglieder von je
255 mm Durchmesser von insgesamt 1420 mm Kettenlänge, für die
deutschen Isolatorenketten (Abb. 4 rechts) 8 Hängeglieder von
280 mm Durchmesser und 1745 mm Kettenlänge vorgesehen. (Der
Unterschied in der Kettenlänge erklärt sich durch die verschiedene
Baulänge der einzelnen Glieder.)
Die deutschen Isolatoren sind sämtlich, wie die schon früher ge-
lieferten und bewährten Isolatoren mit nachgiebigem Überzug auf
den Porzellan- und Eisenteilen und einem leitenden Graphitanstrich
auf den Porzellankittflächen versehen. Der letztere wurde, obwohl
wahrscheinlich gegenstandslos, beibehalten, da er keine Mehrkosten
verursachte, während ein metallischer Überzug für überflüssig an-
gesehen wurde. Der Form nach sind alle deutschen Isolatoren Ku-
gelkopfisolatoren, nur in der Befestigung des Klöppels unterschei-
den sich die Ausführungen der 3 Firmen, Hermsdorf, Rosenthal und
Schomburg, welch letztere eine Befestigung mit eingebrannter Por-
zellankugel verwendet.
Was die Spannungsverteilung anbelangt, so entfällt auf das un-
terste Glied bei den amerikanischen Isolatoren etwa 22,5 % der Ge-
samtspannung, bei den deutschen Isolatoren 23,1 %. Durch die vor-
gesehenen Lichtbogenschutzhörner wird der Spannungsanteil jedoch
auf 16,2 % bei den amerikanischen und auf 19,8 % bei den deutschen
Isolatoren herabgesetzt. Eine Verminderung der Regenüberschlags-
spannung bedeuten die Lichtbogenschutzhörner nicht, sie setzen
vielmehr nur die Trockenüberschlagsspannung um etwa 7% herab.
Eine weitere Verbesserung der Spannungsverteilung durch andere
Anordnung der Lichtbogenhörner wäre zwar ohne weiteres möglich
gewesen, doch wäre dies nur durch weitere Verminderung der
Trockenüberschlagsspannung zu erreichen gewesen. Dies erschien
jedoch, verglichen mit der Regenüberschlagsspannung, untunlich,
besonders wenn man berücksichtigt, wie selten die Isolatoren wirk-
lich starkem Regen ausgesetzt sind, während der trockene Zustand
der Kette doch die Regel bildet und wohl fast nie wirklich gefähr-
AE Überspannungen zeitlich mit großer Regenstärke zusammen-
allen.
Von einer. Abstufung der Kapazität der Glieder zur Verbesse-
rung der Spannungsverteilung, die ohne Verminderung der Über-
as Don möglich gewesen wäre, wurde abgesehen, weil sie
bei der großen Gliedzahl schwerer als bei den 77 kV-Ketten durch-
führbar war und auch deshalb, weil sie später bei Erhöhung der Be-
triebsspannung und Vermehrung der Gliedzahl unwirksam gewor-
den wäre. W. Weicker.
Von J. Wallot, Zellerfeld (Harz).
(Schluß von S. 1333.)
Die Zahlenrechnung.
36. Die zahlenmäßige Berechnung irgendwelcher gesuchter Grö-
ßen aus zahlenmäßig gegebenen anderen Größen auf Grund allge-
meiner Gleichungen, die nach meinen Grundsätzen geschrieben
sind, wird durch die Gl. (1) zu einer ganz mechanischen Arbeit, die
überhaupt kein Nachdenken, sondern nur eine gewisse Sorgfalt er- |
fordert.
37. Bevor ich an die Durchrechnung einiger Beispiele gehe,
möchte ich mich mit dem Leser über die praktischsten Bezeichnun-
gen einigen. Die Einheitenzeichen sollen im Zweifel immer die inter-
national festgesetzten Einheiten bedeuten; besondere Einheiteh wie
m, kg schließe ich natürlich nicht noch in eckige Klammern ein.
Die besonderen absoluten Einheiten brauchen keineswegs ver-
worfen zu werden, wenn wir nur den willkürlichen Einheiten-
rleichungen (8) und (9) endgültig abschwören. Sie können natür-
lich nicht mehr durch die bekannten unbehaltbaren CGS-Gebilde
mit gebrochenen Exponenten dargestellt werden”); ich bringe, statt
neue Zeichen zu wählen, an der allgemeinen Einheit jedesmal ein-
fach einen Index an, verstehe also z. B. unter [I] die allgemeine
Stromstärkeneinheit, unter [/]s die elektrostatische und unter [/]m
die elektromagnetische CGS-Einheit?®),
38. Eines besonderen Zeichens für den Zahlenwert einer Größe
bedarf nach meiner Erfahrung der praktische Rechner nicht. Der
von Martens?!) vorgeschlagene Strich (m = Zahlenwert von m) und
ebenso die von mir gelegentlich?) benutzte geschweifte Klammer
sagen zu wenig; der Rechner will ja, besonders bei der Umrechnung
von einer Einheit auf eine andere, auch noch wissen, auf welche
Einheit der Zahlenwert bezogen ist. Diesen Wunsch erfüllt nur die
ud)
nicht praktise
») Die “Einheiten [c]; und [vJ„, dürfen natürlich nirgends gleich 1 gesetzt
werden.
Die Darstellung mit Hilfe von besonderen [:]- und [xJ-Einheiten ist
aus Gl. (1) folgende allgemeine Bezeichnung „Größe/Einheit” (also
z. B. I/Amp; I ist ja die Stromstärke selbst, nicht ihr Zahlenwert!);
mit ihr kommt man immer durch.
39. Wer schnell rechnen will, muß die wichtigstenallgemei-
-nen Einheitengleichungen auswendig wissen und die wichtigsten
besonderen Einheitengleichungen wenigstens beständig zur
Hand haben. Dieallgemeinen Einheitengleichungen lassen sich
ja aus den physikalischen Grundgleichungen unmittelbar ablesen.
Noch bequemer ist es, sie sich mit Hilfe eines Systems aufeinander
abgestimmter besonderer Einheitengleichungen zu merken. Man
braucht sich z. B. nur einzuprägen, daß man
die mechanische Kraft P. in Joule/cm,
die elektrische Feldstärke € in Volt/cm,
die magnetische Feldstärke © . in Amp/cm,
die Leitfähigkeit eo . . j in Siem/cm,
die Dielektrizitätskonstante & . in Far/cm,
in Henry/cm ®),
in Coul/cm?,
in Voltsee,
in Voltsec/cm?
die Permeabilität s
die dielektrische Verschtebung D
den magnetischen Kraftfluß ®
die magnetische Induktion B
messen kann, um die wichtigsten allgemeinen Einheitengleichungen
der Elektrizitätslehre jederzeit angeben zu können. So erinnert die
a Joule/cm sofort an die allgemeine Einheitengleichung
) usw.
Weniger leicht sind die besonderen Einheitengleichungen
zu behalten, soweit ihre Umrechnungsfaktoren nicht gleich 1 sind.
Da müssen Merkblätter helfen, die ich S. 1384/5 bringe und auf die
ich hier schon ab und zu verweise.
40. Man hat vielfach in der Erweiterung des Systems der prak-
tischen Einheiten auf die reinmagnetischen Größen etwas Be-
sonderes gesehen und deshalb die Einführung der Einheit Amp/cm
3) Man beachte die Ähnlichkeit der ersten sechs Einheiten, die das Aus-
wendigleruen sehr erleichtert.
DAN nn 6 S
1382
für die magnetische Feldstärke dem Elektrotechniker durch ihre
Deutung als „Amperewindungszahl für das cm Kraftlinienweg“ und
durch den Hinweis auf die übliche Bezifferung der B/$-Diagramme
schmackhafter zu machen gesucht). Demgegenüber ist zu betonen:
wer sich über die Einheit Amp/cm aufhält, übersieht, daß die allge-
meine Einheitengleichung:
mit Notwendigkeit aus dem Gesetz von Biot und Savart folgt; auch
die absoluten Systeme messen daher die magnetische Feldstärke in
[/Js/cem und [/]m/cm. Genau ebenso folgt aus dem Induktionsgesetz
die Einheitengleichung:
[9] = $ [2] [t]; ?
dementsprechend ist auch im absoluten elektromagnetischen System
der Induktionsfluß nie anders als in [E]m sec (entsprechend der Ein-
heit Voltsec) gemessen worden. Die Einheiten Amp/cm und Voltsec
bedürfen also keiner besonderen Rechtfertigung.
41. Ich rechne nun einige Beispiele durch, die z. T. an Aufgaben
der bekannten Sammlung von H. Vieweger anknüpfen.
I. Welche Kraft P ist nötig, um ein Stück Eisen von einem
Magnetstab (Rundstab) abzureißen, wenn die Kraftliniendichte an
der Endfläche Y = 3,2.10°? [B]m beträgt und der Stab einen Durch-
messer von 2 cm hat?
Ist F die Größe der Endfläche, so lautet die allgemeine Formel:
P=! hB OF. e Pe . (16
Für die Zahlenrechnung beachte man die besonderen Einheitenglei+
chungen (vgl. das kleine Einheitenmerkblatt S. 1384):
Volt sec
[Bla =104 user (17
und
980 Joule = mke*:. . 222% (18
die Permeabilität der Luft po ist nach dem Merkblatt:
Henry
— RB eat z .
Wo = 1,256 . 10 m eier (19
Man erhält so ganz mechanisch durch sorgfältiges Einsetzen, da
= po Ý:
1 (38,2)2.106[P]m? cm? x _ (3,2) x.10-2 Volt? sec?
Paa. 1,256.10- 8 Henry/cm 2.1256 Henry cm
A Volt?sec? Amp _ Joule _ 0,1281 m | + _ 4
= 0,1281. "yoltseoom ~ 0,1281 cm =-980 cm kg* = 131 kg“.
Man kann die allgemeine Gleichung (16) auch sofort auf die ge-
wählten besonderen Einheiten zuschneiden. Dividiert man überall
die „Größen“ durch die zugehörigen Einheiten, so ergibt sich:
ch, ( B VE Bm! em’
kg* 2 1256.10-8H/em \[B]m/ cm? kg*
Nun ist aber nach GI. (17), (18) und (19):
cm [B]m? cm? _cmA.10-16 V?sec?/cmt.cm? __ 4.06.10- £:
2.1256.10-8H kg* —2.1256.10 8 Vsec.980 Jm ' z
also folgt ganz automatisch:
E
kg*
eine Gleichung, in die man nun unmittelbar die Zahlenwerte ein-
setzen kann.
II. Welche Elektrizitätsmenge Q wird beim Drehen der Spule
eines Erdinduktors um die lotrechte Drehachse erzeugt, wenn die
Spule E = 150 Windungen vom mittleren Durchmesser 25,5 cm hat
und die Horizontalkomponente des Erdmagnetismus 0,2 Gauß be-
trägt? Der Widerstand w des Stromkreises betrage 20 Q.
Die allgemeine Gleichung lautet (F = Fläche einer Windung):
F
B y F i
= -8 ER EEE
= 4,06 .10 Aa nn (20
gs p MED) Ser. (21
Mit Hilfe der Einheitengleichung:
Amp = 1,257 Gauß cm .... . . (22
ergibt sich hieraus die spezialisierte Gleichung:
EF Q 9—D &
es -8 BE aE a
Q=10 m e Oaah Coul. .. , (23
Zahlenmäßig wird demnach:
l 2
Q=10-8. 150. er 2 a .04 Coul = 15,5.10-$ Coul.
“) Vgl. F.Emde, ara. O.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 46.
16. November 1922.
4
HI. Welches ist die Eigenwellenlänge X eines Schwingungs-
kreises von der Induktivität L = 4000 [L]m („em“ oder 10— H) und
der Kapazität C = 0,3 yF? .
Die Wellenlänge à ist definiert durch:
A= CT
wo e die Lichtgeschwindigkeit im leeren Raum, x die Schwingungs-
dauer bedeutet: Bringt man diese Definitionsgleichung mit der
Thomsonschen Gleichung: DONN
ı=2aVLC
an aunen, so erhält man die allgemeine Gleichung für unsere Auf-
gabe: |
ı=2ncVLÜO.......2.22.. (24
Man beachte, daß hier die Geschwindigkeit c keine den Einheiten
zuliebe angebrachte Korrektion, sondern ein bei jeder Einheiten-
ao unbedingt notwendiger aus der Definition von X folgender Fak-
or ist.
Wir spezialisieren nun Gl. (24) so, daß X in km herauskommt.
Unter Benutzung der Identität (s. das Merkbl.):
HF = sec?
finden wir ohne jedes Nachdenken:
À L C s
5 — --2 —— — se —a; . . . . ®
pa =5.%.10 Va; Fr (25
also ist Sahlenmäßie:
à — 5,986.10 2V 1200 km = 5,9% V 0,12 km = ? km.
Ist man gewohnt, die Kapazitäten in „em“ zu messen, so formt
man Gl. (24) etwa in:
EM
r= 2a- pog P eooo (26
42. Die Beispiele werden dem Leser gezeigt haben, wie sich die
Anwendung meiner Grundsätze in der Rechenpraxis gestaltet. Der
Vorteil des Verfahrens liegt inseiner vollkommenen Sicherheit,
in seiner großen Anpassungsfähigkeitan jedes Bedürfnis,
endlich in der Eindeutigkeitund Widerspruchslosig-
keit aller Gleichungen und Angaben.
Betrachten wir kurz das bisher übliche Verfahren. Auch die
Lehrbücher geben „spezialisierte Gleichungen”. So findet man in
dem Buch von Vieweger für das Beispiel II die Gleichung:
um
_8E 9 —®
Q= E T Ca Coulomb,
die auf die in der Elektrotechnik übliche Verbindung praktischer
und absoluter Einheiten zugeschnitten ist. Diese Schreibweise ist
kürzer als die von mir benutzte Gl. (23); aber sie ist nicht wider-
spruchslos, denn Q bedeutet in Gl. (27) die „Größe“, die w und ®
dagegen bedeuten „Zahlenwerte”. Man kann deshalb mit Gl, (27)
gar nicht sorglos rechnen, sondern muß sich streng an das einmal
ausgemachte Maßsystem halten. Bei meiner Schreibweise dagegen
können die spezialisierten Gleichungen als bloße Umformun-
gen derallgemeinen Gleichungen aufgefaßt werden;
sie sind im Grunde gar nicht spezieller als diese und gestatten daher
nachträglich noch jeden beliebigen Einheitenwechsel.
43. An Gleichungen wie (20), (23), (25), (26) muß man sich
allerdings erst gewöhnen, besonders wenn die Einheiten am Schlusse
der Gleichungen zusammengefaßt sind, wenn man also z. B. die
Gl. (23) folgendermaßen schreibt:
EF Q Coul
w (Di — Do Gauß cm? `
Q =10-—8
Nach den hier beim Unterricht gemachten Erfahrungen befreundet
sich aber selbst der interesseloseste Student sehr bald mit dieser
Schreibweise, wenn er sieht, daß er alle Größen in jeder belie-
bigen Einheit einsetzen darf, ohne irgend etwas denken zu müssen.
Daß unsere Methode Denken spart, ist gewiß kein Fehler. Denn
jede Rationalisierung sucht ja Arbeit zu sparen, nicht um die körper-
liche oder Denkfaulheit zu fördern, sondern um die Arbeitskraft für
wichtigere Zwecke freizumachen. Daß es eine besonders würdige
Beschäftigung sei, sich den Kopf über Einheitenunstimmigkeiten zu
zerbrechen, wird niemand behaupten wollen.
44. Ich habe das Rechenverfahren bei dem Beispiel I sehr aus-
führlich auseinandergesetzt, um den Weg, der immer zum Ziele
führt, recht deutlich zu zeigen. In Lehrbüchern und Abhandlungen
sollte man sich aber natürlich viel kürzer fassen. Einheitenumrech-
rungen stehenaufeinerStufe etwa mit logarithmischen Zwischen-
rechnungen; so wenig wie diese verdienen sie daher in ausführ-
licher Form der Nachwelt überliefert zu werden.
45. Zu begrüßen wäre es, wenn jeder komplizierteren Gleichung,
nachdem sie ohne Beziehung auf besondere Einheiten abgeleitet ist,
regelmäßig die auf die gebräuchlichsten Einheiten zugeschnittene
Gleichung sofort beizegeben würde. So gehört zu Gl. (16) die spe-
"li EEE Een. Ha Man e mia been A
-= me m a
16. November 1922.
zialisierte Gleichung (20); man schreibe daher ohne weitere Erklä-
rung solort: a
-1 2 -s (8 YE
A aaa N (13 cm?
46. Es gibt empirische Gleichungen, die man möglichst
nur in spezialisierter Form schreiben sollte. Wenn man z. B. die in
der Steinmetzschen Formel für die Hysteresisverluste auftretende
Konstante in ihrer richtigen Einheit hinschreiben wollte, bekäme
man einen etwas sonderbaren Ausdruck. Man gibt deshalb besser
nur die eine Gleichung an:
kg*.
B yê V
N=n (ar) ns ” 8e Watt,
wo N der Leistungsverlust, V das Volumen, n die Schwingungszahl
und n eine reine Zahl ist, für die man eine Tabelle beifügt.
47. Auch in Tabellen und graphischen Darstellungen sollte man
im allgemeinen konsequent bleiben und dafür sorgen, daß alle durch
Ziffern ausgedrückten Zahlen wirklich reine Zahlen sind®). In
den Tabellenköpfen setzt man am besten unter die Größenbezeich-
nungen einfach die Einheitenbezeichnungen. Den Bruchstrich, der
nach Gl. (1) zwischen den Größen und Einheiten angebracht werden
muß, ersetzt man durch einen durchgehenden Horizontalstrich; man
bleibt dann ganz im Rahmen des Gewohnten®®). I >:
48, Einer naheliegenden Verwechslung muß ich noch zuvor-
kommen. Ich habe immer betont, daß die Größe der gewählten Ein-
heiten willkürlich ist. Man könnte deshalb beispielsweise meinen:
„Öbich die Frequenz auf die Sekunde beziehe oder auf 2 x Sekunden,
ist gleichgültig; also sind die Frequenz v und die Kreisfrequenz w
im Grunde dieselbe Größe.“ Aber das wäre falsch. Immer ist ex def.
o=?2rv; w und v können also gar nicht identisch sein. Wohl
aber ist:
N} v
l/sec 1/P2nsec
d. h. der Zahlenwert der Kreisfrequenz bezogen auf Sekunde
ist gleich dem der Frequenz bezogen auf 2x Sekunden. |
Bin weiteres Beispiel ist die in der Spektroskopie verwendete
„Wellenzahl” 1/X; eie ist etwas anderes als die Frequenz, wenn-
gleich ihr Zahlenwert, auf cm bezogen, wegen der Identität:
cm __, _sec
à 73.1000
gleich ist dem Zahlenwert der Frequenz, wenn man diesen bezieht
auf die Zeit, in der das Licht 1 em durchläuft.
Ebenso läßt sich jeder Lösungsgehalt auf das Mol beziehen (z.B.
2 RL), er wird aber dadurch noch nicht identisch mit dem mole-
kularen Gehalt (= Gehalt/Molekulargewicht).
Wir müssen eben die Definitionen der Zahlenwerte von den
Definitionen der Größen selbst unterscheiden”).
Starres System oder freie Einheitenwahl?
49. Es hat bisher immer als selbstverständlich gegolten, daß
Isle Einheitenreform auf die Aufstellung eines neuen Einheiten-
systems hinauslaufen müsse. Auch die Gegner der absoluten Sy-
steme vertreten meines Wissens diesen Standpunkt. Es sieht so aus,
als ob ich im Gegensatz hierzu jede Verwendung von Systemen, d.h.
von bestimmten Zusammenstellungen besonderer Einheiten, ver-
werfen wollte.
50. In praktischen Fragen ist jedoch meist ein vermittelnder
Standpunkt der richtige.
Man wird das starre Einheitensystem — wenigstens auf dem
Gebiete der Elektrizitätslehre — sicher so lange für unentbehrlich
halten, al$ man meine beiden Forderungen noch nicht angenommen
hat, Denn wer unter den Formelzeichen die „Zahlenwerte” ver-
toht, kann pur dann bequem und sicher rechnen, wenn er die Ein-
heiten, auf die sich seine Zahlenwerte beziehen sollen, von vorn-
herein festlegt.
51. Aber auch wer meine Forderungen anerkennt, wird sich die
Vorteile nicht entgehen lassen, die ihm die Benutzunginsichab-
restimmter Systeme bieten kann. Ich verstehe darunter solche
Zusammenstellungen von besonderen Einheiten, deren Einheiten-
rleiehungen nur den einen Umrechnungsfaktor 1 enthalten. Wen-
det man z.B. bei der Aufgabe III (Nr. 41) beharrlich das in sich mit
absoluter Genauigkeit abgestimmte System der praktischen Ein-
heiten in Verbindung mit cın und see an, so kann man die Wellen-
länge sofort nach:
1 —= 22.3.1010 y4.10-603.10-6cm=2.10°cm .. . (28
berechnen.
Eon oast
=) Bei Schaubildern gibt es verschiedene Methoden der Beschriftung, die
dieser Forderung genügen. .
=) In meiner Arveit -Arch f. Elektrot.“ 10, S. 233 -256, ı921 sind die ausein-
undergee-tzten Grundsätze sireng durchgeführt. — , Y
3) Es ist daher genau genommen auch unrichtig, zwischen der Leistung
in kW und der Leistung in kVA zu unterscheiden statt zwischen der Leistung
und dem Quotienten „Leistung/Leistungsfaktor”, beide in kW oder kYA ge-
messen. enn man diese Bezeichnung aver verständig handhabt, können Irr-
Gmer kaum entstehen.
. Elektrotechnisehe Zeitschrift. 1922, Heft 46.
Rinkel
1383
Besonders bei den verwickelteren Gleichungen der reinen Physik
(z. B. bei den Berechnungen der Strahlungstheorie) bedeutet dieses
Verfahren eine Erleichterung, da man dabei eine Menge Einheiten-
zeichen, die sich nachher doch wegheben, von. vornherein gar nicht
mitzuschleppen braucht. Das Verfahren wird aber „wocklos, wenn
man die meisten Größen doch erst auf die Systemeinheiten umrech-
nen muß; auch fällt dabei die beliebte dimensionale Probe auf die
Richtigkeit der betreffenden allgemeinen Gleichung weg. l
Ich ziehe für die Elektrizitätslehre im weitesten Sinne dio
„praktischen“ Einheiten den absoluten beider Systeme entschieden
vor”); sie haben nur den Nachteil, daß man im Anfang leicht über-
sieht, daß die Masseneinheit kgt eine systemfremde Einheit ist.
Das Giorgische kgt-msec-System vermeidet diesen Nachteil; es
wäre ein ideales System für den Techniker, wenn die technische
Krafteinheit kg* und die technische Leistungseinheit PS nicht
systemfremd wären”).
52. Es soll also nicht geleugnet werden, daß die abgestimmten
Systeme nützlich sein können; ich halte es nur nicht für richtig, die
Systemfrage in den Mittelpunkt der ganzen Einheitenlehre zu stel-
len. Nur dann hätte es Sinn, sich ganz und gar einem einzigen
System zu verschreiben, wenn sich die ganze Menschheit dazu über-
reden oder durch einen Machtspruch dazu zwingen ließe, in Zukunft
nur noch dieses eine international zu vereinbarende System zu be-
nutzen, und wenn man dann dazu noch die ganze vorhandene Lite-
ratur entsprechend umdrucken könnte. Kein einziges der bekannten
Systeme hat aber Aussicht, allgemein angenommen zu werden; es
läßt sich eben kein System finden, das allen Ansprüchen vollkom-
men genügte. E
53. Man sollte bei solchen praktischen Fragen auch nach keiner
allzu tiefen Begründung suchen. Ob die Welt mechanisch oder elek-
tromagnetisch zu erklären ist, geht die Einheitenlehre gar nichts an.
Wenn wir in der Elektrizitätslehre die „praktischen“ Einheiten be-
vorzugen, so tun wir das — von meßtechnischen Erwägungen abge-
sehen. — vor allem deshalb, weil sich auch in der Einheitenlehre der
alte Grundsatz, praktische Maßnahmen den Besonderheiten des Ein-
zelfalles möglichst anzupassen, ausgezeichnet bewährt. Es ist ein
Fehler der nicht auf den praktischen Einheiten fußenden Systeme,
daß sie die elektrischen Größen auf die Einheit der Masse beziehen,
die in der Elektrizitätslehre nur eine nebensächliche Rolle spielt.
Ebenso falseh wäre es aber, wenn man etwa als Anhänger der „elek-
tromagnetischen Weltanschauung“ die Masse auch in der Mechanik
allgemein in Joule sec?/cm? messen wollte).
54. Gewiß kann man es bedauern, daß die gebräuchlichsten Ein-
heiten durch so viele unrunde und deshalb schwer behaltbare Um-
rechnungsfaktoren miteinander verknüpft sind. In sehr vielen Fäl-
len aber ist die Gelegenheit, diese Schönheitsfehler auszutilgen,
wohl endgültig verpaßt. Beispielsweise ist der Umrechnungsfaktor
der Einheitengleichung:
PS = 0,735 kW
für den Techniker, der beständig seinen Rechenschieber zur Hand
hat, vielleicht doch nicht so unbequem, daß man deshalb dem ge-
schlossenen System zuliebe die Bücher und Kataloge umdrucken,
einen Teil der Maschinentypen ändern und das Augenmaß umstellen
müßte. Ähnlich steht es mit dem hergebrachten Winkelmaß, bei dem
nicht der Zahlenwert % des rechten Winkels, sondern die nicht dezi-
male Unterteilung in Minuten und Sekunden in erster Linie ver-
besserungabedürftig") ist.
55. Das Richtige ist es, auf jedem Gebiet die am besten passen- _
den Einheiten frei zu wählen. Sind die bereits allgemein eingeführ-
ten Einheiten zu klein oder zu groß, so schlage man kein neues Ein-
heitenvolapük vor*?), sondern helfe sich mit. Zehnerpotenzen oder
den üblichen Vorsatzwörtern. Ob ich z. B. 10— F schreibe oder pF,
ist Gewohnheitssache. Nur empfiehlt es sich, wie besonders Porst-
mann*®?) betont hat, bei Benutzung der Zehnerpotenzen die durch 3
teilbaren Exponenten zu bevorzugen.
56. Auch bei „dimensionslosen” Größen dürfen wir zwischen
„Größe“ und „Zahlenwert” unterscheiden. So ist der (ebene) Win-
kel, wenn wir ihn durch:
ọ = 2 (@ = Winkel, b = Bogenlänge, r = Halbmesser). . (29
definieren, allerdings notwendig dimensionslos; es besteht aber kein
Grund, gerade die Zahl 1 als Einheit zu nehmen. Man kann z. B.
auch die Einheit ° (Winkelgrad) durch die Einheitengleichung:
1 = 57,296° = 57,296 Winkelgrad
*) Es iet die „mittlere Linie“, auf die man sich einigen sollte.
®) Der Physiker empfindet es alun einen Mangel des Giorgischen Systems,
daß es nur auf !;v T in sich abgestimmt iat.
. ..% Die Undur-hsicbtigkeit der meisten Potenzprodukte, durch welche man
die elektrischen Größen in den nichtpraktischen Systemen darzustellen pflegt
rührt nur davon her, daß man sich darauf versteift, die Einheiten [l). [m], [t) un
[e] oder [u] als Grundeinheiten zu wählen. Auch in der reinen Mercbanik würde
man getruchene Exp«nenten erhalten, wenn man z B an Stelle der Längen-
eirheit die Energieeinheit als (irundeinheit nähme. Anderse:ts kann man bei
i] a. & O. ein reines COS8S-System finden, bei dem auch in der Elek-
trizitätslehre nur ganzzahlive Exponenten vorkommen.
“) und auch am leichtesten zu verbessern!
4) Vel Fleming. a. a. O. B. 523.
8) W.Porstmann, „Physik. Zeitschr.“ 22, S. 315—320, 328 —942, 363—269, 1921.
1384
einführen und hat dann in
1) ee b
Winkeigrad = 57,296 ke . . (80
ganz automatisch die für das Gradmaß spezialisierte Gleichung.
Die Erkenntnis, daß man auch jeder dimensionslosen Größe eine
„Einheit“ zuordnen und diese frei wählen darf, erweist sich auf
manchen Gebieten als vorteilhaft. So im photometrischen Unter-
richt: Ist S der Lichtstrom, w der räumliche Winkel, J die Inten-
sität, so gilt die allgemeine Einheitengleichung:
[S] =l] U]... .
Es ist daher nicht zwecklos, zwischen der Einheit des Lichtstroms
und der Einheit der Intensität zu unterscheiden. Nur im Lm-HK-Lx-
System ist zufällig = [w] = 1 und dementsprechend Lm = HK'*).
Ähnlich wie bei den Winkelangaben steht es mit allen „prozen-
tischen” Angaben. So ist es z. B. unnötig, schon bei der allgemeinen
Definition den „Gehalt“ einer Lösung von ihrem „Prozentgehalt”
zu unterscheiden). Habe ich 30 g Salz in 240 g Lösung, so ist der
Gehalt 30 g/240 g = 0,125 = 12,5. 10— = 12,5 %; denn „10“ und
„%' oder „v. H.” sind nur verschiedene Zeichen für dieselbe „Ein-
heit”, d. h. für denselben frei gewählten Vergleichswert*®).
a: 2 (31
Grundeinheiten und Definition der Einheiten.
57. Dem Leser ist es vielleicht schon aufgefallen, daß ich bei
meinen Beispielen nirgends aus der Schar der vorhandenen Einhei-
ten eine kleine Zahl als „Grundeinheiten“ herausgehoben habe. Ich
habe das, obgleich diesem Punkt gewöhnlich große Wichtigkeit bei-
gemessen wird, mit Absicht unterlassen; denn wenn alle Einheiten
scharf definiert und durch Einheitengleichungen sicher miteinander
verbunden sind, besteht in der Tat gar keine Veranlassung, zu ent-
scheiden, welche Linheiten als abhängig und welche als unab-
hängig angesehen werden sollen. Vgl. auch die Anm. zu Nr. 53.
—
—
u) Vg!.J. Wallot, „Zeitschr. f. Beleuchtuneswesen“, 26, S. 135, 1920.
> Wie z. B. bei F. Kohlrausch a. a. O. Nr. 9
gehören hierher. vgl. E. y. Hornhborntel, „Zeitschr. f. Pnysik*, 6. S. 29—
1921; J. Wallot, ebenda 6, 8. 73-78, 1921.
Kleines Einheitenmerkblatt |
x= mal . 3 = mal 103 /3= mal 10-8
Größen a er Einheiten Bemerkungen
Winkel Grad ~, fa. = | 1
WERDEN A a a a
M | kat | 7 099 /4 x Joulesec? kgt = Masse des Archiv-
a. | 8' |>=101.4=| cm kilogrammstücks
Kraft = 1,020 /)6 >< kn cm
dyn >x 0981.6 =| kg* = kgt . 981 gec?
BR kg*
Joule| =1,021,1 >x<
m >x< 9,80 Z
Spannung, | Atm. = Druckeiner76cm
Dade” | kg* — (0,968 > hohen Säule Hg bei 0%
Blasıiiz- | cm? | 7” Atm. |und der Schwerebeschl.
Modul, Tor- _ = em
sionsmodul — at | >< 1,033 i 1 gec?
= 0,999 110 x
i erg >< 1,001 «10 = Kilo-
Arbeit, Zr o kcal = große 15°-Kalorie
ee = os z | (Kilokalorie)
ärme- ER za kWh = 36.3 kJ
menge koal ee
| | x2343 = s
ee a a | +
| SZ) Wat |Ps= 79ks"
Leistung PS ln x keal 97.5 PEE"
x< 1,582 /3 = h ' h
e, = 0,886 /13 Ered.
; g Tii cm
© Ya leeren Raumes Henry
ermeabDili P = 1,256 /8 =
Henry Farad = sec?
Henry/Farad = X.
Henry = Q sec.
sec =Q Farad
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46.
Auch die Millioktave (= 10-®. log’? 2) und das Cent (= 102112. IB
16. November 1923.
S } ; i en \
M = Einheit des elektromagnetischen CGS-Systema.
i Umrechnungs- TERE Umrechnungs- | Ein-
heiten faktoren Einheiten faxtoren heiten
Elektr -Menge
Stromstärke
Stromdichte
Spannung
Elektr. Feld-
stärke
Magn Induk- >< 0,334 /2 Volt sec
tion em?
Induktionsfluß Volt sec
Dielektr.- = 0,886 /13 x | Farad | = 1,256 /8
Konst.| g |x119.18= | cm |x07%.8=| y
en —1129.18%x | Henry | = 0,79% . 8 x< |
Fermeaniiat 0,8868 = | cm | >=1,256/8 =
Dielektr. Ver- Coul |
schiebung =0,265/10>x<| we |-187 |
Magn. Feld- x377.10=| Amy x06 = |
stärke
Widerstand = 0,898.12 x Q = 1,001 . 9 x
Induktivität >x< 1,113 /12 = | Henry | x< 0,999 /9 =
f l Siem
Leitvermögen — 1,113 /12x | "cm |=099%9 =
Kapazität >< 0,898 . 12 = Farad >x 1,001 . 9 =
Die zugehörige M-Einheit heißt Gaug.
58. Ebenso hat man früher der Frage nach der Zahl der un-
abhängigen Einheiten große Bedeutung beigelegt. Die Behauptung
‘ der absoluten Systeme, daß diese Zahl genau gleich drei sei, hat
lange Zeit die Rolle eines unumstößlichen Dogmas gespielt. Der
Temperatur, die sich diesem Dogma nicht fügen wollte, wurde häufig
einfach die Dimension abgesprochen. Heutzutage ist die Überzeu-
gung wohl ziemlich allgemein, daß wir in der Physik und Technik
unbedingt mindestens fünf Grundeinheiten brauchen (vgl. Nr. 10 bis
12). Ob wir damit auskommen"), ist eine im wesentlichen prak-
tische Frage, deren Beantwortung wir der weiteren Entwicklung
der Meßkunde überlassen können.
59. Ein andrer Gegensatz ist der zwischen empirisch und durch
Einheitengleichungen definierten Einheiten. Das Meter, die Se-
kunde, das Kilogramm, die Kalorie, das internationale Ampere, die
Hefnerkerze sind empirisch, das Dyn, das Erg, die Pferdestärke,
das absolute Ampere, das Lux durch Einheitengleichungen definiert.
Mit der Zahl der unabhängigen Einheiten steht die Zahl der
empirisch zu definierenden Einheiten nur insofern in Zusam-
menhang, als wir natürlich mindestens ebensoviele Einheiten
empirisch definieren müssen, wie unabhängige Einheiten vorhanden
sind. Ein Überschuß an empirisch definierten Einheiten) úst aber
nicht nur unschädlich, sondern zur Erleichterung der Messungen 850-
gar notwendig. Mit jeder überschießenden besonderen empirischen
Einheit tritt ein neuer empirischer Umrechnungsfaktor auf"),
dessen möglichst genaue Bestimmung zu den wichtigsten Aufgaben
der Meßtechnik gehört.
60. Die besonderen Einheiten müssen so definiert sein, daf sie
selbst oder genau bekannte Vielfache von ihnen sich entweder >e-
quem in der Natur auffinden oder ohne große Mühe künstlich her-
stellen lassen. Denn sie sind ja die Werte, mit denen wir die zu
messenden Größen vrgleichen wollen. Je bequemer diese Verglei-
chung, um so vollkommener die Einheit. Daß die Definition ein-
deutig sein muß, sehen wir dabei als selbstverständlich an. Gut
definierte besondere Einheiten in diesem Sinne sind z. B. das Archiv-
meter und die internationale (elektrolytische) Einheit der Elektri-
4) Auch cine besondere photometrische Grundeinheit robeint mir unent-
behrli-h. Das „mechanische Äquivalent des Licht“ ist kein bloßer Umrechnungs-
fa tor wie da« Wärwmeäßgnivalent. . u
8) Bei-piet: Außer [M «sse). [Länge] und [Zeıt] sei auch [Energie] empirisch
definiert. eıwa durch die Cal. f j f r
©, Zum Beispiel das mechanische Wärmeäquivalent in der Einbeiten-
gleichung
2
koal = 4,19 . 10° sem
sec?
16. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 46.
zitätsmenge; schlecht definierte das Meter als zehnmillionster Teil
des Erdquadranten und die absolute elektrostatische Einheit der
Elektrizitätsmenge. Für unsere Längeneinheit ist dieses Urteil all-
gemein anerkannt; daß für die absoluten und internationalen Ein-
heiten der Elektrizitätslehre das Entsprechende gilt, wird dagegen
noch bestritten. Die absolute elektrostatische Elektrizitätsmengen-
einheit ist nicht etwa hauptsächlich deshalb mangelhaft, weil die
Großes Einheitenmerkblatt.
x< = mal -3 = mal 1% 133 = mal 10-3
Größen | Ein- re | Einheiten Bemerkungen
|
Winkel | Grad z a
and | cm |=1087 118 x] Licht- |m= Länge des Archiv-
g x 0,46 . 18 = jahr meters
e e [pam nn
Geschwin- | cm |= 1,681 /8
Se Rolt = Geschw., die ein
digkeit. sec |>x 0,595.8 =
Bolt Elektron beim: Durch-
BR laufen von 1Voiterhält
|
| = 1,000027 >x + kgt = Masse des Archiv-
| >< 0,999973 = 8 i kilogrammstücks
Masse BE oS a
— 0,99949 /7 x< J oulesec’|af = Masse eines cm?
><1,00051.7=' cm? |H,O bei 4
dyn |= 101976 /6 e
>x< 0,98062. 6 =,
Kraft g? |ks*=
Joule| = 1,02028 /1 =
m |><9,8012 =
— |
Druck, | An | _ 0,98692 /6 >
Spannung, A ; ><1,01328.6=, Atm. = 760 tor = Druck
einer 760 mm hohen
-}- ' Atm. | Säule Hg von © bei
osionsa- | E8 |= oger =
Torsions- m a >< | y = 980, 665 £ u
modul et x 1,03328 =;
erg [= 099949 17 =
E |><1,00051.7 = |
Arbeit, |- — Joule
Energie, = 4,1842 x cal = 15°-Kalorie
Wärme- x<023839 = kWh =36.6J
cal ~l-
SENES = 0,42691 >x |
mkg*
> 2,3424 =
| kg
ps = 75 "RL
Leist P = 735,09 > sec
istung S > 1 36037 /3 a Watt u mkg*
r E
h
. Mol = R=8313.7 erg
Gaskonstante bz. auf d. Í Molekül = k — 5719 163 srad
Celsiustemp. d. absol. Nullp. = — 273,20 0.
Loschmidtsche Zahlen:
Zahl der Moleküle im Mol = 6,059 . 23
Molekülzahldichte eines idealen Gases bei 0 und 760 ter
= 2,703. 19/cm?.
Masse des Waseerstoffatoms = my = 1,663 /24 g
Plancksches Wirkungsquantum h = 6,54 /27 erg sec.
Strahlungskonstanten:
aC _yr erg a = erg Żă
A E See cm’secgradi’ 77 pato cm’ grad!
Q=, pii =/1,430/cm grad b = 0,288 cm grad
e. e - p a
R, = 109 737, 11/cm
Ri = 109 722,14 /cm
Ry = 109 677,69 /cm
Halbm. des 1. Bohrschen Kreisesfür das Wasserstoffatom = 0,528 ;8 cm.
Gitterkonstante des Steinsalzes = 2,814 /8 cm. i
1 3 _>\.
Nernstsche chem. Konstante Co = — 1,586 + log A g 2 grad >)
telektrostatischen
en
> = Einheit des ; f CGS-Systems.
Größen um] aa a] Oue,
Elektr. -Menge = Coul f
Stromstärke = 0,33374 /9>x<| Amp. |= 1,00000 /1 ><
Stomäickis >x 2,9979 . 9 = Amp. >< 1,00000 .1=
Spannung Volt
Elektr. Feld- Volt
stärke cm = 1,00051 .8 ><
Magn. Induk- Volt sec | >< 0,949 /8 =
tion em
Induktionsfluß Volt sec ern nen
Dielektr.-Kon- | = 0,88589/13>x< | Farad
stante Oo ><1,12884.13 = cm
Permenbiiin | [ZIZA] Hemy [07ain
Dielektr. Ver- Coul
schiebung = 0,26544 /110>< em? |_ 1,25664 >
Magn. Feld. S [><3,7673.10=| Amp!) x07977 =
stärke cm
Widerstand | ; Q |
Spezif. Wider- = 0,89828.12x]| gem
stand | >1,11324/12 =
Induktivität | Henry.
: ie Siem
LEINO rm Og eT =11134/12%x| “em” |= 0,99949 9 x!
sE ES > 0,89828 .12 = |--—— | >x 1,00051 .9 =
Kanali Farad
a ae a en
R se | ' Volt sec |
_Magnetpoles =3764.8x| __ |=079818.7%
Magnetisie- > 0,26558,3 = | Volt sec |>< 1,25600 /7 =
rung rwg O em?
En =1,41854.14><| Henry |= 0,63358 .7 x
Suszeptibilität | > 0,70495 /14 = | “ em 122157834 7 = |
| EIER EEE ASE
| | = 0,33391 22x | cm? |= 0,9949 8x
Spezif. Ladung) [>< 2,9948 „2 = |Volt sec| x 1,00051 -8 =
Henry = Q sec Henry Farad = sec?
sec = Q Farad Henry/Farad = Q?.
Für den leeren Raum: ®
Lichtgeschwindigkeit c = 2,9979 . 10 Zac“
> ‚00051 Farad
Dielektr. - Konst. = jk 7299797 ni- a
= 0,88589 /13 arad
| Henry Henry
BERERDLNN uo = 4 x . 0,99%9 /9 — a = 1,25600 /S -- En
129m.
Coul
Äquivalentladung = 0,9619 . 5 — #
Masse m [= 0,901 /27 g
d =r 19
Ladung e iee teron 1,593 /1 nn
Spezif. Ladung -p = 1,770 . 15 Volt cd
m
—_H__ 1847.
nl
ı) Die M-Einheit der magn. Feldstärke heißt Gaufß.
1385
M
1386 :
elektrolytische Messung bequemer ist als die Messung elektrosta-
tischer Kraftwirkungen, sondern deshalb, weil ihre Definition durch
das Coulombsche E lemen tar gesetz nicht hinreicht, um sie u n-
mittelbar durch einen Versuch aufzufinden. Denn bekanntlich
hängen die Kräfte zwischen endlichen Ladungen, die nicht in zwei
Punkten eines unendlich ausgedehnten Vakuums schweben, sondern
auf wirklichen Apparatteilen sitzen, mehr oder weniger von sämt-
lichen Einzelheiten der Meßanordnung ab. Wenn man also schon die
Ladungseinheit durch ihre Kraftwirkung definieren wollte, wäre
es richtiger gewesen, alle Einzelheiten der Meßanordnung genau
festzulegen und sie in die Definition mit aufzunehmen. Solche auf
ganz bestimmte Stoffe, genau nach Vorschrift angefertigte und be-
handelte Maßstäbe, galvanische Elemente, Lampen usw. zugeschnit-
tene Einheitendefinitiomen sind nicht minderwertig, wie man noch
heute vielfach glaubt, sondern sie können vom Standpunkte der
praktischen Meßkunde aus sogar sehr vollkommene Definitionen
sein. „Eine besondere Einheit festsetzen” heißt ja „willkürlich
einen Spezialwert (Vergleichswert, Bezugswert) festsetzen“; man
hat also keine Veranlassung, sich bei der Definition von andern als
praktischen Rücksichten leiten zu lassen.
Hilfsmittel für das Rechnen mit Einheiten.
61. Einheitenrechnungen sind, wie die Beispiele in Nr. 41 ge-
zeigt haben, nur dann bequem durchführbar, wenn man die wichtig-
sten Umrechnungsfaktoren immer zur Hand hat. Manche Lehr- und
Nachschlagebücher enthalten Einheitenlisten; diese sind aber viel-
fach lückenhaft und den Anforderungen der Zahlenrechnung schlecht
angepaßt; auch kann man die Bücher nicht immer mit sich führen.
Ich’ habe daher S. 1384/5 zwei Einheitenmerkblätter zusammen-
gestellt; ein kleines, das für die Zwecke des Elektrotechnikers
ausreichen dürfte, und ein größeres, das mehr für den Physiker be-
stimmt ist und eine größere Zahl Einheitengleichungen mit möglichst
genauen Umrechnungsfaktoren und außerdem eine Reihe wichtiger
Zahlen enthält°®).
62. Die Einrichtung der Merkblätter dürfte ohne weiteres ver-
ständlich sein. Die ungewöhnliche Bezeichnung der Zehnerpoten-
zen ist weniger wegen ihrer größeren Kürze, als wegen ihrer besse-
ren Erkennbarkeit gewählt. .
Wer die Umrechnungsfaktoren nachrechnen will, beachte, daß
erauchbeidenabsoluten Einheiten die Heavisi-
descheStellung des Faktors 4x voraussetzen muß. So ist z. B. der
Zusammenhang zwischen den Einheiten der dielektrischen Verschie-
bung und der Elektrizitätsmenge folgendermaßen ableitbar: Im ab-
soluten elektrostatischen System wählt man bekanntlich die Einhei-
ten so, daß nach der bisher üblichsten Schreibweise Dr? = e, nach
meiner Schreibweise:
OD (2) =- e
[Ð] \cm/ [es
ist. Nungiltallgemein®D.4Arr?=e;alsoistauch [DJs .4 zem?
= [e]Js , und es folgt:
Coul
=“ cm =4x "leo (Ds = 3,77 . 1010 (D]e.
l Bei Umrechnungen aufdem Gebieteder Elek-
trizitätslehre ist immer der Weg über die prak-
tischen Einheiten (mittlere Spalte) zunehmen. Denn
die absoluten Einheiten bilden für uns, da wir die Ileavisidesche
Stellung des Faktors 4% angenommen haben, keine in sich abge-
stimniten Systeme mehr.
%) Den Umrechnungsfaktore®liegen die Angaben von F. Grüne;
und E. Gıebe (-Ann. d. Phys,” 63, % 179—200, 1920) zugrunde. — Es war son
vornherein meine Absicht, die Merkblätter ım Buchhandel erscheinen zu lasaen
Da sie sich aber nur bei einer starken Auflage zu einem für deutsche Be-
griffe erschwinglichen Preise herstellen lassen, ist meine Absicht nur dann
RE Ah nach dem ae ie feste Bestellungen
f here, en bei mir eingehen. e Zuschriften in di -
heit erbitte ich an mich persönlich {Zellerfeld, Harz). Pn ii Moser Angelegen
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 46. .
So ist z. B. die elektromagnetische Ein-
16. November 1922.
heit der Induktivität [L]m nicht gleich der elektromagnetischen
Einheit der Permeabilität [u]m mal cm. Sondern es ist
H 1
Zune = een
[L]m = 10 m m= 0,0796 [u] n . em = ir [u] m em.
63. Die Einheitenmerkblätter (oder etwas Entsprechendes) sind
nicht nur bei schwierigeren Einheitenumrechnungen unentbehrlich,
sondern gestatten auch alle auf der Grundlage der absoluten
Systeme abgeleiteten allgemeinen Gleichungen automatisch
in meine Schreibweise zu übersetzen. Wie das zu machen ist, soll
ein Beispiel zeigen.
Die Kapazität einer im Vakuum für sich aufgestellten leitenden
Kugel ist bekanntlich: ”
Ce, 25 Die ae a
wenn man das statische System zugrundelegt und r den Radius der
Kugel bedeutet. Da die absoluten Systeme unter den Formelzeichen
die Zahlenwerte verstehen, müssen wir Gl. (32) durch:
C r
1 u ee Be a ae
ersetzen. Nach dem kleinen Merkblatt ist aber:
[C]s = 1,113.10-% Farad,
also wird:
C=1,113.10-% on T.
Demnach ist eine Dielektrizitätskonstante zuzufügen.
Nun ist
(Merkbl.):
e = 0,0886 . 10 -1 saa
also tritt an die Stelle der Gleichung (32) die Gleichung:
C = 12,57 . egor = 4n Er.
Natürlich hätte man in diesem cinfachen Falle das Resultat so-
fort auch durch Überlegung finden können. Aber erstens sind die
umzudeutenden Gleichungen nicht immer so durchsichtig, und zwe-
tens ist es grundsätzlich von Bedeutung, ein Verfahren zu haben,
das ganz automatisch zum Ziele führt.
'
64. Ich hoffe, den Leser durch meine Ausführungen wenigstens
soweit überzeugt zu haben, daß er sich entschließt, die Brauchbar-
keit meiner Grundsätze bei seiner Lehr- und Forschertätigkeit oder
bei seiner praktischen Berufsarbeit selbst einmal zu erproben. An
dem günstigen Ergebnis einer solchen vorurteilsfreien Prüfung kann
ich nach den ausgezeichneten Erfahrungen, die ich seit bald zwei
Jahren an mir und anderen im Unterricht und beim Rechnen gemaciit
habe, nicht zweifeln.
Vielleicht werden manche jedoch Bedenken tragen, sich dau-
ernd und in der Öffentlichkeit nach meinen Vorschlägen zu rich-
P solange diese nicht durch Abstimmung allgemein angenommen
sind.
Ich halte derartige Bedenken für grundlos. Gegenstand der
Vereinbaru n g können doch nur solche Fragen sein, bei denen
man unter verschiedenen annähernd gleichberechtigten Möglichkei-
ten zu wählen hat. Wenn ich mir z. B. erlaubt habe, die Masse des
Archivkilogrammstücks von seinem Gewicht kg* durch das Zeichen
kgf zu unterscheiden, so ist dies ein Vorschlag, an dessen Stelle man
ebensogut einen andern setzen könnte, der also der Abstimmunze
unterliegt. Anders steht es aber mit meinen beiden Forderungen.
Daß man zwecklose und verwirrende Willkür vermeiden und, ohne
kleinlich zu werden, konsequent sein soll, ist so selbstverständlich,
daß man sich nicht erst umständlich darauf zu einigen braucht. Ich
empfehle daher jedem, der mit Einheiten zu tun hat und Neuerungen
zugänglich ist, vor allem aber den Verfassern von Lehr-, Hand- und
Nachschlagebüchern, mit der Anwendung der in der vorliegenden Ar-
beit auseinandergesetzten Grundsätze lieber heute als morgen zu
beginnen; um so rascher wird die Zeit kommen, wo man überhaupi
nicht mehr versteht, daß es je ein Einheitenproblem gegeben hat.
Das Telegraphon.
: Die Telegraphon A. G., Berlin S. 59, Hasenheide 5/6, führte
kürzlich zusammen mit der Berliner Telegraphon-Vertrieb A. G
Berlin W 50, Tauentzienstraße 18, der Presse ihre jetzt im großen
hergestellten Telegraphon-Konstruktionen vor, welche sie in einer
gut eingerichteten Fabrik in technisch vorzüglicher Ausführung
herstellt. Über Telezraphone und ähnliche Apparate ist an dieser
Stelle auch bereits mehrfach berichtet worden), so z. B. über solche
welche die Gespräche auf ein Stahlband oder einen Stahllraht auf-
schreiben, von dem sie später wieder abgehört werden können. Das
D Ygl „ETZ“ 195. S. 382, 1133, 1179: 1997, S. 870: 1999. S
: 4 I IE, ` D ; . 5. 89, 567, 998; 910,
5.1046; 1911, S. 518, 022, 1092; 1913, 8. 778; 1914, 8. 617, 998; 1919, S. 128, 586 ; 10
hier vorliegende Telegraphon benutzt statt des Stahlbandes einen
Wachszylinder, auf welchen ein Saphirstift die Gespräche aufzeich-
net. Diese Art der Aufzeichnung hat gegenüber dem Stahlband den
Vorzug, daß Fälschungen unmöglich sind. Die neuen Apparate
bieten mannigfaltige Anwendungsmöglichkeiten. In allen solchen
Fällen, wo es darauf ankommt, telephonische Gespräche zu fixieren,
um später bei Reklamationen ähnlich wie bei Telegrammen einen
Beleg zu haben. Das in Abb. 1 bis 4 dargestellte Telegraphon enthält
einen kleinen Elektromotor, der, für eine gewisse Netzspannung be-
stimmt, nicht mehr Strom wie eine Glühlampe braucht, sowohl ınit
(rleich- wie mit Wechselstrom läuft und die auf einen Zylinder
aufgeschobene Wachswalze mit konstanter Geschwindigkeit an-
s
nn Tr eu en rn
16. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 138%
treibt. Die Einschaltung des Motors erfolgt entweder an der
Maschine selbst durch Niederdrücken einer Taste oder durch
Birnendruckkontakte, Ellenbogenkontakte oder Fußkontakte vom
Schreibtisch oder von anderer Stelle aus. Der Apparat enthält
ferner auf einem verschiebbaren Schlitten ein elektromagnetisches
Schreibsystem, welches den Schreibstift bei der Aufnahme des Ge-
spräches betätigt. Bei der Ausbildung dieser Einrichtung hat die
Telegraphon A. G. neue Wege beschritten. Die früher von manchen
Erfindern benutzten Membranen erwiesen sich den verhältnismäßig
starken Beanspruchungen nicht gewachsen, so daß die Apparate in
der Praxis häufige Nachjustierung erforderten. Daher wurde
Tischapparat
28 08
è fon eis Pa ’ | | nr
Abb, 1. Ansicht des Telegraphons.
E E ENE E E E
Schalter Va: |
öf-Relais Motor
Schreiben Hören Diktat
“Abb. 2. Telegraphon mit abgenoinmener Schutzkappe. Abb. 4. Schaltplan eines Telegraphons.
©
die Membran verlassen und an ihre Stelle eine Kombination zweier
schwingender Systeme gesetzt, die die Anwendung besonders kräf-
tiger Magnete gestattet, und die nach einmaliger Einstellung jahre-
lang eine gleichmäßig laute und vollkommen reine Aufzeichnung
der Sprache ergibt.
An der Vorderseite des in einen Holzkasten eingebauten und
mit einem abnehmbaren Schutzkasten versehenen Apparates sind
Papierstreifen angebracht, welche dieselbe Länge haben, wie die
Walze selbst, um auf ihnen Notizen machen zu können, welche sich
auf die Zeit und die Person, mit der man gesprochen hat, beziehen.
Ist eine Walze ganz besprochen, so wird sie zusammen mit dem
Papicrstreifen mit Schutzhülle in einem Archiv abgelegt. Die Wal-
zen reichen für ein halbstündiges Gespräch aus und können, wenn
sie besprochen sind, auf einer elektrisch angetriebenen Abschleif-
vorrichtung 50 bis 60 mal abgeschliffen werden. Das Auswechseln
einer besprochenen Walze ist nur möglich, wenn die mit „aus” be-
zeichnete Taste niedergedrückt ist. Das Tastenwerk ist nämlich s0-
wohl mit dem Schreib- und Abhörmechanismus, als auch mit einer
Verriegelungseinrichtung, die die rechte Seitenwand in ihrer senk-
rechten Lage festhält, mechanisch gekuppelt. Dadurch wird be-
wirkt, daß beim Niederdrücken der „aus”-Taste sowohl der Schreib-
als auch der Abhörmechanismus von der Walze abgehoben und
gleichzeitig der Verschluß der rechten Seitenwand entriegelt wer-
den, so daß die letztere durch Drücken eines an ihr befindlichen
Knopfes umgelegt werden kann. Auch die Registrierung bzw. die
Aufbewahrung dieser Walzen ist einfacher als die der obenerwähn-
ten langen Stahlbänder.
Abb. 4 zeigt den Schaltplan des Telegraphons in Verbindung mit
einem Fernsprechapparat. Die vom Hörer des Fernsprechers kom-
Abb. 3. Aufbau des Telegraphon». menden Ströme gelangen über einen Schalter und die Kontakte eines
Relais in den Verstärker des Telegraphons, Von hier gelangen sie,
1388
wenn die Taste „Schreiben“ gedrückt ist, verstärkt auf den Schrei-
ber. Das Relais besitzt einen weiteren Kontakt, durch dessen
Schließung der Heizfaden der Verstärkerröhre aus einer kleinen
Akkumulatorenbatterie gespeist wird. Gleichzeitig wird ein zweites
Relais erregt, welches den Stromkreis des Antriebsmotors
schließt. Wenn die Taste „Hören“ niedergedrückt wird, so erhält
nur das letztere Relais Strom. Gleichzeitig wird auf mechanischem
Wege eine Abhördose auf die Wachswalze gesenkt. Durch Nieder-
drücken der Taste „Diktat“ wird der Schreiber mittels eines Über-
tragers mit einem Diktiermikrophon verbunden, so daß man seine
Korrespondenz auf das Telegraphon diktieren kann.
Abb. 5. Das Telegraphon beim Festhalten eines Ferngesprächs oder
bei Aufgabe eines Diktates
Anwendung kann das Telegraphon finden z. B. in den Devisen-
bureaus der Banken und in den Redaktionen der Presse sowie über-
all da, wo es darauf ankommt, wichtige, telephonische Nachrichten
für spätere Nachkontrolle aufzuzeichnen. In den Pressebureaus,
wo häufig auch zur Nachtzeit Stenographen bereit sein müssen, um
einlaufende Meldungen aufzunehmen, ersetzt das Telegraphon diese,
Abb. 6. Das Telegraphon als Aufnahmeapparat für Diktate.
denn es genügt ein ungeschulter Angestellter, um die telephonisch
einlaufenden Meldungen durch den Apparat aufnehmen zu lassen.
Auch zur Kontrolle von Stenographen oder zur Personalkontrolle
in Warenhäusern sind die Apparate sehr vorteilhaft. Telephonisch
eingegangene Aufträge brauchen nicht erst bestätigt zu werden,
sondern lassen sich gleich erledigen, da man ja den Wortlaut fixiert
hat. Weiter bieten die Apparate Vorteile für Fernsprechämter, um
gebührenpflichtige Verbindungen im Fernverkehr festzuhalten und
eventuelle, spätere Reklamationen zurückweisen zu können. Auch
zur Kontrolle gegen bisweilen vorkommende Beamtenbeleidigun-
gen am Telephon sind die Apparate sehr gut geeignet; denn die Ver-
mittelungsbeamtin kann, sobald der Teilnehmer ausfallend wird, ihn
durch einfaches Drücken auf einen Knopf, welcher das an irgend
einer Stelle stehende Telegraphon einschaltet, festnageln. Weiter
finden die Apparate Anwendung zur Aufzeichnung der in neuerer
Zeit gebräuchlich gewordenen Nachrichten des wirtschaftlichen
Rundfunkdienstes der Eildienst G. m. b. H., Berlin, für Kurs- und
Wetterberichte, da man die Nachrichten aufnehmen kann, ohne das
Personal während der ganzen Zeit zu beschäftigen. Inderdraht-
losen Telegraphie, in welcher die übermittelten Zeichen in
der Regel durch Abhören aufgenommen werden, unterstützt und
kontrolliert das Telegraphon den Hörempfang. Es können alsə
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 46.
reichen Anlage eines Schreibtelegraphen sich nicht tonnen würde,
i 16. November. 1922.
insbesondere kleine Stationen, deren Ausrüstung mit der umfanz-
durch Aufstellen eines Telegraphons die ankommenden Funksprüche
in zuverlässiger Weise fixieren. ‘Bei großen Firmen kann, z. B.
wenn der Chef abwesend ist und telephonisch angerufen wird, die
Vermittelungszentrale dem Anrufenden dies sagen und ihn nach
Einschaltung des Telegraphons auffordern, das, was er dem Chef ı
sagen wollte, in den Apparat hineinzusprechen, da es aufgezeichnet '
werden würde. In Hotels, besonders solchen mit internationalen '
Gästen, bietet es einen sehr großen Vorzug, fremdsprachliche Tele-
phonnachrichten für abwesende Gäste aufzeichnen zu können,
während die mündliche Entgegennahme Personal erfordern würde, :
welches in vielen Sprachen bewandert ist,
Ein weiteres Anwendungsgebiet bildet die Aufnahme von .
Diktaten mit Hilfe empfindlicher Mikrophone (Abb. 5 und 6). `
Der Vorteil dieser Art des Diktierens liegt darin, daß der Chef seine '
Briefe von seinem Schreibtisch aus auf das in irgend einem Zimmer
stehende Telegraphof diktieren kann, ohne warten zu müssen, `
bis eine seiner Damen Zeit hat. Er braucht dabei nicht wie z.B. _
beim Parlographen besondere Handgriffe vorzunehmen und ist auch '
nicht gezwungen, in einen Trichter hineinzusprechen, da die Mikro-
phone infolge ihrer Empfindlichkeit auch das frei gesprochene
Wort aufnehmen. Das Niederschreiben des Diktats kann dann zu
jeder beliebigen Zeit erfolgen. |
Die Mikrophone in einer bedonders empfindlichen Ausführung |
können auch dazu dienen, Reden
aufzunehmen, oder Verbrecher in
Gefängniszellen zu belauschen; bei
Vernehmung von Angeklagten bie-
ten sie ein sicheres Mittel, spätere:
Abstreiten eines Geständnisses er- !
folglos zu machen. In Abb. 7 ist.
ein solcher Aufnahmeapparat darge-
stellt. Endlich sei noch die Anwen- :
dung des Telegraphons für wissen-
schaftliche Zwecke, zur Fixierung
der Lungen- und Herzgeräusche, er-
wähnt.
Eine besondere Ausführungsart
der Apparate ist so eingerichtet, daß
der Fernsprechhörer gleich an ihnen
angebracht ist; beim Abheben de:
Hörers wird der Motor eingeschaltei,
und durch Niederdrücken der an dem
Hörer angebrachten Taste kann man
zu einem gegebenen Moment die
Walze laufen lassen und das Ge-
spräch oder einen Teil desselben
aufzeichnen. -
Eine zweite Abart ist das Telegraphon mit Fernsteue-
rung. Es ermöglicht, daß ein z. B. bei der Fernsprechzentrale
oder im Vorzimmer der Direktion aufgestelltes Telegraphon von bi;
zu drei Stellen aus besprochen werden kann. Die angeschlossenen
Stellen haben an ihrem Platz lediglich ein Steuerkästchen und einen
Druckknopf, dessen Betätigung das Telegraphon in Gang setzt. Dr: |
Steuerungskästchen, das im wesentlichen aus einem Schauzeichen
und einem Relais besteht, zeigt den angeschlossenen Stellen, ob
das Telegraphon besetzt ist. Das Relais verhütet, daß ein Telegra- |
phon von zwei angeschlossenen Stellen aus gleichzeitig be-
sprochen werden kann. Es gibt auch Telegraphonapparate, die
sich selbsttätig einschalten, sobald ein Weckruf vom Amt ankommt.
und die sich wieder ausschalten, sobald die Sprechströme zu fließen
aufhören. Diese Apparate bieten die Möglichkeit, daß ein Teik
nehmer, der angerufen wird, während niemand in seiner Wohnung
a Heimkehren eingelaufene Gespräche aufgezeichnet vor-
indet.
Erwähnt sei, daß das Reichspostministerium auf Grund einer
gründlichen Prüfung der Telegraphone die Genehmigung zum An-
schluß dieser Apparate an das Reichs-Fernsprechnetz erteilt hat.
Kurt Perlewitz.
un]
a a amm en m u
n ay
Aufnahmeapparat für
Telegraphone.
Abb 7.
Stromlieferung für elektrische Eisenbahnen in England.
Der für die Elektrisierung des Landes bestehende Ausschuß
(British Electricity-Commissioners) beschäftigte sich letzthin mit
der Frage der Stromlieferung für die bevorstehende Elektrisierung
der South Eastern & Chatham-Bahn. Diese Linie bildet einen Teil
des Netzes der London & South Western und der London, Brighton
& South Coast-Bahnen und soll mit Gleichstrom elektriseiert wer-
den. Man hofft, den elektrischen Betrieb Mitte 1925 auszunehmen.
Die Bahnverwaltung hatte das Gesuch um Errichtung eines bahn-
eigenen Kraftwerkes gestellt. Nach eingehender Udtersuchung der
Frage der zuverlässigen und ausreichenden Stromlieferung der
Elektrizitätswerke an Bahnen entschied sich der oben genannte
Ausschuß dahin, daß es im öffentlichen Interesse läge, wenn die hier
in Frage kommende Bahn ihren Strom von bestehenden Elektri-
zitätswerken bezöge. Sie legten es der Bahngesellschaft nahe, mit
solchen unzesäumt Verhandlungen aufzunehmen und dabei sich
Garantien für ungestörte Stromlieferung geben zu lassen.
16. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 1389
RUNDSCHAU.
Elektromaschinenbau.
erumformer für Bahnzwecke. — Bekanntlich bewegt sich
die rare der Elektrisierung der Hauptbahnen hinsichtlich
der Systemfrage hauptsächlich in zwei Richtungen: die eine will
auf die großen Vorteile des Gleichstromes nicht verzichten und
strebt, um lebensfähig zu bleiben, die Verwendung einer möglichst
hohen, noch ohne allzu große Verteuerung und Einbuße an Betriebs-
sicherheit erreichbaren Gleichstromspannung an, während die
andere Richtung der Möglichkeit, bedeutend höhere Wechselstrom-
spannungen zu verwenden, das mitgeführte tote Gewicht des Loko-
motivtransformators zum Opfer bringt.
Für die Anhänger des Gleichstroms ist nun eine der wichtigsten
und auch schwierigsten Fragen die Wahl der zweckmäßigsten Um-
formertype für die Ausrüstung der Unterwerke, die ihrerseits ent-
weder an bahneigene oder aber an allgemeine, der Licht- und Kraft-
versorgung dienende Kraftwerke angeschlossen werden können. Im
ersteren Falle wird man dem hochgespannten Drehstrom eine mög-
lichst miedrige Periodenzahl geben und dadurch die Bedingungen für
die Umformer bedeutend erleichtern; im zweiten Falle aber hat man
in der Regel mit 50 Per/s zu rechnen; die Frage läuft also darauf
hinaus, einen UmforMmer zu finden, welcher bei 50 Per-Drehstrom
nech entsprechend hohe Gleichstromspannungen zu erzeugen ver-
mag und auch sonst befriedigende Eigenschaften aufweist. F. P.
Whitakerstelltnun die Forderungen auf!), die an einen solchen
Umformer im Bahnbetriebe gestellt werden müssen, und zeigt, in-
wiefern namentlich Einankerumformer diesen Forderungen ent-
sprechen. .
Demnach muß der Umformer, abgesehen von den Anschaffungs-
und Betriebskosten sowie der F rage des Raumbedarfs, folgende.
Merkmale aufweisen:
Hoher Wirkungsgrad, bedeutende Überlastbarkeit, hong Be-
triebssicherheit und Unemp-
findlichkeit gegen Kurz-
schlüsse, geringe Schwankun-
gen in der Gleichstromspan-
nung zur Vermeidung von Te-
lephonstörungen, guter Lei-
stungsfaktor, möglichst gleich
1 bei Belastungen von 3/, Last
an. konstante Spannung bis zu
hoher Überlast, möglichst glei-
cher Wirkungsgrad für Perio-
denzahlen von25bis50 und ver-
schiedene, auchsehrhohe Dreh-
stromspannungen, Möglichkeit
selbsttätiger Bedienung, ein-
faches und rasches Anlassen,
Eignung für Stromrückge-
winnung.
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Abb 1. Einankerumformer 0 kW, 750 V.
Durch die Versuchs- und Betriebsergebnisse der letzten Jahre
können nun gewisse Grenzwerte als zurzeit feststehend angesehen
werden, für welche Whitaker etwa die folgenden Zahlen angibt:
Segmentspannung 13 bis 15 V, Kommutator-Umfangsgeschwindig-
keit 45 m/s, Kommutatorteilung 5 mm. Mit deren Zugrundelegung
läßt sich nun finden, daß die Grenze der mit einem Einanker-
umformer erreichbaren Spannung wie folgt von der Periodienzahl
abhängt: f |
15 25 33 50 Per/s
3500 2000 1500 1000 V.
Bezüglich der Umfangsgeschwindigkeit wäre zu bemerken, daß
der angegebene Wert bereits als sehr hoch bezeichnet werden muß,
daß aber bei Kommutatoren mit axialer Bürstenstellung Geschwin-
digkeiten bis zu 56 m/s störungsfrei angewendet worden sind?).
Für höhere als die angeführten Spannungen müssen entweder
Motorgeneratoren oder Kaskadenumformer verwendet oder 2 Ein-
ankerumformer in Reihe geschaltet werden,
Auch für Spannungen, welche unterhalb der oben angeführten
Grenzwerte liegen, erweisen sich konstruktive Verbesserungen
gegenüber den bewährten Ausführungen für Spannungen bis 600 V
als notwendig. Ein in dem erwähnten Aufsatz näher beschriebener
aus 2 Einankermaschinen von je 600 kW, 750 V, bestehender
1200 kW-Satz weist in dieser Hinsicht einige bemerkenswerte
Neuerungen auf. Abb. 1 zeigt einen Schnitt durch eine dieser Ma-
schinen. Vor allem fällt daran auf, daß der Kollektordurchmesser
genau gleich dem Ankerdurchmesser ist. Hierdurch wird ein mög-
1) Journal des Inst. El. Eng. 1922, S. 50
» Nach G.A Juhlin, Int. El. Eng. Turi. Bd. 60, 1922, S. 514.
lichst großer Kollektorbogen zwischen zwei Bürstenschaltern er-
reicht. Diese selbst sind durch eine Hülle aus Metallguß geschützt,
ebenso ist der Kollektor von der übrigen Maschine durch eine feuer-
feste Wand getrennt, welche bloß eine Öffnung für einen starken,
durch Ventilatorflügel hervorgerufenen Luftstrom freiläßt:; dieser
blāst die durch das Bürstenfeuer sich bildenden Kupferdämpfe
augenblicklich weg und verhindert so einen Überschlag zwischen
zwei Bürstenträgern bzw. das Rundfeuer. Abb. 2 zeigt die Maschine,
welche seit 4 Jahren mit bestem Erfolg in Verwendung steht, unter
19 fachem Vollaststrom (satter Kurzschluß); man sieht deutlich
die Wirkung des erwähnten Luftstromes; es gibt der Konstruktion
das beste Zeugnis, daß die Maschine unmittelbar nach mehreren der-
artigen Kurzschlüssen ohne Verwendung eines besonderen Schnell-
schalters, sondern bloß durch einen normalen Ölschalter geschützt,
bei anstandsloser Kommutierung dreifache Normallast abgeben
konnte. Um Überschläge gegen das geerdete Gehäuse und die
Grundplatte auszuschließen, sind alle in Frage kommenden Ab-
etände reichlich bemessen und überdies die Lager und die Grund-
platte mit isolierenden Platten belegt.
Abb. 2. Einankerumformer unter Kurzschluß. Wirkung der
Blasvorrichtung.
Das er Wegblasen der leitenden Kupfergase von der
Kommutatoroberfläche erfolgt nach einer anderen ebenfalls sehr
wirksamen Ausführung durch einen Blasmagneten. Abb. 3 zeigt
emen 1500 V Gleichstromgenerator von 750 kW mit dieser An-
ordnung.
Abb. 3. Gleichstromgenerator 750 kW, 1500 V.
Die angeführten günstigen Ergebnisse lassen den Einanker-
umformer also — innerhalb der eingangs erwähnten Spannungs-
grenzen — hinsichtlich Überlastbarkeit, Betriebssicherheit und
Unempfindlichkeit gegen Kurzschlüsse — als selbst für schwere
Bahnbetriebe vollkommen brauchbar erscheinen, namentlich, wenn
die genannten Selbstschutzmittel noch durch den äußeren Schutz
des Schnellschalters ergänzt werden; daß er außerdem von allen
bisher bekannten rotierenden Umformerarten, selbst einschließlich
Vorschalttransformator, den günstigsten Wirkungsgrad ergibt,
braucht wohl nicht besonders betont zu werden.
Was nun seine übrigen Eigenschaften betrifft, so kann folgen-
des gesagt werden: Der Leistungsfaktor läßt sich, wie gefordert,
bei Belastungen von % Last bis etwa dreifacher Vollast gleich 1
halten. Ebenso läßt sich bis zu hohen Überlastungen die Klemmen-
1390
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 46.
16. November 1922.
/
spannung in zufriedenstellender Weise annähernd konstant halten.
Die Spannungsschwankungen durch Segment-, Nuten-, Interferenz-
und Sättigungssahwingungen sowie deren gegenseitige Überlage-
rung lassen sich in angemessenen Grenzen (etwa + 2,5%) halten,
- so daß hierdurch Tielephonstörungen nicht zu befürchten sind.
Nennenswerte Unterschiede im Wirkungsgrad (einschließlich
Transformator), in Abhängigkeit von der Oberspannung und Pe-
riodenzahl, treten nicht auf; eine Umkehrung des Betriebes für An-
lagen mit Stromrückgewinnung ist ohne weiteres möglich, ebenso
sind bereits automatische Einankerumformerstationen seit Jahren
mit bestem Erfolg im Betrieb, so daß also sämtliche nicht gerade
bescheidenen zu Beginn aufgestellten Forderungen tatsächlich er-
füllt erscheinen.
Interessant ist es, festzustellen, daß auch die neuesten deutschen
‘und amerikanischen Ausführungen ganz ähnliche Verbesserungen
aufweisen wie die vonWhitaker beschriebenen.
Dennoch gibt es noch zwei Fragen, welche, abgesehen von der
Hauptsystemfrage, im vorstehenden unberührt und ungelöst bleiben:
Werden sich überhaupt rotierende Umformer gegenüber den
Quecksilberdampfgleichrichtern behaupten können?
Und ist die Spannung von 1500 V, welche in den vorstehenden Unter-
suchungen stillschweigend als hinreichend vorausgesetzt ist, tat-
sächlich zur wirtschaftlichen Stromversorgung ausgedehnter Haupt-
bahnstrecken geeignet? v. Str.
Apparatebau.
Kupferdrahtsicherungen für Transformatoren. — Die Wor-
cester Electric Co. benutzt seit 2 Jahren mit Erfolg Kupfersiche-
rungen an den 2300 V-Ausschaltern von Transformatoren, die
wegen Verzögerung der Stromunterbrechung und wegen
ihrer Tragbarkeit in Form von aufgewickeltem Draht gewisse
Vorzüge haben.
derart, daß das Abschmelzen bei wenigstens dem dreifachen
Höchstlaststrom eintritt. Werden geringere Drahtstärken ge-
wählt, so erhitzen sich die Drähte im normalen Betriebe so stark,
daß eine starke Oxydation des Kupfers eintritt. Dje für die ver-
schiedenen Transformatorengrößen benutzten Drahtquerschnitte
sind folgende: 1
Einphasen-Transformatoren B. & Sh.-Lehre
Nr. mm p
unter 10 kVA 22 0,64
10 —— 20 i 20 0,81 x
21.9372, . 18 1,02 >-
38 —- 50 ji 16 1,29
Drehstromtransformatoren:
unter 20 kVA 20 0,81
21 — 59 i 18 : 1,02
60 — 90 i 16 1,29
Die Abschmelzzeiten der verschiedenen Drahtstärken wurden an
gewöhnlichen 2400 V-Transformator-Ausschaltern durch Versuche
festgestellt, sie sind in Abb. 4 dargestellt. Beim Unterklemmen
unter die Kontaktschrauben ist Kupferdraht gegenüber Bleidraht
im Vorteil, weil er nicht abgequtscht werden kann. Zur Erleichte-
rung des Ersatzes abgeschmolzener Schmelzdrähte werden die für
die verschiedenen Verwendungsstellen in Frage kommenden Draht-
stärken seitens der Betriebsleitung registriert.
20
Ampere
Abb. 4. Abschmelzzeiten verschiedener Kupferdrähte in Abhängigkeit von der
Stromstärke. (Drahtlehre Brown & Sharp).
Auch noch die nachstehenden Angaben über Kupferdraht-
eicherungen für 44 kV-Transformatoren seien mitgeteilt, die auf
Versuchen von Preece basieren. Beim Einbau der Schmelz-
drähte ?!n Röhren wird die Albschmelzstromstärke ein wenig
herabgesetzt. Ein Draht, der 75% seiner Abschmelzstromstärke
führt, glüht rot und oxydiert allmählich, so daß er in 10 bis
Die Drahtstärke wählt man zweckmäßigerweise `
3 min abschmilzt.e Daher wird ein Transformator, der nicht
anderweitig geschützt ist, zweckmäßig für 100% UÜberlast ge-
sichert; er arbeitet dann 10 bis 3%&min unter 50% Überlast, um
dann selbsttätig abgetrennt zu werden. Da wo alle Niederspan-
nungskreise im Anschluß an Transformatoren durch relativ
schwache Sicherungen geschützt sind, können die Hochspannungs-
sicherungen für den 3-fachen Vollaststrom oder noch höher bemessen
werden, wenn der Schutz auf der Niederspannungsseite besonders
sicher ist. In Zahlentafel 1 sind Angaben gemacht, um für verschie-
dene Transformatoren die richtigen Kupfersicherungen zu ermitteln
unter der Annahme der doppelten Normalstromstärke bei sonst
ungeschützten und der dreifachen bei sekundär schwach gesicherten
Transformatoren.
Zahlentafel 1»
Abschmelz- Abschmelz-
B. & Sh.-Lehre strom B & Sh.-Lehre strom
Nr. mm A Nr. mm A
0 8,3 1895 20 0,8 60
2 6,5 1340 22 0,6 4
4 5,2 940 24 0,5 30
6 41 670 26 0,4 22
8 3,3 470 28 0,3 15
10 2,6 325 30 0,25 10
12 2,1 240 32 0,2 1
14 1,6 165 34 0,2 5
16 . 13 120 40 0,08 1,7
18 1,0
(„Electrical World“, Bd. 77, 1921, S. 261; Bd. 79, 1922, S. 886.)
Piz.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Neue Art von Stromwandler. — H. B. Brooke und F.C.
Holtz haben einen zweistufigen Stromwandler mit sehr genauem
Übersetzungsverhältnis konstruiert, bei dem eine Hilfewicklung
benutzt wird und zwei Ströme vektoriell zusammengesetzt werden.
Im Prinzip wird in der üblichen Weise ein Stromwandler benutzt
und der Netzstrom sowie der Sekundärstrom des ersten Wandleıs
durchfließen dann 2 Wicklungen eines zweiten Stromwandlers in
der Weise, daß sie einander entgegengesetzt gerichtete Magnetisie-
rungen seines Eisenkerns herbeiführen. In einer Hilfswicklung 3
(vgl. Abb. 5) des zweiten
Transformators mit gleicher
Windungszahl wie die Haupt-
sekundärwicklung wird kein
Strom induziert, außer wenn
der Sekundärstrom im zweiten
Wandler hinsichtlich Größe
NI
INA
TRR Hilts - und Phase des Netzstromes
GR RAN rer ungenau ist. Treffen diese
IT Verhältnisse für die Hilfsspule
Sek s zu, so kann der Strom in der
Belastung Hilfsspule und der Hauptse-
kundärstrom zusammenge-
setzt werden, indem man sie
an eine Wicklung auf dem
| Zähler Kern des Meßgerätes, welches
zusammen mit dem Transfor-
Abb. 5. Verbindung zweier Stromwandier mator benutzt wird, anschließt,
zur Beseitigung von Meßfehiern. Es wird dann eine Magnetisie-
rung des Messereisenkern:
herbeigeführt, welche der eines idealen Stromwandlers gleichwertig
ist. („Electrical World”, Bd. 80, 1922, S. 79.) Piz.
Hochfrequenz-Wheatstone-Brücke. — Auf der Ausstellung der
Physical Society in London stellt die Firma H. W. Sullivan
eine Brücke für Frequenzen zwischen 10 und 500000 Per zur
Messung von Wider-
ständen, - Kapazitäten
und Selbstinduktionen
aus. Sie arbeitet nicht,
wie bisher die Brücken,
mit einem Summer, son-
dern mit einem Hoch-
' frequenzgenerator; das
Anzeigeinstrument ist
| ein Thermogalvano-
meter für 1 bis 10 X
10— A. Durch Abstim-
mung auf Resonanz mit
dem Sender in dem Arm
LK (Abb. 6) werden die
zu messenden Größen
bestimmt. Durch be-
sonders sorgfältige in-
ZB duktionsfreie Ausbil-
: | dung der Brückenwider-
Abb 6 stände soll es gelungen
sein, eine Genauigkeit
von 1 bis 2 %, bei den größeren Widerständen sogar eine solche von
0,6 bis 1%/, zu erreichen. („Radio Review‘ Bd. 3, 1922, S. 80.) A. M.
16. November 1922.
Beleuchtung und Heizung.
Radiolumineszenz und ihre technische Anwendung. — Die
stärkste Lichtwirkung, die man heute mit Hilfe von Radiumstrahlen
zu erzeugen imstande ist, erhält man in Verbindung mit Zinksullia.
Wie Prof. Giesel zuerst entdeckte, sind es die a-Strahlen, welche
die Moleküle des Zinksulfids zum Leuchten bringen. Da diese nur
eine Reichweite von 25 bis 75 mm haben, muß man das Zinksulfid
dem Radiumsalz möglichst nahe bringen, was man am weitgehend-
sten durch Mischung beider erreicht. Dabei erhält man die soge-
nannte Leuchtfarbe. Das Mischungsverhältnis wird meistens so ge-
wählt, daß auf !ıo mg Radiumsalz 1 g Zinksulfid kommt. Zu hoher
Prozentgehalt des Radiumsalzes bewirkt eine schnelle Leucht-
abnahme der Mischung, ein starkes „Ermüden“ des Zinksulfids. Bei
dem angegebenen Mischungsverhältnis beträgt die Lebensdauer der
Leuchtfarbe etwa 5 Jahre. Ihren größten Leuchtwert hat sie un-
zefähr 4 Wochen nach der Herstellung. Die Einzelheiten der
Mischung sind Geheimnis der verschiedenen Fabriken. Bedingung
ist, daß das Zinksulfid aus sehr feinen Kristallen besteht. Es wird
mit dem Radiumsalz zusammen in Lösung gebracht und bei schwach
steigender Temperatur unter Vermeidung starker Hitze getrocknet.
Der Anstrich, welcher eine Dicke von mindestens 0,5 mm haben muß,
ist mit Glas oder einer anderen durchsichtigen Schicht zu bedecken, .
um die Emanation und ihre Zerfallprodukte, welche hauptsächlich
oa-Strahlen produzieren, zurückzuhalten. Die Wirkung der «-Strah-
len im Vergleich zu den ß- und y-Strahlen ist so erheblich, daß die
«Strahlen von !/ıo mg Radium einen stärkeren Leuchteffekt her-
vorrufen als die ß- und y-Strahlen von 50 mg. 0,1 mg Radium mit
1 g Zinksulfid gemischt ergibt auf einer Fläche von 10 cm? eine
Flächenhelligkeit von etwa !/ıo Lx, was einer räumlichen Kerzen-
stärke von rd 0,0001 HK, entsprechen würde. Rechnet man den
Aeicht meßbaren Wärmeeffekt der a-Strahlen in Watt um, so er-
gibt sich für die beste Leuchtfarbe ein spezifischer Verbrauch von
0,05 bis 0,07 W/Kerze. (V. F. Hess, „Trans. Illum. Eng. Soc.” 17,
1922, S. 127.) Re.
„Prometheus“-Lötkolben. — Eine Forderung, die elektrisch
beheizte Lötkolben in erster Linie zu erfüllen haben, ist die mög-
lichst rasche und verlustlose Übertragung der Wärme vom Heiz-
körper auf das Lötwerkzeug. Abb. 7 zeigt eine Ausführung, in der
dieser Gedanke zum Ausdruck kommt und die bei einer gedrängten
Bauart leichtes Auswechseln der Ersatzteile und bequeme De-
montage ermöglicht.
Abb. 7 ersichtlich, zu beiden Seiten des Lötwerkzeugs, eines flach
ausgebildeten Kupferstückes, angeordnet. Sie befinden sich in
einem am Stil des Lötkolbens befestigten Gußgehäuse und werden
durch den Gehäusedeckel unter Zwischenlage von wärmeisolieren-
den Asbestplatten auf
das Kupferstück ge-
preßt. Die Verbindung
der Heizkörper und ihr
Anschluß an die im
hohlen Stil durchge-
führte Zuleitung erfolgt
mit Hilfe eines kleinen
feuerfesten Isolier-
stückes in der hinteren
kammer des Gußge-
häuses, die nach Ab-
nahme eines kleinen
Blechdeckels zugäng-
lich ist. Je nach der
gewünschten Form, ob
Hammer- oder Spitzlöt-
kolben, ist aus dem Ge-
häuse der Stiel ent-
weder rechtwinklig zur
Achse des Kupfer-
stückes oder in der
Achse des letzteren her-
ausgeführt, Der Vor-
zug des beschriebenen
Apparates besteht in den
großen Heizflächen,
welche eine geringe Be-
anspruchung der Heiz-
körper ermöglichen.
Ferner können nach
Lösen der Gehäuse- -
deckelschrauben nicht
nur die Heizelemente,
sondern auch das Kup-
ferstück leicht herausgenommen und letzteres gegebenenfalls nach-
geschmiedet werden. Der Apparat wird von der Firma Prometheus
A. G. für elektrische Heizeinrichtungen, Frankfurt a. M., auf den
Markt gebracht. Ka.
Werkehr und Transport.
* ES PORRTN ga’
Mit
Abb. 7. „Prometheus“-Lötkolben.
Elektrisierung der Eisenbahnen Brasiliens, — Die Zentral-
eisenbahn von Brasilien umfaßt ein Netz von nahezu 2000 km
Länge, meist in Meterspur, teilweise auch in Breitspur (1,60 m).
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46.
Die flachen Heizelemente sind, wie aus-
1391
Die Hauptstrecke führt von Rio de Janeiro nach Barra de Cirahy
im Staate Entre Rios und dann bis nach Pirapora am Rio Sao Fran-
cisco; sie bildet mit rd. 1000 km Länge allein etwa die Hälfte des
Netzes und ist auch dessen älteste Strecke. Von ihr gehen eine An-
zahl Zweigbahnen aus, die zum Teil von besonderen Gesellschaften
gebaut und nach und nach der Zentraleisenbahn einverleibt wor-
den sind. Schon seit etwa 10 Jahren wird die Einführung elektri-
schen Betriebes erörtert. Technische und wirtschaftliche Schwie-
rigkeiten haben jedoch bisher der Ausführung dieses Planes ım
Wege gestanden. Man konnte sich einerseits nicht für die Stromart
entscheiden, und anderseits waren die sehr erheblichen Geldniittel
nicht aufzubringen. Die guten Ergebnisse, die mit elektrischem Be-
trieb auf der Paulista-Eisenbahn erzielt worden siud, wo
eine etwa 160 km lange, ebenfalls in Breitspur angelegte Strecke
elektrisch betrieben wird, gaben jedoch Anlaß, im Jahre 1920 den
Gedanken, die Zentraleisenbahn elektrisch auszubauen, wieder
eufzunehmen. Ende 1920 wurden 60 000 Contos de Reis zur Einfüh-
rung elektrische Betriebes auf den Vorortstrecken in Rio de Ja-
neiro und in seiner Umgebung bewilligt. Diese Arbeiten und die-
jenigen für weitere 109 km wurden zur Ausführung ausgeschrieben.
Die Angebote wurden bis Ende März 1922 eingefordert, und die ame-
rikanische General Electric Company, neben der sich auch andere
ausländische Unternehmungen am Wettbewerb beteiligt haben, hat
dabei den Sieg davongetragen. Der daraufhin abgeschlossene Ver-
trag geht mit. 2 Mill. Pfd. Sterling aus und erregt in England, von wo
aus eine Vereinigung englischer und italienischer Unternehmungen
der brasilianischen Regierung im Jahre 1919 die Ausführung der be-
treffenden Arbeiten angeboten hatte, lebhafte Verstimmung. Auch
von Frankreich aus waren zu gleicher Zeit ähnliche Vorschläge ge-
macht worden. Man versteigt sich in England zu der Behauptung,
daß die Vergebung der Arbeiten nach Amerika nur möglich gewesen
sei, weil die technischen Berater der Regierung von Brasilien nicht
die genügenden technischen Kenntnisse besäßen. Anderseits mache
es der Stand des Wirtschaftslebens und namentlich auch die Unruhe
in Arbeiterkreisen für ein englisches Unternehmen zurzeit unmög-
lich, feste Preise für eine sich über einen längeren Zeitraum er-
streckende Arbeit anzugeben. Die General Electrie Company könne
bei ihrem Riesenumfang viel eher die Gefahren, die mit Preisteige-
rungen und sonstigen Änderungen der Verhältnisse verbunden sind,
auf sich nehmen, weil die vielen Arbeiten, die sie im Auftrag hat,
immer für einen Ausgleich sorgen.
Neben der Ausrüstung der Strecken für den elektrischen Be-
trieb sind auch die Signaleinrichtungen umzubauen; ferner sind vier
' Unterwerke zu errichten und 22 Lokomotiven und 150 Triebwagen
zu liefern. (Modern Transport, Bd. 8, Nr. 186, 1922, 7. X., S. 5.)
We,
Elektrisch betriebene 70 000 tons-Schiffe in Amerika. — Nach
„Klectrical World” hat der Vorsitzende des Schiffahrtsamts der
V. S. Amerika, Lasker, erklärt, daß in der Union eine Gesellschaft
von 30 Mill. $ Kapital in Gründung begriffen sei, um Riesen-
schiffe, die man elektrisch betreiben will, für den trans-
atlantischen Passagierdienst zu bauen. Ihre Pläne sehen Fahrzeuge
von rd 300 m länge vor, deren Tonnage die des z. Z. größten See-
schiffes, der „Majestic“ (White Star-Linie), um mehr als 13 000 gr.
tons übertrifft, und die Raum für 3000 Passagiere bieten sollen.
Elektrische Antriebe.
Preßpumpenantrieb dureh regelbaren Deri-Motor. — Bekannt-
lich eignet sich der von Brown, Boveri & Cie, gebaute Einphasen-
Kommutatormotor, Schaltung Déri, auch für Antriebe, welche
eine weitgehende Drehzahlregelung erfordern. Als ein inter-
essantes Beispiel diene der nachstehend beschriebene Antrieb
einer Preßpumpe zur Lieferung des für eine Bleikabelpresse
benötigten Preßwassers. Die Pumpe besteht aus 3 Druckzylin-
dern und erzeugt 300 at. Der über ein Zahnradvorgelege auf die
Kurbelwelle arbeitende Motor für 380 V und 50 Per besitzt cino
Dauerleistung von 40 PS bei 750 Umdr/min (synchron), während ein
solcher Motor normalerweise innerhalb der Grenzen von 525 bis
850 Umdr bei konstantem, normalen Drehmoment geregelt werden
kann, ist hier eine Regelung bis auf Null herunter vorgesehen, da
der Arbeitsvorgang der Bleikabelpresse diese Möglichkeit bedingt.
Der Arbeitsvorgang der Presse ist folgender: 1. Zürückziehen der
Preßkolben zwecks Füllens der Bleizylinder; hierzu sind größere
Wassermengen bei 40 bis 50 at nötig (Pumpendrehzahl 125, Motor-
drehzahl 850). 2. Nach Füllung der Bleizylinder Beginn des Aus-
pressens (Drehzahl der Pumpe 15 bis 20, des Motors 100 bis 130).
3. Normaler Preßvorgang bei konstanter Drehzahl, die von der
Kabelstärke abhängig ist und für die Pumpe zwischen 20 und 125,
für den Motor zwischen 130 und 850 Umdr liegt. Alle diese Dreh-
zahlen müssen eingestellt werden können, der Regelbereich des
Antriebsmotors muß also 1:6 betragen, und es muß die für den
Arbeitsvorgang 3 eingestellte Drehzahl bei dem durch den Betrieb
gegebenen konstanten Drehmoment sicher eingehalten werden.
Die Drehzahl bleibt in den Grenzen des Regelbereichs von 1:2
durchaus konstant, während bei weiterer Verminderung der Dreh-
zahl unterhalb des 0,6-fachen der synchronen nur ganz geringe
Schwankungen auftreten. Das Anlassen und die Regelung der
Drehzahl zwischen 170 und 850 erfolgt durch Bürstenverstellung
1392
— o M
und ist daher verlustlos, sie wird auch an Feinheit selbst von der
Regelung des Gleichstrom-Nebenschlußĝmotora nicht übertroffen.
Bei allen Belastungen und Drehzahlen arbeitet der Kollektor prak-
tisch funkenfrei. ‘
Sax
=i
Standerwickung
Abb. 8.
Die Schaltung des Motors ist aus Abb. 8 erkennbar. An
Nebenapparaten sind erforderlich ein zweipoliges Nullspannungs-
schütz Sch, ein Strommesser A und ein Maximalausschalter MS.
Der Mótor erhält zwei Hilfskontakte a, b für das Schütz, die
durch die Bürstenbrücke betätigt werden. Kontakt a ist nur in
der Nullstellung geschlossen, während b geöffnet ist. Wird nach
Einlegen des Schalters die Bürstenbrücke durch ein am Bedie-
nungsstand der Pumpe befindliches Handrad etwas aus ihrer Null-
stellung verschoben, so wird der Kontakt b sofort geschlossen,
während a noch geschlossen bleibt. Hierdurch erhält die Schütz-
spule Strom, schaltet das Schütz ein und schließt damit die Stän-
derwicklung des Motors an das Netz an. Der Motor läuft nun
langsam an, Kontakt a öffnet sich bei weiterer Verschiebung der
Bürstenbrücke, und das Schütz liegt dann über die Kontakte b,
h, und h an den Phasen BC des Drehstromnetzes. Die Bürsten
werden dann so lange verschoben, bis die gewünschte Drehzahl
erreicht ist. Findet bei ausgelegten Bürsten Spannungsrückgang
statt, so löst das Schütz aus und schaltet den Motor vom Netz ab.
Das Wiedereinschalten des Motors kann aber erst erfolgen, nach-
dem die Bürstenbrücke in die Nullstellung zurückgedreht ist.
Damit sind Beschädigungen des Motors durch Unachtsamkeit des
Bedienungspersonals ausgeschlossen. Der Kontakt b dient dazu,
den Motor vom Netz abzuschalten, wenn die Bürsten sich in der
Nullage befinden. Da bekanntlich der Deri-Motor bei der Null-
stellung der Bürsten, solange seine Ständerwicklung am Netz
liegt, kein Drehmoment ausübt, also stillsteht und % bis % des
normalen Betriebsstromes als Magnetisierungsstrom aufnimmt, so
würde wegen des Fehlens jeder Eigenventilation, falls der Motor
nicht vom Netz abgeschaltet wird, die Stromwärme ein Verbrennen
der Wicklung herbeiführen. Das wird durch den Hilfskontakt b,
der den Erregerkreis des Schützes unterbricht, verhütet. Bei
durch unvorhergesehene Umstände herbeigeführter zu weitgehen-
der Entlastung und daraus folgender unzulässiger Drehzahlsteige-
rung des Motors öffnet ein auf der Motorwelle sitzender Zentri-
fugalschalter den Stromkreis der Schützspule, so daß der Motor
durch das Schütz vom Netz abgetrennt wird. (B. B. C.-Mitteilun-
gen, Mannheim, Bd. 9, 1922, S. 92.) Piz.
Fernmeldetechnik.
Die Funktelegraphie in der Tschechoslowakei. — Das Post-
ministerium der Tschechoslowakei beabsichtigt, in unmittelbarer
Nähe von Podebrad (Elbe) eine größere Funkstelle zu errichten,
die mit europäischen Großfunkstellen und nach Möglichkeit auch
mit der nahen Übersee verkehren soll. Für diese Station kommt
- eine Latoursche Hochfrequenzmaschine von 50 kW in Frage, die
von der Société Radiotelögraphiaue, Belfort, gebaut wird. Die
Station soll go gebaut werden, daß durch Aufstellung eines zwei-
ten Generators von gleicher Stärke die Energie der Sendestelle
auf 100 kW erhöht werden kann. Der 50 kW-Sender soll eine
Reichweite von 4000 km haben; beide Generatoren werden mit der
Antennenanlage so verbunden, daß sie auch völlig unabhängig
voneinander gleichzeitig mit verschiedenen Wellen arbeiten
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46.
16. November 1922.
können. Die Empfangsanlage für diese Großfunkstelle wird sich
in Prag befinden, die Ferntastung und der Endempfang geschieht
im Funkbetriebsraum des Telegraphenamtes in Prag.
Für den inländischen Funkverkehr errichtet das Postmini-
sterium eine große Zahl von Funkstellen, die mit Röhrensendern
deutscher Herkunft ausgerüstet werden. Steinbach schreibt‘):
„Die reichsdeutschen Firmen Huth und Telefunken arbeiten auf
diesem Gebiete sehr gut, und es kann von beiden gesagt werden,
daß sie auf der Höhe der Zeit stehen.” An Röhrensenderstatio-
nen ist inzwischen ein 5 kW-Kathodenröhrensender in Podebrad
im Gebäude der Großfunkstelle aufgestellt worden, der hauptsäch-
lich dem inländischen Verkehr und als Reserve für die 50 kW-
Hochfrequenzmaschine dient. Ferner sind kleinere Röhrensender
von 1 kW mit einer Reichweite von 1500 km in Brünn und von
250 Watt in Prag aufgestellt worden. Die mit diesen Stationen
angestellten Versuche mit Telegraphie und Telephonie sollen sehr
günstig verlaufen sein. Im Bau befindet sich ferner eine 5 kW-
Station in Kosice und Bratislava; die letztgenannte Funkstelle soll
der Donau-Dampfschiffahrt und der Sicherung des Flugdienstes
auf der Strecke Prag—Konstantinopel dienen. Geplant ist ferner
eine kleinere Station in Karlsbad und eine in Reichenberg. Im
Einvernehmen mit dem Ministerium für öffentliche Arbeiten wird
außerdem ein 1 kW-Röhrensender auf dem Flugplatz Kbel für
Flugzeuge und eine gleich starke in einer ostböhmischen Stadt er-
richtet werden. Der weitere Ausbau eines internen Bezirkfunk-
netzes soll teils zur Beschleunigung des Nachrichtenaustausches,
teils als wertvoller Ersatz des Drahtnetzes bei Störungen auf den
Drahtleitungen dienen. Alle Stationen werden auch für drahtlose
Telephonie eingerichtet. Das Funknetz soll auch der zirkula-
torischen Zustellung von Nachrichten volkswirtschaftlichen, jour-
nalistischen und meteorologischen Inhalts dienen. Beratungen,
die sich mit der Lösung dieser Frage unter Mitwirkung des
Tschechoslowakischen Korrespondenzbureaus beschäftigen, sind
im Gange.
Ferner beabsichtigt die Tschechoslowakische Regierung die
Einrichtung eines wissenschaftlichen Laboratoriums für draht-
lose Telegraphie und Telephonie sowie für Schwachstromtechnik,
das von der Telegraphenverwaltung unter Mitwirkung mehrerer
Hochschulprofessoren betrieben werden soll. Auch will das Post-
und Telegraphenministerium unter Mitwirkung der Masaryk-
Akademie der Arbeit und des Vereins der tschechoslowakischen
Ingenieure und Architekten durch Abhaltung von Vorträgen die
breitere Öffentlichkeit mit den Grundlagen dieses neuen Gebietes
bekannt machen. Für diese Veranstaltungen sind hervorragende
ausländische Gelehrte bereits gewonnen worden. („Prager Presse“,
1922, Nr. 50.) h.
Drahtlose Telephonie in Südafrika. — Nach einer dem „Cape
Argus” entnommenen Mitteilung des ;Board of Trade Journal” hat
die Regierung der Südafrikanischen Union die Einrichtung eines
drahtlosen Rundspruchdienstes für verschiedene Be-
zirke der Union gebilligt. Lizenzen für bezügliche Stationen werden
auf Grund der Bestimmungen des Postgesctzes erteilt; das gilt auch
für in Verbindung mit diesem Dienst an das Publikum zu ver-
kaufende Empfänger. Die Verbreitung von Reklamen und geschäft-
lichen Nachrichten ist nicht gestattet. Den Sendestationen werden
bestimmte Wellenlängen und die Energie für die vorgesehenen Be-
zirke zugewiesen. Technisch soll sich der Dienst im allgemeinen
der amerikanischen und britischen Praxis anpassen.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Warnung vor einem fragwürdigen Ausstellungsunternehmen. —
Das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie warnt
dringend vor der Beteiligung an einem Unternehmen in Frankfurt
am Main, das sich „Imdes-Organisation“ (Internationale
Medizinal-Dental-Erfinder-Schau) nennt und neuerdings versucht,
namentlich in den Kreisen der Industrie medizinischer Apparate für
Anschluß und Geschäftsverbindungen zu werben,
Plan einer landwirtschaftlichen Ausstellung Moskau 1923. —
Die Vorarbeiten für eine vom IX. Rätekongreß beschlossene land-
wirtschaftliche Ausstellung, die 1923 in Moskau
stattfinden soll und an der auch das Ausland teilnehmen kann.
haben bereits begonnen. Zur Beschickung sollen alle Staaten auf-
gefordert werden, die mit der Sowjetrepublik politische und wirt-
schaftliche Bezichungen unterhalten; deren Vertretern will man
besondere Vergünstigungen gewähren, über die Einzelheiten jedoch
noch nicht bekannt geworden sind. Das Ausstellungs- und Messr-
Amt der Deutschen Industrie behält sich weitere Mitteilungen vor.
Plan einer sogenannten „Internationalen Erfindungsausstel-
lung“ New York 1923. — Gegenüber den von einer Universal Paten!
Exposition Corporation in New York ausgehenden Werbungen zur
Beschiekung einer Anfang nächsten Jahres ebendaselbst geplanten
sogenannten Internationalen Frfindungsausstellung kann das Aus-
etellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie nuräußerste
Zurückhaltung empfehlen. Eine Beteiligung an dem, wie es
scheint, völlig obskuren Unternehmen dürfte sich übrigens auch
Steinbach, Die Radiotelegraphie im Dienste des öffentlichen Verkehrs.
m mn r o ME ë e w
Eis mr ei
16. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 46.
1393
sehon im Hinblick darauf verbieten, daß der Mietpreis für die Min-
destausstellungsfläche von 25 Quadratfuß nach heutiger Valuta
wenigstens 0,2 Mill. M betragen würde. Die Geschäftsstelle des
Ausstellungs- und Messe-Amtes erteilt gern weitere Informationen.
Handelsausstellung Osaka 1923. — Über die Bedingungen
der Teilnahme an der von industriellen Kreisen mit Unter-
stützung der Stadt Osaka für die Zeit vom 15. März bis Ende Mai
1923 geplanten Handelsausstellung im städtischen Handelsmuseum
liegen an der Geschäftsstelle des Ausstellungs- und Messe-Amts
nähere Angaben vor, deren Kenntnis für die zur Beschickung ge-
worbenen Firmen dringend erforderlich ist.
Verschiedenes.
16. Jahresbericht des Oberschlesischen Überwachungsvereins
zu Kattowitz O.-S. — In dem Überblick über die Tätigkeit des Ver-
eins im Geschäftsjahr 1921/22 wird darauf hingewiesen, daß die
Überwachungstätigkeit in noch höherem Maße als im vergangenen
unter den traurigen Sicherheitsverhältnissen litt, die sich unter der
Herrschaft der Ententemächte in Oberschlesien entwickelten. Es
wird berichtet, daß die Teilung des oberschlesischen Industrie-
hezirks in einen polnischen und deutschen Teil auch den Über-
wachungsverein stark in Mitleidenschaft gezogen habe. Um der
preußischen Regierung die Ausübung der Aufsichtsrechte zu er-
möglichen, hätte der Sitz von Kattowitz nach Gleiwitz verlegt wer-
den müssen; in Kattowitz befände sich eine Zweigstelle des Ver-
eins. Der Umstand, daß auf der Jahresversammlung des VDE in
Essen im engeren Kreise der Ausschußmitglieder die Elektroüber-
wachung der Dampfkesselüberwachungsvereine abfällig kritisiert
worden sei, hätte dazu geführt, diese Frage auf einer Tagung der
ersten Elektroingenieure der Überwachungsvereine eingehend zu
behandeln. Herrn Oberingeniur Vogel vom Oberschlesischen Über-
wachungsverein sei dann die Aufgabe übertragen worden, die Ver-
waltung der Elektrotechnischen Zentralstelle der Überwachungs-
vereine zu übernehmen, um dadurch sowohl auf die Tätigkeit der
UÜberwachungsvereine einzuwirken, als auch für die Überwachungs-
vereine beim VDE mehr Einfluß zu gewinnen. Von 16 Unfällen
durch elektrischen Strom, die im letzten Jahre eingetreten seien,
wären 11 tödlich verlaufen. Nur in 2 Fällen seien Laien betroffen
worden. Die Unfälle hätten bei Beachtung der Warnungen und bei
Übung einiger Vorsicht vermieden werden können. Nur ein Unfall
beim elektrischen Schießen unter Tage sei auf das Arbeitssystem
zurückzuführen. Die Erfahrung aus derartigen Unfällen hätte Ver-
anlassung gegeben, bei der neuen Bearbeitung der Bergwerksvor-
schriften auf die Vorsicht im Schießbetriebe hinzuweisen. Zum
Schluß wird über die vom VDE gemeinsam mit dem Zentralverband
der deutschen elektrotechnischen Industrie ausgearbeiteten Normen
zur Vereinheitlichung in der Herstellung elektrischer Erzeugnisse
berichtet und auf die Prüfstelle der VDE hingewiesen. Ka.
Gebührenzuschlag Nr. 4 der Physikalisch-Technischen Reichs-
anstalt, Abt. IIt). — Vom 15. November 1922 ab beträgt der Zu-
schlag zu den ab 1. Juni 1922 auf das Dreifache erhöhten Sätzen der
Gebührenordnung vom 1. Juli 1918 Teil II (Elektrizität und Magne-
tismus) 10000 %.
Charlottenburg, den 6. XI. 1922.
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
gez.: Nernst.
Energiewirtschaft.
Die Förderung der Wasserwirtschaft in Italien. — Bei einer
Eigenproduktion Italiens von rd 2,5 Mill. t Braunkohle i. J. 1918 be-
trug die Einfuhr hauptsächlich englischer und amerikanischer Kohle
1913 11 Mill. t. Um die dadurch entstehende große Belastung der
Handelsbilanz herabzusetzen, hat die italienische Regierung bereits
ein Jahr nach Kriegss£hluß unter dem 2. X. 1919 ein Gesetzdekret
über die Förderung des Ausbaues von Woasserkräften erlassen,
welches die Staatsbeihilfe durch 15 Jahre für neu zu errich-
tende Wasserkraftanlagen garantiert. Die staatliche Bei-
hilfe beträgt für jede ausgebaute Bruttopferdestärke (aus dem Roh-
gefälle berechnet) 40 L; auch für die Errichtung von Fern-
leitungen über 2000 V wird, der Länge bzw. dem Gewicht der
Fernleitung entsprechend, ein Zuschuß von 0,15 bis 0,25 L/kg Lei-
tungskupfer gewährt. Landwirtschaftliche Anlagen können außer-
em einen besonderen Zuschuß, der 40 % der Kosten der Trans-
formatorenstationen erreicht, sowie eine Prämie von 3 cts/kWh für
den zur Bodenbearbeitung und für die Ernte verwendeten Strom
erhalten. Die Genehmigungsdauer beträgt in der Regel 60 Jahre,
nach welcher Zeit die Bauten und Druckrohrleitungen kostenlos dem
Staate anheimfallen, der die Maschinenanlagen zum Schätzungswert
übernehmen kann. Die Steuer ist mit 3 L/PS jährlich festgesetzt;
ferner müssen Großkraftwerke zugunsten der am Ufer liegenden
Gemeinden 10 % der kleinsten Daucrleistung zum Selbstkostenpreis
abgeben. Auch bei der Anlage von Stauseen gewährt der ita-
lienische Staat einen namhaften Zuschuß bis zu 8000 L für jede
Million cbm Stauraum auf höchstens 50 Jahre, wogegen er an dem
Ertrag des Unternehmens mit 25 bzw. 50 % (je nach der Dividende)
) „ETZ* 1922, S. 1215.
teilzunehmen berechtigt ist. Mit Gesetzdekret vom 2. V. 1920 hat
man eine weitere Unterstützung bei Stromlieferung anelektri-
sierteStaatsbahnen von 40 L/Kilowattjahr (zu 3000 h) zu-
gestanden. Die Anlage eines Wasserkraftkatasters und die Durch-
führung des hydrographischen Dienstes regelt ein Gesetzdekret vom
14. VIII. 1920.
Das Ergebnis der neuen Gesetzgebung zeigte sich darin, daß im
Jahre 1921 54 Wasserkraftwerke mit zusammen rd 360000 PS
(theoretisch) und 17 Stauanlagen mit 800 Mill. m?’ nutzbarem Stau-
inhalt in Ausführung begriffen waren. Die gesamte mittlere
theoretische Leistung der bis Ende 1920 ausgebauten Wasserkraft-
anlagen schätzt Dr.-Ing. Perwanger, dessen Mitteilungen!) wir
obige Angaben entnehmen, auf rd 1,5 Mill. PS?). Rb. l
Die Versorgung Palästinas mit elektrischer Arbeit, — Der
High Commissioner von Palästina, Sir H. Samuels, hat mit dem
Ingenieur. P. Rutenberg einen Vertrag über die Ausnutzung
der Wasserkräfte des Scheriat el Kebire (Jordan), des Scheriat
el Mehadire (Jarmuk) und ihrer Nebenflüsse zwecks Erzeugung
und Verwertung elektrischer Arbeit geschlossen, der die Gründung
einer G. m, b. H. mit 1 Mill. £ Kapital vorsieht. Dieser erteilt der
High Commissioner, sobald mindestens 0,2 Mill. £ aufgebracht sind,
die Konzession dur Durchführung des genannten Programms und
für die Errichtung der erforderlichen Bauten auf 70 Jahre. Nach
der „Frankf. Ztg.” können die für. letztere notwendigen Grundstücke
enteignet werden. Die ganze Anlage muß innerhalb 5 Jahre be-
endet sein, und Strompreis sowie die Dividende der Gesellschaft
unterliegen bestimmten, vom High Commissioner festzusetzenden
Begrenzungen. Mit kleineren Arbeiten für die Elektrizitätsver-
sorgung des Landes hat man bereits begonnen, und der erste Trans-
port von Maschinen und Geräten für die Hauptanlage soll schon in
Palästina eingetroffen sein. Es ist beabsichtigt, zunächst einen
Teil des Jordan-Gefälles unterhalb des Sees Tiberias auszu-
nutzen, der ein natürliches Becken von 170 km? bildet. Man schätzt
die gesamte gewinnbare Energiemenge auf etwa 100 Mill. kWh jähr-
lich und die Kosten für die Errichtung des Kraftwerkes am Jordan
auf insgesamt 5 Mill. $. Nach „Electrical Review” sind von der Jahres-
versammlung der Zionistischen Organisation von Amerika schon
über 1 Mill. $ für das Unternehmen zugesagt worden. Die erheb-
liche Dauer der Konzession hat vor einiger Zeit im englischen
Unterhaus Veranlassung zu einer Diskussion gegeben, bei der u. a.
moniert wurde, daß die ausschließliche Unterbringung der Liefe-
rungsverträge für Maschinen in England nicht vorgesehen sei und
die für den finanziellen Erfolg des Projektes wichtigen Daten über
den Stromabsatz einer sachlichen Prüfung nicht standhielten.
Rutenberg selbst soll dem Kolonialministerium zugesagt haben,
englischen Firmen einen bis zu 10 % höheren Preis für die maschi-
nelle Ausrüstung zahlen zu wollen, als ihn Lieferanten aus anderen
Ländern berechnen.
Aus der Elektrizitätswirtschaft Norwegens. — Die von der Re-
gierung eingesetzte Elektrisierungskommission hat in letzter Zeit
eine Rundreise durch das Land unternommen, um die einzelnen Ge-
meinden und Landbezirke mit dem zur Anwendung kommenden
Elektrisierungsplan bekannt zu machen und deren An-
sichten zu hören. Das Projekt für Ostnorwegen liegt, wie hier
kürzlich mitgeteilt wurde?), bereits vor, und nunmehr soll ein ent-
sprechender Plan für die übrigen Teile des Landes ausgearbeitet
werden. Auch die Staatsbahnverwaltung ist mit einem solchen für
die Elektrisierung der Eisenbahnen beschäftigt. Der Aufklärung
über den Nutzen elektrischer Arbeit für Haushaltung und Land-
wirtschaft. sollte auch eine Provinzialausstellung für
Elektrizität dienen, die vor kurzem in Tönsberg am Kri-
stianiafjord stattfand, und in Verbindung mit welcher die inter-
essierten Kraftwerke unter Beteiligung der Behörden eine Ver-
sammlung abgehalten haben, um eine Propaganda für die Anwen-
dung der Elektrizität zu organisieren. Ws.
Industrie und Handel.
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschafte — Im Bericht für
1921/22*) sagt der Vorstand: „Das Berichtsjahr ist zu beurteilen
unter Berücksichtigung der durch die Geldentwertung geschaffenen
Verhältnisse. Sie führten zu Umsätzen, die in Papiermark
nach Milliarden zählen und die des Vorjahres um das Mehrfache
überstiegen. Entsprechend viel größer war in Papiermark der Auf-
tragsbestand als am Anfang des Geschäftsjahres. Auch in Mengen
war der Umsatz erheblich gestiegen, so daß alle Werkstätten reich-
lich Arbeit hatten und die Belegschaft einen entsprechenden Zu-
wachs erfuhr. Der Weltbedarfan Erzeurnissen der
elektrotechnischen Industrie erwies sich als sehr
groß und konnte nur in langen Lieferfristen befriedigt werden.
Der NutzeffektderArbeit ist zwar gestiegen, bleibt aber
hinter dem der Friedenszeit noch bedeutend zurück, Inzwischen hat
der Niedergang unserer Valuta erschreckende Fortschritte gemacht;
jeder Ausblick ist verwehrt, so lange nicht die Währung ins Gleich-
gewicht zu bringen ist. Stetig steigende Preise ausländischer Roh-
1) „Technik u. Wirtschaft* Bd. 15, 1922, S. 337
3 Vgl. „ETZ“ 1921. Ñ. 265.
Vgl. „ETZ“ 1922 8. 1005.
Über das Ergebnis s. S. 13%
1394
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 46.
16. November 1922.
mm nn nn nn
stoffe und fortwährende Erhöhung von Tarifen für Angestellte und
Arbeiter zwingen zu Preiserhöhungenmit gleitender
Skala und verschärften Zahlungsbedingungen. Die Folgen dieser
ungesunden Wirtschaft für Industrie und Handel können nicht aus-
bleiben. Die ungünstige Lage des Geldmarktes vermehrt die Be-
sorgnisse.“
Die Maschinenfabrik (Brunnenstraße) war bis zur
Grenze ihrer Leistungsfähigkeit beschäftigt und hat besonders um-
fangreiche Aufträge auf große Drehstrommaschinen . und kleine
Motoren erhalten. In der wesentlich vergrößerten Transfor-
matorenfabrik sind infolge erhöhter Nachfrage Erweiterun-
gen notwendig geworden. Auch die Werkstätten der Apparate-
fabrik reichten nicht mehr aus. Daher hat die Gesellschaft die
Erzeugung elektrischer Ausrüstungen von Kraftwagen mit der
Herstellung von Zündapparaten der von ihr erworbenen Union-
werke Mea-Gesellschaft, Stuttgart, vereinigt und die frei gewor-
denen Räume zur Vergrößerung der Fabrikation von Zählern und
Schreibmaschinen verwendet. Die Bedeutung ihrer eisengekapselten
Schaltapparate kam in erheblich größeren Umsätzen zum Aus-
druck. Quecksilber-Gleichrichter mit Glaskörper wurden für er-
höhte Leistungen in den Verkehr gebracht. Die Lokomotiv-
fabrik hat sich gut entwickelt. Die Heizapparatefabrik
ist mit der gleichen Abteilung der Bing-Werke vereinigt und als
Elektrobeheizung G. m. b. H. nach Nürnberg verlegt worden. Wirt-
schaftlich und technisch gute Fortschritte haben die in der Osram
G.m.b.H. zusammengefaßten Glühlampenfabriken gemacht;
die Glashütten in Weißwasser gingen in ihren Besitz über. Auch die
Anforderungen an das Kabelwerk (Oberspree) waren sehr hoch;
der Kupferverbrauch erreichte nahezu die Ziffern der Vorkriegszeit,
Der Absatz in Schwachstromkabeln mit Pupinspulen hat für den
Ausbau des deutschen FEernkabelnetzes und den Bau von Ver-
stärkerämtern eine wesentliche Erweiterung erfahren. Die AEG
arbeitet ander weiteren Ausbildung dieser Systeme in Gemeinschaft
mit der ihr nahestehenden Mix & Genest A. G., deren wertvolle
Erfahrungen sie sich nutzbar macht. Die Entwicklung des Dam p f-
turbinenbaues wird nach wie vor durch Bestrebungen der
Wärmewirtschaft beeinflußt. Die Wärmespeicher nach Dr. Ruths,
deren Ausführungsrechte der Gesellschaft zustehen, erweisen sich
oft als das unentbehrliche Bindeglied zum Ausgleich der Kraft und
Wärmewirtschaft industrieller Betriebe Diese Erfindung bringt
auch dem Turbinenbau neue Absatzmöglichkeiten, Die ersten
Schiffe mit Getriebeturbinen und Dieselmaschinen haben mehrere
Überseereisen oh:3 Störung und zur Zufriedenheit der Reeder aus-
geführt. Unter den der Turbinenfabrik erteilten Bestellungen wird
ein solcher auf zwei Turbodynamos zu 50000 kW genannt. Der
Bedarf an großen Maschinensätzen für Krafterzeugung
steigt stetig. Die Berichterstatterin erhielt die z. Z. größten An-
triebe zweier Reversierstraßen eines Stahlwerkes im Rheinland
mit je 27500 PS Leistung in Auftrag. Es besteht reger Bedarf an
elektrischen Betriebsmitteln für Hebe-, Transport-
und Hilfsmaschinen aller Art. Schweißmaschinen und
Gesteinsbohrmaschinen begegneten lebhafter Nachfrage.
Elektro-Schmelzanlagen gewinnen an Bedeutung. Die
mit Rollöfen für Kupfer- und Messingwerke erzielten Ergeb-
nisse sind befriedigend und aussichtsvoll. Eine Reihe großer
Theater (Prinzregenten-Theater in München, Scala in Mailand,
Berliner Staatsoper) wurde mit modernen Anlagen ausgerüstet. In
Ausführung sind u. a. solche für das Friedrich-Theater in Dessau,
die beiden Staatstheater in Agram und das Kgl. Theater in Kopen-
hagen. Für Zuckerfabriken liegen zahlreiche Aufträge vor, bce-
sonders finden Zentrifugenmotorenund moderne Synchron-
motoren mit Anlaßwicklung großen Anklang, Für Landwirtschafts-
zwecke hat der Bedarf in Dreschmotorwagen weiter zuge-
nommen.
Der Wirkungskreis der Abteilung Zentralstationen
war von dem allgemeinen Bestreben beeinflußt, die Krafterzeugzung
zusammenzufassen und einzelne Kraftquellen durch umfangreiche
Leitungsanlagen höherer Spannung zu verbilligen. Somit entfällt
die Notwendigkeit gesetzlicher Regelung und behördlichen Zwanges,
die wegen der unvermeidlich damit verbundenen Bureaukratisie-
rung nur schädlich wirken und die Entwicklung der in Fluß befind-
lichen Elektrisierung hemmen könnte. In Verbindung mit für diese
Entwieklung kennzeichnenden Aufträgen auf große Darinpfturbinen
und Generatoren stand die Ausführung wichtiger, umfangreicher
Schaltanlagen. Transformatoren für höhere Spannungen wurden
in großer Zahl und bis zu Einzelleistungen von 30 000 kVA bestellt.
Auf Fernleitunzen mit hohen Spannungen erhielt die Gesellschgft
Aufträge von Staatsbehörden und größeren Elecktrizitätsunter-
nehmungen. Zur Sicherung der Leitungs- und Schaltanlagen wur-
den Erdsehlußspulen System Petersen verwendet, deren iiber-
raschende Erfolge in weiten Kreisen «lie Überzeugung ihres Wertes
befestigen.
Straßenbahnen befinden sich vielfach in wirtschaft-
lichen Schwierigkeiten, was im Rückgang der Bestellungen zum
Ausdruck gelangt. Die AEG-Scehnellbahn A. G. hat den
Prozeß wegen des Weiterbaues auch in zweiter Instanz gewonnen;
von der Gesrenpartei ist Revision eingelegt worden. Vollbahnen
stellen sich weiter auf elektrischen Betrieb um; die Reichsbahn-
verwaltung hat bei der Berichterstatterin dafür erforderliche
Stromzuführungsanlazen zu einem angemessenen Teil bestellt. Der
- Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf A. G. übernommen,
gemeinsam mit der Nationalen Automobil-Gesellschaft entwickelte
Benzol-Betriebswagen fand allgemein Beachtung und hat zu Auf-
trägen, besonders auch aus dem Auslande, geführt.
Die Gesellschaft beteiligte sich an Konsortien Mansfeld,
Rheinmetall, Neuroder Kohlen- und Tonwerke, Otavi und Aero-
Union. Ihre einschlägige Fabrik in Hennigsdorf wurde von der
tahl \ Um sich
die Erzeugnisse der Hartung A, G. an Grauguß zu sichern, hat die
AEG die Mehrzahl des 7,5 Mill. M betragenden Grundkapital:
dieses Unternehmens gegen Hergabe eigener Aktien erworben. In
Öster reich bestehen intime geschäftliche Beziehungen zur
AEG-Union, denen die finanzielle Beteiligung der Berichterstat-
terin entspricht. Damit steht deren Mitwirkung an der Umwand-
lung der staatlichen Werke Wöllersdorf in ein gemischt-wirtschaft-
liches Unternehmen!) in Zusammenhang.
Bezüglich der beabsichtigten Kapitalsvermehrung
heißt es am Schluß des Berichts: „Die Vorlage an die diesjährige
Generalversammlung, das Grundkapital um 300 Mill. M zu
erhöhen, findet Ursache und Begründung in der eingangs geschil-
derten Wirtschaftslage. Die Anspannung unserer Mittel ist die Be-
gleiterscheinung unseres Geschäftsumfanges in einer Zeit, in der
die Geldentwertung der Inflation vorauseilt. Gewaltsame Ein-
schränkung der Fabrikation, deren Auslieferung, beginnend vom
Rohstoff, eine Frist von Monaten zu durchlaufen hat, würde zu
Arbeitslosigkeit und’ Beschleunigung wirtschaftlicher Krisen
führen. Grewohnt, auf eigenen Füßen zu stehen, müssen wir uns
finanziell so stark und bereit wie möglich halten.”
Schweiz. — In der Generalversammlung der A. G. Brown,
Boveri& Cie., Baden, hat der Vizepräsident F. Funk zur Erklä-
rung des unbefriedigenden Ergebnisses im Geschäftsjahr 1921/22)
darauf hingewiesen, daß durch den tiefen Stand der deutschen
Währung zunächst eine fast unüberwindliche Konkur-
renz der deutschen Industrie und durch schlechte Va-
luten anderer Länder eine Verminderung der Kaufkraft dieser ent-
standen sei. Dagegen hätten die Valutaverluste bei den auslän-
dischen Beteiligungen der Gesellschaft den nachteiligen Abschluß
nicht verursacht, denn für deren Deckung habe man seit einer Reihe
von Jahren in genügendem Maße vorgesorgt. Leider seien die Bestre-
bungen, den schweizerischen Betrieben eine „eitere Ausdehnung
zu geben, in die ungünstigste Periode gefa n, so daß große Ab
schreibungen nötig geworden wären, die in den mageren Erträg-
nissen keine genügende Deckung fanden. Eine baldige, kräftige
Besserung der Lage lasse sich bei den unklaren Verhältnissen des
Weltmarktes nicht voraussehen. — Auch die Verwaltung der
Bank für elektrische Unternehmungen, Zürich,
deren in 1921/22 erzielter Gewinn von 0,183 Mill. Fr (0,13
i. V.) vorgetragen wurde, äußert sich zunächst ungünstig über das
abgelaufene Geschäftsiahr. An Versuchen, zu einem vollen und
endgültigen Frieden zu gelangen, habe es zwar nicht gefehlt. doch
sei Europa trotz Noten, Besprechungen und Konferenzen der Diplo-
maten die nötige Ruhe zu fruchtbringender Arbeit noch nicht be-
schieden gewesen. Es lasse sich nicht abschen, wie groß der Schaden
noch werden müsse, bis die Völker endlich einsähen, daß das wirt-
schaftliche Gedeihen jedes einzelnen mit dem der anderen unlösbar
verknüpft sei, und daß die derzeitige Weltkrise nur durch ein weit-
blickegdes und großzügiges Zusammenwirken aller direkt und in-
direkt Beteiligten gemeistert werden könne. Gleichwohl möchte
der Verwaltungsrat an einer schließlicehen Wendung zum Besseren
noch nicht verzweifeln. „Hat das Wirtschaftsleben erst einmal
wieder festen Boden unter den Füßen, so werden die unzähligen
derzeit lahmgelegten oder auch notgedrungen für unproduktive
Zwecke verwendeten Energien und Werte wieder in den Dienst
produktiver Arbeit gestellt werden können und hoffentlich der
Wieldergesundung der Welt jenen mächtigen Impuls verleihen,
dessen sie je länger je dringender bedarf.“ DieElektrizitäts-
werke, an denen die Bank beteiligt ist, hatten mit den aus der
unbefriedigsenden allgemeinen Lage erwachsenden mannigfachen
Schwierigkeiten zu kämpfen. So war die fast unvermindert an-
dauernde Stagnation in der schweizerischen Industrie nicht dazı
angetan, den Stromabsatz zu fördern, und auch aus anderen Ländern
melden einzelne Elektrizitätswerke bereits eine gewisse Abnahme
des Kraftbezuges durch die Industrie, ein Ausfall, der sich indessen
größtenteils durch Neuanschlüsse wieder ausgleichen ließ. Ein
nennenswerter Rückgang der Betriebskosten ist bei den Elektri-
zitätswerken i. a. noch nicht zu verzeichnen, wenn auch in der
Schweiz in bescheidenem Umfang mit dem Lohnabbau begonnen
wurde. Dagegen stiegen in den Ländern mit havarierter Währung,
besonders in Deutschland und Österreich, die Löhne und Betriebs-
kosten überhaupt mit dem Sinken der Valuta ganz gewaltig, von
den vielfachen und erdrückenden Steuerlasten gar nicht zu reden,
Trotzdem sind, wie der Bericht sagt, die im Geschäftsjahr von den
Elektrizitätswerken erzielten Erträgnisse im großen und ganzen
wieder als erfreulich zu bezeichnen. Ein Dividendenrückgang war
nur bei einer einzigen Gesellschaft zu konstatieren, dagegen ver-
mochte eine ganze Reihe von Unternehmungen abermals zu Divi-
dendenerhöhunzren zu schreiten. Immerhin können einige schon im
Vorjahr dividendenlos gebliebene Gesellschaften auch heute noch
ı) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 869.
3) Vgl „ETZ“ 1922, 8. 1123.
se ME EEE A A r e a 20 rer
16. November 1822. | Elektrotechnische Zeitschrift., 1922. Heit 46. 1396
«nicht an die Wiederaufnahme der Gewinnverteilung denken. Die
Erzebnisse derStraßenbahnen sind etwas besser als im Vor-
jahr und berechtigen zur Hoffnung, daß es den Verwaltungen ge-
lingen wird, ihren Aktionären auf die Dauer wieder angemessene
Dividenden zu sichern, sofern sich die Behörden nicht neuerdings
-törend einmischen, wie es längere Zeit namentlich in Italien der
Fall war — Die Maschinenfabrik Oerlikon, die bei
1835 Mill. Fr Gewinn (1862 i. V.) wieder 8% Dividende auf
t6 Mill. Fr Aktienkapital verteilen konnte, schreibt: „Im Berichts-
jahr (1921/22) haben eich die Folgen der übertriebenen Geschäfts-
titirkeit in der Nachkriegszeit noch stark geltend gemacht. Die
ibermäßig großen und zu hohen Preisen angeschafften Lager-
‚ vorräte, die in der Hochkonjunktur geschaffenen Vergrößerungen
und Neugründungen von Fabriken, die nur bei forciertem Betriebe
eine Existenzberechtigung hatten, die auf große Ausgaben einge-
stellten Ansprüche von Angestellten und Arbeitern erschwerten
die Erreichung der für den Verkauf der Fabrikate unerläßlichen
tiefern Verkaufspreise. Langsam setzte sich der Abbau durch,
:chmerzlich war er für alle, aber wir glauben, heute auf Verkaufs-
preisen angelangt zu sein, die den Tiefpunkt bezeichnen und die
eine Steigerung erfahren werden, sobald normale Nachfrage sich
wieder einstellt. Denn der Umstand, daß die Produzenten der Roh-
materialien und die Fabrikanten der Maschinen heute vielfach
unter oder höchstens zu Selbstkosten verkaufen, müßte auf die
Länge zur Einstellung der Betriebe führen. Es ist aber auch voraus-
zusehen, daß die bodenlose Konkurrenz der valuta-
schwachen Länder aufhören muß. Die Einsicht bricht dort
in weiten Kreisen durch, daß, wenn der Staat maßlose Ausgaben
für öffentliche Verwaltung und sozialisierte Betriebe leichthin be-
willigt und sich die Mittel dazu durch die Notenpresse verschafft,
dies zur Verelendung des gesamten Volkes führen muß.“ Die
Arbeiterzahl des Unternehmens ist im Geschäftsjahr auf
etwa zwei Drittel der des Vorjahres zurückgegangen, aber auch
diese verminderte Zahl konnte nur mit etwa zwei Dritteln der nor-
malen Arbeitszeit beschäftigt werden. „Im Verhältnis zur
Arbeiterschaft sind wohl in den letzten Jahren gewiese
Fortschritte gemacht worden im gegenseitigen sich finden, einander
angehören, sich ineinander hineindenken und sich wechselseitig
entgegenkommen. Wir anerkennen willig das Maß von Recht und
Vernunft, das auch auf der Gegenseite vorhanden ist. Die Arbeiter
fangen an, mehr und mehr auf ihre eigenen Erfahrungen und Bce-
obachtungen abzustellen; viele erkennen, daß ihre Arbeitgeber und
Vorgesetzten nicht die Ausbeuter und ehrlosen Menschen sind, als
welche sie ihnen oft dargestellt werden.”
VEREINSNACHRICHTEN.
EV
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle,
Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68, Fernspr. Amt Kürfürst Nr. 9820, zu richten
Einladüng
zur Fachsitzung für das elektrische Nachrichtenwesen (EVN)
am Dienstag, den 21. November 1922, abends 7% Uhr, pünktlich,
in der Technischen Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal Nr. 141.
| Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Ing. Küpfmüller über:
„Der Abgleich von Mehrfachfernsprech-
kabeln zur Verminderung der Induktions-
störungen.” a%
Inhaltsübersicht: In mehrfachen Fernsprechkabeln
treten im allgemeinen zwei Arten von Induktionserscheinungen auf,
nämlich die Störungen, die durch benachbarte Stromleitungen oder
elektrische Bahnen hervorgerufen werden, und das sogenannte
\ebensprechen; darunter versteht man die gegenseitige Beein-
flussung der einzelnen Sprechkreise. Beide Arten von Induktions-
-törungen können bei der Verlegung des Kabels durch Symmetrieren
der Kabelader hinsichtlich ihrer elektrischen Eigenschaften gegen-
einander und gegen Erde beseitigt werden. Dieser Abgleich des
habels kann entweder mit llilfe kleiner Kondensatoren, die in ge-
wissen Abständen in das Kabel eingebaut werden, oder durch ge-
eienetes Vertauschen und Kreuzen der Doppelleitungen erfolgen.
Die in neuerer Zeit entwickelten Meß- und Montageverfahren wer-
den besonders von der praktischen Seite aus erläutert.
Der Vorsitzende
des Fachausschusses für elektrisches Nachrichtenwesen:
1.V.:Kruckow.
Anmerk.: Es ist besonders hervorzuheben, daß der Vortrag
in der Technischen Hochschule und nicht, wie vorher bekanntge-
geben, in der Artilleriestraße 10 stattfindet.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
@eschäftsstelle: Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Kommission für Elektrowerkzeuge.
Der Entwurf zu „Regeln für Prüfung und Bewertung von
Klektrowerkzeugen A. Handbohrmaschinen“ („ETZ“ 1922, S. 486
und 700) war auf Beschluß der Jahresversammlung, da noch be-
gründete Einsprüche vorlagen, dem Technischen Hauptausschuß
zur Prüfung und nach Auhörung der Kommission zur Entscheidung
überwiesen worden.
_ Der Technische Hauptausschuß hat in seiner Sitzung am
11. X, 1922 den nachstehenden Wortlaut genehmigt.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Regeln für Prüfung und Bewertung von Elektrowerkzeugen.
A. Handbohrmaschinen.
§ 1.
Nachstehende Vorschriften sind gültig vom 1. I. 1923.
$ 2.
Die Handbohrmaschinen müssen den Regeln für Prüfung und.
Bewertung von elektrischen Maschinen entsprechen, wenn in nach-
stehenden Regeln keine anderen Bestimmungen getroffen sind.
§ 3.
.Begriffserklärungen.
Elektrische Handbohrmaschine ist eine Bohrmaschine
mit eingebautem elektrischen Antrieb, die zur Verrichtung von
Bohr-, Aufreibe- und ähnlichen Arbeiten durch das Bedienungs-
personal von Hand an die Bearbeitungsstelle gebracht wird.
Stundenleistung ist die Leistung, die die Maschine
bei voller Belastung unter dem vorgeschriebenen Axialdruck bei
En Be SOLDAEIERNEIEN Schutzart eine Stunde lang ununterbrochen
abgibt.
Gekapselt ist eine Maschine, welche keinerlei Öffnungen
besitzt. Die äußere Wärmeabfuhr erfolgt lediglich durch Strah-
lung, Leitung und natürlichen Zug.
Geschützt ist eine Maschine, bei welcher die zufällige oder
fahrlässige Berührung der stromführenden und innen umlaufen-.
den Teile, sowie das Eindringen von Fremdkörpern erschwert ist..
Das Zuströmen von Kühlluft aus dem umgebenden Raum ist nicht
behindert. Gegen Staub, Feuchtigkeit und Gasgehalt der Luft
ist die Maschine nicht geschützt, kann aber gegen Spritzwasser ge-
schützt sein.
Axialdruck ist der Druck, der in der Achsenrichtung der
Bohrspindel zur Verrichtung von Arbeit ausgeübt werden muß.
§ 4.
In den Preislisten und Angeboten soll der höchst zulässige
Bohrdurchmesser für Werkstoffe von 50 kg Zugfestigkeit sowie
die Leistung der Maschine als Stundenleistung an der Bohrspindel
in W angegeben werden. Ferner ist die Schutzart anzugeben.
§ 5. `
Die Messung der Stundenleistung erfolgt durch Bremsung der
Bohrspindel unter folgendem Axialdruck:
Bohrdurchmesser: 6 mm ` Axialdruck: 50 kg
10 ,„ 15 „
15 „ 150 ,
23 „ 300 n
32 „ 500 ,
50 u 750 „
§ 6.
In bezug auf mechanische Festigkeit müssen die Maschinen
folgende Drücke aushalten können:
Bohrdurchmesser: 6 mm Axialdruck: 100 kg
10 „ 150 ,
15 „ 300 „
23 9 500 ,
32 p 800 „
50 n 1200 ,
1396
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 46.
16. November 1922,
§ 7.
Spannungen für normale Maschinen sind:
Für Gleichstrom 110 und 220 V,
ñ u 550 V bei einer abgegebenen Leistung!) von
200 W und darüber,
„ Drehstrom 125, 220 und 380 V'),
„ Wechselstrom 125 und 220 V.
Die Normalfrequenz ist 50 Per)s.
§ 8.
Als Zuführungsleitungen zu der Maschine dürfen draht-
beflochtene Leitungen nicht verwendet werden.
Die Zuführungsleitung muß einen zur Erdung dienenden Leiter
besitzen, der mit dem Körper der Maschine dauernd oder bei
lösbarer Verbindung zwangläufig vor Unterspannungsetzen der
Maschine leitend verbunden wird. Bauart und Querschnitt des
Erdungsleiters müssen den Bestimmungen unter A II 3c der
Normen für isolierte Leitungen in Starkstromanlagen ertsprechen.
§ 9.
Jede Maschine ist mit einem Schalter zu verschen, durch wel-
chen die Wicklungen und sonstigen stromführenden Teile des
Motors spannungslos gemacht werden können. Bei Maschinen bis
zu 100 W Leistungsabgabe sind auch Schalter zulässig, durch die
die Maschinen nur stromlos gemacht werden.
Der Schalter und die Steckvorrichtung müssen gegen mecha-
nische Beschädigungen durch Metallkapselung geschützt sein und,
wenn nicht an sich mit dem Körper der Maschine leitend verbunden,
ebenfalls geerdet sein. Eið
Alle Maschinen bis einschl. 10 mm Bohrdurchmesser sind mit
einem zentrisch spannenden Bohrfutter auszurüsten; die größeren
Maschinen mit Bohrung für Morse- oder metrischen Kegel’).
§ 11.
Jede Maschine muß mit einem Ursprungszeichen versehen sein.
§ 12.
An jeder Maschine ist ein Schild anzubringen, das folgende
Angaben enthält: .
Fabrikationsnummer, |
Stundenleistung in W an der Bohrspinde!,
Schutzart,
Höchst » zulässiger Bohrdurchmesser für Werkstoffe von
50 kg Zugfestigkeit bei dieser Leistung,
Stıomart,
Spannung,
Frequenz,
Drehzahl der Bohrspindel bei obiger Leistung.
en
mann min
t) Nach 8 150 der Firrichtungsvorachriften sind Betriebsspannungen von
mehr ala 250 V bei einer Aufnahme bis einschließlich "3 kW der Elekırowerk-
zeug® ni: ht zulässig. Der $ o der vorliegenden Regeln. der mit Rücksicht auf
die Straßenbahnen auch 550 V Gleict strom sowie mit Rücks cht auf dis Orts-
netze von Uhrerlandzentralen 3m) V D’rehserom herücksichtigt, entspricht mit-
bin g 2t. nicht den Forderungen der Krrichtungsvorschitten Eine Anderung
des $ 52 der Errichtungsv: rschrift n ist in Vorbereitung. f ,
Es ist beabsichtigt, die Abmessungen des Kegels für die Befestigung des
Bohrfutters festzulegen.
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechnischer Verein, Hamburg. 17. XI, abends 7!/, Uhr,
Gr. Saal der Staatslehranstalten, Lübecker Tor: Dir. Bannwarth „Die
Entwicklung der Hamvg. Elektr. Werke“. Sitzungen während des
Winters jeden 3. Freitag im Monat in obigem Hörsaal, abds. 7ta Uhr.
Vorträge werden an dieser Stelle bekanntgeg*ben. Der Verein besitzt
eine Austausch- ınd Sammelstelle für «ie „ETZ“. Anfragen mit Rück-
porto wegen Berchaffung fehlender Nummern sind zu rıcıten an Dipl.-
Ing. Witt, AEG Hamburg, Hohe Bleichen 31/32.
Elektrotechnischer Verein am Niederrhein. 16. XI. 1922:
Besichtigung der Fabrikanlagen der Waggonfabrik A. G. in Uerdingen a. Rh.
Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle.
Verein des rhein.-westf. Industriebezirkes. 15. XI. 1922,
Bochum, Herner Straße, nachm. 4 Uhr: Besichtigung der Bergschule und
ihrer Sammlung. Vorträge der Herren Bergschuldirektor Heise und Berg-
assessor Kukuk. 7 Uhr abends: Vereinssitzung im Städt. Parkhaus zu
Bochum.
Elektrotechnischer Verein Mannheim-Ludwigshafen e. V.
Vortragsreihe im Auditorium der Gewerbeschule C6, Mannheim. Bei-
trag für Mitglieder 200 M, für Nichtmitglieder 300 M. 16. u. 17. XI.
1922, abds. 8-91, Uhr: Prof. Dr. Schwaiger „Einführung in die moderne
Hochspannungstechnik“. -
23. und 24. XI. 1922, abds. 8-91, Uhr: Prof. Dr. Richter „Maß-
gebende Grundsätze und Anschauungen beim heutigen Elcktro-Maschinen-
buu‘
7. u. 8. XII. 1922, abds. 7%—9 Uhr: Prof. Dr. Petersen „Elektrische
Kraftübertragung, Überspannung und Überstromschutz‘“.
Brennkrafttechnische Geselischaft E. V., Berlin. 5. Haupt-
versammlung in der Aula der Technischen Hochschule, Charlottenburg:
Erläuterungen.
i Zu § 4u. 5.
Die nach $ 4 in den Preislisten und Angeboten anzugebende
Leistung der Maschine ist durch Bremsung an der Bohrspindel
unter dem angegebenen Axialdruck zu ermitteln, und zwar ist
hierbei die Maschine gekapselt zu prüfen, je nach der auf dem
Schilde angeführten Schutzart. Die Bremsung an der Bohr
spindel ist vorgesehen, damit auch der Wirkungsgrad des Ge-
triebes bei der Messung Berücksichtigung findet.
Zu 8 6.
Die Druckprobe ist als reine mechanische Festigkeitsprüfung
aufzufassen, um festzustellen, ob die einzelnen Konstruktions-
teile durch diesen Druck keine unzulässige Deformation erleiden.
Die Probe kann bei stillstehender Maschine ausgeführt werden.
Zu 8.
Als normale Spannungen sind die vom Verbande festgelegten
Normalspannungen angenommen. bwohl die Errichtungsvor-
schriften bei Maschinen bis 300 abgegebene Watt Spannungen
über 250 V nicht zulassen, ist in Rücksicht auf die Überlandnetze
Drehstrom 380 V und mit Rücksicht auf die Straßenbahnen
Gleichstrom bis 550 V zugelassen worden. Die Errichtungsvor-
schriften werden demnächst .entsprechend geändert werden.
Zu 88.
Die im $ 8 vorgesehene Erdung dient zum Schutze des Arbei-
ters und soll aus einem in der Zuführungsleitung liegenden
Erdungsleiter bestehen. Rt
u 1.
Das Ursprungszeichen an der Maschine kann entweder der
Firmenname oder irgendein Musterzeichen sein, an Hand dessen
einwandsfrei der Hersteller der Maschine erkannt werden kann.
Dieses Ursprungszeichen muß unlösbar mit der Maschine ver-
bunden sein (eingegossen oder eingeschlagen usw.).
Das Zeichen kann nach Belieben innen oder außen an der Ma-
schine angebracht werden.
Zu § 12.
Die aufgeführten Angaben für das Maschinenschild sind
unbedingt einzuhalten; weitere Angaben bleiben dem Belieben
der einzelnen Firmen überlassen.
Muster für das Leistungsschild.
24. XI. 1922, nachm. 51, Uhr: Vortrag Marineoberbaurat Br. Schulz
„Ölfeuerung für Schiffszwecke und die Industrie‘‘ (Diskussion).
25. XI. 1922, vorm. 10%, Uhr: Vortrag Wa. Ostwald „Kraftbrenn-
stoffe und die Vorgänge im Motor‘‘ (Diskussion).
RECHTSPFLEGE.
Deutschlands Beitritt zum Madrider Abkommen!). — Im Deut-
schen Verein für den Schutz des gewerblichen Eigentums eprach
am 26. X. Geheimrat Jüngel vom Patentamt über den Bei-
tritt Deutschlands zum Madrider Abkommen,
betr. die Eintragung internationaler Handelsmarken. Er führte
aus, daß Deutschland sehr lange mit dem Anschluß gezögert habe,
weil überwiegend die Auffassung vertreten war, daß sich das Ma-
“drider Abkommen, insbesondere dessen Artikel 4 mit dem deutschen
Patentgesetz nicht vereinbare. Nach genauerer Prüfung durch das
Patentamt ergab sich aber, daß die Schwierigkeiten nicht so groß
waren, um sie nicht gegenüber den Vorteilen des Abkommens für
die deutschen Gewerbetreibenden in Kauf zu nehmen. Die Anmel-
dung in Bern hat die Wirkung der Anmeldung im einzelnen, wes-
halb auch die Länder, die bisher beigetreten sind, sämtlich die
internationalen Marken nicht in ihre Register eintragen. Der Vor-
tragende gab dann ausführliche Einzelheiten über die geplanten
Ausführungsbestimmungen. Der Beitritt werde voraussichtlich
zum 1. XII. erfolgen können. Voraussetzung für die internationale
Registrierung ist die Eintragung (also nicht nur Anmeldung) im
Heimatland. Die Zahlung der Gebühr für das Berner Amt muß in
schweizer Franken nach Bern erfolgen, weil die Kasse des Amtes
3) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 1100, 1147.
d
18. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. ;
1397
N
nach ihrer "ganzen Organisation nicht zur Entgegennahme von
Valutazahlungen eingerichtet ist. Dem Gesuch müssen ein Druck-
stock und 40 Abdrücke beigefügt sein. Die französische Über-
setzung des Warenverzeichnisses erfolgt nach Möglichkeit an der
Hand einer vom Berner Amte gemachten Übertragung des Waren-
verzeichnisses des deutschen Patentamtes. Bei ungewöhnlichen
Ausdrücken wird eine Vereinbarung zwischen dem Anmelder und
dem Patentamt vorangehen. Das Berner Amt wird den Tag der
Anmeldung und der Erteilung in Deutschland veröffentlichen.
Nach dem Ablauf der zwanzigjährigen Schutzdauer ist ein Ver-
längerungsgesuch, wieder mit neuen Abdrücken, Gebühr sowie
Druckstock einzureichen, da letzterer vom Berner Bureau nur
3 Jahre lang aufbewahrt und, falls man nicht Antrag auf seine
Rücksendung stellt, vernichtet wird. Die bereits in Bern ein-
getragemen Zeichen (Übergangszeichen) werden vom Patentamt
auf Grund einer Liste übernommen und erhalten keine frühere
Priorität als den Tag des Beitritts Deutschlands zum Madrider Ab-
kommen. Die Gefahr, die sich durch die prüfungslose Übernahme
der Übergangszeichen für das deutsche Warenzeichensystem ergibt,
ist nach Auffassung des Vortragenden nicht groß, weil ein Teil der
Zeichen in Deutschland überhaupt nicht benutzt werden wird,
während andere vorher schon in Deutschland unmittelbar erteilt
worden sind. Viele Zeichen seien auch in Deutschland früher
direkt angemeldet, aber zurückgewiesen worden, und ihre Inhaber
u sich hüten, Rechte aus ihren Übergangszeichen geltend zu
machen.
Das deutsche Patentamt hat sich, um das System des Berner
Amtes nicht über den Haufen zu werfen, bereit erklärt, eine nach
deutschen Begriffen ungenaue Angabe des Geschäftsbetriebes nicht
als Grund für die Zurückweisung der Anmeldung anzuschen. Der
Ausländer kann über Bern in Deutschland zunächst ohne Inlands-
vertreter anmelden; sobald aber ein Zwischenbescheid erfolgt,
mub der Anmelder einen Vertreter bestellen, widrigenfalls Ab-
weisung erfolgt. Die Besitzer der internationalen Zeichen werden
auch bei Neuanmeldungen zum Widerspruch aufgefordert, benötigen
für diesen aber einen deutschen Vertreter. Die internationalen
Zeichen werden nicht in die Rolle eingetragen, sondern das Patent-
amt wird dafür ein besonderes Markenregister einführen und dieses
inder Form einer Kartothek der Allgemeinheit zugänglich machen.
INe eingetragenen internationalen Zeichen werden nicht im Waren-
zeichenblatt veröffentlicht, sondern das Berner Journal wird dem
Warenzeichenblatt. beigelegt werden.
Der Vorsitzende des Vereins, Professor Dr. Kloeppel,
führte dann Klage darüber, daß die Neureglung des Warenzeichen-
gesetzes mit Klassengebühren auf Grund des bisherigen amtlichen
Warenverzeichnisses erfolgt sei, das für diese Zwecke ganz unge-
eienet sei. Vielfach seien Unternehmungen, die auf engbegrenztem
Gebiet arbeiten, genötigt, 4 bis 10 Klassen in Anspruch zu nehmen,
um ihre Fabrikate genügend schützen zu können. Der Verein hätte
die Klassengebühren vorgeschlagen unter der ausdrücklichen Vor-
auesetzung, daß das amtliche Klassenverzeichnis umgearbeitet und
auf höchstens 20 Klassen beschränkt werde. Die Versammlung be-
auftragte den Vorstand, in diesem Sinne bei den Behörden vor-
stellig zu werden.
Patente in Ungarn. — Durch Verordnung des ungarischen Han-
delsministers sind mit. Wirkung ab 1. X. die Anmelde-, Jahres- und
Verfahrenszebühren erhöht worden. Die Jahresgebühren müssen,
soweit ihr Fälligkeitstermin auf deu 1. X. oder später fällt, in der
neuen Höhe gezahlt werden. Die nach früherem Tarif im voraus
zezahlten Jahresgebühren sind spätestens bis zur nächsten Fällig-
keit im Jahre 1923 auf die neue Höhe zu ergänzen, widrigenfalls die
Anmeldung oder das Patent. verfällt. Erfolgt die Ergänzung nicht,
so wird die im voraus gezahlte, nunmehr als ungenügend anzu-
sehende Gebühr nicht zurückerstattet. Die Patentschriften werden
auf Kosten des Anmeklers durch das Patentamt gedruckt, die
Druckkosten je nach Umfang festgesetzt.
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin.
Aus den Mitteilungen der Steuerstelle des Reichsverbandes
der Deutschen Industrie. — In den zu einem Heft vereinigten
Nummern 6 und 7 der „Mitteilungen“ behandelt Dr. jur. K. Meu-
mann den „eisernen Vorratsbestand und seine
Bewertung in der Bilanz gewerblicher Unter-
nehmungen.” Er weist zunächst auf die Gefahr hin, die das
!etzige Veranlazungsverfahren für die Industrie mit sich bringt,
das durch eine Be- und Wegsteuerung von Scheingewinnen zu einer
Einbuße an Anlage- und Betriebskapital führt. Der von der Industrie
hiergegen aufgenommene Kampf hat nur hinsichtlich des Anlagever-
mögens einen greifbaren Erfolg in Gestalt des den Verhältnissen ge-
recht werdenden $ 33 a EinkStG. gebracht, während die steuerfreie
Erneuerungsrücklage des 8 59a im Hinblick auf die Verordnung des
Reichafinanzministers vom 25. VII. 1921 noch weiterer Durcehbil-
dung durch die Rechtsprechung harrt. Meumann führt nun aus,
wie auch die z. Z. stattfindende Bewertung des Vorrats trotz seiner
sich stetig vollziehenden und auf die zunchmende Entwertung der
Mark zurückzuführenden Verkleinerung immer noch einen Ge-
winn vortäuscht, dessen Besteuerung gleichbedeutend ist mit der
entschädigungslosen Auslieferung oder Enteignung eines Teils des
Betriebskapitals des Unternehmers, Eine Besserungsmöglichkeit
sieht er nur in der, wie er ausführlich unter Hinweisen auf Schrift-
tum und Rechtsprechung nachweist, auch hier möglichen Einfüh-
rung des Begriffs des gemeinen Dauerwerts, durch den sich der
Schutz des Betriebs- und Vorratskapitals auch auf Gruud der be-
stehenden Gesetzesvorschriften erreichen läßt.
= „Die Gefahr der absoluten Vertragssummen”
bei steigendem wie fallendem Markkurse ist Gegenstand eines
Aufsatzes von Dr. W. Beuk. Der Verfasser empfiehlt in allen
Fällen, in denen Summen vertragsmäßig ausbedungen werden, z. B
bei Gehalts-, Pensions- und Gesellschaftsverträgen, auch bei letzt-
willigen Verfügungen, zur Vermeidung von Schädigungen jedes
Teils der Vertragschließenden, sich nicht auf absolute Marksummen
einzustellen, sondern eine Relation auf gewisse Rohstoffpreise
oder ähnliche, die Grundlage der Kalkulation bildende Umstände
der betreffenden Gewerbe einzuführen. Die Bedeutung einer sol-
chen Regelung zeigt er an dem Beispiel des stillen Gesellschafters,
dem nach der bisherigen Praxis für seine Einlage von 1 Mill. Gldm
bei sinkendem Markkurse nur der Betrag in Papiermark zusteht,
während der Kommanditist oder Gesellschafter einer G. m. b. H.
oder Aktiengesellschaft einen relativen Anspruch am Gesellschafts-
vermögen, insbesondere den stillen Reserven hat.
Von den mitgeteilten Entscheidungen des Reichs-
finanzhofs sei hier noch das Urteil vom 11. IV. 1922, I A
132/21 S, erwähnt, das für das Gebiet des Kriegssteuergesetzes 1918
den nach $ 281 HGB. bilanzierenden Gesellschaften das Recht zu-
billigt, solche Wertsteigerungen ihrer Anlagegegenstände, die sie
als auf vorübergehender Konjunktursteigerung beruhend ansahen
und nach der Betrachtungsweise vorsichtig rechnender Kaufleute
auch ansehen durften, außer Betracht zu lassen.
Regierungsrat Oswald.
Warenzeichen. — Als Druckkostenbeiträge fürdie.
Veröffentlichung von Warenzeichen erhebt das
Reichspatentamt seit dem 6. XI. bis auf weiteres folgende Summen:
In Stufe 1... 900 M In Stufe5 . 7 200 M
i „ 2... 1800, a si: are & 9700 „
A „ 83... 2800, P P er 12 200
i „ 4... 4100,
LITERATUR.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
| Sonderabdrucke.
Zur Geschichte des elektrischen Papiermaschinen-Antriebes.
Von Dr.-Ing. Wilh. Stiel. ‚Der Papierfabrikant‘‘. Fest- u. Auslands-
heft 1922.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Beschäftigung im Oktober 1922.!) — Die Berichte der preußi-
schen Handelskammern für Oktober ergeben trotz des jüngsten
Kurssturzes ein gegenüber dem Vormonat wenig verändertes Bild. Der
Rückgang der Mark hat die Geld- und Kreditnot vermehrt, zu kaum
noch aussetzenden Lohnbewegungen geführt und bewirkt, daß die Waren-
preise in immer kürzeren Zwischerfäumen festgesetzt werden. Wenn der
Eingang von Aufträgen bei der Industrie fast allgemein langsamer geworden
ist, die Belieferung der Weiterverarbeiter mit Rohstoffen sich verbessert hat,
der Arbeitermangel zurückgegangen und hier und da einem geringen Über-
angebot gewichen ist, so deutet das darauf hin, daßsich ein Konjunktur-
umschwung anzubahnen scheint. Aber gegenwärtig haben sich nur
in vereinzelten Wirtschaftszweigen bereits Absatzstockungen gezeigt, s0
daß auf Lager gearbeitet oder die Arbeitszeit verkürzt werden mußte;
jedenfalls ist der vielfach gefürchtete Konjunktursturz weder eingetreten,
noch in unmittelbarer Aussicht. Anderscits hat die Markentwertung auch
nicht in dem Grade wie früher öfters die Ausfuhr belebt, weil viele Länder
die deutsche Einfuhr nach Möglichkeit erschweren, ferner besonders Frank-
reich und Belgien der deutschen Industrie auf dem Weltmarkt mit Hilfe
der in Deutschland bitter fehlenden deutschen Kohle schärfste Konkurrenz
bereiten und schließlich in manchen Industriezweigen die deutschen Ge-
stehungskosten über den Weltmarktpreisen liegen. Der Markt der elek-
trotechnischen Erzeugnisse ist durch den Valutasturz verschlechtert
worden. 'Im Zentralengeschäft hat man nicht nur die Projekte für Neu-
anlagen und Erweiterungen zurückgestellt, sondern auch bei den bereits
in Bau begriffenen Anlagen wird vielfach versucht, die Bestellungen noch
nachträglich möglichst einzuschränken und dadurch zu sparen. Manche
Elektrizitätswerke suchen sich die notwendigsten Mittel in der Weise zu
verschaffen, daß sie ihre Vorräte an elektrotechnischem Material, das nicht
unmittelbar gebraucht wird, verkaufen. Die Industrie beschränkt sich
auf die Anschaffung des dringendsten Bedarfes. Inland und Ausland halten
mit Aufträgen zurück. Die Nachfrage nach Motoren ist bedeutend ge-
ringer; das gilt auch für Zähler und Schaltapparate. Ebenso weisen
Kleinmaterialien, die als Betriebsmaterial laufend gebraucht werden,
stark verminderte Bestellungsziffeın auf. Natürlich wirkt das Brachliegen
des Installationsgeschäftes sich auch im Nachlassen des Bezuges von
Leitungsdrähten aus. Die Kupferpreise machen sich in dem Rückgang der
Kabelbestellungen empfindlich fühlbar; in der Kabel- und Drahtindustrie
D Ygl „BETZ 1922, S. 1278
1398 i . Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46. 16. November 1922.
mußte bereits zu Arbeitsstreckungen geschritten werden. Auch das
Schwachstromgebiet ist von der Änderung der Konjunktur in Mitleiden-
schaft gezogen. Wenn auch Fernsprechapparate noch einen mäßigen Auf-
tragsrückgang zeigen, so ist dieser bei Telegraphenapparaten schon recht
bedeutend geworden; auch Meßinstrumente aller Art und elektra-
medizinische Apparate werden weniger verlangt als bisher. Die Be-
stellungen auf Glühlampen haben nachgelassen (Berlin). — Der Bezug
von Brennstoffen und Roh- bzw. Halbfabrikaten ist unverändert schwierig,
die Preise steigen und richten sich besonders bei den Metallen nach dem
Dollarstand. Lieferungsfristen betragen unverändert 3 bis 4 Monate. Der
Auftragsbestand ist noch gut, wenn auch neue Bestellungen bei einzelnen
Firmen nachlassen (Frankfurt a. M.).
Die Preisbewegung an der Londoner Metallbörse. — Abb. 9
zeigt die Bewegung der Preise je 1 ton (1016 kg) von Zinn (fine foreign),
Aluminium. Kupfer (Standard, Kasse), Antimon, Zink (amerika-
FA Janwar Februar März An Mai Juni Juli
IT Wal 7
g DO
. 700 u E a
lampen“ abgesehen, abermals durchweg erhöhte Teuerungszuschläge:
auch der Nettomindestpreis von Transformatoren- usw. Öl wurde weiter
hinaufgesetzt. Um die Beziehung zwischen den Teuerungszuschlägen und
den Multiplikatoren kenntlich zu machen, sind diesmal auch letztere
den Zuschlägen beigefügt worden. Sie haben nur für das Inland Gültigkeit,
während für die Berechnung nach dem Ausland nunmehr die Tabellen-
ausgabe 20 f maßgebend ist.
Außenhandel.
Deutschland. — Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik
hat ihre Gebührenbestimmungen wie folgt geändert: Bewilligungen
verfallen nach Ablauf der Gültigkeitsdauer und sind dann unverzürrlich
an die Außenhandelsstelle zurückzusenden. Diese behält sich bis auf weiterer
vor, in einzelnen Fällen für nicht benutzte Bewilligungen die Außenhandelr-
stellengebühren bis auf den Mindestsatz zu er-
Anus TO N YE statten. Wiederholte Erstattung der Gebühren
begründet aber keinen Rechtsanspruch für
00 MAL ZN kommissar und der Pressebeitrag werden nur
V Paa y dann erstattet, wenn sie besonders erhoben
urY Ma AN 7 worden sind und eıne bezügliche Verfügung
der Regierung vorliegt. Die Kosten der Be-
willigung betragen vom 1. XI. an 3°. der
Mindestsatz 50 M, vom 1. XII. ab 100 M. Für
Eilbewilligungen wird ein Zuschlag von 50°,
erhoben. Die Gebühren für den Reichskom-
missar und der Pressebeitrag werden z. 2.
von der Außenhandelsstelle getragen und un-
mittelbar abgeführt. Diese behält sich vor,
jederzeit erstere mit 0,50/p und letzteren mit
1,5%/ außer den eigenen Gebühren ganz oder
teilweise zu erheben. Das bezieht sich auch
auf Anträge, die zur Bearbeitung stehen. Fur
nachträgliche Änderungen sind 50 M, abl.
XII. 100 M zu entrichten. Bei Zweitausstel-
lungen behält sich die Außenhandclsstelle vor.
die Gebühren nochmals zu berechnen. Für Ver-
läng-rungen werden 50 M, ab 1. XTI. 100 M in
Anrechnung gebracht. — Der Pressebeitra:
wird nach einem Rundschreiben des Reichskom-
missars für Aus- und Einfuhrbewilligung Þa
Waren, die einer Ausfuhrbewilligung bedürfen.
nicht erhoben, wenn es sich um Reparations-
Abb. 9. Preisbewegung an der Londoner Metallbörse in den ersten 9 Monaten 19225. lieferungen und um Sendungen nach dem Saarere-
nisches), Blei (englisches) und Quecksilber (je 75 lbs-Flasche) an der
Londoner Metallbörse während der ersten 9 Monate von 1922. Für das
3. Quartal ergibt sich mit Ausnahme von Aluminium, Antimon und Blei
ein weiterer, von Schwankungen unterbrochener Anstieg, der bei Zinn im
Juli 10 £ ausmachte.
Verbesserung der Zahlungsbedingungen bei der Reichs-
bahn. — Nach der „Voss. Ztg.“ sind die Reichsbahndirektionen angewiesen
worden, in geeigneten besonderen Fällen Anzahlungen bis zu 33!/, 2%,
höchstens bis zu 50% des Lieferwertes zu leisten. Die Vorschüsse müssen
mit 1% über Reichsbankdiskont verzinst werden; in einer dem Gegenstand
der Lieferung entsprechenden Form ist Sicherheit zu leisten. Bei sonstiger
Gleichwertigkeit der Angebote will di Behörde dem keine Anzahlungen
fordernden Bewerber den Vorzug geben. Außerdem sollen die Direktionen
möglichst sofort Abschlagszahlungen gewähren und die Begleichung der
Schlußrechnungen tunlichst beschleunigen.
Indexzilfern. — Der Kaufkraftindex der ‚„Ind.- u. Hand.-Ztg.““
betrug in der Woche vom 28. X. bis 3. XI. 869,40 (781, 15 i. Vw.), d. h. die
Inlandkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen, hatte nur
noch !/gsg ihres Vohreriegswertes, und,am Dollarmittelkursin Berlin (4747,17)
gemessen, besaßdie Mark nur noch den 1131. Teil ihres Außenwertes der Vor-
kriegszeit. Gegenüber einer Steigerung des Dollarmittelkurses (4336.67
i. Vw.) um 9,5% hat sich das Großhandelspreisniveau, am Kaufkraftindex
gemessen, um 11,3% erhöht. Die Meßziffer der Warengruppe Kohle, Eisen,
Metalle, Baustoffe, Öle ist von 781,00 i. Vw. auf 897,22, d. h. um 14,90.
e a — Die Indexziffer des Statistischen Reichsamts für die
ebenshaltungskosten (Ernährung, Heizung, Belcuchtung, Wohnung)
ist gegen 11 376 im September auf 19 504 im Durchschnitt des Oktober,
also um 71,49% gestiegen. Rechnet man die Bekleidung mit, so ergibt sich
ein Index von 22 066 gegen 13 319 i. Vm., d. h. eine Zunahme um 65,7 6.
— Die Großhandelsindexziffer des Statistischen Reichsamts ist
von dem 287-fuchen im Durchschnitt des September auf das 566-fache im
Oktober oder um 97,2°,, gestiegen. Für die Gruppe der Industriestoffe hat
sie sich von dem 339,2-fachen auf das 569,4-fache oder um 67,9% gehoben.
Verlängerung der Demobilmachungsverordnungen. — Mit
Genehmigung des Reichstages ist die Geltungsdauer der jetzt noch in
Kraft befindlichen Demobilmachungsverordnungen einheitlich bis zum
31. III. 1923 verlängert worden.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrle. — Die neuen vom 9. XI. bis auf weiteres für
das Inland geltenden Festsetzungen Nr. 73 (grün) und Nr. 73 A (gelb) der
Preisstelle, wie sie diesem Heft beiliegen, bringen, von der Gruppe „Glüh-
I) Nach „Engineering“ Bd. 114, 1922, S. 439. Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1126.
biet handelt. Beinachweisbarer Nichtausnutzun:
oder nur teilweiser Verwertung einer Ausfuhrbewilligung ist er auf Antrag
ganz oder teilweise zurückzuerstatten, auch wird er bei Verlängerung von Au-
fuhrbewilligungen nicht neu veranlagt. — Die „D. A. K.“ weist auf achwere
Verluste hin, die einer größeren Fabrik elektrotechnischer Bedarfsartık.)
infolge des Valutasturzes dadurch entstanden sind. daß sie zu Anfang 192:
für etwa 2,5 Mill. M nach einem hochvalutarischen Überseeland in Reichs
mark verkaufte und die Lieferungen sich dann verzögerten; die Kore-
epondenzY knüpft an diesen Vorgang folgende Bemerkungen: „Schwer-
wiegender noch als der in obigem Beispiel dargestellte Verlust durch cıncı
einzelnen Verkauf in Reichsmark nach einem Hochvalutaland sind die Ver-
luste, die der Volkswirtschaft dauernd dadurch entstehen, daß Exporteurr
nach Niedervalutaländern, nach denen in Mark verkauft werden darf, beı
nicht sofortiger Lieferung und Bezahlung der Ware den Teuerungszuschlaz
nur bis zum Abschlußtage und nicht bis zum Liefer- und Zahltage bhv-
rechnen. Dies ist bei allen kleineren und mittleren Werken und Händlern
wohl die Regel, so daß, da die Ware selten ab Lager geliefert wird. der
entstehende Verlust besonders in den letzten Monaten bis zu 75°, und mehr
betragen hat. Es ist allerdings zu hoffen, daß die erlittenen Verluste der
letzten Zeit die betreffenden Exporteure veranlaßt haben, vorsichtiger zu
verfahren.‘ — Das Goldzollaufgeld beträgt vom 15. bis 21. XL. 112 400".
— Für Kleinventilatoren, Heißluftduschen, Massagcapparatr
und Handstrahler sind ab 1. XI. neue Mindestpreise in Kraft getrten
Näheres durch die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik.
Frankreich. — Auf Grund eines von der Kammer angenommen n
Gesetzentwurfes soll der 1914 Deutschland gegenüber gültig gewesen
Mindestzolltarif auf Waren angewendet werden, die in Ausführus
eines vor dem Kriege zwischen den Staatsangehörigen der ehemals feindlichen
Länder abgeschlossenen und von der französischen Regierung auf Grun:
des Versailler Vertrages im allgemeinen Interesse aufrecht erhaltenen Ken
traktes geliefert werden. Den an den Tarifen inzwischen vorgenommen-T
Änderungen sowie den Erhöhungskoeffizienten ist dabei Rechnung Zu
tragen.
Rußland. — Der deutsch-russische Rapallo-Vertrag ist auf dit
mit der Sowjetrepublik verbündeten Staaten Weißrußland, Ukraine. 4:
drei kaukasischen Föderativrepubliken und auf die Fernöstliche Republik
ausgedehnt worden. — Nach der „Ind. u. Hand.-Ztg.‘‘ haben 15 der
größten russischen Industrietrusts das Recht erhalten, eigene Außen-
handelsvertretungen im Auslande einzurichten.
Spanien. — Inder „ETZ“ 1922, S. 1198, ist nach den „Weltw. Nacht.
berichtet worden. daß in Barcelona die Preise elektrischer Arbeit vernnetr!
worden seien und günstige Aussichten für den Absatz elektrischer Heiz-
und Kochapparate wie auch von elektrischen Öfen beständen. Hiert
Feine ie: dr ei re -
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ee a R b e
— u
16. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. ffet 46.
1889
erhalten wir die Mitteilung, daß dort von einem Herabsetzen des Strom-
preises nichts bekannt sei, die Elektrizitätsgesellschaft vielmehr alle mög-
lichen Schwierigkeiten mache, um keine neuen Licht- und noch weniger
Heizanachlüsse auszuführen. Elektrische Heizapparate, mit Ausnahme von
Bügeleisen, würden täglich weniger gefragt. Die eingeführte Marke sei
„Iherma“ (Schweiz), und es werde sehr schwer halten, gegen sie anzu-
kämpfen, weil man alle diesen Nameg nicht tragenden Fabrikate mit dem z. T.
sehr minderwertigen nationalen Erzeugnis messe, das natürlich die enormen
Zoll-, Gold-und Valutazuschlagskosten nicht zu tragen habe. Bei dem hohen
Zoll und Zollzuschlag würde ein elektrischer Ofen bei 45 Pes weit über den
angesetzten dortigen Preis kommen, weil die Detailverkäufe mit rd 100%
und auch wegen der enormen Spesen mit mehr Zuschlag zum Kostenpreis
rechnen müßten.
Neue Gesellschaften. — Simplex-Werke G. m. b. H., Kassel.
(Gegenstand: Fabrikation elektrischer Taschenlampen. Stammkapital:
0,525 Mill. M. — Elektrowerke Trostberg G. m. b. H., Berlin. Gegen-
stand: Erwerb und Betrieb elektrischer Kraftanlagen. Stammkapital:
| Mill. M. — Erzelektro G. m. b. H., Saalfeld. Gegenstand: Herstellung
und Vertrieb von Erzeugnissen für die Elektrotechnik. Stammkapital:
9,15 Mill. M. i i
Betriebsergebnisse. — Allgemeine Elektricitäts-Gesell-
schaft, Berlin. 1921/22. Bruttogeschäftsgewinn : 743 110 979 M (247 913 402
i. V.); Geschäftsunkosten : 59 398 191 M (30 922 9921. V.); Steuern der Haupt-
verwaltung: 51 666 341 M; Obligationszinsen: 8 862 835 M; Zuwendungen,
Stiftungen, Siedlungsaufwendungen: 55 598 420 M; Werkerhaltung: 400
Mill. M (100 i. V.); Abschreibungen: 2 480 353 M (2 023 448 i. V.); Rein-
gewinn mit Vortrag (1 505 874 M): 166 610 714 M (82 388 686 i. V.); Divi-
dende: 25% auf 350 Mill. M Stammaktien (169% i. V.), 105/,% auf 250 Mill. M
Vorzugsaktien B (74, i. V.); Vortrag: 3220 089 M. — Rheinisch- West-
fällisches Elektrizitätswerk A. G., Essen. 1921/22. Elektrizitäts-
lieferung : 960,9 Mill. kWh (748,946 i. V.); Gasfernversorgung : 81,467 Mill m3
(72,521 i. V.); Betriebegewinn und Zinsen nebst 3705 M Vortrag: 393624746 M
(100 674 824 i. V.); Verwaltungskosten, Verschiedenes und Sollzinsen :
34 421 028 M (23304 963 i. V.); Abschreibungen : 326 535 000 M (64 590 000
i. V.); Dividende: 20% (10% i. V.) bei 550 Mill. M Aktienkapital (150 i. V.);
Vortrag: 1847 M.
Baumarkt. — Halle a.S. Vom Provinziallandtag der Provinz Sach-
sen ist dem Elektrizitätswerk Sachsen-Anhalt die Aufnahme einer Anleihe
von 400 Mill.M für den Ausbau seiner Werke genehmigt worden. Die Provinz
übernimmt die Bürgschaft dafür und wird sich mit weiteren 100 Mill. M
an dem genannten Unternehmen beteiligen. — Karlsruhe. Die Badische
Landeselektrizitätsversorgung (Badenwerk) A. G. hat das Kraftwerk an
der Raumünzach vor kurzem in Betrieb genommen. Es liefert durchschnitt-
lich im Jahre 3,9 Mill. kWh und soll den für den Bau der Schwarzenbach-
talsperre erforderlichen Strom sichern. — Neumünster. Die städtischen
Kollegien haben die Aufnahme einer Anleihe von 40 Mill. M für die Er-
_ weiterung des Kraftwerkes genehmigt. — Sondershausen. Im Kreisrat
' wurde beschlossen, die noch ausstehenden Arbeiten für die Versorgung der
Gemeinden des früheren Kreises der Unterherrschaft Schwarzburg-Sonders-
‚ hausen mit Elektrizität vorläufig der hohen Kosten wegen nicht weiter-
zuführen. Ein Ausschuß wird die Erhaltungsarbeiten überwachen. — Sulz
(Württemberg). Das Elektrizitätswerk soll umgebaut werden. — Trier.
Zwecks Erweiterung des Elektrizitätswerkes und der Überlandversorgung
haben die Stadtverordneten beschlossen, eine Anleihe von insgesamt 265
Mill. M aufzunehmen. — Vegesack (Bremen). Die Einführung elektrischer
Beleuchtung ist in Angriff genommen worden.
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im November:
in
1416,45! 1476,30! 1715,70. 1496,25! 1162,08! 1097,25
Christiania (Kr)
Helsingfors (finn. M) | 184,53 192,51j 237,40! 219,45: 171,57) 170,57
Holland (Gld) 2992,50, 2892,75, 3551,10, 3291,75, 2493,75| 2359,00
Italien (L) 329,17! 324,18: 38403" 344,13) 269,23. 252 36
Kopenhagen (Kr) ;
London (£). ...
New York ($)
1536,17) 1615,95. 1825,42 1655,85, 1286,77| 1197,00
34164,35 34912 50 40398,75 37406,25 28.428,75 27181,87
7655,80, 7780,50; 9127,12 3428.37: 6408,93; 6009,93
Österreich (K) . ` 010 onl 01m 012 009 0,08
Paris (Fr) .. 49625| 45805 55361 55860, 438.0) 413.06
Prag (K&). .... 23241) 237,0) 296,25! 274,31, 206,48, 193.01
Schweden (Kr) . . | 2044.87) 213465] 243888, 2204.47, 1715,70, 1596,00
Schweiz (Fr) . . ,
1675,80! 1551,11, 1182,03 1102.23
Spanien (Pos). . .
1403.98" 1336,52 '
1381 53; 1256,85) . 980,04, 917,70
1139,64, 1122,18
Von der Börse. — (1. XI. bis 7. XI 1922.) Während die Reparations-
kommission und ausländische wie deutsche Sachverständige in Berlin be-
müht waren, mit der Reichsregierung Voraussetzungen und Wege für eine
Stabilisierung der Mark festzustellen, konnte die Effektenbörse bisher noch
nicht dagewesene Kurssteigerungen notieren, die zunächst besonders den
Werten der Schwerindustrie zugute kamen und, von der rapide fortschrei-
tenden Entwertung der deutschen Valuta abgesehen, z. T. durch Nach-
richten über weitere Konzentrationspläne auf diesem Gebiet veranlaßt
worden sind. Auch das Ausland trat lobhaft als Erwerber auf. Im weiteren
Verlauf der wieder nur drei Börsentage umfassenden Berichtszeit machte
sich dann aber als Folge der vorläufig keineswegs den Erwartungen ent-
sprechenden Mitteilungen über den Gang der Wiederherstellungsverhand-
&
lungen, des sehr unbefriedigenden Reichsbankausweises und von Befürch
tungen, die sich auf das Resultat der Landtagswahlen in Sachsen und au
Putschgerüchte -(9. XI.) gründeten, merkbare Zurückhaltung geltend, in
dessen der Dollar seinen die Valutapapiere mitrei Benden Anstieg bis über
6800 M fortsetzte. Die gekennzeichnete Flucht aus der Mark hat, wie aus der
Übersicht hervorgeht, auch zu neuen, erheblichen Verbesserungen in der
Bewertung von Elektroaktien geführt, so bei der Accumul.-Fabr. um
2400%, bei der AEG, deren günstiger Jahresabschluß nunmehr vorliegt,
um 1450%, beim Sachsenwerk, das immer noch mit der Phönix A. G. über
eine Interessengemeinschaft verhandeln soll, um 13759, bei Schorch & Cie.,
Rheydt, um 1150%. Auch Hartmann & Braun, Frankfurt a. M. gewannen
1400%,. `
©
| 273
Gesellschaften 23 Höchster| 6. XI.
SE
A
Accumul.-Fabr., Berlin .| 25 4600 | 4600 9800 7000
A. E. G., Berlin. ....... 16 3050 | 3050 4750 4500
po © o Vo A c aa 3 140 140 ; 170 170
. „ Vorz.-B.....|I 725| — 500 500 =
Bergmann, Berlin ....... 20 2550 |2550 3200 2750
Continent. Ges. Nürnberg ...| 0 — — _ Sr
a RI A Vorz.-A. 8 1400 | 1400 1500 1500
Drahtloser Übersee-Verkehr . .| 12 |1060 |1060 | 2015 | 2015
= 5 „ neue A.| — 950 ' 950 | 1700 1700
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. .| 5 2400 | 2400 4500 3600
„ Niederl. m RE — 13400 | 3400 4500 —
„ Südam. R w a a 6 2350 |2350 4000 8150
„ Kabelwerke, Berlin . . .] 20 1355 | 1355 2010 1800
Elektra, Dresden .......| 19 550 | 550 800 800
El. Licht u. Kraft, Berlin . .| 15 2000 | 2000 4000 3100
£ T TEE München .| 15 749 | 749 900 900
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 1600 | 1600 1800 1800
E. W. Liegnitz ........] 10 501 5O01 700 700
E. W. Schlesien ....... 12 700 | 700 1000 1000
Felten & Guilleaume Carlsw. . .| 25. |5000 |5000 5900 5400
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 1925 |1925 3400 2700
Hackethal, Hannover . . .. .| 20 1150 |1150 1700 1700
Hamburgische E. W. ..... 10 500 | 500 500 —
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 |2400 |2350 2900 : 2900
Kraftübertrag., Rheinfelden. . .| 0 — 13000 3000 —
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 1000 | 1000 2400 1450
C. Lorenz, Berlin ....... 35 2000 | 2000 2125 2125
Dr. Paul Meyer, Berlin . . . .| 15 650 | 650 1200 1200
Mix & Genest, Berlin .... . 16 1250 | 1250 2100 2100.
Neckarwerke, EBlingen =. 1.10 500 | 500 1200 1200
Niederschles. Elektr. u. Straßenb.. | 12 E — — _
Oberbayer. Überlandz., München. | 9 600 | 600 850 850
H. Pöge, Chemnitz ...... 12 890 | 890 1505 | 1505
AR > Vorz.-A. .. 7 101,50; 101,50 117° 117
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15 800 | 800 1510 1510
RER „ Vorz.-A| — 102 | 100 102 102
M. Schorch &*Cie., Rheydt . .| 10 1250 ; 1250 2400 | 2400
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 20 1600 | 1600 2975 2975
Schuckert & Co., Nürnberg 16,7 |5600 | 5600 6500 6100
„Siemens“ El. Betr., Berlin 0 234 | 284 324,50 —
Siemens & Halske, Berlin 2 10500 9000 10500 | 10000
Stettiner E. W.. ....... 15 =a — — —
Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 |1150 |1150 2500 | 1810
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin. | 35 LHO |140 2200 | 2000
'oigt & Haeffner. . . . 20 |1500 | 1500 | 2060 | 2060
= Vorz.-A. 20 900 900 | 1600 1600
Hartmann & Braun . . | Frank-| 25 1800 | 1800 | 3200 3200
Emag. Elektr.-A. G. .?} furt | 22 900 900 | 1780 1700
Main Kraftwerke, Höchst | a. M.
Heddernh. Kupferw. u. 10 525 525 800 740
Südd. Kabelwerke. . 20 1550 1550 | 2200 —
WARENMARKT.
Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigterFabri-
kanten isolierter Leitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat ab 9. XI. die Teue-
rungszuschläge auf Preisliste Nr. 12 für NGA, NGAB, NGAF, NGAT,
NGAZ von 1 bis 2,5 mm? und für NFA schwarz imprägniert auf 700%, für
die zuerst genannten 5 Typen von 4 bis 10 mm? auf 550°, und für dieselben
Typen von 16 mm? und mehr auf 450%, für NPL, NPLR, NPLS, NSA und
NFA mit Glanzgarnbeflechtung auf 750%, für die Typen der Pos. 5a, 6 und
9 bis 20 der genannten Liste auf 750%, für Gummischlauchleitungen LHZ,
LHZG, VHZ und SHZ auf 900°, erhöht.
Isolierrohre. — Die Verkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fabri-
kanten G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 9. XI. die zu den Preisen
der Liste vom 8. IX. hinzuzurechnenden Aufschläge für Bleirohr, lackierte,
farbige Galvano- und Gelblackrohre nebst Zubehör und schwarzes
Papierrohr auf. 13 000%, für Messingrohr mit Zubehör auf 17 000%, und
für Stahlpanzerrohr und Zubehör auf 20 000%, gesteigert.
1400
Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heft 46.
16. November 1922,
Kohle. — Die Reichslohnkonferenz des Bergarbeiter- und des Metall-
arbeiterverbandes in Bochum hat die Schiedssprüche für den Kohlen-
und Erzbergbau ung die auf dieser Grundlage vorläufig gemachten Ab-
schlüsse abgelehnt, ebenso die Einführung einer Kollektivprämie für
Mehrförderung in ded Kohlengebieten und neue Lohnforderungen erhoben.
— Die preußische Bergwerksdirektion in Hindenburg hat u. a. folgende
ab 1. XI. geltenden Tagespreise des staatlichen Steinkohlenbergwerks
Königin Luise- Grube bekanntgegeben: Flammstückkohlen 9308 M , Gas-
stückkohlen 9311 M, gewaschene Flammnußkohlen Ia 9408 M, Gasnuß-
kohlen 9311 M/t einschl. aller Steuern.
Eisen. — Infolge der schon erwähnten Steigerung der Höchst preise von
Roheisenabl. XI. betrugen diese bis 7. XI. für Hämatit 83 994 M, GieBerei-
roheisen 173 662 M, dsgl. ILI 73 592 M, desgl. luxemburger Qualität 68 730 M,
Siegerländer Stahleisen 75 320 M, kupferarmes Stahleisen 83 326 M, Spiegel-
eisen (8 bis 10%, Mn) 77 356 M, Temperroheisen 80 170 M, Ferromangan
(80%) 228 539 M, dsgl. (50°,) 182 361 M (beide Preise auf einem Kurs von
20 000 M/£ basierend), Ferrosilizium (10%) 95000 M/t bei den bekannten
Frachtgrundlagen. Auf Grund der Kursklausel sind diese Höchstpreise für
das zweite Monatsviertel des November bei Hämatit auf 95243 M,
Gießereiroheisen I auf 79 342 M, dsgl. III auf 79 272 M, dsgl. luxemburger
Qualität auf 74 562 M, kupferarmem Stahleisen auf 94 575 M, Temperroh-
eisen auf 91419 M, Ferrosilizium (10%) auf 106 249 M/t erhöht worden,
während die übrigen Sätze keine Änderung erfahren haben. — Seit 8. XI.
stellen sich die Richtpreise (Werkgrundpreise) für. Walzeisen in Thomas-
handelsgüte mit bekannten Frachtgrundlagen wiefolgt : Rohblöcke 112 800 M,
Vorblöcke 124 500 M, Knüppel 129 700 M, Platinen 133 500 M, Formeisen
152100 M, Stabeisen 154000 M, Universaleisen 167 300 M, Bandeisen
178 690 M, Walzdraht 165 300 M, Grobbleche (5 mm und darüber) 173 000 M,
Mittelbleche (3 bis unter 5mm) 196 000 M, Feinbleche (l bis unter 3 mm)
215100 M, dsgl. (unter | mm) 228800 M/t. Die Mehrpreise für S.-M.-
Handelsgüte sind unverändert geblieben.
Gußwaren.— Der Verband deutscher Eisengießereien (GieBereiverband)
hat die Gußwarenpreise für die Zeit vom 8. bis 15. XI. um weitere 89%, erhöht.
Sehrott. — Am 8. XI. wurden für Kernschrott 80 000 M, für Späne
75000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch W 000 M/t
frei Berlin notiert.
Bleifabrikate. — Die rheinisch-westfälische Bleihändlervereinigung
hat ihre Lagerpreise um 30 000 M auf 120 000 M/100 kg erhöht.
Edelmetalle. — Der Berliner Markt notierte am 8. XI. Gold mit
6000 bis 6100 M/g und Silber mit 225 bis 230 M/g. Der Ankaufspreis von
Gold für das Reich beträgt z. Z. 20 000 M/Zwanzigmarkstück.
Baumwolle. — New York notierte am 9. XI. 26,30 cts/lb und
Bremen 5284 M/kg.
Seide. — Am Mailänder Seidenmarkt lagen die Preise bei lebhafter
Nachfrage sehr fest. Man zahlte für Grège exquis 13/22 445 Lire und für
dsgl. classique 13/22 425 Lire/kg.
Schellack. — N. T.-Orange wurde in den letzten Tagen mit 14 000 M
je en
araffin. — Weißes Tafelparaffin wurde in Hamburg, unverzollt, zu
450 bis 525 M/kg gehandelt.
Teer und Teererzeugnisse. — Destillierter und präparierter
Steinkohlenteer wurde zu 4800 bis 5000 M/100 kg netto in Kesselwagen
en ‚Präparierter Braunkohlenteer war zu 2900 M/100 kg netto zu
aben. Steinkohlenteerhartpech,, springhart und hochglänzend, kostet
5700 bis 5800 M/100 kg netto, lose verladen, ab Werkstation. Stein kohlen-
toerweichpech wurde mit 4900 M/100 kg brutto für netto,in Holzfässern
ab mitteldeutscher Versandstation gehandelt.
Benzol. — Der Benzolverband in Bochum hat die Kleinverkaufspreise
ab’6. XI. weiter wie folgt erhöht: Tetralitbenzol 410 M, Motorenbenzol
454 M, Lösungsbenzol Il 345 M, Schwerbenzol 215 M/kg ab Haupt-
verkaufsstelle. |
Schwefelsäure. — Für 100 kg Schwefelsäure 60° Be ist der Erzeuger-
preis ab 1. XI. auf 1563 M und der Verbraucherpreis auf 2063 M festgesetzt
worden.
‘ Öle und Fette. — Der amerikanische Mineralölmarkt ist weiterhin
fest, so daß mit einem Anzichen der Preise in Kürze zu rechnen ist. Die Zölle
betragen z. Z. für Mineralöle 10 260 M, für Fette 11 593,80 M und für ver-
fettete Öle 12312 M/100 kg. Die Zufuhren waren gering. Im einzelnen
wurden etwa folgende Preise gezahlt: Heißdampfzylinder öl, Flp.
280/300°, 5 bis 9 $; Sattdampfzylinderöl, Flp. 230/270°, 4 bis 5,50 $;
nnsylvanische Maschinenölraffinate, Visk. 3 bis 10 bei 50°, Flp. über
200°, 5 bis 9,50 $; dagl. amerikanische, Visk. 3 bis 10 bei 50°, Flp. unter 200°,
5 bis 8 $; Maschinenöldestillate, Visk. 4 bis 8, 4,50 bis 6 $;Spindelöl-
raffinate, Visk. 2 bis 7 bei 20°, 4 bis 5S:russisches Maschinenäl 7,25 $;
hellgelbes Maschinenfett, unbeschwertes Material, Tropfp. 75/909, 7,50 bis
9 $/100 kg Reingewicht, lose und unverzollt. — Paraffinöl für Diesel -
motoren kostet etwa 4600 M netto ohne Faß, Steinkohlenteertreiböl
bedingt einen Preis von etwa 4400 M/100 kg netto ohne Faß. — Leinöl wird
aus Holland zu 44,85 Gld/100 kg angeboten ; der Hamburger Markt verlangte
für reine Ware 1500 M/kg. — Der amerikanische Markt für Terpentinöl
ist unverändert fest;in New York wurden am 9. XI. 162 cts/Gallone notiert.
Am Hamburder Markt forderte man für amerikanische Ware 4300 M und für
französische 4350 M/kg. — Rizinusöl 1. Pressung kostet 1922 M und Ware
ə Pressung 1875 M;kg.
2. Altmetalle. — Am 8. XI. wurden am Berliner Markt folgende Preise
Bezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich 2300 bis 2400 M, unver-
zinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 2200 bis 2300 M, Maschinenrotguß, han-
delsüblich und tiegelrecht, 1800 bis 1900 M, Messingzünder, pulver- und eisen-
frei, 1500 bis 1600 M, Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 2100 bis
2200 M, reine, weiche Messingblechabfälle 1850 tis 1950 M, Schwermessing,
handelsüblich, 1450 bis 1550 M, Messingschraubenspäne, handelsüblich,
1400 bis 1450 M, altes Weichblei 950 bis 960 M, Zinkzünderlegierungen 1350
bis 1400 M, Altzink, handelsüblich, 1250 bis 1300 M, Reinaluminiumblıch:
abfälle (98/99°,5) 2700 bis 2800 M/kg in geschlossenen Quantitäten und
Wagenladungen.
Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Komnfssion des Berliner Metallbörsen-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg:
Metall | 10. X | ax | ex
Elektrolytkupfer (wire vum |
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . . .. ... | 2113,04 2758,88 1968,83
Originalhüttenrohzink
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom.| 1375,25 1464,05 | 1056,99
Raffinadekupfer 99/99,3°%% . | 2000—2100 | 2500—2600 | 1775—1525
Originalhütten weich blei 850—900 | 1075—1125 | 770—730
Originalhüttenrohzink, Preis im
œ freien Verkehr ....... 1500—2000 — —
Plattenzink (remelted) von
~ handelsüblicher Beschaffenheit] 1600 — 100 = 1050—1159
Originalhüttenalu minium
98/99% in Blöcken, Walz- oder >
Drahtbarren . 2.2.2.2... 2963 3936 2495
dgl. in Walz- oder Drahtbarren
JGO e Ben. Bee a a 2937 3560 2519
Zinn, Banka, Straits, Austral. in
Verkäuferswahl . . ..... 6300—6400 | 7625—7675 | 5350 - 5450
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 6200—6300 | 7550—7575 | 5300-540
Reinnickel 98/99% ...:.. 4300—4400 | 5100—5200 | 3800 — 380
Antimon -Regulus ...... 800—850 975—1000 | 700—720
Silber in Barren rd 900 fcin für
l kg fein 155 000 bis | 220000 bis | 142000 bis
a ea 165 000 230000 143 000
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining
Journal" am
3. XI. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert: I
s d £ s&s d
*Kupfer: best selected... 2.2.0... 6&6 0 Obis 7 0 0
E g electrolytic .. sasas.’ 00, 70 10 9
~ wire bars . 2.2 220000. 7 10 0. 0-7
* standard Kasse. . . . . .. 2? 126, 6215 0
T 2 j 3 Monate ..... 00, 6&8 R2 6
Zinn standard Kasse . . . saos 183 15 0,183 17 6
i > 3 Monate. . . 2 2... HH 50,18 7 0
s» ZBERAMB a ee 5 00,195 10 0
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei .. 26 00, 24 15 0
„ gew. engl. Blockblei ....... 29 0 O, =~- -—
Zink: gew. Sorten ... sasssa’ 37 10 0 35 10 vo
en remelted . . ». 2» 2:00.00. 34 5 0. - -7
x engl. Swansea .. 2.20... 37 10 O hefərbar Swansea
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten. . 27 £/29 f 10s.
Aluminium: 98 bis 99%, . ..a. a 92 £ 10 s Inland, 95 £ Ausland.
Nickel: 98 bis 99°% garantiert . .... 137 £ 10 s (In- und Ausland)
Wismut: jelb. . 2.2.2. 220000. 10 s.
Platin: nominal je Unze. ....... 21 £.
Quecksilber: nom. für die 75 lbs.-Flasche 12 £ /12 £5 s.
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 1286 d/13 s.
In NowYork notierten am 10. XI. 1922: Elektrolytkupfer loco 13,61;
Eisen 29,00; Blei 7,12; Zink 7,25; Zinn 37,50 cts/lb.
+ Netto.
Bezugsquellenverzeichnis.
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nicht
' berücksichtigt erden i
Frage 55: Wer fabriziert Dynamos für Beleuchtung Vvo8
Motorrädern’? l
Frage 56: Wer liefert Stecker, Kupplungen bzw. alle Teile
zum Anschluß von Koch- und Heizapparaten nach den neuesten
Normalien?
Frase57: Wer ist der Fabrikant des Mondlichtknopfschalters?’
Berichtigung.
In Heft 37 muß es in dem Beitrag „Die innere Temperatur von
Bahnmotoren als Maß ihrer Leistung“ auf S. 1167, rechte Spalte
unterhalb der Zahlentafel 1 heißen:
0,002 W/cm? anstatt. 0,084 W/cm’.
Abschluß des Heftes: 11. November 1922.
en Gau en ten an 9 Pa ar a a a ee
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin,
16. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 46. 1400 a
Teuerungszuschläge (Multiplikatoren)
der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen eleHktrotechnischen Industrie.
Nur für das Inland Gültig vom 9. XI. bis
und erhöhte Grundpreise. auf weiteres.
Festsetzung Nr. 73 (grün).
Nach dieser Festsetzung werden Aufträge abgerechnet, die bis 10. VIII. 1922 einschl. angenommen sind.
Festsetzung Nr. 73A (gelb).
A.
Bereehnung. Berechnet wird der am Tage der Lieferung geltende Teuerungszuschlag (Multiplikator). Der Lieferung ist die
Anzeige der Versandbereitschaft gleichzuachten. Ä Ä
Zahlung. Mindestens !/; des Bestellwertes am Bestelltage, Rest bei Versandbereitschaft.
i B.
Abweichend hiervon gelten für
Maschinen über 100 kW bzw. kVA, bezogen auf 1000 Umdr/min, und Zubehör, Transformatoren über 100 kVA, Apparate für
50000 V und mehr, Dampfturbinen und Zubehör, Motoren und Ausrüstungen für Straßenbahn-Triebwagen, Vollbahn-Triebwagen,
elektrische Lokomotiven, große Schaltanlagen folgende Bestimmungen:
Bereehnung. Berechnet wird der Teuerungszuschlag (Multiplikator), der sich ergibt aus der Summe der Teuerungszuschläge
(Multiplikatoren) — vom Tage der geklärten Bestellung und der Leistung der ersten Zahlungsrate an bis zum Tage der Ver-
sandbereitschaft — geteilt durch die Anzahl dieser Festsetzungen. Die am Tage des Eingangs der Anzahlung und am Tage
der Versandbereitschaft geltenden Zuschläge (Multiplikatoren) zählen mit.
Zahlung. Mindestens 500/, des Bestellwertes am Bestelltage. Diese 50°/, sind aufzufüllen nach Ablauf
von !/, der angegebenen Lieferfrist auf 600/, } des sich jeweils nach
> Ma 5 u . „ 700%, ? der Berechnung unter
n 3J; m "n n n 750/, B ergebenden Preises.
Rest bei Versandbereitschaft.
C.
Telegraphie und Fernsprechwesen berechnen nach Formel A. Zahlungen nach besonderen Bedingungen.
Anmerkung: Bei Überschreitung der vereinbarten Zahlungstermine werden Verzugszinsen in Höhe des jeweiligen
Lombardzinsfußes der Reichsbank zuzüglich Bankprovision berechnet.
Die Teuerungszuschiäge (Multiplikatoren) yind für die grüne und für die gelbe Liste die gleichen.
(Ersatz- und Reserveteile, soweit sie nicht besonders aufgeführt sind, werden, falls sie nicht zu Tagespreisen angeboten werden,
bezüglich der Teuerungszuschläge (Multiplikatoren) ebenso behandelt wie die Fabrikate, zu denen sie gehören.)
Teue-
E- rungs- | Š 5
Gegenstand 33 Qegenstand zuschlag E
= =
Generatoren, Motoren, Umformer und Dreh- "II 18. Kondensationsarlagen und Wärmeaustauschapparate
transformatoren, soweit nicht für Sonderaus- | allem. oA 2 2 a, u er e... e. o o | 56900 | 570
führungen Zuschläge in der Liste aufgeführt sind.
1. über 0.2 bis 20kW bzw. über 0,2 bis 20k VA en Zubehör zu Maschinen.
bei Generatoren... . .. . een: brén 40 || 14. Anlasser, Kontroller, Regulierwiderstände, Drosselspulen
2. über 20 bis 100kW bzw. über 20 bis 100k VA re für Einphasenmotoren, Amid Webstuhl-, Sterndreieck.
bei Generatoren. . . . . es.. pee Umdr. | ^4900 | 550 schalter, Kran- u. Aufzugsapparate(aussch]. Selbstanlasser
3. über 100kW bzw. über 100kVA bei Gene- $.Druckkn.-u. Hebelsteuerung, Schütze u. Bremsmagnete)| 53 900 | 540
Taloren. . 2.22 0er ne l 56 900 | 570 || 15. Schützensteuerungen, selbsttätige Anlaß- und Regulier-
Sonderausführungen. apparate, Selbstanlasser für Druckknopf- und Hebel-
4. Wand-, Tisch- und Deckenventilatoren . . . . . . .] 53900 | 540 steuerung, Bremsmagnete . . 2.2 2200000. 65 900 | 560
5. Elektrisch betriebene Werkzeugmaschinen . . ... . 40900 | 410 || 16. Gleitschienen, Verankerungen. . . . 2.2.0... . «| 51900 | 520
bs. Widerstandspunktschweißmaschinen mit einer Dauerlei- 16a. Kupplungen, Zahnradvorgelege, Riemenschwingen . .| 51900 | 520
stung von 4 kVA bis 35kVA, Widerstandsstumpfsch weiß-
ae mit einer Dauerleistungvon4kVA bis 120k VA Bahnmaterial. |
und wassergekühlte Nietenwärmer von 8 bis 25 kVA | 17. Bahnmotoren u. f bis 150 kW Stundenleistung . .| 47900 | 480
Dawerleistung. . . - .:. 200er ne 34 900 | 350 elektr. Bremsen Gabe 150 kW a . «| 53900 | 540
6. Elektrisch betriebene Hauswasserpumpen, Entetäubungs- 17a. Bahntransformatoren . . . s. 0 ve m nern 54900 | 550
pumpen, Kompressoren und Zentrifugalventilatoren . .| 53900 | 540 || 17b. Motorkompressoren und Motorventilatoren (vollständige
1. Gesteinsbohrmaschinen und -geräte . . . 2.2... 341 900 | 850 Aggregate) . .... ER EEE a 53 990 | 540
8 Vollständig ausgerüstete Motorkarren, Motorschleifen, 170. Hilfsmotoren . . 2 2 0 0 0 0 0 0er rn 53900 | 540'
Motortragen, Motorwagen . . 2.2.22 2000... 53 900 | 540 || 18. Stromabnehmer, Fahrschalter, Fahrtwender, elektr.
9. Kleinste Motoren bis 0,2 kW bzw. 0,2 kVA bei Gene- Kupplungen, Trennschalter, Erdungsschalter und Son-
ratoren, bezogen auf 1000 Umdr., sowie Sondermotoren derausführungen von Schaltapparaten und Installations-
für Nähmaschinen, Bureau- und Haushaltmaschinen, materialien für Bahnfahrzeuge . . . . 2. 2 2 2 2.2. 47900 | 480
medizinisch Apparate usw., ferner Kommutator- 18a. Bahnschütze, Relais, Anfahr- und Shuntwiderstände .| 47 900 480
Motoren für Ein- und Mehrphasenstrom bis 20 kW, 19. Vollständige elektrische Ausrüstungen für Straßenbahn-
bezogen auf 1000 Umdr. un. Vertikalmotoren bis 20 kW, triebwagen und mit elektrischer Bremse versehene An-
bezogen auf 1000 Umdr. .. .. . oeeo o o e o .] 53900 | 540 hängewagen, ausschl. Leitungen und Montage, ferner
Dampfturbinen. | vollständige elektr. Ausrüstungen von elektr. Lokomo-
10. Turbosätze, bestehend aus tiven für Bergbau und Industrie. . . 2 2 2 a.a.’ 47 900 | 480
a) Turbogeneratoren, Dampfturbinen, mit und ohne 20. Vollständige elektrische Ausrüstungen von Vollbahn- |
Zwischenvorgelege, und Kondensationsanlagen 51900 | 520 Lokomotiven u. Vollbehn-Triebwagen, einschl. Montage| 52900 | 530
b) Turbokompressoren oder Turbogebläsen oder Zahn- 21. Elektrische Lokomotiven für Bergbau und Industrie .| 52900 | 530
radvorgelegen, Dampfturbinen und Kondensations- zer 2la. Elektrokarren und ähnliche Fahrzeuge . ...... 37 900 | 380
BDIAGEN: c-c u ne race Bee ee 510
11. Turbogeneratoren allein . 2 a oe er rn 49900 | 500 || Transformatoren!) und Gleichrichter.
12. Dempfturbinen, Zahnradvorgelege, Turbokompressoren 22. Öl- und Trocken-Transformatoren bis 100 kVA . .| 52900 | 530
und Turbogebläse allein... . o. 22220000 46 900 | 470 || 22a. „ „ i * = über 100 kVA . .| 54900 | 550
») Hiernach werden auch berechnet: Drosselspulen für Einankerumforiner und Spannungsteiler, je nach innerer Leistung.
bezahlt werden! Zahlkarte lag dem’Heft 45 vor Anzeigenseite XV bei.
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ME m m
1400 b.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 46.
, Teue- |2.
’ rung- |F:
Gegenstand Gegenstand schlag EE
%,
16. November 1922.
23. Gleichrichter mit Glaskörper, einschl. Zubehör . . . .| 23900 | 540 62. Zählertafeln, armiert . . 2 2 2 222 een 33 900 | 34
23a. Ersatz-Glaskörper . . . ees sss couo >. . | 11900 | 120 || 53. Drehschalter, Steckdosen und Stecker, soweit nicht in
24. Gleichrichter mit Eisenkörper, "einschl. Zubehör . . . .| 56900 | 570 E E eg -Abzweigdosen, -Scheiben und a
-Klemmen u. KERREERLENIERTE
s Schaltapparate und Material für Schaltanlagen, 54. Tstalletionmarl in Gußgehäuse und guBeisernes
25. Hebelschalter, Erdschluß- und Stromrichtungsanzeiger, Instellationsmateril . . 2 222000 een en. 43900 | H
Instrumenten- und Kurbel-Umschalter, soweit nicht in 55a. Metallfassungen . . . . 2 20 2 er eeenn. 40 900 | 419
Gußgehäuse s ais 2.0 8 na wa Een 50 900 | 510 || 55b. Schalenhalter, Nippel, Kabelschuhe und Verbinder
26. Selbsttätige Schalter, soweit nicht für Ölfüllung und nicht u. dgl. „222.0. u ur 40 900 | #10
in Eisen- oder Gußgehäuse; Fern-, Zeit-, Zellenschalter] 56900 | 570 || 56. Glühlichtarmaturen, Handlampen, Fassungen aus Por-
27. KNiederspannungs-Streifen- und Röhren- Sicherungen für zellan und Isolierstoff . DES LH Er LE Er EEE e e e| 40900 | 40
Schalttalelbau =. 0 e a e i ae koe erie an 54900 1 550 II 60. Installationsmaterial für Schitfe (ausschl. der zwei-
27a. Schmelzeinsätze für Niederspannungs-Sicherungen . .| 46 900 | 470 teiligen Stöpsel aus Zeile 45a und 45b). . . . . e . .| 40900 | 410
28. Hochspannungs-Trennschalter, Masttrennschalter, Isolierrohr und verbandsmäßiges Zubehör. = en
Streckenschalter, soweit nicht für Öl... .. . . .| 56900 | 570
29. Hochspannungs- Sicherungen, armierte Stützen und ar-| _ Glühlampen.
mierte Wanddurchführungen . .... . e. | 56 9)0 570 || 68a. Glühlampen jeder Art, einschl. Heizlampen, ausschl. Tele-|} 700 auf di g
29a. Schmelzeinsätze für Hochspannungs- Sicherungen . . | 46990 | 470 phonlampen, für Normalspannungen (20 V und darüber); Listen-
30. Freileitungs-Hörnerschalter. . .. 2 2 22.2. . . | 56900 | 570 || 68b. Glühlampen jeder Art für Niederspannungen (unter 20V )| (preise vom
31. Konzentrische Klemmen (Zentralklemmen) . . . . .| 53900 | 540 sowie Telephonlampen. ....... a 5% 31. VII.
2. Ölschalter (ohne Öl)einschl. Hilfsapparate .. ... . 56 300 | 570 Telegravhie d F h
33. Überspannungs-Schutzvorrichtungen (außer Schutz- und BTA PTIC un SI SDLESIWSRON.
Erdungsdrosselspulen) . . 2 2 ee o e v o a o o o | 56990 | 570 69a. 1. Läutewerke (Wecker), Anzeige- Vorrichtungen (Ta
34. Schutzdrosselspulen . . . 22 2 220220200. 54900 | 559 bleaus), Aus- und Umschalter sowie Holzdrücker .| 21900 | 2
35. Erdungsdrosselspulen . onoonoae . .| 54900 | 55 2. Tür- und Fensterkontakte sowie Metallkontakte 27 900 | Zu
36. Motorschalttafeln, auch mit selbsttätigen Schaltern . .| 56900 | 570 || 69b. Hausfernsprech-Apparate für Batterieanruf und ein-
37. Gerüste und Platten für Schaltanlagen mit zugehörigen fache Induktor-Apparate , . ... 22220000. 41900 | 4
Sammelschienen, Verbindungsleitungen und Kleinma- 69c. Fernsprech-Apparate zum Anschluß an Zentralum-
terial ausschl. Instrumente und Apparate, aber einschl. schalter und öffentliche Fernsprechnetze . . . . .. | 4190 | 4M
Zusammenpassen beim Lieferer. (Sammelschienen und 693d. Zentralumschalter und Amtseinrichtungen . . . |. .| 43900 | 4
leitungen für Aufträge ab 13. XI. 1921 netto zu 69e. Wasserdichte Signal- und Fernsprech-Apparate . . . .| 41909 | 4
Tagespreisen mit Kupferklausel) .. 2..2.. >. .| 56900 | 570 69f. Apparate für Telegraphie . . . 22 2... e. > | 41900 | ev
38. Sehaltkästen, Schaltschränke, Schaltpulte . ..... 57900 | 580 || 698. Kondensatoren für Fernsprechzwecke, . ...... 7900 | ~
39. Schaltapparate und Schaltgruppen in Gußgehäuse . .| 57900 | 580 || 70. Linienwähler-Anschlußschnüre . . . nn Paraband . t n
MeßBapparate und Zubehör. 71. Stöpselschnüre (Privattypen) m. Glanzgarngespinst.. e| 17900 | I8
Jla. Strom- und Spannungsmesser in gewöhnlichen runden 12. Apparatschnüre (Privattypen) ....... e. e | 13900 | It
Blechgehäusen nicht über 250 mm Sockeldurchmesser
zum Aufbau oder Einbau für Schalttafeln mit Dreheisen- Bogenlempen und Zubehör,
oder Drehspulmeßwerk mit Dauermagnet. Tragbare Iso- 13. Bogenlampen und Armaturen für allgemeine Beleuch*
lations- und Leitungsprüfer Des nnd ae A un 39900 | 400 tungszwecke Be har N ae A re ee sa 35 900 | Ir:
41h. Sonstige zeigende und schreibende Me Binstrumente, cin- 24. Bogenlampen für technische Zwecke ee Er 35 900 | u
schließlich Wandarme und Säulen, für Starkstroman- (9. Scheinwerfer (ausgenommen solche für Heer, Kriegs-
lagen. Tragbare Kontrollinstrumente olıne Spiegel- = und Handelsschiffe) ae Er re en) ID
skala. Montage- und Blitzableiter-Meßbrücken. Tempe 6. Widerstände DR Er ‘’ Ba en ae u ee a a 42 990 | 45
raturmeßgcräte, Schiebewiderstände , . . . . à 39900 | 490 11. Aufhängevorrichtungen . 2 2 2 2.200.000 e| 34990 | 3.
4lc. Präzisions- und Laboratoriums-Meßgeräte . . 2... 33900 | 400 18. Leitungskupplungen . . . 2.2... Ber Se e.. e o| 35900 | 3t:
a. Zähler. rn er 34900 | 350 || 79. Transformatoren und Drosselspulen . . 2 2 2 o o o o 52900 | 3
43. MeßBwandler und Zubehör 2. 2... e. . | L900 | 5:0 || Gummifreie Isolierstoffe.
Installationsmaterial. - 80. Normalplatten ooe ll 3 25900 l ar
44. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) . . . 2... 41 900 | 420 S1. Zählertafeln, unarmiert . .. 2.2... e e e| 33990 | 3
dba. Zweiteilige Sicherungsstöpsel (Patronen, Stöpselköpfe, 82a. Isoliergriffe in verbandsmäßiger Ausführung ee 44900 | +r'
Paßringe bzw. Paßschrauben) Größe I, II u. HI (Klein-, 2b. Isoliergriffe in nichtverbandsmäßiger Ausführung e| IR |
Normal- u. Groß-Elison-Gew.) . N REN 34990 1250 || 83- Sonstige Preßteile unter Mitlieferung von Metall (ar-
Abb. Wie 45a, jedoch Größe IV, V und vi EE E TE 40990 | +10 inierte Anschlußklemmen usw.). . 2.2.2... «e e | 44900 I Kr!
db. Einteilige Siche -rungsstöpsel und Kontaktschrauben . .| 24900 | 250 || 84. Sonstige Pre Bteile ohne Mitlieferung von Metall
dba Schmelzeinsätze für Streifensicherungen, auch solche mit a) mit einem Stückgewicht bis W "SE f 41900 |4
Umhüllungen aus Porzellan u. dgl. . 2. 2 2 2 2.0. 46 990 | 470 b) » » ID über U g.e o | 33900 | 3
47. Sicherungselemente (Einzelsicherungen) zum Bing- ac est
bolzen-Sicherungssystem (Biemens) . . .. . $ 33900 | 3% Heiz- und Kochapparate. a
48. Patronen zum Ringbolzen-Sicherungssystem (Siemens) 25 900 | 26V 5 iz- Koe Vereinigusa
49. Sicherungselemente (Einze Isicherungen) und Patronen Zen en d Fabr elent
zum Keilkontakt-Sicherungssystem (Siemens). . . 25990 | 260 || Verschiedenes apparate E.V
. Verteil i
fa ie me nl es a in Gub- 36.900 | 370 Transformatoren-, Anlasser- und Schalter-Öl: Nettopreis für Lieferungen
51. Fıieileitungs- und Hausanschluß- Sicherungen, Freilei- ab 9. XI. bis auf weiteres mindestens 70000 M für 100 kg ohne Faß.
tungs-Armaturen bis bUU V, soweit nicht in Gußgehäuse! 35 900 | 370 Verpackung: gemäß Niederschrift 6003/V der Preisstelle (3. Fassun;
Für Lieferungen zu gleitenden Preisen in Reichsmark nach
Deutech-Österreich, Südslawien, Tschechoslowakei, Ungarn,
Dan-
zig. Memel, Polen, von Polen besetzte Gebiete, Rußland und Rand-
bekanntgegeben werden. Ab 9. XI. 1922
gaben der Ausgabe 20f.
gelten die ån-
Diese Tabellen, die wir wegen
Raummangels nicht abdrucken können, sind bei der Außenhande!--
stelle für deutsche Verkäufer erhältlich. Für die Anwendung de'r
Multiplikatoren gilt die gleiche Berechnungsformel, wie vorstehen:!
für die deutschen Inlands-Teuerungszuschläge veröffentlicht.
staaten, Griechenland, Bulgarien, Rumänien gelten Umrech-
nungsmultiplikatoren, welche jeweilig von der Valuta-
Kommission der Preisstelle festgesetzt und in besonderen Listen
Druck von H. 8. Herinann & Co., Berlin SW 19, Beutbstr. 8.
x
ET
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
Inhalt: Entwicklung, Stand und Aufgaben
der elektr. Beleuchtung. Von H. Lux. 1401.
Das Wasserkraft-Elekirizitätswerk des nor-
wegischen Staates am Glomfjord. Von Gg.
Versagen der Untergrundbahnen,
sierung der Illinois-Central-Bahn
spanntem Gleichstrom,
v. Troeltsch. (Schluß.) 1405.
Drehstromanlagen. Messung der Isolationswider- | land Railway in England.
stände von Hochspannungsanlagen während des
Betriebes. Von E. Marx. 1409.
_ Aus der englischen Eiektrizitätswirtschaft. | JeF Funken der Marximalepannung.
Ein neues Elektrizitätsgesetz. Von Siegel. 1410. Wechselstromkurven
- Die zweckmäßigste Anordnung von Ver-
tellungsleitungen In Industriellen Anlagen, Von
er : 8 llungen.
K. Perlewitz. 1411. WERT a eh en
Verschiedenes. 1415. Selbsttransfor-
Rundschau, Elektromaschinenbau. mierender Starkstromwecker, System Kerbaker.
1413. Gesichtspunkte bei der Aufsteilung großer — AGÖ-Ausschuß für die Gebührenordnung.
Drehstrommaschinen. Die neuen Sätze der Gebührenordnung für Zeugen
Verkehr und Transport. 1413. Neue und Sachverständige. — Durch Elektrizität 1920
Türanordnung in Straßenbahnwagen. — Strom- in den V.S. Amerika verursachte Brandschäden.
abnehmer für Gleisarbeiten. — Vollständiges Industrie und Handel. 1416. Deutsch-
HEFT 47 (1401—1424)
Ni Al I IM: HI
DIENEN
und Straßenbahnen in Brooklyn. — Die Elektri-
Fernmeldetechnik. 1414. Über
Bestimmung der Lage des Erdpotentials in telegraphie. — Das Zugkontrollsystem der Mid-
Physik und theoretische
trotechnik, 1415. Die zersetzende Wirkung
— Ein neues
Aufnahme
Jahresversammlungen,
|
Í
|
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BERLIN, DEN 23. NOVEMBER 1922
F NM ih"
land. — Der deutsche Außenhandel mit elektro-
techn, Erzeugnissen im September 1922.
Vereinsnachrichten. EV. 1419, Einladung zur
Sitzung am 28. XI. 1922. — Vortragsreihe für
Hörer mit Fachschulbildung. — S$itzungsbericht
vom 24. X. 1922.
VDE, 1420. Prüfstelle. 3
Sitzungskalender. 1420, J
Persönliches. 1421. Nobelpreis für Physik. —
Nobelpreis für Chemie. — Auszeichnungen, —
Hochschulnachrichten: j
Briefe an die Schriftieitung. 1421. Mittel-
deutschlands 100000 V-Netz, Von Allgemeine
Elektricitätsgesellschaft.
Literatur. Besprechungen. 1421. F.
Weinhold—L. Weinhold, Physikalische
Demonstrationen.
Eingänge. 1422,
Geschäftliche Mittellungen. 1422.
Warenmarkt, 1423.
Bezugsquellenverzelchnis, 1424,
43. JAHRG.
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74 FUR POST- U, HAUSVERKEHR
| TELEPHON- FABRIK A.G,
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HANNOVER
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Reichhaltiges Lager
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ELEKTROMOTOREN,
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Berlin N 65, Müllerstraße 30
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Ahr 1922 muß von Postabonnenten sofort
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. | Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 47. 23. November
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Wattmeter
für Schalffafeln u. Montage und
alle anderen Meßinsfrumenfe
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Elektrot
1401
echnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Sehriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 23. November 1922.
Heft 47.
Entwicklung, Stand und Aufgaben der elektrischen Beleuchtung.
Von Dr. H. Lux, Beratender Ingenieur, V. B. I.
Übersicht. Es wird im ersten Teile eine Darstellung der geschicht-
lichen Entwicklung der elektrischen Lichtquellen von dem Davy’schen
Lichtbogen bis zur Bogenlampe mit eingeschlossenem Flammenbogen
und den Dampflampen, ferner von der Kohlenfadenglühlampe bis zur
Gasfüllungslampe mit Metalldraht gegeben. Die wichtigsten Luminescenz-
lampen werden besprochen. Bei der Behandlung ist besonderer Nach-
druck auf die rein physikalischen Erscheinungen gelegt, um durch diese
ein Urteil darüber zu gewinnen, ob und welche Fortschritte auf dem
bisher eingeschlagenen Wege zu erzielen sind. — Im zweiten Teile wird
diese Untersuchung auf Grund der Gesetze für die Temperaturstrahlung
durchgeführt, wobei sich ergibt, daß in ökonomischer Hinsicht die Er-
zeugung von Licht durch Temperaturerhöhung ein Irrweg ist, da sich
theoretisch hier nur ein visueller Nutzeffekt von 14,5°/, ergibt, der mit
den heutigen technischen Mitteln nicht einmal erreicht werden kann. —
Es wird sodann, unter Zugrundelegung der neueren Anschauungen über
den Atombau und die Entstehung von Licht durch Elektronenbewegung
der Weg angedeutet, wie unter Umgehung der Temperaturstrahlung
durch direkte Elektronen-Anregung ein wirklich ökonomisches Licht
erzeugt werden könnte, bei dem eine vollständige Umsetzung der auf-
gewandten Energie in Licht erfolgt. Auch hier wird die erreichbare
Grenze festgelegt, die 650 + 33 Lm/W beträgt. Über dieses Maximum
kann man nicht hinausgelangen, da es durch die physiologische Natur
unseres Auges bedingt ist. — Zum Schluß wird darauf hingewiesen,
daß wir bei dem verhältnismäßig einfach zu lösenden Probleme, die
vorhandenen Lichtquellen in rationeller Weise zur Beleuchtung anzu-
wenden, von der Verwirklichung praktisch noch viel weiter entfernt
sind als von dem viel schwieriger zu lösenden Probleme der rationellen
Lichterzeugung, weil man sich in weiten Kreisen der Einsicht verschließt,
daß eine „gute“ Beleuchtung ein ebenso wichtiger, wertsteigender Faktor
im ganzen Produktionsprozesse ist, wie die Erfindung der rationellen
Lichtquelle selbst. (Die hierbei zu lösenden und leicht erfüllbaren
Aufgaben sind in der Festschrift der „ETZ“ von 1922, S. 32 ff. dar
gelegt worden.)
. [n der technischen Entwicklung der elektrischen Lichtquellen
ist gegenwärtig eine Atempause eingetreten, gleichzeitig ist die
theeretische Forschung über die möglichen Leistungen so gut wie
abgeschlossen, weitere Forschungsergebnisse dürften an dem heute
erreichten Stande der Erkenntnis wohl nicht mehr als nur leise Kor-
rekturen anbringen. Ein solcher Augenblick ist wohl geeignet, einen
Rückblick auf den Entwicklungsgang zu werfen, den erreichten
Stand zu umreißen und die Aufgaben zu formulieren, die bei der
Erzeugung und Anwendung des elektrischen Lichtes zu erfüllen
sind.
I. Die Entwicklung der elektrischen Lichtquellen.
Die Bogenlampen.
Bis vor kurzem galten die Bogenlampen noch als das stolzeste
Kind der Lichttechnik. Die Leistungen der Glühlampentechnik
haben sie jedoch gegenwärtig stark zurückgedrängt, woran auch -
die Modelaune einen nicht unbeträchtlichen Anteil haben dürfte.
Immerhin ermöglichen die Bogenlampen nicht nur die absolut
höchsten Lichtleistungen, sondern in einigen ihrer Formen sind sie
die rationellsten und ökonomischsten Lichtquellen der Gegenwari.
Sie gehören auch historisch an den Anfang dieser Betrachtung.
Die Entdeckung des Lichtbogens zwischen zwei Kohlenelek-
troden durch Davy im ersten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts
blieb bis in die siebenziger Jahre hinein ohne technische Bedeutung.
Erst die Dynamomaschine schuf hier entscheidenden Wandel. An-
fangs bedingte jede Bogenlampe ihre eigene Stromquelle, bis es
Jablochkoff im Jahre 1876 gelang, mit seiner elektrischen
Kerze eine Unterteilung des Lichtes, die gleichzeitige Speisung
mehrerer Lichtquellen von einem gemeinsamen Stromkreise aus,
herbeizuführen. 1879 löste v. Hefner-Alteneck mit der Dif-
ferentialbogenlampe die gleiche Aufgabe in wesentlich vollkomme-
nerer Weise. Bis zur Jahrhundertwende erstreckte sich die Er-
findertätigkeit hauptsächlich auf das Regelwerk der Bogenlampen.
Neben der Differentialbogenlampe erlangte vorübergehend auch
die Nebenschlußlampe einige Bedeutung. Da die günstigste Licht-
bogenspannung bei 40 bis 43 V liegt, wozu noch der geringe Span-
nungsabfall im Vorschaltwiderstande hinzukommt, so ergab eich
als zweite wichtige Aufgabe die Durchbildung einer wirtschaft-
lichen Schaltung der Bogenlampen an das Netz. In Amerika wurde
vielfach die Reihenschaltung bei Konstanthaltung der Stromstärke
bevorzugt, auf dem europäischen Kontinente dagegen zog man Pa-
rallelschaltung in Netzen für konstante Spannung vor. Es erwuchs
deshalb die Aufgabe, für die üblichen Spannungen von 110 und 220 V
die Zusammenschaltung von 2 bzw. 4 Bogenlampen zu ermöglichen,
was ohne nennenswerte Schwierigkeiten gelang. Bei Wechselstrom-
bogenlampen, deren Lichtbogen nur 27 bis 35 V besitzt, gelang auch
die Drei- bzw. Sechsschaltung. Die Unruhe des Lichtbogens wurde
bis zu einem gewissen Grade, jedoch durchaus nicht vollkommen,
‚dadurch beseitigt, daß bei Gleichstromlampen die positive, bei
Wechselstromlampen beide Kohlen mit einem weichen Kohlendochte
versehen wurden. Die spezifische Leistung betrug rd 15 Lm/W
bei Gleichstrom und etwa 6,5 Lm/W bei Wechselstrom, die Brenn-
dauer mit einem Kohlenpaare etwa 7 bis 8h. Diese verhältnismäßig
kurze Brenndauer, die sowohl bei der Straßenbeleuchtung als auch
bei ausgedehnten Parlamentssitzungen häufig zu unliebsamen Stö-
rungen führte, machte den Wunsch auf Verlängerung der Brenn-
dauer rege. Sie gelang durch den teilweisen Abschluß des Licht-
bogens von der Außenluft. Die von J a n d u 8 erstmalig konstruierte
Dauerbrandbogenlampe brachte es bis zu 200 Brennstunden. Trotz-
dem vermochte sich die Dauerbrand-Bogenlampe nicht für die
Zwecke der allgemeinen Beleuchtung einzuführen. Bei einer Bogen-
spannung von 70 bis 120 V ist der Lichtbogen sehr lang, ausge-
sprochen selbstleuchtend und sehr reich an kurzwelligen Strahlen.
Aber die Lichtausbeute ist selbst bei Gleichstrom gering, sie beträgt
nur rd 9,5 Lm/W, und das Licht ist außerordentlich unruhig. Für
photographische Zwecke, als Aufnahmelampe in großen Ateliers,
besonders für Kinosaufnahmen, ferner für photegraphische Repro-
duktionen, zur Herstellung von Lichtpausen ist die Dauerbrand-
lampe auch heute noch unentbehrlich.
Ein wesentlicher und entscheidender Fortschritt in der Ent-
wicklung der Bogenlampe geschah durch die Einführung von Kohlen,
die mit Metallsalzen getränkt sind. Es entsteht hierbei ein stark
selbstleuchtender Flammenbogen, und die Lichtleistung erhöht eich,
besonders bei den Kohlen für gelbes Licht, auf das nahezu Vierfache
gegenüber den Bogenlampen mit Reinkohlen. Die von Bremer
1899 in den Verkehr gebrachten Effekt-Bogenlampen haben die ge-
wöhnliche Bogenlampe rasch vollständig verdrängt. Wegen ihrer
besseren Leitfähigkeit konnten die Effektkohlen wesentlich dünner
sein als die bisher üblich gewesenen Reinkohlen; um gentigend lange
Brenndauer zu erzielen, mußten sie freilich auch entsprechend län-
ger werden. Das ergab den Zwang, anstatt der bisher senkrecht
übereinander angeordneten Elektroden schräg nebeneinander
stehende anzuwenden. Die Lampen erhielten hierdurch einen recht
unschönen Aufbau, freilich wurde gleichzeitig, begünstigt durch
Sparer aus Magnesia oder Schamotte, sowie durch die Anwendung
von Blasmagneten eine ausgesprochene Richtung des erzeugten
Lichtstromes nach unten erzielt, wie sie für die meisten Anwen-
dungszwecke, besonders zur Beleuchtung großer Hallen erwünscht
ist. Für die Straßenbeleuchtung ist diese Strahlung jedoch weniger
günstig; man vermochte zwar durch Anordnung dioptrischer
Glocken um den Lichtbogen den Lichtstrom stärker in horizontaler
Richtung zu lenken, empfand das doch aber als einen Notbehelf
gegenüber den Bogenlampen mit übereinander stehenden Elektro-
den, bei denen von vornherein die Strahlung in einem schwach gegen
die Horizontale geneigten Winkel (etwa 35°) überwiegt.
Ein ganz besonderer Nachteil der Effektbogenlampen ist die
starke Entwicklung von Dämpfen, die die Glasglocken rasch ver-
schmutzen und diese dazu noch wegen ihres Fluorgehaltes stark
angreifen. Aus diesem Grunde ließ sich zunächst auch die ver-
hältnismäßig kurze Brenndauer der Effektbogenlampen durch Ein-
schluß des Flammenbogens nicht verlängern. Erst durch Tito Livio
Carbone wurde dieses Problem im Jahre 1910 vollständig gelöst.
Er schließt den unteren Teil der Lampe, die wieder senkrecht über-
einander angeordnete Elektroden aufweist, in eine sehr enge Glas-
glocke ein, die sich in der Gegend des Flammenbogens plötzlich
1402
stark erweitert. Oberhalb des Flammenbogens ist ein geräumiger
Sammelraum für die Dämpfe angeordnet. Der den Flammenbogen
umgebende Glockenteil wird am stärksten erhitzt, und es entsteht
ein starker Temperatursprumg sowohl an der Übergangsstelle zum
unteren, engeren Glockenraum als auch zu dem oberen Sammel-
raum. Hierdurch wird einmal die Leitung der Dämpfe in bestimm-
ter Richtung dann auch die rasche Kondensation in den kühleren
Räumen befördert. Carbone gelang es so, bei seiner Flammeco-
lampe, die von der AEG fabriziert wurde, eine Brenndauer bis zu
120 h zu erzielen und die eigentliche Glocke praktisch vollkommen
beschlagfrei zu halten. Auch von den Siemens-Schuckertwerken
und von Körting & Mathiesen sind ähnlich günstig wirkende Dauer-
brand-Flammenbogenlampen gebaut worden. Die spezifische Lei-
stung dieser Lampen beträgt rd 40 Lm/W bei einer absoluten Lei-
stung von rd 33uu HA, der 15 A-Lampe. Obwohl diese spezifische
Leistung von keiner anderen der zur allgemeinen Beleuchtung ge-
bräuchlichen, künstlichen Lichtquellen erreicht wird, und obwohl
auch die Brenndauer eines Kohlenpaares günstig genug ist, hat doch
auch die Bogenlampe mit eingeschlossenem Flammenbogen dem An-
sturm der Gasfüllungslampe weichen müssen und ist nur noch an
verhältnismäßig wenigen Stellen — u. a. noch zur Straßenbeleuch-
tung in Berlin — in Gebrauch. Es sind aber gegenwärtig „Bestre-
bungen im Gange, derartige Lampen für kleine Stromstärken (3 bis
6 A) und lange Brenndauer zu schaffen, die unter Umständen eine
starke Konkurrenz für die Gasfüllungslampe bilden können.
Ausgehend von der Tatsache, daß der glühende Krater der
positiven Elektrode eine von der Strombelastung nahezu unabhän-
gige Temperatur besitzt (rd 4200° abs.), liegt die Annahme nahe,
daß sich hier ein Schmelz- bzw. Verdampfungsphänomen abspielt.
Diese Annahme hat eine wesentliche Stütze durch systematische
Versuche Lummers erhalten, der den Nachweis erbrachte, daß
die Temperatur des positiven Kraters von dem Atmosphärendruck
abhängig ist, unter dem die Bogenlampe brennt. Durch Steigerung
des Druckes gelangte Lummer bei 22 at Überdruck zu Temperaturen
bis 7600 ° abs., die die der Sonne erheblich übertrafen, und wobei
zugleich auch eine Leuchtdichte (Flächenhelle) des positiven Kra-
ters erzeugt wurde, die die der gewöhnlichen Bogenlampe ganz
außerordentlich übertrifft, 283400 HK/cm? (nach Gehlhoff und Sche-
ring) anstatt 18000. Es mag dahingestellt bleiben, ob die auf opti-
schem Wege gemessene Temperatur nicht zu hoch bestimmt worden
ist, weil Lummer bei seinen Versuchen Salzkohlen anwandte, so daß
bei der optischen Temperaturbestimmung zu der Strahlung des
Kraters noch die Strahlung des leuchtenden Flammenbogens hinzu-
trat; jedenfalls aber lieferte Lummer den Beweis, daß durch die
Druckbogenlampe der Wirkungsgrad ganz enorm gesteigert werden .
kann. Leider ist es jedoch bisher in der Praxis noch nicht gelungen,
die Druckbogenlampe zu einem wirklichen Leuchtgerät auszu-
bilden, und nach den sehr eingehenden Versuchen von Mathiesen
von der Firma Körting & Mathiesen!) erscheint es außerordentlich
zweifelhaft, ob das überhaupt je möglich sein wird, denn wir be-
sitzen kein durchsichtiges Material, in das der Lichtbogen einge-
schlossen werden müßte, das bei gleichzeitiger Erhitzung den in
Betracht kommenden hohen Drucken gewachsen wäre. Bei niederen |
Drucken von 2 bis 3 at, wo unter Umständen noch Glasglocken
angewandt werden könnten, ist nach Mathiesen der praktisch erreich-
bare Wirkungsgrad nicht wesentlich höher als der einer gewöhn-
lichen Bogenlampe mit eingeschlossenem Flammenbogen, ganz
wesentlich geringer aber ist die Betriebssicherheit einer derartigen
Druckbogenlampe. Die Versuche Lummers können also zunächst
nur als wertvolle theoretische Studien über die Natur des Licht-
bogens angesehen werden, denen aber die praktische Bedeutung noch
völlig abgeht.
Auf wesentlich anderem Wege gingen Beck und Gehlhoff
vor, um die Leuchtdichte des Boxenlampenkraters zu erhöhen. Sie
wandten gleichfalls Effektkohlen an, steigerten aber die Strom-
dichte bei der Belastung auf das ungefähr Zehnfache. Während
nämlich die normale positive Kohle eines BO A-Scheinwerfers einen
Durchmesser von 36,5 mm besitzt, wandte Gehlhoff Kohlen von
nur 16 mm Durchmesser an, die er mit 250 A belastete; indem gleich-
zeitig Mittel vorgesehen wurden, den Krater sich möglichst tief
ausbilden zu lassen und sein Übergreifen über den Kraterrand zu
verhindern, gelangte er zu Leuchtdichten von 126000 FK/cm? und
einer optisch gemessenen Temperatur von rd 5100° abs. Die unter
wesentlicher Mitwirkung der Firma Görz ausgebildete Beck -Schein-
werfer-Bogenlampe ist aber in der Hauptsache, wie das schon ihr
Name sagt, auf die Verwendung in Scheinwerfern und Projektions-
apparaten beschränkt. Jedenfalls sind noch keine Versuche ge-
macht worden, sie auch in den Dienst der allgemeinen Beleuchtung
zu stellen.
Neben der Kohle ist auch noch anderes Material für die Bogen-
lampenele ktroden benutzt worden. Von größerem Interesse ist hier
dieSteinmetz -Bogenlampe, deren negative Elektrode aus einem
dünnwandigen mit Magnetit gefüllten Eisenrohre besteht, die allein
verzehrt wird, während die positive Elektrode aus einem sich kaum
abnützenden Kupferblocke hergestellt wird. Lampen dieser Art
sind fast nur in Amerika in Benutzung. Bei einer Lichtbogenspan-
nung von rd 80 V liefert sie ein rein weißes Licht, das dem diffusen
Himmelslichte in seiner Färbung sehr nahe kommt, ihre Licht-
1) Untersuchungen über den elektrischen Lichtbogen von Wilh. Mathiesen,
Leipzig 191.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47.
23. November 1922.
leistung beträgt rd 25 Lm/W. In ähnlicher Weise ist auch an Stelle
von Magnetit: Titankarbid benutzt worden. Auch diese Lampe ist
kaum nach dem Kontinente herübergekommen, und auch in Amerika
hat sie nur in geringem Umfange Anwendung gefunden.
Gegenwärtig wird eifrig daran gearbeitet, Bogenlampen mit
Wolfram-Elektroden herzustellen, die im Vakuum brennen sollen.
Der Lichtbogen zwischen den feststehenden kugelförmigen Elek-
troden wird unter Benutzung eines Elektronenstoßes gezündet. Die
Lampe ist bisher noch nicht über das Versuchsstadium herausge-
kommen. Sie leistet rd 12,5 Lm/W. Neuerdings verlautete, daß es
der Firma Philipps in Eindhoven (Holland) gelungen sei, die
Wolframbogenlampe, die sich wegen des punktartigen Charakters
ihrer Kraterfläche ausgezeichnet zu Projektionszwecken eignen
würde, fabrikationsmäßig für Wechselstrom herzustellen.
Quecksilberdampflampe.
Die Quecksilberdampflampe gehört streng genommen gleich-
falls noch zu den eigentlichen Bogenlampen, denn es wird hier
zwischen einer flüssigen Kathode (Quecksilber) und einer festen
Anode (Eisen oder Kohle) ein Lichtbogen erzeugt. Aber während
bei den Bogenlampen mit Kohlenelektroden der Lichtstrom im
wesentlichen von dem hochtemperierten Elektrodenkrater aus-
gesandt wird und nur bei den Flammenbogenlampen der Bogen als
sekundärer Strahler mit hinzutritt, strahlt bei der Quecksilber-
dampflampe lediglich der Lichtbogen selbst. Da in ihm Quecksilber-
dampf zum Leuchten kommt, so ist das Spektrum des Quecksilber-
dampflichtes ein reines Linienspektrum, im Gegensatze zu dem
kontinuierlichen Spektrum der Reinkohlenbogenlampe, das nur von
einem verhältnismäßig schwachen Linienspektrum überlagert wird,
herrührend von den leuchtenden Gasen und Dämpfen der Atmo-
sphäre, in der der Lichtbogen entsteht. Im wesentlichen ist es das
Spektrum des Stickstoffes und Cyans und der in den Koblen vor-
handenen metallischen Verunreinigungen wie Natrium und Kal-
zium, bei den Flammenbogenlampen natürlich noch das Spektrum
der den Kohlen beigemischten Metallsalze. Während also bei der
Reinkohlenbogenlampe ausschließlich Temperaturleuchten
stattfindet, haben wir bei der Quecksilberdampflampe reines Lu-
mineszenzleuchten, dessen Intensität von dem herrechen-
den Dampfdrucke und der Temperatur abhängt, von der Temperatur
aber in wesentlich anderer gesetzmäßiger Beziehung als bei dem
Temperaturleuchten fester Körper. Die von Leo A ron s erfundene
Quecksilberdampflampe ist von Cooper-Hewitt für den prak-
tischen Gebrauch umkonstruiert worden. Für allgemeine Beleuch-
tungszwecke hat sie nie Anwendung gefunden, dagegen wird sie
auch heute noch wegen ihrer hohen aktinischen Wirkung in photo-
graphischen Aufnahmeateliers und zu Kopierzwecken benutzt. Eine
wesentlich größere praktische Bedeutung hat die von Küch und
Retschinski angegebene Quecksilberdampflampe mit Quarz-
rohr gefunden. Wegen der großen Widerstandsfähigkeit geschmol-
zenen Quarzes gegen Temperaturunterschiede und seiner bedeuten-
den Druckfestigkeit selbst bei Rotglut, kann diese Lampe einen
Betriebsdruck von 1 at aushalten. Die Erhöhung des Betriebs-
druckes gestattet es auch, den Potentialgradienten zu erhöhen und
damit das Leuchtrohr auf eine bequeme Länge von etwa 7 bis 10 cm
zu bringen. Der Lichtbogen wird zwischen zwei Quecksilberelek-
troden durch Kippen des Leuchtrohres gebildet. Hierbei fließt
Quecksilber in einem dünnen Strahle von einem Elektrodengefäße
in das andere und bietet dem Strome einen metallischen Leiter dar,
der allerdings sofort verdampft, so daß die weitere Stromleitung
durch die ionisierteDampfatmosphäre unterhalten wird. Auch bei
der Quecksilberquarzlampe ist natürlich ein reines Linienspektrum
vorhanden, das bis zu etwa 200 mu heruntergeht, aber auch noch
einige schwache Linien im Roten aufweist. Vorherrschend sind
jedoch eine helle, gelbe Doppellinie, eine sehr intensive gelbgrüne,
eine schwächere blaugrüne, mehrere sehr starke blaue und violette
Linien. Das resultierende Licht ist deshalb ausgesprochen grün, so
daß es für allgemeine Beleuchtungszwecke nicht in Frage kommt.
Versuche, die Quecksilber-Quarzlampe zur Beleuchtung von Werk-
stätten heranzuziehen, weil das grüne Licht die Erkennbarkeit sehr
‘ feiner Einzelheiten erleichtern sollte, sind an dem Widerstande der
Arbeiter gescheitert, die das dauernde Arbeiten in diesem Lichte
nicht ertragen konnten. Wegen ihres hohen Gehaltes an sehr kurz-
welligen Strahlen, die eine bakterizide Wirkung ausüben, wird di®
Quecksilber-Quarzlampe in großem Umfange zu therapeutischeu
Zwecken bei der Behandlung von Hautkrankheiten herangezogen.
ebenso zur Sterilisierung von Trinkwasser usw. Ihre Verwendung
als „künstliche Höhensonne“, die heute in großem Umfange durch
Berufene und mehr noch durch Unberufene geschieht, ist nicht ganz
unbedenklich, und die maßgebenden hygienischen Autoritäten eind
der Meinung, daß für die Allgemeinbehandlung des Körpers zu Heil-
zwecken das Licht der Quecksilber-Quarzlampe das Sonnenlicht
nicht zu ersetzen vermöge. Die spezifische Leistung der Queik-
silber-Quarzlampe beträgt 54,5 Lm/W. Sie ist die höchste bisher
mit unseren künstlichen Lichtquellen erreichte.
Der hohe Nutzeffekt der Quecksilber-Quarzlampe legte den
Wunsch nahe, sie durch Verbesserung der Lichtfarbe auch für die
allgemeinen Beleuchtungszwecke verwendbar zu machen. Hierzu
war es erforderlich, die Strahlung im Roten wesentlich zu erhöhen,
so daß weißes Licht resultieren konnte. Dahingehende Versuche
sind mit großem Erfolge von Wolfke (1912) gemacht worden,
23. November 1922.
der an Stelle des reinen Quecksilbers: Kadmium-Amalgam anwandte,
das aber vor der Zündung geschmolzen werden mußte. Wahrschein-
lich hieran ist die Einführung dieser interessanten Lampe, deren
spezifische Leistung der der Quecksilber-Quarzlampe nahekommen
soll, gescheitert. Seit dem Kriege hat man wenigstens von der
Kadmiumamalgamlampe nichts mehr gehört.
Elektrische Gaslampen.
Ebenso wie Quecksilberdampf sind auch permanente Gase zur
Erzeugung von Lumineszenzlicht herangezogen worden. Hier kom-
men aber zwei voneinander verschiedene Betriebsarten zur Anwen-
dung. Bei dem einen findet eine reine Lichtbogenentladung statt,
und die Zündung erfolgt zwischen einer Eisenanode und einer Amal-
gamkathode durch einen ionisierenden Hochspannungsstromstoß.
Die bekannteste Vertreterin dieser Gattung ist die Neonbogeın-
lampe,die für die üblichen Netzspannungen von 110 und 220 V her-
gestellt wird. Die Lichtfarbe ist ausgesprochen rot, für allgemeine
Beleuchtungszwecke ist sie also gleichfalls nicht verwendbar, um sa
besser dafür für Reklamebeleuchtung. Die spezifieche Leistung
wird zu rd 25 Lm/W angegeben (allerdings einschließlich des
Energieverbrauches im Vorschaltwiderstande, während alle bis-
herigen Angaben sich auf die Leistungen ausschließlich des Vor-
schaltwiderstandes bezogen). Das Prinzip der Neonbogenlampe läßt
sich wahrscheinlich auch auf andere Gase übertragen, die ein rein
weißes Licht zu liefern vermögen. Auf diesem Gebiete arbeiten
eifrig die zum Osramkonzerne gehörige Studiengesell-
schaft für elektrische Leuchtröhren und die Jul.
Pint sch A. G. Die Hoffnung ist nicht von der Hand zu weisen,
daß von hier der nächste große Fortschritt der Lichttechnik aus-
gehen wird. `
Neben den Gasbogenlampen spielen noch die Gas-Glimment-
ladungslampen gegenwärtig eine gewisse Rolle. Sie gehen von den
bekannten Geißlerschen bzw. Plückerschen Röhren aus, in denen
gleichfalls Glimmentladungen erzeugt werden. Die größten abso-
luten Leistungen bei dieser Lampenart werden mit den Moore-
schen Röhren erzeugt, die mit einer Füllung von verdünntem Stick-
stoff (gelblich-rosa Licht) oder mit verdünntem Kohlendioxyd (rein
weißes Licht) versehen und in Längen von 20 bis 160 m hergestellt
werden. Der Röhrenlänge entsprechend kommen auch außerordent-
lich hohe Betriebsspannungen von 5000 bis 20000 V in Betracht.
Die große Röhrenlänge bedingt es, daß dié Moore-Lampen meist erst
an der Verwendungsstelle zusammengeschmolzen, evakuiert und
mit dem verdünnten Gase gefüllt werden können. Hierdurch allein
ist schon der Anwendungsbereich stark beschränkt. Eine weitere
Beschränkung wird durch die hohe Betriebsspannung bedingt, die
besondere Transformatoren und in Gleichstromnetzen rotierende
Umformer erforderlich macht. Die Moore-Lampen können deshalb
auch nur für ganz besondere Zwecke zur Verwendung kommen, die
mit Stickstoffüllung im wesentlichen zu Reklamezwecken, die mit
Kohlendioxydfüllung für die Beleuchtung von Räumen, wo eine
ganz genaue Farbenunterscheidung erforderlich ist, also in Färbe-
reien, in Farbenfabriken und in großen Modesalons. Die spezi-
fische Leistung der Moore-Lampen mit Stickstoffüllung beträgt
rd 84 I:m/W, die der Lampen mit Kohlendioxydfüllung nur
rd 3 Lm/W. Da mit der Betriebsdauer der Moore-Tampen das Va-
kuum höher wird, so muß von Zeit zu Zeit eine Nachfüllung aus
einem Vorratsbehälter erfolgen. Diese sehr schwierige technische
Anfzabe ist von Monre durch die Anordnung eines automatischen
„Atemventiles“ gelöst worden. Das Ventil besteht aus einem
kegelförmigen porösen Stück hle, das für gewöhnlich ganz von
Quecksilber bedeckt ist, von Zeit zu Zeit wird die Spitze des Kohlen-
kegels von dem Quecksilber freigegeben, und es strömt dann durch
ie engen kapillaren Öffnungen etwas Füllgas nach. Die Einrich-
a so getroffen, daß das V &ntil in ganz bestimmten Intervallen
atmet.
i Bei Verwendung von Gasen sehr geringer dielektrischer Festig-
keit ist es in den letzten Jahren gelungen, anch bei einer Betriebs-
spannung.von nur 200 V unmittelbar Glimmentladungen zu erzeugen.
Als Füllgase werden Neon oder Helium oder eine Mischung beider
mit einem kleinen Zusatz von Quecksilberdampf benutzt. Kathode
und Anode sind bis auf eine Entfernung von 3 mm einander ge-
nähert, wodurch die positive Lichtsäule und der hierin zu erwar-
tende hohe Spannungsabfall unterdrückt. werden. Die Lichtfarbe
hängt. von der verwandten Gasart ab und ist rötlichgzelb bis rot.
Die Lichtleistung ist sehr gering und beträgt nur rd 0,85 Lm/W
bei einer absoluten Lichtstärke von etwa 0,3 FKo und einer Lei-
stungsaufnahme von etwa 5 W. Diese Glimmlampen sind deshalb
auch nur als Richtungsanzeiger, Reklame- oder Signallampen ver-
wendbar. |
Die Glühlampen
Von der Erfindung bzw. Verbesserung der elektrischen Glüh-
lampen durch Edison und Swan, Ende der siebenziger Jahre
es vorigen Jahrhunderts, nimmt die grandiose Entwicklung der
elektrischen Beleuchtung ihren Ausgang: denn erst die Glühlampe
ermöglicht die weitgehende Unterteilung des elektrischen Lichtes
bis zu dem Grade, daß auch die Beleuchtung von kleineren Innen-
räumen möglich wurde. Die elektrische Glühlampe gab auch den
unmittelbaren Anstoß für den Bau städtischer Elektrizitätswerke,
und so hat sie auch einen hohen Anteil an der Entwicklung der
Elektrotechnik von etwa 1880 an.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47.
1403
Obwohl zunächst versucht worden war, einen dünnen Platin-
draht durch Stromwärme zum Glühen zu bringen, wurde dieser Ge-
danke sehr bald zugunsten des Kohlenfadens im Vakuum aufge-
geben, weil dessen Temperatur wesentlich höher gebracht werden
konnte, und weil wegen des hohen spezifischen Widerstandes der
Kohle schon an verhältnismäßig kurze Fäden eine relativ hohe
Spannung angelegt werden konnte. Aus den zufälligen Abmessun-
gen der zuerst von Edison gebauten Kohlefadenglühlampen ergab
gich die noch heute übliche Betriebsspannung von 110 V. Als bei
dem raschen Wachsen der Elektrizitätswerke im Interesse der
Kupferersparnis der Wunsch nach einer höheren Betriebsspannung
rege wurde, leistete die Kohlenfadenlampe energischen Widerstand,
und erst Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ge-
lang es, Kohlefäden von solcher Feinheit herzustellen, daß die da-
mals hauptsächlich verwandten 16-kerzigen Lampen für 220 V her-
gestellt werden konnten. Die spezifische Lichtleistung der Kohle-
fadenlampe war rd 3,6 Lm/W, erst um die Jahrhundertwende gelang
es durch die Herstellung sogenannter metallisierter Kohlefäden die
Lichtausbeute bis auf rd 6 Lm/W zu erhöhen. Um die Jahrhundert-
wende begann aber die Kohlefadenlamne überhaupt abzuwirtschaf-
ten. Ihr erster wirklicher und großer Konkurrent war dieMetall-
oxydlampe von Nernst, bei dem ein dünnes Stäbchen aus
Zirkonoxyd zum Leuchten gebracht wurde. Als Leiter zweiter
Klasse haben die Metalloxyde einen negativen Temperaturkoeffi-
zienten, sie müssen also erst vorgewärmt werden, ehe sie dem elek-
trischen Strome Durchgang verstatten. Die ersten Nernstlampen
wurden einfach mit einem brennenden Zündholze vorgewärmt, als
es der AEG nach vielen mühevollen Versuchen gelungen war, mit
einer in Magnesia eingebetteten Platinspirale die Vorwärmung
automatisch durchzuführen, als die Nernstlampe „auf Knipsen“
brannte, schnellten die Aktien der AEG an der Berliner Börse
sprunghaft in die Höhe. Mit einer spezifischen Lichtleistung von
rd 85 Lm/W übertraf die Nernstlampe die Kohlenfadenlampe sofort
so beträchtlich, daß z. Z. der Pariser Weltausstellung die Kohle-
fadenlampe endgültig erledigt schien. Die Überlegenheit der
Nernstlampe ist einmal in ihrer erheblich höheren Temperatur be-
gründet (2600 ° abs. gegenüher 2135 °), und dann in der Selektivität
der Strahlung des Nernststäbehens im sichtbaren Gebiete. In dem
Nernstpatente ist das ausdrücklich hervorgehoben, und deshalb
muß die Nernstlampe als die erste wirklich wissenschaftlich be-
gründete Erfindung auf lichttechnischem Gebiete angesehen werden.
Trotz des schönen weißen Lichtes der Nernstlampe hatten ihre
Benutzer doch keine reine Freude an ihr; denn nur zu oft versagte
die automatische Vorwärmung und nur zu oft brannten die Nernst-
stäbchen durch. In sehr fataler Weise machten sie das leider auch
bei der Probebeleuchtunge des AEG-Pavillons auf der Pariser Welt-
ausstellung im Jahre 1900, wo mit einem Schlage sämtliche Nernst-
lampen, wahrscheinlich wegen des plötzlichen Ansteigens der Be-
triebsspannung, auf einmal durchbrannten. Aber die Kohlenfaden-
lampe hatte keinen Anlaß zu triumphieren, denn schon bedrohte
ihr die Metallfadenlampe das Leben. °
Die erste brauchbare Metallfadenlampe war die Osmium-
lampe von Auer v. Welsbach!), die 192 erschienen war.
Ihre spezifische Leistung entsprach etwa der der Nernstlampe
(85 Lm/W), sie bedurfte aber keiner Vorwärmung, war also hierin
der Nernstlampe wesentlich überlegen. Da wegen des geringen
spezifischen Leitungswiderstandes des Osmiums aber sehr große
Fadenlängen in den evakuierten Ballons gur Anwendung kommen
müßten, die schwer unterzubringen waren, so konnten die ersten
Osmiumlampen nur für Betriebsspannungen von 70 V hergestellt
werden. Die niedrigste Lichtstärke bei dieser Spannung betrug
50 FKh. Man war also in 2%0 V-Zentralen gezwungen, immer 3 Os-
miumlampen hintereinander zu schalten, und erhielt dafür vielmehr
Licht als man im allgemeinen an einem Arbeitsplatze benötigte. Da
außerdem die Osmiumvorräte der Welt recht beschränkt sind, so
konnte der Osmiumlampe auch keine große Zukunft vorausgesagt
werden. Sie wurde auch schon im Jahre 1905 vollständig durch die
Tantallampe W.v.Boltons verdrängt, die sofort für 110 V
Betriebsspannung und nach einem Jahre für 220 V hergestellt wer-
den konnte und eine spezifische Leistung von 7,8 Lm/W aufwies.
Die Tantallampe hatte zwar nır eine wenig höhere Glühtemperatur
als die Kohlenfadenlampe (2200° abs. gegen 2135°), dafür aber
strahlt das Tantal etwas selektiv, während der Kohlefaden als
„Graustrahler“ die eharakteristischen Eigenschaften des absolut
schwarzen Körpers zeigt, also in keinem Wellenlängenbezirke aus-
wählend strahlt. Daher’ die wesentlich höhere spezifische Leistung
der Tantallampe gegentiber der Kohlefadenlampe. Die Tantallampe
wurde aber noch in anderer Beziehung vorbildlich für die Weiter-
entwicklung der Metallfadenlampen, indem bei ihr zum ersten Male
ein wirtelähnliches Traggestell zur Anwendung kam, daß die Unter-
bringung sehr großer Fadenlängen in kleinen Ballons gestattete,
ohne daß eine Gefahr für die Berührung der Fäden untereinander
eintreten konnte.
Aber auch die Tantallampe konnte sich keiner langen Lebens-
dauer erfreuen. Nachdem einmal die Vorzüge der Metalldrahtlampe
vor der Kohlefadenlampe erkannt waren, versuchte man immer
schwerer schmelzbare Metalle zur Gliühlampenfabrikation heranzu-
ziehen. Hier bot sich zwanglos das Wolfram dar, das einen
1) „ETZ“ 1921,15. 453.
1404
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47.
23. November 1922.
Schmelzpunkt von etwa 32300 ° abs. besitzt. Freilich war Wolfram
bis dahin nur als ein in Pulverform Jdarstellbares Metall bekannt;
aber Auer v. Welsbach hatte schon mit seiner Osmiumlampe den
Weg angedeutet, wie ein schwer schmelzbares Metall in einen Faden
verwandelt werden konnte. Das Verfahren bestand darin, daß das
Wolframpulver mit einem festen Kohlenhydrate oder mit kolloida-
lem Wolfram zu einer Paste angerührt wurde, die unter hohem
Druck durch Diamantdüsen zu Fäden beliebiger Länge ausge-
spritzt wurde. Man beschränkte sich meist auf die Herstellung haar-
nadelförmiger Gebilde von etwa 10 bis 15 cm Länge, die dann in
einer Wasserstoffatmosphäre im Glühofen auf hohe Temperatur ge-
bracht wurden. Hierbei wurden die Kolehydrate vollständig
ausgetrieben, und die Wolframpartikelchen sinterten wenigstens
so weit zusammen, daß man mit den haarnadelartigen Gebilden
hantieren konnte. Diese Bügel wurden dann, wiederum in einer
Wasserstoff- oder Leuchtgasatmosphäre unter Stromwärme gesetzt
und weit über ihren normalen Glühgrad erhitzt, sie verkürzten eich
hierbei beträchtlich, wurden aber so fest, daß sie mühelos in den
Traggestellen untergebracht werden konnten. Die Befestigung in
den Traggestelldrähten geschah meist durch Verschweißen dieser
im Lichtbogen, der in einer Leuchtgasatmosphäre gezogen wurde.
Bei der Fabrikation dieser Fadenlampen ergaben eich zunächst
sehr erhebliche Schwierigkeiten, weil die einzelnen hintereinander
geschalteten Fadenbügel gleiche Stärke und gleiche Länge, vor allem
aber auch gleichen elektrischen L+itunzswiderstand haben mußten.
Es wurden deshalb zahlreiche äußerst sinnreiche Hilfsapparate
erfunden, die alle diese Messungen im Fabrikbetriebe durch unge-
schultes nur ad hoc angelerntes Personal möglich machten. Die bei
sorgfältiger Herstellung sich ergebenden Lampen stellten aber selbst
der Tantallampe gegentiber einen ganz wesentlichen Fortschritt
dar: denn einmal war bei der normalen Belastungstemperatur von
2335° abs. das Licht weißer als das der Tantallampe, und dann
stellte sich auch die spezifische Leistung auf rd 10 Lm/W. Da
gleichzeitig diese Lampen eine Lebensdauer von welt mehr als
1000 h anfwiesen, während welcher Zeit die Lichtabnahme meist
unter 10 % blieb, so verschwanden von 1906 ab sehr rasch alle
anderen konkurrierenden Glühlampen. Nur die Kohlenfadenlampe
erhielt sich noch auf Schiffen und in Betrieben mit starken Er-
sehütterungen, da die gespritzten und gesinterten Fäden wenig stoß-
fest waren. | |
Zur Vollendung der Wolframlampen fehlte noch die Benutzung
des gezogenen Drahtes, analog dem Tantaldrahte. Eine Reihe von
Versuchen, mit Legierungsdraht und mit Kompounddraht das Ziel
zu erreichen, führte nicht zum Ziele, und erst Coolidge gelang
es in 1910 ein Ziehverfahren fir Wolframdraht auszuarbeiten. Aus
zahlreichen Patentprozessen um dieses Verfahren diirfte es ziemlich
allgemein bekannt sein, es gentigen deshalb einige kurze Hinweise
auf sein Wesen. Zunächst wird Wolframpulver in stählernen For-
men, die leicht auseinanderklappbar sind, durch hohen Druck zu
einem Stabe gepreßt, der gerade von einem Orte zum anderen trans-
portiert werden kann ohne zu zerfallen. Dieser Stab wird auf
Nickelschiffchen in einer indifferenten Gasatmosphäre, vorzugs-
weise Wasserstoff, auf etwa 1200° C erhitzt. Hierbei sintern die
einzelnen Wolframpartikelchen so fest zusammen, daß ein Stab ent-
" steht, der schon in eenkrechter Stellung in Klemmbacken einge-
spannt werden kann. Durch diese Klemmbacken und den eingespann-
ten Stab wird innerhalb einer mit Wasserstoff gefüllten Glocke ein
sehr starker Strom von etwa 200 bis 250 A hindurchgeleitet, der den
Stab nahe auf Schmelztemperatur bringt. Nach Abkühlung ist der
Stab schon recht fest, aber noch außerordentlich spröde. Er wird
nun glühend mit besonderen Hämmermaschinen zu einem dicken
Drahte von etwa 4 mm Durchmesser gestreckt. Diese Drähte werden
wieder in einer indifferenten Atmosphäre auf Weifglut gebracht
und mit enger gestellten Hämmern der Hämmermaschine weiter ge-
streckt. Von einer gewissen Stärke an, etwa 25 mm Durchmesser,
können die Drähte dann zunächst heiß und schließlich kalt durch
Diamantdüsen gezogen werden. Der entstehende Draht ist voll-
kommen duktil, wenn auch ziemlich starr, außerdem aber besitzt
er eine enorme Zugfestigkeit, die die des Gußstahles übertrifft. Er
1äßt sich dann auf ähnlichen Traggestellen, wie sie von der Tantal-
lampe her bekannt geworden sind, aufbringen und mit den Stromzu-
führungsdrähten verschweißen. Die Herstellung der Wolframdraht-
lampen ist wesentlich einfacher als die dereWolframfadenlampen.
Da die gezogenen Drähte einen recht gleichmäßigen Durchmesser
haben, so brauchen die Enden für die einzelnen Lampentypen nur
einfach mit dem Metermaß abgemessen werden, um nach der erfolg-
ten Evakuierung eine Glühlampe zu liefern, die zuverlässig das
leistet, wofür sie bestimmt ist. Die spezifische Lichtleistung der
Wolframdrahtlampen ist die gleiche wie die der Fadenlampen, und
ebenso beträgt ihre Lebensdauer mehr als 1000 Brennstunden. Die
Lampen sind während des ersten Teiles der Benutzungsdauer voll-
kommen stoßfest. Nach längerer Benutzung nimmt der Draht ein
ausgesprochen kristallinisches Gefüge an und wird demzufolge
etwas brüchig.
Bei allen Glühlampen, deren Faden oder Draht im Vakuum
glüht, findet unter Einwirkung des Stromdurchganges eine allmäh-
liche Zerstäubung des Fadenmateriales statt. Die Ballons erhalten
deshalb im Verlauf der Brenndauer einen mehr oder weniger dunklen
Beschlag. Dieser Beschlag wird um so stärker und entsteht um so
rascher, je höher die spezifische Belastung des Fadenmateriales ist.
Bei den Wolframlampen bis zu einer Belastung von 1,2 bis 1,3 W/o
ist der Beschlag auch nach 1000 Brennstunden noch nicht so groß,
daß eine nennenswerte Verminderung der Lichtstärke eintritt. Die
Schwärzung wird aber ganz beträchtlich stärker bei Belastungen in
der Größenordnung von 0,8 W/FRo, wiesie von Wolframdrahtlampen
von 200 FK an üblich ist. Um den Ballonbeschlag unsichtbar zu
machen, wurde deshalb in den Ballon eine Halogenverbindung ein-
gebracht, die bei der Erhitzung verdampfte und mit dem zerstäubten
Wolfram eine durchsichtige Wolframverbindung lieferte. Auf diese
Weise wurde es möglich, auch bei hochbelasteten Wolfram-Vakuum-
lampen eine Nutzbrenndauer von 1000 h zu erzielen. Hergestellt
wurden die hochkerzigen Wolfram-Vakuumlampen bis zu 800 Kı,
ausnahmsweise auch bis zu 1000 FKn. Heute werden solche Lampen
höchstens noch auf ausdrückliche Bestellung angefertigt. Die hoch-
kerzigen Wolfram-Vakuumlampen sind vollständig von den Gas-
füllungslampen verdrängt worden.
Gastullangs anne
Die Gasfüllungslampe geht ihrer Idee nach bereits auf
Edison zurück, der den Kohlenfaden in einer indifferenten Atmo-
sphäre von hohem Druck glühen wollte, um das allmähliche Zer-
stäuben zu verhindern. Er wandte zunächst mit vollständigem Miß-
erfolge Wasserstoff, später Stickstoff an, die besten Erfolge erzielte
er noch mit Quecksilberdampf. Die letztere Idee ist später in
Deutschland von Hopfelt wieder aufgenommen worden, der
sich lange, aber vergeblich bemüht hatte, mit einer überlasteten
Kohlenfadenlampe in einer Quecksilberdampf-Atmosphäre den Me-
tallfadenlampen Konkurrenz zu machen. Mit überaus großem Er-
folge hat dagegen Langmuir den Gedanken der Füllung mit in-
differenten Gasen auf die Wolframdrahtlampe tibertragen. Die
ersten Gasfüllungslampen, die um 1913 in Deutschland auftauchten,
waren für etwa 500 W bestimmt und lieferten in geeigneten Leuchten
eine untere hemisphärische Lichtstärke von rd 1000 FKo. Diese
Lampen wurden deshalb „Halbwattlampen” genannt, welche Be-
zeichnung auch heute noch vielfach üblich ist, obwohl schon sofort
nach dem Auftauchen dieser Lampen auf den durchaus irreführen-
den Charakter dieser Bezeichnung von verschiedenen Seiten hinge-
wiesen wurde. Die Füllung der hochkerzigen Lampen ist gegen-
wärtig Stickstoff von etwa % at Druck im kalten Zustande. Da
durch den Stickstoff trota seiner relativ schlechten Wärmeleitfähig-
keit immerhin beträchtliche Wärmemeneen von dem Glühdrahte
abgeführt werden, so mußte die Drahtoberfläche natürlich möglichst
klein gemacht werden. Es kommen also sehr dicke Drähte für nie-
drige Betriebsspannungen zur Anwendung, oder es wird aus dünnem
Drahte eine sehr enggängige Spirale gewunden, deren Abkühlung«-
fläche etwa der eines gleich dicken massiven Drahtes eatspricht.
Durch diesen Kunstgriff gelang es, die Abkühlung durch Konvektion
auf ein Minimum zu beschränken, gleichzeitig aber auch die Zer-
stäubung des Wolframdrahtes durch den während des Brennens
herrschenden Gasdruck von rd 1 at stark zu vermindern, so daß man
mit der Temperaturbelastung des Drahtes bis auf nahe 2800 ° herauf-
gehen konnte und dabei trotzdem eine Nutzbrenndauer von 500 h
und mehr erhielt. Bei dieser Temperatur ist die spezifische Lei-
stung der großen Gasfüllungslampen rd 21 Lm/W.
Die Gasftllungslampen in den Größen von über 500 W erwiesen
sich schon bei ihrem ersten Auftreten allen billigen Ansprfichen voll-
kommen gewachsen, sie machten deshalb auch sofort der Bogen-
lampe die empfindlichste Konkurrenz. Der Fortfall jeder Bedie
nung während ihrer Lebensdauer gab ihr auch in wirtschaftlicher
Hinsicht einen nicht unbeträchtlichen Vorsprung vor der Bogen-
lampe, der während des Krieges, wo es allerorten an Bedienung*-
personal mangelte, besonders ins Gewicht fiel. Die große Gs+
füllungslampe hat deshalb die Bogenlampe, abgesehen von einzelnen
Sonderanwendungen, vollständig verdrängt. Während es jedoch
keine erheblichen Schwierigkeiten machte, Nungslampen bis
zu Leistungsaufnahmen von 10000 und selbst 16000 W hinauf be
triebssicher herzustellen, machte die Fabrikation der kleineren
Typen unter 500 W anfangs ganz ungeahnte Schwierigkeiten, die
erst überwunden wurden, als sich in dem Argon ein Gas größerer
dielektrischer Festigkeit und geringerer Wärmeleitfähigkeit dar-
bot. Gasfüllungslampen mit Argon werden heute bis 50 W her-
unter hergestellt. Hierbei ist jedoch zu beachten, daß die spezifische
Leistung der kleineren Gasfüllungslampen unter 150 W nicht höher
als die der Wolfram-Vakuumlampen ist, und daß die Lebensdauer,
die auch hier mit der Nutzbrenndauer zusammenfällt, nur etwa halb
so groß wie die der Vakuumlampen ist. Vor den Vakuumlampen
haben die kleineren Gasfüllungslampen deshalb nur den Vorzug des
weißeren Lichtes und der günstigeren Gestalt der Lichtverteilungs-
kurve. Da die Leuchtdichte (Flächenhelle) der Gasfüllungslampe
um ein Vielfaches höher als die der Vakuumlampen ist, 800 FR/em
gegen 150 FX/cm?, so sollten Gasfüllungslampen in Haus und Werk-
statt nur in lichtstreuenden Hüllen oder mit Reflektoren gebraucht
werden, die den Leuchtkörper vollständig dem Auge verbergen.
Sehr zweckmäßig sind in dieser Beziehung die neuerdings von Phi-
lipps in Eindhoven in Verkehr gebrachten kleinen Gasfüllungs-
lampen mit Ballons aus Milchglas. Freilich wird bei diesen Lampen
die spezifische Leistung um 15 bis 20% verschlechtert; aber,
das muß schon an dieser Stelle hervorgehoben werden, bei allen
unseren elektrischen Lichtquellen ist die Leuchtdichte (Flächen-
helle) so hoch, daß sie, nackt benutzt, Blendung hervorrufen.
e
23. November 19232.
Mit der Gasfüllungslampe hat die Entwicklung der elektrischen
Glühlampe ihren vorläufigen Abschluß erlangt. Sie bletet die Mög-
lichkeit, Lichtströme von 600 bis 250000 Lm in einer einzigen
Einheit zu erzeugen. Ihre spezifische Leistung bewegt sich
zwischen rd 10 bis 21 Lm/W. Zugleich ist sie universeller Anwen-
dungen fähig; sie kann als zierliche Lampe im Boudoir und als
mächtige Lichtquelle in Leuchttürmen benutzt werden, wegen der
geringen Ausdehnung ihrer Leuchtfläche eignet sie sich gut für
Projektionszwecke, wo nur geringere Helligkeiten erforderlich
sind, und wegen der immerhin beträchtlichen Aktinität ihres Lichtes
hat sie auch in photographischen Ateliers Aufnahme gefunden.
Durch Steigerung ihrer Belastung bis nahe an den Schmelzpunkt
des Wolframs heran kann man die Aktinität, allerdings auf Kosten
ihrer Lebensdauer, bis auf die einer gewöhnlichen Bogenlampe brin-
zen. Wegen ihres verhältnismäßig‘ weißen Lichtes kann man die
Gasfüllungslampe auch in sehr bequemer Weise zur Erzeugung
„künstlichen Tägeslichtes” benutzen, wo auf dieses Wert gelegt
werden muß. Man braucht hierzu nur den Überreichtum an roten
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47.
1405 -
und gelben Strahlen durch geeignet gefärbtes Bauglas herauszu-
filtern, um ein Licht zu erhalten, das in seiner sepektralen Zusammen-
setzung dem diffusen Tageslichte annähernd entspricht. Hierbei
muß allerdings beachtet werden, daß man, um den Eindruck einer
wirklichen Tageslichtbeleuchtung zu erreichen, natürlich auch ent-
sprechend starke Lichtströme erzeugen muß, die eine ebenso starke
Beleuchtung liefern wie das durch die Fensteröffnungen einfallende
diffuse Tageslicht (rd 500 Lux in der Nähe der Fensterwand). Da
bei dem Herausfiltern der roten und gelben Strahlen etwa 20 % des
ganzen erzeugten Lichtstromes verloren gehen, müssen deshalb
natürlich zur Erzeugung künstlichen Tageslichtes erheblich höhere
Energiebeträge aufgewandt werden als eie sonst bei der künstlichen
Beleuchtung üblich eind.
Eine Verbesserung der Glühlampe scheint bei dem gegenwär-
tigen Stande der Wissenschaft nur möglich, wenn ein Fadenmaterial
ausfindig gemacht werden könnte, das bei Dauerbelastung wesent-
lich höhere Temperaturen aushält als der Wolframdraht. Die Frage
leitet unmittelbar zu einer Betrachtung des Zieles der Lichttechnik.
(Schluß folgt.)
Das Wasserkraft-Elektrizitätswerk des norwegischen Staates am Glomfjord.
Von Gg. v. Troeltsch, Heidenheim a. Br.
(Schluß von S. 1357). -
Abnahmeversuche.
Im Jahre 1920 wurde die zweite der damals aufgestellten Maschi-
neneinheiten durch Vertreter der beteiligten Gesellschaften und des
Norwegischen Staates sowie einen unparteiischen Obmann eingehen-
den Abnahmeversuchen unterworfen. À
Zur Gefällsmessung diente ein vor Beginn der Versuche am sta-
tischen Gefälle geprüfter Feindruckmesser. Die Wassermenge wurde
Abb. 9. Drehstromerzeuger von 24000 kVA mit angebauter Erregermaschine.
im Ablaufkanal etwa 35 m unterhalb der Turbine mittels Woltmann-
-cher Flügel gemessen, wobei durch Einbauten für gleichmäßige Ge-
schwindigkeit in genügend großem Wasserquerschnitt gesorgt war.
Die Drehzahl wurde am Turbinen-Tachometer abgelesen und gleich-
zeitig von einem Hornschen Tachographen aufgezeichnet. Der mit
der Turbine gekuppelte Stromerzeuger arbeitete auf einen reichlich
bemessenen Wasserwiderstand. Die elektrische Leistung wurde an
den kurz vor den Versuchen geeichten Schalttafelinstrumenten
(Wattmeter, Voltmeter und Amperemeter) abgelesen. Die Wir-
kungsgrade des Generators wurden teils durch unmittelbare Mes-
sung, teils nach den Ergebnissen der Werkstattproben bestimmt.
Plötzliche Belastungsänderungen wurden bei den Reglerversuchen
mittels des Ölschalters vorgenommen.
Die geforderte Leistung und noch mehr wurde von der Turbine
mit Sicherheit abgegeben. Die Wirkungsgrade waren für Vollast, %
und % der Vollbelastung gewährleistet und im Vertrag ausbedungen,
daß der Lieferer der Turbinen eine Buße zu erleiden haben werde,
wenn der Mittelwert aus diesen drei Wirkungsgraden 82,17 %micht
erreichen sollte. Anderer-
seits war für das Über-
schreiten dieses Wertes
eine Sondervergütung aus-
gesetzt. Bei den Versuchen
ergab sich ein Mittelwert
von 85,97 %, also ein um
3,8 % höherer Wirkungs-
gerad. Der höchste Wir-
kungsgrad wurde zu 882 %
gefunden.
Bei den Regelungsver-
suchen wurde nach einer
plötzlichen Entlastung der
Turbine um 23 000 PS eine
Druckerhöhung von mur
3,9 % beobachtet. Die vor-
übergehende Drehzahlstei-
gerung betrug dabei 88 %
und hätte sich durch
günstigere Einstellung des
Reglers noch vermindern
lassen, wofür jedoch ein
Bedürfnis nicht vorlag.
Stromerzeuger
Die Generatoren wurden
in den Werkstätten der
Allmänna Svenska Elek-
triska Aktiebolag in Väste-
ras gebaut, u. zw. für 300
Umdr/min, 25 Per und
15000 V. Spannung. Die
beiden ersten Stromerzeu-'
ger haben eine Regellei-
stung von je 20000 kVA
bei cos ọ = 0,8 und sind
einer dauernden Über-
lastung bis 22 000 kVA ge-
wachsen. Der nachträglich
bestellte dritte Generator,
über den Einzelheiten wei-
ter unten mitgeteilt werden.
hat noch größere Leistung,
Die Temperatursteigerung überschreitet für gewöhnlich 50° ©
nicht, bei der genannten Überlastung zedoch darf sie bis 65° betra-
gen. Der Wärmegrad wurde inden Wicklungen mittels Widerstands-
messung und am Eisen mit Thermometer bestimmt.
Die Maschinen sind, wie das Werkstattbild, Abb. 9, und die Auf-
nahme des Kraftwerks, Abb. 6, zeigen, von eindrucksvoller Größe.
Der äußere Durchmesser des Ständers beträgt 6,7 m und die
Länge 2 m, über die Kappen gemessen 2,9 m. Das Gewicht der ganzen
Maschine ist 225 t, wovon 9 t auf den umlaufenden Teil kommen.
Zur Erleichterung der Beförderung ist der Ständer In 4 Teilen her-
zestellt, die durch Schrauben zusammengehalten werden.
an nn u na
arera
- 1406 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 23. November 1922.
Die Nuten im Ankereisen sind offen und an den Mündungen
durch Fiberkeile verschlossen. Die Wicklung ist eine in drei Ebenen
angeordnete Spulenwicklung. In jeder Nute liegen.2 Leiter, die aus
mehreren isolierten Drähten von viereckigem Querschnitt bestehen,
damit Wirbelströme so weit als möglich vermieden werden. Auf je-
den ganzen Leiter wurde, soweit er im Eisen liegt, in der Schablone
Mikanit festgebrannt, und die beiden Leiter sind nochmals in eine
Mikanitröhre mit Isoliermasse eingebacken. Der hohen Maschinen-
spannung wegen wurden außerdem die Spulen zum Schutz gegen
Glimmen an den scharfen Kanten der Eisenblechpakete mit Metall-
folie belegt. Außerhalb des Eisens ist jeder der zwei Leiter der
Spule für sich mit getränktem Tuch, Lack und Mikantit isoliert.
Der mechanischen Verstärkung der Wicklungsköpfe wurde
große Sorgfalt gewidmet. Aus Abb. 10 geht hervor, wie die Wick-
lungsköpfe durch axiale Bolzen und kreuzförmige Verbindungs-
glieder festgehalten werden
und diesedurch schiefgestellte
V-förmigeWinkeleisenstützen
gegen das Ankergehäuse ab-
gesteift sind. Zwischen den
Wicklungsköpfen der ver-
schiedene Phasen ist Preß-
spahn eingelegt. Die unter
voller Spannung ausgeführten
Kurzschlußproben haben die
Zuverlässigkeit der Verbin-
dungen erwiesen, indem an
den Wicklungen nicht die ge-
ringete Einwirkung der hohen
Beanspruchungen zu bemer-
ken war.
Die etwaige Auchwechse-
lung einer Spule geschieht in
folgender Weise: Befindet
sich die Spule in der oberen
Hälfte des Ständers, s0 wer-
den zuerst die Keile der Nu-
ten, in welchen die über die
wagrechten Fugen geschlosse-
nen Spuien liegen, entfernt.
Diese Spulen werden radial
aus den Nuten herausgenom-
men und auf die Pole, die in
geeigneter Lage eingestellt
werden müssen, gelegt. Hier-
auf kann die Ständerhälfte ab-
gehoben und jede beliebige
Spule derselben ausgewechselt
werden. Falls eine Spule der
unteren Hälfte herausgenom-
men werden soll, wird‘ der
Ständer um 180° gedreht, so
daß die untere Hälfte nach
oben kommt, und danach wird
ebenso verfahren, wie vor-
etehend beschrieben, Der un-
tere Teil des Ständers ist zu
diesem Zweck mit Füßen ver- l
sohen, die mit Schrauben befestigt sind. Wenn die Füße entfernt
sind, ruht der Ständer auf vier Rollen am Boden der Grube, auf
denen er gedreht werden kann.
Der zehnpolige Lä u f or besteht aus sechs Stahlringen, die an-
einandergelegt sowohl den Magnetring als die Polkerne bilden (siehe
Querschnitt Abb. 11). Zwischen den zwei mittleren Ringen ist ein
Spalt für die Kühlluft freigelassen. Der so gebildete Kranz wird,von
einem ebenfalls aus Stahl gegossenen Armkreuz getragen und mit-
tels axialer Bolzen sowohl an den Polkernen, als auch am inneren
Umkreis zusammengehalten (siehe Abb. 12). Die Magnetspulen be-
‚stehen aus einer Lage hochkant gewickelten Kupferbandes, und die
Polschuhe sind an den Polkernen mit je 16 Schrauben befestigt. Die
Maschinen müssen einer Durchgangsdrehzahl von 90 % über der Be-
triebs-Geschwindigkeit gewachsen sein. Um im voraus die Stärke der
Ringe zu erpoben, machte man mit jedem einzelnen Ringe Schleuda:-
versuche in einer Prüfgrube. Die Ringe waren dabei mittels einer
Nabenscheibe auf einer senkrechten Welle befestigt, und durch an-
geschraubte Gewichte wurden annähernd dieselben Fliehkräfte am
Fuß der Pole hervorgerufen, die am fertigen Magnetrad von den Er-
regerspulen und Polplatten erzeugt werden. Der vollständig zusam-
mengebaute Läufer wurde schließlich gleichfalls mit lotrechter
Welle der endgültigen Schleuderprobe unterworfen.
Wenn eine Magnetspule ausgewechselt werden muß, wird das
Polrad so gedreht, daß die Spule nach oben kommt. Die Ständerhälfte
wird freigemacht und abgehoben; danach werden die Schrauben der
Polplatte herausgeschraubt, worauf der Polschuh und die Spule ab-
genommen werden können.
Die Kühlung der vollständig gekapselten Stromerzeuger ist
in folgender Weise durchgeführt. An beiden Seiten des Polrades sind
Windflügel angebracht, welche die Kühlluft aus der nach oben voll-
ständig abgedeckten Maschinengrube ansaugen, die durch einen Ka-
nal mit dem Freien in Verbindung steht. Die Frischluft tritt seitlich
in die Ständerschutzkappen ein, geht feils an den Magneten vorbei,
teils durch den Mittelkanal des Läufers, umspült die Ankerbleche
und Wicklungen und wird aus dem (Gehäuse in der Regel durch einen
Stutzen in die Warmluft-Abzugskanäle geleitet. An der oberen
Hälfte des Gehäuses sind Öffnungen mit einstellbaren Klappen an-
geordnet, so daß warme Luft in den Maschinensaal eingelassen wer-
den kann. Durch eine ähnliche Öffnung im Unterteil des Ständer-
gehäuses kann ein Teil der warmen Luft nach Bedarf der Frischluft
beigemischt werden.
Die Lager haben Ringschmierung und einen von einer kleinen
Pumpe unterhaltenen Ölumlauf. Der Behälter, worin das Öl durch
eine Kühlschlange gekühlt wird, ist in der Grundplatte des Lager:
eingebaut. Außerdem sind die Lager mit Wasserkühlung ausge-
rüstet, Beide Kühleinrichtungen sind so berechnet, daß jede für
sich für den Dauerbetrieb ausreicht. Eine kleine Handyumpe an
Abb. 10. Stromerzeuger während des Zusammenbaues in der Werkstätte zu Vaesteras.
jedem Lager gestattet, bei der Ingangsetzung Öl unter die Wellzap-
fen zu pressen.
Die Maschinen sind mit direkt gekuppelten Erregern von 22%
V versehen.
Im gleichen Jahre, in dem.die ersten Stromerzeuger geliefert
wurden, erhielt ASEA die Bestellung auf die dritte Maschine, deren
Leistung jedoch auf 24 000 kVA erhöht wurde. Die übrigen Grund-
lagen sind dieselben wie für die vorhergehenden Maschinen. Es
wurde bestimmt, daß die Ankerwicklung ausschließlich mit Glim-
merpräparaten isoliert werden sollte, so daß eine höhere Temperatur-
steigerung zugelassen werden konnte, nämlich 70° nach Wider-
standsmessung, 65 ° mit Thermometer und 80° C gemessen mit einge-
bauten Thermoelementen. Auch die Magnetspulen sind vollständig
mit Glimmer isoliert und dürfen in Widerstandsmessung 70° C Tem-
»eratursteigerung aufweisen. Bei der Zulassung dieser Erwär-
mungsgrenzen, die wohl etwas höher als üblich sind, wurde auch auf
die Lage des Kraftwerks im hohen Norden Rücksicht genommen, wo
die höchste Sommerwärme nur in seltenen Ausnahmefällen 25° C er-
reicht und gewöhnlich 15° C nicht überschreitet.
Infolge der hinaufgesetzten Wärmegrenzen brauchten die Ab-
messungen dieser Maschine nur wenig größer gemacht zu werden als
bei den vorhergegangenen. Der Durchmesser ist derselbe, die axt-
ale Länge jedoch etwas größer. Die Nuten des Ankers sind grö-
ßer, und sowohl Ständer- als Läuferwicklungen sind kräftiger. Die
übrigen Einzelheiten der Maschine konnten beinahe unverändert
beibehalten werden, und das oben tiber die allgemeine Ausführung
Gesagte ist auch für den dritten Generator gültig. Es sind jedoch,
wie gesagt, die-Spulenköpfe der Ankerwicklung mit Glimmer iso-
liert und außerdem mit einer Verbundmasse von hohem Schmelz-
punkte behandelt. Die Ständerwicklungen wurden in Anwesenheit
eines Sachverständigen des Bestellers mit 35 000 V gegen Erde und
zwischen den Phasen geprüft.
b Jiini BE
23. November 1922. = Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47. 1407
DOON a a
Pe EEE EEE
Schaltanlageund Fernleit ung. Leistungen der Maschineneinheiten sowie auch durch besondere
Der Entwurf für den elektrischen Teil des Elektrizitätswerkes ‚selbsttätige Schaltvorrichtungen bemerkenswert. ,
Glomfjord wurde von der beratenden Firma A/S Elektrodrift in Kri- Abb. 13 zeigt den Schaltplan. Die Stromerzeuger 1 und 2 sind
stiania ausgearbeitet. Da die er- unmittelbar an je eine der Fernleitungen angeschlossen,
zeugte elektrische Leistung zum | = 2 ia Generator 3 dagegen ist auf die Sammelschienen ge-
größten Teil für elektrother-
mischen Schmelzwerkbetrieb ver-
wendet wird, zeigt die Schaltan-
lage in ihren Grundzügen die
:olehe Stromversorgungen kenn-
zeichnende Einfachheit: Vertei-
lung der Energie mit der Gene-
ratorspannung und durchgehen-
den Generator-Linieneinheiten,
die nur in Ausnahmefällen mit-
schaltet. Jede der Fernleitungen kann die Leistung
zweier Maschinen aufnehmen. An die Sammelschienen
sind ein Belastungswiderstand zur Aufnahme der Lei-
J L \ stung eines Generators angeschlossen und ferner die
SEE: TT] iTmım y Yl Stromversorgung des Kraftwerks selbst. Besondere
B =: j I NEN] IN] HEA Schalter für die beiden Fernleitungen sind nicht einge-
FINDEN
k
III IR
IN
STE N: BEE a baut, Platz dafür ist jedoch vorgesehen. Der erzeugte
I ur] x Strom wird mittels vier parallel geschalteter Dreiphasen-
/ kabel zum Schaltgebäude geführt, wo er im Kellergeschoß
zunächst für jeden Stromerzeuger drei Drosselspulen
durchfließt. Von hier aus sind
die Leitungen zu den Gene-
ratorschaltern im Erdgeschoß
des Stellwerks gezogen. Die
Schalter sind in Betonzellen
mit Scheidewänden zwischen
jeder Phase eingebaut und
werden mittels Gleichstrom
getätigt. Von den Maschinen-
schaltern gehen die Leitungen
weiter in den zweiten Stock,
wo sie durch Trennschalter
an die Sammelschienen ange-
schlossen werden können. 5S0-
dann führen die Leitungen zu-
~
KH PSA z r iA | ES YAA rück in das Erdgeschoß, von
ME A roh SE | ZEIJGIID wo die Fernleitungen aus-
7 y Z f: = - - 5 FR A / \ 28 > Jj gehen. Alle Boden- und Wand-
RR: SAAI BASA Fa . a 1: NIE durchführungen wurden in
DEZENT NET Y f; \ 777 Porzellan ausgeführt, und die
DR DIE, EA E Ar RB ERLA G 15000 V-Stromwandler der An-
lage sind in diese Durchfüh-
rungen eingebaut,
Für den Strombedarf des
Kraftwerks wird die Maschi-
nenspannung in zwei 100 kVA-
Transformatoren auf 400 V
herabgesetzt und in zwei Mo-
torgeneratoren teils in Gleich-
| l I 4 | ; strom für 220 V, teils in Dreh-
a EEE ED i Ehe ep LAS, strom von 250 V und 50 Per/s
NIS
‚er F 7 umgewandelt. Die Gleich-
PoE U i FE stromanlage umfaßt auch eine
LH TH, Akkumulatorenbatterie von
Der Überwachungsraum
mit Instrumentpult für die
Stromerzeuger und Instru-
menttafel für die Stromvertei-
lung befindet sich im zweiten
Stock des Schalthauses mit Aussicht über den Maschinensaal. Von
dort aus werden auch mittels Befehlstelegraph die Weisungen an
die Maschinenwärter gegeben. p
An die Stromerzeuger sind die Erregermaschinen unmittelbar
angebaut, die auf Eigen- oder Fremderregung geschaltet werden
können und ohne Hauptstromwiderstand auf das Generatorfeld ar-
beiten. Die Regelung des letzteren wird deshalb im Magnetstrom-
kreis der Erregermaschine vorgenommen, in den auch selbsttätige
Schalter eingebaut sind, die von Relais ausgelöst werden können und
dabei die Magnetisierung der Hauptmaschinen abschalten.
Den Anslösevorrichtungen der Anlage sind folgende Aufgaben
gestellt: Beim Erdschluß an irgendeiner Stelle, Kurzschluß in den
Generatoren oder Leitungen oder auch bei zu hoher Geschwindig-
keit werden die obengenannten Magnetschalter augenblicklich aus-
gelöst. Zu diesem Zweck sind die Erdungstransformatoren mit
Spannungsrelais versehen, deren Kontakte sich bei Erdschluß schlie-
ßen und dadurch die Magnetschalter öffnen. Ferner sind die Gene-
ratoren mit differential geschalteten Relais versehen, die an die vier
Transformatoren angeschlossen sind, von denen zwei im Nullpunkt
der Maschinen und zwei in den entsprechenden Phasen hinter den
Drosselspulen eingeschaltet sind. Außerdem haben die Tachometer
der Turbinen Kontaktzeiger, die bei Überschreitung einer gewis-
sen Geschwindigkeit gleichfalls die Magnetschalter auslösen. Falls
mehrere Maschinen parallel arbeiten, werden ihre Magnetschalter
bei Vorkommnissen gedachter Art gleichzeitig ausgeschaltet. Für
diesen Zweck werden die Auslöskreise der Magnetschalter durch
besondere Niederspannungskontakte an den Trennschaltern zusam-
menzeschaltet, wenn die betreffenden Stromerzeuger ans Netz ge-
legt werden. An sämtlichen Schaltern sind außerdem noch Zeit-
relais vorhanden, so daß sie bei Überlastung oder etwaizem Versa-
Ahb. 12. Polrad zum 24000 KV A-Stromerzeuger. gen der Magnetschalter selbettätig auslösen.
| Die Fernleitung führt den Strom nach dem etwa 4,2 km
tels der Sammelschienen zusammengeschaltet werden. Die Schalt- entfernten Schmelzwerk Haugvik der A/S Glomfiord und ist von der
einrichtungen für Glomfjord wurden ebenfalls von der Allmänna Schaltanlage weg in einem 1,4 km langen Tunnel verlegt, der durch
Svenska Elektriska Atiebolag geliefert und sind infolge der großen den hier mehrere hundert Meter hoch fast senkrecht aus dem Meer
N N YN
Abb. 11. Querschnitt durch den Stromerzeuger und die Erregermaschine.
r
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1408
aufsteigenden Berg geschlagen ist.
Abb. 14 zeigt einen Lageplan
der Werke und der Hauptlinie. ;
Für die Fernleitungen waren während des Krieges bewehrte
Hochspannungskabel nicht zu annehmbarem Preis erhältlich. Die
Leitungen durch den Tunnel wurden deshalb als blanke Kupferkabel
auf Porzellanisolatoren ausgeführt. Der Tunnel bietet Raum für
sechs Dreiphasenlinien, von denen vorläufig zwei mit 240 mm? Lei-
tungsquerschnitt verlegt sind. Die Leitungen der verschiedenen
Phasen sind übereinander auf Eisengertisten verlegt, die an den bei-
den Seitenwänden des Tunnels aufgestellt sind. Zwischen den Trag-
gestellen ist ein Bedienungsgang freigelassen. An den Endpunkten
und an Winkelpunkten sind zur Erzielung gleichmäßiger Spannung
und sicherer Verankerung Spannvorrichtungen angeordnet, bei de-
ren Bemessung auf die großen Beanspruchungen Rücksicht genom-
men ist, welche die Leitungen bei Kurzschlüssen erfahren. l
Über dem Ausgang des Tunnels ist ein Ausführungsgebäude er-
richtet, dessen Durchführungswand später den Zug von 36 Kupfer-
kabeln von je 200 mm? und drei Erdungsseilen von je 110 mm? aufzu-
nehmen hat. Auf der hierauf folgenden freien Strecke von 2,8 km
Länge bis zum Verteilwerk bei den Fabriken sind die Kabel auf
Masten verlegt. Diese sind aus Betoneisen hergestellt, was unter
den damaligen Verhältnissen wesentlich billiger als die Beschaffung
von Eisenmasten war. Abb. 15 zeigt einen Abspann- und Winkel-
mast, Abb. 16 einen Tragmast für gerade Linie. Die letzteren sind
an ihren Fußpunkten gelenkig ausgeführt, so daß sie bei etwaigen
Spannungsunterschieden in der Längssrichtung der Leitung nachge-
ben können. S ;
Entstehungder Anlage.
StromkostenundAnlagekosten.
Die Vermessungsarbeiten wurden im Sommer 1912 begonnen,
wobei die Ingenieure zunächst in Zelten wohnten, da an Ort und
Fernleitung
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Abb. 14. Lageplan des Kraltwerks und der Fernleitung zu den Fabriken.
Stelle nur ein Bauernhof .vorhanden war. Sodann wurden für die
Mannschaften Baracken und einige Wohnhäuser errichtet. 1913 fing
man mit den Sprengarbeiten an, im Herbst 1914 aber wurde der Bau
des Krieges halber eingestellt und erst im Jahre 1915 wieder aufge-
nommen. Am 19. Mai 1920 begann der Probebetrieb der Maschinen.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47.
Abb. 13. Schaltplan des Elektrizitäte-
werkes am Glomfjord.
23. November 1922.
Diese Wasserkraftanlage und alle noch vorhandenen Wasser-
kräfte am Ende des Glomfjords; ebenso das für Industriebauten und
zum Besiedeln geeignete Gelände, nämlich die drei ehemaligen Bau-
erngüter Glomen, Haugvik und Setvik wurden Eigentum der Glom-
Abb. 16. Tragması für gerade Strecke.
fiord-Aktieselskab, einer ursprünglich schwedischen Gesellschaft.
Die Mehrzahl der Aktien wurden 1918 vom Norwegischen Staat er-
worben. Die Gründer der Gesellschaft schlossen mit diesem einen
Pachtvertrag, wonach ihnen 45000 PS zum Betrieb von Zink-
schmelz- und Verfeinerungshütten zur Verfügung gestellt werden.
23. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47.
1408
Der Preis wurde zu 36 Kr für die elektrische Jahres-Pferdekraft
während der ersten 5 Mhre und zu 34 Kr für die folgenden 25 Jahre
vereinbart.
Die Anlagekosten einschließlich des Verkaufsgewinns der Grün-
der beläuft sich für den ersten Ausbau mit 77500 PS Maschinenlei-
stung auf 21000000 Kr, also für die aufgestellte Pferdekraft zu
240 Kr. Die Kosten des vollen Ausbaues mit 160 000 PS berechnen
sich unter Zugrundelegung der heutigen Preise für die Erweiterun-
gen zu 30 000 000 Kr, so daß dann die Anlagekosten für 1 PS gar nur
193 Kr betragen werden.
Diese niedrigen Zahlen rühren von den überaus günstigen
hydraulischen Grundlagen dieser Kraftanlage her, bei der im Ver-
hältnis zu ihrer großen Leistungsfähigkeit nur geringe Kosten für
die Regelung der Wasserspende und für die Zuführungsstollen auf-
zuwenden waren. Es dürfte in dieser Beziehung eine der gfinstig-
sten Anlagen an der ganzen Westküste Norwegens sein. Der vor-
läufig noch fühlbare Nachteil der Abgelegenheit wird sich bei Ein-
tritt wirtschaftlich günstigerer Zeiten durch Werkgründungen an
Ort und Stelle überwinden lassen.
Die ganze Kraftanlage läßt in der Großzügigkeit ihres Ent-
wurfs, in der Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten und tn der
sorgfältigen Ausführung die nordischen Ingenieure als Meister auf
dem Gebiete des Großwasserkraftbaues erkennen. Auch die Liefe-
rer der maschinentechnischen und elektrotechnischen Ausrüstung
des Kraftwerkes können mit hoher Befriedigung auf ihre Leistungen
blicken, sind doch die Freistrahlturbinen am Glomfjord die stärk-
sten Turbinen und die Generatoren die stärksten mit Wasserturbi-
nen angetriebenen Stromerzeuger der alten Welt.
Zu Dank für ausführliche Mitteilungen, Zeichnungen und’Pho-
tographien fühlt sich der Verfasser verpflichtet gegenüber Herrn
Ragnvald Lieder Forenede Iugenierkontorer in Kristiania, s0-
wie den Firmen Allmänna Svenska Elektriska A.B. in
Västeras und J. M. Voith in Heidenheim a. d. Brenz.
Bestimmung der Lage des Erdpotentials in Drehstromanlagen.
Messung der Isolationswiderstände von Hochspannungsanlagen während des Betriebes.
Von Erwin Marx, Dresden. |
Die Lage des Erdpotentials in Drehstromanlagen ist abhängig
von den Leitwerten, die zwisehen den einzelnen Teilen der Anlage
und der Erde vorhanden sind. Bei Leitungsnetzen bestehen diese
Leitwerte im wesentlichen aus den Teilkapazitäten der Leiter
gegen Erde, den Isolationswiderständen des Netzes und gegebenen-
falls aus den Leitwerten der Nullpunktserdungen der die Leitungen
speisenden Generatoren oder Transformatoren.
Die Behandlung der Aufgabe, die Lage des Erdpotentials zu be-
stimmen, wenn diese Leitwerte gegeben sind, ist für Überspannungs=-
und Erdschlußfragen wichtig. Sie erfolgte auf sehr verschiedenen
Wegen. Eine rein rechnerische Lösung gibt Görges!) an. Er brv-
nutzt „Dreieckskoordinaten“, die den Vorteil besitzen, eine sym-
metrische Behandlung des Drehstromspannungsdiagramms zu ge-
statten. Die von Görges angegebenen Gleichungen lassen sich noch
etwas einfacher gestalten, wenn man auch imaginäre Zahlen ais
Dreieckskoordinaten zuläßt?).
Bei Behandlung fast aller Fragen, bei denen die Lage des Erd-
potentials eine Rolle spielt, empfiehlt es sich, die nachstehende Ver-
einfachung zu Hilfe zu nehmen: Alle zwischen den Außenleitern
bzw. dem Nullpunkt einer Anlage und Erde bestehenden Scheinleit-
werte (Admittanzen) seien in beliebiger Weise in je 2 Summanden
zerlegt und diese Summanden wiederum beliebig in 2 Gruppen einge-
teilt. Wenn nur die Leitwerte der Gruppe 1 vorhanden sind und dem-
entsprechend alle Leitwerte der Gruppe 2 gleich Null gesetzt sind,
so falle das Erdpotential nach ®,, dem „Grundpotential 1”. Ist die
Gruppe 2 der Leitwerte allein vorhanden, so falle das Erdpotential
nach S,, dem „Grundpotential 2°, Unter Beibehaltung dieser Fest-
setzunzen it nun der folgende Satz:
Sind zwischen einem Punkt mit dem Potential ®©, und Erde alle
Leitwerte der Gruppe 1 und zwisehen einem Punkt mit dem Poten-
tial &, und Erde alle Leitwerte der Gruppe 2 in Parallelschaltung
vorhanden, so nimmt das Erdpotential Q die gleiche Lage ein, als
wenn alle Leitwerte in ursprünglicher Weise zwischen den Dreh-
stromleitern bzw. dem Nullpunkt und Erde vorhanden wären?).
Die angegebene Zerlegung und Gruppeneinteilung der Leit-
werte läßt sich meist so treffen, daß eine Rechnung fast ganz un-
nötig wird. Einige Beispiele mögen das erläutern:
In einem Drehstromnetz ohne Nullpunktserdunz mit gleich gro-
Ben Teilkapazitäten (C) der Außenleiter gegen Erde sei zwischen
dem Leiter R und Erde ein Erdschluß über den Widerstand W vor-
banden. Eine Zerlegung der Leitwerte in Summanden kommt hier
nicht in Frage. Die Gruppeneinteilung ist am günstigsten die fol-
gende: Gruppe 1: der Wirkwiderstand W, Gruppe 2: die Kapazi-
täten. ©, fällt dementsprechend nach R, dem Potential des Leiters
R, &, nach M, dem Potential des Nullpunktes. In Bild 1, in dem
Vektordiaxzramm und Schaltbild vereinigt sind, ist die durch den
Satz von den Grunedpotentialen gegebene Ersatzschaltung darge-
stellt. Die Kapazitäten C sind also an Stelle zwischen den einzel-
nen Leitern und Erde zwischen dem Nullpunkt und Erde in Parallel-
schaltung vorhanden. Ans dem Bild ist ohne weiteres die bekannte
Tatsache zu ersehen, daß sich das Erdpotential in dem vorliezenden
Falle bei Verkleinerung von W auf dem Halbkreise über RM als
rchmesser nach R hin bewegt. Die Erdschlußstromstärke Je er-
giht sich aus der Gleichung
en
worin mit P die Netzspannung bezeichnet ist.
) Archiv f. El. Rd. 6 Heft 1 u. 2. Rd. 7 Heft 5.
8 Erwin Marx, Archiv f. El. Bd. 10, Heft. 12.
Der Nachweis dieses Satzes findet sivh in dem Aufsatz Anmerkung 2.
Wenn eine Nullpunktserdung, z. B. durch eine Drosselspule,
vorhanden ist, so wird ihr Leitwert am besten mit zur Gruppe der
Kapazitäten gestellt werden. Da die Drosselspule im Nullpunkt M
angeschlossen ist, so behält &, bei symmetrischer Anlage seine La:
und die Drosselspule ist parallel zu den Kapazitäten geschaltet zu
denken, wie das in Bild. 1 gestrichelt angedeutet ist. Bei Vernac)-
lässigung des Wirkwiderstandes der Drosselspule wird der Blind-
leitwert der Verbindung des Nullpunktes mit der Erde:
1
3w C a
wenn L, die Induktivität der Drosselspule ist. Dieser Blindleitwert
wird zu Null, wenn 3? C Lọ = 1 ist. Ist diese von Petersen
für die Erdschlußspule angegebene Beziehung erfüllt, so wird also
der gesamte kapazitive Erdschlußstrom kompensiert, und durch
den Erdschluß fließt angenähert ein reiner Wirk=trom, dessen Weri
sehr klein ist gegenüber dem des Erdschlußstromes im ungeschütz-
ten Netz. Bei Verkleinerung des Widerstandes W wandert hier das
Erdpotential fast gradlinig von M nach R.
l
7 S
Abn. 1. Abb. 2.
Mit Hilfe des Satzes von den Grundpotentialen läßt sien allge-
mein die interessante Tatsache nachweisen, daß sich das Erdpoten-
tial bei ganz beliebig zwischen den Außenleitern oder dem Nullpurkt
und Erde bestehenden Verbindungen etets auf einer Geraden oder
einem Kreise bewegt, wenn sich nur einer der vorhandenen Leit-
werte (Wirk- oder Blindleitwert) verändert’),
Die angegebenen Beziehungen gestatten nun die Messung der
Isolationswiderstände von Drehstromanlagen unter Zuhilfenahme
eines bekannten, mit einpoligen Trennschaltern zwischen die eiun-
zelnen Außenleiter und Erde einschaltbaren Wirkwiderstandes.
Bei der Darlegung der Methode sei wieder von dem einfachsten
Fall eines Drehstromnetzes ohne Nullpunktsverbindung mit der
Erde und mit gleichgroßen Teilkapazitäten der Außenleiter gegen
Erde auszegangen.
Zwischen dem Leiter R und Erde sei der unbekannte zu mes-
sende Widerstand Wz vorhanden. Die Isolationswiderstände der
beiden anderen Leiter seien Wz gegenüber unendlich groß. Zur
Messung wird der bekannte Widerstand We zwischen einem Außen-
leiter, z. B. T, und Erde eingeschaltet und die Lage des Erdpotentials
Q durch Messung der Spannungen von R, S und T gegen Erde fest-
gestellt. Der Punkt Q in Abb. 2 sei die gefundene Lage.
Wir treffen wieder die geschilderte Einteilung der Leitwerte:
Die beiden Wirkwiderstände Ws und Wz bilden die Gruppel, die
1410 l Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 23. November 1922.
drei Kapazitäten die Gruppe 2. Das Potential &,, das die Erde ein-
nehmen würde, wenn nur We und Wz vorhanden wären, fällt auf
den Vektor RT und teilt diesen im Verhältnis Wz : We. Es besteht
also die Gleichung
RG: 6G T= Wz : We
©, fällt mit M zusammen. Zwischen ®, und Erde sind die beiden
Wirkwiderstände, zwischen ®, und Erde die drei Kapazitäten in
Parallelschaltung zu denken. & muß also auf dem Halbkreise über
$,M als Durchmesser liegen, d. h. aber: Man findet ©, auf der durch
Messung gefundene Lage von Q, indem man in Q auf MO, von M
aus gesehen. nach links hin das Lot errichtet. Der Schnittpunkt des
Lotes mit w © ist ©,. Aus der Lage von ®, läßt sich die Größe von
Wz aus der angegebenen Proportion bestimmen.
In der Praxis wird man von vornherein nicht wissen können,
zwischen welchem Leiter und Erde der zu kleine Isolationswider-
stand liegt und ob nicht auch an einem oder beiden anderen Leitern
die Isolation ungenügend ist. Über beide Fragen gibt das Anlegen
des bekannten Widerstandes W e nacheinander an alle drei Außen-
Aus der englischen Elektrizitätswirtschaft. Ein neues
Elektrizitätsgesetz.
In der englischen BElektrizitätswirtschaft herrscht reges Leben.
Dies rührt einmal von der an sich gesteigerten Tätigkeit der Elek-
trizitätsunternehmungen her, dann aber auch von der auf Grund
des Elektrizitätsgesetzes vom Jahre 1919 eingeleiteten
Umgestaltung. Die Privatgesellschaften befinden sich in
günstiger Entwicklung!); wenn die ausgeschütteten Dividenden
als Merkzeichen des Erfolges angesehen werden können, so können
die Elektrizitätsgesellschaften zu den erfolgreichsten Unterneh-
mungen gerechnet werden; denn in der Mehrzahl der Fälle zeigen
die Ergebnisse des Jahres 1921 eine merkliche Verbesserung gegen-
über denen früherer Jahre, trotz des langen und verderblichen
Kohlenstreiks und der wie bei uns bestehenden schleppenden Liefe-
rungsweise der englischen Fabriken und trotz drückender Steuern
und Abgaben. Infolgedessen finden die Aktien und Anteile der
Blektrizitätsunternehmungen auf dem Geldmarkt leicht Aufnahme.
Da kein Anzeichen besteht, daß das Bedürfnis nach Elektrizität
bereits den Sättigungspunkt erreicht hat, und die nächsten Jahre
Zeuge einer beträchtlichen Ausdehnung sein werden, insbesondere
für Kraft- und sonstige Zwecke, kann mit einer wachsenden An-
ziehungskraft der Elektrizitätspapiere auf dem Geldmarkt ge-
rechnet werden. Dies gilt in gleicher Weise für die Gesellschaften
Londons wie für die Provinz. Bemerkenswert ist, daß bereits
einige Unternehmungen eine Herabsetzung der Preise haben ein-
treten lassen. — Auch der jährliche Berichtdes Verkehrs-
ministers über die unter dem Elektrizitätsgesetz verrichteten
Arbeiten gibt ein treffendes Bild der umfangreichen Tätigkeit, die
für die Entwicklung des Elektrizitätswesens geleistet worden ist?).
Wir erfahren z. B., daß während des Berichtsjahres, das am 31. III.
1922 geendet hat, der Minister sich mit zahlreichen Anträgen, betr.
Sonderverfügungen auf Erhöhung von Höchstpreisen, zeitliche Hin-
ausschiebung zur Ausführung übernommener Verpflichtungen, Be-
fugnisse zur Straßenbenutzung, Leitungsverlegung und Errichtung
von oberirdischen Leitungen, und mit einer großen Anzahl anderer
Gegenstände zu beschäftigen hatte, über die alle die Elektrizitäts-
kommissare befragt werden mußten, bevor eine Entscheidung ge-
troffen werden konnte. So hat der Minister 32 Sonderverfügungen
über die Errichtung neuer bzw. die Ausdehnung bestehender Elek-
trizitätsversorgungen erlassen. Dies zeigt den wachsenden Wunsch
städtischer und ländlicher Behörden, sich die Vorteile der Elek-
trizitätslieferung zu sichern. Diese Bestrebung wird bestätigt
durch die Tatsache, daß durch 9 der neuen Verfügungen Privat-
gesellschaften Erlaubnis erhielten, ihr Versorgungsgebiet auszu-
dehnen, während 3 gemeindliche Unternehmer sich ähnliche Befug-
nisse sicherten. 4 Gemeindebehörden wurden ermächtigt, die be-
stehenden Stromlieferungsunternehmungen anzukaufen. Der Be-
richterstatter betont, daß es erfreulich sei, zu sehen, daß sich
Privatunternehmungen wieder mehr um die Elektrizitätsversor-
gung bemühen, was offenbar ein Zeichen von erstarkendem Ver-
trauen der Finanzleute in die Zukunft der Elektrizitätsindustrie
sei. — Die Kommissare gaben weiter ihre Zustimmung zur Errich-
tung von 11 Kraftwerken, ferner in 6 Fällen zur Erbauung von
Hauptleitungen und in 15 für die Erweiterung von bestehenden
Kraftwerken. Die neuen Kraftwerke haben eine Anfangsleistung
von ungefähr 30 600 kW mit der Möglichkeit weiterer Ausdehnung,
und die genehmigten Erweiterungen bestehender Kraftwerke be-
laufen sich auf ungefähr 143 700 kW. Alle diese Arbeiten erfor-
derten naturgemäß einen beträchtlichen Kapitalbedarf. Von Ge-
meindebehörden lagen nicht weniger als 394 neue Änträge, betref-
fend Aufnahme von Geldern für Elektrizitätsversorgungszwecke,
vor. Genehmigungen wurden erteilt bei 389 Anträgen, die einen
ı) Electrician“ Bd, 88, 1922, S. 309.
3 „Electrician* Bd. 89, 1922, S. 312.
an die Durchführung der Messung in Wesen drei Fällen Auf-
schluß.
Wenn der Nullpunkt oder die Phasen der Anlage über Wirk-
widerstände oder Induktivitäten geerdet sind, so ändert sich an der
Methode nur der in Bild 2 eingezeichnete Winkel von 90°, der Werte
bis zu 180° annehmen kann. Der jeweils in Frage kommende Win-
kel läßt sich aus den gegebenen Konstanten der Anlage vorausbe-
rechnen. Auch die gleichzeitige Messung der Isolationswiderständ«
aller drei Außenleiter ist auf ähnlichem Wege durchführbar. Not-
wendig ist hierbei die Bestimmung der Lage des Erdpotentials ohne
und mit angeschaltetem bekanntem Widerstand.
Die zahlreichen im Elektrotechnischen Institut der Technischen
Hochschule zu Dresden angestellten Versuche ergaben eine volle Be-
stätigung der rechnerisch und zeichnerisch gefundenen Ergebnisse.
Bei der weitaus überwiegenden Mehrzahl der bestehenden Dreh-
strom-Hochspannungsanlagen sind Einrichtungen zur Messung der
Spannungen der Leiter gegen Erde vorhanden. Bei diesen Anlagen
ist nur die Anschaffung eines hohen Widerstandes und dreier ein-
poliger Trennschalter erforderlich, um die beschriebenen Messungen
durchführen zu können. i l
Gesamtbetrag von fast 14 Mill. £ ergeben. Wenn zu dieser groben
Summe die Kapitalbedürfnisse der Privatgesellschaften hinzuge
zählt werden, über die die Kommissare und der Minister eine un-
mittelbare Kontrolle nicht haben, so dürfte das gesamte neue An-
lagekapital während des vergangenen Jahres auf über 20 Mill. £
geschätzt werden. Mit Neid wird der deutsche Fachmann diese
Zahl betrachten, die zeigt, daß in England die Ausdehnung
der Elektrizitätsunternehmungen große Fort-
schritte macht, und daß überall umfangreiche Maßnahmen er-
griffen worden sind, um dem wachsenden Bedarf für Kraft und son-
stize Zwecke gerecht zu werden. Die Zahl der Verfügungen, die
die Abänderung genehmigter Preise oder die Erhöhung von Höchst-
preisen betreffen, war 43; der Berichterstatter hofft jedoch, daß mit
Rücksicht auf die gleichmäßigeren Bedingungen und die geringeren
. Betriebskosten, die sich aus der Ermäßigung der Preise der Kohle
“und anderer Materialien ergeben, bald das Ende von Verfügungen
dieser Art eintreten wird. Bemerkenswert ist die steigende Anwen-
dung der oberirdischen Leitungsverlegung, der Grundeigentümer
und Hausbesitzer noch recht feindlich gegenüberstehen, eine Tak-
tik, die jedoch von den Elektrizitätskommissaren im Interesse der
raschen und billigen Herstellung elektrischer Leitungen nicht
unterstützt wird. Daneben wurde eine Anzahl älterer Verfügun-
gen und Verordnungen aufgehoben, die allzu engherzig den Wett-
bewerb von Elektrizitätsunternehmungen untereinander oder von
Elektrizität und Gas behinderten.
Einen besonders breiten Raum in der Tätigkeit der Elektrizi-
tätskommissare beanspruchte die Einleitung und Durchführung der
Umgestaltung der Elektrizitätsversorgung auf Grund des Gesetze:
vom Jahre 1919°). Man erinnert sich, daß der Hauptzweck dieses
Gesetzes die Einteilung des Landes jn bestimmte Bezirke und die
Errichtung von Elektrizitätsverbänden innerhalb der-
selben war. Bereits im Jahre 1920 hatten die Kommissare die wich-
tigsten Teile des Landes in solche Bezirke aufgeteilt*), und es er-
gaben sich nunmehr im Laufe des Jahres zahlreiche Anträge und
Verhandlungen um die Ausgestaltung der Elektrizitätsbezirke. Es
würde zu weit führen, hier Einzelheiten anzuführen; es sei auf den
Inhalt von führenden englischen Fachzeitschriften verwiesen, die
fast in jeder Nummer diesbezügliche Berichte bringen. Die Elek-
trizitätskommissare fanden sich bei ihrer Aufgabe auker-
ordentlichen Schwierigkeiten gegenüber; bald war es der Gegen
satz von privaten und gemeindlichen Unternehmungen, bald waren
es rivalisierende Gemeinden, die die beabsichtigte Zusammen
fassung bzw. eine zweckmäßige Abgrenzung der Bezirke verhinder-
ten. Dazu traten überall schwerwiegende Fragen technischer und
finanzieller Natur, z. B. über die Zahl und Art der stillzulezendeu
Kraftwerke, über die Größe und Art der neu zu errichtenden Haupt-
werke u.a. m. So kommt es, daß der raschen vorläufigen Abgren-
zung von 13 Elektrizitätsbezirken nur ein verhältnismäßig geringer
Fortschritt in der weiteren Entwicklung folgte. Die erste öffent-
liche Verhandlung wurde abgehalten in 9 Fällen, von denen die
Kommissare in 7 ihre Entscheidung getroffen und entsprechende
Verfügungen vorbereitet haben. Zwei der Verhandlungen erwiesen
sich als ergebnislos, Vorlagen wurden außerdem eingereicht für
2 andere Bezirke, und die öffentlichen Verhandlungen sollen in
Kürze abgehalten werden. Nicht überall werden die im Gesetz
vorgesehenen Elektrizitätsverbände ins Leben treten. So z. B.
wurde in einem Teil des Lancashire-Bezirks an Stelle de:
Verbandes ein Beirat mit sehr beschränkten Befugnissen vorge
sehen, und in Süd-West-Midland wurde ein Ausschuß vot
nur 4 Mitgliedern für die Kontrolle der Elektrizitätsversorgung bè
stimmt, von denen je zwei die führenden Unternehmungen in dem
Distrikt vertreten. Nur in diesen beiden Fällen sind bereits die
zweiten örtlichen Untersuchungen durch die Elektrizitätskommi:-
3) Vgl. „ETZ“ 19%, 8. 103. 197, 52%,
© Vgl. ETZ“ 1921, 8. 254.
23. November 1922.
sare abgehalten worden, und da die entsprechenden gesetzlichen
Verfügungen bereits fertiggestellt sind, ist es wahrscheinlich, daß
sie endgültig in der Herbstsession der beiden Häuser des Parlaments
angenommen werden. — Besondere Schwierigkeiten bereiten die
Londoner Verhältnisse, wobei sich ein scharfer Gegensatz
zwischen dem Londoner Grafschaftsrat und den Elektrizitätskom-
missaren herausgebildet hat?). Der Grafschaftsrat hat daran An-
stoh genommen, daß die Kommissare einer privaten Grafschafts-
gesellschaft die Errichtung eines großen Kraftwerks inBarking
freizegeben haben, und war ferner nicht damit einverstanden, daß
auf der anderen Seite einer Groß-Londoner Eisenbahngesellschaft
von eben denselben Kommissaren die Erstellung eines eigenen
Kraftwerkes verboten und ihr der Strombezug von einer der be-
stehenden Unternehmungen empfohlen wurde. Offenbar befürch-
tete der Grafschaftsrat von diesen Maßnahmen eine Erstarkung der
privaten Unternehmungen und leitete eine Bewegung ein, die dar-
anf hinzielte, nur die kommunalen Unternehmungen unter Aus-
schluß der privaten zusammenzufassen, ein Vorgehen, das die
scharfe Mißbilligung der Fachpresse findet. Bei einer anderen Ent-
scheidung innerhalb Groß-Londons, bei der die Kommissare der
Euline-Corporation den Abschluß eines angeblieh wohlfeileren
Stromlieferungsvertrages mit einer entfernteren Gesellschaft ver-
sızten, mußten sie sich sogar eine gerichtliche Klage gefallen
lassen, die jedoch ihre Maßnahme nicht umzustoßen vermochte, da
sie auf gesetzlicher Grundlage beruhte®).
Auch sonst werden die Maßnahmen der Kommissare nicht etwa
klaslos hingenommen. Se z. B. haben einige Unternehmungen gegen
die Erhebung der Umlagen seitens der Elektrizitätskommissare
Widerspruch erhoben’), jedoch ist dieser Protest zwecklos, da die
Kommissare auf Grund des Gesetzes von 1919 berechtigt sind, ihre
Ausgaben im Verhältnis der erzeugten Kilowattstunden auf die
Unternehmer umzulegen. Im übrigen handelt es sich hierbei um
keine allzu große Belastung; die Ausgaben der Kommissare für
das Jahr 1922 sind mit 4000 £ angegeben, und dies bedeutet auf
der Grundlage der erzeugten Einheiten einen Betrag von 11 £,6 s,
4 d je Million Kilowattstunden bzw. eine Belastung von 0,0027 d
je ezeude Kilowattstunde. Der Berichterstatter des „Electrician“
weist daher den Einspruch der Interessenten als unberechtigt zu-
rück; nach seiner Ansicht könne die Kritik sich lediglich mit der
Frage beschäftigen, ob die Ausgaben überhaupt notwendig wären;
wer jedoch die Tätigkeit der Elektrizitätskommissare näher ver-
folge, müsse zu der Ansicht kommen, daß diese Körperschaft bei
dem lobenswerten Bestreben, die Ausgaben in engen Grenzen zu
halten, ihren Beamtenstab nicht groß genug gewählt habe, um die
Geschäfte mit der wünschenswerten Beschleunigung zu erledigen.
Im allgemeinen wird die Tätigkeit der Kommissare in der gesamten
Fachpresse mit Anerkennung und Wohlwollen jederzeit erwähnt.
Das bedeutungsvollste Ereignis der Elektrizitätswirtschaft
Englands in den vergangenen Monaten stellt die Annahme des
neuen Elektrizitätsgesetzes dar. Es sollte einige
Mängel beseitigen, die sich bereits bei der Handhabung des Ge-
setzes von 1919 ergaben, und insbesondere die in dem ersten Gesetz
vorgesehenen finanziellen Befugnisse der Elektrizitätsverbände
wiederherstellen. Lebhafte Kämpfe haben sich um dieses Gesetz
abgespielt?). Bei der parlamentarischen Beratung, bei der insbe-
sondere immer wieder das Bedenken hervortrat, den gemeindlichen
Körperschaften neue finanzielle Befugnisse zuzugestehen, die
schließlich nur zu einer erneuten Belastung Jer Steuerzahler führen
würden, erfuhr die Regierungsvorlage beträchtliche Umänderun-
zen, gelangte aber dann schließlich noch im Laufe des Sommers zur
ans und dürfte inzwischen die königliche Bestätigung erhalten
aben.
Die wesentlichen Bestimmungen des Gesetzes
sind folgende?): Den Bezirkskörperschaften wird die Befugnis er-
teilt, Gelder für den Ankauf von Kraftwerken oder Hauptleitungen
oder für irgendeine Unternehmung, mit der sie sich auf Grund des
Gesetzes von 1919 beschäftigen können, aufzunchmen. Der Be-
zirksverband kann mit seinen Einnahmen und seinen Anlagen für
die Sicherheit dieser Gelder bürgen. Die an dem Bezirksverband
beteiligten Unternehmer und Gemeindebehörden können ihm finan-
zielle Unterstützung durch Selbsthergabe von Geldern oder durch
Übernahme von Bürgschaften zuteil werden lassen. Zu diesem
Zweck können Gemeindebehörden selbst wiederum Anleihen aus-
geben. Durch diese Bestimmung wird nunmehr die hauptsäch-
lichste Schwierigkeit beseitigt, die der Errichtung der Bezirkskör-
perschaften entzegenstand, da sie zuvor nicht in der Lage waren,
sich für ihre Tätigkeit entsprechend zu finanzieren. Die Höhe der
aufzunehmenden Summen muß in der Verordnung über die Errich-
tung des Bezirksverbandes festgesetzt werden und unterliegt der
Genehmigung der beiden lJäuser des Parlaments, ebenso die Neu-
aufnahme von Geldern in späteren Fällen. Den Kommissaren wird
Befugnis erteilt, für die Elektrizitätsversorgung der abgegrenzten
Bezirke an Stelle der Bezirksverbände auch andere Körperschaften
einzusetzen. Diese Freiheit in der Form dürfte den Elcktrizitäts-
a „Electrician“ Bd. 89, 1922, S. 231 und „Electrieal Review“ Bd. 91, 1922
'% „Electrician“ Bd. 9, 192, S. 91.
D „Electrivian“ Bd. 89, 1922, N. 378. , ,
® Electrician“ Bd. »8, 1922. 8_ 280, 307, 335, 650; „Electrical Review“ Bd. 90,
1922, 8. 6h, 674, 701; „Electrician“ Bd. 89, 1922, S 232; „Electrical Review“ Bd. 91,
1922, =. 37.
”, „Electrician“ Bd. 89, 1922, S. 244; „Electrical Review“ Rd. 91, 1922, R. 29.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 47.
N] ET EL TREE ELLE
1411
kommissaren manche Erleichterung gewähren. Zu Mitgliedern des
Bezirksverbandes dürfen nunmehr auch eigene Angestellte des Be-
zirksverbandes gewählt werden, was nach dem früheren Gesetz un-
möglich war. Von großer Wichtigkeit in dem neuen Gesetz ist die
Ermächtigung der Kommissare, Zwangskaufrechte nach den frühe-
ren Elektrizitätsgesetzen abzuändern, u. zw. nicht nur den Zwangs-
kauf, sondern auch die Bedingungen, unter denen er stattfinden
konnte. Allerdings muß hierbei die Zustimmung der in Frage kom-
menden Behörde, der das Kaufrecht verliehen war, eingeholt wer-
den. Weiter ist vorgesehen, daß die Befugnisse des Bezirksverban-
des auch durch irgendeinen der in dem Bezirk zugelassenen Unter-
nehmer ausgeübt werden können. Im Gesetz von 1919 waren die
Kommissare ermächtigt, auf Antrag der Bezirkskörperschaft in ge-
wissem Umfang die Stromlieferungsrechte bestehender Privat-
unternehmungen zu verkürzen. Diese Befugnisse sind in dem neuen
Gesetz wesentlich eingeschränkt und auch dadurch ausgeglichen,
daß dem Privatunternehmer durch andere Gebiete Ersatz gewährt
werden kann. Während ferner nach dem alten Gesetz grundsätz-
lich die Kraftwerke auf den Bezirksverband übergehen sollten,
kann nunmehr der Bezirksverband mit dem früheren Eigentümer
vereinbaren, daß er den Betrieb des Kraftwerkes im Namen des
Verbandes weiterführt. Die Zustimmung der Kommissare zu der
Errichtung neuer oder zur Erweiterung bestehender Kraftwerke
darf nicht verweigert werden, wenn die Stromlieferung zu Bedingun-
gen erfolgen kann, die nicht ungünstiger sind, als wenn der Strom
von einer durch die Kommissare bezeichneten Quelle geliefert
wurde. Die Strompreise eines Verbandes sollen so bemessen eein,
daß innerhalb einer Reihe von Jahren die Einnahmen die Ausgaben
decken, Ein Defizit, das nicht aus den vorhandenen Reserven aus-.
geglichen werden kann, kann im Verhältnis der Stromentnahrne
auf die zugelassenen Unternehmer umsgelegt oder durch die Ein-
nahmen der folgenden Jahre gedeckt werden. — Wegerechte
für elektrische Leitungen können über den Termin besteheuder Ver-
träge hinaus verlängert werden, u. zw. unter Festsetzung neuer
Bedinzungen. — Von besonderer Wichtigkeit ist die in dem neuen
Gesetz vorgesehene Möglichkeit sowohl für Unternehmer als auch
für Gemeindebehörden, in Zeiträumen von jeweils 3 Jahren eine
Überprüfung der festgesetzten Höchstpreise durchführen zu kön-
nen. Die Ausgaben der Elektrizitätskommissare sollen künftig
nicht mehr unter Zugrundelegung der erzeugten, sondern der un-
mittelbar an den Verbraucher verkauften Kilowattstunden umge-
legt werden.
Neben diesen hauptsächlichsten Bestimmungen finden sich noch
einige Verbesserungen hinsichtlich der Entschädigungen von An-
gestellten, die durch die Neuordnung brotlos werden, der Rechte
von Eisenbahngesellschaften, der Reservestromlieferung, der Auf-
lassung von Gesellschaften, der Schuldentilgung u. a. m.
Das neue Gesetz wird im allgemeinen recht günstig auf-
genommen!®), und dies mit Recht; denn es bedeutet zunächst das
Ende der bisherigen Unsicherheit über das, was die zweite Bill
bringen würde. Es bringt ferner namentlich den Privatgesellschaf-
ten manche erwünschte Erleichterung, insbesondere die Möglich-
keit, ihre Tätigkeit unter weniger drückenden Bedingungen wie
bisher fortzusetzen. Besonders wird es begrüßt, daß das neue Ge-
setz die Möglichkeit freiwilligen Zusammenschlusses und frei-
williger Zusammenarbeit mehr als bisher begünstigt und erleich-
tert. So schließt auch Sayers, ein bekannter englischer Fach-
mann, eine Besprechung der beiden Elektrizitätsgesetze, die in den
obigen Ausführungen mit verwertet ist), mit den Worten: „Im
ganzen sollte die Elektrizitätsversorgungsindustrie anerkennen,
daß sie nunmehr ein freieres Feld für ihre Tätigkeit hat, und sie
wird wohl beraten sein, wenn sie den besten Gebrauch von dieser
größeren Freiheit macht. Kein Zweifel, daß die Erfahrung noch
manche Mängel in den Gesetzen von 1919 und 1922 zeigen wird, denn
die Entwicklung kennt in solchen Dingen keinen Stillstand; jedoch,
im ganzen genommen, stellen die beiden Gesetze einegroßeVer-
besserung des früheren Zustandes dar, und wir müssen der
Regierung und dem Parlament dankbar sein, daß sie so viel getan
haben.” Siegel.
Die zweckmäßigste Anordnung von Vertellungsleitungen in
industriellen Anlagen!).
F.Morgan behandelt die Frage, welche von den drei möglichen
Arten der Anordnung der elektrischen Verteilungsleitungen in Fa-
brikanlagen (Radialsystem, Ringsystem, Radialgruppensystem) hin-
sichtlich der Kosten die zweckmäßigste ist. Beim Radialsystem
(Abb. 1) ist jeder Motor direkt an die Hauptschalttafel angeschlos-
sen; beim Ringsystem (Abb. 2) ist eine geschlossene Ringleitung von
der Hauptschalttafel abgezweigt und versorgt eine gewisse Gruppe
von Motoren. Das Radialgruppensystem (Abb. 3) endlich besteht
darin, daß eine starke Speiseleitung von der Hauptschalttafel ab-
10) „Eletrical Review“ Bd. 91, 1922, S. 37, 469.
1) „Electrical Review“ Bd. 91, 1922, S. 472. 531.
2) Nach „Klectrical World“. Bd. 77, 1921, S. 285.
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PER NE ENIE FERRÖL GER >
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$
1412
zweigt und zu einer im Zentrum einer gewissen Motorengruppe auf-
gestellten Nebenschalttafel führt, an die jeder dieser Motoren durch
eine eigene Speiseleitung angeschlossen ist.
Abb. 1. Radialsystem.
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Abb. 2. Ringsystem.
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1
27 2
3. 53P3 9%
LE afelraum __
Abb. 3. Radialgruppensystem.
Zeichenerklärung zu Abb. 1 bis 3.
O Aufstellungsort eines Motore.
O 2%. Motor von 20 PS im I. Stock.
OB3. Motor von 3 PS im Keller.
(9 Gruppe von Rohren, aufsteigend.
+ Säulen.
Einzelnes Rohr oder Gruppe von Rohren an der Decke des I. Stocks
u e---.---. desgl. an der Decke des Kellers.
—-—-—-— Rohre für die Haupjspeiseleitungen.
— — — Ringsammelschienen an der Decke im I. Stock.
Um den wirtschaftlichen Vergleich der, drei Systeme zu ermög-
lichen, berechnet der Verfasser die Baukosten bei heutigen Preisen
und Löhnen mit 15 % Unternehmergewinn für ein und dieselbe Fa-
brikanlage mit genau denselben Erfordernissen für alle drei Sy-
steme, unter Annahme von Apparaten, die in den einzelnen Fällen
gewöhnlich benutzt werden. Für die Bauten wurden Eisenkon-
struktionen mit Ziegelmauerwerk und Zementfußböden, als ange-
schlossene Motorenleistung 1034 PS in typischer Verteilung mit Ein-
zelleistungen von 1 bis 50 PS angenommen. Verteilt werde Dreh-
strom von 60 Per, den eine Transformatorenstation liefert. In der
Kostenaufstellung sind alle Schalttafelapparate, Sammelschienen
und Leitungen zwischen den Transformatoren-Sammelschienen und
den Schalttafeln sowie die Motorenspeiseleitungen enthalten. Die Be-
lastungsverhältnisse und die Jahresverluste wurden für alle drei
Fälle gleich angenommen, ebenso die Möglichkeit einer späteren
Mehrbelastung (30 %) der Hauptspeiseleitungen wegen künftiger
Erhöhung des Anschlußwertes
Jede Speiseleitung besteht aus drei in einem Eisenrohr ver-
legten Drähten. Als Spannung werden 275 bzw. 450 V bei5 % max.
Spannungsabfall bis zu jedem Motor gewählt. Die näheren ne
heiten und die Baukosten der drei Systeme sind in Zahlentafel 1
genübergestellt. Die charakteristischen Eigenschaften der drei S
steme sind folgende:
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47.
23. November 1922.
Radialsystem: Große Verläßlichkeit und Anpassung:-
fähigkeit wegen der Möglichkeit der individuellen Handhabung
jedes einzelnen Motors. Anwendung von Automaten statt Siche-
rungen ermöglicht eine schnellere Wiedereinschaltung. Die Ver-
wendung von Rohren, die eine Type größer sind, als notwendig
wäre, ermöglicht eine billige Verstärkung der Motorleitungen inner-
halb gewisser Grenzen, obne eine neue Rohrleitung installieren zu
müssen.
Ringsystem: Gute Verläßlichkeit und Anpassungsfähigkeit
wie oben, bei geringeren Anlagekosten. Die Anpassungsfähigkeit
-jedoch ist größer, weil die Kapazität des Ringes Reserven enthält
und man Moteren umstellen kann. Anwendung von Ölschaltern an
allen ankommenden Leitungen und an den Motoren erhöht die Be-
triebssicherheit gegenüber Luftschaltern. Die Unterhaltungsko-
sten sind geringer wegen Verwendung von Ölschaltern statt Luft-
schaltern und wegen der einfacheren Disposition der Speiseleitun-
gen. Die Schaltanlage braucht rd 30 % weniger Bodenraum als oben.
Radialgruppensystem: Bei 220 V ist es das billigste
System, bei 440 V ist es billiger als das Radialsystem, aber ein wenig
teurer als das Ringsystem wegen der hohen Kosten der Verteilungs-
tafeln, die für beide Spannungen die gleichen sind. Es ist nicht so
anpassungsfähig wie die beiden anderen Systeme, und der Raumbe-
darf für die kleinen Verteilungstafeln ist beı Raumknappheit ein
Nachteil. Die vielen Kontrolletellen stempeln dies System zu einem
schwächeren, und die Betriebskosten sind höher wegen der zerstreut
angeordneten Schalttafeln.
Zahlentafeli.
Vergleich der Ausrüstungen und Kosten der 3 Verteilungseysteme.
Radialsystem | Ringsystem | Radialgruppensystem
|
11 Schiefertafeln 610 ; 13 Schiefertafeln, 610
Schalttafeln:
2 dreiteilige Schiefer-
tafeln, 10003600255
mm, m. aut. Schaltern,
Messerschaltern f d.
ankommenden Leitg.,
Verbindgs -Schaltern
und Meßgerä en, 112
Schiefertaf., 485% 560
mm,tm.aut.Luftschal-
tern für jeden Motor-
stromkreis Tafelnin
Reihen, 7 hoch und 16
lang.
x1600 mm, 2 mit aut.
Öischaltern für die
ankommenden Ltg.
u. Meßgeräte. Eine
Haupttafel f. Haupt-
meßgeräteund Regi-
strierapparate, 8Ta-
feln m. aut. Ölschalt.
z. Kontrolle d. Ring-
speiseleitungen.
x1600 mm, wie bei
Ringsystem,2 Extra-
tafeln für Kontrolle
der radialen Speise-
leitungen. 10 Vertei-
lungstafeln aus klei-
nen Schieferfeldern,
485x560 mm.,jedes mit
aut. Luftschalter zur
Kontrolle ein. Motor-
stromkreises. Jede
Tafel in Drahtnetz-
kasten eingeschlos-
sen.
Speiseleitungen:
Für jeden Motor eine, 10 radiale Speiselei-
8 Ringe mit Ölschal- |
mindestens 5,2 mm?
B&ShNr.10\, kieinste
ohrweite 38mm für
220 V, 32mm f. 440V.
tern am Anfang und
Ende. Alle Leitung.
von einheitl. Quer-
schnitt. Abzweigdo-
sen a. gewiss. Punk-
ten, umneueMotoren
: nschließen zu könn.
tungen, direkt andie
Sammelschienen der
Verteilungstafel an-
geschlossen, jede an
der Hauptschalttafel
durch aut. Ölechalter
kontrolliert.
chen Querschnitts
wie Speiseleitg., um
Abzweigsicherungen
Motorleitungen glei-
| zu vermeiden.
Zahlentafel2 Kostenvergleich der Systeme.
' Aut. Ölschalter
mit Nullspan- |Kompensator mit
nungsauslösung | Nullspannungs-
Motorenkontrolle: _
Kompensator ohne Nullspannungsauslösung
auf der Netzseite ausldeung
‚des Kompensators.
f !
use 20V 440V | 20V MOV) 20V 40V
Hauptschalttafel 30097 26 542 512 = 14480 12739 15868 14548
Ölschalter für Motoren — | 13408 13 408! —
Verteilungstafeln | — 18539 18 3 539
Leitungen und Rohre 28 816 22 162 | 16 751 16751) 12696 10 670
Insgesamt $ 58913 48704 | 49713 42898 47103 43757
proz. Kosten?) 100 827 | 84,5 72,8 801 73
Setzt man die Baukosten des Radialsystems = 100, so ergeben
sich die in der letzten Zeit von Zahlentafel 2 angegebenen prozen-
tualen Kosten der anderen beiden Systeme. Bemerkenswert ist, daß
sich die Kosten für 440 V in allen drei Fällen niedriger stellen als
für 2% V. Die Kosten, bezogen auf 1 PS angeschlossener Motorlei-
stung, sind folgende:
220 V 440 V
Radialsystem . 56,97 $ 4710 $
Ringsystem . 48,08 „, 41,49 ,
Radialgruppensystem A 45,55 ,„ 42,31 „
2, Kosten des Radialsystems für 220 V = If) gesetzt.
28. November 1922.
Zahlentafel 3. Eigenschaften der Verteilungssysteme.
} | P
| Radial- ' Ring- a
system system system
Zuverlässigkeit - - . . . . 2 1 103
Anlagekosten ren 3 1 2
. Anpassungefähigkeit . . . . 2 1 3
Interhaltung . . . . .... 2 1 3
Betrieb . 2 2: 2 2 2 2 2 0. 2 | 1 3
Grundfläche für Schalttafeln | 2 | 1 3
-y ==
-o warm r t -
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47.
1413
’
Die Faktoren, welche den Wert der einzelnen Systeme zahlen-
mäßig kennzeichnen, sind in Zahlentafel 3 angegeben.
Für die Durchschnittsanlage gibt das Ringsystem den besten
Betrieb und läßt sich wirtschaftlich installieren. Die Wahl der Span-
nung muß sich nach der Art des Betriebes richten. Für die meisten
Anlagen werden 440 V als Betriebsspannung zweckmäßiger sein als.
die nächst niedrigere Spannung von
Kurt Perlewitz.
RUNDSCHAU.
Elektromaschinenbau.
Gesichtspunkte bei der Aufstellung großer Drehstrom-
maschinen. — Über Erfahrungen, welche bei der Aufstellung
großer Drehstromgeneratoren im vergangenen Jahre gemacht
. wurden, berichtet der Ausschuß für elektrische Apparate der
' Jüftung durch von außen zugeführte Luft, erfordert besondere Vor- .
er ar nr rn =
‚ Gehäuse geleitet wird, immer mehr
National Electric Light Association‘). Die jetzt allgemein an-
gewendete, vollkommen geschlossene Bauart, verbunden mit Be-
kehrungen zum raschen Ersticken eines etwa auftretenden Ge-
neratorbrandes. In der amerikanischen Praxis findet die. Verwen-
dung von Dampf für diese Zwecke, der in derartigen Fällen in das
Verwendung, wobei besonders
bemerkenswert ist, daß die Isolation der Wicklung nach den vorlie-
genden Berichten durch den Dampf keinen Schaden erleidet, im Ge-
gensatz zu Wasser, welches in einem Falle in Form von Sprühregen
verwendet wurde und einen beträchtlichen Schaden. verursacht hat.
Dampf kommt naturgemäß nur in Dampfkraftwerken in Frage, wo
derselbe zur Verfügung steht, wogegen man in Wasserkraftanlagen
auf indifferente Gase zu greifen beginnt; es wird über eine Anlage
berichtet, in welcher für diese Zwecke Kohlensäure verwendet wird,
wie dies für die Brandlöschung in Transformatorkammern und
Schaltanlagen auch bei uns schon seit längerer Zeit empfohlen und
auch teilweise angewendet wird. Wird die Kühlluft im Kreislauf
wieder benutzt, so wird sie durch einen Sprühregen hindurchgeleitet,
durch welchen die Luft gereinigt und ihr die Wärme entzogen wind.
In einem Falle wird dieses Verfahren auch zur Rückgewinnung der
Verlustwärme der Generatoren benützt, indem das Kühlwasser in
die Speisewasserbehälter der Kessel geleitet wird.
Zeichenerklärung.
9 Regulierwiderstand f. Haupterreger
10 Erregerwicklung:
11 Haupterreger.
12 Motor.
13 Erregerwicklung.
14 Regulierwiderstand für Hilfserreger.
15 Hilfserreger.
16 Ölpumpe des Regulators, der Venti-
latoren usw.
| Drehstromgenerator
? Erregerwicklung.
3 Hilfegenerator.
4 Erregerwioklung des Hilfsgenerators.
5 Regulierwiderstand.
n Drehstrom - Eigenbedarfssammel-
schienen. -
` Rilfsschienen für Generator 1.
8 Erregersammelschienen.
Abb. 1. Schaltung der Hilfsmaschinen und der Erregung.
Die Ausbildung der Erregung von großen Maschineneinheiten
erfordert eine sorgfältige Überlegung; einerseits muß bei auf lange
ochspannungsleitungen arbeitenden Maschinen, welche im Leerlauf
einen beträchtlichen Ladestrom aufnehmen, für einen sehr weiten
stabilen Regelungsbereich gesorgt werden, anderseits ist auch die
Vermeidung von großen Hauptstrom-Regelungswiderständen anzu-
streben, welche bedeutende Kraftmengen vernichten, in der Anschaf-
fung kostepielig sind und auch viel Platz zu ihrer Aufstellung be-
nötigen. Abb. 1 zeigt eine für große Wasserkraftanlagen empfoh-
leno Anordnung. Auf der Welle des Generators sitzt ein kleiner
Hilfsgenerater, welcher Strom an die Hilfsschienen, die anderseits
auch mit den Drehstrom-Eigenbedarfsschienen des Werkes in Ver-
) „Electrical World“ 1922, Bd. 79, 8. 1028.
bindung stehen, liefert. Von diesen Hilfsschienen aus werden die
Regulierpumpe, die Ventilatoren und sonstigen Hilfsbetriebe der be-
treffenden Maschinengruppe mit Strom versorgt und überdies ein
Drehstrommotor gespeist, welcher zwei Gleichstrommaschinen an-
treibt. Die eine ist der Haupterreger, der unmittelbar die Feldwick-
lung des Generators versorgt, die andere dient als Hilfserreger und
liefert Strom für die Erregung des Haupterregers und des oben er-
wähnten Hilfsgenerators. Bei dieser Anordnung ist es möglich, ohne
einen Hauptstrom-Regelungswiderstand auszukommen und doch al-
len Forderungen eines großen stabilen Regelungsbereiches zu ent-
sprechen. Die für ähnliche Zwecke in der europäischen Praxis an-
gewendeten Spezialerregermaschinen (Erregermaschine mit Rege-
lungspolen der Brown, Boveri & Cie A.G. u. dgl. m.) scheinen bisher
in Amerika keinen Eingang gefunden zu haben. Der Grundgedanke
dieser Anordnung, alle Hilfsbetriebe unmittelbar von der Hauptne-
schine aus zu versorgen, hat in Dampfturbinenanlagen bei uns be-
reits vor Jahren mehrfach Anwendung gefunden’).
Zur Vermeidung der Schäden, welche bei Transformatoren-
durchschlägen zufolge Übertritt der Oberspannung in die Generator-
wicklung entstehen könnten, wird die Erdung des Wicklungsmittel-
punktes fast allgemein durchgeführt, eine Maßnahme, welche auch
bei uns immer mehr Anwendung findet. Im Gegensatz zu der euro-
päischen Praxis jedoch, wo die Erdung allgemein über die Strom-
stärke b&grenzende Widerstände vorgenommen wird, kommen auch
Anlagen mit unmittelbarer Erdung des Generator-Neutralpunktes
vor, obwohl auch in Amerika die Erdung über Widerstände am mei-
sten gebräuchlich ist. Bp.
Verkehr und Transport.
Neue Türanordnung in Straßenbahnwagen. — Um während
der Zeit des Spitzenverkehrs ein schnelles Einsteigen und Aus-
steigen der Fahrgäste zu ermöglichen, hat der Verkehrsausschuß
von Toronto bei 100 neuen Anhängerwagen, die kürzlich in Be-
trieb gestellt worden sind, die Türen in neuer und eigenartiger
Weise anbringen lassen. Die Anhänger gehören zu den Wagen
mit tiefliegendem Mittelflur. Die tiefe Lage des Mittelflurs er-
möglicht ein bequemes Ein- und Aussteigen, zwingt aber dazu.
die Wagentüren in der Mitte anzuordnen, von wo aus sich die
Fahrgäste im Wageninnern nach vorn und hinten verteilen können.
Der Schaffner hat demgemäß ebenfalls seinen Platz in der Mitte
des Wagens. Die Neuheit der Wagen in Toronto besteht nun darin,
daß jederseits 3 Türen an dem Mittelflur angeordnet sind, von
denen die beiden vorderen dicht nebeneinander liegen, während
die dritte nach dem hinteren Wagenende zu, um eine knappe Tür-
breite von ihnen getrennt ist. Der Schaffner hat seinen Standplatz
an dieser Zwischenwand zwischen den beiden vorderen und der
hinteren Tür. Letztere wird stets als Ausgangstür benutzt, die vor-
derste Tür allein als Eingangstür, die ihr unmittelbar benachbarte
mittlere Tür je nachdem, ob der Verkehr mehr zusteigende oder
mehr absteigende Fahrgäste aufweist, entweder als Eingangs- oder
als Ausgangstür. Für den letzteren Fall schwingt der Schaffner eine
bei der Mitteltür im Wageninneren vorgesehene Schranke in eine
Lage quer zur Wagenlängsachse und sperrt damit den Wagen-
vorderraum vom Hinterraum ab. Die Fahrgäste des vorderen Wa-
genraumes gehen dann beim Verlassen des Wagens beim Schaffner
vorbei, bezahlen und steigen aus, ohne mit den Fahrgästen des hin-
teren Wagenraumes in Berührung zu kommen. Wer dagegen ein-
steigt und sich nach dem hinteren Wagenraum wendet, kommt hier-
bei beim Schaffner vorbei und bezahlt gleich beim Eintritt, kann
dann aber nach Beendigung der Fahrt hinter dem Rücken des
Schaffners den Wagen verlassen. Ist die Schranke vom Schaffner
in die Wagenlängsachse herumgeschwenkt, so kann die Mitteltür
mit als Eingangstür benutzt werden. (El. Railw. Journ. Bd. 60,
1922, S. 394.) —I.
Stromabnehmer für Gleisarbeiten. — Um bei Arbeiten am
Gleie, die mit Hilfe des aus der Fahrleitung entnommenen Stroms
ausgeführt werden, nicht bei jeder Vorüberfahrt eines Wagens den
Stromabnehmer für die Gleisarbeiten abnehmen zu müssen, wird in
Brooklyn eine zweckmäßige und einfache Vorrichtung benutzt. Sie
besteht aus einem neben dem Gleis aufgestellten Bambusmast, an
dessen oberen Ende ein zweiarmiger Hebel gelagert ist. An seinem
23) Z. B. in der Anlage Golpa, „ETZ* 1916, S. 681.
1414
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47.
23. November 1922.
kurzen Ende wirkt eine Feder, so daß das längere Ende nach oben
gedrückt wird. An letzterem sitzt ein kupferner Schuh, der sich
won unten an den Fahrdraht anlegt. Sein Rücken ist so gestaltet,
daß die Stromabnehmerrolle ohne Unterbrechung der leitenden Ver-
bindung über ihn hinweggleitet. Die Feder kann von unten ent-
spannt werden, wodurch der Kupferschuh vom Fahrdraht abfällt.
(„Electr. Railway Journ.“, Bd. 60, 1922, S. 319.) We.
Vollständiges Versagen der Untergrundbahnen, Hochbahnen
und Straßenbahnen in Brooklyn‘). — Kürzlich wurde der gesamte
Verkehr auf allen elektrischen Bahnen in Brooklyn durch eine Stö-
rung in der Kraftzufuhr auf eine Stunde lang vollständig stillgelegt.
Die "Störung ereignete sich um 5.15 nachmittags gerade zur Zeit der
stärksten Spitze im Stoßwerkehr, wobei nach Schätzung der Bahn-
beamten reichlich 600 000 Fahrgäste auf der Heimfahrt begriffen
waren. Die Ursache der Störung war ein Brand in dem Kraftwerk
Williamsburg, welches das Hauptwerk für das ganze Bahnnetz in
Brooklyn ist und 26 Unterwerke in Brooklyn und Queens speist.
Der Ölschalter in der Leitung von einem 10000 kW-Generator zu
den 66 000 V-Sammelschienen geriet in Brand. Das brennende Öl
erzeugte eine derartige Hitze, daß es nötig war, Wasser zum Feuer-
löschen zu verwenden. Der Brand ereignete sich im 4. Flur des
Krafthauses. Das Wasser drang in die darunter liegenden Stock-
werke und machte ein vollständiges Stillegen des 180 000 kW-Kraft-
werkes notwendig, das zu dieser Zeit etwa 100000 kW Leistung
abzab. Der Generator, der mit dem Ölschalter verbunden war, er-
litt übrigens keinen Schaden. Als die Kraitlieferung eingestellt
wurde, waren 5 Züge im Tunnel unter dem East-River in der Rich-
tung nach Brooklyn. In dem Tunnel für die Fahrtrichtung nach
New York befanden sich keine Züge. Diese Tunnels sind ausge-
rüstet mit Signalen mit automatischen Fahrsperren, durch die die
Züge sofort angehalten wurden, als die Kraftzufuhr ausblieb. Nor-
malerweise wird der Strom für den Tunnel von 2 getrennten Kraft-
werken geliefert, für die Brooklyn-Seite durch das Kraftwerk Wil-
liamsburg und für die Manltattan-Seite durch das Kraftwerk der
Interborough-Rapid-Transit-Cy. Am New Yorker Ende des Tun-
nels, an dem die Kraftzufuhr nicht unterbrochen war, befanden sich
2 Züge. Sobald die Sicherheit vorlag, daß die Kraftzufuhr für län-
gere Zeit unterbrochen werden müßte, bezaben sich Beamte des
Verkehrsamtes durch die Tunnels von der Brooklyn-Seite aus und
erklärten den Warenführern, Begleitern und Passagieren die Ur-
sache des Aufenthaltes und beruhigten sie, daß der nächste Aus-
gang gefahrlos längs der Schienen zu Fuß erreicht werden könnte.
Die beiden Züge am Manhattan-Ende des Tunnels wurden zum Bahn-
hof Whitehall-Sireet zurückgedrückt.
Auf den anderen Strecken der Untergrundbahn und Hochbahn
konnten die Führer ihre Züge ein beträchtliches Stück auslaufen
lassen, da diese Strecken nicht mit selbsttätigen Fahrsperren aus-
gerüstet waren. In vielen Fällen erreichten die Zürze so die nächste
Station und luden dort ihre Passagiere aus. Wo Züge stecken blie-
ben, ohne den Bahnhof zu erreichen, verständigten sich die Wagen-
führer sofort mit der Betriebsleitung durch Nottelephone, die in pas-
senden Abständen auf der Strecke verteilt sind, und erhielten An-
weisung, die Fahrgäste zum nächsten Ausgang zu bringen.
Die Notbeleuchtung im Tunnel und in den Wagen arbeitete voll-
kommen zufriedenstellend. Die Wagen haben eine Notbeleuchtunzg
mit Hilfe von Akkumulatoren-Batterien. Die Tunnelbeleuchtung
wird von Stramquellen gespeist, die mit der dritten Schiene nicht in
Verbind«ng stehen. Die Notbeleuchtung im Tunnel und in den Zügen
wird automatisch eingeschaltet, wenn die normale Stromversorgung
aussetzt.
Möglichst bald wurde ein Notanschluß an das Kraftwerk der
New York Edison Cy. hergestellt und die Züge wurden langsam zu
ihren Endbahnhöfen gebracht. Der regelmäßige Dienst konnte
nach ungefähr einer Stunde wieder aufgenommen werden.
Trotz der Größe der Störung und der langen Dauer derselben
machte sich nirgends eine besondere Ängstlichkeit oder eine Panik
unter den Fahrgästen bemerkbar, und es ereignete sich kein einziger
Unfall auf dem ganzen Bahnnetz. Gthe.
Die Elektrisierung der Illinois-Central-Bahn mit hochgespann-
tem Gleichstrom. — Die zwecks Elektrisierung der Illinois-Central-
Bahn eingesetzte Kommission, bestehend aus ersten Fachmännern
für elektrischen Vollbahnbetrieb, hat nach Ausscheidung des Dreh-
stromsystems, der Akkumulatorenlokomotive und der Diesel-elek-
trischen Lokomotive folgende Systeme einer eingehenden Prüfung
unterzogen: i
Gleichstrom mit dritter Schiene, 750 V,
Gleichstrom mit Hochleitung, 1500 V,
Gleichstrom mit Hochleitung, 3000 v'
Einphasenwcchselstrom mit Hochleitung, 11 000 V.
Man stellte genaue Kostenanschläge für die Anlage, die Unter-
haltung und den Betrieb der Bahn mit diesen vier Ausführungs-
arten auf. Obwohl Gleichstrom von 750 V mit dritter Schiene in
den Anlage- und Betriebskosten sich von den anderen drei Systemen
nicht wesentlich unterschied, sah man von ihm wegen des ausge-
dehnten Netzes der dritten Schiene und der ungünstigen klima-
tischen Verhältnisse 2b. Von den verbleibenden drei Systemen}
© „Electr. Railway Journ.“ Bd. 60, 1922, S. 177.
wählte man Gleichstrom von 1500 V mit oberirdischer Stromzufüh-
rung als das für den vorliegenden Fall am besten geeignete. Es
handelt sich hier voruchmlich um starken Vororts-Personenverkehr
and einen durch Güter- und auch Personenverkehr überlasteten
Bahnhofsbetrieb. („Electrical World”, Bd. 79, 1922, S. 838.) e
Fernmeldetechnik. `
Über Radiotelegraphie. — Im American Institute of Electrical
Engineers hat Marconi in einem Vortrag über seine letzten Ver-
suche und Erfahrungen berichtet. Es wurden die mit Elektronen-
röhre bei der Marconi Comp. erzielten Fortschritte behandest. Mit
Röhrensendern sind hiernach Antennenleistungen durch Pa-
rallelschaltung von Röhren bis zu 200 kW erzielt worden. Die
Normalröhre liefert 4 kW Antennenleistung. Die Anoden-
spannung derselben beträgt 12 000 V, die Lebensdauer 5000 h. Auch
sind Röhren für 25 und 75 kW hergestellt worden. Es ist gelungen,
den Wirkungsgrad der Röhrensender so weit zu steigern, daß 35 %
der Anodenlei stung ausgestrzhlt wird; bei einer Station mit 3000 m
Wellenlänge und einer Masthöhe von 100 m ist sogar ein Wirkung:-
grad von 40 % erzielt worden.
Schnelltelegraphie mit einer Geschwindiekeit von 100 Wor-
ten/min wird von einer Station in London gleichzeitig mit Pari
und Bern durchgeführt, in der Weise, daß der Londoner Röhren-
gender mittels nur einer Antenne gleichzeitig mit zwei verschie-
denen Wellen arbeiten kann. Gute Erfolge sind mit neuen abge-
stimmten Verstärkertransformatoren erzielt worden.
Ferner wird über die Ergebnisse des Studiums der atmo-
sphärischen Störungen berichtet. Seit 1916 wurden Ver-
suche mit kurzen Wellen angestellt. Benutzt wurden Wellen
von 2 und 3 m. Wellenlänge, bei denen sich atmosphärische Störun-
gen nicht bemerkbar machen. Zwischen London und Birmingham
(97 Meilen) wurden Telephonieversuche mit 15 m Wellen angestellt.
höhrensender mit 700 W Leistung wurden hierbei verwendet, wo-
von rd 300 W ausgestrahlt wurden. Die Lautstärke war gerade
noch hörbar bei 4 bis Q parallel zu einem 60 Q-Telephon. Die
benutzten Reflektoren hatten eine Appertur von 2 Wellenlängen
and eine Höhe von 1,5 Wellenlängen. Ferner sind Versuche aus-
geführt worden, um die Verwendbarkeit der kurzen Wellen für
Richtungssendeanlagen (Hafeneinfahrten) zu erproben. Hierbei
wurde der auf einem drehbaren Gerüst anzebrachte Sender mit R«-
flektor gleichmäßig gedreht und sandte bestimmte Zeichen nach
den verschiedenen Richtungen. (Journal A. I, E. B. 1922 p. 561 und
Abdruck im Telegraph and Telephone Age 14. 1922 p. 342.)
Banneitz.
Das Zugkontrollsystem der Midland Railway in England').
— M. L. Dhaenens bespricht dies Zugkontrollsystem, das wäh-
rend des Krieges durch die Amerikaner in Frankreich eingeführt
worden ist, nachdem es, in England und Amerika angewandt, dort
seine ausgezeichnete Verbesserung der Zugkontrolle, Erhöhutz
der Zugdichte sowie eine bessere Übersicht des rollenden Ma-
terials ergeben hat. Ein lediglich für die Zugkontrolle her-
zerichtetes Fernsprechnetz mit einem Zentralbüro in Derby ist in
25 Bezirke unterteilt, die entsprechend der Dichte des Verkehr:
und der Größe der Bahnhofsanlagen verschieden groß sind. Die
Bahnhöfe und die einzelnen Bezirke können sich sowohl unter-
einander, als auch mit dem Zentralbüro verständigen. Das Zen-
tralbüro steht mit den 25 Bezirken durch 5 verschiedene Fern-
sprechkreise (Schleifen) in Verbindung. Die Überwachung de:
Betriebes obliegt einem „general superintendent” und drei „super-
intendents“, je einem für den Personenzug-, Güterzug- und Ran-
gierbetrieb. In den einzelnen Bezirken ist die Beaufsichtiguns
einem Distriktskontrolleur übertragen.
Während die Bezirke lediglich den Zugverkehr ihres Ge-
bietes im engeren Sinne regeln, fällt dem Zentralbüro die alls+-
meine Überwachung des gesamten Betriebes als regulierender
Faktor zu. Auf den viergleisigen Strecken ist mit Hilfe diese:
Überwachungsystems ein Ausgleich der Streckenbelastungen un:
eine schnellere Verkehrsabwicklung insofern erreicht, als bei
Stockungen an gewissen Stellen Züge der einen Gattung auf die
Gleise der anderen Zuggattung übergeleitet und so eine gegen-
seitige Überholung sichergestellt werden kann. Die Bahnhöfe
und sonstigen Betriebstellen (in Deutschland kämen hier die sog.
Blockstellen mit Abzweigung in Betracht) führen Zugbücher
dergestalt, daß für die Schnellzuggleise Spalten mit gewöhnlichen
Schriftzeichen, für die Gütergleise (in Frankreich und England
Gleise für langsame Züge) Spalten mit Kursivschrift gelten.
Die Bezirksbüros verfügen außer den angeführten Fern-
sprechverbindungen über je eine große Wandtafel, die die unter-
wegs befindlichen Züge nebst deren Lokomotiven, die Hauptbahn
höfe und die Anschlußstrecken der benachbarten Bezirke erkennen
läßt. Jeder Zug wird durch eine Marke dargestellt, auf der alle
Einzelheiten über das Zugpersonal, Lokomotive und deren Per-
sonal und die Zusammensetzung des Zuges vermerkt sind. In
gleicher Weise werden auch leerfahrende Lokomotiven behandelt,
1) „Genie Civil“ Bd. 79, 1921, S. 443 nach Bull. de l’Ass. Int. des Ch d F.
Oktober 11.
nk - W e man -
23. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47. 1416
so daß deren jederzeitige Ausnutzung für den Vorspann- und
Zugdienst ermöglicht wird. Während die Regelmäßigkeit des Be-
triebes und Verkehrs vor Einführung dieses Systems im Jahre
1916 nur 47,9% betrug, konnte sie nach seiner Einführung im
Jahre 1920 auf 81,7 % gesteigert werden, ohne daß es einer Per-
sonalvermehrung bedurfte. `
In Preußen ist seit Jahren ein ähnliches System in Form der
Zugleitungen auf großen Bahnhöfen und einer Oberzugleitung
auf den Eisenbahndirektionen eingeführt. Nichtsdestoweniger ent-
hält die vorstehend angeführte Veröffentlichung manche beach-
tenswerte, auch für die Erhöhung der Leistungsfähigkeit deut-
scher Bahnen und den Ausbau unserer Oberzugleitungen wichtige
Anhaltspunkte. Pin.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Die zersetzende Wirkung der Funken der Maximalspannung. —
Über eine neue Erscheinung bei der elektrolytischen Ventilwirkung
berichtet A. Günther-Schulze. Bekanntlich steigt die Span-
nung an einer mit konstantem Strom belasteten Aluminiumzelle zu-
nächst ziemlich schnell an, bis eine bestimmte konstante Spannung
erreicht ist, die Maximalspannung; äußerlich zeigt sich dann ein
Auftreten zahlreicher laut knisternder heller Funken auf der Ven-
tilanode, während zuvor nur lautlose Funken vorhanden waren.
Mißt man nun die während der Formierung auftretende Gasmenge,
so findet man beim Erreichen der Maximalspannung eine abnorm
große Gasentwicklung (Abb. 2), welche die nach dem Faradayschen
Beginn d Marma.
e Elektrolytisçhe
Lo = saa Aha ga.
u Es |
|
i ITUN
a ` 20 30 wo 50 60 70 I mM MW TW 120
Abb. 2. Verlauf von Gasentwieklung und Spannung mit der Zeit.
Gesetz zu erwartende Gasmenge um ein Vielfaches übersteigt. Bei
Verwendung von verdünnter wässeriger Borsäurelösung und Alu-
minium werden bei 100 mA und 18% V Maximalspannung durch die
Funken mehr als 10mal soviel Wassermoleküle zu Knallgas, H,O,
und A, zersetzt wie durch die Elektrolyse. Der Verfasser unter-
sucht im einzelnen die Abhängigkeit der Gasentwicklung von der
Höhe der Maximalspannung, der ‚Stromstärke, der Natur und der
Konzentration des Elektrolyten und geht dann in einer zweiten
Arbeit auf die Theorie der Erscheinung ein. Nach der schon mehr-
fach in dieser Zeitschrift referierten Theorie des Verfassers ist die
elektrolytische Ventilwirkung zurückzuführen auf eine außerordent-
lich dünne Gasschicht, die in den Poren einer dickeren Oxyd-
schicht das Ventilmetall überzieht. Die Spannung liegt zum größten
Teil an dieser Schicht, so daß dort außerordentlich hohe Feldstärken
herrschen. Die Maximalspannung ist diejenige Spannung, bei wel-
cher in dieser wirksamen Schicht positive Wasserstoffionen, Pro-
tonen, entstehen. Diese erlangen in den hohen Feldern eine solche
Geschwindigkeit, daß sie strahlartig in den Elektrolyten eindringen
und die auf ihrer Stoßbahn liegenden Moleküle zertrümmern,
Wassermoleküle also zu H, O und OH, die sich dann zu H,, Os,
H,O, und H,O zusammenfinden. („Zeitschr. f. Phys.” Bd. 9, 1922,
S. 225 u. S. 246.) Br.
Ein neues Verfahren zur punktweisen Aufnahme von Wechsel-
stromkurven. — Statt des üblichen Verfahrens, bei welchem durch
eine rotierende Kontaktvorrichtung, deren Phasenstellung zum un-
tersuchten Wechselstrom beliebig verändert werden kann, der syn-
chron unterbrochene Wechselstrom einem Gleichstrominstrument
zugeführt wird, kann man nach W. Geyger auch die Schwin-
gungen eines Oszillographen punktweise aufnehmen, Er läßt den
schwingenden Lichtstrahl eines Oszillographen durch den Schlitz
einer synchron rotierenden stroboskopischen Scheibe auf eine Skala
fallen, auf der die Ablenkung abgelesen werden kann. Durch Ver-
ändern der räumlichen Winkelstellung der stroboskopischen Scheibe
kann man jeden gewünschten Augenblickswert herausgreifen.
(„Phys. Zeitschr.“ Bd. 23, 1922, S. 102.) Br.
`
. Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Leipziger Mustermessen 1923. — Im Jahre 1923 findet die Leip-
ziger Frühjahrsmesse (Allgemeine Mustermesse mit Tech-
nischer Messe und Baumesse) vom 4, bis 10. III., die Herbet-
messe vom 26. VIII. bis 1. IX. statt.
Durch den Abschluß eines Vertrages über das Erbbaurecht auf
dem Ausstellungsgelände der Leipziger Technischen Messe und der
Baumesse zwischen der Stadt und der Technischen Abteilung des
Meßamts G.m.b.H. ist letzterer ein Gelände von 224970 m? Aus-
stellungsfläche zu dinglichem Recht übergeben und der weiteren
Entwicklung der Technischen Messe größte Erwei-
terungsmöglichkeit geboten worden. Mit einer Anzahl großer In-
dustriekonzerne und Verbände schweben bereits Verhandlungen
über die Errichtung neuer Ausstellungsbauten.
Ferner wird berichtet, daß die Arbeitsgemeinschaft für deutsche
Handwerkskultur die BeteiligungdesHandwerksan der
Leipziger Messe schon für 1923 in Aussicht genommen habe.
Verschiedenes.
Selbsttransformierender Starkstromwecker, System Kerbaker.
— Die mit Starkstrom betriebenen Wecker, welche obne Trans-
formator an Starkstromnetze angeschlossen werden, erfordern
eine sehr sorgfältige Installation und für Starkstrom geeignete
Druckkontakte. Denn beim Arbeiten der Glocke treten infolge
ihrer Selbstinduktion Spannungserhöhungen auf. Ingenieur M.
Nerbaker hat eine neue Form von Starkstromweckern ènt-
worfen (Abb. 3), bei welcher der Elektromagnet durch einen soge-
nannten Marnettransformator ersetzt ist, der nicht nur die Funk-
tionen des Elektromagneten ausübt, sondern auch den Starkstrom
auf einen ungefährlichen Wert herabsetzt.
Starksirormneiz Alıngelieitung
> (2
Abb. 3. Schaltplan eines selbst- Abb. 4. Eisenkörper und Spulen eines selbst-
transformierenden Starkstrom- transformierenden Starkstromweckers.
weckers.
t
Der rechteckige, unterteilte Eisenkern A E F bildet einen ge-
schlossenen magnetischen Kreis, welcher durch die von Wechsel-
strom durchflossenen, an seinen Längsseiten lřegenden Spulen B
und C erregt wird. Auf der kürzeren Seite des Kernes befindet sich
die Sekundärwicklung D, die wie bei gewöhnlichen Klingeln mit der
Feder H und der Stellschraube S in Verbindung steht und an die
beiden Klemmen K, und K, angeschlossen ist. In Ruhestellung
ist der Sekundärkreis D geöffnet, weshalb der Apparat wie ein
gewöhnlicher Transformator arbeitet, der an den Klemmen K, undK,
der Schwachstromleitung nur 4 bis 5 V Spannung erzeugt. Solange
der Sekundärkreis geöffnet ist, bilden sich keine Pole aus, weshalb
die Polansätze E und F keine Anziehung auf den Anker G ausüben.
Wird aber die Wicklung D in eich oder über einen kleinen äußeren
Widerstand kurzgeschlossen, so bilden sich bei E und F Pole aus,
die den Anker G anziehen. Wird @ angezogen, so wird die Feder H
außer Kontakt mit der Stellschraube S gebracht, der Sekundär-
stromkreis wird unterbrochen, der Anker schnellt daher zurück, und
der Vorgang wiederholt sich wie bei jeder gewöhnlichen Klingel.
Die Ausführungsform des Eisenkörpers zeigt Abb. 4. Er ist
so geteilt, daß die Aufbringung der fertig gewickelten Spulen
keine Schwierigkeiten macht. Die Führung der Schnittflächen
schräg zur Kraftlinienrichtung vergrößert die Fläche des Luft-
spaltes, ohne den magnetischen Widerstand zu erhöhen.
Die selbsttransformierende Glocke ist frei von manchen Ge-
fahrmomenten, welche den Klingeltransformatoren anhaften. Ein
Kurzschluß in den Drähten der Sekundärleitung gibt bei letzteren
Anlaß zu einer Überlastung, die nach kurzer Zeit das Durch-
brennen der Isolierung zur Folge hat, worauf Schluß zwi-
schen Primär- und Sekundärwickelung oder zwischen einer der-
1416
selben und dem Eisenkern entsteht. Es kann so die Primärspan-
nung in die Schwachstromleitung übertreten ‘und Brände oder
Unfälle verursachen; bei der selbsttransformierenden Glocke ist
das nicht möglich, denn sobald ein Kurzschluß in der Schwach-
stromleitung eintritt, tritt de Glocke selbsttätig in Funktion und
meldet den Sehaden. Sollte aber irgend ein anderer Fehler die
Glocke am Läuten. verhindern, so bleibt ihr Anker auf alle Fälle
vom Elektromagneten angezogen. Damit ist der Widerstand des
magnetischen Kreises, welcher durch die Wirkung des Sekundär-
stromes sinen hohen Wert erreicht hatte, wieder klein geworden,
weil der Kraftfluß sich über den Anker schließen kann, Der Pri-
märstrom kann also in keinem Falle so arsteigen, daß die Isolie-
rung durch unzulässige Erwärmung Schaden leiden könnte. Die
Sekundärwicklung kann man durch passende Wahl ihrer Anordnung
gegen gefährliche Erhitzung im Falle eines Kurzschlusses schüt-
zen. Um endlich auch Gefahren durch etwaiges Auftreten von Span-
nungserhöhungen im Netz zu begegnen, ist der Wecker mit einer in
Abb. 4 dargestellten Einrichtung versehen, welche den Strom in
der Primärwicklung unterbricht, səbald ihre Temperatur etwa
200°C erreicht hat. Es ist zu diesem Zweck ein Stanniolstreifen
um die Wicklung herumgelegt, der als Wärmesicherung wirkt.
Der Leerlaufsverlust dieser Anordnung wird bei 160 V zu
0,2--0,6 W gegen 0,9--1,4 W für einen gewöhnlichen Klingeltrans-
fermator angegeben. Das Kupfergewicht beträgt rd. 55 g gegen
80 g Kupfer für einen Klingeltransformator und 45 g Kupfer für
den Wecker. Piz.
AGO-Ausschuß für die Gebührenordnung (AGO)!). — Mit
Rücksicht auf die in letzter Zeit erheblich gesteigerten Teuerungs-
verhältnisse macht der AGO-Vorstand von seinem ihm ausdrücklich
übertragenen Recht der Festsetzung neuer, der Geldentwertung
folgender Erhöhung der Stundensätze und Reiseaufwandentschädi-
gung Gebrauch und erhöht diese Sätze wie folgt:
Zum 15. November 192.
1. Stundensätze nach $ 43 der G.O, für Architekten u. dgl., der
Gartenarchitekten, $ 39 der G.O. für Ingenieure:
von 500 M auf . . . 2. 2 2 2 2 2 2 2 2.2... 800M,
2. Reiseaufwandentschädigung nach $ 43 der G.O. der Architekten
und der Gartenarchitekten, $ 36 der G.O. der Ingenieure:
\Für den Tag ohne Übernachten von 800 M auf 1200 M,
Für den Tag mit Übernachten von 1200 M auf 2000 M.
Der Vorstand des AGO.
gez. Dr.-Ing. Brix, gez. F. Eiselen.
Vorsitzender. Geschäftsführer.
Die neuen Sätze der Gebührenordnung für Zeugen und Sach-
verständige?’). — Der Reichstag hat mit Zustimmung des Reichs-
rates ein Gesetz vom 24, X. 1922 mit Geltung vom 7. XI. 1922 (Reiche-
wesetzbl. S. 806) angenommen, durch welches die für bisherige Ver-
hältnisse geradezu unverständlich niedrigen Sätze, welche durch
Gesetz vom 10. III. 1922 (Reichsgesetzbl. S. 241) zuletzt neu festge-
setzt worden waren, erhöht werden.
In $ 3, Absatz 1, werden die Stundensätze von 20 M auf
180 M, bei besonders schwieriger Leistung von 30 M auf 240 M, als
Höchstbeträge festgesetzt.
In $ 7 wird die Reiseentschädigung in besonderen
Fällen für jedes angefangene Kilometer des Hin- und Rückweges
auf 2 M erhöht.
In § 8 wird der Höchstbetrag für Aufwandentschädi-
gung von 50 M auf 360 bis 480 M erhöht, und die frühere Nacht-
auartierentschädigung von 30 M wird vernünftigerweise
auf einen „angemessenen, glaubhaft zu machenden“ Betrag erhöht.
Der § 8 hat folgende Fassung:
„Die Entschädigung für den durch Abwesenheit von dem Auf-
enthaltsorte verursachten Aufwand ist nach den persönlichen Ver-
hältnissen des Zeugen oder Sachverständigen zu bemessen, soll
jedoch an Orten, die zu den besonders teueren Orten im Sinne des
& 15 der Reisekostenverordnung für die Reichsbeamten vom 14. X.
1921 (Reichsgesetzbl. S, 1345) gehören, den Betrag von 480 M, im
übrigen den Betrag von 360 M für den Tag nicht überschreiten.
War der Zeuge oder Sachverständige genötigt, außerhalb seines
Aufenthaltsortes ein Nachtquartier zu nehmen, so erhält er den
angemessenen Betrag, der glaubhaft gemacht ist.”
In Artikel 2 wird noch bestimmt, daß im Falle einer wesent-
lichen Änderung der wirtschaftlichen Verbhält-
nisse die Reichsregierung mit Zustimmung des Reichsrates die
Senne für Zeugen und Sachverständige anderweitig festsetzen
ann.
Wenn auch das neue Gesetz in Sachverständigenkreisen eine
gewisse Erleichterung auslösen wird, weil es den dauernden Strei-
tigkeiten mit den Gerichtsbehörden ein wenig Einhalt tun wird,
so muß doch gesagt werden, daß die Stundensätzg für wissenschaft-
lich gebildete Sachverständige noch immer völlig unzureichend
sind, ganz abgesehen davon, daß die zu vielen Streitigkeiten
zwischen Gerichten und Sachverständigen Veranlassung gebende
„BbeesondersschwierigeSachprüfung“, über deren Vor-
) Vgl. „ETZ“ 192?, S. 1822.
2) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 546.
Elektrotechnische Zeitschrät. 1922. Heft 47.
.bei Straßenbahnen und elektrischen Fahrzeugen.
23. November 1922.
liegen die Gerichtsstellen die Entscheidung treffen, obwohl si»
nur selten die Fähigkeit dazu besitzen, auch in der neuen Fassung
wieder enthalten ist. Die vom Ausschuß für Gebührenordnun;
(AGO)®) mit Geltung vom 15. XI. 1922 festgesetzten Stundensät«
derGeb-O.derArchitektenundlIngenieure betragen
bekanntlich 800 M!) und die Aufwandentschädigung bei Reisen
ohne Übernachten 1200 M, mit Übernachten 2000 M. Diese Sätze gel-
ten im privaten Verkehr für Ingenieure und Architekten als „üb-
licher Preis”) ($ 4 Geb.-O. f. Z. u. S.), ebenso wie die Sätze
der Gebührenordnungen der beeidigten Landmesser, der Chemiker
der Bücherrevisoren usw. und werden neuerdings auch von den
Handelskammern auf Anfragen hin als üblich und angemessen be-
zeichnet. Die Gerichte dagegen machen vielfach immer noch Schwir-
rigkeiten, die Üblichkeit dieser Sätze anzuerkennen. Die Erfahrunz
hat indessen gelehrt, daß man mit Beschwerden bei Nichtanerken-
nung dieser Sätze bei den höheren Instanzen immer Erfolg hat:
darum lasse sich kein Sachverständiger von den Gerichten scine
Gebührensätze drücken, sondern beantrage vielmehr vor Inangriff-
nahme des Gutachtens nach $ 4 a der Geb-O. f. Z. u. S. die Befragung
der Parteien, ob sie mit den Sätzen der Geb-O. der A. u. I. usw. ein-
verstanden sind,
Sehr lästig ist es auch und die Sachverständigen pekuniäi
schädigend, daß die Gerichte fast immer sehr lange auf die Au--
zahlung der Gebühren warten lassen. Auch hier wird hoffentlich
die vom AGO am 15. X. 1922 festgesetzte Bestimmung Abhilfe
schaffen, wonach der Sachverständige bei Zahlungsverzug übeı
14 Tage hinaus Zinsen in Höhe von 1 % über deın jeweiligen
Reichsbankdiskont berechnen kann, wenn er es sich bei Übernahme
des Auftrages ausbedungen hat. K. Perlewitz.
Durch Elektrizität 1920 in den V. S. Amerika verursachte
Brandschäden. — Nach einem Bericht von R. Trautscholi
(Society for Electrical Development), der die Ergebnisse von 314
Gemeinden mit fast 25 Mill. Einwohnern, d. s. 40 % des von Elektri-
zitätswerken versorgten Gebietes, umfaßt, entfielen von rd 122 000
Brändenin Wohn- und Geschäftshäusern nur 2971 oder 2,5 % au!
elektrische Ursachen; in den beiden größten Städten sank
der Prozentsatz sogar bis auf 0,96 % herab, hauptsächlich infolge
der besseren Vorkehrungen und Überwachung der Anlagen. In
Wohn- und Geschäftsräumen wurde bei 30 % aller Gemeinden dı
Anteil der elektrischen Brände mit nur 0,6% festgestellt. Nach
den Ursachen lassen sich die elektrischen Brände in 3 Gruppen
unterteilen: 1. Statische Entladungen und Blitzschlag, namentlich
2. Schadhaftr
Leitungen und Apparate. 3. Nachlässige Handhabung und Über-
lastung elektrischer Hausapparate, namentlich von Bügeleisen,
Kochapparaten, Anschlußschnüren usw. Durch eine ständige
Überwachung der Anlagen lassen sich die nach 2. und 3. verursach-
ten Brandschäden vermeiden, wobei eine sachgemäße Propaganda
und Unterweisung von großem Nutzen ist.
Der durch elektrische Brände verursachte Gesamischaden
wurde in 263 Gemeinden mit 22 Mill. $ beziffert, d. s. 3,3 % der g-
samten Schadensziffer. Es zeigt eich hierbei, daß die Schaden-
summe bei versicherten Abnehmern bedeutend höher war
als bei unversicherten (!); auch wurde festgestellt, daß, beispiels-
weise in New York, 40 % aller Schäden durch fahrlässige oder mut-
willige Brandlegung erfolgten. Es wird schließlich festgestellt,
daß die Zahl der Schäden bei zunehmender Verwendung des elek-
trischen Stromes relativ zurückgegangen ist und durch ent-
sprechende Überwachung und Unterteilung der in Betracht kom-
menden Versorgungsgebiete eine weitere Verringerung der elek-
trischen Brandschäden erzielbar erscheint. (,Electrical World“,
Bd. 80, 1922, S. 319.) Rb.
R Industrie und Handel.
Deutschland. — Schon Mitte Oktober hatte die fortschreitende
Entwertung der Mark die Sozialisierungskommission
veranlaßt, erneut zu dem immer dringender werdenden Problem
einer Regelung des Kurses unserer Valuta Stellung zu nehmen.
d (Geschäftsstelle Berlin-Lichterfelde, Karlstr. 99. Fernsprecher: Lichter
felde 1040.
4) gl. „ETZ“ 1922, 8. 32, 283, 974, 1122, 1274, 1522. Die Sätze haben sich im
Laufe der Zeit wie folgt erhöht:
A ufwandentschädigung
f. d. Tag
ATOR Stundensatz obne | mit
Übernachten
M M | M
1. Oktober 1921 . . 3 | 70 110
1. Februar 1922 . . 60 100 151
tu 1922 a „ 100 200 350
15. August 1922 . . 200 400 600
1. Oktober 192 . . 400 500 800
15. Oktober 1922 . . 500 800 1200
1. November 1922 . 800 | 1200 20
5) Vgl. „ETZ“ 1917, 8. 250.
23. November 1922.
Die Mehrzahl ihrer Mitglieder hält die früher schon ausgesprochene
Ansicht aufrecht, daß für endgültige Stabilisierung eine der
tatsächlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands entsprechende und
diesem eine Gesundungspause gewährende Lösung des Repara-
ıionsproblems, zugleich aber auch eine Konsolidierung der Reichs-
finanzen sowie unserer Wirtschaft durch Hebung der Produktion
Voraussetzung bleiben. Die Kommission unterscheidet drei
Hauptphasen des Währungsverfalles, während
deren erster die Geldentwertung von der Erzeugung künstlicher
Kaufkraft durch einen sich steigernden Fehlbetrag im Staatshaus-
halt ihren Ausgang nahm. Das zweite Stadium charakterisiert daa
:nfolge der Bedingungen des Versailler Vertrages und der Repara-
tionsleistungen verschärfte Defizit der deutschen Handels- und
Jahlungsbilanz, dessen Begleichung durch Verkauf von Mark ins
Ausland den dortigen Bedarf an diesem Zahlungsmittel mehr und
mehr deckte. Sein Kurs fiel rasch, und der Verteuerung der Ein-
fuhr folgte eine allgemeine Preissteigerung mit allen ihren Konse-
uenzen. Im dritten Stadium hört die Mark auf, Rechnungsmaß-
tab zu sein; an ihre Stelle treten als Wertaufbewahrungsmittel
lie Ware und — zugleich als Zirkulationsmittel — die Devisen,
Jeren Kurse bei sinkender Aufnahmefähigkeit des Auslandes für
i.e Mark weit stärker steigen, als aus der Inflation und dem Stande
der deutschen Wirtschaft folgen würde. Um dieser Entwicklung
entzgegenzuwirken, hält die Kommiesion für notwendig, der Wirt-
schaft die für den unmittelbaren realen Bedarf nötigen Devisen-
beträge zur Verfügung zu stellen, der heute aus dem Wertsiche-
rungsbedürfnis sieh ergebenden vermeidbaren Nachfrage nach
solchen aber zu begegnen, und zwar mit dem einzigen z. Z, sicht-
baren Mittel, der Nutzbarmachung des Reichsbank-
zoldes, dessen unmittelbare Herausgabe hierzu keineswegs er-
forderlich sei, wenn nur der Reichsbank ein starker Einfluß auf
die Regulierung der Devisenkurse ermöglicht werde. Die Kom-
mission ist sich des mit diesen Währungsmaßnahmen verbundenen
Risikos durchaus bewußt, indessen sei die Lage derartig, daß die
letzten Mittel versucht werden müssen, um Deutschland vor Kata-
strophen zu bewahren, bis durch Neuregelung des Reparations-
problemes endgültige Sanierungsmöglichkeiten gegeben sind. —
Ín ähnlichem Sinne hat sich dann zu Anfang November der
Finanz- und Wirtschaftspolitische Ausschuß
des Reichswirtschaftsrats ausgesprochen, aber außer
den oben genannten Voraussetzungen eine Heilung des öffent-
lichen Haushalts auf dem Wege verlangt, daß schleunigst für den
e«sunkenen Geldwert entsprechende Mehreinnahmen geschaffen
umi die Ausgaben tunlichst ermäßigt werden. Als Einleitung. der
erst epäter zu erreichenden Stabilisierung sei dieser jetzt durch
“ine Regulierung des Markkurses der Weg zu bahnen, und die ver-
-inigten Ausschüsse halten ebenso wie die Sozialisierungskommis-
~ion hierzu die Mitwirkung der Reichsbank für unentbehrlich, vor-
„usgesetzt, daß die Wiedergutmachungskommission zustimmt und
ene auswärtige Reparationsanleihe gewährt wird.
Außerdem empfehlen beide die Ausgabe eines wertbestän-
diligen Anlagepapiers, das die natürlichsten Bedürfnisse
weitester Volksschichten nach Erhalt ihrer Vermögenssubstanz
befriedigt und die normale Spartätigkeit wieder anregt bzw. er-
höht, ohne die der Wiederaufbau nicht geleistet, die Produktion
nicht gestärkt werden können. Diese Anleihe müßte entweder auf
(sold oder solche Steuern basiert werden, deren Ertrag selbsttätig
mit dem Steigen der Devisenkurse wächst. Erwägenswert sei, die
(soldanleihe mit einer kursgesicherten Kreditaktion für Industrie,
Gewerbe, Handel und Landwirtschaft zu verbinden. — Aus der
Fülle von Meinungsäußerungen, die der immer lebhafter erschal-
:nde Ruf nach einer Stabilisierung in letzter Zeit veranlaßt hat,
~i hier nur aoch kurz die Ansicht des Hamburger Bankiers Dr. K.
Melchior erwähnt, der ein vollständiges Zahlungsmoratorium
für unerläßlich ansieht, aber zugleich annehmen möchte, daß man
.m Laufe dieses Wintersunddesnächsten Früh-
nt rs zu einer auch den deutschen Erfordernissen gerecht wer-
ienden Lösung des Reparationsproblems komme, ohne die eine
Bes :sserung der finanziellen Lage nicht möglich sei. Mit der Stabili-
sierung der Mark müßten wir jedoch selbst den Anfang machen und
(soldmarkfonds zur Verfügung stellen sowie in Verbindung mit
der Reichsmark, deren möglicher Kurs zuvor zu eruieren wäre, eine
Stabilisierungskasse gründen, die versucht, den Dollar-
wert zunächst auf etwa 2000 M festzuhalten, und dann die Reichs-
mark unter Aufrechterhaltung einer gewissen Spannung zu diesem
Kurs ausgibt bzw. ankauft.
Inzwischen haben nun in Berlin Verhandlungen mit
JlerReparationskommission stattgefunden und sich be-
‚onders auf die Balancierung des deutschen Budgets, die Frage der
-chwebenden Schuld und die Stabilisierung der Mark erstreckt, wo-
sei, wie der Vorsitzende Barthou erklärte, die Souveränität
Deutschlands nicht angetastet werden sollte. Eine der Kommission
überreichte Denkschrift der Reichsregierung, über deren Inhalt die
offentlichkeit ebenso wie über den Verlauf der Besprechungen nur
-Phr dürftig unterrichtet worden ist, forderte als erste Voraus-
-+tzung für die Balancierung des Etats die Stabilisierung der Mark
und schlug, um zu dieser zu gelangen, eine Anleihe von 500 Mill,
(roldmark vor, die aber nur aufgebracht werden könne, wenn die
Reparationskommission auf einen Teil ihrer Prioritätsrechte ver-
zichtet. Aus eigener Kraft eine Balancierung des Etats durchzu-
‘führen, hat die deutsche Regierung zunächst als unmöglich er-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47.
1417
klärt, wie sie auch kaum weiterhin in der Lage sein werde, die
Sachlieferungen in dem bisherigen Umfange zu leisten. Von der
Reparationskommission sind darauf präzisere Propositio-
nen verlangt worden, die dann auch unter Beifügung zweier, von
den fremdländischen Sachverständigen Vissering-Dubois und Brand
erstatteten Gutachten am 8. XI. überreicht wurden. Sie weisen
abermals auf eine endgültige Lösung des gesamten Reparations-
problems als Voraussetzung für den dauernden Erfolg jetzt zu
treffender Stabilisierungsmaßnahmen hin und enthalten die Bitte
an die Reparationskommission, die beiden Gutachten als Grundlage
für die weitere Behandlung der Stabilisierungsfrage zu benutzen.
Die darin in Aussicht genommene Stützungsaktion durch ein inter-
nationales Banksyndikat müsse sofort in Angriff genommen wer-
den, an der mitzuwirken sich nunmehr auch die Reichsbank (deren
Präsident vor kurzem noch sehr energisch gegen eine Verwendung
des Goldschatzes gesprochen hatte) bereit erklärt habe. Auf dieser
Basis wäre der Markkurs nach einheitlichen Gesichtspunkten mit
den so zur Verfügung gestellten Mitteln durch An- und Verkauf von
Mark und Devisen zu regulieren. Die Einzelheiten seien ebenso
wie die Bestimmung der vom Reich zu stellenden Sicherheiten unter
Zustimmung der Wiedergutmachungskommission einer Verein-
barung mit den fremden Geldgebern vorzubehalten. Die Note der
Reichsregierung wiederholt dann nach den Gutachten das Erforder-
nis einer vorläufigen Befreiung von Barzahlungen und Natural-
leistungen, bestätigt aber die Bereitwilligkeit des Reichs, während
des Stabilisierungsprozesees Lieferungen für den Wiederaufbau
der zerstörten Gebiete zu übernehmen, soweit dadurch die schwe-
bende Schuld nicht vermehrt werde. Die Stützungsaktion müsse
auch als Voraussetzung dafür angesehen werden, daß Deutschland
wiederum Reparationsleistungen ausführen und auswärtige An-
leihen zur Abtragung seiner Verflichtungen aufnehmen könne.
Vom Reichskanzler waren den auswärtigen Finanzsachveretän-
digen die Fragen vorgelegt worden, ob unter den gegenwärtigen
Umständen eine Stabilisierung der Mark möglich sei, andernfalls
welche Voraussetzungen man dafür zu schaffen habe und welche
Maßnahmen für eine solche zu treffen seien, sobald die Voraus-
setzungen vorliegen. Das erste, von den Engländern Brand und
Keynes, dem Schweden Cassel und dem Amerikaner Jenks
unterzeichnete Gutachten geht davon aus, daß eine unverzüg-
liche Stabilisierung der deutschen Mark auch im Interesse der Gläu-
biger notwendig und m ög lich sei, wenn letztere gewisse Zuge-
ständnisse machen, daß sie aber in erster Linie von Deutsch-
landseigenen Bemühungen ausgehen müsse Unter den
gegenwärtigen Umständen wird sie für nicht durch-
füh'rbar erklärt, besonders auch wegen der Belastung durch den
Versailler Vertrag. Von dieser, u. zw. von Barzahlungen und Sach-
leistungen für mindestens 2 Jahre befreit zu werden, sei unentbehr-
liche.Vorbedingung, und die Zahlungen könnten erst dann wieder
aufgenommen werden, wenn sie aus einem wirklichen Überschuß
des deutschen Staatshaushalts stammen. Werde die Entlastung ge-
währt, so hänge der Erfolg des Stabilisierungsplanes nicht von einer
Auslandanleihe, sondern von der Gestaltung der Produktions-
verhältnisse und des Staatshaushaltes in Deutschland ab, doch
würde die Unterstützung durch ein internationales Kon-
sortium von größter Wirkung auf die Stimmung des Publikums
sein. Kredite eines solchen dürften allerdings vor endgültiger Re-
gelung des Reparationsproblems nur in sehr bescheidenem Umfange
und allein zur Förderung eigener Maßnahmen Deutschlands erhält-
lich sein. Die Gutachter betonen die Bedeutung äußerster Spar-
samkeit in allen Staatsausgaben sowie strenger Eintreibung der
Steuern, halten es indessen weder für erforderlich noch möglich, un-
bedingt jeden Zuwachs der schwebenden Schuld zu verhindern. Sie
kommen auf Grund ihrer Prüfung zu der Annahme, daß der Zustand
unserer Handelsbilanz kein entscheidendes Hindernis der Stabili-
sierung sei, doch müsse die Wiederherstellung der Gleichberech-
tigung Deutschlands im internationalen Handel, vor allem sein
Recht, für die Ausfuhr die Meistbegünetigung zu fordern,
zugestanden werden. Unter all diesen Bedingungen wird im Gut-
achten die sefortige Stabilisierung mit Hilfe von Deutschlands
eigenen Maßnahmen für möglich erklärt, ja schon heute lasse sich
die Herrschaft über die Lage in die Hand bekommen; denn bei einem
Dollarkurs von 3500 wäre der Goldbestand der Reichsbank über
doppelt so groß wie der Wert des Notenumlaufes, eine noch nie da-
gewesene Lage, insofern keine andere Valuta mit einer noch un-
genützten potentiellen Reser've derartigen Umfanges
zusammengebrochen sei. Es wird dann angenommen, daß unter den
Bedingungen, die bei Abfassung des Gutachtens bestanden (1 Dollar
== 7000 M) ein Kurs zwischen 3000 und 3500 für den Dollar richtig
sein dürfte, doch müsse der endgültige Konversionsfuß später unter
Berücksichtigung der inneren Kaufkraft der Mark und der Devisen-
kurse festgesetzt, nach vollkommener Durchführung der Stabilisie-
rung auch eine neue Werteinheit in Höhe eines Vielfachen
der stabilisierten Papiermark eingeführt werden. Unter den
Richtlinien für die Stabilisierung schlägt das Gutachten so-
dann vor, innerhalb der Reichsbankorg:nisation eine unabhän-
gige Währungsstelle zu schaffen, der ein angemessener
Teil der Goldreserven zur Verfügung zu stellen sei. Sodann soll
ein internationales Finanzkonsortium bei deı Stützungsaktion mit-
wirken, eine Devisenreserve auf Basis des der Währungsstelle über-
lassenen Goldes geschaffen und der freie Verkehrin De-
visen und ausländischen Wertpapieren wiederhergestellt werden.
er =
1418 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47.
-Die Währungsstelle hätte auf ein bis zwei Jahre laufende Gold-
sohatzwechsel mit Garantie der Reichsbank auszugeben, De-
visen Kasse zu kaufen und auf Termine wieder zu verkaufen. Zum
` Schluß gibt das Gutachten Maßnahmen an, um die Notenzirkulation
für den geschäftlichen Bedarf des Landes zu erweitern. — Der Be-
richt des Holländers Vissering, des Schweizers Du bois und
des Russen K a'm on ka spricht sich für die Einberufung von Ban-
kiers aus Staaten mit normaler Währung unter Mitwirkung der Re-
parationskommission aus, um die Frage der Gründung eines inter-
nationalen Finanzsyndikats zu prüfen, und fordert gleichfalls für
die Zeit, in der dieses tätig ist, und bis zur vollständigen Rück-
zahlung der erhaltenen Vorschüsse eine Befreiung Deutschlands
von allen Reparationsleistungen. Als Kapital des Syndikats wer-
den mindestens 500 Mill. Gldm genannt; die Reparationskommission
soll aufgefordert werden, für die Rückzahlung der von dem Syndi-
kat gewährten Vorschüsse die Priorität vor sämtlichen Wiedergut-
machungsbarzahlungen zu gewähren. Die Rückzahlungen der Vor-
echiüsse wollen diese Gutachter durch die Erträgnisse der
Ausfuhrabgabe garantiert sehen. — Über die Stellung des
Londoner Kapitalmarktes zum Stabilisierungsproblem
hat der Sachverständige Brand noch einprivatese Urteil abge-
geben, in dem er darauf hinweist, daß durch den kürzlichen Sturz
der Mark Deutschlands Kredit im Ausland völlig zerstört und es
nicht möglich sei, an das Publikum heranzutreten, bevor man nicht
Gewißheit über die künftigen Verpflichtungen des Reichs besitze.
Als unterstützende Mitwirkung der Bankwelt würde sich aber eine
Anleihe auf Grund des Reichsbankgoldes erreichen lassen. Abge-
sahen davon dürften sich, wenn Deutschland ein vollständiges Mo-
ratorium etwa für zwei Jahre erhielte und die Finanzkreise
anderer Länder, die seine Verhältnisse genauer kennen, die Füh-
rung übernähmen, vielleicht auch die Londoner Bankiers, z. B, in
Form eines Akzeptkredites von mindestens 5 Mill. £, beteiligen.
Die weitere Entscheidung in diesem für Deutschland mehr als
dringenden Fragenkomplex soll nun wieder einmal in Paris ge-
troffen werden, wohin die Reichsregierung soeben noch eine neue
Note (vgl. S. 1422) gerichtet hat, Eine Kritik ihres Handelns ver-
bietet sich an dieser Stelle; sie liegt aber deutlich genug in einer
Rede, mit der H. Stinnes vor dem Finanz- und Wirtschaftspoli-
tischen Ausschuß des Reichswirtschaftsrats!) die Gründe für Mei-
nungsverschiedenheiten in der Industrie über das Stabilisierungs-
problem klargelegt, dann aber mit der ganzen ihm eigenen er-
frischenden Energie für Mehrarbeit und Meistbegünsti-
gung eine Lanze gebrochen hat. Stinnes und seine Anhänger sind
nichtgegeneineStabilisierung, aber sie wollen jetzt
keine Maßnahmen treffen, die Deutschland nach drei oder sechs Mo-
naten in eine noch viel schlimmere Lage bringen, sondern sich zu-
nächst wehren und eine Lösung des Problems herbeizuführen ver-
suchen, die dauernd ist, ohne daß noch immer größere Teile unserer
Volkswirtschaft in den Besitz des Auslandes gelangen. Stinnes
schätzt Deutschlands Unproduktivität auf monatlich minde-
stens 200 Mill. Gldm und ist der Überzeugung, daß das deutsche Volk
eine Reihe von Jahren sicherlich zwei Stunden im Tage werde
mehr arbeiten müssen, um leben zu können und noch etwas für die
Reparationen zu erübrigen. Gegen den Arbeitswillen müsse dann
die Meistbegünstigung eingehandelt werden, zu deren Ge-
währung wir jedoch die anderen Staaten nicht veranlassen könnten,
ohne unsere Bevölkerung in Gold zu löhnen, d. h. mit einem Entgelt
von der Beständigkeit und Kaufkraft des Friedenslohnes, damit
wir nicht unter Parität arbeiten. Die Voraussetzung jeder erfolg-
reichen Stabilisierung sei aber, daß auf lange Zeit Lohnkämpfe und
Streiks aufhören.
‚ Der deutsche Außenhandel mit elektrotechnischen Erzeugnissen
im September 1922. — Inegesamt hat der Außenhandel Deutsch-
lands im September eine Einfuhr von 48,291 Mill. dz (46,762
i. Vm.) und eine Ausfuhr von 15,871 Mill. dz (14,068 i. Vm.) er-
‚zeben. Was die Zusammenstellung der Werte betrifft, so ist
diese in der Statistik neuerdings fortgefallen, weil die Papiermark
die Bedeutung als Wertmaßstab eingebüßt hat. Um die Ergebnisse
vergleichbar zu machen, bedarf es beim Import einer Umrechnung
der in Papiermark anzumeldenden Beträge auf Gold, und das Sta-
tistische Reichsamt erblickt ein annähernd richtiges Bild in dem
arithmetischen Mittel aus Zahlen, die es einmal durch Umrechnung
der Einfuhrwerte über den Dollarkurs des vorhergehenden Monats
. in Goldmark (untere Grenze) und sodann durch Feststellung des
Goldwertes der Einfuhrmengen nach Weltmarktpreisen (obere
Grenze) erhält. So errechnet sich für September ein Einfuhrwert
von 421,8 Mill. Gldm (545,1 i. Vm.). Bei der Ausfuhr steht gegen-
wärtig für etwa 60 %, die in Auslandwährung angemeldet werden,
der Goldwert fest. Soweit es sich dabei um den in Papiermark an-
gemeldeten Teil handelt, rechnet das Amt nach dem Kurs des Aus-
fuhrmonats um, weil die Zahlungen des Auslandes sowohl vor wie
nach diesem liegen können, und kommt so für den Berichtsmonat
zu 280,4 Mill. Gldm Exportwert (2420 i. Vm.). — Im Außen-
handel (Spezialhandel) mit elektrotechnischen
Erzeugnissen ergab die Einfuhr, wie die Übersicht zeigt,
3803 dz im Werte von 60,785 Mill. M, d. s. 344 dz mehr als im August
(3459 dz bzw. 40,904 Mill. M); dagegen ist im Vergleich zum Sep-
') „Ind.- u. Hand.-Ztg.“ 1922, Nr. 234.
23. November 1922.
Ausfuhr
1922
Einfuhr
1922
!1000 M
1921
dz
Erzeugnisse
| 1921
| dz
dz
1. Dynamos, Motoren, Umfor-
mer,Transformatoren, Drossel-
spulen, Anker u. Kollektoren!)| 2042 30965' 342119934 415191 13547
Akkumulatoren, Ersatzplatten| 118°) 539 4| 7189 98391 966
Kabel!) . .. 2.222020. 75 ı 434 373532420) 558204 242)
Bogen-, Quecksilberdampf- ; |
usw. Lampen, Gehäuse mit |
Glasglocken, Scheinwerfer,
PO
Reflektoren . . 2.2. ... Oj 3 0| 84 10467 à
Glühlampen . .. 22... 234 | 8234| 57| 1747| 149313; 839
an
Telegraphenwerke und Fərn-
sprecher (auch für Funkdienst),
Sicherungs- u. Signalapparate.
7. Starkstromvorrichtungen?)
8. Elektromedizinische Apparate 4| 46 2
9. Meß-, Zähl- und Registriervor-
richtungen . . 2. 2.2.. .! 167%] 5189| 109
10. Elemente, Batterien . . . . —| — 1
62) 1592) 39| 2682| 63460% 41253
415 | 8395' 534114492] 681252 11279
1245 vu ET
2564| 327509, 134
5277| 196116 i. &.6
11. Heiz- und Kochapparate . . 71 303) 7] 1405 108399: 44]
12. Montierungsteile aus Porzel- |
lan, Steingut, Glas usw.) . .| 5069| 3026! 80
13. Isolationsgegenstände aus As-
best, Glimmer, Mikanit usw.| 178 | 1839, 142
14. Isolierrohre aus Papier, Pappe — u —
15. Unvollständig angemeldete Er- | |
zeugnisse . .. s.s.s.’ — | — | —| — — 4l:
Insgesamt 380360785 .505219137813395163' 58576 |
temper 1921 (5052.dz) eine Abnahme um 1249 dz zu konstatieren. `
Der Import war im Vergldich zum Vormonat, wenn man die Rück- |
ware berücksichtigt, größer bei Dynamos usw. (+ 1% dz), Akku-
mulatoren (+ 102 dz), Glühlampen (+ 31 dz) sowie bei Schwach.
stromvorrichtungen, elektromedizinischen Apparaten, Meß-, Zähl- ,
und Registriervorrichtungen, Heiz- und Kochapparaten. An Mont-
rungsteilen aus Porzellan, Steingut, Glas usw. und Isolationsmat« ı
rialien wurden 148 dz bzw. 85 dz mehr als im August eingeführt, an į
Porzellanisolatoren nur 1 dz. Abgenommen hat der Import von
Kabeln (— 196 dz), Starkstromvorrichtungen (— 254 dz) sowie von |
Elementen und Batterien. Die Eiafuhr von Dynamos, Motoren usw.
(ohne fertige Anker) belief sich auf 731 Stück (962 i. Vm.), von
Metalldrahtlampen auf 0,558 Mill. Stück (0,3% i. Vm.) und von
Kohlefaden- usw, Lampen auf 9092 Stück. Die Ausfuhr betr '
91 378 dz im Wert von 339,163 Mill. M, d. s. gegen August (81 276 dz |
bzw. 1979,723 Mill. M) 10102 dz mehr; im Vergleich zum September !
1921 (58586 dz) ist eine noch bedeutendere Zunahme um 32 792 dz _
festzustellen. Gegenüber dem Vormonat hat der Export bei Kabeln |
um 3479 dz, bei Akkumulatoren um 3231 dz, bei Glühlampen um
614 dz, ‚bei Schwachstromvorrichtungen um 1194 dz, bei elektro-
medizinischen Apparaten um 304 dz, bei Meß-, Zähl- und Registrier-
vorrichtungen um 273 dz, bei Elementen und Batterien um 2073 dz,
bei Heiz- und Kochapparaten um 260 dz, außerdem bei Isolierrohren
um 472 dz zugenommen. Dagegen weisen Dynamos usw. (— 1397 dz)
und Starkstromvorrichtungen (— 405 dz) beträchtliche Minderun-
gen auf; von ersteren (ohne fertige Anker) wurden 16523 Stück
ausgeführt (15509 i. Vm.), von Bogenlampen 408 Stück (359 i. Vm),
von Metalldrahtlampen 4,571 Mill. Stück (3,165 i. Vm.) und von
Kohlefadenlampen usw, 0,235 Mill. Stück (0,395 i. Vm.). An Isola-
toren aller Art aus Steingut oder Porzellan gingen 5253 dz (3002
i. Vm.) über die Grenze. Der Überschußder Ausfuhr über di»
Einfuhr beläuft sich auf 87 575 dz.
Frankreich. — „Electrical Review“ bezeichnet es als eine disku-
tabele Frage, ob die französische Elektroindustrie trotz. de
Aufschwunges, den sie genommen hat — die Produktion soll sich
1921 gegenüber der von 1913 verdoppelt haben —, imstande sein
werde, den gegenwärtigen Bedarf des Landes an elektrischen Ma-
schinen und Ausrüstungsteilen zu decken. Sie weist auf einen Be
richt des Konsuls der Vereinigten Staaten in Nancy hin, demzufolge
ameri kanische Fabrikanten in Paris oder Lyon Niederlagen
zu errichten und eine Organisation von Agenturen usw. im Lande zu
schaffen beabsichtigen, mit deren Hilfe es möglich sein werde, cif-
Preise anzubieten, sofort zu liefern und bei geringem Risiko Kredite
zu gewähren. Ferner teilt der Konsul mit, daß auch Vertreter
britischer und italienischer Firmen in seinem Bezirk
mit beträchtlichem Erfolg tätig zu sein scheinen, während eine ame-
rikanische Gesellschaft kürzlich einen bedeutenden Auftrag wegen
Schwierigkeiten verloren haben soll, die infolge langandauernder
Verhandlungen entstanden sind.
in Gruppe? enthalten
|
so 2313! əs,
22839 45163 1158
ı) ie Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nicht vollständigen Maschi-
nen. — 2) Die Ausfuhr umfaßt auch isolierten Draht aus unedlen Metallen =
®) Die Ausfuhr umfaßt auch Quecksilberumformer und die Isolationsgegenstände
der Gruppe 12 (außer Glocken). — *) Außer Porzellanisolatoren für Telegraphen
und Fernsprechleitungen. — 9 Davon 6 dz Rückware. — ®© Darunter 44 dz Räck
ware. — 7) Darunter 145 dz Rückware. — ®) Davon 342 dz Rüockware.
®
+
23. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47.
— || er nn
VEREINSNACHRICHTEN.
EV
Elektrotechnischer Verein.
5 (Bingetragener Verein.)
Zuschriften an den Eilektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle,
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Fernspr, Amt Kurfürst Nr. 9820, zu richten.
Einladung
zur Sitzung am Dienstag, dem 28. November 1922, nachm, 7% Uhr,
in der Technischen Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal Nr, 301.
Tagesordnung:
1. Geschäftliche Mitteilungen.
2. Mitteilung des Herrn Dipl.-Ing. Gerlo ff über die Technische
. Nothilfe,
3. Vortrag des Herrn Dr.-Ing. Keinath über „Hochspannungs-
meßgeräte”. |
Inhaltsübersicht:
a) Hochspannungsmessungen.
Es werden die Meßmethoden erörtert, die bei der Messung hoher
Spannungen und bei der Messung von sStromstärken bei hoher
Spannung praktisch zur Anwendung kommen. Für Versuche im
Laboratorium werden Scheitelspannungsmesser benutzt, von denen
drei verschiedene Arten im Gebrauch sind: solche mit Nadel- oder
Kugelfunkenstrecke, Oszillographen, bei denen die Scheitelspan-
nung an der Verbreiterung eines Lichtbandes beobachtet wird, und
Gleichrichter, bei denen ein Kondensator auf die Scheitelepannung
des Wechselstromes aufgeladen wird.
Zu den Spannungsmessungen im Betriebe werden elektro-
statische Voltmeter gebraucht, bei denen verschiedene Möglich-
keiten bestehen, sie für hohe Spannungen auszuführen. Die am
meisten aussichtsreiche ist die Ausführung mit Preßgas. Auf
jeden Fall müssen aber Spannungsmesser mit Schutzwiderständen
versehen werden, die bei Kurzschluß des Meßwerke die volle Span-
nung aufnehmen können. Die von einigen Firmen des In- und Aus-
lands verwendeten Kondensatorklemmen können auf verschiedene
Weise zu Meßzwecken benutzt werden, und zwar einmal in der
Weise, daß sie für Spannungsteilerkondensatoren in Verbindung
mit statischen Voltmetern gebraucht werden, in anderer Weise,
daß man ihren Ladestrom in geeigneter Weise zur Spannungs-
messung und zur Frequenzmessung benutzt. Beschreibung einiger
neuer Synchronisiereinrichtungen, die an solche Kondensatorklem-
men angeschlossen sind. In verlegten Hochspannungsleitungen
wird häufig die Isolationsmessung während des Betriebes verlangt,
um den Zustand der Einzelisolatoren zu prüfen. Beschreibung der
verschiedenen Verfahren des In- und Auslands, Leckstrommelder
zur Auffindung von Erdschlüssen,
Verwendung von Spannungswandlern zur Messung hoher Span-
nungen gibt die genauesten Ergebnisse, es bestehen aber von ver-
schiedenen Seiten Bedenken wegen der Schutzorgane für diese Meß-
wandler.
b)Strommessungen,
Im Laboratorium verzichtet man häufig auf besondere Meß-
wandler und baut die Instrumente unmittelbar in die Hochspannung
ein. Dies ist im Betriebe sehr gefährlich, weil bei auftretenden
Kurzschlüssen durch das frühzeitige Zerstören des Instruments
schwerer Schaden angerichtet werden kann. Die Stromwandler
dienen verschiedenen Zwecken, sie sollen die Hochspannung vom
Instrument fernhalten, ferner bei Kurzschlüssen mechanisch und
thermisch widerstandsfähig sein, schließlich auch durch Wander-
wellen keinen Schaden leiden. Beschreibung der verschiedenen
Ausführungen für hohe Spannungen, mit verschiedenen Arten der
Isolation, Schutzeinrichtungen (Parallelwiderständen und Funken-
strecken). Getrennte Anordnung von Meßkernen und Relais-
kernen bei kurzschlußsicheren Wandlern. Neuartiger Eisenstab-
wandler für geringe Stromstärken. |
Aussichten auf die Möglichkeit, Meßwandler für Betriebespan-
nungen von 220 kV zu bauen. .
Gäste sind willkommen.
Der Vorsitzende:
Dr.-Ing. e. h. Bredow.
Bekanntgabe.
Vortragsreihe für Hörer mit Fachschulbildung.
Der erste Vortragsabend des Herrn Oberingenieur Schnei-
derüber „Die elektrische Beheizung in Industrie
und Haushalt“ muß wegen Behinderung des Vortragenden auf
den 1. Dezember d. J. verschoben werden.
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär:
Risse.
—
Sitzung |
am Dienstag, den 24. Oktober 1922, Abends 7% Uhr, in der
Technischen Hochschule zu Charlottenburg, Hörsaal Nr. 301.
Vorsitzender: Herr Prof. Dr. Dr.-Ing. e. h. Wagner.
Vorsitzender: Gegen das Protokoll der Sceptembersitzung sind
Einwendungen nicht erhoben worden.
Ein Einspruch gegen die in der Septembersitzung ausgelegten
Neuanmeldungen ist nicht erfolgt. Die Angemeldeten sind daher
als Mitglieder aufgenommen.
„58“ Neuanmeldungen sind
hier zur Einsicht aus.
Mit Rücksicht auf die in den letzten Monaten aufgetretene
rapide Geldentwertung ist es zu unserm Bedauern notwendig ge-
worden, den Beitrag wesentlich zu erhöhen. In der gestrigen Vor-
standssitzung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker, welchem
die Festsetzung des Mitgliedsbeitrages für die zugehörigen Vereine,
gemäß Beschluß der Jahresversammlung in München, obliegt, ist
daher folgende Entschließung gefaßt worden, über welche Herr
eingegangen. Das Verzeichnis liegt
. Schirp berichten wird.
Herr Schirp: Der Vorstand des Verbandes hat in seiner
Sitzung vom 23. X. 1922 nach eingehender Prüfung der Finanzlage
des Verbandes die große Notlage desselben festgestellt, so daß so-
fort durchgreifende außergewöhnliche Maßnahmen zur Stärkung
des bereits stark in Anspruch genommenen Verbandsvermögens er-
forderlich sind. Der Vorstand hat deshalb beschlossen, um die
Weiterführung der Verbandsgeschäfte für die letzten Monate 1922
zu sichern, einen nochmaligen nachträglichen freiwilligen Beitrag
von mindestens 300 M für das persönliche Mitglied, und für korpo-
rative Mitglieder mindestens das Dreifache des zuletzt gezahlten
nachträglichen Beitrages für 1922 zu erbitten. Die Beiträge sollen
durch Postscheckformular direkt an den Verband ohne Beteiligung
der Vereine eingezahlt werden. Den Ausschußmitgliedern und den
Vereinen wird durch Rundschreiben von dieser außergewöhnlichen
Maßnahme Kenntnis gegeben.
Bezüglich des Mitgliedsbeitrages für das 1. Halbjahr 1923 hat
der Vorstand folgendes beschlossen:
Der vorläufige Mitgliedsbeitrag für jedes der ersten beiden
Vierteljahre wird mit dem Vorbehalt späterer durch weitere Mark-
entwertung bedingten Nachforderungen wie folgt festgesetzt:
Esbeträgtder Vierteljahrsbeitrag:
A. Für persönliche Mitglieder, die durch einen anessen o
+
nen Verein angemeldet sind . . . . ..
B. Für persönliche, dem Verband direkt ange-
hörige Mitglieder A a ar OR e. A i a i ei. a
C. Für korporative Mitglieder:
1 Behörden, Schulen, wissenschaftliche Vereine usw.
2 Offene Handelsgesellschaften, staatl. u. städt. Be-
triebe (auch EIl.-Werke), die bis 100 Arbeiter und
Angestellte beschäftigen ea ae sa ir aa F
3. Alle andern Unternehmungen, Firmen, Gesellschaften usw.
nach den der Zahl der Arbeiter und Angestellten entsprechen-
den Abstufungen, worüber allen Vereinen sofort besondere
Mitteilung zugeht.
Mit Rücksicht auf die Aufgabe der Postzustellung der „BETZ“
ist der Betrag für die beiden ersten Vierteljahre, zusammen also
das Doppelte der vorgenannten Beiträge, spätestens bis 15. XI. 1922
den zuständigen Vereinen und Gesellschaften einzusenden.
Eine besondere Veröffentlichung erfolgt auf der ersten Text-
seite der „ETZ“, Hefte 44, 45 und 46. Herr Schirp bittet schließlich
in Anbetracht der zwingenden Verhältnisse den Beschlüssen des
Verbandsvorstandes restlos zu entsprechen.
Infolge der häufigen Änderung der Portosätze für den Versand
der „ETZ“ an Auslandsmitglieder ermächtigt der Vorstand des Ver-
bandes die Geschäftsstelle, neu eintretende Portoerhöhungen für
den Versand der „ETZ“ ins Ausland sofort selbständig ohne Vor-
standsbeschluß von den einzelnen Vereinen des Verbandes anzu-
fordern.
Vorsitzender: Wir geben die zu zahlenden Beiträge vorbe-
haltlich der Genehmigung durch den Ausschuß schon heute bekannt,
um die Innehaltung des Zahlungstermins zu ermöglichen; sind Ein-
wendungen von Seiten unseres Ausschusses zu machen, werden
diese in der nächsten Sitzung bekanntgegeben.
Wird zur Beitragsfrage das Wort gewünscht?
Dies ist nicht der Fall, wir können daher zur Abstimmung
schreiten. Es erfolgt kein Widerspruch; die Vorschläge sind somit
angenommen.
Mit der übersandten Bekanntgabe der heutigen Sitzung sind
gleichzeitig die noch bis Ende Dezember d. J. in Aussicht genomme-
nen Vorträge veröffentlicht, weil es wegen der damit verbundenen
hohen Unkosten nicht mehr möglich ist, jede einzelne Sitzung durch
Postkarten bekanntzugeben. Es wird daher dringend gebeten, die
Bekanntgabe aufzubewahren und sich dieselbe vor den einzelnen
Sitzungstagen wieder vorlegen zu lassen. Die Einladungen in der
19
600 ,„
1420 | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. 23. November 1922.
„ETZ“ erfolgen nach wie vor zu jeder Sitzung. Etwa notwendig
gewordene Abänderungen und Erweiterungen der Tagesordnungen
werden in diesen Bekanntmachungen berücksichtigt.
Ich möchte nicht verfehlen, an dieser Stelle des Hinscheidens
ds Herrn Prof. Kapp, welcher am 10. August in Birmingham ver-
. storben ist, und dessen Tod eine tiefe Lücke in den Kreis der Förderer
der elektrotechnischen Wissenschaften gerissen hat, zu gedenken.
Herr Prof. Müller, welcher dem Verstorbenen näher stand, hat
es übernommen, Herrn Prof. Kapp in einer der nächsten Sitzungen
durch einen Nachruf zu ehren.
Die Beleuchtungstechnische Gesellschaft gibt bekannt, daß am
30. X., nachmittags 5% Uhr, in der Physikalisch-Technischen Reichs-
anstalt, Abt. 2, Werner-Siemens-Str. 8/12:
1. ein Vortrag des Herrn Dr.-Ing. L. Bloch über „Die neuen Licht-
normalien des Verbandes Deutscher Elektrotechniker und ihre
Einführung in die Praxis“ gehalten wird,
2. eine Erörterung des bei der J ahresversammlung gehaltenen
Vortrags des Herrn Dr. K. Finckh: „Beleuchtungstechnische
Eindrücke von einer Studienreise nach den Vereinigten Staaten
von Amerika”.
Ferner lädt die Physikalische Gesellschaft in Berlin zur Sitzung
am Freitag, den 27. X., 7 Uhr abends, im großen Hörsaal des Physi-
kalischen Instituts der Universität Berlin, NW 7, Reichstags-
ufer 7/8, ein. Vortrag des Herrn Fr. Patzelt: „Spektrale Tempe-
raturmessung am elektrischen Lichtbogen” (mit Demonstrationen).
Ich bitte nunmehr Herrn Schüler seinen Vortrag „Der Klein-
synckronmotor” zu halten. Der Vortrag, an welchen sich eine leb-
hafte Diskusion anschloß, wird später in der „ETZ“ veröffentlicht.
Vorsitzender: Das Wort wird nicht mehr gewünscht; ich
spreche Herrn Obering. Schüler und den Teilnehmern an der Er-
örterung den Dank des Vereins für ihre interessanten Ausführun-
gen aus.
Es ist angeregt worden, daß wir uns nach Schluß der Sitzung
bei einem Glase Bier zu einem gemütlichen Beisammensein im
Spatenbräu am Knie vereinigen.
Ich lade die Anwesenden ein, sich daran recht zahlreich zu be-
teiligen (Beifall).
Der Generalsekretär:
Risse
Neuanmeldungen
zum Elektrotechnischen: Verein E. V. Berlin.
Adler, Rich., Diplomingenieur, Charlottenburg 5.
Arnsperger, urt, Diplomingenieur, Berlin-Nicolassee.
Auer, Georg, Ingenieur, Wilmersdorf,
Benda, Rudolf, Ingenieur, Berlin W 3%.
Bock, Karl, Elektroingenieur, @harlottenburg.
Dalügge, Alfred, Techniker Berlin N 58.
Deutsche Stecker-Sicherungs-Ges., Berlin W 8.
Echter, Paul, Diplomingenieur, Berlin-Mariendorf.
Eckardt, Willy, Elektrotechniker, Berlin N 65.
Eichler, Fritz, Ingenieur, Berlin NW 23.
Engelmann, "Adalbert, Elektroingenieur, Berlin-Halensee.
Fibich, Adolf, Ingenieur, Berlin N 65.
Gabriel, Wilheim, Elektroingenieur, Falkenhagen-Seegefeld.
Gehlen, Walter, Ingenieur, Charlattenburg.
Gieseke, Willy, Ingenieur, Berlin N 65.
Gruner, Christian, Oberingenieur, Neukölln.
Halisch, Willi, Ingenieur, Berlin-Pankow.
Hase, Josef, Ingenieur, Charlottenburg.
Hasenberg, Werner, Elektroingenieur, Berlin O 112.
Häussler, Hans, Diplomingenieur, Berlin-Westend.
Hiller, Hermann, Ingenieur, Berlin W 35.
Horwatitsch, Victor, Ingenieur, Wien IV.
Jacob, Walter, stud. rer. nat., Berlin S 59.
Kalversiep, Erich, Ingenieur, Charlottenburg.
Krüger, Willy, Elektroingenieur, Berlin NW.
Kühn, Otto, Ingenieur, Berlin-Rosenthal.
Lang, Hans, Elektroingenieur, Charlottenburg,
Laesmann, Gerhard, PDiplomingenieur, Berlin N.
Lauster, Franz, Dr., Physiker, Oberschöneweide.
Lund, Hans, Diplomingenieur, Wilmersdorf.
Marggraf, Albert, Werkmeister, Neukölln,
Müller, Max, Elektroingenieur, Berlin SO 26.
Neumann, Paul, Diplomingenleur, Charlottenburg.
Nonnenk a mn, Franz, Ingenieur, Berlin N 65.
Orbich, Heinrich, Dr. phil., Chemiker, Charlottenburg.
Orlow, Erik, Diplomingenieur, Berlin NW 5..
Pamperin, Ernst, Ingenieur, Charlottenburg.
Petsch, Gerhard, Ingenieur, Steglitz.
Pötzsch, Walter, Physiker, Dr. phil., Oberschöneweide.
Reinhold, Gustav, Techniker, Siemensstadt,
Rensch, Hermann, Diplomingenieur, Wannsee b. Berlin,
Richter, Arthur, Ingenieur, Charlottenburg 2.
Runge, Walter, Inzenieur, Berlin.
Sabiel, Adolf. Elektroingenieur, Hennigsdorf.
Seither, Karl, Diplomingenieur, Halensee.
Schlegel, Hermann, Ingenieur, Berlin N 39.
Scholl, Wilhelm, Elektroingenieur, Falkenhagen-Seegefeld,
Schulze, Heinrich, stud.-ing., Charlottenburg. 3
Schütte, Walter, Ingenieur, Berlin W 15. rer k
Störer, Viktor, Dr., Oberingenieur, Eisenerz 8tmk.
Tockler,. Ernst. Diplomingen’eur, PDorpat'Estland.
Traub, Wilhelm, Diplomingenieur, Charlottenburg.
Oberrheinischer Elektrotechnischer Verein, Karlsruhe i. B.
30. XI. 1922, abds. 8 Uhr. Gr. Saal des Elektrotechn. Instituts der Techn.
Hochschule: Vortrag Dipl.-Ing. H. Ott: „Die Nomographie. Eine cle-
mentare Einführung mit praktischen Anwendungen.‘
ijessmann, Hans, Ingenieur, Berlin N 39.
ß Alfred, Elektrotechniker, Berlin SW 68.
‚ Fritz, Ingenieur; Berliin SW 47.
ann, Fritz, Diplomingenieur, Siemensstadt.
r, Friedrich, Dipiomingenieur, Charlottenburg.
‚ Gustav Söhne, Akt.-Ges., Elektrotechnische Fabrik, Berlin O %.
CEEE ER
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9820 u. 9306.
Prüfstelle das Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Nachstehend werden diejenigen Firmen bekanntgegeben, denen
sejt der ersten Veröffentlichung (vgl. „ETZ” 1922, H. 42, S. 12%)
die Berechtigung zur Führung des VDE-Prüfzeichens erteilt wor-
den ist, unter Aufführurg derjenigen Erzeugnisse, für die Ertei-
lung erfolgte. Weiter werden unter Bezugnahme auf die in der
„ETZ“ 1921, FL 52, S. 1523, und „BETZ“ 1922, H. 32, S. 1046, ver-
öffentlichte Liste derjenigen Hersteller isolierter Leitungen.
denen ein Firmenkennfaden von der Prüfstelle bisher zugewiesen
wurde, die Firmen bekanntgegeben, denen nachträglich ein
Firmenkennfaden zugewiesen wurde.
Prüfstelle des VDE.
Zimmermann.
A. Fortsetzung der Liste derjenigen Firmen,
denen die Berechtigung zur Führung des VDE-
Prüfzeichens erteilt wurde.
1. Sicherungs-Schmelzstöpsel:
Gebr. Liepack, Woltersdorf: Für D-Stöpsel 6 A, 500 V
Siemens-Schuckertwerke: Für D-Stöpsel 80, 100, 125,
160, 200 A, 500 V.
2. Sicherungs-Elemente.
Bergmann- Elektricitätswerke A G., Baii a:
Für ein- und mehrpolige Elemente in Porzellanausführung.
25 A, 500 V, für vorderseitigen Anschluß.
Für einpolige Elemente in Porzellanausführung, 25 und 60 4,
500 V, für rückseitigen Anschluß.
Für ein- und mehrpolige Elemente in Blechgehäuse (Hau:r-
anschlußsicherungen) 25 A, 500 V..
Siemens-Schuckertwerke G. m b. H., Berlin: Für
Freileitungssicherungen in Porzellanausführung, mit Schutz-
kappe aus künstlichem Isolierstoff, für 25, 60, 100 A, 500 V.
3. Schalter.
Fresen & Co, Lüdenscheidt: Für einpolige Dosenau:-
schalter für 4 A, 250 V, mit Betätigungsknebel, Sockel au:
Porzellan, Kappe aus künstlichem Isolierstoff.
Nova, Fabrik elektr. Artikel, Dresden: Für ein
polige Dosenausschalter für 4 A, 250 V, mit Betätigung:
an Sockel aus Porzellan, Kappe aus künstlichem Isolier-
stoti.
4. Fassungen:
Allzemeine Elektrizitäts-Gesellschaft Berlin
Für Wandfassungen ohne Hahn mit Porzellansockel für nom.
Edisongewinde bis 250 V.
else ohne Hahn mit norm. Edisongewinde bi:
Bergemann-Elektricitätswerke AÀ. G., Berlin: Fü
Fassungen ohne Hahn mit norm. Edisongewinde bis 950 V
Siemens-Schuckertwerke, Berlin: Für Fassung
ohne Hahn mit norm. Edisongewinde bis 250 V, ebeneo fit
Fassungen mit Goliathzewinde ohne Hahn bis 250 V.
5. Koch- und Heizgeräte:
Gesellschaft für elektrische Apparate in Ulm
Für Heizkissen.
6. Galvanische Elemente.
Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Hydrawerk
Charlottenburg: Für ZKB Klassen 7 bis 10.
B. Ein Firmenkennfaden fürisolierteLeitunzgeo
wurde zugewiesen den Firmen:
Österreichische Siemens-Schuckertwerke, Kabelwerk Wien.
A/S. Skandinaviske Kabel- og Gummifabriker Kristiania.
Württembergischer Elektrotechnischer Verein, Stuttgart.
Im Winte r 1922/23 sind noe 'h folgende Vortragsabende vorgesehen: 13. Dez..
10. Jan., 7. Febr., 7. März, 11. April, 9. Mai. Beginn stets 7%, Uhr im Cr.
Hörsaal den elektrotechn. Instituts der Techn. Hochschule Stuttgart.
Militärstr. 3.
B o mm a
ersparniß““.
= vorm. 9 Uhr, Gr. Saa
23. November 1922.
13. XII. 1922: Vortrag Dir. Gerhardt „Neuzeitliche Beleuchtungs-
einrichtungen unter besonderer Berücksichtigung der Kohlen- und Strom-
(Mit Vorführungen und Lichtbildern). >
10. I. 1923. Hauptversammlung, ausnahmsweise im Physikalischen
Institut, Widerholdstr. 13: u. a. Vortrag Prof. Regener „Radioaktivität
und Atomistik‘‘. (Mit Vorführungen.)
Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 7. XII., abends
8 Uhr, Saal 42 d. Techn. Hochschule: Vortrag Dipl.-Ing. v. Einem
„Stromverteilung und Betriebserfahrungen aus dem rlandwerk Eder-
talaperre‘‘. (Mit Vorführung einer neuen Dreschanschluß-Konstruktion).
Thüringer Elektrotechnischer Verein. 23. XI., abds. 8 Uhr,
Erfurt, Bürgerbräu, Anger: Vortrag Dr. Gg. Meyer „Der G-Schutz
der Firma Dr. Paul Meyer A. G., ein neuer Ueberspannungsschutz“.
Außeninstitut der Technischen Hochschule Berlin. In der
Zeit vom 27. XI. bis 7. XII. 1922 veranstaltet das Außeninstitut in Verbin-
dang mit der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft eine Ukrainewoche, in der
neben Vorträgen über Land und Volk auch 2 für unsere Leser wiclıtige
Vorträge gehalten werden:
30. XI. 1922, abds. 6—7 Uhr, Techn. Hochschule (Erweiterungsbau)
Saal 301: Dr. Daskaljuk: „Wiederaufbau der Ukraine und die deut-
schen Techniker‘.
4. XII. 1922, abds. 6—7 Uhr im gleichen Hörsaal: Dipl.-Ing. Rabbi -
nowitsch: „Elektrifizierung in der Ukraine“‘.
Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung (AWF) Berlin. 9. XIL.,
l des Ingenieurhauses, Sommerstr. 4a.
l. rag Prot Kutzbach ‚Arbeiten des Ausschusses für Riemen-
pr ;
2. Vortrag Prof. v. Hanffstengel „Arbeiten des Ausschusses für
Lagerversuche bei der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde‘‘.
3. Vortrag Dr. Fr. Frank „Arbeiten des Ausschusses für techn. Öl-
verwendung‘“'.
4. Vortrag Reg. Rat V. Vieweg „Versuche der Physikal. Techn.
Reichsanstalt‘‘. i
5. Vortrag Obering. Linke „Versuche an Transmissionen‘'.
6. Vortrag Obering. Meller „Elektrischer Einzelantrieb‘.
PERSÖNLICHES.
Nobelpreis für Physik. — Die schwedische Akademie der Wis-
senschaften hat beschlossen, den Nobelpreis für 1921 für Physik
Professor Albert Einstein wegen seiner Arbeiten auf dem Ge-
biete der theoretischen Physik, namentliich seiner Entdeckung des
Gesetzes der photoelektrischen Wirkung zu verleihen. — Der Nobel-
preis für 1922 für Physik ist dem Professor Niels Bohr in Kopen-
hagen wegen seiner Verdienste um die Erforschung der Struktur
der Atome und der von ihnen ausgehenden Strahlung erteilt worden.
. „Nobelpreis für Chemie. — Den Nobelpreis 1921 für Chemie er-
hielt Professor Frederick Soddy in Oxford, den Preis für 1922
r. Francis William Asten in Cambridge.
Auszeichnungen. — Die Technische Hochschule Darmstadt
verlieh dem Direktor der Siemens-Schuckertwerke in Berlin, Pro-
fessor Otto Krell, in Anerkennung seiner hervorragenden Ver-
dienste um die Einführung der Elektrotechnik in den Schiffbau
die Würde eines Dr.-Ing. e. h.
Hochschulnachrichten. — In Anerkennung ihrer Verdienste
wn die Technische Hochschule wurden der leitende Direktor der
Ludwig Loewe A. G. Justizrat Dr. Waldschmidt und das Vor-
standsmitglied der AEG Direktor Hirschberg zu Ehrenbürgern
der Technischen- Hochschule Berlin ernannt. — Geheimrat
Prof. Dr. phil. Dr. Ing. e. h. Fritz Foerster, Direktor des anorga-
nisch-chemischen Instituts der Technischen Hochschule Dresden,
hat das ihm seitens der philosoph%gchen Fakultät der Universität
Berlin gemachte Angebot eines Lehrstuhls für physikalische
emie abgelehnt. — Der Präsident der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. phil, et med. e. h. Dr.-Ing.
o. h. Walther Nernet in Berlin ist zum Honorarprofessor an der
Berliner Universität ernannt worden. Prof. Nernst gehörte bisher
dem Lehrkörper der Universität Berlin als Ordinarius und Direktor
das physikalisch-chemischen Instituts an. = Dem Geheimen Re-
Rlerungsrat Dr. Hans Vaihinger, Professor an der Universität
Halle, wurde in Anerkennung seiner Verdienste um die Philosophie
des Als-Ob, die insbesondere Mathematikern und Naturforschern
wertvolle erkenntnistheoretische Anregungen bietet, von der Tech-
‘ nischen Hochschule Dresden die Würde eines Doktors der tech-
nischen Wissenschaften e. h. verliehen.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Bchriftieitung
und ohne deren Verbindlichkeit.)
Mitteldeutschlands 100 000 V-Netz,
l Unter diesem Titel wird auf S. 1091 über eine Aussprache be-
jichtet, die am 7. VIII. bei den Elektrowerken stattfand, und an der
© an das Mitteldeutsche 100 kV-Netz angeschlossenen Strom-
erzeuger und Verbraucher teilnahmen. Die wichtigsten Ergebnisse
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Het 47.
1421
der Aussprache über die gewonnenen Erfahrungen in technischer
Beziehung sind in 6 Beschlüssen niedergelegt, die von sämtlichen
anwesenden 43 Ingenieuren einstimmig gefaßt sein sollen.
Unter Punkt 4 wird angegeben, daß die bisher vorliegenden Er-
fahrungen den Anschluß bereits vorhandener Petersenspulen in
100 kV-Netzen nicht gerechtfertigt erscheinen lassen. Die Bereit-
stellung weiterer Petersenspulen in neu anzuschließenden Netz-
teilen soll von weiteren Erfahrungen abhängig gemacht werden.
Eine Begründung für diese Erklärung wird nicht gegeben. Nament-
lich der erste Satz kann so aufgefaßt werden, daß Petersenspulen
in 100 kV-Netzen nicht nur für entbehrlich, sondern sogar für schäd-
lich gehalten werden, sonst würde der Anschluß bereits vorhande-
ner Spulen nicht beanstandet worden sein. Diese Anschauung, die
lange Zeit hindurch von interessierter Seite, zwar nicht in der
Öffentlichkeit, aber darum.nicht weniger intensiv, gegen die Peter-
senspulen geltend gemacht worden ist, möchten wir nicht unwider-
eprochen lassen. Während in Netzen mit Spannungen bis 50 kV
und darüber mit den eingebauten Erdschlußspulen durchweg gün-
stige Erfahrungen erzielt worden sind, die uns von einer großen
Zahl von Elektrizitätswerken bereitwilligst zur Veröffentlichung
übermittelt wurden, sind Transformatorendefekte im Kraftwerk
Golpa den angeschlossenen Erdechlußspulen zur Last gelegt wor-
den. Durch die eingehenden von Prof. PETERSEN angestellten und
inder „ETZ* 1922, S. 1203, veröffentlichten Untersuchungen ist der
Nachweis erbracht worden, daß diese Defekte ganz andere Ursachen
haben, die mit der Erdschlußspule in keinerlei Zusammenhang
stehen. Nach diesen Untersuchungen kann heute ernstlich nicht
mehr behauptet werden, daß irgendwelche Bedenken technischer Art
gegen die Erdschlufßspulen vorliegen. Das Gegenteil wird durch
die erwähnten Veröffentlichungen, die wir Interessenten gern zur
Verfügung stellen, bewiesen.
Über die Frage, ob die Kosten der Erdschlußspulen durch die
mit ihrem Einbau verknüpften Vorteile wirtschaftlich gerecht-
fertigt sind, wird man im Einzelfalle verschiedener Ansicht sein
können. In 100 kV-Anlagen, die heute mit einem verhältnismäßig
hohen Sicherheitsgrad ausgeführt werden, treten die Vorteile
der Petersenrpulen weniger auffallend in Erscheinung, als dies
bei Anlagen der Fall ist, die mit mittleren Spannungen arbeiten.
Aber trotz des hohen Sicherheitsgrades treten auch in ersteren
Überschläge an den Freileitungsisolatoren oder an den Isolatoren
der Schaltanlage auf, die zu Betriebsunterbrechungen Veranlassung
geben. Der größte Teil der Betriebsunterbrechungen in den Wer-
ken, die bereits seit vielen Jahren mit 100 kV arbeiten, hätte sich
durch den Einbau von Petersenspulen vermeiden lassen. In einer
deutschen, jahrelang ohne Petersenspulen betriebenen 100 kV-An-
lage von mäßiger Ausdehnung haben solche Betriebsstörungen das
Werk veranlaßt, ietzt eine Petersenspule zu bestellen, um in Zu-
kunft ähnlichen Schäden und den damit verbundenen Betriebsunter-
brechungen vorzubeugen. Es wird im Gegensatz zu der in der Er-
klärung vertretenen Ansicht mit Recht erwartet, daß die An-
schaffungskosten durch den Fortfall an Aufwendungen für In-
standsetzungen und durch den Gewinn infolge ununterbrochener
Stromlieferung sich in kurzer Zeit bezahlt machen. Der infolge
einer einzigen Unterbrechung eintretende Ausfall an gelieferter
Energie kann mehrere 100000 kWh betragen.
Wenn im Eingang der Mitteilung hervorgehoben wird, daß das
mitteldeutsche 100 kV-Netz bereits etwa 1500 km Drehstrom um-
faßt, die einen Erdschlußstrom von etwa 480 A ergeben würden,
so ist demgegenüber zu bemerken, daß dieses Netz im allgemeinen
nicht zusammenhängend betrieben wird. Normal gilt dies z. Z.
vielmehr nur für ca. 360 km Doppel- und ca. 150 km Einfachleitung,
was einem Erdschlußstrom von ca. 230 A entspricht. Auch dieser
Betriebszustand ist erst neueren Datums: längere Erfahrungen,
von denen in Punkt 4 der Erklärung gesprochen wird, beziehen
sich lediglich auf 132 km Doppel- und ca. 40 km Einfachleitung,
entsprechend einem Erdschlußstrom von ca. 80 A. Je größer das
Netz, um so größer ist die Gefahr, daß Erdschlüsse Zerstörungen
an den Anlagen und Unterbrechungen des Betriebes zur Folge
haben, und um so wichtiger sind vorbeuzende Maßnahmen zum
Schutze gegen diese technisch und wirtschaftlich gleich schäd-
lichen Wirkungen der Erdschlüsse.
Berlin, 16. X. 1922. Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft.
LITERATUR.
Besprechungen.
Physikalische Demonstrationen. Anleitung zum
Experimentieren im Unterricht an höheren Schulen und tech-
nischen Lehranstalten. Von Adolf F. Weinhold. 6. verm. u.
verb. Aufl. Herausgegeben von Dr. L. Weinhold. Mit
702 Abb. im Text u. auf 7 Taf. XII u. 1022S.in 8°. Verlag von
Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1921.
Das bekannte Weinholdsche Werk liegt jetzt in der 6. Auflage
vor. Dem Verfasser war es nicht mehr vergönnt, dieselbe fertig-
zustellen. An der bewährten Eigenart des Buches hat der jetzige
Herausgeber Dr. L. Weinhold nichts geändert. Es wird keine Voll-
ständigkeit in dem Sinne angestrebt, daß sämtliche demselben
1422
——— men _—_—
Zweck dienenden Formen eines Versuchs oder Apparats darge-
stellt werden, sondern der Verfasser beschränkt sich auf die Be-
schreibung derjenigen Formen, die ihm in der eigenen Praxis als
die vorteilhaftesten erschienen sind. Dafür sind die Anweisungen
aber so ausführlich gehalten, daß auch der Anfänger keine Schwie-
rigkeiten finden wird, wenn er den erprobten Ratschlägen des
Buches folgt. Im einzelnen wurde Veraltetes ausgeschaltet, Unzu-
treffendes berichtigt, die entbehrlichen Fremdwörter wurden aus-
gemerzt; auch eine geringe Vermehrung des Inhalts ist in der
neuen Auflage eingetreten. Auch jetzt wird das Werk jedem, der
Demonstrationen im Vortragsunterricht auszuführen hat, ein zu-
verlässiger und wertvoller Ratgeber sein. Dr. Bauer.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Zur Bestimmung strömender Flüssigkeitsmengen im offenen
Gerinne. Ein neues Verfahren. Von Dipl.-Ing. Oskar Poebing. Mit
23 Abbild. u. 1 Tafol. 56 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922.
Grundzabl 1,7 4
Physik für die Unterstufe. Von Studienprof. Hugo Freitag. Mit
217 Abb. IV u. 235 S. in 8°. Verlag von Car! Koch, Nürnberg 1922.
Die Montage elektrischer Licht- und Kraftanlagen. Ein Taschen-
buch zum Gebrauch für Ingenieure, Elektromonteure, Installateure,
Betriebeführer, Schalttafelwärter, Kesselwärter. Maschinisten sowie die
Besitzer elektrischer Anlagen. Von Ober-Ing. H. Pohl. „Bibliothek der
gesamten Technik“. Bd. 1. 11. erw. Aufl. Mit 355 Textabb. VIII u.
345 S. in 8° Verlag von Dr. Max’ Jänecke,' Leipzig 1922.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Das Stabilisierungsprogramm der Reichsrerierung. — Die
auf 8. 1413 erwähnte neue deutsche Note an die Reparationskommission
vom 13. XI. ist von außerordentlicher Bedeutung, weil sie das oft verlangte
Programm für eine aktive Währungspolitik enthält. Die Zerrüttung
der Mark verlangt nach Ansicht der Reichsregierung, die sich bei ihren Vor-
schlägen den Inhalt der von den ausländischen Sachverständigen eingereich-
ten Gutachten in den Grundzügen zu eigen macht, sofort eine vorläu-
fige Aktion zu deren Stützung, wozu aber die Mitwirkung des Aus-
landes notwendig erscheint. Als Voraussetzungen wird die Befreiung
Deutschlands für 3 bis 4 Jahre von allen Bar- und Sach-
leistungen aus dem Versailler Vertrag und ein gesicherter Kredit fremd-
ländischer Banken von mindestens 50N Mill. Gldm gefordert, dessen Er-
gänzung durch denselben Betrag die Reichsbank unter den gleichen Vor-
aussetzungen zugesagt hat. Diese Mittel soll eine im Rahmen der Reichs-
bank zu schaffende unabhängige Stelle verwalten, die zugunsten des Kurses
der Mark interveniert. Sobald durch dessen Besserung das innere Ver-
trauen wieder hergestellt ist, wird die Reicheregierung eine innere Gold-
anleihe auflegen, und sie ist auch bereit, dasselbe mit zu angemessenen Be-
dingungen erhältlichen auswärtigen Anleihen zu tun. Durch innere Re-
formen wird Deutschland seine Ausgaben einschränken und die Einnahmen
erhöhen, es wird außerdem alle geeigneten Maßnahmen ergreifen, um ins-
besondere durch Erhöhung des Wirkungsgrades der Arbeit zu einer Steige-
rung der Produktion und damit zu einem Ausgleich der Handelsbilanz
zu gelangen. In dieser Beziehung nennt die Note u. a. eine Neuregelung
des Arbeitsrechtes unter Festhalten des Achtstundentages als Norm,
aber unter Zulassung gesetzlich begrenzter Ausnahmen. Sie verlangt ander-
seits für Deutschland von den ausländischen Staaten Beseitigung der
durch den Niedergang der deutschen Währung veranlaßten Einfuhr-
beschränkungen, wirtachaftspolitische Gleichberechtigung und die
Unabhängigkeit der deutschen Wirtschaftsverwaltung im besetzten Gebiet.
Um dieses Programm durchführen zu können, beantragt die Regierung bei
der Reparationskommission baldmöglichste endgültige Festsetzung
der Verpflichtungen Deutschlands in solcher Höhe, daß sie sich
einschließlich des Anleihedienstes aus dem Überschuß des Haushalts be-
streiten lassen, ferner die schon angeführte Befreiung von Vertragsleistun-
gen, die unverzügliche Einberufung einer internationalen Finanzkonferenz
zur Beratung über einen dem Reich zu gewährenden Bankkredit und Unter-
stützung der Anträge, die sie hinsichtlich der oben skizzierten handels-
politischen Notwendigkeiten bei den beteiligten Regierungen stellen wird.
Reparation. — Die Friedensvertrag-Abreohnungsstolle macht
darauf aufmerksam, daß die vom Reichskommissar zur Ausführung von
Aufbauarbeiten in den zerstörten Gebieten auf sie ausgestellten Schecks
bei der Präsentation vom deutschen Zahlungsempfänger unbedingt quit-
tiert sein müssen, weil sie sonst von der Reparationskommission nicht als
vollwertig anerkannt und deshalb auch nicht auf Reparationskonto gut-
geschrieben werden. — Alle Verträge über Sachlieferungen nach dem
Bomelmans-Abkommen vom 2. VI. unterliegen den Vorschriften
der deutschen Außenhandelskontrolle Hierauf wird nochmals
besonders aufmerksam gemacht, weil es deutsche Firmen in vielen Fällen
unterlassen haben, bei dem Abschluß von Lieferungsverträgen nach dem
genannten Abkommen für die Befolgung der Vorschriften der Außenbandels-
kontrolle, insbesondere soweit die Ausfuhrmindestpreise in Betracht kom-
men, Sorge zu tragen.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47.
23. November 1922.
Ausführungsbestimmungen zum Reichsarbeitsnachweisge- -
setz. — Der preußische Minister für Handel und Gewerbe hat unter den
2. XI. im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 254, auf Grund des Reichsarbeits-
nachweisgesetzes vom 22. VII. 1922 Ausführungsbestimmungen er-
lassen.
Indexziffern. — Der Kaufkraftindex der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘
betrug in der Woche vom 4. bis 10. XI. 1195,31 (869,40 i. Vw.), d.h. dir
Inlandkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen, hatte
nur noch l/a, ihres Vorkriegswertee. Am Dollarmittelkurs in Berlin
(7587,50) gemessen, besaß die Mark nur noch den 1807. Teil ihres Außen-
wertes der Vorkriegszeit.
kurses in Berlin (4747,17 i. Vw.) um 59,8% hat sich das Großhandelspreis-
niveau am Kaufkraftindex gemessen, um 37,5% erhöht. Die MeBziffer der
Warengruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle ist von 897,22 i. Vw. auf
1239,13 gewachsen, also um 38,1%.
Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektro-
. vm
Gegenüber einer Steigerung des Dollarmitt«- .
technischen Industrie. — In Anbetracht des Umstandes, daß die `
Teuerungszuschläge (Multiplikatoren) der Preisstelle bei dem schnellen
Wechsel der Preisänderungen in der „ETZ‘‘ immer erst veröffentlicht
werden können, wenn sie bereits überholt sind, und nach Anaicht der Preis-
stelle auch die Angabe genügen dürfte, um wieviel Prozent sich die Preise
geändert haben, sehen wir davon ab,
(Multiplikatoren) weiter bekanntzugeben, und verweisen unsere
Leser an den Zentralverband der deutschen elektrotechnischen Industrie,
Berlin W 10, Corneliusstr. 3.
Die Teuerungszuschläge (Multiplikatoren) bleiben bis zum 23. XI.
einschl. unverändert bestehen. Für Glühlampen ist der Zuschlag
die Teuerungszuschläge :
auf die Listenpreise vom 31. VII. 1922 von 700 auf 1100% erhöht worden.
Außenhandel.
Deutschland. — Die Ausfuhrmindestpreise für Verkäufe in Mark für
Taschenlampenhülsen, -glühbirnen und galvanische Elemente
haben sich geändert. Die Preise für Reklameapparate sind teilweise ge-
ändert worden.
Diese gibt ferner bekannt, daß infolge der andauernden weiteren Verachlech-
terung unserer Währung und der hierdurch bedingten schnellen Verände-
rung der Markpreise die Bekanntmachungen über neue Preisfestsetzungen
leider oft nicht so schnell erfolgen können, wie es wünschenswert ist. —
In einem Rundschreiben des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilli-
gung wird nochmals zum Ausdruck gebracht, daß der Exporteur seine ab-
lieferungspflichtigen Devisen gleich nach Eingang mittelbar oder un-
mittolbar der Reichsbank zuzuführen habe und gegen solche, die mit der
Ablieferung im Rückstande sind, unbedingt einzuschreiten sei. Nach-
gewiesenen Verstößen gegen die Ablieferungspflicht soll mit den Mitteln
der Außenhandelskontrolle entgegengetreten werden. — Das Goldzoll-
aufgold beträgt vom 22. bis 28. XI. 145900%.
England. — Der Außenhandel mit elektrotechnischen Erzeur-
nissen im Oktober hat einen Einfuhrwert von 172 554 £, d.s. 67 53 è
mehr als 1921 (105 024 £), und einen Ausfuhrwert von 702 225 £, d.e.
191 971 £ weniger als 1921 (894 196 £), ergeben. Damit ist der Import in
den abgelaufenen 10 Monaten von 1922 gegen das Vorjahr um 503 214 £
und der Export um 5,439 Mill. £ wertlich zurückgegangen. — Durch Ver-
ordnungen des Handelsamtes werden, wenn der Zollbehörde genügende
Beweise erbracht sind, von den Bestimmungen des German Repa-
ration (Rocovery) Act 1921 ausgenommen: Ersatzlieferungen für an
den deutschen Lieferanten als fehlerhaft bzw. dem Muster oder Auftrace
nicht entsprechend zurückgesandte Waren; Waren, für die vom deutschen
Lieferanten keine Mehrbeträge in Rechnung gestellt worden sind oder wer-
den; innerhalb eines Monats nach ihrer Ankunft im Vereinigten Königreich
nach Deutschland zurückgesandte Waren; Waren, die in England nicht
später als 6 Monate nach dem Eingang der Waren eintreffen, die sie ersetzen
sollen; Waren, für die keine Zahlung oder sonstige Gegenleistung geleistet
bzw. gefordert worden ist oder wird; Waren, die nur zur Auslage in einer
öffentlichen Ausstellung von Deutschland nach England kontingentiert
worden sind und später nach ersterem wieder zurückgesandt werden, wenn
der Versender, in dessen Eigentum die Waren verbleiben, keine geldliche
oder sonstigo Gegenleistung erhält und die Waren innerhalb einer von der
Zollbehörde festzusetzenden Frist nach Deutschland zurückgehen.
V. S. Amerika. — Im August betrug die Ausfuhr elektrischer
Maschinen und Apparate dem Wert nach 3,928 Mill. $, d.s. 2,039 Mill. $
weniger als 1921 (5,967 Mill. $). Der Export von Glühlampen stellte sich
auf 336 859 Stück gegen 317 445 i.V. Demgegenüber hat die Union im
Berichtsmonat 362 407 Kohlefadenlampen (586 882 i.V.) und 1,274 Mill.
Stück Metalldrahtlampen (0,450 i.V.) eingeführt.
KVon der Börse. — (8. XI. bis 14. XI. 1922.) In der Berichtereit
ist zunächst die Nachfrage nach Industrie- und Valutawerten gewachsen.
so daß teilweise schr beträchtliche Kurssteigerungen festgestellt werden
konnten. Der Beschluß der Gewerkschaften, am 9. XI, zu arbeiten, wirkte
günstig, während die Börse anderseits durch an die Stabilisierungsverhand-
lungen geknüpfte Erwartungen wie auch durch Gerüchte über eine Kabinetts-
krisis in Spannung gehalten wurde. Bei starken Schwankungen der De
visen, die die Parität des Dollars über 9100 hoben, uf auf 6200
fallen und abermals emporschnellen ließen, machte sich dann vorübergehend
Näheres durch die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik. '
— =
paai ee ee a p Se Sg A Ee ea
en ET a ee, lee EEE nn — - ah a o EEE
—
fine unsichere Tendenz geltend, der aber zum Schluß wieder eine durchaus
Moste Haltung folgte. Nachrichten über bevorstehende Kapitalsvermehrun-
ven und günstige Bezugsrechte führten trotz Erhöhung des Reichsbank-
iskonts (auf 10%) und der Bergarbeiterlöhne zu weiteren Kursbesserungen.
ieran haben auch einige Elektroaktien, so die der Accumul.-Fabr.
+1300%), teilgenommen, doch waren auf diesem Gebiet, wie die Über-
licht nachweist, i. a. Abschwächungen zu beobachten, die bei Siemens
Mt Halske 1500%,, bei der Dtsch.-Niederl. Telegr. Ges. 1250% betrugen.
Dividende
Letzte
-Fabr., Berlin 25 6000 ! 6000 | 7300 | 7 300
Berlin ........ 16 4700 | 4700 | 5000 | 4 800
„ Vorz.-A 3 180 178 199 | 199
„ Vorz.-B 7,26 475 445 45 ı 445
‚Berlin ....... 20 3000 | 2400 | 3000 ! 2800
Continent. Ges. Nürnberg .| 0 — — — j —
A n hs „ Vorz.-A.| 8 — | 1200 | 1495 | 149
Drahtloser Übersee-Verkehr . .| 12 2000 | 1500 | 2000 | 1800
| Š i „ neueA,| — 1650 | 1100 | 1650 | 15%
‘I Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. .| 5 4400 | 3500 | 4400 | 4000
$ „ Niederl. „, » ed ~ 5000 | 3750 | 5000 | 3750
„ Südam. , rss a0 3650 | 2825 | 3650 ` 3 100
$ „ Kabelwerke, Berlin. . .| 20 2000 | 1500 | 2000 | 1925
Elektra, Dresden . . ..... 10 — | 1100 | 1100 | 1100
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 3725 ! 2600 ! 3725 3 025
De en a „ München . .| 15 1400 | 1375 | 1425 1425
Elektr. ‚Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 2000 | 1800 | 2000 | 2000
E. W. Liegnitz ........[ 10 990 785 900 800
E. W. Schlesien 12 — | 1299 | 1400 1 299
! Felten & Guilleaume Carlew. . . 25 6825 | 4900 | 5825 | 5.200
: Ges. f. elektr. Untern., Berlin . .| 20 3150 | 2502 | 3150 | 2925
Hackethal, Hannover .. .. . 20 2100 | 1800 | 2100 | 1975
Hamburgische E. W. . . . . . 10 800 | 735 | 800 135
Körtings Elektr.-W., Berlin . . .| 50 — | 2600 | 2850 | 2850
Kraftübertrag., Rheinfelden . .| O — | 4200 | 4200 | 4200
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 2200 | 1750 | 2200 | 1750
C. Lorenz, Berlin... . . „| 35 2625 | 2400 | 2925 | 2925
Dr. Paul Meyer, Berlin... . .| 18 1450 | 1200 | 1450 | 1350
Mix & Genest, Berlin . . . . .| 16 2500 | 2000 | 2500 =
Neckarwerke, Eßlingen . . . .| 10 — | 1175 | 1175 | 1175
Niederschles. Elektr. u. Straßenb.| 12 = = = =
Oberbayer. Überlandz., München] 9 1200 ; 1350 | 1200
H. Pöge, Chemnitz ......| 2 i
ri » Vorz.-A. ..| 7
Rhein. El.-A. G., Mannheim . .| 15
” Ji i Vorz.-A| —
M. Schorch & Cie., Rheydt . . .| 10
Sachsenwerk, Dresden . .. . . 20
Schuckert & Co., Nürnberg . . .| 16,7
„Siemens‘“* El. Betr., Berlin . . .| 0
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20
Stettiner E.W.. ....... 15 `’
Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin| 35
Voigt & Haeffner. .. . 20
AR Vorz.-A. 20
Hartmann & Braun. Frank-| 25
Emag. Elektr.-A.G. . furt | 22
Main Kraftwerke, Höchst | a. M. | 10
Heddernh. Kupferw. u. :
Südd. Kabelwerke. . 20
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im November:
in | os |“ | u | 8 | m
Christiania (Kr). . | 1216,95 1391,60] 1371,56) 1306,72, 1526,17| 1526,17
Helsingfors (finn. M) | 164,53, 186,53| 186,53] 179,55! 201,49] 199,50
Holland (Gld) . . | 2593,50) 2972.55| 2962,60) 2763,07! 3192,00, 3192,00
Italien (L) . . . . | 311,71] 344,13] 343,14) 339,15! 364,08) 356,60
Kopenhagen (Kr) . | 1326,70! 1521,18! 1506,22] 1406,47| 1645,87! 1645,87
London (£). . . . |29326,50/33815,25'33565,85'30922,50 36408,75'36408,75
New York ($) . . | 6603,40) 7506,18] 7496,21| 7032,37| 8104,68: 8179,50
Österreich (K) .. 0,09 0,10 0,10 0,10 0,10 0,11
Paris (Fr)... .. 461,34! 498,75] 491,26) 458,85 516,20) 518,70
Prag (Kt) .. . . | 20947| 235,65] 238,40) 222,44 254,361 258,35
Schweden (Kr) . . | 1765,60) 1995,00) 2009,96! 1865,32] 2194,50) 2194 50
Schweiz (Fr) . . . | 1226,92| 1376.55| 1366,57| 1289,26! 1476,30) 1486,27
Spanien (Pæ). . . | 1012,40| 1147,12| 1129,66| 1089,76) 1226,92) 1216,95
Aus der Geschäftswelt. — Die Albun-Elektrizitäts-Gesell-
schaft m. b. H. (Stammkapital: 0,5 Mill. M) ist von Hamburg nach Düssel-
dorf verlegt worden. — Die Maingau-Elektrizitäts-G.m.b. H., Würz-
burg, hat ihren Sitz nach Thüngersheim verlegt. — Die Firma Jos. Neder
-<
ANTS iai e E aa A a ar
| 23. November 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 47. l 1423
(Elektromaschinen-Großhandlung), Essen-R., hat in Köln (Mittelstr. 52/54)
ein Zweigbureau errichtet. — Die Deka Elektrowerke A.G., Fröndenberg,
hat ihre Firma in Isolierrohr u. Elektrowerke A.G. geändert. — Die
Firma der Volta-Werke Elektricitätsgesellschaft Weißberg & Co. A.G., Ber-
lin, lautet jetzt Volta-Werke Elektrizitäts-A.G. — Der Gegenstand
der Ariadne, Fabrik isolierter Drähte G. m. b. H., Berlin, ist künftig
die Anfertigung isolierter Drähte zu elektrischen Zwecken und verwandter
Artikel sowie der Handel damit. — Die Überlandzentrale Südharz
verlangt von ihrer Kundschaft, um Betriebskapital zu schaffen, eine Bei-
hilfe von 200 M/Brennstelle und von 2000 M/PS. Dafür will sie den Ab-
nehmern 10% Jahresrebatt auf die Stromrechnung einräumen.
Neue Gesellschaften. — Electromotorhaus G. m. b. H., Berlin.
Gegenstand: Vertrieb von Elektromotoren und sonstigen elektrischen Be-
darfsartikeln.. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Elektro-Metallwaren-
fabrik E. Horn & Co., G. m. b. H., Breslau. Gegenstand: Fortführung
des Hornschen Fabrikationsgeschăfts für elektrotechnische Metallwaren
und deren Herstellung im allgemeinen. Stammkapital: 0,2 Mill. M. —
Überlandwerk Gumbinnen G.m.b.H., Gumbinnen. Gegenstand:
Bau und Betrieb elektrizitätswirtschaftlicher Anlagen zur Weiterleitung
und Verteilung der von der Ostpreußenwerk A..G bezogenen elektrischen
Arbeit in den Kreisen Insterburg, Gumbinnen, Stallupönen, Pillkallen,
Niederung, Darkehmen, Tilsit-Ragnit sowie ausnahmsweise außerhalb
dieses Versorgungsbezirkes. Stammkapital: 33,75 Mill. M. — Elektro-
technische Fabrik A.G., Mannheim. Gegenstand: Fabrikation und
Vertrieb elektrischer Spezialapparate, Ein- und Verkauf elektrotechnischer
Artikel. Grundkapital:6 Mill. M. — Westdeutsche Elektrowerke G. m.
b. H., Wattenscheid. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrotech-
nischer Bedarfsartikel. Stammkapital: 0,2 Mill. M. — Kabelwerk A.G.,
Hamm (Westf.). Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb von Schwach-
und Starkstromkabeln, Leitungsschnüren, Isolierrohren usw. Grund-
kapital: 2 Mill. M. — Elektromedizinische Werkstätte G. m. b. H.,
München. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektromedizinischer
Gegenstände. Stammkapital: 0,1 Mill. M.
Betriebsergebnisse. — Lech-Elektrizitätsworke A.G., Augs-
burg. 1921/22. ÜberschußB aus Betrieb und Zinsen: 50555534 M
(14 325 339 i.V.); Generalunkosten: 8878087 M (2 815 865 i.V.); Obli-
ationszinsen und Rückzahlungsaufgeld: 3 982 020 M (1 760 892 i.V.); Ge-
ühren und Abgaben: 8154497 M (2 656 726 i.V.); Abschreibung auf Ge-
räte, Werkzeuge, Einrichtungsgegenstände: 1270078 M (227 464 i.V.);
Zuweisungen (Anlagekapitaltilgung und Erneuerungsrücklage): 20 663 065 M
(2 760 736 i.V.); Reingewinn mit Vortrag (33 322 M): 7 641 109 M (4 134 932
i. V.); Dividende: 10% auf 100 Mill. M Stammaktien (5% auf 60 Mill. M
i.V.); Vortrag: 63 755 M.
Baumarkt. — Hirzenhain (Hessen). Die erste Vogelsberger Tal-
sperre, die zwischen Hirzenhain und Lißberg in zwei Bianbscken das Wasser
der Nidder und des Hillerbachs sammelt und mindestens 3 Mill. kWh liefern
wird, soll nach der ‚‚Frankf. Ztg.‘‘ anfangs 1923 in Betrieb genommen werden.
Man erhofft von ihr, deren Baukosten etwa 50 Mill. M betragen, eine be-
trächtliche Entlastung des Oberhessischen Elektrizitätswerkes Wölfersheim
und rechnet mit einem Preise von 3 bis 4 M/kWh. — Wittenberge. Nach
einem Beschluß des Kreisausschusses soll der Kreis Westpriegnitz von den
Brandenburgischen Kreis-Eloktrizitätswerken mit elektrischer Arbeit ver-
sorgt werden.
WARENMARKT.
Elektrische Heiz- und Kochapparate. — Die Vereinigung
der Fabrikanten dieser Artikel in Charlottenburg hat den Teuerungszuschlag
ab 14. XI. von 2000% auf 2600% erhöht.
Beleuchtungskörper. — Die Konvention der deutschen Erzeuger
von Beleuchtungskörpern hat den Teuerungszuschlag auf 6000% erhöht.
Isolierte Leitungsdrähte. — Die Verkaufsstelle vereinigter Fabri-
kanten isolierter Leitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat eine neue, ab 14. XI.
ne Preisliste Nr. 13 bzw. 13a erscheinen lassen, deren Preise auf einer
upferbasis von 15 000 M je 10 kg Elektrolytkupfer errechnet sind. Auf die
Preise dieser Liste werden bis auf weiteres folgende Teuerungszuschläge
erhoben: für NGA, NGAB, NGAF, NGAT, NGAZ von 1 bis 2,5 mm? sowie
für NFA schwarz imprägniert 70%, für die zuerst genannten 5 Typen von
4 bis 10 mm? 40%, und für dieselben Typen von 16 mm? und mehr 25%,
ferner für NPL, NPLR, NPLS, NSA und NFA mit Glanzgarnbeflechtung
90%, für die Typen der Pos. 5a, 5b, 6 und 9 bis 20 der neuen Liste 90%.
Hochspannungsisolatoren. — Die Vereinigten Porzellan-Isolato-
ren-Werke, G. m. b. H., Berlin, haben den Teuerungszuschlag ab 16. XI.
auf 3800% erhöht. Die neuen Verkaufspreise gelten für die zweite Hälfte
November.
Niederspannungsmaterial. — Der Verband Deutscher Elektro-
technischer Porzellanfabriken, Berlin, hat den Teuerungszuschlag für Nieder-
spannungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab 16. XI. von 2500% auf
3800% erhöht.
Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband. Berlin,
hat die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 ab 16. XI. für
Dieselmotoren (ortsfeste und Schiffsmaschinen) auf 6000%, für alle
übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 6500%
hinaufgesetzt.
Kohle. — Infolge weiterer Erhöhung der Bergarbeiterlöhne sowie
der Material- und Grubenholzpreise sind die Brennstoffverkaufspreise
abermals sehr erheblich hinaufgesetzt worden und betragen laut Mitteilung
des Reichskohlenverbandes im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 259, ab 16, XI.
1424
einschl. Kohlen- und Umsatzsteuer beim Rheinisch- Westfälischen
Kohlensyndikat unter Fettkohlen für Förderkohlen 14011 M, best-
melierte Kohlen 15 765 M, Stückkohlen 18 529 M, gew. Nußkohlen I bis III
18951 M; unter Gas- und Gasflammkohlen für Flammförderkohlen
14011 M, Gasflammförderkohlen 14717 M, Gasförderkohlen 15963 M;
unter Eßkohlen für Förderkohlen (25%) 13 872 M, Stückkohlen 18 567 M;
unter Koks für Großkoks I 20487 M, dsgl. II 20349 M, Gießereikoks
21 321 M, Brechkoks I und II 24500 M; beim Rheinischen Braun-
kohlensyndikat (Kölner Gruben) für Brikettse 8192 Mit.
Erze. — Die Preise des Siegerländer Eisensteinvereins betragen
z. Z. für Rohspat 9255 M und für Rostspat 11 520 Mit.
Eisen. — Infolge Wachsens der Erzpreise usw. und in Anwendung der `
Kurs- und Koksklausel sind die Roheisenpreise für die Zeit vom 16. bis
23. XI. wie folgt erhöht worden: Hämatit 143 365 M, Giessereiroheisen
1110173 M, dsgl. III 110103 M, dsgl. luxemburger Qualität 105465 M,
Siegerländer Stahleisen 102 034 M, kupferarmes Stahleisen 142697 M,
Spiegeleisen (8 bis 10%, Mn) 110 994 M, Temperroheisen 141 005 M, Ferro-
silizium (100/9) 165 014 M/t. — Die Richtpreiso des Stahlbundes für Walz-
eisen stellen sich ab 16. XI. mit bekannter Frachtgrundlage in Thomas-
handelsgüte (für S.-M.- Qualität geben wir die Preise in Klammern) wie
folgt: Rohblöcke 161 600 M (173 700), Vorblöcke 178000 M (191 700),
Knüppel 188 700 M (203 300), Platinen 193 200 M (208 200), Formeisen
216 700 M (231 400), Stabeisen 219 200 M (234 200), Universaleisen 237 900 M
(254 300), Bandeisen 258 700 M (275 100), Walzdraht 235 000 M (251 000),
Grobbleche (5 mm und darüber) 247 300 M (264 700), Mittelbleche (3 bis
unter 5mm) 278 800 M (296 600), Feinbleche (1 bis unter 3 mm) 311 900 M
(329 700), dsgl. (unter 1 mm) 332 000 M/t (348 200). .
Schrott. — Am 14. XI. wurden für Kernschrott 90 000 M, für
Späno 80000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch
100 000 M/t frei Berlin notiert.
Kalziumkarbid. — Das Karbidsyndikat hat seine Preiso ab 12. XI.
für grobe Ware auf 19300 M, für mittlere auf 19 750 M und für feine Ware
auf 20400 M/100 kg 'erhöht. |
Harz. — Amerikanisches Harz Type B—M wurde zu 3,283/, $
und Type WG zu 3,431, $/112 lbs bei 20%, Tara frei Hamburg angeboten.
Schellack. — Für Fine Orange wurden von England aus 420 s/cwt
verlangt; am deutschen Markt konnte man diese Ware zu 12500 M/kg
kaufen.
Baumwolle. — New York notierte am 14. XI. 26 cts/lb und Bremen
4453 M/kg.
Sauerstoff und Wasserstoff. — Die Werke fordern ab 11. XI.
bei Lieferung unter Abschluß in Eigenflaschen 240 M, in Leihflaschen
270 M, außer Abschluß entsprechend 245 M bzw. 275 M/m}? frei Bahn-
station der Erzeugerstelle.
Benzin. — Bei einem spez. Gew. von 0,720/25 wird Benzin zu 815M/kg
ab Lager Berlin offeriert.
Öle und Fette. — Die Notierungen für Schmieröle sind unver-
ändert geblieben. Für rein mineralisches Gasöl werden 17,5 $/t unver-
zollt ab Nordseetank verlangt. Hallenser Paraffintreiböl kostet
8550/100 kg in mietfreien Kesselwagen ab mitteldeutscher Versandstation.
Der Preis von Braunkohlenteeröl (Treiböl/Heizöl) beträgt 6600 M/100 kg
in mietfreien Kesselwagen ab mitteldeutscher Werkstation. Stein-
kohlenteeröl für Dieselmotoren bedingte einen Preis von 5000 M/100 kg
— Der Preis von Leinöl ist am Weltmarkt wieder zurückgegangen; aus
Holland wird prompt gelieferte Ware zu 41,371, Gld/100 kg angeboten,
während der Hamburger Markt 1350 M/kg forderte. — Terpentinöl no-
tierte in New York am 14. XI. 156 ctse/Gallone; am Hamburger Markt
wurden für amerikanische Ware 4700 M und für französische 4750 M/kg
verlangt. — Rizinusöl 1. Pressung war zu 1700 M und Ware 2. Pressung
zu 1675 M/kg zu haben.
Altmetalle. — Am 14. XI. wurden am Berliner Markt folgende
Preise gezahlt; für altes Elcktrolytkupfer, handelsüblich, 1750 bis 1800 M;
unverzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 1700 bis 1750 M; Maschinenrot-
guß, handelsüblich und tiegelrecht, 1400 bis 1450 M; Messingzünder, pulver-
und eisenfrei, 1300 bis 1350 M; Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei,
1600 bis 1650 M; reine, weiche Messingblechabfälle 1450 bis 1500 M; Schwer-
messing, handelsüblich, 1150 bis 1200 M; Messingschraubenspäne, handels-
üblich, 1100 bis 1150 M; altes Weichblei 650 bis 700 M; Zinkzünderlegie-
rungen 1150 bis 1200 M; Altzink, handelsüblich, 1050 bis 1100 M; Rein-
saluminiumblechabfälle (98/99°%,) 2100 bis 2150 M/kg in geschlossenen
Quantitäten und Wagenladungen.
Nachzahlung für das IV. Vierteljahr 1922. j
Wir erinnern nochmals an die umgehende Einsendung des für das IV. Vierteljahr 1922 nach-
Pünktliche Weiterlieferung der Elektrotechnischen Zeitschrift
über den 30. November 1922 hinaus Können wir nur gewährleisten, wenn der Betrag von M. 200,-
sofort eingezahlt wird und postwendend in unserem Besitz ist.
Nr. 201 20 beim Postscheckamt Berlin (Julius Springer, Bezugsabteilung für Zeitschriften) lag dem Heft 45 bei.
Verlagsbuchhandlung Julius Springer.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zebme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
geforderten Betrages von M. 200,—.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 47.
23. November 19%.
Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsch:
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg:
Metall 16. XI. | 15. XI. B.XL i,
Elektrolytkupfer (wire bars), | f
prompt, cif Hamburg, Bremen i in
oder Rotterdam... .... 2491,23 2465,86 2598,77 b
Originalhüttenrohzink (Preis ie
des Zinkhüttenverb.), uom. . .| 1347,64 1253,25 1475,57 |
Raffinadekupfer 99/99,3%, .| 1900—2000 | 1950—2050 2100-2 |
Originalhütten weich blei 715—825 825 —850 950—1000
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr .. ..... 1800—1909 | 1800—1900 | 1900—%)
Plattenzink (remelted) von |
handelsüblicher Beschaffenheit] 1300—1400 | 1400—1500 ' 16001 `
Originalhüttenaluminium |
98/99%, in Blöcken, Walz- oder | |
Drahtbarren ........ 2904 2883 j 34 ,
dgl. in Walz- oder Drahtbarren ! |
DI een a ed 2928 2907 | 33% |
Zinn, Banka, Straite, Austral. in =
Verkäuferswahl ....... 6050 — 6100 | 6075-6125 | 6750-6
Hüttenzinn, mindestens 99%, . .| 5950 - 6000 | 5975—6025 | 6650-670 `
Reinnickel 889% ..... 4200—4300 | 4200—4300 | 4600-4710 "
Antimon-Regulw ...... 725—750 | 750-800 | 850-0 ;*
Silber in Barren rd 900 fein fürl 150000 160000 155000
1 kg fein... a an bis 160000 | bis 170000 | bis 1650
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ ani
10.. XI. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert:
£ s d £ è d
*Kupfer: best selected... . lh.. 65 10 Obis 67 10 v
An electrolytic . . 2. 2 22.2. 70 10 0 „ nn 0
” wire bars ... 2 2 2 2 20. 71 0 O „ — — -
P standard Kasse. . . 2... 63 12 6 „ 63 l5 v
«nm » 3 Monate ....., 4 10 0, & R t
Zinn standard Kasse . . .. 2.2... 184 5 0 „ I l0 »
3 5 3 Monate. . . 22... 4 15 0 „ IM 17 !
ao BUAI a e weh a ae a ae 85 1⁄5 0,186 5 u
Blei : span. oder nichtengl. Weichblei 26 10 0 „p 23 5 v
» gew. engl. Blockblei ....... 27 15 0 ,„ -—---
Zink: gew. Sorten . . 22 2 2220. 39 2 6 „ 3% 15 v”
m remelted . . 2 ate 2 2 2 2 20. a4 5 0 „ =-
„ engl. Swansea . . v2 2 220. 3 5 0 lieferbar Swanseı
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . . 27 £/29 £ 10s.
Aluminium: 98 bis 99% .. aa c. 92 £ 10 s Inland, 95 £ Ausland
Nickel: 98 bis 99% garantiert. .... 137 £ 10s (In- und Ausland! |”
Wismut: je lb. ... 2 22 2 2220. 10 8.
Platin: nominal je Unze. ....... 21 £.
Quecksilber : nom. für die 751bs.-Flasche 12 f/12 £ 5 s.
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6d/13 s.
In New York notierten am 16. XI. 1922: Elektrolytkupfer loco 13.5:
bis 14,00; Eisen 29,00; Blei 7,12; Zink 7,35; Zinn 36,50 cts/lb.
*), Netto. |
Bezugsquellenverzeichnis.
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nich! 1
berücksichtigt werden.) `
Frage 58, Wer stellt Apparate für das Metallisierungsve'-
fahren nach Schoop und das zugehörige Rohmaterial (Zink) her!
Frage 59. Wer stellt Schmirgelleinen ‚Silicium Carbid”
her, dessen Fabrikmarke einen Hirschkäfer darstellt?
I
Abschlng des Heftes: 17. November 1922.
Zahlkarte für das Postscheckkonto
—
m
ETZ
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
Inhalt: Zur LORTPEHRNRINGEL ENS.
J Schrottke. 1425
. Barth, Technischer Selbstun-
. terricht für das Deutsche Vol
Außeninstituts der Techni-
schen Hochschule.
| VDE. 1442.
Von FE. Werkstattund Baustoffe. 1440, Der | Sitzungskalender. 1444. -
Hydraulograph, ein neuer Druckanzeiger für Pres Rechtspflege. 1444.
Leistungsparameter, Größenparameter und mitt- | sen; | AR:
lerer Drehschub bei elektrischen Maschinen. Von Verschiedenes. 1440. Gemeinschaft ehe- Pige pang AEA AN ON NA TANE
F. Em de. 1430. a REENE der Technischen Hochschule nn P Schrittieitung. T$, Bini ik
arslruhe riefe a e riftieltung, ‚ Einiges über
t Dis uhänitige Kairit ornidina Rußlands, Industrie und m andel, 1440. Glühlam- die Entwicklung der Triebsysteme für Induktions-
..Gurewitsch. 1435 pen. — Kupfer. — Kohl zähler. . Von K, Schmiede.
Die neue Großfunkstelle Radio-France‘, Von Vérant hini, EV. 1412. Fachsitzung für Literatur. Besprechungen, 1445, F. M. Feld-
R. Hornung. 143 Slektromaschinenbau am 5. XII. — Einladung zur haus, Tage der Kultur, Wandkalender deutscher
| Rundschau, Verkehr und Transport, Fachsitzung. für _Installationstechnik am 8. XII. Ingenieure, — K
1439. Selbsttätige Unterwerke für Bahnen. 1922. — MA aira r des Gemeinsamen Fachausschus
i f Bel euc h tung und Heizung. 1439. san des ung dos ia m ee ei Pe
jerkehrsregelung durch farbige. Lichtsignale. Regeln für die Bewertung und Prü- e5C © ellungen. .
Blendlaternen und Batterien tung von Maschinen. — Regeln. für die Bewer- Warenmarkt. 1447.
Elektrische Antriebe. 1439. Spann- | tung und Prüfung von Transformatoren. — Prüf- | Bezugsquellenverzeichnis. 1448,
rollen. stelle, Berichtigung. 1448.
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| HEFT 48 (1425— 1448) STRUN DEN 30. NOVEMBER 1922 43. JAHRG.
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1425
Elektrotechnische Zeitschrift
© (Zentralblatt für Elektrotechnik) > `
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang. Berlin, 30. November 1922. Heft 48.
An unsere Mitglieder! |
Die direkt an den Verband zu leistende Nachzahlung für persönliche Mitglieder für 1922 beträgt 300 M, für
korporative Mitglieder das Dreifache der ersten Nachzahlung. Der an die Vereine zu zahlende Mitgliedsbeitrag für die
beiden erstenVierteljahre 1923 für persönliche Mitglieder beträgt zusammen 1000 M, für korporative Mitglieder nach
besonderer Staffelung entsprechend der Arbeiter- und ÄAngestelltenzahl, worüber die einzelnen Vereine Auskunft er-
teilen. Einsendung der Beiträge ist umgehend erforderlich, da sonst die Lieferung der „ETZ“ ab I. Januar 1923 ein-
gestellt wird.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Zur Überspannungsfrage).
Von F, Schrottke, Berlin.
Übersicht. Nach einem kurzen geschichtlichen Überblick wird
von Betriebserfahrungen der SSW mis Überspannungsschutz verschiedener
Art berichtet. Dabei wird ein neuer Schutzapparat mit selbsttätiger
Widerstandzuschaltung und eine Schutzdrösselspule mit erhöhter
Dämpfung beschrieben. Zum Schlusse wird das Verhalten der Erd-
schlußlöscher einer Kritik unterzogen. |
Inhalt. 1. Zur Geschichte des Überspannungsschutzes. 2. Hörner-
ableiter mit Dämpfungswiderstand. 3. Schutzdrosselspulen. 4. Konden-
satoren. 5. Blitzseil.e 6. Erdschlußlöscher. 7. Verschiedenes.
l. Zur Geschichte des Überspannungsschutzes.
Wenige Gebiete der Elektrotechnik haben eine so gründliche
und zugleich erfolgreiche Bearbeitung erfahren wie das der Über-
spannungen. Auf Grund der Ergebnisse wissenschaftlicher
Forschung und der Betriebserfahrungen über zwei Jahrzehnte darf
man sich heute vor Überraschungen auf diesem Gebiete sicherfühlen,
. h. man vermag bei Entwurf der Anlagen die wirklich wesentlichen
Überspannungsvorgänge und danach die notwendigen Abwehr- oder
orbeugungsmittel, seien sie konstruktiver, seien sie betrieblicher
Art, vorauszusehen. i
Als man vor einem Menschenalter anfing, Freileitungen für
Starkstrom zu bauen, empfand man bald den Einfluß direkter Blitz-
schläge, den man von den Schwachstromleitungen kannte, und man
wandte die bei diesen üblichen Schutzmittel an. Sehr schnell zeigte
sich jedoch deren Unzulänglichkeit, da sie in der Regel nach dem
Ansprechen durch den Starkstrom unbrauchbar gemacht wurden.
Hier trennten sich nun die Wege der Starkstromblitzableiter von
denen der Schwachstromblitzableiter und es ist bekannt, wie von
en zahlreichen Formen der ersteren der 1895 erfundene Hörner-
Blitzableiter?) wegen seiner Einfachheit, Betriebssicherheit
und Wohlfeilheit den Siegeszug durch die ganze Welt genommen hat.
n den damaligen Starkstromanlagen kannte man neben dem
Rurzechluß als Störungsform nur den direkten Blitzschlag, woher
ja auch die fälschliche Bezeichnung der Schutzapparate als Blitz-
ableiter rührt. Als man gegen Ende des vorigen Jahrhunderts An-
lagen mit höheren Spannungen, etwa 10 kV. betrieb, zeigten sich
Tscheinungen, die man richtig als indirekte Wirkung von Blitz-
schlägen erkannte, die zwar den Betrieb der Anlagen beeinträchtig-
ten, aber nicht deren Einrichtungen gefährdeten.
Erst als beim Übergang zu noch höheren Spannungen für Be-
Messung der Isolierung nicht mehr alleinmechanische Festig-
keit den Ausschlag gab, stellte sich eine früher nicht gekannte Emp-
findlichkeit der Hochspannungsbetriebsmittel gegen Vorgänge ein,
1è man unter dem Namen der „Überspannungen“ zusammen-
faßte, Gegen diese Einflüsse versagte der Schutz der bisher ange-
wendeten Mittel, der „Grobschutz”, und es entstand der soge-
nannte „F e in schutz“, auf dessen Ausbildung, wie bekannt, sehr
viel Mühe und Geist verwendet wurde. Der Formenreichtum ist
hier noch größer als bei der Trennung der Starkstromblitzableiter
‚on den Schwachstromblitzableitern und dieser Formenreichtum
r » Gegenreferat zum Vortrage des Herrn J. Biermanns („ETZ“ 1922. 8. 3%),
annattet in der Sitzung des Elektrotechnischen Vereins am 21. März 1922. Der
80 ieil der Diskussion erscheint in einem der nächsten Hefte.
D. R. P. Nr. 91 133.
fand eine gewisse Begründung in der Mannigfaltigkeit der Über-
spannungen nach Art und Größe. Auf keinem Gebiete der Elektro-
technik haben sich wohl so viel Berufene und Unberufene versucht
als auf dem Gebiete des Überspannungschutzes, und wenn man heute
noch Zweifeln über Wirksamkeit vieljährig erprobter Schutzmittel
begegnet?) so sind sie in der Regel auf unrichtige Anwendung beim
Selbstkurieren zurückzuführen. Bald jedoch wurde der üppigen
Entwicklung Einhalt geboten, denn der gesunde Sinn der Betriebs-
leiter wehrte sich erfolgreich gegen mit Schutzeinrichtungen über-
ladene Anlagen. Wiederum erhielt sich nur die einfachste Form.
Nun begann die für unsere gesamte Hochspannungstechnik segens-
reiche Entwicklung, die uns zu dem gegenwärtigen hohen Stande
unserer Kunst führte:
Man erkannte, daß Arbeiten in Extremen zumindest unwirt-
schaftlich ist und ermöglichte durch zweckmäßiges Verstärken, vor
allem der inneren Isolierung von Hochspapnungsmaschinen und
Apparaten, also der Isolierung zwischen den Windungen, den Abbau
des Überspannungschutzes. Der Erfolg überstieg die Erwartungen,
ja, man ist heute soweit, in besonders günstigen Fällen auf Über-
spannungschutz in engerem Sinne ganz verzichten zu können.
Interessant ist die Wandlung, die die Ansichten über den Sicher-
heitsgrad der Hochspannungsanlagen in wenigen Jahren erfahren
haben, man braucht darüber nur in der „ET'Z”, in Uppenborns Ka-
lender aus den Jahren 1913 und 1914 und in den Mitteilungen der
Vereinigung der Elektrizitätswerke von 190°) nachzulesen. Wäh-
rend dort z. B. in der Wahl zu großer Freileitungsisolatoren noch
eine Gefahr für die Anlage erblickt wurde, können hier dieselben
Isolatoren gar nicht groß genug sein. Man kann versucht sein, die-
sen Widerspruch mit höherer Wertschätzung der Störungsfreiheit
von Hochspannungsleitungen zu erklären, die sich mit Zunahme von
deren Länge und Bedeutung durchsetzte. |
Wie bei Beginn der Starkstromtechnik sah man auch jetzt in
Gewittervorgängen die schwerste Gefährdung der Hochspannungs-
anlagen und sie ist es in gewissem Sinne für die Verteilungsanlagen
der Überlandwerke auch heute noch. Ihre Bedeutung schwand erst
bei Betriebsspannungen über 50 kV. Nun aber zeigte sich ein neuer
Feind von erheblichem Einfluß, der Erdschluß und ganz be-
sonders derintermittierende, deraussetzende Erd-
schluß. Unbestreitbares Verdienst von PetersenundBauch
ist es, zu erfolgreicher Bekämpfung dieses gefährlichen Feindes die
wirksamen Waffen geschmiedet zu haben. Dazu gesellte sich die
Entwicklung zuverlässig wirkenden Selektivschutzes gegen Fehler-
ne: an der Bauch und Biermanns hervorragenden Anteil
aben.
Das sorgfältige Studium der Überspannungsvorgänge hat die
erfolgreiche Entwicklung unserer Hochspannungstechnik über-
‚haupt erst ermöglicht und wenn ich K.W.Wagner, Petersen,
Rüdenberg. Bauch und Biermanns nenne, so seien dar-
über auch die anderen Fachgenossen nicht vergessen, die ehrlich ihr
Scherflein beitrugen. Mit besonderer Freude und Dankbarkeit muß
2) „ETZ“ 1921, S. 748. ` i i
9 „ETZ* 1913, 5.241. Uppenborn-Dettma’r. „Kalender f. Elektr." 1914,
8. 286. „Mittg. d. Ver. d. Elektrizitätswerke“ 1920, N. 277. Spalte 2.
1426
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
30. November. 1922.
es uns aber in dieser traurigen Zeit erfüllen, daß es überwiegend
deutsche Forscher waren, deren Arbeiten diesen Erfolg vorbe-
reiteten.
Wenn ich mich nun den Mitteilungen des Herrn Biermanns „Der
heutige Stand der Überspannungsfrage”°) zu-
wende, so will ich mich nicht mit theoretischen Erörterungen, denen
ich im wesentlichen zustimme, befassen, sondern den praktischen
Teil einer Kritik unterziehen, soweit er mit den Erfahrungen der
Siemens-Schuckertwerke nicht in Einklang steht.
2.Hörnerableiter mit Dämpfungswiderestand.
In der Literatur’) begegnet man häufig der Behauptung, daß
Widerstandschutz besonders für hohe Spannungen wegen seines im
Vergleich zum Wellenwiderstande der Leitungen bohen Wider-
standes auf Überspannungsvorgänge so gut wie unwirksam sei und
daß er wohl als Überspannungsanzeiger, nicht aber als Überspan-
nungsschutz diene. Man will ihm allenfalls bis 35 kV noch eine Be-
deutung zuerkennen, darüber hinaus wird ihm aber jede Wirkung
bestritten. Diese Bemängelung wird mit theoretischen Berechnun-
gen begründet, man läßt aber dabei die praktischen Erfahrungen
ganz außer acht. Diese haben nun in vielen Fällen einwandsfrei
bewiesen, daß der praktisch ausführbare Widerstandschutz auch bei
sehr hohen Spannungen noch recht erhebliche Schutzwirkung hat.
Dabei tritt besonders der Fall einer 80 kV-Anlage hervor, deren
Leitungen mit denen einer 110 kV-Anlage zweimal in Berührung
kamen. Da in der letzteren eine Leitung Erdsehluß hatte, so erhielt
die 80 kV-Anlage die Summenspannung von 190 kV gegen Erde!
Nach dem Gutachten eines bekannten Sachverständigen, der übri--
gens den erwähnten, ablehnenden Standpunkt gegenüber dem Wider-
standschutz ebenfalls eingenommen hat, waren die Schäden in dem
"ungeschützten, 21 km von der Berührungsstelle entfernten Kraft-
werk sehr erheblich, er sagt: „Sehr ernst sind zweifellos die Folgen
für die 80 kV-Anlage, welche, um dies nochmals zu betonen, in zwei
Phasen einer Überspannung von 1% kV gegen Erde ausgesetzt
wird.“ In der von der Berührungsstelle der Leitungen kaum 1 km
entfernten Abnahmestation von 120000 kVA Leistung, die durch
8 Sätze Hörnerableiter mit je 9000 Q Widerstand geschützt wird
(Abb. 1), ist dagegen kein Schaden vorgekommen.
8O kV
dı dz a = Stern-Dreieckschutz mit
Hi JÜU $ vomm 9000 2 je Leitung,
C ° 174 c = Sternsrhutz mit 9000 2
` d, dz je Leitung,
S DUOL ih $- 30000 kVA d = Drosselspule mit
N C a 22 Millihenry für 35 A.
I d, d d, = Drosselspule mit
N z JOO i $ sooorva 13 Millibenry für 350 A.
È j S d d a Abb. 1. Überspannungs-
In 2 | schutz eines Unterwerkes für
HUHI Hi $-sooookvA 120000 kVA und 80 kV.
C 174
Einige Zeit danach wurde durch Unvorsichtigkeit einer Putz-
frau in derselben Station Erdschluß der 80 kV-Anlage eingeleitet.
Wieder bewahrte der Hörnerschutz die Station vor Schaden, wäh-
rend das 22 km entfernte, ungeschützte Kraftwerk schwere Beschä-
digungen erlitt. Hiernach hat sich der Widerstandschutz reichlich
bezahlt gemacht, über dessen Raumbedarf sich kurz zuvor ein an-
derer bekannter Fachgenosse abfällig geäußert hatte. Aber auch
bei den nicht gerade leichten Gewittern jener Gegend hat der Schutz
ausreichend gewirkt, so daß die 120 000 kVA-Station seit ihrer 1915
erfolgten Inbetriebnahme auch nicht den geringsten Überspannungs-
schaden erlitten hat,
Versucht man, für diesen augenfälligen Widerspruch zwischen
praktischer Erfahrung und theoretischer Berechnung eine Erklä-
rung zu finden, so stößt man zunächst auf die schon früh gewonnene
Erkenntnis, daß besonders bei Überspannungsvorgängen von län-
gerer Dauer mehrere Schutzeinrichtungen, ja oftmals sämtliche der
ganzen Anlage notfalls gleichzeitig ansprechen. Ferner erkennt
man, wie bereits an anderer Stelle’) ausgeführt, daß der hohe Sicher-
heitsgrad unserer modernen Hochspannungsanlagen von wesent-
lichem Einfluß ist. Die Teile dieser Anlagen werden mit mindestens
der doppelten Nennspannung geprüft und auf tunliche Verstärkung
der sogenannten inneren Isolierung wird sorgfältig geachtet, so daß
dem Überspannungsschutz nur Entlastung der Anlage von darüber
hinausgehender Beanspruchung zufällt. Das ist das gesunde Kom-
promis zwischen der einer modernen Hochspannungsanlage inne-
wohnenden Sicherheit und ihrem Überspannungsschutz.
Da Durchschlag von Isolierung Arbeit erfordert, gehört dazu ein
bestimmter von Art und Dicke des Isolierstoffes abhängiger Zeit-
aufwand. Infolgedessen ist es auch nicht Aufgabe des modernen
Überspannungsschutzes bei jedem kurzdauernden Überspannungs-
stoß zu wirken. Bei lang dauernden Überspannungen, also bei aus-
setzenden Erdschlüssen, kommt es aber auf die Stromstärke der
Schutzeinrichtungen weniger an. sie muß, wenn man vom gleich-
5) Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 24. Ja
„ETZ* 1922, $. 305. ee
© Siehe auch „Jonrn. of the A.J. E. E.“ 1922, S. 9.
‘) „Siemens-Zeitschrift” 1921. S. 150.
zeitixgen Ansprechen mehrerer Einrichtungen absieht, nur aus-
reichen, um den aussetzenden Erdschluß in ungefährlichen dauern-
den umzuwandeln,
Bei Gewittervorgängen treten verhältnismäßig schnell vor-
iübergehende Überspannungen auf, die in mehrfacher Folge an der
Anschlußstelle des Überspannungsschutzes vorbeieilen. Bei jedem
Vorübergang wird der Wanderwelle Energie entzogen, und wenn
Herr Biermanns die Spannungsabsenkung bei einem 35 kV-Wider-
standsschutz nur mit 10 % bewertet, so genügen sechs solcher Vor-
übergänge, um die Überspannung auf etwa die Hälfte herabzx-
drücken, womit sie den Gefährdungsbereich der Anlage in sehr
vielen Fällen bereits unterschreitet. Bei einem Einflußgebiete des
Blitzschlages von etwa 10 km, d. h. bei einer durch ihn ausgelösten
Wanderwelle von 10 km Länge dauert ein Vorübergang nur 30000 È
dann folgt eine Pause, die von der Leitungslänge abhängt und dann
wieder die Beanspruchung der Isolierung der Anlage für 30 000 ° und
so fort. Man erkennt hieraus, wie wirksam hier Durchschlagverzug
und Sicherheitsgrad der Isolierung zur Geltung kommen. Sprechen
aber mehrere Schutzeinrichtungen an, so findet Absenken der Span-
nung und damit Entlasten der Isolierung noch schneller statt.
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IMS auuusuaunanunnann ann nmmı
Abb. 2.* Ölwiderstand zum Hörnerableiter für 135 kV.
Bei höheren Spannungen liegen die Verhältnisse noch gün-
stiger, weil die Überspannungen bei Gewittervorgängen eine im Be-
reiche der jetzt angewendeten höchsten Betriebsspannungen lie-
gende Grenze haben, die erfahrungsgemäß nur in seltenen Aus
nahmefällen überschritten wird. Solche Fälle sind aber als höhere
Gewalt anzusprechen. Dazu kommt noch, daß die Dämpfungswider-
stände in Öl für hohe Spannung nicht mehr rein ohmische Wider-
stände sind, sondern Leitungsgebilde mit Kapazität gegen Erde
(Abb. 2), deren Wirkung auf die betrachteten kurzzeitigen Vor-
gänge nicht übersehen werden darf. Es ist ferner zu beachten, dab
30. November 1922.
die Siemens-Schuckertwerke Widerstandschutz vorzugsweise in
Verbindung mit kräftigen Drosselspulen, auch in den Freileitungen,
anwenden (Abb. 1), wodurch dessen günstige Wirkung noch weiter
erhöht wird, da hierbei nicht mehr allein mit dem Woellenwiderstande
der Leitungen, sondern auch mit dem wesentlich höheren der Dros-
selspulen zu rechnen ist.
Man muß eben, wieder oben
erwähnte Fall der 80 kV-
-Anlage lehrt,-die Schutz-
anordnung als Ganzes be-
trachten und darf nicht ihre |
einzelnen Teile für sich iH
der Kritik unterwerfen. N
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ı I Aeff
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Abb. 4. Strom- und Spannungsverlauf beim
Hörnerableiter mit selbsttätiger Widerstand-
zuschaltung der 8.8.W.
Abh.3. Hörnerableiter mit selbst-
tätiger Widerstandzuschaltung.
Auch ohne diese Erklärung hätte widersprechende theoretische
Berechnung vor der praktischen Erfahrung zu weichen, die schon
durch die Tatsache gekennzeichnet wird, daß bisher weit über
200000 Hörnerableiter mit Dämpfungswiderständen allein von den
Siemens-Schuckertwerken geliefert und eingebaut worden sind.
Wäre der von Herrn Biermanns in Kurvendarstellung gegebene
Kostenvergleich, der leider wegen Unkenntnis der dabei gemachten
Annahmen nicht nachzuprüfen war, zutreffend, so hätte bei der be-
kannten wirtschaftlichen Denkweise
unserer Betriebsleiter der Hörnerab-
leiter diese weite Verbreitung nicht
finden können. Bei den SSW-Einrich-
tungen liegt das Preisverhältnis ganz
wesentlich günstiger als von Herrn
Biermanns angegeben. So machen bei
dem sehr wirksamen Stern-Dreieck-
Schutz mit Ölwiderstand®) einscließ-
lich Trennschalter die Kosten dafür
nur 30 bis 60% derjenigen eines
100 kVA-Transformators aus. Bei dem
weniger wirksamen, aber doch für die
Mehrzahl der Fälle ausreichenden
Schutz mit Emailwiderständen betra-
gen sie gar nur 7 bis 20 % für Spannun-
gen von 6 bis 24 kV. Bei solchen Preis-
vergleichen darf man auch nicht ver-
gessen, daß der Widerstandschutz ja
nieht allein einen kleinen Transfor-
mator, sondern die ganze Schaltanlage
schützt und mit den übrigen im Netz
vorhandenen Schutzeinrichtungen zu-
sammen wirkt.
Um nun aber auch weitergehenden
Einwänder und Wünschen zu begegnen,
haben die - Siemens-Schuckertwerke
eine neue Widerstandsanordnung ge-
schaffen, die in den folgenden Bildern
erläutert ist. Sie vermeidet eine Reihe
von Mängeln, die .einer von Herrn Bier-
manns erwähnten Anordnung anhaften.
Sie voht wie Abb. 3 zeigt darin, daß
bei Widerstandschutz wi ährend
des ee ea ein erheblicher Teil
des Dämpfungswiderstandes kurzge-
schlossen ist. Die Überspannung trifft
also auf einen sie beliebig stark herab-
setzenden Widerstandswert. Unmittel-
bar nach dem Überschlag des Hörner-
ableiters öffnet ein Schaltmarnet den
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
1427
strom auf 9 A herabgesetzt wird, dessen Lichtbogen, wie üblich,*an
den Hörnern aufsteigt. Wie aus dem Öszillogramm (Abb. 4) her-
vorgeht, verläuft die Spannung dabei völlig regelmäßig. Bei einem
III
| Il || || \ NN |
ul Ih N!
Abb. 5. Spannungsverlauf beim Emag-Ableiter.
Emag-Ableiter wurde das Spannungsoszillogramm (Abb. 5) gefun-
den, das bei der Stromunterbrechung Überspannungsspitzen auf-
weist, die erneuten Überschlag der
Funkenstrecke herbeiführten. Sie sind
wohl nicht anders zu deuten, als daß
der Schalter infolge starker Kühlwir-
2 kung der Kontakte den Strom plötzlich,
| d. h. nicht bei seinem natürlichen
Durchgang durch Null, unterbrach. Bei
der SSW-Anordnung wird diese Stö-
rung des Unterbrechungsvorganges
durch den zum Schalter parallelliegen-
N den Widerstand vermieden.
Für Drehstrom ergibt sich die in
Abb. 6 dargestellte Schaltung. Die
Einrichtung selbst ist aus Abb, 7
ersichtlich. Die Schalteinrichtung sitzt
im Öl oberhalb des Widerstandsbandes.
Diese Anordnung erscheint zulässig,
4 da das Schaltfeuer wegen des Parallel-
widerstandes zum Schalter nur gering
ist. Die zur Reinhaltung des Öles
wünschenswerte räumliche Trennung
Abb.6. Hörnerableitermitselbst-
tätiger Widerstandzuschaltung
für Drehstrom. hohen Spannungen wird wegen zahl-
reicher Durchführungsklemmen zu
teuer. Dann ist es zweckmäßiger, den
Schalter in einen gesonderten kleinen Ölkessel einzuschließen und
diesen in das Öl des Dämpfungswiderstandes zu versenken. Man
Kurzschluß, so daß nunmehr ein be- Abb. 7. Hörnerableiter mit »elbsttätiger Widerstandzuschaltung für Drehstrom 12 kV
Hebig schwach zu wählender Ma-
schinenstrom über die Hörner geht, an
denen der Lichtbogen sicher erlischt.
zeigt diesen Vorgang.
des Betriebsstromes öffnet der
®© D.R.P. Nr. 16991.
Das Oszillogramm (Abb, 4)
Der Anfangsstrom ist 41 A, nach 2 Perioden
Schalter, wodurch der Maschinen-
erspart dabei zusätzliche Durchführungsklemmen für hohe Span-
nung. Diese Anordnung haben die Siemens-Schuckertwerke für die
höheren Spannungen vorgesehen. Unerläßlich ist es jedoch in allen
. Fällen, den Ölwiderstand oder den Schalterkessel von Schaltgasen
des Schalters vom Widerstande bei-
1428
‚zu entlüften, da diese bekanntlich zu schweren Explosionen Anlaß
‚geben können.
Die Siemens-Schuckertwerke verlassen hier bewußt das Prinzip
des Hörnerableiters, der keine bewegten Teile enthält und darum
das höchste Maß von Betricbssicherheit gewährt. Jede mechanisch
bewegte Einrichtung kann einmal versagen, es war daher nötig,
gegen solchen Fall tunlichst Vorsorge zu treffen. Neben der schon
erwähnten Ableitung der Schaltgase sind in den Schalterleitungen
Wärmesicherungen vorgesehen, die vor gefahrbringendem Erhitzen
des Öles den Strom rechtzeitig unterbrechen. Versagt einmal im
Ausnahmefalle der Schalter, so heben diese Wärme- oder trägen
Sicherungen den Kurzschluß des Teilwiderstandes auf. Die Einrich-
tung bleibt dann mit geringerem Schutzwert in Betrieb, bis der
Fehler am Schalter behoben ist.
In allen Fällen haben solche Einrichtungen mit selbsttä-
tigen Kurzschließern oder Unterbrechern als „ultima ratio” aus-
reichend lange Hörner zu erhalten, damit der Lichtbogen im Falle
des Versagens des Mechanismus wenigstens an diesen erlöschen
kann. Damit entfällt aber die von Herrn Biermanns für diese Ein-
richtungen behauptete Platzersparnis.
Das Anwendungsgebiet solcher und ähnlicher Einrichtungen
wird im allgemeinen nur beschränkt sein, denn es ist bei einzelnen
Überspannungstößen ohne Bedeutung, ob der Widerstandschutz nur
. Bruchteile von Sekunden oder länger eingeschaltet ist. Bei lang-
dauernden Überspannungsvorgängen, z. B. aussetzenden Erdschlüe-
sen, ist Verkürzen des Ausschaltvorganges zwecklos und unmög-
lich, da unmittelbar nach der Unterbrechung der neue Überschlag
erfolgt. Hier wünscht man im Gegenteil möglichst kontinuier-
lichen Stromdurchgang durch die Fehlerstelle. um baldigst den un-
gefährlichen Dauererdschluß herbeizuführen.
Abh. 8 läßt den neuerdings
wegen seines bequemen Einbaues
und geringen Platzbedarfs viel-
fach angewendeten Sechs-Hörner-
ableiter!®) erkennen. Abb.9 zeigt
diesen Ableiter mit Lichtbögen.
A
Abb. 9. Drehstrom-Hörner-
ableiter mit Lichtbogen bei 6 kV.
Abb. 8. Drelistrom-Hörnerableiter
für 6 kV.
3. Schutzdrosselspulen.
Die widersprechenden Erfahrungen mit Drosselspulen, ins-.:
besondere angeblich durch sie hervorgerufene Resonanzerscheinun-
gen, haben ihre Begründung in verschiedenartiger Konstruktion.
Es ist dabei wesentlich, ob es sich um reine Induktivitäten oder
um Gebilde mit neanenswert anderen Eigenschaften handelt. Zu
diesen gehören die aus Metallbäudern flach gewickelten Spulen,
die außer Erdkapazität auch hohe Windungskapazität haben. Bei
ihnen findet erhebliche Stromverdräugung, besonders bei Strom-
stößen und hochfrequenten Strömen statt, aus der wieder starke
Dämpfung nicht stationärer Vorgänge folgt'!). Auch die Eigenschaf-
ten der zu schützenden Apparate und Wicklungen, z. B. Trans-
formatorenspulen, haben auf die Schutzwirkung bestimmenden-
Einfluß, so daß für günstigste Gesamtwirkung beide Teile, die
‘Spule und die zu schützende Wicklung einander angepaßt, zueinan-
der abgestimmt sein müssen. Eine Festsetzung z. B., daß ein Trans-
formator bestimmter Größe durch eine Drosselspule von so und
soviel Millihenry zu schützen ist, hat darum keinen praktischen
Wert. Hier helfen wiederum nicht theoretische Berechnungen,
sondern ausreichende praktische Erfahrungen.
Es dürfte wohl bekannt sein, daß man bei Versuchen je nach
Wahl der Schutzspulen beliebig Spannungserhöhungen oder -er-
niedrigungen hinter diesen beobachten kann und daß man daher
auf so unsichere Ergebnisse keinen zu großen Wert legen darf.
", Bulletin des Schweiz. E. V. 1921, S. 333.
0) D.R. P. Nr. 293 336.
uU, Archiv für Elektr 1922, S. 300.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
80. November 1922.
Immerhin ist es bemerkenswert, daß man in jenen Kreisen, die
noch vor gar nicht so langer Zeit den einfachen, freigewickelten
Drahtlocken (sog. bed-springs der Amerikaner) Wert beilegten,
dann aber von jedem Spulenschutz bei Transformatoren abrieten,
heute gar nicht genug Millihenry für Schutzspulen fordern zu
müssen glaubt. Solches Schwanken der Meinung deutet wohl nicht
auf die starke Stütze praktischer Erfahrung.
Die Wirkung der Schutzdrosselspule ist keine Dauerwirkung,
sondern eine momentane, also die eines Wellenbrechers. Sie soll
die steile Front der Wanderwellen abflachen. Dauerwirkung, d.h.
dauerndes Absenken der Überspannung unter die Gefahrgrenze,
kann nur durch energieverzehrende Gebilde, also durch Wider-
standschutz, erreicht werden. Die Siemens-Schuckertwerke wen-
den daher Schutzdrosselspulen regelmäßig in Verbindung mit
Widerstandschutz, also mit Hörnerableitern und Dämpfungswider-
ständen, an (Abb. 1), womit übrigens auch jeder etwa möglichen Re-
sonanzgefährdung der Transformatoren durch die Schutzdrossel-
spulen wirksam vorgebeugt ist.
Die Erfahrung hat auch den hohen Schutzwert richtig bemes-
| sener Freileitungsdros-
selspulen in Verbin-
dung mit Widerstand-
schutz an den Sammel-
schienen bewiesen. So
geschützte Schaltan-
lagen sind frei von den
sonst hin und wieder
bemerkten Überschlä-
gen bei Grewittern.
Reichliche Bemessung
der ` Freileitungeisola-
toren wie überhaupt
aller Isolatoren ist für
ungestörten Betrieb
eigentlich selbstver-
ständlich und ich habe
mit Grenugtuung fest-
gestellt, daß man sich
zu dieser von mir seit mehr als 15 Jahren gegen einflußreiche
Stimmen verteidigten Meinung jetzt allgemein bekennt.
Die Widerstandsüberbrückung der Schutzdrosselspulen (Cam-
pos-Spulen) halte ich für einen Fehler, da sie zwar bei passender
Bemessung die Überspannung herabsetzt, aber die steile Front der
Wanderwelle bestehen läßt. Sie vermag nur die Spule selbst zu
schützen, nicht aber dahinterliegende Apparate oder Wicklungen.
Bei anderer Bemessung wirkt die Spule nur durch ihre kräftige
Induktivität?).
` Um diesen Mangel zu beseitigen, haben die Siemens-Schuckert-
werke eine neue Anordnung'?) geschaffen, Abb. 10, bei der die Wick-
lung der Schutzspule aus eineın Metallbande von hoher Leitfähig-
keit (Kupfer) und einem solchen möglichst niederer Leitfähig-
keit (z. B. Nickelin) gebildet ist. Dabei ist die Lage des Wider-
standsbandes so gewählt, daß die Wirkung der Stromverdrängung
voll ausgenutzt wird. Durch diese Anordnung wird nicht nur
die Höhe der Wanderwelle herabgesetzt, sondern auch ihre steile
Front ausreichend abgeflacht. Die Form dieser Spulen ist die
gleiche wie die der bisher üblichen, Abb. 11.
Abb 10. Schutzdrosselspule mit verstärkter
Dämpfung gegen Wanderwellen.
Abb. IH. "Schutzdrosselspule für 80 kV.
Der von Herrn Biermanns aufgestellte Preisvergleich trifft
auf die bei den Siemens-Schuckertwerken praktisch bewährte An-
ordnung ebenfalls nicht zu. Bei Spannungen von 6 bis 35 kV be
tragen die Kosten für die Drosselspulen in den von Herrn Bier-
manns geforderten Induktivitätsgrenzen nur 2 bis 8 % von denen
eines 100 kV A-Transformators.
1 1, Elettroteenica” 1922. No. 8. 8. 172.
3) D.R.P. Nr. 334073.
a. | — nr EEE GER RER En Te ige eg art rn ee En. | green é Ta
30. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
1429
ae.
Widerstandsüberbrückung von Auslöserspulen, Stromwandlern
usw. ist zum Schutze dieser Apparate nützlich.
4 Kondensatoren.
Der theoretisch begründete Schutzwert von Kondensatoren hat
sich praktisch nicht erreichen lassen, da es bisher nicht möglich
war, dauernd haltbare Kondensatoren zu erschwinglichem Preise
herzustellen. DUECHSEH lage solcher Kondensatoren hatten fast
ohne Ausnahme schwere Beschädigung benachbarter Transforma-
toren zur Folge. Von einer Schutzvorrichtung muß man aber ver-
langen, daß sie selbst durch Überspannungsvorgänge nicht be-
schädigt wird. Da auch jeder Überschlag in der Nähe von Konden-
satoren steile Wanderwellen auslöst, hat man ihnen Widerstände
vorgeschaltet, wodurch zwar diese Gefährdung der Anlage gemil-
dert, aber zugleich die Schutzwirkung der Kondensatoren stark ver-
ringert wird. Auch bei aussetzendem Erdschluß kann der Konden-
sator unheilvoll wirken.
5, Blitzseil.
Über den Wert des Blitzseiles bestehen noch starke Wider-
sprüche, die sich jedoch jetzt zu klären beginnen. In eingehender
Untersuchung kommt Creighton?!!) vonder General Electric Co.
zu dem Schlusse, daß es bei Leitungen auf Holzmasten nur schadet
und bei solchen auf Eisenmasten im Verhältnis zu seinen Kosten
wenig nützt, Er will es bei letzteren zur Verbesserung der Erdung
gelten lassen, dann aber bringt man es nicht oberhalb, sondern
unterhalb der Leitungen an, da diese Anordnung billigere, weil
schwächere Eisenmasten ergibt. Das ist, mit dürren Worten, zu-
gleich die Ansicht der Siemens-Schuckertwerke und ich habe dem
wenig hinzuzufügen.
Abb. 12. Blitzaufnahme.
Bei den theoretischen Berechnungen der Herabsetzung von
rspannungen auf den Leitungen durch das Blitzseil übersieht
man, daß solcher Einfluß nur auf die Leitung in freier Spann-
weite ausgeübt wird, daß er aber in der Nähe der Maste und bei
den Isolatoren nicht nennenswert ist. Aber gerade diese bedürfen
der elektrischen Entlastung, wenn sie nicht durch- oder über-
schlagen sollen. Dazu kommt noch die Gefährdung der Leitungen
durch Zweigentladungen in das Blitzseil schlagender Blitze, wie
solche Abb. 1215) zeigt. Nach einer im vorigen Jahre von eck “%)
im Süden der Vereinigten Staaten gehaltenen Umfrage erklärten
eich 50 Elekrieitätswerke gegen das Blitzseil und nur 11 dafür.
6. Erdschlußlöscher.
Herrn Biermanns Meinung, daß durch die Petersenspule die
Erdschlußfrage restlos gelöst sei, muß ich leider wider-
eprechen. Dieses Problem, daß unsere besten Köpfe andauernd
beschäftigt, ist noch recht entfernt von restloser Lösung. Ich will
Petersens Anordnung gern als eleganten Beitrag zur Lösung aner-
kennen, durch den die betriebsichere Ausbildung der Hochspan-
nungsanlagen und der Schutz gegen Lebensgefahr wesentlich ge-
fördert wurde; ich will gern zugeben, daß sich die Petersenspule
für kleinere Löschleistungen überwiegend gut bewährt hat, aber
für große Löschleistungen, etwa von 2000 kVA aufwärts, liegt
restlose Lösung noch fern. Meines Wissens gibt es gegenwärtig
Erdschlußspulen dieser Leistung nur im Kraftwerk Golpa, und die
eind seit der großen Störung im Mai vorigen Jahres bis jetzt ab-
14) goum of the A.JE.E* 1922, S_2t. RR
15) Mir Genehmigung der Herren Mohr & Dutzauer. Leipzig.
1) „Electrical World“ 1922, Heft 8, Seite 379, Spalte 2.
geschaltet, ohne daß man von Wiederholung der Störungen gehört
hätte. Es müssen doch schwerwiegende Gründe vorhanden sein,
daß man, trotz fester Zusage für Ende Oktober vorigen Jahres, von
ihrer Wiedereinschaltung bis jetzt Abstand nahm?”). Ohne Nachteil
für alle Beteiligten wäre völlige Offenheit sicherlich von großem
Nutzen für unsere Kunst.
Conwell und Evans!) haben neuerdings in den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika eingehende Untersuchungen über
die Petersenspule ausgeführt und dabei erhebliche Spannung-
steigerungen nachgewiesen. Aus diesem und anderen Gründen ver
werfen sie die Petersenspule.
Herr Biermanns gibt der Petersenspule Verstimmung bis
zu 30 %, Herr Jonas geht mit der sog. Dissonanzspule den-
selben Weg, so daß die Frage berechtigt erscheint, wodurch sich
eigentlich heute die Petersenspule der AEG von der Jonasspule
der BBC unterscheidet. Die Wahl so starker Verstimmung dürfte
nur ein Verlegenheitsausweg sein, denn bei einer 100 kV-Anlage
mit 100 A Erdstrom ergäbe sich ein Reststrom von 30 A. Wenn
dieser aber noch sicher abgelöscht wird, dann ist nicht einzusehen,
warum Herr Biermanns Erdschlußspulen in Netzen mit nur 5 A
Erdstrom verlangt. Jedenfalls findet doch wohl Ablöschen des
Erdstromes umso schneller und sicherer statt, je genauer die Ab-
stimmung der Spule ist. |
Nach sorgfältigen Untersuchungen von Bauch und Noe-
ther liegt beim Löschtransformator die Gefahrgrenze, wenn
überhaupt eine vorhanden ist, wesentlich höher als bei der Petersen-
spule. Im Laufe dieses Jahres wird über Versuchsergebnisse mit
einem Löschtransformator von etwa 2000 kVA Löschleistung be-
richtet werden.
Nun lösen Erdschlußlöscher jeglicher Art nur einen Teil des
Problems, nämlich den Fall des vorübergehenden Erd-
schlusses; gegen die Folgen aussetzenden und dauernden Erd-
schlusses sind sie aber mehr oder weniger wirkungslos. Diese
letzteren Störungserscheinungen gefährden jedoch, besonders bei
hohen Betriebspannungen, andere Starkstrom- und vor allem
Schwachstromanlagen recht wesentlich. Zur Beseitigung solcher
Gefährdung dienen nun ganz andere Hilfsmittel als Erdschluß-
löscher, so daß man von restloser Lösung der Erdschlußfrage durch
diese nicht reden kann.
Ein solches Hilfsmittel ist zuverlässiger Selektivschutz, durch
den die gestörte Leitung oder der fehlerhafte Anlagenteil mög-
lichst ohne Verzug abgeschaltet wird und da freut es mich, daß
Herr Biermanns die von den Siemens-Schuckertwerken gemachten
guten Erfahrungen mit dem sogenannten Erdschlußrelais bestätigt.
Über den in mehreren Ausführungen bewährten Selektivschutz,
dessen wesentliche Teile auch beim Bayernwerk Anwendung finden
werden, ist bereits an anderer Stellet?) berichtet worden.
7. Verschiedenes.
Gegenüber der jetzt häufig bei Zusatz- und Regeltransforma-
toren hervorgehobenen Notwendigkeit der Dreieckschaltung ihrer
Erregerwicklung sei auf die praktisch vielfach erprobte und be-
währte Wirkung zur Zusatzwicklung parallelgeschalteter Konden-
satoren?) hingewiesen. Solche Kondensatoren lassen sich zuver-
lässig haltbar herstellen, da sie nur mit niederer Spannung bean-
sprucht werden. |
Resonanzerscheinungen an Erdungsdrosselspulen zur Abfuhr
statischer Ladungen, deren Gefährlichkeit Herr Biermanns hervor-
hob, beugt man am sichersten vor, wenn man die Drosselspulen
schwingungsfrei macht, d. h. wenn man die Eigenschwingung ihrer
Wieklung so wählt, .daß sie unterhalb der Betriebsfrequenz der An-
lage liegt. Jede .hinzutretende Kapazität kann dann die Schwin-
gungszahl nur vertiefen, wodurch jede Gefahr beseitigt wırd. Nach
diesem Grundsatz werden die Erdungsdrosselspulen der Siemens-
SENULL LEINEERE seit mehr als 10 Jahren mit gutem Erfolge aus-
geiührt.
Besser als Entlüften der Schalterzellen, das Herr Biermanns
gegen Explosionen in diesen empfiehlt, ist es, die Schaltgase erst
gar nicht in die Zelle austreten zu lassen, sondern sie unmittelbar
ins Freie zu leiten, wie es bei den bekannten druckfesten Hoch-
leistungs-Ölschaltern?!) geschieht.
Befolgt man die angegebenen mehr oder weniger selbstver-
ständlichen Vorsichtsmaßnahmen, so wird man sich eines sicheren,
störungsfreien Betriebes der Anlage erfreuen. Dies wird treffend
durch eine etwa 25000 Transformatoren der Siemens-Schuckert-
werke umfassende Statistik bewiesen, wonach noch nicht ein
Prozent davon durch Überspannungen und aus unbekannter Ur-
sache beschädigt worden ist.
Alles in allem betrachtet, darf man den Schluß ziehen, daß,
wenn auch in Einzelfällen die eigentliche Störungsursache nicht
mehr auffindbar sein sollte, die Überspannungsfrage, soweit sie
den sicheren Betrieb unserer Hochspannungsanlagen betrifft, heute
auch in den Einzelheiten praktisch befriedigend gelöst ist.
mn RTZ" 1922, 8. 1091.
19) „Journ. of the A J.E. E.* 1922. S. 140.
Fi Sieme s-Zeitnchrift 19:22. 8. 218. l
2) D R P. Nr. 241338.
2) „ETZ“ 1919, 8. 62%. l
1430
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
30. November 1922.
Leistungsparameter, Größenparameter und mittlerer Drehschyb bei elektrischen Maschinen
(Sogenannte Leistungskonstante von Dynamomaschinen).
Mit einer Erläuterung der fiktiven Spannungen.
Von Fritz Emde in Stuttgart.
~
"bersicht. Eine im Dynamobau seit drei Jahrzehnten benutzte
Vergleichszahl für die Belastbarkeit veschied«n großer elektrischer Ma-
schinen wırd nicht von allen Brrechnern in derselben Weise normiert.
Daher bleiben Zahlenwerte ohne die jeweils zugehörige Formel unver-
ständlich. Die oft mißdrutete Zahl bedrutet bei passender Nuormierung
den mittleren Drehschub auf der Ankermantelfluche Sie mißt nicht
eine Raumausnutzung, sondern eine Oberflächenausnutzung. So nor-
miert, erhält die Zahl einen klaren anschaulichen und gemeinverständ-
lichen Sinn und ist gegen Mißdeutungen geschützt. Daher wird vorge-
schlagen, die bisherigen »innwidrigen Normierungen der Vergleichszahl
allgemein durch die sinngemäße zu ersetzen.
Die Angriff»stellen der Dr: hkräfte sind bei einem Nutenanker haupt-
sächlich die Nutenwände. Bei der Berechnung des mittleren Dreb-
schubs aus dem elektromngnetischen Feld kann man dieten verwickelten..
Verhältn.ssen aus dem Wege gehen, wenn man die Kräfte durch dıe
fiktiven Spaunungen darstellt. Die fiktiven Spannungen sind zwar allge-
mein bekannt, aber zu wirklichen Berechnungen in der 'lechuik noch
kaum benutzt worden. Im V. Abschnitt wird ihre Bedeutung und ihre
Beziehung zu den elastischen Spanntngen erklärt, im VI. Abschnitt ihre
Größe und Richtung und die Berechnung der wirklichen Kräfte aus den
fiktiven Spannungen. Den fiktiven Spannungen des elektromagnetischen
Feldes gleichen fast genau die elastischen Spannungen in einem ge-
drillten Zylinder. Im VII Abschnitt wird deshalb der Verzerrungs-
zustand und der Spannungszustand in einem gedrillten Zylinder darge-
stellt. Daran schließt sich noch eine kurze Betrachtung über die
Energiewauderung.
I. Leistungsparameter und Größenparameter.
Schon um 1885 herum haben sich die Dynamobauer bemüht, die
Nennleistung N einer Dynamo als Funktion der drei wichtigsten un-
abhängigen Veränderlichen: Ankerdurchmesser D, Eisenlänge des
Ankers l und Drehzahl n darzustellen:
N=ọ(D, Ln) 2 28% a (1
Die in der gesuchten Funktion auftretenden Parameter dürfen
natürlich nicht mehr von D, l, n abhängen, wenn die Aufgabe befrie-
digend gelöst sein soll. Sie müssen für große und für kleine Ma-
schinen derselben Art, für langsam und für schnellaufende dieselben
Werte haben. Tatsächlich ist man aber bei einer unvollkommnen
Lösung der Aufgabe stehen geblieben. Im Jahre 1890 hat nämlich
Snell den Satz aufgestellt, daß die Nennleistung N dem Ausdruck
D? ln proportional sei, und ein Jahr darauf hat Esso n diesen Satz
näher begründet. Doch ergab späte: die Prüfung des Satzes an sorg-
fältig berechneten guten Maschinen, daß der Proportionalitätsfaktor
nicht nur bei verschiedner Bauart verschieden ist, sondern sich auch
innerhalb einer Typenreihe mit der Größe der Maschine ändert.
Trotzdem hat man eigentlich kaum nach einer Funktion gesucht, die
die tatsächliche Abhängigkeit der Nennleistung von D, l, n besser
darstellt!), sondern man pflegt den schwarh veränderlichen Faktor
der Formel von Snell und Esson als Maß für die Materialaus-
nutzung aufzufassen, freilich ohne daß irgend jemand auch nur
den Versuch gemacht hätte, die Berechtigung dieser Auffassung zu
erweisen. Bei der Erklärung einer „Ausnutzungszahl” müßte doch
die aufgewandte Menge an Wicklungsmetall und Eisen vorkommen.
Nehmen wir zwei Maschinen mit derselben Leistung und Drehzahl,
also auch mit demselben Drehmoment, und mit gleichen Durch-
messern und Längen. Dann haben beide Maschinen denselben Snell-
Essonschen Faktor. Trotzdem kann die eine Maschine weniger Kup-
fer und Eisen haben als die andre, also besser ausgenutzt sein. Auch
von gleicher Ra u m ausnutzung könnte man bei den beiden Maschi-
nen höchstens in dem Sinne sprechen, daß die beiden Anker dem Ma-
schinenhaus gleichviel Platz wegnehmen. Nichtsdestoweniger wird
der Satz von Snell und Esson heut allgemein gebraucht, aber in ver-
schiednen Formen, sodaß auch verschiedne „Ausnutzungszahlen” in
Gebrauch sind. Wir führen die verbreitetsten Definitionen des
Snell-Essonschen Faktors hier an. Dabei sol) die Leistung N in Watt
eingesetzt werden, die Abmessungen in Zentimetern, die Drehzahl
soll auf die Minute bezogen sein. VonKapp stammt die Definition
103 N
L = Pirai ERa
Die Größenordnung von Li ist etwa 0,3 bis 4,0. 10 N ist die Leistung
in Milliwatt. Ossanna führt statt des Durchmessers D den Halb-
messer R ein und definiert
losen e na m e e i a a O
ssa (2
1) Als Augnahma ist hier die Stndie von Prof. Nikolaus Artjemjew zu
nennen. die 1904 in russischer Sprache errchienen ist: „Restimmung a Ab-
messungen von Dynamomaschınen“. Bohuslav Zav ada, „E. u. M.“
Wien) 1910 8. 125.
Ferner:
Die Größenordnung von Ls ist etwa 13 bis 160. Arnold führt einen
zu den Zahlen L umgekehrt proportionalen Wert ein:
Dln ;
T=0.,—... ER a a aA
Größenordnung von I, etwa 3 000 000 bis 250 000. 10—N ist die
Leistung in Kilowatt. Man könnte I’ auch durch
Rin
100 N
erklären (Größenordnung von I, etwa 7,5 bis 0,6) oder mit einer
andern Potenz von 10 als Faktor. Die Zahlen L wären etwa als
„Leistungsparameter”,die Zahlen T als ,Größenpara-
meter” zu bezeichnen, (Konstanten sind sie ja nicht.)
Diese Mannigfaltigkeit der Definitionen ist der allgemeinen Ver-
ständigung nicht gerade förderlich. Die Bedeutung eines Zahlen-
wertes bleibt ohne Angabe des Ausdrucks, aus dem er berechnet wor-
den ist, unverständlich. Schwerlich verdient einer jener Ausdrücke
den Vorzug vor den übrigen. Die Zwangsnormalisierung wäre hier
wohl ein etwas rohes Mittel, Einheitlichkeit zu erreichen.
U. Mittlerer Drehschub.
Einheitlichkeit oder wenigstens etwas der Einheitlichkeit
Gleichwertiges scheint nun hier ‚erreichbar, wenn man nach derme-
chanischenBedeutungijener Ausdrücke fragt. Dazu etellen
wir folgende Betrachtung an. Das Drehmoment, das der Nennleistung
bei normaler Drehzahl entspricht, sei RP, sodaß also P die drehende
Gesamtkraft bedeutet, die am Hebelarm R senkrecht angreift. Wir
wollen sie uns, obgleich das nicht ganz richtig ist, über den Anker-
mantel verteilt denken. Sie ist natürlichungleichmäßıg über
den Ankermantel verteilt. Wir bilden nun die Jdurchschnittliche oder
mittlere drehendeSchubspannung (es kann ja außer-
dem noch einachsialer Schub vorhanden sein)
P_ıP_ıP
pe .6
Tre Te $
(U = Ankerumfang). Die drehende Gesamtkraft ist n Quotient
aus Nennleistung N und Umfangsgeschwindigkeitv— U 0 =
` paN n N60 60 N _30 N i
TO Un n Dn™ x Rn a
Setzt man diese Werte ein, so erhält man
o- X 0 60 N _B_ N (8
T Ul n m Din m? R!ln' DA
Wir erkennen: Die mittlere Schubspannung unter-
scheidet sich von den Leistungsparametern
nur durch feste Vorzahlen. Damit ıst aber zugleich der
Weg zu einer vernünftigen Vereinheitlichung gewiesen. Man kann
zwar auch die mittlere Schubspannung noch in verschiednen Kraft-
einheiten und Flächeneinheiten angeben. Aber um von einer Span-
nungseinheit auf eine andre überzugehen, braucht man nicht zu
wissen, wie ein vorgelegter Zahlenwert berechnet worden ist, wenn
nur, wie es sich ohnehin gehört, dem Zahlenwert die Einheit bei-
gesetzt ist. Der mit Spannungseinheit versehene
Zahlenwert oa ist ohne weitres für jedermann
verständlich, auch für den Laien. Daher schadet es
nichts, wenn verschiedne Verfasser verschiedne Spannungseinheiten
benutzen. Aus diesen Gründen schlagen wir vor, daß man statt
der verschiednen Leistungsparameter und
Größenparameter (nicht etwa neben diesen)
künftig die mittlereSchubspannung angibt, Dam
wird man den Zahlen auch nicht mehr eine andre Bedeutung beilegen
als die ihnen wirklich zukommende. Bei Wechselstromerzeuger
wird man natürlich (entsprechend der scheinbaren Leistung) einen
scheinbaren mittleren Drehschub einführen. Man kann auch
den mittleren Drehschub selbst als einen Leistungsparameter an-
sehen. Nur ist dieser Leistungsparameter weder auf den Durch-
messer, noch auf den Halbmesser bezogen, sondern auf der Umfang,
und nicht auf die minutliche Drehzahl, sondern auf die sekundliche:
N — g U? l ns nach (8). Aber dieser Leistungsparameter hat vor den
andern den entschiednen Vorzug, eine Größe mit selbständiger me-
chanischer Bedeutung zu sein. Die andern sind für sich allein ge
rommen, d. h. ohne die zugehörige Formel, sinnlose Zahlen. Die
Gleichung N =el U.U mist die einzige, die der Idee des Leistungs-
parameters eine vernünftige Fassung gibt. Der Leistungsparameter
ist eben ein Maß für Flächen ausnutzung, nicht ein Maß für Ma-
terialausnutzung oder Raumausnutzung.
„nm tn nn
e Fa a o ae
beam n e E. EEE en o G
30. N ovember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
1431
N
Obgleich hier die Wahl derEinheiten von untergeordne-
ter Bedeutung ist, so erscheint doch die folgende zweckmäßig: Alle
Längen werden ìn M e t e r n eingesetzt, dieLeistunginKilowatt.
Dann erhält man die Kräfte in Einheiten von ,
Kilojoule _ no tox — 1 V:a?
Meter ~ 102 kg* = 1 Vis?)
und die Schubepannung in Einheiten von
Kilojoule _, Vis _ 102 kg* _ kg* _
1 BE = m — 100 dm? = 1,02 dm? — 0,0102 at,
und der Zahlenwert von œ liegt gewöhnlich zwischen 2 und 25. ‚Man
hat also bequeme Zahlenwerte, verbunden mit einer anschaulichen
Einheit. Wenn jemand die Einheit Vis/m? nicht für anschaulich hält,
sondern glaubt, das kg*/dm? vorziehen zu müssen, so braucht er die
Zahlenwerte trotzdem nicht zu ändern. Denn bei der Willkür in der
Festsetzung der Nennleistung (ihr Zahlenwert wird ja stets abge-
rundet) und der daraus folgenden beschränkten Genauigkeit der
mittleren Schubspannung ist die Änderung um 2 % zwecklos und da-
ber unnötig.
Die etwas umständliche Benennung „mittlere drehende Schub-
spannung“ wird man zweckmäßigin „mittlererDrehschub“
verkürzen.
III. Beziehung zum Magnetfeld und zum Strombelag.
Bisher haben wir nicht die Frage berührt, wie der mittlere Dreh-
echub mit den elektromagnetischen Größen zusammenhängt. Für
die Berechnung des mittleren Drehschubs braucht man das auch
nicht zu wissen, sondern erst, wenn man aus den berechneten Zahlen-
werten Schlüsse ziehen will. Man kann den mittleren Drehschub auf
verschiedne Weise mit den elektromagnetischen Größen in Verbin-
dung bringen. Zu einer Darstellung, die sowohl auf glatte Anker,
wie auf Nutenanker anwendbar ist, gelangt man, wenn man von den
fiktiven Faraday-Maxwellschen Spannungen
(Längszug und Querdruck der magnetischen Kraftlinien) ausgeht,
weil dabeı nur das Feld in der Luft außerhalb des
Ankers benutzt wird.
© sei die magnetische Feldstärke in Amp/cem und 8 die magneti-
sche Induktion in Gauß — 10— Voltsek/cm?, beide als Vektorgrößen
aufgefaßt. (Nur für solche wollen wir deutsche Buchstaben verwen-
den.) Dann lautet der Spannungstensor
N=9.8B-588. .......0
Das erste Glied ist das dyadische Produkt der beiden Vektoren,
das zweite ihr halbes skalares Produkt?). Die zugehörige Einheit ist
10-8 a — 10-2 un. — 10-5 Vis .
cm m
t’ und u? seien die (veränderlichen) Einheitsvektoren in der radialen
und in der Umfangsriehtung. r° hat
Fläche, die wir betrachten wollen, und u? die Rıchtung der Span-
nungskomponente, die wir ermitteln wollen. Dann istdiefiktive
drehende Schubspannung
vll = w G e BO Hu Br (10
Die Einheit ist wieder 10— Vis/m?. Hier bedeutet also Br die radiale
Komponente der magnetischen Induktion und Hu die Umfangskom-
ponente der magnetischen Feldstärke. Da beide im allgemeinen von
Punkt zu Punkt verschieden sind, so ist es auch die Schubspannung.
Wir dürfen nun nicht vergessen, daß wir es hier nur mit einer
fiktiv en Spannung zu tun haben. Sie belehrt uns nicht darüber,
wie die Kräfte tatsächlich am Anker angreifen. Zu einer durch
Messung auf ihre Richtigkeit prüfbaren Größe gelangen wir erst,
wenn wir das Drehmoment berechnen und dazudas Hülleninte-
gral [r IId] von der fiktiven Spannung I über eine passend ge-
wählte Hülle bilden (t — Ortsvektor)?). Wir denken uns die Hülle
von der Form eines ringförmigen Schlauchs, der den Ankerkörper
umhülit und sich der Ankermantelfläche eng anschmiegt. Der auf
dem Ankermantel aufliegende Teil der Hülle wird fast den Gesamt-
betrag des Integrals liefern, die übrigen Flächenteile steuern nur
ganz geringfügige Beträge bei. Außerdem wollen wir annehmen,
daß sicb Hu und B? auf einer Parallelen zur Ankerachse nicht än-
dern. R, ¢ seien die Polarkoordinaten eines Punktes auf dem Anker-
umfang. Dann ist der mittlere Drehschub
en ie
1 _. Vis
o= gy | HuBrdp.10 5 m”
0
23) Arnold-La Cour, Die Gleichstrommaschine, 3. Aufl. 1919, I, 8. 484
und K. Strecker, AEF-Verhandiungen 1907- 1914 (Springer 1914) S. 27 u. 28
3) Über die hier vorkommenden Tensorbegriffe siehe z. B. Spielrein,
Lehrbuch der Vektorenrechnung. Stuttgart 191b bei Wittwer. 8. 51, 58. 307, 81%,
4) Über den Gebrauch der fiktiven pennuNeTn zur #erechnun« von Kräf-
ten siehe Dieße!horst, Handbuch der Elektrizität und des Magnetismus von
Gr&ätz, Band IV, Leipzig 19:0 bei Barth, besonders S. 1514 und 1317.
die Normalenrichtung der.
(11-
Bei einem Nutenanker ist die Umfangskomponente Au der Feld-
stärke am größten über den Nutenöffnungen. Über den Zähnen kann
sie keine großen Werte annehmen und muß über einem Zahn im
Mittel Null sein. Wir können uns deshalb Zu durch einenStrom-
belag A von ebensoviel Amp/cm ersetzt denken, der dann eine
E der tatsächlichen Stromverteilung auf dem Anker dar-
stellt:
27 e
Vi Vi
0= 25 |4Brag. 104 Ga = ABr -10 (12
0
BeieinerGleichstrommaschine können wir den Strombelag
unter jedem Pol von Mitte Pollücke bis Mitte Pollücke als gleich-
mäßig verteilt ansehen und daher A vor das Integralzeichen ziehen:
A Br Vis
100 1000 m?’
wo B, den Mittelwert von B- für eine Polteilung bedeutet. (Fürden .
ganzen Ankermantel hat ja Br den Mittelwert Null.) 4/100 be-
deutet den Strombelag in Einheiten von |
Kilo-Amp
dm
und B,/1000 die mittlere radiale Induktion in Einheiten von
Millivoltsek
Le 9
dm?
o= (13
Deka-Amp
mm
1 = 1
cgs-Linien _
10 um?
| Doch sind die Ausdrücke (12) und (13) nur als einfache Beispiele
anzusehen zur Erläuterung der allgemein giltigen Gleichung (11)°).
Fragen wir jetzt nach den tatsächlichen Angriffsstellen der
Kräfte elektromagnetischen Ursprungs, so müssen wir zwischen
glatten Ankern und Nutenankern unterscheiden. Beim glatten
Anker greift die Kraft an der Wieklung (am Kupfer) an, wir
haben eine „Wirbelkraft“. Beim Nu ten anker greift die Kraft am
Eisen an, wir haben eine „Gefällskraft”, eine Kraft infolge des
- Permeabilitätssprunges an der Eisenoberfläche. Da diese Kraft (ab-
gesehen von Hysterese) stets senkrecht zur Eisenoberfläche gerich-
tet ist, auch wenn die Kraftlinien an ihr gebrochen werden, so haben
wir als Angriffsstellen derdrehendenKraftdie Zahnflan-
ken (dieNutenwände) anzusehen.
Der mittlere Drehschub steht in einer koeffizientenfreien ein-
fachen Beziehung zu den elektromagnetischen Größen. Auch das
macht ihn für den durchgängigen Gebrauch empfehlenswert.
Wenn man die zu Anfang erwähnte Funktion @ bestimmen will,
so wird man nur zu untersuchen brauchen, wie sich der Strombelag
und die mittlere radiale Induktion innerhalb einer Typenreihe gut
gebauter Maschinen mit dem Durchmesser und der Länge des Ankers
und mit der Drehzahl ändern. Meist wird es sich dabei um indirekte
Abhängigkeiten handeln. Heut, wo die Maschinen verschiedner Her-
kunft einander immer ähnlicher geworden sind, wird diese Aufgabe
leichter zu lösen sein und größere Bedeutung haben als früher,
IV. Geschichtliches.
Der Erste, der eine zum mittleren Drehschub proportionale
Größe gebildet hat, ist anscheinend Albion T. Snell gewesen?).
„Speziell für den Gebrauch von Dynamowärtern“ (!) hat er‘ 18%
Formeln zur Bestimmung der Leistung von Gleichstrommaschinen
aufgestellt, z. B. für Trommelanker
N =092.10-3 Dln, ee DE (a
entsprechend einem mittleren Drehschub von 5,6 Vis/m?. (Leistungs
schilde galten damals wohl als unerwünschte Bindung des Fabrikan-
ten.) Für vierpolige Maschinen will Snell seltsamerweise die Kon-
stanten seiner Formeln durchweg verdoppeln. Schon daraus geht
hervor, daß er die Entstehung seiner Formeln nicht besonders gut
verstanden hat. Einen fast vollkommnen Einblick in den Sachverhalt
gibt ein Jahr darauf eine Mitteilung von W. B. Esson’). Die Ge-
samtdurchflutung eines Ankers isst +8 —-8 0. Sieht man die
Ankerwicklung einer zweipoligen Maschine als (quermagnetisie-
rende) Spule an, so erkennt man, daß die Durchflutung durch den
Wicklungsquerschnitt dieser Spule
Be | —_ R
Ə9=5UA4A=5DA ae lern
ist. Esson nimmt keine Rücksicht auf das Vorzeichen, er denkt
sich die Ankerwicklung als ein Kupferrohr, in dem der Strom parallel
zur Rohrachse überall im selben Sinne fließt, und er bildet daher die
Durchflutung 28 durch den Querschnitt dieses Kupferrohrs und
(b
5) Bezeichnet man die maximale radiale Induktion mit B. so kann man o’
=ßABiv °eerzen. Gewöhnlich ist für Gleichstrom 8 = 0,7, für Einphas- nsırom
aa = 0,39, für Dreiphusensuom p =83(”Y2)- 0675. (Mitteilung von Prof.
ichter
© „Electrician“, Lendon 18%, Rd. 25. S. 469 oder „FTZ“ 18%, 8. 200.
N „Electrician”, London 1891, Bd. 20, S. 7u2 oder „ETZ" 1891, 8. 355.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 48.
30. November 19232.
nennt sie „Stromvolumen”. Ferner bemerkt er, daß 28 dem Durch-
messer proportional ist, und berechnet eine Konstante
28
prn4 ZELLEN En.
die er z. B. für Trommelanker — 600 angibt, d. h. er nimmt einen
Strombelag von 191 Amp./cm an. Behn-Eschenburg?) divi-
diert die Durchflutung 8 nicht durch den halben, sondern durch den
ganzen Ankerumfang und bekommt die „Amperewindungszahl zur
1 cm Umfang“ g A
De E
also den halben Strombelag. Den Strom bela g selbst hat wohl
zuerst Su m e c°) benutzt, er.nennt ihn die „Umfangsstromdichte“.
(Die Durchflutung heißt bei S u m e c „Strommenge“.)
E sson bemerkt ferner, daß bei einer bestimmten mittleren In-
duktion der Induktionsfluß proportional zu dem Produkt DI aus
Durchmesser und Länge des Ankers sein muß. Die mittlere Induk-
tion nimmt er — 3820 Gauß an und setzt daher die Leistung eines
Trommelankers
N=00072 Din. .. :» 2 2.2.0. (@
(Einheiten: Watt, cm, sek—!), entsprechend einem mittleren Dreh-
schub von 7,30 Vis/m?. Esson nimmt also einen um 30 % größeren
mittleren Drehschub analsSnell.
Auf die drehendeSchubspannu ng und zwar auf die wirk-
liche, die an verschiednen Stellen des Ankerumfangs verschieden
groß ist, hat zuerst Sumec (a. a. O.) hingewiesen (er bezeichnet
sie als „seitlichen Zug“), ferner darauf, daß die drehende Schub-
spannung gleich dem Produkt aus dem Strombelag und der (radialen
Komponente der) magnetischen Induktion ist. Da Su m ec aber die
Snell-Essonsche Formel ablehnt, weil sie nicht die Umfangsge-
schwindigkeit enthält, die bei einem frei rotierenden Ring die Ma-
terialbeanspruchung durch Fliehkräfte bestimmt, sondern die Dreh-
zahl, so kommt er um die Gelegenheit, auch noch darauf hinzuweisen,
daß die Snell-Essonsche Zahl (abgesehen von feststehenden Zahlen-
faktoren) nichts andres als die mittiere Schubspannung bedeutet!®).
Die Lebensfähigkeit der Snell-Essonschen Formel beweist, daß
in der Industrie ein gewisses Bedürfnis nach einer bequemen Ver-
gleichszahl für verschieden große Maschinen besteht. Man hat sie
nicht durch ihre beiden Faktoren Strombelag und magnetische In-
duktion ersetzt. Man kann eben die Snell-Essonsche Zahl ausrech-
nen, ohne die elektromagnetischen Verhältnisse zu kennen. Da sie
also nicht zu beseitigen ist, schlagen wir vor, ihr die ihr natürliche
Gestalt zu geben, in der ihre mechanische Bedeutung sofort für jeder-
mann verständlich wird.
Herr Prof. Rudolf R ich t er (Karlsruhe) schreibt dem Verfasser
hierzu: Die Faktoren A und Br schwankenzwischenvielwei-
terenGrenzenalsdas Produkt ABr, weil die Erwärmung des
Ankers bei Erhöhung des einen Faktors eine Erniedrigung des an-
dern nötig macht. Der mittlere Drehschub ändert sich bei Maschinen
derselben Stromart hauptsächlich mit dem Ankerdurchmesser.
Bei kleinem Ankerdurchmesser macht sich die Verjüngung der
Zahnbreite nach innen bemerkbar. An der schmalsten Stelle
tritt die größte Induktion Bmax auf, die im Felde vorkommt, und
diese darf 22000 Gauß nicht wesentlich übersteigen, damit der Mag-
netisierungsstrom nicht zu groß wird. Es ist
B, Ua = Bmax Ui ei ei
wo Ua den äußern Ankerumfang bedeutet, U: den Umfang auf dem
Nutengrund, s die Breite des Polschuhes, X die Breite der Pollücke,
die Zahnbreite, y die Nutbreite. Ersetzt man hiernach Br durch
max, 80 bekommt man
N 60_ OS 6
stı 5+v
V. Elastische und elektromagnetische Spannungen).
Für Leser, die mit den im III. Abschnitt benutzten fiktiven
Spannungen nicht vertraut sind und sich darüber ohne eingehendes
8) „ETZU 1895, 8 55
9) "ZIE" (Wien) as 8. 454.
1% in sninen Beispielen geht Sumec von der Drehzahl und der Umfangs-
geschwindigkeit aus und erhält dadurch sofort den Ankerdurchmesser. Die
Leistung vestimmt dann nur nöch die Ankerlänge:
_.6 v- _N n 6l —
Denn: er 60 = N=0p ~,
oder wenn man statt der Drehzahl den D.ırchmesser einführt,
N=zvonDmI.
1) Es wird kaum noch nötig sein. darauf hinzuweisen, daß die fiktiven
elektroma»netischen Spannungen nichts zu tun haben mit den (in Volt zu
menssenden) Linienintegralen der elekirischen Feldstärke. die man irreführ nd
elektrische Spannungen nennt, und mit den (in Ampere zu me-send“n) Linien-
integralen der magnetischen Feld«tärke, die man der Analogie wegen dann
als magnetische Spannungen bezeichnet. Die fiktiven elektromagnetischen
Spannungen können in denselben Einheiten angegeben werden, wie die
elastischen punpa, sie sind (trößen derseiben Art. Sı tragen den Namen
8= annungen“ mit Recht
m Doan O a S, O
Bücherstudium unterrichten möchten, sind die folgenden Erläuterun-
gen bestimmt. Vorweg sei bemerkt, daß die fiktiven Spannungen
dem Verständnis keine besondern Schwierigkeiten mathemati-
scher Art entgegensetzen, wenigstens keine größern als die jedem
Ingenieur geläufigen elastischen Spannungen. Was jedoch erfah-
rungsmäßig anfangs einige Schwierigkeiten macht, ist das Inein-
andergreifen der fiktiven Spannungen, der elastischen Spannungen
und der Kräfte. Wir werden uns deshalb bemühen, dem Leser beson-
ders über diese Schwierigkeiten wegzuhelfen. Das bringt es mit
sich, daß die mathematischen Ausdrücke für die fiktiven Spannungen
in diesem Abschnitt noch garnicht vorkommen werden, sondern erst
im nächsten.
Eine Trommel, die sich schnell um ihre Achse dreht, kann in-
folge der Fliehkraft auseinanderfliegen. Ein Rohr, das eine unter
Druck stehende Flüssigkeit enthält, kann gesprengt werden. In
beiden Fällen haben wir im Material hohe elastische Spannungen.
Aber sie sind in sehr verschiedner Art verteilt. Die Rohrwand emp-
fängt die Kraft von außen her (nämlich auf ihrer Innenfläche),
die Trommelwand in ihrem Innern. Die Spannungen, die auf die
Oberfläche eines Volumenelementes im Innern der Rohr wand wir-
ken, sind unter eich im Gleichgewicht. Im Innern der Trommel-
wand müssen sie aber einen Rest lassen, der die Fliehkraft des Vo-
lumenelementes aufhebt. In der Tensorenrechnung sagt man, der
Spannungstensor habe in der Trommelwand einen (von Null ver-
echiedinen) Gradienten oder Traktor, in der Rohrwand sei
der Traktor Null.
In einem tiefen Schacht macht sich neben der Förderlast das
Eigengewicht des Förderseils geltend. Die Spannung im Förderseil
wächst nach oben hin, sie hat einen a u f w ä r t s gerichteten Traktor.
Die Resultante aus der Schwere der Raumeinheit des Seils und aus
dem Traktor ist Null (bei gleichförmiger Geschwindigkeit). Traktor
und Schwere sind also einander nicht gleich, sondern entgegen-
gesetzt gleich. Das hängt damit zusammen, daß man unter den
elastischen Spannungen gewöhnlich nicht die versteht, mit denen ein
Körper auf eine Verzerrung antwortet, sondern die Spannungen, die
nötig sind, um den Körper zu verzerren. Im Förderseil betrachtet
man die Spannung nicht als Druck, der sich der Dehnung widersetzt,
sondern als dehnenden Zug; in einer verdichteten Flüssigkeit nicht
als einen nach Ausdehnung strebenden Zug, sondern als verdichten-
den Druck. Sonst hätte man im Förderseil einen a b w är ts gerich-
teten Traktor.
In einer reibungslosen Flüssigkeit ist die Spannung ein Skalar
(allseitiger Druck). In einem festen Körper ändert sich dagegen die
Spannung nicht nur mit dem Ort, sondern im selben Punkt bekommt
man auf verschieden gestellte kleine Flächen Kräfte, die verschiedne
Größe und gegen die Flächen verschiedne Richtungen haben. Kennt
man die Kräfte für drei Stellungen, so kennt man sie für alle. Die
Spannung in einem festen Körper ist ihrer geometrischen Natur nach
eine Größe, die durch ein Ellipsoid veranschauli+ht wird. Sie ist be-
stimmt, wenn die Lage und Größe der drei Achsen des Ellipsoids be-
kannt sind. Das erfordert sechs Zahlenangaben. Eine solche
Größe heißt ein Tensor (odersymmetrischer Affinor). Die elasti-
schen Spannungen sind an sich nicht wahrnehmbar (sie sind „fik-
tiv“), aber sie verraten sich durch die ihnen entsprechenden Ver-
zerrungen. Deswegen pflegt man die elastischen Spannungen
nicht als „fiktive“ zu bezeichnen.
s fiktive elektromagnetische Spannungen
fezica man Spannungen, deren Traktor gleich den bekannten
Kräften elektrischer und magnetischer Art ist (nicht entgegen-
gesetzt gleich!). Das sind also z. B. die Kräfte auf geladne Körper
im elektrischen Feld („Quellenkräfte” )» Kräfte, die wir bei Elektro-
magneten beobachten („Gefällskräfte‘ A, Kräfte auf durchströmte
Leiter im magnetischen Feld („Wirbelkräfte”). Solcher fiktiver
Spannungen gibt es unendlich viele. Denn haben wir eine, so können
wir eine Spannung mit dem Traktor Null, eine „traktorfreie“, hinzu-
fügen, und haben wieder eine. Die fiktiven Spannungen sollen nicht
nur einen vorgeschriebnen Traktor haben, sondern sie sollen auch
noch an jedem Punkt nur von dem Feld in diesem Punkt und in seiner
unmittelbaren Nachbarschaft bestimmt sein, ganz unabhängig davon,
wie das Feld entstanden ist. Die von Max w ell angegebnen fikti-
ven Spannungen hängen sogar nur von dem Feld im selben Punkt at,
nicht auch von dem Feld in der unmittelbaren Umgebung. Dadurch
sind sie vor allen sonst noch möglichen ausgezeichnet.
Die elastischen Spannungen bleiben auch in solchen Teilen eines
Körpers nicht verborgen, in denen sie traktorfrei sind. Denn sie
machen sich durch Verzerrungen dieser Körpergebiete bemerkbar.
Der starre, d. h. unverzerrbare Körper, ist ja nur eine Abstraktion
In einem starren Körper wären die „elastischen“ Spannungen (wenn
man sie hier überhaupt noch so nennen wollte) durchaus „fiktiv”.
Gegenüber den elektromagnetischen Spannungen verhal-
ten sich alleKörper,auch Flüssigkeiten undGase
starr :traktorfreie elektromagnetische Spannungen verzerren kei-
nen Körper. Durch nichts verraten sie ihr Dasein. Haben die elek-
tromagnetischen Spannungen in einem Körper oder an seiner Ober-
fläche einen Traktor, so wird der Körper allerdings verzerrt. Aber
dann sind neben den elektromagnetischen Spannungen in dem Körper
auch noch elastische Spannungen von entgegengesetzt gleichen
Traktor vorhanden. — Elektromagnetische Spannungen nimmt man
nicht nur in den Körpern an, sondern auch im leeren Raum. Hier
bleiben sie natürlich vollkommen verborgen. Wenn man demnach
von den elektromagnetischen Spannungen nur ihren Traktor wahr
30. November 1922.
nimmt, was sollen sie uns dann überhaupt? Sind sie nicht lediglich
eine nutzlose Belastung der Vorstellung?
Die Tatsache, daß die Erde aus ihrer geradlinigen Bahn andauernd
nach der Sonne hin abgelenkt wird, drückt man so aus: Sonne un
Erde ziehen sich an. Wenn jemand einen Stein an eine Schnur bindet
und im Kreis herumschleudert, so wird die Schnur gespannt. Man
sagt, die gespannte Schnur „übertrage“ die Kraft von dem Stein auf
die Hand oder umgekehrt von der Hand auf den Stein. Wenn aber
jemand die Schnur weder sehen, noch vermuten könnte, so würde er
auch hier sagen, Hand und Stein zögen sich an. Mit Schnur haben
wireine„Nahewirkung”,die Kraft wird „übertragen“. Ohne
Schnur haben wireine,„Fernwirkung“,die Kraft „überspringt“
den Zwischenraum. Bei den elektrischen und magnetiscken Anzie-
hungen fehlt die gespannte Schnur. Darum hat man diese Anziehun-
gen zuerst als Fernwirkungen aufgefaßt. Um sie als Nahewirkun-
gen auffassen zu können, hat Maxwell als Ersatz für die ge-
spannte Schnur die fiktiven elektromagnetischen Spannungen ein-
geführt. Sie haben also vor allem den Zweck, die
Vorstellung zuermöglichen,daß die dem naiven
Beobachter alsFernkräfte erscheinenden elek-
trischen und magnetischenAnziehungen undAb-
stoßungen inWahrheitdurchdenZwischenraum
hindurch übertragen werden. Zum mindesten sind zu-
nächst beide Auffassungen möglich. Erst später hat die Unter-
suchung sehr schnell veränderlicher elektromagnetischer Zustände
erwiesen, daß die elektromagnetischen Kräfte keine Fernwirkungen,
sondern zu ihrer Ausbreitung Zeit brauchende Nahewirkungen sind.
Wir fassen zusammen: Die fiktiven elektromagnetischen Span-
nungen haben mit den Verzerrungen der Körper unmittelbar gar-
nichts zu tun. Sie können auch in unverzerrten Körpern vorhanden
sein, ja auch im leeren Raume. Auch mit den elastischen Spannun-
gen der Körper haben sie unmittelbar nichts zu tun. Der Traktor
der elastischen Spannungen hebt bei Gleichgewicht sämt-
liche Kräfte auf (Schwerkraft, Fliehkraft, elektrische und ma-
genetische Kraft). Der Traktor der elektromagnetischen
Spannungen ist nur die Kraft elektrischer und magnetischer Art.
Soll keine Bewegung eintreten, so muß die Resultante aus Schwer-
kraft, Fliehkraft (allgemeiner: Trägheitskraft), Traktor der elek-
tromagnetischen Spannungen und Traktor der elastischen Spannun-
gen Null sein.
VI. Beschaffenheit der fiktiven Spannungen.
Bisher haben wir nur von den Eigenschaften der elek-
tromagnetischen Spannungen geeprochen, aber noch nicht von
ihrer Größe und von ihrer Lage zu den Krafılinen. Da sich
die elektrischen und die magnetischen fiktiven Spannungen in
der Form vollkommen entsprechen, wollen wir fortan der Kürze
wegen nur von den magnetischen eprechen. An einem
Punkt im magnetischen Feld eei die Dichte der magneti-
schen Energie w=598. Der Kraflinientangente
in diesem Punkt entspreche der Einheitsvektor t 1). Durch
den Punkt werde ein ebenes Flächenstück in beliebiger Stellung
gelegt. Wir betrachten nur eine Seite dieses Ebenenstückes, n
sei der darauf senkrechte Einheitsvektor in? =1). Schließlich
seei m ein Einheitsvektor von beliebiger Richtung (m?=1).
Dann wirkt auf die Flächeneinheit des Ebenenstücks eine fiktive
Kraft, deren Komponente Ph in der Richtung von m gegeben
ist durch
n
—* = 2mt tn—mn. ....... (@
| w
Die skalaren Produkte mt, tn, mn aus den Einheitsvektoren
eind weiter nichts als die entsprechenden Richtungscosinusse.
Ersichtlich kann man m und n vertauschen, ohne P zu ändern:
= Pe, Die bilineare skalare Funktion P der beiden Vektoren
m und n ist symmetrisch. =
Lassen wir in («) rechts den willkürlichen Einheitsvektor m
weg, so bekommen wir statt der Komponente den Vektor H” der
Kraft auf die Flächeneinheit des Ebenenstücks:
pr
y Frt-tnon. E w Be Te aa
Nehmen wir beispielsweise das Ebenenstück senkrecht zu den
Kraftlinien an (n=t) Dann ist der zugehörige Kraftvektor
=wt, d. h. auf das Ebenenstück wirkt ein Zug, dessen Be-
trag gleich der Energiedichte ist. Stellen wir das Ebenenstück
8&0, daß die Kraftlinientangente hineinfällt (nt=0) so wird
pr =— wn: Auf das Ebenenstück wirkt ein Druck vom Be-
trage der Energiedichtte.e Wir haben also tatsächlich den be-
kannten „Längszug und Querdruck der Kraftlinien” Faradays
ausgedrückt. Die rechte Seite von (p) ist ein Einheitsvektor, denn
ihr Quadrat ist =1, also hat der Vektor ®r für jede Stellung
n der Fläche den Betrag w. Das skalare Produkt der rechten
Seite von (ß) mit [tn] ist Null und mit t ist es = nt: Kraft,
Kraftlinientangente und Flächennormale liegen in einer Ebene
und die Kraitlinientangente hälftet den Winkel zwischen den
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922, Heft 48.
i
1433
beiden andern. Ersetzt man n in (ß) durch — n, so kehrt auch $”
sein Vorzeichen um: Auf die Rückseite des Ebenenstücks wirkt
eine entgegengesetzt gleiche Kraft (wenn das Ebenenstück keine
Sprungfläche ist. Beide Kräfte heben eich auf. Daher bleiben
diese Kräfte unbemerkt.
Die Kraft an einem: bestimmten Punkt ist eine Vektorfunktion
des Stellungsvektors n: P= m). Da diese Vektorfunktion.
linear ist (in jedem Glied von (B) kommt n nur einmal als
Faktor vor), so können wir das Funktionszeichen II auch als
einen Faktor behandeln, mit dem n multipliziert ist: V” = IIn.
Lassen wir dann in (B) auch noch den veränderlichen Normalen-
vektor n weg, so bekommen wir, vom Standpunkt der engern
Vektorenalgebra urteilend, etwas ganz Sinnloses:
I _ m
wy 7 2tet—l. . . . . . . ° : . (y
Aber dieses Sinnlose hat jedenfalls noch eoviel Sinn, daß es, mit
jeder beliebigen Flächennormale n multipliziert, den Kraftvektor P”
ergibt. Wie wir das Ebenenstück auch stellen mögen, stets bleibt
diese Stellung etwas willkürliches, bat also nichts mit dem Span-
nungezustand an dem Feldpunkt zu’tun Lassen wir n weg, so muß
das übrig Bleibende für diesen Spannungezustand charakteristisch
sein. Dieses übrig Bleibende bezeichnet man ale den Span-
nungstensor II. Das Tensorellipsoid ist hier in eine Kugel
entartet, aber anders als beim Flüzsigkeitsdruck Beim Flüssig-
keitsdruck gibt es keine ausgezei: hnete Richtung. Hier ist die
Kraftlinientangente t die ausgezeichnete Richtung. Um diese
herum haben wir Drehungssymmetrie. In (y) kommen keine Diffe-
rentialquotienten nach den Koordinaten vor. Das bedeutet, daß II
in jedem Punkt nur von dem Feld in’diesem Punkt abhängt, nicht
aber von dem Feld in der Nachbarschaft dieses Punktes. Setzen
wir Ht=9, Bt=% =p, so gelangen wir zu unserm frühern
Ausdruck (9) in Abschnitt III zurück:
=p. 9—3 uý. TEE TEEE.
Hieraus bekommen wir sofort den Traktor des Spannungs-
tensors:
Fn=Fuġ- 9- y (4e p).
Er bedeutet ja, wie wir wissen, die wahrnehmbare Kraft auf die
Raumeinheit. Indem man die Differentiation Ç nach der Regel
d(uv)=udv4 vdu ausführt, erhält man ohne weiteres
VO={d-VuD+uHV.n}
A 9.vu+n(9V-9+[51v 9],
oder da sich das zweite und das vierte Glied wegheben, |
VO=Hdvnd- H? . gradu — [Hrot] . . . (e
= Quellenkraft + Gefällekraft + Wirbelkraft.
Ganz entsprechend erhalten wir den Flächentraktor, der
die wahrnehmbare Kraft auf die Fiächeneinheit einer Sprung-
fläche (Eisenoberfläche) bedeutet:
n (I, — IL) = n (m 93 +» Da — Hi Di + Di)
1 1
(5982-5 1.912)
= Divu — 5 ığı- Grad p— [aD Rot], (
worin :
2u = p Di + MDa, Grad p = n (m — H),
' Divp 9 =n (m Br — md), Rot ġ = [n (ġ;— H].
Daß der Ausdruck (t) mit dem darüberstehenden übereinstimmt,
ist durch Ausrechnnng leicht zu bestätigen. Darin, daß der
Traktor der fiktiven Spannung II gleich den erfahrungsmälig
richtigen Kraftausdrücken ıe) uud ($) ist, liegt der Beweis für die
Richtigkeit der Ausdrücke («', (B), (y).
Indem man den Traktor über einen Raum integriert und dabei
ähnlich verfährt, wie bei dem gewöhnlichen Gaußschen Integralsatz
der Vektorenanalysis, gelangt man zu folgendem Satz: Um die
wahrnehmbare Kraft und das wahrı ehmbare Drehmoment auf den
Inhalt eines beliebig abgegrenztien Raumieils zu erhalten, bilde
man die Hüllenintegrale (/\IIdf und [rIIdi] über
die Oberfläche dieses Raumteils Von diesem Satz haben wir im
III. Abschnitt Gebrauch gemacht. Integrale über begrenzte
Flächen (Flächen mit Randı bedeuten dagegen, ebenso wie die
Spannungen selbst, fiktive, d. h. durch Messung nicht prüfbare
Kräfte.
‚1434
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922. Heft 48. 30. November 1922.
. Bei unsrer Anwendung der fiktiven Spannungen auf den
Anker, insbesondre den Nutenanker, ist wesentlich, daß wir die
Hülle außerhalb des Ankers wählen. Die Eisenoberfläche ist
ja eine Sprungfläche für die Permeabilität und daher der Sitz
einer Kraft. Wollten wir etwa die Eisenoberfläche selbst als
Hülle wählen, und dabei die Feldwerte auf der Innenseite
(Eisenseite) der Eisenoberfläche (statt auf der Luftseite) ein-
en, so würde uns gerade jene Kraft aus der Rechnung heraus-
allen.
VII. Vergleich mit den Spannungen des gedrillten Zylinders,
Wie Minchin gezeigt hat, kann man nicht erwarten, in
einem der gewöhnlichen Verzerrungsfälle elastische Spannungen
“zu erhalten, die den Maxwellschen Spannungen genau gleichen.
Bei einem ganz einfachen Verzerrungsfall tre'en aber elastische
Spannungen auf, die mit den Maxwellschen Spannungen wenig-
stens große Ähnlichkeit haben, nämlich bei der Drillung eines
Zylinders. Hierbei werden die einzelnen Querschniite des Zylin-
ders gegeneinander gedreht. Je weiter ein Querschnitt vom An-
fangsquerschnitt entfernt ist, um einen um so größern Winkel
dreht er sich aus der natürlichen Lage. Wir zıehen Ortsvektoren
r vom Durchstoßpunkt der Zylinderachse mit dem Anfangsquer-
schnitt nach den einzelnen Körperpunkten Der Einheitsvektor
in der Richtung der Zylinderachse heile i. Die Entfernung des
Querschnitts, in dem der Endpunkt von r liegt, vom Anfangs-
auerschnitt ist ir, und dieser Querschnitt wird sich um einen
Winkel iin drehen. Die Konstante n ist also der Drehungs-
winkel des Querschnitts im Abstand eins. Ein Körperpunkt, der im
natürlichen Zustand den Ortsvektor r hatte, hat nach der Drillung
einen andern Ortsvektor r. Wir erhalten den neuen Ortsvektor
r, indem wir den alten Ortsvektor r mit dem Drehungsaffinor
(von Hamilton „Versor“ genannt) ei’!T" multiplizieren (ge-
radeso, wie wir in der komplexen Ebene mit e‘!’" multiplizieren
würden)??2): |
aebtttz |
=i eir — [i lir]] coe (trn) + [i r]sin (irn).
r' ist also eine transzendenie Vektorfunktion von r. Solange es
sich aber nur um kleine Winkel irn handelt, können wir uns
näherungsweise auf die erste Potenz von irn beschränken, also
auf die beiden ersten Glieder der Exponentialreihe!3), und be-
kommen
r=r4+[ir]-irn.
Jetzt ist vr’ nur noch eine Vektorfunktion zweiten Grades von
r. Der Kreisbogenweg ist durch einen geraden Weg f =r —r,
senkrecht zur Achsial- oder Meridianebene, ersetzt:
j=sılr-Il: » a e za 2 0.00
Die Verschiebung f ist dem Inhalt des Dreiecks proportional,
das den Ortsvektor r auf die Zylinderachse projiziert. Der geo-
metrische Ort der Punkte gleich langer Wege ist ein Drehungs-
hyperboloid.
Um aus diesen Verschiebungen die Verzerrung zu be-
rechuen, bilden wir zunächst den Nabla-Affinor des Vektors f.
Beachtet man, daß \ -r=1 ist (nicht zu verwechseln mit
V r = div r = 3), so ergibt sich zunächst
grad (ir) = V.ri=t,
v.lii=—-Veris-i
und damit ohne weiteres aus (n)
Ç-f=nli id-t-mdent-i-idr.... 0
und der dazu konjugierte Affinor (von Spielrein Ableitungs-
affinor genannt)
(V-De=nllitl-i+i-M=nrd.i—t.h.
Der Verzerrungstensor deff (= Deformation von f nach der Be-
zeichnung von Gans) des Verschiebungsvektors | ist das Mittel
aus diesen beiden Affinoren:
det f= (lidig. E C
1) Ausführlicheres hierüber im Lehrbuch von Spielrein, 8. 292.
#) Wenn nir kein kleiner Winkel ist und wenn man F= e- '" nicht
mehr durch tI +i- yir ersetz:n kanı. so ergeben sich die Dehnungen auf fol-
ende Weise. Fine kurze materielle Strecke dr geht bei der ırillung über in
tr’ =dr2 wobei $= Qer’ und r= Fr is. Da sich Je F=inei f ergibt, 80
bekommt man
$= F—1ryielir)
| S= Fliet
und daraus den Dehnungstensor
A=ZPF—I=ZY(lirjei-ielir)) + 2 lir’Peiet,
der die Änderung von dr? bei der Drillung bestimmt und daher mit 2deff zu
vergleichen ist. (Vgl. Spielrein, 8. 321.)
Das ist eine lineare Tensorfunktion des Ortsvektors r. Hier be-
deutet [ir] einen zur Meridianebene senkrechten Vektor, dessen
Länge gleich dem Abstand rsing des Endpunktes von r von der
Zylinderachse ist, wenn mit @ der Winkel zwischen i und r be-
zeichnet wird. Nennen wir den zugehörigen Einheitsvektor t, so
können wir also l
[ir] =trsaiing . . a.. s.. &
setzen und erhalten
nrsinp
def | = > (i-t rt). © e. o >o è o (À
Eine vom Endpunkt von r in beliebiger Richtung ausgehende
kurze materielle Strecke [ds (2? = 1; wächst bei den Verschiebun-
gen j der Körperpunkte um den Vektor
dsIV.f=dsnrl(li-teing —[lilcosgp). . (p
Das ist eine bilineare Vektorfunktion der beiden Vektoren r und
I, mithin an einem festen Punkt r eine lineare Vektorfunktion
von I. Dieser Zuwachs ist senkrecht zur Zylinderachse i. Eine
Strecke (ds, deren Richtung durch Spiegelung des Örtsvektors r
an der Zylinderachse ' entsteht, bleibt ungeändert. Aber die Ver-
zerrung wird nicht durch diesen Gesamtzuwachs bestimmt, son-
dern nur durch den Teilzuwachs
A TER led. aaae
Dieser verzerrende Teil des Streckenzuwachses liegt also jeden-
falls in der (t,i)-Ebene, d. h. in der Berührungsebene am
Zylindermantel. Aber wenn man sich einige dieser Zusatzstrecken
aufzeichnet, sieht man sofort, daß nicht t und i Symmetrierich-
tungen der Verzerrung sind, sondern zwei Richtungen q und h,
die um 45° gegen t und i geneigt sind. Wir setzen deshalb
iv2=g-+b, tv2=9-5b......6€6
und bekommen aus (t)
deti= 5 (9.9-4-D)... er LE
Eine kurze Strecke von der Richtung [=g wird gedehnt und eine
kurze Strecke von der Richtung [= gestaucht. Strecken von
den Richtungen l=i und (=t erhalten dagegen nur einen zu
ihnen senkrechten Zuwachs, d. h. sie werden bloß gedreht u. zw.
im entgegengesetzten Sinn, was eine Verkleinerung des rechten
Winkels zwischen i und t zur Folge hat, |
Der zweite Teilzuwachs der Strecke Ids ist
í
-se [( rot N=dsnr(z [tti] sin o — Ii] cos o). . (3
Er entspricht einer Drehung der Gesamtheit der Strecken [ds
am Punkte r um die Achse
Var l
— Toti =nr (a [ti] sin p — i cos p), E
die in der Meridianebene unter einem stumpfen Winkel y gegen
die Zylinderachse ı liegt so, daß 2 tg y = — tg ọ ist. Der Betrag
5 nrVi-+3cos?p des Achsenvektors ist der Drehungswinkel des
Streckenbüschels Ids am Punkt r.
Wie sich leicht ausrechnen läßt, ist div[=0(=S,V f): die
Verzerrung ist raumtreu. Um den Tensor II der für die Drillung
‘nötigen Spannungen zu erhalten, brauchen wir daher!) nur
den Verzerrungstensor mit dem doppelten Gleitmodul @ zu multi-
plizieren:
U=2Gdefj=Gnrsinpg(g-9—-5-5b).. . .. (0
L
Solange wir uns auf Ebenenstücke beschränken, deren Normale n
in der (g, b)-Ebene (i, t-Ebene) liegt
nigb] =n[ti]=0,
stimmen diese Spannungen völlig mit den Mar-
wellschen überein. In der g-Richtung haben wir Zug, in
der -Richtung Druck, in der i-Richtung und t-Richtung Schub.
Aber wir haben um die q-Richtung herum keine Drehungs-
asymmetrie. Auf ein Stück der Berührungsebene n = [ti] wirkt
überhaupt keine Spannung. Das Spannungsellipsoid ist nicht
wie bei den Maxwellschen Spannungen in eine Kugel entartet,
sondern in eine Kreisscheibe.. Wenn man diesen Unterschied
nicht vergißt, können also die elastischen Spannungen eines ge-
drillten Zylinders gut die Maxwellschen Spannungen veranschau-
lichen)®).
Wenn der gedrillte Zylinder etwa eine Transmissionswelle ist,
die eich mit der Winkelgeschwindigkeit œw dreht, so hat ein mate-
1) Näheres bei Spielrein, 8. 325. D i
1) In „Elektrotechn. u Maschınenb.* (Wien) 1916, 8. 137, Andet man Mecha-
niamen t:eschrieben, die die Maxwellschen Spannungen und ihren Flächentraktor
veranschaulichen.
30. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
1435
rieller Punkt des Zylinders die Geschwindigkeit -v = — [i r] œ,
und E Dichte des elastischen Energiestroms ist nach (1)
und (x)
— Hv=Gndt-[r)+lir-dlre
ztGnorsin?g.
Die Energie strömt also parallel zur Zylinderachse. In ganz ent-
sprechender Weise wird aus den fıktiven elektiromagnetischen
Spannungen Il ein „elektromagnetischer Energiestrom durch Kraft-
übertragung” gebildet von der Dichte — IT v. Dieser Energiesirom
tritt zu der Poyotingschen Strahlung © =[¢ Ð] und zu dem
Energiestrom durch Mitnahme wv hinzu.
Die zukünftige Elektrizitätsversorgung Rußlands?).
»
Die unter dem Titel „Die Elektrisierung Ruß-
lands“?) an dieser Stelle in großen Umrissen wiedergegebenen
Projekte der zukünftigen Elektrizitätsversorgung Rußlands nach
einem bestimmten Plan wurden in dem Aufsatz ven Dr. M. Klein
„Rußlands Wiederaufbau und die Elektrotechnik”?) kurzerhand als
Phantasien bezeichnet. Wir haben jedoch schon vielfach in der
Technik erlebt, daß das, was noch gestern als Phantasie galt, heute
Wirklichkeit ist. Die letzten Jahre haben uns dasselbe auch
auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet gezeigt, am krassesten
vielleicht in Rußland und Deutschland. Die Projekte der zukünfti-
gen Elektrizitätsversorgung Rußlands sind aber so eng mit der un-
bestimmten allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Konstella-
tion nicht nur Rußlandse, sondern der ganzen Welt verknüpft, daß
man aufdie Frage: sinddieseProjekteUtopien ?keines-
wegs ohne weiteres ein deutliches und lautes „Ja“ aussprechen darf.
Der Ingenieur und Volkswirtschaftler kann vielmehr eine Antwort
erst nach allseitiger und gründlicher Prüfung folgender zwei Punkte
geben: ` i
1. sind die Projekte technisch zweckmäßig?
% sind sie wirtschaftlich ausführbar, wenn auch nicht
heute, so wenigstens nach und nach in 10 bis 20 Jahren?
Man darf vor allem nicht vergessen, daß auch in Westeuropa bei den
denkbar günstigsten Verhältnissen Jahrzehnte vergehen, bis viel
weniger weittragende Pläne reif und verwirklicht werden.
Daß die Frage der rationellen zukünftigen Elektrizitätsver-
sorgung Rußlands äußerst schwierig zu lösen ist, verhehlt man sich
in denjenigen russischen technischen Kreisen, die:sich mit ihr be-
fassen, keineswegs. Die ungünstigen, spezifisch russischen Ver-
hältnisse des jahrhundertelangen autokratischen Regimes, der Welt-
und Bürgerkrieg, die vorjährige Mißernte, die enormen Entfernun-
gen, die geringe Bevölkerungsdichte, der Mangel an Kapital, sach-
lichen Werten, Ingenieuren und gelernten Arbeitern*), die Desorga-
nisation der Industrie und des Transportes erfordern zu ihrer Über-
windung große Anstrengungen und vor allem neben Geld Zeit,
Zeit und nochmals Zeit. Immerhin ist dies kein Grund für die-
jenigen technischen Kreise, denen die zukünftige technische Ent-
wicklung Rußlands am Herzen liegt, die Hände zusammenzulegen,
a nichts zu unternehmen und der Entwicklung freien Lauf
zu lassen.
Es muß unbedingt verhütet werden, daß kleine, unwirtschaft-
liche Anlagen nach Gutdünken errichtet, Wasserkräfte falsch aus-
gebaut werden, kurzum, daß alle in Westeuropa durch den Gang der
Entwicklung der Elektrotechnik veranlaßten Fehler auf der tabula
rasa Rußlands wiederholt werden. Der Staat als solcher muß daher
die Entwicklung der Elektrizitätserzeugung in zuvor bestimmte,
durch die technische und wirtschaftliche Zweckmäßigkeit bedingte
Bahnen leiten, Die von mir erwähnten Projekte stellen dabei keines-
wegs ein starres System dar; sie sollen vielmehr den wirtschaft-
lichen Möglichkeiten angepaßt werden und dazu dienen,
einige Ausgangspunkte zu schaffen, von denen aus die Ge-
sundung Rußlands fortschreiten kann.
Ich glaube nicht fehlzugehen in der Annahme, daß die ganze
Kampagne um die „phantastischen” Projekte in der Presse nur ent-
standen ist, weil hüben und drüben in manchen journalistischen
Köpfen das Wort „Elektrisierung“ etwa so verstanden wurde, daß
man 1923 oder 1924 in 30 Orten die Grundsteine für 30 Werke
legen will. Dem ist aber nicht so. In der Diskussion auf dem letz-
ten allrussischen elektrotechnischen Kongreß in Moskau hat sich
der Sinn der Elektrisierungspläne Rußlands etwa wie folgt heraus-
kristallisiert: Wie man nach einem Brand nicht wieder enge wink-
ligeStraßen ohneLicht und Luft anlegt, sondern einen neuzeitlichen
Aufbauplan aufstellt, so verfolgt auch der Elektrisierungsplan den
Zweck, die zukünftige Elektrizitätsversorgung Rußlands gemäß
» Das Wort „Elektrisierung“ wurde in letzter Zeit in bezug auf Rußland
stark diskreditiert, nicht zum geringen Teil infolge der überrapannten Hoffnungen,
10 man hinsichtlich der Folgen der Elektrisierung in russischen Laienkreisen
hegte. Um Mißverständnisse auch bei den Technikern zu vermeiden, will ich
überall enen etwas bescheideneren Ausdruck gebrauchen.
Vgl. „ETZ“ 1921, 8. 1441.
%) Vgl. „ETZ“ 1922. S. 1053. f
9 Im Jahre ı914 zählte Moskau 75 his 80 Elektroingenieure. 25 Elektro-
techniker und 600 Elektromonteure, die sich mit der Ausführung elektrischer
en in Moskau und den 12 Gouvernements des zentralen Industriegebieres
ftigten. Zur Zeit sind in der Montage- und Bauabteilung de~ Elektro-
trusts in Moskau nur 3) Ingenieure und Techniker sowie etwa 100 Elektromon-
teure tätig. Petrograd und Charkow weisen jedes ebenfalls kanm eine größere
i auf, da viele gelernte Arbeiter (besonders die Ausländer) Rußlaud ver-
assen oder einen anderen Beruf gewählt haben.
Von Dipl.-Ing. P. Gurewitsch, Zürich. A
dem jetzigen Stand dieser Frage in Europa und Amerika aufzubauen.
Es wurden daher in den allerwichtigsten Produktionsstätten die
Punkte bezeichnet, wo die Errichtung der Werke besonders drin-
gend und vorteilhaft ist, doch sollen diese Werke am Anfang viel-
leicht nur mit t/s oder !/ıo der zukünftigen Leistung ausgebaut wer-
den undihr weiterer Ausbau erst allmählich je nach Bedarf, jedoch
im Rahmen des einmal festgesetzten Planes ge-
schehen. Man sieht somit, daß die von Dr. Klein auf S. 1055 der
„ETZ"” gestellte Frage, wo denn die riesigen Leistungen unter-
gebracht werden, in sich zusammenfällt. Überhaupt kann man nach
Verfolgung der Arbeiten des Moskauer elektrotechnischen Kon-
gresses sagen, daß sich dieser durchaus auf den Boden der Wirk-
lichkeit gestellt hat.
Die an den Einzelheiten des gesamten Projektes geübte Kritik,
die Auseinandersetzungen über einzelne technische Fragen und die
näheren Details über einzelne Projekte dürften rein technisch auch
die westeuropäischen Techniker interessieren, und ich werde daher
demnächst über sie in einem besonderen Aufsatz berichten. Hier
möchte ich nur noch einige kurze Bemerkungen zum Aufsatz von
Dr. M. Klein machen, der mich veranlaßte, schon oben einige allge-
meine Grundgedanken darzulegen.
Der genannte Verfasser sieht die Zukunft Rußlands durch eine
zu schwarze Brille. Weite Teile des Landes, schreibt er, sind un-
fruchtbar, der Sommer kurz, der Winter streng, das Klima trocken,
die Wälder verfaulen, die Beamten stehlen, die Menschen sind müßig,
verschwenderisch, können zu 80 % weder lesen noch schreiben. Wo
ist da noch an Elektrisierungen zu denken? Das ist natürlich eine
etwas kurzsichtige Schilderung. Gewiß sind die Passiven Rußlands
groß, sogar sehr groß. Wenn man sie aber-auf eine Schale legt
und auf die andere die Aktiven, so wird die letztere Schale über-
wiegen. Daß die Aktiven vorhanden sind, beweist schon das sehr
große Interesse, das man in allen Ländern Rußland entgegenbringt.
Auf die Aufzählung der Aktiven kann ich mich hier jedoch nicht
einlassen. Sie würde zu viel Raum einnehmen und in den Rahmen
der „ETZ“ auch gar nicht passen. Ich will daher nur einige indirekte
Angaben machen und erwähnen, daß in den Jahren 1911/13 28,7%
aller aus Deutschland ausgeführten Maschinen und 13 % aller elek-
trotechnischen Erzeugnisse nach-dem von Dr. Klein so schwarz ge-
schilderten Rußland gingen. Etwa !/s der aus der Schweiz expor-
tierten elektrischen Maschinen, etwa % der schweizerischen Dampf-
maschinen und Dampfturbinen und sogar jedes 5. deutsche Auto-
mobil fanden 1913 ihren Weg nach demselben kranken Lande, was
immerhin das Tempo der Entwicklung Rußlands zeigt. Welche Ab-
satzmöglichkeiten werden sich dort aber eröffnen, wenn das Land
indas Stadium der Gesundung eintreten wird?
Vollständig recht hat dagegen Dr. Klein, wenn er seinen Auf-
satz mit den Worten des Marquis de Custine schließt: „Ich
glaube, von allen Ländern der Erde ist Rußland dasjenige, in wel-
chem die Menschen am wenigsten glücklich sind.“ Eben darum, weil
Rußland das Land der „unbegrenzten sozialen Gegensätze“ war, hat
dort nach dem Gesetz: je größer der Druck, desto größer der Gegen-
druck, der soziale Kampf eine derart heftige und blutige Form
angenommen, wie solche in Westeuropa nicht möglich wäre.
Die von Dr. Klein gestellten technischen Fragen beruhen viel-
fach auf Mißverständnissen, so z. B. diese: Wie soll Rußland 2%
oder gar 20 Mill. PS Wasserkräfte absorbieren? — Die 20 Mill. PS
stellen die verfügbaren Wasserkräfte dar, von denen 14 Mil-
lionen PS sich in Sibirien befinden, Ich erwähnte jedoch s. Z. in
meinem Aufsatz, daß die Wasserkräfte Sibiriens ebenso wie die
in der kanadischen Statistik aufgezählten Wasserkräfte in den am
nördlichsten gelegenen Provinzen noch sehr lange auf ihre Aus-
nutzung warten werden. Für denersten Ausbau während zwei
Dezennien waren laut dem russischen Projekt nur 640 000 PS vor-
gesehen, wobei, wie es überall üblich ist, der hydraulische Teil für
den ganzen Ausbau, der mechanische dagegen allmählich je nach
dem Energiebedarf installiert werden sollte.
Warum das Murmangebiet mit 970000 PS in der Liste der
Wasserkräfte figurierte, obwohl diese Wasserkräfte nicht in ab-
sehbarer Zeit ausgebaut werden können? — Es figuriert darin nur
der Vollständigkeit halber, ebenso wie auch in den Wasserkraft-
statistiken aller Länder solche Wasserkräfte aufgezählt sind, die
vielleicht niemals ausgenützt werden. Immerhin kann die während
des Krieges gebaute Murmanbahn gewiß bald elektrisiert werden.
Warum die Schätzungen der Wasserkräfte im Uralgebiet
zwischen % und 2Mill. PS schwanken? Gibt es nicht einen Begriff
1436
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
ee. m
30. November 192%.
über die Genauigkeit des ganzen Projektes? — Keinesfalls, denn
einer schätzt unter Berücksichtigung der Wasserakkumulierung,
der andere berücksichtigt dieselbe nicht. Im ersteren Falle kann
sich eine doppelte und dreifache Energiemenge ergeben. Die
Schätzungen aller anderen Länder ändern sich ebenfalls von Jahr
zu Jahr. In der Schweiz, die nur die Größe eines einzigen russischen
Gouvernements hat, stieg mit besserer Erforschung der Wasser-
kräfte die Schätzung der verfügbaren Wasserkräfte von weniger
als 1 Mill. PS offiziell auf 4 Mill. PS und nach privaten Schätzun-
gen sogar auf8Mill. PS. Im übrigen ist es von ganz untergeordneter
Bedeutung, ob die Schätzungen 1 Mill. PS mehr oder weniger be-
tragen. Es sind eben nur „Schätzungen“, die nur einen allge-
meinen Überblick geben sollen.
Bei dem Mangel an Fachleuten und Kontakt mit Westeuropa,
der kurzen und unruhigen Zeit, während welcher das ganze Projekt
aufgestellt wurde, dem Bestreben, es der Politik dienstbar zu
machen, usw. ist das Projekt natürlich noch stark verbesserungs-
fähig. Und als ich zum erstenmal die Leser der „ETZ” darüber
orientierte, was eigentlich in Rußland auf dem Ge-
biete der Elektrizitätsversorgung geplant
wird, habe ich eine fachmännische Kritik, Verbesserungsvor-
schläge usw. hervorrufen wollen, obwohl sie ohne detaillierte Unter-
lagen ziemlich schwierig sind.
Die Einwendungen Dr. Kleins sind aber kaum stichhaltig, so
z. B. seine Ausführungen über die geringe Dichte des Verkehrs im
allgemeinen und des Personenverkehrs im besonderen als Hindernis
für die Elektrisierung der Bahnen. Wie aus der auf S. 1444 der
„ETZ” von 1921 veröffentlichten Karte der zu elektrisierenden
Bahnen erster Ordnung zu ersehen ist, handelt es sich. dabei um
typische Kohlen- und (teilweise) Erzbahnen, die eben zu diesem
Zweck elektrisiert werden sollen, um ihre Leistungsfähigkeit zu
erhöhen. Solche Bahnen ohne Personenverkehr sind mit großem
Erfolg in Nordschweden (Reichsgrenzbahn) und Amerika (Butte-
Anaconda-Bahn) elektrisiert worden. Außer den für die Elektri-
sierung sehr günstig gelegenen Bahnen im und vom Donezbecken
ist für die Elektrisierung nur eine Zufahrtsstrecke von den Berg-
werken des Ural bis Perm vorgesehen worden, die ermöglichen soll,
die Erzeugnisse des Urals bis zum Anfang des Wasserweges Kama-
Wolga zu bringen.
Nicht unwidersprochen darf auch die Bemerkung vom in
„greifbarer” Nähe der Bahnen nicht nur liegenden, sondern wachsen-
den Brennstoff bleiben, der eine Elektrisierung überflüssig mache.
In Südrußland, wo die zu elektrisierenden Bahnen erster Ordnung
liegen, gibt es überhaupt fast keine Wälder. Aber auch im übrigen
Rußland sind längs der Bahnen auf weite Strecken die Wälder ver-
schwunden. Einen besonders gefährlichen Umfang nahm die Ver-
nichtung der Wälder in der Nähe der Bahnen während des Krieges
und der Revolution an. Schon vor dem Kriege war aber die Holz-
feuerung sehr unwirtschaftlich, und man ging, soweit man konnte,
auf Kohlen- oder Naphthafeuerung über.
Nach Ansicht Dr. Kleins ist ferner die Elektrisierung Rußlands
schon darum verkehrt, weil die Bevölkerung dann nur im geringsten
Maße Gelegenheit hätte, zu den großen Errichtungskosten durch
ihre Arbeit beizutragen. In meinem Aufsatz habe ich aber speziell
darauf aufmerksam gemacht, daß gerade beim Ausbau der W asser-
kräfte nur der allerkleinste Teil der Ausgaben für Bestellungen von
Maschinen im Auslande gemacht werden müsse, während die gehr
hohen Ausgaben für Erd- und Mauerarbeiten im Lande bleiben. Im
übrigen klagen jetzt alle russischen elektrotechnischen Fabriken
über großen Mangel an Arbeit. Die Einrichtungen der Fabriken
sind im großen ganzen gut erhalten; während des Krieges wurden
sie sogar stark erweitert. Es fehlt dagegen an Bestellungen, die in
erster Zeit nur vom Staat kommen könnten. Was die Leistungs-
fähigkeit mancher Zweige der elektrotechnischen Industrie Ruß-
lands betrifft, so ist zu bemerken, daß der gesamte Bedarf des
Landes an Kabeln und Kupferdraht schon vor dem Kriege von den
russischen Kabelfabriken gedeckt wurde. Auch Dynamos, Trans-
formatoren und Motoren wurden im Jahre 1914 für eine Gesamt-
leistung von 420 000 kW gebaut.
Der Grundfehler der Ausführungen Dr. Kleins liegt aber nicht
in den Details, sondern in dem gesamten Gedankengang. Vor allem
unterschätzt Klein die Bedeutung der Elektrizität für den Wieder-
aufbau Rußlands, dessen technisches Fortschrittsstadium nach
seiner Ansicht zu niedrig sei’). Er tut das vielleicht darum, weil er
seine Erfahrungen in dem wirtschaftlich und industriell am meisten
zurückgebliebenen Ural gesammelt hat, dessen Bevölkerung fast in
einem Hörigkeitsverhältnis zu den Bergwerken stand, die einigen
wenigen Adelsfamilien s. Z. von den Zaren geschenkt wurden.
Außerdem müßte man nach der Ansicht des genannten Verfassers
zuerst andere, wichtizere Übelstände in Rußland beseitigen, bevor
man zur Elektrisierung schreitet. Diese Übelstände, vor allem so-
fern sie in der Psyche der jahrhundertelang unterdrückten Bevölke-
runz wurzeln, zu beseitigen, ist vielleicht noch schwieriger, als die
Anfänge der Elektrisierung durchzuführen. Man muß aber eins
machen und das andere nicht lassen. In der Übersicht zu meinem
früheren Aufsatz habe ich im übrigen selbst gesagt, dal die geplante
Elektrisierung Rußlands nicht aus dem gesamten Kom-
...®) Es gab in Rußland vor dem Kriege immerhin Motoren mit einer Gesamt-
leistung von 35 Mill. PS (ohne Lokomotiven).
plex der russischen Wirtschaft herausgerissen
werdenkann. Sie muß vielmehr nur parallel mit der Ent-
wicklung aller anderen Zweige des russischen Wirtschaftslebens vor
sich gehen, wenn sie auch im Mittelpunkte des Wiederaufbaues Rub-
lands steht.
Seit der Abfassung meines Aufsatzes, Ende vorigen Jahres,
haben sich die Verhältnisse in Rußland in bezug auf die Inangriff-
nahme der Elektrisierung allerdings verschlechtert. Die Kredite,
die zuerst für Anschaffungen von Maschinen im Auslande und Ar-
beiten im Inlande bewilligt waren, mußten infolge des Hungers und
wegen der großen Lebensmitteleinkäufe im Auslande auf ein Mini-
mum reduziert werden (auf 5 Mill. Gldrbl = 10,8 Mill. Gldm). Die
Arbeiten für das Wasserkraftwerk Swir wurden daher ganz ein-
gestellt. Es wirdjetztnurnocham Wasserkraftwerk Wol-
c ho w weitergearbeitet. Die Turbinen für dieses Werk (8 Stück zu
je 11500 PS bei einem Gefälle von 11,5 m) sind bei der Aktie-
bolaget Karlstads Mekaniska Verksgfad in Kri-
stinehamn bestellt und befinden sich in Arbeit. Sie sind ein-
facher vertikaler Anordnung, und der größte Durchmesser der aus
Stahlguß gegossenen Laufräder beträgt 5 m. Sie sollen übrigens die
größten Turbinen dieser Art sein, die je in Schweden gebaut worden
sind, und ihre Konstruktien ähnelt den Turbinen, die von der obigen
Firma für die am 12. XII, 1921 in Betrieb gesetzten Forshuvud-
Anlage in Schweden geliefert wurden. Z. Z. werden am Wolchow-
Werk die Gründungsarbeiten ausgeführt, und die ersten Senkkästen
sind bereits versenkt. Sie wurden von der Putilow- und Newski-
Werft in Petrograd geliefert. Im ganzen sollen 8 Senkkästen zu je
42 Quadratfaden (= 191 m?) benötigt werden, wobei an jedem
Kasten normal 2% Monate gearbeitet wird. Das Inbetriebsetzen der
ersten 5 Turbinen ist für Ende 1924 vorgesehen.
Die von mir in meinem Aufsatz erwähnte Kaschirskaja-
Zentrale (in 100 km von Moskau) ist im Juni dieses Jahres in Be-
trieb gesetzt worden. Ihre Leistung beträgt 12000 kW (2 Turbo-
generatoren von je 6000 kW); die Turbogeneratoren und Kessel
hat man den vorhandenen Beständen entnommen, nur die Transtfor-
matoren, Isolatoren und Apparate wurden im Ausland bestellt. Das
Werk ist in mancher Beziehung bemerkenswert. Die Übertragungs-
spannung von 115 kV ist die höchste bis jetzt in Rußland verwendete.
Die aufgestellten 8 Kessel sind mit selbsttätiger Feuerung ver-
sehen, auf der die Kohle aus dem Moskauer Kohlenbassin zum ersten-
mal in größerem Umfang verfeuert wird. Da die Kohle sehr aschen-
reich, die Sortierung dagegen sehr mangelhaft ist, hat die Einrich-
tung der Feuerung sehr große Schwierigkeiten verursacht. Eine
Neuerung für Rußland bietet auch die Zufuhr der Kohle, die in den
Eisenbahnwagen direkt bis an die Kohlenbunker oberhalb der Kessel
hinaufgefahren wird. Ob die Wahl des Ortes für den Bau dieser
Zentrale gerade glücklich war, ist allerdings zweifelhaft, denn die
Kohle muß nach diesem Werk auf eine Entfernung von etwa 170 km
mit der Bahn transportiert werden, was besonders in Anbetracht
ihres geringen Heizwertes unwirtschaftlich ist. Auch soll es in-
folge Fehlens spezieller Feuerungen noch nicht ganz gelungen sein,
die Verbrennung der Kohle wirtschaftlich genug zu gestalten. Die
Kosten eines installierten Kilowatts stellten sich bei dieser Zen-
trale ebenfalls zu hoch, u. zw. auf 59 Gldrbl (127,5 Didm) gegen-
über nur 42 Gldrbl (91 Gldm) bei der Schaturskaja-Torfzentrale,
die eine installierte Leistung von 5000 kW hat. Weil letztere nur
teilweise ausgebaut und ausgenutzt ist, ist auch ihre Stromerzeu-
gung verhältnismäßig teuer, so daß durch den Preis von 7,7 Rbl der
Ausgabe 1922 (nach dem Kurs der Moskauer Börse von Mitte Okto-
ber etwa 4,4 Gldcentimes oder 3,5 Gldpf) je 1kWh, den die Moskauer
Elektrizitätswerke zahlen wollen, die Selbstkosten nicht gedeckt
werden. Diese betragen an der Verteilungsschiene der Zentrale
etwa 9,2 Rbl/kWh.
Am 8 X. ist die Torfzentrale in Utina Sawodj bei
Petrograd in Betrieb gesetzt worden. Den noch während des
Krieges bestellten Turbogenerator von 10000 kW hat die Brown
Boveri & Cie, A. G. geliefert. Die Kesselanlage besteht jedoch aus
Marinekesseln, die sich für Torffeuerung nicht eignen, weil die ge
ringen Zwischenräume zwischen den Röhren schnell mit Asche ver-
stopft werden. Infolgedessen wurde ein Kredit zur Anschaffung
neuer Kessel im Auslande bewilligt.
Die Übertragung der Energie nach Petrograd, dessen drei Elek-
trizitätswerke eine Leistung von 38000 kW (22000 + 9000+
7000 kW) aufweisen, geschieht mittels eines 17 km langen unter-
irdischen Kabels bei 6 kV. Es ist jedoch beabsichtigt, die Über-
tragungsspannung auf 20 kV zu erhöhen. Die Zahl der an dem Bau
des Werkes beschäftigten Arbeiter betrug in letzter Zeit etwa 11W.
Am 22. VII, ist auch die zweite 60 km lange Übertragungslipie
von 70 kV zwischen Moskau und dem Torfwerk der „Elektro-
peredatscha” bei Bogorodsk vollendet worden, deren Leitung
von 70 mm? von Hermsdorf-Hängeisolatoren getragen wird. Durch
die zwei nunmehr vorhandenen Übertragungslinien kann Moskau
von obigem Werk 24000 kW erhalten. In den Monaten August und
September wurde dieses Werk zwecks Ausführung umfangreicher
Reparaturen stillgelegt, so daß die Wiederinbetriebsetzung erst am
1. X. erfolgte. U. a. wurden neue Feuerungen unter den 16 Kesseln
eingebaut, wodurch in Zukunft eine jährliche Ersparnis von 60 000 t
Torf erzielt wird.
Auch das frühere Moskauer Elektrizitätswerk der Gesellschaft
für elektrische Beleuchtung vom Jahre 1886 ist teilweise instand-
-æ
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30. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 48.
1437
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gesetzt worden, so daß seine Leistung, die 1921 stark gesunken war,
wieder auf etwa 40000 bis 45 000 kW gebracht wurde. Die instal-
lierte Leistung beträgt 55000 kW. Infolge der starken Abnutzung
der Maschinen- und Kesselanlage ist der Brennstoffverbrauch schon
1919 um 50 % über den Normalverbrauch gestiegen, in letzter Zeit
aber wieder etwas besser geworden; er beträgt 0,87 kg/kWh gegen-
über 0,71 im Jahre 1916. Die Energieabgabe an das Moskauer Netz
(ohne die Straßenbahn) ist übrigens jetzt nicht nur größer als vor
dem Kriege, sondern steht über dem Höhepunkt des Jahres 1916,
1922 werden im ganzen 173,5 Mill. kWh abgegeben werden gegenüber
89 Mill. kWh in 1913 und 162,5 Mill. kWh in 1916. Die Hälfte der
Belastung entfällt auf das frühere Werk der Beleuchtungsgesell-
schaft, % auf das Torfwerk der „Elektroperedatscha” (bei Bogo-
rodsk) und der Rest auf die anderen Überlandzentralen. Die Mos-
kauer Straßenbahnzentrale arbeitet dagegen noch immer mit etwa
40 % der Vorkriegsbelastung. Die finanzielle Lage der Moskauer
Elektrizitätswerke war, solange der Strom kostenlos abgegeben
wurde, sehr schwierig. Auch in den ersten Monaten nach Ein-
führung der Lieferung gegen Entgelt gingen die Zahlungen nur
spärlich ein. In letzter Zeit hat sich das aber gebessert, da gegen
die Niehtzahler streng vorgegangen wird. In Zukunft werden die
Werke ganz ohne Zuschüsse seitens des Staates auskommen können
und die laufenden Betriebskosten durch die Einnahmen decken.
Das ist ein Fortschritt von weittragendster Be-
deutung.
Ungünstiger liegen die Verhältnisse in anderen Städten. Von
10 Zentralen, die unter der Aufsicht des „Glawelektro” stehen,
konnten nur bei 21 Werken wenigstens die allerdringendsten Repa-
raturen vorgenommen werden, denn es fehlt an finanziellen Mitteln.
Was in diesem Jahr auf dem Gebiete der Elektrisierung in Ruß-
land geleistet wurde, ist natürlich für westeuropäische Begriffe
recht wenig. Niemand kann’auch sagen, wann die Durchführung
der Elektrisierung im geplanten Umfang möglich sein wird,
denn es handelt sich um die Lösung einer Gleichung mit vielen
unbestimmten Größen. Die oben erwähnten Tatsachen zeigen aber
immerhin, daß die Elektrizitätswirtschaft Rußlands, wenn auch
langsam, doch vorwärts kommt, Es mehren sich übrigens die An-
zeichen, daß auch das Ausland, auf Grund eines genauen Studiums
der Verhältnisse, der russischen elektrischen Industrie und ihrer
Lebensfähigkeit immer mehr Vertrauen entgegenbringt®).
Zu diesen Ausführungen sandte uns Dr. M. Klein folgende
Erwiderung:
Im Vorstehenden kritisiert Dipl.-Ing. P. Gurewitsch,
Zürich, meinen Aufsatz „Rußlands Wiederaufbau und
die Ele ktrotechnik“ („ETZ“ 1922, S. 1053), widerlegt aber
keine meiner zahlen- und quellenmäßig belegten Angaben; er findet
den „Grundfehler“ meiner Arbeit im „Gedankengang“, hält es aber
nicht für nötig, darauf sachlich einzugehen. Anlaß zur Kritik bot
ihm mein Aufsatz, weil ich die von ihm mitgeteilten russischen
Elektrisierungspläne als phantastisch bezeichnet habe. Das will er
nicht gelten lassen, obzwar er selbst schreibt, „daß auch in West-
europa bei den denkbar günstigsten Verhältnissen Jahrzehnte ver-
gehen, bis viel weniger weittragende Pläne reif und verwirklicht
werden“. Um so mehr ist man dem heutigen Rußland gegenüber
berechtigt, das zwar vergebliche, aber kostspielige Vorhaben, eine
technische Entwicklung auf mehrere Jahrzehnte hinaus im voraus
festlegen zu wollen, als phantastisch zu bezeichnen. Ich habe ferner
mein Urteil auf die Tatsache gestützt, daß man großartige Elektri-
sierungspläne entwirft, während die Menschen vor Hunger sterben.
Jetzt gibt Gurewitsch zu, daß man „infolge des Hungers“ die Kre-
dite für den ersten Ausbau der Elektrisierung — sie sellten jährlich
nur 120 Mill. Gldm betragen — „auf ein Minimum“ reduzieren mußte.
„Die Arbeiten für das Wasserkraftwerk Swir
wurden daher ganz eingestellt“ In seinem ersten
Aufsatz („ETZ“ 1921, S. 1445) schrieb Gurewitsch über diesen Plan
folgendes: „An dem Swirj.... können drei Werke angelegt werden.
Vorläufig sollen jedoch nur zwei ausgebaut werden.... Das erste
soll eine Leistung von 165 000 PS, das zweite eine solche von
120 000 PS haben.” In einer Fußnote war hinzugefügt, daß man
bereits wegen Beschaffung von 10 Wasserturbinen zu je 10000 PS
verhandele, die spätestens bis zum 1. VI. 1924 abgeliefert werden
müßten (bezog sich auf die Wolchow-Anlage. D. S.) Das alles ist
Dun wegen des Hungers hinfällig geworden. Auf eine so glänzende
Rechtfertigung meiner Kritik war ich wirklich nicht vorbereitet.
Meine Einwendungen bezüglich der Elektrisierung der Bahnen
erklärt Gurewitsch für nicht stichhaltig. Nach seinen Angaben
kommt in erster Linie die Elektrisierung der Bahnen im Donez-
becken sowie der „äußerst wichtigen“ Linie von diesem Gebiet
nach Moskau als „typische Kohlenbahnen” in Frage; die Kosten
% Bo haben z. B. die Siemens-Schuckertwerke mit dem russischen Elektro-
trust in Moskau einen bedeutenden Lieferungsvertrag auf der Grundlase eines
Umschlagkredites abgenı hlossen Desgleichen hat die Ması hinenfahrik Augs-
urg-Nürnber« dem Kiewer Stadtrat einen Kredit son ı voo $ zur Wiederher-
une der Dieselmotorenzentrale gewährt Guf 1!, Jahre gegen 8%). Auch mit
der AEG werden z Z Verhandlungen wexen Lieferunsen von Muschinenersatz-
ne für das Kiewer Elektrizitätswerk geführt, wobei ein Kredit von 12u $
ei Ratenzahlungen im Laufe von 6 Monaten eingeräumt werden soll.
hierfür werden mit 200 Mill. Gldrbl angegeben. Wie kann dieser
Betrag amortisiert werden, wenn im glücklichen Vorkriegsjahr 1910
der Gesamtwert der in diesem Gebiet geförderten Kohle nur
100 Mill. Rbl betragen hat? (nach amtlicher Statistik, zitiert in
Fußnote 22 auf S. 1057 der „ETZ“ 1922). Dazu kommt, daß laut
Nachrichten aus einer sonst glaubwürdigen Quelle zahlreiche
Schächte im Donezgebiet versoffen, viele von ihnen endgültig ver-
loren sind. Die Elektrisierung des Bahnabschnittes Perm—Goro-
blagodatskaja soll „eine gute Verbindung zwischen den Uraler
metallurgischen Werken und Perm“ schaffen. Von 81 metallur-
gischen Werken des Urals liegen ganze drei an dieser etwa 300 km
langen Bahnlinie; die übrigen 78 haben ebenfalls mehr oder weniger
gute, meistens oder ausschließlich eingleisige Bahnverbindungen,
die jedoch alle infolge der schwachen Produktion bei weitem nicht
gut genug ausgenützt werden. Was schließlich die angebliche Elek-
trisierung der Murmanbahn, die „gewiß bald“ erfolgen wird, betrifft,
so sollte Gurewitsch zuerst verraten, welche Waren und wohin mit
dieser Bahn transportiert werden.
Bei der Beurteilung der Gesamtfrage kommt es indessen auf
solche Einzelheiten gar nicht an, denn die schärfste Kritik an dem
Elektrisierungsplan übt — vielleicht unbewußt — Gurewitsch
selbst. Aus seinen Angaben über die Kaschirskaja-Zentrale und
die beiden Torfwerke (bei Petersburg und Moskau) geht nur das
Eine deutlich hervor, daß man an einigen ausgesuchten Stellen in
möglichst kurzer Zeit und ohne Rücksicht auf die Wirtschaftlich-
keit augenfällige Erfolge aufzuweisen sich bemüht, daß man
dabei infolge der Übereilung kostspielige Fehler macht und daß man
überall anderswo dem Verfall machtlos und kraftlos gegenüber-
steht. Tatsächlich liegen die Verhältnisse so, daß von einer „Blek-
trisierung” überhaupt keine Rede sein kann, weil man vorher das
instandsetzen müßte, was früher schon dawar; aber selbst diese
erheblich kleinere Aufgabe stößt auf sehr große finanzielle
Schwierigkeiten, weil die Industrie fehlt, welche die zu schaffende
elektrische Energie verwenden und bezahlen könnte. „Es ist auch
in Berlin schwierig, mehr als ein halbes Dutzend Taschentücher auf
einmal zu kaufen. Aber hinter der Misere des Kleinhandels steht
doch noch eine mächtige Produktionsmaschine, die auffüllt und
ergänzt. Diese Gewißheit fehlt vorläufig in Rußland und Moskau
vollkommen.,* (Paul Scheffer im „Berliner Tageblatt” vom
31. X. 1922.) Können unter solchen Umständen Elektrisierungs-
pläne, deren vorläufige Verwirklichung in beschränktem Umfange
jährlich Hunderte von Milliarden Pprm erfordern würde, ernst ge-
nommen werden?
Dann enthält Gurewitsch’” Aufsatz folzende eigenartige Stelle:
„Der genannte Verfasser sieht die Zukunft Rußlands durch eine zu
schwarze Brille. Weite Teile des Landes”, schreibt er, „sind un-
fruchtbar, der Sommer kurz, der Winter streng, das Klima trocken,
die Wälder verfaulen, die Beamten stehlen, die Menschen sind müßig,
versehwenderisch, können zu 80 % weder lesen noch schreiben. Wo
ist da an Elektrisierung zu denken? Das ist natürlich eine etwas
kurzsichtige Schilderung.“ Das ist keine kurzsichtige, sondern eine
unrichtige Schilderung, denn sie steht nirgends in meinem Aufsatz.
Nachdem aber so der Versuch gemacht wurde, meine Arbeit durch
willkürliches Durcheinanderwerfen von Ursachen und Wirkungen,
von Vergangenheit und Zukunft, von Wahrheit und Dichtung ins
Lächerliche zu ziehen, wartet man vergeblich auf die sachliche Dar-
legung des anderen Standpunktes. Gurewitsch gibt zu, daß Ruß-
lands Passiven „groß, sogar sehr groß” sind, behauptet aber, daß
diesen Passiven noch größere „Aktiven“ gegenüberstehen. Und
welche sind diese Aktiven? „Auf die Aufzählung der
Aktiven kann ich mich hier jedoch nicht, ein-
lassen.“ Das ist eine neue Methode der Erörterung, die sich
hoffentlich nicht einbürgert. Er weist nur auf das Interesse des
Auslandes hin und führt einige Zahlen aus der russischen Var-
kriegszeit an, welche beweisen, daß Rußland vor dem Krieg elek-
trische und sonstige Maschinen eingeführt hat, eine Tatsache, deren
Mitteilung in der „ETZ“ gewiß nicht wie die Offenbarung eines
Geheimnisses wirken wird.
In der „Russischen Frage” ist das wachsende Vertrauen des
Auslandes die erfreulichste Erscheinung; es ist zu hoffen, daß die
schöpferische Intelligenz der russischen Techniker sowie Kapital-
kraft und Organisationstalent der ausländischen Unternehmer im-
stande sein werden, die Entwicklung der russischen Volkswirtschaft
in gesunde Bahnen zu lenken. Für mich besteht indessen kein
Zweifel darüber, daß eine jetzt schon in Angriff zu nehmende gene-
relle Elektrisierung nicht in dieser Richtung liegt, noch viel
weniger im Mittelpunkte des Wiederaufbaues Rußlands').
Dr,M. Klein.
3) In „Eleetrival World“ (Bd. 80, 1922,8 715) hat sich auch Dr. Ch. P Stein-
metz mi! dem russischen Elektrisierungsplan beschäftigt, ohne ihn indessen
einer B-urteilung zu unterz ehen Die genann e Zeitschrift beme-kt aber dazu
daß die Möglichkeit. das Programm ınnerh«Ib der nächsten zehn Jahre durchzu-
führen, von der Beihilfe Amerikas abhänge; em ser indessen sehr zweifelhaft
ob von dessen Kapital ein wesentlicher B» trag (die Gesamtkosten werden auf
etwa 60 Mill $ geschätzt) erlangt werden könne, t evor die Sowjetrepublik ihre
Iteale und 'hre Verwaltuns spraxis vollständig geändert habe. Vorläufig scheine
es sich mehr um ein Herumtapp n (poker) als um Kapitalsanlage zu handeln.
Ein weiterer Aufsatz ber diesen Gesenstand. der uns einer etwas eingehenderen
biskussion wert ers heint, wird den Standpunkt der Mitarbeiter an dem Elek-
trisierungsplan beleuchten. D. 8.
1438
Die neue Großfunkstelle „Radio-France“ (St. Assise)!).
Von R. Hormung, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Telegraphen-
technischen Reichsamt.
Übersicht. Die betriebstechnische Einrichtung der neuen fran-
zösischen Großfunkstelle „Radio-France“, deren Sendeanlage sich in
St. Assise befindet und als solche z. Z. die größte der Welt ist, wird
beschrieben und ihre technischen Daten, soweit sie von allgemeinem
Interesse sind, angegeben. Ein kurzer Vergleich mit anderen Groß-
funkanlagen wird aufgestellt.
Am 7. August 1922 hat Frankreich seine neueste Großfunk-
stelle „Radio France” (St. Assise) durch Austausch funktelegra-
phischer Begrüßungstelegramme mit New York dem transozeani-
schen Funkverkehr übergeben, nachdem bereits Anfang Juli des
Jahres funktelegraphische Reichweitenversuche mit den verschie-
densten Großfunkstellen der Erde aufgenommen worden waren. Die
Errichtung dieser Großfunkstelle, bei welcher es sich vor allem
um den Bau der großen Sendeanlage in St. Assise handelte, ist von
der „Compagnie Générale de Telegraphie sans Fil” in Paris aus-
geführt worden, deren Tochtergesellschaft „Radio France” den Be-
trieb übernommen hat. Die Arbeiten begannen im Januar 1921.
Entsprechend der Bedeutung von „Radio France“ als Zentral-
Funkstelle für den französischen Europa- und Überseefunkverkehr
ist ihr organisatorischer und betriebstechnischer Aufbau ähnlich
dem z. Z. im Großfunkdienst in Deutschland und Amerika üblichen:
Sender und Empfangsanlage befinden sich in nicht allzu großer
Entfernung von der Landeshauptstadt als des Regierungs- und
Handelszentrums und räumlich soweit voneinander getrennt, daß
ein gleichzeitiger Sende- und Empfangsbetrieb (Duplexbetrieb)
durchgeführt werden kann; die Ferntastung der Sendeanlage bzw.
das Fernhören über die Empfangsanlage finden in der Hauptstadt
selbst statt (Abb. 1).
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Abb 1. | Funkbetriebsorganisation.
Die Sendestelle liegt unmittelbar an der Seine, 40 km östlich
:von Paris in der Nähe von Melun, nicht weit vom Walde von Fon-
tainebleau entfernt. Sie besteht, wie aus der Abbildung ersicht-
lich ist, aus einer Anlage für den Übersee-Verkehr und einer solchen
für den Europaverkehr.
Die Sendeanlage für den Übersee-Verkehr be-
findet sich in einem großen Gebäude, welches zwischen zwei paral-
lellaufenden Mastreihen liegt und das die Maschinen usw. enthält.
Jede dieser Mastreihen, welche eine Länge von 3 km besitzen und
400 m Abstand voneinander haben, enthält 8 Masten von je 250 m
Höhe; über isolierte Verbindungsleitungen je zweier gegenüber-
liegender Maste sind die T-förmigen Antennen gespannt und über
einen 50 m hohen Mast niedergeführt. Die Maschinenanlage für den
Überseeverkehr besteht aus vier Hochfrequenzmaschinen, von de-
nen zwei je 500 kW und zwei je 250 kW Antennenenergie erzeugen;
durch Zusammenschalten dieser vier Maschinen soll eine Gesamt-
antennenenergie von 1500 kW bei 700 A Antennenstrom zur Wir-
kung gebracht werden können. Ferner soll die Station in der Lage
sein, mit den Maschinen zu gleicher Zeit einzeln und zu 2 Paaren
— je die beiden großen und die beiden kleinen Maschinen gekoppelt
ı) Die Abbildungen und ein Teil der nachstehenden Angaben sind der.
Zeitschrift „L’gnde électrique“ vom Januar 1922 entnommen.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 48.
30. November 1922,
— zu arbeiten, Da jede Maschine mit einer Geschwindigkeit von
etwa 100 Worten in der Minute senden kann, wäre es demnach bei
Anspahnung aller Sendegelegenheiten möglich, im Überseeverkehr
mit dieser Anlage 36000 Wörter stündlich auszusenden.
Die nahe der Anlage für den Überseeverkehr in einem beson-
deren Gebäude untergebrachte Sendeanlagefürdeneuro-
päischen Verkehr weist nur einen einzigen 250 m hohen Mast
auf, der neben diesem Gebäude steht und die Europa-Antennen
trägt. Als Kraftquelle für den Europaverkehr dienen 4 Hochfre
quenzmaschinen, welche je 25 kW-Antennenenergie erzeugen kön-
nen, so daß gleichzeitig nach vier Richtungen gearbeitet werden
kann. Die Maschinen sollen zu zweien und mehreren gekoppelt
werden können, eine Erhöhung der Antennenenergie bis zu 100 kW
wäre demnach möglich. Außerdem sind noch zwei 5 kW-Röhren-
sender für den Verkehr auf nahe Entfernungen (z. B. Telephonie
und Schnellverkehr Paris—London) vorgesehen.
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Abb. 2. Empfangsanlage in Villecrgsnea.
Die Empfangsanlage, welche sich in Villecresnes (24 km öst-
lich Paris) befindet, besteht aus 7 Empfangshäusern mit innen be-
findlichen Rahmen; die Häuser liegen auf einem etwa 15 ha großen
Gelände (Abb. 2) je 70 m voneinander entfernt. (Eine ähnliche An-
ordnung besitzt bereits die Hauptfunkempfangsstelle der deutschen
Reichstelegraphenverwaltung in Zehlendorf bei Berlin.) Jede der
Empfangsstellen ist in der Lage, je nach Anforderung der Gegen-
funkstelle bzw. der Betriebszentrale in Paris auf Hör-, Maschinen-
oder Schnellempfang zu schalten; für besonders hohe Funkge-
schwindigkeiten sind Lichtschreiber vorgesehen, welche die an-
kommenden Wellenzüge photographisch aufnehmen. Für den Fall,
daß die Fernübertragung der ankommenden Zeichen zur Betriebs-
zentrale in Paris wegen Leitungsstörung oder aus anderen Ur-
sachen nicht möglich ist, steht in der Anlage in Villecresnes ein voll-
aao kar Empfangssaal für die Aufnahme aller Linien betriebs-
ereit.
Die Betriebszentrale in Paris ist zunächst noch provisorisch
untergebracht und soll demnächst in unmittelbare Nähe der Pariser
Börse in die Rue Montmartre verlegt werden. Von ihr aus können
alle Sender in St. Assise sowohl automatisch als auch mit der Hand
getastet werden, ebenso wie Hör-, Maschinen- und Schnellempfang
— entsprechend den technischen Anordnungen in der Empfangs-
stelle in Villecresnes — möglich ist. Zwischen der Betriebszentrale
einerseits sowie der Börse und der Zentralstelle für den öffent-
lichen Telegraphenverkehr in Paris andererseits besteht unmittel-
bare Verbindung. Von der Betriebszentrale führen je 2 14-paarige
Kabel teils unterirdisch, teils in Freileitungen nach St. Assise und
Villecresnes. Die Anordnung des Sende-Empfangsbetriebes in der
Betriebszentrale ist gleich der bei den deutschen Funkzentren üb-
lichen in der Weise getroffen, daß die Sende- und Empfangsbeamten
je einer Verkehrslinie an einem gemeinsamen Tisch zusammen ar-
beiten und hierdurch Rückfragen ohne Verzögerung erledigt werden
können. Auch die übrige Einrichtung der Zentrale bezüglich tele-
phonischer Aufnahme, Weiterleitung, Verfolgung und Kontrolle
der Telegramme entspricht der heute allgemein gebräuchlichen.
Man setzt in Frankreich auf die Zukunft dieser Großfunkstelle,
welche — wenigstens nach den vorgesehenen Leistungen — die
stärkste Funkanlage nicht nur Frankreichs und Europas, sondern
der ganzen Welt für die nächste Zeit sein wird, außerordentliche
Hoffnungen. An außereuropäischem Verkehr ist z. Z. bereits ein
ständiger Duplexverkehr mit Nordamerika (New York) aufgenom-
men (Verkehrswelle etwa 15 km), weiter geplant ein solcher mit
Südamerika, Südafrika, Indien und dem Fernen Osten (hier vor
allem Saigon). Als Vergleich möge dienen, daß die Sendeanlage
in St. Assise die vierfache Stärke der jetzigen Sendeanlage in
Lafayette und die 35fache der Anlage des Eiffelturms hat.
Wie sich „Radio-France” im Fernverkehr im Vergleich mit an-
deren europäischen Stationen (z. B. Nauen, Carnarvon, Leafield)
bewähren wird, muß abgewartet werden, da bekanntlich bei Sende-
anlagen die Frage der absoluten Weellenkonstanz und des Ausschal-
tens von Oberschwingungen, die neben dem eigentlichen Senderton
auftreten, sowie bei Empfangsanlagen diejenige der Beseitigung
örtlich unbequemer atmosphärischer und anderer Störzentren eine
außerordentliche und für die Unternehmerin nicht immer erfreu-
liche Rolle spielt. Das Auftreten und die Leistungen dieses neuen
Wettbewerbers auf dem Plane des internationalen Großfunk-
dienstes werden aber jedenfalls sowohl dem Funkbetrieb als auch
der Technik manches Wissenswerte bringen.
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30. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
1439
RUNDSCHAU.
Verkehr und Transport.
Selbsttätige Unterwerke für Bahnen!) — Die Columbus, Dela-
ware und Marion-Elektrizitätsgesellschaft hat kürzlich drei selbst-
tätige Umformer in Betrieb genommen für die Stromversorgung
ihrer Überlandbahnen zwischen den drei genannten Städten. Die
selbsttätigen Unterwerke arbeiten zusammen mit handbedienten
Umformerwerken im Kraftwerk Scioto und in Marion. Das Kraft-
werk Scioto, etwa 13 km südlich von Marion, erzeugt Drehstrom von
15200 V bei 60 Per. Die gesamte Strecke ist etwa 80 km lang mit
Steigungen bis zu 38%. Es verkehren halbstündlich Züge in bei-
den Richtungen, jeder zweite Zug in jeder Richtung ist ein Schnell-
zug, der die Strecke in 1 h 55 min zurücklegt, während die Lokal-
züge 2 h 25 min brauchen. Von den angegebenen Fahrzeiten ent-
fällt % h auf die Fahrt über eine Streckenlänge von 3,5 km in der
Stadt Columbus. Die selbsttätigen Unterwerke liegen unmittelbar
an der Überlandstrecke, u. zw. an Haltepunkten, so daß sie baulich
mit den Warteräumen vereinigt werden konnten. Der Grundriß
einer Station ist in Abb. 1 gegeben. Bemerkenswert ist, daß der
Warteraum im Winter durch die warme Luft aus dem Maschinen-
raum geheizt wird. Zu diesem Zweck ist in der Wand zwischen
beiden Räumen am Fußboden eine Öffnung von 0,6 X 1,2 m ange-
bracht, durch die die Luft aus dem Warteraum in den Maschinen-
raum eintritt. Durch eine gleich große Öffnung im oberen Teil der
Wand gelangt die erwärmte Luft aus dem Maschinenraum in den
Warteraum. Für die Lüftung des Maschinenraums im Sommer
sind inder Rückwand Öffnungen vorgesehen, die durch innen ange-
brachte Schieber verschlossen werden können.
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Abb. 1. Grundriß eines selbsttätigen Unterwerks.
‚Die elektrische Ausrüstung ist in allen drei Unterwerken die
gleiche und besteht aus einem listenmäßigen Westinghouse-500 kW-
Einankerumformer für 600 V Gleichstrom und einer dreifeldrigen
selbsttätigen Schalttafel mit allen Schalt- und Meßapparaten. Der
Blitzableiter für die Gleichstromseite ist auf einen Wandarm neben
der Schalttafel montiert. Die gesamte Hochspannungsausrüstung
ist im Freien angeordnet, um die Feuersicherheit der Anlage zu
erhöhen und die Gebäudekosten zu vermindern. Die Transforma-
toren stehen auf einer Plattform (s, Abb. 1, rechts), die durch eine
Verlängerung des Fußbodens des Umformerwerks gebildet wird.
ie können von einem Plattformwagen aus mit dem fahrbaren Kran
der Bahngesellschaft unmittelbar in Stelying gebracht werden,
ebenso das schmiedeeiserne Schalterhäuschen. Letzteres enthält
den Ölschalter und die Stromwandler. Die Vorder- und Rückwand
des Häuschens kann leicht entfernt werden, um das Innere zur Be-
sichtigung frei zu machen. Der Spannungswandler für den Dreh-
stromzähler ist neben dem Schalterhäuschen im Freien aufgestellt.
Der Stationstransformator ist an einem der Hochspannungsmaste
aufgehängt, zwischen denen auch die Trennschalter und Drossel-
spulen eingebaut sind. Die elektrolytischen Blitzableiter, die
wöchentlich einmal aufgeladen werden müssen, stehen auf dem Dach
des Umformerwerks. Die Freiluftanlage ist mit einem hohen Draht-
schutzgitter umgeben. Erwähnenswert sind noch 2 Signaleinrich-
tungen: Eine blaue Lampe an einem besonderen Mast, die ein Fahr-
gast vom Warteraum aus durch einen Druckknopf einschalten
kann, um dem Führer des Lokalzuges das Zeichen zum Halten zu
geben, ferner eine kleine Lampe über dem Fenster des Umformer-
raumes, an der der Wagenführer erkennen kann, ob der Umformer
angelaufen ist. Beim Versagen benachrichtigt er vom Warteraum
aus telephonisch die Betriebsleitung. Die Umformerwerke haben
sehr befriedigende Betriebsergebnisse gezeigt, indem sie einen
mittleren Gesamtwirkungsgrad von ungefähr 85 % ergaben. Eine
genaue Untersuchung der Unterwerke findet wöchentlich einmal
statt, während der die Elektrolytblitzableiter geladen werden.
Gihe.
Beleuchtung und Heizung.
Verkehrsregelung durch farbige Lichtsignale. — Nachdem sich
auf mehreren Eisenbahnstrecken gezeigt hat, daß farbige Licht-
signale auch bei Tage vor den sonst allgemein üblichen Semaphoren
mancherlei Vorteile besitzen, ist man jetzt dazu übergegangen,
1) Nach Electr. Railway Journ. Bd. 60, 1922, S. 153.
durch Lichtsignale auch den Straßen- und Landstraßenverkehr zu
regeln. Die 5. Avenue in New York weist z. Z. an fünf Straßen-
kreuzungen Lichtsignaltürme auf. Es werden drei Farben benutzt.
Bei Gelb ist der Verkehr für die Avenue frei, bei Rot haben sowohl
die Wagen der Avenue wie die der Querstraßen zu halten, bei Grün
ist für die Querstraßen freie Fahrt. Die Signaltürme stehen in tele-
phonischer Verbindung. Der mittelste hat die Leitung über die
anderen. Die Einrichtung hat sich gut bewährt, wie aus einer Ab-
nahme der Unfälle ersichtlich ist. Auf Landstraßen kommt eine
Verkehrsregelung nur bei Eisenbahnkreuzungen in Frage. Hier
gibt es nur eine Farbe, und zwar die rote, welche für den Land-
straßenverkehr ein Halt bedeutet, weil ein Zug sich nähert. Als
Lichtquelle dient gewöhnlich eine Gasfüllungslampe von 36 W und
30 V, deren Licht durch Fresnel-Linsen derartig konzentriert wird,
daß das Signal selbst an hellen Sonnentagen in einer Entfernung
von 600 bis 750 m erkennbar ist. Der helle Himmel wird hinter dem
Signal durch eine genügend große dunkle Scheibe abgeblendet.
Der Wert dieser „Verkehrstürme liegt in der Ordnung des
Quer- und Durchgangsverkehrs ganzer Straßenzüge, wie sie in der
5. Avenuein New York ihr Schulbeispiel findet. An einzelnen Punk-
ten und Plätzen, z. B. dem Potsdamer Platz in Berlin, wird damit
kein Vorteil gegen das jetzt daselbst eingeführte Verfahren erreicht.
(J. Harriss, J. O’Brien, S. Taylor und E. Warner, „Trans. Ill. Eng.
Soc,”, Bd. 17, 1922, S. 245.) Re.
Bliendlaternen und Batterien. — Die erste Herstellung von
Handlaternen stammt aus dem Jahre 1898. Als Stromquelle dienten
zuerst zwei bis drei Klingelelemente. Bis 1907 war die Nachfrage
nach derartigen Laternen sehr gering. Der Stromverbrauch der
Kohlefadenlampen war zu groß und die Leistungsfähigkeit der
bald an die Stelle der Klingelelemente tretenden Trockenelemente
zu gering. Gleichzeitig mit der Einführung der Wolframlampe ge-
lang es, Trockenbatterien von fünfmal höherer Leistungsfähigkeit
herzustellen. Seit dieser Zeit zeigen die Laternen eine ständig
wachsende Verbreitung.
Man unterscheidet drei Teile: Die Glühlampe, die Batterie und
die Hille. Die gebräuchlichste Form der Lampe ist heute die
Spiraldrahtlampe von etwa 30 Windungen in U-Form angeordnet;
Spannung 3,8 V, 0,3 A; Lebensdauer 24 h. Die Trockenbat-
terie besteht aus einem Zinkgefäß als der einen Elektrode. In
ihm befindet sich als Gegenelektrode ein Kohlestab, auf welchem
eine Mischung von Mangandioxyd und Graphit aufgetragen ist, die
ihrerseits von Baumwollgaze umhüllt ist. Die Elektrolytpaste be-
steht aus Ammoniumchlorid und Zinkchlorid mit Mehl und Wasser
vermischt. Die Prüfung der Batterie findet in der Weise statt, daß
man die einzelne Zelle durch einen Widerstand von 2,75 D schließt.
Dann beträgt ihre Lebensdauer, d. h. die Zeit bis zur Spannungs-
abnahme auf 0,5 V, 550 min. Nach einigen Stunden Erholung bei
offenem Stromkreis ergibt sich noch eine Zusatzlebensdauer von
250 min. Der Spannungsverlust bei offenem Stromkreis durch
Selbstentladung beträgt 35 % in 12 Monaten.
Es werden 4 Arten von gebräuchlichen Laternen unterschieden:
Die Handlampe mit einem Beleuchtungsradius von 7 bis 10 m.
Die Handlaterne.
Die Taschenlampe für Beleuchtung in ganz kurzen Entfer-
nungen.
Die Scheinwerferlampe mit Parabolreflektor zur Beleuchtung
«in Entfernungen von 100 bis 300 m bei annähernd parallelem
Strahlenbündel. \
Die Verwendung von Linsen bei diesen Laternen ist zwecklos
und wäre nur in Verbindung mit sphärischen Reflektoren sinngemäß,
um die Parallelität der Strahlenbündel noch zu vervollkommnen.
Die Brennweite dieser Linsen müßte dann aber eine Länge haben,
welche ihre Verwendung bei Blendlaternen unmöglich machen
würde. Auch die Reflektoren sind selten ganz auszunutzen, da eich
die Glühlampe meist nicht in ihrer Achse verschieben läßt. Als
bester Parabolreflektor wird ein solcher von 32 mm Tiefe empfoh-
len, welcher eine Streuung von nur 6° liefert. Mit diesem Reflektor
und der oben erwähnten normalen Lampentype wurden in dunkler
Nacht folgende Beobachtungen gemacht: in 20 m Entfernung war
eine Hausnummer von 9 cm Höhe gut lesbar; in 90 m Entfernung
war ein Mensch sowohl gegen einen hellen wie einen dunklen Hinter-
grund erkennbar; in 200 m Entfernung waren Fenster, Gesimse usw.
an einer Hauswand erkennbar. Schließlich ist noch erwähnenswert,
daß die Handlampe auch zu Projektionszwecken Verwendung ge-
funden hat. Eine Lampe von 3,8 V 03 A ergab im dunklen Zimmer
ein genügend helles Projektionsbild von 1,2 X 12 m. Die Jahres-
produktion in den Vereinigten Staaten betrug zuletzt etwa 5 Mill.
Laternen und 25 Mill. Batterien. (E.H.Mathews, „Trans. Illum.
Eng. Soc.“ 17, 1922, S. 135.) Re.
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Elektrische Antriebe.
Spannrollen. — Beim elektrischen Einzelantrieb sowohl als
auch beim Gruppenantrieb von Arbeitsmaschinen ist häufig ein
möglichst geringer Achsenabstand erwünscht. Das dieser Forde-
1440
rung am besten entsprechende Stirnradgetriebe hat für diesen
Zweck aber nur sehr geringe Verbreitung gefunden, teils wegen des
von ihm verursachten Geräusches, hauptsächlich aber wegen der
Gefahren, welche durch zeitweise Überlastungen hervorgerufen
werden können. Dadurch, daß man eines der beiden Räder aus Roh-
haut anfertigt oder aber durch Öl laufen läßt, kann man allerdings
das Geräusch in ziemlich einfacher Weise vermindern.. Um die
durch Überlastung bedingten Schwierigkeiten nennenswert zu ver-
ringern, ist aber der Einbau einer ziemlich kostspieligen Rutsch-
kupplung in dem größeren der beiden Räder erforderlich. In ein-
facherer Weise läßt sieh der Zweck durch ein neues Getriebe er-
reichen, welches man als umgekehrten Lenix-Spannrollentrieb be-
zeichnen könnte, Es ist dies der sogenannte Adko-Spann-
rollentrieb. Die beiden Riemenscheiben haben hierbei ver-
schiedene Drehrichtung, und ihr Abstand ist nur wenig größer
als die Dicke des Riemens. Abgesehen von dem dadurch erreichten
denkbar geringsten Achsenabstand besitzt dieser Trieb im Ver-
gleich mit den bisher fast ausschließlich angewendeten Spann-
rollentrieben den weiteren Vorteil, daß die Rolle das schlaffe Trum
bei sehr geringem Durchmesser der Motorscheibe nicht so leicht
gegen das ziehende Trum drücken kann und deshalb ein Kürzen
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Abb 2. Spannrolle.
des Riemens erforderlich wird. Abb. 2 stellt den Antrieb einer
Vorgelegewelle mittels des neuen Getriebes dar, und zwar in ein-
gerücktem Zustande. Es ist dabei eine vollständige Entspannung
des Riemens und somit ein Stillstellen der Vorgelegewelle bei weiter-
laufendem Motor möglich, deshalb kann man diesen auch vollständig
unbelastet anlaufen lassen und nachdem er die richtige Drehzahl
erreicht hat, die Vorgelegewelle allmählich in Gang setzen, Durch
entsprechende Belastung des Gewichtshebels kann man erreichen,
daß der Riemen rutscht, bevor eine schädliche Überlastung nn
Werkstatt und Baustoffe.
Der Hydraulograph, ein neuer Druckanzeiger für Pressen. —
Schon eine geringe Ungenauigkeit beim Abdrehen eines Achs-
stummels oder beim Ausbohren einer Radnabe, kann die Ursache für
einen losen Sitz des Rades auf der Achse sein. Die Messung des End-
druckes beim Aufpressen des Rades auf die Achse gibt keine Gewähr
dafür, daß zwischen Rad und Achse auf der ganzen Berührungsfläche
ein genügender Druck besteht, um zu verhüten, daß das Rad bei
einem außerordentlichen Anlaß lose wird. Um diese Ungewißheit
über die Größe des Berührungsdruckes während der ganzen Dauer
des Aufpressens zu beseitigen, ist kürzlich in den Werkstätten der
Northern Ohio Traction & Light Company in Akron, Ohio, eine von
der American Steam Gage & Valve Manufacturing Company in
Boston hergestellte, dem Dampfmaschinenindikator ähnelnde Druck-
aufzeichnungsvorrichtung, Hydraulograph genannt, an einer Räder-
presse angebracht und in Betrieb genommen worden. Die Vorrich-
tung ist an die zum Preßstempel der Räderpresse führende Druck-
leitung angeschlossen, sie besteht aus einem unter Federwirkung
stehenden, in einem senkrechten Zylinder geführten Kolben, dessen
oberes Kolbenstangenende mittels geeigneter Hebelübersetzung mit
einer Schreibvorrichtung verbunden ist. Diese letztere, zusammen
mit dem von einer Rolle ablaufenden, auf eine zweite Rolle sich auf-
wickelnden Schreibpapier, ist in einem geschlossenen, mit einer
Schauöffnung versehenen Kasten untergebracht, in dem sich noch
eine Sperrvorrichtung befindet, die den Papierstreifen nur so lange
bewegt, solange der Preßstempel selbst in Bewegung ist. Der Vor-
schub des Papiers erfolgt stets nur um einen bestimmten Bruchteil
der Preßstempelbewegung. Das Ergebnis der gleichzeitigen Be-
wegung des Schreibstiftes und des Papiers ist eine Drucklinie, Jie
in jedem Augenblick den jeweils auf das Rad ausgeübten Druck mit
Bezug auf dasjenige Maß anzeigt, um welches das Rad in dem be-
treffenden Zeitpunkte auf den Achsstumpf aufgeschoben war.
Sofern nun entweder der Achsstumpf oder die Nabenbohrung
eine, wenn auch nur ganz geringe Verjüngung aufweist, ist der
Druck zwischen den beiden Berührungsflächen während des Auf-
pressens nicht gleichmäßig. Dann aber sitzt auch das fertig auige-
zogene Rad nicht an allen Stellen mit dem gleichen Berührungsdruck
auf, und der Sitz des Rades wird unsicher, da ein Schlag statt eines
Elektrotechnische Zeitschrift., 1922. Heft 48.
\
30. November 1922.
andauernden seitlichen Druckes imstande ist, das Rad zu lösen. Die
Wirkung einer solchen Verjüngung zeigt der Hydraulograph mit,
Sicherheit an. In den Diagramm (Abb. 3), das den Aufzeichnungen
eines solchen Druckanzeigers entnommen ist, zeigt die Linie A die
Drucklinie, die entsteht, wenn Rad oder Achse eine Verjüngung
haben, so daß ein gleichmäßiges Ansteigen des Preßdruckes nicht
möglich ist. Die Linie B stammt von einem Radsatz, dessen Rad zu
lose war, so daß der Enddruck überhaupt erst eintrat, als das Rad an
die Schulter des Achsstumpfes stieß. Ein solcher Satz dürfte über-
haupt nicht in Betrieb genommen werden. Die Linie C zeigt einen
ähnlichen Fall. Hier besaßen zwar Rad und Achse die gleichen in
Betracht kommenden Durchmesser doch sitzt das Rad nicht fest ge-
nug, der Berührungsdruck ist nicht groß genug,
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Abb 8. Druckschaulinivı. Jes Hydraulographen. =
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Der Vorteil der neuen Anzeigevorrichtung besteht mithin darin,
daß cr ungenaue Arbeit schonungslos aufdeckt, die Arbeiter also zu
sorgfältigem Arbeiten erzieht. Die Arbeiter erkennen, daß, wenn
eine Verjüngung von mehr als 0,008 mm auf 100 mm der Achsstumpf-
länge vorhanden ist, der Sitz des Rades nicht mehr sicher ist.
Saubere, genaue Arbeit zeigt sich in einer ständig bis zum Höchst-
druck ansteigenden, fast geraden Linie, wie sie aus den übrigen
Schaubildern — mit Ausnahme des vorletzten — des Diagramms,
ersichtlich ist. Über jeder Schaulinie wird zweckmäßig die Nummer :
des Wagens und des Rades, das Datum und der Name des Arbeiters
eingetragen, so daß später, z. B. gelegentlich der Untersuchung eines
Unfalls, leicht alle Einzelheiten der Aufpreßarbeit wieder fest-
nn werden können. (,„Electr. Railw. Journ.“, Bd. 60, 1922
Verschiedenes.
Gemeinschaft ehemaliger Studierender der Technischen Hoch- :
schule Karlsruhe. — Aus Kreisen ehemaliger Studierender der badi-
schen Technischen Hochschule ist der Plan hervorgegangen, zur
Aufbringung von Mitteln für die Studentenhilfe (Akademischer
Mittagstisch usw.) und zur Unterstützung von wissenschaftlichen
Unternehmungen eine Gemeinschaft ehemaliger Studierender der
Technischen Hochschule Karlsruhe ins Leben zu rufen. In einem
vorläufigen Aufruf zum Beitritt zu der in Bildung: begriffenen Or-
ganisation wird es als Ehrenpflicht jedes ehemaligen Studierenden
der Karlsruher Hochschule bezeichnet, der Gemeinschaft sich an-
zuschließen. Nähere Auskunft erteilt das Sekretariat der Tech-
nischen Hochschule Karlsruhe.
Industrie und Handel.
Glühlampen. — Wie der „Anzeiger f. Elektrotechn. u. Ma-
schinenb.“!) nach einem Aufsatz F.L,Hartmanns im „Handels
museum” mitteilt ‚leidet die Glühlampenindustrie Österreichs
unter den Valutaschwgnkungen, den Arbeitsverhältnissen und be
sonders auch unter der Zollpolitik der Siegerstaaten. Rohmaterial
aus dem Ausland zu beschaffen, erschwert überdies die fortschrei-
tende Entwertung der Krone. Eine auf Grund des Verbrauchs der
städtischen Elektrizitätswerke in Wien aufgestellte Rechnung er-
gibt bei einer Jahreserzeugung von 27 Mill. Glühlampen nur etwa
ein Viertel des Gesamtumsatzes für das Inland, von dem die Tochter-
gesellschaften deutscher und ungarischer Firmen aber ein Fünftel
liefern, so daß man für den Inlandbedarf etwa ein Fünftel der hei-
mischen Produktion annehmen kann. Den Export des Restes er-
schweren nun die fremdländischen Schutzzölle, die den Wert der
Lampe bedeutend übersteigen bzw. sich gegenüber dem Verkaufs
preis so hoch stellen, daß der erübrigte Betrag nicht einmal die
Kosten des Rohmaterials deckt. Die Ausfuhr nach Spanien ist voll-
ständig unterbunden, denn der Verkaufspreis einer Lampe von
110 V, 10 bis 50 HK, beträgt: 1,22 Pes, der Zollsatz aber z. Z. 3,8
Pes/kg, so daß die Unkosten an Zoll, Fracht‘ und Verpackung
(0,12 Pes) bei einem Gewicht von 36 g je Lampe zusammen 1,08 Pe
ausmachen und zur Deckung der Herstellungskosten nur als Bruch-
teil dieser 0,14 Pes oder rd 1500 K verbleiben. Auch in Frankreich
muß Österreich viermal so hohe Zölle bezahlen als z. B. die Schweia
und Holland, welch letzteres im ersten Halbjahr 1921 rd 260 t Metall-
fadenlampen im Wert von 2,4 Mill. Gld nach Frankreich einführen
konnte. Gleichwohl war die österreichische Glühlampenindustrie
bemüht, den Inlandpreis um rd 40 % unter den Gestehungskosten
zu halten; den Verlust will sie durch Export ausgleichen, was aber
erst möglich sein wird, wenn die Zollschranken abgebaut sind und
intensivere Arbeit die Erzeugungskosten verringert hat.
Die Einfuhr der Schweiz an Glühlampen mit Fassung be
trug nach einer Mitteilung der Einkaufsabteilung des V.S.E. 1%1 f
97 400 kg im Wert von 2,277 Mill. Fr und im ersten Halbjahr 192
1) Wien, Bd. 40, 1922, S. 2338.
j]
30. November 1922.
wir in „Electrical Review” lesen, folgende Preise an, die kürzlich
der Stadtverwaltung von Johannesburg angeboten worden
44000 kg im Wert von 0,967 Mill. Fr. Da die Importbeschränkungen
nur gegenüber den beiden valutaschwachen Ländern Deutschland
und Österreich angewandt werden, kommt die in 1922 festgestellte
Einfuhr von Glühlampen in vermehrtem Maße aus dem valutastarken
Holland, u. zw. mit 133 dz im Wert von 0,306 Mill. Fr, was nach An-
sicht der Einkaufsabteilung beweist, daß die schweizerischen Fabri-
ken zu lange mit dem Abbau ihrer Preise gewartet haben.
Aus Italien berichtet „Electrical Review“, daß im vorigen
Jahr eine spanische Firma in den Werken der S. A. l’Incandescence
par le Gaz Auer zu Mailand eine Glühlampenfabrik eingerichtet und
die genannte Gesellschaft zum Verkauf der Erzeugnisse in Italien
berechtigt habe. Infolge Fehlens von Einfuhrzöllen sei letztere
: aber einer starken deutschen und österreichischen Konkurrenz aus-
: gesetzt, die die Verkaufspreise von Glühlampen in Italien auf ein
' Niveau herabgedrückt hätte, das keinen Verdienst mehr lasse. Man
sei der Hoffnung gewesen, daß Einfuhrzölle verfügt würden, doch
wäre in dieser Beziehung bisher nichts getan worden.
Als Charakteristik der ungeregelten Verhältnisse auf dem
Glühlampenmarkt führt das „South African Mining Journal”, wie
sind, u. zw, je 1 Dutzend Lampen:
210/60 V
Angop oron 24/60 „ | 210720 V | Ursprungsland
s d 8 d
Gilbert & Co., Ltd. . . ...113 6 14 6 England
British Agencies, Ltd. . . . 14 0 14 0 Schweiz
S. A. General Elec. Co. . . | 11 O 11 0 V.S. Amerika
Niven & Mitchell. . . . . 12 2 12 2 Oesterreich
C. Kleudgen. Ltd. . . . . 12 0 12 0 Deutschland
Saaler & Franks, Ltd. . . . 16 6 16 6 England
Griffin Eng. Co., Ltd. . . . |13 2 14 2 England
a = a .. . 12 0 12 0 Deutschland
Siemens Bros. & Co., Ltd. . | 12 6 12 6 England
Reunert & Lenz, Ltd. . . . | 14 9 14 9 Holland
Rice, Wilson & Herd . . . 11 0 11 0 England
Bartle & Co. . 2. 2 2.0. 76 70 Oesterreich
Metro- Vickers Elec. Co., Ltd. | 11 5!/⁄ | 11 5!'⁄2| England
B. G. E. Co, Ltd . ...7]120 12 0 England
Hubert Davies & Co., Ltd. . | 12 4 12 4 Holland
Der niedrigste Preis von 7 s 6 d bzw. 7 s bezieht sich auf öster-
reichische Fabrikate, und das niedrigste englische Angebot von
ll 8 entspricht der einzigen amerikanischen Offerte (General
Electric Co.).
Nach dem Bericht des Lampenkomitees der amerika-
nischen National Electric Light Association,
über den G. F. Morrison in der „General Electric Review“?)
referiert, ist der Absatz von Wolframlampen seit 1908 mit Ausnahme
des Jahres 1914, wo er sich nicht veränderte, und von 1919, wo er
etwas abgenommen hat, bis Ende 1920 ständig gestiegen, u. zw. auf
etwa 210 Mill. Stück; 1921 folgte ein Abfall der Kurve. Demgegen-
über bat sich der Verkauf von Kohlefadenlampen (einschl. der mit
metallisiertem Faden), der bis Ende 1911 jährlich nahezu 60 Mill.
Stück ausmachte, von da an dauernd verringert; er betrug 1921 nur
noch 3,5 % der Gesamtsumme. Ähnlich ist der Verlauf des Gesamt-
energieverbrauchs der abgesetzt:n Lampen, der bei Wolframlampen
Ende 1920 etwas mehr als 11 Mill. kW gegen etwa 3 Mill, kW in 1908
betrug. Damals entsprach dieser Betrag auch ungefähr dem der
Kohlefadenlampen, deren Gesamtenergieverbrauch Ende 1921 aber
auf etwa 0,3 Mill. kW gesunken ist, Im Durchschnitt hat er sich je
Lampe von 53 auf etwa 55 W gesteigert, u. zw. infolge der wachsen-
den Anwendung gasgefüllter Wolframlampen, von denen 1921 un-
gefähr eın Fünftel aller Lampen verkauft worden eind. Die Nach-
frage in bezug auf die Spannung zeigt für 1921 folgende Übersicht:
Spannung»k asse | Nachfrage in “/e
110-V- 23.5008 8 un 85,8
DIE, 2 ee 4,3
30 und 60 V ..... g 4,7
Straßenbahnlampen .... 2,6
Straßenbeleuchtung 1,9
Verschiedene Lampen 0,7
Der Bedarf an Vakuumlampen betrug bei 40 W rd 20%, bei
2 W rd 18 %, bei 50 W rd 15 % und bei 60 W rd 13%. Es folgen
dann die gasgefüllten Lampen von 75 und 100 W mit je etwas über
0, in welchem Umfange auch die Lampen für Lichtfeklame usw.
gefragt waren. Rücksichtlich der Lampenzahl decken die Vakuum-
typen 79 %, die gasgefüllten Sorten 21 % der Nachfrage. Hinsicht-
lich des Listenpreises wird mitgeteilt, daß er durchschnittlich für
die Mazda-Lampe heute niedriger ist als 1914. Er stellte sich vor
em Kriege auf etwas über 1,50 $ und hat nach einer beträchtlichen
erringerung in 1915, die bis Ende 1917 vorhielt, und einer Steige-
rung in den letzten beiden Jahren 1922 wieder 1,50 $ erreicht. Die
=
®%) Bd. 25, 1922, S. 588.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 48.
144 1
GeneralElectricCo. verkaufte nach „Electrical World“ von
dieser Type 1921 allein für etwa 62 Mill, $. Der Gesamtabsatz von
Glühlampen (ohne kleinste Lampen) in Amerika wird wertlich auf
93 Mill. $ beziffert, von denen allein 92 Mill. $ auf Metalldrahtlampen
entfielen. Die Entwicklung letzterer hat eine außerordentliche Er-
sparnis an Lichtkosten verursacht. Diese sollen im letzten Jahr
für das amerikanische Publikum rd 500 Mill. $ betragen haben, wäh-
rend das durch Kohlefadenlampen erzeugte Lichtaequivalent Aus-
gaben in Höhe von etwa 2000 Mill. $ verursacht hätte. Übrigens
stellt sich der Preis der 40 W-Wolframlampe nach „Electrical
World“ z. Z. auf 35 cts, während er 1907 noch 1,50 $ betrug. Ferner
wird berichtet, daß die amerikanischen Produzenten von Glühlam-
pen, die im April bereits eine Verbilligung verschiedener
Typen um etwa 10% vorgenommen hatten, neuerdings za einer
solchen geschritten sind, u. zw. besonders der gasgefüllten Lampen
um durchschnittlich nahezu 20 %.
Kupfer. — Unter den Kupferproduzenten der Welt stand
Japan bis vor kurzem an fünfter Stelle. Seine jährliche Gewinnung
betrug nach „Mining Journal”!) 60000 tons; während der letzten
zwanzig Jahre hat es durchschnittlich rotes Metall für 2,5 Mill. £
jährlich ausgeführt. Die bedeutendsten Bergwerke, im Südwesten
gelegen, gehören einigen der reichsten Familien des Landes (Jwa-
saki, Furukawa, Sumitomo, Fujita), und das Kupfergeschäft galt als
sehr aussichtsreich und lohnend. In den Jahren 1919/1920 wurde
dann zum erstenmal eine Einfuhr von Kupfer verzeichnet, u. zw.
im Wert von 26 bzw. 22 Mill. Yen?) ; denn der Verbrauch stieg, wäh-
rend die Produktion infolge wachsender Erzeugungskosten eine Ein-
schränkung erfuhr. Im Laufe des nächsten Jahres setzte sich der
Import zwar fort, aber in viel kleinerem Umfang; sein Wert betrug
nur 8Mill. Yen, war jedoch noch größer als der des gesamten Kupfer-
exports. 1922 begann das Geschäft wieder bedeutende Dimensionen
anzunehmen; schon in den ersten vier Monaten stellte sich die Ein-
fuhr von Kupferbarren auf nicht weniger als 0,27 Mill. Pikuls?) im
Wertvon 10,225 Mill. Yen, und zugleich entstand ein gänzlich neuer
Handel mit Messingabfall, wovon 0,223 Mill, Pikuls im Wert von
5,5 Mill. Yen eingeführt wurden. Da die Eigentümer der Kupfer-
bergwerke außerstande zu sein erklärten, Kupfer zu einem
Preise zu liefern, der mit dem des amerikanischen Imports kon-
kurrieren könne, sah sich die Regierung veranlaßt, den Zollsatz im
Interesse einer wichtigen heimischen Industrie von 1,20 auf
7 Yen/100 Kint) bzw. von 0,45 auf 3,37 amerikan. cts/lb zu erhöhen.
Der Import wurde dadurch vorübergehend zurückgedrängt, setzte
aber bald von neuem ein — nach der letzten Statistik hat Japan in
der Zeit von Juli 1921 bis Juni 1922 rd 44,35 tons fremden Kupfer ge-
kauft —, weil der monatliche Kupferverbrauch Japans etwa 6000tons
beträgt, die Produktion hingegen, welche sich im Jahre 1917 noch
auf durchschnittlich 10 000 tons je Monat belief, bis auf weniger als
5000 tons zurückgegangen ist. Die Bergwerksbesitzer stehen nun
vor der Alternative, entweder die Gewinnung wirtschaftlicher zu ge-
stalten und so der Konkurrenz zu begegnen, oder durch Verringe-
rung der Ausbeute den Preis, der z. Z. etwa 43 Yen/100 Kin bzw.
16 cts/lb ausmacht, hochzuhalten. Es gibt, wie „Mining Journal”
schreibt, in Japan viele Industriezweige, denen durch Lieferung
billiger Kohle geholfen sein würde; allein die Produktion der Berg-
werke wurde um 17,5 % vermindert, um die Preise nicht sinken zu
lassen. Dieselben Erscheinungen finden sich in anderen Indu-
strien; überall herrscht die Tendenz, die Preise dauernd hinauf-
zuschrauben und eine natürliche Preisentwicklung zu verhindern.
Falls dagegen nicht zu rechter Zeit eingeschritten wird, sind ernste
Schädigungen des japanischen Handels zu erwarten. L
Kohle. — Aus dem Jahresbericht des Rheinisch-West-
fälischen Kohlen-Syndikats für 191/22 geht hervor,
daß die Steinkohlenförderung Deutschlands 1921 ohne das
Saarrevier bei 136,210 Mill. t (181,347 i. V.) um 3,7 % größer war
als 1920, in welchem Jahr die Zunahme 12,57% ausmachte. Die
Einfuhr stellte sich auf 1,370 Mill. t (0,335 i. V.) und damit um rd
309 % höher als 1920, für das eine Steigerung um fast 584 % ver-
zeichnet wird. Das ergibt mit zusammen 137,580 Mill. t (131,682
i. V.) eine um 4,5 % (12,8 i. V.) stärkere Versorgung. Ausgeführt
wurden 1921 im ganzen (mit Zwangslieferungen) 26,571 Mill. t
(22,512 i. V.); der Export ist mithin nur um 18 % gewachsen gegen
fast 163% in 19%. Für den Inlandverbrauch nennt der Bericht
111,009 Mill. t (109 170 i. V.), was zwar einer Steigerung um 1,68 %
(093% i. V.) entspricht, aber keineswegs eine Verbesserung der
Steinkohlenversorgung bedeutet. Als Zwangslieferungen
hat das Deutsche Reich an Steinkohle (auch Briketts und Koks,
letztere mit 75 % in Kohle umgerechnet) von September 1919 bis
März 1922 insgesamt 38,758 Mill. t, an Braunkohlenbriketts jedoch:
lediglich 1,975 Mill. t, im ganzen also 40,733 Mill. t abgegeben; hier-
bei sind die Minderanforderungen der Entente an Braunkohlen-
briketts beachtlich, während deren Ansprüche an hochwertige
Steinkohlenprodukte zunehmen. Deutschlands Braunkohlen-
förderung im Jahre 1921 betrug 123,011 Mill. t (111,634 i. V.), die
Brikettherstellung 28,243 Mill. t (24,282 i, V.), die Einfuhr von
1) Bd. 139, 1922. S. 853, 871
23) 1 Yen = 2.09 Gldm. s»
$ 1 Pikul = 69 kg.
% 1 Kin = 0,60 kg.
1442
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
30. November 1922.
Braunkohle mit Briketts (nur aus der Tschechoslowakei) 2,757
Mill. t (2,398 i. V.) und die Ausfuhr von Rohkohle 36 429 t (16 426
i. V.), von Braunkohlenbriketts 0,986 Mill. t (1,442 i. V.). Was die
Preise betrifft, so kostete Fettförderkohle am 1. IV. 1914 11,25 M,
Fettstückkohle I 13,50 M und Hochofenkoks I am 1. IV. 1915
15,50 M/t. Von diesen niedrigsten Werten vor dem Kriege.ist der
Preis der genannten drei Kohlensorten am 1. X. 1922 auf 5055 M
bzw. 6679 M bzw. 7405 M/t gestiegen, wobei allerdings zu berück-
sichtigen ist, daß in letzteren Preisen seit 1. X. 1917 die Kohlen-
steuer, ferner seit 1. IX. 1918 die Umsatzsteuer und seit 19% Bei-
träge für Lebensmittel- und Heimstättenbeschaffung enthalten sind.
Am 1. X. 1922 schloß der Preis der Fettförderkohlen von 5055 Mit
rd 1401 M Kohlensteuer, rd 98 M Umsatzsteuer und 38 M Beiträge
für die angeführten Zwecke ein.
(Eingetragener Verein.)
Elektrotechnischer Verein.
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle,
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Fernspr, Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Fachsitzung
für Elektromaschinenbau (EVM) am Dienstag, dem 5. Dezember,
abends 7% Uhr, in der Technischen Hochschule Charlottenburg,
Hörsaal 301.
Tagesordnung.
Vortrag des Herrn Prof. Dr. Kloß über:
„Sättigungsgrad und Spannungsänddrung in Generatoren.”
Inhaltsübersicht.
Vollasterregung eines Drehstrom-Generators in Abhängigkeit
vom Kurzschlußverhältnis und Form der Leerlaufskennlinie.
Einfluß der Eisensättigung und der Luftspaltlänge auf die Form
der Leerlaufskennlinie. — Unterschied zwischen Eisensättigung
und Sättigungsgrad der Maschine. Bestimmung des Sättigung»-
grades der Maschine. — Die Entwicklung des Generatorbaues im
Hinblick auf den Spannungsanstieg: a) Langsamläufer, b) ältere
Turbogeneratoren (Einfluß des Wickelraumes im Läufer), c) neuere
Turbogeneratoren (Einfluß des ersten Kurzschlußstoßes).
Schnellregelung.
—
Der Vorsitzende
des Fachausschusses für Elektromaschinenbau
Kloß.
Einladung
zur Fachsitzung für Installationstechnik (EVI) am Freitag, den
8. Dezember 1922, abends 7% Uhr, in der Technischen Hochschule,
Charlottenburg, Hörsaal Nr. 141.
| : Tagesordnung:
1. Vortrag des Herrn Ober-Ing. Müller über: „Die
Verwendungsmöglichkeiten und Betriebs-
erfahrungen der Quecksilberdampf-Gleich-
richter in Umformeranlagen,”
Inhaltsangabe: Kurze Erklärung der Wirkungs-
weise des Gleichrichters. Entwicklung des Gleichrichterbaues
in den letzten Jahren und neueste Fortschritte im Glas-Gleich-
richterbau. Die Anwendungsmöglichkeiten der Gleichrichter
in Elektrizitätswerken, in der Industrie, zum Laden von Batte-
rien, Betrieb von Motoren usw. Die Betriebserfahrungen mit
Gleichrichtern. Der Vortrag wird durch Lichtbilder und prak-
tische Vorführung mehrerer Gleichrichter verständlich ge-
gemacht.
2. Aussprache,
Der Vorsitzende des Fachausschusses für Installationstechnik.
Dr. Koebke. |
Vorträge des Gemeinsamen Fachausschusses des Elektro-
technischen Vereins und des Außeninstituts der Tech-
nischen Hochschule.
Vortragsreihe über „Forschungsergebnisse über Luftelektrizität
und Gewitter und Anwendung auf die Praxis“.
Bekanntgabe.
Wegen dringender Behinderung des Vortragenden müssen die
beiden angekündigten Vorträge des Herrn Direktor A. Matthias
über „Anwendung auf die Praxis” verschoben werden, und zwar
auf den 26. Januar und 2. Februar 1923, abends 6% bis 8 Uhr.
Der Elektrotechnische Verein E. V.
Risse, Generalsekretär.
e
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
. Geschäftsstelle: Berlin W 67, Potsdamer Btr. 68.
Fernapr.: Amt Kurfürst Nr. 93820 u. 9806.
- Der Technische Hauptausschuß hat gemäß dem Beschlusse der
Jahresversammlung 1922 die bis zum 1. August gegen die Regeln
für elektrische Maschinen und für Transformatoren eingegangenen
Einwände eingehend geprüft und teilweise berücksichtigt. Die an-
genommenen Änderungen werden nachstehend bekanntgegeben,
soweit es sich nicht lediglich um redaktionelle Verbesserungen
handelt. |
Sonderdrucke der vollständigen Regeln sind durch die Ge
schäftsstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker, Ber-
lin W 57, Potsdamer Straße 68, zu beziehen.
Regeln für die Bewertung und Prüfung von Maschinen.
(R.E M. 1923)
In § 9 sind die nur für Bahngeneratoren gültigen Spannungen von
650, 850 und 1200 V gestrichen.
8 17 erhält folgenden Wortlaut:
Drehzahlverhalten von Motoren.
Nach der Abhängigkeit der Drehzahl von der Abgabe
werden unterschieden:
1.Motoren mit gleichbleibender Drehzahl
Die Drehzahl ist von der Leistungsabgabe unabhängig (z. B.
Synchronmotoren),
2.Motoren mit Nebenschlußverhalten Die
Drehzahl ändert eich nur wenig mit zunehmender Abgabe
(z. B. Gleichstrom-, Nebenschluß- und Asynchronmotoren).
Bei kleineren Motoren kann wegen des inneren Wider-
standes ein Drehzahlabfall bis zu 20 % erfolgen.
3.Motoren mit Reihenschlußverhalten. Die
Drehzahl fällt mit zunehmender Abgabe stark ab (z. B.
Reihenschlußmotoren, Repulsionsmotoren).
4.Motoren mit mehreren Drehzahlstufen.Der
Motor kann mit einigen bestimmten Drehzahlen laufen. In
der Regel ist jede dieser Drehzahlen annähernd gleichblei-
bend im Sinne von 2. (z. B. Asynchronmotoren mit Pol-
umschaltung).
5.Motoren mit Drehzahlregelung. Die Drehzahl
kann innerhalb eines bestimmten Bereiches fein eingestellt
werden. Die eingestellte Drehzahl ist entweder:
5a) annähernd gleichbleibend im Sinne von 2. (z. B. Gleich-
strom-Nebenschlußmotoren mit Feldeinstellung) oder
5b) mit zunehmender Abgabe abfallend im Sinne von 3.
(z. B. Repulsionsmotoren und Drehstrom-Serienmo-
toren, beide mit Bürstenverstellung).
In $ 19d ist anstatt „schlagwettersicher”“ „schlagwettergeschützt’
eingesetzt.
§ 23 erhält folgenden Wortlaut:
Die folgenden Bestimmungen gelten unter der Annahme,
daß der Aufstellungsort der Maschine nicht höher als 1000 m
ü. M. liegt. Soll eine Maschine höher als 1000 m ü. M. betrieben
werden, so muß dies besonders angegeben werden.
Bei größeren Meereshöhen ändern sich Isolationsfestigkeit
und Wärmeabgabe.
$ 29 erhält folgenden Zusatz:
Bei Wahl der Motorgrößen müssen außer der Erwärmung
auch die Größen des Anzugmomentes berücksichtigt werden.
In der Tafel zu $ 39 ist für Lackisolierung (Lackdraht) die Grenz-
temperatur auf 95° und die Grenzerwärmung auf 60° herab
gesetzt.
$ 51 erhält folgenden neuen Wortlaut:
Die Sprungwellenprobe dient dazu, festzustellen, daß die
Windungsisolation gegenüber den im normalen Betriebe auf-
tretenden Sprungwellen ausreicht. Die Prüfung soll im Fa-
brikprüffeld an der fertigen Maschine nach Möglichkeit in einer
Schaltung, die für Synchron- und Asynchronmaschinen nach-
stehend dargestellt ist, vorgenommen wenden.
mo ET ji
u e
80. November 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
1443
S
i G Č pae.
| H
£E
AA iji
Die zu prüfende Wicklung der Maschine G oder M ist über
Funkenstrecken F aus massiven Kugeln von mindestens 50 mm
Durchmesser auf Kabel oder Kondensatoren C geschaltet,
deren Kapazität folgendermaßen zu bemessen ist:
Prüfkapazität.
Nennspannung in 2 er Phase
in kV mindestens uF
25 bis 6 0.05
bis 15 0 02
über 15 0,01
Beim Drehstromkabel ist die „Betriebskapazität” (vgl.
$ 5 der Definition der Eigenschaften gestreckter Leiter,
„BETZ“ 1909, S. 1115 und 1184. Normalienbuch des VDE 1914,
S. 386, in der letzten Ausgabe des Normalienbuches nicht mit
aufgenommen.) gleich der angegebenen Kapazität zu wählen;
das Kabel hat nach Abschaltung eines Leiters dann auch für die
Einphasenschaltung die vorgeschriebene Kapazität.
Der Kugelabstand jeder Funkenstrecke wird für einen
Überschlag bei 1,1 E (vgl. § 50) eingestellt. Die Maschine ist
von der Stromquelle Q mit Gleichstrom bei normaler Drehzahl
bzw. mit Drehstrom bei normaler Frequenz auf etwa das
13-fache der Nennspannung zu erregen. Die Funkenstrecken
werden auf beliebige Weise gezündet (etwa durch vorüber-
gehende Annäherung der Kugeln oder Überbrückung des Luft-
zwischenraumes) und ein Funkenspiel von 10 s Dauer auf-
rechterhalten. Die Funkenstrecken sind dabei mit einem Luft-
strom von etwa 3 m/s Geschwindigkeit anzublasen.
Durch die Funkenüberschläge werden die Kapazitäten von
der Wicklungsspannung immer wieder umgeladen, bei jeder
plötzlichen Umladung zieht eine Sprungwelle in die zu
prüfende Wicklung ein.
Es empfiehlt sich, alle Zwischenleitungen möglichst kurz
zu halten, da bei längeren Leitungen die Beanspruchung der
Wicklung nicht eindeutig bestimmt ist.
Mehrphasenmaschinen können auch in der Einphasen-
schaltung geprüft werden, dabei sind die Phasenklemmen so
oft zu vertauschen, daß die Wicklung jeder Phase der Sprung-
wellenprobe ausgesetzt wird.
$ 67 erhält folgenden Wortlaut:
Maschinen für Nennspannungen, die in weiteren Grenzen
als +5 % veränderlich sind, unterliegen nicht den Bestimmun-
gen der §§ 65 und 66.
In $ 76 ist unter „8“ die Schleuderdrehzahl für Motoren mit Reihen-
schlußverhalten auf 1,2 mal der auf dem Schild gestempelten
Höchstdrehzahl, mindestens aber auf 1,5 mal Nenndrehzahl
festgesetzt.
In $80 kommt die unter „4“ vorgesehene Bezeichnung auf dem
Schilde [R.E.M.1923| in Fortfall.
In $ 82 wird hinter „Zu 6” hinzugefügt:
Bei Motoren mit Reihenschlußverhalten ist die höchst-
zulässige Drehzahl anzugeben.
In $ 84 kommt das Wort „Reparatur“ in Fortfall.
Regein für die Bewertung und Prüfung von Transformatoren.
(R. E. T. 1923.)
& 2 erhält denselben Wortlaut wie derselbe Paragraph der R. E. M.
In der Erklärung zu $ 8 ändert sich der sechste Satz wie folgt:
Diese beiden Schaltungen sind in dieser Beziehung
gleichwertig.
$ 18 erhält folgenden Zusatz:
Wenn die natürliche Lüftung eines Transformators (TS,
OS oder OSA) durch Aufstellung in einem zu engen Raume
oder durch einen nachträglich angebrachten Schutzkasten be-
hindert wird, so kann der Transformator dauernd nur eine ge-
ringere Leistung oder seine Nennleistung nur kurzzeitig
abgeben.
erhält folgenden Wortlaut:
Alle Prüfungen sind an dem neuen betriebsfertigen
Transformator und nach Möglichkeit in den Werkstätten des
Herstellers vorzunehmen. Prüfungen am Aufstellungsort
sind besonders zu vereinbaren. Transformatoren für Fremd-
lüftung sind mit den Vorrichtungen für diese zu prüfen.
Betriebsmäßige Abdeckungen, Ummantelungen, ferner
Regendächer u. dgl. dürfen bei den Prüfungen nicht geöffnet
oder geändert werden.
Die Isolationsprüfung wird am besten in den Werkstätten
des Herstellers vorgenommen, weil hier die beste @ewähr für
die sachgemäße Durchführung gegeben ist. Bei öfterer
Wiederholung ist zu befürchten, daß schließlich die Isolation
leidet, besonders dann, wenn am Aufstellungsorte nicht solche
Einrichtungen zur Verfügung stehen, daß die Prüfung sach-
gemäß durchgeführt werden kann. Deshalb soll eine Wieder-
holung der Isolationsprüfung am Aufstellungsorte nicht ohne
weiteres verlangt werden können.
§ 48 erhält nachstehenden Wortlaut:
Die Sprungwellenprobe (siehe
8 46) dient dazu, festzustellen, daß
die Windungsisolation gegenüber
den im normalen Betriebe auftre-
tenden Sprungwellen ausreicht. Die
Prüfung soll im Fabrikprüffeld bei
dem fertigen Transformator (T und
SpT) an Wicklungen und Nenn-
spannung von 25 kV bis 60 kV
in einer der nebenstehend darge-
stellien Schaltungen vorgenommen
werden.
Die zu prüfende Wicklung des
Transformators T ist über Funken-
strecken F aus massiven Kugeln.
von mindestens 50 mm Durchmesser
auf Kabel oder Kondensatoren C
geschaltet, deren Kapazität folgen-
dermaßen zu bemessen ist: `
Prüfkapazität.
Zweckmäßige Form
der Kapazität
25 bis 6 0.05 Kabel od. Kondensator
99 15 0,02 39 „ ”
„ 35 0,01 s4 » o-
„ 60 0 005 Kondensator
Bei Drehstromkabeln ist die Betriebskapazität (vgl § 5 der
Definition der Eigenschaften gestreckter Leiter „ETZ“ 1909,
S. 1115 und 1184. Normalienbuch des VDE 1914, S. 386, in der
letzten Ausgabe des Normalienbuches nicht mit aufgenommen)
gleich der angegebenen Kapazität zu wählen; das Kabel hat
nach Abschaltung eines Leiters dann auch für die Einphasen-
schaltung die vorgeschriebene Kapazität.
Der Kugelabstand jeder Funkenstrecke wird für einen
Überschlag bei 1,3 E (vgl. § 47) eingestellt. Der Transfor-
mator ist durch die Stromquelle Q mit normaler Frequenz auf
etwa das 1,3-fache der Nennspannung zu erregen, die Funken- -
strecken werden auf beliebige Weise gezündet (etwa durch
vorübergehende Annäherung der Kugeln oder Überbrückung
des Luftzwischenraumes) und ein Funkenspiel von 10 s Dauer
aufrechterhalten. Die Funkenstrecken sind dabei mit einem
Luftstrom von etwa 3 m/s Geschwindigkeit anzublasen.
Durch die Funkenüberschläge werden die Kapazitäten von
der Wicklungsspannung immer wieder umgeladen, bei jeder
plötzlichen Umladung zieht eine Sprungwelle in die zu
prüfende Wicklung ein.
Es empfiehlt sich, alle Zwischenleitungen möglichst kurz
zu halten, da bei längeren Leitungen die Beanspruchung der
Wicklung nicht mehr eindeutig bestimmt ist.
Mehrphasentransformatoren können auch in der Ein-
phasenschaltung geprüft werden, dabei sind die Phasen-
klemmen so oft zu vertauschen, daß die Wicklung jeder Phase
der Sprungwellenprobe ausgesetzt wird.
. Der zweite Abschnitt ändert sich wie folgt:
Außerdem ist erforderlich:
1. gleiche Nennspannung primär und sekundär,
2. gleiche Schaltgruppe (siehe $ 8),
3. Verbindung gleichnamiger Klemmen (siehe $ 8),
4, gleiche Nennkurzschlußspannungen, die nicht mehr als
+ 10% von ihrem Mittel abweichen. (Bei Einheitstrans-
formatoren ist eine Abweichung von den für sie fest-
gesetzten Nennkurzschlußspannungen um + 10 und
— 20 % zulässig.)
5. Verhältnis der Leistungen (siehe $ 60).
1444 |
Elektrötechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
30. November 1922.
In § 63 kommt die unter 4 vorgesehene Bezeichnung auf dem Schilde
[R.E T. 1923) in Fortfall.
In § 69 fällt das Wort „Reparatur“ fort.
$ 78 ist wie folgt geändert:
Luftgekühlte Drehtransformatoren bis einschl. 1000 V
werden wie Asynehronmotoren geprüft (R. E.M. § 48).
Alle übrigen Drehtransformatoren werden nach R. E.T.
(46 bis 51) geprüft.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
!
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elek'rotechniker.
Die Prüfstelle des VDE, welche bisher Prüfungen von Siche-
rungs-Schmelzstöpseln, Sicherungselementen, Dosenschaltern, Steck-
vorrichtungen, Handlampen, Fassungen, Abzweigdosen mit Schraub-
anschluß, Klingeltransformatoren, galvanischen Elementen und
auch von elektrischen Heizkissen ausgeführt hat, wird nunmehr
elektrische Koch- und Heizgeräte, soweit es siah nicht um große
Apparate handelt, die in gewerblichen Anlagen Verwendung finden,
in ihr Arbeitsgebiet einbeziehen.
Prüfstelle des VDE.
Zimmermann.
SITZUNGSKALENDER. j
Oberrheinischer Elektrotechnischer Verein, Karlsruhe i. B.
'30. XI., abds. 8 Uhr, Gr. Saal des Elektrotechn. Instituts der Techn. Hoch-
schule: Vortrag Dipl.-Ing. H. Ott „Die Nomographie. Eine elementare Ein-
führung mit praktischen Anwendungen‘. 4
——
Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 7. XII, abds.
8 Uhr, Saal 42 der Techn. Hochschule: Vortrag Dipl.-Ing. v. Einem
„Stromverteilung und Betriebserfahrungen aus dem Überlandwerk Eder-
talsperre‘‘ (mit Vorführung einer neuen Dreschanschiuß-Konstruktion).
Elektrotechnischer Verein des Bergischen Landes. 9. XII.,
abds. 8 Uhr, Elberfeld, Parlament, Harmonienstr., Ecke Hofkamp: Zwang-
loses geselliges Zusammensein mit Damen. Musikalische Darbietungen
und Tanz.
Württembergischer Elektrotechnischer Verein, Stuttgart.
Im Winter 1922/23 sind noch folgende Vortragsabende vorgesehen: 13. Dez.,
10. Jan., 7. Febr., 7. März, 11. April. 9. Mai. Beginn stets 7%, Uhr im großen
Hörsaal des elektrotechnischen Instituts der Techn. Hochschule Stuttgart,
Militärstr. 3,
13. XII. 1922: Vortrag Dir. Gerhardt „Neuzeitliche Beleuchtungs-
einrichtungen unter besonderer Berücksichtigung der Kohlen- und Strom-
ersparnis‘“ (mit Vorführungen und Lichtbildern). į
10. I. 1923. Hauptversammlung, ausnahmweise im Physikalischen
Institut, Widerholdstr. 13: u. a. Vortrag Prof. Regener „Radioaktivität
and Atomistik‘“‘ (mit Vorführungen). |
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft e. V., Berlin.
5. XIL. abds. 8 Uhr, kleiner Hörsaal des Langenbeck-Virchow-Hauses,
Luisenstr. 58:59, ordentl. Mitgliederversammlung:
a) Vortrag Sanitätsrat Dr. F. Schanz „Das Licht der für die
Therapie in Frage kommenden Lichtquellen“.
b) Vortrag Dr.K. W.Hausser „Die Abhängigkeit biologischer
Lichtwirkungen von der Lichtart“. _
Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft, Berlin. 5. XT.,
abds. 7 Uhr, Künstlerhaus, Bellevuestr. 3, Hauptversammlung: Vortrag
Geh. Baurat Kühne „Die Neuordnung des Werkstättenwesens“ (mit
Lichtbildern)
Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes, Berlin. 4. XII.,
'abdas. 7!/ Uhr, Hofmann-Haus, Sigismundstr. 4: Vortrag Ministerialrat
‘Geh. Reg.-Rat Gohlke „Die Porzellankunst der Gegenwart“.
Reichskuratorium fiir Wirtschaftlichkeit in Industrie und
Handwerk, Berlin. 8. XTI 1922, vorm. 9 Uhr, Gr. Saal des Ingenieur-
‚hauses, Sommerstr. 4a: 2. Vollversammlung. Es werden u. a. folgende
Vorträge gehalten:
a) Einleitende Bemerkungen von Prof. Schilling.
b) Vortrag Direktor Litz „Die Arbeiten des Ausschusses für
Maschinen- und Handarbeit beim AWF und die Kalkulation
bei Einzelfertigung im allgemeinen Maschinenbau“.
c) Vortrag Dr. Ostersetzer „Kalkulation bei Massenfertigung
und ihre Durchführung in Webereibetrieben*.
d) Vortrag Direktor Brandi „Kalkulation im Bergbau“.
e) Vortrag Direktor Kükelhaus „Kalkulation im Handwerk“.
RECHTSPFLEGE.
Erhöhung der Gebühren für Geschmacksmuster. — Durch Ge-
setz vom 21. X. 1922 sind die Gebühren für Geschmacks-
muster erhöht worden. Für die Eintragung eines einzelnen Mo-
dells bei Beanspruchung von drei Jahren Schutzfrist wird eine Ge-
bühr von 15 M für jedes Jahı erhoben. Wird ein Paket mit Mustern
niedergelegt, so beträgt die Gebühr 5 M für jedes Modell, jedoch
mindestens 15 M. Wird der Schutz auf eine längere Frist beantragt,
so ist für jedes weitere Jahr, bis zum zehnten einschließlich, eine
- Gebühr von 30 M, vom elften bis fünfzehnten Jahr eine solche von
50 M für jedes einzelne Muster zu entrichten. Für jeden Eintra-
gungsschein sowie für Auszüge aus dem Musterregister wird eine
Gebühr von je 15 M erhoben. Der Reichsregierung ist die Ermäch-
tigung erteilt worden, ähnlich wie bei den patentamtlichen Ge-
bühren mit Zustimmung des Reichsrats eine entsprechende Er-
höhung oder Ermäßigung der Gebühren bei wesentlicher Änderung
der wirtschaftlichen Verhältnisse anzuordnen. Durch das neue Ge-
setz werden die seit 1876 unveränderten Sätze in maßvoller Weise
den jetzigen Verhältnissen angepaßt; allerdings läßt der letzte Satz
befürchten, daß nun ein schnelleres Tempo der Erhöhungen folgen
wird. Eine einschneidende Änderung bringt das neue Gesetz in-
sofern, als früher die Kosten für ein einzelnes Muster die gleichen
waren wie für ein Paket von bis zu 50 Mustern, während jetzt bei
Paketen je Muster eine wenn auch verringerte Gebühr zu zahlen ist.
Gewerblicher Rechtsschutz in Japan. — In Japan sind in den
Gesetzen für Patente, Gebrauchsmuster und Warenzeichen An-
derungen vorgenommen worden, von denen die wesentlichsten
im folgenden wiedergegeben werden. Ein Patent kann nur vom
Erfinder oder von demjenigen, dem der Erfinder seine Rechte abge-
treten hat, angemeldet werden, so daß also eine juristische Person
nicht als Erfinder, sondern nur als Erwerber der Rechte eines Er-
finders auftreten kann. Ausländer können nur dann Patente an-
melden, wenn sie Angehörige solcher Staaten sind, die mit Japan
entsprechende Abkommen, z. B. die Pariser internationale Union
abgeschlossen haben, die auch Deutschland umfaßt. Der auslän-
dische Anmelder muß einen Vertreter in Japan haben. Das Gesetz
enthält die übliche Bestimmung, daß eine Anmeldung nur eine Er-
findung betreffen darf, und definiert dann, abweichend vom deut-
schen Patentgesetz, die Einheitlichkeit der Erfindung dahin, daß ein
Verfahren und eine Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens
nicht in einer Anmeldung enthalten sein dürfen. Die Anmeldung
wird zunächst vom Prüfer geprüft und dann, wenn dieser keinen
Grund zur Ablehnung findet, in dem japanischen Patentblatt ver-
öffentlicht, womit ein einstweiliger Schutz für die Erfindung be-
ginnt. Während zweier Monate nach der Bekanntmachung kann
Einspruch eingelegt werden, über den der Prüfer entscheidet. Gegen
dessen Entscheidung kann der Anmelder innerhalb von 30 Tagen
Beschwerde erheben. Gegen das Urteil der Beschwerdeinstanz i:t
dann wieder binnen 30 Tagen Revision beim Supreme Court möglich,
die sich jedoch nur darauf stützen kann, daß das Urteil der Be
schwerdeinstanz auf einer Verletzung des Gesetzes oder der Aus
führungsverordnungen beruht. Das Patent hat eine Lebensdauer
von 15 Jahren vom Tage der Veröffentlichung an. Eine Verlänge-
rung des Schutzes kann auf Antrag erfolgen, u. zw. auf nicht
weniger als drei und hicht mehr als 10 Jahre. Die Patentgebühren
für die ersten drei Jahre sind gemeinsam zu zahlen, wenn die Ein-
tragung erfolgt, und dann ist vom 4. Jahre ab für jedes Jahr eine
Gebühr zu entrichten. Innerhalb von 6 Monaten nach dem Ablauf
der Zahlungsfristen kann eine Nachzahlung rechtsgültig erfolgen,
jedoch muß dann die Gebühr in doppelter Höhe entrichtet werden.
Ähnlich wie in Deutschland ist eine Nichtigkeitsklage nicht später
als 5 Jahre nach der Erteilung des Patentes möglich. Wenn die
patentierte Erfindung drei Jahre oder länger nicht in Japan au*
geübt worden ist, kann der Direktor des Patentamtes auf Antrag
entweder eine Zwangslizenz erteilen oder das Patent für nichtig
erklären. Die patentierten Gegenstände sollen mit einem Hinweis
auf ihre Patentnummer in japanischer und englischer Sprache ver-
sehen sein, wobei der letztere in Wegfall kommen kann.
Japan ist das einzige Land, das außer Deutschland ein beson-
deres Gebrauchsmustergesetz hat, doch weicht das japs-
nische G.-M. in mehrfacher Hinsicht von dem deutschen ab. Im
wesentlichen ist das Erteilungsverfahren sowie der Schutzumfang
ähnlich wie beim Patentgesetz geregelt. Ein G.-M. darf aber nicht
auf ein Verfahren oder eine Methode erteilt werden, sondern mu
sich auf eine bestimmte Formgebung oder Konstruktion eines
Gegenstandes beziehen. Es darf nur einen Anspruch enthalten,
der durch Zeichnungen klargestellt sein muß. Die Gebühren sind
geringer als beim Patent, und die Schutzdauer beträgt 10 Jahre vom
Tage der Eintragung an. Das japanische Gesetz hat aber die recht
u — ne eg er nn oe ge rn een vor
90. November 1922.
praktische Abweichung gegenüber dem deutschen, daß jede Patent-
anmeldung im Verlaufe des Prüfverfahrens in ein Gebrauchsmuster
umgewandelt werden kann. Wird eine Patentanmeldung abge-
wiesen, so kann innerhalb von 30 Tagen die Eintragung zum Ge-
brauchsmuster beantragt werden, und die Anmeldung erhält dann
die Priorität der ursprünglichen Patentanmeldung. In Deutschland
ist es bekanntlich erforderlich, außer der Patentanmeldung eine
besondere Eventualgebrauchsmuster-Anmeldung zu hinterlegen, für
die die halbe Anmeldegebühr eines Gebrauchsmusters zu zahlen ist.
Einfache Verbesserungen oder Abänderungen in der Konstruktion
einer Maschine oder eines Gegenstandes sind nur G.-M.-schutzfähig,
während der Patentschutz mehr den grundlegenden und wesent-
lichen Erfindungen reserviert ist.
Nach dem neuen Warenzeichengesetzerhältdas Waren-
zeichen nicht der erste Benutzer, sondern der erste Anmelder, Aus-
länder können unter gleichen Voraussetzungen wie beim Patent ein
Warenzeichen erhalten und müssen dann auch einen Vertreter im
Lande bestellen. Einspruch, Beschwerde und Revision sind in ähn-
licher Weise wie beim Patentgesetz geregelt. Durch die Eintra-
gung wird das Warenzeichen 20 Jahre lang geschützt und kann
dann wiederum erneuert werden. Wenn ein Warenzeichen in Japan
ein Jahr nach seiner Eintragung oder drei aufeinanderfolgende
Jahre hindurch nicht benutzt worden ist, kann es durch den Direktor
des Patentamtes gelöscht werden. Diese Bestimmung gilt indessen
nicht für solche Warenzeichen, die auf Grund von im Ausland ein-
getragenen Warenzeichen in Japan als ausländisch registrierte
Zeichen angemeldet werden. Auch für das Warenzeichen ist eine
Nichtigkeitsklage nicht später als 5 Jahre nach dem Tage der Ein-
tragung zulässig.
Die V. S. Amerika und der Ausübungszwang. — In den V. S.
Amerika sind in letzter Zeit zwei Geesetzesvorlagen dem Senat
unterbreitet worden, von denen die eine, die Stanley-Bill,die
Einführung von Zwangslizenzen vorsieht, wenn die den Ausländern
erteilten Patente nicht innerhalb angemessener Zeit in Amerika
ausgeübt worden sind. Eine Erweiterung dieser Bill bezweckte
dann, die Zwangslizenz auch auf die Patente amerikanischer Staats-
bürger auszudehnen, Die zweite Vorlage, die Ladd-Bill sieht
vor, daß Patente, die nicht innerhalb von 5 Jahren nach der Er-
teilung ausgeführt worden sind, zurückgenommen werden können.
Nach den Motiven beider Vorlagen will man damit in erster Linie
die Patente deutscher Staatsbürger treffen und die Einfuhr deut-
scher, in Amerika patentierter Waren einschränken. Glücklicher-
weise wären infolge des deutschen Abkommens mit den V. S. Ame-
rika diese gezwungen, auch für ihre eigenen Staatsbürger einen
Ausübungszwang einzuführen, um ihn uns Deutschen auferlegen zu
können. Dieser Zwang hat denn auch den Patentausschuß des
American Engineering Council veranlaßt, sich sehr entschieden
gegen eine Einführung des Ausführungszwanges auszusprechen.
Er hat darauf hingewiesen, daß viele Patente zum Ausreifen und
Entwickeln häufig lange Jahre benötigen, so daß ein erheblicher
Teil der Schutzdauer dem Erfinder verlorenginge. Dazu käme, daß
einzelne Bestimmungen des amerikanischen Patentgesetzes die
Situation für den Patentinhaber sehr ungünstig gestalten würden.
enn es z. B. nicht möglich war, ein grundlegendes Patent zu
erhalten, go daß verschiedene Ausführungsformen patentiert wor-
den seien, so müßten diese ohne Unterschied ausgeführt werden.
Ferner müßte mit der Ausführung schon vor dem Ausreifen der
Erfindung begonnen werden. Diese und andere Schwierigkeiten
würden viele überhaupt vom Erfinden abhalten, zumal ohnedies die
Kosten der Anmeldung und die der Ausführung sehr erheblich sein
würden. Durch diesen Ausübungszwang würden also der reiche Er-
finder oder der kapitalkräftige Fabrikant gegenüber dem Unbe-
mittelten einseitig begünstigt werden. Ein Beschluß über die bei-
den Bills ist bisher noch nicht bekannt geworden, und es ist wohl
möglich, daß sie durch den Ausfall der Wahlen im Papierkorb ver-
schwinden. Dieses Schicksal wäre im Sinne der deutschen Industrie
nur zu begrüßen, da diese die Einführung des Austibungszwanges in
ihren Abnehmerländern sehr störend empfinden würde. Vor dem
Kriege war es der deutschen Industrie noch möglich, in England, ale
dort der Ausübungszwang eingeführt wurde, chemische und andere
Fabriken zu errichten und damit doch wenigstens das Erträgnis der
Erfindung in der Hand zu behalten. Unter den heutigen wirtschaft-
lichen Verhältnissen, in denen es selbst den kapitalkräftigen In-
dustrien Schwierigkeiten macht, nur die für die Patenterwirkung
erforderlichen Beträge aufzubringen, wäre die Gründung von Fa-
briken im Auslande von vornherein unmöglich.
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
. Hochschulnachrichten. Dem Honorarprofessor an der Tech-
nischen Hochschule zu Berlin, Dr. St. Löffler, ist mit Wirkung
vom 1. Oktober d. J. ab ein Lehrauftrag über Ölmaschinen und rotie-
rendo Arbeitsmaschinen erteilt worden. Das Lehrgebiet „Öl-
maschinen“ wird im Winterhalbjahr, dasjenige über „Rotierende
Arbeitsmaschinen” im Sommerhalbjahr wöchentlich in je zwei Vor-
lesungsstunden und jedes Fach mit je 4 Übungsstunden im Winter-
und Sommerhalbjahr vertreten werden.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 48.
1445
Auszeichnungen. Die Technische Hochschule zu Berlin hat
dem Diretor des Wernerwerks der Siemens & Halske A. G., Berlin,
Gg. Grabe, in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste
um die Entwicklung der Fernmeldetechnik ‚insbesondere der auto-
Bl een Fernsprechanlagen, die Würde eines Dr.-Ing. c. h. ver-
iehen,
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung
und ohne deren Verbindlichkeit.)
Einiges über die Entwicklung a Triebsysteme für Induktions-
zähler.
Herr PAULUS kommt bei seinen Betrachtungen in Heft 21 der
„ETZ“ 1922 zu folgendem Schluß: Die Entwicklung der Systeme
für Induktionselektrizitätszähler führe zu einer Standardisierung
in dem Sinne, daß die Bauart des sogenannten Dreifingereisens sich
als Regelausführung ausbilde. Dagegen seien diejenigen Systeme,
bei denen ein G-förmiges Spannungseisen radial zur Scheibe ange-
ordnet ist, während das U-förmige Hauptstromeisen senkrecht da-
zu tangential gestellt wird, konstruktiv im Nachteil. Diese Ansicht
darf nicht unwidersprochen bleiben. Der Unterschied in den Kon-
struktionsgrundsätzen liegt bei der neueren Entwicklung m. E.
weniger in dem Aufbau der Systeme, als in der Ausbildung der
Trägerkonstruktionen. Es zeigt sich im allgemeinen das Bestreben,
die Trägerkonstruktion unabhängig von der Grundplatte zu machen,
so daß sich bei Verbiegungen der Grundplatte die gegenseitige
Lage der Systemeisen nicht ändert. Ein BESTE S Beispiel
zeigt der in Abb. 1 dargestellte Zähler der Dr. Paul Meyer A, G.:
in U-förmiger, aus einzel-
nen Teilen zusammenge-
schweißter Träger dientzur
Aufnahme sämtlicher Teile
des messenden Systems.
Das Spannungseisen und
das Haupitstromeisen sind
unter sich und mit dem
Träger durch nur drei
Schrauben so innig ver-
bunden, daß eine in eich
. vollkommen feste Kon-
struktion gewährleistet ist.
Der Träger wird mit der
Grundplatte an zwei Punk-
ten verschraubt, die so
nahe beieinander liegen,
daß etwaige Bewegungen
der Grundplatte eich nicht
auf den Träger übertragen.
Beim Aufbau der Dreh-
stromzähler zeigen eich
die Vorzüge der Anord-
nung in noch deutlicherer
Weise als beim Einphascen-
zähler. Eine derartige
Konstruktion ist nicht nur
auf den ersten Anblick
bestechend, sondern die
sofort ins Auge fallede
Klarheit der Anordnung
ist ein Beweis für ihre
Zweckmäßigkeit, wie man
dies bei allen Konstruk-
tionen des Maschinenbaues
beobachten kann. Somit verbindet der Zähler der Dr. Paul
Meyer A. G. einen festen Aufbau” mit den bekannten guten
elektrischen und magnetischen Eigenschaften des G-förmigen,
radial angeordneten Spannungseisens, auf die an dieser Stelle nicht
säaner eingegangen werden soll.
Charlottenburg, 14. IX. 1922.
. Abb. 5.
KarlSchmiedel.
LITERATUR.
Besprechungen.
Tage der Kultur, Wandkalender deutscher In-
genieure. Von Franz M. Feldhaus III. Jahrgang, 1922.
Industrie-Verlag G. m. b, H., Chemnitz.
Dieser nun bald ablaufende Wandkalender hat auch in seinem
3. Jahrgang das ihm in seinen früheren Jahrgängen entgegenge-
brachte Interesse wachgehalten. Es war ein glücklicher Gedanke
von Fr. M. Feldhaus, auf dem Wege über einen Abreißkalender,
also einen Gegenstand, der dem Besitzer täglich vor Augen kommt,
die Kenntnisse über die Verdienste der Technik an der Kultur in
allgemeingebildeten Kreisen zu verbreiten und zu vertiefen. Der
Verfasser ist durch seine historischen Forschungen bekannt und
1446
Elektrotechnische Zeitschritt. 1922. Heft 48.
30. November 1922.
verfügt über die urkundlichen Unterlagen im Werdegang der
Technik aller Gebiete. Ein jedes Blatt bringt neue und lehrreiche
Angaben und: zeigt überdies in den Aussprüchen großer Männer
vergangener Zeiten, wie diese über die Neuheiten dachten. Daß
darunter auch manche Verkennungen der Bedeutung neuer Ge-
danken unterliefen und sogar in Karrikaturen über sie gespottet
wurde, mag neben der Belehrung auch zur Erheiterung der Leser
beitragen. Zehme.
Technischer Selbstunterricht für das Deutsche
Volk. Briefliche Anleitung zur Selbstausbildung in allen Fä-
chern und Hilfswissenschaften der Technik. Von Ing. Karl
Barth. 62 S. in 8° Verlag von R. Oldenbourg, München und
Berlin, 1921.
Der technische Selbstunterricht will die breite Masse mit der
Technik bekannt machen und setzt beim Leser keinerlei Kenntnisse
voraus. In 3 Briefen sollen die „Hilfswissenschaften, Mathematik,
Geometrie und Chemie“ abgehandelt werden, in weiteren 3 Fach-
bänden zu je 5 Briefen „Naturkräfte und Baustoffe”, „Bautechnik“
und „Maschinenbau und Elektrotechnik”. Da das Unternehmen mit
der technischen Wissenschaft nichts zu tun hat und nicht anzuneh-
men ist, daß die Briefe für den Leserkreis dieser Zeitschrift irgend-
welches Interesse besitzen könnten, erübrigt sich ein näheres Ein-
gehen auf den Inhalt des vorliegenden, 64 Seiten starken, ersten
Briefes. . P.E. Böhmer.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Ba Bücher.
Die neueren Schweißverfahren. Von Prof. Dr.-Ing. Paul Schimpke
„Werkstattbücher‘“, Heft 13. Mit 60 Abb. u. 2 Zahlentafeln im Text
56 S. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922.
Elektrobilfrägan. Elektrobilens betydelse ur svensk synpunkt. Von
Axel F. Enström. Elektrobilers standardisering. Von Ingenieur Hilding
Lübeck. Meddelande Nr. 17 aus „Ingeniörs Vetenskaps Akademien“,
Mit 18 Abb. u. 1 Tab. 40 8.in 8°. A.-B. Gunnar Tisells Tekniska Förlag.
Listen und Drucksachen.
Mix & Genest, Berlin-Schöneberg. Liste H 1922. Galvanische Elemente
und Zubehör.
[Die neu erschienene Liste über galvanische Elemente enthält Trocken-
und Naßelomente nebst Zubehör, wie sie entsprechend den vom VDE her-
ausgegebenen Normen von der Aktiengesellschaft Mix & Genest, Berlin-
Schöneberg, hergestellt werden. Ein Preisblatt und eine Anleitung zum
Ansetzen und Instandhalten der Luna - Beutel - Elemente liegt der Liste, die
mit einem farbigen Leinenumschlag versehen und drucktechnisch gut aus-
gestattet ist, in 2 losen Blättern bei.]
Siemens & Halske A.G., Berlin-Siemensstadt. Drucksache Ww 37:
Elektrische Hupen, Ww 70: Linien-Fernsprecher für Einzelanruf, Ww 80:
Die wirtschaftlichste Betricksform im Fernsprechwesen, insbesondere bei
kleineren Anlagen. Von M. Langer, Ww 81: Fernsprech-Endverstärker,
Ww 86: Neue Fernsprech-Tischstation für Selbsfanschluß.
[Die Druckschriften behandeln verschiedene Fernmeldeeinrichtungen
~ und besonders solche des Fernsprechwesens. An wertvolle Untersuchungen
über die wirtschaftliche Betriebsform kleiner Fernsprechanlagen schließen
sich Beschreibungen von Apparaten, die entweder zu allgemeinem Ge-
brauch bestimmt (Ww 86) oder besonderen Zwecken angepaßt sind (Ww 70
und Ww 81). Die Fernsprechleitungen werden mit Rücksicht auf die Dämp-
fung behandelt und dabei die Mittel angegeben, wie sich der Dämpfungs-
faktor in wirtschaftlicher Weise verringern läßt. Besondere Beachtung ver-
dient auch die Druckschrift über die neuerdings viel verwendeten celektri-
schen Hupen.]
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Wirtschaftsiage.!) — Wie der Monatsbericht des „Reichs-Arbeits-
blatts‘‘ vom 11. XI. sagt, haben mit den der Markentwertung sprunghaft
folgenden Preiserhöhungen im Oktober für Industrie und Handel die
Schwierigkeiten in der Beschaffung der erforderlichen Kapitalien und
Kredite sowie in der Rohstoffversorgung und dem Zukauf ausländischen
Brennstoffs weiter zugenommen. Anderscits wirkte sich die gesteigerte
Kapitalnot in einer Verringerung des inländischen Absatzes aus;
die schwindende Kaufkraft des Inlandes kam im Gegensatz zu früher in
einem Zurückgehen und stellenweisen Stocken des Bestellungseinganges
zum Ausdruck. Im allgemeinen konnte die Industrie aber die Schwierig-
keiten überwinden und die Arbeit an älteren Aufträgen fortsetzen; der Be-
schäftigungsgrad ist trotz Meldungen über Absatzstockungen, Arbeits-
zeitverkürzungen, wie sie in einzelnen mittleren und kleineren Betrieben
unvermeidlich waren, und Arbeiten auf Lager im großen und ganzen noch
nicht wesentlich von dem früheren Stand zurückgewichen.
In der Elektroindustrie wirkte der neue Marksturz mit seinen
Folgen weiterhin verschlochternd auf den Bestellungseingang ein. Nach
dem Berliner Handelskammerbericht suchen sich manche Elcktrizitäts-
D Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1320.
werke die notwendigsten Mittel durch Verkauf der nicht unmittelbar ge-
brauchten Vorräte an elektrotechnischem Material zu verschaffen. Die für
den Betrieb laufend erforderliches Kleinmaterial herstellenden Betriebe
weisen besonders verminderte Bestellungsziffern auf. Nur für Fernsprech-
apparate ist, wenigstens in Groß-Berlin, noch kein erheblicher Auftrags-
rückgang festzustellen, obschon er bei Telegraphenapparaten bereite
recht stark auftrat. Nach 72 Einzelberichten waren unter etwa 0,189 Mill.
Beschäftigten der Elektroindustrie 82%, (wie i. Vm.) in Unternehmungen
mit befriedigendem Geschäftsgang tätig; für 14%, (15% i. Vm.) wird die
Tätigkeit ala gut gekennzeichnet. Die Kabelindustrie mußte teilweise
bereits zu Arbeitsstreckungen schreiten. Fabriken elektrotechnischer und
elektromedizinischer Apparate und Isolierrohr werke klagten über Mangel
an Roh- und Hilfsstoffen. Ebenso hat die Brennstoffknappheit die Arbeit
vielfach gehindert. Das Zentralengeschäft war schwächer. Von der
Handelskammer Nürnberg wird merkliches Abflauen des Bestellungsein-
ganges bei den elektrotechnischen Fabriken gemeldet, deren Aussichten
man in Berlin aber noch als gut schildert.
Fakturierung in Auslandswährung bei Ausfuhrgeschäften.
— Der Außenhandelskontrollausschuß des Vorläufigen Reichswirtschafts-
rats ist der Ansicht, daß eine behördliche Anordnung des Zwanges zur
Fakturierung in Auslandswährung auf die Dauer nicht allgemein
durchführbar sei. So lange aber keine Möglichkeit bestehe, auf einen solchen
Zwang zu verzichten, könnten die Außenhandelsstellen die Erteilung von
Ausfuhrbewilligungen nach hochvalutarischen Ländern davon abhängig
machen, daß die Fakturierung und Bezahlung der Ausfuhr nach Wahl des
Exporteurs in der Valuta des Empfangslandes oder einer anderen Hoch-
valuta erfolgt. Bei der Umrechnung müsse der vorgeschriebene Mindest-
preis erzielt werden. Nach allen in einer vom Ausschuß festgestellten Liste
der hochvalutarischen Länder nicht enthaltenen Staaten sei auch
die Fakturierung und Bezahlung der Ausfuhrwerte in deutscher oder der
Valuta des Empfangslandes zulässig, wpbei die Möglichkeit der Verwendung
einer hochvalutarischen Währung oder der Goldmark als interne Berech-
nungsart zugestanden wird. Ausnahmen hiervon könne der zuständige
Außenhandelsausschuß in besonderen Fällen und bei solchen Warengruppen
beschließen, bei denen es Deutschlands Leistungsfähigkeit gestattet, dab
zwingende Vorschriften bezüglich Fakturierung und Bezahlung in Hoch-
valuta oder Goldmark auch für den Export nach Ländern gegeben werden,
die in der genannten Liste des Ausschusses nicht aufgeführt sind.
Gegen Preissteigerungen im Inlande. — Der Wirtschafts- und
der Finanzpolitische Ausschuß des Vorläufigen Reichswirtschaftsrats haben
eine Entschließung angenommen, in der sie die Reichsregierung und die
maßgebenden Wirtschaftskreise bitten, in Anbetracht der schwebenden
Währungsstützungs- und Stabilisierungsaktionen sofort Maßnahmen zu
treffen, dieeine gewaltsame Angleichung der Preise für die Ur-
stoffe und den Verkehr an die Kurse der ausländischen Wecheel
zu verhindern geeignet sind. N
Zum Währungsprogramm der Reichsregierung. — Die Zen-
tralarbeitsgemeinschaft der industriellen und gewerblichen
Arbeitgeber und Arbeitnehmer Deutschlands hat sich auf den
Boden des in der letzten Note an die Reparationskommission enthaltenen
Programms der Reichsregierung!) gestellt und ist bereit, diese bei der Durch-
führung der geplanten Maßnahmen zu unterstützen und alles zu tun, um
die deutsche Wirtschaft produktiver zu gestalten.
Erstattung der Sanktionsschäden. — Nach einer Verfügung des
Reichsfinanzministers vom 20. X. sollen die infolge der wirtschaftlichen
„Sanktionen‘“‘ entstandenen Schäden teilweise ersetzt werder. Bezür-
liche Anträge, die sich aber auf einen Betrag von mindestens 300 M
beziehen müssen, sind spätestens bis Ende Januar 1923 bei dem Haupt-
zollamt einzubringen, in dessen Bezirk die zu erstattenden Beträge ent-
richtet wurden.
Indexziffern. — Der Kaufkraftindex der „Ind. u. Hand.-Ztg.“
betrug in der Woche vom 11. bis 17. XI. 1376,10 (1195,31 i. Vw.), d. h.
die Inlandkaufkraft der Mark, am Großhandelspreieniveau gemessen, hatte
nur !/i3z ihres Vorkriegswertes. Am Dollarmittelkurs in Berlin (7506,67)
gemessen, besaß die Mark nur noch den 1788. Teil ihres Außenwertes der
Vorkriegszeit. Gegenüber einer Abnahme des Dollarmittelkurses in Berlin
(7587,50 i. Vm.) um 1,1°, hat sich das Großhandelspreisniveau, am Kauf-
kraftindex gemessen, um 15,1% erhöht. Die Meßziffer der Warengruppe
Kohle, Eisen, Metalle, Baustofte, Öle ist von 1239,13 i. Vw. auf 1500.59
gewachsen, also um 21%. l
Außenhandel.
Deutschland. — Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik macht
darauf aufmerksam, daß die Bestimmung, nach dor beim Verkauf von iso-
lierten Leitungen nach valutaschwachen Ländern mit ähnlichen Wäh-
rungsverhältnissen wie in Deutschland in amerikanischen Dollars anzu-
bieten und zu fakturieren ist, auf Polniach-Oberschlesien, Danzig und Memel
keine Anwendung findet. Für diese Gebiete gelten gleitende deutsche In-
landpreise. — Für Stielstaubsauga pparate ist mit Gültigkeit ab 15. X1.
ein neues Preisblatt erschienen, das von der Außenhandelsstelle bezogen
werden kann. — Die Ausfuhrabgabe auf Tarif-Nr. 87la: Draht (mit
Ausnahme des zementierten Drahtes) aus Kupfer beträgt nach einer
Verordnung vom 18. XI. nunmehr 1°, vom Wert. — Nach einer Verfügung
des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilli ist im Einverständ-
nis mit dem Reichswirtschaftsminister der $9 der Ausführungsbestimminge
vom 8. IV. 1920 zu der Verordnung über die Außenhandelskontrolle vom
) Vgl. „ETZ“ 1922, 5. 1422.
-r h e SŘ e
80. November 1922.
20. XII. 1919 dahin auszulegen, daß nur der sich ab Fabrik oder Lager er-
sebende reine Warenwert einschl. der Verpackung mit der Ausfuhr»
abgabe belegt wird. Während also der Wert der Verpackung nicht ab-
gezogen werden darf, sınd die unmittelbar mit dem Versand der Ware zu-
sammenhängenden Kosten (Fracht ab Fabrik oder Lager bis zum aus-
ländischen pfangsort, Transportversicherung, ausländische Zölle und
ähnliche Nebenkosten) abzugsfähig. Kosten, die den Vertrieb der Ware
betreffen, z. B. für Reisen, Provisionen, Reklame usw., dürfen dagegen
wiederum nicht in Abzug gebracht werden. — Das Goldzollaufgeld
beträgt vom 29. XI. bis 5. XTI. 166900 2%.
EEEN EEN ä
Aus der Geschäftswelt. — Die Generalversammlung der All
gemeinen Elektricitäts-Gosellschaft hat die Erhöhung des Grund-
kapitals um 300 Mill. M auf 1400 Mill. M und außerdem die Verlegung des
Geschäftsjahres ab1923 vom J. VII. auf den 1. X. beschlossen. Bemerkenswert
erscheint, daß der Führer der bekannten Gruppe Otto Wolff, Köln, und der
Generaldirektor Dr. W. Fahrenhorst der Phönix A. G. für Bergbau und
Hüttenbetrieb, Düsseldorf, in den Aufsichtsrat der AEG gewählt worden sind,
woraus auf eine Vertiefung der Beziehungen zwischen beiden Konzernen
geschlossen wird. — Die A. G. Körting’s Electricitäts-Werko, Berlin,
hat die von der polnischen Regierung seinerzeit beschlagnahmten Block-
stationen in Posen mit Buchgewinn und ebenso das Überlandwerk Glatten-
Weitenburg (Württemberg) sowie die Blockstation im Residenztheater
Hannover mit Gewinn verkauft. — Als Generalvertretung der Sachsen-
werk, Licht- und Kraft A. G., Dresden, ist der „Emag‘‘ Elektrizitäts-
u. Maschinenbau A. G., Müglitz (Nordmähren) der Bau eines großen Wasser-
kraftwerkes bei Kaden in der Tschechoslowakei übertragen worden. — Die
„Elektro-Repag‘‘ A. G. für Glühlampenreparatur, Ronsdorf, hat
diein der Firma genannte Tätigkeit aufgegeben und erstere selbst geändert.
— Die Firma Moore Licht-A. G., Berlin, ist erloschen.
Neue Gesellschaften. — Ammel & Co. G. m. b. H., Berlin. Gegen-
stand: Fabrikation und Vertrieb elektrischer Staubsauger und anderer
elektrotechnischer Apparate und Artikel. Stammkapital: 0,1 Mill. M. —
Licht- und Kraftwerke G. m. b. H. in Gunzenhausen. Gegenstand:
Weiterbetrieb des städtischen Gas- und Elcktrizitätswerkes Gunzenhausen
usw. Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Bayerische Elektromotoren- und
Kabel-Vertriebs-G. m. b. H., München. Gegenstand: An- und Verkauf
von Elektromotoren und Kabeln sowie verwandten Artikeln. Stamm-
kapital: 0,2 Mill. M. — Teleradio G. m. b. H., Hamburg. Gegenstand:
Fabrikation und Verkauf von Apparaten für drahtlose Tolegraphie.
Stammkapital: 20 000 M. — Elektroalarm- G. m. b. H., Berlin. Gegen-
stand: Herstellung von und Handel mit elektrischen Apparaten und Ma-
terialien, insbesondere die Installation von Sicherungsanlagen. Stamm-
kapital: 30 000 M.
Betriebsergebnisse. — Pöge Elektricitäts-A. G., Chemnitz.
1921/22. Bruttoergebnis: 70 113 603 M (35 123 859i. V.); Gehälter, Steuern,
Krankenkasse, Unfallversicherung: 29 498 845 M (12 847 408 i. V.); Hand-
lungskosten usw.: 28 674092 M (15714058 i. V.); Obligationszinsen:
300 000 M (204 005 i. V.); Abschreibungen: 1 459 192 M (1 357 932 i. V.);
Reingewinn mit Vortrag (395 305 M): 10 576 780 M (5 095 305 i. V.); Divi-
dende: 20%, auf 40 Mill. M Stammaktien’ (12% i. V.) und 8% auf 16 Mill. M
Vorzugsaktion ; Vortrag : 650 000 M. — Bank Elektrischer Werte, Berlin.
1921/22. Bruttogewinn: 39 140 952 M (19 586 415i. V.); Geschäftsunkosten,
Steuern: 6 265 427 M (2567 773 i. V.); Obligationszinsen: 2 383 500 M
(wiei. V.); Gewinn mit Vortrag (255 392 M): 30 747 418 M (13 809 124i. V.);
Dividende: 25% auf 98,5 Mill. M Stammaktien (18% auf 59,1 Mill. Mi. V.)
und 4,5%, auf 20 Mill. M Vorzugsaktien (wie i. V.); Vortrag: 819331 M.
Baumarkt. — Baden-Baden. Der gemischte beschließende Aus-
schuß der Stadtverwaltung hat für die Erweiterung des städtischen Elektri-
zitätswerkes, durch die Unabhängigkeit vom Badenwerk angestrebt wird,
vorläufig 56 Mill. M bewilligt. — Buckow (Brandenburg). Die Gemeinde
wird nunmehr auch mit elektrischer Arbeit versorgt. Der Ausbau des Orts-
netzes ist an die AEG vergeben worden. — Neustadt (bayer. Pfalz). Für
den Umbau des Ortsnetzes im östlichen und südlichen Teil der Stadt auf
Drehstrom und für eine provisorische Verstärkung der Umformerstation
sind 30 Mill. M bewilligt worden. Die Arbeiten werden von der Rheinischen
Elektrizitäts-A. G., Mannheim, ausgeführt.
Von der Börse. — (15. XI. bis 21. XI. 1922.) Unruhen im Rheinland,
die Demission der Reichsregierung und die dadurch veranlaßte Unklarheit
der Verhältnisse machten die Haltung der Berliner Effektenbörse zunächst
unsicher, sie wurde aber nach der Berufung des (ieheimrats Cuno zur Kabi-
nettsbildung wieder fester, besonders auf dem Gebiet der Industriepapiere
und Bankaktien. Valutawerte gingen infolge leichter Besserung des Mark-
kurses vorübergehend zurück, konnten jedoch wieder anziehen, als die an
falschen Beschuldigungen Deutschlands reiche Kammerrede des französi-
schen Ministerpräsidenten bekannt wurde und mit der Möglichkeit eines
Scheiterns des Cunoschen Auftrages gerechnet werden mußte. Das Fest-
halten an letzterem hat dann im weiteren Verlauf der Berichtsperiode die
Tendenz gestärkt. Erhebliche Beteiligung des Auslandes und Gerüchte über
neue Kombinationen in der Schwerindustrie führten zu teilweise beträcht-
lichen Kurssteigerungen, während der abermals recht ungünstige Reichs-
nkausweis nur wenig Eindruck auszuüben vermochte. Die Bewertung der
Elektroaktien hat sich i. a. mäßig gehoben; Siemens & Halske gewannen
400%. — Der Aktienindex (% des Kurswertes von 1913) der „Ind.- u.
Hand.-Ztg.‘‘ betrug bei 140 Aktien durchschnittlich am 17. XI. 2594,8°,,
(am 10. XI. 2268,4) und darunter bei 11 Elektrizitätsgesellschaften 2423,29,
(am 10. XI. 2540,7), die Verzinsung in ©, des Kurswertes bei 134 Aktiendurch-
schnittlich 0,62%, bei 11 Elcktrizitätsgesellschaften 0,5524 (am 10. XI. 0,53).
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
©
273
Gesellschaften 33
Sr
[en]
Accumul.-Fabr., Berlin... ... 2 550 | 6550 7000 | 7000
A. E. G., Berlin .......n 16 4150 | 4010 4210 ı 4210
„ 3 Vorz.-A 187 150 187 150
4 „ Vorz.-B. 1725| 440 | 438 445 | 438
Bergmann, Berlin ....... 2 2425 | 2255 2700 | 2700
Continent. Ges. Nürnberg... .| 0 s -- — er
> „ » _Vorz.-A.| 8 11500 ı 1500 | 1650 | 1650
Drahtloser Übersee-Verkehr . . | 12 1710 | 1710 1800 | 1800
» i „neue A.| — |1500! 1450 | 1580 | 1580
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln. . . 5 3200 | 3100 3300 | 3300
» Nieder. „ » ...1 — |3%0 | 3200 | 359 | 3595
„ Südam. „ S „O0 2790 | 2500 .| 2790 | 2650
„» Kabelwerke, Berlin . . . | 20 1650 | 1600 1650 | 1650
Elektra, Dresden . ...... 10 1025 | 1025 1080 | 1080
El. Licht u. Kraft. Berlin. . . . | 15 2550 | 2500 | 2850 | 2850
» »_» » München . .| 15 11400 | 1250 | 1400| —
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . . | 16 1775 | 1650 1775 | 1730
E. W. Liegnitz .. 2.2.0... 10 750 695 750 710
E. W. Schlesien . . . ..... 12 1200 | 1160 1200 | 1160
Felten & Guilleaume Carlsw. . . | 25 4600 | 4350 5000 | 5000
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . . | 20 2300 | 2150 2600 | 2600
Hackethal, Hannover ..... 20 1660 | 1550 1675 | 1550
Hamburgische E. W. ..... 10
Körtings' Elektr.-W., Berlin . . . | 50
Kraftübertrag., Rheinfelden. . .| O
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. . | 12
C. Lorenz, Berlin ....... 35
Dr. Paul Meyer, Berlin... .. 15
Mix & Genest, Berlin .... . 16
Neckarwerke, Eßlingen . . . . . 10
Niederschles. Elektr. u. Straßenb. | 12
Oberbayer. Überlandz., München | 9
H. Pöge, Chemnitz... . . . . 12
is » Vorz.-A. ...| 7
Rhein. El.-A. G., Mannheim . . . | 15
= i „» Vorz.-À. ==
M. Schorch & Cie., Rheydt 10
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 20
Schuckert & Co., Nürnberg . . . | 16,7
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin . . 0
Siemens & Halske, Berlin. . . .| 20
Stettiner E. W. ........
Teleph.-F. Berliner Hannover. .
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin
Voigt & Haeffner .
= Vorz.-A
Hartmann & Braun . . | Frank-
Emag. Elektr.-A.G. . . ọ furt
Main Kraftwerke, Höchst | a. M.
Heddernh. Kupferw. u. 10 620 600 649 649
Südd.Kabelwerke . .. 20 — 2 550 2500 | 2550
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im November:
in | a. | z. | 2. | a | 20 | 18.
Christiania (Kr) 1122,18] 1236.90] 1271,80
‚| 1276.80! 1142,13) —
Helsingfors (finn. M) | 186,53: 161,59 — 154,61} 17206) 175,56
Holland (Gld) 2773,05) 247380) — | 2418,93! 2643 37| 2743,12
Italien (L) . . | 331,66! 29027) — 291,76! 308,22! 326,18
Kopenhagen (Kr) . | 1406,47) 1266,82, — | 1226,92! 1356,60) 1411,45
London (£). . . . |131570,87:28179,37) — |27531,00 30024.75 31171,87
New York ($) 7044,84 6271,78 — | 6159,56] 6758,06] 6982,50
Österreich (K) 0,10 009 — 0,09 0,09 0,09
Paris (Fr) 603,73, 451.36, — 461,34 473,81] 498,75
Prag (Kè). . . .. 2942 200,99, — 195,01! 210,72] 223,44
Schweden (Kr) 1865,32) 167081! — | 161595! 1795,50) 1875,30
Schweiz (Fr)
. . { 1311,71) 1182,03
Spanien (Pes). . .
1097,25! 972,56) —
1152.11! 1239.39; 1294,25
942,63' 1024,93| 1076,32
WARENMARKT.
Elektrotechnische Erzeugnisse. — Laut Mitteilung der Preis-
stelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie
sind die Preise durch eine neue, vom 24. bis 30. XI. geltende Fest-
setzungsliste Nr. 75 i. a. um 100, hinaufgesetzt worden. Unverändert-
blieb der Preis von Glühlampen und von Transformatoren- usw. Öl.
Isolierrobhre. — Die Verkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fabrikan-
ten G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 20. XI. den zu den Preisen
der Liste vom 8. IX. hinzuzurechnenden Aufschlag für Stahlpanzerrohr
und Zubehör auf 25 000% gesteigert.
1448
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 48.
ee ee ee
30. November 1922.
Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin, hat
die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 ab 25. XI. für
Dieselmotoren (ortsfeste und Schiffsmaschinen) auf 8000 %/9,, für alle
übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 8700 0/o
hinaufgesetzt.
Kohle. — Im „Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 260, 261, 264, hat der Reichs-
kohlenverband weiter folgende ab 16. XI. einschl. aller Steuern geltenden
neuen Brennstoffverkaufspreise bekanntgegeben: beim Aachener
Steinkohlensyndikat(EschweilerBergwerksverein) Anthrazit I(Stücke)
19811 M; beim Mitteldeutschen Braunkohlensyndikat Briketts
im größeren Industrieformat 11 660 M (Kasseler Revier 14 520 M), Naßpreß-
steine 10 151 M; unter Rohkohlen des mitteldeutschen Gebietes Förder-
kohlen 4075 M, Siebkohlen 5094 M, Stückkohlen 5705 M; beim Ostelbi-
schen Braunkohlensyndikat (Niederlausitzer Gruppe) Briketts im
kleineren Industrieformat 12 391 M, Förderkohlen 3709 M. Siebkohlen 4804
M, Stückkohlen 5395 M/t; beim Rheinisch-Westfälischen Kohlen-
syndikat Steinkohlenbriketts Klasse II 23 917 M/t. — Laut Mitteilung der
Bergwerksdirektion Hindenburg betragen die Preise von Inlandflamm-
kohle auf der Königin Luise-Grube ab 1. XI. für Stückkohle 16 402 M, für
Staubkohle 11 070 M/t; bei Gaskohle sind die Preise der genannten Sorten
um 3 M/t höher. — Das Ruhrrevior (einschl. der linksrheinischen Zechen)
hatim Oktober an Kohle 8,827 Mill. t in 26 Arbeitstagen gefördert (8,266
i. Vm.); die arbeitstägliche Förderung betrug 0,339 Mill. t (0,318 i. Vm.).
An Koks wurden 2,221 Mill. t hergestellt (2,128 i. Vm.), an Briketts 0,400
Mill. t (0,413 i. Vm.). In Niederschlesien stellte sich die Kohlenförderung
auf 0,474 Mill. t (0,475 i. Vm.) im sächsischen Steinkohlenrevier auf
0,347 Mill. t (0,363 i. Vm.) und im Aachener Steinkohlenrevier auf
0,194 Mill. t (0,190 i. Vm.). — Englische Durham Gasförderkohle wird
z. Z. frei Hamburg zu 28s 9 d und Gießereikoks zu 43 s 10 d/ton angeboten.
Erze. — Die Preise des Siegerländer Eisensteinvereins sind unver-
ändert. Für spanische Erze werden 22,5 s/ton fob. verlangt.
Eisen. — Für das 4. Novemberviertel sind die Preise von Roh -
eisen auf Grund der Kursklausel für nachstehende Sorten ab 24. XI.
wie folgt ermäßigt worden: Hämatit 130 829 M, kupferarmes Stahl-
eisen 130 J61 M, GieBereiroheisen I 107 765 M, dsgl. III 107 695M, dsgl. luxem-
burger Qualität 102993 M, Ferrosilizium(100/,) 152478 M, Temperroheisen
128 496 M/t. Als Nachtrag zu der Mitteilung über die letzte Erhöhung der
Roheisenpreise sei bemerkt, daß vom 16. bis 23. XI. sich der Preis für
Ferromangan (80%) auf 260 576 M und für dsgl. (50%) auf 216 982 M/t mit
der bekannten Kursbasis stellte. — Am englischen Markt werden für
Middlesborough-Gießereiroheisen Nr.1 97 8 6.d, für dsgl. Nr.3 92s 6d, für
Hämatit Nr. 1 93 s 6 d fob Middlesborough verlangt. — Der Richtpreisaus-
schuß des Stahlbundes hat beschlossen, die Preise von Walzeisen, die
teilweise bereits über den Weltmarktpreisen liegen, bis zum 29. XI. unver-
ändert zu lassen.
Gußwaren. — Der Verein doutscher Eisengießereien(Gießereiverband),
Düsseldorf, hat ab 16. XI. die Preise für Bau- und Maschinenguß um 30°,
zuzügl. 40 M/kg und für Handelsguß um 50°% erhöht.
Sehrott. — Am 21. XI. wurden für Kernschrott 100000 M, für
Späne 90 000 M, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch 108 000
M/t frei Berlin notiert.
Edelmetalle. — Der Berliner Markt notierte am 21. XI. Gold mit
4000 bis 4100 M/g und Silber mit 135 000 bis 140 000 M/kg.
Zement. — Die Höchstpreise für Lieferungen an private Abnehmer
betragen ab 19. XI. im Gebiet des Norddeutschen Zomentverbandes
225 724 M, in dem des Rheinisch- Westfälischen Zementverbandes
218724 M und im Gebiet des Süddeutschen Zementverbandes
229 724 M/10t.
Dach- und Isolierpappe. — Die neuen Richtpreise des Verbandes
deutscher Dachpappenfabrikanten botragen für Dachpappe mit 80er Roh-
pappeneinlage 570 M, mit 100er Einlage 460 M, mit 150er Einlage 320 M, und
mit 200er Einlage 250 M/m?; für Isolierpappe mit 80er Einlage 800 M,
mit 100er Einlage 680 M und mit 125er Einlage 570 M/m?.
Schellack. — Fine Orange-Ware notiert in London für den Export
420 s/cewt; im deutschen Großhandel wurden für diese Qualität kürzlich
9750 M/kg beansprucht.
Baumwolle. — New York notierte am 22. XT. 25,40 cts/lb und Bremen
3973 M/kg.
Sauerstoff und Wasserstoff. — Seit dem 21. XI. gelten folgende
Preise: bei Lieferung unter Abschluß in Eigenflaschen 490 M, in Leihflaschen
520 M, außer Abschluß entsprechend 495 M bzw. 525 M/m? frei Bahnstation
der Erzeugerstelle.
Schwefelsäure. — Für 100 kg Schwefelsäure 60° Be ist der Erzeuger-
preis ab 16. XI. auf 2450 M und der Verbraucherpreis auf 2950 M erhöht
worden.
Öle und Fette. — Die amerikanischen Exportnotierungen für Pe-
troleum betragen z. Z. für Ware in Cases 17 ets, in Tanks 7,50 cts und
Standard white 13,75 cts/lb. — Die Schmierölpreise sind, in Dollars aus-
gedrückt, unverändert; rein mineralisches Gasöl, unverzollt, kostet 130 bis
140 M/kg. — Paraffintreiböl notiert 12 150 M in Kesselwagen ab Ver-
sandstation und Braunkohlenteertreiböl etwa 11150 M/100 kg. —
Leinöl wird aus Holland mit 42 Gld/100 kg angeboten ; der deutsche Groß-
verkehr fordert für reine Ware etwa 1225 M/kg. — Rizinusöl 1. Pressung
bedingt einen Preis von 1400 M, Ware 2. Pressung 1375 M/kg. — Ter pentil-
öl notierte in New York am 22. XI. 159 ets/Gallone; am Hamburger Markt
wurden für amerikanische Ware 3350 M und für französische 3600 M/kg
verlangt.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zebme in
EEE NE __5O$£O
lu. .
Altmetalle. — Am 21. XI. wurden am Berliner Markt folgende Preise
‚gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 1600 bis 1650 M; unver-
zinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 1550 bis 1600 M; Maschinenrotguß, han-
delsüblich und tiegelrecht, 1175 bis 1225 M; Messingründer, pulver- und eisen-
frei, 1025 bis 1075 M, Meseingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 1475 bis
1525 M; reine, weiche Messingblechabfälle 1250 bis 1300 M; Schwermessing.
handelsüblich, 950 bis 1000 M; Messingschraubenspäne, handelsüblich, 923
bis 975 M; altes Weichblei 525 bis 575 M; Zinkzünderlegierungen 900 bis
950 M; Altzink, handelsüblich, 825 bis 870 M, Reinaluminiumblechabfälle
(98/99%/.) 1800 bis]1850M/kg in geschlossenen Quantitätenund Wagenladungen.
Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg:
Metall 0. XL
M. XI.
23. X1. |
Elektrolytkupfer (wire bars), |
prompt, cif Hamburg, Bremen l
Ta 1967,00
oder Rotterdam . . . 2... 2225,00 2219,00
Originalhüttenrohzink
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom.| 1077,99 1053,19 | 1269,89
Raffinadekupfer 99/99,3% . .| 1900—2000 | 1600—1700 | 1800—1900
Originalhüttenweichblei . . .| 825-875 725—750 725
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr .. ... . .| 1450—1550 | 1300—1400 | 1500—1600
Plattenzink (remelted) von
handelsüblicher Beschaffenheit] 1100—1200 | 1000—1100 | 1100-1%0
Originalhüttenaluminium
98/99% in Blöcken, Walz- oder
Drahtbarren . .. 2... 2768 2467 2629
dgl. in Walz- oder Drahtbarren
Va ee ee 2792 - 2491 2653
Zinn, Banka, Straits, Austral. in l
Verkäuferswahl . ...... 5600—5700 | 5200—5250 | 5400 - 5500
Hüttenzinn, mindestens 99%, . .| 5525—5600 | 5150—5200 | 5350—5450
Reinnickel 98/99% ..... 4100—4200 | 3650—3760 | 3800—3900
Antimon -Regulus ..... .| 750—800 650—700 700—725
Silber in Barren rd 900 fein für
l kp leno 2. 2% .| 165000 bis | 145000 bis | 140000 bis
175000 150 000 150000
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal‘ am
17. XI. 1922 für l ton (1016) kg) notiert:
£ s d £ 6 d
*Kupfer: best selected. . . . 2.2... 6 0 Obis &@ 09
en. 5; electrolytic ...... r 710 15 0„ 7 5 0
er wire bars . . 2. 2 2 2000. 150, = --
m standard Kasse ...... 63 7 6 » 63 10 »
E ss 3 Monate . .... 6& 5 O}, 4 7 6
Zinn standard Kasse . . . . . 2.22 .. 17710 0, 177 12 6
>= = 3 Monate . . 2.2.2 20. 78 226,185 0
po Bain Eee Sa 179 0 O0 „ 179 10 v
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei 2 0 O, 4 15 0
„ . gew. engl. Blockblei . . . ..... 29 T7 Ôp, - - -
Zink: gew. OM a a ar ee 39 0 O 36 15 u
s remelted . .. 2 2 2 2 2 2 20. 35 0 0O, ---
ss engl. Swansea . . . . 2. 2 2.2. 39 10 O lieferbar Swamer
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten 27 £12 £ 10a.
Aluminium: 98 bis 99% ....... 92 £ 10 s Inland, 95 £ Ausland.
Nickel: 98 bis 99% garantiert . .... 135 £ (In- und Ausiand).
Wismut: je Ib. ... 2 2 2 2 2 2 2 0. 10 s.
Platin: nominal je Unze... ..... 21 £.
Quecksilber: nom. für die 75 lbe.-Flasche 12 £5 s8
Wolfram: 65%, je Einheit nominal .. . 1286 d/13 8.
In New York notierten am 24. XI. 1922: Elektrolytkupfer loco 13.87
bis 14,00; Eisen 28,50; Blei 7,17; Zink 6,92; Zinn 36,12 cts/lb.
® Netto.
Bezugsquellenverzeichnis.
(Anfragen, denen Rückporto nicht beige ist, können nich!
rog bricks chiot Ric KAA
Frage 60. Wer stellt den elektrischen Zigarrenanzünde!
„Wilko” mit offener Flamme her?
Berichtigung.
Der auf S. 1365 besprochene Sonderabdruck von E. Schön-
holzer „Über eine moderne und praktische Berechnungsmethode
sehr langer Hochspannungsfernleitungen mit Potentialregelung
durch Syuchronmotoren“ ist nicht durch die Buchdruckerei von
Vogt Schild, Solothurn, sondern durch den Verfasser, E. Schönholzer,
Winterthur, Brauerstraße 62, zu beziehen.
Abschluß des Heftes: 25. November 1922.
N LLL—__—_—_— nenn?
Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
T en Luie diii oe Hino R ED EEE TE Ze —
ÈE T S
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
Inhalt: Neue Klein-Wasserkraftanlagen. Von |
C Reindl, 144.
Entwicklung, Stand und Aufgaben der elektri
Verkehrund Transport. 1460..Doppel-
Vereinsnachrichten. EV. 1461. Einladung zur >i
frequenz-Generatoren, — Elektrische Zugförderung Sitzung am 12. XII. 1922. — Einladung zur Fach-
der _Reichsbahnen in Bayern. | sitzung ii elektrisches Nachrichtenwesen (EVN)
schen Beleuchtung. Von H. Lux. (Schluß.) 181. J; sv Š ' ; 4 . |, am 15. XII. 1922,
Geidentwertung. Abschreibung, Preisblidung. | zresan Austen Rome VDE. 1462, Kommission für Drähte und Kabel
Von E, Schiff. 1455. | iz. OA fi TETS ED Sitzungskalender. 1467.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Aluminiums. verschiedene s: 1460: Verstaatlichung der | Rechtspflege, 1467.
1457. | Dampfkesselüberwachung?! -- Bekanntmachung, Persönliches. 1469. P. Berthold t. — Auszeich-
Erfahrungen mit Aluminumfreileitungen 1458. | betr. Änderung des Gebührenzuschlages der Elek- | nungen.
Fachnormenausschuß für Nicht- trischen Prüfämter. $ x Briefe an die Schriftleitung. 1469, Elektrodyna
eisen-Metalle. 1458, Energiewirtschaft, 1460. Blektrizitäts-. | mische. Leistungswage. Von Maschinenfabrik EB
Rundschau. Elektrizitätswerke und | versorgung Kanadas: — Elektrizitätsversorgung von | tingen, Maschinenfabrik Oerlikon und Dr. M. Levy.
Kraftübertragung. 1459. Die Elektrizi- | Neu-Südwales. — Die Elektrisierung Niederlän- Literatur. Eingänge. - 1469.
tätsyersorgung. des Staates Colorado. | disch-Ostindiens. Geschäftliche Mitteilungen, 1470.
Apparatebau. 1459 Belastungskontrolle Industrie wid Handeti:1461. Peru.
an selbsttätigen Ölschaltern, |. Britisch-Südafrika,
Warenmarkt: 147
| Bezugsquellenverzeichnis, 1472,
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[56]
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II i | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49. E 7. Dezember 1922.
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|
|
l i | 1449
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik) u
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und ‚des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F.Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 7. Dezember 1922.
“Heft 49.
Neue Klein-Wasserkraftanlagen.
Von Ing. C. Reindl, München.
Übersicht. Es wird ein neues, für Gleichstromanlagen mit Wasser-
turbinenantrieb bis zu etwa 25 kW Leistung vom Verfasser ausgebildetes
System beschrieben, welches sich dadurch kennzeichnet, daß keinerlei
Regelungsvorrichtungen auf gleichbleibende Drehzahl vorhanden sind,
vielmehr die Maschine mit der der jeweiligen Belastung entsprechenden
Drehzahl frei läuft und die Regelung auf konstante Spannung lediglich
durch die besondere Bauart der Dynamo erfolgt. Durch diese An-
ordnung wird an Anschaffungskosten bis zu 500/9 erspart und eine Be
dienung völlig erübrigt.
Die Leuchtmittelnot läßt insbesondere für die Stromversorgung
einzelner Höfe und Güter, Dörfer und Gasthöfe den Bedarf nach
ciner einfachen, billigen und selbsttätig arbeitenden Stromerzeu-
sungsanlage vordringlich erscheinen. Soweit Wasserkraft hierfür
verfügbar ist, war bisher der Gebrauch eines Turbinenreglers auch
für kleinste Leistungen unbedingt nötig, denn es ist bekannt, dal
780
Drehzah!
Umorehungen
R
Ss
Yo Belastung
0 20 40 60 80 700
Zeichenerklärung.
I. Turbine ohne Regler mit Nebenschluß-Dynamo.
II. desgl. mit Spezialdynamo ohne Schaltkasten.
Il. „ mit Schaltkasten.
=... IV. Turbine mit Regler
-me o a e o
Abb. 1. Drehzahl- und Spannungs-Charakteristik.
weder eine Nebenschlußmaschine noch eine Verbundmaschine bei
stark veränderlicher Drehzahl sich auf konstante Spannung regeln
lassen, selbst nicht unter Verwendung selbsttätiger Nebenschluß-
regler. Ein Turbinenregler kleinster Type kostet heute aber oft
ebensoviel wie Turbine und Dynamo zusammen und gibt, wenn
nicht von Zeit zu Zeit fachmännisch nachgesehen, im Lauf einiger
Jahre nur zu Störungen Anlaß. Eine soche Nachschau wird ihm aber
bei solchen kleinen Anlagen nie zuteil. Der Turbinenrezler kann
erübrigt werden, wenn eine Akkumulatorenbatterie vorhanden ist,
welche eine gewisse konstante Belastung während der Ladung dar-
stellt; aber hierbei wird Bedienung nötig, und die Anschaffungs-
kosten werden ein Vielfaches des Betrages der Maschinenanlage.
Es galt nun, eine Lösung zu finden, welche ohne Turbinenreg-
ler und ohne Batterie eine wirklich selbsttätige Regelung auf kon-
stante Spannung in einfacher Weise bietet. Der Wegfall der Bat-
terie mit ihren hohen Anschaffungs- und Unterhaliungskosten und
ihrer Empfindlichkeit gegen unaufmerksame Behandlung nötigte
vor allem dazu, das Gebiet der Fahrzeugbeleuchtung mit seinen
verschiedenen Arten, das sonst hätte als Vorbild dienen können,
außer acht zu lassen.
In einer neuartigen Weise wird hier auf die Regelung auf kon-
stante Drehzahl der Turbine und zugleich auf Ausregelung des
Spannungsabfalles in der Dymamo (also Turbinenregler und Kom-
poundwicklung oder statt der letzieren ein selbsttätiger Neben-
schlußregler) verzichtet, ebenso wenig aber auch die Drehzahl der
Turbine auf konstante Spannung geregelt. Vielmehr läuft die Tur-
bine im Gegensatz zu allen bisherigen Gepflogenheiten ohne
jede Regelung völlig freilaufend mit der Drehzahl,
welche der jeweiligen Belastung entspricht, gleichgültig ob es sich
um eine Freistrahlturbine oder eine Francisturbine in offener oder
geschlossener Ausführung handelt. Es liegt in der Durchbrechung
des bisherigen Grundsatzes, auf gleichbleibende Drehzahl zu re-
geln, eine ähnliche Abschüttelung hergebrachter Vorurteile, wie
Abb. 2. Banki-Turbine.
etwa im Prinzip der Poebingschen Esibe-Regelung'), die auf ver-
änderliches Gefälle vor der Turbine bei konstanter Zuflußmenge
durch dieZuleitung regelt, oder wie bei den neuartigen Formen der
Kaplan-”) und Lawaczek-Turbine. Die Änderung der Drehzahl
über den ganzen Bereich hin bis zum Durchgehen im Leerlauf ist
hier betriebsmäßig gewollt, während es bisher ein durch teure
Mittel verbinderter Unfall war.
Wenn nun eine normale Nebenschlußdynamo von einer Turbine
ohne Geschwindigkeitsregler angetrieben wird, welche der in
Abb. 1 unten dargestellten Drehzahlkurve zwischen Leerlauf (0 %)
und Vollast (100 % Belastung) folgt, so gibt die Dynamo eine in-
folge der Selbsterregung außerordentlich stark zunehmende Span-
nung, etwa nach Kurve I, welche bis zum mehrfachen der normalen
Spannung steigt. Diese große Spannungsänderung läßt sich durch
einen selbsttätigen Nebenschlußregler nicht im entferntesten kon-
stant halten, da eine so starke Schwächung des Nebenschlußfeldes
-untunlicehst und und der selbsttätige Nebenschlußregler gar nicht
soviel Stufen erhalten kann.
ı) „Die Wasserkraft“, 1921, Heft 17, S. 220. 2
2) „Die Wasserkraft“, 1919 S. 158; Z. d. V. d. J. 1921, S. 1085/1066 ; „Blektro-
techn. u. Maschinenb.“ 1922, S. 14; „ETZ“ 1920, S. 162.
1450
Die verwendete Dynamo ist nun in besonderer Bauart ausge-
führt in der Weise, daß sie mit einer Spezialwicklung versehen ist,
welche sowohl bei Leerlauf und z. B. 180 % Drehzahl?) wie auch bei
Vollast (100% Belastung) und normaler Drehzahl (100 % Dreh-
zahl) die normale Spannung von z. B. 110 V abgibt, wobei die Span-
nung der Dynamo in den zwischenliegenden Belastungen und Dreh-
zahlen etwa der Kurve II folgt. Die hier noch vorhandene, durch
den zur Dynamo gehörigen Schaltkasten auszuregelnde Spannungs-
änderung von etwa 20 bis 40 % ist nun, wie aus der Kurve ersicht-
lich, nicht höher als der Spannungsabfall einer normalen Neben-
schlußdynamo bei konstanter Drehzahl (also unter Verwendung
eines Turbinenreglers bei den bisherigen Ausführungsarten) und
somit ohne Schwierigkeiten zu beherrschen.
In Verbindung mit dem Schaltkasten liefert die Spezialdynamo
bei den durch die Drehzahlkurve der freilaufenden voll geöffneten
Turbine gegebenen Drehzahlen die Spannung, welche nach der
stark ausgezogenen Kurve III gegeben ist und somit allen Bedürf-
nissen genügt.
Abb. 8. Kaplan-Spiralturbine.
Im Vergleich dazu ist noch in Kurve IV die Spannung einze-
zeichnet, welche eine Anlage bisheriger Bauart und bester Aus-
führung, also die Turbine mit selbsttätigem Geschwindigkeitsregler
und Dynamo mit Kompoundwicklung, liefern würde.
Es ist hieraus ersichtlich, daß die neue Anordnung, Turbine
ohne Geschwindigkeitsregler in Verbindung mit der Spezial-
dynamo (D. R. P. a.), genau das gleiche leistet wie die bisherigen
Anlagen mit Turbinenregler, wobei jedoch die hohen Kosten eines
Turbinenreglers für die kleinste Type wegfallen und hingegen nur
der Mehrpreis von ungefähr 20 bis 40% der Dynamo gegenüber
einer normalen Dynamo in Rechnung kommt, so daß sich in den
Anlagekosten der Gesamtanlage eine Ersparnis von etwa 30 bis
50 % ergibt.
Bei den meisten Kleinanlagen ist die Größe der Anlage durch
den zu deckenden Verbrauch bestimmt, während insbesondere in
bergigen Gegenden zumeist schon die vorhandene Mindestwasser-
menge größer ist, als der verlangten Leistung entspricht. Vielfach
hat man es auch in der Hand, durch Vergrößerung des Gefälles es
dahin zu bringen, daß mit der vorhandenen Mindestwassermenge in
allen Fällen ausgekommen werden Kann. In diesen Fällen bedarf
DR
330 -- -
Abb. 4. Kleinanlage System Reindl.
die Turbine keiner Einstellung auf geringere Öffnung, es genügt
demnach ein Absperrschieber oder die Schütze und kann die Nadel-
regelung bei Peltonturbinen wegfallen und durch einen gewöhn-
lichen Krümmer und Absperrschieber ersetzt werden, bzw. können
bei Francisturbinen (Spiral oder offen) alle Regelungsorgane weg-
fallen und die Leitschaufeln festgeklemmt werden, bzw. können
diese Turbinen mit festen Leitradschaufeln ausgeführt werden.
Sofern jedoch mit einer geringeren Mindestwassermenge zu
gewissen Jahreszeiten zu rechnen ist, oder eine Speicherung in be-
schränktem Umfange eintreten soll, liegt nichts im Wege, die Re-
» Die Höhe der Leerlaufdrehzahl ist unerheblich; diese schwankt je nach
Duclinsnart und Laufradkonstruktion zwischen etwa 150 und 250 "/a der normalen
rehzahl.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49.
a a II IIau
7. Dezember 1922.
gelungsanordnung der Turbine beizubehalten, welche dann ent-
sprechend der verfügbaren Wassermenge eingestellt werden kann.
Bei Überschreitung der entnommenen Leistung über die Wasser-
menge hinaus tritt eine Spannungsminderung ein. Auch bei Über-
lastung der ganzen geöffneten Turbine vermindert sich selbsttätig
die Spannung der Dynamo und weist dadurch auf die vorhandene
Überlastung hin.
= Be E
=
le er
,
Ye
Ay
N
I\
Ton nua
Zeichenerklärpng.
= Abnehmbares Deckblech.
Schrauben für Wandbefestigung.
Verteilungsschalter.
Verteilungssicherungen.
= Strom-u!Spannungsmesser, Regler.
Abb. 5a.
J = Hauptsicherungen.
g = Konsole für Wandbefestigungen-
h = Säule für freistehende Montage
i = Tür.
k = Hauptschalter
s AGOS
Tut
Zeichenerklärung
p = Klemmen.
r = Hauptsicherungen.
s = Heuptschalter.
t = Strom- und Spannungsmesser.
u = Verteilungssicherungen.
v = Verteilungsschalter.
w = Klemmen.
æ = Verbrauchsleitung.
y = Maschinenraumlicht.
z = Verbrauchsleitung.
Year FF --
1
nen
De
Abb. 5b.
Fa
Ey
Abb. 5a u. 5b. Schaltkasten zur Kleinanlage.
Soweit es die Gefällshöhe erlaubt, wird man unmittelbare Kupp-
lung der Turbine mit der Spezialdynamo vorsehen. Nach oben hin
wird die Drehzahl begrenzt durch die Leerlaufdrehzahl, welche die
mit Rücksicht auf die Zentrifugalkraft zulässige höchste Anker-
Umfangsgeschwindigkeit der Dynamo nicht überschreiten dari.
Nach unten wird die Drehzahl begrenzt durch den Wert, der noch
preiswerte Modelle für die Dynamo gibt. Für hohe Gefälle komn!
somit die Peltonturbine in Frage, für geringere Gefälle findet die
Bankiturbine®t) hier ein sehr geeignetes Anwendungsgebiet, zumal
keine Regelungseinrichtungen notwendig sind, welche die sonst
% Vgl. „Zeitschr. f. d. gesamte Turbinenwesen“ 1918, 8. 181,
Neue Wasserturbine; „Elektrotechn. u. Maschinenb.“ 1918, 8. 557.
Hüttenamt Bergen bei Traunstein.
6ndt Baakı,
Ausführung:
„N
1. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49.
1461
ideal einfache Bankiturbine (Abb. 2) komplizieren. Die untere Ge-
fällsgrenze für unmittelbare Kupplung bilden Francis-Spezialtur-
binen kleinster Modelle, welche durch Fortlassung des ganzen Dreh-
schaufelmechanismus und Anwendung nur einer oder zwei zugleich
zur Versteifung dienenden Führungsschaufeln wesentlich verbilligt
werden können. Die Kaplanturbine®) ermöglicht auch hier bei be-
reits sehr niedrigen Gefällen noch unmittelbare Kupplung mit einer
raschlaufenden Dynamo; so hat z. B. eine Versuchsausführung einer
Kaplan-Spiralturbine bei 5 PS Leistung unter nur 4,5 m Gefälle
1500 Umdr/min ergeben (Abb. 3). Es steht aber natürlich nichts
im Wege, die Spezialdynamo von einer gewöhnlichen offen einge-
bauten Francisturbine oder Kaplanturbine mit Riemen anzutreiben.
Eine normale Ausführung‘) eines solchen aus Peltonturbine und
unmittelbar gekuppelter Dynamo bestehenden Klein-Anlagen-Ag-
gregates zeigt Abb. 4 in einer Form, wie sie außer für kleine Eigen-
anlagen auch als unabhängige Notbeleuchtungsanlage für Wasser-
kraftwerke ausgeführt wird und in dieser Anordnung nicht teurer
kommt als ein Stationstransformator mit 5 kVA Leistung und der
zugehörigen Hochspannungszelle mit Zubehör. Bei der für solche
Zwecke in Frage kommenden Leistung von 2 bis 5 kW kann das
Aggregat für Gefälle von etwa 10 bis 60.m ohne weiteres unmittel-
bar an die Druckrohrleitung vor den Hauptabeperrschiebern ange-
schlossen oder vom Wasserschloß bzw. vom Oberwasserbecken (bei
offen eingebauten Turbinen in Mitteldruck-Anlagen) aus durch eine
eigene billige Rohrleitung gespeist werden. Bei höheren Gefällen
wird ein Druckminderer vor die Turbine vorgebaut, um die obere
Grenze der mit Rücksicht auf die Dynamo zulässigen Drehzahl nicht
zu überschreiten. Ein derartiges Aggregat hat den Vorzug, die Be-
leuchtung des Kraftwerks und dessen sonstigen nötigen Strombe-
darf für kleine Werkzeugmaschinen u. dgl. unter allen Umständen
auch bei völligem Stillstand der Anlage sicherzustellen.
Der kleine selbsttätige Nebenschlußregler, der nach Abb. 1 die
unbedingte Konstanz der Spannung zu besorgen hat, ist mit den
» Vgl. Anmerkung ?.
© "Ausführung der Kleinanlagen dieses Systems: Bayerische Kraft- und
Lichtrersorgung Gm. b. H., München, Karlplatz 24. á ar
nötigen Sicherungen und Strom- und Spannungsmesser zu einem
kleinen Schaltkasten zusammengebaut, so, daß keine Teile unsach-
gemäßen Zugriffen zugänglich sind. Ein Überlastungsschutz wirkt
in der Weise, daß bei Überschreitung der zulässigen Belastung die
Spannung sinkt und das Nachlassen der Lichtstärke der Lampen
darauf aufmerksam macht, daß zu viel eingeschaltet ist. Nach Wie-
derkehr der zulässigen Belastung stellt sich auch die richtige Span-
nung wiederein. Der Schaltkasten wird an der Wand oder auf einer
Säule (Abb. 5) nahe der Maschine angebracht und mit derselben
durch 3 Leitungen verbunden, wobei nur auf die gleichartige Be-
zeichnung der Klemmen an Maschine und Schaltkasten beim An-
schließen zu achten ist. Vom Schaltkasten gehen die Verbrauchs-
leitungen ab. .
Die Bedienung der Anlage erstreckt sich nur auf das langsame
Öffnen des Absperrschiebers (oder bei offenen Turbinen der Schütze)
beim Ingangsetzen der Maschine und auf gelegentliches Nachsehen
der Lager hinsichtlich Schmierung und Erwärmung, sowie auf das
Schließen des Absperrschiebers bzw. der Schütze beim Abstellen;
irgendwelche Regelungsvorrichtungen sind nicht zu betätigen. Nur
in einzelnen Fällen, wo etwa mit zeitweise verringerter Wasser-
menge zu rechnen ist, muß die in solchen Fällen vorzusehende Hand-
regelung an der Turbine entsprechend dem Wasserzufluß mehr oder
weniger weit geöffnet werden, was die Gewöhnung bald ergibt. In
Fällen, wo die verfügbare Wassermenge stets ausreicht, fällt bei
der Turbine der Abb, 4 die Handregelung überhaupt fort. Es steht
auch nichts im Wege, die Maschine entfernt vom Stromverbrauchs-
ort aufzustellen, wie dies etwa der Fall sein kann, wenn dieser auf
einer Anhöhe liegt und die Wasserkraft tiefer unten oder sonst
etwas abseits gelegen ist.
Abstellen der Maschine auch von der getrennten Verbrauchsstelle
aus durch besondere einfache Hilfsmittel ausgeführt werden, ja so-
gar zu bestimmten Stunden selbsttätig erfolgen.
Für Anlagen kleinster Leistung von einigen 100 W für kleinere
Landhäuser, Bauernhöfe usf. ist eine weitere, noch einfachere Aus-
führungsform vorbereitet, die oft an die vorhandene Trinkwasser-
leitung wird angeschlossen werden können.
Entwicklung, Stand und Aufgaben der elektrischen Beleuchtung.
Von Dr. H. Lux, Beratender Ingenieur, V. B. I.
(Schluß von S. 1405. )
II. Ziele und Aussichten der Lichterzeugung.
Die voraufgegangene Skizzierung der Entwicklung aller ge-
bräuchlichen elektrischen Lichtquellen bis zu ihrem gegenwärtigen
Stande geschah unter wesentlicher Betonung der rein physikalischen
Erscheinungen, da nur auf diesem Wege ein Urteil darüber zu ge-
winnen ist, ob und welche Fortschritte mit den bisher eingeschlage-
neu Methoden zu erzielen sind. Um die Übersicht zu erleichtern,
seien deshalb die hauptsächlichsten Daten, die die einzelnen Licht-
quellen kennzeichnen, in der Zahlentafel 1 zusammengestellt:
Zahlentafel 1.
Leucht-
abs. : i
Lichtquelle Temperatur ie Neruelor,
g/cm’ ’ K
Kohlefadenlampe 3,5 W/FKh . 2135 55--60 0,52
dgl. (metallisierte) 2,2 W/FKh 2270 90--100 —
Tantallampe . .... » 2.222 .. 2200 110--130 1,0
Nernststäbehen .......... 2600 160-450 0,84
Wolframvacuumlampe
1,1 W/FRn: ........ 2335 150 1,8
Gasfüllungslampe 0,6 W/FKo. 2745 600--700 3,4
Quecksilberquarzlampe bei 150V 5273 300 6,8
; (scheinbar)
Moore-Vakuumlicht ....... — 0,04—0,25 0,85
Reinkohlenbogenlicht
Bogen ......::.2.. — 1800--8000 22
Krater .. 2... 22.2... 4200 18000 ?
Flammenbogenlampe
Bogen .......222.. — 600--1000 48
Krater „u... 400.004 3500(?) _ j
Goerz-Beck-Scheinwerfer
(Krater) .......... 5100 126 000
' (scheinbar) _
Lummersche Druckbogenlampe
(Krater) ... 2.22.22... 7600 234 000
(scheinbar) —
Sonne im Zenit. . . 2 2. .... 60:0 ‚ 150 000 11,8)
Sieht man von denjenigen Lichtquellen ab, bei denen das Leuch-
ten auf Lumineszenz beruht, und betrachtet man nur die ausge-
sprochenen Temperaturstrahler, so fällt sofort auf, daß die Leucht-
dichte (Flächenhelle) in einer bestimmten Beziehung zur Tempe-
ratur stehen muß. Innerhalb kleiner Temperaturunterschiede wurde
diese Beziehung durch Lummer und Kurlbaum durch die fol-
gende Gleichung ausgedrückt:
a
HD, \T
Der Exponent x ist hierbei selbst eine Funktion der Temperatur,
u. zw. soll nach E. Rasch zT = const. sein. (In Wirklichkeit
scheint das Produkt x T bei steigender Temperatur wachsende
Werte anzunehmen). Der Wert von z hat auch nicht für alle Strah-
ler den gleichen Wert bei gleicher Temperatur, für den vollkomme-
nen Strahler, den absolut schwarzen Körper, ist xz jeweils kleiner
als für blankes Platin.
Aus der erwähnten Exponentialbeziehung zwischen Tempera-
tur und Leuchtdichte ergibt sich die theoretische Aufgabe: die spe-
zifische Lichtleistung eines Temperaturstrahlers durch Temperatur-
erhöhung zu steigern. Was man theoretisch hierbei erreichen könnte,
zeigt eine Betrachtung der Verhältnisse beim schwarzen Körper.
Für einige, beliebig herausgegriffene Temperaturen ergeben eich
die nachstehenden Werte für die Leuchtldichte:
Zahlentafel 2.
Leuchtdichte
T (ab) ° HRıcm T (abs) Meyrmidichte
1500 0,201 3500 2430
2000 11,6 4000 6180
2500 137 5000 22 180
3000 702 10000 314200
Diese Zahlen sind aber noch kein Kennzeichen für die Wirt-
- schaftlichkeit der Lichterzeugung: denn bei jedem Temperatur-
strahler, am meisten natürlich bei dem vollkommenen Strahler, dem
absolut schwarzen Körper, fällt auf den engen Bezirk der sicht-
baren Strahlen nur ein sehr kleiner Bruchteil der Gesamtstrahlung.
Um ein Urteil über die Ökonomie der Lichterzeugung zu gewinnen,
muß deshalb das Verhältnis der ausgesandten Lichtstrahlen zu der
Es kann dann das Inbetriebsetzen und ’
s
gesamten ausgestrahlten Energie berücksichtigt werden. Das wird '
ermöglicht, wenn man nach der Planckschen Strahlungs-
gleichung:
Sa r= cà- 5 (e®}T— 1)-14
(in der S die Strahlung in einem bestimmten Wellenlängenbezirke
und bei einer bestimmten Temperatur, e die Basis der natürlichen
|
1452
Logarithmen, X die Wellenlänge in u, T die absolute Temperatur,
cı und c» Konstanten bedeuten), — für jede Temperatur die Strah-
lungskurve konstruiert (vgl. Abb. 1), und aus der mit der Abszissen-
achse gebildeten Fläche dasjenige Stück herausschneidet, das durch
die Ordinaten bei den Wellenlängen 400 mu und 700 (bzw. 800) pu
begrenzt wird. Das Verhältnis des herausgeschnittenen Flächen-
Abb. 1. Energieverteilungskurven des schwarzen Körpers
für verschiedene Temperaturen.
stückes zu der Gesamtfläche gibt das Verhältnis der im sichtbaren
Gebiete gestrahlten Energie zu der Gesamtstrahlung. Dieses Ver-
hältnis, der „energetische Nutzeffekt“ einer Lichtquelle, kennzeich-
net aber noch immer nicht die Ökonomie der Lichtquelle hinsichtlich
ihrer Lichtleistung; denn es ist zu berücksichtigen, daß innerhalb
des Gebietes der sichtbaren Strahlen das Auge wie ein Filter von
‘variabler Dichte für die einzelnen eichtbaren Strahlengattungen
wirkt. Bei energiegleichen Reizen liegt die maximale Empfindlich-
keit bei etwa 556 un, während sie nach den beiden Enden des Spek-
trums rasch abfällt. Bei 400 uy. ist sie nahezu null, bei 450 ug beträgt.
sie 3,6 %, bei 500 un 34,1%, bei 556 uy 100 %, bei 600 un. 63 %, bei
650 un 9,4% und bei 700 up wieder schon nahezu Q.
6,367 10° Watte
c143cm Crad
Welienlänge
Abb. 2. Energieverteilungskurve des schwarzen Körpers
für T = 3500? abs.
Handelt es sich darum, die Energieausnutzung in der Form von
Lichtempfindung bei Strahlern verschiedener Energieverteilung
zu ermitteln, so müssen die in den einzelnen Wellenlängenbezirken
energetisch ermittelten Strahlungsintensitäten erst noch mit einem
Faktor versehen werden, der gleich der prozentualen Augenempfind-
lichkeit in diesem Bezirke ist. So ist nach A. R. Meyer bei der
linergiestrahlungskurve (Abb. 2) eines auf 3500° temperierten
schwarzen Körpers verfahren worden, in der der einfach schraf-
fierte Flächenteil das Gebiet der sichtbaren Strahlung abgrenzt, aus
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49.
7. Dezember 1922.
der dann das Auge den doppelt schraffierten Teil als empfundene:
Licht herauszieht. Planimetriert man diese beiden Flächenstücke,
so erkennt man, daß von der ganzen sichtbaren Strahlung nur etwa
% als Licht empfunden wird. Führt man analoge Rechnungen für
die Energiestrahlungskurven bei verschiedenen Temperaturen
durch, wie das in besonders sorgfältiger Weise A.R. Meyer unter
Zugrundelegung der Ivesschen Augenempfindlichkeitskurve ge-
tan hat, so kommt man zu dem Ergebnis, daß der „visuelle Nutz-
effekt”, wie A. R. Meyer das Verhältnis der als Licht empfundenen
gestrahlten Energie zur gesamten geptrahlten Energie genannt hat,
von den niederen Temperaturen an allmählich zunimmt, bei rd 6500?
mit 14,5 % und einer spezifischen Lichtleistung von 90,3 Lm/W sei-
nen Höchstwert erreicht, um dann rasch wieder abzunehmen. — Der
Grund für diese merkwürdige Erscheinung ist darin zu erblicken,
daß jeder Temperatur eine bestimmte Wellenlänge entspricht, in der
das Maximum der Strahlung erfolgt, ausgedrückt durch die Wien-
sche Gleichung:
Amax T = const.
Diese Gleichung sagt zugleich aus, daß mit wachsenden Tempe-
raturen das Maximum der Strahlung von dem langwelligen Ende
allmählich in das kurzwellige Gebiet übertritt. Bei 3600 tritt e:
in das Gebiet der gerade noch sichtbaren roten Strahlen von 800 pu
Wellenlänge ein, um es bei 7200 ® im violetten Ende (400 myu) wieder
zu verlassen. Daß der Höchstwert des visuellen Nutzeffektes nicht
bei 5200 ° erreicht wird, wo das Maximum der Energiestrahlung mit
der Höchstempfindlichkeit des Auges bei 556 uu zusammenfällt, er-
gibt sich aus der Gestalt der Energiestrahlungskurve, die unsymme-
trisch zu der Augenempfindlichkeitskurve liegt. Die so auffallend
kleinen absoluten Werte des visuellen Nutzeffektes folgen natür-
lich aus dem starken Überwiegen der unsichtbaren Strahlen gegen-
über den sichtbaren,’wie das aus Abb. 1 und 2 ohne weiteres zu er-
kennen ist.
Gelänge es, einen Strahler ausfindig zu machen, der nur im
sichtbaren Gebiete Strahlen aussendet, u. zw. bei einer Energiever-
teilung, die als weißes Licht empfunden wird, so erhielten wir bei
2000 °, der Temperatur etwa der Kohlefadenglühlampe von 4 W/ERa.
eine Lichtleistung von 191,6 Lm/W, und bei 4250° abs. würden wir
248 Lm/W als höchste überhaupt mögliche spezifische Lichtleistung
erzielen. In jedem Falle wäre dann der visuelle Nutzeffekt 100 %,
denn alle ausgesandten Strahlen werden als Licht empfunden.
Mit dem blanken Strahler, entsprechend dem Platin oder dem
' Wolfram, erhielt man schon bei etwas niedrigeren Temperaturen
das Maximum der spezifischen Lichtleistung. (Nach Berechnungen
von OÖ. Lummer und H. Kohn, die mit den A. R. Meyerschen
wegen Abweichungen in den Ausgangsdaten nicht ohne weiteres
zu vergleichen sind, beträgt die maximale spezifische Lichtleistung
des schwarzen Körpers bei 6750° abs. 124,6 Lm/W und des blan-
ken Strahlers bei 5900 ° abs. 100,7 Lm/W. Das Maximum des visu-
ellen Nutzeffekt beim schwarzen Körper gibt Lummer mit 15%,
beim blanken mit 16,35 % an. Für den idealen Strahler mit einem
visuellen Nutzeffekt von 100 % errechnet er eine spezifische Licht-
leistung von 276 Lm/W.)
Mit einem visuellen Nutzeffekt von gleichfalls 100 %, wie beim
idealen Temperaturstrabler, würde eine Lichtquelle arbeiten, wenn
sie nur in dem Gebiet strahlte, für das unser Auge am empfindlich-
sten ist, also in der Gegend von 556 mu. Dieser Strahler würde zu-
gleich auch die höchst mögliche Leistung mit 650 + 33 Lm bei dem
Aufwande von 1 W erreichen. (Der Zanlenwert hängt von der mit
einer gewissen Willkür behafteten Annahme der Grenzen des sicht-
baren Teiles des Spektrums ab, ferner von der Festlegung der Augen-
empfindlichkeitskurve und von der Genauigkeit in der Bestimmung
der Naturkonstante c, in der Planckschen Strahlungsgleichung.)
Innerhalb der festgelegten Ausgangswerte für die Berechnung de:
oberen Grenzwertes der spezifischen Lichtleistung ist dieser mit
einem Fehler von + 5 % sicher. Dieser Grenzwert wird häufig, be-
sonders in der amerikanischen Literatur, als „mechanisches Äqui-
valent des Lichtes“ bezeichnet. Diese Bezeichnung ist aber durch-
aus irreführend, denn da der genannte Grenzwert seinem absoluten
Betrage nach von der physiologischen Natur unseres Sehorgans ab-
hängt, so besteht keine Analogie zwischen ihm und anderen Energie-
äquivalenten, etwa dem mechanischen Wärmeäaquivalente.
Von der Erreichung des oberen Grenzwertes in der Lichtlei-
stung ist die Lichtechnik noch weit entfernt. Dieses Ziel wäre aber
auch gar nicht erstrebenswert, denn da unser Auge an weißes Lich!
angepaßt ist, kann als eigentliches Ziel nur die Schaffung des „idea:
len Lichtstrahlers“ mit der spezifischen Leistung von 247,5 Lm/\
angesehen werden. Auch dieses Ziel liegt noch recht fern. Mit der
besten Lichtquelle, deren Farbe uns erträglich ist, der Flammen-
bogenlampe, erreichen wir 40 Lm/W, mit der Quecksilberquarzlampe
allerdings 54,5 Lm/W; aber deren Lichtfarbe ist uns schon ganz
unerträglich. Es stehen also noch große Aufgaben vor der Licht-
technik, die der Erfüllung harren. Sind sie überhaupt erfirllbar?
Und wenn ja, wo ist der Weg für ihre Erfüllung zu suchen?
Ausder Betrachtung der Temperaturstrahler, sei es der schwarze
Körper oder der blanke Strahler, sehen wir, daß wir nicht mehr sehr
weit kommen können. Ein visueller Nutzeffekt von maximal nur
14,5'% bei einer spezifischen Lichtleistung von 90,3 Lm/W kann
nicht als erstrebenswertes Ideal angesehen werden; wenn wir mi!
seiner Erreichung unsere gegenwärtigen Leistungen zwar nahezu
verdoppeln würden, so würden wir doch nach wie vor mit einer
+
7. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 49.
1453
enormen Energievergeudung arbeiten. Auch die Erwartungen, die
an einen im sichtbaren Gebiete stark selektiv strahlenden Tempe-
raturstrahler geknüpft werden, die aber höhere Temperaturbelastun-
gen ertragen als das Nernststäbchen oder der zur gleichen Gattung
gehörige Auersche Glühkörper, dürfen nicht zu hoch gespannt wer-
den. Es wird zwar in dieser Richtung mit Körpern, die eine höhere
Temperatur aushalten als selbst die Kohle, sehr intensiv gearbeitet;
aber wir würden wohl kaum bis zu einer Vervierfachung unserer
gegenwärtigen Lssistung gelangen.
Bei dem Temperaturstrahler, welcher Art er auch immer sein
mag, muß dazu noch ein Moment berücksichtigt werden, das bisher
kaum gestreift wurde, das aber in letzter Hinsicht doch für seine
praktische Verwendung als Lichtquelle entscheidend ist. Dieser
Punkt ist die Leuchtdichte, die mit der Temperatur enorm anwächst.
(Vgl. Zahlentafel 2.) Mit einem Temperaturstrahler von 6500° abs.,
der als schwarzer Körper strahlt, kommen wir schon zu einer
Leuchtdichte von 73000 HK/cm? und bis zu Werten über 150000
HK/cm? für den blanken oder den noch stärker selektiven Strahler.
Ein Blick in eine solche Lichtquelle, und unser Auge wäre für immer
geblendet! Wir müßten also wieder Mittel und Wege ausfindig
machen, um die Leuchtdichte auf ein erträgliches Maß herabzumin-
dern, gbenso wie wir verfahren müssen, wenn wir eine Sonnen-
finsternis beobachten und dabei unsere Augen schonen wollen.
Hieraus allein ergibt sich schon, daß wir uns mit der Licht-
erzeugung durch Temperaturstrahlung auf einem Irrwege befinden;
ein Irrweg, der im Grunde schon als solcher bei der Anwendung der
Bogenlampe und der Gasfüllungslampe erkannt worden ist, bei
denen wir gleichfalls gezwungen sind, durch lichtstreuende und
lichtverzehrende Hüllen ein Drittel und mehr des Verdienstes wie-
der zu opfern, um die Leuchtdichte überhaupt erträglich zu machen.
Durchmustern wir die Zahlentafel 1, so sehen wir, daß bei der
Flammenbogenlampe, die einen verhältnismäßig recht hohen visu-
ellen Nutzeffekt aufweist, im Bogen selbst nur Leuchtdichten von
600 bis 1000 HK/cm? vorhanden sind; bei der Quecksilberquarzlampe
haben wir gar nur 300 IK/cm? Leuchtdichte. Auch diese Werte sind
freilich für unser Auge noch viel zu hoch. Wirklich erträglich von .
allen aufgeführten Leuchtdichten ist nur die der Mooreschen Va-
kuumlampe. Der visuelle Nutzeffekt ist bei ihr zwar betrübend
niedrig, immerhin noch in der Größenordnung des Wirkungsgrades
der Tantallampe, aber der bei dieser Lichtquelle eingeschlagene
Weg scheint doch am besten zum Ziele zu führen, wenn wir einen
Blick auf eine natürliche Lumineszenzlichtquelle werfen, auf das
bescheidene Johanniswürmchen oder seinen leistungsfähigeren
Vetter, die pennsylvanischo Feuerfliege, die über 90% hinaus-
gehende visuelle Nutzeffekte erzeugen.
Wenn nicht alles täuscht, ist hier der Weg vorgezeichnet, den
dieneue Lichttechnik gehen wird.
So geringfügig in praktischer Beziehung auch die Resultate
sind, die bei der Lichterzeugung durch elektrische Entladungen in
Gasen und Dämpfen erhalten werden, so scheint dieses Gebiet nicht
nur für die Spekulation aussichtsreich zu sein. Wir würden dann
zwar nicht Licht durch Mischung aller Strahlen des kontinuierlichen
Spektrums erhalten, sondern durch Mischung einiger Strahlengat-
tungen eines Linienspektrums; aber auch hierdurch kann, wie von
der Wolffkeschen Quecksilber-Kadmiumlampe her bekannt ist,
weißes Licht erzeugt werden. Die Forschung der letzten 15 Jahre,
. die sich mit dem Studium der Spektrallinien befaßte, hat nicht nur
die Erkenntnis von dem Wesen des Lichtes weiter gefördert, eon-
dern auch bereits Fingerzeige gegeben, wie man rationeller als bis-
her Licht erzeugen kann. Eine kurze Zusammenfassung der For-
schungsergebnisse aus den letzten Jahren dürfte deshalb hier wohl
am Platze sein?).
Die Linien im Spektrum jedes Elementes zeigen immer mehr
oder weniger deutliche Beziehungen zueinander, und in vielen Fäl-
len können sie in Gruppen zerlegt werden, in denen die Lage der
einzelnen Linien durch eine mathematische Formel zu umschreiben
ist, So zeigte Balmer im Jahre 1885, daß die Schwingungszahl v
der ersten 9 Linien des Wasserstoffes durch die Gleichung:
1 1
v=N (us -u
ausgedrückt werden kann, worin N eine Konstante, n, = 2 und n
nacheinander die Werte 3,4,5... ... 11 annimmt. Mit einem
Werte N = 3,29 . 10'5 fallen die berechneten Werte der Wellenlängen
der Linien mit den beobachteten innerhalb der Beobachtungsf£hler
zusammen. Es wurde sogar gefunden, daß diese Beziehung selbst
im Ultravioletten mit erstaunlicher Genauigkeit zutrifft. Ähnliche
leichungen wurden gefunden, die die Anordnung der Spektral-
linien anderer Elemente ausdrücken. Die Wellenlängen der emit-
tierten Strahlen sind demnach Funktionen aufeinander folgender
ganzer Zahlen, oder mit anderen Worten, sie weisen eine Serien-
beziehung auf. Die Spektren können hierbei mehrere Serien von
Linien besitzen, wie Hauptlinien, Nebenlinien, verwaschene, scharfe
usw., alle werden durch einen ähnlichen Ausdruck erfaßt.
Diese Beziehung bildet den Schlüssel für das Geheimnis der
Lichterzeugung; aber bıs 1913 waren in der Erschließung dieses Ge-
heimnisses doch nur geringe Fortschritte gemacht worden, bis N.
Bohr in Kopenhagen ein Modell von der Struktur der einfachen
‚%) Wir benutzten bier teilweise einen Vortrag von G. M. J. Macay, Trans-
actions Il, Eng. Soz. XV. Nov. 19%.
Atome des Wasserstoffes, des Heliums usw. darbot, das die Phäno-
mene der Strahlung mit den sie auslösenden elektrischen Kräften
in Wechselbeziehung setzte. Hierbei ging Bohr von Ruther-
fords Vorstellung des Atombaues sowie von den auf der Quanten-
theorie basierten Vorstellungen aus, die erheblich von dem ortho-
doxen Newtonschen Schema abweichen.
Es ist sehr interessant, daß die Quantentheorie, die heute auf
den verschiedensten Gebieten Anwendung gefunden hat, wie auf den
photoelektrischen Effekt, auf das Röntgenspektrum, auf die spezi-
fische Wärme usw., ihren, Ursprung in der Ableitung der Strah-
lungsgesetze des schwarzen Körpers durch Planck hat. Die Planck-
sche Gleichung, von der bei den Betrachtungen dieses Abschnittes
‚ausgegangen war, ist von ihm in der folgenden Form geschrieben
worden:
h c 1
Sr=nort(er ir-ı)
Hierin bedeutet e wieder die Basis der natürlichen Logarithmen,
T die absolute Temperatur, c ist die Lichtgeschwindigkeit, h und k
sind universelle Konstanten, von denen besonders h eine große Rolle
spielt. — Planck leitete seine Gleichung unter der Annahme ab, daß
die Strahlungsenergie von den „Resonatoren”, den aussendenden
Teilen, nicht kontinuierlich, sondern diskontinuierlich, u. zw. in be-
stimmten Quanten abgegeben wird. Diese. Quanten sind jeweils
proportional der Schwingungszahl v, und der Proportionalitätsfak-
tor ist die universelle Konstante h, so daß hv als das Elementar-
quantum aufzufassen ist; h und k stehen dann noch mit der Kon-
stante c des Stefan-Boltzmannschen Gesetzes der Gesamt-
strahlung S — o T? in Beziehung; h hat den Wert 6,56 . 10—27 erg. sec.
Seit Aufstellung der Planckschen Gleichung wurde gefunden,
daß die Konstante h als ein integrierender Faktor bei der Beschrei-
bung mancher anderer Phänomene auftritt. — Wenn ein Lichtstrahl
mit der Schwingungszahl v auf die aktive Oberfläche einer photo-
elektrischen Zelle auffällt, werden Elektronen mit der individuellen
ung e mit einer Geschwindigkeit ausgesandt, die der Spannung
V entspricht, ausgedrückt durch die Gleichung ¥V e = H y. Ähnlich
wird bei der Erzeugung der Röntgenstrahlen die Grenzgeschwindig-
keit der ausgegebenen Strahlung durch die gleiche. Formel darge-
stellt, in der V das Potential ist, durch das die Elektronen fallen.
Die Forschungen auf dem Gebiete der spezifischen Wärme der
Stoffe bei niedriger Temperatur machten gleichfalls die Annahme
eines Energiequantums hv erforderlich, um die bezüglichen Phäno-
mene erklärbar zu machen. — Die ganze Entwicklung der neueren
Physik zwingt dazu, die Vorstellung von der Kontinuität in den
natürlichen Vorgängen aufzugeben und sie durch Vorstellungen zu
ersetzen, nach denen die Vorgänge diskontinuierlich verlaufen,
u. zw. so, daß die Energiegewinne oder Energieverluste quanten-
mäßig — gegeben durch das Produkt kv — in Erscheinung treten.
Rutherford faßt nun das Atom als ein System auf, bestehend aus
einem positiv geladenen Kern, umgeben von negativ geladenen Par-
tikelchen oder Elektronen, die um den Kern in planetarischen Bah-
nen kreisen. Dieser Kern repräsentiert praktisch die ganze Masse
des Atoms, obwohl er keinesfalls größer als !/ıoooo des Durchmesser
des ganzen Systems ist. Wenn die Ladung des Wasserstoffkernes
der Einheit gleichgesetzt wird, dann wachsen die Ladungen der
anderen Elemente Schritt für Schritt mit wachsendem Atomgewicht,
indem für jede Stellung in dem Mendelejeffschen periodischen
Systeme eine einzelne positive Ladung dem Elementkerne hinzu-
gefügt wird. So sind die „Ordnungszahlen” von Helium, Argon,
Quecksilber und Uran bzw. 2, 18, 80 und 92. Die Nummern repräsen-
tieren auch die Zahl der Elektronen in jedem Atom.
Die Erzeugung sichtbarer Strahlung erscheint nunmehr als das
Ergebnis einer Gleichgewichtsstörung zwischen den Komponenten
des Atomes, dem Kern und den Elektronen, wodurch Licht einer be-
stimmten Wellenlänge ausgesandt wird. Bohr berechnete nun auf
der Grundlage der klassischen Mechanik die Bedingungen, die die
planetarische Bewegung der Elektronen um den Kern möglich
machen. Aber wenn in diesem Zustande Energie durch Strahlung
verausgabt wird, müßte sich der Durchmesser der planetarischen
Bahn entsprechend verkleinern und dementsprechend die Frequenz
vergrößern. Das führt dann zu der Konsequenz, daß Licht variabler
Wellenlänge emittiert und ein genau definiertes Linienspektrum
unmöglich sein würde. Um diesen Widerspruch gegen die Erfah-
rung zu beheben, macht Bohr von dem Elementarquantum der
Energie hv Gebrauch und nimmt mit Planck an, daß die Energie-
emission diskontinuierlich sei und sich jeweils dann ereignet, wenn
ein Elektron plötzlich aus einer Bahn in die andere springt. Bei
dieser Änderung handelt es sich immer um ein Elementarquantum
hv, so daß absolut monochromatisches Licht von der Schwingungs-
zahl v frei werden muß.
Nach dieser Hypothese wird das Wasserstoffatom als ein System
dargestellt, das einen Kern mit nur einem einzigen Elektron auf-
weist, das in planetarischer Bahn um den Kern kreist. Hierbei ist
jede beliebige Zahl von Bahnen um das Zentrum möglich, in die das
Elektron beim Freiwerden von Energie gelangen kann; aus quan-
tentheoretischen Gründen ist man jedoch zu der Annahme genötigt,
daß im Beharrungszustande nur ganz bestimmte Bahnradien für
das Elektron möglich sind, etwa Planetenbahnen mit den Radien 1r,
2r,3r,.... Inder großen Zahl von Wasserstoffatomen eines ge-
\ wissen Gasquantums, die sich im Beharrungszustande befinden, wird
t
1454
msn 1 nn La | —
in jedem einzelnen Atom das Elektron in einem ganz bestimmten Ab-
stand um den positiven Kern kreisen, u. zw. wird der Bahnradius
um so größer sein, je höher jeweilig der Energieinhalt des kreisen-
den Elektrons ist. Wird nun durch irgendeine äußere Ursache, also
etwa durch eine elektrische Entladung, der Beharrungszustand in
dem Gase bzw. in seinen einzelnen Atomen gestört, und gelangt das
Elektron irgendeines Atoms aus der Bahn mit dem Radius 3 rin die
nächst kleinere Bahn mit dem Radius Zr so braucht es einen kleine-
ren Energieinhalt als vorher. Die bei dem Sprung eines Elektrons
in eine engere Bahn überschüssig gewordene Energie strahlt das
Elektron nun nach der Vorstellung von Niels Bohr in der Form
einer Welle von ganz genau definierter Schwingungszahl aus, d. h.
es erzeugt eine Spektrallinie. Bei einer großen Zahl von Atomen
in demselben Gasquantum werden natürlich alle Möglichkeiten vor-
handen sein, so daß in dem Spektrum des Woasserstoffes eine ganze
Anzahl verschiedener Spektrallinien von jeweils genau definierter
Wellenlänge zur Erscheinung kommen, solange die Stürungsursache
andauert. Diese Auffassung gestattete Bohr, die Schwingungs-
zahlen der Balmer-Serien und den Wert der Konstante N zu berech-
nen. Die erhaltenen Resultate stimmen mit den Ergebnissen der
Beobachtung in weit vollkommener Weise überein als die astrono-
mische Berechnung der Planetenbahnen. Bohr berechnete auch das
Ionisierungspotential oder die Spannung, die erforderlich ist, um
das Elektron vollständig von dem Atome zu entfernen. Er erhielt
hierbei 13 V, was sich ebenfalls eng an die experimentellen Ergeb-
nisse anschließt. Seine Berechnung der Dissoziationswärme bei der
Zertrümmerung der Moleküle in Atome stimmt wenigstens der Grö-
Senordnung nach mit den experimentellen Ergebnissen überein.
Bohr sagte schließlich noch andere Serien von Linien im Ultravio-
letten voraus, die bei der Abfassung seiner Arbeit noch unbekannt
wären und erst später von Lyman entdeckt wurden. Es ist das
eine Leistung ähnlicher Art wie die Vorausberechnung des Pla-
nn Uranus durch Leverrier und seine Entdeckung durch
alle.
Seitdem sind verschiedene Abänderungen und Verfeinerungen
vorgeschlagen worden, um chemische Erscheinungen zu erklären,
die durch das Bohrsche Atommodell noch nicht umfaßt werden. Sie
haben noch keine vollständig befriedigenden Ergebnisse geliefert,
so daß das Problem der letzten Natur der Atomstruktur noch nicht
gelöst erscheint. Immerhin leistet das Bohrsche Atommodell aus-
gezeichnete Dienste bei der Erklärung der verschiedenen Phäno-
mene, so daß es wenigstens bis zu einem gewissen Grade der Wirk-
lichkeit nahekommen dürfte?).
Spätere Untersuchungen in der Elektronenphysik haben wei-
tere außerordentlich interessante Ergebnisse gezeitigt, die für die
vorliegende Frage der ökonomischen Lichterzeugung von beson-
derem Werte sein können. So fanden Frank und Hertz, daß,
wenn Quecksilberdampf bei niedrigem Druckıvon Elektronen bom-
bardiert wird, die eine Geschwindigkeit entsprechend dem Poten-
tialgefälle von 4,9 V besitzen, eine einzize Spektrallinie von der
Wellenlänge 253,6 uu erzeugt wurde. Das steht mit der Quanten-
beziehung V e = hv in Übereinstimmung. Schließlich trat Ionisation
obne eine anscheinende Steigerung der Strahlung bei 10,4 V ein.
Nach der Quantentheorie hätte dies mit der Emission einer Linie
von der Frequenz der kürzesten Wellenlänge der Hauptserie der
Quecksilberlinien im Zusammenhange stehen müssen. Das Aus-
bleiben des Ansteigens der Strahlung bei 10,4 V war wahrscheinlich
auf das Vorhandensein des niedrigen Druckes zurückzuführen, bei
dem diese Versuche durchgeführt wurden. Es ist hierbei anzuneh-
men, daR die Vereinigung der Ionen durch die Wirkung des ausge-
sandten Feldes verhindert wurde, indem die geladenen Partikelchen
sogleich wieder zurückzeworfen wurden, so wie sie sich bildeten.
Untersuchungen von Tate, Foote und Mohler u. a. an andes-
ren Gasen und Metalldämpfen haben im allgemeinen ähnliche Wir-
kungen gezeigt.
Es scheint. also, daß, wenn die von einer heißen Kathode ausge-
sandten Elektronen die Atome eines Gases oder Dampfes bei nie-
driger Spannung treffen, sie reflektiert werden, bis das sogenannte
Reflexionspotential erreicht ist, wo die ganze Energie des Stoßes
absorbiert und die Strahlung einer einzigen Linie ohne lonisation
erzeugt wird. Wenn dann die Spannung bis zum Ionisationswerto
erhöht. wird, so werden «lie Elektronen vollständige aus den Atomen
herausgeschleudert und vereinigen sich dann wieder, um ein neu-
trales Atom zu bilden, wobei das vollständige Spektrum erhalten
wird. Nach der Hypothese von Rutherford und Bohr besteht die
Ionisation darin, daß ein Elektron in praktisch unendliche Entfer-
nung von dem Kerne entfernt wird. Resonanz kann also als das
Ergebnis einer einfachen Entfernung eines Elektrons aus einer Bahn
in eine andere und seine Rückkehr angesehen werden. Die in beiden
Fällen erforderliche Spannung ist vergleichsweise niedrig. So weist
Helium das höchste Ionisationspotential von rd 27 V auf.
Wenn nun die gesamte Energie eines Elektrons von dem Reso-
nanzpotential in monochromatische Strahlung verwandelt wird,
kann es scheinen, daß in diesem Sonderfäalle des Vorganges eine
vollkommene Umwandlung von Energie in Licht stattfindet, sofern
die emittierte Spektrallinie mit der Maximalempfindlichkeit des
Auges bei 556 uu zusammenfällt. Die notwendige Spannung, um
sichtbares Licht zu erzeugen, liegt zwischen 3 bia 1,5 V, und für die
Wellenlänge 556 un ist sie 2,2 V. Diese Werte werden erhalten,
2, Vgl.Sommerfeld, Atombau und Spektrallinien IT. Braunschweig 1921.
\
7. Dezember 1922.
wenn man die entsprechenden Werte in die Gleichung Ve = hvy ein-
setzt:
i 1234
un Vot = Wellenlänge in pp `
Die auf diese Weise erhaltenen Einzellinien sind gewöhnlich
sehr schwach, der für qie Erregung gebrauchte Strom gering und
der Gasdruck niedrig. Wenn die Stromstärke mehrere Ampere be-
trägt, wie beim Lichtbogen, wobei der gesamte Spannungsabfall
zwischen den Elektroden — wie bei den Versuchen von Mackay
und Fe rguson — kleiner ist als das Ionisationspotential des
Gases, wird ein Spektrum mit zahlreichen Linien erhalten. Indessen
wird in vielen Fällen bei einem niedrigen Spannungsausgleiche in
sichtbaren Gebiete eine verhältnismäßig höhere Intensität erhalten,
als wenn das Potential hoch ist, obwohl in diesem letzteren Fall.
die absolute Leuchtwirkung natürlich höher ausfällt Der Wir-
kungsgrad solcher Lichtquellen ist bis zu einem gewissen Grade
durch den Energieaufwand begrenzt, der erforderlich ist, um einen
Elektronenstrom zur Erregung des Gases zu erzeugen, so daß die
Lösung des Problemes, auf diese Weise ökonomisch Licht zu er-
zeugen, von der Erzeugung freier Elektronen mit dem geringsten
Kostenaufwande abhängt.
Um die Größe der beeinflussenden Faktoren darzulegen, führt
G. M. J. Mackay folgende Berechnung durch. Er nimmt den idealen
Fall einer Entladungsröhre an, bei der eine besonders erregte Wo-
framelektrode und eine Entladungsspannung von 2,2 V vorhanden
sind, wobei Licht ausschließlich im maximalen Empfindungsbereich
des Auges erzeugt wird. Die Elektronenemission auf den em? beim
Wolfram und die Emission auf ein Watt hängen von der Temperatur
in folgender Weise ab:
abs. Temp.. Amp./cm® Anmp.’emitt. Watt
2000 0,004 0,00015
2400 0,37 0,006
28300 n4 0,06
3200 100 0,41
Es ist also bei einer Wolframkathode, die auf 2800 ° erhitzt wird,
also der Temperatur der Gasfüllungslampe, ein Elektronensirsm
von 8,4 A/cm? Oberfläche bei einem spezifischen Verbrauche von
15 W/A zur Verfügung. Ein solcher Elektronenstrom würde in den
idealen Gase bei 2,2 V ein Licht erzeugen, entsprechend den aufge-
wandten Watt; im Verhältnis zu dem sogenannten mechanischen
Äquivalent des Lichtes von 0,0015 W/ILm ergibt das 12 300 Lm. bi»
in dem Faden zur Erzeugung des Elektronenstromes aufgewandten
Watt betragen indessen 126, die 2300 Lm liefern. Der Gesamtwir-
kungsgrad würde demnach sein (12300 + 2300) : (18,5 +1%) =
101 Lm/W. Es ist indessen im allgemeinen unmöglich, solch einen
hohen Elektronenstrom von einer Kathode selbst bei verhältnis-
mäßig hohem Potential zu erhalten, weil die „Raumladung”, d. i.
die Wirkung der gegenseitigen Abstoßung der gleichnamig gelade-
nen Partikelchen untereinander, den Strom begrenzt. Man könnte
diesen Übelstand durch die Gegenwart entgegengesetzt geladene:
Ionen überwinden, aber dies erforderte die Erzeugung von Ionix-
tion, wodurch wieder der Wirkungsgrad herabgesetzt würde. Die
ideale Umsetzung von Energie in Licht erfordert daher einen wirk-
samen Elektronenstrom, gleichzeitig aber auch eine Methode zur
Herabsetzung der Raumladung.
Über den gegenwärtigen Stand der Lichttechnik ist also zn-
sammenfassend auszusagen, daß wir mit einer Sicherheit, wie si»
kaum in einem anderen Zweige der Technik vorhanden ist, die Gren-
zen des überhaupt Erreichbaren festzulegen vermögen, daß wir von
derErreichung dieses Zieles mit unseren gegenwärtigenLichtquellen
aber noch sehr weit entfernt sind. Mit der gleichen Sicherheit kër-
nen wir weiter aussagen, daß wir wenigstens in seiner Hauptric!-
tung den Weg überschauen, der zu diesem Ziele hinführt. Man
braucht keine besondere Prophetengabe zu haben, um zu behaupten,
daß in nicht zu ferner Zeit dieser Weg auch gangbar gemacht wer-
den wird. In allen größeren Laboratorien sind die tüchtigsten
Köpfe an der Arbeit, dieses Ziel zu erreichen.
Wenn es bei dem Problem der rationellen Lichterzeugung noch
gewaltizer Mühen und höchster schöpferischer Arbeit bedürfen wiri,
um die Aufgabe restlos zu lösen, so sind demgegenüber die Schwie-
rigkeiten bei der verständigen Anwendung der vorhandenen Licht-
quellen zu Beleuchtungszwecken verhältnismäßig gering; um so un-
erfreulicher ist es dafür, daß wir trotz der verhältnismäßig leicht zu
lösenden Aufgabe der zweckmäßigen Beleuchtung von der Lösunz
noch relativ viel weiter entfernt sind als bei der wesentlich schwie-
rigeren Aufgabe der rationellen Lichterzeugung. Der Grund hier-
für ist leicht einzusehen: Mit einer Lichtquelle, die unsere gegen-
wärtigenim Wirkungsgrade auch nur um wenige Prozent übertrifft,
sind leicht Schätze zu gewinnen; mit der verständigen Anwenduns
des Lichtes tragen wir nur den Ansprüchen unserer Gesundheit un!
unseres Wohlbefindens Rechnung; diese aber haben leider noh
immer cinen sehr bescheidenen Kurswert im hastenden Treiben
unserer Zeit. Vielleicht liegt hier nur ein Überlegungsfehler ver
oder ein simpler kaufmännischer Rechenfehler, weil nicht berück-
sichtigt wird, daß eine „zute” Beleuchtung doch auch ein wertste-
zernder Faktor im gesamten Produktionsprozeß ist, der letzien
Endes von stärkerer Bedeutung bei der Ökonomie des ganzen Ar-
beitsprozesses sein kann, als die Energieersparnis bei der Licht-
erzeurunz selbst.
daiala ; -
7. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heit 49.
1456
Geldentwertung, Abschreibung, Preisbildung.')
Von Emil Schiff.
Die Frage, welche Folgerungen aus der Geldentwertung für
Abschluß und Preiserrechnung zu ziehen sind, beschäftigt nach
wie vor Wirtschaftsführung und Forschung. Der überragende Ein-
fluß, den die Privatwirtschaft seit Aufgabe der Kriegswirtschaft
und jener Absichten, die auf eine begrenzte Vergesellschaftung oder
auf Planwirtschaft abzielten, erlangt hat, ist Ursache einer ein-
witig privatwirtschaftlichen Einstellung bei der Behandlung des
angedeuteten Gegenstandes geworden. Hierbei fiel ins Gewicht,
daß die Vertreter der Beiriebswirtschaftslehre an unseren Hoch-
schulen die Dinge zumeist ebenfalls aus dem Gesichtswinkel der
Privatwirtschaft betrachten, indem sie den unmittelbaren Vorteil
der Privatwirtschaft allzu weitgehend mit den Belangen der Volks-
wirtschaft gleichsetzen und rechtliche Gesichtspunkte vernach-
lässigen zu dürfen glauben. Den hier gemeinten Standpunkt hat
namentlich Professor Prion in seiner — für den urteils-
fähigen Leser wertvollen — Schrift „Die Finanzierung und
Kilanz wirtschaftlicher Betriebe unter dem Einfluß der Geldent-
wertung“?) vertreten. Da der Inhalt der von ihm vorgetragenen
Anschauungen als bekaunt vorausgesetzt wird, sei hier nur kurz
bezeichnet, worauf es im gegenwärtigen Zusammenhang ankommt.
Die privatwirtschaftlich eingestellte oder unternehmerische Auf-
fassung geht dahin, daß die Abschreibung nicht mehr in der alten
Weise nach der Wertminderung, gemessen an den Urwerten der
Reschaffungskosten, anzusetzen, sondern eine Rückstellung, die
zich nach den voraussichtlichen Erneuerungskosten zu richten habe,
innerhalb des Abschlusses wie der Selbstkosten und Preise zu be-
rücksiehtigen sei. Man bezeichnet die gegensätzlichen Auffassun-
sen demgemäß auch kurz als Wertminderungstheorie
undErneuerungstheorie. In grundsätzlich gleicher Weise
besteht der Zweifel, ob die Preise von Arbeitsstoffen und Waren
bei der Errechnung von Selbstkosten und Preisen zum Einkauf-
preis oder nach den Wiederbeschaffungskosten anzusetzen seien.
Welcher von beiden Auffassungen der Wirtschaftsbrauch folgt, ist
von ungeheuerer tatsächlicher Bedeutung, da die Verteuerung
reißend fortschreitet und auf den meisten Gebieten keine volks-
wirtschaftlich regelrechte Preisbildung, sondern — trotz amtlicher
Preisaufsicht über manche Erzeugnisse — die Preisherrschaft der
Erzeuger und Händler besteht. Diese Sachlage führt zu der großen
weiteren Verschärfung, daß die Großunternehmer auch der Über-
teuerungstheorie huldigen und es demgemäß für angezeigt erachten,
bei jeder Beschaffung von Ersatz und Neuanlagen die der Geld-
entwertung entsprechende Verteuerung unmittelbar, also jeweils
zu Lasten der Erzeugung eines einzigen Jahres, vorweg voll abzu-
schreiben.
Im Gegensatz zu den unternehmerischen Anschauungen ist der
Verfasser dieser Darlegung der Ansicht, daß jene Politik der Privat-
wirtschaft, bei der in der Auffassung des Selbstkostenbegriffs, in
der Preisbildung und in den Verfahren des Abschlusses und der
reldaufbringung keinerlei Rücksicht auf den Käufer genommen
wird, nicht nur für die am Wirtschaftsleben überwiegend als Ver-
braucher Beteiligten mörderisch, sondern letzten Endes auch für
die Nutznießer dieser Politik selbstmörderisch #irken muß, weil sie
die Aufblähung steigert und die Kaufkraft großer Volksteile ver-
nichtet. Wir nähern uns diesem Enderfolge bereits erschreckend.
Unternehmertum und Arbeiter begehen den gleichen Denkfehler,
indem sie in der Erlangung möglichst großer Mengen Papiergeldes
ihr Heil suchen, obschon dieses Mittel seine Wirkung selbst ver-
nichtet, denn Vermehrung der Geldzeichen olıne entsprechende Ver-
mehrung des Güterangebots wirkt durch Schaffung künstlicher
Kaufkraft lediglich preistreibend. Nur die Vermehrung nützlicher
Erzeugung, die Verbesserung des Wirkungserades der Wirtschaft
und die Unterdrückung überflüssigen Inlandverbrauches vermag
uns — wie immer wieder betont werden muß — zu retten. Dazu
gehört allerdings mehr wirtschaftliche Einsicht und sittlicher
Wille, als ihn ein Volk beweist, das trotz drohender Verelendung
nicht einmal dem Mißbrauch von Alkohol und Tabak steuert und
Unsummen für den Genuß von Schokolade und amderen Leckereien
wegwirft, die sich in Deutschland einer physiologisch durchaus
nicht berechtigten Wertschätzung erfreuen.
Wenn der Verfasser mithin die Folgerungen ablehnt, die sich
für die Preisbildung aus Prions Ansichten ergeben, so stimmt er
doch darin mit ihm überein, daß die Verhältnisse eine vorsichtige
Politik der Gewinnausschüttung erheischen. Nicht jedoch kann er
°5 als berechtigt anerkennen, wenn sich Unternehmer bei ihren
heutigen Abschreibungsverfahren auf eine Politik der Gewinnauf-
schatzung berufen, wie sie namentlich Emil Rathenau einge-
birgert hat; denn es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man gleich
Hathenau, der nicht nur ein Großunternehmer, sondern auch ein
großer Unternehmer war, unter ständiger Verbilligung der Er-
, g Wir freuen uns, hier wieder einmal einen Aufsatz unserer Mitarbeiters
Emil Schiff bieten zu können. der nach lanejährıgem Aufenthalt im Ausland
vor einiger Zeit nach Deutschland (Berlin-Grunewald. Hubertusallee d6, Pralz-
burg 66) zurückgekehrt ist, um seine Tätigkeit wichtigen Sachverständigen-
Au gaben zu widmen und auch als Schiedsrichter oder Gutachter bei der
al ciung von Preisen elektrischer Arbeit mitzuwirken. D). S.
» Berlin, 1921. Verlag von Julius Springer.
zeugnisse Rücklagen aus Gewinnen ansammelt, die zumeist iu
ernstem Wettbewerb erzielt sind, oder, wie es heute bei den meisten
wichtigen Nahrungsmitteln, Rohstoffen und gewerblichen Erzeug-
nissen geschieht, selbstherrlich, was beliebt, in die angeblichen
Selbstkosten oder doch in die Preise hineinrechnet. Bequemer ist
freilich dieses heutige Verfahren, «las nur ein gestörter Markt und
eine unzulängliche Wirtschaftspolitik ermöglichen; bargen aber
schon Überansammlung und Verstecken regelrecht verdienter
. Rücklagen Gefahren, indem sie das Verdecken technischer und kauf-
männischer Unvorsichtigkeiten erleichterten, so wird jene — seit
dem Hindenburgprogramm eingerissene — lHlemmungslosigkeit in
der Festsetzung von Preisen und Löhnen allen Überabschreibungen
zum Trotz unsere Wettbewerbsfähigkeit geradezu vernichtet haben,
sobald wieder scharf gerechnet werden muß. Einsichtige Unter-
nehmer geben dies zu.
In der Frage der Abschreibungen begründet Prion als Wissen-
schaftler seinen Standpunkt. freilich nicht in der ahnungslosen
Weise jener Nichtsalspraktiker, die als selbstverständlich unter-
stellen, daß die Abschreibung nach den Erneuerungskosten zu be-
messen sei. Er gibt vielmehr ohne weiteres zu, daß die Abschrei-
bung gemäß dem llandelsgesetzbuche nach dem Urwerte der An-
lagekosten auf Grund der anteiligen Wertminderung zu berechnen
sei, eine Tatsache, an der die Wahlbezeichnung „Erneuerungsfonds”,
die HGB § 261 neben „Abschreibung“ anwendet, und die der Ver-
fasser dieser Darlegung schon früher als irreführend gekennzeich-
net hat, nichts zu ändern vermag. Daß sich trotzdem auch Wissen-
schaftler über diese gesetzliche Bestimmung und über die Tatsache,
daß unser Recht nur eine einzige Markwährung kennt, ebenso be-
denkenlos hinwegsetzen, wie die Geschäftswelt dies im Punkte der
Abschlußvorschriften überhaupt tut, ist grundsätzlich zu bedauern.
Auch ist es eine unvertretbare Einseitigkeit, den Abschluß ledig-
lich zwecklich, aus dem Gesichtspunkte der Massenerhaltung und
Geldbeschaffung, nicht aber ursächlich, unter dem eigentlichen und
ursprünglichen Gesichtspunkte der Darstellung von Vermögen
und Gewinn, aufzufassen; denn zu dieser Ausgangsvorstellung ist
erst in zweiter Reihe, und nur für gewisse Unternehmungsformen
und lediglich zum Schutze der Gläubiger, ein gesetzlicher Zwang
getreten, das Eigengeld des Unternehmens nicht mit dem Ertrage
zu verquicken und nicht ohne Beobachtung bestimmter Vorschriften
auszuschütten.
Der Verfasser dieser Darlegung vermag sich über geltendes
Recht und Gerechtigkeit nicht einfach hinwegzusetzen. Gewiß hat
sich unsere wirkliche Geldwährung maßgebend verändert, und es
wäre ein grundsätzlich berechtigtes Verlangen, daß unsere Gesetz-
zebung dieser Veränderung in gewissem Umfang allgemeingültig
Rechnung trüge. Solange Jies aber nicht geschieht, kann man es
nicht ohne weiteres vertreten, daß der Unternehmer die volle Ent-
wertung des von ihm benützten eigenen und fremden Kapitals durch
Aufschläge auf den Preis der Erzeugnisse ausgleicht, während er
dem Anleihegläubiger, der ihm Goldmark vorgestreckt hat, Verzin-
sung und Rückzahlung in nahezu wertlosen Papiermark leistet.
Selbst wenn man sich aber über die Rechtslage hinwegsetzt,
ist es doch volkswirtschaftlich nicht schlechtweg richtig, innerhalb
einer verkrachenden Staatswirtschaft — die Betriebsfähigkeit der
Notenpresse kann über diese innere Wahrheit nicht hinwegtäuschen
— und innerhalb einer verelendeten Volkswirtschaft den privatwirt-
schaftlichen Stand der Erwerbsunternehmen allgemein unange-
tastet zu erhalten. Wenn man nämlich nicht genug Weisheit und
Entschlußkraft aufzubringen vermag, um Güterwirtschaft und
Darlehenswesen vernunftgemäß zu regeln — wobei nicht durchaus
an den Plan Wissell-Möllendorff und gewiß nicht an die
Verfahren der Kriegswirtschaft zu denken ist —, so müßte man
wenigstens eine gewisse Selbstheilung durch Einschränkung über-
flüssiger Wirtschaften nicht dadurch unterbinden, daß man Ge-
werbe und Handel die Berechtigung zuerkennt, sich von den Wir-
kungen der Geldentwertung freizustellen; gerade die Freiwirt-
schaftler müßten diese Erwägung auf Grund ihrer allgemeinen An-
schauungen als berechtigt anerkennen.
Aber auch in den sachlich-wirtschaftlichen Einzelheiten liegt
die Sache keineswegs so einfach, wie sie sich, unternehmerisch ge-
sehen, darstellt. So ist ein Teil der Teuerung nicht Folge der Geld-
entwertung, sondern in dem gleichen Sinne, wie auch früher Ver-
teuerungen vorkamen, echte Sachteuerung. Die Gründe, zu denen
die Zerstörung von Arbeitsmitteln und Arbeitskräften durch den
Krieg und die verkürzte Arbeitszeit gehören, liegen nicht fern, und
die Tatsache als solche wird dadurch beleuchtet, daß auch Länder
mit hoher oder sogar unberührter Währungszüte große Teuerungen
zu verzeichnen hatten. Zu diesem Teil miudestens kann also eine
Vorwegzabschreibung der Mehrkosten der Erneuerung ebensowenig
beansprucht werden, wie sie früher Grundsatz war; daran ändert
auch die Politik der Überabschreibune nichts, die manche beson-
ders ertragreiche Unternehmen schon früher betrieben haben, denn
niemals hat ein Zweifel bestanden, daß diese Überabschreibungen
echte, steuerpflichtige Gewinnrücklagen waren. Aber auch für die
Verteuerung durch Geldentwertung muß die Frage aufgeworfen
1456
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49.
7. Dezember 1922.
werden, ob sie nicht in der alten Art innerhalb des Nutzungszeit-
raumes des Ersatzgezenstandes, also im Wege der Wertminderungs-
abschreibung oder beim Umsatze der teuerer beschafften Ware zu
erwirtschaften sei. Diese Frage ist weder grundsätzlich noch tat-
sächlich zu verneinen. Grundsätzlich wäre der höhere Preis in dem
epäteren Zeitraum ohne Zweifel berechtigt, und tatsächlich ist
keine so plötzliche rückläufige Bewegung des Geldwertes und damit
der Preise zu erwarten, daß ein nachträgliches Erwirtschaften der
Verteuerung unwahrscheinlich wäre. Auch hindert eine hiernach
eingestellte Auffassung nicht, der Unsicherheit, die in unseren gan-
zen Verhältnissen liegt, Rechnung zu tragen; vielmehr kann dies
ohne Umsturz früherer Grundsätze der Wirtschaftsrechnung in der
Weise geschehen, daß wegen des vergrößerten Wagnisses eine er-
höhte Wagnisgebühr (Risikoprämie) in die Preise einge-
rechnet und eine entsprechende Sonderrücklage im Abschlusse vor-
gesehen werde. Freilich darf hier nicht an eine Wagnisgebühr in
Höhe der „Überteuerung“ gedacht werden, denn ein Wagnis be-
deutet noch keinen Verlust. Dies gilt nicht allein, weil die gewöhn-
liche, nachträgliche Erwirtschaftung der Erneuerungskosten, also
auch ihrer Verteuerung, keineswegs unwahrscheinlich ist, sondern
auch wegen eines Widerspruches, in dem sich die Anhänger der
Vorwegabschreibung mit ihren eigenen Grundanschauungen be-
finden. Wenn sie sich nämlich darauf stützen, daß ein Steigen
unseres Geldwertes es verhindern könnte, die Mehrkosten des Er-
satzes in dem zugehörigen Nutzungszeitraum® zu erwirtschaften,
so dürfen sie auf der anderen Seite nicht übersehen, daß die gerin-
geren Abschreibungsbeträge, die der Unternehmer dann innerhalb
der Preise der Erzeugnisse zurück vergütet erhielte, in einem höher-
wertigen Gelde bezahlt würden. Der Unternehmer vermöchte also
mit den geringeren erwirtschafteten Beträgen entsprechend mehr
als im Zeitpunkte des minderwertigen Geldes zu beschaffen; die
Forderung der Anhänger der Erneuerungstheorie, daß die Masse,
nicht der geldliche Nennwert des Vermögens erhalten werden müsse,
wäre somit trotz Nichterwirtschaftung der Ersatzmehrkosten be-
friedigt.
Auch der weitere Einwand, daß die Geldbeschaffung nicht mög-
lich sei, wenn die Mehrkosten der Erneuerung den Preisen nicht.
vorweg zugeschlagen würden, ist nicht schlechthin stichhaltig. Zu-
nächst ist es überhaupt im wirtschaftlichen Sinne ebensowenig wie
rechtsgrundsätzlich Gesetz, daß das in Gewerbe und Handel ange-
legte Vermögen unter allen Umständen seiner Masse nach erhalten
bleiben müsse, und eine künstliche Aufrechterhaltung seines alten
Standes trotz allgemeiner Verarmung kann sogar, wie schon im all-
gemeinen anzudeuten war, volkswirtschaftlich schädlich : wirken.
Als unmittelbarer Erfolg ergibt sich nämlich eine Verschiebung des
Volksvermögens zugunsten des Unternehmertums, also eine ver-
schärfte Verelendung des Staates und jener ohnedies wirtschaftlich
schwächeren Volksteile, die an der Güterwirtschaft vorwiegend als
Verbraucher beteiligt sind. Die Freistellung des Unternehmertums
von den Folgen der Geldentwertung bewirkt aber auch, daß über-
flüssige — also weder für das Inland notwendige noch für die Aus-
fuhr nützliche — Unternehmungen und sogar schädliche Betriebe
der Fertigung und des Handels zum Nachteile des Ganzen erhalten
werden, und daß nötige Umstellungen der Gütererzeugung und
nützliche Verschiebungen von Arbeitskräften — insbesondere in
der Richtung unserer lebenswichtigsten, der landwirtschaftlichen
Erzeugung — unterbleiben. Ferner aber liegt die Frage der mög-
lichen Geldbeschaffung grundsätzlich überhaupt anders, als bei
jenem Einwande vorausgesetzt wird. Die verfügbare Menge an
Kapital wird nämlich nicht durch die Menge der umlaufenden Geld-
zeichen, sondern durch die nutzbaren Mengen an Stoffen und Kräf-
ten bestimmt. Wenn also Gewerbe und Handel auf Grund einer
anderen Auffassung der Selbstkosten und demgemäß geringeren
Preisbemessung als Gegenwert ihrer Leistungen einen geringeren
Teil der insgesamt verfügbaren Güter und Arbeitskräfte oder der
Rechte auf solche Werte in Anspruch nähmen, bliebe dennoch die
gleiche Gesamtmenge verfügbar und müßte in Ansehung unserer
“Wirtschaftsordnung, soweit es sich nicht um Güter und Leistungen
zu unmittelbarem Verbrauch handelt, ersprießliche Verwertung
suchen. Dies bedeutet, daß das verfügbare Fremdkapital als Be-
teiligung oder Darlehen bereitstände; freilich müßten dann die
Unternehmer in größerem Umfang als jetzt Geldgebern Einfluß und
Gewinnanteil oder Verzinsung als Gegenleistung gewähren. Wäre
ihnen dies auch weit weniger erwünscht, so wäre eine solche Ver-
teilung des Kapitals und des Ertrages dennoch volkswirtschaftlich
richtiger und sozial gerechter. Daß etwa bei einer solchen Regelung
— die an sich allerdings auch noch keine Vernunftwirtschaft dar-
stellt — gerade die wichtigen Gewerbe den von ihnen benötigten
Anteil an dem verfügbaren Kapital weniger leicht erlangen sollten
als die unwichtigen oder überflüssigen Betriebe, ist nicht anzuneh-
men; selbst wenn aber hiermit zu rechnen wäre, bewiese dies nur
die Notwendigkeit einer vernünftigeren Regelung, keineswegs Aber
die Richtigkeit der heutigen Wirtschaftsverfahren, bei denen die
Staatsmacht durch Industrieherzogtümer ersetzt, der Unterschied
zwischen reich und arm aufs äußerste gesteigert, das Interesse -
weiter — allzu kurzsichtiger — Kreise an der Besserung der Aus-
landgeltung unseres Geldes vernichtet, die Aufblähung immer
weiter gesteigert, die Passivität unserer Handelsbilanz trotz aller
Ausfuhrsteigerung verewigt und — zuletzt, nicht zumindest — fast
das ganze Volk entsittlicht wird. Diese Feststellungen bedeuten
selbstverständlich nicht, daß die verhängnisvollen Folgen der Aus-
raubung unseres Vaterlandes durch seine Kriegsgegner und die
Vernichtung unserer Zahlungsbilanz durch die Kriegsentschädigun-
gen übersehen werden; nur steht dieser Ursachenkreis hier nicht
zur Erörterung.
Die unbedingten Anhänger der Erneuerungstheorie vernach-
lässigen aber auch anderes. So sind-sich die meisten Unternehmer
nicht darüber klar, daß sie'nach ihren eigenen Grundsätzen bei
künftig sinkenden Erneuerungskosten keinen Anspruch darauf
hätten, die höheren Abschreibungskosten, die sich auf Grund der
vorher aufgewendeten höheren Anschaffungskosten ergäben, in die
Preise einzurechnen, sondern daß sie diese dann nach Maßgabe der
künftigen geringeren Ersatzkosten herabzusetzen hätten. Ebenso
könnte sich der Warenhandel alsdann nicht zu Recht auf seine vor-
maligen höheren Einkaufspreise berufen. Ist es auch nur folge-
richtig und gerecht, daß man seine Grundsätze nicht nach Vorteil
wechselt, so macht es dennoch nicht den Eindruck, als ob Hersteller
und Händler diese Folgerung zu ziehen und einen solchen Stand-
punkt der Rechtsprechung hinzunehmen gedächten, sofern sie nicht
durch die Wiederkehr regelrechter Marktverhältnisse dazu gezwun-
gen werden sollten. Der Anspruch auf Vervielfachung der Ab-
schreibungskosten nach dem Verhältnisse der Geldentwertung
schließt aber auch aus technisch-wirtschaftlichen Gründen ein
starkes Zuviel ein. Die Erneuerung von Betriebsanlagen
vollzieht sich nämlich in einer fortschreitenden Volkswirtschaft
im allgemeinen nicht lichtbildmäßig getreu, sondern schließt
wesentliche Umstände ein, die grundsätzlich verbilligend wirken.
Mit der Erneuerung pflegen nämlich infolge der technischen und
wirtschaftlichen Entwicklung erhebliche Vergrößerungen und
Verbesserungen einherzugehen. Größere Anlageeinheiten und ver-
gleichsmäßig größere Betriebsleistungen bewirken aber nach dem
Gesetze von den spezifischen Kosten, das der Unterzeichnete früher
dargelegt hat, eine Verringerung der Kosten, bezogen auf die Ein-
heit der Leistung oder der Arbeit. So kostet ein Großkraftwerk,
das eine Reihe verstreuter Kleinwerke ersetzt, auf gleichen Geld-
wert bezogen, je Kilowatt Leistung vielleicht nur den dritten oder
vierten Teil der Anlagekosten der Einzelwerke. Außerdem ver-
ursacht die Kilowattstunde Arbeit, abgesehen vom Kapitaldienst,
nur einen Bruchteil der Betriebskosten, die kleinere, unwirtschaft-
lichere Betriebe bedingen. Kapitalisiert man diese Ersparnis, so
entspricht dies einer weiteren beträchtlichen Verminderung des Er-
neuerungskapitals, bezogen auf den gleichen Leistungswert. Die
Erhaltung der Leistungsfähigkeit, nicht schlechtweg der toten
Masse, ist aber nach dem Standpunkte des Unternehmertums der
Sinn dessen, was gewöhnlich unter dem Schlagwort „Erhaltung der
Substanz” verstanden wird; so lautet auch die Erklärung maßb-
gebender Vertreter des unternehmerischen Standpunktes, die sich
innerhalb des Ausschusses für wirtschaftliche Fertigung mit diesem
Gegenstande befassen. Allerdings erblickt der Verfasser dieser Be
merkungen auch in diesem Begriff keinen ausreichend genauern
Wertmaßstab und meint, daß der Ausdruck „Erhaltung der ver-
gleichsmäßigen Wettbewerbsfähigkeit“ dem erstrebten Gedanken-
ziele näherkäme. Überhaupt aber bedeutet dieses Suchen nach
Maßstäben des Wertvergleiches, die den Geldbegriff ersetzen
sollen, ein Zurückzielen auf urtümliche Zustände der Volkswirt-
schaft, also wohl einen Versuch mit untauglichen Mitteln.
Die steuerrechtliche Seite des Gegenstandes kann hier nur ge-
streift werden. Auch brauchen steuerliche Regelungen im allge-
meinen rechtlichen und wirtschaftlichen Sinne keine Beweiskraft
zu enthalten, weil sie nicht ausschließlich durch sachliche Er-
wägungen, sondern auch durch wirtschaftspolitische und sonstige
politische Umstände bestimmt werden. Grundsätzlich ist der steuer-
liche Standpunkt der unternehmerischen Auffassung entgegen?
setzt; er ist der Standpunkt der Wertminderungstheorie. Die Zu-
lassung der steuerfreien Werkerhaltungsrücklage bedeutet dem-
gegenüber nur eine begrenzte praktische Erleichterung und ist
überdies an solche Vorbehalte geknüpft, daß dadurch die grundsätz-
liche Aufrechterhaltung des ursprünglichen Standpunktes eigent-
lich bekräftigt wird.
Die hier vorgetragenen Darlegungen sind keineswegs erschör-
fend, zeigen immerhin aber, wie große rechtliche und wirtschaft-
liche Bedenken der heutigen unternehmerischen — aber nicht von
allen Unternehmern geteilten — Auffassung der Frage der Ab
schreibung und Preisbildung entgegenstehen. Diese Bemerkungen
dürften daher ausreichen, dem Unvoreingenommenen zu erweisen,
daß diese Frage durchaus nicht so einfach und im Sinne der Er-
neuerungstheorie selbstverständlich liegt, wie oberflächliche
Schreiber und als Sachverständige auftretende Geschäftsleute,
denen die tieferen rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Zu-
sammenhänge fernliegen, behaupten.?)
.. .,9» Ein eingehendes Gutachten über diesen Gegenstand wird den beteiligten
Kreisen in begrenzter Auflage zur Verfügung gestellt werden.
7. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49.
1457
Die wirtschaftliche Bedeutung des Aluminiums.
Ohne Zweifel hat sich im letzten Jahrzehnt das Interesse für
Aluminium ganz allgemein, insbesondere aber in Deutschland sehr
wesentlich. gehoben; die Verwendungsgebiete haben sich erheblich
erweitert; es wurde dadurch die Möglichkeit geschaffen, den Ab-
satz dieses Metalles bedeutend zu vergrößern. Immer intensiver
beschäftigen sich unsere Forschungsinstitute, unsere Ingenieure
und Fachleute mit diesem „Metall der Zukunft“, klären dunkle
Punkte und finden neue wertvolle Eigenschaften, sei es des Me-
talles selbst oder seiner Legierungen. Seine Begründung findet
dieses vermehrte Interesse, das unsere deutschen Forscher und
Techniker dem Aluminium entgegenbringen, in der Veränderung
unserer Wirtschaftslage seit Ausbruch des großen Krieges. Vor
dem Herbst 1914 deckte Deutschland seinen Aluminiumbedarf fast
ausschließlich aus dem Ausland, bis auf die Produktion der einer
Schweizer Firma gehörenden kleinen Aluminiumfabrik in Rhein-
felden (Baden), die kaum 1000 tons im Jahr herstellte.
Heute ist die Kapazität der deutschen Aluminiumfabriken auf
24000 tons pro Jahr gestiegen, wenngleich diese Menge in An-
betracht des Darniederliegens der gesamten Metallindustrie z. Z.
nicht erzeugt wird. Nachdem der Verlust der wichtigsten Teile
Oberschlesiens unser Vaterland fast seiner ganzen Zink- und
Bleierzbergwerke beraubt hat, bleibt Aluminium neben Eisen die
einzige rein-deutsche Metallproduktion. Der Verlust von 85 %
unserer Zinkerz- und von 70% unserer Bleierzvorräte kann nur
dann teilweise wieder wettgemacht werden, wenn es gelingt,
Ersatz zu schaffen durch Hilfsmetalle, die einerseits die verloren-
gegangenen zu ersetzen imstande sind, andererseits soweit als
irgend möglich aus heimischen Produkten hergestellt werden.
Die Herstellungsweise des Aluminiums darf im allgemeinen
als bekannt vorausgesetzt werden. Bauxit wird gemahlen, mit
Soda und Kalk gemischt und dann im Aufschlußofen geglüht.
Nach Auslaugung dieser „Schmelze“ durch Wasser und nach Be-
handlung dieser Lauge mit Kohlensäure fällt die Tonerde als
Tonerdehydrat aus. Nach Entfernung des gebundenen und unge-
bundenen Wassers durch Behandlung im Kalzinierofen bleibt
die „kalzinierte Tonerde” oder Aluminiumoxyd zurück. Die
Aluminiumgewinnung erfolgt dann auf elektrolytischem Wege,
indem die Tonerde in einer Schmelze von Natrium-Aluminium-
Fluorid (Kryolith) gelöst, zwischen Kohlenelektroden aus mög-
lichst reinem Kohlenstoff durch Elektrolyse zerlegt wird. Die
Zersetzung erfolgt in der Weise, daß der Sauerstoff der Tonerde
die Anodenkohlen verbrennt, während sich das Aluminium im Bad
De es braucht»dann nur von Zeit zu Zeit ausgeschöpft zu
werden. -
Schon diese kurze Schilderung des Werdeganges des Alumi-
niums läßt erkennen, daß es bis heute leider noch nicht gelungen
ist, sich bezüglich der Grundstoffe vom Ausland vollkommen
unabhängig zu machen. Zwar wird in Deutschland Bauxit am
Vogelsberge in Hessen gefunden; die Mengen reichen aber nicht
aus, um den gesamten Bedarf zu decken; istrischer, dalmatinischer,
französischer oder ungarischer Bauxit muß aushelfen. Das Pro-
jekt, deutschen Ton auf reine Tonerde zu verarbeiten, ist technisch
gelöst; es ist lediglich eine Frage wirtschaftlicher Natur, inwie-
weit man den bisher verwendeten Bauxit zugunsten von deut- '
schem Ton ausschalten kann. Kryolith, das für das elektrische
Bad notwendige Flußmittel, wurde früher naturrein aus Grönland
bezogen. Jetzt wird synthetischer Kryolith in Deutschland her-
gestellt. Petrolkoks zur Herstellung der Elektroden kann man
neben amerikanischem Petrolkoks aus Braunkohlenteer und Pech
erzeugen. i
Neben der Rohstoffbeschaffung spielt die Stromversorgung
bei der Aluminiumherstellung die wichtigste Rolle. Auch hier
kämpft die deutsche Aluminium-Industrie mit erheblich größeren
Schwierigkeiten, als ihre Konkurrenz im Auslande, die in der
Schweiz, in Frankreich, Norwegen, England und Amerika über
billige natürliche Wasserkräfte verfügt. Bei dem Hochstand
unserer Kohlenerschließung hat man vor dem Kriege zweifellos
die Entwicklung und Ausnutzung unserer Wasserkräfte vernach-
lässigt; die Schnelligkeit in der Entwicklung der deutschen ln-
dustrie führte dazu, die Werke auf Braunkohlenverbrauch zur
Erzeugung des elektrischen Stromes aufzubauen, da der Ausbau
von Wasserkräften zur Elektrizitätserzeugung viele Jahre Zeit
erfordert hätte.
Inzwischen ist mit dem Bau von Kraftwerken begonnen, bei
denen der aus der Wasserkraft allein erzeugte elektrische Strom
die Aluminiumherstellung erheblich verbilligen wird. Das bei
Mühldorf am Inn erbaute „Innwerk” geht seiner Vollendung
entgegen.
Der Verlust unserer Eisen erzeugenden Gebiete, der Ausfall
fast sämtlicher Zink- und Bleibergwerke für unsere Erz-
gewinnung drängt die deutsche Industrie, ob sie will oder nicht,
zu immer größerer Verwendung des Aluminiums. Die Einsicht
wächst, daß es nicht nur Zwangslage ist, sondern vaterländische
Pflicht bedeutet, sich von allen ausländischen Metallen frei zu
machen, wo Gleichwertiges durch in Deutschland erzeugte Ersatz-
stoffe geleistet werden kann. Jede dem Ausland z. B. für Kupfer
gezahlte Million bedeutet einen Raub am deutschen National-
vermögen, wenn die vom Kupfer geforderte Arbeit auch vom
Aluminium geleistet werden kann. Die Weiterbeschäftigung der
deutschen Tonerde- und Aluminiumfabriken mit ihren vielen
Tausenden von Arbeitern isy aber auch aus volkswirtschaftlichen
Gründen eine Notwendigkeit; ihre Stillegung und die aus ihr
folgende Arbeitslosigkeit großer Massen sind nicht zu verant-
worten, wenn sie sich durch Verriugerung der Einfuhr gewisser
ausländischer Rohstoffe vermeiden lassen.
Rastlos wird an der Verbilligung des Aluminiums gearbeitet,
um die Verwendungsgebiete zu erweitern. Eine Verbilligung
wird nach Verlegung der Aluminiumfabrikation an den Inn zwei-
fellos schon in Erscheinung treten. Vor allem aber verringern
sich die Kosten bekanntlich, wenn es gelingt, den Verbrauch
erheblich zu steigern und damit den Werken die Möglichkeit zu
geben, mehr zu produzieren und abzusetzen. Es muß daher
darauf ankommen, nicht nur weiter in rastloser Arbeit im Labo-
ratorium und in der Studierstube die Verwendungsmöglichkeiten
des Aluminiums und seiner Legierungen zu untersuchen, zu
erforschen und zu erweitern, sondern auch durch dauernde Auf-
klärung im Volk und in der Industrie dafür zu sorgen, daß Vor-
urteile verschwinden und neue Absatzgebiete erschlossen werden.
Die beste Reklame liegt aber stets in der Güte des Materials; daß
sich diese in den letzten Jahren ganz außerordentlich gehoben hat
und deutsches Aluminium heute die Konkurrenz des Auslandes
nicht mehr zu scheuen braucht, wird wohl von niemand bestritten.
Im folgenden soll nunmehr ausgeführt werden, in wieweit
das Aluminium in der Lage ist, auf den verschiedenen Wirt-
schaftsgebieten Schwermetalle zu ersetzen; es sei gestattet, die
Verwendungsmöglichkeiten anknüpfend an die allgemeinen Eigen-
schaften des Metalles nacheinander zu beleuchten.
Dyrch sein geringes spezifisches Gewicht sind Alu-
minium und seine Legierungen dazu berufen, vor allem ım Ver-
kehrs- und Beförderungswesen eine bedeutende Rolle zu spielen,
2 . infolge der Verminderung der toten Lasten und der Massen-
räite.
Seine vorzügliche elektrischə Leitfähigkeit, die
60% des Kupfers bei nur % des spezifischen Gewichte dieses
Metalles beträgt, gibt dem Aluminium dieselbe Verwendbarkeit
für elektrotechnische Zwecke wie Kupfer. ‘ Man braucht also nur
einen um etwa 60% höheren Querschnitt zu wählen, um die
gleiche Leitfähigkeit wie beim Kupfer zu erzielen, d. h. gewichts-
mäßig nur rund die Hälfte der zu verwendenden Kupfermenge.
Die Erfahrung hat gelehrt, daß unter Berücksichtigung aller
Mehrkosten bei Verlegung von Aluminiumleitungen aus Rein-
aluminium gegenüber Kupferleitungen, auch unter Berücksichti-
gung der im einzelnen vielleicht etwas höheren und stärkeren
Masten, das Aluminium ungefähr 1%-mal so teuer sein kann als
Kupfer, um wirtschaftlich gleichwertig zu sein. Schon heute sind
aber die deutschen Aluminiumwerke imstande, das Aluminium
zum Elektrolytkupferpreise der Berliner Börse plus 30% zu
liefern; gelingt es, wie oben angeführt, nach Verwendung
billigerer elektrischer Kraft die Herstellungskosten des Alu-
miniums noch mehr zu senken, so wird es sich ermöglichen lassen,
das Aluminium noch günstiger im Verhältnis zum Kupferpreis
zu liefern. Dann wird es sich auch sicher erreichen lassen, daß
das Kupfer bei Neuanlagen von Freileitungen so zurückgedrängt
wird, wie dies in Amerika, dem Kupferlande, und ebenso auch in
Frankreich, Schweiz, Norwegen und Schweden schon seit einer
Reihe von Jahren der Fall ist.
Auch in der Wärmeleitfähigkeit ist Aluminium den
bisher gebräuchlichen Metallen und Legierungen durchaus gleieh-
wertig; sie macht das Aluminium für Wärmeausgleichplatten,
Kühler und Kühlbutzen gut verwendbar.
Besonders groß ist die chemische Widerstands-
fähigkeit des Aluminiums, falls wirklich Reinaluminium Ver-
wendung findet, unreines neigt stark zur Korrosion. Wenn auch
an den Aluminiumerzeugnissen — allerdings nur bei denjenigen
aus nichthochwertigem Material hergestellten — gelegentlich Zer-
setzungserscheinungen beobachtet werden, so ist die Beständig-
keit doch größer, als dies im allgemeinen angenommen wird. Die
außerordentlich beständige weiße Farbe fordert die Einführung
des Aluminiums in den Haushalten geradezu heraus. Der wesent-
liche Vorteil gegenüber dem emaillierten Eisengeschirr ist augen-
fällig. Überall dort, wo Rostschäden von verheerendem Einfluß
sind, ist das Aluminium berufen, Abhilfe zu schaffen. — Seiner
hohen Beständigkeit verdankt das Aluminium die Verwendung
für Anstriche in Form von Aluminiumpulver; ste wirken in
hohem Maße wärmehaltend. Durch einen dünnen Überzug mit
Aluminium kann dem Eisen ferner eine erhöhte Korrosionsfestig-
keit verliehen werden. Durch die sich im Freien sofort auf dem
Aluminium bildende dünne Oxydschicht wird das Metall vor Zer-
setzungserscheinungen durch äußere Einflüsse geschützt und ver-
dankt ihr seine große Luft- und Wärmebeständigkeit. Die
Schutzwirkung dieser Schicht ist so groß, daß an der Oberfläche
mit einer leichten Oxydschicht überzogener Draht für Induktions-
spulen oder ähnliche Zwecke ohne weiteres brauchbar ist. Gegen
alle konzentrierten organischen Säuren ist Aluminium äußerst
widerstandsfähig. Vergiftungsgefahr, mit der bei Verwendung
von Kupfer- und Messinggeschirr stets gerechnet werden muß,
besteht bei Aluminiumgeschirren nicht, da seine Salze ungiftig
1458
sind; dieser Vorteil weist vor allem auf Einstellung von Alumi-
niumgeschirr für hygienische und medizinische Zwecke hin.
Vermöge seiner desoxydierenden Wirkung wird
das Aluminium in der Metallurgie, u. zw. in der Eisen- und Stahl-
industrie, sowie in der Legierungstechnik in sehr beträchtlichem
Umfange gebraucht.
Da das Aluminium bedeutende Sprengkraft besitzt, aber
schwer zur Explosion gebracht werden kann, verwendet man es
zur Herstellung von Sicherheitssprengstoffen.
Die vortreffliche Bearbeitbarkeit des Reinaluminiums
wird durch Legierungszusätze in einem Maße beeinflußt, daß
ue Aluminiumlegierungen zu den best bearbeitbaren Metallen
rechnen.
Gelingt es noch, ein einwandfreies Aluminiumlot herzustellen,
so wäre auch der einzige noch festzustellende Mangel behoben,
‘der bei einer notwendigen Vereinigung von Aluminiumteilen bis
heute noch besteht. Sollte daher eine Vereinigung durch Ver-
nieten oder Falzen nicht genügen, so empfiehlt es sich z. Z., die
Verbindung durch Schweißen herzustellen.
Während für bestimmte Verwendungszwecke, z. B. für Frei-
leitungen oder zur Herstellung von Aluminiumfolien, nur Rein-
aluminium mit einem Gehalt von mindestens 99% in Frage
kommt, bedarf es für andere Zwecke des Zusatzes und der Le-
gierung mit anderen Metallen, um z. B. seine Bruchfestigkeit und
Bearbeitbarkeit zu erhöhen. Durch Kupfer- und Zinkzusätze ent-
stehen vortreffliche Legierungen, die sich ausgezeichnet be-
arbeiten lassen. Die Aluminium-Magnesiumlegierungen (Dur-
aluminium) erhalten durch eine besondere Art der Veredelung
hohe Werte der Festigkeit und Dehnung, die sich den entsprechen-
den Werten von Stahl nähern. Die neueste Legierung, das Silu-
min (Aluminium mit hohem Siliciumgehalt) hat sich in Jetzter
Zeit im Automobilbau glänzend bewährt und verspricht eine
große Zukunft.
Es würde zu weit führen und den Umfang dieser Abhand-
lung überschreiten, wenn hier eine Aufzählung aller derjenigen
Gebiete vorgenommen werden sollte, auf denen das Aluminium und
seine Legierungen sich bereits den ihm gebührenden Platz erobert
hat, oder wo es beginnt festen Fuß zu fassen und geeignet ist,
Schwermetalle, vor allem ausländischen Ursprungs, zu verdrängen
und zu ersetzen. Interessenten werden auf den vortrefflichen
Aufsatz des Obering. J. Czochralski, Obmann des Ausschusses
für Aluminium- und Leichtlegierungen, im Januarheft 1922 der
„Zeitschrift für Metallkunde“ (Verlag des Vereins deutscher In-
genieure, Berlin NW 7) verwiesen. |
Das Aluminium, das „Metall der Zukunft“ ist auf dem
Marsche. Es wird sich weiter durchsetzen; seine immer mehr sich
vergrößernde Verwendungsfähigkeit wird dazu beitragen, die dem
deutschen Wirtschaftsleben durch den Friedensvertrag von Ver-
sailles geschlagenen Wunden zu heilen, den dort angerichteten
Schaden zu mildern, uns auf einem wichtigen Gebiete vom Aus-
land frei zu machen und einen neuen deutschen Industriezweig zu
hoffentlich großer Blüte bringen.
Erfahrungen mit Aluminiumfrelleitungen.
Mitgeteilt von der Firma Erftwerk A. G. Grevenbroich.
1. Fernleitungen.
Die Erftwerk Aktiengesellschaft in Grevenbroich bezieht die
für ihren Betrieb erforderliche elektrische Energie in Form von
Drehstroın mit 110000 V Spannung vom Rheinisch-Westfälischen
Elektrizitätswerk. Für die Übertragung der Energie werden 4 Dreh-
etromleitungen (12 Seile) aus Stahlaluminium verwendet. Der Ge-
samtquerschnitt eines Drahtes beträgt 105 mm?; davon entfallen auf
die Stahlseele 25 mm’. Die Leitungen sind mittels Hängeisolatoren
an eisernen Gittermasten montiert. Beim Bau wurden die Fabrika-
tionslängen der Seile (rd 2000 m) so gewählt, daß die Leitungsver-
bindungen nur auf die Abspannpunkte entfielen. Leitungsverbin-
dungen innerhalb eines Feldes sind also nicht vorhanden. Als Ver-
bindungsklemmen wurden verzinkte eiserne Verschraubungen be-
nutzt, die an den Berührungsstellen mit Aluminium Aluminium-
blecheinlagen erhielten. Die Anlage ist nunmehr über 4% Jahre
ununterbrochen in Betrieb. Irgendwelche Beanstandungen haben
sich nicht erzeben. Stahlaluminiumdraht statt Reinaluminium wurde
deswegen verwendet, weil die Masten ursprünglich für Kupfer-
leitungen vorgesehen waren.
2 Transformatoren.
Die 3 Haupttransformatoren des Erftwerkes von je 30 000 kVA
Leistung bei einem Übersetzungsverhältnis von 110 000/5000 V be-
sitzen Aluminiumwicklungen. Die Transformatoren haben sich bis
heute anstandslus bewährt.
3. Umformer.
Die Hochspannungswicklungen der fünfzehn 4000 KVA-Umfor-
mer des Erftwerkes besitzen sämtlich Aluminiumwicklungen. Die
Verbindungen wurden s. Z. geschweißt. Anstände bei der Alumi-
piumwicklung der Motoren haben sich bisher nicht ergeben.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heit 49.
7. Dezember 1928.
4. 5000 V-Verbindungskabel.
Für die Verbindung der Umformer mit der 5000 V-Schaltanlage
wurden Hochspannungserdkabel benutzt in einem Querschnitt von
3.185 mm?. Die Kabelschuhe an den Enden der Leitung wurden z. T.
geschweißt, z. T. gelötet. Bei der Schweißung wurden Aluminium-
kabelschuhe verwendet, bei der Lötung wurden Messingkabelschuhe,
unter Verwendung von Siemenslot, benutzt. Weder die Kabel noch
die Schweißung, noch die Lötung der Kabelschuhe haben bis heute
Veranlassung zu Störungen gegeben. Zwecks Untersuchung wurden
nach zweijährigem Betriebe einige Messingkabelschuhe abgenommen
und durchgeschnitten, so daß man die Lötstelle und etwaige Ver-
änderungen genau übersehen konnte. Die Untersuchung ergab, dab
die Kabelschuhe in zweijährigem Betrieb keine Veränderung er-
fahren hatten. Es ist hierbei allerdings zu bemerken, daß die Räume,
in denen die Kabel montiert wurden, trocken sind.
5. 5000 V-Schaltanlage.
Die gesamten Sammelschienen und Verbindungsleitungen der
5000 V-Schaltanlage sind in Aluminium hergestellt worden. Infolge
des hohen Ausdehnungs-Koeffizienten des Aluminiums ist es vorge-
kommen, daß Leitungsverbindungen an den Trennschalteranschlüs-
sen sich lösten, heiß wurden und abschmolzen. Die Ursache dieses
Übels ist nur darin zu suchen, daß man Al-Schienen an Apparaturen,
die für Kupferschienen konstruiert sind, angeschlossen hat. Die
Auflageflächen sind dadurch zu klein und die Übergangswiderstände
zu groß. Wir haben uns dadurch geholfen, daß wir an den Kontakt-
stellen, insbesondere an den Durchführungen, größere Oberflächen-
Kontaktmuttern aus verzinntem Kupfer aufbrachten. Die Auflage-
fläche wird dadurch um 100 % vergrößert. Anstände bei dieser Kon-
struktion haben sich bisher nicht gezeigt. — Hierbei ist zu er-
wähnen, daß die Trennschalter nur eine Anschlußschraube, von
der früheren Kupferkonstruktion her, hatten; um Störungen von
vornherein auszuschalten, sollte man sich — wegen des hohen Aus-
dehnungs-Koeffizienten des Aluminiums — nicht auf e i n e Schraube
verlassen, sondern die Kontaktstellen mit zwei oder vier Schrauben
ausrüsten. Schaltanlagen, die nach diesem Gesichtspunkte durch-
geführt werden, sind in jeder Beziehung einwandfrei.
6. Niederspannungsschienen.
Die Aluminium-Niederspannungsschienen von den Umformern
zu den Öfen und die sämtlichen Aluminium-Verbindungsschienen im
Ofenhaus selbst, welche dauernd 12 000 A zu übertragen haben (Be-
lastung 0,7 A/mm?), haben sich im Betrieb tadellos bewährt.
7. Installationen.
Für die elektrischen Lichtanlagen des Erftwerkes ist in erheb-
lichem Umfange gummiisolierte Aluminiumleitung, in Rohr verlegt,
zur Verwendung gekommen, Die Verbindungsdosen sind heute
allgemein noch mit Messingkontakten ausgerüstet. Zweckmähiger
würde sein, bei Verwendung von Al-Leitungen in Installationen Do-
sen mit Abzweigklemmen aus Duralumin zu benutzen, um elek-
trolytische Wirkungen in jedem Falle auszuschalten. Dieses für
Aluminiumleitungen einwandfreie Klemmenmaterial wird aber bis
heute noch nicht fabrikmäßig hergestellt. Man muß sich daher zu-
nächst mit dem handelsüblichen Material (Messingklemmen) br-
helfen. Auch hierbei treten nach unseren Erfahrungen in trockenen
Räumen keine Zersetzungserscheinungen auf.
Die Störungsursache für gelegentlich auftretende Drahtbrüche
ist in der Verwendung von minderwertigem Aluminium zu suchen.
Fachnormenausschuß für Nichteisen-Metalle.
Arbeitsausschuß fär Kupfer und Kupfer-
legierungen. In der Sitzung vom 18. Oktober 1922 in Essen
wurde folgende neue Einteilung für das Kupfer-Normblatt be
schlossen: |
A-Cu = Elektrolytkupfer: Leitfähigkeit nach den Vorschriften
des VDE. Reingehalt 99,94 % (für Kathoden); Sb, As, Bi höch-
stens in Spuren. (Fußnoten: Für Drahtbarren (wire bars) und
Blechplatten (cakes) wird zunächst ein Reingehalt von 99,9 au-
gegeben. Als Spuren sollen bei Kupfer nach dem Vorschlag vot
Prof. ©. Bauer Gehalte von weniger als 0,001 % gelten.)
B-Cu = Hüttenkupfer für Legierungen zu kupferreichen (über
60%) ‘Walz-, Preß-, Schmiedeerzeugnissen; Reingehalt 99,6 %:
As < 0,015 %; S, Al, Bi, Sb nur in Spuren; Se + Te (Selen plus
Tellur) = 0.
C-Cu = Hüttenkupfer für Legierungen zu Gußerzeugnissen und
kupferarmen (unter 60%) Walz-, Preß- und Schmiedeerzeu?-
nissen; Reingehalt 90%; As<11%; Al< 0,02%; S, Sb, Bi
in Spuren; Se + Te =Q.
D-Cu = Hüttenkupfer für Walzwerke; Reingehalt mindesten:
990%, As + Ni< 1%; sonstige Verunreinigungen nur in sowell
zugelassen, als sie eine gute Wärme- und Kaltbearbeitung des
Werkstoffes gestatten; Se+ Te = 0.
(Zu diesen Beschlüssen sind neuerdings Vorschläge hinzuge-
treten, die in der Sitzung des Fachnormenausschusses für Halbzeug
aus Nichteisen-Metallen am 19. Oktober gemacht worden sind. Nach
Durcharbeitung dieser Vorschläge wird der Normblatt-Entwurf für
Kupfer veröffentlicht werden.) y
1. Dezember 19822.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49. | 1459
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Die Elektrizitätsversorgung des Staates Colorado. — Die
Elektrizitätsversorgung des Staates Colorado befindet sich
noch auf einer, nach amerikanischem Maßstab gemessen, ver-
Ẹ bältnismäßig niedrigen Stufe. Schuld hieran ist in erster Linie
die ungünstige geographische Gestaltung des Staates, dessen Ge-
biet durch die von Norden nach Süden verlaufende, eine bedeutende
Höhe erreichende Kette der Rocky Mountains in zwei Teile ge-
trennt wird, welche nur an wenigen Stellen durch leistungsfähige
Eisenbahnen miteinander verbunden sind. Dieser Umstand ver-
hinderte bis heute die ausgiebige Ausbeutung der reichen Natur-
schätze, namentlich der Kohlen- und Erzlager, weshalb auch der
Bedarf an elektrischer Energie bis jetzt kein besonders großer ist
und der Anstoß zur Ausnutzung der bedeutenden Wasserkräfte,
über welche der Staat verfügt, fehlt. Die Elektrizitätsversorgung
liegt in der Hauptsache in der Hand von 5 größeren Gesellschaften,
Ẹ deren bedeutendste, die Colorado Power Co., zwei Wasserkraft-
anlagen neben mehreren Dampfkraftwerken betreibt, die durch
eine 100 kV-Leitung, welche das Gebirge in 3800 m Höhe durch-
quert, miteinander verbunden sind. Die Lage des Kraftversor-
gungsnetzes dieser Gesellschaft, wie auch jener der übrigen Unter-
nehmungen, geht aus der Abb. 1 hervor. Das am westlichen Ende
der Leitung liegende Kraftwerk Shoshone nützt ein 51,5 m hohes
Gefälle des Coloradoflusses aus und hat 14400 kW Leistung, wò-
gegen das nördlich von Denver gelegene Werk Boulder 10 000 kW
Leistungsfähigkeit aufweist und über ein Speicherbecken von
-14 Mill. mê nutzbarem Inhalt verfügt. Beide Werke weisen dank
Eder Verschiedenheit der Wasserführungsverhältnisse und der
'Speicherungsmöglichkeit beim zweitgenannten Werk sehr günstige
Bedingungen für das Zusammenarbeiten auf. Der Hauptabnehmer
ist die Denver Gas and Electric Co., welche ihren gesamten Strom-
bedarf aus dem Netze der Colorado Power Co. deckt und ihre
eigenen Dampfkraftwerke nur im Falle von Betriebsstörungen in
Betrieb setzt. Das nördlich von Denver gelegene Gebiet wird
$ vonder Western Light and Power Co. versorgt, welche in Lafayette
ein eigenes Dampfwerk von 6000 kW betreibt und überdies auch
bedeutende Strommengen von der Colorado Power Co. abnimmt.
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Abb. 1. Gegenwärtige Stromversorgung im Staat Colorado.
Der steigende Bedarf in diesem Gebiet dürfte bald die Erschließung
neuer Kraftquellen erforderlich machen, wofür die Flüsse Cache
a Poudre und St. Vrain günstige Möglichkeiten bieten. Das Ver-
$ SoTgungsgebiet dieser Gesellschaft hat vorwiegend landwirtschaft-
lichen Charakter, ebenso wie auch der südöstliche Teil des Staates,
welcher von zwei Gesellschaften, der Arkansas Valley Railway,
Light and Power Co. und der Trinidad Electric Transmission, Rail-
' way and Gas Co. mit Strom versorgt wird. Erstere verfügt über
raftwerke von 19320 kW gesamter Leistungsfähiskeit, teils in
- Wasser, teils in Dampf, letztere betreibt drei Dampfkraftwerke in
Trinidad, Hastings bzw. Walsenburg von 14250 kW Gesamt-
leistung. Verwiegend mit Wasserkraft versorgt ist der südwest-
liche, von der Western Colorado Power Co. bediente Teil, welcher
aus dem Kraftwerke Tacoma mit 4500 kW und den beiden Werken
Ames mit 1200 bzw. 3600 kW Leistung Strom empfängt. Alle diese
Werke sind Hochdruckanlagen mit 200 bis 300 m Gefälle. Ein
weiteres Wasserkraftwerk bei Ilium von 1200 kW und eine Dampf-
reserve von 1000 kW in Durango arbeiten ebenfalls in das Netz
dieser Gesellschaft. Das ganze Versorgungsgebiet liegt im Hoch-
gebirge, und die Kraftübertragungsleitungen reichen bis zu 4000 m
Höhe, wodurch sehr ungünstige Betriebsbedingungen geschaffen
werden, welchen durch besonders kräftige Ausführung aller Teile
derselben Rechnung getragen werden mußte. Ein kräftiger Auf-
schwung in der Elektrisierung, wofür eine große Anzahl ausbau-
würdiger Wasserkräfte die notwendige Grundlage bietet, kann
aber erst erwartet werden, wenn durch Lösung der Transportfrage
den Produkten der Landwirtschaft und des Bergbaues eine gute
Absatzmöglichkeit geboten. wird und dadurch diese Produktions-
zweige eine entsprechende Belebung erfahren. („El. World”, Bd. 80,
1922, S. 215.) Bp.
Apparatebau.
Belastungskontrolle an selbsttätigen Ölschaltern. — Die
wirtschaftliche Notlage, die’ heute mehr denn je bei der Projek-
tierung elektrischer Anlagen äußerste Sparsamkeit und Be-
schränkung hinsichtlich der einzubauenden Apparate verlaugt,
nötigt den projektie-
renden Ingenieur oft,
auf Kosten größerer
Übersicht und Be-
triebssicherheit der
Anlage aus wirt-
schaftlichen Grün-
den auf den Einbau
wichtiger Apparate
zu verzichten. Das
gilt vor allem für
abgelegene kleinere
Schaltstationen, ir
denen Umschaltun-
Abb. 2. Ölschalter mit Emag-Belastungs-
. Kontrollinstrument.
I:
i
_
——
—_——
a
—-
—
—.
—
—
—_——
Abb 3. Emag-Belastungs-Kontrollinstrument
auf einem Relais.
gen betriebsmäßig nur selten vorgenommen werden. Man wird
sich also z. B. nur schwer entschließen, für einen einzelnen,
nur selten abzulesenden Strommesser die erforderlichen Strom-
wandler und eine besondere Niederspannungsschalttafel vorzu-
sehen. Auch bei Kombination einer Schaltstelle und eines Trans-
formatorenhäuschens mit großer Raumbeschränkung wird man sich
einschränken müssen. In Störungsfällen kann sich aber dann das
Bedienungspersonal nicht über die augenblickliche Belastungsver-
teilung der Station orientieren, Um diesem Übelstande abzuhelfen,
verwendet die „Emag“ Elektrizitäts-A.G., Frankfurt a. M., ein ver-
einfachtes Kontrollinstrument, das ohne Stromwandler und ohne be-
sonderen Platzbedarf auf jeden mit Überstroanauslösung versehenen
`
1460
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49.
7. Dezember 1922.
Ölschalter, auch nachträglich, anzubringen ist und in einfacherWeise
und ohne hohe Kosten dem angeldeuteten Mangel abhilft (Abb. 2 u.
3). Da es hier im allgemeinen nicht darauf ankommt, eine größere
Genauigkeit in der Ablesung zu erzielen, so ist es nicht not-
wendig, dem Instrument eine eigene Stromspule zu geben. Es
werden vielmehr die Relais des Ölschalters, auf dem das Meßgerät
mittels Klemmvorrichtung befestigt wird, dazu benutzt, um eınen
drehbaren Anker und damit den Zeiger zu beeinflussen. Piz.
Verkehr und Transport.
Doppelfrequenz - Generatoren. — Der „Tecnomasio Italiano
Brown Boveri“ in Mailand baut im Auftrage der italienischen Staats-
bahnen für die Zentrale Bardonecchia zwei Dreiphasen-Genera-
toren, welche entweder Dreiphasenstrom 16% Per/s für Bahn-
betrieb oder Dreiphasenstrom 50 Per/s in das allgemeine Vertei-
lungsnetz abgeben sollen. Die Daten der Maschinen sind folgende:
l bag 16%, Per/s 50 Per;s
Leistung in kVA 7000 6000
cc S® ...n 0,75 0,75
Spannung, Vol ©.. . . 4000 7000
Polzahl . oo 4 12
Drehzahl Tå >. . 500 500
Die Maschinen sind für direkte Kupplung mit Wasserturbinen
von je 7600 PS bestimmt; dementsprechend sind sie für eine Durch-
brenndrehzahl von WO bemessen. Das Gewicht eines Generators,
einschließlich der angebauten Erregermaschine wird etwa 100 t
betragen, und es dürfte sich hier um die erste Anwendung in
größerem Maßstabe von Doppelfrequenz-Generatoren handeln; es ist
anzunehmen, daß diese Bauart in Zukunft öfters zur Verwendung
gelangen wird, wenn, wie im vorliegenden Falle, eine Zentrale
für Bahn- und Industriebetrieb bestimmt ist. Praktische Bedeutung
. wird diese Bauart ferner erlangen für Kraftwerke zur Ausnützung
on Ebbe und Flut, wo wegen des stark wechselnden Gefälles die
rbinen bei verschiedenen Drehzahlen arbeiten, und die Genera-
toren bei verschiedenen Drehzahlen gleiche Frequenz ergeben
müssen. („BBC-Mitt.“, Baden, Bd. 9, 1922, S. 219.) e
Elektrische Zugförderung der Reichsbahnen in Bayern. — Die
Elektrisierung der Reichsbahn im Direktionsbezirk München hat
begonnen, und zwar sind im Anfang des Monats November die Mast-
setzarbeiten für die Fahrleitung der Strecke Tutzing—Kochel auf-
genommen worden. Diese Arbeiten werden durch die Allgemeine
Elektricitäts-Gesellschaft ausgeführt,
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Museum für das Beleuchtungs-, Heizungs- und Woasserfach,
Berlin. — Durch Verhandlungen mit dem preußiischen Finanzministe-
rium ist es gelungen, für das Beleuchtungsmuseum, das
obdachlos zu werden drohte, in der Hochbauabteilung des Verkehrs-
und Baumuseums Berlin, Invalidenstr. 50/51 (ehemaliger Hambur-
ger Bahnhof) Räume zu erhalten. Am 19. November wurde das
Museum, eine außerordentlich wertvolle Ergänzung der Hochbau-
abteilung, dem preußischen Staat übergeben. Da in-
dessen erst noch Sicherheitsvorrichtungen getroffen werden müs-
sen, dürfte es noch einige Zeit dauern, bis die Ausstellung auch
für das Publikum geöffnet wird.
Verschiedenes.
Verstaatlichung der Dampfkesselüberwachung? — Nach der
„Z.V,.d.1”!) hatderZentralverbandderMaschinisten
und Heizer beim preußischen Handelsminister die Ver-
staatlichung der gesamten Dampfkesselüber-
wachung beantragt, u. zw. unter Beteiligung von Revisions-
assistenten aus den Kreisen seiner Organisation, Die genannte
Zeitschrift bemerkt dazu, daß, wenn die Regierung diesem Antrage
statigäbe, das mit der Rückkehr zu einem Zustand gleichbedeutend
sein würde, den man vor 50 Jahren aus Gründen der Sicherheit des
Dampfkesselbetriebes verlassen habe. „Die Selbstverwaltung hat
sich, nachdem der Staat versagt hatte, auf dem Gebiet der Dampf-
kesselüberwachung glänzend bewährt. Für die Sicherheit des
Dampfkesselbetriebes ist es unbedingt erforderlich, daß der Weiter-
entwicklung dieses wichtigen Zweiges der Selbstverwaltung keine
Fesseln angelegt werden. Auch der Verein deutscher|In-
genieure, der in der Frage der Dampfkesselüberwachung von
jeher den Standpunkt vertreten hat, daß sie der Selbstverwaltung
vorbehalten bleiben müsse, lehnt aufsschärfsteden An-
trag des Zentralverbandes der Maschinisten und Heizer auf
Verstaatlichung ab.“
Bekanntmachung, betr. Änderung des Gebührenzuschlages der
Elektrischen Prüfämter. — Der Zuschlag, der auf Grund der Be-
kanntmaehung vom 21. Juli 1922 (Zentralblatt für das Deutsche
1) Bd. 66, 1922, S. 1043.
Reich 1922, S. 444)!) zu den auf das Dreifache erhöhten Sätzen der
Gebührenordnung der Elektrischen Prüfämter zu erheben ist, wird
vom 1. Dezember 1922 ab auf 6000 % festgesetzt.
Charlottenburg, den 23. XI. 1922.
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
gez. Nernst.
Energiewirtschaft.
Elektrizitätsversorgung Kanadas. — Die in der Elektrizitäts-
versorgung Kanadas investierten Kapitalien in Höhe von 416 Mill. $
übertreffen die Einzelbeträge aller anderen Industrien um ein Be-
trächtliches. Es ist nunmehr jeder große Industriebezirk mit hydro-
elektrischer Kraft versorgt, und umfangreiche Reserven gestatten
weitere Ausdehuung. Nach dem letzten Bericht des staatlichen
Wasserkraft-Ressorts sind über 18 Mill. PS ausbaufähiger Was-
serkräfte vorhanden, von denen Mitte 1922 ungefähr 3 Mill. PS
ausgebaut waren, Die Statistik der Elektrizitätswerke zählt für
das Jahr 1919 &05 Unternehmungen auf, von denen 447 in gemeind-
lichem und 358 in privatem Besitz waren; jedoch besaßen nur 493
dieser Unternehmungen eigene Kraftwerke, der Rest sind Vertei-
lungsunternehmungen. Von den Kraftwerken benutzen nicht we-
niger als 55,2 % Wasser als Triebkraft. Von der erzeugten Energie
werden sogar nicht weniger als 91 % durch Wasserkräfte ge-
wonnen. Dabei beträgt die jährliche Leistung ungefähr 5,5 Mil-
liarden kWh und die Maschinenleistung über 2 Mill. PS, von denen
1,7 Mill. PS auf Wasserkräfte entfallen. Am weitesten fortgeschrit-
ten ist die Elektrizitätsversorgung im Staate Ontario, u. zw.
dank der lebhaften Tätigkeit der Hydro Electric Power
Commission, die Anlagen mit einer Leistungsfähigkeit von
ungefähr 424 000 PS besitzt. Die Tätigkeit dieser Kommission wird
zwar viel angefeindet, doch hat sie zur Entwicklung der Elektrizi-
tätsversorgung nicht unbeträchtlich beigetragen und namentlich
zahlreiche Städte und Gemeinden in den Stand gesetzt, sich billige
elektrische Kraft zu verschaffen. (,„Electrician” Bd. 89, 1922, S. a
Elektrizitätsversorgung von Neu-Südwales. — In NeusSüd-
wales sind gleich wie in den übrigen australischen Staaten Bestre-
bungen im Gange, die Elektrizitätsversorgung zu
vereinheitlichen. Dies ist umso leichter durchzuführen, als
die Industrialisierung und damit auch die Elektrisierung dieses
Staates noch ziemlich in den Anfängen steht, Man hat in Aussicht
genommen, einheitlich ein Drehstromsystem mit 50 Per vorzusehen
mit 240 V für Licht- und 415 V für Kraftverteilung. Was die
Frage der Stromerzeugung betrifft, so ist es zu einer Entscheidung,
ob der Staat selbst Großkraftwerke bauen oder deren Errichtung
und Betrieb den Privatunternehmungen und den Gemeinden über-
lassen soll, noch nicht gekommen. Nur in Port Kembla hat
er eine große Zentrale erbaut und damit die Möglichkeit zur An-
siedlung bedeutender Industrien gegeben; auch sind Vorarbeiten
für die Erschließung von Wasserkräften im Gange. Als hinder-
lich für die Entwicklung der Elektrizitätsanlagen werden die Ein-
fuhrabgaben auf elektrische Maschinen bezeichnet, deren Abschaf-
fung empfohlen wird. („Electrician“ Bd. 89, 1922, S. 204) Sl.
Die Elektrisierung Niederländisch-Ostindiens.) — Seit 1915
hat der Staat die Ausnutzung der Wasserkräfte und die Elek-
trisierung NiederländischOstindiens in die Hand genommen. Nach
dem zweiten offiziellen Jahresbericht ist 1919 eine systematische
Untersuchung aller Wasserkräfte vorgenommen worden, und bis
Ende des genannten Jahres hat man insgesamt 1,169 Mill. PS regi-
striert, von denen 0,276 allein auf Java entfallen. Sodann wurde
mit den Vorarbeiten für die staatlichen hydroelektrischen Zen-
tralen auf dieser Insel begonnen. Es handelt sich hier um zwei
Werke auf der Hochebene von Bandoeng für zusammen 15 000 PS
mit Wasseraufstauung und Talsperre an den Flüssen Tji Saro-
ewa und Tjii Sankoej, ferner um eine größere Anlage am
Tjii Taroem bei Badjamandala, die man mit den vorgenannten
beiden Werken kunpelnr will. Auch ein Umbau der Zentrale der
Alg. Ned. Ind. Elektr. Maatschappij durch Ausnutzung von $ m
weiterer Fallhöhe für etwa əVVU PS wird genannt. Endlich soil
ein Wasserkraftwerk am Kali-Konto mit der Dampfzentraie
von Soerabaia für 15000 PS zusammenarbeiten. In Betrieb sind
ein Wasserkraftwerk bei Madioen mit 2000 PS, die hydro-
elektrische Zentrale beim Meer van Des in Benkoelen
(2000 PS), die seit Anfang 1920 ihre Tätigkeit aufgenommen hat.
Die Elektrizitätsversorgung der Hochebene von Bandoeng
wurde einer Gesellschaft m. b. H. unter Beteiligung des Staates,
der Provinz und der Gemeinden übertragen, die die elektrisch
Arbeit von dem staatlichen Werk beziehen und für deren Verter
lung sorgen sollen. Als Stromquellen dienen hier das Wasserkraft-
werk am Tji Kapoendoeng mit 3000 PS und ein solches am
Tjii Saroewa mit 4500 PS. Die Wasserkräfte des Tji Gen-
reuh I und II mit zusammen 550 PS werden für die Funkstation
auf dem Malabai verwertet; vorläufig dient diesem Zweck eine
Hilfszentrale in der Nähe von Bandoeng. Außerdem hat man fur
D) Vel „ETZ“ 1922, S. 1011, 1295.
2) Vgl. „ETZ“ 1921, S. 154
4. Dezember 1928.
die drahtlose Telegraphie noch eine Dampfzentrale bei Dajeuh-
Kolot von 800 kW errichtet, die bis 6000 kW ausbaufähig ist.
Für die Elektrisierung der Bahnen sowie für dio
Elektrizitätsversorgung von Batavia und Westperang wurde
mit dem Bau zweier Wasserkraftwerke am Tji A nten (8000 PS)
und am Tji Thahih (7000 PS) begonnen. Aus dem eingangs er-
wähnten Bericht ergibt sich als Übersicht, daß auf Java vom Staat
6 Anlagen mit 33000 PS fertig projektiert und 3 Anlagen mit
35500 PS in Bau genommen worden sind; von privater Seite wur-
den eine Anlage mit 2000 PS proitktiert, eine mit 3000 PS aus-
geführt, während zwei Anlagen mit 3400 PS sich in Betrieb be-
fanden. Privatunternehmer haben weiter auf Sumatra den
Plan für eine Anlage mit 0,390 Mill. PS fertiggestellt, ein Werk
mit 3500 PS der Ausführung übergeben und vier Anlagen mit
5300 PS arbeiten lassen. Über entsprechende Projekte auf den
andern Inseln wird nichts mitgeteilt, obgleich sowohl Borneo als
auch Celebes sehr reich an Wasserkräften sind. Ks.
Industrie und Handel.
Peru. — Nach einem von „Electrical Review“!) wiedergegebe-
nen Reuterbericht hat die Regierung beschlossen, die im Lande
reichlich vorhandenen Wasserkräfte zur Erzeugung elektrischer
Arbeit nutzbar zu machen. Auch ist in denjenigen Distrikten,
welche der Wasserkraft größtenteils entbehren, die Errichtung von
Wärmekraftanlagen geplant, wenngleich die Brennstoffrage wegen
Fehlens der Kohle Schwierigkeiten bereitet. Man hofft jedoch durch
Verwendung von Rohölmotoren und Gaskraftmaschinen einen Aus-
weg zu finden, so daß wohl in allernächster Zeit mit einer fort-
schreitenden Entwicklung des elektrotechnischen
Marktes zu rechnen sein wird, u. zw. um so mehr als auch
bereits bestehende Werke, wie die der Braden Copper Co. ge-
hörende Cachapoal Kräftanlage, die Empresas Eléctricas Asociados,
die Sociedad Elétrica de Arequipa und die Oroya Wasserkraft-
zentrale der Cerro de Pasco Bergwerksgesellschaft, welche fast
ausnahmslos Lichtstrom erzeugen, eine bedeutende Erweiterung
ihrer Anlagen zum Zwecke der Kraftstromgewinnung beabsichti-
gen. Daher ist anzunehmen, daß in den nächsten Monaten be-
trächtliche Aufträge auf elektrische Maschinen, Motoren und
Generatoren, erteilt werden, hauptsächlich für die größeren Städte,
wie Lima, Arequipa und Cuzco, z. T auch von Berg-
werken und anderen kraftverbrauchenden Industriezweigen. Erst
kürzlich hat die Regierung Robert William Dunsmuir (Kanada)
weitgehende Konzessionen erteilt und mit der Marconis Wireless
Telegraph Co., Ltd. einen Vertrag abgeschlossen, woraus sich
ebenfalls wesentliche Bestellungen ergeben dürften. In den kleine-
ren Städten haben mehr als 40 % der Einwohner elektrische Haus-
beleuchtung, zu der sie fast ausnahmslos Pendel benutzen; weder
Wandarme noch Kronleuchter oder Tischlampen sind bis jetzt in
Gebrauch, ein beachtenswerter Hinweis für Fabrikanten, die
solche Beleuchtungskörper zu mäßigen Preisen anbieten können.
Die Stadt Lima mit nahezu 17000 Lichtstromabnehmern ist die
zentrale Verteilungsstelle für das Binnenland. In anderen Zentren,
wie Cuzco, Huancayo, Casapalca und Junin, wo
eeit einiger Zeit Wasserkraftwerke in Tätigkeit sind, verspricht
3) Bd. 91, 1922, S. 519.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49.
1461
der gegenwärtig allerdings noch geringfügige Handel mit Mon-
tierungsteilen und Installationsmaterial demnächst eine günstige
Entwicklung zu nehmen. Das Arbeitsfeld für Laden-, Schaufenster-,
Straßen- und Reklamebeleuchtung ist bisher noch nicht in Angriff
genommen worden; günstige Gelegenheiten für den Verkauf von
maschinellen Anlagen und Zubehörteilen bieten aber das Eisen-
bahn- und Transportwesen sowie die größeren kraftverbrauchen-
den Industrien. Einen Markt für elektro-medizinische Apparate,
Meßinstrumente, Ventilatoren, elektrisch betriebene Haushaltungs-
und Bureaubehelfe (Vakuumreiniger, Kochherde, Plätteisen, Heiz-
körper usw.) zu schaffen, hat man sich, von einigen deutschen
Firmen abgesehen, noch wenig bemüht.
Die „Frankf. Ztg.“ konnte kürzlich mitteilen, daß das Leitungs-
netz der Stadt Lima von 104 auf 220 V umgebaut werden solle und
die Elektrizitätsgesellschaft zwar als italienisch geleitetes Unter-
nehmen die großen Maschinen aus Italien beziehe, für die Lieferung
von Material aber alle Importfirmen berücksichtigen werde.
Hier dürften mithin auch deutsche Firmen in Betracht kommen,
wenn sie es verstehen, die ihnen nicht ungünstige Stimmung mit
Hilfe von Qualitätsware und vernünftiger Preisbemessung aus-
zunutzen. L.
Britisch-Südafrika. — Wie wir „Electrical Review“!) entneh-
men, stellte sich der Wert der elektrotechnischen Ein-
fuhr in die Südafrikanische Union 1921 folgendermaßen:
Erzeugnisse (Werte in 1000 £) 1921 1920 Snoring
1. Elektrische Maschinen . . .....n 396 | 321 + 7
2. Motoren Sure we 24) 151 t 89
3. Transformatoren 2 aaa nn 71 30 41
4. Elemente, Akkumulatoren . . . .... 67 | 104 — 37
5. Glühlampen . .. 2 m nr rn nn. 133 78 + 55
b. Heiz- und Kochapparate . . ..... 42 41 Ji 1
7. Telegraphen- und Fernsprechmaterial . 60 32 | 28
8. Isolatoren . 2: rn 95 85) + 1
9. Sonstiges elektrotechnisches Material 524 482 + 42
10. Kabel und Drähte 417 — 23
394
An elektrischen Maschinen hat Deutschland im Berichtsjahr
für 5000 £ importiert (nichts i. V.), und die Einfuhr der V.S.
Amerika ist wertlich um 75000 £ gewachsen, Sie hat auch bei
Motoren, deren Leistung 15 500 kW (12000 i. V.) betrug, merklich
zugenommen, dagegen bei Elementen und Akkumulatoren nach-
gelaösen. Am Import von Glühlampen, der um rd. 70 % gestiegen
ist, war Holland mit 10000 £ mehr als 1920 beteiligt, an dem
von Schwachstromartikeln Schweden mit 5000 £ (2000 i. V.). Die
Einfuhr von nicht spezifiziertem elektrotechnischem Material, die
sich bei England, Japan und Holland verringert, bei den V. S
Amerika erhöht hat, ergab für Deutschland diesmal einen Liefe-
rungswert von 14000 £ (nichts i. V.), und von den hauptsächlich
aus England bezogenen Kabeln und Drähten haben deutsche Ex-
De immerhin für 1000 £ (nichts i i. V.) nach Südafrika ge-
sandt
1) Bd. 91, 1122, S. 172.
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle,
Berlin W. 657, Potsdamer Str, ‚68, Fernspr, Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Einladung
zur Sitzung am Dienstag, den 12, XII. 1922, nachmittags 7% Uhr,
in der Technischen Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal 301.
Tagesordnung.
1, Geschäftliche Mitteilungen.
2. Vortrag des Herrn Obering. Dr.-Ing. R. Pohl] über: „Turbo-
generatoren“,
Inhaltsübersicht.
Die Leistungssteigerung der Turbogeneratoren während der
letzten 10 Jahre und die Wege, auf denen sie erreicht wurde. Über-
etrom-Überspannungs- und Brandgefahren. Vorbeugende und
schadenbegrenzende Schutzeinrichtungen. Ausblick auf die weitere
Entwicklung.
Gäste sind willkommen.
Der Vorsitzende:
Dr.-Ing. e. h.Bredow.
Einladung
zur Fachsitzung für elektrisches Nachrichtenwesen (EVN)
am Freitag, den 15. XII. 1922, abends 7% Uhr, in der Tech-
nischen Hochschule, Charlottenburg, Hörsaal 141.
Tagesordnung,
Vortrag des Herrn Postrat Dr. U. Meyer über Ableitungs-
messungen.
Inhaltsübersicht.
Die Wichtigkeit von Wechselstrommessungen. Schwierig-
keiten bei Gleichstrommessungen, die bisherigen Brückenmethoden.
Fehlen eines Normales der Ableitung. Glimmerkondensatoren.
Drehstromkondensatoren. Beschreibung einer neuen Meßbrücke. |
Gäste sind willkommen.
Der Vorsitzende
des Fachausschusses für elektrisches Nachrichtenwesen.
Arendt.
1462
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr. 9320 u. 9306.
Kommission für Drähte und Kabel.
Der Entwurf zu „Normen für isolierte Leitungen in Stark-
stromanlagen („ETZ“ 1922, S. 701) war auf Beschluß der Jahres-
versammlung, da noch begründete Einsprüche vorlagen, dem Tech-
nischen Hauptausschuß zur Prüfung und nach Anhörung der Kom-
mission zur Entscheidung überwiesen worden.
Der Technische Hauptausschuß hat in seiner Sitzung am 17. X.
1922 den nachstehenden Wortlaut genehmigt.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
Normen für isolierte Leitungen in Starkstromanlagen.
Gültig ab 17. Oktober 1922.
Inhalt:
A. Gummiisolierte Leitungen.
| I. Allgemeines.
Beschaffenheit der Kupferleiter.
Zusammensetzung der Gummihtlle.
Verwendungsbereich.
Kennfäden |
II. Bauart und Prüfung der Leitungen.
1. Leitungen für feste Verlegung.
LT
a) Gummiaderleitungen . . . (NGA
b) Suse T Srieleungen a (NSGA)
c) Rohrdrähte . . i (NRA)
d) Panzeradern . (NPA)
2. Leitungen für Beleuchtangskärper
a) Faseungsadern . . See . (NFA)
b) Pendelschnüre . (NPL)
8 Leitungen zum Anschluß ortoverkiderlicisi
Stromverbraucher.
a) Gummiaderschnüre . . e . . (NSA)
b) Leichte Anschlußleitungen . . . (NHH, NHK)
c) Werkstattechnüre Í a re ie (NWE)
d) Gummischlauchleitungen
1. Leichte Ausführung (LHZ)
2. Verstärkte Ausführung HZ)
3. Starke Ausführung . (SHZ)
e) r A sen (NSGK)
f) Hochspannungeschnüre . a ee (NHSGK)
g) Leitungstrossen . ; us
B. Bleikabel. |
I. Gummibleikabel,
U. Papierbleikabel.
1. Einleiter-Gleichstrom-Bleikabel bis 750 V.
2. Verseilte Mehrleiter-Bleikabel.
C. Belastungstafein für isolierte Leitungen.
I. Kupferleitungen.
1. Belastungstafel für gummiisolierte Lei-
tungen.
2. Belastungstafel für Bleikabel.
II. Aluminiumleitungen.
1. Belastungstafel für Einleiterkabel mit
Aluminiumleiter.,
A. Gummiisolierte Leitungen.
I. Allgemeines,
1. Beschaffenheit der Kupferleiter.
Die für isolierte Leitungen verwendeten Kupferdrähte
müssen den Kupfernormen des Verbandes Deutscher Elektro-
techniker entsprechen und feuerverzinnt sein.
2. Zusammensetzung der Gummihülle.
Die Gummihülle der fertigen Leitungen muß folgender Zu-
sammensetzung entsprechen:
Mindestens 33,3 % Kautschuk, der nicht mehr als 6% Harz
enthalten darf,
höchstens 66,7% Zusatzstoffe einschließlich Schwefel.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49.
T. Dezember 1923.
Von organischen Füllstoffen ist nur der Zusatz von festem
Paraffin bis zu einer Höchstmenge von 5% gestattet. Das spe
zifische Gewicht des Adergummis soll mindestens 1,5 betragen.
3. Verwendungsbereich.
Der Verwendungsbereich ist für jede Leitungsart besonders
lestgelegt.
Ist hierfür eine Spannung angegeben, so bedeutet diese den
höchsten Wert, den die Spannung zwischen zwei Leitern oder
einem Leiter und Erde annehmen darf.
4 Kennfäden!?!).
Leitungen, welche den „Normen für isolierte Lettungen in
Starkstromanlagen“ entsprechen, müssen einen weißen Kenn-
faden besitzen. Außerdem muß durch einen zweiten Kenn-
faden ersichtlich gemacht werden, von welchem Werk die Lei-
tungen hergestellt sind. Beide Kennfäden eind unmittelbar unter
der (inneren) Beflechtung anzubringen, bei Gummischlaueh-
leitungen unter dem gemeinsamen Gummimantel.
II. Bauart und Prüfung der Leitungen.
l. Leitungen für feste Verlegung.
a) Gummiaderleitungen
für Spannungen bis 750 V.
Bezeichnung: NGA.
Die Gummiaderleitungen sind mit maseiven Leitern in
Querschnitten von 1 bis 16 mm?, mit mehrdrähtigen Leitern in
Querschnitten von 1 bis 1000 nm? zulässig.
Die Kupferseele ist mit einer vulkanisierten Gummihülle
umgeben.
Für die Leiter und Gummihülle gilt folgende Tafel:
Kupfer- Mindestzahl der ötärke der
b ehr- .
auerschpitt aber Din minceerens
1 7 0,8
15 7 0,8
25 7 1
4 7 1
6 7 1
10 7 1,2
\ 008
95 19 1,8
150 37 2
400 61 2,8
625 91 3,2
800 127
1000 127 3,5
Die Gummihülle ist mit gummiertem Baumwollband be
wickelt, Hierüber befindet sich eine Beflechtung aus Baumwolle,
Hanf oder gleichwertigem Stoff, welche in geeigneter Weise ge-
tränkt ist. Bei Mehrfachleitungen kann die Beflechtung gemein-
sam sein,
Die Leitungen müssen nach 24-stündigem Liegen unter
Wasser von nicht mehr als 25° C während einer halben Stunde
einer Prüfspannung von V Wechselstrom oder 2800 V
Gleichstrom widerstehen können. Für die Gleichstromprüfung
muß eine Stromquelle von mindestens 2 kW benutzt werden.
b) Spezial-Gummiaderleitungen
für Spannungen von 2000, 3000, 6000, 10.000, 15 000 und 25000 V.
Bezeichnung: NSGA,
der die Spannung beizufügen ist, z. B.
NSGA 10.
\ 3000
Die Spezial-Gummiaderleitungen sind mit massiven Leitern
in Querschnitten von 1 bis 16 mm’, mit mehrdrähtigen Leitern in
Querschnitten von 1 bis 300 mm? zulässig.
Die Gummihülle muß bei diesen Leitungen aus mehreren
Lagen Gummi hergestellt sein, die Mindestwandstärke muß nach-
stehender Tafel entsprechen.
1) Die Zuteilung der Firmenkennfäden et sure die Prüfstelle des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker. Vei. ETZ“ S. 981.
2 Die Bezeichnung bedeutet: Spannung 3900 V aani 10 mm?.
e
7. Dezember 19
nit 200 V so0V 60V 1000 V 15000 V 25000 V
m’ mm mm mm mm mm mm
1 1,5 1,7
15 1,5 1,7
1,5 1,8 8
4 1,5 1,8 8
6 15 1,8 8 47
10 1,7 2 8,2 4,5 7
16 1,7 2 82 43 6,5 85
25 2 2,2 8,2 4,3 6 8
35 2 2,2 8,2 4,3 6 715
50 283 24 \ 8,4 4,8 6 785
10 28 24 8,4 48 6 7,5
95 2,6 2,6 8,4 48 6 7,5
120 2,6 2,6 8,4 43 6 7,5
150 2,8 2,8 8,6 4,3 6 75
185 8 8 8,6 43 6 75
240 8,2 8,2 8,8 4,8 6 18
300 8,4 3,4 3,8 4,3 6 7,5
Die Mindestzahl der Drähte bei mehrdrähtigen Leitern ist
dieselbe wie die in der Tafel für NGA-Leitungen angegebene.
Die Gummihülle ist mit gummiertem Baumwollband be-
wickelt. Hierüber befindet sich eine Beflechtung aus Baumwolle,
Hanf oder gleichwertigem Stoff, welche in geeigneter Weise ge-
tränkt ist. Bei Mehrfachleitungen kann die Beflechtung gemein-
tungen müssen nach 24-stündigem Liegen unter
Wasser von nicht mehr ale 25° C während einer halben Stunde
einer Prüfung mit Wechselstrom gemäß nachstehender Tafel
widerstehen können.
Betriebsspannung Prüfspannung
2000 V 4000 V
3000 „ 6000 „
600 „ 10000 „
10 000 „ 15 000 „
15000 , 000
25000 „ 35 000 „
c) Rohrdrähte
für Niederspannungsanlagen, zur erkennbaren Verlegung, die e8
ermöglicht, den Leitungsverlauf ohne Aufreißen der Wände zu
verfolgen.
Bezeichnung: NRA.
Rohrdrähte sind Gummiaderleitungen mit gefalztem, eng
anliegenden Metallmantel (nicht Bleimantel), die an Stelle der
getränkten Beflechtung eine mechanisch gleichwertige, isolierende
tille von mindestens 0,4 mm Wandstärke haben.
Rohrdrähte sind als Einfachleitungen in Querschnitten von
| bis 16 mm?, als Mehrfachleitungen in Querechnitten von 1 bis
6 mm? zulässig. Die Wandstärke des Mantels soll mindestens
0,25 mm betragen. Für den äußeren Durchmesser der Rohrdrähte
gilt folgende Tafel:
Anzahl der Adern u. Kupfer-
hnitt
Außendurchmesser (über Falz
quersc
gemessen) In mm
mm? nicht unter nicht über
1 5,8
1,5 5,4 6,2
2,5 6,4 7,2
4 6,8 1,6
6 7,2 8
10 8,2 9,2
16 9,2 10,2
2 X 1 8,3 983
2 X 15 8,7 9,7
2 X 25 10 11
2x4 10,5 11,5
2x6 11,5 12,5
3X1 8,7 9,7
8 X 15 9,2 10,2
8X 25 10,5 11,5
3x4 A 11,5 12,5
3X6 12,5 13,5
4X1 9,5 10,5
4 X 15 11
4X 25 11,5 12,5
Die Rohrdrähte müssen einer halbstündigen Prüfung mit
Wechselstrom von 2000 V Spannung zwischen den Leitern und
zwischen Leiter- und Metallmantel in trockenem Zustand wider-
stehen können.
d) Panzeradern
für Spannungen bis 1000 V.
Bezeichnung: NPA.
Panzeradern sind Spezialgummiaderleitungen für 2000 V mit
einer Hülle von Metalldrähten (Beflechtung, Bewicklung), die
gegen Rosten geschützt sind. Bei Mehrfachleitungen darf die
Metallhülle gemeinsam sein.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49.
14863
‚ Die getränkte Beflechtung der NSGA-Leitung darf durch
eine andere gleichwertige Schutzhülle, die als Zwiechenlage
gegen das Durchstechen abgerissener Drähte Schutz bietet, er-
setzt sein.
Die Prüfung der fertigen NPA-Leitungen hat mit 4000 V
Wechselstrom zwischen Leiter und Schutzpanzer in trockenem
Zustande zu erfolgen.
2. Leitungen für Beleuchtungskörper.
a) Fassungsadern
zur Installation nur in und an Beleuchtungskörpern?) in Nieder-
spannungsanlagen.
Bezeichnung: NFA.
Die Fassungsader hat einen massiven oder mehrdrähtigen
Leiter von 0,5 mm? oder 0,75 mm? Kupferquerschnitt. Bei mehr-
drähtigen Leitern darf der Durchmesser der einzelnen Drähte
nicht mehr als 0,2 mm betragen. .
Die Kupferseele ist mit einer vulkanisierten Gummihülle von
06 mm Wandstärke umgeben. Über dem Gummi befindet sich
eine Beflechtung aus Baumwolle, Hanf, Seide oder ähnlichem
Stoff, der auch in geeigneter Weise getränkt sein kann. Diese
Adern können auch mehrfach verseilt werden.
Eine Fassungs-Doppelader (Bezeichnung NFA2) kann auch
aus zwei nebeneinander liegenden nackten Fassungsadern, die
gemeinsam wie oben angegeben beflochten sind, bestehen.
Die Fassungsadern müssen in trockenem Zustande einer
halbstündigen Prüfung mit 1000 V Wechselstrom widerstehen
können. Bei Prüfung einfacher Fassungsadern eind zwei 5 m
lange Stücke zusammenzudrehen.
b) Pendelschnüre
zur Installation von Schnurzugpendeln in Niederspannung»-
anlagen.
Bezeichnung: NPL.
Die Pendelschnur hat einen Kupferquerschnitt von 0,75 mm?.
Die Kupfe le besteht aus Drähten von höchstens 0,2 mm Durch-
messer, welche zusammengedreht werden. Die Kupferseele ist
mit Baumwolle besponnen und darüber mit einer vulkanisierten
Gummihülle von 0,6 mm Wandstärke umgeben. Zwei Adern
sind mit einər Tragschnur oder einem Tragseilchen aus geeig-
netem Stoff zu verseilen und erhalten eine gemeinsame Be-
flechtung aus Baumwolle, Hanf, Seide oder ähnlichem Stoff.
Die Tragschnur oder das Tragseilchen können auch doppelt zu
beiden Seiten der Adern angeordnet werden. Wenn das Trag-
seilchen aus Metall hergestellt ist, muß es besponnen oder be-
flochten sein. Die gemeinsame Beflechtung der Schnur kann
ee doch müssen die Gummiadern dann einzeln beflochten
werden.
Die Pendelschnüre müssen so biegsam sein, daß einfache
Schnüre um Rollen von 25 mm Durchmesser und doppelte um
er von 35 mm Durchmesser ohne Nachteil geführt werden
nnen.
Die Pendelschnüre müssen in trockenem Zustande einer halb-
stündigen Prüfung mit 1000 V Wechselstrom widerstehen können.
8. Leitungen zum Anschluß ortsveränderlicher
Stromverbraucher.
a) Gummiaderschnüre (Zimmerschnüre)
für geringe mechanische Beanspruchung in trockenen Wohnräumen
‚ in Niederspannungsanlagen.
Bezeichnung: NSA.
Die Gummiaderschnüre sind in Querschnitten von 0,75*) bis
6 mn? zulässig. Für die Querschnitte von 0,75 mm? besteht die
Kupferseele aus Drähten von höchstens 0,2 mm Durchmessser,
für die Querschnitt 1 bis 25 mm? aus Drähten von
höchstens 0,25 mm Durchmesser, die zusammengedreht
werden. Sie ist mit Baumwolle .besponnen. Für die
Querschnitte 4 bis 6 mm? wird die Kupferseele aus Dräbten
von höchstens 0,3 mm Durchmesser zusammengesetzt, welche
zweckentsprechend verseilt sind. Die Baumwollbespinnung
kommt in Fortfall. Über der Kupferseele befindet sich eine
- vulkanisierte Gummihülle in der Wandstärke der NGA-Leitungen;
auch für den Querschnitt 0,75 mm? muß die Wandstärke 0,8 mm
betragen.
Einleiterschnüre oder verseilte Mehrfachschnüre erhalten über
der Gummihülle eine Beflechtung aus Garn, Seide, Baumwolle
oder dergl. Runde oder ovale Mehrfachschnüre müssen eine ge-
meinsame Beflechtung erhalten. Gummiaderschnüre mit einem
Ta von 0,75 mm? sind nur in runder Ausführung zu-
ässsig.
Für die Spannungsprüfung gelten die Bestimmungen über
Gummiaderleitungen. j
3) Als Zuleitungen nicht zulässig. Siehe $ 18 der Errichtungsvorschriften
4) Der Querschnitt 0,75 mm? weicht z. Z. von den Bestimmungen des à 20
der Errichtungsvorschriften ab.
a u Sm u u a EEE ET E eo Fe Tr
1464
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49.
7. Dezember 1922.
b) Leichte Anschlußleitungen
für geringe mechanische Beanspruchung in Werkstätten in Nieder-
spannungsanlagen (Handlampen, kleinere Geräte u. dergl.).
Bezeichnung: NHH (mit Baumwollbeflechtung).
y NHK (mit Kordelbeflechtung).
Die leichten Anschlußleitungen sind in Querschnitten von 1 bis
6 mm? zulässig, Die Bauart des Leiters, die Vorschriften über
die Baumwollbespinnung und die Beschaffenheit der Gummihülle
sind die gleichen wie bei den Gummiaderschnüren.
Die Gummihülle jeder einzelnen Ader ist mit gummiertem
Baumwollband bewickelt. Zwei oder mehr solcher Adern sind
rund zu verseilen, mit getränktem Baumwollband zu bewickeln
und mit einer dichten Beflechtung aus getränkter Baumwolle
(NHH) oder mit einer Beflechtung aus geteerter Kordel (NHK)
zu versehen.
Für die Spannungsprüfung gelten die Bestimmungen über
Gummiaderleitungen.
c) Werkstatteschnüre
für mittlere mechanische Beanspruchung in Werkstätten und
Wirtschafteräumen in Niederspannungsanlagen.
Bezeichnung: NWK.
Die Werkstattschnüre sind in Querschnitten von 1 bis 35 mm’
zulässig. Die Bauart des Leiters und die Vorschriften über die
Baumwollbespinnung sind die gleichen wie bei den Gummiader-
schnüren, jedoch ist bei Querschnitten über 6 mm? die Verwen-
dung von Drähten bis zu 0,4 mm zulässig.
Die Gummihülle jeder einzelnen Ader ist mit gummiertem
Baumwollband bewickelt; zwei oder mehr solcher Adern sind rund
zu verseilen und mit einer dichten Beflechtung aus Faserstoff zu
versehen. Darüber ist eine zweite Beflechtung aus besonders
widerstandsfähigem Stoff (Hanfkordel oder dergl.) anzubringen.
Erdungsleiter müssen aus verzinnten Kupferdrähten bestehen
und eind innerhalb der inneren Beflechtung anzuordnen. Für
Querschnitte bis 2,5 mm? darf der Durchmesser des Einzeldrahtee
höchstens 0,25 mm, für 4 bie 6 mm? 0,3 mm und für 10 mm’
0,4 mm betragen.
Für die Abmessungen gilt folgende Tafel:
. u - $
Kupforquerschnit Stärke der Qummi- Qusrsehnit der
mm mm?
1 0,8 1-
15 0,8 1
2,5 1 1
4 1 2,5
6 1 2,5
10 1,2 4
16 1,2 4-
25 1,4 6
35 1,4 10
Für die Spannungsprüfung gelten die Bestimmungen über
Gummiaderleitungen.
d) Gummischlauchleitungen.
1. Leichte Ausführung
zum Anschluß von Zimmergeräten bis 1000 Watt in Nieder-
spannungsanlagen
(Wasserkocher, Kaffeemaschinen, Bügeleisen, Heizkissen, Heiß-
luftapparate usw.).
Bezeichnung: LHZ.
Die Gummischlauchleitungen LHZ sind in Querschnitten von
0,75 mm?®) und 1 mm? als Zweifach-, Dreifach- und Vierfach-
leitungen zulässig. Die Bauart und die Abmessungen der Gummi-
adern sind die gleichen wie beiGummiaderschnüren. Zwei oder mehr
solcher Adern sind zu verseilen und mit Gummi so zu umpressen,
daß alle Hohlräume ausgefüllt sind und der gemeinsame Gummi-
“mantel an der schwächsten Stelle bei dem Querschnitt 0,75 mm’
mindestens 0,8 mm und bei 1 mm?” mindestens 1 mm etark ist.
Das Ausfüllen der Hohlräume kann auch durch mit Gummi urn-
hüllte Hanf- oder Baumwollfäden geschehen. Die zum Ausfüllen
der Hohlräume und für den gemeinsamen Gummimantel ver-
wendete Gummimischung soll mechanisch fest und widerstande-
fähig sein und einen Kautschukgehalt von mindestens 25 °/n be-
sitzen.
dem Isoliergummi vorhanden ist, soll die Farbe der Ausfüllung
und des äußeren Gummimantels rötlichbraun sein.
2. Verstärkte Ausführung
zum Anschluß von Küchengeräten usw. bis 2000 Watt in Nieder-
epannungsanlagen.
Bezeichnung: VHZ.
Die Gummischlauchleitungen VHZ sind in Querschnitten von
1,5 mm? und 2,5 mm’ als Zweifach-, Dreifach- und Vierfachleitungen
zulässig.
5) Der Querschnitt von 0,755 mm? weicht z. Z. von den Bestimmungen des
8 20 der Errichtungsvorschriften ab.
Damit auch äußerlich eine Unterscheidung gegenüber
Die Bauart der Leitungen und die Beschaffenheit der für den
Schutzmantel verwendeten Gummimischung sind die gleichen wie
die der LHZ-Leitungen, jedoch soll der Gummimantel an der
schwächsten Stelle bei 1,5 mm? mindestens 1,2 mm und bei 2,5 mm’
mindestens 1,5 mm stark sein.
3. Starke Ausführung
für Zwecke, in denen besonders hohe mechanische Anforderungen
gestellt werden für Spannungen bis 750 V.
(Elektrisch betriebene Werkzeuge, fahrbare Motoren, landwirt-
schaftliche Geräte u. dgl.)
Bezeichnung: SHZ.
Die Gummischlauchleitungen SHZ sind in Querschnitten von
1,5 mm? bis 16 mm? als Zweifach-, Dreifach- und Vierfachleitungen
" zulässig.
Die Bauart und die Abmessungen der Gummiadern sind die
gleichen wie bei den Gummiaderschnüren, jedoch erhalten die Bir
zeladern über der Gummihülle eine Bewicklung mit gummiertem
Baumwollband. Zwei oder mehr solcher Adern sind zu verseilen
und mit Gummi so zu umpressen, daß alle Hohlräume ausgefüllt sind
Über dem Gummimantel wird ein starkes Baumwollband auf-
gewickelt und hierüber noch ein zweiter Gummimantel in gleicher
Beschaffenheit wie der innere aufgebracht. Im übrigen gelten für
den gemeinsamen Gummimantel die gleichen Bestimmungen wie bei
den LIIZ-Leitungen. Die Mindestwandstärken der Gummimäntel
müssen bei den SHZ-Leitungen folgender Tafel entsprechen:
Kupferquerschnitt Innerer Gummi- Äußerer Gummi-
mantel mantel
ınm? mm mm
15 1 1,6
2,5—6 1,2 2
10 1,4 2,2
16 1,5 2,5
Für die äußeren Durchmesser der Gummischlauchleitungen gilt
folgende Tafel:
Kupfer- LHZ Kupfer- LHZ SHZ Kupfer- .
querschnitt etwa que:schnitt etwa etwa querschnitt etwa
mm? mm mm? mm mm mm? mm
2>x<075 | ‚8 2x15 95 14 2x6 185
3x0 | 85 | 3x15 | 10 145 | 3x6 195
4x075 | 90 4x15 11 155 4x6 2]
2x1 | 85 225 12 17 32x10 23
3x1 9 3x25 125 | 175 3x0 A
4x1 | 95 4x25 135 | 19 4x10 |%
2><4 — | 175 9x16 |2
3x4 — 18 3x16 28
4x4 — 19,5 4><16 3l
Gummischlauchleitungen sind auch mit Erdungsleiter zulässig.
Für Bauart und Abmessungen derselben gelten die entsprechenden
Bestimmungen über Werkstattschnüre. Die äußeren Durchmesser
der Zweifach- bzw. Dreifachleitungen mit Erdungsleiter sind die
en wie die der Dreifach- bzw. Vierfachleitungen ohne Erdung-
eiter.
Für die Spannungsprüfungen der Gummischlauchleitungen gel-
ten die Bestimmungen über Gummiaderleitungen, indessen beträgt
die Prüfspannung für die SHZ-Leitung 3000 V Wechselstrom.
e) Spoezialschnüre
für rauhe Betriebe in Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft in
Niederspannungsanlagen.
Bezeichnung: NSGK.
Die Spezialschnüre sind in Querschnitten von 1 bis 16 mm? zv-
lässig. Die Bauart des Kupferleiters und die Vorschriften über die
Baumwollbespinnung sind die gleichen wie bei den Werkstatt-
schnüren.
Für die Wandstärke der Gummihülle gilt die entsprechende
Tafel über die Werkstattschnüre.
Die Gummihülle der einzelnen Adern ist mit gummiertem
Baumwollband bewickelt; zwei oder mehr solcher Adern sind zu
verseilen und mit Gummi so zu umpressen, daß alle Hohlräume
ausgefüllt sind und die Gummiumpressung an der schwächsten
Stelle mindestens dieselbe Wandstärke hat wie die Gummihülle der
einzelnen Adern. Die Zusammensetzung des Gummis dieser Um-
pressung muß den unter Al2 gegebenen Bestimmungen ent-
sprechen.
Über die gemeinsame Gummiumpressung ist ein ‚gummiertes
Baumwollband, alsdann eine Beflechtung aus Faserstoff und hier-
über eine zweite Beflechtung aus besonders widerstandsfähigen
Stoff (Hanfkordel od. dgl.) anzubringen. Die zweite Beflechtung
kann auch durch eine gut biegsame Metallbewehrung (nicht Drakt-
beflechtung) ersetzt Sein.
Für Bauart und Abmessungen der Erdungsleiter gelten die ent-
sprechenden Bestimmungen über Werkstattschnüre. Die Erdungs-
leiter können auch in Form einer die Leitung umgebenden Beflech-
tung oder einer Bewicklung unmittelbar unter der inneren Faset-
stoffbeflechtung angebracht werden, jedoch muß hierbei die Bieg-
1
I
+
t
+
Te er
-= —
—
-ip Ep = e BE i E R =
7. Dezember 1922.
samkeit der Leitung gewahrt bleiben. Der Gesamtquerschnitt muß
auch in diesem Falle mindestens die angegebenen Werte besitzen.
Für die Spannungsprüfungen gelten die Bestimmungen über
Gummiaderleitungen.
f) Hochspannungsschnüre,
für Spannungen bis 1000 V.
Bezeichnung: N HSGK.
Die Hochspannungsschnüre sind in Querschnitten von 1 bie
16 mm? zulässig. Die Bauart der Kupferleiter und die Vor-
sch über die Baumwollbeepinnung sind die gleichen. wie bei
den Werkstattschnüren.
Die Gummihülle der einzelnen Adern entspricht in Bauart
und Wandstärke mindestens der Gummihülle der Spezialgummi-
sderleitungen für 2000 V.
Die Gummihülle der einzelnen Adern ist mit gummiertem
Baumwollband bewickelt. Zwei oder mehr solcher Adern sind zu
verseilen und mit Gummi so zu umpressen, daß alle Hohlräume
ausgefüllt sind und die Gummiumpressung an der schwächsten
Stelle mindestens dieselbe Wandstärke hat, wie die Gummihülle
der einzelnen Adern. Die Zusammensetzung des Gummis dieser
Umpressung muß den unter A I. 2 gegebenen Bestimmungen ent-
sprechen.
Für die Bauart oberhalb der gemeinsamen Gummiumpressung
gelten die entsprechenden Bestimmungen über Spezialschnüre.
Die Hochspannungsschnüre müssen nach 24-stündigem Liegen
unter Wasser von nicht mehr als 25° C während einer halben
Stunde einer Prüfspannung von 4000 V Wechselstrom wider-
stehen können.
g) Leitungstrossen,
zur Führung über Leitrollen und Trommeln.
(Kranleitungen, Abteufleitungen, Schießleitungen u dergl., aus-
genommen Pflugleitungen.)
Bezeichnung: NLT.
Leitungstrossen sind bewegliche Leitungen für solche An-
wendungsgebiete, in denen ein häufiges Auf- und Abwickeln der
Leitungen betriebsmäßig stattfindet.. Sie sind nur mit mehrdräh-
tigen Kupferleitern in den normalen Querschnitten von 25 mm?
bis 150 mm? zulässig. Die Einzeldrähte dürfen bis zum Quer-
schnitt von 50 mm? nicht über 0,8 mm Durchmesser, bei größeren
Querschnitten nicht über 1,2 mm Durchmesser haben. Ver-
bindungen müssen in der Weise hergestellt sein, daß die Drähte
einzeln verlötet und die Lötstellen versetzt werden. Bei Quer-
schnitten über 10 mm? muß der Leiter mehrlitzig sein. Der Drall
darf bei einzelnen Litzen nicht mehr als das 12- bis 15-fache des
Litzendurchmessers betragen, bei mehrlitzigen Leitern - nicht
mehr als das 11-fache des Gesamtdurchmessere.
Die Isolierung der Adern soll in Leitungstrossen für Span
nungen bis 250 V mit der der NGA-Leitungen, in solchen für
mehr als 250 V mit der der NSGA-Leitungen für die ent-
sprechende Spannung übereinstimmen.
Tafel.
Kupferseele
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49.
1465
Leitungstrossen dürfen keinen Bleimantel haben); sie sind
mit einer bei Mehrfachleitungen gemeinsamen Umhüllung oder
Bewehrung zu versehen, die hinreichend biegsam und so wider-
standsfähig ist, daß sie bei der vorgesehenen Beanspruchung keine
mechanische Verletzung erleidet. Für Spannungen über 250 V
ist nur zur Erdung geeignete Metallbewehrung zuläseig. Eine
Beflechtung mit Drähten von weniger als 0,5 mm Durchmesser
gilt nicht als ausreichende Metallbewehrung. Bei Leitungs
trossen, die sich selbst tragen müssen, eind entweder Drahtseile
einzulegen, oder die Bewekrüung kann als Träger verwendet wer-
den. Die stromführenden Leiter selbst sind nicht als tragende
Teile in Rechnung zu setzen’). Die Festigkeit der tragenden
Teile ist hierbei so zu en, Gesamtgewicht der frei-
hängenden Leitung und der daran hängenden Teile mit fünf-
fscher Sicherheit getragen werden kann; die tragenden Teile sind
8o zu gestalten oder anzuordnen, daß die freihängende Trosse eich
nicht durch Aufdrehen verändern kann. Zwischen Leitungsadern
und Bewehrung muß außer der Beflechtung ein Schutzpolster aus
feuchtigkeitsbeständigem Stoff angebracht werden, dessen Stärke
einschließlich der Beflechtung der leolationsdicke gleichkommt.
Mit einer gleichstarken Hülle aus entsprechendem Stoff eind
Tragseile zu umgeben. Tragseile müssen aus ‚Einzeldrähten von
höchstens 0,8 mm Durchmesser verseilt sein.
Erdungsleiter in beweglichen Leitungstrossen eollen aus
nn bestehen und einen Querschnitt von mindestens 4 mm?
aben?).
Bei Spannungen von mehr als 250 V sind Prüf- und Hilfe-
drähte unzulässig.
Für die Prüfung der Leitungstrossen sind die gleichen Vor-
schriften wie für NGA- und NSGA-Leitungen maßgebend, wobei
als Betriebsspannung stets die Spannung zwischen zwei Adern an-
zusehen ist. .
B. Bleikabel.
I. Gummibleikabel,
Für Gummibleikabel sind je nach der Betriebsspannung NGA-
Leitungen oder NSGA-Leitungen zu verwenden, jedoch muß 'die
Mindestwandstärke der Gummihülle 15 mm betragen. Mehr-
leitergummibleikabel sind als verseilte Kabel aus solchen Lei-
tungen herzustellen. Die Beflechtung der Adern kann sowohl
bei Einleiterkabeln wie bei Mehrleiterkabeln fortfallen, indessen
müssen bei Mehrleiterkabeln die Adern nach der Verseilung mit
einem imprägnierten Baumwollbande bewickelt werden. Blei-
mantel und Bewehrung müssen bei Einleiterkabeln der Tafel 1,
bei Mehrleiterkabeln der Tafel 3 entsprechen. Bei mit Metall-
Gdrähten beflochtenen Gummikabeln werden Vorschriften betref-
fend die Hülle über dem Bleimantel nicht erlassen.
Adern und fertige Kabel sind für Betriebsspannungen bis
2000 V mit der doppelten Betriebsspannung, mindestens aber mit
2000 V Wechselstrom von 50 Perioden pro Sekunde während
$) Für Abteufkabel, die über Leitrollen und Trommeln geführt und selten
bewegt werden, sind bis anf weiteres Rleimäntel zulässig.
7) Re Schießleitungen ist es zulässig. den Leiter als Tragorgan auszubilden.
8) Siehe auch Errichtungsvorschriften $ 3c 5.
Aufbau für Einleiter-Gleichstrom-Bleikabel bis 750 V. Pr
Äußerer Durch-
Mindestzahl Bedeckung des Bewehrung Bederkung der messer des fertigen
Kupfer- .n he u un a Mindeststärke des Semanıee SOWSULLDE Kabels etwa mm
querschnitt r € Bleimantels Blech- Draht-
: Stärke i
PABA I, Ma Werkstoff Serwa E en Werkstoff| etwa ohne | 2
mm?! Prüfdraht mm | mm mm mm mm mm Prüfdraht
1 2 | 3 4 | 5 6 | 7
41 1 .1,75 11 1,5 — Ver- |° 1,5 16 —
1,5 1 1,75 11 2 1,5 — zinkter| = 1,5 16 —
2,5 1 1,75 li- D 1,5 — Eisen-; 9 1,5 17 =
4 1 1,75 1,2 ou 1,5 = draht o 1,5 18 —
6 1 1,75 1,2 EE- 15 | 2x05| von © 1,5 19 —
10 1 1.75 12 ‘2 15 | 2>x05|18 mm| & 015 20 —
16 1 3 2,0 1,2 5g 15 | 2x05 moi 15 22 23
25 7 6 2,0 1,2 SE 1,5 2 x.0,8 — o A 2,0 23 24
35 7T! 6 2,0 1,3 IE 1,5 2x. 0,8 — 42 2,0 | 25 26
50 7! 6 | 2,0 1,3 ı Q 1,5 2 x< 0,8 — 26 20 ! 27 28
70 n e E 2,0 1,4 DM 1,5 2x.0,8 — B'A 20 ; 2% 30 .
95 19 | 13 | 2,0 1,4 | Se 1,5 2x 0,8 — oc 2,0 31 32
m BIR] i ua u E E E
19 1 } ; > ; > — Pe
185 37 | 26 2,25 1,7 a 20 | 2x1 _ | 5 = 20 . 38 39
246 37 29 2,50 1,8 5 20 ! 2x1 m miaa 2,0 41 42
300 37 36 2,50 1,9 5 E 2,9 2x1 — . 2,0 44 45
400 37 | 36 2,50 2,0 Se) 2,5 2x1 — 5 20 : 4 48
500 37 36 2,15 2.1 - F 2,9 2x1 — | à 2,0 52 , 53
625 37 | 36 2,75 23 5 25 | 2x1 — = 2,0 56 57
800 37 36 3.0 2.4 2,5 2x1 — u 2,0 61 62
1000 61 | 60 3,0 2,6 2,5 2x1 — 2,0 66 67
i
F
1466
80 Minuten zu prüfen. Für Kabel von 2000 V Betriebsspannung
ab kommen die Bestimmungen für NSGA-Leitungen in Betracht.
Für die Prüfung von Mehrleiterkabeln gelten Schaltungs- und
Beanspruchungsdauer nach Tafel 4. Für die zulässige Belastung
sind die Tafeln unter C maßgebend.
II. Papierbleikabel.
Die für Papierbleikabel verwendeten Kupferdrähte müssen den
Kupfernormen des VDE entsprechen.
1. Einleiter-Gleichstrom-Bleikabel bie 70 V.
Die Isolation der Kabel soll aus gut imprägniertem Papier
bestehen Für den Aufbau der Kabel gilt die Tafel 1, und zwar
für blanke Bleikabel die Spalten 1 bis 4, für asphaltierte Blei-
kabel die Spalten 1 bis 5 und für armierte, asphaltierte Blei-
kabel die Spalten 1 bis 8.
Besteht der Leiter aus Aluminium anstatt aus Kupfer, 80
sind nur die normalen Querschnitte von 4 mm? an aufwärts zu-
lässig. Die Bauart der Kabel bleibt die gleiche.
Prüfdrähte in Einleiter-Gleichstrom-Bleikabeln müssen einen
Querschnitt von mindestens 1 mm”? haben.
Die Kabel müssen in der Fabrik 30 Minuten lang einer Prü-
fung mit 1200 V Wechselstrom von 50 Perioden pro Sekunde
widerstehen können ohne durchzuschlagen.
2. Verseilte Mehrleiter-Bleikabel,
-Für den Aufbau der Kupferleiter und die Stärke der Isolier-
hülle gelten für Kabel mit kreisförmigen Leiterquerschnitten die
in Tafel 2 angeführten Werte. Für Kabel mit sektorförmigen
Tafel2. Aufbau der Kupferleiter und
Stärken der 1lsolierhüllen für verseilte Mehr-
leiterkabel mit kreisförmigem Leiter-
querschnitt.
Mindeststärken der Isolierhüllen
Kupferquer- | Mindestzahl ai 5
schnitt mm? | der Drähte en 2 N N u ee 13
i |
1 | 1 2:0: 3:0: 1 el, | ee
1,5 ı 20| 80 — — — — —
25 | 1 100280 ee en
4 1 201 30 4.4 - — — —
6 1 2.0 3,0 4,4 ee — — —
10 1 20| 30 4,2 4,6 10 — —
16 1 20 ' 30 | 4,2 4,6 7,0 — —
25 7 20) 30 | 42 4,6 6,5 90 —
35 7 20 | 30 3,8 4,2 6,0 85 | 12.5
60 19 20 | 30 8,8 42 6.0 85 ı 125
70 19 2,0 | 30 8,8 42 6,0 85 ; 12,0
5 | 19 |20] 30 38] 42 | 60 | 85 | 115
120 19 2,0 | 830 3,6 4,0 5,5 80 | 115
150 37 20 | 30 3,6 4,0 5.5 80 | 11,5
185 37 22 | 3,0 3,6 4,0 5,5 80 | 115
240 37 122) 30 3,6 4,0 5,5 8.0
300 61 25| 30 | 36 | 40 | 55 | 80.
400 611 |25| 30 36 |
Tafel 3. Stärken der Bleimäntel und der
. Bewehrungenbei Mehrleiterkabel.
Durchmesrer ; Bedeckung Blechstärke Bedeck ung
der Kabelseele en des der der
unter dem ER EN Bleimantels Bewehrung Bewehrung
Bleimantel etwa etwa etwa
mm nm nım mm mm
>,
bis 10 1,2 15 2>x<05 1
12 1,3 15 . 2><08 2
14 1,4 1,5 2>x<08 2
16 1,4 1,5 2>x<0,8 2
18 1,5 1,5 2>x<08 2
20 1,6 2,0 2>x<10 2
23 1,7 2,0 2><1,0 2
26 1,8 2,0 2>x<10 2
29 1,9 2,5 2><10 2
32 2,0 2,5 2>x<1,0 2
35 2,1 2,5 2><1,0 2
38 2,2 2,5 2>x<1,0 2
41 2,3 25 2>x<10 2
44 2,4 -25 2 >x< 1,0 2
47 2,6 25 2><1,0 2
54 2,7 | 2,5 2><1,0 2
62 2,9 2,5 2 >x< 1,0 2
70 3,1 2,5 2>x<1,0 2
Leiterquerschnitten sollen die Stärken der Isolierhülle mindestens
die gleichen sein wie bei Kabeln mit kreisförmigen Leiterquer-
2 Die Werte für 2500 V gelten zunächst als Richtlinien. Endgültige Nor-
mung erfolgt später.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 49.
7. Dezember 1928,
schnitten. Die Isolierhülle der Kabel soll aus gut imprägniertem
Papier bestehen; die Stärke der Isolierschichten zwischen den
Leitern und zwischen Leitern und Blei sind gleich. Für die
ee der Bleimäntel und der Eisenbandbewehrung gilt
afel 3.
Bestehen die Leiter aus Aluminium anstatt aus Kupfer, e
sind nur die normalen Querschnitte von 4 mm? an aufwärts zu-
lässig. Die Bauart der Kabel ist die gleiche.
Prüfdrähte sind nur in Kabeln bis zu 750 V Betriebsspannung
zulässig. Der Querschnitt der Prüfdrähte soll mindestens 1 mm’
betragen. |
Unter Betriebsspannung des Kabels ist die effektive Span-
nung zwischen zwei Adern zu verstehen, für die das Kabel gemäß
der Typenbezeichnung gebaut ist.
Die Prüfspanfhungen der Kabel werden wie folgt festgelegt:
Die Spannungsprobe in der Fabrik soll mit Wechsel- bzw.
Drehspannung von 50 Perioden pro Sekunde vorgenommen werden.
Die Prüfsepannung soll den Wert von 2X E + 1000 V haben, wo
bei E die Betriebsspannung ist. Für die Schaltung und Bear-
spruchungsdauer der verschiedenen Kabelarten gilt Tafel 4.
Tafel4 Schaltung und Beanspruchungs-
dauer für die Prüfung von Mehrleiterkabeln.
Kabelart | Kavelbild Ä Schaltung ne
Zweileiter- u ' a) 1 gegen 2 15
kabel | b) 1+2 gegen Erde 5
zus. 30
a) 1 +2 gegen 3 + Erde 10
b) 1 +3 gegen 2 +- Erde. 10
o. Erde c) 2 -4+3 gegen 1 4- Erdej 10
Dr oe | oder zus. %0
e | 08) d) 1+2+3gegenErde 15
| | e) 1 gegen 2 gegen ı 15
(Drehstrom) zus. 30
a a) 1+3 gegen 24 4 15
.Vierleiter- Q b) 1+2 gegen 34+ 4 15
kabel | 938 c)1+2+3+4 gegen) 10
| | Erde | zus. 40
Zur Gewinnung eines Anhaltspunktes für den elektrischen
Sicherheitegrad der Kabel kann ein beliebiges, dem Kabel ent-
nommenes Stück von höchstens 5 m Länge in einer der in der
Tafel 4 angegebenen Schaltungen mit der 5-fachen Betriebs-
spannung geprüft werden. Bei schnellem Steigern und Erhalten
der Spannung auf dem genannten Wert soll das Stück 5 Minuten
lang dieser Probe standhalten können.
Zur Prüfung der mechanischen Widerstandsfähigkeit der
Isolation kann folgender Versuch gefordert werden:
Ein beliebiges, von der Bewehrung befreites Stück von 5 m
Länge ist bei etwa Raumtemperatur (nicht unter 10°C) um einen
Kern vom 15-fachen Kabeldurchmesser, über Bleimantel gemessen
aufzuwickeln, wieder abzuwickeln und gerade zu richten, darauf
in entgegengesetzter Richtung aufzuwickeln, wieder abzuwickeln
und gerade zu richten. Nach dreimaliger Ausführung dieser
Biegeprobe soll das Stück die normale Fabrikationsprüfung aus-
halten können, ohne durchzuschlagen.
Bei Kabeln für Betriebsspannungen von 15 000 V an aufwärts
kann verlangt werden, daß die dielektrischen Verluste bei dem
1,5-fachen der Betriebsspannung und einer Temperatur von etwa
20°C in der Fabrik festgesteilt wurden!°). Die hierbei ermittel-
ten Verluste sollen nicht mehr betragen als 2 v, H. der von dem
Kabel scheinbar aufgenommenen Leistung").
Zur Prüfung fertig verlegter Kabelstrecken kann entweder
Wechsel- bzw. Drehspannung oder Gleichspannung”?) verwendet
werden. Die Werhsel- bzw. Nrehspannung soll bei dieser Prüfung
gleich dem 1,5-fachen der Betriebsspannung, die Gleichspannung”)
gleich dem Dreifachen der Betriebsspannung sein. Für die Schal-
tung gilt Tafel 4, jedoch sind die Zeiten zu verdoppeln.
Zur Prüfung der Widerstandsfühigkeit des verlegten Kabels
kann verlangt werden, daß bei der Prüfung mit Gleichspannung
kurzzeitig die Prüfspannung auf das 42-fache der Betriebe-
spannung erhöht wird. Zur Feststellung dieses Grenzwerte:
dient eine Funkenstrecke, die sn eingestellt ist,. daß bei der
4,2-fachen Betriebsspannung der Überschlag erfolgt’).
1 Diere Bestimmungen treten vorläufig nicht in Kraft. Gültigkeitstermin
wird später festgelegt werden. . i
11) Die Bestimmung über die Verwendung von Gleichspannung tritt vor
läufig nicht in Kraft. Giültigkeitstermin wird später festgelegt werden.
lese
d
7. Dezember 1922.
Bleikabel, welche den Normen für isolierte Leitungen in
Starkstromanlagen entsprechen, müssen zwischen Bleimantel und
Bewehrung einen längslaufenden verzinkten Eisendraht von min-
destens 0,5 mm Durchmesser besitzen. Außerdem muß durch
besondere Kennzeichnung ersichtlich gemacht werden, von
welchem Werk die Kabel hergestellt sind.
C. Belastungstafein für isolierte Leitungen.
I. Kupferleitungen.
L Belastungetafel für gummiisolierte
Leitungen.
Höchste dauernd Höchste dauernd
Querschnitt zulässige Strom- Querschnitt zulässige Strom-
stärke!) für jeden stärke‘) für jeden
in mm! Leiter in A in mm? Leiter in A
0,5 75 . 70 200
0,75 9 95 240
l 11 120 280
1,5 14 150 325
2,5 20 185 380
4 ' > . 240 450
6 31 300 525
10 43 400 640
16 75 500 760
25 100 625 880
35 125 800 1050
50 160 1000 1250
Bei aussetzendem Betriebe ist die zeitweilige Erhöhung der `
Belastung über die obigen Werte zulässig, sofern dadurch keine
größere Erwärmung als bei der der Tafel entsprechenden Dauer-
belastung entsteht??).
Bei Verlegung von Kabeln in. Luft oder bei Anordnung in
Kanälen und dergleichen, Anhäufung von Kabeln im Erdboden
oder ähnlichen ungünstigen Verhältniesen empfiehlt ee sich, die
an auf % der in der Tafel angegebenen Werte zu er-
mäßigen!®).
Der Tafel ist eine Übertemperatur von 25° C bei Dauer-
belastung und die übliche Verlegungstiefe von etwa 70 cm zu-
grunde gelegt.
Sie gilt, solange nicht mehr als zwei Kabel im gleichen
Graben nebeneinander liegen. Gesondert verlegte Mittelleiter
bleiben hierbei unberückeichtigt.
Bei aussetzenden Betrieben ist die zeitweilige Erhöhung der
Belastung über die obigen Werte zulässig, sofern dadurch keine
größere Erwärmung als bei der der Belastungstafel entsprechen-
den Dauerbelastung entsteht.
: m Bei Auswahl der Sicherung ist § 20! der „Errichtungsvorschriften“ zu
eachten.
8) Vgl. „ETZ“ 1921. 8. 1081.
1) In Rergwerken unter Tage sind Kabel, die in der Sohle verlegt sind, zu
behandeln wie im Erdboden verlegte Kabel.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 49.
1467
2. Belastungstafel für Bleikabel°®).
Höchste dauernd zulässige Stromstärke in A
bei Verlegung im Erdboden
Quer- Fi
ponat er Verseilte Verseilte Dreileiterkabe Verseilte
kabel Zweileiter- bis s Vierleiter-
bis kabel bis kabel bis
mm? 750 V | 3000 V | 10000 V | 3000 V 10000 V | 15000 V | 25000 V | 3000 Y | 10000 Y
=: ee ee] ag
-|2| -!| -| - |I%
ee en en e
zz ee ee],
ze ar eh ee g
6 | 66| 6 | —} - | 57
ol 8| sæ) -| -| %
25 110 | 1065 | 100 | — | 100
35 135 | 125 | 120 | 110 | 120
50 166 | 155 | 145 | 135 | 150
70 200 | 190 | 180 | 165 | 186
95 385 | 275 | 255 | 2410 | 225 | 215 | 200 | 22 | 205
12) 450 | 316 | 290 | 20 | 260 | 250 | 235 | 250 | 240
150 519 | 360 | 335 | 315 | 300 | 285 | 265 | 290 | 276
185 575 | 406 | 380 | 360 | 340 | 325 | 300 | 330 | 310
240 670 | 470 | — |42 | — | — | — | 385 | —
300 760 | 580 | — |45| — | - | -|430| —
400 910 -685-4 =: 1820, let el a
600° Tio =: erh 7 el en
625. „1.1190: =? eh el ee ee a
800: asol ei) se) a ee ee ee
1006: 15855, ar: ae ei ae a
IH. Aluminiumleitungen.
4: Belastungstafel für im Erdboden verlegte
Einleiterkabelmit Aluminiumleiter für Gleich-
etrom bie 750 V'!$).
Höchste Höchste
Querschnitt dauernd zulässige Querschnitt dauernd zulässige
Stromstärke Stromstärke
mm? in A mm? in A.
4 42 150 390
6 55 185 440
10 75 240 515
16 100 300 580
25 130 400 695
35 160 500 795
50 200 625 910
70 245 800 1055
95 295 1000 1250
120 345 |
5) Die Relastungswerte für Spannungen über 10000 V stellen Richtlinien dar.
€) Für Mehrleiter-Aluminiumkabel beträgt die höchste dauernd zulässige
Belastung 75°% der entsprechenden Werte der Tafel C. 1.2.
SITZUNGSKALENDER.
Württembergischer Elektrotechnischer Verein. 13. XH. 1922,
abds. 71/5 Uhr, Großer Hörsaal des Klektrotechnischen Instituts der
Technischen Hochschule, Militärstr. 3: Vortrag Dr. Gerhardt „Neu-
zeitliche Beleuchtungseinrichtungen unter Berücksichtigung der Kohlen-
und Stromersparnisse (mit Vorführungen und Lichtbildern).
Elektrotechnische Gesellschatt zu Köln. 20. XIL, abds. 8 Uhr,
Vortragssaal der Bürgergesellschaft: Vortrag H. Charlet „Eine neue
Gleichstrommaschine für konstante Spannung, insbesondere für Zug- und
Autobeleuchtung“.
Elektrotechnische Gesellschaft zu Magdeburg. 12. XIL, abds.
8l/, Uhr, Elektrotechnischer Hörsaal der Vereinigten Maschinenbau-
schulen: Vortrag Ing. Bruncken „Wirkungsweise und Konstruktion
des neuen, mit Last anlaufenden Drehstrom-Doppelkurzschlußanker-
Motors der Kölner Elektromotoren-Fabrik“.
RECHTSPFLEGE.
Inwiefern sind Entscheidungen der Schlichtungsausschüsse aus
$ 87 des Betriebsrätegesetzes durch die ordentlichen Gerichte nach-
prüfbar? — Gemäß $ 87 Abs. 1 BRG. entscheidet der Schlichtungs-
ausschuß über Einsprachen gegen eine erfolgte Kündigung „end-
gültig“. Ein weiteres Rechtsmittel gibt es dagegen nicht. Un-
mittelbare Vollstreckbarkeit erlangen die Entscheidungen jedoch
nicht, Weigert sich der Arbeitgeber, dem Schiedsspruche nachzu-
leben, so bleibt dem Arbeitnehmer nichts anderes übrig, als auf dem
üblichen Wege Rechtens den durch den Schlichtungsausschuß fest-
gestellten Anspruch einzuklagen.
Da erhebt sich die außerordentlich wichtige Frage, ob und in-
wiefern der angerufene ordentliche Richter zur inhaltlichen Über-
prüfung des Schiedsspruches befugt ist. Hierüber herrscht noch
heute vielfach Streit. Während die einen (z. B, v. Ende, „Zur
Frage der Zuständigkeit der Schlichtungsausschüsse für Schaden-
ersatzansprüche”, Mitteilungen der Schlichtungsausschüsse in Würt-
temberg Bd. 2, S. 48) den Schiedsspruch des Schlichtungsausschusses
einem gerichtlichen Urteile, das eine Überprüfung durch ein anderes
Gericht nicht duldet, gleichstellten, sprachen sich andere im Gegen-
satz hierzu dahin aus, daß für einen ordentlichen Richter eine Bin-
dung an den Schiedsspruch überhaupt nicht erwachse, und daß die
„Endgültigkeit" des Spruches sich bloß darin äußere, daß über
den vom Schlichtungsausschuß entschiedenen
AnspruchnichtvonneuemeinSchlichtungsver-
fahrenanhängiggemachtwerdenkönne (Scheuer,
„Die Rechtshängigkeit der Sache und die Rechtskraft im Schlich-
tungsverfahren“. Mitteilungsblätter des Schlichtungsausschusses
Groß-Berlin Bd. 2, S. 177.) Eine vermittelnde Stellenahm Erdelein.
Nach ihm könne das Recht des ordentlichen Richters, die Entschei-
dungen des Schlichtungsausschusses auf ihre Ordnungsmäßigkeit
zu prüfen, grundsätzlich nicht verneint werden, auch dann nicht,
wenn, wie das BRG. in $ 87, das Gesetz den Schiedsspruch als
endgültig bezeichnet. Das Nachprüfungsrecht beschränkt sich je-
doch darauf, ob nicht wesentliche Verfahrensvor-
schriften, allgemein gültige Rechtsnormen oder
besondere zwingende Gesetzesbestimmungen
verletzt worden sind. „Ist das nicht der Fall, so ist der Inhalt der
vom Schlichtungsausschuß erlassenen Entscheidung der Nachprü-
fung durch das Gericht entzogen.” (Nachprüfung der Schlichtungs-
sprüche durch die Gerichte, Das Schlichtungswesen 1922 S. 70.)
Dem Auseinandergehen der Meinungen im Schrifttum entsprach die
Zerklüftung in der Rechtsprechung.
In der letzten Zeit veröffentlichte Urteile lassen indessen er-
kennen, daß die Rechtsprechung sich zu einer gewissen Klärung
durchzuringen beginnt. Umrisse von übereinstimmenden Grund-
1488
sätzen fangen an, sich abzuzeichnen, die festgehalten zu werden ver-
dienen, Danach ist die Rechtslage folgende:
1. In ftormeller Hinsicht erachten sich die Gerichte
für befugt und verpflichtet, nachzuprüfen:
a) ob die gesetzlichen Voraussetzungen des
Schlichtungsverfahrens gegeben sind. Voraus-
setzung des Schlichtungsverfahrens ist nach $ 86 BRG. gegeben,
wenn der Betriebsrat die gegen seine Entlassung eingelegte Ein-
sprache des Arbeitnehmers für begründet erklärt hat. Wo dies nicht
der Fall, ist für ein Schiedsverfahren kein Raum. So hat das Land-
gericht I Berlin (s. „Reichs-Arbeitsblatt“ 1922, S. 555) entschieden:
„wie der Kläger selbst nicht leugnet, hat sich der Arbeiterrat von
vornherein nicht auf seine Seite gestellt. Aus $ 86 Abs. 1 Satz 2
und 3 BRG. geht klar hervor, daß nur in denjenigen Fällen eine
Anrufung des Schlichtungsausschusses möglich ist, in denen der
Arbeiterrat die bei ihın auf Grund des $ 84 a.a. O. erfolgte Anru-
fung seitens des betreffenden Arbeitnehmers für begründet er-
achtet und die daraufhin von ihm mit dem Arbeitgeber eingeleitete
Verständigung nicht gelungen ist. Andernfalls ist eben der Ein-
spruch mit der erfolglosen Anrufung des Arbeiterrats erledigt. Die
Ansicht des Klägers, daß bei dieser Auslegung der in Rede stehen-
den gesetzlichen Vorschriften die Arbeitnehmer in Fällen der vor-
liegenden Art einfach rechtlos gestellt wären, ist verfehlt. Denn
dem Gekündigten ist es ja unbenommen, seine vermeintlichen Rechte
aus dem Dienstvertrage im ordentlichen Gerichtsverfahren geltend
zu machen.
Da es sonach vorliegend an den Voraussetzungen für das ge-
setzliche Schlichtungsverfahren — § 87 a.a. O. — fehlte, ist der in
Rede stehende Schiedsspruch weder für die Parteien noch für die
ordentlichen Gerichte bindend, er ist vielmehr nichtig und hat
demgemäß zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kein Recht ge-
schaffen. Die auf den Schiedsspruch gestützte Klage entbehrt mit-
hin der rechtlichen Grundlage.”
b) ob wesentliche Verfahrensvorschriften
verletztwordensind. Das Landgericht Leipzig hat daher
einen Entscheid des Schlichtungsausschusses aufgehoben, weil ent-
gegen dem § 87 Abs. 1 BRG. die nichtständigen Beisitzer nicht der
Betriebsgruppe des Unternehmers angehört hatten. Die Yorschriften
über Besetzung einer behürde seien "zwingenden Rechts. Das Ge-
setz wolle, daß die Fachkenntnisse der Beisitzer verwertet werden.
Dies sei wesentlich für das Verfahren. Ein Urteil, das unter Ver-
letzung dieses Willens des Gesetzes zustande gekommen sei, könne
nicht Recht zwischen den Parteien schaffen. „Es bleibt nunmehr
die Frage zu prüfen, ob das Gericht, bei dem auf. Grund der Ent-
scheidung des Schlichtungsausschusses Klage erhoben wird, berufen
sei, die ordnungsmäßige Besetzung des Schlichtungsausschusses
nachzuprüfen. Diese Frage muß bejaht werden. Das Gericht ist
zwar einerseits nicht befugt, die Entscheidung des Schlichtungs-
ausschusses sachlich nachzuprüfen, andererseits fehlt eine
ausdrückliche Bestimmung, nach der das Gericht die fehlerhafte
Besetzung des Schlichtungsausschusses zu berücksichtigen hat.
Daß jedoch eine solche Nachprüfung grundsätzlich nicht
ausgeschlossen sein kann, ergibt die Analogie mit anderen Ge-
setzesstellen ($ 56 GGG. läßt diese Nachprüfung für einen be-
stimmten Fall ausdrücklich zu). Wollte man aber im vorliegen-
den Falle dem Gerichte diese Nachprüfung versagen, so würde
damit eine der wenigen Sicherungen entfallen, die das Ver-
fahren vor dem Schlichtungsausschuß gegen Fehlsprüche bietet.
Gerade in der Notwendigkeit, auf Seiten der Arbeitgeber und
der Arbeitnehmer je einen Vertreter der betreffenden Berufs-
gruppe im Schlichtungsausschuß zu haben, liegt eine solche
Sicherung. Jede Gewähr dafür, daß die Besetzung des Schlich-
tungsausschusses den gesetzlichen Vorschriften entspricht, entfällt,
wenn man dem Gerichte die Befugnis versagen wollte, die Be-
setzung des Schlichtungsausschusses nachzuprüfen. Das Gericht,
bei dem auf Grund einer Entscheidung des Schlichtungsausschusses
Klage erhoben wird, muß also die Nachprüfung vornehmen können.“
2. Ininhaltlicher Hinsicht hingegen sind die
Gerichte an die Entscheidungen des Schlich-
tungsausschussesauchdanngebunden,wenndie
dem Klägerzugewährende Entschädigung unter
Verletzung zwingendergesetzlicher Vorschrif-
tenzustandegekommenist, Das Kammergericht (a.a.O.
S. 555) führt hierzu aus: „Die Entscheidung des Schlichtungsaus-
. schusses ist nach der ausdrücklichen und eindeutigen Vorschrift des
Gesetzes „endgültig“ (§ 87 Abs. 1 des Betriebsrätegesetzes), das
heißt, der Nachprüfung durch eine weitere Instanz entzogen und
„schafft Recht“ zwischen den Parteien (§ 87 Abs. 2 Satz 4), das heißt
dasjenige, was die Entscheidung als Rechtens feststellt, ist fortan
Recht, mag die Entscheidung selbst tatsächlich oder rechtlich richtig
oder falsch gewesen sein. Allerdings kann ihr diese Wirkung nur
zukommen, wenn sie in gesetzlicher Weise zustande gekommen ist.
Demgemäß hat das Gericht, das in einer vom Schlichtungsausschuß
entschiedenen Rechtsstreitickeit angegangen wird, zwar nachzu-
prüfen, ob die Voraussetzungen für dieÄnrufung des Schlich-
tungsausschusses gegeben waren, insbesondere, ob der Schlichtungs-
ausschuß zur Entscheidung zuständig war und ob die
Entscheidung unter Beobachtung der wesent-
lichen Verfahrensvorschriften erlassen worden ist,
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 49.
7. Dezember 1922.
denn nur wenn dies der Fall ist, liegt eine wirksame Entscheidunz
des Schlichtungsausschusses vor. Ist dies aber festge-
stellt, dann ist jede weitere sachliche Prüfunz
dahin,ob die Entscheidung ihrem Inhalte nach
den tatsächlichen Verhältnissen oder den ge-
setzlichen Vorschriften entspricht oder auf
no: Verletzung solcher Vorschriften beruht,
ausgeschlossen. Dies ist freilich in Wissenschaft und
Rechtsprechung nicht unbestritten. Ein anderes Verfahren würde
nicht nur dem klaren Wortlaute, sondern auch dem offenbaren
Zwecke des Gesetzes widersprechen. Wenn das Gesetz hier für be-
stimmte Streitigkeiten den Schlichtungsausschuß bestellt und aus-
drücklich bestimmt, daß er endgültig und Recht schaffend ent-
scheiden soll, dann will es dadurch die Entscheidung dieser
Streitigkeiten dem ordentlichen Gerichte entziehen. Dieser Zweck
des Gesetzes aber würde vereitelt und darüber hinaus der Schlich-
tungsausschuß zu einer überflüssigen und das Verfahren lediglich
verzögernden Zwischeninstanz werden, wenn die von ihm inner-
halb seiner Zuständigkeit erlassenen Entscheidungen einer sach-
lichen Nachprüfung unterworfen würden. Nicht der Schlichtungs-
ausschuß würde dann, wie es das Gesetz ausdrücklich bestimmt,
sondern erst das angerufene Gericht „endgültig“ entscheiden.
Zur Entscheidung der vorliegenden Arbeitsstreitigkeit war der
Schlichtungsauss chuß, worüber auch unter den Parteien kein Streit
herrscht, berufen und zuständig. Damit ist seine Entscheidung fur
das Gericht ebenso schlechthin bindend. Die Ausführung des le-
klazten, der Schlichtungsausschuß habe die dem Kläger zu gewin-
rende Entschädigung unter Verletzung zwingender gesetzlicher
Vorschriften zu hoch berechnet, greift nicht die Zuständigkeit zur
Entscheidung des Streits, sondern nur deren Richtigkeit an und ist
aus den dargetanen grundsätzlichen Erwägungen heraus daher un-
beachtlich, Dies muß namentlich auch dann gelten, wenn der
Schlichtungsausschuß bei Bemessung der von dem Beklagten naci
§ 87 des Betriebsrätegesetzes zu zahlenden Entschädigung über die
dort vorgeschriebene Höchstgrenze hinausgegangen sein sollte.
Auch wenn dies geschehen ist, liegt lediglich eine sachliche Unrich-
tigkeit des Spruchs, nicht etwa eine Überschreitung der dem Schlich-
tunzsausschuß gezogenen Zuständigkeitsgrenze vor. Der gegen-
teiligen vielfach vertretenen Ansicht (vgl. z. B. Erdel, „Nach-
prüfung der Schiedssprüche durch die Gerichte“, Neue Zeitschrift
für Arbeitsrecht 1921, S. 321, 327) kann nicht beigetreten werden.”
Dies scheint zu weit zu gehen. Ein unter Verletzung klaren
Rechts zustande gekommenes Urteil kann ebensowenig Recht
schaffen, als ein auf Verletzung wesentlicher Verfahrensvorschrif-
ten beruhendes. Gegen ein solches Urteil sollte es Abhilfe geben.
Nach dem Aufbau des Schlichtungsverfahreus kommt aber nur die
Überprüfung durch die ordentlichen Gerichte in Frage.
Sind die Schlichtungsausschüsse selbst an ihre Entscheidungen
gebunden? Man sollte dies eigentlich für selbstverständlich halten.
Denn das ist das entscheidende Merkmal des Rechts, daß es seinen
Schöpfer und denjenigen, der es ausspricht, bindet. Wo die Bir
dung aufhört, fängt die Willkür an. Nichtsdestoweniger brachte es
ein Schlichtungsausschuß fertig, seine eigene, alsendgültigar
gesehene Entscheidung selbst aufzuheben. Der Ausschuß fibr
aus: „Es war zunächst zu prüfen, ob die Ausführungen der Bı-
klagten zutreffen und der Schlichtungsausschuß somit überhaupt
nicht berechtigt ist, einmal auf Grund des $ 87 getroffene Entsch-
dungen abzuändern. Es ist zweifellos richtig ausgeführt, daß solcne
Entscheidungen endgültig sind, d. h. Recht schaffen zwischen d'z
Parteien. Die Mehrheit ist jedoch der Auffassung, daß damit ledig-
lich gesagt sein soll, daßes gegen diese Entscheidun?
eine Berufung beianderer Stelle nicht gibt, :ie
istin materieller Hinsichtnichtanfechtbar und
soweitauch fürdasGerichtverbindlich, beiden
gegebenenfalls die Entscheidung eingeklart
wird. Nur soweit erhebliche formale Verstöße des Schlichtune:-
ausschusses vorliegen, Kann das Gericht die Klage abweisen. Die
Auffassung hat sich der Schliehtungsausschuß auch stets zu eigen
gemacht und niemals Zweifel darüber gelassen, daß seine Entsch‘i-
dungen als rechtsverbindlich angesehen werden. Damit ist aber nach
der Auffassung der Mehrheit nicht zum Ausdruck gebracht, daß er
nicht selbst auf falsche Voraussetzungen aufgebaute Entscheidun-
gen, falls sich nachträglich erhebliche sachliche Irrtümer heraus-
stellen, abzuändern berechtigt ist. Die Minderheit hält
dies... für ausgeschlossen und behauptet, daß die Endgültigkeit der
Entscheidung jede Nachprüfung, auch durch den Schlichtungsaus-
schuß selbst, aufhebe. Die Mehrheit vermag sich dieser Auffassun?
nicht anzuschließen, ist vielmehr grundsätzlich der Ansicht, dab
unter den besonderen angeführten Bedingungen die Aufhebunz
dureh den Schlichtungsausschuß möglich ist.“ („Das Schlichtungs-
wesen” Bd. 4 S. 109). Diese Entscheidung wird wohl keine Schul®
an denn das hieße der Unsicherheit, der Willkür Tür und
or öffnen.
Rechtsanwalt Dr. Ringwald, Badisch Rheinfelden.
Schutz deutscher Warenbezeichnungen in Kanada, — Pr
Reichsnminister der Justiz hat. unter dem 15. November bekanniz«
geben,daßin Kanada deutsche Warenbezeichnungen in gleichem
Umfang wie inländische Warenbezeichnungen zum gesetzlichen
Schutz zugelassen werden.
Tas he Et. _
wi ii Be er u 7
7. Dezember 1922.
—
* Erhöhung der patentamtlichen Gebühren. — Die in den
Artikeln II bis V des Gesetzes zur Erhöhung der patentamtlichen
Gebühren von 27. VI. vorgesehenen Sätze sind für alle nach dem
j. XII. fällig werdenden Gebühren auf das Fünffache er-
höht worden. Ist eine Gebühr bis zu einem Zeitpunkt zu zahlen,
ler innerhalb eines Monats nach dem 1. XII, liegt, so kann, sofern
die Gebühr in dem erhöhten Betrage dieser Verordnung zu ent-
richten ist, der Unterschied zwischen der bisherigen und der er-
höhten Gebühr bis zum Ablauf eines Monats seit dem 1. XII. nach-
gezahlt werden. Die Nachzahlung wirkt auf den Zeitpunkt zurück,
in welchem der dem bisherigen Gebührensatz entsprechende Be-
trag gezahlt ist.
PERSÖNLICHES.
P. Berthold t.
Am 14. November 1922 starb nach kurzem Krankenlager Paul
Berthold, Vorstandsmitglied der Bergmann-Elektricitäts-Werke,
A.-G., Berlin. Am 25. XI. 1865 geboren, bestand der Verstorbene
nach Absolvierung der Schule seine kaufmännische Lehre in einer
:ächsischen Maschinenfabrik und betätigte sich dann auf den ver-
schiedensten kaufmännischen Gebieten. Am 1. IV. 1899 trat er
bi den Bergmann-Elektricitäts-Werken ein, wurde dort zum Proku-
risten bestellt und im Jahre 1903 zum Vorstandsmitglied ernannt.
Seine seltene kaufmännische Begabung sowie seine große Schaf-
fensfreudigkeit 'befähigten ihn zur kaufmännischen Führung der
Beremann-Elektricitäts-Werke während ihrer Entwicklung zum
Großunternehmen. Gleichzeitig mit der Erweiterung der Firma
wuchs der Wirkungskreis Bertholds in außergewöhnlichem Maße.
Insbesondere vertrat er in verschiedenen Syndikaten und Kar-
tellen, deren Vorstand er angehörte, die Interessen seiner Firma.
Trotz der großen Arbeitslast, die auf ihm ruhte, fand er auch noch
Zeit, sich öffentlichen Aufgaben zu widmen. Der Verstorbene er-
freute sich allgemein großen Ansehens. Seine persönlichen Eigen-
schaften haben ihm nur Freunde erworben, die an seinem allzu-
frühen Heimgang aufrichtig Anteil nehmen.
Auszeichnungen. — Die Technische Hochschule zu Braun-
schweig verlieh dem Leiter der Abteilung Hochspannung der
Siemens Schuckertwerke G.m.b.H., Berlin, Oberingenieur Franz
Schrottke, in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste
um die Entwicklung der Hochspannungselektrotechnik die Würde
cines Dr.-Ing. e. h.
|
|
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftieitung
und ohne deren Verbindlichkeit.)
Elektrodynamische Leistungswage.,
Die auf S. 1041 gemachten Mitteilungen über eine elektrodyna-
mische Leistungswage könnten den Anschein erwecken, als handle
es sich um eine ganz neue Sache. In Wirklichkeit ist die elektro-
TEA VIOI POETAN 7° aane e -- -p ema ES > 2o
Abb 1. Elektrodynamische Leistungswage für einen Bremsstand.“
dynamische Leistungswage schon längst bekannt und ausgeführt;
sie wurde schon im Jahre 1890 patentiert. Weitere Ausführungen
und Angaben über verschiedene Konstruktionen finden sich auch in
Elektrotechnische Zeitschrift.
1922, Heft 49. 1469
der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure 1914, S. 41. Wie
wohl die meisten Firmen, so haben auch wir solche Leistungswagen
(Pendeldynamo) schon wiederholt geliefert, so u. a. 1913 für die
Technische Hochschule Stuttgart und 1914 für die Technische Hoch-
schule München, nach der Abb. 1.
Cannstadt, 16, VIII 192.
Maschinenfabrik Esslingen. Elektrotechnische Abteilung.
Cannstatt.
®
Bezugnehmend auf die auf S. 1041, Heft 32, August 1922, Ihrer
Zeitschrift erschienene Beschreibung einer elektrodynamischen
Leistungswage der Firma Dr. Max Levy gestatten wir uns, Sie dar-
auf aufmerksam zu machen, daß wir solche Maschinen in ähnlicher
Abb. 2. Elektrodynamische Leistungswage der M-F. Oerlikon.
Ausführung und für den gleichen Zweck schon seit längerer Zeit
bauen. Die erste Ausführung wurde 1909 für die Ecole des Mines du
Hainaut, Mons (Belgien), geliefert, und es sind seither von uns für
verschiedene Leistungen solche Bremsdynamos zur Ablieferung ge-
bracht worden. Abb. 2 zeigt eine dieser Ausführungen.
Oerlikon, 25. IX. 1922. Maschinenfabrik Oerlikon.
Erwiderung.
Der fragliche Aufsatz in der „ETZ“ ist ein Auszug aus einem
kürzlich von mir herausgegebenen Prospekt über elektrodyna-
mische Leistungswagen. Weder in dem Prospekt selbst noch in
dem Aufsatz ist behauptet worden, daß diese Maschinenart bei
meiner Firma erfunden oder zuerst von ihr hergestellt worden ist.
Die Erfindung ist sogar noch wesentlich älter als aus der obigen
Zuschriften hervorgeht, sie stammt nämlich von Marcel Deprez,
der sie bereits im Jahre 1881 bekanntgegeben hat! Von meiner
Firma wird die laufende Herstellung
dieser Leistungswagen seit Jahren
als Spezialität betrieben; es eind
ferner bei mir mehrere z. T. pa-
tentierte Konstruktionseinzelheiten
entwickelt worden, durch die das
Anwendungsgebiet der elektrischen
Leistungswage erweitert und die
Meßgenauigkeit vergrößert wird.
Dies ist in dem erwähnten Pro-
spekt zum Ausdruck gebracht
worden.
Berlin, 21. X. 1922.
Fabrik elektrischer Maschinen
und Apparate
Dr. Max Levy.
LITERATUR.
Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner
Werke vorbehalten.)
Bücher.
Tafeln und Tabellen zum schnellen
Bestimmen von Querschnitt, Span-
nungs-resp. Leistungsverlust, Gewicht,
Abmessungen, Widerstand und zuläs-
siger Belastung elektrischer Leitun-
gen. Von Theodor Vaillant. „Bibliothek der gesamten Technik‘. Bd. 166.
Ausgabe A. Für 110 Volt-Anlagen ohne weiteres verwendbar. 3. verm.
Aufl. IV. u. 48 S. in kl. 8°. Vorlag von Dr. Max Jänecke, Leipzig 1922,
1470
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49.
7. Dezember 1922.
Das neue deutsche Wirtschaftsrecht. Eine systematische Übersicht
über die Entwicklung des Privatrechts und der benachbarten Rechts-
gebiete seit Ausbruch des Weltkrieges. Von Prof. Dr. Arthur Nußbaum.
2. umgearb. Aufl. VI u. 132 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin
1922. Grundzahl 3.
Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in
Einzeldarstellungen mit besonderer Berücksichtigung der
Anwendungsgebiete. Gemeinsam mit W. Blaschke, M. Born,
C. Runge herausgegeben von R. Courant. Bd. III. Vorlesungen
über allgemeine Funktionentheorie und elliptische Funktio-
nen. Von Prof. Adolf Hurwitz. Herausgegeben und ergänzt durch
einen Abschnitt über Geometrische Funktionentheorie. Von Prof.
R. Courant. Mit 122 Textabb. XI u. 399 S. in 8°. Verlag von Julius
Springer, Berlin 1922. Grundzahl13; gebunden Grundzahl 16.
Wilhelm von Siemens. Ein Lebensbild. Gedenkblätter zum 75jährigen
Bestehen des Hauses Siemens & Halske. Von August Rotth. 224 S. in 8°.
Vereinigung wissenschaftlicher Verleger, Walter de Gruyter & Co., Berlin
u. Leipzig 1922.
Hütte. ilfstafeln zur I. Verwandlung von eohten Brüchen
in Dezimalbrüche, II. Zerlegung der Zahlen bis 10 000 in
Primfaktoren. Ein Hilfsbuch zur Ermittelung geeigneter Zähnezahlen
für Räderübersetzungen. Herausgegeben vom Akademischen Verein
Hütte E. V. 3. neu bearb. Aufl. 83 S. in kl. 8%. Verlag von Wilh.
‘Ernst & Sohn, Berlin 1922.
Die Elektronenröhren und ihre technischen Anwendungen. Von
Dr. Hans Georg Möller. Sammlung Vieweg, Hoft 49. 2. Aufl. Mit
208 Abb. u. 1 Tafel. XV u. 200 S. in 8%. Verlag von Friedr. Vieweg
& Sohn A. G., Braunschweig 1922.
Erddruck-Tabellen mit Erläuterungen über Erddruck und
Verankerungen. Von Dr.-Ing. e.h. Max Möller. Lieferung I. 2. verb.
Aufl. Mit 64 Abb. u. 13 Tabellen. VIII u. 149 S. in 80, Lieferung II.
Erweiterte Zusammenstellung von Erddruck-Grundwerten
mit neueren Erddruck-Untersuchungen. Mit 38 Abb. u. 27
Tabellen. VIII u. 86 S. in 8°. Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1922.
Starkstromtechnik. Taschenbuch für Elektrotechniker. Von E. v.Rzi-
ha u. J. Seidener. 6. verb. Aufl. Mit 1794 Textabb. Bd. 1.
954 8.in’8°. Bd.2. XVI u. 915 S. in 8°. Verlag von Wilh. Ernst & Sohn,
Berlin 1922.
Elektrische Öfen. Von Prof. Dr.-Ing. Oswald Meyer. „Sammlung
Göschen‘“‘. Mit 83 Abb. u. 133 S. in 16°. Verlag Vereinigung wissen-
schaftlicher Verleger Walter de Gruyter & Co. Berlin u. Leipzig 1922.
Elektrotechnik. Einführung in die Starkstromtechnik. Von Prof.
J. Herrmann. II. Die Gleichstromtechnik. Kurze Beschreibung der
Gleichstromerzeuger, der Gleichstrommotoren und der Akkumulatoren.
„Sammlung Göschen‘‘. 4. Aufl. Mit 121 Textfig., 16 Tafeln mit 59 Abb.
127 S. in 16°. Verlag wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter
& Co., Berlin u. Leipzig 1922.
Die Verordnung über die schiedsgerichtliche Erhöhung von
Preisen bei der Lieferung von elektrischer Arbeit, Gas- und
Leitungswasser vom 1. Febr. 1919—9. Juni 1922 nebst den zugehöri-
gen weiteren Bestimmungen. Erläutert von Geh. Bergrat Paul Zie-
kursch u. Rechtsanwalt Dr. R. Kauffmann. 2. umgearb. Aufl. IV.
u. 153 8. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Grundzahl
4; gebunden Grundzahl 5.
Handausgabe der Vermögenssteuergesetze 1922. 1. Vermögens-
steuergesctz. 2. Vermögenszuwachssteuergesetz vom 8. April 1922. Von
Geh. Ober-Reg.-Rat Dr. jur. Georg Strutz. XII u. 363 S. in kl. 8°.
Verlag von Otto Liebmann, Berlin 1922.
Handausgabe des Einkommensteuergesetzes vom 29. März
1920, in der Fassung vom 24. März 1921 u. 11. Juli 1921. 3. verm.
Aufl. 2. Nachtrag: Gesetz vom 20. Juli 1922 zur Änderung des Ein-
kommensteuergesetzes nebst den Änderungen der Durchführungsbestim-
mungen vom 21. Juli 1922. Von Geh. Öber-Reg.-Rat Dr. jur. Georg
Strutz. Mit 29 S. in kl. 8°. Verlag von Otto Liebmann, Berlin 1922.
Graphische Thermodynamik und Berechnen der Verbrennungs-
Maschinen und Turbinen. VonM. Seiliger, Ing.-Technolog. Mit 71
Abb., 2 Tafeln u. 14 Tabellen im Text. VIII u. 250 S. in 8°. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1922. Grundzahl 6,4; gebunden Grundzahl 8.
Fehlbetrag und wirtschaftlicher Verlust bei der Reichsbahn.
Wirtschaftskritisches Gutachten. Von Emil Schiff. Mit 32 S. in 8°.
Verlag des Vereins deutscher Ingenieure, Berlin 1922.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Indexziffern. — Der Kaufkraftindex der „Ind.- u. Hand.-Ztg.“
betrug in der Woche vom 18. bis 24. XL. 1365,39 (1376,10 i. Vw.), ist also um
(1,505 zurückgegangen, so daß die zugrunde gelegten 44 Waren damit das
1365-fache ihres Vorkriegspreisstandes (Ende 1913 = 1) aufwiesen. Der
Dollarmittelkurs in Berlin stellte sich im Durchschnitt der Berichtswoche auf
6660, s0 daß sich gegenüber dem der Vorwoche (7506,67) eine Verringerung
um 11,3%, ergab. Die Meßziffer der Warengruppe Kohle, Eisen, Metalle,
Baustoffe, Ole (1500,89 i. Vw.) ist auf 1699,53, d. h. um 11,3%, gewachsen.
Die für die Berichtswoche geltenden Kohlenpreise lagen um durchschnitt-
lich 40%, über denen der Vorwoche und hatten im Mittel das 1222-fache ihres
Vorkriegsstandes erreicht. Roheiscn war um 22,50, höher, Schrott um 1,2%.
Demgegenüber sind die börsenmäßig notierten Metallpreise um durchschnitt-
lich 15,2%, zurückgegangen. Baustoffe stiegen um 55,8%, Öle um 22%.
XV u.
Gütertarife. — Die Reichsbahn hat die Güter- und Tiertarife sb
1. XII. neuerdings um 150% erhöht.
Casa Ibero-Americana., — Unter diesem Namen ist in Berlin eine
deutsch-ibero-amerikanische Wirtschaftsvereinigung gegründe:
worden, die die Förderung und Belebung der geistigen und wirtschaft-
lichen Beziehungen zwischen der iberischen Halbinsel sowie Latein
Amerika und Deutschland bezweckt. Die Einrichtung eines Auskunft:;-
bureaus für Handelssachen wird geplant.
Außenhandel.
Deutschland. —Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik
hat für November ein weiteres Merkblatt herausgegeben, in dem sicl
dem en y
"O O% m e A e a r e a
auch die Angaben über ihre neuen Gebühren finden. — Die Preise für Re- `
klameapparate sind teilweise geändert worden. — Nach einem Druck.
blatt der Außenhandelsstelle vom 16. XI. sind in allen Fällen, in denen naci:
niedervalutarischen Ländern in Reichsmark verkauft wird, entweder
gleitende Preise zu stellen, oder es mußin einer Hochvaluta fakturer:
werden. Als niedervalutarisch gelten z. B. die Nachfolgestaaten von Öster-
reich-Ungarn und von Rußland mit Ausnahme der Tschechoslowakei uni
Finnland, desgleichen Griechenland. — Die Nachrichtenstelle de:
Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industric
gibt die unseren Lesern bekannte Kurventabelle „Valutenbewegunc
gegen den Dollar‘) nunmehr im Fachadreßbuchverlag Schulze & Co..
Leipzig 13, heraus. Die Oktoberausgabe ist vor kurzem erschienen. — Di:
Handelskammer zu Berlin hat die Vorschriften über die Ausfertigung de!
Zollrechnungen nach den englischen Dominien und Kolonien sowie die
Antidumpingbestimmungen Australiens, Kanadas und Südafrikas in
Heften zusammenstellen lassen, die von ihrem Vorkehrsbureau (Berlin C ?.
Klosterstr. 41) gegen 50 M je Heft und 3 M Porto bezogen werden können.
— Für die Einlösung aller ab 15. XII. bei der Friedensvertrag-Abrechnun::- °
stelle eingehenden Sanktionsgutscheine wird, wenn in fremder Währung
fakturiert war, statt des bisher vom englischen Zollbeamten handschriftli i
eingesetzten Datums dasjenige des jüngsten Stempels zugrunde gelegt
Gutscheine unter und bis zu 50 £ Abgabobetrag werden zum Kurs des ?!
Kalendertages, solche von 50 £ aufwärts zum Kurs des 15. Kalendertas«
nach diesen Inkassodaten eingelöst. Für die Exportverkäufe in Reichs-
währung bleibt es bei dem bisherigen Verfahren. — Der Deutsche Industrie-
und Handelstag (Berlin C 2, Neue Friedrichstr. 53/56) gibt eine von ihm zu
beziehende vergleichende Übersicht über die Zollsysteme der wichtigerer
Handelsstaaten heraus. Der Preis beträgt 660 M. — Das Goldzollauf- .
geld beträgt vom 6. bis 12. XII. 177 900%.
England. — Von den Bestimmungen des German Reparation (Re-
covery) Act 1921 sollen weiter 2) Waren ausgenommen sein, hinsichtlich `
deren der Zollbehörde genügend bewiesen wird, daß sie „bona fide‘“‘-Handels- :
muster oder Proben ohne Handelswert sind und keine Zahlung für sie g- .
leistet worden ist, bzw. daß sie in nicht größeren Mengen als je ein Stück von
jeder Sorte eingeführt werden.
Holland. — Wiederholt vorgekommene Verhängung von Zollstrafen
gibt Veranlassung, genaueste Beachtung der niederländischer
Zollbestimmungen zu empfehlen. In Zweifelsfällen erteilt das Zoi-
bureau des Reichswirtechaftsministeriums, Berlin, Kurfürstendamm 193,1%.
Auskunft.
v
Aus der Geschäftswelt. — Inland. Nach’ Mitteilung der Elektro-
Großhändler-Einkaufsgesellschaft m. b. H. (,Eltkauf‘‘), Leipzig,
waren die in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 1921/22 erzielten Resu-
tate außerordentlich befriedigend. Einige der bedeutendsten Elektrogro >-
handelsfirmen haben sich außerdem kürzlich als Gesellschafter in die ..Et-
kauf‘‘ aufnehmen lassen. Die Aussichten für die zweite Hälfte des Geschäfts
jahres sind bisher trotz der unsicheren Lage am Elektromarkt ausgezeichnet
die für die Gesellschaft vermittelten Umsätze steigen, auch qualitativ, sehr
stark. Der weitere Ausbau des Unternehmens ist vom Aufsichterat genel-
migt worden und wird nunmehr in schnellerem Tempo erfolgen.
herige lose Verbindung der „Eltkauf‘‘ mit einem größeren Industrieverban.:
soll nach zuverlässigen Mitteilungen nunmchr fest geknüpft worden sein. —
Ausland. Wie „Electrical Review‘‘ berichtet, ist in Buenos Aires d:
Brown Boveri Compañia Sudamericana de Electricidad m:
0,5 Mill. $ m/n gegründet worden, um in Südamerika, besonders in Arger-
tinien, Uruguay, Paraguay und Peru, die Fabrikationsverfahren und Patent
des schweizerischen Stammhauses zu verwerten.
Neue Gesellschaften. — Glühlampenfabrik ‚„‚Bimusch'‘ G.
m. b. H., Berlin. Gegenstand: Errichtung und Betrieb einer Fabrik zur Her-
stellung von Schwachstromglühlampen, insbesondere Autolampen, Taschrr-
lampen, Dekorationslampen. Stammkapital: 0,2 Mill. M. — Marku:
Wagner & Söhne, München. Offene Handelsgesellschaft. Gegenstax.
Herstellung und Vertrieb elektrischer Heizapparate. — Schütke-Deutse!
Berliner Radio-G. m. b. H., Berlin. Gegenstand : Herstellung komplett:
drahtloser Telephonapparate und Lautfernhörer für Radiostationen. Stanır.
kapital:(),2 Mill. M. — Gallus G. m. b. H., Maschinen und elektrotech-
nische Fabrikate, Frankfurt a. M. Gegenstand: wie in der Firma ansi-
goben. Stammkapital: 1 Mill. M.— Elektrotechnische Fabrik Königs-
zelt, G. m. b. H., Königszelt (Schl.). Gegenstand: Herstellung und Vertri::
elektrotechnischer Artikel, Prüfung und Instandsetzung von Elektrizitä:s-
zählern usw. Stammkapital: 1,05 Mill. M.
1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 252.
2) Vol. „ETZ“ 1922, 8. 1422.
Die be-
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I
1
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7. Dezember 1922.
U
Kapitalserhöhungen bei Aktiengesellschaften der Elektro-
industrie. — Der ‚„Reichsanzeiger‘‘ hat im November folgende Kapi-
Halserhöhungen mitgeteilt: A.G. für Licht- und Kraftversorgung,
+ München: um 7,5 auf 22,5 Mill. M. — „Aegir‘‘ Elektrizitäts-A. G.,
Chemnitz: um 2 auf 4 Mill. M. — Voigt & Haeffner A. G., Frankfurt a. M.:
į um l0auf 100 Mill. M. — Kommunales Elektrizitäts werk Mark A.G.,
Hagen: um 26 auf 52 Mill. M. — Lech-Elektrizitätswerke A. G., Augs-
: um 52 auf 156 Mill. M. — Elektrizitäts-Werk Rauschermūhle
A. G., Plaidt: um 20 auf 30 Mill. M. — Arterner Elektrizitätswerke
A.G., Artern: um 0,6 auf 1 Mill. M. — Hansa Elektromotoren-Fabrik
A. G., Hamburg : um 4 auf 10 Mill. M. — Stern werke A. G. Fabrik elek-
trischer Apparate, Frankfurt a. M.: um 4 auf 6 Mill. M. — Elektrizi-
täts-A. G. vorm. C. Buchner, Wiesbaden: um 0,26 auf 0,85 Mill. M. — .
Hackethal-Draht- und Kabel-Werke A. G., Hannover: um 75 auf
185 Mill. M. — Die Summe der Erhöhungen beträgt 201,4 Mill. M (315,7 i. V.)
und fortlaufend für 1922 rd 4054 Mill. M.
Betriebsergebnisse. — Deutsche Telephonwerke und Kabel-
industrie A. G., Berlin. 1921/22. e eigener Werke, Dividenden,
Zinsen usw.: 5529965 M; Handlungsunkosten: 2171893 M; Steuern,
Anleihezinsen: 1 093 219 M; Überweisung an Tilgungs- und Erneuerungs-
rücklage: 0,9 Mill. M; Reingewinn mit Vortrag (5 950 M): 1 334 333 M; Di-
vidende: 12%, auf 10 Mill. M Aktienkapital; Vortrag: 45 444 M. — Amper-
werke Elektricitäts-A. G., München. 1921/22. Anschlußwert : 56 882 kW
(47684 i. V.); Lieferung: 24,855 Mill. kWh; Einnahmen: 47053365 M
(11 430 604 i. V.); Zinsen : 258 799 M; Betriebsausgaben : 18 950 101 M; Ver-
waltungsunkosten: 3 394 683 M; Steuern und Abgaben: 2 586 668 M; Ver-
scherungen, Sollzinsen, Delkredere usw.: 1 541 522 M; Zuweisung zum Ab-
schreibungs- und Erneuerungsfonds: 17 118 273 M (950 000 i. V.); Abschrei-
bungen: 278551 M; Reingewinn mit Vortrag (17393 M): 3459 759 M
(562 522 i. V.); Dividende: 15% auf 20 Mill. M Aktienkapital (8% i. V.);
Vortrag: 13 196 M. — Neue Amperkraftwerke A. G., München. 1921/22.
Bauperiode (Wasserkraftwerk Zolling-Haag a. d. Amper); Bauzinsen auf
das eingezahlte Aktienkapital von 20 Mill. hr: 35 bzw. 30 M/Aktie.
Ausschreibungen. — Australien. Das Postmaster-Goneral‘s De-
pertmont, Perth (West-Australien), fordert Angebote für die Lieferung
t von Telephon- und Telegraphenapparaten und -material ver-
‘ schiedener Art bis 17. I. 1923 unter der Aufschrift. „Tender for Telephone
‚ and Telegraph Apparatus, Testing Instruments and Protective Apparatus,
! Schedule Nr. W. A. 751°‘. Für Beträge bis 500 £ sind 2%, und für darüber
eg kmda 1%, mindestens aber 2 £ für jedes Angebot zu hinterlegen. .
erierenden Firmen müssen eine Vertretung am Ort haben. — Süd-
Die o
| afrika. Für Malmesbury (Kapland) werden bis 26. I. 1923 Angebote auf
| Lieferung und Errichtung einer Dampf- bzw. Dieselmotorenzentrale,
| das Leitungsnetz, Straßenbeleuchtung, Hausanschlüsse usw.
‚ verlangt. Sie sind unter der Aufschrift „Electric Lighting, Tender for
! Contract Nr. (nicht angegeben) an das Bureau des Town Clerk, Malmesbury,
‚ einzureichen. Auch hier wird eine örtliche Vertretung gefordert. Näheres
an Ausschreibungen in „The Board of Trade Journal‘‘ vom 23. XI.,
`. 530/691.
' Baumarkt. — Adonan (Rheinland). Der Kreistag hat nunmehr die
Errichtung einer Überlandversorgung nach dem Projekt des Ingenieurs
Dr. Kraetzer, Bingen, genehmigt. Den Strom liefert das Kraftwerk Zukunft
‚ bei Weisweiler. — Beerfelden (Hessen). Die Gemeinde soll an die Über-
landzentrale angeschlossen werden. — Elbing. Da das Kraftwerk wegen
zu hoher Kosten vorläufig nicht gebaut wird, hat der Provinziallandtag eine
Verbindung mit dem Ostpreußenwerk in Friedland beschlossen. — Lange-
' nau (Schlesien). Die Gemeinde soll mit elektrischer Beleuchtung versehen
werden. — Lauf (Bayern). Für die Errichtung eines eigenen Elektrizitäts-
werkes sind 39 Mill. M bewilligt worden. — Mayen (Rheinland). Der Kreis-
tag hat die Aufnahme einer Anleihe von 20 Mill. M für die Erweiterung des
Hektrizitätswerkes beschlossen. — München. Nach Mitteilung des Mi-
nisters des Innern im Landtag soll bei dem weiteren Ausbau der Wasser-
kräfte auch die Privatwirtschaft herangezogen werden. Der obere Inn ist
vergeben, über den unteren Inn schweben Verhandlungen. — Treis
(Hessen). Das elektrische Ortsnetz soll mit einem Aufwand von über 1 Mill. M
verstärkt werden.
Von der Börse. — (22. XI. bis 28. XI. 1922.) Die Kabinettebildung
<urch Geheimrat Cuno hat i. a. günstig gewirkt, wenn die Berliner Effekten-
börse auch keineswegs die großen Schwierigkeiten verkannte, mit denen
die neue Regierung sowohl angesichts der durch das Verhalten der Parteien
immer aufs neue geförderten innerpolitischen Zerfahrenheit als auch be-
sonders wegen der in letzter Zeit wieder stark hervortretenden Ansprüche
eichs zu kämpfen haben wird. Bei zunächst schwächerer, dann aber-
mals zunehmender Bewertung der fremdländischen Zahlungsmittel, er-
heblicher, die Überfremdungsgefahr mehr und mehr steigernder Nachfrage
des Auslandes und verhältnismäßig flüssigem Geldstand ergaben sich Kurs-
erhöhungen, die am zweiten Börsentage der Berichtezeit infolge Anhäufung
von Kaufaufträgen, zu denen der wachsende Mangel an Vertrauen in die
Reichsmark veranlaßte, ungeachtet des bevorstehenden Ultimos und des
erschreokenden Betrages der Reichsschuld von mehr als 1022 Milliarden M
eine beträchtliche Höhe erreichten. An ihnen konnten auch die Elektro-
aktien teilnehmen, von denen u. a. die Werke der Siemens-Rheinelbe-
Schuckert-Union und die Accumulatoren-Fabrik je 1000%, C. Lorenz
2700% und in Frankfurt a. M. Hartmann & Braun 1100% gewannen. —
Der Aktienindex (Prozent des Kurswertes von 1913) der „Ind. u. Hand.-
Ztg.‘‘ betrug am 24. XI. bei 140 Aktien durchschnittlich 2957,3% (am
17. XI. 2594,8) und darunter bei 11 Elektrizitätsgesellschaften 2866,7% (am
17. XI. 2423,2), die Verzinsung in Prozent des Kurswertes bei 134 Aktien
durchschnittlich 0,55% (am 17. XI. 0,62) und darunter bei 11 Elektrizitäte-
gesellschaften 0,47% (am 1. XI. 0,55).
‚Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 49.
` Körtings Elektr.-W., Berlin
1471
Letzte
Dividende
Accumul.-Fabr. , Berlin
.| 25 9000 ! 9000 | 10000 | 10000
A. E. G., Berlin. 2 4. 2%: 25 4725 | 4725 | 5050 | 5050
j „ Vorz.-A..... | 6 170 170 200 200
x » Vorz.-B.... .| 10,63 440 440 460 460
Bergmann, Berlin ....... 20 3500 | 3500 | 3700 | 3700
Continent. Ges. Nürnberg .. .| 0 — — — —
s is 5 Vorz.-A.| 8 1925 | 1925 | 2500 | 2500
Drahtloser Übersee-Verkehr 12 1900 ! 1900 | 2200 | 2200
s M „ neue A| — 1610 | 1610 | 2175 | 2175
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln . .| 5 3390 | 3390 | 3800 | 3800
„» Niederl. , TEE VER 3300 | 3300 | 3575 | 3575
„ Südam. , ra u; 2800 | 2800 | 3475 3475
„ Kabelwerke, Berlin . . .| 20 1900 | 1900 | 2300 | 2300
Elektra, Dresden . ...... 10 1175 | 1175 | 1275 | 1275
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 3100 ! 3100 | 3600 | 3600
>» » » » München 925 925 —
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . . 1650 | 2125 | 2125
E. W. Liegnitz ........ 750 830 830
E. W. Schlesien. ....... 1 240 | 1305 | 1.305
Felten & Guilleaume Carlsw. 5000| 5300 | 5300
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . 3150 | 3250 | 3250
Hackethal, Hannover ..... 1750 | 1975 | 1975
Hamburgische E. W. ..... 186 786 =
Kraftübertrag., Rheinfelden 7000 | 7000 =
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. . 1 460 | 2000 | 2000
C. Lorenz, Berlin ....... 3000 | 5700 | 5700
Dr. Paul Meyer, Berlin 1325 | 1510 | 1510
Mix & Genest, Berlin . 2025 | 2450 | 2450
Neckarwerke, Eßlingen .... 1150 | 1150 =
Niederschles. Elektr. u. Straßenb = == =
Oberbayer. Überlandz., München 1160 |! 1250 | 1250
H. Pöge, Chemnitz ...... 1510 ! 1760 | 1760
5 a Vorz.-A. 132 ' 150 150
Rhein. El.-A. G., Mannheim 1300 | 1700 | 1700
en a „ Vorz.-A. 114 | 115 11ö
M. Schorch & Cie., Rheydt .. . . 2500 | 2800 | 2800
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 2%00 | 3200 | 3200
Schuckert & Co., Nürnberg .. . 6000 | 7000 | 7000
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin 395 500 500
Siemens & Halske, Berlin | 12000 |12 000
Stettiner E. W... . aaa’
Voigt & Haeffner. . . 29 | 2550 | 2550 | 320 | 3250
„» Vorz.-A. 20 1850 | 1850 ı 2550 | 2550
Hartmann & Braun . | Frank- | 25 3400 | 3400 | 4500 | 4500
Emag. Elektr.-A. G. . furt 22 1680 | 1680 | 1800 | 1800
Main Kraftw., Höchst a. M. 10 675 675 700 700
Heddernh. Kupferw. u.
Südd. Kabelwerke. . 20 2705 | 2705 | 3000 | 3000
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ändische Einheit) betrugen im Novembe r;Dezember:
| æ | æ | 2 27. 25.
1331,66! 1471,30! 1576,05| 1596,00! 1471,31! 1316,70
191.02! 19351) 203,98) 216.95! 19950! 18453
2927 66| 3067 30| 3336.63! 3451,35| 3152 J0| 2847.86
366.58) 37156) 39151) 41645! 38403. 346.13
1511.20! 1571,06| 1730,66| 1760,58) 162u,93| 1456,35
33416253471300 381045039401 25 36009 75132418 75
in 1.
Christiania (Kr) . >
Helsingfors (finn. M)
Holland (Gld) ...
Italien (L). ....
Kopenhagen (Kr) .
London (£) ....
New York ($) . . . | 7630,87| 7630,87| 8354,06| 8753,06| 8004,93) 7206,93
Österreich (K) ... 0,11 0,11 0,11 013: 0,11 0,10
Paris (Fr)... .. 526,18! 543,68| 576,051 603,48! 563,581 518,70
Prag (K). .... 244,88! 244,38| 250,37) 269,32] 250,37| 226,93
Schweden (Kr). . . | 2014,95| 2079,78| 2274,30, 2329,16, 2149,61| 1930,16
Schweiz (Fr). . . . | 141,36. 1446,37 a 1640,88. 1491,26; 1341,63
Spanien (Pes) 1172,06. 1192,01| 1276,80; 1341,63: 1226,92| 1109,71
WARENMARKT.
Elektrotechnische Erzeugnisse. — Nach Mitteilung der Preis-
stelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie sind
die Multiplikatoren i. a. unverändert geblieben bis auf Meßinstrumente, die
um 10%, und zwei Positionen aus dem Schwachstromgebiet, die um eben-
soviel erhöht wurden. Der Mindestpreis von Transformatoren- usw. -Ol
ist von 700 M auf 800 M/kg ohne Faß gestiegen. Die neue Multiplikatoren-
jiste Nr. 76 gilt vom 1. bis 7. XII.
Installationsmaterial. — Die „Eltfabriken‘‘ haben die Verkaufs-
preise weiter um 30 bis 50% erhöht.
ie)
1472
Glühlampen. — Die im Zentralverband der deutschen elektrotech-
nischen Industrie zusammengeschlossenen Glühlampenfabriken haben den
Teuerungszuschlag ab 1. XII. von 11009% auf 19009, gesteigert.
Elektrische Heiz- und Kochapparate. — Die Vereinigung der
Fabrikanten dieser Artikel in Charlottenburg hat den Teuerungszuschlag
ab 27. XI. von 2600°, auf 2900°%% erhöht und wird künftig statt des Zu-
schlages mit einem Multiplikator rechnen, der für die jetzt vorgenommene
Erhöhung 30 wäre.
Hochspannungsisolatoren. — Die Vereinigten Porzellan -Isola-
toren-Werke, G. m. b. H., Berlin, haben den Teuerungszuschlag ab 1. XII.
auf 6000% erhöht. Die nouen Verkaufspreise gelten für die erste Hälfte
Dezember.
Niederspannungsmaterial. Der Verband Deutscher Elektro-
technischer Porzellanfabriken, Berlin, hat den Teuerungszuschlag für Nieder-
spannungsmaterial aus Porzellan und Steatit ab 1. XII. von 3800% auf
6000% erhöht.
Kohle. — Die Kohlenproduktion des Deutschen Reiches
(ohne Saargebiet)im Oktober hat 10,753 Mill. t Steinkohlen (11,977i. V.),
12,078 Mill. t Braunkohlen (10,567 i. V.), 2,576 Mill. t Koks (2,396 i. V.) und
3,077 Mill. t Preßkohlen (3,001 i. V.)ergeben. — Die Lohn- und besonders
die Holz- und Materialpreiserhöhungen haben zu einer weiteren Steigerung
der Kohlenpreise veranlaßt, die ab 1. XII. für Rheinland-Westfalen
(Fettförderkohle) 5737 M, für Sachsen (durchschnittlich) 8149 M, für Nieder-
schlesien 7318 M, für rheinische Rohbraunkohle 919,30 M, für dsgl. Briketts
3264 M und für mitteldeutsche Rohbraunkohle bzw. Briketts 1275,30 M
bzw. 3558 M/t beträgt. — Die englische Kohlenförderung steigt seit
mehreren Wochen fortgesetzt und hat in der ersten Novemberwoche 12,423
Mill. tons betragen (4.182 in der gleichen Zeit d. V.). Die Ausfuhr von
Steinkohle aus Großbritannien nach Deutschland ergab im Oktober 0,918
Mill. tons im Werte von 0,966 Mill. £.
Erze. — Der Siegerländer Eisensteinverein hat den Preis von Rohspat
auf 14250 M und von Rostspat auf 20 975 M/t erhöht.
Eisen. — Infolge Erhöhung des Mehrpreises für Lieferung in S.-M.-
Qualität ab 29. XL. und entsprechend der Steigerung durch die Kohlen-
klausel stellen sich die Richtpreise von Walzeisen in beiden Qualitäten mit
den bekannten Frachtgrundlagen ab 1. XII. wie folgt: Rohblöcke 177 800 M
(S.-M.- Qualität 198 000), Vorblöcke 196 800 M (219 600), Knüppel 208800 M
(230 100), Platinen 214 200 M (239 200), Formeisen 240 800 M (255 300), ,
Stabeisen 243 300 M (268 300), Universaleisen 263 700 M (291 000), Band-
eisen 289300 M (316 600), Walzdraht 260 400 M (287 100), Grobbleche
274 400 M (303 400), Mittelbleche 309 000 M (338 700), Feinbleche 348 700 M
(378 400) bzw. 373 600 M/t (400 600).
Gußwaren. — Dor Verein deutscher Tempergicßereien hat die Mindest-
preise für Temperguß auf 795,M/kg festgesetzt. — Der Verein deutscher
Eisengießereien (Gießereiverband), Düsseldorf, hat ab 1. XII. die Preise für
Bau- und Maschinenguß um 20%, außerdem um 50 M/kg, und für Han-
delsguß um 40%, erhöht, Ä
Schrott. — Am 29. XI. wurden für Kernschrott 120000 M, für
Späne 95000 M/t, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch
130 000 M/t frei Berlin notiert.
Edelmetalle. — Im Berliner Freiverkehr wurden am 29. XI. Gold
(fein) mit 5400 bis 5500 M/g, Silber (fein) mit 160 000 bis 165 000 M/kg
und Platin mit 18000 M/g notiert.
Bleifabrikate. — Die Rheinisch-Westfälische Bleihändlervereinigung
hat ihren Lagerpreis für gepreßte und gewalzte Bleifabrikate um 40 000 M
auf 160 000 M/dz erhöht.
Zement. — Die Höchstpreise für Lieferungen an private Abnehmer
betragen ab 1. XII. im Gebiete des Norddeutschen Zementverbandes
345 724 M, in dem des Rheinisch- Westfälischen Verbandes 328 724M
und im Gebiete des Süddeutschen Zementverbandes 359 724 M/10 t.
Dach- und Isolierpappe. — Der Verband deutscher Dachpappen-
fabrikanten hat abermals neue Richtpreise bekanntgegeben. Sie betragen
für Dachpappe mit 80er Rohpappeneinlage 670 M, mit 100er Einlage 540 M,
mit 150er Einlage 370 M, mit 200er Einlage 300 M/m?; für Isolierpappe
mit 80er Einlage 930 M, mit 100er Einlage 810 M und mit 150er Einlage
670 M/m? bei waggonweisem Bezug, auf den Verladebahnhof des Verkäufers
geliefert, netto gegen sofortige Barzahlung.
Harz. — Französisches Harz, prompte Abladung, ist in Type FG
zu 83 Fr, Type M zu 86 Fr, Type WG zu 89 Fr, Type WW zu 91 Fr und in
Type 4A zu 119 Fr/l00 kg am Markt.
Schellack. — T. N. Orange bedingt z. Z. einen Preis von etwa
400 s/cwt.
Baumwolle. — Die New Yorker Notiz war in letzter Zeit stetig;
Locoware kosteto am 28. XI. 25,45 cts/lb; Bremen notierte good middling
am gleichen Tage mit 5302 Mjkg.
Seide. Dio Preise auf den Seidenmärkten haben in letzter Zeit
stark geseltwankt; in französischer Währung betragen sie für Greges
Italie extra 12/16 275 bis 250 Fr, für Organsin Italie extra 26,30 300 Fr/kg.
Benzol. Der Benzolverband, Bochun, hat die Kleinverkaufspreise
ab 1. AHL weiter wie folgt erhöht: Motorenbenzol 757 M, Lösungs-
benzol IL 690 M, Tetralit benzol 653 M;kg ab Hauptverkaufsstelle. Die
Herstellung des letzteren ist vorläufig eingestellt worden.
Ole und Fette. — Steinkohlenteerheizöl, rein und dünn-
flüssig, wird zu 135 bis 140 M/kg, Hallenser Paraffintreiböl (Zündül)
zu 121,50 M/kg ab Werkstation in Kesselwagen angeboten. Braunkohlen-
teeröl (Heizöl) kostete in letzter Woche 111,50 M;kg in Kesselwagen. —
Leinöl offeriert man aus Holland mit 43 Gld/lVO kg; der Hamburger Wa-
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zebme in
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 49.
7. Dezember 1922.
_—
`
renmarkt verlangt 1600 M/kg. — Der Preis von Terpentinöl beträgt ı.
Amerika unverändert 153 cts/Gallone; im deutschen Großhandel werden fü:
amerikanische Ware 4900 M und für französische 4950 M/kg gefordert. Au
Frankreich bietet man das Öl zu 780 Fr/kg fob Bordeaux an. — Ri zinusil
1. Pressung bedingt einen Preis von 1800 M, Ware 2. Pressung kat:
1750 M/kg.
Altmetalle. — Am 29. XI. wurden am Berliner Markt folgende Pre»:
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich 1950 bis 2000 M; unv.
zinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 1900 bis 1950 M; Maschinenrotzus.
handelsüblich und tiegelrecht, 1500 bis 1550 M; Messingzünder, pulver- un:
eisenfrei, 1300 bis 1350 M; Messingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 1%»
bis 1850 M; reine, weiche Messingblechabfälle 1650 bis 1700 M; Schwer-
messing, handelsüblich, 1200 bis 1250 M; Messingschraubenspäne, handel:
üblich, 1150 bis 1200 M; altes Weichblei 700 bis 750 M; Zinkzündterlig-
rungen 1050 bis 1100 M; Altzink, handelsüblich, 980 bis 1000 M; Rein-
aluminiumblechabfälle (98/99%) 2400 bis 2500 M/kg in geschlossenen
Quantitäten und Wagenladungen.
Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg:
Metall
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam... .. .. 2365 3712 247
Originalhüttenrohzink (Preis
des Zinkhüttenverb.), nom. 1402,45 1215.67
|
| 1215.63
Raffinadekupfer 99/99,3%, .| 2050—2100 | 2200 - 2300 | 2200- 23m
Originalhüttenweichblei . 850 — 900 900 — 950 900- 5
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr .. . x. 2... 1450 —-1500 | 1500—1600 | 1575 — 10.
Plattenzink (remelted) von han- '
delsüblicher Beschaffenheit . .| 1150—1200 : 1200—1300 : 1200—1:1
Originalhüttenaluminium . l
98/99% in Blöcken, Walz- oder l
Drahtbarren . ....... 3061 3270 30H
dgl. in Walz- oder Drahtbarren l
E r RE ee 3085 3294 i ZOOS
Zinn, Banka, Straits, Austral. in | 5
Verkäuferswahl . . . .... 6150 - 6250 | 6590— 6600 | GHN- tun
Hüttenzinn, mindestens 99°, . .| 6950 6100 | 6400— 6500 6350 - 6490
Reinnickel 98/999% ..... 4200 -4300 ! 4300—4400 4600 -4n 0
Antimon-Regulu ...... 825-875 850 - WO 850 - an
Silber in Barren rd 900 fein für
I kgstein.. au sa sen 160000 160000 180000
bis 165000 | bis 165000 | bis lau
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal” at:
24. XI. 1922 für l ton (1016 kg) notiert:
£ s d £ a d
*Kupfer: best selected...» 2.2... 6 0 Obs vw“
E iy electrolytic . 2... 2.2... 69 10 0 „ 70 0 »
A wire bars . . 2 2 2 2 2 20. 0 0 O0, — 7
o g standard, Kasse . . . .... 60l 2 6 „ 6l I5 »
m » 3 Monate .... 6 R2 6 62 5 "
Zinn: standard Kasse . . ......% 174 10 0°, 174 12 ¢
„ „ 3 Monate. . 2. ssas’ 175 12 6 „ 1751 *
ss BITA e aoi e e a a i a 176 0 O0 „ I6 lọ "
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 25 5 0 „ 35 3 u
„» gew. engl. Blockblei ... .....» 27 10 0 ,„, — =- >-
Zink: gew. Sorten . x... ee... 36 2 Ò „, UHU f»
= remelted . 2. 2 2 sss ooe oo 34 00, 0
š engl. Swansea ......0...37 O0 0 lieferbar Swarscı
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . . 27£29 £lüs
Aluminium: 98 bis 99% ....... 92 £ 10 s Inland, 95 £ Ausland
Nickel: 98 bis 99% garantiert . . ... 135 £ (In- und Ausland).
Wismut: je Ib. . 2.2.2. 2222000. 10 s.
Platin: nominal je Unze... .....» 21£10 s.
Quecksilber: nom. für die 75 Ibs.-Flasche 12 £ 5 8.
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 s 6d/l3 s.
In New York notierten am 1. XII. 1922: Elektrolytkupfer loco 13,87 ha
14,00; Eisen 27,00; Blei 7,22; Zink 7,10; Zinn 36,12 cts/lb.
*) Netto.
rn
Bezugsquellenverzeichnis.
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nich
berücksichtigt werden.)
Frage 6l. Wer stellt Wolfram-Kontakte für Zündappara
usw. her?
Abschluß des Heftes: 2. Dezember 1922.
mel gm une nn Alam a tt mh tee En a a
Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
%
i —
ner run Eu ZEITSCHRIFT
Inhalt: Bestellungen auf a Jahresinhalts- Wagen-Zug für 250 Fahrgäste. — Eine elektrische Hochschule. — Nachtrag zum Sitzungsbericht vom
verzeichnis der „ETZ“ 1922. 1473 | Eisenbahn in Japan. 831. III. 1922, Diskussion zum Vortrag ‚Der heu-
Komitee für Ra- Jahresversammlungen, Kon- tige Stand der Überspannungsfrage‘ von J. Bier-
H. Thurn. 1473, gresse, Ausstellungen, 1486. manns,
tromwandier. Von C. Verschiedenes. 1487. Gesetzliche Rege- VDE.. 1491. Bekanùtmachung.
Schrader. 1478. lung des konzessionlerten Gewerbes der Herstel- Sitzungskalender, 1492,
Die Ausnutzung der Wasserkräfte des Rheins | lung elektrischer Starkstromanlagen in Österreich. | Rechtspflege. 1492.
oberhalb Straßburg. Von Kupferschmid. | — Gebührenzuschlag der P. T. R. für. optische Persönliches, 1493. C. Müller t. — W. Bonwitt.
1483. Prüfungen. — Bekanntmachung zur Abänderung der — P. Porsch.
Verbraucberstrom und Leltungsstrom in der Kesselanweisung vom 16. XII. 1909. — Ausschuß Literatur. Besprechungen 149. E. E.
Berechnung von Wechselstromanlagen. 1484. für die Gebührenordnung der Architekten und In- | Seefehlner, Elektrische Zugförderung. —
Rundschau. Leitungsbau. 1485. Leitungs- genleure. — Japanische Stiftung für die deutsche | E. W, Seyfert,- Der Arbeiterhnachwuchs in der
befestigung in Schaltanlagen. Wissenschaft. — Jubiläen, deutschen Maschinenindustrie,
Beleuchtung und Helzung. 14%. Vor- Industrie und Handel, 1453. Deutsch- Eingänge. 149%.
Mufiger Bericht des Komitees der „‚Ill. Eng, Soc.” | land. — Japan. Geschäftliche Mitteilungen. 149.
u die Beleuchtung von Motorfahrzeugen. EV. 1489.‘ Vortragsreihen des EV in Gemein- Warenmarkt., 1496,
Verkehr und Transport. 1486, Zwei- ' schaft mit dem Außeninstitut der Technischen Berichtigung. 1496,
HEFT 50 (1473— 1496) BERLIN, DEN 14. DEZEMBER 1922 43. JAHRG.
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A METALLGEHAUSE
FUR POST- U, HMAUSVERKEHR
TELEPHON-FABRIK A.G,
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eschlosse n werden.
FERNSPRECH-APPARATE
KALKULAGRAPHEN
KABEL u. DRÄHTE
ZEITSTEMPEL
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und für Heft 52 am Freitag, den 22. d. Mts., vorm. 8 Uhr,
Des Weihnachtsfestes wegen muß der Anzeigenteil für Heft 51 bereits am Sonnabend, den 16: d. Mts.
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mi und ohne Sicherungen
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führung in 3/4” Gasrohr a
Roseffen für Mast, Wand à
und Mauerecken S
' Stotz G. m. b. H.
| Abfeillung der Brown, Boveri & Cie. A-G. E
: > tiy
; MannheimNeckarau |
Anfragen und Bestellungen durch die Büros der Brown, Boveri & Cie. A-G. erbeten u
E
Ä
i 1473
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
i £
Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang. Berlin, 14. Dezember 1922. Heft 50.
Bestellungen auf das Jahresinhaltsverzeichnis der „ETZ“ 1922.
Erfahrungsgemäß lassen viele Abonnenten der „Elektrotechnischen Zeitschrift‘ schon seit Jahren den de
schlossenen Jahrgang nicht mehr binden und legen daher auch keinen Wert darauf, das Jahresinhaltsverzeichnis zu
erhalten. Bei dem erheblichen Umfang des Inhaltsverzeichnisses könnte der Verlag der „ETZ“ nicht unerhebliche Er-
sparnisse erzielen, wenn er nur so viele Exemplare des Inhaltsverzeichnisses druckt, als dem tatsächlichen B2darf entsprechen.
Diejenigen Abonnenten, die das Jahresinhaltsverzeichnis zu erhalten wünschen, werden daher
gebeten, dies bis spätestens 31 .Dezember d .J. mitzuteilen an die
Verlagsbuchhandlung Julius Springer,
Berlin W. 9, Linkstraße 23/24.
‚Das interalliierte technische Komitee für Radiotelegraphie''.
Vorwort des Bearbeiters.
Infolge eines Beschlusses der von den Interalliierten beschickten
Vorkonferenz für Radiotelegraphie in Washington (1920) trat im
Sommer 1921 das Technische Komitee in Paris zusammen, das die
Aufgabe haben soll, alle Aufschlüsse über drahtlose Telegraphie
und Telephonie zu geben und seine Beschlüsse in Fachblättern der
Vertragsstaaten zu veröffentlichen. Es soll eine beratende Tätigkeit
entfalten und bei technischen Meinungsverschiedenheiten die Rolle
eines Schiedsrichters spielen. Die Zahl der Mitglieder dieses Ko-
mitees soll aus höchstens neun bestehen, die den verschiedenen Ver-
tragsstaaten angehören. Das Komitee soll alle sechs Monate zu-
sammentreten.
Der Artikel 284 des Versailler Friedensvertragzes bestimmt,
Jaß, falls binnen 5 Jahren nach Inkrafttreten des Vertrages an
Stelle des Internationalen Funkvertrages vom 5. Juli 1912 ein
neues Übereinkommen zur Regelung der internationalen funk-
telegraphischen Beziehungen geschlossen werden sollte, dieses
neue Übereinkommen für Deutschland bindend sein soll, selbst
wenn Deutschland sich geweigert haben sollte, bei dessen Aus-
arbeitung mitzuwirken oder es zu unterzeichnen, Die Einladung
Wilsons zu der obengenanten Vorkonferenz für "Radiotelegraphie
ist nur an die 5 alliierten Mächte ergangen. Deutschland ist
zu dieser Vorbesprechung nicht hinzugezogen worden. Infolge-
dessen ist es auch nicht in dem Technischen Komitee vertreten.
Auch in die im Juli 1919 gegründeten „Union Internationale
de Radiotel&graphie Scientifique“ ist Deutschland bisher nicht
aufgenommen worden.
Die Beschlüsse des Pariser Komitees, die im nachfolgenden aus-
zugsweise wiedergegeben sind, werden hiermit im allgemeinen ohne
besondere Stellungnahme des Bearbeiters zur Diskussion gestellt.
Im Hinblick auf den hohen Stand der deutschen Funktechnik und
die hervorragenden Leistungen deutscher Wissenschaftler auf
diesem Gebiete dürfen wir recht viele Gegenäußerungen und neue
Vorschläge über die nachstehend erörterten Fragen um so mehr
erwarten, als in Deutschland in der gleichen Richtung, wie von dem
Komitee vorgeschlagen, schon dauernd weitergearbeitet wird. (Vgl.
u. a. die Arbeiten der „Kommission für Bezeichnungen und Nor-
mung in der Hochfrequenztechnik” sowie die z. T. sehon durch-
geführten Versuche des Telegraphentechnisehen Reichsamts über
den Ursprungsort der atmosphärischen Störungen usw.)
Infolge einer auf der Konferenz von Washington 1920 gc-
troffenen Entscheidung hat sich vom 21. VI. bis 2. VHI. 1921 ein
aus Vertretern der Vereinigten Staaten, Frankreichs, Großbritan-
niens, Italiens und Japans zusammengesetztes technisches Komitee
in Paris zusammengefunden, um eine Reihe technischer Fragen zu
prüfen, die in Washington formuliert werden und die man s. Z.
nicht hatte beantworten können. Das Komitee beschloß, die fran-
ösische Regierung zu bitten, allen Ländern, die zur nächsten inter-
nationalen Konferenz eingeladen werden sollen, von dem Schrift-
stück Kenntnis zu geben, in welchem es seine Beschlüsse nieder-
) Malgorn. Le Comité technique interallie de Radiot@l“graphie, in Revue
'ienerale de l’Pleetricite. Nr. 5 vom 4. Febr. 1022, 8. 151--155.
gelegt hat. Weiterhin hat das Komitee den Wunsch ausgedrückt,
daß die von ihm gefaßten technischen Beschlüsse durch die wissen-
schaftliche Presse der Öffentlichkeit zugänglfch gemacht würden;
teils um sie der Kritik der Spezialisten in jedem Lande zu unter-
breiten, teils um ihre Mitarbeit bei dem Studium zahlreicher Pro-
bleme zu sichern, die noch nicht gelöst sind. Im nachfolgenden
werden in gedrängter Form einige der wichtigsten Fragen erörtert.
Zunächst begann man damit, die neuen Pläne über eine inter-
nationale Regelung zu studieren, über die auf den nächsten inter-
nationalen Konferenzen für Telegraphie und Funktelegraphie ver-
handelt werden ‘soll. Diese Sitzungen, die in Sorbonne von dem
Unterstaatssekretär für Post und Telegraphie Laffont eröffnet. wur-
den, standen unter dem Vorsitz des Generals Ferrie.
Die Delegationen der fünf Mächte; die sich aus einem Präsiden-
ten und mehreren Mitgliedern zusammensetzten, hatten folgende
Führer:
Amerika: Generalmajor Sauier,
Frankreich: General Ferric,
England: Kommandeur Blandy,
Italien: Prof. Vallauri,
Japan: Sannosuke Inada.
Das Komitee stellte eine Liste radio-technischer
Ausdrücke in französischer und englischer Sprache?) auf:
1. An Stelle des Wortes drahtlose Telegraphie und der davon ab-
geleiteten Ausdrücke schlägt das Komitee die Bezeichnung
„Radio“ vor, also. Bezeichnungen wie Radio-Telegraphie,
Radio-Telephonie, Radio-Verbindungen, Radio-Technik usw.
An Stelle von „parasites“ im französischen, „statics“ oder
„X's“ im englischen, sollen die Ausdrücke „perturbations
atmosphériques“ oder abgekürzt „atmosphériques“ und „atmo-
spheric disturbances“ oder „atmospherics“ — auf deutsch:
„Luftstörungen“”, gebraucht werden.
Als allgemeine Bezeichnung der Röhrenlampe mit beliebiger
Anzahl E vlektroden und für jede Betriebsart wurde vorgeschla-
gen: Tube electronique — Electron tube — Elektronen-Röhre.
4. Als besondere Bezeichnung für die Röhre mit 3 Elektroden ist
zu verwenden: Triode.
Als Bezeichnung für eine für besondere Betriebsart gebrauchte
Triode sind folgende Betriebsausdrücke zu verwenden:
Triode detecteur, Rectifier triode, (Gleichrichter-Triode).
Triode amplificateur, Amplifier triode, (Verstärker-Triode).
Triode générateur, Generator triode, (Grenerator-Triode).
6. Was die verschiedenen Kopplungsarten zwischen Sende- und
Empfangseinrichtung anbetrifft, ist zu gebrauchen:
Couplage par resistance .. Resistance coupling. (Widerstands-
tv
gS
oI
kopplung).
Couplage par induction ou couplage inductif ... .. Inductive
coupling .. (Induktive Kopplung).
Couplage autoinductif....: Autoimluctive coupling .. (Selbst-
induktions-Kopplung). ne
Couplage par capacité .... Capacity coupling ou capacitive
coupling .. (Kapazitive Kopplung).
23) Die deutschen Bezeichnungeu sind Vorschläge des Bearbeiters.
4
1474
7. Wenn man von den Apparaten zur Feststellung der Wellen-
richtung spricht, soll man gebrauchen:
Radiogoniomètre . . . . Direction finder oder Radiogonio-
meter ... (Richtungssucher, Peiler).
8. Eine „Antenne“ ist ein Leiter oder ein System von elektrischen
Leitern, das zum Senden oder Empfangen elektromagnetischer
Wellen dient. Dieser Ausdruck bezeichnet also nicht die
mechanischen Stützen der Leiter.
9, Wenn man von den mechanischen Stützen einer Antenne
spricht, so hat man als Ausdruck für nicht durch Abspannseile
gehaltene freistehende Stützen zu gebrauchen:
Pylönes oder tours .... Towers.... (Türme);
Für durch Seile gehaltene Stützen jedoch:
Pylönes oder mäts.... Masts.... (Masten).
10. Man soll ferner gebrauchen:
Cadre .... Coil antenna oder kurz: coil... (Rahmen).
11. Die Strahlungshöhe (hauteur de rayonnement) oder „radiation
height“ einer Antenne ist zahlenmäßig gleich der halben Länge
ihrer gleichwertigen Doublette zu bestimmen. (Da die Strah-
lungshöhe nur aus der Strahlung, d. h. der Fernwirkung be-'
stimmt werden kann, dürfte dieser Begriff anderweitig definiert
werden müssen.)
12. Das Produkt (hX J) der Strahlungshöhe einer Antenne und
des Stromes am Fußpunkt dieser Antenne ist in Meterampere
auszudrücken, und A.m und nicht mA zu schreiben.
13. Wenn man die zahlenmäßigen Werte der Frequenzen in Zyklen
pro Sekunde oder in Perioden pro Sekunde schreiben will, soll
man sich folgender Abkürzungen bedienen:
Für Zyklen i. d. Sekunde. . ...... s.a. CIB
„ Kilozyklen i. d. Sekunde . .. . 2.2.2... ke:s
„ Megazyklen i. d. Sekunde . . ....... Me:s
„ Perioden i. d. Sekunde ....:....2... p:8
„ Kiloperioden i. d. Sekunde. ........ kp:8
„ Megaperioden i.-d. Sekunde . ....... Mp:8
(In Deutschland ist nur der Ausdruck „Periode” gebräuchlich.
Nach Wagner heißt die Einheit „1 Hertz“.)
14. Bezüglich der Anwendung der Hochfrequenzerscheinungen in
der Telegraphie und Telephonie mit Draht erklärten die Ver-.
treter Frankreichs, Großbritanniens und Italiens, daß die Aus-
drücke „Télégraphie à haute fréquence” oder „Téléphonie
à haute fréquence” („Hochfrequenztelegraphie“) in ihren Län-
dern schon amtlich eingeführt wären. Die japanischen Ver-
treter gaben gleichfalls an, daß sie diesen Ausdrücken den Vor-
zug gäben, obwohl in Japan andere Bezeichnungen gebräuchlich
seien. Die amerikanische Delegation erklärte, daß sie den Aus-
druck „line radio“ (Radiotel6egraphie sur ligne), (Radiotelegra-
phie auf Leitungen), gebrauche.
Es gibt noch wichtige Fragen, die von dem Komitee noch nicht
gelöst sind. So bedienen sich zur Bezeichnung ungedämpfter Wellen
die Engländer des Ausdruckes „continuous waves”, die Franzosen
der Bezeichnung „ondes entretenues“, während die Italiener „onde
persistenti” sagen. Es wurde als wünschenswert bezeichnet, wenn
man sich bald über ein einziges Adjektiv einigte, das z. B. „con-
tinues” heißen könnte. Ebenso müßte man zwischen „Tedresseur”
und „détecteur“ wählen. Endlich wäre es gut, eine einheitliche Be-
zeichnung für die Rahmenantenne festzulegen, die die Franzosen
mit „cadre“, die Engländer mit „coil antenna” und die Italiener mit
„antenna a telaio” bezeichnen. i
Wie man sieht, ist auf dem Gebiete der Nomenklatur die Arbeit
des Pariser Komitees nur eine Vorarbeit gewesen, die, wie sehr zu
wünschen ist, in der allernächsten Zukunft wieder aufzunehmen und
zu vervollständigen sein wird.
Hinsichtlich der Frequenzen und Wellenlängen
wurde es in vielen Fällen als vorteilhaft angesehen, den „Frequen-
zen“ als Bezeichnung vor den „Wellenlängen“ den Vorzug zu geben.
Das Komitee hat eine Übersicht herausgegeben, die das Verhältnis
dieser beiden Größen zueinander darstellt. Jede Gruppe von zwei
Zahlen, die sich auf dieser Tafel gegenüberstehen, gibt die Fre-
quenz in Kiloperioden pro Sekunde (kp:s) als Funktion der
Wellenlänge in Metern und umgekehrt an. (Z. B. sind 10 m gleich-
bedeutend mit 30000 Kilozyklen in der Sekunde und ebenso sind
10 Kilozyklen in der Sekunde gleichbedeutend mit 30 000 m.)
Die Schwierigkeit der Einteilung der Wellen machte
sich besonders bei der Verteilung der verschiedenen Frequenzen
(Wellenlängen) und der verschiedenen Sendearten, bei den ver-
schiedenen Dienstarten (bewegliche, feste, militärische, Spezial-
stationen) bemerkbar. Die in dieser Hinsicht gemachten Versuche,
eine Einheitsgruppierung zu schaffen, die der Natur der Wellen und
ihrer Interferenzfähigkeit Rechnung trug, blieben ohne Erfolg; man
kam daher überein, eine Doppelgruppierung aufzustellen, die diese
beiden Arten getrennt berücksichtigte.
Die Gruppierung nach der Natur der Wellen hat zur Festlegung
zweier Typen A und B geführt, von denen die erste in drei weitere
Unterarten A,, Az, As geteilt ist. Die vorgeschlagenen Begriffs-
bestimmungen sind folgende: l
Type A — Ondes entretenues. — Ungedämpfte Wellen, die im
permanenten Sinne periodisch sind, d. h. solche, deren
aufeinanderfolgende Schwingungen identisch sind.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
` l
14. Dezember 1922.
Type A, — Ondes ʻentretenues manipulées. — Getastete unge-
dämpfte Wellen, deren Amplitude oder Frequenz sich
unter der Einwirkung einer Morsetaste verändert.
Type A, — Ondes entretenues modulées à fréquence audible. —
Ungedämpfte Wellen, deren Amplitude oder Frequenz
sich nach einem periodischen Gesetz der hörbaren Fre-
quenz entsprechend ändern.
Type A, — Ondes entretenues modul&es par la parole. — Durch das
gesprochene Wort veränderte ungedämpfte Wellen,
deren Frequenz oder Amplitude sich den charakteristi-
schen Schwingungen des gesprochenen Wortes ent-
sprechend ändern.
Type B — Ondes amorties. — Gedämpfte Wellen, d. h. aus auf-
einanderfolgenden Zügen zusammengesetzte Wellen,
in denen die Amplitude der Schwingungen, nachdem sie
ihren Höhepunkt erreicht hat, fortschreitend wieder
abnimmt.
Diese Erläuterungen beziehen sich nicht auf die Ausführungs-
arten der Sendeapparate.
Die vorgeschlagene Gruppierung soll nicht vollkommen oder
endgültig sein; es dürfte auch wohl kaum möglich sein, in ihr alle
Spezialtypen unterzubringen, z. B.-die doppelt modulierte Welle mit
einer Modulation und einer über der Grenze der Hörbarkeit liegen-
den Frequenz. Auf jeden Fall dürfte die vorgeschlagene Klassen-
einteilung im großen und ganzen ein klares und einfaches Mitte!
sein, um die Natur der Wellen zu benennen, den Charakter einer
Sendeart zu bestimmen.
Bei jeder Type sind die Wellen nach dem Grad der Störungen.
die sie auf jede Entfernung erzeugen, eingeteilt. i
Um diese 4 Klassen roh voneinander zu unterscheiden, setz!
man zweckmäßig eine Größe, „äaquivalentes Dekremrnt“
bezeichnet, fest, die noch erläutert werden wird. i
Klasse I : Äquivalentes Dekrement zwischen O und 0,005;
Klasse II : Äquivalentes Dekrement zwischen 0,005 und 0,02;
Klasse III: Aquivalentes Dekrement zwischen 0,02 und 0,08;
Klasse IV: Äquivalentes Dekrement zwischen 0,08 und 0,16.
Folgende Tafel gibt für jede Wellenart die Klassen an, die für
die verschiedenen Frequenzskalen zugelassen sein sollen.
Wellen
Type A, Type As, | Type As | TypeB
Frequenz | Längen
in kp:8 in Meter
co — 300 b — 1000| Klasse I Klasse II |Klasse III|Klasse I\
300 — 105 11000 — 2850| Klasse I Klasse II |Klasse IIl|Rlasse 1\
105,5 — 37,512850 — 8000| Klasse I für|Klasse Ill|jKlasse IV [Klasse I\
Telegraphie
mitderlland
Klasse 11
für Schnell-
telegraphie
371,5 — 0 [8000 — oo |Klasse II — — —
Über den Ausdruck „äquivalentes Dekrement” ist folgendes zu
sagen: Man weiß, daß, wenn man auf einen Stromkreis, der von
einem Schwingungsstrom durchlaufen ist, einen anderen, Resonanz-
stromkreis, einwirken läßt (der eine Kapazität und eine Selbst-
induktanz enthält und in dem die Energieverluste auf einen Minima:
wert reduziert sind), und wenn man die Eigenfrequenz dieses letzte-
ren verändert, man bei dieser Frequenz mit geeigneten Instrume::-
ten eine Kurve des Quadrats der induzierten Ströme feststelien
kann, die man „Resonanzkurve” nennt. Die Form dieser Kurt?
hängt entweder von der Art und Weise, in der sich der Primär-
strom ändert, oder von dem Gesamtwiderstand des Resonanz- oue?
Sekundärstromes ab (oder von der Summe der Energieverluste, d.:
der Strom beim Durchlaufen des Sekundärkreises erleidet). Im
allgemeinen ist es möglich, den Einfluß des Resonanzstromkreise:
auf die Form der Resonanzkurven zu beseitigen, d. h. entweder die
Verluste im Sekundärstromkreis außer acht zu lassen oder di:
Resonanzkurve so zu verbessern, daß die Wirkung dieser Verlu:tv
außer acht gelassen werden kann. Das Komitee stellte außerder;
fest, daß man beim wirklichen Senden eine mittlere Resonanzkurye
erhalten- kann, deren Form von verschiedenen der Ursachen be-
einflußt ist, durch die eine normale mit einer gewissen Wellenlänge
(oder einer gewissen Frequenz) bewerkstelligte Sendehandlun-
bestrebt ist, das Senden mit ähnlichen Wellenlängen zu behinder:.
. Man behandelt also vielmehr eine ganze Reihe oder Gruppe vo!
Wellenlängen als eine einzige. Unter den Ursachen, welche di:
mittlere Resonanzkurve beeinflussen, genügt es, die lfolgende zu
erwähnen: Die Geschwindigkeit und das System des Telegraphi-
rens, die Frequenzänderungen des Generators während eine-
Striches, die Amplitude und die Modulationsfrequenz, das Vor-
handensein einer Verstimmungswelle usw.
Um von der Resonanzkurve auf das äquivalente Dekrement
übergehen zu können, hat man „durch Übereinkommen“ beschlosee::.
sich folgender Formel zu bedienen:
hf % PL
a F e IE
14. Dezember 1922.
— o
Wie man weiß, ist diese Formel nur annähernd richtig, selbst
indem theoretischen Fall der rein exponentiellen Dämpfungsregeln.
Sie entspricht einer symmetrischen Resonanzkurve mit Bezug auf
eine Ordinate, die durch die Abszisse /rrgekennzeichnet wird, der
wiederum die Maximal-Ordinate Jr? entspricht, während f und $:
eine Gruppe irgendwelcher symmetrischer Abszissen zu f- (f
fa =2 fr darstellen, für welche die Ordinate Ja die gleiche ist. Mi
Form der Resonanzkurven, die der für einige Werte für 5 fest-
gesetzten Gleichung entsprechen, ist in Abb. 1 gegeben.
TEETAN
REZEEZERZERSBZREENE
BEBRNREZE INN REENER
ge
aH A =-H-
J T rE
A a IN =“ ar 4: 1 7 W ge
Abb. 1.
Wenn die (mittlere und von den Verlusteffekten im Meßstrom-
kreis) unbeeinflußte Resonanzkurve einer Sendehandlung der an-
genommenen Gleichung entsprechen würde, d. h. einen konstanten
Wert für ô ergäbe, so könnte man das als äquivalentes Dekrement
bezeichnen. Im allgemeinen jedoch trifft das beim gewöhnlichen
Senden nicht zu. Man hat also zu dem Mittel gegriffen, als äquiva-
lentes Dekrement den Höchstwert zu benutzen, den man aus obiger
Formel erzielt, wenn man sie auf die Resonanzkurve innerhalb eines
genau bestimmten Abschnitts bezieht. Die Grenzen eines Ab-
schnitts sind dadurch festgesetzt, daß man angibt, Jaß der Wert J?
2
nicht größer als = sein darf, und daß die Frequenzen nicht inner-
halb des Intervalls von 09 fr — 1,1 fr liegen dürfen. Um die An-
wendung dieser Regel genau festzulegen, hat man vereinbart zu
eagen, daß man für J? die Höchstordinate der Resonanzkurve
nehmen wird, was jedoch fr anbetrifft, ist hier nicht festgelegt, ob
man nicht die einer Höchstordinate entsprechende Abszisse nehmen
darf oder (was vielleicht vorzuziehen ist) den Wert -2 en . Auf
jeden Fall können die bei dieser Wahl in Betracht kommenden
Unterschiede nur sehr klein sein.
Nach Vallauri ist es wünschenswert, die Erläuterung des „äqui-
valenten Dekrements“ insofern abzuändern, daß man einen Wert
annimmt, der im allgemeinen ein wenig höher ist als der oben an-
‚ gegebene, nämlich das Dekrement, das der niedrigsten durch Über-
einkunft festgelegten Resonanzkurve entspricht, das jedoch niemals
‚ unter den angegebenen Kurven liegen darf, u. zw. für den ganzen
: Abschnitt durch aa Ungleichheiten begrenzt wird:
RL It; fhi- hs y fitra.
Diese neue Definition ist in Abb. 2 dargestellt. Die Kurven 1
und 2 stellen zwei mittlere und von den Effekten des Resonanz-
stromkreises befreite Resonanzkurven dar. Die Kurve 1 ist so be-
schaffen, daß der Höchstwert von ô (gleich 0,0185) sich für J? =
Jr? ergibt, wenn man darauf achtet, wie die Kurve 1 eich für
L
b — e c
J: < 5 Jr?, also immer über der dem Werte ô = 0,0185 entsprechen-
den konventionellen Resonanzkurve hält.
Im Gegensatz dazu gestattet die Kurve 2, indem sie in J? =
9 Jr: einen Wert für ô ergibt, der immer unter dem der Kurve 1
liegt, auf seinen niedrigsten Ordinaten bedeutend höhere Werte für
ò zu berechnen. Wenn man die Zeichnung prüft, so sieht man, daß
nur die konventionelle Resonanzkurve, die einem Werte von ô =
0,0205 entspricht (die Tangente zur Kurve 2 in dem Punkte A und
B) nicht über die Kurve 2 für J< Se steigt Tafolgedessen
würde das äquivalente Dekrement der ersten Sendehandlung 0,0185
und das der zweiten 0,0205 sein, obwohl nach dem Vorschlage des
Pariser Komitees das Dekrement der zweiten ein klein wenig nie-
driger sein soll. Die Kongruenz zwischen dem nach der in Paris
vorgeschlagenen Definition erhaltenen Werte und dem Werte, der
durch oben erwähnte Abweichung vermindert ist, würde also nur
indem Fall eintreten, wo beide Tangentenpunkte A und Bder Abb. 2
zwei gleichen Ordinatenwerten entsprechen. Die Annahme des nach
der angegebenen Weise eingeführten und definierten „äquivalenten
Dekrements” gestattet, wie man sicht, in gewissem Maße die „Inter-
ferenzkraft“ einer Sendehandlung zu bemessen. Unter diesen Inter-
ferenzursachen sind die wichtigsten:
1. die langsame Frequenzveränderung (oder Veränderungen der
Wellenlänge), die z. B. aus einer unvollkommenen Regelung
der Geschwindigkeit der elektromagnetischen Generatoren
herrührt,
2 das übermäßige Ausstrahlen von Energie in Frequenzen, die
von der der effektiven Sendeart verschieden sind (Ober-
wellen usw.).
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 30. | 1475
In dieser Angelegenheit konnte das Komitee aus Mangel an
genügenden Unterlagen noch keine genauen Vorschriften festlegen.
Es hat sich daher darauf beschränkt, den Verwaltungen zu empfeh-
len, selbst Höchstgrenzen der Toleranz festzusetzen, u. zw. ent-
weder für Schwingungen geringer Frequenz oder für die Intensität
des elektromagnetischen Feldes, das in einer gewissen Entfernung
on der Sendeantenne entsteht, und das auf höheren Frequenzen
in dem Intervall (0,9 f" bis 1,1 fr) gemessen und unter Bezugnahme
auf die vorstehend gegebene Erläuterung des äquivalenten Dekre-
ments betrachtet ist. Man wird sich auch dafür entscheiden müssen,
ob diese Grenzen, die von Sekundärausstrahlungen verursacht
werden, in ihrem absoluten Wert oder besser in ihrem relativen
Wert, mit Bezug auf das Feld, das durch die Primärausstrahlung
verursacht ist, festzusetzen sind. Außerdem muß man eine. Ent-
scheidung darüber treffen, ob die Entfernung, die dabei zu messen
ist, in Kilometern oder in Wellenlängen auszudrücken ist. Mit
anderen Worten, man muß sich entschließen, ob die Toleranz
gegenüber den Sekundärausstrahlungen von der Bedeutung der
Station abhängig sein soll. Der zweite Vorschlag dürfte mehr für
sich haben, da es bei Gleichheit der Entfernungen möglich scheint,
eine stärkere Interferenz von seiten einer großen Station als von
einer kleinen zuzulassen.
ATTENT
EPZENHEN
4
Y
EE
TAONE
BD ak aE
Das Komitee empfiehlt die Messungen zur Bestimmung der
mittleren Resonanzkurve sowie die zur Abschătzung des durch die
Sekundärausstrahlungen erzeugten magnetischen Feldes soweit als
möglich in einem gewissen Abstand von der Antenne, z. B. inner-
halb einer Wellenlänge, vorzunehmen. Es empfiehlt dies, um in
den Ergebnissen die Auswirkungen der etwaigen Beeinflussungen
und der lokalen Störungen zu vermindern. Alles das erfordert die
Weiterentwicklung einer Meßtechnik. Auch hat das Komitee den
Wunsch ausgesprochen, daß man in den verschiedenen Ländern
zahlreiche Erfahrungen sammelt, um eine zukünftige internatio-
nale Konferenz in der Festsetzung der anzunehmenden Grenzen zu
unterstützen.
Die Notwendigkeit eines „Eichmaßes der Wellenlänge“, d. h.
einer Methode zum Eichen der Wellenmesser, wurde allgemein an-
erkannt. Zur Verminderung der Interferenzen auf ein Minimum
und zur Erzielung einer völligen Anwendbarkeit der verfügbaren
Wellenlänge- (oder Frequenz-) Skalen ist es von Wichtigkeit, daß
die Messung der Wellenlänge mit möglichst großer Genauigkeit
vorgenommen wird, und daß man eine ganz andere Vervollkomm-
nung der Technik "herbeiführen muß, um die Toleranzen auf ein
Mindestmaß zu verringern. Als Ausgangspunkt zum Eichen der
Wellenmesser braucht man natürlich eine absolute Meßmethode für
die Frequenzen. Das Komitee schlug hierfür z. B. die Methode des
Multivibrators Abraham und Bloch vor.
* Es genügt jedoch nicht, den Fall einer auf einer bestimmten
Wellenlänge beruhenden Sendehandlung zu betrachten, für die man
zu dem Zustand zu gelangen bemüht sein muß, wo die mittlere
Wellenlänge der Resonanzkurve mit genügender Genauigkeit dem
angegebenen Wert entspricht. Man muß vielmehr den Fall in Be-
tracht ziehen, wo in einem gegebenen Lande bei einem bestehenden
Radiodienst oder bei einer gegebenen Funkstelle nicht nur eine
einzige Wellenlänge, sondern eine ganze Skala oder eine Gruppe
von Wellenlängen zugelassen sind. In diesem Fall müssen sich die
Sendehandlungen auf mittleren Wellenlängen abspielen, die von
den Grenzen der Skala genügend entfernt sind, damit sie nicht ln-
terferenzen auf Kosten der Radiodienste hervorrufen, die mit ähn-
lichen Skalen arbeiten. Das Komitee glaubt jedoch, nicht genügend
Unterlagen zu besitzen, um genaue Werte festzulegen.
Was die Antennen anbetrifft, so hat das Komitee, um den kürz-
lich erzielten Fortschritten in der Strahlungsmeßtechnik Rechnung
zu tragen, und um ihre heutige Entwicklung gebührend zu berück-
sichtigen, sich entschlossen, daß man bei einer neuen Festlegung
der Benennung der festen Landstationen Angaben macht, die sich
auf die Antennentype, auf die elektrostatische Kapazität, auf die
natürliche Wellenlänge, auf die Größe der Strahlung, auf die Typen
d s Stromerzeugers und auf die normale Intensität des Stromes in
der Antenne beziehen.
1476
ma —— -
Es bleibt also noch die Definition der Reichweite einer
Sendeart. Ein solcher Begriff läßt sich nicht absolut bestimmen,
da er selbst von verschiedenen Grundbedingungen abhängt, die un-
abhängig von der Sendeapparatur auftreten, nämlich:
1. der physischen Bedingungen, die sich ständig im Ausbreitungs-
raum verändern,
2. der Charakteristik der Antenne und der anderen zum Empfang
gebrauchten Apparate.
Da es tatsächlich möglich ist, die von einer Antenne ausge-
strahlte Leistung in genügender Weise schätzungsweise zu be-
rechnen, so sind zur Definition der festgesetzten Reichweiten nötig:
1. die Annahme einer Formel für die Ausbreitung,
2. die Festsetzung eines Grenzwertes für die Intensität des elek-
tromagnetischen Feldes, das gebraucht wird, um den Empfang
zu ermöglichen.
Für die Ausbreitungsformel hat man tatsächlich nur empirische
Verhältniswerte zur Verfügung, unter denen, wenigstens provi-
sorisch und für die kleinen und mittleren Entfernungen, der von
Austin-Cohen als aunehmbarster erscheint, dem man folgende Form
geben kann:
10-6 _ 000048 d
= YA
hJ = 377 E Ade
Eine andere gleichwertige Formel ist:
ed ‚dyYt.w—
re p 979 Yf.1
1257 f*
In diesen Formeln ist À die Wellenlänge und d die Entfernung
in Metern,
. f die Frequenz in Kiioneriddeii pro Sekunde, \
h die Ausstrahlungshöhe der Antenne in Metern,
J die Intensität am Grunde đer Antenne in Ampere,
e die elektromotorische Kraft, die pro Meter Höhe in der Emp-
pfangsantenne induziert wird, in Mikrovolt.
Was die Auswahl der zum Empfang benötigten Feldintensität
anbetrifft, so hat sich das Komitee darauf beschränkt, nur den Fall
der beweglichen und der kleinen Küstenstationen in Erwägung zu
ziehen; für die ersteren ist die Definition der Reichweiten wegen
der Rettungsvorschriften besonders wichtig. Für die Funkstellen,
die immer noch normal mit gedämpften Wellen arbeiten, hat es das
Komitee für richtig befunden, für die Berechnung der Reichweiten
den Wert e = 19%) uV :m (d. h. e = 150 Mikrovolt pro Meter) zu-
grunde zu legen. Wie man an der Formel sieht, erfordert die Be-
rechnung der Reichweiten auch die Kenntnis der Ausstrahlungs-
höhe h, die selbst wiederum das Messen der elektrischen Kraft pro
Meter e nötig macht. Diese Messung kann nur bei einer Entfernung
vorgenommen weraen, die größer als eine Wellenlänge und wenu
möglich kleiner als 10 Wellenlängen ist.
Als Beispiel für die Anwendung der oben angegebenen Formel
ist nachstehende Tabelle berechnet wonden, bei der für e der Wert
von 150 Mikrovolt pro Meter angegeben ist.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
14. Dezember 1922.
außerordentlich ungünstigen) rechnen kann. Bei dem Senden mi!
ungedämpften, getasteten ungedämpften oder modulierten Wellen
(Type Aı und A»), würde man die normale Reichweite mit e -
10uV: m berechnen können; die sichere Reichweite mit «& —
0uV: D Beim radiotelephonischen Senden und bei gedämpften
Wellen (Type A, und B) muß man entsprechend 50 und 230 uV :m
verwenden.
Die angegebenen Größen und die Tabellenform,die ii
der Benennung der festen Landstationen en
halten sein müssen, sind also:
Name der Station,
Anrufzeichen,
Verwaltung, der die Station unterstellt ist,
Verwaltung der Gesellschaft, die den Betrieb der Se wahr-
nimmt,
Geographische Lage,
‚ Type,
Elektrostatische Kapazität in Mikrofarad,
w UO DD
| Antenne Wellenlänge in Metern,
Strahlungshöhe in Metern,
Type der Sendeapparatur, |
Type, A
Klasse,
Welle Frequenz in Kiloperioden pro Sekunde,
Wellenlänge in Metern,
15. Normale Intensität des Stromes in der Antenne in Ampere,
td pad pad ba (und
ee
3 U
16. j Art,
17. Dienst { Dienststunden,
2 \ Reichweite : Z 50 n i z für die Typen B und A;
90, | (Fakultativ) | , Z 10uV:m für die Typen A, und A,
21. Normale Gegenstation (Anrufzeichen) und geographische Laso,
Hinsichtlich der Reichweite der Peilsender (Ra-
diophare) ist folgendes zu bemerken:
a) Die normale Reichweite eines beweglichen Peilsenders sol!
10 Scemeilen (18,5 km) nicht überschreiten,
b) die normale Reichweite eines festen Peilsenders für kurze Ent-
fernungen darf nicht größer sein als 30 Seemeilen (55,5 km),
c) die normale Reichweite eines festen Peilsenders für weite Em-
` fernungen darf 200 Seemeilen (370 km) nicht überschreiten.
Es dürfen ausschließlich Wellen von der Type A, verwende!
werden. Die Reichweiten der Peilsender werden nach denselb«.:
Grundsätzen festgesetzt, wie sie für die Reichweiten der anderen
Küsten- und Schiffsstationen gelten.
Als erste ungefähre Festsetzung vorbehaltlich neuer Erfahrur-
zen, die sehr erwünscht sind, hat man die entsprechenden Höch-!-
werte des Produktes h.J (Strahlungshöhe der Antenne mult-
pliziert mit der Intensität an der Basis) in der nachstehend aufz--
führten Tabelle berechnet. Hierbei hat man für das elektrische Fel!
an der Grenze der Reichweite folgende Werte eingesetzt:
a) 100 Mikrovolt pro Meter für Wellen der Type A.» und B;
b) 25 Mikrovolt pro Meter für Wellen der Type A..
Wellen d = 1%) km d = 150 km d = %0 km = 250) km d = 300 km
2 f À hJ h . Jmax h J h.Jmax h.J h Jmax heJ h.Jmax_ hJ- h.Jmas
kp:s m ni. A m.A m.A m. A m.A m.A m.A ın.A mA, md
|
667 .« 450 22 | 40 38 69 56 102 87 158 105 | 191
500 600 29 53 47 86 70 127 100 | 182 130 3%
375 800 48 59 51 111 89 162 220 157 | 285
Der Ausdruck h.J gibt das Produkt der Strahlungshöhe und
der Intensität des Stromes am Fuße der Antenne an, ein Produkt,
das, um 150 Mikrovolt pro Meter an der Empfangsantenne zu er-
halten, aus der der Tabelle entsprechenden Entfernung bec-
rechnet ist.
Bei Schiffen und an Stellen, wo die Strahlungzshöhe nicht expe-
rimenteHl festgelegt ist, bedient man sich der Rubrik h.Jmax,
welche das Produkt der Intensität am Fuße mit der Gesamthöhe
der Antenne vom Meeresspiegel bis zum höchsten Punkt der An-
tenne angibt. Bei der Aufstellung der Tabelle hat man angenon-
men, daß das Verhältnis zwischen der effektiven und Gesamthöhe
= (),55 ist.
Im übrigen hat das Komitee nicht geglaubt, dieser Berechnungs-
art. der beweglichen und Küstenstationen den Vorzug geben zu kön-
nen, und hat den verschiedenen Verwaltungen volle Freiheit ge-
lassen, entweder ein solches Berechnungssystem anzunehmen oder
die Reichweite der Stationen mittels der praktischen Versuche im
täglichen Verkehr zu bestimmen.
Das Komitee hat sich bei der Angabe der Reichweiten großer
Stationen noch vorsichtiger gezeigt. Diese Angaben sind nicht nur
als fakultativ anzeschen worden, man hat sie sogar für jede Sende-
handlung in zwei voneinander v erschiedene Angaben geteilt.
Von diesen beiden Angaben entspricht die eine der gewöhn-
lichen Reichweite, die andere einer gewissen Reichweite, auf die
man selbst unter ungünstigen Bedingungen (jedoch nicht unter
Meter-Ampere-Tabelle für die festgesetzt
Reichweiten und elektrische Felder.
Elektrisches Type Reichweiten
Feld der ver- l
; wendeten 10 Seemeilen 3) Seemeilen 200 Seemeilen
Intensität e Wellen ı85 km 555 km 970 km
Mikrovolt
je m
uV :m _ Meter-Ampere , Meter-Ampere | Meter-Amper
m.A m.A m.
100 A, oder B 5 16 N
25 Ay — 4 43
Es wird jeder Verwaltung empfohlen, die technischen For:
schritte zu benutzen, die man beim Bau von Empfangsappara!
erreicht hat, um die Sendeintensität des Peildienstes möglichst 7-
vermindern.
Radiogoninmetrie. — Das Komitee hat sich vorgenvi-
men, die Frage der Wellenlängen zù prüfen, bevor sie von Ra’!
zonioinetern in Anspruch genommen werden, und im besonderen ?
untersuchen, welche nachstehend aufgeführten Wellen die az
14. Dezember 1922. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 50. 1477
besten geeignete ist: 450, 600 oder 800 m. Es hat sich ebenso mit Anzahl Fan
der Frage beschäftigen wollen, ob alle radiogoniometrischen Sta- a der ad Ar
ıionen imstande wären, Peilungen auf 450 und 800 m vorzunehmen. Stationen Stationen
Die vorläufigen Beschlüsse, zu denen es gekommen ist, sind:
1. Die radiogoniometrischen Küstenstationen können den beweg- Irland ....... en es BT ie A | I l
lichen Stationen Peilungen auf den Frequenzen 375 kp:s hatn) Fi, A ee 1
(800 m), 500 kp : s (600 m) und 667 kp: s (450 m) erteilen. Im Großbritannien... . 5 Esila 1a BEE
normalen Dienst müssen die radiogoniometrischen Küsten- Frankreich. .... 5 Pol Dee 9
stationen ebenso Peilungen auf einer der Frequenzengruppen, Italien . ...... 5 Te ne i i: ake PE 9
die nachstehend aufgeführt sind, gestatten: AZOTEN. s.’ 1 ne DmaBeln.a 7 1
375 kp:s (800 m) Spanien ...... l 5 Konstantinopel DR | 1
500 kp:s (600 m) Portugal ...... Bulgarien. ..... 1
500 kp:s (600 m) und 667 kp:s (450 m) Deutschland .... |] Mensen 1
375 kp:s (00 m) „ 667 kp:s (450 m). a ER A TER f 6 Nordafrika ..... 5
Die Auswahl hierbei bleibt den verschiedenen Verwaltun- S reiz BES LIE a 1 Tripolis... .... | 1
gen, denen die Stationen unterstellt sind, überlassen. Norweg AN 3 Ägypten ...... | 5
3, Um den in Not oder Gefahr befindlichen Schiffen Hilfe zu brin- Schweden. ... . à 2
gen, müssen alle radiogoniometrischen Küstenstationen, die
nicht normal die Frequenz von 500 kp :s (600 m) benutzen, mit
einer Ausrüstung versehen sein, um ausnahmsweise Peilungen
auf dieser Frequenz vornehmen zu können.
3. Die Anrufe der Peilungen und die Mitteilungen über den radio-
goniometrischen Vorgang müssen erfolgen entweder:
a) mit der von der radiogoniometrischen Station gebrauchten
Frequenz oder
b) mit der Frequenz 500 kp : s (600 m) nach den Anweisungen
der betreffenden Radioverwaltung.
4. Die von jeder Verwaltung aufgestellten Vorschriften werden-
vom Zentralbureau veröffentlicht.
Wetterdienst. — Es hat sich ein Unterkomitee gebildet,
um die Organisation der radiotelegraphischen Übermittlung der
meteorologischen Mitteilungen zu besprechen. Nach Diskussion hat
dieses Komitee beschlossen, folgendes zu empfehlen:
a) Die Sendezeiten müßten so gewählt werden, daß die Länder,
deren Beobachtungen von größter Wichtigkeit sind, die Priori-
tät haben.
b) Die radiotelegraphischen Stationen, die zum Senden für das
Inland bestimmt sind, müßten eine Reichweite von 1500 km,
jedoch nicht unbedingt mehr haben.
c) Man dürfte nicht mehr als zwei gleichzeitige Sendehandlungen
für meteorologische Nachrichten gleichen Inhalts von euro-
päischen Funkstellen haben.
d) Bis die Schweiz dazu gelangt ist, einen Funkdienst zu organi-
sieren, der ihr gestattet, Beobachtungen 30 Minuten nach der
Beobachtung selbst drahtlos zu verbreiten, werden die Beob-
achtungen auf Draht nach Frankreich übermittelt, damit sie
vom Eiffelturm gleichzeitig mit den in Frankreich und Belgien
angestellten drahtlos verbreitet werden können.
e) Holland!) müßte wenn möglich seine Wetterberichte durch
drahtlose Telegraphie 50 Minuten nach der Beobachtung selbst
verbreiten können.
f) Die von Schiffen im Atlantischen Ozean herstammenden Be-
richte müßten augenblicklich als Teil der Inlandmitteilungen
des Landes gelten, das sie empfängt.
g) Unter Anlehnung an die oben angeführten Grundsätze und
unter Berücksichtigung der Sendezeiten und Wellenlängen, die
augenblicklich im Gebrauch sind, hat das Unterkomitee eine
Übersicht aufgestellt, welche die Sendezeiten für die verschie-
denen Länder enthält.
Das Senden der Berichte aus Nordafrika (Algier, Tunis,
Marokko) kann entweder mit dem der Berichte aus Polen und
Estland oder nach dem der Berichte aus Spanien erfolgen.
h) Eine Kollektivmitteilung, welche die Summe der europäischen
Beobachtungen angibt, müßte drei Stunden nach jeder Beob-
achtung verbreitet werden. Diese Botschaft müßte (durch
Funken) vom Eiffelturm ausgesandt werden. Die Kollektiv-
mitteilung, welche die in Europa angestellten Beobachtungen
zusammenfaßt, müßte aus einer Anzahl von Stationen für jedes
Land bestehen, wie dies in der nachstehenden Tabelle ange-
geben ist. Der Wetterdienst eines jeden Landes müßte den
Präsidenten der Kommission so bald wie möglich über die
Namen der Stationen informieren, die an den europäischen Kol-
lektivmitteilungen teilnehmen sollen.
Zu diesen Stationen kämen noch höchstens 30 Gruppen aus den
Vereinigten Staaten und 20 Gruppen aus Kanada und Grönland.
Diese Gruppen würden alle Beobachtungen der im westatlantischen
Ozean befindlichen Schiffe umfassen, die von den Sende-Großstatio-
nen der Vereinigten Staaten und Kanadas ausgesandt werden.
© Holland sendet inzwischen 30 Min. nach Beobachtung. (Anm. d. Bearb.)
k) Das Senden auf einer Landlinie ist zwischen Frankreich und
der Schweiz erforderlich, aber diese Mitteilungsmethode wird
normal zwischen benachbarten Ländern gebraucht werden, um
Ergänzungsbeobachtungen zu erhalten, die außer den drahtlos
übersandten noch nötig sein könnten,
Das Komite hat eine Tabelle über die Verteilung der
Frequenzen und Wellenlängen auf die ver-
schiedenen Funkdienste aufgestellt. Ein näheres Ein-
gehen auf diesen Text, der dem Anhang 2 des Entwurfs zum Inter-
nationalen Funkvertrag von Washington beigefügt werden soll,
ist hier nicht möglich. :
Schluß.
Wie man aus dieser kurzen Zusammenstellung erkennt, hat
das interalliierte Komitee nur die Hauptfragen anschvreiden und
die Arbeit für zukünftige internationale Konferenzen vorbe-
reiten können. Es bleibt noch viel zu tun, und es ist sehr
zu wünschen, daß die Gelehrten in den verschiedenen Ländern zu
einem Einvernehmen hinsichtlich der Aufstellung eines vorläufigen
Untersuchungsprogramms kommen, deren Ergebnisse ohne Zweifel
Unterlagen von größtem Nutzen für zukünftige Studien liefern kön-
ten. Unter den radiotelegraphischen Fragen, die von Interesse für
die Wissenschaft sind und ihrer Natur nach einen wahrhaft inter-
nationalen Charakter haben, seien genannt: Das Studium der
Gesetze, welche die Energieübermittlung beim radiotelegraphischen
. Verkehr bestimmen, die atmosphärischen Störungen, die von den
verschiedenen Sendearten und Handlungen erzeugte Interferenz
und die Mittel, sie zu beseitigen, die Hochfrequenzmessungen, die
Elektronenröhren usw.
Bei der Sitzung in Paris beschloß das Komitee, für den Augen-
blick die internationalen Übereinkommen auf das Studium der bei-
den ersten Fragen zu beschränken. Das Gesetz von der Ausbreitung
der Energie beruht noch nicht, wie wir schon bei Gelegenheit der
durch Übereinkunft festgelegten Reichweiten gesagt haben, auf
völlig und ausschließlich wissenschaftlichen Grundlagen; man
müßte also zunächst von einer gewissen Anzahl von Sendestationen
zu einer vereinbarten Zeit einige voneinander verschiedene Sende-
handlungen vornehmen, bei denen man sorgfältig die Wellenlänge
(oder Frequenz) und die Intensität des Stromes in der Antenne zu
messen hätte. Eine bestimmte Anzahl von Beobachtern, die auf die
Empfangsstationen der verschiedenen Länder verteilt sind, müßten
die Intensität dieser Zeichen oder besser die des entsprechenden
elektromagnetischen Feldes und wenn möglich die Ausbreitungs-
richtung genau aufzeichnen.
Was das Studium der atmosphärischen Störungen anbetrifft,
so stellt dieses heute vielleicht das wichtigste Problem der Radio-
telegraphie dar. Es handelt sich in der Tat darum, ihren Ursprung
und ihre Natur sowie die Hauptgrundsätze zu bestimmen, auf die
man die Methoden zur Beseitigung dieser schlimmsten Feinde der
Radiotelegraphie aufbauen könnte. Das ist ein Arbeitsfeld, auf
dem nur eine großzügige Organisation von experimentellen Unter-
suchungen, die gleichzeitig von einer großen Anzahl von Beobach-
tern unternommen werden, zu festen Ergebnissen führen kann. Die
wichtigsten zu prüfenden Punkte dürften folgende sein:
1. Die Hauptrichtung, aus der die atmosphärischen Störungen auf
jeder Station herkommen, 5
2. die Intensität der atmosphärischen Störungen,
3. die Gleichzeitirkeit und die Intensitätsunterschiede der glei-
chen atmosphärischen Störungen, die in verschiedenen Statio-
nen beobachtet werden,
4 die Einteilung der Störungen unter Berücksichtigung der vor-
stehend aufgeführten charakteristischen Erscheinungen.
Wir wollen wünschen, daß die ersten Arbeiten hierzu so bald
wie möglich unternommen werden, zum größten Wohl der radio-
telegraphischen Verkehrstechnik. Th urn.
1478
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 50.
14. Dezember 192%.
Kurzschlußsichere Stromwandler.
Von Oberingenieur C. Schrader, Halensee.
Übersicht. In folgendem werden die zu Meß- und Relaiszwecken
bestimmten kurzschlußsicheren Ein- und Mehrleiter-Stromwandler be-
schrieben. Die Beschreibung umfaßt ihre geschichtliche Entstehung,
ihre auf Verwendung eines geraden Leiters nebst Kondensatordurch-
führung beruhende Konstruktion, ihr physikalisches Verhalten bei Über-
strom, ferner ihre betriebs- und meßtechnischen Eigenschaften sowie
ihre verschiedenen Ausführungsarten. Meßresultate, die unter Berück-
sichtigung der neuen Meßwandlerklassifizierung durch mehrere Kurven-
tafeln dargestellt sind, ergänzen den Inhalt.
Die von den Siemens-Schuckertwerken G. m. b. H, seit mehr als
zehn Jahren mit Erfolg hergestellte, von Rudolf Nagel an-
gegebene Kondensatordurchführung!) für Hochspannung war der
Ausgangspunkt zur Konstruktion von kurzschlußsicheren Strom-
wandlern der Siemens & Halske A.-G., Wernerwerk. Anlaß, Ziel
und Zweck, sowie die geschichtliche Entstehung und schließliche
konstruktive Durchbildung dieser Wandler, die sich im Laufe der
mehrjährigen Erfahrungen in der Praxis bewährt haben, ist
Gegenstand nachstehender Ausführungen.
A. Kurzschlußsichere Einleiterstromwandler.
Der Ausbau von Großkraftwerken für Elektrizitätsversorgung
nach dem Gesichtspunkt der größtmöglichen Kurzschlußsicherheit
ist sowohl für einen geregelten Betrieb als auch für den Bestand
der wichtigsten Anlageteile von allergrößter Bedeutung. Die
hohen Leistungen solcher Werke haben im Falle eines Kurz-
schlusses überaus hohe Überströme mit Spitzenwerten von mehre-
Abb. 1. Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler für 200/5 A,50 kV.
ren 100000 A zur Folge. Insbesondere ist die der Kraftquelle am
nächsten gelegene Hauptschaltanlage bei benachbartem Kurzschluß
gefährdet, weil hier die Kurzschlußströme wegen des geringen .da-
zwischen liegenden Dämpfungswiderstandes ihren Höchstwert er-
reichen. Solche hohen Kurzschlußströme bedingen neben ihrer
hohen thermischen Wirkung, mit all den gefährlichen Folgeerschei-:
nungen, gleichzeitig sehr hohe dynamoelektrische Kräfte, die die
Stromleiter sowie die Apparatewicklungen mechanisch sehr hoch
beanspruchen. Diese Kräfte können mitunter eine solche Höhe
erreichen, daß gekrümmte Leiter geradegestreckt, enggeführte Hin-
und Rückleitungen gewaltsam voneinander abgestoßen und unge-
nügend gesicherte Stromschleifen zerrissen werden.
Durch Kurzschlußströme ganz besonders gefährdet ist der zu
Meß- und Relaiszwecken gebräuchliche Stromwandler. Ohne auf
seine allbekannte Spulenbauart und seine vielen Abarten einzu-
gehen, sei nur erwähnt, daß er solchen Kurzschlußbeanspruchungen
in seiner gewöhnlichen Ausführung nicht standhält und so geeignet
ist, örtlich weitere Kurzschlüsse selbst herbeizuführen, wie dies
manche Betriebe zu ihrem Leidwesen erfahren mußten.
Es ist daher durchaus angezeigt, daß in Schaltanlagen großer
Kraftwerke sowohl für den Überstromschutz als auch zu Meß-
zwecken nur solche Stromwandler verwendet werden, die volle
Kurzschlußsicherheit gewährleisten.
Die Eigenschaft der absoluten Kurzschlußsicherheit ist bei
Stromwandlern aber nur dadurch erzielbar, daß die primäre Wick-
lung nicht aus einer Spulenwicklung, sondern nur aus einem ein-
zelnen geraden Leiter und einem darüber geschobenen Eisenkern
mit symmetrisch verteilter Sekundärwicklung besteht. Der kon-
zentrische Aufbau eines solchen Wandlers verhält sich vollständig
indifferent zu den vom geraden Leiter radial ausgehenden Kräften.
Der Wert der Kurzschlußsicherheit wurde zuerst an den Schienen-
stromwandlern für Hochstrom zu einem Zeitpunkt erkannt, als
größere Ein- und Mehrphasenanlagen mit sehr bedeutenden Leistun-
gen errichtet wurden, wo Kurzschlüse auftraten, die von sehr
ernsten Folgen begleitet waren. Anläßlich der Ausarbeitung der
Projekte im Jahre 1912 für die großen Kraftwerke Melbourne und
Buenos-Aires wurde daher, zwecks Erzielung größtmöglicher Be-
ı) D. R. P. Nr. 177667.
triebssicherheit, die Forderung gestellt, nur Schienen-Stromwand-
ler zu verwenden, Diese Forderung gab den Anstoß zur Konstruk-
tion des nachbeschriebenen kurzschlußsicheren StromWandlers.
Der neuzuschaffende Stromwandler sollte außer Kurzschluß-
sicherheit noch andere betriebs- und meßtechnische Eigenschaften
aufweisen, die nach dem damaligen Stande der Technik recht
schwierig zu erfüllen waren. So sollte der primäre Leiter für 20 kV
Betriebsspannung unter Ausschluß von Isoliermasse und Öl bruch-
sicher isoliert sein. Primäßrseitig standen für den die primäre
Wicklung bildenden Leiter (Nennstrom 200 A) nur 200 Ampere-
windungen gegen etwa 1000 AW bei gebräuchlichen Stromwandlern
zur Verfügung. Sekundär sollte ein Relais von etwa 150 VA Eigen-
verbrauch, außerdem ein Zähler sowie Meßgeräte unter Einhaltung
einer für industıi-
elle Zwecke aus-
reichenden Über-
setzungsgenauig-
keit angeschlos-
sen werden.
Erfüllung der
ersteren Forde-
rung bot die Kon-
densatordurchfüh-
rung aus Repe-
lit der SSW, da
neben Trocken-
isolation ihr sehr
3
KA
Ag in Aii
g
hu
Q
l —-} wir
-> Winkelabpeic
nn m
> Amp, wak ı
Abb.2. Vergleichsmessung. Einleiterstromwandler und
Spulenstromwandler Mtr. 2. 200/5 A, Freq. = 50, 10 VA.
geringer Außendurchmesser für einen ringförmigen Eisenkern mit
kurzer magnetischer Kraftlinienlänge wegen der zur Verfügung
stehenden geringen AW-Zahl sehr zustatten kam. Die weitere For-
derung fand ihre Lösung, indem für die ungewöhnlich hohe Nenn-
bürde?) für das Überstromrelais einerseits, für Zähler und Meß-
geräte andererseits zwei getrennte Ringkerne mit gesonderten
Wicklungen vorgesehen wurden. Das Charakteristische an diesem
Einleiterstromwandler war hauptsächlich der zu Meßzwecken
bestimmte axial sehr lang bemessene Ringkern, der die meßtech-
nisch gestellten Forderungen im ersten Fall ermöglichte.
Abb. 3. Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler Mtr. 171
für kleinere Stromstärken.
Abb. 1 zeigt die ursprüngliche Ausführung des kurzschlu£-
sicheren Stromwandlers der S. & H. A. G. für 200 A Nennstrom und
für eine Prüfspannung von 50 kV, Abb. 2 die Übersetzungs- und
Fehlwinkelkurven dieses Wandlers im Vergleich zum normalen
Spulenstromwandler Mtr. 2 (1000 AW).
23) Siehe „Entwurf zu Regeln für die Bewertung und Prüfung von Mef-
wandlern“, „ETZ“ 191, S. 209.
14. Dezember 1922.
Aufbau.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
Inzwischen wurde dieser Stromwandlertyp sowohl konstruktiv
als auch meßtechnisch nicht unwesentlich vervollkommnet.
Bauart
veranschaulicht die einfache
eines
Abb. 3
kurzschlußsicheren
Stromwandlers Mtr. 171 von gestreckter Form mit langem Ring-
kern, für geringe primäre Stromstärken (von 50 bis 500 A).
REN
Abb. 4
1479
bandage aufnehmenden Teil des Rohres sind ein oder zwei, die
Niederspannungswicklung (3) tragende Ringkerne (4) aus ge-
blättertem Eisen befestigt. Ein plombierbarer fester Mantel (5)
deckt die Niederspannungswicklungen zum Schutze gegen äußere
Beschädigungen ab. Zur Erzielung eines besseren Gleichgewichtes
werden die langen Kerne (Abb. 1 bis 3) an zwei in der Schwerpunkts-
zone beider Kerne gelegenen Be-
festigungsbügeln (6) gelagert, die
mit den Kernen sowie mit den seit-
lich angebrachten gleichzeitig zum
Halten des Repelitisolators dienen-
den Schellen (7) ‘gemeinsam ver-
bolzt sind. Auf der einen Schellen-
hälfte sind die für den Zähler-
anschluß vorgesehenen Niederspan-
nungsanschlüsse (8) durch eine
abnehmbare, plombierte Metallkappe
(9) übe ‚rdeckt. Seitlich an gleicher
Stalle ist an einem unlösbaren
Eisenwinkel (10) das von außen
nicht abnehmbare Systemschild (11)
befestigt. Auf jeder Schellenhälfte
ist eine Erdungsschraube (13) vor-
gesehen.
Für Abb. 5 und 6 gilt das Ge-
sagte mit der Abänderung, daß an
Stelle der Befestigungsbügel (6)
eine als Schelle ausgebildete, seit-
lich angeordnete Befestigungsplatte
(14) angebracht ist,
Abb. 4. Prinzipieller Aufbau des kurzschlußsicheren Einleiterstromwandlere nach Abb. 3.
zeigt den Aufbau des Stromwandlers in prinzipieller Darstellung.
Abb. 5 und 6 zeigen einen Stromwandler mit kurzem Ringkern für
höhere primäre Stromstärken (2000 A).
Abb. 5. Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler Mtr. 172
für höhere Stromstärken.
Abb. 6. Privzipieller Aufbau des kurzschlußsicheren Einleiterstromwandlers nach Abb. 5.
Beiden Stromwandlerarten gemeinsam ist der stabförmige, die
Hochspannung führende Kupferleiter (1) von beliebiger
schnittsform, den ein nach dem Kondensatorprinzip hergestelltes
Über dem mittleren, die Draht-
Repelitrohr als Isolator (2) umgibt.
Quer-
Betriebs- und meßtechnische Eigenschaften.
Neben seiner Haupteigenschaft, der absoluten Kurzschluß-
sicherheit, weist der Einleiter-Stromwandler noch andere betriebs-
technisch wertvolle Eigenschaften auf. So ist seine verhältnis-
mäßig schmale, auf Verwendung von Repelitdurchführungen und
axial langer Ringkerne beruhende Bauart insbesondere dazu ge-
IAbb. 7. Kurzschlußsicherer Einleiterstremwandler Mtr. 171 für X00 A.
eignet, ihn einerseits im Zuge der Leitungsführung zu verlegen und
ihn andererseits gleichzeitig als rauchdichte Decken- oder Wand-
durchführung unter Ersparnis nicht unwesentlicher Material- und
Montagekosten bequem zu benutzen. Seine hochwertige, glimm-
freie, bruchsichere und praktisch nicht brennbare Trockenisolation,
die ausschließlich durch die nach dem Kondensatorprinzip, im Span-
nungsgefälle gleichmäßig abgestufte Repelitdurchführung erzielt
wird, gewährleistet auch beim Auftreten von hohen Beanspruchun-
gen jeder Art vollkommen sicheren Betrieb. Bemerkenswert eind
auch seine Anschlüsse, die durch starke Quetschung der primären
Leiterenden von rundem Querschnitt her-
gestellt sind, eine Maßnahme, durch welche
wegen Fortfalls der gewöhnlich benutzten
Kabelschuhe als Zwischenstücke jegliche
zusätzliche Erhitzung vermieden wird.
Abb. 7 zeigt die neuere Ausführung für
2000 A mit flachgequetschten Anschlüssen.
Des weiteren bietet die Verwendung
gesonderter Ringkerne zu Meß- bzw. Re-
laiszwecken wegen der unterschiedlichen
Betriebsbedingungen die volle Gewähr
für einwandfreies und voneinander unab-
hängiges Funktionieren beider Teile, in-
dem einerseits beim Meßkern durch die
Wahl sehr geringer magnetischer Sätti-
gung große Konstanz des Übersetzungs-
verhältnisses über den ganzen Meßbereich
und andererseits beim Relaiskern durch
die Wahl hoher Sättigung bei großen Überströmen sehr bald die
Sättigungsgrenze erreicht wird, was zur Folge hat, daß der Strem
auf der Sekundärseite nicht mehr nennenswert anwachsen kann.
Schädliche Überlastung der Wicklung sowie der Relaiskontakte ist
1480
dadurch ausgeschlossen. Auch die anderen Auslöseorgane des
Überstromschutzes werden infolgedessen mit Sicherheit betätigt.
Der Wandler wirkt hierbei wie ein elastisches, Stromstöße stark
dämpfendes Zwischenglied zwischen dem primären Leiter und Re-
lais. Dies wurde durch Versuche anläßlich der Prüfung des 60 000
kV A-Generators der Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. an einem
kurzschlußsicheren Einleiterstromwandler für 300/55 A (Abb. 8)
bestätigt?).
Abb. 8. Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler Mtr. 171 für 300 A,
geprüft mit 114000 A Überstrom.
Es ergab sich bei einem primären Kurzschlußstrom, dessen
Spitzenwert der ersten Halbwelle 99 000 A betrug, auf der Sekundär-
seite im Relaiskreis ein solcher von 168 A gegenüber dem aus der
Übersetzung des Wandlers zu folgendem Sollwert von 1650 A. Bei
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Abb. 9. Kurzschlußsicherer Einleiterstrromwandler Mtr. 171 c HII,
Klasse E, 60075 A, f= 50.
den weiteren Kurzschlußversuchen, wo über 114000 A erreicht
wurden, bewährte sich der Wandler unter einwandfreier Betätigung
des Relais bestens. Irgendwelche Störungen mechanischer oder
thermischer Natur konnten weder an ihm noch an den von ihm be-
triebenen Relais festgestellt werden.
3 Vgl. „ETZ“ 1919, S. 628.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
14. Dezember 1922.
Zur Erreichung so vorzüglicher Eigenschaften muß man aller-
dings einige Unbequemlicheiten in der Herstellung des kurzschlul-
sicheren Stromwandlers in Kauf nehmen. Je nach der Höhe des
Nennstromes, der Betriebsspannung, dem Genauigkeitsgrad der
Übersetzung, der Höhe der Nennbürde sowie der Frequenz ändern
sich sowohl die radialen als auch die axialen Abmessungen des
Wandlers in ziemlich weiten Grenzen. Die Erklärung hierfür er-
hellt aus folgender Überlegung. ei
Die wirksame primäre Amperewindungszahl des kurzschluß-
sicheren Stromwandlers ist im Gegensatz zu gewöhnlichen Strom-
wandlern nicht konstant, sondern ändert sich entsprechend dem je-
weiligen Nennstrom, dem sie der Größe nach gleich ist. Dies hat
zur Folge, daß zur Einhaltung konstanter Übersetzung bei gegebener
Bürde der prozentuale Anteil der Leerlaufamperewindungen in be-
zug auf den jeweiligen Nennstrom, unter Berücksichtigung eines
konstanten Kraftflusses, ebenfalls konstant sein muß, Im Fall
geringer Nennströme müssen demnach auch die Leerlaufampere-
windungen sehr gering sein. Diese bedingen aber ihrerseits eine
sehr geringe magnetische Sättigung oder gleichbedeutend einen
sehr großen Eisenquerschnitt des Ringkernes, der bei feststehenden
radialen Abmessungen daher axial sehr lang werden muß. Zu-
sammenfassend ergibt sich, daß zur Erzielung derselben Über-
setzungsgenauigkeit bei gleichbleibender Nennbürde die Ringkerne
dieser Stromwandler für verschiedene Nennströme und Betriebs-
spannungen verschieden große Abmessungen aufweisen müssen.
Die axiale Länge der Ringkerne ist hierbei eine Funktion vorge-
nannter Größen, und zwar nimmt die Länge mit abnehmender Nenn-
stromstärke und wachsender Betriebsspannung zu. Da durch die
praktische Ausführung die Abmessungen des Ringkernes radial
nach innen und axial in der Länge begrenzt sind, dürfen die Nenn-
ströme ein bestimmtes Mindestmaß, sofern der Stromwandler de
Genauigkeitsvorschriften noch genügen soll, nicht. unterschreiten.
Höhere Übersetzungsgenauigkeit, höhere Bürden, höhere Betriebs-
spannungen und geringere Frequenz bedingen daher Heraufsetzung
TTR
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Cesum >= m 2% T Yalı, = I. SE NZ age. So Dunn
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Abb. 10. Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler Mtr. 171 c HI
` Klasse F, 690,5 A, 7=50
der unteren Nennstromgrenze. So liegt beispielsweise für Relais-
oder Strommesseranschluß die untere Nennstromgrenze bei 50, für
einzelne wattmetrische Meßgeräte bei 200, für gewöhnlichen Zähler-
anschluß bei 300 und für beglaubigungsfähigen Zählerschluß bei
500 A. Genaue Abgleichung des Übersetzungsverhältnisses, wie
dies die Beglaubigungsbestimmungen vorschreiben, ist bei Einleiter-
Stromwandlern für Nennströme unter 1000 A durch die übliche Ver-
a Google
14. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
1481
ringerung der sekundären Windungszahl um eine oder mehrere Win-
dungseinheiten nicht ohne weiteres erreichbar, weil die Sollwert-
grenzen des Übersetzungsverhältnisses wegen des prozentisch
hohen Betrages einer Windung entweder unter- oder überschritten
werden. Um die Abgleichung des Übersetzungsverhältnisses den-
noch mit dem gewünschten Genauigkeitsgrad herbeiführen zu kön-
nen, wird ein geschütztes Verfahren verwendet, darauf beruhend,
daß die letzte Sekundärwindung nur einen Teil des Gesamtkraft-
flusses umfaßt. Zu dem Zweck wird der an der richtigen Über-
setzung prozentisch fehlende Teil an der Kernlänge als 100 ge-
rechnet, abgeteilt, und das Drahtende der letzten Windung durch
eine Öffnung (12) quer zur Kernschichtung hindurchgeführt, wie
dies aus Abb. 4 ersichtlich ist.
Ausführung.
- Die Ausführung der kurzschlußsicheren Stromwandler erfolgt
normal sowohl mit einem als auch mit zwei Ringkernen. Der
axial längere Kern ist, wie gesagt, zu Meßzwecken, der kürzere
dagegen zu Relaiszwecken bestimmt.
Als Nennströme gelten normal primär: 50, 70, 100, 150, 200,
300, EN. 500, 600, 800, 1000, 1500, 2000 und 3000 A, sekundär
stets T
Als Prüfspannungen, die nach den Normalien des VDE abge-
stuft sind, gelten entsprechend den Serien II bis IX unter Berück-
sichtigung eines geringen. Spannungsaufschlages: 20, 30, 66, 88,
110, 144, 176, 220 und 300 kV.
Die Isolation der sekundären Wicklung gegen den Körper ist
für eine Prüfspannung von 2000 V bemessen. Die primären Kupfer-
leiter von rohrförmigem Querschnitt sind aus Rücksicht auf hohe
Stromüberlastung reichlich gewählt. Die spezifische Querschnitts-
belastung der Leiter erreicht nur in einem Fall bei 400 A den maxi-
malen Wert von 1,57 A/mm?, während für alle anderen Stromstärken
die Belastung weit darunter liegt. Die Ausführung für 200 A ist
einheitlich für alle darunter liegenden Nennströme, wodurch die
Gewähr gegeben ist, daß im Fall sehr hoher Überströme eher die
Zuleitung als der primäre Leiter des Wandlers abschmilzt,
Die Erdung des äußersten metallischen Belags der Kondensator-
durchführung ist wegen richtiger Potentialverteilung unbedingt
erforderlich. Sie wird durch die auf der Durchführung angebrach-
ten Drahtbandage herbeigeführt, indem diese einerseits mit dem
äußersten Belag der Durchführung und andererseits mit der erd-
baren Befestirungsplatte im Kontakt steht. Der Erdungsanschluß
der sekundären Wicklung ist samt den sekundären Anschlüssen
plombierbar ausgeführt. Die primären Anschlüsse der Stromwand-
ler für sehr hohe Betriebsspannungen erhalten Zentralklemmen,
solche für Betriebsspannungen von 110 kV aufwärts außerdem
Schutz gegen Strahlung.
Die kurzschlußsicheren Einleiterstromwandler werden bezüg-
lich ihrer Übersetzungsgenauigkeit nach den aufgestellten Regeln”
in E-, F- und G-Klassen eingeteilt. Die der E-Klasse zugeordneten
sind beglaubigungsfähig. Sie haben die höchste Übersetzungsge-
nauigkeit bei geringstem Fehlwinkel; sie eignen sich daher für sehr
` genaue Zähler- und Kontrollmessungen. Ihre Beglaubigung ist von
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in der „ETZ“, Heft 9,
vom 2. III. d. J. veröffentlicht worden.
' Die der F-Klasse zugeordneten Stromwandler haben wi ge-
ringere Genauigkeit; sie eignen sich zum gewöhnlichen Zähler-
anschluß sowie zum Anschluß aller wattmetrischen Schalttafel-
meßgeräte und Strommesser.
Die der G-Klasse zugeordneten Meßwandler eignen sich haupt-
sächlich zum Anschluß von Relais und Strommessern, wo die Phasen-
Renung zwischen primärem und sekundärem Strom keine Rolle
spielt,
Eine weitere Einteilung dieser Stromwandler erfolgt nach den
sekundär zulässigen Nennbürden 0,3, 0,6, 1,2, 1,8 und 2,4 Q, ent-
sprechend Leistungen von 7,5, 15, 30, 45 und 60 VA. Die Relais-
kerne werden für Nennströme über 75 A normal für eine Nennbürde
von 1,2 Q (30 VA) bemessen. Sie können jedoch bei höheren Nenn-
strömen auch für wesentlich höhere Nennbürden ausgeführt werden;
für den geringsten Nennstrom von 50 A ist deren zulässige Nenn-
bürde sehr begrenzt, im ungzünstigsten Fall 03 Q (75 VA).
Abb. 9 bis 12 geben die an verschiedenen kurzschlußsicheren
Stromwandlern nach der Methode von Prof. Schering ermittel-
ten Stromfehler und Fehlwinkel, Die gestrichelten Linienzüge im
Diagramm begrenzen die vorschriftsmäßig zulässigen Abweichun-
gen für die einzelnen Meßbereiche der verschiedenen Klassen.
Abb, -9 zeigt den kurzschlußsicheren Einleiterstromwandler
Mtr. 171c III der Klasse E für 600/5 A, 0,6 Q Bürde; Abb. 10 den-
selben Stromwandler, jedoch für Klasse F benutzt. Die Stromfehler
und Fehlwinkel sind hierbei als Funktion der Nennbürden von
0 bis 1,8 Q, getrennt nach !/ı, !/2, t/s und t/ıo des Meßbereiches auf-
getragen; Abb. 11 desgleichen Mtr. 171 c III der Klasse F für 300/5 A
und Nennbürden von 0,3 und 0,6 Q; Abb. 12 desgleichen der Klasse G
für Relaisanschluß bestimmt. Zur Veranschaulichung des sekun-
dären Stromabfalles ist das Verhältnis von . . U als Funktion des
1
aa $ En a nn Regeln für die Bewertung und Prüfung von Meß-
primären n-fachen Überstromes aufgetragen, wo U den Sollwert
der Übersetzung bedeutet.
Einbau.
Der Einbau, des kurzschlußsicheren Einleiterstromwandlers
geschieht, um seitliche Zugbeanspruchungen zu vermeiden, zweck-
mäßig im Zug der Leitungsführung.
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Abb. 11.
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Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler Mtr. 171 c III,
Klasse F, 300/5 A.
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Abb. 12. Kurzschlußsicherer Einleiterstromwandler Mtr. 171c V,
für Relaisanschluß, 50/5 A.
Die Befestigungsschienen sind so anzuordnen, daß keine
zwischen Hin- und Rückleitung, also in eine Stromschleife, zu liegen
kommt, anderenfalls diese Eisenschiene bei Wechselströmen von
etwa 300 A aufwärts sich stark erhitzt. Erreichbar ist dieses, in-
dem die Hin- und Rückleitung oder alle drei Leitungen bei Drei-
phasenstrom von den Befestigungsschienen umrahmt werden.
abe Google
1482
Zum Einbau des Wandlers nach Abb. 3 und 4 sind Bolzen und
Abstandsmuffen aus Messing erforderlich, um eine Meßfehler ver-
ursachende, magnetische Überbrückung zu vermeiden.
B. Kurzschlußsichere Mehrleiterstromwandler.
Für geringere Ströme als 300 A ist der Einleiterstromwandler
zu wattmetrischen Messungen nicht genau genug. Deshalb wurde
nach dem Vorgange des DRP Nr. 229 920 im Jahre 1909 eine Wick-
lung aus mehreren Windungen in Schleifenform durch zwei parallel
angeordnete Durchführungen gezogen. Man erreichte dadurch die
Möglichkeit, die primäre AW-Zahl und mit ihr die Übersetzungs-
genauigkeit beliebig hoch zu wählen. Auch war man dadurch in
der Lage, eine bessere Überdeckung des Meßbereiches vom Ein-
leiterstromwandler herbeizuführen, Die Mehrleiterstromwandler
werden für die E- und F-Klassen für primäre Nennströme von
10 bis 800 A und Serien II bis IX ausgeführt.
Abb. 13.. Kurzschlußsicherer Mehrleiterstromwandler, 10 bis 8992A, bis2150”kV.*®
Wie aus Abb. 13 und aus dem Prinzipbild Abb. 14 ersichtlich,
geben die hälftlich geteilte Befestigungsplatte e sowie zwei guß-
eiserne Schellen, die am anderen Ende der Drahtbandage der Re-
pelitdurchführungen b aufgeklemmt sind, dem ganzen Wandler
samt den auf der einen Durchführung angebrachten Ringkernen
Cı Cz mit ihren Windungen d, d; festen Halt. Die Wicklungsköpfe
der Wicklung a sowie des zusätzlichen Leiters m sind metallisch
verschalt. Aus ihnen ragen die primären Anschlüsse oben L,, La
und unten La, Ls heraus, deren Schaltung so getroffen werden kann,
daß der Anschluß sowohl oben oder unten als auch oben und
unten erfolgen kann. An gleicher Stelle befindet sich die Schutz-
Funkenstrecke, die zur Überleitung von Wanderwellen dient. Sie
ist für beliebigen Anschluß des Wandlers umiegbar eingerichtet, da-
mit die Wicklung stets geschützt bleibt.
(IB IDG BGG BB BED EG CB GB BB BGG DE GB BG EGO BGB BI BED GD BGG BB GG GCI GB BOB BE IST GB BB BB BD BB
III CT II GCT SI IT TI GB GBI CGGGIEI IDG BG IE I GIG IB SEIT II ISSIBG BGB BEB BB I GIB TREE a
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Abb. 14. Prinzipieller Aufbau d«s Mehrleiteretromwandlers nach Abb. 13.
In Abb. 15 sind die Ergebnisse einer Messung veranschaulicht,
die an einem kurzschlußsicheren Mehrleiter-Stromwandler Mtr. 326
VI der Klasse E für 600/5 A bei einer Nennbürde von 1,2 Q ausge-
führt wurde.
Die Berechtigung, auch diese Mehrleiter-Stromwandler als kurz-
schlußsicher zu bezeichnen, leitet sich aus folgender Berechnung
her. Die in einer Stromschleife wirksame Kraft ist:
_2.%2.1.10-7
2 a.981 kg.
Es bedeutet hierbei:
i maximal mögliche AW-Zahl,
l Länge der parallelen Leiterbündel in cm,
a achsialer Abstand der Leiterbündel in cm.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
14. Dezember 1922,
-a
Es sei z. B. ein Mehrleiter-Stromwandler für 300/5 A der Serie
VIa in einer Anlage für 100 000 kVA Leistung und 60 kV Betriebs-
spannung eingebaut. Seine primäre Wickelung hat 3 Windungen.
Zunächst ergibt sich der maximale Nennstrom
100000. V2
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sowie unter Berücksichtigung des zwischenliegenden Leistungs»
transformators der Spitzenwert der ersten Halbwelle des Stoß-Kurz-
schlußstromes
1360.12 — 16 300 A
und schließlich die maximal auftretende AW-Zahl im Leiterbündel
— 16 300 -3 — 48 900 A.
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Abb. 15. Kurzschlußsicherer Mehrleiterstromwandler Mtr. 326, Klasse E,
150/5 A, f = 50.
Ferner ist den konstruktiven Abmessungen des Wandlers ent-
sprechend
l — 160 cm
a = 30cm
gesetzt.
Diese Werte in obige, bekannte Formel eingesetzt, ergeben die
a 2.488.10°.16.102.10-7
~ 99,981 — = 261 kg.
Solchem Druck halten aber die starken gußeisernen Befestigungs-
schellen mit ihren Verbolzungen, in Richtung der Schleifebene,
ohne weiteres stand.
Auch mehrjährige durchweg gute Erfahrungen in der Praxis
geben die Berechtigung, diese Mehrleiter-Stromwandler als kurz-
schlußsicher gelten zu lassen.
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14, Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 50.
1483
Die Ausnutzung der Wasserkräfte des Rheins oberhalb Straßburg.
Von Oberbaurat Dr.-Ing. Kupferschmid, Karlsruhe.
Übersicht. Der Oberrhein bis zum Bodensee im Versailler Ver-
trag. Stellung der Schweiz im und zum Vertrag. Ausnutzung der
Kheinwasserkräfte zwischen Straßburg und Basel und Haltung Deutsch-
lands in der Zentralkommission für die Rheinschiffahrt. Forderungen
der badischen Regierung hinsichtlich des Ausbaues der Rheinkräfte
oberhalb Basel. Aussichtslosigkeit dieser Forderungen.
Nach Artikel 358, Abs. 1 und 2, des Versailler Vertrags kann
Frankreich zwischen der schweizerisch-französischen Grenze
bei Basel und der deutsch-französischen Grenze bei Lauterburg
nicht nur die gesamten Wasserkräfte des Rheins für sich bean-
spruchen, wenn es für die Hälfte derselben eine Geldentschädigung
an Deutschland bezahlt, die unter Berücksichtigung der Kosten der
für die Kraftgewinnung notwendigen Arbeiten bestimmt wird, son-
dern auch für beliebige Zwecke — Schiffahrt, Kraftgewinnung,
Wiesenwässerung, Speisung des Rhein-Rhone-Kanals u. a. — aus
dem Rhein Wasser entnehmen und seitlich ableiten, sofern nur
hierdurch im Rhein oder in den an seine Stelle tretenden Äbleitun-
gen — Seitenkanälen — die Schiffbarkeit nicht beeinträchtigt oder
die Schiffahrt nicht erschwert wird.
Weiter ist in Abs. 2, Ziff. 2, des Artikels 358 festgesetzt, daß die
Schweiz berechtigt sein soll, in gleicher Weise und unter den
gleichen Bedingungen die gesamten Rheinwasserkräfte oberhalb
Basel bis zum Bodensee für sich zu beanspruchen, sofern die Zen-
tralkommission für die Rheinschiffahrt einem dahingehenden, von
der Schweiz gestellten Antrag ihre Zustimmung gibt.
Im Zusammenhang mit der letzteren Festsetzung endlich be-
stimmt Artikel 362, Ziff. 2, daß Deutschland sich von vornherein
zu verpflichten habe, keinen Widerspruch gegen irgendwelche Vor-
schläge der Zentralkommission für die Kheinschiffahrt zu erheben,
die die Ausdehnung ihrer Zuständigkeit oberhalb Basel bis in den
Bodensee bezwecken, vorbehaltlich der Zustimmung der Schweiz.
Hiernach könnte es scheinen, als ob Deutschland infolge des
Vertrags die gesamten Rheinwasserkräfte zwischen Straßburg und
dem Bodensee als für sich verloren anzusehen habe, Bei näherem
Zusehen zeigt sich indes, daß eine solche pessimistische Auffassung
nicht berechtigt ist.
Was zunächst die Stromstrecke oberhalb Basel betrifft,
so darf aus der durchaus korrekten Haltung, welche die amtliche
Schweiz während des Krieges Deutschland gegenüber eingenommen
hat, wohl geschlossen werden, daß die die Rheinwasserkräfte be-
treffende Bestimmung in den Vertrag nicht auf ihre Veranlassung
oder mit ihrem Zutun aufgenommen worden ist. Auch der Gedanke,
daß die Schweiz etwa beabsichtigen könnte, für die ihr aus der
Wahrung der Neutralität erwachsenen Opfer sich aus dem deutschen
Anteil an den Rheinwasserkräften echadlos zu halten, würde zu
dieser Haltung der Schweiz nicht stimmen und wird in deren führen-
den Kreisen als „unanständig” zurückgewiesen. Im Hinblick end-
lich auf das Größenverhältnis der beiden Länder, ihre wirtschaft-
liche Abhängigkeit voneinander und die immer weiter sich aus-
breitende Erkenntnis, daß der Versailler Vertrag nicht die endgül-
tige Abrechnung des Weltkrieges darstellen kann, wäre es auch
nicht klug gehandelt, wenn die Schweiz die augenblickliche wehr-
lose Lage Deutschlands zur Mitwirkung bei seiner Ausplünderung
benutzen wollte. Hierzu hätte sie um so weniger Anlaß, als die
Rheinwerke vorwiegend Sommerenergie liefern, mit der sie selbst
bereits übersättigt ist, ein nennenswerter wirtschaftlicher Gewinn
aus der Wegnahme der Rheinwasserkräfte für sie somit nicht zu
erwarten wäre. So wohlmeinend also in bezug auf die Schweiz die
Entente bei der Abfassung der Artikel 358 und 362 auch gewesen
sein mag, so wird es doch zu einem auf die Wegnahbme der Rhein-
wasserkräfte abhebenden Antrag der Schweiz nicht kommen.
Aber auch unterhalb Basel war die durch den Vertrag
entstandene Lage von vornherein nicht ganz aussichtslos. Durch
eingehende Untersuchungen ist der Nachweis erbracht, daß bei
einer Kanalisierung des Stromes selbst etwa 800 Mill. kWh mehr als
im französischen Kanal, dessen Jahresleistung zu 3,74 Milliarden
kWh berechnet ist, gewonnen werden können. Bei diesem großen
Unterschied hätte es sich unter allen Umständen, selbst in dem Fall,
daß nur die im Vertrag vorgesehene Geldentschädigung in Frage
kam, verlohnt, in der Zentralkommission für die Rheinschiffahrt
für die Stromkanalisierung einzutreten und zu versuchen, ob das
Mehr an Kraftausbeute sich nicht für Deutschland retten ließe, um
so mehr, als auch die im kanalisierten Strom liegende Wasserstraße
einer solchen im französischen Kanal in jeder Hinsicht vorzuziehen
wäre. Nach dem, was bisher bekannt geworden ist, sind aber
Schritte nach dieser Richtung deutscherseits nicht geschehen, und
nunmehr hat Frankreich das der obersten Gefällstufe (Kembs) ent-
sprechende Kanalstück glücklich unter Dach gebracht. Die Fort-
führung des Kanals bis Straßburg ist nur noch eine Frage der Zeit
und der Geldbeschaffung, und sie wird sicher kommen, es sei denn,
daß bei einer Revision des Vertrages von Versailles der Artikel 358
herausfällt, was aber wenig wahrscheinlich ıst, oder bei der Aus-
führung des Kembser Kanalstücks die dem Projekt überhaupt an-
haftenden Unzulänglichkeiten und Absurditäten so kraß in die Er-
scheinung treten, daß Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Weiter-
führung entstehen müssen. Aber auch im letzteren Fall sind große
Hoffnungen nicht berechtigt, da ja die an Deutschland zu zahlende
Entschädigung von der Höhe der Baukosten abhängt, die über das
Vernünftige hinausgehenden Baukosten also Deutschland aufge-
bürdet werden können,
Merkwürdigerweise hat sich Deutschland in der Zentralkom-
mission für die Rheinschiffahrt auch noch dazu verstanden, der
von der Schweiz an Stelle des linksrheinischen Kanals erstrebten
Regulierung der Strecke Straßburg—Basel nach der zwischen Son-
dernheim und Straßburg angewandten Girardon’schen Methode zu-
zustimmen, wiewohl eine solche Regulierung mit der Kraftgewin-
nung unvereinbar ist, also dem Vertrag nicht entspricht, und daher
lediglich als ein Provisorium gelten kann, das mit der Weiterfüh-
rung des Kanals außer Funktion treten muß, und wiewohl diese
Methode unter den hier vorliegenden Stromverhältnissen keine Ge-
währ dafür bietet, daß eine leistungsfähige Großwasserstraße er-
halten und die Stromverhältnisse nicht zum Schaden der Anlieger
verändert werden. Welches die Beweggründe für diese Haltung der
deutschen Regierung waren, entzieht sich der Öffentlichkeit; sie
dürften aber wohl in der Befürchtung einer Anwendung des Ar-
tikels 358, Abs. 2, Ziffer 2, durch die Schweiz zu suchen sein.
Bei dieser Sachlage sollte man nun meinen, daß Baden — das
Reich hat auf die ihm nach der Verfassung zustehenden Ansprüche
an die RheinwasserkräftezwischenBaselunddemBoden-
see verzichtet — den Ausbau dieser Kräfte mit allen nur denk-
baren Mitteln betreiben werde. War doch schon während des Krieges
und noch mehr nach Beendigung desselben die Kohlen- und Strom-
not bis ins Unerträgliche gestiegen, und handelt es sich doch in
dieser Stromstrecke, abgesehen von den bereits bestehenden und den
auf die Schweiz allein eutfallenden Werken um insgesamt 376 000
mittlere Jahres-PS, von denen auf Baden etwa dıe Hälfte mit
jährlich rund 1 Milliarde kWh entfällt, die sich auf 7 Werke ver-
teilt. Da war es aber zunächst der auf sozialdemokratische Ziele -
gerichtete Sozialisierungsgedanke, der einer raschen Lösung der
Aufgabe im Wege stand. Die auf seiner Grundlage gemachten Ver-
suche mußten scheitern, weil der Staat glaubte, wenig geben, da-
gegen alles verlangen, d. h. das Kapital ohne irgendwelche Gegen-
gabe ausnutzen zu dürfen. Im weiteren Verlauf der staatlichen Be-
mühungen um das Zustandekommen der Werke gewann es zwar
den Anschein, als ob dieser Sozialisierungsgedanke fallen gelassen
sei und auf einer anderen Grundlage verhandelt werde, und von
Zeit zu Zeit konnte man in Auslassungen des amtlichen badischen
Pressebureaus von Konferenzen lesen, auf denen volle Überein-
stimmung mit der Schweiz und den Beteiligten, d. h. den Kon-
zessionsbewerbern, sich ergeben habe, so daß der Ausführung der
zur Konzessionierung eingereichten Projekte — es sollen dies
Birsfelden, Rheinfelden (Umbau), Niederschwör-
stadt, Dogern und Reckingen sein — nichts mehr im
Wege stehe. Jetzt hört man aber von anderer Seite, daß die Badische
Regierung neben einem alljährlich zu entrichtenden Entgelt für die
ausgebaute Roh-PS eine Beteiligung des Staates mit 26 % an der
Finanzierung, die Übernahme der Schiffbarmachungskosten —
Schleusen und Werkkanäle und vermutlich auch die Austiefungen
an den oberen Enden der Haltungen — auf die Kraftwerke und die
Überlassung der Kraftausbeute ganz oder zum Teil, je nach Bedarf,
an die staatliche Landeselektrizitätsversorgung verlange.
Diese Forderungen gehen erheblich über das hinaus, was vor
dem Krieg, also unter Verhältnissen von den Konzessionsbewer-
bern für die Rheinkraftwerke verlangt wurde, die für die Finan-
zierung weit günstiger lagen als heute. Abgesehen aber davon,
daß sie in einer Zeit gestellt werden, in welcher der Kredit und die
eigene Leistungsfähigkeit des Staates im Wirtschaftsleben nahezu
auf Null gesunken sind und die Erhaltung und Weiterentwicklung
des Vorhandenen ausschließlich von der Bereitwilligkeit des Ka-
pitals abhängt, sich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, so
sind sie auch deshalb befremdlich, weil sie sich teilweise wider-
sprechen und die zu erwartende Belastung der Werke nicht klar
erkennen lassen, jedenfalls aber die Finanzierung der Werke und
ihre gesunde Weiterentwicklung erschweren, wenn nicht unmög-
lich machen müssen.
So liegt ein Widerspruch darin, wenn einerseits ein Entgelt
und die Übernahme der Schiffbarmachungskosten auf die Werke
verlangt werden, die doch eine Erhöhung des Strompreises zur
Folge haben müssen, während anderseits der erzeugte Strom ganz
oder z. T. für die staatliche Landeselcktrizitätsversorgung be-
ansprucht wird, die auf billigen Strom abheben muß.
Jeder Berechnung entzieht sich die finanzielle Wirkung der Be-
lastung der Werke mit den Kosten der Schiffbarmachung. Wann es
zu dieser kommen wird, weiß heute niemand; mindestens werden
aber einixe Jahrzehnte darüber vergehen. Ein Urteil über die Ver-
hältnisse auf dem Arbeits- und Materialmarkt und damit über die
Höhe der Baukosten nach dieser Zeit ist also heute unmöglich, wozu
noch die weitere Unklarheit darüber kommt, wie sich die Kosten der
Schiffbarmachung auf die an ihr beteiligten Länder, also Baden,
1484 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 14. Dezember 1922.
die Schweiz, Württemberg, Bayern und Österreich, verteilen wer-
den. Wenn überhaupt, so könnte doch höchstens eine Belastung -
der Kraftwerke mit den auf Baden und die Schweiz entfallenden
Kostenanteilen in Betracht kommen.
Nicht übersehbar sind auch die Wirkungen, welche die Forde-
rung der staatlichen Landeselektrizitätsversorgung in der Fassung,
in der sie gestellt ist, auslösen müßte. Daß diese Forderung eich
innerhalb erträglicher Grenzen halten wird, ist nicht wahrschein-
lich, da bereits ein erheblicher Teil des Strombedarfs Dampfwerken
entnommen wird, der als Ersatz dafür in Aussicht genommene Aus-
bau größerer Wasserkraftwerke im Schwarzwald — Ausbau des
Murgwerks, Schluchseewerk — aber infolge der Geldentwertung
zurückgestellt oder doch auf einen geringeren Umfang beschränkt
werden muß. Wären aber größere Strommengen abzugeben, so
wären die Werke fraglos nicht mehr frei in der Verfügung über
die erzeugte Energie, und dies müßte sich namentlich bei der Ge-
winnung industrieller Großbetriebe als Abnehmer, ohne die eine
Rentabilität nicht zu erhoffen ist, in lästiger Weise fühlbar machen.
Einer Beteiligung des Staates mit einem Prozentsatz des An-
lagekapitals stehen zwar grundsätzliche Bedenken nicht entgegen,
wiewohl es im Hinblick auf die Gefahr, daß eines Tages die En-
tente ihre Hand auf den staatlichen Anteil an den Werken legen
könnte, wohl beser wäre, wenn nicht der Staat, sondern die Kreise,
Gemeinden und die industriellen und landwirtschaftlichen Ver-
bände als Teilhaber eintreten würden. Daß sie aber gerade auf
26 % festgesetzt ist, läßt vermuten, daß die Regierung mit der
Schweiz zu einer Verständigung dahin zu kommen hofft, daß auch
diese die gleiche Beteiligung fordert, wodurch der staatliche An-
teil auf 2 X 26 = 52 %, also auf die Aktienmehıheit käme. Bei
der gleichartigen Neigung der politischen Majorität in Baden und
in dem hauptsächlich in Betracht kommenden schweizerischen
Kanton — dem Aargau — wäre der Weg zu der durch alle bis-
en Erfahrungen in Mißkredit geratenen Sozialisierung ge-
ebnet.
Daß das Kapital unter solchen Bedingungen zu dem Ausbau
der Kraftwerke sich verstehen könnte, darf nicht erwartet werden.
Beharrt also die Regierung weiter auf ihren Forderungen, so wird
der Ausbau aller Voraussicht nach unterbleiben. Es wäre sehr zu
bedauern, wenn es zu einer so schweren Schädigung des Landes
lediglich durch ein starres Festhalten an Theorien und Maximen
kommen sollte, das heute um so weniger am Platz ist, als Handeln
dringend nottut, solches aber auf einem anderen \Vege als mit Hilfe
des Kapitals nicht möglich ist. So wie die Verhältnisse liegen,
dürfte die Regierung ihrer Pflicht gegen das Land genügen, wenn
sie sich eine Überwachung des Betriebes sichert und verhindert,
daß die Ausnutzung der Naturkräfte des Rheins unter UÜbervor-
teilung der Energieabnehmer erfolgt. Beides läßt sich aber ohne
drückende Vorschriften erreichen, da die Finanzgebarung der
Kraftwerke klarer zutage liegt als diejenige irgendeiner anderen
Industrieart.
Verbraucherstrom und Leitungsstrom in der Berechnung
von Wechselstromanlagen!).
In seiner Doktorschrift macht es sich Karl Möhrle zur Auf-
gabe, hauptsächlich die Bedeutung des Verbraucherstromes und des
Leitungsstromes in der Berechnung von Wechselstromleitungen
gegeneinander abzuwägen, Unter Verbraucherströmen mögen die
in den Verbrauchern und unter Leitungsströmen die in den Leitun-
gen gemessenen Stromstärken verstanden werden. Beide Größen
sind entsprechend der Schaltung der Verbraucher im Leitungs-
systeme voneinander abhängig. Anregung zu der Untersuchung ga-
ben die Arbeiten Teichmüllers über die Grundgrößen der
Leitungsberechnung?). In ihnen wird durch eigenartige Aufrollung
des Problems der Leitungsberechnung,. welche ausgeht von dem
Einfluß der Verbraucher auf die Spannung an ihren Klemmen, den
Verbraucherströmen allein ausschlaggebende Bedeutung zugemes-
sen. Im Gegensatz hierzu war es bisher allgemein üblich, der Lei-
tungsberechnung die Leitungsströme zugrunde zu legen. Es lag
nun nahe, parallel zu den von Teichmüller auf Grund der Verbrau-
cherströme durchgeführten Untersuchungen und Ableitungen solche
von den Leitungsströmen ausgehend anzustellen. Bei Ausführung
dieser Aufgabe wurde einerseits in den von Teichmüller zur Auf-
stellung seiner Formeln gemachten Ableitungen zur deutlichen Her-
vorhebung des Unterschiedes noch straffer auf die Verbraucher-
ströme bezogen, andererseits entsprechende Ausdrücke unter allei-
niger Zugrundelegung der Leitungsströme als deren Funktionen ab-
geleitet. Die Untersuchungen erstrecken sich über die Berechnung
von Einphasenwechselstrom-Zweileiter-, Einphasenwechselstrom-
Dreileiter-, Drehstromdreieck- und Drehstromstern-Leitungen. Voll-
ständig unabhängig voneinander abgeleitet führen sie zu dem ent-
sprechend gleichen Ergebnis. Es kann mithin bei der Leitungsbe-
rechnung eine Verbraucherstrommethode und eine Leitungsstrom-
methode unterschieden werden. Hierbei werden die Widerstände
und die Induktivitäten, diemit dem Verbraucherstrom zusammen die
gesuchte Formelgröße ergeben, Verbrauchergrößen genannt und ent-
sprechend diejenigen, die auf den Leitungsstrom bezogen sind, Lei-
tungsgrößen.
Ein Vergleichen der beiden Methoden, bzw. der Ableitungen,
durch welche man zu ihnen gelangt, führt zu folgender Beurteilung:
In allen den Leitungssystemen, in denen die Leitungsströme gleich
den Verbraucherströmen sind, ergeben sich nach beiden Methoden
selbstverständlich vollständig gleiche Beziehungen für die Span-
nungsabfälle an den Klemmen der Verbraucher, nur daß im einen
Falle der Leitungsstrom, im anderen der Verbraucherstrom vor-
kommt. Das ist der Fall bei der Einphasenwechselstrom-Zweileiter-
leitung, der Einphasenwechselstrom-Dreileiterleitung und bei der
Drehstromsternleitung. In diesen Fällen soll durch die getrennte
Ableitung natürlich nur die methodische Verschiedenheit gezeigt
werden. Die Ableitungen der Leitungsstrommethode sind durch-
weg umständlicher als die der Verbraucherstrommethode, so daß ver-
nünftigerweise die einfachere Verbraucherstrommethode vorzu-
ziehen ist, solange es auf die Untersuchung der Spannung an den
Klemmen der Verbraucher ankommt. Sollen indessen die Anteile
1) Dr.-Diss. von Dipl.-Ing. Karl Möhrle, Karlsruhe.
2) Vier (irundgrößen der Leitungsberechnung. „ETZ* 1916, S. 397 u. 411.
Die Spannungsschwankungen im BEinphasen- Wechseistrom-Dreileiternetz. „ETZ“
1917. 8.533, 544 u. 555. Die vierGrund«rößen der Leitungsberechnung für Drehstrom-
leitungen bei Dreieckschaltung der Verbraucher. „ETZ 191%, S. 45,00 u.69. Die vier
Grundsrößen der Leitungsberechnung für Drehstromleitungen boi Sternschaltung
der Verbraucher. „ETZ 1919, 8. 580 u, 630. (Die 5. und 6. Arbeit desselben Ver-
fussers. die die vorangehenden vier abschlieben. waren zur Zeit der Abfassung
der vorliegenden Dissertation noch nicht erschienen. Die 6 Aufsätze sind, in
einem Bund zusammengefaßt, im Selbstverlag des Verfassers erschienen.)
bestimmt werden, die die einzelnen Leiter einer unsymmetrisch an-
geordneten Mehrleiter-Leitung am gesamten Spannungsabfall bis
zu den Klemmen der Verbraucher haben, so kann dies in einfacher
Weise nur mit Hilfe der Leitungsstrommethode geschehen. Hierin
liegt die Bedeutung der Leitungsstrommethode. Ebenso wie sich
Vektordiagramme konstruieren lassen für den Spannungsabfall an
den Klemmen eines Verbrauchers unter der Annahme veränderlicher
Verbraucherströme, können auch solche unter der Annahme ver-
änderlicher Leitungsströme entsprechend gebildet werden. Für die
einzelnen Leiter lassen sich indessen keine Ortsflächen für die Vek-
torendpunkte des in ihnen auftretenden Spannungsabfalles von der
allgemeinen Bedeutung aufzeichnen wie fürdiejenigender Vektorend-
punkte der Spannungsabfälle an den Klemmen eines Verbrauchers;
vielmehr ergibt sich in der den resultierenden Vektor des Spannungs-
abfalles bei gleichen Höchststromstärken in allen Leitern darstellen-
den Strecke nur der geometrische Ort für den Spannungsabfall bei
zwar veränderlichen aber unter sich stets gleichen Leitungsstrom-
stärken. Für beliebig veränderliche unter sich verschieden große Lei-
tungsströme ergeben sich für den Spannungsabfall eines einzelnen
Leiters keine eindeutigen Diagrammwerte. Das ist erklärlich, wenn
man berücksichtigt, daß streng physikalisch ein einzelner gerader
Stromleiter undenkbar ist, und die Ableitung des Blindspannungs-
abfalles eines einzelnen geraden Stromleiters mit Hilfe der Teil-
induktivitäten ausgeführt werden muß. Diese Teilinduktivitäten,
bei deren Bildung von dem Biot-Savart’schen Gesetz ausgegangen
wird, sind lediglich Rechnungsgrößen, die absolut richtige, eindeu-
tige Werte nur für ein vollständiges Stromleitersystem ergeben,
d.h. für ein System, in dem die Summe aller Ströme gleich Null ist.
In einem experimentellen Teil werden an einer Versuchsanord-
nung, die eine Drehstromdreieckleitung mit veränderlichem Wirk-
widerstand und Induktivität widergibt, Diagrammwerte für den
Spannungsabfall an den Klemmen eines Verbrauchers sowohl in Ab-
hängigkeit von den Verbraucherströmen als auch in Abhängigkeit
von den Leitungsströmen aufgenommen. Die experimentelle Auf-
nahme zeigt deutlich, wie z. B. gerade bei der dem Versuch zu-
grunde gelegten Drehstromdreieckleitung ein Diagramm für den
Spannungsabfall an den Klemmen eines Verbrauchers in Abhängig-
keit von den beliebig sich ändernden Leitungsströmen widersinni£
ist, da sich doch normalerweise in einer solchen Leitung die drei
Leitungsströme gar nicht beliebig unabhängig voneinander ändern
lassen, ohne daß das System zerstört wird. l
Als Ergebnis der verschiedenen Ableitungen sind schließlich
die Wirkwiderstände und die Induktivitäten als Verbrauchergrößen
und als Leitungsgrößen für alle betrachteten Wechselstromleitungen
zusammengestellt. Diese ergeben in einfacher Weise durch ent-
sprechende Zusammenfassung zum Scheinwiderstand gemeinsam mit
dem Verbraucherstrom bzw. Leitungsstrom den gesuchten Span-
nungsabfall an den Klemmen der Verbraucher oder denjenigen ın
einem Leiter.
Auf Grund der vorausgegangenen Untersuchung wird zum
Schlusse die Fachliteratur daraufhin durchgesehen, inwieweit bis
her die Leitungsströme oder die Verbraucherströme der Leitung®-
berechnung zugrunde gelegt worden sind. Hierbei ergibt sich, dab
bisher alle Autoren ihren Ableitungen allein die Leitungsström®
zugrunde legten und zwar gleichgültig, ob sie den Gesamtspannunz=
abfallan den Klemmen der Verbraucher oder den Spannungsabfall
in einem einzelnen Leiter bestimmen wollten. Demgegenüber mub
aber betont werden, daß die Verbraucherströme doch diejenige
Größen sind, die willkürlich geändert werden und als deren Funk-
tionen die Spannungsänderungen zu beobachten sind.
x - om um o eas awam M
14. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 50.
RUNDSCHAU.
Leitungsbau.
Leitungsbefestigung in Schaltanlagen. — Die in Hochspan-
nungs-Schaltanlagen aufgetretenen Zerstörungen von Isolatoren
waren vielfach auf die Verwendung von Kitt für die Verbin-
dung von Porzellan- und Metallteilen zurückzuführen. Man hat
dann besondere Anweisungen für die Zusammensetzung dieser Kitte
ausgearbeitet. Trotzdem hört man noch häufig von Isolatorenbe-
schädigungen, wofür der Kitt verantwortlich zu machen ist. Es ist
daher verständlich, daß man danach strebt, ein derartig unsicheres
Konstruktionselement aus dem Bereich der Hochspannungstechnik
auszuschalten. Die Bernischen Kraftwerke A.-G. haben Konstruk-
tionen für geklemmte Armaturen und die hierzu erforderlichen
Stütz- und Durchführungsisolatoren entworfen und ausgeführt, wo-
bei Kitt vollständig entbehrlich ist. Leiter oder Apparateteil wer-
den durch Klemmstücke befestigt, die gleichzeitig einerseits am
Leiter oder Apparateteil und anderseits am Isolator angreifen und
mittels einer Schraube gegen Leiter oder Apparateteil und Isolator
gepreßt werden. Bei dem in Abb. 1 dargestellten Stützisolator be-
Abb. ı.
Stützisolator, Abb, 2. Durch-
führungsisolator.
steht die Kopfarmatur aus 2 Kappenhälften, die einen nach innen
vorstehenden Wulstrand besitzen, der in eine Nute des Isolatoren-
eingreift. Außerdem ist in der Kappe ein Ausschnitt ent-
sprechend der Form des zu haltenden Leiters angebracht. Durch
eine gesicherte Preßschraube werden die Kappenhäliten zusammen-
. gehalten. Zur Befestigung des Isolators dient ein an der Basis be-
findlicher Wulst, über den ein gußeiserner Preßring gelegt und
durch 2 Schrauben auf der Unterlage befestigt wird. Soll der Iso-
lator auf Winkeleisen gesetzt werden, geschieht die Befestigung
vermittels zweier Hakenschrauben (Abb. 4). Die Durchfübrungen
(Abb, 2) erhalten die gleiche Kopfarmatur wie die Stützisolatoren.
Der Leiter wird durch die Porzellandurchführung durchgestoßen
und vermittels der Kappenhälften und einer in der Mitte ausge-
bogenen Schraube festgeklemmt. An Stelle der Leiter können auch
Apparateteile an den Isolatoren befestigt werden, wobei die Kappen
Ausschnitte erhalten, die der Form des zu haltenden Apparateteils
entsprechen. (Abb. 3) zeigt einen Trennschalter, wo an Stelle der
Preßringe eine Grundplatte verwendet ist, in welcher die beiden
Stützisolatoren mittels Laschen festgeklemmt sind. Aus der Zwei-
teilung der Kopfarmatur ergibt sich eine einfache Montage. Ein de-
fekter Stützisolator kann ausgewechselt werden, ohne daß man die
Leitung wegzunehmen braucht. Beim Durchführungsisolator wer-
den die in anderen Konstruktionen festsitzenden Leitungsbolzen
nebst Anschlußklemmen entbehrlich. Die den Bernischen Kraft-
werken A.-G. patentierte Neuerung, welche dort seit mehreren
Jahren mit Erfolg verwendet wird, verdient auf jeden Fall Be-
achtung. (Bulletin des S.E. V. 1922, S. 414.) Ka.
Beleuchtung und Heizung.
Vorläufiger Bericht des Komitees der „Illuminating En-
gineering Society“ für die Beleuchtung von Motorfahrzeugen. —
Die erste Vorschrift über Kopflaternen von Motorfahr-
zeugen wunde 1918 aufgestellt. Sie erhielt ihre endgültige
Fassung im Mai 1920, in welcher sie von nahezu allen Staa-
ten angenommen wurde. Eine vom Staat Massachusetts später ein-
geführte Verschärfung regte eine Revision der Vorschriften an,
welche in folgendem Entwurf niedergelegt wurde. Im Gegensatz
Abb. 8 Trennschalter.
zu den ersten Vorschriften enthält der neue Entwurf Bedingungen,
welche nur im Laboratorium mit genauen Instrumenten geprüft wer-
den können. Die neuen Vorschriften sollen nach einer be-
stimmten Karenzzeit in Kraft treten. Sie enthalten folgende wich-
tigsten Punkte: Unter Vorderbeleuchtung wird entweder die voll-
ständige Kopflaterne verstanden oder die Vorrichtung, welche den
Lichtstrahlen der Lampe die gewünschte Richtung gibt. — Keine
Vorderbeleuchtung darf in Gebrauch genommen werden, bevor durch
einen staatlich beglaubigten Laboratoriumsprüfschein ihre Zweck-
mäßigkeit festgelegt ist. Ferner muß sie den sogenannten „Zu-
satzbedingungen” entsprechen. — Bei den Prüfungen wird unter-
schieden, ob es sich um Lampenpaare oder um Einzellampen han-
delt. — Für Lampenpaare gelten folgende Vorschriften: Die ein-
gereichten Musterlampen müssen genau den geplanten Einrich-
tungen entsprechen. Alle notwendigen Zubehörteile ausschließlich
der Batterien müssen miteingeschickt werden, dgl. eine gedruckte
Gebrauchsanweisung. — Die Durchmesser der vorderen Glasschei-
ben sollen nach Möglichkeit 207, 216, 228 oder 241 mm betragen. —
Die Parabolreflektoren sollen hochpoliert sein, möglichst genaue
Paraboloidform aufweisen und eine Brennweite von 31,8 mm haben,
wie es das National Bureau of Standards vorschreibt. — Die Glüh-
lampen sollen von normalen Typen sein, gemäß den Normen des
National Bureau of Standards, Für gewisse Einrichtungen sind
Speziallampen zulässig. — Jede Einrichtung muß eine einwandfreie
Abb. 4. Teile des Stützisolatores.
unauslöschbare Fabrikmarke tragen einschließlich evtl. benutzter
Speziallampen. — Die Einstellung der Lampen im Prüfungslabora-
torium hat genau nach der den Mustern beigefügten Justiervorschrift
zu erfolgen. — Für die Justierung der Glühlampe in bezug auf den
Brennpunkt des Reflektors sind drei Stellungen zulässig: Im
Brennpunkt: Hier ist bei nacktem Reflektor und ebenem Front-
glas das austretende Strahlenbüschel nahezu parallel und von
kleinstmöglichem Durchmesser. — Hinter dem Brennpunkt
so, daß bei nacktem Reflektor und ebenem Frontglas das Strahlen-
bündel so weit wie möglich divergiert, ohne einen dunklen Mittel-
punkt zu haben. — VordemBrennpunkt so,daß bei nacktem
Reflektor und ebenem Frontglas das Strahlenbündel zunächst kon-
vergiert, sich nahe der Lampe kreuzt und dann so weit wie möglich
divergiert, ohne einen dunklen Mittelpunkt zu haben. — Eine von
diesen Stellungen abweichende spezielle Justierung ist nur dann
erlaubt, wenn sie eindeutig erläutert und beschrieben werden kann.
Zum Zwecke der Photometrierung wird ein Paar der Laternen
in einer Entfernung von 18,3 bis 30,5 m vor einem weißen Schirm auf-
gestellt. Die Entfernung Tichtet sich nach dem Abstand der La-
ternen gegeneinander. Zu der Entfernung von 30,5 m gehört ein
Abstand der Laternen von 71,2 cm, gemessen von Mitte zu Mitte.
Wird eine kleinere Entfernung gewählt, die aber 18,3 m nicht unter-
schreiten darf, so ist der Abstand der Laternen entsprechend zu
verringern. Die Achsen der Laternen müssen horizontal und ein-
ander parallel sein. Die bei der Messung in den Laternen zur Ver-
wendung kommenden Lampen sollen Gasfüllungslampen von 6 bis
8 V und 23 FKo sein; eie sollen bei normaler Wattbelastung brennen.
Es werden folgende Messungen (Abb. 5) ausgeführt, wobei die
zulässigen Lichtstärketoleranzen hinzugefügt sind:
A. In der Mitte der Vertikalebene parallel zur Laternenachse in
gleicher Höhe mit den Laternen.
A nicht weniger als 2000 FK und nicht mehr als
B. In der Mitte der Vertikalebene 1° unter dem Niveau der La-
ternenachsen.
Lichtstärke nicht weniger als 8000 FR.
C. In der Mitte der Vertikalebene 1° über dem Niveau der La-
ternenachsen.
1486
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 50.
14. Dezember 1922.
Lichtstärke nicht weniger als 8% IK und nicht mehr als
2660 HK
D. 4° nach links von der Mitte und 1° über dem Niveau der Later-
nenachsen.
Lichtstärke nicht mehr als 890 FR.
E. 1%° unter dem Niveau der Lampenachsen und 3° nach links und
rechts von der Mitte.
Lichtstärke nicht weniger als 5550 FR. '
F. 3° unter dem Niveau der Lampenachsen und 6° links und rechts
von der Mitte.
Lichtstärke nicht weniger als 2220 FR.
Abb. 6.
Laternen mit Reflektoren anderer Brennweite als 31,8 mm müs-
sen ebenfalls diesen Lichtstärketoleranzen genügen. Azetylenlam-
pen von der jetzt üblichen Konstruktion geben keine Lichtvertei-
lung, die vorstehenden Anforderungen entsprechen könnte Ein
Paar der eingereichten Musterlaternen wird für evtl. Nachprüfun-
gen im Prüfungslaboratorium zurückbehalten. Für Einzellaternen,
welche an Motorrädern Verwendung finden, gelten ähnliche Vor-
schriften. Ihre Reflektoren dürfen kleiner sein und können eine
kürzere Brennweite haben. Sie müssen in der Lichtstärke aber fol-
genden Bedingungen genügen:
Punkt A. Nicht weniger als 2000 FXK.
4000
"n B. n r 7 [Zi
ww ©. „ mehr „ 2660 ,
"n D. [7] rI n 890 n
a EB: „ weniger „ 2770 ,
F. 1100 ,
n tI "
Die Berichte über die Prüfungsergebnisse sind von zwei Prü-
fungsbeamten unterzeichnet, in doppelter Ausfertigung der staat-
lichen Behörde einzureichen.
Die „ Zusatzbedingungen” enthalten noch folgende we-
sentlichen Punkte:
Keine Beleuchtungseinrichtung, die nicht durch das Prüfungs-
laboratorium gegangen ist, darf vom Staate genehmigt werden. —
Die staatliche Behörde kann für Beleuchtungseinrichtungen die Ge-
nehmigung verweigern, wenn sie sich als schlecht herausstellten.
Hier kommen hauptsächlich unnötiger Lichtverlust infolge Ab-
sorption oder Diffusion, übermäßig verwickelte Bauart, schlechte
Konstruktion, zu starke Lichtkontraste im beleuchteten Feld, un-
regelmäßig oder schlecht umrissene Lichtkegel und dgl. in Frage.
— Charakteristische Änderungen der Beleuchtungseinrichtungen
sind gleichbedeutend mit Neukonstruktionen und erfordern eine
neue Genehmigung. Kleine Verbesserungen, welche der staat-
lichen Behörde mitgeteilt wenden, dürfen dagegen nachträglich in
den Prüfschein eingesetzt werden.
Die Behörde behält sich das Recht vor, genehmigte Beleuch-
tungseinrichtungen von Zeit zu Zeit nachzuprüfen und, im Falle,
daß sich wesentliche Abweichungen von der ursprünglichen Prü-
fung zeigen, ihre Genehmigung zu entziehen. (C. H. Sharp, Trans.
Illum. Eng. Soc. Bd. 17, 1922, S. 103.) Re.
Verkehr und Transport.
Zwei-Wagen-Zug für 250 Fahrgäste. — In St. Paul, Minn., sind
zur Verstärkung des Verkehrs ohne Vermehrung der Straßenbahn-
züge, zunächst probeweise, aus zwei Wagen bestehende Züge ge-
baut und in Dienst gestellt worden, die 105 Sitzplätze aufweisen
und im ganzen 2% Fahrgäste aufnehmen können. Die beiden Wagen,
die zusammen 28,7 m lang sind, wiegen zusammen 23.4 t, was auf
den Sitzplatz ein Gewicht von nur 223 kg ergibt. Man hofft, beim
Bau weiterer derartiger Wagen das Gewicht noch um etwa 2 t her-
abdrücken zu können, so daß man auf ein Gewicht von rd. 200 kg auf
den Sitzplatz kommt. Der Fußboden der neuen Wagen liegt 81 cm
hoch. Die Türen sind breit und die Stufen niedrig, so daß das Aus-
und Einsteigen schnell vonstatten geht. Die hohlen Achsen der
Drehgestelle haben Innenlager; auf ihnen sitzt eine Bremsscheibe,
wofür sich bei Verwendung kleiner Motoren Platz fand. Die An-
wendung einer Bandbremse, die auf diese Scheibe wirkt, hat gegen-
über den üblichen, sich an die Räder anlegenden Bremsschuhen den
Vorteil der geräuschlosen Bremsung und der geringen Abnutzung.
Die beiden Motoren haben je 25 PS. Die Wagen sind mit Wider-
standsheizung ausgestattet. Nach amerikanischem Brauch sind die
Türen während der Fahrt geschlossen. Beim Halten werden die
Hintertüren beider Wagen vom Wagenführer mittels einer Aus-
lösung, die er mit dem Knie bedient, geöffnet. Ein Spiegel ermög-
licht ihm den hierzu nötigen Ausblick. Die vorderen Türen dienen
zum Aus-, die hinteren zum Einsteigen. Bezahlt wird beim Ein-
steigen. Zum Anfahren fordern die beiden Schaffner den Wagen-
führer mit zwei Summern verschiedener Tonhöhe auf. Beide Wagen
sind Triebwagen. Außer dem Schalter sind auf der Vorderplatt-
form des ersten Wagens die Luftpumpe, der Luftbehälter, der Sand-
Zeichenerklärung:
a = Schalter. hk = Steuerung für die Luftpumpe.
b = Verriegelung der Hintertür. i = Widers'andsheizkörper.
e = A „ Vordertür. k = Heizkörper,
d = Sandkasten. = Verriegelung der Vordertiär des
e = Heizkörper. h nteren Wagens.
f = Schalterschrank. m = Türantrieb,
g = Luftbebälter.
Abb. 6 Zwei-Wagen:Zug für 250 Fahrgäste.
streuer usw., untergebracht. Zwei zusammengehörige Wagen
bilden eine Einheit, die im gewöhnlichen Betriebe nicht getrennt
wird. Sie sind durch eine Röhrenkuppelung verbunden, durch
deren Inneres die Kabel für Motoren und Klingel und der Luft-
schlauch geführt sind. Die Wagen haben sich wegen der Ge
räumigkeit des Innenraums, in dem die Sitze noch viel freien Raum
lassen, namentlich bei starkem Verkehr, gut bewährt. (,„El. Rail-
way Journ.”, Bd. 60, 1922, S. 317.) We.
Eine elektrische Eisenbahn in Japan. — Als eine der ersten
Eisenbahnen Japans wird die etwa 56 km lange Chichibu-Eisenbahn,
eine Seitenstrecke der von Tokio nach Norden landeinwärts führen-
den Staatsbahnstrecke, für elektrischen Betrieb ausgebaut, Ihr
Hauptverkehr rührt von dem etwa 1400 m hohen Berg Buko her.
von dessen Kalkstein allein täglich etwa 300 t nach einer Zement-
fabrik bei Tokio zu befördern sind (Abb. 7.) Zu gewissen Jahres-
zeiten herrscht auf der Strecke auch starker Ausflug- und Sommer-
frischenverkehr. Die Züge,
täglich fünf, bestehen aus 14
Güterwagen zu 12t und 4 Per-
sonenwagen zu 9t Das zu
überwindende Gefälle beträgt
etwa 300 m und liegt in der
Richtung des beladenen Ver-
kehrs. Die Durchschniittsstei-
gung ist 1:200; es kommen aber
auch Steigungen bis 1:50 und
auf kurze Strecken 1:40 vor.
Eine Verlängerung zum An-
schluß an die Staatsbahn jen-
seits des Gebirges ist in Aus-
sicht genommen; auf dieser,
die bereits elektrisch betrie-
ben wird, kommen Steigungen
bis 1:16 vor, die mit 4251
schweren elektrischen Zahnradlokomotiven deutschen Ursprungs
befahren werden.
. „Der Strom für die Chichibu-Eisenbahn wird aus einem benach-
barten Kraftwerk bezogen; in zwei Unterwerken wird dieser Dreh-
stromin Gleichstrom von 12000 V umgewandelt. Die Westing-
house-Gesellschaft hat für die Chichibu-Eisenbahn und ihre Neben-
strecken die elektrische Ausrüstung für drei Personenwagen mit
je 90 Sitz- und Stehplätzen für Zugsteuerung und fünf Lokomo-
tiven geliefert, Bei elektrischem Betrieb soll der Verkehr gemisch-
ter Züge eingestellt werden. Der Personenverkehr soll mit Trieb
wagen, der Güterverkehr mit Lokomotivzügen bedient werden.
Erstere sind mit je 4 Motoren zu 60 PS ausgestattet, die Lokomotiven
können 520 PS bei 32 km eine Stunde lang und dauernd 408 PS bei
36 km Stundengeschwindigkeit leisten. Die Bauart der Loko-
motiven bietet nichts Besonderes; es war nur nötig, alle Abmessur
gen in der Breite und Höhe sehr klein zu halten, weil es sich um eine
Bahn mit Kapspur (1,067 m) handelt. (El. Railway Journ.”, Bd. U
1922, S. 290.) We.
Abb. 7.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Leipziger Mustermessen. — Die Stadtgemeinde Leipzig ist als
Gesellschafterin mit 3 Mill. M in die „Technische Abtei-
lung des Meßamts für die MustermesseninLleip-
zig G. m. b. H.“ eingetreten; das Gesellschaftskapital der Tech-
nischen Abteilung hat sich dadurch von 5 auf 8 Mill. M erhöht.
Vom 1. Januar 1923 an wird die Verkehrsabteilung des Leir
ziger Meßamts mit dem Verkehrsverein Leipzig zu einer gemein-
nützigen Gesellschaft unter der Bezeichnung „Internatio-
nales ReisebureauG. m. b. H.” vereinigt werden. Gegen-
stand des neuen Unternehmens ist die Auswertung der beim Meb-
amt und beim Verkehrsverein vorhandenen Reise- und Verkehrs-
14. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50. 1487
einrichtungen und die Beschaffung neuer derartiger Einrichtungen
für die Besucher der Stadt Leipzig und der Leipziger Mustermessen.
Dritte Norwegische Warenmesse in Kristiania 1922. — Die vom
Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen Industrie angekün-
digten Fachberichte über die wichtigsten Branchengruppen
der dritten Norwegischen Warenmesse (namentlich Eisen, Stahl,
Metalle, Aluminium sowie Erzeugnisse daraus, Maschinen, Appa-
rate und Geräte, Elektrotechnik, Porzellan, Holzwaren)
sind nunmehr eingegangen und können an der Geschäftsstelle des
Amtes eingesehen werden.
Eine neue ständige Musterausstellung in Riga? — Über die
Pläne einer Rigaer Bank, in ihren Räumen eine ständige
Musterausstellung einzurichten, und über die Zweck-
mäßigkeit einer deutschen Beteiligung, für die bereits geworben
wird, liegen dem Ausstellungs- und Messe-Amt der Deutschen In-
dustrie nähere Informationen vor, die dessen Geschäftsstelle Inter-
essenten gern zu vertraulicher Kenntnisnahme zuleitet.
Radio-Ausstellung in Chicago 1922. — Wie das „Board of
Trade Journal” mitteilt, waren auf der vom 14. bis 22. Oktober ab-
gehaltenen Ausstellung Empfangsapparate, auch in Verbindung mit
Phonographen, Zubehörteile und neue Entwürfe für den Rund-
spruchdienst zu sehen. Von nicht amerikanischen Teilnehmern
hatten Japan, Belgien, Deutschland und England je einen
Apparatesatz, Frankreich deren zwei vorgeführt. Wegen des
wachsenden Interesses, das dem Funkwesen in der Union entgegen-
gebracht wird, solldas Unternehmen jährlich wiederholt werden.
Näherer Bericht beim Ausstellungs- und Messe-Amt.
Verschiedenes.
Gesetzliche Regelung des konzessionierten Gewerbes der Her-
stellung elektrischer Starkstromanlagen in Österreich. — Die Be-
stimmungen für das konzessionierte Gewerbe der Installa-
teure stammen noch aus dem Jahre 1883 und sind erklärlicher-
weise durchaus veraltet. Trotz wiederholt bekanntgegebener
Wünsche der Interessenten war es im alten Österreich nicht mög-
lich, Wandel zu schaffen, alle Bemühungen scheiterten an den aus-
einandergehenden Interessen politisch einflußreicher Kreise. Nun-
mehr hat das Bundesministerium für Handel und Gewerbe, Indu-
strie und Bauten im Einvernehmen mit dem für Inneres und Unter-
richt eine Verordnung erlassen (verlautbart im 66. Stück vom
27. V. 1922 unter Nr. 289), welche die Hauptwünsche der Elektriker
berücksichtigt, und von der eine kurze Inhaltsangabe hier folgt:
Die gewerbsmäßige Herstellung elektrischer Starkstrom-
anlagen, als welche die elektrischen Einrichtungen von Kraft-
werken und allen der Stromverwertung dienenden Leitungen gel-
ten, ist an eine Konzession gebunden, die von der politischen
Landesbehörde verliehen wird, der auch die Genehmigung des Stell-
vertreters und Pächters vorbehalten ist. Es werden drei Berech-
tigungsstufen eingeführt: Oberstufe (Hochspannungskonzession),
unbeschränkt für Hoch- und Niederspannung; Mittelstufe (Nieder-
spannungskonzession), unbeschränkt für Niederspannung;’ Unter-
stufe (eingeschränkte Niederspannungskonzession), eingeschränkt
auf die Herstellung von Niederspannungsanlagen im Anschluß an
die bestehenden Kraftwerke. Die Grenze zwischen Hoch- und
Niederspannung beträgt momentan nach den Sicherheitsvorschriften
des Elektrotechnischen Vereins Wien, die anerkennenswerterweise
durch die neue Verordnung eine autoritative Stellung erhalten,
300 V Wechselstrom und 600 V Gleichstrom bzw. bei Drehstrom-
anlagen 380 V verketteter Spannung. Die Erlangung der Kon-
zession ist an einen Befähigungsnachweis (schulmäßige Ausbil-
dung und praktische Verwendung) geknüpft; letztere muß außer
bei berechtigten Gewerbeinhabern der entsprechenden Stufe bei
einem Zivilingenieur für Elektrotechnik bzw. bei einer laut Ver-
ordnung berechtigten Lehranstalt oder einer Verkehrsanstalt statt-
gefunden und nachweisbar überwiegend in manueller Mitarbeit be-
standen haben. Für die Oberstufe wird verlangt: Absolvierung der
höheren Fachschule für Maschinen oder Elektrotechnik am Wiener
Technologischen Gewerbemuseum oder einer höheren Gewerbe-
schule, u. zw. für Maschinenbauer 6, für Elektrotechniker 5 Jahre
Schule und Praxis oder das Absolutorium und die gute Ablegung
von Prüfungen aus den vorgeschriebenen Fächern für Besucher
einer inländischen technischen oder montanistischen Hochschule
(4 bzw. 3 Jahre) oder schließlich der Besuch der Fachschule für
Elektrotechnik an einer inländischen technischen Hochschule, wenn
die zweite Staatsprüfung mit Erfolg abgelegt ist (2 Jahre).
Für die Mittelstufe wird schulmäßige Ausbildung und prak-
tische Verwendung in folgendem Ausmaße verlangt: 12 Jahre für
die Besucher der Abendkurse an inländischen Bundes- bzw. Landes-
zewerbeschulen, 10 Jahre für die Frequentanten der sogenannten
Elektromonteurkurse an diesen Schulen, 7 Jahre für Bewerber,
welche Abgangszeugnisse einer Werkmeister- oder dreijährigen
Fachschule oder der ehemaligen „Maschinen- und Elektrojungen-
schule” bei der Kriegsmarine in Pola besitzen, 3 Jahre für Absol-
venten der höheren Fachschule für Maschinen und Elektrotechnik
am Technologischen Gewerbemuseum older einer höheren Gewerbe-
schule mit vierjährigem Besuch für Maschinentechniker und drei-
jährigem Besuch für Elektrotechniker, zwei Jahre für Bewerber mit
einem Absolutorium der oben genannten Hochschulen; den Be-
werbern mit Mittelschulbildung wird die ordnungsgemäß beendete
Lehrzeit mit 2 Jahren in die vorgeschriebene Dauer der praktischen
Verwendung eingerechnet. Die letztere genügt auch ohne Nach-
weis schulmäßiger Ausbildung für Bewerber um die Konzession
der Unterstufe, doch müssen sie mindestens 7 Jahre praktische Ver-
wendung, davon wenigstens die Hälfte als selbständige Monteure,
nachweisen können. Für Besucher der oben erwähnten Lehranstal-
ten verringert sich diese Zeit stufenweise bis auf 1 Jahr. Aus-
ländische oder öffentliche Lehrans’alten können den in der Ver-
ordnung angeführten gleichgestellt werden; doch wird dies fall-
weise vom Handelsministerium, unter Umständen im Einvernehmen
mit dem Unterrichtsminister bestimmt. Für Zweigniederlassungen,
die wegen zu großer Entfernung vom Betriebsführer der Haupt-
niederlassung nicht genügend überwacht werden können, kann von
der Landesbehörde die Anstellung eigener Betriebsleiter mit dem
entsprechenden Befähigungsnachweis verlangt werden. Der Um-
fang der Gewerbeberechtigung ist in der Betriebsstätte an geeig-
neter Stelle durch Anschlag zur Information von Kunden und
Arbeitsuchenden ersichtlich zu machen. Für die Zeit bis Ende
1930 sind bezüglich des Befähigungsnachweises Übergangsbestim-
mungen getroffen worden. Die Verordnung gilt nicht für das Burgen-
land. Die interessierten Kreise sind mit den neuen Bestimmungen
zufrieden, insbesondere damit, daß die bisherigen Abstufungen
nach Leistung in Pferdestärken abgeschafft worden ist; allerdings
hätten sie die Einführung einer Prüfung vorgezogen, die wirklich
einen Befähigungsnachweis darstellen würde, während jetzt eigent-
lich nur ein Studien- und Verwendungsnachweis a
gn
Gebührenzuschlag der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
für optische Prüfungen. — Der Teuerungszuschlag, welcher auf
die Gebühren für optische Prüfungen der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt nach der Gebührenordnung vom 1. Juli 1918 erhoben
wird (vgl. Teil I, Abschnitt Optisches Laboratorium, Nr. 21, 22,
251)) beträgt vom 1. Dezember 1922 ab 7900 9.
Die iibrigen Bestimmungen der Bekanntmachung vom 17. Aleusi
1922?) (Kosten für verbrauchte elektrische Energie, Auslands-
prüfungen) bleiben ungeändert.
Charlottenburg, 29 XI. 1922.
Der Präsident
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Nernst.
Bekanntmachung zur Abänderung der Kesselanweisung vom
16. XII. 1909 (HMBI. S. 555). — Der zweite Satz des $ 10 Ziffer VII
erhält folgende Fassung:
„Die Blattzröße der Zeichnungen muß, entsprechend dem vom
Normenausschuß der Deutschen Industrie herausgegebenen
Normblatte 476, Papierformate, das Ein- und Mehrfache der Ab-
Ds ungen des Viertelbogens der Reihe A 210 x 297 mm be-
ragen
Diese Änderung tritt sofort nach ihrer Bekanntmachung in Kraft.
(Ministerialblatt der Handels- und Gewerbeverwaltung.)
Ausschuß für die Gebührenordnung der Architekten und
Ingenieure’). — Ab 1. Dezember d. J. treten folgende weitere,
durch die fortschreitende Verteuerung der Lebenshaltung gerecht-
fertigte Erhöhungen ein:
1. Stundensatz für nach Zeit zu berechnende Leistungen 1100 M
2. Reiseaufwand für.den Tag ohne Übernachten . . 2500 M
3. Reiseaufwand für den Tag mit Übernachten . . . 5000M
Der Vorstand des AGO
Japanische Stiftung für die deutsche Wissenschaft. — Der japa-
nische Großindustrielle Hajimi Hoshi, der bereits vor 2 Jahren
für die großen wissenschaftlichen Institute in Berlin-Dahlem, be-
sonders für das Chemische Institut (Geh. Rat Haber und Prof. Neu-
bert) eine Stiftung von 100000 Yen für Förderung der deutschen
Chemie machte, hat neuerdings für die deutschen, wissenschaft-
lichen, Chemischen Institute für 3 Jahre monatlich 2000 Yen
(8 Mill. Papiermark/Monat oder rd. 300 Mill. Papm im ganzen) zur
Verfügung gestellt. Weiter stellte er für allgemeine Zwecke der
deutschen Wissenschaft 40 Mill. M zur Verfügung. Der Spender
ist ein Chemiker und Leiter eines von ihm gegründeten pharmazeu-
tischen Weltunternehmens größten Stils in Japan. Er ist neben-
her ein großer Menschenfreund, der nicht nur sein Unternehmen
nach reformsozialistischen Grundsätzen leitet, sondern auch in
einer kleinen Schrift „Güte zu höchst” seine Grundsätze, welche
die kapitalistischen Unternehmungen mit sozialem Geiste erfüllen
sollen, dargelegt hat. Ptz.
Jubiläum. — Ende des Jahres feiert die 1822 gegründete und
seit 1840 im Besitz der Familie Heubach befindliche Porzellan-
manufaktur Gebr. Heubach A.G., Lichte i. Th. und Rudol-
stadt, ihr 100-jähriges Bestehen. Sie hat sich zuerst mit der Her-
stellung von Gebrauchsporzellan befalt, ging später auch zur
Fabrikation von Kunstgegenständen über und erweiterte 1903 als
Aktiengesellschaft ihren Betrieb durch Aufnahme der Erzeugung
von Nieder- und Hochspannungsporzellan. Seit 1908 fertigt die
) Vel. „ETZ* 1918, S. 211.
» YE! „ETZ* 1922, 8. 1122.
gl. ETZ" 1922, 8. 1410.
1488
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
14. Dezember 1922.
Firma Hochspannungsisolatoren für alle vorkommenden Betriebs-
spannungen; sie besitzt ein eigenes Hochspannungsprüffeld. Eine
geschmackvolle Porzellanplakette ist der Erinnerung an das
Jubiläum gewidmet.
Industrie und Handel.
Deutschland. — Obgleich die Reparationskommission die Sta-
bilisierungsvorschläge. der inzwischen zurückgetretenen Reichs-
regierung \Yirth!) als ernstlicher Beachtung wert angesehen
und das neue Kabinett C un o sie sich sofort zu eigen gemacht hat,
lauten die seitdem über die Grenze gelangten Nachrichten vorläufig
wenig aussichtsreich. Man scheint auf seiten der Entente noch vor
der Londoner Vorkonferenz der verbündeten Minister weitere
Anregungen von Deutschland erwartet zu haben, während
Poincaré in der für sein ganzes verderbliches Wirken charak-
teristischen Weise mehr und mehr danach trachtet, dem Reich
Verfehlungen bei der Erfüllung des Versailler Vertrages nach-
weisen zu lassen und seine unlauteren Absichten auf das Saar-
gebiet, die Rheinlande und das Ruhrrevier unter der Maske un-
vermeidlicher Zahlungssicherungen durchzusetzen. Dabei spielen
u.a. auch wissentlich falsche Behauptungen über die „skandalöse“
Prosperität der deutschen Großindustrie eine
Rolle, die er ebenso wie „ungeheure“ Käufe in den V. S. Amerika
und das Fehlen jeder Arbeitslosigkeit dem „scheinbaren“ Ruin
des deutschen Staates gegenüberstellt.e Wie die „Ind.- u. Hand.-
Ztg."?) schreibt, kann eine solche Behauptung nur auf der nomi-
nellen Höhe der deutschen Aktienkurse und Dividenden beruhen,
nicht aber aufgestellt werden nach Reduktion der Aktien und
Dividenden auf ihren eigentlichen Wert, der 20 bis 100 Gldm
ausmache oder eine Kapitalverzinsung von höchstens t/s» bis
120 % bedeute. Der Behauptung widerspreche auch die deutsche
Handelsbewegung, vor allem die stark geminderte Ausfuhr (im
Oktober um 0,5 Mill. dz), daneben die bedeutsame Verschiebung
innerhalb der Einfuhr, die nebenbei auch die „ungeheuren”,
nach der Statistik ständig zurückgegangenen Käufe in den
V. S. Amerika besonders kennzeichne, gerade als Beweis für die
enorm verschlechterte Lage der deutschen Volkswirtschaft; denn
diese Käufe erstreckten sich im wesentlichen auf Rohstoffe und vor
allem auf Lebensmittel, die Deutschland in den durch den Ver-
sailler Vertrag verloren gegangenen Gebieten früher z. T. selbst
hervorgebracht hatte. Mit Recht fragt das genannte Blatt, warum
der Ministerpräsident das gefährliche Sinken der Kaufkraft der ge-
zahlten Löhne und Gehälter, die wirkliche Lage unserer Ein-
kommenbezieher und die Tatsache verheimliche, daß die Realein-
kommen in Deutschland unter das Existenzminimum und auf knapp
die Hälfte des Vorkriegseinkommens gesunken sind, der Mittelstand
verelendet und abstirbt. Ähnlich verhält es sich mit dem Vorwurf
des französischen Ministers Le Trocquer, daß Deutschland
Milliardenbeträge in Goldmark für den Bau von Binnen-
wasserstraßen ausgebe; denn der größte Teil dieser Wasser-
straßen ist nach einer offiziösen deutschen Erwiderung gar nicht
in Angriff genommen worden, wird möglicherweise auch niemals
gebaut werden, Von den in der französischen Kammer vorgetrage-
nen Projekten bleiben schließlich nur drei übrig, der Mittelland-
kanal, die Kanalisierung des Neckars und die Verbindung Rhein—
Donau, ein ausgesprochenes Produktionsprogramm, dessen Reali-
lierung gerade dazu dienen soll, wertvolle Wasserkräfte nutzbar zu
machen, um die hohen Reparationslasten tragen zu können. Wie sehr
Deutschland bemüht ist, unter letzteren besonders den Wiederauf-
bau der zerstörten französischen Gebiete zu bewältigen, hat u. a. das
Stinnes-de Lubersac-Abkommen gezeigt, über dessen
Einzelheiten der Leiter der Organisation zu seiner Durchführung,
Direktor Fehrmann, kürzlich bemerkenswerte Mitteilungen ge-
macht hat?). Als für die gleichmäßige Verteilung der Aufträge ge-
eignete Zentralen kommen danach die fachlichen Verbände, Landes-
auftragstellen, die Fabrikantenvereine, Handelskammern usw. in
Frage, u. zw. besonders die fachlichen Organisationen, wobei den
Wünschen solcher Erzeugerfirmen, die mit letzteren nicht zusam-
menarbeiten wollen, möglichst Rechnung getragen werden soll. Die
zentrale Regelung werde sich allerdings bei gewissen Lieferungen,
wie von Installationsmaterial usw., schwieriger gestalten, weil hier
mehr und mehr kleinere Betriebe in Betracht kommen. Als Grund-
lage für die Preispolitik sehe man den französischen Inlandpreis an.
Dem Wunsch der französischen Vertragspartei, tunlichst in fran-
z„ösischen Papierfranks, frei deutsch-französischer Grenze einschl.
der Ausfuhrabgabe und Verpackung, anzubieten, könne, solange der
Franken einigermaßen stabil bleibt, ohne Bedenken Rechnung ge-
tragen werden, andernfalls liege es im beiderseitigen Interesse,
eine feste Währung zu vereinbaren. Die Zahlungsbedinzungen
regeln sich nach den Bestimmungen des Bemelmans-Abkommens,
können aber, da es sich um privatwirtschaftliche Verträge handelt,
den jeweiligen Verhältnissen angepaßt werden.
Die wirtschaftliche Lage Deutschlands hat sich
in letzter Zeit, wie einsichtize Angehörige der Entente auch durch-
aus zugeben, unter den von letzterer teils beabsichtigten, teils aber
hy Vgl. ETZ 1927, S. 1422.
nn 19%, Nr. 269.
3) „Ind.- u. Hand.-Ztg“ 1922, Nr. 263.
gar nicht vorausgesehenen Wirkungen des Versailler Diktats und
der durch dieses verursachten Geldentwertung weiter erheblich ver-
schlechtert. Ein aus den Gebietsabtretungen, den Sachlieferunge!
und dem Rückgang der Bergarbeiterleistung resultierender Ausfall
von 70 Mill. t Steinkohle im Jahr zwingt die Verbraucher immer noch
zu großen Einfuhren ausländischer Kohle; -unsere Kohlen-
bilanz,dienach Brandi!) 1915 einen Aktivsaldo von 432,6 Mill.
Gldm aufwies, zeigt heute einen Passivsaldo von rd 525 Mill. Gldn.
Die Differenz bedeutet z. Z. fast 2000 Milliarden Pprm oder dasSech:=-
fache des ordentlichen Reichshaushaltsetats. Der Mittelkurs des Dol-
lars in Berlin ist von 3180,96 M im Oktober auf 7183,10 im November,
d. h. um rd 126 % gestiegen, die Reichsmark mithin auf tru
ihres Goldwertes der Dollarparität gefallen. Am 8. XI. betrug der
Tiefstand !/zıso des Friedenswertes bei einem Dollarkurse von 9150 M.
Diese außerordentliche Entwertung unseres Zahlungsmittels hat die
Preise lebens- und betriebsnotwendiger Stoffe denn auch gewaltig
in die Höhe getrieben: Der Verkaufspreis von Fettförderkohle des
Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats betrug einschl. Steuern am
1. XII. 22 763 M/t gegen 12 M in 1913, der Preis von Gießereiroh-
eisen I, der 1913 77,50 M/t ausmachte, stellte sich auf 156 665 M und
der von Elektrolytkupfer, für das 1913 146,2 M/100 kg gezahlt wur-
den, auf 236500 M. Die schon vordem für viele unerschwinglichen
Lebenshaltungskosteneinschl. Bekleidung sind im Durch-
schnitt des November um über 102 % gestiegen, und jede Woche
fast bringt auch seitens der elektrotechnischen Fabrikationsver-
bände neue beträchtliche Erhöhungen der Teuerungszuschläge.
Zahlreiche Waren haben bereits die Weltmarktpreise überschritten,
der Inlandabsatz gestaltet sich immer schwieriger, Geld-
knappheitundKapitalmangelzwingen auch große Unter-
nehmungen, zu hohen Beträgen Leihkapital aufzunehmen. Gedenkt
man weiter der körperlichen Zermürbung weiter Volkskreise, des
Versinkens der Mittelschicht, der noch viel zu wenig beachteten
Überfremdungsgefahr, der Not zahlreicher, wichtiger Betriebe,
wissenschaftlicher Anstalten, des Nachrichtenwesens usw., anderer-
seit$ aber der so oft geschilderten Bedeutung Deutschlands für den
europäischen Kontinent, so erweist sich die Behauptung Poincares
von dem nur „scheinbaren“ Ruin des Reiches ebenso als Lüge wie
das Wort des amerikanischen Botschafters Harvey in-London,
daß Europa nicht noch ein weiteres Jahr unter der Drohung des Zu-
sammenbruches leben könne, als ernsteste Wahrheit.
Japan. — Die hier kürzlich nach „Mining Journal” wiederge-
gebene Übersicht über die Lage der japanischen Kupferindustrie?)
stammt aus einem das Fiskaljahr 1921/22 betreffenden Bericht des
englischen Handelsattaches in Tokio, der, wie wir „Electrical Re
view“°) entnehmen, auch bezüglich anderer Industriezweige und be
sonders der Elektroindustrie bemerkenswerte Angaben enthält. Im
allgemeinen hat danach die Wettbewerbsfähigkeit Japans, das heute
keineswegs mehr das billig fabrizierende Land genannt werden
kann, auf den Weltmärkten gelitten, und sein Außenhandel ver-
mochte sich hauptsächlich nur wegen der Überlegenheit in der
Seidenlieferung auf der bisherigen Höhe zu halten, wenn auch die
Kaufkraft bisher nur wenig zurückgegangen ist. Die Aussich-
tenfürdie Elektroindustrie beurteilt der Berichterstat-
ter günstig, sowohl was den Absatz größerer und komplizierterer
Maschinen und Apparate betrifft, soweit sie im Lande selbst noch
nicht hergestellt werden, als auch in Hinsicht auf die Organisation
von Fabriken einfacherer Erzeugnisse. Schon der Umstand, daß der
English Electric Co. von der kaiserl. Eisenbahnverwaltung 34 elek-
trische Lokomotiven in Auftrag gegeben wurden, wird als eine be
deutende Anregung für die englische Elektroindustrie angesehen,
und von dem umfassenden Programm für eine Elektrisierung der
Staatsbahnen sowie von den Projekten hydroelektrischer Konzerne
erwartet England anscheinend beträchtliche Aufträge. Man will in
Japan Stauanlagen schaffen, und die bezüglichen Werke sollen mit
einem System normaler Wasserkraftzentralen zusammenarbeiten,
um während der wasserarmen Monate die Leistungsfähigkeit zu er-
höhen. Die Eisenbahnverwaltung hat einen auf 10 Jahre sich er-
streckenden Verbesserungs- und Erweiterungsplan angenommen,
in Verfolg dessen sie im laufenden Jahr über 500 km Eisenbahn zu
bauen beabsichtigte. Eines der bemerkenswertesten Unternehmen
dieser Art ist die Untertunnelung der Meerenge bei Shimonoseki
zwischen den Inseln Kiushiu und Hondo, die bei einem Kostenauf-
wand von etwa 18 Mill. Yen voraussichtlich 1928 vollendet werden
soll. Auch die Elektrisierung der Bahnlinien Tokio—Yokosuks-
Odawara gehört hierher; man erwartet die Fertigstellung zum Ende
des nächsten Fiskaliahres und rechnet für diese Anlage mit Aus-
gaben von rd 192 Mill. Yen. Was die Tätigkeit auf dem Gebiet der
Wasserkraftausnutzung betrifft, so teilt „Electrician“ mit, daß die
Leistung der 1921/22 bestellten Wasserturbinen etwa 0,4 Mill. PS
betragen habe, von denen Aufträge für 0,3 Mill. PS an das Ausland
gegangen seien, u. zw. ?/s nach Amerika, °/s nach Europa. Für die
große hydrocelektrische Anlagen auf Formosa wurden 5 Einheiten
von je 33000 PS vergeben. „Electrical Review” schließt an ihr?
Mitteilungen über den Bericht des englischen Handelsattaches Mit-
teilungen aus den „Commerce Reports“, denen zufolge die japanische
Drahtindustrie große Fortschritte gemacht hat und z. Z. sowohl
ı) „Ind.- u. Hand.-Ztg“ 1922, Nr. 202.
3 Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1441.
») Bd. 91, 1922, S. 035.
m ee a l e o
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w a ee
14. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
1489
Drahtseile wie Flachdraht, Drahtnägel usw. guter Qualität liefert,
ohne indessen den Bedarf des Landes damit decken zu können.
Dieser ist, u. zw. auch für isolierte Drähte und Kabel, recht beträcht-
lich; das Inselreich hat dementsprechend in den letzten 5 Monaten
des abgeschlossenen Fiskaljahres neben großen Mengen von Dräh-
ten, Nägeln usw. auch 148 tons isolierte Drähte und Kabel von den
V.S. Amerika bezogen. Erheblich war ferner die Einfuhr von Kessel-
blechen für Lokomotiven, Kriegs- und Dampfschiffe. Auch in der
Elektroindustrie werden nennenswerte .Fortschritte ver-
zeichnet, so bezüglich der Herstellung kleiner Motoren und Ventila-
toren, ja auch in der Fabrikation großer Maschinen und Transfor-
matoren. Drei bedeutende Elektrizitätslieferungsgesellschaften
haben sich vereinigt, und wenn die schwebenden Projekte ausge-
führt sein werden, dürfte Tokio, Kyoto, Osaka und Kobe ausreichend
mit Licht und Kraft versorgt sein. Diese Entwicklung hat den Be-
darf an Leitungsträgern für Kraftübertragung, Kabeln, Bindedraht
und elektrotechnischen Blechen gesteigert. Leitungstürme sind, zu-
sammengelegt, aus den V.S. Amerika geliefert worden, ebenso Stahl-
und Aluminiumkabel. Den normalen Verbrauch an Blechen für
Dynamomaschinen, Transformatoren und Motoren schätzt man auf
jährlich etwa 10 000 tons, die von 20 oder mehr Fabriken beansprucht
werden; 80 % dieser Bleche hat Japan in den letzten Jahren aus
Amerika eingeführt, weil dessen Erzeugnis in Qualität und Stärke
gleichmäßiger sein soll.
Überden Außenhandel Japans i.J.1920 macht die genannte
englische Zeitschrift die in folgender Übersicht zusammengestellten
Wertangaben. Sie zeigen, daß die Einfuhr mit Ausnahme von
Maschinen, Motoren, Transformatoren, Schwachstrominstrumenten
und Unterseekabeln sich wertlich gegen 1919 verringert hat. Dy-
namomaschinen, Motoren und Transformatoren lieferte hauptsäch-
lich die amerikanische Union, u. zw. im Wert von 0,722 Mill. Yen
mehr als im Vorjahr. Bei Akkumulatoren wird Schweden, das 1919
am Import nicht beteiligt war, mit 5000 Yen genannt; die Einfuhr
Amerikas ist aber zurückgegangen, dagegen erheblich (+ 0,288
Mill. Yen) bei Schwachstrominstrumenten gestiegen. Hier ist der
Import Frankreichs um 5000 Yen geringer gewesen als 1919. Von
den unter Nr. 4 genannten Meßinstrumenten lieferte Frankreich
für 93000 Yen (+ 72000 g. V.), die Schweiz dagegen nichts (0,198
Mill. Yen i. V.) und die V. S. Amerika nur für 0,173 Mill. Yen. Auch
der Import von Glühlampen und von Leuchtfäden für solche aus der
amerikanischenUnion hat abgenommen. An Kohlen für elektro-
technische Zwecke konnten die V. S. Amerika trotz einer Verringe-
rung um 93000 Yen immer noch für 0,534 Mill. Yen nach Japan
schicken. Der Wert der importierten Unterseekabel entfällt voll-
ständig auf England. Bemerkenswert ist der Rückgang bei der Ein-
fuhr isolierter, metallarmierter Drähte um 70000 Yen, ein Verlust,
der im wesentlichen England betroffen hat, während die isolierten
AußenhandelJapansmitelektrotechnischen
Erzeugnissen 1920 in 1000 Yen.
Ände-
1920 1919 rung
Erzeugnisse g. y.
Einfuhr
1. Dynamomaschinen, Motoren, Transforma-
toren usw. nn... o o | 6080 | 5245 | + 835
la. Dynamos in Verhindung mit Betriebs-
maschinen . i TE 684 ! 736 | — 52
2. Akkumulatoren PER Er De, 82 | 1091| — 18
3. Telegraphen- und Fernsprechinstrumente
nebst Teilen solcher er 586 | 265 | + 321
4. Watt-, Ampere- und Voltmeter . 615 772 | — 157
5. Glühlampen . . . 2. a 2 2 2. 29 721 — 483
6. Leuchtfäden für solche. . . . .. 112 119 | — 7
7. Kohlen für elektrotechnische Zwecke 583 | 682 | — 99
8. Untersee - Telegraphen- und Ferasprech- i
kabel er ee a . . . | 1613 — + 1613
9. Isolierte Drähte ee er 146 | 216 | — 70
10. Masten und Leitungsmaterial . . . .. 84 151 | — 67
Erzeugnisse | Ausfuhr
1. Elektrische Maschinen und Teile solcher | 5211 | 4443 | + 768
2. Fernsprechapparate und Teile solcher . 641 630 | + 1
3. Elektrische Lampen . 2145 | 1677 | + 468
4. Isolierte Drähte 8043 | 8411 | — 368
Drähte anderer Art fast nur aus den V.S. Amerika bezogen wurden,
die auch ausschließlich Lieferanten der Masten und des Leitungs-
materials waren. Die A us fu h r Japans an elektrischen Maschinen
und Teilen davon ging, wenn auch zu verringertem Wert, vorwie-
gend in die Provinz Kwantung (1,468 Mill. Yen) und nach China
(1,326 Mill. Yen). Als Abnehmer folgen dann Australien, England,
Holländisch- und Britisch-Indien sowie Neuseeland. Fernsprecher
und Teile davon hat Japan u. a. auch für 0,247 Mill. Yen in das
asiatische Rußland gesandt. Seine Glühlampen erhielten im Wert
von 0,951 Mill. Yen die V.S. Amerika, ferner China (0,293 Mill. Yen),
Kanada, die Provinz Kwantung, Italien, im ganzen 23 Länder. Auch
der Absatz von isolierten Drähten war sehr verteilt; für 3,863 Mill.
Yen hat China, für0,926Mill. Yen Holländisch-Indien bezogen, und wei-
tere Lieferungen waren nach Kwantung, in das asiatische Rußland,
nach Britisch-Indien, Chile, Hongkong, Argentinien usw. gerichtet.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle,
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Fernspr. Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Vortragsreihen
des Elektrotechnischen Vereins in Gemeinschaft mit dem
Außeninstitut der Technischen Hochschule.
„Geschichte, Theorie, Bauart und Verwendung
des Akkumulators“.
Vortragender: Herr Dr. H. Beckmann.
(10 Doppelstunden.)
Übersicht: 1. Geschichte und Theorie des Bleiakkumulators.
2. Bauart des Bleiakkumulators für verschiedene Anwendungs-
zwecke, a) ortsfeste Akkumulatoren, b) bewegliche Akkumulatoren
für den Betrieb von Fahrzeugen, c) tragbare Akkumulatoren.
3. Die Herstellung des Bleiakkumulators. 4. Betrieb und Behand-
lung des Bleiakkumulators. 5. Die Anwendung und Wirtschaft-
lichkeit von Bleiakkumulatoren, a) als Energiespeicher und Puffer
in elektrischen Licht- und Kraftanlagen, b) als Stromquelle für
Schienenfahrzeuge, bei Automobilen, Lastkarren, Booten und für
Zugbeleuchtung. 6. Die Anwendung tragbarer Bleiakkumulatoren
für Handlampen, Schaltanlagen, Automobil-Anwurf-Apparate, Sig-
naleinrichtungen usw. 7, Bestrebungen zur Schaffung von Leicht-
akkumulatoren; der Eisennickel-Akkumulator. 8. Filmvorführung
über die Anwendung des Akkumulators.
Zeit: Montag abends 6% bis 8 Uhr, u. zw.: den 8. 15., 22., 29. I.,
den 5., 12., 19., 26. II., den 5., 12. III, 1923.
‚Ort: Hörsaal Nr. 141 in der Technischen Hochschule, Char-
lottenburg.
. Teilnehmerkarten: Für deutsche Studenten 100 M, für Mit-
glieder des El. Vereins 200 M, für Nichtmitglieder 400 M, für Aus-
länder, mit Ausnahme der Deutsch-Österreicher 1500 M.
Verkaufsstellen: Im Elektrotechnischen Verein, Berlin W. 57,
Potsdamerstraße 68, III, in der Technischen Hochschule, Charlotten-
burg, Elektrotechnisches Laboratorium bei Herrn Ehlke und im
Technisch-Wissenschaftlichen Vortragswesen, Ingenieurhaus, Som-
merstraße 4a.
Der Elektrotechnische Verein.
Der Generalsekretär:
Risse,
Nachtrag zum Sitzungsbericht vom 21. März 1922.)
Diskussion zum Vortrag
„Der heutige Stand der Überspannungsfrage“?)
des Herrn Chefelektriker J. Biermann.
Herr Friedr, Kade: Herr Biermanns will die Prüfspan-
nungen der Isolationsprobe, die in den jetzt der Jahresversamm-
lung vorliegenden Entwürfen der REM und RET vorgesehen eind,
zunächst beibehalten, aber mit der von vornherein gehegten Ab-
sicht, sie allmählich auf die Überschlagsspannung der Innenisola-
toren zu erhöhen. Er glaubt, hiermit den besten Schutz gegen
Überspannungsschäden zu erreichen. Er ist der Ansicht, daß diese
Maßnahme wirtschaftlich durchführbar sei.
Mir würde es richtiger erscheinen, die Entscheidung über die
Frage, ob man die Betriebssicherheit noch weiterhin erhöhen soll,
erst dann zu treffen, wenn man weiß, wie die nach den neuen
Regeln gebauten Transformatoren sich bewähren.
Die Begründung für diesen Standpunkt ist diese:
Die Kosten der von Herrn Biermanns vorgeschlagenen Maß-
nahme sind höher, als er voraussetzt. Bei unserer jetzigen wirt-
schaftlichen Lage sind Mehrkosten nur dann berechtigt, wenn sie
sachlich notwendig sind. Ich halte es für unwahrscheinlich, daß
eine solche Notwendigkeit sich ergeben wird. Im einzelnen ist
hierzu folgendes zu bemerken:
Die Kosten eines Transformators bestehen außer dem von
Herrn Biermanns berücksichtigten Anschaffungspreis noch aus
dauernden Betriebsausgaben, die durch die Verluste bedingt sind.
Wenn wir voraussetzen, daß die deutsche Industrie richtig aus-
1) Vgl. „ETZ“ 1922. 8. 675.
3 Vortrag Biermanns siehe „ETZ“ 1922 S. 305 u. 344; Gegenreferat
Schrottke 1922, S. 1425.
1490
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
14. Dezember 1922.
genutzte Transformatoren baut, — und die Richtigkeit dieser Vor-
aussetzung wird wohl niemand bestreiten —, so ist klar, daß diese
Steigerung der Sicherheit eine Vermehrung auch der Verluste, und
damit der laufenden Ausgaben, erfordert. Wir wissen nun, welch
großen Wert die Blektrizitätswerke auf Niedrighaltung dieser
Kosten legen. Daher scheint mir ihre Erhöhung nur im Falle
der Notwendigkeit zulässig. Ob diese Notwendigkeit besteht, muß
uns die Erfahrung lehren. Heute können wir hierüber nur Ver-
mutungen aussprechen. — Der Unterausschuß, der die RET beriet,
hat die bei den Firmen vorhandenen Erfahrungen über die Unfall-
ursachen der Transformatoren zu Rate gezogen. Es zeigte sich
danach, daß die meisten Defekte durch kurzgeschlossene Windun-
gen entstanden waren, und nur wenige durch Überschlag von
Hochvolt zu Niedervolt oder Kern. Von diesen wenigen Unfällen
kommen für uns weiter alle die Fälle nicht in Betracht, in denen
der Überschlag durch Schlecht- oder Feuchtwerden des Öles ent-
standen war; denn in diesem Falle besteht die richtige Abhilfe nicht
in einer Verstärkung der Isolation, sondern in Verhütung der Ver-
schlechterung bzw. des Feuchtwerdens des Öles. Trotzdem hat
man im Entwurf der RET die Prüfspannungen wenigstens für die
große Masse der Transformatoren wesentlich erhöht, und zwar
für einen 10 kVA Transformator von 20 auf 325 kV, für einen
15 kV Transformator von 30 auf 41 kV. Wir haben also zwei Tat-
sachen festgestellt:
1. Schon bei den nach den alten Normalien gebauten Trans-
formatoren ist nur selten die Isolation durchgeschlagen, die
wir mit der Isolationsprobe kontrollieren.
2. Der Entwurf der RET erhöht trotzdem die Prüfspannung
für die häufigsten Spannungen recht wesentlich. Falls die
Jahresversammlung diesen Entwurf gutheißit, so ist es m. E.
sehr wahrscheinlich, daß die hiernach isolierten Transfor-
matoren ausreichend betriebssicher sein werden, falls die
Gefährlichkeit der Netze für die Transformatoren dieselbe
bleibt, wie heute.
Herr Biermanns rechnet nun damit, daß man in Auswahl und
Anordnung der Isoliermaterialien noch Fortschritte machen wird,
und scheint daraus zu schließen, daß infolgedessen die von ihm
befürwortcte Sicherheitssteigerung uns weniger kosten wird. Dem
kann ich nicht zustimmen; denn gesetzt, wir machen diesen Fort-
schritt, so können wir ihn entweder zur Erhöhung der Sicherheit
ausnutzen, oder zur Verminderung der Verluste. Tun wir ersteres,
so verlieren wir die im 2. Falle entstehende Ersparnis, und müssen
daher m. E. unsere Maßnahme mit diesem Gewinnertrag belasten.
Aus all diesen Erwägungen scheint es mir empfehlenswert, die
Entscheidung über die von Herrn Biermanns aufgerollte Frage zu
verschieben. Wir müssen dann auch vor allem die Ansicht der Elek-
trizitätswerke beachten; denn sie sind auf alle Fälle die Leidtra-
genden; sei es, daß der Sicherungsgrad der Netze zu niedrig ist,
sei es. daß durch eine überflüssige Vergrößerung der Sicherheit
die Betriebskosten unnötig hoch werden.
Herr Biermanns will in einer elektrischen Anlage die Sicher-
heitsgrade aller Bestandteile gegen einander abstimmen. Dieser
Gedanke ist unbestreitbar richtig, Wenn wir nun zu der Ansicht
gelangen, daß eine weitere Erhöhung der Prüfspannung nicht not-
wendig sei, würde diese Einheitlichkeit leiden. Meines Erachtens
sollten wir heute hinter der Wirtschaftlichkeit — im weitesten
Sinne verstanden — alle anderen Erwägungen zurückstellen. — Es
ist aber noch eine Frage aufzuwerfen: Sind denn die Sicherheits-
grade richtig abgestimmt, wenn die Prüfspannung der Transforma-
toren gleich der Überschlagsspannung der Innenisolatoren ist?
Meines Erachtens sollte man sich über diese Frage klar sein, ehe
man die Prüfwerte endgültig bestimmt.
Die Art, wie man im vorliegenden Falle der Einheitlichkeit
zustrebte, scheint mir nicht ganz die richtige zu sein. Man hat
die Überschlagspannung der Innenisolatoren festgesetzt, zweifellos
unter Beachtung aller hierbei in Frage kommenden Gesichtspunkte.
Nun will man diesen Wert auch für Maschinen un. Transformatoren
zum mafigebenden machen, hat aber noch nicht überlegt, welche
wirtschaftlichen Folgen das hat. Da ein Sicherheitsgrad keine
physikalisch bestimmte Zahl ist, scheint mir die Forderung be-
rechtist, daß man bei Festsetzung der 1. Zahl eines solchen ab-
gestimmten Systems, die ja das Niveau des ganzen Systemes fest-
legt, schon erwägt, welche Konsequenzen dirse Bestimmung für
alle hiervon betroffenen Apparate, Maschinen, Transformatoren etc.
hat. Man darf hierbei natürlich den Sicherheitsgrad nicht als eine
völlig unabhängige Größe ansehen, muß sich vielmehr darüber klar
sein, daß es sich darum handelt, den günstigsten Punkt zu finden,
unter Beachtung einerseits der Betriebssicherheit und andererseits
der Betriebswirtschaftlichkeit. Í
Herr Rüdenberg: Ich möchte nur zu einigen Punkten des Vor-
trages das Wort ergreifen, bei denen meine Ansicht von der des
Herrn Vortragenden wesentlich abweicht.
Herr Biermanns vertritt den Standpunkt, daß es richtig
sei, die Transformator- und Generatorwicklun-
gen mit einer derart starkenlsolierung auszu-
führen, daß sie die gleiche Durchschlags- oder Überschlags-
festigkeit besitzen wie Leitungsisolatoren, Durchführurrzen, Schal-
ter usw. für gleiche Spannung. Ich halte diese Forderung für
übertrieben und bin der Ansicht, daß die erhebliche Vergrößerung
der Spannungssicherheit, die durch die neuen Verbands-
normalien vorgeschrieben wird, allen berechtigten Anforde-
rungen Genüge leistet. Die Verbesserung gegenüber den alten
Vorschriften besteht nicht nur in einer wesentlichen Erhöhung der
Prüfspannungen, sondern auch in einer scharfen Prüfung der Win-
dungsisolation und vor allem in der zum erstenmal eingeführten
scharfen Sprungwellenprobe aller Hochspannungswicklungen. Eine
Maschine oder ein Transformator, der diesen Proben standhält,
die schärfer sind als nach den jetzigen Vorschriften aller anderen
Länder, wird den im praktischen Betriebe auftretenden Über-
spannungen sicher gewachsen sein. Dabei setze ich „die sorg-
fältixe Auswahl des Materials” und „die zielbewnßte Anwendung
der Gesetze des elektrischen und magnetischen Feldes” als selbst-
verständlich voraus, da sie bei unseren guten heutigen Konstruk-
tionen bereits weitgehend durchgeführt ist.
Alle Teile einer elektrischen Anlage auf gleiche Spannungs-
sicherheit zu bauen oder mit gleicher Spannung zu prüfen, halte
ich nicht für richtig und zwar aus folgenden Gründen:
1. Die wirtschaftlichen Wirkungen einer hohen Prüfspannung
hinsichtlich Preis und Wirkungsgrad sind sehr verschieden.
Bei Maschinen und Transformatoren sind sie groß, bei Lei-
tungen geringer.
2. Diejenigen Orte, an denen die Überspannungen am häufig-
sten entstehen, müsen besonders stark geschützt werden, da-
ne gesamte Anzahl der Störungsfälle herabgedrückt
wird.
3. Sprungwellen, die in die Wicklungen von Maschinen und
Transformatoren einfallen, haben meistens bereits längere
Leitungsstrecken durchlaufen und dadurch an Spannungs-
höhe erheblich verloren.
4. Bei vielen Teilen der Anlage, vor allem bei Durchführungen
und ähnlichen Isolatoren ist die Prüfspannung nicht so sehr
ein Maß für die elektrische Festigkeit als ein Maß für den
räumlichen Abstand, durch den verhindert werden soll, dab
durch Vögel, Ratten, Zweige etc. Überschläge eingeleitet
werden. f
5. Wenn man die Durchschlagssicherheit von Ölschaltern zum
Vergleich heranzieht. so darf man sie meines Erachtens
nicht auf den stromlosen Zustand beziehen, sondern man
müßte die Durchschlagsspannung prüfen, während der
Schalter einen schweren Kurzschluß abschaltet. Wegen der
Jonisierung durch den Kurzschlußlichtbogen wird die Span-
nungssicherheit gegen Erde wohl geringer sein, als man
meistens glaubt.
Wenn trotz alledem Vorschläge gemacht werden, die Span-
nungssicherheit von Maschinen und Transformatoren noch weiter
heraufzusetzen, so müßten jedenfalls gut begründete Unterlagen ge-
bracht werden über die zahlenmäßige Höhe der wirk-
lichen im praktischen Betriebe auftretenden
Überspannungen. Derartige durchschlagenden Messungen
hoben wir dem Biermannsschen Vortrage leider nicht entnehme':
Öönnen.
Die Angaben, die Herr Biermanns über die Größe von
Schutzdrosselspulen macht, halte ich für individuell. Er
hat allem Anschein nach gar nicht die Sprungwellenspan-
nung in einer oder wenigen Windungen oder in einer Lage der
Wicklung gemessen, sondern die Spannung. die durch perio-
dische Wellenzüge in einer oder mehreren Spulen hervor-
gerufen wird. Der gleiche Versuch mit anderen Fernleitungslängen
-als 15 km und anderer Bauart der Transformatorenspulen ergibt
bei periodischen Wellenzügen auch gänzlich andere Werte für dir
notwendige Größe der Selbstinduktion der Drosselspulen. Die gr-
wonnenen Zahlen sind daher nicht allgemein verwendbar. Auf die
günstige Wirkung gegenüber Sprungwellen, die große Windunz:-
kapazität von Transformatorwicklungen besitzt, habe ich übrigen:
schon in meinen Vorträgen vor dem ETV im Jahre 1914 und in de:
„Elektrotechn. u. Maschinenb.“ 1914, Heft 36, hingewiesen.
SynehronisierschaltervonGeneratoren soll
durch ihren Schutzwiderstand entgegen den Ausführungen von
Herrn Biermanns nicht die Überströme abdämpfen, sie sollen virel-
mehr dazu dienen, beim falschen oder schlechten Synehronisiere"
von Generatoren die Spannungssprünge zu verhindern, die al:
Sprungzwellen die Wieklungen beanspruchen. Der Kostenaufwani
im Verhältnis zur geschützten Maschine ist so winzig, daß sich ihre
Anwendung lohnt. ;
OÖberschwingungen und verzerrte Kurven-
formen der Spannung, die man bei hochgesättigten Transforma-
toren beobachtet hat, rühren viel mehr vom Transformator selbst
her als von seiner Rückwirkung auf die Maschine. Insbesondere
halten Turbinengeneratorenguterbauart ihre Span-
nungskurve auch bei verzerrter Stromkurve aufrecht. Selbst. ein-
phasige Kurzschlüsse können die Kurvenform gut gebauter Geur-
ratoren, wie zahlreiche Oszillogramme zeigen, nicht wesentlich be-
einflussen. Der Übertritt der dreifachen Oberschwin-
gungen von gesättirten Transformatoren in die Erde kann brı
Höchstspannungsanlagen mit geerdetem Nullpunkt durch relativ ein-
fache Mittel verhindert werden, so daß man den isolationsterch-
nischen Vorteil der Nullpunktserdung ohne Erzeugung der gefürch-
teten Telephonstörungen wohl ausnutzen kann. Wendet man zur
Kurvenverbesserung gesättigter Transformatoren Dreieckschaltun?
oder Tertiärwickluagen an, so kann es enum passieren, daß dadurc.
1"
14. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
1491
zwar die dreifache Oberwelle verringert, die fünffache und andere
Oberwellen jedoch verstärkt werden. Über diese Erscheinungen ist
meines Erachtens das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Die Erdschlußspule oder Löschspule ist zweifel-
los eine sehr geistreiche und praktisch wichtige Erfindung. Ich
halte es aber für eine Übertreibung, wenn Herr Biermanns damit
„die Erdsehlußfrage als restlos gelöst” betrachtet. Es sind noch
nicht entfernt alle Erscheinungen, die bei Anwesenheit von Lösch-
spulen auftreten können, derart durchgearbeitet und veröffentlicht
worden, daß sich die gesamte Praxis darauf stützen kann. Es ist
richtig, daß man durch die Anwendung magnetischer Eisensättigung
dio Szylla der gewöhnlichen Resonanzerscheinungen vermeiden
kann. Man gerät dann aber leicht in die Charybdis von starken
Spannungssteigerungen durch Sättigungseffekt, wenn die
Löschspule wesentlich kleiner ist, als es zur
Aufnahme der vollen Kapazitätsströme erfor-
derlich wäre. Durch zufälliges Abschalten etlicher Spulen
eines großen Netzes kann eine solche Störungsmöglichkeit wohl ge-
geben sein. Die ungünstige Wirkung, die alle Unsymmetrien und
alle Oberwellen sowohl in den Leitungen wie in den Transforma-
toren und Maschinen auf die Spannungsverlagerung des Netznull-
punktes durch Löschspulen ausüben, möchte ich nicht so hoch ein-
schätzen wie die Gefährdung, die durch einen Leitungs-
bruch nahe der St romquelle, der keinen erheblichen
Erdschluß hervorruft, verursacht wird. Denn dann wirkt ein er-
heblicher Teil der Netzspannung direkt auf den resonanzhaften
Schwingungskreis der Löschspule ein. Daß sich bei kleinen Anlagen
hohe Sättigungsspannungen der Löschspulen weniger leicht aus-
bilden können als bei einer größeren Anlage, dürfte daran liegen,
daß hier die Unterabstimmung der Spulen seltener ist, und daß der
Leitungswiderstand relativ größer ist und die Erscheinungen daher
stark dämpft.
Ich glaube, daß auf dem wichtigen Gebiete der Überspannungen,
das seit Jahrzehnten im Brennpunkt des Interesses des Hochspan-
nungsingenieurs Steht, noch sehr viel Forschungs-
arbeit, vorallemvonexperimenteller Art, mög-
lichstim praktischen Betriebe geleistet werden muß,
wenn wir dahin kommen wollen, den Überspannungsschutz für
unsere Anlagen von dem persönlichen Gefühl des Projekteurs loszu-
lösen und voll und ganz auf die Basis sachlich einwandfreier Kennt-
nisse zu stützen. Es würde in dieser Richtung sehr nützlich sein,
wenn sich nicht nur die Laboratorien der wissenschaftlichen Insti-
tute und der Fabriken weiter dieser Frage annähmen, sondern wenn
Mittel und Wege gefunden würden, um die in den praktischen Netz-
betrieben wirklich auftretenden Überspannungen durch Stichproben
oder fortlaufend messend zu verfolgen.
Herr Noether: Obwohl mein Vorredner, Herr Prof. Rüden-
berg, schon ausführlich auf die Frage der Erdschlußspulen einge-
gangen ist, möchte ich noch einige Bemerkungen prinzipieller Natur
hierzu äußern, um als Theoretiker zu den Punkten des Vortrags
Stellung zu nehmen, wo von prinzipiellen Fragen die Rede ist. Deu
theoretischen Untersuchungen des Herrn Biermanns!) stimme
ich im allgemeinen zu, nicht aber einem Punkt, der im Vortrag vor-
kommt und auch schon an anderer Stelle erwähnt ist. Herr Bier-
manns sagt nach Besprechung der Petersenspule in ihrer ur-
sprünglichen Gestalt?):
„Auf die verschiedenen Spielarten der Erdschlußspule, wie
Löschtransformator, Dissonanzspule, brauche ich wohl nicht mehr
besonders einzugehen, da sie keinerlei von ihrem Vorbild ab-
weichende prinzipielle Eigenschaften besitzen.” |
Diese Behauptung ist nicht richtig. Zwischen der Nullpunkts-
erdungsspule und dem Löschtransformator bestehen prinzipielle
Unterschiede, die sich auch in der praktischen Wirksamkeit äußern
müssen. Die geäußerte Ansicht ist wohl darauf zurückzuführen,
daß im Falle vernachlässigbarer Eisensättigung auch beim Lösch-
transformator nur der zur Erde fließende Gesamtstrom für seine
Wirkungsweise eine Rolle spielt; es kommt nicht darauf an, welche
Ströme außerdem durch die einzelnenSpulen des Transformators von
Leitung zu Leitung fließen, und dann sind in der Tat beide Typen
prinzipiell gleichwertig. Herr Biermanns hat aber erwähnt, daß man,
um die Gefahr der Resonanzerscheinungen abzuschwächen, gezwun-
gen ist, die Eisensättigung der Spulen auszunützen, und dann be-
steht ein prinzipieller Unterschied: Bei der Petersenspule ist natür-
lich nur der gesamte Strom für den Grad der Eisensättigung maß-
gebend, beim Löschstromtransformator aber die in den einzelnen
Spulen fließenden Ströme, und die Eisensättigung kann daher in
den einzelnen Schenkeln eine verschiedene sein. Eine Konsequenz
dieses Unterschieds ist die folgende Erscheinung, die ich näher
untersucht?) habe: Bei der Petersenspule können, wie Herr Prof.
Rüdenberg soeben erwähnt hat, hohe Überspannungen auftreten,
gerade auch wegen der Eisensättirung, besonders dann, wenn der
aufgenommene Strom im Erdschlußfall kleiner ist, als der genauen
Abstimmung auf die Netzkapazität entspräche. Zunächst kann im
normalen Betrieb eine größere Spannungsverlagerung eintreten, als
sie im Erdschlußfall dem Netz aufgezwungen wird. Dieser Zustand
1) Z. R. Archiv für Elektrotechnik, Bd. X, Heft 12, 1921, S. 30—40.
D) „ETZ“ 1922, 8 345.
» „ETZ* 1921, S. 1478 u. 1922, S. 98. J
ist ein stabiler, es wird daher durch ungünstige Umstände ge-
schehen, daß er sich wirklich auf längere Zeit erhält. Beim Lösch-
transformator dagegen ist wohl denkbar, daß der entsprechende
Umstand hergestellt werden könnte, aber er ist ein labiler und
braucht daher praktisch nicht in Betracht gezogen zu werden. Der
wesentliche Umstand, der das bewirkt, ist der, daß hier immer jeder
Kapazität eine Induktivität unmittelbar parallel geschaltet ist,
aa diese Parallelschaltung einen übergroßen Strom nicht hindurch-
-Es würde mich zu weit führen, hier eingehender diese Verhält-
nisse zu erläutern. Daher will ich einen anderen Fall besprechen,
wo der Unterschied unmittelbar in die Augen springt; das ist der,
wenn durch einen Leitungsbruch eine besonders starke Unsymme-
trie der Kapazitäten im Netz hervorgerufen wird, wie es in den
beiden folgenden Abbildungen dargestellt ist. Dabei ist der un-
günstigste Fall vorausgesetzt, daß der Bruch nahe an der Zentrale
eintritt, und der abgeschnittene Teil des beschädigten Leiters nun
infolge der: immer noch vorhandenen Verbindungen annähernd die
Spannung des gesunden Leiters (der Einfachheit halber ist ein Ein-
phasennetz vorausgesetzt) annimmt. Wenn das Netz durch eine Pe-
tersenspule geschützt ist (vgl. Abb. 1), so entsteht ein einfacher Re-
sonanzkreis, in dem die elektromotorische Kraft V, die Kapazität
C, +C, und die Induktivität L in Serie liegen.
G G a GA
Abb. 1.
Abb. 2.
Es ist bekannt, welche Gefährdungen in diesem Falle durch die
Resonanz der Kapazität mit der Induktivität der Spule, wie sie durch
die Erdschlußabstimmung gefordert wird, entstehen können.
Anders aber liegen die Verhältnisse beim Löschtransformator,
für den sich in diesem Fall das Schema der Abb. 2 ergibt:
Hier liegt eine Induktivität L, parallel zu der Kapazität C, +
C> und in Serie zu dieser Anordnung die Induktivität L, und die elek-
tromotorische Kraft 2 V. Dabei ist L, auf C, und L, auf C, abge-
stimmt. Ohnè Sättigung hätten wir wieder einen Resonanzkreis, da
die Parallelschaltung von L} mit C, keinen Strom hindurchläßt, also
einfach L, zu C, in Serie liegt. Anders aber mit Sättigung: Denn wür-
den bei kleinen Spannungen die Verhältnisse noch ebenso liegen, es
würde also ein Strom in dem ganzen Kreis fließen. Wenn aber die
Spannungen anwachsen, so nimmt der Strom in der Induktivität La
wegen der Eisensättigung stärker zu als in der Kapazität C, + Ca,
und es muß eine Grenze kommen, wo beide, die ja entgegengesetzte
Phase haben, sich gegenseitig aufheben. Dann kann im Ganzen
durch den Kreis kein Strom mehr fließen. Der gesamte Strom des
Kreises, der auch durch L, fließt, ist also begrenzt und ebenso ist es
dann der Spannungsabfall in dieser Induktivität. Damit wird es
ausgeschlossen, daß hohe Spannungen zwischen Leitung und Erde
bei dieser Schaltung überhaupt auftreten können.
Diese kurzen Ausführungen mögen genügen, um die Behaup-
tung von der prinzipiellen Gleichwertigkeit zwischen Pe-
tersenspule und Löschtransformator zu widerlegen.
(Fortsetzung folgt.)
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berlin W, 57. Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr, 9320 u. 90306.
Bekanntmachung.
Elektrotechnischer Verein Düsseldorf, E. V.
Die Aufnahme in den Verband ist durch Vorstandsbeschluß er-
folgt. Den ersten Vorstand bilden:
1. Vorsitzender: Generaldirektor Lenze-Düsseldorf, Direktor
der Städt. Gas-, Wasser- und EI.-W., Luisenstraße 105.
1. Schriftführer: Direktor Rösing-Düsseldorf, Direktor der
Städt. Gas-, Wasser- und El.-W., Luisenstraße 105.
Kassenwart: Obering. Jaedicke, Vorstand der AEG, Büro
Düsseldorf.
Elektrotechnische Gesellschaft zu Köln.
i Vorstandsneuwahl.
1. Vorsitzender: IIerr Postrat K. Frei, Köln, Lindenstr. 69.
Schatzmeister: Herr Obering. Paul Capeller, Köln-Lindenthal,
Josef Stelzmannstraße 16. ’
1. Schriftführer: Herr Dr. L. Gräfenberg,
Wüllnerstraße 110.
Beitrittserklärungen sind an die Schriftführer zu richten.
Köln-Lindenthal,.
1492
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechnischer Verein in Hamburg. 15. XII., abds. 7%
Uhr, gr. Hörsaal der Techn. Staatslehranstalten, Lübecker Tor: Vortrag
Dr. Gerth (C. Lorenz A. G.) „Die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete
der drahtlosen Telegraphie und Telephonie“. (Mit Vorführungen).
Elektrotechnischer Verein hassel. 14. XIIL, abends 8%, Uhr,
Sitzung im Hackerbräu. Tagesordnung: Genehmigung der Satzung. Bericht
des Generalsekretärs Schirp über den Stand der VDE-Arbeiten.
Elektroteechnische Wesell»chaft zu Nürnberg. 15. =
abends 8 Uhr, Physikal. Hörsaal d. Höher. techn. Staatslehranstalt Nürn-
berg, Kesslerstr. 40. Vortrag J. Bruncken „Wirkungsweise und Kon-
struktion des Drehstrom-Doppelanker-Induktionsmotors der Cölner Elek-
tromotorenfabrik Joh. Bruncken.“
Elektrotechnischer Vervein Mannheim-Ludwigshafen e. V.,
15. XII., abends 8 Uhr, Mannheim, Friedrichsring 4. Vortrag Dr. Ing.
eg „Die Elektrizitäts-Großversorgung Schwedens‘‘ (mit Licht-
ildern). :
RECHTSPFLEGE.
Deutschlands Beitritt zum Madrider Abkommen'). — Nach
einer Bekanntmachung des Reichsministers der Justiz ist der Bei-
tritt Deutschlands zum Madrider Abkommen über internationale
Registrierung von Fabrik- oder Handelsmarken der schweizerischen
Regierung am 19. X. angezeigt worden; seine Wirksamkeit hat am
1. XII. begonnen. Gleichzeitig ist eine Verordnung des Reichs-
ministers der Justiz erlassen worden, die eine Reihe von Aus-
führungsbestimmungen enthält. Danach sind i. a. für
die internationale Markenregistrierung die Vorschriften des deut-
schen Gesetzes sinngemäß anzuwenden. Im Patentamt wird für
die Behandlung dieser Anträge eine besondere „Markenstelle” er-
richtet, gegen deren Bescheide Rechtsmittel nicht zulässıg sind.
Für Beschwerden ist der Präsident des Patentamts zuständig.
Beim Antrag auf internationale Registrierung beim Patentamt muß
glaubhaft gemacht werden, daß die Zahlung der internationalen Ab-
gabe an das Berner Bureau erfolgt ist. Dagegen ist eine Zahlung
an die Kasse des Patentamtes nicht zulässig. Die Gebühr für das
Reich ist mit dem Antrage beim deutschen Patentamt zu zahlen,
bei einem noch nicht eingetragenen deutschen Zeichen wird die Ge-
bühr jedoch erst bei der Eintragung fällig. Entsprechend sind bei Er-
neuerung der Registrierung die Reichsgebühr und die internationale
Abgabe erneut zu zahlen. Die internationale Registrierung einer
deutschen Marke hat die gleiche Wirkung, als wenn die Marke für
die angegebenen Waren zur Eintragung in die deutsche Zeichen-
rolle angemeldet und eingetragen worden ist. Für die vor dem
1. XII. 1922 international registrierten Marken, die dem Patentamt
vom Berner Amt mit einer Sammelanzeige zugesandt werden, tritt
diese Wirkung erst mit dem Tage der Sammelanzeige, frühestens
aber mit dem 1, XII. 1922 u für die später registrierten
Marken mit dem Tage der Registrierung. Ein in Bern bisher schon
seit Jahren eingetragenes Zeichen erhält also keine frühere Priori-
tät und Schutzwirkung als den 1. XII. 1922, so daß nunmehr eine.
wesentliche Unsicherheit über die Bedeutung des Abkommens für
Deutschland beseitigt worden ist. Ferner sieht die Ausführungs-
verordnung vor, daß die Schutzwirkung entfällt und als niemals
eingetreten gilt, wenn und soweit der Marke der Warenzeichen-
schutz versagt wird. Damit wird klar der Grundsatz aufgestellt,
daß die mit der Sammelanzeige prüfungslos übernommenen inter-
nationalen Marken nur vorbehaltlich ihrer Prüfung im Prozeß-
verfahren übernommen sind. Wird durch Löschungsklage das
Zeichen gelöscht, so wirkt diese Löschung nicht nur vom Löschungs-
tage ab, sondern auch, als ob das Zeichen nie zu Recht bestanden
hätte. Die ausländischen Marken werden in die deutsche Zeichen-
rolle nicht eingetragen, dagegen wird in der Rolle Tag und Nummer
der internationalen Registrierung bei deutschen Zeichen vermerkt.
Der Vermerk wird jedoch nicht veröffentlicht.
Der durch Vermittlung des Berner Amtes erworbene Waren-
zeichenschutz kann weiterhin nur durch einen im Inland bestellten
Vertreter geltend gemacht werden. Die Gewährung des Schutzes
soll nicht beanstandet werden, wenn die Bezeichnung des Geschäfts-
betriebes fehlt, weil manche der ausländischen Gesetze eine ent-
sprechende Forderung nicht aufstellen. Die vorgeschriebene Mit-
teilung der deutschen Behörde an das internationale Bureau über
Nichtigkeitserklärungen, Löschungen, Verzichtleistungen, Über-
tragung und sonstige Veränderungen soll nur erfolgen, soweit die
Marke von dem deutschen Inhaber beim Reichspatentamt angemel-
det und eingetragen worden ist.
Die weitere Erhöhung der patentamtlichen Gebühren. — Die
Verordnung vom 25. XI. wurde hier schon mitgeteilt?). Sie ist sehr
bedauerlich, weil erstens die patentamtlichen Gebühren erst Ende
Juni wesentlich erhöht worden sind?), und weil zweitens diese Stei-
1) Vgl. „ETZ“ 1922. 8. 1100. 1147, 1396.
Die praktischen Gesichtspunkte, die für die Beteiligten hauptsächlich
in Betracht kommen, wenn sie ihre Zeichen international registrieren lassen
wollen, «ind in einem Merkblatt zusammengestellt, das vom kKeichspatentamt
für das Inland. Danzig und Oesterreich zum Preise von 15 M, für das übrige
Ausland von 150 M;Stück käuflich bezogen werden kann.
23) Vgl. ETZ- 1922, 8. 1409.
3) Vgl. „ETZ“ 1922, 8. 9%.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
14. Dezember 1922.
gerung unterschiedslos gleichmäßig erfolgt ist, wäh-
rend eş zweifellos sehr angebracht gewesen wäre, nur bestimmte
Gebühren zu erhöhen und andere entweder unverändert zu lassen
oder doch mindestens in geringem Maße hinaufzusetzen. Als Bei-
spiel sei auf die Gebühr von 300 M (jetzt 1500 M) für den Antraz
auf Ausfertigung des Prioritätsbeleges verwiesen, Diese Gebühr
ist schon an sich unberechtigt, weil das Patentamt sich die mit der
Ausfertigung und Beglaubigung von Prioritätsbelegen verbundene
Arbeit ohnedies besonders bezahlen läßt, aber auch volkswirtschaft-
lich schädlich, weil sie die ohnehin sehr hohen Kosten für Ausland-
patente unnötig verteuert. Ein Zwang zur gleichmäßigen Erhöhung
liegt nicht vor, da Artikel 7 des Gesetzes vom 27. VI. die Reichs-
regierung ermächtigt, im Falle einer wesentlichen Änderung der
wirtschaftlichen Verhältnisse eine entsprechende Erhöhung oder
Ermäßigung der Gebühren anzuordnen. Diese Bestimmung soll die
Möglichkeit geben, sich dem Wechsel der wirtschaft-
lichen Verhältnisse anzupassen und die Gebühren ent-
sprechend zu ändern. Daraus ergibt sich m. E. das Recht, bei
der Erhöhung der Gebühren zu differenzieren, da man sonst sehr
schnell auf Sinnwidrigkeiten kommt. Die neue Erhöhung ist her-
vorgerufen durch das enorm gestiegene Defizit des Patentamtes.
Es muß nun dringend gefordert werden, daß der Etat des Patent-
amtes sich den veränderten Verhältnissen anpaßt und mit äußerster
Sparsamkeit aufgestellt wird. Nach dieser Richtung bleibt noch
viel zu tun übrig.
Warenzeichen in Griechenland. — Durch kgl. Dekret vom 22. X.
ist in Griechenland eine Frist bis zum 31. III. 1923 für die
deutschen, österreichischen und ungarischen Staatsangehörigen ge-
setzt, um bis dahin alle Vorschriften zu erfüllen, die durch den
Krieg nicht erfüllt werden konnten, um Handels- oder Fabrikmarken
zu hinterlegen oder hinterlegte zu erneuern. Bisher war es seit
dem Kriege nicht mehr möglich, in Griechenland Warenzeichen für
Deutsche anzumelden oder zu erneuern. Nach langen Verhandlun-
gen ist nun jetzt endlich der reguläre Zustand wieder hergestellt.
Gewerblicher Rechtsschutz in Rußland. — In Rußland wird
seit längerer Zeit an Gesetzen über gewerblichen Rechtsschutz ge-
arbeitet. Die Nachrichten, die darüber erhältlich sind, wider-
sprechen sich zum Teil. Es scheint festzustehen, daß in das dortige
Strafgesetzbuch zwei Artikel aufgenommen worden sind, die die
bisherige Grundlage des gewerblichen Rechtsschutzes wesentlich
ändern. Artikel 198 stellt die eigenmächtige Ausnutzung einer
fremden eingetragenen Erfindung oder eines Privilegiums zu
eigennützigen Zwecken unter Geld- oder Gefängnisstrafe. Dem-
nach scheint ein Eigentum an der Erfindung anerkannt und unter
Schutz gestellt zu sein. Von sachkundiger russischer Seite wird
nun daraus geschlossen, daß man Patente zwecks Sicherung
ihrer Priorität heute schon voranmelden kann, so daß dann später
bei Einführung eines Patentgesetzes die Umwandlung in ein Patent
an der Hand der jetzigen Priorität möglich ist. Unter den nach
Artikel 198 geschützten Privilegien scheinen die unter der alten
Regierung erteilten Patente, deren Dauer noch nicht abgelaufen
ist, verstanden zu werden. Ferner soll angeblich beabsichtigt sein,
die alten Patente um eine angemessene Zeit zu verlängern und die
Behandlung der früher eingereichten und noch nicht erledigten
Patentanmeldungen wieder aufzunehmen. Der Artikel 19% des
Strafgesetzbuches verbietet die eigenmächtige Benutzung eine:
eingetragenen Warenzeichens, Fabrik- oder Werbezeichens, einer
fremden Firma oder fremden Benennung zum unlauteren Wett-
bewerbe und bedroht solche ebenfalls mit Geld- oder Gefängnis-
strafe. Ferner liegt ein Entwurf des Warenzeichen-
gesetzes vor,dessen Veröffentlichung demnächst erwartet wird.
Nach Artikel 23 dieses Entwurfes soll es möglich sein, die Rechte
ausländischer Warenzeicheninhaber durch besondere Konventionen
zwischen den betreffenden Staaten zu regeln. Nähere Einzelheiten
über das Gesetz zu geben, dürfte zwecklos sein, da bisher schon
mehrfach Entwürfe ausgearbeitet waren, die nachher einschneideni
abzeändert worden sind. Auch ein Pa ten tgesetz soll in Be-
arbeitung sein, von dem man annimmt, daß es vom Rechte des Er-
finders an der Erfindung ausgeht, aber auch Übertragung des Rechts
an Dritte zuläßt. Ebenso soll auch in der Ukraine ein selb
ständiges Warenzeichengesetz herausgekommen Sein. Alle dies“
Nachrichten sind vorläufig noch mit großer Vorsicht zu behandeln.
Die deutsche Industrie und der deutsche Handel haben ein
Interesse daran, ihre Erfindungen in Rußland schützen zu können,
weniger deshalb, weil eine Nachahmung durch russische Verle'ze:
zu befürchten wäre, als um gegen russische Patente anderer Indu-
strieländer geschützt zu sein, wenn diese ein Patentabkommen mit
Rußiand treffen würden, Ferner besteht ein deutsches Interess’
an einem wirksamen Schutz der Warenzeichen, da bereits wieder-
holte Nachahmungen angesehener deutscher Marken vorgekommen
sind. Aber ein solcher Schutz liegt mindestens ebensosehr im
Interesse des russischen Volkes, weil dieses bei Straflosigkeit der
Nachahmungen minde: wertige Waren statt der durch das Original-
zeichen garantierten guten Waren erhält. `
Die in beiden Ländern bestehenden Bestrebungen nach eine!
Regelung des gewerblichen Rechtsschutzes könnten in Auswirkun?
des Rapallo-Vertrages so durchgeführt werden, daß Deutschland
mit Rußland ein dem Pariser Unionsvertrage entsprechendes Ab
kommen trifft, das allerdings für Deutschland nur dann Interes-®
haben könnte, wenn entsprechende Gegenvorteile auf der anderen
14. Dezember 1922. | Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
Seite gewährt werden. Dazu gehören in erster Linie der Wegfall
jedes Ausübungszwanzes und die Gewährung zenügender Rechts-
garantien für die Schutzrechte Deutscher in Rußland. Da die dor-
tigen Volkszerichte keine Richter von genügzender technischer und
patentamtlicher Schulung aufweisen (die Erörterung politischer Ge-
sichtspunkte schalte ich dabei völlig aus), würde es zweckmäßig
und vorbildlich zugleich sein, wenn alle patentrechtlichen Streit-
fragen, wie Nichtigkeit, Verletzung usw. von einer Spezial-
kammer von technischen Sachverständigen und die Waren-
zeichensachen von einer Kammer von Handelssachverständigen,
gegebenenfalls unter Hinzuziehunz eines rechtsgelehrten Mit-
gliedes, behandelt würden. Zu solchen Gerichten würde man im
Auslande Vertrauen haben, und das hat die Sowjetrepublik noch
nötig. Denn die anfängliche Begeisterung über die zu erwartenden
Milliardengeschäfte ist in Deutschland und anderswo einem merk-
lichen Skeptizismus zewichen, insbesondere werden die Riesen-
projekte, mit denen sich die Auslandvertreter der russischen Re-
gierung tragen, recht kühl bewertet. Auch die Möglichkeit, durch
Unternehmer aus anderen Ländern verdrängt zu werden, wird
ernste Geschäftsleute nicht zu Abschlüssen drängen, wenn sie für
ihre nach Rußland zu liefernden Werte nicht Rechtsgarantien er-
halten. Die Grundlage hierfür könnten Verträge auf der skizzieı-
ten Basis abgeben.
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld,
Warenzeichen. — Als Druckkostenbeiträge für
die Veröffentlichung von Warenzeichen erhebt
das ’Reichspatentamt seit dem 4. XII. bis auf weiteres folgende
Berlin.
Summen:
In Stufe 1... .. . 1600M In Stufe5......12200 M
" 7) De ir 3200 >, " " E E TER 16 500 ,,
noen 3... .` . 4800, . mo Aa ae . 20700,
ji m A ls wer i
LITERATUR.
Besprechungen.
Elektrische Zugförderung. Handbuch für Theorie
und Anwendung der elektrischen Zugkraft auf Eisenbahnen.
Unter Mitwirkung von Ing. H. H. Peter für „Zahnbahnen und
Drahtseilbahnen“. Von Dr.-Ing. E. E. Seefehlner. Mit
652 Abb. im Text u. auf I Tafel. XII u. 587 S.in 4°. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1922. Gebunden Grundzahl 25.
Ein auf dem Gebiet der elektrischen Zugförderung allgemein
bekannter und geachteter Fachmann hat neben seinen, dieser Tech-
nik gewidmeten Berufsarbeiten innerhalb eines großen Elektri-
zitätskonzerns die seltene Energie gefunden, seine-Kenntnisse,
Erfahrunzen und Sammlungen systematisch zu ordnen und den ge-
waltigen Stoff in der Form eines „Hanmdlbuches” zusammenzufassen.
Das sichert dem Buche von vornherein den Erfolz. Wenn auf
irgendeinem Fachgebiet der Elektrotechnik, so entsprach hier ein
die Bahnen in ihrer Ganzheit erschöpfendes Werk einem allseitix
umd unmittelbar geäußerten Verlangen,
iers Buch restlos befriedigt worden ist.
Die Gliederung, welche Verfasser in das dem Bau, dem Betrieb
und der Wirtschaftlichkeit der elektrischen Bahnen dienende
Material gebracht hat, ist wohlgeordnet und klar. Nach einer allge-
meinen Kennzeichnung der verschiedenen Bahnarten werden die
Stromerzeugung, die Übertragung der elektrischen
Arbeit und das Fahr Z eug als Hauptabschnitte in dieser durch
den Betrieb gegebenen Reihenfolge behandelt.
Die Stromerzeugung an sich konnte in verhältnismäßig knapp
gehaltener Form erledigt werden, weil der Bau der Kraftwerke
eine Technik für sich bedeutet. Der Verfasser hebt deshalb aus
diesem Grebiet lediglich die für den rationellen und wirtschaftlichen
Betrieb der elektrischen Bahnen in Frage kommenden Punkte
unter Anführung von Erfahrungswerten, Energiediagrammen,
Schaltungsplänen usw. hervor. Den Bestrebungen zum Strom-
bezug aus bahnfremden Kraftwerken wird eine Berechtigung mit
Bezug auf die Sonderstellung der Bahnen hinsichtlich des grund-
sätzlich verschiedenen Charakters der Stromerzeugung und der Be-
lastung für Licht — Kraft und Bahnen nicht zuerkannt.
In dem nun folgenden Abschnitt „Leitungsanlagen“ kommt die
Sonderstellung der elektrischen Bahnen zur vollen Auswirkung.
Hin- und Rückleitung sind von verschiedener Beschaffenheit. In
der Bestimmung der, der Berechnung zugrumdlelierenden, Strom-
verteilung zieht Verfasser der rechnerischen Ermittlung das zeich-
nerische Verfahren vor und gibt dafür einige Beispiele Die Be-
deutung einer guten Leitungsverlezung erforderte eine sorg-
fältige Erörterung aller hierfür maßgebenden Einzelheiten, des
Durchhangs, des Lageplans, des Spannwerks und der Stützpunkte,
woran sich dann die Banausführung der selbsttragenden und
Kettenfahrleitungen, der Stromschienen und Rückleitungen an-
schließt.
Hierauf geht Verfasser zum dritten Hauptabschnitt, den „Fahr-
zeugen”, über, die den Kern- und Ausgangspunkt aller elektrischen
Bahnen bedeuten und deshalb auch hier, wie in anderen balhntech-
nischen Werken, einen breiten Raum einnehmen. Die Darlegun:
der Bewegungsgesetze und Fahrwiderstände der Züge leitet
das nun durch Seefehl-
1493
diesen Abschnitt ein, Die hier gegebenen Formeln lassen die Be-
deutung der Gliedermaschinen im Bau elektrischer Lokomotiven
erkennen. Sehr lehrreich sind die daran anschließenden Ausführun-
gen über Gewichtsbestimmung und die Gewichte ausgeführter
Lokomotiven sowie die Fahrlinien.
Für die verschiedenen Bahnsysteme ist der die Motoren be-
handelnde Teil dieses Abschnitts von ausschlagzzebender Bedeu-
tung. Verfasser geht die Gleichstrom-, Drehstrom- und Einphasen-
motoren der Reihe nach durch, wobei bei letzteren mit Recht. be-
merkt wird, daß zur Zeit die Motoren nach dem Imduktionsprinzip
mit oder ohne Ankererrerung mit festen oder verschiebbaren
Bürstensätzen, soweit Einzelleistungen von mehr als etwa 50 PS
in Betracht kommen, der Geschichte angehören. Auch über die
Nutzbremsung der Motoren in Gefällen werden die erforderlichen
Angaben und Schaltungen mitgeteilt. Bei der Bestimmung der
Motorleistung befaßt sich das Buch recht eingehend mit den Ge-
setzen und der Berechnung der Erwärmung und Abkühlung. Die
von Seefehlner hier entwickelten thermisch-elektromechanischen
Kennlinien der verschiedenen Motorarten lassen dureh einfaches
Herüberloten im Diagramm den Zusammenhang zwischen Tempe-
raturgrenze und Belastung eines Motors klar erkennen. Der Be-
rechnung der Motoren folgt die Darstellung ihrer Bauformen, die
durch Schaubilder und Schnittzeichnungen in reichhaltizgem Maße
vor Augen geführt werden. Mit den Motoren in engstem Zusammen-
hange stehend, kommen hierauf die Triebwerke zur Behandlung,
und es leuchtet ein, daß hier die bei Parallelkurbelzetrieben auf-
tretenden Schüttelerscheinungen und ihre Abwehrmittel ein be-
sonderes Eingehen verlangten.
Der Unterabschnitt über die Regelung der Motoren, die Strom-
abnehmer und die Nebeneinrichtungen schließt: die elektrische Aus-
rüstunz der Fahrzeuge ab und gewährt einen vollständigen Bin-
blick in die den einzelnen Baufirmen eizentümlichen Bauarten.
Von ebenbürtiger Gründlichkeit ist die Darstellung des mecha-
nischen Teils der Fahrzeuge, Triebwagen und Lokomotiven. Sie
läßt die außerordentliche Manniegialtiekeit und in dieser doch
wieder nur auf wenige Richtlinien zurückzuführendeEinfachheit des
Aufbaus elektrischer Lokomotiven erkennen. Nicht eine der wich-
tigen Bauformen der elektrischen Bahnen der ganzen Welt wird
hier übergangen, und diese Übersicht findet noch ihre Bekrönung
in einer mehrseitigen Lokomotivtabelle, wie sie in dieser Voll-
ständigkeit wohl noch nirgends geboten worden ist.
Alle besonderen Bahngattungen sind in einen 5. Abschnitt
„Spezialbahnen“ verwiesen; für die Bearbeitung der Zahn- und
Seilbahnen ist H. H. Peter, Zürich, vom Verfasser gewonnen
worden. Sein Beitrag steht auf gleicher Höhe mit dem ganzen
Werke und läßt keine Einzelheit dieses wichtigen Sondergebietes
unbeachtet. Unter den Seilbahnen hat auch das inzwischen durch
reinen Adhäsionsbetrieb ersetzte eigenartige System der Bahn
Rocca—Monreale (Palermo) mit an deu Endpunkien versenkten
Seilwagen nochmals Aufnahme gefunden. Auch die Grundzüge der
Schwebeseilbahnen sind mit in den Kreis der Erörterung gezogen
worden. An weiteren Sonderbahnen sind von Seefehlner noch die
zleislosen Bahnen, die kalorischen Fahrzeuge mit elektrischer
Kraftübertragung, die Speicherfahrzeure und die Umformerfahr-
zeuge (Spaltphasenlokomotiven) bearbeitet worden.
Über die „Wirtschaftlichen Fragen“ der elektrischen Bahnen
ließ sich z. Z. noch nieht viel sagen. Dieser Teil, der den 6. Haupt-
abschnitt des Buches bildet, ist daher verhältnismäßig kurz. Immer-
hin geben die Angaben des Verfassers über die Lebensdauer der
einzelnen Bestandteile einer Bahnanlare recht wertvolle Winke
für den Entwurf von Bahnelcktrisierunzen.
Der Verfasser hat in seinem schönen Werke das nomo-
graphische Verfahren vielfach angewandt. Als überzeurter An-
hänger desselben, der schon oft in besonderen Arbeiten auf die Be-
deutung der Nomographie hinwies!), hat er seinem Buche zur Ein-
führung in dies Gebiet einen vortrefflichen „Kurzen Abriß der an-
geewandten Nomozgrapbie in zeometrischer Behandlung“ angefügt.
Sehr verdienstlich ist auch die allen Abschnitten des Werkes
vorangesetzte Bekanntgabe der einschlägigen Literatur des In-
und Auslandes.
Das Buch ist mit 634 Abbildungen in schaubildlicher und
Linienform ausgestattet, die in ihrer, der erstklassigen Druck-
lezung des ganzen Buches anzepaßten Sauberkeit das Verständnis
ungemein erleichtern und eine unermebßliche Fülle brauchbarer
praktischer Unterlagen darstellen.
Das Buch Seefehlners ist als bestes zur Zeit bestehendes Werk
über das Gesamtzrebiet der elektrischen Bahnen zu bezeichnen.
Zehme.
Der Arbeiternachwuchs in der deutschen Ma-
schinenindustrie. Von Dipl.-Ing. Dr. rer. pol. E.W.Sev-
fert. V und 103 8. in 8°. Verlag Julius Springer, Berlin 1920.
Grundzahl 3,8.
Das vorliegende Buch, das in nationalökonomischen Fachzeit-
schriften mit Recht anerkennend besprochen ist. kann auch den in
der Elektrotechnik tätigen Arbeitgebern und Ingenieuren warm
empfohlen werden. Denn, während früher die meisten industriellen
Facharbeiter aus dem Handwerk hervoreingen, nahm schon im
letzten Jahrzehnt vor dem Kriege die Zahl der Fabrik- gegenüber
1) Vergl. z. B. „ETZ“ 1921. S. 193.
1494
den Handwerkslehrlingen ständig zu, und 1917 stellte das Preu-
Rische Landesgewerbeamt fest, daß die Zahl der ersteren etwa das
doppelte der letzteren betrage. So muß denn die Fürsorge für den
Arbeiternachwuchs geradezu als ein Teil der Berufstätigkeit der
eroßindustriellen Unternehmungen, die wissenschaftliche Be-
trachtung dessen, was in dieser Hinsicht geschieht und geschehen
sollte, als Teil sowohl der Privat- wie der Volkswirtschaftslehre
betrachtet werden. Die Wichtigkeit der hier behandelten Ange-
legenheit erhellt auch daraus, daß sich mit ihr der Deutsche Aus-
schuß für Technisches Schulwesen und die Gesellschaft für soziale
Reform eingehend beschäftigt haben. Neben den Veröffentlichun-
een beider und dem sonstigen Schrifttum, das besonders in Mittei-
lungen über die Lehrlingsschulen einzelner Unternehmungen be-
steht, hat Seyfert, der speziell den Arbeiternachwuchs in der
Maschinenindustrie behandelt, auch ungedrucktes Material be-
nutzt, das ihm von vier hervorragenden Maschinenfabriken zur
Verfügung gestellt wurde.
Die Schrift beschäftigt sich überwiegend mit der Fürsorge
für den Nachwuchs an Facharbeitern, den eigentlichen „Lehr-
lingen“. Ihre Einstellung (nämlich Bedarf, Auswahl und Lehr-
verhältnis) sowie ihre praktische und theoretische Ausbildung
werden eingehend besprochen; auch über die Erziehungsmittel
(Löhne, Prämien und Strafen), die Jugendpflege und die den Ab-
schluß der Ausbildung der zukünftigen Facharbeiter bildenden
Prüfungen erhalten wir dankenswerte eingehende Erörterungen.
Kürzer werden dann Beschaffung und Unterricht der angelernten
Arbeiter sowie Auswahl und Ausbildung der Vorarbeiter und Mei-
ster besprochen. Endlich gibt Seyfert noch unter dem Titel
„Entwieklungsmöglichkeiten” und in einem zusammenfassenden
Schlußkapitel eine Reihe allgemeiner Ratschläge. So fordert der
Verfasser für die Fabrik- und die Fortbildungsschulen neben der
beruflichen Ausbildung, „die natürlich den Mittelpunkt des gesam-
ten Unterrichts bilden muß”, auch Förderung „des Lehrlings als
Menschen“. Bei der beruflichen Ausbildung aber hält er — als be-
geisterter Anhänger des Taylorsystems für die Masseder Arbeiter
— strengste Spezialisierung für den Interessen der Industrie am
meisten entsprechend; doch hat sie auch dafür zu sorgen, daß es
nieht an „Facharbeitern mit mehrjähriger Ausbildung” fehlt. Diese
müssen auch imstande sein, „die verwickelten Werkzeugmaschinen
zu verstehen und sich in technische Probleme leicht hineinzufin-
den”. (S.%.) Für die Ausbildung dieser Gruppe, „die auch mehr
als bisher Gelegenheit finden muß, eine überwachende und an-
ordnende Tätigkeit auszuüben und in die Stellen des Aufsichts-
personals aufzurücken”, müsse man „die Besten auswählen und
den Tüchtigen vorwärts helfen”. „Andrerseits“ müsse „der heute
vielfach vorhandene Mißstand abgeschafft“ werden, „daß zum
Nachteil derer, die etwas leisten, die Untüchtizen nicht ausge-
-chieden werden”. „Ein Erfolg für Leistungen“ sei „eben nur
möglich in Verbindung mit einem Mißerfolg für solche, die nichts
können”. Carl Koehne.
GESCHAFTLICHE MITTEILUNGEN.
Beschäftigung im November 19221). — Aus den Berichten der
preußischen Handelskammern für November geht herver,
daß dieser Monat im Zeichen der mit der Kabinettsbildung zusammen-
hängenden innerpolitischen Krise, der Unsicherheit und der abwartenden
Haltung der ausländischen Wirtechaftskreise stand. Der Dollar, der am 1. XI.
mit 4550 gehandelt wurde, erreichte im Laufe des Monats seinen höchsten
Kurs von 9150, um dann langsam unter Schwankungen auf etwa 8000 zu-
rückzugehen. Infolgedessen war der Geschäftsgang z. T. sehr
schleppend; die Käufer, deren Kaufkraft hinter der Teuerungswelle zu ürk-
bleibt, konnten nur den dringendsten Bedarf decken; teilweise waren Bo-
triebseinschränkungen notwendig. Bei vielen Handelrgegenständen sind die
Weltmarktpreise überschritten worden. Auch die Geschäftslago
am Markt der elektrotechnischen Erzeugnisse war’ weiterhin schlecht.
Die Bestellung von Maschinen, Schaltapparaten und Zählern hat
nachgelassen; cino Besserung ist wegen der Unsicherheit über die zukünftig `
Preisgestaltung vorläufig nicht zu erwarten. Nur für Kleinmaterial
und Kabel lag das Geschäft etwas günstiger, jedoch haben sich die Auf-
träge auf Leitungen, Glühlampen und Meßinstrumonte weiter
verringert.
Der Arbeitsmarkt im Oktober 1922’. — Nach der Gesamt-
übersicht des „BReichs-Arbeitsblatts‘‘ hat die Abschwächung des Be-
schäftigungsgrades dio auf eine ungünstige Entwicklung eingestellten
Erwarturgen nicht übertroffen, da in einzelnen Industriezweigen eino
Besserung der geschäftlichen Tätigkeit eingetreten ist und diese sich in
anderen auf der bisherigen Höhe halten konnte. — Bei 5257 Kranken-
kassen ist die Mitrliedezrahl von 12.297 auf 12,202 Millionen, mithin
um 0,5% gefallen (0,995 i. Vm.) Die Arbeitslosigkeit und die Zahl
der Kurzarbeiter ist weiter gestiegen: von C,455 Mill. Mitgliedern der Fach-
verbände waren am Stichtage 89 309 oder 1,4% arbeitslos (0,5%, i. Vm.).
Nach der Erwerbslosenstatistik hat sich die Zunahme der unterstützten
Erwerbslosen mit etwa dorselben Stärke wie im Vormonat fortgesetzt,
u. zw. wurden am 1. XI. 23 922 Personen unterstützt (16 306 i. Vm.). Bei
den Arbeitsnachweisen ist dio Zahl der Arbeitsgesuche gewachsen,
die der Stellenangebote weiter kleiner geworden; es wurden 0,76 Mill.
Gesuche (0,741 i. Vm.), 0,571 Mill. Angebote (0,608 i. Vm.) und 0,417 Mill.
„ETZ* 1922, 8. 1397.
„EIZ 1922, S. 1374.
N) Vel.
>) VgL
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
. werden soll, wie das bereits bei der Ausfuhr geschicht.
14. Dezember 1922.
Vermittelungen (0,422 i. Vm.) gemeldet, so daß auf je 100 offene Stellen
138 Gesuche (122 i. Vm.) und auf je 100 der letzteren nur 53 Vermitte-
lungen (57 i. Vm.) entfielen. 15 berichtende Betriebskrankenkassen der
Elektroindustrie hatten am 1. XI., abzüglich der arbeitsunfähig:n
Kranken und Erwerbslosen, 74099 männliche und 34 211 weitliche Pflicht-
mitglieder, deren Zahl somit um 3,4% bzw. 1,1°%%, gegen den Vormonat
abgenommen hat.
Indexziffern. — Der Großhandelsindex der ‚„Ind.- u. Hand.-
Ztg.‘‘ betrug in der Woche vom 25. XI. bis 1. XII. 1595,59 (1365,39 i. Vm.),
d. h. die Inlandkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen.
hatte nur !/isa ihres Vorkriegswertes. Am Dollarmittelkurs in Berlin (7951)
gemessen, besaß die Mark nur noch den 1894. Teil ihres Außenwertes der
Vorkriegszeit.. Der Dollarmittelkurs der Vorwoche (6660) hat sich um
19,4%, erhöht, während das Großhandelspreisniveau, an obigem Index
gemessen, um 16,9% gestiegen ist. Die Mebßziffer der Warengruppe Kohle.
Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle ist von 1699,53 i. Vw. auf 1847,30 gewachsen.
also um 8,726. — Nach den Feststellungen des Statistischen Reichs-
amts hat sich die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskosten
(Ernährung, Heizung, Beleuchtung, Wohnung und Bekleidung) von 22 166
im Oktober auf 44610 im Durchschnitt des Monate November, mithin
um 102,2°%, erhöht. Wenn man von der Bekleiduıg abeieht, betrug sie
40 047 (19507 i. Vm.), was eine Zunahme um 105,3% ergibt.
Die deutsche Ausfuhrstatistik und das Garantiekomitee.
— Wir haben in einem Referat der „ETZ“ 1922, S. 1275, bisher geheim
gehaltene Abmachungen erwähnt, die in einem Schriftwechsel zwischen
der deutschen Kriegslastenkommission und dem Garantiekomitee ent-
halten sein sollten und von der „Bergisch-Mürkischen Ztg.‘‘ veröffentlicht
worden sind. Es wurde bemerkt, daß eine bezügliche Anfrage im Reidhstag
bisher noch keine Beantwortung gefunden habe. Letztere ist nunmehr.
wie die „D. A. K.“ schreibt, seitens des Reichsfinanzministers und des
Reichswirtschaftsministers erfolgt. Es wird darin betont, daß es sich ledig-
lich um die Nachprüfung der Ausfuhrstatistik, nicht um eine Ein-
wirkung auf die Handhabung der Außenhandelskontrolle handle. Deutscher-
seits ist zugestanden worden, daß sich das Garantiekomitee durch einige
mit der stichprobeweisen Nachprüfung der Wertangabe auf den sta-
tistischen Anmeldescheinen beauftragte interalliierte Inspektoren von
der Zuverlässigkeit der Zahlen der deutschen Ausfuhrstatistik überzeugen
kann. Ausdrücklich wurde aber vorbehalten, daß diese Inspektoren stets
von besonders dazu bestimmten deutschen Beamten begleitet sein müssen.
Hinsichtlich der Bucheinsicht bei Privatpersonen hat die deutsche
Regierung den Standpunkt vertreten, daß nach den maßgebenden gesetz-
lichen Bestimmungen die Teilnahme eines ausländischen Beamten nicht
erzwungen werden könne. Das Garantiekomitee ist daraufhin auf dies
Frage vorläufig nicht zurückgekommen. Ein Recht auf Einsichtnahme
in den Betrieb der Außenhandelsstellen oder auf Erhalt unmittel-
barer Auskünfte von diesen hat die Reichsregierung den Beamten des Garantie-
komitees nicht zugestanden. Nur auf besonderen Antrag des letzteren
kann durch Vermittlung des Präsidenten des Statistischen Reichsamts
vom Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung eine Nachprüfung
der Richtigkeit der Ausfuhrstatistik erfolgen und darüber berichtet werden.
Es ist aber niemals in Frage gekommen, dem Garanti: komitee auf diesem
Wege Unterlagen zu beschaffen, die einen Einblick in die geschäftlichen
Zusammenhängo einzelner Ausfuhrfälle ermöglichen würden.
Grundsätzliche Anderung der Außenhandelsstatistik. —
Nach der „D. A. K.“ sind in Besprechungen über eine grundsätzliche
Reform der Außenhandelsstatistik Vorschläge gemacht worden.
denen zufolge bei der Einfuhr der Empfänger zur Wertangabe verpflichtet
sein und die Deklaration in der jeweils vereinbarten Währung abgegelen
Vom Schätzuns:-
verfahren will man grundsätzlich absehen. Für die Übermittlung der er-
forderlichen Angaben an das Statistische Reichsamt sehen die Vorschläge
ein neucs Verfahren vor, dessen Schwierigkeit indessen darin liegt, daù
monatlich etwa 1 Mill. Einfuhrsendungen zu behandeln sind. Die Neu-
regelung soll so beschleunigt werden, daß sie möglichst am 1. IT. 1923 in
Kraft treten kann. In der Zwischenzeit sind gewisse auf eine Berichtigung
der Wertzahlen hinauslaufende Überrangsmaßnahmen erforderlich, m
welchem Zweck man das seit dem 1. IX. angewandte System, der Statistik
die Goldmark zugrunde zu legen, verbessern will. Die Ausfuhrstatistik
erfordert nur geringe Änderungen; wo der Export in Papiermark abge
schlossen ist, soll jedoch der Tag des Vertragsabschlusses Berücksichtipur;
finden. Die Reformvorschläge werden nunmehr zunächgt von den Spitzen-
organisationen des Handels und der Industrie durchberaten.
Zum neuen amerikanischen Zollgesetz. — Der Bericht üh:
das neue amerikanische Zollgesetz in der „ETZ“ 1922, S. 1346, enthält
im letzten Absatz eine unrichtige Angabe. Die Sektion 304 bestimnit nicht.
daß Einfuhrwaren die Zeit ihrer Herstellung tragen müssen, sondern ver-
langt, daß jeder in die V. S. Amerika eingeführte Artikel, den man, ohne
ihn zu schädigen, zur Zeit seiner Herstellung markieren, stempeln.
mit Brandmarke verehen oder etikettieren kann, auf diese Weise in leser-
lichen englischen Worten an einer aufiallenden Stelle, die durch eine nach-
trägliche Änderung nicht verdeckt bzw. unsichtbar gemacht werden dari,
mit der Bezeichnung des Ursprunzslandes versehen werden sell.
A ußenhandel.
Deutschland. Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik teilt
mit, daB für Kessel- und Handstaubsaugapparate ab 15. XI. neu
Mindestpreise festgesetzt sind: näheres darüber ist von ihr zu erfahren. —
Der Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewill'gung hat die Aussen-
bandelsstellen ersucht, hinsichtlich der Fakturierung in Ausland»
Tw e ye a o y a z
14. Dezember 1922.
währung bei Ausfuhrgeschäften künftig nach den Richtlinien zu
verfahren, die der Außenhandelskontrollausschuß des Vorläufigen Reichs-
wirtschaftsrats vor kurzem angenommen hat und deren wesentlicher In-
halt in der „ETZ‘‘ 1922, S. 1446, mitgeteilt worden ist. Der Exporteur
wird damit in die Lage versetzt, außer derjenigen Valuta, in der der Preis
seitens der Außenhandelsstelle bestimmt ist, auch eine andere Hochvaluta
zu wählen. Als tiefvalutarische Länder kommen heute im wesent-
lichen nur die des europäischen Ostens und Südostens in Betracht. Durch
Verluste, die bei der Ausfuhr nach diesen Ländern eingetreten sind, aus-
gelöste Wünsche, auch dorthin allgemein in Hochvaluta zu fakturieren,
scheinen der „D. A. K.“ bei dem starken Sinken und Schwanken der
Mark berechtigt. — Das Goldzollaufgeld beträgt vom 13. bis 19. XII.
178 900%.
England. — Das Unterhaus hat einen Antrag auf Aufhebung
der Industrieschutzakte abgelehnt. Bei den Verhandlungen ist
die bedeutende Entwicklung englischer Industriezweige unter dem Gesetz
hervorgehoben worden, das indessen nach der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘ von
dem Parlamentsmitglied Asquith eine Narrheit genannt wurde, die das
Geschäftsleben hindere. Das Gesetz werde von der gesamten Bank- und
Handelswelt verurteilt. — Nach Feststellung durch die deutsche amtliche
Vertretung in London, fallen Konsignationsläger in England in eine eventuelle
Konkursmasse, wenn sie nach außenhin als das Eigentum englischer Agenten
gelten und diese darauf Kredite erhalten.
Spanien. — Eine spanische Verordnung vom 4. X. hatte eine aber-
malige unverlängerbare Frist bis zum 15. X. d. J. zur Geltendmachung
von Rückforderungsanträgen bezüglich bereits bezahlter Valutazuschläge
gesetzt. Die Anträge waren bei den betreffenden spanischen Zollämtern
unter gleichzeitiger Vorlegung der erforderlichen konsularischen Beschei-
nigungen zu stellen. Nach einer Verordnung vom 25. XI. werden die Zoll-
ämter alle jene Anträge doch als fristgerecht gestellt betrachten, welche
die Interessenten £. Z. nicht formgerecht stellen konnten, weil ihnen die
entsprechenden konsularischen Bescheinigungen noch nicht zuge-
gangen waren. Die Verordnung vom 4. X. setzte auch eine Frist bis 8. X.
fest zur Boantragung solcher Bescheinigungen behufs Befreiung vom Va-
lutazuschlag. (Gemäß der neuen Verordnung vom 25. XI. betrachten die
spanischen Konsulate alle jene Anträge auf Ausstellung derartiger konsu-
larischer Bescheinigungen als nn gestellt, welche bei ihnen an-
hängig gemacht werden, bevor das betreffende Konsulat von der Aufhebung
seiner Ermächtigung zur Ausstellung derartiger Bescheinigungen Kenntnis
erhalten hatte; ebenso betrachten sie alle die Anträge auf Ausstellung
konsularischer Bescheinigungen als fristgerecht gestellt, welche sich aut
Teilsendungen beziehen in Ausführung vor dem 29. V. geschlossener Ver-
träge, auf Grund deren schon andere Sendungen mit entsprechender kon-
sularischer Bescheinigung stattgefunden haben. Auch sind die spanischen
Zollimter nunmehr erm..chtigt, die Frist zur nachträglichen Beibringung
der konsularischen Bescheinigung bei Anträgen auf Valutabefreiung zu
verlängern, u. zw. bis zur Dauer eines Monats von dem Datum an gerechnet,
unter welchem das betreffende Konsulat die Ausfertigung derartiger Be-
scheinigungen eingestellt hat.
Neue Gesellschaften. — Deutsche elektrophysikalirche
Gesellschaft m. b. H., München. Gegenstand: Verwertung von Erfin-
dungen auf dem elektrophysikalischen Gebiet, Herstellung und Vertrieb
von Gegenständen auf diesem usw. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — „Con-
dor-Elektrik‘‘ Bau- und Vertriebsgesellschaft m. b. H., Berlin.
Gegenstand: Bau elektrischer und mechanischer Maschinen und Apparate
sowie deren Verwertung und Vertrieb usw. Stammkapital: 50 000 M. —
Bochum-Ehrenfelder Elektricitätsgesellschaft m. b. H., Bochum.
Gegenstand: Fabrikation und Großvertrieb von Elektromaterial und In-
dustriebedarfsartikeln, Reparatur elektrischer Apparate und Maschinen
Stammk>pital: 0,3 Mill. M. — Westdeutsches Elektrowerk G. m. b.
H., Eickel. Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrotechnischer
Artikel. Stammkapital: 0,6 Mill. M. — „Elmwerk‘ Linus Mahn,
Elektromotoren- und Anlasserfabrik, Leipzig.
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im Dezember: |
in
Christiania (Kr). . | 1431.41. 1511,21! 1561.08, 1556,10 1501,23! 1506,22
Helsingfors (finn. M) | 199,50" 201.49 20847, 205,48 206,48 207.48
Holland (Gld) 3117.18 3211,95 3341,62 3336,63 3316,68) 3231,90
Italien (L) . . | 39,51 401,99 413,96. 416,45, 406,98 399,00
Kopenhagen (Kr) . | 157605 1635,90! 1720,68 1695,70! 1655.85! 1633,40
London (£). .. .
5011,00 36300,00 38154,37 37905,00 37057, 10 3697,00
New York ($)
7880,25 8079,75| 8391,46. 8354,06 8329,12! 8229,37
Österreich (K) ol Ol 082 012% 0,12; 012
Paris (Fr) 559,59 568,571 581.04 573,56: . 583,53] 581,04
Prag (Ko). . >». . | 250,37. 252,36" 264383! 262,34 262.54 260,84
Schweden (Kr) 269.81. 2144,62 226432 2254,35 2189,50, 2164,57
Schweiz (Fr) 1496.25 1506,22 1571,06. 1561,08 1571,06 1546,12
Spanien (Pes) . . | 1221,93, 1241,58. 1256,77, 1271,81; 1274,30 1266,82
Von der Börse. — (29. XI. bis 5. XII. 1922.) In den ersten Tagen
veranlaßten die widerspruchsvollen Nachrichten über die Absichten der
Entente und Gerüchte über einen eventuellen Rücktritt Poincares am De-
visenmarkt Abgaben ‘seitens der Spekulation, die zu einer Abschwächung
führten. Dagegen konnte am Effektenmarkt cine allgemeine Befestigung
Platz greifen, u. a. weil verlautete, daß das Moratorium um zwei Monate
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 50.
z O pp A e a A Ba
1496
verlängert werden solle. Schon am 4. XII. ging diese Besserung in eine
kräftige Haussebewegung über, die wesentlich durch umfangreiche Kauf-
aufträge aus Wien und Prag wie auch für englische und französische Rech-
nung gefördert wurde. Auch die Werte der elektrotechnischen In-
dustrie erfuhren z. T. bedeutende Kurssteigerungen, so gewannen die Accu-
mulatorenfabrik 12 000 %; Schuckert & Co. 7800%; Siemens & Halske
6500%; Felten & Guilleaume Carlsw. 5350%, die A.E.G. 1450%: — Der
Aktienindex (Prozent des Kurswertes von 1913) der „Ind.- u. Hand.-Ztg.‘‘
betrug bei 140 Aktien durchschnittlich am 1. XII. 3874,6% (am 24. XI.
2957,3) und darunter bei 11 Elektrizitätsgesellschaften 4181,5% (am 24. XI.
2866,7), die Verzinsung in Prozent des Kurswertes bei 134 Aktien durch-
schnittlich 0,42%, (am 24. XI. 0,55) und darunter bei 11 Elektrizitätegesell-
schaften 0,32%, (am 24. XI. 0,47).
Q
D T !
Gesellschaften 33 i, xı | Niedrig-|p5.hster 4. XIL.
S E ster
z|
|
Accumul.-Fabr., Berlin . . ... 25 13 000! 13.000 | 25 000 |25 000
A. E. Q., Berlin . .. . . . .. 2% | 5150| 5150| 660 | 6600
: „ Vorz.-A 6 | 300 300] 470 | 450
3 „ Vorz.-B. 10,63) 49 492 925 925
Bergmann, Berlin ....... 20 3800, 3800 | 6500 | 650V
Continent. Ges. Nürnberg... .| 0 — -- — —
5 Mr R Vorz.-A.I| 8 | 3450 2500 | 3500 | 3500
Drahtloser Übersee-Verkehr 12, 3050 3050| 3925 | 3725
R 3 „neue AI — | 2900' 2900) 3500 | 3100
Dtech.-Atlant. Telegr., Köln. ..| 5 4125 4125| 570) | 5700
„ Niederl. „ a ana a — ; 3900 3900| 5000 | 5400
„ Südam. , EN f 5 :3800 3800| 5100 | 5100
„» Kabelwerke, Berlin . . . | 20 2600| 2600 | 3800 | 3800
Elektra, Dresden . . ..... 10 — 1480 | 1600 | 1600
El. Licht u. Kraft. Berlin. ...| 15 39751 3975 | 6000 | 6000
» » » » München ..| 15 : 1550| 1500| 1975 | 1975
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 2600| 2600 | 3700 | 3700
E. W. Liegnitz ........ 10 900; 900) 1500 | 1500
E. W. Schlesien . ....... 12 i 1400| 1400| 2100 | 2 100
Felten & Guilleaume Carlsw. . . | 25 5650! 5650 | 11000 | 11000
Ges. f. elektr. Untern., Berlin . . | 20 3 200 3200| 6150 | 6150
Hackethal, Hannover . ... . 20 22001 2200 | 3560 | 3500
Hamburgisehe E. W. .....| 12 | 1120) 1120| 1400| —
Körtings Elektr.-W., Berlin. ..| 50 | v00! 5000 | 6%0 | 6900
Kraftübertrag., Rheinfelden. ..| 0 | — | 12000 | 12000 | 12.000
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M.. . | 12 ' 2300| 2200 | 3200 | 3200
C. Lorenz, Berlin ....... 35 | 4500) 4450 | 5900 | 5900
Dr. Paul Meyer, Berlin... . . 15 2 600 2375 | 2600 | 2450
Mix & Genest, Berlin ..... 16 | 2600| 2600 | 5000 | 5000
Neckarwerke, Eßlingen . . . . . | 10 1295| 1295| 145 —
Niederschles. Elektr. u. Straßenb. | 12 — — — —
Oberbayer. Überlandz., München | 9 1425| 1425 | 2400 | 2400
H. Pöge, Chemnitz... . . . „| 20
PR » Vorz.-A. ... 7 | =
Rhein. El.-A. G., Mannheim . . . | 15 3 000
„ „ „ Vorz.-A Fr mer
M. Schorch & Cie., Rheydt 10 4.000
Sachsenwerk, Dresden . . . . . 20 | ; 4 600
Schuckert & Co., Nürnberg . . . | 16,7 15 000
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin . . . 0 1400
Siemens & Halske, Berlin. . . . | 20 19 500
Stettiner E. W. . . 2.2...» 16 4 100
Teleph.-F. Berliner Hannover. . | 20 4875
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin | 35 4 050
Voigt & Haeffner .. . | 4125
an Vorz.-A 3 000
Hartmann & Braun . . | Frank- 6 300
Emag. Elektr.-A.G. . . ọ furt 2 700
Main Kraftw, Höchst | a.M.
Heddernh. Kupferw. u. | 1220
Südd.Kabelwerke . . . 4 150
WARENMARKT.
Elektrotechnische Erzeugnisse. — Laut Mitteilung der Preis *
stelledesZentralverbandes der deutschen elektro-
technischen Industrie sind mit Gültigkeit vom 8. bis 14. XII.
die Preise von Maschinen, Transformatoren, Meßwandlern und Bogen-
lampen um 25 °/., von Schaltapparaten und Installationsmaterial (durch-
schnittlich) um 30 %/9. von Meßinstrumenten um 200.., von Vorrichtungen
für Telegraphie und Fernsprechwesen um 7 bis 500%/, von gummifreien
Isolierstoffen um 40% erhöht worden. Der Nettomindestpreis von
Transformatoren- usw. Oel beträgt 900 Mjkg ohne Faß.
Isolierte Leitungsdrähte, — Die Verkaufsstelle vereinigter
Fabrikanten isolierter Leitungsdrähte G. m. b. H., Berlin, hat ab 5. XII,
die Teuerungszuschläge auf Preisliste Nr. 13 für NGA, NGAB, NGAF.,
GNAT, NGAZ von 1 bis 2,5 mm? und für NFA schwarz imprägniert vuf
1496
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 50.
14. Dezember 1922.
100%, für die zuerst genannten 5 Typen von 4 bis 10 mm? auf 70% und
für dieselben Typen von 16 mm? und mehr auf 40°, ferner für NPL, NPLR,
NPLS, NSA und NFA mit Glanzgarnbeflechtung und für alle übrigen Typen
auf 130°, erhöht.
Isolierrohre. — Die Voerkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fabri-
kanten G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 2. XII. die zu den Preisen
der Liste vom 8. IX. hinzuzurechnenden Aufschläge wie folgt festgesetzt:
Bleirohr und lackierte, farbige Galvano- und Gelblackrohre mit
Zubehör 23 000°%,: Messingrohr und Zubehör 33 000%; Stahlpanzer-
rohr und Zubehör 40 000%; schwarzes Papierrohr 26 000%. Fracht-
freie Lieferung ab Werk erfolgt bei mindestens 0,3 Mill. M Fakturenwert.
Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin,
hat die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 für die Zeit
vom 8. bis 15. XIL für Dieselmotoren (ortsfeste und Schiffs-
masebinen) auf 1000009. für alle übrigen Verbrennungskraftmaschinen
und ihre Anwendungen auf 10 900 ;, hinaufgesetzt.
Kohle. — Laut Bekanntmachung des Reichskohlenverbandes im
„Reichsanzeiger‘‘ 1922, Nr. 271, 272, 273 gelten ab 1. XII. folgende neuen
Brennstoffverkaufspreise einschl. Kohlen- und Umsatzsteuer: beim
Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikat unter Fettkohlen
Förderkohlen 22 763M, bestmelierte Kohlen 25 613 M, Stückkohlen 30 104M,
gew. Nußkohlen I bis III 30 789 M; unter Gas- und Gasflammkohlen
Flammförderkohlen 22 763 M, Gasflammförderkohlen 23 910 M, Gasförder-
kohlen 25 935 M; unter Eßkohlen Förderkohlen (25°5) 22537 M, Stück-
kohlen 30 166 M; unter Koks (iroßkoks I 33272 M, digl. 11 33 048 M,
GieBereikoks 34 630 M, Brechkoks 1 und II 39 806 M; unter Steinkohlen-
briketts I. Klasse 42391 M; beim Aachener Steinkohlensyndikat
(Eschweiler Bergwerksverein) Anthrazit I (Stücke) 30 434 M: beim
Mitteldeutschen Braunkohlensyndikat Briketts im größeren
Industrieformat 16 963 M (Kasseler Revier 21185 M), Naßpreßsteine
14 773 M; unter Rohkohlen des mitteldeutschen Gebietes Förderkohlen
D938 M, Siebkohlen 7423 M, Stückkohlen 8313 M; beim Ostelbischen
Braunkohlensyndikat (Niede’lausitzer Gruppe) Briketts im kleineren
Industrieformat 18029 M, Förderkohlen 5435 M, Siebkohlen 6986 M,
Stückkohlen 7559 M; beim Rheinischen PBraunkohlensyndikat
(Kölner Gruben) Briketts 13 320 M/t. — Die preußische Bergwerksdirek-
tion Hindenburg hat u.a. folgende ab 1. XII. geltenden Tagespreise,
einschl. der Steuern, der Königin Luise-Grube bekanntgegeben: Flamm-
stückkohlen 26 630 M, Gasstückkohlen 26 640 M, gewaschene Flammnuß-
kohlen la 27 030 M, Gasnußkohlen 26 640 M/t. — Im rheinischen Braun-
kohlenbergbau sind während des Oktober 3,320 Mill. t Rohkohlen ge-
fördert (3,059 i. V.) und 0,660 Mill. t Briketts hergestellt worden (0,668 i.V.).
— Englische Kohle wird frei Hamburg wie folgt ange boten :} Beste North-
u mberland steam smalls (Kleinkohle) 18s 6d, Northumberland uns: reened
(F 'rderkohle) 27s 3d und Durham Fettförderkohle 27s 9 d/ton.
Erze. — Aus England wird folgender Preis gemeldet:
und spanische Erze 22s 6d/ton.
isen. — Für das 2. Dezemberviertel sind die Preise von Roheisen
au’ Grund der Kursklausel ab 8. XII. wie folgt erhöht worden: Hämatit
179780 M, kupferarmes Stahleisen 179112 M, Siegerländer Stahleisen
178112 M. GießBereiroheisen 1159390 M, dsgl. III 159320 M, dsgl. luxemburger
Qualität 152 263 M, Spiegeleisen (8 bis 10%, Mn) 181 075 M, Temperroheisen
176 398 M, Ferrosilizium (10%)215 912 M, Ferromangan (80°) 320 406M,
dsgl. (5024) 290 548 M/t. Die Preise verstehen sich zu den bekannten Fracht-
grundlagen. Die Richtpreise des Stahlbundes für Walzeisen stellen
sich ab 6. XII. mit bekannter Frachtgrundlage in Thomas-Handelsgüte
wie folgt: Rohblöcke 214 300 M, Vorblöcke 237 200 M, Knüppel 251 600 M,
Platinen 258 200 M, Formeisen 290 200 M, Stabeisen 243 200, Universal-
eisen 317 500 M, Bandeisen 348 700 M, Walzdraht 313 500 M, Grobbleche
(5 mm und darüber) 330 700 M, Mittelbleche (3 bis unter 5 mm) 372 400 M,
Feinbleche (1 bis unter 3 mm) 420 300 M, dsgl. (unter 1 mm) 450 300 Mt.
Die seit dem 29. XI. geltenden Mehrpreise für S.-M.- Qualität wurden nicht
geändert. Der Zuschlag auf die seit dem 1. VIII. geltenden Überpreise
für Halbzeug, Formeisen, Stabeisen, Universaleisen, Bandeisen und Fein-
bleche beträgt nunmehr 90025.
G“ußwaren. — Der Preis für Temperguß wurde auf 1050 M/kg für
Blöcke von 100 kg erhöht.
Schrott. — Am 6. XII. wurden für Kernschrott 130 000 M, für
Späne 111000 M/t, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch
140 000 M,t frei Berlin notiert.
Zink. — Von der Rheinisch-Westfälischen Zinkblechhändler-
vereinigung. sind die Lagerpreise auf 208 100 bis 208 300 M/100 kg
hinaufgesetzt worden.
Edelmetalle. — Im Berliner Freiverkehr wurden am 6. XIT. Gold
(fein) mit 5400 bis 5500 M/g, Silber (fein) mit 170 000 bis 175 000 M/kg
und Platin mit 22000 M/g notiert.
Baumwolle. — Am 8. NIL notierten New York loco 21,95 ets Ib
und Bremen 4578 Mike.
Schwefelsäure. Für 100 kg Schwefelsäure 60° Be ist der Er-
zeugerpreis ab 1. XH. auf 4745 M und der Verbraucherpreis auf
D245 M erhöht worden.
Ole und Fette. — Die Preise für Schmieröle sind unverändert.
Rein mineralisches Gasöl für Dieselmotoren spez. Gew. 0,860, Heizwert
etwa 10 900 Kal., wird mit 13 000 M/100 kg ab Tank unverzollt angeboten.
— Petroleum notierte in New York in Cases 17 cts, in Tanks 7,50 ets
und Standard white 13,75 ets/Gallone. — Terpentinöl ist in Amerika
im Preise zurückgegangen; New York notierte am 6. XII. 138 cts/(zallone.
Am Hamburger Markt wurden für amerikanische Ware 4500 M und für
Inland-
französische 4550 M/kg verlangt. — Leinöl wird aus Holland zu 42Gl4 ;
100 kg angeboten; im deutschen Großverkehr werden 1475 M/kg gefordert.
— Rizinusöl 1. Pressung kostet 1880 M und Ware 2. Preesung 1725 M kz.
Altmetalle. — Am 6. XII. wurden am Berliner Markt folgende Preis
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 2100 bis 2150 M; un-
verzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 2050 bis 2150 M; Maschinenrotguli.
handelsüblich und tiegelrecht, 1600 bis 1650 M; Messingzünder, pulver-
und eisenfrei, 1350 bis 1400 M; Messingkartuschen, pulver- und eisenfr::.
1800 bis 1900 M; reine, weiche Messingblechabfälle 1700 bis 1750 M; Schwer-
messing, handelsüblich, 1250 bis 1300 M; Messingschraubenspäne, handel
üblich, 1250 bis 1300 M; altes Weichblei 750 bis 800 M; Zinkzünderlegi.
rungen 1250 bis 1300 M; Altzink, handelsüblich, 975 bis 1025 M; Reinalı
miniumblechabfälle (35/99%5) 2500 bis 2600 M/kg in geschlossenen Quant-
täten und Wagenladungen.
Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsche
Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörscn-
vorstandcs (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für prompte
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg:
Metall [ sxn. | Xu.
Elektrolytkupfer (wire bars) |
prompt, cif Hamburg, Bremen
| 4 XIL
oder Rotterdam . . ..... 2339 2639 34
Originalhüttenrohzink
(Preis des Zinkhüttenverb.), nom. 1457,77 1493,13 | 144455
1
Raffinadekupfer 99/99,3°%, 2100—2150 | 2200—2300 , 2200-2.
Originalhütten weichblei 875—925 925—975 WO - U
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr . . 2. .... 1400 — 1450 | 1425—1475 | 1400 - 1510
Plattenzink (remelted) von
handelsüblicher Beschaffenheit] 1175 — 1225 | 1200—1250 | 1200—12%
Originalhüttenaluminium,„. .
989/9925 in Blöcken, Walz- oder
Drahtbarren . . . 2 2 2 2.02. 3158 3297 3313
del. in Walz- oder Drahtbarren
ee ee Zr a S 3182 3321 3357
Zinn, Banka, Straits, Austral. in
Verkäuferswahl . ...... 6600—6700 | 6800—6900 | 6600 - 670V
Hütten zinn, mindostens 99°, . .| 6500—6600 | 6700—6800 | 65U0—- huün
Reinnickel 98/9999 2.2... 4450—4550 | 4700-—1&00 | 4500 - im
Antimon - Regulus ...... 825—875 875—925 850 —'HW
Silber in Barren rd 900 fein für
Lckg- fein: 32 aem ne S 155000 bis | 170000 bis | 170000 bis
160000 175000 175 000
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal” an
1. XII. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert :
£ s d £ g ìl
*Kupfer:best selected . . . 2 2 2 2.2. 65 10 Obis 67 10 v
j x electrolytic „2.2.2220. 69 15 0 > 7% 55 0
5 wire bars .. 2 2 2 2 2 2 0. 710 5 O, - --
ni): standard Kasse .....,n. 62 50,2 7 t
+ i g 3 Monate . .... 3 2 6 }, 063 I5 v
Zinn, standard: Kasse... 2.2.2202. 1735 00,15 2%
j i 3 Monate ....... 176 0O 6 a 176 2%
39 BEAS eeo ga a a E a A 176 10 0 „ 16 17 »
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 25 17 6 a 25 0 »
„» gew. engl. Blockblei . . ..... 27 5 O0, -—--
Zink: gew. Sorten .. saaana aea‘ 37 15 0 p 35 2 »
s remelted 3 28:8 zu a ea 35 10 0. — - -
„ engl. Swansea .. 222200. 38 £/38 £ 5 s heferbar
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . . 27 £/29 £ 10s.
Aluminium: 98 bis 99%. 2 2.2. . 7. . 92£10s (In- und Ausland)
Nickel: 95 bis 99°, garantiert . 2... 135 £ (In- und Ausland).
Wismut: Je lb. . 2 2. 2 2 2 2 2 20. 10 s.
Platin: nominal je Unze. . .. hah’. 21 £ 10s.
Quecksilber : nom. für die 75 Ibs.-Flasche 12 £ 5 s.
Wolfram: 69°, je Einheit nominal . . . 12 s 6 d/13 a.
In New York notierten am 8. XII. 1922: Elektrolytkupfer loco 141%:
Eisen 27,10; Blei 7,22; Zink 7,27; Zinn 37,62 cts/lb.
® Netto.
Berichtigung.
In Heft 30, S. 983, rechte Spalte der Arbeit Heß „Verwendunz
elektrischer Energie zu chemischen Zwecken“ ist folgendes zu
berichtigen: .
Die Zahl der Mitte 1922 aufgestellten bzw. im Bau befir-
lichen Elektrostahlöfen, System Dr. ing. H. Nathusius, beträgt nich:
wie angegeben 6 Öfen für 42 t Fassung, sondern laut Referenzli-t-
der Westdeutschen Thomasphosphatwerke 17 Stück für inszesam!
121 t Fassung, außerdem 2 Stück 5—6 t-Elektrostahlöfen, die in
früheren Deutsch-Oberschlesien aufgestellt sind.
Abschluß des Heftes: 9. Dezeniher 1922.
Für die Schriflleitung verantwortlich: E. C. Zelime in Berlin. — Verlag von Julius Springer In Berlin.
Inhalt: Die Rückstellungen und Abschrel- österreichischen Bundesbahnen. — Fahrpreise für | Stand der Überspannungsfrage‘ von J. Bier-
zungen ir gg der Markentwertung. Von R. Ausländer,
aas. 1497,
manns.
Verschiedenes. 1509 Haus der Elektro- VDE. 1817. Betrifft: Vorschriften für Kreuzun-
Uber die Erwärmung von versellten Mehrieiter- technik, Leipzig. — Installations-Technischer Ver- gen von Reichs-Telegraphen- und Fernsprech-
kabein mit FEUER HEIETINN Adern. Von C. Feld- band, Berlin. .
mann. 16
leitungen mit Starkstromleitungen und elektri-
Physik und theoretische Elek- re annen pia m Mellüag, nötreitend nn a
trotechnik. 1510. Gleichrichtung von earbeitung des Bandes „Elektrotechn ‚der
I ERDE ERNEST a oe Wechselstrom für Röhrensender. RnB LIE ER De ale u en ie
Honigmann. 150%. Jahresversammlungen, Kon- en ee En esiinungen == W. BODIN.
Lichtreklame. 1508. gresse, Ausstellungen. 1511, Literatur. DOSDTEchüUngsn 1617. Im
Rundschau. Beleuchung und Heizung. Industrie und Handel. 1611. Die Bannkreis von Nauen. A. Fürst. i
1509. Kochband „Eldorado“, Außenhandelskontrole, — Goldmarkbilanz. Neue Zeitschriften. 1517.
Apparatebau. 1509. Die zweckmäßigste Vereinsnachrlichten. Eingänge. 1517.
Anordnungsstelle der Dämpfungswiderstände von EV. 1513. Vortragsreihe für Elektro-Installa- Geschäftliche Mittellungen. 1578.
Hörnerfunkenableitern teure, — Nachtrag zum Sitzungsbericht vom Warenmarkt. 1519.
erkehr und Transport. 1509. Ver- | 21. III. 1922.
suchsfahrten mit Speichertriebwagenzügen auf den
HEFT 51 (1497— 1520)
Diskussion zum Vortrag
Bezugsquellenverzeichnis, 1520.
„Der heutige
BERLIN, DEN 21. DEZEMBER 1922
Berichtigung. 1520,
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gre eoe '®)
en
Elektrotechnische Zeitsch rift
1497
(Zentralblatt für Elektrotechnik) .
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit "1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung:
EEE
E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
43. Jahrgang.
Berlin, 21. Dezember 1922.
Heft 51.
Die Rückstellungen und «Abschreibungen zur Zeit der Markentwertung.
Von Dr. Robert Haas, Rheinfelden (Baden).
1, Vorwort.
Das im Jahre 1916 erschienene Buch des Verfassers über die
- Rückstellungen bei Elektrizitftswerken und Straßenbahnen!) hat
in vielen Fällen als Grundlage für die Bemessung der Rückstellun-
gen sowohl bei der Wirtschaft der Unternehmungen als bei Streit-
fällen und Gerichtsurleilen gedient. Wenn nun auch die darin
aufgestellten Grundsätze trotz der Markentwertung noch zuzutref-
fen scheinen, so sind die Regeln für die zahlenmäßig zu bemessenden
Rückstellungen unter den gänzlich geänderten Wertverhälınissen
heute nicht mehr richtig. Aus diesem Grunde und wegen der an ihn
gerichteten diesbezüglichen Wünsche hält sich der Verfas:cr für
berechtigt und verpflichtet, die Frage der Abschreibungen und Rück-
stellungen unter der Fle:rschaft der Markentwertunzg erneut zu
untersuchen.
2. Die heutigen Verhältnisse.
Auch in der Zeit der ständig fortschreitenden Markentwertung
darf man sagen, daß die Werke und einige Straßenbahnen solche
Einnahmen erreicht haben, daß sie ihre Betriebskosten einschließ-
lich der laufenden Unterhaltung ihrer Anlagen decken und dabei
nach gewissen Abschreibungen und Rückstellungen noch Dividenden
verteilen konnten. Dies ist jedoch in fast allen Fällen nur eine
Scheinblüte, es muß vielmehr dazu bemerkt werden, daß die bisher
in der Zeit der Markentwertung bei den Elektrizitätswerken und
Straßenbahnen vorgenommenen Abschreibungen und Rückstellun-
gen fast immer ungenügend waren oder durch das Fortschrei-
ten der Geldentwertung ungenügend geworden sind; es ist so-
gar anzunehmen, daß bei den augenblicklich herrschenden Geldver-
hältnissen die meisten Unternehmen am Rande des Abgründes
stehen. Einige Beispiele mögen dies beweisen:
Wir nehmen an, eine 20 000 kW-Dampfturbine, noch aus der
Vorkriegszeit stammend, erleide einen größeren Unfall, der z. B.
ein Viertel des Wertes der Maschine erneuerungsbedürftig mache.
Vorkriegsswertt . - . 2 2.2. 1,6 Mill. M
Heutiger Wert . . . 2 2..2...18300 a
Davon 4 : 330
Aktienkapital des Unternehmens: 12 Mill. M (noch Glim)
Vorhandener Erneuerungsfonds: 15 Mill. M. -
Aus welchen Mitteln soll diese Erneuerung von 330 Mill. M ge-
macht werden? Der Erneuerungsfonds enthält buchmäßig 15 Mill.
Mark, was schon viel zu sein scheint, weil er das Aktienkapital
übersteigt. Diese 15 Mill. M sind aber gar nicht greifbar, sie sind
in richtiger und üblicher Weise im Unternehmen, z. B. für laufende
Erweiterungen, angelegt worden, auch schon um die Verwässerung
des Aktienkapitals durch Aufnahme neuer Papiermark zu vermei-
den. Aber selbst wenn sie greifbar wären, kommen sie gegenüber
dem Geldbedarf von 330 Mill. M für die Instandsetzung der Dampf-
turbine nicht in Betracht. Keine Bank wird für diesen Zweck
330 Mill. M vorschießen, selbst wenn sie es vermöchte. Die Aktio-
näre werden sich weigern, ihr goldwertes Kapital von 12 Mill. M
auf 342 Mill. M zu verwässern, auch hätten sie gar nicht die Mittel,
dies zu tun. Die Maschine kann also nicht erneuert werden, das
Werk geht in seiner Leistung um 20000 kW zurück, es erzeugt
vielleicht 60 Mill. kWh weniger, entsprechend einem Ausfall an
Überschüssen von vielleicht 0,5 Milliarde M. Damit ist das Werk
dem technischen und wirtschaftlichen Verfall überliefert,
Ein weiteres Beispiel:
Ein größeres Überlandwerk mit 1000 km Leitungen auf Holz-
masten sei seit 1905 in Betrieb und habe bis 1915 seine Leitungen -
allmählich ausgebaut. Die Lebensdauer der Holzmasten ist etwa
16 Jahre. Es kommt jetzt die Zeit, in der die 30 000 Holzmasten all-
mählich auszuwechseln sind; es werden alljährlich rd 3000 Stück
sein. Nach 10 Jahren muß der letzte Mast ersetzt sein, der dann eine
Lebensdauer von 1932 — 1915 = 17 Jahre haben wird. Früher
kostete die Auswechselung eines Holzmastes 20 Gldm; heute 20 000
Pprm. Die Auswechselung von 3000 Masten im Jahre verlangte
) Dr. Robert Haas, ‚„Die Rückstellungon bei Elektrizitätewerken. und
Seraßonbaineneı Berlin 1916, Verlag von Julius Springer.
fahr ist gezeigt;
früher 60000 M und erfordert heute 60 Mill. M, die ganze Aus-
wechselung der 30000 Masten demnach 600 Mill. 'M. Das Aktien-
kapital des Werkes sei 15 Mill. M, der Erneuerungsfonds ebenso-
groß. Also nur für die laufende Erneuerung der Leitungen ist der
jährliche Betrag viermal so groß als die ganze vorhandene Rück-
lage. Woher soll das Werk die Mittel nehmen, wenn es nicht all-
en allein für die Masten 60 Mill. M in den Erneuerungsfonds
egt
Für die Transformatoren, deren Ölersatz, die Schaltanlagen,
die Zähler und andere Teile sind ähnliche Summen nötig, zusammen
vielleicht mehr als 200 Mill, M jährliche Einlage in den Erneuerungs-
fonds. Greschieht dies nicht, so kann man ausrechnen, daß das Werk
lee und wirtschaftlich nach einer gewissen Zeit zugrunde
geht.
Und ein letztes Beispiel:
Der Sturzboden eines Flußwehres für ein. Wasserkraftwerk
wird durch den W.assersturz und das Geschiebe angegriffen und muß
erfahrungsgemäß alle 15 Jahre erneuert werden, um die Standsicher-
heit des Wehres nicht zu schwächen. Für diese mit Taucherglocken
auszuführenden Arbeiten waren in der Vorkriegszeit etwa 450 000M,
also etwa 30 000 M im Jahre aufzuwenden. Die letzte Instandsetzung
fand 1910 statt, die nächste wird etwa 1925 fällig sein. Ordnungs-
gemäß sind bis 19% alle Jahre 30 000 M , d. s. 300 000 M, und für die
Jahre 1%1 und 1922 — schon in Würdigung der ansteigenden
Teuerung — 1 Mill. M und 2 Mill. M zurückgestellt worden. Das
‚Unternehmen verfügt also jetzt im ganzen über 3,3 Mill. M für die-
sen Zweck. Bei den heutigen Baupreisen wird die Arbeit aber
200 Mill. M kosten. Wenn also das Wehr nicht gefährdet und dadurch
das Werk zugrunde gerichtet werden soll, muß :die Gesellschaft in
wenigen Jahren noch etwa 200 Mill. M nur für diesen Zweck auf-
‚bringen,
Die Beispiele lassen sich beliebig vermehren, sie lehren uns,
in welch furchtbarer und drohender Gefahr sich die Elektrizitäts-
werke befinden.
In noch viel schlimmerer Lage sind die Straßenbahnen.
Bei ihnen lassen sich in den meisten Fällen die Überschüsse nicht be-
liebig vermehren, um die nötigen Rücklagen zu bilden. Werden die
Fahrpeise gesteigert, so vermindert sich die Zahl der: Fahrgäste.
Bei den meisten Straßenbahnen wird der kritische Punkt, bei dem
trotz erhöhter Fahrpeise die Überschüsse nicht mehr steigen, bald
erreicht sein; bei den kleineren Bahnen ist dies bereits der Fall.
Die Erneuerung eines Gleises kostet heute etwa das 800- bis
1000-fache wie früher. Bald werden einzelne Strecken nicht mehr
‘erneuert und dänn auch nicht mehr befahren werden können; damit
gehen diese für die Bevölkerung so wichtigen Betriebe ihrer Still-
legung entgegen.
Die Lage bei den Elektrizitätswerken ist nicht so trostlos wie
bei den meisten Straßenbahnen; bei jenen lassen sich die Strom-
preise noch steigern, ohne daß der Verbrauch der Elektrizität sich
‚bedenklich vermindert. Es heißt also — sei es durch Übereinkunft,
sei es durch Schiedssprüche auf Grund der Verordnung vom 1. II.
1919 — das Stromgeld so zu vermehren, daß Überschüsse entstehen,
die die erforderlichen Rückstellungen möglich machen. Hier zau-
dern, heißt den Tod rufen. Steuerliche Hindernisse müssen besei-
tigt werden. Ebensowenig wie man von einem Ertrinkenden die
‚Lösung einer Badekarte oder die Entrichtung der Lustbarkeits-
steuer verlangen wird — es sei denn, man sei von Sinnen —, darf
man von dem mit dem Tode ringenden Unternehmen eine die Rück-
lagen aufzehrende Steuer erheben. Wer nicht genug zurücklegt, geht
unter der Herrschaft der Währungszerrüttung zugrunde. Die Ge-
in den folgenden Abschnitten soll die Höhe der
Rückstellungen in der Zeit der Dale en an-
mahernd TOETER TRN werden, | EB
'3. Die esse he SE
Die zu dada Verwendung. BoA Meinen der
Bilanz, wie z. B. die.Kraftwerke, die Leituugs- und .‚Transforma-
torenanlagen, wollen wir im Gegensat2 zu den vergänglichen Ak-
tiven, wie z. B. Vorräten, Automobilen, Werkzeugen, Einrichtungs-
gegenständen sowie Bankguthaben und Kasse, als Anlage-
1498
werte bezeichnen. Diese Anlagewerte sind entsprechend den ge-
setzlichen Bestimmungen i Bi j
und Straßenbahnen nach den tatsächlichen Herstellungskosten in
Reichsmark bewertet. Daher bilden die Werte der Anlagen, die
nicht nur aus der Vorkriegszeit stammen, sondern z. T. in den
Jahren von 1915 bis heute hergestellt wurden, ein buntes Gemisch
zwischen vollwertiger Goldmark der Vorkriegszeit und den jeder-
zeit verschiedenen, aber ständig der Null zustrebenden Papiermark-
werten.
Rechnet man solche Anlagewerte auf Goldmark um, indem man
an Stelle der Papiermark, welche jeweilig bei der Herstellung auf-
(vielleicht unter Benutzung des jeweiligen Dollar- oder Schweizer
Anlagegoldweri, der meist
niedrigere Werte ergibt, als man für gleiche Einrichtungen in der
Vorkriegszeit hätte bezahlen j
Mark in Deutschland fiel wohl immer langsamer, als ihr Wert im
Auslande sank. ind di
Zur Ermittelung richtiger Rückstellungen müssen die Anlage-
werte bei den wechselnden Markwerten der Nachkriegszeit 'auf
Be
Davon bezahlt
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51.
ispiel für eine Ermittlung der Rückstellungen zum
Damaliger
21. Dezember 19232.
Be ne
6. Erneueruangsfonde.
In den Ausführungen über die Anlagewerte ist eigentlich schon
alles gesagt, was für die Einlagen in den E d
Die im Erneuerungsfonds zurückzustellenden
sollen dazu dienen, Anlageteile, welche auch bei sorgfältiger Unter-
haltung nicht mehr betriebsfähig bleiben oder welche 80 veraltet
sind, daß sie nicht mehr mit Vorteil verwendet werden können, zu
den Grundsätzen, die unter dem
Abschnitt „Anlagewerte” ausgeführt Find, zu ermitteln, d. h. man
rechnet die Kosten der Herstellung auf Grund der damals herr-
schenden Geldentwertung unter Benutzung der untenstehenden
Tabelle in Goldmark um und bestimmt daraus die jeweilige Rück-
stellung nach den üblichen Regeln, 2. B. nach den im genannten
Buch empfohlenen Sätzen. In der Bilanz, welche nur in dem gerade
herrschenden Mark wert aufgestellt werden kann, müssen diese
Goldmarkrückstellungen in Papiermark umgerechnet werden. Wie
diese Rückstellungen zweckmäßig anzulegen sind, wird in einem
hesonderen@Abschnitt ausgeführt werden
Im folgenden Beispiel wird der Rechnungsgang für die Rück-
stellung zum Erneuerungsfonds gezeigt.
Erneuerungsfonde (in Papiermark).
fi, 7 8 ee Pe 10 11
Gesamtwert | Rückstellung Rückstellung Umrechnun
Anteil i j :
vor 1915 | „ Ante Wert von un er der Anlagen zum Er- in den Er- ni
Anlage beschafft an 100 Pprm 2 in Goldmark neuerung®- | neuerungs- | am Bilanz-
beschafft ın in (Spalte 4) Se fonds ; : t
nn Papiermark Papiermark en = in Goldmark (Spalte 2 in %, der fonds im 1 Gidm
Goldmark Goldmark und 7) Anlage Goldmark = 70 Pprm
Kesselanlage . 960400 | 2831 870 38450 | 5.11. 17 67 3 379 000 4 15 160 10 600-090
151 236 14. VI. 19 32 48 500
920800 | 4. XIL2A | 22 20 400
1721384 | 10.V.2 | 14 24 100
2 831870 | 118 600
|
Dampfturbinen . |1 521 000 | 9134236 3 000 000 | 6.III.20 5,8 174 000 2 142 000 4 85 680 60 000 000
2000000 | 10.X.90| 22 °| 2120
3134 236 | 4.IV.21 7,4 231 000
9 134 136 | 621 000
irgendeinen, jederzeit verständlichen und zu ermittelnden festen
Wert der jeweiligen
Papiermark in Goldmark ausgedrückt wohl am zweckmäßigsten,
weil damit auch zugleich die in der Vorkriegezeit gebauten gold-
werten Anlagen erfaßt sind. Nun muß aber für einen Zeitraum, in
welchem die Werke noch bestehen, damit gerechnet werden, da
wieder eine feste Währung in Deutschland, die auf Gold gegründet
In dieser kommenden Zeit, werden
wohl Anlagen erneuert werden, und dies wird sich unter der herr-
schenden Goldwährung abspielen. Für diese Fälle muß man sich
heute vorsehen. Dabei ist anzunehmen, daß dann die Herstellung
neuer oder die Erneuerung alter Anlagen teurer werden wird (in
künftiger Goldmark ausgedrückt), als die Herstellung in Papier-
mark war, wenn iese dem Kurse entsprechend in alte Goldmark
umgerechnet würden.
Diese Betrachtung ist nötig, um nachzuweisen, daß sicher keine
zu hohe Bewertung der in Papiermark hergestellten Anlagen Yor-
liegt, wenn man jene zum jeweiligen Goldwerte zur Zeit ihrer Her-
stellung umrechnet.
4 Vergängliche Werte.
Die vergänglichen Werte einer Anlage, wie Automobile, Werk-
zeuge, Einrichtungsgegenstände U. dgl., die zur dauernden Be-
nutzung ungeeignet eind, soll man zum mindesten so bald als irgend
möglich auf Null abschreiben. Diese Abschreibung genügt aber
eigentlich gar nicht, denn die Neubeschaffung kostet bei dem sin-
kenden Mark werte ein Vielfaches des ursprünglichen Anschaffungs-
wertes. Wenn man hierfür keine Rückstellungen machen kann oder
will, so muß man die Neubeschaffung über Betriebsrechnung
nehmen oder wie einen neuen Anlagewert verbuchen
schleunigt abschreiben.
5. Verlorene Zuschüsse.
Weil der Unternehmer weder die Mittel beschaffen noch sie ver-
zinsen kann, ist es heute üblich geworden, bei Erweiterungsbauten
oder Neuanschlüssen von beteiligten Seiten verpflichtungsfreie
Beiträge in der Form von Überteuerungsbeihilfen zu verlangen.
Für diese verlorenen Zuschüsse brauchen im Anlagetilgungsfonds
keine Rücklagen gemacht zu werden; denn diese Zuschüsse sind
Kapital der Aktionäre oder Gesellschafter, sie brau-
chen bei der Liquidation nicht zurückgezahlt werden. Dagegen muß
in den Erneuerungsfonds dafür gesorgt wer-
den, daß rechtzeitig die nötigen Mittel zur Erneuerung der mit ver-
lorenen Zuschüssen gebauten Anlagen vorhanden sind, Dabei ist
natürlich der gesamte Herstellungswert der Anlagen zugrunde zu
legen, also einschließlich der ale Beisteuer geleisteten Beträge; denn
In hi der Anlage, nicht der Buchwert, ist für die Erneuerung
maßgebend.
N
Wert von 100 Pprm in Goldmark.
(Ermittelt aus den Durchechnittsnotierungen der deutschen De-
visen an den schweizerischen Börsen. Der jeweilige Frankenkurs
ist mit 0,81 vervielfacht und auf zwei Stellen abgerundet.)
_—
1917 | 1918 | 1919 | 1920 | 1921 | 1922
67 q
Monat
Januar. .. > 90 78 6 48 7,5 80 | 22
Februar 91 75 67 68 41 50 81 | 20
März... 90 75 65 6 38 5,8 79 | 15
April = 87 76 63 66 33 6| 74 |14
Mai . 87 78 62 63 32 | 10 74 |14
Juni. . :- - 87 77 53 59 32 |11 69 |14
Jui... 87 17 53 54 30 | 12 64 | 08
August . . - 88 76 51 54 24 |10 57 | 04
September . - 88 74 53 54 18 86 | 46 0,29
Oktober . - > 88 73 52 60 16 15 31 | 0,15
November . - 86 70 52 11 69 | 17 | -
Dezember . - 81 66 65 48 9 12 22 | —
Der Rechnungsgang für die Ermittelung der erforderlichen
Rückstellungen in Papiermark könnte 2. B. nach dem obigen Schema
durchgeführt werden. Die Papiermarkziffern sind in Kursivschrift
gedruckt. In Spalte 2 und 3 sind die Anlagewerte nach der Zeit
Zeit der Markentwertung. Diese Papiermark sind
palte 4 und 5 nach den Zeitpunkten ihrer Entrichtung an die
Lieferanten getrennt, Spalte 6 zeigt den jeweiligen Wert von 10
lentafel. Die Umrechnung der Papiermark (Spalte 4) in Goldmark
hat in Spalte 7 stattgefunden. Spalte 8 zeigt die Summe d
markwerte vor 1915 und der soeben aus den verschiedenen Papier-
markwerten errechneten Goldmark, also den Gesamtwert der AD-
lage in Goldmark, Spalte 9 bringt den Prozentsatz vom Goldmark:
zum Tageskurse der Bilanztage wieder in Papiermark um, weil die
Bilanz in der gerade herrschenden Mark aufgestellt wird. Der
Papierwert der Goldmark ergibt sich, wenn man den Kurs des
a, Frankens an der Berliner Börse mit 1,23 verviel-
tigt.
Die Rückstellungen erscheinen im ersten Augenblick er"
schreckend hoch; sie sind es aber nicht, wenn man sie in das YET
21. Dezember 19822.
hältnis zu den Einnahmen setzt. In der Vorkriegszeit waren — wie
eine kurze mathematische Überlegung?) oder die Statistik er-
geben — die Einlagen in den Erneuerungsfonds etwa ?/ıs der Strom-
einnahmen. Im obigen Beispiel ist an ein Kraftwerk gedacht mit
etwa 30000 kW eingebauter Leistung; man darf die Höchstleistung
daher zu etwa 20000 kW und bei einer Benutzungsdauer derselben
von 3500 h die Stromerzeugung zu 70 Mill. kWh annehmen, Das
ergäbe einen Verkauf von vielleicht 60 Mill. kWh; bei einem Strom-
preis von etwa 50 M/kWh wäre dies eine Einnahme von 3000 Mill.M.
Wenn man diese Einnahmen um ein Zehntel erhöhte, so hätte man
die erforderliche Einlage von etwa 300 Mill. M in den Erneuerungs-
fonda, Das bliebe ganz im Verhältnis zur Vorkriegszeit.
7. Der Anlagetilgungsfonde.
Im Anlagetilgungsfonds sollen solche Mittel angesammelt wer-
den, daß der Gesellschaft beim Heimfall des ganzen Unternehmens
oder von Teilen desselben an den Berechtigten kein Verlust ent-
steht. Auch beim vertraglich möglichen vorzeitigen Auskauf des
Werkes durch den dazu Berechtigten muß ein Verlust vermieden
werden. Die anderen möglichen Umstände beim Erlöschen der Ge-
nehmigung sind auf S., 52 des genannten Buches behandelt; sie sind
nicht so häufig, daß hier auf sie eingegangen werden müßte; auch
finden die folgenden Aus ngen auf sie sinngemäß Anwendung.
a) Heimfall. Wenn der Wortlaut des Genehmigungsver-
trages nicht seinem Geiste nach, sondern wörtlich ausgelegt wird,
so gehen das Werk oder Teile desselben unentgeltlich an die andere
Vertragspartei am Heimfalltage über. Das scheint ein wohlerwor-
benes Recht; aber der Vertrag wurde abgeschlossen unter no
wirtschaftlichen Verhältnissen und unter der Herrschaft der Gold-
währung,. Dabei war man beiderseits überzeugt, daß die für diesen
Heimfall notwendige allmähliche Tilgung des Anlagekapitals für
den Unternehmer keine unerschwingliche Last bedeute, und daß
es ihm möglich sein werde, den vollen Wert der heimfallenden An-
lage im Verlauf der Genehmigungsdauer zurückzustellen. Wenn
man nun heute mit der rechnungsmäßigen Tilgung auf Grund des
buchungsmäßigen Herstellungswertes fortführe, so wäre am Tage
des Heimfalles buchmälig das Anlagekapital getilgt, und buchmäßig
entstünde kein Verlust. Somit wäre alles recht und schön, wenn
nicht der Unternehmer — wie Hans im Glücke — statt eines Unter-
nehmens im Werte von x Goldmark ein durch den Anlagetilgungs-
fonds geschaffenes Guthaben auf der Bank von x Papiermark hätte,
für das er vielleicht nur ein Tausendstel des Sachwertes seines ent-
schwundenen Werkes kaufen könnte.
Der Sinn des Anlagetilgungsfonds war aber der volle Ersatz
des Wertes des heimgefallenen Werkes. Der Besitzer wäre um
seinen Lohn geprellt, seine vielleicht 50 jährigen Mühen wären ver-
gebens gewesen. Das war auch nicht der Sinn des Genehmigungs-
vertrages. Es gibt nun mehrere Wege, um aus dieser Gefahr zu
entkommen,
Der erste wäre: Man legte unter Berücksichtigung des Gold-
wertes des heimfallenden Werkes soviel Papiermark in den Anlage-
tilgungsfonds als der jährlichen notwendigen Goldmarksumme zum
Tageskurse entspricht. Diese Summen sind sehr hoch, sie können
bei weiterer Markentwertung außerdem dahinschwinden und jedes
neue Jahr — bis zur Währungsordnung — immer wieder erneut
steigende Beträge verlangen. Das bedeutet eine weitere hohe Be-
lastung des Unternehmens vor allem aber der Stromkundschaft, und
drückte auf Gewerbe und Lebenshaltung der Bevölkerung.
Wäre es nicht viel richtiger, wenn der Heimfalltermin um eo
viel Jahre hinausgeschoben würde, wie die Währungszerrüttung
dauert? Das wäre gerecht und volkswirtschaftlich richtig. Die
Unternehmer täten gut, heute schon mit dem Heimfallberechtigten
im Sinne einer Konzessionsverlängerung zu verhandeln; denn auch
dem Verleiher der Genehmigung ist daran gelegen, daß die Bevöl-
kerung nieht zu hohe Strompreise zahlen muß. Wo dies nicht zum
Ziele führte, sollte eine Klage auf Aufhebung und Änderung des
Vertrages vereucht werden. Die Rechtsprechung der höchsten Ge-
richte ist dafür mehr ale günstig. Das Beharren auf dem Buchstaben
des Vertrages wäre der Mißbrauch eines Rechtes und hätte nach
Treu und Glauben keinen Anspruch auf Rechtsschutz. Solange
über die Regelung der Heimfallrechte keine gesetzliche oder höchste
> Bereichnen: K das Geramtkapital (Aktien, Obligationen und Schulden),
Z dessen mittlere Verzinsung (= 8% RK),
Fg den Erneuerungsfonds, F'4 den Anlagetilgungsfonds,
Fy verschiedene kleinere Abschreibungen u. Rückstellungen,
E die Betriebseinnabmen und A die Betriebsausgaben,
ko gilt allgemein, daß der Betriebsüberschu E— A den Kapitaldienst zu
decken habe:
E-A=Z+Fg+F4t+tFVv........ . a
In der Vorkriegszeit war etwa als Durchschnitt üblich:
Z=008 K, Fg =00% K, F4=0015K, Fy = 0,05 K.
Außerdem waren die Betriebsausgaben etwa 50% der Betriebseinnahmen.
Gleichung (1) wird daher zu
E-05E=008 K +0035 K+0015 K+0005 K
oder 058E =015 K ...... E E V-
Da wir aber Fp = 0,0% K angenommen haben, können wir K ersetzen durch:
FE
e - K= — 7,205: . wa we
| 0,025 a =
und in (2) eingesetzt: 05 E=5 Fp,
woraus folgt: Fẹ = 0,10 Æ oder der Erneuerungsfonds war in der Vorkriegszeit
rd. t/o der Einnahmen.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 51.
en :
. 1499
richterliche, oberschiedsgerichtliche Entscheidung oder Einigung
vorliegt, müssen die Unternehmer wohl oder übel daran denken,
ihren Anlagetilgungsfonds der Markentwertung anzupassen, Es
wird dies für das Werk und seine Kunden eine schwere Last werden.
- b) Auskauf. Wie von Dr. jur. Ringwald in der „ETZ“
1922, S. 273, 1021, mitgeteilt, ist die Rechtsprechung für den Fall
des vorzeitigen Auskaufes insofern günstig, als den Unternehmern
nicht zugemutet werden kann, seine goldwerten Anlagen gegen den
vertragsgemäßen Preis in Papiermark herzugeben. Den er-
nahmepreis wird das Gericht oder ein Schiedsgericht festzustellen
haben. Auch hier werden bei fortschreitender Geldentwertung und
der Unsicherheit der Wertschätzungen Enttäuschungen nicht aus-
geschlossen sein. Der Unternehmer tut gut daran, eich einiger-
maßen mit Rückstellungen vorzusehen. Die Rücklagen kann er im
Unternehmen selbst anlegen, sie werden ihm beim Auskauf in der
Regel vergütet werden. Die Gefahr eines vorzeitigen Auskaufes
ist indessen im Augenblicke gering. Städte und Staaten haben z. Z.
nicht die Mittel mehr, um zu einem vielhundertfachen Betrage (in
Papiermark) das Unternehmen zu kaufen.
8 Die Anlage der Rückstellungen.
Im erwähnten Buche ist begründet und empfohlen worden, die
Rückstellungen im Unternehmen, z. B. für Erweiterungen, selbst
anzulegen, und fast alle Unternehmungen haben dies von jeher zur
Vermeidung der Aufnahme neuer zinsbelasteter Gelder auch getan.
Das solite im Zeichen der Markentwertung grundsätzlich nicht
mehr geschehen; allerdings wird der Mangel an flüssigen Betriebs-
geldern und die Unmöglichkeit, Mittel zu unabweisbaren Erweite-
rungen sich auf anderem Wege zu beschaffen, oft dazu zwingen.
Wenn die Rückstellungsgelder für Erweiterungen verbaut wor-
den sind, dann fehlen sie in dem Augenblicke, wo man zu den not-
wendigen Erneuerungen schreiten muß, und da es sich um sehr be-
deutemde Beträge handelt, wird man sie weder auf dem Kreditwege
noch sonst beschaffen können. Also heißt es, die Mittel
bereithalten,
Dem stehen aber noch zwei Bedenken im Wege. Einmal die
Steuerbehörde, welche mangels wirtschaftlicher Einsicht auf Grund
bestehender Gesetze solche gewaltigen verfügbaren Mittel mit
Steuer wird belegen wollen. Hiergegen muß die Gesamtindustrie
Stellung nehmen, denn hier handelt es sich um Leben und Sterben.
Über diese Frage will demnächst Dr. jur. W. Ringwald an
gleicher Stelle sich äußern, so daß hier auf ein weiteres Eingehen
verzichtet werden kann.
Das andere Bedenken ist noch schwerwiegender. Die zurück-
gestellten, als Bankguthaben oder in sicheren zinstragenden Wert-
papieren angelegten Rücklagengelder unterliegen der wahrschein-
lich weiter fortschreitenden Markentwertung. Konnte man z. B.
mit zurückgelegten 10 Mill. M heute etwa 500 Holzmaste auswech-
seln, so ist diese Summe vielleicht in 6 Monaten nicht mehr aus-
reichend, um 200 Holzmaste zu erneuern, und das kann — wie in
Österreich — bie zum Schlimmsten fortschreiten. Es ist, als ob
man Wein in ein rinnendes Faß gösse; sobald man nach ein paar
unten nachschaut, ist nurnoch ein Teil vorhanden. Was soll man
un
Es gibt zwei Wege. Das einfachste wäre, wenn man die Rück-
stellungen in fremden goldwerten Valuten anlegte, dann könnte man
unabhängig vom Stand der deutechen Währung ungefähr immer
die gleichen Sachwerte kaufen. Dagegen sprechen allgemeine vater-
Jländische Bedenken und auch die neueren Bestimmungen über den
Ankauf der Devisen; denn eine solche Maßnahme würde auf den
Stand der deutschen Währung drücken. Dieser Weg ist daher kaum
zu beschreiten. Der Ankauf von Gold, der ungefähr dasselbe be-
deutete, ist nicht so einfach und bringt Zinsverluste. Ee bleibt da-
her kaum etwas anderes übrig, alsdieRückstellungenin
Sachwerten anzulegen. Weiß eine Verwaltung, daß sie
bald zur Auswechslung von Schienen, Masten, Transformatoren,
Kettenrosten, Ankern,. Spulen, Turbinenschaufeln usw. schreiten
muß, so kaufe sie solche Sachen und lege sie bereit. Das ist zwar
auch eine zinslose Anlage, aber sie hat große Vorteile gegenüber
der Einrichtung von Bankguthaben. Denn diese stehen in Gefahr,
im Abgrund der Währungsverschlechterung zu versinken; wenn
man die Gelder braucht, ist deren Kaufkraft z. T. geschwunden.
Die Rücklage in Sachwerten bat aber einen großen Vorteil, der den
Zinsenverlust vielleicht aufwiegt, Bei der heutigen Lage der In-
dustrie werden zu reparierende oder zu erneuernde Sachen nur mit
ganz langen, oft tatsächlich mehr als ein Jahr dauernden Liefer-
fristen geliefert. Während dieser Zeit, in welcher die schadhaften
Teile nur beschränkt oder gar nicht mehr zu verwenden sind, ist
mit Betriebseinschränkungen oder weiteren Schäden durch Über-
lastung und oft mit Ausfall an Einnahmen zu rechnen. Diese mittel-
baren Schäden sind meist größer und verhängnisvoller als die ver-
lorenen Zinsen. Darum sei — solange bis unsere Währungszustände
geordnet eind — die Anlage der Rückstellungsgelder in verwend-
baren Sachen auf das eindringlichste empfohlen. Außerordentliche
Zeiten verlangen außerordentliche Mittel; man breche also mit den
alten, früher zweckmäßigen, aber heute bedenklichen Maßnahmen
der Anlage der Rücklagen im Unternehmen oder in Form von Bank-
guthaben., l ;
9. Katastrophen.
Es ist im erwähnten Buche ausgeführt worden, daß der Er-
neuerungefonds nicht für den Ersatz der durch Katastrophen
1500 . ”
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51.
21. Dezember 1928.
(Feuersbrunst, Explosionen, unvorhersehbare Hochwasser u. dgl.):
zerstörten Anlagen zu dienen brauche, da eine solche Vorsorge
über die Sorgfalt des „ordentlichen Geschäftsmannes“ gehe.
Unter den heutigen Teuerungsverhältnissen kann an Einlagen
für solche Unglücksfälle überhaupt nicht mehr gedacht werden; die
Summen wären nicht mehr erschwinglich. Wird aber durch eine
Katastrophe ein wichtiger Anlagenteil zerstört, so. fehlen in den
meisten Fällen die Mittel zum Ersatz. Eine infolge Durchgehens
zerstörte Dampfturbine von 10000 bis 15 000 kW zu ersetzen, wird
ungefähr 1 Milliarde M kosten, und es wird nicht möglich sein, das
Geld dafür aufzutreiben. Es bleibt daher nichts übrig, als dieses
Risiko mit anderen zu teilen, d. h. man muß diejenigen Anlageteile,,
die möglicherweise durch Katastrophen zerstört werden könnten,
gegen solche Fälle versichern. Die Versicherungen gegen Ma-
schinenschaden sind zwar kostspielig; man wird aber in den sauren
Apfel beißen müssen, wenn man nicht eines schönen Tages dem
Nichts gegenüberstehen will. Dabei muß man bei der sinkenden
Kaufkraft des Geldes darauf bedacht sein, stets zum vollen Wert
versichert zu bleiben. Vielleicht können die Verbände eine solche
Versicherung ins Leben rufen. |
Es wird als selbstverständlich betrachtet, daß bei der Versiche-
rung gegen Feuersgefahr sorgfältig darauf geachtet wird,
daß die Versicherungssumme dem jeweiligen Werte der der Zer-
störung durch Feuer ausgesetzten Teile entspricht. Dabei kanı
es leicht vorkommen, daß der Wiederaufbau verbrannter Anlagen
inzwischen ein Mehrfaches der zur Zeit des Brandes richtig be-
messenen und dann auch ausgezahlten Versicherungssumme kostet.
Einen Schutz gegen diese neue wirtschaftliche Gefahr böte nur di-
Versicherung in goldwerter fremder Währung.
10. Schlußwort.
Es kam darauf an, zu zeigen, in welch drohender Gefahr sich
die Elektrizitätswerke bei unzenügenden Rückstellungen zum Er-
neuerungsfonds befinden, und daß diese auf einer neuen Grundlage
zu berechnen sind. Die Regeln der Vorkriegszeit für die Bemessung
der Rücklagen sind bei den heutigen Verhältnissen nicht mehr zu-
treffend. Auch bei den Rückstellungen zum Anlagentilgungsfond:
sind andere Gesichtspunkte wie bisher maßgebend. Ferner kann die
Anlage der Rückstellungen nicht mehr wie bisher auf dem üblichen
Wege der Verwendung im eigenen Unternehmen oder als Bankgut-
haben stattfinden. Die Versicherung der Anlagen gegen Kata-
strophen erhält eine erhöhte Bedeutung. Ohne Berücksichtigung
dieser neuen Gesichtspunkte droht den Werken der technische und
wirtschaftliche Untergang.
Über. die Erwärmung von verseilten Mehrleiterkabeln mit metallisierten Adern.
Von C. Feldmann, Delft.
Übersicht. Es wird ein einfaches Näherungsverfahren entwickelt,
um den Wärmewiderstand eines metallisierten Kabels in Abhängigkeit
von Dicke und Art der Metallisierung zu berechnen. Daraus werden
Schlüsse gezogen auf die größere zulässige Belastung solcher Kabel.
Zum Schluß wird ein rein graphisches Verfahren aufgezeigt, um die
Wärmeströmung und die thermischen Niveaulinien eines Drehstrom-
kabels zu zeichnen.
1.Einleitung.
Amerikanische Berichte ergaben die experimentell erwiesene
Tatsache, daß mehradrige Kabel, deren Adern mit einer dünnen Lage
Kupferband von etwa 0,1 mm Dicke nach Höchstädter um-
wickelt waren, außer einer Verminderung der dielektrischen Bean-
spruchung auch geringere Erwärmung aufwiesen oder bei der glei-
chen Erwärmung stärkere Strombelastung zuließen als genau ent-
sprechende Kabel ohne Metallisierung der Adern. Dies erschien so
auffallend, daß ich mir die Aufgabe stellte, zu untersuchen, ob diese
Erscheinung auch auf wissenschaftlicher Grundlage erklärt werden
könne. Da diese Kabel auch in Europa verwendet werden, wobei
jedoch das Kupferband durch einen etwa 0,03 mm dicken Zink- oder
Aluminiumbelag ersetzt wird, schien es wünschenswert auch fest-
zustellen, welchen Einfluß die Dicke und das Material der Metallisie-
rung auf die Kabelerwärmung ausübt. Hierbei ergaben sich jedoch
größere Schwierigkeiten als anfänglich vermutet wurde. Doch schei-
nen die Ergebnisse des hier angegebenen Näherungsverfahrens ge-
eignet zu praktischer Verwendung von seiten der Kabelfabrikanten.
Der Gang der Überlegungen ist einfach. Im stationären Zustand
muß die zugeführte Wärme gleich der abgeführten sein. Dabei gilt
ein dem Ohmschen Gesetz ähnliches Ausgleichgesetz: Die gesamte
Wärmeströmung W aus den Adern eines verseilten Kabels durch die
Isolation, den Blei- und Eisenmantel und den Erdboden ist gleich
dem Verhältnis der Temperaturerhöhung t zur Summe der Wärme-
widerstände Sk des Kabels und Sı des Erdbodens:
W = Watt/cm, cm?. . . .... (l
a Yen
Sk + Si
Da man die Erwärmung beim Entwurf annehmen, bei der. Aus-
führung messen kann und da die Wärmezufuhr bei einem Kabel mit
v Adern vom „Querschnitt-QW = vor W/cm, cm? ist, findet man
die schon im Jahre 1900 von Herzog und Feldmann!) gegebene Be-
ziehung, daß für dieses Kabel die für gleiche Erwärmung zulässige
Stromstärke angenähert J: = .- zen!
y
nis 1/Vv kleiner sein muß als die zulässige Stromstärke des Einlei-
terkabels im gleichen Querschnitt, weil die v im Kabel vereinigten
Leiter als gleichzeitig wirkende Wärmequellen aufgefaßt werden
müssen. l
Die erste genaue Theorie wurde von G. M i e?) geliefert. Er faßt.
die v-Adern als Quellpunkte auf und sucht die Gleichung der Iso-
thermen und der senkrecht dazu stehenden Wärmestromlinien. Die
äußerste Isotherme ist offenbar der zylindrische Bleimantel aus gut
leitendem Material, die innerste zerfällt bei Hochspannungskabeln
in y getrennte, die Quellpunkte umschließende Teilkurven, die nähe-
rungsweise den die Leiter begrenzeuden Kreisen (oder Sektorfor-
also angenähert imVerhält-
) J.HerzogundC. Feldmann, „ETZ“ 10w. S. 783. /Auch Leitungsnetze
Í., 8. 379. 1921. =
aA G. Mie, „ETZ“ 195, S. 137. ; ; Ze: 2
men) gleichgesetzt werden können. Der Wärmewiderstand eines ver-
seilten Kabels ist dann nach Mie: |
o D
k ln- & 0 9
pP D; in 0C/Watt, ...... C
worin Da' = h Da der reduzierte Außendurchmesser und
n— Pis: Ds 2 > Dı /
zu Ds D, v Di ; de i
der Reduktionsfaktor des v-fach verseilten Kabels nach Teich-
müller?) ist. Der reduzierte Kabeldurchmesser Da’ kann dann aus
den Kabelabmessungen berechnet werden. Drist der Durchmesser
der runden Kabeladern, Dh der Durchmesser des diese Adern umhül-
Sk =
lenden Kreises; die Weiser is, 2, 3, 4 beziehen sich auf den Durch-
messer der Isolation, des Bleimantels, der Jute, des Eisens, wie di?
Abb. 1 und 2 andeuten.
ee den Widerstand des Erdbodens gilt bei der Verlegungs-
tiefe ł:
Sı=oı In e inPC/Watt.
a
Die spezifischen Widerstände o, und o, können, da es sich hier um
Vergleichsrechnungen handelt, o, = 550 W/cm, °C und 0, = 50 Wien,
°C genommen werden, was guten Mittelwerten entspricht.
Es handelt sich also in der Hauptsache darum, den Wärmewider-
stand des verseilten Kabels mit und ohne Metallisierung zu bereci-
nen. Daraus kann dann für das in Wasser (Sl = 0) oder Erdboden
verlegte Kabel der zulässige Strom Jr berechnet werden.
Drückt man Q in mm?, den spezifischen elektrischen Widerstand
des kupfernen Leiters bei der Temperatur r, also or, in Ohm aus, bè-
zogen auf 1 m Länge und 1 mm? Querschnitt, so wird:
10 ~ Qr
J= —— So AMD +. 2-2. Bee if
Ver Sk + Sı i
__ 2,3206 . 550 hDa _ ħ Da
und Sk = —— an log Z HE 202 log Ds
2,3026 . 50 4l _ 4
= — 5. 1 D: pnd 18,36 log D
Man kann hieraus leicht für gegebene Verhältnisse die Wärmewider-
stände und den zulässigen Strom berechnen. Für gleiche Erwärmung
und gleichen Querschnitt steigt der zulässige Strom mit abnehmen-
den Wärmewiderständen. Und zwar verhalten sich unter sonst glei-
chen Verhältnissen zwei Ströme Jı = (1 + p) Ja und Js umgekehrt!
wie die Wurzel aus den zugehörigen Wärmewiderständen S, ~
(1 — q) S und S>. j
Jı:J=V S3: Si ao oe a ar e aad
1+P= ity e o> > è> > o É Í (DA
» J. Teichmüller, Die Erwärmung der elektrischen Leitungen. „ETZ
1905, S. 199.
oder
i.
21. Dezember 1922.
Ist die Summe der Wärmewiderstände also q% kleiner, dann kann
der zulässige Strom p % erhöht werden. Man findet leicht für:
qa=% 20 30 40 50 60 70
= 115 194 29 44 58 825
Diese Überlegung spricht zugunsten der Kabel mit metallisiertem
Papier. Denn diese werden häufig so ausgeführt, daß, an Stelle einer
Isolation von § mm um jede Ader und nochmals ò mm für den die drei
Adern umgebenden Gürtel, nur eine Aderisolierung von 1,5 ò ver-
wendet wird. Ein solches Kabel muß also, auch ohne Metallisierung,
kleineren Wärmewiderstand Sk besitzen als ein Kabel mit Gürtel-
isolierung.
Für die Vergleichsrechnungen sind drei Querschnitte von drei-
adrigen Kabeln verwendet worden mit einer Isolationsstärke von
Abb. 1. Kabel mit Gürtelisolierung.
3 = 6 mm über den Leitern und 6 mm im Gürtel (Abb. 1), bzw. ò =
9mm ohne Gürtel (Abb. 2). Die Daten der 6 Kabel sind in der Zahlen-
tafel 1 zusammengestellt.
Zahlentafell.
30 >50 mm? 30 x 70 mm? 3><95 mm?
8=2x—68=-985-2>x<6 d5=9I 5=2x<6 5=-9mm
Ader Dı 92 9, 10,9 10,9 12,7 127 „
Isolation D, 212 27,2 22,9 28,9 24,7 30,7 „
über Leiter Ds 33,5 40,5 37,2 44,2 41,0 480 „
außen a 773 78,3 81,4 82,4 85,6 866 „
Red. Faktor h 1,04 1,09 1, 1,08 1,02 1,07 „
Wärmewdstd. Sx 76,8 65,4 12 61,4 65 ‘57
Da der Durchmesser Dr des über die Leiter geschlagenen Krei-
ses: i
u 1 | _
Dr = (+i) (Di +28) —28 =2153 Di + 2,3068
bei den Kabeln mit 9 mm Isolation um 2,306 è = 7 mm größer ist als
bei den Kabeln mit Gürtelisolierung, sind ihre Wärmewiderstände
um q = 14,8; 14,7; 143 % kleiner.
2 Wärmeleitung ee mit Metallumwick-
ung.
Für die Kabel mit metallisiertem Papier muß man eine andere
Betrachtung verwenden. Die Annahme, die sich als erste ergibt, ist,
daß die metallisierte Papierumwicklung unendliche un
keit hätte. Wenn man dann den Wärmewiderstand der Isolation
zwischen Leiter und metallisierter Papierumwicklung als vernach-
lässigbar ansieht, wäre der Durchmesser der drei Kabeladern jetzt
ı =D, (Abb. 2) und der Durchmesser des umschriebenen Kreises
Dg = Dis = dem Innendurchmesser des Bleimantels. In diesem
Falle wäre dann der Reduktionsfaktor des verseilten Kabels:
rd un
. —_ yDr+t@w—-DDı _ 1/2153 D,+2D, _
his = 7, = y 3 D. = 1,115
TO ehörte Isolationswiderstand der dreieckigen Stücke A
. 3):
ok = hDis _ a
pri n-p ~ 202lgh=96,
Hierzu käme dann noch in Reihe der Wärmewiderstand zwischen
Bleimantel und Außendurchmesser:
Sis =
6% h, Da
Pen.
£ TA Dis . D;
worin hb = D; D,
ist, Man fände dann für die drei Kabel:
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51.
Abb. 2. Metallisiertes Kabel mit Gürtelisolierung.
1501
3x<50mm Sis + SB = 9,6 + 11,1 = 207 (20,6) k = 1,115 . 0,847 —=0,945
3x70 ,„ 9,6 + 10,7 = 203 (20,2) 1,115 . 0 853 = 0,953
3x95 „ 9,6 -+ 10,3 = 19,9 (20,0) 1,115 . 0,855 = 0,
während die direkte Rechnung mit:
Ee Ok h Da ; — h}.
Sk == Br In “Dy `’ i= his hb
die in Klammern gesetzten, völlig übereinstimmenden Werte ergeben
hätte. Diese Werte sind natürlich zu klein.
Man könnte auch die ziemlich willkürliche Annahme machen,
daß der Reduktionsfaktor der äußeren Lagen hò = 1 sei und fände
dann für den Wärmewiderstand die vermutlich zu großen Werte:
æ
EERE
EE
v
Ga
—
—
o :
Se = In Pie Da — 202 1g 1115 Da
des 3><50 mm?-Kabels Sg = 35,0
” 8 >< 10 ” 99 34,3
99 3 >< 95 9 „ 33,2
Beide Annahmen sind unbefriedigend. Es ist deshalb nach einem völ-
liganderen Wege gesucht. Man kann das metallisierte dreiadrige Ka-
bel nicht nur in bezug auf die Verteilung der elektrischen Feldstärke,
sondern auch in bezug auf die Wärmeströmung auffassen als drei
Einleiterkabel innerhalb desselben Bleimantels. Dieser muß natür-
lich eine Isotherme sein. Man kann dann für jedes der Einleiterkabel
die Wärmeströmung nach einem zeichnerisch-rechnerischen Verfah-
ren ermitteln. Der Wärmestrom wird vom Kern aus radial nach dem
Metallband verlaufen, von da aus z. T. quer durch das dünne Band
und die Bogendreiecke zum Bleimantel, z. T. längs des dünnen Ban-
des und von da aus in Teilströmen zum Bleimantel.
Hierbei ergibt sich eine Schwierigkeit: Die Hälfte des Wärme-
stromes muß erst aus dem dreieckigen Zwickel zwischen den drei
Adern durch das Stück da (Abb. 3) des Metallbandes herausgebracht
werde, so daß nur °/s der halben Bandlänge den halben Wärmestrom
weiterführen bis b. Der halbe Umfang ist nun für das 50 mm?-Ka-
bel in zehnfachem Maßstab aufgezeichnet und in 18 Teile zwischen a
und b (Abb. 4) verteilt worden. Man kann nun annehmen, daß das
Temperaturgefälle sich gleichförmig von a nach b verteilt, wo beim
Teilpunkt 0 auch der Nullpunkt der Erwärmung sich vorfindet. Der
halbe Wärmestrom sei 6 J. Dann ist das gesamte Temperaturgefälle,
da bei a der Strom J ankommt und bei jeder Teilstrecke der Teil-
strom i = : J, während gleichzeitig der Strom r„A, quer durch die
Isolation zum Bleimantel weiterfließt (Abb. 4):
T= (+: reds) r+(7+2i- ts ħs— tnd)”
+ (+48: Y i)e. +(7+ wi Dra,)r.
16 | A
Hierin ist r der Wärmewiderstand der Metallisierung in Längs-
richtung einer Teilstrecke genommen, t, ist die Erwärmung, A, die
Wärmeleitfähigkeit jeder Teilstrecke, quer durch die Isolation.
Nimmt man eine mittlere Erwärmung tg zwischen a und b an,
dann geht diese Beziehung über in:
ge [pest $- +2 +34... +184 | r=6J4,
worin:
ex Z “o
A = (8+79 0,171 ay )r EUER
1502 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51. 21. Dezember 1922.
Nun ist aber auch:
J+5J= tig hs + tràn t.. Ea ma Wa Ea aii a i
6J=tg Xatun = Naty)
il die Summe der ankommenden Wärmeströme gleich der Summe
der werfließenden sein muß. Beim letzten Teilstück läuft dann
noch der letzte Teilstrom i durch das Band mit der Leitfähigkeit
= 4 š
Hieraus kann man einen Wärmewiderstand C, berechnen:
oder:
woraus dann der Wärmewiderstand:
Ar = (10,9 — 0171 Or. .» eeo‘ (8
wird. Diese Näherungsrechnung entspricht dem Wärmeleiter mit
gleichmäßiger Wärmezufuhr von innen und Wärmeabgabe nach
außen.
e- 797 mn =- -——m
Abb. 4.
m— 36 Pre
rar To
| ; |. all Das Metallband oder metallisierte Pa-
í ji |i {abi pier besitzt nun noch auf der Strecke a
d J bis d den Widerstand A.', der sich ergibt
a aus (Abb. 4a):
Abb. 4a. u
6JAy=ri+2i7i+30)+361.06r
Ay = Ir =, r=08%öor.. 0... (9
Als Gesamtwiderstand A’ muß nun, da 6 Hälften in bezug auf
die drei Adern parallel geschaltet sind, genommen werden:
A' = (AH AN). rer... (10
Beim Höchstädterkabel stehen nun zwei Wege offen für den
Wärmestrom bis zur Isolierung außerhalb des Bleimantels, mit den
Widerständen K + A’ und K + A, die parallel geschaltet sind zum
resultierenden Widerstand:
ma „own
—(K+A)+(K+A)
Hierin ist:
_1 6 OK Dı
Res ye m jeooo oos 2
‚_1 OK „D-3
K=- ox ln Di =£ saud ai Saa ee Boa (12a
_ 3K
A=- g ee sss B
>
1
s= [119-408]... 2.000
Ztg%
Damit wäre die Aufgabe gelöst, wenn man die zwei Summen der
18 18
Wärmeleitfähigkeiten I und I à ermitteln könnte. Dies ist nun
1 1
recht einfach. Man zeichnet die Wärmestromlinien nach dem Gefühl
auf. Die Verteilung mit der größten Leitfähigkeit ist die wahr-
scheinlichste. Ich habe auch noch die genauen Stromlinien und Iso-
thermen zeichnen lassen und werde das dabei gebrauchte Verfahren
im Anhang beschreiben. Dies ist jedoch unnötig; wenn man die Strö-
18
=
mung parallel einem Radius zeichnet, erhält man Dr = 88, aus dem
18 1
genauen Bilde aber > TÀ = 94. Es genügtalso, nachdem Gefühl zwei
1
Bilder zu entwerfen und jeweils den Querschnitt durch die Länge zu
teilen. Dann erhält man als größten der Werte Ir Die andere
Summe ergibt sich sinngemäß, indem man die Summe:
mt 2Rat3H+....+18%e
bildet.
3.AnwendungaufdieBeispiele.
Die verschiedenen Fabriken verwenden Schichten aus verschie
denem Metall und von verschiedener Dicke. Hier sollen zunächst
eine Schicht aus Kupfer von 0,1 mm Dicke und aus Zink von 0,03 mm
Dicke verglichen werden. Der Wärmewiderstand r in Längsrich-
tung ist für Kupfer, dessen spezifischer Wärmewiderstand 0,28 ist,
beim 50 mm?-Kabel:
E T b L ioga
"u= yg e rl 18 . 19 - g1 08=46
V=45=0218
Für den Zinkbelag ist er 13-mal so groß, da oz, =0,9 und die Dicke
nur 0,08 mm:
Tzn = k ny 5 4 Teu = 13 rou = 60; à' = 0,017-
a Man findet dann für die 6 Kabel die in Zahlentafel 2 angegebenen
erte:
Zahlentafel2.
Kupferband Zinklage
3x50 3x70 3><95 3><50 3><70 3><90 cm
r= 46 4,87 5,2 60 63,2 67,8
C, = 10,2 10, 10,4 13,2 13,3 13,4
A, = 42,1 44,6 47,5 520 549
Ay = 1,73 1,83 1,96 22,5 23,8 25,5
A= 730 7,14 8,24 90,4 95,5 101,2
K' = 31,70 28,50 25,80 31,7 28,50 31,7
A" = 2,90 21,30 20,0 38, 36,6 34,9
SH = 34,0 31, 29,8 49,4 47,2 44,7
Der Gesamtwiderstand gegen Wärme wird jetzt Sg = A” + B,
während er für dasselbe Kabel ohne Metallband oder metallisiertes
Papier war: Sk= K + A+ B. '
K = 382 34,2 30,9
4=173 17,3 17,
B=111 10,6 9,8
Sg = 66,6 62,1 58,0, bzw. nach Teichmüller und Mie
Sr = 65,4 61,4 57,0.
Der Widerstand ist kleiner im Verhältnis:
SK — ÑH
q= DK
DH _ yo. f 0 i
SK = 49; 48; 480% bei 0,1 mm Cu
bzw. 26; 24; B3, „, 08. Zn
und der zulässige Strom des in strömendes Wasser (Sı = 0) verleg
ten Kabels wird also bei Kupfer rd 38 %, bei Zink rd 15 % höher
als bei demselben Kabel mit 9 mm Isolation, aber ohne Metallisie-
rung. Damit erscheint die experimentelle Erfahrung der Amerike
ner also auch theoretisch erweisbar.
4. EinflußderArtundDicke des Metallbelages.
DaX = = ‚ist der Ausdruck (10) für A’ hauptsächlich vom Wider-
stand der Metallbelegung abhängig. Man kann nun leicht für ver-
schiedene Metalle und verschiedene Dicke A der Belegungen Kurven
zeichnen, die A’= f (A) darstellen. Dies ist für das 3 X 50 mm?-Ea-
bel in Abb. 5 durchgeführt, wobei als spezifische Wärmewiderständ®
für Kupfer. . . . 2 0010283
n Aluminium ... GAl — 0,49
„ Zinok. ... . . OZn=0,90
n Blei. . 2 2.2. ‘ph = 2,90
gewählt wurde.
Für die besser die Wärme leitenden Metalle zeigen die Kurve
der Abb. 5 den raschen Abfall des Widerstandes A’ für gering®
Dicken A < 0,1 mm, die aus anderen Gründen erwünscht sind. Die
Kurve für Blei ist nur des Vergleiches halber gezeichnet. Hier wå-
ren erst größere Dicken imstande A’ genügend zu verkleinern. Wenn
A’ bekannt ist, kann man auch den gesamten Kabelwiderstand Sg be-
rechnen, der für das 50 mm?-Kabel bei A = 0 den Wert Sg = 66,6 und
Me er me EEE: EE gg rss Teer EEE ggg ger ng gerufen eg Ton nen
-— = +
21. Dezember 1922.
bei A = oo den Wert Sg = 31,3 erreicht. Für A = œ wird nämlich
1. E(E4 4)
CSERFA MO
nt pr AS EEE HE BE EB ER
=02 MINIT
S2,=4', + B=313
Dieses Optimum wird
also beim Kupferbelag
von 0,1 mm Dicke schon
annäbernd erreicht, wie
der Verlauf der Kurven
der Ab. 6 erkennen läßt.
Für das 3>< 50 mm?-Ka-
bel laufen alle Kurven
im Punkte O bei 66,6
zusammen, der dem Ka-
bel mit 9 mm Isolation
ohne Metallbelag ent-
spricht, für den also
A=0, fallen dannsteilab
und nähern sich asymp-
totisch dem Grenzwert
31,3 für A = co. Ähnlich
kann der Einfluß der
Art und Dicke des Me-
tallbelages für jeden
Sonderfall untersucht
werden.
Für die Durchfüh-
rung der Rechnungen
war mir mein Assistent,
Ing. J. Aberson. in ho-
hem Maße behilflich. Ich
bin ihm hierfür und für
allerlei Anregungen zu
besonderem Dank ver-
pflichtet. |
Abb. 6.
Anhang.
5.ZeichnerischeErmittlungderStromlinienund
Isothermeneinesdreiadrigen Kabele.
Wenn man die Wärmeströmung vom Mittelpunkt M eines Lei-
ters aus in einer dünnen, überall gleich starken ebenen Platte unter-
sucht, findet man, daß für den stationären Zustand durch jeden
Kreissektor dieselbe Wärmemenge hindurchgehen muß. Da die Fem-
peratur umgekehrt proportional dem Radius der um den Mittelpunkt
M beschriebenen Potentialkreise (Isothermen) für das Einpunkt-
problem ist, müssen aufeinander folgende Isothermen, die gleichen
Temperaturunterschieden entsprechen, eine geometrische Reihe bil-
den, während aufeinander folgende Sektoren einer arithmetischen
Reihe entsprechen. Man erhält also für die Wärmeströmung aus
nn Punkt in einer Ebene die Gleichung einer logarithmischen
inie:
y =a — c log natr,
worin a und c Konstanten und r der Radius des Potentialkreises ist.
Die Ebene wird durch das Strahlenbüschel und die konzentrische
Kreisschar in Zellen oder „Quadrate“ eingeteilt, die alle denselben
Wärmestrom führen. Die Temperatur ist umgekehrt proportional
den Dimensionen der Zellen. Man hat hier also mit einer Art über-
tragenen Potentialbegriffes zu tun für eine hypothetische Wärme-
Will man die Wärmeströmung aus zwei Punkten M,, Main einer
dünnen ebenen Platte untersuchen, dann legt man durch M, ein
Strahlenbüschel, das lauter kongruente Sektoren ergibt, durch Ma ein
kongruentes Büschel. Die eine Gruppe von Diagonalkurven des so
entstehenden Netzes von Vierecken ergibt ein Büschel gleichseitiger
Hyperbeln, das den Strömungslinien entspricht.
Jetzt lege man um M, eine Schar konzentrischer Kreise, die ähn-
liche „Quadrate“ ergibt, weil die Radien nach einer logarithmischen
Kurve abnehmen, und um Ms lege man eine kongruente Schar von
Kreisen. In dem so entstehenden Maschennetz zeichne man wieder
die Diagonalkurven. Es sind dies konfokale Lemniskaten 2. Ord-
nung, die den Isothermen des Zweipunkteproblems entsprechen. Das
Zweipunkteproblem hat nun aber auch physikalischen Sinn: Abb. 7
zeigt die Isothermen und Wärmestromlinien des dreiadrigen Kabels
für den Fall, daß nur zwei Adern von Strom durchflossen werden.
Herzog und Feldmann haben schon 1900 darauf hingewiesen, daß in
diesem Falle auch der dritte Leiter erwärmt wird. Die Abbildung
zeigt deutlich, weshalb dies so sein muß.
Will man nun das Dreipunkteproblem konstruieren, dann zeich-
net man zuerst die soeben beschriebenen Linien des Zweipunkte pro-
blems und dann für den dritten Punkt wieder ein Strahlenbüschel
und eine Kreisschar, vollkommen kongruent denen der zwei anderen
Punkte. Diese Strahlen schneiden nun die gleichseitigen Hyperbeln
der zwei anderen Punkte und bilden mit ihnen neue „Quadrate“ odar
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51.
1503
„Vierecke“. Zeichnet man hiervon die Diagonalen,eo erhält man die
Stromlinien des Dreipunkteproblems. Ebenso verfährt man mit den
konzentrischen Kreisen um den dritten Punkt; diese schneiden die
Lemniskaten der zwei anderen Punkte und bilden neue „Vierecke „
aus denen man durch Zeichnen der Diagonalen die Isothermen des
Dreipunkteproblems erhält. Diese entsprechen dann auch den Iso-
Abb. 7. Zwei Adern stromdurchfiossen, die unterste ist stromlos.
thermen des mit Drehstrom gespeisten dreiadrigen Kabels, solange
man voraussetzen darf, daß die Wärmeentwicklung im Mittelpunkt
der Kabelader stattfindet. Auch Mie macht diese Voraussetzung,
dıe natürlich nicht genau zutreffend ist.
u
d
Abb. 8& Alle drei Adern führen Gleichstrom.
Die Konstruktion ist der Ingenieur-Mathematik von Gustav
Holzmüller entlehnt und in zehnfacher Größe für das 3 X 50 mm?-
Kabel gezeichnet worden. Für die mir dabei geleistete Unterstützung
bin ich meinem Assistenten, Ing. A. J. Ehnle, zu besonderem Dank
verpflichtet. Abb. 8 zeigt deutlich, daß jedem Quellenpunkt ein Be-
reich der Ebene zukommt und daß die inneren Isothermen nicht mit
an kreisrunden Leitern zusammenfallen, sondern nach innen über-
ängen.
®
73
—
un
„ways \
e y ee
BETTER,
P
1504
Die österreichische Elektroindustrie auf der Ill. Wiener Internationalen Messe.
Von E. Honigmann, Wien.
Die diesjährige Wiener Herbstmesse stand unter einem beson-
ders ungünstigen Stern. Ganz Österreich seufzte unter dem Druck
seiner verzweifelten politischen und wirtschaftlichen Lage, ein
neuer Kursfall der Krone hatte eine noch nie dagewesene Teuerung
herbeigeführt, Staatsverwaltung, Handel und Industrie sahen sich
außerstande, den drängenden Lohn- und Grehaltsforderungen der
Arbeiter, Angestellten und Beamten nachzugeben, ohne die eigene
Existenz aufs Spiel zu setzen, eine würgende Geldknappheit bei
wachsender Inflation hatte in den meisten Geschäftszweigen eine
krisenhafte Absatzstockung hervorgerufen, und die Hoffnung auf
Hilfe von außen ist so oft enttäuscht worden, daß sie fast niemand
mehr aufrechterhalten kann. Dazu kam, daß durch den eine Woche
vor Eröffnung der Messe begonnenen Buchdruckerstreik, der sich
bis zu ihrem Schluß hinzog, das Erscheinen sämtlicher Zeitungen
eingestellt war, und daß der Messeleitung somit jede Möglichkeit
fehlte, mit dem Publikum durch Plakate und andere Drucksachen
den Kontakt MIEreONN zu erhalten, ja nicht einmal der Messekatalog
i konnte ausgegeben werden. Die
Geschäfte selbst wurden durch
die Unsicherheit der Devisenkurse,
aber auch durch die Bestimmun-
gen der neuen Devisenordnung
man 2
aa aan N
loch
Abb. 1. Motorsessel.
schließlich herrschte noch fast während det ganzen Dauer der
Messe außerordentlich schlechtes Wetter, das den Besuch be-
sonders der außerhalb der Stadt gelegenen Rotunde stark beein-
trächtigte.
Trotz alledem war aber das Bild, das die Veranstaltung bot,
kein übles, und wenn man all die großen Schwierigkeiten ins Auge
faßt, wird man dem österreichischen Gewerbe und Handel unbe-
dingtes Lob zollen müssen. Was speziell die Elektrotechnik
anlangt, so waren es weniger hervorragende Neuheiten, die ihrer
Gruppe das Gepräge gaben, als vielmehr die Leistungen im ganzen
genommen, welche den Ausländern die Überzeugung von der Be-
deutung unserer Elektroindustrie beibringen mußten. Den Mittel-
punkt bildete, wie bei den bisherigen Messen, die großangelegte
Ausstellung der Österr. Siemens-Schuckert Werke
und der FirmaSiemens&HalskeA.G. Ein großer Teil davon
war schon von der Frühjahrsmesse her bekannt, insbesondere die
Zusammenstellung der bekannten Maschinentypen, die Elektro-
motoren für landwirtschaftliche Zwecke, die Kleinmotoren für Näh-
maschinen und für Hilfsmaschinen der Feinmechaniker, Uhrmacher
usw., elektrische Punkt- und Nahtschweißmaschinen, elektrische
Zugzbeleuchtung System Dick, Ausrüstungen von Kraftfahrzeugen
und Booten, ferner Installationsmaterial, Kabelarmaturen, Wärme-
speicheröfen u. dgl. mehr. Von Neuheiten wären zu erwähnen: Ein
fahrbaren Kompressor zum Wegblasen von Staub und sonstigen Ver-
unreinigungen an schlecht zugänglichen Stellen in den Maschinen
mittels verdichteter Luft, eine große Sch raubenwasserpumpe, welche
einen 130 mm starken Wasserstrahl aus einem Behälter ansaugte und
durch einen Rohransatz wieder zurückleitete, ferner ein Schmiede-
feuergebläse in Verbindung mit einer Rohrleitung, die vier Düsen-
ansätze hatte; man kann also mit einem einzigen Gebläse durch
eine gemeinsame Rohrleitung mehreren Feuern Wind zuführen.
Interesse erregte ein fahrbares Schweiß-Umformeraggregat zum
Ausbessern großer, irgendwie unbrauchbar gewordener Gußstücke,
z. B. an Bruchstellen. Die A.E.G. Union, die Österr. Brown Boveri-
Werke und die „Elin“ Aktiengesellschaft für elektrische Industrie
waren diesmal nicht vertreten. Hingegen waren ihre Maschinen bei
einer größeren Anzahl von Händlern zu sehen. Von älteren Fabriken
hatte die Firma F. Machek & Ges. in Wien Maschinen ver-
schiedener Stromart, Spannung und Größe sowie je einen Dreh-
stromtransformator für natürliche Luftkühlung und Öl ausgestellt,
die aber in ihrer Bauart nichts Neues boten. Erwähnenswert wäre
dann eine größere Dynamomaschine mit Schleifringen und Span-
nungsteiler System Dolivo-Dobrowolski. Die Österr.Dynamo-
werke, Wien, eine jüngere Firma, haben sich nicht darauf be-
schränkt, durch eine Anzahl ausgestellter Motoren das äußere Bild
ihrer Fabrikate zu bieten, sondern sie gewährten auch einen genaue-
ren Einblick in Bauart und Ausführung durch Vorführung eines
zerlegten Drehstrommotors, so daß man sich von der exakten und
Elektrotechnische Zeitschrift. | 1922. Heit 51.
-nnn > 7 A NAY TR gr, x d
mn aa a MMA
NNSS H: NZ
Abb. 2. Spezialhandstück mit Momentkupplung zum Bignierappnnge
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21. Dezemb
r 1982
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präzisen Ausführung aller Teile und der Güte des zur Ver veni
kommenden Materials überzeugen konnte. Die Lang pein-
Pfanhauser-Werke, Wien-Leipzig, zeigten ihre a ich in
Deutschland bekannten Maschinen und Apparate für Gals ua e
rungszwecke. Beachtung fand der Stand der Oberös
Elektrobau-Gesellschaft, Linz, einer Tochte
schaft der Tramway- und Elektrizitätsgesellschaft ee
welche auch die großen hydroelektrischen Zentralen in Obe röster
reich baut und vor kurzem die serienweise Fabrikation von an
zwei- und dreiphasigen Elektromotoren in zwei-, vier- und £ chs-
poliger Ausführung für normale Spannungen bis zu. V |
genommen hat, Sie baut 1 PS-Motoren mit Kurzschlußläufer, 2 PS M
mit Kurzschluß- und Schleifringläufer, alle übrigen
Schleifringläufer. Die Maschinen entsprechen in allen Punk
den Normalien des VDE. Gehäuse und rg pie gestatten
durch einfaches Verdrehen der letzteren um % oder 180°, 4 ji » Ma-
schienen unmittelbar an der Wand oder an der Decke zu be:
Die Bauart, welche an die der Elin stark erinnert, mathi =
durchaus soliden Eindruck, und auch die Anlasser, deren Kont
platten aus Naturmarmor, Kontaktknöpfe aus Messing, Bürsten aus
Kupfer, Bewicklung aus Nickelin bestehen, erwecken den Eindrue J
gediegener Ausführung. Nicht unerwähnt dürfen die Motoren und
nur m
außerordentlich erschwert, und Transformatoren der Budapester Firma. Ganz- ee a mt ıbiu
AHupplungshedel
Hlemm ring
Sn Hurnlung
aranut NAN L ni a DANAA IE wen FEIERT 7773 BEP LCLEGCBKÜ TC CE u tn nn
z i lan =
IN INT NT En = E
A E A-
171 — =
VARIILSLLE en ıf ZLLILLLILLILLLS LEES PELL 1.4 III IN PITZITIERZILIIEI -i `
SS
bA SRAD
Sellschrzuben
bleiben, die im Gelände der Rotunde ihren Stand baten ane E
größere Serie Maschinen ihrer bekannten Bauart vo
Von den kleineren Fabriken sei die „Kab& A.G. Elek ktr
motoren- und Ventilatoren-Fabrik vorm. Kle
& Blaustein, Wien, erwähnt, welche außer den von.
Jahren erzeugten Ventilatoren zum ersten Male Transformator
zeigte, die sie als Öltransformatoren bis 15 000 V und als T Teer
transformatoren bis 6000 V, beide bis 50 kVA, serienmäßig e
Einige bemerkenswerte Konstruktionsdetails verdienen Erwäl h-
nung: Die Schenkel der Eisenkerne von rechteckigem Querschnitt
liegen in einer horizontalen Ebene und tragen meist Scheibenwick-
lung mit Distanzen zwischen den Spulen, um die Heizung derS
durch tieferliegende zu verhindern. Jede Spule liegt in der tie
Zone von Luft oder Öl, welche die Spulendistanz vertikal und u
behindert wirksam durchstreichen. Die Blechschichten en er
sind aus je zwei, aus einem Rechteck gestanzten Teilen zusämme
gesetzt, die in den einzelnen Lagen gegeneinander verse
ordnet sind, wodurch sich eine Verminderung der F
daraus eine Verbesserung des Kerns in magnetischer u
nischer Beziehung ergibt. Neben fabrikatorischen Vorteile 1 (e
cher Stanzschnitt für Einphasen-, Drehstromkerne und für
den große Typen, vereinfachte Lagerhaltung) erspart diese A
nung auch Arbeit beim Zusammenbau, Die Trockontiantaaa "ma ai
wenden in rollbare Gestelle, die Öltransformatoren in ga \
kasten eingebaut, bei welch letzteren der Kern durch H
sammengehalten wird, welche auch in einfacher Weise z
gung der Enden von Anzapfungen dienen. Auch einen, I xl
transformator hat die Firma ausgestellt, bei dem sehr g re
wicht und kleiner Raumbedarf bemerkenswert sind. - nS
Eine Neuerung auf dem Gebiete der Elektromotor 3T non
bildet der Motorsessel von Richard Cronauer, Frankfurt a. M
welcher von seinem Wiener Vertreter F. Proksch vor get |l
wurde. Im Motorsessel ruht der Motor auf einer Doppelfeder E
und kann durch Umlegen eines Gegengewichtes momentan € |
ausgeschaltet werden (Abb. 1). Seine Verwendung macht Si
schienen, Leerlaufscheiben, Spannrollen und Ausrücker überf
J. von Petravic & Co., Wien, stellten Elektro-Kleinw ırkas Ls
maschinen aus, an denen ein Spezialhandstück mit Moment! cup
(Abb. 2) aufficl; letzteres ermöglicht es, das eingespannte W
durch eine leichte Fingerbewegung mit der ständig laufende
zu kuppeln und zu entkuppeln oder so festzuhalten, daß ein r
Wechseln, wie es bei der Benutzung in der Zahntechnik, E :
fabrikation, Gold- und Silberwarenerzeugung, Kunstgewer
von großer W ichtigkeit ist, ohne Stromausschaltung erfo
Das Handstück selbst kann leicht auf das entsprechend auss 5g
Ende der biegsamen Welle aufgesteckt werden, die Verkupp
erfolgt dabei automatisch im Augenblick des Einschnapp
Schnappkralle.
T
iL
=
v
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|
|
21. Dezember 1922.
Die Firma Bettelheim & Fränkel, Wien, stellte einen
Nähmaschinenmotor aus Aluminiumguß, Marke „Be fr a“, aus, der
mittels Schnur und Stecker von jedem Laien an Nähmaschinen jeder
Bauart leicht angeschlossen werden kann und für Gleich-, Wechsel-
und Drehstrom geeignet ist. Der Stromverbrauch beträgt 40 bis
50 W,der Antrieb erfolgt mittels Friktion mit dem Handrad, ist also
unabhängig von jenem mit Fußtrittplatte. Der ebenfalle aus Alu-
miniumguß bestehende Fußtrittregulator hat 6 Schnappkontakte,
Abb. 3. Kinotransformator.
durch die ein fixes Einstellen des Motors auf 6 Geschwindigkeiten
ohne ständiges Halten des Fußes am Regulator möglich ist. Einen
ähnlichen Nähmaschinenmotor, der ebenfalls mittels Schnur und
Stecker leicht an die Lichtleitungen anzuschließen ist, und der,
wenn nicht im Gange, unter den Kopf der Nähmaschine zurückge-
klappt werden kann, haben die Österreichischen Siemens-Schuckert-
werke ausgestellt. Der Motor ist mit einer Wippe auf einem Böck-
chen montiert und kann leicht abgenommen und für andere Klein-
kraftzwecke verwendet werden. Einen ebenfalls gefälligen Uni-
versalmotor für Nähmaschinen, aber mit Riemenantrieb, stellte eine
junge Firma „R emag” Elektromotoren und Apparatebau-Gee. m.
b. H., Wien, neben einer größeren Serie Kleinmotoren, Tisch- und
Rahmenventilatoren aus.
Johann Kremenezky, Wien, zeigt u. a. Spannungstrans-
formatoren für Meßgeräte, deren Fabrikation er neuerdings aufge-
nommen hat; sie befinden sich in einem glatten Ölgehäuse und haben
auf dem Deckel Rillenisolatoren, Anschlußring und bequeme Klem-
men, Die normalen Typen gehen bis zu einer Primärspannung von
10 000 und einer Sekundärspannung von 110 V. Die Bauart der
Stromwandler bis zu 6000 V Betriebsspannung und von 20 bis 500 A
entspricht der der Spannungswandler. Als Neuheit ist ein stufen-
und verlustloser, regulierbarer Kinotransformator (Abb. 3) der
gleichen Firma anzusprechen, der den teuren rotierenden Umformer
ersetzen soll. Dieser Regelungstransformator, der mit einer schwe-
n und einer festen Spule ausgestattet ist, die gegeneinander
verschoben werden können, ist kurzschlußsicher gebaut. Nach rich-
tiger Wahl der Kohlensorten und der Stromstärke kann die Maxi-
malstromstärke durch Austarieren der Gewichte so eingestellt wer-
den, daß beim Kurzschließen der Kohlen die Spule durch elektro-
dynamische Einwirkung hochgetrieben wird. Stromstöße werden
vermieden, Spannungsschwankungen ausgeglichen. Da erfahrungs-
gemäß ein vollkommen ruhiges, weißes Licht bei 80 bis 100 A und
20 V erzielt wird, beträgt der Verbrauch des Apparates 1,6bis2kVA,
also wesentlich weniger als der rotierende Umformer, dessen In-
standhaltung und Bedienungskosten ebenfalls fortfallen. Auch der
geringere Raumbedarf bedeutet einen erheblichen Vorteil. Dieselbe
Firma hat auch einen Blinklichtapparat (Abb.4) ausgestellt. Bekannt-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 51.
1506
lich verwendet man bei Eisenbahnsignalen für das weiße Signallicht,
bei dem leicht Täuschungen vorkommen können, gern intermittie-
rendes Licht. Um eine 70-malige Unterbrechung der Lichtemiseion
herbeizuführen, hat man Schalter gebaut, an die sehr hohe Anfor-
derungen gestellt werden müssen, da bei 12s5tündigem Betriebe der
Stromunterbrecher täglich 50 000 mal zu arbeiten hat. Gewöhnliche
Schalter mit Metallkontakten halten das auf die Dauer nicht aus.
Kremenetzky verwendet deswegen einen Queeksilberunterbrecher,
der auf dem Prinzip des Neefschen Hammers beruht. Ein Bisenkern
wird durch ein Solenoid bei Stromschluß gehoben, bewirkt Strom-
unterbrechung, der Ei-
senkern sinkt wieder
herab ein neuer Strom-
schluß erfolgt, und das
Spiel beginnt wiederum.
Die Bewegung wird
durch ein Luftkissen
mit Katarakt und Ven-
til geregelt. Das Queck-
silber befindet sich in
einem eisernen Gefäß
und kann durch Lüften
von Schrauben in ein
Rohr abgelassen wer-
t} den. Eine ein kleines
. Glasgefäß tragendeKon-
taktvorrichtung taucht
hinein und betätigt in
der vorhin angegebenen
Weise das Solenoid, des-
sen Kern einerseits mit
ihr, andererseits mit
einerbiegsamenLeitung
verbunden ist. Bei der
Aufwärtsbewegung des
Kerns strömt bei einem
GummiventilLuft in das
diese durch eine sehr
enge Öffnung mit regu-
lierbarem Querschnitt
aufgeblasen; in erste-
rem Falle gelangt der
Rand desGläschens über
den Quecksilberspiegel,
und der Strom wird un-
terbrochen. Funkenbil-
dung wird durch Ver-
‚wendung eines Stromes
von sehr niedrigerSpan-
nung, rd 6 V, und Über-
brückung der Unterbre-
chungsstelle vermieden;
letztere wird bei Wech-
selstrom durch einen entsprechend großen Widerstand, bei Gleich-
strom durch einen Kondensator bewirkt.
Die Beleuchtungstechnik war ferner durch eine selbsttätige
Quecksilberdampflampe der Fabrik elektrischer Appa-
rate Dr. Joseph C. Pole, Wien, vertreten, die für photo-
graphische, insbesondere Filmaufnahmeateliers bestimmt ist. 6 bis
8 Quecksilberdampfröhren von etwa 125 cm Länge mit weiß
emaillierten Reflektoren sind nebeneinander befestigt und mit
diesen in einem Rahmen allseitig beweglich gelagert. Der Wider-
stand ist in Querlage am Fuße angebracht. Der Rahmen ruht in
zwei Lagern, die mittels Stahlseil und selbstsperrendem Kurbeltrieb
längs zweier, die Seitenstützen bildenden Stahlrohre sich auf und
ab bewegen lassen. Der Rahmen läßt sich aus der Vertikalen bis
45° neigen und festklemmen. Jede Röhre kann besonders ausge-
schaltet werden, der ganze Ständer hat ferner einen Hauptschalter
nebst Steckkontakt. Die Firma baut zwei Typen, eine fahrbare Stän-
derlampe und eine verschiebbare Hängetype. Da die Quecksilber-
lampen nur an Gleichstrom angeschlossen werden können, in der
Rotunde jedoch nur Wechselstrom zur Verfügung stand, erfolgte
der Anschluß mittels eines Quecksilberdampf-Gleichrichters der
Berliner Firma GleichrichterG.m.b.H.
Eine Projektionsebogenlampe für Kinozwecke zum Anschluß an
Drehstrom (Patent CGzikowsky, Abb. 5) wurde von den Österr.
Siemens-Schuckertwerken vorgeführt. Da in der öster-
reichischen Provinz fast durchwegs die Netze Drehstrom führen,
ist eine solche Lampe, welche die Aufstellung eines Umformers er-
spart, von großer Bedeutung. Nicht nur fällt die für Kinobesitzer
schwierige Bedienungsarbeit fort, sondern die Anschaffungs- und
Betriebskosten werden außerordentlich verbilligt. Da die Lampe
für eine Klemmenspannung von nur 45 V gebaut ist, wird sie an
einen in die vorhandene Netzspannung vorgeschalteten Kleintrane-
formator angeschlossen. Die Stromstärke kann bis auf 60 A ein-
gestellt werden und reicht dann für 4X 5 m große Bilder und Ent-
fernungen bis zu 35 m aus; die Reglung erfolgt nicht wie bisher
durch stufenweises Abschalten eines Widerstandes, sondern durch
3 dreipolige Schalter, Durch Schließen eines derselben wird die
Oberspannung der Transformatoren eingeschaltet und der Lampe
Abb. 4. Blinklichtapparat.
Gefäß, beim Senken wird .
1506
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 51.
21. Dezember 1922.
gleichzeitig ein Teilstrom zugeführt, während eime Erhöhung der
Stromstärke mittels der zwei anderen Schalter durch Parallelschal-
ten der Widerstände bewirkt wird. Während die Belichtung mittels
Gleichstrom einen gelblichen Ton hat, leuchtet die Bildfläche bei
Drehstrom blendend weiß und ohne Flimmern.
Sodann wäre ein von Karl Jahoda, Wien,,in Betrieb
vorgeführter automatischer Lichtpausapparat zu erwähnen; er
besteht aus einem Krystallglashalbzylinder und einem reflek-
tierenden Metallhalbzylinder, die zusammen einen vertikalen Zy-
linder von 36 cm Durchmesser bilden, in welchem eine Bogenlampe
mit stark aktinischen Strahlen kontinuierlich auf und ab geht. Eine
endlose Decke wird durch zwei seitliche Walzen an den Glashalb-
zylinder angepreßt und durch zwei rückwärtige Walzen regulierbar
in Spannung gehalten. Lampe, Walzen und Decke werden durch
einen kleinen Elektromotor, der am Fuße des Ständers angeordnet
ist, n Bewegung gesetzt und bewirken, daß ein zwischen Decke und
Glas eingeschobenes Lichtpauspapier nebet Matrize automatisch
rückwärte, bei einer zu schnellen vorwärts zu bewegen. Man braucht
also die Bremswirkung des Stahlmagneten nur so lange zu änderi,
bis die Punkte der Scheibe scheinbar stehen. Dies wird durch Ver-
drehung einer Regülierschraube leicht und sicher auf das genaueste
bewirkt, eine Arbeit, die auch von einem Unkundigen leicht geleistet
werden kann.
Franz Jungreithmayr stellte Kathreinsche
Glockenblitzableiter für Niederspannungsanlagen aus, bei denen,
um dem Maschinenstrom beim Ansprechen der Apparate den Weg
zur Erde zu versperren, hinter die kleingehaltene Funkenstrecke
ein der Netzspannung angepaßter, genau abgestimmter induktions
freier Ohmscher Widerstand geschaltet ist, der nur ganz geringe
Mengen des Netzstromes zur Erde fließen läßt; die Löschung des
entstehenden, kaum merklichen Lichtbogens vollzieht sich sofort.
Bei der neuen Blitzschutzpatrone (Abb. 7) der gleichen Firma sind
Funkenstrecke und Widerstandskörper in eine luft- und wasserdicht
abgeschlossene Isolierhülle eingebaut, wodurch dem Apparat die
ihm charakteristisch e bequeme Form gegeben wird, welche seine
Einhängung in den Freileitungsdraht ohne Zuhilfenahme von
Zwischengliedern ermöglicht.
EHEN BEN: DER >
!
|
Abb. 5. Projektionsbogenlampe.
um das Glas herumgeführt und von der auf- und niedergehenden
Lampe an allen Teilen gleichmäßig belichtet werden. Die auf der
rechten Seite eingeführte Pause kommt auf der linken Seite fertig
exponiert heraus; sofort nach Verschwinden der ersten Kopie in der
Einführungsspalte kann sofort eine zweite eingeführt werden, 80
daß z. B. zwei Quadratmeter nur die eineinhalbfache Zeit wie ein
Quadratmeter erfordern. Übrigens ist die Schnelligkeit des Ganges
und die Länge des Lichtbogens regulierbar. ° Vorderhand: wird diese
Einrichtung noch nicht fabriksmäßig hergestellt. — Von den in das
Gebiet der Lichttechnik fallenden Öbiekten möge noch schließlich
eine große Wandtafel erwähnt werden, die, mit 72 Glimmlampen
ausgestattet, das Warenzeichen der Österreichischen Siemens-
Schuckertwerke aufleuchten ließ; durch Vorschaltung von Meß-
instrumenten wurde der außerordentlich geringe Stromverbrauch
vor Augen geführt.
Von elektrischen Apparaten war nicht viel Neues zu sehen.
Unseres Wissens zum erstenmal wurde die interessante, Bláthy
patentierte Zählereichung nach dem Stroboskopverfahren von der
Ganz’schen Elektrizitäts-Aktiengesellschaft,
Budapest, gezeigt. Diese stroboskopische Bichmethode ermöglicht
die Einstellung der Zähler in einigen Sekunden und mit absoluter
Genauigkeit. Sie beruht auf der Erfahrung, daß, wenn eine perio-
disch sich wiederholende Erscheinung immer im Momente der Wie-
derholung sichtbar gemacht wird, der sichtbar gemachte Teil bei
genügend großer Wechselzahl zu ruhen scheint. Der Ganzsche Eich-
zähler (Abb. 6), ein normaler, präzise eingestellter Zähler, hat nahe
am Umfang auch in der Bremsscheibe 60 im Kreise angeordnete
Löcher eingestanzt, der normale Zähler hat auf seiner Scheibe an
gleicher Stelle die gleiche Anzahl schwarzer Punkte. Zum Eichen
wird nun der letztere unter den ersteren in der Weise angebracht,
daß durch die Löcher der Eichzählerscheibe ein Lichtstrahl auf die
Punkte der anderen Scheibe fällt. Beim synchrotren Rotieren beider
Scheiben erscheinen die Punkte der unteren Scheibe ruhend, bei
einer langsameren Drehung des unteren Zählers scheinen sie sich
Installationsmaterialien wurden in reicher Aus-
wahl besonders von den Händlerfirmen ausgestellt, deren Muster
teils in Kojen, teils an Wänden ringfürmig um den in einem Kreise
angeordneten Pavillon der Österreichischen Siemens-Schuckert-
werke untergebracht waren. Hier konnte man beobachten, daß in
Österreich eine ganze Anzahl neuer Erzeugungswerkstätten ent-
standen sind, welche Fassungen, Schalter, Sicherungen, Steckkon-
takte, Isolierrohre, Rohrzubehör u. dgl. meist in bewährten Formen
herstellen. Von Neuerungen sei eine Patent-Deckenlampe der
Nürnberg-Kufstein Gesellschaft m. b. H. in Kufstein, Tirol,
erwähnt, welche, wie aus Abb. 8 ersichtlich, Lusterklemme und
Eiernippel erspart und das Einziehen des Drahtes sowie die vor-
herige Montage unnötig macht. Dieselbe Firma stellte eine kom-
binierte Unter- und Überputzdose aus, die eine besondere Unterlag-
scheibe nebst Holzklotz entbehrlich macht, und _Ausschalter oder
Steckdose vor Bruch schützt. Von den älteren Fabriken kann die
Firma Ing. Ludwig Neumann, G. m. b. H., Wien, nicht un-
erwähnt bleiben, da ihre Ausstellungsgegenstände die erheblichen
Fortschritte der von ihr ins Leben gerufenen Ersten österr.
Porzellanfabrikin Frauenthal-Gams erkennen ließen. Auch
die Erzeugnisse der neuen Oberösterr. Porzellan-In-
dustriein Wels waren an verschiedenen Stellen zu sehen.
Dem Charakter einer Messe entsprechend waren auf zahl-
reichen Ständen Koch- und Heizapparate sowie elektromedizinische
Geräte zu sehen. Eine ganze Anzahl österreichischer Firmen hatt”
elektrische Haushaltungsgeräte vorgeführt, von denen jedoch meist
nur die äußere Form beobachtet werden konnte; einzelne Fabriken
ließen allerdings auch die Apparate in demontiertem Zustande sehen,
so daß man sich überzeugen konnte, ob die Ausführung präzise, das
verwendete Material einwandfrei waren. Besondere Konstruktions-
neuheiten sind hierbei nicht aufgefallen. Erwähnenswert wären nur
die von der Gesellschaft für Elektro-Heizungs-
technik, Wien, gezeigten, betriebsfertigen Elektro-Kleindamp!-
kessel, die schon vielfach Anwendung gefunden haben. Die Firms
21. Dezember 1922.
zeigte auch ihre Universalheizrohre, die sie bei den verschiedensten
Apparaten in mehrfachen Kombinationen in Anwendung bringt,
u. a. auch bei Metall- und Kachelöfen, Zentralheizanlagen, Trock-
nungsanlagen u. dgl. Nach ihrer Angabe rüstet sie derzeit die größte
bisher gebaute elektrische Trocknungsanlage mit Heizrohren von
zusammen 1000 kW aus. Als Neuheit war auch ein Muffelofen
kleinster Ausführung mit 40 mm I. W. und 200 mm Länge im Be-
triebe gezeigt. Als Exportartikel empfehlen sich runde, mit Cha-
motte ausgerüstete Kochplatten, die nach einer der Firma ge-
schützten Konstruktion mit einem Griff zerlegbar und auch von
Laien wieder zusammensetzbar sind. Der getrennte Versand von
Heizkörper und Armatur ermöglicht Zollersparnisse.
Abb. 6. Eichzähler.
Von Apparaten, welche auch für den Hauswirtschaftsbetrieb
dienen, sei eine von den Österreichischen Siemens-
Schuckertwerken ausgestellte fahrbare Entstäubungspumpe
erwähnt, mittels derer der große Teppich ihres Messestandes all-
abendlich gereinigt wurde. Auch ein österreichischer Staubsauger
„Blektor”“ wurde in mehreren Ausführungen gezeigt, von denen
besonders eine ganz klein gehaltene, aber in allen Einzelteilen solid
durchgearbeitete Ausführung, der Elektor-,„Piccolo“, welcher
nur 8 kg wiegt, auch für bescheidenere Wohnungen geeignet ist.
Ehe wir uns von den Starkstromobjekten abwenden, sei noch
. der Elektro-Zugwagen „Elephant“ der Allgemeinen
Automobil A.G., Wien, erwähnt. Der walzeiserne Rahmen
sitzt gefedert auf den Achsen aus Chromnickelstahl; Vorder-
und Hinterräder sind aus Schalenstahlguß gefertigt und laufen
auf doppelten Kugellagern. An den Hinterrädern sind große Brems-
trommeln für je zwei Paar Backen — Innenbackenbremsen — ange-
bracht, auf denen die Antriebkettenräder sitzen; zwei federnde
Schubstangen stützen die Hinterachse gegen den Rahmen ab, um
einerseits den Wagenschub aufzunehmen, andererseits als Ketten-
spanner zu dienen. Der Motor sitzt nicht an der Hinterachse, son-
dern ist, allen Einwirkungen einer schlechten Fahrbahn entzogen,
gestützt und gefedert, hoch im Rahmen aufgehängt; zwei getrennt
arbeitende, miteinander verschraubte Hauptstrommotoren von je
7 PS bei 150 V und 125 Umdr/min, die eine Überlastbarkeit bis auf
das Dreifache für kurze Zeit besitzen sollen, sind mittels der Ge-
häuse miteinander verschraubt und gewährleisten die Unabhängig-
keit der beiden Treibräder voneinander. Sie lassen sich leicht aus dem
Rahmen herausnehmen; der Kollektor kann infolge eines Deckels be-
quem beobachtet und untersucht werden. Auch die Schaltwalze kann
durch Aufheben der Schutzhaube mit allen Anschlüssen, Sicherungs-
brett, Notschalter usw. leicht freigelegt werden; ihre Finger sind
ohne Werkzeug mit der Hand bequem herauszunehmen und wieder
einzusetzen. Ein mit einem Rollengesperre versehener Notschalter,
r unbedingt getätigt werden muß, um die Gangschaltung der
Schaltwalze freizugeben, unterbricht zwangläufig den Strom vor
jeder Stellungsänderung und verhindert so Verbrennungen an den
Kontaktflächen. Die Schaltung besitzt drei Gänge nach vorwärts,
eine Leerlaufstellung und zwei Bremsstufen und wird mittels eines
selbstsperrenden Hebels besorgt; ein zweiter Handhebel bedient
eines der Bremsbackenpaare; das eine Pedal wirkt auf die mecha-
nische Hinterradbremse, das zweite betätigt den Notausschalter.
Eine unbefugte Ingangsetzung des Wagens wird durch Anwendung
eines abnehmbaren Drehschlüssels verhindert. Die Akkumulatoren-
batterie von 96 Zellen bei 250 Ah Kapazität ist der leichteren Be-
lenung halber auf mehrere Tröge verteilt; für beste Isolierung und
Verhinderung des Herausspritzens von Säure aus den Elementen
sowie einen Batterieschutz, eine Haube aus starkem Eisenblech, ist
gesorgt. Der Wagen besitzt auf normalen harten Straßen mit
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 51.
1507
voller Schlepplast einen Aktioneradius von 60 km, der eich jedoch
erhöhen läßt, wenn man eine Batterie für 300 oder 350 A bei 195 V
Spannung verwendet, was ohne Änderung der Wagenkonstruktion
möglich ist. Diese Elektro-Zugwagen werden im Wiener Post-
paketverkehr, aber auch zum Transport von Massengütern (Kohle,
Baumaterial, Textilwaren u. dgl.) verwendet und nehmen Lasten
bis zu 1500 kg auf. Nach Angabe der Fabrik sind die Betriebskosten
wesentlich günstiger als die des Benzinfuhrwerks, das den Post-
dienst versieht; sie verhalten sich zu ihm im Dauerverkehr wie 5:7,
sind also rd 28 % billiger, wobei unberücksichtigt ist, daß die Ben-
zinwagen nur am Tage laufen, die elektrischen aber Tag und Nacht.
Letztere sind bei der Post bereits volle zehn Jahre im Betrieb, mehr
als 150Personen-Elektromobile
zwischen zehn und fünfzehn
Jahre, so daß man mit einer
8 higen Amortisationsquote
gegen eine 12 ige bei Benzin-
wagen rechnen kann. Fürein
Land wie Österreich, das über
keine Erdölquellen verfügt,
hingegen über reiche Wasser-
Abb. 7. Blitzschutzpatrone.
kräfte, ist eine Überlegenheit elektrisch betriebener Kraftwagen
sicherlich von unschätzbarem Werte,
Wenden wir uns nun derSchwachstromfabrikatien
zu, 80 ist zu berichten, daß die großen österreichischen Firmen, wie
Vereinigte Telephon- und Telegraphenfabrik, A. G. Czeija,
Niasas] & Co., „Ericsson, Österr. Elektrizitäts A. G., vorm.
Deckert & Homolka“, ferner H. W. Adler & Cie, Leo-
polder &Sohn, Telephon- und Telegraphenfabrik Greiner,
i Telephon- und Telegraphenfabrik
A.G Kapsch & S
durchweg sehr sehenswerte Zu-
sammenstellungen ihrer Erzeug-
nisse, wie Telegraphenapparate für
Post- und Eisenbahnzwecke, Fern-
sprech- und Rohrpostanlagen, Li-
nienwähler und Haustelephonan-
lagen, Indikateure, Elemente und
Kleinbeleuchtungsartikel in reicher
Auswahl ausstellten, welche die
Leistungsfähigkeit der österrei-
chischen Industrie vor Augen
führten. Die Objekte der Sie-
mene & Halske A. G. waren
in dem bereits erwähnten Pa-
villon im Mittelpunkt der Rotunde
untergebracht und in der Weise
angeordnet, daß Interessenten die Apparate nicht nur sehen,'sondern
auch ihr Anwendungsgebiet erkennen konnten. So war z. B. die
„Wärmewirtschaft“ als Ganzes gefaßt und die Wichtigkeit
von Temperaturmeßgeräten, wie Fernthermometern, Pyrometern,
Temperatur-Registrierapparaten, für die Ökonomie von Fabriks-
anlagen dargestellt. Dann waren optische Pyrometer (Ardometer)
zu sehen, bei denen die Gesamtstrahlung glühender Körper gemessen
wird und ihre Temperatur bis 2400° C und mehr sich bestimmen
läßt. Ferner ein elektrischer Rauchgasprüfer, welcher den Prozent-
gehalt an Kohlensäure in den Abgasen feststellt, sodann auch
Wächter-Kontrollmelder mit Selbstregistrierung, registrierende
Feuermelder, eine komplette Feuermeldeanlage für 2 Schleifen-
leitungen nach dem Zeigersystem usw. Auch eine automatische
Linienwähleranlage in Verbindung mit einer Nebenstellen-Zentrale,
Zentralumschalter nach dem Drehschaltersystem für O. B. und Z. B.-
Betrieb samt den zugehörigen Stationsapparaten wurde im Gange
vorgeführt; ferner waren zu sehen: gas- und wasserdichte Ausfüh-
rungen der verschiedensten Fernsprech- und Signalapparate für
Hütten- und Grubenbetriebe, eine elektrische Uhrenanlage, Wecker,
Hupen u. dgl. Daß die Ausführung durchwegs den höchsten An-
sprüchen entsprach, braucht bei einer Firma wie Siemens & Halske
nicht erst versichert zu werden.
öhne usw.
Abb. 8 Patent-Deckenlampe.
1508
Kassensicherungen wurden von zahlreichen Firmen
ausgestellt; sie beruhen durchweg auf der Einschaltung von Kon-
takten in einen Ruhe- oder Arbeitsstromkreis oder eine Kombination
von beiden in der Nähe des zu sichernden Gegenstandes zwecks Be-
tätigung einer Alarmvorrichtung. Der Unterschied beruht meistens
in der Form der Kontakte, zuweilen der Bauart des Fallklappen-
apparates.
Unter den Kleinbeleuchtungsgegenständen fiel eine lagerfähige
regenerierbare Batterie, Marke „Eternum“ der „Sindag”
Schwachstrom-Industrie-A. G. in Wien auf, die mit Patronen ver-
sehen ist und vor Gebrauch mit Wasser gefüllt wird, um betriebs-
fähig zu werden. Nach Angabe der Firma sinkt die Spannung nach
5stündiger Beanspruchung erst um 1 V und hat bei normaler Bean-
spruchung eine Lebensdauer von rd 30 h. Nach Verbrauch eines
Elementes kann die Batterie mit Ersatzpatronen versehen werden.
Die Firma Brüder Scharf & Co. zeigte eine Taschenlampe
aus Holz, in der zwei zylindrische Zellen, welche ebenfalls aus-
wechselbar sind, einmontiert werden. Die Lampe ist sehr leicht
und zeichnet sich durch besonders billigen Preis aus.
Der Bericht würde unvollständig sein, wenn nicht die zahl-
Lichtreklame.
Für eine Lichtreklame gelten vier Hauptpunkte.
pa Modell, welches entweder ein Bild oder eine Schrift dar-
stelit,
die Helligkeit, welche von der Größe der benutzten Lampen
und ihrem Abstand abhängt,
1.
2.
3. die Farbe, welche durch farbige Glasglocken oder gefärbte
Glühlampen erreicht wird,
4.
Bewegungserscheinungen, die durch ganzes oder teilweises
Auslöschen der Lampen erhalten werden.
Bei der Ausführung des Modells ist dem Bild stets der Vorzug
vor der Schrift zu geben, weil sich das Bild dem Gedächtnis des
Straßengängers viel stärker einprägt. Eine Einrahmung des Bildes
erhöht stets die Wirkung. Am besten ist die Anlage, wenn sie eine
leicht herstellbare Änderung ermöglicht. Die Bevölkerung, die
wochen- und monatelang denselben Weg geht, muß häufig eine Ab-
wechslung der Reklame sehen, weil sie sonst dafür abstumpft. Die
Bilder müssen möglichst einfache Konturen haben. Zu viele Ein-
zelheiten rufen den Eindruck eines mehr oder weniger gleichmäßi-
gen Lichtfleckes hervor. Einige wenige Linien müssen das ganze
Bild darstellen. Die dabei fehlenden Einzelheiten bilden sich von
selbst in der Phantasie des Beschauers. Hierbei ist besonders auch
die Höhe zu berücksichtigen, in der das Bild angebracht ist.
Eine leuchtende Linie erscheint dem Auge stets breiter als sie
in Wirklichkeit ist. Dieser Eifekt, welchem Rechnung getragen
werden muß, läßt sich durch die Gleichung ausdrücken:
D
S= -IB F 0008 D T 00085 D.
Hierin ist S der in Zoll gemessene scheinbare Durchmesser der
leuchtenden Linie und D der in Fuß gemessene Abstand des Be-
schauers. A und B sind Konstanten, welche von der Lampengröße
und der Helligkeit des Hintergrundes abhängen.
S ist ferner von der Kerzenstärke der Lampen abhängig. Der
scheinbare Durchmesser des Lichtfleckes einer Einzellampe wächst
bei kleinen Kerzenstärken bis etwa 25 Kerzen stark mit zunehmen-
der Kerzenstärke; bei größeren Kerzenstärken wird der Anstieg
immer geringer.
Wachsende Helligkeit des Hintergrundes läßt den Durchmesser
des Lichtflecks zunächst sehr stark abnehmen, um aber sehr schnell
nahezu wirkungslos zu werden.
Die Werte für A liegen zwischen den Grenzen 34 bei Verwen-
dung von 10-Kerzenlampen und 12 bei Verwendung von 75-Kerzen-
lampen. Die Werte für B sind ungleich schwerer festzustellen. Sio
un zwischen 3 bei sehr dunkler Umgebung und 35 bei sehr
eller.
Für die Schrift kommen meistens gotische Buchstaben zur
Verwendung. Für den im Englischen häufigsten Buchstaben E gilt
die Gleichung:
H=3 W+ IBF 008D
aD
+0,01 D.
Hierin ist H die Höhe des Buchstabens, W der Abstand zweier Lam-
pen und D die größte Entfernung, in der der Buchstabe noch deut-
lich gelesen werden kann. A und B sind die oben erwähnten Kon-
stanten.
; Pie relative Lesbarkeit der gotischen Buchstaben zeigt Zahlen-
taiel 1.
Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heft 51.
21. Dezember 1922.
reichen Ausstellungen von Beleuchtungsgegenständen Erwähnung
finden würden. Schon von jeher hat sich die Wiener Beleuchtungs-
körperindustrie durch besonders geschmackvolle Formengebung
und gediegene Ausführung ausgezeichnet; allerdings pflegte sie
früher fast ausschließlich das schwere Genre, insbesondere Kron-
leuchter, Luster und künstlerisch ausgeführte Lampen, meistens in
Guß, keine Stanzware. In den letzten Jahren hat sie sich aber auch
auf die Herstellung von Kommerzartikeln geworfen und dabei
schöne Erfolge, insbesondere in Export erzielt. Auch hierbei kam
ihr der anerkannte Geschmack beim Entwerfen und die Übung der
Arbeiter sehr zustatten. Die verschiedenen Formen von Steh- und
Kipplampen, Wandarmen, Ampeln und anderen Massenartikeln fan-
den allgemeinen Anklang. Auch der kommerzielle Erfolg dieser
Aussteller scheint recht gut gewesen zu sein, während er sonst viel-
‚fach in keinem richtigen Verhältnis zu Kosten und Qualität des Ge
botenen stand. Es ist dies zweifellos nur der bereits geschilderten
diesmaligen besonderen Ungunst der Umstände zuzuschreiben, und
wenn sich die allgemeinen Verhältnisse bessern sollten, darf man
der künftigen Frühjahrsmesse auch einen zufriedenstellenden mate-
riellen Erfolg prophezeien.
| Zahlentafel 1.
A 1,30 G 0,92 L 119 Q 1,06 V 108
B 0.85 H 0,92 M 113 R 0,97 W 113
C 107 I 14 N 100 S 0,95 X 108
D 103 J 121 O 1,06 T 11 Y 1%
E 1,0 K 1,06 P 1,04 U 107 Z 10
F Lo
Der Mindestabstand zweier Lampen beträgt normalerweise 7,5-
bis 9 cm. Der höchstzulässige Abstand ist 40 cm bei einer Entfer-
nung des Beschauers von 300 m unter Benutzung von 75-Kerzen-
lampen. Ist der Beschauer näher als 90 m an der Reklame, so tritt
A DauN kein einheitlicher Eindruck der leuchtenden Linie mehr
auf.
Die benutzte Lampentype hängt von der Helligkeit der Um-
gebung ab. Es kommen an Vakuumlampen 5- bis 50 HK-Lampen,
an Gasfüllungslampen 50- und 75 W-Lampen zur Verwendung. Gas-
füllungslampen müssen stets einen Regenschutz haben.
Die Wirkung farbiger Lichtreklamen ist wesentlich größer als
die von ungefärbten, so daß den farbigen jetzt allgemein der Vor-
zug gegeben wird.
Bei der Bewegung unterscheidet man zwei Hauptarten, einmal
diejenige, welche der Art des Bildes entspricht, z. B. die Drehung der
Räder eines Kraftwagens oder das Flattern eines Wimpels im Winde,
zweitens eine Bewegung um ihrer selbst willen, weil diese das Auge-
viel stärker anlockt alsein ruhiges Bild. Die Bewegung erster Art ist
sehr wirksam, aber stets schwer herzustellen. Meistens wird der
Fehler begangen, daß die einzelnen Stufen der Bewegung nicht eng
genug gewählt werden. Bei einer Bewegung zweiter Art, dem ein-
fachen Aufleuchten und Erlöschen der Lampen, tut man gut, dies.
nicht plötzlich, sondern langsam vor sich gehen zu lassen, weil sich
dann der scheinbare Durchmesser der Lichtflecke der Einzellampe
ändert und es für Beschauer in verschiedenen Entfernungen gemäß
der oben angegebenen Gleichung einen Moment gibt, in welchem ein
Maximum in der deutlichen: Erkennbarkeit des Bildes eintritt.
Da Reklameschilder mit nackten Lampen, wie erwähnt, unter
90 m Entfernung keinen einheitlichen Eindruck mehr gewähren, ist
man bei kurzen Entfernungen auf Bilder aus durchscheinendem
Glas angewiesen. Die Helligkeit solcher Bilder ist natürlich ge-
ringer. Bei Verwendung von ÖOpalglas und einer Entfernung der
Lampen von 10 bis 12,5 cm von diesem darf der Lampenabstand
nicht größer als 15 cm sein. Beträgt die Höhe der Buchstaben auf
dem Glase 15 cm oder mehr, so verwendet man am besten für jeden
Buchstaben eine Lampe. Allgemein gilt die Regel: Dividiert man
die von den Buchstaben ausgefüllten Quadratzoll : (einschl. der
Zwischenräume zwischen den Strichen des einzelnen Buchstabens)
durch 40, so hat man die Zahl der notwendigen Lampen. Rechnet
man mit Quadratzentimetern, so hat man durch 260 zu dividieren.
Je nach der Helligkeit der Straße sind 25-, 50- oder 75 HK-Lampen
die üblichen. Die Rückwand hinter den Lampen muß weiß sein,
was sonderbarerweise sehr häufig nicht beachtet wird, so daß viel
Licht verloren geht. Zur Vermeidung von Lichtverlusten sind alle
Lichtreklamen so zu konstruieren, daß sie bequem gereinigt werden
können.
Eine große Schwierigkeit liegt in dem Aussehen der Reklame
bei Tage. Wenn z. B. zwei Schriftanlagen so angebracht sind, daf
sie nach zwei entgegengesetzten Seiten strahlen, so sieht man am
Tage nicht nur die eine Schrift von vorn, sondern auch die andere
von hinten, wodurch ein durchaus verworrenes Bild entsteht. Die
meisten Architekten verwerfen daher auch die Lichtreklame, weil
sie bei Tage das Gebäude verunziert. Es ist jedoch bereits gezeigt
worden, daß diese Schwierigkeit zu umgehen ist, und daß die Licht-
reklame dem Stil des Ganzen angepaßt werden kann. (C. A. A ther-
ton, „Transact. Ill. Eng. Soc.“, Bd. 17, 1922, S. 211.) Re.
21. Dezember 19822.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51. 1509
RUNDSCHAU.
Beleuchtung und Heizung.
Kochband „Eldorado“. — Es wird vielfach als ein Mangel der
elektrischen Kochapparate empfunden, daß das Heizelement fest in
den Topf eingebaut ist. Beim Tauchsieder ist daher eine Trennung
von Heizkörper und Topf durchgeführt. Eine andere Lösung, bei
der man ebenfalls nicht an einen Kochtopf gebunden ist, bringt
das den Eldoradowerken-Apparatebauanstaltm.b.
H, Tübingen, patentierte Kochband!). Der bandförmig aus-
gebildete Heizkörper aus Chromnickelband ist außen zum Zweck
der Wärmeisolierung mit einer Asbestschicht umgeben, während
innen Glimmerisolation gewählt ist. Die Hülle besteht entweder
ganz aus Nickelstahlblech oder aus Nickelstahlblech außen und
Kupferblech innen. Das Band wird um einen Topf aus beliebigem
Material mit passendem Durchmesser gelegt und durch eine aus
Abb. 1 ersichtliche Spiralfeder angepreßt, so daß die im Heizkörper
=—
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lila
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Abb. 1.
entwickelte Wärme über die innere Bekleidung des Bandes an die
Topfwandung abgegeben wird. Der Topf kann nach Abnehmen des
Bandes beliebig auf dem Herd oder Gas weiter verwendet werden.
Das Band ist 45 mm hoch und wird in 8 verschiedenen Größen für
Topfdurchmesser von 100 bis 240 mm ausgeführt. Nicht ganz einfach
gestaltet sich zwar die Auswechslung des Heizkörpers, doch soll bei
halbwegs richtiger Behandlung die Lebensfähigkeit des Bandes eine
sehr lange sein. Die Zuleitung zum Steckerstift ist verstärkt und
nach einem besonderen Verfahren ausgeführt, so daß ein Durch-
brennen des Anschlusses nicht zu befürchten ist. Der Energie-
verbrauch der kleinen Bänder wird zu 500 bis 700 W angegeben,
wobei 1 1 Wasser in etwa 8 min zum Kochen kommt; die großen
Bänder nehmen etwa 1100 W auf. Ka.
Apparatebau.
Die zweckmäßigste Anordnungsstelle der Dämpfungswider-
stände von Hörnerfunkenableitern. — Über die zweckmäßigste An-
ordnungsstelle der Dämpfungswiderstände von Hörnerfunkenablei-
tern besteht bis heute keine ganz einheitliche Meinung; manche
empfehlen dieselben zwischen Horn und Erde einzuschalten,
wogegen wieder von anderer Seite der Einfügung zwischen zu
schützende Leitung und Horn der Vorzug gegeben wird. Rebora
hat schon darauf hingewiesen (L’Elettroteenica Bd. VIII, S. 21),
daß das Verhalten der Widerstände ein verschiedenes ist, je
nachdem: sie vor oder hinter dem Horn selbst liegen; bei der
Anordnung zwischen Horn und Erde konnte er eine ungleiche
Erwärmung der einzelnen hintereinander geschalteten Elemente
beobachten, aus welcher auf eine ungleiche Stromaufnahme ge-
schlossen werden müßte Eine Erklärung hierfür sucht er
darin zu finden, daß die zwischen den Hörnern und Erde
liegenden Widerstände bei Ansprechen der Hörner, namentlich,
wenn die Verhältnisse, unter denen die Entladung sich abspielt,
Rückzündungen begünstigen, von oscillatorischen Entladungen
durch£flossen werden, durch welche das Auftreten von Ladeströmen,
die von den einzelnen Elementen vermöge deren Kapazität auf-
genommen werden und von diesen unmittelbar zur Erde abfließen,
bedingt ist. Diese oscillatorischen Entladungen haben eine hohe
Frequenzzahl und dementsprechend erreichen auch die Lade-
ströme beträchtliche Werte. Sie nehmen der Natur der Erschei-
nung entsprechend immer mehr ab, je näher das einzelne Element
zur Erde liegt, da einerseits die Spannung gegen Erde abnimmt,
andererseits auch ein jedes Element nur vom eigenen Ladestrom
und jenem der hinter demselben Elemente liegenden Widerstände
durchflossen wird, abgesehen selbstverständlich vom eigentlichen
Entladestrom der ganzen Schutzanordnung, der für alle Elemente
ı) Vgl. Anzeigenteil.
gleieh bleibt. Die im Widerstand entwickelte Wärme ist jedoch
proportional dem Quadrat der Stromstärke, wodurch eine starke
Ungleichmäßigkeit in der Erwärmung bedingt wird. Zur Nach-
prüfung der Richtigkeit dieser Erklärung hat Prof. L. Lombardi
Versuche durchgeführt?), bei welchen zwei Wasserwiderstände von
je 135 Q verwendet wurden; durch geeignete Wahl der Induktivi-
tät und der Kapazität des Entladungsstromkreises wurde die
Dämpfung auf ein solches Maß gebracht, daß die Entladungen
oscillatorischen Charakter annahmen. Bei 1,7 A Stromstärke,
welche eine halbe Stunde lang aufrecht erhalten wurde, konnte
im Widerstand hinter der Funkenstrecke eine Temperatur von
28,5°C festgestellt werden gegenüber einer solchen von nur 22
in dem zwischen dieser und Erde eingeschalteten Widerstand, was
einer 14-prozentigen Verschiedenheit in der Stromstärke entsprechen
würde. Die Anwendung dieser Überlegungen erscheint jedoch nur
auf Widerstände zulässig, die-aus mehreren in Reihe geschalteten
Elementen bestehen. Bp.
Verkehr und Transport.
‚ ‚Versuchsfahrten mit Speichertriebwagenzügen auf den öster-
reichischen Bundesbahnen. — Auf den österreichischen Bundes-
bahnen bei Salzburg mit langen Steigungen bis 1 :100 und vielen
scharfen Krümmungen sind Versuchsfahrten mit Speichertrieb-
wagenzügen angestellt worden. Jeder der zwei Versuchszüge be-
stand aus fünf vorhandenen zweiachsigen Wagen, und zwar einem
offenen, als Speichertender eingerichteten Güterwagen mitten
zwischen je 2 Personenwagen, von denen die beiden Endwagen mit
je 2 Triebmaschinen und Führerständen mit Steuerung ausgerüstet
sind. Gewicht eines vollbesetzten Zuges 104,25 t, 176 Sitzplätze,
138 Stehplätze.
Man ermittelte zunächst die Anfahrbeschleunigung durrh Auf-
nahme der Zeitweglinien auf den Versuchsfahrten, — Angaben des
Motorstromes fehlen —, dann die des Arbeitsverbrauchs währen«e
ganzer Fahrten mit Hilfe der Angaben eines Spannungsmessers und
aufschreibenden Strommessers. Die hierüber gemachten Angaben
zeigen schwer erklärliche Unterschiede. Die Zahl der Halte
während jedor Fahrt, die von sehr großem Einfluß auf den spezi-
fischen Aıheitsverbrauch ist, fehlt leider. Weiter nahm man Aus-
laufversuche auf der Wagerechten und Ablaufversuche auf der
Neigung vor und leitete den Fahrwiderstand des stromlosen Zuges
als Funktion der Fahrgeschwindigkeit aus diesen Versuchen ab.
Bei dieser Ableitung ist auch die Massenwirkung der umlaufenden
Teile berücksichtigt, aber zu hoch, denn in ihr Schwungmoment ist
fälschlich der Gesamtdurchmesser der Räder statt ihres Trägheits-
durchmessers eingesetzt. Die Widerstandsforme!l ist, gegeben in
der alten französischen dreigliedrigen Form:
w=a+tb.v+c.v,
die bekanntlich den großen Nachteil hat, ohne physikalische Grund-
lage der einzelnen Glieder zu sein, daher nur für den Versuchs-
bereich selbst zu gelten. Diesem Fahrwiderstand wird in der
gleichen Form gegenübergestellt der aus den Aufschreibungen der
Stromstärke und Spannung im Beharrungszustande unter Strom
ermittelte. Beim Vergleich beider ist zu berücksichtigen, daß im
letzteren, abweichend vom ersteren, die elektrischen Motorverluste
stecken. Unter der Annahme eines bestimmten Verhältnisses von
Stromzeit zu Gesamtfahrzeit wird dann ein mittlerer Fahrwıder-
stand und unter Zufügung des errechneten Anfahrbeschleunigungs-
arbeitsverbrauchs der Streckenarbeitsverbrauch, d. h. der gesamte
Verbrauch zwischen 2 Halten, ermittelt. Allgemeinere über den
Versuchsbereich hinaus reichende Bedeutung dürfte diese Art der
Berechnung nicht haben, einmal wegen der Mängel der angewandten
Widerstandsformel, dann weil das Verhältnis von Stromzeit zu
Gesamtfahrzeit stark veränderlich ist, abhängig von der Strecken-
länge, den Streckenverhältnissen und der Anfahrbeschleunigung,
schließlich wegen des erheblichen Einflusses der Art des Anfahrens
auf den Arbeitsverbrauch. (R. Meixner, „Elektrotechn. u. Ma-
schinenb.” 1922, S. 373.) Hm.
Fahrpreise für Ausländer. — Wie die Verkehrstechnik 1922,
S. 576, mitteilt, erhebt die Koblenzer Straßenbahn von Ausländern
die doppelten Beförderungspreise, wenn sie sich nicht als Mitglieder
der Besatzungstruppen oder der Ilohen Interalliierten Rheinland-
kommission und deren Familien ausweisen können. y.
Verschiedenes.
Haus der Elektrotechnik, Leipzig.
Im Anschluß an die Beschreibung des neuen Messehauses der
Elektrotechnik in Leipzig auf S. 1201 der „ETZ” 1922, geben wir
nachstehend in Abb. 2 einen Plan des Messegeländes in der Nähe
des Völkerschlachtdenkmals, das bisher eigentlich nur durch die
1) „L’Elettrotecnica“, Bd. 1X, Nr. 8, 8. 171.
— L U O2 n
1510
Reitzenhainer Straße zugänglich war. Da das Haus der Elektro-
technik auf diesem Wege recht umständlich zu erreichen sein
würde, hat der Rat der Stadt Leipzig sich entschlossen, die Straße
vom 18. Oktober auszubauen, so daß von dort aus, vgl. Pfeilrichtung
in Abb. 2, das Haus der Elektrotechnik unmittelbar zu errefchen
ist. Das Meßamt der Stadt Leipzig hat den beiden Hauptzugangs-
straßen zum Hause der Elektrotechnik die Namen jener zwei Männer
beigelegt, die als Bahnbrecher in der deutschen elektrotechnischen
Industrie und Wirtschaft für alle Zeiten unvergeßlich bleiben
werden. So ist die eine Zugangsstraße Emil-Rathenau-Straße, die
andere Werner-Siemens-Straße benannt worden. Über den Plan
(Abb. 2) ergibt die bildliche Darstellung alles Nähere.
BEE Haus serElektrotechnik
NSS desgl.späterer Ausbau.
anderer Ausstellungstweige
ETA ae
20x08 Gärtnerische Anlagen.
I PSE FENERE
NAKS 79 A 3
WIIRBEES
9000060 006000 6600000000000 000
0000000 0000000 06000000 000000
Ur uch!
Strasse des 18. Oktober
Brücke
| |
||
B a
Der Verein „Haus der Elektrotechnik E. V.“ beabsichtigt, den
Interessenten von Zeit zu Zeit an dieser Stelle Mitteilungen über
den Fortgang der Bauarbeiten und der inneren Einteilung und Aus-
stattung seines Hauses und der Organisation zu geben. Die, jetzt
in Ausführung begriffenen Bauteile (6000 m?) sind vollkommen
vergeben. Für Firmen, die bisher noch keinen Platz belegt haben,
aber doch noch belegen möchten, kann der Ausbau von Flügeln in
Aussicht genommen werden, die bisher zurückgestellt worden sind.
Es ist aber nun allerhöchste Zeit, zum Entschluß zu kommen, denn
die Großzügigkeit der Organisation und die propagandistischen
Maßnahmen sind derartige, daß Firmen, die sich wie früher in
innerstadtlichen Meßpalästen oder in Nebenhallen auf dem Aus-
stellungsgelände selbst niederzulassen beabsichtigen, seitens der
Messebesucher und besonders seitens der ausländischen Einkäufer
sich kaum irgendeiner Beachtung und damit auch keines Erfolges
der aufgewendeten Kosten erfreuen dürften. Um nach dem s. Z.
COLLELL
K
A
Flugzeug-
ZI
0000000000
Sporfplatz
(6) 50 4100
Baumesse
poQo0o0oo0oo0o00o000
bo8
Bisheriger Zugang v.d. Reitzenheiner str
Abb. 2. Grundrißplan des Meßgeländes in Leipzig.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 51.
[7]
m
tA cC
A
c
; g
Zwischenlandungs-Platz und
21. Dezember 1922.
#
festgesetzten letzten Anmeldetermin erfolgende Anmeldungen noch
berücksichtigen zu können, zieht man in Erwägung, die Vorder-
flügel des Hauses etwas weiter als zunächst geplant, schon jetzt
auszubauen. Der freie Raum zu beiden Seiten des Messegebäudes,
soweit er von dem ersten Ausbau der Seitenhallen nicht be-
ansprucht wird, wird vorläufig dazu benutzt werden, Ausstellungs-
stände im Freien aufzubauen zur Vorführung von Elektrokarren
und anderen Fahrzeugen, Motordreschmaschinen, Motorkarren und
anderen elektrischen Ausrüstungsgegenständen für die Landwirt-
schaft usw. Es ergeht daher nochmals an alle, die
bisher nicht berücksichtigt werden konnten,
die Aufforderung, sich schnellstens bei der
Geschäftsstelle des ge-
nannten Vereins, Leip-
zig, Grimmaische Straße 21 oder
rlin NW 40, Friedrich-Karl-
Ufer 2/4, zu melden.
In dem „Haus der Elektro-
technik“, Leipzig, soll die ge-
samte Elektrotechnik zusammen-
gefaßt werden. An Stelle der
früheren Zersplitterung tritt
völlige Konzentration mit stren-
ger Gruppeneinteilung, die so
getroffen ist, daß die Stände
von Konkurrenzfabrikanten nach
Möglichkeit nicht gegenüber,
sondern nebeneinander und durch
Kojenwände getrennt liegen.
Zusammen mit dem Verein
Deutscher Werkzeugmaschinen-
Fabriken hat sich der Verein
„Haus der Elektrotechnik E. V.“
entschlossen, z. Z. der Frühjahrs-
bzw. Herbstmessen die Aus-
stellungen der Elektrotechnik
14 Tage, d. h. 4 Tage länger als
die eigentliche Messe dauert,
offen zu halten und an diesen
letzten Tagen den Lehrkörpern
von Technischen Hochschulen,
Gewerbeschulen und anderen
Fachschulen sowie auch deren
Schülern Gelegenheit zur Be-
sichtigung der Ausstellung zu
geben. Es sollen damit auch
Vorträge und Vorführungen ver-
bunden sein, wofür Spezialisten
zur Verfügung stehen werden.
Unserem Nachwuchs soll es so
möglich gemacht werden, sich
über den Stand und die Fortent-
wicklung der deutschen Industrie
ein Bild zu verschaffen.
Zeichenerklärung:
AN.-Arbeitsnachweis
G = Gastwirtschaft
HG =Hauptgastwirtschaft
P=Postu.Verwaltung
SP - Spedition
Halle IV» fung Badeöten
HalleXl> Präfmaschinenbau
[sA
a œ
wa R"
= S ey
srp artn
x
OUBOLLDRABESEGERASSINNS
R-SIEM
NE
Installations-Technischer Ver-
band, Berlin. — Der Installations-
Technische Verband (E. V.) Ber-
lin ist durch Beschluß der Haupt-
versammlung vom 20. XI. d. J.
im Vereinshaus deutscher Inge-
nieure aufgelöst worden. Ferner
wurde beschlossen, den Rest des
Vereinsvermögens dem Fachaus-
schuß für Installations-Technik
des Elektrotechnischen Vereins,
Berlin, nach erfolgter Abrech-
nung darüber zu überweisen.
Neuer
Zugang
LILIEITEITITTTT)
arm BERRRERERERIERLU IND
dmmınammmag
200 Auch die Installationstechnischen
Gesellschaften im I. T. V. sind
damit aufgelöst worden. Der
Auflösungsbeschluß erfolgte au!
Vorschlag des geschäftsführen-
den Vorsitzenden, Patentanwalt
Dr. Oskar Arendt, Berlin,
nach Schilderung der sich aus der Teuerung, den Verkehrs-
schwierigkeiten und der beabsichtigten Einstellung des Verbands-
organes „Elektrowelt” für das Weiterbestehen des Verbandes
ergebenden Schwierigkeiten. Den Mitgliedern, die bisher die Ziele
des Verbandes zum Teil mit großem Eifer gefördert haben, sei an
dieser Stelle der besondere Dank des Vorstandes ausgesprochen.
Die Verbandszeitschrift „Elektrowelt“ stellt mit Ende dieses Jahres
das Erscheinen ein. Der bisherige Herausgeber, Dr. Oskar Arendt,
ist von der Schriftleitung dieser Zeitschrift zurückgetreten.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Gleichrichtung von Wechselstrom für Röhrensender. — Die
vollständige Theorie der Gleichrichtung von Wechselstrom, wie sie
für Röhrensender benötigt wird, führt zu umständlichen Gleichun-
S |
g
ws, pe agy m M
7 ZZ | Ai nl
= u d
ab aA
Jj
31. Dezember 1922.
gen R Duncan behandelt daher das Problem vom rein prak-
tischen Standpunkt), d. h. teilweise unter Einführung empirischer
Beziehungen. Abb. 3 zeigt die Gleichrichtung eines Wechsels (das
Analoge gilt für die Gleichrichtung beider Wechsel). Die Belastung
durch die Senderöhre ist hier ersetzt durch einen Widerstand r mit pa-
rallel geschaltetem AUS- Lilcceeeeen
gleichskondensator C. Eo | nanaii
ist die Wechselspan -
nung, Vo die Span-
nung am Gleichrich -
terrohr selbst. Dann er-
gibt sich entsprechend .
der Abbildung:
Ve = (Eo — Vo) K,
wo
t— tı
K=e rc Abb. 8. í
h — t, die Zeit des Stromfließens durch den Gleichrichter, wurde
ee durch oszillographische Aufnahmen und ergibt sich bei
er:
einfache Gleichrichtung zu 1/87",
doppelte Gleichrichtung Zu Yo
die Änderung der mittleren Spannung am Kondensator in Y%, also
die gewissermaßen die Modulation des Senders ist, a
Die Größen m werden für verschiedene Ausgleichskondensatoren C
bei variablem Widerstand r in Kurvenform dargestellt.
Der Zusammenhang der Wechselspannung mit der Kondensator-
spaan a also der Gleichstromspannung, ist gegeben durch die Be-
ziehung:
-A y 2 >V
7} Eea. =7 Kr V 0
Br eff i+K do + y2
Der Faktor V2 _ wird, wi ben, K sch t
IF Ée ird, wie oben, urvenscharen en nommen
(konstantes C, r variiert). Vo die Verlustspannung an der
Gleichrichterröhr®, wurde bestimmt aus der Gleichstromcharakte-
ristik der Röhre unter der Zugrundelegung eines Stromes, der gleich
ist dem Strom durch den Belastungswiderstand r. Zur Bestimmung
der effektiven Transformatorspannung wird angenommen, da
der Transformatorstrom J bei einfacher Gleichrichtung = 2Ja
(Strom durch den Belastungswiderstand), bei doppelter Gleich-
er — 0,93 Jo und anderseits, daß der Wirkungsgrad 60 bzw.
ist. Ä
Abb. 4.
Oszillographische Aufnahmen des gleichgerichteten Stromes `
(z. B. Abb. 4 L=3:3 H. e= uF, doppelte Gleichrichtung) ergaben
Fehler bis 3 %, bei einfacher Gleichrichtung bis 14 %.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Weltkraft-Konferenz in London. — Auf den Plan der British
Electrical & Allied Manufacturers’ Association, gelegentlich der
Britischen Reichsausstellung 1924, die auch eine großzügig projek-
Ausstellung umfassen soll, eine
Weltkraf t-Konferenz (World Power Conference) abzu-
halten, ist hier schon hingewiesen worden?). Nach „Electrieian”
findet er auch im Ausland lebhafte Beachtung, so in den V.S. Ame-
rika bei dem American Institute of Electrical Engineers, dem Elec-
trical Manufacturers’ Council, der National Electric Light Asso-
ciation usw. In Norwegen interessiert gich dafür der Wasserkraft-
und Elektrizitätsrat, in Schweden die Technologische Gesellschaft,
die kgl. Akademie der technischen. Wissenschaft, die Vereinigung
der schwedischen Industrien, die Wasserkraft-Vereinigung und der
kgl. Wasserrat. Ähnliches wird aus Frankreich, Italien, Dänemark,
Holland usw. berichtet.
Vorsicht bei der Förderung von und Selbsthilfe gegenüber über-
flüssigen Ausstellungen und Messen. — Um die Förderung
iberflüssiger usstellungen und Messen ZU
verhindern, bittet das Ausstellungs- und Messe-Amt der Deut-
schen Industrie alle auf hervorragendem Posten stehenden Per-
sönlichkeiten des Wirtschaftslebens, sich in der Unterstützung von
ee ars
1) „Rad. Rev.*, Bd. 3, 8. 95 u. 114.
3 Vgl. „ETZ“ 192, S. 1095.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Hett 51. | 1511
——
Ausstellungen und Messen, deren Zweckmäßigkeit und Ernsthaftig-
keit nicht von vornherein über jeden Zweifel erhaben ist,größte
Zurückhaltung aufzuerlegen und vor entscheidenden Schrit-
ten jeweils bei seiner Geschäftsstelle zunächst Rückfrage zu halten.
— Ferner erinnert das Amt an seine Anregung, gegenüber der immer
und Messen Schu tzgemein schaften zu bilden, und wieder-
holt seine Bereitschaft, bei der Herstellung solcher Abwehrkartelle
mitzuwirken.
Wiener Internationale Messe. — Die Frühjahrsmess®
- findet vom 18. bis 24. März statt.
Finnische Messe in Helsingfors 1923. — Die nächste fin-
nisch e Messe, die vom 1. bis 6. Juli 1923 in Helsingfors stattfinden
soll, wird voraussichtlich vollkommen in ternationalen ha-
rakter tragen, jedoch, wie das Ausstellungs- und Messe-Amt der
Deutschen Industrie mitteilt, mit der Einschränkung, daß nur aus
ländische Pro duzenten und ihre festen Vertretungen ZuT Be-
teiligung zugelassen werden, dagegen nicht zufällige ausländisch®
Vertreter oder Firmen, die als Zwischenhändler zu betrachten sind.
Plan einer internationalen Industrieausstellung, Philadelphia
1923. — Deutschen Firmen, die zur Beteiligung an einer internatio-
nalen Industrieausstellung in Philade Iphia 1923 geworben
werden, wird empfohlen, sich vor Abschluß irgendwelcher Verträge
mit der Geschäftsstelle des Ausstellungs- und Messe-Amts der
Deutschen Industrie zwecks näherer Informationen in Verbindung
. zu setzen.
Industrie und Handel.
Die Außenhandelskontrolle*). — Die Verfügungen und Aus-
führungsbestimmungen, welche über die Außenhan delskon-
trolle erlassen worden sind, sind in dem unter vorstehendem
Titel soeben erschienenen Werk von drei Juristen übersichtlich
bisher bekannt gewordenen Entscheidungen der Gerichte hinge-
wiesen. Das Werk dürfte in erster Linie für den Juristen bestimmt
sein, jedoch auch für diejenigen, welche sich über die Rechts-
fragen der Außenhandelskontrolle unterrichten wollen. Da die
Bestimmungen dauerndem Wechsel und Ergänzungen unterworfen
sind und es schon aus drucktechnischen Gründen nicht möglich ist,
ein solches Werk in kurzer Zeit herauszugeben, haftet ihm natur-
gemäß der Mangel an, daß die neuesten Bestimmungen noch nicht
berücksichtigt sind. Es schließt mit April 1922 ab.
Sehr wertvoll ist, daß im zweiten Teil neben der Ausfuhr-
abgabe auch der Zollsatz angegeben ist. Der Zolltarif ist seit langer
Zeit vergriffen. Es besteht daher ein Mangel an Angaben über die
vorgenommen worden ist. Die Sätze für die Ausfuhrabgabe sin
nicht mehr zutreffend, weil im September 1922 eine weitere Er-
höhung eingetreten ist. Es ist dies der Mangel derartiger Werke
und der Fehler unserer jetzigen Zeit, daß die Bestimmungen und
Vorschriften sich überstürzen und mithin eine Zusammenstellung,
wenn sie erscheint, in gewissen Punkten schon wieder veraltet ist.
Die gesetzlichen erordnungen umfassen 80 Druckseiten des
Buches. Hierüber müßte man eigentlich bedenklich werden. Früher
vollzog sich der Außenhandel, ohne daß gesetzliche Vorschriiten
notwendig waren. Wenn nun auch die Verhältnisse in Deutsch-
land seit 1918 so gelegen haben, daß ohne eine gewisse Kontrolle
nicht ausgekommen werden konnte, SO fragt es sich doch, ob es
jetzt noch gerechtfertigt ist, einen SO umfangreichen Apparat auf-
rechtzuerhalten; denn die Verfügungen, Vorschriften und Erlasse
haben sich gerade in der letzten Zeit außerordentlich vermehrt. Es
die Veranlagung und Einziehung des Beitrages für die notleidende®
Presse, d. h. also eine Sonderbesteuerung eines Teiles des Aus-
fuhrhandels (denn nur ein Teil wird getroffen) zugunsten einer
privatwirtschaftlichen Organisation. Wenn man an und für sich
dieser Form der Besteuerung enklich gegenüberstehen kann, so
muß dies noch mehr der Fall sein, wenn man berücksichtigt, daß
hier die Steuersumme in der denkbar ungünstigsten Form in klei-
nen Beträgen veranlagt, berechnet, gezahlt und eingezogen wird,
daß mithin die Kosten der Steuererhebung in keinem Verhältnis
zum erreichten Ergebnis stehen.
In den ersten Jahren der Außenhandelskontrolle, von 1919 bis
1920, wurde diese nach wirtschaftlichen Grundsätzen gehandhabt.
In der Zwischenzeit jedoch ist man mehr und mehr dazu überge-
gangen, die Verwaltungsgrundsätze anzuwenden. Die Vorschrif-
) Die Außenhandels-Kontrolle. Kommentar zu den Ein- u. Aus-
fuhrbertimmungen nebst statistischem Warenverzeichnis. Von Julius Bokie8,
Kurt Friedrich u. Dr. Kurt Rosenberg. Bd. J. Die Ein- u. Ausfuhrver-
ordnungen nebst Kommentar. VII u. 314 8. in 8°. Bd Il. Statistisches Waren-
verzeichnis mit Angabe der Bekanntmachungen über die Ausfuhrverbote und
er Ein- und Ausfuhibewillhigung zu:
ständigen Stelten, der Ausfuhrabgaben und der Zollsätze. Abgeschl. am, 8. April
1922. I u. 228 S. in 8°. Industrieverlag Spaeth & Linde, Berlin 1922. Preis für
beide Bünde 230 M, geb. 2% M
1612
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51.
21. Dezember 1923.
ten des Reichskommissars haben mithin das Verfahren mehr und
mehr bureaukratisiert, hierdurch schwerfälliger und für die An-
tragsteller störender gemacht. Am meisten Bedenken erregen die
Auslegungen des Zolltarifs. Der Zolltarif ist vor einem halben
Jahrhundert, nach ganz anderen Gesichtspunkten, vor allen Dingen
auf die Einfuhr zugeschnitten, zusammengestellt worden. Jetzt
wird nun die Eingruppierung eines Erzeugnisses nach den Grund-
sätzen und Auffassungen der Zollverwaltung vorgenommen, die
oft von der wirtschaftlichen Notwendigkeit und von dem technischen
Tatbestand sehr erheblich abweichen. Dies ließe sich noch er-
tragen, denn bei den vielen Zollstellen und vielen Zollbeamten muß
eine einheitliche Grundlage für diese vorhanden sein. Aber es wird
nun auch die Zuteilung der betreffenden Erzeugnisse zu einer
Außenhandelsstelle willkürlich und ohne Anhören der betreffen-
den Kreise nach dem Zolltarif geregelt, wodurch Verwirrungen und
Schädigungen für die betreffenden Industrien entstehen.
Wenn man mithin ein Buch, welches eine Zusammenstellung
der Vorschriften und gesetzlichen Grundlagen der Außenhandels-
kontrolle enthält, in die Hand nimmt, so muß man eigentlich be-
dauern, daß ein so umfangreiches Werk hierfür notwendig ist, und
es bleibt sehr zu überlegen, ob nicht der Zeitpunkt sehr nahe ist, an
einen Abbau zu denken, nicht aber an einen Weiterbau und eine
immer weitere Ausdehnung der Außenhandelsstellen. Leider ist
aber dies in besonderem Maße der Fall, da ihnen auch zu gutem Teil
die Kontrolle des Eingangs der Devisen übertragen ist und neuer-
dings in der Presse sogar davon die Rede war, daß die Notverord-
nung über den Devisenhandel ebenfalls Anlaß geben sollte, um die
Außenhandelsstellen zur Mithilfe heranzuziehen.
Das Buch als solches kann durchaus empfohlen werden. Wün-
schenswert wäre, daß es durch Nachträge dauernd auf dem Laufen-
den gehalten wird. Wie es bei derartigen Werken, die mit den
dauernd veränderlichen Unterlagen nicht mitgehen können, natur-
gemäß eintritt, sind auch die Angaben in einer Reihe von Einzel-
heiten nicht mehr ganz zutreffend, z. B. wird mehrfach erwähnt,
daß die Reichsgebühr von 50 Pf vom Tausend, die ursprünglich zur
Unterhaltung der Stelle des Reichskommissars dienen sollte, im
Falle der Nichtausnutzung zurückgezahlt wird. Dies trifft nur in
sehr beschränktem Umfange zu. Auch sonst ist die Angabe über
die Gebührensätze usw. nicht mehr in allen Punkten zutreffend.
Der Wert des Buches als solches dürfte hierdurch jedoch nicht be-
einträchtigt werden, da jedem, der mit der Materie zu tun hat,
bekannt ist, daß die Außenhandelsbestimmungsen dauerndem Wech-
sel und Ergänzungen unterworfen sind. A. A. Brandt.
Goldmarkbilanz. — Die Gewerbetreibenden haben längst ein-
geschen, daß die zunehmende Geldentwertung ihre kaufmännische
Erfolgsrechnung in Verwirrung bringt, und jeder sucht nach
allerlei Mitteln, um die Ausschüttung von Teilen seines Kapitals
zu verhindern, die Scheingewinne zu verstecken und nur die wirk-
lichen Gewinne auszuweisen. Aber diese Mittel tragen, wie
Schmalenbach!) sagt, ein durchaus grundsatzloses Gepräge;
die eine Unternehmung berücksichtigt die Geldentwertung viel zu
wenig, die andere aber tut des Guten zu viel. Um einen allge-
meinen ordnungsmäßigen einheitlichen Ausgleich für den Ein-
fluß der Geldentwertung auf die kaufmännische Erfolgsrechnung
zu schaffen, hat Schmalenbach jetzt einen Gesetzentwurf ausge-
arbeitet, der z. Z. dem Reichswirtschaftsrat vorliegt.
Schmalenbach plant, den Gewerbetreibenden zu gestatten, daß
sie ihre Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen in Goldmark
aufstellen. Zu diesem Zwecke sollen bei der Aufstellung der
Anfangsbilanz des Jahres, das zum ersten Male in Goldmark
abgerechnet wird, die geringen vor 1918 eingetretenen Geldwert-
änderungen unberücksichtigt bleiben, im übrigen aber alle Aktiva
und Passiva auf einen gemeinsamen Nenner, die Goldmark, ge-
bracht werden. Als rechnerische Unterlage hierfür dient ein vom
Statistischen Reichsamt regelmäßig zu veröffentlichender Groß-
handelsindex. Die goldmarkwerten Übertragswerte, d.h.
vor allem die Werte des Anlagevermögens, die aus den Vorjahrs-
bilanzen übernommen werden, sollen unverändert bleiben. Nur solche
Übertragswerte, die, wie z. B. Wohnhäuser, seit 1914 stark ent-
wertet sind, deren Entwertung aber in den bisherigen Papiermark-
bilanzen nicht sichtbar wurde, sind entsprechend abzuschreiben.
Etwa schon früher geschaffene „stille“ Rücklagen zur Deckung der
Geldentwertung sind mit Rücksicht auf die Bilanzklarheit heraus-
zuholen. Die Zu- und Abgänge der Übertragswerte sind auf
die einzelnen Kalenderjahre 1918 ff. aufzuteilen und durch die für
‚die einzelnen Jahre geltenden Durchschnittsindexzahlen zu divi-
dieren. Für die Jahresschlußbilanzen sind sie zum
Jahresdurchschnittsindex oder zum Monatsindex des Anschaffungs-
oder Abgangsmonats umzurechnen. Neuwerte (die im letzten
Jahre erworben oder neu bewertet wurden) haben nur Papiermark-
wert, ebenso Kassenbestände, Forderungen und Schulden; sie sind
also für Anfangs- wie Schlußbilanz mit dem Bilanzstichtagsindex
soldmarkbilanz. Von Prof. Dr. E. Schmalenbach. Heft 1
der „Betriebswirtschuftlichen Zeitfragen“. Herausgegeben von der Gesellschaft
ir ar iliu Ausbildung E. V., Frankfurt a. M. Verlag von Julius Springer,
orlin 1922.
oder dem Index des Anschaffungsmonats umzurechnen. Einen
Fehlbetrag, der sich nach Umrechnung der Anfangsbilanz bei
den Aktiven ergibt, können Einzelkaufleute und Gewerkschaften auf
Kapitalkonto verbuchen. Dasselbe können Personalgesellschaften
und stille Gesellschaften tun; stimmen jedoch nicht alle Gesell-
schafter zu, so gelten hier die gleichen Vorschriften wie für Nominal-
kapitalgesellschaften; diese sollen nämlich das Kapitalkonto
unverändert lassen und zur Deckung der (Greldentwertung nach
Inanspruchnahme der Rücklagen ein aktives Geldentwer-
tungskonto bilden. Der Jahresgewinn ist mit mindestens
!/ao zur Deckung des etwa verbleibenden Geldentwertungskontos
zu verwenden. Besondere Bestimmungen gelten für die Be-
rechnung der Dividenden, Tantiemen, Grewinnanteile, sowie für
Unterbilanz und Überschuldung der in Goldmark bilanzierenden
Unternehmungen; ihre Aktien und Schuldverschreibungen dürfen
von den Zulassungsstellen bevorrechtet werden; ferner dürfen
solche Unternehmungen Goldmarkaktien ausgeben, sobald
sie kein aktives Geldentwertungskonto mehr besitzen. Mit dem
e31. XII. 1926 soll die freiwillige Goldmarkbilanzierung in eine
pflichtmäßige verwandelt werden.
Schmalenbach gliedert seinem Gesetzentwurf praktische Bei-
spiele und eine eingehende Begründung an, deren Hauptpunkte in
der obigen Darstellung bereits gestreift wurden. In einem beson-
dern Abschnitte behandelt er die Frage, ob die Goldmarkbilan-
zierung eine Umwandlung des Steuerrechts notwendig machen
kann, ohne indes zu untersuchen, wie weit die Goldmarkbilanz
eine Änderung der verschiedenen Steuertarife erfordert, um
das gleiche Steueraufkommen zu sichern. Sein Vorschlag hat
bisher keine besonders günstige Aufnahme erfahren; es ist be-
zeichnend, daß dabei der Widerstand von Arbeitnehmerseite ge-
ringer ist als von Arbeitgeberseite. Die Gegner der Goldmark-
bilanz aus gewerblichen Kreisen begnügen sich gewöhnlich mit dem
Einwand, man sei ja auch bisher ohne Goldmarkbilanzierung aus-
gekommen, und streng genommen seien ja auch die Bilanzen schon
vor dem Kriege alle falsch gewesen. Darum sollen zur Ausschal-
tung der Scheingewinne die Mittel genügen, die man auch schon
bisher mit mehr oder weniger großem Erfolge anwandte. Ob das
noch ordnunesmäßige Buchführung genannt werden kann, ist aller-
dings eine andere Frage. Auch die weiteren Einwände, der Kredit
der Unternehmungen werde gefährdet, die KMnkurse würden zu-
nehmen, der vorgeschlagene Index könne nicht allseitig befrie-
digen, die Löhne und Gehälter auf der einen, die Dividenden auf
der andern Seite würden nun in Goldmark berechnet werden,
erweisen sich bei genauerer Prüfung als nicht stichhaltig.
Eine volkswirtschaftliche Kritik des Vorschlags muß beim
Kapitalkonto der Goldmarkbilanz einsetzen. Hat es Gold-
mark- oder Papiermarkeigenschaft? Muß es unverändert bleiben
oder verkürzt werden? Die Frage blieb bisher fast unbeachtet, ist
aber von großer praktischer Bedeutung; denn je nachdem, ob man
sich für die eine oder andre Möglichkeit entscheidet, ergibt sich,
daß der durch die Goldmarkbilanzierung zu ermittelnde Schein-
gewinn groß oder gering ist. Dies gilt für alle Unternehmungen;
besonders auffallend tritt die Schwierigkeit aber bei den Nominal-
kapitalgesellschaften hervor. Ihr Grundkapital bedeutet nicht
etwa irgend einen obligatorischen Anspruch gegen die Gesellschaft,
sondern es ist, wie S ta u b sagt, juristisch und wirtschaftlich nichts
weiter als eine historische Reminiszenz. Wenn nun Schmalenbach
das Kapitalkonto wie einen goldwerten Posten behandelt, so war
hier der Wunsch der Vater des Gedankens. Der Wert des Stamm-
‚kapitals ist, in Goldmark gemessen, nicht gleich geblieben; aber der
Unternehmer wünscht, daß er gleich bleiben soll, und daß alle aus
Umsatz und Wertzuwachs fließenden Gewinne nicht Gewinne
heißen sollen, solange die Goldmarkeigenschaft des Kapitalkontos
nicht gesichert ist. Das ist natürlich nicht ohne Einfluß auf die
Selbstkostenrechnung und Preisbemessung: je höher das Stamm-
kapital bewertet wird, um so geringer wird unter sonst gleichen
Umständen der ausgewiesene Gewinn, um so stärker wird also das
Bestreben, die Preise zu erhöhen, um wieder zu nennenswerten
Dividenden zu kommen. Es ist widerspruchsvoll und einseitig, die
eigenen Mittel wie Goldmarkwerte zu behandeln, die fremden
dagegen wie Papiermarkwerte, und den gewerblichen Unter-
nehmungen auf Kosten der Verbraucher die Wiederherstellung der
Goldmarkeigenschaft ihres Grundkapitals zu gewährleisten. Die
Behandlung des Grundkapitals als goldwerten Postens widerspricht
auch der in den letzten Jahren zur Gewohnheit gewordenen Aus-
gabe neuer Aktien zu einem weit unter dem Kurse stehenden
Preise und in einer Menge, die merkwürdig absticht von der
geringen tatsächlichen Zunahme des Unternehmungsvermögen:.
Schmalenbachs Verfahren schießt also m. A. über das Ziel hinaus.
Anstatt mit Hilfe der Goldmarkbilanz festzustellen, wie stark die
Geldentwertung auf die kaufmännische Erfolgsrechnung einge-
wirkt hat, und dann diese Feststellung in Buchführung und Bilanz
zum Ausdruck zu bringen, die Geldentwertungszewinne von den
wirklichen Gewinnen zu trennen, macht er die Goldmarkbilanz zu
einem Mittel, um den Einfluß der Geldentwertung auf die gewerb-
liche Einzelwirtschaft völlig auszuschalten, die Einzelwirtschaft
von den Folgen der Geldentwertung zu befreien. C. Haase.
21. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heit 51.
1513
VEREINSNACHRICHTEN.
EV
Elektrotechnischer Verein.
(Bingetragener Verein.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle,
Berlin W. 57, Potsdamer Str. 68, Fernspr. Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Vortragsreihe für Elektro-Installateure.
Veranstaltet von dem Elektrotechnischen Verein
(Fachgruppe für Installationstechnik) gemeinsam mit der Deut-
schen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft
vom 10. Januar bis 14 Februar 1923
jeweils abends 8 Uhr im Hörsaal des Postgebäudes, Berlin N.,
Artilleriestraße 10.
Vortragsfolge:
I. Liehtanlagen. 1. Vortrag, 10. Januar: „Elektri-
sche Liehtquellen und Lichtträger” von Dr.-Ing.
L. Bloch. 2. Vortrag, 17. Januar: „Projektierung und
Ausführung der Beleuchtung” von Dr. H. Lux.
II. Kraftanlagen. Von Öber-Ingenieur H. Müller. 3. Vor-
trag, 24. Januar: „Bauartder Elektromotoren“. 4. Vor-
trag, 31. Januar: „Anschluß der Elektromotoren”.
‘WI. Meßkunde. Von Öber-Ingenieur A. Königswerther.
5. Vortrag, 5. Februar: „Meßgeräte“”. 6. Vortrag, 14. Februar:
„Meßverfahren“.
Die Vortragsreihe behandelt einige ausgewählte Kapitel der
Installationstechnik. Die Elektro-Installateure, die während der
Kriegsjahre ünd der Nachkriegszeit keine passende Gelegenheit
hatten, sich über die neueren Fortschritte auf dem Laufenden zu
erhalten, sollen durch die hier gebotenen Vorträge einen Über-
blick über den heutigen Stand der Technik in den besprochenen
Fachgebieten erhalten.
Die Teilnehmergebühr für die Vortragsreihe beträgt 250 M
und wird für Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins und der
Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft auf 150 M er-
mäßigt. Die Teilnehmerkarten werden vom 2. Januar ab an fol-
genden Stellen ausgegeben: zZ
1. Geschäftsstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin
W. 57, Potsdamer Straße 68, III. (Postscheckkonto Berlin
Nr. 13302).
2. Geschäftsstelle. des Verbandes Deutscher Elektro-Instal-
lationsfirmen (Firma H. Unbehauen), Berlin NO. 18,
Weberstraße 5.
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär.
Risse.
Nachtrag zum Sitzungsbericht vom 21. März 1922.1)
| Diskussion zum Vortrag
„Der heutige Stand der Überspannungsfrage“?)
des Herrn Chefelektriker J. Biermanns.
(Fortsetzung von S. 1491.)
. . Herr Georg Meyer: In dem Vortrage des Herrn Biermanns
ist eine Schutzvorrichtung etwas stiefmütterlich behandelt, welche
meiner Ansicht nach eine Zukunft besitzt, nämlich der sogenannte
‚Sprühschutz”. Die Bemerkungen des Herrn Biermanns beziehen
sich augenscheinlich auf diejenigen Anordnungen, bei welchen an
den Leitungen scharfe Kanten oder Spitzen angebracht sind, und
deren Strahlung gegen die andere Phase oder Erde eine Dämpfung
hervorrufen soll. Die Aufgabe ist in dieser Weise zum ersten Male
von dem Schweden Centerwall im Jahre 1911 aufgegriffen worden.
Im Jahre 1916 hat Nagel eine Abart dieses Systems zum Patent an-
gemeldet, in dem er eine Art Stacheldraht für einen Teil der Lei-
tung verwendete oder parallel zu derselben legte,
Der Grundgedanke ist an sich gut, aber er leidet an dem
grundsätzlichen Fehler, daß die Entfernung der erwähnten scharfen
anten und Spitzen von den Körpern erheblich abweichenden Po-
tentials oder von der Erde sehr groß ist, so daß die Wirkung recht
gering wird. Die praktischen Versuche haben deshalb auch kein
brauchbares Ergebnis gezeigt, und die kritische Bemerkung des
errn Biermanns erscheint mir durchaus berechtigt.
Ich habe nun das Vergnügen, Ihnen im Lichtbild eine neue
Schutzvorrichtung vorzuführen, welche meine Firma, die Dr. Paul
eyer A. G., im Jahre 1914 angemeldet und in der Zwischenzeit
durchgebildet hat. Der Grundgedanke ist, daß die Elektroden
räumlich sehr nahe aneinander gebracht und durch einen
1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 675.
# Vortrag Biermanns siehe „ETZ* 1922, S. 805 u. 94; Gegenreferat
Schrottke 192%, S. 1425.
Körper hoher Dielektrizitätskonstante und hoher Durchschlags-
festigkeit getrennt sind. Auf diese Weise wird ein verhältnismäßig
großer Kondensator erzielt, der natürlich eine wesentlich andere
Wirkung hervorrufen kann, als eine Spitzenbildung an den Lei-
tungen. i
N
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Abb. 3. Schema des
Glimmschutzes.
OIO OAOSEBEIOLOL MELOO,
kam
Abb. 3 zeigt Ihnen das Schema einer derartigen dreipoligen
Schutzvorrichtung in Sternschaltung. Links sehen Sie die Sammel-
schienen der betreffenden Schaltstation, welche zu den Erzeugern
führen. Rechts geht die Freileitung oder das Kabel heraus. Zwi-
schen beiden befindet sich ein Satz Drosselspulen, und auf der Seite
der abgehenden Freileitung, d. h. auf der Seite, wo die Wellen er-
zeugt werden, unmittelbar vor den Drosselspulen, zweigt die Lei-
tung zu unserer Schutzvorrichtung ab. Wenn an Stelle der Sammel-
schienen ein Transformator oder eine Maschine tritt, deren Ein-
gangswindungen kräftig isoliert sind, so kann die Selbstindüktion
dieses Apparates die gezeichneten, besonderen Drosselspulen er-
setzen.
Der Apparat besteht aus zwei einander gegenüberstehenden, mit
scharfen Kanten versehenen Blek-
troden, welche durch eine durch-
und überschlagfeste Schicht aus
. einem guten Dielektrikum getrennt
sind und erhebliche Luftzwischen-
räume besitzen. Die Elektroden
sind Rechen aus scharfkantigen
Blechen, welche zwecks Erhöhung
der Wirkung um 90° gegeneinander
versetzt sind. Das Dielektrikum
ist eine Glocke aus besonders aus-
gesuchtem Spezialglas von hoher
Dielektrizitätskonstante.
Abb. 4 zeigt einen dreipoligen
Glimmschutz in Sternanordnung,
wobei die drei Pole in der Grund-
fläche ein gleichseitiges Dreieck
bilden, die folgende eine gleiche
Anordnung, wobei die Pole in einer
Reihe stehen und eine Glasglocke
pro Pol vorhanden ist.
Der G-Schutz ist an Ort und Stelle so einzustellen, daß er bei
normalen Verhältnissen noch keine Glimmerscheinung zeigt, jedoch
bei einer Überschreitung der normalen Betriebsspannung um einen
von den jeweiligen Verhältnissen abhängigen Prozentsatz die ersten
Strahlungen auftreten. Eine Tabelle für die Einstellung wird jedem
Apparat mitgegeben.
Abb. 4. Dreipoliger Glimmschutz
in Sternanordnung.
Abb. 5. Dreipoliger Glimmschutz in Reihenanordnung.
Zwischen den beiden Elektroden befindet sich — wie erwähnt —
ein Körper hoher Dielektrizitätskonstante und ferner eine größere
Menge von Luft, also ein in elektrischer Beziehung nicht sehr fester
Körper geringer Dielektrizitätskonstante. Durch die Verschieden-
heit der Dielektrizitätskonstanten und durch die eigenartige Form
und Versetzung der Elektroden wird das Feld ziemlich stark ver-
zerrt, so daß zahlreiche Punkte erhöhter Felddichte entstehen. Wenn
21. Dezember 1922,
1514 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51.
dichte strahlen in diesem Falle einigermaßen zleichmädig; die
Lichterscheinung ist schwach. Bei weiterer Steigerung der Span-
nung erhält man Entladungen wie Sie in Abb. 8 sehen.
Es ist ein direktes Prasselfeuer, welches auf die Glasglocke
niedergeht und dieselbe nicht nur auf der Stirnseite, sondern auch
am Rande überzieht.e. Wird die Spannung weiter gesteigert, so
breitet sich die Erscheinung weiter aus, wie die folgende Abb. 9
zeigt. Dabei ist aber die Bemessung der Glasglocke so getroffen,
nun die Spannung die oben erwähnte Grenze überschreitet, so wird
die Luft an diesen Stellen zum Glimmen gebracht, also leitend. Da-
durch verändert sich zunächst die ganze Feldverteilung, und es ver-
ringert sich ferner der elektrisch wirksame Abstand der beiden Be-
legungen, welche mit dem dazwischen befindlichen kombinierten
Dielektrikum einen Kondensator bilden. Je mehr die Luft leitend
wird, um so geringer wird die wirksame Pot eming zwischen den
Elektroden und um so höher die durchschnittliche Dielektrizitäts-
konstante der Zwischenschicht.
Bei steigender Spannung wird
allmählich der ganze Luftzwischen-
raum leitend, was durch Leuchten
kenntlich gemacht wird; dann ist
als Dielektrikum des Kondensators
nur noch die verhältnismäßig dünne
Glasschicht vorhanden. Steigt die
Spannung noch weiter, so breitet
sich die Glimmschicht nach den
Seiten aus und überzieht die Glas-
glocken mehr oder weniger, bei ver-
hältnismäßig hohen Spannungen bis
zum Rande. ;
Diese Erscheinungen treten bei
allmählicher Steigerung der Span-
nung ein. Wenn jedoch bei normaler
Betriebsspannung einzelne Span-
nungsspitzen durch Wellen auftre-
ten, so findet die seitliche Ausbrei-
tung des Glimmfeldes nicht statt.
An einzelnen Stellen besonders ho-
her Felddichte wird die Luft lei-
tend, und die Entladung geht als
Verschiebungsstrom mit hörbar
knackendem Geräusch durch die
Glasglocke, ohne irgendwelche Spu-
ren zu hinterlassen. Jede Über-
spannungsspitze, welche einer Wel-
lenerscheinung entspricht, läuft sich
einer einzigen Welle.
durch einen derartigen, violetten Funken aus, der von einer Elek-
trode durch den zunächst dunklen Luftzwischenraum und das Glas
zur anderen Elektrode geht.
Einer derartigen Entladung durch Verschiebungsstrom folgt im
Gegensatz zu den Hörner-Funkenableitern kein Maschinenstrom,
so daß irgendwelche Schwierigkeiten im Netz (Kurzschlüsse, Licht-
bögen usw.) bei G-Schützen nicht vorhanden sind.
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Abb. 6. Oszillographische Aufnahme des Auftreffens von Wellen
in der Erdleitung eines G-Schutzes.
In Abb. 6 sind einige Oszillogramme dargestellt, welche in der
Erdleitung eines Glimmschutzes beim Auftreffen von Wellen auf-
genommen sind:
a ist die Stromstärke, welche den Glimmschutz durchsetzt,
b die Spannung.
Der eine Rechen der Glimmschütze ist fest, der andere durch
eine Feineinstellvorrichtung mit mehreren Schrauben sowie durch
eine Grobverstellvorrichtung für den ganzen Oberbau in weiten
Grenzen einstellbar.
Es wird empfohlen, den Glimmschutz so nahe wie möglich an
die zu schützende Leitung zu setzen und Trennschalter für den Fall
einer Revision oder Reinigung des G-Schutzes davor zu setzen. Die
Leitungen zum G-Schutz sollen vom Netz möglichst gradlinig her-
übergezogen werden; soweit Biegungen nicht zu vermeiden sind,
eind sie in großem Bogen zu ziehen.
Ich führe in den folgenden Bildern für einen G-Schutz für
50000 V das Verhalten der Entladungen bei verschieden hoher Span-
nung vor.
Abb. 7 zeigt die erste Entladung, d. h. die Erscheinung, die beim
Auftreten einer einzigen Welle vorhanden ist. Sie sehen, daß von
dem oberen Rechen ein Funkenstrahl zum Glas geht und dort schein-
bar endigt. Er geht als Verschiebungsstrom weiter durch das Glas,
ohne dasselbe zu verletzen und mündet an der unteren Elektrode.
Bei niedrigeren Spannungen und kleineren G-Schützen ist die
Luftentfernung der Elektroden wesentlich geringer, und es kommt
nicht zu so scharf ausgeprägten Strahlen, vielmehr zu cinem allmäh-
lichen Glimmlicht. Die netzartig angeordneten Punkt« hoher Feld-
Abb. 7. Entladung beim Auftreffen
daß ein Überschlag außen herum nicht eintritt. Man kann vielmehr
Abb. 9. Ausdebnung des Prasselfeuers
bei weiter erhöhter Spannung.
Abb. 8 Prasselfeuer bei hohen
Spannungen.
durch weitere Steigerung der Spannung die Entladung noch weiter
erhöhen, bis schließlich nicht an der Glocke, sondern unten am Iso-
lator der Überschlag erfolgt.
Wir haben ein Prasselfeuer, wie es in der letzten Abbildung ge-
zeigt ist, minutenlang auf die Glasglocke niedergehen lassen und
dann unmittelbar nach der Abschaltung die Übertemperatur durch
Anfühlen beobachtet. Man merkte kaum eine geringe Erwärmung
der Glasglocke. Sie ist bei weitem noch nicht handwarm, selbst
wenn die Entladung lange andauernd stattgefunden hat.
Wir haben die Glocken derartigen Beanspruchungen sehr lange
ausgesetzt, minutenlange Versuche damit gemacht. Wir haben eine
Reihe von solchen Schützen in große Betriebe lange Zeit eingebaut
und Erfahrungen in den größten Netzen Deutschlands von mehr als
5j Jahren gesammelt, wobei nachweislich die Schütze sehr häufig
angesprochen haben, ohne daß bisher eine einzige Glasglocke Scha-
den gelitten hätte. Allerdings ist die Voraussetzung hierfür die Ver-
wındung eines besonders hochwertigen Glases, welches sowohl die
nötigen thermischen Eigenschaften, d. h. Unempfindlichkeit gegen
Temperaturschwankungen, sowie die elektrischen Eigenschaften
(hohe Dielektrizitätskonstante und hohe Durchschlagsfestigkeit)
haben muß. Sehr wesentlich ist dafür ferner, daß das Glas absolut
blasenfrei ist. Die einzigen Durchschläge, welohe uns im Versuchs-
raum vorgekommen sind, wurden an Stellen beobachtet, wo in dem
Glase erhebliche Blasen eingeschlossen waren, u. zw. insbesondere
dann, wenn die Blasen auf der Stirnseite oder nahe derselben am
Mantel des Glases vorhanden waren.
Aus den Resultaten der praktischen Erfahrungen sei eine Äuße-
rung eines großen Werkes hervorgehoben, welches solche Schutz-
apparate länger als ein Jahr in Betrieb hatte:
„Wie Ihnen hinreichend bekannt ist, haben wir vor dem
Einbau Ihres G-Schutzes in unseren Unterstationen A und B
Überschläge gehabt, die nach dem Einbau Ihres G-Schutzes nicht
wieder aufgetreten sind. Schädliche Nebenerscheinungen, die bei
fast allen anderen, bei uns in Betrieb befindlich gewesenen Über-
epannungsschutzapparaten aufgetreten sind, wurden an Ihrem
Glimm-Schutzapparat bisher nicht beobachtet.”
Es ist natürlich schwer möglich, die Schutzwirkung eines sol-
chen Apparates auf andere Weise festzustellen, ale durch einen Ver-
gleich des Betriebes vor und nach dem Einbau, denn eine Aufzeich-
nung der Überspannungen läßt sich bei ihrer außerordentlichen
Flüchtigkeit und Unregelmäßigkeit sehr schwer erzielen. Auch sind
die durch den Glimmschutz abfließenden Erdströme so schwach, daß
eine Registrierung sich dadurch kaum betätigen läßt, zum mindesten
nicht eine solche, die im praktischen Betriebe verwendet werden
kann und dementsprechend robust gebaut ist.
Außer der Schutzwirkung besitzt der G-Schutz noch eine andere,
sehr wesentliche Eigenschaft; er ist nämlich ein gutes Über-
wachungsmittel für den Betrieb, weil er die vorhandenen Über-
spannungen wenigstens in dem Umfange anzeigt, in welchem sie in
seiner Umgebung sich ausbreiten. Wenn man einen Glimmschutz
in einem etwas unruhigen Betriebe beobachtet, so sieht man im Dun-
keln sehr häufig andauernde Funkenübergänge, deren kleine Ge
räusche sich zu einem summenden Ton vereinigen. Letzterer ist ab
=
21. Dezember 1922.
hängig von der Frequenz des Drehstroms, so daß man schon an dem
Ton einigermaßen die Drehzahl und Gleichförmigkeit des Ganges
der Maschinen abhören kann.
In einer Station wurden während eines Hagelwetters, bei dem
der Wind die Schlossen an der Leitung entlang fegte, lebhafte Fun-
ken an dem betreffenden Glimmschute beobachtet. Der Wärter gab
auf Befragen an, daß bei derartigen Witterungsverhältnissen vor
dem Einbau des Glimmschutzes häufig allerlei Defekte — sei es an
Isolatoren oder an Wicklungen — vorgekommen wären, seit dem
Einbau aber nicht. Das durch dieses Wetter die Wellen stark erregt
worden sind, sah man jedenfalls an dem G-Schutz.
Zwei charakteristische Fälle aus einem sehr großen Betriebe
sollen besonders erwähnt werden: In dem einen ist eine Station,
welche in dem betreffenden Kabelnetz als Knotenpunkt aller Über-
spannungserscheinungen berüchtigt war, und an welcher nach Aus-
sagen des Betriebsleiters vor dem Einbau unseres Schutzes durch-
schnittlich alle 6 bis 8 Wochen ein Defekt vorkam (Windungsüber-
schlag von Transformatoren, Überschläge nach Erde usw.) mit dem
G-Schutz ausgerüstet worden. Seit dem Einbau desselben ist kein
Defekt mehr vorgekommen, obgleich über 10 Monate verstrichen
sind. Dagegen arbeitet der G-Schutz in dieser Station recht häufig
und zeigt jede im Netz vorkommende Überspannung an. Manchmal
wird das Personal durch das Ansprechen auf eine Überspannung
aufmerksam gemacht.
So berichtet der Wärter, daß er eines Tages, morgens gegen
11 Uhr, in seinem Zimmer saß, welches mit Holz verkleidet ist, und
von der eine Wendeltreppe mit hölzerner Fallklappe zum oberen
Schaltraum führt. Die Fallklappe war geschlossen. Von ihr bis zum
G-Schutz dürfte die Entfernung noch mindestens 12 m betragen. Der
Wärter wurde aufmerksam auf ein starkes Ansprechen des
G-Schutzes durch zischende Stöße. Das muß also ziemlich lebhaft
gewesen sein, wenn der Wärter trotz der großen Entfernung und
trotzdem er doch zunächst nicht darauf achtete, die Entladung ge-
hört hat. Er stellte fest, daß der G-Schutz lebhaft arbeitete und
meldete dies der Zentrale. Man wußte zunächst nicht, was vorlag,
bis nach einer Viertelstunde der Ölschalter einer Kabelstrecke
herausfiel. Beim Nachsehen derselben stellte sich heraus, dAß eine
Kabelmuffe durehgeschlagen war, u. zw. durch einen Montagefehler.
Anscheinend ist die Vergußmasse überhitzt und verdorben worden.
Der Durchschlag bereitete sich vor, und, sobald der Stromdurchgang
eine gewisse Größe erreichte, fing der G-Schutz an, auf die ent-
stehenden Überspannungswellen zu reagieren. Dabei war der
Fehlerstrom in der Kabelmuffe immer noch so gering, daß der Öl-
schalter nicht herausfiel, und erst innerhalb einer Viertelstunde
brannte sich der Fehler dureh.
Durch das Abschalten des Kabels geriet das Werk etwas in Ver-
legenheit, weil die Verbindung für die Speisung des Netzes fehlte.
Man half sich dadurch, daß man die Wasserkraftanlage einer be-
nachbarten Fabrik parallel schaltete und von ihr Strom entnahm.
Wieder fing der G-Schutz an, lebhaft zu arbeiten. Der Wärter tele-
phonierte zur Zentrale, welcher gleichzeitig aus einer ziemlich weit
entfernten Stadt gemeldet wurde, daß das Licht dort stark zucke.
Man vermutete einen Fehler im Netz und schaltete die Leitungen
eine nach der anderen ab, wobei das Arbeiten des G-Schutzes als
Kennzeichen dafür benutzt wurde, daß die fehlerhafte Stelle noch
angeschlossen war. Erst als die erwähnte Wasserkraftzentrale her-
ausgenommen wurde, trat Ruhe ein. Es zeigte sich, daß zwischen
der Wasserkraftanlage und dem Netz Energiependelungen stattge-
funden hatten, welche nicht nur das Schwanken des Lichtes in der
betreffenden Stadt, sondern auch Überspannungswellen hervorge-
rufen hatten.
Abb. 10. Schematische Darstellung aus einer
ausgeführten Anlage mit G-Schutz.
-
A (Im —
Nobel 25 KV C ØRN
(2
Abb. 10 zeigt einen anderen Fall. Von der Station A geht ein
Kabel zur Transformatorenstation B, von dort ein weiteres Kabel
mit 25 kV zur Übergangsstation C, von der hinter einer Drossel-
spule die Freileitung mit 25 kV abgeht. Der G-Schutz liegt zwischen
Kabel und Drosselspule. Eines Tages sprach der G-Schutz lebhaft
an, so daß man eine Unregelmäßigkeit im Netz vermutete. Es wurde
nun gesucht und durch Abschalten der einzelnen Leitungen festge-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51.
1515
stellt, daß die Störung in der Freileitung vorhanden war. Nach ge-
nauerem Untersuchen fand man in 10 km Entfernung von dieser
Station einen Drahtbruch, wobei der eine Draht zur Erde herabhing
und dort lose Berührung machte. Die Fehlerströme waren so klein,
daß der Ölschalter nicht ausschalten konnte, die Überspannungen
dagegen recht erheblich. Bei allen diesen Fällen hat keinerlei Be-
schädigung der benachbarten Transformatoren stattgefunden. Der
G-Schutz hat anscheinend die Energiespitzen hinreichend abgesaugt,
um die Wirkung eines vollständigen Schutzes neben der Anzeige-
wirkung zu erzielen.
Nach den bisher vorliegenden Erfahrungen dürfte die Reich-
‘weite des G-Schutzes wahrscheinlich mehr als 10 km betragen.
Zum Schluß dürfte ich wohl kurz meine Anschauung über die
Art der Wirkung des G-Schutzes als Schutzmittel erläutern. Das,
was an den Überspannungen gefährlich ist, dürfte meiner Ansicht
nach nur eine verhältnismäßig kurze Spannungsspitze von geringer
Stromstärke, aber hohem Spannungswert sein, nämlich die erste
steile Spitze der an einer Selbstinduktion reflektierten Welle. Diese
Spitze ist es, welche eine Isolation durchlöchert und dadurch das
Nachfolgen des Maschinenstromes mit seiner verheerenden Wirkung
ermöglicht. Der G-Schutz saugt nun meiner Ansicht nach diese hohe
Spannungsspitze von kurzer Zeit und geringer Stromstärke soweit
ab, daß die Durchlöcherung der Isolation vermieden wird. Damit
fällt die Möglichkeit eines nachfolgenden Maschinenstromes und
einer Einwirkung der Riesen-Energiemengen moderner Netze fort.
Abgesehen von dem Kondensator, welcher sich als Überspannungs-
schutzmittel bewährt hat, ist unser G-Schutz meines Wissens der
einzige, welcher die Eigenschaft hat, keinen nachfolgenden Ma-
schinenstrom zuzulassen, und darin dürfte ein ganz wesentlicher
- Vorteil zu erblicken sein.
Herr Bauch: Die Petersenspule ist ein Erdschlußstrom-Löscher
und zur Beurteilung ihrer Wirkungsweise ist für den, der sie an-
echaffen will, oder der sich sonst irgendwie für sie interessiert, die
Kenntnis des eigentlichen Löschvorganges in erster Linie erforder-
lich. Leider habe ich in der Literatur nichts darüber finden können.
Ich möchte daher anregen, daß hierfür einiges Material bekannt
wird. Wichtig ist die Spannung eines gesunden Pols gegen die Erde,
die Spannung des kranken Pols, der Strom im Defekt selber, der
Strom in der Spule, u. zw. vor, während und nach dem Erdschluß.
Besonders wichtig zur Beurteilung der Frage sind die Spannung im
kranken Pol am Erdschluß selber, der Strom im Erdschluß und der
Strom in der Spule. Der Strom in der Spule deshalb, weil man dann
sehen kann, ob nicht durch übermäßig starken Ruhstrom im Moment
des Einsetzens der Magnetisierung eine Überhitzung der Fußpunkte
des eigentlichen Erdschluß-Lichtbogens eintritt. Ich habe in meiner
Arbeit über Löschtransformatoren sämtliche wichtigen ÖOszillo-
gramme veröffentlicht, darunter die besonders wichtigen mehrfach.
Leider ist dies von der Petersenspule nicht der Fall. Ich glaube, es
wird die Beurteilung rein wissenschaftlich erweitern, wenn auch
diese Lücke ausgefüllt wird.
Herr Biermanns hat nicht verstanden, was ich meinte. Ich
muß deshalb es noch einmal etwas präziser wiederholen. Während
ich über den Löschtransformator eine ganze Reihe von Oszillogram- `
men veröffentlicht habe, die das Löschen des Lichtbogens selber
erläutern, fehlt in den Veröffentlichungen Petersens respektive der
AEG hierüber jedes Material. Das heißt es fehlt ein Oszillogramm
der Lichtbogenspannung vom Moment der Zündung bis zum Er-
löschen, es fehlt ein Oszillogramm des Lichtbogenstromes in der
gleichen Zeit und es fehlt ein Oszillogramm über den von der Peter-
senspule nach Erde gesandten Strom während dieser Zeit. Ebenso
fehlen Oszillogramme für den unter normalen Verhältnissen von der
Petersenspule nach Erde gesandten Strom. Veröffentlicht sind über
die Petersenspule nur Oszillogramme, die das Einschwingen der
Netzspannungen von der Aufhebung des Erdschlusses in den nor-
malen Zustand zeigen („Überspannungsschutz durch Erdäschluß-
spulen”, 4. Auflage, Abb. 8, 9, 11). Zwar heißt es in dem Text „In
Abb. 8 unterbricht der Erdschlußstrom in Punkt L. Die Phasen-
spannung (Nullpunktspannung) geht nach der Löschung des Erd-
schlußlichtbogens ......... “. so daß man glauben kann, in be-
sagter Abbildung sei die gerade Linie vor dem Buchstaben L die
Spannung des Erdschlußlichtbogens. Diese Auffassung wäre aber
ein Irrtum seitens des Lesers, denn die Spannung eines Erdschluß-
lichtbogens sieht ganz anders aus. Es bleibt nur die Erklärung
übrig, daß hier der Erdschluß nicht durch einen Lichtbogen, sondern
unmittelbar metallisch durch einen Schalter erzeugt und im Zeit-
punkt L unterbrochen worden ist, d. h. also, daß die Figur kein
Oszillogramm „der Löschung des Erdschlußlichtbogens” wiedergibt.
Herr Ph. Kessler: Nach den Ausführungen des Herrn Kade
darf ich mich kurz fassen:
Die eingesetzte Kommission, bestehend aus Sachverständigen
der Verbraucher- und der Lieferantenkreise hat nach eingehender
Bearbeitung dem Verband Deutscher Elektrotechniker eine be-
trächtliche Erhöhung der Prüfspannung für Transformatoren vorge-
schlagen, welche hoffentlich demnächst gelegentlich der Münchener
Tagung angenommen wird. Daher möchte ich empfehlen, von solch
offizieller Stelle aus keine unbegründeten Beunruhigungen in die
Verbraucherkreise zu tragen, wonach diese bedeutende Erhöhung
der Prüfspannung noch nicht dem notwendigen Sicherheitsgrad ent-
sprechen soll.
chriit. 1922. Heft 51. 21. Dezember 1922.
1516 Elektrotechnische Zeits
Zu dem Punkte, welcher eine wesentliche Verstärkung der in- zuzüglichen Überspannungsschutzes nicht unberücksichtigt gelassen
neren Isolation der Transformatoren gegenüber den Isolatoren ver- werden. l
langt, möchte ich bemerken, daß bei bestimmter einminutlicher Betrachten wir zuerst die Hängeisolatoren.
Prüfspannung ölisolierte Wicklungen hinsichtlich Stoßspannungen Hier unterscheiden wir in der Hauptsache 3 Grundtypen:
wesentlich mehr auszuhalten imstande sind als Porzellan. Das 1. den Kappenisolator von hoher Eigenkap „zität, mittlerer Dürek:
kommt auch bei den neuen Vorschriften für Bewertung und Prüfung Ä j k a
von Transformatoren zum Ausdruck, indem von den Isolatoren eine 9, achiogste IET ae mitteima bizen Cl Tasfestigkeit
A höhere Prüfspannung als von der Wicklung ver- geringer Kapazität und mit sehr hohen Glimmverlusten.
angt wira. A | i 3, den in der Praxis hauptsächlich für Hochfrequenzanlagen, we-
ch Zu der Abb, 1 des Tee die 1 eK man 1 el. an Bere nr © niger für Hochspannungsanlagen gebräuchlichen Doppelkappen-
ich es für bedenklich halte, PT urve als Beleg für die Berecin isolator (Knüppelisolator) von höchster Durchschlagsfestigkeit,
gung der Forderung nach weiterer Erhöhung der Prüfspannung ZU er en ano
geben ohne dabei zu erwähnen, daß Wirkungsgrad, Verluste und Een Kamazitit mnd dast ATS, P Zug eansprücht i diesem
Spannungsabfälle dabei in einer Weise erhöht werden, wie sie durch- "
au i sa or VL sten: Elektrizitätewer iej n
i i j olkswirtschaft li . Man komm ie- : . MES
auch nicht im Sinne cer Bw ENT jegen. Man ko t schlie Es wäre interessant und lehrreich, wenn die Elektrizitätswerko
lich an eine Grenze, WO man die Forderungen nach Erhöhung der ; ns:
Fe ang aie green a a ei dr dm re Erfahrungen Dee ungen bei ob ein Unterschien fer
h j j a r j j e ®
ehlen, erst einmal die rfahrungen abzuwarten die mit der qem 1 an 2 aufgeführten Art von Isolatoren 1n der Praxis festgestellt
Abb. 8 ist meines Erachtens unrichtig. Ich möchte dazu bemer- en Me; 19%, .
R k eines Erachtens ist der Hewlett-Isolator nur anwendungs- und
a Z Ra N ea De dir elcher bei, 50 009 Y lebensfähig, weil er in sich selbst den besten Ableiter bzw. Ver-
. . e . Q . j Ti R = ` ` >
Den Ra BIN nem MONTHS derer, minit En Sprm echochlagsesunkeit, Er wird und Kan ae
lung der Abb. 8 ein Versehen vorgekommen Des weiteren stehe pur mit bedeutend geringerer Spannung als andere Isolat oren ge-
ich auf dem Standpunkt daß es heute uf dem Markt wohl gute prült werden. Die höchste Prüfspannung ist nach den Richtlinien
; r . ; F
Transformatoren gibt, welche eine zielbewußte Anwendung der des VDE auf er eschränkt, Trotzd aa tens s0 N re
elektrischen und magnetischen Feldgesetze in sich tragen und bei trisch bedeutend überlegenen Kappenisolatoren bewährt. Das früher
denen eine sorgfältige Auswahl des Materials schon gewährleistet Mi Eia . d f H
ist. Ich muß es als unbegründeten Optimismus bezeichnen daß wir gehabte ißtrauen ist, Im Gegenteil mehr und mehr geschwunden.
, Man muß daher die Frage stellen: wodurch wird die Bewährung
in absehbarer Zeit die in den Kurven 8 festgelegten Werte erreichen. eines elektrisch so wenig durchschlagsfesten Isolators in der Praxis
Herr W. Estorff: Die praktische Ausführung der Messung von bedingt? Diese Bewährung liegt meines Dafürhaltens darin, dab
Überspannungen in Hochspannungsleitungsnetzen bereitet ziem- eine Hewlettkette einen natürlichen Sprüh- und Glimmschuiz
liche Schwierigkeiten, denn sie muß mittelst Funkenstrecken unter besitzt. Ein einzelnes Glied beginnt etwa von 90 kV an zu glimmen.
Vorschaltung geeigneter Dämpfungswiderstände vorgenommen Selbst bei Verwendung von 7Gliedern in einer Kette für eine 110kV-
werden. Will man die Betriebssicherheit der Anlage durch solche Leitung wird also der erste an der Leitung liegende Isolator bei der
Versuche nicht gefährden, so müssen Dämpfungswiderstände von normalen Betriebsspannung nahezu bis zur Glimmlichtbildung
recht beträchtlichen Abmessungen verwendet werden. Ich bin durch beansprucht werden. Bei jeder Überspannungswelle, besonders aber
einen Zufallin die Lage versetzt, Ihnen mitteilen zu können, welche bei Sprungwellen, werden gleichzeitig mehrere Isolatoren in einer
Höhe die Überspannungen in einem 110 kV-Leitungsnetz erreichen Kette in starkes Glimmen und Sprühen geraten. Hierdurch wird der
können. Der Fall lag folgendermaßen: Nahe am Kraftwerk der An- Sprungwelle von Kette zu Kette Energie entzogen, die Welle wird
|
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!
lage waren drei Hörnerableiter mit einem Pol an die abgehenden Lei- abgeflacht und mehr und mehr unschädlich gemacht, 80 daß sie keine
tungen, mit dem anderen über einen Schutzwiderstand an Erde gc- zerstörende Wirkung mehr auf Maschinen, Transformatoren und ;
legt. In die Erdleitungen der drei Widerstände war je ein Strom- Apparate ausüben kann. In einer längeren mit Hewlett-Isolatoren E
wandler geschaltet, der ein registrierendes Meßinstrument speiste. ausgerüsteten Leitung können daher erhebliche Wattmengen Ver- Ä
Auf diese Weise konnte das Ansprechen des Hörnerschutzes über- nichtet werden. Je höher die Überspannungswelle® ist, um 80 mehr .
wacht werden. Um den Entladeverzug der Hörnerfunkenstrecke zU Glieder geraten ins Glimmen und beteiligen sich an der Vernichtung $
verkleinern, hatten wir die Elektroden so ausgebildet, daß ihr Feld und Abflachung von Stoß-, Sprung- und Überspannungswellen.
tunlichst homogen Wär. Die Homogenisierung des Feldes hätte Ferner beteiligen sich die ersten Glieder um SO viel mehr an der
natürlich eine beträchtliche Verringerung der Schlagweite gegen- Energievernichtung der Welle, je höher sie ist, da diese Glieder dann B
über den nackten Hörnern erfordert, was aber durch einen Irrtum durch Gleitfunkenentladung beansprucht werden. Diese Eigensch u
des Monteurs übersehen wurde. Infolgedessen lag die Überschlags- ist uns an den Rollenschutzvorrichtungen zur Genüge bekannt ge
spannung des Ableiters nicht 50 % über der Betriebsspannung, SON- worden. Der Unterschied ist aber sehr erheblich: 1. können Rollen- k
dern wesentlich höher. Es ist durch die Aufzeichnungen der Meß- blockableiter wegen ihrer Kleinheit nicht erhebliche Wattmengen |
instrumente einwandfrei festgestellt, daß der Schutz trotzdem ver- vernichten, 2. kann man nicht so viele Ableiter wie Kettenglieder
schiedentlich angesprochen hat. Ich habe aus Elektrodenform und einbauen. In der Hewlett-Kette hat man dagegen einen vollständig =
Schlagweite ermittelt, daß Überspannungen registriert wurden, dıe kostenlosen, selbsttätig wirkenden Überspannungsschuiz von prak-
eine Höhe von 970 kV erreichten, während die betriebsmäßige Span- tisch großer Vollkommenheit. Es liegt mir fern, anzunehmen,
nung gegen Erde nur 63 kV beträgt. Die Spannung gegen Erde hat dadurch ein besonderer Schutz überflüssig wird. Der Gedanke ist fo
also den 4,3-fachen Wert der normalen erreicht. Nimmt man an. daß nicht von der Hand zu weisen, daß eine solche Freileitungsanlage I
der Überschlag am Hörnerableiter bei Erdung einer anderen Phase erheblich zur Vernichtung der Überschlagswellen beiträgt. Jeden-
des Netzes auftrat, SO wäre die ermittelte Spannung ungefähr das falls ist dieser Schutz größer und wirkungsvoller als ein einzelner,
2,5-fache der normalen. Diese Beobachtung ist insofern interessant, in einer Zentrale oder Unterstation eingebauter Glimmschutzwider- <
Höhe der Überspannun gen in Freileitungsnetzen bestätigt. Man tungen fehlt vor allen Dingen die selbsttätige Einschaltung weiterer
kann vielleicht den Einwand erheben, daß Funkenstrecken mit ho- Glieder mit steigender Überspannunß. ,
mogenem Felde leicht durch Staubteilchen beeinflußt werden, es Bei Verwendung von Stützisolatoren ist der Anteilan der Ver-
können also die angegebenen Werte unter Umständen etwas tiefer nichtung der Überspanungswellen durch die Glimmentladungen !!
liegen. Der Elektrodenabstand des Ableiters wurde danach auf das der Hülse und an den Mänteln zwar auch vorhanden. Es fehlt aber
richtige Maß verkleinert, SO daß er jetzt seine Funktion als Über- das selbsttätige Einschalten neuer lieder. Zum Teil wird dies
spannungsschutzapparat erfüllen kann. dadurch ersetzt, daß nahe der Betriebsspannung der innere Teil der
Zu der Wahl des dielektrischen Sicherheitsgrades bei Trans- Hülse zu glimmen anfängt. Mit steigender Spannung beteiligen rlC
formatoren gegenüber Stützisolatore und Wanddurchführungen die Zwischenmäntel und Schirme an der limm- und Sprühwirkuns.
möchte ich darauf hinweisen, daß bei den ersteren feste und flüssige Auch hier gibt es Unterschiede in der Konstruktion, diese sind:
Isolierstoffe verwendet werden, während bei Stützern und Wand- 1. Anordnung des Stützenloches bis in den Kopf in der Höhe der
durchführungen die atmosphärische Luft das Hauptisoliermittel Bundrille,
bildet. Die Durchbruchsenergie der Luft ist aber wesentlich kleiner 92. Anordnung des Stützenloches mehr oder weniger unterhalb des
an n und m 2 Bei der sehr a ee Kopfbundes.
erhöhten Beanspruchung urc erspannungen sin ie festen 150- ; : : ai ig
liermittel und die Öle weit weniger gefährdet als die Luft. Die Wahl Beide Anordnungen sind alt und seit langer Zeit in der
eines höheren Sicherheitsgrades bei Stützern und Wanddurch- eingeführt. Die zweite Anordnung hat den Vorteil der BU r
führungen gegenüber Transformatoren erscheint hiernach onl Durchschlagsfestigkeit. Die Isolatoren können 50 gebaut werden.
chti rti E i daß vor dem Knallfunkenüberschlag fast kein Glimmen auftritt
gerechtiertig". Es entsteht nun die sehr wichtige Frage, ob man beim Entwurf von
Herr Fr. Fellenberg (m. Brf.v.21. III. 1922) : Die bisherige Aus- Stütz- und Hängeisolatoren auf den natürlichen Schutz gegen Ver
sprache hat den natürlichen, vollständig kostenlosen Überspan- nichtung und Abflachung der Sprungwellen durch Glimmentladun?
nungsschutz, der in den Isolatoren jeder Freileitungsanlag® liegt, im Interesse der Sicherheit der Gesamtanlage verzichten soll. je
unerwähnt gelassen. Dieser in den Formen und der Bauart der Iso- Stütz- und Hängeisolatoren sind die einzigen Apparate, die un
latoren liegende und ganz verschieden wirkende Schutz ist meines schadet ihrer isolierenden Eigenschaft und Verwendung als [soliet
Erachtens wichtig und sollte beim Entwurf und der Bemessung dcs körper praktisch längere Zeit durch Glimm- und Gleitfunkenet
en . =
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21. Dezember 1923.
ladungen belastet werden können. Meines Erachtens ist die Iso-
latorenfrage von diesem Standpunkt aus noch nicht behandelt wor-
den. Es wäre sehr wünschenswert, wenn hierüber etwas größere
Klarheit geschaffen würde, zumal die Richtung vieler Konstrukteure
von Hochspannungsisolatoren dahin geht, Isolatoren zu schaffen,
bei denen auf die Glimmentladungen sofort der Knallfunkenüber-
schlag folgt. | | (Schluß folgt.)
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftsstelle: Berliin W. 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Kurfürst Nr, 9320 u. 9306.
Betrifft: Vorschriften für Kreuzungen von Reichs-Tele-
graphen- und Fernsprechleitungen mit Starkstromleitungen
und elektrischen Bahnen.
Das Reichspostministerium hat in Zusammenarbeit mit dem
Verbande Deutscher Elektrotechniker neue Vorschriften heraus-
gegeben, die mit dem Monat November 1922 in Kraft getreten sind.
Diese Bestimmungen sind vom Reichspostministerium erhältlich
und werden dem demnächst erscheinenden Normenbuch des Ver-
bandes im Anhang beigefügt. u
Mitteilung, betreffend die Neubearbeitung des Bandes
„Elektrotechnik“ der „Illustrierten Wörterbücher in sechs
Sprachen“.
Die Schriftleitung der „Illustrierten Technischen
Wörterbücher“ (ITW), München, Leopoldstraße 106, hat eine
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 51. 1617
vollständige Neubearbeitung des Bandes „Elektrotechnik“ in An-
griff genommen. Die neue Auflage wird nicht nur Richtigstellun-
gen, sondern auch eine erhebliche Vermehrung des Wortschatzes in
Anpassung an den Stand neuzeitlicher Technik enthalten. Damit
wird dem Wunsch nach einer verbesserten Neuausgabe dieses für
die Elektrotechniker aller Kultursprachen wichtigen Werkes ent-
sprochen werden.
Der Verband Deutscher Elektrotechniker hat in enger Fühlung-
nahme mit dem Deutschen Verband Technisch-Wissenschaftlicher
Vereine der Schriftleitung der ITW seine Förderung zugesagt. Er
wird Gelegenheit haben, seinen Einfluß auf die Neugestaltung des
Werkes auszuüben.
Wir bitten die Elektrotechniker Deutschlands wie auch des
Auslandes, baldmöglichst Wünsche hinsichtlich Abänderung des In-
haltes, Fehler und etwaige Anregungen dem Verband oder der
Schriftleitung der ITW unmittelbar zugehen zu lassen. Die Schrift-
leitung der ITW ist auf Mitteilung gern bereit, Vordrucke (Merk-
blätter) für vorzuschlagende Änderungen usw. zuzusenden; im
allgemeinen werden jedoch Mitteilungen und Anregungen unter An-
gabe der Seitenzahl und der Wortstelle genügen.
Der Verband bittet ferner alle elektrotechnischen Industrie-
unternehmungen, soweit dieses nicht schon erfolgt, der Schrift-
leitung der ITW laufend Druckschriften, Kataloge; Preislisten usw.
zuzustellen, da derartige Werbeschriften von ganz besonderem
Wert für die Neubearbeitung sind.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
C. Müller 1._Am 22. November 1922 starb in Lengerich i. W.
Direktor Carl Müller, Vorstandsmitglied des Elektrieitäts-
werks Westfalen A.G., dem der Verstorbene seit dem 1. April 1907
mit kurzer Unterbrechung bis zum 1. April 1922 angehört hatte;
infolge schwerer Erkrankung mußte damals seine Pensionierung
erfolgen. Das Elektricitätswerk Westfalen hat in ihm einen
Mann verloren, der an der Entwicklung der Gesellschaft in hervor-
ragendem Maße teilgenommen und ihr zuletzt als Vorstand ihrer
Bstriebsverwaltung Münster ausgezeichnete Dienste geleistet hat.
i
z! -o > nn 4 ‘
€o P|., a: i : t;
W. Bonwitt. Der Inhaber der Firma Dr. Paul Holitscher & Co.,
Wien, Wilhelm Bonwitt, ist zum Kommerzialrat ernannt
worden. Herr Bonwitt ist auch in weiten deutschen Kreisen durch
seine Mitarbeit, einen umfangreichen Warenaustausch zwischen
beiden Ländern herbeizuführen, bekannt. Im übrigen teilt uns
auch die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik mit, daß sie von
an Bonwitt dauernd sehr wertvolle Nachrichten und Unterlagen
erhält.
P. Porsch. Am 8. Dezember beging der Betriebsleiter des
Elektrizitätswerks Coswig G.m.b.H. in Coswig Anhalt, Paul
Porsch, sein 25-jähriges Dienstjubiläum bei genanntem Werk.
Auszeichnungen. Dr. Alexander Meißner, Öberingenieur
der Telefunken A.-G. wurde wegen seiner Verdienste um die „Ent-
wicklung der Sende- und Empfangs-Methoden der drahtlosen Tele-
graphie” anläßlich der akademischen Jahresfeier der Technischen
Hochschule in München am 7. XII. 1922 von dieser zum Dr. ing. e. h.
ernannt. ;
LITERATUR.
Besprechungen.
Im Bannkreis von Nauen. Die Eroberung der Erde durch
die drahtlose Telegraphie. Von Artur Fürst. Mit 216 Abb.
VII u. 326 S. in 8°. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart u.
Berlin 1922.
Der Verfasser, der schon oft seine Meisterschaft bewiesen hat,
die sprödesten wissenschaftlichen oder technischen Probleme in
allgemeinverständlicher Form interessant darzustellen, so daß auch
die fachwissenschaftlichen Abschnitte fir den Laien klar und ge-
winnreich zu lesen sind, hat sich hier der dankbaren Aufgabe unter-
zogen, eine für weite Volkskreise bestimmte Darstellung der Er-
oberung der Erde durch die drahtlose Telegraphie zu geben. Vor-
weg darf gesagt werden, daß Fürst die Durchführung dieser dankens-
werten Aufgabe vollkommen gelungen ist.
In anschaulicher Weise gibt Verfasser zunächst einen Einblick
in das Wesen der drahtlosen Kunst; im Plaudertone behandelt er die
elektrischen Wellen, die tönenden Löschfunken, Detektoren, An-
tennen, die ungedämpften Wellen, die verschiedenen ungedämpften
Systeme (Lichtbogensender, Hochfrequenzmaschinensender, Röhren-
nische Physik 1921 in Jena gehaltenen Vorträge dar.
ist im einzelnen von uns schon bei Gelegenheit des genannten Jahrestages
berichtet worden.!)]
sender), ferner die zu einem ausgedehnten Funkbetrieb erforder-
lichen Schnellsender. Dann gibt uns Verfasser ein anschauliches
Bild vom Werdegang von Nauen/Geltow und Eilvese/Hagen und
schildert uns den heutigen Funkbetrieb mit Amerika und den euro-
päischen Großfunkstellen. Auch das von der Reichstelegraphen-
verwaltung betriebene Reichsfunknetz und die Hauptfunkstelle
Königswusterhausen werden dem Leser vorgeführt. '
Wenngleich es heute der drahtlosen Telegraphie und Tele-
phonie nicht mehr möglich sein wird, eine so tiefgreifende Wand-
lung des Kulturstandes der Menschheit hervorzurufen, wie es z. B.
die Eisenbahn getan hat, so bringt sie doch auf vielen Gebieten
nicht nur Verbesserungen, sondern ist auf manchen Verkehrs-
gebieten, z. B. Schiffahrt, Luftfahrt, von unschätzbarem Wert und
als Verkehrsmittel unentbehrlich. Wie Verfasser die Indienst-
stellung dieses modernen Nachrichtenmiittels für die verschiedenen
Dienstzweige schildert, ist einzig schön. Das Buch, das sich wie
ein Roman liest, bringt dem Leser in diesen bösen Zeiten, die den
deutschen Namen so viel Unglimpf gebracht haben, mit Genugtuung
die Überzeugung bei, daß ein sehr starker Anteil an der Aufrich-
ne pe Gebäudes der drahtlosen Telegraphie Deutschland zu-
ommt.
Wir können unsern Lesern das vom Verlage mustergültig mit
216 Abbildungen ausgestattete Werk warm empfehlen.
H. Thurn.
Neue Zeitschriften.
Der Verband deutscher Elektro-Installations-Firmen
E. V., Frankfurt a. M., wird vom 1. I. 1923 an eine eigene „V.E.J. Zeit-
schrift des Verbandes deutscher Elektro-Installationsfirmen” her-
ausgeben, die die wirtschaftlichen und rechtlichen Interessen der
Elektrizitätswirtschaft in gleichem Maße behandeln soll wie die
technischen, das Elektroinstallationsgewerbe interessierenden
Fragen. Sie erscheint wöchentlich, und die Hauptstelle des Ver-
bandes (Frankfurt a. M., Scheffelstraße 1) nimmt Abonnements,
auch von Nichtmitgliedern, zum Preise von 400 M vierteljährlich
freibleibend entgegen.
. Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbehalten.)
Bücher.
Fortschritte der Technischen Physik. Vorträge von der 2. Jahres-
tagung der Deutschen Gesellschaft für technische Physik in Jena vom
19. bis 25. IX. 1921. Von der Deutschen Gesellschaft für tech-
nische Physik E. V. genehmigter Sammelabdruck der 3 Jena-Sonder-
nummern der Zeitschrift für T-chnische Physik. 111 S. in 80 Verlag
von Joh. Ambrosius Barth, Leipzig 1922.
[Das Buch stellt eine Zusammenfassung der auf dem Jahrestage der
Naturforscher und Ärzte innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Tech-
Über die Vorträge
) Vgl. „ETZ“ 1921, 8. 1249.
— -a
a et
1618 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 51. 21. Dezember 10322.
Die teohnische Mechanik des Maschineningenieufs mit beson- Rußland. — Nach der „Frankf. Ztg.‘“‘ hat der Oberste Volkswirt-
planten Nouregelulg bzw.
derer Berücksichtigung der Anwendungen. Von Reg. Baumstr. Prof. schaftsrat es im Zusammenhang mit der ge
Dipl.-Ing. P. Stephan. Bd. 4. Die Elastizität gerader Stäbe. Dezentralisation des russischen Außenhandels, die es selb-
em Auslands-
Mit 255 Textfig. IV u. 249 S. in 80. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. ständige Betätigung bestimmter Wirtschaftsorgane auf d
Gebunden GZ. 7. markt zuläßt, für notwendig befunden, verschiedenen solchen Organen,
darunter auch der Hauptverwaltung der russischen elektrischen Industrie
„Glawelektro”, eine selbständige Vertretung im Ausland zu
A a | gewähren. Die genannte Hauptverwaltung wird infolgedessen eino solche =
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. in Berlin einrichten, um die Ausführung der Aufträge zu überwachen, die | >
Vertagung der Reparations-Vorkonferenz, — Die Vorkon. der deutschen Elektroindustrie für die Elektrisierung Rußlands übertrager |.
ferenz der alliierten Premierminister ist in London bis zum 2. I. 1923 wurden, die Abnahnfe der Lieferungen vorzunehmen und als vermittelndes nn
vertagt worden, weil, wie es in einem bezüglichen Kommuniqu6 heißt, Informationsorgan für die russische und die deutsche Elektroindustrie 2!
die Teilnehmer in der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu end- ZU dienen. — Nach derselben Quelle bedürfen sämtliche Au Benhandels-
gültigen Beschlüssen gelangen konnten. Ein vom Reichskanzler Cuno operationen VON Genossenschaften, Privaten und, soweit 68 sich nicht |-
in Form eines Briefes an den britischen Ministerpräsidenten doch noch MM die Durchführung des staatlichen Außenhandelsplanes handelt, auch Į:
vorgelegter Plan für eine Interimsvereinbarung, auf dessen Inhalt von allen staatlichen Wirtschaftsorganen besonderer Lizenzen des caf
wir noch zurückkommen, wurde zwar erwogen, aber einstimmig für un- Außenhandelskommissariate ; für die Erteilung solcher an Privat- I:
befriedigend erachtet. Die Brüsseler Vollkonferenz soll nunmehr un- personen werden 2% vom Wert der Waren erhoben. vI
e i
mittelbar nach der in Paris stattfindenden neuen Vorkonferenz zusammen- Südafrika. — Der Generalzolltarif der Union belegt Apparate- i
treten, damit 810 noch vor dem 15. I. 1923 endgültige Entscheidungen sätze für drahtlosen Rundspruch (Trf.-Nr. 193) mit einem Zoll von E
über alle in London erörterten_Fragen_zU treffen vermag. 20% des Wertes, worauf englischen Lieferanten 3%, Rabatt gewährt werden. |:
Reparation. — Der Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilli y. S$. Amerika. — Die vom Deutsch-Amerikanischen Wirt- i
neuen Zoll- :
ung hat den Außenhandelsstellen eine Liste derjenigen Erzeugnisse schaftsverband vorgenommen® Übersetzung des
zugestellt, die bei Wiederaufbaulieferungen nach dem Bemel- tarifgesetzes der V. S. Amerika ist erschienen. Das Werk umfaßt
mans-Abkommen wegen der in ihnen verarbeiteten ausländischen Roh- nicht nur die gesamten Tarifpositionen, sondern auch sämtliche besonderen \
stoffe (Liste B) von dem alliierten Käufer zu gewissen Prozentsätzen und administrativen Bestimmungen des neuen Gesetzes. Als Anlage sind oT
in bar an den deutschen Verkäufer bezahlt werden müssen. Die die Ausführungsbestimmungen des Präsidenten Harding zu den Sek- f
Außenhandelsstellen sind bereit, über diese Liste, die allerdings noch nicbt tionen 315 bis 317 beigefügt, die sich auf das Verfahren vor der Tarifkom- |:
abgeschlossen ist, sich voraussichtlich aber nicht mehr wesentlich ändern mission der y, S. Amerika beziehen.
dürfte, nähere Auskunft zu erteilen. Die Währung, in der derin bar zu zah- merksam, daß nur eine beschränkte Auflage hergestellt w
lende Teil des Verkaufspreises zu begleichen ist, richtet sich nach den Vor- es sich für die beteiligten Firmen empfiehlt, Bestellunge
schriften der Außenhandelsstellen. — Die englische Regierung beab- graphisch an seine Geschäftsstelle (Berlin NW 7, Neue Wilhelmstr. 12/14;
sichtigt, die in den englischen Zolldepots aus der Zeit vor dem 1. I. ruhen- Telegrammadresse: Deutamerik, Berlin) zu richten. Der Bezugspreis
den deutschen Sendungen, auf welche die Reparationsabgabe beträgt bei portofreier Zustellung 2750 M für ein Exemplar.
bisher nicht bezahlt worden ist, zu versteigern. Denjenigen |
deutschen Exporteuren, die ihre Sendungen nach Deutschland zurück- 7
zuholen beabeichtigen, wird von der „Ind.- u. Hand. Ztg.“ dringend ge Aus der Geschäftswelt. — In der Generslversammlung der Pöge |.
raten, alsbald die erforderlichen Schritte zu unternehmen. Die englischen Elektrieitäts-A. G., Chemnitz, wurde bemerkt, daß es der Gesellschaft
Zollbehörden sind bereit, Anträgen auf Rücksendung stattzugeben, trotz großer Schwierigkeiten gegenüber der Konkurrenz gelungen sei,
wenn ihnen die genügende Sicherheit dafür gegeben wird, daß die Waren einen Auftrag für elektrische Zugförderung auf einer Berliner Vorort
tatsächlich nach Deutschland zurückgehen und nicht etwa in ein ande- zu erhalten. Ein Probeauftrag in elektrischen Vollbahnlokomotiven sei i
res Land gesandt werden mit der Absicht, sie von dort aus abgabefrei ihr seitens der Reichsbahn bestimmt in Aussicht gestellt. — Der Elektro- |
wieder nach England einzuführen. Die Anträge auf Rücksondung von ver band Pommern teilt mit, daß die ihm angeschlossenen Überland- |.
Waren sind bei der englischen Zollverwaltung zu stellen, u. ZW. nicht zentralen Stralsund, Stettin, Belgard, Stolp und das Provinzialkraft werk er
vom Exporteur selbst, sondern durch Vermittlung einer Speditionsfirma Massow die zur Beschaffung von Batriebsmitteln erforderliche Ausgabe |.
in England, die auch die Rücksendung besorgt. von Schuldverschreibungen beschlossen und in irre von 80 bis 10}
Indexziffern. — Der Großhandelsindex der „Ind.- u. Hand.- Mill. M z. T. auch bereits aufgelegt haben. — Die etallwarenfabrik
Ztg.“ betrug in der Woche vom 2, bis 8. XII. 1784,60 (1595,59 i. Yw.), Paul Hoffmann, Nürnberg, ist In ene Aktiongesellschaft umgewandelt
d. h. die Inlandkaufkraft der Mark, am Großhandelspreisniveau gemessen, worden. — Die Brandenbur gischen Kreis-Elektrizitätewerke G. m.
hatte nur noch 1/17% ihres Vorkriegswertes. Am Dollarmittelkurs in Berlin b. H., Spandau, haben das Elektrizitätswerk der Stadt Wittenberge pacht-
(8231,25) gemessen, besaß die Mark nur noch den 1961. Teil ihres Außen- weise übernommen. —In der Generalversammlung der Elektrotechnischen h
wertee der Vorkriegszeit. Gegenüber einer Steigerung des Dollarmittel- Fabrik Rheydt Max Schorch & Cie. A G., Rheydt, wurden der f
kurses (7950 i. Vw.) um 3,5% hat sich das Großhandelspreisniveau, &m Aufsichteratsvorsitzende sowie zwei Vorstandsmitglieder der Phönix AG. |—
Großhandelsindex gemessen, um 11,8% erhöht. Die Meßziffer der Waren- für Bergbau und Hüttonbetrieb, Hörde, gleichzeitig mit dem Generaldirek
gruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle ist von 1847,30 i. Vw. auf tr der Deutschen Continental Gas-A. G., Dessau, neu In den Aufsichters! |
9204,79, d.h. um 20,5% gestiegen. Die für die Berichtswoche geltenden gewählt. Von den neuen Aktien (30,5 Mill. M) will die Verwaltung 11 Mil. M fe
Steinkohlenpreise lagen um durchschnittlich 45% über denen der Vor- bei verschiedenen Projekten bezüglich einer Einflußnahme bei a a
woche. — Die Großhandelsindexziffer des Statistischen Reichs- Unternehmungen verwenden. — Die Firma Sornek & Scholz, Elek- |
amts ist von dem 566-fachen im Durchschnitt des Oktober auf das 1151- troteohnisches Büro, Liegnitz, teilt mit, daß sie trotz Ausscheiden | -7
fache im November oder um 103,4% gestiegen. Für Metalle ist sie au eines Inhabers bestehen bleibe. — Die Westdeutsche Kabel-Industr* H
das 1706-fache, für Kohle und Eisen auf das 971-fache und für Industrie- : A b. S ra ones Be la mbE
toff 69-f f f od o í egt. — Die ellschaft für Elektro e .bH. F
stoffe zusammen Vom g69-fsehon m das 1371-fache oder um 141% 8° Frankfurt a. M., hat ihre Firma in Schüler & Co. Q. m. b. H. geändert. |"
Mey
wachsen. S M, ir : E A
— Die Rheinische Elektrizitäts-Versorgung Burger & Co., Mannheim. j=:
| heißt jetzt Burger & Co. — Die Elektrizitätsgesellschaft Triberg |*
Außenhandel. G.m. b. H. ist nach der „Frankf. Ztg.“ in ein gemischt-wirtschaftliche Gi
, i ; oE , Unternehmen um ewandelt worden. — Der A.G. „B adenwerk“,Kark =
Deutschland. — Die Ausfuhrmindestpreise für galvanische Ele- ruhe, ist die Genehmigung zur Ausgabe weiterer 5% iger Schuldvorschre- |:
mente und Taschenlampen batberion sind ab 1. bzw. 11. XII. für - bungen bis zum Betrage von 400 Mill. M erteilt worden. — Die Großkreft:
Länder mit unterwertiger Valuta in Dollar und Schilling festgesetzt werk Franken A. G., Nürnberg hat beschlossen, mit der Rhein-Main | 1
worden. Die Außenhandelsstelle der Elektrotechnik gibt die neuen Listen Donau A. G. eine Betriebsgemeinschaft G. m. b. H. mit dem Sitz in Nim 1:
Ei a ar einer ara der Bi ee o aee berg zu gründen. Diese soll das Dampfkraftwerk Stein bei Nürnberg wi f
-f die Verfügung des Reic mmissars für Aus- und Ei ewilli i j i | ua
vom 30. IX., betreffend Ermäßigung bzw. Rückzahlung der Kaas das Wassorkraftwork Kachlot bei Passau gemeine er
fuhrabgabe bei starken Kursschwankungen?), im besetzten Neue Gesellschaften. — Elektro-Heizapparate A.G., Berls
Gebiet nicht angewandt werden ; das bedeutet für die dort arbeitenden Gegenstand: Herstellung und Vertrieb elektrisch beheizter Apparate. Grund I:
Firmen eine neue schwere Schädigung. — Das Goldzollaufgeld beträgt kapital: 1 Mill. M. — Elektro-Bauunion A.G., Durlach. Gegenstand: Er ir
vom 20. bis 26. XII. 189 900%. En, Verka = Vermietung elektrischer Be Anlagen: f=
Frankreich. — Laut Mitteilung des „Board of Trade Journal‘ ist erstellung un erkauf der damit zusamn® ängenden Appar be m
der Zollvermehrungskoeffizient für montierte Kohlefadenlampen von ee 6 Mill. M. — Elta, Vertriebsgesellschaft en
53 auf 3 herabgesetzt wor den. echnischer Artikel m. b. H., Essen. Gegenstand: wie in der Fu® Sg:
i genannt. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Mäander- Gesellschaft für
Polen. — Bei Zahlung der Zölle in Papier unterliegen Glasbirnen, elektrotechnische Artikel m. b. H., München. Ge y e
Eyni
=A d.
Röhren und Stäbe für die Fabrikation elektrischer Lampen, elektrische stellung und Vertrieb elektrischer Artikel. Stammkapitel: Tan EE
Lokomotiven, Maschinen, Motoren von mehr als 1500 kg, Akkumulatoren Flektro-Präzisions- Gesellschaft m.b. H., Nürnberg. Gegenstand: D
und Teile elektrischer Maschinen z. Z. einem Zuschlag von 400%, Kupfer- Herstellung und Vertrieb elektrotechnischer rtikel. Stan I.
Far
7
draht, nicht armierte Kabel und nicht mit Blei überzogene isolierte Drähte kapital: 50 000 M. — „Delmag‘ Deutsche Elektromaschinen- e
sowie Elektromotoren von 300 bis 1500 kg einem Zuschlag von 14 900%. Motoren-Bau A. G., EBlingen a. N. Gegenstand: Herstellung von W f
a ee Handel mit Maschinen, Maschinenbestandteilen, Motoren usw. Gr fr
iE
1) Vgl. „ETZ* 1922, 8. 1302. kapital: 3 Mill. M. — Baumann & Hocker, G. m. b. H., elektrotel fiz
EE N
21. Dezember 1923.
ische Erzeugnisse, Mannheim. Gegenstand: Vertrieb elektrotech-
ischer Erzeugnisse und Maschinen. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Über -.
landnetz Cottbus-Ost, G. m. b. H., Cottbus. Gegenstand: Elektrizi-
tätsversorgung des Bezirks der Hochspannungsgenossenschaft Cottbus-Ost.
Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Gustav Wolff Söhne A. G., Berlin. Gegen-
stand: Erwerb und Fortfü des von der offenen Handelsgesellschaft
gleichen Namens in Berlin betriebenen Fabrikations- und o8-Geschäf-
tes in elektrotechnischen Artikeln usw. Grundkapital: 3 Mill. M. — Re-
F paraturwerk Eggenfelden, G. m. b. H., Eggenfelden (Niederbayern).
Gegenstand: Wiederinstandsetzung von Maschinen, Transformatoren,
Zählern und Apparaten aller Art, Eichung elektrischer Meßgeräte usw.
-$ Stammkapital: 0,3 Mill. M. — Technische Handelsgesellschaft „Te
'$ hage‘“ G. m. b. H., Berlin. Gegenstand: Vertrieb von Bedarfsartikeln
‘I der Elektrotechnik und Fabrikation solcher. Stammkapital: 50 000 M. —
Hiltrafo, G. m. b. H., Hildesheimer Transformatoren-Gesell-
schaft, Hildesheim. Gegenstand: Reparatur von Transformatoren, Ver-
trieb solcher und von Hochspannungsmaterial für die Elektrotechnik.
| Stammkapital: 0,45 Mill. M. y
Betriebsergebnisse. — Reiniger, Gebbert & Schall A.G.,
: Erlangen. 1921/22. Bruttogewinn: 31 629414 M (5125889 i. V.); Abschrei-
t bungen: 892 237 M (398 251 i. V.); Reingewinn mit Vortrag (400 750 M):
: 31137928 M (4 754 278 i. V.); Dividende: 40% auf 48 Mill. M Stamm-
‘ aktien (15% auf 19 Mill. M i. V.), 7% auf die Vorzugsaktien (wie i. V.);
' Vortrag: 1124 964 M.
Ausschreibungen. — Chile. Nach dem „Board of Trade Journal‘'
fordert der Direktor General der Chilenischen Staatsbahnen bis 15. II. 1923
Angebote auf Material und Installation des Signalsystems in
der ersten Zone der Staatsbahnen. Sie sind an seine Adresse in Mapocho
Station, Santiago, Chile, zu richten. |
Baumarkt. — Berlin. Im Haushaltsausschuß des Reichstags ist
` regierungsseitig erklärt worden, daß von den Projekten der Neckarkanali-
sierung und der Wasserstraße Rhein-Main-Donau z. Z. nur einige Stau-
stufen ausgeführt werden könnten, die sich selbst durch die Einnahmen
aus der gewonnenen elektrischen Arbeit rentieren würden. — Breslau.
Der Schlesische ProvinzialausschußB hat der geplanten Erweiterung der
finanziellen Basis des Kommunalen Kraftwerks Oppeln zugestimmt.
Dieses soll unter Hinzutritt der Elektrowerke und des preußischen Staates
in ein neues Unternehmen übergehen, um dann den größten Teil Ober-
schlesiens und einige angrenzende mittelschlesische Kreise mit elektrischer
Arbeit zu versorgen. — Düsseldorf. Die Handelskammer ist erneut für
den Bau der Städtebahn Dortmund-Duisburg-Düsseldorf-Köln eingetreten;
sio erwartet von einer auf die Strecke Dortmund-Duisburg beschränkten
Schnellbahn schwerste wirtschaftliche Schädigungen für die natürliche
Entwicklung des Industriegebietes. — Frankenroda (Thüringen). Hier
wird seitens des Stadtkreises Eisonach und der Industrie der Bau eines
Großkraftwerkes für eine Stromabgabe von etwa 17 Mill. kWh jährlich
geplant. — Neumünster. Die Stadt beabsichtigt, das Kraftwerk Innien
zu pachten. — Sonneberg (Thüringen). Vom Gemeinderat sind für das
Elektrizitätswerk 13 Mill. M bewilligt worden.
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
lindische Einheit) betrugen im Dezember:
in 15. | 14. 13 | 12 11. 9.
Christiania (Kr) 1406,47 1466,32 1541,13| 1586,02) 1610,96! 1596,00
Helsingfors (finn. M) | 184.53) 189,52: 201,49! 208,47) 212,96) 209,79
Holland (Gld) 2967,56! 3117,18: 3231,90) 3371,55! 3391,50] 3331,65
Italien (L). . . . . 369,07| 38403| 401,49! 421,44! 426.43] 419,44
Kopenhagen (Kr) . | 1533,64] 1620,93) 1683,23! 1745,62} 1748,11] 1735,65
London (£) . 184513,50:36159,37'37406,25|38802,75.33902,50 38154,37
New York ($) . . . | 7406,43| 7655,81| 8067,28| 8418,90| 8448,82; 8329,12
Österreich (K) . . . 011 011 012 0123 012 012
Paris (Fr)... . . . ı 538,65, 543,63) 569,57| 596,00 594,511 591,01
Prag (Kt)... ... 222,94 235,90) 245,88, 261,34 266.33! 262,84
Schweden (Kr). . . | 1990,00' 2082,28] 2174,55] 2269,31 2269,31] 2264,35
Schweiz (Fr). . . . | 1396,51] 1441,38| 1526,17! 1583,53. 1605,97| 1581,03
Spanien (Pes) 1152,11| 1189,51) 1256,85| 13u6,72| 1311,71] 1291,76
Von der Börse. — (6. XII. bis 12. XII. 192.) An der Berliner Effek-
tenbörse begann die Berichtszeit mit Realisationen und entsprechenden
Kursabschwächungen. Abgesehen von dor dauernden Unsicherheit der Wirt-
schaftelage wurde die Stimmung u.a. durch die Beratungen über den
neuen Steuer- und Zwangsanleiheplan, durch das Anwachsen des Noten-
umlaufs um über 110 Milliarden M und die Erwartung einer Geldverteue-
rung beeinflußt. Zur Zurückhaltung gaben besonders auch die Verhand-
lungen der Londoner Vorkonferenz Veranlassung, während die eingehende,
aber im wesentlichen nicht viel Neucs enthaltende Rede des Reichsfinanz-
ministers im Haushaltsausschuß des Reichstags nur verhältnismäßig wenig
Einfluß ausübte. Im weiteren Verlauf des Geschäfts befestigten sich die
Kurse wieder, konnten z. T. sogar, vor allem bei Papieren, die im
Mittelpunkt von Interessenkämpfen stehen, merklich anziehen, trotzdem
die alliierten Ministerpräsidenten ergänzende. Reparationsvorschläge des
Reichskanzlers vorläufig abgelehnt haben und unbefriedigende Nach-
richten aus den Industriebezirken vorlagen. Auch ein Teil der in unserer
rsicht genannten Elektroaktien weist nicht unerhebliche Kurs-
besserungen auf, so die Accumul.-Fabr. um 600%, die Dtsch.-Südamer.
Telegr.-Ges. um 4100%, die Dtsch.-Atlant. Telegr.-Ges. um 3800%, die
Elektr. Liefer.-Ges. um 13009, Felten & Guilleaume Carlew. und Siemens
& Halske je um mehr als 1000°,, während sich für die A.E.G. eine Kurs-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 51.
1619
minderung um letzteren Betrag ergab. —Der Aktienindex (Prozent des
Kurswertes von 1913) der „Ind.- u. Hana SE botrug bei 140 Aktien
durchschnittlich am 8. XII. 4828,2°%, (am 1. . 3874,6) und darunter
bei 11 Elektrizitätsgesellschaften 5033,9% (am 1. XII. 4181,5), die Ver-
zinsung in Prozent des Kurswertes bei 134 Aktien durchschnittlich 0,30%
(am 1. QTI. 0,42) und darunter bei 11 Elektrizitätegesellschaften 0,27%
(am 1. XJI. 0,32).
Höch-
Gesellschaften 11. XII.
Letzte
Dividende
Accumul.-Fabr., Berlin . . . .| 25 20 000 | 19250 | 26 000 |26 000
A. E. G., Berlin. ....... 25 7600 | 6600 | 7600 | 6600
u » Vorz.-A.....[ 6 490 490 500 498
ji » Vorz.-B.. . . .| 10,63 | 1105 990 | 1105 | 1025
Bergmann, Berlin ....... 20 6000 | 5900 | 6000 | 6000
Continent. Ges. Nürnberg . 0 — — — =
i = » Vorz.-A.| 8 2900 | 2900 | 5000 | 5000
Drahtloser Übersee-Verkehr . .| 12 3790 | 3510 | 3800 | 3800
n 5 „ neue A| — 3400 | 3400 | 3790 | 37%
Dtsch.-Atlant. Telegr., Köln 5 8700 | 7525 | 12500 | 12500
„ Niederl. „ a — 4200 | 420 | 6000 | 6000
„ Südam. , „d 5 7400 | 6800 | 11500 | 11600
» Kabelwerke, Berlin . . .| 20 3750 | 3400 | 3750 | 3650
Elektra, Dresden . ...... 10 2600 | 2600 | 2800 | 2800
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 5650 | 4900 | 6200 | 6200
» » » p» München .|15 2490 | 2490 | 3000 | 3000
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin. . .| 16 4075 | 3750 | 5375 | 5375
E. W. Liegnitz . . .. 2... 10 | 2500 | 2200 | 2500 | 2200
E. W. Schleien. ....... 12 4000 | 2650 | 4000 | 3025
Felten & Guilleaumo Carlsw. . .| 25 8500 | 8500 | 10000 | 10000
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 4500 | 4500 | 6400 | 6400
Hackethal, Hannover . . .. . 20 4600 | 4010 | 4600 A
Hamburgische E. W. ..... 12 — | 2700 | 2800 | 2700
Körtings Elektr.-W., Berlin . .| 50 6990 | 6900 | 6990 | 6900
Kraftübertrag., Rheinfelden . .| 0 15 000 | 15 000 | 15 000 —
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M. .| 12 4100 | 3700 | 4100 | 4100
C. Lorenz, Berlin ....... 35 5800 | 5800 | 6500 | 6425
Dr. Paul Meyer, Berlin ... .| 15 3000 | 2300 | 3000 | 2750
Mix & Genest, Berlin ....| 16 5000 | 4400 | 5000 | 4600
Neckarwerke, Eßlingen . . . .| 10 2000 | 2000 | 2000 =
Niederschles. Elektr. u. Straßenb.| 12 = — — —
Oberbayer. Überlandz., München| 9 2400 | 2400 | 3500 | 3100
H. Pöge, Chemnitz ...... 20 5200 | 3500 | 5200 | 4550
= X Vorz.-A. | 7 — 350 500 500
Rhein. El.-A. G., Mannheim. . .| 15 5000 | 3325 | 5000 | 4025
„ ği » Vorz.-Al — 200 200 400 400
M. Schorch & Cie., Rheydt . . .| 25 4600 | 4000 | 4600 | 4500
Sachsenwerk, Dresden . .... 20 5000 | 4100 | 5000 | 4600
Schuckert & Co., Nürnberg . .| 16,7 |10200 |10100 | 10925 |10 925
„Siemens‘‘ El. Betr., Berlin .| 0 1840 | 1600 | 1840 | 1600
Siemens & Halske, Berlin . . .| 20 18 500 | 17 700 | 19700 | 19 700
Stettiner E. W.. ....... 15 4100 | 2650 | 4100 | 4000
Teleph.-F. Berliner, Hannover .| 20 4200 | 4100 | 4600 | 4600
Fabr. isol. Drähte (Vogel), Berlin] 35 4980 | 4500 | 4990 | 4990
Voigt & Haeffner. . . 20 4350 | 4350 | 4550 | 4550
A orz.-A. 20 2750 | 2750 | 3200 | 3200
Hartmann & Braun . | Frank- | 25 — 5 800 | 5800 —
Emag. Elektr.-A.G. . furt 22 3199 | 3100 | 3199 | 3100
Main Kraftw., Höchst a. M. 10 1200 | 1200 | 1500 | 1500
Heddernh. Kupferw. u.
Südd. Kabelwerke. . 20 6000 | 5525 | 6000 | 5900
WARENMARKT.
Elektrotechnische Erzeugnisse. — Laut Mitteilung der Preis-
stelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen
Industrie sind die Preise mit Gültigkeit vom 15. bis 21. XII. durchschnitt -
lich um 5 bis 10% erhöht worden. Glühlampen blieben unverändert.
Für Transformatoren- usw. Öl beträgt der Nettomindestpreis 1000 M/kg
ohne Faß.
Elektrische Heiz- und Kochapparate. — Die Vereinigung
der Fabrikanten dieser Artikel in Charlottenburg hat ab 12. XII. den Multi-
plikator für Bügeleisen und Zuleitungen von 30 auf 38, für die übrigen
Apparate von 30 auf 34 erhöht. Die geänderten Grundpreise für Zulei-
tungen sind bei ihr zu erfragen,
Isolierrohre. — Die Verkaufsstelle vereinigter Isolierrohr-Fabri-
kanten G. m. b. H., Berlin, hat für Lieferungen ab 12. XII. zur Preisliste
vom 8. IX. den Grundpreis von Bleirohr (11 mm) auf 180 M/100 m fest-
gesetzt und an Stelle der bisherigen Aufschläge Multiplikatoren ein-
geführt, die für Bleirohr, lackierte, farbige Galvano- und Gelblack-
rohre nebst Zubehör 250, für Messingrohr mit Zubehör 350, für Stahl-
panzerrohr und Zubehör 480 und für schwarzes Papierrohr 300 be-
tragen.
1520
Verbrennungskraftmaschinen. — Der Motorenverband, Berlin,
hat die Teuerungszuschläge zu den Grundpreisen von 1921 ab 16. XII. für
Dieselmotoren (ortsfeste und Schiffsmaschinen) auf 11 500%, für alle
übrigen Verbrennungskraftmaschinen und ihre Anwendungen auf 12 200%
hinaufgeset.zt.
Kohle. — Deutsch-Oberschlesien hat im November 0,775
Mill. t Steinkohle an 24 Arbeitstagen gefördert (0,813 an 26 Arbeitstagen
i. Vm.); die arbeitstägliche Förderung betrug 32 307 t (31 257 i. Vm.). —
In den letzten fünf Monaten hat Deutschland nach den bisher vorliegen-
den Angaben insgesamt 10,369 Mill. t Kohle im Wert von 237,414 Mill.
Gldm eingeführt, u. zw. im Juli 2,395 Mill. t (51,008 Mill. Gldm), August
2,386 Mill. t (48,772 Mill. Gldm), September 2,385 Mill. t (50,728 Mill. Gldm),
Oktober 2,232 Mill. t (61,374 Mill Gldm) und November (unvollständig)
0,971 Mill. t (25,562 Mill. Gldm). Die Ausfuhr Deutschlands betrug im
Oktober, abgesehen von der Beparationslieferung (1,5 Mill. t) nur 0,204
Mill. t. — Gute englische FRettförderkohle kostet etwa 24s/ton frei Ham-
burg.
Erze. — Aus Frankreich werden folgende Preise gemeldet: Eison-
erz von Briey 15 Fr ab Mine; Hämatiteisonstein aus den Ostpyrenäen
32 Fr/t ab Abgangsstation.
Eisen. — Für das 3. Monatsdrittel des Dezember stellen sich die Preise
für Roheisen auf Grund der Kursklausel wie folgt: Hämatit 182 343 M,
(ießeroiroheisen I 160 328 M, dsgl. III 160 258 M, dsgl. luxemburger Qualität
153 201 M, kupferarmes Stahleisen 181 575 M, dsgl. siegerländer Qualität
180 575 M, Spiegeleisen (8 bis 10%, Mn) 189535 M, Temperroheisen 178 861
M, Ferrosilizium (10°45) 218375 M/t bei den bekannten Frachtgrundlagen.
— Die Richtpreise des Stahlbundes vom 6. XII. für Walzeisen wur-
den nicht geändert. — Der Westdeutsche Eisenhändlerverband
hat seine Lagerpreise in beiden Qualitäten ab 6. XII. wie folgt festgesetzt:
Stabeisen 38000 M (S.-M.-Qualität 41 200), Universaleisen 41100 M
(44 500), Bandeisen 45000 M (48400), Grobbleche 42 700 M (46 300),
Mittelbleche 44 SUO M (48 600), Formeisen 37 700 M/100 kg (40 700).
Schrott. — Am 12. XII. wurden für Kernschrott 145 000 M, für
Späne 115000 M/t, beides frei Essen, und für Maschinengußbruch
155 000 M/t frei Berlin notiert.
Kupfer. — Kupferblech kostet in London rd 96 £/ton und Kupfer-
draht 10,25 d/lb. — Im September haben die V. S. Amerika folgende
Mengen exportiert: nach Deutschland 6700 t, Frankreich 4900 t, Eng-
land 3900 t, Belgien und Italien je 2100 t, China 800 t, Schweden 606 t.
Holland 567 t, Spanien 211t, Japan 200 t und nach anderen Ländern 618 t.
Die „Frankf. Ztg.‘‘ verzeichnet das Gerücht, daß die Annaconda Co. die
Chile Kupfer Co. (Guggenheim-Gruppe) gekauft oder deren Kontrolle
übernommen habe.
Edelmetalle. — Im Berliner Freiverkehr wurden am 12. XII. Gold
(fein) mit 5500 bis 5550 M/g, Silber (fein) mit 165 000 bis 170 000 M/kg
und Platin mit 24000 M/g notiert.
Dach- und Isolierpappe. — Seit dem 1. XII. betragen dıe Preise
des Verbandes Deutscher Dachpappenfabrikanten für Dachpappe mit
80 er Rohpappeneinlage 890 M, mit 100 er Einlage 730 M, mit 150 er Ein-
lage 490 M, mit 200 er Einlage 400 M/m? und für Isolierpappe mit 80 er
Einlage 1290 M, mit 100er Einlage 1090 M, mit 125er Einlage 890 M/m?
bei waggonweisem Bezug, auf den Verladebahnhof des Verkäufers geliefert,
netto gegen sofortige Barzahlung.
Schellack. — T. N. Orange wird mit 13500 M/kg angeboten.
Paraffin. — Weißes amerikanisches Tafelparaffin wurde am Ham-
burger Paraffin- und Wachsmarkt in den letzten Tagen mit rd 650 M/kg
unverzollt gehandelt.
Teer und Teererzeugnisse. — Destillierter Steinkohlenteer
wird mit rd 18 000 M/100 kg netto angeboten. Steinkohlenteerhart-
pech, springhart und hochglänzend, bewegt sich in einer Preislage von
19000 bis 20 000 M/100 kg netto, Braunkohlenteerhartpech kostet
etwa 12000 M/100 kg netto.
Benzin. — Leichtbenzin bedingt einen Preis von rd 950 M, Mittel-
benzin einen solchen von rd 900 M und Schwerbenzin etwa 835 M/kg ver-
zollt ab Lager.
Sauerstoff und Wasserstoff. — Die Werke fordern ab 1. XII.
bei Lieferung unter Abschluß in Eigenflaschen 630 M in Leihflaschen
670 M, außer Abschluß entsprechend 635 M bzw. 675 M/m? frei Bahnstation
der Erzeugeorstelle.
Azetylen. — Der Preis für gelöstes Azetylen beträgt seit dem 6. XII.
in Leihflaschen 3350 M und in Eigenflaschen 3040 M/m’ frei Erzeugerstelle.
Öle und Fette. — Die Dollarpreise für Schmieröle haben sich in
den letzten Tagen nicht geändert. Der Zoll für Mineralölo beträgt bis
19. XII. 214,18 M/kg. Rein mineralisches Gasöl wird zu 150 M/kg ver-
zollt angeboten. Yaraffintreiböl kostet in Kesselwagen 175 bis 180
M/kg ab Versandstation und Braunkohlenteeröl für Dieselmotoren
172 M/kg unter gleichen Bedingungen. Steinkohlenteeröl wird zu
190M/kg netto verkauft.— Aus Holland meldet man Leinöl zu 41,121, Gld je
100 kg; am Hamburger Warenmarkt werden etwa 1515 M/kg verlangt.
— Rizinusöl 1. Pressung stellt sich auf etwa 1825 M und Ware 2. Pressung
auf 1795 M/kg. — In New York notierte Terpentinöl am 12. XII.
140 cts/Gallone; am deutschen Großmarkt werden für amerikanische
Ware etwa 4900 M und für französische etwa 4800 M/kg gezahlt.
Altmetalle. — Am 12. XII. wurden am Berliner Markt folgende
Preise gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handolsüblich, 2100 bis 2150 M;
unverzinntes Schwerkupfer, tiegelrecht, 2025 bis 2075 M; Maschinenrot-
guß, handelsüblich und tiegelrecht, 1600 bis 1650 M; Messingzünder, pulver-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 51.
. 1900 bis 1950 M; reine, weiche‘ Messingblechabfälle 1800 bis 1850 M.
. Elektrolytkupfernotiz bzw. die Kommission des Berliner Metallbörsen.
Lieferung und Bezahlung) lauten in M/kg:
21. Dezember 19%8,
und eisenfrei, 1350 bis 1400 M; Messingkartuschen, pulver- und eisenir...
Schwermessing, handelsüblich, 1250 bis 1300 M; Messingschraubenspin
handelsüblich, 1325 bis 1375 M; altes Weichblei 725 bis 750 M; Zinkzünder.
legierungen 1075 bis 1125 M; Altzink, handelsüblich, 925 bis 975 M; Rein.
aluminiumblechabfälle (98/99%) 2600 bis 2700 M/kg in geschlossen«,
Quantitäten und Wagenladungen.
Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsch-
vorstandes (letztere verstehen sich ab Lager in Deutschland für promp-
Metall | 14. XH. | 13. XII. 11. XIL
Elektrolytkupfer (wire bars),
prompt, cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam . . . . 2... 2434 2574 2717
Originalhüttenrohzink {Preis
des Zinkhüttenverb.), nom. . .| 1463,75 1533,28 1512,58
Raffinadekupfer 99/99,3% .| 2125—2200 | 2150-2250 | 2300-240)
Originalhüttenweichblei . 875—925 900 — 950 950—1000
Originalhüttenrohzink, Preis im
freien Verkehr... .... 1350 - 1425 | 1450—1500 | 1475—1523;
Plattenzink (remelted) von han-
delsüblicher Beschaffenheit . .| 1100—1200 | 1150—1250 | 1200-13
OriginalhüttenaJuminium
98/99% in Blöcken, Walz- oder
Drabtbarren ... 2.2.0. 3040 3219 | 8H
dgl. in Walz- oder Drahtbarren
ER E E E T 3064 3243 3333
Zinn, Banka, Straits, Austral. in
Verkäuferswahl .... . . „| 6300 - 6400 | 6550— 6650 !' 7000-71
Hüttenzinn, mindestens 99% . .| 6250—6350 | 6475—6575 | 690-700
Reinnickel 98/99% .. . . .| 4450—4500 | 4650—4700 | 4700-480
Antimon- Regulus ...... 825—875 850 — 900 900— %50
Silber in Barren rd 900 fein für
lkgfen...... a 145000 157500 170000
bis 150000 | bis 162500 | bis 1750%
An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal“ am
8. XII. 1922 für 1 ton (1016) kg notiert:
| £ 8s d £ s dì
*Kupfer: best selected. ...... ; 65 10 O0 bis 67 V '!
0 electrolytic . . 2. 2.22 .. 69 10 0O „ 00%
PR wire bars . 2 2 2 2 2 2 2 0. 000. -=---
Bo standard Kasse. . . .... 62 10 0, 8 2.
“ch u 3 Monate ..... 68 2 6 „ 63 5
Zinn: standard, Kasse .. . .. 2 2... 180 15 O0 „ 181 0
” N 3 Monate. . . . 2.2... 181 15 0 „12 u"
a Strati ai nn a er e o a . 182 5 O0 „ 122"
Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 26 00, 2% ģ ti
» gew. engl. Blockblei ....... I 5 0 „n — --
Zink: gew. Sorten . . 2.222.200. 350,955,
» remelted s aor near re 35 10 0 en
j engl. Swansea . 2... 2.2 02.. 39 10 0 lieferbar Swansa ı
Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . . 27 £:'29 f 108. BE
Aluminium: 98 bis 99% .. sses. N £10s (In- und Ausland!
Nickel: 98 bis 99% garantiert... . . 130 £ (In- und Ausland). |
Wismut: je lbe .. 2.222220. .. 108.
Platin: nominal je Unze . . .. 2...» 22 £.
Quecksilber: nom. für die 75 Ibs.-Flasche 12 £5 ».
Wolfram: 65% je Einheit nominal . . . 12 8 6d/13 s.
In New York notierten am 14. XII. 1922: Elektrolytkupfer loco 14.0.
bis 14,25; Eisen 27,10; Blei 7,12; Zink 7,20; Zinn 37,62 cts/lb.
*) Netto.
Bezugsquellenverzeichnis,
(Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nich:
berücksichtigt werden.)
Frage 62. Welche Firma befaßt sich mit der Wiederber ,
stellung unbrauchbar gewordener Glühlampen?
Berichtigung.
Im VII. Abschnitt der Arbeit von Emde über den mittlere:
Drehschub (Heft 48, S. 1434) sind beim Druck in zwei Gleichungt:
in sinnstörender Weise vier Unterklammerungen weggeblieben. 1:
beiden Gleichungen vor und hinter Gl. (®) sollen heißen:
v.i=-VvV.ıi=-1t
(J. Pe tnin iti iE nrt ii |
Abschluß des Heftes: 16. Dezember 1922.
|
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag von Julius Springer ir Berlin.
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
Inhalt: An unsere Mitglieder! 1521. 1531. [Strom- und Spannungsdiagramme von Syn- trage“ von J. Biermanns (Schluß).
Über die Organisation des Zählerwesens bel chronmotoren für asynchronen Anlauf. kanntgabe, Pr e-
großen Elektrizitätswerken. Von M. Kutzner. Beleuchtung und Heizung. 1531. Persönliches. 1538. W. Strelow, — A. Aichele t.
1521. i Lichttechnische Gesellschaft (Südwestgruppe der — A. Utzinger t.
Die Wheatstone - Kirchhoffsche Brücke Im | De ano gehe htungstechnischen Gesellschaft) Briefe an die Schriftleltung. 1539. Das Wech-
Ortsgruppe Karlsruhe. selfeld von Fahrleitungen. Von A. Wiedemann
Unterricht dea Starkstrom-Elektroingenleurs. Von | gen. As V €
J Teichmüller. 1626 grense, Ansstollüngen. 382 Kon u. Halbertsma. — Die Versicherung gegen
; ; A ‚ e 032. Masc ‘ange ae. ; M r T F
Jahresversammlung der schwedischen und der | Verschiedenes. 1532 Jubiläum Preise ar N nlsnnde a ra, eu ` ye Re
norwegischen Vereinigung der Elektrizitätswerke der Patentschriften. u.E.Nesper. — Zur Theorie der Stromwendung.
1922. 1528, Energliewir tschaft. 153. Zur Elek- Von W. Weiler
zun Raumbehelzung. trizitätsversorgung Dänemarks. — Aus der schwe- 3 z
ao NEOS NOATE ala PARSO | ahoa Eiektrizitätswirtachaft, — Die Kirner u. Sora _ RED DOC HEHE R N. ala. a
od. | rE š l 3arbotz, Betriebskosten und Orgaņisation im
; Steinkohle als Wärmekraftquelle für die Elektri i atir ` -
Statistik der Vereinigung der Elektrizitäts- zitätsversorgung der südlichen Rheinprovinz Baumaschinenwesen, — Eingänge, 1541
werke für die Betriebsjahre 1918 und 1920. Von | Verelnsnachrichten. E.V. 1533. Nachtrag zum Geschäftliche Mitteilungen, 1542.
L. Rosenbaum. 1530. Sitzungsbericht vom 21. III. 1822, Diskussion zum Warenmarkt. 1543.
Rundschau. Elektromaschinenbau. Vortrag ‚Der heutige Stand der Überspannungs- Bezugsquellenverzeichnis. 1544.
HEFT 52 (1521—1544) BERLIN, DEN 28 DEZEMBER 1922 43. JAHRG.
imit al IL If „LI: ulm i M f | IM LEER
IN
2 METALLGEHAUSE
FUR POST- U, HAÄUSVERKEHR
) TELEPHON-FABRIK A.G,
VORM, JI BERLINER . PA
Mi ANNOVER
u HEIM e
DEN
FERNSPRETCH-APPARATE
KALKULAGRAPHEN
KABEL u. DRAHTE
ZEITSTEMPEL
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mE Des Neujahrsfestes wegen muß der Anzeigenteil für Heft 1 am Sonnabend, den 30. d.' Mts., vorm. 8 Uhr, geschlossen werden.
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ui Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52 28. Dezember 1922.
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finden durch die
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Bestellungen auf das Jahresinhaltsverzeichnis der „ETZ“ 1922
Erfahrungsgemäß lassen viele Abonnenten der „Elektroteohnischen Zeitschrift“ schon seit Jahren den
abgeschlossenen Jahrgang nicht mehr binden und legen daher auch keinen Wert darauf, das
JAHRESINHALTSVERZEICHNIS
zu erhalten. Bei dem erheblichen Umfang des Inhaltsverzeichnisses könnte der Verlag der
„ETZ“ nicht unerhebliche Ersparnisse erzielen, wenn er nur so viele Exemplare des Inhalts-
verzeichnisses druckt, als dem tatsächlichen Bedarf entsprechen.
Diejenigen Abonnenten, die das Jahresinhaltsverzeichnis zu erhalten
wünschen, werden daher gebeten, dies sofort mitzuteilen an die
Verlagsbuchhandlung Julius Springer, Berlin W 9, Linkstr. 28724
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1521
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik) | o
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894.
Schriftleitung: E.C.Zehme, Dr. F. Meißner. K. Perlewitz (beurlaubt). — Verlag von Julius Springer. — Berlin W9, Linkstraße 23/24.
Berlin, 28. Dezember 1922.
43. Jahrgang. ‘ Heft 52.
An unsere Mitglieder!
. Die direkt an den Verband zu leistende Nachzahlung für persönliche Mitglieder für 1922 beträgt 300 M, für
korporative Mitglieder das Dreifache der ersten Nachzahlung. Der an die Vereine zu zahlende Mitgliedsbeitrag für die
beiden erstenVierteljahre 1923 für persönliche Mitglieder beträgt zusammen 1000 M, für korporative Mitglieder nach
besonderer Staffelung entsprechend der Arbeiter- und Angestelltenzahl, worüber die einzelnen Vereine Auskunft er-
teilen. Einsendung der Beiträge ist umgehend erforderlich, da sonst die Lieferung der „ETZ“ ab I. Januar 1923 ein-
gestellt wird.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Über die Organisation des Zählerwesens bei großen Elektrizitätswerken.
| Von M. Kutzner, Neusalza-Spremberg. Í
Übersicht. Es wird eine Organisation zur Überwachung von
30000 Zählern beschrieben und gezeigt, daß selbst die Überwachung
der Zähler bei größten Elektrizitätswerken genau so sicher geschehen
kann, wie bei kleineren Werken und keine Schwierigkeiten bereitet,
wenn das ganze Zählerwesen des Unternehmens von einer Stelle aus
geleitet und zweckmäßig organisiert wird.
‚ Jeder Zählerfachmann, welcher Gelegenheit hat, einen Einblick
in die Organisation der Zählerverwaltung und Überwachung bei
verschiedenen Elektrizitätswerken zu erhalten, weiß, daß auf diesem
Gebiete noch viel zu wünschen übrig bleibt. Dies gilt nicht nur
für kleine Werke, sondern auch für große. Während bei kleinen
Werken und mittleren städtischen Elektrizitätswerken die Über-
wachung und Verwaltung der Zähler in organisatorischer Hinsicht
keine größeren Schwierigkeiten bietet, gestalten sich dieselben bei
ausgedehnten Überlandzentralen oft sehr unübersichtlich.
Es soll nun im folgenden eine Organisation beschrieben werden,
welche vom Verfasser in mehr als zehnjähriger Arbeit bei einem
Überlandwerk entwickelt wurde, welche etwa 30000 Apparate zu
unterhalten hat. Diese Organisation ist nicht als etwas Fertiges
zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach eingeführt worden, sondern
wurde seit dem Jahre 1908 von Jahr zu Jahr weiter entwickelt und
ausgebaut. Erst die letzten 3 Jahre brachten einen gewissen Still-
stand im Ausbau der Organisation, so daß ihre Entwickelung nun
als im großen ganzen abgeschlossen gelten kann.
Zur Bearbeitung aller Angelegenheiten, welche Zähler und
ähnliche Apparate betreffen, wurde eine besondere „Zählerabtei-
lung” gegründet. Diese hat die erforderlichen Zähler zu be-
schaffen, zu verteilen, zu verwalten und zu überwachen. Der Leiter
der Zählerabteilung ist der Direktion für den Betrieb seiner Abtei-
lung, insbesondere für den Zustand der Zähler voll verantwortlich.
Zu seiner Unterstützung in technischen Arbeiten hat er einen
Zählerrevisor für Verwaltungsarbeiten und Führung der Kartothek
sowie des Zählerlagers einen Bureaugehilfen zur Verfügung.
Ferner sind 6 Eicher, 1 Mechaniker, 2 Lehrlinge und 1 Arbeiter vor-
handen. Es werden sämtliche Reparaturen in der eigenen Werk-
statt ausgeführt und in derselben billiger und vor allen Dingen viel
schneller erledigt, als wenn die Reparaturen der Fabrik überwiesen
werden, wie dies in den ersten Jahren geschah.
Die technischen Einrichtungen dieser Zählerabteilung sollen
hier nicht beschrieben werden; dies sei einem späteren Aufsatz
vorbehalten, Hier soll nur die Organisation beschrieben werden,
welche zur Instandhaltung und ständigen Überwachung der 30 000
Apparate dient.
Die Grundlage für die ganze Organisation der Zählerabteilung
bildet die Kartothek. Diese besteht aus 3 Schränken mit zusammen
74 Kartenkästen. Eine leere Karte der Kartothek für Zähler zeigt
Abb. 1. Mit Hilfe der Kartothek gestaltet sich die Zählerüber-
wachung folgendermaßen: Werden neue Zähler bestellt, so werden
sofort bei Abgang der Bestellung soviel leere Karten abgezählt, als
Zähler bestellt sind. Diese Karten werden mit Angabe der Zähler-
type, Spannung, Stromstärke, Datum der Bestellung und überhaupt
mit allen Angaben versehen, welch6 schon bei der Bestellung ge-
macht werden können. Da die Zähler der gebräuchlichsten Typen
immer in größerer Anzahl bestellt werden, so erfolgt das Ausfüllen
der Karten meist durch Stempel. Die so vorbereiteten Karten wer-
den nun in den ersten Kasten der Kartothek eingestellt. Dieser
trägt die Aufschrift „Bestellt“. In diesem Kasten sind die Karten
der einzelnen Bestellungen nach dem Datum der Bestellung geord-
net. Die zu jeder Bestellung gehörenden Karten eind von den an-
deren Bestellungen durch zwischengelegte kleine Holzplatten gut
siehtbar getrennt. Der Kasten gewährt also in jedem Augenblick
eine leichte und vollständige Übersicht über die von der Fabrik noch
zu liefernden Zähler.
Werden von der Fabrik Zähler geliefert, so wird die Sendung
zunächst genau mit dem Packzettel verglichen und auf dem Pack-
zettel die Richtigkeit der Lieferung, sowie der Tag des Einganges
der Sendung vermerkt, Es werden dann aus dem Kasten „Bestellt“
soviel Karten von der in Frage kommenden Bestellung fort-
genommen, als Zähler geliefert sind. Diese Karten werden nun —
meist durch Stempel — mit dem Datum der Anlieferung und den
Zählernummern versehen und kommen dann in den nächsten Kasten,
welcher die. Aufschrift „noch nicht berechnet” trägt. In diesem
Kasten bleiben die Karten durch zwischengelegte Holzplättchen
nach den einzelnen Lieferungen getrennt stehen bis die Rechnung
eintrifft. Die eingehenden Rechnungen werden zunächst auf die
Richtigkeit der Preise und wenn nichts zu beanstanden ist, mit
Hilfe der zu der betreffenden Sendung gehörenden Karten aus dem
Kasten für noch nicht berechnete Zähler auf Richtigkeit der Liefe-
rung geprüft. Darnach werden die Karten mit den Daten.der Be-
rechnung und Verbuchung und den Angaben über Preis des Zählers,
sowie den Kosten für Fracht und Verpackung versehen, Die Rech-
nungen werden nun als richtig bescheinigt und an die kaufmännische
Abteilung weitergegeben. Sollten die Rechnungen aber beanstandet
worden sein, so bleiben die Karten solange in dem Kasten für noch
nicht berechnete Zähler, bis die Rechnung von der Fabrik richtig-
gestellt ist. u ' i Ä
Alle Karten werden außer mit der Fabriknummer noch mit einer
besonderen „Eigentumsnummer”“ versehen. Diese Eigentums-
nummern, welche fortlaufend geführt werden, ermöglichen bei der
Inventur eine Kontrolle darüber, ob keine Kartader Zählerkartothek
verlorengegangen ist. Wäre letzteres der Fall, so würde bei Ord-
nung der Karten nach Eigentumsnummern eine Nummer in der fort-
laufenden Reihe fehlen. Weiter sind diese Eigentumsnummern des-
wegen nötig, weil bei Bezug von Zählern von mehreren Fabriken
leicht eine Fabriknummer doppelt vorhanden sein könnte. Jeder
Zähler erhält auf einem Schild die gleiche Eigentumsnummer,
welche auf seiner Karte steht.
Wird bei der Inventur das Fehlen einer Karte bemerkt, muß
man die fehlende Karte genau feststellen und ersetzen können. Zu
diesem Zwecke wird jeder Zähler außer in die Kartothek noch in
einem besonderen Zählerkataster eingetragen, Mit Hilfe dieses
x °
-
-mr r =æ ʻ.» č
1522
Vorderseite.
Eigentums-Nr. Fabrik-Nr.
Angeliefert den berechnet den
Bestellt am -> Bestell-Nr.
Aufgestellt am Name des Abnehmers |
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52.
Type
_ verbucht den
28. Dezember 192%.
Amp Volt
Wert des Zählers M
Fracht u. Verpackung „
Sa. M
Entfernt:
am: weil:
Wohnung
| Zähler kam zur Reparatur
_ Zähler ging an die Fabrik zurück
Eichungsbericht umstehend.
Rückseite. |
Das Eichungs - Bericht.
Alte Eichung Neue Eichung
T I O E EE, E E EE Bemerkungen Geprüft durch
5 | W% 50% | 1
Abb. 1.
Katasters ist es leicht möglich, für jede Eigentumsnummer die zu-
gehörige Fabriknummer zu finden und umgekehrt. Auch kann nach
den Angaben des Katasters eine verlorengegangene Karte leicht
wieder ersetzt werden.
Die fertig ausgefüllten Karten gelangen nun in den nächsten
Kasten mit der Aufschrift „Hauptlager”. In diesem sind die Karten
nach Zählertype, Stromstärke und Spannung geordnet. Die ein-
zelnen Typen sind durch Leitkarten voneinander getrennt. Man
kann mithin jederzeit den Bestand des Hauptlagers leicht übersehen.
Die von den Unterbureaus (Bezirksmonteuren) benötigten
Zähler werden diesen auf Bestellung per Bahn zugestellt, jeder Sen-
dung wird ein Packzettel beigefügt, dessen Kopie in dem Ausgangs-
buch verbleibt. Am Anfang einer jeden Woche werden die in der
vorhergehenden Woche eingetragenen Zählerausgänge in der Weise
bearbeitet, daß an Hand der Packzettelkopien im Ausgangsbuch die
zu den einzelnen Sendungen gehörenden Karten aus dem Kasten
„Hauptlager” herausgenommen und in die Kästen für die „Unter-
lager“ eingestellt werden. Die einzelnen Posten im Ausgangsbuch
werden sodann durch Stempelaufdruck als erledigt bezeichnet. Die
Karten für die einzelnen Unterlager sind in diesen Kästen durch
Holzplättchen und Leitkarten übersichtlich getrennt. Die Karten
jeden Unterlagers sind unter sich nur in zwei Gruppen: „Zähler“ und
„Strombegrenzer“ durch Leitkarten geordnet. Jede Gruppe ist dann
nochmals nach Eigentumsnummern geordnet. Eine Ordnung nach
Zählertypen ist nicht erforderlich, weil dio Unterlager nur geringe
Mengen Zähler auf Lager haben und diese daher leicht zu über-
sehen sind.
Die Herausgabe der Zähler und Strombegrenzer für die Ab-
nehmer erfolgt ausschließlich durch die Bezirksmonteure. Der
Nachweis über den Verbleib der Apparate, welche bei Abnehmern
angebracht wurden oder über die Herkunft der Apparate, welche von
den Abnehmern zurückgekommen sind, erfolgt durch Formulare
nach Abb. 2. Die Formulare sind für jede In- und Außerbetrieb-
setzung einzureichen, u. zw. auch dann, wenn nicht die ganze An-
lage, sondern nur Teile davon außer Betrieb gesetzt werden und
ebenso bei Erweiterung bestehender Anlagen. Auch wenn in der
Person oder Firma des Abnehmers Änderungen eintreten, ist dieses
Formular von dem Bezirksmonteur einzureichen. Die Einsendung
der Formulare erfolgt am Schlusse jeder Woche an die Zähler-
abteilung. Hier werden die Berichte bearbeitet und daraufhin kon- |
trolliert, ob in der Reihenfolge der mit fortlaufenden Nummern ver-
sehenen Berichte keine Nummer fehlt. Dadurch wird erreicht, daß
nicht etwa eine Anlage in Betrieb gesetzt wird, von welcher die
Zähler- oder Stromberechnungsabteilung nichts erfährt, weil der
Bericht vielleicht. verlorengegangen ist.
Die Bearbeitung dieser In- und Anußerbetriebsetzungsberichte
erfolgt in der Art, daß zunächst die Berichte bearbeitet werden,
welche Außer betriebsetzungen anzeigen. Die zu den außer Be-
trieb gesetzten Zählern gehörigen Karten werden aus den ent-
eprechenden Kästen der Kartothek herausgenommen, mit dem
Datum und Grund der Demontage versehen und sodann in die
Karten des Unterlagers eingeordnet, welches die Berichte einge-
reicht hat. Sodann werden die Berichte bearbeitet, welche die In-
betriebsetzung von Zählern melden. Die zu diesen Zählern
gehörigen Karten werden aus den Karten des betreffenden Unter-
lagers herausgenommen und mit dem Datum der Montage, sowie
Name, W ohnort und Wohnung des Abnehmers versehen. Für jede
dieser Karten wird dann ein sogenannter „Prüfbericht” (Abb. 3)
ausgeschrieben. Die Karten werden sodann in einen Kasten mit der
Aufschrift „Kontrolle“ nach Ortschaften und Eigentumsnummern
geordnet eingestellt. Sodann werden die Berichte bearbeitet, welche
die Übernahme von Anlagen durch andere Abnehmer melden. Diese
Bearbeitung geschieht dadurch, daß auf der zu dem Zähler gehören-
den Karte der neue Abnehmer und das Datum der Umschreibung
eingetragen wird. Zum Schluß werden die Berichte bearbeitet,
welche nur eine Erweiterung oder Verringerung bereits bestehender
Anlagen melden, ohne daß Zähler in oder außer Betrieb gekommen
sind. Diese Berichte werden nur mit der Kartothek verglichen, ob
die in den Berichten genannten Zähler wirklich für die betreffenden
Abnehmer eingetragen sind und ob die Zähler dem Umfang der
Anlage noch entsprechen. Ist dies nicht der Fall, so wird die Diffe-
renz aufgeklärt und die Karten gegebenenfalls berichtigt, bzw. die
Zähler ausgewechselt.
Die Zählerabteilung gibt die bearbeiteten und kontrollierten
Berichte an die Stromberechnungs-Abteilung, diese an die technische
Abteilung weiter, wobei jede Abteilung ihren Erledigungsvermerk
mit dem zugehörigen Datum einträgt. Erst dann gelangen die Be-
richte in die für die einzelnen Abnehmer bestehenden Aktenstücke.
Um nun den Bestand der Unterlager nachprüfen zu können,
haben die Bezirksmonteure gleichzeitig mit den Inbetriebsetzung--
berichten der letzten Woche im Monat einen „Zählerbericht“
(Abb. 4) einzusenden. Auf diesem sind sämtliche auf Unterlagern
befindlichen Zähler undStrombegrenzer nach Nummern einzutrageo
Diese Liste wird in der Zählerabteilung mit den Karten des be-
treffenden Unterlagers verglichen. Hierbei sich etwa ergebende
Differenzen müssen durch die Bezirksmonteure sofort aufgeklärt
werden. Die Zählerberichte dienen, wie aus dem Vordrück ersicht-
lich, außerdem noch anderen Zwecken, so z. B. der Bestellung von
Zählern, Angabe der reparaturbedürftigen Apparate, welche siel
auf Lager befinden usw.
Die neu angebrachten Zähler oder Strombegrenzer werden nu!
von den Eichern daraufhin geprüft, ob sie ordnungsmäßig montiert
und richtig geschaltet sind, sowie ob sie richtig gehen. Die Strom-
begrenzer werden gemäls dem Verbrauch der von den Abnehmen
angemeldeten Anschlußwerte mit Hilfe der angeschlossenen Lampe!
und eines zum Zählerprüfgerät gehörenden Widerstandes ein-
gestellt. Sind die Apparate in Ordnung, so werden die Schutzkappen
der Anschlußklemmen plombiert und die Ergebnisse der Prüfun:
in die schon erwähnten Prüfberichte eingetragen. Diese Pruf-
berichte werden den Eichern jeden Monat in den ersten Tagen {ur
alle in ihren Bezirken neu angeschlossenen Apparate zugestellt ur?
müssen von denselben in der ihnen vorgeschriebenen Reihenfois-
in den einzelnen Ortschaften ihrer Bezirke erledigt werden. Di:
erledigten Prüfberichte sind ausgefüllt am Schlusse jeder Woche
28. Dezember 1928. Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 1588
Vorderseite, | Neuanlage —
la- e 5 Erweiterung
ier-Betriebsetzungsbericht Nr. 1099 = ee
Zähler- Auswechslung
Bisheriger Tarif: Nachfolger: <
Name: o e a ea tens E eae:
B Bisheriger Abnehmer: a . ney
IAD OTa E EPERE AEE E PE EEE EEEE TAE S E A EEE EN s Hausanschluß: vorbanden
cz Be Alte Anlage: —TQuerschnitt.......................... qmm
Ort ESTILI ae Sicherungß....... . .................. Amp
Pauschalbetrag für:
Straße: NDS) en Lampen, davon ......... Lampen gleichzeitig brennend.
Angeschlossen sind:
Apparate Motore zusammen
Watt e Anzahl | PS | für Antrieb von Lampeh' Appa- anotore | Watt
Eingebauter Zähler:
Beuemuueunueneen ren.
für >... Amp... x E Volt ffür....<......
Anfangsstand: Anfangestand:
BENERE
Ausgebauter Zähler:
Endstand:
0
i `
br ei, |
Ausgebauter Zähler:
E E
Endstand:
Rückseite.
Eingebauter Zähler:
II II |
i tea Niani
.......><....... Volt f Ausgebauter Strombegrenzer:
Anfangsstand: e SA
emesen
Anlage geprüft
am ........ PANS E T
QUECh aeaa ER
Ausgebauter Zähler : In l
NE oauan . Außer Betrieb gesetzt
Endstand; BI ee ae
AUECh ee
Betriebsburean:
Zur Eintragung an:
®
Zähler-
Abteilung
Anschluß-
Zeichnungs- [
Buch Nachweis
Strom- Zähler-Buch i
Abteilung Zu den Akten
Ce e e e a a
“oH OA a EE
Bemerkungen:
ea a en mn a
Te TE ET TE Ten nn ne rer en nn nen
“rn tumen nee menu n en nme ne m ET TE En a a Ta ne mn mn nenn nme nenne
nn [in nn ne En TE men en nen nn ea a er meer nee nn nnmnen
Abb. 2.
an die Zählerabteilung einzusenden. Der Inhalt der Prüfberichte
wird nun in die aus dem Kasten „Kontrolle“ entnommenen Karten
eingetragen. Nun erst gelangen die Karten in die Kästen, welche
die Karten für die bei den Abnehmern angebrachten Apparate ent-
halten. Melden die Eicher, daß sie sämtliche Prüfberichte erledigt
hätten, so darf auch in dem Kasten „Kontrolle“ keine Karte mehr
enthalten sein. Ist dies doch der Fall, so haben die Eicher Zähler
ausgelassen und müssen die noch nicht geprüften Apparate nach-
träglich untersuchen. Sie könnten auch einzelne Zettel verloren
und aus diesem Grunde die Prüfung unterlassen haben. Dann wer-
den ihnen einfach an Hand der Karten neue Prüfberichte ausge-
schrieben. Über solche Apparate, welche nicht in Ordnung befun-
den wurden, werden trotzdem die Prüfberichte ausgefüllt und mit
entsprechenden Vermerken versehen. Dem zuständigen Bezirks-
monteur wird dann die sofortige Beseitigung gefundener Mängel
resp. Auswechselung der beanstandeten Apparate aufgegeben und
für die betreffenden Karten, nachdem sie aus dem Kasten „Kon-
trolle” herausgenommen sind, neue Prüfberichte zur Erledigung im
nächsten Monat ausgeschrieben. Die Prüfberichte werden in der
Reihenfolge, in welcher ihr Inhalt in die Kartothek eingetragen
wurde, mit fortlaufenden Nummern versehen. Die gleiche Nummer
erhält auch die Karte an der hierfür bestimmten Stelle. Nach Er-
ledigung der Prüfberichte durch die Zählerabteilung werden die-
selben der Stromberechnungs-Abteilung zur Nachprüfung bzw. zum
Vergleich der Abnehmerlisten und Ablesebücher tiberwiesen. Er-
geben sich hierbei Differenzen irgendeiner Art, so müssen dieselben
sofort aufgeklärt und etwa vorhandene Fehler berichtigt werden.
Nach Prüfung durch die Stromberechnungsabteilung kommen die
man in die für die einzelnen Abnehmer angelegten Akten-
stücke.
Damit nun der Kasten „Kontrolle“ auch wirklich leer werden
kann, dürfen Karten, welche erst nach Aushändigung der Prüf-
zettel für den betreffenden Monat an die Eicher eingestellt werden
sollen, nicht in den gleichen Kasten kommen. Es sind deshalb zwei
Kästen „Kontrolle“ im Gebrauch, u. zw. einer für die graden und
einer für dieungraden Monate. Auf diese Weise wird es mit Sicher-
heit vermieden, daß etwa ein neu montierter, aber defekter Apparat
längere Zeit im Betriebe bleibt, oder Schaltungs- und Montagefehler
der Zähler unentdeckt bleiben und das Elektrizitätswerk ge-
schädigt wird.
In den Kästen, welche die Zähler der im Betriebe befindlichen
Zähler enthalten, sind die Karten nach Ortschaften geordnet. Die
einzelnen Ortschaften folgen in alphabetischer Reihenfolge auf-
einander und sind durch Leitkarten bezeichnet. Innerhalb jeder
Ortschaft sind die Karten in zwei Gruppen (Zähler und Strom-
begrenzer) eingeteilt und die Karten jeder Gruppe nach Eigentums?
nummern geordnet. (Die früher angewandte Methode der Ordnung
nach Zählertypen oder Namen der Abnehmer hat sich nicht bewährt.)
-m a en
Elektroteghnische Zeitschriit. 1922. Heft 52. 28. Dezember 1922.
Vorderseite. Prüfberichte. Die Prü rund der Kartothek
nz ein ne statt shon kenn, WARE die
.. | etz ng eines jeden hlers stattgelunden uf die
Prüfbericht Nr. BIER rini Karten der Zähler, welche zur Nachprüfung kommen gollen und |
für welche den Eichern Prüfberichte zugestellt worden sind, wer-
en ee RT sat Nr; -.. wisse = den sogenannte „Reiter“ aus Metall aufgesteckt. Geben nun die
Name: ' E Eicher die ausgefüllten Prüfberichte zurück, £0 werden die Bich- i
ame: .... Amer e S resultate in die Karten eingetragen und die Reiter von diesen Karten
Type: Ltt en Ampere: ...... en Volt: entfernt. Die Karten werden darnach wieder an ihren Ort gestellt.
Eigent. Nr. ` Fabrik Nr Die weitere Behandlung der Prüfberichte ist dieselbe, wie bei der
igent. Ar... N Kontrolle neu angeschlossener Apparate. — Meldet der Eicher, daß
Montage: ..:: ers Me Schaltung: -. - nn ra mit der Nachprüfung Ar ane ue Strombegrenzen pr e a
| : 9 ertig sei, so dari au einer Karte für den treffenden Ort menr
Ist Warnungsschild zörhanden? meer T - ein „Reiter“ stecken. Ist dies doch der Fall, so hat der Eicher einen
Ist Ablesekarte rannte T a ausgelassen Und Tor E a ne en) Erst AS
te : f ies geschehen ist, er ält der Eicher ie Prüfzettel für den nächsten
Ist Ablesekarte richtig geführt: ---------7717 T et Ort. Auf diese Weise ist es ausgeschlossen, daß ein Zähler oder
Zählwerkestand vor der Prüfung ...... o > Stdn. Strombegrenzer bei der regelmäßigen Nachprüfung übergangen
w Zeit- wird. Solche Apparate, welche nicht in Ordnung sind und an Ort è
Zähler ging nach Normalzähler On zu ie und Stelle nicht sofort in Ordnung gebracht werden können, werden
g o Wattmeter = š Ban den Bezirksmonteuren zur Auswechselung aufgegeben. |
Ei tzte E izteile: S27 Außer den vorgenannten Prüfungen haben die Eicher jeden
ingesetzte Ersatzteile: --------= 1- — = Ma TE ¿weiten Monat noch die Kontaktuhren der Doppeltarifzähler und die
neoon a u Hochspannur sorah h zu Ne er die Kontakt a oD
j ee a E E " araufhin, ob. die r richtig geht evtl. Nachregulieren) U o
Ausgeführte Arbeiten: 0 m T der Tarif bei jeder Uhr richtig eingestellt ist. Die HochspannungS-
ee ...-- zähler werden insbesonder® daraufhin kontrolliert, ob die drei
a.
Zähler gehtınach Instandsetzung -.-. zes )
Anlauf bei“ Watt. Leerlauf: besonders im Sommer nach Blitzschlägen vorkommt. Damit die
nlaut bei -----+---- au = en Kw.- EEE Eicher auch bei diesen Prüfungen keinen Zähler übergehen, ist für
Zählwerkestand nach der Prüfung .... un T Zeit- Stdn. dieselben je eine „Prüfkarte” (Abb. 5 und 6) eingeführt, welche
Geht Heizstrom durch den Lichtzähler? .. . nn Vorderseite,
: 1... Kw.- Prüf-Karte Nr... ... für Doppeltarifzähler
Der Zähler für Heizung ist ein „7. Stundenzäbler |
Zeit- DS HERE 0 Nr..
ee : ra Kw.- ;
Für jede vom Heizzähler angezeigte Je Sunis and aut don: Amen. Bes ne ee
Lichtverbrauch = Wattstunden zu vergüten. Zähler NT..------------------ Type: ...... een
Rückseite. i Tag Ging Minuten Nachregul. plomb Kontrolliert durch
, l vor | nach madreng. | von
Der Strombegrenzer schaltet aus bei ........ Watt. ee
Der Strombegrenzer ist gesichert mit .....---.----- Amp. | | | | |
An den Strombegrenzer sind angeschlossen: i |
Be ya Lampen à 25 Kerzen Rückseite. :
—,— Meldungen:
” ” 32 n aaa ee ME RR BR: . 3 BR RR rt Liasa sera
Fa Hals A „50 | | Abb. 5.
Außerdem eine Umschaltlampe von -------:--7 Kerzen in der Größe den Prüfberichten gleicht. Aus dem Vordruck ist
ersichtlich, daß die Karte für die Kontaktuhren sehr wertvoll für
die Regulierung der Uhren ist, weil der Eicher sieht, wann, wievie
en E und in welchem Sinne der Gang der Uhren zuletzt geändert wurde.
u a Daraus läßt sich dann leicht berechnen, um wieviel neuerdings nach-
ul ee ERSMRERRFTE reguliert werden muß. Die Karte für die Hochspannungszähler
a | bietet wichtige Anhaltspunkte, wenn in der Zähleranlage einmal
P a a en Ben Störungen auftreten sollten (Zählerstand, Belastung usw.). jese
Tag: ..--2---------- neuen 192..... Eicher: ...... g eien De nn die nz allmonatlion eeina m =
:: | 31m} . rüfzetteln über neu angeschlossene pparate. rst wenn letztere
Geprüft Zählerabteiluhg AM ..... ont | durch: ...... 000 erledigt sind, darf der Eicher mit der Nachprüfung der bereits
Bemerkungen: DENE TEE a längere Zeit im Betriebe befindlichen Zähler beginnen.
Um möglichst wenig Zeit und Kosten für Reisen der Zähler:
RE RENIEE Beer... ... - eicher aufzuwenden, ist das ganze Versorgungsgebiet in fünf Prüf-
Geprüft Stromberechnungs-Abt am... -= durch: ......... bezirke eingeteilt und ungefähr im Mittelpunkt eines jeden Prill-
e RE a bezirkes ein Eicher stationiert. Als Stationsort wird stets ein Ort
| g gewählt, an welchem sich auch ein Betriebsbureau (Bezirksmonteur)
ar E E, befindet, um den Eicher im Bedarfsfalle mit Hilfe des Betriebs- oder
Bemerkungen: ------- ee ee ee RN,
BRASS 2. 0 0
Geprüft PAuschalberechnungsstelle am o- Bere
Bemerkungen: In dem Betriebsbureau hat der Eicher jeden Morgen zu melden,
Be u Ban a 2 Sa in welchen Anlagen er am Tage Zähler oder Strombegrenzer prült!
eea ee ie ee wird. Diese Anordnung hat den Zweck, den Eicher auf pünktlich‘
ner Abb. 3 Innehaltung der vorgeschriebenen Arbeitszeit kontrollieren undi
a ° bei besonderen Vorkommnissen schnell erreichen zu können.
Bisher wurde di Kontrol lieferter und in Betrieb 2 : dag:
gesetzter r maiae aie oen Die Taai Angers Zeit im Be- Dieselben kassieren bei jeder Ablesung den Verbrauch des a,
gesetzten ATRio Apparato werden in reädlmählenn, Zwischen: nirenen Mena Bu ir is watert ar die Rodange de
räumen einer Nachprüfung unterzogen Die Länge dieser Zwischen- finergieverbrauch "1 Februar. CE it nun nicht etwa die Kassen-
richtet sich nach der Art der Zähler. Sie beträgt: boten im Einverständnis mit den Abnehmern Unredlichkeiten bt-
bei Zählern von Großabnehmern 1 Jahr, gehen können, indem sie den Verbrauch niedriger angeben, als er
bei Gleichstromzählern mit Kollektor 2 Jahre, tatsächlich ist, werden die Ablesungen der Kassenboten in folgen-
bei Gleichstromzählern ohne Kollektor 3 Jahre, der Weise nachgeprüft.
bei allen übrigen Wechsel- und Drehstromzählern sowie Strom- Wie schon weiter oben erwähnt, werden alle von den Eicher
begrenzern 5 Jahre. abgegebenen Prüfberichte nach Bearbeitung in der Zählerabter
Damit nun auch die Zähler und Strombegrenzer in der richtigen lung an die Stromberechnungsabteilung we 1
Reihenfolge und in den vorgeschriebenen Zeiträumen geprüft wer- Prüfberichte enthalten auch Angaben über den Zühlerstend
j ` kein Apparat von den Eichern ausgelassen wird, Letzterer wird nun mit dem entsprechenden Ablesebuch verglichen.
ie für die neu angeschlossenen Apparate Er muß ungeführ dem Stande bei der letzten Ablesung durch de
I
28. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52.
1525
Vorderseite.
Zählerbericht des Betriebsbureu
Von den auf Lager befindlichen Apparaten sind reparaturbedürftig:
u
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E |
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Außer den auf Lager vorhandenen Zählern werden noch gebraucht
—.. Ps
Volt ;
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Ampere k Stück!
Haus-
Nr.
. Zāhler- Nr
Strombegr.- `
Plomben entfərnt weil
Rückseite.
LEHA H tH hei
Der Lagerverwalter: De
Abb. 4.
Kassenboten entsprechen, wenn man den inzwischen eingetretenen
Verbrauch nach Maßgabe des Durchschnittsverbrauchs der Vor-
monate in Abzug bringt. Da nun jeder Zähler kurz nach der Mon-
tage, sodann aber noch bei jeder Veränderung der Anlage und auch
bei jedem Wechsel in der Person des Besitzers schließlich aber
spätestens kontrolliert wird, wenn er 5 Jahre im Betriebe war, so
pug
Der Bezirksmonteu ::
Apparaten bemerkten Mängel einträgt. Ebenso trägt er in das
Buch Wünsche oder Beschwerden der Abnehmer ein und läßt diese
Eintragungen von dem Abnehmer unterschreiben. Dies ist z. B. bei
Bestellungen wichtig. Wenn der Kassenbote in einer Ortschaft
fertig ist, nimmt er die beschriebenen Blätter aus dem Buch heraus
und schickt sie zusammen mit den Ablesebüchern an das Haupt-
Vorderseite. Kontroll-Karte Nr. _ für Zähler bei Groß-Abnehmern
0) 5 2 EEE e a aaa a a ee a | „2 A Nino esa a a A ed E
Zähler Nr.: Type ........... für 3>- . ......... Ampere und 3 =x EEEREN ... Volt
Ablesekonstante ai EAR . Umdr. Konst. pr. kWh................... Max. Konst. 10 = _... ..... . Watt
en . Stromw. ibere von BUT ooi Ampere. Spannungsw. übersetzt von .............. BUT EEE Volt
Zähler in Betrieb gesetzt am _ mit Stromw. Nr. _ an _ und Spannungsw. Nr. a &
Anfangsstand d. Zählwerks:....... . kWh. Anfenesständ: d. Maximalzeigers:. . ............00..0 on Grad
Der Verbrauch soll auf Tarif II registriert erden in der Zeit von o a aa EPEE bis
al Leser R -Wandler wurden ausgewechselt am .. .. . weil ........
Neue Stromwandler Nr. f ae A l Neuer TE Nr.
Zäbler wurde außer Betrieb gereizt A a a aae aaa WEIL aea a r a
Endstand d. Zählwerks: . kWh. Endstand d. Maximalzeigers: a ee Grad
Bemerkungen: ......... 2. ER EEEREN, De ae N een NE ee ee. 2 le
Rückseite.
Prüfungs-Bericht.
e | Swe ne en y Me ge Belsmung H Kontrolliert durch
| Plombe transform.. | ZAhler-kW | Ampere Volt Zählwerkes Max -Zeigers |
| Ä
| | | | |
Abb. 6.
müssen Unrcdlichkeiten nach einiger Zeit doch entdeckt werden.
Da den Kassenboten bekannt ist, daß die Zählerstände nachgeprüft
werden, sie aber nie wissen können, welche Zähler zur ] Nachprüfung
kommen, können sie es nicht wagen, falsche Ablesungen ein-
zureichen.
Jeder Kassenbote führt ein Buch mit perforierten Blättern bei
sich (Öktavformat), in welches er alle an deu Zählern oder andern
bureau ein. Von hier aus wird dann die Erledigung der Meldungen
veranlaßt, z. B. Bestellungen auf Nachinstallation der Installations-
abteilung überwiesen, Beschwerden geprüft usw.
Durch diese Meldungen der Kassenboten bleibt die Betriebs-
direktion ständig in Fühlung mit den Abnehmern, erhält von
manchen Mängeln im Betriebe Kenntnis und kann für Abhilfe
sorgen, che Abnehmer durch dieselben verärgert werden.
1528
Elektrotschnische Zeitschrift. 1922. Heit 52.
28. Dezember 19822.
Die Wheatstone-Kirchhoffsche Brücke im Unterricht des Starkstrom-Elektroingenieurs.
Von J. Teichmüller, Karlsruhe.
Übersicht. Die Gleichung der Wheatstoneschen Brücke wird in
den Lehrbüchern immer noch mit den Kirchhoffschen Sätzen bewiesen,
obwohl wir nach starkstromlicher Denkweise einen viel einfacheren
Beweis zur Verfügung haben. Der wird in zweierlei Gestalt mitge-
teilt. — Eine geschichtliche Betrachtung veranlaßt den Verfasser für
die Brücke den in der Überschrift des Aufsatzes gewählten Namen zu
empfehlen.
Nicht nur Gesetz und Rechte im bürgerlichen Leben, auch Be-
weise und Erklärungen in den Naturwissenschaften können sich
wie eine ewige Krankheit forterben, — bis Vernunft Unsinn, Wohl-
tat Plage wird.
Im vergangenen Studienjahre habe ich über 250 Studierende
des Maschinenbaus in „Grundzügen der Elektrotechnik” geprüft
und in der Prüfung nicht selten nach der Wheatstoneschen Brücke
gefragt. Ich stelle diese Frage gern, nicht nur — und nicht einmal
in erster Linie —, um ihre Bedeutung für die Widerstandsmessun-
gen zu betonen, sondern mehr noch, weil aus den Antworten recht
deutlich erkannt werden kann, ob der Kandidat eine klare Vor-
stellung von einfachen Stromverzweigungen und der Bedeutung
erzwungener Verhältnisse in solchen hat. Von den vielleicht 70 Ge-
fragten haben alle bis auf wenige mit dem schriftlichen Ansatz der
beiden Kirchhoffschen Sätze (oder dem Versuche dazu) ge-
antwortet; — und das, obwohl ich in meinem Vortrage die Brücke
nie behandle ohne diese Art der Beweisführung für unzweckmäßig
und unanschaulisch zu erklären und vor ihrer Anwendung in diesem
Falle etwa mit der Bemerkung zu warnen, daß kein Kind mehr am
Gängelbande gehen werde, das schon selbständig bewußte Schritte
zu tun gelernt habe. Daß die Antworten trotzdem — schon seit
Jahren — immer und immer wieder dieser Warnung entgegen aus-
fallen, glaube ich als Beweis dafür nehmen zu müssen, daß man
weder in den Schulen (wo die Brücke eigentlich schon behandelt
werden sollte) noch in den in die Elektrotechnik einführenden
Lehrbüchern sich von der orthodoxen, elektro-physikalischen Er-
klärungsweise hat freimachen können und noch nicht zu einer der
sonstigen Lehre vom Starkstrom gemäßeren Beweisführung über-
gegangen ist. Der Fall ist typisch für viele. Ich glaube deshalb
ein gutes, oder wenigstens kein schlechtes Werk zu tun, wenn ich
die so gekennzeichnete Beweisführung — ls ob man noch im
Jahre 1922 etwas Neues über die Wheatstonesche Brücke sagen
könnte! — veröffentliche, etwa so, wie ich sie in meinen Vorlesun-
gen vorzutragen pflege.
Wenn man einen Überblick über die ganze Elektrotechnik
geben und auch ihre physikalischen Grundlagen mit einbeziehen
will, so wird man als einen der Grundsteine natürlich das Ohmsche
Gesetz in seinen logisch verschiedenen 3 Aussagen:
I=ZE/R, R=zEIL, E=1.R
behandeln. Wir benutzen die dritte und die erste Aussage, diese
aber in einer anderen Gestalt, nämlich:
E=1.R und I= E.G,
wo G = 1/R der Leitwert ist. Ich lege Wert darauf, diese zwei
Beziehungen sofort nebeneinander zu stellen und alles Weitere auf
diesen hierdurch betretenen, nebeneinander herlaufenden beiden
Wegen zu entwickeln, — lege Wert darauf aus didaktischen Grün-
den, indem ich hierbei die reziproken Beziehungen zwischen
Leitwert und Widerstand
Stromstärke und Spannung
Parallelschaltung und Reihenschaltung
betone. Das habe ich zum ersten Male in meinem Lehrbuche der
elektrischen Leitungen 1899 getan. Daß der Leitwertbegriff trotz
dieser didaktisch und praktisch außerordentlich wertvollen Be-
ziehungen heute noch so wenig im Schwange ist, gehört für mich
zu den Unbegreiflichkeiten, die wohl jedem begegnen und die man
hinnehmen muß und höchstens mit den diesen Aufsatz einleitenden
Worten erklären kann.
Der Beschreibung und Erklärung der Brücke pflegt nun eine
Zeichnung gemäß Abb. 1 beigefügt zu werden, die man dem Ver-
ständnis des Schülers oder Lesers durch den Hinweis auf das Vier-
eck aus 4 Widerständen mit zwei Diagonalen, von denen die eine
die Elektrizitätsquelle, die andere ein Galvanometer enthalte,
näher bringen zu müssen und zu können glaubt. Dieser physika-
lischen oder allenfalls schwachstromtechnischen Darstellung stelle
ich in Abb. 2 eine starkstromtechnische — wie ich sie wohl nennen
darf — gegenüber. In ihr ist die Möglichkeit ausgenutzt, mit der
schematischen Darstellung eine graphische in dem Sinne zu ver-
binden, daß mit den Höhen die Spannungen gemessen werden. Dann
muß zum Punkte Pı, 1n dem die beiden Widerstände R, und R; des
linken Zweiges zusammenstoßen, der Punkt gleichen Potentials
Pr auf dem rechten Zweige in derselben Höhe liegen; dieser Punkt
kann durch einen Spannungsmesser leicht ermittelt werden. Er
teilt die Gesamtspannung E in zwei Teile Eo und Eu; die Höhe
dieser Teilspannungen sowie derGesamtspannung ist aber für unsere
Betrachtungen gleichgültig, nur die Gleichheit der Potentiale inke
und rechte ist wichtig. Wichtig ist außerdem, daß durch die beiden
Teile 1 und 2 des linken Zweiges derselbe Strom fließt und eben“
durch die beiden Teile z und v des rechten Zweiges. Um das schon
in der Skizze auszudrücken, würde man an Stelle des Spannungs
messers besser wohl einen Strommesser einzeichnen; wir werden
sehen, daß wir zu unsern Erklärungen auf dem einen der beiden
schon oben in Aussicht genommenen Wege besser einen Strom-
messer, auf dem andern besser einen Spannungsmesser annehmen. —
Eine Elektrizitätsquelle wird nicht gezeichnet. Das ist heute, im
Zeitalter der Starkstromtechnik, auch für Anfänger nicht mehr
nötig; die zwei Schienen mit den Zeichen + und — genügen. Mit
dieser Weglassung ist eine Fehlerquelle beseitigt, die dem alten
Schema (Abb. 1) anhaftet: oft genug fangen die Erklärungsversuche
an diesem damit an, daß der erste Kirchhoffsche Satz auf die
Punkte angewendet wird, in denen die Elektrizitätsquelle an da:
Widerstandsviereck angeschlossen ist. Eine zweite Fehlerquelle
liegt in den Vorzeichenschwierigkeiten bei Anwendung des zweites
Kirchhoffschen Satzes auf die beiden durch runde Pfeile gekenn-
zeichneten Leitungskreise; Vorzeichenschwierigkeiten sind im
2. Schema (Abb. 2) gar nicht denkbar.
li
Abb. 1. Abh. 2.
An Hand dieses Schemas fahren wir mit den Erklärungen nun
auf den beiden oben gezeigten nebeneinanderherlaufenden
Wegen fort.
Auf dem ersten Wege arbeiten wir mit Reihenschaltung, Wider-
ständen und Spannungen und mit einem Strome, nämlich dem
Strome in dem sogenannten Brückenzweige. Dieser ist gleich Null,
also haben wir links sowohl wie rechts jedesmal zwei vom selben
Strome durchflossene Widerstände Für solche gilt aber das (im
Vortrage oder Buche vorher aus dem Ohmschen Gesetze unmittel-
bar abgeleitete) Gesetz, daß sich die Widerstände wie die Spen-
nungen an ihren Klemmen verhalten, nämlich:
R: R= 5: E und Rz: Ry = Erz: Ey,
woraus sich, weil E, = Ez und E, = E,, unmittelbar die Gleichung
der Brücke:
ergibt,
Auf dem zweiten Wege arbeiten wir mit Parallelschaltung.
Leitwerten und Strömen und mit einer Spannung, nämlich der
Spannung im Brückenzweige. Diese ist gleich Null, also haben wir
oben sowohl wie unten jedesmal zwei zwischen Punkten gleichen
Potentials liegende Leitwerte. Für solche gilt aber das (vorher
allgemein aus dem Ohmschen Gesetze abgeleitete) Gesetz, daß sich
die Leitwerte wie die sie durchfließenden Ströme verhalten,
nämlich:
G,:G02=1.:1: und G3: Gy = I: Ih,
woraus sich, weil I, = I und Iz = Iv., die Gleichung der Brücke in
der ungewöhnlichen Form: R
r)
a
ergibt, einer Form, die sich aber ohne weiteres in die bekannte, au!
dem ersten Wege gewonnene Form übertragen läßt.
Selbstverständlich ist es nicht nötig, beide Wege zu gehen.
Hier ist’ es geschehen, um die oben behaupteten reziproken Be-
ziehungen recht deutlich hervortreten zu lassen. Deshalb ist auch
der Wortlaut in beiden Erklärungen, bis auf die reziprok zu ver-
tauschenden Worte, genau dasselbe.
Auch abee ekea davon ist es natürlich nicht nötig, zur Er-
klärung der Brücke nach der starkstromtechnischen Denkweise &
viele Worte zu machen, wie es hier in dieser kontradiktatorischen
Betrachtung geschehen ist. — Manchem werden meine Ausführun-
gen in der „ETZ“ des Jahres 1922 nicht am Platze zu sein scheinen:
wer aber wie ich alle Semester wieder erleben muß, daß sich junge
Leute bei der Erklärung der Wheatstoneschen Brücke in den
Maschen der Kirchhoffschen Sätze verstricken und erdrosseln, wir
mich verstehen. Um mir Vorwürfe aus Mißverstand zu ersparen.
verwahre ich mich ausdrücklich dagegen, etwas gegen diese Sätze
gesagt zu haben; ich habe nur vor ihrer Anwendung zur Erklärung
Gy
28. Dezember 1922.
der Wheatstoneschen Brücke gewarnt. Da ist sie nicht nötig und,
weil man die Erklärung einfacher geben kann, schädlich. . Viel mehr
würde der Anfänger davon haben, wenn ihm an der echon (in der
hier beschriebenen Weise) erklärten Brücke die Anwendbarkeit
der Kirchhoffschen Sätze zur Erläuterung dieser Sätze selbst als an
einem Beispiel gezeigt würde.
Geschichtliches.
Die Brücke ist als eine Einrichtung zur Messung von Wider-
ständen von Wheatstone im Jahre 1843 in einer größeren Arbeit!)
angegeben, in der der Verfasser in umfassender Weise „einige neue
Meßgeräte und Verfahren zur Bestimmung der Konstanten eines
Voltaschen Stromkreises‘” beschreibt, die er erdacht hat. Er glaubt,
daß die Meßgeräte und Meßverfahren nützlich befunden werden
würden zur Aufklärung über die Gesetze der elektrischen Ströme
und über die mannigfaltigen, täglich wachsenden praktischen An-
wendungen „dieses wundervollen Agens”. Und er hält solche. .Untı t-
suchungen für nötig, damit man beurteilen lerne, ob „die hohen E--
wartungen, die man in betreff mancher dieser praktischen Anwen-
dungen gehegt habe, auf vernünftigen oder trügerischen Voraus-
setzungen beruhen“. — Die Arbeit steht auf dem sicheren und brei-
ten Fundament der „von Ohm in seiner Theorie des Voltaschen
Stromkreises aufgestellten Prinzipien“ und beschäftigt sich ein-
leitend auch mit dieser Theorie, „da diese schöne und umfassende
Theorie sogar von den mit Originaluntersuchungen beschäftigten
Personen noch nicht allgemein verstanden und anerkannt sei”. Er
dagegen, Wheatstone, erklärt: „Man wird bald einsehen, wie die
klaren Ideen von elektromotorischen Kräften und Widerständen an
die Stelle der so lange herrschenden vagen Begriffe von Intensität
und Quantität gesetzt, uns befähigen, höchst wichtige Erscheinun-
gen, deren Gesetze bisher in Dunkelheit und Zweifel gehüllt waren,
auf befriedigende Weise zu erklären.“ Under fügt hinzu: „Wenn
wir die Gesetze des elektrischen Stromes von dem Standpunkt aus
betrachten, auf den Ohms Arbeiten uns gestellt haben, so gibt es
kaum einen andern Zweig der experimentellen Wissenschaft, in dem
so viele und so mannigfaltige Erscheinungen durch Formeln von
solcher Einfachheit und Allgemeinheit ausgedrückt werden.” In
der Wissenschaft von der Elektrizität hätten sich die Ergebnisse
der Beobachtungen in überschwenglicher Fülle angehäuft, ohne daß
irgendein erfolgreicher Versuch gemacht worden sei, sie auf einen
mathematischen Ausdruck zurückzuführen. Durch die Ohmschen
Arbeiten sei dies nun glücklicherweise geschehen.
Es schien mir am Platze, diese Ansichten Wheatstones aus-
führlicher wiederzugeben, Sie sind geeignet, uns in den Stand der
Wissenschaft und der Hoffnungen auf die Entwicklung derselben
und ihrer praktischen Anwendungen zu der Zeit einzuführen, als die
Brücke gefunden wurde.
Die Ausführungen Wheatstones in dem 19 Paragraphen langen
Aufsatze sind im allgemeinen sehr klar und die Beweisführung
exakt und erschöpfend?), Im Gegensatze hierzu behandelt er, in
§ 16, die Brücke in dieser Hinsicht recht oberflächlich. Er nennt sie
— der Ausdruck „Brücke“ kommt überhaupt nicht vor — einen
Differential-Widerstandsmesser (The Differential Resistance Mea-
surer) und stellt sie in Gegensatz zu dem von Becquerel vorgeschla-
genen Differentialgalvanometer, das zwar in der Theorie vollkom-
men, praktisch aber nicht brauchbar sei; denn es sei so gut wie un-
möglich, die beiden Spulen so anzuordnen, daß zwei Ströme gleicher
Stärke gleiche Ablenkungen in entgegengesetzten Richtungen her-
vorrufen würden (eine Aufgabe, die bekanntlich später von Kohl-
rauch in sehr vollkommener Weise gelöst ist). Der Verfasser be-
schreibt seine Brücke nun an Hand einer Zeichnung, die genau in
Abb. 3, in etwas durchsichtigerer Darstellung und durch Batterie
(„Rheomotor“), Galvanometer und Pfeile ergänzt in Abb. 4 wieder-
gegeben ist. Er lenkt den Blick auf die beiden Stromtreise ZabC
und Z b a C, in denen Ströme von entgegengesetzter Richtung durch
D) Charles Wheatstone, „An account. of several new Instruments and
. Processes for determining the Consıants of a Voltaic Circuit“, „Philos. Transact.“
1813, S. s03. In wortgetreuer Übersetzung in „Poggendorffs Ann.“, Bd. 62, 1344
8.499. Wo ich zitiere, tue ich es meist nach der deutschen Übersetzung und
heschränke mich im allgemeinen darauf, die dort gebrauchten altertümlichen
uecrücke (wie „Voltasche Kette“ für „Voltaic circuit“) durch moderne zu
rsetzen.
») Aus dem sehr interessanten Inhalte des Aufsatzes, von dem allerdings
schon damals manches bekannt und von deutschen Physikern vorausge-
nommen war, möchte ich die in § 15 gebrachıe Strommessung durch
. Teilung erwähnen Der Verfasser beschreibt darin genau, wie man ein und
dasselbe empfindliche (Galvanometer zur Messung von Strömen jeder Stärke
dadurch benutzen könne, daß man eine A LEn CRIISDUn TEAUCIIE wire, nicht
etwa shunt genannt — neben das Meligerät lege, deren Widerstand zu dem des
‚ Meßgeräts in einem bestimmten Verhältnis stehen müsse. In meinem Lehr-
buche der elektrischen Leitungen hatte ich dieses Verfahren irrtüml:cıer Weise
viel später genetzt; es stammt also, wenn es nicht schon früher gefunden sein
sollte, von Wheatstone aus dem Jahre 1843.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 52.
1527
das Galvanometer zu fließen strebten. Sind die vier Kupferdrähte
Za, Zb, Ca,Cb von gleicher Länge, Dicke und gleichem Material,
so herrscht vollkommenes Gleichgewicht, und kein Rheomotor, 80
kräftig er auch sei, kann irgendeinen, wenn auch noch so kleinen
Ausschlag, hervorrufen. Zwischen die Klemmen c und d einerseits
und e und f andrerseits sollen nun der zu messende und der Vergleich-
widerstand eingeschaltet werden; sind beide gleich, so kann
Gleichgewicht durch etwaige Schwankungen in der Energie der
Batterie’) in keiner Weise gestört werden. In diesen Erklärungen
liegt der ganze Beweis. Die zwei Gleichungen, die dazu gegeben
werden, sind unerheblich und beweisen nichts. Durch diese Dürftig-
keit der Beweisführung sticht dieser Paragraph sehr auffällig gegen
den übrigen Inhait des Aufsatzes ab. — In einem zweiten Bilde
kommt der Verfasser dem bis heute üb-
lich gebliebenen Schaltbilde der Brücke,
wie wir e8 in Abb. 1 wiedergegeben haben,
schon sehr nahe; auffälligerweise zeich-
net er auch in diesem Batterie und Gal-
vanometer nicht mit.
E
——————
Abb. 5,
Im nächsten Bande der Annalen veröffentlicht Kirchhoff
die Brücke ebenfalls), Der Umstand, daß Kirchhoff die Brücke
offenbar unabhängig von Wheatstone und ohne Kenntnis von dessen
Veröffentlichung selbständig gefunden hat, vor allem aber die Tat-
sache, daß erst er einen exakten Beweis für die Brückengleichung
eibt, sichert der Kirchhoffschen Arbeit einen besonderen Platz in
der Geschichte der Brücke oder allgemeiner: der Elektrophyeik.
Der gebührt ihr auch deshalb, weil der Verfasser gleichzeitig seine
berühmten beiden Sätze zur Bestimmung der Stromverteilung in
einem System beliebig miteinander verbundener Drähte bekannt-
gibt’). Der bescheidene junge Mann — Kirchhoff war damals
21 Jahre alt — scheint seine beiden Entdeckungen, die der Brücke
und die der beiden Sätze, einer besonderen Veröffentlichung nicht
für wert zu halten; er bringt sie als Anhang zu einer andern (in
unserer Fußnote überschriftlich angeführten) Untersuchung und
sagt darin, daß er die „folgende Vorrichtung“ — der Ausdruck
Brücke ist nicht gebraucht — getroffen habe, um „die kleinen Ver-
änderungen des Widerstandes” (die in dem vorangegangenen Auf-
satze eine Rolle spielen), nämlich des Widerstandes einer strem-
durchflossenen Ebene, beobachten zu können. Die auf die beiden
Sätze gestützte Beweisführung ist die bis heute orthodoxe, von der
im Eingange unseres Aufsatzes die Rede war. Die zu dem Beweise
Bensrige Darstellung der Stromverzweigung ist in Abb. 5 wieder-
gegeben.
Ich habe geglaubt, die Verdienste Kirchhoffs um die Brücke in
meiner kleinen geschichtlichen Betrachtung kräftig hervorheben
zu sollen, um so mehr, als ich in der späteren Literatur nichts der-
gleichen gefunden habe. Auch in den beiden mir zugänglichen Le-
bensbeschreibungen Kirchhoffs von Ludwig Boltzmann®) und
von Friedrich Pockels’) steht nichts davon. Für Pockels trifft
diese Behauptung nicht ganz zu; aber die Form, in der er die Brücke
erwähnt, macht seine Stellung zu der Sache noch auffälliger, als
wenn er gar nicht davon spräche. Er spricht nämlich nur von „einer
sinnreichen Beobachtungsmethode”, mit der Kirchhoff die Richtig-
keit seiner mathematischen Lösung (des Problems, wie der elek-
trische Strom durch eine Ebene hindurchgehe,) experimentell be-
wiesen habe. Mehr sagt er nicht. Und als er gleich darauf die
„Rirchhoffschen Regeln“ als Teil der ersten Arbeit Kirchhoffs er-
wähnt, eagt er nicht, daß Kirchhoff die nur bringt, um seine „Beob-
achtungsmethode” damit zu beweisen. Beides ist sehr auffällig.
Der Beweis streng mit den Kirchhoffschen Sätzen ist dann fast
wie ein heiliges Vermächtnis beibehalten. Nur selten macht sich
ein Verfasser davon frei. Alseinenerwähneichv. Krukowski,
der eine in meinem Sinne moderne Beweisführung wählt®),
Wem muß man nun nach diesen geschichtlichen Feststellungen
das größere Verdienst an der Findung der Brückenmethode zur
3 Poggendorff schreibt hier fehlerhaft „Schwankungen in der Strom-
stärke des Calvanometers", offenbar weil er das von Wheatstone gebrauchte
Wort Rheomotor mit Rheometer verwechselt, das Wheatstone als allgemeine
Bezeichnung für einen Strommesser vorschlägt. Von den gleichzeitig empfoh-
lenen Worıen Rheotom, Rheoskop usw. hat sich nur Rheostat bis heute erhalten.
, © „ ber den Durchgang eines elektrischen Stromes durch eine Ebene,
insbesondere durch eine kreisförmige; vom Studiosus Kirchhoff. Mitglied des
physikalischen Seminars zu Königsberg.“ „Pogg. Ann.“, Bd. 64, 1845, 8. 497.
°) ber Streit, welcher der beiden Sitze der erste, welcher der zweite sei,
erfährt eine eigenartige Beleuchtung durch die Tatsache, daß Kirchhoff in dieser
ersten Veröffentlichung den Satz ZIR = XE als den ersten, den Satz 2/=0als den
zweiten bezeichnet, daß er aher im Jahre 1847 in einer den Sätzen besonders
gewidmeten Arbeit („Pogg. Ann.“, Bd. 72, 1847, S. 497) die Reihenfolge umkehrt.
9 „Gustav Robert Kirchhoff“, Festrede zur Fe er des 391. Gründungstages
der Ka: l-Franzens-Universität zu Graz, gehalten am 15. XI. 187. Leipzig 188.
i .»Heidelberger Professoren aus dem 19. Jahrhundert“ Festschrift der
ne itii zur Zentenarfeier ihrer Erneuerung durch Karl Friedrich. Heidel-
rg 190; e
» W.v.Krukowski, „Meßeinrichtung zur fabrikationsmäßigen Prüf
von Leitungs- und Widerstandsmaterial“. „Helios“, Bd 24, 19:8, S. 257. EEUNNDE
1528
Messung von Widerständen zuerkennen: Wheatstone, der das Yer-
fahren zwar zuerst angegeben, aber die inneren Beziehungen eigent-
lich nur gefühlt, jedenfalls nicht bewiesen hat, oder Kirchhoff, der
sie zwar später, aber unabhängig gefunden, dabei aber die Gesetz-
mäßigkeiten mit aller Schärfe erkannt und bekannt gemacht hat?
Ich will diese Frage nicht beantworten, glaube aber den großen Ver-
Jahresversammlung der schwedischen und der norwegischen
Vereinigung der Elektrizitätswerke 1922.
Die schwedische und die norwegische Vereint-
sung der BKlektrizitätswerke, beide schon seit 1915 in
regem Verkehr miteinander stehend, haben Ende Mai zum dritten
Male ihre Jahresversammlung z. T. gemeinsam unter dem Vorsitz
der Direktoren Dahlander (Stockholm) und Traaholdt
(Skien), u. zw. in Gothenburg abgehalten. Dabei sprach zunächst
OberingenieurG.H.Grauers (Gothenburg) überdieEntwick-
lung des Elektrizitätswerkesder Stadt Gothen-
burg, das ursprünglich nur für die Versorgung der Straßenbahn
errichtet worden war, als die Stadt dann auch die Stromabgabe für
Licht und Kraft übernommen hatte, aber eutsprechend erweitert
worden ist. Anfangs betrieb man es mit Dampf, hat indessen schon
kurz nach der Gründung einen Lieferungsvertrag mit dem staat-
lichen Wasserkraftwerk Trollhättan geschlossen. Seitdem dient die
Dampfanlage hauptsächlich der Reserve und Spitzenleistung. Das
Werk verteilt nunmehr teils Gleichstrom von 2 x 120 V für Licht
und Kleinmotoren und von 600 V für die Straßenbahn, teils Dreh-
strom von etwa 6000 V, 25 Per für die Industrie. — Die Elektri-
sierung der Straßbenbeleuchtung Gothenburgs
wurde von Ingenieur E. Sch üler (Gothenburg) erörtert.
Betriebsleiter T. Gies tland (Rjukanfos) referierte so-
dann über Aluminium als Leitungsmaterial. Die
hauptsächlichen Nachteile dieses Metalls seien die geringe Bruch-
festigkeit und der große Ausdehnungskoeffizient. Nach Erfahrun-
gen des Vortragenden erhalten die gewöhnlichen Würgverbindun-
gen mit der Zeit erhöhten elektrischen Widerstand; in einem Fall
hat sich dieser nach elfiährigem Betrieb auf das Dreifache gce-
steigert. Die Montage biete wegen des geringeren Gewichtes eher
weniger Schwierigkeiten als bei Kupferleitungen. Giestland wies
weiter auf die Vorteile der neuerdings viel verwendeten Stahl-
Aluminiumleitungen besonders — wegen der geringeren Korona-
verluste — bei höheren Spannungen hin. In wirtschaftlicher Be-
ziehung kam er zu dem Schluß, daß die Aluminiumleitungen von
größeren Querschnitten als entsprechend 25 mm? Kupfer in Be-
tracht kommen können, u. zw. für kürzere Spannweiten Rein-
aluminium, für längere Stahl-Aluminiumleitungen. Schließlich
wurde der Gedanke angeregt, seitens beider Vereinigungen eine
Normalisierung der Aluminium- und Stahl-Aluminiumleitungen zu
schaffen. — Im Anschluß daran behandelte Oberingenieur J. C.
Holst (Kristiania) in einem Vortrag über denselben Gegenstand
hauptsächlich die metallographischen Verhältnisse und ihren Einfluß
guf die Materialkonstanten. Er besprach die gefährlichsten Verunrei-
nigeungen des Aluminiums und die Mittel zu ihrer Beseitigung; in
Amerika z. B. werde das Metall mit einem Reinheitserad von 99,4
bis 99,5 % benutzt. Ein Nachteil bei Aluminiumkabeln sei beson-
ders die Schwierigkeit der Bestimmung des von der Temperatur
abhängigen Blastizitätsmoduls.
Über Kraftübertragung mit hochgespanntem
Gleichstrom trug der Generalsekretär der schwedischen Ver-
einigung C. A.Rossander (Stockholm) vor. Er beschrieb anf
Grund einer Besichtigung die von der Compagnie de YIndustrie
Electrique et Mécanique in Genf (nunmehr Société anonyme des
Ateliers de Secheron) ausgeführte Kraftübertragung Moutiers—
Lyon mit ihren Erweiterungen, die mit 150 A und einer Spannung
von etwa 100 kV arbeitet. Die Gesellschaft sei imstande, Gleich-
stromanlagen’nach dem Thurysystem bis zu 300 A und 2 x 150 kV
zu bauen. Die Spannung je Kommutator könne dabei bis 7,5 kV
betragen, also 15 kV je Doppelgenerator. Ferner wurde versucht,
für einen ganz bestimmten Fall, nämlich die Übertragung von
90000 kW auf 300 bis 400 km, einen Vergleich zwischen hoch-
gespanntem Gleichstrom und Drehstrom zu ziehen, wobei sich her-
ausstellte, daß die Kosten einer Gleichstromübertragung unter Um-
ständen etwa 12 % niedriger als die der Drehstromübertragung aus-
fallen würden, doch wäre der Wirkungsgrad der Gleichstromanlage
etwas niedriger.
Ein Referat des Ingenieurs F. Claudi (Solbergsfossen) be-
faßte sich mit Fernleitungsmasten. Die Benutzung von
Holzmasten für llochspannungsleitunzen geht in Norwegen neuer-
dings zurück, was der Vortragende für nicht sehr glücklich hält.
Nach Erfahrungen des Telerraphenamtes könne die Lebensdauer
imprägnierter Holzmasten 30 bis 35 Jahre betragen. Claudi kam
weiter auf die rationelle Konstruktion von Eisenmasten und ins-
besondere die amerikanische Praxis zu sprechen. Letztere ver-
wendet fast immer die doppelte Vergitterung sowie Spezialprofile
von Winkeleisen mit breiten und verhältnismäßig dünnen Flan-
schen. Der Vergleich eines hiernach ausgeführten Mastes und
eines solchen mit einfacher Verzitterunes und normalen Winkel-
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52.
£8. Dezember. 1922.
diensten Wheatstones nicht zu nahe zu treten, wenn ich behaupte
es liegt kein Anläß vor, die Brücke nur nach seinem Namen z.
nennen’).
9 Fr. Kohlrausch bezeichnet in seinem Lehrbuche der praktisch-
Physik die Rheochurdbrücke als Wheatstone-Kirchhoffsche Brücke.
!
eisen ergab für ersteren eine Gewichtsersparnis von 30 %. Claui
empfahl für die Zusammensetzung der Masten die Schraubenverbin-
dung und ferner Wärmegalvanisierung. In der Diskussion wurde
von anderen Rednern allerdings hervorgehoben, daß. die Verwe:-
zung galvanisierter dünner und breiter Winkeleisen auch gewis
Nachteile mit sich bringe.
C. A.Rossander sprach dann weiter über den Doppel-
tarif vom prinzipiellen und praktischen Gesichtspunkt aus. E:
teilte die Konsumenten eines Elektrizitätswerkes in bezug auf dr:
zeitlichen Verlauf des Verbrauchs in solehe mit unbeweglichen
(z. B. Beleuchtuug), mit begrenzt beweglichem (z. B. Motoren i::
llandwerk und Kleinindustrie, gewöhnliche Kochapparate u. del
und in Abnehmer mit unbegrenzt beweglichem Konsum (z. B. Koch-
und Heizapparate mit Akkumulierung, Ladung von Batterien
und dgl.). Der Zweck des Doppeltarifs wäre nun, die Abnehmer dr:
zweiten Klasse dazu zu bewegen, ihren Verbrauch möglichst so zu
verlegen, daß er nicht mit dem Konsum der ersten Klasse zusam-
menfällt, und ebenso diejenigen der dritten Klasse zu ver-
anlassen, Strom außerhalb der Konsumzeit der ersten und zweite:
Klasse zu benutzen. Für die Verbraucher der ersten Klasse se
also in der Regel der Doppeltarif nicht zu verwenden, sondern nur
für die der zweiten und dritten Klasse. Für letztere könnte aui
ein Dreifachtarif in Frage kommen.
Diesen Ausführungen folgten Referate des Generalsekretär-
der norwegischen Vereinigung J. Sandberg (Kristiania) um!
des Bureaudirektors K. E. Ny lander (Stockholm) über Außen-
transformatorstationen. Als Vorteile dieser bezeich-
nete ersterer die Übersichtlichkeit infolge Aufstellung aller Ma-
schinen und Apparate auf einer Horizontalen, die Leichtigkeit,
grobe Entfernungen zwischen den Leitungen bzw. diesen und Erd-
zu erhalten, geringere Brandgefahr, leichtere spätere Vergrößeruns:.
kürzere Bauzeit und für gewisse Fälle größere Billigkeit. Ihnen
stehen als Nachteile unter gewissen Verhältnissen schwieriger:
Reparaturen und Bedienung, besonders in einem strengen Klima.
ferner die größere Verletzbarkeit der Apparate gegenüber. — Ny-
lander stellte auf Grund von Untersuchungen fest, daß die Außen-
stationen in vielen Fällen technische Vorzüge besäßen und bi
Spannungen über 100 kV in der Regel ökonomisch vorteilhafter al-
Innenstationen seien; der Preisunterschied zwischen Außen- uni
Innenstationen wäre doch verhältnismäßig klein. Bei der Wal.
zwischen beiden dürften weder die ästhetischen Forderungen no
die Rücksicht auf den Schutz gegen persönliche Gefahr außer Avin
gelassen werden. Die Außenstationen hält der Referent besonder-
da für angebracht, wo es sich um einfache Ausrüstung handelt.
Weiter sprach Ingenieur Häßler (Stockholm) übereiniz:
Gesichtspunkte der Tarifierung bei Überfüh-
rung elektrischer Energie. Bei der relativ großen Au--
dehnung der llochspannungsnetze in Schweden kommt es nicht eelte
vor, daß eine Kraftstation das Leitungsnetz einer anderen benutz',
um ihren Abnehmern elektrische Arbeit zu liefern, und der Vor-
tragende erörterte die Gesichtspunkte, die in Betracht gezogen
wenden müssen bei Bestimmung der Kosten, welche der über-
tragende Energielieferant an den Eigentümer des Netzes zu er
statten hat. Wenn man zunächst von der Änderung der Energi-
verluste im Leitunzsnetz absieht, würde das Prinzip bestehen, dab
die in das Netz. gelieferte Leistung — sowohl in Kilowatt wie :ı
Kilovoltampere — in jedem Augenblick der gleichzeitig an einer
anderen Punkt entnommenen Leistung entsprechen müßte. Ind
Praxis kann man jedoch hiernach nicht verfahren, teils weil di
Zulieferung niemals der Entnahme so vollständig folgen kan'.
vielmehr stets eine gewisse Differenz zwischen beiden vorhand«:
ist (Häßler nennt sie „Marginalkraft”), teils weil eine Kor
trolle bzw.
nommene bzw. eingelieferte Leistung bezieht, allzu umstämlli::
wird. Das einfachste wäre, die Marginalkraft nur durch Kilowatt:
stundenzähler zu messen, was aber nicht ohne weiteres angänz.:
ist, weil dadurch für den Inhaber des Leitungsnetzes das Risik:
entsteht, daß der Lieferer seine Kinlieferung nicht nach der Ext
nahme richtet, sondern seine speziellen Interessen verfolgt. Nach
Vorschlag des Vortragenden würde man daher zweckmäßig den Ta:
«lerart in gewisse Perioden teilen, daß die Kilowattstunde währe“
ieder solchen Periode für den Inhaber des Leitungsnetzes ungefät'
den gleichen Wert besitzt und die Marginalkraft für jede solch”
Periode mit Hilfe eines Kilowattstundenzählers kontrolliert win
— Z/mletzt hielt Ingenieur H. Klingberg (Stockholm) ein"
Vortrag über
lationsvorschriften
lagen.
In der schwedischen Vereinigung referierten außerdem nı"
Direktor Molin (Malmö) überdie neue Erweiterungder
für Niederspannungsan-
Abrechnung, die sich auf die in jedem Augenblick ent-
die Bedeutung einheitlicher Instal-
Ei m A ee FETTE
28. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift, 1922. Heft 52.
1529
Reservedampfkraftanlage des Malmöer Elek-
trizitätswerkes und Ingenieur V. Blomquist (Stock-
holm) über einen von ihm erfundenen Hochdruckkessel.
Dieser besteht aus einer Anzahl Röhren, die durch einen Elektro-
motor mit etwa 300 Umdr/min in Rotation gehalten werden. Da-
mit wird einerseits erzielt, daß die ganze Oberfläche des Rohres
als Hleizfläche in Betracht kommt, andererseits das Wasser gegen
die Rohrwand geschleudert und so ein sehr inniger Kontakt zwi-
schen beiden unter Vermeidung von Dampfblasen erreicht. Diese
Maßnahmen erhöhen die Verdampfungsfähigkeit des Kessels außer-
ordentlich (bis etwa 700 kg/m?), letzterer wiederum erhält sehr
kleine Dimensionen, und man kann sehr hohe Drucke ohne größere
Schwierigkeit anwenden. Die Stopfbüchsen an den Enden der
Röhren haben nach Blomquist zu irgendwelchen Schwierigkeiten
keinen Anlaß gegeben. Die Zufuhr des Speisewassers erfolgt voll-
ständig automatisch. Rsr.
Elektrische Linearheizung als Raumbeheizung.
Ein neues System der direkten elektrischen Raumbeheizung ist
die von Zweifel-Zwiceky und der Maschinenfabrik Oerlikon
ausgebildete „Linearheizung“. Sie besteht darin, daß in den zu
beheizenden Räumen lineare Heizkörper aufgehängt oder an den
Wänden entlanggeführt werden. Bei den ersten Versuchsanlagen,
z. B. zur Beheizung von Textilfabriken, benutzte man nackte
Eisenbänder, die dort von den Umschnürungen der Baumwoll-
ballen zur Verfügung standen. Diese Bänder wurden in 25 m
über Fußboden an den Wänden an Porzellanrollen aufgehängt.
Sie konnten mit 100 bis 120 A belastet werden, ohne daß die
Gefahr einer Entzündung der Ablagerung von Baumwollfasern
oder Papierabfällen bestand. In einem großen Bureau wurden
derartige Heizbänder durch alle Räume geführt und in den
Zwischenwänden durch Porzellandurchführungen abgestützt. Sie
konnten, um die Wärme zu regeln, bei kalter Witterung ın
Dreieck, bei milderem Wetter in Stern geschaltet werden. Der
Vorzug dieser Heizungsart liegt in der gleichmäßigen Verteilung
der Wärmeerzeugung über den ganzen Raum unter Vermeidung
einer bei Verwendung einzelner großer Heizkörper starken ört-
lichen Erwärmung. Da bei der Linearheizungz der Heizkörper
durch den ganzen Raum verläuft und sein Anfangs- und Endpunkt
daher nahe beieinander liegen können, so ist die Leitungs-
zuführung, viel einfacher als bei Verwendung mehrerer Einzel-
heizkörper. Bei 20-stündiger Einschaltdauer f. d. Tag, also Dauer-
beheizunz unter Ausschluß der Lichtzeit, genüzten für Hoch-
bauten 11 —- 15 W/m? zur Aufrechterhaltung einer Temperatur-
differenz von 35° C gegenüber der Außenkälte, bei großen Shed-
bauten mit einfachen Glasdächern 25 --35 W/m? zur Erzielung
von 30° Differenz. Die in den Räumen auftretenden Temperatur-
differenzen betrugen nur 2— 3° C.
wre =
n
»
q]
A.
ya
Abb. 1. Vertikales Register einer Linearheizung in einem Fabrikrauın.
Um die stromführenden Heizbänder der Berührung zu entziehen
und höheren Ansprüchen bezüglich Feuersicherheit und Aussehen
. Zu genügen, hat die Maschinenfabrik Oerlikon die Heizbänder in
Gasrohre, Stahlpanzerrohre oder Metallschläuche isoliert oder
auch in Glasröhren unisoliert eingebaut. Die Isolation muß hitzebe-
ständig sein (z. B. Porzellan), da die Temperatur im Innern der
Rohre ziemlich hoch ansteigt, wenn auch die Rohre an ihrer Außen-
wand nur Temperaturen von 80, 120 oder 150° C aufweisen. Bei Ver-
wendung von 14-zölligen (32 mm) Gasrohren werden diese durch
alle Räume geführt und durch Winkelstücke und Muffen so verbun-
den, daß alle elektrischen Verbindungen dem Auge entzogen sind.
Abb. 1 zeigt die Zusammenstellung derartiger Röhren zu einem
vertikalen Heizregister an der Eisenkonstruktionssäule eines Fa-
brikraumes. Die Zuleitung erfolgt hier von dem gleichfalls
Abb. 3. Metallschlauch-Linearheizung für einen Wohnraum.
eıkennbaren Schaltkasten aus nur an beiden Enden des Rohr-
systems. Abb. 2 zeigt die Aufhängung der Röhren unterhalb des
Sheddaches einer Spinnerei. Die gleichfalls ausgeführten Metall-
schlauchheizleiter, bestehend aus einem biegsamen Metallschlauch
mit isoliert eingebetteten hochwertigen Heizdrähten, können auch
Abb. 2. Linearheizungsröhren in einer Baumwollenspinnerei.
zwischen Maschinenteilen durchgeführt werden. Abb. 3 zeigt die
Anwendung einer Metallschlauchheizung mit 4 Stufen (1500 W,
220 V) für Wohnräume In einem großen schwerheizbaren
Zimmer mit zwei Außenwänden nach Norden und Osten und einer
kalten Treppenhauswand konnte mit dieser Heizung bei 25 W/m?
und insgesamt 1770 W die Temperatur dauernd auf 15° C über
Außentemperatur gehalten werden. Während der vierstündigen
Lichtzeit, wo die Heizung ausgeschaltet wurde, ging die Zimmer-
temperatur nur um 2° C herab.
1530
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52.
28. Dezember 1922.
Bei manchen industriellen Anlagen, z. B. in Spinnereien, ist
es möglich, mit dieser Heizart und unter Benutzung von Nacht-
kraft eine genügende Erwärmung der Räume zu erzielen, wenn
auch einzelne Räume in Rücksicht auf das verarbeitete Material
nebenher Tagesheizung benötigen. Ebenso kann man leicht ge-
baute Magazine, in denen kälteempfindliche Waren lagern, mit
Nachtstrom dauernd auf einer unschädlichen Temperatur halten.
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28. 29. 30. 31. 7 . 4,
Januar PERE” a
A 5190 kWh in 8724 h
R Í Raumtemperatur (i. Mittel + 058° C)
t —.—.— Temperatur der Motoren.
C Einsatz der Anschlußleitung (5) kW)
D f Aubentemperatur
t —.—.— mittere AuLentemperatur (-- 207 C)
Abb. 4. Verlauf von Innen- und Außentemperatur bei Heizung eines
Bretterschuppen».
Ein Bretterschuppen von 4680 m? Rauminhalt zur Lagerung von Mo-
toren wurde mit 50 kW Nachtstrom auf dauernd 92° C über
Außentemperatur gehalten trotz Unterbrechung der Heizung wäh-
rend der Arbeitszeit. In Abb. 4 sind der Verlauf der Innen- und
Außentemperatur während eines achttägigen Dauerversuches (28. I.
bis 4 II. 1919), die Anschlußleistung (50 kW), die Heizperioden
und der gesamte Stromverbrauch für i 8 24h (5100 kWh) darge-
stellt. („Bulletin Oerlikon”, 1922, Nr. 7, 8. 35.) Piz.
Statistik der Vereinigung der Elektrizitätswerke für die
Betriebsjahre 1919 (1919/20) und 1920 (1920/21).
Die im Sommer 1921 und 1922 erschienenen Neuausgaben der von
der Vereinigung der El.-Werke herausgegebenen Betriebsstatistik
geben ein anschauliches Bild der Entwicklung der vorwiegend
reichsdeutschen Werke seit Kriegsschluß wieder!). Der Inhalt der
Statistik selbst zeigt zunächst im Vergleiche mit den früheren Aus-
gaben einige wesentliche Veränderungen, vor allem durch den Fort-
fall der rein wirtschaftlichen Angaben über Anlagekosten, Betriebs-
einnahmen und -ausgaben der Werke. Wiewohl es angesichts der
fortschreitenden Markentwertung begreiflich erscheint, daß mangels
einer „festen Grundlage” die Angaben über die wirtschaftliche Ge-
barung weggelassen wurden, ist es dennoch bedaucrlich, daß diese
Angaben nicht mehr gebracht werden. Der Umfang der Statistik
hat sich trotzdem nur unwesentlich verringert, da die Zahl der an-
geführten Werke von 488 (bzw. 500) im Vorjahre auf 573 ange-
wachsen ist, von denen 62 (i. V. 42) auf das zumeist neutrale Aus-
land entfallen. Auch ist die Zusammenstellung der Zahlenangaben
in den einzelnen Haupttafeln in diesem Jahre gedrängter und über-
sichtlioher gestaltet worden. Bemerkenswert erscheint auch in
diesem Jahre die große Zunahme der im Besitze von öffentlichen
Körperschaften und Gemeinden befindlichen Werke, deren Zahl von
241 im Vorj. auf 304 anstieg, sowie jene der gemischtwirtschaftlichen
Anlagen, die von 34 auf 56 zuuahm, während die Zahl der gesell-
schaftlichen und privaten Werke von 225 auf 213 zurückging, eine
durch die wirtschaftlichen Verhältnisse leicht erklärliche Er-
scheinung.
Die nutzbare Stromabgabe der in der Statistik ent-
haltenen Werke hat im letzten Betriebsiahre eine nicht unbeträcht-
liche Zunahme erfahren (nahezu 30 %), namentlich zufolge der
Aufhebung der Lichtsparmaßnahmen: während noch im Vorjahre
nach Einstellung der Kriegsbetriebe ein Rückgang von nahezu 15 %
zu verzeichnen war. Immerhin hat sich die Stromabgabe der aus-
schließlich reichsdeutschen Werke von rd 7 Milliarden kWh
im Jahre 1918 im letzten Betriebsjahr (1920) auf ungefähr gleicher
Höhe behauptet; doch weisen namentlich die großen Werke mit
) Vgl auch „Mitt. d.
en d. El.-W.* Nr. 288,
sowie „ETZ“ 1922, 8. 093 und 55
. 112. und Nr. 307, S. 1
einer Stromabgabe von mehr als 100 Mill. kWh jährlich eine nahezi
20 ige Steigerung des Stromkonsums gegen das Vorjahr auf. Der
Ausnutzungsfaktor aller Werke (bezogen auf die instal-
lierte Leistung in kW X 8760) hat jedoch nur eine unwesentlich-
Veränderung erfahren (27 gegen 6 % i. V.). Es sind bei geeigneten
Tarifmaßnahmen und Einrichtungen zwecks Ausgleichs der Be-
lastungsspitzen zweifelsohne noch bedeutende Verbesserungen er-
zielbar. Eine weitere Unterteilung der Werke nach der Be-
triebskraft zeigt, daß der Anteil der Wasserkraftanlagen (mii
6 % der gesamten Stromabgabe) wohl z. Z. noch ein ziemlich gerin-
ger ist, nach Inbetriebsetzung der im Ausbau befindlichen Werke,
namentlich in Bayern und Süddeutschland, jedoch eine beträchtlich:
Zunahme erfahren dürfte. Bei weiterem Ausbau der noch verfüg-
baren Wasserkräfte, von denen z. Z. kaum 25% im Betriebe
stehen, kann ein großer Teil der Elektrizitätswerke und privaten
Kraftanlagen durch Energie aus Wasserkraftanlagen gedeckt we.-
den. Die Stromerzeugung in kalorischen Wärmekraftwerken ver-
teilt sich z. Z. fast gleichmäßig auf die mit Stein- und Braunkohl::.
geheizten Anlagen, in Übereinstimmung mit dem Rückgang dt:
Steinkohlenproduktion und Steigerung der Braunkohlenförderun:
seit Kriegsschluß. Der Anteil der mit Torf und Gaskraft betrieb»-
nen Werke ist noch ein relativ recht geringer (2 % der Stromerzeu-
gung). Dementsprechend hat sich auch die Zahl der Steinkohle
verfeuernden Werke seit 1918 um fast 25 % verringert, wogegen jene
der Braunkohlenwerke entsprechend zugenommen hat; es sei hier-
zu bemerkt, daß sich der thermische Wirkungsgrad be:
Stein- und Braunkohlenfeuerung, namentlich in großen Werken.
kaum wesentlich unterscheidet und im Mittel 10 % nicht übersteigt.
in kleinen Anlagen sogar bis auf 4 % herabgeht?); auch hier sind
durch Verbesserung der Feuerungsanlagen und Dampfökonomi:,
namentlich der Abdampfverwertung, sicherlich noch bedeutende Er-
sparnisse erzielbar. Eine bezügliche Untersuchung über Kessel-
undRostsysteme an Hand der Statistik, auf welche an dieser
Stelle nur kurz hingewiesen sei, hat gezeigt, daß eine noch verhält-
nismäßig geringe Anzahl von Kesseln mit Überhitzern und Vor-
wärmung versehen sind, und auch die Verwendung bewegliche:
Roste und künstlicher Luftzufuhr noch stark im Rückstande iat:
mit Druckwindfeuerung oder Saugzug sind z. Z. kaum 15 % all:
Kesselanlagen versehen.
In Hinsicht auf die Stromabgabe der Werke ist noch hervorzu-
heben, daß nahezu die Hälfte der Werke, namentlich die kleinerer
Anlagen, Aushilfsstrom von auswärts beziehen, so daß der Strom-
bezug von fremden Werken bei den Kleinanlagen (unter 2 Mill. kW;
jährlich) überwiegt und im letzten Berichtsjahre eine Zunahme vo:
rd 50% erfahren hat. Der gesamte Strombezug von auswärts er-
reichte im letzten Berichtsjahre rd 2,2 Millarden kWh. Die in der
letzten Ausgaben der Statistik zweckmäßig ausgestalteten Angaber.
über Stromsystem und Betriebsspannungen der
Werke lassen erkennen, daß das Drehstromsystem nunmehr auch be:
Kleinanlagen vorzugsweise zur Verwendung gelangt, die zum Teil
noch im Umbau begriffen sind oder Strom lediglich von auswärts be-
ziehen. Hinsichtlich der Gebrauchsspannungen sei an dieser Steli-
nur bemerkt, daß zwar ein großer Mangel an Einheitlichkeit noch
fortbesteht, die Anlagen mit Dreieck-Sternschaltung, namentlit!ı
mit 220/380 V Spannung, in den letzten Jahren jedoch große Fort-
schritte aufweisen. Die Zahl der Hochspannungsanlagen mit 100 kV-
Freileitungsspannung ist noch eine recht geringe, ein Beweis der
nur allmählichen Entwicklung eines Reichskraftnetzes in Deutsch-
land. Immerhin erreicht die Gesamtleistung der an diese Leitungen
angeschlossenen Werke bereits nahezu fast 1 Million kW, d. i. 5
der Gesamtleistung aller deutschen El.-Werke.
Von Interesse sind auch zum Schlusse noch einige nähere An-
gaben über die Stromabgabe der Werke, hinsichtlich des Ver-
wendungszweckes derselben. Wie bereits eingangs hervorgehok«:
wurde, hat im letzten Berichtsjahre die Lichtstromabgabe ein:
wesentliche, fast 50 %ige Zunahme erfahren, wogegen die Krafı-
stromabgabe relativ, mit nur 10 %iger Steigerung, zurückgebliek«t
ist. Auch die Licht- und Kraftstromabgabe nach gleiches
Tarif hat eine wesentliche Steigerung aufzuweisen und steht.
namentlich bei den Großikraftwerken, an erster Stelle hinsichtli«:
des Anteils an der Gesamtabgabe; ein gleiches gilt hinsichtlich der
Sondertarife, deren Kilowattstundenanteil sich um 60 % e:-
höht hat. Dagegen zeigt die Bahnstromabgabe eine relativ gering:
Zunahme (5 %) gegen das Vorjahr; der Eigenverbrauch der Werk-
schwankt zwischen 2,5 und 4,5 % (gegen 5,5 % i. V.) der gesamt:
Stromabgabe und nimmt mit der Werksleistung zu; auch hier i~
eine Tendenz zur Besserung bemerkbar.
Zusammenfassend ist das Bild der Entwicklung der reich--
deutschen Werke im letzten Betriebsjahre ein nicht ungünstige:
obwohl weitgehende Schlußfolgerungen hieraus nach der geger-
wärtigen Wirtschaftslage kaum berechtigt sind. Immerhin kan:
bei entsprechenden Maßnahmen, namentlich in der Verwendun?
billiger Betriebskräfte und von sparsamen Verfahren zur Aus-
nutzung derselben, eine weitergehende Besserung der Wirtschaft-
lage erwartet werden. Leop. Rosenbaum.
9% Vergl. Mitteilnug Nr. 288, S. $3;
"as m m"
——
28. Dezember 1922.
Elektromaschinenbau.
Strom- und Spannungsdiagramme von Synchronmotoren für
asynchronen Anlauf. — Die verschiedenen Ausführungsmöglich-
keiten dieser Maschinen wurden bereits öfters besprochen. Es soll
hier nur auf Eigentümlichkeiten ihrer Strom- und Spannungsdia-
gramme hingewiesen werden.
1. Volltrommelsyncehronmaschinen für asynchro-
nen Vollastanlauf bei unverminderter Klemmspannung. Zwecks
Einhaltung einer höchstzulässigen Blindleistung beim Anlauf wer-
den an die Synchronmaschine auch jene Anforderungen gestellt,
die für den Asynchronmotor gelten. Würde man den bei Synchron-
maschinen üblichen großen Luftspalt beibehalten, wäre das Netz
während des Anlaufes einer erheblichen Belastung durch wattlosen
Strom ausgesetzt (vgl. Abb. 3, gestricheltes Stromdreieck Omn). Es
wird ein kleiner Luftspalt notwendig und eine Verzerrung des Span-
nungsvieleckes nebst geringer Überlastbarkeit (EmO0:EK) bei
Synchronmotorenbetrieb und Phasengleichheit zwischen Netzspan-
nung und Motorstrom unvermeidlich. (Im vereinfachten Diagramm
der Abb. 1 ist das auf den Ständer bezogene Stromdreieck ONM und
das Spannungsdreieck OKE der Synchronmaschine für einen Pha-
senverschiebungswinkel ọ gezeichnet, desgleichen das Stromdreieck
OPP. für Asynchronmotorbetrieb bei gleicher Wirkleistung. Es
kann der senkrechte „Abstand des Endpunktes der gesamten Anker-
feldspannung KE von der Y-Achse als Maß für die Leistung ange-
sehen werden, und weil sich E bei unveränderlicher Erregung auf
einem Kreise um O bewegt, ist die Überlastbarkeit des Synchron-
motors bei einem Phasenverschiebungswinkel @ durch das Verhält-
nie FmO : EL näherungsweise gekennzeichnet.)
2 Einzelpolsynchronmaschinen für asynehronen
Anlauf unter Last bei unverminderter Spannung. Auch diese Aus-
führungsform wird durch den erforderlichen kleinen Luftspalt und
ungewöhnlich große Ankerfeldspannungen gekennzeichnet. Die
Überlastbarkeit bei Synchronmotorbetrieb ist hier noch geringer wie
bei Volltrommelmaschinen, wenn auch nur unerheblich, zufolge des
großen Polbogens und des dadurch bedingten kleinen Unterschiedes
zwischen den Höchstwerten der Ankerquer- und Gegenfeldspannun-
gen. (ImSpannungsdiagramm nach Pichelmayer für Einzelpolmaschi-
nen (Abb.2) gelten nunmehr die senkrechten Abstände der Punkte Q
von der Y-Achse als Maß für die Leistung bei unveränderlicher Er-
regung. OK = Klemmenspannung, KS = Ankerstreufeldspannung,
SQ = Höchstwert der Ankerquerfeldspannung, SG = Höchstwert
der Ankergegenfeldspannung, Sa = Ankerquerfeldspannung und qg
= Ankergegenfeldspannung, entsprechend dem jeweiligen inneren
Phaaenverschiebungswinkel.) Zu diesen Mängeln gesellt sich hier
Elelstrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 1531
RUNDSCHAU.
noch die Möglichkeit von Schwierigkeiten beim Anlauf und Intritt-
werfen unter Last.
Sieht man bei der Ausführung als Einzelpolmaschine von
hochbelastetem Anlauf unter voller Spannung ab und begnügt man
sich mit Teillastanlauf unter verminderter Spannung, wird man bei
wesentlich günstigeren Eigenschaften der Maschine als Synchron-
motor in den meisten Fällen auch ein brauchbares Asynchronmotor-
arbeitsdiagramm erzielen (Abb. 3). |
Bei der gegenwärtigen Lage der Elektrizitätswirtschaft ist die
Verbesserung des Netzleistungsfaktors durch vielseitige Verwen-
dung von Synchronmotoren äußerst erwünscht, trotzdem wird man
bei Aufstellung von Synchronmotoren mit asynchronem Anlauf die
geschilderten Eigentümlichkeiten berücksichtigen müssen. K. H.
Beleuchtung und Heizung.
Lichttechnische Gesellschaft (Südwestgruppe der Deutschen
Beleuchtungstechnischen Gesellschaft) Ortsgruppe Karlsruhe —
Am 24. Oktober 1922 sprach in der Technischen Hochschule
Herr Gewerberat Emele über: „Fabrikbeleuchtung und Gesetz-
gebung”. Er gab einen Überblick über den augenblicklichen Stand
der internationalen Fabrikbeleuchtungsgesetzgebung und zog
einen Vergleich mit der deutschen, wobei er darauf hinwies, daß
letztere wohl formell sehr knapp wäre, jedoch wirke sie sich durch
die Tätigkeit der Gewerbeaufsichtsbehörde und durch das Ver-
ständnis der Betriebsingenieure und Architekten ziemlich gut aus.
Dem sich geltend machenden Drängen nach einer Verbesserung
der deutschen Gesetzgebung müsse man verschiedene Überlegun-
gen in der Richtung entgegenstellen, ob der Zeitpunkt für eine Ver-
besserung der Gesetzgebung jetzt schon gegeben sei. Politisch ist
diese Frage wohl zu bejahen, aber die Fülle der neuesten Gesetz-
gebung bringe es mit sich, daß sie auf Kosten der Qualität gehe,
Vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus ist der Zeitpunkt nicht
günstig. Gerade auf dem Gebiet der Hygiene wird es sehr schwer
sein, die Gesetzgebung, selbst wenn sie noch so gut wäre, auch
richtig durchzuführen. Außerdem sind die hohen Strom- und
Kohlenkosten ebenso wie die Beleuchtungskörperkosten augen-
blicklich für Goedankengänge der Verbesserung der Beleuch-
tung nicht günstig. Bei der Durchführung einer derartigen Ge-
setzgebung ist diese in einem nicht geringen Grade abhängig von
dem Verständnis der in Betracht kommenden Kreise der Arbeit-
geber und Arbeitnehmer. Das zugängliche Belehrungsmaterial
sowohl wissenschaftlicher wie populärer Art steckt auf dem Ge-
biet der Fabrikbeleuchtung noch in den ersten Anfängen. Während
es z. B. dem einfachsten Schalttafelwärter möglich ist, in das
innere Leben seines Schaltbrettes und der Maschinenanlage durch
ausgezeichnet ausgebaute Meßapparate einen Einblick zu gewin-
nen, sind wir heute in der Beleuchtungstechnik noch nicht einmal
so weit, daß ein Nichtfachmann einwandfreie Lichtmessungen vor-
nehmen kann. Das rührt wohl daher, daß sich die wissenschaft-
liche Entwicklung der Beleuchtungstechnik durch die Grenze des
bisher technisch Möglichen in anderen Bahnen bewegt hat als in
denen, die man für eine Gesetzgebung der Beleuchtungshygiene
braucht. Der Redner geht hierbei auf Beispiele aus dem Gebiet
der Glühlampenbeleuchtung, wie auch auf Tagbeleuchtung ein
und sucht klarzulegen: Würde man jetzt schon die Ausarbeitung
eines Gesetzes in Angriff nehmen, so gäbe das sicherlich nur ein
Wortgesetz, dessen praktische Durchführung auf Schwierigkeiten
stoßen würde.
Überhaupt müsse man sich die Frage vorlegen, ob es richtig
sei, die formelle Gesetzgebung anzuspannen, oder ob es nicht zweck-
mäßiger wäre, sich mit Grundsätzen oder Leitsätzen zu begnügen,
ähnlich wie die Sicherheitsvorschriften des Verbands deutscher
Elektrotechniker. Sicherlich sind die letzteren ausgezeichnet und
haben in der Elektrotechnik ohne wesentliche Reibungen eine
ınustergültige Ordnung geschaffen. Voraussetzung hierzu ist
allerdings, daß der innere Aufbau dieser Leitsätze hochwertig ist,
und daß die Vereinigung, die sie geschaffen hat, das nötige An-
sehen besitzt, um die Leitsätze durchzusetzen. Dieser Weg scheint
der bessere zu sein. Daher wäre es aber umso wichtiger, ein-
gehend die Qualität derartiger Leitsätze zu prüfen.
Aufgabe der Zukunft wird folgendes sein:
1. Die Wissenschaft muß uns ein handliches Photometer geben,
mit dem auch der Nichtfachmann rasch zuverlässige Licht-
messungen sowohl für natürliche als auch für künstliche Be-
leuchtung ausführen kann. RR
2. Die fachtechnischen Institute müssen uns wissenschaftliches
und populäres Material auf dem Gebiet der Beleuchtungstech-
nik geben, das zur Belehrung der Öffentlichkeit verwendet
werden kann.
3.. Das Reichsarbeitsministerium wäre zu ersuchen, die Gewerbe-
aufsichtsbeamten und die technischen Aufsichtsbeamten der Be-
rufsgenossenschaften unter Zugrundelegung eines von der deut-
schen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft ausgearbeiteten
Fragebogens zu Erhebungen über den derzeitigen Stand der
natürlichen und künstlichen Beleuchtung zu veranlassen. Die
1532
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 52.
28. Dezember 1922.
Gewerbeaufsichtsbeamten könnten diese Erhebungen auch auf
den Familienkreis soweit ausdehnen, als z. B. Heimarbeiter
oder Schlafstellen von Lehrlingen in Betracht kämen.
4. Die Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft muß durch
populäre Belehrungen die Öffentlichkeit über vernünftige
Grundsätze der Heim- und Fabrikbeleuchtung orientieren, etwa
ähnlich wie die Lichttechnische Ausstellung in Karlsruhe im
März 1922, die in diesem Sinne ausgezeichnet veranstaltet war
-und gewirkt hat.
A. Eine Kommission zur Bearbeitung von Leitsätzen sollte ein-
gesetzt werden, die insbesondere befruchtend auf wissenschaft-
liche und technische Kreise wirken kann. Im Laufe der näch-
sten Jahre ließen sich dann sicherlich Leitsätze herausbilden,
die sich über Gemeinplätze herausheben.
6. Sobald diese Leitsätze wirklich Bedeutung und Wert zewon-
nen haben, wäre an die Regierungen des Reichs und der Länder
heranzutreten mit der Bitte, sie bei ihren Dienststellen durch-
zuführen und die Gewerbeaufsichtsbeamten zu veranlassen,
daß ihre Durchführung bei der Bearbeitung von Baugesuchen
berücksichtigt wird.
Die Aussprache, an der sich die Herren Professor Dr. Bunte,
Dr. Teichmüller, Dr. Eitner und Dr. med. Spuler beteiligten, ließ
eine erfreuliche allseitige Übereinstimmung mit den Ansichten des
Redners erkennen.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Die Betriebstechnische Ausstellung in Frankfurt a. M. — Die
Wanderausstellung des VDI (Arbeitsgemeinschaft deutscher Be-
triebsingenieure), die bekanntlich seinerzeit ins Leben gerufen
wurde, um moderne Arbeitsmethoden, Fabrikationseinrichtungen,
einige leicht verständliche Anwendungen physotechnischer Eig-
nungsprüfung, neuzeitliche Meßinstrumente usw, für die Zwecke
der metallverarbeitenden Industrie weiteren Kreisen an Hand von
praktischen Beispielen zugänglich zu machen, war zuletzt von Köln
nach Mainz gekommen. Der „Verwaltungsausschuß technischer
Arbeitsgemeinschaften” in Frankfurt a. M. hat diese günstige Ge-
legenheit benutzt, die Ausstellung auch nach Frankfurt zu ziehen.
Die Ausstellerfirmen haben dort sehr wertvolle Teile ihrer zum Teil
erst in allerletzter Zeit ausprobierten Fabrikationseinrichtungen
im Interesse der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Neben einer
großen Zahl der verschiedensten Werkzeuge, Einrichtungen und
Fabrikationsgänge werden anschaulich wirkende Zerreiß- und
Biegeproben vorgeführt. Auch manches Interessante aus dem Auto-
und Fahrradbau ist zu sehen. Von den Meßgeräten sind die optischen
Meßmaschinen beachtenswert, welche schnell und genau bis zu
einigen Zehntausendstel Millimetern zu messen gestatten. Parallel-
endmaße z. B. werden mittels des Interferenz-Komparators frei
von jedem Meßdruck durch Lichtwellen bis zu 0,00002 mm geprüft.
Aus der elektrotechnischen Industrie ist die Firma Hartmann
& Braun vertreten mit Werkzeugen zur Herstellung der für ihre
Instrumente benötigten Spritzgußteile sowie mit interessanten
Stanzwerkzeugen und Schnitten, Prägewerkzeugen, kompletten
Spritzeinrichtungen und Formen. Die Voigt & Haeffner A. G. bringt
die gesamteFabrikation einesDrehschalters für 4A, mit allenLehren,
Kontrollwerkzeugen und Prüfeinrichtungen, so daß der Werdegang
des Schalters von der Prüfung der augelieferten Porzellanteile bis
zum fertigen Schalter vollständig verfolgt werden kann. Im Be-
trieb wird von dieser Firma die automatische Prüfung der Schalter
nach den Vorschriften des VDE, eine Silberfadenschneidemaschine
(aus der Fabrikation der Sicherungspatronen), Vorrichtungen zum
abfallosen Ausstanzen von Sechskantmuttern, automatisches Ge-
windeschneiden derselben und anderes gezeist, Einen Einblick in
den Bau von Kleinelektromotoren gibt die Firma Bünte & Reınmler.
Die Ausstellung, wirkungsvoll ergänzt durch eine Reihe inter-
essanter Vorträge, ist als ein neuer Beweis deutschen Könnens und
deutscher Geistesarbeit anzusehen, und sie dürfte ihren Zweck er-
reicht haben: den Nachwuchs in den Betrieben, die Stammbelegschaft
vom Lehrling bis zum Betriebsbeamten, durch den bewirkten Aus-
tausch der gewonnenen Erfahrungen zu erfolgreicher Weiterarbeit
zu befähigen im Interesse des Wiederaufbaus unserer Wirt-
schaft. Ka.
Hauptversammlung des Deutschen Schutzverbandes der freien
technischen Berufe. — Am 30. IX. 1922 fand in Düsseldorf unter
Vorsitz von Dipl.-Ing. ,Lunow, Essen, die Hauptversammlung
des Deutschen Schutzverbandes der freien technischen Berufe stati,
dieses Verbandes, der seit Jahren die Interessen der Angehörigen
der freien technischen Berufe (Ingenieure, Landmesser, Archi-
tekten, Chemiker, nebenher in neuerer Zeit auch die der Bücher-
revisoren und anderer Sachverständiger, die den Gerichten und
sonstigen Behörden Dienste leisten) zu vertreten, unzulässize Kon-
kurrenz auszuschalten und der Wirtschaftslage angepaßte Gebühren
durchzusetzen, sich bemüht. Inseinem Geschäftsbericht führte Baurat
Schubert, Düsseldorf, aus, daß z. Z. die Mehrzahl der Bundes-
gruppen des Bundes Deutscher Architekten (BDA) dem DSV an-
gehören, Der korporative Beitritt: des BDA dürfte demnächst
erfolgen. Z. Z. gehören 950 BDA-Architekten dem DSV an.
Auch der Verband Deutscher Gutachterkammern (VDG) ist auf
Grund der in Dortmund im Juni 1922 gefaßten Beschlüsse mit
seinen rd 400 Mitgliedern korporativ beigetreten.
Der DSV hatte sich mit einer Eingabe vom 10. VI. 1922 an den
Reichsschatzminister gewendet, um gegen die vom Reichsverkehr:-
minister seinen Beamten freigegebene nebenamtliche Beschäf-
tigung, welche die Angehörigen der freien, technischen Berufe
gerade in heutiger Zeit in ihrem Erwerbsleben empfindlich schä-
digt, Protest zu erheben. Leider stellte es sich dabei heraus, dab
der Standpunkt des Reichsverkehrsministers vom gesamten Staat-
ministerium geteilt wurde.
Inzwischen hat eine Sitzung des Gesamtministeriums statt-
gefunden, in welcher die Anerkennung der Gebührenordnung der
A.u.l. erfreulicherweise prinzipiell beschlossen wurde. Es müssen
jedenfalls alle interessierten Kräfte zusammengefaßt, und es mul
jede Eigenbrödelei vermieden werden, wenn weitere Erfolge
erzielt werden sollen. Alle Organisationen der freien technische:
Berufe wurden für die Frage interessiert und haben sich auf den
Abwehrstandpunkt des DSV gestellt. Auch die für die Interessen
der freien technischen Berufe gewonnenen Reichstagsabgeordneten
sind tätig gewesen, und wegden diese Frage im Reichstag ver-
treten. Es muß verhindert werden, daß etwa die Parteipolitik in
dieser Frage mitspricht.
Weiter hat sich der DSV an dem Entwurf zur Errichtung
einer Reichskammer der freien technischeu
Berufe beteiligt, über den allerdings noch keine Entscheidung
getroffen wurde. Mitgewirkt wurde auch an der Bearbeitung dr-
Reichsarbeitsgesetzes, an dem seit dem 1. X. 192
geltenden Reichsarbeitsnachweisgesetz'!), welche.
Besserungen der Verhältnisse erzielen soll, ohne unerträglich»
Härten zu bedingen,
Die Einführung der Geb.-O. der A.u.l., der Gerichte und ander: -
Behörden bisher häufig ablehnend gegenüberstanden, ist jetzt z. T.
durch die Haltung einiger Handelskammern, welche
diese Sätze als „üblichen Preis“ anerkennen, eingeführt bzw.
anerkannt worden. Ebenso die Geb.-O. der vereidigten Landmesser,
der Chemiker, der Nahrungsmittelchemiker und die der Bücher-
revisoren. Bei diesen Bestrebungen hat die seit 1918 bestehende
Verbandszeitschrift des DSV „Die freie Technik“, welche
sich als Sprachorgan der freien technischen Berufe ausgebildet
hat, mitzeholfen. Ihre Aufrechterhaltung fordert bei den heutigen
hohen Papier- und Druckpreisen hohe pekuniäre Opfer seitens der
Mitglieder, die aber unbedingt gebracht werden müssen, wenn Er-
folge erzielt werden sollen. Die Zeitschrift erscheint bei der Ver-
kehrsverlag G. m. b. H., Düsseldorf, Collenbachstr. 19, in einer
Auflage von z. Z., rd 3000 Stück.
Die Rechtsschutzabteilung und diejenige für Ver-
sicherungen des DSV haben relativ günstige Erfolge erzielt.
Die erste Abteilung hat in 112 Prozessen unbefugte Konkurrenzen
bekämpft.
Der von Baurat Schubert erstattete Bericht über die Fi-
nanzen des DSV ergab für 1921 an Einnahmen 168,946 M, an
Ausgaben 167,558 M, also eine kleine Unterbilanz, die sich aber
für die Zukunft durch erhöhte Erträgnisse der Zeitschrift zum Ver-
schwinden bringen lassen wird. Zu diesem Zweck muß der Inse-
ratenwerbung seitens aller Mitglieder erhöhte Aufmerksamkeit ge-
widmet werden. Bei Aufstellung des Haushaltungsplanes
mußte darauf Rücksicht genommen werden, daß die bisherige Arı
der Bureauhaltung aus verschiedenen Gründen nicht fortgesetzt
werden kann. Es sind neue Räume mit Einrichtungen und Per-
sonal beschafft worden, was natürlich den Haushaltungsplan erhel-
lich belastet. Auch die Frage des Fortbestandes der Verbands-
zeitschrift beeinflußt den Haushaltungsplan, ohne daß sich die
Verhältnisse für die nächste Zukunft genau voraussehen lassen.
Da aber mit dem Fortbestande der Zeitschrift die Arbeitsmöglicl:-
keit des Verbandes steht und fällt, so beschloß die Versammlung
nach längerer Debatte, dem Verlag der Zeitschrift gegenüber dir
Verpflichtung zur Übernahme jeglicher Kosten zu übernehmen
Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit, daß durch den korporativen
Beitritt mehrerer Verbände diese ihre eigenen Vereinszeitschriften
eingehen lassen können, und jetzt das Verbandsorgan für Vei-
öffentlichungen benutzen. Vor der Hauptversammlung tagten Ver-
treter der angeschlossenen Vereine, die in Gebührenfragen beson-
ders bewandert sind, und stellten eine Gebührenordnun;:
für Abschätzung von Grundstücken, Gebäuden.
Fabrikeinrichtungen usw. auf, die gemeinsam mit dem AGO über-
arbeitet als einheitliche Norm festgelegt und gerichtlich einer-
tragen werden soll. Kurt Perlewlit.«.
Verschiedenes.
Jubiläum. — Am 7. XII. beging die Fabrik isolierter
Drähte zu elektrischen Zwecken (vormals C. J.
Vogel Telegraphendraht-Fabrik) A. G., Berlin, ihr
25 jähriges Jubiläum als Aktiengesellschait. Sie hat sich aus der
1858 gegründeten Firma C. J. Vogel Telegraphendraht-Fabrik im
Laufe der Jahre durch rastlose Arbeit unter der Führung einer
weitblickenden Verwaltung zu der ihr heute eigenen Bedeutung auf
elektrotechnischem Gebiet entwickelt und verfügt z. Z. in Adlers-
hof sowie bei Cöpenick über ausgedehnte \Werkanlagen, in ihrem
3) Vgl. „Reichs-Arbeitsblatt“ v. 31. VII. 1922.
å
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1
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“ trischer Arbeit in ihrem Absatzbereich zu decken.
Werk hat man durch Zusammenfassen verschiedener Strom-
28. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922, Heft 52.
1533
ganzen Konzern über 2000 Beschäftigte und ein Aktienkapital von
104 Mill. M. 1905 erwarb die Gesellschaft die Firma W. & A.
Naumann und 1911 die insbesondere wegen ihrer internationalen
Beziehungen wichtige, von Geheimrat M. Aron 1899 errichtete, 1918
in eine Aktiengesellschaft umgewandelte „Ariadne“ Fabrik isolier-
ter Drähte, Berlin. Eine wegen Druckerstreiks im Erscheinen ver-
.ögerte Denkschrift, auf die einzugelren wir wohl noch Gelegenheit
haben, schildert , wie wir hören, den stetigen Aufstieg der auch im
Ausland wohlbekanuten Jubilarin.
Preise der Patentschriften. — Vom 14. XII. ab beträgt der Preis
einer Patentschrift für das Inland, Danzig und Österreich
2X0 M, für das übrige Ausland 2000 M.
Energiewirtschaft.
Zur Elektrizitätsversorgung Dänemarks. — Infolge eines Ab-
kommens arbeiten jetztaufSeeland das Hochspannungswerk der
Elektrizitäts- und Straßenbahn-A.G. von Nordseeland, das genossen-
schaftliche Hochspannungselektrizitätswerk von Nordwestseeland
und das der Elektrizitäts-A. G. von Südostseeland zusammen. Das
Werk in Nordseeland besitzt bei Kamstru p inder Nähe von Ros-
kilde eine Verzweigungs- und Transformatorenstation von 50 KV,
durch die eine direkte Verbindung mit Helsingör und mit der Trans-
formatorenstation bei Lyngby nahe Kopenhagen geschaffen wor-
den ist. Das Hochspannuugswerk von Nordwestseeland hat dorthin
von seiner Zentrale inŚS vinin g e eine 50 kV-Leitung legen lassen
und damit eine Verbindung mit der früher von ihm zwischen Svin-
inge und Kalundborg (an der Westküste Seeland$) gebauten
W kV-Linie hergestellt. Von Kalundborg aus kann ferner auch elek-
trische Arbeit unter 50 kV verteilt werden, und die Transformator-
anlage in Kamstrup gestattet, dem westlichen Teil des Versorgungs-
kreises von Nordseeland Elektrizität unter einer Spannung von
10 kY zuzuführen, ebenso dem nördlichsten Teil des Gebietes von
Südostseeland. Die bezügliche Leitung ist indessen größtenteils
schon jetzt für 50 kV gebaut. Infolge dieser Verkupplungen besteht
die Möglichkeit, den Betrieb sehr wirtsehaftlich zu gestalten. Das
Elektrizitätswerk von Nordseeland kann überdies den beiden
anderen schwedische Elektrizität zu Zeiten liefern, wo deren Be-
lastung verhältnismäßig groß ist. Da es schon seit mehreren Jahren
Verbindung mit den Zentralen in Kopenhagen und Fredriksberg hat,
sind somit die fünf größten Elektrizitätswerke Seelands in der Lage,
zusammenzuwirken. Ws.
Aus der schwedischen Elektrizitätswirtschaft. — Zu den ver-
schiedenen Kraftwerken der Sydsvenska Kraft A. B.!) am
Laga wird sich in Kürze die neue an demselben Fluß gelegene Zen-
trale bei Skogaby gesellen. Mit ihr, die 15000 PS liefern kann,
bringt das genannte Unternehmen seine Leistungsfähigkeit auf
47000 PS, und diese dürften vorläufig genügen, um den besonders
bei der ländlichen Bevölkerung sehr erheblichen Bedarf an elek-
Bei dem neuen
schnellen ein Gefälle von 14 m erzielt. Der Anlage lassen sich
maximal 100 m?/s zuführen, doch wird diese Wassermenge nur in
Ausnahmefällen verbraucht. Das 250 m lange Wehr ist in Granit
1) Vgl. „ETZ* 192', 8. 10.
und Beton hergestellt, der Zulaufkanal hat eine Länge von 500 m,
ist 7,2 m breit, stellenweise 14 m tief und teilweise im Felsgestein
ausgesprengt. Die von einer schwedischen Firma gelieferten drei
Zwillingsturbinen mit horizontaler Achse ergeben bei voller Be-
lastung je etwa 5000 PS. Die im Freien errichtete Schalt- und Ver-
teilungsstation liegt an dem 1200 m langen Ablaufkanal, dessen
Herstellung sehr erhebliche Arbeit verursacht hat; die von ihr aus-
gehenden Leitungen stehen mit dem übrigen Netz der Sydsvenska
Kraft A. B. in Verbindung. — Am 1. IX. konnte das Elektri-
zitätswerk Stockholm die Feier seines 30-jährigen Be-
stehens begehen. Ende 1921 speiste es 1,291 Mill. Glühlampen und
davon 1,244 Mill. Metalldrahtlampen, die Zahl der angeschlossenen
Zähler betrug rd 0,104 Millionen. Abgesehen von einem Teil der
0,1 Millionen in der schwedischen Hauptstadt vorhandenen Wohnun-
gen, der für eine Versorgung mit elektrischer Arbeit nicht in Be-
tracht kommt, sind nahezu alle mit elektrischem Licht versehen.
1918 erhielt Stockholm ein eigenes Wasserkraftwerk, die Stadt ver-
fügt aber außerdem noch über weitere Gefälle, die sich nach Be-
darf ausbauen lassen. Als das Elektrizitätswerk seine Tätigkeit
aufnahm, kostete der Strom 80 Öre/k\Vh, ein Preis, der bis kurz vor
dem Kriege allmählich auf 30 Öre gesunken war, z. Z. aber wieder
50 Öre ausmacht,. doch hofft das Werk, ihn demnächst auf 40 Öre
herabsetzen zu können. Man erwartet viel von dem Verbrauch
elektrischer Arbeit in Küchen und Bäckereien; das Werk hat selbst
einen elektrischen Herd konstruiert, der aussichtsreich
erscheint und ihm bei allgemeiner Einführung einen vermehrten
Absatz von etwa 200 Mill. kWh bringen könnte. Ws.
Die Kirner Steinkohle als Wärmekraftquelle für die Elektrizi-
tätsversorgung der südlichen Rheinprovinz. — Ing. Dr. Kraetzer
entwickelt ausführlich das Projekt eines mit dem genannten Heiz-
stoffe betriebenen Kraftwerks. Die den Kirner Steinkohlenberg-
werken H. W. Rothe gehörigen Grubenfelder erstrecken sich über
insgesamt 6,6 Mill. m? und zerfallen in zwei Flöze, wovon das Haupt-
flöz in einer Mächtigkeit von 0,6 bis 1 m einen Kohlengehalt von
3,27 Mill. m? besitzt, die bei einem durchschnittlichen spezifischen
Gewicht von 1,5 4,875 Mill. t Kohle enthalten, während das Nebenflöz
18 bis 42 em mächtig ist und 1,47 Mill. m? von 1,2, d. h. 2,088 Mill. t
aufweist, so daß sich ein Gesamtvorrat von 7 Mill, t zugrunde legen
läßt. Der Aschengehalt dieser Kohle beträgt bis 47 %, der Heizwert
etwa 4000 W. E.; durch Handseparation kann die Asche auf 0%
herabgedrückt werden, was den Heizwert auf über 5000 W.E. zu
steigern vermag. Bei der Vergasung im Drehrostgenerator ließ sich
eine Gasausbeute von 3,5 m? je 1 kg Kohle gewinnen. Nach den
weiteren Berechnungen des Verfassers ist sowohl bei der direkten
Verheizung als auch bei der Vergasung zur Erzeugung von 1 kWh
ein Verbrauch von 3 kg dieser Kohle erforderlich. Die weiter in Aus-
sicht genommene Versorgung des Gebietes von Trier bis Bingen
macht eine Jahresproduktion von 24 Mill. kWh notwendig, also einen
Kohlenaufwand von 72000 t im Jahre. Danach würde der vorhan-
dene Vorrat von 7 Mill. t zur Kraftlieferung für 100 Jahre aus-
reichen, wobei eine mittlere Tagesförderung von 200 t und eine
mittlere tägliche Energieerzeugung von 65 800 kWh angenommen
wird. Die Kosten für die Anlage des Kraftwerks mit Vergasung>-
einrichtung werden mit 80 Mill, M berechnet, woraus sich je 1 kWh
ein Preis von 169,7 Pf ergibt. Nach der Angabe des Verfassers kann
diese an sich geringwertige Kohle dabei noch bequem mit der Braun-
kohle konkurrieren. E. Börnstein
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein.)
Saschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäftsstelle,
Berlin W. 67, Potsdamer Str. 68, Fernspr. Amt Kurfürst Nr. 9320, zu richten.
Nachtrag zum Sitzungsbericht vom 21. März 1922.)
Diskussion zum Vortrag
„Der heutige Stand der Überspannungsfrage“?)
des Herrn Chefelektriker J. Biermanns.
(Schluß von S. 1517.)
Schlußwort von Herrn J. Biermanns: Die auf meinen Vortrag
hin gebrachten Erwiderungen sind so reichhaltig, daß ich nur auf
die wesentlichsten Punkte eingehen kann.
Wenn Herr Schrottke die Beurteilung des Wertes von Über-
spannungsschutzapparaten auf Grund der Ergebnisse theoretischer
Betrachtungen bemängelt und sich in der Hauptsache auf die prak-
tischen Erfahrungen stützen will, so möchte ich hier doch vor‘
%
1) Vgl. „ETZ“ 1922. S. 675. |
») Vortrag Biermanns siehe „ETZ“ 1922
S. 305 u. 344 (legenreferat
Schrottke 1922, 8. 142.
einer allzu einseitigen Bevorzugung des Wertes praktischer Er-
fahrungen warnen. Denn diese stehen uns selten in so abgerundeter
Form zur Verfügung, daß sie eine absolut eindeutige Beurteilung
gestatten. Meistens wirken in der Praxis eine ganze Reihe von ver-
schiedenen Umständen zusammen, deren Einfluß nur schwer von
einander zu trennen ist und daher kommt es auch, daß die Beurtei-
lung ein und desselben Schutzapparates in verschiedenen Anlagen
eine oft gerade gegenteilige ist. Ferner ist man fast nie in der
Lage, nach angeblich guter Bewährung eines Schutzapparates den
Gegenversuch anzustellen, da die Betriebsleiter aus begreiflichen
Gründen sich weigern, ihre Anlagen zu Experimenten zur Ver-
fügung zu stellen. So kommt es dann auch, daß Schutzapparate sich
durch Jahrzehnte hindurch halten konnten, die später einer ernsten,
wissenschaftlichen Prüfung nicht standhalten konnten und, sobald
durch Bekanntgabe der Ergebnisse derselben der Bann gebrochen
war, auch ziemlich bald von der Bildfläche verschwanden. Ich
möchte hier nur an die zahllosen Überspannungsschutzeinrich-
tungen erinnern, die vor etwa 10 Jahren noch allgemein in Gebrauch
waren und heute fast vollständig verschwunden sind.
‚Der von Herrn Schrottke erwähnte Fall der durch 8 Hörner-
ableitersätze geschützten 80000 V-Station widerspricht nicht im
geringsten meinen auf Grund von theoretischen Betrachtungen ge-
machten Ausführungen. Da jeder Dämpfungswiderstaxd pro Phase
8000 Q betrug, ergibt sich ein resultierender Dämpfungswiderstand
von 1000 Q pro Phase, der in der Größenordnung des Wellenwider-
standes der im vorliegenden Falle mit 3m Phasenabstand gebauten
Freileitung liegt. Das war aber gerade die Bedingung, die ich in
meinen Ausführungen als für eine ausreichende Schutzwirkung
~ U
=
r-
= nea n a
N
1534 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 28. Dezember 1922.
Der neue _Überspannungsschutzapparat der SSW, bei dem im
ersten Moment ein niedriger Dämpfungswiderstand eingeschaltet
wird, der sich nach kurzer Zeit wieder unter Öl abschaltet, besitzt.
da er ebenfalls Hörner verwendet, den dem bisherigen Hörner-
ableiter gemeinsamen Nachteil des großen Platzbedarfs. Ein stich-
haltiger Grund für die Verwendung zweier verschiedener Wider-
standsstufen ist allerdings nicht einzusehen; denn wenn die eins
Stufe ausreichend ist, ist die andere zum mindesten überflüssig. Ich
möchte hier nur an die früher vielfach verwandte und jetzt voll-
ständig in Vergessenheit geratene Unterteilung des Hörnerschutze=
in Grob- und Feinschutz erinnern. Die an Hand der gezeigten O=-
zıllogramme angestellten Vergleiche mit dem Bendmann-Apparat.,
die beweisen sollen, daß der Bendmann-Apparat Überspannungen
erzeugt, kann ich nicht gelten lassen, Man kann zu solchen Ver-
suchsergebnissen nicht Stellung nehmen, wenn nicht die näherer
Umstände und Daten des ganzen Versuchs bekannt sind und Ja dies»
mir bis jetzt von Herrn Schrottke nicht zur Verfügung gestellt wor-
den sind, muß ich die Schlußfolgzerung des Herrn Schrottke zurück-
weisen. Wir wissen ja alle, daß man gerade auf dem Gebiet de-
erforderlich bezeichnet hatte. Nun ist jedoch gerade der vorliegende
Fall ein Schulbeispiel dafür, daß das Heil in der Überspannungs-
frage nicht in einer Häufung von Schutzapparaten zu suchen ist,
die, wenn man nur genügend Geld aufwendet, schließlich doch einmal
zu einer Schutzwirkung führen müssen, sondern daß es zweck-
mäßiger, weil meistens viel billiger, ist, die Anlage von vornherein
so zu projektieren bzw. zu bauen, daß Überspannungen möglichst
gar nicht erst entstehen können. Die Berührung der Drähte der
80 kV- mit denen der 100 kV-Anlage war nämlich dadurch zustande
gekommen, daß beide Leitungen auf ein und demselben Mast ver-
legt waren, wobei die ältere 80 kV-Leitung in Kupfer, dagegen die
100 kV-Leitung in Reinaluminium verlegt war. Bei einer Fluß-
kreuzung kamen nun die Drähte beider Leitungen unter dem Ein-
fluß starker Winde infolge ihrer verschiedenen Schwingungsdauer
zum Zusammenschlagen und führten zu der von Herrn Schrottke
erwähnten Überspannung von 190 kV gegen Erde. Nachdem das den
Fluß kreuzende Stück der zweiten Leitung vor 4 Jahren ebenfalls
in Kupfer verlegt wurde, sind die Störungen in der Zentrale voll-
ständig verschwunden. Sie wurden also durch eine Maßnahme be-
seitigt, deren Kosten verschwindend sind im Vergleich zu den An-
lagekosten der 80000 V-Hörnerableitersätze.
Vor der Unterschätzung der schädlichen Wirkung von kurz an-
dauernden, aber hohen Spannungsstößen möchte ich aufs dringendste
warnen. Einmal ist zu beachten, daß jede Überbeanspruchung eines
festen Isoliermaterials ihre dauernden Spuren hinterläßt und daß
die Einzelwirkungen sich mit der Zeit summieren, so dab doch nach
genügender Zahl von Wiederholungen ein Durchschlag zustande
kommen wird. So möchte ich nur daran erinnern, dab in einem
Pariser Museum ein Glaswürfel aufbewahrt wird, der in Luft durch
eine große Reihe von Spannungsstößen durchschlagen wurde. Fer-
ner sind feste Isoliermaterialien gar nicht so unempfindlich gezen
kurzzeitige Spannungsbeanspruchungen, als man im allgemeinen
annimmt und Versuche haben eine ganz auffallend schädliche Wir-
kung von kurzzeitigen Spannungsstößen ergeben, die bei der Dauer-
beanspruchung mit technischem Wechselstrom bei weitem nicht
erreicht wird. Wenn also der „moderne“ Überspannungsschutz nicht
bei jedem kurz dauernden Überspannungsstoß wirken soll, so tut
man gut, die zu schützenden Maschinen von vornherein so zu iso-
lieren, als wenn dieser Überspannungsschutz nicht vorhanden wäre.
Aus den erwähnten Gründen ist es auch unzulässig, sich darauf zu
verlassen, daß bei mehrfachem Vorübergang einer Wanderwelle
an einem Hörnerableiter diese allmählich auf zulässige Werte her-
abgedrückt wird. Wenn bei höheren Betriebsspannungen die Über-
spannungen bei Gewittervorgängen eine im Bereiche der jetzt ange-
wandten höchsten Betriebsspannung liegende Grenze haben, so
heißt das doch, falls man sonstige Überspannungen durch richtige
Projektierung der Anlage vermeidet, daß die Vermeidung des Hör-
nersechutzes bei diesen höheren Spannungen durchaus gerecht-
fertigt ist.
Es ist richtig, daß der Dämpfungswiderstand der Hörnerableiter
einen gewissen Wellenwiderstand besitzt und daß man streng gce-
nommen bei der Betrachtung der Schutzwirkung nicht nur an die
Wirkung des Ohmschen Widerstandes allein, sondern auch an den
Einfluß des Wellenwiderstandes zu denken hat. Nun kommt es aber
nicht auf den allerersten Verlauf der abgeleiteten Überspannungs-
wellen, sondern darauf an, wie sich der Ausgleichsvorgaug im ganzen
abspielt und dafür ist nicht so sehr der Wellenabstand maßgebend,
als die Gesamterdkapazität des Dämpfungswiderstandes, und diese
ist doch so geringfügig gegenüber den Kapazitäten, die man bei
Schutzkondensatoren vorschreibt, daß eine nennenswerte Schutz-
wirkung der Bannzität des Dämpfungswiderstandes nicht anerkannt
werden kann.
Die von Herrn Sehzoilke erwähnte Zahl von 200 000 bisher ge-
lieferter Hörnerableiter beweist freilich für heutige Verhältnisse
nicht allzuviel. Es ist bekannt, daß man früher mangels genügen-
der Erfahrungen die Anlagen mit wesentlich geringerer Sicherheit
als heute gebaut hat und daß man die zahllos aufgetretenen Störun-
gen, da dies für die Erbauer die bequemste Entschuldigung war,
auf Überspannungen zurückführte, denen man eine geradezu phan-
tastische Höhe nachsagte. Es ist dies.eine Methode, die übrigens
auch heute noch vielfach angewandt wird und wenn ein Transfor-
mator nicht gerade vom Wagen gefallen ist, sind viele geneigt, in
allen anderen Fällen vorgekommene Defekte auf Überspannungen
zurückzuführen, während meist die Ursache ganz wo anders zu
suchen ist. Nachdem man im Laufe der Jahre die elektrische Sicher-
heit der Anlagen ständig erhöht hat, sind die „Überspannungs-
schäden“ ganz auffallend zurückgegangen und ebenso sinkt auch
ständig die Zahl der verwendeten Überspannungsschutzapparate.
Daß die von Herrn Schrottke angegebenen Zahlen für den Preis-
vergleich des Hörnerschutzes mit den Anschaffungskostem eines
Transfo:mators etwas niedriger als die von mir angegebenen Werte
liegen, hat seinen Grund darin, daß Herr Schrottke vermutlich die
Gebäudemehrkosten nicht berücksichtigt. Der Schutz mit Emaille-
widerständen, der wegen des hohen Dämpfungswiderstandes mehr
unter die Kategorie der „Überspannungsanzeiger” fällt, darf hier
wohl übergangen werden.
Zur Vermeidung von Irrtümern möchte ich jedoch nochmals
betonen, daß ich den Hörnerableiter nur dann ablehne, wenn er
durch bessere Schutzvorkehrungen, beispielsweise Erdschlußspulen,
ersetzt wird.
Überspannungsschutzes durch Experimente das beweisen kann, wa:
man will, wenn man nur die Versuchsanordnungen geschickt genuz
wählt; einen Beweis für diese Behauptung, der freilich die Petersen-
spule betrifft, hat uns Herr Schrottke selbst erbracht.
Schutzdrosselspulen ergeben, wie vonder AEG ausgeführte Ver-
suche bewiesen haben, Resonanzerscheinungen an den Eingangs-
spulen der Transformatoren, wenn nicht durch eine Widerstands-
überbrückung (Camposspulen) Abhilfe geschaffen wird. Die er-
wähnten Versuche erstreckten sich auf Spulen der verschiedensteu
Bauart. Es wurden sowohl Spulen aus Runddraht, als solche au-
25 mm breitem Flachband verwendet und die Versuche hatten gan;
eindeutig in allen Fällen dasselbe Ergebnis. Auch eine Verringe-
rung der Isolation der Flachbandspulen, um die Windungskapazitat
weiterhin zu vergrößern, hatte keinen Erfolg, sondern die Resonanz-
erscheinungen waren nur durch Überbrückung der Spulenmit einem
passenden Ohmschen Widerstand zu unterdrücken. Als sehr günstig
erwies sich dabei, daß Widerstände mit verhältnismäßig hohem
Ohmwert, die keine wesentliche Beeinträchtigung der abflachenden
Wirkung der Drosselspulen gegenüber Sprungwellen ergaben, voll-
ständig genügten. Der Einfluß der Windungskapazität dürfte eich
wahrscheinlich erst bei Flachbandspulen bemerkbar machen, deren
Breite in der Größenordnung des Durchmessers der Spule liegt.
Es ist richtig, daß man bei passender Wahl der Induktivität der
Schutzdrosselspule auch bei fehlender Widerstandsüberbrückuns
Resonanzüberspannungen vermeiden kann, u. zw. ist dies im allge-
meinen erst der Fall bei Drosselspulen mit einer Induktivität in der
Größenordnung von 5 M-H. Es ist jedoch unzulässig, eich auf eine
ganz bestimmte Abstimmung der Spule auf die zu schützende Wick-
lung zu verlassen; denn im praktischen Betriebe wird man sich nie
mit Sicherheit darauf verlassen können, daß diese Abstimmung, die
ziemlich empfindlich ist, auch immer eingehalten wird.
Wenn Herr Schrottke die Tatsache, daß wir aus dem Ergebni:
der von uns angestellten Untersuchungen lediglich die Konsequenzen
gezogen haben, als schwankende Meinung hinstellt, die nicht auf die
starke Stütze praktischer Erfahrungen deute, so setzt er sich damit
in Gegensatz zu unserer Auffassung. Wir sind jedenfalls stets be-
reit, aus den Ergebnissen unserer Versuche, die in diesem Falle völ-
lig eindeutig waren, die praktischen Folgerungen zu ziehen und die
von uns beratene Kundschaft darüber aufzuklären, wobei das finan-
zielle Interesse unbedingt hinter dem technischen Interesse zurück-
zustehen hat. Der von Herrn Schrottke angegebene prozentuale
Preis der Schutzdrosselspule von 8% stimmt mit den von mir ange
gebenen Werten überein. Bei niedrigeren Stromstärken verwendet
Herr Schrottke geringere Induktivitäten und kommt infolgedessen
natürlich auch zu wesentlich niedrigeren Preisen.
Wenn Herr Schrottke erwähnt, daß Blitzseile auf Holzmaster
für die Anlagen eher schädlich algnützlich sind, so gebe ich ihm voll-
ständig recht. Es ist bekannt, daß viele Anlagen Holzmasten ver-
wenden, wobei die Traversen nicht geerdet sind, so daß Erdschlüs:
so gut wie unbekannt sind, da der Erdschlußstrom keine Rückleitunz
zu Erde vorfindet. Zu einer anderen Auffassung der Schutzwirkung
des Blitzseiles kommt man jedoch, wenn man nicht nur an den Schut
der Anlage selbst, sondern auch an den der Bewohnerschaft des vor
derselben umfaßten Gebietes denkt. Mir stehen Erfahrungen einer
ausgedehnten Überlandzentrale zur Verfügung, in deren Bereich it
einem Jahre 27 Todesfälle durch den Defekt von Isolatoren verur-
sacht wurden, Infolge fehlender Erdung der Traversen führten.
insbesondere die bei Wegkreuzungen vorgeschriebenen eiserne!
Maste bei Erdschlüssen den ganzen Erdschlußstrom zur Erde ab
Die sich daraus ergebende Schrittspannung in der Umgebung de
Mastes war, wie Nachmessungen ergaben, so groß, daß die erwähr-
ten Todesfälle ohne weiteres zu erklären sind. An die Stelle der
Eisenmaste können natürlich auch durch anhaltendes Regenwetter
feucht gewordene hölzerne Maste treten. Wir haben es hier also mi!
einem Überspannungsschutz zu tun, der auf Kosten von Leben und
Gesundheit der Anwohnerschaft geht und damit denn doch zu teue:
erkauft ist. Von großer Bedeutung ist ferner das Erdseil auch fü
die Erdung von Eisenmasten in durchweg mit solchen ausgerüst
ten Anlagen. Es wird vielleicht nicht so sehr als Überspannunr-
schutzmitiel betrachtet, denn als Mittel zur Erzielung einer eit
wandfreien Erdung der Eisenmaste. Dabei ziehe ich vor, das Eri-
seil auf der Spitze der Maste zu verlegen. Denn man wird in viele
28. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 52. 1536
Fällen eine Blitzableiterwirkung erhalten, selbst wenn sich der
Hauptblitz, wie Herr Schrottke aus den von ihm gezeigten Photo-
graphien folgert, verzweigen sollte, da die Gefährdung der Leitung
durch Zweigentladungen des Blitzes immer noch geringer ist als die
durch den Hauptblitz. Bei der theoretischen Berechnung der Schutz-
wirkung von Blitzseilen kommt es übrigens auf die Bestimmung
der mittleren Wirkung an, da die kleinen, durch die Maste hervor-
gerufenen Unstetigkeiten bei der großen Fortpflanzungsgeschwin-
digkeit elektrischer Störungen keine Rolle spielen.
Meiner Meinung nach ist die Erdschlußfrage durch die Erd-
schlußspule in Verbindung mit der Erdschlußauslösung als restlos
gelöst zu betrachten, soweit man von einer restlosen Lösung in der
Technik überhaupt sprechen kann. Die Erdschlußspule beseitigt
vorübergehende Erdschlüsse und beschränkt die Stromwirkungen
bei Dauererdschlüssen oder intermittierenden Erdschlüssen so weit,
daß die Erdschlußauslösung den fehlerhaften Leitungsteil abschal-
ten kann, bevor schädliche Nebenwirkungen aufgetreten sind. So
sehr man auf anderer Seite bemüht ist, Petersens Verdienste zu
schmälern, so möchte ich doch einmal ausgesprochen haben, daß Pe-
tersens Verdienst darin besteht, daß er auf die Möglichkeit der Kom-
pensierung des kapazitiven Erdschlußstroms durch Drosselspulen
hingewiesen hat. Es handelt sich bei ihm also um eine Erfindung
von grundlegender Bedeutung und das, was Herr Schrottke ledig-
lich als eleganten Beitrag zur Lösung der Erdschlußfrage zewertet
wissen will, ist die besonders einfache A Jung der für die Ver-
wirklichung der Petersenschen Idee in Anwendung gebrachten
Hilfsmittel. Es ist doch merkwürdig, wie schwer es den Deutschen
immer noch fällt, die Verdienste ihrer Landsleute anzuerkennen
und als höchst bedauerlich muß ich es bezeichnen, daß Herr Schrottke
in diesem Zusammenhange auf amerikanische Meinungsäußerungen
zurückgreift, die als alles andere als objektiv zu bezeichnen sind.
Die Versuche von Cornvell und Evans, veröffentlicht im J. A.
E. E. vom Februar 1922, sind ein Schulbeispiel für die bei früherer
Gelegenheit von mir aufgestellte Behauptung, daß man durch Ver-
suche alles das beweisen kann, was man nur will. Zunächst ist zu
bemerken, daß die Autoren das ganze Problem von einem falschen
Standpunkt aus betrachten, indem sie ihre ganzen Untersuchungen
von vornherein auf den Vergleich zwischen direkter Erdung des
Nullpunktes und Erdung desselben über eine Petersen-Spule ein-
stellen. Esist natürlich klar, daß die Petersen-Spule das Auftreten
der verketteten Spannung an den ungeerdeten Phasen nicht vermei-
den kann. Andererseits verhindert sie aber die bei geerdetem Null-
punkt stets mit einem Erdschluß verbundenen Kurzschlüsse. So-
lange in Deutschland die Erdung des Nullpunktes nicht zugelassen
wird, wird dieser Vergleich für uns auch vollständig gegenstands-
los. Die Versuche wurden mit völlig unzulänglichen Mitteln aus-
geführt. Da keine passende Erdschlußspule vorhanden war, wurde
eine eisenlose Drosselspule zu Hilfe genommen, für die die Span-
nung erst zweimal transformiert werden mußte. Die hierfür be-
nutzten Transformatoren, die je die dreifache Leistung der Erd-
schlußspule hatten, waren um ca. 15 % übersättigt. Die Folge da-:
von war natürlich eine ziemlich spitze Kurvenform des Stromes in
den Oszillogrammen, über die die Verfasser sich noch obendrein
wundern. Ferner bedingte die Anordnung große Zusatzverluste,
so daß selbst bei trockenem Wetter der Erdschlußstrom eine Watt-
komponente von etwa 20% enthielt. Trotzdem erfolgte bei Ver-
stimmung von +7% und —44% noch funkenlose Löschung des
Erdschlusses. Daß beim Zünden des Lichtbogens bei derartig hoch
gesättigten Transformatoren hohe Stromstöße auftraten, kann na-
türlich nicht wundernehmen. Zu Abb. 8 wäre zu bemerken, daß
diese stark übertriebene Verhältnisse darstellt, da mit einer Ver-
stimmung im Verhältnis von 1 : 2,25 gearbeitet wurde. Die Über-
spannungen, die bei ungeschütztem und ungeerdetem Netz im Licht-
bogenerdschluß auftreten, werden vollständig übersehen. Natür-
lich greifen die Verfasser das von hier aus in die Welt gesetzte Mär-
chen von der Resonanzgefahr der Erdschlußspule auf, ohne jedoch
diese Behauptung irgendwie ernstlich zu begründen.
Die Vorfälle im Kraftwerk Zschornewitz sprechen meines Er-
achtens nicht im geringsten gegen die Bewährung der Petersen-
Spule. Eingehende Versuche, die in der allerletzten Zeit noch ver-
vollständigt wurden und über die Petersen in Kürze berichten wird,
ergeben eine einwandfreie Erklärung für die aufgetretenen Schä-
den, und das gleichzeitige Verschwinden der Störungen mit dem Ab-
Schalten der Petersen-Spule ist darauf zurückzuführen, daß die auf
Grund der ersten Versuche erkannten Überspannungserreger zur
gleichen Zeit aus der Anlage entfernt wurden. Daß an den Peter-
sen-Spulen keine gefährlichen Resonanzüberspannungen aufgetre-
ten sein können, folgt schon daraus, daß an ihren Durchführungs-
isolatoren, die für 60 kV Betriebsspannung und etwa 150 kV Über-
schlagsspannung bemessen sind, niemals Überschläge aufgetreten
sind. Daß sich bei einer so großen Anlage, die gerade auf der Zen-
tralenseite besonders gefährdet ist, im Anfang einige Kinderkrank-
heiten bemerkbar machen, ist wirklich nicht weiter verwunderlich.
Die Frage, worin sich die PetersenSpule und die Resonanz-
spule von Herrn Jonas praktisch unterscheiden, kann ich Herrn
Schrottke mit bestem Willen nicht beantworten.
Es ist natürlich klar, daß man die Petersen-Spule möglichst mit
vollendeter Abgleichung betreiben wird. Da dies jedoch nicht im-
mer im Betriebe möglich ist, ist es wichtig, die Grenzen der zulässi-
gen Verstimmungen zu kennen und hierauf bezog sich meine Be-
merkung, daß Versuche bei 30% Verstimmung noch eine gute
Löschwirkung ergaben. Dabei ist für die Löschung nicht nur die
Stärke des Reststromes maßgebend, sondern Herr Schrottke über-
sieht offenbar, daß die Löschwirkung der Errdschlußspule nicht nur
in der Verringerung der Stromstärke, sondern noch darin besteht,
daß nach der Löschung des Erdschlußlichtbogens die Spannung der
erdgeschlossenen Phase nur ganz langsam ansteigt; dieses lang-
same Ansteigen ist aber wesentlich für die Löschwirkung; denn da-
durch haben die Fußpunkte des Lichtbogens Zeit zur Abkühlung
und die lonisierung ist aufgehoben, wenn die Spannung der vorher
erdgeschlossenen Phase nennenswerte Beträge erreicht hat.
Es ist nicht möglich, Erdungsdrosselspulen in dem von Herrn
Schrottke angegebenen Sinne schwingungsfrei zu machen, da die
Eisensättigung jede Berechnung über den Haufen wirft. Das einzig
mögliche Schutzmittel ist nur die richtige Wahl der Eisensättigung.
Das über die Entlüftung der Ölschalterzellen Gesagte bezog
sich nur auf normale Serienschalter, die sich bei ihrer jetzigen Aus-
führungsform nicht abdichten lassen. Daß man Hochleistungs-
schalter gasdicht ausführt und eine solche Führung der Rauchgase
anstrebt, daß sie nicht mit spannungsführenden Teilen in Berüh-
rung kommen können, betrachten wir als selbstverständlich.
Zu den Ausführungen des Herrn K ad e möchte ich bemerken,
daß man meiner Ansicht nach zunächst abwarten soll, wie sich die
neu vorgeschlagenen Prüfspannungen bewähren. Ich bin überzeugt,
daß eine wesentliche Verminderung der Zahl von Defekten eintreten
wird und man wird sich nach einer gewissen Zeit an Hand der ge-
sammelten Erfahrungen schlüssig werden müssen, ob eine weitere
Erhöhung der Prüfspannung nötig ist. Ich wollte mit meinen Aus-
führungen ein Ideal zeigen, das wir anzustreben haben, wobei die
Frage, ob wir bis an die angegebene Grenze zu gehen haben, nur
durch die Praxis entschieden werden kann. Immerhin kann heute
schon gesagt werden, daß, falls die zum Schutze unserer Transfor-
matoren aufzuwendenden Ausgaben für Schutzeinrichtungen auch
nur annähernd so hoch ausfallen, wie eine ausreichende Erhöhung
des Sicherheitsgrades es bedingt, man auf alle Fälle den letzteren
Weg gehen sollte. Es wird wohl niemand bestreiten wollen, daß
Isolationsdefekte an einem Apparat so gut wie ausgeschlossen sind,
dessen innere Sicherheit größer ist als jene der in der Schaltanlage
verwendeten Isolatoren, wobei wir ferner die Erfahrungstatsache
benutzen können, daß sich die Überschlagsspannung unserer Innen-
isolatoren in langjährigem Betriebe als völlig ausreichend erwiesen
hat. Sollten sich im Gegenteil die für unsere Isolatoren gewählten
Überschlagsspannungen als unnötig hoch herausstellen, so können
wir natürlich nach einer anderen Norm suchen, der wir die Isolation
unserer Transformatoren anzupassen haben und die sich praktisch
etwa durch eine an die einmündenden Leitungen angeschlossene
Funkenstrecke verwirklichen ließe.
Reichlich bemessene Transformatoren bedingen natürlich er-
höhte Verluste, doch darf man bei Vergleichen nicht außer Acht
lassen, daß auch in den verschiedenen Schutzapparaten dauernde
Verluste stecken, seien es nun Stromwärmeverluste in im Zuge der
Leitungen liegenden Wicklungen, oder solche in quer zu diesen
liegenden Dämpfungswiderständen. Vergessen wir ferner nicht,
daß auch die häufigen Reparaturen, die jetzt zu leisten sind und die
Ausfälle der Stromlieferung als laufende Ausgaben zu betrachten
sind. Ich möchte nur nebenbei bemerken, daß bei reichlicherer Be-
messung der Transformatoren die Verluste ungefähr in demselben
Maße ansteigen werden, wie es die von mir gezeigten Preiskurven
angeben, da diese maßgebend für das Ansteigen des Materialgewich-
tes des Transformators sind.
Bezüglich der über die Unfallursache der Transformatoren ge-
sammelten Erfahrungen möchte ich bemerken, daß es nachträglich
außerordentlich schwer ist, bei einem Defekt einwandfrei anzu-
geben, ob er durch Isolationsdurchschlag oder durch kurzgeschlos-
sene Windungen verursacht wurde, da fast stets die eine Erschei-
nung die andere als unmittelbare Wirkung im Gefolge hat.
Herr Rüdenberg hat recht, daß bei vielen Teilen einer An-
lage die Prüfspannung nicht so sehr ein Maß für die elektrische
Festigkeit, als ein Maß für den räumlichen Abstand zwischen span-
nungsführenden Teilen sein soll, durch den das Einleiten eines
Lichtbogens durch Fremdkörper verhindert werden soll. Das gilt
jedoch weniger für die ganz hohen Spannungen, bei welchen man
schon heute bei den in den Schaltanlagen eingehaltenen Abständen
recht nahe an den durch den elektrischen Sicherheitsgrad geforder-
ten Abstand herankommt. Von den Freileitungen können wir hier
absehen, da wir ihren Sicherheitsgrad nicht als maßgebend heran-
gezogen haben. Die Prüfung eines Schalters auf Isolation in dem
Moment, wo er einen schweren Kurzschluß abschaltet, läßt sich
natürlich schwerlich durchführen. Man sollte jedoch beim Entwurf
darauf achten, daß die Begleiterscheihungen des Kurzschlußlicht-
bogens keine allzu große Verschlechterung der Isolation herbeifüh-
ren, was man bei geeigneten Konstruktionen durchaus in der Hand
hat. Ich möchte hier nur an die von der AEG für große Leistungen
ausnahmslos verwendeten Löschkammerschalter erinnern. Bei den
normalen Serienschaltern hat man sich bisher durch die Vorschrift
einer möglichst hohen Serie, die man in Zusammenhang mit dem
Kurzschlußstrom brachte, geholfen; in einem solchen Falle, wo also
etwa in einer 6000-V-Anlage Apparate der Serie IV verwendet wer-
den, hätte es natürlich keinen Sinn, die Isolation von Transforma-
toren und Maschinen ebenfalls dieser Serie anzupassen.
Die Begründung für die von mir gebrachten Vorschläge bezüg-
lich einer Erhöhung der Spannungssicherheit von Maschinen und
m ron
en
1536 Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 52. 28. Dezember 19832.
Transformatoren ist einerseits durch die verhältnismäßig große Zahl
der jetzt immer noch auftretenden Defekte gegeben, anderseits
durch die Tatsache, daß sich die in den Anlagen verwendeten Innen-
isolatoren im Laufe längerer Jahre als genügend reichlich erwiesen
haben. Die praktische Erfahrun gkann hier die von Herrn Rüden-
berg geforderten durehschlagenden Messungen meines Erachtens
völlig ersetzen.
Ich weiß nicht, was Herrn Rüdenberg zu der Annalıme berech-
tigt, daß ich bisher noch keine Sprungwellenspannungen an einer
oder wenigen Windungen oder an einer Lage der Wicklung gemes-
sen hätte. Wenn derartige Versuche mit solchem Aufwand an Zeit
und Mitteln durchgeführt wurden, wie dies bei der AEG geschehen
ist, dürfte es wohl selbstverständlich sein, daß man sie auf alle zu
erwartenden Erscheinungen ausdehnt. So haben wir uns auch nicht,
wie Herr Rüdenberg meint, auf ungedämpfte Wellenzüge be-
schränkt, sondern gerade unser Hauptaugenmerk auf die Erfor-
schung des Einflusses von Sprungwellen gerichtet. Soweit wir all-
gemeine Schlüsse gezogen haben, beziehen sie sich auch nicht nur
auf Fernleitungsstrecken einer ganz bestimmten Länge, sondern
es wurden verschiedene Längen und verschiedene Transformato-
renleistungen in den Kreis der Untersuchung einbezogen.
Die zwischen Jen einzelnen Windungen auftretenden Spannun-
gen waren so niedrig, daß ihre Höhe schwer auch nur einigermaßen
genau zu bestimmen war. Dies zeigt, daß es weniger die Isolation
zwischen den einzelnen Windungen, sondern hauptsächlich die zwi-
schen den Lagen und insbesondere die zwischen den einzelnen Teil-
spulen ist, die besonders gefährdet erscheint. Insbesondere die von
mir erwähnten Resonanzüberspannungen zeigten sich am auffal-
lendsten, wenn die Spannung an mehreren Teilspulen bestimmt
wurde.
Die von mir erwähnten Untersuchungen über Ausgleich=vor-
eänge beim Parallelschalten von Synchronmaschinen!) hatten nicht
nur die Untersuchung des Verlaufs der UÜberströme zum Ziel, son-
dern erstreckten sich insbesondere auch auf die Möglichkeit der
Verminderung der Spannungssprünge bei Verwendung von Vor-
stufenschaltern. Das Ergebnis ist jedoch für beide Fälle gleich un-
günstig, da sich selbst bei der Verwendung außerordentlich umfang-
reicher und kostspieliger Schutzwiderstände eine Verringerung der
Spannungssprünge um nur wenige Prozent erreichen läßt. Die Un-
tersuchungen erstreckten sich nicht nur auf Schalten in Phasen-
opposition, vielmehr wurde ein ganz belicbiger Schaltwinkel ange-
nommen, unter den auch der von Herrn Rüdenberg bereits mehrfach
erwähnte Schaltwinkel von 60° fällt.
Die Oberschwingungen, die in der Spannungskurve auftreten,
wenn infolge irgendwelcher Schaltvorgänge Maschinen auf hochge-
sättigte Transformatoren arbeiten, werden zwar durch den Trans-
formator hervorgerufen, treten aber an dessen Klemmen und an den
Klemmen der Maschine in fast gleicher Stärke auf. Es ist dies auch
ohne weiteres einleuchtend, da es sich um eine Rückwirkung des
stark verzerrten Magnetisierungsstromes des Transformators auf
den Generator handelt; entsprechende Versuche wurden sowohl an
einem großen, durchaus modern gebauten Langsamläufer, als auch
an einem großen Turbogenerator angestellt. Die Oberschwingungsen
beim einphasigen Kurzschluß moderner Generatoren sind zwar, so
lange diese unbelastet sind, fast verschwindend und im ÖOszillo-
gramm nur daran zu erkennen, daß die Spannungskurve der dritten
offenen Phase eine etwas spitze Kurvenform annimmt. Wenn da-
gegen der Generator auf ein Kabelnetz arbeitet, dessen Ladestrom
genügend groß, u. zw. von der Größenordnung seines Vollaststromes
ist, so können die dritte unter Umständen auch die fünfte Har-
monische so stark herausgearbeitet werden, daß Überspannungen
entstehen, die nicht überschen werden dürfen.
Auch ich bin mit Herrn Rüdenberg der Ansicht, daß bei direkter
Erdung des Nullpunktes von Hochspannungstransformatoren prak-
tisch anwendbare Mittel bestehen, um den Übertritt der dreifachen
OÖberschwingung in die Erde zu verhindern und daß es an der Zeit
wäre, die Frage der direkten Erdung des Nullpunktes unserer
Höchstspannungsanlagen einmal ernstlich zu diskutieren. Durch
Aufbringen einer in Dreieck geschalteten Wicklung verhindert man
mit Sicherheit das Auftreten der dreifachen Oberwellen, die bezüg-
lich ihrer störenden Wirkungen und der möglichen Überspannungs-
erscheinungen wesentlich unangenehmer als etwa die fünffachen
Oberschwingungen sind. Eine geringe Verstärkung derselben ist
also, wenn man die dreifachen Oberschwingungen dadurch verhin-
dern kann, nicht so tragisch zu nehmen.
Es ist auffallend und im höchsten Maße bedauerlich, daß von
allen Seiten das Märchen von der Resonanzeefahr der Erdschluß-
spule aufgegriffen wird, ohne daß dabei die Beibringung von zahlen-
mäßigen Unterlagen auch nur versucht würde. Dadurch wird eine
sachliche Diskussion außerordentlich erschwert und eine Verwir-
rung in den Kreisen der Verbraucher angerichtet, die im Interesse
des störungsfreien Betriebes unserer Elektrizitätswerke aufs tief-
ste bedauert werden muß. Herr Rüdenberg geht sogar so weit, von
einer Charybdis von starken Spannungssteigerungen zu sprechen,
die die gesättigte Erdschlußspule unter Umständen im Gefolge ha-
ben soll. Einmal ist das angeführte Beispiel des Leitungsbruches
nahe der Stromquello schlecht gewählt; denn in diesem Falle tritt
eine Verlagerung des Spannungsnullpunktes ein, die proportional
D „Archiv für Elektrotechnik“ Bd. X. S. IS.
der Entfernung der Fehlerstelle von der Zentrale ist und im un gün-
stigsten Falle, wo die sämtlichen Leitungen einer Phase vom Netz
abgetrennt sind, wird die Nullpunktsspannung gleich der normaler:
Phasenspannung und es wird ein Erdschluß in der abgetrenntet:
Phase vorgcetäuscht. Selbst wenn wir jedoch von diesem Falle ab-
sehen und annehmen, daß durch irgendwelche anderen Voränze,
etwa durch \indungsschluß eines Transformators, tatsächlich die
angeführten Resonanzerscheinungen zur Auswirkung kommen, EZo
zeigt Abb. 11 wie groß die bei sehr weitgehenden Verstimmun gern
der Erdschlußspule auftreten-
- den Überspannungen werden
können. Die Abbildung gibt
als Absziesse das Verhältnis
der kapazitiven Reaktanz
des geschützten Netzes zur
induktiven Reaktanz der Erd-
schlußspule und als Ordinate
die im ungünstigsten Falle
an den beiden gesunden Pha-
sen auftretende Spannung ge-
gen Erde im Verhältnis zur
normalen verketteten Span-
nung; die gezeichnete Kurve
Abb. 11. Resonanzüberspannungen bei läßt sich ohne weiteres ausden
stark verstimmter Erdschlußspule Abb.8 und 9 meiner Arbeit „Die
aia ; Theorie des Schwingungskrei-
sesmiteisenhaltiger Indukti vi-
tät“Jableitenund berücksichtigt die durchAbb.6gegebeneAbflachu n s
der Spannungskurve. Wie man sicht, sind die auftretenden „Reso-
nanzüberspannungen” recht harmloser Natur und es beträgt die an
den gesunden Phasen auftretende Überspannung, wenn die Erd-
schlußspuleninduktivität nur den dritten Teil des Sollwertes aus-
macht, nicht einmal 25%, wobei ich noch betonen möchte, daß der
eisenhaltige Schwingungskreis bei solchen Ver-tinnmungen sich
nicht ohne äußere Eingriffe erregen kann. Bedenkt man noch, da G
bei elektrischen Netzen ohne Erdschlußspule die Überspannungen
des intermittierenden Erdschlusses volle 200% erreichen, 80 er-
kennt man am deutlichsten die Haltlosigkeit der von verschiedenen
Seiten gegen die Petersen-Spule betriebenen Propaganda. Da die
gezeigte Kurve sämtliche Leitungswiderstände völlig vernachläs-
sigt, gilt diese natürlich auch für Netze höchster Spannung.
Mit den Ausführungen des Herrn Prof. Noether bin ich im
allgemeinen einverstanden. Das erwähnte etwas abweichende Ver-
halten des Löschtransformators kann natürlich erst dann in Kraft
treten, wenn die Spannung des Netznullpunktes etwas höher ange-
stiegen ist, als auf den normalen Wert der Phasenspannung. Viel
höhere Spannungswerte erreicht indes, wie wir gesehen haben, der
Nullpunkt bei Anschluß einer Erdschlußspule ebenfalls nicht und
man erreicht somit, daß der von Herrn Noether dargelegten Erschei-
nung keine allzugroße praktische Bedeutung beizumessen ist. Dies
umsomenr, als einmal, wie Herr Noether in seinen von ihm erwähn-
ten Aufsätzen selbst betont, die Spannungsverwerfung bei der
Löschdrossel nicht in allen Eällen labil ist und dann, da der Mehr-
aufwand an Material bei der Löschdrossel in gar keinem Verhält-
nis zu der Bedeutung des unterschiedlichen Verhaltens der Lösch-
drossel in dem erwähnten Falle steht.
Herr Dr. Meyer sprach in längeren Ausführungen über den
von seiner Firma hergestellten Sprühschutz und über die angeb-
lich hervorragenden Schutzwirkungen desselben. Man kann sich
fiber diese Schutzwirkungen so lange kein Bild machen, als man
nicht weiß, welche Energien beim Ansprechen des Apparates einer
auftreffenden Überspannungswelle entzogen werden. Ich schätze
die Wattkomponente des nach Erde abgeleiteten Stromes auf ge-
ringe Bruchteile eines Ampere und ich kann daher, da die Arbeits-
weise des Schutzes ähnlich der eines Hörnerableiters sein wird.
bezüglich seines Schutzwertes auf das bei diesem Gesagte ver-
weisen.
Auf die von Herrn Bauch geäußerten Wünsche kann ich er-
widern, daß bisher diejenigen Oszillogramme, welche die prinzi-
pielle Arbeitsweise des Löschvorgzanges bei der Erdschlußspule dar-
tun, veröffentlicht worden sind, wobei sich eine völlige Übereinstim-
mung zwischen Experiment und Theorie ergab. Verglichen mit der
theoretischen und praktischen Erkenntnis, die in diesen Oszillo-
grammen steckt, sind die anderen von Herrn Bauch erwähnten
Oszillogramme von untergeordneter Bedeutung.
Die Frage des Einschaltstromstoßes, der Herr Bauch sehr große
Bedeutung beizulegen scheint, ist gleichfalls nebensächlich; denn
mit verschwindenden Ausnahmen erfolgt der natürliche Erdschluß
im Scheitelwert der Spannung, also zu einem Zeitpunkt, in welchem
kein Einschaltstromstoß auftritt. Wenn man allerdings mit Ölschal-
tern Erdschlüsse einleitet, dann erhält man selbstredend Einschalt-
stromstöße, da die Einschaltung in beliebigen Punkten der Span-
nungswelle erfolgen kann. Übrigens ist der erwähnte Einschal:-
stromstoß doch eine Erscheinung, die nur durch die Anwesenheit
des Eisens bedingt wird und deren Heftigkeit in erster Linie vom
Gewicht der verwendeten Eisenmenge abhängt. Da nun das Eisen-
eewicht einer Löschdrossel bekanntlich ein Vielfaches desjenigen
einer gleichwertigen Erdschlußspule ist, kann ich wirklich nicht
I, _Archiv für Elektrotechnik” Rd. X, 8. 3n.
28. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52. 1537
„usehen, inwiefern der Einschaltstromstoß gerade bei der Peter-
senSpule eine besondere Rolle spielen soll. Abgesehen hiervon:
die Frage, ob der Einschaltstromstoß die Fußpunkte des Lichtbogens
so stark erhitzt, daß die Löschung des Lichtbogens erschwert wird,
läßt sich weder an Hand von Oszillogrammen, noch an Hand theore-
tischer Überlegungen beantworten. Diese Frage entscheidet die
Praxis und da sprechen die Erfahrungen aus über hundert Anlagen
eine so deutliche Sprache, daß jede Diskussion hierüber wirklich
überflüssig erscheint.
Die Ausführungen des Herrn Keßler sind im großen ganzen
durch das, was ich Herrn Kade erwidert hatte, ebenfalls beantwor-
tet. Wenn Herr Keßler die Abb. 8 anzweifelt, so möchte ich darauf
hinweisen, daß es bei der AEG zum Beispiel gelungen ist, die Prüf-
spannungen der 100 kV-Transformatoren auf 250000 V heraufzu-
setzen, ohne daß damit ein nennenswertes Anwachsen der Mehr-
kosten verbunden war. Dieser Fortschritt zeigt, daß man immerhin
durch entsprechende Ausführung der Transformatoren bei Berück-
sichtigung der Gesetze des magnetischen und elektrischen Feldes
noch Verbesserungen erzielen kann, die ins Gewicht fallen, und die
man wohl zu einer Heraufsetzung der Prüfspannungen ausnutzen
kann. Übrigens könneu Preiskurven, wie sie von mir gezeigt wur-
den, natürlich nur für ganz spezielle Fabrikate Gültigkeit haben
und brauchen, wenn sie für AEG-Transformatoren gelten, noclı
lange nicht für die Erzeugnisse anderer Firmen maßgebend zu sein.
Herr Fellenberg will die an Isolatoren auftretenden
Glimmerscheinungen für Zwecke des Überspannungsschutzes nutz-
bar machen. Genaue Messungen über die an Isolatoren auftreten-
den Glimmrverluste sind zwar nicht bekannt, doch kann man schät-
zungsweise sagen, daß der Energieverlust ein viel zu geringer ist,
als daß er die Höhe gefährlicher Überspannungswellen genügend
herabsetzen könnte.
Herr Schrottke (mit Brief v. 26. X. 1922): Herr Bier-
manns hat meine Mitteilung über das Verhalten des Emag-Ableiters
BMO in Zweitel gezogen. lch gebe daher in Abb. 12 wunschgemäß
Es | 6 l
|
G = 50 kVA Generator, 50 Per.
W =- Dämpfungswiderstand 637 2.
1100
E O = Oszillograph (1 Meßschleife).
T SEN ANENDIOTALOR, Toon N BMO = Emag-Ableiter.
C
Kondensator von 64009 em,
Abb. 12. Prüfschaltung des BMO-Ableitern.
die Versuchsanordnung, die ich übrigens schon am 3. VI. 1922 dem
Nächstbeteiligten, Herrn P. Bendmann, mit den nachstehenden
Erklärungen übersandt habe. Die bei den Versuchen aufgenom-
menen Stromkurven (Abb. 13 und 14)!) beweisen, daß die Unter-
: , l ' i ` i j 4 \ i fi \ J |
kn ' V v l Y . N v X \; j V, V B V - X - -a
Abb. 13 und 14. Stromkurven des BMO-Ableiters.
brechung nicht bei dem natürlichen Durchzange des Stromes
durch Null erfolgt, so daß der Emag-Ableiter wegen der mit dieser
Unregelmäßigkeit verbundenen Überspannungen von neuem zündet.
Um aber jedem Zweifel an der Objektivität der Versuche zu be-
zegnen, habe ich den in „ITZ“ 1922, S. 1427 dargestellten Hörner-
ableiter mit selbsttätiger Widerstandzuschaltung nach der Emag-
Anordnung (Ölschalter parallel zur Funkenstrecke) umschalten
lassen und in der gleichen Versuchsanordnung geprüft, in der mit
der ersteren Einrichtung das Oszillogramm „ETZ” 1922, S. 1427
Abb. 5, erhalten wurde. Die Prüfung geschah in der Anordnung
nach Abb. 15, die sich von der nach Abb. 12 nur in der Größe des
Generators und des Transformators unterscheidet. Diese Ände-
rung war wegen der vorübergehend größeren Stromaufnahme der
neuen SSW-Schutzeinrichtung nötig. An dem nach der Emag-
t) Die Zeit wundert von links nach recht».
Anordnung umgeschalteten Apparat wurde das Strom- und Span-
nungsoszillogramm (Abb. 16) erhalten, wodurch das früher mit-
geteilte Ergebnis bestätigt wird. Bei „a” erfolgt Überschlag der
"unkenstrecke, bei’ „b” schließt der Ölschalter diese kurz, bei „c“
öffnet er. Wieder verläuft der Unterbrechungsvorgang unregel-
mäßig, in der Spannungskurve erscheint bei „d“ eine sehr spitz
verlaufende Überspannung, die erneuten Überschlag der Funken-
strecke zur Folge hatte. Das Spiel wiederholt sich, beim Öffnen
des Schalters tritt erneut Überspannung, bei „e“ auf, die jedoch
nicht ausreicht, um die Funkenstrecke zu zünden. Damit ist aber
bewiesen, daß der Emag-Ableiter bei Öffnen seines Schalters Anlaß
zu Überspannungen gibt. Der Hörnerschalter mit selbsttätiger
Widerstandzuschaltung tut das nicht, weil parallel zum Schalter
ein induktionsfreier Widerstand liegt und weil der Strom durch den
an den Hörnern aufsteigenden Lichtbogen allmählich abklingend
unterbrochen wird. Das ist der von Herrn Biermanns vermißte
stichhaltige Grund für Wahl zweier verschiedener Widerstand-
stufen. Schon vor 12 Jahren habe ich durch Oszillogramme?) nach-
gewiesen, daß der Hörnerableiter seinen Strom ohne Erregung. von
Überspannungen unterbricht. Gegenüber den von Zeit zu Zeit
auftauchenden gesenteiligen Behauptungen, für die jedoch niemals
ein Beweis erbracht worden ist, erscheint es nötig, auf diese Tat-
sache erneut hinzuweisen.
G = 68) kV A Generator. 59 Per. a) Hörnerableiter mit selbst-
T = ıw kVA Transformator an vV. tätiger Widerstandzuschal-
1690) = tung 175 und 1215 2.
Kondensator von 7WOW em. SSW = b) als Emag-Ableiter umge-
0 = Oscihllograph {2 Meßschleifen). schaltet mit im Mittel
1300 2.
Abb. 15. Prüfsehaltung des Hörnerableiters mit selbsttätiger
Wide:standzuschaltung.
EEEE L aa i
a DR A .
ale Mi
MPARAAANARA AA TLLTER AARM
raaf
E N
RER EE KN in
Abb. 16. Oben Stromkurve, unten Spannungskurve des als Emag-Ableiter
umgeschalteten Schutzapparates (Abb. 4).
Hinsichtlich der übrigen Ausführungen im Schlußwort des
Herrn Biermanus muß ich mich auf kurze tatsächliche Feststellung
beschränken, da zwischen den beiderseitigen Auffassungen leider
noch Unterschiede bestehen, die sich wohl nur auf dem Wege künf-.
tiger Erfahrungen ausgleichen werden. Bei aller Wertschätzung
theoretischer Deduktion kann ich ihr doch nicht die Beweiskraft
zumessen, die genügend lange praktische Erfahrung gewährt.
Wenn man, wie Herr Biermanıs es tut, im Falle der von mir
erwähnten 80 kV-Station aus den 8 Sätzen Hörnerschutz den
resultierenden Dämpfungswiderstand mit 1000 Q bewerten will, so
muß man folgerichtig auch das Vorhandensein von 4 Freileitungen
in gleicher Weise berücksichtigen. Beides ist jedoch nicht aus-
reichend, denn, wie Abb. 1?) zeigt, werden die einzelnen Teile der
Anlage durch kräftige Drosselspulen gegeneinander abgesperrt,
so daß man nicht mehr mit einfacher Parallelschaltung der W ider-
stände rechnen darf.
Wenn ein Isolierstoff bei wen Spannungstößen in der
Größenordnung der doppelten Nennspannung dauernd Schaden
leidet, dann ist er oder die Form seiner Anwendung für Hoch-
spannung ungeeignet. Von jedem Stück einer Hochspannungs-
anlage, das mit doppelter Nennspannung geprüft wird, muß ver-
langt werden, daß es gegen Spannungstößse von mindestens gleicher
Größenordnung unempfindlich ist.
Nach einem Blick in die SSW-Standliste 1921, Elektrisches
Schaltzeug, wo sich auf Seite 79 die folgende Zahlentafel befindet:
Einpolige Email-Dämpfungswiderstände.
Höchstzulässige Betriebsspannung Widerstand
Volt Ohm
3 400 180
6 900 . 638
13 00 1275
17 000 1920
27 000 250
3) Vel. „ETZ“
1910, R iin
3) Vgl. SETZ" 1922, 8.
58
== æ ~-
m ann Pier —_ | a
1538
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heit 52.
28. Dezember 1922,
wird Herr Biermanns den Schutz mit Email-Widerständen nicht
mehr als „Überspannunganzeiger” amsprechen können. Vielleicht
hat Herr Biermanns diesen Schutz mit den Email-Widerständen zur
Abfuhr statischer Ladungen verwechselt, die sehr viel höhere
Ohmbeträge haben.
Die meinen Preisvergleichen zugrunde gelegten Schutzdrossel-
spulen hatten folgende -Induktivitäten:
Dauerstrom Induktivität in Millihenry bei Höchstspannung
A 69 kV 138 kV | 17kV 27 kV | 40kV
2 16 16 | 16 | 3 Be
6 16 16 — l6 ;: © ' 3
10 7 7 l4 `° 4 | 4)
15 4 | 8 | 8 4, )
25 2 a r a y | 9
Herrn Biermanns’ Annahme, daß die SSW für niedrigere Strom-
stärken auch niedrigere Induktivitäten verwenden, trifft also nicht
zu, sie liegen auch in den von Herrn Biermanns geforderten
Grenzen. Ä
Ich möchte es Herrn Bauch überlassen, sich mit Herrn Bier-
manns auseinanderzusetzen, ob die Versuchsanordnung von Corn-
well und Evans wirklich so verwerflich war. Mir will sie jeden-
falls als nicht ungeschickte Nachahmung der maßgebenden Verhält-
nisse bei der Petersenspule scheinen, ich kann auch den Einwand
der hohen Wattkomponente des Erdschlußstromes nicht gut dagegen
gelten lassen, denn ohne sie wären die von Cornwell und Evans
nachgewiesenen erheblichen Spannungsteigerungen doch wohl
noch wesentlich größer gewesen.
Herr Biermanns (Vortragender) m. Brf. v. 16. XI, 1922: Meine
Vermutung, daß die von Herrn Schrottke festgestellten, durch
den BMO-Ableiter hervorgerufenen Überspannungen in der be-
nutzten Versuchsanordnung begründet sind, wird durch die vor-
stehenden Mitteilungen des HerrnSchrottke bestätigt. Der ver-
wendete Generator mit seinem Transformator hatte eine verhältnis-
a a > . . o-—. rt = 14 N we aT ccecce n a ;
a ar anr NAAPA AS A,S nr u SE DAS £ SIS N 4 i. N. i A 2 à A fi N
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R EN ae ne Seen $ Sa
i Ö ` ` z , Mn aa Bela -E ddd’ i. dr
Ahb. 17, Ansprechen eines normalen Hörnerblitzableitere.
mäßig sehr kleine Leistung. Das Ansprechen des Ableiters ruft
damit ein erhebliches Absinken der Spannung des Generators her-
vor, die jedoch nach der Unterbrechung wieder momentan erscheint.
Infolge der parallel zur Hochspannungswicklung des Transfor-
mators geschalteten Kapazität C schießt jedoch die Spannung über
ihren ursprünglichen Wert hinaus, wodurch der Überschlag an dem
wahrscheinlich ziemlich eng eingestellten BMO-Ableiter neuerdings
hervorgerufen wird. Es ist dies eine ganz ähnliche Erscheinung,
wie sie Petersen kürzlich in der „ETZ“ zur Erklärung der in Golpa
aufgetretenen Überspannungserscheinungen beschricben hat. Es
ist klar, daß die erwähnte Spannungserhöhung in Wirklichkeit, wo
die Maschinenleistung im Vergleich zum Verbrauch des Ableiters
sehr groß ist, nicht auftreten kann.
Ich gelangte übrigens nachträglich in den Besitz von zwei Os-
zillogrammen, die Herr Bendmann in einem 20 000 Volt-Freilei-
tungsnetz aufgenommen hat. Das Oszilloeramm Abb. 17 zeigt den
Vorgang beim Ansprechen eines normalen Hörnerableiters, und zwar
gibt die obere Kurve den Verlauf der Spannung, die untere den des
Stromes wieder. Bei a erfolgt die Zündung des Lichtbogens, bei c
und b erlischt der Lichtbogen das erstemal, wird jedoch sofort. wieder
neu entzündet und dieser Vorgang wiederholt sich etwa zwanzigmal,
bis endlich bei e das endgültige Erlöschen des Lichtbogens erfolgt.
Diese Rückzündungserscheinungen, die zu erheblichen Unstetigkei-
ten im Verlauf der Spannungskurve führen, sind übrigens bei Hör-
nerableitern bekannt und eine Folge der durch die Anwesenheit des
4) Größere Type.
PERSÖNLICHES.
W. Strelow, Direktor der Dr. Paul Meyer A. G. in Berlin,
welcher vor fünf Jahren die Elektrizitätszählerabteilung dieser
Gesellschaft gegründet und seit dieser Zeit geleitet hat, scheidet
am 31. XII. 1922 aus dem Vorstand der Dr. Paul Meyer A.G. aus,
um eine neue Akt.-Ges. unter seinem Namen in Berlin zu errichten.
A. Aichele #. In der Schweiz starb am 17. XI. d. J. der Ober-
ingenieur Albert Aichele im Alter von 58 Jahren. Der Ver-
Lichtbogens bedingte Ionisierung der Hörnerfunkenstrecke. Abb. 18
zeigt denselben Vorgang bei einem BMO-Ableiter, der, wie man
sieht, ohne jeden Rückzündungsverlauf zu keinerlei Unregelmäßig-
keiten im Verlauf der Spannungskurve führt. Der von Herra
Schrottke erwähnte Versuch hat also die tatsächlichen Verhältnisse
geradezu auf den Kopf gestellt und man sieht schon, wie vorsichtig
man bei der Wahl der Versuchsbedingungen sein muß, wenn man
auch nur ein annähernd richtiges Bild vom Verlauf einer Überspan-
nungserscheinung oder von der Schutzwirkung eines Apparates er-
halten will. Es ist übrigens auch nicht einzusehen, weshalb gerade
der BMO-Ableiter beim Erlöschen des Lichtbogens zu Überspan-
nungserscheinungen führen soll, da doch gerade der Ölschalter den
Ruf des überspannungsfreien Abschaltens genießt und da es sich
letzten Endes auch beim BMO-Ableiter um nichts weiter als einen
Ölschalter handelt, in dessen Unterbrechungskreis sogar noch ein
verhältnismäßig hoher Ohmscher Widerstand liegt.
Wenn man bei der erwähnten 80 kV-Station den Einfluß der
vier parallel geschalteten Freileitungen mit berücksichtigt, zo
kommt man zu dem Ergebnis, daß sie, da sie einen Teil der Wander-
wellenenergie, die eine dieser Leitungen nach der Station hinführt,
wieder abfließen lassen, die Wirkung der 8 Hörnerableitersätz+
unterstützen, Die Induktivität der Schutzdrosselspule ist viel zu
gering, als daß sie die einzelnen Teile der Anlage wirksam elektrisch
gegeneinander absperren würde.
Daß ein Isolierstoff Spannungsstöße in der Größenordnung der
doppelten Nennspannung vertragen muß, ist selbstverständlich und
braucht nicht besonders betont zu werden. Herr Schrottke sprach
jedoch davon, daß Spannungsstöße von bedeutend größerer Höhe
eben ihrer kurzen Dauer wegen von festen Isoliermaterialien ver-
tragen würden; dies trifft aber nach den von Herrn Dr.Grünwald
angestellten Versuchen nicht zu, die sich gerade auf hochwertigstes
Isoliermaterial, wie beispielsweise reinen Glimmer, bezogen, Ich
wollte mit meinen Bemerkungen nur sagen, daß man sich vor einer
Unterschätzung der durck kurzzeitige Spannungsstöße gegebenen
Gefahr hüten soll. Die Schutzdrosselspule der AEG besitzt für
Stromstärken bis 200 A herauf eine Irduktivität von mindestens
5 Millihenry. Nachdem Herrn Schrottkes Tabelle bereits bei 25 A
t
Ues a
Abb. 18. Ansprechen eines BMO-Ableiter.
eine Induktivität von 2 Millihenry zeigt, ist meines Erachtens das
abweichende Ergebnis seines Preie”.,.xgieichs erklärt.
Wenn Herr Schrottke die von Cornwell und Evans ver-
wendete Versuchsanordnung, bei der statt einer Spule mit Eisen-
rückschluß eine reine Luftdrosselspule benutzt wurde, als nicht
ungeschickte Nachahmung der maßgebenden Verhältnisse de!
Petersenspule bezeichnet, so erscheint auch mir eine weitere Dis-
kussion über diesen Punkt völlig zwecklos zu sein.
Wir schließen hiermit diese Diskussion.
Bekanntgabe.
Infolge der schnellen Entwertung der Mark ist es erforderlich
geworden, den Preis der Teilnehmerkarten für die Vortrags-
reihe über
Akkumulatoren von Herrn Dr. Beckmann
nachträglich zu erhöhen, und zwar
für Mitglieder des E. V. von 200 M auf 500 M,
für Nichtmitglieder von 400 M auf 1000 M,
für Ausländer (mit Ausnahme der Deutschösterreicher‘
von 1500 M auf 4000 M.
Elektrotechnischer Verein E. V.
Der Generalsekretär
Risse.
storbene studierte in Zürich und München und arbeitete darauf
zuerst in der M.-F. Oerlikon und dann bei Brown, Boveri & Cie.
wo er die Leitung des Versuchsraumes inne hatte und darauf
elektrotechnischer Direktor der Firma wurde: Aichele hat sich in
der Konstruktion elektrischer Maschinen und im Automobilbau
einen Namen gemacht. Verschiedene ausgezeichnete Konstruk-
tionen wurden von ihm angegeben. Sein frühes Hinscheiden wird
allseitig lebhaft bedauert. l
28. Dezember 1922.
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52.
1539
A. Utzinger t.
In Stuttgart verschied am 25. X. d. J. an den Folgen einer
Rippenfellentzündung August Utzinger im Alter von 60 Jahren.
Mit ihm ist ein Ingenieur der alten Schule mit vielseitigem Wissen
hingegangen. Der Verstorbene, Schweizer von Geburt, erhielt in
der Schweiz seine technische Ausbildung, die ihm eine gediegene
Grundlage für die späteren Arbeiten gab. 1882 trat er in Nürnberg
bei der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Schuckert & Co. ein.
Im Laboratorium von Uppenborn und später von Hummel, in dem
Berechnung, Durcharbeitung und Prüfung von Maschinen, Meß-
geräten, Bogenlampen und Apparaten vereint war, hatte er Gelegen-
heit, sich in vielerlei Gebiete der Starkstromtechnik einzuarbeiten.
Schuckert erkannte die in dem jungen Ingenieur steckende Schaf-
fenskraft und gab ihm bald einen selbständigen Wirkungskreis, in
dem es der Verstorbene verstand, tüchtigen Nachwuchs heran-
zuziehen. Schöpferisch war Utzinger in seinem Laboratorium in der
Ausbildung verschiedener Wechselstromrelais, Schiffstelegraphen,
Kommando-Apparate für die Marine, Bogenlampen, Projektions-
apparaten einschließlich Optik und dergl. tätig. Er legte dort auch
den Grund für die Herstellung lichttechnischer Meßeinrichtungen.
Die Elektrotechnik dankt ihm die Erfindung der Wechselstrom-
motorlampe (DRP 78728), die bis in die neueste Zeit ausgeführt
wurde. Nebenbei ließ er sich die Ausbildung der Lehrlinge ange-
legen sein.
1904 übernahm Utzinger nach der Gründung der Siemens-
Schuckert-Werke in Charlottenburg die Abteilung für wissenschaft-
lich technische Behandlung der Beleuchtungsfragen aller Art und
photometrische Arbeiten. Auf dem Gebiete der Theaterbeleuchtung
ergab die Einführung der Kuppelhorizonte vielerlei Aufgaben, die
er in gewohnter gründlicher Weise löste, indem er naturwahre
Bühnenwirkungen erzielte. Er schuf dekorativ wirkende Sonnen-
auf- und Untergänge, Dämmerungen, Nebel, Gewitter und dergl.,
photographisch richtige Wolkenbilder, Mondlandschaften usw. Die
von ihm geschaffenen Sternenhimmel auf größeren Bühnen zeigten
die Sterne naturwahr, wobei seine weit über das Dilettantenhafte
hinausgehenden Kenntnisse in der Astronomie wertvoll waren. Er
löste alle die schwierigen Sonderaufgaben auf beleuchtungstechni-
schem Gebiete, die sich aus den Bedürfnissen der Praxis ergaben.
Er war tätiges Mitglied der Lichtnormalienkommission. In der Aus-
bildung photometrischer Einrichtungen war er zum Teil bahnbre-
chend, er galt hierfür als anerkannter Fachmann.
„Auch außerhalb der eigentlichen Dienstzeit nie rastend, hat er
eich eifrigst mit an physikalisch-technischen Aufgaben beschäftigt.
. Er war reges Mitglied der Beleuchtungstechnischen Gesellschaft,
betrieb eifrigst unter Verwendung zum Teil selbstgeschaffener
Geräte eingehend astronomische Studien, war tätig in wissenschaft-
licher Photographie, er machte z. B. Aufnahmen von Sonne und
Mond bei deren Verfinsterung unter genauester Zeitfeststellung
usw. Er war auch Fachmann auf uhrentechnischem Gebiete. Leider
wurden infolge seiner lichttechnischen Arbeiten seine Augen stark >
angegriffen, so daß er in den letzten Jahren auf Arbeiten, die auf
die Augen schlecht einwirkten, verzichten mußte.
Mit Herrn Dr. Bosch in Stuttgart aus der gemeinsamen
Arbeitszeit bei Schuckert persönlich befreundet, nahm er 1913 nach
‚ 3ljähriger Tätigkeit bei den Schuckert- und Siemens-Schuckert-
Werken eine leitende Stellung bei den Robert Bosch-Werken an,
um seiner Neigung zur Lehrtätigkeit nachgehen zu können. Er
übernahm die Ausbildung der Lehrlinge und schuf mustergültige
Einrichtungen, so daß die Lehrlinge mit größter Zuneigung an ihm
hingen.
Vorbildlich war die Gründlichkeit, mit der Utzinger alle Ar-
beiten anfaßte und zu Ende führte. Durch seine eingehende Kennt-
nis der Fachliteratur wurde ihm die zweckmäßige Lösung der ge-
stellten Aufgaben erleichtert. Zum Teil baute er sich eigenartige
einfache handliche. Untersuchungsgeräte, mit denen er sich über
bedeutsame physikalische oder technische Vorgänge jederzeit schnell
unterrichten konnte. Die allgemeinen Naturwissenschaften ver-
lieren an ihm einen warmherzigen Freund und Förderer, die Elektro-
technik einen rührigen, erfolgreichen Forscher.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der Schriftleitung
und ohne deren Verbindlichkeit.)
Das Wechselfeld von Fahrleitungen.
Zu der Mitteilung auf S. 1319 möchte ich mitteilen, daß ich die
gleiche Erscheinung. Ende Dezember 1916 auf dem Bahnhof Frei-
lassing beobachtete, u. zw. an der 15000 V-Fahrleitung der elek-
trischen Bahn Salzburg—Bad Reichenhall. Einer unter dem Fahr-
draht stehenden Güterzuglokomotive entquoll dichter schwarzer
Rauch, der sich bereits beim Verlassen des Schornsteins in deutlich
abgegrenzte Querschichten lagerte, wobei durchsichtige mit ganz
schwarzen Schichten abwechselten, welche langsam nach oben
wanderten, den Fahrdraht durchsetzten und erst einige Meter über
demselben verschwanden. Sobald dem Rauch strömender Dampf
beigemischt wurde, verschwand die Erscheinung sofort. Das
Rauch-Dampfgemisch fahrender Lokomotiven zeigte diese Schich-
tung ebenfalls nicht, Die Frequenz dieser Fahrdrahtleitung ist
16?/s; es war klares Frostwetter mit trockener Luft.
Es wäre interessant, wenn ähnliche Beobachtungen von anderer
Seite bekanntgegeben würden.
Eichstädt/Mittelfranken, 30. X. 1922.
A. Wiedemann, Dipl.-Ing.
Unter Bezugnahme auf die Notiz: „Wechselfeld von Fahr-
leitungen“” auf S. 1319 teile ich Ihnen mit, daß ich dieselbe Erschei-
nung im Mai 1920 auf dem Bahnhof Davos-Platz beobachtete. Die
Strecke war damals elektrifiziert (Rhätische Bahn), aber wegen
Tunnelarbeiten wurde der Verkehr nach Norden mit Dampflokomo-
tiven ausgeführt. Daher Lokomotivwechsel in Davos, bei welcher
Gelegenheit ich, ca. 20 m seitlich stehend, in dem Rauch einer
unter der Fahrleitung fahrenden Lokomotive, eine sehr auffallende
Streifenbildung beobachtete, Das Wetter war nicht feucht.
Eindhoven (Holland), 5. XI. 1922. Halbertsma.
Die Versicherung gegen Maschinenschaden,
Im Heft 45 dieser Zeitschrift ist auf Seite 1364 ein Aufsatz:
„Die Ersatzpflicht für durch elektrischen Strom verursachte Be-
triebs- und Feuerschäden” im Auszug wiedergegeben, in dem der
sehr beherzigenewerte Rat erteilt wird, elektrische Anlagen und
Betriebseinrichtungen nicht nur gegen Feuerschäden, sondern zu-
gleich auch gegen Betriebsschäden zu versichern. Wenn indes im
Zusammenhang damit ausgeführt wird, daß eine solche Versiche-
rung zuweilen unwirksam erklärt werden kann, nämlich dann, wenn
der Schaden auf Böswilligkeit oder auf unsachgemäße Behandlung
des versicherten Gegenstandes zurückzuführen ist, -so ist diese
Auffassung in dieser allgemeinen Form irrig und geeignet, unrich-
tige Vorstellungen über die Tragweite und den Umfang einer Ver-
sicherung gegen Beschädigung von Maschinen und maschinellen
Vorrichtungen zu verbreiten. Auf Grund einer solchen Versiche-
rung werden seitens des Versicherers nämlich nicht nur diejenigen
Schäden ersetzt, die durch einen unvorhergesehenen und plötzlich
eintretenden Betriebsunfall, durch Sturm, Eisgang und Frost, in-
folge von Kurzschluß, von Guß-, Material- und Konstruktions-
fehlern entstehen, sondern die Versicherung umfaßt auch die Er-
satzpflicht für solche Schäden, die durch Ungeschicklichkeit, Fahr-
lässigkeit oder Böswilligkeit einzelner Arbeiter oder im Betrieb
nicht beschäftigter Personen herbeigeführt werden. Nur wenn ein
Schaden vom Versicherungsnehmer selbst vorsätzlich oder grob-
fahrlässig verursacht wird, ist die Ersatzpflicht aufgehoben. Nicht
ersatzpflichtig sind auch solche Schäden, die auf natürlichen Ver-
schleiß, auf dauernde Einflüsse des Betriebes, also auf Abnutzung
zurückzuführen sind, wobei als Abnutzung auch der Ansatz von
Rost und Kesselstein nebst allen seinen Folgen ohne Rücksicht auf
die Entstehungsursache gilt. Wegen der Versicherung gegen Ex-
plosions- und Blitzschäden bedarf es der Aufnahme einer besonde-
ren Klausel in den Versicherungsvertrag, und auch der Einschluß
von Betriebsverlust in die Versicherung hat die Aufnahme beson-
derer Zusatzbedingungen zur Voraussetzung. Als Betriebsverluste
gelten dabei die Vermögensnachteile, die durch Verminderung der
Produktion infolge Stillstands der beschädigten Maschine, durch
Beschädigung oder Entwertung der von der betroffenen Maechine
zu verarbeitenden Rohstoffe oder Halbfabrikate, durch Lohn-
zahlung an die durch die Stillegung der Maschine unbeschäftigten
Arbeiter erwachsen. Übrigens ist die Abgrenzung von Brand- und
1540
——
Betriebsschäden nur ausnahmsweise SO einfach, wie dies in dem
eingang3 erwähnten Aufsatz dargestellt ist. Daß der Trennung
strich zwischen beiden Arten von Schäden zwischen dem beschädig-
ten Objekt und seiner Umgebung liegt, widerspricht nieht nur den
Vereinbarungen zwischen den beteiligten Interessenteiigrupped,
sondern beseitigt auch in vielen Fällen den Zweifel deshalb nicht,
i häufig in direkter Ver-
So würde z. D. die Frage auftreten,
Erregermaschine, oder ob
ein Motorgenerator als Maschineneinbeit zu betrachten ist, oder
an welcher Stelle ein Generatorbrand, der sich durch den Kabel-
graben auf die S anfängt, ein Brand-
schaden zu. sein, wenn erT durch Kurzschluß herbeigeführt wurde.
Mit Recht sind daher andere Kriterien als diese rein äußerlichen
als maßgebend für die Trennung beider Arten von Schäden verein-
bart und praktisch im Gebrauch.
Berlin, 10. XI. 1922. Dr. Müllendorff.
Erwiderung.
Auf obiges erwidern,
Aufsatz in der "Feuervorsicherungs-Zeitschrift”
techniker bestimmt war und
Überblick über die bezüglichen Verhältnisse geben, nicht aber diese
selbst erschöpfend behandeln sollte. hierbei auch be-
züglich der Tragweite einer Betriebsschadenversicherung, auf deren
Formulierung im einzelnen ich daher auch nicht bin.
Auf die Möglichkeit eines Versagens einer solehen Versicherungs
im Einzelfalle, Z. B. bei völliger Außerachtlassung des notwendig-
sten Schutzes gegen böswillige Beschädigung USW. glaube ich aber
doch wohl nicht mit. Unrecht hingewiesen zu haben, da sonst doch
starker Mißbrauch mit einer solched Versicherung getrieben wer-
den könnte, oder aber die Versicherungskosten sehr hohe werden
müßten. Das schließt allerdings nicht aus, dab auch Versicherungs-
verträge von der Tragweite wie sie Herr Dr. MÜLLENDORF be-
zeichnet, geschlossen werden können.
Die Abgrenzung von Betriebsschäden und Feuerschäden ist
von mir ebenfalls nur am Beispiel eines einfachen Falles ange-
geben worden, im übrigen ist. aber nicht verhehlt worden, daß hier
die Grenze zwischen Betriebs- aden oft versteckt
liegen würde, weshalb ja auch aus diesem Grunde die doppelte Vert-
daß der befragte
für Nicht-
skizzenhaften
sicherung noch einmal besonders anempfohlen wurde. Durch
nähere Angabe der 2. Z. hierbei üblichen Kriterien hätte sich Herr
Dr. MÜLLENDORF den Dank der interessierten
Von mir aus halte ich die Angelegenheit hiermit für erled
Breslau, 1. XII. 1922. A. Herzog, Betriebsdirektor.
—
Tönender Film.
Auf 8.1305 berichtet Herr Dr. NESPER in einem Artikel „könen-
ler Film“ über den bisherigen Stand der Arbeiten auf dem Gebiete
der Tonfilmtechnik. Der Inhalt dieses Artikels zwingt mich zur
Steuer der Wahrheit und im Interesse der Erfinderehre der Herren
Vogt, Masso lle und dieser Form Aufklärung
von Herrn Dr. Nesper zu verlangen. Dr. NESPER erwähnt in
dem Artikel Veröffentlichungen von Gaum j und R u h-
mer. Ferner erwähnt er Arbeiten von
muir. Endlich behandelt er ausführlich Lösungen, die nach
seiner Behauptung Herr G. Seibt angegeben hat.
erwähnt ermitkeinem WortdieTatsac
17. IX. 1922 einc Uraufführung sprechender Filme
funden hat, dieaufden Arbeitender Her-
ren ‚Massoll r. Englberuht. Diese Auf-
führung ist Herrn Dr. NESPER nicht unbekannt geblieben, denn er
ist selbst anwesend gewesen. Er hat also durch eigenen Augen-
schein feststellen müssen, daß hiermit zum ersten Male im Gegen-
satz zu der vielfältigen Literatur über die tönenden Filme, die er
erwähnt, der tönende Film in die Wirklichkeit übergeführt und eine
technische Lösung gegeben worden ist. auch nicht die
Namen der Erfinder, obwohl ihm ein Programm
aus dem er i
blems dieser Erfinder in großen Zügen entnehmen konnte. Er über-
geht die zahlreichen Veröffentlichungen, die vor Erscheinen seines
Berichtes in fast allen deutschen Zeitungen und Fachzeitschriften
über die V orführung erschienen sind. Er übergcht endlich die
vielen bisher veröffentlichten Patente der Herren V
und Dr. Engl, die ihm als Patentfachmann sicherlich nicht unbe-
kannt geblieben sind und aus denen er ohne weiteres entnehmen
konnte, worin die von den genannten drei Erfindern gegebene Pro-
blemlösung besteht.
Alles das ist erstaunlich, noch erstaunlicher aber ist die Tat-
sache, daß er eine ichtiger, ei Er-
findern herrührender Gedankenals geistige Er-
zneugnisse des Seibt wie i
Feststellung des Tatbestandes richte ich daher folgende Fragen an
Herrn Dr. NESPER:
1. Dr. NESPER behauptet: „Die erste bekannt gewordene Lö-
sung rührt von Georg Seibt (1918) her.“ Hat er oder ein
anderer bis heute eine von Seibt stammende Lösung ge-
echen und gehört 9 Woist sie „bekannt geworden“?
he,daßam
Elektrotechnische Zeitschrift.
die näheren Angaben über die Art der Lösung des Pro-
1922. Heit 52. 28. Dezember 1922.
t9
Auf welche T
hauptung, daß Seibt die dünndrähtige
Fixierung der Schallfrequenzen zuerst angegeben hat?
3. Wann und wo hat Dr. Seibt die
röhre für Toufilme vorgeschlagen?
Wann und wo hat Dr. Seib
pillarförmige Glimmlichtröhre
geschlagen oder benutzt?
Wann und wo hat Dr.
den sprechenden Film
Wann hat Dr. S
‘elephon für Zwecke des
gebracht? Wann und wo
ersten Mal aus- oder vorgeführt?
atsachen
für den gleichen
vorgeschlagen oder benutzt?
sprechenden
-1
von allen Erzeugern
er fußenden, von Dr. Sei
tung, daß „im Prinzip
= z. A. die auf Ruhm
/ für die Technik
geführt werden"?
Seibtdie photoelektrische Zelle für
Auf welche Fertstellungen stützt Dr. NESPER seine Behaujsr
tönender Filme
bt erst
angegebenen Fundamentalanordnungen aur-
8. Warum erwähnt Dr. NESPER nicht in seinem Bericht, daß
auch er Tonfilme gesehen und gehört hat, die von den drei
Erfindern stammen?
9, Warum fehlt in dem Bericht Dr. NESPERS jeder Hinweis
darauf, daß die erste praktische Lösung von den drei
findern vor gut
Berlin-Tempelho C.R.Forth.
+
Erwiderung.
IHierr FORTH „verlangt” die
Die ersten 7 Fragen finden ihre
Aufsatz selber. |
apparate, mit deren
lichen in der von dem genannten
ordnung erzielt wurde, sind seit 1918, einige
der Firma Dr. G. SEIBT in
standen und wurde mir de selbst gezeigt. Auf
die SEIBTschen Erfindungen
weiter verfolgt.
Die Fragen 8 und 9 beziehen sich auf die Leistungen_bZw.
Vorführungen des Laboratoriums VOGT, MASSOLLE, Dr. ENGL.
Die von Herrn FOBTH behauptete Tatsache, daß eine tönende Film-
den Genannten in der Alhambra am 17. IX. 1922
hat, ist zutreffend. Desgleichen auch, daß ich dieser
Vorführung beigewohnt habe. Hingegen ist es aus dem über-
reichten Programm wirklich nicht zu ersehen,
f, den 10. XI. 1922.
Beantwortung von
Hauptstraße 9, ent-
diese Weise habe ich
kennen gelernt und mit Interess:
mit welchen Mitteln
Wer 3 Genannten erzielt wird. Das Programm
allgemein feuilletonistisch gehaltenen Stil pur
benutzten Mittel. Dagegen keine für den Fach-
mann allein in Betracht kommende exakte Darstellung.
vermieden, in meiner Arbeit in der „ , man-
gels jeglicher wirklicher Unterlagen auf die Arbeiten der 3 Herren
technisch einzugehen. Ich hätte lediglich den ästhetischen Eindruck
der Vorführung schildern können, wof Spalten der „BIZ
bisher nicht standen. Ich stehe durchaus nicht an, 79
erklären, daß das Mikrophon-Telepbon, wenn es einmal geluner?
sein sollte, es technisch so zu daß es einwandfrei arbeitet,
einen tatsächlichen Fortschritt darstellt. Zurzeit dies bilii-
gerweise bezweifeln, da es selbst in der ‘Alhambra-V orführung nich
gelungen war, einen einwandfreien
Die menschliche Sprache war meist gan: j
Dies alles bedeutet selbstverständlich verhältnismäßig weni, |
da ja durch die Vorführung nur ein Anfang gemacht werden sollte. |
Es ist durchaus ZU erwarten, daß auch die 3 Herren mit der 2! |
bessere Resultate erreichen werden. Allerdings bezweifle ich, da?
unsere Kinoräume, welche nur nach optischen Gesichtspunkt"
gebaut sind, sich überhaupt für derartige Vorführungn besonde!:
eignen. Vielleicht ist es aber möglich, Z. Ð. durch Benutzung de’
Johnsen-Rahbeck-Anordnung der Huth-Gesellschaft, welche ein“
höheren Grad der Vervollkommnung erreicht zu haben schei!’
wesentlich bessere Resultate für den Kinoraum zu erzielen.
= Es erscheint mir als wenig glücklicher Gedanke von Her:
C. R. FORTH, auf die Patentanmeldungen in seinem obigen Ar
griff besonders hinzuweisen. Das Programm stellt allerdings mi
Stolz fest, daß etwa 160 deutsche und 300 Auslandspatente erfordert
lich waren, um den gewerblichen Rechtschutz zu erlangen. WO
ınan sich die Patente jedoch vornimmt, 80 erkennt man das Über
wiegen der Quantität gegenüber der Qualität und man erstau®
eigentlich nur über die außerordentliche Schreibarbeit, die bier £“
leistet wurde. Ich kann 2. B. beim besten Willen eine große È
findung nicht darin erblicken, wenn im Jahre 1920 die Benutzuf
eines Schwungrades zum
Patent angemeldet wird, um den (m
neun Fragen.
Beantwortung bereits in meine!»
angegebenen Einzel-
Hilfe die Lösung des tönenden Films im wesent-
Laboratorium bewirkten An-
auch etwas später in
Er-
4% Jahren begonnen und in einem viel-
seitigen Programm öffentlich erstmalig vorgeführt wurde?”
`
1
i
i
4
4
1
stützt Dr. NESPER seine Be-
Glüblampe zur
Gehrekesche Ghimnlicht-
t eine stiekstoffgefüllte ka-
Zweck Vor-
eibt das an sich bekannte elektrostatise he
Films in Vorschlag
hat Seibt diese Anordnung zum
`
`
t
Ich habe ;
‘
#
j
1
{
i
28. Dezember 1922.
eines Mechanismus gleichförmiger zu gestalten. Dies ist nur ein
beispiel unter vielen.
Ich hätte es für richtiger gefunden, statt die Arbeiten anderer
anzuzreifen, den tönenden Film so-auszubilden, daß er für die prak-
tische Ausführung wirklich in Betracht kommen kann.
Berlin, 5. XII. 1922, Dr. Eugen Nesper.
`
Zur Theorie der Stromwendung.
Zu dem Aufsatz in Heft 44, S. 1333 bemerke ich, daß auch ich
in einem in „Elektrotechnik und Maschinenbau“, Jahrgang 1922,
Heft 16, erschieneren Artikel darauf hingewiesen habe, daß die
ablaufenden Bürstenkanten zweckmäßig keine Zylindererzeugende
sein sollen. Die Ungenauigkeit der Werkstatt sorgt jedoch in der
Regel schon dafür, daß hierzu keine besonderen Maßnahmen er-
forderlich sind. Ein im Prüffeld der A. E.G. im Jahre 1907 vor-
senommener Versuch mit Bürsten mit schwach gekrümmter Ab-
laufkante ergab keinen merkbaren Vorteil gegenüber der gewöhn-
lichen Ausführung.
Berlin-Niederschönhausen,
Platanenstraße 10, 9. XI. 1922.
Wilh. Weiler.
LITERATUR.
Besprechungen.
Betriebskosten und Organisation im Bauma-
schinenwesen. Ein Beitrag zur Erleichterung der Kosten-
anschläge für Bauingenieure mit zahlreichen Tabellen der Haupt-
abmessungen der gangbarsten Großgeräte. Von Dipl.-Ing. Dr.
Georg Garbotz. Mit 23 Textabb. 128 S. in 8°. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1922. Grundzahl 3,6.
Rationalisierung der Betriebe, so lautet heute die Forderung
des Tages. Mehr denn je gilt es, mit geringstem Aufwand größt-
mögliche Leistungen zu erzielen, was im Hinblick auf den Wieder-
aufbau ganz besonders für das Baumaschinenwesen zutrifft. Das
vorliegende Büchlein stellt sich die Aufgabe, hier richtunggebend
7u wirken, und beantwortet eine Reihe von Fragen, welche vom
Bauingenieur bei der Ausarbeitung der Kostenanschläge stets von
neuem gestellt werden: Welche Abmessungen und Leistungen
müssen die Geräte haben, was kostet der Maschinenbetrieb, wie
lassen sich die Kosten auf ein Mindestmaß zurückführen usw.?
In den einzelnen, durch wertvolle Tabellen ergänzten Kapiteln
macht der Verfasser Angaben über die Betriebskosten der Kessel,
Iokomobilen, Diesel- und Benzolmotoren, der Elektromotoren und
Generatoren, Betonmischmaschinen, Steinbrecher, Dampf- und
Kreiselpumpen, Kompressoren, Bagger, Rammen, Krane, Lokomo-
tiven, Kraftwagen, Dampfer, Straßenwalzen usw., wobei alle Zif-
fern auf Friedensverhältnisse bezogen werden. Doch dürften sich
daraus, unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Zusammen-
hänge und unter Zugrundelegung von Preissteizerungsfaktoren,
auch die gegenwärtigen Kosten ermitteln lassen, die allerdings bei `
der von Tag zu Tag sich ändernden Marktlage nur als Momentan-
werte aufzufassen sind. Eine Anzahl weiterer Kapitel ist der
Organisation sowie der Betriebskontrolle und ihrem Einfluß auf
die Kosten des Betriebes gewidmet. Um ein Bild von den Erfolgen
einer solchen Kontrolle zu geben, führt der Verfasser die folgen-
den von einem Bauingenieur festgestellten Ölverbrauchszahlen
einer Tunnelbauzentrale an, in der eine 170- und zwei 100-pferdige
L.okomobilen standen. Vor Einführung der Kontrolle betrug der
Verbrauch je Betriebsstunde 1375 g Zylinderöl und 1371 g Ma-
schinenöl, nach ihrer Durchführung und sorgsamster Ölbewirt-
schaftung 161 g Zylinderöl und 330 g Maschinenöl; somit wurden
ın den 4000 Betriebsstunden bis zur organisatorischen Neuordnung
4860 kg Zylinderöl und 4160 kg Maschinenöl vergeudet! Besonders
hervorgehoben sei der Hinweis des Verfassers auf die großen Vor-
züze des elektrischen Antriebes im Baumaschinenwesen.
Elektromotor sollte in noch ganz anderem Maße sich auf den Bau-
stellen Eingang verschaffen wie bisher, zumal hier durch Be-
nutzung von Zählern und registrierenden Meßinstrumenten die
Möglichkeiten einer eingehenden Betriebskontrolle geradezu ideal
sind. Das Garbotzsche Büchlein stellt sicherlich einen wert-
vollen Beitrag zur Erleichterung der Kostenanschläge des Bau-
ingenieurs dar, und wenn der Verfasser im Vorwort die Absicht
außert, die vorliegende Arbeit im Bedarfsfalle zu einem Handbuch
über sämtliche Baumaschinen zu erweitern, so dürfte die baldige
Ausführung seines Planes nur zu wünschen sein. Ruegg.
| Eingänge.
(Ausführliche Besprechung einzelner Werke vorbebalten.)
Bücher.
Handbuch der Deutschen-Aktien-Gesellschaften. Ein Hand- und
Nachschlagebuch für Bankiers, Industrielle, Kapitalisten, Behörden usw.
Nebst einem Anhang, enthaltend: Deutsche und ausländische Staats-
papiere, Provinzial-, Stadt- und Prämien-Anleihen, Pfand- und Renten-
briefe, ausländische Banken, Eisenbahn- und Industrie-Gesellschaften.
Elektroteehnische Zeitschrift, 1922. Heft 52.
Der
1541
Jahrbuch der deutschen Börsen. Begründet von Robert Thieme. 27. um-
gearb. u. verm. Aufl. Ausg. 1922/1923. Bd. 1. CLXVII u. 1087 S. in
80. Mit einem Anhang mit 700 S. Verlag für Börsen- und Finanz-
literatur A. G., Berlin u. Leipzig 1923.
Taten der Technik. Ein Buch unserer Zeit. Von Hanns Günther. Mit
Beiträgen von Arthur Fürst, Dipl.-Ing. E. Laßwitz, Dr. L. Richtera, Dipl.-
Ing. E. Stern, Dr.-Ing. P. Schuster u. a. In 20 Lieferungen mit 20farbigen
Tafeln, 40 Porträts und über 500 Bildern im Text. Verlag von
Rascher & Co. A. G., Leipzig 1922. Erschienen: Lioferung 1 bis 3.
[Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, die technischen Glanz-
leistungen der Neuzeit in Wort und Bild allgemein verständlich zu schildern.
In den vorliegenden ersten 3 Lieferungen wird der Werdegang der Lötsch-
bergbahn mit den vorangehenden politisch-wirtschaftlichen Kämpfen, ein
modernes Eisenwalzwerk, die Technik im Dienste der Astronomie und die
Tauchtechnik von ihren Anfängen bis zum heutigen Entwicklungsstande
behandelt. Das allgemein verständlich abgefaßte und mitreichem und präch-
tigem Bildschmuck versehene Werk wird sich viele Freunde erwerben.)
Zur revolutionären Gewerkschaftsbewegung in Amerika,
Deutschland und England. Eine vergleichende Betrachtung. Von
Dr. sc. pol. Hans Bötcher. „Probleme der Weltwirtschaft‘‘. Schriften
. des Instituts für Weltwirtschaft u. Seeverkehr an der Universität Kiel.
Herausgegeb. von Prof. Dr. Bernhard Harms. Bd. 37 XIV u. 236 S. in
80. Verlag von Gustav Fischer, Jena 1922.
Die Reparaturen an elektrischen Maschinen, insbesondere die Her-
stellung der Ankerwicklungen an Gleich- und Drehstrommotoren, Kol-
lektorbau; Fehlerbestimmung und Prüfung elektrischer Maschinen,
Revision olektrischer Kraftanlagen. Von Ing. Fritz Raskop. 3. Aufl.
Mit 123 Textfig. IV u. 233 8. in 80. Verlag von Hermann Meusser,
Berlin 1922.
Werkstattaussiedlung. Untersuchungen über den Lebensraum des
Industriearbeiters. Von Dr. jur. Eugen Rosenstock in Verbindung
mit Eugen May u. Dr. jur. Martin Grünberg. (Bildet Bd. 2 der So-
zialpsychologischen Forschungen des Instituts für Sozialpsychologie an
der Techn. Hochschule Karlsrue. Herausgegeb. von Prof. Dr. phil. et
med. Willy Hellpach.) —292 S. in 80. Verlag von Julius Springer,
Berin 1922. Grundzahl 6.
Entscheidungen des Reichsgerichts. Herausgegeb. von den Mit-
gliedern des Gerichtshofes und der Reichsanwaltschaft. Bd. 104. Ent-
scheidungen in Zivilsachen. Mit Anhang: Entscheidung des Staats-
erichtshofs. XVI u. 463 S. in 8%. Verlag Vereinigung wissenschaftlicher
erleger, Walter de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1922.
La radiotel&phonie. Von Carlo Toch&. Mit 44 Abb, VI u. 95 S. in 8°.
Verlag von Gauthier-Villars et Cie., Paris 1922.
La force motrice électrique dans l'industrie. Von Eugene Marec.
Mit einem Vorwort von Paul Janet. Mit 541 Abb. VIII u. 514 S. in 8°.
Verlag von Gauthier-Villars et Cie., Paris 1922.
Electriciteitsvoorziening. Ein Hochspannungs-Freileitungsnetz für
Niederland zur Speisung der interkommunalen 10 000 Volt -Verteilungs-
netze und zur Verbindung der stromliefernden Zentralen. 7. Teil. Von der
Veröinigung der Direktoren der Elektrizitätebetriebe in Niederland,
Mit 43 Abb. u. 18 Taf. 130 S. in gr. 8°. Verlag von P. N. van Kampen
& Zoon, Amsterdam 1922.
Maschinenbau und graphische Darstellung. Einführung in die
Graphostatik und Diagrammentwicklung. Von Dipl.-Ing. W. Leuckert
u. Dipl.-Ing. H. W. Hiller. 2. verb. u. verm. Aufl. Mit 72 Textabb. u.
2 Tafeln. VI u. 90 S. in kl. 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922.
Grundzahl 1,8.
„Beiblätter zu den Annalen der Physik‘. Herausgegeb. von E.
Wiedemann bis 1900, Walter König bis 1907, Friedrich Pockels
- bis 1913 u. F. Harms bis 1919. Register zu Band 31—43 (1907—1919).
Von Ing. W. Strobel. IV u. 652 S in 80. Verlag von Johann Ambrosius
Barth, Leipzig 1922.
Lehrbuch der Physik. Von Prof. O. D. Chwolson. 2. verb. Aufl.
Bd. 3, 1. Abt. Die Lehre von der Wärme. Herausgegeb. von Prof.
Gerhard Schmidt. Mit 105 Abb. VIII u. 450'S. in 80°. Verlag von
Friedr. Vieweg & Sohn A. G., Braunschweig 1922.
Statistik der elektrischen Bahnen und Drahtseilbahnen in
Sachsen 1921. Aufgestellt von der Direktion der staatlichen Elektri-
zitätswerke, Dresden 1922.
Technische Schwingungslehre. Ein Handbuch für Ingenieure, Phy-
siker u. Mathematiker bei der Untersuchung der in der Technik ange-
wandten periodischen Vorgänge. Von Dipl.-Ing. Dr. Wilh. Hort. 2. völlig
umgearb. Aufl. Mit 423 Textabb. VIII u. 828 S. in 80. Verlag von Julius
Springer, Berlin 1922. Gebunden Grundzahl 20.
Dio Organisation der öffentlichen Feuerversicherung in
Deutschland. Von Dr. jur. Wessels. 55 S. in 80. Verlag: Verband
öffentlicher Feuerversicherungsanstalten in Deutschland, Berlin 1922.
Das moderne Siemens-Martinstahlwerk, seine Lage, sein Bau und
sein Betrieb. Eine Darstellung der metallurgischen u. mechanischen
Hilfsmittel des Herdstahlwerks für praktische Hüttenleute, Konstruk-
teure und Studierende. Von Ing. Hubert Hermanns. Mit 276 Textabb.,
1 Tafel u. 27 Zahlentafeln. VIII u. 289 S. in 80. Verlag von Wilhelm
Knapp, Halle a. 8. 1922.
Elektrisches Kochen und Heizen. Von Dipl.-Ing. Prof. M. Anthcs.
Mit 31 Abb. u. 81 S. in 8°. Verlag von Dr. Max Jänecke, Leipzig 1922.
Die physikalisch-technische Untersuchung keramischer Kao-
line. Von Prof. Dr. Johannes Stark. Mit 40 Textabb. VI u. 145 S. in 8°.
Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1922.
„e mh Tr a at 5 Tamms
1542
Hammerschläge. Von Heinrich Ehrhardt. 70 Jahre deutscher Arbeiter
und Erfinder. 120 S. in 8°. Verlag von K. F. Koehler, Leipzig 1922.
Elektrotechnik. Einführung in die Starkstromtechnik. III. Die Wech-
selstromtechnik. Von Prof. J. Herrmann. „Sammlung Göschen‘“.
Mit 153 Abb. u. 16 Tafeln. 148 S. in 16°. Verlag Vereinigung wissenschaft-
licher Verleger Walter de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1922.
Dio Interpretation Schweizerischer Erfindungspatente durch
das Schweizerische Bundesgericht. Erläuterungen zu den Schweizerischen
Bundesgesetzen betreffend das geistige Eigentum. Von Ing. W. Derichs-
weiler. IV u. 20 S. in 8°. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1922.
Die Werkstoffe für den Dampfkesselbau. Eigenschaften und Ver-
halten bei der Herstellung, Weiterverarbeitung und im Betriebe. Von
Dr.-Ing. K. Meerbach. Mit 53 Textabb. VII u. 198 S. in 8°. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1922. Grundzahl 6; geb. Grundzahl 8,3.
Die gegenwärtige Krisis in der deutschen Physik. Von Prof. Dr.
Johannes Stark. Mit 32 S. in 8°. Verlag von Johann Ambrosius Barth,
Leipzig 1922.
Hochfrequenzmeßtechnik. Ihre wissenschaftlichen und praktischen
Grundlagen. Von Dr.-Ing. August Hund. Mit 150 Textabb. XIV u. 326 S.
in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1922. Gebunden Grundzahl 8,4.
GESCHAFTLICHE MITTEILUNGEN.
Giitertarife. — Die Reichsbahn erhöht die Gütertarife ab
l. I. 1923 um 70%). Andererseits wird der Stückguttarif um rd. 17 %
ermäßigt und u. a. durch Einführung einer Wagenladungs-Nebenklasse
En 10 eine Verbilligung für Gewichte unter 15 t erzielt.
Anderung des Gesetzes über die Gesellschaften m. b. H. —
Nach einem Beschluß des Reichsrats soll das Mindoststammkapital
einer G. m. b. H. 0,5 Mill. M, die Mindeststammeinlage 10 000 M und
die Mindesteinzahlung als Voraussetzung für die Eintragung 5000 M be-
tragen.
Zeltweilige Befreiung von der Verpflichtung zur Konkurs-
anmeldung. — Der Reichsrat hat eino Verordnung angenommen, die
eine zeitweilige Befreiung der Aktiengesellschaften, Gesell-
schaften m. b. H. usw. von der Verpflichtung zur Konkursanmoel-
dung auch dann zuläßt, wenn die Schuld 3.Z. in Goldzahlung eingegangen
wurde und eine ausländische Währungsschuld oder eine Zahlung in Gold
später in eine Markschuld ohne Goldklausel umgewandelt oder durch eine
solche abgelöst worden ist.
Reparation. — Wio das Reichsministerium für Wiederaufbau dem
Reichsverband der deutschen Industrie mitgeteilt hat, findet die im Ar-
tikel VII Absatz 2 des Wiesbadener Memorandums vom 6. X. 1921 vor-
gesehene vertragsmäßige Festsetzung, nach welcher die Warenlager der
Organisation A des Wiesbadener Protokolls nicht beschlagnahmt
werden können, auch in gleicher Weise auf die Warenlager Anwondung,
die von deutschen Firmen für künftige Lieferungen im freien
a E in den befreiten Gobieten errichtet wer-
en.
Erstattung der Sanktionsschäden. — Die Interalliierte Rhein-
landkommission hat die Durchführung der Verfügung des Reichsfinanz-
ministers!) über die Erstattung der Sanktionsschäden im besetzten
Gebiet bis auf weiteres untersagt.
Umsatzsteuer. — Der Hansa-Bund hat gegon den Plan der Er-
höhung der Umsatzsteuer auf 2,5% und gegen den Antrag des Deutschen
Städtetages, sogar 3°, zu fordern, Einspruch erhoben.
Indexziffern. — Der Großhandelsindex der ‚„Ind.- u. Hand.-
Ztg.‘“ betrug in der Woche vom 9. bis 15. XII. 1792,92 (1784,60 i.Vw.)»
d.h. die Inlandkaufkraft der Mark hatte nur noch }/\-n3 ihres Vorkriegs-
wertes. Am Dollarmittelkurs in Berlin (8074,58) gemessen, besaß die
Mark nur noch den 1923. Teil ihres Außenwertes der Vorkriegszeit. Der
Dollarmittelkurs in Berlin ist gegen die Vorwoche (8231,25) um 1,9% ge-
sunken, während sich das Großhandoelspreisniveau, am Index der „Ind.-
u. Hand.-Ztg.‘“ gemessen, um nicht ganz 0,5°%% erhöht hat. Die Moßziffer
der Warengruppe Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Öle ist von 2204,79
i. Vw. auf 2202,38 gefallen. — Die auf den 15. XII. borechnete Großhan-
delsindexziffer des Statistischen Reichsamts ist von dem 1495-
fachen am 5. XII. auf das 1486-fache oder um 1,8% zurückgegangen.
Für Metalle hat sie sich vom 1921-fachen auf das 17W-fache verringert, für
Kohle und Eisen dagegen vom 1866-fachen auf das 1878-fache erhöht; für
Industriestoffe zusammen ist sie vom 2]22-fachen auf das 2081 -fache, mithin
um 1,9%, gewichen.
Multiplikatoren der Prei«stelle des Zentralverbandes der
deutschen elektrotechnischen Industrie. — Immer noch eingehende
Anfragen veranlassen uns, auf die Mitteilung in der ETZ 1922, S. 1422 hin-
zuweisen, daß wir die Festsetzungen der Preisstelle über Multiplikatoren
nicht mohr veröffentlichen und dor Verlag von Julius Springer daher
auch keine Sonderabdrücke dieser Listen mehr liefert.
Außenhandel.
Deutschland. — Der Ausschuß der Außenhandelsstelle der Elektro-
technik hat beschlossen, dio Lieferwerksbescheinigung für isolierte
Leitungen und Drähte ab 15. XII. fallen zu lassen. — Für Wecker-
1) Vgl. „ETZ“ 1922, S. 1446.
Elektrotechnísche Zeitschrift. 1922. Heit 52.
vom
28. Dezember 1932.
und Tableaumaterial, Klingeltransformatoren, Roklameapns.
rate und Kondensatoren sind neue Preisberechnungen vorgesehen, ü'-:
die die Außenhandelsstelle Näheres mitteilt. — Nach einem Rundschreilx-
des Reichskommissars für Aus- und Einfuhrbewilligung vom 5. XU. ai:
Ausfuhranträge für Reparationslieferungen aus dem besetztır
Gobiet nach Frankreich, Belgien und Portugal stets bei den Außenhanc: i-
stellen des unbesetzten Gebietes einzureichen. Die zuständige Außenhandel:
stelle, bei der die Bewilligung verbleibt, teilt dem Antragsteller mit, ob und:
welchem Umfang der Antrag genehmigt worden und was von seiner Seite we:
ter zu veranlassen ist. Für einen solchen Bescheid dürfen die Außenband.:: È.
stollen die Ausfuhrgebühren berechnen.
Grund der vom Emser Aus- und Einfuhramt erteilten Bewilligung erhot«-
worden, die, entgegen dem Bemelmans-Abkommen, nach einer Entschließu::
der Intoralliierten Rheinlandkommission noch neben der Ausfuhrgene*
migung der zuständigen Außenhandoelsstelle verlangt wird. — Ein weiter.
Rundschreiben des Reichskommissars vom 8. XII. ermächtigt die Ans
fuhrbewilligungen erteilenden Stellen die Ausfuhrabgabe zu erlasser..
u. a. wenn die auszuführenden Waren unentgeltlich und ohne gewerblich:
Zwecken zu dienen, exportiert werden, sofern der Betrag der Ausfu'r
abgabe 1000 M nicht übersteigt, der Erlaß letzterer beantragt ist und it
der Person der Vertragsparteien Umstände vorliegen, die einen Ers.
rechtfertigen; ferner wenn die auszuführenden Waren von deutsct.r.
Behörden oder wissenschaftlichen Instituten versandt werden und ass-
schließlich der Förderung der Wissenschaft und des Unterrichts dienen:
sodann wenn es sich um den unentgeltlichen nachgelieferten Ersatz für ar!
dom Transport beschädigte oder dabei in Verlust geratene Waren han-
delt, soweit eine volle Schadloshaltung durch Versicherung oder den Waren-
führer nicht zu erreichen war.
England. — Im Novombor sind elektrische Waren und Apps
rate im Wert von 177643 £ eingeführt worden. also um 44 807 £ mehr
als im gleichen Monat des Vorjahres (132 836 £). Die Ausfuhr hatte einer
Wert von 647 653 £ und war damit um 143 242 £ geringer als im Novemb«:
1921 (790 895 £).
Polen. — Die „D. A. K.“ macht darauf aufmerksam, daB Antrag-
auf Erstattung der für nach Polnisch-Oberschlesien bestimmte, ir
folge der amtlichen Bahn- und Postsporre nicht mehr rechtzeitig bis zu:
19. VI. über die neue Grenze gebrachte odor zur Beförderung aufgegeben-
Waren erhobenen Ausfuhrabgabe bis 31. XII. eingereicht sein müssın
— Der polnische Zentralverband für Handel, Industrie und Hütten-
wesen hat das Finanzministerium um baldigste Zollermäßigungen für
im Lande nicht hergestellte Maschinen und Apparate gebeten.
Spanien. — Wio wir bereits berichtet haben!), gilt die zur Befreinn:
Valutaaufschlag notwendige konsularischo Bescheinigung al:
fristgerecht verlangt, wenn sie bei dem zuständigen Konsulat beanutra:z:
wurde, bevor dieses von der Aufhebung seiner Ermächtigung zur Aw-
stellung derartiger Bescheinigungen Kenntnis erhalten hatte. Nach Mi:
teilung des spanischen Konsulats in Berlin an die hiesige Handelskammer
ist ihm die betreffende amtliche Benachrichtigung am 9. X. zugegangen.
Die Ausfuhrabgabe kann nur ac: f,
ee ee
Südslawien. — Die Handelskammer zu Berlin macht darauf auf:
merksam, daB jeder Sendung nach Südslawien eine von der Handelskamm::
beglaubigto Rechnung zwecks Erhalt der Einfuhrbewilligung uni
“ein von der zuständigen Handelskammer ausgestelltes Ursprungszeugni:
zwecks Verzollung der Ware nach dem Mindesttarif beizufügen ist.
V. S. Amerika. — Im Soptember botrug die Ausfuhr elek:
trischer Maschinen und Apparate dem Wert nach 4,438 Mill. $
d.s. 0,302 Mill. $ weniger als im entsprechenden Monat des Vorjahr:
(4,740 Mill. $). Der Export von Glühlampen stellte sich auf 469 202 Stür!
gegen 237470 i. V. Demgegenüber hat dio Union im Berichtsmon::
562 258 Koblefadenlampen (1,067 Mill. i. V.) und 977 602 Metalldrahtlamp:.
(413 394 i.V.) eingeführt.
Aus der Geschäftswelt. — Das badische Staatsministerium i-
ermächtigt worden, für ein von der Badischen Landeseloktrizitäts
versorgung A.G. (Badenwerk), Karlsruhe, aufzunehmendes Darlehen t-
zum Betrage des Geldwertes von 1,1 Mill.t westfälischer Fettflammnüu:
kohle IV, gesiebt und gewaschen, ab Zeche, oder einer gleichwertigen Kets
nebst Zinsen die selbstschuldnerischo Bürgschaft des Staates zu übernehm:::
Da die Schuldverschreibungen auf eine einer bestimmten Kohlenmen:
äquivalente Geldsumme lauten, haben die Erwerber solcher Obligation.:
soviel Papiermark zu zahlen, als dem Wert der auf ihnen genannten Kohir:.
menge im Zeitpunkt der Zahlung entspricht. Die jährliche Verzinsu::
erfolgt mit einem Geldbetrage, der dem Jahresdurchschnittspreis von ^`’
der in der Schuldverschreibung angegebenen Kohlenmengo gleichkomm'.
ebenso richtet sich die Rückzahlung verloster Schuldverschreibungen na :
dieser Berechnungsweise. — Das Mecklenburg-Schwerinsche Am!
Rostock hat eine 5%, ige Elektrizitäts-Anleihe zum Zweck der Beschaffur:
von Mitteln für den Bau und den Betrieb der Anlagen aufgenommen. €.
für die Versorgung der dem Amt anges£hlossenen Gemeinden mit Fls
trizität erforderlich sind, insbesondere für den Bau eines Hochspannurc:
netzes von vorläufig etwa 190 km Länge. — Die Firma Neolitwerk Heitzer
roether & Kehse, Dessau, ist in eine Aktiengesellschaft unter dem Nane:
Neolitwerk A.G. umgewandelt worden.
Elmeda. Elektro-medizinisır
Gegenstand: Herstellung und Vertr:
Neue Gesellschaften.
Apparate G. m. b. H., Berlin.
) Vgl. „ETZ* 1922, S. 1495.
28. Dezember 1922.
elektromedizinischer Apparate und Lehrmittel. Stamıikapital: 60 000 M.
— Lichtbogen-Regulatoren-Gesellschaft m. b. H., Kiel. Gegen-
stand: Verwertung des von dem Gaəsellschafter Tranzschel erfundenen
Lichtbogenregulators. Stammkapital: 0,1 Mill. M. — Motall- und
Elektrizitätsgesellschaft m.b. H., Berlin. Gegenstand: Handel mit
olektrötechnischen Bedarfsartikeln und Metallen. Stammkapital: 1 Mill. M.
— V.L.G.-Leitungsdraht G.m.b.H., Berlin. Gegenstand: Ein-
und Verkauf von Leitungsdrähten usw. Stammkapital: 3 Mill. M. —
Kramer & Co. G.m.b.H., Cannstatt. Gegenstand: Instandhaltung
von Elektromotoren und Ausführung elektrischer Licht- und Kraftanlagen
sowie Handel mit elektrischen Maschinen und Bedarfsartikeln. Stamm-
kapital: 0,25 Mill. M. — Hanseatische Elektromotorenwerko
G. m. b. H., Uetersen. Gegenstand: Herstellung sowie An- und Verkauf
und Reparatur von Maschinen, Motoren, Apparaten nebst Zubehörteilen
der elektrotechnischen Branche usw. Stammkapital: 7,5 Mill.M. — Elek-
tro-Industrie Clevia G.m.b.H., Kleve. Gegenstand: Fabrikation
und Vertrieb elektrischer Artikel. Stammkapital: 40000 M. — Elek-
trische Apparatebau-A.G. (Ateliers d’Appareilages Electriques
S. A.), Fraulautern. Gegenstand: Fabrikation und Vertrieb elektrischer
Einrichtungen, Apparate und Anlagen usw. Grundkapital: 30 Mill. M.
— W. & R. Goebel A. G., Leipzig. Gegenstand: Großhandel in Installa-
tionsgegenständen aller Art des Wasser-, Gas- und Eloktrizitätsfaches.
Grundkapital: 4 Mill. M. — Denk & Schneider G. m. b. H., München.
Gegenstand: Ausführung aller in die Elektrobranche einschlägigen Ar-
beiten. Stammkapital: 1 Mill. M.
Betriebsergebnisse. — Telepbon-Fabrik A. G. vormals J. Ber-
liner, Hannover. 1921/1922. Gewinn: 16038614 M (4431 102 i. V.);
Abschreibungen: 197104 M (275849 i. V.); Reingewinn mit Vortrag
(350 537 M): 16 192 046 M (4 331 737 i. V.); Dividende: 35%, auf 40 Mill. M
Aktienkapital (20% i. V.); Vortrag: 814268 M. — Überlandzentrale
Stettin A. G., Stettin. 1921/22. Lieferung: 22,12 Mill. kWh (15,64 i. V.);
Gesohäftseinnahmen: 46261 258 M (16275881 i. V.); Stromausgaben:
25096407 M (9187539 i. V.); Verwaltungs- und Betriebseunkosten:
13 227 953 M (2 399396 i. V.); Anleihezinsen und vertragliche Abgaben:
141 586 M (94576 i. V.); Abschreibungen: 4 028 540 M (2 600119 ìi. V.);
Reingewinn mit Vortrag (43 790 M): 2 368 224 M (1 090 972 i. V.); Divi-
dende: 8% auf 40 Mill. M Aktienkapital (8% auf 10 Mill. i. V.). — Elek-
trizitätswerk Rheinhossen A. G., Worms. 1921/22. Anschlußwert
ohne Straßenbahn: 29 978 kW (24 275 i. V.); Lieferung: 15,707 Mill. kWh
(11,541 i. V.); Einnahmen: 5 172 634 M (3163 251 i. V.); Pachtabgaben:
525 979 M (415 355 i. V.); Sollzinsen: 640220 M (956 675 i. V.); Ab-
schreibungen: 1797730 M (1188294 i. V.); Reingewinn mit Vortrag
(65528 M): 2 274 233 M (663028 i. V.); Dividende: 15% auf 13 Mill. M
Aktienkapital (10% bei 8 Mill. M i. V.); Vortrag: 204 233 M.
Devisenkurse. — Die Berliner amtlichen Geldkurse (Mark je aus-
ländische Einheit) betrugen im Dezember:
in =: |, 2 2 | e
Christiania (Kr). .
Helsingfors (finn. M
Holland (Gld)
Italien (L) ....
Kopenhagen (Kr) .
London (£). ...
New York ($)
| 1271.81] 1266,82" 1386,52" 1162,08! 1206,97
167,08, 165,58 182,54 153,11| 159,60
2568.31| 2648,36 2922,67; 2443.86 2538.63
341,64 339,15 374,06, 209.22 32269
1376,55! 134662 1521,18 1271,81] 1326 67
31022.25 30423.75 33915,00 2842875 29426,25
| 6783,12 6670,78, 7294,21] 6044,75! 6334.12
Kurse im nächsten Heft.
Österreich (K) . . I 010 010 011 00) 049
Paris (Fr) . \ 501,24 498,75! 53865 466.33" 496,2
Prag (Kö)... . . | 199,50 201,49, 208,47) 172,56 189.52
Schweden (Kr) . . | 1805,47, 1770.56 1955,10, 1635.90" 1710,71
Schweiz (Fr) : 1271,81, 1269.31) 1394.00, 1157,10, 1216,95
Spanien (Pes) | 1057,35! 1047,37| 1157,10. 962,58! 1009.47
Von der Börse. — (13. XII. bis 16. XII. 1922.) Das Geschäft an den
beiden Börsentagen, auf diesich der Bericht wegon dos früheren Heftschlusses
nur erstrecken kann, stand wosontlich unter dem Eindruck der Londoner
Vorkonferenz und der durch sie in den an der Reparationsfrage vorwiegend
beteiligten Ländern veranlaßten Diskussionen. Zunächst herrschte teilweise
Neigung zu Realisationen und Zurückhaltung, doch wirkten auch verschie-
dene Umstände anregend, wie die Nähe einer Entscheidung über das deutsche
Eigentum in den V. S. Amerika und die Aussicht auf einen befriedigenden
Abschluß der Verhandlungen mit Rumänien, so daß die Tendenz i. a. nicht
als schwach bezeichnet werden konnte; Spezialwerte erzielten nennenswerte
Kursgewinne. Am zweiten Börsentag überwogen dann bei nicht unerheb-
: licher Besserung der Markbewertung die Angebote und Lustlosigkeit, trotz-
dem man an der Börse dio Erklärungon Dr. Sorges im Reichswirtschaftsrat
über die Stellung der Industrie zu dem Vorgehen der Reichsregierung, die
Möglichkeit einer Verständigung mit Frankreich sowio Meldungen über eine
aktivero Politik des amerikanischen Großkapitals der europäischen Notlage
gegenüber günstig bourteilte. Am Markt der Elektroaktien waren Kurs-
rückgänge zu verzeichnen, so u. a. bei der Accumulatoren-Fabrik (—1500%,),
Schuckert & Co. (—1450%) und Dtsch. Atlant. Telegr.-Ges. (—1000%),
dagegen erfuhren die Aktien der Kraftübertrag. Rheinfeldon oine Steigerung
um 10 000%. — Der Aktienindox (Prozent des Kurswertes von 1913) der
„Ind.- u. Hand.-Ztg.‘“ betrug am 15. XII. bei 140 Aktien durchschnittlich
51099% (am 8. XII. 4828,2) und darunter boi 11 Elektrizitätsgesellschaften
5584,60% (am 8. XII. 5033,9), die Verzinsung in Prozent des Kurswertes
bei 134 Aktien durchschnittlich 0,27%, (am 8.XI. 0,30) und darunter bei
11 Elektrizitätsgesellschaften 0,20%, (am 8. XII. 0,27).
X
Elektrotechnische Zeitschrift. 1922. Heft 52.
1543
2È |
a8 . |
Gesellschaften S. \13.x1r.| Niedrig- Höchster! 15, x1.
3 > ster l
A
Accumul.-Fabr., Berlin. ... . 25 | 3l 000) 29500 | 31000 | 29 500
A. E. G., Berlin :........ 25 — | 500) | 5000 | 5000
> » Vorz.-A ur! 6 525 825 025 625
i » Vorz.-B.. . . .] 1063| 1100 1015 | 1100 | 1ulō
Bergmann, Berlin ....... 20 58001 ö125 | 5800 | 5125
Continent. Ges. Nürnberg ... 0 |} =, — = =
m 5 „ Vorz.-A..| 8 ' 4700 4150 | 4700 ! 4150
Drahtloser Übersee-Verkehr . .| 12 | 3945: 3600 | 3915 | 3600
A m „ neue À. — 350), 3200 | 3500 | 3200
Dtsch.- Atlant. Telegr., Köln. .| 5 12000 11000 | 1200) | 11 000
» Niederl. „ ET 7500, 6700 | 7500 , 6700
ve Südam. ,„ Year „DO 10700| 10000 | 10 700 | 10 000
5 Kabelwerke, Berlin. . .| 20 38001 3100 | 3800 | 3100
en Telephonw. u. Kabelind.,
Born; 2 2 2.2.0 8% 8 12 2965; 2909 | 2965 | 2900
Elektra, Dresden . . 2... . 10 | 2690| 2400 | 2690 | 240
El. Licht u. Kraft, Berlin . . .| 15 | 7600| 7600 | 7900 | 7900
er » » München . .| 15 : 2950| 2100.|° 2950 | 2100
Elektr. Liefer.-Ges., Berlin . . .| 16 ; 4950 4650 | 4950 | 4650
E. W. Liegnitz . 2 22.2... 10 | 1700| 1700 | 190 | 1900
E. W. Schlesien . ...... 12 ;: 2990| 2300 | 2990 | 2300
Felten & Guilleaume, Carlsw. .| 25 , 9600| 8750 | 9600 | 8 750
Ges. f. elektr. Untern., Berlin .| 20 ; 5500| 550) | 5800 | 5500
Hackethal, Hannover ..... 20 : 3100| 2510 | 3100 | 2510
Hamburgische E. W. ..... 12 1 2550| 2550 | 2650 | 2650
Körtings Elektr.-W., Borlin . .| 50 ; 6500) 6500 | 6950| 6950
Kraftübertrag., Rheinfelden . .| 0 125000! 25 000 | 35 000 | 35 000
W. Lahmeyer, Frankfurt a. M..| 12 4150! +100 | 4150 | 4100
C. Lorenz, Berlin ....... 35 6500) 650: 6510 | 65lu
Dr. Paul Meyer, Berlin 15 2810| 2525 | 2810 | 2525
Mix & Genest, Berlin ..... 16 5000; 4600 | 5000 | 4600
Neckarwerke, Eßlingen ... .| 10 ; 3100} 3100 | 3400 | 3400
Niederschles. Elektr. u. Straßenb.| 12- : — — — —
- Obərbayer. Überlandz., München] 9 3375 3375 | 3375 | 3375
H. Pöge, Chemnitz ...... 20 ! 3825) 3600 | 3825 | 3600
m „ Vorz.-A. ...| 7 700 625 | 700 625
Rhein. W.-A. G., Mannheim . .| 15 4025| 4025 4050 | 4050
5 = „» Vorz.-A. — 600 595 609 595
M. Schorch & Cie., Rheydt . . 5 5020; 5000 | 5025 | 5.025
Sıchsenwerk, Dresden . . . . . 20 | 4525| 4525 | 4000 | 4000
Szhuckert & Co., Nürnberg 16,7 , 10600) 10600 , 9150 | 9150
„Siemens“ El. Batr., Bərlin ..| 9 1640| 1496 | 1640 | 14%
Siemens & Halske, Barlin . . .| 2) 17 700! 16 950 | 17 700 | 16 950
Stettiner E. W. ......... 15 | 4600| 3600 | 4600 | 3600
Teleph.-F. Barliner Hannover .| 29 78% 7600 | 7800 | 7600
Fabr. isol. Drähte (Vozel), Barlin| 35 4400| 440) | 5 1u0 | 5 100
Voigt & Haeffner . . . 20 | 4550, 4550 | 4575 | 45%
a » Vorz.-A. 20 3 200 3200 | 3270 | 3270
Hartmann & Braun . „| Frank-| 25 5100° 5100 | 5100| —
Emag. Elektr.-A.G. . . ọ furt | 22 ! 3250 3175 | 3250 | 3175
MainKraftwerke, Höchst a.M. | 10 : 2050. 2050 | 2050 | 2050
Heddernh. Kupferw. u. | |
Südd. Kabelwerke. . . 20 5800| 5600 | 5800 | 5600
WARENMARKT.
Elektrotechnische Erzeugnisse. — Die Praise des Zentralver-
bandes der deutschen elektrotechnischen Industrie bleiben bis
23. XII. unvorändert.
Hochspannungsisolatoren. — De Voreinigten Porzellan -Isolatoron -
Werke, G. m. b. H., Barlin, lassen für die zweite Hälfte Dezember die ab
1. XII. gültigen Verkaufspreise unverändert bestehen.
Niederspannungsmaterial. — Dər Verband Dautscher Elektro-
technischer Porzellanfabriken, Barlin, hat baschlossen, oine Preiserhöhung
für Niederspannungsmatcrial aus Porzellan und Steatit für die 2. De-
zemberhälfte nicht vorzunehmen. Dar Teuerungszuschlag von 6000% bleibt
bis zum 31. XII. in Kraft.
Beleuchtungskörper. — Die Konvention der deutschen Erzeuger
von Baleuchtungskörpsrn hat die Teuerungszuschläge für Ausführung in
Msssing-, Eisen- und Bleiguß auf 950% erhöht.
Kohle. — Die arbeitstägliche Förderung im Ruhrgebiet hat in
letzter Zeit Fortschritte gemacht. — Die Steinkohlenförderung Polnisch-
Oberschlosiens erreichte im November bei 25 Arbeitstagen (26 i. Vm.)
1,976 Mill. t (1,986 i. Vm{); die arbeitstägliche Förderung betrug 79 030 t
(77 018i. Vm.). Der Export nach Dautschland ist stark zurückgegangen und
belief sich auf 0,618 Mill. t (0,777 i. Vm.).
Eisen. — Die Richtpreise des Stahlbundes für Walzeisen sind ab
20. XII. für Lieferung in Thomas-Handelsgüte mit bekannten Frachtgrund-
lagen wie folgt ermäßigt worden: Rohblöcke 197300 M, Vorblöcke
218 400 M, Knüppel 231 700 M, Platinen 237 800 M, Formeisen 267 200 M,
Stabeisen 270 000 M, Universaleisen 292 700 M, Bandeisen 321 100 M, Walz-
draht 289 000 M, Grobbleche (5 mm und darüber) 304 500 M, Mittelbleche
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1544 _ - Elektrotechnische Zeitschriit. 1922. Heit 52. 28. Dezember 1922.
(3 bis unter 5 mm) 342 900 M, Feinbleche (1 bis unter 3 mm) 387 100 M, dagl. Metallpreise. — Die Notierungen der Vereinigung für die deutsch
(unter 1 mm) 414 700 M/t. Die soit dem 29. XI. geltenden Mehrpreise für Elektrolytkupfernotiz bzw. der Kommission des Berliner Metallbörsen
S.-M.- Qualität wurden nicht rei vorstandes (letztere verstehen sioh ab Lager in Deutschland für promp‘
Gußwaren. — Der Verein Deutscher Eisengießereien (Gießereiverband), Lieferung und Bezahlung) lauten in M /kg: |
Düsseldorf, hat die Preise ab 16. XII. um 8% gesteigert. GrauguBß kostet ————
durchschnittlich 730 M/kg für Blöcke von 100 kg. — Der Verein Deutecher .Meotall 20. XII. 18. XII. | 15. XIL
Tempergießereien, Hagen i. W., hat den Preis für Temperguß in nicht be-
arbeiteter Ausführung ab 16. XII. um mindestens 115 M/kg erhöht. Die RE
Preise bearbeiteter Artikel erfahren eine entsprechende Steigerung. Elektr olytkupfer (wire bars),
Schrott. — Am 18. XII. wurden tür Kernschrott 135 000 M, für prompt, cif Hamburg, Bremen 3
Späne 115000 Mit, beides frei Essen, und für Masthinengußbruch oder Rotterdam . «e e oioi 2253 1963 | 2376
150.000 M/t frei Berlin notiert. | Originalhüttenrohzink (Preis
Zink. — Der Zinkwalzwerksverband hat seine Preise ab 19. XII. des Zinkhüttenverb.), nom. . - 1278,19 1101,62 | 1396,97 5
|
s 000 a 155 000 OS De, ion ——
etallhalbfabriK ate. — ranzösischen rkt notierte man N o
Ku pferdraht mit 593 Fr, Kupferblech mit 691 Fr und Messingdraht Be hei 7 KAS
mit 661 Fr/100 kg. l j : Origi alhūttenrohzink, Preis im
Elektron. — Stangen, Profile und Streifen kosten seit dem freien Verkehr
13. xII. 2775 M, Bleche 3400 M/100 kg ab Werk. Plattenzink (remelted) " Son
Edelmetalle. — Im Berliner Freiverkehr wurden am 18. XII. Gold handelsüblicher Beschaffenheit
(fein) mit 4100 MR und Silber (fein) mit 120 000 bis 125 000 M/kg notiert. inalhüttenaluminium
Gummi. — ach der „Frankf. Ztg.‘‘ haben sowohl die Malayenstasten o% 199% in Blöcken, Walz- oder
und die Straits Settlements wie auch Ceylon die Bestimmungen des von der Dr ahtbarren s 9677 2440 2946
englischen Regierung gutgeheißenen, von der niederländischen ae dgl. in Walz- dar Drahtbarren `
Stevenson-Planes (gleitende Ausfuhrabgaben im miere von Produk- ` o%
tionseinschr änkungen) angenommen, so daß diese aßnahmen am 0 Gt U RER .
i. XI. wirksam geworden sind. Die niederländiseh-indischen Gesellschaften Zinn, Banka, SS Aut. 5600—5700 5150—5250 | 600 - 6109
reduzieren ihre Erzeugung freiwillig, während die niederländischen Unter- Hättenzinn, mi ndestens 99% ‘| 5550—5600 2016—5175 | 5950— 60501
1950—2000 1800—1850 2050 —21
775—825 700—750 325 — 875
1995—1275 | 1100—1150 1325 — 132
1000-1050 | 900-950 | 1050—1124
2701 2464 2970
nehmen überwiegend gegen die Produktionsverkürzung sind. Man rechnet SUR o 00—395 .n_ Be
damit, daß die Weltproduktionim laufenden Jahr um 40 000 bis 50 000 t en : en SEE a n E a
kleiner sein wird, als erwartet wurde, und schätzt den Höchstverbrauch Silber in Ben rd 900 fein für
in 1923 auf 0,37 Mill. t, dio Erzeugung abor nur auf 0,3 Mill. t; der Ausfall ee 197.500 bis | 117 500 bis | 137 500 bi
wäre aus den Weltvorräten zu decken.
Schellack. — T.N. Orange bedingt einen Preis von rd 10500 M/kg. 130 000 122 500 140 000
Baumwolle. — Die diesjährige Ernte wird auf 16,750 Mill. Ballen An der Londoner Metallbörse wurden nach „Mining Journal‘ :
veranschlagt, wovon 10,135 Mill. Ballen auf die V. S. Amerika entfallen 15. XII. 1922 für 1 ton (1016 kg) notiert:
sollen. Den Konsum schätzt man bis Ende Juli 1923 auf 20,047 Mill. £ e d e ä
Ballen. Der Produktionsausfall beträgt also rd 3 Mill. Ballen, der *Kupfer: best dalt e nen ae nee 6 O Obis 68 0
Weltvorrat stellte sich am 1. VIII. auf 9,536 Mill. Ballen. — Am 18. XII. et electrolytic . 5 69 10 0 ə 69 15
notierten New York loco 26,10 cts/lb, Bremen 4256 M/kg. i K wiro bars a oc e a a oin aani 69 15 0 «a Z Z
Seide. — Der Mailänder Seidenmarkt war in letzter Zeit ruhiger. Man u. standard, Kasse. .. + 63 10 Om 63 12
zahlte für Grège exquis 13/22 350 Lire und für Grege extra 13/22 to, " 3 Monate . ..- - » 4 5 On 64 7
320 Lire/kg. | + Zinn: standard, Kasse... 0 176 15 O0 „ 176 V
Teer und Teererzeugnisse. — In den letzten Tagen wurden für i o3 Mopate. oco 177 17 6 a 1738 0
Steinkoblenteerhartpech, springhart und hochglänzend, 22 000 M, P straits. ee ee schblei on. 178 5 0 a 173 12
Steinkohlenteerheizöl 19 000 bis‘ 000 M, PAPER 100 Steinkohlen- Blei: span. oder nichtengl. Weichblei . . 50 0 a 235 5
teer 20 000 M und für Braunkohlenteer rd M/100 kg gezahlt. „ gew. engl. Blockblei . -o gI 5 0a 7 Z
Öle und Fette. — In letzter Zeit zahlte man ab Hamburg für Heiß- Zink: gew. en ee ee 37 5 0 ə 4 2
dampfzylinderöl, Flp. 280/310°, 5 bis 7 $; Sattdampfzylinderöl, o emelted ent! 35 10 O0» —
Flp. 230 /270°, 3,50 bis 5 $; Maschinenölraffinate, Visk. 3 bis 10 bei 50°, „ engl. RE WE ER: 39 0 0 lieferbar Swan
Flp. über 200°, 5 bis 9,50 $; Maschinenöldostillate, Visk. 4 bis 8, 4 bis Antimon: engl. Regulus, gew. Sorten . . 27 £/29 £ 108.
. 6; Spindelölraffinate, Visk. 2 bis 7 bei 20°, 2 bis 4 $/100 kg ot - Aluminium: 98 bis gI u En zu 92 £ (In- und Ausland).
wicht, lose und unverzollt. Rein mineralisches Gasöl wird mit 15,50 $/t Nickel: 98 bis 99% garantiert „0° 130 £ (In- und Ausland).
unverzollt ab polnische Grenze angeboten. — Paraffinölfür Dieselmotoren Wismut: je lb. . -.- > Dee E E 10 8.
kostet bei Kosselwagenbezug etwa 175 Mab Workstation und Steinkohlen- Platin: nominal je Unze 2 anae X f.
teertreibölrd 200 M/kg. — Leinöl ist in Holland wieder gestiegen ; prompt Quecksilber: nom. für die 75 lbs.-Flasche 12 £5®.
gelieferte Ware wird mit 44,87 Gld/100 kg angeboten, für deutsche Ware Wolfram: 65% je Einheit nominal . - - 12 s 6 4/13 =.
verlangt man 1220 M/kg. — Ter pentinöl notierte am 18. XII. in New York
1,38 $/Gallone; am Hamburger Markt wurden für amerikanische Wero40WM In New York notierten a 20. XIL 1922: Elektrolytkupfer loco 14.68
und für französische 4015 M/kg bezahlt. — Rizinusöl 1. Pressung kostet Eisen 27,10; Blei 7,30; Zink 7,10; Zinn 37,25 cts/Ib.
etwa 1475 M, und Ware 2. Pressung 1450 Mi/kg.
Altmetalle. — Am 18. XII. wurden am Berliner Markt folgende Preise © Netto.
gezahlt: für altes Elektrolytkupfer, handelsüblich, 1550 bis 1600 M; unver-
zinntes Schwerkupfer, nekel a Doa a M; Maschinonrotgn i Ban:
delsüblich und tio elrecht, 1200 bis 1 ‚ Messingzünder, puiver- un - :
eisenfrei, 950 bis 1 M; Mossingkartuschen, pulver- und eisenfrei, 1550 bis 2 Bezugsquellenverzeichnis. l
1600 M; reine, weiche Messingblechabfälle 1450 bis 1500 M; Schwermessing, ( Anfragen, denen Rückporto nicht beigefügt ist, können nma
handelsüblich, 850 bis 900 M; Mossingschrauberap ner handelsüblich, 2 J berücksichtigt wer
bis ‚ altes Weichblei 475 bis 525 M; Zinkzünderlegierungen is - : f i
i+ M; Altzink, handelsüblich, 700 bis 750 M: Reinaluminiumblechabfälle _- Frage 63. Wer stellt das Isoliermaterial Ohmite her?
8
(98/99%) 1800 bis 1900 M/kg in geschlossenen Quantitäten und Wagen-
ladungen. | Abschluß des Heftes: 23. Dezember 1922.
Bestellungen auf das J ahresinhaltsverzeichnis der „ETZ“ 1922.
Erfahrungsgemäß lassen viele Abonnenten der „Elektrotechnischen Zeitschrift‘ schon seit Jahren den abg
schlossenen Jahrgang nicht mehr binden und legen daher auch keinen Wert darauf, das Jahresinhaltsverzeichnis Ä
erhalten. Bei dem erheblichen Umfang des Inhaltsverzeichnisses könnte der Verlag der „ETZ“ nicht unerhebliche
sparnisse erzielen, wenn er nur SO viele Exemplare des Inhaltsverzeichnisses druckt, als dem tatsächlichen Bedarf entspreche
Diejenigen Abonnenten, die das Jahresinhaltsverzeichnis zu erhalten wünschen, werden dal
gebeten, dies bis spätestens 3]. Dezember d. J. mitzuteilen an die
Verl agsbuchhandlung Julius Springer,
Berlin W. 9, Linkstraße 23/24.
Für die Schriftleitung verantwertlich: B.O. Zohme in Berlin. — Verlag von Julius Springer in Berlin.
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